Skip to main content

Full text of "Petermanns Geographische Mitteilungen"

See other formats


Erklärung  : 

Die Cttnuji  da  Godiuix 
des  Sraiuhnaro  Biuiiischen 
Gletiduu.  und  iwu  : 
n-u-h  MuitIumiii 
..Q  » Nikilin 


.......  Grmxen.  d pubirru 

Dralo-Tunaji.  GletJidim  I 


Petermanns  Mitteilungen 


Digitizeü  hy  Google 


& 

/ 

'/>39 


316.33 


Dr.  A.  PETERMANNS 

MITTEILUNGEN 

AUS 

JUSTUS  PERTHES’  GEOGRAPHISCHER  AHSTALT. 

A ^ , ■'  . A / 

/ . , ' f.  \ '■ 

hekausgegeben 


Prof.  Du.  A.  SUPAN. 


32.  BAND,  1886. 


/ 


GOTHA:  JUSTUS  PERTIIES. 


Oigitizecf  by  Google 


Inhaltsverzeichnis, 


I.  Aufsätze. 


1.  Allgemeines. 

Cb«t  di»  l'rwht  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 

I*.  Andries 

Gin  ßeitng  zor  Krasionsthoorie.  Von  A.  l’hilippoon 
Ober  graphische  Darstellung  der  Verteilung  ron  Tempo ratur  und  Luft- 
druck auf  den  Parallelkreisen.  Von  Dr.  L.  Henkel  . . . 142 

Asymmetrische  Tbäler.  Von  l’riratdozent  Dr.  V.  Jlilber  . . .171 

Der  VI.  Deutsche  (leographentog  zu  Dresden  vom  28.  bis  30-  April 

188«.  Von  H.  Wiehroenn 177 

Fischers  perspektivische  Projekt'.', n zur  Darstellung  der  Kontinente. 

Nachtrag.  Von  Prof.  Dr.  A.  U.  Nell 247 

Die  neue  Ausgabe  von  Bergbaus'  Physikalischem  Atlas  . . . 321 

2.  Europa. 

Kino  tirolisch- bas  rische  Sprachinsel  in  Mähren.  Von  Dr.  Karl  Lechner  109 
Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Kuropas.  Von  Dr.  Alwin 

Oppel 134 

Die  Auswanderung  aut  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Län- 
dern in  den  Jahren  1871  bis  1884.  Vun  Carl  Straufs  . . 202 

Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  llufsland  und  dem  Dralgcbirgo. 

Von  S.  Nikitin 267  j 

Der  Nord—  Ostsee- Kanal.  Von  C.  J.  Beseke  .....  289 
Karte  der  Dobrudecha.  Von  Dr.  Bernhard  Schwan  . . .831 

3.  Aston. 

Von  Hodeida  nach  San'ö,  vom  24.  April  bia  1.  Mai  1886.  Von  Gd. 

Glaser  1,  33 

Der  Ausbruch  dos  Krakatau  im  Jahre  1883.  Von  Gmil  Metzger  . 10 

Resultate  des  sibirischen  Nivellements.  Von  Dr.  A.  Woeikow  . . 87 

Gin  neuer  Atlas  von  Nicderländisch-lndien.  Von  Gmil  Metzger  . 114 
Ober  meine  Ausgabe  des  SiCat  Gazirat  al  ‘Arab  (Geographie  der  Arabi- 
schen Halbinsel)  von  ai-Htmdioi.  Von  Prof.  ü.  H.  Müller  . 117 

Die  Insel  Saleijer.  Von  II.  G.  D.  Engelhard 193 

Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  Bangka.  Von  Dr.  Th.  Posewita  197 
Dia  letxto  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Ginflufa  auf  die  Bewegung 
der  Bevölkerung.  Von  Dr.  Gmil  Jung 333,  3f>9 

4.  Afrika. 

Das  KalTernland  des  untern  Olifant  Von  Dr.  H.  Raddats  . . . 52 

Major  lleaths  und  Leut.  Peytons  Reis«  von  Härär  nach  Blrbera,  Juni 
1885.  Von  Prof.  Dr.  Ph.  Paulitschkc  .....  65 
Die  Likoru- Frage.  Von  Prernierleutnant  *.  Francois  . . .86 


ßdte 

Reizen  im  Gebiet  des  Mu*chi-cooßo  im  portugiesischen  Westafrika. 

Von  K>r.  J.  Cbavannc  . .97 

Die  hydrographische  Zubehör  dea  ü« ju atonalen  Muta-Nsige.  Von  Prof. 

Dr.  Alfr.  Kirchhoff  .........  107 

Die  Österreichische  Kongo -Expedition.  Briefliche  Mitteilungen  von 

i Prof.  Dr.  0.  Lcnx  .........  121 

Aus  dem  Süden  der  Kamerun-Kolonie.  Mitgeteilt  von  Prof.  Dr.  Alfr. 

Kirchhoff  144 

Eine  neue  8|*zialkarte  von  Afrika.  Von  Prof.  Dr.  Priedr.  Ratzel  . 161 
Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderits  ausgerüstete  Expedition  nach 
Südweetafrika  1884—85.  Von  11.  Pohle  .....  225 
Reisen  im  südlichen  Kongo-Becken.  Von  Premierleut.  v.  Pnan$ois  271,  322 
Die  Galla-Staaten  im  Süden  von  Abessinien.  Von  II.  Wichroann  . 307 
Nachrichten  von  Dr.  Bmin-Itai  . . . . . . .341 

Die  Erforschung  de«  Ulanga-Gebietes.  Von  Joachim  Graf  Pfeil  . 353 
Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 

Von  Dr.  G.  A.  Fischer  ........  363 

5.  Australien. 

Die  Erforschung  des  Pinke  River  durch  D.  Lindsayt  Expedition«  Nach 
brieflichen  Mitteilungen  von  H . Dittrich  . . • « .213 

8.  Nord-  und  Südamerika, 

Nordamerika.  Bemerkungen  über  Felsenzeichnungen  in  den  Verei- 
nigten Staaten  von  Amerika.  Von  Dr.  W.  Hol! mann  . • .147 

Die  Wilder  Ton  Nordamerika.  Nach  Charles  S.  Sargent  . . . 238 

Die  Cunoa-  oder  TulMndianer.  Nach  dem  Bericht  eines  Missionars 
bearbeitet  von  Dr.  H.  Polakowsky  . . . . . .276 

Südamerika.  Samaner’  Reisen  auf  dem  Apurimoe,  Eni  und  Taraho« 

1883  und  1884.  Von  Dr.  C.  Locffler 24 

Bericht  über  die  Schingü-Kxpedition.  Von  Dr.  0.  CI  aufs  . 129,  162 

Die  Markierung  der  Grenzen  zwischen  Argentinien  und  Chile  im  süd- 
lichen Patagonien  und  im  Fencrlondc.  Von  Dr.  H.  Polakowaky  . 148 
Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Von  Dt.  R.  A.  Philippi 294,  326 

7.  Polargebiete. 

Die  neuern  dänischen  Cntersuchungen  in  "Grönland  1885*  Von  H. 

Rink 48,  79 


Seite 

Von  Dr. 

. 55 
67 


II.  Geographischer  Monatsbericht 

Von  H.  WichmaDn. 


1.  Allgemeines.  Seit. 

Topinanl,  Revue  d’ Anthropologie 89 

Waroeek,  Welche  Pflichten  legen  uns  unsre  Kolonien  auf  ? . . 89 

Ratze),  Fragebogen  über  Schneevcrhiiltuissc  in  Gebirgen  . . . 182 

v.  Danekelman,  Notwendigkeit  eine»  Unterrirhtskuraus  für  Reisende  . 248 
König  und  Richari,  Bestimmung  de»  Gewichtes  der  Knie  . . . 248 

Gründung  de»  Internationalen  Statistischen  Institute  ....  249 
Allgemeiner  deutscher  Kongrefs  sur  Forderung  überseeischer  Inter- 
essen . ..  31 1 

59.  Versammlung  deutscher . Naturforscher  in  Berlin  ....  343 


2.  Europa.  »dt« 

Hydrographische  llntersochung  des  Bi>densees  .....  378 

Deutsche.  Reich.  . Nord— Ostsee-Kanal 89 

Richter.  Di.  Adelungsehc  Kartensammluug  in  Dresden  . . . 123 

Kirrhbolf,  Der  Bauerngraben  am  Südfufso  des  Harz  ....  349 
Öst  er  reich- U n garn.  Huvsfs,  Budapcstcr  Landesausstellung  . - 90 

Skandinavien.  Svenoniu»,  Höchster  Funkt  Schwedens  . . 26 

Ausflug  der  Googr.  Gesellschaft  in  Greifswald  nach  Bornholm  . . 279 

Niederlande.  Projektierte  Trockenlegung  der  Zuiderzee  . . 89 

Auflösung  des  „Willem  Barcnta'4-Koiniteee  .....  183 
Frankreich.  Loue,  Areal  von  Frankreich 26 


IV 


Inhal  tsverzeiclmis. 


Bclto 

l’errier,  Planimetriache  Berechnung  des  Areals  Sec.  . . . .279 

Rufsland.  Uru,  Wolga — Don-Kanal 26 

Rabot,  Reise  durch  Lappland 90 

Hult,  Physisch-geographische  Studienstation  io  Pinnland  . . . 119 

Arzruni,  Reise  nach  dem  Ural  .......  183 

Klhnologischc  Erforschung  ron  Russisch-Polen  ....  373 

v.  Dichy,  Reise  im  Kaukasus 249.  312 

Dent  u.  Dnnkin,  Olctschertouren  ron  Kaschtnn-tan  ....  373 
Oriechenland.  Trockenlegung  des  KopaTs-Sees  ....  249 

Omstcin,  Erdbeben  in  Griechenland 312 

9.  Asion. 

Kloinasicn,  Arabien,  de  Goeje,  Arabische  Karte  ron  ITadhramaut  91 
Diener,  Aufnahme  ron  Mittel-Syrien  ......  183 

Fritzsche,  Karte  ron  Arraeniach-Uilicien  . 

Euling,  Heise  durch  Zentralarabien  .... 

Kiepert  u.  r.  Diest,  Reisen  durch  Kleinasien  . 

Sibirien.  Bunge  nnd  r.  Toll,  Erforschung  der  Jana 
Stejneger,  Besuch  der  BoriDg-Insel  .... 

de  Dobbeler,  Fahrt  nach  dem  Taft-Busen  . 

Jadrinaoir,  Archäologisch-ethnographische  Studienreise 
Eröffnung  der  Universität  Tomsk  verschoben 
Ausstellung  dir  Sibirien  und  den  Ural  in  Jeluterinenburg 
Martin,  Karte  der  Reite  ron  der  Lena  nach  dem  Amur 
Jürgens,  Steinkohlen  ron  der  Lena  .... 

Bunge,  Aufbruch  nach  Reusibirien  .... 

Transkaspien,  Rutsisch-Turkestan,  Turan.  Konscbin 
Gedeonow,  Hohenmessungeu  in  Trantluatpien,  Chiwa  und  Buchara 
Moser,  A t rarer»  l'.Viio  centrale 


. 183 
. 219 
. 878 
. 28 
. 29 
. 183 
. 250 
■ 314 
. 314 
. 314 
. 315 
. 81S 
Usboi  26 
27 

. 28 
250,  312 
. 91 
124,  251 
. 181 
. 250 
250,  313 
. 279 
184 
313 

Indien,  Tibet.  Kcedham  nnd  Molesworth,  Reise  am  Brahmaputra  91 


91 


184 


Radde,  Expedition  in  Tranakaipien  und  Persien 
Ney  Elias,  Reite  nach  dem  obern  Amo-Darja  . 

Qrum  tinymailo,  Zoologische  Forschungen  im  l’amir 
Neuer  Hafen  für  die  transkaspische  Eisenbahn  . 

Fortsetzung  der  transkaspischen  Eisenbahn  bis  Merrr  . 

Capas,  Ileisc  durch  Turan  nach  Afghanistan  . 

Karte  der  (Inellflüsse  des  Amu-Darja 
Iran.  Stewurt,  Aufnahmen  im  persisch-afghanischen  Grenzgebiet 
Sterens,  Velocipedfahrt  durch  Afghanistan 


Macaulay,  Projektierte  Expedition  nach  Tibet  . . . 184 

Tanncr,  Aufnahmen  des  l’unditen  Lama  im  südlichen  Tibet 
llobday,  Aufnahme  der  Andamanen  . 

Woodthorpe,  Expedition  in  Axiam  . 

Iloldich,  Aufnahme  des  Saloinon-Thrones  . 

Loekharts  Expedition  nach  Gilghit  und  Batlakschan 
Arnold,  India  rerisited  ...  . . 

Groubtschesraky,  Reise  durch  Ostturkestan  nach  Kafiristan 

Carey,  Reise  durch  Westtibot 

Hinterindien.  Neis,  Reise  auf  dem  Mehkong  . 
llallelt,  Erforschung  der  Sehan-Staaten  . 

Annexion  Burmahs  durch  Grofsbritannien  . 

Tenison-Wooda,  Ersteigung  des  Gunong-Bubu  . . 

Reise  eines  Indiers  rom  Brahmaputra  bis  Mogonng  . 

Caims,  Aufnahme  des  Irawaddi  bis  Mogonng  . 

Ffxigny,  Passage  der  Stromsebnellen  des  Mehkong  . 

Swettcnham,  Durchkreuzung  der  Malaiischen  Halbinsel 
China.  Desgodins,  Le  Thibet  .... 

Potanin,  Reise  in  der  südlichen  Mongolei  . 

Webster,  Ross  und  Gardner,  Grenzgebiet  »rischen  China 
Morrison,  Flora  der  südlichen  Mandschurei 
Ignaticw  und  Krasmow,  Erforschung  des  Chan-Tengri 
Henry,  Reisen  in  Canton  und  auf  Hainan  . . 

Hosie,  Karte  der  Routen  in  Scetschuan  und  Jünnan  . 

Boome,  Projektierte  Reise  nach  Jünnan  . 

Tarnen  de  Ijtcouperio,  Ursprung  der  chinesischen  Kultur 
Locxy,  Beschreibung  ron  China  .... 

Japan.  Entrahungswcaen 

Ostindischer  Archipel.  Hendrich,  Skia»  des  Karin 
Hatton,  North  Borneo  ..... 

Montana,  Reise  auf  den  Philippinen  1879  — 1881 

4.  Afrika. 

Gant  Afrika  oder  gröfsere  Teile.  Buonfantis  Entlarvung 
I-aonoy  de  Bissy,  Karte  ron  Afrika 


28 


nd  Korea 


gan- 


Flusaes 


251,  314 
. 184 
. 185 
. 185 
. 185 
251,  313 
. 251 
. 313 

- 314 
. 91 
. 91 

91,  314 
. 92 
. 185 
. 185 
. 185 
. 185 

- 28 
124,  280 


91 

91 
124 

251 

252 
252 
314 
314 
185 

92 
92 
92 


186 

186 


artum 


kko 


üleerop,  Durchkreuzung  des  Kontinentes  . 

Olireira,  Kurte  ron  Portugieaiieh-Südafrika 
NO- Afrika.  Wilson  und  Brackenbnry,  Feldzug  nach  K 
Ponnazzi,  Sudan  und  Abiasinia 
Masuja,  Trcntacinqnc  anni  di  miasione  . 

Obnek.  Französische  Strlflingakolonie  . . 

Schweinfurth,  Aufnahmen  im  Pajum  und  Rajan 
l'urdy,  Route  von  Berenice  nach  Berber  . 

Salimbeni,  Brückenbau  in  Abessinien 
NW- Afrika.  Durayrier,  Höhe  ron  Fes 
Maurel  und  de  la  Martiniero,  Hohen  in  Marokko 
de  la  Martinicre,  Route  ron  Alkaasar  nach  Mekncs 
Kobelt,  Algerien  und  Tunia  .... 

Durcrrier,  Position  ron  Tuggurt 
Ixschouque  und  Bondier,  Positionen  aus  Tunasien 
Carte  de  la  Tunis»  l : 200  000 

Cora,  Kurte  der  italienischen  Gesandt  Schafts  reise  nach  Man 

Marcel,  I»  Maroe 

Pakts  Reis«  nnd  Tod 

CerTcra  Bariera,  Heise  nach  Adrar  . 

Haimann , Cirenaiea 

Jannaaeh,  Heise  durch  Südmarokko  . 

Laudas,  Krbnhrang  artesischer  Brunnen  bei  Gtbes 
PlayCiir,  Hundreise  längs  der  tnnesisehen  Küste 
Cerrert  Bariera,  Heise  naeh  Marokko  1884 
Dureyrier,  Hei»  in  die  Landschaft  Rif  . 

Fischer,  Reiseskizzen  aua  dein  südlichen  Tunis 
Senegambion  nnd  Guinea.  Karte  des  Volta -Gebietes 
Mähly,  Ethnographie  de«  Volta-  Gebietes  . 

Asante.  Tagebuch  der  Heise  nach  Salaga  . 

Tarquah.  Aufnahmen  ron  Honten  nach  den  Ooldminen 
Fahrt  dos  Kanonenboots  „Niget*  auf  dem  obern  Niger 
Le  Urun-Itenaud,  Französische  Besitzungen  in  Westafrika 
Frey,  Feldzug  nach  dem  obern  Niger  1886/86 
Telegraph  am  Senegal  ...... 

Deutschland  verzichtet  auf  Koba  und  Kabitai  . 

Deutsche  und  französische  Besitzungen  an  der  Sklarcnküate 
Telegraph  nach  Bammako 
Krause,  Heise  nach  Salaga  und  Timbuktu 
Manager  und  Leeren,  Heise  nach  Adangbe 
Abgrenzung  der  portugiesischen  und  franrösischen  Besitzungen 

Blaubuch  Uber  Sierra  Leon« 

C'nflinicres  de  Nord  eck,  Mündungsgebiet  des  Rio  Pongo 

Thomson,  Reise  nach  Sokoto 

Falkenstein,  Reise  nach  Agotime  .... 

Flegels  Tod  in  Brass 

Staudinger  und  Hartert,  Rückkehr  ron  der  Flegelsehen 
Deutsch-englische  Grenze  »rischen  Kamerun  und  Benne 
Visrd,  Reise  nach  Timbuktu  ..... 
Westäquatorialafrika-  Amelots  Tod  bei  Nyangwe 
Büttner,  ltcise  nach  dem  Kuango  .... 

Grenfell  und  r.  Francois,  Fahrt  auf  dora  l'ruki  und  Lulongo 
Karten  ron  Capellos  und  Irens'  Koute 
de  Carralho,  Reise  in  das  Lands-Reich 


60 


Wautcrs,  Bemerkungen  über  die  Polemik  ron  Peehuäl-Lusche 
Wotff,  Fahrt  auf  dem  Karsai,  Sankuru,  lamami. 

Wifsmanns  Expedition  ..... 

Lenz*  Expedition 

Abgrenzung  der  deutschen  Besitzung  ron  Kamerun 
Zöller,  Deutsche  Kolonien  in  Wostafrikn  . 

Schwarz,  Reise  in  Kamerun  .... 

Viard,  Projektierte  Reise  nach  dem  Liba-See  . 

Mixon,  Hypothese  über  den  Liba-See 
S.  de  Brazzs,  Thätigkcit  am  Ogowe  und  Kongo 
Dolisic,  Erforschung  des  Nkuudscba 
J.  de  Hraxia,  Erforschung  des  Sekoli  . . 

Karte  ron  Wifsmanns  Kassai-Fahrt  . . . 

Wobeser,  Antwort  sn  Peehuül-Lösche 
Snelleman,  Veths  Tod  ..... 

Osvorio  und  Monte»  de  Oea  am  Benito  und  Campos 
Zöller,  Erkundigung  über  den  Flufs  Ndong 
Kund  und  Tappenbeck,  Expedition  im  südl.  Kongo-Beeke 
Kiepert,  Karte  ron  Büttners  Route  nach  dem  Knango 
r.  Ranckclman,  Büttner»  Höbcnmessungen  , , 


124 


pedition 


30 


60 


188 


127 


127 


280. 


Belte 
344 
. 317 
. 125 
. 135 
. 125 
. 125 
. 186 
. 187 
. 187 
. 92 
. 92 
. 92 
. 93 
. 93 
. 93 

93,  874 
. 124 
. 124 
149,  315 
149.  315 
. 186 
. 216 
. 252 
. 252 
. 315 
. 344 
. 374 
. 30 
. 30 
. SO 
. 30 
30,  252 
. 30 


. 59 
. 69 
. 92 
. 92 
■ 124 
316,  374 
. 124 
. 215 
. 252 
. 252 
. 252 
. 316 
. 316 
316 
316 
. 374 
. 29 

29,  150 
29,  59,  150 

30,  345 
188,  281 

. 59 
254,  281 
. 60 
280,  345 

92,  316 
. 93 

93,  253 

94,  374 
. 94 
. 94 
. 94 

94,  253 
. 94 
. 94 
. 94 
188,  317 
. 127 
150.  254 
. 150 
. 150 


Inhaltsverzeichnis. 


v 


Valdan  und  Knutsnn,  Rundreise  um  diu  Kamerun-Gebirge  ■ 

Bauroann,  Katt«  von  Ango-Ango 

r.  IHnckelman,  v.  Frangois*  Höhonmewungon  . 

Abgrenzung  der  französischen  und  portugiesischen  Besitzungen 
v.  Soden,  Untersuchung  dos  Kio  de!  Key  .... 

Grenfell,  Fahrt  anf  dem  Kassai-Sankurru  .... 

Maxsari,  Erforschung  des  IJkuala-Licona  .... 

Victoria  an  die  Baseler  Miuionsgesell-chaft  abgetreten 
Zintgrafl,  Keise  in  Kamerun  ...... 

Grenfell,  Aufnahme  der  Kongo-Tributäre  .... 

Wauters'  Utdlc-Mobangi-Hypothcxe  ..... 

'Oatäquatorialafrika.  Lage  von  Kmin-Bei,  Caaati  und 
Junker  ....  29.  94.  125,  190,  216.  255. 

Bischof  llannington,  Reise  nach  Uganda  . . 29,  59,  94, 

Erwerbungen  der  Rcutxch-Ostafrikanischon  Gesellschaft 
Fischer,  Expedition  zum  Entsatz  von  Dr.  Junker  59,  125,  150, 
8mythies,  Rückkehr  vom  Nyaxsa  längs  des  I.ujcnde  . 

Deohardt,  Erwerbung  des  Witu-Gebietes  . . 

Weife  und  Jühlkc,  lteien  nach  dem  Kilima-Ndxeharo 
Last,  Reise  nach  Blantvre  ..... 

Nicdcrmetxctung  der  Porrnsehen  Expedition  nach  llarar 
Paulitschke,  Hydrographie  der  Galla-Gebiete  . 

Franzoj,  Keise  nach  Kaffs 

Cardozo,  Reise  im  Osten  de«  Nra an 
Graf  Pfeil  und  Schlüter,  Erforschung  des  l'ranga 
Engelhardt  und  v.  Wonsierski,  Karte  von  Zentral-Oitafrika 
Wagner,  Deutseh-Ostafrika  ..... 

Picards.  Schilderung  von  Useguha,  Ukwere  und  L'doe 
Cecchi,  Werk  über  seine  Reise  nach  Katfa 
Martini,  Reisen  nach  Schoa  . 

Soleillet,  Keise  nach  Kalla 
Graf  Pfeil,  Reis«  nach  Kutu  . 

Schmidt,  Keise  in  llsaramo  . 
d'Abbadie,  Serpa  Pintos  und  Gardozos  geoditiael 
Pringle,  Journey  in  East  Afrieu 
Dt.  Junkers  Ankunft  in  Msalala 
Tod  des  Reisenden  Soleillet 
Itraversi,  Ausflug  nach  dem  Suai-See 
Swiony.  Reisen  im  Gebiete  des  Kyasxs  . 

Baur  und  Le  Roy,  A travers  le  Zanguöbar 
Ferry  da  Camara,  Distrikt  von  Kap  Delgado 
Südafrika.  Bethel,  Positionen  im  Betschuanen-Lande 
Jeppe,  Bearbeitung  einer  neuen  Karte  von  Südafrika  . 

Elkin,  Position  von  Kimbcrlcy  .... 
de  Mattos  und  Moreira  de  SA,  Fahrt  auf  dem  Ineomati 
Republik  llpingtonia  im  Orambo-Landc  . 

Parini,  Keise  durch  die  Kalahari 

Marhadn,  Eiienbahntraee  Ton  der  Delagna-Bai  nach  Transvaal 
Montagu  Kcrr,  Reise  durch  das  Matabele-Land 
Holub,  Reise  nach  dem  mittlern  Sambesi  . . . 

Wangemann,  Ein  zweites  Reisejahr  in  Südafrika 
Portugiesische  Besitzergreifung  von  Manie« 
da  Silva  Lima,  Aufnahmen  in  Maniea 
Duparquet,  Keise  ins  Amboella-Gebiet  . . 

Blaubuch  über  Betschuanenland  .... 

Conder,  Karte  der  Ostgrenze  des  Bntschuancnlandes  . 

Ravenstein,  Portugiesische  Aufnahmen  südlich  von  Sambes 
Mager,  Biographie  von  K.  Mauch  .... 

Coillard,  Photographien  aus  Südafrika 
Wrey,  Karte  der  Walfisch-Bai  . ... 

l’reeis  of  Information  coneeming  Zululand 
Inseln.  Lannoy  de  BLssy,  Karte  von  Madagaskar  . 

Andebcrt,  Erwiderung  gegen  Dahle  .... 
Portugiesische  Karte  von  Säo  Thome 
Möller,  Höchster  Punkt  Ton  Sin  Thomf  . 

Französisches  Protektorat  über  die  Comoren 
Raumann,  Expedition  nach  Fernando  Po  . 

Keller,  Die  Bai  Diego-Suarez  ..... 


Seite 
. 187 
. 188 
188 

■ 215 
. 253 
. 254 

■ 28(1 

■ Ulf. 

■ 317 

■ 344 


he  Aufnahmen 


Dr. 

317,  373 
126,  216 
29,  126 
216,  254 
. 59 
. 126 
126,  281 
127,  187 
. 149 
. 187 
187,  345 
187.  282 
. 216 
. 216 
. 217 
. 217 
. 281 
. 281 
. 281 
. 281 
. 282 


. 282 
. 282 
. 317 
. 345 
. 345 
. 345 
. 345 
. 345 
. 31 
. 31 
. 31 
. 31 
. 127 

127,  282 
. 127 
. 128 
. 151 
. 151 
. 188 

188,  283 
. 217 
. 217 
. 217 
. 282 
. 282 
. 283 
. 346 
. 346 

128,  189 
. 128 
. 128 
. 128 
. 217 
. 345 
. 346 


5.  Australien  und  Inseln  des  Qroffeen  Ozeans. 


Winnceko,  Depresion  des  Lake  Byre 
v.  Mueller,  Übersicht  der  Forschungsreisen  in  Australien 
Boyd,  Kimbeiler  - Distrikt  . . . . . 

Mc  Donald,  Viehherde  nach  dem  KimbcRny-Distrikt  getrieben 


Neuguinea.  Everili,  Expedition  in  Neuguinea 
Korbes,  Expedition  nach  Neuguinea 


Schräder.  Expedition  nach  Kaiser  Wilhelms  - Land 


Deutsche  Stationen  in  Kaiser  Wilhelms -Isind 
Zoller,  Projektierte  Reise  nach  Neuguinea 
Chalmera  und  Gill.  Werk  über  Neuguinea 
Strachau.  Fahrt  auf  dem  Mai-kaasa  . 


Gl 


4L 

128. 


Seile 

• 151 
. 189 
. 348 
. 348 
. 80 
283 
283 
. 128 
. 128 
■ 128 

■ 189 

■ 283 
283,  346 

Kteiuer«  Inseln.  Neue  Namengebung  im  Bismrcka- Archipel  , 61 

Spanische  Oberhoheit  über  die  Carolinen  von  Deutschland  anerkannt  . Gl 
Deutsch-englische  Grenae  im  westlichen  QroCscn  Ozean  . . . 218 

Engliachc  Besetzung  der  Kermadec • Inseln gtR 

Allison.  Entdeckung  einer  neuen  Insel  ......  283 

Britische  Annexion  der  Ellice-lnsoln  wird  nicht  bestätigt  ■ . 283 

Deutsche  Schutzlierr-cliaft  über  die  Marshall-,  Brown-  und  Providencc- 
Inscln . , , . , . , . . , , 347 

fl.  Amerika. 

Alaska.  Cantwell,  Erforschung  des  Kowak-Fluasw  . . .61 

Stoney . Erforschung  de»  nönlliehen  Alaska  . ■ . . 62,  347 


Dallmann.  Fahrt  auf  dem  Kaiserin  Augusta- Flusse 
v.  Schleinitz.  Reisen  in  Kaiser  Wilhelms -Land 


Mc  Lcnegan,  Erforschung  des  Nonatak-Flusies 


Woolfc.  Aufnahme  der  Küste  zwischen  Nonatak  und  Kap  l.isburne 
Allen,  l'nteraachutm  des  Kupfer- Flusses 62. 


62 


02 

152 


Garland  und  Beatty.  Krise  vom  Mnckontie  zum  Jukon 


62 


Schwstka.  Erforschung  der  Elias-Alpen 


255.  347 


Britische  Besitzungen.  Maeoun,  Low  u.  Bigncll,  Mistassini-See  152 
Cabot-Strafse  zwischen  Neufundland  und  Cape  Breton-Insel  . ■ 152 


Goodridge,  Projekt  der  Absperrung  der  Izibrador-Stromung 
Boas,  Ethnographische  Forschungen  in  Vancouver 


255 

317 


Vereinigte  Staaten. 
Mississippi-Quelle 


Gannett.  Glazicr«  angebliche  Entdeckung  der 


152 


l’owelh  Topographische  Karte  der  Vereinigten  Staaten 


Dakota  und  Washington  sind  nicht  zu  Staaten  erhoben 
Tissandier,  Reise  in  Utah  und  Arizona 


218 


218 

218 


Davis.  Beobachtung  von  Erdbeben  in  den  Kcuengtand-Staatcn  . ■ 255 

Dutten,  Tiefenmeaaungen  im  Crater  Lake 347 

Mittel amerik 8.  Hads‘  Schittsciscnbahn  über  die  Landenge  von 
Tehuantepee 62 


Martin.  Ksiae  in  Westindien 62 

8toll.  Guatemala 152 

Bovalliu».  Karto  der  Provinz  Talamanca  . ■ . ■ . .152 

Maudalay,  Archäologische  Forschungen  in  Copan  ■ . . .347 

Menoeal,  Chambers  a.  Taylor,  N ikaragua- Kanal 347 

Südamerika.  Westküste.  Payer,  Keise  am  obern  Amazonas  219.  348 
La  l*lata-Staaton,  Feuerland.  Thouat,  Aufnahme  des  Pileomayo  62 
La  Plata,  Hauptstadt  dar  Provinz  Buenos  Aires  . ,43 

Valverde  u.  Rhode,  Diskussion  über  den  B&riloche-Pafs 
Moyano,  Projektierte  Expedition  durch  Patagonien  , 

Karte  der  westpatagonischen  Gewässer  aufgenommen  vom 
Victorica,  Feldzug  in  Gran  Chaco  .... 

Ithode  u.  Quiroz,  Karte  des  argentinischen  Chaco 
de  Brettes,  Reise  im  südlichen  Chaco 
Fontana,  Reisen  im  zentralen  Patagonien  . . 

Liata,  Reise  nach  dem  Feuerland 


. . 63 

. 63 
.Albatros*“  63 


. . 153 

. ■ 153 

■ 153 
. 219.  284 

. ■ 348 

Brasilien,  Goiana,  Venezuela.  Martin,  Keise  in  Surinam  . 62 

Sie \ er,,  Heise  in  der  Cordillera  und  S»  Nevada  . . . 62,  153 

Simons,  Reise  nach  der  Gnajira-Halbinscl  * . . . • 62 

ChafTanjon,  Aufnahme  des  Orinoeo-Deltaa 62 

tan  Kate,  Anthropologische  Studien  in  Guiana 153 

v.  d.  Steinen,  Erforschung  des  Xingu 219 

Ehrenreich,  Angaben  Uber  den  Rio  Doee 220 

Whitely,  Ersteigung  des  Berges  Twekkway 283 

Wells,  Verhältnis  de*  Rio  Para  zum  Amazoneustrom  ....  284 
Derby,  Geologische  Aufnahme  der  Provinz  Sio  Paulo  . . . 348 

7.  Polarfgebiete. 


Festland.  Lindsaya  und  Dittriehs  Kzpedltion 

60,  151,  283,  346 

v.  Sehrenek.  Neuvibirisehe  Inseln 

Graf  Anrep-Elmpt,  Keisewerk 

Bunge  u.  t.  Toll,  Ezpeditiou  nach  den  Neuaibiriichen  Inseln 

. £3j  155 

Belooeh.  Angebliche  Entdeckung  von  Leichhardts  Orab 

. 151 

HooDer.  Werk  über  die  Fahrt  des  „Corwin"  1881  . 

. 64 

Digitized  by  Google 


VI 


Inhaltsverzeichnis. 


Stlte 

Lanraan,  Lockwoods  Keinen  . . . . . . . .04 

NordeiiükiÖld,  Werk  der  Grönland-Expedition  ....  64,  154 

F*ddcr<en,  Fischerei  von  Irland  .......  64 

Garde  u.  Fink,  Kiebodeekune  von  Grönland  . . . . .153 

liyder  u.  Rloch,  Keine  nach  Westgrönland  . . . . .154 

Gordoo,  Fahrten  des  „Alert“  nach  der  Hudson-Bai  . . . 155»  284 

Werk  über  die  österreichische  Polarstation  auf  Jon  Mayen  . . 220 

Gilder,  Projektierte  Expedition  .....  220,  256,  349 

Pearv,  Expedition  ins  Innere  von  Grönland  . . . . .221 

Danenhowcr,  Urteil  über  Polarcxpcditioncn 256 


Erforschung  der  antarktischen  Gebiete 

Snellen,  Niederländische  PoUrexpedition  der  „Varna“ 

Thoroddsen,  Heise  in  NW-Jeland  . 

Holm,  Fahrt  der  „Fylll“  nach  We^tgrönland  . 


Ri-Ite 
. 256,  349 
. 348 
. 348 
. . 349 


8.  Ozoano. 

Keller,  Austausch  der  Meeresfauna  zwischen  Rotem  u.  MittclUnd.  Meer  256 
Prinz  von  Moiue»,  Untersuchung  des  Golfstrom*»  ....  349 
Tiefenmessungen  auf  Grahim'e  Shoal  ......  349 


III.  Litteraturnotizen. 


8elte 

Allgemeines  ..........  31.  284 

Europa 95,  165,  286.  318 

Asien  . ■ . . . . . . . . .157,  318 

Afrika 189,  350 

Australien  und  Inseln  de»  Großen  Ozean*  ....  221.  352 
Amerika  ..........  222,  371 


Seite 

Polargebiote  • . . 224.  376 

Oxeuue 224,  376 


4.  und  5.  Quittung  über  die  Beiträge  lut  Dr.  Fischen  Expedition  32,  192 
Erklärung  gegen  Dr.  Eduard  Glaser 320 


IV.  Karten 

unter  Redaktion  von  B,  Hassenstein. 


1.  Allgemeines. 

12  Figuren  'zur  Erläuterung  der  Erosionstheorie.  Von  A.  I’.  Phi* 

lippson Seite  72 — 78 

Graphische  Darstellung  der  Verbreitung  ron  Temperatur  und  Luftdruck 
auf  den  Parailolkrciaen  im  Januar  und  Juli.  Von  Dr.  L.  Henkel  Seite  143 
14  Figuren  zur  Erläuterung  asymmetrischer  Thalbildungen.  Von  Dr. 

V.  llilber  ........  Seite  172 — 177 

8.  Europa. 

Der  Nord — Ostsee-Kanal.  I.  Kanalprojekte.  II.  Kanaltracce.  III.  Ver- 
schiebung der  Nord — Ostsee-Fahrt.  IV.  langen  profil  des  Kanals. 
Zusammengestellt  von  C.  J.  Bescke  .....  Tafel  14 
Querprofil  des  Nord — Ostsee. Kanal»  .....  Seite  291 

Die  Glctseherspureo  in  Bufsland  nnd  dem  Uratgebirge.  Von  S.  Ni- 
kotin. Mafsstab  1:20  000000  Seile  257 

Dobrudscha  zur  übersieht  der  deutschen  Kolonien.  Entworfen  ron 
Dr.  B.  Schwäre.  1:1200000  Tafel  17 

3.  Asien. 

Provisorische  Skizze  eines  Teiles  ron  Eduard  Glasers  Reiaen  in  Jemen. 
Oktober  1883  bis  Mira  1864  und  Ende  April  1885.  Von  Eduard 

Qloser.  1 : 500000  Tafel  1 

Der  Vulkan  Krakatau  zor  nnd  nach  dem  Ausbruch  1883.  Nach  den  Ver- 
beekschen  Aufnahmen  zusammengestellt  ron  E.  Metzger.  1 : 160000. — 
Nebenkarten:  4 Profile.  1:160000:  Höhenmafsstab  1 : 80 000.  Tafel  2 
Originalkarto  der  Insel  Saleijer  ira  Ostindischen  Archipel.  Von  H. 

E.  D.  Engelhard.  1:150000  — Nebenkarte:  Celebes  nnd  die 

Kleinen  Sunda-Riseln.  1:12  500  000  Tafel  9 

Karte  der  Allurialbildungcn  in  Bangka.  Von  Dr.  Tb.  Posewitz. 

1 : 1400 000.  — Nebenkarten:  Durchsehnitt  durch  Mitten-Bangka ; 
Östlicher  Eingang  der  Bangka  - Straf« ; Durchsehnitt  der  Klabat- 

Bai  . . . . " Tafel  10 

Durchschnitt  der  Mündung  des  Flusses  Saranglang  . . . Seite  198 

4.  AlVikn. 

Du  untere  Olifant-Becken  (Südafrikanische  Republik).  Mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Eingeboraen  - Bevölkerung  ges.  ron  Dr.  H. 

Raddstx.  1 : 600  000 Tafel  4 

Reiseroute  des  Majors  Heath  und  des  Leut.  Feyton  von  Hirar  nach 
Berbers,  Jnni  1685.  Nach  den  Aufnahmen  des  Msjors  Heath  ge*, 
von  Prof.  Dr.  l’h.  Paulitsebke.  1:750000  — Nebenkarte:  Über- 


sicht der  Beiscn  im  Gebiete  der  Kjssa-Sotnili  und  Häbr-Aual. 

1:4000000  Tafel  5 

Skizze  de»  mitllern  Kongo-Lauf«.  Von  ».  Frangois.  1 : 7 000  000.  Seite  86 
Originalkartc  de»  Gebiete»  der  Musehi-congo  im  portugiesischen  West- 
afrika. Nach  eignen  Aufnahmen  gezeichnet  ron  Dt.  Josef  Cha- 
ranne.  1:400000  ......  . Tafel  6 

Itinenir-  und  trigonometrische  Aufnahmen  in  Uidcritz-Land.  Von 
H.  Pohle.  1:1000  000.  — Nebenkarten:  l'mgebung  ron  Au»; 

Guos;  Harry»  Trift.  1:500000 Tafel  11 

Originalkartc  der  Itineraraufnahmen  und  Erkundigungen  dea  Premier- 
leul.  Curt  r.  Frangois  im  Stromgebiet  dos  Kasai,  Juni  1884  bis 

Juli  1885.  1:2  000000  . Tafel  13 

Übersichtskarte  der  Reiserouten  de»  Kapitäns  A.  Cscchi  und  dos  In- 
genieur» G.  Chiarini  im  südlichen  Abessinien,  1876  bis  1 881  - 

1:4  000000  Tafel  15 

Die  NebenllUsse  des  mittlem  Kongo,  Lulongo,  Tschuapa,  Mobangi 
u.  a.  Nach  den  Aufnahmen  ron  Promierleut.  Curt  r.  Francois 
und  Kev>  George  Grenfell  im  euglisehen  Misaionsdampfer  „Pace*, 

1884  und  1885.  1:2000000  Ihfel  16 

Durchschnitt  des  Kasai  .......  Seite  326 

Originalkartc  son  Joachim  Graf  Pfeils  Reisen  in  Ostafrika,  Oktober 

1885  bis  Februar  18BG.  1:1750000 Tafel  18 

6.  Australien. 

Der  Unterlauf  des  Finke  River  in  Znntralaustralien.  Nach  eigner  Erfor- 
schung entworfen  und  gezeichnet  ron  II.  Dittrich.  1 : l 600  000.  Seite  213 

6.  Nord-  und  Südamerika. 

Verbreitung  der  Vegetalionsformen  Nordamerikas.  Nach  C.  S.  Sargent. 

1:25000000  Thfel  12 

Spezülkarte  des  Schingustromc*.  Nach  den  Aufnahmen  und  Orts- 
bestimmungen von  Dr.  0.  Oaufs.  1:500000  — Nebenkarte:  Über- 
sicht der  Reise  ron  Dr.  v.  d.  Steinen  u.  Dr.  Claufs.  1 : 7 500 000.  Tafel  7 
Routenaufnahme  der  Expedition  r.  d.  Steinen  ron  Cuyabä  bis  zum 
Rio  Batory , 26.  Mai  bis  25-  Juli  1885-  Von  Dr.  0.  Claufs. 
1:500000.  — Nebenkarte:  Vertikalprojektionen  der  Route  . Tafel  8 

7.  Polargobioto. 

Skizze  ron  König  Christian  IX. -Land.  Aufgenomraen  von  0.  F.  Holm, 

1884  und  1885.  1:1  140000.  — Nebenkarten:  Übersichtsskizze 
ans  Grönland.  1:14  000  000-  — Kjellströms  Aufnahme  d«  König 
Oskar- Hafens.  1:200000  -Tafel  3 


Inhaltsverzeichnis. 


vir 


V.  Alphabetisches  Register  zu  den  Monatsberichten. 


Seit« 

Abich  t 260 

Adelung,  Kartoniaiumlung  123 
Afrika  29,  50.  92,  124,  149. 
IMi  11 5,  252*  HO*  315* 
344.  US 

„Albatros»".  Westpatago- 


nirn  . . 

Allen,  Alaska 
Allison-Insel 
Amelot  + . 


GS 
G2,  152 
. . 283 

. . 19 


Amerika 


6Jj  152,  218,  255* 
283,  317 

Amu-Darja.  Karte  . . 279 

Anornkow  . . . 184.  250 

Anrep-Elmpt,  Australien  . GO 
Antarktische  Forschung  250, 
343.  319 

Arnold,  Indien  . . . . 251 

Amuni,  Ural-Reis«  . . 183 

Asien  26,  91,  124,  183,  249, 
312,  313.  373 
Asante,  Salaga  ....  30 
Audebert,  Rechtfertigung  iß 
Australien  . C0,  161.  189, 

283.  346 

Bammoko.  Tolegraph  . 124 
Baseler  Mission  in  Kameruu  3 1 6 


Bastian,  Museum 
Baumann  . . 


. . 313 
188,  315 


Baur,  Zanguebar  . . 

'■  34h  1 

Barifia 

. 143 

BcattT  am  Jukon  . . 

. 62 1 

Belooch,  Leichhardt  . 

■ 151 

lienue,  Grenze.  . . 

■ 316 

Bethel,  Positionen 

. All 

Bignell,  MUtassini-Sc« 

. 133  ' 

Bloch  nach  Upernirik 

. 151 

Boos,  Vancouver  . . 

. 347 

Bodens»«.  Tiefenkarte 

. 313 

Boudier,  Tuuesieu 

. 33 

Bon  nie  nach  Jünnan  . 

. 232 

Bovalliu»,  Tolamanca  . 

. 132 

ßoyd,  Kimhcrley  Distrikt  346 
Brukeobury.  Nil-Feldzug  125 
de  Brazz»  . . . 94,  253 

de  Breites,  Gran  Chaco  . 53 

Bunge  . 18,  0^  155.  315 
Buonfanti  entlarvt . . . 186 

Burma, engl,  Provinz  91,  314 
Büttner,  Kuango  . 29,  156 

Büttn**r , Erziehung  der 

Neger 311 

Cabot-Strsf&e  . . . . 152 
Cairns,  Irawaddi  . . . 185 

Camara,  Kap  Delgado  . 345 
Cantweli,  Kowmk-Fluf*  . 61 

Cupelln  ....  30,  345 

Capus,  Turke.-itan  . 230.  313 
Cordozo  ....  187,  282 
Corey,  Ostturkextan 
de  Carrtlho. 
t.'asati  .... 

Ceechi,  Reisewerk.  . 
Chatlaiijon,  Onnoeo  . 
Uhalmers,  Neuguinea . . 12S 

Chamber*,  N icaragua- Kanal  347 
CofHnierm.  Basra-I*and  . 232 
Coillard,  Photographien  . 283 
Comoren  französisch  . . 217 

Cond  er,  Betschuaueu.Ld.  21  7 
Cent,  U Plata.  . . . G3 


. 314 
30,  188.  2iU 
. • 125,  317 
. 281 
. G2 


Seite 

Cor»,  Kart«  von  Marokko  121 
Credxjer,  Bornholiu  . . 279 

Cromo,  Marokko  . . . 124 

Dakota  kein  Staat  . . llß 
Dsllmann,  Kalt.  Augusts- 

Fluh» : 

v.  Dunckelmait . . 188.  248  , 

Dunenhower,  Polarforsch.  236 
l>aris,  Erdbehenbeobacht.  235 
v.  Jh-cbjr,  Kaukasus  249,  312  - 
D«  I.acouperie,  Chinesische 

Kultur 314 

Dclanueau,  Niger-Fahrt  . 232 
Dcnhardt,  Witu  . . . 126 

Dent,  Kaukasus  . . . 373 

Desgodins,  Tibet  ...  38 

Derby,  Prov.  Sao  Paulo . 348 
Deutscher  Kougreb  über- 
seeischer Interessen  . 311  ! 
Dibrughsr  bis  Mogoung  . 183 
Diener,  Syrien  ....  183 
Dittricb,  Lindaays  Exp.  . GO 
Doblielcr,  Talsbusen  . . 183 

Dolisie  am  XkundtcJts  . 91 
Donkin,  Kaukasus . . . 373 

Dru,  Wolga — Don-Kanal  26 

Dupuri}uct,  Amboelia  . . 217 

Dntton,  Crater  Lake  . . 347 

Duvejrrier  . . 92,  93,  341 

Eads,  Tehuantepoc  • Bahn  G2 
Ebroureieh,  Rio  Dos«  . 220 
Elias  nach  Badakschan  . 91 

BUica-lnsalo  ....  283  • 
Emin-Bci  39,  94,  125,  130, ' 
21«.  255.  317.  313  J 
Engelhardt,  Oxtafrika  . 216 
Battet,  Liba-Scc  . . . 94 
Europa  26,  89,  133*  149, 
183,  249,  279,  312, 
Rüting,  Arabien  . . . 

Kvcrill,  Fly-Kxped.  . 
Falkenstein,  Agotime  . 

Farini,  Kalahari  . 127, 
Feddeneo,  Island  . . . 

Fisigny,  Mekong- Fahrt  . 
Fituchhafen  Station  . . 

Fischer,  G.  A.  69,  95« 

130,  216, 
Fischer,  Tis.  Tunis  . . 

Flogcl  t 

Fontana,  Chubut  . 219. 
Forbes,  Neuguinea  61, 
ftn^oii  . . 29,  M,  161 

Praozoj  ....  187,  343 
Frey.  Niger-Feldzug  . . 

Fritxsche,  Cilirien  . . . 

Gabun.  Nord  grenze  . . 
Gannett,  G taxier*  Missix- 
sippi-Quelle  . . . 

Garde,  Eis  in  Grönland  . 
Gardner,  Koroao.  Grenze 
Garland  am  Jukou  . . 

Gedeonovr,  Trau.-kaspitu  . 
Gilder.  . . 220.  256. 

Gill,  Neuguinea  . . . 128 
Gleerup  ....  280.  344 
Gluzier,  Mississippi-Quelle  132 
Goejc,  Hadhramuut  . . 91 

Goodridge,  Lvbmdorstrom  235 
Gordon,  Hudson-Bai  164,  284 
Grcifswalder  Googr.  Ges.  219 


373 
319 
GO 
31 G 

982 

Gl, 

185  1 

128 
125.  1 
351 
211 
31G 
8ßij 

983 


59 

183 

92 


Seite 

G reu  fr 11  29.59.  150.254.  311 
Grunbt»chow*ky,  K&vehgar  313 
Grum-ürshimailo  im  Pamir  251 
Guinen.  Fortug.  Grenze  213 
,, Habicht“  Rio  dol  R«v  187 
lluimaon,  Circnaiea  . . 186 

Kallott,  Scban-Stoaten  . 91 
Unnuigton  29,39.94.  126.  216 
Hartort,  Rückkehr  . . 316 

Hattou,  North  Borneo  . 92 

lUvofs,  Budapester  Ausstell.  99 
Hendrich,  Katinguu-Flufs  92 
Henry,  Canton  u.  llainan  251 
liobday,  Audamaneu  . . 1S3 

Holdich,  Solomon  -Thron  185 
Holm,  „FylU"-Fahrt  . . 349 

Holubs  Exped.  . . . 151 

Hooper,  .Corwin  “-Fahrt . Gl 
Hosie  in  SW-Cbiua  . . 252 
llowsrd,  Nordalatka  . . 347 

liult.  Stuüieustatiou  . . 149 

Ignatiew,  Chan  Tcngri  . 121 
Internat.  Statist.  Institut  219 
Ittomcicr,  Mistionsfrage  . 31 1 

Icons 30,  345 

Jadrinzew 259 

Jannasch,  Marokko  . . 216 

Japan.  KnctebungswcaeQ  183 
Jokntcrinburg.  Aufteilung 311 
Jeppe,  Kart«  von  Transvaal  31 
Jühlke  ....  126.  281 
Junker  94,  125.  253,  317 
Jürgens,  Steinkohlen  an 

der  Leoa 313 

Kabinda.  Grenzen  . . 215 
Kamerun.  Südgronzo  . 22 
Karolinen,  spanische  . . Gl 

ton  Kato,  Guiana  . . . 153 

Kellor  ....  256.  346 
Krrmadcc-  Insel  englisch  218 
Kieport.lL,  Kleinasien  . 373 
N R.,  Büttners  Kouto  150 
KirchhofT,  Bnuerngrabeu  . 249 
Knuts»»,  Kameruu  . . 1 87 

Kobelt,  Algier  uud  Tunis  93 
König,  Gewicht  der  Erde  218 
Konschin,  Usboi  . . . 2G 

Kopais-Se«.  Trockenlegung  219 
Krassnow,  Clian  Tengri  . 121 
Kruuse,  Salaga  124,  316.  374 
Kund  . . 127,  150.  251 

Lachouque,  Tunesieu  . 93 

Lam»,  Sro  Yaxndok  . . 184 

Laudas,  ltoudaires  Projekt  252 
Linman,  latckwnod  . . Gl 

Lannoy  do  Biasy  1 28*  186. 189 
La  Plato.  .Stadt  . . . 63 

Last 127,  187 

Le  Bruu-Kenaud,  franx.  Bes.  30 


Machado,  Do  lag.  -Balm 
Mackay  . . 29,  216 

Macoun,  MisUssiui-See 
Mager,  Mauch  . . 

Mihlr,  Volta-Gebiet  . 
Mauica  portugiesisch  . 
Marcel,  Marokko  . 
Manhall-Inselu  deutsch 
Martin,  Koutcukartc  . 
Martini,  Kcisowerk 
de  la  Martiniere  . . 
Masssja,  Etiopia  . . 

M.iHsin.  Likuala  . . 
Mattos,  inconuti  . • 

Maudslay,  Copau  . . 
McDonald,  Viehtrift 


Scitu 
127 
255 
. 152 
. 282 
. 39 
. 188 


317 

311 


281 
92 
125 
280 
31 
311 
346 

McLcncgan,  Nonatak-Flufs  G2 
Manager,  Togo-Iamd  . . 121 

Menguroni,  Cocchis  Kart«  281 
Meuocal,  Nicaragua- Kanal  347 
Molesworth,  Rima  . . 91 

Möller,  Pico  de  Sio  Thom*  128 
Monaco  Pr.  r.,  Golfstr  . 319  ' 
Montogu  Korr  Matabele  . 12s 
Montau»,  Philippinen  . 92 
Monte»  do  Oes  . 127.  317 
Morrison,  Mandschurei  . 91 
Moser,  Zentralasien  . . 28 

Moyano 63 

v.  Mucllcr,  Austral.  Reisen  189 
Naturforacherver9.  . 313 
Ncedham,  Reise  noch  Rima  91 
N4is,  Reise  am  Mebkong  91 
Neubritanmcu.  Neue  Namen  Gl 
Neuguinea  60,  128,  189, 
283.  346! 

Keumsyer,  Antarktische 
Forschung  ....  343 
Ngaim-See.  Ausdehnung  283 
H Niger".  Fahrt  nach  Sau- 
aaudig  ...  39,  252 


64, 


89 

151 

125 

311 


Lccrou,  Togo-Iiond  . . 121 

Leichhardt,  Spuren  . . 13 1 

Lenz  . 60,  188,  280,  315 

27  Le  Roy,  Zanguebar  . . 343 

319  Lindsay  60,  131,  283.  316 


153 

91 

62 


. . 318 
231.  313 


LLsta,  Feuerland 
Lock  hart 
Lockwood,  Fartbeat  North  61 
Iwnczy,  China  . . . . 311 
Lous,  Areal  von  Frankreich  26 
Ix>w,.MLtas»ni'See  . . 152 

Macaulay  . 184.  231.  311 


Nord — Ostsee- Kanal 
Nordeuskiüld  . . 

Obock.  Strafkolonie 
Oliveira,  Po rtug. -Afrika 
Ornstein,  Erdbeben  . 

Ossorio  . . 127.  188, 

Ostafrik.  Ges.  29,  126, 

Ozeane  ....  256, 

Palat  t . . . . 149, 

Pamir-Kurte  . . . . 279 

PaultUchke,  Oberer  Wcbi  187 
Payer.  ....  219,  318 
Pesry,  Grünland 
Peel,  Siorra-Leone 
Penrioxxi,  Sudan 
Ferner,  Aroal  v.  Frankreich 
Pfeil  . . . 216,  281 

Picard»,  Cseguba  . . 

Playfair,  Reue  in  Tunis 
Plüddcraann,  Westpata- 
gonien   63 

Polargebicte  63,  163.  220. 

233.  284.  318i 
Polet).  Ethnologie  . . 373 

Polynesien  61,  218,  263,  347  | 
m Grenze  . . 218 1 
Porro.  Knuordung  . . 13ü  | 
Pot&nin  . . 28,  124.  2hd 

Powcll,  Karte  der  V.  St.  218 
Pringle,  Ülautyre  . . . 282 


317 

217 

319 

315 


221 

252 

125 

219 

311 


252 


Seit« 

Purdy,  Berenice  . . . 187 

Quiroya  nach  Ad  rar  . 313 
Quiroz,  Grau  Chaco  . . 133 

Rabot,  Reise  in  Lappland  99 
Rodde  . 91*  184*  250,  312 
Ratzel,  Fragebogon  . . 182 

iUvcnttoin,  Mauica  . . 282 

Rävrillerc,  Mekong-Fahrt  1 83 
Rhode  ....  63,  153 

Kicharx,  Gewicht  der  Erde  2 48 
Richter,  Adelung«  Karten  123 
ltink,  Eis  in  Grünland  . 153 
Rizxo  nnrh  Ad  rar . . . aift 

Ross,  Korea».  Grenzgebiet  91 
Koudaircs  Projekt . . . 232 

Ryder  nach  Upernirik  . 134 
Sä,  Iucomati- Aufnahme  . 31 
Saiimbnni  iu  Godscbani  . 1 87 
Sio  Thornt.  Karte  . . 128 

t.  Schleinitz  . . 283,  346 

Schlüter,  Nach  dem  Nyassa  2 1 6 
Schmidt,  l'suramo.  . . 989 

Schräder  . . . 61,  128 

v.  Schrenck,  Neusibirien  63 
Schuckmann,  Rio  del  Key  188 
Schwarz,  Kamerun  . 93,  253 

Schwntko,  Mt.  Elias  236,  347 
Sehweinfurth  . . 311.  343 

Senegal.  Telegraph  . . 59 
Serpa  Pinto  . 187,  282.  346 
Sierra  L?ono.  Blaubuch.  232 
Sievera  . . 62,  152.  218 

da  Silva  Lima,  Manie»  . 188 
Simons,  Goajira  . . . 62 

Sklave tik liste.  Grenze  . 92 

Srarthiex  .....  59 
Snelleman,  Vetha  ExjkhI.  94 
Snellen,NiedcrL  Polarfahrt  318 
v.  Sodon,  Rio  del  Ray  . 253 
Soleillet  ....  281,  315 
Stnudingor,  Rückkehr  . 31  fi 
v.  d.  Steixien,  Xingu  . . 219 

Stejueger,  Bcring-Insel  29 
Steven«  in  Afghanistan  . 313 
Stcwnrt,  Scistan  . . . 18z 
Stoll,  Guatemala  . . . 132 

Stoney,  Alaska . . 62.  347 

Strachan,  Mai-k»»oa  . . 189 
Svenonius,  Kubnakaixs  . 26 

Swettenharo,  Malakka  . 185 
Swinny  am  Nvosju  . . 345 

Tappenbeck  12L  159.  25A 
Tarquah.  Goldminen  . . 30 

Taylor,  Nicaragua- Kanal  . 348 
Tchuantepec-Bahn.  Karte  62 
TenUon-Woixla  ....  92 
Thomson,  Sokoto  . . . 232 

Tboroddaeu,  NW-Island  . 349 
Thnuar,  Pitcomayo  . . 62 
Tbsandier,  Utah  . . . 218 
v.  Poll  • 2i»  68,  166.  313 
Tomsk,  UuiversiUit  . . 314 

Topinurd,  Revue  d'Anthr.  89 
Transkaspische  Bahn  184.  230 
Transvaal.  Westgrenze  . ¥17 
Traversi,  Suai-See  . . 343 

Tunis.  Carte.  . . 93,  374 

Upingtonia-Kepublik  . 127 
Valdau,  Kamerun  . . 187 
Valverde,  Barilochc-Paf*  . 63 
Viard 94,  314. 


VIII 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 1 Seite  I Seite 

Victorica,  Gran  Chico  . 153]  Webster,  Korea».  Grenze  91  Wilson,  Xil-Feldzug  . . 123 

Wagner,  0«Uftika  . . 217  Weif»,  Kilimu-Xdjch.ro  . 120  Winncrkc,  laiko  Kvrc  . 131 

Wnngeroann,  Südafrika  , 131  Welle,  Kio  Para  . . . 281  j Wifsmami  . . . . CO,  91 

Warncek,  Kolonien  . . 89  v.  Wensierski,  Ostafrika  . 21C  ' v.  Woketer,  1’cchuM- 

Wasllington  kein  Staat  . 218  Whitely,  Twckkway  . . 283  Lösche 91 

Wuutera  ....  59,  341  „Willem  Barents" -Komitee  183 


Seite 

v.  Wohlgemut!),  Jan  Mayen  220 
Woltf,  Sankuru  CO,  234,  281, 
343 

Woodthorpc.  . . 183,  313 
Woolfe  in  Alaska  . . . 62 


Seito 

! Wrey,  Walfiaeli-Bai  . . 34C 
zintgraff  in  Kamonm  . 317 
Züller,  KeUewerk  93,  127,  128 
Zuidenee.  Trockenlegung  89 
Zulultnd.  Information  . 34  6 


Beilage:  Geographischer  Littteraturbericht 


Ergänzungshefte. 


Nr.  81*  Geographisch  - geologische  .Studien  tut  dem  Kühmennddc.  Von  Fr.  Baybeiger.  Mit  2 Karten.  M.  4. 

Nr.  82.  Die  Pazifischen  Kiwmbnhcn  in  Nordamerika.  Von  Kob.  t.  Schlagintwcit.  Mit  Karte.  M.  2,«o# 

Nr.  83.  l>cr  Alpcnfohu  in  seinem  Einflufs  auf  Natur-  und  Menschenleben.  Von  Dr.  G.  Bernd t.  Mit  Karte.  M.  3,00. 

Nr.  84.  Arcbir  für  Wirt*chafl<gcngTaphic.  I.  Nordamerika,  1880 — 85.  Von  l’rof.  Dr.  Alex.  Supan.  Mit  2 Karten.  M.  5* 

Inhaltsverzeichnis  von  Petermanna  Geogr.  Mitteilungen  1S75— 84.  Mit  4 Karten.  M.  4. 


Druckfehler  und  Berichtigungen. 


Seite  62.  Spalte 

W>, 

n M, 

„ 123, 

» 126. 

h IM«. 

* 143, 


Zeile  3 u.  8 v.  o.  lies  170  km  stau  48  km. 

34  v.  o.  He«  P^cbjr  statt  l)echy. 
hm  i,  ,,  n Ilomolk*  MaU  Hornolka. 

» 27  r.  u.  „ 8ll>ueo  statt  Siluco. 

„ 20  t.  u.  „ Richter  Matt  Ritter. 

„ 17  v.  u.  *,  Bologna  statt  Mailand. 

3 v.  u.  „ Leipzig.  Drockbant  .tau  Jena,  Costouoblc. 


Seite  146,  Spalte  2,  Z.  18  v.  u.  Hoaßanoko*  statt  Banokos. 


1 Überschrift  He«  Januar  statt  Jaul. 


14«, 

166. 

188, 


310, 


1,  Z.  14  u.  16  ▼.  u.  lies  Banokos  Matt  Banakas. 

2,  Z.  1 u.  2 sind  tu  Sp.  1 zwischen  Z.  4 u.  6 olnztuchaltcu. 

2,  Z.  81  v.  u.  Al*  zuverlässigste  llohcnmciMins  von  8tanlcy 
Pool  ist  bisher  die  von  Dr.  A.  r.  Dnnckolnian  bererbueto 
Bestimmung  von  Dr.  PochulU.L&scfce  — 276  m — anxu- 
«eben. 

2,  Z.  18  r.  u.  llct  l'hcbc  statt  L’bcbo. 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  San’ä  vom  24.  April  bis  1.  Mai  1885. 

Aus  dem  Tagebuch  des  Forschungsreisenden  Eduard  Glaser. 

(Mit  Kalte,  *.  Tafel  1.) 


Im  März  vorigen  Jahres  mufste  ioh  Siidarabieu  wegen 
Geldmangels  gerade  iu  einem  Momente  verlassen,  wo  ioh 
alle  durch  frlihero  Reisende  geschaffenen  Schwierigkeiten 
beseitigt  und  die  Wege  für  eine  segensreiche  Erforschung 
des  ganzen  Sabäerreiches  geebnet  hatte.  Meine  drei  von 
S an’ä  aus  unternommenen  Expeditionen  haben  dies  wolil 
hinreichend  bewiesen,  auch  wenn  deron  Resultate  bisher  der 
Öffentlichkeit  nur  bruchstückweise  bekannt  goworden  sind. 
Selbst  Märib,  dor  Zielpunkt  jedes  mit  dem  Sabäertura  sich 
beschäftigenden  Reiseudon,  war  durch  liier  nicht  zu  erör- 
ternde Mittel  zugänglich  gemacht,  und  ich  hätte  daselbst 
in  vollster  Freiheit  meinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  ob- 
liegon  können.  Die  bovorstehondo  Ankunft  des  dort  regie- 
renden Scherifs  Husciu  ihn  ’Abderrahman  infolge  absoluten 
Geldmangels  nicht  abwartend,  reiste  ich  anstatt  nach  Mä- 
rib  nach  Europa,  von  wo  ich  nach  3 Monaten  wieder  in 
mein  Forschungsgebiet  zurUokkohron  wollte,  eine  Absicht, 
welche  leider  an  Verhältnissen  scheiterte,  deren  Tragweite 
nnd  Ziel  ich  nicht  geahnt  hatte.  Armer  als  ich  in  die 
Heimat  zurückgekehrt  war,  vorliofs  ich  dieselbe,  von  nichts 
anderem  begleitet  als  von  etlichon  Schulden,  dem  trösten- 
den Bewufstsoin,  meine  Pflicht  unter  den  schwierigsten  Ver- 
hältnissen voll  und  ganz  erfüllt  zu  babon,  und  einem  un- 
zerstörbaren Idealismus,  der  mir  seit  frühester  Jugend  tief 
in  die  Brust  gepflanzt.  Man  hat  sich  sogar  nicht  geschout, 
eine  kleine  für  Antiquitäten  erzielte  Geldsumme  zurückzu- 
halten, ja  selbst  ein  für  astronomische  Zwecke  notwendiges 
Chronometer,  das  ich  zur  Reparatur  zurückgelassen  und 
seither  oft  reklamierte , hat  man  bis  zur  Stunde  nicht  zu- 
rückgestellt,  so  dafs  ich  schon  deshalb  in  den  astrono- 
misch-geographischen Arbeiten  absolut  gehindert  bin.  Nach 
langem  Zuwarten  in  Konstantinopel  erlangte  ioh  endlioh 
von  seiton  des  österreichischen  Unterrichtsministeriums 
eine  bescheidene  Subvention  von  800  fl.  ö.  W.  in  Papier  (ca 
1600  Frank,  die  kaum  die  Kosten  moines  Aufenthaltes  in 
Konstantinopel  deckten),  und  machte  mich  mit  etwas  orborg- 
tera  Gelde  ein  zweites  Mal  auf  den  Weg  nach  Südarabien. 
Edle  Menschen,  moinc  Lage  kennend,  haben  mich  dabei 
unterstützt,  indem  sie  mir  alle  möglichen  Ermäfsigungen 

Petemnon » GeogT.  Mitteilungen.  1886,  Heft  I. 


erwirkten.  Es  drängt  mich,  diesen  Horren,  ganz  besonders 
Sr.  Exzellenz  dem  Herrn  Botschafter  Baron  Calico,  ferner 
den  Mitgliedern  der  K.  und  K.  Botschaft  in  Konstantinopol : 
Militärattache  Major  v.  Manoga  und  Legationssekretär  Freiherr 
v.  Call,  wie  nicht  mindor  dom  Präsidenten  der  österreichisch- 
ungarischen  Kolonie,  Commodore  Fomi,  bei  dieser  Gelegen- 
heit meinon  ergebensten  Dank  auszusprechen. 

So  kam  ich  am  21.  April,  nachdem  ich  das  Bafyr  el 
ah  mär  (d.  i.  das  Himjarenmeer,  welches  Wort  schon  von 
den  Alten  dor  gleichen  Schreibweise  wegen  mit  der  Be- 
zeichnung „Rotes  Meer“  verwechselt  wordon  sein  mag)  an 
Bord  des  Lloyddampfers  „Juno“  durchschifft  hatte,  in  Ho- 
deida an,  wo  ioh  an  der  Landungsbrücke  von  meinem  treuen 
Diener  §äli(i  bogrüfst  wurde,  der  seit  meiner  Abreise  von 
San’ä  regelmäfsig  mit  meinen  Maultieren  an  die  Küste  hin- 
abstieg, um  seinen  Herrn  zu  erwartou,  eiu  Beispiel  von 
Treue  und  Redliobkeit,  das  wohl  besonders  hervorgehobon 
zu  werden  verdient. 

Die  wenigen  hier  befindlichen  Europäer,  darunter  nuch 
ein  wackerer  jungor  Deutscher,  Beamtor  der  ottomanischen 
Tabakregio,  namens  Wendt,  weloher  leider  wenige  Tage 
nachher,  wie  ich  in  San’ä  erfuhr,  einem  perniziösen  Fieber- 
anfall erlag,  und  ein  aus  Württemberg  stammendor  Bürger 
der  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas,  nahmen  mich  aufs 
freundlichste  auf,  und  auch  die  türkischon  Beamten  thaten 
ihr  möglichstes,  um  aufs  neue  zu  bowoisen,  dafs  sie  einer 
der  liebenswürdigsten  Nationen  der  Walt,  angeboren.  Einer 
derselben  erzählte  mir  interessante  Dinge  über  den  leider 
ermordeten  Forschungsreisondon  Charles  Huber,  welchen 
er  in  Mekka  gesehen,  noch  bevor  er  von  dort  mittels  Es- 
korto  nach  Djidda  dirigiert  worden  war. 

Hodeida  eine  im  Aufblühen  begriffene  See- 

stadt mit  seichtem  Hafen,  ist  in  Europa  wohl  allzu  be- 
kannt, als  dafs  ich  mich  des  weitern  über  eie  äufsern  sollte. 
Als  einziger  Stapelplatz  fUr  ganz  Türkisch-Temen  würde 
diesos  Emporium  wohl  etwas  mehr  Aufmerksamkeit  von 
seiten  dor  österreichischen  und  deutschen  Kaufmannswelt 
verdienen,  und  mir  selbst  würde  os  trotz  der  indifferenten 
Haltung  der  malsgebenden  kommerziellen  Kreise  dennoch 

1 


2 


Von  Hodeida  nach  San  a. 


zum  Vergnügen  gereichen , alle  eveutuellen  Anfragen  sei- 
tens österreichischer  oder  deutscher  Gesellschaften  oder  Fir- 
men aufs  gewissenhafteste  zu  beantworten. 

Die  Anwesenheit  der  aus  sieben  Ärzten  bestehenden 
(Juarantänekonmiission  von  Rumänin  benutzend , besuchte 
ich  mit  einigen  dieser  Gelehrten  das  uufsorhalb  der  Stadt 
gelegeuo,  aus  ’Arw&iS  (P).  von  ’Ariä  = Hütte  aus  Holzge- 
strüppe  u.  dg).,  in  der  ganzen  Tihäma  üblich)  bestehende 
Akhdam- Viertel  (Häfet.  el  akhdam),  um  die  hier  hausende 
Parinbovölkerung  zu  studieren.  Du  die  Herren  Ärzte,  dur- 
unter auch  Dr.  Guth,  ein  Landsmann  von  mir,  in  diesen 
Dingen  durchaus  kompetenter  als  ich,  ihre  Beobachtungen 
über  die  Akhdüm  Hodcidas  zu  veröffentlichen  zugesagt  haben, 
so  kann  ich  mich  füglich  mit  dem  begnügen,  was  ich  dar- 
über im  „Ausland“  (16.  März  1685  in  eiucin  Aufsätze: 
Die  Kastengliedcrung  im  Yomen)  mitgeteilt  habe. 

Da  der  Weg  von  Hodeida  nach  San’ü  in  der  letzten 
Zeit  etwas  uusichor  geworden  — man  hatte  wenige  Tage 
vorher  sogar  die  Postkuriere  zu  wiederholten  Malen  ange- 
fallen — , so  wollte  ich  nicht  ohne  Begleitung  reisen.'  Nach 
3 Tagen  vergeblichen  Suchens  entschlofs  ich  mich  dennoch, 
blofs  mit  meinem  Dieuer  und  einem  Polizeisoldatun  abzu- 
reisen, da  mir  das  Klima  der  heifseu  Seestadt  außerordent- 
lich lästig  zu  werden  begunu. 

Freitag  den  24.  April,  6 Uhr  abends,  ritten  wir  zum 
nördlichen  Stadtthor  hinaus.  Ich  atmete  ordentlich  auf; 
denn  seit  3 Tagen  war  ich  nicht  einen  Augenblick  (selbst 
nicht  bei  Nacht)  aus  dem  Schweifst»  gerateu.  An  einem 
lieblichen  Palmenwäldchen  vorbei,  in  welchem  die  Spitals- 
hütten untergebracht  sind , gelangen  wir  gar  bald  ins  so- 
genannte Khabt  eine  beinuhu  durchweg  sandige 

Steppe,  welche  mit  eiuom  kleinen  büschelförmigen  Gewächs, 
’üsul  (J  -jz.),  unserm  Heidekraut  in  der  Form  nicht  unähnlich, 
bedeckt  ist,  aus  welchem  die  Araber  eine  schwarze  Masse 

f t 

(Hufum  »J>)  bereiten,  die  zu  dun  verschiedensten  Dingen 
verwendet  wird:  als  Beigabe  zur  schwarzen  Farbe,  als  In- 
grodiunz  zur  Seife,  ferner  vermischt  mit  Söder  ( als 
Händeschminke  der  Frauen,  und  zu  viel  andern.  Tausende 
von  Grillen  beloben  diese  einsame  Steppe  mit  ihrem  lieb- 
lichen Zirpen.  Sonst  herrscht  Totenstille.  Nur  das  Fir- 
mament  mit  seinen  glitzernden  Sternen  trägt  noch  etwas 
Leben,  allerdings  ein  geräuschloses  und  erhabenes,  hinein. 
Freilich  möchte  ich  hier  nicht,  vom  Wege  abwoichend,  blofs- 
fufsig  durch  die  niedrigen  Büsche  wandern,  denn  zahlreiche 
Schlangen  (von  den  Arabern  hajjat  und  binään  genannt), 
geräuschloser  noch  als  das  Firmament,  windon  und  schlän- 
geln sich  durch  den  Sand,  und  wehe  dem,  der  dieser  Ge- 
sellschaft zu  nahe  tritt! 

Um  9 Uhr  erreichten  wir  das  ersto  Mikäje,  das  soge- 
nannte Kahwet  el  Khabt,  das  Wüsten-  oder  Stoppen- Kaffee 


— und  in  der  That  verdient  es  diesen  Namen , denn  weit 
und  breit  gibt  es  kein  Dorf,  keine  Hütte  — ; das  Kaffee- 
haus besteht  aus  fünf  oder  sechs  ’ArwfUs,  die  koin  andres 
Meublement  enthalten,  als  zwei  oder  drei  sogenannte  Ka- 
rfisi  (Plural  von  Kurs!)  oder  Ka’äid  (Plural  von  Ka'da),  eine 
Art  Bettgestell  der  einfachsten  Konstruktion,  etwa  1 m hoch 
und  mit  einem  Faser-  oder  Strickgeflecht  überzogen.  Die 
allzugrofse  Feuchtigkeit  in  der  Tiluima  erlaubt  nicht,  dafs 
| man  auf  der  blofsen  Erde  schlafe. 

Aufscr  einigen  Kameltreibern  (djammälin)  war  nur  noch 
ein  verarmter  Gelehrter  aus  Baghdad  da , der  seit  etwa 
10  Jahren  im  fremdou  Laude  bettelt.  Eiue  Krankheit  scheint 
ihm  die  Sprache  genommen  zu  haben,  denn  nur  mit  Mühe 
stotterte  er  einige  Worte.  Schon  tags  zuvor  hatte  er  sich 
mir  in  Hodeida  gewisserinafsen  als  einen  Kollegen  vorge- 
stellt, als  einen  armen  reisenden  Gelehrten,  nur  mit  dom 
Unterschied,  dafs  or  mich  ftlr  reich  hiolt.  Mit  grofser 
Mühe  brachte  er  das  „Saläm  ’aleikum!“  heraus,  und  auf 
meine  Einladung  leistete  er  mir  beim  Kisrtrinken  Ge- 
sellschaft. Kiär  ( .-ixi),  der  Absud  aus  don  die  Kaffeeboh- 
nen einbüllendeu  Hülsen  (die  Hülse  heifst  eben  Kiär),  wel- 
cher in  bauchigen  und  langhalsigen  Gefäfsen  (Djemin  = 
Plural  von  djemeno)  dargereicht  wird , ist  da«  einzige  La- 
bung«- und  Stärkungsmittel,  das  man  in  dieser  Einöde  be- 
kommen kann. 

Nach  dreistündiger  Rast  brachen  wir  Punkt  12  Uhr 
wieder  anf,  diesmal  von  unserm  Gelehrten  begleitet,  der 
gleichfalls  nach  Bädjil  gohon  wollte.  Wir  durchziehen  von 
Hodeida  angefnngen  bis  an  den  Rand  des  Gebirges  fort- 
während das  Gebiet  der  Kohrä-Araber  (I-Äi),  eines  grofsen, 
etwa  über  3000  bewaffneter  Männer  verfügenden  Stammes, 
welchen  Karl  Ritter  (I,  913)  fälschlich  für  einen  aus  Täif 
nach  dem  Yomen  eingewnnderten  Tribus  hält.  War  unser 
Weg  bisher  ziemlich  genau  nach  NE,  so  wendet  er  sich 
nunmehr  gegen  ENE,  beinahe  E.  Die  Gegend,  bisher  bei- 
nahe baumlos,  wird  belebter.  Verkrüppelte  T'aHibäume  mit 
geradezu  horizontaler  Krone  treten  ziemlich  häufig  auf, 
und  hier  und  da  erscheinen  auch  einige  Dompulmcu  (Daum 
genannt,  und  nicht  zu  verwechseln  mit  dem  gleichfalls  Daum 
genannten  Baume  in  den  tieferu  Partien  der  Wadis,  zu 
beiden  Seiten  des  Serät).  Die  Dörfer  Der  el  Mazära’a, 
Der  Sälim,  Der  llöbal,  El  Hamra,  Der  es  Seil,  Der  ihn 
Ahmed,  befinden  sich  teils  an  der  Route  selbst,  teils  in  der 
Nähe,  während  das  Hidjro-Dorf  (von  Aäräf  oder  Sflde  be- 
wohut)  Maräwa’a  und  Kotä'  ziemlich  woit  rechts  vom 

Woge  bleiben,  und  zwar  beide  im  Flufsbette  des  Wadi 
Sahäm  ((*up~).  Talicj  bei  Ritter  (I,  718  u.  I,  893) 

Dahhi  genannt,  der  übrigens  kleine  llnuptort  des  Djur- 
balji-  (Plural  = Djoräbih)  Stammes,  bleibt  ziomlich  weit  nörd- 
lich vom  Wege  liegen,  jedoch  nicht  so  woit,  als  es  nach 


Digilized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  San’a. 


3 


Niubuhr  verzeichnet  ist.  Alle  diese  Dörfer  sind  einfache 
Hüttendörfer,  zumeist  weitläufig  angelegt.  Zum  Unterschiede 
von  don  Küstenstadton,  welche  Steiuhäuscr  enthalten,  findet 
man  hier  weit  und  breit  keinen  Stein,  keinen  Felsen.  Das 
allein  schon  wurde  uns  genügen,  in  Übereinstimmung  mit 
einzelnen  moinor  Vorgänger  zu  behaupten,  dafs  die  gauze 
Oegend  verhältnismäfsig  neuern  Ursprunges  ist , und  ihr 
Entstehen  nur  dom  Zurückweichen  des  Meeres  verdankt. 
Man  könnte  !>einahe  mit  Sicherheit  sagen,  dnfs  die  den  Alten 
bekannte  Küste  ziemlich  weit  im  Innern  des  heutigen  Lan- 
de» war,  etwa  dort,  wo  man  die  ersten  Saatfelder  erblickt, 
so  dafs  manche  der  von  1'tolomäuB,  Plimus  und  dem  Ver- 
fasser des  Periplus  erwähnten  Küstonortsclmfton  und  Häfen 
gegenwärtig  im  Innern  des  Landes  zu  suchen  sein  werden. 

Es  ist  hier  dassolbe  Phänomen  zu  konstatieren , wie  in 
Djidda,  Port  Said  und  andern  Städten  des  Koten  und  des 
Mittelländischen  Meere» , wo  sich  der  Seespiegel  geradezu 
zusehends  von  Jahr  zu  Jahr  senkt  und  meereiuwärt»  zu- 
rückziebt,  wie  am  Tritonischen  Golfe  und  in  Uttica.  Nur 

I 

jene  Tilnimagcgouden,  welohe  an  und  für  sich  höher  liegen 
und  wolche  sich  erst  durch  genaue  barometrische  Messungen 
werden  feststellen  lassen,  können  als  schon  vor  alter  Zeit 
hlofsgulegto  Strecken  betrachtet  werden. 

Bei  Der  el  ’Obnki  ( .mt.),  auch  Der  el  Djebl  genannt, 
treten  wir  schon  zwischen  die  ersten  Vorläufer  de*  soge- 
nannten Tihämagebirges  ein.  Unser  Weg  führt  nun  durch 
niedrige  Hügel  hindurch  längs  eines  ausgetrocknetvn  Fluß- 
bettes (Säila)  bis  nach  Bädjil,  das  zwischen  Dj.  ’Obüki,  dem 
mächtigem  Dj.  Dämir  und  dem  Dj.  Dihno  (äi?j) 

cingescblosscu  liegt.  l>j.  Milhän  und  Dj.  Ijiofää 

erscheinen  nördlich  im  nahen  Hintergründe  von 
Dj.  Dilma  und  dem  östlich  davon  gelegenen  Dj.  ’Yzzän 

_c)  Allseitig  befinden  sich  in  der  Nähe  der  Dörfer  ! 
bereits  Saatfelder,  zumeist  Dnkhn,  Dirre  (s.j,  anderwärts 
Durrah  genannt)  und  Rfimi  (=  türkischer  Weizen,  Mais). 
Um  6 Uhr  morgens  reiten  wir  in  Bädjil  ein , der  grofsen  1 
Huttenstadt  und  dem  Zentrum  der  gleichnamigen  Kadhä, 
(türkische  Aussprache:  Kazä)  oder  de#  Verwaltungsbezirkes, 
welcher  unter  einem  eignen  Kaimakäm  steht. 

Bädjil  aus  etwa  500  grofsen  ’Arwäs,  drei  oder 

vier  von  den  Türken  erbauten  Steinhäusern , und  einem 
festungsurtig  angelegten  Regierungsgehäude  beslebend,  ist 
eine  der  merkwürdigsten  Städte  der  remenischen  Tihäma. 
I>rei  bis  fünf  Hütten,  von  einem  Zaune  umgeben  und  dann 
I)ärc  genannt,  bilden  gewöhnlich  das  Gehöfte  einer  aller- 
dings bisweilen  zahlreichen  Familie.  Einige  grofse,  thüuerne 
oder  irdene  Bottiche,  gewöhnlich  bi»  zur  Hälfte  oder  noch 
tiefer  eingegraben,  enthalten  da*  Trinkwasser.  und  mitten  l 
im  Hofe  befindet  »ich  die  Feuerstelle.  Die  ‘Arwäi  sind 
nach  Art  der  europäischen  Häuser  ziemlich  rechteckig  und  j 


mit  einem  regelrechten , allerdings  nur  aus  Knüppelbalken 
verfertigtem  Dachstuhle  versehen , hei  welchem  sogar  der 
Firstbalkon  nicht  fehlt.  Von  innen  betrachtet , bietet  das 
Ganze  den  Anblick  oines  leeren  europäischen  Hausgerüstos 
der  allerprimitivsten  Sorte  ohno  Dachboden.  Die  senkrech- 
ten Wunde  des  ’Ariä  werden  von  innon  mit  einer  gelblich- 
braunen  Masse  verkleidet  (die  Arabisten  durften  mit  Hilfe 
der  Wörterbüohor  leicht  hcrausfindeu , was  diese  Masse, 
daff  el  häkar  genannt,  sein  könnte,  ohne  dafs  dies  in  guter 
Gesellschaft  oder  vor  wohlerzogonen  Lesern  ausgesprochen 
zu  werden  braucht).  Außer  einigen  Ka’äid  findet  man 
nichts  als  eine  Öllampe  (Mäsraflje),  eine  Merfa'a  (kleiner 
dreifußiger  Schemel , kaum  30  cm  hoch,  auf  welchen  man 
diu  Schüssel  stellt),  eine  Medä'a  (hohe  Wasserpfeifo  mit 
langem  Rohre)  und  höchstens  noch  eine  alte  Kognftkkisto 
oder  einen  Kasten,  in  welchem  die  Kleinodien  der  Familie, 
bestehend  in  einigen  Blechtöpfen,  Kiirtäßclion  und  zwei 
oder  drei  Eßlöffel  der  allerordinärsten  Sorte,  sorgfältig  ver- 
sperrt  aufbewahrt  werden.  Den  Schlüssel  dazu  hat  selbst- 
verständlich die  emsige  Hausfrau.  Da  im  ganzen  Hause 
Thür  und  Thor  stet«  offen  ist  — die  meisten  Hütten  buhen 
gar  keine  versctiliefsbare  Thüre , sondern  einfach  Matten- 
vorhänge — . so  ist  diese  weise  Vorsicht  vielleicht  nicht 
ganz  überflüssig.  Die  Männer  gehen  beinahe  ganz  nackt. 
Bloß  um  die  Lenden  tragen  sie  ein  großes  Tuch  oder  viel- 
mehr ein  Stück  lannwand  (Futa).  Der  Kopf  wird  nur  selten 
mit  einer  Art  ’Ainäme  (Kopftuch,  in  der  Tihäma  Massar, 
im  Gebirge  Kuh’,  genannt)  bedeckt.  Der  Oberloib  wird 
bisweilen  mit  einer  engärnieligun  Jacke  (Zonne,  im  Gebirge 
Medra’a  genannt)  bedeckt  und  nur  die  Vermögendem  tragen 
eine  Art  Überwurf  aus  dünner  Ixdnwand  (*Abl»e)  und  San- 
dalen (Medina*,  im  Gebirge  Hidä  oder  Hidä  genannt).  Die 
Damen,  un verschleiert,  tragen  Beinkleider,  ein  enganschließen- 
des Tuch,  welches  von  den  Hüften  bis  zu  den  Knöcheln 
reicht  und  an  dor  Bewegung  hindert.  Wie  die  besser  si- 
tuierten Männer,  verhüllen  auch  die  Damen,  und  zwar  ohno 
Ausnahme,  ihren  Oberleib  durch  eine  Art  Jacke  und  trogen 
gewöhnlich  auch  ein  Kopftuch.  Im  ganzen  sind  sio  manch- 
mal bestrickende  Erscheinungen , besonders  wenn  sie  die 
BlUtejahre  noch  nicht  überschritten  haben.  Draußen  im 
Freien  sieht  man  die  Weiher  häufig  mit  nach  oben  sich 
verengenden  Strohhüten  (Mawähif  Plural  von  Mau- 

hif  oder  Mauhifel  mit  großer  Krempe,  eine  Tracht,  die 
man  hei  den  Männern  nur  im  Sa'finlande  wuhniohmen  kann. 
Da»  Nutzvieh,  gewöhnlich  aus  zwei  oder  drei  magern  Buckel- 
küheo  bestehend,  findet  Platz  genug  im  Hoframn,  wo  man 
ihnen  zumeist  etwas  ‘Adjür  f d.  i.  getrocknete  Stengel 

der  verschiedenen  Tibämaptlanzen , seltener  jedoch  ‘alaf 
( _“g).  eine  Art  Heu  als  Futter  vorsetzt.  Eine  solche 
Kuh  hat  dann  auch  nur  schlechtes  Heisch  und  ist  kaum 

»• 


Qigitized  by  Google 


4 


Von  Hodeida  nach  San’«. 


mehr  als  15 — 18  Mariatheresienthaler  wert.  Aufsordem  be- 
sitzen die  Leute  gewöhnlich  nooh  einige  Schafe  und  Ziegen, 
und  auch  Katzen  (eine  sehr  grofse  Sorte)  und  Hunde  fehlen 
nicht. 

Bädjil  ist  der  Mittelpunkt  des  Kohrnstammes  oder  des 
sogenannten  Kohrijalandos  und  zugleich  ein  grofaer  Markt- 
ort, wo  es  an  Markttagen  rocht  bunt  hergeht.  Ganz  Kol.ira 
hält  es  fiir  seine  Pflicht,  acte  de  prdsence  zu  thun  und 
jeder  oinzelne  erscheint  mit  seiner  Ghariz  d.  i.  einer 

kurzen  Lanze  und  seiner  Djurda  oder  Djirda,  einem  aus 
Syrien  her  eingeführten  Schwerte,  das  gewöhnlich  in  einer 
Holzschoide  (djihüz)  steckt.  Selbstverständlich  fohlt  die 
Djenbija  (das  Gürtelmesser)  niemals,  wenngleich  sio  nicht 
so  schön  aufgeputzt  ist,  wie  bei  den  Gebirgsarabern.  Nur 
dio  Akhdäm,  welche  abgesondert  wohnen,  tragen  keine  Waffen. 
Die  Kobrä-  Araber  sind  etwas  dunkel  gefärbte  Leute  von 
schwächlicher  Statur;  sie  sind  seit  undenklichen  Zeiten  in 
dieser  Gegend  angesicdolt  und  sind  vielleicht  gerade  die- 
jenigen, welche  den  durch  das  Zurückwoichen  des  Meeres 
blofsgelogten  Boden  urbar  machten;  denn  aus  den  in  den 
arabischen  Handschriften  aufgczeichueten  Überlieferungen 
geht,  hervor,  dafs  ’Akk,  der  Vaterstamm  der  Kohrü,  aus  dem 
Gebirge  hierher  cingewandert  und  erst  nach  der  Zerstö- 
rung dos  Dammes  von  Marib  bis  hart  ans  Meer  vorgerückt 
ist.  Die  Küstengegend  kann  also  nicht  viel  alter  als  1700 
Jahre  sein.  Indes  haben  nur  die  wenigsten  der  heutigen 
Kol,mi- Araber  eine  Ahnung  von  ihrer  Abstammung  und 
Herkunft.  Danach  befragt,  geben  sie  gewöhnlich  zur  Ant- 
wort: -Wir  sind  Unterthanon  (ra’ija)  der  Regierung  und 
schauen  zu,  dafs  wir  oin  Stückchen  Brot  erwerben;  was 
sollen  wir  von  den  ansüb  (Deszendenzen)  wissen?  Das  ist 
nur  bei  don  Gebirgskabylen  Sitte , welche  grofse  Herren 
sind.  Höchstens  kann  dir  darüber  einer  unsrer  Golehrten 
oder  ein  Sejjid  Aufschlufs  gebon!“  In  der  That  liegen 
auch  dio  diesbezüglichen  Verhältnisse  in  dor  Tihama  spe- 
ziell, wo  die  Völkerschaften  gar  oft  durcheinander  gewürfelt 
wurden,  nicht  ganz  einfach.  Indes  werden  die  südaro- 
bischen  Handschriften  in  dieses  Chaos  etwas  Ordnung  bringen. 
Ich  solbst  besitze  — abgesehen  von  einem  ausgezeichneten 
Exemplar  des  10.  Bandes  dos  Iklil  des  Hamdaui,  dom  Raud- 
hat  el  albäb  und  einer  dritten  an  Wert  alle  andern  über- 
flügelnden Handschrift,  deren  Verfasser  leidor  nicht  ge- 
nannt ist  — ein  vollständig  erhaltenes  Manuskript  Uber 
südarabischo  Genealogie  von  dom  aus  Djibla  stammendon 
berühmten  El  Melik  el  asraf  abi  Haf$  ’Omar  ibn  es  Sultan 
Jüsuf  ibn  ’Omar  ibn  ’Ali  ibn  Rasül  el  Ghosaüm.  Ich  werdo 
Gelegenheit  haben , später  auf  dieses  ausgezeichnete  Buch 
zurückzukommen.  Hier  nur  eino  kleine  Probe,  welche  uns 
nicht  nur  über  dio  Kohra-Araber  Aufschlufs  geben,  sondern 
auch  zeigen  wird , wie  viele  Stammesgruppou  der  heu- 


tigen Tihäma  sich  auf  bekannte  alte  Stämme  zurückführen 
lassen. 

Der  Autor  führt  folgende  (von  mir  wesentlich  gekürzte) 
Genealogie  dos  ’Akk  ibn  ’Adnän  an: 

Es  gibt  zwei  ’akkitische  Linien:  Sahid  und  'Abdallah, 
beide  Söhne  des  ’Akk-Sahid  verzweigten  sich  wieder  in  zwei 
Stämme:  ’Afik  und  Sä’ida,  ebenso  wie  'Abdallah,  von  wel- 
chem ’Abs  und  Banlän  abstammen. 

Von  ’Afik  leiton  ihren  Ursprung  her  dio : Kijunn,  Ma- 
küsira,  Dibna  (bewohnon  die  Hügel  zwischen  El  Fakhrija 
und  El  Muk^arija,  das  sind  die  bereits  oben  erwähnten  Borgo 
Dihna  bei  Bädjil),  Rami , Dübi  und  Li’sän  (bereits  in  Pli- 
nius  VI,  § 157,  erwähnt).  Zu  Sä’ida,  einer  Urenkelin  Sü- 
hids  gehören : Läm,  Sakhr,  Da’idj,  Na’idj,  Za’l  (ursprünglich 
wahrscheinlich  auf  dem  Dj.  Hadliür  Su’aib,  gegenwärtig 
zwischen  Hodeida  und  Lobya),  Kiu,  Kudhija,  ’Aldfa,  Iläil 
(welche  von  Hais  bis  Alauäah  (?)  und  im  eigentlichen  Yemen, 
südlichen  Teils,  wohnen),  ferner  Wälija,  Kohr,  zu  denon  dio 
BcdQ  el  Iladaki  und  dio  Kohrü,  vielleicht  die  Cyrei  des 
Plinius,  gehören,  dio  Raidha  und  die  Rukäma. 

Auf  ’Abs  werden  zurückgefiibrt : Zuheir,  Malik,  Kureif, 
Zeid,  El  ’Aiülik,  Hädjaba,  Ghüuarn,  Nüdj,  Mensik  (zum  Ge- 
biete vou  Mahdjam  gohörig) , ’Amrän,  zu  welchen  dio  im 
Wadi  Sahüm  wohnenden  Kudhü  bonü  ’ Amrau  Besir , viel- 
leicht dio  Chodae  des  Plinius,  gehören,  El  Habthä  (in  Ha- 
radh),  El  Harma,  El  Djartha  im  Wädi  Surdud,  Sabi’a,  el 
Mutüwako,  ’Abida  &c. 

Endlich  dio  Stämme  Baulüns : El  ’ Alawi,  el  Kahabi,  el 
Djurbabi,  ’Adwän,  El  Wabra  C?),  el  Huleili  (im  Surdud), 
Es  Sammi,  El  Ka’bi  (im  Wadi  Maur,  auch  auf  meiner 
Kartenskizze  nachgewiesen , und  zwar  unweit  von  Snda). 
Aufserdem  noch  zahlreiche  andre,  da  ’Akk  mit  Aä’ur  ver- 
schwägert war,  und  infolgedessen  manche  Strecken  von  boidon 
Stämmen  gemeinschaftlich  bewohnt  wurden.  Die  meisten 
dieser  Stämme  sind  noch  heute  nachweisbar  und  sollen  auch 
im  Verlaufe  meiner  Publikationen  über  den  Yemen  zur 
Sprache  kommon.  Vorläufig  genüge  uns , aufser  den  be- 
reits genannten  Kobraort  schuften  noch  diejenigen  aufzuzüh- 
len , welche  man  heute  zu  diesem  Stammesgebiote  rechnet. 

Dör  el  Wafi,  Bohäh , Diret  'Am,  Kobbet  el  Massü’ir, 
Mukleh,  Samhar  und  ’Obäl,  welches  schon  obenso  wie  Mik- 
töre  in  der  Nähe  von  Hodjeila  gologen  ist.  Aufsordem  ge- 
hören zur  Kobrija  noch  dio  Staramesgruppon  dor  Madjärda, 
Duwämire  (beide  auf  dem  Dj.  Dürnir)  und  Li’sän.  Südlich 
von  den  Kohrü  (schon  zu  Boyt  ol  Fakih  gohörig)  wolint 
dor  grofse  Stamm  dor  ’Abüs,  oder  wie  die  Araber  auch 
sagen,  die  Kabilat  el  ’Absi  welche  gleichfalls  zu 

’Akk  gerechnet  werden,  und  den  untorn  Teil  des  Wüdi  Sa- 
ham  innehaben.  Nördlich  von  den  Kohrü  leben  dio  Djerü- 
bih  und  die  Ahl  Milhüu  und  Ilofaä.  Im  Osten  stofseu  dio 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  $an’A. 


5 


Kohrä  an  das  Gebiet  der  Zijüdini , welche  am  Fufso  der 
Haräzberge  wohnen. 

Um  2 b 45 m nachmittags  muf»  ich  die  Temperatur 
im  Schatten  und  fand  nicht  weniger  als  37,8*  C.  Das 
Maximum  jedoch  scheint  gegen  40*  betragen  zu  haben, 
da  selbst  meine  Wirtin  meinte,  dafs  dies  „maut  wa  müä 
biimi“,  d.  h.  „der  Tod  und  nicht  blofs  heiß“,  sei.  Diese 
Tcm(x>ratur  scheint  jedoch  selbst  in  der  Tihäma  eine  außer- 
gewöhnliche zu  sein.  Indes,  ich  verbrachte  doch  die  Zeit 
so  angenehm  als  möglich,  donn  sowohl  die  Wirtin  als  auch 
einige  andre  Bewohner  des  Ortes  waren  liebonswürdig 
genug,  mir  eine  ganze  Reihe  von  Aufklärungen  über  die 
Sprache  und  andre  Verhältnisse  des  Landes  zu  geben,  welche 
mein  bisheriges  Wissen  wesentlich  ergänzten.  Merkwürdig 
bleibt  nur,  daß  der  treffliche  Niobuhr,  dem  os  keiner  seiner 
Nachfolger  an  Schlichtheit  und  Gewissenhaftigkeit  in  der 
Darstellung  der  bereisten  Gebiete  gleich  gothan  hat,  von 
Lol.iija  Über  Tabej  nuch  Boyt  el  Fakih  reisend  und  ganz 
nahe  an  Rädjil  vorüberpassierend,  doch  von  dieser  bedeu- 
tenden Stadt  kaum  den  Namen  erwähnt,  liädjil  liegt  be- 
reits an  180  m höher  als  llodcida. 

Um  7h  30“  ritten  wir  von  liädjil  ab,  unmittelbar  hinter 
der  Stadt  bereits  ins  eigentliche  Gebiet  der  (mit  Unrecht) 
sogenannten  Tihämaberge  eintretend.  Unser  Weg  führt 
uns,  immer  in  einem  Flufsbotto  aufsteigend , zwischen  den 
zwei  niedrigen  Kegeln  des  Dj.  Dihno  und  don  zwei  gleich- 
falls nicht  hohen  Kuppen  des  Dj.  ’Yzzän  einerseits  und  dem 
etwas  mächtigem,  wenngleich  ebenfalls  nur  niedrigen  Dj.  L)ä- 


mir  anderseits,  bis  knapp  an  den  nördlichsten  Rand  des 
letztem,  wo  wir  uns  jäh  noch  SE  wenden,  immer  in  dem- 
selben Flufsbette,  welches  südöstlich  von  Bo  bäh  seinen  Ur- 
sprung nimmt  und  gerade  au  dem  erwähnten  Wendepunkte 
ein  zweites  Wadi,  das  Wadi  Markh  (a.  j (in  seiuom  Ober- 
laufe, d.  h.  in  den  Bergen  der  Reni  Sa'd,  Wädl  el  Hirith 
genannt),  aufnimmt.  Hinter  dem  Dj.  Dihne  und 
dem  Dj.  zzün,  scheinbar  in  unmittelbarster  Nähe,  erheben 
sich  die  gewaltigen  Massen  des  Dj.  Milfeän,  HofAü  and  Tais, 


welche  sich  bis  gegen  Tawile  erstrecken,  von  unserm  Ge- 
biete jedoch  durch  das  Wtldi  Surdud  getrennt  sind,  das 
den  Djerübih- Arabern  als  Wohnsitz  dient.  Der  Dj.  Dämir, 
nicht  sehr  hoch,  jedoch  aufserordentlich  ausgebreitet,  ist 
mit  zahlreichen,  zumeist  aus  Steiuhäusern  bestehenden  Dör- 
fern besetzt,  welche  den  Dawämire  und  Medjärda,  zwei 
gleichfalls  zum  Kolirästauime  gehörigen  Lahüm  (=  Unter- 
abteilangen)  gehören.  Unser  Weg  führt  unB  immer  knapp 
an  dem  Ostabbango  dieses  Bergzuges;  östlich  vom  Woge 
erblicken  wir  in  nächster  Nähe  blofs  einige  von  Medjärda 
bewohnte  niedrige  HugelzUge,  hinter  welchen  sich  das  schon 
den  Klassikern  und  Hamdäui  bekannte  Land  Li’sän  bis  in 
die  Gegend  der  Benl  Ismä’il,  ins  W.  .Sahntu  bis  ’Obäl  und 


Saihün  Danmar  erstreckt.  Hinter  Li’san  erheben  sich  die 
mächtigen  Berge  der  Benl  Sa’d.  Auf  dem  Dj.  Dämir  gibt 
es  noch  keino  Kaffeekultur,  welche  erst  mit  dem  Dj.  Bura* 
(gj)  beginnt.  Um  10b  45“  abends  erreichen  wir  Bobäb 
wo  wir  auf  Anraten  einiger  Kameltreiber  über- 
uachten,  da  sie  uns  mitteileu,  dafs  der  vor  wenigen  Stunden 
gefallene  Regen  den  Weg  besonders  zur  Nachtzeit  unprakti- 
kabel gemacht  habe.  Boltäh,  ein  kleines  Hüttendorf,  ist  ohno 
jede  Bedeutung.  Es  liegt  365  m Uber  dem  Seespiegel. 

Den  uächsteu  Morgen,  d.  i.  Sonntag  um  6b  15“,  brachen 
wir  auf.  Trotzdem  die  Hitze  ganz  aufserordentlich  war, 
bedauerte  ich  doch  keinen  Augenblick,  nicht  bei  Nacht  go- 
reist zu  sein ; donn  der  Weg  war  geradezu  entsetzlich,  so 
dafs  ich  an  zahlreichen  Stellen  vom  Maultier  absteigon 
mußte.  Wir  durchritten  zunächst,  uns  immer  in  der  Nähe 
dos  rechts  vom  Wogo  befindlichen  Dj.  Bura’  haltend,  die 
Kä’  Mnt-hali  bis  zur  Enge  von  Bäh  el  Käre 

(■ijj),  hinter  welcher  wir  in  die  Kä’  Snmliur  ( —*— ) hinaus- 
traten.  Hier  erblicken  wir  in  nicht  großer  Entfernung 
das  große  Marktdorf  ’Obäl,  über  welches  eine  zweite  Straße, 
und  zwar  für  Kamele,  nach  Mefliak  führt.  Der 

Weg,  welcher  die  mächtige  Bcrgraasso  von  Hurüz  (-Ls*-) 
umgeht , fiihrt  von  ’Obäl  nach  Sok  er  Rubü’  und 

Sanfar  ( ,yUo)  im  Wädi  Sahüm  und  von  hier  durchs 
Wädi  Saihän  hinauf  nach  Beyt  el  Käbili  ( 

und  SaihAu,  dann  durch  niedrige  Einsattelung  zwischen  dem 
Dj.  'Äniz  ( J-c)  und  den  Borgen  der  Benl  Mukätil 
nach  Mefl.iak,  wo  er  mit  dem  kürzern  über  Me- 
näkha  (.vj>— /c)  nach  San  ä führenden  Wege  zusam- 

montrifft 

Wir  lassen  deu  au  der  Nordostseite  des  Dj.  Bura’  be- 
findlichen Marktort  ’Obäl  rechts  liegen  uud  steigen  direkt 
gegen  Hodjeila  (jJuc?“ ) empor,  zalüroiche,  tiefeingeschnittene 
Flußbette  durchschreitend , welche  allo  zum  W.  Sahara 
gehören.  Um  llb  30“  vormittags  erreichen  wir  Hodjeila, 
einen  Marktort,  in  welchem  nur  ein  einziges  unständiges 
Gebäude,  numlich  die  auf  der  Höhe  gelegene  türkische  Ka- 
serno vorhanden  ist.  Alle  übrigen  Häuser  dieses  letzten 
Tihämaortes  stellen  ein  Gemisch  von  Hundehütten  und 
’Arwäi  vor.  Die  Hütten , kaum  mannshoch , werden  aus 
großen,  unbehauenen  Steinen  ohno  Mörtel  aufgefübrt.  Der 
Ort  hat  seinen  Namen  von  den  zahlreichen  Steinhühnern, 
die  in  der  ganzen  Umgegend  geschossen  werden  können. 
Ilodjeila  scheint  identisch  zu  sein  mit  dem  &a{  el  hadjal, 
welches  Hamdäni  in  seinor  Beschreibung  der  Djezirat  el 
I ’arab  bei  Huräz  anführt. 

Die  Einwohner  von  Hodjeila , alle  förmlich  kastanien- 
braun uud  unsren  Zigeunern  nicht  unähnlich,  gehören  teils 
zum  Stamme  des  Z(jädini  teils  zu  dem  der  Khaull 

oder  Khäuli  oder  Die  enteren  scheinen 


6 


Von  Hodeida  nach  fjan’ä. 


ein  Zweig  dor  Boui  Dawwär  zu  Bein.  Die  Zijädini  haben 
folgeude  Dörfer  inne : Hodjeila,  Wa’il  (j-x.)  im  NNE  von 
Hodjoilu  und  ol  M’äzebe  (ju jxA) , welche»  wie  das  oralere 
auf  dem  kürzesten  Wege  nach  Menäkha  gelegen  ist,  jedoch 
etwas  weiter.  Die  Khauli  wohnen  in  Hodjeila  und  besitzen 
aufserdem  das  Dorf  El  K&hira  (ä-f  Jsj , ziemlich  genau 
südlich  von  Hodjeila  auf  dem  Berge,  kaum  2 km  entfernt 

Aufsur  den  Steiuhühueru  gibt  es  besonders  in  den  Gewäs- 
sern der  Umgebung  eine  Art  wilder  Enten,  hier  Khulal  (JJw>) 
genannt,  welche  sehr  schmackhaftes  Fleisch  liefern.  Aufser- 
dem eine  Unzahl  von  Yogulurteu  und  Schmetterlingen, 
welche  das  Buschwerk  beleben.  Da  meino  Mittel  mir  nicht 
gestatten,  naturhistorische  Sammlungen  anzulegen,  so  habe 
ich  mich  damit  begnügt,  die  Namen  der  mir  zu  Gesichte 
gekommenen  Vögel  und  ebenso  der  Pflanzen  zu  erkunden 
und  überdies  mit  vollem  Erfolge  nach  Manuskripten  zu 
fahnden,  welche  uns  darüber  Aufschlufs  gehen  können. 
Sollte  sich  einmal  ein  Museum  bereit  finden,  für  diesen 
Zweck  oine  ausreichende  Summe  zu  opforn,  so  würde  iuh 
wohl  in  der  Ijage  sein,  mehr  als  huudort  zum  grofsen  Teil 
noch  unbekannte  Tier-  und  Vogelspezies  und  wenigstens 
eine  gleiche  Anzahl  gewils  ganz  unbekannter  Pflanzon- 
sorteu,  darunter  auch  eine  vollständige  Sammlung  sämt- 
licher in  Südarahien  vorkommonden  Weihruuchsorten  und 
wohlriechenden  Pflanzen  anzulegen.  Dasselbe  gilt  hinsicht- 
lich der  mineralogischen  Sauimluugen,  auf  welche  ich  gleich- 
falls verzichten  mufs,  da  mir  moiue  Mittel  nicht  einmal  er- 
lauben, meinen  alten  bewährten  Diener  und  meine  Maul- 
tiere zu  behalten. 

Eigenartig  ist  die  Haartracht  der  Frauen  in  Hodjeila. 
Sie  tragen  nämlich  einen  Zopf  um  das  Ohr  herum,  welcher 
in  oiner  Kettenlinie,  von  der  Schläfe  beginnend,  um  das 
Ohrläppchen  herum  nach  dem  Hintorhuupte  verläuft,  wo 
er  unter  dom  Kopftuch  verschwindet.  Selbstverständlich 
gehen  hior  wie  überall  in  der  Tilmma  dio  Damen  uuver- 
schieiert.  Die  Kinder,  Knaben  sowohl  als  Mädchen,  laufen 
gröfstenteils  nackt  herum. 

GogunUbor  meiner  Semseru  (Herberge)  befand  sich  oin 
aufserordentlich  buschiger,  schöner  Baum,  auf  welchem 
sich  zahlreiche  Vögel  heruratummolten.  Es  ist  dies  der 
sogenannte  Humar  - Baum  (Tamarinde) , dessen  köstliohe 
Schotenfrucht  uns  zur  Bereitung  eines  wohlschmeckenden 
Getränkes  diente.  Man  brachte  mir  ganze  Körbe  voll 
dieser  Schoten. 

Hodjeila  liegt  620  m über  dem  Meeresspiegel.  Das, 
was  man  Tihüma  nennt,  ist  also  eine  von  der  Meeresküste 
landeinwärts  bis  zur  Höhe  von  600  m ansteigende  Ebene, 
dio  also  keineswegs  überall  denselben  Charakter  darbietet. 
Das  eigentliche  Gobirge  beginnt  also  erst  mit  dor  Höhe 
von  800  m und  steigt,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden, 


bis  zu  einer  Kammhöho  von  2600  m empor.  Die  da- 
zwischen liegenden  Partion,  solbst  die  scheinbar  tiefliegen- 
den Khubüt  (pl.  v.  khabt)  liegen  nicht  unter  dem  Niveau 
von  1500  m. 

Hodjeila  gehört  schon  zur  Kadhü  Menäkha,  und  zwar 
zum  Mudirlik  (Unterabteilung)  von  Mitwah  auf  dom 

Dj.  Sa’fän , welcher  sich  nördlich  von  Hodjeila  erhebt. 
Aufser  diesem  mächtigen  Berge  sieht  mau  liier  den  ganzen 
Westabhang  der  Berge  von  Harüz,  an  deren  Fufs  oben 
Hodjeila  gelegen  ist.  Mau  wird  geradezu  verwirrt,  wenn 
mau  zu  diosun  Bergrioseu  empurblickt,  auf  deren  obersten 
Zucken,  wie  aufgopickt,  sich  menschliche  Wohnungon,  ja 
ganze  Dörfer  zu  befinden  scheinen  und  wirklich  befinden. 
So  die  Borge  von  Lahüb  (Meb’ar,  Mederro , Sukruf , Lä- 
kama),  von  Hauzan  (Käradh,  Ku$eibe  oder  ’Emka,  Kami 
(Kahil  wird  in  den  genealogischen  Tufeln  der  Südaraber  als 
Sohn  As  urs  uufgeiuhrt]),  von  MasAr  (und  nicht  Maiar,  wio 
D.  H.  Müller  in  seiner  sehr  wenig  verläßlichen  Ausgabe 
der  Djezirat  el  ’Arab  des  Hatndüni  schreibt)  und  von 
Sa’f&n,  welcher  mit  dem  Masür  zusanmiuuhängt  und  mit 
diesem  um  die  Höhe  zu  wetteifern  scheint.  Gegen  SW 
erblickt  man  den  Dj.  Bura’,  der  schon  aus  den  Berichten 
des  phantastischen  Missionars  J.  Wolff  bekannt  ist  (Bitter  I, 
754) , welcher  von  hier  au  „drei  Tage  hindurch  nur  von 
ungesäuertem  Brote  und  den  Kräutern  des  Feldes  sein 
Leben  fristen  raufste“,  bis  er  endlich  hei  Metne  die  ver- 
meiutlicheu  „Nachkommen  des  guten  alten  Vaters  Jouadab, 
des  Sohnes  Rehab  (II.  Buch  der  Könige  10,  15;  Jeremia 
35,  6 — 14)  kennen  lernte“.  Niehuhr  (Ritter  1,893)  rechnet 
den  Dj.  Buru“  zur  Hofüi  gruppe , welche  er  gegen  Sana 
sich  hinziehen  läfst.  Beides  ist  unrichtig.  Weiter  im  Süden 
schliefst  sich  an  den  Dj.  Bura’  der  mächtige  Dj.  Reima  an, 
der  von  dem  unglücklichen  Siegfried  Langer  besucht  wurde 
und  den  Europäern  Hodeidas  seit  Jahren  als  Sommeraufent- 
halt dient-  Als  Doktor  dor  Archäologie  und  der  orienta- 
lischen Sprachen  hat  dieser  bedauernswerte  und  in  der 
Kartographie  unerfahrene  Reisende  denn  auch  kein  rich- 
tiges Bild  von  der  Gegend  geben  könneu , ebenso  wenig, 
wie  er  selbst  im  stände  war,  in  die  Verhältnisse  im  Yemou 
einen  Einblick  zu  gewinnen.  So  läfst  er  beispielsweise  die 
türkische  Horrsobaft  mitton  in  der  Kadhü  Anis,  dem  fettesten 
und  ruhigsten  Bezirke  von  ganz  Yomeu,  nicht  gölten,  sucht 
den  heriihmten  Dj.  Pliin  im  Bilüd  Anis  und  hält  einige  in 
türkischen  Diensten  stehende  Polizisten  aus  dum  Haiid- 
stamme  der  „sonderbaren“  Kelbiin  für  die  Herren  des  Lan- 
des, und  zahlreiche  ähnliche  Dinge  (s.  D.  H.  Müller,  Sieg- 
fried Langer»  Reiseberichte  aus  Syrien  und  Arabien).  Ohue 
seinen  sonstigen,  gewiß  epochemachenden  Verdiensten  (er 
soll  eine  ganz  besondere  Art  von  liimjnrischen  Inschriften 
im  Yeinen  entdeckt  haben)  nahe  treten  zu  wollen,  muß 


Digitized  by  Google 


Von  l.lodeida  nach  San’A. 


7 


ich  «loch  im  Interesse  der  korrekten  Kurtenzeichnnng  be- 
tonen, dofs  der  Dj.  Sa'fli»  wohl  mit  den  Hergen  von  Masnr, 
keineswegs  nbor  mit  den  Bergen  von  AlhAn  zusammen- 
hängt.  Überdies  befindet.  Bich  der  mächtige  Sn’fAnzug  nörd- 
lich und  nicht  Bildlich  von  Hodjeilft.  Hie  Karte  I/ingers 
wird  einer  vollständigen  Umarbeitung  tadürfon,  falls  sie  fiir 
geogru|>hi8che  Zwecke  verwendet  werden  soll. 

Bevor  wir  von  der  TihAma  Abschied  nehmen,  sei  es  uns 
gestattet  , noch  einige  Worte  über  ihre  Sprache  zu  verlie- 
ren , während  wir  das  Historische  weiter  unten  behandeln 
wollen. 

Die  Sprache  in  der  TihAma  ist  wohl  im  allgemeinen 
eine  einheitliche , ihre  Aussprache  jedoch  wechselt,  in  den 
Bergen  beinahe  von  Ort  zu  Ort.  Lexikalisch  wurde  sie 
bekanntlich  von  Mohammad  ben  Ja'kob  el  FeirflznbAdi,  dem 
Verfasser  «les  Kämfls,  bearbeitet,  welcher  in  der  yeraeni- 
schen  TihAma  mehr  als  20  Jahre  lebte  und  im  Jahre  817 
der  flidjra  in  Zebid  starb , allwo  er  auch  begraben  ist.  j 
Es  scheint  jedoch,  dafs  dieser  grofse  Gelehrte,  welcher 
erst  im  hohen  Alter  nach  dem  Yemon  kam  und  sich  daher 
kaum  den  Strapazen  gröfserer  Keisen  aussetzt«,  nicht  alle  i 
yemenisehen  Dialekte  in  gleicher  Weise  studiert  hat , wie 
gerade  den  der  Stadt  Zebid  und  ihrer  Umgebung.  Beson- 
ders scheint  er  die  Gebirgsspraohe , zumal  die  des  söge-  i 
nannten  Mairek  nicht  vollständig  gekannt  oder  verwertet 
zu  haben,  was  aufserordcntlich  zn  bedauern  ist,  denn 
sonst  wurden  die  himjarischen  Inschriften  fast,  ohne  Aus- 
nahme mit  Hilfe  des  KümOs  ohne  jede  weitere  Schwierig- 
keit zu  uberwinden  sein,  und  einzelne  Himjaristen  wären 
der  zeit-  und  geldraubenden  Mühe  überhoben,  sich  an  aus 
dem  gebirgigen  Yemen  nach  Palästina  ausgewanderte  Juden 
zu  wenden.  Ich  selbst  habe  eine  nicht  unbedeutende  An- 

i 

zahl  von  echt  himjarischen  Wörtern  im  Gebirge  gesam-  - 
melt,  wie  nicht  minder  einige  dem  KAmOs  nachgebildet«, 
die  Gehirgasprache  und  die  Sprache  Hadhramauts  behan-  i 
delndc  Manuskripte,  welches  Material  ich  auf  Verlangen 
einzelnen  Gelehrten  mit  Vergnügen  zur  Verfügung  stellen 
werde.  Hinsichtlich  der  TihAmasprache  will  ich  mich  auf 
einige  Bemerkungen  bezüglich  der  Aussprache  und  auf 
einige  ganz  besonders  hervorstechende  Lokutionen  beschrän- 
ken . welche  nicht  gerad«>  als  grammatikalisch  bezeichnet 
werden  müssen. 

In  der  TihAma  ist  zunächst  die  Stimme  eine  weit  tie- 

I 

fere  als  auf  den  Bergen,  und  kommen  im  allgemeinen  nur 
wenig  Diphthonge  vor.  Ganz  besonders  vermeiden  es  die 
TihAma- Araber,  an  Stelle  des  o ein  öu  oder  gar  Au  zu 
sageu.  wie  es  die  Gebirgsbewohner  thun.  Die  Aussprache 
der  Konsonanten  ist  in  der  TihAma  weniger  rein  als  im 
Gebirge , waa  besonder*  hinsichtlich  der  verschiedenen 
«i-iaiute  gilt. 


Boi  der  imn  folgenden  Liste  einzelner  Worte  und  Sätze 
in  der  TihAma  will  ich  daneben  auch  bisweilen  in  Klam- 
mern den  Gebirgsausdruck  setzen,  mir  vorbehaltend  , über 
die  Gebirgsspraohe  an  besonderer  Stolle  zu  handeln. 

O «»bi  it  abejjik!  o,  du  (Mann),  höre,  was  ich  dir  sageu 
will! 

A kuhet!  o Knabe!  (um  ihm  zu  verstehen  zu  gehen, 
dafs  man  mit  ihm  sprechen  will), 
it  Inliätn!  komm  her!  höre,  was  icb  dir  zu  sagen  habe, 
oherridjak ! ich  will  mit  dir  sprechen ! 
lablu-k!  ich  bin  bereit,  ich  stehe  wie  ein  Sklnve  zu  dei- 
nen Diensten  (dies  die  Antwort), 
enti  hibheki?  gehst  «ln?  wohin  gehst  du?  (im  Gebirge: 
eins  tsir  ?). 

ana  lahheki  Badjil,  ich  gehe  nach  BAdjil. 

jAnak!  jAnak!  beeile  dich!  komm  schnell  herbei  1 sofort! 

ana  labbeku ! ich  komme  schon ! 

lös,  nein,  es  gibt  nicht  (dus  bekannte  laisa),  bisweilen 
auch  lam,  im  Maärek  lüm. 
ljjo,  ja,  jawohl. 

hebli  n'uni , gib  mir  ein  wenig  Wasser  zn  trinken  (im 
Gebirge:  iskinü). 

hariw,  der  Bräutigam  (im  Gebirge:  ’arüs). 
hariwa,  die  Braut. 

6 janakum ! jAnaknm ! Begrüfsungswort  von  seiten  des 
hariw,  wenn  die  Hochzeitsgäste  (die  Zeremonie  unter 
freiem  Himmel)  ankommen. 

kniin ! kuwitö ! Ihr  müget  stark  sein ! Gott  starko  ench ! 

(dies  die  Antwort  der  Gäste), 
irhabü  fük  ’aini  u fük  rnsi ! seid  herzlich  willkommen, 
bei  meinem  Ange  und  meinem  Kopfe ! 
min  ol  kä'  ila  fok  el  ka'Ade!  macht«  ench  bequem,  vom 
Fufsboden  his  herauf  aufs  Sofa! 

'ariA  (Plural  ’arwAA),  W ohnhütte. 

däre,  mehrere  »rwss,  welche  von  einem  Zaune  umgeben 
sind. 

der,  ein  Dorf  (im  Gebirge:  Kirje  oder  Karje  oder  auch 
Beit  FulAn). 

bonder,  Stadt  (im  Gebirge:  medlne). 
beit,  Haus  (im  Gebirge:  Beyt , DAr  und  Burdj , welches 
letztere  als  türkische  Einführung  aus  der  ersten  Türken- 
invasion bezeichnet  wird). 

mdAbbe  (zusammengesetzt  aus  dem  in  der  TihAma  zu- 
meist m oder  em  lautenden  Artikel  und  dAhbe),  Schaf 
und  Stier,  im  allgemeinen  Schlacht-  oder  Nutzvieh. 

’af  (’afw),  ’afwe,  Esel,  Eselin, 
haise  (ju^sP),  Pferd. 

ghariz,  kurze  Lanze,  im  Snn'A  hadit.i  genannt, 
rumb,  grofse  „ r , harba  . 

djirda  oder  «Ijurda,  Schwert  (im  Gebirge:  Seif). 


8 


Vod  l.Iodeida  nach  San’ä. 


l^ak , Genitivpartikel  (entsprechend  dem  mtä'  oder  btä’ 
der  nördlichen  Lander),  auch  im  Gebirge, 
maj,  Wasser  (im  Gobirge:  mä  oder  mu,  im  Maärok  sehr 
häufig  mäjo  oder  mäjum). 
kheiraba ! guten  Morgen  ! (im  Gebirge : asbahtü !). 

Bil  kheir ! Antwort  auf  den  Morgongrufs  (im  Gebirgo : 
allah  jusubbihkum  bil  khoir!). 
miirhabä ' gewöhnlicher  Grufs,  wenn  man  an  'jemand 
vorübergeht,  helfet  auch  soviel  wie : „ich  stehe  zu  dei- 
nen Diensten,  ich  werde  thun,  was  du  verlangst“, 
keisbaht!  (offenbar  keif  sbajit)  gute  Nacht  (im  Gebirge: 
amsitö !). 

sabbaiik  allah  bil  kheir!  Antwort  auf  diesen  Nachtgrufs 
(im  Gebirge : massäkum  oder  jumassikum  allah  bil 
’äfija). 

attämis,  gestern  (im  Gebirge:  ams). 

kabl  ettämis,  vorgestern  (im  Gebirge:  awwal  min  ams). 

el  jöm,  heute. 

bukra,  morgen  (im  Gebirge:  gbudwa). 
fi  shär,  Mitternacht. 

niää  etkarra’,  ich  will  frUhstückeu  (im  Gebirgo:  iitelii 
iijtabbali). 

el  kure’,  das  Frühstück  (im  Gebirge : es  suböh)- 

etghadda,  ich  mittagmahle  ) . . _ , . 

. ..  . , ! wie  im  Gebirge, 

et  aääa,  ich  uachtmahlo  | 

etkuhwa,  ich  trinke  Kisr  (auch  im  Gebirge). 

Djahme,  Kohle  (im  Gebirge:  Saud  und  Fahm). 

käris,  geronueuc  Milch  (im  Gebirge:  Laban). 

’ais,  Brot  (auch  khubz,  wie  im  Gobirge). 

Medä'a,  Wasserpfeife. 

rfis,  Kopf  der  Wasserpfeife  (im  Gebirge:  bOri). 
kujb,  Holzrohr  der  Wasserpfeife. 

mid'i,  das  Wassergefäfs  der  Pfeife,  gewöhulioh  aus  Kohta 
vorfertigt. 

djalläs,  der  Dreilufs,  auf  welchen  man  die  Pfeife  stellt, 
(rnblü , daB  biegsame  lange  Rauchrohr  der  Wassorpfeifo 
(im  Gebirge : küssaba). 

djemmelft , Kamel  (im  allgemeinen  gibt  es  sehr  viele 
Wörter,  boi  welchen  man  in  der  Tihäma  am  Endo 
das  Q deutlich  ausspricht). 

dakliilak,  rahi'ak,  jä  khäjej ! schenke  mir  das  lieben,  ich 
flüchte  mich  zu  dir,  stelle  mich  unter  doinon  Schutz! 
stenne  li ! warte  ein  wenig ! (im  Gebirgo : usbur !). 
ma  säk ! was  willst  du  ? (im  Gebirgo : mä  tefitl , ont- 
standon  aus  mä  teätahi). 
a&a  min  de,  ich  will  von  diesem, 
henne,  hier  (im  Gebirgo:  häua). 

hassä’  (entstanden  aus  hädihi  es  sii'a),  jetzt  (im  Gebirgo : 
dal  hin  = liädä  el  hin), 
dalä  dalä,  langsam.  &c.  &c.  &<•. 


Wir  verlassen  nunmehr  die  Tihäma,  um  das  giganti- 
sche Gebirgschaos  mit  der  Sonde  der  geographischen  Wis- 
senschaft zu  untersuchen.  Der  Orientierung  wegen  wollen 
wir  zunächst  einen  kurzen  Überblick  übor  das  geben,  was 
Hamdäni  in  seiner  Djezirat  el  ’arab  über  das  Gebirge,  die 
Thäler  und  die  Einwohner  sagt.  leb  mufs  mich  dabei  lei- 
der an  die,  wie  sich  im  Verlaufe  dioses  Berichtes  zeigen 
wird,  nicht  immer  verläßliche  Müllcrscho  Ausgabe  dieses 
trefflichen  Werkes  halten,  da  ich  meino  vorzügliche  Hand- 
schrift im  vorigen  Jahre  der  Kgl.  Bibliothek  in  Berlin  ver- 
kaufte, welche  sie  Herrn  Prof.  D.  H.  Müller  zur  Verfügung 
stellte.  Ich  habe  übrigens  Aussicht,  ein  aus  dem  5.  Jahr- 
hundert der  llidjra  stammendes  Exemplar  dor  Djezirat 
käuflich  zu  erwerben,  welches  vortrefflich  erhalten  ist  und 
den  Vorteil  der  Punktierung  der  meisten  Eigennamen  be- 
sitzt. Vorläufig  werde  ich  mich  darauf  beschränken,  nach 
meinen  eignen  Forschungen  die  markantesten  Verstümme- 
lungen von  Ortsnamen  dor  Müllerschen  Ausgabe  richtig  zu 
stellen. 

Hamdäni  bespricht  zunächst  (Müllers  Ausgabe,  S.  53) 
dio  Städte  der  Tihäma,  dann  die  der  Berge,  den  Djof, 
Hadhramaut , den  Sarw  Ilimjar  mit  seinen  Thälorn  und 
Bewohnern,  den  Sarw  Mad-(iidj,  dio  Städte  und  Einwohner 
des  östlichen  und  südlichen  Temen  (Gebirge  und  Tihäma) 
und  kommt  sodann,  S.  103,  zu  den  Gegenden,  welche  west- 
lich von  der  Verbindungslinie  Ma’äfir — Sau’ä  liegen  und 
dio  uns  speziell  interessieren.  Nachdem  nun  einzelne  andre 
Gegenden  folgen,  bringt  S.  119  wieder  eine  kurze  Be- 
schreibung der  Tihäma. 

Das  Gebirge  von  Temen,  Itekanntlich  ein  von  'Aden 
bis  nach  Syrien  sich  erstreckender  Alpenzug,  Serät  genannt 
(siehe  Ritter  I,  109,  wo  er  die  Bcdoutung  dieses  Gebirgs- 
zuges zu  eng  faßt),  trügt  an  den  verschiedenen  Stellen 
Spezialnamen , wie  Ma’äfir,  Sar'ab  (Sarä’ib) , Serät  Kala’, 
Serät  Beni  Seif,  Serät  Djeblän,  Serät  Alhän,  Serät  el  Ma- 
süna’a,  Serät  Kudam  &c.. 

Für  unp  sind  nur  dor  Serät  von  Djeblän,  von  Alhän 
und  von  MaHÜnn'n  von  Interesse.  In  bezug  auf  diese  sagt 
Hamdäni  (S.  (58): 

„Daun  folgt  der  Sorät  Djeblän , dessen  obere  Partien 
sind : Anis,  Djeb^jeb,  Suraba,  Djuma’,  während  die  folgen- 
den dazu  gehörigen  Gebirgstoile  tiefer  liegen : Sadjbän, 
Wädi  Sudjba,  Saihän , Rima’,  Bäh  Ko(ilän , Es  $ulaj, 
Dj.  Büro’,  'El  ’Axnh  (Müller  hat  El  ’Arab)  und  das  Gebiet 
von  Li'sän,  das  zu  'Akk  gehört. 

„Auf  diesen  folgt  der  Sorät  Alhän,  dessen  Rücken  ge- 
bildet wird  von:  DhOrAu  (Türän) , Madüb,  Alhän,  Motnrä, 
El  Häklein,  ’Aäär,  Huklän,  NakilesSaud,  HaklSahmän  und 
Dj.  Hmlhnr.  Zu  seinen  tiefem  Partien  gehört:  Wädi 
KuliAm,  Säbi(i  (V),  Al  Akhrfidj,  das  Gebiot  von  Haräz,  wel- 


Digitized  by  Google 


Von  Hodcida  nach  san’n. 


9 


chea  aus  sieben  Teilen  besteht,  und  zwar : Haräz,  Hauzau, 
Lahäb,  Mudjejjih  (?),  Kurär,  Masär  (Midier  schreibt  Masär) 
und  Haraz  el  mustabriza,  das  alles  unter  dem  Namen 
Haräz , dessen  Markt  in  Mauza  ist , zusammengefafst  wird 
und  welches  (im  Westen)  an  Li'sän  nugrenzt,  (ferner  das 
Gebiet  von)  Tuhär  ben  Baäir  cn  Neski  von  Hamdän  und 
die  untern  Teile  von  Hadbftr,  d.  h.  desson  Ghaur  (tief  ge- 
legene Bergpartien)  wie  das  Belod  es  Säjad , Sum  (V)  und  j 
Mädhikh  (V). 

»Au  dieses  Gobirgo  schliefst  sich  der  SerAt  el  Masäna’a 
an,  dessen  höchste  Teile  sind:  Dj.  Dakluir,  HadhOr  Beni 
Azd,  Beyt  Afra',  Meda',  Haldinlara,  Karin,  El  Malidad  und 
El  'Asam.  Seine  mittlern  und  liefern  Teile  sind : El  Bäkir, 
Sähid,  Tais,  Nudhär,  el  Mä'iz,  Djuräbi  Säre’,  Sumu’,  Bekil, 
Surdud,  HofäA,  Milhfin  (welches  Berge  sind,  von  denen  der 
eine  seinen  gegenwärtigen  Namen  von  Mii(iän,  einem  Manne 
aus  Hiinjar,  hat,  wahrend  der  eigentliche  Name  des  Ber- 
ges Reisän  ist),  Fedj  ‘Akk  mit  Kl  Mid-häja  (Müller  hat 
hier  Mudhäkn),  El  Fäsik,  El  MansOl  im  ‘nkkitischen  Gebiete 
von  Saliär,  Lä'a,  Tumam  (dürfte  Taman  sein),  Ei  Sawärik, 

El  Djelier  (Müller  schreibt  El  Hutar),  Maswar,  Ez  Tälitna, 

El  'Err,  Dj.  Tukhla,  Kailäb,  Nimr  (Müller  schreibt  Niinl),  , 
Seris,  das  Gebiet  von  Adrän,  Hädjo,  ’Ajjän,  el  Mu’ajja),  'Uli, 
Wa'ila,  Humlän  und  das  zum  Gebiete  von  HadjOr  gehörige  I 
Makhlufa  und  hierauf  wieder  zurück  zum  Fedj  'Akk.“ 

Viele  dieser  Namen  sind  auf  meiner  Kartenskizze  ein- 
getragen. Um  die  Orientierung  zu  erleichtern,  seien  hier 
nur  folgende  Identifikationen  augemerkt : 

Snihün  = Saigon  Beima,  nicht  zu  verwechseln  mit 
Saifiän  Daumar. 

Hakl  Sahinän  bei  Meine  eingetragen. 

/um  Serät  AJhau  gehört  auch  der  hohe,  heute  Kamel 
Wa'l  genannte  Rücken,  welcher  sich  von  Dj.  HadhOr 
Sti'aib  gegen  Sok  el  Khamis  und  von  hier  nach  SE 
gegen  das  Wadi  Sahäm  erstreckt. 

Dj.  IjadbOr  = HadhOr  Nebbi  Su'aib. 

El  Akhrodj  = Haiinet  el  Khäridjija. 

Dj.  Dakliär  = Dj.  Dhula' , das  ist  der  Bergrücken , auf 
welchem  sich  Kuukabän  befindet  und  welcher  sich 
gegen  Tawila  hinzieht. 

Hadbor  Beni  Azd  = Dj.  HadhOr  es  Seikh. 

Säfiid  = Sähidija. 

Eä  Sawärik,  auf  der  Kart«  Säriki. 

Ez  Talima  = Dj.  Tuleima,  nordwestlich  von  Süda. 

Dj.  Tukhla  = Dj.  Beyt  Fäis,  knapp  westlich  vom  Dj. 
Maswar. 

Auf  S.  71  führt  nun  Hamdüni  die  zu  diesen  Gebirge- 
teilen  gehörigen  Flufsläufe  an. 

Nach  dem  W.  Zobid  heifst  es : 

»Auf  dieses  folgt  das  W.  Uiina’,  ein  enges  Wädi,  wel- 

rüitiuiiu  lieogr.  MitteUangea.  1886,  Heft  I. 


che»  seinen  Ursprung  in  Djahräu  und  im  westlichen  Ge- 
biete von  Di  Haäaran  bis  zum  W.  Sadjba  hat.  Auf  seiner 
rechten  Seite  nimmt  es  die  Gewässer  von  Süd-Alhän  und 
Anis,  und  auf  seiner  linken  die  Abtliisso  des  nördlichen 
Teiles  von  Beled  Djuma',  Suraba,  bis  Kadjbän  auf.  Es  fliefst 
dann  zwischen  Djeblän  el  ’Arkshn  und  Djeblän  Reim»  hin- 
durch und  tritt  bei  Duwäl  hinaus  in  die  Ebene,  wo  es  die 
Fluren  bis  zum  Meere  hin  bewässert.  In  seinem  untern 
Laufe  befindet  sich  eine  Wasserstelle,  welche  Ghasxän  ge- 
nannt wurde.“  (Siehe  weiter  unten.) 

Djeblän  ’Arkabe  ist  mit  Usäb  ’üli  zu  identifizieren. 

»Hierauf  kommt  das  W.  Sahäm,  dessen  Ursprung  und 
Kopf  sich  bei  dem  nur  eineu  Bruchteil  einer  Tagereise 
südwestlich  von  San  a gelegenen  Gubirgspofs  Nakil  el  Saud 
befindet.  Auf  seiner  rechten  Seite  nimmt  es  dio  Gewässer 
auf  von:  Süd -HadhOr,  Süd -AkhrOdj  und  Süd -Haräz:  auf 
seiner  linken  Seite:  Nord-Alhän,  ’Aäär,  Bufclän,  Nord-Anis, 
Sailiän,  Nord -Djeblän  Reima,  Es  Sulaj,  Dj.  Bura-,  und  tritt 
bei  Kedrä  und  Wökir  (V)  in  die  Ebene,  all  wo  es  die  Ge- 
filde bis  zum  Meere  hin  bewässert.“ 

Kedrä  existiert  noch  heute  als  ein  kleine»  Dorf  bei 
Marüwa'a;  Wäkir  dürft«  Walt  »ein. 

»Daun  folgt  da»  W.  Surdud.  Sein  (Juellgebiet  befindet 
sich  in  Ahdjir  Sibäm  Akjan , in  den  Abflüssen  von  Sum 
und  Mädhikh,  in  HadhOr  und  im  Beled  Säjad.  Auf  sei- 
nem rechten  Ufor  nimmt  es  die  Gewässer  von  Tais,  Nud- 
här,  Bakil,  Kaihama,  die  südlicheu  Abflüsse  von  HofäA  auf : 
auf  seinem  linken  Ufer:  die  Gewässer  von  Haräz  und 
Akhrüdj.  Da*  Wadi  tritt  l>ei  El  Mahdjam  in  die  Ebeue 
hinaus.“ 

El  Ahdjir  ist  die  Gegend  südwestlich  von  Kauksbän. 
Die  Ruine  von  El  Mahdjam  befindet  sich  knapp  westlich 
der  bekannten  Stadt  Zeidija. 

Hinsichtlich  der  Bewohner  dieser  Distrikte  zu  Hamdä- 
nis  Zeit  erfahren  wir  aus  der  Djezirat  folgende». 

Kedrä  sowie  überhaupt  das  W.  Sabätn  war  von  dem 
Stamme  'Akk  bewohnt , dem  auch  Angehörige  von  AA'ar 
beigemisebt  waren.  Nur  Nebed  war  khaulanitisch.  Das 
W.  Surdud  war  von  Mahdjam  aufwärts  von  Khaulaniern 
bewohnt,  wadiabwärts  jedoch  gleichfalls  'akkitisch.  Ebenso 
wohnteu  nördlich  von  diesem  Wädi  und  im  W.  Maur  ’Ak- 
kiten.  Die  in  unsern  Tagen  in  jenen  Gegenden  wohnen- 
den ‘Ahns , Kohr«,  Djeräbifi,  Hiäbira,  Nuleil,  Za'lija  &c. 
gehören  ebenfalls  der»el!>en  Stammesgruppe  an. 

Djeblän  'Arkabe  war  zu  Hamdänis  Zeiten  von  den 
Stämmen  Surähi  und  Wafäbl  (richtiger  U»äbi)  bewohnt. 
Heute  heifst  der  ganze  Bergzug:  Usäb , und  zwar  Usäb 
'äli,  Usäb  säfil  mach  Usäb  ben  Mälik  ben  Zeid  ben  Sadad 
ben  Zur'a  lien  Hiinjar  el  aaghsr\  Der  Dj.  Bura'  war  da- 
mals vom  himjuriseben  Stamme  der  Sajäbir  liewobnt.  Der 


10 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


Gebirgsstock  vou  Haräz,  welchen  Hamdüni  8.  105  ausführ- 
lich bespricht,  war  von  IJaräz  und  Hauzun,  zwei  Söhnen 
des  Ghauth  ben  Sa'd  hen  'Auf  ben  ’Adi,  also  von  iiitqja» 
rischen  Stämmen,  ferner  von  ilanutil,  Beni  Lo’f,  Neäk  und 
andern  himjarischen  Stämmen  bewohnt.  Mehroro  dieser 
Stämme  leben  auch  heute  noch  anf  diesem  zwischen  W. 
Sahäm  und  W.  Surdud  gelegenen  Gebirgsstock.  Im  W. 
Sahäm,  soweit  dasselbe  Haräz  von  Süden  her  umfließt, 
wohnten  die  Li’säu.  Auch  heute  noch  trägt  die  Gegend 
diesen  Namen. 

In  dem  zwischen  Haräz  und  Hadbtir  gelegenen  Bled 


Akhrftdj,  welches  seinen  Namen  von  Akhrfidj  ben  el  Ghauth 
ben  Sa’d  hat,  wohnten  zu  Hamdanis  Zeiten  die  SuleihijQn, 
ein  Stamm,  den  wir  auch  heute  noch  in  Karnläu  oberhalb 
Bau'än  untroffcn.  Hadhür  selbst  wurde  damals  bereits  von 
himjarischen  Stämmen  bewohnt.  Die  untern  Gebiete  des 
Serät  Djeblän,  also  der  gröfsto  Teil  des  W.  Sahäm,  waren 
von  ’Akk  bewohnt.  Albans  Bevölkerung  leitete  ihren  Ur- 
sprung von  Alhän  ben  Malik,  einem  Bruder  Hamdans,  her. 

Nach  dieser  Abschweifung  nehmen  wir  unsre  Wande- 
rung wieder  auf. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883 '). 

Von  Emil  Metzger. 

(Mit  Katte,  s.  Tafel  2.) 


Die  Untersuchung  der  den  großartigen  Ausbruch,  wel- 
cher auf  genannter  Insel  im  Jahre  1883  stattgefunden  hat, 
begleitenden  Erscheinungen  war  durch  dio  Regierung  von 
Niederländisch  • Indien  dem  Chof-  Ingenieur  bei  dem  Berg- 
wesen, Horrn  R.  D.  M.  Vorbook,  aufgotragon.  Dieselbe  ist 
im  vorigen  Jahre  zum  Abschluß  gebracht  und  das  Resultat 
derselben  jetzt  vollständig  der  Öffentlichkeit  übergeben  wor- 
den; es  dürfte  daher  nicht  unwillkommen  sein,  in  diesen 
Blättern  eine  möglichst  gedrängte  Übersicht  der  Thatsacheu, 
insofern  sie  fostgestellt  werden  konnten,  und  die  von  Vor- 
beek angenommenen  Komhinntiouon,  sowie  diejenige  Erklä- 
rung der  Vorgänge , die  ihm  die  wahrscheinlichste  schien, 
zu  finden. 

Die  Lage  des  Pik  von  Krakatau  wird  zu  105®  26'  36" 
ö.  L.  Gr.  und  6®  8'  50'  S.  Br.,  die  Höhe  desselben  auf 
822  — 823  m angegoben ; dio  Längouachso  der  Insol  war 
ca  9 , die  größte  Breite  ca  5 km , die  Oberfläche  betrug 
etwa  33  qkm. 

Uber  die  Konfiguration  dor  Insol  sind  die  Angaben 
sehr  verschieden*);  sicher  ist  es  nur,  daß  dor  Pik  den 
daranschließenden  nördlichen  Teil  der  Insel  um  wenigstens 
400  m ilborrugto  8).  Ganz  in  dor  Nähe  lagen  „Verlaten“ 
und  „Lang“ -Insel,  sowie  „Poolscho  Hoed“. 

*)  Krakatau  door  K.  D.  M.  Verbeek,  Mijn  Ingenieur.  Korst«  godcelt«. 
L’itgcgevcn  op  last  nn  Zyno  Kxcelleutie  den  Gouverneur  Generaal  lan 
Nederlandsch- Indio.  Batavia  Landsdrakkcry  1884,  VI  und  100  pp. 

idom  Tweed«  goderlte  1885,  XXXIX  und  p.  101 — 546,  Album  von 
25  Zeichnungen  iu  Farbendruck  und  43  Karten  und  Figuren. 

2)  Man  vergleiche  x-  I).  die  Skiixen,  di«  Verback  mitteilt,  mit  der- 
jenigen, welche  iu  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Krdkundo  (X,  S.  9 
und  10)  gegeben  ist,  uud  der  Skizze,  welche  Junghuhn  (Java  11,  p.  6, 
der  holländischen  Ausgabe,  nach  der  ich  ciliare)  mitteilt. 

*)  Nach  meiner  persönlichen  Erinnerung  (und  Skixxen,  die  ich  noch 
habe)  laue  ich  geglaubt,  daß  der  ßanan  (im  mittlem  Teil  der  Insel) 

i • 


Bekanntlich  spricht  Junghuhn  in  seinem  „Java“  *)  von 
einem  Ausbruch  auf  der  Insol,  über  den  Berichte  aus  dem 
Jahre  1680  vorliogcu,  und  nach  deu  darüber  beigebrachten 
Zeugnissen  scheint  die  Tbatsache  festzustehen  -) ; es  findet 
sich  auch  eine  Mitteilung  über  einen  Ausbruch  uuf  Sehcssi, 
der  einige  Jahre  früher  stattgefunden  haben  soll  ®) ; meines 
Wissens  sind  die  Quellen,  auf  denen  dieser  Bericht  beruht, 
nicht  nuchgowiusun. 

Nach  Vorbeek  wäre  die  Formation  der  Insolgruppe  fol- 
gendermaßen zu  betrachten : Verlaten  und  Lang-Tnsel  sind 
dio  ältesten  Teile  der  Gruppe,  sie  siud  die  Uber  Wasser 
steheugebliebenen  Überreste  einer  Kraterniauer , die  hei 

niedriger  gewesen  sei,  als  Vcrheek  augibt;  ich  muß  jedoch  hinxufügen, 
daß  ich  die  Intel  aus  der  Flüche  nur  von  südsüdöstlich  bis  südlich 
gelegenen  Funkten,  aus  dem  Osten  aber  nur  von  einem  bedeutend  höher 
gelegenen  Berge,  dem  Karang,  gesehen  habe,  wo  natürlich  die  Masse  der 
Insel  dem  Pik  gegenüber  scheinbar  au  Belief  verlor.  Bei  den  trigono- 
metrischen Arbeiten  wurde  dor  Kegel  1868  beinahe  direkt  vom  Landungs- 
platx  aus  erstiegen,  unterwegs  batte  man  eine  wann«  Quelle  tu  panieren. 

')  a.  a.  0.,  S.  6 und  S.  1385. 

*)  I>er  Gewährsmann  ist  Elias  Vogel,  der  1679  nach  Java  kam  und 
eich  in  demselben  Jahre  nach  Sumatra  begab  und  auf  der  RUckrci»  nach 
Batavia  I *361 , als  er  xum  drittenmal  die  Suudastrafse  passierte,  bemerkte, 
daß  diese  Insol  durch  damals  noch  fortdauernde  vulkanische  Thatigkeit 
verwüstet  worden  war.  Iler  Kapitän  seines  Schiffes  teilte  ihm  mit , der 
Ausbrach  habe  im  Mai  168U  stattgefunden.  Bei  Nachforschungen,  dio 
1883/84  au  Batavia  gemacht  wurden  (Mr.  V.  P.  van  den  Berg,  Tijdsrhrift 
van  Indische  Ihal-,  Land-  en  Volkcnkunde,  XXIX,  p.  208  ff.),  hat  sich 
die  Wahrheit  uller  von  Vogel  hinsichtlich  seiner  Heise  gemachten  Angaben 
bestätigt  gefunden,  es  findet  sieh  aber  nirgends  eine  andre  Mitteilung  über 
einen  Ausbruch  von  Krakatau,  außer  bei  Eliaa  Heste,  der  den  Bericht 
aber  wahrscheinlich  von  Vogel  seihst  erhalten  hat  Mit  Rücksicht  auf  die 
ganx  positive  Mitteilung  Vogels  müssen  wir  jedoch  annchmen,  dafs  der 
Ausbruch  wirklich  damals  stattgefnnden  hat,  daß  aber  der  Vulkan  viel- 
leicht nur  in  Zwischenräumen  tbätig  gewesen  ist , so  dsß  andre  Reisende 
ihn  passieren  konnten,  ohne  etwas  von  vulkanischen  Ausbrüchen  su  be- 
merken. 

*)  Siehe  F.  G.  Steck  in  Bijdrogen  tot  de  Indisch«  Taal-,  Land  - nn 
Volkcnkunde,  II«  reeks,  IV,  p.  80- 


Digitized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


11 


dem  Einsturz  eines  alten  Vulkans  übrig  geblieben  ist;  auf 
der  Südseite  wurde  durch  eine  spätere  vulkanische  Thätig- 
keit  der  aus  ganz  andern  Gestein  bestehende  Pik  empor- 
gehoben; an  seiner  Basis  konnte  man  einen  Teil  der  altern 
Kraterwand  bemerken.  Zwischen  den  Inseln  und  dem  Pik 
bildete  sich  nun  infolge  späterer  Eruptionen  die  Insel  Kra- 
katau, die  sich  endlich  mit  dom  Kegel  zu  einem  Ganzen 
vereinigt  bat.  In  diesem  jüngsten,  zentralen  Teil  fanden 
dio  Ausbrüche  von  1680  und  1883  statt,  wobei  schliefs- 
lich  dieser  mittlorc  Teil  mit  dem  nördlichen  Abhang  des 
(wie  gesagt  ältern)  Kegels  einstürzte:  dadurch  hat  der 
Berg  1883  eine  Gestalt  bekommen,  welche  an  die  Form 
eriunort,  die  Santorin  gehabt  haben  mufs,  ehe  die  Kamieni- 
Inseln  gebildet  worden  waren. 

Im  Jahre  1880  war  die  Gruppe  in  mineralogischer  Be- 
ziehung, allerdings  nur  flüchtig,  durch  Yerbeek  untersucht 
worden.  Er  hatte  einige  Gesteinproben  vom  nordwestlichen 
Ende,  wo  sich  der  Lavastrora  von  1680  ins  Meer  ergossen 
hatte,  mitgebraoht,  dann  noch  Lang-Insel  besucht,  wo  eine 
in  beinahe  horizontalen  Platten  abgesetzte  lichtgraue  Lava 
mit  zahlreichen  schönen  Tridymit- Kristallen  vorkam,  und 
„Pool sehe  Hoed“ , wo  er  dunkelschwarzgrünliches  Glaa- 
gostein  antraf.  Oie  mikroskopische  Untersuchung  orgab, 
dafs  alle  diese  Gesteine  sehr  glasreiche  Modifikationen  von 
Pyroxenandesit  waren  , und  dafs  der  Unterschied  in  der 
äufsorn  Erscheinung  hauptsächlich  von  der  gröfsern  oder 
geringem  Menge  Glas  abhing,  welche  sich  zwischen  den 
Kristallen  befand.  Sie  sahen  ganz  anders  aus  wie  dio 
gewöhnlichen  Pyroxenandesiten  und  Pechsteine  der  Vulkane 
von  Java  und  Sumatra,  und  enthielten  sehr  viel  Kiesel- 
säure, ferner  noch  Aiaunerde,  Eisenoxyd,  Kalk,  Magnesia, 
Soda,  gar  keine  oder  wenig  Pottasche  und  nur  0,87,  rosp. 
0,66  Prozent  Wasser.  Auch  das  dunkle  Gestein  auf  dem 
„Poolsche  Hoed“  war  wasserfreies  Glasgestein,  wie  z.  B. 
dunkler  Andesitobsidian , — auch  diese  Steine  bilden  eine 
Ausnahmo  unter  den  vulkanischen  Steinarten  von  Java  und 
Sumatra  *). 

Nach  langer  Ruhe  also  fand  ein  neuer  Ausbruch  am 
20.  Mai  1883  statt;  keine  anfsergewöhnlichen  Anzeichen 
hatten  denselben  angokündigt.  Vom  Januar  bis  zum  Mai 
waren  nur  14  Erdbeben,  davon  4 im  östlichen  Teil  des 
Archipels , 7 auf  Sumatra  zu  verzeichnen  gewesen ; in  der 
Sundastrafse  waren  im  zweiten  Drittel  von  Mai  einige 
schwache  Erdorsohütterungen  beobachtet  worden.  Auch  die 
Vulkane  in  Indonesien  waren  sehr  ruhig,  nur  der  Lamougan 
warf  am  13.  und  14.  April  Asche  und  glühende  Steine  aus. 

*)  K.  D.  M.  Vorbeek , Topographische  en  Geologische  besclirijTing 
t>d  Zuid  Sumatra.  Met  geol.  K urt  in  4 bladen.  Jaarbock  ran  bet  mijnsrewin 
in  N.  O.  J.,  Deal  I.  (Uber  Krakatau  handelt:  p.  154 — 166,  179 — 181, 
214—216;  eine  Skiaie  der  Inselgruppe  findet  man  auf  l’rofilblad  7.) 


Der  Vollständigkeit  wegen  möge  hier  gleich  noch  beigefügt 
sein,  dafs  noch  am  27.  Mai  in  der  Sundastrafse  ein  Erd- 
beben beobachtet  wurde,  nachher  trat  bis  zum  26.  August 
nichts  Ähnliches  oin. 

Es  ist  festgestellt,  dafs  der  Ansbruch  am  20.  Mai  vor  oder 
gegon  10  Uhr  vormittags  erfolgte;  von  der  genannten  Stunde 
an  hörte  man  zu  Batavia  und  Buitenzoog,  sowie  auch  an 
andern  Orten  dumpfes  Getöse  und  starke  Explosionen,  wäh- 
rend man  in  dem  viel  näher  gelegenen  Anjer  und  Sorang 
nichts  davon  bemerkte.  Es  dauerte  zwei  Tage,  ehe  man 
zu  Aujor  durch  oin  dort  voröberkommendes  Schiff  Nach- 
richt von  dem  Ausbruch  erhielt  und  dies  naoli  Batavia 
telegraphieren  konnte , wo  man  bis  dahin  Uber  den  Ort 
der  vulkanischen  Thätigkeit  im  ungewissen  verkehrt  hatte. 
Uber  diesen  ersten  Ausbruch  ist  namentlich  der  Bericht 
von  S.  M.  S.  „Elisabeth'',  Kapitän  Ho'.lraann  ’),  zu  erwäh- 
nen, welche  am  20.  Mai  um  9 Uhr  Anjer  verliefs.  Bald 
darauf  orhob  sich  von  Krakatau  oine  weifso  Dampfsäulo, 
mit  der  sich  gleich  nachher  schwarze  Wolken  vermischten, 
deren  Höhe  auf  11  000  m bestimmt  wurde.  Am  21.  Mai 
noch  war  es  nicht  holler  als  bei  einer  Sonnenfinsternis, 
„die  Sonne  hing  wie  eine  azurblauo  Kugel  gleiohsam 
an  einor  ungohouren  Kuppel  von  Milchglas“.  Dio  Asoh- 
wolken  folgten  der  „Elisabeth“  75  deutsche  Meilen  weit ; 
auch  auf  Kroe  fiel  infolge  des  Ostpassats  so  viel  Asoho, 
dafs  dio  Sonne  von  Zeit  zu  Zeit  verdunkelt  wurde. 

Am  27.  Mai  wurde  Krakatau  durch  oine  Gesellschaft- 
aus  Batavia  besucht,  bei  welchor  sieh  auoh  der  Berginge- 
nieur Schuurman  befand,  nach  dessen  Bericht  folgendes 
über  den  Znstand  des  Kraters  mitgeteilt  wird.  Derselbe 
befand  sich  in  einer  vermutlich  nach  Norden  goöffnoteu, 
nur  50 — 60  m Uber  dem  Meere  gelogenen  Vortiofung,  die 
jedoch  von  ca  100  in  hoben,  durch  Lavaströme  bei  dem 
Ausbruch  von  1 680  gebildeten  Wänden  umgeben  war.  Die 
Vegetation  auf  dem  südlichon  Teil  der  Insel  war  beinahe 
noch  ganz  unboschädigt.  Der  Rauch  erhob  Bioh  in  einem 
Wirbel  etwa  1000 — 1200  m hoch  und  stieg  daun  noch 
2-  bis  3000  m,  nachdem  der  Ostwind  don  Inhalt  der  Wolke 
weggeführt  hatte.  Allo  5 — 10  Minuten  etwa  erhöhte  sich 
die  Thätigkeit ; duroh  eine  kräftigere  Exhalation  wurden 
Steine  etwa  200  m emporgeschleudort , und  die  Wolken 
zeigten  ab  und  zu  selbst  bei  Tage  einen  Feuerschein.  Die 
Wirkung  des  Vulkans  äufserte  sich  namentlich  in  nord- 
westlicher Richtung,  aber  die  ganze  Insel  war  bis  zur 
Flutlinie  mit  grauer  Asche  bedeckt ; oin  Profi] , wolches 
man  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  zeigte,  dafs  auch 
andre  Stoffe  ausgeworfen  waren:  auf  dem  weifsen  Sand, 

I)  TIsüehe  Kumlscliiu  1883,  Nr.  255  und  266  (Marincpfarrer  Heim») 
und  Jahresbericht  dor  deutschen  Geographischen  Gesellschaft,  Berlin  1884 
(Kapitin  r.  Sec  Holtmann). 

2« 


Digitized  by  Google 


12 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jnhre  1883. 


der  den  eigentlichen  Strand  formte,  lag  eine  Bimsstein- 
bank,  etwa  1 Fufs  dick,  und  Uber  derselben  eine  Aschlage 
von  etwa  2 Fufs ; hier  und  da  traf  man  auch  Gestein 
andrer  Art.  Vom  Kraterrande  erblickte  man  ein  gegen 
40  m tiefer  gelegenes  Becken  von  etwa  1000  m Durch- 
messer; die  Sohle  desselben  hatte  nur  eine  Mittellinie  von 
150 — 250  m , darin  befand  sich  eine  mit  einer  schwarzen 
Kruste  bedeckte,  40 — 50  m im  Durchmesser  haltende  Öff- 
nung. Unter  starkem  Getöse  erhob  sich  Rauch  aus  dem 
Krater,  von  glühond  flüssiger  Lava  war  nichts  zu  bemer- 
ken. Aufser  den  Wasserdämpfen  ist  unter  die  gasförmigen 
Produkte  nooli  schweflige  Säure  zu  rechnen  und  unter  den 
sublimierten  Stoffen  Schwefel  zu  bemerken , der  aufser 
in  zwei  Solfatareu  auf  der  Asche  abgesetzt  war.  Über  die 
Beschaffenheit  der  ausgeworfeneu  Massen  wird  weiter  unten 
im  Zusammenhang  gesprochen  werden.  Bei  den  kurz  darauf 
vorgenoramenen  hydrographischen  Vermessungen  zeigte  es 
sich,  dafs  das  Fahrwasser  in  der  Nähe  der  Insel  durchaus 
keine  Veränderung  erlitten  hatte.  Nachdem  der  Berg  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Juni  eine  erhöhte  Thätigkeit  ge- 
zeigt hatte,  bemerkto  man  am  24.  Juni  deutlich  eino  zweite 
Rauchsäule,  die  etwas  schwächer  als  die  andre  war.  Der 
neue  Krater  lag  am  Fufs  des  Borgos  Dannu;  die  Felsen,  die 
früher  am  Perbuatan  hervorragten , waren  verschwunden. 
Am  1 1 . August  fuhr  der  mit  Vermessungsarbeiten  in  Ban- 
tam beauftragte  Kapitän  Ferzenaar  längs  der  Nord-  und 
Ostseite  der  Iusol.  Er  bemerkte  drei  Krater,  außerdem 
stieg  noch  an  einzelnen  Stellen  Rauch  auf,  und  die  Asche 
lag  0,50  m dick.  Der  Dunuu  war  schon  eingestürzt  und 
weitere  Einstürze  schieuon  zu  drohen. 

Das  Getöse  und  die  Explosionen  wurde  in  östlicher 
Richtung  225  km , nach  Nord  zu  West  wenigstens  350, 
möglicherweise  jedoch  Uber  800  km  weit  (in  Singapore) 
gehört.  Im  obersten  Teil  der  Ascheuwolke  sind  wiederholt 
elektrische  Entladungen  vorgekominen ; die  Berichte  Ubor 
Abweichungen  der  Magnetnadel  stimmen  nicht  miteinander 
überein.  Der  Bimsstein  wurde  schon  weit  entfernt  von  der 
Strafse  bemerkt ; um  nur  e i n Beispiel  anzuführen,  fand  die 
„Idomene“  am  11.  und  12.  August  viel  Bimsstein  zwi- 
schen 6 und  8*  Südl.  Br.  und  88°  0.  L.  In  mancher 
Beziehung  widerspricht  den  andern  Mitteilungen  ein  Be- 
richt des  Kapitäns  z.  See,  MeLeod,  der  im  3.  Heft  der 
Zeitschrift  der  niederländischen  Geographischen  Gesellschaft 
1884  veröffentlicht  wurde.  Er  kam  am  12.  August  mit 
seinem  Schiff  an  der  Nordseite  der  Insel  vorbei  und  konnte 
die  nuue  Krateröffnung  deutlich  sehen ; sie  sohien  etwa 
100  Fufs  (30  m)  im  Durchmesser  zu  haben  und  befand  sich 
nur  einige  Fufs  über  dem  Meere,  auf  dor  Karte  wird 
sie  ungefähr  auf  die  Mitte  der  Insel  gesetzt.  Diesen  Be- 
richt erwähnt  Verbeek  überhaupt  nicht;  ich  habe  ihn  daher 


hier  mitgeteilt  , um  gleichzeitig  auf  die  Möglichkeit  hinzu- 
weisen, dafs  ein  weiterer  Einsturz  seit  dem  Besuche 
Ferzenaars  stattgefunden  hatte , wiewohl  nur  ein  Tag  da- 
zwischen liegt. 

Ich  komme  nun  zu  der  eigentlichen  Katastrophe  vom 
26.  — 28.  August.  Die  Berichte  über  dieselbe  leiden  viel- 
fach an  Ungenauigkeit,  namentlich  in  bezug  auf  die  Zeit- 
angaben, was  durch  die  Umstände,  unter  denen  sie  ge- 
macht wurden , gewifs  zur  Genüge  erklärt  wird.  Die  An- 
zahl der  Berichte,  welche  Vorbeek  Vorgelegen  habon,  ist 
zu  grofs,  als  dafs  ich  auch  nur  die  wichtigem  selbst  im 
Auszug  hier  mitteilon  könnt«;  ich  mufs  in  dieser  Hinsicht 
auf  das  Buch  Verbeeks  verweisen  1). 

Ich  mache  daher  im  folgenden  nur  einen  Versuch,  die 
Vorgänge  bei  dem  Ausbruch  an  den  orwühuten  Tagen  zu 
einem  Gesamtbild  zu  vereinigen. 

Schon  am  Mittag  des  26.  wurde  an  manchen  entfernter 
gelegenen  Orten  eine  erhöhte  Thätigkeit  dos  Vulkans  be- 
merkt , die  sich  in  heftigerin  Getöse , stärkern  und  zahl- 
reichem Explosionun  äuleort«;  bei  einer  der  letztem  um 
2 Uhr  wurdo  auf  der  „Medea“,  die  sich  in  der  Sunda- 
strafso  befand , bereits  eine  Höhe  der  Aschwolko  von 
27  — 33  km  beobachtet.  Im  nördlichen  Teile  der  Sunda- 
strafse  war  es  in  der  ersten  Hälfte  des  Nachmittags  bei 
schönem  Wetter  verbältnisiuäfsig  ruhig,  wogegen  vom  süd- 
lichen Teile  der  Strafse  berichtet  wird,  dafs  dor  Himmel 
ein  ziemlich  drohendes  Aussehen  hatte ; später  trat  ein  im 
nördlichen  Teil  der  Strafse  ziemlich  leichter,  auf  den 
Schiffen,  die  sich  südlich  von  dem  Vulkan  befanden,  hef- 
tiger Aschenrogen  ein;  an  verschiedenen  Punkten  der  Küsto 
wurde  eine  zum  Teil  starke  Wellenbewegung  beobachtet, 
die  sowohl  nm  Ende  der  Lampongbai , zu  Telok  Betong, 
als  auch  hier  und  da  auf  der  Java-Küste  Schaden  anrich- 
tete ; im  erstgenannten  Orte  z.  B.  waren  verschiodeno 
Fahrzeuge  auf  den  Strand  geworfen,  der  Hafendamm  über- 
schwemmt, die  Verbindung  dor  Rhede  mit.  dem  Lande 
unterbrochen  worden;  aus  allen  Berichten  ergibt  sich  je- 
doch, dafs  mau  ebenso  wenig  in  Telok  Betong,  als  auf  dor 
Java-Küste  an  ernstliche  Gefahr  dachte;  anders  iu  Ketim- 
bang  (Lampongs),  wo  die  Bevölkerung  wegen  der  heftigen 
Bewegung  des  Meeres  zwischon  9 und  10  Uhr  sich  nach 
dom  Gobirgo  flüchtete.  Viel  drohender  noch  war  der  Zu- 
stand auf  den  Schiffen,  welche  sich  südlich  von  dem  Vulkan 
befanden;  namentlich  „Charles  Bai“  rapportiert  ausführ- 
lich über  die  Schrocknisse  der  Nacht  (sie  lag  im  SO  bis  0 
von  Krakatau  etwa  10 — 15  Seemeilen  ontfernt);  bald  be- 

l)  Vielleicht  ist  es  mit  erlaubt,  deutsche  und  engUsehe  Ixacr  »n 
meine  eignen  Aufxitic  in  Globus,  Bd.  XI JV  und  XLV , und  Nature, 
Nr.  741,  tu  erinnern,  wo  die  wichtigsten  Berichte  insammen gestellt  und, 
wie  »ich  bei  Vergleichung  mit  dem  Werk  Verbeek»  ergibt,  richtig  he- 
nulit  wurden. 


Digitized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


13 


fand  man  sich  im  tiefsten  Dunkel,  bald  leuchtete  der  Vul- 
kan auf  und  schien  durch  feurige  Ketten  mit  dem  Himmel 
verbunden;  Asche  fiel  seit  6 Uhr  abends  anhaltend,  vor- 
her schon  etwas  Bimsstein,  die  Luft  war  druckend  schwül 
und  roch  nach  Schwefel , das  Tieflot  wurde  aus  30  F- 
Wasser  warm  heraufgoholt.  (Hierzu  stellt  Yerbeek  die  ge- 
wifs  sehr  berechtigte  Frage,  ob  das  Tieflot  etwa  vorher  in 
der  heifsen  Asche  an  Deck  gelegen  habe.)  Auf  diesem 
Schiff  ebenso  wie  auf  der  „Berbico“,  die  beiläufig  bemerkt 
vom  26.  abends  bis  28.  vormittags  8 Uhr  sich  in  voll- 
ständiger Dunkelheit  befand , wurden  zahlreiche  St.  Elms- 
feuer beobachtet. 

In  dieser  Zeit  (26.  mittags  bis  27.  morgons)  hat  sich 
also  die  Tliätigkeit,  wie  es  scheint,  hauptsächlich  in  dor 
Dichtung  dor  Lainponghai  geäufsert,  wiewohl  vereinzelt 
stärkere  Wellenbewegung  sich  auch  iu  andrer  Richtung 
fühlbar  machte ; auch  der  Aschonregon  war  am  stärksten  in 
dieser  und  der  ihr  entgegengesetzten  Richtung. 

Am  27.  früh  wurden  an  verschiedenen  Punkten  der 
Suudastrafse  heftige  Bewegungen  des  Meeres  beobachtet, 
meist  wird  gleich  von  einer  Flutwelle  gesprochen , doch 
aus  der  Semangkabai  wird  gomeldet,  dafs  erst,  die  Klip- 
pen trocken  liefen ; schon  die  ersten  Wellen  am  frühen 
Morgen  richteten  zu  Anjor  und  zu  Telok  Botong  grofse 
Verwüstungen  an : an  dum  zuerst  genannten  Orte  leistete 
der  gröfste  Teil  der  Gebäude  dom  ersten  Anprall  Wider- 
stand, obwohl  schon  viele  Menschenleben  weggorafft  wur- 
den ; auch  Pulu  Merak  wurde  am  frühen  Morgen  bereits 
von  don  Wogen  überströmt,  die  viel  Schaden  anrichteten, 
während  zu  Tolok  Betong  in  der  Frühe  schon  eine  Welle 
alles , was  sich  auf  dem  niedrigen  Strand  befand , wegrifs 
und  z.  B.  den  Regiemngsdampfer  „Borau11,  der  am  Abend 
vorher  auf  den  Strand  geworfen  war,  einige  Kilometer  weit 
in  das  Innere  schleuderte.  Von  dem  zuletzt  genannten 
Orte  liegt  namentlich  ein  wichtiger  Bericht  des  Dampfers 
„Loudon“  vor,  der  auf  der  Rhede  liogend  den  gauzen 
Vorgang  beobachten  konnte. 

Diese  Darstellung  eines  Augenzougen ')  ist  so  charak- 
teristisch, dafs  ich  mir  nicht  versagen  kann,  denselben  hier 
abgekürzt  und  mit  Weglassung  von  notorischen  Unrichtig- 
keiten als  typische  Beschreibung  einzufiigen. 

„,Loudon‘  fuhr  am  26.  August  morgens  8 Uhr  von 
Batavia  nach  Anjer , von  dort  um  3-J-  Uhr  nach  der 
Lampongbai,  wo  sie  Aschenregen  bekam,  und  kam  um 
7 Uhr  25  Min.  auf  der  Rhede  von  Telok  Betong  an. 
Es  war  dor  unruhigen  See  wegen  unmöglich,  mit  dom 
Lande  in  Verbindung  zu  treten,  man  sah  jodoch  an 
den  Alarmzeichen,  dafs  etwas  Besonderes  vorging. 


*)  Ingenieur  U.  na  Saudick. 


„Gegen  6 Uhr  30  Min.  oder  nach  andern  7 Uhr  mor- 
gens kamen  vier  hohe  Wellen  hintereinander,  welche 
den  Strand  überströmten : in  einem  Augenblick  war  die 
Verwüstung  vollendet.  Der  Kapitän  wollte  nach  Anjer 
zurückkehrou,  um  Uber  die  Vorgänge  von  Telok  Betong 
zu  berichten,  doch  des  zunehmenden  Aschen-  und  Bims- 
steinregens und  der  eintretenden  Finsternis  wegen  mufste 
er  um  10  Uhr  in  15  Faden  Wasser  bei  der  kleinen 
Insel  Togal  unkorn. 

„Um  10  Uhr  30  Min.  war  die  Finsternis  vollständig; 
sie  wurde  begleitet  von  starkem  Aschen  - und  Schlamm- 
regen,  Donnor  und  Blitz  und  heftigem  Winde,  der  bei- 
nahe die  Wut  oines  Orkans  erreichte.  Auf  den  Masten 
und  Raaen  leuchteten  blaue  St.  Elmsfeuer;  durch  [die 
heftigen  Seen  drohte  das  Schiff  zu  kentern : um  nicht 
triftig  zu  werden,  dampfte  man  langsam  vor  zwei  Ankern. 
Gegen  1 Uhr  wurde  es  ruhiger , doch  bliob  es  dunkel ; 
erst  Dienstag  (28.)  früh  4 Uhr  sah  mau  einen  Streifen 
Mondlicht  und  nun  setzte  man  die  Fahrt  fort. 

„Bei  Pulu  Tiga  sah  man,  dafs  sich  eine  Barriere 
zwischen  Sehuku,  Pulu  Tiga  und  Ketimbang  gebildet  zu 
haben  scliion,  mau  ging  daher  durch  die  Lagundistrafse 
und  südlich  um  Krakatau,  wobei  man  in  der  Strafse  sich 
einen  Weg  durch  ein  in  der  Mitte  beinahe  2 m dickes 
Bimssteinfeld  bahnen  mufste.  Gegen  4 Uhr  erreichte 
man  den  Ort , wo  Anjor  einmal  gestanden  hatte : nur 
der  untere  Teil  des  Leuchtturms  kennzeichnete  die  Stätte, 
alle  andern  Gebäude  waren  verschwunden.-1  — 

Der  Ausbruch  dauerte  fort;  immer  mehr  wurde  die 
Sonno  selbst  in  weit  von  der  Sundastrafse  abgelegoneu 
Orten  durch  den  stärker  wordeuden  Aschenregen  verdunkelt, 
heftige  Wollonbowogungon  folgten , da  trat  bei  völliger 
Dunkelheit  etwa  um  10  Uhr1)  mit  einem  furchtbaren 
Knall  die  eigentliche  Katastrophe  ein ; nachdem  der  Berg 
einen  grofsen  Teil  des  Innern  seit  Monaten  ausgeworfen 
hatte,  folgte  nun  der  Einbruch  dor  Wände,  gleichzeitig  mit 
dem  Einbruch  oines  Teils  des  Moeresbodens , und  dieser 
Einbruch  verursachte  die  Erschütterungen  dos  Meeres  und 
der  Atmosphäre,  welche  weithin  beobachtet  wurdou.  Hier- 
mit war  jedoch  die  Thätigkeit  noch  nicht  sofort  erloschen, 
sie  dauerte  bis  zum  28.  morgens  fort.  Von  den  meisten 
Orten,  besonders  von  denen,  welche  durch  die  Wellen  über- 
strömt worden  waren,  hatte  sich  alles  Lebende , was  sich 
retten  konnte,  geflüchtet;  erst  als  es  am  28.  wieder  Tag 
wurde,  wagte  man  sich  zurück,  um  das  entsetzliche  Bild 
der  Verwüstung  zu  sehen;  der  gröfste  Teil  der  36  380  Ein- 
gobornen  und  37  Europäer*),  welcho  bei  dor  Katastrophe 

>)  Ober  die  genauem  Angabe  siebe  weiter  unten. 

*)  Dies  ist  die  offizielle  Angabe,  die,  soweit  sie  Java  betrifft,  als  ziem- 
lich genau,  soweit  sie  sieh  auf  Sumatra  besieht,  als  Annäherung  an  die 


14 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


ihr  I/eben  eingebüfst  hatten,  ist  den  Wellen  zum  Opfer 
gefallen,  eine  verhältnismäfsig  kleine  Zahl  nur  wurde  unter 
der  heilsen  Asche  begraben.  165  Dörfer  wurden  ganz, 
132  zum  Teil  verwüstet. 

Je  nach  ihrer  Stärke  und  der  Bildung  der  Kiiste  waren 
die  Wellen  höher  oder  weniger  hoch  gegen  die  letztere 
aufgelaufon  und  hatten  sich  weiter  oder  weniger  woit  in 
das  Innere  dos  Landes  orgosson;  die  gröfste  Höhe,  bis  zu 
welcher  sie  sich  in  der  Sundastrafse  erhoben , beträgt 
36  m:  von  der  ungeheuren  Gewalt  derselben  habe  ich 
oben  schon  ein  Beispiel  gogeben : als  weitem  Beweis  führe 
ich  an,  dafs  auf  dem  Strande  bei  Anjor,  nicht  weit  von 
der  Stelle,  wo  der  eingestürzte  Leuchtturm  gestanden 
hatte,  ein  ungeheurer  Korallblock  lag,  dessen  Inhalt  durch 
Messung  auf  300  cbm  bestimmt  wurde;  sein  Gewicht  be- 
trug dakor,  wie  Verbeek  sagt,  wenigstens  */g  Million  Kilo- 
gramme. Die  Szene  der  Verwüstung  war  hier  so,  dafs 
es  dem  Zeichner  unmöglich  war,  diosolbe  in  einem  Bildo 
vorzustellen ! 

Aulner  mit  den  Bäumen , den  Häusern , den  Leichen, 
kurz  mit  allem,  wag  das  Wasser  dem  Lande  entrissen 
hatte,  war  das  Meer  auch  bedeckt  mit  ungeheuren  Massen 
von  treibendem  Bimsstein,  und  dieses  Chaos,  welches  in  den 
ersten  Tagen  kaum  zu  entwirren  war,  gab  Veranlassung 
zu  Gerüchten  Uber  neue  Kraterbildungen , die  später  nicht 
bestätigt  wurden ; die  Insoln  (Stoers  und  Calmeyer),  welche 
sich  neu  gebildot  hatten , aber  bereits  wieder  verschwun- 
den sind ') , verdanken  ihr  kurzes  Bestehen  nur  den  aus- 
geworfeneu  Massen  und  durchaus  koiner  unterseeischen  Er- 
hebung. 

Wie  ich  glaube,  wird  die  vorhergehende  kurze  Über- 
sicht zum  allgemeinen  Verständnis  der  Vorgänge  ge- 
nügen: absichtlich  habe  ich  dieselbe  möglichst  beschränkt, 
um  den  weitern  Vorgängen  nach  dom  28.  August,  die 
weniger  bekannt  sein  dürften,  etwas  mehr  Raum  widmen 
zu  können. 

Durch  den  glühenden  Bimsstein , der  im  Meere  trieb 
und  in  dem  es  zu  häufigen  Explosionen  kam , durch  dio 
halbverbrannten  Baumstämme,  dio  auf  den  Inseln  und  na- 
mentlich auf  dem  Südabhang  von  Krakatau  fortglimmten, 
vielleicht  auch  infolgo  der  Nachwirkung,  welcho  die  furcht- 
bare Katastrophe  auf  die  Menschen  äufserte,  liefen  wieder- 
holt Berichte  ein,  dafs  die  vulkanische  Thätigkoit  zu 


Wahrheit  (die  aber  nicht  zu  hoch  Rcyriffen  ist)  betrachtet  werden  darf. 
Von  dieMi  Zahl  kommen  rund  2*000  SchUchtopfcr  auf  Jura,  davon  21  600 
auf  Bantam,  2600  auf  Batavia  und  nur  2 auf  Krawang. 

Die  Verluste  an  Menachenleben  auf  Sumatra  kommen  mit  Aufnahme 
von  34  (Henkulen)  alle  auf  die  Loiupangs. 

')  Kapitän  FUck  vom  englischen  Schoner  „Tweed"  berichtete  im  April 
d.  J. , dafs  er,  von  der  nördlichen  Spitze  von  „Vertaten  Eiland"  Ost 
«tauernd,  29  Peilen  gelotet  bat. 


Krakatau  noch  fortdauere ; dies  war  jedoch  nur  insoweit 
richtig,  als,  wie  Verbeek  mitteilt,  der  Krater  noch  lange 
nach  dem  28.  August  Schlamm  ausgoworfen  haben  mufs. 
Als  Verbeek  nämlich  am  17.  Oktober  dio  Insol  besuchte, 
fand  er  auf  der  Südseite  des  Berges  auf  den  Bimsstein- 
müssen  zwei  Schlammströme,  0,2  — 0,3  m dick,  1 — 5 m 
breit,  welche  aus  sohr  feiner,  dunkelgefärbter  Asche  be- 
standen; sie  nahmen  etwa  200  m unter  dem  Gipfel  ihren 
Anlang  (also  etwa  600  m über  dem  Meere)  und  schlängelten 
sioh  bis  zu  einem  ungefähr  100  m hoch  gelegenen  Punkte 
in  der  Länge  von  ca  1300  m hin.  Dabei  folgten  sie  den 
durch  Ausspülung  in  der  Asche  und  dom  Bimsstein  ge- 
bildeten Rinnen  und  müssen  deshalb  einige  Wochen  jüngor 
als  jene  Auswurfmassen  soin.  Der  Schlamm  war  am 
17.  Oktober  noch  foucht  und  war  vermutlich  bei  einem 
Ausbruch  am  10.  Oktober  (s.  unten)  ausgeworfen:  auch 
auf  Calmeyer  fand  sich  ähnlicher  Schlamm  in  der  Dicke 
von  0,20  m,  der  an  der  Oberfläche  vielfache  Sprüugo 
zeigte. 

Verbeek  hat  sorgfältig  alle  Augabon  gesammelt,  die 
auf  eine  irgendwie  mit  Krakatau  in  Verbindung  stehende 
Thätigkoit  deuten  und  ich  lasse  dieselben  hier  im  Aus- 
zug folgen. 

Am  17.  September  wurdon  zwischen  10£  — 11-j-  Uhr 
vormittags  östlich  und  westlich  von  Batavia  Knalle  gehört. 

Am  26.  Soptember  wurden  Knalle  und  Erderschütte- 
rungen  zu  Batavia  beobachtet. 

In  der  Nacht  vom  8.  bis  9.  Oktober  wurde  zu  Serang 
eine  auffallende  Lufterscheinung  bemerkt , mit  Krakatau 
schoint  dieselbe  nicht  in  Verbindung  zu  stehen. 

Am  10.  Oktober  wurde  in  Süd-Bautam  eine  Welle  be- 
merkt, welche  die  gewöhnliche  Flutgrenze  um  75  m über- 
schritt; ein  dumpfes  Getöse  iu  der  Richtung  von  Krakatau 
wurde  gehört.  Vielleicht  steht  dies  in  Vorbindung  mit 
dem  oben  besprochenen  Scblaroraauswurf,  der  jedoch,  was 
Calmeyer  betrifft-,  nicht  aus  dieser  Nacht  herrühren  kann, 
da  zwei  in  der  Nähe  liegende  Kriegsschiffe  nichts  davon 
bemerkten. 

Auch  vom  19.  bis  21.  Oktober  wurden  westlich  von 
Batavia  an  verschiedenen  Stellen  Luftbewegungen , rollen- 
des GetöBO , Wetterleuchten  im  Westen  beobachtet;  auch 
in  der  Nacht  vom  12.  bis  13.  November  soll  Krakatau  in 
Thätigkoit  gewesen  sein  (nach  einem  unverbürgten  Bericht 
aus  Merak). 

Am  20.  Februar  1884  hörte  mau  zu  Batavia  das  be- 
kannte Getöse  und  sah  im  Westen  zeitweise  ein  flackerndes 
Licht.  Ein  aus  dor  Sundastrafse  angekommeues  Schiff  be- 
richtete nachher,  dafs  Flammen  aus  dem  Pik  von  Krakatau 
aufgestiegen  seion.  Vorboek  macht  dazu  die  Bemerkung: 
„wahrscheinlich  Brennende  Baumstämme“. 


Digitized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


15 


Am  23.  Februar  1884  wurden  in  Meester  Cornelia  bei 
Batavia  Lufterschütterungen  und  Bewegungen  von  Tbiiren 
und  Fenstern  bemerkt,  auch  will  man  einen  roten  Schein 
im  Westen  beobachtet  haben.  Andre  sprechen  von  Licht- 
erscheinungen, fernem  Getöse  und  einem  einzelnen  dumpfen 
Knall.  — Hiernach  scheint  es,  als  ob  nur  die  von  Vcrbeek 
beobachteten  Schlammmassen  auf  einen  wirklichen  Aus- 
bruch hinweisen. 

Auch  im  Anfänge  dieses  Jahres,  gleichzeitig  mit  dem 
Ausbruch  des  Smoru , hat  man  auf  Krakatau  erneuerte 
vulkanische  Thätigkoit  beobachtet.  Ich  erlaube  mir  dar- 
über nach  meinen  Notizen  noch  einigos  beizufügen. 

Vom  19.  bis  24.  April  wurde  durch  Fischer  in  der 
Nähe  von  Krakatau  fortwährend  unterirdisches  (unter- 
seeisches?) Geräusch  gehört  : keine  Feuererscheinungen  be- 
obachtet. Auch  in  Alt  Anjor  wurde  am  19.  Geräusch  in 
in  der  Richtung  der  Insel  gehört.  Ein  Fischor  behauptet, 
am  22.  auf  dem  Westabhang  deutlich  Feuer  gesehen  und 
von  dor  Insel  ausgehendes  Getöse  gehört  zu  haben.  Auch 
der  Resident  der  Lampongs  hatte  mehrfache  Berichte  über 
erneuerte  Thätigkoit  von  Krakatau  empfangen;  als  er  am 
14.  April  an  der  Nord-,  West-  und  Südseite  dor  Insel  vor- 
beidampfte, konnte  er  bei  sehr  hellem  Wetter  keinen  Rauch 
bemerken,  ebensowenig  wie  bei  seiner  Rückkehr  am  16. 
desselben  Monats:  nur  schien  ihm  die  nördliche  Wand, 
die  durch  don  Sturz  des  halben  Kegols  1883  gebildet  war, 
dunkler  gefärbt  zu  sein. 

Am  2.  Mai  sah  man  in  Neu-Anjcr,  dafs  auf  Krakatau 
ein  wenig  Rauch  ausgestofsen  wurde;  am  folgenden  Tage 
war  diese  Erscheinung  nicht  mehr  sichtbar,  aber  im 
ganzen  westlichen  Java  wurden  leichte  Erderschütterungen 
beobachtet. 

Hiermit  glaube  ich  das  Thatsächlicho  erledigt  zu  haben 
und  lasse  nun  die  theoretischen  Betrachtungen  Verbeeks,  so- 
weit sie  von  allgemeinem  Intcresso  sind,  auszugsweise  folgen. 

Die  Ursachen  des  Ausbruchs  von  1883  *). 

Um  die  Ansicht  Vorbeeks  hierüber  dentlich  hervortreten 
zu  lassen,  wird  es  nötig  sein,  ihm  in  seinen  theoretischen 
Betrachtungen  über  Ausbrüche  im  allgemeinen  zu  folgen. 
Die  Vulkane  liegen  gewöhnlich  längs  der  Spalton  der  Erd- 
rinde, wo  die  goschmolzenen  Stoffe  des  Innern  am  loich- 
testen  heraustreten  können.  In  Sumatra  — Verbeek  hat  dies 
früher  nachzuweisen  gesucht  — scheinen  dlo  ersten  Spalten 
durch  Faltungen  der  Erdrinde  entstanden  zu  sein,  die  dort 
immer  in  derselben  Richtung  stattgefunden  haben ; nicht 
nur  die  gröfsorn,  sondern  auch  die  kleinern  Vulkane  liegen 
in  Reihen,  welche  der  Längenachse  parallel  sind;  das  ver- 

•) Vgl.  hiermit  die  Bemerkungen  Ton  H.  J.  Jnhnston  Lins  (Natura 
5.  Noiember  1883). 


schiedenen  Perioden  entstammende  Gestein  besitzt  dieselbe 
Richtung,  wodurch  parallele  Linien  des  schwächsten  Wider- 
standes ontstehou.  Aufserdem  aber  werden  auch  kleinere 
Verwerfungen  hauptsächlich  längs  dieser  Linien  stattfinden 
und  gewöhnliob  Erdbeben  zur  Folge  haben;  ferner  dringt 
Wasser  längs  diesor  Spalten  ein,  so  dafs  bei  weiterem  Durch- 
dringen überhitzter  Dampf  von  ungeheurer  Spannung  ge- 
bildet werden  kann,  wodurch  die  Möglichkeit  von  Ausbrüchen 
vorberoitet  ist.  (Daher  sind  Gegenden , wo  die  Richtung 
der  ältesten  Lagen  unverändert  ist,  beinahe  ganz  frei  von 
Erderschütterungen.)  Über  die  Ursachen  der  lotzteru  sind 
dio  Ansichten  immer  noch  sehr  geteilt;  Dampfbildung  in 
unterirdischen  Räumen  oder  das  Brechen  einer  Zwischen- 
wand bei  derartigen  Vorgängen  werden  seit  dem  Altertum 
als  Ursache  angegeben;  die  Anhänger  diosor  Lehre  halten 
daher  auch  Erdbeben  für  die  gewöhnlichen  Vorläufor  von 
vulkanischen  Ausbrüchen  (was  sich  jedoch  in  unsorm  Fall 
nicht  bestätigt);  eigentümlich  ist  es  jedoch,  dafs  man  hei 
Erdbeben  nie  Dampf  aus  der  Erdrinde  hervorquollon  ge- 
sehen hat.  Daneben  tritt  die  Einsturztheorie  auf,  die  eben- 
falls sehr  alt  ist,  und  dio  Theorie,  welcher  eine  Ebbe-  und 
Flutbewcgung  des  flüssigeu  Erdinnern  zu  Grunde  gelegt  ist; 
letztere  hat  bei  dem  Ausbruch  von  Krakatau  keine  Stütze 
gewonnen.  Über  den  vulkanischen  Ausbruch  selbst  läfst 
sich  die  Theorie,  der  Vorbeek  sich  anschliefst,  in  folgen- 
dem zusammenfa88on.  Es  ist  dor  Wasserdampf,  der  sich 
bei  der  Berührung  des  Wassers  mit  den  zwischen  dem  ver- 
mutlich festen  Kern  und  der  Erdrinde  sich  befindenden 
flüssigen  Stoffen  bildet,  wolcher  als  Agens  auftritt.  Es  ist 
nicht  unwahrscheinlich,  dafs  diese  geschmolzene  Masse  zu- 
sammenbängt und  im  grofseu  und  ganzon  eine  mit  dem 
Erdkern  konzentrische  Schale  bildet,  wodurch  jedoch  die 
Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  werden  soll,  dafs  dieselbe 
in  einzelnen  höher  gelegenen  Räumen  in  dio  Höho  geprefst 
wird,  wodurch  innerhalb  dor  Rinde  Lavareservoirs  gebildet 
worden  können.  Auf  diese  Weise  stellt  sich  Verbeek  die 
sogenannten  vulkanischen  Herde  vor,  welche  allerdings  selb- 
ständig sind,  doch  aber  durch  das  allgemeine  Reservoir  mit- 
einander Verbindung  haben,  so  dafs  ein  bedeutender  Druck 
in  einem  derselben  sich  auch  in  den  audorn  Reservoirs  be- 
merkbar macht.  Das  Eindringen  von  Wasser  in  solche 
Höhlen  kann  sowohl  durch  Durchsickern,  als  wegen  der 
Kapillarität  des  Gesteins  stattfinden.  Da  die  Temperatur 
der  geschmolzenen  Stoffe  jedenfalls  höher  liegt,  uls  die  kri- 
tische Temperatur  des  Wassers,  wird  letzteres  sofort  voll- 
ständig in  Dampf  vorwandelt  und  zwar,  da  derselbe  sich 
gar  nicht  oder  nur  wenig  ausdohnen  kann , in  Dampf  von 
sehr  grofser  Spannung. 

Derselbe  wird  also  im  stände  soin , die  Lava  in  die 
Höhe  zu  drücken  und  zwar  würde,  das  spezifische  Gewicht 


16 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


der  letztem  zu  2,5  annehmend , ein  Druck  von  1000  At- 
mosphären nötig  sein,  um  dies,  wie  z.  B.  beim  Ätna,  auf 
eine  Höhe  von  4000  m zu  thun. 

Wenn  die  Temperatur  1000®  C.  übersteigt,  tritt  noch 
eine  andre  Erscheinung  ein , die  Dissociation , welche  die 
Spannung  erhöht,  die  jedoch  in  dem  Falle , der  uns  hier 
beschäftigt,  mit  Rücksicht  auf  dcu  Schmelzpunkt  der  nus- 
geworfenen Massen,  und  auch  ira  allgemeinen  des  starken 
Druckes  wegen  in  dem  Kraterraum  selbst  nicht  sehr  be- 
deutend hcrvortreton  kann ; anders  gestaltet  sich  dies  bei 
dem  Entweichen  des  Dampfes  aus  der  Kraterröhro,  wobei 
die  Dissociation  wogen  des  abnehmenden  Druckes  zuneh- 
men mufs,  und  dafs  der  entweichende  Datupf  mit  Wasser- 
stoff und  Sauerstoff  vermengt  ist,  ist  wirklich  nachgewiesen *). 

Bei  Krakatau  sind  hierüber  keine  Beobachtungen  gemacht 
worden;  Vorbeek  glaubt  jedoch,  dafs  es  der  schnellen  Ab-  \ 
kithlung  wegen  nicht  zur  Knallgasbildung  komme *),  und 
erklärt  die  heftigen  Knalle,  welche  die  Explosionen  beglei- 
teten, auf  dieselbe  Weise,  wio  den  Knall,  der  beim  Ab- 
schiofscn  einer  Schufswaffo  entsteht;  ihre  Intensität  aus  den 
gewaltigen  Abmessungen  des  Kraters.  Die  verschiedene 
Art  der  Erupliousproduktc  und  dio  Veränderung  in  der 
Roihonfolge  derselben  und  der  Art  des  Ausbruchs  im  all- 
gemeinen erklärt.  Verbeek  durch  die  Annahme  einer  ver- 
schiedenen Form  dos  Lavareservoirs.  Hegelmüfsigor  Druck 
auf  dio  Lava  führt  zu  ruhigem  Ausflufs,  plötzlicher  Zutritt 
von  Dampf  zu  dem  untern  Ende  der  mit  Lava  gefüllten  j 
Röhre  zu  Aschausbrüchen  (er  vergleicht  letztere  mit  dem 
Verstäuben  des  aus  der  Pistole  geschossenen  WasBors) ; 
genügt  die  Lavamasse  nicht-  mehr,  um  die  untore  Öffnung 
der  KraterTühro  abzuschliefsen,  so  kommt  es  zur  fumarolen 
Thatigkeit,  dio  Gase  entweichen  fortwährend. 

Auch  die  Art  der  Thatigkeit  solcher  Kraterröhren,  dio 
Verbindung  miteinander  haben , wird  von  der  Form  des 
Herdes  und  dor  Röhren  abhängen;  eine  Aschornption  wird 
zuorst  aus  dem  Krater  stattfinden,  dosson  Röhro  die  am 
höchsten  gelegene  untere  Öffnung  hat;  kann  wegon  nie- 
driger Röhren  die  Lava  ausfliofsen , ehe  der  Dampf  frei 
wird,  so  wird  der  Ausflufs  am  erston  aus  dor  Röhre  statt- 
finden, deren  obere  Öffnung  am  dichtesten  bei  dom  Moeres- 
spiegol  liegt.  Übrigens  hält  Verbeek  das  Gesagte  nicht 
für  ausschliefslich,  wohl  aber  für  in  vielen  Fällen 
zutreffend,  weil  es  genügt,  die  verschiedenen  öfter  beobach- 
teten Erscheiuuugen  zu  erklären. 

Nath  dieser  allgemeinen  Betrachtung  kehrt  er  zur  An- 
wendung derselben  auf  den  Ausbruch  von  Krakatau  zurück. 

Die  Vulkane  von  Sumatra  sowohl  als  von  Java  liegen 
entweder  auf  den  unter  den  genannten  Inseln  sich  befin- 

■)  f.  Pnoqo*,  Sun  torin  et  ses  «Option«.  Paris  1879- 

7)  Lothar  Mejror,  Die  mixieroen  Theorien  der  Chemie.  1884,  S.  418. 


denden  Längenspalteu,  oder  auf  Uuerspalteu ; urstore  wer- 
den durch  dio  Linien  AtjobHoofd  — Gunung  Tangka 
(138^  — 318}°)  und  Karang  — .Wilis  — Smoru  (285 
bis  105°)  bestimmt,  auf  dem  Schnittpunkt  liegt  Kra- 
katau; von  hior  aus  goht  eino  Querspalto  (dio  Sunda- 
spalte)  Uber  Pajon  einerseits,  Sebessi  und  Rad  ja  h- 
bassah  anderseits.  Es  scheint,  dafs  diese  Richtungen  Zu- 
sammenfällen mit  Vorwerfungsspalten , wio  die  ungleiche 
Tiefo  der  Sundastralse  auf  alten  Karton  nachwoist. 

Dio  Gegend  der  Sundaspalte,  namentlich  Javas  „l.Pünt“, 
waren  in  den  letzten  Jahren  wiederholt  von  Erdbeben  heim- 
gesucht ; es  schoiut  jedoch  nicht,  dafs  sie  Vorboten  des 
Ausbruchs  waren,  sie  würden  sonst  im  Lauf  der  Zeit  ver- 
mutlich heftiger  geworden  sein;  im  Gegenteil  wurden  sie 
größtenteils  schwächer.  Nun  ist  es  immerhin  möglich, 
dafs  sie  mit  dem  unterirdischen  vulkauischou  Raum  iu  Ver- 
bindung stehen,  wahrscheinlicher  jedoch  sind  sie  ent- 
weder plötzlichon  kleinen  Verschiebungen  längs  der  Sunda- 
spulto,  oder  dem  Einsturz  unterirdischer  Höhlen  zuzu- 
schreiben.  (Für  engbegrenzte  Erdbeben,  die  nur  schwer 
vulkanischer  Wirkung  zugeschrieben  werden  können,  kommt 
Verbeek  die  Einsturztheoric  durchaus  nicht  unwahrschein- 
lich vor.)  Welches  auch  die  Ursache  gewesen  sein  möge, 
so  kann  dadurch  dem  Wasser  der  Zutritt  zu  dem  Lava- 
raum  erleichtert  worden  sein,  sei  es  durch  Öffnung  einer 
Spalte  oder  durch  Verschiebung  eiuor  undurchdringlichen 
Lage.  Hierin  mufs  die  Hauptursache  des  Ausbruchs  von 
1883  nach  zweihundortjähriger  Ruhe,  während  welcher  nur 
wenig  Dampf  gebildet  wurde,  gesucht  werden. 

Erscheinungen  bei  der  Eruption. 

Diosolbun  sind  sehr  verschiedenartig:  Bewegungen  (Er- 
schütterungen und  Einsturz  der  Erdrinde),  Bewegung  der 
geschmolzenen  Massen  und  gasförmiger  Produkt«  aus  dem 
Innern  der  Erde,  dio  nach  uufsen  dringen,  Bewegungun  der 
Luft  und  des  Meeres,  elektrische  und  magnetische  Erschei- 
nungen worden  hier  der  Reihe  nach  besprochen. 

A.  Erdbeben. 

Oben  ist  bereits  erwähnt,  dafs  vor  dem  Ausbruch  im 
Mai  einige  Erdbeben  stattfanden,  die  weder  besonders  stark, 
noch  zahlreich  waren , ebensowenig  nahm  ihre  Zahl  von 
Mai  bis  zum  August  zu,  im  ganzen  wurden  1883  nur  neun 
Erdbeben  in  der  Nähe  von  Krakatau  beobachtet.  Ob  wäh- 
rend dos  Ausbruchs  von  August  (mit  Ausnahme  am  26.  auf 
dom  Leuchtturm  auf  Java  Hoofd)  wirkliche  Erdbeben  beob- 
achtet wurden,  mufs  dahingestellt  bleiben;  diu  Erdboben 
nach  dum  Ausbruch  haben  auch  nichts  an  Intensität  vor- 
loren;  unter  diesen  befindet  sioh  eiues,  welches  sich  über 
ganz  Bantam  fühlbar  machte  und  mit  der  Sundaspalte  nicht 
in  direkter  Verbindung  zu  stehen  scheint. 


Digitized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883, 


17 


B.  Die  ausgeworfenen  Stofe. 

Ingenieur  Schuurman  und  Kapitän  Ferzenaar,  die  am 
27.  Mai  und  11.  August  die  Insel  besuchten,  bemerkten, 
dafg  bis  dahin  nur  Bimssteinstüoke  und  Ascho  ausgeworfen 
waren.  Auf  der  Insel  selbst  waron  drei  Lagen  zu  unter- 
scheiden : Bimsstein,  graue  Asche,  dunkelgraue  Asche.  Das 
zuerst  genannte  Material  scheint  nur  in  den  ersten  Tagen 
nach  dem  Ausbruch  ausgeworfon  zu  soin,  später  bis  zum 
26.  August  nur  feineres  Material ; die  ganze  Dicke  betrug 
bis  zum  11.  August  nur  otwa  0,50  m.  In  den  vereinzelten 
glasreichen  Steinstiicken , die  Ingenieur  Schuurman  fand, 
sieht  auch  Vcrbcek  Stücke  der  immer  wioder  sich  nou  bil- 
denden Kraterkrusto.  Was  aber  die  von  jenem  gefundenen 
olivinhaltenden  Andesite  betrifft,  so  glaubt  er,  dafs  sie 
von  älterm  Krakataugestein  stammen,  welches  ontweder 
sich  schon  früher  da  befand , oder  bei  der  Eruption  zer- 
trümmert und  aus  dem  Krater  geworfen  wurde.  Nach  dem 
Ausbruch  von  1883  fand  Verbeck  boi  seiner  Untersuchung 
gewaltige  Haufen  von  grobem  Bimsstein  bis  zu  1,0  cbm,  da- 
zwischen Sand  und  Asche;  das  feinere  Material  war  auf 
Krakatau  seltener;  hier  und  da  zeigte  sich  ein  schwarzes, 
pechsteinähnliches  Stück,  wovon  os  nicht  immor  sicher 
war,  ob  es  zu  den  Neubildungen  gehörte,  einzelne  Obsidian- 
atücke  mit  bimssteinühnlioher  Rinde  und  Bimssteinstückc 
mit  gebrochener,  glasähnlicher  Rinde  boten  einige  Abwech- 
selung, Absetzung  des  neuen  Materials  in  L3gen  kam  nicht 
vor  und  konnte  nicht  erwartet  werden.  Der  zum  Teil  mit 
Soowasser  vermengt  ausgoworfene  Bimssteinsand  war  im 
Oktober  durch  Regengüsse  schon  mit  tiefen  Furchen  durch- 
zogen ; über  die  Schlammströmo,  die  noch  im  Oktober  aus- 
geworfen zu  sein  schienon,  ist  oben  bereits  gesprochen. 
Der  Schlamm  auf  Calmeyer  und  Steers  war  schon  hart 
und  ist  früher,  vielleicht  zwischen  der  Katastrophe  am  27. 
und  dem  28.  August,  ausgeworfon,  Aufserdem  findet  man 
auch  einzelne,  zu  der  Unterlage,  auf  welcher  der  Vulkan 
ruhte,  gohörige  Stoffe,  ältere  (mioeäne)  Andesiten,  Mergel 
und  ThonstUcke  von  diluvialem  und  neuerm  Alter,  die  unten 
naher  besprochen  werden  sollen. 

Die  Dicke  der  ausgeworfenen  Stoffe  steigt  am  west- 
lichen Fufs  bis  zu  60  m,  im  Durchschnitt  beträgt  sie  da 
etwa  30  m , nach  oben  nimmt  sie  ab , so  dafs  man  am 
Gipfel  die  alte  Oberfläche  und  die  umgefallenen  und  halb- 
verkohlten Baumstämme  sehen  kann. 

Die  Gröfse  dor  ausgeworfenen  Stücko  nimmt  bald  ab. 
Während  auf  „Krakatau“  und  „Vorlaten  Eiland“  einzelne 
Stücke  noch  l,o  cbm  erreichen,  sind  auf  „Calmeyer“  und 
„Sebessi“  Stücke  von  Kopfgröfse  schon  selten ; die  gröfsern 
Stücke  Boheinen  in  einem  Kreise,  dessen  Radius  15  km 
betrug,  gefallen  zu  sein ; kleinoro  Stücke  in  Bohnen-,  selbst 
in  Faustgröfse  sind  noch  in  40  — 80  km  Entfernung  ge- 
Pctermanne  Qeogr.  Mitteilungen.  1886,  lieft  I. 


fanden;  diese  Stoffe  können  nicht  von  der  Luft  weggetra- 
gen, sie  müssen  gleichsam  geschossen  soin.  Eine  theo- 
retische Berechnung  für  den  luftloeren  Raum  ergibt  für 
eine  Elevation  von  10*  und  80*  1070,  für  45*  Elevation 
625  m Anfangsgeschwindigkeit,  um  eine  Distanz  von  40  km 
(Ketimbang)  zu  erreichen;  die  gröfste  vom  Projektil  er- 
reichte Höhe  würde  resp.  1763,  10000  und  56  700  m sein; 
die  Flugzoit  , 1-j-  und  3-  Minuten.  Im  lufterfüllten 
Raume  mufs  die  Anfangsgeschwindigkeit  noch  gröfsor  ge- 
wesen soin,  um  an  das  Ziel  zu  gelangen.  Man  wird  darum 
nicht  sehr  irren , wenn  man  annimmt , dafs  die  ausgewor- 
fenen Projektile  zum  Teil  eine  Höho  von  50  km  orroicht 
habon,  dio  feinsten  Teile  jedoch  noch  höher  mitgeführt 
sind ; die  oben  berechnete,  ungefähr  das  Doppelte  der  durch 
Pulver  an  Geschosse  mitgeteilten  Anfangsgoschwindigkoit 
steht  aber  weit  hinter  derjenigen  zurück,  welche  bei  der 
Verbrennung  von  Scbiefabaumwolle  entwickelt  wird,  und 
ist  darum  nicht  staunenerregeud. 

Einer  Erklärung  bedarf  das  Fallon  von  sehr  hoifsor 
Asche  in  Ketimbang,  die  da  und  nur  da  allein  heifs  genug 
war,  um  Brandwunden  zu  verursachen  ■).  Vielleicht  erklärt 
sich  dies  dadurch,  dafs  diese  Asche  unter  einem  geringen 
Elevationswinkel  z.  B.  10°  ausgoworfen  wurde;  da  sie 
hierbei  keine  so  bedeutende  Ilöhe  erreichte  (nur  1763  m 
iro  lufttleorcn  Raum),  wurde  sie  nicht  so  schnoll  ahgekühlt 
wie  dio  hoch  in  die  Lüfte  geschleudorte  Asche ; Beispiele 
hiervon  sind  mehrfach  vorgekommeu,  wenn  bei  einem  neuon 
Durchbruch  eine  Öffnung  auf  der  Seito  eines  Vulkans  ge- 
bildet wurde2).  Die  Oberfläche  des  Teils  der  Erde,  wo 
ausgeworfeno  Asche  fiel,  wird  auf  15019  geographische 
Quadratmeilon  berechnet,  die  Kokosiusoln  und  Singapore 
bilden  die  nördliche  und  südliche,  Benkulen  und  etwa  der 
Patuha  auf  Java  die  üstlioho  und  westliche  Grenze.  Die 
Dicke  der  gefallenen  Asche  wird  im  Maximum  auf  60  mm 
gestellt.  Durch  eine  sorgfältig  ausgeführto  Berechnung  wird 
eine  Totahnongc  von  18  Millionen  ebkm  an  ausgeworfenen 
Stoffen  gefunden.  Sehr  feino  Aschteile  sind  sowohl  durch 
den  Ostwind  als  auch  durch  den  Nordnordwestwind  in  der 
obern  Luft  viel  weiter  mitgeführt,  zum  Teil  bis  zum  80°  Ö.L., 
d.  h.  1600  Bogenminuten  von  Krakatau. 

Feinere  Stoffe  scheinen  noch  länger  schwobond  geblie- 
ben zu  sein,  wie  die  Beobachtung  dor  farbigen  Sonnen 
und  des  Abendrotes  beweisen,  wolche  Erscheinungen  übri- 
gens, was  ihre  Ursache  betrifft,  voneinander  getrennt  wer- 
den müssen 3).  Das  zuerst  genannte  Phänomen  mufs  dirokt 


1)  Cbrigen»  auch  auf  „Bert im",  „Charles  Bai“  (M.). 
i)  Verbeek  fährt  seine  eigne  Erfahrung  in  Palembang  (K*h>)  an,  Jaarb. 
Hijnweien  1881,  I,  p.  171. 

S)  Hier  wird  Prof.  Miehie  Smith  (cf.  h'sture  771)  angeführt  und  auf 
das  bei  beiden  Erscheinungen  verschiedene  Spektrum  hinge wiraen. 

8 


18 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


den  Staubteilchen  zugeschrieben  werden,  die  Abendröte 
dagegen  hauptsächlich  dem  Wassordampf,  welcher  den 
gröfsten  Teil  der  Wolke  bildete  und  sich  in  den  hohem 
Lagen  kondensierte  und  zu  Eis  wurde. 

Die  Aschteilchen  können  dabei  sowohl  zur  Verstärkung, 
als  auch  als  Zentrum  der  Kondensation  mitgewirkt  haben. 

Der  Weg,  den  die  Wolke  zurückgelegt  haben  mufs, 
läfst  sich  leicht  verfolgen:  am  9.  September  erreichte  sie 
Ceylon,  nachdem  sie  einmal  um  die  Erde  gegangen  war; 
dies  würde  einer  Schnelligkeit  von  37  m per  Sekunde  ent- 
sprechen; einzelne  Toilchen  haben  bald  naoh  der  Eruption 
gleiche  Wirkung  im  Osten  (Australien)  gehabt.  Da  nun 
die  Aschen  - und  Dampfteilchon  der  Wolke,  welche  zuerst 
dem  Äquator  nahe  stand,  vermutlich  durch  die  NW-  und 
SW- Antipassatwinde  naoh  Norden  und  Södon  bewegt  wur- 
den, haben  wir  hier  die  Erklärung,  weshalb  man  die  wunder- 
vollen Erscheinungen  erst  später  in  den  entfernteren  tropi- 
schen Erdstrichen  gosehen  hat;  es  geschah  dies  nach  und  nach, 
als  die  mitgeführten  Stoffe  sich  mehr  vorteilten ; den  besten 
Beweis,  dafs  dieser  starke  Luftstrom  bestand,  wodurch  die 
Wolke  den  Weg  um  die  Erde  in  zwei  gleich  lange  dauern- 
den Perioden  machte,  wird  aus  den  boidon  Beobachtungen 
zu  Ceylon  am  9.  September  6 Uhr  nachmittags  und  22.  Sep- 
tember 6 Uhr  vormittags  entlehnt;  für  die  erste  Beobach- 
tung bekommen  wir  1725  Meilen  per  Tag,  Air  die  zweite 
1728  oder,  wenn  wir  annehmen,  dafs  die  Bewegung  auf 
dem  10.  Breitengrad  stattfand,  1702  Meilen;  nimmt  man 
an,  dafs  bei  der  zwoiten  Beobachtung  die  Wolke  bereits 
vor  Sonnenaufgang  ankam  (Periodo  12£  anstatt  12|  Tag), 
so  wird  die  Übereinstimmung  noch  gröfser. 

Die  hier  und  da  gefallene  Asche  vermag  Verbcok  nicht 
als  von  Krakatau  herrührend  zu  erkennen  (selbst  nicht  diu, 
wolche  Macpherson  beschrieben  hat) ; endlich  wird  noch 
daran  erinnert  , dafs  nach  dem  6.  Oktober  auch  noch  der 
Borg  Augustin  in  Alaska  thätig  war,  ebenso  Bogosloff  in 
den  Aleuten. 

Geologie.  — Bei  dem  Gestein  von  Krakatau  sind  nur  zwei 
Gruppen  zu  unterscheiden,  ein  Pyroxenandesit  mit  ca  68  und 
ein  Basalt  mit  ca  48  Proz.  Kieselsäure  ; die  sauem  Produkte 
wurden  durch  oinen  zentralen  Krater  ausgeworfen,  die  basi- 
schen im  Pik  kamen  aus  einem  exzentrischen  Krater  her- 
vor. Der  Basalt  liegt  zwischen  zwei  Pyroxenandesit-Perioden, 
der  altern  und  der  jiingorn  vom  Jahre  1680,  au  welche 
sich  die  alloijüngste  Periodo  von  1883  anschliofst. 

Die  älteste  Andesitperiode  nahm  ihren  Anfang,  indem 
aus  der  Sundaspalto  sich  nach  und  nach  ein  grofser  Kegel 
aufhuute,  dessen  Spitze  viol  höher  gewesen  sein  mufs  als 
'der  jetzige  Pik  (die  Höhe  wird  auf  wenigstens  2000  m be- 
rechnet) ; der  Krater  mufs  sich  ungefähr  da  befunden  haben, 
wo  später  der  Danan  war.  Der  Berg  stürzte  ein,  einzelne 


Teile  des  Randes  blieben  als  Inseln  über  dem  Meere  — 
Verlaten -Eiland,  Lang -Eiland,  Poolscho  Hoed  (nach  dom 
Einsturz  von  1883  ist  noch  ein  andrer  Teil  am  Fufs  des 
Pik  sichtbar  geworden) ; ebenso  kam  zwischen  Verlaten- 
und  Lang- Eiland  ein  Teil  des  Randes  bis  nahe  an  die 
Oborfläche.  Für  den  Einsturz  sprechen  der  steile  Abfall 
der  Inseln  nach  der  innern,  der  flache  Ablauf  nach  der 
äufsern  Seite  und  der  eigentümliche  petrographische  Cha- 
rakter. Der  kreisförmige  Raum  hatte  7 km  Durchmesser 
und  ist  einer  der  gröfsten  eingestürzten  Krator  in  der 
Welt1).  Die  Hauptmasse  besteht  aus  aufeinanderliegenden 
Lagen  von  massivem  Hypcrsthenandesit  ohne  zwiscbenlie- 
gende  Lagen  von  losem  Material , nur  an  der  Westseite 
von  Lang-Eiland  findet  sich  dunkles  Glasgestein  in  dünnen 
Platten,  zwischen  den  dickem  Andesitlagen.  Poolsch  Hoedje 
bestand  ganz  aus  diesem  schönen  dunkelgriin-schwärzliohen 
Glas.  Die  Lavabänke  an  der  innern  Seite  zeigten  an  den 
50 — 100  m hohen  Wänden  denselben  einförmigen  Charak- 
ter ohne  Abwechselung,  alles  doutet  auf  Entstehung,  ohne 
Zwischenpausen.  Die  Risse  sind  durch  Abkühlung  ent- 
standen, darin  Tridymit.  Darüber  liegt  eine  2 — 3 m dicke 
Lage  von  reinen  Auswurfmassen,  in  gleicher  Richtung  wie 
die  untern  Lagen  und  von  demselben  Gestein;  am  Ende 
der  ersten  Periode  sind  also  lose  Stoffe  ausgeworfen,  doch 
vielleicht  geschah  dies  erst  nach  dem  Einsturz. 

Hierauf  brach  seitwärts  ein  andrer  Lavastrom  durch 
und  bildete  den  Pik.  Da  die  Struktur  desselben  durch  den 
Absturz  von  1883  doutlich  zu  erkennen  ist,  wollen  wir 
dieselbe  etwas  näher  betrachten.  Der  ganze  Vulkan  besteht 
aus  konkordant  aufeinander  liegenden  Lagen  von  basalti- 
scher  Asche  und  solchen  Lapilli  und  abwechselnden  Strö- 
men von  festem,  von  zahlreichen  Adern  durohbrochenem 
Basalt.  Die  Lagen  sind  symmetrisch  zu  einer  durch  die 
Spitze  gelegten  Senkrechten,  ein  Beweis,  dafs  der  Krater 
in  einer  durch  die  Spitze  gelegenen  Vertikalebene  gelegen 
habon  mufs.  Keino  Kraterröhre  ist  zu  sehen,  jedoch  be- 
merkt man  gerade  unter  der  Spitze  einen  breiten  Gestein- 
gang,  der  den  Berg  beinahe  vertikal  bis  auf  zwei  Drittel 
der  Höhe  durchschnoidot  Diesor  linsenförmig  ondigende, 
aus  Hypersthenandesit  bestehende  Gang  ist  unten  2,  oben 

*)  Verbcok  macht  folgend«  Angaben: 

Krakatau  7 km.  Beinahe  kreisförmig. 

Tengger  8 km  ron  N nach  S.  Vierteilig ; die  8 km  sind  die  Diagonale. 

„ 8 km  ron  0 noch  W. 

Sintnrin  GJ  km  von  W nach  0.  Umegelmiifsig  elliptisch. 

. 10  km  ron  K nach  S. 

Pik  ron  Teneriffa  7^  km  von  K nach  S.  Oral. 

„ m n 10  km  von  W nach  0. 

Bei  weitem  werden  alle  übertroffen  von  dem  eing«stünten  Krater  von 
Manindju  (Sumatra),  unregelmäßig  elliptisch  mit  £5  und  11  km  Achao. 
Oberffkche  etwa  200  qkm  mit  See  (IG  GöO  und  GOOO  m Ilurchroeaaer) 
von  100  qkm  (genau  vermessen).  Koch  gräber  iit  vermutlich  der 
»ingwtiirrte  Kraterraum,  in  welchem  sich  der  Tobasee  (Sumatra)  befindet. 


Digilized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


19 


1 m breit.  Von  hier  bis  zur  westlichen  Ecke  zeigen  sioh 
mehrere  schmälere  Gänge  l/8  — ra  breit-,  meist  steil  bis 
vertikal,  einzelne  flach,  die  alle  aus  Basalt  bestehen.  In 
dem  darunter  liegenden  Tridymitgestein  sind  keine  Adern 
gefunden,  wohl  Bruchstücke  aus  Basalt.  Die  Auffindung 
des  Kraters  ist  nioht  geglückt;  ob  er  mit  eingestürzt  ist, 
oder  sich  in  dem  stehen  gebliebenen  Teile  befindet,  war 
nicht  zu  entscheiden,  da  in  der  steilen  Wand  der  Fall  der 
Lagen  nioht  untersucht  werden  konnte  und  der  Absturz 
an  der  Ostseite  nur  den  Fufs  schneidet.  An  dor  Spitze 
befindet  sich  wirklich  auf  der  Rüokwand  eine  kleine  Ver- 
tiefung, doch  es  konnte  nioht  entschieden  werden , ob  dies 
dio  Mündung  des  Kraters  ist.  In  den  Figuren  ist  der 
Krater  als  noch  vorhanden  angenommen,  dies  ist  auch 
wahrscheinlich,  da  man  vermuten  darf,  dafs  der  Pik  aus 
einem  eignen  Lavaherd  entstanden  ist.  Jedenfalls  hat  der 
Einsturz  in  der  Nähe  des  Kraters  stattgefunden,  und  wir 
sehen,  dafs  bei  diesem  Vulkan  weder  ein  Hohlraum,  noch 
ein  fester  Kern  von  irgend  nennenswerter  Ausdehnung  be- 
steht. (Verbeek  erklärt  dies  ausdrücklich  Seite  160, 
trotzdem  auf  dem  Bilde  [Blatt  25]  ein  solcher  vorhanden 
zu  sein  scheint.) 

Der  Pik  war  früher  ein  spitzer  Kegel  ohne  oingestürzte 
Kraterwand.  Da  nun  dio  Schmelzung  des  innern  Teiles  des 
Vulkanmantels  als  Ursaoho  des  Einsturzes  anzusehen  ist, 
hält  Vorbeek  es  für  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  nur  bei 
ulkanen  mit  zontralom  Einsturz  oino  bedeutende  Ein- 
schmulzung  des  innern  Teiles  stattgefunden  hat,  während 
bei  den  Vulkanen , wolche  als  regelmäßige  Kegel  bestehen 
blieben , eino  solohe  Einschmolzung  gar  nicht  oder  nur  in 
geringem  Mafse  stattfand.  Natürlich  wird  es  schwer  sein, 
festzustellen , ob  dioao  Regel  allgemeine  Gültigkeit  besitzt, 
.da  natürlich  so  schöne  Vulkandurchschnitte,  wie  der  von 
Krakatau,  zu  den  höchsten  Seltenheiten  gehören  und  im- 
mer gehören  werden.  Die  Basaltströme  sind  hier  und  da 
verdickt,  auf  der  obern  und  untern  Seite  haben  sie  eine 
verwitterte  Rinde,  gröfstentoils  infolge  des  Entweiohons  von 
Gasen.  Die  Dicke  wechselt  zwischen *  */a  und  1/j  m,  die 
der  Lapillilagen  zwischen  */<  und  2 m.  Das  Material  scheint 
gleichmäßig  aus  Feldspatbasalt  zu  bestehen,  nur  im  Ge- 
stein aus  einer  der  Adorn  kommt  auch  Melielieth  vor. 

Wieder  fanden  im  Zentrum  des  alten  Kraters  Hy- 
persthenandeait  - Ausbrüche  statt.  Danan  und  I’erbuatan 
entstanden , vielleicht  aß  besondere  Insoln , endlich  ver- 
einigten sich  alle  drei.  Mit  Ausnahme  deB  Rakata  *)  sind 
.die  genannten  (und  möglicherweise  noch  andre  Krater)  als 
Schornsteine  desselben  Lavaraums  zu  betrachten.  Über 
die  Zeit  dieser  Vorgänge  wßsen  wir  nichts,  ebenso  wenig, 


- *)  Hakats  dar  Name,  den  Verbaak  dem  Pik  gibt. 


ob  der  Krater  1680  schon  bestand  oder  sich  da  erst  bil- 
dete. Von  dem  Gestein  dieser  Neubildungen  wissen  wir 
sehr  wenig;  es  ist  Hypersthenandesit,  doch  ohne  den  ma- 
kroskopischen Tridymit  Auch  der  merkwürdige,  von  Kra- 
katau übrig  gebliebene  Felsen  ')  besteht  aus  solchem  Ge- 
stein. Die  Platten  liogon  unter  60  — 70°  nach  W geneigt, 
ein  Beweis,  daß  der  Felsen  ein  aus  der  ursprünglichen 
Lage  gebrachtes  8tück  des  Danan  ist ; hierher  gehört  auch 
der  oben  erwähnte,  2 m dicke  Gang  von  Hypersthenandesit, 
der  dio  Basaltlagen  unter  Rakata  senkrecht  durchdringt. 
In  dem  Gestein  haben  sich  Gipskristalle  abgesetzt,  auch 
findet  man  einige  Tridymitkristalle,  das  einzige  Vorkommen 
desselben  im  j Ungern  Krakataugestein.  Hierher  gehören 
auch  einzelno  von  Herrn  Schuurman  gefundene  Bruchstücke 
von  olivinhaltendem  Hypersthenandesit,  sowie  einzelne 
Stücke,  die  weder  dem  ältern  Gestein,  noch  den  Produkten 
von  1883  gleichen,  — manche  derselben  zeigen  in  Höh- 
lungen schöne  Dolomitkristallo.  Unter  sich  zeigen  die  we- 
nigen Überreste  so  viel  Verschiedenheit,  dafs  man  sie  für 
die  Produkte  verschiedener  Ausbrüche  halten  darf.  Bei 
dem  Ausbruch  1883  sind  keine  Lavaströme  gebildet,  son- 
dern alle  Bruchstücke  sind  aus  dem  Vulkan  ausgeworfen 
worden.  Sie  sind  dem  alten  Hypersthenandesit  ähnlich,  aber 
viel  glänzender.  Wäre  der  Basaltberg  etwas  südlicher  em- 
porgehoben, so  würden  wir  an  diesor  Stolle  einen  Zwillings- 
vulkan von  verschiedenem  Grundmaterial  gesohen  haben, 
wie  man  sie  auf  andern  Inseln  der  Sundastraße  trifft,  ohne 
daß  man  das  Auftreten  der  beiden  Gesteinarten  durch  die 
Lage  (mit  Bezug  auf  die  verschiedenen  vulkanischen  Spal- 
ten) erklären  könnte,  ebensowenig  ist  bis  jetzt  fostgestellt, 
ob  auch  beiden  andern  Inseln  die  Basaltperiode  zwischen 
zwei  Andesitperioden  fällt.  Bei  erneuerter  Thätigkeit  des 
Vulkans  darf  man  erwarten,  in  dom  Meere  zwischen  Lang- 
und  Vertaten  - Eiland  und  Rakata  neue  Inseln  auftanchen 
zu  sehen. 

Einzelne  im  Jahr  1883  ausgoworfene  Bruchstücke  kom- 
men aus  dem  Untergründe.  Es  würde  zu  weit  führen,  auf 
die  geologische  Beschreibung  der  Sundastraße  hier  des  wei- 
tern einzugehen*),  es  mögo  genügen,  die  Worto  hier  nieder- 
zuschreiben, in  welohen  gewissermaßen  eine  Übersicht 
dieser  Schilderung  gegeben  ist.  Der  Vulkan  Krakatau  ist 
überall  vom  Meere  umgeben , nirgends  ist  etwas  von  der 
festen  Grundßge,  auf  der  er  ruht,  zu  sehen.  Die  bei  dem 

« 

I)  BooUmannsfelwn , ein  klein«,  dem  Einsturz  entgangener  Feleen, 
der  aus  mehr  al»  100  m Waarertiefe  auftauoht. 

*)  Verbeek,  Top.  eo  geol.  Beoehnjiing  ran  Zuid  Sumatra  (Jaarb.  Miju- 
wexen  1881.  I). 

Verb«k,  Top.  en  geol.  Bejchrijring  xip  een  gedeelte  ran  8umatra'e 
Weatkuet.  Batavia  1883. 

Verbeek  en  R.  Fennen»,  Nieuw.  geol.  ontdekkingen  op  Jan.  Verb,  der 
Kon.  Akad.  ran  Wetenec  happen.  afd.  Natuurkunde  Deel  XXI.  1881- 


Digitized  by  Google 


20 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


Ansbrach  ausgoworfenen  Bruchstücke  von  scdimeutärom  und 
Eruptiv-Gestein,  welches  dem  Vulkan  ganz  fremd  ist,  ge- 
hören zu  denselben  Gesteinsnrten , die  den  andern  Inseln 
und  Küsten  der  Sundastrafse  angeboren  und  wir  können 
darum  für  Krakatau  dieselbe  Grundlage  vermuten.  Die 
Bruchstücke  des  sedimentären  Gesteins  gchöron  teils  zu 
kalkhaltigen,  teils  zu  kalkfreiem  Thongestein  und  Sandstein 
vou  vulkanischem  Bruch.  In  allen  ist  Material  von  Kra- 
katau vorhanden,  das  poröse  Glas  und  der  Bimsstein  jedoch 
in  sehr  verschiedener  Menge ; sie  gehören  also  zu  einer 
diluvialen  oder  jüngorn,  bereits  festgewordeucn  Ablagerung 
des  Meeres,  einer  neuvulkanischen  Tuffsteinformung.  In 
manchen  Steinen  kommen  genau  runde,  ellipsoidische  und 
auch  unregelmüfsigo  kalkroicho  Konkremente  vor,  die  auch 
froi  vom  Muttergestein  auf  dom  Bimsstein  gefunden  wer- 
den; in  diesem  Sande  sind  sie  nicht  angetroffen,  so  dafs 
sie  bei  einem  der  letzten  Ausbrüche  ausgeworfen  sein 
müssen  *).  Zu  den  eruptiven  Gesteinen,  die  durchaus  nicht 
boi  Krakatau  vorkomraon,  gehören  auch  Bruchstücke  von 
Andesiten,  die  mit  mioeänem  Eruptivgestein  in  West-Java 
übereinstimmen ; sie  sind  nicht  selten  zu  weifsem  Gestein 
vorwittort  und  onthalton  gewöhnlich  kleine  Pyritkristallo, 
die  schon  dem  blofsen  Augo  als  gelbgliinzende  Punkte  be- 
merkbar sind;  der  Pyrit,  dor  in  dor  Asche  von  1883  in 
kleiner  Quantität  gefunden  wird,  kommt  wahrscheinlich  von 
diesem  Gestein  her. 

Die  Basis  von  Krakatuu  oder  von  der  Sundastrafse  im 
allgemeinen  besteht  dor  Hauptsache  nach  aus  mioeänem 
Eruptivgestein,  das  durch  horizontale  Lagen  von  diluvialem 
und  jüngern  Meeresablageruugeu  gebildet  ist,  Bruchstücke 
von  tertiärem  oder  älterrn  Sedimentärgestein  hat  der  Vul- 
kan nicht  ausgeworfen. 

Auf  die  mineralogische  Untersuchung  dor  Krakatau- 
gesteine kann  ich  schon  des  Baumes  wegen  nicht  näher 
eingehen,  zudem  scheint  die  Untersuchung  solbst  — einen 
wie  schönen  Beitrag  sie  auch  liefert  — weniger  in  diese 
Blätter  zu  gehören.  Ich  begnüge  mich  daher,  dem  über- 
reichen Matorial  oinige  interessante  Angaben  zu  entnehmen, 
die  ich  hier  in  der  Reihenfolge,  in  der  sie  in  „Krakatau“ 
auftreten , aber  ohne  sie  miteinander  in  Verbindung  zu 
bringen,  folgen  lasse. 

Unter  den  Produkten  des  Ausbruchs  von  1883  findet 
man  nur  Bimsstein,  Asche  und  dichtes  Glasgesteiu,  die  er- 
stem zum  Betrage  von  wenigstens  95  Prozent;  die  Porosität 
des  Bimssteins  wird  durch  den  Wassordampf  erklärt,  dor 
in  der  geschmolzenen  Masse  sich  befand,  aber  boi  vermin- 
dertem Druck  entwich.  Dio  porösesten  Sorten  vou  Bims- 


l)  Durch  eigeue  Schwere  sind  sie  alionliog*  nach  und  nach  ein- 
gedrungen. 


stein  haben  manchmal  Poren  von  3 um  Durchschnitt  und 
sind  so  sprödo,  dafs  man  sie  mit  der  Hand  leicht  zu 
Staub  zerreiben  kann;  diejenigen,  welche  feinere  Poren 
haben , sind  viel  fester ; als  Putzpulver  ist  das  Material 
der  vielen  eingeschlossenen  barten  Bestandteile  wogen  nicht 
zu  gebrauchen.  Der  vom  Mai  herrührende  Bimsstein  trieb 
hauptsächlich  nach  Westen,  der  im  August  ausgeworfene 
nach  Osten,  obwohl  auch  die  Lampong-  und  die  Semaugka- 
Bai  bis  zu  Anfang  1884  ganz  damit  bedeckt  wuren. 

• Die  vom  Ausbruch  1883  herrührende  Asche  ist  ein 
Behr  feines  Material.  Boi  ihrer  Untersuchung  zeigte  sich, 
dafs  selbst  boi  den  kristallreichsten  Sorten  nie  weniger  als 
90  Prozent  aus  Glasteilen  bestand,  und  zwar  desto  mehr, 
je  weiter  von  Krakatau  die  Asche  gefallen  war;  das  Korn 
wechselt  von  fein  sandig  bis  zu  fein  mehlig:  die  gröbere 
Asche  ist  grau,  dio  sehr  feine  hellgrau  bis  beinahe  weife. 
Der  grüfsere  Glasrcicbtum  mufs  dadurch  orklärt  werden, 
dafs  die  Auswurfmassen  schnell  erstarrten , so  dals  für 
Kristallbildung  wenig  Zeit  Ubrigblieb.  Aus  den  Mit- 

teilungen über  Bruchstücke  von  Mergel  und  Thon  ent- 
nehme ich  einiges  Ubor  die  merkwürdigen  Konkremento,  um 
so  mohr,  als  Vorbeek  seit  dem  Erscheinen  des  vorläufigen 
Berichtes  seine  Ansicht  über  dieselben  etwas  modifiziert 
hat:  durch  den  Einbruch  des  Seebodens  gelangten  Tufif- 
stücke  in  den  grofsen  Krater  und  wurden  gegen  Ende  des 
Ausbruchs  mit  ausgeworfen ; manche  sind  außergewöhnlich 
hart,  wohl  eine  Folge  der  grofsen  Hitze ; am  merkwürdig- 
sten sind  die,  meist  rogolmäfsigon,  grauen  oder  schwarzen 
Körper  vou  — 6 cm  Durchmesser,  deren  Form  Verbeek 
früher  einer  schnell  rund  drehenden  Bewegung  im  Wasser 
und  in  der  Luft  zuschrieb.  Er  hat  sich  jedoch  von  der 
Unhaltbarkeit  dieser  Vermutung  überzeugt,  da  er  diese 
Konkremente  später  in  Thon  und  auch  Mergel  ein  ge« 
schlossen  gefunden  hat.  Man  mufs  sie  also  wahrschein- 
lich als  Konkretionen  in  den  Tuffen  betrachten.  Ihr  Auf- 
treten ist  aber  schwer  zu  erklären , da  Bie  sohr  kalkreich, 
das  Gestein  aber  häufig  ganz  kalkfrei  ist.  Auch  in  ihrer 
Struktur  und  Zusammensetzung  bieten  diese  Kugeln  man- 
ches Merkwürdige. 

Als  Ergebnis  der  chemischen  Untersuchung  endlich  fand 
sich,  dafs  die  ältem  und  jüngern  Hypcrsthenaudesiten  in 
ihrer  Zusammensetzung  ziemlich  gonau  stimmten,  nur  war 
bei  den  letztem  der  Säuregohalt  etwas  geringer:  or  be- 
trug 68-J-  — 70J,  resp.  66  J- — 69  Prozent;  nur  eine  einzige 
Sorte  Asche  enthielt  blofB  61  Prozent  Kieselsäure;  der 
Wassergehalt  ist  in  den  neuern  Gestoinen  äufserst  gering. 
Dio  Basalte  halten  im  Durchschnitt  49  Prozent  Säuro.  In 
der  Asche  vom  27.  August  worden  alle  Arten  von  Feld- 
spat von'  den  basischsten  bis  zu  den  sauersten  gofundon; 
im  Durchschnitt  enthält  er  beinahe  58  Prozent  Kiesel- 


Digilized  by  Google 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


21 


säuro.  Das  reiue  Bimssteinglas  enthalt  etwa  69  Prozent  | 
Säure,  die  im  Wasser  löslichen  Salze  der  Asche  rühren 
vom  Meerwasser  her,  mit  Ausnahme  eines  Teils  des 
Gipses,  welcher  den  altern  Gesteinen  von  Krakatau  entnom- 
men ist-  — 

Meteorologische  und  magnetische  Beobachtungen.  — Loider 
liegen  zu  Batavia  nur  Stundenbeobachtungen  vor,  daher 
ist  die  grofse  Luftwelle  dort  nicht  abgelesen ; um  1 1 Uhr 
war  der  Stand  des  Barometers  so  hoch  (764,05  mm),  wie 
er  seit  1866  nicht  beobachtet  war,  hatte  aber  vermutlich 
sein  Maximum  schon  überschritten.  Die  bedeutende  Tem- 
peraturabnahme, die  an  verschiedenen  Orten  beobachtet 
wurde,  kann  nicht  der  Vordampfung  der  Feuchtigkeit 
der  Asche  zugeschrieben,  sondern  nur  durch  die  starke 
Abkühlung  der  aus  grofser  Höhe  niederfallonden  Aschen- 
teilchen erklärt  werden;  in  der  Nähe  von  Krakatau  war 
es  heiß  und  schwül.  Zu  Batavia  wurden  Unterschiede  von 
7 und  6°  mit  dem  vorhergehenden  und  folgenden  Tage 
(nämlich  23°  C.),  in  Bandar  gar  nur  18,2°  um  2 Uhr 
beobachtet.  Diu  Störungen  der  Magnetnadel  kommen  nur 
auf  Rechnung  dos  Aschenregens , resp.  des  in  demselben 
enthaltenen  Magneteisens  *). 

Über  Lufteloktrizitat  sind  zu  Batavia  keine  Beobach- 
tungen gemacht  worden ; fortwährend  fanden  in  don  Asch- 
wolken von  Krakatau  elektrische  Entladungen  statt;  von 
don  Schiffen  werden  Elmsfeuer,  Wannwerden  der  Kupfer- 
teile und  andre  elektrische  Erscheinungen  gemeldet;  auf 
Javas  „1.  Ptint“  schlug  der  Blitz  ein  (von  zehn  dort  be- 
schäftigten Zwangsarbeitern  traf  er  vier,  und  zwar  die- 
jenigen, welche  einen  eisernen  Ring  um  den  Haß  trugen, 
die  er  von  diesor  Stelle  bis  zu  den  Füfsen  verbrannte ; sie 
genasen  alle). 

Bewegung  der  Luft.  — Das  Getöse  und  die  Explosio- 
nen sind  an  vielen  Orten  beobachtet  worden,  dabei  zeigt 
sich  eine  grofse  Unregelmäßigkeit ; schon  oben  ist  erwähnt, 
dafs  man  bereits  bei  dem  ersten  Ausbruch  zu  Batavia  und 
Buitenzoog  das  Geräusch  hörte,  aber  in  dom  viel  näher 
gelegenen  Serang  und  Anjer  nichts  vom  Ausbruch  wußte. 
Yerboek  glaubt  dies  einfach  durch  die  in  der  Luft  schwe- 
benden Aschpartikelchen  erklären  zu  könnon;  über  der 
Aschwolko  hin  wurde  das  Geräusch  nach  allen  Richtungen 
hin  fortgepflanzt,  wobei  natürlich  die  Windrichtung  Ein- 
fluß äußerte.  Eigentümlich  ist  es,  daß  beinahe  allo  Beob- 
achter sich  der  Stelle , wo  das  Goräusch  herkam , sehr 
nahe  glaubten,  so -daß  man  selbst  in  den  Philippinen  und 
Britisch -Burmah  am  Notschüsse  von  Schiffen  dachte;  der 
Schall  hat  sich  über  einen  um  Krakatau  mit  30°  = 3333  km 


■1)  Cb«  die  Beobachtungen  «ind  umfangreiche  Tabellen  und  reischie- 
deue  Diagramme  mitgeteilt. 


Halbmesser  beschriebenen  Kroß , nach  Westen  hin  sogar 
uooh  etwas  weiter  fortgepflanzt  (1970  und  2579  Minut- 
meilen). 

Die  Lufterschütterungen  waren  sehr  stark,  zu  Batavia 

— um  nur  an  eine  der  vielen  bekannt  gewordenen  That- 
sachen  zu  orinnern  — bliob  die  astronomische  Uhr  stehen, 
an  Bord  der  in  der  Nähe  der  Ausbruchstelle  befindlichen 
Schiffe  wurden  starke  Barometerschwankungen,  auf  der 
„Berbicc“  (ohne  Zeitangabe)  von  zwei  englischen  Zoll 
beobaohtet;  selbst  zu  Singkawang  wurde  zwischen  11  Uhr 
und  11  Uhr  55  Minuten  ein  Unterschied  von  8,t  mm 
beobachtet  (wobei  es  unsicher  bleibt,  ob  wirklich  Maximum 
und  Minimum  aufgezeichnet  wurden). 

Die  große  Luftwolle  ßt  schon  zu  oft  besprochen  wor- 
den, aß  daß  es  hier  nötig  wäre,  mehr  als  das  Resultat,  zu 
dem  Yerbeck  gekommen  ist,  anzufUhren,  woboi  ihm  nament- 
lich der  Gas-Regulator  zu  Batavia  Dienste  leßtete,  um  die 
Zeit  der  heftigsten  Ausbrüche  festzustellen.  Er  findet 
5 Uhr  30  Minuten,  6 Uhr  44  Minuten,  10  Uhr  2 Minuten 
und  10  Uhr  52  Minuten  Krakatauzeit;  daraus  schließt  er 
weiter  unter  der  Voraussetzung  einer  gleichen  Geschwin- 
digkeit für  die  Fortpflanzung  des  Schalls  und  der  Luft- 
wello,  daß  die  letztere  sich  mit  der  oiner  Temperatur  von 

— 30°  entsprechenden  Geschwindigkeit,  aßo  auf  der  Höhe 
von  wenigstens  10  km  Uber  der  Oberfläche  dor  Erde  fort- 
gepflanzt hat.  Der  Unterschied  in  Geschwindigkeit  der 
Luftwolle  in  verschiedenen  Richtungen  muß  größtenteiß 
den  Temperaturunterschieden  in  den  hühern  Luftlagen  ober- 
halb verschiedener  Teile  der  Erde  zugeschrieben  werden. 

Die  übor  den  Druck  zu  Batavß  vorhandenen  Beobach- 
tungen haben  es  nicht  erlaubt,  die  theoretisch  berechneten 
Zeiten  von  Rückkehr  der  Luftwelle  zu  prüfen  und  daraus 
Schlüsse  zu  ziehen. 

Einstürze  von  Bergen  Jj-r.  — Nirgonds  hat  man  eine  Spur 
von  Erhebung  entdecken  können,  die  Veränderungen  im 
Meeresboden  rühren  ausschließlich  von  ausgeworfouen  Masson 
her  und  die  Zeit  ist,  wie  wir  schon  oben  gesohen  haben, 
bemüht,  die  Veränderungon  auszugleichon.  Dagegen  ist 
der  Einsturz  des  nördlichen  Teiles  von  Krakatau  nicht  zu 
bezweifeln ; wo  früher  die  Insel  lag,  findet  man  jotzt  Tiofen 
von  100 — 200  m,  an  einzelnen  Stollon  selbst  300  m;  die 
hydrographische  Aufnahme  hat  sogar  an  einzelnen  Stellen 
mit  360  m keinen  Grund  gefunden ; auch  außerhalb  der 
Oberfläche , welche  die  verschwundene  Insel  einnahm , fin- 
det man  neuerdings  bedeutende  Tiefen.  Es  bleibt  daher 

— wenn  man  keinen  Einsturz  annehmen  wollte  — nur  die 
Möglichkeit,  dafs  auch  dieser  Teil  in  die  Luft  geschleudert 
wäre.  Dies  ßt  jedoch  im  höchsten  Grade  unwahrschein- 
lich ; zunächst  findet  man  am  westlichen  Endo  von  Kraka- 
tau unter  den  Auswurfsmasseu  nur  höchst  selten  ein  Ba* 


22 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


saltstück ; dann  scheint  es  beinahe  unmöglich , daß  mit 
einemmale  ein  beinahe  kreisförmiger  Raum  von  3400  m 
Halbmesser  — also  mehr  als  36  qkm  Oberfläche  — , dazu 
noch  ein  Teil  des  Meeresbodens  östlich  von  Krakatau,  in 
die  Luft  geschleudert  worden  sein  soll.  Im  allgemeinen 
hält  Verbeek  die  Theorie  der  Explosionskrater  fUr  sehr  un- 
wahrscheinlich. Wie  es  scheint,  war  während  des  lange 
dauernden  Ausbruchs  von  1883  die  ganze  Oberfläche  der 
alten  Lava  nach  und  nach  erweicht,  sie  konnte  das  auf 
ihr  ruhende  Gewicht  nicht  mehr  tragen,  und  so  stürzte 
dann  schliefslich  alles  zusammen.  Ehe  der  Einsturz  er- 
folgte, scheint  das  Meor  schon  Zutritt  zu  der  Lava  gefun- 
den zu  haben,  jedoch  folgten  beide  Ereignisse  sich  sehr 
schnell  hintereinander,  wenn  sie  nicht  gleichzeitig  statt- 
fanden ; der  massive  Teil  des  Pik  verursachte  eine  gewal- 
tige Bewegung  des  Wassers,  und  die  Bildung  der  grofsen 
Welle  war  die  Folge.  Dadurch,  dafa  das  Wasser  bis  auf 
die  Lava  drang  und  durch  den  darauffolgenden  Sturz,  so- 
wie durch  die  Krustenbildung  auf  der  Lava  vermehrte  sich 
der  Druck  auf  die  Lavasäule  bedeutend,  aber  auch  nur  für 
einen  Augenbliok.  Mit  einer  ungeheuren  Kraft  wurde  der 
im  Zentrum  gelegene  Teil  der  Luva  hinausgeworfen , der 
jetzt  mit  Seewusaer  vermengt  war  und  Schlamm  bildete, 
welcher  bis  zu  eiuem  Abstand  von  100  km  rund  um  den 
Krator  hin  geschleudert  wurde.  Auoh  naoh  dieser  Zeit 
fand  noch  einige  Thätigkeit  statt,  doch  der  Höhepunkt  der- 
selben war  vorüber.  Später  werden  bei  erneuerter  Thätig- 
keit neue  Inseln  aus  dom  Krater  sioh  erheben,  durch  Lo- 
tungen wird  es  festzustellen  sein,  ob  dieser  Fall  eintritt. 
Der  Einsturz  hat  sich  nach  Osten  hin  Uber  die  Insel  hin- 
aus erstreckt,  wahrscheinlich  hat  man  es  auch  hier  mit 
einem  Lavaraum  zu  thun,  der  sich  möglicherweise  unter 
ganz  Java  hin  ausbreitet.  Der  kreisförmige  Teil  des  Ein- 
sturzes zwischen  den  übriggebliebenen  Inseln  hat  41,  der 
östliche,  dreieckige  Teil  34,  zusammen  also  75  qkm  Ober- 
fläche. Poolsche  Hoed  (ältestes  Gestein)  ist  mit  verschwun- 
den, dio  aus  Auswurfroa8sen  neugebildeten  Steers  und  Cal- 
meyer-Inseln  gehören  jetzt  schon  der  Vergangenheit  an. 

Im  ganzen  stellen  sioh  die  durch  die  Katastrophe  ver- 
ursachten Veränderungen  folgendermaßen  dar: 

,1.«—  hk.Im  ir*fun<l«n 

Oberflicbe  gebulben  KeuMWun«  Aufnahme 

Krakatau  . . SS.bMqkm  22, »41  qkm  lO.SSSqkm  4, «47 qkm  lü.mqkm 
Vertaten  Eiland  8,71«  — 8,71«  U,o»4  11,810 

Ung-Kiland  . 2,s»7  — 2 ,*»7  O,**  3 ,501 

Poolaehe  lload  0,QM 0,0»« — — — 

40,704  qkm  22,407qkm  17,508  qkm  13,017  qkm  30,M6qkm 

Verlaten  Eiland  ist  205,  Lang-Eiland  135  m hoch,  dor 
Pik  durch  Verbeek  auf  832  m neu  bestimmt  *).  Ein  kleiner 


7)  Natürlich  ist  bin  nur  an  renchicdene  Mcwungarciultatc  (früher 
822 — 828  xa\  nicht  an  Hebung  oder  Erhöhung  tu  denken. 


Teil  von  Lang-Eiland  war,  wie  man  an  dem  steilen  Ab- 
sturz sehen  konnte,  ebenso  wie  der  östlichste  Teil  von  Kra- 
katau auch  in  der  Tiefe  verschwunden. 

Bewegungen  dt*  IVauer*.  — Über  die  Wellen  ist  im 
allgomeinon  schon  gesprochen  wordon,  genauere  Angaben 
worden  hier  schwierig,  da  die  Wellen  keine  bestimmte  Ge- 
schwindigkeit besitzen.  Die  stärkste  Welle,  die  dem  Ein- 
bruch entspricht,  muß  ungefähr  um  10  Uhr  entstanden 
sein ; daß  vorher  und  auch  am  26.  schon  verschiedene 
andre  Wellen,  vermutlich  verursacht  durch  die  ausgowor- 
fenen  Massen,  beobachtet  wurden,  habe  ich  oben  bereits 
erwähnt.  Ich  will  Verbeek  hier  nioht  in  seine  theoretische 
Berechnungen  folgen,  aus  denen  er  ableitet,  daß,  da  auch 
zwischen  dem  Hören  dos  Knalls  und  der  Ankunft  der  Welle 
in  der  8undastraße  einige  Zeit  verging,  dio  Entstehung  der 
Welle  gleichzeitig  mit  der  großen  Explosion  stattgefunden 
habon  kann,  mit  Rücksicht  auf  den  ausgeworfenen  Schlamm 
jedoch  vermutlich  derselben  vorausgegangen  ist.  Dies  alles 
zusammenfassond , stellt  er  die  Vorgänge  folgendermaßen 
hin:  Zusammenbruch  der  durch  Schmolzung  geschwächten 
Kraterwände,  Eindringen  des  Seewasscrs  auf  dio  geschmol- 
zene Lava  uud  Einsturz  des  Pik  (10  Uhr  Krakatau- Zeit). 
Ausschießen  der  geschmolzenen  Stoffe  und  des  Wassers, 
und  daher  Maximum  des  Luftdrucks  schon  um  10  Uhr 
2 Minuten.  Darauf  sank  die  Lava  einige  100  m unter  die 
Oberfläche  des  Moores  zurüok  und  verhärtete  sich.  Von 
Erdbeben-  und  Flutwellen  kann  keine  Rede  sein.  Bei  Anjer 
und  Dwars  in  den  Weg  (53  und  48  km  Abstand)  erreichte 
die  Welle  36  m,  bei  Merak  (64  km  von  Krakatau)  35  m,  an 
der  Südseite  von  „Toppershödje“  30,  an  der  Nordseite 
24  m Höhe,  auf  Sebessi,  dem  am  meisten  exponierten  Punkt, 
war  die  Wassorlinie  nicht  mehr  zu  sehon.  In  den  Teilon 
der  Straße,  wo  dieselbe  eine  größere  Breite  hat,  war  die 
Höhe  der  Welle  lange  nicht  so  bedeutend.  Längs  der  ganzen 
Nordküste  von  Java,  auf  der  Südküste  bis  Tjilatjap,  auf 
Sumatras  Westküste,  Banka  und  Billiton,  beinahe  Uber  die 
ganze  Erde  hin  wurde  dio  Welle  beobachtet;  da  ihm  ein- 
zelne Angaben  fehlten,  hat  Verbeek  seine  Untersuchungen 
Uber  die  Wellenbewegung  noch  nioht  abgeschlossen,  wes- 
halb ioh  hier  auf  diesen  Punkt  nicht  näher  eingehen 
werde 1).  , 

Vulkanische  Erscheinungen  während  dos  Jahres 
1883  sind  60,  1884  78  größere  und  kloinore  Erdbeben  im 
Archipel  beobachtet  worden ; die  größere  Zahl  im  letzt- 
genannten Jahre  erklärt  sioh  leicht  duroh  die  größere  Auf- 
merksamkeit, welche  derartigen  Erscheinungen  nach  der 


1)  Ich  möchte  nur  darauf  hin  weiten,  daf»  Verbeek  tut  den  Beobach- 
tungen in  Südgeorgien  für  die  mittlere  Tiefe  63«0  m berechnet  hat ; »ehr 
interessant  sind  dio  im  Anachtufs  hieran  gemachten  Bemerkungen,  S.  «28 
und  «29. 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  1883. 


23 


Katastrophe  von  Krakatau  geschenkt  wurde.  Über  die  Erd- 
beben, welche  in  der  Nähe  der  Sundastrafte  stattfanden, 
ist  oben  bereits  gesprochen;  zu  erwähnen  blieben  noch  die 
gleichzeitig  im  Arohipel  stattgefondenen  vulkanischen  Aus- 
brüche Lamongan  vom  13. — 15.  April  (s.  o.);  am  5.  Juni 
fing  der  Merapi  auf  Sumatra  an  thätig  zu  sein;  am 
25.  Juli  erhob  sich  im  Krater  des  Merapi  (Java)  ein 
neuer  Eruptionskegel,  der  im  Dezember  1883  eine  Höhe 
von  132  m erreicht  hatte.  In  der  Nacht  vom  25. — 26.  August 
erfolgte  ein  Ausbruoh  des  Gng.  Api  auf  Grofs  Sangi 
(Men  ad  o);  in  dieser  Grnppe  wurde  auch  am  27.  August 
ein  8eebeben  beobachtet,  und  an  demselben  Tage  folgte  um 
8~  Uhr  ein  Aschonausbruoh  des  Merapi  auf  Sumatra;  ein 
zweiter  um  10  Uhr  50  Minuten;  am  26.  und  am  27.  August 
wurde  ein  Seebeben  in  den  Molukken,  auf  Banda  (hier  ist 
auch  ein  Einsturz  am  Puls  des  Gng.  Api  bei  Neira  auf 
2 — 5 m Höhe  Uber  dem  Meer  über  eine  Oberfläche  von 
7000 — 10  500  qm  zu  verzeichnen)  und  weiterhin  beobachtet, 
was  mit  der  Krakatauwelle  in  keiner  Verbindung  steht. 
Die  Welle  aus  den  Molukken  scheint  übrigens  auch  auf  Java 
bemerkt  zu  sein,  und  Störungen  im  Verlauf  der  Krakatau- 
welle  verursacht  zu  haben ; auch  auf  Bali  ist  während  dos 
Ausbruchs  auf  Krakatau  das  Wasser  in  den  Brunnen  zu 
Bondalem  bedeutend  gestiegen;  Bondalom  liegt  etwa  ly  km 
vom  Strande,  gegen  100  m hoch. 

Aus  dor  Nähe  von  Pandeglang  wird  berichtet,  dafs  man 
am  27.  August  und  zwar  kurz  vor  Einbruch  der  durch  den 
Aschenregen  verursachten  Dunkelheit  mittags  Rauch  aus  dor 
Erde  aufsteigen  sah.  Verbeek  hat  die  Sache  an  Ort  und 
Stelle  untersucht.  Die  Stelle,  wo  die  Erscheinung  gesehen 
wurde,  hat  einigermafsen  die  Form  eines  Beckens,  die  Um- 
gebung besteht  ganz  aus  braunem  diluvialen  Thon,  die 
Vertiefung  in  der  Mitte  bildet  in  der  Regonzoit  oinen 
kleinen,  nicht  tiefen  Morast,  die  umliegenden  Hügel  sind 
nur  6 — 8 m hoch.  Lagen  konnten  in  dem  Thon  nicht  be- 
merkt werden.  Das  Ganze  macht  nicht  den  Eindruck  eines 
alten  submarinen  Torfkraters,  wie  man  sie  sonst  in  Bantam 
findet,  die  dann  gewöhnlich  von  geneigten  Lapillilagen  um- 
geben sind. 

Wiewohl  die  Mitteilung  von  glaubwürdiger  Seite  kam, 
scheint  es  doch,  dafs  bei  der  Beobachtung  eine  Täuschung 
vorliegt,  und  dafs  die  Asche,  welche  tags  vorher  schon  ge- 
fallen war,  durch  einen  Wirbelwind  in  die  Höhe  getrieben 
wurde,  was  den  Eindruck  von  Rauch,  welcher  der  Erde 
entstieg,  gemacht  haben  kann. 

Die  Brunnen  zu  Telok  Betong  hatten  gegen  Ende  1882 
weniger  Wasser  gegeben,  was  späterhin  auch  mit  Krakatau 
in  Verbindung  gebracht  wurde;  doch  ohne  Grund,  da  das 
Wasser  sich  nur  einen  tiefer  gelegenen  Ausweg  gesucht 
hatte. 


Auch  nach  dem  Ausbruch  zeigte  sich  eine  erhöhte 
vulkanische  Thätigkeit  im  Indischen  Archipel,  die  sich  im 
Monat  April  und  Juli  dieses  Jahres  bis  zu  einem  Lava- 
Ausbruch  des  8meru  steigerte. 

Aufserhalb  des  Archipels  waren  um  die  Zeit  des  Ans- 
bruchs von  Krakatau  verschiedene  Ausbrüche  und  Erdbeben 
zu  verzeichnen.  Vom  26.  bis  29.  August  werden  Erdbeben 
aus  Australien  berichtet  und  zwar  fanden  sie  in  solcher 
Ausdehnung  statt,  dafs  sie  nicht  wohl  durch  die  Einsturz- 
theorie erklärt  werden  können,  wenn  man  nioht  annehmen 
will,  dafs  der  Einsturz  in  sehr  grofsor  Tiefe  stattfand,  Ver- 
beek hält  os  für  wahrscheinlicher,  dafs  die  Bewegung  durch 
plötzliche  Ortsveränderung  von  Dampf,  vielleicht  auch  von 
Lava,  veranlafst  wurde,  da  der  Druck  — wenn  man  näm- 
lioh  einen  Zusammenhang  der  unterirdischen  Räume  an- 
nimmt — durch  das  Auswerfen  von  Lava  und  Dampf  zn 
Krakatau  sehr  modifiziert  werden  mufste. 

Über  die  etwas  später  erfolgten  Ausbrüche  zu  Bogos- 
loff  und  Augustin  darf  ich  wohl  hinweggehen,  um  noch 
daran  zu  erinnern,  dafs  auch  in  der  Nähe  der  Antipoden 
der  InBel  vulkanische  Thätigkeit  zu  gleicher  Zeit  mit  dem 
Ausbrach  von  Krakatau  beobachtet  wurde;  es  liegen  Be- 
richte hierüber  vor  aus  San  Christobal,  St.  Thomas  und 
Nord  Kolumbien.  Dafs  auch  in  Europa  und  Asien  die  Erd- 
beben aufsergewöhnlich  häufig  waren,  ist  bekannt. 

Die  Folgerungon,  die  Verbeek  daraus  zieht,  verdienen 
hier  mitgeteilt  zu  werden.  Die  gleichzeitigen  Erschei- 
nungen im  Indischen  Archipel  und  in  Australien  machen 
es  ihm  wahrscheinlich , dafs  die  unterirdischen  Lavaräume 
Zusammenhängen,  und  darauB  wieder  scheint  ihm  zu  fol- 
gen, dafs  ein  grofser  Teil  der  Erde  noch  immer  in  flüssig 
geschmolzenem  Zustand  verkehrt.  Es  scheint  dies  ein 
kräftiger  Beweis  den  Anhängern  derjenigen  Theorie  gegen- 
über, welche  dio  Hitze  dor  Vulkanherdo  nur  örtlichen  cho- 
mischon  Verbindungen  zuschreiben  möchte.  Diejenigen 
Stoffe,  welche  bei  der  Berührung  mit  Wasser  Wärme  ent- 
wickeln, sind  in  den  vulkanischen  Gesteinen  so  schwach 
vertreten,  dafs  man  kaum  annehmen  kann,  sie  seien  in 
solcher  Monge  im  Innern  vorhanden,  um  die  Schmelzung 
der  Kruste  bewirken  zu  können ; aufsordom  spricht  ihr  im 
allgemeinen  geringes  spezifisches  Gewicht  gegen  dio  An- 
nahme. Gewifs  gibt  es  auch  schwere  Metalle,  die  wenig- 
stens bei  erhöhter  Temperatur  Wasser  zersetzen,  doch 
dann  müfste  dem  Krater  boi  oinom  Ausbruch  viel  Wasser- 
stoff entweichen  und  bei  Verbrennung  in  der  Luft  eine 
grofse  Flamme  geben , Erscheinungen , die  bei  manchen 
Ausbrüchen  nicht  beobachtet  worden  sind.  Übrigons  wür- 
don  zur  Entwickolung  der  bei  einem  einzigen  Ausbruch  des 
Ätna  entwickelten  Wärme  — wenn  man  sie  durch  Berüh- 
rung von  Natrium  mit  Wasser  erklären  wollte  — nuch 


24 


Der  Ausbruch  von  Krakatau  im  Jahre  J 883. 


Fouque ')  7 Millionen  Kubikmeter  Natrium  erforderlich 
sein. 

Dafs  bei  manchen  Ausbrüchen  Flammen  beobachtet  sind, 
kann  durch  dio  Dissociatiou  genügend  erklärt  worden. 

Natürlich  will  Verbook  durchaus  nicht  das  Vorkommon 
solcher  chemischen  Prozesse  leugnen,  sondern  nur  die  An- 
sicht aussprechen,  dafs  in  ihnen  die  Hauptursache  der  vul- 
kanischen Erscheinungen  nicht  gesucht  worden  darf. 

Die  gleichzeitige  vulkanische  Thätigkoit  bei  den  Anti- 
poden hält  er  für  mehr  als  Zufall,  wiewohl  er  keinen  Grund 
finden  kann,  weshalb  die  Antipode  für  einen  Ausbruch 
günstiger  gelogen  habon  soll,  als  undre  vulkanische  Gegen- 
den der  Erde;  bei  frühem  Ausbrüchen  ist  oine  ähnliche 
Erscheinung,  soviel  ihm  bekannt,  nioht  beobachtet  worden, 
und  man  wird  künftige  grofse  Ausbrüche  abwarten  müssen, 
um  zu  beurteilon,  ob  und  welche  besondere  Bedeutung  der 
Thatsache  beizumessen  wäre. 

» * 

* 

Ich  habe  im  vorhergehenden  den  Versuch  gemacht,  ein 
Ubersichtsbild  von  dem  grofsen  Ausbrach  und  von  den 


» 

!)  FouquS,  Rapport  sur  los  phenomönw  chiraiquw  de  l'trupHon  de 
l'litn*  en  1865. 


durch  Herrn  Verbeek  damit  verbundenen  Folgerungen  zu 
geben,  soweit  dies,  ohne  in  Einzelheiten  einzugehen,  mög- 
lich war.  Wenn  mir  dies  nur  ciuigermafsen  geglückt  ist, 
habe  ich  zugleich  dom  Loser  ein  Bild  von  der  genialen 
Weise  gegeben,  in  dor  Verbeek  den  ihm  gewordenen  Auf- 
trag gelöst  hat;  welch  unendlichen  Fleifs  es  ihm  gekostet 
haben  mufs,  dies  Resultat  zu  erreichen,  kann  man  nur  er- 
fassen, wenn  man  das  Originalwerk  mit  seinen  hunderten 
von  Notizen,  Karten  und  Zeichnungen  in  dio  Hand  nimmt ; 
man  kann  dann  erst  sehen,  welche  Aufopferung  es  erfor- 
dert hat,  das  Work  zu  dem  zu  machen,  was  der  Verfasser 
beabsichtigte,  nämlich  nicht  nur  zu  eiuer  beschreibenden 
Darstellung  des  Ausbruchs  von  Krakatau,  sondern  zu  einem 
Standardwerk  über  die  bei  vulkanischen  Ausbrüchen  im 
allgemeinen  vorkommenden  Erscheinungen.  Dafür  gebührt 
ihm  und  seinen  Gehilfen  alle  Ehre,  ebenso  wio  der  Regie- 
rung von  Niedcrländisch-Indien,  welche  ihm  dio  Mittel  und 
die  Gelegenheit  dazu  gegeben  und  das  Rosultat  in  liberal- 
ster Weise  dem  Publikum  in  schöner  Ausstattung  um  mäfsi- 
gon  Preis  zur  Verfügung  gestellt  hat.  Dasselbe  ist  eine 
Ziorde  für  Indien  und  ein  Denkmul  für  die  Ijeistungen  in- 
discher Beamten. 

Stuttgart,  September  1885. 


Samauez’  Reisen  auf  dem  Apurimac,  Eni  und  Tambo  1883  und  1884. 

Von  Dr.  C.  Loeffler. 


Im  Mai  v.  J.  hat  das  Limeüer  Tagesblatt  „El  Pais“ 
(Organ  des  Exdiktators  Nicolas  de  Pierola)  die  Reisebe- 
richte des  peruanischen  Hacondado  Samanoz  über  die  Erfor- 
schung des  Apurimac  bis  zum  Ucayali  veröffentlicht.  Sa- 
mancz  ist  wohl  der  orsto,  der  den  Apurimac  von  dor  Ein- 
mündung dos  Pacbachaca  an  bis  zum  Katarakt  von  Simariva 
in  der  Provinz  La  Mar,  wo  der  Flufs  am  weitesten  gegen 
Westen  vordringt  und  der  Stadt  Ayacucho  sich  am  meisten 
nähert,  und  den  Eni  auf  seinem  ganzen  Laufe  befahren 
hat.  Raymondi  und  Gastehi  besuchten  und  erforschten  nur 
einen  kleinen  Teil  des  Apurimac,  den  Toil,  der  sich  durch 
die  Siorra  de  Huanta  (nordwestlicher  Toil  dos  Doparta- 
mento  Ayacucho)  windet,  von  der  Mündung  des  Mantaro 
stromaufwärts  bis  zu  den  Fällen  von  Simariva,  und  Tuckor 
und  später  Werthoman  kamen  auf  ihren  Forschungszügen 
nur  bis  zur  Mündung  des  Perend,  d.  i.  sie  befuhren  vom 
Apurimac  nur  den  kleinen  Teil,  der  don  Namen  „Tambo“ 
führt.  Allerdings  verfolgte  Samanez  zunächst  don  Zweck, 
festzustellen , ob  der  Apurimac  sich  zu  einer  leichten  und 
bequemen  Verbindungsstrafse  der  DepartamentoB  Cnzco, 
Apurimac  und  Ayacucho  mit  dem  Tbale  dos  Ucayali  eigne, 
und  übersah  über  diesen  Punkt,  auf  den  er  seine  ganze 
Aufmerksamkeit  richtete,  gänzlich  andre  nicht  minder  wich- 
tige Beobachtungen,  wodurch  in  seinen  Roisoberichton  eine 
recht  fühlbare  Lücko  sich  bemerklich  macht.  Immerhin 


' verdankt  man  aber  dom  peruanischen  Hacondado,  der  von 
seiner  Besitzung  „El  Pasago“  an  der  Mündung  des  Pacha- 
chaca  in  den  Apurimac  bis  zum  Ucayali  hinabgefahren  ist, 
dio  ersten  sichern  Nachrichten  über  den  Eni  und  den  mitt- 
lern  Apurimac  und  ihre  Gemarkungen,  Gegenden,  die  bis- 
lang zu  den  unbekanntesten  des  östlichen  Pord  gehörten. 

Der  Apurimac,  der,  wio  bekannt,  aus  dom  Soo  Vilafro 
, (Huanana  von  den  Eingobornen  genannt),  Provinz  Cailloma, 
Departamcnto  Aroquipa,  unter  15°  16'  Südl.  Br.  kommt, 
(liefst  zuerst  in  dor  Richtung  NNO  bis  zur  Grenzo  der 
Provinz  Canas,  Departamcnto  Cuzco,  wo  er  seinen  Lauf 
nach  WNW  wendet  bis  ziemlich  zur  Mündung  des  Man- 
taro, um  dann  wieder  die  ursprüngliche  Richtung  nach  NNO 
zu  verfolgen.  Mit  der  Aufnahme  des  Mantaro  unter 
12°  Südl.  Br.  nach  Paz  Soldan  (11°  32'  nach  Petermann) 
verliert  er  soinen  bisherigen  Namen.  Da  man  die  Benon- 


adoptiert  hat,  diu  ihn  Eni,  d.  i.  grofser  Flufs,  nennen.  Als 
Eni  setzt  er  soinen  Lauf  von  SW  naeh  NNO  in  einer 
Länge  von  110  Meilen1)  (nach  dor  Pctermannschen  Karte 
kaum  30  Meilen)  fort  bis  zur  Vereinigung  mit  dem  Porond, 
der  die  Gewässer  der  herrlichen  Hochthäler  von  Chanoha- 
mayo  und  Pagoa  vereinigt  und  eine  gröfsore  Wassermasse 


*)  Es  sind  hier  60  Meilen  = l“  ts  rechnen. 


Digitized  by  Google 


25 


Samanez’  Reisen  auf  dem  Apurimac,  Eni  und  Tambo  1883  und  1884. 


als  dor  Mautaro  führt.  Von  hier  (10°  58'  nach  Tucker) 
abermals  umgetauft  und  Tambo  genannt,  fliefst  er  gegen  N 
(auf  der  Petermannschen  Karte  zuerst  gegen  0,  dann  erst 
gegen  N)  in  einem  engen,  von  sehroffen  Felsen  eingo- 
schlosseuen  Bette  40 — 50  Meilen  laug,  bis  er  sich  mit  dom 
Urubamba  oder  Santa  Ana  vereinigt  und  mit  diesem  den 
Ucayali  bildet. 

Der  Apurimac  im  engern  Sinne  durchiliefst  etwas  mehr 
als  3 Breitengrade,  während  sein  Lauf  wegen  der  unge- 
heueren Krümmungen,  die  er  beschreibt,  ungefähr  600  Mei- 
len lang  ist.  Seine  Strömung  ist  stets  eine  reifscndo  und 
sein  Bett  im  allgemeinen  sehr  eng  und  — auf  wenigstens 
zwei  Dritteilo  seines  Laufes  — mit  Felsen  besäet.  Erst 
von  Chaupimayo  (Distrikt  Chungui,  Provinz  La  Mar)  ab, 
wo  er  bei  einer  Versetzung  seines  Bettes  einen  Fall  von 
6 m Höhe  bildet,  traten  seine  Ufer  etwas  zurück,  in  dem 
Mafse,  wie  das  Thal  nach  Osten  sich  weitot,  und  haben 
vor  den  Fällen  von  Chircumpiari , wo  oino  Furt  von  nur 
l/s  m Tiefe  in  der  trocknen  Jahreszeit  sich  befindet,  eine 
Entfernung  von  600  m , um  dann  wieder  nahe  aneinander 
zu  rücken,  da  nach  Aufnahme  des  Mantaro  der  Strotn  sich 
durch  enge  Felsspalten  durchwinden  und  die  Kette  von 
hohen  und  schroffen  Gebirgen,  die  ihn  wie  oino  Mauer  zur 
Rechten  begrenzen,  durchbrecheu  mufs.  Dann  erst  beginnt 
die  Ostkette  der  Cordilleren  sich  in  einen  anmutigen  Höhen- 
zug zu  verwandeln,  der  sich,  je  mehr  man  sich  der  Mün- 
dung des  Urubamba  nähort,  in  der  Ferne  in  eine  schön 
geschwungeno  Linie  sanft  abfallender  Hügel  verliert,  wolcho 
sich  am  Rando  ungeheuerer,  mit  einer  gigantischen  uud 
dunkel  schattierten  uralten  Vegetation  bedeckten  Ebenen 
erheben. 

Die  Wassermasse  des  Apurfmuc,  die  bei  Banca  360  cbm 
in  der  Sekunde  bei  mittlerm  Wassorstande  beträgt,  ver- 
mehrt sich  bedeutend  durch  die  Gewässer  des  Pachacliaca 
und  Pampas,  deren  Masse  bei  der  Einmündung  auf  200  cbm 
in  der  trockuen  Jahreszeit  geschätzt  wird.  Der  erste  ent- 
springt in  der  Sierra  von  Aimaraes,  durchfliefst  die  Gogend 
von  Abancay  (Hauptstadt  des  Departamonto  Apurimac)  und 
mündet  durch  die  r Playa  del  Pasago“  im  Distrikt  von 
Huancarama,  Provinz  Andahuayllas,  in  den  Apurimac.  Der 
zweite  kommt  aus  dor  Provinz  Castrovirevna  und  ergiefst 
sich  nach  Beschreibung  einer  beträchtlichen  Krümmung 
zwischen  den  Provinzen  Campallo,  Andahuayllas  und  La 
Mar  nicht  weit  vom  Pachacliaca  in  den  Apurimac.  Von 
diesom  Punkte  an  vermehrt  sich  die  Wassermasse  durch 
kleine  Zuflüsse  derartig,  dafs  dieselbe  nach  den  An- 
gaben des  Reisenden  Samanez  auf  1200  cbm  in  der  Se- 
kunde bei  der  Einmündung  dos  Mantaro  geschätzt  werden 
kann.  Der  Mantaro  bringt  annähernd  400  cbm  in  dor  Se- 
kunde, so  dafs  dor  Flufs,  der  nunmehr  Eni  genannt  wird, 
eine  Wassennasso  von  1000  cbm  in  der  Sekunde  fortwälzt, 
zu  der  die  Gewässer  der  Departamentos  Junin,  Huancave- 
lica,  Ayacuclio,  Apurimac  und  des  gröfsten  Teils  von  Cuzco 
beitragen.  Sein  hydrographischos  Netz  umfafst  so  einen 
Raum  von  62000  Quadratmeilen.  Von  seinem  Ursprünge 
an  hat  der  Apurimac  eine  beträchtliche  Wassermasse,  dio 
nach  der  Einmündung  dos  Pampas  genügen  würde,  ihn  in 
jeder  Jahreszeit  für  Barken  schiffbar  zu  machen , wenn 
nicht  seino  reifsende  Strömung  und  die  zahlreichen  Fälle 
und  Stromschnellen  fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten 
Petennanns  Geogr.  Mitteilungen.  1880,  Heft  I. 


böten  und  die  Befahning  bis  kurz  vor  dem  Zusammenflüsse 
mit  dem  Mantaro  höchst  gefährlich  machten.  Nicht  weit 
von  Sapacani  und  nahe  bei  Simariva  schleudert  der  Flufs 
in  einem  sehr  schmalen  Engpässe  seine  Wassermasse  mit 
so  heftiger  Gewalt  gegen  dio  einengenden  Felsen,  dafs  dort 
die  Fahrt  selbst  mit  „Balsas“,  den  leichten,  eigentümlich 
zur  Überwindung  Bolclier  Stromhindernisse  gebauten  Fahr- 
zeugen der  Eingebornen,  unmöglich  ist. 

Wenige  Meilen  unterhalb  der  Einmündung  des  Mantaro, 
also  im  Eni,  fand  Samanez  die  gefährlichen  Stromschnellon 
von  Capasiarqui,  wo  die  Wassermasse  zwischen  fürchter- 
lichen Strudeln  „brausot,  siedet  und  zischt“,  jedoch  noch 
eine  Fahrrinne  für  dio  Schiffahrt  läfst.  Weiter  abwärts 
tritt  der  Flufs  in  den  Kanal  von  Pakchapongo,  dor,  von 
sohr  hohen , senkrecht  abfallenden  Felsen  gohildot , eine 
Länge  von  1500  m hat  und  nur  50  m breit  ist,  während 
vorher  die  Ufer  sich  600  m weit  dehnten.  Von  hier  fährt 
der  Eni  fort,  sein  Bett  zu  verengen  und  die  Schnelligkeit 
seiner  Strömung  im  Verhältnis  zu  erhöhen,  die  der  Insel 
Empalizada  gegenüber  bis  auf  6 Meilen  in  der  Stunde 
kommt.  Dort  erweitert  sich  der  Horizont  in  das  breite 
Thal  des  Perene , und  der  Eni , der  nunmehr  Tambo  ge- 
nannt wird,  schiefst  100  m breit  zwischen  einer  Linie  von 
hohen,  steilen  Felson  dahin  und  stürzt  seine  Wassermassen 
im  „Chillon  Werthomau“  hinab.  Nun  verfolgt  der  Tambo 
einen  ruhigem  Lauf,  so  dafs  er  ohne  Gefahr  von  Dam- 
pfern mit  entsprechendem  Tiefgänge  befahren  werden  kann. 
In  der  Nähe  von  Sapani  nach  einem  Laufe  von  45  Meilen 
vereinigt  sich  der  Tambo  mit  dem  Urubamba  (auf  der 
Petermannschen  Karte  Quillabamba  genannt)  *)  zum  Ucayali. 
Das  Ufer  ist  hier  ausgedehnt,  und  von  scinon  Hügeln 
Bchweift  der  Blick  nach  Osten  auf  unerforschte  Wälder, 
welche  die  Quellon  dos  grofson  Purus  und  die  des  geheim- 
nisvollen Yuruä  bergen,  während  im  Westen  der  Anden 
schneegekrönte  Häupter  sich  Uber  den  Gebirgsstock  erheben, 
dor , wio  mit  einem  leichten  Sckloior  überzogen , im  bläu- 
lichen, vom  Nebel,  der  die  tiefen  Thäler  bedeckt,  weifs- 
gest reiften  Schimmor  ein  Bild  gewährt,  an  dom  das  Auge 
trunken  hängen  bleibt.  Die  landschaftlichen  Reize  des 
Apurimac  dürften  sich  an  abwechselnder  Fülle  mit  denen 
des  Rheins  messen  und  au  grofeartiger  Erhabenheit  die- 
selben wohl  übertreffen.  Es  überrascht  gewissermafsen,  iu 
dor  reizenden  Wildnis  plötzlich  angobaute  Felder  zu  scheu, 
wie  bei  Quimpitirique  im  Bezirke  von  Anco,  wo  eine  Chi- 
nesengosellschaft  Reis  und  Kaffee  baut,  um  die  Ernte 
nach  Ayacucho,  40  Leguas  (spanischo  Meilen)  weit,  zu 
verkaufen.  In  Chaupimayo  gibt  es  Zuckerfeldor,  und  präch- 
tige Weiden  dehnen  sich  auf  dem  linken  Ufer.  Dies  ist 
die  Gegend  der  Koka,  dos  Kakao  und  dor  Vanille.  Kaut- 


I)  E*  ergeht  diesem  Flut«  mit  seinem  Namen  wie  dem  Apurimac. 
Von  Minern  Ursprung«  auf  dem  Pas«  ha  ltav»  zwischen  dein  Dorf«  Sani* 
Rosa  uud  dem  Weiler  Agua»  Calientee  an,  den  ich  selbst  auf  meiner  zwei- 
maligen Reise  nach  Cuzco  verfolgt  habe,  Vilcaoota  (richtiger  Uni  Imnot» 
geschrieben)  genannt  — nicht  Vileamayo,  wie  auch  auf  der  Petermann- 
wben  Karte,  da  der  Vücomajo  erst  unter  12°  66'  in  einer  Hohe  von 
etwas  über  1100  m link»  rinfliefat  — , bis  er  nach  Durchbrechung  der  Ge- 
birgskette zu  seiner  Rechten  in  die  Provinz  Urubamba  (mit  der  Hauptstadt 
gleichen  Namen»,  2915  m über  dem  Moore)  tritt.  Von  hier  Hiebt  er  ala 
Urubamba  bis  zur  Vereinigung  mit  dem  Paucartambo  (Mapocho),  von  der 
an  er  zum  zweitenmal  seinen  Namon  wochaelt,  um  als  Quillabamb»  mit 
dem  Diiubo  den  Ucayali  zu  bilden. 


4 


26 


Geographischer  Monatsbericht 


schuk  gibt  es  nur  in  geringer  Menge,  wie  auch  dio  Casca- 
rilla  (Chinarinde)  in  guter  Qualität  nicht  allzu  reichlich 
vorhanden  ist. 

Das  Klima  wechsolt  nicht  so  stark  wie  die  Landschaft 
und  Flora  und  ist  durchschnittlich  nicht  — gesund.  Eine 
stets  hohe  Temperatur  in  Verbindung  mit  einer  mit  Feuch- 
tigkeit gesättigten  Atmosphäre  schwächt  und  entnervt  den 
Menschen.  Wenn  auch  die  relativ  kräftige  Konstitution  des 
eingebornon  Stammes  der  Campas,  der  dio  Ufer  des  Apurf- 
muc  bewohnt,  für  eino  gewisse  Milde  dos  Klimas  spricht, 
so  dürfte  doch  so  viel  feststehen , dafs  keine  Bevölkerung 
europäischen  Ursprungs  dort  gedeihen  würde.  Wie  in  den 
Tropenländern  würde  sie  bald  ihre  physischen  Kräfte  ver- 
lieren und  degenerieren.  Obendrein  sind  dio  Wechselfieber, 
die  am  Apurfmac  endemisch  herrschen,  oiu  woiteros  Hin- 
dernis für  die  Akklimatisation  der  Europäer,  dio  sich  in 
den  Thülorn  des  Apurfmac,  verführt  durch  ihre  Fruchtbar- 
keit und  Schönheit,  ansiodeln  sollten.  Noch  grofBere  Un- 
zuträglichkeiten für  eine  europäische  Einwanderung  bietet 
der  Ucayali.  Indes,  da  der  Chanchamayo,  ein  Nebenflufs 
des  Perend,  bei  einem  ebenso  heifsen  Klima  wie  das  des 
Apurfmac  sich  bisher  als  gesund  für  Weifse  erwiesen  hat, 
so  dürften  auch  in  Apurfmac  einzelne  Striche  sich  finden, 


die,  wie  die  herrliche  Ebene  von  Capira  im  Distrikt  Chun- 
gui  der  Provinz  La  Mar,  für  europäische  Ansiedelungen 
sich  eignen,  vorausgesetzt,  dafs  keine  Reis-  und  Zuckerrohr- 
pfianznngen  angelegt  werden.  Der  obere  Apurfmac  mit  seinen 
zahlreichen  kleinen  Nebenflüssen  ist  überhaupt  gesund,  wie 
ich  das  von  meinem  Aufenthalte  in  Cuzco  her  weifs,  bietet 
dafür  jedoch  auch  nur  schmale  anbaufähige  Landstroifen, 
die  längst  ihre  Besitzer  gefunden  haben. 

Selbstverständlich  bat  Samanez  vielo  Zuflüsse  entdeckt. 
Von  denselben  ist  besonders  einer,  ein  „Zuflufs  zweiten 
Ranges“ , der  grofse  Quimbiri , hervorzuheben.  Derselbe 
mündet  in  den  Eni  auf  dem  rechten  Ufer  und  führt  eine 
so  beträchtliche  Wassermasse,  dafs  er  viele  Meilen  aufwärts 
schiffbar  sein  soll.  Derselbe  kommt  aus  der  Provinz  Con- 
cepcion  und  entspringt  vermutlich  im  Thale  von  San  Miguel. 
Ohne  dem  peruanischen  Hacendado  das  Entdeckerrecht  zu 
verkürzen , will  ich  hier  bemerken , dafs  ich  auf  einer  von 
dem  Ingenieur  Hermann  Göhring  zu  seinem  Berichte  über 
die  Expedition  nach  den  Thälern  des  Paucartambo  1874 
gezeichneten  Karte  einen  Nebenflufs  des  Eni  auf  dem  rech- 
ten Ufer  ohne  Namen  finde,  der  mit  dem  grofsen  Quimbiri 
iduutisch  sein  dürfte. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Europa. 

Die  französische  geographische  Wochonschrift  „La  Ga- 
zette geographique  et  l'Exploration“  brachte  in  Nr.  29 
v.  J.  dio  auffällige  Mitteilung,  dafs  nach  einer  neuern  Zu- 
sammenstellung der  französischen  Kutasteraufuahmen,  deren 
Originale  1871  ira  Finanzministerium  verbrannt  waren,  das 
Guamtarcal  von  Frankreich  52  1 532,03  qkm  betrogen  sollo. 
Die  auffallend  niedrige  Zahl,  welche  eine  Verkleinerung  dos 
Landes  um  mehr  als  7000  qkm  gegen  die  offiziellen  Anga- 
ben konstatiort,  gab  Anlafs  zu  genauem  Nachforschungen; 
dem  Chef  der  französischen  Statistik,  T.  Loua,  verdanken 
wir  die  Aufklärung,  dafs  diese  Angaben  vollständig  grundlos 
sind.  Wenn  auch  das  Originalraatorial  der  französischen 
Katasteraufnahmen  verbrannt  ist,  so  sind  doch  vollgültigo 
Abschriften  vorhanden.  Unantastbar  ist  dio  offizielle  Areal- 
zahl von  528  571,99  qkm  nicht,  namentlich  sind  die  An- 
gaben für  die  Departements  Corsica,  die  beiden  Savoyon, 
Alpes  Maritimes  und  Var  unsicher,  da  dio  Katasteraufnah- 
meu  in  denselben  noch  nicht  beendet  sind.  Um  alle  Zweifol, 
welche  durch  Goneral  Strelbitzkis  Berechnung  (533  479, o qkm) 
angeregt  worden  sind , zu  beseitigen , ist  eine  Kommission 
im  Finanzministerium  zur  abormaligen  Prüfung  der  Katastor- 
zahlen  ernannt  worden. 

Nach  einer  Mitteilung  von  Prof.  Broch  an  dio  Pariser 
Gcofp-.  Gesellschaft  (C.  R.  1885,  p.  499)  haben  die  trigono- 
metrischen  Höhoubostimmungou  dos  schwedischen  Geologen 
I)r.  F.  Svenom'u*  folgende  Resultate  für  dio  höchsten 
Punkte  Schwedens  ergeben : Kabnakaisa  (ca  G8°  N.,  li'  0. 


v.  Stockholm)  = 2135  m,  Kaskasatjäkko  — 2093  m,  Sar- 
jektjükko  = 2080  m.  Die  Höhe  des  letztem  wurde  1879 
von  dem  Topographen  G.  W.  Bucht  ebenfalls  auf  trigono- 
metrischem Wege  zu  2130  m bestimmt.  Bei  dem  geringen 
Unterschiede  dieser  Messungen  kann  die  Frage  nach  dem 
höchsten  Punkte  des  nördlichen  Teiles  der  skandinavischen 
Halbinsel  nicht  als  gelöst  gelten. 

In  unsrer  Zoit  der  grofsen  Kaualbauten  taucht  auch 
das  alte  Projekt  da  Wolga  - Don  - Fanale»  wieder  auf.  Der 
französische  Miuoniugenieur  Leon  Dru,  bekanut  als  Mit- 
arbeiter Rouduircs  bei  Untersuchung  der  Schotts  und  Do- 
loncles  bei  dem  Projekte  des  Durchstiches  der  Halbinsel 
Malakka,  hat  im  Auftrago  der  Stadt  Rostow  am  untern 
Don,  wolche  durch  eino  Wasserverbindung  der  Wolga  und 
des  Gebietes  des  Kaspischou  Meeres  mit  ihrem  Flusse  und 
dem  Schwarzen  Meere  einen  lebhaften  Aufschwung  dos 
Handels  mit  Recht  erwartet,  dio  Ausführbarkeit  jenes  von 
Peter  dem  Grofsen  bereits  in  Angriff  genommenen  Pro- 
jektes einer  erneuten  Untersuchung  unterzogen. 

Asien. 

Zontralasien.  — Noch  immer  ist  die  lebhaft  venti- 
liorto  Frage , ob  der  Utboi  jemals  eine  natürliche  V or- 
hindung  zwischen  dem  Kaspischen  Meere  und  dem  Aralsee 
gebildet  hut,  nicht  zum  Abschlüsse  gekommen.  Dio  Unter- 
suchungen, wolche  A.  Konschin  1884  in  diesem  Gubioto  an- 
gestellt hat  (Iswestija  K.  Russ.  Geogr.  Gesellschaft,  St.  Pe- 
tersburg 1885,  Nr.  3),  scheinen  für  die  Richtigkeit  der  schon 


Digilized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


27 


früher  von  Muschketow  u.  a.  gemachten  Wahrnehmungen  zu 
sprechen,  dafa  der  Usboi  von  den  Ssarykamisch-Seon  bis  zum 
Kaspischen  Meere  nicht  das  alte  Bett  des  klassischen  Oxus, 
sondern  ein  Produkt  der  Trennung  des  Aralsees  vom  Kas- 
pischen Meere  und  des  Abflusses  des  Aralo-Ssarykaraysch- 
schen  salzigen  Wassers  in  das  Kaspische  Meer  ist.  Das 
alte  Bott  dos  Amu  - Darja  existiert  in  dor  Bestimmtheit, 
mit  welcher  es  in  dio  Karton  eingetragen  wird,  auf  dem 
Raume  zwischen  Bala-Ischem  und  den  Ssarykaravsch-Soen 
gar  nicht.  In  bestimmt  ausgeprägter  Form  erscheint  der 
Usboi  erst  unterhalb  der  in  der  Gegend  am  Bala-Ischem 
bestehenden  Wasserscheide;  oberhalb  dieser  ziehen  sich 
von  Süden  nach  Nordon  mehrere  Reihen  von  kesselartigen 
Vertiefungen  hin,  dio  von  hohen  Sandhügoln  umsäumt  wer- 
den. Dieso  Zone  der  Vertiefungen  bedeckt  einen  Raum 
von  20  000  Quadratwerst  (22  000  qkm),  dor  vor  geologisch 
nicht  zu  langer  Zeit  ein  mit  halb  süfsem,  halb  salzigem 
Wasser  ungefülltes  Bassin  bildete,  das  bei  hohem  Wasser- 
stande mit  der  frühem  Aibugir-Bucht  in  Verbindung  stand 
und  in  das  sich  von  Südost  der  Amu-Darja  orgofs.  Nach- 
dem durch  Ablagerungen  des  Amu  dio  Trennung  des  Ai- 
bugir  von  den  Ssarykamysoh  - Seen  bewirkt  war,  zerfiel  das 
ganze  Bassin  in  dio  südlicher  gelegenen  Tschetkow-  Seen 
und  blieb  im  nördlichem  Teile  als  ein  beträchtliches  Wasser- 
becken, das  Chowaresmische  Meer,  bestehen,  bis  auch  hier 
durch  Verdunstung  des  Wassers  und  wahrscheinlich  auch 
durch  Hebung  des  Bodons  dor  gegenwärtige  Zustand  her- 
beigeführt wurde  und  der  Amu-Darja  sich  ganz  dem  Aral- 
see zuwandte.  Diese  sogenannte  Wendung  des  Amu-Darja 
hat  innerhalb  der  Grenzen  der  heutigen  Chiwa-Oase  statt- 
gefunden,  nnd  zwar  auf  dem  Raume  zwischen  dom  Ssary- 
kamysch-Aibugirschon  Rando  des  Usturt  und  dem  Abhango 
des  Plateaus  Dus-kyr,  und  auf  dieser  Stelle  befindet  sich 
auch  das  deutlich  orkennbare  alte  Bett.  Mag  dor  westliche, 
zum  Kaspischon  Meere  gehörige  Teil  des  Usboi  nun  zum 
Teil  ein  Meeresarm,  zum  Teil  der  Abflufs  der  Ssaryka- 
mysch-Seen,  oder  nur  ein  Rinnsal  für  Regenmassen  ge- 
wesen sein,  in  keinem  Falle  war  er  der  mf^jestätische  Oxus 
der  Alten,  die  als  das  Meer,  in  das  derselbe  mündete,  nur 
das  Chowaresmischc  Moor  ausehon  konuten.  Dieser  west- 
liche Teil  des  Usboi  konnte  wogen  dor  vielen  Wasserfalle 
nicht  schiffbar  sein,  auch  haben  sich  in  seiner  Nähe  keine 
8puren  von  Ansiedelungen  der  Menschen  entdecken  lassen. 
Konschins  Beweisführung  stellt  die  Unmöglichkeit  fest  für 
eine  Ableitung  des  Amu-Daija  durch  den  Usboi  in  das 
Kaspische  Meer;  denn  um  von  Norden  her  bei  Bala-Isohem 
in  den  Usboi  zu  gelangen,  müfste  die  Bodonsenkung  der 
Ssarykamysch-Seen  durch  einen  300  Werst  (320  km)  langen 
Kanal  umgangen  worden.  Wollte  man  aber  diese  Vertie- 
fung ausfUllen,  so  hiefse  das  da  ein  künstliches  Meer  schaf- 
fen, wo  dasselbe  duroh  mächtige  geologische  Einwirkungen 
verschwunden  ist. 

Eine  grofse  Serie  von  astronomischen  Bestimmungen 
und  Höhenmessungen  im  'lYantkatpuchtn  Gtbüt  und  in  den 
Cbanaten  Chiwa  und  Buchara,  welche  für  die  Karte  diesor 
Gegenden  von  Wichtigkeit  sind,  hat  im  Jahro  1884  der 
Generalstabshauptmann  Gedeonow  ausgeführt.  — Zur  Be- 
stimmung der  Zeit  und  der  Breite  bediente  er  sich  des 
RopsoldBchen  Vertikalkreises  und  zu  den  Längen  mehrerer 
Tisch-  und  Taschenchronomoter. 


Beobachtanfipunkt. 

N.  Br. 

Lange  von 
Oroonwich. 

Höhe  ln  m 
Uber  dem 
Schnarren 
Meere. 

1.  Nachtlager;  xwUchen  Kisil-arwat 
und  dem  Brunnen  l’urun  . • 

sg" 

10 '34.»" 

56° 

29 '33,9' 

65 

2.  Nachtlager ; xw.  d.  Brunnen  l*u- 
run  und  dtm  Brunnen  Naurly  . 

89 

20 

16,3 

56 

33 

44,4 

38 

Brunnen  Naurly  ...... 

33 

30 

24,0 

66 

46 

42,9 

57 

Urunoen  l'ntei-If?dy 

39 

56 

47, S 

56 

83 

53,4 

12 

7.  Nachtlager;  xwiocheu  dem  Br. 
Igdy  und  dem  Br.  B<Ua-l*chetn 

10 

8 

56.1 

57 

8 

36,9 

44 

Brunnen  Bala-Ischem  .... 

40 

18 

« »8 

87 

31 

24,9 

73 

Brunnen  Ortakuju 

40 

48 

0,1 

57 

SO 

23,4 

43 

Brunnen  Nefcs-kuju 

40 

63 

9.8 

57 

39 

39,9 

5 

Btumi-n  Chatib  (Giaui-knju)  . . 

41 

85 

33,0 

58 

28 

48,9 

64 

In  der  Nähe  der  Kuinon  der  Peatung 
Schach-Sonera 

41 

35 

58.9 

58 

44 

24,9 

37 

18.  Nachtlager;  in  der  Nähe  de» 
Wa*fierleitungskäiiaU  .... 

41 

52 

55,8 

59 

6 

33,9 

10 

Stadt  Iljally 

41 

52 

33,3 

59 

88 

45,9 

13 

Stadt  Tomaaa 

4t 

50 

3,1 

59 

58 

53,4 

8 

Stadt  Kjat  

41 

42 

6,3 

60 

22 

27,9 

26 

Stadt  Crgontach 

41 

33 

57,8 

60 

37 

47,4 

60 

Stadt  Chanki 

41 

88 

29,3 

60 

49 

6,9 

175 

Stadt  I’ttro-Aleiamlrowak  . . . 

41 

28 

22,1 

61 

0 

48,9 

91 

Stadt  Chiwa,  Hof  dt«  Hause,  dt* 
Diwanbejo  Mat-Moret  . . • 

41 

23 

0,1 

60 

22 

18,9 

107 

Baxirjan-tupu 

41 

18 

42,1 

8t 

27 

15,9 

114 

MMchekli-tug&i 

41 

12 

46,1 

61 

48 

6,9 

159 

Surv-raai-tugai 

41 

3 

41,9 

61 

67 

48,9 

150 

Schor-tugai 

40 

88 

10,7 

62 

7 

24,9 

185 

Geotli-tugai 

40 

13 

58,0 

02 

34 

47,4 

154 

KeVkli-tugm 

40 

0 

23.» 

es 

27 

47.4 

143 

Tugai,  dem  Fort  Kawachlr  Kezmülxt 

39 

4S 

35,7 

62 

35 

24,9 

198 

Stadt  I lisch  ik 

39 

36 

9.» 

62 

88 

54,9 

76 

Stadt  Uaatyk 

39 

30 

15.3 

63 

14 

23,4 

176 

Stadt  Kjuin-kaU 

39 

13 

5.1 

63 

32 

54,9 

169 

Cbetfahrt  von  Tacbaidshui  . . . 

.3'.' 

8 

8,o 

63 

32 

45,9 

188 

Stadt  Twhardabui 

39 

1 

33,8 

63 

36 

12.9 

132 

Brunnen  S,jalrai-kuju  .... 

38 

49 

39,9 

63 

23 

29,4 

208 

Brunnen  Kiachtn-robat  .... 

38 

48 

56,9 

63 

12 

48,9 

171 

Brunnen  Kepetek 

38 

33 

63,7 

63 

10  30,9 

150 

Nachtlager  «wischen  dem  Brunnen 
Kepetek  und  Utoch-adahi  . . 

38 

17 

48,1 

62 

58 

12,9 

163 

Brunnen  Utach-adahi 

88 

6 

7,« 

62 

47 

18,9 

84 

Nachtlager  xwiachen  dem  Brunnen 
Utoeh-adohi  und  Bcur-dwchik  . 

37 

53 

59, t 

62 

87 

14,4 

Brunnen  Beur*de*chik  ...» 

37 

44 

14,4 

02 

3t 

32,4 

177 

Alt-Merw 

.37 

37 

85t* 

62 

7 

36,9 

109 

Merw ; Signalatange  der  Topographen'37  35  37,« 

61 

50 

27,9 

172 

Jolotan:  am  Ufer  des  Muiftab  . . 

37 

18 

46,3 

62 

81 

15,9 

115 

Landschaft  TVharbek  .... 

37 

6 

49,3 

62 

27 

17,4 

215 

Kaoakli-bcnt  * 

.36 

51 

34.» 

62 

28 

32,4 

157 

ü baifahrt  Kangali  am  Flnat*Tadaheni36 

58  40,0 

60 

61 

39.9 

111 

Noch  sind  keine  25  Jahro  verflossen,  seitdem  H.  Vüm- 
bdry  die  Chanate  Zentralasious  in  der  Verkleidung  eines 
Derwisolies,  beständig  in  Lebensgefahr  schwebond,  durch- 
wandert hat,  und  jetzt  erfreuen  sich  dieselben  Gegenden 
einer  solchen  Ruhe  und  Sicherheit,  dafs  alljährlich  Reisende 
fast  aller  Nationalitäten  dieselben  ungehindert  besuchen; 
jedes  Jahr  bringt  bereits  eine  Filllo  von  Beschreibungen 
Uber  Reisen,  welche  zu  den  verschiedensten  Zwecken  unter- 
nommen wurden.  Liegt  in  dieser  Thatsache  bereits  oin 
unwiderleglicher  Beweis  für  den  Kulturfortschritt,  welcher 
einzig  und  allein  dor  Ausbreitung  der  russischen  Herrschaft 
in  Zentralasien  zuzuschreiben  ist,  so  fällt  dieser  Erfolg 
noch  mehr  in  die  Augen  in  dem  Urtoile  derjenigen  Reisen- 
den, welche  dieselben  Gebiete  unmittelbar  nach  der  russi- 
schen Besitzergreifung  und  wiodor  nach  Verlauf  von  mehr 
als  einem  Dezennium  besucht  haben.  In  dieser  Lage  befand 

4* 


Digitized  by  Google 


28 


Geographischer  Monatsbericht 


sich  H.  Äfoter  (über  seine  Reisen  vgl.  Mitteil.  1884,  S.  462), 
welcher  in  seinem  Werke:  A traveri  F Atie  centrale  (Gr.-8°, 
463  pp.,  mit  Karte.  Paris,  Pion,  1886.  fr.  20)  den  glück- 
lichen Bestrebungen  der  Russen,  europäischer  Kultur  einen 
weiten  Landstrich  zu  erschliefsen , unverhohlen  Bewunde- 
rung zollt,  wenn  er  auch  mit  den  angewuudeten  Mitteln 
nicht  überall  einverstanden  sein  konnte.  Mosors  Urteil  ist 
um  so  unverfänglicher,  als  er  selbst  bei  seinen  ersten  Reisen 
1868  nnd  1869  sich  eines  Entgegenkommens  nicht  zu  er- 
freuen hatte;  auch  stimmen  die  Eindrücke,  welche  er  auf 
seiner  letzten  Reise  1883/84  gewonnen  hat,  mit  denen  des 
englischen  Predigers  Lausdell  (s.  Mitteil.  1885,  S.  476)  im 
allgcmoiucn  überein.  Von  besonderin  Interesso  sind  seino 
Schilderungen  von  Buchara,  über  die  Veränderungon,  welche 
russischer  Einfluß  in  diesem  Chanate  hervorgerufen  hat; 
bereits  1869  hatte  Moser  als  einer  der  ersten  Europäer 
längere  Zeit  in  der  Hauptstadt  sich  aufgehalten.  Ebenso  sind 
Aufzeichnungen  Uber  das  Turkmcnen-Gobiet  von  bloibondem 
Werte,  da  er  eine  der  ersten  Zivilpersonen  war,  welche 
nach  der  Eroberung  des  Tckko-Landos  einen  Abstecher  hier- 
her unternehmen  konnton.  Der  Hauptwert  des  stattlichen 
Workes  beruht  auf  den  ethnologischen  Schildeningen,  und 
in  diesen  zeigt  sich  der  Verfasser  als  ein  guter  Beobachter 
des  Volkslebens.  Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  vorzüg- 
lich; zahlreiche  Hlustrationen,  meistens  nach  Originalphoto- 
graphien hergestellt,  geben  ein  Bild  von  dom  Charakter 
der  besuchten  Landschaften,  von  Szenon  des  Volkslebens 
und  hervorragenden  Persönlichkeiten.  Die  Karte  genügt 
zur  Übersicht. 

China.  — In  wesentlich  nmgearbeiteter  und  erwei- 
terter Form  tritt  uns  das  auf  den  Briefen  und  Mitteilungen 
von  Abbe  Deegodin* , dem  nnersiihrockonon  Missionar  und 
verdienten  Erforschor  der  chinesisch -tibetanischen  Grenz- 
distrikte,  beruhende  Werk : Le  Thibot,  d’apres  la  correspon- 
danco  dos  missionuireB  (2.  Aull.,  8°,  475  pp.,  mit  Karte. 
Paris,  Librairie  catholique  de  l'Oeuvre  de  Saint-Pau),  1885. 
Übor  dio  1.  Aull.  s.  Mitteil.  1873,  S.  153)  ontgegon,  iu- 
dom  die  umfangreichen  Beobachtungen , welcho  Desgodins 
auf  seinen  Reisen  von  1873 — 1880  angestellt  hat,  seino 
unausgesetzten  Erkundigungen  übor  das  eigentliche  Tibet 
hinzugeiligt  und  das  ganze  Werk  mit  diesen  in  Überein- 
stimmung gebracht  worden  ist.  Seit  1880  ist  Desgodins 
aus  dem  Gebioto,  in  welchem  er  21  Jahro  thätig  gewesen 
ist,  abberufen  und  mit  der  Leitung  einer  Station  in  Pedong 
im  Distrikte  Darjeeling,  an  dor  Grenzo  zwischen  Indien, 
Tibet  und  Bhutan  gelegen , betraut  worden , in  derselben 
Gegend,  von  wo  aus  er  bereits  1856  in  Tibet  festen  Fufe 
zu  fassen  versucht  hatte.  Bis  die  östlichen  Gebiete  Tibots 
Europäern  erschlossen  worden,  wird  das  vorliegende  Work 
das  zuverlässigste  Material  über  dieselben  bioten.  Zum 
Vorteil  der  neuen  Auflage  gereicht  auch  die  wesentlich 
verbesserte  Karte , wenn  diosolbe  auch  nicht  ganz  dom 
Standpunkto  der  neuern  Forschungen  entspricht;  nament- 
lich sind  die  Ergebnisse  der  Reise  des  Punditen  A — K — 
nicht  genügend  berücksichtigt. 

In  einem  Briofe  vom  2./ 14.  Juli  1885  (Iswestija,  K.  Russ. 
Geogr.  Gesellschaft,  Bd.  XXI,  Heft-  5)  beschreibt  6.  jV.  Po- 
tanin seine  weitere  Reise  von  Ssinin  nach  Ssi-gu-ssjan,  welche 
er  am  2./14.  Mai  antrat.  Übor  das  Kloster  Gumbura  ge- 
langte er  bei  dem  oberhalb  Gui-dui  belogenen  Tanguten- 


dorfe  Arku  an  den  Gelben  Flufs,  überstieg  zwischen  Garn- 
bum  und  Arku  den  3660  m hohen  Pafs  eines  mächtigen 
Gebirges  und  kam  am  6./18.  Mai  in  Gui-dui  an.  Von  diesem 
Orte  bis  zum  Dorfo  Rty-gri  führte  der  Weg  t-halaufwärts 
längs  des  Flusses  Lan-taehshu  — auf  Przewalskys  Karte 
Duncho-zjan  genannt  — auf  das  ca  3000  m hohe  Plateau 
Rtschandsa-tan.  Rechts  von  dem  Uber  dieses  Plateau  füh- 
renden Wege  erblickt  man  das  Schneegebirge  Amni-Dsha- 
kar,  in  welchem  Przewalsky  im  Juni  1880  verweilte.  Von 
dem  Plateau  geht  der  Weg  durch  das  tiefe  Thal  deB  Flusses 
Naryn-Dshanba  zu  dem  breitem  Thal  des  Flusses  llranwu, 
in  welchem  das  Städtchen  Bou-nan  liegt.  An  demselben 
Flosse,  30  Li  (13  km)  oberhalb  von  Bou-nan,  befindet  eich  das 
chinesische  Kloster  Urunwu.  Aus  dem  Thal  des  Urunwu, 
dessen  Quellen  wahrscheinlich  in  dem  Schneegobirgo  Amni- 
Tunglyng  liegen,  gelangt  man  auf  das  Plateau  Gantsohsha- 
tan,  das  ebenso  hoch  ist  wie  das  Plateau  Rtschandsa-tan. 
Am  16./28.  Mai  kam  Potanin  in  dem  ca  3000  m hoch  in 
dem  engen  Thalc  des  Urunwu  belogenen  Kloster  Labran 
an,  das  einige  hundert  gut  gebaute,  oft  zwei-  und  dreistöckige 
Häuser  aufzuweisen  hat.  Hier  residiort  dor  Gögen  Dsha- 
jan-Dshapassyn,  der  mit  der  geistlichen  Gewalt  auch  die 
weltliche  vereinigt.  Das  Thal  des  Xdami,  eiues  kleinen 
Nebenflusses  des  Urunwu,  führt  über  ein  drittes  hohes  Pla- 
teau zum  Pafs  Renii-kika,  an  dessen  Südseite  sich  das 
Flüfschen  Ankur,  ein  Zuflufs  des  Tao-che  (tangutisch  Luiju- 
tschju),  hinschlängelt.  Auch  von  diesem  Plateau  erblickt 
man  ein  schneebedecktes  Gebirge,  das  auf  dem  Unken  Ufer 
des  Tao-chö  von  Westen  nach  Osten  streicht.  Am  Renü- 
kikä  beginnen  die  Wohnsitze  des  Tangutenstammes  der 
Dshoni,  dessen  Fürst  drei  Tagereisen  weiter  in  Dshoni  am 
Tao-ohi  wohnt.  Durch  dieses  Thal,  das  in  der  Nähe  des 
Dorfes  Jechu-tschao  einen  bedeutenden  Wasserfall  aufzu- 
weison  hat,  gelangte  Potanin  in  vior  Tageroisen  nach  Min- 
tschshou,  von  wo  er  am  16./28.  Juni  nach  S aufbrach,  um 
40 — 50  Li  (ca  20  km)  von  diesem  Ort  entfernt  das  Gebirge 
Jali-ssan,  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Tao-che  und 
dem  System  des  Jang-tse-kiaug  zu  passieren.  Dor  Auf- 
stieg ist-  leicht-  und  kurz,  der  Abstieg  führt-  aber  tief  hinab 
zu  dem  iu  einem  sehr  engen  Thalo  -belegenen  Städtchen 
Tan-techen.  Zwei  Li  (1  km)  von  demselben  entfernt,  be- 
findet sich  dio  Residenz  des  Tangutenfürsten,  der  bei  den 
Chinesen  unter  dem  Namen  Ma-tussy  bekannt  ist.  Unter- 
halb von  Tan-tschen  traf  der  Reisende  auf  eineu  grofsen 
Gebirgsstrom,  der  ein  zwischen  reich  mit  Buschwerk  bestan- 
denen Kalkfelsen  liegendes  und  so  enges  Thal  durchbraust, 
dafs  dor  Weg  größtenteils  über  karniesförmige  Felsvor- 
sprünge, oft  über  balkonartig  ausgebaute  Stellen,  und  über 
schwankende  Hängebrücken  führt.  Drei  Tagereisen  wurden 
in  diesem  Thalo  bis  zu  dessen  Einmündung  iu  don  Pei-tui 
zurückgelegt,  an  welchem  eiuo  Tagereise  stromabwärts  die 
Stadt  Ssi-gu-ssjan  auf  einer  SteUo  liegt-,  die  von  hohen 
mit  nadelförmigon  Spitzen  gekrönten  Felsen  eiugeengt 
wird. 

Sibirien.  — Dr.  Dunge  hat  im  Sommer  1885  nach 
Aufgang  des  Eises  die  Jana  von  Werchojansk  aus  abwärts 
befahren  und  war  dann  den  Nebenflnfs  Adytsch  hinaufge- 
gangon.  Sein  Reisegefährte  Baron  t>.  Toll  hatte  gleichzeitig 
eine  Tour  den  Jana- Tributär  Dolgulach  hinauf  und  den 
Bytautai  abwärts  unternommen.  In  dem  Thale  des  letztem 


Digilized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht  29 


besuchte  er  den  Fundort  des  1877  aufgefundenen  Rhino- 
zeros Merckii. 

Ausführliche  Nachrichten  über  den  jetzigon  Zustand  der 
Bering- Irud  bietet  ein  interessanter  Bericht  des  norwegischen 
Naturforschers  L.  Stejneger  (s.  Mitteil.  1883,  S.  351),  wel- 
cher auf  einer  dreiwöchentlichen  Bootfahrt  im  August  und 
September  1882  die  ganze  Insel  umfuhr.  Den  klassischen 
Schilderungen  des  deutschen  Naturforschers  Steller,  welche 
die  unglückliche  Überwinterung  Berings  im  Jahre  1741  bis 
1742  zu  einer  ewig  denkwürdigen  in  der  Eutdeckungsge- 
schichto  machten,  vermochte  er  raancho  Ergänzungen  und 
einzolne  Änderungen  hinzuzufligen.  Das  Andenken  dieses 
treffliclion  Gelehrten  ehrte  er  dadurch,  dafs  er  den  höchsten 
Funkt  der  Insel  Mount  Stellor  benannte.  Stejneger  fand 
an  vielen  Punkten  untrügliche  Beweise,  dafs  die  Insel  im 
Aufsteigen  begriffen  ist.  Dafs  Vegetation  und  Klima  Vieh- 
zucht gestatten  werden,  darin  stimmt  Stejneger  der  Ansicht 
Nordenskiölds  zu,  nutzbringend  kann  sie  aber  nicht  sein, 
da  Absatzgebiete  fehlen.  (Deutsche  Geogr.  Blätter  1885, 
Nr.  3,  mit  2 Karten.) 

Afrika. 

Äquatorialgebiete.  — Schon  6 Monate  sind  ver- 
flossen , seitdem  durch  die  Depesche , welche  der  englische 
Generalkonsul  Kirk  in  Sansibar  am  28.  Juli  absandte,  die 
ersten  Nachrichten  über  Emin  Bei* *  Rüekiug  von  Ladt)  nach 
der  Ostküsto  nach  Europa  gelangten.  Eine  Bestätigung, 
dafs  Emin  durch  einen  Überfall  der  Bakodi  gezwungen 
wurde,  sich  in  deren  Gebiete  zu  verschanzen,  um  Hilfe  von 
Uganda  oder  Uujoro  zu  erwarten,  enthält  ein  Brief  des  be- 
kannten Missionars  JlacJcag,  welcher  uns  durch  die  freund- 
liche Vermittelung  des  Sekretärs  der  Churoh  Missionary 
Society  zur  Verfügung  gestellt  wurde.  Neuere,  vom  30.  Juli 
datierende  Mitteilungen  aus  Uganda , welche  nach  über- 
raschend kurzer  Zeit  bereits  am  27.  Oktober  in  England 
eintrafen , enthalten  leider  keine  Berichte  Uber  Emins 
Schicksal  — kein  sehr  günstiges  Zeichen  für  seine  Sicher- 
heit. Mackays  Brief,  welcher  datiert  ist  Mai  1885  auf 
dem  Victoria  Nyanza,  lautet: 

, Kürzlich  horten  vir,  dafs  Dr.  Kmin  and  «in  andrer  Muzungn 
(Europäer;  Lupton?*))  nördlich  von  Kiongas  Ortschaft1)  »ich  befänden 
in  der  Aluicbt,  auf  diovm  Woge  die  Kirnte  zu  erreichen.  Mach  einigen 
Berichten  sollen  «ie  eine  Arme«  von  2500  Mann  aufier  Trägem,  nach 
andern  nur  30  Mann  bei  sich  haben.  Kmin  Bei  bat  Kaba  Kega,  den 
Herrscher  von  Unjoro,  um  Erlaubnis  ersucht,  durch  sein  Gebiet  nach 
Uganda  marschiorm  zu  dürfen,  derselbe  will  aber  den  Durchzug  zu 
seinen  Feinden,  den  Bnturki  und  Biuuugu  verhindern.  Mwanga,  der 
jnnge  König  von  t'ganda,  wünscht,  dafs  Kmin  hierher  kommt,  und 
ebenfall«  Katikiro  (enter  Richter  und  Premierrainizter) , weit  aie  die 
Hoffnung  hegen,  dnreh  Emin  in  den  Besitz  von  zahlreichen  Schiefe- 
wzffen  zu  gelangen.  Wie  der  letztere  mir  mitteilte,  beabsichtigt  er, 
falls  Kaba  Bega  den  Durchzug  verwehrt,  ein  Heer  auszusenden,  um  ihn 
mit  Gewalt  von  den  Banjoro  zu  befreien.  Später  haben  wir  auch  er- 
fahren. dafs  Kmin-Bei  einen  Versuch  gemacht,  weiter  östlich  durch 
Biuoga  nach  Uganda  zu  gelangen,  dafs  aber  die  Bakodi  ihn  auiüek- 
geschlagen  haben ; «bliefslicb  hätten  aber  Emin  und  seine  Begleiter 
mit  verstärkter  Macht  ihren  Versuch  erneuert,  die  Bakedi  geschlagen 
nnd  ein  Fort  in  ihrem  Gebiete  erbaut.  Augenscheinlich  wissen  die 


t)  Diese  Motmafsung  Mooksys  ist  nicht  zutreffend,  da  Lupton-Bei  be- 
reits seit  1334  in  Gefangenschaft  der  Mahdistcn  sich  befindet,  wovon  die 
Missionare  in  Uganda  noch  nicht  unterrichtet  sein  konnten. 

*)  D.  i.  die  frühere  ägyptische  Station  Foweira  oder  Fauera  am 
Somerset -Nil. 


ersten  Persönlichkeiten  hier  nichts  von  Bmins  and  Luptont  Bewegungen, 
und  cs  dürfte  jedenfalls  von  Wichtigkeit  sein,  ihnen  sichere  Nachricht 
zukommen  tu  lassen.  Es  würde  uns  herzlich  freuen,  wenn  diese  Männer 
sicher  durehkämen,  aber  wir  können  zu  ihren  Gunsten  nicht  thltig 
sein,  selbst  eines  Rates  müssen  wir  uns  enthalten.  Wahrscheinlich 
werden  die  Btganda  zur  Kettung  der  Männer  ins  Feld  ziehen,  welche 
England  mit  all  seinen  Hilfsmitteln  nicht  hat  entsetzen  können,  llat 
der  Mahdi  Kmin  vertrieben,  so  wird  er  wahrscheinlich  auch  bis  in 
dieses  schöne  land  Vordringen  und  die  Baganda  werden  dann  natürlich 
mamenhaft  Mohammedaner  werden.“ 

Bischof  llannington , welcher  auf  dem  Woge  durch  das 
Masai-Land  nach  Uganda  zu  gelangen  sucht,  war  nach 
neuesten  Nachrichten  am  10.  August  bis  in  die  Nähe  des 
Ulu-Gebietes  nördlich  vom  Kilima  Ndscharo  gekommen. 

Mit  grofsom  Erfolge  setzt  die  Deutech  - OitafrünnücJui 
Gmlhchaft  ihre  Landerwerbungen  in  Ostafrika  fort;  den 
bereit«  anerkannten  Besitz  von  Usagara,  Ngurn,  Ukami 
und  Useguha  hat  sie  nach  8 ausgedohnt  durch  Erwerbung 
der  Landschaft  Nkhutu  und  jetzt  nach  0 bis  znr  Küste 
arrondiert  durch  die  Erwerbung  der  Landschaft  Usaramo 
mit  dem  wichtigen  Hafenplatze  Dar  - es  - Salam ; die  Süd- 
grenze  von  Deutsch  - Ostafrika  bildet  jetzt  der  Flufs  Lufi- 
dschi  mit  seinem  nördlichen  Tributär  Rueba;  im  Norden 
bildet  seit  der  Besitznahme  von  Usambara,  Pare,  Anise  ha 
und  Dschagga  das  Massiv  des  Kilima-Ndscharo  die  Grenze. 
Oh  es  der  Gesellschaft  golingon  wird,  die  Kultivation  dieses 
ausgedehnten  Gebietes  in  Aufschwung  zu  bringen , hängt 
von  der  Lösung  der  Frage  ab,  wie  die  Neger  an  regel- 
mäßige Arbeit  zu  gewöhnen  sein  werden.  Die  geplante 
Einführung  von  Kulis  nnd  Chinesen,  wenn  sie  auch  in  sehr 
beschränktem  Mafse  stattfindet,  wird  diese  schwierige  Frage 
sicherlich  nicht  löson,  sondern  nur  dazu  beitragen,  den  Er- 
folg des  Unternehmens  überhaupt  in  Frage  zu  stellen. 

Der  Versuch  des  Ingcniours  L.  Amelot,  welcher  seit 
Juli  1884  auf  der  Station  an  den  Stanloyfällon  sich  befand, 
eine  Durchkreuzung  des  Kontinentes  auszufuhren,  ist  durch 
den  Tod  des  Unternehmers  gescheitert.  Am  1.  November 
1884  war  er  mit  dem  bekannten  arabischen  Händler  Tippu 
Tip  nach  Nyangwe  aufgebrochen , welchen  Ort  er  jedoch 
nicht  mehr  erreichte : nur  nooh  eine  kurze  Strecke  von  ihm 
entfernt,  erlag  or  am  1.  Dezember  den  Strapazen  der  Reise. 

Dr.  Büttner  hat  die  Aufgabo  der  deutschen  Kuango- 
Expedition  glücklich  gelöst,  indem  or  die  Aufnahme  des 
Flusses,  welche  v.  Mechow  an  der  Steiubarre  von  Kama- 
lainbo  aufgeben  mußte,  zu  Ende  führte.  Von  San  Salvador 
aus  erreichte  er  diesen  Punkt,  wie  es  scheint,  auf  einer 
nördlichem  Route  als  dem  kürzlich  von  Dr.  Wolff  zurück- 
gelegten Wege  und  vorfolgte  den  Fluß  bis  znr  Mündung 
bei  Kwamouth. 

Dor  um  die  Erforschung  des  Kongo  und  seiner  Zuflüsse 
hochverdiente  Missionar  Grenfetl  hat  mit  dem  Missions- 
dampfer „Peace“  eine  neue  Reise  kongoaufwärts  ausgeführt, 
welche  dio  Erforschung  des  Uruki  nnd  Lulongo,  zweier  links- 
seitiger, weit  schiffbarer  Tributäre  ergeben  hat;  die  von 
Wauters  verteidigte  Identität  des  Uelle  mit  dem  rechtsseitigen 
Zufluß  Mobanschi  (s.  Mitt.  1885,  S.  271)  erweist  sich  als 
sehr  zweifelhaft.  Von  dieser  Reise  wird  jedenfalls  die  Karto- 
graphie des  Kongo  - Beckens  bedeutenden  Gewinn  ziehen, 
da  auf  dem  Dampfer  sich  ein  geübter  Beobachter,  Leut. 
r.  Frangoi»,  der  Begleiter  von  Leutnant  Wißmann  auf 
seiner  jüngsten  Kassoi- Fahrt,  befand.  Die  Baluba- Leute, 
welche  den  Entdecker  des  Kassai  bis  Stanley  Pool  begleitet 


30 


Geographischer  Monatsbericht. 


haben,  werden  gegenwärtig  von  dom  Gouverneur  des  Kongo- 
Staates,  Fr.  de  Winton , und  Dr.  Wolf  nach  Lulnalurg  zu- 
rückgobracht  auf  dem  neuerbauton  grofsen  Dampfer  H.  M. 
Stanley,  welcher  später  den  Gouverneur  nach  dem  obern 
Kongo  bringen  soll. 

Von  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Lissabon  ist 
eine  vorläufige  Karte  der  Reite  een  Capello  und  lernt 
herausgogeben  wordou , welche  allerdings  noch  nicht  auf 
den  Aufnahmen  und  Positionsbestimmungen  der  Forschor 
beruht,  du  deren  Berechnung  längere  Zeit  in  Anspruch 
nimmt;  sie  gestattet  aber  eino  ungefähre  Orientierung 
über  die  von  ihnen  verfolgte  ltoute.  Nach  einem  ersten 
Versuche,  in  direkt  östlicher  Richtung  den  Cunene  zu 
erreichen,  wandten  sie  sich  in  südlicher  Richtung,  un- 
gefähr Earl  of  Mayos  Route  von  1882  folgend,  längs  des 
Cacula  nach  S und  erreichten  an  dessen  Mündung  bei  Ilumbe 
den  Cunene,  an  welchem  sie  nun  bis  ca  18°  8.  Br.  strom- 
auf nach  NO  gingen;  jetzt  wandten  sie  sich  nach  0, 
überschritten  den  Cubango  und  erreichten  am  Cuando 
(Tschobe)  Serpa  Pintos  Route  von  1880,  auf  welchor  sie 
naoh  dem  Sambesi  kamen.  An  dessen  Tributär  Cabompo 
waudten  sie  sich  in  das  Gebiet  der  Kongo- Zuflüsse,  fanden 
die  Quellon  dos  Ca  tue  weiter  nördlich , als  bisher  ver- 
mutet; vom  Luapula  aus  erreichten  sie  auf  der  Wasser- 
sohoido  zwischen  Cafue  und  Loangoa  oder  Arunngoa  den 
Sambesi  westlich  von  Zumbo. 

Diu  portugiesische  Expedition  in  das  Lundu-Reich  unter 
Major  II.  de  Carvalho  hat  von  Cassansche  aus  die  nörd- 
liche von  Schütt,  Büchner,  Pogge  und  zuletzt  von  Leut. 
Wifsraann  verfolgte  Route  eingeschlagen ; nach  Überschrei- 
tung des  Kwango  besuchte  sie  den  Häuptling  Cambongo 
(Schütts  Muata  Knmbembo)  und  orrichtete  am  Ufer  dos 
Corillo  (Kuilu)  unter  8°  24'  S.  und  20°  42'  0.  v.  Gr. 
eine  Station , welche  Porto  genannt  wurde.  Diese  Posi- 
tionsbestimmung scheint  der  Schüttsohon  Karte  entlehnt  zu 
sein , welche  die  Situation  dieses  Gebietes  um  rnohr  als 
einen  Grad  nach  Osten  verschob , was  durch  Wifsmanns 
und  Büchners  Positionsbestimmungen  inzwischen  berichtigt 
worden  ist. 

Sonogambien  und  Guinea.  — Kaum  hatte  die 
Baseler  Mission  ihre  jüngste  Karte  der  Goldküste  in 
1:300000  (s.  Mitt.  1885,  S.  184)  veröffentlicht,  als  ihr 
bereits  von  ihren  Sendboten  wichtiges  neues  Material  zu- 
fiofs,  welches  diese  auf  ihron  ausgedehnten  Exkursio- 
nen , bei  denen  sie  stets  ihr  Augenmerk  auf  die  topo- 
graphischen Verhältnisse  dos  Landes  richten , gewonnen 
haben.  Diesos  Material  gab  die  Veranlassung  zur  Bearbei- 
tung einor  neuen  Karte  in  1 : 800  000 , welche  um  fast 
2 Breitengrade  weiter  nach  N über  die  Stadt  Salaga  hinaus 
reicht;  sie  zeichnet  sich  namentlich  aus  durch  eino  ge- 
nauere Niedorlegung  des  Volta -Stromes,  welchen  Bonnat 
1875  zuerst  befahren  hatte.  Der  Missionsarzt  Dr.  E.  Mählv 
mit  den  Missionaren  Müller  und  Zimmermann  gelangte  1884 
auf  dem  Landwege  im  0 des  Volta  nach  Salaga  und  benutzte 
erst  auf  dor  Heimreise  die  Wasserstrasse , während  soin 
Begleiter,  der  eingeborne  Missionar  David  Asante,  weit  nach 
Osten  sich  wendend,  durch  die  Landschaft  Obooso  und  eine 
Reihe  von  östlichen  Volta-Zuflüssen  im  Quollgebiete  kreuzend, 
seine  Station  Anum  am  mittlern  Volta  wieder  erreichte. 
Im  W des  Stromes  lagen  Aufnahmen  von  dem  bekannten 


Missionar  Ramseyer  vor,  welcher  die  Distrikto  im  N von 
Okwawu  boreist  hat.  Dio  treffliche  Karte,  welche  wiederum 
erkennen  läfst,  dafs  die  Kenntnis  der  Goldküste  und  der 
nördlichen  Gebiete  hauptsächlich  auf  Arbeiten  der  Missio- 
nare beruht,  ist  nebst  den  ßegleitworton  von  Dr.  E.  Mähly, 
welche  eine  klare  Schilderung  dor  geographischen  und 
ethnographischen  Verhältnisse  des  Volta  - Gebietet  geben, 
leider  an  ziemlich  unzugänglicher  Stelle  veröffentlicht  (Verh. 
Naturforsch.-Gesellsch.  Basel,  VH,  N.  3 ; auszugsweise  nebst 
Karte  mitgoteilt  in  L’Afrique  exploree  Oktober  1885).  Das 
Tagebuch  Dac.  Alantes  bringt  Mitteil,  der  Geogr.  Gesollsch. 
in  Jena,  IV,  N.  1 und  2. 

Die  Erwartung,  dafs  die  Ausbeutung  der  Goldminen 
im  westlichen  Teilo  der  Kolonie  Gold  Coast  eino  bessere 
Erforschung  des  Gebietes  horbeiführen  würde , war  keine 
trügerische , wenn  auch  der  Zuwachs  zu  unsrer  Kenntnis 
dieses  Gebietes  gerade  noch  keine  sehr  bedeutende  zu  nen- 
nen ist.  Das  kürzlich  ansgegebene  Bluebook  (4477)  ent- 
hält eine  Reihe  von  Skizzen  und  Routenaufnahmen,  welche 
unsre  Skizze  (1880,  S.  177)  ergänzen;  mehrere  britische 
Regierungsbeamte  haben  die  Goldminen  von  Tarquah  (der  ver- 
storbene Mineningenieur  Dahse  schrieb  Tacquah)  auf  neuen 
Wegen  von  dor  Küste  aus  erreicht , teils  von  Axim  aus, 
teils  von  Charna  an  dor  Mündung  des  Prah.  Wio  aus 
ihren  Berichten  zu  ersohon,  hat  dio  Ausbouto  immer  noch 
nicht  die  erwartete  Entwickelung  erreicht,  was  hauptsäch- 
lich der  schwierigen  Kommunikation  mit  der  Küste  zu- 
geschrieben wird,  da  die  Einfuhr  schwerer  Pochwerke  da- 
durch verhindert  wird.  Von  Axim  aus  ist,  um  diesem 
Ubelstande  etwas  nbzuhelfen,  ein  Weg  nach  dem  Ankobra 
angelegt  worden.  Bis  in  dio  Nähe  der  Minen  ist  der  Flufs 
und  soin  Tributär  Bonsah  für  Boote  befahrbar. 

Das  im  Jahre  1883  von  den  Franzosen  nach  Bammako 
am  obem  Niger  goschaffte  kloine  Kanonouboot  hat  1884 
eineu  woitorn  Ausflug  auf  dem  Strome  gemacht  bis  San- 
sandig  unterhalb  SeguSikoro  und  eine  Strecke  von  ca  350  km 
des  Laufes  aufgenommen.  Dor  bevorstehende  niedrige 
Wasserstand  nötigte  zur  Rückkehr  nach  Bammako ; in  diesem 
Jahre  soll  die  Rekognoszierungsfahrt  bis  Timbuktu  fort- 
gesetzt werden. 

In  einem  kleinen  handlichen  Werke  schildert  Ch.  Le 
Brun-Renaud  die  franxötitchen  Betitlungen  in  Wettafrika'1) 
und  zwar  nach  ihrer  Entdeckungsgoschichte , ihrem  Ent- 
wickolungsgange  und  nach  ihrem  gegenwärtigen  Zustande, 
wobei  eine  Reiho  statistischer  Tabellen  Uber  den  Stand 
des  Handels  eingefügt  werden.  Die  Schilderung  umfafst 
Senegambien,  die  Niederlassungen  am  Busen  von  Guinea, 
wobei  der  Erwerbung  von  Porto  Novo  noch  nicht  gedacht 
wird,  und  Gabun  nebst  der  Ausdehnung  dieses  Besitzes 
bis  zum  Kongo.  Am  Schlüsse  wird  dor  junge  Kongo -Staat 
und  die  deutsche  Kolonialpolitik  einor  Kritik  unterzogen, 
welche  unter  Anführung  von  Unrichtigkeiten  keineswegs 
unparteiisch  beurteilt  wird. 

Südafrika.  — Die  Vermutung,  dafs  durch  die  Laver- 
tinesche  Karte  der  Boeren- Republik  Stellaland  (s.  Mitteil. 
1884,  Taf.  4 und  S.  60),  deren  Existenz  durch  Sir 
Ch.  Warrens  Expedition  und  durch  das  britische  Protek- 


1}  Ln  Paaesriona  (nncaisn  de  l'A/riqae  Occidentalo.  18°,  310  pp. 
mit  2 Karten,  l’arie,  Baudoin,  1885. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


31 


torat  über  Betschnanenland  ein  schnelles  Ende  bereitet 
wurde,  eine  ungerechtfertigte  Verschiebung  des  dargestellten 
Gebiotes  nach  Osten  stattgofundon  habe,  findet  ihre  volle 
Bestätigung  durch  folgendo  J’otiliombeetimmungen  im  töd- 
lichen BeUchuanenlande , welcho  während  der  Warrenschen 
Expedition  durch  Kapt.  Bethel  ausgeführt  wurden: 


8.  Br.  Ö.  L.  v.  Gr. 

TWr» 87°  33'  38"  84“  47'  1' 

Vrijburg 26  57  39  24  42  35 

SiUagoli 26  16  18  25  8 3 

MafskiDg 25  52  15  25  37  29 


Wir  verdanken  die  Mitteilung  dieser  wichtigen  Bestimungen, 
welche  geradezu  grundlegend  für  die  Karte  dor  Gebiete  im 
Norden  des  Oranje  - Flusses  sind,  dem  besten  Kennor  dor 
Geographie  von  Südafrika,  Fred.  Jeppe  in  Pretoria,  welchor 
gegenwärtig  mit  einem  sehr  dankenswerten  Unternehmen 
beschäftigt  ist,  mit  dor  Bearbeitung  einer  neuen  Karte  der 
Südafrikanischen  Republik  und  angrenzenden  Distrikte 
von  20° — 31°  S.  Br.  und  von  23° — 32°  0.  L.  im  Mnfs- 
Btabe  1 : 1 000  000 ; sie  wird  also  ganz  Oranje  - Freistaat, 
Natal , Sulu  - und  Swazi  - Land  und  den  gröfsten  Teil  dos 
britischen  Betschuanen  - Protektorates  umfassen.  Seit  der 
Publikation  der  Jeppescben  Karte  von  Transvaal  in 
1:1850000  im  Jahre  1877  ist  so  viel  neues  Material  zu- 
sammengekommen, dafs  eine  gründliche  Neubearbeitung  ein 
dringendes  Bedürfnis  geworden  ist,  denn  kein  Gebiet  in 
ganz  Afrika  liogt  hinsichtlich  seiner  kartographischen  Dar- 
stellung so  sehr  im  Argen  als  Südafrika  mit  Ausnahme 


der  Kapkolonie.  Nicht  einmal  Kimberley  liegt  seiner  Lage 
nach  fest.  Bei  der  Absteckung  der  Gronzo  zwischen  dem 
Oranje-Freistaat  und  Westgriqualaud  im  Jahre  1877  wurde 
Kimberley  zu  24°  55'  9"  ö.  L.  bestimmt;  durch  astro- 
nomische Beobachtungen  und  telegraphische  Verbindung  mit 
der  Sternwarte  der  Kapstadt  bestimmte  Dr.  W.  L.  Elkin 
dio  Lage  der  Diamantenstadt  zu  24°  46'  15";  trotzdem 
aber  wird  für  dio  meteorologische  Station  im  Jahre  1884  von 
G.  J.  Lee  eine  Position  von  24°  50'  15*  angogeben.  Ebenso 
schwankend  sind  die  Angaben  über  dio  Lage  von  Pretoria, 
und  es  gewinnt  den  Anschein,  als  ob  infolge  der  Mohrseben 
Positionsbestimmung  von  Pretoria,  welche  für  äufserst  zuver- 
lufsig  angesehen  wurde,  ganz  Transvaal  auf  den  Karten  zu 
weit  nach  Oston  gerückt  worden  ist.  Dies  findet  Bestäti- 
gung durch  die  Vermessungen  des  Ingenieurs  Machado  für 
den  Bau  der  Eisenbahn  von  Delagoa-Bai  nach  Protoria,  wio 
auch  durch  Capt.  Haggans  astronomische  Beobachtungen  an 
der  Grenze  des  Swasi-Landes,  welcho  um  fast  '/s°  nach 
Westen  vorrückt  wird. 

Eine  Aufnahmo  des  in  die  Bai  von  Louron;o  Marques 
mündenden  FIusbos  Incomati  haben  vom  28.  April  bis  5.  Mai 
1884  die  portugiesischen  Marineoffiziere  X.  de  Mattot  und 
Mortira  de  Sa  ausgeführt,  und  dabei  namentlich  die  Barro 
an  der  Mündung  untersucht.  Dieselbe  kann  von  Schiffen 
mit  nicht  mehr  als  5 Fufs  Tiefgang  passiert  und  dor  Flufs 
aufwärts  bis  zum  Einflüsse  des  Xhancavnna  befahren  wor- 
den. (Boletim  Soc.  geogr.  in  Lissabon  1885,  Nr.  3,  mit 
Karte.)  H.  Wichmann. 


Literaturverzeichnis. 


Allgemeines. 

Geogr.  I,ehr-  und  Handbücher,  Methodik. 

Coli  ins'  geographlcal  reader  for  Standard*  1 and  II.  Dcflnitlon*  and  outline*. 
IS*,  126  pp.,  mit  Karte.  London.  Colllns,  1886.  9 d. 

Cortambort , E.  et  K. : Geographie  gstalrale  de  l'F.urope  et  du  basin  de  la 
Mitterrand*.  11*,  128  pp.  Pari*,  Hacbetle,  1886.  fr . 1,40. 

Ebner,  IT.:  Dio  Vermittelung  geographischer  Begriffe  und  Vorstellungen.  ö*, 
10  bä.  Graz,  Goll,  1880. 

Element!  dl  geogr.  tUica  ad  wo  dolle  scuolo  accondarie.  10\  104  pp.  Mailand, 
Vallardi,  1886.  1.  2. 

EytsOrio  : Nouvelle  geogrnphic.  Cour*  dldmcntairc  couformo  anx  nouveau x 
Programme*  ofliclel«.  Llvro-atla*.  4°,  32  pp.,  mit  12  Karton.  Pari*,  Dela- 
grave,  1886. 

Foncln  , P.  : La  3n«  anncc  do  gdograpliio  (locon*  en  retard  de*  carte*).  4*, 
04  pp.  Pari*.  Colin,  1686.  fr.  i,to. 

Golstbeck,  M.  ; Grund  tilge  dor  Geographie  fUr  Mittelschulen,  Gr.«8*.  MUn- 

. eben,  1886.  Geb.  M.  2,80. 

Hauwaert,  P.  van:  Nouvcl  alias  popnlatro  k l'ti»age  de*  dcokt«  primaire*. 

23  Tafeln.  Gont,  impr.  Vandarpoorton,  1686.  fr.  0,80. 

Horn , C.  W. : Laerebog  l geografi  for  almucskolco.  8C,  62  pp.  Christlania, 
Cappclcn,  1666. 

itrz,  K. : Geographie  und  Gencblchto.  Ihre  didaktische  Verbindung  iu  der 
0h*rkla*«6  der  Mittelschulen.  8*.  Wien,  Pichler,  1886.  fl.  0,ftO. 

Kettle,  J.  S. : Geographica!  education.  (The  Scott,  geogr.  mag.  1886,1,  Nr.  10, 
P 497.) 

Landkarten.  Die  Anforderungen  der  Schale  an -.  Hrsg.  vom  Verein 

ftlr  Erdkunde  in  K.*u«el.  8°,  40  SS.  Brauoschwcig,  Wettermann,  1686. 

Laezlre,  O. : Emelgucment  de  la  g^ogr.  Cahier  de  carte«  a l’tuage  de*  ccole* 
primaire*.  4°.  Brli**el.  Callewaert,  1886.  k fr.  0,40. 

Lohugour  , P. : Geographie;  cour*  öleincutatre.  4#,  43  pp.,  mit  Karten.  Pari*, 
Dupont,  1880. 

■atzet,  H.:  Methodik  de*  geographUchen  Unterrichtet.  8*.  382  SS.,  mit  36  Ta- 
feln. Berlin,  Parcy,  1886.  M.  8. 

■oret,  8. : Bohr*  Ia  eotenanza  de  la  geografta  cn  Europa.  (Bol.  Soc.  geogr. 
Madrid  1886,  XIX,  Nr.  2,  p.  05.) 

Papoueohek , J. : DU*  acographbchcn  Lehrmittel  und  ihr*  Anwendung  beim 
Unterrichte.  8*.  W*en,  Pichler,  1886.  fl.  0,76. 


Paaly,  G. : Ewclgnement  »pecial  de  la  glogr.  moderne.  Petit. Atlas  general. 

fr.  2,te. Alle*  d'etude.  I : France.  Pari*,  Gulrin,  1886.  fr.  8 • 

Pigeonneau,  II. : Geographie  pbysique,  politlque  et  cconomiquc  de  la  France. 
3.  annde.  12* . 624  pp.  arcc  flgure*.  — — L’Europe  et  la  France.  (2.  et 
8.  aunle«.)  12*.  003  pp.,  mit  Karten.  Pari»,  Belln,  1886. 

Porena,  F. : La  »cicnza  geogr.  aecondo  le  plu  reccnti  dottrine.  (Nuova  Anto- 
logia,  1.  September  1886.) 

Poithumua,  N.  W, : Boknopt  loorbock  der  aardrljk «künde,  ten  gebruike  blj  het 
onderwij*.  8«,  372  pp.  Tiel,  H.  O.  A.  Campagne,  1886.  fl.  i,«o. 

PrOoli  de  g^ograpbie  generale  h Puaage  de*  ccole*  primalrc*.  Kr.  8.  IS*", 
Slö  pp.  Paria,  Delagrave,  1886. 

Ricci,  V.:  La  terra  o gl!  cateri  tcrrestrl.  Appnntl  dl  goografla  generale.  8°, 
1087  pp.  Mailand,  bumolard,  1886.  I.  12. 

Rlohter , O. : Der  geographische  Unterricht  in  der  Volknchule.  8’.  Heft  8. 

Diu  Erdteile,  Globu*.  Dübeln,  Schmidt,  1886.  >L  2,&o. 

Schick,  Prof.  L, : Die  aatronombcho  Geographie  ln  der  Volkatschule.  {Zcltschr. 

ftlr  8chulgeog7aphle  1886,  VII,  Nr.  2,  8.  33.) 

VallO,  P.  : Geografla  elementare,  ad  u*o  dello  rlaail  «operiori  ecc, , »econdo  i 
programml  munlclpall  1 uovembre  1883.  Firenze,  G.  Barhcra,  1884.  I.  l,eo. 
Wagner  , n.  : Bericht  über  die  Entwickelung  der  Methodik  und  de«  Studium» 
der  Erdkunde,  1883-85.  (Geogr.  Jahrbuch  1686,  X,  8.  632.) 

Mathematische  und  physikalische  Geographie,  Kartographie. 

Bayborflor,  F. : Über  DUncn.  (Googr.  Rnndjcbau.  Wien  1884,  Vlll , Heft  1, 

8.  «■) 

Blanchard,  E. : De  la  dbMdininatiou  de«  e*pbce*  vdgetalea  et  animale*.  (C.  R. 
Acad.  Sei.  Pari*  1686,  Nr.  23  und  24.) 

Dana,  J.  D. : Creation;  tho  bibllcal  cotmogony  in  tho  light  of  modern  Science. 

8’ , 24  pp.  Oberlln,  O.  Goodrich,  1886. 

Drudo , O.  : Bericht  Uber  die  ForUchritte  in  der  Geographio  dor  Pflanzen. 
(Geogr.  Jahrbuch  1886,  X,  S.  187.) 

Qololch,  E. : Vermischte  Studien  zur  Geschichte  der  mathematischen  Geogra- 
phie. (Zcltscbr.  f.  wlascnsch.  Geogr.  1886,  V,  Nr.  6,  8.  29t.) 

Qörardin  , L. : La  Torrn,  Element*  de  cosmographio , de  xndtdorologle  et  do 
gdologic.  16'\  432  pp.  avcc  291  flg.  Paris,  G.  Massen,  1886. 

Qünther,  S. : Die  Fortccbritte  der  Kartenprojektlowlehrc.  (Geogr.  Jahrbuch 
1886,  X,  8.  323.) 

Haas,  LL:  Über  den  heutigen  Standpunkt  der  Glaxlalgeologle ; Die  GteUchcr- 


32 


Literaturverzeichnis. 


fortchuofcti  in  den  Alpen  während  der  letzten  Jahre.  (Zeitachr.  für  wU* 
■enich.  Oeogr.  1886,  V,  Kr.  6,  S.  346.) 

Hab«  nleht,  II. : Einige  Wort«  Uber  die  gerechto  Würdigung  astronomischer 
Beobachtungen  bei  Lotung  geologischer  Probleme.  (Ausland  1884,  LVIII, 
Kr.  84,  8.  711.) 

Haan . J. : Bericht  Uber  die  Fortschritte  der  geographischen  Meteorologie. 
(Geogr.  Jahrbuch  1846,  X,  8.  6T.) 

Haron,  A.:  Le  diatnant.  (Bull.  8oc.  R.  Beige,  Brüssel  1886,  XV.  Kr.  4,  p.  446.) 
Hinter,  J. : Die  langen-  und  Flächeavoretellungen  ln  der  Geographie.  (Zeit- 
schrift für  Schulgeographie  1886,  VII,  Kr.  2,  8.  48.) 

Hers,  K. : Lehrbuch  der  LandkartcnprojckUonen.  Gr. -8*.  Leipzig,  B.  G. 

Teubner,  1886.  M.  10. 

lllil , A. : Delle  o-tervazlonl  da  esegulnd  per  Io  «tudlo  de!  movlmenü  seco- 
lari  dcl  suolo.  (Bol!.  Club  Alplno  ftal.  1884,  XVIII,  Kr.  61.) 
iUlBi  B. : Über  erodierende  Meercithätigkelt.  (Mltt.  K.  K.  Geogr.  GesolUch. 

Wien  1886,  XXVIII,  Kr.  9,  p.  414—41».) 

Köhl,  T.t  Grandtraok  af  den  fVsUke  geografl.  8*,  82  pp.  Kopenhagen.  Elbe, 
1884.  Kr.  1. 

Leydt,  J.  J.  K . : Tellut  et  homo.  Ecnige  onderzockingrn  op  geophyslsch 
anthropologisch  an  aauverwant  gebied.  8*.  Amsterdam,  de  Yriea,  i885. 
Leyfert,  S. : Der  helmatknndUchn  ITnterricht  mit  bas.  Berücksichtigung  auf  die 
Einführung  ln  das  Kartenventtändul*.  8*.  Wien,  Pichler,  1886.  fl.  0,40. 
■arosl , G. : Sur  nn  portulan  de  U fln  du  solzltme  slccle  par  Jean  Oliva. 

(C.  R.  8oc.  gdogr.  Paris  1886,  Kr.  13.  p.  394.) 

■enge».  J. : Sternkarte  mit  beweglichem  Horizont,  Mit  Text.  Schaffhauten, 
Kotheruiel,  1886.  M.  4. 

■iliot,  C.:  Lcs  Cvclones.  8«,  10  pp.t  mit  Taf.  Nancy,  llerger- Levrault.  1886. 
Ntumayor,  O. : Über  die  durch  den  Ausbruch  des  Vulkans  Krakatau  am  26.  bl* 
27.  August  1082  hervonrerufenen  atmosphärischen  Erscheinungen.  (.Mitteil. 
Geogr.  Goselisch.  Hamburg  1884,  8.  SO».) 

Oppolzer,  Th.  r. : Bericht  über  die  Fortschritte  und  Arbeiten  der  europäi- 
schen Uradmessung.  (Geogr.  Jahrbuch  1884,  X,  8,  116.) 

Renonard,  A. : Lea  pays  productcur*  de  coton.  ff»,  23  pp.  Lille,  Danol,  1886. 
8ad«beck,  D. : Uber  die  wichtigsten  Ergebnisse  der  pflanzeogeographlschen 
Forschungen  während  der  letzten  10  Jahre.  (Mitteil.  Geogr.  Gesellschaft 
Hamburg  1884,  8,  SU.) 

Schmarda  , L.  K.  : Bericht  über  die  Fortschritte  untrer  Kenntnisse  von  der 
Verbreitung  der  Tiere.  (Geogr.  Jahrbuch  1886,  X,  8.  1»8.) 

Söhott,  C.  A.  : I.ongttudn*  determined  by  eleetric  tclegraph  between  1840  and 
1886.  4°,  20  pp.,  2 Taf.  Washington,  U.  8.  Coast  8urrey,  18S5. 

Sohwarz , B. : Die  ErschUcftung  der  Goblrge  von  den  ältesten  Zeiten  bis  anf 
8aussure,  1787.  8°,  474  88.  Leipzig,  Frohberg.  1886. 

Smellie,  Th.  D.:  Oceau  and  Air  Currcnts.  21  pp.  Glasgow,  Smith,  1886. 
Spitalor , R. : Die  Wärmerertellung  auf  der  Erdoberfläche.  20  88.  Wien 
Gerolds  8obo,  1H86.  fl.  O.so! 

Steinhäuser,  A. : Stabaua  rodlvlva*.  eine  Reliquie  aus  dem  16.  Jahrhundert. 

ZeiUchr.  f.  witsensch.  Geographie  1886,  V,  Kr.  6.  8.  28».) 

Thümen,  F.  v.:  Die  Wälder  unsrer  Erde.  (Ausland  1885,  Kr.  46,  8.  »01.) 
Untarw»gor,  J.:  Beiträge  zur  Erklärung  der  kosmisch  terrestrischen  Ersehet. 

nungon.  4*,  40  88.,  mit  2 Tafeln.  Wien,  Gerolds  Sohn,  1880.  fl.  i.i0| 
Woelkow , A.:  Die  Schneedecke,  deren  Einfln/s  aut  Klima  und  Wetter,  und 
die  Hilfsmittel  der  Forschung.  8*,  40  pp.  (8apbki  K.  Russ.  Geogr.  Ge* 
sellscb.  1886.  XV,  Kr.  2.  In  nus.  Spr.) 

Woldermann,  G. : Berge  der  Erde  In  Ihren  Formen  und  IlbhenverhältnlMcn. 

Cbromolltb.  Dresden.  Jaenlcke,  1885.  |ga  4] 

ZOpprItz,  K.:  Die  Fortschritte  der  Geophysik.  (Geogr.  Jahrbuch  1885,  X,  8.1.) 

Weltreisen.  Sammelwerke,  Verschiedenes. 

„AlbttrOtl" , 8.  M.  KM.:  Rcl.c  Im  Koten  Meere,  In  den  o.tlndUcfcrn  und 
chlncUcbon  (leeräMern  In  den  Jahren  ISS«  — ii.  Qr.-e-.  Wien,  (iorolda 
Sohn.  I88S.  M 

Amenoa.  de : Vlairclo  di  clrrnmnaTlgaalone  dclla  R.  Corvelta  „Caracciolo". 
2 Vol.  Rom,  Forzaui,  1686. 

Auwort , A.  : Geogr.  Länge  und  Breite  von  176  Sternwarten.  (Geogr.  Jahr, 
buch  1886.  X,  8.  076.) 


Boohltr,  W.H.:  Narrative  of  the  Th  ree  Year»'  Cruise  of  tbe  U.  8. 8.  „Brooklyn“ 
in  lue  South  Atlantic  and  Indian  Oreaaa.  4°,  340  pp.  Washington.  1886. 

Chrittontan  , J.  L. : Gegen  unsre  Kolonialpolltlk.  8*.  33  88.  Zürich,  Verloga- 
magazln.  1886. 

Dehn,  P. : Deutsche  Kolonlalprojekte  im  Orient.  (Kolonlalzeitung  1886,  II, 
• Kr.  1».) 

EqII,  J.  J.:  über  die  Fortschritte  der  geographischen  Namenkunde.  (Geogr. 
Jahrbuch  1886,  X,  8.  366.) 

Forbot,  A. : Souvenirs  of  soiue  Contluents.  8°,  332  pp.  London,  MacmUUn, 
1886.  6 sh« 

Borland,  G. : Bericht  über  die  ethnologische  Forschung,  Juli  1882—84.  (Geogr. 
Jahrbach  1886,  X,  8.  249.) 

HlrtObfOld,  Q.:  Der  Standpunkt  unsrer  heutigen  Kenntnis  der  Geographie  dar 
alten  Kulturländer,  insbesondere  der  Balkanbalhlnsel,  Griechenlands  and 
Kleinasien».  (Geogr.  Jahrbuch  1886,  X,  8.  401.) 

Induttrleexport  der  wichtigsten  europäischen  Industrieländer  nebst  dem  dor 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  an«  dem  Jahre  1882.  (Geogr.  Rand* 
schau  1886,  VIII,  Kr.  2,  8.  79.) 

Kubla,  Ft. : Die  Orthographie  geographischer  Kamen.  (Zeittchr.  f.  Scholgcogr. 
1886,  Yll,  Kr.  I,  8.  10.) 

Lemire,  Ch. : Le»  colonlea  et  la  qae»tlou  »oelale  en  France.  8*.  Parts,  Chal* 
lamel,  1886.  tr.  Mo. 

■anfronl,  C. : L'antcntlcitk  dolle  ^Historie"  di  Fernando  Colombo  seeondo  11 
slg.  P.  PerogaUo.  (Boll.  Soc.  Geogr.  Ital.  Rom  1886,  X,  Kr.  7,  p.  640.) 

■aunolr,  Cb. : Rapport  snr  le»  travaux  de  la  Bocldtd  de  gcographle  et  sur  le« 
progres  de*  sclencc*  g*fogr.  pendant  l'anndo  1884.  (Ball.  Soc.  gdogT.  Paria 
1886,  Kr.  2,  p.  140—261.) 

Payno,  E.  J. : On  Colonial  Progress.  (Revue  Colon.  Internation.  1886,  I,  Nr.  2, 
P-  07.) 

Reddali  , H.  F. : From  the  Golden  Gato  to  the  Golden  Horn;  a narrative  of 
travel  and  adventure.  12°,  590  pp.  New  York.  1886.  4 sh.  4. 

Reclus,  E. : Lcs  primltifs ; dtudes  d'ethnologle  comparve.  181.  Paris,  Cbamo- 
rot,  1886.  fr.  8^0. 

Rotally  de  Loague»:  Hlstolre  posthume  de  Christophe  Colomb.  8°,  467  pp. 
Pari-,  Didier,  1886.  fr.  8. 

Salmon,  C.  8.:  The  Crown  Colonica  of  Great  Britalo.  12*,  04  pp.  London, 
Cas-ell,  1886.  sh.  1. 

Schneider,  W. : Dl**  Naturvölker  ; Mlfsverständnisie , Mißdeutungen.  I.  12*. 
310  88.  Paderborn.  Schöntugh,  1886.  M.  0,60. 

Tarduccl,  Fr.:  Vita  di  Crist.  Colombo  narrata  seeondo  gll  Ultimi  doenmenti. 
2 Bde  8°  mit  2 Karton.  Mailand,  Troves,  1886.  1.  10. 

Toni,  C.  G. : L'Italia  Coloniale.  (L'Esploratore  1886,  IX,  Kr.  »,  p.  207.) 

Totzke,  A. : Deutschland*  Kolonien  und  scino  Kolonialpolltlk.  8°,  483  88.  mit 
Karten.  Minden,  Brnns,  1886.  M.  4. 

Wlchmann,  1L,  & H.  Wagner;  Geogr.  Gesellschaften,  Zeitschriften,  Kongresse 
und  Ausstellnngcn.  <Geogr.  Jahrbuch  1886,  X,  8.  061.) 

Woelkow,  Dr.  A. : Le»  Kuropi-en*  dan»  lcs  Troplqncs.  (Revue  Col.  Intern.  Kr.  6, 
p.  406.  Amsterdam  1886.) 

Atlanten,  Weltkarten. 

Bakker,  J.  D.,  k Oeelttra:  Hchoolatlas.  FoL.  61  Karten,  Groningen,  Koord- 
hoff,  1886.  (I.  l.«S. 

Classic  Atla»,  containiog  map*  of  Classic  and  Btblo  Lands,  wltb  Index.  New 
York,  1886.  12sh.0. 

Debet.  E. : Physikalischer  Atlas  ln  16  Karten.  4*.  M.  l,7ft. Physikall. 

sehe  Erdkarte  nach  Merentors  Projektion.  8 Bl.  Leipzig.  Debos,  1886. 

12  M.,  auf  Lwd.  mit  Stäben  M,  21. 

Du  Flef,  J. : Atlas  de  geograpbie  contvniporaine.  61  Karten.  Brüssel,  Instlt. 
National,  1886.  * tr.  6. 

Qrant,  A.  A. : Kailroad  and  Business  Atlas.  New  York,  1886. 

Haardt,  V.  v. : Geogr.  Atlas  fUr  Bürgerschulen.  3 T.  4*.  Wien,  H&feol,  1S85. 

T.  1 u.  1 » M.  0,»o,  — 2.  M.O.vo. 

Levaasour,  K. : Carte  mural**  snolalre.  La  Terre,  en  quatre  feoilles.  1:34090000 
k iVquateur.  Paris,  Dclagravo,  1886. 

Rijkent , II. : Sehet*  atla»  der  geheclo  aardn.  Fol.  24  Karlen.  Ticl,  D.  Mirs, 
1886.  fl-  2,70. 


Vierte  Quittung 

Uber  die  bis  21.  Dezember  eingegangonen  Beiträge  für  Dr.  Pisohors  Expedition. 

Qrelfcwild.  Geographische  Gesellschaft.  , , . . . . M.  50.— 

Hartha.  Dr.  Ilasselbach 3 

■ Uneben.  Geographische  Gesellte  ha  ft  (2.  Beitrag)  ,*|*]*J***.*  .!«.«  ift|— 

Summe  M.  68,— 
1.  Quittung  (23.  Juni)  M.  1636,— 

9.  (21.  Jnll)  808,14 

5.  ,,  (20.  September)  »42,— 

Totalsnmme  >xkL  dor  von  der  Geogr.  Gesellschaft  ln  Hamburg  bewilligten  M.  1600)  M.  2673,14 


(Geschlossen  am  23.  Dezember  1866.) 


Digitized  by  Google 


Frtrxm 


6*# 


Hill» 


DIR  VULKAN.  ILUtRATAU  v«R  »rd  hach  > KU  AWSRRUCM  t»»Jk 

~Sarfi  dfn  Vrrbf  eVachm  Aufnahmen  7.u«ammrjigrs1cllt  toh  T.Mrlagpr. 

al^ — — — «gt= 


Jahrfonft  188GTSJ.2 


W ll 


Digltized  by 


Digitized  by  Google 


DER  VULKAN  KRAKATAU  AUSDRUCK  Ut3, 

]?adi  den  Verbcek|«d><^AitftiaKmoi^u«ammgji^«tfllt^jron^^ifgti^t^^^^^^^^^ 


Jnhrfrm&  188GTaf.2 


Her  I.an^ni  Mahsiab  m Karten. und  Profilen,  ist  l 16Q0OO  der  HAhrn  Mabttab  der  letaterm  1:80000, die llbrrKühunJ  ist  also  »ei-doppelt 


GeoLo^iscKe  Karte  von  Kr akatsLn. 

tot  dem  intbrucK  . 


(>iM)lo^isrhe  Knrtp  von  ICrak^at^tacK  dem  Anahrmüt  . 


B rV Urun^rn  : 

Trrtlxrr*  frrmm dg*faix£e 
Än^frfi  Srdimesxtär 

r :1  il*a#t*«Ärpcr*tk*m  Am. 

1 1 drmit  mül  trü^mii 

l::j  B«iuu 

L'— 1 Jfin^ferer^ffmtRai  AaAmU 

1 ) AuAwur^BUin  m 

I 1 L*rm  An  Lmrau» 

Ike  rote.  Linie  ist  UtGrtnse 
des  Einsturzes 
Dir  S<* murren  Ziffern  bedeuten 
die  frühere^  die  roten,  die  jrixige- 
Tle/k;  Ziffern-  mit  darüber sfe 
henden. . Strich  - - wie  A#  - brdru 
tet  dass  hei  dieser  Tiefr.  i GnuuU 
nicht-  errdehe  wurde. 


Profil  4 

auf  der  Linie  C"M 


Profil  3 

auf  drr  Linie  E f 


Von  Hodekla  nach  San’ft  vom  24.  April  bis  1.  Mai  1885. 

Aus  dem  Tagebuch  des  Forschungsreisenden  Eduard  Glaser.  (StMuf« ').) 


Von  Hodjeila  oder  richtiger  von  der  Tihänm  (Badjil) 
führen  eigentlich  drei  Wogo  hinauf  nach  San’ä,  wovon  zwei 
längs  Flufsthiilern  (der  oino  im  Wadi  Surdud  bis  Ahdjir, 
der  andre  bis  an  don  Kopf  des  Wadi  Sahäm)  aufsteigen. 
Zwischen  beiden  Thälera  haben  wir  die  fast  isolierte  Berg- 
masso  von  Haräz  utul  ’Aniz  (nicht  zu  vorwechseln  mit  Anis) 
und  hierauf  gegen  NE  den  mächtigen  D,j.  Hadhür  Nebbl 
Sn’aib.  Der  dritte  Weg  nun  — und  das  ist  dio  Haupt* 
strafso  nach  der  Hauptstadt  — erklimmt  den  mächtigen 
Gebirgsstock  von  Haräz,  geht  dann,  immer  in  der  Mitte 
zwischen  beidon  Wadis,  durch  das  ziemlich  tief  golegone 
Gebiet  von  Haimo  wieder  steil  aufwärts  über  den  südlichen 
Teil  eines  hohen  Ausläufers  dus  I)j.  Hadhfir,  um  daun  auf  don 
eigentlichen  Bergrücken  des  Scrät  Alhän  ein  wenig  hinab- 
zusteigen (Metne).  Von  hier  führt  dann  der  Weg  direkt 
nach  $an'ä  hinab,  das  schon  auf  dem  Ostabhango  des  Ge- 
birges, und  zwar  in  einem  breiten,  gogon  den  l)jöf  abfal- 
lenden Thalo  gelegen  ist.  Diesen , wenngleich  beschwer- 
licheren, so  doch  kurzem  Weg  habe  auch  ich  gewählt. 

Wir  ritten  von  Hodjeila  Montag  ßh  morgens  ab.  Nach 
wenigen  Minuten  schon  befanden  wir  uns  in  dem  in  üppiger 
Vegetation  prangenden  Wadi  Brär  odor  Birär  (weiter  oben 
keifst  dieses  Wadi  Hidjän  welches,  vom  fja’fän  und 

Masär  gegen  Süden  herabkommeud , die  Grenzscheide  zwi- 
schen beiden  Gebieten  bildet..  Das  W.  Hwöit,  welches  di- 
rekt von  unsertn  Zielpunkte  ’Attära  nach  Hodjeila  hinab- 
strömt, lassen  wir  seiner  Steilheit  wegen  rechts  liegen. 
Nur  Fufsgiinger  und  im  Bergklettern  geübte  Tiere  ver- 
mögen diesen  zur  Zeit  der  Herrschaft-  des  D&1  von  Jäm 
allgemein  üblichen  Weg  zu  erklimmen.  Beide  Wadis  wur- 
den durch  den  Dj.  Usil,  einen  Ausläufer  des  Dj.  Masär 
getrennt.  Im  W.  Brär,  in  welchem  wir  bis  8h  BO"1  anf- 
stiegou , wurden  wir  von  einem  geradezu  bestrickenden 
•Vogolkonzert  überrascht.  Es  wird  wohl  wenig  Gegenden 
auf  dem  Erdball  geben,  wo  man  oino  gröfscre  Mannigfaltig- 
keit in  der  Fioderwelt  wabrnehmon  könnte.  Hier  hören 
wir  einen  taubengrofsen  Vogel  (hudjrüf  , eine  Art 

•)  Den  Anfans  nebst  Karte  s.  t88G,  S.  t urnl  Tafel  1. 

Peteuaanns  Geour.  Mitteilungen.  1886,  Heft  II. 


Kuckuck,  soin  liebliches  ku  kü  - ltu  hu  hfl  ausrufen , dort 
wioder  erblicken  wir  eino  Nachtigall  (bulliul),  welche  un- 
ermüdlich ihr  immer  schwächer  werdendes  ta-ta-ta-tu  schlägt. 
Wenige  Augenblicke  darauf  stofson  wir  auf  einen  ganzen 
Schwarm  sperlinggrofsor  gelber  Vögel  (Hizür  J\ jP),  die  alle 
auf  einem  und  domselhen  Baume  iu  zahlreichen  Beutel- 
nestern wohnon  (das  Beutelnest  heifst.  hier  maghwa  oder 
ntaghwas),  u.nd  dann  wieder  eine  Unzahl  von  buntgofärb- 
teu  Schmetterligen  (tutfa)  aller  Art,  hier  wieder  Tauben 
und  Turteltauben,  wolcho  volles  Vertruuon  in  die  Situation 
zu  haben  scheinen,  bis  sie  das  tödliche  Bloi  zu  spät  eines 
bessern  belehrt,  dann  ein  taubengrofsor  Vogel  (djaulabi), 
mit  dem  Gesänge  der  Nachtigull  nicht  unähnlichen  Tönen, 
ferner  der  Jubjubl,  ein  kleiner,  weif«,  rot  und  schwarz  ge- 
fleckter Vogel  und  unzählige  andre,  die  nur  eiu  Ornitholog 
zu  beurteilen  verstünde.  In  andern  Jahreszeiten  ist  dieses 
und  die  angrenzenden  Tlmlor  voll  von  Aflenherden  (ruhüh, 
Plural  von  rabh)  aller  Gröfson  und  Sorten,  welche  oft  eiu 
ergötzliches  Spiel  treiben,  besonders  wenn  man  cs  wagt, 
einen  Flintenschuß  gegen  sie  abzugehen.  Mit  höllischem 
Geschrei  und  Geächze  stäuben  sie  auseinander;  aber  schon 

J 

nach  wenigen  Augenblicken  snmmcln  sic  sich  wieder  und 
gellen  mit  Steinen  bewaffnet  zum  Angriff  über:  allein  trotz 
des  besten  Willens  bleiben  sie  Stümper  im  Scbießhand- 
werk  und  laufen  sofort  wieder  davon,  sobald  mau  nur  das 
Gewehr  an  dio  Backe  anlegt. 

Das  Dorf  Brär  im  Wädi  wird  bald  erreicht.  Links  und 
rechts  vom  Wogo  türmen  sich  diu  Berge  geradezu  bis  ins 
Unendliche  hinauf.  Hoch  oben  links  erblicken  wir  die  Dör- 
forgruppen  von  Sa’fän,  Mitwall,  Der  ihn  Homeid;  aber  alles 
überragend  liegt  das  Dorf  Masär  auf  dom  gleichnamigen 
Bergztige.  Etwa  in  der  Hälfte  des  Wädi  (hier  schon  Wädi 
Ilidjän  genannt)  beginnt  der  Zickzackaufstieg  auf  den 
Dj.  Usil.  Der  ganze  Berg  ist  in  horizontale  Terrassen  ge- 
gliedert, die  zum  Anbau  von  Körnerfrüchten,  vorzüglich  aber 
zur  Kaffeekultur  benutzt  werden.  Bei  1150  in  Seehöhe 
erreichen  wir  den  ersten  Kaflfeegarten.  Hier  sei  sogleich 
bemerkt,  dafs  die  meisten  moiner  Vorgänger  die  Höhen  der 
jomenisehen  Berge  unterschätzten  und  auch  in  bezug  auf 
die  Kaffeekultur  unrichtige  Angaben  milchten.  Kaffeekultur 

6 


34 


Von  Hodeida  nach  San  a. 


habe  ich  im  Gegonsatz  zu  den  frühem  Reisenden  bis  zur 
Höhe  von  beinalie  2200  m angetroifen,  und  die  Höhe  dor 
Berge  selbst , welche  ich  mit  einem  guten,  von  Zeit  zu 
Zeit  mit  einem  zu  meiner  Verfügung  gestandenen  Queck- 
silberbarometer in  Ran’ü  verglichenen  Aneroide  gemessen 
habe,  bis  zu  3000  m gefunden. 

Ganz  Haräz  ist  ein  Kaffeegarten,  und  seino  Einwohner 
bereichern  sich  an  dem  Ertrage  der  köstlichen  Bohne,  welche 
sio  in  Hodeida  gegen  teures  Geld  verkaufen.  Nach  dom 
früheren  Ausfuhrhafen  Mokhä,  dor  jetzt  verödet  liegt,  nannte 
man  den  jemenischen  Kaffee  kurzweg  Mokkakaffee,  wenn- 
gloich  in  Mokhä  selbst  keine  einzige  Kaffeebohne  jemals 
geerntet  worden  ist.  Da  houte  Hodeida  und  teilweise  auch 
'Aden  die  Stolle  von  Mokhä  einnohmen,  so  sollte  man  folge- 
richtig den  jemenischen  Kaffee  Hodeida  oder  ’Aden  taufen, 
wenn  man  es  nicht  vorzieht,  die  zweckmäfsige  Bezeichnung 
nach  dem  Ursprungsort  oder  dom  Ursprungsland,  also  otwa 
Jemen!  zu  adoptieren. 

Das  Kaffeebäumchcn,  gewöhnlich  nicht  viel  mehr  als 
mannshoch , in  andern  Gegenden  jedoch  bisweilen  5 — 6 m 
Hoho  erreichend,  ist  eins  der  lieblichsten  Gewächse,  wel- 
ches nach  don  Ausführungen  dos  trefflichen  Karl  Ritter 
seine  Urheimat  in  Afrika  haben  soll.  Ohno  den  gelehrten 
Ausführungen  dieses  Heroon  unter  den  Geographen  ent- 
gegentreten zu  wollen,  kann  ich  doch  diu  Bemerkung  nicht 
unterdrücken,  dafs  ich  in  einer  alteu  arabischen  Hand- 
schrift, welche  Gedichte  aus  dem  3.  und  4.  Jahrhundert 
der  Hidjra  enthält,  den  Namen  „Kahwa“  gefunden  habe, 
allerdings  blofs  als  eine  der  vielen  Bezeichnungon  dos  Wei- 
nes oder  eines  undern  berauschenden  Getränkes. 

Die  Kaffeepflanzungen  verleihen  don  Bergabhängen  odor 
richtiger  don  wasserführenden  Schluchten,  in  denen  sie 
besonders  gut  fortkommen,  ein  ganz  eigenartiges  Aussehen. 
Gern  ruht  das  ermüdete  Auge  auf  dem  saftigen  dunklen 
Grün,  durch  dus  kaum  ein  Sonnenstrahl  durchdringt,  und 
wenn  man  entlang  dor  geradezu  schwindelnden  Pfade  auf 
der  Höhe  angelangt  ist  und  sich  an  oinem  Täfschen  Kisohr 
erquickt  , dann  fühlt  man  es  in  diesen  duftigen  Gegondon 
heraus,  dafs  man  ein  wirkliches  Stück  des  glücklichen  Ara- 
bien vor  sich  habe.  Ein  Botaniker  von  Fach  würde  über- 
dies in  don  zahlreichen  wohlriechenden  Pllauzon,  die  ge- 
meinschaftlich mit  der  Kaffeestande,  wenngleich  wild  und 
nicht  gopflegt,  seitwärts  im  Verborgnen  gedeihen,  gar  bald 
eine  Unzahl  von  schon  bei  den  Klassikern  gerühmten  und 
gewissormafsen  zur  Mythe  gewordemm  alten  Bekannten 
entdecken,  wie  die  Myrrhe  und  andre,  die  hior  wie  an  dem 
ganzen  Wastabhnnge  des  Serät  Vorkommen,  wenngleich  dio 
klimatischen  Verhältnisse  auf  das  Biläd  Djabä  oder  auch 
auf  das  Biläd  Djiibau  als  auf  dasjenige  Gebiet  hinzuweisen 
scheinen,  wo  gewissermaßen  zwei  Moero  miteinander  wett- 


eifern , eine  für  das  Gedeihen  solcher  odlen  Pflanzen  wie 
geschaffene  Atmosphäre  herzustellen.  In  der  That  kommt 
auch  der  Kafteebaum  nur  an  solchen  Stellen  besonders  gut 
fort,  die  sich  ganz  eigenartiger  Temperatur-  und  Feuch- 
tigkeitsverhältnisso  erfreuen.  Der  Westserät  und,  wie  es 
scheint,  auch  die  Bergabhängo  gegen  den  Golf  von  ’Aden, 
besitzen  diese.  Denn  joden  Morgen  steigt  von  der  Tihümu, 
welche  bis  dabin  wie  in  ein  Wolkeumoer  gehüllt  war,  ein 
wohlthuender , äufserst  feuchter  Nebel  direkt  gegen  die 
Berge  auf,  welche  er  gegen  Mittag  erreicht.  Dio  Mittag- 
sonne, welche  ja  auch  der  Kaffeopflnnzo  nicht  besonders 
zuträglich  ist  — man  pflanzt  iloshalb  sehr  häufig  grofse 
schattige  Bäume  in  den  Kaffeegarten  — , verliert  an  Hef- 
tigkeit, und  ein  lebenspendender  Tau  erquickt  dio  Blätter. 
Der  Ueiseudo  kann  wohl  manchmal  unwillig  werden  Uber 
diese  plötzlich  hcreinbrechende  Feuchtigkeit,  dio  seihst  die 
Kleider  zu  durchdringen  vermag.  Allein  der  Kaffeebauer 
dankt  soinom  Gott,  wenn  er  eine  recht  dichto  ’Umiua  oder 
Sukheimäni  (so  nennt  man  diese  Erscheinung)  aufsteigen 
sieht,  denn  sie  bringt  ihm  Sogen  und  Reichtum.  Dio  Er- 
scheinung ist  so  regelmäßig , dafs  mau  beispielshalber  in 
Menükhn  jährlich  kaum  20  Tage  nachweisen  kann,  an  denen 
kein  Sukheimäni  gekommen  wäre.  Ist  di«  Zeit,  wo  sonst 
dio  gröfsto  Hitzo  (Tomperaturmaximum)  einzutreten  pflogt, 
vorüber,  so  verschwindet  auch  die  ’Umrna.  Allein  dio  Nähe 
der  heifsen  Tihäma  und  wohl  auch  die  Vegetation  selbst 
bewirkon,  dafs  die  Temperatur  in  der  Nacht  nicht  unter 
ein  gewisses  Niveau  herabsinkt,  so  dals  wir  in  diesom  ge- 
segneten Klima  gewissormafsen  ein  Treibhausregimo  mit 
natürlicher  Selbsttemperierung  vor  uns  haben.  Dies  ist. 
Sommer  und  Winter  ähnlich , und  nur  in  solchem  Lande 
godeiht  die  echte  Mokhobohne.  Die  Kakteen  (’Amk),  darun- 
ter oft  mannsdicke  Bäume  von  8 — 10  m Höhe,  scheinen 
gleichfalls  dieses  Klima  zu  suchen;  denn  sie  sind  überall 
einheimisch,  wo  Kaffeo  gedeiht.  Da  die  ’Ummanebel  nie- 
mals den  Kamm  des  Gebirges  überschreiten,  so  ist  es  be- 
greiflich , dafs  auf  dem  Kamme  und  auf  dem  Ostnbhnnge 
des  Serät,  wo  aufeordem  eine  geradezu  unglückliche  Trocken- 
heit der  Atmosphäre  herrscht,  die  Kaffeepflanze  nicht  fort- 
kommt. 

Kurl  Ritter  hat  dem  Kaffeuhaum  in  soiuer  Geographie 
Arabiens  ein  eignes,  beinahe  erschöpfendes  Kapitel  gewid- 
met , so  dafs  mir  Uber  diesen  Gegenstand  eigentlich  nur 
wenig  zu  sagen  übrig  bleibt»  Da  dios  Wenige  zumeist  ins 
kommerzielle  Gebiet  oinschlägt,  so  will  ich  es  in  dem  vor- 
liegenden Berichte  mit  Stillschweigen  übergehen.  Derartige 
Daten  ohne  weiteres  der  Öffentlichkeit  zu  übergeben,  ist 
in  Österreich  und  Deutschland  nicht  geraten,  weil  zu  be- 
fürchten stoht,  dafs  Angehörige  andrer  Nationen  viel  früher 
davon  Gebrauch  machen  würden,  als  die  eignen  Landsleute, 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  San’A. 


35 


was  Franzosen,  Engländer,  Amerikaner  und  Italiener  in 
Hodeida  seit  Jahren  beweisen. 

Bei  1320  in  Scehiihe  erreichen  wir  das  Dorf  Usil,  das 
auf  dem  gleichnamigen  Bergrücken  gelegen  ist.  Wir  gehen 
nun  längs  des  Kammes  des  J)j.  Usil  bis  an  den  Abhang 
des  Dj.  Masar,  auf  welchem  wir,  immer  in  grofsen  Bogen 
und  gewissermafseu  in  einer  hypsometrischen  Linie  um  die 
zahlreichen  von  diesem  Bergriosou  herabstürzenden  Giofs- 
büclie  herumgehond,  an  Beyt  Zubeir  vorüber,  langsam  nach 
“Attära  hiuaufklottorn , das  wir  um  1 1 Uhr  vormittags  er- 
reichen. 'Attära,  oiu  Dorf  von  etwa  60  Stoinbäusorn,  welche 
sich  an  die  Südseite  eines  etwa  80  m in  die  Lüfte  rngou- 
den,  von  fast  allen  Seiten  unzugänglichen  Felsens  anlehnen, 
auf  dem  sich  die  seiner  Zeit  durch  die  Türken  zerstörte 
Burg  des  Dä’i  von  JAm  befand,  hat  eine  Seehöhe  von 
1711  m und  liegt  in  einer  Thuleinsenkuug  zwischen  Masar 
und  Hauzun  (Dj.  Sbäm  mit  berühmter  alter  Burg).  Masar, 
Dorf  und  Gebirge,  liegt  wenige  Kilometer  nordwestlich, 
Sibam  hingegen  ziemlich  genau  östlich  von  “Attära.  “Attära 
war  bekanntlich  vor  Einmarsch  der  türkischen  Truppen  Sitz 
des  Dä’i  Ahmed  öS  Sibami,  Beherrschers  des  ismaelitischen 
Staates  von  JAm  oder,  wie  man  ihn  in  Europa  besser  ken- 
nen dürfte , von  Xedjräti  (auch  fälschlich  Reich  des  Mu- 
krami genannt).  Von  hier  aus  beherrschte  er  ganz  Haräz, 
einzelne  südlicher  gelegene  Gegenden , das  Wadi  Dhahr 
im  Beled  llaradän  und  sein  eignes  Stammland.  Den 
Vorfall  des  Zuidi-Imamates  benutzend,  wollten  die  Jamiten 
ihre  alte  Herrlichkeit  im  ganzen  Jemen,  wie  sie  dieselbe  vor 
Jahrhunderten  dort  übten,  wieder  herstellen,  nm  den  philo- 
sophischen Glauben  der  Isma'ilier,  der  in  den  letzten  Jahr- 
hunderten angefeindet  und  nur  im  tiefsten  Innern  der  arabi- 
schen Wüste  geduldet  ward,  wieder  zur  weltlichen  Geltung  zu 
bringen.  Diese  in  den  Augeu  der  Zujüd  geradezu  entsetzliche 
Perspektive,  sowie  die  Bedrängnis  'des  zerfulleneu  Imamates 
von  seiten  der  unabhängigen  Stämme  von  Hasid  und  ßakil 
brachten  die  türkischen  Truppen  ins  Land , deren  Kanonen 
den  DA'i  Ahmed  eä  Sibami  gar  bald  von  der  Vergänglich- 
keit alles  Irdischen  und  von  der  Aussichtslosigkeit  seinor 
Bestrebungen  überzeugten.  Seine  Burg  wurde  dem  Erd- 
boden gleichgemacht,  er  selbst  gefangen  genommen  und 
sollto  1872  nach  Konstantinopel  gobracht  werden.  Allein 
bereits  auf  dem  Woge  nach  Hodeida  starb  er,  von  ganz 
Jüm  betrauert  und  beweint.  Die  Jamiten  zogen  sich,  Groll 
im  Herzen  tragend  und  nach  Rache  dürstend,  in  ihr  Stamm- 
land zurück,  wo  ihnen  gar  bald  in  der  Person  des  Ismä’il 
cl  Mükrnmi  in  Bcdr  ein  neuer  Dä'i  erstand.  Dieser,  nun- 
mehr auch  für  sein  Stammland  fürchtend,  hat  mit  der  tür- 
kischen Regierung  definitiv  Frieden  geschlossen,  und  scino 
Unterthanen  (asbäb)  gehen  sogar  so  weit,  in  ziemlich  grofser 
Anzahl  in  türkische  Polizeidieustc  zu  treten. 


Nach  anderthalbstündigem  Aufenthalte  setzten  wir  uu- 
sern  Marsch  fort.  In  dem  W.  ’AjjAS,  welches  gleichfalls 
gegen  Hodjeila  abiliefst,  aufsteigend  und  dann  fortwährend 
um  die  Köpfe  der  WAdis  in  grofsen  Bogen  herumgehend, 
passieren  wir  in  der  Nähe  der  Dörfer  El  Hädjarc  und 
Läkamu  — - in  letztorm  wohueu  viele  Juden  — und  errei- 
chen damit  die  Pafsliöhe  zwischen  dom  Dj.  Masar  und  dem 
Dj.  Sibam,  wo  sich  uns  auch  ein  Ausblick  ins  jenseitige 
Tiefland  eröffnet.  An  der  Nordseite  des  mächtigen  Dj.  Sibam 
(Sibam  Ilaruz,  nicht  zu  verwechseln  mit  Sibäm  Akjän  und 
zahlreichen  andern  Orten  mit  Namen  Sibäm)  geht  es  dann, 

I hier  und  da  eine  kleine  “Akabe  (Bergstiog)  an-  oder  abstei- 
gend , bis  MenAkha , welche  Stadt  wir  um  3h  1 5m  p.  m. 
erreichen , nicht  ohno  knapp  zuvor  von  einem  tüchtigen 
Regen  durchnäfst  worden  zu  sein.  Ein  türkischer  Arzt, 
Dr.  “Ali  Effendi,  ein  liebenswürdiger  Herr,  den  ich  schon 
in  ‘Amrän  kennen  gelernt  batte , gewährte  uns  in  zuvor- 
kommendster Weise  in  seinem  engen  Häuschen  Gastfreund- 
schaft. Der  erste  Bekannte,  den  ich  traf,  war  der  Feld- 
scher des  hier  stationierten  Jägerbataillons,  Butros  Effendi, 
gemeinhin  TArikh-Butros  Effendi,  d.  h.  der  Geschichtsbutros, 
genannt.  Und  diesen  Namen  verdiont  er  in  der  Tliat.  Ich 
habe  nie  ein  so  ausgezeichnetes  Gedächtnis  gefunden  wie 
bei  diesem  Armenier.  Man  darf  nur  frageu,  was  es  denn 
Neues  gebe,  und  sofort  öffnet  Butros  Effendi  die  Schleusen 
seiner  Gedächtniskamuier , welcher  nun  ein  ganzer  Strom 
von  Daten  und  Zahlen , und  zwar  alle  mit  vollständiger 
Genauigkeit,  entfliefst.  Selbst  den  Tag  meiner  ersten  An- 
kunft in  Hodeida  und  in  $an'ä,  ,j;0  Daten  meiner  ver- 
schiedenen Reisen  im  Jemen  wufste  er  mir  aufs  genaueste 
ins  Gedächtnis  zurückzurufen.  Gleiches  thut  er  allen  Be- 
amten und  Offizieren  des  gesamten  Armeekorps,  und  über 
alles  weifs  er  Bescheid,  was  sich  seit  12  Jahren  im  Jemen 
ereignet  hat.  Bein  treues  Gedächtnis  hat  es  wie  in  Stein 
gemeifselt  aufbowuhrt.  Wenige  Augenblicke  darauf  he- 
grüfste  ich  auch  Nedjib  Effendi,  den  wackern  Kommandan- 
ten des  13.  Jägerbataillons,  der  an  demselben  Orte  vor 
1»  Jaliron  Wunder  der  Tapforkoit  verübte,  und  den  ge- 
lehrten KaimakAm  (Bezirksvorstand)  ’Ylmi  Effendi,  mit 
denen  ich  nun  recht  angenehme  Stunden  verlebte.  Me- 
näkhn,  2175  m über  dem  Meeresspiegel  gelegen  (der  tür- 
kische Ingenieur  Sokolowski  gibt  die  Höhe  Menukhas  zu 
2217  m an,  jedoch  nur  auf  Grund  von  Aneroidmessungen, 
welche  nicht  durch  das  Quecksilherharometer  kontrolliert 
wurden),  blickt  uur  nach  E,  N und  NW  frei  aus,  und  zwar 
hinab  in  romantische  Thäler.  Nach  SE  oder  S lehnt  sich 
die  Stadt  an  den  mächtigen  Dj.  Kähil  an,  welcher  ihr  sein 
köstliches  Trinkwasser  spendet,  und  im  W oder  richtiger 
] SW  der  Stadt  erhebt,  sich  der  noch  mächtigere,  etwa 
2600  m hohe  Dj.  Sibam , dem  es  in  der  Höhe  nur  der 

5 * 


Digitized  by  Google 


3G 


Von  lfodcida  nach  San’ä. 


Dj.  Masär  gleich  zu  thun  scheint.  Die  Rerge  der  Ju’äbir 
und  der  Beni  Mukätil,  gleichfalls  Riesen  ihrer  Art,  schliefson 
sich  mi  den  Käbil  im  SE  an , wo  sie  nur  durch  eine 
schmale  Einsenkung  vorn  Dj.  ’Aniz  getrennt  sind.  Alles 
Wasser  östlich  und  nördlich  von  Menäkha  und  Masär  fliefst 
in  zahlreichen  Wadis  nach  dem  Surdud  ab.  während  die 
entgegengesetzte  Seito  dieses  Gobirgsstockes  ihre  Wasser 
ins  W.  Sah  am  abführt.  Wir  hüben  auf  der  Nordostseite 
das  W.  Sidju  (unter  dem  Namen  Nakil  Sidja  wird  es  im 
Hamdäni  erwähnt)  und  das  W.  Zaun,  welches  später  den  Namen 
W.  Sadb  führt  und  nördlich  au  dem  Dj.  Masär 

vorbei  in  die  Tihäma  fliefst,  welche'  sie  boi  Sßk  el  Khnmis 
erreicht.  Auf  seinem  reehtcu  Ufer  ist  dieses  Wadi  der 
Reihe  uuoh  von  folgenden  Borgen  begrenzt:  Beni  ’Aitheri, 
Hätab,  Maghuriba , Beni  Lo'f  mit  Tulnir  und  Du’wa,  an 
dessen  Fufs  schon  Sok  el  Kliamis  gelogen  ist.  An  seinem 
linken  Ufer  hat  es  die  Berge  von  Masär,  Safän  und  El  ’.Vrdha 
Jenseits  dieses  Wadi,  Iminahe  östlich  von  Me- 
näkha, blicken  wir  in  eiu  grofsartig  schönes,  tiefliegendes 
Bergland,  nach  Hniina  hinab,  mit  den  bekannten  Dörfern 
’Ydjz  und  Mefhak,  durch  welche  uns  unser  Weg 

fuhren  wird. 

Menäkha  selbst  — der  Name  mag  wohl  mit  dom  Stamme 
der  Meuäkhiiu  oder  auch  mit  dem  in  jemeuischen  Hand- 
schriften oft  erwähnten  Dt»  Manäkh  Zusammenhängen  — ist 
sehr  hübsch  erbaut.  Zahlreiche  Häuser  sowie  die  umliegen- 
den Gobirgsmassen  sind  aus  bläulich  - grünem  Stein  uufgo- 
lülirt.  Die  Stadt  dürfte  gegen  3000  Einwohner  haben, 
darunter  etwa  200  in  einem  abgesonderten  Viertel  wohnende 
Juden,  welche  sich  alle  um  den  reichen  Härfin  (Aron) 
scharen,  den  Thalermilliouär,  der  dieses  nach  jemenischen 
Begriffeu  geradezu  unglaubliche  Vermögen  zur  Zeit  der 
Herrschaft  der  Da’ä  (pl.  v.  Dä’i)  von  Jäm  angehäuft  hat. 
Damals  war  er  die  rechte  Hand  dos  I)n’i  es  Sihnnii,  welcher, 
wie  es  heifst,  Härtln  als  Mittelsperson  benutzte,  um  .Ge- 
schälte“ zu  machen , was  ihm  als  König  nicht  so  ohne 
weiteres  geboten  erschien.  Härtin  hat  trotz  seines  immen- 
sen Reichtums  seine  ' patriarchalisch -jemenisch - jüdischen 
Gewohnheiten  nicht  aufgegoben.  Wie  einer  der  Ärmsten 
kleidet  und  nährt  er  sich  und  seine  Kinder,  und  wenn  man 
ihn  draufsen  mit  seinen  laugen  Schlitlulocken  (zinnär)  und 
dem  gcscliornen  oder  vielmehr  glatt  rasierten  Haupte  sieht, 
so  würde  man  nur  ausrufen,  wie  einst  die  „Nachkommen 
des  bravou  alten  Jonadab“,  als  sie  in  Mctne  den  Missionar 
Wolfl'  erblickten:  „Ein  Judo!  Eiu  Jude!“  Man  würde 
kaum  glauben,  dafs  dieser  Mann  das  halbe  Land  in  seinen 
Händen  bat. 

Menäkha  ist  hauptsächlich  Kaffeemarkt : der  Katfcehandel 
wird  natürlich  fast  ausscliliefslich  von  llartn  und  seinen 
Angehörigen  betrieben,  der  denn  auch  gerade  deshalb  keiu 


grofser  Fround  von  Europäern  ist,  welche  ihm  ins  Hand- 
werk plüschen  könnten.  Die  Türkon  haben  liier  ein  hübsches 
Spital  für  60  Betten  orbaut,  vornehmlich  für  Kranke  aus 
der  Tihäma,  donen  kühle  Borgluft  not  tliut  und  welche  doch 
einer  allzulangeu  Reise  nicht  ausgesetzt  werden  dürfen.  In  der 
Tiliämn  herrschen  aufser  andern  Krunkheiten,  geradeso  wie 
überall  auf  den  Bergen,  die  sogenannten  perniziösen  Fieber, 
welche  ihre  Opfer  in  wenig  Tagen,  oft  Stunden  dahin- 
raffeu.  Auch  in  Menäkha  mufsto  ich  die  traurige  Nach- 
richt empfangen , dafs  während  meiner  Abwesenheit  zwei 
meiner  bosten  Freunde , der  einflufsreiche  Sejjid  Ahmed 
und  ein  türkischer  Apotheker,  boidcB  junge  kräftige  Männer, 
dieser  tückischen  Krankheit  erlogen  seien.  Aufserdem  haben 
die  Türken  eine  Kaserne  erbaut  und  ein  hübsches  Regie- 
rungsgehäude.  Die  Wohnungen  in  der  Stadt  sind  aufser- 
ordentlich  teuer.  Menäkha  ist  Sitz  oines  Kaimakänis,  dessen 
Sprengel  sich  Uber  den  ganzen  Gobirgsstock  Haräz,  Haime 
(cd  däkhilijn  und  el  khäridjia)  und  ’Aniz  erstreckt. 

Das  eigentliche  Haräz  wird  heutzutage  in  folgende  Teile 
eingeteilt : 

1)  Beni  ’Arräf  (auf  dem  Sa’fänberge), 

2)  Sa’fäu, 

3)  Masär, 

4)  El  Magbäriba, 

5)  Boni  IsmaMl  (nordwestlich  von  Masär), 

6)  Hasubän  auf  dem  W.  Dajän  (Müller, 

Seite  105,  Zeile  20,  erwähnt  zwei  verstümmelte  Orts- 
namen uud  setzt  hinzu : husiiän , was  so  viel  be- 
deuten würde  als  „zwei  Burgen“;  offenbar  nnifs  man 
Hiisabän  lesen), 

7)  Hauzan, 

8)  Thiiluth, 

9)  Lahäb, 

10)  Beni  Mukätil, 

11)  El  Ja’übir 

12)  El  ‘Okmur  ( östlich  von  Menäkha  und  an  Haima 
angrenzend. 

Hamdäni  (Müller,  Seite  105)  sagt  von  Haräz,  dafs  hior 
aufser  vielem  Ackerbau  auch  die  Warskultur  betrieben  wird. 
Das  erste  ist  allerdings  richtig;  was  jedoch  den  Ware  an- 
belnugt,  Uber  den  wir  an  andern»  Orte  ausführlich  sprechen 
werden,  so  findet  sich  heutzutage’ diese  Färbopflanzo  nicht 
mehr  im  Haräz.  Es  scheint,  dafs  an  ihre  Stelle  der  Kaffee- 
lmum  getreten  ist- 

An  derselben  Stelle  beschreibt  Hamdäni  ziemlich  aus- 
führlich das  Gebiet  von  Haräz.  rudern  wir  auf  diese  zum 
Teile  noch  heute  zutreffende  Beschreibung  verweisen,  wellen 
wir  uns  damit  begnügen,  einige  Orte,  welche  Hamdäni  er- 
wähnt, nachzuwoisen : 

Et  Taim  oder  Tom  ist  eine  Unterabteilung  von  Lahäb 


Digitized  by  Google 


Vou  Hodeida  nach  San’a. 


37 


IdrOb  (nicht  Adrüb,  wie  Müller  schreibt),  existiert  noch 
in  der  Form  eines  WAdi  Idrttb  auf  der  Westseite  des 
Dj.  Su'lan  im  Gebiete  der  Beni  ‘ Arraf. 

El  ’Ubr  (?)  ist  vielleicht  identisch  mit  dem  Gebiete  der 
Ja’äbir;  ein  ’Ubrät  gibt  es  auch  im  Gebiete  der  Beni 
MukAtil. 

WAdi  Hur,  westlich  vom  Dj.  §a'f&n. 

>»at  el  Hädjal,  dürfte  identisch  sein  mit  dem  heutigon 
Hodjeila. 

Tuhar,  eine  Gegend  (ohne  Dörfer)  in  Beni  Lo’f  in  MaghA- 
riba.  Ein  Dj.  TAhir  befindet  sich  bei  ’AttAra,  ein 
Tuhar  zwischen  Dj.  Bnra’  und  Dj.  Koimu,  desgleichen 
. eins  in  HudhQr. 

El  ’Aridha,  ein  auf  meiner  Kartenskizze  verzeichneter 
Berg. 

Ilasabän  (nicht,  wie  Müller  schreibt,  Hu?nau)  im  W. 
Dajän. 

Li* situ.  Alles  lamd,  welches  am  Fufse  des  Dj.  Bura*  ge- 
legen ist,  führt  diesen  Namen. 

’AnAsir  (Müller  hat  daraus  KhanA?ir  gemacht)  im  Ge- 
biete der  Beni  Ismail. 

BirAr  (Müller  nennt  es  Barum)  im  gleichnamigen  Wadi. 

El  Mauza,  gegenwärtig  ein  kleiner  Ort  im  Thüluth, 
kaum  drei  Stunden  von  Menäkha  entfornt. 

Zahlreiche  andre  Namen  sind  nach  der  Müllerschen 
Ausgabe  leider  nicht  wieder  herzustellen,  falls  nicht  eine 
zweite  verbesserte  Auflage  des  Hamdanischon  Werkes  er- 
scheint. 

Um  llh  30m  vormittags  machten  wir  uns  wiodcr  auf 
den  Wog.  Zunächst  ging  es  ziemlich  genau  nach  E eino 
aufserordeutlich  steile  Thalschlucht  (W.  Sidja)  hinab,  in 
deren  Mitte  ungefähr  sich  ein  Kaffeehaus  mit  einer  hübschen 
schattigen  Baumgruppe  befindet.  Das  Kaffeehaus  gehört 
seit  undenklichen  Zeiten  der  Familie  E Su’eifa,  welche  sich 
zu  den  in  dieser  Gegend  wohnenden  Ja’abir  rechnet.  Die 
Schlucht  wird  auf  der  rechten  Seite  (Südseite)  vou  den 
Abhängen  des  KAItil  und  den  Bergen  der  .la’Abir  und  links 
(nördlich)  vom  Dj.  Hüdhar  oingeschlossen.  Des  Regcn- 
wetters  wegen  mufsten  wir  im  Kaffeehaus , dus  wir  um 
12h  30“  nach  außerordentlich  beschwerlichem  Abstieg  er- 
reicht. hatten  und  welches  ca  280  m tiefer  liegt  als  Mo- 
nakha,  Statiou  machen.  Um  l’1  25“  nachmittags  verliefseu 
wir  dasselbe  und  erreichten  um  21’  20“  nach  weiterm  Ab- 
stieg von  ca  250  m den  Thalgrund  des  W.  Zaun,  welches 
vom  Dj.  ’Aniz  kommend,  sein  Wasser  ins  W.  Sadb  ab- 
führt. Selbstverständlich  Imbun  alle  diese  WAdi  nur  an 
Regentagen  Wasser.  Das  W.  Zuun  wird  von  den  Beni 
MukAtil  bewohnt , welchen  auch  die  das  WAdi  links  be- 
grenzenden Berge  gehören.  Wir  gingen  etwa  20  Minuton 
diesem  WAdi  entlang  und  wendeten  uns  dann  nach  rechts, 


das  auf  einem  Hiigel  orbaute  Dorf  Läkamet  ol  Kurüb 
rechts  liegen  lassend,  wo  wir  eine  Unzahl  von  kleinen 
HUgelzügen  überschritten , deren  Gefälle  insgesamt  nach 
NW  gerichtet  ist.  Wenige  hundert  Meter  vor  dem  Dorfe 
Beyt  ibn  el  Mahdi  erblicken  wir  weit  im  Hintergründe  den 
zackigen  Berg  von  Tawila  (tJü , ziemlich  genau  im  N 
mit  einer  geringen  Abweichung  gegen  NNW  (Azimut  350°). 
Zwischen  diesem  und  meinem  Standpunkte  entfalten  sich 
die  niedrigen  Bergen  zumeist  einzelne  Kuppen,  von  Haimo. 
Genau  in  der  Richtung  nach  Tuwila,  etwa  4 Stunden  vou 
uns  eutfernt,  erblicken  wir  den  eiuzigeu  etwas  hohem  Borg 
dieser  Gegend,  don  Dj.  Beni  Jftsuf  von  Haimo.  Zwischon 
diesem  und  dem  noch  näher  gelegenen  (etwa  2,i  Stunden 
entfernten)  Hügel  von  Beyt  Dobian  dielst  das  zum  Surdud 
gehörige  W.  DajjAn. 

Um  3h  45“  ritten  wir  vor  Beyt  ibn  el  Mahdi  vorübor, 
dem  letzten  HarAzdorfe . welches  rechts  vom  Wege  auf 
dem  Hügel  liegen  bleibt,  immer  durch  dichtes  Buschwerk 
hindurch , das  der  Gegend  ganz  den  Charakter  des  so- 
genannten Khubt  vorleiht.  Zahlreiche  glänzend  schwarzo, 
fast  fingerdicke  und  etwa  10 — 12  cm  lange  Würmer, 
Hublubban  (in  einzelnen  jomenischou  Handschriften  auch 
HulbibAn)  genannt.,  auf  den  ersten  Blick  kleinen  Suhluugen 
nicht  unähnlich , kriechen  uuf  dem  Wege  und  in  den 
Büschen  umher.  Die  Araber  erzählen,  dufs  diese  Würmer 
ursprünglich  giftig  waren  wie  die  Schlaugou  und  aufBer- 
ordcntlich  gefährlich.  Da  sie  aber  fufslos  waren , gingen 
sie  mit  don  Schlaugen  eiuen  Tauschhandel  ein.  Dicso 
gaben  dem  Hublubbun  die  Füfse  und  Übernahmen  selbst 
das  Gift.  Der  Name  dieser  Tiere  deutet  auf  don  Weih- 
rauch (luhbAn)  hin.  Sollten  sie  am  Ende  gur  die  bösen 
Schlangen  vorstellen,  welche  den  Weihrauch  bowuchun 
sollen , der  in  dieser  Gegend  in  der  Tliat.  vorkommt 
(s.  auch  Ritter  I,  915,  wo  auch  der  Drachoublutbaum  or- 
| wähnt  wird)? 

Auch  diese  Region  wird  von  einer  zahlreichen  Vogel- 
welt belebt,  unter  der  wir  als  neue  Arten  nur  die  so- 
genannte SikAja  notierten,  ein  unschön  geformter  Vogol 


von  Zaunkönigen  oder  gar  Kolibris. 


Nachdem  wir  eine  kleine  Weile  in  dem  WAdi  auf- 
gostiegen,  erreichten  wir  nach  Übersetzung  eines  niedrigen 
Iliigelzugos  um  51*  das  Kaffeehaus  von  ’Ydjz,  von  wo  aus 
wir  Menäkha  ziemlich  genau  im  W erblicken  (Azimut  260*). 
Der  Besitzer  des  Kaffeehauses,  seit  etwa  30  Jahren  im  Jcrnun, 
ist  ein  Kairiner  und  erinnert  sich  gern  soinor  alten  ägypti- 


nes  steifen  Beines  wogen)  triukt.  gern  ein  Gläschen  Kognak 
und  zwar  womöglich  ein  Litergläschuu  und  sieht  fromme 
Muselmänner,  die  keine  geistigen  Getränke  mit  sich  führen, 


38 


Von  Hodeida  nach  San’ä. 


in  seiner  Behausung  nur  ungern',  denn  dünn  mufs  er  oder  I 
vielmehr  seine  armen  Weiber  den  Gästen  das  Wasser  von 
ziemlich  weit  her,  vom  gegenüberliegenden  Dj.  Nletammah 
zutragen.  Das  Dorf  ’Ydjz  seitist  liegt  ganz  nahe  dem 
KaffeehauBe,  jedoch  oben  auf  der  Anhöhe.  Das  Kaffeehaus 
hot  eine  Soohüho  von  etwu  1550  m.  Das  ist  so  ziemlich 
das  Niveau  der  niedrig  gelegenen  Khabtpartie  zwischen 
Haraz  und  Hadhflr.  Dieses  Gebiet  , zu  Hamdänis  Zeiten 
El  Akhrfldj  genannt,  heifst  heute  Haimo  oder  auch  speziell 
Hudjra  und  fällt  langsam  gegen  W oder  NW,  d.  i.  gegen 
den  Surdud  ab.  Der  vom  Dj.  HadhOr  Nebbi  Sn’aib  ziem- 
lich genau  nach  Süden  auslaufende  und  die  weiter  östlich 
gelogene  eigentliche  Kammhöhe  überragende  Karn  ol  Wa'l 
(der  Name  rührt  wohl  von  der  in  der  Thal  überraschenden 
Ähnlichkeit  seiner  topischen  Konfiguration  mit  einem  Hirsch-  | 
geweih  her),  von  dessen  Siideudo  sich  ein  niedriger  llühcn- 
zug  bis  zur  Ostllanko  des  etwa  2300  m hohen  Dj.  ’Auiz 
erstreckt,  bildet  die  Grenzscheide  zwischon  den  Gewässern 
des  W.  Surdud  und  denen  des  W.  Sahäm.  Dj.  ’Aniz 
liegt  ziomlich  geuau  südlich  von  ’Ydjz,  und  das  Zwischen- 
luud  ist  von  zahlreichen  kleinen  isolierton  oder  sich  nach 
W und  NW  ordnenden  Hügeln  durchsetzt. 

Mittwoch  den  29.  April  um  öh  50“  morgens  reisten 
wir  von  ’Ydjz  ab.  Wir  durchschritten  zunächst  eine  Reihe 
von  Hügeln  und  wendeten  uns  dann  gegen  NE,  wo  wir 
einige  Minuten  hindurch  durch  eine  horizontale,  vielfach 
gekrümmte  Felsspalte  (Dhaik  Sälih,  d.  h.  Felsenenge  Sälihs) 
ritten.  Die  Spulte  scheint  ein  vom  Wasser  verursachter 
Durchbruch  zu  sein.  Zahlreiche  Kakteen  (’Amk) , deren 
Saft  durch  tteifsige  Bienen  zu  Honig  verarbeitet  wird,  be- 
decken die  Abhänge  der  Hügel , ein  für  den  Jemeniden 
wichtiger  Baum,  da  er  zu  seiner  Hauptmahlzeit  „Burr-wa 
semn  wa  ’nsal“  des  Honigs  nicht  entbehren  kann.  Statt- 
liche Tälökbäumo  (ein  anderer,  ähnlicher  Baum  heifst  Tälib) 
und  ’Aäär,  strauchartige  Bäume  mit  grofsen  fetten  Blättern, 
doreu  Holz  zu  Kohlen  verbrannt  und  besonders  zur  Pulver- 
bereitung verwendet  wird,  vorleihen  diesem  Khabt  eiu 
freundliches  Aussehen.  Nur  wenige  Saatfelder  erblickt  man 
in  den  tiefem  Partien.  Kaffee  gibt  es  in  ganz  Haime  nur  [ 
sehr  wonig  oder  gar  nicht.  Um  7h  40“  stiefsen  wir  an 
der  Spitze  der  kurzen  ’Akabo,  welche  über  den  letzten 
Höhenzug  vor  Mef hak  führt , auf  den  Kamelweg , welcher 
gewöhnlich  Tarik  Saufür  genannt  wird  und  ziemlich  direkt 
von  Mefbak  bis  zur  Einsattelung  zwischen  ’Aniz  und  Bo  ui 
Mukiitil  führt,  wo  er  schon  ins  W.  Saihän  (Sailiäu  ed 
Daumar)  einmüudet.  Nachdem  wir  die  ’Akabo  überstiegen 
hatteu , erblickten  wir  Mcfliuk  auf  dum  nahen  gegenüber- 
liegenden Bergkegel.  Punkt  8h  ritten  wir  im  Dorfe  ein, 
wo  wir  uns  beim  liebenswürdigen  Mudir  ’Othmän  Effendi 
für  einige  Stunden  häuslich  niederlielseu.  Dos  Dorf,  aus 


nur  wenigen  Häusern  bestehend,  liegt  in  der  Mitte  des 
Bergabhanges  in  einer  Seehöhe  von  etwa  1690  m.  Auf 
der  Spitze  des  Felsens,  otwa  80  m höher  als  das  Dorf, 
befindet  sich  eino  Art  Festung  (Husu) , welche  von  etwa 
einem  Dutzend  Soldaten  des  Menakhaer  Jägerbutaillons 
besetzt  war.  Überdies  stehen  dem  Mudir  selbstverständ- 
lich auch  eine  gewisse  Anzahl  Polizisteu  (Dhabtija,  nach 
türkischer  Aussprache  Zaptie),  zumeist  Araber  der  Gegend 
oder  solche  aus  dem  Djüf,  und  zwei  türkische  Reiter  zur 
Verfügung.  Mefhak  ist  der  Hauptort  der  zur  Kadhü  Me- 
iiäkha  gehörigen  ’Yzzle  (kleiner  Bezirk)  Haimat  ol  kluiridjija 
(Aufserhaima).  Das  im  Hamda’ni  als  Mittelpunkt  des  Beled 
el  Akhrfldj  huzoichncte  Dat  Djirdän  (im  Siidarabischuu 
lieifsen  die  Wllrmor  Djirdän,  was  in  diesem  Falle  wohl  auf 
Iluhlubbän  hindeuten  würde)  scheint  mit  Mefhak  identisch 
zu  sein,  da  Hamdäni  ausdrücklich  sagt,  dafs  Akhrüdj  sich 
an  die  uutern  Teile  von  Iiadhtir  (Jena’,  Sum , Miidhikh, 
isäbih,  El  AghjtUn,  Harri 5,  ’Alasän)  anschliefst  und  zwischen 
diesen  und  Hauzan  gelegen  ist.  Da  nun  der  in  letzter 
Linie  guiiaunte  Ort  ’Alasän  kaum  1 J Wegstunden  nördlich 
und  der  gleichfalls  zu  Akhrfldj  gerechnete  Ort  El  Djebädib 
ganz  in  der  Nähe  von  ’Alasän  liegt,  während  alle  andern 
von  Hämdani  zu  Nieder- HadhOr  gerechneten  Ortschaften 
der  nördlich  von  Mefhak  gelegenen  Gegend  angehören,  und 
da  auf  der  andern  Seite  auch  die  von  Hamdäni  erwähnten 
Einwohner  des  Akhrfldjlandes,  nämlich  die  StileihijOn  gor 
nicht  weit  von  Mefliak  nachgewiesen  wurden  (Katulän  zwi- 
schen Sflk  el  Khamis  und  Bau’än  wird  noch  heute  von 
ihnen  bewohnt),  so  ist  kein  Zweifel  möglich,  dafs  die 
Gegend  von  Bau’ün  bis  Reyt  ibn  el  Mahdi  das  Beled  el 
Akhrfldj  vorstellt,  in  dessen  Mitte,  ganz  entsprechend  den 
Worten  Humdäuis,  Mefhak  (Dät  Djirdän)  gelegen  ist,  über 
welches  auch  der  Wog  nach  dem  Nnkil  Sidja  und  nach 
Hauzan  (Menäkha)  führt. 

In  Mefliak  nannte  man  mir  Derwän , Jenä’,  ’Alasäu, 
Dj.  Alimun  (in  Beyt  cd  Djireidi),  Er  Rukhamija  (•/»  Stunde 
nördlich  von  ’Alasän)  und  Dj.  Nabhäu  (im  Gebiete  der 
Beni  Matur)  als  Ruinenorte. 

Um  lh  45“  nachmittags  brachen  wir  wieder  auf  gegen 
das  genau  norduordwestlich  gelegene  Sük  ol  Khamis.  Wir 
hatten  dabei  eine  grofse  Reihe  von  Wadis  zu  überschreiten, 
welche  alle  gegen  SW  bis  vor  Mefhak  abflielsen  und  sich 
dann  gegen  W oder  NW  wenden  und  zwar  angehlich  nach 
Ilulil,  El  Maudjid  und  in  die  Tiliuma  ins  W.  Surdud.  Bei 
den  von  uns  überschrittenen  Gebirgsausläufern  herrscht  das 
griino  Gestein  vor.  Sflk  el  Khamis  liegt  auf  dem  Rücken 
eines  dieser  kurzen  Ausläufer,  jedoch  nicht  guuz  hoch  oben. 
Die  Hauptmasso  dieses  sich  auf  der  Ostsoite  des  Dorfes 
ausbreitenden  Gebirgszuges  heifst  Dj.  Manär;  hinter  diesem 
kommt  der  Dj.  Bir,  beide  ihrerseits  nur  Ausläufer  des 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  §an’ä. 


39 


Kam  el  Wa’l,  welcher  mit  dem  Dj.  HadhOr  zusaminen- 
hängt.  Nach  zahllosen  Krümmungen  und  Wiudungon  des 
Weges  erreichten  wir  um  4h  5m  nachmittags  Sök  el  Kha- 
mi8.  nachdem  wir  etwa  3/4  Stunden  früher  vor  den  Kaffee-  j 
häusern  von  El  Hauzein  (Niehuhr  nennt  es  Hadein,  Crutten- 
der  Hudhein)  vorbei  passiert  waren.  In  Sük  el  Khamis  (dor 
eigentliche  Markt,  etwas  woitor  oben  gelegen,  wurde  von  den 
türkischen  Truppen  zerstört)  blieben  wir  Uber  Nacht  und 
litten  nicht  wenig  von  Flöhen  (kumal  — pl.  v.  kutnl  zum 
Unterschied  von  kaml  •=  pl.  v.  kanda,  welches  Laus  be- 
deutet). Ich  habe  auch  nicht  einen  Augonblick  das  Auge 
schliefsen  können. 

In  Sök  el  Khamis  mafs  ich  zunächst  einige  Azimute. 

Ich  fuud  Melba  k unter  204°  (stets  von  N über  E nach  S 
und  von  hier  über  W uach  N zurückgezählt),  ’Ydjz 
unter  242°  (also  beinahe  südwestlich),  Meuükha  unter  254, 
den  die  Anis-  und  Alban  - Berge  überragenden  Dj.  Turan 
unter  150°. 

Der  Ausblick  gegen  Turan  ist  geradezu  reizend.  Ein  mäch- 
tiger Gebirgszug  im  nahen  Hintergründe  gegen  SE(Ilorgo  von 
Tuntu)  und  zwischen  diesem  und  meinem  Standpuukt,  oder 
richtiger  dem  Dj.  Btr,  oiuo  breite  Schlucht,  die  förmlich 
durch  eine  Herabschwemmung  dos  Erdreichs  gebildet  zu 
sein  scheint.  Dieses  Thal  nennt  man  El  Fers  Es 

ist  der  Sammolpunkt  uller  auf  dem  Dj.  HadhOr  Nebbi  Su’aib, 
im  Gebiete  der  Beni  Matur  und  dem  nördlichen  Alhün  und 
Anis  entspringenden  Giefsbäche , wolcho  insgesamt  zum 
W.  Salmm  gehören,  wolches  auch  noch  das  Wasser  vom 
Südosten  von  Mefhak  aufnimmt.  Das  Fers,  zum  grofson 
Teile  zum  Gebiete  der  Beni  Matar  gehörig,  ist  iu  seinen 
obersten  Toilen  außerordentlich  fruchtbar  und  liefert  vor- 
züglichen Kaffee.  In  seinen  untern  Partien  gilt  es  als  un- 
fruchtbar und  nur  von  Beduinen  bewohnt  (Beni  Suwcid 
und  einzelnen  aus  dem  MaSrek  eingowandertcu  Stammes- 
gruppen). Diese  Gegend  jedoch  ist  nicht  ohne  historische 
Bedeutung. 

In  einer  vortrefflich  erhaltenen  alten  Handschrift,  des 
bereits  erwähnten  Melik  el  asruf  Abi  Huß  Omar,  betitelt: 
kitüb  pirfat  el  asbäb  fi  ma’rifat  el  ansüb,  die  meiner  Biblio- 
thek angehört,  befindet  sich  eine,  vielleicht  nicht  zur  Hand- 
schrift gehörige,  51  Quartseiten  umfassende  Abhandlung, 
welche  sich  ausschließlich  mit  dem  Wadi  Saham,  den  dort 
stattgofundenen  Stammeswanderungon  und  kriegerischen  Be- 
gebenheiten befaßt.  Wegen  der  Wichtigkeit  dieser  Ab- 
handlung sei  es  mir  gustattet.  das  für  nnsern  Zweck  Mar- 
kanteste anzuftihren , zumal  die  Handschrift  ein  vielleicht 
nicht  unwillkommenes  Streiflicht  wirft  auf  die  Herkunft  der 
in  der  Geschichte  der  arabischen  Völker  so  bedeutenden 
Ghassaniden  (s.  Ritterl,  86.  107 — 111)  und  überhaupt 
auf  die  seit  don  ältesten  Zeiten  stattgofundenen  Wande- 


rungen der  südarabischeu  Stämme.  Ich  will  nicht  uner- 
wähnt lassen,  daß  der  Autor  ausdrücklich  betont,  seine 
Abhandlung  zum  größten  Teil  auf  Grund  eines  im  Jahre 
104  der  Hidjra  verfaßten  Buches  niedergeschrieben  zu 
haben. 

In  dor  Himjarenzeit  war  nach  den  Nachrichten  des 
Wnhb  ibn  Munebbih  das  W.  Salmm  in  seinem  ganzen  Laufe, 
ferner  Mahdjam,  Surdud  und  die  Tihäma  bis  Hais  von  dem 
Stamme  ‘Akk  ibn  ’Adnün  bewohnt.  Der  berühmte  Ver- 
fasser unsrer  Handschrift  fügt  dom  dazu , daß  mit  den 
’Akkiton  auch  Angehörige  des  Stammes  Aü’ar  wohnten, 
weil  die  Mutter  der  erstem  eine  Tochter  Aä’ars  war.  Wir 
haben  gesehen,  daß  auch  Hamdani  im  großen  ganzen  das- 
selbe sagt. 

Als  die  Zorstöruug  dos  Dammes  von  Marib  unmittelbar 
bevorstand  — meiner  Ansicht  nach  infolge  der  im  Ost- 
Seröt  von  Jahr  zu  Jahr  zunehmenden  Trockenheit  und  der 
damit  verbundenen  Verödung  deH  Lindes,  wobei  nach  be- 
kannten meteorologischen  Erfahrungen  an  die  Stelle  der 
fließenden  Gewässer  (Ghujül)  mächtige,  verheerende  Gieß- 
bäche (Sujül)  treten,  welche  allerdings  auch  die  Dämme 
zu  durchbrechen  vermögeu  — , zog  der  König  ’Amr  Mu- 
zikija  ibn  ’Amir  mit  es  sama  mit  soinon  Kindern  und  sei- 
nem Kriegsvolke  Azd  von  Mürih  aus  und  wandte  sich  zu- 
nächst gegen  das  W.  Saham  und  El  Ilakl.  Der  König 
sandte  seinon  Verwandten  'Amr  ol  Maliern  zu  Semlaka  bon 
Habüb,  dem  König  von  ’Akk,  mit  der  Bitte,  zu  gestatten, 
daß  dio  Neuangekommenen  auf  einige  Zeit  in  sein  Lind 
hinabsteigen  dürfen.  In  einer  großen  Volksversammlung 
in  ‘Akk  setzte  es  Semlaka  durch , die  Leute  für  die 
Fremdlinge  zu  stimmen.  Dio  Ghassünidon  (d.  h.  dio  Loute 
des  ’Amr  Muzikija)  bezogen  hierauf  den  westlichen  (untorn) 
Teil  des  W.  Salmm.  ’Amr  ben  ’Amir  schickte  seine  Söhne 
nach  verschiedenen  Richtungen  des  Lindos  aus,  teils  um 
Pferdo  einzukaufen,  teils  zu  andern  Zwocken;  doch  als  sie 
zurückkehrten,  war  ihr  Vater  beroits  gestorben.  Ihm  folgte 
auf  dem  Throno  dor  Ghassaniden  sein  Sohn  Tha’lnba  el 
’Ankü  (der  Stammvater  der  Khazradjiten  und  Ausiten). 
Djaza’  ibn  Sinün  von  den  Angehörigen  des  Hüritlm  ibn 
’Amr  stachelte  den  neuen  König  auf,  von  'Akk  den  obern 
Teil  des  Wadi  zu  verlangen,  wolches  Verlangen  dio  ’Akki- 
ten  abschlugen.  Durübur  kam  es  zu  Streitigkeiten,  wobei 
Zauba’u,  ein  Neffe  des  glmssanidischen  Königs,  den  König 
Semlaka  erschlug.  Auf  diesen  Vorfall  hin  fand  eine  blutige 
Schlacht  statt,  welche  ungünstig  für  Ghassün  ausfiel.  Auf  An- 
raten seiner  Brüder  wandte  sich  Tha’laba  mit  einem  großen 
Teil  soines  Volkes  nach  Hamdün (wahrscheinlich  in  die  Gegend 
der  MasAna’aberge,  deren  höchster  den  Namen  HadhOr  beni 
Azd  führte,  und  etwas  später  von  hier  längs  des  Kummes 
des  Serütes  oder  vielmehr  längs  des  Ostabhaugos  des  Se- 


40 


Von  Hodeida  nach  §an’ä. 


rAts  gegen  N).  Nur  KhajjAn  'Abs  und  BaulAn  blieben  im 
Hakl  und  im  W.  SahAm  zurück  (iro  obern  Teile),  wo  sie 
auch  noch  zur  Zeit  des  Verfassers  ihren  Wohnsitz  hatten. 
Diesen  Teil  dos  Lundes  uannte  man  speziell  Ardh  GhassAn. 
’Abs  el  Azd  und  Itaulun  el  Azd  werden  iti  der  Genealogie 
als  ’Abs,  Gefährten  des  HAritha  ihn  MAdin  ibn  el  Azd  be- 
zeichnet. Sie  wohnten  in  dieser  Gegend , bis  Kuleib  und 
Muhalhal,  zwei  Nachkommen  des  Hain’»  ibn  ol  HArith  ibn 
el  Murra  ins  W.  SahAm,  in  Mahdjam  und  Li’sAu  einfioleu 
und  das  Land  eroberten. 

Muhalhal  bcu  el  Fajadh  war  ein  grolser  Bedrücker  des 
Landes  und  aller  Stamme  des  W.  SahAm.  Ihm  gehörten 
die  drei  Burgen:  Asjah,  TafAr  el  Wadiein  und  Na’tnan, 
welche  auf  einem  und  demselben  Borge  im  Lande  GhassAu 
gelegen  sind.  Niemand  vermochte  diesen  festen  Schlössern 
etwas  anzuhaben  wegen  des  grofsen  Mutes  und  der  Aus- 
dauer ihrer  zahlreichen  Krieger  von  Bakr  und  Taghlib 
beni  WAU.  Als  Gott.  Muhalhal  und  sein  Volk  züchtigen 
wollte,  liefs  er  den  unter  dem  Namon  Harb  el  Basfts  be- 
rühmten Krieg  Uber  sie  hereinbrccheu , dessen  erste  Ur- 
sache die  Tötung  dos  DjasAs  von  Kuleib  war.  Ohne  der 
nun  folgenden  genauen  Beschreibung  dieses  Krieges  und 
den  darüber  mitgoteilten  Gedichten  zu  folgen,  genüge  es 
uns  zu  bemerken,  dafs  nach  40  Jahren  der  aufreibondston 
Kümpfe  und  Feindseligkeiten  ein  Nachkomme  des  bereits 
oben  erwähnten  Königs  von  MArib,  nämlich  Hudjeiri  ibn 
el  Hudjeira  es  SAmi  ibn  el  Hadjr  ibn  ’AmrAn  ibn  ’Amr  el 
Muzikija  ibn  ’Amir  mA  es  SamA  ibu  HAritha  ibn  Amri  ol 
Kais  ibn  Tha’lab  &c.,  bis  auf  Kalitan  ihn  Und  aus  Sam 
vom  Serat  des  HidjAz  kommend,  ins  W.  Saliani  einfiel, 
unterstützt  von  den  BenS  Majar  und  den  seiner  Zeit  zurück- 
gebliebenen GliassAniden , seinen  Verwandten.  Muhalhal 
wurde  geschlagen  und  flüchtete  sich  zu  den  Ahl  Djanab 
im  Lande  Madliidj.  El  Huiljeiri  nahm  Besitz  vom  Lahde, 
welches  sich  vou  El  Ma’kAr  (in  der  Nähe  des  Karjat  ol  ’Adija 
im  W.  SahAm)  bis  TafAr  und  westlich  und  östlich  davon 
ausbreitete.  Die  Nachkommen  Hudjeiri’s  des]  GhassAniden 
blieben  im  Besitze  dieses  lamdes  vou  der  letzten  Zeit  der 
DjAhilija  (vormohammedanische  Zeit)  bis  zur  Zeit  des  lrnüm 
Saraf  ed  din,  wo  sie  dasselbe  vcrliefsen.  Ihre  Nachkommen 
lohen  noch  heute  im  Dorfe  BurhAn  (Beni  Hasan). 

An  einer  andern  Stelle  derselben  Handschrift,  wo  der 
Autor  ausführlich  die  Genealogie  <1ob  Djofnu  (von  GhassAn 
el  Azd),  des  Djtibala  ibn  ol  Eiham  und  dos  GhassAn  el  Azd 
bespricht,  wird  gewisser  Bedenken  andrer  Autoren  erwähnt, 
wolohe  den  Wohnsitz  der  GhassAniden  ins  Gebiet  zwischen 
dem  W.  Zobid  und  dom  W.  Kimn’  verlegen.  Einzelne  Ab- 
teilungen der  GhassAniden  haben  diese  Gegend  gewifs  inuo- 
gehabt.  Wadi  Zeinak  und  W.  Zaum  der  europäischen  Au- 
toren (s.  Ritter  I,  109)  sind  also  nichts  weiter  als  falsche 


Lcsarton  vou  W.  Zebid  und  W.  Rima’,  was  bei  südara- 
bischen Handschriften,  welche  bekanntlich  nur  äufserst  sel- 
ten die  diakritischen  Punkte  besitzen,  leicht  passieren  kann. 
Auch  HamdAni  sagt  in  seiner  Djezirat  el  ’Arab  bei  Be- 
sprechung des  W.  Rima’,  dafs  an  seinem  untern  Teil  ein 
Wassorort  GhassAn  genannt,  wird.  Das  wäre  also  etwa  in 
der  Nähe  von  Beyt  el  Faklb  zu  suchen.  Unser  Autor  sagt 
ausdrücklich,  dafs  einige  Stämme  von  Azd,  und  zwar  speziell 
die  Beul  Djofna,  dio  Gewohnheit  hatten,  sich  bei  einem  Wasser 
zu  versammeln,  und  erzählt  darüber  eine  hübsche  Geschichte 
aus  MArib,  welche  den  Grund  dafür  bilden  soll.  Diesen  Ge- 
brauch und  nicht  den  Stamm  selbst  nannte  mau  GhassAn. 

Wir  waren  also  in  der  Lage,  den  Bewegungen  der 
GhassAniden,  welche  bekanntlich  später  auch  im  Jemen 
wieder  eine  grofso  Rolle  spielten  (die  Beui  Rasftl  und  andre 
waren  GhassAniden),  in  ihrem  eigentlichen  Stammlande  ein 
wenig  zu  felgen.  Die  weitere  Geschichte  dieses  interes- 
santen hinvjarischen  Stammes,  welcher  bekanntlich  zu  An- 
fang des  3.  Jahrhunderts  der  christlichen  Zeitrechnung  ein 
selbständiges  Reich  gegen  Syrien  hin  grüudete , geradeso 
wie  ihre  Stammesgenossen  (die  Haifa  oder  Hira)  in  der 
Nähe  von  Kftfa  (als  Grenzreich  der  Sassantden)  und  zahl- 
reiche andre  sUdarabische  Stämme,  welche  nach  verschie- 
denen Gegenden  ausgewandert  sind,  fällt  nicht  mohr  ins 
Bereich  unsrer  heutigen  Betrachtungen.  Es  genüge  hier 
die  Bemerkung,  dafs  wohl  schon  lange  vorher  das  hoch- 
zivilisierte Volk  der  Sabäer  und  der  Himjaren  auf  der  ara- 
bischen Halbinsel  kolonisatorisch  aufgetreten  sein  mufs  (siehe 
die  von  Huber  und  Euting  in  Nordarabien  gefundenen  bim- 
jarischen  Inschriften,  denen  bald  andre  aus  ganz  verschie- 
denen Gegenden  folgen  werden),  und  dafs  man  sowohl  hier 
in  Siidurabieu  als  auch  in  den  andern  Teilon  der  Halbinsel 
noch  zahlreiche  Spuren  dieser  interessanten  Vergangenheit 
entdecken  wird.  Ich  seihst  besitze  in  meiuor  Bibliothek 
einige  alte  Handschriften,  welche  weit  mehr  als  dio  bereits 
eingehend  citierte  ein  erfreuliches  Streiflicht  auf  diese  Fragen 
werfen  werden,  sobald  ich  nur  Gelegenheit  haben  werde, 
sie  den  Orientalisten  von  Fach  zur  Benutzung  auzubieten. 
Ich  hoffe,  falls  ich  nicht  wie  bisher  von  seiten  der  euro- 
päischen Gelehrtenwclt  obno  Unterstützung  bleibe,  oin  ge- 
radezu erschöpfendes  Material  znr  Aufklärung  der  Verhält- 
nisse dieser  längst  entschwundenen  Zeilen,  sei  es  durch 
meine  eignen  Forschungen,  sei  es  durch  Ausspiirung  von 
für  unsre  Zwecke  wertvollen  Handschriften  zu  liefern;  ich 
erfreue  mich  des  uneingeschränkten  Vertrauens  zahlreicher 
arabischer  Gelehrten  und  Stammeschefs,  welche  mir  bezüg- 
lich der  Bücher,  dio  sie  vor  andern  Leuten  sorgfältige!  ver- 
bergen, keinerlei  Schwierigkeit  in  den  Weg  legen. 

Es  leben  noch  heute  zahlreiche  Nachkommen  des  Hud- 
jeiri im  .Temen,  so; 


Digitized  by  Google 


Vou  Hodeida  nach  f?an'a. 


41 


Die  Heul  Hasan  b.  ‘Alt  b.  Kasim  gemeinschaftlich  mit 
den  Beni  Hä^jir  in  BurbAu. 

Die  Beni  IlewA’  und  Beni  FarAä  auf  dem  Dj.  Sark. 

„ „ Djureif  in  Reda  Aäjah. 

. „ Sa’td  in  Ruzwa.  Zu  diesen  rechnet  man  auch 

den  Beduinentribus  der  Boni  Djaäftä  im  Ferä,  im  W. 
SahAm  und  im  W.  ’Airln. 

Desgleichen  erwähnt  unser  Autor  zahlreiche  Orte  und 
Ruinen,  welche  den  GhassAnidon  gehurten,  so : 

Nlenkir  und  Rukhmnn  im  Ferä,  zwisohen  Beni  Mnfar, 
Sanhän  und  Beni  Suweid. 

Ma’kar  im  unteru  Teile  der  Beni  Suweid. 

El  MuknA|tja. 

Djerftja  j 

Haruzl  im  WAdi  ’Airin  im  Gebiete  der  Bent  Suweid. 
Mn’rner  > 

Aijah  und  TafAr  im  obern  Teile  der  Beni  Suweid. 

El  Khaxa’tja  im  W.  ’AäAr  (im  Lande  ’Afiä). 

El  ’Ukur,  ein  Ort  im  Ferä,  wo  nach  der  Lokaltradition 
dio  aus  dem  Basftskriego  bekannte  Kamelin  Sarah  ge- 
opfert worden  soin  soll. 

Es  Sauda  in  der  Nähe  des  Karjat  el  ’Adtja,  mit  Ruinen 
aus  der  Heidenzeit. 

El  Ku(Ana,  Ruine,  im  untern  Teile  des  Hak)  SanhAn. 
BurhAn  mit  dem  berühmten  Friedhof,  genannt  Mäkbarat 
Semsuu. 

Kedna  im  westlichen  Teile  des  Hnkl  SanhAn,  hochgelegen. 
Djawwa  el  Karlf,  im  obersten  Teile  des  Hakl,  schon 
ans  Biläd  el  Maära’a  angrenzend. 

Mulja  mit  dem  Grabe  von  ’AbbAd,  das  von  den  Beduinen 
stark  besucht  wird. 

Sok  el  Mesulika,  auch  im  Hakl  und  zahlroicho  andre. 
Ich  habe  diese  Gegend , dio  ich  bisher  nur  aus  aller- 
dings sehr  verläfslichen  Erkundigungen  kenne,  nicht  in 
meine  Karte  aufgonommen,  da  ich  godenke,  sie  in  der  näch- 
sten Zeit  zu  boreisen. 

Heute  wird  das  Ferä  zum  gröfsten  Teile  von  den  Bent 
Suweid  bewohnt  (zu  denen  in  alter  Zeit  auch  die  SabAg- 
htn  in  NabhAn  in  Beni  Matar,  die  Beni  SajAr,  das  W.  TA- 
lok  und  die  Einwohner  de«  Belod  ’Otuma,  welche  aus  Bur- 
bAn  stammen  sollen , gehörton).  Das  Land  der  Bent  Su- 
weid wird  zu  Anis  gerechnet  und  hatte  zur  Zeit  des  Ver- 
fassers der  in  meinem  Besitze  befindlichen  Handschrift 
folgende  Ausdehnung:  im  W.  Snhüm  vom  Hakl  angefangen 
bis  Täht  und  Wadi  Skei(i,  grenzt  es  an  das  Gebiet  der  Beni 
Maptr  und  an  das  untere  SanljAn.  Die  Beni  Suweid  gliedern 
sich  in  zahlreiche  Unterabteilungen  (Al  'Abid,  Ahl  Nafi?  &c.), 
welche  jedoch  über  ihre  Abstammung  nicht  recht  im  rei- 
nen sind.  Die  einen  glauben , sie  stammen  von  KhaulAn 
ab,  die  andern  behaupten,  aus  dem  Norden  (wohl  mit  den 
l’tirrmanns  Gfo-r.  Mitteilungen.  1886,  Heft  II. 


Ghassäniden)  eingewandert  zu  sein  iScc.  Mit  den  Bewoh- 
nern von  Sanhän  leben  sie  seit  Jahrhunderten  in  Blutfehde. 

Ihr  Hauptnahrungszweig  ist  heute  der  Holzverkauf; 
mau  sieht  sie  beinahe  jeden  Tag  mit  schwer  beladenen  Ka- 
melen durch  die  Strafsen  von  San’A  ziehen,  wo  sie  ihre 
ärmliche  Ware  anhieten.  Ihr  Land  wird  gegenwärtig  all- 
gemein gemieden,  angeblich  der  grofsen  Unsicherheit  wegeu, 
welche  daselbst  herrscht. 

Nach  diesen  Abschweifungen , welche  indessen  einiges 
Lieht  auf  eine  sonst  gar  nicht  bekannte  Gegend  geworfen 
habon  dürften,  nehmen  wir  unsre  Wanderung  wieder  auf. 

Donnerstag  5h  45m  morgens  bestiegen  wir  in  Sük  el 
Khamts  unsro  Maultiero.  Um  6b  20m  erreichten  wir  die 
Höhe  des  Dj.  ManAr  und  stiegen  an  seinem  Nordwestrande 
empor,  wobei  uns  der  Ausblick  in  das  gleichfalls  in  der 
Richtung  gegen  Meftiak  abfliefsende  Thal  der  Bont  Sulei- 
rniln  (das  linke  Ufer  dieses  Wadi  heilst  Mikhl&f)  gestattet 
ist.  Dahinter  bemerken  wir  wieder  einen  Bergzug,  gleich- 
falls in  derselben  Richtung.  Um  6h  50m  haben  wir  deu 
höchsten  Wegpunkt  des  Dj.  ManAr  erreicht  (2610  ni), 
während  der  Borg  selbst  noch  etwa  80  m höher  in  die  Lüfte 
ragt.  Hinter  diesem  Berge  (liefst  das  mächtige  Wadi  ’Abd 
el  Hak  nach  Osten,  später  nach  SE  undS.  Es  gehört  gleich- 
falls zu  Mikhluf  und  mit  diesem  zu  Mefjiak.  Das  linke 
Ufer  dieses  WAdi  gehört  bereits  den  Bent  Matar.  Wir 
steigen  nun  zwischen  W.  ’Abd  el  Hak  und  W.  Bent  Sulei- 
män  hinauf,  bis  wir  an  eine  Stelle  kommen , wo  sich  diu 
beiden  Köpfe  der  Wadis  geradezu  berühren.  An  der  Spitze 
des  erstem  befindet  sich  die  Burg  und  das  Dorf  KamlAn, 
welches  auch  dem  obern  Teile  des  Wadi  seinen  Namen 
gibt,  während  das  Dorf  Beyt  Salome  ca  800  m westlich 
von  KamlAn  sozusagen  in  beiden  Wadis  gelegen  ist.  W.  ’Abd 
el  h*k  gibt  sein  Wasser  an  das  W.  Saham  ab.  Hinter 
seinem  linken  Ufer  beginnt  bereits  das  oft  erwähnte  Ferä. 
Zwischen  Kamlun  und  SalAme  stofsen  wir  um  7h  3öm  auf 
eine  Quelle  mit  frisohem  Wasser.  Dio  Gegend  hier  führt 
den  merkwürdigen  Namen  $alAb  Fir’aun  (Brachfeld  Pha- 
raos). Immer  noch  aufsteigend,  erreichen  wir  um  8h  4nl  den 
höchsten  Wegpunkt  dos  Karn  el  Wa’l  (2756  in),  von  wel- 
chem wir  ins  W.  Sabäha  hinabsteigen.  Dieses  Wadi  (liefst 
zunächst  gegen  N,  wendet  sich  jedoch  später  gegen  E nach 
Bau’An,  von  wo  es  ins  Ferä  abfliofst.  Um  Bau  An  zu  erreichen, 
ziehen  wir  es  vor,  dom  genannten  Wadi  nicht  zu  folgen,  son- 
dern übersteigen  einen  kleinen  vorliegenden  Bergrücken,  des- 
sen ’Akabe  uns  nun  8h  45m  direkt  nach  dem  „grofsen  Markt “ 
hinabfuhrt,  der  nicht  ganz  200  m tiefer  liegt,  als  die  Sattel- 
hohe  des  Karn  ul  Wa’l.  Man  denke  sich  zwei  oder  drei  Reihen 
von  vcritablen  Hundehütten,  in  diesen  an  Markttagon  feil- 
schende Arabor  in  bockender  Stellung,  so  hat  man  einen 
Begriff  vom  „grofsen  Markt“  von  Ban’ An  (2570  m Seehöhe). 

6 


42 


Von  Ho.deida  nach  Sana. 


In  Bauän  wurde  eine  Tasse  Kisclir  genommen,  da  ich 
die  Absicht  hatte , einen  Führer  für  den  Weg  auf  den 
Dj.  Hadhür  Nebbi  Su'aib  unzunuhmeu.  Ein  Hirtenknabe, 
der  Jahro  hindurch  auf  den  Abhängen  des  Berges  Schale 
geweidet,  schien  mir  der  entsprechendste  Führer  zu  sein. 

• Allein  trotz  des  für  einen  jemenischen  Hirtenjungen  bedeu- 
tenden Trinkgeldes  überlegte  er  es  sich  doch  zuletzt  an- 
ders und  lief»  uns  uin  !lu  15  "'allein  abziehen.  Wir  über- 
schritten nun  eine  ganze  Reihe  von  Wadis,  welche,  insge- 
samt vom  Bergriesen  Hadhür  kommend , nach  SE  gegon 
das  Land  der  Benl  Mutar  und  ins  Fcrä  abfiiefsen.  An  der 
Spitze  des  erston  Wädi  liegt  das  Dorf  Beyt  Mahdhai.  Wir 
gehen  zwischen  ihm  und  Beyt  el  Knramänl,  welches  rechts 
vom  Wege  bleibt,  hindurch.  Dann  folgt  ein  Wädi  mit 
einem  Säde-Dorf,  namens  Tuliär  oder  Dhubär  au  seiner 
Spitze,  welches  wir  links  liegen  lassen.  Dieses  sehr  tief 
uingeschnitteuo  Wädi  ist  an  der  Wegstelle  mit  einem  hüb- 
schen gotischen  Bogen  Uberbrückt.  So  gelangen  wir  um 
10h  30m  vormittags  nach  Jäzil,  welches  gleichfalls  an 
einem  Wädi  gelegen  ist,  das  wio  die  frühem  immer  den 
Namen  des  bedeutendsten  an  ihm  gelegenen  Ortes  führt. 
Von  hior  würde  der  Weg  direkt  nach  Metne  führen:  da 
ich  jedoch  schon  in  Jäzil  einen  Führer  fand,  so  unternahm 
ich  von  hier  aus  den  übrigens  auch  kiirzern  Aufstieg. 

Da  die  Bevölkerung  dieses  Berges  nie  einen  Fremden, 
ja  nicht,  einmal  einen  Türken  in  ihren  Dörfern  gesehen, 
so  hielt  ich  es  fUr  angemessen,  gewisse  Vorsichtsmafsregeln 
zu  treffen.  Meine  englische  Korkpickclhaube  wurde  schnell 
mit  einer  Sclmmla  bedeckt,  und  dem  Diener  der  Auftrag 
gegeben,  im  Falle  der  Entdeckung  dieses  Abzeichens  des 
Europäertums  einfach  zu  sagen , dafs  dieser  Apparat  dem 
Efleudi  als  Heservesonnenschirm  dient.  Ich  selbst  erhielt 
den  Namen  Sä'ib  Elfendi,  ein  neunngekommener,  frommer 
Beamter,  welcher  vor  dem  Antritt  seines  Dienstes  das  Grab 
des  Propheten  Su’aib  ibn  Mahdam  besuchen  will.  So  ritten 
wir  durch  das  W.  Sanaf , welches  in  seinem  obern  Teil 
W.  Kults  heilst,  hinauf  gegen  den  Dj.  Dhahjän,  auf  welchem 
ich  alte  Ruincu , nämlich  die  der  Stadt  oder  des  Dorfes 
Dhahjän,  erblickte.  Noch  ein  andres  Wädi,  das  W.  Naktb, 
vereinigt  sich  von  links  her  mit  dem  W.  Kalis.  In  allen 
diesen  Flufsthülorn  wird  Khardal  (zur  Ölbereitung  dionond) 
gesäet.  Bald  nachher  gingen  wir  ins  tiefe  W.  E Dhulu’cin 
über,  welches  scheinbar  nach  E abfliefst.  In  diesem  W. 
liogt  Beyt  Kuhaim  aus  nur  wenigen  Häusern  bestehend,  an 
denen  wir  vorüborziehon.  Um  12h  30m  erreichten  wir  EI 
Karja , d.  h.  „das  Dorf* , wo  wir  direkt  auf  das  Haus  des 
’Akil  lo8stouerten.  Leidor  trafen  wir  nur  dessen  Sohn,  der 
indes  so  freundlich  als  nur  möglich  war,  als  er  von  dem  from- 
men Zweck  meines  Besuches  hörte.  Bald  war  dBS  ganze  Dorf 
um  uns  versammelt.  Du  ich  noch  an  domsell>en  Tage  nach 


Metne  hinabsteigen  wollte,  so  schlug  ich  das  Anerbieten 
der  Einwohner,  ein  wenig  auszuruhen  und  Kisclir  zu  trinken, 
rundweg  aus.  Mein  Diener  hatte  Geistesgegenwart  genug, 
um  den  Leuten  als  Grund  meines  Refus  zu  sagen,  dafs  ich 
noch  das  Mittagsgebet  (Tnhr)  am  Grabe  des  Well  (Heiligen) 
verrichten  möchte.  Ich  liefs  meine  Maultiere  und  meinen 
Diener  im  Kurjo  zurück , ihm  den  ausdrücklichen  Auf- 
trag gebend,  das  Gepäck  nicht  abzuladen . bis  ich  selbst 
I wiederkomme.  Ich  befürchtete  ganz  einfach,  dafs  beim 
Abladen  der  englische  Hut  zum  Vorschein  kommen  könnte. 
Mit  dem  Polizeisoldaten  und  meinem  Führer  erkletterte 
ich  nun  die  höchste  Spitze  (Dj.  Kähir  oder  Dj.  Beyt  Khau- 
län)  des  Berges,  auf  wolchem  sich  die  berühmte  Grabmo- 
schee des  Propheten  Suaib , eine3  angeblichen  Schwieger- 
vaters Moses’,  befindet.  Bei  der  Moschee  gibt  es  nur  vier 
oder  fünf  kleine  Häuser,  deren  Einwohner  vom  Wakf  der 
Moschee  und  den  Spenden  der  frommen  Besucher  und  Be- 
sucherinnen leben.  Letztere  fehlen  niemals,  da  sie  diesem 
Heiligen,  sowie  ich  das  noch  überall  gefunden  habe,  ge- 
wisse Fähigkeiten  zuschreihen.  Ich  fand  denn  auch  den 
grofsen  Vorhof  der  Moschee  dicht  boset.zt  mit  zumeist 
jungen  bildhübschen  Frauen,  die  sich  sofort  verschleierten, 
als  sie  mich  erblickten.  Der  „erste  Türke“,  welcher  be- 
hufs einor  Zijäre  (Hciligenhesnch)  auf  don  Berg  kum,  war 
denn  auch  dor  Gegenstand  des  allgemeinsten  Anstaunens, 
ja  man  wisperte  sogar,  dafs  ich  einor  von  den  braven  Tür- 
ken sein  müsse,  da  ich  sonst  trotz  meiner  Frömmigkeit  die 
Strapuzun  dos  Aufstieges  gescheut  hätte.  Die  Moschee 
wurde  sofort  geöfluet.  Ich  legte  meine  hohen  Boiterstiofol 
ah  und  wenige  Augenblicke  nachher  stand  ich  in  einem 
duukicu  Kaum  vor  einem  niedrigen  Grabmal,  das  mit  zahl- 
reichen buntgefiirbteii  Tüchern  überdeckt  war.  Ich  bewun- 
derte und  achtete  in  diesem  Augenblick  die  naive  Gläubig- 
keit der  Menschen,  denn  meine  bisherige  Erfahrung  hat 
mir  noch  immer  bestätigt,  dafs  die  in  Ergebenheit  und  in 
Demut  Glaubenden  bessere  und. edlere  Menschen  sind,  wc- 

iniggteus  ihren  Glaubensgenossen  gegenüber,  als  die  Wissens- 
stolzen. 

Ich  sprach  beim  Grabmal  eine  kurze  Segensformel,  be- 
sichtigte hierauf  das  Grabmal  an  allen  Ecken  nnd  Enden, 
ohno  jedoch  irgend  etwas  Antikes  zu  finden,  und  hegab 
mich  dann  auf  die  Terrasse  der  Moschee,  um  den  herr- 
lichen Rundblick  zu  geniefsen , den  man  von  diesem  nach 
meiner  Messung  2985  in  hohen  Bergriosen  haben  kann. 
Da  mein  Aneroid  nur  bis  580  mm  eingeteilt  ist,  so  bin 
ich  nicht  ganz  sicher,  ob  kleinere  Prossionen  mit  Verläfs- 
j lichkeit  gomessen  worden  können , zumal  sich  auch  bei 
derartigen  Bergbesteigungen  stets  Unregelmäßigkeiten  um 
| Aneroid  ergeben.  Mit  Rücksicht  darauf,  dafs  der  nicht  gar 
weit  entfernte  Dj.  Hadhür  es  Seikh  (Hadhür  beni  Azd  oder 


Digilized  by  Google 


Von  Hotleida  nach  San’n. 


43 


auch  HadhOr  ul  MasAna’u)  seiner  Zeit  von  mir  zu  2945  m 
bestimmt  wurde,  ein  Berg,  der  weit  niedriger  zu  sein 
scheint  als  der  I)j.  HadhOr  Nebbi  Su’aib,  bin  ich  trotz  der 
Messung  doch  der  Ansicht,  dafs  dieser  letztere  eine  Höhe 
von  mehr  als  3000  ra,  etwa  3150  m besitzt.  Denn  wie 
eine  I/uidkarte  liegt  ganz  Jemen  vor  uns;  nach  allen 
Seiten  reicht  der  Blick  bis  an  die  entferntesten  Borgspitzen 
des  Landes.  SJan’A  (2210  in),  Dj.  XukOin  (2700  ro),  I)j. 
Barras  (2735  m),  I)j.  Dhin  (2033  in),  KuukahAti  (2005  ra) 
und  zahlreiche  andre  Berge  liegen  förmlich  zu  unsern 
Felsen.  Ein  eisig  kalter  Luftzug  von  allon  Seiten  zwingt 
uns , die  wir  noch  erhitzt,  und  in  Schweifs  gebadet  sind, 
ein  Weilchen  beim  Kischrtopfe  hinter  einer  Mauer  Schutz 
zu  suchen.  Als  wir  wieder  auf  dio  Terrasse  zurück* 
kehrten,  stiegen  auch  schon  dio  hier  eine  alltägliche  Er- 
scheinung bildenden  Sukheimüni  oder  ’Urnma  herauf, 
welche  genau  bis  zum  Kamin  des  Gebirges  Vorschriften 
und  die  ganze  westliche  Seite  nach  uud  nach  iu  ein  dichtes 
Wolkenmeer  hüllen , aus  welchem  kaum  hier  und  da  für 
einige  Augenblicke  die  höchsten  Bergspitzen  hervorragen. 
Das  Schauspiel  war,  so  störend  und  unangenehm  es  mir 
auch  kommen  mochte , dennoch  von  großartiger  Pracht. 
Dieser  Berg,  dann  der  Dj.  Sahara  und  Dj.  Kanin  (Müller 
schreibt  Kinunj  sollen  nach  der  Behauptung  der  Araber 
bei  der  grofeen  Sündtlut  allein  mit  ihren  Spitzen  Über  den 
Meereswogen  erhaben  gewesen  sein , HadhOr  jedoch  alle 
andern  weit  überragend.  In  der  That  ist  der  Berg  so 
hoch,  dafs  es  hier  boinahe  jeden  Winter  schneit.  Im 
verflossenen  Winter  — so  erzählten  mir  die  Einwohner  — 
konnten  die  Leute  acht  Tage  hindurch  ihre  HäiiBer  nicht 
verlassen,  da  der  Schnee  meterhoch  gelegen  hübe.  Xiebuhr 
und  nach  ihm  Karl  Bitter  stellen  dioscs  mit  Unrocht  in 
Abrede.  Ich  habe  in  weit  tiefer  gelegenen  Partien  dieses 
Gebirges  in  den  Monaten  Dezember  und  Januar  sehr  häufig 
Temperaturen  von  2 — 3*  Celsius  unter  dem  Gefrierpunkte 
beobachtet,  und  Eis  gehört  selbst  in  §an’ä  in  den  genannten 
Monaten  zu  den  täglichen  Erscheinungen , selbst  wenn  die 
Temperatur  nicht  bis  auf  0*  gesunken  ist.  Ja,  die  grofse 
Trockenheit  des  OstscrAts  und  die  damit  verbundene  aufser- 
ordentlich  starke  Verdunstung  bringt  es  mit  sich,  dafs 
selbst  bei  Temperaturen  von  3 — 4*  über  dem  Gefrierpunkt 
— einmal  beobachtete  ich  dies  sogar  bei  + 8*  ('.  — 
sich  Eis  bildet,  besonders  im  Freien,  wo  die  trockene  Luft 
ungehindert  über  die  Wasserfläche  streichen  kann.  Würde 
es  in  den  kalten  Monaten  Niederschläge  geben,  dann  würde 
das  ganze  Gebirge  von  Jemen  den  schneebedeckten  Gipfeln 
des  Libanon  oder  der  Alpen  gieichon.  Allein  die  Zeit  der 
Niederschläge  (Regen  uud  sohr  viel  Hagel)  fallt  im  jemoni- 
•chen  Gebirge  auf  die  Monate  März  — Mai  und  dutin  auf 
die  Monate  Juli,  August,  September,  welche  allein  eine 


gewisse  Feuchtigkeit  aufweiseu.  Die  Wintcrmonute,  wenn- 
gleich kalt,  sind  doch  aufserordeutlich  trocken  und  bubeu 
im  OstserAt  nur  ausnahmsweise  Niederschläge,  welche  im 
HadhOr  stets  die  Fonn  von  Schnee  haben.  Auf  diesem 
Berge  jedoch  bringen  auch  dio  SuklicimAui  Schnee,  welche 
eben  gerade  bis  hierher  reichen.  Ähnlich  dürften  sich 
die  Verhältnisse  auf  dem  Dj.  HadhOr  es  Seikh  und  an- 
dern hoben  dem  Gehirgskamme  entsteigenden  Spitzen  gestal- 
ten. Doch  haben  wir  vou  dort  keine  direkten  Nachrichten. 

Die  höchste  Spitze  des  Dj.  HadhOr  Xebbi  Su’aib  heifst, 
wie  bereits  eingangs  bemerkt,  Dj.  KAhir  oder  Dj.  Beyt 
KhaulAn.  Etwa  600  m westnord  westlich  davon  liegt  eine 
andre  fast  genau  gleich  hohe  Kuppe,  welche  Dj.  ’Vzziin 
heifst  uud  altes  Gemäuer  zu  besitzen  scheint.  Genau  im 
W meines  Standpunktes  rag»  der  näher  gelegene  Dj.  Dliähah 
empor,  und  otwa  800  in  südwestlich  vom  KAhir 
der  Berg  El  MansOni,  welche  alle  annähernd  gleiche  Höhe 
habou.  Im  WSW,  ca  2 — 3 km  entfernt  sieht,  die  Spitze  des 
Dj,  Ghuraz  hervor,  im  S der  bereits  erwähnte  Dj.  Dhabjän 
und  zwischen  diesem  und  dem  KAhir  der  Dj.  ZA’le.  Im  NW 
des  Berges  dohut  sich  die  KA'a  Mcni  aus,  in  deren  Hinter- 
gründe das  Dorf  Dja’lal  (Müller  hat  Ma’lal)  liegt.  Ein  Dorf 
Beyt  Ma’din  (sollte  dies  MAdin  sein?)  liegt  hinter  dem 
Dj.  Ghuraz  und  gehört  schon  zu  Haiura.  Östlich  vom 
Karje  wäre  noch  das  Dorf  Rakb  oder  Rakab  zu  erwähnen. 
Eine  ganze  Monge  von  Thalschluchten  durchfurchen  den 
• Berg  nach  allen  Richtungen , und  man  kann  vom  Had- 
hOr sagen , dafs  er  Wasser  nach  allen  Weltgegenden  aus- 
sendet: in  den  Djöf  (KliArid),  ins  W.  Surdud  und  ins 
W.  SahAm.  Eins  von  diesen  WAdi»,  welches  zwischen 
dem  Dhabah, ’YzzAn  und  Kühir  entspringt,  führt  den  bibli- 
schen Nnmen  W.  DAud  und  weiter  unten  den  nicht  minder 

Iahen  Namen  W.  JAzil,  der  bisweilen  in  den  himjarischeu 
Inschriften  erwähnt  wird.  Vor  JAzil  zieht  sieb  längs  dos 
rechten  Ufers  dieses  Wadis  der  Dj.  Meihe  und  dann  der 
Dj.  Taklda  bin,  welch  letzterer  bis  zum  Dorfe  ’Asfur  reicht. 

Nach  der  Tradition  der  Aratier  soll  auf  dein  Dj.  Had- 
hOr der  Prophet  Su’aib,  welcher  den»  in  Unglauben  und 
Heidentum  versunkenen  Volk  das  Erscheinen  des  Islams 
voraussngte,  von  seinen  eignen  lauten  erschlagen  worden 

Isein.  Gegenwärtig  betucht  man  den  Berg  am  letzten  Tag 
des  Monates  RamadbAn  und  am  ’Arafat-Foste,  wo  die  Araber 
grofse  Festlichkeiten  veranstalten. 

Nach  ziemlich  raschem  Abstieg  erreichten  wir  um  3b  15™ 
nachmittags  das  Haus  des  ’Akil,  wo  wir  die  gesamte  Ein- 
wohnerschaft des  Dorfes  versammelt  fanden.  Allo  Welt 
beglückwünschte  mich  und  drängte  sich  um  meine  beiden 
Begleiter,  um  zu  erfahren,  was  der  Eflendi  alles  am  Grabe 
des  Propheten  gemacht  habe.  Das  wurde  ihnen  denn  auch 
im  Detail  erzählt.  An  mich  selbst  richtete  man  sofort  die 

6* 


Digitized  by  Google 


44 


Von  Hodeida  nach  Sau’a. 


Frage,  ob  ich  noch  rechtzeitig  zum  Mittagsgebete  eingetrotfen  ' 
sei,  was  ich  unter  dem  Ausdrucke  meines  gröfsten  Bedauerns 
verneinen  mufste.  Nicht  einmal  der  Wunsch,  wenigstens 
das  ’A?r-Gebet  (in  der  Mitte  zwischen  Mittag  und  Sonnen- 
untergang) am  Grabe  des  Heiligen  zu  verrichten , sei  mir 
gegönnt  gewesen ; deun  schon  sei  der  Prophet  gnädig  genug 
gewesen , indem  er  mächtigen  Donner  rollen  liefe,  sicheres 
Yorzoichen  des  von  der  Bevölkerung  mit  Sehnsucht  er- 
warteten Regens.  In  der  That  begann  es  bereit«  zu 
tröpfeln,  und  wir  beeilten  uns,  so  schnell  als  möglich 
das  vorbereitete  Mahl  einzunehmen.  Mein  Diener,  der 
wegen  meines  langen  AushleibenB  doch  abgeladen  hatte, 
war  moincra  Aufträge  hiusichtlioh  des  nun  wirklich  ent- 
deckten Korkhutes  nachgekoramen.  Die  Leute  fanden  das 
sehr  natürlich  und  bedauerten  obendrein  den  armen  Effendi, 
dafs  er  von  der  Sonne  so  viel  leide , er , der  doch  ein 
radjol  mu-min,  ein  gläubiger  Mann,  sein  müsso.  Durchs 
W.  Siräre  stiegen  wir  sodann  nach  Metno  hinab , vom 
halben  Dorfe  begleitet,  das  ob  des  vermeintlich  infolge 
meines  Besuches  eingetreteuuu  Rogens  dankend  gen  Himmel 
blickte  uud  mir  zu  wiederholten  Malen  versicherte,  dafs  ich 
fi  sakhsi  mubärak , d.  h.  in  meiner  Person  gesegnet  und 
gottbegnadet  sei.  Um  6b  abends  waren  wir  schon  in  einer 
Scmsera  in  Meine  oinquartiert. 

Metne,  von  den  Türken  Khan  Simm  Paia  genannt,  be- 
sitzt ein  grofses  kreisförmiges  Wasserbassin  und  eine  allen 
Reisenden  unentgeltlich  zur  Verfügung  stehende  grofse  Her- 
berge aus  mächtigen  Quadern , angeblich  von  SinAn  PaSa 
erbaut.  Der  Ort,  auf  dem  Rücken  des  SerAt  gelegen,  hat 
nach  meinen  Messungen  eine  Seehöhe  von  2609  m.  Hior 
kam  dein  Missionar  Wolf!  „der  erste  Schwarm  der  Rehabitcn- 
reitorei  mit  furchtbarem  Geschroi : ,Hu!  hu!  hu!*  entgegen. 

Ich  hielt  ihnen  meine  Bibel  vor  und  stutzend  hielten  sie 
still  und  riefen:  , Ein  Jude!  ein  Jude'*“  Daun  stiogen  allo 
von  den  Rossen  ab  und  Wolff  erzählte  ihnen,  dafs  er  vor 
12  Jahreu  einen  ihres  Stammes  mit  Namen  Mosa  in  Me- 
sopotamien (!)  gesehen  habe.  „, Reifst  du  Wolff?*  (!)  ,Ja!‘ 

Sie  umarmten  mich ; sie  besafsen  die  Bibel  noch , die  ich 
jenem  eiiiBt  geschenkt.“  Nun  war  der  Missionar  ihr  Gast- 
freund  und  lornto  diesen  merkwürdigen  Tribus  als  „die 
treuen  Nachkommen  des  guten  alton  Vaters  Jonadub,  dos 
Sohnes  Rehub  kennen,  die  sich  rühmten,  dessen  Gebote  zu 
halten  bis  uuf  den  heutigen  Tag“.  Allein  es  kum  noch 
besser:  denn  Ritter  sagt:  „Nach  Wolff  befanden  sich  unter 
ihren  Gefährten  auch  andere  Kinder  Israols  vom  Tribus 
Dan,  die  zu  Terim  in  Hadhramant  ihre  Wohnsitze  hutton“. 
Schado,  dafs  der  Missionar  Wolff  nicht  längor  im  Jemen 
geblieben  ist,  uud  dafs  andre  Reisende  Gelegenheit  fanden, 
nach  ihm  das  Land  zu  bereisen,  und  wie  speziell  ich( 
selbst  in  das  Gebiet  der  Arbub,  dieser  „treuen  Naclikom-  1 


kommen  des  guten  alten  Vaters  Jouadab“,  einzudringen, 
wo  der  ganze  Humbug  des  Missionars  iu  sein  Nichts  zer- 
stäubte ! 

Um  Metne  dehnt  sich  die  sogenannte  KA’a  Sahmün  aus 
und  südsüdwestlich  das  Gebiet  von  El  Hatäb.  Die  Dörfer 
Kadaf  (auf  dem  Dj.  el  Hazze,  welcher  dem  gegen  die  Spitze 
dos  Hadhfir  sich  hiuziehenden  Dj.  el  M’äzib  |Ma’azib)  vor- 
gelagert ist) , Boy  t Kähin  , Dä’or , Masjab , Sahmün  (auch 
Mirrib),  Beyt  Radam  und  Beyt  Mahdam,  welcho  alle  auf 
diesem  Plateau  gelegen  sind , habe  ich  in  meiner  Karten- 
skizze verzeichnet. 

HamdAni  leitet  den  Namen  dieses  Gebiotes  von  Hadhür 
ben  ’Adi  ben  Mälik  her  und  rechnet  die  bereits  früher  er- 
wähnten Gebiete  von  Haimet  od  dükhilija,  ferner  das  Be- 
led  el  Akhrüdj,  Huld  Sahmün,  Dju’lal  und  WAdlii’  dazu. 

Bevor  wir  dieso  Gegend  verlassen,  wollen  wir  noch 
einige  Worte  über  die  den  Alten  bekannte  Geographie  des 
von  uns  durchzogenen  Landes  verlieren. 

Da  haben  wir  besonders  Claudius  Ptolomäus,  welcher 
vortreffliche  Nachrichten  Uber  Arabien  gibt,  die  richtig  zu 
deuten  allerdings  auch  noch  heute  aufserordentlioh  schwer 
ist.  Die  Behandlung  der  alten  GeogTaphie  des  Jemen,  so- 
weit sie  uns  durch  die  antiken  Schriftsteller,  wie  Ptolo- 
mäus, Plinius,  den  Poriplus  des  orythräischeu  Moores  und 
andro  überliefert  worden  ist,  einer  speziellen  Arbeit  vor- 
behaltend, wollen  wir  heute  nur  das  eine  oder  das  andre 
hervorheben. 

Unter  don  Bergen  dos  glücklicheu  Arabien  nennt  Ptolo- 
mäus den  Climax.  Niebuhr  vermutet  bekanntlich,  dafs  dieser 
Berg  mit  dem  Nakil  Samara  identisch  sei.  Ich  stimme 
dieser  Vermutung  nicht  bei,  sondern  glaube  vielmehr,  dafs 
der  SerAt  AlhAn  mit  dem  Monte  Cliinace  (ich  citiere  nach 
der  italienischen  Ausgabe  des  Ptolomäus)  zu  identifizieren 
ist.  Ptolomäus  sagt  ausdrücklich:  „Unter  ihnen  (den  Mi- 
näern)  wohnen  die  Doroni  und  die  Mocriti,  dann  die  Sabei, 
die  Achiti  auf  dem  Mons  Climax“.  Identifizieren  wir  die 
Doreni  mit  den  Do  Ru’ain  oder,  was  richtiger  sein  dürft«, 
mit  den  Einwohnern  von  Ttlrüu  und  lassen  wir  die  Mocriti 
dort  gewohnt  haben , wo  sio  noch  hout«  leben 
d.  i.  am  linken  Ufer  des  obem  WAdi  SahAm,  und  lassen 
wir  für  die  Achiti  die  Angehörigen  deB  weitverbreiteten 
uud  auch  von  mir  heuto  nachgowiesenen  Stammes  der  ’Akk 
gelten , so  ist  os  nach  don  Nachrichten  der  von  mir  im 
Laufe  dieses  Berichtes  oft  citierten  Handschrift  deB  Melik 
el  aäraf,  nach  welchem  dio  ’Akk  das  ganze  W.  SahAm  ein- 
genommen habou,  klar,  dafs  unter  dem  Mons  Climax  nur 
der  Borgzug  zwischen  TorAn  und  I^adhör  Nebbi  Su’aib 
inklusive  des  Karn  el  Wu’l  zu  verstehen  sei;  umsomehr, 
als  auch  anzunehmen  ist,  dafs  zur  Zeit  der  Himjaren  der 
Stamm  ’Akk  auch  auf  dem  Rücken  des  erwähnten  Berg- 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  San’ä. 


45 


zuges,  ja  noch  etwas  östlich  landeinwärts  gewohnt  habe. 
So  heifst  ein  grofser  Teil  des  Dj.  Hadhür  Su’aib  auch  heute 
noch  Dj.  Za’le,  fuhrt  also  den  Namen  eines  gegenwärtig 
in  der  Tihäma  wohnenden  (s.  moine  Karte)  ’akkitischon 
Stammes;  auf  der  andern  Seite  sagt  auch  HamdAni,  dafs 
noch  zu  seiner  Zeit  die  Gegend  von  Sinnetein  (mitten  im 
himjarischen  HAsid)  von  ’Akkiten  bewohnt  war.  Erst  nach 
und  nach  mag  dieser  Stamm  gegon  die  Tihämu  vorgedrungen 
sein,  jedes  von  den  Meeresfluton  verlassene,  uougobildete 
Territorium  sofort  durch  eine  seiner  Stammesabteilungen 
oder  (wie  wir  es  im  Falle  der  GhassAniden  gesehen  haben) 
durch  einen  befreundeten  Stamm  besetzend.  l)io  ’Akk  und 
die  Sabäer  scheinen  also  ganz  in  Übereinstimmung  mit 
Ptolomäus  Nachbarn  gewesen  zu  sein ; den  erstem  gehörte 
der  Climax,  den  letztem  die  östlich  und  nördlich  daran- 
stofsenden  Gegenden , wie  speziell  auch  der  Serät  el  Ma- 
sAnn'a , dossen  höchster  Berg  noch  zu  Hamdanis  Zeiten 
HadhOr  beni  Azd  hiefs  (heute  HadhOr  eS  Seikh).  In 
der  That  findet  man  im  Gebiete  von  IJadhOr  Nebbi  Su’aib 
keine  oder  nur  äußerst  wenige  hinvjarische  Denkmäler,  wäh- 
rend man  deren  in  gTofser  Anzahl  in  den  Masäna’abergen 
trifft.  (Ich  erinnere  nur  an  KauknbAn,  ÖibAm  AkjAn,  Sirbab 
{ Müller  hat  daraus  Suraib  gemachtl,  Da’An,  Sahir,  Hind, 
Huneide  u.  s.  w.)  Es  spricht  alle  Wahrscheinlichkeit  da- 
für, dafs  der  Dj.  HadhOr  Nebbi  Su’aib  selbst  der  Climax 
sei.  Denn  Ptolomäus  sagt  zum  Überfluß,  dafs  (vom  Innorn, 
also  südlich  und  östlich  gorechnet)  bis  zum  Berge  Climax 
die  Rabaniti  leben,  was  vollkommen  stimmt.  Die  Rä(iabe 
mit  der  in  Ruinen  liegenden  Stadt  RahAba  ist  bekanntlich 
die  große  Ebene  in  der  Nähe  von  San’A,  welche  sich  längs 
des  KhArid  östlich  und  nordöstlich  der  Bergkotto  dos  Had- 
hür ausbreitet.  Ein  großer  Teil  des  heutigen  Belod  Ham- 
dÄu,  das  sich  bis  gegen  den  Dj.  Hadhür  hinzieht,  gehörte 
zu  Rabübo.  Auch  wohnten  die  MAdin  in  der  Nähe  des 
Hadhür,  wenngleich  nicht  strikte,  wie  Ptolomäus  angibt, 
südlich  davon  („südlich  vom  Climax  sind  die  Masoniti“). 

In  meinen  spätem  Publikationen  über  die  Alte  Geo- 
graphie des  Jemeu,  zu  welcher  ich  ein  ziemlich  umfassen- 
des Material  gesammolt  habo,  werde  ich  auch  die  Weih- 
rauchfrage zu  erörtern  Gelegenheit  finden,  hinsichtlich  deren 
ich  nicht  nur  einige  äußerst  wertvolle  arabisohe  Hand- 
schriften erworben  oder  wenigstens  zu  meiner  Verfügung 
habe,  sondern  auch  die  Mühe  nicht  geschout  habe,  Samen- 
körner der  meisten  im  Jomen  vorkommenden  wohlriechen- 
den Pflanzen  und  ferner  Proben  der  verschiedenen  als  Weih- 
rauch (bukbürAt)  verwendeten  Harze  (wie  LubbAu  und  Mirr) 
einzusammeln , welche  behufs  Anpflanzung  resp.  Unter- 
suchung schon  demnächst  nach  Europa  abgehen  werden. 
Da  ich  selbst  nicht  Botaniker  bin , so  will  ich  vor  dem 
Spruche  der  Fachmänner  über  diesen  Gegenstand  nichts 


veröffentlichen,  sondern  mich  vorläufig  bognügen,  meine 
Erkundigungen  über  Benennung,  Herkunft  und  Verwendung 
dieser  Pflanzen  und  Harze  zu  vervollständigen. 

Es  erübrigt  uns  nooh,  einige  Worte  Uber  den  Ackerbau 
im  Gobirge  und  Uber  die  religiösen  Verhältnisse  der  durch- 
zogenen Gebiete  zu  sagen.  Die  politischen  und  Handels- Ver- 
hältnisse sollen  in  dieser  Abhandlung  unbesprochen  bleiben. 

Im  Gehirgo  werden  zumeist  Körnerfrüchte  augebaut, 
darunter  eine  Art  Weizen  oder  Korn,  Burr  genannt,  einige 
Arten  Gerste  (Sa’ir,  Sakle  und  Semre),  in  den  tiefem  Par- 
tien vorzüglich  Dirre  (eine  gelbe  und  eine  weifse  Sorte)  und 
türkischer  Weizen  oder  Maß  (rümi).  In  den  Thälern  des 
OstserAt  findet  man  außer  den  verschiedenartigsten  Obstsor- 
ten auch  vortreffliche  Weinreben.  Dort,  wo  genügend  Wasser 
vorhanden  ist,  erntet  der  Araber  bisweilen  viermal  im  Jahre 
auf  demselben  Grundstück.  Große  Strecken  dos  Landes 
jedoch,  besonders  im  OstserAt,  liegen  der  mangelnden  Feuch- 
tigkeit wegen  völlig  brach.  Außer  Talh,  TAlok,  Talib  und 
Daumbäumon  kommt  noch  die  Tamariske  (athl)  besonders 
im  OstserAt  in  kleinen , waldähnlichen  Beständen  und  als 
Feldereinzäunung  vor.  Dor  Baum  jedoch  ist  außerordent- 
lich klein,  und  wird,  wie  die  zahlreichen  übrigen  Baumsorten, 
fast  durchweg  KrüppelgewächBe , als  Brennholz  verwendet. 
Nur  am  Westabhang  des  Serät  gibt  es  mächtigere  Bäume, 
dio  vielleicht  an  die  ubossinische  Vegetation  erionorn  könnten. 
Wohlriochonde  Pflanzen  (MaäAmiro)  wachsen  beinahe  überall 
wild,  in  einzelnen  wohlbekannten  Gegenden  indes  in  größter 
Üppigkeit  und  vorzüglicher  Qualität.  In  den  Gärten  San’ As 
werden  zahlreiche  Sorten  besonders  gepflegt  (man  nennt 
liier  die  Gemüsogärtner  Ka&äAmlu ; sie  gehören  zur  Paria- 
kasto,  während  eigentliche  Gärtner  im  Gegensätze  zu  ihnen 
freie  Männer  sind).  Dieso  wohlriechenden  Pflanzen  sind  es, 
welthc  uns  zum  Verständnis  gewisser  Stellen  im  Plinius 
und  Ptolomäus  verhelfen  werden.  Die  Türken  pflanzen  überall, 
wo  sie  festen  Fuß  fassen,  Gemüse  an,  welches  vortrefflich 
gedeiht.  Ohne  diese  Nahrung  würden  ihre  Soldaten  zu- 
meist dem  Skorbut  erliegen.  In  Ermangelung  von  Ge- 
müsen vornbreiobte  man  einmal  den  Soldaten  sogar  gewöhn- 
lichen Luzernerklee,  welcher  im  Lande  in  sehr  guter  Qua- 
lität zu  finden  ist-  Dieso  Medizin  hatte  durchschlagenden 
Erfolg,  denn  der  Skorbut , welcher  bereits  an  2000  Mann 
dahingerafft  hatte,  verschwand  schon  nach  wenigen  Tagen. 

Was  nun  die ' religiösen  Verhältnisse  anbelnngt,  so  kann 
ich  mich  mit  wenigen  Worten  begnügen.  In  dor  TihAina 
wohnen  Orthodoxo  vom  Sä'fal  - Ritus , in  den  Bergen  von 
HarAz : SawAfa'a  und  IsmA’ilija  (DAudija  und  SuleimAnija), 
in  der  Gegend  von  §an’A  Si’iten  von  der  Zeidi -Sekte  In 
allen  diesen  Gegenden  gibt  es  vereinzelt  auch  Sollten 
(SilafA),  ImAinija  und  EthnAäerija.  Über  allo  diese  Sekten, 
verhältnismäßig  wonig  bekannt,  wird  uns  eine  Reihe  von 


46 


Von  Hodeida  nach  San’A. 


Handschriften , welche  ich  erworben  habe,  bessere  Auf- 
schlüsse geben,  als  ich  dies  in  einem  ohnehin  schon  zu 
lang  gewordenen  Reiseberichte  thuu  konnte.  Vielleicht,  ent- 
schliefst sich  der  französische  Akademiker  J.  Dorombourg, 
welchem  ich  vor  nun  schon  2 Jahren  einen  eingehenden 
Bericht  über  die  religiöson  Verhältnisse  Südarahiens  für 
die  Academie  des  Inscriptions  et  Beilos  Lottres  eiusandto, 
diese  Arbeit-,  welche  leider  wio  alle  meine  dorthin  gesand- 
ten (14)  Berichte,  Kartenskizzen  und  himjarischen  In- 
schriften (276)  ihrer  Bestimmung  nicht  zugeführt,  wurden, 
endlich  der  Öffentlichkeit  zu  Ubergeben.  Vermischt  mit 
den  Ismä'ilija  und  den  Zujöd  kommen  auch  zahlreiche 
Juden  vor  und  zwar  in  Sa’fun,  Menäkha.  in  den  Dörfern 
bei  Menäkha , dann  ganz  besonders  in  San’ä.  Entgegen- 
gesetzt ihren  ahessinischen  Brüdern  tragen  sie  an  keinem 
Punkte  des  Landes  Waffen  und  werdon  allen  Demütigungen 
seitens  der  Arabor  ausgesetzt.  Ebeuso  wie  die  Sabiior 
und  Himjaren  seit  den  ältesten  Zeiten  nach  Norden  aus- 
griffen und  dort  Kolonien  anlegteu . buben  auch  die  alten 
Juden  ihr  Augenmerk  nach  aufseu,  speziell  nach  Süden 
gewendet,  wo  sie  befreundete  Königreiche  wufsten.  Es 
scheint  durchaus  keine  Fabel  zu  sein,  dafs  zahlreiche  Juden 
auf  dem  grofsen  Handelswege  im  Innern  der  arabischen 
Halbinsel  schon  zur  Zeit  Salomos  bis  nach  dem  Jemen 
vordrangen , immer  in  Verbindung  mit  den  ihnen  befreun- 
deten Sabäern  und  sich  gegenseitig  unterstützend.  Die 
ersten  jüdischen  Eiuwunderer,  allerdings  in  unbedeutender 
Zahl,  dürften  also  vielleicht  schon  zur  Zeit  Salomos,  das 
Gros  jedoch  gewifs  nicht  viel  vor  1200  Jahren  ins  Lund 
gekommen  sein.  Vielleicht  sind  sie  gerade  den  Ghassäni- 
den  nach  dem  Jemen  nachgefolgt,  ln  den  himjarischen 
Inschriften , die  doch  bis  zum  3.  oder  4.  Jahrhundert,  der 
christlichen  Zeitrechnung  hinnufreichen , Hilden  sioli  die 
Juden  ebensowenig  erwähnt  wie  in  den  altern  sabäischen 
Inskriptionen.  Sie  scheinun  nur  iu  kleinen  Kolonien  als 
Handelsleute  längs  der  bekannten  innerarabischen  Handels- 
strafsen  gelobt  zu  haben,  welche  ursprünglich  ihren  Haupt- 
ausgang von  Märih  nahmen  und  sich  von  hier  über  Kedjrän 
nach  Lenkekome,  Ghaza,  an  deu  Euphrat,  nach  Bahrein 
und  nach  einigen  Küsteuplätzoii  der  hadhramantischcn  Küste 
hinzogen.  Erst  als  die  wichtige  Route  von  Märih  nach 
Syrien  aufgegeben  und  nach  W ins  Gebirge  verlegt  wurde, 
kamen  die  Juden  ins  eigentliche  Jemen,  wo  sie  unter  gün- 
stigen politischen  Verhältnissen  durch  starke  Einwanderung 
sich  vormehrten.  Gegenwärtig  rücken  sie  sogar  bereits 
gegen  die  Tiliäma  vor  (Meuü'kha,  Sa’fän , Dj.  Burn’  u.  a.). 
Sie  haben  entgegen  allen  phantastischen  Berichten  niemals 
eine  Rolle  gespielt  und  bieten  nur  die  eine  Merkwürdigkeit 
dar,  dafs  sie  iu  der  Aussprache  des  Hobräischen  beinahe 
vollkommen  mit  den  sogenannten  Aäkenezim  (.luden  Rufs- 


lande , Österreichs  und  Deutschlands)  Ubereinstimmeu , was 
gelegentlich  einmal  spoziell  besprochen  werden  soll.  Auch 
hinsichtlich  der  Juden  ist  ob  mir  gelungen,  eine  uralte  ara- 
bische Foliantenhaudsclirift  in  meinen  Besitz  zu  bekommen, 
welche  wertvolle  Aufschlüsse  über  die  Juden  und  ihr  Ver- 
hältnis zu  den  verschiedenen  arnbigehon  Stämmen  in  Ara- 
bien enthält,  mit  denen  sie  vor  dom  Auftreten  Mohammuds 
gemeinschaftlich  wohnten.  Leider  fehlt  der  Name  des  Ver- 
fassers dieser  Handschrift.  Erst,  der  Islam  hat  diese  Ver- 
hältnisse wesentlich  geändert,  und  heute  könnte  man  bei- 
nahe sagen,  dafs  es  für  die  jemenischen  Juden  ein  Glück 
wäre,  wenn  sie  ein  beredter  Apostel  entweder  zum  Christen- 
tum oder  zum  Islam  bekehren  könnte.  Die  Türken  und 
die  ihnen  stets  folgenden  griechischen  Kautleute,  auch  ein 
italienischer  Kaufmann  in  San’ä  brauchen  nicht  speziell  er- 
wähnt. zu  werden.  In  Hodeida  leben  auch  einige  Wania 
(Banianen),  drei  oder  vier  Parsi  und  seit  einigen  Jahreu 
zwei  europäische  Israeliten,  der  eine  als  Associe  dos  italie- 
nischen Honorar- Konsularagenten,  der  andre  ein  aus  Kon- 
stantinopel  eingewanderter  Kaufmann.  Dafs  nebst  diesen 
auch  noch  andre  Europäer  sich  in  der  Hafenstadt-  nieder- 
gelassen haben,  versteht  sich  von  selbst-  Die  meisten  be- 
treiben Kaffeehandel,  einer  auch  den  Export  von  Tierhäuten. 

Die  Bewaffnung  der  Gebirgsaraber  bestellt  zumeist  in 
alten  Luntenflinten.  Nur  bei  den  mit  reichem  Pferdestand 
gesegneten  Stämmen  (im  Djüi)  findet  man  die  lange  Lanze. 
Aufserdem  hat  jeder  Gebirgsbewohner  ein  gekrümmtes  Gürtel- 
messer  (Djenbija)  mit  schön  aufgeputzter  Scheide.  In 
ihrer  äufsorn  Erscheinung  unterscheiden  sie  sich  wesentlich 
von  den  Tiliäma- Arabern.  Sie  sind  nicht,  so  dunkel  wie 
diese,  sind  kräftig  gebaut  mit  vnllkomfnon  europäischen 
Zügen , lassen  das  fette,  geradezu  blauschwarze  Haupthaar 
in  langen  Locken  herabwallen  und  tragen  bauschige,  stets 
dunkel  (mit  Nil)  gefärbte  Blusen , iu  der  Studt  auch  eine 
Ar»  Hemd , gewöhnlich  ursprünglich  von  weifser , jedoch 
von  dem  abfürbenden  Nil  bald  bläulich  schimmernder  Farbe, 
welches  durch  den  Gürtel  zusannnengebalteu  wird.  Die  Wei- 
ber sieht  mau  gewöhnlich  im  blauen  Anzug  (Boiuklcider  mit 
etwus  ongerm  Gold-  oder  Silberrande  bei  den  Knöcheln, 
Jacken,  vielfach  verziert,  Kopftuch),  Leihhemden  sind  im 
Lande  nicht  üblich,  fu  der  Stadt  hüllen  sie  sieb  noch  in  einen 
scheckigen  Ijeinwaudüberwurf  und  tragen  mit  rotgefärbten 
grofsmüchtigen  Rhomben  versehene  Gesichtssohleier.  Die 
Kinder  haben  oft  allerliebste  Gesichtcbeu.  Ihre  Erziehung 
ist,  wie  überall  bei  den  Muselmännern,  eine  sorgfältige. 
Die  Kinder  werden  selbst  bei  den  wildesten  Kabllen  an 
Gehorsam  gegen  die  Eltern  und  an  Respekt  vor  Erwach- 
senen gewöhnt.  Mau  wird  mitten  in  Arabien , seihst  in 
der  ärmsten  Beduinongesellschaft  niemals  auf  ein  unschönes 
Wort  stofsen.  Der  Araber  ist  im  allgemeinen  aufserordeut. 


Digitized  by  Google 


Von  Hodeida  nach  San’S. 


47 


lieh  sanftmütig,  im  Umgang  und  in  der  Konversation  de- 
likat und  zuvorkommend.  Was  er  in  seinem  Herzen  birgt, 
das  weifs  allerdings  nur  er  und  der  Allmächtige.  Man 
kann  deshalb  nio  mit  vollem  Vertrauen  mit  diesen  I .outen 
verkehren,  so  angenehm  der  Verkehr  auch  sein  mag.  Der 
Südaraber  hat  hierin  ganz  und  gar  den  Charakter  der 
semitischen  Rasse,  unterwürfig,  heuchlerisch,  freundlich  und 
ungeuohm , sobald  er  es  mit  jemand  direkt  zu  thuu  hat, 
betrügerisch,  falsch,  verräterisch,  sobald  man  den  Rücken 
gekehrt  hat,  und  überdies  rachsüchtig  bis  zum  Exzefs  und 
grausam  gegen  jeden , der  seine  Interessen  zu  durchkreu- 
zen gewagt  hat , aber  immer  schlau , niemals  mit  offenem 
Visier.  Im  Ilaudel  ist  der  Araber,  wie  alle  Semiten,  von 
Natur  aus  für  die  Übervorteilung  des  andern  angelegt, 
wobei  ihm  kein  Mittel  zu  schlecht  ist.  Bestechung  der 
Beamten  und  Richter , falschen  Eid  und  Zeugenaussage 
scheint  der  Slidaraber  gleichfalls  von  Sem , dom  Sohne 
Noahs,  geerbt  zu  haben,  im  grofsen  Ganzen  also,  wenn 
man  von  dem  Anstand  im  Umgang  und  von  dem  guten 
Familienleben  ahsieht,  überwiegend  unschöne  Eigenschaften. 
Der  Stammesarabor  orkennt  ondgültig  nur  die  brutale  Ge- 
walt un.  Ist  er  im  Kampfe  besiegt  worden,  dann  findet 
er  es  ganz  natürlich , sich  in  allem  und  jedem  wie  ein 
Hund  seinem  Sieger  zu  unterwerfen.  Dabei  kennt  er  den 
Begriff  der  Zusammengehörigkeit  mit  andern  Stämmen  nicht 
im  geringsten.  Wio  die  Polen  und  die  Juden,  dio  nur  aus 
der  Feme  für  gewisse  Dinge  schwärmen , geraten  sie  so- 
fort übereinander,  wenn  sic  sich  zu  nahe  kommen.  Ja 
seihst  im  eignen  Stamme  herrscht  koine  Einigkeit.  Das 
macht  os  denn  auch  dem  jeweiligen  Träger  dor  Gewalt  im 
Lande  leicht , diese  sonst  nnbändigen  Stämmo  der  Reihe 
nach  zu  zähmen  und  zu  unterwerfen. 

Nun  gehen  wir  an  die  letzte  Strecke,  die  uns  noch  von 
San'ü  trennt: 

Freitag  den  1 . Mai,  6b  1 5m  morgens,  Imstiegen  wir  zum 
letztenmal  unsre  Reittiere,  denn  nur  noch  5 oder  6 Stunden 
tTennen  uns  von  San’ü,  dem  Throne  Jemens  (Kurs!  ol 
Jemen),  wie  cs  die  Araber  nennen. 

Der  Weg  führt  anfangs  fortwährend  in  der  Ebone  (Kü’a 
Sahraan).  An  einer  Stello  reiten  wir  zwischen  zwei  Grab- 
hügeln hindurch,  wo  im  vergangenen  Jahre  zwoi  türkische 
Soldaten  von  Arabern  meuchlings  ermordet  wurden.  Bei 
Mind  beginnt  der  Abstieg  auf  die  Ostaeite  des  Serät.  Wir 
gelangen  in  die  Kü'a  von  Khsame  und  Mesüdjid , welches 
ebenso  wie  dor  östliche  Abhang  des  Dj.  Su’aib  sein  Wasser 
ins  berühmte  W.  Dhahr  (.wa)  sendet.  Auch  Ubor  diesen 
herrlichen  Landaufenthalt  der  San’üner  habe  ich  seiner  Zeit 
einen  ausführlichen  Bericht  nach  Paris  geschickt , allwo  er 
verloren  gegangen  zu  sein  scheint.  Gleich  hinter  Mind 
fällt  dem  Wanderer  ein  mächtigor,  losgerissener  Felsblock 


Iauf,  in  welchen  ein  grofses  regelmäßiges  Zimmer  (djorf) 
eingehauen  ist,  gewifs  aus  alter  Zeit  stammend.  Die  Ebene 
von  Mesüdjid  liegt  ca  110  m tiofer  als  der  Bergrücken  bei 
Meine.  Nach  Khsüine  treten  wir  in  dio  nach  N steil  ab- 
fallenden Bergkotten  von  Rei’ün  und  steigen  in  einem  Wüdi, 
das  nach  Rei’ün  abfliefst,  ziemlich  genau  gegen  E oder 
ESE  hinauf.  Hier  Btofsen  wir  auf  einen  alten  Brunnen, 
Bir  ed  Dafa.  Dieses  Wüdi  geht  auf  dom  südlich  vom 
W.  Dhahr  (zwischen  diesem  und  San’ü)  gelegenen  W.  Dhula’ 
und  von  hier  wie  das  W.  Dhahr  in  dio  Rühahe  (Khürid). 
Wenige  Minuten  später  gelangen  wir  in  ein  in  der  Rich- 
tung  gegen  San’ü  abfallendes  Thal , das  oinen  förmlichen 
Bergsturz  vorstellt.  Es  führt  von  Beyt  ’ Ad  ran  nach  ’Asr 
und  von  hier  nach  Su’öb , wo  sich  sein  Wasser  gleichfalls 
mit  dem  aus  San’ü  und  südlich  der  Stadt,  kommenden  Wasser 
vereinigt,  um  in  den  weiter  unten  Khürid  genannten  Flufs 
abzugehen.  Endlich  erblicken  wir  San’ü  nach  langer  Ab- 
wesenheit zum  zweitenmal.  Tief  unten  liegt  sie  vor  uns, 
dio  ausgedehnte  Stadt,  inmitten  einer  weiten  Ebene,  überall, 
besonders  im  N und  8 von  einem  üppigen  Grün  umgeben, 
das  nach  der  einen  Seite  bis  nach  Raudha , der  Garten- 
stadt sich  hinzieht.  Aus  der  dunklen  Häusermasse  Icuchtot 
die  in  der  Nähe  meiner  Wohnung  befindliche  Bakilimosohco 
(die  türkische  Moschee)  hervor  mit  ihrer  weifsgetiinchten 
Kuppel.  rLü  bud  min  San’ü,  walau  tül  os  safaru,  sagt  der 
Araber.  Das  Herz  erlaubt  nicht,  §an’ä  auszuweichen,  auch 
wenn  Umwege  gemacht  worden  müssen.  Wir  steigen  nun 
freudigon  und  doch  erwartungsvollen  Gemütes  in  die  Ebene 


eine  Stello  passiorond , wo  vor  wenigen  Tagen  zwei  Post- 
kuriere  von  Banditen  angefallen  wurden ; die  beiden  Ku- 
riere, wenngleich  schwor  verwundet,  haben  doch  Wunder 
der  Tapferkeit  verübt.  Sie  haben  zwei  von  don  Banditen 
erschossen , darunter  auch  den  aus  meiner  Reisobeschrei- 
bung (von  Arhab  und  Haäid)  bekannten  Hadjam  aus  Arliab, 
welcher  mich  im  vorigen  Jahre  an  dem  Besuche  der  inter- 
essantesten Ruinen  von  Ätna  (Etwa)  und  Rijam  verhin- 
derte. (Siehe  Petermanns  Mitteilungen  Juni  1884.)  Das 
Dorf  ’Asr,  am  Fufso  dos  Berges  gelegen,  ist  ein  Wakfdorf. 
Es  wurde  vor  Jahrhunderten  samt  seinen  Einwohnern  der 
grofson  Moschee  in  San’ü  vermacht  und  gehört  also  zu  kei- 
ner der  in  der  Umgegend  dor  Hauptstadt  wohnenden  Stam- 
mesgruppen des  Bilüd  el  Rustün,  Su’tlb,  Bel  Hürith,  Benl 
Matar  und  Sanhän. 

Um  llh  60*"  vormittags  erreichten  wir  den  in  der  Ebene 
gelegenen  Brunnen  von  SöpaÄa  (so  bezeichnen  die  Türken 
diese  Stelle),  welchen  die  Araber  Qheil  ’Asr  odor  Masbünot 
’Asr,  d.  h.  das  Bächlein  odor  den  Wasobplatz  von  ’Asr 
nennen.  Bis  hierher  pflogt  man  Nouankommenden  entgegen 
zu  gehen.  Auch  ich  fand  hier  einige  meiner  alten  Freunde, 


48 


Von  Hodeida  nach  San’ü. 


mit  welchen  ich  um  1 Uhr  nachmittags  durchs  Kübel  Kä'a, 
d.  b.  durchs  Thor  des  Judenviertels,  in  die  nach  meinen 
durch  mehrere  Monate  mit  einem  Quocksilberburometor  aus- 
geführten Messungen  2210  m über  dem  Meeresspiegel  ge- 
legene Stadt  einritt,  welohe  ich  in  nichts  verändert  fand. 

Bemerkungen  zur  Kartenskizze. 

Die  vorliegende  Kartenskizze  verdankt  ebenso  wie  der 
Bericht  ihre  Entstehung  der  Überzeugung,  dafs  die  bis  jetzt  ! 
erschienenen  Karten  allzugrofse  Mängel  aufweisen,  was 
speziell  von  den  nuuern  gilt,  dunen  diu  klassischen  Niebuhr- 
schen  Arbeiten  gewifs  nicht  zum  Mustor  gedient  haben. 
Halevy  z.  B.  hat,  von  Sjan’a  angefaugen,  das  er  übrigens 
zu  woit  östlich  und  nördlich  einzcichnete , alle  Distanzen 
ziemlich  genau  im  doppelten  Mafsstabe  der  Wirklichkeit 
aufgetragun,  so  dafB  bei  ihm  Sa  de  und  Nedjrün  in  Breiton- 
grade fallen,  wo  man  sich  schon  längst  im  Nedjd  befinden 
würde.  Das  38  Stunden  von  fyan'ü  entfernte  fja’da  ist  von 
mir  durch  Winkelmessungen  festgelegt  worden,  aus  welchen 
auch  nur  aus  der  beiläuügen  Reduktion  horvorgoht , dafs 
die  Breite  dieser  Stadt  kaum  17°  beträgt.  Desgleichen  hat 
Halevy  hinsichtlich  der  Gebirge-  und  Wasserverteilung  ganz 
eigentümliche  Anschauungen  entwickelt.  Nach  seiuer  Karte 
würde  beispielshalber  das  Wasser  von  San'ü,  also  des  Ost- 
abbanges  des  Sorät,  Uber  den  Kamm  des  Gebirgos  hinweg 
nach  dom  Meere  fliefsen,  und  ähnliche  Dinge  mehr.  Nichts- 
destoweniger mufs  hervorgehoben  werden , dafs  sich  dieser 
mein  Vorgänger  die  gröbsten  Verdienste  um  die  Kenntnis 
Südarabiens , besonders  des  sogenannten  M itsrek  erworben 
hat,  und  dafs  niemand,  ganz  besonders  nicht  seine  Pariser 
Kollegen,  das  Recht  haben,  seine  Reise  und  ihre  Resultate 
in  Abrede  zu  stellen,  wie  mau  dios  vorsucht  hat.  Die 
andre  Karte  ist  die  des  unglücklichen  Langer,  über  welche 
das  Nötige  bereits  gesagt  wurde.  Die  Kartun  Manzuuis  kenne 
ich  leider  nicht.  Sie  behandeln  die  Wege  von  fjan’ü  nach  Ho- 
deida,  Mokha  und  ’Adon  und  enthalten  auch  einen  Situations- 
plan  von  ijan'Ä,  welcher  im  türkischen  GeneralstabBbüreau 
vor  ca  12  Jahren  angefertigt  worden  ist.  Meine  Karten- 
skizze basiert  sich  auf  diu  mittels  oiner  Moudokkultation 


genau  bestimmte  Länge  von  San'ü  (siehe  Sitz.-Ber.  der 
Kaiser).  Akad.  der  Wissensch.  Wien,  Oktober  1884),  ferner 
auf  die  astronomisch  genau  bestimmte  Luge  der  Punkte : 
Dj.  Dliin,  ’Aiurün,  Lümi,  Soda,  El  Küra,  lladje,  Maswar, 
’Aflür,  Ko(ilün,  Dhofir  und  mehrere  andre,  von  wo  aus 
überall  zahlreiche  Winkel  und  Azimute  gemessen  wurden. 
Ich  mufs  allerdings  gestehen,  dafs  ich  vorläufig  von  einer 
Reihe  der  genannten  Orte  nur  die  aus  den  Winkelmes- 
sungen hervorgegangenen  Positionen  verwendet  habe.  Diese 
können  jedoch  von  den  astronomisch  bestimmten  weder  in 
Länge  noch  in  Breite  um  mehr  als  2 Bogenminuten  ab- 
weichen.  Die  Zwischeupunkte  sind  durch  Azimute  be- 
stimmt worden,  die  Küstoulinie  nach  den  gewöhnlichen 
Karten.  Der  Deutlichkeit  wegen  habe  ich  nur  die  wich- 
tigsten Ortschaften,  Wadis  und  Berge  in  die  Karte  auf- 
genommen. Das  ganze  Material  soll  erst  dann  zur  Publi- 
kation gelangen,  wenn  alle  Reduktionen  vollendet  sein  wer- 
den. Ich  beabsichtige  dann  eine  Karte  im  doppelten  oder 
dreifachen  Mafsstabe  der  vorliegenden  zu  veröffentlichen, 
wobei  ganz  besonders  auf  die  Archäologie  Rücksicht  ge- 
nommen werden  wird. 

Ich  kann  die  vorliegende  Arbeit  nicht  schliefsen,  ohne 
den  Wunsch  ausznsprechen,  dafs  die  Fachmänner  beurteilen 
mögen,  ob  ich  wirklich,  wie  meine  Gegner  in  Europa  aus- 
gestreut  haben,  blofs  Vergnügungsreisen  in  Arabien  mache 
und  demgemäf8  keiner  Unterstützung  würdig  sei.  Ich  bin 
dadurch  gezwungen,  einen  Teil  meiner  Zeit,  welche  ich 
gewifs  besser  zum  Sammeln  von  wissenschaftlichem  Ma- 
terial verwenden  könnte,  zur  Ausarbeitung  von  Berichten 
zu  benutzen,  dio  doch  während  der  Roise,  wo  man  keine 


ohne  Mängel  sein  können.  Ich  hoffe  übrigens,  dafs  unpar- 
teiische Gelehrte,  denen  die  Erforschung  des  Zentrums  der 
semitischen  Welt  am  Herzen  liegt,  alles  das  gütigst  be- 
rücksichtigen und  ihre  Unterstützung  einem  Manne  nicht 
versagen  werden,  den  kein  andres  Verschulden  trifft,  als 
sich  in  selbstloser  Weise  einem  gefahrvollen  und  schwierigen 
Unternehmen  gewidmet  zu  haben. 

San'ü,  Anfang  Mai  1885. 


Hie  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland.  1885. 


Von  H 

(Mit  Karte, 

Die  Untersuchungen  in  Grönland  sind  im  Jahre  1885 
durch  zwei  Expeditionen  fortgesetzt  wordon , nämlich  die 

')  Fortsetzung  des  glciclmnmigrn  Artikel«  für  iU«  Jahr  1884  im  Jahr- 
gang 1885,  Heft  II. 


Rink 1). 
a.  Tafel  3.) 

eine  uutor  der  Leitung  des  Leutnants  Jensen  nach  dem 
mittlern  Teil  der  Westküste,  die  andre,  die  schon  seit  dem 
vorigen  Jahre  in  Grönland  befindliche,  welche  für  die  Ost- 
küste  bestimmt  war  und  jetzt  nach  glücklicher  Lösung 


Digitized  by  Google 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


49 


ihrer  Aufgabe  zurückgekehrt  ist.  Obgleich  die  Gebiete,  auf 
welchen  diese  beide  Unternehmen  sich  bewegt  haben,  weit 
vouoinandor  entfernt  liegen,  haben  sie  doch  auch  in  lokaler 
Hinsicht  einen  bestimmten  Berührungspunkt,  nämlich  die 
Bestimmung  der  Lage  und  Ausdehnung  der  alten  skandina- 
rischen  Kolonien.  Diese  Frage,  die  so  vielfach  verhandelt 
worden  ist  und  vorgebliche  Anstrengungen  verursacht  hat, 
und  die , obgleich  dem  Anscheine  nach  schon  vor  50  Jah- 
ren entschieden , doch  noch  in  unsern  Tagen  von  neuem 
aufgetaucht  ist,  kann  denn  wohl  jetzt  als  endlich  aus 
der  Welt  geschafft  betrnchtot  werden.  Nach  den  Resul- 
taten , dio  Leutnant,  jetzt  Kapitän  Holm  von  der  Ostküste 
Grönlands  zurückgebracht  hat,  werden  wohl  wenige  noch 
bezweifeln,  dafs  dio  Ruinen,  die  mau  längst  im  Distrikte 
Julianehaab  gekannt  hat,  obgleich  auf  der  Westküste  lie- 
gend, doch  die  Reste  der  alten  „Osterbygd“  ausmachen. 
Mit  demselben  ist  es  auch  bestätigt  worden,  dafs  die  Rui- 
nen , die  ebenfalls  in  diesem  Jahre  durch  den  schon  so 
rühmlich  bekannten  Leutnant  Jansen  aufs  neue  untorsuoht 
worden  sind,  wirklich  dfe  „Vesterbygd“  repräsentieren,  und 
auf  diese  Weise  haben  also  die  Untersuchungen  der  beiden 
Reisenden  die  aufsersten  Grenzgegenden  im  Osten  und 
Westen  der  einst  so  spurlos  aus  der  Goschichto  verschwun- 
denen Niederlassungen  urnfafst.  Wie  in  den  vorhergehen- 
den Jahrgängen,  werde  ich  hier  den  Verlauf  der  Reisen  in 
aller  Kürze  und  demnächst  die  wichtigsten  Resultate  der 
mit  denselben  verbundenen  Forschungon  mitteileu. 

1.  Roisoboricht. 

Expedition  nach  der  Wetthute.  — Diese  hatte,  wie  eben 
erwähnt,  den  Leutnant  Jensen  zum  Leitor;  seine  Begleiter 
waren:  Leutnant  Ryder,  der  schon  früher  als  Teilnehmer 
der  internationalen  meteorologischen  Expedition  sich  mit 
Grönland  bekannt  gemacht  hatte,  und  der  Kandidat  der 
Medizin,  Söron  Hansen,  der  speziell  die  bisher  nur  wenig 
beachteten  anthropologischen  Beobachtungen  zur  Aufgabe 
hatte.  Das  Feld  ihrer  Untersuchungen  war  die  Küste  zwi- 
schen 64-J-  und  65J-°  N.  Br.  und,  wie  gewöhnlich,  mit  einer 
Rekognosziorung  des  Binneneises  verbunden , so  weit  ins 
feste  Land  hinein  wie  möglich.  Im  vorigen  Jahrgang  habe 
ich  Auszüge  aus  den  Schildeningen  mitgeteilt,  welche  unsre 
damaligen  Reisonden  von  den  zunächst  nach  Norden  gele- 
genen Gegendon  gegeben  hatten.  Diosolbon  passen  auch 
recht  gut  auf  den  Charakter  des  hier  besprochenen  Tei- 
les des  Landes.  Auch  hier  tritt  das  Binneneis  verhält- 
nismäfsig  weit  zurück;  die  Thäler  and  Niedorungen  des 
grofsen  Gebirgslandes  sind  hier  von  Landseen  und  Elvon 
durchschnitten,  an  deren  Ufern  vor  nicht  vielen  Jahren  dio 
Rentiero  noch  in  zahlreichen  Herden  weideten.  Mehrere 
kleine,  besonders  aber  zwei  grüfBere  Fjorde  öffnen  den 
P'ttnrtaons  Geogr.  Mitteilungen.  1880.  Heft  H. 


Weg  ins  Innore  dieses  etwa  80  km  breiten  oisfreien 
Küstenlandes  bis  ans  Binnenois.  Der  eine  dieser  letztem, 
der  Isortokfjord , begrenzt  die  Nordseite,  dor  andre,  der 
Godthaabfjord,  die  Südseite  desselben.  Indem  mau  bis  ans 
Ende  diesor  beiden  Fjordo  vordringt,  kann  man  also 
teils  von  Norden , teils  von  Südon , soweit  als  die  Ober- 
fläche Wanderungen  zuläfst,  den  Rand  dos  Binneneises  ver- 
folgen, und  von  Berghöhen  aus  denselben  mit  dem  davor- 
liegenden innersten  Teile  des  eisfreien  Landes  überschauen. 

Dio  Reisenden  fingen  von  Norden,  in  der  Gegend  der 
Kolonie  Sukkertoppen , wo  sie  am  9.  Mai  anlangten,  an. 
Als  nötige  Vorbereitungen  zu  den  bevorstehenden  karto- 
graphischen Arbeiten  wurde  hier  erst,  eine  Basis  für  die 
Triangulation  gemessen , und  ein  Ausflug  nach  Norden 
vorgonommen , um  die  nötige  Verbindung  der  Karte  vom 
vorigen  Jahre  mit  der  jetzt  zu  entwerfenden  zuwoge  zu 
bringen.  Darauf  begab  man  sich  denn  zu  den  ersten  der 
genannten  Hauptfjorde,  den  Isortok.  Vom  14.  Juni  bis 
7.  Juli  wurden  die  Küsten  desselben  verfolgt  und  von  der 
Südseite  aus  eine  längere,  mit  Bergbesteigungen  verbun- 
dene Wanderung  ins  Innore  vorgenommen.  Noch  mannig- 
faltigere Gelegenheit  zu  Beobachtungen  und  vorteilhaftere 
Wege  ins  Innere  bot  aber  der  südliche  Hauptfjord  dar. 
Nachdem  man  unterwegs  alle  kleineren  Fjorde  besucht  und 
mit  den  davorliegenden  zahlreichen  Inseln  skizziert  hatte, 
erreichte  mau  am  5.  August  die  Kolonie  Godthaah,  und  ver- 
wendete dio  Zoit  vom  8.  August  bis  zum  10.  Soptomber 
zur  Untersuchung  des  GodthaabQords  und  namentlich  sei- 
ner Nordseite.  Wir  dürfen,  wie  obeu  erwähnt,  jetzt  mit 
Sicherheit  behaupten , dafs  die  Ruinon , welche  um  die  in- 
neru  Verzweigungen  dieses  und  des  Ameralikfjordes  zer- 
streut liegen,  die  Reste  der  alten  „Vesterbygd“  sind.  Das 
ferne  nordöstliche  Ende,  l'janagsuit,  scheint  ein  Hauptplatz 
gewesen  zu  sein , der  durch  die  noch  m hohen  Mauern 
einer  Kirche  bezeichnet  ist.  Von  diesem  Punkte  aus  wurde 
eine  fünftägige  Wanderung,  den  Rand  des  Binneneises  ver- 
folgend und  in  870  m Höhe  kampierend,  vorgonommen. 
Man  hat  lange  behauptet,  dafs  in  dieser  Gegend  eine  Runen- 
inschrift vorkomme ; erst  jetzt  aber  wurde  der  Stein  gründ- 
lich untersucht  und  die  Zeichen  als  aus  Naturwirkungen 
entstanden  erklärt.  Koch  viel  weiter  gelangte  man  von 
einem  andern  Arm  dos  GodthaabQordes  aus  auf  dem  eigent- 
lichen Woge  dor  Rentieijäger.  Hier  konnte  nämlich  das 
Boot,  teilweise  über  Land  getragen,  auf  Landseen  be- 
nutzt werden.  Der  gröfste  unter  den  letztem,  ungefähr 
24  km  lang  und  cinon  Arm  des  Binneneises  aufnehmend, 
wurdo  in  seinem  ganzen  Umkreise  untersucht.  Leutnant 
Rydor  leistete  durch  seine  Übung  im  Kajakfahren  mehr- 
fachen Nutzen,  indem  er  im  stände  war,  Nobenoxkursionen 
zu  machen  und  über  Untiefen  zu  gelangen,  die  dem  grofsen 

7 


50 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


Boote  ein  Hindernis  entgegonstellten.  Die  Reisenden  traten 
am  21.  September  von  Godthnab  aus  die  Rückreise  nach 
Kopenhagen  an. 

Expeditim  tweh  der  Ostkürt?.  — Im  Berichte  des  vorigen 
Jahres  verliefsen  wir  diese  Expedition  auf  ihrer  Fahrt  nach 
Norden  bei  Tingmiarmiut  auf  der  Ostküsto,  unter  62“  38' 
N.  Br.,  wo  sie  sich  am  30.  Juli  188-1  dem  Plane  gemäfs 
teilte,  indem  Garde  und  Eberlin  zurückgingen,  um  wiederum 
auf  der  Westküste  zu  überwintern.  Holm  dagegen  setzte 
mit  Knutsen  die  Reise  noch  Norden  fort.  Es  mufs  erin- 
nert werden,  dafs  seine  Instruktion  darauf  ausging,  die 
Kiiste  bis  zum  Umkehrpunkte  GraahB,  der  Dannebrogs- 
insel,  unter  65-J-“  N.  Br.  zu  untersuchen;  wenn  dio  Um- 
stände es  erlaubten,  jedoch  auch  diese  Grenze  zu  über- 
schreiten. Das  nächste  Ziel  war  also  diese  Insel,  und  es 
läfst  sich  nicht  leugnen , dafs  auch  unsre  Reisenden  Gele- 
genheit hatten , zu  erfalirou , wie  die  Hindernisse , welche 
hier  ihren  Vorgänger  zur  Umkehr  zwangon,  auf  der  Fahrt 
längs  der  Ostküsto  nach  Norden  mit  jeder  Tagereise  wachsen. 
Es  gilt  dieses  nicht  allein  von  den  natürlichen  Hindernissen, 
die  doch  mehr  oder  weniger  lokal,  oder  in  Zwischenräumen 
auftreten,  sondern  hauptsächlich  auch  infolge  dos  Mangels  an 
Hilfo  von  seiten  der  Einwohner.  Wir  sahen  aus  den  frü- 
hem Berichten,  dafs  man  schon  am  17.  Juli  die  Hälfte  der 
westgrönländischen  Besatzung  hatte  verabschieden  müssen, 
weil  sie  sich  nicht  weiter  wagen  durfte.  Jetzt  nach  der 
Trennung  von  Garde  hatte  Holm  für  seine  zwei  schwer- 
beladeucn  Boote,  welche  die  Bedürfnisse  eines  ganzen  Jah- 
res trugen,  nur  noch  sechs  Rudorurinuen  und  einen  Kajak- 
manu  von  dor  Westküste , die  sonst  normale  Arbeitskraft 
für  nur  ein  Boot,  wozu  sich  unter  den  Ostländern  für  eine 
kurze  Strecke  noch  eine  Rudereriu  und  ein  Steuermann 
hatten  werben  lassen.  Man  mufs  hierbei  noch  bedenken, 
dafs  dio  getauften  Westgrönländer  von  ihren  heidnischen 
Stammverwandten  eine  von  Kindheit  an  durch  die  Sagen- 
erzählung  eingeimpfte  Furcht  nähren.  Dieses  gilt  nament- 
lich von  dem  fernon  Norden  der  Ostküsto;  und  auf  die  Bereit- 
willigkeit und  Ausdauer  der  Ostländer  solbst  konnte  man, 
wie  dio  Folgo  zeigte,  noch  weniger  Rechnung  machen,  ob- 
gleich diese  allein  als  Wegweiser  und  Ratgeber  ja  fast 
unentbehrlich  schienen.  Dio  Reisenden  befanden  sich  bald 
au  der  Schwelle  einer  besonders  öden  und  gofahrvolleu 
Streoko,  welche  die  Dannehrogsiusel  Graahs  einschliefst  und 
die  „nördlichen“  und  „südlichen  Ostländer“ , so  wie  sie  in 
den  Berichten  bezeichnet  werden,  voneinander  trennt.  Die 
Reisenden  hatten  vor  Anfang  dieser  Strecko  noch  vier 
Winterplätzo  (d.  h.  häufig  oder  früher  benutzte  Plätze  für 
Winterwohnungen)  zu  passieren,  nämlich:  Umannk,  Akorni- 
narmiut,  Igdloluarsnit  und  Umorik.  In  den  letzten  Jahren 
waren  diese  Plätze  mittlerweile  meist  von  reisenden  „Nord- 


ländern“ benutzt  worden,  und  dioses  scheint  auch  nament- 
lich jetzt  der  Fall  gewesen  zu  sein.  Anfangs  sah  es  auch, 
was  die  Hilfe  von  ihrer  Seite  betrifft,  recht  gut  aus. 

Nicht  weniger  als  vier  Boote  mit  Eingebornen  begleite- 
ten unsre  Reisenden,  über  sulion  beim  orsteu  Platze  trenn- 
ten sich  zwei  von  ihnen , um  hier  ihre  Wohnung  aufzu- 
schlagen. Auf  dem  zweiten  Platze  hielt  nur  eine  Familie 
sich  auf;  sie  bot  den  merkwürdigen  Fall  dar,  dafs  der 
Huusvater  aus  Mangel  un  Söhnen  seine  boideu  Töchter  als 
Kajakfahrer  und  Seehundsfänger  erzogen  hatto.  Beim  drit- 
ten Platze  endlich  erwartete  sie  die  erste  bedeutendere 
Täuschung,  was  ihr  Vertrauen  auf  die  Hilfleistungen  der 
Einwohner  betraf.  Ein  Nordländer,  namens  Umorinak,  der 
sie  schon  lauge  begleitet  und  versprochen  hatte,  sie  nach 
seiner  Heimat  im  Norden  der  Dannebrogsinsel  zu  führen, 
erklärte  jetzt  plötzlich,  dafs  er  hier  bleiben  und  vor  Win- 
ter nicht  weiter  nach  Norden  wollte.  Er  hatte  hier  näm- 
lich seine  Verwandten  wiodor  getroffen.  Im  Jahre  1882 
war  er  mit  ihnen  von  Norden  hierher  gezogen,  darauf  ging 
er  1883  mit  einigen  von  ihnen  auf  Handelsreise  nach  der 
Westküste  und  kam  jetzt , den  Fremden  folgend , von  da 
zurück.  Dafs  man  sich  hier  uuter  don  auf  einer  mehr 
primitiven  Stufe  stehenden  Nordländern  befand,  war  schon 
beim  ersten  Anblick  der  Menschen , die  am  Strande  stan- 
den, ersichtlich.  Besonders  stach  ihre  Kleidung  von  allem, 
was  man  bis  jotzt  gesehen,  ah,  indem  sie  sich  durch  eine 
Leichtigkeit  auszeichnete , welche  mehr  für  ein  tropisches 
als  ein  polares  Klima  zu  passen  schien.  Am  Oborkörpor 
trugen  sie  Pelze  aus  ganz  dünn  geschabtem  Leder,  wäh- 
rend für  den  Unterleib  ein  um  die  Hüften  angebrachter 
und  als  Beinkleider  geformter  Lederstreifen  genügen  mufste. 
Aber  auch  aus  ihron  Gerätschaften  und  aus  dem  Aufsehen, 
welches  der  Anblick  der  noch  nie  gesehenen  Europäer  er- 
regte, konnte  man  schliofsen,  dafs  diese  üstländer  einen 
weit  sparsamem  Verkehr  mit  der  Westküste  haben  als 
ihre  südlichen  Nachbarn.  Hier  also  fühlte  Umeriuak  sich 
schon  ganz  zuhauso  und  hier  wollte  er  bleiben,  Über- 
redungen wurden  vorsucht,  aber  alles  vergebens : auch  von 
den  übrigen  Ostländern  waren  keine  willig,  in  diesem  Jahre 
nach  Norden  zu  ziehen.  Inzwischen  war  den  Reisenden 
die  mächtige  Anziehungskraft  nicht  entgangen,  wolehe 
der  Schatz  von  Handelswaren,  den  sie  mit  sich  führten, 
auf  die  Eingebornen  übte.  Dieso  suchten  nämlich  ihrer- 
seits ebenso  eifrig  dio  Fremden  zu  überreden,  für  den  Win- 
ter hier  boi  ihnen  zu  bleiben.  Die  Macht,  die  dom  Leiter 
dadurch  in  die  Hände  gelegt  war,  wollte  Holm  prüfen ; er 
erklärte  ganz  einfach , dafs  er  ihrer  Hilfe  nicht  bedürfe 
und  auch  ohne  ihre  Begleitung  Weiterreisen  wolle. 

Am  6.  August  brach  er  wirklich  auf  mit  seinen  drei 
Rudererinnen  auf  jedem  Boote;  am  folgenden  Tago  wurde 


Digitized  by  Google 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


51 


das  Bis  immer  dichter  und  zwang  sie  zuletzt  ans  lAnd. 
Als  sie  von  hier  weiterfuhron  und  an  der  unbekannten 
Küste  entlang  mit  MUho  ihren  Weg  zwischen  den  Eis- 
schollen suchten,  waren  die  Aussichten  allerdings  sehr  ent- 
mutigend, — da  tauchte  plötzlich  aus  dem  Eislabyrinth  hinter 
ihnen  etwas  auf,  was  einer  Reisegesellschaft  ähnlich  sehen 
konnte,  und  ganz  richtig!  es  waren  Boote  mit  OBtländern, 
die  von  dem  Platze,  den  man  jüngst  verlassen,  nachgeeilt 
waren.  Es  war  offenbar,  dafs  sie  gehofft  hatten,  die  Frem- 
den würden  bei  ihnen  bleiben,  und  dafs  sie  erst  recht  den 
vollen  Wert  des  Warenlagers  fühlten,  als  sie  sahen,  wie 
es  fortgeführt  wurde.  Auf  die  hierdurch  bei  unsorn  Rei- 
senden erwachende  Hoffnung  sollte  aber  bald  noch  einmal 
Täuschung  folgen.  Anfänglich  zeigten  die  ankommenden 
Boote  sich  allerdings  als  eifrige  Begleiter;  indem  man  aber 
noch  vor  Anfang  der  gefürchteten  Gronzo  zwischen  Süden 
und  Norden  übor  den  Gyldenlövefjord  setzte,  bemerkte 
man  eine  bedenkliche  Neigung  bei  ihnen,  landeinwärts  zu 
steuern,  und  endlich  ergab  es  sich,  dafs  der  letzte  südliche 
Wohnplatz,  Uraovik,  ihr  Ziel  sei,  dafs  sie  hier  überwintern 
wollten  und  den  Reisenden  ernstlich  rieton,  dasselbe  zu 
thun.  Holm  antwortete  einfach,  dafs  er  so  weit  nach  Nor- 
den reisen  wolle,  als  die  .Jahreszeit  ihm  erlaube.  In  die- 
sem entscheidenden  Augenblick  untschlofs  er  sich  über  doch 
noch  oinrnnl,  dio  Zauberkraft  seiner  Handelswaren  zu  prü- 
fen. Er  leitete  einen  Handel  um  getrocknetes  Fleisch  ein; 
dieses  gah  Anlafs,  an  Land  zn  gehen  und  noch  einmal  die 
Kisten  zu  öffnen.  Da  bemerkte  mau  bei  einem  angesehe- 
nen Bootbesitzer,  namens  Ilinguaki,  dafs  er  in  Nachdenken 
verfiel;  man  schilderte  ihm  dann,  was  er  durch  seine 
Dienste  als  Wegweiser  erworben  könnte,  und  als  darunter 
eine  Flinte  für  seinen  Schwiogorsohn  genannt  wurde,  konnte 
er  nicht  mehr  widerstehen.  Am  folgenden  Tage  kam  or 
und  meldete  sich  als  Begleiter  auf  dem  gefürchteten  Wege 
nach  den  nördlichen  Wohnplätzen , und  von  diesem  Ent- 
schlüsse, konnte  man  wohl  sagen,  hing  das  Gelingen  der 
Expedition  ab.  Wetter  und  Eis  schienen  sich  aber  jetzt  ver- 
schworen zu  haben , um  derselben  den  Eintritt  in  die  auB 
rühmender  Beschreibung  bekannten  nördlichen  Gegenden,  das 
bochgeprieBOne  Anymagsalik,  zu  erschweren.  Vom  11.  bis 
15.  August  wurden  dio  Reisenden  auf  dor  Saramsinsel, 
wo  der  Sturm  die  Zelte  umrifs , aufgehalten.  Auch  wur- 
den zwei  von  den  Rudererinnen  krank,  und  es  waren  nur 
noch  zwei  derselben  für  jedes  der  schwerbeladenen  Boote 
übrig:  hei  starkem  Ostwinde,  abwechselnd  mit  Eis  und  mit 
Seegang  kämpfend,  logten  diese  vom  15.  bis  20.  August 
den  Weg  bis  zur  Dannebrogsinsel  zurück.  Vor  über 
50  Jahren,  am  18.  August  1829,  hatte  Graah  hier  unter 
65°  15'  36'  N.  Br.  eine  hohe  Worte  gebaut  und  die  dä- 
nische Flagge  aufgepflanzt.  Nicht  mit  Unrecht  war  dioser 


Teil  der  Küste  als  besonders  öde  Imschrieben  worden,  denn 
ringsum  gewahrte  man  nichts  als  kahle  Felsen , Schnee 
und  Eis;  nur  die  Warte  war  noch  im  Stande,  oinen  er- 
munternden Eindruck  zu  machen.  Scheinbar  unberührt 
stand  dieses  Denkmal  noch  da ; bei  einer  näheren  Unter- 
suchung dieses  DonkmalB  fand  man  jedoch  nichts  von  dem, 
was  dor  Erbauor  darin  oingeschlossen  hatte.  Nachdem  ein 
Bericht  darin  niedergelegt  war,  wurde  es  wieder  behutsam 
aufgeführt,  worauf  man  am  26.  August  die  Reise  fortsetzte. 

Jotzt  erst  befand  man  sich  also  in  ganz  unbekannten 
Gegenden,  und  der  erste  Tag  führte  über  den  letzten  und 
am  meisten  gefürchteten  Teil  des  gefährlichen  Weges, 
nämlich  den  Ikersuaksund.  Als  hier  nun  Gletschereis 
von  der  einen  und  Meercsois  von  der  andern  Seite  die 
armen  Follboote  gar  arg  bedrängte,  suchte  man  offeneres 
Fahrwasser  nach  der  See  zn;  hier  aber  blies  ein  heftiger 
Nordwind  mit  Seegang  ihnen  entgegen,  und  als  dieser  auch 
zugleich  Schnee  mit  sich  führte  und  damit  Hinguakis  Boot 
den  Blicken  dor  Reisenden  entzog,  wurde  ihre  Lage  eine 
geradezu  kritische.  Der  Kompafs  konnte  des  Seeganges  halber 
nicht  benutzt  werden,  und  als  sie,  nach  dem  Winde  sich  rich- 
tend, I*and  suchten,  schimmerte  ihnen  das  Ufer  als  eine 
steile  Folswand  entgegen.  Unter  dieson  verzweifelten  Um- 
ständen klärte  sich  das  Wetter  ein  wenig  auf,  und  gleich  war 
ein  Kajakmann,  der  von  Ilinguaki  ausgeschickt  war,  um 
sie  aufzusuchen,  bei  dor  Hand.  Durch  soine  Führung  und 
die  Anspannung  dor  letzten  Kräfte  der  Rudorerinnen  ge- 
lang es  denn  endlich,  oinen  Strand  zu  finden,  auf  wel- 
chem man  landen  konnte.  Hier  warfen  sich  die  Rudore- 
rinnen gänzlich  erschöpft  und  von  Schnee  und  Regen 
dnrehnäfst  zur  Erde.  War  abor  die  Not  hier  am  höch- 
sten, so  war  auch  die  Hilfe  am  nächsten,  denn  jetzt  hat- 
ten sie  die  böse  Strecke  mit  allen  ihren  Schrecken  und 
Mühseligkeiten  hinter  sich;  am  30.  August  erreichten  sie 
den  ersten  nordländischon  Wohnplatz,  Sermilik,  und  am  31. 
den  Angmagsaükfjord  mit  Tasiusarsik  kitalek,  wo  sie  zu 
überwintern  sich  entschlossen.  Hier  stand  auf  einer  Insel 
ein  von  50  Personen  bewohntes  Haus,  und  etwa  20  Minu- 
ten Weges  von  da  oino  gerade  für  den  Bau  der  Winterwoh- 
nung zweckmäfsige  Hausmine.  Es  war  zugleich  ein  guter 
Fangplatz  mitten  im  bewohnten  Distrikte,  und  die  Lage 
frei  und  vorteilhaft  für  meteorologische  Beobachtungen.  Am 
13.  September  war  das  Haus  fertig,  und  man  eilte  jetzt, 
um  die  noch  für  Bootreisen  geeigneten  Tage  für  weitere 
Untersuchungen  zu  benutzen,  nämlich  erst  den  äufsersten  be- 
kannten Wohnplatz,  Sermiligak,  zu  besuchen,  und  dann  auf 
der  Rückreise  so  viel  wie  möglich  von  dem  Innern  dieses 
ganzen  nouon  Gebiotes  zu  sehen. 

Zur  Orientierung  möge  dienen,  dafs  dor  hier  zum  ersten- 
mal bereiste  Teil  der  Ostküste,  nämlich  von  der  Dannebrogs- 

7* 


Digitized  by  Google 


52 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


insei  an,  eine  östliche  Richtung  hat,  während  die  Fjorde 
desselben,  damit  übereinstimmend,  sich  nördlich  ius  Land 
hineinsieben.  Obgleich  unsre  Reisenden  48  km  weiter 
kamen  als  Graah,  entsprach  doch  die  von  ihnen  {er- 
reichte Breite  nicht  dieser  Entfernung,  und  sie  kamen  im 
Innern  weiter  nach  Norden  als  an  der  AufsenkUste.  Ihr 
Winterhaus  befand  sich  unter  65®  37'  N.  Br.  und  37°  10’ 
W.  L.,  8ormiligak  48  km  von  da,  unter  65®  52’  N.  Br., 
und  im  Innern  des  Angmagsalikfjordes  erreichten  sie  66®  8' 
N.  Br. 

Der  Herbst  hatte  sich  jetzt  allerdings  mit  stürmischer 
Witterung  gemoldet,  allein  im  Vergleich  zu  den  über- 
standenen Beschwerden  war  das  Reisen  jetzt  nur  Ver- 
gnügen und  Genufs.  Sechs  Rudererinnen  auf  dem  loicht- 
beladenen  Boote,  das  ruhige  Fahrwasser  der  Fjorde  und 
Sunde , die  nach  grönländischen  Verhältnissen  zahlreichen 
Einwohner  und  freundlichen  Ufer  mit  mulerischen  Ge- 
birgen im  Hintergründe  waren  Vorteile,  die  man  den 
gröfsten  Teil  des  Sommers  hatte  entbehren  müssen.  Am 

19.  September  langten  die  Reisenden  in  Sermiligak  an 
und  am  20.  bestiegen  sie  eine  500  m hohe  Insel,  auf  der 
eine  2 m hohe  und  folgenden  Bericht  uiuschliefsende  Warte 
gebaut  wurde: 

„Die  Fellboot- Expedition  nach  der  Ostküste  Grönlands 
erreichte  diesen  Punkt  (im  Osten  des  Serrailigakfjordes)  am 

20.  Soptembor  1884.  Nahm  im  Namen  des  Königs  von 
Dänemark  die  von  uns  als  [den  — soweit  bekannt  — 


ersten  Europäern  bereiste  Strecke  in  Besitz  uud  nannte  das 
Land:  , König  Kristian  des  Nennten  Land',  sowie  diese 
Insel:  ,Erik  des  Roten  Insel'.  Kein  Eis  seewärts.  Keh- 
ren um , um  hei  Tasiusarsuk  (dem  Angnmgsalikfjorde)  zu 
überwintern.  Alles  wohl !“ 

Unterschrieben  von  den  Europäern  sowohl  als  den 
Grönländern. 

Von  einer  naheliegenden  „Leits  dos  Glücklichen“  be- 
nannten lusol,  wo  auch  eine  Warte  gebaut  wurde,  konnte 
man  die  Küste  noch  gegen  50  km  weiter  nach  Norden 
mit  dem  Auge  verfolgen. 

Nachdem  man  am  29.  September  zurückgekehrt,  wurde 
die  Winterhüttc  am  2.  und  3.  Oktobor  bezogen.  Sie  bo- 
währte  sich  als  dicht  und  bequem  in  jedor  Hinsicht.  Der 
Winter  verlief  unbemerkt  untor  mehrfacher  Arbeit  und 
täglichem  Verkehr  mit  den  Eingebornen.  Schlittenreisen 
konnten  leider  so  gut  wie  gar  nicht  vorgenommen  werden, 
weil  die  Zahl  der  Hunde  in  den  letzten  Wintern  zu  sehr 
vermindert  worden  war. 

Anfang  Juli  1885  trieb  ein  Sturm  das  Eis  vom  Ijande, 
und  Holm  mit  seinen  Gefährten  verliefs  Kristian  des  Neunten 
Lund  um  5.  Juli.  Inzwischen  war  Garde  so  früh  wie  möglich 
von  Nanortalik  auf  der  Westküste  ihnen  entgegengereist. 
Am  16.  Juli  trafen  sie  bei  Uinanak  glücklich  zusammen, 
erreichten  am  1.  August  Nanortalik  und  trafon  noch  in 
guter  Zeit  das  Schiff,  um  damit  nach  Kopenhagen  zurückzu- 
kehren. (PortMtzuug  folgt.) 


Bas  Kaffernland  des  Hütern  Olifant. 

Von  Dr.  H.  Raddatz  in  Transvaal. 

(Mit  Karte,  s.  TSfoi  4.) 


Das  ganze  vor  uns  liegende  Gebiet  läfst.  sich  am  über- 
sichtlichsten durch  die  Drakensberge  in  zwei  grofse  Teile 
zerlegen:  Basutoland  und  Barokaland.  Wenn  ich  von  dun 
Drakensbergen  spreche,  so  verstehe  ich  die  ganze  Gebirgs- 
kette bis  zum  Houtboschberg  (eingeschlossen)  und  bemerke 
dies  hier  absichtlich , weil  auf  violen  Karten  sich  nördlich 
vom  Olifantflnfs  die  Bezeichnung  „Devonische  Strata“  findet, 
was  leicht  zu  der  Idee  führen  kann , als  sei  dies  eine  be- 
sondere , verschiedene  Formation , während  es  dieselben 
Drakensborge  sind,  durch  welche  sich  der  Olifant  Bahn 
gebrochen  hat,  und  die  ja  auch  devonisch  sind. 

Das  gewaltige  Gebirge  bildet  eine  Völkerscheide  zwischen 
Basuto  und  Harokn,  wenn  auch  nicht  uino  so  entschiedene 
wie  die  Alpen  oder  Pyrenäen ; denn  Sessuto  und  Seroka 
(die  Sprachen)  sind  nicht  so  verschieden  wie  in  jenem 


Falle.  Immerhin  fallen  uns  bei  näherer  Bekanntschaft  be- 
deutende Verschiedenheiten  im  Volkscharakter  auf.  Der 
Moroka  verhält  sich  zum  Mossuto  etwa  wie  dieser  zum 
Zulu.  Ist  der  Zulu  sehr  roinlich,  so  ist  jener  etwas  we- 
niger sauber,  dor  Moroka  dagegen  entschieden  schmutzig. 
Ein  Barokakraal  ist  sprichwörtlich  und  scheint  auf  einem 
eigenB  zu  diesem  Zwecko  zusammengetragenen  Haufen 
Schmutz  gobaut  zu  sein.  Auch  Lügen  und  Stehlen  sind 
Nationaleigentümlichkeiten  der  Baroka , während  man  bei 
den  Basuto  eigentlich  wenig  darüber  zu  klagen  hat.  Grofse 
Tapferkeit  braucht  man  bei  ihnen  nicht  zu  erwarten,  da- 
gegen mag  inan  vor  Hinterlist  auf  der  Hut  sein.  Basuto 
und  Baroka  stehen  sich  nicht  besonders,  und  cs  fehlt  nicht 
an  kleinen  Roibcroion , Prügeleien  um  Vieh  und  Kriegs- 
drohungen ; zu  Blutvergießen  läfst  man  es  jedoch  aus 


Digilized  by  Google 


Das  Kaffernland  des  Untern  Olifant 


53 


manchen  Gründen  nicht  gern  kommen.  Die  Stellung  des 
weifseu  Mannes  ist  im  Kuffemiundo  eine  recht  erträgliche,  da 
jede  der  beiden  Parteien  ihn  zum  Freunde  zu  hüben  wUnBcht. 

Die  bedeutendsten  Rasutohäuptlinge  sind  K/olokoi  j 
(der  Bruder  Secucnnis),  Ix^adimane , Mpu'lele,  Nkouue, 
Maeimola , Marianne ' (die  beiden  letztem  jetzt  in  Pretoria 
gefangen  wegen  Widerstand  gegen  die  Staatsgewalt  und 
Beherbergung  Mampurus),  Ra‘la/ane  und  Nkopodi  (Ramorok, 
ein  Halbbruder  Secucunis).  Von  Baroka  sind  besonders  zu 
erwähnen  Secororo,  Mafefere  (Königin  Magaopi,  kürzlich  f), 
Motyatyi  und  Palaboroa.  Den  genannten  beiden , Basuto 
und  Baroka,  kann  man  den  Namen  von  Nationen  beilegen. 
Aufserdem  finden  sich  noch  allerlei  Völkertrümmer , zum 
Teil  von  seinem  angestammten  Fürsten  fortgulaufones, 
nichtsnutziges  Gesindel.  Raffern,  die  von  dem  Gros  ihres 
Volkes  getrenn|,  also  sozusagen  in  der  Diaspora  leben, 
taugen  fast  durchgehende  nichts.  Dio  zahlreichsten  sind 
dio  Bakoapa  (Knobnenzen;  Sprache  Sukoapa),  welche  vor- 
zugsweise im  Ohrigstadtthal  und  unter  den  Baroka  am 
Nordabhang  des  Drakensbergs  zwischen  Secororo  und  Ma- 
fefere sich  angesiedelt  haben.  Erstero  nennen  sich,  weil 
sie  mit  verschiedenen  Stämmen  sich  gemischt  hatten, 
„hlangaans“  (von  hlangana,  sich  vereinigen),  letztere  Iukuua. 

Die  nennenswertesten  Chiefs  sind  MasscleBele  und  Umkoano. 

Im  Lolo  finden  wir  einige  Swazies  (Mapi'le,  TJmsut); 
ebonso  au  den  Drakensbergon  (Mahimpye,  Njamasan).  Ara 
Westhange  des  Lolo  sitzen  einige  Magocher:  sie  sind 
Stammverwandte  von  Zebediclas  Volk,  und  wir  klassifizieren 
sie  unter  dio  Bakalaka,  obgleich  sie  sich  selbst  Letebele 
nennen  und  fiir  ihr  Leben  gern  für  Zulus  gehalten  werden 
möchten.  Sie  kommen  von  demselben  Stamme,  wie  dio 
Bakalaka-Untertliauen  des  Lobengula,  die  sich  auch  Letebele 
nennen.  Die  Zulu  haben  indessen  bekanntlich  kein  r in 
ihrer  Sprache  und  bauen  keiuo  Steinmauern,  so  dafs  wir 
deD  Leuten  den  Gefallen  diesmal  nicht  tbun  können. 
Schliefslieh  müssen  wir  noch  der  Mapulana  erwähnen,  Trüm- 
mer eines  ehemals  bedeutenden  Stammes;  sie  hausen  be- 
sonders in  den  Schluchten,  durch  die  der  Blydeflufs  sich 
dem  Olifant  zuwindet,  inmitten  einer  gewaltig  schönen  Na- 
tur, um  die  man  sie  beneiden  könnte.  Jetzt  findet  man 
wenige  Chiefs,  die  über  mehr  als  20  Männer  gebieten  können. 

Die  bekanntesten  sind  Makoni,  MaSo'le,  Maripe  und  Malitel. 

Sie  sprechon  unter  sich  ein  besonderes  Idiom ; da  die  mei- 
sten jedoch  Sessuto  odor  Zulu  verstehen , so  braucht  man 
sich  mit  dem  Erlernen  dieser  Sprache  nicht  aufzuhalten. 

Wir  kommen  zum  Klima  und  zur  Vegetation,  und 
was  damit  in  Verbindung  steht.  Das  grofse  Tiefland 
(Onderveld  oder  Jagtveld  der  Boeren,  Low  Country  der 
Engländer)  unter  den  Drakensbergen  ist  eigentlich  nur 


Fieber.  Zwischen  November  und  Mai  hinunterzugehen, 
wäre  direkter  Selbstmord , und  da  mir  mehrere  Fälle  im 
Juni  und  September  bekannt  sind,  der  eine  mit  tödlichem 
Ausgang,  so  ist  Vorsicht  jedenfalls  immer  anzucmpfehlen. 
Das  Fieber  ist  ferner  endemisch  in  den  Thälern  der  meisten 
Flüsse,  die  aus  den  Drakensbergen  ins  Tiefland  fliefsen,  we- 
niger im  Blydothal,  stark  im  Ohrigstadtthal , wo  es  oft  zu 
einer  furchtbaren  Epidemie  ausartet  und  ehedem  fast  die 
ganze  Bevölkerung  des  Dorfes  dahinraffte,  ferner  im  Steel- 
poortthal,  Letsitele  und  Groot  I<etaba.  Jo  weiter  man  dom 
Laufe  der  Flusse  aufwärts  folgt.,  desto  geringer  wird  die 
Gefahr.  Auf  den  Bergen  ist  us  natürlich  überall  gesund, 
ja,  auf  dom  Hont  boschberg  und  verschiedenen  andern 
Punkten  der  Drakensberge  kann  man  bei  Ostwind  mit- 
unter echte  Seeluft  geniefsun,  da  das  Meter  in  der  Luft- 
linie gar  nicht  so  woit  entfernt  ist.  Im  Sominor  findet 
man  also  aus  den  oben  erwähnten  Gründen  äufserst  selten 
einen  Weifsen  in  diesen  weiten  buschigen  Ebenen.  Selbst 
die  Kaffem  wohnen  meistens  am  Hange  der  Berge,  — sie 
mögen  schlimme  Erfahrungen  gemacht  haben.  In  den 
Wintermonaten  hingegen  zieht  die  Jagd  vornehmlich  dio 
Boeren  herbei , und  das  „veld“  ist  ordentlich  belebt, 
d.  h.  man  findet  nach  zwei  odor  droi  Tagereisen , weun’s 
Glück  gut  ist,  ein  paar  weifso  Gesichter,  so  sehr  verlieren 
sich  die  zahlreichen  Jäger  auf  der  gewaltigen  Fläche.  Dann 
wird  in  der  Kegel  reiche  Beute  gemacht  au  Giraffen, 
Flufspferdcn,  Khinocoros,  Elan  de.  Auch  Strauße  werden 
oft  erlegt,  und  Löwen  machen  sich  unangenehm  bemerkbar. 

| - An  FlufBpferden  ist  besonders  die  Grofse  Zetaba  reich. 
Die  Boeren  zeigen  seit  uiniger  Zeit  Neigung,  die  Tiere 
mit  Dynamit  zu  jogeu.  Diese  Aasjägerei  ist  nun  aller- 
dings vom  Gesetz  verboten ; da  viele  Boeren  aber  die  Ge- 
setze für  etwas  sehr  Überflüssiges  halten , so  wird  sich 
daran  nicht  viel  gokehrt,  und  die  Regioruug  hat  nicht  dio 
Macht,  dio  Bestimmungen  strikt  durchzuführen.  Wio  lange 
dies  noch  dauorn  wird,  ist  nicht  ganz  sicher;  übrigens  ist 
ja  dieses  republikanische  Staatsschiff  an  der  Hand  der 
Norm:  „Thue  Unrecht  und  scheue  niemand“  bislang  noch 
immer  so  leidlich  durch  diverse  Stürme  hindurchgesteuert. 
Doch  zurück  zum  Wild.  Giraffen  sind  häufig  in  don 
Ebenen  nördlich  von  Palaboroa  und  um  untern  Salati  und 
kommen  im  Sommer  bis  dicht  unter  den  Berg  bei  Maripe. 
Iiöwen  habe  ich  besonders  zahlreich  am  Segne  gefunden, 
i wo  ich  eines  Morgens  die  Spuren  von  13  ausgewachsenen 
Tieren  zählte,  die  am  Abend  vorher  im  Zwielioht  meinen 
Eseln  gefolgt  waren.  Da  heifst  es  Vorsicht  in  der  Nacht, 
denn  ein  Esol  ist  der  gröfste  Leckerbissen  für  den  Löwen,  und 
us  kommt  vor,  dafs  er  ihn  zwischen  den  Feuern  und  aus 
dom  „Schirm“  herausholt.  Das  grofse,  sogenannte  „weifse“ 
Rhinoceros  ist  sehr  harmlos  und  leicht  zu  erlogen;  dagegen 


54 


Das  Kaffernland  des  Untern  Olifant. 


ist  das  kleine  schwarzo  ein  böser  Geselle,  der  scliou  oft 
Opfer  an  Menschen  und  Pferden  gefordert  hat.  Auch  das 
Elan  wird,  besonders  wenn  es  ungeschossen  ist,  sehr  grimmig, 
und  noch  in  der  vorigen  Saison  biifste  ein  mir  befreundeter 
Boer  durch  ein  solches  Tier  sein  Leben  ein. 

Die  Vogotation  ist  auf  den  Bergen  des  von  uns  besproche- 
nen Gobietes  die  des  transvaalschen  Hochfelds.  Die  Schluch- 
ten der  Drakensberge  sind  mit  prachtvollem  Nutzholz  bestan- 
den, welches  leider  sehr  häufig  an  unzugänglichen  Orten  stoht. 
Wir  finden  hier  von  Koniferen  (Taximeen)  den  Gelbholz- 
baum (Podocarpus  elongatus),  ferner  das  Bittermandel-, 
Eisen-  und  Stinkholz ; diu  erstem  erreichen  oiuo  Hölle  von 
über  100  Pufs,  und  70  bis  80  Bretter  aus  einem  Stamme 
gosägt  kommt  häufig  vor.  — In  den  tiefer  gelegenen  Par- 
tien haben  wir  verschiedene  Nuancierungen  in  dor  Pflanzen- 
welt je  nach  der  Eiovation.  Ohrigstadt  und  Watorfall 
tragen  den  gewöhnlichen  Buschfeldoharaktor ; in  Secucunis 
Land  finden  wir  schon  den  Morulabaum,  neue  Euphorbien- 
arten und  baumartige  Aloen,  und  im  Olifantstiefland  treffen 
wir  Palmen  (Phoenix  rechnete , wilde  Dattel,  auch  hoch- 
stämmige bis  zu  50  Fufs),  gröfsere  ßaumlegutninosen, 
Baobab  (Adansonia  digitata),  Schirmakazien , den  wilden 
Pisang  (Muss  Ensete),  verschiedene  neue  Strychnusarton, 
darunter  efsbare  und  andre  teils  tropische,  teils  semi- 
tropische Gewächso.  Erwähnen  möchte  ich  von  diesen 
noch  den  „Terpentinbaum4  , von  den  Boereu  so  genannt 
wegen  des  intensiven  Terpentingeruches  seiner  Blätter,  der 
hier  zuerst  südlich  vom  Olifant  vorkommt,  und  den  man 
dann  bis  weit  jensoits  dos  Limpopo  immer  in  streng  ab- 
gegrenzten Zonen  findet.  Ferner  den  „Kaarsboom“  dor 
Boeren  (uravungute  der  Raffern),  der  mit  seinen  zahl- 
reichen wurstähnlichun  Früchten  oinen  äufserst  komischen 
Eindruck  macht.  Er  ist  wahrscheinlich  ein  Verwandter 
der  ägyptischen  Röhrenkassie  (Cassia  fistula).  Eino  weitere 
Stufe  des  Tieflandes  würden  dann  schliefslich  dio  Rogionou 
zwischen  den  Lebombobergeu  und  der  See  bilden,  wo  wir 
teils  dieselben  Vogetationsformen  in  bedeutend  gröfsern  und 
üppigem  Gestalten  (z.  B.  Schirmakazien  und  Kuphorbion), 
teils  neue  Arten  erblioken.  Doch  gohöron  dieso  Toilo  nioht 
mehr  in  den  Rahmen  unsrer  Skizze. 

In  administrativer  Beziehung  gohört  das  vor  uns 
liegende  Kaffernland  verschiedenen  Distrikten,  vornehmlich 
Lydenburg  und  Zoutpansberg  an.  Zwischen  diesen  beiden 
bildet  dor  Olifant  die  offizielle  Grenze,  was  indessen  als 
ein  starker  Mifsgriff  zu  bezeichnen  ist.  Die  natürliche 
Grenze  beider  Distrikte  sind,  wie  jodem  beim  orston  Blick 
auf  die  Karte  auffallen  mufs,  die  Drakensberge,  wäh- 
rend das  Tiefland  ein  in  sich  abgeschlossenes  Ganze 
bildot.  Von  den  Zontren  beider  Distrikte  aus  ist  dos 
Olitäntstiofland  mit  Fuhrwerk  nur  auf  grofsen  Umwegen  zu 


erreichen,  von  Zoutpansberg  über  Bolubedi  (Motyatyi)  und 
von  Lydenburg  über  MacMac ; und  zu  Pferde  auf  ungemein 
schwierigen  Saumpfaden  über  Mafefere  und  via  Ohrigstadt 
Uber  Marules  Fläche.  Aufsordem  herrscht  das  Fieber  drun- 
ten den  gröfsten  Teil  des  Jahres,  und  so  ist  die  Zeit, 
welche  den  Eingebornen-Komraissarien  von  Lydonburg  und 
Zoutpansberg  neben  ihrer  andern  Arbeit  übrigbleibt,  nm 
die  Steuern  von  den  Kaffem  in  diesem  weiten  Territorium 
beizutreiben,  bei  weitem  zu  kurz  bemessen,  ich  bin  über- 
zeugt, dafs  au  der  Untern  Letaba,  am  Timbabati  uud 
weiter  südwärts  an  der  westlichen  Abdachung  des  Le- 
bombo,  so  lange  der  Staat  besteht,  noch  kein  Kaffer  Steuern 
bezahlt  hat.  Es  gehen  so  Tausende  von  Pfuudou  dem 
Staatsschätze  verloren,  und  die  Finanzen  sind  in  dor  That 
nioht  so  glänzend,  dafs  man  sie  entbehren  könnte.  Außer- 
dem wird  an  der  unbewachten  Grenzo  ein  schwunghafter 
Schmuggelhandel  betrieben.  Man  begegnet  förmlichen  Kara- 
wanen von  Kaffem,  welche  mit  Gewehren  (6  pro  Mann), 
Pulver , Blei , Zündhütchen , Rum  , Kaffcrpicken  u.  a.  aus 
dem  portugiesischen  Gebiet  kommen.  An  einem  Tage  truf 
ich  nördlich  vom  Sonutn  bis  zu  80  konterbandefiihrende 
Kafforn  auf  oinem  Haufen.  Auch  dieses  Treiben  entzieht 
der  Staatskasse  einen  gewaltigen  Posten  an  Einfuhrzöllen. 
Gauz  bedeutende  Abhilfe  könnte  geschafft  werden , wenn 
man  vorderhand  das  Tiefland  zu  einem  besondere  Ein- 
gebornen- Territorium  unter  oinem  eignon  Kommissar  er- 
klärte, der  zugleioh  eine  Art  Grenz-  und  Zollpolizei  aus- 
zuüben  hätte.  Da  das  Land  gegenwärtig,  wie  gosagt,  von 
Weifsen  noch  nicht  bewohnt  ist,  würde  es  spätem  Zoiten 
Vorbehalten  bleiben , um  dies  Territorium  zum  Distrikt  zu 
erheben.  Die  Unhaltbarkeit  der  jetzigen  Einteilung  wird 
dann  hoffentlich  an  maßgebender  Stelle  einleuchton. 

Zum  Schluß  möchte  ich  dio  Gelegenheit  benutzen,  um 
einige  Irrtiimer  in  der  Schreibweise  und  Aussprache  von 
Kaffornworten  zu  berichtigen , die  jedenfalls  durch  Un- 
kenntnis dor  Sprache  entstanden  sind  und  seitdem  sich  auf 
unsem  Karten  eingebürgert  haben.  Der  Limpopo  oder 
Krokodilfluß  hat  außerdem  noch  drei  Namen.  Die  Ba- 
mangwato  nennen  ihn  Loli  oder  Noka  Loli  (das  l aus- 
gesprochen wie  auch  im  Sessuto  zwischen  d und  l),  hieraus 
ist  jedenfalls  dor  Name  Oori  oder  Ouri  herausgehört,  den 
wir  auf  Karten  finden ; die  Stämme  von  Zoutpansberg 
nennen  ihn  Bepe  (spr.  Bäpe),  woraus  wohl  der  Bempo  ent- 
standen ist,  und  nach  seiner  Vereinigung  mit  dom  Olifant 
führt  er  den  Namen  Miti.  Dieso  Namen  sind  streng  nach 
der  Lokalität  auseinander  zu  halten,  da  z.  B.  die  Amatonga 
schwerlich  wissen  würden,  was  man  mit  Loli  meint  u.  s.  f. 
Unbekanntschaft  mit  dor  Sprache  ist  fornor  die  Ursache 
des  Irrtums,  dor  den  Ohrigstadtfluß  zu  einem  Nebenfluß 
des  Steelpoort  gemacht  hat , während  schon  sein  Name 


über  die  Ursache  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 


55 


(Mo'lateiAoana)  ihu  als  Nebenfiufs  dus  Blyde  (Mo'lfttsi)  er- 
kennen läfst,  indem  die  Eingebornen  häufig  Nebenflüssen  das 
Diminutiv  der  Hauptfliisse  beilegen  (Tnbatse  — Tubataana). 
Ferner  ist  Timbabati , Zebediela,  Paluboroa , Motyatyi , Se- 


cororo  zu  sagen  statt  Imbabati , Zebedeli , Palamboro, 
Matyatyi  und  Skorr.  Der  auf  der  Kart«  bestellende  Schlüssel 
wird  die  Aussprache  wesentlich  erleichtern. 


Über  die  Ursache  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 

Von  Dr.  P.  Andries. 


Durch  die  Untersuchungen  vou  Professor  v.  Besold, 
Karsten,  Wobor,  Holtz  und  andrer  ist  die  Thatsache  durch- 
aus sichergestellt,  dafs  die  Zahl  der  Blitzschläge  in  den 
letzten  50  Jahren  ganz  bedeutend  zugenommeu,  ja  in  man- 
chen Gegenden  um  das  Drei-  bis  Fünffache  gewachsen  ist. 
Diese  Zunahme  ist  nun  nicht  etwa  so  zu  verstehen , dafs 
infolge  der  wachsenden  Zahl  der  Häuser,  der  Fabriken  &c. 
auch  die  Zahl  der  Blitzschläge  entsprechend  zugenommen 
hat;  diese  Zahl  sollte  im  Gegenteil  eigentlich  abnehmen, 
denn  jedos  Gebäude,  auch  ohne  Blitzableiter,  bewirkt  einen 
wenn  auch  schwachen  Ausgleich  der  entgegengesetzten 
elektrischen  Spannungen,  folglich  mUfste  durch  die  wachsende 
Zahl  der  Häuser  die  Zahl  der  Blitzschläge  relativ  ab- 
nehmen. Dies  bewahrheitet  sich  auch  thatsächlich,  indem, 
auf  das  Jahr  und  100  000  Gebäude  bezogen,  auf  23  länd- 
liche nur  13  städtische  vom  Blitze  getroffene  Gebäude 
kommen  (dagegen  Mühlen  1442  nnd  Kirchen  452). 

Man  sah  sich  daher  genötigt,  einen  ueuon  Begriff  oiu- 
zuführen:  die  „Blitzgefahr“,  und  versteht  darunter  das  Ver- 
hältnis der  Zuhl  der  zündenden  oder  auch  nicht  zündenden 
Blitze,  die  in  Gebäude  einschlagen , zu  der  Zahl  der  Ge- 
bäude eines  bestimmten  Distriktes  überhaupt.  Dieser  Quo- 
tient, also  die  Blitzgefahr,  ist  nuu  nach  Prof.  v.  Besold 
in  Bayern  von  1844  bis  1882  um  das  Dreifache  gestiegen, 
ja  nach  den  Akten  einer  Lübecker  Fouerversichorungs- 
Gesellschaft  hat  sich  diese  Zahl  in  den  letzten  50  Jahren 
verfünffacht  und  nach  der  Statistik  von  Holtz  ist  sie  für 
ganz  Deutschland  von  1 anf  2,7s  für  die  Jahre  1854  bis 
1877  gestiegen.  Ähnliche  Zunahmen  orgaben  sich  für 
andre  Länder. 

Da  in  der  Natur  jede  Erscheinung  ihre  bestimmte  Ur- 
sache haben  mufs,  so  lag  die  Frage  nalio,  auf  welche  Ur- 
sachen obige  Erscheinung  zurückzuführeu  sei.  Diese  Frage 
bietet  uicht  mir  ein  wissenschaftliches  Interesse  dar,  son- 
dern hat  auch,  wie  leicht  einzusehen,  eine  hohe  praktische 
Bedeutung.  Zur  Erklärung  dieser  Erscheinung  sind  nun 
auch  schon  mehrere  Hypothesen  aufgestellt  worden. 

Prof.  v.  Bezold  nimmt  für  die  Blitzgefahr  gewisse,  zwi- 
schen einem  Maximum  und  Minimum  schwankende  Perioden 


an  und  glaubt,  dafs  wir  uns  in  einer  grofsen  säkularen 
Periode  dem  Maximum  nahe  befinden.  Er  verweist  auf 
die  elfjährige  Sonnenfleckenperiode,  die  auch  in  einer 
grüfsern  Periode  von  54  Jahren  verläuft  und  die  das  ir- 
dische Klima  beeinflussen  könnte. 

Prof.  Karsten  erklärt,  die  Abnahmo  dor  Waldungen  in 
Deutschland  als  Ursache  der  steigenden  Blitzgefubr.  Durch 
die  Abnahme  der  Bäume  werden  die  Häuser  immer  mehr 
zu  den  hervorragendere  Punkten  einer  Gegend  gemacht, 
aufserdem  bewirkt  diese  Abnahme  gröfsore  Erwärmung  im 
Sommer  und  dnmit  zahlreichere  Gewitter.  Andre  suchen 
deu  Grund  in  der  starken  Vermehrung  solcher  Einrich- 
tungen wie  Gas-  und  Wasserleitungen,  Wetterfahnen  &c. 
Diese  Ansicht  erklärt  aber  nicht  die  Zunahme  der  Blitz- 
gelähr gerado  bei  den  ländlichen  Gebäuden , bei  denen 
doch  derartige  Einrichtungen  höchst  selten  zu  treffen  sind. 

Obwohl  nun  die  oben  angeführten  Ursachen  zum  Teil 
die  erhöhte  Blitzgefahr  erklärlich  machen,  so  genügen  sie 
doch  nicht,  um  eine  so  allgemeine  Erscheinung besonders 
aber  die  grofse  Zunahme  dor  Blitzschläge  in  so  kurzem 
Zeiträume  vollständig  zu  erklären.  Diese  grofse  Zunahme 
kann  nur  durch  eine  grofse,  weitverbreitete  Ursache  ihre 
Erklärung  finden.  Man  mufs  sich  die  Frage  stollon:  „Wo- 
durch kann  die  elektrische  Spannung  bei  Gewittern  so  ver- 
mehrt werden , dafs  eine  gröfsere  Zahl  von  Blitzen  nach 
der  Erdo  überspringt  als  früher?  Denn  es  ist  nicht  so 
sehr  die  wachsende  Zahl  dor  Gewitter,  als  ihre  stei- 
gende Heftigkeit,  die  die  vermehrte  Blitzgefahr  her- 
vorruft.“ 

Als  Hauptursache  verweisen  wir  nun  hier  auf  die  ge- 
rade innerhalb  der  letzten  50  Jahre  stattgefundene  enorme 
Vermehrung  der  Fabriken,  Lokomotiven,  Dampfschiffe,  kurz 
aller  Einriuhtuugun , die  die  Atmosphäre  mit  Bauch , mit 
Dämpfen  und  Staubteilchen  aller  Art  erfüllen.  Wenn  man 
bedenkt,  dals  tagtäglich  Tausende  von  Lokomotiven , Tau- 
sende vou  Dampfern  die  Erde  umkreisen,  dafs  ebenso 
Tausende  von  Fabriken  allor  Art  Tag  für  Tag  kolossale 
Monge»  von  Rauch , vou  Dämpfen  und  Staubteilchen  in 
die  Luft  sonden,  dafs  besonders  in  den  Städten  die  enorm 


Digitized  by  Google 


56 


Über  die  Ursache  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 


gewachsene  Zahl  der  Häuser  ebenfalls  täglich  ungeheure 
Rauch-  und  Staubmengen  absondert,  so  wird  die  Behaup- 
tung kaum  übertrieben  erscheinen,  dafs  in  der  Gegenwart 
gewifs  hundertmal  mehr  Staub,  Rauch  und  Gase  gebildet 
und  von  der  Atmosphäre  aufgenommen  werden  als  vor 
50  Jahren.  Jedenfalls  wird  zugestanden  werdon  müssen, 
dafs  in  der  Jotztzeit  die  Verunreinigung  der  Atmosphäre 
infolge  dor  Dampfmaschinen  und  der  Fabriken  ungleich 
viel  gröfser  sein  mufs  als  vor  Jahrzehnten.  Schon  mit 
dum  blofson  Auge  kann  mau  diese  Trübung  dor  Atmo- 
sphäre konstatieren.  Man  reise  z.  B.  von  dor  Nordsee 
nach  den  niederrhoiuischon  Kohlenrevieren  und  Fabrik- 
zentren wie  Essen  , Bochum , Dortmund , Ruhrort  &c.  und 
man  wird  den  Unterschied  iu  der  Reinheit  der  Luft  ganz 
auffällig  finden.  Über  jenor  Gegend  lagort  Tag  flir  Tag 
eine  nebelartige  Dunstschicht,  die  Luft  ist  mit  übelriechen- 
den Gasen  angefüllt,  alle  Gegenstände  erscheinen  mehr 
oder  weniger  schwarz  durch  die  niedersinkenden  schwororn 
Staubteilchen.  Welchen  Einllufs  grofse  Städte  über- 
haupt auf  die  Beschaffenheit# der  Luft  ausüben,  geht  aus 
einer  neuern  Untersuchung  des  französischen  Forschers 
G.  Witz  in  Rouen  liorvor.  Derselbe  wies  das  beständige 
Vorhandensein  schwefliger  Säure  in  der  Luft  in  denjenigen 
Städten  nach,  in  welchen  Steinkohle  gebrannt  wird:  auf 
dem  flachen  Lande  liefe  sich  dagegen  keine  schweflige 
Säure  nachweisen. 

Nach  Feststellung  dieser  Verhältnisse  tritt  nun  die  wei- 
tere Frage  heran  ilbor  den  Zusammenhang  derselben  mit 
der  steigenden  Heftigkeit  der  Gewitter.  Zum  bessern  Ver- 
ständnisse dieses  Zusammenhanges  müssen  wir  hier  auf  dio 
Theorie  dos  Gewitters  kurz  eingohen,  speziell  auf  dio  Ent- 
stehung der  Gewitteroloktrizität. 

Nach  den  neuern  Anschauungen  über  diese  letztere 
Frage,  wie  sie  in  Deutschland  von  Hoppe,  Gorland,  Liebo- 
now,  von  Luvini  iu  Turin  und  Faye  iu  Paris,  sowio  end- 
lich vom  Verfasser  dieses  Artikels  vertreten  worden , be- 
trachtet man  im  allgemeinen  die  Reibung  als  Haupt- 
quelle der  Gowitterolektrizitüt.  Reibung  zwischen  Luft 
und  Eisnadoln  (nach  Luvini),  zwischen  Luft  und  Wasser- 
kügelchen , zwischen  Wasserdumpf  und  Wasser  (Liebenow, 
Faye  und  Andries,  nach  dem  Prinzip  dor  Hydroeloktrisior- 
maschine)  ist  die  Hauptquelle  der  Elektrizitätsentwicke- 
lung ').  Wirken  uufser  den  genannten  Faktoren  noch 
Staubteilchen  mit,  so  wird  dadurch  die  Eloktrizitätsent- 
wickelung  sehr  gesteigert,  wie  dies  am  bestell  die  Gewitter 
hei  Vulkanausbrüchon  heweisen,  wo  neben  dem  Wasser- 


1)  Di«  »usfiihrliehere  Begründung  dieser  Anschsuung  hm  der  Ver- 
fasser in  »einen  beiden  Artikeln  „Ober  Gewitter  und  HagelbildunR**  in 
den  Annalen  der  Hydrographie  (1864,  8.  1 — 17.  65 — iS,  und  1885, 
S.  125  — 134.  187  — 195)  gegeben.  8.  Litt. -Her.  1885,  Nr.  256. 


dampf  auch  feine  Aschenbostandteilo  massenhaft  ausge- 
worfen werdon  und  wodurch  diese  Gewitter  eiuon  aufser- 
ordeutlich  heftigen  Charakter  annehmen.  Auch  Prof.  Luvini 
weist  auf  diese  vermehrte  Elektrizitätsentwickelung  infolge 
der  Reibung  der  Staubteilchen  mit  der  Luft  hin. 

Ferner  darf  noch  an  die  merkwürdige  Erscheinung  dor 
Elektrisierung  der  Cheops  - Pyramide  durch  den  empor- 
wirbelndon  WUstenstaub  erinnert  werden;  nur  die  Reibung 
dor  Sandkörnchen  am  Boden  und  an  der  Pyramide  kann 
die  Ursache  der  Elektrizitätsentwickelung  sein. 

In  betreff  dieser  Reibung  als  Hauptquello  dor  Elektri- 
zität geht  nun  dor  Verfasser  dieses  mit  Faye  und  Luvini 
noch  weiter  als  die  oben  genannten  Autoren,  insofern  er 
bei  Gewittern  auch  eine  Wirbelbewegung  statuiert, 
dio  oben  diese  Reibung  bei  weitem  inteusivor  und  daher 
viel  wirkungsvoller  macht  als  ohne  diese  Bewegung. 

Er  behauptet , dafs  die  ebenso  rasche  wie  enorme  und 
langdauernde  Elektrizitätsentwickelung  bei  Gewittern  ohne 
eine  roin  mechanische  Ursache,  d.  h.  Wirbelbewegung, 
analog  der  mechanischen  Kraft  boi  dor  Hydroolektrisior- 
maschine,  nicht  erklärt  werden  kann. 

Die  Anwendung  dieses  Satzes  von  der  Reihung  zwi- 
schen fosten , flüssigen  und  gasförmigen  Bestandteilen  der 
Atmosphäre  zur  Erklärung  der  steigenden  Heftigkeit  der 
Gewitter  der  Neuzeit  ergibt  sich  nun  sofort  von  seihst. 

Ist  unsre  Atmosphäre  gegenwärtig  anfserordeutlich  weit 
mehr  mit  feinen  Staubteilchen  angefüllt  als  in  frühem  Jalir- 
zohuten , so  mufs  dieser  Umstand  auf  diu  Intonsität  der 
elektrischen  Erscheinungen  boi  Gowittern  von  grofsem  Ein- 
flufs  sein.  Unsro  heutigen  Gewitter  müssen  sich  in  bezug 
auf  elektrische  Spannung  zu  den  frühem  ähnlich  verhalten 
wio  ein  Gewitter  bei  einem  Vulkanausbruch  zu  einem  ge- 
wöhnlichen Gewitter.  Sind  also  die  Gewitter  der  Gegen- 
wart heftiger  als  die  frühem,  so  erklärt  sich  die  grofsere 
Zahl  der  Blitzschläge  schon  an  und  für  sich;  doch  tritt 
noch  oin  wichtiger  Faktor  hierbei  in  Wirkuug,  der  aller- 
( dings  schon  aus  dem  gröfsem  Staubgehalto  der  Loft  folgt, 
doch  noch  besonders  hervorgehoben  werden  mufs. 

Nalirwold ')  hat  nämlich  nachgowiesen , dafs  das  Vor- 
handensein fester  Körperchen  iu  der  Luft  die  Leitung 
dor  Elektrizität  sehr  erleichtert  und  dafs  der 
Staub  in  der  Luft  durch  Reibung  elektrisch  wird.  Unsre 
heutigen  Gowittor  müssen  sIbo  nicht  blofs  hoftigor  (und 
wohl  auch  etwas  zahlreicher  als  früher)  sein,  sondern  durch 
dio  grofsere  Leitungsfälügkoit  der  staubhaltigen  Luft  wird 
auch  der  elektrische  Funko  viel  öfter  als  frühur  von  einer 
Gewitterwolko  nach  der  Erde  überspringen , anstatt  von 
einer  Wolke  zur  andern.  Die  durch  den  grofsen  Staub- 


*)  Siche  Österreichische  Zeitschrift  für  Meteorologie  1879,  S.  72. 


Digilized  by  Google 


57 


über  die  Ursache  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 


gehult  der  Luft  hervorgerufene  gröfsere  elektrische  Span- 
nung in  den  Gewitterwolken  und  die  gröfsere  Leitungs- 
fuliigkoit  der  Luft  wirken  also  in  hezug  auf  die  Blitzgefahr 
in  demselben  Sinne  und  dürften  dieselbe  vollständig  erklä- 
ren. Man  könnte  allerdings  einweudun  , dnfs  die  gröfsero 
Leituugsfahigkeit  der  Luft  infolge  gröfsern  Staubgehaltes 
die  Höhe  der  eloktrischen  Spannung,  also  auch  die  Heftig- 
keit der  Gewitter  gerade  vermindere ; indessen  iBt  zu  berück- 
sichtigen, daf's  die  etwas  erhöhte  Tjeitungsfähigkeit  nur  eine 
kleine  Rolle  spielt  gegenüber  der  überaus  heftigen  und 
ebenfalls  durch  Staub  beschleunigten  Entwickelung  der  Ge- 
witterelektrizität, und  wenn  selbst  beide  Faktoren  in  ihren 
Wirkungen  sich  aufhöben,  so  bliebe  immer  noch  das  durch 
den  gröfsern  Staubgehalt  erleichterte  Überspringen  des 
Blitzes  nach  der  Erde  hin  übrig.  Auch  erklärt  die  gTöfsoro 
Leitungsfähigkoit  staubhaltiger  Luft  die  schon  seit  alten  Zei- 
ten bekannte  Vorsichtsmafsregel,  bei  einem  herannahenden 
Gewittor  das  Feuer  in  den  Herden  und  Ofen  ausgehen  zu 
lassen ; der  aufsteigende  Rauch  bildet  ebon  eine  Säule 
gröfserer  Leituugsfahigkeit,  und  darin  mag  die  Erklärung 
für  den  UniBtand  gefunden  werden,  dafs  der  Blitz  gewissor- 
malsen  mit  Vorliebe  die  Schornsteine  aufsucht,  abgesehen 
davon , dafs  diese  in  der  Regel  die  höchsten  Punkte  eines 
Gehäudes  bilden.  Gleiches  gilt  für  die  Mühlen. 

Der  obige  Versuch  einer  Erklärung  der  gröfsern  Hef- 
tigkeit der  Gewitter  und  der  zunehmenden  Blitzgofahr 
findet  eine  schöne  Bestätigung  in  den  Beobachtungen  frü- 
herer Zeiten.  Im  Sommor  1783  war  über  ganz  Europa 
ein  dichter  Staubnuboi  verbreitet , den  man  mit  gutem 
Grunde  mit  den  äufserst  heftigen  Vulkanausbrüchen  auf 
der  Insel  Island  und  in  Calabrien  in  Verbindung  brachte. 
„ Man  bemerkte1)  allomul  einig«  Abnahme  dos  Nobels 

nach  Gewittern Man  glaubte  indessen,  ihn 

wegen  der  zahlreichen  Gewitter,  die  sich  durch 
häufigus  Einschlagen  auszeichnctcn , elektrisch  nen- 
nen zu  können.  Die  vielen  Fälle,  wo  Häuser,  Buume  uud 
Menschen  getroffen  wurden , veranlagten  zu  dem  Schlüsse, 
dafs  die  Gewitter  sich  in  sehr  geringer  Höhe  über  der 
Erde  hofändeu  uud  gleichsam  in  dem  dicken  Nebel  selbst 
entstehen  mülston.  Dabei  waren  die  Gewitter  zugleich 
ungewöhnlich  heftig.  So  erzählt.  Senebier  z.  B., 
dafs  am  12.  Juni,  wo  der  Höhenrauch  ungewöhnlich  dicht 
war,  in  Genf  ein  von  12-J-  bis  4;  Uhr  nachts  dauerndes 
Gewitter  den  Himmel  durch  unzählige  Blitze  fast  unauf- 
hörlich erhellt  habe,  während  der  Donner  mit  furchtbarem 
Getöse  ohne  Unterbrechung  fortdauerte. 

Ähnliches  berichtet  Toaldo,  dafs  nämlich  bei  einigen 
Gewittern  mehr  als  100  Schläge  an  demselben  Orte 


*)  KMmU,  tahrlmrh  <i«r  Meteorologie,  Bd.  HI,  S.  202—208. 
Petennurae  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  II. 


boobachtet  wurden , dafs  manche  Gebäude  bei  einem  Ge- 
witter von  mehreren  Blitzen  getroffen  wurden  dfcc. 
Diesen  Nachrichten  liefson  sich  viele  ähnliche  aus  den 
Mannheimer  Ephemeriden  anreihen.“  Ancli  die  von  Espy 
hervorgehobene  Thatsachu,  dafs  als  Folge  der  in  Florida 
zur  Erzeugung  von  Regen  absichtlich  augezündeten  Schilf- 
grasfeldor  zuweilen  vollständige  Gewitter  ganz  lokaler  Natur 
auftreten,  dient  zur  Bestätigung  obiger  Ansicht.  Die  auf- 
steigenden, enorm  grofsen  Rauchmassen  und  die  mitgerisse- 
nen  Wasserdämpfe  bilden  hier  offenbar  dio  alleinige  Ur- 
sache der  Entstehung  von  Gewittern  und  Regon,  du  in  der 
betreffenden  Jahreszeit  diese  Erscheinungen  ohne  künstliche 
Erzeugung  nie  beobachtet  werden. 

Ferner  erwähnt  Kämtz  (nach  einer  Abhandlung  von 
Brugmanns  Uber  diesen  Nebol)  einen  auffallenden  Geruch 
nach  Schwefel,  der  besonders  ain  24.  Juni  auftrat,  und 
hebt  schliefslich  auch  noch  die  Möglichkeit  einer  solchen 
weiten  Vorbreitung  von  Staub-  und  Ranchnebeln  hervor. 
Boi  seinem  Aufenthalt  auf  dem  Rigi  im  Jahre  1832  er- 
schien ihm  das  Thal  von  Schwyz  am  frühen  Morgen  vollkom- 
men rein;  sobald  aher  in  den  Wohnungen  gegen  5 — 6 Ühr 
Feuer  a »gezündet  worden  war,  erschien  zuerst  über  der 
Stadt  eine  Rauchwolke  von  nur  geringer  Höhe  und  ebener 
Oberfläche.  Im  Laufe  des  Tages  breitete  sich  die  Wolke 
weiter  aus,  gewann  an  Mächtigkeit,  und  das  ganze  Thal 
erschien  mit  einem  Sohleier  üborzogen. 

Die  gröfsere  Zahl  und  Heftigkeit  der  Gewitter  der 
Jetztzeit  hat  neben  ihren  mannigfachen  üblen  Folgen  uueh 
eine  gute,  nämlich  die  Reinigung  der  Luft  von  Staubteil- 
chen. Das  Gewitter  stellt  nämlich  gewissermafsen  eine 
grofsartigo  Luftroinigungsmaschino  dar.  Im  vergangenen 
Jahre  machte  Prof.  Lodge  aus  Liverpool  sehr  interessante 
und  wichtige  Versuche  über  das  Niederschlagen  von  Rauch 
in  geschlossenen  Räumen  vermittelst  Elektrizität.  Er  füllte 
ein  Gefäfs  durch  Verbrennen  eines  Magnesiumdrahtes  inner- 
halb desselben  mit  dichtem  Magnesiarauch  an  und  liefs 
dann  durch  das  Gefäfs  einen  elektrischen  Strom  goheu. 
Der  Rauch  begann  sofort  herumzuwirbeln  und  ballte  sich 
dann  zu  grofsen  Flocken  und  Kotten  zusammen,  die  fast 
augenblicklich  auf  dem  Bodon  und  den  Wänden  des  Ge- 
fäfses  sich  niederschlugen , so  dafs  das  Gefäfs  ganz  frei 
von  Rauch  war.  Während  beim  gewöhnlichen  Verlauf  ver- 
schiedene Stunden  zum  Nioderschlageu  des  Rauches  er- 
forderlich waren,  erfolgte  dieser  Niederschlag  vermittelst 
Elektrizität  in  wenigen  Sekundon.  Der  gleiche  Erfolg  fand 
statt,  wenn  das  Gefäfs  mit  irgend  einer  andern  Art  von 
Rauch  angefülit  war.  Qrofse,  mit  diohtem  Rauche  angefüllte 
Zimmer  wurden  auf  obigem  Wege  in  kürzester  Zeit  von 
diesem  Rauche  vollständig  gereinigt. 

Der  Godsuke  lug  nuu  nahe , diese  Methode  auch  auf 

8 


58 


Über  die  Ursache  der  zunehmenden  Zahl  der  Blitzschläge. 


Borgwerke,  Bleihtitten  &c.  anzuwenden.  Herr  Walker,  Mit- 
teilhaber einer  grofsen  Bleigiefserei  in  Nordwales,  liefs  nach 
den  Vorschriften  von  Prof.  Lodge  den  Hauch  der  Schmolz- 
öfen  in  grofse  hölzerne  Rauchfringe,  die  geschlossen  wer- 
den konnten  und  außerdem  mit  Glasfenstern  zum  bessern 
Beobachten  dor  Vorgänge  versehen  waren,  passieren.  Eiue 
starke  Maschine  erzougto  den  elektrischen  Strom,  der  sich 
an  zahlreichen  zwischen  den  beiden  Fenstern  befindlichen 
Metallspitzen  ontlud.  Nachdem  der  Kanal  dicht  mit  Rauch 
augcfUllt  und  dann  geschlossen  worden  war,  setzte  man 
die  elektrische  Maschine  in  Thätigkeit  und  nun  beobachtete 
man  genau , wie  bei  dom  obigen  Experiment  mit  dem 
Magnesiarauch  ein  Herumwirbeln  des  Rauches  um  die  Me- 
tallspitzon , dann  ein  Zusammenhalten  desselben  in  kleine 
Flocken  gleich  Schneeflocken,  und  endlich  ein  Niedersinken 
dieser  Flocken  an  den  Wänden  des  Rauchfanges.  Auf  diese 
Weise  war  derselbe  in  unglaublich  kurzer  Zeit  vollständig 
vom  Rauche  gereinigt. 

Ein  weiteres  Experiment  mit  nicht  geschlossenem  Rauch- 
fange, wo  also  der  Rauch  in  lebhafter,  aufsteigender  Be- 
wegung war,  ergab  ganz  dasselbe  Resultat.  Herr  Walker 
entschlofs  sich  natürlich  sofort,  diese  NioderschlagBinethode 
in  grofsem  Mafsstabe  in  sämtlichen  BleihUtten  einzuflihren. 

Ziehen  wir  aus  diesem  interessanten  und  praktisch 
höchst  wichtigen  Experiment  die  uahuliogondcn  Schlufs- 
folgerungen  in  bezug  auf  die  Vorgänge  bei  einem  Gewitter, 
so  ist  sofort  einleuchtend,  in  welch  hohem  Mafse  die  Luft 
durch  die  heftigen  und  dauernden  oloktrischon  Entladungen 
von  jeglichem  in  ihr  vorhandenen  Staube  gereinigt  werden 
mufs.  Es  sei  hier  nur  au  die  oben  erwähnte  Abnahme 
des  Staubnebels  nach  einem  Gewitter  im  Jahre  1783  er- 
innert. Gevwtter  bewegen  sich  bekanntlich  auf  langen, 
mehr  oder  wonigor  breiten  Zonen.  Tausendo  von  Blitzen 
durchfurchen  die  Luft  über  einer  solchen  Zone  und  rei- 
nigen sie  von  Staub  und  Rauch. 

Wir  sehen  also,  dafs  die  Natur  im  Gewitter  gewisBer- 
mafsen  einen  Regulator  geschaffen,  der  die  Aufgabe  hat,  die 
normalen  Verhältnisse  in  der  Atmosphäre  immer  wieder 
herzusteilen ; diese  Aufgabe  beschränkt  sich  aber  nicht  blofs 
auf  den  Niederschlag  von  «Staub,  sondern  bostoht  auch  in 
einer  Ausgleichung  anomaler  Temperatur-  und  Feuchtigkeits- 
verbültnisso.  Daher  uuch  das  erfrischendo  Gefühl  nach 
einem  Gewitter,  woran  Mouschon,  Tiere  und  Pflanzen  tcil- 
nehmen,  daher  die  befruchtenden  Gewitterregen,  die  jedem 
Landmann  willkommen  sind.  Da  ferner  die  irgendwo  in 
gröl'serm  Mafse  erzeugten  Rauch-  und  Staubmasseu  durch 
Luftströmungen  nach  allen  Richtungen  verbreitet  werden,  so 


ist  die  allgemein  beobachtete  gröfsere  Zahl  und  Heftigkeit 
der  Gowitter  leicht  begreiflich  und  nicht  etwa  blofs  an  die 
Orte  gröfster  Rauchproduktion  gebunden. 

Zum  Schlüsse  noch  eine  kurze  Erwägung  des  Einflusses 
des  Staubgehaltes  der  Luft  auf  die  Nordlichter.  Aus  Prof. 
Tromholts  Mitteilungen  über  den  sogenannten  Königsspie- 
gel ')  und  dessen  Übersetzung  durch  Peder  Claussön , be- 
sonders aber  aus  einer  von  letzterm  hinterlassenen  „Nota“ 
aus  dem  Jahro  1604  oder  1605  geht  klar  hervor,  dafs 
das  Nordlicht  in  frühem  Jahrhunderten  nur  in  nördlichem 
Gcgondon  sichtbar,  überhaupt  scltenor  gewesen  sein  mufs 
als  gegenwärtig.  Ebenso  wird  in  dem  Tagebuch,  das  von 
sieben  Seeleuten,  die  von  1663 — 1664  auf  Jan  Mayen 
l überwinterten  und  sämtlich  dort  starben,  geführt  wurde, 
eines  Nordlichts  mit  (keiner  Silbe  erwähnt,  trotzdem  nach 
dom  Tagebuch  viele  helle  Nächte  in  genanntem  Winter  auf- 
traten, und  die  Verfasser  auch  dio  geringfügigsten  meteoro- 
logischen Ereignisse  fleifsig  notierten.  Solche  Tlmtsachen 
sind  jedenfalls  sein  auffällig.  Wenn  bei  Entwickelung  eines 
Nordlichtes  dio  Cirruswolkcn  jedenfalls  eine  grofse  Rolle 
spielen , da , wie  Prof.  Luvini  nach  Faraday  gezeigt  hat, 
Reibung  zwischen  Eis  und  Luft  Elektrizität  hervorruft,  so 
dürfte,  infolge  des  vermehrten  Staubgehaltes  der  Luft,  der, 
wie  wir  gesehen  haben , ebenfalls  eine  Elektrizitätsquelle 
bildet  , vielleicht  cbonso  ein  häufigeres  und  glänzenderes 
Auftreten  der  Nordlichter  in  dor  Neuzeit  stattfmdon , wie 
bei  den  Gewittern,  und  auf  gleiche  Weise  zu  erklären  sein. 

Man  könnte  dann  den  Satz  aufstellen,  dafs  mit  wachsen- 
dem Staubgehalte  der  Luft  alle  elektrischen  Erscheinungen 
der  Atmosphäre  an  Intensität  zunehmen.  Allerdings  müfsten 
dann  dio  Nordlichter  der  letzten  50  Jahro  ganz  besonders 
an  Zahl  und  Intensität  zugenommen  haben , was  auch  in 
gewissem  Mafse  der  Fall  zu  sein  scheint.  Dieser  Punkt 
bedarf  noch  oiner  speziellen  Untersuchung. 

Ferner  dürfte  die  entschieden  geringere  Zahl  der  Süd- 
lichtor mit  dem  ungleich  geringem  Staubgehalte  der  Luft 
der  Südhemisphäre  eng  Zusammenhängen.  Der  auf  der 
nördlichen  Erdhülfte  erzeugte  Rauch  und  Staub  wird  zum 
bei  weitem  gröfsten  Toilo  auf  dieser  Halbkugel  bleiben  und 
dort  seine  Verbreitung  finden.  Dann  mufs  auch  die  In- 
tensität und  Häufigkeit  aller  elektrischen  Erscheinungen  nuf 
der  Nordhalbkugel  im  allgemeinen  gröfser  sein  als  auf  dor 
Südhalbkugel,  und  dies  trifft  in  der  Tliat  zu,  liesonders  in 
bezug  auf  die  Polarlichter. 


')  Meteoroler.  ZciUcbrift,  Bd.  II,  S.  2t. 


Digitized  by  Google 


59 


Geographischer  Monatsbericht. 


Afrika. 

Senegambien.  — Der  Jetzt«!  Feldzug  1884— -85  zur 
Verproviantierung  der  Posten  am  ohem  Senegal  und  Niger, 
welchen  Kommandant  Combos  leitete,  hat  zu  einer  weitern 
Ausbreitung  der  französischen  Herrschaft  geführt,  indem  ein 
neuer  Posten  in  der  Landschaft  Birgo  bei  Niagassola  ge- 
gründet wurdo,  wodurch  eine  zweite  Routo  von  Kita  nach 
dem  oliern  Niger  in  Besitz  genommen  worden  ist.  Din 
nördliche  Route  fuhrt  übor  Kuudu  nach  Buutmuko,  die  süd- 
liche über  Niagassola  nach  Kangaha.  Zugleich  wurdo  über 
die  Landschaft  Bure,  zwischen  den  Quellflüssen  des  Senegal 
und  dem  Niger,  welche  durch  ihre  Produktion  an  Gold  von 
Wichtigkeit  ist,  die  .Schutzherrschaft  erklärt-  Eine  feste 
Begründung  der  französischen  Herrschnft  hat  sich  auch 
durch  diesen  Feldzug  nicht  erreichen  lassen,  da  ihr  stärk- 
ster Gegner,  der  Prophet  Samory,  einem  entscheidenden 
Kumpfe  auszuweichon  wufste,  obwohl  Combos  den  Niger 
überschritt  und  seinen  Gegner  weit  verfolgte;  trotz  meh- 
rerer Schlappen  war  Samory  den  französischen  Truppen 
stets  wieder  auf  den  Fersen,  sobald  sie  den  Rückzug  antrn- 
ten.  Aus  diesem  Grunde  ist  die  Entsendung  einer  gröfsorn 
Expedition  1885/86  unter  Oberst  Frey  notwendig  gewor- 
den , welche  Ende  November  von  Kayes  abgegangen  ist 
und  bereits  Kämpfe  mit  Samory  zu  bestehen  hatte.  Fiir 
die  Verbindung  der  Kolonie  Scnogal  mit  den  PoBten  am 
obern  Flusse  ist  es  von  besonderer  Wichtigkoit,  dafs  es 
nach  jahrelangen  Bemühuugon  gelungen  ist , die  Lücke, 
welche  in  der  Telegrnphenlinio  bestand,  wesentlich  zu  ver- 
kleinern, indem  eine  telegraphische  Verbindung  zwischen 
den  lieidon  Posten  Saide  und  Matam  durch  die  Landschaft 
Toro  Futa  hergestellt  ist.  Es  bleibt  nur  noch  die  97  km 
lange  Strecke  zwischen  Matam  und  Bakel  zu  vollenden,  um 
eine  direkte  telegraphische  Verbindung  zwischen  ßamraako 
am  Niger  und  St.  liouis,  der  Hauptstadt  des  Senegal,  und 
damit  auch  mit  dem  Mutterlando  Frankreich  herzustollen. 

Äquatorialafrika.  — Dr.  G.  A.  Fischer  ist,  wie 
eine  Depesche  aus  Sansibar  vom  1.  Januar  meldot,  in 
Kagoi  am  Südufer  dos  Victoria -Sees  nngekommon  *).  Da 
Dr.  Fischer  erat  Anfang  August  von  Pangani  aufgebrochen 
ist , so  hat  er  Boino  Reise , welche  durch  gröfstenteils  un- 
erforschtes Gebiet  führte,  in  der  überraschend  kurzen  Zeit 
von  ca  4 Monaten  zurückgelegt.  Bei  dem  schwankenden 
Charakter  des  jungen  Königs  Mwanga  von  Uganda , wel- 
cher sich  leicht  durch  dio  Araber  zu  Mifstrauen  gegen 
Europäer  beeinflussen  läfst,  ist  sehr  zu  befürchten,  dafs 
Dr.  Fischer  mit  grofsen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  habun 
wird , bis  der  Durchzug  durch  Uganda  und  eine  Unter- 
stützung durch  einheimische  Truppen  ihm  gestattet  wird. 
Gelingt  ihm  dieses  nicht,  so  wird  er  vorsuchen  müssen,  das 
Reich  Uganda  im  Westen  durch  Unjoro  oder  im  Osten  durch 
Usoga  zu  umgehen,  um  mit  den  bedrängten  Forschern  Emin- 
Bei  und  Dr.  Junker  sich  zu  vereinigen.  Das  wechselnde  Be- 
nehmen des  Königs  Mwanga,  welcher  u.  a.  1885  mehrere 
Zöglinge  der  englischen  Mission  lehendig  verbrennen  liofs, 

’)  I >i c Kolniwhe  Zeitung  rum  II.  Januar  1880  teilt  «in  Telegramm 
aus  Sansibar  tom  9.  Janunr  mit,  wonach  Dr.  Kvcher  sieh  nach  Australien 
eingwehilft  haben  will;  vermutlich  liegt  hier  eine  Verwechwlung  von  Au- 
stralien mit  L'gtndt  vor. 

\ 


gibt  auch  Anlufs  zu  dor  Befürchtung,  dafs  dio  Trauerbot- 
schaft über  dio  vou  ihm  verfügte  Verhaltung  und  Hinrich- 
tung des  englischen  Bischofs  S.  TTannington  nicht  ganz  un- 
begründet ist.  Bischof  Hannington  war  am  22.  Juli  1885 
von  Monthas  aufgebrochen , um  auf  direkter  Routo  durch 
das  Massai -Igtnd  die  Ostklisto  dos  Victoria -Sees  zu  errei- 
chen und  von  dort  nach  Uganda  sich  einzuschitfen;  seine 
letzten  Nachrichton  vom  10.  August  stammten  aus  dem 
Gebiete  Ulu  nördlich  vom  Kilima  Ndscharo.  Nach  den 
i lotzton  Berichten  aus  Uganda  vom  3.  Oktober  1885  hatte 
der  Missionar  Mackay  dio  Erlaubnis  erbeten , Bischof  Hnn- 
niugton  an  dor  Ostküste  abholen  zu  dürfen ; dieselbe  war 
ihm  vom  Könige  jedoch  verweigert  worden.  Später  ent- 
schlofs  sich  dersolbe,  einen  Beamten  «lern  Bischof  ontgegon- 
zusenden,  um  ihn  nach  dem  Siidufer  des  Sees  zu  bringen, 
wo  er  weitere  Befehle  abwarten  sollte. 

Der  Bischof  der  Universities  Mission  in  Zentralafrika, 
Smithie,  hat  seinen  Rückweg  vom  Nyassa - Seo,  wo  er  dem 
Stapellauf  des  neuen  Missionsdnmpfers  „Charles  Janson“  bei 
dor  Station  Matope  boigowohnt  hatte,  nach  der  Ostküste 
längs  des  Lujende  ausgeführt  , den  er  von  der  Quelle  bis 
zur  Voreinigung  mit  dem  Kovtima  und  dann  bis  zur  Mün- 
dung verfolgte.  Bischof  Smithie  bestätigt  durchaus  die 
Beobachtung  des  Konsuls  O'Neill,  dafs  dor  Lujonde  nicht 
ein  Abflufs  des  Kilwa  (Schirwa)  -Sees,  sondern  dor  Seen 
Chiuta  und  Amaramba  ist,  welche  durch  einen  niedrigen 
Rücken  vom  Kilwa -See  getrennt  worden. 

In  der  Polomik  von  Dr.  Pcchtul-  Lösche  und  Stanleg 
weisen  wir  auf  oiuo  knrzo  Erwiderung  des  Erforschers  dos 
Kongo  hin  (Now  York  Horald  13.  Dezember  1885)  und 
eine  längere  Auseinandersetzung  von  A.  J.  Wauters  (Mou- 
vement geographique  1886,  Nr.  2),  worin  auffallende  Wider- 
sprüche zwischen  Pochuol- Ixisehes  Originalberichten  und 
Angriffen  gegen  Stanley  nachgewinsen  werden. 

Nur  noch  kurze  Zeit  wird  es  währen,  bis  die  Hydrographie 
des  Kongo -Beckens  in  seinen  Hnuptziigen  festgestellt  sein 
wird,  dank  den  Unternehmungen  des  Kongo-Staates  und  dor 
englischen  Missionaro.  Der  auf  geographischem  Gebiete  t (tä- 
tigste unter  ihnon,  Rov.  G.  GrenfeU,  hat  soinon  vielfachen 
Verdiensten  ein  nettos  hinzugefügt  durch  die  in  Begleitung 
von  Leut.  v.  Francois  ausgofübrte  Befahrung  der  linkssei- 
tigen Nebenflüsse  Lulongo  mit  seinem  Zuflufs  Lupuri,  und 
dos  Uruki,  welcher  stromaufwärts  Tschuapa  heilst,  mit  sei- 
nem Zuflufs  Bussera.  Beide  auf  einer  Strecke  von  mehr 
als  600  km  befahrene  Ströme  weichen  in  ihrem  Verlaufe 
nur  wenig  von  dor  ost- westlichen  Richtung  ab.  Der  Lu- 
longo wurde  bis  0°  10'  N.  Br.  und  22°  32'  ö.  L.,  der 
Tschuapa  bis  1°  1'  S.  Br.  und  23°  14'  ö.  L.,  sein  Tri- 
butär BusBvra  bis  1°  9'  S.  Br.  und  20°  23'  Ö.  L.  auf- 
genommen. Namentlich  längs  des  Tschuapa  existiert  eine 
sehr  dichte  Bevölkerung.  Auch  einen  rechtsseitigen,  untor- 
halb dos  Mobunschi,  nntor  1°  8'  S.  Br.  mündenden  Flufs 
Mhungu  hat  der  Dampfor  -Pence“  50  km  weit  befuhren  und 
Rav.  Grenfell  glaubt  denselben  mit  dem  von  de  Brazzn  1879 
entdeckten  Liconn  identifizieren  zu  dürfen.  Diese  Frage 
ist  für  die  Begrenzung  des  Kongo-Staates  von  Wichtigkeit, 
da  nach  dem  Vertrage  mit  Frankreich  das  Becken  des  licona 
noch  letztem)  zufallen  soll.  Bezüglich  der  Frage  der  Tden- 

8° 


Digitized  by  Google 


60 


Geographischer  Monatsbericht. 


tität  des  Mobanschi  und  Uelle  stimmt  Rev.  Grenfell,  dor  . 
Erforscher  des  erstem,  der  von  Wauters  aufgestellten  Hy- 
pothese bei,  da  der  Mobanschi  unter  4°  20'  N.  Br.  direkt 
aus  Osten  kommt1);  die  Veröffentlichung  der  Grenfellschen 
Aufnahmen  des  Mobanschi  ist  in  kurzer  Zeit  durch  die  Lon- 
doner Geogr.  Gesellschaft  zu  erwarten.  Dr.  Wolff, \ Mitglied 
der  Wifsmannschen  Kassai-  Expedition,  hat  auf  dem  neuen 
Dampfer  *H.  M.  Stanley“  dio  Baluba-Leuto  in  ihre  Heimat 
am  Lulua  zurückgebracht  und  an  dem  Zusammenflufs  des 
Lulua  uud  Kassai  eine  neue  Station  gegründet.  Leut.  Wife- 
mann  ist  nach  kurzem  Aufenthalt  in  Madeira  nach  dem 
Kongo  zurückgokehrt,  um  die  Erforschung  des  Gebietes  im  , 
NO  des  Lulua  wieder  aufzunehmen. 

Nach  langem  Aufenthalt  am  untern  Kongo , welcher 
durch  die  Schwierigkeit,  Träger  zu  erlangen,  verursacht  j 
wurde,  ist  Prof.  Dr.  0.  Len»  im  November  1885  nach 
14tägigem  Marsche  am  Stanley  Pool  angekommeu.  Seine 
Weiterreise  ist  dadurch  gesichert,  dafs  die  Regiorung  des 
Kongo-Staates  ihm  den  neuen  Dampfer  „H.  M.  Stauloy“  zur 
Verfügung  »tollte.  Sohr  wichtig  für  die  Zwecko  dor  Expe- 
dition, Feststellung  der  Wasserscheide  zwischen  Nil  und 
Kongo,  Erforschung  dos  Mobanschi  uud  seines  permanouten 
Zusammenhanges  mit  dem  Uello  ist  es,  dafs  Dr.  Junkers 
langjähriger  Begleiter,  Bokndorff , welcher  bisher  in  Man- 
janga  stationiert  war,  als  Delegierter  des  Kongo -Staates 
an  dioser  Fahrt  teilnohmen  wird.  Da  derselbe  des  Ara- 
bischen vollständig  und  auch  der  Niamniam-Sprache  ziemlich 
mächtig  ist,  wird  er  für  die  Fortschritte  der  Expedition 
sehr  nützlich  sein,  wenn  es  sich  bestätigt,  dafs  der  Mo- 
banschi und  der  üelle  ein  und  derselbe  Flufs  sind. 

Australien  und  Inseln  des  Grofson  Ozeans. 

Festland.  — Im  Oktober  1885  ist  unter  Leitung 
des  erfahrnen  Feldmessers  David  I.indsatj , welcher  1883 
die  Halbinsel  Arnhem-Land  erforscht  hnt,  eine  neue  Expe- 
dition in  das  Innere  des  Kontinentes  aufgebrochen,  welche 
iu  erster  Linie  das  Ziel  verfolgt,  neue  Weidegründe  aufzu- 
suchen und  zu  vermessen.  Ausgangspunkt  ist  die  End- 
station dor  südaustralischen  Nordbahu , Hergott  Springs, 
von  wo  aus  er  sich  dem  in  den  McDonell  Ranges  ent- 
springenden Finkt  River  zuwenden  wird,  dosson  Untorlauf 
noch  gänzlich  unsicher  ist ; von  diesem  wird  er  nach  dem 
Herbert  River  ziehen , welcher  bereits  zum  grüfsten  Teilo 
in  dem  Gebiete  von  Queensland  liegt.,  und  endlich  werden 
seine  Aufnahmen  an  dem  Arthur  River,  welchor  in  den 
Carpentaria  - Golf  sich  ergiefst , ihr  Endo  erreichen.  Dio 
Dauer  der  Expedition  ist  auf  ein  Jahr  veranschlagt.  Die 
Expedition  erregt  noch  darum,  wie  Buron  Ford.  v.  Mueller, 
Australiens  grofser  Botaniker,  uns  mitteilt,  oin  besonderes 
Interesse , weil  sie  das  Gebiet  durchziehen  wird , in  wel- 
chem mutmafslicb  vor  37  Jahren  Leichhardt  umgekommen 
ist.  Diese  Vermutung  stützt  sich  namentlich  auf  Mittei- 
lungen eines  Squatters,  Jarvis,  welcher  vor  längerer  Zeit 
von  Eiugcbornen  in  Erfahrung  brachte,  dafs  vor  vielen 
Jahren  bei  dein  Übergang  über  einen  salzigen  Flufs,  Tirrea- 
wah,  eine  Expedition  woifser  Männer  überfallen  und  nieder- 
gemacht wordon  sei.  Lindsavs  Expedition  ist  mit  Drome- 

')  Di«  Nschnrht,  dafs  di*  Identität  beider  Plmye  zweifelhaft  erscheine 
($.  20}»  mir  durch  ein  falsches  Telegramm  entstanden. 


daren  ausgerüstet.  Unter  seinen  sieben  Begleitern  befindet 
sich  ein  Deutscher,  oiu  früherer  Artillerieoffizier,  IT.  Ditt- 
ricJi,  welcher  namentlich  soine  Aufmerksamkeit  der  Flora 
zuwenden  wird.  Aus  einem  Briefe  desselben,  welchen 
Baron  v.  Mueller  uns  übersendet , entnehmen  wir  folgende 
Nachrichten  über  den  Beginn  der  Expedition : 

„The  ,P*ak4  Telegraph  Station,  13«  November  1885« 

.Nach  zwölfttigigeni  Manche  sind  wir  heute  früh  von  Her^ott  an*e- 
kommoii  und  geniftfetn  einmal  wieder  den  Luxus  von  Tisch  und  Stuhl 
beim  Schreiben.  Die  Witterung  wnr  bi*  jctxt  noch  angenehm,  — über 
120°  P.  (49°  C.)  in  der  Sonne  sind  wir  noch  nicht  gekommen.  Eine 
Nacht  hat  es  sogar  tüchtig  geregnet.  Die  Kamele  halfen  sich  gut  gehal- 
ten; sie  sind  kleiner  und  schwächer  als  die  in  Ägypten  gebrauchten.  Von 
den  vier  Hunden,  die  wir  mitgenommen,  ist  uns  der  beste  leider  am  Ilitz- 
schlag  gestorben.  Die  für  mich  bestimmten  Kamolo,  von  Sir  Thomas  Eider 
gütig  geliehen,  werde  ich  wohl  erst  bei  Charlotte  - Water*  erhalten.  Bi* 
jctxt  rauf*  ich  mein  Kamel  mit  dom  Schwager  de*  Mr.  Limlwy  teilen  und 
konnte  daher  (für  Sammeln  von  Pfianren)  wenig  von  der  Straf»?  abwei- 
chen. — Bei  Charlotte  • Watfr*  hat  Mr.  Lindsay  ca  ,76  miles  survoy- 
buainetK*,  was  uns  beinahe  einen  Monat  dort  aufhalten  dürfte.  Von  hier 
gehen  wir  den  Finko  Häver  hinunter  und  dann  durch  ,unknown  country4. 
Am  I*ke  No*h  an  dei  Queensland  Boundary  kommen  wir  wieder  mit  der 
Telegraphen-  und  Postlinie  in  Verbindung.  Wir  bleiben  morgen  norh  hior, 
und  ich  werde  die  Gelegenheit  benutzen,  Photographien  von  verschiedenen 
interessanten  Punkten  in  den  Bergen  uufru nehmen. 

.Ich  habe  eben  gehört,  dafs  ein  alter  Schwarzer  an  eine  Station  nahe 
Charlotto-Water*  anlangte,  welcher  willens  ist,  mich  daliiu  zu  geleiten,  wo 
Spuren  weifser  Miinncr  noch  zu  sehen  sind,  welche  dort  durchzogen,  als 
er  «in  Knabe  wnr.  Sollte  sich  die*  als  wahr  erweisen,  «*o  ist  es  eine  gute 
Neuigkeit.“ 

Viel  des  interessanten  bietet  die  Scbilderung , welche 
Reinh.  Graf  Anrep- Elmpt  von  Australien  entwirft,  aber  leider 
in  einer  zu  weit  Husgespouncuen , oft  Wiederholungen  ge- 
benden Darstellung,  so  dafs  diu  Loktüre  des  dreibändigen 
Werkes  (8°,  552  + 505  4-  248  SS.  ohne  Register,  ohne 
Karte.  Leipzig,  W.  Friedrich,  1886.  M.  24)  nrmiidond 
wirkt.  Besonders  gab  dio  Form  des  Tagebuches  zu  dieser 
Weitschweifigkeit  Veranlassung.  Graf  Anrep -Elmpt  bat 
in  1-J-  Jahren,  vom  September  1878  bis  März  1880,  die  vier 
Kolonien  Neu -Süd - Wales,  Queensland,  Victoria  und  Süd- 
auBtralien  in  verschiedenen  Boförderungsweisen  durchreist, 
gröfsere  Strecken  sogar  zu  Fuls  durchwandert,  um  sich  ein 
eigneB  Urteil  über  Land  und  Leute  zu  bilden.  Nur  in 
den  gröfsern  Orten  hielt  er  sich  längere  Zeit  auf,  trotzdem 
war  es  ihm  aber  gelungen,  seinen  Unterhalt  hei  dieser  um- 
herscliweifendeu  Lebensweise  zu  verdienen,  was  gerade  keine 
Bestätigung  ahgibt-  für  sein  Urteil,  dafs  in  Australien  alles, 
Handel,  Industrie,  Landwirtschaft,  Viehzucht  daniedorliogt. 
Die  Ursache  dieser  Entartung  Australions,  welche  sogar 
auf  dio  Bewohner,  Einwandorer  wie  Eingoboruo,  sich  er- 
streckt , sucht  der  Verfasser  in  der  schrankenlosen  Sucht 
nach  Gewinn,  welche  zur  rücksichtslosen  Ausnutzung  und 
Verwüstung  von  Flur  und  Wald , zum  gegenseitigen  Ver- 
nichtungskumpfe führt.  Von  Oktober  1882  bis  März  1883 
führte  der  Reisende  einen  zweiten  Besuch  in  Australien 
aus,  welcher  hauptsächlich  den  nördlichen  Gebieten  von 
Queensland  galt.  Die  Eindrücke , die  er  auf  Reiner  ersten 
Tour  gewonnen  hat,  wurden  in  ihm  fast  überall  bestätigt 
und  sogar  verstärkt. 

Neuguinea.  — Über  den  Verlauf  der  Expedition, 
welche  unter  Leitung  von  Kapt.  EveriU  von  der  austra- 
lischen Geographischen  Gesellschaft  nach  Neuguinea  entsandt 
worden  ist,  verdanken  wir  I)r.  R.  v.  Lendenfeld  in  Sydney 
folgende  ausführliche  Mitteilung: 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


61 


.Die  Expedition,  welche  im  Juni  1886  von  Sydney  nach  dem  enu- 
lixrben  Teile  von  Neuguinea  abging,  und  über  welche  wir  damals  berichtet 
haben,  ist  nun  hierher  zurückgekehrt.  Kurz  vor  dem  Eintreffen  derselben 
in  Cooktown  war  das  GerUcht  verbreitet  worden,  dafc  die  gante  Expedition 
durch  einen  Überfall  bewältigt  und  von  den  Ringebnmen  vernichtet  worden 
wäre.  Von  Thuwday  Ialand,  wurde  eine  Expedition  sogleich  abgeacbickt, 
um  die  !>outc  zu  retten,  oder  wenigsten*  ihr  Schicksal  zu  erfahren,  und 
der  Admiral  auf  der  australischen  Station  entsandte  eine  Korvette,  ein  Ka- 
nonenboot und  fünf  kleine  Dampfer  zu  dem  gleichen  Zwecke  nach  dem 
Flv  River.  Glücklicherweise  erwiesen  sieh  die  Mafsregeln  als  unnötig,  nnd 
die  Expedition  ist  wohlbehalten  am  3.  Dezember  in  Sydney  eingetroffen. 

.Die  Resultate  dieser  Expedition  entsprechen  leider  nicht  der  grofseu 
Summe  von  etwa  70  OOO  Mark,  welche  sin  den  australischer.  Kolonien  ge- 
kostet hat.  Die  Sammler  unter  der  wissenschaftlichen  Leitung  des  Dr.  Hnacke 
thaten  xwar  ihr  möglirh*tc*,  allein  c*  sind  nach  ihrer  eignen  Aussage  die 
Sammlungen  infolge  der  1’nfthigkeit  des  Führers,  Kapitän  Kverill,  und  des 
mangelhaften  Arrangements,  unbedeutend.  Herr  Biurlen,  welcher  für  Huron 
Mueller  in  Melbourne  botanisierte,  sagt,  er  schäme  sich  seiner  Sammlung. 

.Die  Expedition  erreichte  im  Juli  das  Fly-Delta  und  fuhr  den  Fly-FluE* 
hinauf  bis  zu  einem  Punkte,  wo  D’Alberti«  einen  von  Norden  kommenden, 
gröf«ern  Nebcntiufs  in  «einer  Karte  angegeben  hat.  Dieser  Kluf*  mündet 
ungefähr  140°  50'  östl.  und  7°  35'  aüdl.  in  den  Flv.  Am  28.  Juli  fuhr 
die  .Bonito*  mit  der  Expedition  in  diesen  Flak,  welcher  , Bonito  River* 
genaunt  wurde,  ein.  Die  Bonito  safs  wiederholt  auf  Saud  und  Gerdllbiinkeu 
auf,  was  tum  Teil  der  grofsen  Schwankung  in  dem  Was  verstände  des  Flusse« 
und  aum  Teil  der  Unfähigkeit  de«  Kapitän  Everill  zuzu  ich  reiben  ist.  Im 
ganten  war  die  .Bonito'  120  Tago  in  dem  Flygehicte  und  *af*  90  Tage 
davon  fest.  AU  die  Boutto  in  6°  30'  S.  Br.  festgerannt  war,  wurde  die 
weitere  Erforschung  des  Flusse*  in  einem  Rettungsboote  angetreten.  Bi« 
hierher  besitzt  der  Flufx  viele  starke  Krümmungen,  von  hier  an  verliert 
er  diesen  Ouraktnr  mehr  und  mehr,  bi*  er  nördlich  vom  G*  südlich  fast 
krümmungslos  in  nordsüdlicher  Richtung  dahinzieht.  Im  Boote  erreichte 
ein  Teil  der  Expedition  einen  Punkt  etwa  5°  35’  S,  141°  40'  0,  wo 
wegen  Proviautroamteh  umgekehrt  wurde.  Die  ersten  Stromschnelleu  wur- 
den hei  G°  50'  S angetroffen,  wo  der  *nnxt  sebiummige  Boden  kiesig  er- 
scheint. Die  Stroroschnellen  erstrecken  sich  bis  6°  S.  Weiter  nördlich 
wurden  keine  mehr  angetmffcn.  Zwischen  5 und  7°  S Ut  der  Strom 
in  viele  Anne  aufgelöst.  Es  ist  auffallend,  dafs  der  höchste  eneichte  Punkt 
«>  nah»?  an  einem  der  von  IVAlbcrti*  erforschten  Anne  de*  Flv  liegt.  Mög- 
licherweise vereinigen  sich  beide  bereits  in  Norden.  In  der  Nähe  dw  fern- 
sten erreichten  Punktes  fanden  sich  einige  alluviale  Hügel,  welche  bestiegen 
und  deren  Höhe  zu  200  m geschätzt  wurde.  Hohe  Gebirge  wurden  nir- 
gends gesehen,  und  die  wenigen  unbedeutenden  Hügel,  welche  kaum  merk- 
lich über  die  weite  Ebene  emporragen,  sind  alluvial. 

.Im  grofsen  und  ganzen  scheint  die  Flora  und  Fauna  und  nehcinen  die 
geologischen  und  klimatischen  Verhältnisse  an  diesem  Flusse  die  gleichen 
xu  sein,  wie  jene  sm  Fly,  und  es  »ollen  fast  blofs  solche  Tier-  und  Pllan- 
zenarten  gefunden  worden  sein,  die  schon  IVAlbortii  aufgefundeu  hatte. 
Dir  Ringebomen  erwiesen  sich  als  feindlich,  und  du  die  Expedition  Kanoes 
ausgeraubt,  Häuser  geplündert  und  mehrmals  auf  die  Eingobornen  geschossen 
hat,  dürften  dieselben  kaum  freundlicher  gestimmt  worden  »ein.  Im  allge- 
meinen wurden  nur  sehr  wenige  an  dem  neuen  Zuflusse  gesehen. 

.Es  wurden  zahlreiche  photographische  Aufnahmen  gemacht,  von  denon 
einige  die  Vegetation  an  den  Ufern  des  Fly  sehr  schön  darstetlen. 

.Mehrere  Rxpeditionsmitgliedor  litten  au  Fieber,  und  einige  sind  wah- 
rend der  Rückreise  erkrankt,  trotzdem  dafs  täglich  Chinin  genommen  wurde. 
Hin  Malaie  ist  an  Lungennucht  gestorben. 

.Die  kartographische  Aufnahme  de*  neuen  Flusses  wurde  von  Mr.  Se- 
nior mit  einem  prismatischen  Kompafs  und  mittels  Schätzung  der  Dis- 
tanzen ausgeführt,  die  astronomischen  Ortsbestimmungen  von  demselben  mit 
dem  Theodoliten  gemacht. 

.Wenn  wir  nnn  die  Resultate  zusammenfa*<cn , so  finden  wir,  dafs 
fest  gestellt  wurde,  dafs  die  Fly-Ebene  sich  weiter  nach  Osten,  jedenfalls  bis 
zura  141°  50'  0.  cTstrockt,  und  dafs  die  Arthur  üordon-  Range  sich  nicht 
so  weit  nach  Westen  ausdehut,  wie  dies  auf  einigen  Karten  angegeben  ist. 
Weiter  fand  man,  dafs  kein  Unterschied  «wischen  diesem  Teile  der  Fly- 
Ebene  und  den  schon  bekannten  Teilen  derselben  besteht,  und  dafs  auch 
hier  das  I«and  und  die  Naturprodukte  keinen  praktischen  Wert  haben. 

„Das  Ziel  der  Expedition  war  das  Hochland.  Man  konnte  unmöglich 
auf  ungeschicktere  Weise  versuchen,  dasselbe  zu  erreichen,  als  durch  den 
Fly  River  hiuaufzufabren.  denn  dort  ixt  der  Weg  Ton  der  Küste  zum  Burg- 
land der  weiteste;  dennoch  wurde  die  Expedition  durch  den  Fly  hinauf- 
geochlcppt,  and  die  Folge  war,  dafs  man  de«  hohen  Gebirges  nicht  einmal 
ansichtig  wurde. 


»Weil  man  aber  alle*  daraructxtc,  möglichst  weit  — bis  an*  Ge- 
birge — vorzudringen,  konnte  den  Sammlern  keine  Mufse  gegönnt  wer- 
den — selbst  Dr.  Hsackc  sollte  Holz  fallen!  Gleichwohl  warn  man  weiter, 
und  vielleicht  bis  in«  Gebirge  vorgedrungen , wenn  ein  tüchtiger  Seemann 
ah  Kapitän  fungiert  hätte.  Zu  bedauern  ist  es,  dafs  die  Resultate  so  ge- 
ring sind,  weil  dies  die  Kolonialregiernugen  abschrecken  wird,  in  der  Zu- 
kunft geographische  Forschungen  zu  unterstützen , nachdem  durch  die  Un- 
geschicklichkeit , mit  welcher  Sir  Edward  Strickland , der  Präsident  der 
Sydneyer  Sektion  der  Geographischen  Gesellschaft  von  Australasien,  diese 
Expedition  arrangiert  hat,  das  Opfer  einer  a<>  grofsen  Summe  und  eines 
Menschenleben*  erfolglos  geblieben  ist.“ 

I 

II.  U.  Forlen  ist  um  6.  Oktober  1885  nach  nountägigem 
Morsche  von  Port  Moresby  aus  in  dem  Dorfe  Sogere  an- 
gokuinmon , welches  der  Ausgangspunkt  für  soiue  Unter* 
Buchungen  der  Owen  Stanley -Kette  sein  wird.  Seine  lie- 
gleitung  bestellt  aus  3 Europäern,  dom  Topographen  Hen- 
nesgy , dem  Botaniker  Andersson  und  dem  Zoologen  und 
Ausstopfer  Ixipos,  sowie  2 Amhninesen  und  21  javanischen 
Kulis. 

Audi  von  deutscher  Seite  werden  jetzt  lebhafte  An- 
strengungen gemacht,  den  neuerworbenen  Besitzstand  in 
Neuguinea  zu  erforschen.  Anfang  Februar  soll , wie  dio 
Weser- Zeitung  vom  22.  Januar  meldet,  unter  Leitung  von 
Dr.  Schräder , des  Leiters  der  Polarstation  auf  Südgeorgien, 
oine  von  der  Neuguinea -Gesellschaft  vorzüglich  ausgerüstete 
Expedition  Deutschland  verlassen ; verschiedene  Naturfor- 
scher worden  sich  an  derselben  beteiligen.  Wie  Korbes 
wird  auch  Dr.  Schräder  in  Java  Malaien  anwerben,  um 
nicht  auf  Schwierigkeiten  hei  Anwerbung  von  Trägern  zu 
stofsen. 

Nur  wenig  Anklang  bei  Geographen  nnd  Kartogra- 
phen wird  das  Vorgehen  der  Neuguinea  - Gesellschaft  fin- 
den , welche  mehrere  Punkte  ihrer  Besitzungen  hat  um- 
taufen lassen.  Der  bisherige  Mount  Beaute mps-  Beauprd 
auf  der  Gazellen  - Halbinsel  heifst  künftig  -Varzin’’ , Neu- 
Trland  erhält  den  Namen  „Neu  - Mecklenburg“ , die  Duke 
of  York  -Gruppe  „Neu-Lauenburg*  , die  grüfstc  Insel  dos 
Archipols  Netihritannion , Birara,  soll  „Neu-Pommern“ 
genannt  werden.  Dafs  neuentdeckte  Buchten,  Flüsse,  Ge- 
birge, Kaps  &c.  oder  nougegründete  Stationen  in  die- 
sem Gebiete  mit  deutschen  Namen  belegt  worden,  er- 
scheint fast  selbstverständlich : auch  gibt  es  unbekannte 
Punkte  hier  genug,  um  deutsche  Namen  einzuführen,  aber 
zur  Umänderung  längst  eingebürgerter  Namen  lag  kein 
genügender  Grund  vor.  Würde  jede  Kolonialmacht  bei 
neuen  Erwerbungen  in  ähnlicher  Weise  vorgelion,  die  von 
den  Entdockcrn  verliehenen  Namen  zu  verwerfnn,  so  würde 
| auf  Karten  und  im  Unterricht  bald  allgemeine  Verwirrung 
herrschen. 

Durch  Vermittelung  des  Papstes  ist  am  17.  Dezbr.  1885 
in  Rom  zwischen  dem  Deutschen  Heicho  und  Spanien  ein 
Vertrag  zu  stände  gekommen , durch  welchen  die  »panüche 
Oberhoheit  über  die  Karolinen  unerkannt  wird.  Als  Grenze 
der  spanischen  Kolonie  sind  festgesetzt  dor  Äquator  und 
11°  N.  Br..  133°  und  164°  0.  L.  v.  Gr. 

Amerika. 

Alaska.  — Die  Bemühungen  dor  Vereinigten  Staa- 
ten, ihr  jüngstes  Territorium  von  Alaska  kennen  zu  lernen, 
sind  im  verflossenen  Jahre  von  bedeutenden  Erfolgen  ge- 
krönt worden.  Leut.  Cantwell  hat  seine  1884  begonnene 


62 


Geographischer  Monatsbericht. 


Erforschung  dos  Kotvak-  oder  Korvak  - Flutete . welcher  im 
Flotham  - Inlot  ausmündet,  beendet,  indem  er  mit.  einer 
Dampfbarkasse  den  Kluis  bis  zu  den  ersten  Katarakten 
verfolgte  und  in  Fellbootuu  den  Oborlauf  aufnabm ; der 
Fluf»  hat  seinen  Ursprung  in  vier  grofsou  Seen,  ca  520  miles 
(830  km)  von  der  Mündung  entfernt.  In  seinem  obere 
Teile  nähert  er  sich  sehr  dem  Kojukuk,  einem  rechtsseitigen 
Nebenflufs  des  Jukon.  Auf  der  Rückkehr  traf  Leut.  Cant- 
well am  Mittelläufe  mit  Leut.  Stonoy  zusammen , welcher 
1883  den  Kowuk  entdeckt  hatte  und  jetzt  an  demselben 
überwintern  wollte,  um  im  Frühjahre  1886  dus  Gebiet  im 
N bis  Point  Barrow  zu  untersuchen.  Er  hatte  sein  Win- 
terquartier, Fort  Cosmos,  ca  350  miles  von  der  Mündung 
errichtet.  Der  nördlich  vom  Kowak,  ebenfalls  in  Hothain- 
Inlet  sich  ergiefsende  Nonatak  oder  Kunalak  war  dus  Ziel 
von  Ingenieur  8.  II.  McLenegan : auch  ihm  gclung  es,  die- 
sen Flufs  stromaufwärts  bis  zu  seiner  Quelle  zu  verfolgen 
und  dadurch  bis  zur  höchsten  bisher  erreichten  Breite  im 
Innern  der  Halbinsel  vorzudringen.  Diu  Quelle  des  Nuuu- 
tak  liegt  in  einem  ca  400  miles  (640  km)  von  der  Küste 
entfernten  See.  Während  des  Winters  1884/85  hat  der 
Geolog  TI.  I).  Woolfe  bei  Kap  Lisburne  überwintert  und 
im  Laufe  desselben  die  Küste  südlich  bis  zum  Nunutak 
aufgenommen;  auf  der  Strecke  zwischen  Corwin  - Lagune 
und  Kap  Krusenstorn  lmt.  er  mehrere  Kohlenminen  ent- 
deckt. Die  bedeutendste  Unternehmung  ist  aber  die  Auf- 
nahme dt*  Kupfer  - oder  Ätna  - Flutte*  durch  Leut.  II.  J. 
Allen,  welcher  in  Begleitung  von  zwei  Sergeanten  dos 
Sigual  Corps  bereits  im  Januar  1885  seine  Expedition  auf 
der  Eisdecke  des  Flusses  begann.  An  dem  Zusammenflufs 
der  beiden  Quellfliisse , wo  der  Vulkan  Wrangel  sich  auf- 
türmt,  wandte  sich  Ijeut.  Allen  dem  westlichen  zu,  wäh- 
rend der  östliche  in  der  Nähe  des  Lvnn  - Kanales  und  der 
Jukon- Quellen  entspringen  soll.  Sowohl  der  Quellllufs  wie 
der  Ilauptstrom  sind  sehr  reilsend  und  bilden  zahlreiche 
Wasserfälle.  Nach  Überschreitung  der  schneebedeckten 
Zentralkette  von  Alaska  und  Befahrung  des  Tannnath  kam 
Leut.  Allen  im  Juli  am  Jukon  an.  Sowohl  die  topogra- 
phischen Aufnahmen  wie  die  geologischen  Untersuchungen, 
durch  welche  das  Vorkommen  von  Kohlen,  Gold,  Silbor, 
namentlich  aber  von  Kupfer-  und  Eisenerzen  nachgewiesen 
wurde,  meteorologische  Beobachtungen  und  Höhoumcssungen 
stellen  ein  umfangreiches  Material  zur  Kenntnis  von  Alaska 
iu  Aussicht.  Endlich  haben  noch  zwei  englische  Touristen 
Garland  und  Beutty  die  bisher  noch  nicht  untersuchte 
Strecke  vom  Mackenzie  bis  zum  Jukon  zurückgelegt. 

M i 1 1 e 1 a m o r i k a.  — Das  grofsartige  Projekt  einer 
Schifjseitenbahn  liier  die  Landenge  von  Tehuantepec,  welches  von 
dem  amerikanischen  Ingenieur  Fad*  entworfen  wurde,  findet, 
in  Science  1885,  VI,  Nr.  127,  eine  summarische  Darlegung 
unter  Beigabe  einer  zur  Ohersicht.  genügenden  Karte  in 
1 : 550  000  und  verschiedener  Illustrationen,  welche  die  zur 
Überwindung  der  technischen  Schwierigkeiten  beabsichtigten 
Marsnahmen  veranschaulichen.  Dio  Kosten  dos  Unterneh- 
mens sind  auf  50  Millionen  Dollars  berechnet.;  das  Bott  der 
Bechs  Schienengeleise  soll  50  Fufs  (15  m)  breit  werdon, 
die  äufsersten  Schienen  30  F.  (8  m)  voneinander  liegen.  Die 
beiden  Endpunkte  dor  Bahn  sind  Minatitlan  am  Flusse 
Coatzacoalcos  au  der  atlantischen  und  Chicapa  an  der 
Obern  Lagune,  an  dor  pacifischen  Küste. 


I 


i 


i 


Nicht  allein  der  geognoatische  Aufbau  der  Insel  Ariiba 
zeigt,  wie  Prof.  Dr.  K.  Martin  durch  seine  Untersuchungen 
nachweist  (Tijdschr.  Nederl.  Aardrijksk  Genootsch.  1885, 
Nr.  8),  dafs  dieselbe  vom  Festlande  losgerissen  ist,  sondern 
auch  die  Fauna  liefert  oiuon  Beweis  für  die  frühere  Ver- 
bindung mit  Südamerika ; besonders  charakteristisch  ist  das 
Vorkommen  einer  grofsen  Papageien-Art,  des  Frosches  und 
namentlich  der  Klapperschlange.  Die  drei  Tiere  fehlen  auf 
Bonaire  und  Cura^ao , und  daher  ist.  der  Schlufs  zulässig, 
dafs  Aruba  länger  mit  dem  Festlande  im  Zusammenhang 
stand.  In  jüngster  Zeit  ist  die  Insu)  durch  Hebung  im 
stetigen  Anwachsen  begriffen.  Eine  ausführliche  Schilde- 
rung scinor  dreiwöchentlichen  Reise  auf  dom  Surinam  nebst 
Mitteilungen  über  die  Buschneger  und  Kariben  in  Hollän- 
disch-Guiuuu  veröffentlicht  Prof.  Martin  iu  Heft  1,  1886, 
der  Bijdragen  tot  du  Taul-,  Land-  ou  Volkeukunde  van 
Nederl.  Indio. 

Venezuela  und  Columbia.  — Seit  Ende  1884 
bereist  Dr.  W.  Sievert  mit  Unterstützung  der  Geogr.  Ge- 
sellschaft in  Hamburg  die  Cordillura  von  Merida  und  die 
Grenzbezirke  von  Venezuela  und  Columbia.  Bis  Ende  Mai 
reichende  ausführliche  Berichte,  welche  namentlich  reich 
sind  an  barometrischen  Höhenmessungen , au  Nachrichten 
über  die  topographischen  und  geologischen  Verhältnisse 
dieses  bisher  nur  sohr  wenig  erforschten  Gebietes,  enthält 
Heft  1 , 1 885  der  Mitteilungen  der  Geogr.  Gesellschaft  in 
Hamburg. 

Im  Westen  des  Meerbusens  von  Maracaibo  springt,  die 
Ilalbinsel  Goajira  weit  in  das  Karibische  Meer  vor;  trotz- 
dem dieselbe  so  von  drei  Seiten  bequem  zugänglich  ist, 
sind  die  topographischen  und  ethnographischen  Verhältnisse 
bisher  so  gut  wie  gänzlich  unbekannt,  geblieben , und  erst 
dem  Erforschor  dor  Sierra  do  Santa  Marta,  F.  A.  A.  Stmont, 
war  es  Vorbehalten , durch  ausgedehnte  Erkursionen  ge- 
nauere Nachrichten  Uber  dieselbe  zu  gowinucn.  Die  Ge- 
birge der  Halbinsel,  drei  von  NW  nach  SO  verlaufende 
HoheuzUge,  welche  in  dem  Pic  Macuiru  zu  2600  F.  (800  m) 
austeigen,  siud  vulkanischer  Natur  und  sowohl  von  der 
Sierra  de  Santa  Marta  wie  auch  von  dou  östlichen  Ausläu- 
fern der  Cordillera  durch  eine  weite  Ebene  geschieden. 
Die  Bewohnor,  der  Stamm  der  Goujiros,  zerfällt  in  30  Kasten 
und  zählt  gegen  20  000  Seelen.  Über  die  politische  Tei- 
lung der  Halbinsel  zwischen  Colomhia  und  Venezuela  hat 
kürzlich  der  König  von  Spanien  einen  Schiedsrichterspruch 
gefällt,  welcher  jedoch  noch  nicht  veröffentlich  ist.  (Prooeed. 
R.  Geogr.  Soc.  London  VII,  Nr.  12,  mit  Karte.) 

Ein  französischer  Reisender,  Chaffanjon,  hat.  im  März 
und  April  eine  Aufnahme  von  mehreren  Armen  des  Ori- 
noco-Deltas  wie  auch  dos  Flufslaufos  selbst  ausgofllbrt,  den 
er  bis  zu  dom  Orto  Urbana  verfolgte;  auch  auf  zahlreiche 
Tributäre,  namentlich  dun  Cuuca  und  Meta  hat  er  seine 
Untersuchungen  uusgudohut.  Eine  neuo  Reise  wird  der- 
selbe Ende  Januar  im  Auftrag  des  französischen  Unter- 
richtsministeriums untreteu,  um  das  Gebiet  deB  Cassiquiari, 
namentlich  in  ethnographischer  Beziehung,  zu  durchforschen. 

Argentinien.  — In  Begleitung  einer  kleinen  argen- 
tinischen neeresmacht  hat  im  Oktober  und  November  1885 
der  französische  Reisende  A.  Thouar  die  Aufnahme  de*  lh'lco- 
mayo,  welche  er  1883  (s.  Mitteil.  1884,  S.  155)  hatte 
unterbrechen  müssen,  um  auf  direktem  Marsche  über  Land 


Digitized  by  Google 


Geographischer 


Monatsbericht. 


63 


so  schnei]  als  möglich  den  Paraguay  zu  erreichen,  zu  Endo 
geführt.  Am  rechten  Ufer  stromaufwärts  ziehend,  gelangte 
die  Expedition  bis  zu  den  ersten  Stromschnellen , welche 
ca  600  km  von  der  Münduug  entfernt  sind ; die  Rückkehr 
wurde  zu  Wasser  angetreten. 

Das  rapide  Wachstum  von  Städten  in  den  Vereinigten 
Staaten  findet  jetzt  ein  Gegenstück  in  dem  Aufblühen  der 
neuen  Hauptstadt  der  Provinz  Buenos  Airos.  Durch  Be- 
schlufs  der  argentinischen  Nationalversammlung  vom  4.  Mai 
1881  war  die  Stadt  Buenos  Aires  zur  Hauptstadt  der 
Republik  bestimmt  und  als  eigner,  direkt  den  Staatsbehör- 
den unterstellter  Distrikt  von  der  gleichnamigen  Provinz 
losgelöst  worden.  Statt  die  Provinzialregierung  in  einen 
andern  Ort  der  Provinz  zu  verlegen , entschlofs  man  sich 
zur  Gründung  einer  neuen  Hauptstadt,  für  welche  ein 
günstig  gelegener  Punkt  östlich  von  Buenos  Aires  strom- 
abwärts am  Rio  de  La  Plata  gefunden  wurde,  in  einer 
Bncht  (Eusenada) , die  sich  zu  Hafonanlagen  eignet.  Ara 
19.  November  1882  erfolgte  hier  die  feierliche  Grundstein- 
legung der  neuen  Provinzialhauptstadt  , welche  La  Plata 
benannt  wurde.  Die  Übersiedelung  der  Behörden,  die  aus- 
gedehnten Unternehmungen , welcho  durch  den  Bau  der 
Stadt  liorvorgerufen  wurden , lockten  natürlich  eine  zahl- 
reiche Bevölkerung  herbei,  welche  Endo  März  1884,  also 
nach  17  Monaten,  10407,  im  November  1884  bereits 
21  349  und  im  Oktober  1885  sogar  26  327  Seelen  zählte. 
An  letzterm  Zeitpunkte  waren  4315  Gebäude  vollendet 
und  724  im  Bau.  Durch  Eisenbahnen  ist  ein  Verkehr  mit 
Buenos  Aires  wie  auch  mit  der  Provinz  hergestellt.  Die 
Hafenarl>oiten,  welche  sehr  eifrig  betrieben  werden,  gestat- 
ten einen  Schiffsverkehr  noch  nicht.  (E.  R.  Coni : Reseüa 
ustadistica  y descriptiva  de  La  Plata.  8°,  192  pp.,  mit. 
Karten.  Buenos  Aires,  1885.) 

Patagonien.  — Infolge  dor  vermutoton  Wiedorauf- 
tindung  des  Barilocho-  Passes  durch  den  argentinischen 
Hauptmann  J.  J.  Rhode,  welcher  eine  bequeme  Verbindung 
zwischen  dem  Gebiete  des  oborn  Rio  Negro  und  Chile  bieten 
soll,  entsandto  die  chilenische  Regierung  im  .lanuar  1885 
eine  Expedition  unter  Führung  von  E.  Valverde , um  die 
Brauchbarkeit  dieses  Überganges  über  die  Kordilleren  zu 
prüfen.  Valverde  ging  von  der  Reloncavi- Bucht,  aus,  es 
gelang  ihn  jedoch  nicht,  den  Pafs,  welchen  er  am  Fufso 
des  Tronador  als  Verbindung  zwischen  den  Seen  Calbutue, 
welcher  mit  dem  Lago  de  Todos  los  Santos  in  Verbindung 
steht  , und  Gutierrez,  einem  Tributär  des  Nahuel  Huapi, 
aufzußnden.  Gegen  die  Annahme  Valverdes,  dafs  der  Bari- 
loche-Pafs  gar  nicht  existiere,  wendet  sich  nun  J.  J.  Rhode 
(Bol.  dol.  Inst.  Geogr.  Argent.  1885,  VI,  Nr.  10)  in  einer 
ausführlichen  Darlegung,  dafs  der  von  ihm  1883  gesehene 
Pafs  nicht  in  dem  Gebiete  des  Lago  de  Todos  los  Santos 
liege , sondern  im  S des  Nahuel  Huapi  eine  Verbindung 
zwischen  dom  Oberläufe  des  Chubut  und  dom  Rio  Puclo, 
welcher  im  südlichen  Teile  der  Boca  de  Reloncavi  aus- 
mündet,  herstullt.  Da  Rhode  den  Barilocho- Pafs  auch  nicht  er- 
reicht, sondern  nur  aus  einiger  Entfernung  gesehen  hat,  so  kann 
diese  Meinungsverschiedenheit,  welche  ihren  Ursprung  hat 
in  einer  verschiedenen  Interpretation  der  Angaben  des  Paters 
Mereudez,  welcher  allein  1791  den  Bariloche  - Pafs  über- 
schritt, nur  durch  eine  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  ent- 
schieden werden,  und  ist  es  zu  erwarten,  dafs  Major  M. 


3/ogano,  welcher  im  September  1886  von  Santa  Cruz  nuf- 
brcchen  wird,  um  den  Ostabhang  der  Kordilleren  vom  Quoll- 
gebiet  des  Santa  Cruz  bis  zum  Nahuel  Huapi  zu  unter- 
suchen, diese  Aufgabe  lösen  wird. 

Erst  aus  der  jetzt  vollendet  vorliegenden  Karte  der  wnt- 
pataganiechen  Gciciieter  in  1:300000  (2.  Bl.,  hcruusgegeben 
vom  Hydrographischen  Amt,  in  Kommission  bei  D.  Reimer, 
Berlin,  1855.  M.  3)  ist  deutlich  zu  erkennen,  welch  ein  be- 
deutender Fortschritt  in  dor  Kenntnis  dos  Gebietes  zwischen 
dem  Golf  von  Trinidad  und  dem  Golf  von  PeÜas  den  Auf- 
nahmen des  deutschen  Kriegsschiffes  „Alhalrote'1  unter 
Korv.-Kapt.  P/üddemann  zu  verdanken  ist.  Die  bisher  als 
ein  zusammenhängendes  Land  dargestellte  Wellington-Insel 
besteht  nunmehr  aus  zwei  Groppen,  welcho  durch  den  in 
nordsüdlicher  Richtung  streichenden  Fallos-  und  Stosch- 
kanal  voneinander  getrennt  sind,  auch  wird  aus  der  Dar- 
stellung ersichtlich , dafs  noch  woitero  Vorbindungen  zwi. 
sehen  dun  zahlreichen  fjordartigen  Einschnitten  und  Kanä- 
len existieren,  so  dafs  sich  die  grofse  Insel  in  einen  voll- 
ständigen Archipel  auflüse»  wird.  Auf  23  Nebenkarten 
sind  wichtige  Punkte  in  diesem  neuen  Schiffahrtswege  nach 
der  Westküste  von  Südamerika , durch  welchen  einesteils 
die  Gefahren  der  hier  besonders  häutigen  Stürme  im  offe- 
nen Ozean,  andernteils  die  engen  Passagen  in  dem  bisher 
meist  benutzten  Messier-Kanal  vermieden  werden,  nament- 
lich Ankerplätze,  sichore  Buchten  4c.,  in  grofsem  Mafsstabe 
eingetragen. 

Polargebiete. 

Die  für  das  Jahr  1886  in  Aussicht  genommene  Expe- 
dition nach  den  Kcueihinechen  Intel»  hat.  dem  Akademiker 
Leop.  «?.  Schrenck , dem  besten  Kouner  Ostsibiriens , Ver- 
anlassung gegeben,  alles  dus  zusammenzufassen  *),  was  bisher 
durch  die  Bemühungen  der  Promyschlenniks  über  dieses 
Polarland  bekannt,  geworden  ist.,  dessen  topographische  Ver- 
hältnisse namentlich  durch  Anjous  Aufnahmen  vollständig 
erkundet  worden  sind,  während  iu  naturhistorischcr  Bezie- 
hung die  Inselgruppe  noch  vollständig  terra  incognitn  ist. 
Während  die  Angaben  über  die  Entdeckung  der  Inseln, 
über  die  Fahrten  von  Ljachow,  Sannikof,  Hcdenströra, 
Anjou  u.  a.  zum  Teil  bereits  durch  Ford.  v.  Wraugels 
Reisewerk  und  andro  Quellen  bekannt  goworden  sind,  ent- 
hält die  Zusammenstellung  dor  Nachrichten  über  die  in  den 
letzten  60  Jahren  ausgoführten  Besuche  der  Inseln  seit 
Anjous  Expedition  gänzlich  noues  Material.  Wenn  auch 
durch  die  „Jeunnette“  -Expedition  keine  erhebliche  Erwei- 
terung unsrer  Kenntnisse  von  Neusibirien  gewonnen  wurde, 
Bo  mufste  der  Vollständigkeit  halber  ihr  Verweilen  daselbst 
doch  erwähnt  werden.  Die  Ausführung  der  Expedition  haben 
Dr.  Alex.  Lunge , welcher  als  Arzt  der  internationalen  Polar- 
station Ssagastyr  bereits  2 Jahre  im  Lena-Delta  zugebracht 
und  durch  zahlreiche  Exkursionen  reiche  Erfahrungen  über 
Reisen  im  Polargebiete  gesammelt  hat,  und  der  junge 
Naturforscher  Baron  Ed.  v.  Toll  freiwillig  übernommen.  Sie 
werden  sich  gegen  Ende  de«  Winters  1885/6  von  Kasatschje, 
dem  jetzigen,  an  Stelle  von  T'stjansk  getretenen  Hauptorte 

t)  Zur  Vorgeschichte  der  von  der  K.  Akademie  der  Wis»enMli.  ausge- 
rüsteten Kzpedition  nach  den  Neuribiriwhen  Inseln  und  dem  Jena -Guide. 
(Abdr.  ao«:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Russischen  Reiches.  3.Polge,  Bd.  I.) 
St.  Petersburg,  1885. 


64  Geographischer 

an  der  untern  Jana,  ülier  Swjatoi  Nobs  nach  der  Ljaehow-  i 
Insel  begehen  und  wenigstens  einen  Bomraor  auf  den  In- 
seln verleben.  Sowohl  in  geologischer  Beziehung,  wie  auch 
Über  die  Tier-  und  Pflanzenverhältnisse  und  deren  Zusam- 
menhang mit  dem  Festlaude  sind  wichtige  Resultate  zu 
erwarten. 

Auf  der  Kreuzfahrt,  welche  der  Yer. 8t.- Zolldampfor 
„ Corwin"  unter  Capt.  C.  L.  Hooptr  im  J.  1881  im  Arkti- 
schen Ozean  ausgeführt  hatte,  um  Nachforschungen  nach 
der  rJeannettou  und  zwei  Walfangschiffen  anzustellen,  war 
oa  bekanntlich  gelungen,  um  12.  August,  nachweisbar  zum 
erstenmal,  die  Wrangel-  Insol  zu  erreichen,  wolchc  im  fol- 
genden Monat  von  der  Expedition  des  Rodgers  genauer 
durchforscht  uud  aufgenommen  wurde.  Dor  dem  Laude 
von  (’apt.  Hooper  beigolegte  Name  New  Columbia  ist  von 
den  amerikanischen  Behörden  nicht  angonommeu  worden. 
Ausführliche  Mitteilungon  Uhcr  diesen  Besuch,  wie  auch 
Uber  die  Landungen  an  der  Küste  von  Nordsibirien  und 
an  verschiedenen  Punkten  von  Alaska  sind  in  dem  offiziel- 
len Bericht  enthalten:  „Report  of  the  Cruise  of  the  U.  S. 
Rcv.  St.  , Thomas  Corwin1  in  tho  Arctic  Ocean  1881“. 
Besonders  eingehend  sind  die  ethnographischen  Berichte,  wel- 
chen eine  Reihe  photographischer  Abbildungen  von  Tschuk- 
tschon  und  Eskimos,  sowie  der  von  ihnen  verfertigten  Gegen- 
stände beigefügt  sind ; auch  über  dio  Frage  der  Strömungen 
in  Behring-Meer  und  -Strafse,  sowie  Uber  die  Eisverhält-  1 
nisse  äufsert  Capt-  Hooper  seine  Ansichten.  Störend  wirkt 
das  Fehlen  von  Index  und  Register,  sowie  einer  Karte. 

Bis  zu  dem  hoffentlich  buhl  zu  erwartenden  Erscheinen 
dos  Greeleyschcu  Reisewerkes  sind  wir  in  bezug  auf  dio 
Ergebnisse  seiner  Expedition  noch  immer  auf  kurze  Vor- 
träge und  vorläufige  Berichte  angewiesen.  Um  so  will- 
kommener ist  es,  dafs  jetzt  ein  Werk  vorliegt,  welches 
wenigstens  den  gröfsten  Teil  der  rein  geographischen  Ent- 
deckungen in  ausführlicher  Weise  darlegt,  nämlich  die 
Thaten  von  I-eut.  J.  II.  lochcood , welcher  mit  Sergeant 
Brainard  den  nördlichsten  Punkt  der  Erde  erreicht  und 
auch  die  Durchkreuzung  von  Grinnell-Land  ausgeführt  hat. 
Dem  von  Ch.  Lonman  ausgearbeiteten  Buche  „ Farthest 
North “ (8°,  333  pp.,  mit  Karte.  New  York,  Appleton  & Co., 
1885)  liegen  die  ausführlichen  Tagebücher  uud  Briofo  des 
Forschers  zu  Grunde , welchem  leider  nicht  das  Los  be- 
scbicden  war,  in  dor  Heimat  die  wohlverdienten  Lorbeeren 
für  seine  hervorragenden  Jyeist ungen  zu  ernten.  Ausge- 
stattet ist  das  Work  mit  einer  Karte,  welche  die  originale 
Nomenklatur  von  Lockwood  und  Greeley  gibt,  während  die 
offizielle  Karte  des  Hydrogr.  Office  in  Washington  hierin 
willkürliche  Änderungen  vorgenommen  hat,  einigen  Illustra- 
tionen von  Polarszenen , teils  nach  Photographien , teils 
nucli  Lockwoods  Skizzen  angefertigt,  sowie  einem  vorzüglich 
gestochenen  Porträt  des  jungen  Offiziers. 

Nordtnskiöld * teütictri !)  Ubor  soino  Expedition  nach 
Grönlaud  im  J.  1883  liegt  nunmehr  vollendet  vor.  Aufser 


')  Den  andr*  Dickeonak*  eipeditinnen  tili  Grönland , dass  inte  ieöken 
oeh  de»  ooetkust.  8",  SAG  pp.,  mit  Karten.  Stockholm,  F.  & G.  Bei- 
ern. 188«.  — *.  Mitteil.  Iä8.t.  S.  311. 


Monatsbericht. 

einer  Übersichtskarte , welche  den  Kurs  dos  Expedit ions- 
dauipfors  „.Sofia“  angibt,  ontbält  das  Werk  au  Beilagen 
einen  Plan  von  Sofia  - Hafen  au  dor  Westküste,  eine  Karte 
der  Eiswanderuug  (s.  Mittel!.  1884,  S.  354),  eine  Skizze 
dor  Kryokonitthäler  auf  dem  Binneuoise  und  einen  Plan 
von  König  Oskar- Hafen  auf  derOstküste;  Nordenskiöld  war 
es  bekanntlich  gelungen  als  der  erste  Europäer  die  Ost- 
küste  von  Grönland  südlich  von  70°  N.  Br.  per  Schiff  zu 
erreichen.  Der  Plan  dieses  interessanten  Punktes,  welchen 
die  Nebenkarte  auf  Tafel  3 dieses  Heftes  enthält,  ist  eine 
Reduktion  der  Aufnahme  der  Nordenskiöldschon  Expedition. 
Leider  konnte  der  Aufenthalt  nur  sehr  kurze  Zeit  währen, 
du  Nordenskiöld  bei  dor  späten  Jahroszeit  uud  bei  dein 
Kohlunmungel  seine  Expedition  nicht  der  Gefahr  aussetzeu 
durfte,  durch  die  antroibendon  Eismassen  von  der  Rück- 
kehr ahgeschnitteu  zu  worden.  Dio  Schilderung  dor  Eis- 
wanderung gibt  dem  Verfasser  Gelegenheit,  die  Bedeutung 
des  Kryokonit  für  das  Abschmelzen  des  Polareises  und  für 
den  Aufbau  der  Erde  nochmals  zu  lieleuchten.  Die  wäh- 
rend dieser  Eiswanderung  von  mehreren  Mitgliedern  der 
Expedition  unternommene  Exkursion  nach  Waigatt  und  nach 
Kap  York  an  der  Melville-Bai  zur  Untersuchung  der  dor- 
tigen Lager  von  Magneteisen,  welche  ungünstiger  Eisver- 
hältnisse  wegen  nicht  den  gewünschten  Erfolg  hatte , wird 
im  6.  und  7.  Kapitel  von  dem  Geologen  der  Expedition, 
A.  G.  Nuthorst,  geschildert.  In  einem  Schlufskapitel  gibt 
Nordenskiöld  eine  ausführliche  Darstellung  dor  Eskimos,  ihrer 
Geschichte,  Lebensweise,  Gewohnheiten,  Natur-  und  Cha- 
rakteranluge , Beeinflussung  durch  den  Umgang  mit  Euro- 
päern &c.,  wobei  er,  sich  aul'ser  auf  eigue  Beobachtungen 
auf  die  ausführliche  Litteratur  stützt.  Zu  erwähnen  ist 
auch  der  reiche  Schmuck  an  Illustrationen , welche  teils 
den  während  der  Reise  aufgenommenen  Originalphotogra- 
phien, teils  guten  Vorbildern,  Ross,  Graah  n.  a.  entlehnt 
worden  sind. 

Im  Jahre  1884  war  der  dänische  Ichthyolog  A.  Fed- 
derten , welcher  sioh  um  die  Hebung  der  Fischzucht  in 
Dänoiuark  bedeutende  Verdienste  erworben  hat,  nach  Is- 
land !)  berufen  worden , um  die  dortigen  Gewässer  behufs 
eines  rationellen  Betriebes  der  Lachsfischerei  zu  unter- 
suchen. Erklärlicherweise  richtete  er  seine  Aufmerksamkeit 
auch  auf  die  Soefischuroi , deren  Ausbeute  fast  ausschliefs- 
licli  in  Händen  der  Franzosen  uud  Norweger  ruht,  so  dafs 
Island  uud  Dänemark  nur  geringen  Nutzen  von  diesem  die 
Insel  umgebenden  Reichtum  ziehen.  Die  Ursache  liegt 
darin  , dafs  die  Isländer  den  Fang  nur  mit  offnen  Rooteu 
betreiben,  was  nur  bei  ruhiger  Witterung  möglioh  ist;  es 
fehlt  an  den  nötigen  Mitteln,  um  gröfsere  Fahrzeuge  aus- 
zurüsten, welche  an  den  unbewohnten  Küsten  dem  Fango 
obliegon  könneu : den  Inselbewohnern  gehen  aber  uucli  die 
nötigen  nautischen  Kenntnisse  ab.  Durch  Gründung  einer 
Navigationsschule,  verbunden  mit  Unterricht  im  Fischfang 
auf  hoher  See,  glaubt  Fedderseu  eine  Hebung  der  isländi- 
schen Fischerei  erwarten  zu  künuuu.  H.  Wichmanu. 


>)  P*a  IsUnAik  Grund.  Optegn«U«r  tra  en  rejte  1884.  8",  188  pp. 
(Ohne  ltogutor  und  Inhalt'Teneirbnii.)  Kopenhagen,  Hott  ts  Son,  1883. 


(<}*>4cblo»»«D  ftca  99.  J*uuai-  IHM.) 


Digitized  by  Google 


.lahltaaft  IXU.TUri  3 


Digitized  by  Google 


GOTHA  JUSTUS  FERTKKS 

IMG 


Digltized  by  Google 


Major  Heaths  und  Leutnant  Peytons  Keise  von  Härär  nach  Börbera,  Juni  1885. 

Bemerkungen  zur  Karte  s.  Tafel  5. 

Von  Prof.  Dr.  Philipp  Paulitschke. 


Hei  meinem  zweiten  Aufenthalte  zu  Dgchaldessa  an  der 
Grenze  der  Nöle-  Galla  erklärte  sieh  der  britische  Spozial- 
kommissar  für  die  Evnkuation  Härürs,  Brigademajor  Heath, 
der  damals  die  Beistellung  der  Kamele  fUr  den  Truppen* 
transport  bei  dem  Ugäs  der  Ejssa-Somälen  betrieb,  bereit, 
bei  seiner  Rückkehr  an  die  Meeresküste  mit  nur  wonigen 
Bewaffneten  eino  bislang  unbegangono  Route  eiazuschlagen, 
dieselbe  mit  Uhr  und  Kompafs  sorgfältig  anfzunehmen  und 
mir,  wenn  die  Reise  glücklich  abliefe,  das  kartographische 
Material  zu  übergeben.  Major  Heath , ein  kühnor  Löwen- 
jägcr,  beabsichtigte  ursprünglich,  von  Dgchaldessa  ostwärts 
an  der  Grenze  des  Galla»  und  Somäl-  Landes  nach  dem 
Gebiet  der  Häbr-Auäl-Soraalen  vorzudringon  und  sich  dann 
gegen  Berbers  zu  wondon;  die  Verhältnisse  machten  es 
abor  nötig,  dafs  Härür  zum  Ausgangspunkte  der  Reise  ge- 
wählt wurde,  nnd  so  trat  Heath  mit  I^eutnant  Peyton  An- 
fang Juni  1885  von  Härür  aus  durch  das  Gebiet  der  Nile- 
und  Djärsso -Galla,  der  Beraub-  (Berstik-),  Gfrri-,  Bertfrri-, 
Häbr-Auäl  - und  Häbr  Gerhädji-Somälen  die  Reise  nach 
Berbers  an  und  erreichte  nach  20  Tagemärschen  die  letz- 
tere Stadt.  Dio  ganze  Routo  ward  sorgfältig  aufgenommen, 
und  ich  bedauere  nur,  dafs  ich  Major  Heath  keines  meiner 
vorzüglichen  Aneroide  zur  Benutzung  überlassen  konnte. 
Dor  Reisende  ersetzte  das  Fohlon  eines  Höhenmefsinstru- 
mentes  durch  gelegentliche  Abschätzung  der  Höhenlage 
einzelner  Punkte,  doch  nahm  er  die  Schätzungen  äufserst 
selten  vor,  und  so  blieb  leider  diese  Lücko  unausgofüllt. 

Dio  Reisenden  verliefsen  Härör  durch  das  Bnb  er-räh- 
rnali,  durchschritten  die  Kaffeegärten  im  E der  Stadt  und 
stiegen,  an  Güfthaly-gOt-glmut  und  Cabbätly  vorboiziehend,  in 
das  wohlangobaute  Erer-Tbul,  setzten  Uber  die  beiden  nord- 
westlichen Quellflüsse  des  wasserreichen  Erer  und  folgten 
dem  Laufe  desselben  am  rechten  Ufer  durch  das  ongo  Thal 
bis  zur  grofsen  Furt,  welche  boi  Hochwasser  unpassierbar 
ist,  abor  dio  einzige  Übergangsstelle  auf  dem  Wege  nach 
den  Landschaften  des  E bildet.  Uber  eino  äufserst  steilo 
Seiten  wand  windet  sich  der  Steg  nach  dom  Djärsso -Gebiet 
und  zum  Läfto-Flufs,  an  dessen  linkem  Ufer  gegen  NE 

IMermarmt  Gtogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  III. 


sich  die  Wohnsitze  der  Wörra  - O'mar  ausbreiten,  einer  aus 
Galla  und  Somäl  bestehenden  Mischtribe,  deren  Individuen 
in  oiner  Art  Konföderation  untereinander  leben,  wie  deren 
früher  an  dor  Gronzsoheide  des  Galla-Gebietes  noch  zu  An- 
fang dieses  Jahrhunderts  mehrere  bostanden,  und  die  sich 
überall  dort  gebildet  zu  haben  scheinen,  wo  die  Individuen  der 
heterogenen  Rasson  bei  dor  Expansion  an  physischer  Kraft- 
entfaltung einander  das  Gleichgewicht  hielten.  An  dem 
Abhange  der  südlichen  Ausläufer  des  Kondela  (Kundclo) 
passierte  die  Karawano  die  Makälla  Finmhiro  oder  Imam- 
biro  (Njembira),  einen  in  jüngerer  Zeit  ständigen  Markt- 
platz oder  Bazar  der  Eingebornen.  Solcher  Makällas  gibt 
es  im  Galla -Lande  mehrere,  so  Godänni,  Kdbbo,  Läga 
Dima  &c.  Sobald  sich  dio  Eingebornen  gewöhnt  haben, 
nach  einem  solchen  gut  gewählten  Punkte  aus  ihren  Gäudas 
dio  Produkte  zu  bringon,  bleibt  er  fix,  bis  Produktions-  oder 
Zufuhrverbältnisso  die  Verlegung  veranlassen.  Vor  Läfto 
zweigt  der  Weg  nach  Därmi  und  hinter  Fiambiro  nach 
dom  Lande  der  Beraub  ab.  Im  Quellgebiete  des  Sänthala- 
oder  Bethy-Flusses,  die  Elalämi-Berge  zur  Rechten  lassend, 
erreichten  die  Reisenden  den  Punkt  Ghaut  Häbr-Auäl  an 
der  Grenze  des  Gfrri-Gebietes,  wo  die  Karawanen,  die  von 
dor  Meeresküste  kommon , wie  in  Dgchaldessa  ihre  Trag- 
tiere und  Geleitsmannschaft  zu  wechseln  genötigt  sind.  Die 
Ufer  des  Sänthala,  des  wegen  der  Bteilen  Lehmufer  in  der 
Hut  unpassierbaren  Elmdke  und  des  vom  N kommenden, 
gegon  W von  den  Fiandira-  (Fujantlra-) , gegen  E von 
den  Gfrri- Bergen  eingeschlossenen  Gübbi  bedeckt  Bäbul- 
Vegetation.  Das  Bersäb-Gebiet  von  Sänthala  und  Elmdke 
ist  gegen  S von  den  Dagagätha-  und  G6bbi-Hämer-Borgen 
umrahmt.  In  das  Thal  des  Göbbi  mündet  von  W her 
eine  Strafse  von  Härür  ein.  Burton  hat  sie  auf  seinem 
Zugo  nach  Härür  benutzt.  Ein  zweiter  Weg  mündet  hier 
von  Därmi  ein,  welchen  Hunter  und  Fullerton  1884  ge- 
gangen. 

Hoath  und  Poyton  wandten  sich  vom  Göbbi  gegon  Süd- 
osten,  dio  hohen  Gurais-Berge  und  deren  zahlreiche  Aus- 
läufer zur  Linken  lassend,  durch  ein  mäfsig  bebautes,  von 

9 


GG 


Major  Heatbs  und  Leutnant  Peytons  Reise  von  Harfir  nach  Bdrbera,  Juni  1885. 


kleinen  Wasserläufen  und  pittoresken,  mitunter  grofsartigon 
Felspartien  durchzogenes  Gebiet  marschierend.  Bei  dem 
Platze  Dagabicle  ist  Wasser  in  den  Felsen  zu  finden.  Heath 
schätzt  die  Meereshöho  des  Terrains  am  Fufse  der  Guräis- 
Berge  auf  wenigstens  750  m.  Durch  einen  von  den 
Guräis  - Ketten  und  einen),  soweit  das  Auge  roichte,  gegen 
SE  sich  erstreckenden  Ilölienzuge  eingeengten  Weg  ((Hun- 
ters Borfik  • PafB)  fand  der  Abstieg  nach  der  ausgedehn- 
ten Bün-  oder  Märar-Prärie  statt.  Burton  gab  dieser  grofsen 
Grassteppe  die  Richtung  von  NNW  nach  SSE  und  schrieb 
ihr  an  der  Stelle,  wo  er  sie  passierte,  eine  Breite 
von  43  km  zu.  Ohno  Zweifel  hat  sie  in  der  von  mir 
und  I)r.  v.  Hardegger  passierten  Hochobene  zwischen  Bia 
Kaböba  und  Würdschi  eine  nordwestliche  Fortsetzung  bis 
zum  Lande  der  Danäkil  hin.  An  der  Stelle,  wo  sie  Heath 
und  Peyton  betraten , ist  sie  in  weiter  Ausdehnung  von 
den  Bertfrri-Som&lon  bewohnt , an  die  sich  weiter  gegon  E 
die  Häbr-  Aual  ansohliefsen.  In  östlicher  Erstreckung  hat 
Hunter  der  Märar-Prärie  in  dieser  Breite  eine  Expansion 
von  160  km  zugeschrioben.  Heath  passierte  sie  in  einem 
mächtigen  nach  N geöffneten  Bogon.  Die  Karawauon  ver- 
sehen sich  auf  dem  Marsche  durch  dieses  absolut  wasser- 
loso  Präriengebiet  in  dem  Betto  dus  Zigztgah  - (Jig-jiga-) 
Flusses  mit  einem  Wasservorrat  fiir  fünf  Tago , donn  so 
lange  dauert  der  Marsch  einer  Karawane  durch  die- 
selbe. Bei  dem  Marsche  von  Berbers  gegen  Härftr  wird 
der  Wasservorrat  aus  don  Marale -Brunnen  in  der  Land- 
schaft Öra-giir-gtire  genommen.  Die  Ebene  bedockt  schönes, 
bis  an  die  Knieo  reichendes  grünes  Gras,  und  da  sich 
keine  Niederlassungen  von  Eingobornen  längs  der  Route 
befinden,  haben  die  Karawanenführer  den  einzelnen  Flächen 
an  der  Route  verschiedene  Namen  gegeben , so  Bedbebis 
und  Duteti  am  Zigztgah,  Garnbusn,  Timti,  Lanvnsn,  Gitlfa, 
Dubejt  u.  s.  f.  Ab  und  zu  unterbrechen  die  Grasfläche 
mehr  oder  minder  ausgedehnte  Mimosenboständo,  wclcho 
an  der  östlichen  Begrenzung  immer  dichter  werden.  Wasser 
ist  in  der  Biin- Prärie  nur  unmittelbar  nacli  dom  Regen 
zu  finden.  Dio  Somäl  vom  Stamme  der  Bertfrri  und  Häbr- 
Auäl,  welche  die  Bdu-Prärie  besuchen,  trinkou  während  ihres 
Aufenthaltes  in  derselben  nur  Milch.  Bei  dem  Vieh  ersetzt 
das  Wasser  während  der  8 bis  9 Monate,  wo  das  Gras 
grünt,  reichlicher  Tau.  Zwei  Woge  aus  Ogaden  münden 
in  die  Karawanenstrafse  nach  Berbern  ein.  Die  Bun-  oder 
Märar-Prärie  reicht  gegen  8 bis  etwa  zum  8°  N.  Br.  und 
führt  den  Namon  Eden. 

In  der  Landschaft  Thabaluwäjua,  wo  Heaths  und  Pey- 
tous  Weg  sich  gegen  NE  wandte,  beginnt  niederes  Mimosen-  j 
gebüsch,  auf  welches  in  der  Landschaft  Tdiinka  dichtes 
Babol-Gestrüpp  folgt,  und  auch  an  denUforn  des  Erer-Flusses 
Anhalt.  Dieser  Erer-Flufs,  dessen  Quelle  in  der  Landschaft 


Marodili  ist,  iliefst  in  der  Nähe  von  Bulhir  ins  Meer.  An 
dem  rechten  und  linken  Ufer  desselben  sind  die  vielbesuch- 
ten Marale-,  Arat-h-,  Arfa-,  Baguljira-  und  Hargesa-Brunnen, 
welche  den  Karawanen  das  Wasser  für  den  Marsch  durch 
die  Märar-Prärie  liefern.  In  der  Nähe  der  Hargesa-Quellen 
findet  sich  am  Fufse  der  Obel  Djiftho  - Berge  eine  Nieder- 
lassung der  Häbr-Gerhädji-Somftlen , Rer  Erer  genannt, 
welche  ein  bifschen  Getreide  bauen  und  von  einem  Sech 
regiert  worden.  Hier  findet  die  Bun -Prärie  ihr  Eude  und 
wird  von  Bergzügen  im  N und  S begrenzt.  Die  Reisen- 
den kreuzten  auf  dem  Weitermarsch  wiederholt  den  Erer 
oder  marschierten  durch  dessen  von  dichtem  Bäbul-Gostrüpp 
umrahmtes  Bott.  Der  Karawanenpfad  ist  durch  den  Bäbul 
ziemlich  breitgetreten.  An  den  Marotiüa-  und  Nuckle- 
Brunnen  vorbei  gelangten  die  Reisenden,  dem  Erer- Bette 
folgend,  bis  zur  Einmündung  des  Däger- Flusses  in  den  Erer, 
wo  sio  beim  Rer  Burküthli  Ruinen  einer  alten  Stadt  und 
eines  Begräbnisplatzes  entdeckten.  Unweit,  derselben  be- 
fand sich  das  Grabmal  des  SucliB  Burküthli.  Heath  und 
Peyton  verliefsen  bei  dem  Dschalela- Felsen  das  Bett  des 
Eror,  der  seinen  Lauf  gegen  NW  wendot,  überschritten 
don  Rübli-Flufs  und  den  Fathus  mit  dessen  zahlreichen 
rechtsseitigen  Zuflüssen  und  gelangten  an  den  Fufs  der 
Bliürior-,  Hathoi  - und'  Aber« -Berge.  Die  Ufer  der  zahl- 
reichen gegon  N gerichteten  Wasserläufo  sind  mit  Vegeta- 
tion bedeckt.  Dio  Spitzen  der  Bhorior-Berge  schätzt  Heath 
auf  180  m,  die  der  H&thoi-  Berge  auf  ca  160  bis  180  m. 
Die  zahlreichen  Wasserläufe  kommen  aus  gobirgigem  Ter- 
rain, namentlich  den  unmittelbar  im  S vorgelagerten  DscherAt- 
Iliigeln.  Die  letzten  Ausläufer  der  Ahero-Berge  sind  im  JE 
von  offener  Landschuft  umgrenzt.  Erst  jensoits  des  Bnr- 
kason -Flusses , der  von  den  Abhängen  der  Ganlibah-  und 
Gölis-Berge  niederströrat,  erhebt  sich  dio  bis  zur  Höhe  von 
270  m ansteigende  Hogöbbo  - Kette , welche  das  linke  Ufer 
des  Lafrük-Flusses  in  nordsüdlicher  Richtung  begleitet.  In 
der  felsigen  I^ndschaft  Thick-the-Kyöh  verliefsen  Heath 
und  Peyton  den  Lauf  des  Lafrük  und  rückten,  eine  Anzahl 
von  Wasserläufen  der  NNW — SSE -Richtung  kreuzend,  an 
don  Svene-  und  Abala-tOmo-Hügeln  vorbei  durch  die  Land- 
schaft Tubfnnu , Djiftho,  Gumbürti,  Arathalej  und  Gürabur 
Venanoth  durch  niederes  lichtes  Gebüsch  ziehend,  am  zwan- 
zigsten Marschtage  in  der  Neustadt  Berbora  ein. 

Den  Entwurf  von  Major  Heaths  Itinoraro  habe  ich  auf 
dio  von  mir  bestimmte  Position  Hürärs  (42°  24'  26" 
östl.  v.  Gr.  und  9°  23'  00"  N.  Br.)  und  dio  hekannte 
Position  Berheras  (45°  01'  östl.  v.  Gr.  und  10*  26'  N.  Br.) 
boi  der  Variation  von  ca  4,&*  West  basiert,  und  es  haben 
die  Entfernungsangaben  in  den  Elaboraten  des  Majors  mit 
dieser  mathematischen  Basis  vortrefflich  gestimmt.  Mit  dem 
topographischen  Material,  welches  ich  den  Kartenentwürfen 


Digitized  by  Google 


67 


Major  Heaths  und  Leutnant  Peytons  Reise  von  H&r5r  nach  Burbera,  Juni  1885. 


des  ägyptischen  Gencralstabskapitäns  'Abd  ul-Kerim  Ejesat 
zu  HdrSr  Air  den  E der  Stadt  zu  entnehmen  vermochte, 
verglichen,  zeigte  sich  im  großen  und  ganzen  eine  gute 
Übereinstimmung.  Im  einzelnen  fällt  die  falsche  Rieh- 
tuugsangabe  des  Läfto- , Elmoke-  und  Gebbi- Flusses  auf, 
welche  nach  S,  nicht  nach  N strömen.  Ich  bin  geneigt 
zu  glauben,  dafs  die  drei  genannten  Flufsläufe  im  Verein 
mit  dem  Zigziga  Major  Heaths  den  Oberlauf  des  Tik  (Tuk) 
Fafän  bilden  und  ein  dem  Zigziga  zufließendes  Gewässer, 
dessen  Käme  Major  Heath  nioht  orkundet,  in  der  Biin- 
Prärie  dem  Glrir  entspricht,  Major  Heath  konnte  sich  auf 
seiner  Reise  mit  Erkundigungen  nicht  befassen , und  so 
bleibt  diese  interessante  Frage,  zu  welchor  auch  J.  L. 
James  auf  Beiner  Ogaden-Karte  (Proceedings  1885,  Xr.  10) 
durch  Xennung  der  Quellilüsse  des  Tdk  Fafän  einen  Beitrag 
geliefert,  noch  offou.  Es  scheint  nun  richtig,  daß  Kapitän 
Burton,  aus  der  Märar- Prärie  kommend,  den  Weg  durch 
die  Jujantira-  Berge  nach  Wualfnsi  und  Djafra  Kala  ge- 
nommen hat.  Leutnant  J.  D.  Fullertons  Kartenentwurf 
(„Somali  Land  and  the  Harar  Province,  1:633000“)  ist 
zu  dürftig,  als  dafs  sich  etwas  Näheres  als  die  allgemeine 
Richtung  der  Reiseroute,  soweit  sie  mit  jener  Major  Heaths 
und  Leutnant  Peytons  zusammenfällt  — und  dies  ist  für 
den  größten  Teil  der  Reise  der  Fall  — , zum  Vergleiche 
demselben  entnehmen  liefse.  Mit  den  Aufnahmen  J.  L. 
James’,  soweit  sie  die  Umgebung  von  Berbers  betreffen 


(s.  die  vorcitierte  Karte),  stimmen  Heaths  Daten  bis  auf  die 
Richtung  der  Zuflüsse  des  Lafriik  (bei  James  im  weitern  Ver- 
laufe Tuk  Baba  genannt)  überein,  desgleichen  mit  Menges’ 
Aufnahmen  (Petermanns  Mitteil.  1885,  Taf.  20).  Unter 
welchem  Winkel  immer  man  diese  nur  in  dor  Regenzeit 
pormauent  wasserführenden  Flufsläufe  kreuzen  mag,  ihre 
NNW — SSE- Richtung  konnte  von  Heath,  der  im  Juni 
reiste,  nicht  verkannt  werden.  Dazu  dio  Übereinstimmung 
mit  Menges.  Dio  Differenzen  in  der  Nomenklatur  spielen 
keine  so  hohe  Rolle,  weil  dio  Tuk,  Cherän,  Auädi  bei  den 
Somäl  die  verschiedenartigsten  Namen  führen , deren  ein 
Flufsbett  in  seinem  Verlaufe  oft  drei  bis  vier  hat,  nament- 
lich im  Ober-  und  Mittellauf,  während  die  Namen  des  Unter- 
laufes konstant  bleiben.  Auffallend  sind  dio  so  sehr  diffe- 
rierenden Höhenangaben  für  die  Spitzen  der  Hegobbo-Berge. 
Während  Heath,  ein  geübter  Höhen-  und  Distanzmesser, 
die  Höhen  der  Hegöbbo  zu  180 — 270  m schätzte,  finden 
sich  bei  Menges  auf  Grund  von  Aneroid  - Beobachtungen 
solcho  von  510,  540  und  660  m eingetragen.  In  ethno- 
graphischer Beziehung  bestätigt  Heath  die  von  mir  er- 
kundete und  beschriebene  Lagerung  der  Galla-  und  Somäl 
• Stämme.  Major  Heaths  Routenaufnahme  der  wichtigen 
Strecke  Hdrftr — Berbers  ist  nach  dem  Gesagten,  eines  zum 
andern  gestellt,  eine  sehr  anerkennenswerte  geographische 
Leistung. 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 

Von  A.  Philippson. 


In  der  folgenden  kleinen  Abhandlung  soll  versucht  wer- 
den, einen  Beitrag  zur  Erosionstheorie  zu  liefern  durch  die 
Erörterung  dor  Frage,  welches  im  allgemeinen  das  Resultat 
der  Erosionsthätigkeit  eines  Gewässers  an  den  einzelnen 
Punkten  seines  Laufes  ist.  Dio  in  der  Arbeit  enthalte- 
nen Gedankon  drängten  sich  mir  beim  Studium  unsrer 
zwar  äuf8er8t  ausgedehnten , aber  noch  lange  nioht  er- 
schöpfenden Litteratur  über  die  Erosion  des  fließenden 
Wassors  auf.  Es  boII  einer  spätem  Arbeit  Vorbehalten 
bleiben,  dio  theoretischen  Resultate  dieses  Aufsatzos,  wenn 
sie  vor  der  Kritik  standhalten  sollten,  auf  einige  Erscheinun- 
gen der  Erdoberfläche  anzuwenden.  Es  wird  daher  für  diese 
Zeilen  um  Entschuldigung  gebeten,  wouu  sie  sich  zu  wenig 
an  konkrete  Fälle  in  der  Natur  halten,  auf  denen  zu  fußen 
der  Geograph  ja  niemals  versäumen  sollte. 

Eho  wir  uuserm  speziellen  Thema  näher  treten,  müssen 
einige  allgemeine  Bemerkungen  Uber  die  Erosion  des  fließen- 
den Wassers  vorausgeschiokt  werden. 


Wenn  eine  Wassermasse  auf  einer  geneigten  Unterlage, 
der  Schwere  folgend,  herabBtrömt,  erlangt  sie  dadurch  oine 
gewisse  Stoßkraft.  Diese  Stoßkraft  wird  zum  Teil  durch 
dio  Roibung  der  Wasserteilchen  aneinander  bei  der  Bewe- 
gung konsumiert,  der  übrige  Teil  wird  durch  das  Auf- 
stoßen auf  die  Rauhigkeiten  des  Bettes  oder  auf  sonstige 
in  demselben  befindliche  Hindernisse  entweder  ganz  ver- 
zehrt, oder  es  bleibt  ein  Rest,  der  nach  abwärts  eine  wei- 
tere Beschleunigung  der  Wasserbewegung  erzeugt.  Der 
Teil  der  Stoßkraft,  weloher  auf  das  Aufatoßen  auf  die 
festen  Körper  in  und  an  der  Bahn  der  Wasserteilohen  ver- 
wandt wird,  übt  auf  diese  Körper  eine  Wirkung  aus,  welche, 
wenn  genügend  groß,  diesolbon  zur  Ortsveränderung  im 
Siune  der  Bewegungsrichtung  des  Wassers  bringen  kann. 
Je  nachdem  diese  bewegten  Körper  vorher  einesteils  frei 
schwebend  im  Wasser  oder  lose  auf  dem  Boden  liegend 
sich  befanden,  oder  andernteils  fest  verbundene  Teile  des 
Bettes  des  Gewässers  bildeten,  unterscheidet  man  zwei  Be. 


Digitized  by  Google 


68 


Ein  Beitrag  zur 

tliätigungen  der  Stofskraft  des  bewegten  Wassers:  Trans- 
port und  Korrasion.  Der  erstere  ist  die  Vorwärts- 
bewegung loser  Teile , die  letztere  die  LosreiTsung  vorkor 
fest  verbundener  Teile  aus  ihrem  bisherigen  Yerbando1 * * *). 

Es  ist  klar,  daß  zum  Transport  einer  gewissen  Masse, 
bei  dem  nur  die  Schwere  derselben  zu  überwinden  ist, 
viel  weniger  Kraft  erfordert  wird , als  zur  Korrasion  der- 
selben Masse,  der  aufsor  der  Schwere  auch  noch  die  Kohä- 
sion entgegensteht.  Es  werden  daher  niemals  an  einer 
Stelle  des  Flufsbettes  größere  Massen  korradiert , als  von 
derselben  Stelle  weiter  transportiert  werden  könuen.  Wenn 
daher  dio  Stofskraft  des  Wassers  sich  auf  der  ganzen  lüngo 
seines  Laufes  nicht  vermindern  wurde,  bo  würde  alles  aus 
dem  Bette  korradierte  Material  auch  bis  ans  Endo  dos 
Wassorlaufes  transportiert  werden  : es  fändo  unterwegs  keine 
Ablagerung  statt,  es  sei  denn,  dafs  von  aufBen  dem  Was- 
ser neuo  Massen  zugeführt  wllrdon  (z.  B.  durch  Bergsturz 
oder  dgl.).  Wenn  dagegen  eino  Verminderung  der  Stoß- 
kraft stattfindet , so  vermindern  sich  auch  Korrasion  und 
Transport,  und  vou  dem  bisher  mitge führten  Material  bleibt 
so  viel  liegen,  als  dem  Verlust  an  Stoßkraft  entspricht. 

Es  ergibt  sich  hieraus,  daß  die  Wirkung  eines  Wasser- 
Stroms  auf  seine  foste  Umgebung  an  jedem  Punkto  seines 
Laufes  resultiert  aus: 

1)  der  Größe  soiuer  zur  freien  Wirkung  kommenden 
Stoßkraft : 

2)  der  Vorwendung  der  Stoßkraft  zu  Transport  und 
Korrasion,  d.  h.  dem  Wechselverhältnis  dieser  beiden  Thä- 
tigkeiten ; 

3)  dem  großem  oder  geringem  Widerstando,  welcher 
der  Korrasion  geleistet  wird. 

Jeder  dieser  drei  Faktoren  muß  in  seinen  Ursachen 
und  seinon  Folgen  geprüft  werden , wenn  die  Wirkung 
eines  Wasserstroms  zu  untersuchen  ist. 

Dio  Gröfso  der  Stofekraft 
wird  durch  folgonde  Faktoren  bestimmt. 

a)  Das  Volumen  der  Wat* *erma** *e  in  einem  gewisson  Ab- 
schnitte des  Bettes-).  Dasselbe  kann  ausgedrückt  werden 
durch  den  Flächeninhalt  des  Querschnittes  der  Wasser- 
masse. Zunächst  wächst  bei  glcichor  Geschwindigkeit  die 
Kraft  einfach  proportional  mit  dem  Wasservolumen:  eino 
doppelte  Wassermasse  kann  die  doppelte  Masse  Material 
transportieren  oder  korrodieren.  Aber  noch  ein  andrer 
Umstand  kommt  hinzu.  Mit  dem  Volumen  nimmt  die 
Fläche  dos  Bettes  in  geringem  Maße  zu.  Bei  Flüssen, 

>)  Im  folgenden  »11  mit  „Kornwion"  die«  Lostrennung,  mit  „Kro* 
tinn“  mehr  du  durch  dicte  Thiitigkeil  bewirkte  Einjchnciden  (Thalbildung) 
bezeichnet  werden. 

*)  Vgl.  Gilbe« , Beport  on  the  Geology  ef  the  Heu«  Mountains. 

Washington  1877.  p.  104.  109. 


Erosionstheorie. 

deren  Querschnitte  ähnliche  Figuren  bilden , verhalten 
sich  die  Volumina  wie  dio  Quadrate  der  Seitenlinien  der 
Querschnitte.  In  allen  Fällon  hält  die  Zunahme  des  Fläohou- 
raumes  des  Bettes  nicht  Schritt  mit  der  Zunahme  des 
Volumens.  Daher  ist  die  Reibung  an  diesen  Fläohen  bei 
großem  Strömen  verhältnismäßig  geringer,  und  es  ergibt 
sich  daraus  mit  dem  Wachsen  der  WassermaBso  eino  Be- 
schleunigung der  Bowegung  und  damit  oino  Vergrößerung 
der  Stoßkraft  um  so  viel , als  die  Verminderung  der  rela- 
tiven Reibung  beträgt.  Durch  Zunahme  des  Volu- 
mens wächst  also  die  Stofskraft  oines  Was- 
serstroms mehr  als  einfach  proportional.  Es 
folgt  darauB,  daß,  wenn  zwei  Ströme  sich  voreinigen,  der 
Gesamtstrom  eine  größere  8tußkraft  besitzt,  als  dio  boideu 
einzelnen  Ströme  zusammengenommen  ').  Dasselbe  ist  der 
Fall  bei  einer  Spaltung  des  Flusses;  auch  dort  besitzen 
die  beiden  getrennten  Arme  zusammen  boi  gleichem  Ge- 
fall wenigor  Kraft  als  dor  vereinigte  Strom.  — Die  Größe 
der  Wassormasse,  welche  sich  in  einem  Rinnsal  sammelt, 
wird  bedingt  durch  zahlreiche  Faktoren , unter  denen  be- 
sonders hervorzuheben  sind:  die  Oberfläche  des  Flußgebie- 
tes, seine  klimatischen  Verhältnisse  (Rogenfal),  Verteilung 
desselben  auf  die  Jahreszeiten , Verdunstung,  Vegetation), 
seine  geologische  und  orographische  Beschaffenheit  (wolcho 
die  Größe  und  Schnelligkeit  der  oberirdischen  Wasserzu- 
fuhr bedingt). 

b)  Die  Geschwindigkeit  der  Bewegung.  — Dio  Geschwin- 
digkeit an  irgend  einer  Stollo  dos  Wasserlaufes  ist  in  erster 
Linio  vou  dem  Gefälle  au  dieser  Stelle  abhängig,  und  zwar 
wirkt  die  Schwerkraft  nach  dem  Kosinus  des  Winkels  (u), 
welchen  diu  Böschung  (1)  mit  der  Vertikale  (h)  bildet  ®) 
(cos  u — j-).  Nach  altern  Ansichten  verhalten  sich  die 
Geschwindigkeiten  wie  die  Quadratwurzeln  der  Ge- 
fälle, nach  Humphreys  und  Abbot  wie  die  viorten  Wur- 
zeln dor  Gefälle.  Eine  Kritik  beider  Formeln  und  ausführ- 
liche Tabellen  über  diesen  Gegenstand  gibt  Kutter8).  — 
Ferner  ist  die  Geschwindigkeit  abhängig  vom  Querschnitt 
des  Bettes  und  dom  Grade  seiner  Krümmuug  &c.*).  Drit- 
tens von  dor  Wassormasse,  wie  obon  gesagt.  Viertens  von 
der  von  oben  mitgebrachten  Stoßkraft.  Denn  die  Beschleuni- 
gungen , welche  der  Strom  an  den  einzelnen  Punkten  sei- 
nes Laufos  durch  die  Schwerkraft  ompfängt , würden  sich 
beständig  summieren  und  so  eine  stetig  beschleunigte  Be- 


1)  Gilbert  ß.  *.  0.,  S.  10$. 

a)  Costa  de  Bastelica,  Le»  Torrent*.  ]‘»n«  1874.  p.  84. 

S)  In  Dunkelbergi  Kultur-Ingenieur  I.  Brauntchweig  1808.  S.  293  ff.; 
11,  18B9,  S.  87  ff.  184  ff.  327  ff. 

1)  Die  einschlägigen  Formeln  sind  übersichtlich  »uwmmcngcrtellt  in : 

Klans , Die  Bewegung  d<«  Wn*«crs  in  FIümcii  und  Kanftleu  nach  de»  Un- 

ternuehungen  Humphreys'  und  Abbot»  am  Mi»i*«ippi  (Dünkelberg«  Kultur- 

Ingenieur  I,  8.  43  ff.). 


Digitized  by  Google 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


69 


weguug,  ähnlich  wie  boim  freien  Fall,  bewirken,  wenn  nicht 
die  Reibung  an  den  Wänden  und  Hindernissen  des  Bettes 
sie  wieder  aufzehrte.  Wenn  die  Reibung  gröfscr  ist  als 
die  Beschleunigung,  findet  Verlangsamung,  wenn  sie  ge- 
ringer ist , Beschleunigung  der  Bewegung , Wachsen  der 
Geschwindigkeit  stromabwärts  statt.  Dann  eilen  die  Wasser* 
inaasen  schneller  über  die  zunächst  abwärts  gclogoncu  Punkte 
hinweg,  als  sie  vermöge  der  nur  an  diesen  Punkten  erhal- 
tenen Beschleunigung  thun  würden.  Aus  diesem  Grunde 
strömen  die  Gewässer  eines  grofsen  Flusses  noch  eine  Strecke 
weit  auf  der  Oberfläche  des  Meeres  bin , wo  gar  kein  Ge- 
fälle und  somit  auch  keine  Beschleunigung  vorhanden  ist. 
Die  von  oben  mitgebrachte  Stofskraft  kann  das  Wasser 
sogar  eine  Strecke  bergauf  troibon  und  dadurch  auch  Trans- 
port nnd  Korrosion  bergaufwärts  bewirken.  Ein  interes- 
santes, allerdings  extremes  Beispiel  hierfür  führt  Kollbrun- 
ner1)  an:  Die  Murg  fördert  südlich  von  Frauonfold 
(Thurgau)  ans  einem  Riesentopfe  von  10  F.  Tiefe,  der 
sich  dort  im  Bachhette  gebildet  hat,  Gerolle  zu  Tage , die 
im  Wellenschaum  merklich  Uber  das  Wasserniveau  em- 
porgehoben werden.  Ähnliches  läfst  sich  an  vielen  Ge- 
birgsbächen und  Wasserfällen  beobachten.  — Es  ist  also 
zu  beachten , dafs  die  Geschwindigkeit  an  einem  Punkto 
des  T^ufes  nicht  allein  von  Wassormasse,  Gefällo  &c.  an 
diosem  Punkte,  sondern  auch  an  den  oberhalb  gelogenen 
Punkten,  also  von  der  mitgebrachten  Stofskraft  abhängt.  — 
Mit  der  durch  die  genannten  Faktoren  bedingten  Geschwin- 
digkeit wächst  nun  die  Stofskraft  des  Wassers,  und  zwar 
nach  dom  Quadrate  der  Geschwindigkeit*). 

c)  Die  Führung  ton  fettem  Material.  — Es  ist  selbst- 
verständlich , dafs  die  Kraft  oiner  bewegten  Masse  um  so 
gröfser  ist,  je  spezifisch  schwerer  und  jo  härter  sie  ist. 
Die  Kraft  eines  Gewässers  ist  daher,  gleiche  Geschwindig- 
keit vorausgesetzt,  um  so  gröfser,  je  mehr,  je  schwereres 
und  je  härteres  Geschiebe  es  mit  sich  fährt3).  Wir  habon 
aber  schon  angedeutet  und  werden  noch  darauf  zurück- 
kommen , dafs  anderseits  Transport  Kraft  verbraucht  nnd 
dadurch  die  Bewegung  verzögert.  Eine  Vermohrung  dor 
Geschiebe  hat  also  zwei  entgegengesetzte  Folgon,  die  gegen- 
einander abzuwägen  nicht  loicht  ist. 

>)  Beiträge  zur  Morphnlogio  der  Thalbildungon  und  Flufssvsteme.  Pro- 
gTtrarn  der  Thurgauer  Kantuuschule.  Frnueufeltl  1877.  S.  CG. 

*)  Studer,  Iiohrburh  der  physikalischen  Geographie  und  Geologie, 
Bern  1844  — 47.  S.  109.  — Costa  de  Blutelicu  a.  a.  0.,  p.  31.  — 
BnuMmruj,  Kasai  mir  !a  thfarie  dos  eaax  courantes.  \Um.  prfsentfa  p. 
dir.  sarante  ä l'Acad.  d.  Seiene.  de  l'Inft.  de  France.  So.  math.  et  pby*. 
XXIII.  Paria  1877.  p.  59.  — Im  Gegensatz  tu  diesen  Autoren  geben 
Dana,  Manual  of  Geologe.  1803,  p-  035,  und  Sonkltr,  Orographic,  8.  239, 
gentütit  aut  Hopkins  (ohne  die  Stelle  anzuführen),  an,  dafs  die  Stoßkraft 
zunimmt  mit  den  sechsten  Potenten  der  Geschwindigkeiten.  Man  sieht 
aus  diesem  Widerspruch,  wie  wenig  selbst  die  fundamentalsten  Grundlagen 
einer  Theorie  des  Weisenden  Wassers  festgestellt  sind. 

4)  Gilbert  a.  a.  O.,  p.  108. 


Die  Verwendung  der  Stofskraft. 

Haben  wir  bisher  die  hauptsächlichsten  Faktoren,  welche 
die  Gröfse  der  Stofskraft  bestimmen , andeutungsweise  zu 
skizzieruu  versucht,  so  weuden  wir  uns  nuumehr  zur  Ver- 
wendung dieser  Stofskraft  zu  der  einen  oder  andern  Ar- 
beitsleistung. Die  Stofskraft,  soweit  sie  nicht  durch  die 
innere  Reihung  des  Wassers  verzehrt  wird , findet  ihre 
Ausgleichung  iu  der  Reibung  gegen  die  im  Wasser  be- 
findlichen Geschiebo  und  gegen  die  Wände  des  Bettes  selbst. 
Die  Reibung  wächst  mit  dem  Quadrate  der  Geschwindig- 
keit. Wenn  dio  Stofskraft  an  irgend  einer  Stelle  nicht 
durch  dio  Reibung  vorzehrt  wird , so  findet  nach  abwärts 
gemäfs  der  Beschleunigung  durch  die  Schwerkraft  eine  Be- 
schleunigung der  Bewegung  statt,  bis  die  in  dem  Quadrate 
der  Geschwindigkeit  wachsende  Reibung  ihr  das  Gleich- 
gewicht hält  und  sie  ihre  volle  Aufzehrung  findet.  Dieses 
Gleichgewicht  kann  jedoch  beim  Weiteretrömeu  schon  im 
nächsten  Augenblick  durch  Veränderung  der  Wassermenge, 
des  Gefälles,  des  Querschnittes  des  Bettes  oder  dgl.  wieder 
gestört  werden. 

Es  ergibt  sich  sowohl  aus  dieser  Betrachtung  als  aus 
der  Beobachtung  der  Natur,  dafs  die  ganze  Summe  aller 
Beschleunigungen,  welche  das  Wasser  während  des  Hiuab- 
fliefsens  auf  geneigtem  Boden  fortwährend  durch  die  Schwer- 
kraft erhält,  welche  Summe  gleich  ist)^2gh  (h  = Höhen- 
differenz von  Quelle  uud  Münduug,  uatürlich  verschieden 
für  die  einzelnen  Gewässer,  die  sich  in  einem  Strome  ver- 
einigen)*), — dafs  diese  ganze  Beschleunigung  durch  die 
Reibung  verzehrt  wird,  mit  Ausnahme  der  Geschwindig- 
keit, mit  welcher  schliofslich  noch  das  Mündungsniveau  er- 
reicht wird.  Je  gröfser  an  einem  Punkte  die  Stofskraft 
ist,  desto  stärker  ist  die  Reihung,  durch  welche  erstere 
verzehrt  wird , desto  gröfsor  ist  die  Wirkung  des  Wassers 
auf  die  Körper,  mit  denen  es  in  reibende  und  stofseude 
Berührung  tritt.  Diese  Körper  sind,  wie  oben  erwähnt, 
teils  lose,  die  weiter  oberhalb  korrodiert  sind  und  nun  nur 
weitergeschafft  zu  werden  brauchen,  teils  sind  es  feste 
Teile  der  Wandungen  des  Bettes,  die  durch  das  Anstofsen 
dos  Wassers  losgerissen  werden  können.  Es  ist  klar,  dafs 
die  Neigung  sowohl  zu  Transport  als  zu  Korrosion  bei 
fließendem  Wasser  niemals  = 0 ist,  denn  so  lange  über- 
haupt noch  eine  Vorwärtsbewegung  des  Wassers  stattfin- 
det, ist  Reibung  gegeben,  und  damit  können  beide  Arbei- 
ten geleistet  werden,  allerdings  nur  in  entsprechend  kleinem 
Mafso*).  Mau  kann  also  nicht  eigentlich  sagen : „Ein  Strom 
korrodiert  an  einem  gewissen  Puukte  nicht,  sondern  la- 
gert dort  ab“.  An  einem  solchen  Puukte  ist  das  mitge- 


1)  Vgl.  Günther,  Lehrbuch  der  Geophysik  II.  Stuttgart  1885*  S.  398. 

2)  Vgl.  Costa  de  Bartelica  a.  a.  0.,  p.  29. 


Dlgilized  by  Google 


70 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


brachte  Material  zu  groß  und  zu  massenhaft,  um  von  der 
verringerten  Stofskraft  überwältigt  zu  worden ; es  lagort 
sich  im  Flufshett  ab  und  schützt  es,  indem  nun  die  immerhin 
vorhandene , aber  geringe  korradierende  Reihung  anstatt 
das  feste  Flufshett  die  Gesckiebeablagerungen  trifft.  Die- 
selben werden  durch  die  Korrosion  nicht  zerstört,  weil 
reichlichere  Massen  von  oben  aukommen,  als  die  Korrosion 
entfernt.  Abor  Korrosion  ist  vorhandon,  sobald 
Reibuug  des  Wassers,  d.  h.  sobald  Bewegung 
stattfindet.  Es  gibt  daher  keine  Gronzo  der  Korrosion 
(aufser  beim  Aufhöreu  der  Wasscrbowegung),  sondern  nur 
eine  Grenze,  wo  die  Anhäufung  die  Abtragung  überwiegt. 
Diese  Grenze  ist  für  die  Art  der  Thätigkeit  dos  Flusses 
entscheidend. 

Zwischen  Transport  und  Korrosion  findet  demnach  ein 
gewisses  Wochselverhältnis  statt,  das  man  nnr  annähernd 
durch  den  gebräuchlichen  Satz  uusdrückuu  kann:  „Ein  Ge- 
wässer korrodiert  nur  dann,  wenn  ein  Überschuß  von  Kraft 
vorhandon  ist,  der  nicht  vom  Transport  verbraucht  wird“. 
Richtiger  kann  das  Verhältnis  so  ausgesprochen  werden: 
Transport  und  Korrosion  sind  zwoi  nur  nach 
den  Objekten  unterschiedene  Bethätiguugcu 
ein  und  derselben  Kraft,  mit  deren  Gröfso  sie 
beide  waclison  und  sich  verringern,  auf  die 
sie  beide  durch  ihren  Kraftverbrauch  wieder- 
um zurückwirken.  Vermittelst  dieser  Rück- 
wirkung auf  die  gemeinsame  Kraftquelle  ste- 
hen beido  Thätigkeiten  in  gegenseitig  regu- 
lierender Wechselwirkung.  Wenn  daher  im  Laufe 
einos  Stromes  jene  Kraft  abnimmt,  kann  es  sich  an  oinem 
Punkte  ereignen,  dafs  sich  die  bisher  transportierten  Ob- 
jekte in  gröfserer  Masse  aufhäufen,  als  durch  die  zugleich 
vorminderte  Korrasionskraft  entfernt  werden.  Es  kommt 
also  darauf  au,  zu  ermitteln,  eine  wie  grofse  Kraft  zu 
einem  gewissen  Transport  erfordert  wird,  um  zu  erkennen, 
in  welchem  Mafse  dadurch  die  Stofskraft  vorriugert  wird; 
ferner,  oino  wio  grofse  Kraft  zur  Korrosion  einer  gewissen 
Masse  nötig  ist. 

Da  kommen  wir  auf  einon  dunklen  Punkt  in  der  Ero- 
sionstheorie: die  Wechselwirkung  zwischen  Stofskraft  und 
GescbiebefUbrung.  Wio  achon  oben  erwähnt,  wird  die  Stoß- 
kraft  eines  Wasserlaufes  durch  oiuon  gewissen  Gehalt  an 
Geschiebe  vergrößert,  anderseits  wird  durch  den  Transport 
Stofskraft  verbraucht.  Du  beido  Wirkungen  in  ihrer  Grofse 
noch  nicht  genügend  bestimmt  sind,  so  ist  leicht  verständ- 
lich, dafs  ihr  gegenseitiges  Verhältnis  gänzlich  unklar  ist. 
Daher  begegnet  man  in  der  Littoratur  häufig  den  seltsam- 
sten Widersprüchen  in  dieser  Beziehung.  Eiumul  wird  oinu 
stärkere  Erosion  durch  Reichtum  an  Geschiebe,  das  andre 
Mal  durch  Mangel  an  solchom  erklärt.  Im  allgemeinen  ver- 


braucht grofse  Gesckiebeftikrung  bei  mäfsigom  Gefälle  mehr 
Stofskraft,  als  sie  erzeugt,  und  je  mohr  Stofskraft  zum 
Transport  verbraucht  wird,  desto  langsamer  {liefst  das  Wasser, 
desto  geringer  wird  die  Korrasion.  Wenn  wir  von  jener 
Steigerung  der  Stoßkraft  durch  das  Gewicht  der  transpor- 
, tierton  Massen  absohen,  so  ist  nach  Gilbert  (a.  a.  0.,  S.  106) 
der  Verbrauch  an  Kraft  beim  Transport  in  der  Zeiteinheit 
gleich  dem  Gesamtgewicht  (unterWasser)  der  transportier- 
ten Masse  multipliziert  mit  der  Distanz,  welche  die  ein- 
zelnen Partikel  im  rukondon  Wasser  iu  der  Zeiteinheit  hin- 
absinken würden.  Da  feine  Partikol  wegen  der  relativ 
gröfsern  Reibung  langsamer  sinken  als  grobe,  so  kann  die- 
selbe Kraft  cino  größere  Masse  feiner  als  grober  Materie 
transportieren.  So  hängt  also  die  für  dou  Transport  einer 
gewissen  Masse  aufgewendete  Kraft  nicht  allein  von  dem 
Gowicht,  Bondern  auch  von  der  Gestaltung  und  Vorteilung 
der  Masse  ab.  Aus  demselben  Grunde  findet  moist  inner- 
halb eines  Wassorlaufes  eine  Sortierung  dor  Geschiebe  nach 
der  Grofse  statt,  indem  die  kleinen  schneller  und  weiter 
vorwärts  gebracht  worden  als  die  grofsen  (nach  Costa  de 
Bastelica  a.  a.  0.,  p.  25:  transport  par  triage).  Kur  bei 
ausnahmsweise  grofsem  Gefälle,  wie  es  z.  B.  die  Muhrgänge 
der  Alpen  besitzen , kommt  es  nach  starken  Regengüssen 
vor,  dafs  das  Gcschiebovolum  gröfser  ist  als  daB  Wasser- 
volum, mit  welchem  es  herabströrat;  es  entsteht  dann  ein 
Schlammstrom  (courant  de  matiere),  der  sich  sehr  langsam 
vorwärts  bewegt,  und  in  welchem  die  Geschiebe  sich  so 
häufig  berühren , dafs  sie  sich , trotz  ihrer  verschiedonon 
Grofse,  alle  gegenseitig  eine  mittlere  Geschwindigkeit  mit- 
teilen.  Es  findet  dann  keine  Sonderung  statt,  sondern  ein 
„transport  en  masse“  ').  Doch  das  sind  Ausnahmefälle,  die 
nur  im  Hochgebirge  zuhause  sind.  Nach  dem  Gesetzo 
der  Sonderung  der  Geschiebe  werden  die  Transportverhält- 
nissu  eiues  Stromes  in  hohem  Grade  beeinflußt  von  der 
Beschaffenheit  des  transportierten  Materials,  von  der  Länge 
deB  Weges,  den  es  schon  zurückgelegt  hat  u.  dgl.  Über- 
haupt repräsentiert  die  Masse  und  Beschaffenheit,  des  an 
einem  Punkte  dos  Stromlaufes  muchauisoh  voriibergofükrten 
Materials  die  Summe  der  gesamten  korradioreudon  Thätig- 
keit, welcho  dor  Strom  und  alle  seine  Tributäre  oberhalb 
dieses  Punktes  geäußert  haben ; diese  ist  bedingt  einerseits 
durch  dio  Korrasionskraft  dos  Stromes,  anderseits  durch  den 
Widerstand  der  korrodierten  Gesteinsmassen.  Die  Kraft, 
welche  zur  Korrasion  einer  gewissen  Masse  verwandt  wer- 
den muß,  ist  abhängig  von  der  Kohäsion  des  Gesteines,  und 
von  der  Art,  in  welcher  die  Stoßkraft  auf  die  Wände  des 
Flußbettes  wirkt.  In  dieser  letztem  Hinsicht  ist  eine  wich- 

')  Bei  solchen  Muhren  treten  noch  eigentümliche  Zustande  von  Vis- 
cositit  hinzu,  die  ton  den  gewöhnlichen  Verbültnissen  abweichen,  und  von 
Costa  de  Bastelica  sehr  interessant  beschrieben  sind. 


Digitized  by  Google 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


tige  Frage,  soweit  mir  bekannt,  noch  so  gut  wie  gar  nicht 
beantwortet  worden.  Ks  ist  dies  die  Frage,  wie  sich  die 
Korrasion  des  Bodens  zu  derjenigen  der  Seitenwände  des 
Bettes  verhält.  Nach  unten  ist  die  Kraft  des  Wassers  stärker, 
am  stärksten  senkrecht  unter  der  Linie  des  Strorastrichs 
(der  Linie  der  schnellsten  Bewegung) ; nach  den  Seiten  ist 
der  Widerstand  geringer  wegon  der  Qeneigtheit  der  Seiten- 
wände, und  zwar  desto  geringer,  jo  geneigter  diese  Wando 
sind.  Aus  der  Beobachtung  ergibt  sich,  dafs  bei  einem 
starken  Strom  dio  Tfofenorosion  überwiegt,  bei  einem 
schwachen  dio  Soitoncrosion;  aber  die  Bedingungen 
beider  Arbeitsrichtungen  sind  noch  nicht  gonauor  festge- 
stellt.  Diese  Lücke  auszufüllen,  wäre  eine  dankbare  Auf- 
gabe der  Physiker.  Ebenso  geringfügig  ist  das  Material, 
das  uns  zur  Beantwortung  der  dritten  Hauptfrage  zu  Ge- 
bote steht:  der  Widerstandsfähigkeit  der  Gosteine. 

Widerstand  der  Gesteine. 

So  viel  steht  fest,  dafs  kein  Gestein  auf  dio  Dauer  dor 
Korrosion  durch  lliefsendes  Wasser  widerstehen  kann.  All- 
bekannt sind  Beispiele  des  Einsohneidens  von  nicht  sehr 
bedeutenden  Gewässern  in  Lavaströmo  aus  hartem  Basalt, 
zum  Teil  in  sehr  kurzer  Zeit  (Simeto  in  Sizilien,  Zentral- 
frankreich, Eifel) *  *).  Es  scheint  demnach  im  Gegenteil  die 
Widerstandsfähigkeit  der  Gesteine  in  nicht  sehr  weiten 
Grenzen  zu  schwanken.  Über  den  Hauptfaktor  derselben, 
die  Kohäsion,  resp.  Härte  der  Gesteino , wissen  wir , wie 
Penck  mit  Recht  in  seinor  „Vergletscherung  der  deutschen 
Alpen“  bemerkt,  noch  zu  wenig,  um  allgemeine  Schlüsse 
darauf  zu  bauun.  Auch  ob  die  Korrosion  leichter  in  dor 
Richtung  des  Schichtenstreichcns,  oder  quor  dazu  vor  sich 
geht,  ist  noch  durchaus  nicht  sichergestellt.  Nur  schein- 
bar ist  in  vielen  Fällon  dio  Korrosion  quor  zum  Streichen 
dio  begünstigte ; das  liegt  meist  daran , dafs  dio  stoilore 
Abdachung  der  Quorrichtung  entspricht.  Auch  dio  Zor- 
kliiftungsfähigkeit,  dio  Zugänglichkeit  für  chemische  Erosion 
und  vielo  andre  Umstände  sprechen  bei  dor  Frage  nach 
dem  Widerstande  eines  Gesteines  mit.  Es  ist  daher  leicht 
verständlich,  weshalb  sich  bis  jetzt  noch  ein  näheres  Ein- 
gehon  auf  diese  wichtigen  Punkto  in  oiuor  Allgemeindar- 
stellung verbietet.  Es  ist  Sache  von  Spezialuntersuchungen, 
hierüber  Licht  zu  verbreiten. 

Die  Tieferlegung  durch  ^Erosion  und  ihr  Endziel. 

Durch  dio  Bewegung  eiues  Gewässers  entsteht  eine  Rei- 
bung an  den  Seitenwandon  und  dom  Boden  seinos  Bettes, 
welche  durch  dieGröfse  der  Stofskraft,  des  Gewässers  reguliert 

*)  Vgl.  Hartung,  Thal  - und  Seebildung,  Zritachrift  dor  OoMUsehaft 
für  Erdkunde  iu  Berlin,  lld.  XIII,  1878:  und  Schneider,  Thalbildung  in 
der  Vorder« fei,  dieselbe  Zeitschrift  1883. 


7F 

wird.  Diese  Reibung  bewirkt  eine  Abnutzung  des  Strom- 
bettes, die  von  dem  Verhältnis  der  Stofskraft  des  Gewässers 
zu  der  Widerstandsfähigkeit  des  Gesteines  abhängt.  Je 
mehr  dio  Stofskruft  den  Widerstand  übertrifft,  desto  schneller 
schreitet  die  Abnutzung,  also  vornehmlich  dio  Tioferlegung 
des  Bettes  vor.  Aber  je  tiefer  das  Niveau  des  Strombettes 
bei  konstantem  Mümlungsniroau  horobsinkt,  desto  geringer 
wird  das  Gefälle,  desto  langsamer  wird  dio  Bewegung,  desto 
langsamer  die  Korrosion,  und  zwar  nach  den  Quadraten 
der  abnehmenden  Geschwindigkeiten.  Mit  dem  Vorschrei- 
ten der  Korrosion  nimmt  diese  selbst  also  immer  mehr  ab, 
d.  h.  desto  gröfser  worden  die  Zeiträumo , dio  für  die  Er- 
niedrigung um  ein  gewisses  Längenmafs  nötig  sind , oder 
desto  geringer  ist  dio  Tioferlegung  während  eines  gewissen 
Zoitraafses.  Es  wird  endlich  ein  Niveau  erreicht , wo  die 
Abnutzung  in  einer  gewisson  endlichen  Zeit  so  gering  ist, 
dafs  wir  Bie  ganz  vernachlässigen  können.  Das  ist  also  schein- 
bar oiu  vom  subjektiven  Ermessen  abhängiger  Moment.  Aber 
da  die  Tioferlegung  vom  Beginn  der  Erosion  bis  zu  diesem 
Niveau  beständig  sich  quadratisch  verlangsamt,  so  handelt 
es  sich  scbliefslich  um  so  kleino  und  sich  immer  mehr  ver- 
kleinernde Gröfsen,  dafs  dem  subjektiven  Ermessen  nur  ein 
verschwindend  kleiner  Spielraum  gelassen  wird.  Wenn  auch 
theoretisch  die  Erosion  nie  zum  Stillstaud  kommt,  so  kann 
man  doch  iu  der  Praxis  von  einem  Niveau  reden , wo 
dio  Erosion  aufhört,  d.  h. , wo  in  einer  unendlich  grofsen 
Zeit  nur  noch  unendlich  kleino  Massen  korrodiert  werden. 
Dieses  Niveau  nennen  Powell  ’)  und  Dutton 2)  base  level 
of  erosion,  und  ein  Flufs,  der  sich  auf  diesem  Niveau  be- 
wegt-, befindet  sich  im  equilibrium  of  action  (nach  Gilbert 
a.  a.  O.)3).  Ebenso  wie  die  Soblo  dos  Flusses  werden 
auch  die  Seitenwände  des  Thaies  endlich  eino  solche  Gleich- 
gewichtslage erreichen,  denn  an  den  Thulwänden  wirkt  ja 
auch  beständig  die  Korrosion  der  kleinen  und  kleinsten 
Wässerchen , die  an  ihnen  herablaufon ; dieBO  schwächere 
Korrosion  dor  Wände  bleibt  im  Anfang  hinter  der  Tiefor- 
legung  dur  Sohle  zurück,  das  Thal  bleibt  eng  und  steil. 
Aber  in  dem  Mafse  als  sich  dio  Tiefouorosiou  verlangsamt, 
macht  sich  das  Zurücktroten  und  Abflachen  der  Thalwünde, 
die  Vorbreiterung  des  Thaies  bemerkbar. 

Das  endlich  erreichte  Gefüllo  der  Thalsohle  ist  das  Pro- 
dukt von  Wasserkraft  und  Widerstand  des  Gesteines.  Je 
geringer  an  einem  Punkt  die  Kraft  des  Stromes,  desto  steiler 
ist  das  Gefälle  der  Gleichgewichtslage,  d.  h.  bei  dosto  stei- 
lem» Gefälle  hört  dor  Strom  schon  auf  zu  erodieren;  je 


l)  Kaploration  of  the  Colorado  River.  Washington  1875. 

*)  Tlie  lerliary  history  of  the  Oranii  Caflon  DLstrict.  Washington  1882. 

*)  Dutton  sagt  a.  a.  0.,  p.  76:  The  «pproach  (to  »he  base  lerel) 
eonaista  in  an  infinite  aoriea  of  approximaliona  like  the  approack  of  a hv- 
perhola  In  tangcncy  vith  ita  Asymptote. 


Digitized  by  Google 


72 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


gröfser  die  Kraft,  desto  sanfter  ist  das  sehliolslicho  Gefiille, 
d.  h.  boi  desto  sanfterm  Gefalle  hört  der  Strom  erst  auf 
zu  erodieren.  Ferner,  je  härter  das  Gestein,  desto  Bteiler 
das  Endgefäll.  Het raubten  wir  nun,  wie  sich  dos  Endge- 
fälle in  den  verschiedenen  Punkten  ein  und  desselben 
Wasserlaufes  verhalten  wird. 

Dabei  müssen  wir  zunächst  den  Widerstandsgrad  dos 
Gesteins  aufser  acht  lassen,  da  er  sich  allgemeinen  Ge- 
sichtspunkten nicht  unterwirft.  Nehmen  wir  ihn  für  die 
ganze  Stromlänge  als  gleich  an.  Da  die  Erosion  an  jedem 
Punkte  des  Laufes  ein  Gofällo  austrebt,  bei  welchem  sie 
zum  Stillstand  kommt,  so  wird  au  jedem  Punkto  ondlioh 
ein  Gefälle  erreicht  werden,  welches  umgekehrt  propor- 
tional ist  der  Wasserkraft.  Von  den  Faktoren  der 
Wasserkraft,  welcho  wir  obon  erläutert  haben,  kommt  für 
die  Gröfse  des  zu  erreichenden  Endgefällos  das  ursprüng- 
liche Gefälle  des  Strom  ob  gar  nicht  in  Petracht; 
denn  dieses  wird  ja  gorndo  durch  die  Korrosion  zerstört  und 
in  das  Endgefälle  übergefUhrt,  Je  steiler  dos  ursprüngliche 
Gefälle  ist  als  das  Eudgefälle,  desto  energischer  wird  es  durch 
die  Korrosion  angegriffen,  und  dadurch  im  Laufe  der  Arbeit 
recht  bald  eine  Ausgleichung  angebahnt,  dio  vollendet  ist 
bei  Erreichung  des  Endgefälles.  Die  Gestaltung  des  letz- 
tem ist  also,  wie  loicht  ersichtlich,  unabhängig  vom 
ursprünglichen  Gefälle,  sobald  diesos  überhaupt  dorort  ist, 
dafs  Erosion  stattfinden  kann.  Von  den  beiden  übrigen 
Hauptfuktoren  kommt  in  erster  Linie  die  Wassermasse 
in  Betracht. 

Wio  wir  oben  gesehen  haben,  wächst  die  Stofskraft 
mehr  als  einfach  proportional  mit  der  Wasser- 
massc.  Das  Endgefälle,  bei  dem  die  Erosion  zum  Still- 
stand kommt,  wird  also  bedingt  durch  die  Wassermasse, 
und  zwar  ist  das  Endgefälle  — da  es  umgekehrt  propor- 
tional ist  der  Wasserkraft  — desto  geringer,  je  gröfsor  die 
Wassermasse,  und  desto  gröfsor,  je  kleiner  die  Wassermasse 
au  einem  Punkte  des  Etromlaufos  ist1).  Gilbert  sagt2): 
„Wenn  eine  Gleichgewichtslage  erroicht  ist,  so  stellt  ceteris 
paribus  dio  Noigung  im  umgekehrten  Verhältnis  zur  Wasser- 
masse“. Boussinesq8)  äufsert  sich  ähnlich  unter  derselben 
Voraussetzung:  „Die  Neigung  oines  Wasserlaufes  findet 

sieh  ebenso  geringer,  als  die  Flüssigkeitsmasse,  welche  ihn 
durchströmt,  auf  die  Längeneinheit11)  gröfser  ist“.  Es  scheint 

l)  Dabei  ist  tu  berückiichtigcD,  data  nun  für  Bestimmung  der  Wtsut- 
muss  nicht  der  Qucrxchnitt  genügt,  »andern  daf*  in  Kccbnung  zu  ziehen 
ut,  wie  riet  Wiener  in  der  Zeiteinheit  an  einem  1 “unkte  voiüberfliebt. 
Bei  Vorlangumung  der  Bewegung  wichst  der  Querachnitt  der  Wawernuuso 
(wenn  der  Zudub  gleich  bleibt).  Bei  Annäherung  an  du  Kndgeßille  wichst 
als«,  wenn  auch  der  Zultufs  an  Waescr  gleich  hleiht,  der  Querschnitt  der 
Wawcrmasse:  aber  diese  selbst  bleibt  in  der  Zeiteinbeit  konstant. 

*)  In  dem  schon  oft  citierten : Report  on  the  Geology  of  the  Henry 
Mountains,  Washington  1877,  p.  113. 

*)  Kasai  4c.,  p.  157- 

*}  Vgl.  obige  Anmerkung  >). 


mir  nun  nach  dem  von  Gilbort  gegebenen  Grundsätze 
(die  Stofskraft  wächst  mehr  als  einfach  proportional  der 
Wassermasse)  nicht  richtig,  dafs  es  sich  hier  um  eine 
umgekehrte  einfache  Proportion  handelt,  sondern  das  Ver- 
hältnis ist  vielleicht  oin  rocht  kompliziertes.  Aber  so  viel 
steht  fest:  je  gröfser  die  Wassermasse,  desto 
geringer  das  Gefälle  de  r Gle  ich  ge  wi  c h t sl  a g e. 

Da  in  gewöhnlichen  Klimaten  ein  Flufs  von  der  Quelle 
bis  zur  Mündung  beständig  an  Wasser  zunimmt  (Ausnah- 
men sind  die  Steppen-  und  Wüstenflüsse,  z.  B.  Nil,  Tarim, 
die  Flüsso  der  Pampas  &c.) , so  ergibt  sich  daraus , dafs 
unter  den  gewöhnlichen  Verhältnissen  ein  Flufs,  wenn  er 
seine  Erosionsarbeit  vollendet  hat,  von  der  Quelle  zur  Mün- 
dung an  Gefiille  beständig  abnimmt.  Das  heifst,  sein  Go-, 
fälle  bildet  eine  am  Krümmungsradius  wachsende  Kurve, 
welche  sich  asymptotisch  der  Horizontalen  nähert,  ohne 
je  dieser  parallel  zu  werden  (s.  Fig.  1:  M = Mündung, 


Kig.  1. 

S = Wasserscheide,  M 3= Horizontale.  Der  Punkt  M kann, 
anstatt  am  Meer , natürlich  auch  an  einem  Binnensee , an 
einer  Salzpfanne  oder  dgl.  zu  flogen  kommen).  Diese  Kurve 
könnte  man  wohl  als  Endkurve  der  Erosion,  odor 
als  Erosions-Terminante  bezeichnon. 

Diese  Kurve  stellt  bIbo  das  „baso  level“  der  Erosion 
nach  seiner  Höhenlage  und  seinem  Neigungswinkel  für  die 
verschiedenen  Punkte  eines  Wasserlaufes  dar.  Andeutungen 
in  der  Erosionslitteratlir , dafs  dieses  Niveau  eine  Kurve 
bilde,  habe  ich  in  einem  wenig  klaren  Aufsätze  von  Tylor  *) 
und  in  dem  trefflichon  Werke  von  Ponck  „Die  Verglet- 
scherung dor  deutschen  Alpen“  (Leipzig,  1882)  gefuudeu. 
Der  lotztero  Autor  sagt  bei  der  Charakterisierung  der  Ver- 
schiedenheiten von  Wasser-  und  Glotschororosion  auf  S.  295: 
„Dies  (die  erodiorundo  und  anhäufende  Thätigkeit  des  Was- 
sers) dauort  so  lauge,  bis  ein  gewisser  Ausgleich  erziolt 
ist  zwischen  Länge  des  Wasserlaufes  tiud  seinem  Gefälle, 
bis  letzteres  oi  uo  b os  t i in  m t e K ti  r v e beschreibt. 
Freilich  ist  ja  nio  Stillstand  im  Laufe  dor  Gewässer,  un- 
ablässig verlängern  sie  denselben  rückwärts  und  verändern 
dnher  stots  die  Kurve  ihros  Gefälles.  Dieselbe  aber  bloiht 
stets  derselben  Art  und  stets  beschränkt  sich  dio  anliäu- 
fendo  Thätigkeit  dos  Wassers  auf  seinen  Unterlauf  . . . 
Man  sieht,  dafs  hier  dio  Bedeutung  der  Kurve  als  Endziel 

l)  Ou  the  action  of  tlenuding  agencte«.  Geol.  Magazine,  N.  S.  II,  1875« 
p.  433  IT. 


Digitized  by  Google 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstlieorie. 


73 


der  Erosion,  wie  sie  im  erston  Satze  treffend  gekennzeich- 
net ist,  durch  dou  zweiten  Satz  wieder  aufgehobon  und 
dadurch  der  BegrifT  derselben  unklar  gemacht  wird.  Ein 
Rückwärtsschneiden  der  Erosion  findet  nur  so  lange  statt,  als 
die  Endkurve  noch  nicht  vollständig  erreicht  ist,  wie  weiter 
unten  gezeigt  werden  soll;  und  auch  dann  setzt  dasselbe 
sich  Uber  die  Wasserscheide  nur  in  bosondern  Fällen  fort. 
Durch  das  Erreichen  der  Kurve  wird,  wenn  nicht  Rtickver- 

I 

lugung  dor  Wnssorscheide  stattfindet  (immerhin  ein  Aus-  i 
nahmefall),  eben  jener  Stillstand  herboigofUhrt , den  Penck 
in  dem  zweiten  angeführten  Sntzo  für  immor  ausschliefst. 

Es  wUrde  hier  zu  weit  führon,  auch  diose  Komplikation,  die 
Rückverlegung  der  Wasserscheide,  noch  in  Betrachtung  zu 
ziehen.  Sie  bildet  einen  Untersnchungsgegenstand  für  sich. 
Gehen  wir  also  im  folgenden  von  der  Voraussetzung  kon-  , 
stanter  Wasserscheiden  aus *  *). 

Noch  einer  Schrift  mufs  Erwähnung  gethan  werdeu, 
welche  das  Gefalle  dor  Flüsse  in  ähnlicher  Weise  auffafst. 
Ich  kann  mich  hierbei  leidor  nur  auf  ein  Citat  in  einer 
Abhandlung  von  Dünkelberg2)  berufen.  Dieser  sagt  wört- 
lich (S.  64):  ^Zuerst  mufs  hier  der  (autographierten)  Re- 
lation des  Schweizer  Ingenieurs  Oppikofer  erwähnt  werden, 
in  welcher  derselbe  aus  dem  Längenprofil  des  Rhoinstroms 
nn  der  St.  Gallor  Grenze  bis  zum  ßodensec  das  Walten 
eines  gauz  bestimmten  und  klaren  Naturgesetzes  dahin  nach- 
zu weisen  sucht,  dafs  dieses  längenprofil  in  seiner  Haupt- 
form  in  einer  C y k 1 o i d e verlaufe,  die  sich  aus  einem  an 
der  darüber  liegend  gedachten  geraden  Linie  rollenden  Kreise 
mit  einem  Halbmessor  von  6 700862  m entwickeln  lasse. 
Das  Aufsteigen  der  gekrümmten  Linie  (hier  Höhe  über  dem 
Bodensee)  wächst  mit  dem  Quadrat  der  Entfernung  vom 
See,  das  relative  Gefälle  (pro  mille)  dagegen  im  einfachen 
Verhältnis  zu  dieser  Entfernung.  Die  interessanteste  und 
wichtigste  Eigenschaft  der  Cykloide  und  der  Grund,  warum 
die  geschiebeführenden,  sich  selbst  ihre  Sohle  bildenden 
Flüsse  dieselben  einzuhalten  bestrebt  soion,  sei  jedoch  die, 
dafs  auf  oder  in  derselben  ein  Körper  in  der  kürzesten  Zeit 
von  einem  hohem  zu  einem  niedrigem  und  entferntem 
Punkte  horablaufe,  weshalb  sie  auch  mit  dom  Namen  Brachi- 
stochrone  oder  Linie  der  kürzesten  Fallzeit,  oder  des 
schnellsten  Falles  genannt  werde.“ 

Ich  meine,  dafs  zu  einer  Aufstellung  einer  allgemein  gül- 
tigen Formel  der  terminanten  Kurve,  überhaupt  zu  ihrer  nä- 
hern mathematischen  Bestimmung,  wio  es  in  der  eben  citier- 


>)  Ferner  benutzt  I’enek  die  durch  die  Erosion  erzeugte  Kurre  zur 
Erklärung  der  norddeutschen  Seen  in  «einem  sn-'irt  reichen  Vorträge:  über 
die  Periodizität  der  Tbelbitdung.  Verhandlungen  der  berliner  OsMlUctuft 
für  Erdkunde  Xr,  1884,  S.  6 ft. 

*)  Die  Kulturtechnik  in  ihrer  trzteraatuchen  Anwendung  zuf  Vorarl- 
berg. Bonn  1878. 

Petermanni  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  111. 


ten  Arbeit  versucht  zu  sein  scheint,  bis  jetzt  die  zwei 
Hauptbedingungen  fehlen : erstens  genaue  Feststellung  des 
Verhältnisses  von  Wassermasse  und  Wasserkraft  und  des 
Verhältnisses  der  Wasserkraft  zu  einer  gewissen  mittlern  Wi- 
derstandsfähigkeit der  Gesteine ; zweitens  genaue  Messungen 
der  Wassermussen  in  Einzelfällen.  Trotzdem  können  ihre 
allgemeinen  Charuktero  auch  so , durch  einfacho  Betrach- 
tungen erschlossen,  und  damit  ein  Ersatz  geschaffen  werdon 
für  jene  bekannte  Danasche  Erosionsfigur  >),  die  sich  durch 
alle  Lehrbücher  trotz  ihres  viel  zu  schematischen  Charak- 
ters fortgepflanzt  hat.  Wir  setzen  sie  vergleichshalber 
hierher,  und  leicht  wird  ersehen  werden,  dafs  unsre  Kurve 
nur  eine  der  Natur  mehr  angepafste  Modifikation  des  Da- 
naschen Schemas  ist.  (Fig.  2:  A = Quelle,  B = Mündung. 


Fig.  2. 

Aß  mn  ursprüngliches  Gefälle.  A r s B = Endgefälle.  AlmB, 
AnoB,  ApqB  = Zwischenstadien.  — s q o m B — riverpor- 
tion.  Im,  no,  pq,  r s = torrentportion.  Ap,  Ar  = Cascade- 
portion.) 

An  der  Wasserscheido  (8  in  Kg.  1)  ist  die  Kraft  des 
rinnenden  Wassere  = 0;  dort  wäre  also  die  Steilheit  der 
Kurve  = 90*,  wenn  sie  nicht  in  der  Natur  durch  die 
Maximalböschung , welche  dem  Gestein  durch  seine  Ver- 
witterbarkeit auferlegt  wird,  in  sanfterer  Neigung  er- 
halten würde.  Je  schneller  die  Wassermasse  zunimmt,  desto 
schneller  krümmt  sich  die  Kurve  zur  Annäherung  an  die 
Horizontale  um.  Die  Krümmung  ist  also  boi  jedem  Flufs 
verschieden,  gemäfs  den  Verhältnissen  seiner  Wasserzufuhr. 
In  regenreichen  Gegenden  wird  die  Krümmung  sich  schneller 


S 


Fig.  3. 


')  Dana,  Manual  of  Geology,  1863,  p-  63  j. 


10 


74 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


verflachen  (Fig.  3),  als  in  regenarmen  (Fig.  4);  bei  gleich 
grofser  horizontaler  Entfernung  von  Wasserscheide  und 


S* 


Mündung  (MI=U1JI)  wird  im  erstem  Fullo  die  Kurvo 
lauge  nicht  so  hoch  Uber  dus  MUnduugsnivoau  aufsteigen, 
als  im  letztem  Falle.  Sind  a und  b Punkte,  die  gleich 
weit  von  2 entfernt  sind  (in  Fig.  3),  als  a*  und  b*  von  2X 
(in  Fig.  4) , so  ist  in  den  senkrecht  über  diesen  Punkten 
gelegenen  Punkten  der  Kurve  dios  Gefällo  in  Fig.  4 steiler 
als  in  Fig.  3:  Gefälle  in  ßx  steiler  als  in  ß,  in  a*  steiler 
als  in  a;  zugloich:  b*  ßx  > bß\  a1  a*  > a«.  Ebenso  wor- 
den sich  FlUsso  mit  woiteut  Stromgebiet  zu  solchen  mit  ong 
begrenztem  Gebiet  verhalten.  Im  einzelnen  ist  die  Kurve 
nicht  regelmäßig,  da  die  Zunahme  au  Wasser  meist  an  be- 
stimmten Punkten  durch  Nobenfliisso  orfolgt,  aber  wenn 
man  diese  Knickungen,  die  im  Endgefälle  durch  das  Ein- 
munden gröfserer  Nebenflüsse  verursacht  werden,  veruach- 
lüfsigt  und  allo  die  Punkto,  wo  Wusserzufuhr,  grofs  oder 
klein,  stattfindet,  fortlaufend  verbindet,  so  entsteht  eine 
Kurve  von  der  beschriebenen  Art.  Je  weiter  von  der  Quelle 
zur  Mündung,  desto  flacher  ist  das  Gefalle,  desto  größer 
ist  der  Radius  dor  Kurve,  denn  oino  desto  kleinem  Winkel- 
differenz bewirkt  eine  gleich  große  Wasserzufuhr.  Die 
Winkel,  um  die  es  sich  bei  dom  Gefälle  gröfserer  Wasser- 
mengen handelt,  sind  in  der  Regel  so  gering  (z.  B.  beim 
Rhein  zwischen  Bingen  und  Bonn  durchschnittlich  kleiner 
als  1 Minute),  daß  sich  dio  Kurve  bei  solohen  Strömen  nur 
noch  mit  starker  Übertreibung  der  Verhältnisse  auf  dem 
Papier  darstellen  läßt.  Es  muß  der  Unterlauf  sehr  ver- 
kürzt werden  im  Verhältnis  zu  den  Teilen  des  Stromlaufes, 
welche  der  Wasserscheide  näher  liegen,  wo  die  Kurve  in 
ihrer  natürlichen  Steilheit  dargestellt  werden  kann.  — An- 
ders sind  die  Verhältnisse  bei  Flüssen , die  von  einem  ge- 
wissen Punkto  ihres  Laufes  an  eine  Verminderung 
ihrer  Wassermasse  erfahren  (z.  B.  beim  Nil).  Hier  findet 


im  Unterlaufe  wieder  oin  Stoilorwerden  der  terminanten 
Kurve  statt,  die  also  etwa  den  in  Fig.  5 dargestellten  Ver- 


6 


lauf  haben  würde.  — In  demselben  Sinne,  wie  dio  Wasser- 
masse, wirkt  auf  die  Gestalt  der  Erosionsterminunto  die 
Summierung  der  Beschleunigungen,  also  die  von  oben  mit- 
gebrachte Stofs  kraft.  Diese  nimmt  in  einem  Stroralauf 
im  allgemeinen  von  oben  nach  unten  zu,  muß  daher  ihre  Aus- 
gleichung durch  einen  stärkern  Bewegungswiderstand,  d.  h. 
durch  stete  Reduktion  des  Gefälles  findon.  Ein 
Fluß,  dor  mit  einer  gewissen  Wassormasse  entspringend 
keine  Vermehrung  derselben  bis  zu  seiner  Mündung  erführe, 
würde  trotzdem,  nur  durch  die  Vermehrung  der  Stoßkraft 
durch  die  Beschleunigung  mit  der  Liinge  des  Weges,  sich 
eine  Gefällskurve  ausarbeiten,  welche  nach  unten  sich  stetig 
abflacht,  allerdings  in  geringem  Grade,  als  es  die  Kurve 
eines  beständig  wachsenden  Stromes  thut.  Die  mit  der 
Länge  des  Weges  wach  sende  S to  fskra ft  modifi- 
ziert daher  die  terminanto  Kurvo  in  dem  Sinne, 
dafs  sie  sich  nach  dor  Mündung  zu  noch  stärker 
abflaoht.  — Noch  ein  Faktor  kommt  für  die  Gestalt  der 
terminanten  Kurve  in  Betracht,  die  Geschiebeführung. 
Die  Masse  des  Geschiebes  nimmt  bei  einem  Strome,  der  in 
Erosionsthätigkeit  begriffen  ist,  auf  der  ganzen  Strecke,  wo 
diese  Tbütigkeit  erfolgt,  in  der  Richtung  von  der  Quelle 
zur  Mündung  zu.  Zugleich  aber  wird  in  derselben  Rich- 
tung das  Material  immer  mehr  verfeinert  und  dadurch  die 
Zunahme  der  zu  transportierenden  Last  zum  Teil  aufge- 
wogen. Die  Verschiedenheit  der  zum  Transport  aufge- 
wandten Kraft  wird  daher,  relativ  genommen,  für  die  ein- 
zelnen Punkte  des  Stromlaufes  nicht  allzu  bedeutend  sein. 
Je  mehr  sich  die  Stroinaibeit  dem  Ziele  der  Erosion,  der 
Erreichung  jener  Kurve,  nähert,  nimmt,  wie  bereits  aus- 
einandergesetzt,  die  Intensität  der  Korrosion  und  damit  die 
Masse  des  zum  Transport  gelieferten  Materials , zugleich 
die  Größe  der  einzelnen  Partikel,  beständig  ab,  und  im 
Zustande  der  Gleichgewichtslage  ist  die  GeBchiebemasse 
überhaupt  sehr  gering.  Die  Geschiebefüh  rung  kann 
daher  die  Gestalt  der  terminanten  Kurve  nur 
unwesentlich  beeinflussen. 


Digltized  by  Google 


Hin  Beitrag  zur  Erosionstheorie, 


75 


Von  größerer  Bedeutung  ist  dagegen  der  Widerstand 
dor  Gesteine.  Im  harten  Gestein  ist  das  Endgefällo  steiler, 
als  im  woiehen  oder  stark  verwitternden  Gestein.  Durch 
die  verschiedene  Verteilung  von  harton  und 
weichen  Gesteinen  entlang  eines  Flußlaufes 
wird  die  Kurve  unregelmäßig  gemacht;  außer- 
dem wird  ihre  Erreichung  hier  beschleunigt, 
dort  verlangsamt.  Trotzdem  wird  der  Charakter  der 
Kurve , welcher  im  wesentlichen  von  der  Zunahme  der 
Wa8sermasse  abhängt,  auch  hierdurch  kaum  in  hohem 
Maße  verändert.  Da  sich  bis  jetzt  die  Widerstandsfähig- 
keit der  Gesteine  der  allgemeinen  Betrachtung  entzieht, 
ist  es  nicht  möglich,  sie  bei  der  Behandlung  unsrer  Kurve 
des  nähern  in  Überlegung  zu  ziehen. 

Noch  ein  Umstand  mufs  in  Erwägung  genommen  wer- 
den, ehe  wir  die  Gestalt  der  terininanten  Kurve  verlassen, 
das  ist  der  wechselnde  Wasserstand  der  Flösse  und  Bäche. 
Es  ist  leicht  verständlich,  dafs  ein  Flufs  bei  niedrigem 
Wasserstand  längst  seine  Korrasion  beendigt  haben  kann, 
wenn  seine  Hochfluten  noch  eine  beträchtliche  Tieforlegung 
des  Bettes  bewirken  können.  Mafsgehend  für  die  Gestalt 
der  terininanten  Kurve  ist  daher  dio  durchschnittliche  Was- 
sermasse des  regelmäßigen  höchsten  Flutstandcs  , wonigor 
die  außergewöhnlich  großen  Hochfluten,  die  zu  selten  und 
zu  schnell  vorübergehend  sind,  um  n achh a 1 ti ge n Einfluß 
auf  die  Gefällsvorhältnisse  auszuüben.  Außerdem  kommt 
es  viel  darauf  an  , ob  nicht  vielleicht  der  Hufs  bei  niedri- 
gem Wasserstand  genügende  Geschiobo  führt,  um  die  durch 
die  Hochflut  hervorgebrachto  Tieferlegung  durch  Ablage- 
rungen während  deB  Niederwassers  wieder  auszugleichen. 
Die  Höhe,  die  Häufigkeit  und  Dauer  der  Hochfluten  und 
dio  Größe  dor  Goschiebuablagerung  bei  Niedurwasser  sind 
daher  hierfür  maßgebend.  Übrigens  vermindern  sich  die 
Hochfluten  bedeutend  mit  der  Annäheruug  der  Tieferlegung 
des  gesamten  Flußlaufes  an  die  Erosionsterminante.  Dies 
läßt  sich  am  besten  an  dun  Muhrgängen  der  Alpen  beob- 
achten, dio  ihre  verheerenden  Wirkungen  einstellen,  wenn 
sioli  ihr  Gefälle  bis  zu  einem, gewissen  Grade  erniedrigt  hat. 
Die  kurzen  Tobel  und  Seitenschluchten  der  Alpen  bieten 
überhaupt  die  beste  Gelegenheit,  die  Gestalt  unsrer  Kurve 
in  der  Natur  zu  studieren.  Nur  zwei  Beispiele  mögen  hier 
angeführt  werden , in  denen  unsre  Kurve  zu  prägnantem 
Ausdruck  kommt.  Es  sind  dios  zwei  kurze  Soitenschluch- 
ten  des  Etschthales  im  obern  Vintschgau,  auf  der  Nord- 
seite desselben.  Sie  siud  bereits  zu  relativer  Ruhe  ge- 
kommen , was  sich  daraus  erkennen  läßt , daß  zahlreiche 
Häuser  auf  ihren  bewachsenen  Schuttkegeln  und  zum  Teil 
sogar  in  den  Schluchten  selbst  gebaut  sind.  Nach  der 
österreichischen  Generalstabskarte  siud  ihre  Gefällsvorhält- 
nisse  folgende : 


1. 

tlawenlhal  u niceil  Mals: 

Entfernung 

Höhe 

Gefalle  Ln  Pror. 

Mittereck 

2900  m 



Punkt  abwärts 

2200  „ 

70  Prni. 

2000  „ 

25  . 

Plaweu  . . 

1700  . 

15  , 

Mündung  in  die  Etsch  bei  Burgeis  4 . 

1260  . 

11.*  - 

GesmiUange  7,*  km  Durchschnitt!. 

Ge/äl! 

. 21,1  IV»i. 

2. 

Litzerbachthal  bei  Laos. 

Entfernung 

Höbe 

Gefalle  in  Prot. 

Weilse  Kiepl 

2940  m 

— 

l'unlct  abwärts 

2200  „ 

74,«  Pro/.. 

M . 

i - 

1800  . 

40 

«•  IV 

• . 

• - - - i . 

1500  . 

30 

Säge  . . . 

1284  . 

16.«  » 

Oberhaun . . 

1100  . 

13,1 

Mündung  in  die  Buch  . . . 2,1  „ 

860  „ 

10.«  , 

Geaamtlängc  8 km  Durchscbnittl. 

Gefall 

. 26  l’ro x. 

Fasson  wir  das  über  den  Charakter  der  Erosioustermi- 
nante  Gesagte  noch  einmal  zusammen.  Ein  Fluß  strebt 
dahin , an  allon  Punkten  seines  Laufes  ein  Gefälle  herzu- 
stellen,  wolches  der  Wasserkraft  au  jenem  Punkte  ent- 
spricht. Er  zerstört  dabei  sein  ursprüngliches,  ihm  von 
dem  Gebirgsbau  angewiesenes  Gefälle  und  führt  es  durch 
allmähliche  Arbeit  iu  ein  neues  über,  das  sein  eignes  Werk 
ist.  Für  die  Gestalt  desselben  kommt  also  das  ursprüng- 
liche Gefälle  nicht  in  Betracht,  sondern  in  erster  Linie  die 
Wassermasse,  und  zwar  diejenige  des  gewöhnlichen  höch- 
sten Wasserstnndes.  Da  diese  in  den  meisten  Fällen  von 
der  Quello  zur  Mündung  beständig  zuniramt,  so  stellt  das 
Endgefälle  eine  voit  oben  nach  unten  stete  flacher  wer- 
dende Kurve  dar,  die  jedoch  nie  parallel  der  horizontalen 
wird.  Eine  Ausnahme  bilden  die  nach  unten  abnehmenden 
Flüsse.  Andro  Faktoren : die  Summierung  der  Beschleuni- 
gung, die  Geschiobeführung,  dor  GcsteiiiBwidcrstand  wirken  f 
entweder  in  demselben  Sinne,  oder  haben  keinen  großen  Ein- 
fluß, odor  ontziehen  sich  noch  der  Erwägung.  Die  Kurve 
ist  zwar  noch  nicht  mathematisch  bestimmbar . aber  die 
Erreichung  dieses  Zieles  liegt  durchaus  nicht  außer  dem 
Boreiche  der  Möglichkeit.  Jedenfalls  können  die  Erosions- 
terminanten  zu  mancherlei  Betrachtungen  verwertet  werden, 
wie  sich  im  folgenden  Abschnitt  zeigen  wird. 

Erreichung  dor  terminanten  Kurve. 

Betrachten  wir  nun  dio  Art  und  Weise,  in  welcher 
untor  den  verschiedenartigen  Bedingungen,  wio  sie  in  der 
Natur  vorkommon,  dio  terminanto  Kurve  von  den  Flüssen 
erreicht  wird. 

Wasserläufe  entstolion,  wenn  ein  Land  sich  aus  dom 
Meere  erhebt;  dio  zuorst  emportauchenden  Teile  werden 
Wasserscheiden,  von  ihnen  laufen  Rinnsale  herab,  dem 
Gefällo  des  Landes  folgend,  sammeln  sich  zu  größern  Strö- 
men, die,  je  weiter  das  Meer  sich  zurückzieht,  desto  mehr 

10« 


Digitized  by  Google 


76 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


nach  unten  hin  sich  verlängern.  Nehmen  wir  zunächst 
der  Einfachheit  wogen  an,  ein  gleichmäfsig  geneig- 
ter Landabfall,  aus  gloichbleibendem  Ges  tein 
bestehend,  wird  plötzlich  vom  Meere  ent hlöfst; 
nehmen  wir  ferner  an , es  fänden  von  da  ah  keine  Ver- 
änderungen in  dem  Gebirgsbau,  dem  Mcorosnivoau  und  dem 
Klima  mehr  statt,  so  ergeben  sich  folgende  Fälle: 

1.  Man  denke  sich  die  terminante  Kurve  (Fig.  6:  sM) 


Rg.  6. 

so  angelegt,  dafs  ihr  unterer  Endpunkt  in  den  Mündungs- 
punkt des  Flusses,  also  in  das  konstant  gedachte  Meeres- 
niveau (resp.  Binnensee  oder  dgl.)  fällt  (M).  Dann  falle  der 
Wasserscheidepunkt  der  Kurve  (s)  unter  den  Wasser- 
scheidepunkt S dos  primären  Abhangs  (S  M) , d.  h.  mit 
andern  Worten : das  Gefälle  des  Abhangs  sei  stärker  als 
die  Neigung  der  geraden  Verbindungslinie  der  beiden  End- 
punkte der  Kurve.  (Diese  Verbindungslinie  stellt  das  mitt- 
lere Gefälle  der  Kurve  dar.)  Zur  Vergleichung  von  Ab- 
fall und  Kurve  dient  ein  System  von  senkrecht  untereinan- 
der liegenden  Punkten  beider  Linien.  Auf  dom  Abhang  S M 
beginnt  die  Tieferlegung  durch  Korrosion  an  allen  den 
Punkten , in  douon  die  Neigung  des  Abhanges  steiler  ist, 
als  die  Neigung  der  Kurve  (d.  h.  deren  Tangente)  in  don 
senkrecht  darunter  gelegenen  Punkten  der  Kurve.  In  a 
wird  keine  Tieferlegung  statt  finden,  weil  die  Neigung  dort 
geringer  Ut  als  die  Neigung  der  Kurve  in  «.  Dagegen 
wird  in  b,  c,  d,  e Tieferlegung  orfolgen,  und  zwar  jo  woi- 
ter  nach  abwärts,  desto  schneller,  weil  bei  dem  angenom- 
menen gleichmäßigen  Gefälle  des  Abhanges  der  Unter- 
schied zwischen  demselben  uud  dem  Gefälle  dor  stets 
flacher  werdenden  Kurve  nach  unten  zu  immer  stärker 
wird.  An  der  Mündung  wird  daher  zuerst  die  terminante 
Kurve  wenigstens  annähernd  erreicht.  Nach  einer  gewissen 
Zeit  hat  sich  der  Flufslauf  aus  SM  in  S 1 1 M verlegt. 

In  der  Strecke  1 « ist  nun  eine  noch  größere  Steilheit 
hervorgebracht  und  dadurch  dort  die  Korrosion  noch  ge- 
steigert (torreut  portion  nach  Dana).  Dieselbe  verlegt  aber 
das  Flußbett  nicht  in  der  Lotlinie  abwärts,  sondern  in  dor 
Normalen  zur  Gefällslinio.  Dadurch  wird  ein  Rückwärts- 
sohreiton  des  Bettes  zugleich  mit  dor  Tieferlegung  be- 
wirkt, und  dieses  RUckwärtsschrciten  geht  um  so  schneller 
vor  sich,  jo  steiler  das  Gofälle  ist.  So  wird  die  oberste 
Laußtrecke  S 1 , die  keine  selbständige  Tieferlegung  erfah- 


ren konnte,  durch  das  Rückwärtsschreiten  der  Erosion  von 
unten  nach  oben  nun  auch  in  Angriff  gonommcn  und  immer 
mehr  verkürzt.  (Wenn  dns  Meeresniveau  in  1 stünde,  so 
würde  in  S 1 gar  keine  Erosion  möglich  sein.)  Nachein- 
ander ist  nun  die  Flufslage:  S2<IM,  S3yM,  64  ßU , S5aM. 
Damit  ist  endlich  die  Wasserscheide  selbst  von  der  rück- 
schreitenden Erosion  erreicht-  Wenn  dies  gleichzeitig  von 
der  andern  Seite  geschieht,  so  bleibt  sie  Uber  derselben 
Stelle  (senkrecht  über  2T) , wird  aber  fortwährend  ernie- 
drigt, bis  sie  die  tormiuanto  Kurve  orreicht,  bis  also  der 
Fluß  von  s seinen  Ursprung  nimmt.  Dann  ist  auf  dor 
ganzen  Strecke  die  terminante  Kurve  hergestellt  und  damit 
hört  die  Erosion  auf.  Dafs  die  Annäherung  an  die  Terrai- 
naute  nicht  so  einfach  vor  sich  geht,  wie  es  hier  der 
Kürze  halber  geschildert  ist,  sondern  daß  sie  mit  einer 
allmählichen  Abnahme  der  Thätigkeit  verbunden  ist,  erhellt 
aus  unsem  obigen  Ausführungen.  Es  würde  aber  zu  weit 
führen,  das  im  einzelnen  immer  wieder  zu  berücksichtigen. 
Etwas  anders  gestalten  sich  die  Vorgängo  im  zweiten  Fnll. 

2.  Der  Wasserscheidopunkt  dor  Kurve  (s)  fällt  über 
den  des  Abhanges  (8.  Fig.  7),  d.  h.  die  Neigung  des  Ab- 


hanges ist  g o r i n g e r als  diejenige  der  Verbindungslinie 
der  Endpunkte  der  Kurve.  Abhang  und  Kurve  schneiden 
sich  also  in  einem  Punkte  K.  Die  Strecke  sK  der  Kurve 
bat  natürlich  hier  nur  einen  theoretischen  Bestand:  sie 
drückt  das  Gefälle  aus,  bei  welchem  die  Erosion  auf  joner 
Strecke  zum  Stillstand  kommen  würde , wenn  das  Gefälle 
üborhuupt  eine  Erosion  ermöglichen  würde.  — Auch  in 
diesem  Fall  beginnt  die  Tioforlegung  nur  auf  der  Strecko, 
wo  der  primäre  Abhang  steiler  ist  als  die  Kurve  (1  M)  in 
derselben  Weise  wie  im  vorigen  Fall:  der  Fluß  nimrnt- 
die  Lage  SlfM  an.  Dann  orfolgt  Rückwärtsschneiden  (S2JM. 
83yM).  Endlich  wird  dor  Schnittpunkt  von  Abhang  und 
Kurve,  K,  erreicht,  und  dumit  hört  das  Rückwartsschneideu 
auf,  die  Erosion  kommt  zur  Ruhe.  Die  Wasserscheide  und 
die  zunächst  liegende  Strecke  des  Wasserlaufes  werden  also 
gar  nicht  von  dor  Erosion,  weder  von  der  direkten,  noch 
von  dor  riickschreitendon , orreicht.  Sie  bohalton  im  we- 
sentlichen ihre  anfängliche  Niveaulage. 

Es  ergibt  sich  aus  diesen  beidou  Fällen  schon  der  all- 
gemeine Satz,  daß  sich  an  don  Müssen  drei  Abschnitte  unter- 
scheiden lassen:  1)  Der  Abschnitt,  dor  von  der  Erosion 
überhaupt  nicht  berührt  wird,  der  sich  an  dio  Wasserscheide 


Digitized  by  Google 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


77 


anechliefst.  Dieser  Abschnitt  fohlt  den  Flüssen , dio  ein 
stärkeres  primäres  Gefälle  besitzen , als  das  Durchschnitts- 
gefalle  ihrer  terminanten  Kurve  beträgt.  2)  Der  Abschnitt, 
der  nur  durch  riickschreitende  Erosion  angegriffen  wird, 
also  zunächst  unversehrt  bleibt.  3)  Der  Abschnitt  der  un- 
mittelbaren Erosion.  — Dazu  kommt  noch  das  Ablagerungs- 
gebiet, das  dom  Meere  abgewonnen  wird.  Durch  Unregel- 
mafsigkeiten  des  primären  Abfalls  kommen  Abweichungen 
von  dieser  Verteilung  der  Erosionsthätigkeit  vor.  — Der 
Teil  zunächst  der  Wasserscheido  bleibt  stets  von  der  Tiefor- 
legung  durch  dio  an  Ort  und  Stelle  erzougte , direkt« 
Erosion  verschont,  woil  dort  die  Kurvo  wegen  der  geringen 
Wassermeuge  stets  steiler  als  der  primäre  Abfall  des  Lan- 
des ist.  Diese  Zone  umzieht  das  ganze  Stromgebiet  ringsum. 
Es  hängt  nun  von  der  Krümmung  der  terminanten  Kurvo 
und  von  der  Stärke  des  primären  Gefälles  ab,  wie  breit 
diese  Zone  ist  — sie  kann  das  ganze  Stromgebiet  einneh- 
men, sie  kann  aber  auch  nur  auf  wenige  100  m sich  er- 
strecken — , und  ob  sio  von  der  rückschreitendeu  Erosion 
vollständig  zerstört  worden  kann  (im  Fall  der  Fig.  6),  oder 
ein  Teil  unter  allen  Umständen  erhalten  bleibt  (im  Fall  der 
Fig.  7).  Der  erste  Full  trifft  bei  den  meisten  Alpenflüssen 
zu,  deren  Wasserscheiden  sich  meist  in  dem  Zustande  der 
Zuschärfung  und  Erniedrigung  bofinden , der  zweite  Fall 
vorwiegend  bei  Flüssen  in  weiten  Plateaulandschaften  und 
Ebenen,  z.  R.  den  russischen  Strömen,  von  donen  v.  Baor 
sagt , dafs  sin  „keinen  Oberlauf'1  haben *).  Als  v.  Richt- 
hofen den  Tsin-Iing-shan  im  südlichen  Shen-si,  den 
östlichsten  Teil  des  grofsen  Kwonlun-  Systems,  überschritt, 
machte  er  die  Beobachtung*),  dafs  die  Flüsse,  welche  von 
der  nahe  dem  Nordrande  des  breiten  Gebirges  gelegenen 
Wasserscheide  nach  Süden  strömen , im  Oberlaufo  weite, 
sauftgeformto  Thalbecken  besitzen,  weiter  unton  am  Süd- 
rande  dagegen  durch  enge  und  steile  Schluchten  das  Ge- 
birge verlassen.  Als  ähnliche  Fälle,  wo  dor  Oberlauf  flach, 
der  Unterlauf  steiler  ist,  führt  derselbe  Autor  an : die  Cal- 
dera« der  Vulkane,  die  Tafelländer  des  Colorado , einzelne 
Tbäler  der  Tauern,  Skandinavien,  den  wostlichen  Abflufs 
der  kalifornischen  Sierra  Nevada,  den  östlichen  Himaluyn. 
Ähnliches  ist  auch  in  unsurn  heimischen  Plateaus  häufig 
genug  zu  beobachten,  z.  B.  in  der  Eifel 3).  Diese  Erschei- 
nung steht  im  Widerspruch  mit  dem  Danaschen  Schema 
und  dem  gewöhnlichen  Satze : je  näher  zur  Wasserscheide, 
desto  steiler  das  Gefallo.  W enn  wir  dagegen  unsern  zweiten 
Fall  (Kg.  7)  hierauf  anwenden,  so  können  wir  die  Erschei- 

•;  förr  Fl  Sw*  um!  ilrrr-n  Wirkungen.  Studien  au»  d*m  Gebiete  der 
5unr*iwn»ch*A.  Petersburg  1876. 

*)  China,  Bd.  11  (Berlin  1882),  8.  578  ff. 

*)  Vgl.  Sehneider.  Studien  über  Tti»!bitdung  itu  der  Vorderetfel.  Zeit- 
•chnlt  der  Owelliebift  Tür  Erdkunde  <u  Berlin  1883.  S.  26  f. 


nung  durch  die  Annahme  erklären , dafs  wir  in  den  vor- 
hältnismüfsig  flachen  obern  Thalböden  diejenigen  Flufs- 
strecken  vor  uns  haben,  in  denen  wegen  zu  geringer  Wasser- 
masse bei  dem  gegebenen  Gefalle  keine  oder  nur  sehr  lang- 
same Erosion  st-attflndet,  und  zu  donen  die  rückschroitende 
Erosion  noch  nicht  vorgedrungnn  ist,  oder  auoh  niemals 
Vordringen  wird.  In  der  That  besitzt  der  Tsin-Iing-shan 
im  Verhältnis  zu  seiner  Höho  eine  sehr  bedeutondo  Breite 
und  mit  Ausnahme  dos  steilem  Nord-  und  Südrandea  eine 
sehr  geringe  Abdachung. 

Bisher  haben  wir  angenommen,  dafs  der  ganze  iu  jedem 
Falle  zu  betrachtende  Landabfall  plötzlich  vom  Meere  ver- 
lassen wird.  Das  findet  in  der  Natur  nicht  statt,  Bondern 
thutsiichlich  geschieht  das  Aufsteigen  in  langsamer,  säku- 
larer Bewegung,  sei  cs  in  stetiger  Weise,  odor  in  kleinen, 
ruckweisen  Hebungen. 

Je  näher  der  Wasserscheido,  desto  älter  ist  die  Teil- 
strecke des  Flusses,  es  müfate  sich  denn  nachträglich  die 
Woaserschoide  verschoben  haben.  Unter  dor  Voraussetzung 
gleichbloibender  klimatischer  und  orographischer  Verhält- 
nisse ist  natürlich  die  Gestalt  der  Erosions- Terminante 
gleich,  ob  langsame  oder  schnelle  Hebung  stattfindet.  Beim 
Rückzüge  des  Meeres  verlängert  sich  die  Kurve  nach  unten 
zu  in  der  entsprechenden  Gestalt,  welche  sie  auch  bei  plötz- 
licher Hebung  besitzen  würde;  nur  verschioht  sie  sich, 
I parallel  mit  sich  selbst,  vertikal  nach  abwärts,  je  tiefer  der 


I deute  wieder  die  Gerade  SM  den  Abfall,  der  successivo 
vom  Meere  enthlöfst  wird.  Der  Abfall  und  die  Kurve  haben 
dieselbe  Gestalt  wie  in  Fig.  7.  Im  ersten  Moment  stellt 
das  Meer  in  b.  Danp  ist  die  Terminante  für  diesen  Mo- 
ment dos  Kurvenstück  s,  b;  dieses  ist  gleich  und  pa- 
rallel *5  ßb,  wiederum  gleich  tß  in  Fig.  6.  Ln  zweiten 
Moment  steht  das  Meer  in  o;  dann  i*t  dio  Terminante 
Sj  c = sjj  j ' i s y (in  Fig.  6).  Dasselbe  wiederholt  sich 
nun;  weiterhin  iui  nächsten  Moment  steht  das  Meer  in  d, 
die  Terminante  ist  8j  d ; im  folgenden  Moment  ist  das  Meer 
bei  e,  Terminante  s4  e;  im  folgenden  Moment  endlich  ist 
das  Meer  iu  M,  Terminante  «jM  — »M  in  Fig.  6.  Dasselbe 


78 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


liefst)  sich  uooh  weiter  fortsetzen,  wenn  wir  den  Abfall  und 
die  Kurve  entsprechend  Uber  den  Endpunkt  M in  Fig.  6 
hinaus  verlängern  wollten,  selbstverständlich  letztere  mit 
immer  stärkerer  Abflachung.  Es  gilt  dabei  das  Gesetz,  dafa, 
angenommen  die  Punkte  S,  b,  d,  o,!  e,  M haben  gleiche 
Höhendifferenzen,  dann  die  zugehörigen  Punkte  84,  s*,  s3, 
84 , 35  nicht  gleiche  Höhendifferenzen  haben , sondern 
«li  < sj  83  < 83  84  < 84  sB.  Es  ist  eine  Funktion  der 
Gestalt  der  Kurve,  in  welchem  Verhältnis  die  Strecken 
Sj  bjj,  s2  s3  &c.  fiir  gleiche  Höhendifferenzen  der  zugehö- 
rigen Münduugspunkte  zunehmen. 

Sohon  wir  nun  zu , wie  diu  Erosion  in  einem  solchen 
Falle  vor  Bich  geht.  Nohuiou  wir  uu , dafs  dor  Kückzug 
des  Mecros  so  langsam  sei,  dafs  dio  Erreichung  der  Ter- 
minante  durch  die  Erosion  damit  Schritt  halten  kann.  Der 
Kückzug  geschieht  nicht  in  grolsen  Sprüngen,  wie  es  in  der 
Fig.  8 dargestellt  worden  mufste,  soudorn  allmählich;  in 
dem  Mafse,  wie  das  Meer  sinkt,  sinkt  und  verlängert  sich  dio 
terminante  Kurve,  und  arbeitet  die  Erosion  die  terminante 
Kurve  aus,  so  dafs.  wenn  das  Meer  in  b ist  (Fig.  8),  der 

» 


Pi*  9. 

Flufslauf  = S 1 b ist;  1 ist  auch  hier  der  Punkt,  ober- 
halb dessen  keine  direkte  Erosion  erfolgt,  weil  die  Termi- 
nanto  steilorj  ist  als  das  primäre  Gefälle.  Steht  das  Meer 
in  c,  so  ist  der  Flufslauf  Säe  &c.  — Eine  schnellere  Ar- 
beit der  Erosion,  als  sich  der  RUckzug  des  Meeres  voll- 
zieht, ist,  wie  leicht  ersichtlich,  undenkbar.  Wohl  abor 
kann  die  Erosion  langsamer  arbeiten,  als  sich  das  Meer 
zurückzieht.  Dann  entsteht  zunächst  demMoere  eine  stei- 
lere Strecke  des  Flufslaufes,  welche  in  sioh  dio  Ursache 
trägt,  dafs,  sobald  das  Sinken  des  Meeresspiegels  (oder 
die  Hebung  des  Landes,  das  iBt  ja  für  unseru  Zweck  gleich- 
gültig; also  die  negative  Bewegung  nach  Suess)  aufhört 
oder  sich  verlangsamt,  dann  durch  dio  starke  Erosion  an 
dieser  Steilstrecke  suhnell  das  Vorsäumte  nochgoholt  und 
das  Gefälle  ausgeglichen  wird.  In  Fig.  9 stellen  die  punk- 
tierten Linion  die  uugefähre  Lage  des  Flufslaufes  während 
des  Sinkens  des  Meeresniveaus  dar,  wenn  dieses  letztere  bei 
d,  resp.  e vorbeipassiert;  d x und  0 y sind  die  steilen 
Strecken  in  der  Nähe  des  MeereB.  — Ganz  Ähnliches  wür- 
den wir  erreicht  haben,  wonn  wir  statt  Fig.  6,  Fig.  7 zu 
Grunde  gelegt  hätten. 


Diosc  Betrachtung  hat  unB  gelehrt,  dafs  zwar  durch 
die  Annahme  einer  plötzlichen  Entblöfsung  eines  Landab- 
falls die  Betrachtung  des  Ganges  der  Erosion  widernatürlich 
vereinfacht  wird,  dafs  aber  das  Ziel  der  Erosion,  die  ter- 
minante Kurve,  durch  diese  unberechtigte  Annahme  nicht 
im  geringsten  bceinflufst  ist.  Wir  können  also  die  Eigen- 
schaften der  Kurvo,  wolcho  für  plötzliche  Entblöfsung  vom 
Meere  gültig  waron,  ohne  weiteros  auch  für  die  langsame 
Entblöfsung  annohmen.  Die  Schnelligkeit  des  Rück- 
zuges des  Meeres  hat  Einflufs  auf  das  Verhal- 
ten der  Flüsse  vor  Erreichung  dor  Erosions- 
terminan to,  nicht  aber  auf  Gestalt  und  Lage 
dieser  Kurvo  selbst,  welche  allein,  wio  frühor  darge- 
than,  von  den  Faktoren  der  Wasserkraft  (mit  Ausschlufs 
des  Faktors  Gefälle)  und  von  dem  Gesteinswiderstaude  be- 
dingt wird. 

Noch  eine  von  unsern  Voraussetzungen  haben  wir  einer 
Umänderung  zu  unterziehen.  Wir  nahmen  bisher  einen 
gleichmäfsig  geneigten  priiuäron  Laudabfall  an;  in 
der  Natur  wird  sich  ein  solcher  in  gröfsorm  Mafse  wohl 
niemals  findon.  Aber  es  bedarf  keiner  genauem  Ausfüh- 
rung, weshalb  auch  diesor  Umstand  keine  Änderung  der 
terminanten  Kurve  zu  verursachen  vormag.  Je  stärker  das 
primäre  Gefälle  von  der  Terminante  abweicht,  desto  ener- 
gischer wird  os  angegriffen,  desto  schneller  zerstört.  In 
Fig.  10,  11  und  lä  stellen  wir  das  Erreichen  der  Kurve 


Digltized  by  Google 


Ein  Beitrag  zur  Erosionstheorie. 


79 


für  verschiedene  Palle  oines  gebrochenen  Unfalles  dar,  indem 
wir  wieder  eine  plötzliche  Entblöfsung  von  8 bis  M an- 
nehmen. Die  durch  Ziffern  bezeichneten  Linien  (1,  2,  3) 
bedeuten  die  Stadien  der  Erosionsarbeit  vor  Erreichung  dor 
Endkurve.  Unter  der  Voraussetzung  eines  allmählichen 
Rückzuges  würden  sich  ganz  entsprechende  Modifikationen 
ergeben,  wie  sie  Fig.  8 und  9 gegenüber  Fig.  6 aufweisen. 

Wenn  sich  nach  dem  Rückzüge  des  Meeres  geotoktoni- 
scho  Veränderungen  ereignen,  so  werden  diese  entweder 
so  stark  sein,  dafs  sie  die  ganzen  Abdachungs-  und  Ab- 
Hufsrichtungen  verändern,  oder  aber  sie  vermögen  dies 
nicht,  weil  die  Erosion  mit  ihnen  Schritt  zu  halten  vermag, 
und  daher  die  alten  Flufsläufe  trotz  der  neuen  Oberflächen- 
verhältnisse  erhalten  bleiben.  Ereignisse  letzterer  Art  kön- 
nen zwar  die  Erreichung  des  Endzieles  der  Erosion  beein- 
flussen , sie  verlangsamen  oder  beschleunigen , aber  dieses 
Endziel  selbst,  die  terminante]  Kurve,  wird  durch  sie  nicht 
verändert.  Wohl  geschieht  dies  hingegen  durch  klimati- 
schen Wechsel.  Wird  die  Wassermasse,  welche  einen  Kanal 
durchströmt,  stärker,  so  verflacht  sich  die  Kurve,  und  die 
schon  zur  Kuho  gekommene  Erosion  kann  wieder  in  Thä- 
tigkeit  treten.  Wird  die  Wassormasse  dagegen  geringer, 
so  wird  die  Kurve  gekrümmter,  ihre  einzelnen  Punkte  er- 
heben sich  über  ihr  bisheriges  Niveau  zu  gröfserer  Höhe. 
Dadurch]  kann  die  noch  im  vollen  Gange  befindliche  Erosions- 
tbätigkeit  des  Flusses  zur  Ruhe  gebracht  werden,  indem 
nun  ein  früher  höher  als  die  Kurve  gelegener  Punkt  des 
Bettes  jetzt  tiefer  als  die  Kurve  zu  liegen  kommt.  In 
diesem  Falle  behält  das  Gefälle  des  Flusses  eine  unregel- 
mäßige, unvollendete  Gestaltung,  wie  sie  dem  Standpunkte 
der  Arbeit  zur  Zeit  der  Störung  entspricht. 

Überblicken  wir  noch  einmal  das  Ergebnis  unsrer  Be- 
trachtungen. Ein  Flufs,  der  von  der  Quelle  zur  Mündung 
an  Wasser  zunimmt,  ist  bestrebt,  sein  Gefälle  in  eine  Kurve 
zu  bringen,  welche  sich  von  der  Quelle  zur  Mündung  be- 
ständig verflacht.  Diese  Kurve  ist  unabhängig  vom  pri-  ■ 
mären  Gefälle,  von  dor  Art  des  Sinkeus  des  Meeresspiegels 
und  von  den  geotoktonischeu  Veränderungen,  sobald  diese  j 
ein  gewisses  Maß  nicht  überschreiten.  Sie  ist  bedingt 


durch  die  klimatischen  Verhältnisse  und  die  Größe  des 
Gebiotes,  dessen  Abflüsse  sich  in  der  Stromrinne  sam- 
meln. Die  Erreichung  findet  statt  teils  durch  Tioferlegung 
durch  an  Ort  und  Stelle  erzeugte  Erosion,  teils  durch  von 
der  Mündung  zur  Quelle  rückschreitende  Erosion.  In  dem 
Falle,  daß  die  Kurve  zum  Teil  über  das  primäre  Niveau 
des  Flusses  zu  hegen  kommt,  bleibt  die  entsprechende 
Strecke  des  Flusses  überhaupt  von  dor  Erosion  unberührt. 
Solcbo  Strecken  finden  sich  oft  zunächst  dor  Wasserscheide. 
Sie  können  nur  dann  von  der  Erosion  erreicht  werden, 
wenn  eine  neue,  hinreichend  große,  negative  Niveauver- 
schiebung (Sinken  dos  Meeresspiegels)  erfolgt,  wodurch  die 
Kurve  in  die  Tiefe  gerückt  wird.  Die  Kurve  bildet  das 
Ziel,  nach  dem  die  Thiitigkeit  des  Gewässers  unablässig 
strebt;  trotz  aller  Störungen,  welche  die  Erosion  erfahren 
kann,  arbeitet  sie  immer  wiodor  daran,  diesem  Ziele  näher 
zu  kommen  und  es  endlich  zu  erreichen.  Das  Ziel  ist 
eben  erreichbar,  es  ist  nicht,  wie  vielfach  fälschlich  zu 
lesen  ist,  dio  völlige  Applanierung  der  Erdoberfläche,  son- 
dern nur  eine  Abflachung  ihrer  Unebenheiten  bis  zu  einem 
gewissen  Maß,  das  der  Thätigkeit  dos  Wassors  ein  Ende 
beroitet,  bis  neue  tektonische  Ereignisse  neue  Unebenheiten 
erzeugen.  Viele  Gewässer  haben  ihr  Ziel  schon  erreicht, 
andre  sind  noch  in  voller  Arbeit  begriffen. 

Wenn  wir  die  Gestalt  einer  solchen  Kurve  für  einen 
bestimmten  Fluß  mathematisch  konstruieren  könnten,  wür- 
den wir  aus  dem  Vergleich  mit  seinen  augenblicklichen 
Gefällsverhältnissen  Schlüsse  auf  seine  Geschichte , sein 
Alter,  seine  Zukunft  machen  können.  Aber  zur  mathema- 
tischen Bestimmung  fehlen  noch  die  Elemente;  es  bleibt 
der  Zukunft  überlassen,  dieselben  festzustellen.  Wie  ge- 
ringzählig  sind  ja  überhaupt  die  Probleme  der  Geophysik, 
namentlich  der  dynamischen  Geologie,  welche  bis  jetzt  haben 
mathematisch  befriedigend  gelöst  werden  können ! Trotzdom 
kann  man  auch  so  aus  dor  Betrachtung  dieser  Kurven, 
welche  der  Erosion  ein  Ziel  setzen,  Nutzen  für  die  Erd- 
kunde ziehen.  Manche  Erscheinung  der  Oberflächengestalt 
der  Erde,  soweit  diese  von  der  Erosion  bedingt  wird,  kann 
mit  Hilfe  derselben  dem  Verständnis  näher  gebracht  werden. 


Die  neuem  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 

Von  H.  Rink.  (Schiuf« »).) 


2.  Übersicht  der  gewonnenen  Resultate. 
Allgemein/  Geographie  de * Lande*.  — Dem  vorigen  Artikel 
ist  eine  vorläufige  Skizzenkarte  der  zum  erstenmal  bereisten 

])  Don  Anfang  nebst  Karte  s.  Heft  II,  S.  18  u.  Taf.  3. 


Strecke  der  Ostkißte  beigegeben.  Eine  ähnliche  hat  Leut- 
nant Jensen  mit  seinem  Beriohte  für  1885  eingesandt.  Die 
ausführlichem  Karten  sind  nooh  unter  Arbeit  und  werden 
mit  den  schon  vollendeten,  aber  noch  nicht  veröffentlichten, 
an  welche  sie  sich  schließen,  in  den  „Meddelelser“  er- 


80 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


scheinen.  Die  neuesten  untersuchten  Areale  sind:  auf  der 
Westküste  zwischen  64J-*  und  65|-°  N.  Br.,  auf  dor  Ost- 
kUsto  teils  durch  Garde  (1884  und  aufs  neue  1885)  von 
Duilck  unter  60°  55'  bis  62°  38',  teils  durch  Holm,  von 
hier  weiter  bis  zu  66  J ° X.  Br.  (siehe  Mitteilungen  1885, 
8.  49  und  52).  Die  Breite  dioser  KUstenstrocken  kann  auf 
der  Westküste  zu  60 — 80  (100 — 130  km),  auf  der  Ost- 
kiiste  zu  10 — 30  engl.  Meilen  (15 — 50  km)  veranschlagt 
werden. 

Wie  schon  im  ersten  Abschnitte  erwähnt,  wurde  das 
westliche  Gebiet  von  dem  uns  schon  so  rühmlich  bekann- 
ten Leutnant  Jensen  in  Begleitung  des  Leutnants  Ryder 
und  cand.  mod.  Sören  Hansen  beroist,  und  sie  durch- 
forschten das  innere  Land,  indem  sie  von  den  Enden  dor 
beiden  tiefsten  Fjorde  ausgingen , nämlich  im  Norden  vom 
Isortok-,  im  Süden  vom  Godthaabfjord.  Ersterer  hat  seinen 
Namen  von  dem  unklaren  Wasser,  welches  ihm  vom  Binnon- 
eise  zuströmt.  Zwei  gröfsere  „Elve“  ergiefseu  sich  hier 
und  führen  den  Gletschorschlamm  in  ungewöhnlicher  Menge 
mit  sich.  Vor  ihnen  und  um  ihre  Mündungen  herum  gibt 
es  deshalb  teils  ausgedehnte  Untiefen,  teils  für  Grönland 
ungewöhnliche  Partien  Flachland , bald  neugobildotes  und 
noch  ödes,  bald  älteres  und  mit  Vegetation  hodecktes.  Der 
Rand  des  Binneneises  wurde  hier  über  woito  Strecken 
kartographisch  bestimmt-  In  grofsartigen  Armen  ergiefst 
es  sich  zwischen  emporragenden  „Nunataks“  über  dieses 
flache  Land,  welches  mit  Landseen  abwechselt  und  auf 
welchem  der  Pflanzenwuchs  mit  dem  als  Flugsand  auftre- 
tenden Gletscherstaube  zu  kämpfen  hat.  — Von  der  Süd- 
seite , dem  Godthaabsfjord  aus  wurde  das  vor  dem  Rande 
des  Binneneises  liegende  Land  durchwandert,  bis  man  den 
Zwischenraum  zwischen  diesem  und  den  von  Nordon  aus 
besuchten  Bergon  übersehon  konnte.  Diese  ganze  Gegend,  in 
welcher  wahrscheinlich  die  alten  Skandinavier  der  „Vester- 
bygd“  ihre  beste  Rentierjagd  gehabt  habon,  biotet  gröfsere 
Abwechselungen  der  Landschaft  dar  als  jene  nördliohero. 
Erst  das  fruchtbare  Thal  um  Ujaragsuit  mit  den  Resten 
der  wichtigsten  Niederlassung,  dann  sehr  öde,  teilweise 
wohl  früher  vom  Eise  bedeckto  Strecken , mit  Spuren 
der  Rentierjagd,  Resten  von  Hütten  oder  Erdmauern 
zum  Schutzo  fUr  Schlafstellen.  Aber  weiter  naoh  Nor- 
den , um  den  See  Tasersuak  herum , traf  man  verhältnis- 
mäfsig  üppige  Vegetation,  Weidengostrüpp , reifo  Booron 
und  mancherlei  Blumen  unmittelbar  bis  an  den  Rand  des 
Eiswallog.  Auch  die  Oberfläche  des  Sees  berührt  diesen 
Rand  und  empfängt  Bruchstücke  von  demselben.  Allein  es 
erwies  sich  hier,  dafs  es  auf  Übertreibung  beruht,  wenn 
man  solohe  Bruchstücke,  die  in  Landseon  herumschwimmen, 
mit  eigentlichen  Eisbergen  hat  vergleichen  wollen.  Da- 
gegen mufs  der  See  bedeutende  Wassermassen  vom  Binnon- 


eise  empfangen,  denn  ein  Strom  ergiefst  sich  anderseits 
von  demselben  in  den  Godthaabsfjord,  der  mit  Fellbooten 
befahren  wird,  die  man  aber  an  drei  Stellen  der  Katarakte 
halber  streckenweise  Ubor  Land  tragen  mufs.  Wie  ge- 
wöhnlich wurden  viele  Höhenmessungen  vorgenommen ; aber 
wie  os  scheint  hat  man  hier  keine  Berge  über  4000  Fufs 
(1200  m)  huch  angetroffen. 

Von  der  OstkUsto  ist  das  südlichste  Stück  bis  zu  Duilck 
oder  60*  55'  schon  im  vorigen  Jahrgange  besprochen.  Die 
ganze  Küste  hat  allerdings  mit  dem  entsprechenden  Teile 
der  Westküste  viele  Ähnlichkeit,  besonders  was  grofse  In- 
seln und  die  von  steilen,  zackigon  Folson  begrouztou  Fjorde 
betrifft.  Allein  anderseits  sind  die  kleinern  Inseln  weniger 
häufig,  und  das  Land  ist  überhaupt  entschieden  wilder  und 
öder.  Obgleich  die  Einwohner,  wie  bekannt,  ihren  Unter- 
halt allein  vom  Moore  habon,  findot  man  sio  doch  nur  in  den 
freundlichem,  an  niedrigem  Hügeln  und  in  an  Pflanzeuwuchs 
roicboru  Gegenden  angesicdelt  Es  gibt  zwei  solche  frucht- 
baro,  bewohnte  Partien:  1)  Tingmianniut  mit  Igdloluarsuk, 
2)  die  Umgegend  von  Kap  Dan  oder  das  von  den  „nörd- 
lichen“ Ostländern  bewohnte  Kristian  des  Neunten  Land. 

Von  Fjorden,  welche  eigentliche  Eisborge  abgeben,  findet 
man  im  ganzen  fünf:  1)  Sermilik  (westlich  von  Angmag- 
salik,  2)  Ikersuak  (östlioh  von  der  Dannebrogsinsel,  3)  Pi- 
kiugdlit  (Kjögebucht) , 4)  Igdloluarsuk  (Bernstorfjord), 

5)  Anoritok. 

Der  von  Garde  untorsuchte  Teil,  nuilek  bis  Tingmiar- 
miut,  hat  im  gauzen  acht,  durchschnittlich  etwa  16  engl. 
Meilen  (25  km)  lange  Fjorde.  Die  zahlreichen  Gletscher 
reichen  häufig  bis  ans  Meer,  uud  indem  man  längs  der 
Küste  rudort,  sieht  man  oft  stundenlang  den  Strand  nur 
mit  Eis  und  Schnee  bedeckt.  An  andern  Stellen  wird  er 
von  Bteilen  Felswänden  gebildet,  die  keine  Landung  ge- 
statten. Kommt  hierzu  das  Treibeis,  teils  das  grofse  von 
dor  Meeresseite,  teils  das  Winter-  und  Gletschereis  von 
den  Fjordon,  so  darf  wohl  behauptet  werden,  dafs  das  Rei- 
sen in  Fellbooten  hier  mit  vielen  Schwierigkeiten  und  teil- 
weise mit  Gefahr  verbunden  ist.  Man  trifft , wenn  etwa 
der  südlichste  Fjord  Kaugerdluluk  ausgenommen  wird,  erst 
bei  Tingmiarmiut  grüne  Thäler  und  niedrigen  Strand  von 
irgend  einer  Bedeutung.  Die  gröfsten  von  Garde  gemes- 
senen Berghöhen  beliefen  sich  auf  6000  F’ufs  (1900  m). 

Die  Wiuterhütte  Holms  und  Knutsens  stand  auf  einer 
Insel  in  der  Mündung  des  36  roiles  (60  km)  langen  Ang- 
magsalikfjords.  Hier  biegt  die  äufBere  Küste  sich  von 
ONO  naoh  NO.  Die  daneben  liogendo  äufserste  grofse 
Insel,  oder  richtiger  ihre  unter  65*  31'  N.  Br.  und 
36*  55'  W.  L.  liegende  Südspitze  mufs  denn  wohl  das 
Kap  Dan  sein.  Im  Osten  geht  der  Sermiligak  20  miles 
(30  km)  und  im  Westen  der  SermilikQord  60  miles  (100  km) 


Digitized  by  Google 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


81 


ins  Land  hinein.  Grofse  Inseln  liegen  teils  in,  teils  zwi- 
schen den  Fjorden,  indem  diese  durch  Sunde  miteinander 
verbunden  sind.  Die  dom  vorigen  Abschnitte  bcigogebone 
Karte  zeigt,  dafs  das  Land  in  der  Nähe  des  Meeres  sich  zu 
Höhen  von  teils  4000 — 6000  Fufs  (1200 — 1900  in),  teils 
2000 — 3000  Fnfs  (600 — 900  m)  erhebt.  Kommen  hierzu 
die  vielfach  verschlungenen  Meeresarme  und  die  Gletscher 
und  steilen  Felswände  im  Gegensatz  zu  den  mit  Vegetation 
bedeckten  Hügeln  und  Flächen  am  Fufse  der  Berge,  in 
Thälern  und  8cbluchten , so  darf  es  uns  nicht  wundern, 
dafs  unsre  Beisenden  die  Erinnerung  mancher  erhabenen 
Naturschönheiten  von  ihren  Wanderungen  in  diosen  ein- 
samen Gegenden  mit  nach  der  Heimat  gebracht  haben. 

Wie  schon  in  den  Reiseberichten  erwähnt,  ist  dieser 
Angmagsalik-Bezirk  nach  Süden  durch  die  vorzugsweise  öde 
Küste  um  die  Dunnebrogsinsol  herum  von  dem  ebenfalls 
für  Wohnsitze  geeigneten  Tingmiarmiut  getrennt  Nach 
Norden  bis  zu  68*  N.  Br.  kennt  man  das  Land  aus  dor 
Beschreibung  der  Eingebornen  von  Angmagsalik,  wolche  es 
der  Bärenjagd  und  des  Narwalfanges  wegen  besucht  haben, 
und  auf  Verlangen  eine  Karte  desselben  zeichneten.  Es 
hat  viele  Fjorde  und  Inseln  aufserhalb  derselben,  und  das 
Eis  soll  hier  weniger  Schwierigkeiten  in  den  Weg  legen. 
Bei  68*  stöfst  man  auf  die  Mündung  eines  sehr  breiten 
Eisfjords. 

Durch  Erkundigung  bei  den  Einwohnern  und  durch 
eigne  Erfahrung  hat  die  Expedition  auch  endlich  gröfsere 
Klarheit  über  die  Bedeutung  des  Treibeises  (Grofs-  Eises) 
längs  der  Küste  zuwege  gobracht.  Im  Februar  erschien 
es  und  lag  dicht  am  Land,  bis  ein  Föhn  oder  Nordost- 
wind im  Juni  es  hinaustrieb.  Es  wird  aber  behauptet, 
dafs  das  Eis  auch  ohne  einen  solchen  Wind  im  Juni  und 
Juli  sich  zu  verteilen  pflegt.  Im  Herbst  soll  es  immer 
ganz  fortgehen,  doch  können  im  Winter  ab  und  zu  klei- 
nere Partien  vorbei  treiben.  Die  Ostküste,  so  meint  man, 
läfst  sich  gewils  im  Juli  und  August  durch  eine  Rinne 
längs  der  Küste,  und  im  September  und  Oktober  direkt  von 
der  See  ans  mit  Dampfschiff'  befahren.  Erst  im  Januar 
und  Februar  fiudet  das  Eis  sich  wieder  ein.  Der  von 
Nordenskiöld  entdeckte  „Oskars -Hafen“  ist,  wie  schon 
vorläufig  erwähnt , eine  Bucht  Tasiussak  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Kap  Dan.  Nordenskiöld  ist  bekanntlich  der  erste, 
der  die  Ostküste  südlich  von  70*  N.  Br.  direkt  von  der 
See  aus  erreicht  hat.  Als  im  Jahre  1879,  Anfang  Juli, 
Kapitän  Mourier  eino  bedeutende  Strecke  der  Küste  in  ge- 
ringer Entfernung  rekognoszierte,  kam  er  zu  dem  Resultat, 
dafs  eine  Landung  direkt  nicht  zu  bewerkstelligen  sei,  wo- 
gegen sein  Nächstkommandierender,  Kapitän  Wandel,  sich 
für  die  Möglichkeit  einer  solchen  in  der  Nähe  des  Kap  Dan 
auBBpraoh.  Man  erkennt  aus  allem  diesem  die  Wichtigkeit 

Petemiano»  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  III. 


dor  Jahreszeit  für  die  ganze  F'rage,  indem  Nordenskiöld 
nämlich  seinen  Versuch  im  September  anstellte '). 

Binnmei»  und  GUUchtr.  — Was  die  hierunter  gehören- 
den Fragen  betrifft,  stehen  Jensons  Rekognoszierungen  auf 
der  Westküste  oben  an,  weil  dadurch  eine  Reihe  von  Un- 
tersuchungen abgeschlossen  ist,  ohne  welche  man  noch  immer 
über  die  Eisbedeckung  des  Innern,  also  über  die  Haupt- 
frage in  der  physischen  Geographie  des  grofsen  Polarlandes 
im  unklaren  sein  würde.  Die  Bestimmung  der  Grenze,  bis 
zu  welcher  sich  diese  Eisbildung  über  das  Land  erstreckt, 
sowie  die  Untersuchung  ihrer  Wirkungen  in  den  weiten 
Zwischenräumen  zwischon  don  oigentliohen  Eisfjorden,  haben 
wir  hauptsächlich  diesem  Forscher  zu  verdankeu.  Auf  der 
Strecke  von  61-J- — 6&J0  N.  Br.  hat  er  überall  den  Rand 
des  Eises,  wo  es  sich  am  weitesten  von  der  äufsem  Küste 
zurückzieht,  zu  verfolgen  gesucht.  In  die  meisten  dieser 
völlig  menschenleeren  Gegendon  batte  früher  wohl  noch  kein 
Europäer  seinen  F’ufs  gesetzt.  Auf  diesen  mühsamen  Wan- 
derungen mufsten  zahlreiche  Berggipfel  bestiegen  werden, 
um  Überblick  zu  gewinnen,  und  zwar  um  so  häufiger,  als 
die  Versuche  dieser  Art  oft  durch  Nebel  und  Schneewetter 
vereitelt  wurden.  Die  schwierigste  und  gefahrvollste  seiner 
Fahrten  war  jedoch  die  im  Jahre  1878  vorgenommone  Wan- 
derung Uber  das  Biunoneis  selbst.  Was  nun  die  letzten 
Untersuchungen  Jensons  betrifft  , so  scheint  der  Rand  des 
Binnoneises  von  64-j- — 65J°  N.  Br.  verhältnismäfsig  stag- 
nierend zu  sein.  Hierauf  deuten  die  schon  erwähnten  Be- 
obachtungen beim  Isortok  und  Tasorsuak.  Wie  gowöhnlich 
scheint  das  Flis  periodisch  an  einer  Stello  vorwärts  zu  rücken, 
an  einer  andern  sich  zurüokzuziohen.  Die  Abwechselung 
fruchtbarer  und  öder  Flecken  in  unmittelbarer  Berührung 
mit  der  Eiswand  scheint  jedenfalls  teilweise  hierdurch  sich 
erklären  zu  lassen.  Direkte  Messung  der  Bewegung  wurde 
auoh  versucht;  sie  zeigte  sich  aber  so  sohwach,  dafs  sie 
jedenfalls  in  dor  Zeit,  die  darauf  verwendet  werden  konnte, 
nicht  zu  bestimmen  war. 

Dio  Eisfjorde  auf  der  Ostküste  sind  schon  oben  erwähnt 
worden.  Duroh  dieselben  wird  ja  auch  hier  das  Vorkom- 
men des  Binneneises  angodeutet,  aber  im  übrigen  hat  sein 
Rand  selbstverständlich  da  nicht  wie  auf  der  Westküste  ver- 
folgt werden-  können.  Garde  hat  auf  seinen  wiederholten 
Reisen  längs  der  Küste  viele  Eisberge  untersucht  und  ge- 
messen. Der  höchste  ragte  193  F.  (60  m)  über  die  Wasser- 
fläche empor;  im  ganzen  war  sowohl  ihre  Gröfse  als  Zahl 
geringer  als  man  erwarten  sollte,  da  ja  doch  die  ganze 
Eisbergproduktion  vom  Norden  her,  an  dieser  Küste  vorbei 


I)  In  einem  ron  mir  rerfafsten  Artikel  in  den  Proceeding»  der  Ame- 
rican Philosophie»!  Society  für  1885  ist  Mourien  Auwag«  mit  Wandel»  sar- 
wechselt  worden,  und  in  der  Angabe  der  Wanderung  Nordenskiölds  über 
du  Binoeneia  steht  irrtümlich  „kilometera“  anstatt  .tmles“.  K. 

11 


Digitized  by  Google 


82 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


ihren  Weg  nach  Süden  suchen  mufs.  Dieses  bestätigt.,  was 
schon  früher  vermutet  wurde,  dafs  die  Wasserscheide  Grön- 
lands zwischen  Ost  und  West  der  Ostseite  am  nächsten  liegt, 
und  dafs  der  HnuptAbflufs  dos  Innern  nach  der  Baffins- 
Bucht  hin  stattfindet.  Merkwürdigerweise  haben  wir  ja 
aber  jetzt  auch  eine  direkte  Beobachtung,  die  zu  demselben 
Schlüsse  führte,  indem  nämlich  Nordonskiölds  Expedition 
1883  zwischen  68  und  69°  von  der  Westküste  aus  gegen 
180  engl.  Meilen  (290km),  mehrere  Male  so  weit  als  ir- 
gend jemand  vor  ihm , ins  Innere  von  Grönland  vordrang. 
Man  darf  wohl  mit  Wahrscheinlichkeit  annohmon,  dafs  die 
genannte  Wasserscheide  durch  einen  Gebirgsrücken  oder 
durch  hervorragende,  verhältnismäfsig  eisfreie  Berge,  Nu- 
nataks,  bezeichnet  ist.  Wenn  sie  nun  einigennafsen  mit 
der  Mittellinie  des  Landes  zusammenfiele , hätte  es  nicht 
fehlen  können,  dafs  sie  von  Nordenskiölds  Expedition,  die 
jedenfalls  dieser  Linie  nahe  gewesen  ist,  beobachtet  wäre. 
Bekanntlich  glückte  es  aber  derselben  nicht,  eisfreies  Land 
in  diesem  mittlern  Teile  von  Grönland  zu  entdecken. 

Garde,  der  den  gefürchteten  Puissortok  viermal  passiert 
hat,  liefert  die  Beschreibung  einer  „Kalbung“  desselben. 
Wie  es  scheint,  ist  dieser  Gletscher  wirklich  ein  Zweig 
des  Binneneises.  Garde  schildert  die  Wirksamkeit  dessel- 
ben als  verhältnisraäfsig  unbedeutend ; da  aber  eino  „Kal- 
bung“ so  selten  von  Reisenden  gesehen  worden  ist,  dürfte 
es  passend  sein,  ein  paar  Worte  aus  seiner  Beschreibung 
derselben  hier  anzuführen.  Sein  Zolt  stand  auf  einer  Tand- 
spitze  ungefähr  1 engl.  Meile  (1600  m)  vom  Gletscher- 
rande entfernt.  Als  plötzlich  Lärm  gehört  wurde,  eilte 
er  hinaus  und  sah , dafs  ungefähr  */6  des  Randes  in  Be- 
wegung war  und  kleinero  Bruchstücke  abwarf.  Erst  nach 
einigen  Minuten  löste  sich  dann  ein  gröfseres  Stück,  glitt 
herab  und  heugto  sich  vornüber,  so  dafs  seine  vordere 
Seite  im  Wasser  die  untere  wurde.  Gleichzeitig  stürzte 
noch  eine  bedeutende  Menge  kleinerer  Bruchstücke  eben- 
falls ins  Meer  und  tauchte  ganz  in  der  Nähe  wieder  auf.  Das 
grofse  Stück,  welches  doch  wohl  kaum  als  ein  eigentlicher 
Eisberg  gelten  konnte,  ragte  35  P.  (1 1 m)  Uber  die  Wasser- 
fläche empor,  bei  einer  Länge  von  150  P.  (47  m)  und  einem 
vermuteten  Inhalte  von  einer  Million  Kubikfufs.  Es  bestand 
aus  blauem  Eise,  nur  die  ursprüngliche  Oberfläche  war 
schneeartig.  Ein  andres  Stück  war  schwarz  von  erdiger 
Beimischung. 

Von  isolierten,  nicht  zum  Binneneise  gehörenden  Glet- 
schern gab  es,  wie  schon  erwähnt,  sehr  viele;  besonders 
reich  daran  waren  die  Fjorde:  Kangerdlug-suatsiak,  Napa- 
sorsnak,  Anoritok,  Auarkat  und  Ingitait. 

Geologie,  Hoianik  und  Zoologie.  — Es  versteht  sich,  dafs 
die  Resultate  der  Expeditionen,  was  diese  Wissenschaften 
betrifft,  vorzugsweise  aus  der  genauem  Untersuchung  der 


mitgobrachton  Sammlungen  hervorgehen  müssen.  Nur  fol- 
gendes ist  hier  vorläufig  zu  bemerken. 

Die  schon  im  vorigen  Jahrgange  erwähnten  Gebirgs- 
arten  der  Ostküste  sind  auch  auf  dem  später  untersnehten 
Teile  derselben  die  allein  vorherrschenden,  und  die  geo- 
logische Struktur  überhaupt  also  eiue  sehr  gleichförmige. 
Die  mehr  oder  weniger  geschichteten  Massen : Gneifs,  Gneifs- 
schiefer  und  Gneifsgranit  wechseln  mit  massivem  Granit, 
Hornblendegranit  oder  Syenit  ab,  und  gehen  mit  diesen  zu- 
sammen zum  Toil  ineinander  Uber.  Doch  scheint  es,  als 
ob  man  grüfsere  Partien,  die  sich  kartographisch  darstellen 
lassen,  unterscheiden  kann,  indem  zugleich  Partien  der  einen 
Formation  inselförmig  in  der  andern  Vorkommen  können. 
Granit  und  Hornblendegranit  finden  sich  auch  häufig  als 
Gänge,  in  welchen  dann  hauptsächlich  die  seltenem  Mine- 
ralien zu  finden  sind.  Schärfer  ausgeprägte  Gänge  von 
Grünstein  durchkreuzen  alle  diese  Gebirgsarten ; sie 'können 
von  grofser  Mächtigkeit  sein  und  dann  über  woite  Strecken 
verfolgt  werden.  Weichstein  findet  sich  an  mehreren  Stellen 
in  und  um  Angmagsalik.  Diaklase  (Bmchrichtungen  des 
Gestoins)  sind  überall  in  den  Richtungen  der  Fjorde  und 
Sunde  zu  erkennen.  Mit  Ausnahme  der  südlichen  Sunde 
finden  sich  hier,  ganz  wie  auf  der  Westküste,  Spuren  einer 
altern  Glazialzeit,  während  welcher  das  Binneneis  eine  wei- 
tere Verbreitung  gehabt  hat.  Dagegen  wurden  keine  Zei- 
chen von  neuem  Hebungen,  Terrassen  oder  Strandlinien 
entdeckt. 

Auf  den  Reisen  hat  man  fleifsig  Pflanzen  gesammelt, 
und  gelegentlich  wurden  auch  zoologische  Gegenstände  er- 
worben. Auf  der  Westküste  hat  S.  Hansen  bei  Bergbe- 
steigungen die  für  dio  verschiedenen  Höhen  bezeichnenden 
Pflanzen  boi  diesen  Einsammlungen  besonders  berücksich- 
tigt. Von  der  Ostküste  wird  Eberlin  wahrscheinlich  neue 
Arten  gebracht  haben.  Als  Resultate  früherer  Expeditio- 
nen (namentlich  1884)  werden  bald,  teils  ein  Anhaug  zur 
Phanerogam- Flora,  teils  ein  Conspectus  der  Moose,  Flech- 
ten und  Algen  Grönlands  erscheinen,  und  von  Warming 
sind  schon  Proben  seiner  pflanzoubiologischen  Wahrneh- 
mungen in  Grönland  geliefert  worden. 

Ethnographie  und  Anthropologie.  — Im  HerbBt  1884  war 
die  Zahl  der  Bewohner  der  Ostküste  im  Süden  von  68° 
N.  Br.  548,  von  denen  413  zu  den  nördlichen,  135  zu 
den  südlichen  gehörten.  Die  letztem  haben  also  seit  Graahs 
Besuche  bedeutend  abgenommen,  namentlich  wohl  durch 
Auswanderung  nach  der  Westküste.  Man  fand,  abweichend 
von  der  frühem  Annahme,  dafs  cs  247  Personen  männ- 
lichen gegen  301  weiblichen  Geschlechts  gab.  Sie  be- 
safsen  im  ganzen  42  Kajakke,  33  Umiaks  in  brauchbarem 
Zustando  und  41  Zelte.  Es  ist  besonders  die  genannte  nörd- 
liche Abteilung  dieser  eskimoischen  Bevölkerung,  die  unsre 


Digitized  by  Google 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


83 


Aufmerksamkeit  verdient  , indem  sie  Grönländer  in  ihrem, 
durch  den  Einflufs  der  Europäer  noch  nicht  voränderten 
Zustande,  und  zwar  nicht,  wie  man  vermutete,  verkümmert, 
sondern  im  Gegenteil  recht  kräftig  entwickelt  repräsentiert. 
Holm  und  Knutsen  haben  ihren  langen  Aufenthalt  unter 
ihnen  und  die  vorzügliche  Hilfe  des  Katecheten  Hanserak  und 
des  Dolmetschen  Johan  Potersen  benutzt,  um  Beobachtungen 
zu  sammeln,  die  an  und  für  sich  allein  als  Resultat  dor 
Reise  genügen  könnten.  Folgendes  ist  einer  vorläufigen, 
von  ihnen  gemeinschaftlich  ausgearbeiteten  Schilderung  ent- 
lehnt. 

Während  die  südlichen  Ostländer  fast  ganz  den  West- 
ländern ähnlich  sind,  haben  die  nördlichen,  die  von  jenen 
insgemein  Angmagsalikbewohner  genannt  werdon,  schlankere 
Figuren , sind  roittelhoch , stark  gebaut  und  wohlpropor- 
tioniert. Sie  haben  markierte  Gesichtszüge  mit  vorspringen- 
der Nase ; bei  einigen  drängen  die  Backenknochen  sich  doch 
auch  etwas  hervor,  und  die  Augen  verraten  ihren  Ansatz 
zur  Scliiefheit.  Haare  und  Augen  sind  schwarzbraun,  Haut 
bläulich-weifs.  Nicht  wenige  habon  Bart,  den  die  jüngern 
doch  auszurupfen  suchen.  Fast  alle  Frauen  sind  tättowiert ; 
ein  paar  kurze  Striche  sind  zwischen  den  Augonbrauen 
angebracht,  einer  unterhalb  der  Nasenwurzel  und  ein  paar 
kurze  auf  dem  Kinn.  Arme,  Hände  und  teilweise  Reine 
sind  mit  mehr  oder  weniger  aus  geraden  Linien  geformten 
Figuron  und  mit  kleinern  Strichen,  die  öfters  gröfsere  Par- 
tien bedecken,  geziert;  so  auch  bei  einigen  Frauen  der 
Zwischenraum  zwischen  den  Brüsten.  Männer  dagegen 
sind  nur  ausnahmsweise  tättowiert,  und  dann  mit  ein- 
zelnen kleinen  Strichen  am  Arme  und  Handgelenk,  durch 
■welche  sie  glauben,  sioh  Glück  im  Harpunieren  sichern  zu 
können. 

Viele  anthropologische  Messungen  sind  angestcllt,  Photo- 
graphien sind  genommen  worden,  und  für  die  wissenschaft- 
liche Benutzung  dieser  Mittel  bietet  sich  jetzt  die  günstigste 
Gelegenheit  dar,  indem  der  Mediziner  S.  Hansen,  welcher, 
wie  schon  erwähnt,  die  Westküste  zunächst  für  anthropo- 
logische Zwecke  bereiste,  auch  die  Bearbeitung  des  Ma- 
terials von  der  Ostküste  übernommen  hot. 

Es  findet  sich  nur  ein  Haus  an  jedem  Wobnplatzo.  Ein 
solches  ist  24 — 40  F.  (7-j — 12  jm)  lang  und  12  F.  (3,8  m) 
breit.  Es  ist  wo  möglich  auf  einem,  nach  der  Seeseite 
sich  noigendem  Grunde  gebaut,  so  dafs  der  hintere  Teil  in 
die  Erde  hineingesenkt,  und  das  Dach  hier  mit  der  Ober- 
Bäche  im  Niveau  ist.  Ein  enger,  20 — 30  F.  (6 — 9 m)  langer 
Gang  führt  hinein.  Die  Priteche  hebt  sich  1 Fnfs  über 
die  Diele  und  ist  für  die  einzelnen  Familien  in  Räume  ein- 
geteilt, welche  durch  eine  entsprechende  Zahl  das  Dach 
stützende  Pfeiler  bezeichnet  sind,  indem  von  jedem  der- 
selben eine  1-i  Fufs  hohe  Scheidewand  ausgeht,  die  jedoch 


längs  der  hintern  Wand  einen  Durchgang  läfst.  Vor  der 
Pritsche  stehen  die  Lampen,  über  welchen  grofse  Weich- 
gteinkessel  hängen.  Daneben  steht  der  Wasserkübel  und 
unter  der  Pritsche  das  Uringefäfs,  beide  mit  Kunst  und 
Sorgfalt  ausgearbeitet.  Gewöhnlich  wohnen  etwa  10  Fa- 
milien oder  50  Personen  zusammen.  Für  den  Sommer  gibt 
es  Zelte  aus  doppeltem  Folie,  in  denon  jedoch  selten  andre 
als  nabe  Verwandte  zusammen  wohnen. 

Die  Bären  finden  sich  periodisch  mit  dem  Treibeise  ein. 
Geschieht  dieses  im  Winter,  so  verkriechen  sie  sich  in 
Schneehöhlen,  die  männlichen  nahe  am  Strande , die  weib- 
lichen höher  oben,  wo  sie  denn  zugleich  Junge  werfen. 
Die  meisten  worden  gejagt,  ehe  sie  in  die  Höhle  gehen, 
indem  sio  zu  der  Zeit  fett,  später  aber  magor  sind.  Da  sie  in 
der  Regol  vor  Menschen  fliehen,  pflegt  man  sio  durch  Hunde 
aufzuhalten  und  dann  mit  der  Lanze  zu  erlegen.  Als  im 
vorjährigen  Winter  ein  Mann  dabei  seine  Lanze  zerbrach, 
erdrosselte  er  das  Tier  mit  seinem  Fangriemen.  Bisweilen 
werden  sie  auch  in  der  Höhle  erstochen,  nämlich  von  oben, 
indem  sie  da  wenig  Widerstand  leisten  können.  Früher 
wurden  sie  auch  in  Fallen  gefangen,  die  wie  Fuchsfallen, 
aber  aus  sehr  grofsen  Steinen  und  eben  nur  für  eineu 
Bären  Raum  lassend,  konstruiert  waren.  Frülior  wurden 
auch  Walfische,  Moschusochsen  und  Rentiere  gejagt  ; letz- 
tere Landtiero  sind  jedoch  ganz  ausgerottet. 

Es  scheinen  keine  andren  sozialen  Verpflichtungen  als 
die  zwischen  Hausgenossen  und  teilweise  Verwandten  zu  exi- 
stieren. Durch  stillschweigende  Übereinkunft  wird  unter 
den  Hausbewohnern  einer,  der  sich  durch  Tüchtigkeit  aus- 
zeichnet oder  auch  ausgezeichnet  hat  und  von  tüchtigen 
Söhnen  unterstützt  wird,  als  Oberhaupt  anerkannt.  Er  re- 
präsentiert Besuchondon  gegenüber  den  Hauswirt,  bestimmt 
die  Verteilung  dos  Raums  und  sorgt  für  die  Ordnung  im 
Hause  überhaupt  Alle  bekommen  ihren  Teil  am  täglichen 
Fange,  sowie  am  Wintervorrat,  doch  so,  dafs  der  Besitzer 
des  letztem  jedesmal  entscheidet,  was  serviert  werden  soll. 
Sobald  aber  die  Sommerwohnung,  das  Zelt,  bezogen  wird, 
hört  diese  Gemeinschaft  auf. 

Die  Stellung  der  Frau  ist  meist  die  einer  Dienerin. 
Gewöhnlich  sitzt  sie  auf  der  Pritsche  ohne  andre  Kleidung, 
als  die  nur  die  Scham  bedeckenden  „nadit“  (richtiger  wohl 
„naitsut“,  die  Kurzen,  d.  h.  Beinkleider).  Die  Frauenzim- 
mer sind  sehr  reinlich , d.  h.  soweit  als  dieses  mit  dem 
Waschen  in  Urin  vereinbar  ist.  Das  Haar  ist  in  einen 
grofsen,  mit  Perlen  geschmückten  Zopf  zusammengebundon. 

Was  Verbrechen  betrifft,  so  kann  Dieberei  wohl  vorfallen, 
allein  wahrscheinlich  mehr  durch  Rache  als  durch  Hab- 
sucht hervorgerufen.  Mordthaten  meint  man  im  Verhältnis 
zur  Volkszahl  als  nicht  selten  bezeichnen  zu  müssen.  Zwi- 
schen den  verschiedenen  Wohnplätzen  fallen  öfters  Streitig- 

11* 


Digitized  by  Google 


84 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


keiten  vor.  Gericht  und  Prozedur  werden  durch  den  ge- 
wöhnlichen Spottgesang  vor  öffentlicher  Versammlung  reprä- 
sentiert. Eine  Rechtssache  kann  mitunter  jahrelang  fort- 
gesetzt werden , indem  die  Verhandlung  gelegentlich  bei 
Zusammenkünften  wieder  aufgenommen  wird. 

Das  Verwandtschal'tsband,  als  ein  Verpflichtung  zu  gegen- 
seitiger Unterstützung  mitsichflihrendes,  wird  bis  ins  dritte 
oder  vierte  Glied  geachtet.  Die  Ehe  an  und  für  sich  gilt 
aber,  besonders  wenn  sie  kinderlos  ist,  nicht  als  oin  solchos 
Band,  da  sio  zu  jeder  Zeit  aufgehoben  werden  kann.  Nach 
dem  Hausvater  nehmen  die  Söhne,  selbst  die  ganz  kleinen, 
den  ersten  Rang  ein.  Der  Mann  schenkt  der  Frau  während 
ihrer  Schwangerschaft  besondere  Fürsorge ; sie  mufs  Amu- 
lette tragen,  durch  die  sie  für  die  Geburt  eines  männlichen 
Erben  disponiert  werden  soll,  und  wenn  es  Winter  ist,  mufs 
sie  ab  und  zu  der  Bewegung  halbor  nach  der  Trommel  auf 
der  Diele  herumtanzen.  Wie  gewöhnlich  gibt  es  auch  hier 
bei  der  Geburt  mehrere  Zeremonien  zu  beobachten. 

Im  Hause  und  Zelte  geben  Kinder  bis  ins  14.  oder 
sogar  16.  Jahr  völlig  nackt.  Hernach  werden  die  „nadit“ 
angelegt,  und  damit  ist  zugleich  ein  baldiger  Beginn  der 
Heiratsfähigkeit  angedeutet.  Elin  Jüngling  heiratet  gern, 
sobald  er  eine  FVau  ernähren  kann,  aber  diese  frühen  Ehen 
geben  auch  leicht  Veranlassung  zu  Scheidungen,  mitunter 
sogar  drei  bis  vier,  ehe  ein  solches  Bündnis  mit  Kindern 
gesegnet  wird.  Mau  weifs  von  keinem  Beispiele,  dafs  ein 
Mann  gleichzeitig  mehr  als  zwei  Frauen  hatte.  Man  sah 
auch  nur  e i n unverheiratetes  älteres  Mädchen , und  selbst 
dieses  hatte  Kinder.  Die  meisten  Ehepaare  haben  drei  bis 
vier  Kinder,  doch  sind  auch  sieben  bis  acht  Kinder  in  einer 
Familie  keine  Seltenheit;  auch  Zwillinge  hat  man  beobachtet 
Unfruchtbarkeit  einer  Ehe  führt  leicht  zur  Scheidung;  die 
Regel  ist  aber,  dafs  die  Männer  ihre  Frauen  mit  Zärtlich- 
keit behandeln,  und  dieses  dauert  selbst  bis  ins  Alter,  be- 
sonders wenn  die  Jahre  nicht  verhältnismäfsig  zu  früh  bei 
der  Frau  ihre  sichtbaren  Wirkungen  zeigen.  Endlich  geben 
aber  auch  unsre  Reisenden  die  Schilderung  gewisser  Ge- 
bräuche, die  das  Bild  des  häuslichen  Lebens  dieser  Natur- 
menschen allerdings  sehr  verdüstern.  Es  sind  diese  erst- 
lich das  „Lampenlögchen-8pielu,  wobei  in  einem  Hause, 
nachdem  dio  Lichter  ausgemacht  sind,  ein  freier  Verkehr 
zwischen  den  Geschlechtern  erlaubt  wird,  und  zweitens  der 
Weibertausch  zwischon  befreundeten  Ehemännern  auf  längere 
oder  kürzere  Zeit. 

Man  sieht  selten  Leute,  deren  Alter  der  Vermutung 
nach  60  Jahre  überschreitet.  Dio  gewöhnlichsten  Krank- 
heiten sind  Erkältung  und  Hautübel.  Nur  die  verzweifelte 
Lage , welche  das  notwendige  Zusammenleben  in  den 
engen  Wohnungen  unter  gewissen  Umständen  roitsichführen 
kann,  dürfte  zur  Entschuldigung  der  Grausamkeit  dienen, 


mit  der  Wahnsinnige  behandelt  werden  sollen,  indem  sie 
gebunden  und  dem  Tode  durch  Hunger  und  Kälte  über- 
lassen oder  ins  Meer  geworfen  werden.  Ganz  unheilbare 
Kranke  sollen  auch  mitunter  den  letztgenannten  Ausweg 
zum  vermeintlichen  Übergänge  in  eineu  glücklichem  Zu- 
stand wählen. 

Dio  Sprache  dieser  Ostländer  klingt  weicher  und  ge- 
schliffener als  dio  ihrer  südlichen  Nachbarn.  Der  Katechet 
Hnnserak  hat  die  Abweichungen  dieses  Dialektes  vom  west- 
grönländischen  nach  dem  bekannten  Wörterbuche  Klein- 
sebmidts  notiert.  Dem  Verfasser  des  gegenwärtigen  Ar- 
tikels, der  sich  mehrere  Jahre  um  die  Sammlung  und  Ver- 
gleichung eskimoischer  Dialektproben  bemüht  hat,  ist  dieser 
wertvollo  Beitrag,  der  ungefähr  600  Wörter  umfafst,  zur 
nähern  Bearbeitung  überliefert.  Eine  entsprechende  Samm- 
lung der  Sagen  wird  dazu  noch  erwartet,  und  es  trifft  sich 
ebon,  dafs  er  ein  ähnliches,  hauptsächlich  linguistisches  Ma- 
terial aus  Cumberland  - Inlet  von  Dr.  Franz  Boas  empfangen 
hat.  Schon  ein  flüchtiger  Vergleich  dieser  Beiträge  aus 
Gegenden,  bei  deren  Eiinwohnern  alle  Berührung  unterein- 
ander gänzlich  ausgeschlossen  ist,  zeigt  verschiedene  recht 
merkwürdige  Fälle,  in  denen  sie  sich  gegenseitig  beleuchten 
und  ergänzen  können. 

Die  Loiohen  der  Verstorbenen  ins  Meer  zu  versenken, 
scheint  ein  für  die  Eskimos  Ostgrönlands  eigentümlicher 
Gebrauch  zu  sein ; er  ist  aber  nicht  der  allein  herrschende, 
indem  nebenbei  auch  Begräbnisse  auf  dem  Lande  stattfin- 
den, wo  dann  die  Toton  in  zusammengebogener  Stellung 
mit  Steinen  zugedeckt  werden.  Wenn  einer  der  Vorväter 
eines  Gestorbenen  im  Kajak  umgekommen  ist,  so  wird  die 
Leiche  des  letztem  immer  ing  Meer  gesenkt  oder  bei  nie- 
drigem Wasser  auf  den  Strand  gelegt,  so  dafs  die  Flut  sio 
Uberspült  Die  Bestattung  der  Toten  überhaupt  ist  die 
Sache  der  Verwandten.  Wo  bei  Hungersnot  oder  Seuchen 
mehrere  Personen  in  einem  Hause  sterben,  kann  es  gesche- 
hen, dafs  dieses  verlassen  wird  und  die  Toten  auf  ihrem  letz- 
ten Lager  liegen  bleiben.  Dieses  soll  namentlich  uoch  in  den 
allerletzten  Jahren,  nämlich  1881 — 1883,  der  Fall  gewesen 
sein.  Unter  den  vielfachen  Trauersitten  nehmen  diejenigen, 
die  auf  den  Namon  des  Verstorbenen  Bezug  haben,  einen 
hervorragenden  Platz  ein.  Es  scheint  hier  strenger  noch 
als  anderswo  vermiedon  zu  werden,  solche  Namen  auszu- 
sprechen, so  dafs  für  Gegenstände,  von  denen  der  Name 
genommen  ist,  selbst  wenn  sie  zu  den  in  der  täglichen 
Rede  am  häufigsten  genannten  gehören , ein  neues  Wort 
gewählt  werden  mufs.  Anderseits  wird  es  aber  doch  gleich- 
falls für  ebenso  wiohtig  angesehen,  dafs  ein  Kind  nach  dem 
Verstorbenen  benannt  wird.  Es  ist,  als  dächte  man  sich 
den  Menschen  aus  drei,  bis  zu  einen  gewissen  Grade  selb- 
ständigen Teilen  bestehend,  nämlich  Seele,  Körper  und 


Digitized  by  Google 


85 


Die  neuern  dänischen  Untersuchungen  in  Grönland,  1885. 


Name.  Letzterer  lebt  in  dem  Nameusvettor  fort  und  wacht 
über  die  Ehre  des  Verstorbenen. 

Unsre  Reisenden  erstaunten  über  die  merkwürdige  Kunst, 
mit  welcher  die  Angakut  ihre  Geisterbeschwörungen  aus- 
führen. Gegen  die  Fremden  zeigten  diese  sich  sehr  offen- 
herzig, sie  machten  dabei  den  Eindruck,  als  glaubte  jeder 
von  ihnen  an  die  Weisheit  seiner  Kollegen,  aber  nicht  an 
seine  eigne,  und  was  das  Volk  betrifft,  so  schien  es,  als  ob 
die  Angakut  eigentlich  mehr  gefürchtet  als  geachtet  wären. 
Was  übrigens  die  religiösen  Begriffe  angeht,  so  werden  wohl 
erst  die  Sagen  die  notwendigen  Mittel  zu  einer  richtigen 
Beurteilung  derselben  liefern. 

Die  Angmagsulikbewobnor  sind  im  ganzen  lebhaft,  nicht 
ohne  Verstellungsgabe,  aufgeweckt  und  klug  in  der  Be- 
nutzung der  natürlichen  Hilfsmittel.  Sie  sind  höflich,  gast- 
frei, nachsichtig  und  fügsam  gegeneinander.  Obgleich  sie 
viel  11  ei  fei  ge  re  und  bedachtsamere  Einsnmmler  von  Vorrat 
sind  als  die  Westländer,  tritt  doch  ab  und  zu  auf  einem 
Wohnplatz  Not  ein.  Dann  statten  die  Männer  Besuche  auf 
den  nächsten  Plätzen  ab,  speisen  nach  Herzenslust  von 
dem,  was  ihnen  vorgesetzt  wird,  und  nehmen  die  Reste  mit 
sich  für  Frau  und  Kind.  * 

Eine  reiche  Sammlung  ethnographischer  Gegenstände 
ist  von  der  Expedition  mit  nach  Kopenhagen  gebracht  und 
dort  kurz  nach  der  Ankunft  ausgestellt  gewesen.  Sio  könnte 
an  und  für  sich  als  Beschreibung  dieses  kleinen  Stammes 
dienen,  indem  der  verhältnismäfsig  neue  äufsere  Einflufs 
sich  deutlich  von  dem  primitiven  Kulturzustande,  als  dem 
noch  ganz  vorherrschenden,  sondern  und  orkonnen  läfst. 
Eisen  oder  Metall  überhaupt  scheint  erst  vor  kaum  50  Jah- 
ren allgemein  in  Anwendung  gekommen  und  namentlich 
von  Schiffstrümmern  gewonnen  zu  sein.  Man  fand  noch 
Waffen  mit  knöchernen  Spitzen  und  noch  zwei  steinerne 
Messer ; letztere,  sowie  eine  Art  Messer  aus  Haifischzähnen 
zum  Haarabschneiden  wurden  doch  mehr  als  Heiligtum 
für  gewisse  Zwecke  aufbewahrt.  Nähnadeln  waren  aus 
Eisen  oder  Messing  ausgehämmert,  zugespitzt,  und  das  Nadel- 
öhr eingebohrt.  Aus  Mangel  an  Beilen  waren  Bretter  und 
Latten  für  Boote  und  Schlitten  mühsam  mit  Holzkeilen  aus 
dem  Treibholz  ausgespalten.  In  der  mit  Sorgfalt  ausge- 
führten Böttchorarbeit  sind  die  Dauben  nicht  durch  Reifen, 
sondern  durch  schräg  eingesetzte  hölzorne  Nägel  und  durch 
knöchernen  Beschlag  zusammengefügt.  In  der  Sammlung 
fand  Bich  ein  nach  europäischer  Weise  als  Armbrust  ge- 
formter Bogen.  Die  Kleider  bieten  teilweise  eigentümliche 
Formen  dar  und  sind  unter  Anwendung  verschiedener  Felle 
sorgfältig  und  nicht  ohne  Kunstsinn  zusammengefügt  und 
ornamentiert.  Auch  Bärenfelle , Fuchsfelle  und  gefärbtes 
Leder  ist  daran  verwendet.  Knochenarbeit  wurde  früher 
auch  mit  Steinmessern,  von  denen  noch  einige  aufbewahrt 


sind,  ausgeführt.  Sowohl  in  Holz  als  in  Knochen  ge- 
schnitzte Figuren,  Ornamente,  Knöpfe  oder  sonstige  für 
Kleidung  und  Gerätschaften  bonutzte  Gegenstände  fanden 
sich  in  reichlicher  Menge  in  der  Sammlung.  Von  ganz 
eigentümlicher  Natur  waren  endlich  gewisse  aus  Holz  ge- 
schnittene Reliefs  oder  Bilder,  Konfigurationen  der  Küste 
vorstellend,  und  auf  Reisen  benutzt.  Die  Einwohner  ver- 
rieten eine  nicht  geringe  Anlage  zum  Kartenzeiohnen,  uud 
diq  Skizzen  von  derselben  Gegend,  die  man  von  verschie- 
denen Personen  bekam,  zeigten  eino  merkwürdige  Überein- 
stimmung. . 

Archäologie.  — Schon  früher  ist  die  von  Brodbeck  zu- 
erst beschriebeue  Ruine  im  südlichsten  Fjord  der  Ostküste, 
und  im  vorigen  Jahrgange  sind  ein  paar,  wahrscheinlich 
von  Schiffbrüchigen  errichtete  Warten  erwähnt.  Sowohl 
Garde  als  Holm  haben  später  auf  ihren  weiten  Reison  be- 
ständig die  Aufgabe  vor  Augen  gehabt,  Ruinen  oder  auoh 
nur  audro  Zeichen  von  der  Anwesenheit  früherer  Europäer 
aufser  Graah  auf  der  Küste  zu  finden.  Sie  haben  sich 
darüber  aufs  genaueste  bei  den  Einwohnern  erkundigt,  und 
selbst  in  allen  Fjorden,  mit  Ausnahmo  einiger  unbedeuten- 
den und  in  den  ödesten  Gegenden  mündenden,  ihro  Nach- 
forschungen angestellt.  Es  ist  keinem  Zweifel  unterworfen, 
dafs  die  Einwohner  entschieden  geneigt  waren,  ihnen  alles, 
was  sie  davon  wufsten , mitzuteilen ; aber  dieses  be- 
schränkte sich  am  Ende  darauf,  dafs  im  Umanaks-Fjorde 
dio  Ruine  eines  nicht  eskimoischen  Hauses  zu  finden  sei. 
Garde  untersuchte  deshalb  diesen  Fjord  vom  12.  bis  16. 
Juli  1885.  Der  Eingang  machte  einon  imponierenden  Ein- 
druck, indem  freundliches  Grün  sich  hier  am  FVfse  der 
Berge  ausbreitete,  während  eine  wilde  Alpenlandschaft  mit 
Schnee  und  Eis  das  Innere  umgab.  Die  Ruine  aber,  als 
sie  endlich  gefunden,  war  nichts  weniger  als  grofsartig: 
eine  zirkelrunde  Anhäufung  von  Steinen,  7 FNift  (2m)  im 
Durchmesser,  uud  übrigens  zweifelhaften  Ursprunges,  das 
war  das  Ganze;  von  andern  nicht  eskimoischen  Ruinen 
wufston  dio  Ostländer  durchaus  nichts,  denn  dio  oben  er- 
wähnten , allerdings  jetzt  aufsergewöhnlichen  Bärenfallen 
schrieben  sie  ihren  eignen  Vorvätern,  namentlich  berühm- 
ten Sagenhelden  zu.  Dafs  trotzdem  im  Süden  von  68° 
N.  Br.  auf  der  Ostküste  noch  Ruinen  versteckt  liegen 
sollten , die  an  Gröfse  sich  zu  denen  bei  Julianehaab, 
wie  die  alte  österbygd  zur  Westorbygd  verhalten  sollten, 
können  wir  getrost  als  unmöglich  erklären.  Eine  Frage, 
die  Uber  100  Jahre  lang  mancho  unnütze  Mühe  verursacht 
hat,  ist  also  jetzt  aus  der  Welt  geschafft,  und  damit  ist 
der  Archäologie  ein  wesentlicher  Dienst  geleistet.  Die  Alter- 
tumsforscher können  hernaoh,  von  dieser  Seite  gesichert, 
ihre  Bemühungen  auf  den  genauem  Vergleich  der  bei- 
den Bezirke  der  Westküste  (zwischen  60  und  61*  N.  Br. 


86 


Die  Likonafrage. 


und  zwischen  64  und  65"  N.  Br.)  mit  den  alten  isländischen 
Sagas  konzentrieren.  Diese  und  keine  andre  waren  die 
östorbygd  und  die  Westerbygd.  Jetzt  wissen  wir  auch, 
dafs  die  fruchtbarsten  Flecken  Grönlands  sich  innerhalb 
Julianehaab  finden,  allein  diese  batte  auch  schon  Erik  der 
Rote  entdeckt,  hier  hatte  er  seinen  'Wohnsitz  gewählt,  und 
hier  irgendwo  stand  vor  ca  400  Jahren  ein  Bischofssitz, 


aber  die  nühoro  Bestimmung  der  speziellen  Lokalitäten  for- 
dert noch  zu  fernem  Untersuchungen  auf.  Indem  die  letzte 
Expedition  nach  der  Ostküste  auf  diese  Weise  die  Geschichte 
der  alten  Kolonien  aufklärt,  wird  sie  sicher  auch  durch 
ihre  Nachriohton  von  dom  Angmagsalik-Stamme  zu  einorn 
bessern  Verständnisse  der  eskimoisohen  Einwanderung  in 
Grönland  wesentlich  beigetragen  haben. 


Die  Likonafrage. 

Von  v.  Francois,  Premierleutnant  a.  D. 


Frankreich  steht  gegenwärtig  mit  dem  Kongo -Staat  in 
Verhandlung  Uber  die  definitive  Abgrenzung  der  beidersei- 
tigen Gebiete  am  Kongo,  bezüglich  deren  der  vor  einem 
Jahre  abgeschlossene  Vertrag  nur  allgemeine  Bestimmungen 
enthielt. 

Frankreich  wurde  duroh  die  Konvontion  vom  5.  Fe- 
bruar 1885  das  ganze  Becken  der  Likona  zugesprochen1). 
Nach  de  Brazzas  Ansicht  sollte  dieser  Flufs  zwischen  dem 
Äquator  und  1°  Südl.  Br.  in  den  Kongo  einmünden.  Da 
auf  dieser  Strecke  der  Kongo  von  rechts  den  Mubaugi  auf- 
nimmt, so  würde  man  im  Sinne  de  Brazzas  den  weitern 
Schlufs  ziehen,  dafs  die  Likona  in  einem  östlichen  Laufe 
dem  Mubangi  zufliefst.  Thatsächlich  haben  auch  französi- 
sche Blätter  diesen  Gedanken  ausgesprochen  und  den  .Mu- 
bangi als  französisches  Territorium  betrachtet* *). 

Da  ich  persönlich  mit  Mr.  Grenfell  die  Mündungen  der 
zwischen  Mubangi  und  Lefini  einmündenden  rechten  Zu- 
flüsse des  Kongo  genau  exploriert,  auch  einzelne  eine  ge- 
wisse Streoke  aufwärts  verfolgt  habe,  so  bin  ich  zu  dem 
Schlufs  gekommen,  dafs  die  Likona  weder  im  Delta  dos 
Mubangi  ausläuit,  noch  ein  rechter  Zuflufs  desselben  ist, 
vielmehr,  dafs  die  Likona  mit  dem  unter  1°  15'  Südl.  Br. 
einmündenden  Puuga,  auch  Kunja  genannt,  idontisch  ist. 

Zu  dieser  Ansicht  haben  mich  folgende  Erwägungen 
geführt. 

Auf  der  Strecke  zwischon  Mubangi  und  Lefini  befinden 
sich  vier  von  rechts  dem  Kongo  zuströmende  Flüsse, 
und  zwar: 


l)  Nach  Artikel  III  dieser  Konvention  wird  »U  Orenie  zwischen  dem 

französischen  Territorium  und  dem  Kongo-Stute  festgesetzt:  „ Der 

Kongo  hi«  zu  einem  noch  zu  bestimmenden  Punkto  oberholb  des  Plus«! 
Licone-  Nkundja : eine  noch  festztuetzendc  Unie  rou  die«m  Punkte  bis  zu 
17°  0.  L.  r.  Or.,  sie  soll  möglichst  der  Wasserscheide  des  Licona-Nkundja* 

Beckens  folgen,  welches  französisches  Gebiet  ist. * 

Die  Redaktion. 

*)  Auch  de  Brazzo  selbst  beansprucht  in  seinem  am  21.  Januar  1886 
in  der  Pariser  Geogr.  Gesellschaft  gehaltenen  Vortrage  das  Mubangi-  (Ou- 
bangui)  Bocken  als  französisches  Territorium.  (C.  R.  des  scances  1886, 
Kr.  2,  p.  80.  mit  Karle.)  Die  Redaktion. 


1.  Punga  . . 

. 17° 

20' 

ö. 

L.  r.  Gr.,  1° 

15' 

8.  Br. 

2.  Bossaka  . . 

. 17 

17 

H 

• HW  1 

20 

• H 

3.  Botsi  . . 

. 17 

6 

w 

w n • 1 

36 

M • 

4.  Iukio  . . 

. IC 

45 

• Hl«  1 

58 

• H 

Die  Reise  des  Mr.  Grenfell  auf  dem  Mubangi  hat  er- 
geben, dafs  erst  nördlich  von  2°  N.  Br.  dieser  Strom  Zu- 
flüsse von  rechts  erhält.  Ich  kann  nicht  annehmen , dafs 
die  Konfiguration  des  Terrains  derart  beschaffen  ist,  dafs 
die  Likona  mit  einem  nordöstlichen  Lauf  dem  Mubangi 
zufliefst. 


Digitized  by  Google 


Die  Likonafrage. 


87 


Es  würde  eich  nun  fragen , welcher  der  Zuflüsse , die 
ich  unter  1 — 4 genannt  habe , mit  der  Likoua  iden- 
tisch ist. 

Der  Inkio  und  Bossi  besitzen  beide  eino  verhältnismäßig 
so  goringe  Wassernüsse,  dafs  die  Schlußfolgerung  einer 
Zusammengehörigkeit  mit  der  Likona  nicht  gerechtfertigt 
ercheint,  da  diese  bereits  in  ihrem  Oberlaufe  ein  ausge- 
dehntes Flußsystem  zeigt. 

Die  Alima  wird  von  den  Eingebornen  als  Handelest rafse 
nach  der  8 Tage  oberhalb  gelegenen  französischen  Station 
benutzt.  Durch  diese  würde  schon  festgestellt  worden  sein, 
ob  die  Alima  von  links  einen  Zufluß  aufnimmt,  der  mit 
der  Likona  identisch  ist.  Also  auch  diese  Annahme,  dafs 
Likona  und  Alima  sich  oberhalb  vereinigen,  ist  ausge- 
schlossen. 

Der  Bossaka,  welcher  in  der  Nähe  des  Punga-Doltas 
in  den  Kongo  tritt,  ist  ebenfalls  in  seiner  Wassermaase  so 
gering,  daß  er  nicht  mit  der  Likoua  zusammengehörig  sein 
kann. 

Seine  von  der  Wasserfarbe  des  Punga  abweichende 
theeschwarze  Farbe  schließt  trotz  der  Nähe  des  Punga- 
Deltaa  die  Annahme  aus,  daß  er  ein  Arm  des  Punga  sei. 

Außer  dem  bereits  Angeführten  sprechen  für  meine 
Ansicht  noch  folgende  Punkte. 

1.  Die  große  Wasserraasse  des  Punga,  welchor  diu  des 
Bossaka,  Bossi  und  Inkie  erheblich  ü bortrifft. 

2.  Die  von  Norden  nach  Süden  gerichtete  Wasserscheide 
zwischen  Kuilu  und  Ogowe  einerseits  und  den  Zuflüssen  des 
Kongos  anderseits  bedingt  für  letztere  zunächst  einen  Lauf 
in  östlicher  Richtung.  Sobald  diese  in  die  Terrainsenke  des 
Kongo  eintreten , werdon  sie  die  Richtung  des  großen 
Stromes  aunehmen,  also  nach  Süden  abbiegen.  Hiernach 
würden  die  Gesetze  der  Bodenformen  für  Likona,  Bossaka, 


Bossi  und  Inkie  einen  ähnlich  gerichteten  Lauf  erfordern, 
wie  ihn  der  bereits  erforschte  Lefini  darbietet. 

Konstruiert  man  sioh  nach  diesen  Betrachtungen  die 
Likona  und  trägt  auch  dem  Umstande  Rechnung,  dafs  die 
Thalsohle  des  Kongo  oberhalb  des  Lefini  an  Breite  zu- 
nimmt, dann  muß  die  Likona  da  einlaufen , wo  sich  das 
Punga-Delta  befindet. 

3.  Zwischen  dem  bis  4t 0 Nürdl.  Br.  erforschten  Mu- 
bangi  und  dem  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  bekannten 
Lefini  kennt  man  den  Oberlauf  von  drei  Flüssen,  nämlich 
die  likona,  Alima  und  Mpaka. 

Auf  derselben  Strecke  sind  die  vier  schon  genannten 
Flußmündungen  bekannt.  Wenn  ich  von  dem  Bossaka  ab- 
strahiere, dessen  sehr  geringe  Wassormasse  auf  einen  nur 
kurzen  Lauf  hindeutet,  so  würden  die  drei  Mündungen  den 
im  Oberlauf  bekannten  Flüssen  entsprechen. 

4.  Die  verschiedene  Benennung  der  im  Oberlauf  und 
an  der  Mündung  bekannten  Flüsse  ist  keineswegs  ein  Be- 
weis dafür,  daß  die  betreffenden  Flüsse  nicht  identisch  sind. 
Die  Eingobornen  bezeichnen  den  Fluß  gewöhnlich  nach 
Ortschaften  oder  Yolksstämmon , und  kann  es  Vorkommen, 
daß  die  Benennung  des  Flusses  nach  kurzem  Lauf  wech- 
selt; so  heißt: 

1)  der  Inkie  im  Oberlaufe  Mpaka, 

2)  der  Bossi  „ „ Alima, 

und  so  wird  auch 

3)  die  Punga  (Kunja)  im  Oberlaufe  die  Likona  sein. 

Von  den  beiden  Regierungen  ist  zur  Entscheidung  der 

Frage  eine  Kommission  bestimmt  worden , die  sich  am 
1.  November  1885  den  Kongo  aufwärts  begeben  hat.  Diese 
Kommission  besteht  aus  Leutnant  Massari  (Italiener)  und 
Leutnant  Liebrecht  (Belgier)  einerseits,  und  dem  franzö- 
sischen Kapitän  Rouvier  und  dem  Dr.  Ballay  anderseits. 


Resultate  des  sibirischen  Nivellements’). 

Von  Dr.  A.  Woeikow. 


Endlich  liegt  diese  Arbeit  vollständig  vor,  das  Ergebnis 
des  größten  und  in  seinen  Resultaten  wichtigsten  Nivelle- 
ments, welches  bis  jetzt  gemacht  wurde.  Schon  vor  7 Jah- 
ren war  das  Endresultat,  die  Höhe  des  Baikalsees,  be- 
kannt8). Die  Berechnung  und  Kritik  des  Ganzen  mußte 
natürlich  viel  Mühe  und  Zeit  in  Anspruch  nehmen  und 

i)  Im  Auftrwf  <in  Conwils  der  K.  H.  Geogr.  Ge«,  bearbeitet  ton 
W.  Fum.  (Zapiiki  der  «llgera.  Geographie,  Bd.  XV,  S.  1 — 44,  mit  Karte 
and  graphiacben  Tabellen.) 

*)  8.  l’eterm.  Mitt.  1878,  S.  269. 


wurde  dann  noch  durch  die  lange  Krankheit  und  endlich 
den  Tod  des  Ingenieurs  Moschkow,  welcher  den  Hauptteil 
der  Arbeit  leitete,  verzögert  Hier  ist  nicht  der  Ort,  in 
die  Details  einzugehen,  welche  über  die  Art  der  Ausfüh- 
rung und  Berechnung  gegeben  werden,  ebenso  Uber  die 
wahrscheinlichen  Fehler;  es  genüge  zu  bemerken,  daß  die 
Arbeit  selbst  die  größten  Garantien  der  Genauigkeit  bietet. 
Leider  ist  ihr  Ausgangspunkt,  Swerinogolowsk  am  Tobol, 
noch  nicht  durch  Nivellement,  sondern  nur  durch  Triangula- 
tionen mit  dem  Schwarzen  und  Baltischen  Meere  verbunden. 


88 


Resultate  des  sibirischen  Nivellements. 


Tabelle  der  Entfernungen  und  der  Höhe  über  Meeretniveau 
vom  Anfangspunkte. 


Entfer- 

nung 

km. 

Hohe 
In  m. 

2 

Niveau  des  Tobolflussea  bei  Sarerinogolowsk  2. >14.  Juni  1875 

81 

16 

Niveau  des  Flu»**  Jolabugu  7./19.  Juni. 

104 

32 

Geodätisch«  Signal  an  det  aibitiachen  Gtenze  . 

169 

82 

Se«  bei  der  Stanixa  Preasnogorkowskaja . 

157 

105 

Kapelle  im  Po&*ad  PrewnogorkoKski  • 

165 

14? 

Dessl.  Jekateriniiukaja  . 

153 

182 

Sae  bei  Preasnosrskaja 

135 

228 

Kapelle  in  Swrohaiski 

144 

266 

Salisee  bei  Sstanovraja 

117 

310 

Kapelle  in  Archangelsk^)« 

108 

320 

Sec  bei  Trech  - Osernav 

94 

331 

laehim  bei  der  St.  Petropawlowsk 

89 

332 

Kirche  bei  St.  Potrop&wlowsk 

97 

392 

Kapelle  in  Poludennaja 

124 

429 

Kapelle  in  Medweshi • . 

129 

488 

See  bei  Lossewo 

107 

518 

Kirche  in  Nikolajewakaja 

120 

558 

Bittersee  

100 

661 

Kapelle  in  Pokruwskaja  . 

107 

618 

Kapelle  in  yiolnitschnaja 

88 

642 

Irtysoh  bei  Omsk  18.  30.  August 

68 

642 

Kirche  in  Omsk 

85 

6?  3 

Ouillub  21.  Auguat ,/  2.  September 

73 

702 

Kirche  in  Jurjewa 

108 

773 

Cliomutinskaja 

110 

811 

Orcnre  der  Gnuvcrneraents  Tobolak  uud  Tomsk 

107 

842 

Kirche-  in  Kamvschewo 

116 

890 

Flufs  Tartal 

98 

951 

Kirche  in  Antoscbkino  ....... 

116 

1007 

Omllula  bei  Kainsk 

104 

1007 

Heilandkirche  in  Kainsk  ...... 

112 

1071 

Kircho  in  Kalmakowo  ....... 

136 

1130 

Kirche  in  Kargatakajo 

138 

1202 

Tschulrraatlufs,  niedrigste*  Wasser 

133 

1208 

See  Jtkul 

139 

1237 

Kirche  in  Sscktinskoje 

160 

1284 

Kirche  in  KrutTje-I»gi 

163 

1296 

Orcnae  der  Barabinzen-  Steppe 

158 

1308 

Kirche  in  Tarvachkinn 

108 

1323 

Bach  Ojtuh 

102 

1330 

Kirche  in  Kolvwan 

139 

1352 

Iktarcndorf  Orckaja 

90 

1379 

Obflufs  21.  Juni,  3.  Juli 

85 

1399 

Flufs  Taschata 

91 

1427 

Kirche  in  Oyaschi 

117 

1430 

Flufs  Buricba 

160 

1440 

Dorf  Taehtbulitukaju  ....... 

201 

1442 

Bach  Tsehobula 

162 

1476 

Usch  Bototnaja 

138 

1498 

Kirche  in  Friaaflki 

133 

1507 

Bach  Tschugur  

103 

1532 

Bach  Teehemaja,  Brücke 

85 

1547 

Kirche  in  Kintaitkoje 

109 

1556 

Dorf  Kaftantschikowa  ....... 

84 

157t 

TomfluU  bei  Tomsk 

69 

1574 

Kathedrale  in  Tomsk 

92 

1607 

Bach  Kamenka  ........ 

132 

1622 

Dorf  Chaidejesra 

219 

1623 

Flufl  B.  Maidan 

183 

1649 

Zusammen  flufs  des  T&schmaja  und  der  Bcreioiraja  . 

123 

1661 

Flufa  Tita* 

ui 

167* 

Kirche  in  lehimtkoj. 

141 

1691 

Dorf  Koljutukoj. 

218 

1718 

Dorf  Potachitanakoje 

225 

1729 

Flufs  Jelanka 

177 

Entfer« 

uung 

km. 

Hätte 
ln  iii. 

1758 

Kirche  in  Berikulskoje  

181 

1780 

Dorf  Podjelmtscbnaja 

143 

1804 

Kirche  in  Mariinik 

127 

1807 

S«c  bei  dom  Dotfe  Pristan 

123 

1829 

Dorf  Susslovra 

192 

1800 

Flufs  Tjaahik 

184 

1929 

Ktappenhaus  in  Bogotot 

243 

1961 

Kirche  in  Krassnoretschenskoje  ..... 

218 

1996 

Trchulymailuf*  17./S9.  August  ..... 

192 

1996 

Kirche  in  Atschinsk 

212 

2028 

Kirche  in  TscheraoijoUchrnskoje  ..... 

263 

2070 

Flute  Grofser  Kemtschug  7./19.  August  .... 

269 

2087 

Flufs  Ibrjul 

310 

2108 

Flufs  Kleiner  Kemtschug 

342 

2119 

Niveau  de»  Baches  Katsch 

267 

2141 

Kirehe  in  l’stanoirakoj« 

200 

2167 

Stadt  Krasauojarak . 

152 

*168 

Flufs  Jenissei  bei  Kraasnojarsk  25.  Juli/ 6.  August  . 

138 

2183 

Flufs  lioroKivrka 

150 

2198 

Ktappenhaus  in  Betolskoje  ...... 

237 

2252 

Kteppenhaus  in  Kuukun 

361 

2278 

Ktapiienhaue  in  IJjaraknje 

332 

2325 

Postatation  Borodiuskaja 

374 

2362 

Dorf  Grob-Urio»koje  ....... 

248 

2389 

Kirche  in  Kansk 

207 

2391 

Dorf  Kausko-Perewuanjr . ...... 

*08 

2419 

Kirche  in  Ibnikojo  ....... 

263 

2446 

Kirche  in  NUhne-Ingasehesvskojc  ..... 

261 

2471 

Flute  Tin  18./24.  Juli 

251 

2472 

Kirche  in  Tiiaskoje 

323 

26(8) 

»Station  Kljutschin&kaja  ....... 

364 

2641 

Kirche  in  Kantorakoje  ....... 

252 

254« 

Grenze  der  Gouvernements  Jenissei  und  Irkutsk 

247 

2568 

Kirche  in  Bajeronowakoje  • . . . 

288 

2594 

Poststation  lUsgoonaja 

388 

2617 

Fluts  Alsamai 

304 

2643 

Station  Algaschetskaja 

324 

2669 

Bach  Kamy.ichct,  Brücke  ...... 

350 

2688 

Kirche  in  Ukowakoj« 

502 

2717 

Kathedrale  in  Nischneudindc 

417 

2719 

Ufer  der  l'da 

4<>5 

2749 

Kirche  in  (’hinguinkoje  ....... 

541 

2810 

Post  Station  Kurxuukaja  ....... 

517 

2836 

Kirche  in  Tulupovr*koj« 

481 

2840 

Bach  Uj  ........  . 

455 

2908 

Kirche  in  Kuitun 

513 

2925 

Kapelle  in  Listwianka 

675 

2948 

Kirche  in  Kimilteiskoje  . . . . ■ . 

437 

2980 

Kirche  in  Siraenakoje  ....... 

468 

2981 

Flut»  Oka.  rechtes  l'fer 

461 

3010 

Etappeohaus  in  Tyr  et 

462 

3013 

Flufs  Unga,  Brücke 

594 

3017 

Berg  Unga 

461 

3030 

Kirche  in  Stlarinskoje 

455 

3031 

Fluts  Salarja,  Brücke 

597 

3062 

Kirche  in  Kutulik  ........ 

537 

3091 

Kirche  in  Tscheremchowo  . ... 

578 

3119 

Postatation  Polowink*  ....... 

543 

3160 

Kircho  in  Malta 

438 

3161 

Kirche  io  Telroa  ........ 

438 

3185 

Kloppenhaus  in  Ssuchowskaja 

449 

3221 

Niveau  des  Angara  b«i  der  Mündung  des  Irkut 

449 

3222 

Kathedrale  in  Irkutsk  ....... 

454 

3234 

Kirche  in  Itasvodinskoje 

469 

3240 

Berg  Polowinnaja  ........ 

503 

3252 

Angara  bei  der  Mündung  der  Wercline  • Pladowaja  . 

458 

3294 

Niveau  des  Baikal  bei  Listwjanitscbnoje  .... 

477 

Digitized  by  Google 


89 


Geographischer  Monatsbericht. 


Allgemeines. 

Eins  der  angesehensten  Organe  der  französischen 
Anthropologie,  die  Revue  <T  Anthropologie  in  Paris,  begründet 
1872  durch  Paul  Broca  und  fortgesetzt  von  Dr.  Paul  To- 
pinard.  Generalsekretär  dor  Anthropologischen  Gesellschaft 
in  Paris,  beginnt  eine  neue  Sorio  unter  Mitwirkung  von 
Celubritäten  in  allen  Fäohern  dor  Anthropologie , unter 
denen  folgende  hervorzuheben  sind : Dr.  Gavarrot,  Direktor 
der  anthropologischen  Schule ; Dr.  Mathias  Duval,  Direktor 
des  anthropologischen  Laboratoriums  der  Ecole  des  Hautes 
Et udos;  Marquis  de  Nadaillac;  General  Faidherbe;  Pro- 
fessor de  Quatrefages;  die  Herren  Harny  und  Rousselet, 
Mitarbeiter  für  Ethnographie ; Baron  Larrey ; die  Herren 
Jules  Rochard  und  d’Arbois  de  Jubainville  u.  a. 

Zu  einer  eigentlich  überflüssigen  Rechtfertigung  der 
Missionsthatigkeit  in  überseeischen  Gebieten  gestaltet  sich 
Dr.  O.  Wameckt  Flugschrift:  „Welche  Pflichten  legen 
uns  unsre  Kolonien  auf?1*1);  überflüssig  erscheint,  sie  aus 
dem  Grunde,  weil  Geographen,  Ethuographcn,  sowie  alle, 
welche  aufmerksam  die  Entdockungsgeschichte  der  letzten 
Jahrzehnte  verfolgt  haben,  von  dem  heilsamen  und  überaus 
fördernden  Einflüsse  dor  Missionare  und  ihrer  Leistungen, 
namentlich  in  Afrika,  überzeugt  sein  werden , während  die 
Gegner  der  Missionen  auch  trotz  diesor  Rechtfertigung 
fortfahren  werden,  nach  den  nicht  abzuwendenden  Aus- 
wüchsen und  einzelnen  Mifsständen  ihr  Urteil  zu  bilden. 
Nicht  zu  leugnen  ist,  dafs  aber  auch  Dr.  Warneck  den 
Einfluß  der  Missionen  überschätzt ; gerade  die  jüngsten 
Vorfälle  in  Uganda,  die  Hinrichtung  des  Bischofs  Hanning- 
ton  , zeigt,  dafs  trotz  zehnjährigen  redlichen  Strebens  die 
Missionare  einou  sehr  geringen  zivilisierenden  Einflufs  er- 
langt haben.  In  der  Erziohung  der  Neger  und  andrer 
einheimischer  Völkerschaften  zur  Arbeit  erkennt  Dr.  Warneck 
mit  Recht  die  Hauptaufgabe  der  kolonisatorischen  Wirksam- 
keit; die  Mittel  und  Wege,  welche  er  dazu  vorschlägt, 
werden  aber,  so  sehr  sie  auch  vom  humanitären  Stand- 
punkt gerechtfertigt  sind , niomals  die  Billigung  der  Prak- 
tikor  erlangen , denn  welcher  Staat , wclchor  Kaufmann, 
welcher  Plantagonbauer  vorfügt  Uber  so  bedeutende  Mittel, 
um  die  Zeit  abwarten  zu  können,  bis  der  Neger  durch 
Wohlthaten  sich  zur  Arbeit  bequerat.  Wenn  die  Bewirt- 
schaftung der  Kolonien  in  einer  absehbaren  Zeit  keinen 
Nutzen  abwirft  für  Staat  und  Kaufleute,  so  mufs  die  Er- 
werbung von  Kolonien  als  verfehlt  betrachtet  werden.  Aus 
diesem  Grunde  wird  die  Unterdrückung  des  verderblichen 
Branntweinhandels,  dor  Einfuhr  von  Schiefswafibn  und 
Pulver  niemals  erfolgen ; die  Erschwerung  dieses  Handels 
wird  allerdings  gute  Früchte  tragen. 

Europa. 

Nach  langjährigen  selbstlosen  Bemühungen  des  Ham- 
burger Kaufmanns  H.  Dahlström  erscheint  die  Aufführung 
Jet  Xord  - Ottteekanalt  gesichert.  Nach  dem  von  der  Deut- 
schen Reichsregierung  angenommenen  Plane  dos  Regierungs- 
baumeisters Boden  wird  der  Kanal  von  dor  Elbe  oberhulb 

')  Heft  75  and  76  d«r  ..Zeitfragen  des  christlichen  Volkslebens“. 
Heittmmn,  Gehr.  Henninger,  1885.  M.  2. 

Pctennanne  Geogr.  Mitteilangen.  1886,  Heit  III. 


Brunsbüttel  ausgehen,  durch  den  Kudensee,  die  Burger  Au 
und  Holsten  Au  in  das  Gebiet  der  Eidor  hinüberführen, 
welche  sie  duroh  die  Niederung  der  Gieselau  bei  Witten- 
bargen unterhalb  Rendsburg  erroicht;  mit  Beseitigung  der 
Krümmungon  der  Eidor  und  dos  alten  Eiderkanals  wird  er  hei 
Holtenau  in  die  Kieler  Bucht  ausmündon.  Die  Kosten  der 
Ausführung  sind  auf  156Mill.Mark  veranschlagt  worden,  von 
welchen  das  Königreich  Preufsen  50  Mill.  Mark  ä fonds  perdu 
tragen  wird.  Um  den  Kanal  auch  für  die  Kriegsmarine  nutz- 
bar zu  machen,  sind  bedeutende  Dimensionen  vorgesehen  wor- 
den, nämlich  26  m Breite  in  der  Sohle,  60  m im  Wasserspie- 
gel und  8,5  m Tiefe.  Die  Länge  dos  Kanals  wird  ca  93  km 
betragen,  die  Bauzeit  wird  auf  7 Jahro  borcchuot.  Durch 
die  Durchstechung  der  jütischen  Halbinsel  wird  die  Route 
von  der  Elbmündung  nach  dem  mittlern  Teile  der  Ostsee, 
dem  Schnittpunkte  der  dortigen  Schiffswege  gegenüber 
Möon,  beträchtlich  verkürzt;  von  Hamburg  aus  beträgt  die 
Verkürzung  fast  45  Stunden,  von  Bromcrhafen  32}  Stun- 
den. Aufser  der  Belebung  dos  Handels-  und  Schiffsver- 
kehrs, welchen  die  Hnfen  sowohl  der  Nord-  wie  der  Ostsee 
erfahren  werden,  ist  auch  der  Vorteil,  welchen  Schleswig- 
Holstein  in  wirtschaftlicher  Beziehung  erlangen  wird,  nicht 
gering  anzuschlagon , denn  filr  bedeutende  Landstriche  im 
Gebiet  der  Eidor  wird  dor  Wassorabflufs  erleichtert,  wer- 
den, während  andre  Landestcilo  durch  leichte  Bewässerung 
einer  intensivem  Kultur  eutgogeugehen. 

Ein  wenn  auch  noch  nicht,  wie  das  Projekt  des  Nord- 
Ostseekanals,  Jahrhunderte  alter  Plan,  so  doch  schon  län- 
gere Jahre  angeregtes  Unternehmen,  wolehes  ebenso  einon 
Triumph  des  heutigen  Unternehmungsgeistes  und  der  tech- 
nischen Wissenschaften  bedeutet , ist  in  letzter  Zeit  seiner 
Vollendung  einen  Schritt  näher  getreten.  Am  4.  Januar  hat 
in  Amsterdam  eine  Versammlung  stattgefunden,  in  welcher 
die  Ausführung  dor  projektierten  Trockenlegung  der  Zuider- 
zee wieder  angeregt  wurde.  Da  dio  niederländische  Re- 
gierung wogon  des  andauernden  Ausfalles  ihrer  Einnahmen 
aus  den  ostindisohen  Kolonien  die  erforderlichen  Mittel 
nicht  zur  Verfügung  stellen  kann,  so  wurde  dio  Gründung 
eines  Vereins  beschlossen,  welchor  die  Prüfung  der  ver- 
schiedenen Projekte,  Bowohl  nach  der  technischen,  wie  nach 
der  finanziellen  Seite  vornehmen  soll;  es  handelt  sich  also 
zunächst  um  Aufbringung  der  Kosten,  welche  diese  Unter- 
suchung erfordern  wird.  Neben  dem  ältern  Plane  (s.  Mitt- 
teil. 1876,  S.  284  u.  Taf.  16),  nur  don  südlichen  Teil  dor 
Zuiderzee  von  Enkhuizen  über  Urk  bis  zur  Ijsselmiindung 
abzudämmen,  hat  in  den  letzten  Jahren  ein  umfassenderes 
Projekt  viele  Anhänger  gefunden;  dasselbo  geht  dahin,  die 
Inseln  Texel , Vlieland , Terschelling  und  Ameland  durch 
Dämme  miteinander  zu  vorbinden,  wie  bereits  ein  Damm 
zwischen  Ameland  und  dem  Festlande  existiert,  und  schliefs- 
lich  durch  Errichtung  eines  mit  einer  Soblouse  versehenen 
Dammes  zwischen  Texel  und  Heldor  die  Zuiderzee  von 
der  Nordsee  abzusperren.  Man  hofft  dadurch  dieselbe  in 
kurzer  Zeit  in  einen  Süfswassersee  umzuwandeln  und  die- 
sen gedenkt  man  alsdann  stückweise  auszupoldoru , und 
trockenzulegcn , um  die  Kosten  auf  grofse  Zeiträume  zu 
verteilen.  Die  Ausführung  dieses  Projektes  wird  voraus- 

12 


Digilized  by  Google 


90 


Geographischer  Monatsbericht. 


sichtlich  wegen  der  nicht  unbeträchtlichen  Tiefen  zwischen 
den  einzelnen  Inseln,  namentlich  aber  wegen  der  starken 
Strömung  in  der  Meerenge  zwischen  Texel  und  Helder  auf 
grolse  Schwierigkeiten  stofsen. 

Über  die  Beteiligung  der  Ungarischen  Gsogr.  Gesellschaft 
an  der  Budapester  Landesausstellung  im  J.  1885  hat  der 
Schriftführer  der  Kommission , Dr.  Rud.  llacafs , ausführ- 
lichen Bericht  erstattet , in  welchem  die  wichtigsten  der 
von  der  Gesellschaft  ausgestellten  geographischen  Publika- 
kationon  besprochen  werden.  Die  Hauptzierde  war  die 
Lanfranconische  Sammlung  von  Karten  und  Ansichten  von 
Ungaru  aus  dem  XIV.  bis  XIX.  Jahrhundert ; sie  umfafst 
17  riesige  Bände.  An  ältesten  Druckwerken  sind  zu  er- 
wähnen: die  älteste  in  ungarischer  Sprache  erschienene 
Reisobeschreibung : „Europica  Varietas“  von  Martin  Szepsi- 
Czombor,  erschienen  1620  in  Knschau  (16°,  421  pp.);  fer- 
ner dio  älteste  in  ungarischer  Sprache  erschienene  Astrono- 
mie und  Kalender,  genannt  „Breversohe  Cisio“,  erschienen 
1650  in  Leutschau.  Das  interessanteste  war  das  älteste 
Werk,  in  welchem  auch  Uber  Ungarn  dio  Rede  ist,  von 
Franz  Berlinghieri,  erschienen  1478  in  Florenz.  Das  aus- 
gestellte Exemplar  stammt  aus  der  Privatbibliothek  des 
Papstes  Pius  VI.  Ausgezeichnete  Beiträge  lieferten  die 
ungarischen  Kartographen  E.  v.  Decby  und  Jos.  Hornolka. 
Berechtigtes  Aufsehen  hat  die  von  dom  Mitgliedo  der  Szeche- 
nyischen  Expedition  nach  Tibet,  Ludwig  Loczy,  bearbeitete 
Karte  von  China  in  1:4  000  000  erregt. 

Wie  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren , hat  der  be- 
kannte französische  Alpinist  Charles  Rabot  auch  im  Som- 
mer 1885  wiederum  eine  Tour  durch  das  nördliche  Europa 
gemacht  und  aufser  auf  ethnologische  Studien  auch  auf 
Beobachtung  der  topographischen  Verhältnisse  sein  Augen- 
merk gerichtet.  Wie  frühor  im  uördlichou  Norwegen  und 
Schweden,  so  hat  er  auch  auf  soiuor  jüngsten  Reise  durch 
Lappland  zahlreiche  IrrtUmor  unsrer  Kenntnis  dieses  Ge- 
bietes aufgedeckt: 

„Von  Vardö  aus  reute  ich  am  tu.  August  nach  Kol»,  einem  ira  Grunde 
des  gleichnamigen  Fjorde*  liegenden,  ringe  von  Hügeln  umgebenen  Ihirfe, 
weicht*  ungefähr  500  Eiuwohner  zählt.  Der  untere  Abhang  dieser  Hügel 
ist  bewaldet,  und  die  Landschaft  macht  keineswegs  deu  iiden  Eindruck,  den 
man  beim  I«en  des  Wortes  tundra  auf  den  Karten  vermuten  konnte.  Im 
Sommer  besteht  die  Bevölkerung  Kolas  fast  ausichliefalich  aus  Frauen,  da 
die  Männer  in  dieser  Zeit  an  der  Küste  mit  dem  Fischfang  beschäftigt  sind. 
Die  Bevölkerung  Kolas  besteht  nur  aus  Küssen  und  einigen  Kvrmen.  Ka 
existiert  keine  fuhrbarc  Slrafse.  Von  Kola  aus  begab  ich  mich  nach  Kan- 
dalaks am  Weiften  Meer,  indem  ieh  dio  lange  Senkung,  welche  beide  Meere 
miteinander  verbindet,  verfolgte.  Es  ist  dies  eine  varbkltnismäfsig  leichte 
lteiae.  Alle  35—  fit)  km  trifft  man  eure  aus  einer  Holzbütte  besteheude 
Station,  ein,  wenn  auch  nieht  komfortable* , so  doch  wenigstens  für  einen 
Forschun  es  reisenden  genügendes  Obdach,  oder  eine  von  Lappen  bewohnte 
Hütte.  Diese  lappen  sind  zura  Fostdienat  verpflichtet,  d.  h.  sic  müssen 
den  Reisenden  als  Träger  oder  Ruderer  dienen. 

„Die  Senkung  zwischen  Kola  und  Kandalaks  besteht  aus  zwei  Thklcm, 
dem  bei  Kola  in  dos  Eismeer  mündenden  Thale,  und  dem  Tmandra-Baasm. 
Die  nach  diesen  beiden  verschiedenen  Richtungen  tliefsondcn  Gewässer  wer- 
den nur  durch  einen  Streifen  sumpfigen  Terrains  getrennt.  Zwischen  dem 
Guoltejauti,  dem  obem  See  dos  Kolathalea,  und  dem  Ficresjauri  zeigte  das 
Barometer  eine  Differenz  von  nur  ?/,„  mm.  Der  Abfall  des  Kolathalea  ist 
sehr  gering;  auf  eine  Entfernung  von  75  km  (von  Kola  bis  Uuollejauri) 
erhebt  sieh  der  Boden  nur  um  c«  1 20  m ; wie  in  ollen  Thälern  des  ark- 
tischen Europa  steigt  es  terrassenförmig  an,  und  auf  jeder  Terrasse  befindet 
sich  ein  Sec.  Der  vortrefflichen  Beschreibung  von  Prof.  Priu1)  habe  ich 
nur  ciuige  Bemerkungen  über  den  Imandra  himuzufbgeu.  Dieser  See  wird 

*)  Friis:  En  Sommer  i Finmatken,  Kuasiak  Lapland  og  Jfordkarelea. 
Chiiatiania,  Cammermever,  1880. 


von  zwei  Bergketten  begrenzt,  deron  Wichtigkeit  bisher  nicht  erkannt  wor- 
den ist.  Auf  dem  westlichen  Her  erhebt  sich  zwischen  dem  See  und  dem 
Tschume  oscto-Tlial  — dasselbe  ist  auf  den  Karten  nicht  angegebon ; es  mün- 
det auf  dem  linken  Ufer  des  Imandra,  20  km  OSO  von  Jokostrow  — ein 
von  Osten  langsam  ansteigender,  nach  Westen  schroff  abfallender  Höhen- 
tug  vou  900 — 1000  m.  Der  l'mbdek,  welcher  das  Ostufer  des  Imandra  be- 
grenzt, ist  kaum  so  hoch.  Von  der  Höhe  eines  800  m hohen  Gipfels  hatte 
ich  eine  prächtige  Aussicht : ich  überblickte  da*  das  ganze  Land  bedeckende 
Waldmeer,  in  welchem  sich  Hügel  erhoben  und  Seen  sieli  wie  silberne  Bin- 
der hindurchsehlüngelten.  Am  15.  August  10h  a.  m.  zeigte  das  Thermo- 
meter | 21,2°  C. , im  Schatten  2b  p.  m.  + 24®,  am  18.  um  2b  p.  rn. 
+ 16,4  , den  19.  (Tag  der  Ersteigung)  um  lob  a.  m.  +13,»®.  Die« 
Ersteigung  liefs  mich  erkennen,  dafs  der  Ircacdm  ein  ganz  andres  Aussehen 
bat  als  nach  den  Karten.  Kr  ist  von  Hunderten  von  Inseln  durchsetzt, 
und  seine  Ufer  van  zahlreichen  Buchten  unterbrochen,  welche  auf  den  Kar- 
ten nur  sehr  schlecht  eingetragen  sind.  Diese  sind : Auf  dem  westlichen 
Ufer  20  km  südlich  vou  Rasnavaluk  die  Moutscho  Guba,  eine  sehr  bedeu- 
tende, über  20  km  tiefe  Bucht,  welche  sich  nach  NW  in  ein  bedeutendes, 
Mimische  Dunder  und  Tschume  Dunder  trennendes  Thal  fortsetzt.  2.:  Je- 
truon,  7 km  südlicher,  3. : Gaba  Gut»,  G km  SW  von  Jokostrow  — auf  dem 
Unken  Ufer:  1.:  Bielo  Uuba,  G km  NÜ  von  Jokostrow;  2.:  Tikx  Gubs, 
OSO  von  derselben  Station,  3.:  Kokts  Gands,  20km  lang,  1.:  dio  Uay 
Suabjejka.  Hierzu  roufa  man  noch  den  Babinski  Imandra,  den  SW-Atra  des 
Imandra  hinzuzufügen , welcher  mit  dem  Imandra  nur  durch  eine  kaum 
700  m breite  Meerenge  in  Verbindung  ateht.  Kr  hat  eine  weit  grö/sere 
Ausdehnung,  als  ihm  Friis  heimifst-  Vom  Gipfel  dos  350 — 40U  m hohen 
Siratuudra  aus  sah  ich  drei  Buchten:  Kamaka  Guba,  Kuntsrhes  Guba, 
Tachewris  Guba,  welche  sich  im  S öffnen  und  sich  durch  den  Wald  nach 
SW  hin  in  Sümpfe  nnd  kleine  Seen  fortsetzen.  Der  Imandra  ist  wie  alle 
Seen  dieser  Gegend  nicht  tief;  G km  nördlich  von  Jokostrow  war  er  31m, 
1 km  weiter  nördlich  nur  IG  m tief.  Den  Lappländern  nach  soll  inau  in 
der  Gegend  des  l'mbdek  Tiefen  von  150m  finden;  Friis  (s.  a.  0.,  S.  234) 
roafs  jedoch  nie  Uber  20  m.  Der  Ablesung  dm  Barometer  nach  hat  dieser 
See  eine  absolute  Höbe  von  ungefähr  100  m.  Er  ergiefst  sich  durch  den 
Niva,  einen  ungefähr  30  km  langen  Flufs,  in  das  Weifte  Meer. 

„Von  Kandalaks  kehrte  tob  nach  dem  am  Imandra  gelegenen  Sashjcjka 
zurück  und  von  hier  aus  erreichte  ich  Kola  wieder,  indem  ich  die  gänz- 
lich unbekannte  Gegend  im  Westen  zwischen  dem  l’eriuga  osero  (Huerinshj 
jaur  von  Friis)  und  Tuloma  durchreiste.  Der  Fcringa  oftro  ist  mit  dem 
Imandra  durch  eiuen  7 — 8 km  langen  Arm  verbunden;  er  ist  der  erste 
See  in  dem  langen  Tbo),  welches  sich  bis  an  die  Grenze  von  Finnland  er- 
streckt. Wie  der  Imandra  ist  er  nicht  sehr  tief  (höchstens  3 m),  und  sein 
Grund  ist  mit  groben  Blöcken  glazialen  Ursprungs  übersäst.  30  km  vom 
Imandra,  auf  dem  nördlichen  Ufer  des  I’eringa  oeero,  mündet  das  Thal  dea 
Njaroraeljokki  (Hasenhach),  dessen  Länge  GO  oder  70  km  betrogen  mag. 
Dieses  Thal  bildet  ein  grofses  Becken,  einen  tiefen  Einschnitt  zwischen  dem 
Tschume  Dunder  und  eine  Reihe  von  l’lateaus  von  4— 800m  Höhe,  deren 
Existenz  bisher  unbekannt  gewesen.  Im  X dieser  l’lateaus  trafen  wir  den 
Knpcsosero,  einen  3 — 4 km  grnfsen  Sec.  K*  ist  dies  der  erste  See  de* 
langen  Thale*,  welcher  in  den  Imandra  (Montacbe  Guba)  mündet,  nachdem 
er  den  Montsrho  Dunder  vom  Tschume  Dunder  getrennt.  Jenseits  erstreckt 
sieh  ein  zweites,  400  m hohes  I’lateaumassiv,  welches  die  Gewässer  de*  letz- 
tem Thaies  vom  Tulnma-Bceken  trennt.  Auf  dem  N-Abhnng  dieser  Krtto 
öffnen  sich  drei  Thäler,  welche  sich  dann  vereinigen,  um  den  Leiha  reka, 
einen  bedeutenden  Xcbentlufs  de«  Tuloma  zu  bilden,  der  sich  1 km  von 
l’adome  (Lappische  Station  am  Tuloma.  5 km  vom  N'uotjauri  oder  dem  rus- 
sischen N’otosero)  in  diesen  Flufs  ergiefst.  30  km  nördlich  von  Kopeswero, 
bildet  sich  ein  tiefer  Einschnitt,  in  welchem  das  N’otosero-Barin  liegt. 

„Man  bat  mit  Unrecht  dus  russische  lopplnnd  als  Ebene  bezeichnet, 
wahrend  ira  Gegenteil  dieae  Gegend,  oder  doch  wenigstens  sein  westlicher 
Teil  Ton  hohen  llergcn  durchzogen  wird.  Von  der  Küste  de*  Weifsen  Meeres 
bis  zura  Eismeer  bilden  aie  drei  deutlich  erkeunhare  Ketten.  Zwischen  den- 
selben breiten  sich  weite,  bewaldete  Ebenen  aus,  welche  von  Seen  und 
Bächen  unterbrochen  werden.  Entgegen  der  allgemeinen  Annahme  sind  dieae 
Wälder  sehr  schön.  An  den  Ufern  de*  Kot  osero  befanden  sich  einige 
10 — 12  in  hohe  Fichten,  auch  sah  ich  mehrere  Fichten  (pinus  sylvestris), 
welrhc  einen  Trauertypu*  trugen.  Die  Zweige  der  einen  bildeten  einen 
Halbkreis  und  berührten  den  Boden.  Die  obere  Grenze  der  Vegetation  ist 
sehr  unsicher;  die  de*  Xadoiholaes  schwankt  zwischen  160  m (westlicher 
Abhang  von  l'mbdek)  und  300  m (nördlicher  Abhang  der  zwischen  Kopee- 
osero  nnd  dem  Tuloma- Häsin  gelegenen  Flateaos),  die  dee  dichten  Birken- 
gehölz« zwischen  230  und  350  m.  Bis  zu  4-  bis  600  m findet  man  noch 
Gesträuch  (Birken  und  Weiden).  Das  ganze  land  ist  verödet.  Von  Sssh 
jejka  bis  Tuloma  fanden  wu  nur  drei  lappländische  Familien.  Die  Entfer- 
nung zwischen  diesen  beiden  Funkten  beträgt  ungefähr  200  km.  “ 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


91 


Asien. 

Arabien.  — Eine  Reihe  wertvoller  Ergänzungen  unsrer 
Kenntnis  von  Hadhramaul  teilt  Prof.  M.  J.  dt  Goeje  mit; 
denselben  liegen  Darstellungen  und  Aufzeichnungen  zu 
Grunde  aus  oincm  Atlas,  welcher  einen  gelehrten,  in  Batavia 
ansässigen  Araber  Seijid  Otbinän  ibn  Jatja,  zum  Ver- 
fasser hat.  Für  die  Kartographie  von  Südarabien  sind 
diese  Auszüge  um  so  wichtiger,  als  der  Besuch  des  Landes 
für  einen  Nicht-  Moslim  noch  heutigestags  mit  Todesgefahr 
verbunden  ist  ; leider  ist  eine  Übersetzung  der  Karte  seihst 
nicht  beigefügt.  (Revue  Colon.  Internat.  1886,  II,  Nr.  2.) 

Iran  und  Turan.  — Ende  Januar  ist  Dr.  G.  Rodde 
mit  seiner  Expedition  zur  naturhistorischen  Erforschung 
des  transkaspischen  Gebietes  und  von  Khorassan  von  Tiflis 
aufgebrochen  und  am  1./13.  Februar  in  Askbabad,  bis 
wohin  die  transkaspische  Eisenbahn  boroits  eröffnet  ist, 
eingetroffen.  In  seiner  Begleitung  bofinden  sich  der  Geolog 
nnd  Mineningonieur  Konschin,  der  Zoolog  Dr.  Walter  und 
der  Botaniker  Braun. 

Ney  Eliot,  der  verdiente  Erforscher  von  Innerasien, 
hat,  wie  ein  Telegramm  aus  Caloutta  vom  7.  Februar  an- 
zeigt, eine  Reise  nach  dem  obern  Amu  Daija  zu  Endo 
geführt.  Durch  Shugnan  und  Roschan,  die  bisher  nur 
durch  Puuditen  und  den  Botaniker  Albert  Regel  betretenen 
Ländor,  gelaugte  er  nach  Badakschan. 

China.  — Dsb  früher  unbewohnte  und  neutrale  Grenx- 
gebiet  zwischen  Korea  und  China,  welches  1877  letztem 
Staate  einverleibt  wurde,  ist  im  Dezember  1884  von  don 
englischen  Missionaren  Webtier  und  Rote,  im  Januar  1885 
von  dem  englischen  Konsul  in  Niutschang,  Gardner,  durch- 
reist worden.  Es  ist  in  vier  Distrikte : Tnnghwa,  Hwaijen, 
Kwantien  und  Antung  geteilt.  Im  nördlichen  Teile  über- 
wiegt bei  weitem  koreanische  Bevölkerung;  auch  herrscht 
hier  noch  dichter  Waldbestand,  welcher  im  S von  don 
chinesischen  Ansiedlern  fast  vollständig  ausgerodet  worden 
ist,  um  Ackerfelder  zu  gewinnen.  Dem  eingehenden  Bericht 
Gardners  Uber  seinen  Konsulatsbezirk,  Provinzen  Liaotung  und 
Mandschurei  (Blnebook  C.  — 4594),  welchem  wir  diese  Notiz 
entnehmen,  ist  eine  längere  Abhandlung  von  dem  Konsulate- 
arzte  W.  B.  Morriton  über  die  Flora  der  südlichen  Mand- 
schurei beigefügt.  Die  südliohe  Mandschurei  ist  in  stän- 
digem Aufschwung  begriffen;  seit  1863  haben  sich  ca 
1 Million  chinesischer  Einwanderer  aus  Petechili  und  Schan- 
tung  dort  angesiedelt. 

Eino  Bestätigung  für  den  Einflnfs  des  tibetanischen 
Flusses  Sanpo  in  den  Brahmaputra  liefert  die  im  Dezember 
und  Januar  ausgeführte  Reise  der  beiden  indischen  Beam- 
ten Needhatn  und  Moletxcorth  längs  des  Brahmaputra  und 
Zayul  Chu  bis  Rima,  welchen  Ort  sie  allerdings  infolge  der 
feindseligen  Haltung  der  Bewohner  nicht  betreten  konnten. 

Da  der  Pundit  A — K auf  seinem  Wego  von  Lutze -Kiang 
(Saluuu)  bis  zu  dem  einige  miles  südlich  von  Rima  gelege- 
nen Dorfe  Sama  keinen  gröfsern  nach  Süden  (lielsenden 
Strom  überschritten  hat,  und  diese  beider.  Beamten,  welche 
den  Lauf  des  Brahmaputra  und  seines  Nebenflusses  uioht 
verlassen  haben,  ebenfalls  einen  nach  Süden  sich  wenden- 
den Strom  nicht  antreffen  konnten,  so  ist  die  Identität  des 
aus  dem  eigentlichen  Tibet  kommenden  Sanpo  mit  dem 
Irawaddi  unmöglich. 

Hinterindien.  — W enn  der  französische  Marinearzt  i 


Dr.  P.  Nett  seinen  ursprünglichen  Plan,  die  Untersuchung 
der  Wasserscheide  zwischen  dem  Mehkoug  und  dem  süd- 
chinesischen Meere,  nioht  hat  ausführen  können,  auch  seine 
spätere  Absicht,  bis  Jünnan  odor  nach  Tongking  durchzu- 
dringon,  au  dom  Einbrüche  der  Hos  scheiterte,  so  hat 
seine  Reite  auf'  dem  MehJcong  1883/4  und  seine  Exkursionen 
auf  verschiedenen  seiner  Nebenflüsse  (Bnll.  Soo.  göogr. 
Paris  1885,  Nr.  3,  p.  368,  mit  Karte)  sehr  wichtige  Er- 
gänzungen und  Nachträge  zu  De  Lagröes  Aufnahmen  im 
Jahro  1866  orgeben.  Von  Pnklay  aus,  wo  Stromschnellen 
die  Schiffahrbarkoit  des  Stromes  auf  eine  weite  Strecke 
unterbrochen , wandte  sich  Nois  westwärts  und  erreichte 
den  Muhkong  bei  Tuddua  wieder;  speziellere  Aufnahmen 
machte  er  von  den  Nebenflüssen  Nam-Chane  und  von  Luang- 
Prabang,  wo  er  eine  Änderung  der  politischen  Verwicke- 
lung abwartete,  von  dem  Nam-Kane  und  Num-U.  Seinen 
Rückweg  trat  er  von  dem  oberhalb  von  Luang  - Prahang 
gelegenen  Xieng  - Sen  an  durch  das  eigentliche  Siam  längs 
dos  Mohwan  und  Mehnam ; auf  dieser  Strecke  verfolgte  er 
gröfstenteils  die  Route  von  C.  Bock  (s.  Mitteil.  1883,  S.  162), 
dessen  oberflächliche  Aufnahmen  er  durch  reiches  Detail 
ergänzte.  Xieng-Sen  (Kiang- Hsen)  war  auch  der  nörd- 
lichste Punkt,  welchen  Holt.  S.  Halletl  von  Britisch-Burmah 
aus  erreicht  hatte.  Er  unternahm  seine  Forschungen  in 
den  Schon  - Staaten , um  die  Ausführbarkeit  des  Colquhoun- 
schen  Projektes  einer  Eisenbahnverbindung  zwischen  Bri- 
tisch-Burmah und  dem  südlichen  China  zu  untersuchen. 
Als  Ausgangspunkt  dieser  Bahn  schlägt  er  den  Hafen  Maul- 
mein vor;  nach  Überschreitung  der  Wassorscheido  zwi- 
schen dem  Saluen  und  Mehnam  in  einorn  697  m hohen 
Passe  würde  die  Bahn  im  Thale  des  Mohping  und  Meh- 
wung  von  Raheng  aufwärts  bis  Lakon  zu  legen  sein,  von 
wo  aus  sie  nach  kurzer  Berührung  des  Mehngau  in  das  Thal 
des  Mehkong  hinübergeleitet  wird.  Von  Kiang-Hsen  würde 
die  Bahn  längs  dieses  Flusses  bis  Ssumao  in  Jünnan  fortge- 
führt werden  müssen.  Gleichzeitig  ist  ist  die  südliche  Abzwei- 
gung der  Bahn  von  Raheng  nach  Bangkok  in  Aussicht  genom- 
men. Die  genauen  Aufnahmen,  welcho  Hallett  zur  Feststellung 
dieses  als  des  am  leichtesten  auszuführonden  Projektes  ver- 
anlafsten  und  welche  eine  2500  miles  (4000  km)  lange,  teils 
zu  Wasser,  gröfstenteils  per  Elefanten  zurückgelegte  Strecke 
umfassen,  sind  in  einer  grofsen  Karte,  welche  sich  als 
wertvoller  Beitrag  zur  Kartographie  Hinterindiens  erweist, 
niedergelegt  wordon  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1886, 
Nr.  1).  Dos  Ziel  dieser  Forschungen  und  Projekte,  in 
welchen  Engländer  und  Franzosen  miteinander  wetteifern, 
ist  dio  Erschliefeung  der  an  Mineralschätzen  reichen  chine- 
sischen Provinz  Jünnan,  unter  deren  starker  Bevölkerung 
ein  Absatzgebiet  für  europäische  Erzeugnisse  erwartet  wird. 
Während  Frankreich  durch  die  Besitzergreifung  von  Tong- 
king zuerst  dieses  Ziel  zu  orroichen  strebt,  sucht  England 
jetzt  von  Westen  her  dom  Nebenbuhler  zuvorzukommen. 
Die  erste  Etappe  hat  dieser  Staat  durch  die  am  1.  Ja- 
nuar 1886  vollzogene  Annexion  det  Königreich»  Burmah  zu- 
rückgolcgt ; Britisch-Indien  ist  dadurch  unmittelbarer  Nach- 
bar von  China  geworden,  allerdings  an  einem  Punkte,  am 
Oberlaufe  des  Irawaddi,  wo  die  Terrainsohwierigkeiten  oiuou 
regen  Verkehr  nicht  gestatten.  Ob  auch  eine  Annexion 
der  bisher  in  einem  geringen  Abhängigkeitsverhältnis  zu 
Burmah  stehenden  burmehsisohon  Sohan- Staaten,  welche 


Digitized  by  Google 


92 


Geographischer  Monatsbericht. 


zwischen  Jiinnan  und  den  siamesischen  Schau- Stauten  sich 
ausdehnen,  beabsichtigt  wird,  ist  aus  den  offiziellen  Kund- 
gebungen der  britisch -indischen  Regierung  noch  nicht  zu 
erkennen. 

Im  Aufträge  des  britischon  Residenten  in  Perak  hat 
E.  Tenison  - Woods  Ende  Mai  1884,  nachweisbar  als  der 
erste , die  Ersteigung  des  höchsten  Herges  in  Perak , des 
Gunong  Bubu , ausgerührt.  Derselbe  ist  fast  5600  Fufs 
(1700  m)  hoch,  die  letzten  1000  Fufs  (300  m)  sind  schroff 
abfallende  Granitmassen.  Von  seinem  Gipfel  war  als  der 
höchste  Berg  der  Halbinsel  oine  auf  8-  bis  9000  Fufs 
(2400  — 2700  m)  geschätzte  Erhebung  nordöstlich  vom  ; 
Gunong  Robinson  sichtbar.  (Journ.  Straits  Brauch  R.  Asiatic 
Society,  December  1884,  p.  275.) 

Indischer  Archipel.  — Eine  Skizze  des  Katingan- 
Flusses  auf  Borneo , welcher  östlich  vom  Sampit  mündet, 
enthalt  Nr.  12  der  Berichte  der  Rheinischen  .Missions- 
berichte nach  den  Angaben  des  Missionars  Hendrich,  wel- 
cher im  Mai  und  Juni  1885  eine  Fahrt  auf  dem  Flusse 
unternahm.  Er  gelangte  auf  demselben  bis  zum  Zusam- 
menflüsse seiner  beiden  Quellflüsse,  den  östlichen  verfolgte 
er  noch  bis  zu  einem  Wasserfall,  welcher  der  Schiffbarkeit 
ein  Ende  macht. 

Welch  beträchtliche  Fortschritte  in  der  Erforschung 
von  Nordborneo  gemacht  sind  seit  der  1878  erfolgten  Be- 
sitzergreifung durch  dio  englischo  Kompanie,  ist  aus  der 
neuesten  Karto  dieses  GobietoB  ersichtlich , welche  auch 
schon  den  Umfang  der  neuen,  vierten,  1885  vom  Sultan 
von  Brunei  abgetretenen  Provinz , Dent  - Provinz  benannt, 
angibt.  Die  Westgrenze  des  jungen  Staates  bildet  jetzt 
eine  Linie  von  der  Mündung  des  Sipitok- Flusses  in  die 
Brunei-Bai  nach  dem  Gura-Peak  (ca  116°  5'  0.  L.,  3°  52' 

X.  Br.) , die  Siidgronzo  die  Linie  vom  Gura  Peak  bis  zur 
Mündung  des  Siluco  an  der  Ostkiiste;  die  Niederländer 
nehmen  allerdings  das  Binnonland  und  dio  Inselu  der  StA 
Lucia -Bai  bis  Batu  Tjiuagat  in  Anspruch.  Diese  Karte 
ist  dom  Werko1)  beigegeben , welehos  die  Thätigkeit 
des  jungen  Naturforschers  Frank  Hatton  auf  Nordborneo 
nach  seinen  hinterlassenen  Tagebüchern  und  offiziellen  Be- 
richten schildert.  Noch  nicht  22  Jahre  alt,  war  er  am 
1.  März  1883  durch  zufällige  Entladung  seines  Gewehres 
getötet  worden.  Er  führte  1882  die  erste  Durchkreuzung 
der  Nordspitze  aus  längs  des  Flusses  Labuk  und  von  des- 
sen Oborlaufo  über  Land  nach  dem  Bongon-Flusso,  an  wel- 
chem er  bis  zur  Mündung  in  die  Marudu-Bai  hinzog.  Seine 
letzte  Unternehmung  galt  dem  Flusse  Kinabatangan , den 
er  bis  nahe  an  seine  Quelle  aufuahm , und  dem  Scgamah, 
bei  dessen  Befahrung  er  seinen  frühen  Tod  fand. 

Den  Verlauf  und  die  Erlebnisse  der  zweijährigen  Reite 
auf  den  Philippinen,  welche  I)r.  J.  Montana  1879 — 81  mit 
Dr.  P.  Rey , hauptsächlich  zu  anthropologischen  Unter- 
suchungen, unternommen  hatte,  schildert  ersterer  in  einem 
kleinen  Werke:  „Voyage  aux  Philippines  et  en  Malaisie“®) 
(18°,  351  pp.,  mit  Karte.  Paris,  Hachette,  1886.  fr.  4), 
welches  mit  zahlreichen  guton  Illustrationen,  zum  Teil 

’)  North  Borneo.  8",  3*2  pp.,  mit  Karte.  London,  Low,  1886. 

18  ah. 

ä)  über  die  wissenschaftlichen  Resultate  tr],  Petcrmanns  Mitteil.  1885, 

S.  233,  bitter. -Ber.  Nr  219,  — über  die  topographischen  Aufnahmen  in 
Mindanao  and  Nordborneo  ebend.  1883,  S.  32. 


nach  eignen  photographischen  Aufnahmen  des  Verfassers 
angefertigt,  geschmückt  ist.  Die  Form  des  Tagebuchs  ist 
beibelmlten  worden , welche  gerade  nicht  geeignet  ist , ein 
anschauliches  Bild  von  Land  und  Leuten  zu  liefern.  Nach 
einer  kurzen  Exkursion  in  die  Kolonie  Penang  auf  der 
Halbinsel  Malakka  begannen  dib  beiden  Reisenden  ihre  For- 
schungen auf  den  Philippinen,  in  deren  Verlauf  namentlich 
der  südliche  Teil  von  Luzon  an  verschiedenen  Punkten 
berührt  wurde.  Kurze  Abstecher  wurden  nach  den  Inseln 
Panay,  Palawan,  der  Calamianen -Gruppe,  nach  dem  Sulu- 
Archipel  unternommen  und  eine  Durchkreuzung  des  öst- 
lichen Teiles  von  Mindanao  ausgoführt,  auf  welcher  auch 
der  3143  m hohe  Vulkan  Apo  bestiegen  wurde. 

Afrika. 

Die  bisher  herrschende  Unsicherheit  über  die  Grenzen 
dor  europäischen  Kolonien  an  der  afrikanischen  Küste  be- 
ginnt allmählich  zu  schwinden,  dank  dem  Vorgehen  der 
Deutschen  Reichsregieruug.  Dem  Vertrage  mit  Grofsbri- 
tannien  ist  jetzt  ein  allerdings  noch  der  Genehmigung 
der  französischen  Kammern  unterliegendes  Abkommen  mit 
Frankreich  über  die  Abgrenxung  der  deutschen  und  franzö- 
sischen Besitzungen  gefolgt,  welches  am  24.  Dezember  1885 
in  Berlin  abgeschlossen  wurde.  Nach  demselben  verzichtet 
das  Deutsche  Reich  auf  alle  Hoheitsrecbte  Uber  die  Land- 
schaften Koba  und  Kabitai,  und  erkennt  die  Souveränität 
Frankreichs  Uber  die  Gebiete  zwischen  dem  Rio  Nunez  uud 
Mellacoree  an.  Ebenso  erkennt  das  Deutsche  Reich  die 
Schutzherrschaft  Uber  Grofs-Popo  an  der  Sklavenküste, 
Frankreich  dagegen  die  deutsche  Schutzherrschaft  über  das 
Togogebiet  und  seine  Ausdehnung  auf  Porto  Seguro  und 
Klein-Popo  an.  Als  Grenze  zwischen  dom  deutschen  Schutz- 
gebiete von  Kamerun  und  der  französischen  Kolonie  Gabun 
ist  fostgestellt  worden  der  Lauf  des  Campo- Flusses  bis  zu 
10°  ö.  L.  v.  Gr.,  und  von  diesem  Punkte  ab  dessen  Pa- 
rallelgrad bis  zu  dom  Schneidepunkte  desselben  mit  15° 
O.  L.  v.  Gr.  FVankreich  leistet  demnach  Verzicht  auf  Ma- 
limha  und  Grofs-Ilatanga,  während  das  Deutsche  Reich  seine 
Ansprüche  auf  Bata,  Ranoko  und  Benito  aufgibt.  Durch 
diese  Abmachung  in  Verbindung  mit  dem  vorjährigen  Ver- 
trage mit  Grofsbritannien,  durch  welchen  die  Nordgrenze 
von  Kamerun  festgesetzt  wurde,  ist  der  deutschen  Herr- 
schaft das  Hinterland  von  Kamerun  gesichert  worden. 

Nordafrika.  — Mittels  1 27  barometrischer  Beob- 
achtungen hat  TI.  Dteveyrier,  welcher  an  der  Mission  des 
französischen  Gesandten  Feraud  nach  Marokko  Teil  nahm,  die 
Höhe  der  Hauptstadt  Fe*  bestimmt.  Nach  Renous  Berech- 
nung  boträgt  die  Höhe  der  Stadt  am  Palast  Arset  El-Ka- 
badsch  352  m (C.  R.  Soc.  geogr.,  Paris  1885,  Nr.  18). 
Auch  hat  dieser  orfahreuo  Beobachter  eine  durch  Positions- 
bestimmungen gestützte  sorgfältige  Aufnahme  seiner  Route 
von  Tanger  nach  Fes  ausgeführt.  Einige  weitere  Höhen- 
bestimmungen (C.  R.  1886,  Nr.  1,  p.  7)  stammen  von 
G.  Maurel  und  H.  de  la  Martiniere : Chiavona  158m,  Tee- 
rigen 348  m,  Berg  hinter  Iserisca  594  ra,  Ruinen  von  Basra 
248  m,  F’os  (Fos-ol-Bali)  335  m,  Sfro  938  m. 

Eine  topographische  Skizze  von  Wetsan,  dem  Sitze  des 
marokkanischen  Papstes,  zugloich  mit  einer  Aufnahme  der 
Route  von  Alkassar  nach  Wessan  und  Meknes  (Miknasa) 
gibt  H.  de  la  Martiniere,  welcher  im  Mai  1884  diesen  Weg 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


93 


zurückgelegt  hat.  Er  verfolgte  die  westlicho  Route  durch 
das  Thal  des  Wed-el-Kuss  und  ging  mit  Berührung  der 
Ruinen  von  Volubilis  woiter  nach  Meknits.  (Revue  do  geo- 
graphie,  Dezember  1885  und  Februar  1886.) 

Nicht  allein  auf  Beobachtungen  und  Eindrücke,  welche 
auf  der  letzten  viermonatlicheh  Reise  — März  bis  Juli  1884  — 
gewonnen  wurden,  beruht  das  vorzügliche  Werk  des  Malako- 
zoologen  Dr.  W.  Kobelt , „ Reiseerinnerungen  au s Algerien  und 
Tunü“  1),  sondern  auch  auf  langjährigen  Studien  der  Litte- 
ratur  über  Algerien  und  auf  Untersuchungen,  welche  der- 
selbe schon  bei  frühem  Besuchen  angostollt  hat.  Seine 
Aufmerksamkeit  während  der  Reise,  auf  welcher  er  Algier, 
die  Metidja,  Blidah,  Cherchol,  Mcdeah,  das  Kabylengebiet, 
Constantine,  Böne,  Biskru,  Tunis,  von  wo  Ausflüge  nach 
Porto  Farina,  Beja  und  Zagliouan  unternommen  wurden, 
berührte,  konzentrierte  sich  keineswegs  auf  sein  Spezialfach, 
die  Schneckenkunde,  sondern  Topographie  und  Flora,  Eth- 
nographie und  Vergangenheit  der  einheimischen  Bevölke- 
rung, Handel  und  Verkehr  beobachtete  er  ebenso  sorgfältig; 
auch  suchte  er  sich  völlig  unparteiisch  Uber  das  Kolo- 
nialsystem der  Franzosen  zu  unterrichten,  und  soin  Urteil 
lautet  bei  weitem  nicht  so  absprechend,  wie  in  Deutschland 
allgemein  üblich  ist,  obgleich  er  Mißgriffe  häufig  klar 
darlegt.  Von  grofsom  Interesse  sind  seine  Mitteilungen 
Uber  die  Kabylen  und  ihre  Stellung  unter  den  Völkerschaften 
von  Algier.  Das  Urteil  über  Dr.  Nachtigal  (S.  449)  ist 
doch  wohl  zu  hart,  wenigstens  ist  aus  dessen  eingehendem 
Bericht  über  Tunis  (Deutsches  Handelsarchiv  1884,  Nr.  1) 
nicht  zu  entnehmen,  dafs  er  „kein  Verständnis  für  die  Be- 
deutung Tunesiens  als  Absatzgebiet  für  deutsche  Produkte* 
gehabt  habe.  Im  Anhänge  sind  noch  Liston  der  von  Dr. 
Kobelt  gesammelten  Kriechtiere  und  Schmetterlinge  bei- 
gefügt. 

Aus  einer  nicht  erklärten  Ursache  sind  erst  jotzt  die 
astronomischen  Beobachtungen,  welche  II.  Duvegrier  1860 
in  Tuggurt  angestellt  hat,  einer  genauen  Berechnung  durch 
Herrn  Oltramare  am  Pariser  Observatorium  unterzogen  wor- 
den. Diese  Oase  liegt  danach  unter  33*  V 0"  N.  Br. 
und  3*  46'  0'  ö.  L.  v.  P.  (6*  6'  15'  0.  L.  v.  Gr.), 
während  die  Generalstabskarte  von  Algerien  (1874)  sie  unter 
3°  28'  ö.  L.,  also  18'  zu  weit  westlich  verlegte.  (C.  R. 
Soc.  gdogr.,  Paris  1886,  Nr.  1.) 

Einige  neuere  Poeitionen  aue  Tunesien , wolche  Comin. 
Lachougue  und  Leut.  Boudier  kürzlich  bestimmt  haben,  sind 
vom  Kriegsrainisterium  der  Pariser  Geogr.  Gesellschaft  mit- 
geteilt worden.  (C.  R.  1886,  Nr.  1.) 


S.  Br. 

o. 

L.  v. 

Gr. 

UiCm 

. 34« 

25' 

30" 

8* 

47' 

13" 

Tooter  • « . • . 

55 

42 

8 

8 

48 

Douz 

27 

45 

9 

0 

53 

Bir  Kedjcm  Matnug . 

. 33 

19 

16 

8 

55 

17 

Bir  Sultan  . . . 

. 33 

17 

26 

9 

42 

30 

Duirat  . • • * , 

. 32 

52 

34 

10 

12 

40 

Diese  Positionen  sind  bei  der  neuesten  Lieferung  der 
vom  Kriegsministerium  herausgegebenen  Carte  de  la  Tunisie 
in  1 : 200  000  bereits  benutzt.  Dieselbe  enthält  die  Blätter 
13:  Gafsa,  14:  Muliarita,  16:  Kebilli,  17:  Gabes,  18:  Zar- 


i)  Hena«g*z*t«n  von  d.r  Senckent>erKi>ch«n  NitarfoiwhtDdrn 
schilt.  8°,  480  SS.  oho«  lUznt.r,  nhnr  Kurte.  Frankfurt  tulil-,  Diäter- 
wetr,  1885.  M.  10. 


zis,  und  bringt  die  ganze  Karte  bis  auf  vier  südliche  Grenz- 
sektionen zum  Abschlufs.  Wenn  auch  diese  provisorisohe 
Ausgabe  in  technischer  Beziehung,  an  Lesbarkeit  manches 
zu  wünschen  läfst,  so  mufs  doch  hervorgehoben  werden, 
däfs  die  französische  Regierung  sich  durch  die  beschleu- 
nigte Ausgabe  ein  bedeutendes  Verdienst  um  die  Kenntnis 
Tunesiens  erworben  hat. 

Wüstäquatorialafrika.  — Mit  dem  3.  und  4.  Band 
ist  das  Work,  in  welchem  Dr.  Hugo  Zoller  seine  Erlobnisso 
und  seine  Erfahrungen  bei  der  Gründung  der  ersten  deut- 
schen Kolonien  in  Westafrika  niedergelegt  hat : Die  deutschen 
Besitzungen  an  der  westafrikanischon  Küste  (Stuttgart,  Spe- 
mann,  1885  und  1886,  ä M.  5)  vollendet;  der  3.  Band 
ist  dem  Flufsgebiet  von  Kamerun , der  4.  dem  südlichen 
Kamerungebiet,  den  spanischen  und  französischen  Besitzun- 
gon und  dem  untern  Kongo  gewidmet.  Sie  bieten  keines- 
wegs allein  eine  Darstellung  seiner  eignen  Reisen  und  der 
kriegerischen  Ereignisse  in  Kamerun,  sondern  sie  sind,  ebenso 
wie  die  ersten  Teile,  reich  an  ethnographischen  Beobach- 
tungen, an  Aufschlüssen  über  klimatische  Verhältnisse,  an 
Hinweisen  auf  die  Bedeutung,  künftige  Entwickelung  des 
Handels  und  der  Handelswege,  an  Fingorzeigon  für  die  wei- 
tere Erforschung  dieser  Gebioto,  wolche  in  der  Eifersucht 
der  Küstenstämme  gegen  die  Binnenländer  auf  so  bedeu- 
tende Hindernisse  stöfst , an  Erläuterungen  über  die  Mög- 
lichkeit von  Plantagenbau,  und  namentlich  an  beachtens- 
werten Aufschlüssen  über  die  Arbeiterfrage,  über  die  Aus- 
sicht, die  Neger  zur  Arbeit  zu  erziehen,  worauf,  wie  der 
Vorfussor  offen  ausspriclit,  die  Zukunft  der  deutschen  Kolo- 
nien beruht.  Zur  Beurteilung  dieser  Frage  war  der  Ver- 
fasser um  so  mehr  kompetent,  als  er  reiche  Erfahrungen 
hierüber  iu  Niederländisch -Indien,  in  Polynesien,  in  Süd- 
amerika und  andern  Orten  gesammelt  hatte.  Uber  die 
topographischen  Ergebnisse  seiner  Reisen  vgl.  Mitteilungen 
1885,  S.  421  u.  430. 

Der  erste  Versuch,  die  Hinterländer  von  Kamerun  zu  er- 
schliefsen , hat  keinen  ungünstigen  Ausgang  genommen, 
wenn  auch  die  aus  Handelsneid  aufgerichtete  Sperre  nicht 
gleich  vollständig  durchbrochen  werden  konnte.  Den  immer- 
hin bedeutsamen  Fortschritt,  welcher  eine  mit  Unter- 
stützung der  Kolonialverwaltung  anszuflihrende  Fortsetzung 
aussichtsvoll  erscheinen  läfst,  verdanken  wir  dem  Touristen 
und  ReiBondeu  Dr.  Bernhard  Sehwart,  welcher  über  seine 
in  diesem  ihm  neuen  Gebiete  ausgofUhrte  Tour  folgendes 
mitteilt l) : 

„Anfang  Oktober  verlief«  ich  Hamburg  und  erreichte  f»  Wochen  »p&ter 
Kamerun.  Von  da  begab  ich  mich  nach  wenig  Tagen  nach  Victoria,  um 
mit  einigen  40  Bakwiri-Tragem  (vom  Kamcrun»Bcrge),  die  grofsc,  von  Zbller 
wohl  erkundete,  über  bisher  noch  nie  in  ihrer  gnnsen  lange  durchmeaaene 
Handel&fttrafec  über  die  üppigen  Gelände  des  Kamerun-Piks  in  dos  Innere 
su  sieben.  In  Bakundu-bs-Narubele  raufeto  ich  leider  den  mir  beigegebenen 
Begleiter,  Oardclcutnant  v.  Prittwitz-Gaffron,  Fieber»  halber  suriiekeenden. 

„Ich  selbst  drang  von  da  durch  die  endloee,  an  Klefanten,  Kaffee, 
Gummi  Are.  reichen  l.'rwllder  mit  verschiedenen  intereu&nten  Ortschaften 
in  da.«  eigentliche,  von  Kogosinski  wohl  erstrebte,  aber  bisher  wegen  der 
durch  die  eifersüchtigen  Stamme  energisch  aufrecht  erhaltenen  Handels- 
sperre noch  von  keinem  Weifsen  betretene  Interior  ein.  Ober  den  Kuroba- 
Flufs  gelangt#  ich  in  da.«  Gebiet  von  Bafon,  du«  Produktionaland  von  Elfen- 
bein, Ol  und  Sklaven  für  die  Küstenländer.  Hier  wohnen  die  Bafarani, 
welche  in  einer  tropisch  reisenden,  fruchtbaren  und  gesunden  Gebirgaland- 


l)  Zur  Orientierung  su  vergleichen:  Mitteilungen  1884,  Tafel  7. 


Digitized  by  Google 


94  Geographischer  Monatsbericht. 


»chaft  Plantagenbau  und  Viehzucht  betreiben.  &»  glückte  mir  hier,  Uber 
die  je  mehrere  tausend  Einwohner  zählenden,  ansehnlichen  Städte  Kumba 
und  Kimendi  ein  gut  Stück  bis  nahe  au  den  obern  Kalabir  vomi  dringen. 
Letztem  seihst  zn  sehen,  verwehrte  mir  schliofolich  nur  der  Angriff  seitens 
600  bewaffneter  Baiärani-S klaren. 

.Mancherlei  wichtige  An  (Schlüsse  über  dos  bisher  fälschlich  beurteilte 
Hinterland  unsrer  neuen  Kolonie,  und  vielfache  Korrektionen  der  zumeist 
ganz  irrigen  HogozinsktVhon  Kurte,  hoffe  ich  demnächst  in  einem  Werk- 
ehen zu  geben." 

Dafs  Dr.  Schwarz  wenigstens  einige  Tagereisen  — lauge 
kann  seine  Tour  nicht  gewahrt  haben,  da  er,  dor  erst  Ende 
November  in  Kamerun  angekommen  war,  bereits  in  der 
ersten  Hälfte  des  Februar  wieder  in  Europa  war  — über 
die  bisher  von  Europäern  erreichten  Punkte  hinausgekom- 
men  ist,  verdankt  er  in  erster  Linie  der  Führung  eines 
der  beiden  im  Kamerun-Gebirge  ansässigen  Schweden,  welche 
durch  Dr.  Zöller  vorteilhaft  bekannt  geworden  sind. 

Ed.  Viard,  welcher  bereits  einige  kommerzielle  Unter- 
nehmungen ain  Niger  und  Bonuo  (s.  Mitteil.  1885,  S.  396) 
geleitet  hat,  rüstet  sioh  zu  einer  neuen  Expedition,  um  dun 
Liba-See,  von  dosseu  Vorhandensein  unter  den  Einwohnern 
des  Kamerun -Gebietes  die  Hede  ist,  aufznsuchen,  was  in 
jüngster  Zeit  weder  dom  Polen  Rogozinski,  noch  dem  Schwei- 
zer Dr.  Passavant  geglückt  ist.  Als  Begleiter  schliefst 
sich  ihm  ein  Fregattenkapitän  II.  Estbce  an.  Dieser  rätsel- 
hafte Liba  ist  nach  den  Erkundigungen,  wolche  Leut.  Miton 
am  Ogowe  eingezogen  hat.  koin  Soe,  sondern  ein  Tributär 
des  Kongo,  welcher  unter  1—  2°  N weit  im  Wösten,  an 
dem  Ostabhange  der  Scrru  de  (’ristal  entspringt;  Mizou 
vermutet,  dafs  dieser  Flufs,  dessen  Ursprung  also  nur  oino 
kurze  Strecke  von  der  Küste  liegt,  die  bequemste  Verbin- 
dung mit  dem  Kongo  bieten  wird.  Auf  die  übrigen  Han- 
delsstrafsen,  welche  zum  Mittellauf  des  Kongo  führen,  baut 
er  der  bedeutenden  Kosten  wegen , welche  der  Transport 
von  Waren  hier  erfordert,  keine  Hoffnungen,  und  entschie- 
den verurteilt  er  de  Brazzas  Versuche,  den  Ogowe  als 
Schiffahrtsstrafse  anzupreisen.  (Revue  maritime,  Dez.  1885.) 

Gerade  10  .lahro  sind  verflossen,  seitdem  Savorgnan  d« 
lircnza  zum  erstenmale  das  Gebiot  dos  Ogowe,  dessen  Er- 
schlielsung  sich  zu  seiner  Lebensaufgabe  gestaltet  hat,  betrat, 
und  nach  den  erreichten  Resultaten  kann  er  wohl  mit  Genug- 
tuung auf  dieso  Jahre  dor  Entbehrungen  und  Opfer  zu- 
rlickblickou.  Wo  vor  10  Jahren  Frankreichs  Einflufs  nur 
auf  dem  Papier  bestand,  erstreckt  sich  jetzt  eine  ununter- 
brochene Kette  von  Stationen  bis  zum  Kongo  hin,  und  auch 
dor  Besitz  des  durch  den  Vertrag  mit  dem  Kongo -Staate 
vom  Februar  1885  Frankreich  zugefallenen  Anteiles  am 
Kongo-Becken  und  des  Kuilu-Niadi-Gebietes  ist  ebenfalls  durch 
Stationen  gesichert.  Io  den  Jahren  1883  — 1885,  welche 
Savorgnan  de  Rrazza  der  Organisation  dieses  französischon 
Territoriums,  „France  äquatoriale u,  gewidmet  hot,  sind  die 
Stationen  Mandschi  am  Kap  Lopez — Njole,  Okota,  Obombi, 
Atschuka,  Bowe,  Bundschi,  Madiville,  Dume  und  Franoeville 
am  Ogowe  — Diele,  Ngampo,  Leketi  und  Mbotschi  an  der 
AJima  — Brazzaville,  Ngantschuno,  Mbe  (Makoko),  Nkeme, 
Bouga  und  Nkundschu  am  Kongo  und  seinen  rechtsseitigen 
Nebenflüssen  — Pointe  Noire,  Loango,  Bas  Kuilu,  Ngotu, 
Niari-Ludima  und  Philippevillo  an  der  Küste  nud  im  Knilu- 
Thale,  zusammen  26  Stationen  orrichtet  worden.  Auch  die 
Erforschung  des  weitern  Hinterlandes  ist  begonnen  worden, 
indem  Dolirie  die  Untersuchung  des  Xkundscha  (nach  de  Braz- 


zas Auffassung  identisch  mit  Grenfells  Mobanscbi)  ausführt, 
während  der  Bruder  des  Forschers,  Jacques  de  Braun,  mit 
Pecilo  zusammen  von  Madiville  aus  nach  Norden  aufbrach, 
um  möglichst  der  Wasserscheide  zwischen  dem  Ozean  und 
Kongo  folgend  bis  zum  Benue  vorzustofsen.  (0.  R.  Soc. 
geogr.,  Paris  1886,  Nr.  2,  mit  Karto.) 

Die  Originalkarte  von  Leut.  Wif ernannt  Eatsai- Expedition 
ist  in  sorgfältiger  Ausführung,  aber  ohne  Torraiudarstellung, 
in  1:3  703  700  in  Heft  6,  1885,  des  Bulletin  der  Brüsseler 
Googr.  Gesellschaft  erschienen.  Sie  zeigt  die  l^andreiso 
von  Malnngo  nach  Luluaburg  mit  den  Exkursionen  zum 
Muata  Kumbana,  noch  Mona  Tenda  und  zu  den  Rakuha, 
sowie  die  Flufsfahrt  auf  dem  Lulua,  Kassai,  Kwa  und  Kongo 
bis  nach  Leopoldville.  Der  Ausgangspunkt  Malange  ist  nach 
Wifsmannschen  Bestimmungen  von  1881  festgelegt;  für  die 
übrige  Darstellung  sind  die  Fraugoisachen  Positionen  ange- 
nommen, durch  welche  das  Land  dos  Mukcngo  bedeutend 
nach  Osten  verschoben  wird. 

Gegon  dio  Angriffe,  welche  Dr.  1‘echuel-  Loetche  gegen 
Stanley  gerichtet  hat,  tritt  jetzt  II.  r.  Wobesrr,  der  Über- 
setzer von  Stanley«  Kongo  - Werk , in  einer  Broschüre  für 
letztem  auf  (Leipzig,  Brockhaus,  1885).  Von  dor  weiteren 
Entwickelung  dieser  wenig  erquicklichen  Polemik  können 
wir  keine  Notiz  nehmen. 

Über  die  letzten  Unternehmungen  der  holländischen 
Expedition  unter  Führung  von  I).  D.  Veth  gibt  ein  Nach- 
ruf1) genauere  Auskunft,  welchen  J.  Snelleman  seinem  einst- 
maligen Reisegefährten  in  Zontralsumatra  gewidmet  hat. 
Am  16.  Januar  1885  war  dor  Aufbruch  von  Mossamedes 
erfolgt,  am  1.  Februar  traf  die  Expodition  in  der  Buren- 
Niederlassung  Humpata  ein;  zur  Vervollstäudiguug  kehrte 
Veth  am  17.  März,  obwohl  bereits  leidend,  nochmals  an 
dio  Küste  zurück , und  zwar  ging  er  auf  noch  nicht  auf- 
genommenem Wege  über  Quillengnes  nach  Benguella,  von 
wo  er  am  1.  Mai  den  Rückweg  antrat;  an  der  Station 
Kalahanka  aber  an  dem  kleinen  Flusse  San  Francisco  oder 
Capororo  etarb  Veth  am  19.  Mai;  seine  Gefährten  setzten 
die  Reise  bis  Humpata  fort. 

Ostäquator ialufrika.  — Durch  einon  Brief  aus 
Uganda  vom  27.  Oktober  1885  und  eine  Depesche  aus 
Sansibar  vom  12.  Februar  1886  findet  die  Trauerbot- 
schaft von  der  Hinrichtung  oder  Niedermetzolung  des  engli- 
schen Bischofs  für  Zentralafrika,  S.  Hannington,  und  seiner 
ganzen,  aus  50  Mann  bestehenden  Begleitung  leider  Bestä- 
tigung. Bischof  Hannington,  welcher  den  Versuch  machen 
wollte,  eine  direktere  Verbindung  zwischen  der  Küste  und 
Uganda  zu  öffnen,  war,  im  allgemeinen  Thomsons  Route 
folgend,  im  Oktober  am  Nordufor  des  Victoria  - Seos  ange- 
nommen und  hatte,  nachdem  er  in  der  Landschaft  Kawi- 
rondo  im  NO  des  Sees  den  schwarzen  Missionar,  Rov.  W. 
Jones,  zurückgelassen , die  Landschaft  Usoga-)  im  Osten 


l)  Sep.-Abdr.  aus  Eigen  Haard. 

*)  ln  der  Landschaft  l’soga  sollte  bekanntlich  Dr.  Kmin-Bei  mit  sei- 
nem europäischen  Begleiter  (Dr.  Junker?  Cspt.  Cumti?)  bei  seinem  Rück- 
züge aus  den  ägyptischen  Äquatorial  - Provinzen  angegriffen  worden  sein 
und  nach  lüngerm  Kampfe  ein  feste«  Lager  bezogen  haben,  um  in  demselben 
Hilfe  von  Uganda  zu  erwarten.  Da  inzwischen  bereits  mehr  als  l/a  J* *hr 
rerlioiscn  ist  ohne  neuere  Nachrichten  über  die  Lage  dieser  Foneher,  so 
ist  die  Hoffnung  sehr  gering,  dafs  sie  bis  zur  Ankunft  von  Dr.  Fischer 
sich  halten  werden. 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


95 


des  Victoria  Nil , betreten.  Hier  wurden  sie  von  einer 
Baude  von  Waganda  gefangen  genommen  und  dem  Könige 
von  Usoga  ausgeliefert,  welcher  bei  seinem  Oberherrscher, 
dem  Könige  von  Uganda,  Verhaltungsmafsregelu  einholte. 
Seine  Boten  wurden  am  25.  Oktober  von  dem  Könige 
Mwunga  zurückgesandt  mit  dem  Aufträge,  die  Hinrichtung 
zu  vollziehen ; weder  die  drei  onglischen  Missionare  in 
Uganda,  noch  die  Mitglieder  der  katholischou  Mission  konn- 
ten die  Ausführung  dos  Befehls  verhindern.  Am  31.  Ok- 
ter  fand  das  Gemetzel  in  Usoga  statt;  nur  vier  Mann  ent- 
kamen und  gelangten  mit  Kev.  Jones  nach  Sansibar  zurück. 
Die  alleinige  Ursache  zu  dieser  blutigen  That  scheint  in 
dem  Mifstrauen  des  jungen,  arabischen,  d.  h.  den  Euro- 
päern feindlichen  Einflüssen  unterworfenen  Königs  Mwanga 
zu  suchen  zu  sein,  und  dieses  Mifstrauen,  welches  durch 
dio  Nachricht  von  der  ursprünglich  geplanten  Ankunft  dos 


Bischofs  am  Ostufer  des  Sees  in  Sendege  bereits  geweckt 
worden  war,  wurde  dadurch  bestärkt,  dafs  Bischof  Hauniug- 
ton  nicht  auf  dem  gewöhnlichen  Wege  vom  Südufer  des 
Sees,  sondern  auf  dem  Landwege  durch  die  Landschaft 
Usoga  bis  an  die  Grenze  von  Uganda  gekommen  war. 
Dieso  Landschaft  gilt  als  der  unsicherste  Teil  des  Reiches, 
da  die  Wasogo  von  einem  starken  Unabhängigkeitsgefühle 
beseelt  sind.  Durch  diesos  Ereignis  sind  diu  englischen 
wie  auch  die  katholischen  Missionare  in  eine  sehr  schwie- 
rige Lage  geraten,  ja  sio  erscheinen  sogar  in  ihrer  per- 
sönlichen Sicherheit  bedroht.  Auch  Dr.  Fischer , welcher 
Ende  Oktober  noch  am  Südende  des  Sees  weilte,  wird  an 
weiterm  Vordringen  durch  Uganda  verhindert  sein,  da  er 
unter  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  kaum  darauf  rech- 
nen kann , die  Hilfe  dieses  Staates  zur  Entsetzung  der 
europäischen  Forscher  zu  erreichen.  H.  Wiobmann. 


Literaturverzeichnis. 


Europa. 

Altberg,  Dr.  M.:  Der  periodbehe  Klimawechsel  In  Nordcuropa.  (Ausland 
Nr.  43.  S.  *41.  Stuttgart  1*83.) 

Bouglnr,  I«.:  Geographie  physique,  polltlquo  et  economlqiu*  «te  l’Europo.  18*. 

390  pp.,  avrtc  tablcaux.  Pari»,  Alcan,  18*5.  fr.  3,40.  . 

Chtntre,  E. : L'Epouue  giarlaire  ei  Itw  Anden»  glaclers  de»  Alpes  8*',  8 pp. 
Pari»,  Gautliler-VMar»,  ifi85. 

Ab6r.  au» : Krvn«  ii‘*«tr<>nomt«,  SlpL  W. 

Hartley.  CU.  A Inland  Navigation«  in  Europ«.  ö*.  03  pp.,  mit  Karten.  Lon- 
don. ln»t.  Civil  Engineer,  1885. 

Körnlch,  A. : Qcolog.  Sklxxc  der  weatllchca  Alpen.  8:,  40  SS.  Moifren,  Mo* 
«ehe,  185«.  M.  2. 

Oppsl,  A. : Eber  dl«  l.’raachon  dor  ungleich»»»  Vermehrung  der  ouropkUrben 
Volker.  (Geogr.  Rundschau  18S6.  VIII,  Nr.  6,  8.  11*9.) 

Ruith,  M. : Die  geographische  Kcmitni»  der  Alpen  in  früherer  Zeit.  (Geogr. 
Kundacbau  1883,  v J 1 1 . Nr.  4,  8.  157.) 

Sacco,  P. : Maiaixna  elevaxion»*  dcl  plloconc  marino  al  piede  dcllo  Alpi.  (Atti 
d.  R.  Accad.  d.  Sc.  d.  Torino  1*80,  XX,  Kr.  6.) 

Umlaun,  Dr.  F.  t Die  Alpen.  Handbuch  der  gesamten  Alpenkunde.  0r.-8*, 
mit  Kartno.  Wien,  A.  llartlobcu,  1886.  Id  I.iof.  k fl.  ö,to. 

Widman,  J.  v. s Spaziergänge  in  den  Alpen,  Wandenstndico.  6*.  Frauenfeld, 
Huber,  1884.  M.  3.90. 

Kartin : 

Baurf  C.  F. : Neue  Karte  von  Europa,  dem  Mlttellünd.  Meer.  Nordafrika  Oec. 

« Bl.  1:3000  000.  Stuttgart.  J.  Maier,  1885.  M.  8. 

Stur,  C.  F.,  vV  Scrth,  E. : Neueste  Karte  vom  Deutschen  Reich,  der  öster- 
reichisch • ungarischen  Monarchie,  der  Schweix,  der  Niederlande,  Belgien, 
Rumftulcn.  1:  1250  000.  OBI.  Chrom.  Fol.  Stuttgart.  Maler,  1884.  M.  ft. 
Bothnia  Qulf : Bl.  1.  3.  4.  (Nr.  2 UH,  im,  3299.)  1 : 240  000.  - Bl.  5.  (Kr.  2300.) 

1 : 210  000.  London.  Hydro*  r.  Off..  1858.  a 2 *b.  8. 

Lavaateur,  E. : Carte  murale  scolalre.  Europe  en  quatre  fcuillea.  1:5  000000. 
Pari»,  Dolagrave.  1888. 

■Ittel -Europa,  Neue  Übersichtskarte.  1 : 750  000.  3.  A.  wostl.  Genf,  4.  A.  Turin, 

5.  A.  Toulon,  4.  E.  ilnnuannjtadt.  Wien,  K.  K.  mlllt. -geogr.  Institut, 

K.  I^tchncr,  1885.  k fl.  1. 

Placbawikl,  K. : Eisenbahn*  und  Weltxeltkarte  von  Mitteleuropa.  1 :2789  688. 

4 Bl.  In  Gr.-Qo.-Fol.,  Tonfbdr.  Wien,  E.  BfiM,  1885.  In  Mappe  fl.  3,60. 
Reymannt  topographische  8pezialkartc  vou  Mitteleuropa.  1:200  000.  Bl.  V Ir- 
ben,  VI : Gibken  — V:  Windau,  U 1:  TaUteti,  U 2:  DUnamUude.  U 8: 
Treiden.  U 4:  Loser,  U 6:  Baltluowo  — T:  Krusche,  T 1:  Goldlngen, 

T 2:  Tuckum,  T3:  Riga,  T4:  Fried riehttadt,  T5:  Jacobsladt,  T 6:  Rie- 
ebiia  — 98  E:  Datin,  116  K:  Kowcl  — 136  Et  Lnak  — 154  F:  Dubno  — 

146:  Plauen  — 173  C:  Rxeaxow  — 173  F:  Brody  — 192  D : Samhor.  102  E : 
Mlkolajow,  102  F:  Hrxoxany  — 212  A:  Dreux  — 243:  Wintnrbnrg  — 265  A : 
Anxorro  — 276:  Web  — 276:  Steyr  — 280  A:  D(Jon,  280  B:  Avallon  - 
203  B:  Autun.  Berlin,  Amelang.  1886  and  1*86.  h M.  1. 

Vilpon,  A.:  Carte  physique  de  PEurope  centrale,  en  quatre  feullle».  1:1250000. 
Pari»,  Dutrönojr,  1885. 

Pentsches  Reich. 

Bade*.  Die  Korrektion  de»  Oberrheins  von  der  Schweizer  Grenze  unterhalb 
Basel  bU  xur  Grofshorxogllch  hessischen  Gronxe  unterhalb  Mannheim.  8*. 
(Boltr.  xur  Hvdrographlo  d.  Grofshcrz.  Baden.  Heft  B.)  Karlsruhe,  Braun, 

1885.  ’ M.  20. 

Bayberger,  P. : Die  Burgbalde  hei  Kempten.  Eine  geolog.*geogr.  Hki/.zc.  8». 
Kempten,  Danoheimer,  1885.  M.  0,ao. 


Blanokenhorn , M. : Dio  Trias  am  Nordrande  »|»*r  Eifel  zwischen  Coinmern, 
ZUlplch  und  detu  Ilocuthalo.  Berlin,  S.  Schropp,  1865.  M.  7. 

Buchenau:  NuturwlMenneliaftl.  geogr.  I.itteratur  Uber  das  nordweit).  Deutsch- 
land. (Abhandlung  Katurwl»».  Verein,  Bremen  1885.  IX,  Kr.  2.) 

Dolberg,  L.  L. : Ktlstenwandi-ruug  von  der  Warnow  bis  Wustrow  durch  dio 
Rottocker  Heide  &c.  8*.  Rlbultz,  Biscamp,  1*86.  M.  2. 

Friedrich,  P.:  Zusammenstellung  der  dio  Land,  »kundo  d.  Lübeck  sch»*n  Staat*, 
gebiete»  betr.  Littcratur.  Lübeck,  F.  Grautoff,  1885. 

Langadorff,  W. : Gang*  und  Schicliteo-Studien  aus  dem  westlichen  Oberhars. 
Gr.- 8*.  Clausthal,  II.  Ilpponbor»,  1885.  M.  '•  * •. 

■Üller-Koppen : Die  II«>bcnbe»limmnngcn  der  Konlgl.  prenfs.  Landesaufnahme 
in  Klaar»-Luthring»D.  2.  Heft.  8*.  Berlin  1885.  M.  1.95. 

Sohoder,  v.:  Prdzlsionsnivellemcnt  von  Württemberg.  4*.  Stuttgart,  Metzler, 
1886.  M.  2. 

Sohroyer,  W. : Landeskunde  d.  Köuigr.  Sachten.  Auxg.  A.  Ein  meth.  Hand- 
hoch  f.  d.  I /«ihrer.  Gr.-8*.  Melfsen,  II.  W.  Schllroport,  1885.  M.  2. 

Tilrk,  Ch. : Die  gcolog.  Verhältnisse  de«  Herzogtums  Coburg  und  »einer  an- 
grenzenden  Lindergebiete.  Coburg,  Albrecht,  1886.  M.  0,60. 

Wahntchaffe,  F. : Die  Quarthrblldungon  der  Fmgcgeud  von  Magdeburg,  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Behörde.  Berlin,  8.  Schropp.  1685.  M.  6. 

Wlchmann,  E.  H.:  Dl»  Elhmarschen.  (Zeluchr.  d.  Gmellscb.  f.  Erdkunde  zu 
Berlin  1885,  XX,  Heft  4 u.  5,  S.  267.)  — — Die  Hamburger  Marxchdörfer. 
(Gm>gr.  Rundicbau  1885,  VIII,  Kr.  2 u.  3.) 

Wolf,  G.t  Beschreibung  de»  Bergrevier»  Hamm  an  der  Sieg.  Gr.-8*,  137  SS. 
Bonn,  A.  Maren»,  1886.  M.  4. 

Kartin : 

Aobepohl.  B.:  Geognostischc  Karte  des  nirdrrrheinltcb  • westfalischen  Stein* 
koblenbeckeus.  1:62000.  6 Bl.  Chromol.  Fol.  Oberhäuten,  Spaarmaun, 
1886.  M.  80. 

BaulOr,  G.W.:  Handatlas  d.  Königreichs  Württemberg.  1:150000.  Qu.Or.-4f. 
Stuttgart,  E.  Schweizerbart,  1685.  M.  8. 

Casio!.  OrfscntfornungAkarte  dr*  Reg.  *Bcx.  . 14.  Sekt.  1:75  000. 

Bearb.  Im  tcchu.  Hilroau  d.  Landesdirektors.  Cassel,  Freyschmidt,  1885. 

k M.  1,60. 

Fichtelgebirge.  Spexialkarte , ausgoführt  vom  topogr.  BUreau  d.  K.  B.  Ge- 
ueraUtMhe»  nach  Angal. •>  dar  Sektion  Flchtelgeb.  d.  deutschen  und  öster- 
relchUrfacn  Alpeuverelns.  1:50  000.  Wunsledel,  Kehring,  1086.  M.  1,66. 

Deutsches  Reich.  QoneraLtabskarte.  1:100000.  Bl.  151:  Malchin,  185:  Wol- 
degk,  216:  Trmpllu,  449:  Schweidnitz,  474:  Frankenstein,  476:  Grottkau, 
497:  Neifse , 499:  Kosel , 500:  Gleitvltr.,  535:  Tirschenreuth,  538:  Plefs, 
571 : Pirmasens,  k M.  1,30. 

Meßtischblätter.  1:25  000.  309:  IbenbOrtt,  310:  Prorow,  311:  Zingst, 
312:  Pramont.  368:  Wustrow,  370:  Barth,  371:  Niepar*.  435:  lUbnltz.  436: 
Ahrcuthagen.  437:  Velgast,  509:  Marlow,  510:  Drecbow,  674:  Koisendorf, 
675:  Demmln,  676:  Hnntxin,  679:  Rubkow,  759:  Ken- Kalen,  765:  Anklaro, 
854:  Ivenack,  858:  Hpantrkow , 859:  Ducberow,  851:  StavenhaKeu,  952: 
Rosenow.  1047:  M5llrnhagen,  1048:  Penxllii,  1050:  Pragsdorf,  1061:  Golm, 
2772:  Kämpen,  2774:  Bolcslawice,  2835:  Reichthal,  2835:  Pit*»b«n.  2836: 
l’scbatz.  2801:  Gollor,  2944:  Wigandsthal,  2956:  Ohlau,  2969:  Scbwirtx, 
3006:  Tafelflchte,  30«:  Kapp,  3094:  Sautenbcrg,  SOW : Strickerhauser. 
3069:  Schnrcgruben-Baudt',  3130:  Tschbpsdorf.  3138:  Arnsdorf.  3141 : Drain- 
brau,  3194:  Bösdorf,  3196:  Psyebod  , 3249:  Kcuttadt  <01,  3483:  Saarllns- 
berg,  35A4:  Klodorbronn,  3587:  Mothcrn.  3596:  Buchsweiler.  3597:  Pfaffen- 
hofen, 3'.99:  Hufflsmhelm.  3800:  Scls,  3607:  Zabcrn,  3610:  Bhchwollrr, 
3817:  Truchtsrshciro,  3022:  Mölsheim.  3625:  Plaine,  3626:  Schirwirck,  3629: 
Plolsbnlm,  3643:  Kckkircb,  3047  : Dlebolshelm,  3659:  Rothenbach,  3663: 
Keubrelsach.  3847:  Wildenstcio,  3670:  Nlederenxen,  3671:  Heiteren.  kM.1. 
l’mgebungskarten.  1:25000.  Olatx.  2 Bl.  k M.  l,fro. 

Berlin,  Schropp,  1S$5  o.  1886. 


96 


Literaturverzeichnis. 


Hiltchor,  A. : Wandkarte  der  Grafschaft  Glatx  OBI.  1:00000.  Chrom.  Fol. 
(l  M. : aaf  Leinwand  mit  Rollstäben  12  M.  llahelschwerdt,  Franke,  1800. 

LanflidortT,  W.:  Geolog.  Karte  d«  Westharxcw.  2 RI.  1:20000.  Clausthal, 
I'j.jietihoru,  1880.  M.  10. 

Lletonow,  W. : 8pezlalkarte  der  Prov.  Hannover,  Grfsb.  Oldenburg  &c. 
1 :300  000.  4 Bl.  Hannover,  Oppermann,  1886.  M.  9 

Sachao«,  Topographische  Karte.  1 : 25000.  Bl.  19  : Ponickau,  80:  Otterschütz, 
21:  Strassgrabchen,  31:  Radcburg,  30:  KönlgsbrUck,  30:  Katncnz,  60: 
Moritxburg,  01:  Radeburg,  03:  Pulsnitz,  71:  Neuxalta,  88:  Oderwitz,  83: 
lllricbfeld**,  90:  Weigsdorf,  107:  Zittau,  106:  Ober- Ullersdorf , 109:  Mar- 
kendorf. Lltb.  a Bl.  M.  1,40,  mit  getünchten  Böschungen  k Bl.  M.  2. 

(leolog.  Bpezialkarte.  1:  20  000.  Bl.  30:  Otehatz,  41  u.  67 : Pegan, 
124:  Planitz.  1&&:  Auerbach:  144:  PaJkeu«t«in,  154'SG:  KUter  mit  Scböu- 
berg.  k III.  M.  2 : mit  Text  k Hl.  M.  8. 

Leipzig,  Engelmann,  1846  and  80. 

Sohwartr,  A.:  Wandkarte  de»  Reglerungnbez.  Magdeburg  u.  d.  llxgt.  Anhalt. 
1:  100 OOO.  12  111.,  f.  Aufziehen  auf  !,wd.  mit  Stäben  M.  10;  lith.  u.  kolor. 
Fol.  Magdeburg,  Croutx,  1880.  M.  13. 

Surror,  M.  : Spozlalkarte  von  Oberbayarn  iu  6 Bl.  Llth.  Fol.  München, 
Fiuaterlln,  1880.  a Bl.  M.  1. 

Türk,  Ch:  GeoguostLche  ('beralchtaknrlo  des  Herzogtum*  Coburg  and  der 
anstoßenden  Landerteilc.  4 Bl.  Chrom.  Coburg,  Albrocbt,  1886.  M.  4. 


Österreich -Ungarn. 

Becker,  M.  A. : Die  blaue  Grotte  von  Bush  ;511tteil.  K.  K.  Ü»*Ogr.  GeaelUcb. 
Wien  14&5,  XXVIII,  Nr.  12,  8.  629.) 

Commonda,  II.:  Materialien  zur  landeskundlichen  nibllographic  Obcröstor- 
reich*.  tF’,  96  88.  (Jahresbor.  Museum  Francitco-Carolinnm  XLUI.)  Linz. 
Selbstverlag,  1886. 

Oe  Falknor,  A. : Cenol  au  la  topograöa  r la  nomenclatura  de)  gnippo  dl 
lirenta  nel  Tronüno.  (Boll.  d.  Club.  Alp.  Iu).  1881,  XVIII,  Nr.  51.; 
Fladura,  E. : Lei*  PalüUes,  Haute*  Hongric.  (Bull.  8oc.  Hongr.  geogr.  1886, 

XIII,  Nr.  4.) 

Hlrschfetd  , O. . k R.  Schneider:  Bericht  über  eine  Reise  in  Dalmatien.  8«, 
84  68.  (Arcb.  Eplgr.  Mitteil,  aus  Österreich  -lTngarn  IX.)  Wien.  Gerold,  1885. 
Inkey,  Brfla  V.:  Xagyäg  und  «eine  Erzlagerstätten.  4*.  178  88.,  mit  4 Kartcu. 

Budapest,  F.  Kilian,  1884.  fl.  $. 

Kraal,  F.:  Pie  Arbeiten  de«  Karst- Komitees  Im  Sommer  1885.  (Geogr.  Rund« 
schau  1886,  VIII,  Nr.  3,  8.  127.) 

Lehmann.  F.  W.  P. : Dlo  Südkarpaten  zwischen  Retjezat  und  Königstein. 

Gr.-6*.  Berlin,  D.  Reimer,  1886.  M.  l,eo. 

Llpp,  Dr.  W.:  Die  Gräberfelder  von  Kcszthnly.  Lf.x.-8»,  VIII,  121  88.,  mit 
300  Illustr.  u.  3 Tafeln.  Budapest,  Fr.  Kilfau,  1884.  geh.  2 fl. 

■*r»r!  v:  M. : Oeographlo  <lcr  «itorr..utigar.  Monarchie  fllr  die  4.  Klm.«  der 
Mittel-clmlen.  fl*.  94  SS.,  mit  7 Karten.  Prag,  Tempsky.  1333.  d.  0.75. 
■eurer,  J.:  Im  Mul.rr.um  Weiten  der  ü.terreiehi.ehen  Alpen.  (Oeogr.  Hund. 

«ctiau  1SS3,  VII,  Nr.  It,  8.  60i,  mit  Kurte. lllu.trlrrter  Führer  .turch 

We.tllrol  und  Vorarlberg.  ».  Wien,  llartleheu,  2889.  fl.  3, 

Monarchie.  I)le  tiiterreirbl.ch  • anferi.elic  — - Iu  Wort  nnd  Bild.  Auf 
Anregung  und  unter  Mitwirkung  Sr.  K.  K.  Iloh.  Kronpr.  Errb.  Itu.lulf. 
Wie«,  Holder,  1888.  Io  Lief,  ü tt.  o.ao. 

Oral,  P. : Kngglo  dl  tnpotiomaallea  tridentina,  o..ia  eontrlbnta  all»  elnograda 
c topojerafla  nullen  del  TrenUnn.  08  pp.  Trento,  O.  Mnriettl,  18*1. 
Orterepertorien , ÖawrrotekUebe.  Bd.  X : Mahren,  n.  3.  — XI  t Set.ln.len, 
ti.  0,90.  — XIII  : Bukowina,  fl.  0,«\  Wien,  Oerold.  Sohn,  1888  u.  88. 
Polet,  Dr.  J. : Die  Lippowaner-Kalonlen  In  der  Bukowina.  (Mittel),  d.  K.  K. 

Oeofr.  Oe«.  Wien,  XXVIII,  1888,  8 . 301—817.) 

Roth.  8.:  Die  einstigen  ttleueher  an  der  Sndiello  dnr  Hohen  Tatra.  (Zelt.chr. 
d.  I'ngar.  (ieol.  Oe,.,  Bd.  XV,  8.  83.) 

Riehek,  A.:  Die  ehemalige  Vergleucherung  der  Zenlralkarpathen.  (Au.laud 
1888,  LVDl,  Nr.  38.  8.  88«.) 

Toule  , F. : Oeolog.  L'nterturhungen  Iu  der  Orau.vackemone  der  iiordd,l> 
liehen  Alpen.  4*.  Wien,  Herold,  Sohn.  1888.  M.  8. 

Karlen: 

Adrlatle  See 7 Port.  Malamoceo  and  8.  Klcolo  del  Lido.  (Nr.  1483.)  1 :310000. 

London,  Hyrirogr.  OtT.,  1888.  3«h.6. 

HQbnor.  C. : libortlch!  der  geriehtllehen  Orrant.atJon  von  Oalerrdch,  Bo.nlen 
und  der  llnrxegowlna.  1:1600  000.  Wien,  Perle«,  1888.  M.  2,40. 

Öelerrelch  - Unperleohe  Monarchie.  Speaialkartr.  1775000.  IX,  10:  Waag- 
Blatrlu,  3(1 7 lloienherg  - XI.  18  : Nyllra  Z.;\mbokr<!l  — XIII.  1»  : I>va  — 

XIV,  30:  Nügräd  — XV.  23:  llejonyd  — XVI,  23:  Jin  ■ Lidnnr,  34:  Ptta- 

pdk  ■ l.adiiny  — XVII,  33:  Stolnok,  33:  Kl.uJ.zilli.  — XXV,  18:  llrod  — 
XXXV,  13:  8v.  Polar  u.  Pelaico.a.  16:  Portu  Koaaa.  lleratug.  vom  K.  K. 
Mil.  Heogr.  Inalllul.  Wien,  R.  Lechner.  1888.  ä d.  0,00. 

Pochhold,  Ci. : .Militär  • Uuirer.il  ■ Imtradierunge . Karte  von  ci.terrelrh-l'neani 
1 : Xß  000.  4 Bl.  Chrom.  Fol.,  mH  Ort.verzekhma.  4*.  Wien,  Lechner. 
ls85'  M.  13,40. 

PlOdtk  , P.  C'hr. : Klrvhenkarte  dr«  Königreich.  Böhmen.  4 Bl.  Tonferhen. 

druck.  Neubau«,  K.  Jan.kv,  1888.  Duck.  u.  hohm.  Au«g.  Bl.  I.  fl.  3,ao. 
Sucher,  J. : Crachlchukartr  der  <'i,ierr.  un«ar.  Monarchie.  ChronologLch  und 
ayttchroni. flach  darge,lelll.  Chromol.  Fol.  Hamburg,  HotTraaun  i Campe, 
18Si-  M.  1,»0. 


Schweiz. 

Coolidg«,  W.  A.  B. : The  Meijc  front  La  Orange.  (Alpine  Journal  i486,  XII. 
Nr.  »0,  p.  39.) 

dt  Vauthe-Leret : Chemin  de  fer  «koste« Martlgny  par  le  Grand  Salnt-Hornard. 

(Bull,  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Lyon,  V,  Nr.  11,  p.  693.) 

Welll,  E. : Die  Bewegung  des  Wassemtandc*  des  Zörlrh-eo#  während  70  Jah- 
ren und  Mittel  xur  Senkung  »*dner  Hochwasser.  4 . Zürich,  Hofer  k Bür- 
ger, 168«.  Geb.  M.  7. 

Kurtest; 

Berater.  J. : Karte  des  Kantons  SrbaflThaason.  1 : 80000.  8chaffhansen,  Schoch, 
1465.  fr.  2. 

Beeter , J.  8.:  Karton  zur  Schweizergeschichte.  4*.  8 BL  Zürich  , Hofer  k 
Bürger,  18». 

Stepff,  F.  M.  : Geologische  i'hersichtskarte  der  Gotthardbahostrock*.  10  BL 
1:26  000.  Berlin,  Groplu«,  1885.  fr.  66,70. 

Topoor.  Atlai  der  Schweiz  im  Maf*»tab  der  Originalanfnahmcu.  XXVIII.  Lief. 
Nr.  11:  8taufenbcrg,  46:  Tbaingen  , 44:  Ramsen,  47:  Dlessenhofen  , 49  I 
Steckhorn.  97:  Bretzwil , 107:  Kuten,  108:  Heiden.  194:  Dürrenroth.  190: 
Su:ni«  tv.tld,  881 ; Travers,  817 : La  Roche.  Bern,  1886. 


Dänemark,  Schweden  und  Xorwregen. 

Crelev  , E. : Fra  Bernstorfs  Omega  forog  nu.  8*.  44  pp.  , mit  Karte.  Kopen- 
hagen. Erslev,  1846.  Kr.  1,40. 

Hoehno , E.  : Nordkap  and  Mitternachtssonne.  Eine  norwegLcbo  Reise.  8°. 

Hamburg,  liotfmann  & Campe,  1486.  M.  2,to. 

Keane,  A.  II.:  The  Lapps;  tholr  orlgln,  afnnltie*  8cc.  8*.  23  pp.  J.ondoo. 

.Stanford,  1886.  2 sb. 

■arcot,  L. : A travem  la  Norv^ge.  18*,  414  pp.  Nancy,  Berger- Le vraul t & Co., 
18». 

MorwoQllche  Gradmessung.  Geodätische  Arbeiten.  IV.  Das  nördl.  Dreiecks* 
nutz  zur  Verbindung  der  Hauptdreieck««iten  llnarskallen  - Stokvola  nnd 

Spaatlnd-NiiverQeld.  V,  mit  Karte. VnudstandsobMenrationer.  III.  4*. 

Cbristlania,  1846. 

Nortke  Lodl.  VI:  Beskrlvelse  af  Kystcn  fra  Sognesjörn  til  Aalcsund.  Chri- 
Ntiania,  Geogr.  Gpmaaling,  1886.  Kr.  1. 

Poultea,  II.:  Ilalvöen  Skailingcn.  (Geogr.  Tldskrlft  1R85,  VIII,  Nr.  2,  p.  81.) 
Robot,  Ch. : Voyagr  au  Storr  BUrgcQeld  et  dann  la  prcs<)u'lle  de  Kola.  (C.  R. 

Soc.  Geogr.  I'nh*  1446,  Nr.  10,  p.  622.) 

Slnogowltz,  K.  : Kino  Fahrt  nach  dem  Nordkap  im  Juli  1884.  (Au»  allen  Welt- 
teilen 1845,  XVII,  Nr.  2.  6.  61.) 

Tromhott,  8.:  Under  tho  Kaya  of  tbe  Aurora  BorealU;  In  the  Land  of  the 
Lappe  and  Kvaens.  2 Vol.  284  -f«  304  pp.  London,  Low,  1886.  30  sb. 

Karten; 

Anderten , A.  N. : Orienteringskart  ovor  Odente  og  Omega.  Odense , Milo, 

1885.  Kr.  1,36. 

Danmark.  Generalsubcns  Kart.  Ksnen  mcllem  Silkeborg  og  lllmmcltijerget. 

6 Bl.  k Kr.  0.76.  «—  Hgocn  om  IleUingör.  3 B).  ä Kr.  0.7».  — Kgnc.n  om 
Odense.  4 Bl.  u Kr.  0,76.  Kopenhagen,  Gad,  i486. 

Krlitlenttand  og  Omega.  Kart  1:  10O00,  teguet  af  Jonas  Vestly.  Krlttiant- 
saud.  8.  Berges,  I486.  Kr.  0,«6. 

Norge.  Toi>ogr.  Kart.  1 : 100000.  BLtlC:  Aamot,  42 C. : Troldhartta,  42  D : 
Kennelm,  49  A : Örlandet,  50  D:  Suaaren.  63  B : Rannm.  ä Kr.  1.  — Geno- 
ralkarl. I : 400000.  Bl.  VII:  Kordbordland  og  Vom.  Kr.  1.  Cbristiaaia, 
Oeog.  npiuillng.  1885. 

Sverige.  Karta  öfver  Kopparberg«  Un.  Stockholm , Generalstabrns  Anst.. 
1446.  Kr.  1,6». 

Niederlande  nnd  ItelRien. 

Bernier,  Th.:  Qnlövrain.  (Bull.  Soc.  R.  Belg«*  g<!ogr.  1885,  IX.  Nr.  6.  p.  664.) 
Oallmont,  L. : La  commune  de  Wavre.  fBull.  Soc.  R.  Belg«  do  geogr.  Brüs- 
sel 1846,  XV,  Nr.  4,  p.  423.) 

0e  Hoy,  P. : Kinde  aur  lo  rcglroe  de  la  cdt«  do  Belglqnr.  4* , 840  pp.  avec 
»llik.  Bruxelles,  J.  Decq,  I486.  fr.  26. 

Butielet  : Apcrvu  gr«d(>g.  »nr  h*  Grainl-duclic  do  I.uxc tubonrg.  (Annal.  d.  la 
soc.  gdolog.  du  Nord.  XII,  4.  Lille.  Hf*.  1885.) 

Harou,  A.:  La  commnnc  do  Manage.  (Bull.  Soc.  R.  Beige  de  geogr.  I486, 
IX,  Nr.  2.  p.  188.) 

Hennequln,  E. : Xotlcn  sur  ln*  carte*  agrlcolos  do  la  Helglque.  (Bull.  Soc.  R. 

Itclgo  d«  gAogr.  1846,  IX,  Nr.  2.  p.  101,  mit  Karte.) 

Llttoral  beige.  Carte.  Ostende.  Bruxelles,  Institut  National  du  g^egrapble, 

1886.  fr.  0,60. 

■eyt.  P.  J.:  Dr  atelulilng  en  droogmaklng  van  do  Zuldcrzee.  4’.  22  pp.,  mit 

Karte.  Zwolle,  Tyi.,  1W66.  fl.  0,3o. 

Nomina  geographloa  Reerlandica.  Gu»t'btedkundlgoiidflrzock  der  Nt  dor)aud»che 
aardrijkskundlge  oamou.  1.  4\  197  pp.  Amsterdam,  llrlnkman,  18H6.  II.  1. 
Wauterx,  A.:  Lr«  orlginr«  de  la  populatlon  flamaude  de  la  Belglquu  8*.  86  pp., 
mit  Karte.  Bruxelles,  Ilayex,  1886.  fr.  1,60. 

Karten : 

Rijnland.  Orcr/iclitAkaart  van  de  hoezemwatcrun,  polders  en  wegen.  1:50*>00. 

10  BL  LiBlden,  Mul-ler.  1646.  fl.  3. 

Watarataatfkaart  van  Nodurland.  1 :/>oooo.  Hl.  Alkmaar  1—4.  — Co«vordun  1 
u.  2.  — Nleuw  Suhoouo'beck.  — Roswinkol  2.  Amsturdam,  NljhofT.  1485  u.  c4. 


(Geschlossen  am  24.  Februar  IW4.) 


Digitized  by  Google 


RKKBKRA 

Lriuhnurni  J 


mtnrtp 


llttrktäii’ 

fa& » einer  ahen  SUuU 


£< nion.it ./ 


lWcniaiuin  . Mlttvihm£rn 


Jahr£ni£  lHH*i . 'na'.  5. 


H A j8  R -/i  £7  A.  Ij,  MuSSa. 

f,  Dänin«  M cklu  V. 

Jr.^. T__ 


’t  tfKp*  ^ 


/ I'  6*  ujlu 


, V \ w*rri>ini 

* V '■  - 


KtkLür  UTi.£eJl_ 

MujarHfaUüi  u Jiput4  fipytojts  Rruwu-mdp  .Juni  1 B85  . 

e • 6aflaVörtYr  SomeU'  Laqrr 

- - - - 6msilathen  « « i * * Mimosen*  Rtxiünde  u desgl. 

uuz&  Getreidefelder  ~ ^ Krun/ten  od.  Quellen 

Muhen.''  in*. Metern/ (s rsdiatzt- ) . 

■ — —- ■ =*— — = 


luintr  r C.lrtrirfv. 


«Alg.nm  B.TTa*>r^»»t<nn 


Digilized  by  Google 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 

Von  Dr.  Josef  Cbavanne. 

(Mit  Kart«,  >.  Tafel  6.) 


Angeregt  durch  wiederholte  Mitteilungen  übor  mannig- 
faltige Mineralvorkommen  im  Gebiete  zwischen  dem  Lunda, 
Lelundo  und  Loge,  welche  mir  der  Superior  der  katholi- 
sehen  portugiesischen  Mission  in  San  Salvador,  Pater  I!ar- 
roso,  gemacht  hatte,  und  durch  eigne  Untersuchungen  am 
südlichen  Kongo -Ufer,  wollte  ich  schon  im  August  1884 
eine  Reise  dahin  unternehmen , wurde  abor  durch  dio  Un- 
möglichkeit, Träger  zu  erhalten,  daran  verhindert.  Einem 
übernommenen  Aufträge  entsprechend,  erneuerte  ich  in  der 
Absicht , bis  nach  den  vielbesprochenen  Kupfergruben  von 
Bembe  zu  kommen,  im  August  1885  den  Versuch,  und 
konnte  ihn,  dank  der  glücklich  gelösten  Trägerfrage,  auch 
durchführen ; nur  mufste  ich  mich  dazu  verstehen , den 
Weg  über  Nokki  und  San  Salvador  zu  nehmen.  Es  war 
mir  in  Nokki  geluugen,  zu  meinen  26  Loungoleuten,  die  als 
Träger  nur  Mittelmäßiges  leisten,  18  Muschi-congo  zu  er- 
halten , deren  Leistungsfähigkeit  als  Lasttransportraittel 
am  Kongo  wohlbekannt  ist;  am  21.  August  brach  ich  in 
Gesellschaft  meines  Begleiters,  I)r.  E.  Zintgraff,  ins  In- 
nere auf. 

Nokki,  dessen  richtiger  und  von  den  Eingebornen  einzig 
gebrauchter  Name  Lukango *  *)  ist , liegt  am  rechten  Ufer 
des  Lukango  - Flüfschons  34  m über  dem  Meere  und  wird 
aus  einer  französischen,  zwei  portugiesischen  und  einer 
spanischen  Faktoroianlage  gobildet,  welche  auf  einem  bogen- 
förmigen Felsenvorsprunge , aus  wechsellagerudon  grünen 
Schiefern  und  Quarzitbänken  bestehend,  liegen.  Der  Spie- 
gel des  Kongostroms  liegt  selbst  26  m über  dem  Meere, 
und  bildet  der  Kongo  hier  ein  scharfes,  fast  rochtwinkeliges 
Knie , die  Ufer  beiderseits  mit  Schieforklippen  besäumt, 
welche  heftige  Gegenströmungen  erzeugon.  Die  Bedeutung 
Nokkis  liegt  einerseits  darin,  dafs  bis  hierher  Seeschiffe *) 
ohne  besondere  Schwierigkeit  gelangen  können,  anderseits, 


l)  Grob-  und  Klein -Nokki  sind  zwei  Dörfer  »uf  dem  \Ve*e  tou  Lu- 
kiogo  nach  Txlabali*.  Die  UtndeUleut«  hingegen  halten  roh  an  der  Be- 
zeichnung Nokki  oder  Noki  für  den  am  Kongo  liegenden  Paktoreikomplex. 

*)  Im  Juni  1884  lief  der  1600  Tonnen  haltende  Dampfer  . Ainriano“ 
der  Companhia  portugueza  do  Zaire  in  direkter  Fahrt  bia  hierher. 

Petermanna  Oeogr.  Mitteilungen.  188G,  Heft  IV. 


dafs  es  der  Endpunkt  des  Haupt-Karawanenweges  vom  Zorobo- 
plateau  und  dem  Gebiete  der  Makuta  ist.  Soit  seiner  An- 
lage im  Jahre  1873  bat  die  kommerzielle  Bedeutung  des 
Platzes  stetig  zugenommen , namentlich  seit  es  gelungen 
war , den  Elfenbeinhandel  von  den  Küstonplätzen  zwischen 
dem  Kongo  und  Ambriz  ab  und  nach  dom  Strome  zu  len- 
ken. Sollte  die  projoktierto  Bahn  am  rechten  Ufer  des 
Kongo  znr  Ausführung  kommen,  so  wird  der  Platz  aller- 
dings wieder  seine  Bedeutung  gänzlich  verlieren.  Unmit- 
telbar hintor  den  Faktoreianlagen  steigen  die  Thalhöhen 
dos  Kongo  fast  mauerartig  bis  zu  200  und  300  m empor; 
nur  dag  ca  250  m breite  Thal  dos  Lukango- Flüfschons, 
das  zur  Zeit  (Cacimba  oder  Trockenzeit)  in  oinem  kaum 
3 m breiten  Bette  noch  Wasser  führt,  gestattet  einen 
etwas  freiem  Blick  nach  den  Höhen  von  Nomuidi , die 
in  ca  6 km  Entfernung  den  Horizont  abscliliefsen.  So- 
wohl der  Höhenzug  bzw.  Thalrand  am  rechten  Ufer  des 
Lnkango-FlUfscliens,  der  in  dem  vom  Dorfo  gleichen  Namens 
gekrönten  Nesojorücken  mit  355  m kulminiert,  als  auch  der 
am  linken  Ufor  dieses  Flüfschens  aufragendo  M'buessi- 
rücken  sind  aus  von  NW  nach  SE  streichenden,  unter 
ca  22°  nach  SW  einfallenden  wechsellagernden  parallelen 
Schichten  von  Glimmerschiefer , Thonglimraorschiefer  und 
Quarzit  gebildet,  wolcho,  au  der  Oberfläche  zu  Latent 
(Glimmcrschioforlatcrit)  zersetzt,  mit  bombenförmigen  Mas- 
sen von  Brauneisen  und  Rasoneisenstein  und  einem  Tep- 
pich von  Quarzknollen  besäet  sind.  Dieser  Gebirgsbau 
bleibt  sich  bis  zum  Kai'nsa- Plateau  im  Innern  mit  gerin- 
gen Modifikationen  ziemlich  gleich.  Wo  schieferige,  eisen- 
schüssige, undurchlässig»  Thone  unter  der  zelligcn  Laterit- 
decke  liegen,  darf  man  auch  überall  sicher  sein,  auf  Pflan- 
zungen der  Eingebornen  zu  stofsen,  während  die  Abhänge 
der  chaotisch  scheinenden  Erhehungsmasson  in  schier  end- 
loser Monotonie  den  durch  Andropogon-  und  Cymbopogon- 
Gräser  bestimmten  Charakter  dor  offenen  Campincnland- 
schaft  tragon.  Diesen  Landschaftscharakter  behält  das 
Muschi -congo -Gebiet  im  grofsen  Ganzen  bis  San  Salvador 
bei.  Es  läfst  sich  thatsächlich  keine  schärfere  Negation 

13 


98 


Reisen  im  Gebiete  «1er  Muschi  -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


der  landläufigen  Vorstellung  tropischen  Landschaftscharak- 
ters denken , als  eben  das  Lateritgebiet  zu  beiden  Seiten 
des  untern  Kongolaufes  bis  in  die  Nähe  von  Stanleypool. 
Wenn  nicht  die  Vegetationsformeu  der  Palme  und  Bao- 
babs und  der  Rassentypus  der  Eingcbornen  an  das  äqua- 
toriale Wostafrika  mahnen  wilrden,  dürfte  man  sich  in  die 
südliche  Randzone  des  Atlasplateaus  versetzt  denken,  wo 
überdies  die  Rodenbedeckung  mit  Haifa  Ubereinstimmeud 
wirkt. 

Schon  1 1 km  südlich  von  Nokki  verläfst  der  Karawanen- 
pfad das  bis  auf  80  m eingeengte  sumpfige  Thal  des 
Lukango-FlUfschens  und  erklimmt  die  Sattelhöhe  des  Som- 
buankeo  in  fast  gerader  Linie  und  bei  oiner  Böschung  von 
45 — 50*.  Der  Ausblick  von  der  Sattelhöho  ist  sehr  loh- 
nend und  gewährt  einen  lehrreichen  Einblick  in  den  Auf- 
bau des  westafrikanischen  Schiefergebirges.  Hier,  sowie 
in  noch  klarerer  Woise  von  der  Höhe  des  isolierten  Mongo 
Elonga,  zwischen  Wuuda  und  Kinga,  überblickt  man  ein 
Meer  von  Erhöhungen,  die  sämtlich  in  ungefähr  gloicher 
Höhe  liegen.  Die  trennenden  Erosionsschluchten  verschwin- 
den und  lassen  das  ganze  Gebiet  als  ein  zusammenhängen- 
des Tafelland  erscheinen,  auf  dessen  ebener  Oberfläche  nur 
einzelne  Rücken  von  NW  nach  SE  strolchen,  die  etagon- 
förmig  gegen  das  Innere  sowohl  in  südlicher  als  östlicher 
Richtung  an  Höhe  zunehmeu.  Hervorragende  Spitzen  fehlen 
gänzlich.  In  der  Nähe  besehen  ist  es  hingegen  schwer, 
in  dem  Chaos  von  isolierten,  durch  Erosionsschluchten  all- 
seitig umgebenen  Erhebungen  ein  System  herauszufinden ; 
nur  das  Streichen  der  Schiefer  im  anstehenden  Gestein 
bringt  Ordnung  in  das  Unentwirrbare. 

Nach  Vornahme  einer  Reihe  von  Peilungen  stiegen  wir 
zur  Thalsohle  des  Vumfunde- Baches  hinab,  der  östlich  von 
Nokki  in  den  Kongo  mündet  und  den  Plateaurand  in  einer 
engen,  tiefeingcschnittenen  Schlucht,  welche  die  ganze 
Schichtenfolge  kristallinischer  Schiofor  blofslegt,  durchbricht. 
Im  Westen  des  Weges  erhebt  sich  dio  Thonschiefermasse  des 
Luki-Kissi-Berges  und  zwischen  dem  Lubululu-Massaka-Bache 
und  dem  Thale  des  Lukango  ein  schmaler  Rücken,  auf 
welchem  vor  uns  das  in  einem  Haino  von  Ölpalmen  und 
Baobab  versteckte  Dorf  Dima  erkenntlich  ist.  Während 
dio  Hänge  der  Höhenzüge  mit  Ausnahme  der  erwähnten 
Campinengrä8er  jeder,  auch  strauchartigen  Vegetation  ent- 
behren, sind  die  Uforleisten  der  periodisch  wasserführenden 
Rinnsale  — und  ein  solches  ist  auch  der  Vumfunde,  den 
wir  auf  der  Rückreise  in  den  ersten  Oktobertagen  gänzlich 
trocken  fandon  — dio  Asyle  der  Baumformen,  unter  welchen 
namentlich  Spondius  lutea  (Mingenge  der  Bafiote),  kleino 
Bestände  bildend,  auftritt.  Anona  senegalensis  (m’lolo  der 
Bafiote)  und  der  Riese  unter  den  Bäumen  dieses  Gebietes, 
Eriodeudron  anfractuosum  (mafuma  der  Bafiote),  plane  oder 


cotton -tree  der  Engländer,  sowie  eine  Akazienart  vervoll- 
ständigen das  Vegetationsbild.  Tropische  Üppigkeit-,  na- 
mentlich Schlingpflanzen  und  dichtes  Unterholz  wurden 
gänzlich  vormifst.  Nach  Überschreitung  des  ca  4 m brei- 
ten und  2 m tiefen  Baches  erklimmen  wir  neuerdings  die 
Höhe  des  Plateaus,  auf  welchem  die  Pflanzungen  (Maniok, 
Erdnüsse  und  Uandubohnen)  des  Dorfes  Kimoina  liegen. 
Später  führt  der  Pfad  über  eine  Reihe  kuppenförmiger, 
von  Quarzadern  netzartig  durchzogener  Thonschiefermassen, 
deren  Abstürze  den  Umwandlungsprozess  zu  Laterit  deut- 
lich erkennen  lassen.  Nachdem  wir  noch  den  durch  La- 
teritbänke  sich  schlängelndon  Mbindabach  überschritten, 
führt  der  Weg  Uber  2 km  lang  durch  einen  von  Bananen- 
Pflanzungen  unterbrochenen  üppigen  Buschwald  mit  Pracht- 
exemplaren des  WTollbaumes  nach  dem  Dorfe  Wunda,  wo 
wir  das  erste  Nachtlager  aufschlageu.  Das  ca  70  Hütten 
zählende,  anscheinend  wohlhabende  Dorf,  in  welchem  wir 
zum  erstenmal  die  weibliche  Bevölkerung  Baumwolle ')  spin- 
nond  an  trafen , liegt  zu  beiden  Seiten  des  Kekulo  • Baches, 
welcher  dem  Vumfunde  zufliefst.  Trotz  üppiger  Vegetation 
hatten  wir  gar  nicht  von  Moskitos  zu  loiden,  während  wir 
späterhin  au  vollkommen  vegetationslosen  Lagerplätzen  und 
in  Seehöhen  über  400  m arg  belästigt  wurden.  Es  ist 
mir  der  Grund  dieser  Erscheinung  nicht  klar  geworden; 
ich  fand  im  Gegenteile  im  Walddickicht  des  Mangrove- 
gürtels am  untern  Kongo  dieselbe  Erscheinung,  dafs  in- 
mitten oines  von  Moskitos  überschwemmten  Gebietes  voll- 
kommen plagefreie  Örtlichkeiten  zerstreut  waren. 

Die  bisher  befolgte  Wogrichtung  ESE  ging  nach  S 
über,  als  wir  am  folgenden  Tage  von  Wunda  aufbrachen, 
um  nach  Überschreitung  des  Vumfunde,  Erklimmung  der 
isolierten  Masse  des  Mongo  Elonga  und  Abstieg  in  dio 
Schlucht  des  Mavuva  das  buschbedeckte  Plateau  von  Kinga 
zu  erreichen.  Der  Mongo  Elonga  bildet  die  Wasserscheide 
zwischen  den  kleinen  Zuflüssen  des  Kongo  und  jenem  des 
M'pozo  und  ist  mit  Ausnahme  de3  kegelartig  aufragenden 
Sululuberges  (494  m),  welcher  den  Nordhorizont  dominiort, 
der  höchste  Punkt  der  Landschaft  im  Umkreise  von  9 bis 
10  km.  Sein  Südabhang  ist  mit  einem  ungewöhnlich  glim- 
merschioforreichen , eisenschüssigen  roten  Laterit  in  einer 
Mächtigkeit  von  Uber  2 m bedeckt.  Schon  in  Kinga  und 
in  noch  höherm  Mafse  in  Tomboko  machten  sich  die  Nach- 
wirkungen der  niederschlagsarmen  letzten  Regenzeit  fühlbar ; 
nur  mit  grofser  Mühe  golang  es,  von  den  Eingebornen 
einigen  Proviant  für  unsre  Träger  zu  erstehen.  Das  Er- 
trägnis der  Pflanzungen  war  kaum  hinreichend,  den  Bedarf 
der  Dorfinsasson  zu  decken,  und  diese  waren  solbst  genötigt, 
nach  entfernter  liegenden  Marktplätzen  (Kitandas)  zu  gehen, 


>)  Von  Gossypiuin  trbortum  gt-wonuen. 


Digitized  by  Google 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi  -congo  im  portugiesischen  Westafrika 


um  das  Fehlende  zu  ergänzen.  Dafs  das  Jahr  ein  Mifsjahr 
war,  liefs  sich  auch  aus  der  Beobachtung  abloiten,  dafs 
man  unter  den  zahlreichen  uns  begegnenden  Karawanen, 
welche  Elfenbein,  Kautschuk  und  Erdnüsse  nach  Nokki 
trugen,  zahlreiche  halberwachsene  und  sogar  knabenhafte 
Gestalten  bemerkte,  welche  unter  der  Last  der  Muteta 
(Traggestell)  zusammenzubrechen  drohten.  Solche  Mifsjahre 
sind  im  Lateritgebiete  keine  Seltenheit  und  tragen  dazu 
bei,  den  ohnehin  geringen  Üborsohufs  der  Geburten  Uber 
Todesfälle  gänzlich  aufzuheben , ebenso  wie  sie  zahlreiche 
Freie  zur  freiwilligen  Sklaverei  nötigen. 

Die  landschaftliche  Öde  des  Lateritgebietes  trat  an  den 
folgenden  zwei  Marschtagen  noch  schärfer  hervor;  nach 
Überschreitung  der  Buschwäldchen  in  den  Thalschluchton 
des  Majnnde,  eines  FlUfschons,  das  vereint  mit  dem  Mavuva 
dem  M’pozo  zueilt,  zur  Zeit  aber,  ebenso  wio  der  folgende 
Lubulu , Mukulu  und  Kengele , gleichfalls  Zuflüsse  des 
M'pozo,  vollständig  ausgetrocknet  waren,  durchwanderten 
wir  bis  zu  dem  ersten  Tombokodorfo  oino  völlige  Stein- 
wüste , in  welcher  selbst  dio  genügsamen  Campinengräser 
kein  Fortkommon  mehr  fanden  ; abwechselnd  über  förmliche 
Quarzschotterhalden  und  ausgedehnte  Lateritflächen  steigt 
und  senkt  sich  der  Pfad  in  ermüdender  Monotouio  bis  zum 
Thale  des  Lukango  fort , um  unmerklich , aber  stetig  bei 
Kainsa  mit  476  m zu  kulmiuieron.  Jenseits  des  Kengele 
überschreitet  man  die  Wasserscheide  zwischen  dem  M’pozo 
und  dem  bei  Kinsao  in  den  Atlantischen  Ozean  mündenden 
Lelundo;  alle  Rinnsale,  wie  der  M’bumi,  M’pambu,  Joudo 
und  Koko  Maunsu  gehen  in  südwestlicher  Richtung  dem- 
selben zu.  Nach  Überschreitung  dos  Koko  Maunse  betra- 
ten wir  ein  in  geologischer  Beziehung  neues  Gebiet,  indem 
vorerst  in  einzelnen  blockartigen  Massen,  später  als  durch- 
gehendes Oberflächengestein  ein  in  Gneifs  übergehender 
Granit  auftritt,  der  das  zum  Lukangotbalc  sehr  steil  und 
jäh  abfallendo  Plateau  Mongo  Kainsa  bildet.  Der  Plateau- 
absturz zeigt  fast  nordsüdliches  Streichen  des  Gesteins  und 
ist  mit  grofsen  und  kleinen  granitischen  TrümmermasBen 
wie  besäet.  Formationswechsel  und  Gebirgsbau  am  rech- 
ten Ufer  des  Lukango  sprechen  dafUr , dafs  wir  es  hier 
mit  einer  Querverwerfung  zu  thun  haben.  Auch  in  ethno- 
graphischer Hinsicht  bedeutet  das  Kai'nsaplateau  die  Nord- 
westgTenze  der  echten  und  eigentlichen  Muschi-congo,  denn 
an  die  8telle  der  spitzen  Soheiteldächer  bei  den  Hütten  der 
Bakongo  tritt  das  bogenförmig  gowölbte  Dach  und  der 
Lehmauwurf  dor  Hütten  wände,  wie  er  die  Wohnplätze  der 
Muschi  -oongo  charakterisiert.  In  Maselele,  einem  kleinen, 
ca  20  Hütten  zählenden  Dorfe,  wo  wir  Rasttag  hielten, 
waren  wir  nur  297  m Uber  dem  Meere  und  auf  der  3-}  km 
langen  Strecke  von  Kai'nsa  bis  zur  Furt  über  den  Lukango 
184  m herabgestiegen.  Das  Thal  des  Lukango,  hier  ca 


99 

3 km  breit,  ist  auf  eiuer  Strecko  von  Uber  10  km  im 
Westen  von  dem  mauerartig  abfallenden  Kai'nsaplateau,  im 
Osten  von  mehreren  Höhenzügen  eingosäumt,  die,  kulissen- 
artig angeordnet,  nach  ORten  an  Höhe  zunehmen,  jedoch 
nirgends  das  Niveau  des  Kainsaplateaus  erreichen.  Der 
zwischen  3 — 5 m hohen  Steilufern  (Laterit)  in  Meridian- 
richtung nach  N fliefsende  Flufs  war  zur  Zoit  an  der  brei- 
testen Stelle  8 m breit  und  durchschnittlich  0,4  m tief, 
dio  Ufurleisten  von  dichtem  Busch  eingesäumt.  Zur  Regen- 
zeit wird  das  FlUfschen  ein  tosender  Wildbach , der  das 
Thal  bis  auf  300  m Breite  inuudiort  und  nur  schwimmend 
oder  auf  einer  Lianen-Hängebriicke  bei  dem  Dorfe  Lukango 
zu  passieren  ist. 

Den  Formationswechsel  am  rechten  Ufer  wird  man  ge- 
wahr, sobald  man  an  das  Thal  des  tiof  eingeschnittenen 
Schimabaches  gelangt;  die  ßchichteufolgo  zeigt  dichte  graue 
Kalksteine  (jedenfalls  alte,  vielleicht  paläozoische'/)  in  dün- 
nen Lagen  und  mit  ebenen  Schichtflächen,  mit  Kalkthon- 
schiefern und  Thonschiofern  wechsellagernd,  d.  h.  nur  bis 
zu  einer  geringen  Tiefe,  während  das  Liegende  noch  allent- 
halben von  kristallinischen  Schiefern  gebildet  wird.  Die 
Streichungsrichtung  der  Schichten  ist  NNW — SSE , und 
fallen  dieselben  nach  W ein.  Doch  ist  die  Zone  dieser 
Kalkstein -Zwischenlagerungen  nicht  breit,  denn  schon  dio 
Sanza  Talambanza  ist  der  Masse  nach  aus  Thonschiefer 
aufgebaut,  welchem  Schieferthone  und  feinzeiliger  Laterit 
auflagem.  Die  60  m tiefe,  kaum  150  m breite  Schlucht 
des  Talambanza-Flüfschons  gibt  in  dieser  Hinsicht  den  klar- 
sten Aufschlufs.  Von  dom  kloinon  Dorfe  Talambanza,  das 
auf  dem  Kamm  des  gleichnamigen  Höhenzuges  liegt,  über- 
blickten wir  das  ganze  Gebiet  bis  an  die  linksseitigen 
Tbalrandhöhen  dos  Lundaflusses  in  einer  Entfernung  von 
22  km  in  dor  Luftlinie.  Nur  eine  bis  30  m hohe,  dem 
M'pozoflusse  parallele  Bodenwelle,  aus  Kalkmergel  und 
Kalkstein  bestehend,  trennt  das  eigentliche  M'pozothal  von 
dem  Luzutbal,  ebenso  wie  nur  niedrige,  flache  Höhen- 
rücken, die  nach  Osten  an  Höhe  zunehmen,  die  östlich  des 
Luzu  dem  Lundaflusse  zueilenden  Flüfschen  voneinander 
trennen.  Die  Streichungsrichtung  aller  diesor  Höhenzüge 
nähert  Bich  immer  mehr  der  allgemeinen  und  der  Küsten- 
linio  parallelen , NW — SE.  Das  Thal  des  M’pozo  im  en- 
gem Sinne  ist  5 — 6 km  breit  und  von  thonigen  Alluvioneu 
des  Flusses  bedeckt;  die  ausgedehnten  Pflanzungen,  welche 
wir  durchzogen,  sprechen  für  seine  relativ  grofse  Frucht- 
barkeit. Der  M’pozoflnfs  selbst,  über  den  hier  eine  aus 
Lianen  und  Baumstämmen  hergestellte  Hängobrücko  führt, 
für  deren  Benutzung  der  Prinz  des  Dorfes  M'pozo  eine 
Mautgobühr  erhebt,  hat  an  der  Übergangsstelle  eine  Breite 
von  25 — 30  m und  hatte  zur  Zeit  1 — 1-  m Tiefe.  Ob- 
wohl klares  Wasser  führend,  rieten  die  Eingebornen  davon 


Digitized  by  Google 


100 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


ab,  im  Flusse  zu  baden , der  Krokodile  halber,  welche  das 
im  sanft  geneigten  Thale  ruhig  fliefsende  Gewässer  bevöl- 
kern. An  den  Ufern  bestand  das  unter  der  Alluvionschicht 
liegende  Gestein  wieder  aus  dichten  Kalksteinen.  Eine 
eigentümliche,  in  geologischer  Hinsicht  interessante  Er- 
scheinung beobachtete  ich  in  dem  1 km  östlich  des  aktuel- 
len M’pozobettes  verlaufenden  alten  Flufsbette  des  Wakala 
Matombe.  Tn  dem  Bumpiigen,  ca  400  m breiten,  0,5 — 1 m 
tiefen  Kinnsale  verlaufen  zahlreiche  parallele  Kulksteinrip- 
peu  in  fast  regelroäfsigen  Abständen  von  1 m von  NNW 
nach  SSE,  förmlich  Geleise  bildend,  zwischen  welohen  das 
Wasser  rascher  nordwärts  fliefst.  Die  Grate  dieser  Kip- 
pen sind  oft  haarscharf  abgeachlitTen,  während  an  der  Basis 
und  an  den  Neigungsflächon  durch  die  Erosion  des  ehemals 
heftig  wirbelnden  Wassers  zahlreiche  Trichter  ausgehöhlt 
wurden.  Im  ganzen  erinnert  die  Erscheinung  an  die  Ofen 
in  unsorn  Alpen.  Die  unter  ca  28°  nach  SW  einfallenden 
Schichten  bestehen  aus  dichtem  alten  Kalke. 

Der  Übergang  über  den  folgenden  Luzuflufs  entrollte 
uns  das  Bild  eines  kleinen  Galerienwaldes,  in  dessen  Schat- 
ten der  ca  12  m breite  und  0,3 — 0,5  m tiefe  Flufs  mit 
4 — 5 m Geschwindigkeit  in  der  Sekunde  stark  rauschend 
über  scharfkantiges  Goröll,  aus  Quarz  und  Kalkthonschiefer- 
blöckcn  bestehend,  nach  NNW  dahinfiofs.  Das  klare,  wohl- 
schmeckende Wasser  mit  1 4 ° C.  Temperatur  bot  uns  einen 
bislang  entbehrten  erquickenden  Trunk.  Die  folgendo  leicht 
gewellte  Ebene  bis  zu  unserm  fünften  Lagerplätze  Finda- 
rnbumbo  fand  ich  mit  zahllosen  kleinen  Eisenoxyd  • Konkretio- 
nen bedeckt,  welche,  mit  Quurzgeröll  vermengt,  den  Marsch 
ziemlich  erschwerten.  Trotz  des  scheinbar  sterilen  Bodens 
war  die  Ebene  mit  zahlreichen  Anona  senegalensis-Bäumchen 
und  wilden  Jasminsträuchern,  die  in  vollster  Blüte  standen, 
besäet.  Der  verbältnismäfsige  Wasserreichtum  des  Gebietes 
zwischen  M’pozo  und  dem  Lundafiufs  schmückt  dasselbe  auch 
mit  zahlreichem  kleinem  und  gröfsern  Buschwäldorn(N'Finda 
der  Bafiote),  unter  denen  der  aus  drei  parallelen,  ca 
3-  bis  400  m breiten  Waldstreifen  bestehende  Finda- 
rabumbo  (d.  h.  der  geheiligte  Wald)  der  bedeutendste  Kom- 
plex ist,  dem  wir  bisher  begegneten.  Zu  den  bereits  be- 
kannten Bauraformen  gesellten  sich  in  diesen  Buschwäldern 
noch  zwei  schlankstämmige  Ficusarten  und  der  Kotholz- 
baum, Baphia  nitida,  Bowie  auch  die  Hyphaone  guincunsis 
sich  in  greiserer  Zahl  beimengt.  Unterholz  findet  sich 
auch  hier  nicht,  hingegen  stöfst  man  namentlich  an  dem 
Ficusbaum  und  den  Bombaceen  auf  üppiger  entwickelte 
Schlingpflanzen,  unter  welchen  jedoch  Landolphia  florida 
noch  fehlt.  Imponierend  wirken  die  fächerartig  ausstrah- 
londen  Wurzolwändo  von  Eriodendron  anfractuosum , aus 
welchen  der  bis  zu  zwei  Drittel  der  Höhe  astloso  gerade, 
bis  22  m hohe  Stamm  aufragt.  Auch  das  Tierloben  tritt 


in  diesem  Gebiete  in  den  Gesichtskreis  dos  Reisenden,  und 
die  im  Dorfe  Findambumbe  aufgerichtete  Skelettpyr&mide 
von  Antilopen-  und  Büfielschädeln,  sowie  die  an  den  Vorder- 
fronten der  Hütten  als  Fetische  präparierten  Hörner  der- 
selben  sprechen  für  relativen  Wildreichtum  der  Gegend. 
Tbatsächlich  hatten  wir  auch  am  folgenden  Tage  den  An- 
blick einer  an  einem  toichartigen  Tränkplatz  kaum  100  m 
abseits  des  Weges  äsenden  Antilope,  die  erst  nach  einem 
Schüsse  das  schützende  Dickicht  dos  nahen  Buschwaldes 
in  raschen  Sprüngen  aufsuchte.  Mit  Ausnahme  der  von 
Vegetation  erfüllten  Thalschluchten  und  Uferleisten  ist  dio 
Tierwelt  der  offnen  Campine  die  denkbar  ärmste ; nur  sel- 
ten schlägt  der  Ruf  einer  Wildtaube  an  das  Ohr,  oder 
kreuzt  eine  pfeilschnell  sich  verbergende  Campinenmaua 
(oin  gesuchter  Leckerbissen  der  Eingebornen,  n'kuote  der 
Bafiote)  oder  ein  Klippschliefer  (n'bfsi,  plur.  sibfsi)  den  Weg, 
selbst  nachts  läfst  sich  höchstens  der  Klageruf  des  Palm- 
mardors  (m'pfda  der  Bafiote)  oder  das  Geheul  eines  Schakals 
vernehmen. 

Unerwartete  Abwechselung  brachte  der  sechste  Marsch- 
tag, an  welchem  wir  den  Lunda-  und  LukosBaflnfs  über- 
schritten und  in  Lao  das  Lager  aufschlugen.  Von  Congo 
di  Lemba  (C.  dia  L.  der  Muschi-congo)  steigt  der  Pfad 
nach  Überschreitung  des  in  tiefer  Schlucht  dem  Lunda 
zueilenden  Bimbabache  (Thonschiefer  und  Kalkthonschiefer 
wechsellagernd)  rasch  zur  Höhe  von  303  m empor,  um 
steil  zur  Lundaschlucht  abzufallen.  Der  Lundaflufs,  an  der 
Übergangsstelle  . 35 — 45  m breit  und  1 — 2,2  m tief  (zur 
Regenzeit  5 — 0 m und  dann  nur  Uber  eine  schwankende 
Hängebrücke  passierbar),  strömt  mit  2,5 — 3 m Geschwin- 
digkeit in  der  Sekunde  in  einem  von  Kalkstein  und  Schiofer- 
blöcken  bedeckten  Bette  zwischen  30 — 50  m hohen  steil- 
wandigen  Ufcrhöhen  in  nordwestlicher  Richtung.  Ein  üp- 
piger Buschwald  säumt  beide  Ufer  und  beherbergt  nach 
der  Aussage  der  Eingebornen  sowohl  Elefanten  wie  Flufs- 
pferdc  und  Büffolherdon.  Krokodile  finden  sich  erst  flufsauf- 
und  -abwärts,  da  sie  die  schnellenreiche  Übergangsstelle 
meiden.  Auf  der  rechten  Uferhöhe  angolangt , tauchte  in 
E 31  N- Richtung  der  isolierte  Gipfel  des  Ankuanza  - Berges 
auf,  au  dessen  Fufse  der  Karawanenweg  nach  Buuza  Ma- 
kuta  und  ein  selten  begangener  Weg  nach  San  Salvador 
vorüberführt.  Nach  Kassierung  einer  in  einem  allseitig  von 
Höhen  umschlossenen  Thalkessel  gelegenen  Kitauda  wand- 
ten wir  uns  scharf  nach  SE  und  S und  durchwanderten 
eine  mit  wahrhaft  üppiger  Waldvegetation  (in  welcher  auch 
das  Unterholz  kräftig  entwickelt  war)  erfüllte  Schlucht,  in 
der  wir  auf  zahlreiche , aus  der  letzten  Regenzeit  herrüh- 
reudo  Elofuntenspuren  stiefson.  Nach  Überschreitung  des 
am  Ende  dioser  Schlucht  in  südwestlicher  Richtung  dem 
nahen  Lunda  zueilenden  Lukossa,  an  der  Stelle  15  m breit, 


Digitized  by  Google 


101 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi  -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


1 — 1,5  m tief,  zwischen  thonigen  Ufern  und  über  feinon 
Quarzkies  schwach  fiielsend,  trat  das  Lateritgebiet  wieder 
in  alter  Schärfe  auf  und  wich  erst,  nachdem  wir  in  das  Thal 
ues  Masa  um  Lao  hinabgestiogen  waren,  das  von  einem 
schmalen  Streifen  Busohwald  durchzogen  wird,  und  in  wel- 
chem das  ca  60  Hütten  zählende,  von  einer  Prinzessin 
regierte  Dorf  Lao  liegt. 

Zwischen  Lao  und  der  folgenden  Lagerstelle  N'gulungu 
(d.  h.  Schirrantilope  der  Bafiote)  vollzieht  sich  ein  neuerlicher 
Formationswochsol , indem  wieder  in  Gneifs  Ubergehender 
Granit  in  zahlreichen  Gängen  die  sekundären  Sedimente  von 
Thon-  und  Kalkschiefer,  der  stellenweise  wie  bei  Etawa 
und  dem  Inkimbadorfe  I)emho  dolomitischen  Charakter 
annimmt , durchbricht , und  der  Latent  eine  graugelbe 
Färbung  erhält.  In  den  Schluchten  der  zahlreichen,  dun 
Dembobach  bildenden  Wasserrinnsale  entwickelt  sich  auf 
den  Zersetzungsprodukten  des  Thonschiefers  und  Granits 
eine  üppige  Buschwaldvegetatiou,  in  welcher  eine  neue 
imposante  Baumform  mit  dornförmiger  üppiger  Laubkrono 
und  kleinen  kannoisinroton  Beerenfrüchten  (von  dun  Eiuge- 
boruen  Taddi-taddi  genannt)  auftritt.  Sohon  nachdem  wir 
den  Westrand  des  von  ausgedehnten  Maniokpflanzungen  (von 
den  Bewohnern  Etadis  und  N’gtilnngus  gemeinschaftlich 
bearbeitet)  bedeckten  Plateaus  im  Osten  des  Dorfes  Etadi 
erklommen  hatten,  wurde  unser  Interesse  durch  eino  Reihe 
von  vier  isolierten  dunklen  Felsenmassen  absorbiert,  welche 
ans  der  Ferne  einem  dunklen  Buschwalde  täuschend  ähnlich 
sahen.  Das  vermeintliche  unregelmäfsig  zerzackte  Laubdach 
erwies  Bich  iu  einiger  Näho  als  der  phantastisch  zerklüftete 
sägeförmig  gezackte  Grat  einer  iu  den  obern  Partien  dun- 
kelschwarzen Felsmasse,  die  sowohl  die  Missionare  als  Han- 
delsleute dazu  verleitete,  in  diesen  von  Nord  nach  Süd 
streichenden  Massen  jüngeres  Eruptivgestein  (Basalt)  zu 
erblicken.  Die  nähero  Besichtigung  dieser  von  den  Eiugebor- 
nen  Fetisch  erklärten  Fulsou  widerlegte  sofort  die  irrige  An- 
nahme, denn  dieselben  bestehen  der  Hauptsache  nach  aus 
Kalktuffen,  welche  iu  wellenförmig  aufgebogenen  Schichten 
mit  Kalkthonschiefern  wechsellagern ; die  tiefschwarzo  Fär- 
bung der  Oberfläche  aber  rührte  von  der  vegetativen  Docko 
von  Flechten  her,  denn  an  alleu  durch  Erosion  und  Ver- 
witterung blofsgolegten  Stollen  trnt  das  Schmutzigweifs  der 
Kalktuffe  blendend  zu  Tage.  Zahlreiche  llohlräume  von 
geringer  Ausdehnung  wurden  an  den  steilen  Wunden  sichtbar, 
und  konnten  zur  Annahme  verleiten , dafs  dieselben  als 
Grabstätten  der  Eingobornen  verwendet  würden,  was  in- 
dessen unstichhaltig  sich  erwies,  da  die  Begräbnisstätte 
am  Fufse  der  dem  Dorfe  unmittelbar  benachbarten  Fels- 
masse  von  ca  400  m Umfang  liegt.  Die  Felsen  von  N'gulungu 
sind  jedoch  nicht  die  einzigen  im  Muschi-congo-Gebieto, 
welche  mir  als  Basalt  bezeichnet  wurden,  sowohl  im  Raum 


zwischen  dem  Lukossa  - Oberlaufe  und  der  von  uns  verfolg- 
ten Route,  als  auch  südlich  derselben  längs  des  Uber 
Kimatinga  führenden  Karawanenweges  treten  vollkommen 
gleiche , isolierte , in  meridiotialer  Richtung  streichende 
Tuffmausen  auf.  N’gulungu,  eines  der  gröfsten,  wohlhabend- 
sten und  reinlichsten  Dörfer  des  Muschi-congo-Gebietes,  ans 
80  zu  15  von  Mingcngo-Zäunen  umfriedeten  Gehöften  ver- 
einigten Hütten  bestehend , ist  auch  in  ethnographischer 
Hinsicht  interessant,  denn  hier  trafen  wir  wieder  so  wie 
an  der  Loangoküste  zwischen  Chinchoxo  und  Loango  die 
durch  ihren  offenkundigen  semitischen  Typus  ausgezeich- 
neten Mavumbu.  Unerklärlich  blieb  mir  dieses  Auftreten 
besonders  darum,  da  die  betreffenden  Individuen,  der  prinz- 
lichen  Familie  angehörig,  echte  und  seit  Gedenken  im  Lande 
ansässige  Muschi-congo  zu  sein  erklärten. 

Nach  Überschreitung  einiger  vom  Masa  ma  N’gulungu 
gebildeten,  zur  Zeit  trocknen  Rinnsale  erklommen  wir  den 
steilen  Hang  eines  Plateaus,  auf  dem  die  Dörfer  Mavussu 
und  Buila  liegen,  stiegen  von  dor  Pafshöhe  Mabondo 
in  505  n»  absoluter  Höhe,  von  wolchor  aus  San  Salvador 
schon  wahrnehmhar  war,  iu  das  sumpfige  Thal  des  Muanga 
hinab,  und  erreichteu  uach  zweistündigem  Marsche  am  neun- 
ten Tage  dio  Kapitale  des  einstigen  Kongoreiches,  Am- 
basi  oder  das  heutige  San  Salvador,  wo  wir  iu  der  katho- 
lischen Mission  die  gastfreundlichste  Aufnahme  fanden. 

Sau  Salvador,  die  Residenz  des  Königs  von  Kongo,  Dom 
Pedro  V.,  liegt  auf  einem  allseitig  von  Thulweitungen  um- 
gebenen elliptischen  Plateau,  dessen  Längsachse  N 10 
E — S 10  W iu  einer  Länge  von  2,4  km  verläuft,  während 
die  gröfste  Breite  1,1  km  beträgt.  Im  Süden  wird  das  Pla- 
teau von  dem  mäanderartig  gewundenen  Lueschi  (Luegi)- 
Flusse  halbkreisförmig  umspannt,  dessen  sumpfiges,  0,5 — 2 km 
breites  Thal  zur  Rcgenzoit  zum  grofsen  Teile  inundiert  wird. 
Im  Osten  treunt  der  kleine  M’bendebach  das  Plateau  von 
dem  Kialundua- Höhenzuge,  im  Westen  wirdes  vomSongho- 
baclt  begrenzt.  Geologisch  ist  das  Plateau  von  San  Salvador 
besonders  darum  interessant,  weil  es  eine  isolierte,  von  alten 
Kalksteinen  umgebeno  Masse  kristallinischer  Schiefor  (Glim- 
merschiefer, chloritische  Schiefer  und  Quarzit)  ist,  an  dereu 
Oberfläche  ein  an  Eisenoxyd-Konkretionen  ungemein  reicher, 
schlackenähnlicher,  grofszelligor  Latent  in  oiner  wechselnden 
Mächtigkeit  von  0,5 — 3 tu  auflagert.  Im  Liegenden  tre- 
ten massige  Gange  eines  granitischen  (dioritischen?)  Ge- 
steins auf,  und  aus  ihnen  treten  am  Fufse  des  Plateaus, 
sowohl  an  der  Süd-  als  Ostseite  ergiebige  und  frisches  Wasser 
führende  Quollen  zu  Tage.  Der  Abfall  des  Plateaus  ist 
entsprechend  den  nach  Westen  sanft  einfallenden  Schichten 
au  der  Süd-  und  Ostseite  am  steilsten,  und  beträgt  die 
Niveaudiffercuz  zwischen  dem  kulminierenden  Südwestrande 
des  Plateaus  und  dem  Lueschithale  bei  Samba  164  m,  wäh- 


Digitized  by  Google 


102 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi -coDgo  im  portugiesischen  Westafrika. 


rend  sie  nach  Westen  bin  zur  Songho -Thalweitung  nur 
114  m erreicht.  San  Salvador  ist  der  Sitz  einer  katholisch- 
portugiesischen und  einer  englischen  Baptisten-Mission,  und 
es  bestandon  zur  Zeit  meines  Besuches  eine  französische  (die 
älteste),  eine  portugiesische  und  eine  eben  in  Errichtung  be- 
griffene holländische  Faktorei,  während  die  Gründung  einer 
englischen  in  nahe  Aussicht  gestellt  war.  Sonst  zählt  San 
Salvador  212,  durch  zwei  Ijingsatrafson  und  mehrere  Quer- 
wege (alle  durch  Mingeuge  - Hecken  markiert)  in  Quartiere 
abgesonderte  Hütton  und  eine  sefshafte  Bevölkerung  von 
neuu  Europäern  (drei  Missionare  und  Bechs  Handelsleute)  und 
690 — 700  Eingebornen,  von  denen  indoB  selten  mehr  als 
die  Hälflo  ortsanwesend  sind,  da  die  übrige  Hälfte  jahraus 
jahrein  Trägerdienste  versieht.  Bei  der  eminenten  Bedeu- 
tung San  Salvadors  als  Knotenpunkt  aller  vom  Nordosten, 
Osten  und  Süden  nach  dem  Kongo  gravitierenden  Handels- 
wege beherbergt  der  Ort  eine  beständig  fluktuierende  Be- 
völkerung von  3-  bis  400  Seelen,  so  dafs  namentlich  zu 
Zeiten  gröfserer  Wochenmärkte  bis  zu  1000  Seelen  das 
Plateau  bevölkern.  Die  unleugbare  Zunahme  der  Bevölke- 
rung des  Ortes  ist  jedoch  nicht  eine  Folge  des  lokaleu  Zu- 
wachses, sondern  durch  Zuzug  von  aufson  (Sklaven  und 
einzelne  Zwischenhändler)  bedingt,  denn  nach  Mitteilung 
des  Pater  Barroso  war  seit  mohr  als  10  Jahren  ein  Über- 
schufs  der  Todesfälle  über  Geburten  zu  konstatieren. 

Raummangels  halber  raufs  ich  es  hier  unterlassen,  Uber 
König  Dom  Pedro  V.  und  die  Geschichte  des  Kongorcichos 
eine  Reihe  von  bisher  unbekannten  Dotails  anzuführen, 
die  ich  der  Freundlichkeit  Pater  Barrosos  verdanke.  Von 
den  aus  der  Glanzzeit  Sau  Salvadors  im  16.  Jahrhun- 
dert stammenden  Kirohenruinen,  von  welchen  noch  Bastian 
zu  Ende  der  Fftnfzigerjahre  (1857)  vieles  zu  berichten 
wufste,  ist  seitdem  wieder  ein  gut  Toil  der  Vernich- 
tung anheimgefallen , indem  nach  dem  erzwungenen  Ab- 
züge des  vou  dem  energischen  Gouverneur  Angolas, 
d’Andrade,  goleiteten  portugiesischen  Expeditionskorps,  an 
welches  heute  noch  die  trostlose  Ruine  eiuos  bastiouierton 
Polygons  und  dio  Gräber  einiger  ermordeter  Offiziere  er- 
innern, im  Jahre  1861  viele  Ruinenpartien  dem  Erdboden 
gleich  gemacht  wurden.  Die  einzige  noch  relativ  erhaltene 
Ruine  ist  jene  der  dreischiffigcn  Kathedralkircho,  in  deren 
Innern  auch  die  Begräbnisstätte  dor  Prinzen  und  Herr- 
scher der  regierenden  Dynastie  angelegt  wurde.  Auch 
von  der  zur  Zeit  Bastians  blühenden  Gemüsekultur  und 
dem  allgemeinen  Wohlstände  überhaupt  ist  zur  Zeit  nur 
wenig  mehr  walirzunohmen.  Dio  Erfolge  der  Missionsthätig- 
kuit  sind,  objoktiv  beurteilt,  sehr  gering.  Äufserlich  ist  es 
wohl  der  katholischen  Mission  gelungen , in  San  Salvador 
selbst  den  König  und  einon  Teil  der  Bevölkerung  zur  An- 
nahme der  Taufe  zu  bewegen  und  in  der  südlich  von  San 


Salvador  sich  ausbreitenden,  landschaftlich  bevorzugten  Ge- 
gend Marimba  eine  Filialschule  zu  errichten,  und  im  ganzen 
innerhalb  4 Jahren  ca  2000  Taufakte  vorzunehmen,  doch 
bosohriinkt  sich  daB  Resultat  der  Bekebrungsversuche  ledig- 
lich auf  dio  gelungene  Abstellung  der  vorher  grassierenden 
barbarischen  Ordalien,  während  alle  Versuche,  der  Poly- 
gamio  zu  steuern,  vollkommen  scheiterten.  Immerhin  mufs 
der  katholischen  Mission , welche  mit  sichtlichem  Erfolge 
bemüht  ist,  ihre  Zöglinge  (zum  grofsen  Teile  den  Sklaven- 
händlern durch  Kauf  abgewonnene  Kinder  aus  den  Makuta- 
und  Zombolandschaften)  zu  regelmäßiger  Arbeit  und  zum 
Foldbau  zu  erziehen  und  ihnen  einen  brauchbaren  Elemen- 
tarunterricht zu  erteilen,  der  überwiegendst  gröfsoro  Teil 
des  bisher  Erreichten  zugeschrieben  werden , während  die 
Baptisten-Mission  trotz  gröfserer  Geldmittel  selbst  über  die 
schüchternsten  Versuche  eines  Erfolges  nicht  hinausgekom- 
men ist.  Die  Existenz  zweier  in  konfessioneller  Hinsicht 
trotz  aller  scheinbaren  Toleranz  gegnerischen  Missionen 
an  eiuom  Orto  wie  San  Salvador  mufs  überhaupt  als  grofser 
Übelstaud  bezeichnet  werden  und  fördert  nur  dio  egoisti- 
schen Zwecke  des  Königs,  welcher  mit  der  dom  Negor  an- 
gebornen  Schlauheit  vortrefflich  eine  Mission  gegen  die 
andre  ausspielend  die  ausgedehntesten  Vorteile  daraus  zieht. 
Politisch  steht  der  König,  dessen  Macht  eine  rein  nomi- 
nelle ist,  ganz  unter  dem  Einflüsse  Portugals,  als  dessen 
Vasall  er  sich  auch  betrachtet. 

Nach  einigen  Rasttagen  wandten  wir  uns  von  San  Salva- 
dor nnch  Süden,  um  nach  den  Kupferminen  von  Bombe  zu  rei- 
sen. Wonigo  Wogstundon  nach  Überschreitung  dos  Lueschi, 
der  selbst  hier  in  beträchtlicher  Entfernung  vom  Kongo 
zur  Regenzeit  noch  Flußpferde  und  Krokodile  behorbergt, 
an  der  Übergangsstelle  (Hängebrücke)  7 m breit,  1 — 1,5  in 
tief  ist  und  in  tief  eingeschnittenora  Botte  fliofst  (Thon- 
schiefer  anstehend),  gewinnt  dio  Landschaft  einon  weit 
anmutigem  Charakter;  die  bisher  offene  Campino  wird  mehr 
geschlossen,  kleine  Buschwäldchen  und  lichte  Bestände  von 
Lolo-Räumen  und  Anona  senegalensis  und  Anacardium  occi- 
doutulc  (Acajou)  wagen  sich  aus  den  Schluchten  auf  die 
Thalränder  empor,  die  Gegend  erscheint  auch  dichter  bovöl- 
kert,  die  Dörfer,  namentlich  jenseits  des  N’Koko  (dom  Lueschi 
tributär) , zahlreicher  und  reinlicher  gehalten , die  Pflan- 
zungen ausgedehnter  und  nähor  aneinander  rückend.'  Südlich 
vom  Dorfe  Kimpangu  erklimmou  wir  ein  breites  und  über 
den  Lunda  nach  Süden  reichendes  Plateau,  auf  welchem 
die  Schluchten  der  Rinnsale  woit  flacher  vertieft  sind  und 
die  dem  Plateau  aufgesetzten  Erhebungen  nur  mäfsigen, 
meist  in  moridioualer  Richtung  streichenden  Rodenwelleu 
gleichen.  Die  Formation  ist  jonor  zwischon  Lao  und  N'gu- 
lungu  vollkommen  gleich,  auf  Thonschiefer  ruhen  hier,  zu 
mächtigen  Bänken  entwickelt,  Kalkthonschiefer  und  alte 


Digitized  by  Google 


103 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi- congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


Kalksteine  auf,  ca  25°  nach  Westen  einfallend;  Latent 
tritt  nur  lokal,  namentlich  am  Nordabfalle  des  Plateaus 
und  am  Abstiege  zum  N’koko  vor  dem  Dorfe  Kiascbi  auf, 
ebenso  spater  nach  Überschreitung  des  Kukutu,  wo  man 
die  kulminierende  Partie  des  Plateaus  in  685  m absoluter 
Seehöhe  erklimmt,  und  endlich  am  Abstiege  zum  obern  Lunda- 
thale.  Der  eben  nbgehaltene  Wochenmarkt  zu  Kenghe  Kitanda 
gab  uns,  abgesehen  von  dem  Bilde  bunt  bewegten  Lebens, 
die  Gelegenheit,  gröbere  Einkäufe  an  Provisionen  zu 
'machen  und  von  eingebornen  Zwischenhändlern  ein  aus- 
führliches Itinerar  von  Ambriz  nach  San  Salvador  zu 
erkunden,  das  zwischen  der  Route  Grandys  und  Dr.  Bastians 
auf  noch  unerforschtem  Gebiete  verläuft,  auoh  wurde  mir 
bestätigt,  dafs  die  Quellen  des  Lueschi,  N’koko  und  Lunda 
auf  einem  leicht  gewellten,  von  zahlreichen  PapyTossümpfen 
bedeckten  Plateau  eine  kleine  Tagereise  östlich  des  Markt- 
platzes liegen,  und  sowohl  der  Lunda  als  Lueschi  beim  Ver- 
lassen des  Plateaus  kleine  Fälle  bilden.  Ln  Buschwalde, 
der  das  Dorf  Kiaschi  umgibt,  trafen  wir  im  Dickichte  des 
Unterholzes  die  wildwachsende  Ananas  in  grofsen  Massen, 
ebenso  eine  Akazienart,  deren  Fruchtschoten  von  den  Eiu- 
gebornen  als  Spielzeug  verwendet  werden,  indem  dieselben, 
an  einem  Faden  befestigt  und  in  lebhafte  Rotation  versetzt, 
ein  dem  in  Drehung  versetzten  Hohlkroisol  ähnliches  Ge- 
räusch erzeugen.  — Als  Wertmesser  bei  allen  Tauschgeschäf- 
ten im  Musobi-congo-Gebiete  gilt  nicht  wie  am  Kongostrom 
das  panno,  sondern  die  oktaedrisch  geschliffene  dunkel- 
blaue Matarperle,  zu  je  Hundert  an  Faden  angereiht;  süd- 
lich von  San  Salvador  und  auf  dem  Zomboplateau  hingegen 
tritt  eine  dunkel -karminrote,  olivenähnliche  Schmelzperlo 
(Missanga)  auf,  deren  Wert  sich  zur  Matarperle,  wio  5:1 
verhält. 

Von  Kiaschi  ab  wird  die  Richtung  des  Weges  siidsiid- 
östlich,  und  führt  derselbo  wiodorholt  wio  boi  dem  Dorfe 
Sengene  und  südlich  des  Dorfes  Lombo  durch  breite  mit 
Papyros  antiquorum  dicht  bestandene  Sümpfe,  welche  zur 
Zeit  wohl  zum  gröfsten  Teile  trocken  lagen,  zur  Regenzeit 
aber  bis  Schulterhöho  inumliert  sind.  Die  Wasserscheide 
zwischen  den  kaum  merkliches  Gefälle  zougonden  Zuflüssen 
des  N’koko  und  Lunda,  eine  schwach  undulierte  Hochfläche, 
überschreitend,  holte  uns  der  von  San  Salvador  mit  der 
Post  aus  Europa  und  M’Boma  nachgesendete  Bote  ein,  und 
nötigten  mich  die  erhaltenen  Nachrichten,  den  Plan  nach 
Bembe  zu  gehen  aufzugeben  und  in  kurzer  Zeit  nach 
M’Boma  zurückzukchren.  Da  Don  Alvaro,  ein  Sohn  des 
Königs  von  Kongo  und  Lehrer  an  der  katholischen  Missions- 
filiale in  Kinganga,  von  unsrer  Durchreise  avisiert  war  und 
uns  erwartete,  entschlofs  ich  mich,  noch  bis  Kinganga  vor- 
zugehen und  nach  einer  kurzon  Exkursion  zum  obern  Lunda- 
tbale  den  Rückmarsch  anzutreten.  Um  eiue  orientierende 


Fernsicht  Uber  das  ganze  Gebiet  zu  erhalten,  bestieg  ioh 
den  isolierten,  in  der  Masse  aus  Diorit  aufgebauten  Höhen- 
zug von  Kidilo,  von  dessen  Höhe  man  mit  dem  Fernrohre 
das  Plateau  von  San  Salvador  deutlich  wahrnehmen  konnte, 
und  der  Landschaftscharakter  des  Marimbagebietes  klar  zum 
Ausdruck  kam.  Im  Süden  und  Westen  begegnete  das  Augo 
ausgedehnten,  die  Hänge  und  Rücken  der  langgestreckten 
Höhenzüge  bedeckenden  dunklen  Waldmassen;  namentlich 
am  rechten  Ufer  des  Lunda  erstreckt  sich  die  Waldmasse 
geschlossen  vom  Bumbawalde  bis  Uber  den  Khonkowald 
hinaus.  Im  Osten  und  Nordosten  reiht  sich  otagenartig 
Buschwald  an  Buschwald , den  Banft  geböschten  Hang  des 
Quellplateaus  des  Lunda  hinan,  in  den  muldenförmigen  Thal- 
weitungen dehnen  sich  allenthalben  von  Papyros  bestandene 
Sümpfe  aus,  zahlreiche  Dorfkomplexe  lugen  aus  den  Wald- 
lisieren  heraus.  Einzelne  dieser  Dorfkomplexe,  wie  z.  B. 
Banza  Khonko , bestehen  aus  30  Einzeldörfern , die  auf 
einor  Fläche  von  nur  4 qkm  verstreut  sind.  — Grofse  und 
wohlgepflegte  Pflanzungen  umgeben  die  Dorfanlagen , und 
nebst  Maniok,  Erdnüssen,  Uandubohnen  trifft  man  auch 
Tabakfelder,  die  ein  ganz  brauchbares,  selbst  dem  Europäer 
zuträgliches  Kraut  liefern.  Tn  den  Buschwäldern  der  Um- 
gebung von  Kinganga,  das  auf  einer  fruchtbaren  Lichtung 
am  linken  Ufer  des  dem  Lunda  tributären  Vula  Ijomba  liegt, 
stofsen  wir  auch  zum  erstenmal  auf  die  Kautschuk  spendende 
Liane  Landolpbia  florida. 

Das  6,5  km  im  SW  von  Kinganga  verlaufende  Lunda- 
thal,  von  einem  üppigen  Galeriewald  erfüllt,  hat  an  der 
Übergangsstelle  eine  Breite  von  150m,  der  Flufs  selbst 
ist  10 — 12  m breit  und  zur  Zeit  0,2 — 0,7  m tief,  Dimen- 
sionen, welche  nach  den  Hochwasserzeichen  an  den  Bäumen 
zur  Regenzeit  zu  50  m und  4,6  m anschwelleu  müssen  und 
darzuthun  geeignet  sind,  dafs  die  Regenmengen  hier  jeden- 
falls gröfser  sind  als  an  der  Küste.  Das  Bett  des  Lunda- 
flusscs  fand  ich  an  der  Übergangsstelle  nach  Banza  Khonko 
546  m Uber  dem  Meere,  ob  besitzt  der  Flufs  daher  auf  der 
nur  ca  100  km  langen  Strecke  bis  Congo  di  Lemba  ein  Gefälle 
von  322  m.  Nach  den  Mitteilungen  des  Pater  Pereira, 
welcher  im  August  1883  auf  einem  Papyrosflofse  die  Fahrt 
von  D’antoina  bis  Congo  di  I^emba  in  Gemeinschaft  mit  dem 
französischen  Handelsmann  Protche  ausgeführt,  fliefst  der 
Lunda  über  ein  felsiges,  von  Schnellenreihen  durchzogenes 
Bett  zwischen  mit  undurchdringlichem  Urwalde  bedeckten 
Ufern  hin , die  von  Elefanten-  und  Büffelherden  bevölkert 
werden , aber  fast  jedor  menschlichen  Ansiedelung  ent- 
behren. 

Nach  San  Salvador  znrückgekehrt , entschied  ich  mich, 
in  Begleitung  des  Pater  Pereira  vor  meiner  Rückkehr  nach 
M’Boma  noch  die  Fälle  des  M’Brische  und  das  Zombopla- 
teau zu  besuchen , die  an  hellen  Tagen  von  San  Salvador 


104 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


in  N 85  E selbst  mit  unbewaffnetem  Auge  wahrnehmbar 
sind.  Die  sechstägige  Exkursion  erwies  sich  als  sehr  er- 
gebnisreich und  machte  mich  wohl  mit  dem  landschaftlich 
schönsten  Teile  des  Muschi -congo -Gebietes  bekannt.  In 
geologischer  Hinsicht  ist  das  durchmessene  Gebiet  von  San 
Salvador  bis  an  den  M’Brisohe  und  selbst  bis  Banza  Zulu  aus 
sekundären  Sedimentgesteinen  aufgebaut,  und  in  fast  un- 
mittelbarer Nähe  von  San  Salvador  auf  dom  waaserschei- 
denden  Höhenzuge  zwischen  Lueschi  und  Luunza  (dom  Luvo 
tributär)  sind  Kalksteine  und  tiborgelagerte  schieferige  Thone 
vorherrschend.  Tektonisch  und  landschaftlich  lassen  sich 
drei  Abschnitte  unterscheiden.  Der  erste  bis  zum  Höhen- 
zuge von  Kintina,  der  den  Südwostrand  einer  Plateaustufe 
bildet,  diu  bis  zum  Luvoflusse  reicht,  und  in  wolchem  die 
vogotationsarmo  offene  Cnmpine  mit  öder  Steinwüsto  ab- 
wechselt; der  zweite,  aus  der  eben  begrenzten  westlichem 
und  hohem  und  der  östlichem  bis  an  den  Fufs  des  mauer- 
artig  steil  abfallenden  Zomboplateaus  sich  erstreckenden, 
wenig  niedrigem  Platoaustufe  gehildet.  Auf  der  westlichen 
Stufe  sind  die  Zuflüsse  des  Luvo  schluchtonförmig  und. tief 
eingeschnitten  und  von  dichten  Buschwäldern  begleitet; 
sämtliche  Höhenztige  folgen  der  allgemeinen  Streichungs- 
richtung NW — SE.  Das  geringe  Gefälle  der  Flüsse  deutot 
darauf  hin,  dafs  dus  Platoau  sich  in  fast  gleichem  Niveau 
jedenfalls  weiter  nach  NW  fortsotzt;  auf  der  östlichen 
Plateaustufe  ist  die  Streichungsrichtung  der  wenigen  Boden- 
wellen eine  nahezu  meridionale,  die  Rinnsale  nur  mäfsig 
vorteilt  mit  sanften  Böschungen , thonige  Sande  bodecken 
grofse  Flächen,  ebenso  wio  Papyros-Sütnpfo.  Die  offene 
Campine  waltet  vor,  ohne  indessen  den  sterilen  Charakter 
wie  jene  westlich  des  Lukango  zu  haben ; lange,  sanft  ge- 
böschte Abdachungen  treten  an  Stelle  der  steilen  Abfälle 
der  westlichen  Stufe.  Als  dritter  Abschnitt  endlich  folgt 
das  wandartig,  300 — 370  m zur  Thalebeno  des  M'Brisohe 
abstürzende,  aus  Diorit  aufgebaute  Zomboplateau , dessen 
Westrand  eine  von  NNE  nach  SSW  verlaufende  Broch- 
liuio  im  Aufbaue  des  westafrikanischen  Hochplateaus  be- 
zeichnet. Von  den  während  dioser  Tour  überschrittenen 
Flüfschen  sind,  vom  M'Brische  abgesehen,  der  15 — 18  m 
breite  und  bis  1,2  m tiefe  Tenda,  und  der  4 — 5 m breite 
und  0,5 — 1 m tiefe  Luvo,  der  selbst  noch  in  der  Seehöhe 
von  502  m zur  Regenzeit  Krokodile  boherborgt,  die  einzig 
nennenswerten,  alle  übrigen  führten  zur  Zeit  nur  in  Lachen- 
reihen Wasser. 

Eine  als  Strafsenknotenpunkt  und  in  kommerzieller  Hin- 
sicht wichtige  Stello  ist  dio  Kitanda  de  Lombelo , der 
gröfste  Kautschukmarkt  bzw.  -börse  dos  ganzen  südlich 
vom  KoDgo  gelegenen  Freiliandelsgebietos,  an  welchem  sich 
monatlich  ein-  bis  zweimal  die  gesamten  Zwischenhändler 
und  Corradores  (eingehorno  Handelsagenten  der  Faktoreien) 


zuBammenfinden  und  Geschäfte  abschliefsen.  Vod  hier  füh- 
ren die  Karawanonwcge  sowohl  nach  der  Landschaft  Ma- 
kuta  und  M'pumbu  (südlich  von  Stanleypool),  als  auch  nach 
dem  Kuango  und  der  Landschaft  Kusso  Uber  das  Zombo- 
plateau. In  frühem  Zeiten  dionto  der  von  einer  üppigen 
Gruppe  von  Taddi-taddi  - Bäumen  beschattete  grofse  Platz 
auch  als  Richtstätte,  wofür  noch  manche  an  den  Asteu 
bleichende  Schädel  sprechen.  Auch  sollen  zu  jener  Zeit 
die  Muschi -congo  insofern  Authropophagun  gewesen  sein, 
als  die  Familie  des  Gerichteten  genötigt  wurdo,  zur  8ühne 
einige  Bissen  von  der  Hand  des  Opfers  zu  vorschlucken, 
eine  Mitteilung,  die  mir  auch  von  Pater  Barroso  als  glaub- 
würdig berichtet  wurde,  mir  aber  trotzdem  unverbürgt 
erscheint. 

Ein  300  m breiter  Waldstreifen , der  Aufenthalt  zahl- 
reicher Affen,  säumt  die  Ufer  des  an  der  westlichsten  Über- 
gangsstelle zwischen  flachen  Ufern  und  in  einem  kies- 
grundigen Bette  stark  strömenden  (3  m in  der  Sekunde),  22  m 
breiten,  0,7  m tiefen  M’Brische,  der  sich  kurz  vorher  scharf 
nach  SW  gewendet  hat.  Dichte , bis  in  die  vom  Zombo- 
plateau gebildete  halbkreisförmige  Bucht  zur  Thalsohle 
herabhängende  Nebel  verhüllten  uns  am  19.  September 
den  Anblick  des  nahen  Falles,  dessen  Rauschen  wir  schon 
im  Dorfe  Banza  Zulu,  dessen  Fetischhütte  im  Lande  grofsen 
Ruf  genief8t,  vernahmen;  erst  als  wir  das  Dorf  Lungesi 
erreicht  hatten,  hob  sich  der  Nebel  und  eröffnete  uns  die 
Aussicht  auf  don  imposanten  Wasserfall,  dessen  dritten  und 
gröfsten  Abschnitt  ich  auf  trigonometrischem  Wege  von 
Lungesi  ans  zu  62  m Höhe  bestimmte.  Dor  Fall  liogt  im 
innersten  Winkel  der  erwähnten  halbkreisförmigen  Bucht, 
als  deren  Aufsenpfeiler  im  Süden  der  1040  m hohe  Sukun- 
tentole-Berg,  im  Nordwesten  der  760  ra  hohe  Kinsondsclii- 
Berg  sich  erheben.  Die  mauerartig  auisteigendo  Wand  die- 
ser Bucht  ist  fast  durchgehende,  namentlich  im  Mittelstücke, 
von  üppiger  Baum-  und  Strauohvegetation  bedeckt,  und 
louchtet  auf  diesem  dunklen  Grunde  das  schneeige  Band 
des  M’Brischefalls  um  so  heller,  während  der  Staubregen 
und  die  aufsteigenden  Wasserdünsto  des  unter  80*  Neigung 
schräg  herabstürzenden  Falles  dio  dunklen  Laubmassen 
im  Grunde  der  Kesselsohle  verschleiern.  Der  Aufstieg 
zu  den  um  Plateauraude  inmitten  eines  Hains  von  Ol-  und 
Fächerpalmen  gelegenen  grofsen  (75  Hütten)  Dorfes  Kizulu 
erforderte  über  eine  Stunde  und  vollzog  sich  in  der  obern 
Hälfte  über  eine  RieBen-Felstreppe  von  1 — 2 m hohen  Stufen- 
absätzen.  Im  Dorfe  wies  das  Aneroid  676  mm  und  das 
Schleuderthermometer  22*  C.  (12  Uhr  mittags). 

Der  M’Brischeflufs  entspringt  in  dem  18  km  von  Kizulu 
entfernten,  „Fetisch*  gehaltenen  Ntoankoko-Bergen  aus  zwei 
Quellen,  an  wolcho  Leoparden  und  Wildkatzen  zur  Tränke 
gelieu  und  die  daher  von  Antilopen  gemieden  worden ; sein 


Digilized  by  Google 


105 


Reisen  im  Gebiete  der  Muschi -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


Gefalle  bis  ca  30  m östlich  des  Plateaurandes  ist  relativ 
gering,  wie  die  Strömungsgeschwindigkeit  zeigt.  An  der 
ersten  Fallkante  liegt  der  zur  Trockenzeit  10 — 12  m breite 
bis  0,8  m tiefe  Flufs  908  m liber  dom  Meere,  fallt  zunächst 
3 in  tief  unter  ca  60°  Neigung  auf  eine  ca  6 m breite 
Dioritplatte  und  über  diese  zweite  Fallkante  17  m tiof  auf 
eine  unter  ca  25°  geneigte  Felsplatte,  welche  die  dritte 
und  Hauptfallkante  bildet,  Uber  welche  das  Wasser  in  einem 
geschlossenen  Strahle  62  m tief,  in  einer  Breite  von  7 m 
herabstürzt.  Zur  Regenzeit,  wo  der  Flufs  an  der  obersten 
Fallkante  22 — 25  m breit  ist  und  nach  der  am  Felsen  beob- 
achteten Hochwassermarke  2,5  m Tiefe  besitzt,  mufs  die  Er- 
scheinung des  Falles  eine  weit  imposantere  sein.  Unter- 
halb des  Hauptfalles  hat  sich  das  Wasser  einen  bis  4 m 
tiefen  Kessel  auf  einer  Felsstufe  ausgehöblt  und  stürzt  sich 
in  acht  gröfsern  und  kleinern  Kaskaden  und  oinor  ununter- 
brochenen Reihe  von  Schnellen  bis  zu  dem  Punkto  herab, 
wo  der  Flufs  sich  in  zwei  Arme  spaltet,  von  welchon  der 
schwächere  Muana  M’Rrische  (Sohn  des  M’Brische)  heifst. 
Dem  südlichem  Hauptarme  gehen  der  fast  ebenbürtige 
Diaono  und  der  Pasassa  zu,  welche  beido  in  mehreren  kleinen 
Fällon  von  den  Abhängen  des  Sukuntentole- Berges  herab- 
stürzen. Erst  nach  der  Vereinigung  der  beiden  M’Brische- 
arme  mäfsigt  sich  die  Geschwindigkeit  des  Flusses,  und 
gewinnt  or  rasch  an  Breite  und  Tiefe.  Die  Temporatur 
des  Wassers  oberhalb  der  Fälle  betrug  am  20.  September 
16°  C. , an  der  Mündung  des  Pasassa  11°  C.  Die  Ge- 
samtfallhöhe des  M'Brischc  von  der  ersten  Fallkante  bis  zur 
Einmündung  dos  Pasassa  beträgt  aber  356  m (Comber 
schätzte  sie  zu  400  engl.  Fufs). 

Nach  Osten  steigt  das  Plateau  von  Zombo  äufserst  sanft 
an , und  Uborragen  die  Bodenwellen , welche  in  Nordsüd- 
richtung dem  Plateau  aufgesetzt  sind,  das  allgemeine  Niveau 
nur  um  20 — 50  m.  Der  landschaftliche  Charakter  dos  Pla- 
teaus in  Sehweite  war  die  ofTenc  Campino  mit  isolierten 
kleinen  Baumgruppon , unter  welchen  ich  nach  längerer 
Unterbrechung  wieder  den  Baobab  wahmahm.  Nächst  dem 
Sukuntentole  ragon  am  Plateaurande  der  ca  1006  m hohe, 
vom  Dorfe  gleichen  Namens  gokrönte  M’Banguberg  5 km 
N23W  und  der  ca  970  m hohe  Wambaborg  über  das 
Plateauniveau  auf. 

Die  190 — 200  Soolon  zählende  Bevölkerung  von  Kizuiu, 
deren  Dialekt  selbst  den  Musohi-congo  seiner  Guttural-Laute 
halber  schwer  verständlich  ist,  stehen  im  schlechten  Rufe, 
grofsc  Diebe  zu  sein,  und  auch  ich  machte  diese  Erfah- 
rung. Überraschend  war  mir  dio  Beobachtung  mehrerer 
Fälle  von  Hypertrophie  der  Schilddrüse  bei  Dorfinsassen. 
Fieber  ist  unter  ihnen  äufserst  selten,  häufig  hingogen 
skrophulöse  Krankheitsformen  und  namentlich  hartnäckige 
Hautkrankheiten  und  fressende  Geschwüre,  lotztere  hervor- 
IVt ermann«  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  IV. 


gerufen  durch  den  Sandfiob,  dessen  Vorkommen  ich  konsta- 
tieren konnte. 

Nachdem  das  Wetter  nach  mehreren  Tagen  bedeckten 
Himmels  sich  glücklicherweise  am  Abend  des  20.  Septem- 
ber aufgeklärt  batte,  konnte  ich  an  die  astronomische  Posi- 
tionsbestimmung dieses  äufsersten  von  mir  im  Osten  er- 
reichten Punktes  gehen  und  trat  am  folgenden  Tage  den 
Rückweg  Uber  San  Salvador  und  Nokki  nach  M’Boma  an, 
mit  einigen  geringfügigen  Abweichungen  den  auf  der  Hin- 
reise gewählten  Weg  verfolgend. 

Die  grofse,  zumeist  zu  Überschätzung  führende  Un- 
sicherheit in  den  Angaben  der  Forschungsroisonden  Uber 
die  Bevölkerungszahl  und  Volksdichtigkoit  tropischer  afri- 
kanischer Gebiete,  hat  mich  bewogen,  nebst  dem  rein  geo- 
graphischen Teile  speziell  der  Bevölkerungsstatistik  eine 
besondere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  und  habo  ich  mich 
dor  Mühe  unterzogen,  nicht  nur  dio  Hütten  sämtlichor  von 
mir  selbst  passierten  Orte  zu  zählen , sondern  von  den 
Eingebornen  sämtliche  5 km  zu  beiden  Seiten  der  Route 
liegende  Orte  und  ihre  Gröfse  (Hüttenanzahl)  zu  erkunden. 
Für  die  von  mir  selbst  berührten  Ortschaften  kann  ich  die 
Bewohnerzahl  als  höchstens  zu  2 Prozent  schwankend  be- 
zeichnen, für  die  erkundeten,  zum  grofson  Teile  aus  der 
Ferno  gesehenen,  mag  der  mittlere  Fehler  mit  8 — 10  Pro- 
zent angesetzt  werden  dürfen.  Erwägt  man  nun,  dafs 
z.  B.  in  einem  40  Hütten  zählenden  Dorfe  durchschnittlich 
15 — 20  Proz.  der  Behausungen  toils  als  Fotischhütten,  Vor- 
ratsräume , Beratungsraum , Gasträumo  für  durchziehende 
Europäer  oder  Eingeborne  von  Rang  unbewohnt  bleiben, 
so  läfst  sich  in  Berücksichtigung  des  durchschnittlichen 
Familienstandes  von  3—4  Köpfen  (dio  Polygamio  ist  unter 
den  Negern  obenso  wie  im  Orient  de  facto  eigentlich  in- 
nigst  mit  der  Wohlhabenheit  des  Mannes  verknüpft  und 
nur  Ausnahme  und  nicht  Kege),  wovon  ich  mich  unter  den 
Bafiote  - Stämmen  überzeugt  habo)  por  bewohnte  Hütte  mit 
ziemlicher  Genauigkeit  die  sofshafte  und  ortszuständige 
Bevölkerung  berechnen,  wovon  die  ortsanwesendo , d.  h. 
die  woit  geringere,  wohl  zu  unterscheiden  ist.  Mit  Aus- 
nahme von  San  Salvador,  dossen  ortsansässige  Bevölkerung 
690 — 700  Seelen  (inkl.  Europäer)  beträgt,  sind  Dörfer,  wie 
Vunda,  Lao,  N’gulungu,  Gozella  Vondemba,  Banza  Go- 
zclla,  Funkilla,  Muinga,  Banza  Tandn  und  Kizuiu  mit 
mehr  als  50  Hütten  im  ganzen  Muschi  - congo  - Gebiete  sehr 
gering  an  der  Zahl ; die  durchschnittliche  und  häutigst  wie- 
derkohronde  Hüttenzahl  schwankt  zwischen  20  und  30,  ihre 
zuständige  Bevölkerung  daher  mit  Rücksicht  auf  die  erwähnte 
Beschränkung  zwischen  64  und  96.  Auf  Basis  dieser  Annahme 
finde  ich  als  Bevölkerung  der  1520  qkm  bedeckenden  Fläche 
zwischou  Nokki  und  San  Salvador  (dieses  mit  inbegriffen) 
62  Ortschaften  mit  2074  Hütten  und  6521  Einwohnern. 

14 


10.'’» 


Reisen  in»  Gebiete  der  Muschi -congo  im  portugiesischen  Westafrika. 


Um  einer  Unterschätzung  vorzubeugeu,  schlüge  ich  als 
Bevölkerung  isolierter  Hüttenkomplexe  (Inkimba- Hütten, 
temporär  bewohnte  Jäger-  uml  Pflanzungshutten , Fischer- 
hütten &c.)  10  Prozent  der  Gesamtsumme  hinzu,  woraus 
sich  die  Summe  von  7173  Einwohnern  ergibt,  nnd  mithin 
4,8  per  qkm.  Berechnet  mun  auf  derselben  Basis  die  Be- 
völkerung der  Umgebung  San  Salvadors  im  Umkreise  von 
10  km,  so  erhält  man  11  Ortschaften  mit  547  Hütten  und 
einer  Bevölkerung  von  1804  Seelen,  d.  h.  18  Seelen 
per  qkm.  Für  die  320  qkm  bedeckondo  Fläche  zwischen 
San  Salvador  und  Kimiala  (die  Bevölkerung  des  ersten 
Ortes  mit  eingerechnet)  34  Ortschaften  mit  1102  Hütten  und 
3606  Einwohnern,  d.  h.  11,2  per  qkm,  endlich  für  die 
Flächo  zwischen  San  Salvador  und  Kizulu  620  qkm  (in- 
begriffen San  Salvador)  61  Ortschaften  mit  2008  Hütten 
uud  6083  Einwohnern , daher  9,8  per  qkm.  Diese  Zahlen 
mögen  hinreichen , um  die  Unzulässigkeit  einer  oberfläch- 
lichen Schätzung  afrikanischer  Volksdichtigkeit  zu  zeigen. 
Vereinigt  man  unter  Eliminierung  dor  wiederholten  Ziffer 
für  San  Salvador  diese  Zahlen  zu  einer  Gesamtsumme,  so 
erhält  man  für  die  2460  qkm  bedeckende  Gesamtfläche 
16  862  Einwohner  uud  daher  6,9  per  qkm.  Ähnliche,  nur 
einigermafsen  genau  vorgenommene  Zähluugsvcrsuche  wür- 
den z.  B.  für  den  Kongostaat  weit  geringere  Zahlen  er- 
geben, als  mau  unch  Stuulcys  Angaben  anzuuehmen  geneigt 
war.  Dafs  diese  Durchschuittszifler  nicht  zu  niedrig  zum 
mindesten  für  das  ganze  westafrikauische  Frcihandelsgehiet 
bis  Stanloypool  ist,  mag  daraus  hervorgehen,  dafs  sich  die 
von  mir  ermittelton  Zuhleu  auf  eine  der  belebtesten  Kara- 
wanenrouten beziehen,  längs  welcher  sich  die  Bevölkerung 
naturgemäfs  verdichten  mufs,  und  dafs  sowohl  zwischen 
dem  Lukossa  und  Donibe,  als  auch  längs'  des  Lundaflusses 
grofso  unbewohnte  Wildnisse  sich  ausdehnon. 

Es  erübrigt  mir  noch , schliefslich  einige  Worte  Uber 
die  Konstruktion  der  Karte  des  Muschi-congo-Gebietes  hin- 
zuzufügen. Die  Karte  beruht  auf  folgenden  von  mir  astro- 
nomisch bestimmten  Punkten  ') : 


N’kimgolo 5°  44'  1"  S.  Br.,  13°  38'  41*  E.  r.  (Ir. 

Xokki 6 44  22  , — 

Vivi 5 4t  7 „ 13  42  33  „ 


')  Als  Instrumente  standen  mir  ein  kleines  UmreraHnstiuuieiit  ton 
Nenhi'fot  in  Wien,  ein  Seitant  (Segretti-Zambn»  in  London),  ein«  Azinint- 
bnssole,  rarei  An«roido  von  JJcnhofer  in  Wien  und  Thermometer  von 
Uaudin  in  I’aris  zur  Verfettung. 


Wunda 5°  48'  14’  S.  Br„  — E.  v.  Gr. 

Eins« 5 54  49  , — 

Toroboko  njitnqo  . . . 6 2 58  „ — 

Maseleli- 6 8 58  , 14  4 18 

Eindambumbe  ■ ...  6 11  43  , — 

I-ao 6 13  39  „ 14  28  57 

N’ffulungu 6 16  14  » — 

San  Salvador  ....  6 20  10  - 14  47  18 

Kiascbi 6 29  39  „ — 

Eingang 6 36  19  . 14  51  8 

Luquaqua 6 14  20  ■■  — 

Kizulu 6 17  14  „ 15  18  56 


Sämtliche  Breiten  wurden  aus  deu  beobachteten  Stern- 
kulminationen abgeleitet , die  Längo  von  N'kongolo , San 
Salvador,  Kinganga  und  Kizulu  aus  beobachteten  Mondhöhen 
und  Monddistanzeu,  die  übrigeu  Langen  aus  Monddistanzen 
berechnet.  Der  mittlere  Fehler  einer  Breitenbestimmung 
ergab  sich  zu  10",  einer  Längenbestimmung  dor  ersten 
Keihe  zu  26',  der  übrigen  zu  1,5  Minuten.  Alle  barome- 
trischen Hühenmessungen  basieren  auf  korrespondierenden, 
fünfmal  des  Tages  angestellten  Luftdruckbeobachtungen  an 
einem  Fortinschen  (Jnecksilberbarometer  des  meteorologi- 
schen Observatoriums  zu  San  Salvador;  ein  Teil  von  Gipfol- 
höhen  (im  Abschnitte  Vivi  und  Kizulu)  wurde  auf  trigono- 
metrischem Wege  bestimmt.  Wo  immer  nur  es  thunlich 
war,  wurden  Peilungen  vorgenommen,  und  so  die  Lage  von 
Punkten  auch  aufscrhalb  des  eignen  Itinerars  festgelegt. 
Bezüglich  dor  Anpassung  fremder  Itineraro  an  mein  eignes, 
ist  zu  bemerken , dafs  Combers  Boute  von  San  Salvador 
nach  Banza  Khouko  von  diesem  östlich  meiner  Route  ver- 
legt, thatsächlich  um  den  entsprechenden  Distanzunterschied 
(Längenunterschied)  nach  Westen  zu  liegeu  kommt,  uud 
hei  Comber  eine  Verwechselung  von  SSW  und  SW  mit 
SSE  uud  SE  stattgefunden  hat.  Die  Position  von  Vivi 
erleidet  den  altern  Bestimmungen  gegenüber  eine  Verschie- 
bung nach  West,  und  zeigt  sowohl  in  Breite  als  Lange 
nicht  unbedeutende  Unterschiede  gegen  Ivens  und  Stanley 
(Ivens  5°  35'  52"  S.  Br.,  13°  53'  25"  E.  v.  Gr.  Stan- 
ley  5°  48'  50'  S.  Br.,  13°  35'  19"  E.  v.  Gr.):  gering- 
fügiger ist  die  Verschiebung  San  Salvadors  in  der  Breite 
(Ivens  6°  18'  5")  und  Länge  (Ivens  14°  46'  30"),  hin- 
gegen ist  die  Längo  nach  Lannoys  Karte  (14°  52'  29”) 
und  Kieperts  Karte  der  Routen  von  Schulze  und  Dr.  Wolff 
(14°  41'  5")  um  5 und  6 Minuten  verschieden;  in  der 
Breite  und  Situation  erleidet  auch  ferner  Kizulu  eine  we- 
sentliche Verschiebung. 


Digitized  by  Google 


107 


Die  hydrographische  Zubehör  des  äquatorialen  Muta  Nsige. 

Von  Alfred  Kirchhoff. 


Es  werden  erst  demnächst  zehn  .Iah re , dafs  wir  über 
die  Ausdehnung  des  Mwutnn  Xsige  oder  Mnta  (Luta)  Nsige 
unterrichtet  sind,  den  wir  zum  Unterschied  von  dem  süd- 
licher gelegenen  gleichnamigen  Seebecken  unter  dem  Äqua- 
tor besser  als  Albert- See  bezeichnen.  Im  April  1876  be- 
fuhr nämlich  Gessi  im  Auftrag  von  General  Gordon-Pascha 
diesen  See  von  Magungo  im  Nordosten,  an  der  Einmün- 
dung des  Weifsen  Nil , des  hier  so  genannten  Somerset- 
Flussos,  bis  zum  ganz  flachen  Südwestende,  welches  er  zu 
1* *  10'  N.  Br.  bestimmte.  Seitdem  sehen  wir  den  Albert- 
See  auf  unsern  Afrikakarton  als  einen  ausschliefslich  nord- 
hemisphärischen Speiser  des  Nil;  man  setzte  ihn  als  Quel- 
lensammlcr  dem  Viktoria- See  gleich.  Ernst  Behm  schrieb 
damals:  „Es  unterliegt  also  nunmehr  koinem  Zweifel  mehr, 
dafs  der  Ukerewe-See  oder  Victoria  Nyanza  und  der  Mwu- 
tan  odor  Albert  Nyanza  dio  Quellseen  des  Nil  sind“.  Noch 
heute  pflegt  man  an  jenor  Sudwestspitze  des  Albert- Sees 
das  Nilgebiet  gon  SUdwest  wio  mit  einer  Sackgasso  endi- 
gen zu  lassen. 

Selbst  das  klassische  Kartenwerk  Ravensteins  („Map  of 
the  Eastern  Equatorial  Africa“,  London  1882)  stellt  das 
Siidwestcndo  des  Soes  so  geschlossen  dar,  wie  es  Gessi 
beschrieb.  Letzterer  fuhr  mit  soinen  zwei  Eisenbarken  so- 
weit wie  möglich  gegen  das  Seeondo  zu,  fand  sich  aber 
zuletzt  durch  eiu  dicht  mit  Ambatschbäumen  bestandenes 
Sumpfterraiu  au  dor  Weiterfahrt  gehindert.  Das  Ambatsch- 
dickicht  verwischte  dio  klare  Abscheidung  von  Wasser  und 
Land , die  Barken  fuhron  bei  oiuer  Wassertiefo  von  nur 
2 — 2±  Fufs  (0,61 — 0,76  m)  auf  den  Grund,  und  selbst  mit 
den  kleinsten  Kähnen  der  Eingebornen  konnte  man  sich  durch 
das  enge  Gewirr  des  Amhatschgürtels  nicht  mehr  durch- 
arbeiten. Das  Wasser  daselbst  war  von  schwärzlicher  Farbe 
und  untrinkbar,  der  Grund  jedoch  sandig,  eine  Strömung 
nicht  bemerkbar.  Gessi  beobachtete  zwar  vom  Bootsmaste 
aus,  dafs  jenseit  des  Ambatsohwaldes  sich  eine  weite  grüne 
Ebene  bis  an  den  Fufs  der  Gebirge  erstreckte,  welche  die 
beiderseitigen  Borgufor  des  Sees  über  dessen  Siidwest- 
ende  hinaus  fortsetzten  ohne  zusammenzuschliefsen, 
vielmehr  eine  Thal  Öffnung  zwischen  sich  las- 
send; indessen  er  war  zufrieden,  als  er  danach  auch  vom 
Häuptling  des  Ortes  Matungolo  hörte,  jenseit  dos  Ambatsch- 
gürtels  folge  Sand  und  Gebüsch,  doch  kein  Flufs  münde 
dort  ein.  Demnach  galt  es  für  ausgemacht,  dafs  der  Albert- 
See  nur  einige  seitliche  Zuflüsse  empfange,  im  übrigen 
auf  die  Regen  angewiesen  sei,  die  allerdings  „zur  Zeit  der 
Stürme“,  eben  im  April,  so  massenhaft  sich  ergiefsen,  dafs 


Gessi  von  zwanzig  solchen  Tropeuergüssen  des  Tages  und 
ebensovielen  während  der  Nacht  redet. 

Allzu  unbeachtet  ist  aber  geblieben,  dafs  im  nächstfol- 
genden Jahre  bereits  unsre  Kenntnis  über  die  in  Rede  Bte- 
honden  hydrographischen  Verhältnisse  eine  wichtige  Er- 
weiterung erfuhr.  Oberst  Mason  - Bei  entdeckte  bei  soinor 
Umfahrung  des  Albert- Sees  auf  dem  Dampfer  „Nyanza“ 
(14. — 19.  Juni  1877)  einen  400  m breiten  Flufs*),  der 
seine  rötlichen  Gewässer  von  Süden  lior  in  sehr  matter 
Strömung  dem  See  unter  1 ° 1 1 ' 3'  N.  Br.  raittoilto.  Die- 
sen breiten  roten  Flufs  übersehen  auch  unsre  neuern  Kar- 
ten so  gut  wie  allgemein.  Und  doch  kann  es  gar  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dafe  dieser  Flufs,  welcher  Gessi  ent- 
gangen ist , durch  seine  SinkstofTo  den  Albert  • See  an  sei- 
nem Südwestende  so  stark  vorseichtigt,  der  Albort- 
See  mithin  als  Durchflufssee  gedeutet  wer- 
den ra  u f s und  auch  von  der  Regel  der  Deltabildung  bei 
Durchflufsseen  an  der  Aufnahmestolle  des  durchziehenden 
Flussos  keine  Ausnahmo  bildet.  Woher  kommt  nun  dieser 
geheimnisreiche  rote  Flufs,  den  noch  kein  Forscher  befah- 
ren hat? 

Unsre  heutigen  Karton  lenken  die  Blicke  dessen , der 
diese  Frage  beantworten  möchte,  auf  jenen  anscheinend  viel 
gröfsern  See,  welcher  zwar  ebenfalls  Muta  Nsige  gleich 
dem  Albert-See  benannt  zu  werden  pflegt,  aber,  wie  wir  jetzt 
bestimmt  wisson,  ein  selbständiger  See  ist.  Stanley  wurde 
bekanntlich  dor  Entdecker  diosos  Sees,  ohne  sich  dossen  wäh- 
rend der  Entdeckung  selbst  bewufst  zu  soin.  Er  gelangte 
im  Januar  1876,  als  er  auf  seinem  Westzuge  von  Uganda 
aus  den  Albert-See  erreichen  wollte,  in  der  That  un  einen 
mächtigen  Seospiegel  nahe  dem  Äquator  (etwas  südlich  des- 
selben, nicht,  wio  man  behauptet  hat,  nördlich).  Ganz 
natürlich  hielt  er  dioson  See  für  den  Albert-See,  dessen 
Ausdehnung  bis  Uber  den  Äquator  hinaus  man  damals  noch 
allgemein  annahm.  Nur  von  diesem  Irrtum  stammt  die 
Gleichbezeichnung  des  von  Stanley  entdeckten  Äquatorial- 
sees  und  deB  Albort-Seos;  ob  das  Unjoro-Wort  „Mwutan“ 
(von  welchem  „Muta“  und  „Luta“  doch  offenbar  nur  Neben- 
formen sind)  überhaupt  von  Rechts  wegen  dem  erstem  zu- 
steht,  scheint  sehr  fraglich*).  Jedenfalls  bedarf  hier  die 


1)  Der  Originalberieht  Utun-BtU  findet  eich  im  Ball,  de  li  Snc. 
KhtdivUle  de  GCort.  de  Caire,  Nr.  5 (Mai  1877  — Februar  1878). 

*)  Kinin- Bei  hörte  den  Albert-See  ron  den  Bewohnern  sein»  Nord- 
wentuferu  in  ihrer  Lun-Sprache  „Nam  maddunng“  (grölte«  Warner)  nennen, 
und  fügt  di»*r  Bemerkung  hiniu:  „Der  Name  Mwutan -Naige  ist  nur  in 
Unyoro  gebräuchlich  und  wird  selbst  in  Uganda  kaum  verstanden*.  Vgl. 
den  Jahrg.  1881  dieser  „Mitteilungen",  8.  9. 

14* 


Digitized  by  Google 


108 


Die  hydrographische  Zubehör  des  äquatorialen  Muta  Neige. 


Nomenklatur  einer  möglichst  baldigen  Klärung,  und  unsre 
Kartographen  sollten  sich  inzwischen  nicht  quälen,  die  ver- 
schiedenen Varianten  eines  und  desselben  Namens  so  zu 
verteilen,  dafs  Bie  der  einen  (Mwutan)  für  den  nördlichem, ' 
der  andern  (Muta  oder  Luta)  für  den  südlichem  den  Vor- 
zug geben,  dabei  der  letztem  Wortform  das  appollativisobo 
„Nsige“  beifügen,  der  erstorn  nicht,  — was  doch  blofs 
auf  einem  stillschweigenden,  rein  willkürlichen  Kompromiß 
beruht. 

Dafs  der  grüne  Albert-See  und  der  tiefblaue  Äquatorial- 
sce  in  seinom  Sudwesten  kaum  um  eiucn  vollen  Broiten- 
grad  nuseinanderliegen,  dürfen  wir  als  eine  sichorgostellte 
Thatsache  ansehen.  Denn,  so  unvollständig  uns  auch  noch 
zur  Zeit  die  Umrisse  des  grofsen  bluuen  Seespiegels  be- 
kannt sind,  so  lehrte  doch  schon  Stanleys  Kokognoszierung 
von  der  Höhe  oberhalb  des  Beatrice-Golfes,  wie  er  den  von 
ihm  erreichten  Seezipfol  taufte,  ein  Herüberreichen  über 
den  Gleicher  nach  Norden.  Genaues  wissen  wir  auch  Uber 
die  Meereshöhe  des  fraglichen  Sees  allerdings  zur  Zeit  noch 
nicht,  indessen  die  Stanleyschen  Schätzungen  lassen  daran 
nicht  zweifeln,  dafs  der  vom  Äquator  geschnittene  Muta 
Nsige  höher  liegt  als  der  Albert-See,  folglich  in  diesen 
abwässera  kann.  Stanley  bestimmte  die  Höhenlage  seines 
am  11.  Januar  1876  nahe  dem  Plateaurande  über  dom 
Beatrice -Golf  bezogenen  Lagors  zu  4724  Fufs,  also  zu 
1440  m,  die  relative  Höhe  des  Lagerplatzes  über  dom  See 
zu  457  m *),  so  dafs  wir  die  Spiegelhöhe  des  letztem  über 
dem  Meero  zu  983  m anzusetzen  hätten,  während  diejenige 
des  Albert -Sees  nur  700  m beträgt. 

Trotz  aller  dieser  viel  mehr  für  eine  Anknüpfung  des 
Muta  Nsige  an  das  Nilsystem  sprechenden  Verhältnisse 
zeigen  dio  meisten  neuern  Kartierungen  einen  hypotheti- 
schen Anschlufs  desselben  an  den  Kongo.  Cbavanne  läfst 
auf  der  seinem  Werke  „Afrikas  Ströme  und  Flüsse“  bei. 
gegebenen  Karte  aus  dom  Nordende  unsres  Sees  don  Aru- 
wimi,  den  grofsen  rechten  Kongo -Nebeuflufs,  hervortreten; 
im  Texte  des  nämlichen  Werkes  (8.  129)  hält  er  zwar 
diese  Anschauung  aus  orographischen  Gründen  selbst  für 
nicht  wohl  annohmbar  und  neigt  dazu,  dem  Muta  Nsige 
einen  Ausflufs  an  seiner  Südwestseite  zuzuschreiben,  näm- 
lich den  Lovwa  (Stanleys  Lowwa  oder  Rowwa)  ihm  ent- 
fließen zu  lassen.  Ravenstein  läfst  dagegen  (auf  Blatt  12 
seines  Kartenwerks)  aus  dem  SUdwcstende  dos  Muta  Nsige 
den  ins  Nordende  dos  Tanganjika-Secs  einmündenden  Ruanda 
oder  Lukanda  hervortreten,  iudem  er  sich  auf  eine  dahin 


l)  Die  Angabe  di«»ci  Höhe  tu  nur  335  m in  der  deutschen  Cher- 
«UunR  von  Stuilevs  .Durch  den  dunkeln  Weltteil*  (lld.  I,  S.  475)  be- 
ruht auf  einer  unrichtigen  l/mrwhnung  der  englischen  Fuf»  in  Meter,  steht 
auch  im  Widerspruch  mit  der  Angabe  derselben  Hohe  (ebenda  S.  440)  tu 
..etwa  450  m“. 


lautende  Erkundigung  Livingstones  beruft  , dabei  voraus- 
setzend (was  schwer  zu  beweison),  dafs  Livingstones  „Cho- 
vembe-Seo“  identisch  sei  mit  dem  Muta  Nsige.  Noch  auf 
eine  andre,  der  eben  erwähnten  widersprechende  Erkundi- 
gung bezieht  sich  Ravenstein  bei  dieser  Gelegenheit:  auf 
die  Stanleysche,  nach  welcher  der  Kagera  unsern  See  zum 
Victoria  Njausa  entwässere.  Jedoch  letztere  Behauptung 
würde  nur  dann  Berücksichtigung  verdienen , wenn  sich 
Stanley  in  der  Abschätzung  der  Höhenlage  des  Muta  Nsige 
vergriffen  hätte.  Ein  See  von  weniger  als  1000  m Meeres- 
höhe kann  keinen  Abfluß  in  einen  Uber  1000  m hoch  ge- 
legenen besitzen. 

Als  Livingstone  und  Stanley  zusammen  im  Dezember 
1871  den  Norden  des  Tanganjika- Sees  untersuchten,  fan- 
den sie  im  Hintergründe  eines  der  Nordzipfel,  in  welche 
dort  der  See  ausgeht,  allerdings  einen  Fluss,  den  Rusisi, 
von  Norden  her  einraündend.  Er  zeigte  sich  indessen  recht 
unbedeutend.  Man  brachte  in  Erfahrung,  derselbe  ent- 
springe auf  den  Bergen , die  im  Südwesten  den  kleinen 
Kivo-See  umfangen,  und  nehme  ganz  zuletzt  den  Ruanda 
auf 1 *).  Steht  auch  über  die  Herkunft  des  letztem  noch 
weiter  nichts  fest,  so  kann  man  gleichwohl  unmöglich  an- 
nehmen, dafs  derselbe  als  Nebcnader  eines  27  m breiten, 
seichten  Flüfschens  den  Abstrom  des  grofsen  Muta  Nsige 
ausmuche.  Noch  weniger  aber  als  diese  Verknüpfung  des 
Muta  Nsige  durch  Vermittelung  des  Tanganjikas  vermag 
sich  die  uuinittolbare  mit  dem  Kongo  durch  irgend  welche 
rechte  Nebenflüsse  desselben  auf  beglaubigte  Thatsachen 
zu  stützen. 

Daraus  dürfte  sich  für  zwei  gowichtigu  praktische  Fra- 
gon  der  Gegenwart  ein  sicherer  Schluß  ziehen  lassen. 
Nach  den  Beschlüssen  der  vorjährigen  Berliner  Konferenz 
reicht  der  Kongostaat  nicht  über  die  Wasserscheide  zwi- 
schen Kongo-  und  Nilsystem  hinuus,  erstreckt  sich  das 
mittelafrikauische  Freihandelsgebiet  zwar  vom  Atlantischen 
bis  zum  Indischen  Ozean,  jedoch  mit  Ausschluß  dor  Nil- 
länder. Stanley  selbst  zieht  nun  den  Muta  Nsige  („so 
lange  die  Sache  noch  uicht  weiter  aufgeklärt  ist“)  mit  ins 
Kongogobiet,  folglich  auch  mit  zum  Kongostaat  und  zum 
Freihandelsgebiet.  Man  wird  aber  nach  Vorstehendem  um- 
gekehrt (wenigstens  bis  auf  weiteres)  den  Muta  Nsige  samt 
seinem  Entwässerungsraum  dem  Nillande  zuschlagen  müssen. 

Wonn  Stanley*)  für  seine  Ansicht  geltend  macht,  bei 
Ausschluß  dos  Muta  Nsigo  aus  dem  Kongogebiet  verstände 
man  nicht,  woher  Nebenflüsse  des  Kongo,  wie  Lowwa, 
Ulindi  und  Lira  ihre  Wasserfälle  bezögen,  so  erscheint  die- 
ser Einwaud  wenig  stichhaltig,  denu  die  genannten  Flüsse 

')  SUnlcy,  Wi«  ich  Liringaton«  fand.  2.  Auf!.  Leipzig  1885.  Bd.  II, 
S.  130. 

*)  Der  Kongo.  Leipzig  1885.  Bü.  11,  S.  371. 


Digitized  by  Google 


109 


Die  hydrographische  Zubehör  des  äquatorialen  Muta  Nsige. 


können  auch  ohne  Wasserzufuhr  aus  dein  Muta  Nsige 
immer  noch  ein  Wasserbezugsfeld  haben,  so  umfangreich 
wie  dasjenige  des  Malagarazi,  dieses  hauptsächlichen  Wasser- 
lieferanten des  mächtigen  Tanganjika.  Hingegen  würde  es 
ein  kaum  lösbares  Rätsel  bleiben,  wie  der  Xil  doppelt  so 
wasserreich  aus  dem  Albert -See  treten  kann,  als  er  kurz 
vorher  in  ihn  eingetreten,  wenn  dieser  an  eigner  Wasser- 
kapazität doch  nur  müfsige  See  nicht  mit  einem  gröfsorn 
benachbarten  Entwässerungsgebiet  in  andauernder  Verbin- 
dung stände.  Dafs  dieses  letztere  aber  sein  Gewässer  uicht 
unmittelbar  durch  den  eingangs  erwähnten  roten  Flufs  in 
den  Albert- See  einströmen  läfst,  sondern  es  vielmehr  in 
einem  Seespeicher  sammolt,  wolcher  aus  der  Regenzeit 
immer  noch  genug  Wasser  während  der  trocknen  Zeit 
übrig  behält,  um  seinen  Ausflußi,  als  welchen  wir  eben 
den  roten  Flufs  ansehen,  das  ganze  Jahr  hindurch  gleich- 
mäfsig  zu  versorgen,  das  scheint  aus  Gessis  Mitteilung  von 
der  stets  gleichbleibenden  Spiegelhöhe  des  Albert -Sees  zu 
erhellen  ,). 

Fiir  unsre  Ansicht  vom  äquatorialen  Muta  Nsige  als 
dem  westlichem  Hauptsammlur  der  Nilquellen,  dum  Ge- 
schwister des  Viktoria -Sees,  dürfen  wir  schlielslich  eiuen 
erlauchten  Gewährsmann  anführen,  dessen  Beschreibung 
des  Nilsystems  durch  die  bisherigen  Entdeckungen  immer 
noch  glänzend  gerechtfertigt  wurde:  Claudius  Ptolemäus. 
Offenbar  schöpfend  aus  ganz  lautern  Naobrichten,  welche 

■)  Leutnant  ran  Gele  hotte  in  det  That  ron  TSpo-Tip  bei  oinor  Unter- 
redung mit  ihm  an  den  Stanley  - Füllen , «eine  jener  Gegenden  durchaus 
kundigrn  l'nterhäuptlinge  hätten  ihm  „als  absolut  gewih  mitgeteilt,  data 
der  See  Mwuta  Nzige,  gelegen  im  Norden  des  Tanganika,  sum  Dänin  des 
Nil  gehört,  dureh  einen  Wasaerlauf  rerbuudeu  mit  dein  Süden  des  Albert- 
S««-.  Vgl.  Moureiueut  giographiijue,  Brüssel  1885,  Nr.  13. 


die  im  Altertum  gar  nicht  unbedeutende  ägyptisch-griechi- 
sche Kauffahrtei  längs  der  ostafrikanischen  Küste  bis  an 
und  Uber  den  Äquator  ihm  nach  Alexandrien  gebracht 
hatte,  berichtet  er  im  7.  Kapitel  seines  4.  Buches,  der 
Nil  ströme  aus  zwei  unfern  des  Äquators  ge- 
legenen Seebecken,  einem  westlichem  (xiöv  htiviöv 
fj  övnfuxMTtQu)  und  einem  östlichem  (fj  uyuTwXixwx/gu 
Tiüy  Xt/tyiöv).  Beide  Seen  fixiert  er  beinahe  unter  die 
nämliche  Breite  und  8 Längengrade  voneinander  entfernt, 
was  (bei  seiner  zu  schmalen  Ansetzung  des  Meridian- 
abstandes überhaupt)  auf  eine  nicht  sonderlich  starke  Über- 
treibung der  wirklichen  Entfernung  der  Mittelpunkte  de» 
Viktoria -Seus  und  unsres  Muta  Nsige  hinausläuft ; noch 
wenigor  darf  es  uns  stören,  dafs  beiden  Seefiächen  südhemi- 
sphärische Breiten  zugeschriobon  werden  (dem  westlichen  6°, 
dem  östlichen  7°  Äquatorabstand),  denn  Ptolemäus’  Nil- 
karte  ist  überhaupt  in  den  aufserägyptischen  Breiten  zu 
weit  südwärts  verdehnt. 

Jedenfalls  ist  es  von  Bedeutung,  dafs  nicht  Albert-  und 
Viktoria-Seo  ungefähre  Breiten-  und  Gröfsengonosson  sind, 
sondern  allein  Muta  Nsige  und  Viktoria -See  Ptolemäus’ 
westliches  und  östliches  Sammelbecken  der  Nilgewässer 
wioderspiegeln  könnten.  Zweck  dieser  Zeilen  war  es  nur, 
zu  boweisen,  dafs  der  Forscher,  welcber  dio  Frage  nach 
der  hydrographischen  Zubehör  des  äquatorialen  Muta  Neige 
an  Ort  und  Stelle  — sei  es  im  einen,  sei  es  im  andern 
Sinne  — entscheidet,  das  berühmteste  Problem  der  Afrika- 
kuude , dasjenige  der  Nilquellen , erst  zur  vollständigen 
Lösung  bringen  wird,  dafs  aber  schon  heute  der  Albert- 
See  aufhören  mufs,  dem  Victoria  Njansa  gleichwertig  zu 
heilsen. 


Eine  tirolisch -bayrische  Sprachinsel  in  Mähren. 

Von  Dr.  Karl  Lecbner. 


Wenn  man  auf  der  prachtvollen,  nun  ganz  vereiusamten 
Reichsstrafse  wandert , die  von  Brünn  nach  Olmütz  führt, 
so  gelangt  man  zu  dem  einst  blühenden  Markte  Neuraufs- 
nitz. Von  hier  bis  zu  dem  nordöstlich  davon  gelegenen 
Städtchen  Wischau  finden  wir  rochts  von  der  Strafse  moh- 
rere  deutsche  Kolonistendörfer.  Es  sind  dies  aufser  dem 
einst  fast  ganz  deutschen  Neuraufsnitz  die  Orte  Tschechen 
und  Gundrum,  durch  das  tschechische  Podbrezitz  davon  ge- 
trennt die  Dörfer  Lissowitz,  Kutscherau,  Hobitschau,  The- 
reschau,  Swonowitz  und  Rosternitz,  der  Rest  einer  oinst 
viel  gröfsern  deutschen  Siedelung,  die  eine  nähere  Berück- 


sichtigung um  so  mehr  verdient,  als  Uber  ihro  Abstam- 
mung die  sonderbarsten  Ansiohton  kursieren  ')• 

Die  Leute  nennen  sieb  „Scbwoben“  , und  als  solche 
führt  sio  auch  Schwoy2)  und  Wolny3)  an,  letzterer  mit 
dor  Bemerkung,  dafs  sie  eine  „schwer  verständliche  deutsche 
Mundart“  sprechen , ja  er  schonkt  dor  von  den  hiesigen 

A)  Erneu  Ungern  Artikel  darüber  schrieb  H.  Kirehmayr  in  der  Zeit- 
»chrift  „Moiaria*,  Brünn  1882,  S.  53  ft.  101  ff.  170  ff.,  der  dem  Ver- 
faser  die  Veranlassung  bot,  aieb  naher  mit  dieser  Sprachinsel  tu  beschäftigen. 

*)  Topographie  vom  Markgraftum  Mähren  2,  i 27  (1793  erschienen). 

3)  Dio  Markgraf »chaft  Mähren  topographisch,  statistisch  und  biatoritcli 
geschildert  2,  158.  159  (1836  erschienen). 


Digilized  by  Google 


110 


Eine  tirolisch  - bayrische  Sprachinsel  in  Mähren. 


Bauern  nur  ungläubig  belächelten  Anschauung  Raum,  dafs 
eie,  speziell  die  des  jetzt  slawischen  Ringelsdorf  — Schwe- 
den seien  *).  Wir  wollen  im  folgenden  den  Nachweis  zu 
liefern  suchen , dafs  das  Gros  diosor  Reste  tirolisch  - bayri- 
schen Ursprunges  ist. 

Gegenüber  den  altslawischen  „ Rundlingen“  ist  die  Dorf- 
anlage hier  überall  die  der  sogenannten  „Langdörfer“ , in 
Mähren  seit  dem  12.  Jahrhundert  nachweisbarI) 2 3 4).  Der 
leichtern  Verteidigung  wegen  hat  ein  solches  nur  zwei 
Aus-,  resp.  Eingänge,  zu  beidon  Seiten  der  Strafso  die 
Häuserreihen , dahinter  die  Stallungun  und  hinter  diesen 
die  ununterbrochen  fortlaufenden  Schounon , so  dafs  das 
Ganze  kralartig  ausschaut8).  Nur  ein  Umstand  fällt  auf. 
In  allen  dioson  und  wohl  ancli  noch  in  ehemals  deutschen 
Nachbardörfern  sind  alle  ältern  Häuser  an  dem  obern  Ende 
der  Gassenfront  mit  einem  Vorbau  versehen,  der  oben 
einen  weiten  Rundbogen  bildet,  unten  sich  vorengt,  mit 
einem  niederu  Thürchon  abgeschlossen  ist  und  vor  der 
eigentlichen  Hausthür  einen  Raum  von  4 — 6 qm  enthält. 
Dieser  jetzt  wie  das  ganze  Hans  aus  Ziegel  aufgefiihrte 
Bau  war  ehedem  wohl  aus  Holz  horgestellt  und  heifBt 
heute  noch  „Soldor“,  der  in  don  slnwischou  Dörfern  hierzu- 
lande nicht  bekannt  ist.  Alte  Leute  vorsichern,  früher  sei 
derselbe  so  grofs  gewesen , dafs  die  ganze  Familie  zur 
Sommerszeit  darin  ihre  Mahlzeit  einnehmen  konnte.  Fehlt 
dieser  Vorbau,  so  ist  in  allen  alten  Häusern  ein  geräumiges 
Vorhaus  mit  einem  grofsen  Efstische*). 

Noch  auffälliger  ist  die  Tracht  diosor  deutschen  Bauern, 
welche  sich  noch  überall  erhalten  hat,  nur  dafs  in  Tschechen 
und  Gnndrum  blofs  alte  Leute  sie  noch  tragen.  Beginnen 
wir  mit  der  Frauontracht.  Dio  niedrigen  Schuhe  aus  blauem 
Tuch  sind  weit  ausgeschnitten  und  mit  einem  breiten  hell- 
blauen Bande  (Reinesch)  gebunden ; wo  der  Absatz  ans 
Oberleder  stöfst,  ist  ein  kleiner  roter  Lederstreifen  einge- 
näht, der  ehomals  rings  um  den  ganzen  Schub  lief,  welcher 
vorn  ein  grofses  Stück  rotes  Loder  als  Lappen  hatte. 
Krapprote  Strümpfe  (Strümp)  heben  die  Waden  kräftig 
hervor,  der  schwarzleineue  dicht  gefältelte  Rock  gleicht 
gonau  dem  „Wifling“5 * *)  und  reicht  nur  wenig  über  die 
Kniee;  ein  Schurz  (fuerstig)  bedeckt  ihn  teilweise.  Über 


I)  Wohl  deshalb,  weil  die  Schweden  1648  io  dieeeu  Gebieten  nabten 
und  «englen. 

*)  Uudik,  Mährens  allgemeine  Geschichte  8,  60  ff-  (Ilriinn  1878). 

3)  In  Gandrum  findet  «ich  ein  ganz  eigentümlich«  Thor,  au»  Ziegeln 
gebaut,  am  Eingänge  de«  Dorfe«.  Der  heutige  Name  Mausthnr  wird  wohl 
auf  Mautsthor  »urürkiuführon  «ein,  da  die  ältest«  Straf*  von  Wiechau 
nach  Austerlitz  durch  diesen  einst  befestigten  l'latz  geführt  haben  dürfte. 

4)  In  Ncuraafsnitz  und  Wiscbau  «ind  noch  Häuser  mit  sogenannten 
Tauben,  die  in  allen  Städten  Mähren«  mehr  oder  weniger  vorhanden  waren 

oder  noch  sind  nnd  sicherlich  nicht  slawischen  Ursprunges,  wie  man  hier 

violfach  behauptet,  sondern  italienisch  - deutscher  Herkunft  «ind. 

6)  Der  Name  „Wifling*-  ist  hier  nicht  bekannt,  und  der  Hock  heifst 

Schurz  nach  dem  hannakiichen  „aoree“. 


das  grobe  Hemd  (foit)  kommt  ein  bis  zur  Hüfte  reichendes 
weifses  Jäckchen  (hemad)  und  übor  dieses  das  blaue,  auch 
rote  Jaukerl  (fridka),  das  Uber  dom  Busen  durch  rote  Bän- 
der zusammengehalten  wird.  Darüber  wird  im  Sommer 
ein  blauer  „Schofs“  getragen  *),  der  im  Winter  mit  weifsom 
Schafpelz  gefüttert  ist,  der  auch  als  Verbrämung  den  Scbofs 
umsäumt.  Um  den  Hals  legt  sieb  eine  etwa  6 Zoll  höbe, 
vorn  und  rückwärts  horabgebogone,  an  den  Seiten  bis  über 
die  Ohren  hinaufreichende  Krause  („tazl“  oder  „kreasl“). 
Ein  farbiges  „Tüecbl“  wird  ganz  so  wio  in  Oberbayern  um 
den  Kopf  geschlungen,  im  Winter  letzterer  und  der  Ober- 
körper mit  einem  grünen  Shawltuch  bedeckt,  das  vor  einer 
Generation  noch  in  weifser  Farbe  beliebt  war.  Mädchen 
haben  am  Endu  des  Haarzopfes  (zöppl)  eine  farbige  Schleife. 
Bei  grofser  Kälte  trägt  das  weibliche  Geschlecht  2 bis  3 Ellen 
laugo  schwarze  Strümpfe,  welche  stark  gefältelt  das  Bein 
walzenförmig  erscheinen  lasson2).  Die  moisten  Männer  tra- 
gen noch  hohe  enge  Stiefel,  in  welchen  die  schwarze  Leder- 
bose  steckt,  während  ehedem  dieselbe  blofs  bis  zu  den 
Knieen  reichte  und  Stulpstiefel  und  weifse  Strümpfe  ge- 
tragen wurden.  Eine  doppelte  Reibe  von  Knöpfen  ziert  den 
eng  geschlossenen  „Brustfleck“,  eine  blaue  Tuchjoppe  oder 
oin  woiter  langer  Rock  (Burnus) , im  Winter  eino  Pelz- 
mütze, im  Sommer  ein  gewöhnlicher  schwarzer  Hut  voll- 
enden seinen  Anzug.  Der  rauhhaarige,  c.ylinderartige  Hut, 
mit  Gold-  oder  Silberschnüren  besetzt,  ist  schon  abgekom- 
men8). Diese  Männert  rächt  war  ehedem  auch  in  Neu- 
raufsnitz , Deutsch  - Prufs , Deutsch  - Malkowitz , Bohdalitz, 
Koslau  und  Ruprecht  üblich.  Bei  grofsen  Hochzeiten , die 
stets  am  Dienstag  gehalten  werden , gibt  es  noch  eigne 
weibliche  Hochzeitetracht.  Die  Fridka  heifst  dann  Haimerl 
und  wird  vorn  übor  einem  reich  mit  Tressen  besetzten 
„Bund“  verschnürt;  dio  Braut  hat  einon  eigentümlichen 
Aufsatz  (börtel)  auf  dem  Kopfe  ; dio  Weiber  tragen  das  so- 
genannte „Happentiiochl“,  ein  2 bis  3 Ellen  langer,  2/s  Elle 
breiter  Leinwandstroifen , der,  an  den  Enden  mit  reicher 
Seidenstickerei  bedeckt,  sehr  stark  gestoift  und  derart  um 
Kopfe  befestigt  wird,  dafs  nach  drei  Soitcn  die  Eckon  vor- 
ragen und  die  Enden  über  den  Rücken  binabhängon.  Fragt 
man  die  I»eute  nach  ihrer  Herkunft,  so  erhält  man  zur 
Antwort,  sie  eeion  vor  alter  Zeit  nach  einer  grofsen  Pest 
eingewandort  , die  einen  sagen  aus  dem  ElBafs,  andre  aus 
Württemberg,  wieder  andro  von  dor  bayrischen  Grenze. 
Dafs  es  mit  der  Pest  soine  Richtigkeit  hat,  löfst  sich  nicht 
bestroiten;  so  wurde  vor  gar  nicht  langer  Zeit  oino  Menge 
menschlicher  Gebeine  von  liostornitz  auf  den  Luitscher 

•)  Statt  deinen  virlfaeh  der  hannnkisehe  Ausdruck  „garumeika'-  ge- 
bräuchlich. 

ä)  In  Tirol  nur  im  Thal«  „lirsndenberg"  im  Unterinnlhale  in  weiter 
Farbe  noch  gebräuchlich;  auch  in  Schwaben)? 

*)  !m  oberbayrischen  Gebirge  noch  häufig. 


Digitized  by  Google 


111 


Eine  tirolisch  - bayrische  Sprachinsel  in  Mähren. 


Friedhof  Überführt,  und  in  I.issowitz  erzählen  »Ile  Ixnite, 
dafs  bei  der  „Martersäuln“  vor  dem  Dorfe  zahlreiche  Toteu- 
köpfe  ausgegraben  worden  seien.  Postepidemien  gab  es 
aber  viele,  und  wir  müssen  daher  auf  andern]  Wege  die 
Zeit  der  Einwanderung  zu  eruieren  suchen. 

Nach  Dr.  Beck  wären  Kosternitz , Hobitscliau  (Prufa) 
vom  Olmützor  Bischof  Bruno  v.  Schaumburg,  Krouzek  von 
den  Johannitern  zu  Austerlitz , Kutscherau  vom  Kloster 
Saar,  Swonowitz  von  dou  Brunner  Pröpsten  mit  deutschen 
Ansiedlern  besetzt  worden  *) , nllein  die  von  ihm  hierfür 
citierten  Quellen  enthalten  keine  positive  Angabe,  auch 
Dudik  weifs  davon  niohta2).  Doch  wollen  wir  uicht  leug- 
nen, dafs  die  ältesten  Kolonisten  in  dieser  Zeit  nus  Schwa- 
ben sich  hier  angesiedelt  haben3),  dio  heutigen  Bewohner 
aber  sind  später  eingewandert  und  stammen  nicht  aus 
Schwaben.  Allo  hierher  gehörigen  Ortsnamen  sind  sla- 
wisch, nur  Qundrum  (auch  Gundrains,  Guntrums)  kommt 
seit  1342  in  dieser  deutschen  Form  vor,  und  1347  schenkt 
ein  gewisser  Holubo  „villam  et  munitionem  Gundrains“  dem 
Nonnenkloster  Maria-Saal  in  Brünn 4).  Damals  oder  wenig 
später  waren  schon  dio  heutigeu  Bewohner  eingewandert, 
aber  uicbt  vor  1313.  In  Guudrum,  in  Lissowitz,  Neu- 
raufsnitz  und  in  der  Pfarrkircho  von  Wischau  findet  man 
den  heiligen  Wendelin  und  die  heiligo  Notburga  abgebildet, 
vereinzelt  auch  den  heiligen  Leonhard  , der  mit  Wendelin 
als  Viehpatron  besonders  verehrt  wird.  Das  ist  von  we- 
sentlichem Belang.  Zwischen  Loch  und  Isar  wird  dor 
heilige  I-eonlmrd  wohl  verehrt,  neben  ihm  aber  der  hei- 
lige Colomann5),  selten  der  heilige  Wendelin,  kaum  oder 
gar  nicht  dio  heilige  Notburga,  wohl  aber  im  untern 
Innthale  Tirols8);  vor  Notburgas  Tod  sind  also  die 
Tiroler  und  Bayern  nicht  gekommen.  Es  ist  zwar  keine 
Urkunde  bekannt,  welche  darüber  Aufschluss  gäbe;  wenn 
wir  aber  daran  erinnern,  dafs  seit  der  Vermählung  dos 
Markgrafen  Johann  mit  Mnrgaretha  Maultasch  von  1330 
bi-  1341  viele  mährische  Herren  Tirol  kennen  lernten, 
so  z.  B.  Heinrich  von  Lipa,  dem  ursprünglich  Hobitscliau 
und  Rosternitz  gehörten ") , so  werden  wir  die  Behaup- 
tung, es  seien  um  1350  von  Tirol  und  Bayern  aus  die 
fraglichen  Dörfer  kolonisiert  worden , nicht  zu  gewagt  fin- 

I)  Jo  VVotojv  kirchlicher  Topographie  von  Mähren,  2.  Abt.,  4.  IM ., 

S.  XXIII  <1801);  ei  »oll  di»  etwa  rund  am  1250  genesen  sein. 

*)  L c.  »,  111  ff. 

Dieselben  lind  jedenfalls  längstens  am  die  Mitte  des  14.  Juhrhun. 
4erM  flut  ttintlich  eutgesforbc».  Heute  rind  nämlich  nur  noch  wenige  Worte 
•rhaibuch,  spen&sch  schiribUrh  von  Ftmilicimimcn  nur  noch  ..Schiller". 

*)  Codex  diplomaticns  et  epistolarii  Morarme  cd.  Braadl.  7,  323.  518. 

Ich  erinnere  au  die  Coloinanaskirch«  unweit  Schwang*»  bei  lassen. 

V)  Iler  heiligen  Notburga  xu  Klircn  ist  iro  Dorfe  Kbcn  unweit  dm  Achen- 
sees eine  Wallfahrtskirche  erbaut,  die  ton  Bewohnern  des  mittlern  und  i 
'.r.tero  Innthales,  sowie  des  angrenremlcn  Bayern  stark  besucht  wird.  Not- 
burga starb  1313  (Sinnlicher,  Beitrage  tur  Geschichte  der  bischöflichen 
Kirche  Sahen  and  Bnxen  5.  121). 

\ Schwoy  2.  130.  3(1. 


den.  Überdies  dürfen  wir  nicht  vergessen,  dafs  der  mäch- 
tige Heinrich  von  Hottenburg,  Notburgas  Dienstgeber,  Hof- 
meister Johanns  war 1).  Und  sollte  es  blofser  Zufall 
sein,  dafs  Jacob  Hüter  aus  Welsberg  im  Pusterthal  eine 
Menge  tiroler  Wiedertäufer  in  das  von  uusero  deutschen 
Siedeluugon  nur  eine  Stunde  entfernte  Ansterlitz  führte? 
In  Lissuwitz  ist  ein  uraltes  Bild  zu  sehen ; die  Mitte 
j nimmt  eine  roich  vergoldete  Madonna  mit  dem  Kinde  (die 
von  Mariazell?)  ein,  links  in  dor  Ecke  ist  der  heiligo  Wende- 
lin,  rechts  die  heilige  Notburga.  Ich  fragte  daher,  ob  Wall- 
fahrten nach  Mariazell  in  Steiormark  unternommen  werden, 
und  erhielt  hier  und  anderwärts  diese  Frage  bejaht  mit 
der  Bemerkung,  ob  heifse  die  dortigo  Madouua  hei  den 
Leuten  hier  die  „t  i ro  1 i sc  he“  Muttergottos.  Bezüglich 
der  Pest  mag  daran  erinnert  werden,  dals  1349  dieselbe 
derart  heftig  in  Brünn  herrschte,  dafs  MarkgTaf  Johann 
1351  die  Stadt  „miscrabiliter  devastatu  et  deserta“  nennt 
und  deshalb  alle  neuen  Einwauderur,  woher  sie  immer  sein 
mögen,  auf  vier  Jahre  steuerfrei  erklärt*).  Sollte  nicht 
damals  das  Kloster  Maria-Saal  für  die  wenige  Stunden  davon 
entfernten  Ziusdörfer  Kolonisten  gebraucht  haben? 

Doch  wir  wollen  die  Sprache  der  „Schwoben“  ins  Auge 
fasseu.  Als  ich  mit  ihnen  im  Dialekte , wie  er  zwischen 
Lech  und  Bodensee  üblich  ist,  sprechen  wollte,  verstund 
mich  niemand;  wie  ich  biugegeu  mich  bemühte,  die 
von  meiner  Mutter  gelernte  oberbayrische  Mundart,  wie  sie 
in  Muruau,  Tölz,  Miesbach,  Tegernsee  heimisch  ist,  zu  spre- 
chen, meinten  die  Ixiute,  das  sei  ja  ihre  „Röd“.  Charak- 
teristisch ist,  dafs  an-  und  auslautendes  „pf“  nur  durch 
„f-,  resp.  „p“  wiedergegebeu  wird,  weiter  die  Ausgänge 
auf  „1“,  z.  B.  Köpf],  Diendl,  Blatt],  Schotzal  (=  Geliebte)3). 
Das  schwäbische  tröme  lautet  hier  tirolisch -bayrisch  trän» 
(=  Balken),  statt  im  men  hört  man  das  nnterinnthalische 
„baien“.  Ein  Mädchen  sang  mir  ein  Lied  vor;  auf  meine 
Bitte  um  weitore  Lieder  erhielt  ich  zur  Antwort : „ans 
hoben*  eh  Schon  und  ka  schien»  ko  i nod“.  Hingegen 
klingt  schwäbisch : feifo  = 5,  llräuti  = Geliebter  (nicht  Ver- 
lobter), weiter  die  Formen  kejina,  nejma  und  Personennamen 
wie  läse,  Thrine,  Th  re  so,  Hönes  (oder  echt  bayrisch  Jo- 
hannes), statt  liärble  dagegen  wieder  Boarbe. 

Einen  der  wichtigsten  Belege  für  den  tirolisch-bayrischen 
Ursprung  dor  Bewohner  unsrer  Sprachinsel,  ihre  Familien- 
namen, dürfen  wir  nicht  übergehen;  doch  können  nicht  alle 
auf  den  Friedhöfen,  in  Kobotverzeichnissen  und  Grundbü- 
chern gefundenen  Namen  erwähnt  werden.  Viele  derselben 

1)  L>*?  Kinttufe  d**r  Fremden  tt igt  weh  wohl  «urh  «Ur. n , dt/«  mir 
1334  zum  entenro&l  in  lieuUchtirul  ein«  Kirche  de*  beiluren  l'yrill  in 
Bmeo  «mahnt  finden  (Sionifber  5,  IM). 

*)  Cod.  dtpl.  M,  9Ä,  «ul*^rdem  meine  AhKftfidiutig  Ubtf  du 
Sterten  134«  — 1341,  1>K4.  S.  3«. 

w-hnabivh  bekanntlich  le". 


Digitized  by  Google 


112 


Eine  tirolisch  * bayrische  Sprachinsel  in  Mähren. 


sind  ausgestorben,  z.  B.  Gritzuor,  Gleichstein,  Grantzberger, 
Schrarnbl1 *),  andre  sind  nach  den  Dörfern  gewählt,  z.  B. 
Kutscherauor,  Molkowitzor8),  wieder  andre  stammen  ans  der 
Zwittauor  Gegend  in  Nordmähren,  so  Appel,  Heger,  Woifs, 
Rotter,  Schulz,  Friedl,  Olscher,  denn  Thereschau,  1 790  ge- 
gründet, hat  Bewohner  aus  dem  mährischen  Gobirge.  Natür- 
lich fehlen  die  Müller  und  Maier  nicht.  Von  den  übri- 
gon  Familiennamen  kommen  die  Fritz,  Fuchs,  Winter,  Stei- 
ner, Schmidt,  Bauer,  Langer,  Hackl,  Jack),  Bartl,  Polzer 
häufig  im  fnnthale  vor,  Potsch  und  Marischlor  klingon  wohl 
romanisch3).  Echt  bayrisch  hingegen  ist  der  Name  Sedel- 
rnaier4),  tirolisch  jedoch  der  hier  jetzt  Legner,  früher  Lech- 
ner  geschriebene  Name  (so  z.  B.  1810),  der  vorzugsweise 
im  mittlern  Innthal,  ganz  besonders  aber  im  Zillertlml  vor- 
kommt 5).  Dioser  Namo  haftet  meist  an  Höfen,  welche  durch 
Rodungen  entstanden  sind 6),  und  darauf  deuten  nuch  ältere 
Siegel;  so  hat  Lissowitz  eine  den  Dreschflegel  haltende 
Hand,  Gundrnm  Sichel  und  Pflugschar  im  Siegelfelde. 
Hingegen  finde  ich  aufser  Schiller  keinen  echt  schwäbischen 
Namen,  vor  allem  fehlen  solche  auf  — le,  — li,  — lin; 
dagegen  ist  häufig  das  österreichisch -bayrische  — 1,  z.  B. 
Jahndl,  Schicki,  Greipl,  Beutl  &o.  Ganz  eigentümlich  klingt 
der  Name  Schurius  (Hobitschau). 

Auch  die  Flurnamen  sind  wichtig.  So  finden  wir  Ackerl, 
Langen,  Broiten,  Stuanen,  häufig  den  Namen  Lufs,  auch 
Lüfsl,  Gmuaacker,  Bruch,  den  besonders  in  Bayorn  und  im 
Innthal  häufigen  Namen  Leiten,  weiter  Gröften.  Zahlreich 
sind  die  mit  plosi“  zusammengesetzten  Ackemamen,  von 
denen  oine  Abgabe  (löai)  gezahlt  werden  mufste.  Die  Be- 
zeichnungen Tröllö8sen,  Haidlös,  Broitlös,  Schmolös,  Holz- 
lössou, Kruochlös  weisen  auf  ein  hohes  Alter  hin,  da  die 
mittelhochdeutsche  Form  „loese“  noch  ganz  erhalten  ist7). 
Romanisch  ist  hingegen  Twiern8).  In  Lissowitz  heilst  ein 
Acker  der  Rausinger,  also  der  gegen  Rauseins  gelegene 
Ackor.  Diese  doutsche  Benennung  Rauseina  für  Runfsnitz 
finde  ich  zum  erstenmal  im  Jahre  1354  erwähnt9). 

Wir  haben  unsre  Sprachinsel  den  Rost  einer  einst  viel 
gröfsern  deutschen  Siedelung  genannt  und  müssen  nun 
diese  Behauptung  noch  erweisen.  Krouiek  (deutsch  Ringols- 

>)  Grundbuch  v.in  LbuosiU  vom  Jnhrc  1678  (gehört,  den  Domini- 
kanerinnen zu  St.  Katharina  in  OlroUts). 

*)  Solche  «Uhlen  bekanntlicli  zu  denllteeten;  «iehe  Heintze,  Die  dent- 
achen  Familiennamen  geschichtlich,  gsographitth , sprachlich.  Halle  188<>. 
S.  52  (f. 

*)  Unterer  wohl  im  obersten  Innthal  (jehriiachlieh:  letzterer  im  Kt*eh- 

thsl? 

*)  Buck.  Oberdeutaehee  Flurnamenbuch.  Stuttgart  1880.  8.  255. 

*>  Die  Zueammenectsunifen  diesea  Namens,  besonders  in  Salzburg  und 
dem  angrenzenden  Tirol  hluflg , kommen  hier  nicht  vor;  solche  »ind 
z.  B.  bei  Heintze,  S.  164,  mehrere. 

*)  Buck  1.  c.  160. 

*)  Buck  1.  c.  166. 

®)  ibid.  SOS  in  der  deutschen  Schweiz  noch  tuuRg. 

°)  Codez  dip'.nm.  &c.  8,  236. 


dorf)  war  vor  40  Jahren  noch  deutsch , heute  sprocheu 
blofs  fünf  alte  Bauern  ihre  Muttersprache ; böhmische  Schule 
und  Kirche  hat  sie  zu  Slawen  gemacht.  Alle  Feldernamen 
sind  doutsch,  und  es  berührt  den  Wanderer  wehmütig,  wenn 
erhört:  rpoidou  na  Markacker“  (ich  gehe  auf  den  M.).  Hinter 
diesem  Dorfe  führt  der  Weg  Uber  den  Luthersteg  und 
S t.  U r b a n in  einer  Stundo  nach  dem  jetzt  fast  ganz  sla- 
wischen Städtchen  Austerlitz.  Nenraufsnitz  ist  fast  ganz 
slawisch,  nur  die  Juden  haben  dort  eine  doutsche  Schule, 
deutscho  Familiennamen  findet  man  noch  sehr  viele 1).  Viele 
Worte  siud  noch  zu  erkennen,  z.  B.  hoblik  (=  Hobel)  bil- 
nfk  (Feile),  knep  (Kneip),  raäplu  (Holzraspel) , und  sonder- 
bar berührt  die  Redensart : mato  uz  Feiorabond  ? (habt  ihr 
schon  Foiorabond  ?).  In  dem  durch  die  hohe  Achtung  des 
Kaisers  Josef  H.  vor  dem  Bauernstände  berühmt  geworde- 
nen Slawikowitz  (er  zog  hier  eine  Fnrche)  stofsen  wir  auf 
die  Flurnamen  Schmolös,  Vierhab  &c.,  in  Altraufsnitz  und 
Niomtschan*)  finden  wir  Haidlössen,  im  letztem  Dorfe  anch 
Schmolös  und  Broitlös,  und  ebenso  in  Orlovitz  und  Koslan, 
wo  noch  heut«  Frank3),  Kipfer,  Greitl  wohnen.  Hier  und 
in  Bohdalitz  sprach  mau  nach  Aussage  alter  Leute  in  ihrer 
Jugend  fast  nur  doutsch,  im  Jahre  1633  legten  179  Per- 
sonen in  Bohdalitz  ihre  Osterbeichte  in  deutscher  Sprache 
ah*).  Der  Name  Deutsch -Malkowitz  oder  Reich  beweist 
die  deutsche  Besiedelung,  üherdios  treffon  wir  dort  Schmidt, 
Preis,  Riesner,  Loher  u.  a.  Über  Mähriscb-Malkowitz  ge- 
langen wir  nach  Schwabenitz  5),  wo  z.  B.  1772  Knapp, 
Basti,  Pulz,  Loisek  als  Zinsbauern  des  Olmützer  Erzbischofs 
erwähn t werdon G).  Das  Dorf  Marhöf(on)  und  Dreihüfe  (jetzt 
Kruh),  weist  auf  deutschen  Ursprung  hin. 

In  nächster  Nähe  von  Gundrum  liegt  das  Dorf  Tucap, 
knapp  am  Rnndo  einor  aus  der  Ebene  aufsteigenden  Ter- 
rainwelle. Auch  dieses  Dorf  war  oinst  ganz  oder  teilweise 
deutsch.  Tn  ihrem  Dialekte  hoifsen  die  hiesigen  Deutschen 
dasselbe  Boden  und  sagen  z.  B. : „wir  gean  zo  Bouda“. 
In  oiner  Bestimmung  der  Gomoindcgrenzun  vom  Jahre  1733 
erfahren  wir,  dafs  es  im  östlich  gelegenen  Drazowitz  Wohr- 
lossen,  in  Tu£ap  Wosserlossen  gab.  Bei  dieser  Grenzhe- 
gehung  wurden  Knaben  nach  altdeutschem  Brauche  ge- 
peitscht, damit  sio  sich  die  Grenzen  ja  gut  merkon  sollten. 
Von  Familiennamen  werdon  dabei  genannt  Schwach  in 


1)  An  der  Kaiseratrafrc  gelegen,  blühte  dieser  Ort,  so  lange  der  Schie- 
nenstrang nicht  war,  kräftig  auf,  denn  der  ganze  Handel  nach  Polen  und 
Schlesien  ging  auf  dieser  Strafte,  und  man  trifft  keinen  iltom  Bauern  in 
unsern  deutschen  Dörfern,  der  nicht  all  Fuhrmann  nach  Ccrnowitz  oder 

Brodr  gekommen  wäre. 

3)  Der  Ortuname  hängt  zusammen  mit  n$mec,  der  Deutsche. 

3)  Dieter  Name  kommt  gleichfalls  in  den  deutschen  Dörfern  Tor. 

*)  Wolnjr,  Kirchliche  Topographie,  2.  Abt.,  3.  Bd.,  8.  428. 

Ä)  Der  Name  deutet  auf  Schwaben  hin,  ebenso  der  Familienname 

SchwabetukT. 

<*)  Alle  nicht  speziell  angeführte  historische  iHten  sind  dem  fiimtcTzhischof- 

liehen  Archive  zu  Kremiier  entnommen  (alle  zur  Herrschaft  Wischau  gehörig). 


Digitized  by  Google 


113 


Eine  tirolisch- bayrische  Sprachinsel  in  Mähren. 


Dra2owitz,  von  Tuüap  Kiestier  und  Brandt,  der  neben 
Leffner  und  Sterzl  heute  noch  vorkonirat.  Von  hier  kommt 
man  Uber  Meis  (anch  da  waren  Deutsche)  nach  Wischau, 
welche  Stadt  ehedem  fast  ausschliefslich  deutsch,  heute  stark 
utraquistisch  ist.  Weit  Uber  100  Familiennamen  auf  dem 
Friedhofe  (fast  zwei  Drittel  aller  vorhandenen)  sind  deutscher 
Herkunft,  natürlich  auf  neuern  Krenzen  mit  tschechischer 
Orthographie,  z.  B.  Friü,  Vagner,  Sindler  u.  a.  m.  In  näch- 
ster Nähe  liegt  das  slawische  Hrnan,  zu  deutsch  Bründlitz, 
und  gleich  daneben  Krzeczkowitz.  Im  Jahre  1473  erhält  die 
Witwe  eines  hier  samt  seinen  fünf  Kindern  an  der  Pest  gestor- 
benen Müllers  und  ihr  zweiter  Gatte,  Jörg  Scbrotz  von  Goifsel- 
hering  bei  Straubing  (Bayern),  dessen  Nachlafs.  Nordwost- 
wärts  von  genannter  Stadt  liegt  Dieditz,  wo  wir  1772 
Saibach  und  Scholz,  1571  einen  Müller  Nagele  aus  Schwa- 
ben finden.  In  Nosalowitz  stufst  man  auf  die  Namen  Reich 
und  Gottwald.  Längs  der  Kaiserstrafse  gelangt  man  nach 
Deutsch-Prufs,  Pustomir  und  Drissitz,  seitwärts  liegen  Zieltsch 
und  Ondratitz.  Seit  1378  kommt  fUr  Zieltsch  das  deutsche 
Sals,  seit  1348  fiir  Prufs  Praus  vor1).  Im  letztem  Dorfe 
sind  noch  die  Flurnamen  Bislös  (statt  WieslösV),  I luslös, 
Hammerfeld  und  Grüften  bekannt.  In  Pustomir  wird  1344 
ein  hinter  dem  Städtchen  liegender  „Mansperch“  erwähnt, 
und  in  einer  Urkunde  von  1465  heilst,  es  bei  demselben  : „Sunt 
ibidem  quidam  agri,  qui  appellantur  Praitae“,  und  zu  Drissitz 
in  dem  gleichen  Dokumente:  „sunt  ibidem  Praitae  decemu. 
Im  Jahre  1455  werden  in  Drissitz  zwei  Wiesen  „Hoffreucz“ 
(Hofreute)  und  „Gnmtlos“  genannt,  1367  als  Zeuge  ein 
Michael  Meuslin ; 1 G85  ein  Ludwig  Fiechtl  von  Tntzingen 
am  Würmsee  in  Ondratitz.  In  der  Nähe  dieser  Orte  haben 
anch  das  1345  als  verödet  angeführte  Dorf  Schönhof  und 
die  1348  zum  Kloster  in  Pustomir  gehörigen  Dörfer  Schrey- 
nern  und  Sohönvelt  gestanden , dio  heute  nicht  mehr  vor- 
handen Bind.  Auf  der  Generalstabskarte  finden  sich  gegen 
das  Plateau  von  Draban  zu  noch  viele  deutsche  Namen, 
z.  B.  l’ruklös,  das  1465  als  öde  hezeichnete  Dorf  Nebstich 
(auch  Neustift),  siidwestwärts  davon  Ruprecht,  woselbst  heute 
noch  einige  alte  Bauern  ihre  deutsche  Muttersprache  reden, 
und  deutsche  Flur-  nnd  Familionnnmon  zn  treffen  sind.  Im 
Hannathal  liegt  der  Markt  Eiwanowitz.  Auch  da  stöfst 
man  noch  auf  deutsche  Namen,  und  eine  Vorstadt,  die  ich 
zum  erstenmal  1593  erwähnt  finde,  heilst  heute  noch  Frank- 
stadt. Ich  denke,  diese  Nachweise  sollton  meine  Behaup- 
tung über  die  Ausdehnung  dor  deutschen  Sprachinsel  ge- 
nügend rechtfertigen. 

Wird  die  von  allen  Seiten  von  der  slawischen  Hochflut 
umbrauste  Sprachinsel  im  Kampfe  um  ihr  Heiligstes  untor- 

>)  Die  Zeit,  «eit  welcher  die  detittehen  N'tmenforruen  Vorkommen, 
»prieht  für  die  von  um  behauptete  KinwinderangHeit  sehr  stark. 


gehen?  Die  acht  Dörfer  zählen  zusammen  3247  Bewohner 
(1880),  darunter  sind  kaum  60 — 80  Tschechen.  Am  meisten 
gefährdet  ist  Tschechen  und  Gundrum,  einmal  weil  os  durch 
Podbrezitz  von  den  andern  getrennt  ist,  und  hier  W’echsol- 
heiraten  häufig  sind,  wogegen  die  andern  dieselben  nicht 
zulassen.  Rechnen  wir  zur  vorstehenden  Zahl  die  meist 
deutschredenden  Juden  in  Neuraufsnitz  und  die  kleine  Schar 
wackoror  deutscher  Männer  christlichen  Bekenntnisses  dort- 
selbst  (zusammen  rund  700),  und  an  2000  Deutsche  in 
Wischau,  so  ergibt  sich  oino  Gesamtzahl  von  fast  6000 
Deutschen,  für  die  gegenwärtig  ein  deutscher  Bauernverein 
in  Wischau  im  Entstehen  begriffen  ist.  Allerdings  treffen 
wir  in  den  genannten  Ortschaften  viele  Familiennamen  sla- 
wischer Herkunft,  deren  Träger  aber  schon  seit  2 — 3 Ge- 
nerationen redliche  deutsche  Männer  sind,  so  z.  B.  Dolezell, 
Drabek,  Hroz,  Haschka,  Mentu,  Zabisky,  Koudelka  u.  a.  m. 
Auch  in  der  Sprache  zeigt  sich  tschechischer  Eiuflufs.  So 
kommt  für  Zwetschon  der  hannakisohe  Vulgärausdruck  ka- 
latken  (eigentlich  karlätky)  vor,  fridka  und  gazomeika  haben 
wir  schon  genannt,  für  Sacktasche  hört  man  das  Wort 
„gapsich“ ; der  Willkommgrufs  lautet  vielfach  nicht  mehr 
nach  deutscher  Art:  „Grüfa  Gott“,  sondern:  „Schön  will- 
kommen“, die  genaue  Übersetzung  des  tschechischen  pöknf 
vftäm.  Auch  die  slawische  Sitte  des  „Todaustragens“  am 
sogonannten  schwarzen  Sonntag  hat  sich  überall  Bahn  ge- 
brochen. Die  Geistlichkeit  steht  zu  don  Slawen,  die  Lehrer 
sind  mit  einer  einzigen  Ausnahme  slawische  Agitatoren,  ja 
dermalen  ist  ein  solcher  in  einem  deutschen  Dorfe , der 
nicht  einmal  völlig  des  deutschen  Idioms  mächtig  ist.  Da- 
bei ist  die  kirchliche  Einteilung  den  sprachlichen  Verhält- 
nissen diametral  zuwiderlaufend,  und  deutsche  Dörfer  ge- 
hören in  eine  slawische  Pfarrei,  umgekehrt  wird  wegen 
Slawen,  die  in  eine  deutsche  Pfarre  nicht  gehören,  doch 
in  regelmäfsigon  Tomiinon  slawisch  goprodigt.  Trotzdem 
ist  das  deutsche  Bowufstsein  seit  langer  Zeit  rege;  schon 
vor  25  Jahren  ging  eine  Bauerndeputation  nach  BrUnn, 
um  einen  urslawischen  Pfarrer  aus  dem  deutschen  Sprengel 
wog  zu  bringen;  derselbe  hat  heute  noch  den  nämlichen 
Posten  inne.  In  Hobitsehau  bestellt  schon  ein  bäuerlicher 
Leseverein  mit  deutschen  Zeitungen,  os  gibt  Männer,  welche 
keinen  deutschon  Parteitag  in  Brünn  und  anderwärts  un- 
bosucht  lassen,  und  daher  glauben  wir,  dafs  der  kleine  Rest 
dieser  einst  viel  gröfsern  Sprachinsel  noch  nicht  so  bald 
von  den  Tschechen  vertilgt  werdon  kann,  wenn  anders  die 
Leute  wie  bisher  rührig  ihre  Muttersprache  verteidigen. 
Eine  Unterstützung  derselben  stünde  besonders  den  Zweig- 
vereinen des  deutschen  8chulvoreins  in  Tirol  und  Bayern 
an.  Und  so  scheiden  wir  denn  mit  dem  trauten,  hier  üb- 
lichen Abschiedsgrnfse  von  diesem  versprengten  Glieds  deut- 
scher Stammesbrüder:  er  lautet:  „In  Gods  Xörna“. 


Ptterminni  Geo*v.  Mittoüunjtcn.  1886,  lieft  IV. 


15 


114 


Ein  neuer  Atlas  von  Niederländisch  - Indien '). 

Von  Emil  Metzger. 


Wiewohl  bisher  schon  ein  ziemlich  umfangreiches  Kar-  | 
tenmaterial  über  die  holländisch-indischen  Besitzungen  ver- 
öffentlicht worden  ist,  verdient  dieser  neue  Atlas  doch  die 
besondere  Aufmerksamkeit  aller  derjenigen,  welche  sich  mit 
dem  Studium  Indonesiens  beschäftigen.  Seit  etwa  10  Jah- 
ren erst  sind  nämlich  durch  die  Regierung  Mafsregeln  ge- 
troffen , alles  vorhandene  Kartonmaterial  (mit  Ausschluß 
der  Seekarten)  bei  dem  topographischen  Büreau  zu  Batavia 
zu  sammeln,  und  wahrend  es  vorher  wohl  keinem  Sterb- 
lichen beschieden  war,  eine  Übersioht  über  dasselbe  zu 
erlangen,  haben  die  Autoren  durch  ihre  Stellung,  sowio 
durch  die  von  seiten  der  Regierung  ihnon  gewährte  Unter- 
stützung Gelegenheit  gehabt,  von  dem  ganzou  reichen  Mate- 
rial Gebrauch  zu  machen ; dann  aber  ist  der  Atlas  bis  zum 
Augenblick  des  Abdrucks  nocbgetragen,  was  dadnrch  mög- 
lich war,  dafa  Herr  Stemfoort  sich  mit  Urlaub  in  Europa 
befand,  während  sein  Mitarbeiter  ihm  von  Batavia  aus  allo 
uoch  nötig  gewordenen  Verbesserungen  mitteilte. 

Der  Atlas  besteht  aus  14,  64  auf  91  cm  messenden  Kar- 
ten, ferner  dem  Titel,  auf  welchem  dio  Einteilung  dor  ver- 
schiedenen Blätter  angegoben  ist.  Ich  lussc  zunächst  eine 
Angabe  des  Inhalts  und  der  Air  die  einzelnen  Blätter  ge- 
brauchten Mafsstäbe  folgon. 

1.  Übersichtskarte  dos  Niederländisch  -Indischen  Archi- 
pels, 1 : 6 000  000. 

Dient  nebouher  als  Übersicht  Uber  llitfen,  Dampfschiff- 
fahrtsverbindungen. Merkwürdigerweise  reicht  dio  Karte 
(wiewohl  dies  sehr  gnt  möglich  gewesen  würo)  nicht  bis 
zur  Ostgrenze,  dem  141.  Längengrad  von  Gr.  Gibt  eine 
Karte  der  Niederlande  zur  Vergloiehung. 

2.  Vier  Karten  von  Java  und  Mndura  mit  politischer 
Einteilung,  1 : 2 000  000. 

a.  gibt  die  Dampfschiff-,  Telegraphen-  und  Eisenbahnver- 
bindungen, Leuchtfeuer,  Hafenanlagen,  Entrepota  &c.  an. 

b.  erläutert  die  militärische  Einteilung,  weist  die  Garni- 
sonen und  die  Stationen  der  Marine  an  und  stellt  die 
Militärstrafse  dar. 

c.  Hier  findet  mau  eine  Darstellung  der  Diohtigkoit  der 
Bevölkerung  uach  den  einzelnen  Provinzen.  Dio  Abstu- 
fungen sind:  weniger  als  1000  Einwohner  (nur  in  Banju- 
wangi);  3-  bis  4000,  4-  bis  6000,  6-  bis  9000,  9-  bis 
13000,  13-  bis  16000,  16-  bis  19000,  19-  bis  21000 
per  geogr.  Quadratmoile.  Ferner  ist  für  jede  Provinz  die 
Zahl  der  bewohnten  Orte  eingoschrieben , die  folgender- 
mafsen  klassifiziert  sind:  weniger  als  200,  2-  bis  500,  500 
bis  1000,  1-  bis  5000,  5-  bis  10000,  10-  bis  20000  : bei 
stärker  bevölkerten  Orten  ist  die  Zahl  der  Bewohner  ange- 
geben. 

d.  Sprachenkarte. 


0 A t ) a * der  Nodor landache  Beaittingen  io  Ooat-Indie 
naar  dt  nienwste  bronnen  saroengexteld  e n tan  de  Regeering  upged ragen  door 
J.  W.  Stemfoort  en  J.  J.  ten  Siethoff,  Kapitel»  ran  den  Generalen 
Stsf  ran  het  Nederlandach  Indische  Leger,  (iereproduoeerd,  op  last  ran 
het  Departement  ran  Kolonien  aan  de  Tojiographiiche  Inrichting  te  t*  Gra- 
tenhage  onder  leiding  ran  den  Directeur  C.  A.  Eckstei  n.  (Haag,  J.  Sraul- 
ders  k Co.) 


3.  4.  5.  westlicher,  mittlerer  und  östlicher  Teil  von 
Java,  1:500000. 

Kartons:  Pläne  von  Batavia1)  (3),  Semarang  (4),  Sura- 
baja (5) , alle  1 : 50  000 ; ferner  im  Mafsstab  der  Haupt- 
karte: Bawean  (5)  und  Kangean  (5),  endlich  Angabe  der 
politischen  Einteilung. 

6.  7.  8.  nördlicher,  mittlerer  und  südlicher  Teil  von 
Sumatra. 

Kartons:  Pläne  von  Kota  Hadja  (6),  1:40000,  Pa- 
dang  (7)  und  Palembang  (8),  1 : 50  000 ; ferner  im  Mafsstab 
der  Hauptkarte:  Nias  (7),  ein  Teil  von  Pageh  (8). 

9.  a.  Banka,  1 : 500000 ; b.  Billiton,  1 : 400000 ; c.  Riouw- 
und  Lingga-Archipel,  1:750000.  Zu  letzterer  gehört  noch 
P.  Tudjuh,  im  Mafsstab  dor  Karte. 

10.  nördliches  Borneo,  1:1500000.  Karton  im  Mafs- 
stab der  Hauptkarte  diu  zu  Riouw  gehörigen  Anambas-, 
Natuma-  und  Tambelan  - Inseln. 

11.  südliches  Borneo,  1:1500000;  Kartons:  Plan  von 
Pontianak  und  von  Bandjermasin,  beide  1 : 20  000. 

12.  a.  Celebes,  1:2000000,  mit  Karton:  Talaur-Inseln 
im  Mafsstab  der  Hauptkarte,  und  Minabassa,  1:800000. 
b.  Südwest -Celebes,  1:500000;  Karton:  Insol  Saleijer  im 
Mafsstab  der  Hauptkarte,  Plan  von  Makassar,  1:20000. 

13.  die  Kleinen  Sunda-Inseln,  1 : 1 000000  in  3 Teilen: 

a.  Bali  bis  Sumbawa,  b.  Surnba  und  Flores,  o.  Timor  und 

umliegende  Inseln.  Übersichtskarte  der  ganzen  Gruppe 
als  Nebenkarte,  1:5000000. 

14.  a.  die  Molukken,  1:3000000  (geht  nur  bis  etwa 
136*  8'  ö.  L.).  Kartons:  Neuguinea,  1:20000000;  Plan 
von  Amboina,  1 : 20 000.  b.  Residenz  Amboina,  1 : 1 000000, 
mit  Karton : einige  Baudu-Inseln,  1 : 78  000. 

Manches  hätte  ich  in  der  allgemeinen  Anordnung  an- 
ders gewünscht;  ich  bin  jedoch  weit  entfernt,  den  Autoren 
hieraus  einen  Vorwurf  machen  oder  den  Leser  durch  Auf- 
zählung meiner  Bemerkungen  ermüden  zu  wollen ; nur 
wenige  meiner  Bedenken  mögen  hier  eine  Stelle  finden. 

Die  Wald  verschiedener  Mafsstäbe , teilweise  sogar  auf 
demselben  Blatt , hat  gewifs  manche  Übelstüude , obwohl 
dor  Zweck,  den  dio  Autoren  zu  orruichcu  suchten  — mög- 
lichste Ausnutzung  des  Raumes  — , auf  dor  Hand  liegt 
und  auch  enroicht  ist.  Es  wäre  zu  wünschen  gewesen, 
dafa  man  in  mancher  Beziehung  gröfsere  Gleichmäfsigkeit 
beobachtet  hätte ; so  begreife  ich  z.  B.  nicht , warum  nur 
die  politische  Einteilung  von  Java  am  Rande  übersichtlich 
zusammengestellt  ist;  manchem  wäre  es  gewifs  angenehm 
gewesen,  auch  für  andre  Teile  des  Archipels  ähnliche  An- 
gaben anzutreffeu.  Ferner  fällt  os  auf,  dafs  man  auf  Blatt  8 
(Süd-Sumatra)  neben  der  Schummerung  Isohypsen  zur  Dar- 
stellung des  Terrains  findet,  ohne  dafs  ein  Grund  für  diese 
Ausnahme  ersichtlich  wäre.  Für  die  drei  Karten  von  Java 
(3,  4 und  5)  ist  der  Meridian  von  Batavia  für  alle  andern 
Karten  der  von  Greenwich  als  erster  Meridian  angenom- 
men worden.  Ganz  besonders  aber  mufs  es  aus  vorschie- 

>)  Die  eingeklammerten  Zahlen  geben  die  Nummer  der  Karte  an,  auf 
welcher  die  Kartone  sieb  befinden. 


Ein  neuer  Atlas  von  Niederländisch -Indien. 


115 


denen  Gründen  als  ein  Fohlor  bezeichnet  werden,  dafs  Neu- 
guinea nicht  bis  zur  Grenze  des  niederländischen  Besitzes 
zur  Darstellung  gekommen  ist,  sei  es  wenigstens  auf  der 
Übersichtskarte,  oder  noch  besser  auf  Blatt  14*,  wo  es 
durch  andre  Verteilung  wohl  möglich  gewesen  wäre,  Raum 
zu  finden. 

Die  Karten  sind  alle  in  Farbendruck  ausgeführt,  die 
Gewässer  sind  blau  gehalten,  die  Berge  braun  geschum- 
mert, die  Wege  je  nach  ihrer  Bedeutung  rot  oder  schwarz, 
die  politischen  Gronzen  in  vorschiodenen  Farben,  alle  an- 
dern Zeichen  in  schwarz  gehalten.  Der  Atlas  ist  mittels 
der  Dampfpresse  vervielfältigt,  und  über  die  technische 
Ausführung  brauche  ich  nichts  weiter  hinzuzufügon , wenn 
ich  nnr  daran  erinnere,  dafs  sie  unter  der  bewährten  Lei- 
tung C.  A.  Ecksteins  gestanden  hat;  nur  möchte  ich  noch 
auf  das  außergewöhnlich  grofse  Format  des  Atlas  hinwei- 
sen , wodurch  dio  Schwierigkeiten  der  Herstellung  noch 
vermehrt  wurden  und  das  Verdienst,  dieselben  überwunden 
zu  haben,  um  so  größere  Anerkennung  verdient. 

Daß  der  Wert  der  verschiedenen  Baustoffe,  welche  den 
einzelnen  Karten  zu  Grunde  gelegt  sind,  ein  sehr  verschie- 
dener ist,  liegt  auf  der  Hand.  Es  ist  ja  begreiflich,  daß, 
wieviel  auch  in  den  letzten  35  Jahren  für  eine  gute,  syste- 
matische, topographische  und  hydrographische  Aufnahmo  dor 
niederländisch -indischen  Besitzungen  geschehen  ist,  doch 
— ganz  abgesehen  von  der  Unvollkommenheit  alles  Men- 
schenwerks — Zeit  und  Mittel  nicht  ausreichten,  um  auch 
nur  einen  großem  Teil  des  ausgedehnten  Archipels  richtig 
und  nach  festen  Grundsätzen  zu  kartieren.  Ob  es  nun 
nicht  vielleicht  den  Wert  des  Atlas  erhöbt  haben  würde, 
wenn  das  weniger  zuvorliissigo  in  der  Ausführung  äußer- 
lich von  den  gonauor  vermessenen  Teilen  durch  eine  mehr 
skizzenhafte  Behandlung  unterschieden  wäre?  Nicht  jeder, 
der  einen  solchen  Atlas  benutzt,  kann  mit  dem  Material  so 
vollkommen  bekannt  sein,  um  zu  wissen,  wo  er  demselben 
Vertrauen  schenken  darf  und  wo  er  vorsichtig  soin  muß, 
und  nicht  jeder  ist  mit  kartographßchen  Arbeiten  genü- 
gend vertraut,  um  es  an  den  eigentümlichen  Schummerun- 
gen gleich  bomerken  zu  können,  wo  die  Phantasie  den  Stift 
des  Zeichners  zum  größten  Teile  geführt  hat.  Ich  werdo 
nun  den  Versuch  machen,  das  den  einzelnen  Blättern  zu 
Grunde  liegende  Material  flüchtig  zu  charakterßieren ; zu 
oiner  eingehenden  Behandlung  würde  der  Raum  einer  Mo- 
natsschrift nicht  ausreichen. 

über  die  in  Indonesien  ausgeführten  geographischen 
Ortsbestimmungen  habe  ich  früher  schon  eingehend  berich- 
tet *) ; der  Kürze  wegen  darf  ich  mich  wohl  auf  jonon  Auf- 
satz beziehen,  und  ich  habe  daher  hier  nur  naohzutragen, 
was  in  dieser  Hinsicht  seit  joner  Zoit  geschehen  ist;  es 
wurden  Ortsbestimmungen  in  der  Karmiatastraße  und  auf 
der  Ostküste  von  Borneo  gemacht,  die  wohl,  zum  Teil  we- 
nigstens, noch  bei  der  Zusammenstellung  des  Atlas  benutzt 
worden  sind. 

Für  den  größten  Teil  der  Karte  von  Java  konnten  dio 
Karten  der  militär- topographischen  Aufnahme  gebraucht 
werden;  nur  für  wenige  Provinzen  — Bantam,  Preanger 
Regentschaften , wohl  auch  Besuki  — lagen  dieselben  bei 
Schluß  der  Redaktion  des  Atlas  noch  nicht  vollständig  vor 


')  Zeitschrift  für  wisKuscbaltliche  Geographie,  1882. 


(Bantam  und  Preanger  Regentschaften  sind  auch  jetzt  noch 
nicht  ganz  vermessen).  Über  den  bei  der  Verfertigung 
dieser  Karten  befolgten  Modus  habe  ich  mich  in  dem  eben 
erwähnten  Aufsatz  schon  so  ausführlich  ausgesprochen,  daß 
ich  diesen  Punkt  füglich  übergehen  kann ; könnte  es  nach 
den  a.  a.  0.  mitgeteilten  Thatsachen  scheinen , als  ob  das 
Material  teilweise  nicht  ganz  genügte,  so  ist  zu  berück- 
sichtigen, daß  beinahe  in  jedem  Jahresbericht  der  Regie- 
rung von  Ergänzungen  und  Verbesserungen  die  Sprache  ist, 
und  man  daher  jetzt  vielleicht  hoffeii  darf,  daß  die  Bau- 
stoffe, wenigstens  für  eine  Karte  im  Maßstab  von  1 : 500  000, 
als  genügend  genau  betrachtet  werden  können.  Was  die 
auf  dem  zweiten  Blatt  gegebenen  Übersichtskarten  betrifft, 
so  wäre  über  die  Bevölkerungskarto  zu  bemerken,  daß  sie 
auf  der  Zählung  von  1880  beruht;  die  Sprachenkarte  ist 
nach  dor  dom  Kolouialberictit  von  1882  beigogebenen,  von 
Herrn  K.  F.  Holle,  einem  rühmliobst  bekannten  Indologen, 
bearbeiteten  Karte  reduziert. 

Das  für  Sumatra  vorliegende  Material  ist  von  sehr  ver- 
schiedener Beschaffenheit.  Eine  eigentlich  topographisch- 
militärische Vermessung  (die  übrigens  in  der  Ausführung, 
schon  weil  keine  Triangulierung  vorausgegangen,  wohl 
hinter  dor  von  Java  zurückbleibt)  liegt  für  einen  sehr  kleinen 
Teil  von  Atjeh  und  für  einen  Teil  dor  Residenz  vou  Suma- 
tras Ostküste,  d.  h.  für  Deli  und  Bengkalis  vor ; viele  Toilo 
des  Landes  sind  zu  verschiedenen  Zeiten  militärisch  auf- 
genommen, doch  besteht  die  Hauptschwierigkeit  bei  Be- 
nutzung dieses  Materials  wohl  darin,  den  Weizen  von  der 
reichlich  vorhandenen  Spreu  zu  sondern.  Weiteres  Mate- 
rial lioferte  die  Niederländische  Sumatra -Expedition,  dann 
vorschiedono  Reisende,  z.  B.  Brau  de  St.  Pol  Lias,  Hagen, 
Sillem  &c.,  wie  überhaupt  die  „Mitteilungen“  vou  A.  Peter- 
mann und  Tijdschrift  Aaardr.  Genootschap,  in  denen  dio 
Arbeiten  der  letztgenannten  erschienen  sind,  verschiedene 
wortvolle  Beiträge  enthalten.  Von  besonderer  Bedeutung 
sind  dio  für  die  Eisenbahn  nach  den  Oinbilien  - Kohlenfel- 
dorn unter  Leitung  des  Ingenieurs  J.  L.  Cluysenaer  auf 
dor  Westküste  gemachton  und  bis  nach  ßonkulon  (bis  zur 
Südküste)  ausgedehnten  Vermessungen,  endlich  dio  Arbei- 
ten der  Ingenieure  des  Bergwesens.  Auch  kartographische 
Arbeiten  einzelner  Beamten , dio  nur  zum  Teil  veröffent- 
licht sind,  konnten  benutzt  worden.  Nur  im  südlichen 
Teilo  dor  Lampongs  standen  oiuigo  wenige,  durch  Triangu- 
lierung bestimmte  Fixpunkto  zur  Verfügung.  Trotz  des 
umfangreichen  Materials  fehlt  solches  jedoch  für  manche 
Teile  des  Landes,  wo  nur  die  Strandlinie  und  das  zunächst 
daran  stoßende  Terrain  auf  den  Marinekarton  angegeben 
ist , boinahe  gänzlich , und  es  mußte  eben  ein  guter  Teil 
der  Karton  ohne  genügende  Grundlagen , zum  Teil  auf 
bloßes  Hörensagen  gezeichnet  werden.  Daß  das  Material 
so  ungenügend  ist,  kann  den  Autoren  des  Atlas  natürlich 
nicht  zum  Vorwurf  gereichen,  und  jeder,  der  sich  auch 
nur  einigermaßen  mit  Kartierungsarbeiten  beschäftigt  hat, 
wird  die  unendlichen  Schwierigkeiten  erkennen,  wolcho  die 
Redaktion  des  Atlas  zu  überwinden  hatte;  aber  gerade  hior 
möchte  ich  unwillkürlich  die  Frage  wiederholen , ob  nicht 
„weniger“  in  vielen  Fällen  „mehr“  gowesen  wäre,  wenn 
dann  auch  das  Ganze  einen  weniger  harmonischen  Ein- 
druck gemacht  haben  würde?  So  ist  z.  B.  das  I^nd  der 
Gajos  — und  dies  gewiß  nicht  allein  — vollkommene  terra 


116 


Ein  neuer  Atlas  von  Niederländisch  -Indien. 


incognita,  trotzdem  Wege,  Dörfer  und  Gebirgsformation 
eiugezeichnet  sind.  Ganz  beiläufig  möge  die  Bemerkung 
eiue  Stelle  finden,  dafs  dem  Tobasee  eine  bedeutend  gTöfsere 
Ausdehnung  gegeben  ist  als  bei  Ilagen ')  und  Sillem 2). 

Was  die  auf  dem  neunten  Blatte  befindlichen  Karten 
betrifft,  so  wäre  zu  bemerken,  dafs  aufser  den  geographi- 
schen Ortsbestimmungen  für  Banka  einzelne  durch  Triangu- 
lierung bestimmte  Punkte  Verwendung  finden  konnten;  für 
die  Küstenlinien  standen  teilweise  neuere  Aufnahmen  der 
Hydrographie,  für  das  Innere  Detailvermessungen  der  Inge- 
nieure des  Bergwesens  und  eine  ältere  (wohl  nicht  sehr 
zuverlässige)  militärische  Aufnahme  zur  Verfügung.  Der 
Karte  von  Billiton  ist  die  neueste  Karte  des  Hydrogra- 
phischen Bllreaus  von  1882,  sowie  eine  von  dom  Topogra- 
phischen Büreau  zu  Batavia  1879  veröffentlichte  Karte  zu 
Grundo  gelegt;  letztere  beruht  zum  Teil  auf  1878  dort 
vorgonommouen  „flüchtigen“  Aufnahmen ; möglicherweise 
konnten  auch  noch  particllo,  im  Dienst  der  Zinn -Exploita- 
tion vorgonommene  Vormossuugen  benutzt  werden.  Sehr 
beschränkt  war,  soweit  mir  bekannt  ist,  das  Material  für 
den  Riouw  - Archipel ; aufser  der  Karte  des  Hydrographi- 
schen Büreaus  ist  nur  noch  eine  im  „Indischen  Gids“  ver- 
öffentlichte Karte3)  des  Battam-Archipels  vou  J.  G.  Schott 
zu  nennen. 

Auch  für  Borneo  (Blatt  10  und  11)  ist  das  vorhan- 
dene Material  sehr  dürftig ; aufser  den  astronomischen  Ortsbe- 
stimmungen haben  wohl  hauptsächlich  nur  holländische  und 
englischo  Seekarten,  aufserdem  partielle  und  flüchtige  mili- 
tärische Aufnahmen  und  die  llouten  einiger  Reisender  das 
bei  der  Redaktiou  der  Blätter  verfügbare  Material  ausge- 
macht; für  den  nicht  niederländischen  Teil  scheint  die  Karte 
von  Joseph  Hatton  *)  benutzt  zu  sein.  Die  Grenze  mit 
dem  Gebiet  der  Xordborneo- Gesellschaft,  die  bekanntlich 
noch  nicht  endgültig  festgestellt  ist , haben  die  Verfasser 
nach  der  holländischen  Annahme  eingetragen.  Als  solche 
gilt  Batu  Tinagat,  dessen  I^age  auf  4*  12'  22"  N.  Br. 
vor  einigen  Jahren  neu  bestimmt  wurde  (früher  war  4°  21' 
angenommen);  in  der  Kälte  befindet  sich  eine  niederländi- 
sche Station  Muara  Tawao,  der  Sitz  eines  Beamten.  Eng- 
lischerseits  wird  der  Flufs  Sebuku  als  Grenze  angegeben. 

Etwas  mehr  Material  stand  fUr  Celebes  (Bl.  12)  zur 
Verfügung.  Südwest-Celebes  ist  1855  — 79  aufgenommen 
worden,  und  wiewohl  diese  Vermessung  zu  nicht  ungerecht- 
fertigten Bedenken  Veranlassung  gegeben  hat,  dürfte  sie, 
abgesehen  von  den  kartographischen  Arbeiten  van  Musscheu- 
bronks  (Menado s),  Bai  von  Tomini 6))  bei  woitem  das  beste 
Material  Air  die  vorliegenden  Karten  geliefert  haben,  da 
im  übrigen  nur  die  Routen  einzelner  Reisender,  sowie  Mit- 
teilungen verschiedener  Beamten  zur  Verfügung  standen; 
für  die  Ostküste  konnte  man  auch  neuerdings  veröffentlichte 
Marinekarten  zu  Rate  ziehen. 

Für  die  auf  Blatt  1 3 dargestellten  kleinen  S u n d a - 
Inseln  lag  nur  sehr  wenig  Material  vor;  Bali  beruht  auf 
oiner  bei  dem  topographischen  Büreau  zu  Batavia  1883  neu 

t)  IVtermanns  Mitteilungen  1883. 

*)  Tijdvh nfl  Aardr.  Geaootschsp  HI. 

3)  Ind.  Gült  1883,  II. 

4)  Tlie  Jtwr  Ojlon  1881. 

4)  1880  TVTfilUntlirht. 

'■)  Tijdichr.  Aardr.  Gcoouls.  IV. 


zusammengestellten  Karto,  für  die  andern  Inseln  (Flores  aus- 
genommen, wofür  eine  von  Professor  P.  J.  Veth  redigierte, 
von  J.  G.  Veth  gezeichnete  Karte1)  zur  Verfügung  stand)  be- 
schränkte sich  das  Material  ansschliefslich  auf  die  Mitteilungen 
einzelner  Beamter,  namentlich  aber  auf  die  neu  bearbeiteten 
Karten  der  indischen  Hydrographie ; ebenso  ist  das  letzte 
Blatt  hauptsächlich  auf  Grund  der  von  der  Marine  gelieferten 
Karten  bearbeitet  worden ; zur  Verfügung  standen  noch 
einige  Aufnahmen  auf  Ambon , Skizzen  von  Halmaheira 
(1.  Leutn.  C.  F.  H.  Campen)  und  Skizzen  und  Karten  von 
v.  Rosenberg.  Namentlich  müssen  für  dio  zuletzt  genann- 
ten Blätter  verschiedene  Arbeiten  des  Residenten  Riedel  er- 
wähnt werden.  Ich  mufs  hier  daran  erinnern,  dafs  aufser 
den  eigentlichen  hydrographischen  Aufnahmen,  dio  sich  in 
den  letzten  Jahren  hauptsächlich  auf  die  Karimatastrufse 
und  dio  Ostküste  von  Borneo,  sowie  auf  einzelne  Stellen 
von  Java  und  Sumatra  beschränkten,  auch  die  Reisen  der 
Marine  benutzt  worden,  um  immer  noues  Material  zur  Ver- 
besserung der  Karten  zu  verschaffen,  so  dafs  das  hydro- 
graphische Büreau  zu  Bataviu  in  den  letzten  Jahren  im 
stände  war,  eine  grofse  Zahl  neu  bearbeiteter  Blätter  er- 
scheinen zu  lassen.  Dafs  die  Autoren  das  zur  Verfügung 
stehende  Material  im  allgemeinen  richtig  benutzt  haben, 
läfst  sich  wohl  annebmen,  aber  nicht  mit  Sicherheit  fest- 
st  eilen ; selbst  eine  Vorgleichung  mit  den  erschienenen 
„Kesidentio  Kuarten“  im  Mafsstab  von  1:100000  könnte 
hierüber  keine  Gewifsheit  verschaffen , da  letztere,  wie  ich 
oben  schon  anführte,  nach  ihrer  Veröffentlichung  noch 
vielfache  Verbesserungen  erfahren  haben.  Ich  habe  mich 
daher  auch  nicht  der  Mühe  unterzogen,  eine  derartige 
Untersuchung  vorzunehmen.  Einige  Bemerkungen,  die  ich 
mir  bei  dem  flüchtigen  Beobachten  der  Karte  verschiedener 
mir  sehr  genau  bekannter  Teile  von  Java  gemacht,  mögen 
hier  nur  insofern  eine  Stelle  finden , als  sich  deren  Rich- 
tigkeit (auch  ohne  Lokulkeuntnis)  aus  der  Betrachtung  des 
Atlas  erkounen  lufst;  sicher  liefso  sich  die  Zahl  derselben 
bei  systematischer  Untersuchung  sehr  vermehren,  doch 
kommt  es  mir  weniger  darauf  an,  alle  Fehler  und  Irrtümer 
nachzuweisen,  als  vielmehr  die  Art  derselben  ins  Licht  zu 
stellen. 

Die  südliche  Grenze  der  Residenz  Batavia  zeigt  auf 
Blatt  1 und  3 einen  Unterschied,  der  wohl  nur  einem 
ZeicheDfehlcr  (auf  Bl.  1)  zugeschrieben  werden  mufs:  der 
durch  Juughuhns  klassische  Arbeiten  bekannte  See  Telaga 
Patengau  (uuf  dem  südwestlichen  Abhang  des  Patuha) 
— dieser  Name  ist  auch  verschwunden  — ist  auf  Blatt  3 
weggeblieben,  wiewohl  das  Dorf  gleichen  Namens  eine  Stolle 
gefunden  hat;  bei  Sadjira  (östlicher  Teil  von  Bantam)  auf 
demselben  Blatt  ist  die  Höhenzahl  8 beigeschrieben,  was 
(wie  ein  Blick  auf  die  Schummerungen,  die  Waaserläufe 
uud  andern  Höhenzahlen  ergibt)  wohl  nur  ein  Irrtum 
sein  kann. 

Mehr  als  solche  verhältnismäfsig  unbedeutende  und  ver- 
einzelte Irrtümer  möchte  ich  den  Umstand  hervorheben, 
dafB  die  Darstellung  des  Terrains  im  allgemeinen,  soweit 
ich  es  aus  persönlicher  Erfahrung  zu  beurteilen  vermag, 
das  Relief  des  Landes  durchaus  nicht  so  wiedergibt,  wie 
es  ist,  was  doch  gerade  bei  dem  Gebrauch  von  Schumme- 

*)  Tijdtchr.  Aardr.  Gmoot».  I. 


Digitized  by  Google 


Ein  neuer  Atlas  von  Niederländisch  - Indien. 


117 


rungen,  wobei  es  sich  nicht  um  mathematische  Genauig- 
keit handelt , verhältnismäfsig  leicht  zu  erreichen  ge- 
wesen wäre.  Allerdings  ist  durch  die  vielen  beigefügten 
Höhenziffeni  dem  ÜbelBtand  einigermafsen  abgeholfen,  al- 
lein was  das  plastische  „Herausarbeiten“  des  Terrains  be- 
trifft, ist  an  manchen  Stellen  im  Vergleich  mit  frühem 
Arbeiten,  namentlich  einzelnen  Blättern  des  Atlas  von  Ver- 
steeg,  geradezu  ein  Rückschritt  zu  bemorkon.  Möglicher- 
weise , dafs  die  Ursache  schon  in  den  zu  Grunde  gelegten 
Detailkarten  zu  suchen  ist ; jedenfalls  ist  die  Thatsache  Bohr 
bedauerlich,  da  für  demjenigen,  welcher  einen  Atlas  be- 
nutzt, um  sich  mit  einom  ihm  fremden  Lande  bekannt  zu 
machen , eino  charakteristische  Darstellung  der  Terrain- 
gestaltung mit  zu  den  besten  Hilfsmitteln  seines  Studiums 
gehört.  Wer  vermöchte  — ich  führe  wieder  einzelne  Bei- 
spiele an , die  auch  dem  nicht  mit  Lokalkenntnis  ausge- 
statteten Leser  die  Möglichkeit  gewähren,  die  Berechtigung 
meiner  Bodenkon  zu  beurteilen  — auf  dieser  Karte  (3) 
zu  erkennen,  dafs  die  Gunung  Bungbreng  nach  dem  Thal 
der  Tjibuni  so  steil  abfallen  , dafs  der  Weg  troppenförmig 
angelegt  ist , um  den  Gebrauch  von  Pferden  (und  die 
können  beim  Ersteigen  von  Abhängen  auf  Java  etwas  lei- 
sten!) überhaupt  möglich  zu  machen;  die  Darstellung  die- 
ser Partie  im  Atlas  von  Verstoeg  war  ganz  entschieden 
besser.  Wer  vermöchte  zu  erkennen,  dafs  diese  Borge  auch 
nach  der  Südküste  ziemlich  plötzlich  abfalleu;  wer  könnte, 
wenn  er  den  Tjiremai  betrachtet,  sich  eine  Vorstellung 


j von  dem  Torrain  nördlich  desselben  machen , selbst  wenn 
er  die  Ziffer  585  bemerkt,  die  beinahe  am  Fufs  des  all- 
mählich verlaufenden  Kegels  eingeschrieben  ist.  Von  der 
Darstellung  des  Terrains  in  Bantam  will  ich  nicht  sprechen, 
woil  de  Aufnahme  da  noch  nicht  beendet  ist.  Wer  ver- 
möchte endlich , wenn  or  dio  Tjilaki  und  Tjitarun , die 
sich  zum  Indischen  Ozean  und  zur  Java  - See  wenden , als 
gleicbmäfsig  starke  blaue  Streifen  zwischen  2000  m hohen 
Bergen  ineinander  übergehen  sieht,  sich  eine  Vorstellung 
von  der  Wirklichkeit  zu  machen? 

Wie  ich  schon  bemerkte,  trifft  dieser  Vorwurf  dio  Au- 
toren des  Atlas  möglicherweise  nur  zum  Teil ; sie  haben, 
wie  ihre  Arbeit  so  vielfach  beweist,  die  gröfste  Sorgfalt  an- 
gewendet, um  viel  Detail  zur  Darstellung  zu  bringen,  und 
dadurch  demjenigen,  welcher  sich  mit  dem  Studium  der 
niederländisch -indischen  Besitzungen  beschäftigt,  ein  mög- 
lichst vollständiges  Hilfsmittel  zu  geben,  oin  Hilfsmittel, 
wio  ein  solches  bis  jetzt  uicbt  einmal  Air  oine  oinzige  der 
vielen  Inseln  in  dieser  Weise  bestand,  und  für  dio  Sorg- 
falt, die  sie  dabei  angewendet , für  die  Arbeit,  die  sie  ge- 
leistet haben,  verdienen  sie  alle  Anerkennung. 

Möchten  diese  wenigen  Worte  dazu  beitragen,  den 
Horreu  J.  W.  Sterafoort  und  J.  J.  ten  Siethoff  letztere  zu 
verschaffen , und  dem  Atlas , der  beweist , welcho  Fort- 
schritte die  Kartographie  in  Indien  in  einem  Menschen- 
alter  gemacht  hat,  viele  Freunde  gewinnen. 

Februar  1886. 


Über  meine  Ausgabe  der  Sifat  Gazirat  al  ‘Arab  (Geographie  der  Arabischen  Halbinsel) 

von  al-Hamdäni. 

Von  Prof.  D.  H.  Müller1). 


Herr  Eduard  Glaser  hat  in  diesen  „Mitteilungen“,  1886, 
Heft  I und  II,  einen  Bericht  über  seine  Reise  „Von  Ho- 
daida  nach  $anä“  veröffentlicht  und  dio  Gelegenheit  be- 
nutzt, um  über  meine  Ausgabe  der  Geographie  der  Ara- 
bischen Halbinsel  von  Hamdani  sich  in  absprechender  Weise 
zu  äufsern.  Er  nennt  die  Ausgabe  auf  Seite  6,  Kol.  2, 
„sehr  wenig  verläfslich“,  bedauert  auf  Seite  8,  Kol.  2, 
„dafs  er  sich  bei  den  Citaten  aus  diosom  Werke,  au  die, 
wie  sich  im  Verlaufe  seines  Berichtes  zeigen  wird,  nicht 
immer  verläfsliche  Ausgabe  dieBOB  trefflichen  Werkes  hul- 
ten  mnfs,  da  er  seine  vorzügliche  Handschrift  im  vorigen 
Jahre  dor  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  verkaufte,  welche 
sie  Horrn  Prof.  D.  H.  Müller  zur  Verfügung  stellte“.  End- 
lich „beschränkt  er  sich  darauf,  nach  seinen  eignen  For- 

')  Anmerkung  der  Hedakliuv.  Die  »rate  Hilft«  dieser  Erwiderung 
war  bereit«  in  uiueni  Händen,  »D  der  zweite  Teil  tou  Glaser»  Artikel  im 
Pabruarbeft  erschien,  und  es  wurde  erst  nachträglich  eine  lose  Verbindung 
zwischen  beiden  Hälften  hergeateltt.  Der  Herr  Verfasser  hat  uns  auf  unser 
Ansuchen  gestattet,  alle«,  waa  sich  nicht  auf  seine  Person  und  sein  Werk 
bericht,  zu  streichen,  da  wir,  durch  ltaumbesehrünkung  und  den  Charakter 
der  .Mitteilungen"  genötigt,  die  unumstobliche  Absicht  haben,  einer  Pole- 
mik über  obigen  Gegenstand,  die  aich  bester  für  andre  Pachblätter  eignet, 
keine  Aufnahme  mehr  ru  gewähren. 


Behlingen  die  markantesten  Verstümmlungen  von  Ortsnamen 
der  Müllerschen  Ausgabe  richtig  zu  stellen“. 

So  sehr  ich  es  vermeiden  möchte,  selbst  über  den 
Wert  meiner  Ausgabe  mich  auszusprechen,  und  so  wenig 
Herr  Glaser  auch  berechtigt  erscheint,  auf  Grund  seiner 
Beobachtungen  ein  allgemeines  Urteil  über  die  Verläfslich- 
keit  derselben  abzugeben,  die  allein  auf  Grund  der  Kodices 
geprüft  werdeu  kann,  so  sehe  ich  mich  donnoch  mit  Rück- 
sicht auf  den  Ort,  wo  diese  Äufseruugen  abgodruckt  wur- 
den, gezwungen,  das  Urtoil  Glasers  in  das  richtige  Licht 
zu  stellen.  Es  möge  mir  gestattet  sein,  hier  vorerst  in  Kürze 
die  Geschichte  der  Herausgabo  zu  erzählen,  welche  bei  der 
hervorragenden  Bedeutung  des  Buches  nicht  ohne  Interesse 
ist,  uud  die  boi  der  Beurteilung  der  Verläfaliohkeit  der  Aus- 
gabe berücksichtigt  werden  mufs.  Im  Jahre  1876  habe  ich 
in  London  im  British  Museum  dio  von  Cuptain  Miles  dort- 
hin geschenkte  Handschrift  der  Öazirat  al  ‘Arab  kopiert, 
und  konnte  oin  Jahr  später  diese  Kopie  mit  der  iu  der 
Köprülu-Bibliothek  in  Konstautinopel  sich  befindenden  Hand- 
schrift kollationieren.  Schon  damals,  als  ich  einzelne  Aus- 
züge aus  diesem  Werke  veröffentlichte,  traten  gute  Freunde 
an  mich  mit  dem  Scaligerschen  „cur  non  edunt“  heran. 
Bei  der  Eigenartigkeit  dieses  Buches,  das  eine  genaue  topo- 


1 18  über  meine  Ausgabe  der  Sifat  Oazirat  al  ‘Arab  (Geographie  der  Arabischen  Halbinsel)  von  al-Hamd&nt. 


graphische  Beschreibung  vieler  Gegenden  Arabiens  liefert 
und  ca  8000  Orts-  und  Eigennamen  enthält,  die  zum  grofsen 
Teil  bisher  unbekannt  waren,  bei  dom  Umstande  ferner, 
dafs  auch  die  Sprache  wogen  ihrer  Knappheit  und  Präzi- 
sion und  der  dialektischen  Färbung,  nicht  leicht  zu  ver- 
stehen ist,  wehrte  ich  alles  Drängen  ab  und  liefs  im  Oriente 
Uborall  nach  Handschriften  der  Öazirat  al  'Arab  nachfor- 
schen. Herr  Baron  Alfred  v.  Krem  er,  der  damals  in 
Kairo  weilte,  suchte  selbst  und  ermunterte  seine  Freunde, 
eine  dritte  Handschrift  aufzutreibon,  und  so  gelang  es  dem 
damaligen  Direktor  der  Vizeköniglichen  Bibliothek  iu  Kairo, 
Spitta-Bey,  einen  Kodex  zu  erwerben.  Die  Erwerbung 
dieses  Kodex  wie  der  Verkauf  desselben  nach  Berlin  wurde 
mir  sofort  mitgeteilt,  und  Profossor  Lepsius,  der  mir  stets 
aufs  freundlichste  entgogenkam,  schickte  mir  umgehend  die 
Handschrift  ius  Haus.  Auf  Grund  dieser  drei  Kodices  und 
der  Handschrift  des  Herrn  Schefer  in  Paris,  die  eine  mo- 
derne Kopie  des  Konstantinopel-Kodex  ist  und  zu  einer 
Zeit  angefertigt  wurde,  in  der  jener  Kodex  noch  nicht  so 
wurmstichig  war  wie  jetzt,  ging  iclj  an  die  Herausgabe  des 
ebenso  wichtigen  als  schwierigen  Buches. 

Wer  einmal  Arabisch  lesen  gelernt  hat,  kann  sich  eine 
Vorstellung  von  deu  Schwierigkeiten  machen,  welche  der 
Editor  eines  arabischen  Buches  zu  überwinden  hat.  Viele  | 
Buchstaben  sind  ihrer  Gestalt  nach  vollkommen  einander 
gleich  und  unterscheiden  sich  nur  durch  diakritische  Punkte. 

So  z.  B.  kann  das  Zeichen  jo  nachdem  dasselbe  mit  einem 
Punkte  unton,  zwei  Punkten  oben,  einem  Punkt  oben,  drei 
Punkten  oben  oder  zwei  Punkten  unten  vorsohen  wird, 
b,  t,  n,  th  oder  j gelesen  wordon.  Boi  einem  zusammen- 
hängenden Text  führt  der  Inhalt  und  Zusammenhang  oft 
auf  die  richtige  Lesung.  Dagegen  ist  man  bei  Eigen-  und 
Ortsnamon,  dio  sonst  nicht  bekannt  sind,  vollkommen  ratlos. 

Das  Material,  das  mir  vorlag,  war  auch  durchaus  nicht 
ermunternd.  Die  Konstantinopeler  Handschrift  ist  fnst  ganz 
ohne  diakritische  Punkte,  von  Vokalen  gar  nicht  zu  reden, 
der  Londoner  Kodex  leidet  durchaus  nicht  au  einem  Über- 
flufs  von  Punkten  und  ist  dazu  an  einigen  wichtigen  Stellen 
lückenhaft.  Etwas  zahlreicher  sind  die  diakritischen  Punkto 
und  Vokale  in  der  Berliner  Handschrift,  Kodex  Spitta.  Ein 
wichtiges  Mittel  zur  Herstellung  des  Textes  boten  dio  viel- 
fachen topographischen  Beschreibungen  Hamdanis,  dio  eine 
Wiederholung  einzelner  Ortsnamen  nötig  machten.  Selbst- 
verständlich sind  die  arabischon  geographischen  Lexika,  die 
Wüstenfeld  ediert  hat,  wio  die  von  Prof,  de  Goeje  in  Lei- 
den herausgegebone  ßibliotheca  Geographicornm  Arabicorum, 
nicht  minder  aber  auch  die  modernen  Reisenden  von  Niebuhr 
bis  auf  Siegfriod  Langer  benutzt  worden.  Mir  speziell  war 
es  auch  möglich,  verschiedene  handschriftliche  Werke,  dar- 
unter besonders  die  beiden  bis  jotzt  nufgofundenen  Bücher 
dos  Iklil  von  Hamdäni,  wie  dio  zahlreichen  in  Südarabien 
entdeckten  Inschriften  zu  verwerten. 

Die  ersten  80  Seiten  meiner  Ausgabe  waren  bereits 
gedruckt  , als  ich  durch  Prof.  Nöldeke  in  Strafsburg  die 
Nachricht  erhiolt,  dafs  der  Reisende  Ch.  Huber  eine  Hand- 
schrift aus  Arabien  mitgobracht  hat,  und  zwar  die  (razirat 
al  'Arab  vom  Hamdäni.  Herr  Hubor  stellte  mir  sein  Manu- 
skript aufs  bereitwilligste  zur  Verfügung,  welches,  obwohl 
es  nicht  besonders  korrekt  ist,  auch  einige  wesentliche  Dieuste 
leistete.  Erst  als  der  erste  Band  meiner  Ausgabe,  der  den 


vollständigen  Text  des  Hamdäuischen  Buches  enthält,  gedruckt 
vorlag,  kehrte  Herr  Glaser  von  seiner  ersten  Reise  aus 
Arabien  zurück  und  brachte  eine  weitere  (fünfte)  Handschrift 
des  Hamdäni  mit.  Bei  einem  Besuche,  den  er  mir  in  Wieu 
abstattete,  versprach  er,  mir  seine  Handschrift  zur  Kollation 
für  kurze  Zeit  zu  überlassen,  während  ich  ihm  ein  gedruck- 
tes Exemplar  zur  Verfügung  stellen  sollte.  Als  Antwort 
auf  meine  Zusendung  erhielt  ich  von  Herrn  Glaser  die  An- 
zeige, dafs  er  „gelegentlich  seiner  Reise  nach  Paris“  die 
Handschrift  verkauft  habe.  Ich  wäre  in  Verlegenheit  ge- 
wesen, wenn  ich  den  Kodex  auf  dem  Wege  von  Wien  nach 
Paris  hätte  suchen  wollen.  Zum  Glück  kam  mir  bald  die 
Nachricht  aus  Berlin , dafs  die  Königliche  Bibliothek  die 
Handschrift  erworben  habe,  und  über  mein  Ansuchen  wurde 
sie  mir  von  Dr.  Rose  zngeschiokt.  Also  die  „vorzügliche“ 
Handschrift  des  Herrn  Glaser  konnte  bei  der  Herstellung 
dos  Textes  nicht  benutzt  worden,  woil  sie  in  Europa  noch 
nicht  war.  Dieselbe  wird  aber  im  zweiten  Band,  der  text- 
kritiscJie  und  sachliche  Noten,  wie  Indices  enthält,  und  augen- 
blicklich sich  unter  der  Presse  befindet,  verwertet,  und  ich 
kann  schon  jetzt  sagen,  dafs  wohl  einiges  aus  diesor  Hand- 
schrift gelernt  werden  konnte,  aber  durchaus  nicht  gar  zu 
viel ; denn  dio  Handschrift  ist  eine  recht  roittelmäfsige.  Sie 
hat  sehr  viele  Lücken,  wenig  diakritische  Punkte  und  fast 
gar  keine  Vokale. 

Die  Stellen,  dio  Herr  Glaser  im  Januarheft  aus  meiner 
Ausgabe  anfübrt,  befinden  sich  auf  Seite  68 — 72,  dio  un- 
glücklicherweise in  der  Londoner  Handschrift  fehlen,  und 
also  nur  nach  zwoi  Kodices  hergcstcllt  wurden.  Der  Edi- 
tor kann,  insofern  er  von  den  Kodices  abhängt,  nur  auf 
Grund  einer  Wahrscheinlichkeitsrechnung  arboiten,  und  mufs 
diejenigen  Ijesarten  aufnehmen , welche  dio  moiston  und 
relativ  besten  Kodices  bieten.  Das  Resultat  dieser  Rech- 
nung kann  ein  andres  werden,  wenn  neue  Handschriften 
oder  andre  Eaktoron  das  Verhältnis  ändern.  Dem  Editor 
darf  daraus  kein  Vorwurf  gemacht  werden,  so  lange  er 
nach  richtigen  Prinzipien  gehandelt  hat.  Ich  orwartoto  mit 
Bestimmtheit,  dafs  eine  geographische  Durchforschung  Süd- 
arabiens  mit  dem  Hamdäni  in  der  Hand  — den  ein  geistrei- 
cher Schriftsteller  mit  Recht  den  Rädeker  Arabiens  nannte  — 
einerseits  der  geographischen  Wissenschaft  grofsen  Nutzen 
gewähren,  anderseits  aber  auch  für  dio  Toxtoskritik  wese  n t- 
liehe  Verbesserungen  ergeben  wordo.  Herr  Glaser  hat 
nun  oinen  Teil  der  südarabischen  Alpen  mit  diesem  Bucho 
in  der  Hand  untersucht,  und  das  Resultat  ist  nach  Glasers 
Behauptung,  dafs  von  110 — 120  Orts-  und  Eigennamen 
(oinige  darunter  kommen  wiederholt  vor),  welche  er  ans 
meinor  Ausgabe  anführt,  fünf  falsch  geschrieben,  oder  wie 
Herr  Glaser  sich  uusdrückt,  „verstümmelt“,  sind,  nämlich: 

al-‘Arab  (ojLI)  für  al-'Azah  (cjyul), 

al-Hutar  (jJCsil)  für  al-Djeber 

Mnsär  für  Masär 

Niml  für  Nimr 

Mudhäqa  für  Midhäja  (KjLJOw»). 

Aufserdom  liost  er  für  Dhfträn  Türän  (q,  Ji), 

versieht  die  Ortsnamen  Säbib , Mudjejjib , Summ , Mäd- 
hikh  und  Wäkir  mit  Fragezeichen  und  schlägt  für  letzteres 
dio  Lesung  Wäfi  vor.  Zu  erwähnen  ist  nooh  — was  Herr 


Digitized  by  Google 


Über  meine  Ausgabe  der  $ifat  tiazirat  el  ‘Arab  (Geographie  der  Arabischen  Halbinsel)  von  al-Hamd&ni.  119 


Glaser  grofsmUtig  verschwieg  — , dafs  bei  einer  Verglei- 
cbuDg  meiner  Yokalisation  mit  der  Glaserschen  Transskrip- 
tion  sich  auch  einige  Differenzen  ergeben , so  namentlich, 
dafs  bei  mir  öfters  dort  u oder  i geschrieben  wird,  wo 
Glaser  i bzw.  e hat.  In  allen  diesen  Fallen  halte  ich 
durchaus  meine  Lesungen  aufrecht,  weil  die  Wiedergabe 
der  Yokale  durch  die  Schrift  gesichert  erscheint,  wobei  ich 
gern  zugebe,  dafs  leichte  Färbungen,  namentlich  in  der 
heutigen  Aussprache  Vorkommen  mögen,  welche  Herrn  Glaser 
zu  seinen  Transskriptionen  wohl  berechtigten. 

Was  nun  die  mit  Fragezeichen  versehenen  Wörter  be- 
trifft, so  weifs  ich  nicht,  worauf  sich  der  Zweifel  Glasers 
stützt  und  kann  ihn  also  nioht  beseitigen.  loh  will  über 
bemerken,  dafs  das  konsonantische  Gerippe  nach  den  meisten 
Kodices  feststeht,  während  die  Vokalisation  bisweilen  nur 
durch  einen  Kodex  gegeben  ist. 

Diese  Namen  finden  sich  übrigens  öfters,  so:  $äbib 
S.  68,  Z.  17,  106,  12;  Summ  und  Madhib  68,  20.  72,  8. 
106,  12.  135,  8;  WAkir  72,  3.  119,  21,  wodurch  die 
Zweifel  Glasers  wohl  beseitigt  erscheinen.  Für  WAkir  findet 
sich  die  Variante  Wäfir,  aber  das  r ist  durch  alle  Kodices 
gesichert,  das  k auch  durch  den  Geographen  Jacut.  In 
bezug  auf  die  Lesung  D h ü r A n stimme  ioh  mit  allen  altern 
und  jungem  Geographen  und  Editoren  überein.  Die  Schrei- 
bung Türan  ist  öfters  südarabischen  Haudschriften  eigen- 
tümlich, die  auch  in  andern  sichorstehenden  Wörtern  t für 
dh  schreiben.  Auch  für  MAdhih  wird  Mätih  von  zwei  Ko- 
dices geschrieben. 

Es  bleiben  also  noch  die  „markantesten  Verstümmelungen“ 
zu  besprechen,  die  Herr  Glaser  meiner  Ausgabe  zum  Vor- 
wurfe macht. 

Ich  gebe  sofort  zu,  dafs  die  Lesung  al-Arab,  obwohl 
sie  nach  den  Kodices  aufgenommen  werden  mufste,  un- 
richtig ist.  Die  Kodices  schwanken  zwischen  al-‘Arab  und 
Gharab,  auch  der  Geograph  Jacut,  der  die  Stelle  aus  Ilam- 
dani  anführt,  hat  im  Text  al-Arab,  in  den  Varianten  al- 
Gharab.  Nur  an  einer  Stelle  meiner  Ausgabo  103,  25, 
hat  Kodex  Spitta  uj üt t während  in  allen  andern  die  dia- 
kritischen Punkte  fehlen.  An  dieser  Stelle  habe  ich  auch 
die  Lesart  al-Ghazb  aufgenommen,  und  ausdrücklich  in  den 
Noten  bemerkt,  dafs  dieses  Wadi  mit  al-Arab  (oder  nach 
Glaser  al-Azab)  idontisch  ist,  dafB  ich  alter  die  Verschie- 
denheit der  Lesarten  selbst  im  Text  nicht  ganz  zu  besei- 
tigen wage.  Mir  scheint  jetzt  die  richtige  Lesung  al-Gha- 
zab  zu  sein,  und  Herr  Glaser  möge  sich  an  Ort  und  Stelle 
überzeugen,  ob  1 oder  gh  (^  oder  k ) gesprochen  wird  ; denn 
die  Südaraber  verwechseln“  dieso  beiden  Laute  auch  sonst, 
z.  B.  in  dem  Worte  Maghrib,  Wösten,  das  inschriftlich 
Ma'rib  geschrieben  wird.  Horr  Glaser  hätte,  wenn  er 
ehrlicher  und  sachlicher  Weise  kritisieren  wollte,  die  Les- 
art al-Ghazb  erwähnen  müssen.  Dagegen  halte  ich  die 
Lesart  al-Hutar  gegen  Glasers  al-Djeber  aufrecht  Auf 
S.  69,  Z.  1,  haben  die  Handschriften  Hubers  und  Glasers 
allerdings  al-Djeber,  aber  die  Ubrigon  Kodices  al-Hutar  (mit 
Vokalen).  Läge  uns  nur  diese  Stelle  vor,  so  müfste  die 
Glasersche  Lesung  unbedingt  vorgezogen  werden.  Der  Ort 
wird  aber  1 93,  1 3,  erwähnt , und  dort  in  allen  Kodices 
(auch  in  denen  Hnbers  und  Glasers)  al-llutar  geschrieben. 
Dazu  kommt  noch  eine  andre  Erwägung,  dafs  die  Wurzel 


liatara  „befestigen“  und  djabare  „festmachen“  heilst, 
so  dafs  sich  beide  Namen,  al-Hutar  und  al-Djebar  als  ihrer 
Bedeutung  nach  identisch  erweisen  (vgl.  den  Namen  der 
Burg  Sibäm,  die  auch  Ja(tbuä  heilst,  wo  ebenfalls  beide 
Wurzeln  Synonyme  sind).  Es  kann  also  kein  Zweifel  sein, 
dafs  al-Hutar  zu  lesen  ist.  Derselbe  Berg  hiefs  später 
al-Djabar  und  ist  deswegen  als  Glosse  in  beide  verwandten 
Kodices  eingedrungen.  Herrn  Glasers  Angabe,  dafs  der  Berg 
heute  al-Djeber  heifst,  ist  richtig,  aber  meine  Lesart  mufs 
trotzdem  festgehalten  worden,  weil  sie  die  ältere  Benennung 
wiedergibt  und  von  den  Kodices  gesichert  wird. 

Ebenso  halte  ich  die  Lesungen  al-Mud-liaka  aufrecht. 
Allo  Kodices  hier  68,  26,  und  113,  1,  ferner  im  10.  Buch 
Iklil  bieten  diese  Lesart,  so  dafs  ich  also  eine  Verschrei- 
bung der  Kopisten  (für  Mid-lmja)  für  ausgeschlossen  halte. 
Hat  aber  eine  Verschreibung  stattgefunden,  so  mufs  sie  auf 
den  Autor  zurückgehen,  und  ich  hätte  meine  Pflicht  erfüllt, 
indem  ich  die  Lesung  HamdAnis  feststellte.  Es  sind  aber 
noch  eiue  lteihe  von  andern  Möglichkeiten  vorhanden.  Mid* 
häja  kann  verschieden  von  Mud-haka  sein,  oder  die  heutige 
Aussprache  ist  verstümmelt,  oder  endlich,  Herr  Glaser  hat 
schlecht  gehört,  — er  ist  durchaus  nicht  unfehlbar. 

Erst  recht  mufs  ich  die  Lesung  Na  ml  oder  Niml 
gegen  Nimr  verteidigen.  Das  Wort  findet  Bich  69,  2. 
72,  17.  113,  18.  190,  21.  193,  15  meiner  Ausgabe,  aufser- 
dem  noch  Iklil,  10.  Buch,  und  an  allen  Stellen  haben  alle 
Kodices  das  1 gesichert.  Ich  glaube,  Herr  Glaser  solbst 
wird  bei  ruhigor  Berücksichtigung  der  Fakta  zugeben,  dafs 
er  schlecht  gehört  hat,  und  dafs  ihm  zu  Liebe  gegen  alle 
Kodices  die  Lesart  nicht  zu  ändern  sei. 

Bei  dem  Ortsnamen  Mai  Ar  bin  ich  mir  aller- 

dings der  Sünde  bewufst,  dafs  ich  gegen  die  Kodices,  welche 
MasAr  -j)  haben,  die  von  Glaser  gerügte  Lesart  auf- 
genommen babo.  Man  höre  aber  meine  Begründung,  die 
in  den  Noten  vor  zwei  Jahren  geschrieben  wurde:  „Ich  lese 
MuAAr,  obwohl  die  Kodices  MasAr  haben,  weil  der  Geograph 
Jacut  es  so  an  verschiedenen  Stollen  seines  Workos  schreibt 
und  es  auch  in  der  alphabetischen  Reihenfolge  unter 
(nicht  MS)  anführt.  Auch  in  Dichterversen,  die  er  citiert, 
behält  er  die  Losart  Ma&Ar  (vgl.  Jacut  IV,  437.  535  und 
1002).  Dazu  kommt  noch,  dafs  eine  Stelle  in  einer  süd- 
arabischen  Inschrift  lautet  : ,in  den  beiden  Gebieten  Malar 
und  Musajjih  *,  die  mit  ,Maiar  und  Mudjajjih  ‘ bei  Ham- 
dAni  identisch  zu  sein  schoinen.  Nur  wird  man  entweder 
Mudjajji(i  in  Musajjih  oder  umgekehrt  verbessern  müssen.“ 
Ich  habe  jetzt  zu  dieser  Begründung  nichts  binzuzufügen. 

Das  Resultat  ist,  dafs  von  den  fünf  Verbesserungen 
Glasers  nur  e i n c als  stichhaltig  sich  erwiesen  hat,  wobei 
jedoch  meine  Lesung,  dio  nach  den  Kodices  aufgenommen 
werden  mufste,  durchaus  nicht  tangiert  wird.  Ob  Herr 
Glaser  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  berechtigt  war, 
moino  Ausgabe  als  eine  „sehr  wenig  verläfsliche“  zu  be- 
zeichnen, selbst  wenn  er  in  allen  Punkten  Recht  hätte,  und 
ob  diese  Beurteilung  rein  sachlichen  Motiven  entsprungen 
war,  mögen  dio  prüfenden  Leser  selbst  beurteilen. 

Wenn  ich  zu  Glasers  Arbeiten  und  seiner  Objektivität 
ein  gröfseres  Vertrauen  haben  könnte,  als  ich  es  nach  diesen 
Proben  habe,  so  müfste  ich  meine  Ausgabe,  die  bei  120 
Ortsnamen  eine  leichte  Verschreibung  aufweist,  geradezu  als 
eine  mustergültige  bezeichnen.  Ich  bin  aber  überzeugt,  dafs 


120  Über  meine  Ausgabe  der  $ifat  Gazirat  el  Arab  (Geographie  der  Arabischen  Halbinsel)  von  al-Hamdät>i. 


eine  genauere  Nachforschung  in  Südarabien  noch  vielerlei  Ver- 
besserungen zu  meinem  Texte  liefern  wird  (so  lese  ich  z.  B. 
jetzt  anstatt  &uraib , das  ich  nach  den  Kodices  aufnehmen 
mufste,  in  Übereinstimmung  mit  der  Karte  Glasers  Surbab 
oder  Äirbab),  was  aber  den  Wert  meiner  Ausgabe  nicht  im 
geringsten  beeinträchtigt,  und  ich  kann  mit  voller  Seelen- 
ruhe  behaupten,  dafs  ich  bei  der  Behandlung  des  Textes 
alles  gotban  habe,  was  unter  den  gegebenen  Verhältnissen 
geleistet  worden  konnte. 

Über  die  Arbeit  Glasers  hätte  ich  gar  vielerlei  zu  be- 
merken, ich  mufs  mich  jedoch  über  ausdrücklichen  Wunsch 
der  Redaktion  auf  die  Defensive  beschränken.  Die  zwei 
folgenden  Bemerkungen  sollen  davon  eine  Ausnahme  machen, 
indem  sie  zeigen,  wie  vorsichtig  man  mit  „Verbesserungen“ 
sein  mufs.  Sehr  merkwürdig  ist  die  Schreibung  Dja'lal 
bei  Glasor  westlich  von  Sund  in  der  Nähe  von  Hadhür 
und  Masjab,  wo  man  nach  Hamdüni  82,  1.  106,  19  ff., 
109,  8.  Mu'lul  erwarten  müfste.  Eine  Verschreibung  bei 
Hamdäni  auzunehmen,  ist  angesichts  der  Übereinstimmung 
der  Kodices  und  der  Inschriften  (vgl.  Mordtmann  und  Müller, 
Sabäische  Denkmäler,  S.  53)  unmöglich.  Anderseits  aber 
scheint  Haldvys  Djdlel  Glasers  Schreibung  zu  bestätigen. 
Wir  hätten  also  zwei  Ortschaften,  Mu'lul  und  Djn'lal,  in 
derselben  Gegend  anzusetzen. 

Glaser  bat  einen  Ort  Beyt  Dänib.  nordwestlich  von  Reida, 
der  unzweifelhaft  identisch  ist  mit  Beyt  Dänim  hoi  Ham- 
ddni  86,  6.  111,  18,  wo  man  also  dus  b (für  m)  dem  schlech- 
ten Gohör  Glasers  zur  Last  legen  müfste,  wobei  ioh  jedoch 
zu  seiuor  Entschuldigung  ausdrücklich  hervorhebe,  dafs  die 
SUdaraber,  wie  bekannt,  m und  b in  der  Ausspracho  ver- 
wechseln. 

Während  sich  Herr  Glasor  in  dor  ersten  Hälfto  seines 
Artikels  auf  „die  Richtigstellung  der  markantesten  Ver- 
stümmelungen“ meiner  Ausgabe  beschränkt  hat,  verschmäht 
er  im  zwoiten  Teilo  (Pobruarhoft)  selbst  vokalische  Diffe- 
renzen nicht  als  Verbesserungen  zu  notieren.  Aufserdem 
ist  er  in  seinem  Fehlersuchen  auch  auf  einige  ganz  un- 
mögliche Identifikationen  verfallen.  Um  dem  prüfenden  Leser 
die  Fällung  eines  Urteils  zu  ermöglichen,  gebe  ich  hier  die 
Übersetzung  der  von  Glaser  kritisierten  Beschreibung,  auf 
die  er  als  sachlich  noch  heute  zutreffend  verweist,  und  fügo 
in  Klammern  die  wesentlichen  Varianten  bei.  Dio  Stelle 
befindet  sich  auf  S.  105  meiner  Ausgabe  und  lautot  wört- 
lich: „Der  Distrikt  Haräz  und  Hauzan  besteht  aus  sieben 
Teilen,  d.  h.  sieben  Landschaften:  Haräz,  al  Mustahniznh, 
Hauzän,  Karär(Jacut:  Kirär),  wonach  dio  karärischen  Rinder 
benannt  werden,  Sa'fän,  Maäür  (so  Jacut;  Kodices:  Masär), 
Lahäb,  Mudjajjikh,  Sibäm.  Der  Gesamtname  dieser  Land- 
schaften ist  Haräz  und  Hauzan,  welche  zwei  himjarische 
Stämme  sind,  nämlich  die  Söhne  des  Ghauth  bin  Sa'd  bin 
‘Auf  bin  ‘Adijj.  In  Ijfaräz  wohnen  auch  die  Hauätilah 
(Var.  Ifahätilah),  die  Söhne  des  Hantal  (Var.  Habtal)  bin 
‘Auf  bin  'Adijj,  ferner  Lo'f  und  Naäk  von  Hamdän  und  andre 
Stämme  von  Himjar.  Das  Land  ist  reich  an  Saaten,  Wars, 
Honig  und  edlen  Rindorn , welche  der  Rasse  nach  denen 
von  Djublän  gleichen.  Haräz  grenzt  im  Westen  an  das  von 
‘Akkiten  bewohnte  Li'sän.  Dazu  gehören  at-Taim  und  al 
Adrüb  und  al  ‘Adjab  und  al  'Obar  (Var.  ‘Otar)  und  al 
'Arkin  und  W.  Här.  Im  W.  Sahäm  befindet  sich  oin 
heifses  Wassor  (eine  heifso  Quelle  V),  in  welchem  Eier  und 


l 


Reis  gargekocht  werden  können.  Zum  W.  Här  gehören 
al  ‘Okbul  (Var.  ‘Okail,  beide  ohne  Vokale)  und  al  Habil 
und  al  An'üm,  die  An  Um  sind  ein  (limjariscber  Stamm,  und 
Satt  »1  Hadjal  und  al  Ahai^i;  letzteres  ist  ein  Tränkplatz 
des  Zuhär  b.  Itasir  an-Naski  vom  Stamme  Hamdän,  und 
ad-Danäbät  und  al-Aridhah  und  ol-Ma'iür  und  ar 
Rukhäm  (Var.  Zu(iäm)  und  al-Djam'  und  as-Sük  und 
al-Hauräuijjän  und  Saulänah  und  al-Buwajjah, 
zwei  Burgen.“  Das  häufige  „und“,  welches  man  sonst  in 
dor  deutschen  Übersetzung  wegzulassen  pflegt,  habe  ich 
absichtlich  hier  genau  nach  dem  Arabischen  wiedergegeben ; 
der  Leser  wird  später  den  Grund  erfahren.  Hierauf  folgt 
eine  Aufzählung  der  Träukplätze  (J-PLka)  dor  Li'sän,  worun- 
ter al-Khanäsir  und  Baräm  Vorkommen.  Die  ziemlich  um- 
fangreiche Liste  dor  Tränkplätze  schliefst  Hamdäni  mit  fol- 
genden Worten : „Wir  haben  diese  Ortschaften  in  erschöp- 
fender Weise  aufgezählt,  was  wir  in  andern  Gegonden 
Jemens  nicht  gothan  haben,  um  darauf  hinzuweisen,  dafs 
diese  Gegenden  nicht  von  den  Rabfah  b.  Nizär  bewohnt 
waren,  wie  unwissonde  Gonealogen  und  Archäologen  unrich- 
tigerweise behaupten“.  Qogon  diese  Behauptung  polemi- 
siert Hamdäni  auch  auf  S.  172,  Z.  25  ff. 

Von  den  in  der  Beschreibung  des  Distriktes  Haräz  vor- 
kommenden Ortsnamen  identifiziert  Glaser  aufser  den  schon 
im  orsten  Artikel  angeführten  noch  einige  weitere  und  hat 
an  mcinon  Lesarten  nichts  auszusetzen.  Unidoutifiziert 
bleiben  nur  dio  gesperrt  gedruckten.  Er  beanstandet  die 
Jjesungon  von  vier  Ortsnamen,  von  donen  zwei  nicht  mehr 
in  Haräz , sondern  im  Gebiete  der  Li'sän  sich  befinden, 
und  liest : 

Idrüb  für  Adrüb, 

Anafir  (.oJit)  für  al-Khanäsir  («oJL»!), 

Birär  für  Baräm 

Hasabäu  für  Hianän  ((.),^j>)| 

und  aufserdem  noch  an  einer  undern  Stelle  Kanin  für 
Kinan,  und  Dj’alal  für  Ma'lal. 

Übor  die  Verbesserung  Dja’lal  für  Ma'lal  bitte  ich  dus 
oben  Gewagte  zu  vorgleichen.  Die  Vokalisiorung  Kanin  scheint 
richtig  zu  sein,  denn  Kodex  Spitta  vokalisiort  ebenso,  wäh- 
rend dioübrigo  Handschriften  ohne  Vokale  haben.  Meine 
Losung  stützt  sich  auf  Jacut  (IV,  313),  wo  Kinan  vokali- 
siert  wird.  Gegen  eine  Handschrift  mufste  ich  unbedingt 
die  Lesart  Jacnts  aufnehmen,  wie  es  jeder  Editor  gethan 
haben  würde.  Dagegen  weise  ich  alle  weiteren  Verbesse- 
rungen Glasors  aufs  entschiedenste  zurück.  Ich  habe  schon 
früher  gesagt,  was  von  gewissen  vokalischen  Differenzen 
moiner  Ausgabe  und  der  Glasorsclien  Transskription  zu 
halten  ist.  Da  Gluser  mir  die  Vokalisation  verbessert,  so 
mufs  ich  zeigen , wie  unwissenschaftlich  der  Vorwurf  ist. 
Eine  Form  Idrüb  ist  nach  der  arabischen  Sprach-Analogie  in 
alter  Zeit  unmöglich.  Die  alte  Form  kann  mir  Adrüb  gelautet 
haben.  Aber  Herr  Glaser  hat  Idrüb  gohört  und  mufs  so 
ansotzen.  Ich  will  die  Richtigkeit  soinor  Behauptung  nicht 
bestreiten,  aber  dieselbe  erklären,  — obwohl  es  selbst  dem 
feinsten  Gehöro  bei  Wörtern,  dio  mit  Spiritus  lenis  im  Se- 
mitischen beginnen,  schwer  werdon  dürfte,  zwischon  E und  f 
zu  unterscheiden,  >.jj| , wie  ioh  es  vokalisiort  habe,  mufs 
nicht  Adrüb  geleson  werden , sondern  wird  meistens  von 
Arabern  Edrüb  gesprochen,  da  das  kurze  a nur  in  bestimm- 


Digitized  by  Google 


Cber  meine  Ausgabe  der  $ifat  Gazirat  el  ‘Arab  (Geographie  der  Arabischen  Halbinsel)  von  al-Hamd&nl  121 


t«n  Fallen  rein  erhalten,  sonst  aber  zn  S wird.  Das  weifs 
Glaser  sehr  wohl , der  öfters  den  arabischen  Vokal  für 
a durch  e wiedergibt.  Um  die  Differenz  moiuer  Vokali- 
Mtion  von  der  heutigen  Aussprache  noch  gröfser  zu  machen, 
als  sie  in  Wirklichkeit  ist,  sagt  er:  „Müller  schreibt  Adrflb“, 
wahrend  er  sonst  ohne  weiteres  es  „Edrüb“  lesen  würde. 
Eine  weitere  Verdünnung  von  e zu  i ist  iinmerliiu  möglich, 
scheint  mir  jedoch  durchaus  nicht  sicher.  Wie  schwankend 
die  vokaliscbe  Wiedergabe  ist,  zeigt  z.  B.  Glasers  Aus- 
sprache Atuwa  neben  Etwa,  während  die  Kodices  Itwa, 
Bekri  Atwa,  resp.  Etwa  hat.  Also  selbst  zugegeben,  dafs 
Glaser  ausgezeichnet  gehört  hut,  darf  und  kann  ich  noch 
heute  nur  Adrflb  vokalisieren  (was  jeder  nach  Belieben  auch 
EdrOb  lesen  kann,  da  das  Arabische  für  das  e kein  beson- 
deres Vokalzeichen  hat). 

Weiter  sagt  Herr  Glaser:  „Ha&abän  auf 

dem  W.  Dajän  (Müller,  105,  20,  erwähnt  zwei  verstüm- 
melte Ortsnamen,  und  fügt  hinzu:  hugnän  was 

so  viel  bedeuten  würde  als  ,zwei  Burgen“;  offenbar  mnfs 
man  Hasabän  lesen)“.  Glaser  hat  nicht  das  Recht,  die  zwei 
Ortsnamen  Saulänah  und  Buwajjah  als  verstümmelt  zu  be- 
zeichnen ; denn  die  fünf  Handschriften  bieten  übereinstim- 
mend dieso  I /«'Barten.  Was  betrifft,  so  ist  das- 

selbe in  zwei  Handschriften  (AC)  ohne  Punkte , drei  da- 
gegen und  darunter  die  „vorzügliche“  Glasersche  haben 
busnän.  Dio  Identifikation  ist  aus  topographischen  Grün- 
den durchaus  nicht  sicher.  Trotzdom  würde  ich  keinen 
Anstand  nehmen , die  Glnsersche  Emendation  als  richtig 
anzusehen,  wenn  das  .und“  nicht  fehlen  würde.  Ich  habe 
deswegen  alle  .und“  des  Textes  wiedergegeben,  um  zu  zeigon, 
dafs  das  vor  dem  letzten  Wort  in  allen  Handschriften  feh- 
lende „und“  die  Glasersche  Lesung  unmöglich  macht. 


Es  bleiben  nur  noch  al-Khanä»ir  und  Haram  zu  recht- 
fertigen,  wofür  Glaser  Anäsir,  bzw.  BirAr  lesen  will. 
Bei  der  Übereinstimmung  der  Kodices  ist  eino  Verlesung 
in  graphischer  Hinsicht  ausgeschlossen.  Die  Identifikationen 
sind  in  topographischer  Beziehung  höchst  unsicher.  Dazu 
kommt  noch,  was  Herr  Glaser  nicht  wufste,  dafs  die  ganze 
Stelle,  „die  Tränkplätze  dor  Li'sän“,  wo  al-KhanA*ir  und 
Baräm  Vorkommen,  in  Bekris  geographischem  Worterbuchc 
(ed.  Wüstenfeld)  773,  sich  findet,  und  dafs  auch  Bekri 
al-Khnnäsir  und  Baräm  hat.  Warum  konnte  aber  Glaser 
von  dieser  langen  Liste  nur  den  Marktplatz  Mauzah  iden- 
tifizieren? — Darüber  hat  Hamdäni  in  der  obigen  Stelle 
Aufschlufs  gegeben.  In  diese  I-iste  hat  der  Geograph  aus 
polemischen  Zwecken  ganz  unbedeutende  Trnnkplätze  auf- 
genommen , die  vielfach  wechseln  und  die  heute  meistens 
verschwunden  sind  oder  andre  Namen  führen.  Herr  Glaser 
aber  gräbt  die  alten  Brunnen  auf,  um  neuen  Hader  zu  be- 
ginnen, und  hat  die  Kühnheit  zu  schreiben:  „Zahlreiche 
andre  Namen  sind  nach  der  Müllerschen  Ausgabe  leider 
nicht  wiederherzustellen,  falls  nicht  eino  zweito  verbesserte 
Auflage  des  Hamdänischen  Werkes  erscheint“.  Jeder  Ur- 
teilsfähige weifs,  was  von  diesem  unbefugten  Urteil  zu 
halten  ist ! 

Der  Appell , den  Herr  Glaser  am  Schlüsse  seines  Ar- 
tikels au  die  europäischeu  Gelehrten  richtet,  erweckt  deu 
Verdacht,  als  ob  man  hier  in  Wien  Herrn  Glaser  jede 
Unterstützung  verweigert  hätte,  und  als  ob  ich  daran  die 
Schnld  trüge,  dafs  die  Verdienste  Glasers  nicht  gehörig 
gewürdigt  worden  wären.  Dem  gegenüber  sei  mir  gestattet 
zu  konstatieren,  dafs  Herrn  Glaser  von  hier  aus  auf  meine 
Anregung  und  Empfehlung  hin  wiederholt  Unterstützungen 
gewährt  worden  sind. 

I 


Die  österreichische  Kongoi-  Expedition. 

Briefliche  Mitteilung  von  Prof.  Dr.  Oskar  Lenz. 


Aus  den  zahlreichen  Berichten , die  ich  an  die  K.  K. 
Geographische  Gesellschaft  in  Wien  geschickt  habe  und 
von  denen  ich  hoffe,  dafs  dieselben  auch  in  Europa  an- 
gelangt und  in  den  „Mitteilungen“  der  genannten  Gesell- 
schaft publiziert  worden  sind , werden  Sie  Über  den  bis- 
herigen Verlauf  meiner  Expedition  unterrichtet  sein.  Einen 
grofsen  Zeitverlust  verursachte  die  Trägerfrage.  Es  ist 
gar  nicht  so  einfach , vom  untern  Kongo . d.  b.  von  der 
Gegend  bei  Vivi  aus . eino  gröfsere  Zahl  Träger  für  den 
Transport  der  Waren  zum  Stanley  Pool  zu  erhalten.  Das 
wiederholt  beliebte  Auskunftamittel , Loango  - Leute  zu  be- 
nutzen , ist  durch  die  neuesten  Erlasse  des  französischen 
Gouvernements  daselbst  wesentlich  erschwert,  ja  fast  un- 
möglich geworden.  Vorausgesetzt,  dafs  es  einem  Nicht- 
franzosen überhaupt  gelingt,  dort  Träger  zu  finden,  dürfen 
dieselben  einmal  überhaupt  nur  auf  die  Zeit  von  sechs 
Monaten  eugagiert  werden.  Hält  der  Europäer  dieselben 
länger  zurück , so  hat  er  für  jeden  Mann  eine  bedeutende 
Geldstrafe  zu  erlegen.  Aufserdem  mufs  man  beim  Engage- 
ment den  Leuten  nicht  nur  einen  Teil  des  Gehaltes  voraus- 
Pttermtans  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  IV. 


zahlen,  sondern  auch  für  jeden  Träger  eine  Garantiesumme 
beim  Gouvernement  erlegen,  welohe  gleichfalls  verfällt, 
wenn  dio  Leute  nicht  zur  rechten  Zeit  mit  einem  Dampfer 
in  ihre  Heimat  zurlickbefürdert  worden  sind.  Abgesehen 
davon,  dafs  es  jetzt  kaum  möglich  sein  wird,  die  Loangos 
höher  als  bis  zum  Stanley  Pool  zu  bringen,  ist  dies  auch 
aus  der  angegebenen  Beschränkung  in  der  Engagements- 
dauer vollständig  ausgeschlossen.  Man  ist  demnach  auf 
einheimische  Träger  angewiesen,  und  diese  finden  sich 
am  8üdufer  des  Kongo  nur  in  der  Gegend  von  Ngombe. 
Mit  Hilfe  des  einflufsreichen  Händlers  Makitu  gelang  es 
meinem  Begleiter,  Herrn  Bauroann , mir  80  Mann  nach 
Ango  Ango  zu  bringen , trotz  verschiedener  Intrigon  und 
Schwierigkeiten,  die  ihm  in  den  Weg  gelegt  wurden.  Die 
Nachfrage  nach  Trägern  ist  eine  sehr  bedeutende.  Da* 
Gouvernement  in  Vivi  bedarf  deren  sehr  viele,  ebenso  die 
englischen  und  amerikanischen  Baptistenmissionen.  Dazu  ist 
neuerdings  das  holländische  Handelshaus  in  Banana  ge- 
kommen , welche*  am  Stanley  Pool  eine  Faktorei  anlegt 
und  demnächst  einen  grofsen  Dampfer  heraufschafft,  der 

16 


122 


Die  österreichische  Kongo  - Expedition. 


aus  Europa,  vollständig  in  Trägerlasten  zerlegt  (ca  70  Pfund), 
demnächst  kommen  wird , vielleicht  schon  in  Banana  liegt. 
Es  ist  dies  der  erste  Versuch , den  die  Kaufleute  an  der 
Küste  machen,  um  Bich  im  Innern  festzusetzen.  Die  Fak- 
torei am  Stanley  Pool  kann  übrigens  auch  nur  ein  Waren- 
depot  werden , wie  es  Banana  am  Meere  ist.  Der  Ankauf 
der  Naturprodukte  kann  nur  am  obern  Kongo  und  in  den 
Zuflüssen  erfolgen,  denn  am  Stanley  Pool  ist  das  Elfenboin 
z.  B.  fast  ebonso  teuer,  wie  an  der  Küste.  Dazu  kommt 
dann  noch  dor  kostspielige  Transport  der  Waren  landaufwärts 
und  der  Produkte  abwärts.  Es  ist  ein  grofser  Irrtum  zu  glau- 
ben, dafs  man  vom  untern  Kongo  ohne  weiteres  zum  Stanley 
Pool  gelangen  könne.  Ein  einzelner  Mann  mit  nur  wenigen 
Trägern  für  sein  Privatgepäck  kann  allerdings  ohne  wei- 
teres die  Heise  ausführen , eine  Expedition  mit  gTofsen 
Warenmassen  mufs  sich  erst  die  Träger  aus  dem  Innern 
verschaffen,  was  viel  Zeit  und  Geld  kostet. 

Ich  unterlasse  es,  Detailmitteilungen  über  den  ZuBtand 
der  Stationen  des  Kongostaates  zu  geben , ich  mufs  nur 
darauf  aufmerksam  machen,  dftfs  einmal  durch  die  Ver- 
schiedenheit der  Nationalitäten  untor  den  Boamten,  ander- 
seits durch  das  nicht  immer  einheitliche  Zusammengreifen 
der  Anordnungen  der  Zentralleitung  in  Brüssel  und  des 
Gouvernements  in  Vivi  Zustände  geschaffen  sind,  deren 
Fortdauer  im  Interesse  des  Ganzen  unmöglich  erscheint. 
Besser  kann  es  überhaupt  nur  werden , wenn  aus  diesem 
internationalen  Unternehmen  oin  nationales  wird;  das  Zu- 
sammenarbeiten von  vier,  fünf  verschiedenen  Nationalitäten 
unter  den  Beamten  wird  nie  möglich  sein,  und  selbst  wenn 
ein  Mann  als  Gouverneur  käme,  vor  dem  man  nioht  nur 
Hespokt,  sondern  geradezu  Furcht  hat,  so  würde  dorsolbo 
doch  kaum  im  stände  sein,  den  Eifersüchteleien  der  zahl- 
reichen Elemente , aus  denen  der  Beamteukörper  besteht, 
entgegenzutreten. 

Seit  dem  Erscheinen  des  StaDleyschon  Werkes  werden 
die  verschiedenen  kolonialen  Großmächte  wohl  weniger  als 
je  geneigt  sein , sich  des  Kongostaates  anzunehmen ; denn 
jedem  nur  einigermaßen  mit  den  Verhältnissen  vertrauten 
Menschen  inüsson  doch  die  Zahlenangaben  Uber  den  an- 
geblichen Keichtum  des  äquatorialen  Afrika  an  Naturpro- 
dukten einfach  lächerlich  erscheinen.  Diese"  vollständig 
aus  der  Luft  gegriffenen  Zahlen  können  nur  die  schädliohe 
Reaktion  hervorrufon,  daß  man  überhaupt  keinen  Angaben 
mehr  Glaubon  schenkt  und  die  in  Rede  stehenden  Gebiete 
für  völlig  wertlos  hält..  Die  Wahrheit  zwischou  beiden 
Extremen  liegt,  wie  immer,  in  der  Mitte. 

Sollten  sich  in  Europa  Philanthropen  finden,  welche  die, 
vorläufig  übrigens  unmöglich  auch  nur  annähernd  anzu- 
gebende Summe  für  den  Bau  einer  Eisenbahn  zum  Stanley 
Pool  zusammenzubringen  geneigt  sind,  so  würde  allerdings 
eine  wesentliche  Änderung,  und  zwar  ira  günstigen  Sinne, 
in  den  hiosigen  Verhältnissen  eintreten.  Es  ist  sogar  mög- 
lich , daß  in  einer  Reihe  von  Jahren  die  jährlichen  Be- 
triebskosten eingebracht  werdon  könnten ; an  eino  Verzin- 
sung des  sehr  bedeutenden  Anlagekapitals  ist  wohl  auf 
Dezennien  hinaus  nicht  zu  denkon. 

Die  technischen  Schwierigkeiten  sind  natürlicherweise 
leicht  zu  überwinden ; aber  es  sind  ungemein  zahlreiche 
Brücken  und  Vindukte  nötig,  die  alle  ans  Eisen  und  Stein 
errichtet  werden  müssen,  um  die  Masse  von  mehr  oder  we- 


niger tiefen  Einschnitten  zu  überschreiten.  Was  für  Ar- 
beitskräfte man  dazu  übrigens  benutzen  will,  ist  mir  auch 
unklar.  Die  Neger  sind  dazu  nicht  zu  verwenden , und 
man  wird  doch  nicht  so  gewissenlos  sein  und  europäische 
Arbeiter  hierher  lockeu  wollen.  Erdbewegung  ist  bekannt- 
lich das  Schlimmste  hior  und  orzougt  sofort  heftige  Fieber, 
und  der  Rau  einer  solchen  Eisenbahn  wird  unter  den  doch 
notwendigerweise  aus  Europäern  bestehenden  Ingenieuren 
und  Aufsichtsbeamten  zahllose  Opfer  fordern.  Warum  man 
übrigens  bei  den  jetzt  vor  sich  gehenden  technischen  Vor- 
studien immer  nur  das  Nordufer  berücksichtigt,  verstehe 
ich  nicht;  ich  stimme  den  zahlreichen  Leuten  von  hier  bei, 
welche  das  Südufer  für  in  jeder  Beziehung  bequemer  hal- 
ten. Den  Franzosen  würde  natürlich  das  Nordufer  ange- 
nehmor  sein , da  Brazzavillo  dort  liegt  und  Endpunkt  der 
Bahn  werden  müßte.  Vielleicht  will  man  aber  nur  die  Bahn 
bis  Isangila  bauen , dann  den  Fluß  benutzen , die  Waren 
ans  Südufer  schaffen  und  von  Manjanga  aus  auf  dieser 
Seite  die  Eisenbahn  weiter  bis  Leopoldville , resp.  Kin- 
ebassa  führen.  Einfacher  müßte  es  doch  sein,  die  Bahn 
gegenüber  Vivi  am  Südufor  beginnen  zu  lassen  und  dann 
bis  zum  Stanley  Pool  zu  führen. 

Wir  haben  ein  sehr  ausführliches  Itiuorar  dos  Weges 
Ango  Ango  bis  Stanley  Pool  nach  Wien  geschickt  und 
hoffen , dafs  dasselbe  bald  veröffentlicht  wird.  Trotzdem 
schon  so  zahlreiche  Europäer  diesen  Weg  zurückgelegt 
haben,  so  dürfte  eine  so  genaue  Aufnahme  desselben , wie 
die  unsrigo , noch  nicht  existieren.  In  Ango  Ango  und 
hier  am  Stanley  Pool  wurden  eine  Reihe  Längen  - und 
Rreitenbesfimmungen  ausgeführt-  Es  existieren  eino  genü- 
gende Zahl  solcher  Beobachtungen,  aber  nirgends  finden 
sich  die  Elomento  publiziert,  aus  denen  man  die  Berech- 
nungen hergestellt  bat.  Eine  möglichst  ausführliche  Publi- 
zierung  der  von  uns  ausgeführten  Beobachtungen  wird  also 
. zur  Kontrolle  wünschenswert  sein. 

Was  das  Fortschreiten  unsrer  Expedition  betrifft,  so 
sind  die  Verhältnisse  vorläufig  insofern  günstig  für  uns, 
als  wir  durch  die  Güte  des  Gonoraladministrators  Sir  Francis 
de  Winten  einmal  dio  Passage  auf  dom  Dampfor  „Stanley“ 
bis  zu  der  Fallstation  erhalten  haben,  und  anderseits  wurde 
der  jetzt  im  Dienste  des  Kongostaates  stehende  Herr  Bohn- 
dorff  zur  Verfügung  gestellt-  Derselbe  war  natürlich  sofort 
bereit,  mit  uns  zu  reisen ; ich  erwarte  von  ihm  und  seinem 
Niam  - Niarn  - Dioner  Djuma  eine  wesentliche  Hilfe  hoi  un- 
gern) Bestreben,  vom  Kongo  aus  die  Niam-Niam-Länder  zu 
erreichen.  Der  „Stanley“  wird  voraussichtlich  am  letzten 
Dezember  d.  J.  von  hier  aufbreeben,  und  dürfte  etwa  sechs 
Wochen  später  in  der  Station  bei  den  Stanley  - Fällen  cin- 
treffen.  Dort  muß  ich  suchen,  mich  mit  Tippo-Tip  ins 
Einvernehmen  zu  setzen,  um  dio  Möglichkeit  zu  bekom- 
men, in  nördlicher  oder  nordöstlicher  Richtung  vorzugehen. 
Sollte  dies  zu  keinem  Resultat  führon,  so  müßte  ich  ver- 
suchen, einen  der  nördlichen  Zuflüsse  aufwärts  zu  fahren, 
wozu  wohl  der  von  Grenfell  befahrene  Loikafluß  aß  der 
geeignetste  erscheint- 

Auf  Ihrer  neuesten  Karte  von  Afrika,  für  deren  Zu- 
sendung ich  bestens  danke,  haben  Sie  die  sogenannte  Hypo- 
these Wauters  vorzeichnot,  wonach  der  Ubaogi  und  der 
Uelle  identisch  sind ; auch  Mr.  Grenfell  neigt  sich  dieser 
Ansicht  zu.  Absolut  sicher  erscheint  mir  daB  aber  durchaus 


Digitized  by  Google 


Die  österreichische  Kongo -Expedition. 


123 


noch  nicht.  Sieht  man  die  Detailkarten  Mr.  Grenfells  an 
(dessen  Güte  wir  eine  Kopie  verdanken),  so  findet  mau, 
dafs  derselbe  den  Ubangi  doch  vorherrschend  in  nördlicher 
Richtung  hinaufgefahren  ist ; die  kleine  Biegung  nach  Osten 
am  Ende  der  Fahrt  kann  möglicherweise  nur  eine  lokale 
Biegung  sein.  Immerhin  hat  die  Hypothese  manches  für 
sich  ; vielleicht  sind  wir  so  glücklich,  etwas  Genaues  über 
diese  hydrographischen  Verhältnisse  seinerzeit  mit  teilen  zu 
können. 

Aus  Zeitungsnotizen  erfuhren  wir,  dafs  die  europäischen 
Reisenden  in  Lado  von  dort  aus  in  südlicher  Richtung  ge- 
gangen sind.  Nachdem  Dr.  Fischer  schon  im  Juli  d.  J.  von  der 
Ostküste  aufgebrochen  ist,  dürfte  derselbe  wohl  früher  Gele- 
genheit finden,  zu  Dr.  Junker  und  den  andern  Europäern 
zu  gelangen,  als  wir.  Immerhin  werden  wir  natürlich  ver- 
suchen , Nachrichten  Uber  diese  verdienten  Männer  einzu- 
ziehen, wenn  es  uns  gelingen  sollte,  die  Niam-Xiam- Länder 
zu  erreichen.  Bei  den  traurigen  Zuständen , die  im  ägyp- 
tischen Sudan  herrschen,  scheint  eine  Rückkehr  nach  Nor- 
den zu  ausgeschlossen,  und  dio  genannten  Reisenden  müs- 
sen entweder  vom  Kongo  oder  von  Zanzibar  aus  gerettet 
werden. 

Mit  dem  jetzt  zu  expedierenden  Dampfer  „Stanley“ 
sollte  auch  eine  Spezialinission  des  Königs  von  Belgien 
nach  den  Stanley  Falls  gehen,  bestehend  aus  den  Herren 
Van  Gele,  Waetcrinks  und  Eyken,  mit  der  speziellen  Auf- 
gabe, das  Verhältnis  des  oinßufsreichen  arabischen  Händ- 
lers Tippo  Tip  zum  Kongostaat  zu  rogeln.  Leider  er- 
krankten die  beiden  erstgenannten  Herren  an  einem  schwe- 
ren biliösen  Fieber  und  waren  genötigt,  sobald  sio  nur 
transportabel  waren , nach  Vivi  und  von  da  nach  Europa 
zurückzukehren.  Der  Dampfer  wird  trotzdem  sieben  Passa- 
giere haben:  Mr.  Doane  als  Divisionschef  für  die  Falls, 
und  Mr.  Eykeu,  ferner  ein  Agent  commercial  des  Kongo- 
staates, Mr.  Van  der  Berg,  Mr.  Ward,  der  für  die  Bangala- 


station bestimmt  ist , uud  unsre  Expedition  (Lenz , Hau- 
mann und  BohudorfT)-  Es  müssen  einige  am  obern  Kongo 
stationierte  Europäer  abgelöst  und  eine  gröfsere  Zahl  von 
Haussa- Soldaten,  deren  Dienstzeit  vorüber  ist,  zurückge- 
bracht  werden.  Da  Mangel  an  letztem  ist,  will  man  dies- 
mal versuchen,  Bangala  - Leute,  die  für  sehr  tapfer  gelten, 
für  den  Dienst  in  der  Station  Stanley  Falls  zu  gewinnen. 
Im  übrigen  wird  der  gröfste  Teil  der  Stationen  am  obern 
Kongo  aufgelöst,  offenbar  aus  Ersparungsgründen,  und 
sollon  vorläufig  nur  Bangala  und  die  Fallstation  bestehen 
bleiben.  Das  ist  wohl  zu  wenig,  um  den  Einflufs  auf  dom 
ganzen  Ungeheuern  Flufslauf  vom  Stanley  Pool  bis  Stanley 
Falls  aufrecht  zu  erhalten. 

Gegenwärtig  ist  hier  eine  Kommission  thätig,  um  die 
Grenzen  zwischen  französischem  Gebiet  und  dem  Kongo- 
staat in  der  Nähe  des  Ubangi  festzustellen.  Seitens  der 
Franzosen  wurden  Kapitän  Rouvier  und  Dr.  Ballay , der 
langjährige  Mitarbeiter  Brazzas,  gewählt;  don  Kongostaat 
vertritt  Mr.  Massari,  der  bekannte  italienische  Reisende. 

Das  ist  das  Neueste,  was  von  hier  zu  melden  ist.  Als 
sehr  wichtig  wird  die  Anlage  der  holländischen  Faktorei 
am  Stanley  Pool  betrachtet,  was  freilich  den  grofsen  ein- 
gebornen  Händlern  Ngaliema,  Pedro  Congo,  Makitu  u.  a. 
sehr  unbequem  ist,  denn  sie  verlieren  unstreitig  dabei, 
haben  aber  nicht  die  Macht,  etwas  Ernstliches  gegen  die- 
ses Unternehmen,  dem  sicher  bald  andre  Handelshäuser 
folgen  werden,  auszuführen.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dafs 
am  untern  Kongo,  d.  h.  bis  Stanley  Pool,  der  Kongostaat 
einen  gewissen  Einflufs  auf  die  Eingebornen  erlangt  hat 
und  unter  Umständen  auch  fähig  ist,  etwaigen  Aufständen, 
die  wegen  der  Uneinigkeit  der  verschiedenen  Stämme  wohl 
kaum  gröfsere  Dimensionen  auuohmeu  können,  mit  Gewalt 
entgegeuzutreten. 

Leopold ville,  21.  Dezember  1885. 


Geographischer  Monatsbericht 


Europa. 

Über  die  Adtlungtche  Karteruammlung  in  Drosden  vor- 
danken wir  dem  Bibliothekar  Dr.  P.  Ritter  daselbst  fol- 
gende Mitteilung: 

Dafs  der  am  10.  September  1S0G  verstorbene  Oberbibliothekar  der 
Königl.  öffentlichen  Bibliothek  in  Dresden,  Johann  Christoph  Adelung,  eine 
•ehr  bedeutende  Kartensarnmlung  binteilaseen,  ist  aus  dem  von  ihm  selbst 
rerlafsten,  im  Jahre  1796  erschienenen  Kataloge  derselben  sicher  rieten  be- 
kannt, wenige  aber  werden  wirsen,  was  eigentlich  aus  ihr  geworden.  Die 
Berichte  Uber  die  Verhandlungen  der  Zweiten  Kammer  das  Königreichs 
Sachsen  geben  in  dem  soeben  erschienenen  136.  Bogen  endlich  den  Karten- 
freunden authentische  Auskunft.  Bür  5000  Mk.  wurde  die  Kartensamrolung 
im  Jahre  1883  für  die  Konigl.  öffentliche  Bibliothek  in  Dresden  angekauft, 
und  ihre  Erwerbung  soll  deshalb  für  besagte  Bibliothek  ron  um  so  schätz- 
barem) Werte  tein,  als  nach  der  oben  genannten  Quelle  die  in  der  Ade- 
lungschen  Sammlung  enthaltenen  Blätter  in  der  Kartensammlnng  der  Biblio- 
thek fast  auaachliefslich  nicht  rorkamen.  Jene  bestand  aber  nieht  nur 
aus  Karten,  sondern  auch  aus  Plänen,  Grundrissen  und  Ansichten,  haupt- 
sächlich der  thüringischen  und  sächsischen  Lands. 

Der  Sammlor  Adelung,  am  3.  Oktober  1787  au  der  Bibliothek  an- 
gestellt,  kaufte,  da  damals  der  Bibliothek  nur  wenige  Mittel  aur  Verfügung 
standen,  für  eigene  Becbnnng  nur  solche  Karten  Ac.  an,  welche  damals 


in  der  Bibliothek  fehlten  *—  er  nahm  übrigens  die  Karten , wo  er  sie  fand, 
gleichviel  ob  sie  einxeln  erschienen,  oder  ob  er  sic  aus  Büchern  beraus- 
trenuen  mufste!  — , und  dem  ist  es  au  danken,  dafs  sich  unter  den  er- 
worbenen ca  30000  Blatt  nur  c*  3000,  aber  immerhin  für  den  Tausch 
oder  Verkauf  wertvolle  Doublettcn  befinden.  Von  den  im  Adelungschen 
Kataloge  aufgeführten  Nummern  sollen,  wie  die  Berichto  sagen,  wenige 
nur  fehlen.  Adelung  starb,  wie  oben  bemerkt,  1806  (nicht  1805,  wie  es 
in  den  Berichten  heifst),  und  von  da  wurde  die  in  neun  grofs*  Kisten  ver- 
packte Sammlung  versiegelt  im  Japanischen  Palais  aufbewahrt.  Nach  dem 
Napoleonisehen  Kriege  wurde  aie  (im  Jahre  181-t)  von  Adelungs  P.rbeo  der 
Bibliothek  fllr  nur  1 5 000  Tbaler  zum  Kaufe  angeboten,  aber  die  Regierung 
zahlte  woder  diese  Summe,  noch  die  im  Jahre  1 830  verlangten  8000  Thalcr, 
aie  dachte  abzuwarten,  konnte  ea  ja  auch,  da  aus  verschiedenen  Gründen 
die  Konkurrenz  eines  andern  Käufers  nicht  zu  befürchten  war.  Endlich 
im  Jahre  1883  konnten  die  Erben  Adelungz,  deren  einer  weit  hinten  in 
Amerika  sich  aufhalten  soll,  dazu  vermocht  werden,  für  5000  Mark  sich 
der  Cast  vergessenen  Sammlung  zu  entäuCieni.  Nun  ist  sie,  mit  der  altern 
Kartensammlnng  der  Bibliothek  vereinigt , aber  noch  nicht  katalogisiert 
— denn  Adeluug  selbst  hat  ja  noch  zehn  Jahre  nach  dem  Erscheinen 
seines  Kataloge«  gesammelt,  und  dorsclbe  kann  deahalb  nur  zum  Teil 
gelten  — , im  Lesemule  in  etwa  340  riesigen  Schubfächern  untergebracht ; 
die  ganze  Erde  ist  vertreten , and  Dreeden  nebst  nächster  Umgebung  füllt 
allein  5 aolche  Schubfächer,  das  Königreich  Sachsen  überhaupt  19,  Deutsch- 
land überhaupt  74.  davon  Stldte-Ansichten,  -Pläne  und  -Grundrisse  allein  18, 

16* 


124 


Geographischer  Monatsbericht. 


Türke:  4,  KufnUnd  4,  Polen  2,  Ungarn  3,  Schwell  3,  Holland  und  Bel- 
gien 24,  Dlneroaik  3,  Norwegen  2,  Schweden  4,  England,  Schottland  und 
Irland  24,  Frankreich  25,  Portugal  2,  Spanien  G,  Italien  16,  Griechen- 
land 2,  Europa  überhaupt  4,  Amerika  12,  Afrika  4,  Aaien  14,  und  Karten 
über  die  gante  Eide  6.  Die  Klirrten,  mit  aufklappbarer  Vorderwand  »er- 
sehen, aind  etwa  16  cm  hoch,  und  fast  gant  gefüllt. 

Asien. 

China.  — Aus  einem  Briefe  0.  Potanin*  (Iswest. 
K.  Russ,  Geogr.  Gesellsch.  XXI,  Nr.  6),  datiert  aus  Ssun- 
pan  8./20.  August  1885,  entnehmen  wir  folgende  Mitteilungen 
über  den  Fortgang  seiner  Expedition.  Aus  dem  Thale,  in 
welchem  Ssigussjan  liegt,  führte  der  Wog  den  steilen  Ab- 
hang dos  rechts  das  Thal  begrenzenden  Gebirgos  hinauf, 
dann  hinab  in  das  mit  jenem  parallel  laufende  Thal,  durch 
dieses  bis  zu  dem  Tangutendorfe  Tschagon  und  Uber  den 
südlich  von  diesem  Dorfe  belogenen  Berg  Tscbagola,  dessen 
Paßböhe  über  die  Grenze  der  Waldrogiou  hinausragt.  Vom 
Tscbagola  ging  es  hinab  in  das  Thai  des  Po'icho,  der,  wie 
alle  von  dem  Reisenden  überschrittenen  Flüsse,  ostwärts 
strömt.  Das  hohe  Gebirge  JedBhu-gon  trennt  das  Thal 
des  Po'icho  von  dem  südlicher  Bich  hinziehenden  Thale,  in 
welchem  die  von  Reisfeldern  nmgebene  chinesische  Stadt 
Nan-pin  liegt.  Von  diesem  Orte  wurde  die  Reise  längs 
des  Peicho  fast  bis  zu  dessen  Ursprung  und  dann  in  sanftem 
Aufstieg  Uber  das  Gebirge,  jenseit  dessen  sich  das  Torrain 
nach  Saun-pan  neigt,  fortgesetzt.  Die  Stadt  Ssun-pan 
liegt  in  einem  Thale,  das  von  flachen  Höhen  eingeengt, 
wird,  auf  deron  Abhängen  sich  Ackerfelder  ausbreiten, 
aber  bereits  in  einer  solchen  Höhe,  dafs  daselbst  keine 
Frnchtbäume  mehr  godeihen.  Die  Stadt  dient  als  Stapel- 
platz Itir  die  nach  Amdo  versendeten  chinesischen  Waren. 
Die  Gebirge  dieser  Gegenden  tragen  Wälder,  die  in  der 
obern  Hälfte  aus  Fichten , strauchartigen  Birken  und  Eber- 
eschen und  andern  Sträuchern , in  der  untern  aus  Birkon, 
Linden,  Eichon,  Ahornbäumon  Acc.  bestehen,  oder  sind  dicht 
mit  einjährigen  Pflanzen  bedeckt.  Auch  ist  daß  Land  reich  an 
verschiedenen  Sträuchern  und  mächtigen  Schlinggewächsen. 
Ssun-pan  ist  der  äufserste  Punkt,  den  Herr  Potanin  erreicht 
hat.  Er  benutzte  den  Aufenthalt  daselbst,  um  Naohriohten 
Uber  die  geographische  Beschaffenheit  der  benachbarten 
Provinzon  zu  sammeln,  und  beabsichtigte  dann  Ubor  Lun- 
an-fu,  Weu-ssjan,  Ze-tschou,  Ssicho,  Lissjan  und  Gun-tscbap-fu 
nach  I-an-tscheu  zurückzukehren.  Nach  den  neuesten  vom 
9./21.  Oktober  datierten  Berichten  ist  Potanin  in  Lon-i-sur 
eingetroffen  und  stand  im  Begriff  nach  Umbu  am  Nord- 
ufer des  Kuku-nor  aufzubrechen.  Die  Rückreise  auf  rus- 
sisches Gebiet  soll  über  den  Nian-schan  und  Sutschou  nach 
Kiachta  erfolgen. 

Die  Kaiser!.  Rnss.  Geogr.  Gesellschaft  bereitet  die  Ent- 
sendung einer  Expedition  vor,  welche  im  Laufe  des  Som- 
mers den  Gebirgsstock  des  Chan-Tengri,  des  Kulminations- 
punktes des  Thian-schan,  untersuchen  soll.  Dieselbe  steht 
unter  der  Leitung  der  Herrn  Ignatiew  und  Krastnow. 

Turan.  — Ln  Laufe  des  Jahres  1885  hat  Herr  Grum- 
Grxymailo  ausgedehnte  Gebiete  der  wostliuhen  Vorländer 
des  Pumir  bereist,  um  zoologische  Forschungen  iu  Kara- 
tegin und  Darwas,  in  den  bucharischen  gebirgigen  Bekaten 
Hissar,  Kuljab  und  Baldschuan  und  in  don  halbstoppenar- 
tigon,  die  letzten  Stufen  des  Pamirgebirges  einnehmenden 
Bekaten  Scbacbrssjab,  Karschi,  Husar  und  Scbir-Abad  aus- 


zuführen. Eine  kurze  Darstellung  des  zurückgelegten  Weges 
gibt  der  Reisende  in  Heft  6 der  Iswostija  der  Kais.  Russ. 
Geogr.  Gesellschaft,  Bd.  XXI. 

Afrika. 

Marokko.  — Guido  Coras  Konstruktion  dtr  Route,  welcho 
von  der  italienischen  Gesandtschaft  nach  Marokko  im  Jahre 
1882  zurückgolegt  wurde,  liegt  jetzt  in  dem  Mafsstabe 
1:750  000  (Cosmos,  Bd.  VIII,  Nr.  8 u.  9)  vollendet  vor. 
Wenn  dieselbe  auch  fast  ausschließlich  schon  begangene 
und  aufgenommene  Strafsen  verfolgte,  indem  sie  auf  Leut- 
nant Washingtons  (1829 — 1830)  und  0.  Lenz’  Route  (1880) 
die  Stadt  Marokko  erreichte  und  nach  Mogador  an  dio  Küste 
zurückgeluugte,  so  haben  Kapitän  Crornas  detaillierte  Itinorar- 
aufnahmon  doch  in  Einzelheiten  manche  Berichtigungen  und 
willkommene  Ergänzungen  ergeben.  Zahlreiche  barome- 
trische Höhenmessungen  geben  das  Material  zu  einer  Profil- 
tafel des  ganzen  Weges;  der  höchste  berührte  Puukt  liegt 
am  Gobel  Fetetin  mit  680  m ; die  Gipfelhöhe  wurde  auf 
800  m geschätzt. 

Weniger  ergebnisreich  in  topographischer  Beziehung  war 
die  Expedition  der  französischen  Gesandtschaft  unter  Or- 
dega,  welcher  auch  im  Jahre  1882  nach  Marokko  reiste. 
An  dersolbon  nahm  als  Arzt  Dr.  A.  Marcel  teil,  welcher 
tseiue  Aufzeichnungen  in  dem  Werke:  Le  Maroc  (18°,  298 pp., 
mit  Karte.  Paris,  Pion,  1885)  niedergolegt  hat.  Die  Ex- 
pedition nahm  als  Ausgangspunkt  an  der  Küste  den  Hafen 
MazagaD  und  gelangte  auf  einer  von  Leutnant  Washingtons 
Route  wesentlich  abweichenden  Straße  nach  der  Sommer- 
residonz  des  Sultans;  der  Rückweg  wurde  auf  dem  oft  be- 
gonnenen Woge  nach  Mogador  zurückgolegt.  Das  Buch  ist 
von  französischem  Standpunkte  aus  geschrieben. 

Senegambien  und  Guinea.  — Seitdem  27. Dezem- 
ber 1885  steht  die  französische  Besatzung  in  RammaJco  am 
obern  Niger  in  direkter  telegraphischer  Verbindung  mit  der 
Kolonie  Sonegal  und  dem  Mutterland ; dio  letzte  zwischen 
den  Forts  Matain  und  Bakel  bestehende  Lücke  in  der  Tole- 
graphenlinie  vom  8enegal  nach  dem  Niger  ist  nach  längerer 
Verhandlung  mit  den  Häuptlingen  der  Landschaft  Damga 
ausgefüllt  worden. 

Während  in  Kamerun  bereits  durch  Dr.  B.  Schwarz 
ein  glücklicher  Versuch,  in  die  bisher  aus  Handelsinteressen 
versperrten  Hinterländer  vorzudringen,  gemacht  worden  ist, 
soll  auch  im  Togo- Lande  jetzt  oine  darauf  ziolende  Unter- 
nehmung begonnen  werden,  und  zwar  von  dem  bekannten 
Forscher  und  Linguisten  Gottl.  Ad.  Krause.  Inzwischen 
ist  es  bereits  zwei  katholischen  Missionaren  gelungen,  um 
ein  kloincs  Stück  den  fernsten  Punkt  Agome,  welchen  Dr. 
Zöller  im  November  1884  im  N des  Togo -Sees  erreichen 
konnte,  zu  Überholen.  Der  Präfekt  der  apostolischen  Präfektur 
Dahomey,  Pater  Manager,  hat  in  Begleitung  dos  Paters 
Lecron  im  Januar  (1886?)  don  von  Zöller  erkuudoten  Ort 
Adangbe  erreicht.  Sie  gelangten  dahin,  Zöllers  Route  fol- 
gend, von  ihrer  Station  Ague  auB  über  Kloin  Povo,  Porto 
Seguro,  Gporne  (Zöllers  Epome),  Agome,  Jobome  und  Gati. 
Der  Rückweg  wurde  nach  Wo  am  Nordrande  der  gleich- 
namigen Lagune  zurückgelegt1).  Adangbe  ist  ein  Ort  von 
7000 — 8000  Seeion,  und  bewohnt  von  Minas,  welcho  in 


>)  Zur  Orientierung,  igU  Mitteil.  1885,  Tafel  11. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


125 


der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhuuderts  aus  der  Gegend 
von  Akkra  vor  den  Aschantis  flüchteten.  Der  Flufs,  an 
welchem  Adanghe  liegt  und  welcher  in  die  Nordspitze  des 
Togo-Seos  mündet,  Boll  an  dem  Gebirge  bei  Atakpamo  ent- 
springen. Agonie  bezeichnet  Pater  Manager  als  die  Nord- 
grenze der  Küstenvegetation  von  verkrüppeltem  Buschwerk, 
aus  welchem  nur  Kokospalmen  hervorragen ; von  Agome 
aus  nach  Norden  erstrecken  sich  ausgedehnte  Waldungen. 
(Los  Missions  catholiques  1886,  XVTII,  Nr.  874.) 

NO. -Afrika.  Die  vergeblich  erwartete  Wiederauf- 
nahme des  Feldzuges  gegen  die  Anhänger  des  Mahdi, 
und  das  Vordringen  derselben  in  Dongola  lenkt  die  Auf- 
merksamkeit auf  das  Gebiet  hin , welches  das  Ziel  der 
militärischen  Operationen  sein  müfsto.  Es  ist  die  von  den 
Engländern  geräumte  Provinz  Dongola  und  die  Bajuda- 
Steppe  zwischen  dem  grofsen  Bogen  des  Nil,  welche  schon 
im  vorigon  Jahre  der  Kriegsschauplatz  waren.  Detail- 
lierte Schilderungen  der  topographischen  Verhältnisse  die- 
ser Gegenden , welche  diu  Schwierigkeiten  eines  dortigen 
Feldzuges  recht  urkenuon  lassen,  linden  sich  in  den  beiden 
Werken1),  wolclio  Bich  mit  den  Unternehmungen  im  Januar  i 
und  Februar  1885  beschäftigen.  Col.  Ch.  W.  T!riUon  be- 
schreibt den  Vorstofs  von  Korti  nach  Khartum,  welcher 
erfolglos  blieb,  da  diese  Stadt  wenige  Tage  vor  seiner  Ankunft 
auf  den  Gordonschen  Dampfern  vom  Mahdi  erobert  worden 
war,  und  Gordon-Pascha  selbst  Beinen  Tod  gofunden  hatte. 
Der  hierdurch  veranlafste  Iiiickzug  der  kühn  vorgeschobenen 
Kolonne  des  englischen  Heeres  machte  auch  di«  Umkehr 
des  zweiten  Detachements  notwendig , welches  unter  Gen.- 
Maj.  H.  Brackenbury  hingt  de * Nil  bis  Huella  kurz  vor 
Abu  Hamid  vorgerückt  war.  Nicht  allein  vom  militärischen 
und  politischen  Standpunkte  haben  beido  Bücher  bleibenden 
Wert,  wenn  auch  vielleicht  eine  offizielle  Darstellung  des 
erfolglosen  Feldzuges  erscheinen  sollte,  sondern  bei  dem 
Mangel  an  Schilderungen  dieser  Gebiete  sind  auch  für 
Geographen  dio  zahlreichen  Bemerkungen  über  dio  Beschaffen- 
heit des  Terrains  von  Interesse. 

Ebenfalls  mit  dem  englischen  Feldzuge  gegen  deu  Mahdi 
beschäftigt  sich  der  italienische  Reisende  Graf  L.  Pennaai, 
welcher  durch  wiederholte  Handels-  und  Jagdexpeditionen 
in  den  ägyptischen  Sudan  eine  eingehende  Kenntnis  der 
I-age  der  Bewohner  erworben  hat.  Sein  neuestes  Werk: 
Sudan  e Abittinia  (8°,  469  pp.,  mit  3 Karten.  Mailand, 
Zanichelli,  1885),  welches  neben  der  Schilderung  von  Land 
und  Leuten  eine  Darstellung  der  Ursachen  und  des  Ver- 
laufes des  Mahdischen  Aufstandes  enthält,  ist  wesentlich 
politischen  Zwecken  gewidmet,  nämlich,  seine  Landsleute  zu 
energischem  Eingreifen  in  die  Wirren  des  Sudan  anzu- 
spornen; die  boigefilgtou  Karton  sind  dürftig. 

Die  Erinnerungen  seiner  35jährigen  Thätigkcit  als  Mis- 
sionar in  Abessinien  beginnt  Bischof  (jetzt  Kardinal)  G.  Mat- 
taja  in  einem  gut  ausgestatteten  Werke:  „/  mim  trenta- 
cinque  anni  di  mütione  neW  Alta  Etiopia “*)  zu  veröffentlichen. 
Auf  Veranlassung  dor  d'Abbadieschen  Reise  durch  Abessi- 
nien nach  Kaffa  war  die  Entsendung  einer  Mission  in  die 
Galla- Länder  beschlossen  wordon,  wolche  dem  Kapuziner- 


l)  8°,  mit  Karton,  London , W.  Blackwood  i Sons,  1885  n.  86. 
ä 7 sh.  6. 

*)  Bd.  I.  Gr. -8°,  216  pp.,  mit  Karte.  Korn,  Tipogi.  Poliglotta,  1885. 


orden  anvertraut  wurde:  dio  Leitung  derselben  wurde  1846 
in  Massajas  Hand  gelegt , welcher  im  November  von  Mas- 
saua  seine  Reise  antrat.  In  fesselnder  Weise  erzählt  der 
vielgeprüfte  Missionar  seine  Wechsel  vollen  Schicksale ; wieder- 
holt eingekerkert  und  aus  dem  Lande  verwiesen , in  die 
kriegerischen  Verwickelungen  zwischen  den  verschiedenen 
Strebern  nuch  der  Oberherrschaft  verwickelt,  hat  Massaia 
stets  seine  Versuche  erneuert,  festen  Fufs  im  Lande  zu 
fassen  und  für  die  Ausbreitung  von  Zivilisation  und 
für  die  Unterdrückung  barbarischer  Gebräuche  zu  wirken. 
Der  erste  vorliegende  Band  umfafst  die  Zeit  von  1846 
bis  1851,  bis  zu  seiner  ersten  Rückkehr  nach  Europa.  Der 
Wert  dieses  Bandes  liegt  weniger  auf  geographischem  Ge- 
biete, wenn  nuch  die  Schilderung  der  bereisten  Gebiete 
nicht  vernachlässigt  worden  ist.  Eingehender  befafst  sich 
Kardinal  Massaja  mit  den  Bewohnern , und  namentlich  or- 
halten  wir  eine  möglichst  unbefangene  Darstellung  der  poli- 
tischen Verhältnisse  jener  Zeit.  Zahlreiche  Illustrationen 
von  einzelnen  Punkten,  sowie  von  ethnographischen  Gegen- 
ständen schmücken  das  Buch:  die  spätere  Beigabe  oiner 
guten  Karte  ist  wünschenswert. 

Die  französische  Kolonie  Obock  ist  durch  ein  Dekret 
des  Präsidenten  der  Republik  vom  3.  März  1886  zur  Sträf- 
lingtkolonie  erhoben  worden , und  zwar  in  orster  Linie  für 
Sträflinge  arabischer  Rasse.  Durch  diese  Mafsregel  soll 
dem  Mangel  au  Arbeitskräften,  welcher  in  der  Kolonie 
herrscht  und  welcher  durch  die  Einfuhr  von  Knlies  nicht 
gehoben  wurde,  abgeholfen  werden. 

Ost-Äquatorialafrika.  — Nach  langer  Zeit  grofser 
Besorgnis  für  das  Leben  der  Europäer,  welche  durch 
den  Aufstand  des  Mahdi  von  allem  Vorkohr  mit  Europa 
abgeschnitten  und  au  der  Rückkohr  verhindert  sind,  trifft 
endlich  eine  Nachricht  oin  , welcho  die  Hoffnung  auf  die 
Ermöglichung  ihrer  Rettung  wieder  aufleben  läfst.  Am 
8.  Januar  sandte  Dr.  G.  A.  Fit  eher,  welcher  seit  Ende  Ok- 
tober v.  J.  am  Südende  des  Victoria  - Sees  weilt , von  wo 
aus  er  Unterhandlungen  mit  dom  Könige  von  Uganda  an- 
geknüpft  hat,  um  die  Erlaubnis  zum  Durchzuge  nach  Nor- 
den zu  erhalton,  an  das  deutsche  Konsulat  in  Sansibar  die 
Nachricht,  dafB  der  englische  Missionar  Mackay  in  Uganda 
einen  Brief  von  Dr.  Kmtn  - Bei  erhalten  habe ; nach  dem- 
selben befindet  er  sich  mit  Dr.  Junker  und  Kapitän  Catati 
wohlbehalten  in  der  Nähe  von  Unjoro,  im  NW  von 
Uganda  am  Ostufer  des  Albert  - Sees : der  Durchzug  durch 
diese  Landschaft,  in  welchor  Emin  bereits  1877  längere 
Zeit  sich  aufgchalteu  hatte  (s.  Mitteil.  1878,  Tafel  21,  und 
1879,  S.  179.  220.  388),  werde  ihm  aber  verwehrt.  Lei- 
der wird  das  Datum  des  Briefes  von  Emin  an  Mackay 
nicht  angegeben.  Diese  Nachricht  ist  um»  so  wichtiger,  als 
sie  Gewifsheit  gibt,  dafs  sowohl  Dr.  Junker  als  auch  Kapi- 
tän Casati  bei  Emin,  dem  durch  seine  längere  Verwaltung 
dor  Äquatorialprovinzen  mit  den  Stämmen  des  Seengebiets 
wohlvortrauten  Forscher,  sich  befinden.  Wolche  Schritte 
Dr.  Fischer  thun  wird  zu  ihrer  Befreiung,  ist  von  hier  uus 
nicht  abzusehen;  aber  wahrscheinlich  ist  es,  dafs  derselbe 
versuchen  wird,  auf  direktem  Wege  längs  des  Südufers  des 
Sees  nach  Unjoro  zu  gelangen,  da  der  Durchmarsch  durch 
Uganda  von  dem  augenblicklich  den  Europäern  feindlich 
gesinnten  König  Mwanga  schwerlich  gestattet  werden  wird. 
Dieser  Umweg  um  deu  See  wird  die  Kosten  der  Expedition 


Digilized  by  Google 


126 


.Geographischer  Monatsbericht. 


wesentlich  erhöhen.  I)r.  Fischor  schrieb  bereits  kurz  nach 
seiner  Ankunft  am  Victoria-Soe  an  Prof.  Bastian,  dor  Tribut 
auf  dem  Wege  über  Karague  habe  eine  solche  Höhe  er- 
reicht, dafs  bei  Benutzung  desselben  ihm  keine  Waren 
übrig  bloiben  wllrdon.  Soll  l)r.  Fischer  Erfolg  haben , so 
mufs  er  durch  Anweisung  reichlicher  Mittel  in  die  Lago 
versetzt  werden,  schnell  vorzugohen.  Es  wlirdo  kein  Ruhmes- 
blatt fiir  die  deutsche  Nation  sein,  wenn  unsre  Forscher 
Emin-Rei  und  I)r.  Junker  im  Stiche  gelassen  würden,  weil 
die  Entsatzoxpedition  aus  Mangel  an  Mitteln  ihr  Ziel  nicht 
erreichen  kann. 

über  die  Route,  wolche  Dr.  EücJier  von  Pangani  aus 
bis  zum  Victoria  • See  verfolgt  hat,  liegen  gomtuore  Mittei- 
lungen noch  nicht  vor.  In  soinom  Briefe  au  Prof.  Bastian 
bemerkt  er  nur,  dafs  er  den  Weg  in  101  Tagen  zurück- 
gelegt habe  und  dafs  er  in  der  Landschaft  Usukuma  zu 
einem  Umwege  längs  des  Fimier  - Flusses  (?)  genötigt  ge- 
wesen sei. 

Der  Begleiter  Bischof  Hanningtons,  der  schwarzo  Missio- 
nar Rev.  W.  H.  Jones,  hat  oiu  längeros  Schreiben  au  diu 
Church  Missionary  Society  (Mail,  17.  März  1886)  gerichtet, 
in  welchem  er  nähere  Aufschlüsse  über  die  Ermordung  Han- 
ningiont  uud  seiner  Begleiter  gibt.  Der  Route  Thomsons 
durch  dus  Massai- Gobiet  folgond,  war  die  Expedition  am 
8.  Oktober  v.  J.  in  der  Landschaft  Kuvirondo,  im  NO  dos 
Victoria-Sees,  eingetroffen ; in  dem  Dorfo  Sundu  bliob  Rev. 
Jones  mit  einigen  Trägern  und  einem  Teilo  des  Gepäcks 
zurück , während  Bischof  Hannington  mit  50  lauten  am 
12.  Oktober  nach  Uganda  aufhrach.  Am  dritten  Tage  er-  ! 
reichte  derselbe  den  See,  am  zehnten  Tage,  also  am  22.  Ok- 
tobor.  wurde  er  vou  dem  Häuptlinge  uinos  nicht  genannten 
Gebietes  (jedenfalls  Usoga),  dem  or  die  Bezahlung  eines 
sehr  hohen  Durchgangszolles  verweigert  hatt«,  auf  verrä- 
terische Weise  gefangen  genommen.  In  seiner  Karawane 
löste  sich  beim  Bekanntwerden  dieses  Ereignisses  jede  Ord- 
nung auf,  und  leicht  wurden  die  einzelnen  Leute,  ohno  dafs 
Widerstand  geleistet  wurde,  Überwältigt  und  gefesselt.  Nach 
achttägiger  Gefangenschaft  traf  der  Befehl  zur  Hinrichtung 
des  Bischofs  ein,  welche  am  nächsten  Tage,  am  31.  Ok- 
tober, durch  Erschienen  vollzogen  wurde,  während  die 
übrigen  Leute  mit  Speeren  niedergemetzelt  wurdon.  Vier 
Trägern  gelang  es  zu  entkommen  und  nach  Kavirondo  zu 
flüchten;  aus  ihren  Aussagen  scheint  hervorzugoheu,  dafs 
noch  zohn  andre  Leute  vorschont  wurden,  um  bIb  Sklaven 
verkauft  zu  werden.  Bis  zum  8.  Dezember  wartete  Jones 
in  8undu  und  trat  seinen  Rückmarsch  erst  an , nachdem 
die  Kunde  von  dem  Ereignisse  durch  die  Mitteilungen  dor 
umwohnenden  Stämmo  Bestätigung  gefunden  hatte.  Nach 
sehr  anstrengendem,  entbehrungsreichem  Marsche  orreichte 
er  die  Küste  bei  Rabai  am  4.  Februar. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dafs  auf  diesen  traurigen  Fall, 
wie  auch  auf  die  gefährliche  Lage  von  Emin-Rei  und  Ge- 
nossen das  energische  Vorgehen  der  Ostafrikanischen  Ge- 
sellschaft einigen  Einflufs  geübt  hat,  denn  naturgemäfs  haben 
die  Araber,  welche  sich  in  ihrer  soit  Jahrzohnton  geübten 
schrankenlosen  Ausbeutung  der  Eingebornen,  in  ihrer  Will- 
kürherrschaft  nnd  in  ihrem  unsaubern  Gewerbe  des  Sklaven- 
handels bodroht  sehen,  ihre  Macht,  wo  es  überhaupt  noch 
möglich  war,  aufgeboten,  um  die  Häuptlinge  gegen  Euro- 
päer, und  ganz  besonders  gegen  Deutsche,  aufzuhetzen.  Ein 


Vorwurf  kanu  der  Ostafrikanischen  Gesellschaft  hieraus  na- 
türlich nicht  gemacht  werden,  denn  oiu  solcher  Erfolg  war 
weder  beabsichtigt,  noch  konnte,  wo  ob  sich  um  hohe  poli- 
tische Ziele  handelte,  auf  einzelne,  wenn  auch  hochverdiente 
Männer  Rücksicht  genommen  werden.  Die  Erwerbungen 
un  dor  Küste  Ostafrikas  scheinen  zu  einem  vorläufigen  Ab- 
schlufs  gelangt  zu  nein , indem  fast  die  ganze  Küste  von 
Kap  Gardafui  bis  Kap  Delgado  in  doutscho  Hände  gelangt  ist. 
Allerdings  ist  dor  Schutz  des  Deutschen  Reiches  noch  nicht 
Über  alle  diese  Gebiete  ausgesprochen  worden,  da  seit 
10,  Dezember  1885  eine  aus  Vertretern  des  Deutschen 
Reichs,  Frankreichs  und  Englands  zusammengesetzte  Kom- 
mission in  Sansibar  mit  der  Abgrenzung  dor  Herrschaft  des 
Sultans  beschäftigt  ist.  Die  Erwerbungen  der  (htafrikanüchen 
GetelLchaft  sind  in  folgender  Weise  vorgenommon  worden : 

1.  Ui«  Landsehiftso  Psagara,  Nguru,  l'seguha  und  l'kami  durch  Ur. 
i'eten  und  Graf  Phil  laut  Yortrigrn  vom  Dezember  1881,  anerkannt  durch 
kaiierliehen  Schutabrief  vorn  27.  Februar  1885. 

2.  Landschaft  Chutu  durch  Graf  Pfeil,  Vertrag  vom  10.  Juni  1885. 

3.  Das  ganze  Kilima-Ndacharn. Gebiet,  umfassend  die  Landschaften  l’sam- 
bara,  Pate,  Aruscha  und  Daehagga,  durch  Dr.  Jiihlke  und  Leutnant  Weif», 
Vertrag  vom  19.  Juni  1885- 

1.  Da»  Somali- Land,  20  Tagereisen  landeinwärts  von  der  Nordküst« 
östlich  von  Berbern  bis  Warzebetich  an  der  Oitküste  durch  Iteg.-Iiaumcbter 
H oernecke  und  Leutnant  v.  Anderten,  Vertrig*  vom  September  und  No- 
vember 1885. 

5.  Die  Landschaft  l'suramo  durch  Leutnant  Schmidt,  Vertrag  vom 
19.  Dezember  1885. 

6.  Di«  I.andachaft  l'hehe  durch  Graf  Pfeil  und  Leutnant  Schlüter, 
Vortrag  vom  29.  November  1885. 

7.  Dio  Londachaflen  l.'b«  na , Wamatsehonde,  Mähen  ge  und  Wangindo, 
durch  Graf  Pfeil  uud  Leutnant  Schlüter. 

8.  Die  Oebiote  dos  llemrhorhauata  der  Maare,  deren  Umfang  durch  die 
internationale  Kommiaaion  featgestellt  werden  müssen,  Vertrag  durch  Assesor 
Lucas. 

* 

Das  Reich  der  Ostafrikanischen  Gesellschaft  erstreckt 
sich  daher,  falls  alle  diese  Erwerbungen  unter  den  Schutz 
des  Deutschen  Reiches  gestellt  werden,  von  12“  N.  Br.  bis 
12*  S.  Br.,  oder  von  der  Nordküste  des  Somali  • Landes 
zwischou  Berbern  und  Halule  bis  Kap  Delgado,  mit  Aus- 
nahme einor  geringen  Küstenstrecke  zwischen  Warschoich 
und  Barawa ; landeinwärts  dehnt  sich  diese  Herrschaft  aus 
längs  dos  Rovuma  bis  zum  Ostufer  des  Nyassa,  weiter  im 
Norden  bis  nach  Ugogo  und  bis  westlich  vom  Kilima- 
Ndscharo.  Das  ganze  Reich  umfafst  mindestens  800000  qkm, 
d.  h.  mehr  als  das  doppelte  Areal  des  Königreichs  Preulsen 
(348  330  qkm).  Eingeschlossen  zwischen  diesen  Erwerbungen 
der  Ostafrikanischen  Gesellschaft  liegt  das  IVitu-  Gebiet, 
welches  von  Gebr.  Denfutrdt  am  8.  April  1885  für  das 
Witu- Komitee  in  Berlin  erworben  wurde.  Am  27.  Mai 
wurdo  dor  Schutz  des  Deutschen  Reiches  zugosagt.  Die 
Grenzen  werden  gebildet  (s.  Denkschrift  über  die  deutschen 
Schutzgebiete  vom  2.  Dezember  1885,  Abschnitt  IV): 

.durch  eine  gerade  Linie  zwischen  Witu  und  Fungasombo , Fungs* 
sombn  und  Mkonumbi,  denn  durch  den  Fluss  Mkonumbi  bis  zum  Indischen 
Ozeen,  ferner  durch  den  Indischen  Ozean  zwischen  der  Mündung  des 
Mkonumbi  - Flosse«  nnd  der  Mündong  dos  Flusses  Osi,  sodann  durch  den 
Flnfe  Osi  bis  Ktn,  den  Flufs  Magagoni  nnd  durch  eine  gerade  Linie,  welche 
den  fernsten  nach  dem  Inland  hin  belegenen  Punkt  diese»  Flusses  mit 
Witu  verbindet  * . 

Die  Expedition , welche  Leutnant  K.  Wetft  uud  Dr. 
Jithlke  im  Juni  1885  nach  dem  Kilima  - Ndtcharo  ausführten, 
hat  allerdings  nur  Gebiete  borührt,  welche  bereits  durch 
die  Reisen  von  llurton  und  Speke,  von  der  Decken  und 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


127 


Dr.  Kenten,  Thomson,  Fischer,  Johnston  u.  a.  als  gründlich 
durchforscht  gelten  können;  trotzdem  verdienen  die  Auf- 
zeichnungen , welche  Leutnant  Weifs  Hilf  dieser  schnell 
durchgeführten  Tour  gemacht  hat  (Meine  Reise  nach  dom 
Kilima-Ndjaro-Gebiet.  8°.  46  SS,  mit  Karte,  Herlin,  Luck- 
hardt,  1886.  M.  1,60),  lleachtung,  da  gerade  dieses  Gebiet 
jetzt  ein  Gegenstand  lebhaftem  Interesses  ist.  Nicht  mit 
Unrecht  werden  gerade  auf  diese  1 .andschaftcn  grofse  Hoff- 
nungen gesetzt  als  Kolonisationsgehiet. 

l>or  von  der  Londoner  Geogr.  Gesellschaft  ausgesandte 
Reisende  Im*1,  welcher  besonders  mit  der  topographischen 
Aufnahme  dor  Umgegend  dor  Namuli-Gegeml  beauftragt  ist, 
meldet  seine  am  16.  November  1885  erfolgte  Ankunft  von 
der  Einmündung  des  Lujende  in  den  Kovutna.  Eine 
vorläufige  Rorechnung  seiner  Positionsbestimmung  ergibt 
für  diesen  Punkt  11°  25'  20'  8.  Br.  und  38*  1'  52, j' 
0.  L.  v.  Gr. 

W es  t-Ä  qnat  o rial- A frik  a.  — Die  ReAlrchtnng, 
durch  die  Ausdohnung  der  französischen  Kolonie  Gahuu 
nach  Norden  hin  ganz  vom  afrikanischen  Festlamle  ver- 
drängt zu  werden , hat  diu  Spanier  voranlafst , eine  Expe- 
dition in  das  von  ihnen  beanspruchte  Gebiet  des  Muni  zu 
entsenden.  Unter  Führung  von  Dr.  Oiorio  und  .1 foulet  de 
Oca  drang  dieselbe  an  seinem  südlichen  Ncbonflufs  Nova, 
welchen  bereits  Du  Chaillu  befahren  hatte,  nach  Osten 
vor,  dann  überschritt  sie  die  Wasserscheide  zum  Bonito 
und  gelangte  an  diesem  aufwärts  bis  ca  12*  0.  v.  Gr. 
(Revista  de  geogr.  commercial  Nr.  12 — 15.) 

Die  Existonz  eines  grofsen  Flusses,  welcher  in  dor 
Nahe  der  westafrikanischen  Küste  unter  1 — 2*  N.  Br.  nach 
Osten  sich  ergiefsen  soll,  wurde  auch  Dr.  II.  Zoller  (Die  deut- 
schen Besitzungen  an  der  westafrikanischen  Küste,  Bd.  IV, 
S.  52  n.  67)  während  seines  Aufenthaltes  an  der  Batanga- 
Küste  bestätigt.  Die  Bapuko  - Häuptlinge  , welche  er  auf 
Dr.  Nachtigals  Rat  zu  einer  Versammlung  berufen  hatte, 
um  Erkundigungen  über  die  Gebiete  nach  Osten  oinzuzie- 
hen,  nannten  den  grofsen  Flufs  Ndong;  die  Banoko  - lernte 
bezeichnen  ihn  mit  Ndjong , rügten  über  hinzu , dafs  ihn 
noch  kein  Ratanga  - Manu  gesehen  habo.  Etwas  südlicher 
an  der  Batta-Küste  hörte  er  von  dem  Häuptling  der  Mörma- 
Leute,  dafs  man  nach  zehn-  bis  zwölftägiger  Reise  in  süd- 
östlicher Richtung,  nachdom  man  mehrere  Gebirgsketten 
überschritten , zu  einem  äufserst  mächtigen  und  sehr  tie- 
fen, der  aufgebonden  Sonne  untgegenfliulseudon  Strome  ge- 
lange. Den  Namen  wufste  der  Gewährsmann  nicht  anzu- 
geben. An  der  Existenz  dieses  Flusses  kann  nicht  wohl 
gezweifelt  werden,  da  auch  Ijeutnant  Mizou  während  seines 
Aufenthaltes  am  Ogowe  1881 — 83  von  einem  1 — 2*  N. 
nach  Osten  strömenden  bedeutenden  Gewässer  hörte,  also 
von  8 her  von  andern  Stämmen  dasselbe  erkundete.  Dafs 
dieser  Strom  zum  System  des  Kongo  gehören  wird , kann 
einem  Zweifel  nicht  unterliegen , da  atifser  dem  Kongo 
höchstens  der  Ogowe  als  Hauptstrom  in  Frage  kommt; 
von  letzterm  steht  es  aber  fest,  dafs  er  keinen  bedeutenden 
Xebenflufs  empfängt.  Da  das  Batanga-  und  Banoko- Land 
jetzt  endgültig  deutsches  Schutzgebiet  geworden  ist , so 
wird  es  eine  dankenswerte  Aufgabe  für  deutsche  Forscher 
sein,  die  Wahrheit  dieser  Aussagen,  deren  Bestätigung  don 
handelspolitischen  Wert  dor  Erwerbungen  wesentlich  er- 
höhen würde,  zu  untersuchen;  Zöller  bezeichnet  Batanga 


als  den  besten  Ausgangspunkt  für  eine  ins  Innere  zu  unter- 
nehmende Expedition. 

Die  Mitglieder  der  deutschen  Expedition  nach  dem 
Kuango,  Iamtnant  Kund  und  Tappenheek,  welche  sich  am  untern 
Kongo  von  ihren  Regleitern  trennten,  als  die  Beschaffung 
der  Träger  auf  Schwierigkeiten  stiefs,  haben  von  1/copold- 
vilio  aus  eino  sehr  erfolgreiche  Reise  ausgeführt;  dieselbe 
ist  um  so  wichtiger,  als  bedeutende  Strecken  des  mittlern 
Kongo  • Gebietes  zum  erstenmal  zu  Jaindo  boreist  worden 
sind,  wahrend  die  Unternehmungen  der  Beamten  des  Kongo- 
Staates,  der  Missionare  und  von  lamtnant  Wissmann  aus- 
schliefslicb  dor  Untersuchung  der  grofsen  Wasseradern 
gewidmet  waren.  Nach  den  dürftigen,  vorläufigen  Berichten 
haben  die  beiden  Reisenden,  welche  im  August  Leopold- 
villc  verliefst*»,  den  Kuango,  Kassai  und  Sankuru  über- 
schritten und  wurden  nur  durch  die  bedenkliche  Verwundung 
von  Leutnant  Kund  in  einem  der  zahlreichen  Kämpfe,  welche 
sie  mit  den  Eingebornou  zu  bestehen  hattoo,  gehindert,  bis 
nach  Nyangwe  vorzudringon.  Die  Waldregion  soll  erst 
östlich  vom  Sankuru  beginnen ; bis  dahin  herrscht  l’rärien- 
land  vor,  nur  längs  der  Flüsse  erscheint  die  Gegend 
fruchtbar.  An  einem  Flusse,  welcher  oberhalb  des  Sankuru 
in  don  Kassai  sich  orgiefst , erbauten  sie  sich  Boote  und 
legten  den  Rückweg  nach  Stanley  Pool  zu  Wasser  zurück; 
am  29.  Januar  trafen  sie  daselbst  ein. 

■Südafrika.  — Im  Ovnmbolande  südlich  von  l'unone 
ist  oin  neues  Staatswcson  gegründet  worden , dio  ItepuhUk 
Upingtonia , benannt  nach  dem  Premierminister  der  Kap- 
koloniu.  Von  den  Eingebornen  hat  ein  englischer  Händler, 
Jordan,  Grund  und  Boden  angekauft,  und  scheint  er  nament- 
lich darauf  zu  rechnen,  die  in  Humpata  in  der  Provinz 
Mossamedes  ansässigen,  aber  mit  ihrer  l>age  unzufriedenen 
Bocrn  zur  Rückkehr  über  den  Cuncue  und  zur  Ansiedelung 
in  der  Republik  bewegen  zu  können. 

Wie  es  scheint  im  Jahre  1884 , hat  oin  Amerikaner, 
Farini.  als  Jager  don  zentralen  Teil  der  Kalahari  von  Süden 
nach  Norden  bis  zum  Ngami-See  durchkreuzt  und  ist  auf 
einer  westlichem  Route,  grefstenteils  im  trockenen  Flufs- 
bette  des  Nosob  nach  dein  Oranje  - Flusse  zurückgekehrt. 
Es  ist  das  erste  Mal,  dafs  diese  sogenannte  Wüste  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnuug  von  einem  Reisenden  durchwandert 
worden  ist;  seine  Mitteilungen  (Vorhand).  Gesellsch.  f.  Erd- 
kunde, Berlin  1885,  XII,  Nr.  9)  zerstören  die  Vorstellungen 
von  der  Beschaffenheit  dor  Kalahari  als  eines  öden  unfrucht- 
baren Landstriches.  Weithin  dehnen  sich  Grasfelder  aus, 
Weizen  gedeiht  überall,  wo  es  Wasser  gibt,  und  der  Mangel 
an  Niederscldügen  läfst  das  ganze  Gebiet  als  Steppe  er- 
scheinen. Hoffentlich  wird  einer  ausführlichem  Publikation 
eine  Karte  nicht  fehlen. 

In  der  Zeit  vom  18.  August  1883  bis  24.  Dezember 
1884  hat  der  portugiesische  Major  J.  Maehado  im  Aufträge 
der  Südafrikanischen  Republik  eine  genaue  Vermessung 
eines  Eisenbahnt racees  von  dor  portugiesischen  Grenze  im 
Ltbombo-Gebirge  bis  Pretoria  ausgeftihrt,  nachdem  er  bereits 
1882  für  die  portugiesische  Regierung  die  Linie  von  Lou- 
rem;o  Marques  bis  an  die  Grenze  aufgenomnien  batte. 
Gegen  die  altern  Projekte,  welche  die  Eisenbahn  durch 
das  unabhängige  Swasi-Iamd  leiten  wollten,  bietet  Machados 
Entwurf,  welcher  das  Thal  des  Incomati  und  des  Crocodile- 
Flusses  benutzen  will,  aufser  der  kürzesten  Verbindung  den 


128 


Geographischer  Monatsbericht. 


Vorzug,  dafs  der  erzreiche  Distrikt  Lydouburg  durch  die  Bahn 
zunächst  erschlossen  wird.  Die  länge  der  ganzon  Bahn 
beträgt  561,1  km,  von  denen  90,8  km  auf  portugiesisches 
Gebiet  fallen;  die  Baukosten  sind  auf  1891  000  L veran- 
schlagt. Leider  ist  dom  detaillierton  Berichte  Machados, 
welcher  oino  Fülle  von  wichtigen  Angaben  über  die  topo- 
graphischen und  geologischen  Verhältnisse  der  berührten 
Landschaften  enthält  (s.  Bol.  Socied.  de  Geogr.,  Lissabon 
1885,  V,  Nr.  5),  keine  Karte  beigefügt  worden. 

Vom  Mai  bis  Oktober  1884  legte  der  Engländer 
W.  Montage  Kerr  eine  neue  Roate  von  Gululuwavo,  der 
Hauptstadt  des  Matabele-Landes,  bis  zum  Sambesi  zurück; 
dieselbe  verläuft  zwischen  dom  von  Mauch  1872  verfolgten 
Wege  nach  Sena  und  der  1882  von  Solous  begangenen  Strafso 
durch  das  Muschoua  - Land  nach  Sumbo.  Korr  überschritt 
den  Sambesi  bei  Tete  und  setzte  seine  Reise  nordwärts 
durch  das  Gebiet  der  Angoni  fort  bis  zum  Nyassa,  wo  er 
bei  der  verlassenen  Station  Livingstonia  von  dem  Dampfer  1 
„Nyassa“  aufgenommon  wurde.  Wio  Mauch  uud  Solous 
konstatierte  auch  Korr  das  Vorhandensein  von  Gold  in 
den  südlichen  Zuflüssen  des  Sambesi.  Der  Reisende  glaubt 
Nachweise  für  die  Abnahme  der  Feuchtigkeit  sowohl  im 
nördlichen  Rotscliuanenlande , wie  auch  im  Gebiete  des 
Nyassa  gefunden  zu  haben.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc., 
London  1886,  Nr.  2,  mit  Karte.) 

In  so  ln.  — Aus  Lannoyt  de  Bissyt  Karte  von  Afrika 
ist  ein  ganz  Madagaskar  umfassendes  Blatt  aus  don  Sek- 
tionen 47  Nosy-Bö,  51  Quilimune , 52  Antananarivo,  56 
Tullear  und  57  Ambahy  zusammengesetzt  worden,  wodurch 
eine  dem  gegenwärtigen  Standpunkt  unsrer  Kenntnis  ent- 
sprechende, übersichtliche  Karte  dieser  Insel,  welche  durch 
den  andauernden  Widerstand  gegen  die  französischen  An- 
nexionsgelüste  gröfsere  Aufmerksamkeit  erregt,  geschaffen  ist. 
Währond  die  Hauptkarte  in  1 : 2 000  000  gezeichnet  ist,  ent- 
halten Nebenkarten  genauere  Darstellungen  der  Insel  Reunion 
in  1 : 260  000,  und  Pläno  von  Hollville , dom  Hafenort  von 
' Nosy-Bö,  von  Tamatave  und  von  der  Bombetoke- Bucht. 
Der  die  Insel  umgebende  TJrwaldgürtel  ist  durch  Kolorit 
hervorgehoben. 

Der  von  dem  norwegischen  Missionar  Dahlo  angegriffene 
Reisende  J.  Audebert  (s.  Mitteil.  1 885,  S.  398)  veröffentlicht 
im  Globus  1886,  XLIX,  Nr.  10  eine  kurze  Entgegnung, 
in  welcher  or  „den  grofsen  Zorn  der  Missionare“  durch 
die  Thatsache  erklärt,  dafs  er  den  von  ihnen  getriebenen 
MifBhrauch  ihres  Einflussos  zu  politischen  oder  gar  persön- 
lichen Interessen  aufgedeckt  habe.  Auf  Beweis  für  die 
Authentizität  seiner  Reisen  im  Innern  von  Madagaskar  ver- 
zichtet Audebert,  da  seine  glänzendon  Sammlungen  im  Lei- 
dener Museum  und  sein  Briefwechsel  mit  dom  Direktor  des- 
selben für  dieselben  sprechon.  Zum  Schlüsse  richtet  Aude- 
bert einige  Angriffo  gegen  Sibree  wegen  falscher  Angaben 
über  die  Fauna  von  Madagaskar ; er  übersieht  jedoch,  dafs 
Sibree  sich  auf  Pollen  und  Grandidier  beruft.  Übrigens 
ist  Dahle  nicht  englischer,  sondern  norwegischer  Missionar. 

Von  der  1884  auf  Tafel  6 veröffentlichten  Karte  der 
Insel  Säo  Thomc  von  Prof.  Dr.  R.  Groeff  weicht  die  1885 
von  der  Commissäo  de  Cartographia  in  Lissabon  heraus- 
gegebone  Karte  in  1:150000  ganz  bedeutend  ab,  sowohl 


£- 

in  der  Lage  wio  in  der  Gestalt.  Nach  Prof.  Greeff  erstreckt  ■*"“ 
sich  die  Insel  von  0°  30'  bis  0*  1-t'  N.  Br.,  und  von 
6°  34'  bis  6°  54'  ö.  L.  v.  Gr.,  nach  der  offiziellen  Karte  „/ 

jedoch  nur  von  0°  24 ' N.  Br.  bis  0°  1 ' N.  Br.  und  von 
6°  26'  bis  6°  44'  ö.  L.  v.  Gr.  Die  Greffsche  Karte  ver- 
gröfsert  also  die  Insel  in  nordsüdlicher  Richtung  um  mehr  v 
als  5'  und  verschiebt  sie  um  ca  10’  nach  Osten.  Auf-  ( Ei 
fallender  ist  noch  die  Abweichung  in  der  Gestalt;  Greeff 
läfst  den  kleinen  Ort  NS  das  Neves  dun  nordwestlichen 
Puukt  der  Insel  bilden,  während  nach  der  portugiesischen 
Darstellung  der  Morro  Carregado  diese  Stelle  einnimmt,  und 
jener  Ort  um  fast  3'  südwestlich  davon  liegt.  Dadurch 
wird  eine  Vorzerrung  der  Küstenkonturen  herbeigeführt,  so 
dafs  die  Inseln  auf  beiden  Karten  einander  völlig  unähnlich  — 
sind.  Auch  im  Detail  findon  sich  viele  Abweichungen.  Die 
aus  dum  Jahre  1829  stammende  englische  Aufnahme  stimmt 
im  allgemeinen  mit  der  portugiesischen  Karte. 

Den  höchsten  Punkt  der  Insel,  den  Pico  de  San  Thome, 
hat  kürzlich  der  deutscho  Botaniker  MoUer,  welcher  im  Auf- 
träge der  Regierung  die  Insel  bereiste,  bestiegen,  und  seine 
Höhe  zu  2142  m’  bestimmt. 

Australien  und  Inseln  dos  Qrofsen  Ozoans. 

Neuguinea.  — Mit  der  Kolonisation  von  Kaiser  Wil- 
helms-Land  ist  bereits  ein  Anfang  gomacht  worden.  Am 
5.  November  v.  J.  ist  die  erste  Station  am  Finschhafen  ge- 
gründet worden ; am  1 7.  November  stand  das  Lagerhaus, 
und  am  Ende  deB  Monats  war  auch  das  Wohnhaus  fertig. 

Die  Station  liegt  auf  der  Holzinsel  und  steht  unter  Lei- 
tung von  C.  Hunstein.  Das  Land  um  den  Hafen  ist  eben 
und  zunächst  mit  einem  breiten  Streifen  Waldes  bostauden, 
welchen  die  Eingebornen  zum  Schutze  stehen  gelassen  haben ; 
erst  hinter  diesem  Schutzwall  beginnen  die  umfangreichen, 
wohlgepflegten  Plantagen , auf  denen  die  Bewohner  Taro, 

Jams,  Zuckerrohr,  Bananen  und  Tabak  bauen.  Ende  Ja- 
nuar ist  eine  zweit«  Station  am  Dallraann-IIafen  gegründet 
worden.  (Nachrichten  Uber  Kaiser  Wilhelms -Land  1886, 

Nr.  1.) 

Die  Expodition  von  Dr.  C.  Schräder  ist  am  8.  Februar 
von  London  übor  Batavia  und  Cooktown  nach  Neuguinea 
abgereist;  ihn  begleiten  Dr.  M.  Hollrung  und  Dr.  C.  Schnei- 
der. Nach  dem  Programm  soll  derselbe  von  Finschhafen 
aus  einen  Vorstofs  bis  an  die  englische  Grenze  machen 
und  auf  neuem  Wege  nach  dom  Ausgangspunkte  zurück- 
kehren, um  alsdann  von  oinom  andern  Küstenpunkte  wie- 
der landeinwärts  vorzudringen.  Zwei  Jahre  sind  für  die 
Dauor  der  Expedition  in  Aussicht  genommen. 

Ebenfalls  zu  einer  Forschungsreise  nach  Neuguinea 
rüstet  sich  Dr.  JTugo  Zoller,  der  nicht  rastende  Korrespon- 
dent der  Kölnischen  Zeitung;  im  Herbste  1886  gedenkt 
er  aufzubrechon. 

Im  Hinblick  auf  diese  nouen  Unternehmungen,  welche 
das  allgemeine  Interesse  in  Deutschland  lobhuflor  unsern 
Besitzungen  hinwenden  wird,  erscheint  rechtzeitig  die  Über- 
setzung von  Chalmers'  und  Giß*’  Werk  über  Neuguinea 
(8°,  304  SS.,  mit  Karte.  Jena,  Costenoble,  1886),  übor 
welches  bereits  1885,  S.  398,  ausführlicher  berichtet  wurde. 

H.  Wiohmann. 


(Oo«chloM«Q  am  90.  März  1806.) 


Digilized  by  Google 


jmoc 


0 


A'iV-iiiM  o 


Kidt/Udu 


Tdt/nbo 


StimCn^ 


lteut~i  JTytfii 


\U>UYJl 


0 Vindu 


JCo.iffaSi- 
o JTym&t/ 


oMa ju 


lonjo  th  Krualo  o 


TtiXjiisdv 


•Xi  w/tsu' 


c Mi 2 anti 


oXüpya 

»J  o t>snj<x-  i-.vn.ba 
7 ? o Kitcruiix  JouA 

: &XiAr*U' 


jQ.\ >U4- 


Digitized  by  Google 


Bericht  über  die  Schingu -Expedition  im  Jahre  1884. 

Von  Dr.  Otto  Claufs. 

(Mit  Kart«,  $.  Tafel  7.) 


Die  kartographischen  Aufnahmen  sowie  das  ganze  Ma- 
terial physikalischer  und  astronomischer  Messungen,  welches 
durch  die  Schingu  - Expedition  dos  Jahres  1884  gowouuen 
wurde,  soll  in  diesem  und  dem  folgenden  Hefte  der  Mit- 
teilungen“ zur  Veröffentlichung  gelangen. 

Dioser  rein  geographische  Teil  der  Roiseergebnisso  wird 
eine  Ergänzung  bilden  zu  dem  in  diesem  Monat  erschei- 
nenden Buch  des  Herrn  Dr.  Karl  von  den  Steinen 
„Durch  Zentral  brasilieu“  (F.  A.  Brockhaus),  wel- 
ches oine  eingehende  Beschreibung  der  Reise  liefert  und 
sich  zur  besondurn  Aufgabe  macht,  die  ethnologischen  Ver- 
hältnisse  am  Schingu  zu  denen  des  übrigen  tropischen 
Amerika  in  Beziehung  zu  setzen.  Dasselbe  enthält  aufserdem 
das  Illustrationsmaterial  des  Herrn  Wi  1 h el m v.  Steinen. 

Jedoch  erscheint  es  mir  für  die  Veranschaulichung  der 
Karten  und  Tabellen  wünschenswert,  auch  an  dieser  Stelle 
oine  kurze  Schilderung  des  Reisogebietes  und  einige  Noti- 
zen über  den  Verlauf  der  Reise  zu  geben. 

Der  Ausgangspunkt  der  Expedition  war  Cuyabä,  die 
etwa  15  000  Einwohner  zählende  Hauptstadt  der  brasili- 
schen Provinz  Mato  Grosso.  Hior  wurde  uns  eine  mili- 
tärische Eskorte  von  25  Mann  zum  Schutz  gegen  Indiauor- 
gefahr  zur  Verfügung  gestellt,  und  Proviant  für  drei  Mo- 
nate , bestehend  aus  Bohnen , Reis , Mandiokmehl , Speck, 
beschafft.  Zum  Transport  der  Last  dienten  Ochsen  und 
Maulesel.  Am  25.  Mai  1884  verliefsen  wir  Cuyabä,  be- 
traten am  7.  Juni  daB  grofse  Plateau  von  Mato  Grosso 
und  befanden  uns  am  6.  Juli,  nachdem  wir  auf  14  J°  S.  Br. 
deu  Rio  Paranatinga  überschritten  hatten,  auf  jungfräulichem 
Boden.  Unter  östlichem  Kurs  gelangten  wir  um  13.  Juli 
an  einen  etwa  40  m breiten  Flufs , deu  Rio  Tamitatoala- 
Batovy.  Hier  wurden  aus  der  Rinde  des  Jatohähaumes 
Kanus  gefertigt,  die  Lastochsen  geschlachtet,  ihr  Fleisch 
eingesalzen , und  am  25.  Juli  begannen  wir  — 20  Mann 
im  ganzen  — in  acht  Kanus  dio  Flufsfuhrt.  Die  Hälfte 
der  Eskorte  war  vom  Paranatinga  aus  zurückgeschickt  wor- 
den. Am  30.  August  liefen  wir  unter  12°  in  den  eigent- 
lichen Rio  Schingu  ein,  passierten  die  zahllosen  Katarakte 

Pettrmanr.il  0*ogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  V. 


des  Mittellaufes  vou  8 — 3|*  S.  Br.  unter  Führung  der 
Yuruua-Indianer  in  den  soliden  Baumstammkanus  derselben 
und  erreichten  am  IG.  Oktober  die  „Volta“ , jene  charak- 
teristische Bieguug  des  Schingu.  Dieselbe  schnitten  wir 
auf  dem  Iiandwege  ab  und  langten  am  27.  Oktober  in 
Porto  de  Moz  an. 

Diesor  Route  entlang  werde  ich  im  folgenden  die  ein- 
zelnen Gebiete  kurz  besprechen.  Cuyabä  liegt  am  linken 
Ufer  des  gleichnamigen  Flusses,  etwa  200  m über  dem 
Meore.  Der  Rio  Cuyabä  fliefst  hier  in  einer  über  100  km 
broiten  Niederung,  welche  im  E,  N und  W durch  die  Ab- 
fälle des  Plateaus  von  Mato  Grosso  umgrenzt  ist.  Im  Osten 
der  Stadt  ist  auf  eine  Entfernung  von  30  km  dieser  Plateau- 
abfall als  ein  langgestreckter  horizontaler  Rücken  zu  sehen. 
Das  Terrain  der  Niederung  ist  sauft  gowellt  und  ruht  auf 
oiner  Unterlage  von  stark  geneigten  Thonschieferschichten. 
Diese  treten  nur  selten  zu  Tage.  Der  ganze  übrige  Boden 
ist  eine  dichte  Masse  von  feinem  roten  Sandstaub.  Auf 
der  Oborffäche  zerstreut  und  besonders  häufig  auf  den 
RUokon  niedriger  Hiigel  Süden  sich  kleinere  und  greisere 
schlackenartig  aussehende  Steinblöcke.  Diese  Gebilde , bei 
den  Brasilianern  Cauga  genannt,  trafen  wir  auf  der  gan- 
zen Lund-  und  Flufsreise  an.  Wiilirond  dieselben  jedoch 
auf  dem  Sandboden  lose  herumlagen,  bildeten  sie  am  Flusse 
sowohl  in  der  Sandstein-  als  später  in  der  Granitformation 
krustenartige  Überzüge  ütier  don  aus  dom  Wasser  hervor- 
ragenden Steinblöcken  und  gaben  diesen  das  Aussehen  vul- 
kanischer Gesteine.  Leider  ist  der  erste  Teil  unsrer  kleinen 
geognostischen  Sammlung  auf  der  Reise  vorloren  gegangen. 
Die  heimgebrachten  Handstiicke  wurden  von  Herrn  Prof. 
Karl  v.  Fritsch  in  Halle  bestimmt.  Nach  seinen  Diagnosen 
ergab  sich  ein  Stück  Cauga  des  Plateaus  als  unreiner  „Braun- 
eisenstein mit  ziemlich  viel  eingebackenen  Quarzkörnern“, 
einige  Stücke  Cauga  vom  Schingu:  „1)  Braunoisenerz  und 
Roteisenerz.  Anscheinend  als  Konkretionon  in  Sandsteinen 
oder  in  GeröllmaBsen  gebildet,  vielleicht  zum  Teil  unter 
Umwandlung  von  kleinen  Kalkgeröllen.  2)  Bohnerzartiger 
Brauneisenstein,  wohl  umgewandelte  kleine  Gerolle.  Kon- 
ti 


130 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  im  Jahre  1884. 


kretionen?  Diese  Eisuuerze  machen  den  Eindruck  eines 
jungen  Gebildes.  Alluvial,  diluvial  odor  jungtertiär?"  Von 
den  Cangas  aus  der  Cuyabümündung  stellten  sich  einige  als 
Konglomerate  von  Quarzbreccien  heraus.  Der  Canga  wird 
wegen  seiner  Hiirto  in  Cuyabü  vielfach  zura  Bauen  ver- 
wendet. 

Der  landschaftliche  Charakter  des  t'uyabiithales  wird 
durch  einen  niedrigen  Laubwald  bestimmt,  welcher  die 
flachen  Terrainwellen  in  ein  blasses  Grün  kleidet.  Die 
Bäume  stehen  in  grofsen  Abständen  voneinander  und  haben 
einen  knorrigon  Wuohs ; vielfach  sind  es  armleuchterartige 
Gestelle  mit  Büscheln  grofsor  gummibaumähnlicher  Blätter 
an  den  Armenden.  Zwischen  den  Bäumen  wächst  hohes 
Gras.  Es  ist  die  Vegetation , wie  sie  unter  den  scharfen 
Gegensätzen  einer  Trocken-  und  Regenzeit  sich  gebildet 
hat.  Wo  dieser  Wald  steht,  erhält  der  Boden  während 
eines  halben  Jahres  keinen  Tropfen  Wasser.  Einen  andern 
Charakter  dagegen  gewinnt  die  Vegetation  längs  der  zahl- 
reichen Bäche,  welche  dem  Cuyabü  zufliefsen.  Hier  span- 
nen weitschattige  Figuoiras  und  Banyanen  ein  dichtes  Ijaub- 
dach  Uber  die  sulimalo  Wasserriuue.  Das  dunkle  üppige 
Grün  dieser  Bäume  kündet  schon  auf  weithin  die  Näho 
eines  Wasserlaufes  an. 

Von  Cuyabü  aus  führen  rings  uach  den  kleinen  Ort- 
schaften und  Ansiedelungen  schmale  Wege.  Auf  dor  nord- 
wärts gerichteten  Btrafse,  welche  wir  benutzten,  gelangt 
man  Uber  das  Kirchdorf  G u i a nach  dem  Städtchen  Ro- 
sario, auf  dem  rechten  Ufer  des  180  m breiten  Rio 
Cuyabü  gelegen.  Gttia  hat  etwa  ICO  Einwohner;  der  Ort 
treibt  nur  mit  Cuyabü  Handel.  Er  produziert  Bohnen,  Reis, 
Rapadura  (Rohzucker)  und  bezieht  dafür  Werkzeuge  und 
Salz. 

Rosario  ist  von  ca  1280  Seelen  bewohnt;  es  lebt  vom 
Handol  mit  Cuyabü  und  Diamantino.  Die  Handelsartikel 
siud  Reis,  Bohnen,  Tabak,  Zucker,  Cajassn  (Rum),  Speck,»  i 
Bauholz.  Diese  werden  in  Kanus  nach  Cuyuhü  oder  mittels 
Ochsonkarawanen  nach  Diamantino  gebracht.  Diaman- 
tino, auf  dem  Plateau  gelegen,  ist  zwar  an  Ausdehnung 
gröfser  als  Rosario,  aber  seit  die  reichen  Diamantschätze 
der  dortigen  Bäche  ausgebeutet  sind , ist  die  Bevölkerung 
unter  der  Einwirkung  dos  ungesunden  Klimas  derart  zu- 
sammengeschmolzen,  dafs  dio  Einwohnerzahl  heute  kaum 
600  beträgt.  I)a  Diamantino  gegenwärtig  nichts  als  Kaut- 
schuk produziert,  bedarf  es  zu  seiner  Existonz  der  Einfuhr 
aller  Lebensmittel  aus  Rosario. 

Die  Strafse  von  Rosario  nach  Diamantino  führt  unweit 
von  Rosario  durch  die  Schlucht  des  Rio  Tombador  auf  das 
Plateau  von  Mato  Grosso.  Wir  liefsen  Diamantino  links 
liegen  und  nahmen  auf  der  Hochebene  NE-Richtung. 

Dieses  Plateau  von  Mato  Grosso  ist  eine  mächtige  Sand- 


steinbildung. Herr  Prof.  v.  Fritsch  sagt  über  die  mitge- 
brachten  Handstücke:  „1)  dunkelroter,  feinkörniger  Sand- 
stein , 2)  zwei  Stücke  von  feinkörnigem , dunkelrotem,  ins 
Bräuuliche  stechendem  Suudatoin.  Eine  mächtige  Bildung 
roter  und  bunter  Sandsteine,  welche  jünger  als  die  eigent- 
liche Steinkohle,  älter  als  Jura  sein  soll,  also  Rotliegendes, 
Zechstein  oder  Trias,  soll  in  Britisch  - Guianu  1000  m 
Dicke  überschreiten  und  nach  Brasilien  hinüberreichon.  Ähn- 
liche damit  zusammenzustellende  Gebilde  werden  aus  der 
brasilianischen  Provinz  Sergipe  bei  der  Stadt  Estancia 
erwähnt,  sowie  von  der  Grenze  zwischen  Brasilien  uud 
Bolivia.“ 

Das  Handsteinplateau  von  Mato  Grosso  hat  eine  mittlere 
Erhebung  von  450  ra  über  dem  Meere.  Es  erstreckt  sich, 
wie  durch  die  Reise  des  Grafen  Castelnau  dargethan  wurde, 
vom  Rio  Aragnay,  wo  der  Steilabsturz  des  Plateaus  Serra 
Taquara  heilst,  bis  gegen  die  bolivianische  Grenze,  also 
von  52  bis  etwa  60°  W.  L.  Gr.  und  in  SN-Richtung  von 
uugofäbr  18  bis  1 3 ) ° S.  Br. 

Auf  dem  Plateau  befinden  sieh  dio  Quellen  von  fünf 
mächtigen  Strömen  des  Guapore  (Madeira),  des  Tnpajoz, 
des  Schingü , des  Araguay  (Tocantins)  und  dos  Paraguay 
(Ln  Plata).  Solch  Ungeheuern  Wasserreichtum  verdankt 
das  nur  450  m hohe  Tafelland  seiner  tropischen  Loge. 
Denn  hier  enthält  dio  Luft  durch  den  Einflnfs  des  SE- 
Passats  stets  so  viel  Feuchtigkeit,  dafs  bei  der  starken 
nächtlichen  Abkühlung  über  dem  Plateau  — unsre  Minimnl- 
temperatnr  war  + 6’  C.  — selbst  in  der  Trockenzeit  Tau- 
bildung stattfindet. 

Die  Wasserscheide  der  nonl-  und  südwärts  gehenden 
Flüsse,  also  des  Amazonas  und  La  Plata,  ist  auf  dor  Linio 
des  südlichen  Plateauabsturzes,  wie  ich  ihn  ganz  allge- 
mein bezeichne,  zu  suchen.  Als  Beispiele  hierfür  erwähne 
ich  die  Punkte  Estivado , Rio  Quebo , Buracao , Beijaflor, 
welche  auf  dor  Spezialkarte  zu  findon  sind.  Hier  wenden 
sich  die  «lern  Cuyabü  zuströraendon  Gewässer  direkt  nach 
der  Tiefe,  während  die  auf  der  Höho  fliefsenden  dem  Ama- 
zonasgebiet  zugehören.  In  ähnlicher  Weise  unhe  dom 
Plnteaurand  liegen  dio  Quellen  des  Paraguay  bei  Diaman- 
tino und  die  des  Säo  Lourcnyo  boi  Agoa  Bianca;  dagegen 
gehört  der  Rio  das  Mortes  auf  dem  Plateau  von  Agoa 
Branca  zum  Amazonas. 

Ob  mau  aus  diesen  Thatsachcn  don  Schlafs  ziehen  darf, 
dafs  das  ganze  Tafelland  schwach  gogen  das  Amazonasgebiet 
geneigt  ist,  mag  dahingestellt  bleiben. 

Dio  Thüler  und  Becken  auf  dom  Plateau  Bind  Produkte 
der  Erosion.  Dos  Landschaftsbild  ist  immer  wieder  das- 
selbe. Die  horizontale  trockone  Plateaufläche  ist  mit  niedri- 
gem dünnen  Laubwald  bestanden,  wie  ich  ihn  vorhin  aus  dem 
C'uyabütha)  beschrieben  habe.  Die  Gohänge  haben  Wiesen- 


Digitized  by  Google 


131 


Bericht  über  die  Schingü 

Charakter,  und  die  ringe  zusammcufliefsenden  Wasserrinnen 
sind  durch  Streifen  saftig  grüner  Vegetation  gesäumt.  Nahe 
der  obern  Kante  der  Thalwände  sind  die  Quellen  der  klei- 
nen Gewässer,  und  hier  stehen  gewöhnlich  einige  mächtige 
Buritfpalmon.  Dieses  Bild  wiederholt  sich  beständig  'im 
grofson  wie  im  kleinen. 

Man  marschiert  auf  dem  Chapadäo,  d.  h.  auf  dom  Tafel- 
land durch  den  Wald.  Stundenlang  kein  Ausblick  und 
kein  -Tropfen  Wasser.  Da  kommt  eine  Lichtung.  Ein 
schmaler  Streifen  feuchten  Wiosengrundes  ist  sanft  gegen 
eine  Galerie  hochragender  Bäume  geneigt,  darunter  ist  ein 
Bach  und  jenseits  steigt  symmetrisch  wieder  ein  Wiesenstrei- 
fen an  — das  Ganze  ein  Streifen  von  100  m Breite,  der  die 
Eintönigkeit  des  Sortüo,  wie  ihn  die  Brasilianer  nennen, 
unterbricht.  Oder  man  befindot  sich  plötzlich  au  einem 
50  m hohen  Steilabsturz,  zu  Püfson  liegt  ein  Thal,  dessen 
Wände  durch  die  kuÜBsenartig  vorspringenden  Plateauab- 
fälle gebildet  werden. 

Brasilianische  Ansiedelungen  bestanden  frühor  auf  der 
Strecke  vom  Tombador  bis  zum  Itio  Paranatinga.  Ileute 
sind  alle  diese  Plätze  aus  Furcht  vor  den  räuberischen 
Coroados  verlassen , welche  zuweilen  bis  in  die  Gegend 
von  Cuyabä  Vordringen  sollen.  Dagogen  haben  sich  die 
Ansiedelungen  der  sogenannten  „zahmen“  Bakäirf  am  Rio 
Novo  und  am  Rio  Paranatinga  erhalten.  Diese  Indianer, 
die  unter  sich  noch  ihr  eignes  Idiom  sprechen,  leben  ganz 
wie  die  brasilianischen  Landleute  und  beschäftigen  sioh 
wie  diese  mit  Ackerbau  und  Viehzucht.  Ihre  Produkte 
verkaufen  sie  an  Händler  aus  der  Stadt. 

Zu  ihren  „wilden11  Stammesbrüdern  im  Schingiigobiot 
haben  die  Bakairl  alle  Fühlung  verloron ; das  Land  jenseits 
des  Paranatinga  ist  ihnen  unbekannt. 

Der  Paranatinga  ist  bei  dem  Bakai'ridorf  schon  ein  statt- 
licher Fiufs  von  150  m Breite.  Sein  Niveau  liegt  dort 
ungefähr  400  m Uber  dem  Meere.  Zwischen  dem  Parana- 
tinga und  dem  Schingu  erhebt  sich  100  m über  der  Thal- 
sohle  des  Paranatinga  eine  ausgedehnte  Plateauterrasse, 
welche  von  W aus  langsam  anstoigt.  Aus  der  Höhe  er- 
scheinen die  niedrigem  Ausläufer  der  Terrasse  wie  Land- 
zungen mit  tief  eingescbnittenen  Buchten.  Nach  S jedoch 
fällt  diese  Plateauterrasse  ziemlich  steil  ab  und  bildet  mit 
dem  nördlichen  Absturz  des  Platuaus  von  Agoa  Branca 
einen  wohl  25 — 30  km  breitou  Thaleinschnitt  von  E-  nach 
W-Richtung.  Hier  sammeln  sich  die  Quoll  Aufsehen  des 
Rio  Paranatinga,  und  weiter  nach  E wahrscheinlich  die  des 
Schingü.  Verfolgen  wir  den  Einschnitt  nach  W,  so  ge- 
langen wir  in  das  eigoutlicho  Quellbecken  des  Rio  Cuyabä. 
Dort  wurde  uns  für  den  in  blauer  Ferne  sichtbaren  Ab- 
sturz des  Plateaus  von  Agoa  Branca  der  Name  Serra 
Azul  angogeben. 


Expedition  im  Jahre  1884. 

Die  erwähnte  Plateauterrasse  jenseits  des  Parauatinga 
ist  das  Quellgebiet  von  flinf  bis  sechs  stattlichen  Zuflüssen 
des  Schingu.  Für  den  Lauf  derselben  darf  man  wohl  durch- 
weg nördliche  bis  nordöstliche  Richtung  annohmen.  Cha- 
rakteristisch sind  die  Quollbockou , von  denen  wir  drei 
kennen  lernten.  Dieselben  sind  m u sc  h eiförmig  in  das 
Tnfeliand  eingesenkt : ihr  gröfster  Durchmesser  kann  20  km 
betragen.  Die  Ausflufsmündung  ist  vorhältnismafsig  eng, 
so  dafs  das  Becken  allseitig  umschlossen  zu  sein  scheint ; 
zu  beiden  Seiten  der  Öffnung  fällt  das  Plateau  steil  ab, 
das  übrige  Gehänge  ist  rings  sanft  geneigt.  Von  diesem 
fliefseu  die  Wasseradern  zusammen  und  vereinigen  sich  zu 
40 — 50  m breiten  Flüssen.  Dieselben  durchschneidcn  dann 
das  Plateau  in  2 — 3 km  breiten  Erosionsthälern.  Auf  den 
Wasserscheiden  der  dicht  anoinandergereihten  Becken  stehen 
gowöhnlich  Tafelberge , als  Überrest«  einer  allseitig  arbei- 
tenden Erosion.  Die  Höhe  derselben  beträgt  ungefähr  80  m ; 
sie  sind  wegen  ihrer  steilen  Hänge  sehr  schwer  zu  bestei- 
gen. Obon  auf  der  horizontalen  Flache  dieser  Berge  steht 
wieder  der  kümmerliche  Plateauwald.  Der  Rundblick  von 
der  Höhe  orientiert  eigentlich  nur  übor  die  beiden  Nach- 
barbecken, auf  deren  Wasserscheide  der  Berg  sich  befindet. 
Jenseits  der  schwer  zu  bestimmenden  Beckengrenzen  sieht 
man  lange,  niedrige,  horizontale  Züge  steil  gegeneinander 
abfallend  und  dazwischen  wieder  die  fortartigen  Tafolborgo. 

Ich  habe  die  Kartenskizze  eines  Suyä-Indianers,  welche 
den  von  uns  bereisten  Teil  des  Flufsgebietes  völlig  richtig 
gab,  zu  einer  hypothetischen  Darstellung  dos  obern  Schingü- 
gebietes  benutzt.  Danach  würden  eich  östlich  an  unser 
Tamitatoala- Batovybecken  noch  vier  ähnliche  Becken  anrei- 
hen, und  dann  erst  käme  das  eigentliche  Schingüthal. 

Wir  schifften  uns  auf  13®  57, a'  S.  Br.  oin,  gerade  da, 
wo  das  Erosionsthal  des  Rio  Batovy  beginnt.  Der  Fiufs 
nähert  sich  häufig  don  steilen,  60  m hohen  Abfällen  des 
Plateaus ; an  solchen  Stellen  sind  die  Gehänge  dicht  und 
üppig  bewaldet.  Tn  gröfserer  Entfernung  vom  Fiufs  sind 
dieselben  unbewachson , und  die  horizontalen  Sand  - und 
Thonschichten  treten  zu  Tage.  Nur  entlang  der  obern 
Kante  sieht  man  Gras , und  hier  stehen  auch  zuweilen 
einzelne  Buritipalmen,  welche  nur  auf  feuchtem  Grunde 
Vorkommen. 

Weiter  nach  Norden  wurden  die  den  Fiufs  begleitenden 
Plateauabfälle  immer  niedriger;  unter  13|°  S.  Br.  tritt 
der  Rio  Batovy  in  das  Flachland.  Innerhalb  des  Thaies 
und  aufserhalb  desselben  noch  bis  13®  14'  , im  ganzen 
auf  oiner  Strecke  von  ungefähr  120  km  des  Flufslaufea, 
durchsetzen  zahllose  Steinschwellen,  dio  mehrfach  eine  Breite 
von  500  m erreichen,  das  Flufsbett  und  bilden  Wasser- 
fälle, Katarakte  und  Stromschuellen.  Der  Begriff  „Kata- 
rakt“ dockt  sioh  ungefähr  mit  der  „Cachoeira“  der  Brasi- 

1J* 


Digitized  by  Google 


132 


Bericht  über  die  Schingii -Expedition  im  Jahre  1884. 


lianer.  Dor  wesentliche  Unterschied  zwischen  der  Cacho- 
eira  und  dem  Salto  (Wasserfall)  besteht  darin,  dafs  bei 
diesem  eine  gTöfsero  Niveau  Verlegung  ganz  unvermittelt  und 
plötzlich  erfolgt,  bei  jenem  dagegen  langsamer  und  stetig. 
Bei  der  Cachoeira  schiefst  das  Wasser  über  die  Steine 
dahin,  sie  kann  bei  sehr  hohem  Wasserstand  zur  Strom- 
schnelle (Correuteza)  werden.  Bei  mittlerm  Wasserstand 
dagegen  ragen  die  Felsen  allenthalben  aus  dem  Flufsbett 
hervor,  sie  zerteilen  den  Strom  in  zahlreiche  kleine  Arme 
oder  zwingen  das  Wasser  in  einen  engen  Kanal,  durch 
welchen  es  mit  hohom  Wellenschlag  bricht.  Ist  ein  solcher 
Kanal  tiof  genug  und  ist  er  frei  von  Klippen , so  biotet 
ftir  hochrandige  Boote  das  Passieren  der  Cachoeira  keine 
Gefahr. 

Für  die  niedrigen  und  labilen  Rindenkauus  aber  sind 
solche  Passagen  bedenklich , namentlich  dann , wenn  sie 
schwer  beladen  sind.  Die  Last  mufste  daher  bei  den  Ca- 
choeiras  gewöhnlich  zu  Lande  transportiert  werden,  und  die 
Kanus  wurden  über  die  Steine  goschobeu.  Auch  dafür  sind 
die  Rindenschalen  nicht  widerstandsfähig  genug.  Es  dürfte 
sich  deshalb  für  die  Zukunft  empfehlen,  die  ganze  Strecke 
der  Cachoeiras  bis  in  die  Gegond  des  13.  Grades  auf  dem 
Landwege  zu  umgehen  und  sich  dann  erst  einzuschiffen. 
Bei  dem  Mangel  gröfserer  seitlicher  Zuflüsse  deB  Rio  Ba- 
tovy wird  ein  Vorgehen  zu  Lande  in  nördlicher  Richtung 
von  dem  Quellbecken  aus  nicht  mit  sonderlichen  Schwie- 
rigkeiten verbunden  sein. 

Durch  das  Flachland  nimmt  der  Rio  Batovy  in  zahllosen 
kleinen  Windungen  seinen  Lauf.  Diose  schliefson  sich  so 
eng  aneinander  au,  dafs  die  ganze  Flufslänge  das  Doppelte 
der  Entfernung  von  Quelle  bis  Mündung  beträgt.  Das 
Flufsbett,  durchschnittlich  oOm  breit,  ist  tief  in  den  Sand- 
boden eingerisseu.  Die  steilen,  gewöhnlich  nackten  Sand- 
ufer (Barrancas)  wechseln  in  der  Höhe  von  2 — 6 m.  Dor 

höchste  Wasserstand  des  Flusses  war  an  Schlammabsätzen 
an  den  Bäumen  zu  erkennen ; er  betrug  4 m Uber  dem  da- 
maligen Niveau.  Auch  bei  der  „Volta“  des  Schingii  Jag 
die  höchste  Wassermarke  4 m Ubor  dem  Wasserstand ; auf 
dem  untern  Schingti  nur  3 m. 

Die  Ufer  des  Rio  Batovv  sind  bewaldet : anfangs  inner- 
halb des  Erosionsthalcs  folgen  dom  Flufslauf  nur  schmale 
Stroifeu  hoher  Stamme.  Im  Flachland  erweitern  sioh  diese 
Streifon  zu  oinem  dichten  Urwald.  Derselbe  nimmt  jedoch 
bei  den  Katarakten  dürftige  Buschform  an,  wahrscheinlich 
wegen  des  steinigen  Untergrundes.  Charakteristisch  für 
sämtliche  Katarakte  sowohl  des  Rio  Batovy  als  des  Schingii 
sind  die  grofsou  Moskitoschwärme , auf  welche  wohl  die 
kloinen  I-achen  stagnierenden  Wassers  zwischon  den  Steinen 
und  die  tagsüber  stark  erhitzten  Stoine  besondere  Anzie- 
hungskraft ausiibeu  mögen. 


Der  Waldsaum  des  Rio  Batovy  erleidet  bei  den  scharfen 
Biegungen  häufig  eine  kurze  Unterbrechung.  Diese  mit 
hohem  Gras  bestandenen  Lichtungen  sind  mit  „Camp“  be- 
zeichnet. Auffallend  ist,  dafs  sich  die  Camps  stets  auf  der 
konvexen  Seite  der  Flufakrümmungen  befinden. 

Gröfsero  Zuflüsse  erhält  der  Rio  Batovy  nicht.  Er  mündet 
unter  12°  8.  Br.  in  den  von  links  kommenden  300  m brei- 
ten Ron  uro,  unmittelbar  oberhalb  dessen  Vereinigung 
mit  dem  K u 1 i s e u , wie  der  östliche  grofse  Arm  heifst. 
Der  Kuliseu  hat  an  dieser  Stelle  eine  Breite  von  400  m,  und 
ist  als  der  eigentliche  Schingii  zu  bezeichnen.  Durch  die 
Aufnahme  des  Ronuro  wird  der  Schingii  ein  500  m breiter 
Strom.  Als  solcher  windet  er  sich  in  sanften  Biegungen 
durch  das  Flachland.  Die  wenig  erhöhten  Ufer  sind  dicht 
bewaldet.  Die  Biegungen  sind  schon  von  weitem  durch 
das  kulissenartige  Vorspringen  des  Waldufers  zu  erkennen; 
oft  hat  mau  auf  Strecken  von  5 km  und  mehr  glatte  Flufs- 
stralse  vor  Augen , die  im  Hintergründe  durch  einen  nie- 
drigen blauen  Baunistreifeu  abgesperrt  zu  sein  scheinen.  Der 
Boden  ist  Sand,  selten  treten  einige  anstehende  Cangas  zu 
Tage.  Unterhalb  der  schwachen  Uferkrümmungen  sind  stets 
gTofse  Sandbänke  augeschwemmt.  Hier  bergen  die  kleinen 
Flufsschildkröten  ihre  Eier  zum  Ausbrüten;  wir  mafsen 
in  diesem  Sande  des  Mittags  Temperaturen  über  50'  Celsius. 
Das  Flufsbild  bewahrt  diesen  Charakter  bis  10°  S.  Br. 
Hier  tritt  der  Schingii  in  das  Granitgebirge,  nachdem  er 
von  rechts  drei,  von  links  zwei  Nebenflüsse  aufgonommon 
h'at  und  zu  einer  Breite  von  1 km  angewachsen  ist.  Diese 
Stelle , welche  durch  einen  Felsriegel  — den  M a r t i u s - 
katurakt  — bezeichnet  ist,  hat  auch  ethnologisch  her- 
vorragende Bedeutung.  Sio  bezeichnet  die  natürliche  Grenzo 
der  oborn  Schingiistämme. 

Ungefähr  18  Iudianerstämme  mögen  an  den  verschiede- 
nen Quellarmen  des  Schingii  wohnen.  Am  Rio  Batovy,  der 
bei  den  Bakairf  Tamitatoala  heifst,  befinden  sich  vier 
Dörfer  dieser  Bakairf,  ein  Dorf  Kustenaü  und  eins 
W a u r ä.  Am  Kuliseu , kurz  vor  seiner  Vereinigung  mit 
dem  Ronuro  sitzen  die  Trumaf.  Am  Schingii  selbst  unter 
11°  1 1 ' 8.  Br.  dicht  unterhalb  der  Einmündung  eines  brei- 
ten Nebenflusses  von  rechts  liegt  das  Dorf  der  Suyä, 
und  au  einem  weiter  abwärts  von  links  kommenden  Neben- 
flufs  wohnen  die  Manitsaud.  Für  die  übrigen  Stämme 
erfuhren  wir  Namen  und  Wohnsitz  durch  einen  alten  Suyä. 
Derselbe  demonstrierte  seine  Angaben  an  einer  in  den  Sand 
gezeichneten  Kartenskizze  des  obern  Schingiigebietes,  wie 
er  es  durch  seine  oiguon  Fahrten  können  gelernt  hatte. 

Danach  befinden  sich  an  den  vier  linken  Nebenflüssen 
des  Kuliseu : 

1)  Kamavurd;  2)  Arauitf;  Auitf;  Minakii  (vier  oder  fünf 
Dörfer);  3)  Yauraqud  (fünf  Dörfer);  4)  Guikurd. 


133 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  iw  Jahre  1884. 


Weiter  oberhalb  am  Kuliseu  selbst:  Aratü,  Uauaquä, 
Gnafin,  Yaurikumä,  Auatibü',  Kayuquorä. 

Natürlich  können  bei  Aufzeichnung  dieser  Namen  man- 
cherlei Mißverständnisse  mit  untergelanfen  sein. 

Diese  Stämme  gewinnen  sämtlich  ein  grofses  Interesse 
dadurch,  dafs  sie  von  dem  Einfluß  aller  europäischen  Kultur 
unberührt  gebliobon  sind. 

Ihre  Werkzeuge  sind  Steinbeilo , Knochenspitzen  und 
Muscheln;  ihre  hauptsächlichen  Nahrungsmittel  Fische  und 
Mandioka.  Die  Banane  ist  ihnen  unbekannt. 

Zum  Anbau  der  Mundioka  mufs  dem  Wald  der  Boden 
abgewonnon  werden.  Wir  trafen  bei  dem  ersten  Bakairi- 
dorf  eino  Lichtung  von  vielleicht  200  m im  Goviert  ge- 
schlagen. Die  Baumstrünke  standen  noch  sämtlich;  die 
gefällten  Stämme  waren  teils  angekohlt,  teils  verbrannt. 
Jahrelange  Arbeit  mufs  es  bei  den  unvollkommenen  Werk- 
zeugen kosten,  ehe  solch  ein  Stück  Boden  urbar  gemacht  ist. 
Man  darf  daraus  schliefsen,  dafs  wir  es  hier  mit  sefshaften 
Stämmen  zuthun  haben.  Neben  der  Mandioka  wird  Baumwolle 
kultiviert,  welche  zur  Verfertigung  von  Hängematten  dient. 

Am  Rio  Batovy  liegen  die  Dörfer  gewöhnlich  mehrere 
Kilometer  vom  Ufer  ab  und  unter  sich  mindestens  eine 
Tagereise  voneinander  entfernt.  Das  Suyädorf  steht  direkt 
am  Schingü.  Die  Häuser  sind  halbkugelfönnig  gobaut  und 
sehen  aus  wie  grofse  Bienenkörbe;  ihr  Durohraossor  be-  * 
trägt  10  m.  Der  zahlreichste  Stamm  sind  die  Suyü;  sie 
zeichnen  sich  vor  den  übrigen  durch  ihren  Lippen-  und 
Ohrenschmuck  aus,  welcher  ihnen  Ähnlichkeit  mit  den  ßoto- 
kuden  gibt. 

Dio  Fahrten,  welche  der  Suyü -Alte  im  Rindonkanu  zu 
den  andern  Stämmen  gemacht  hat,  lassen  darauf  sohliefsen, 
dafs  das  ganze  obere  Schingü  System  glattes  Fahrwasser 
besitzt.  So  ist  das  Gebiet  der  oberu  Schingüstämme  zu- 
gleich das  kataraktenfreie  Gebiot  dos  Flusses. 

Innerhalb  des  Granitgehirges  verliert  das  Flußbild  seinen 
friedlichen  Charakter.  Grofse  Felsblöcke  ragen  aus  dem 
Wasser  horvor.  Folsriffo  und  Felsbarrieren  erzeugen  Strudel 
und  Katarakte. 

Oft  gleicht  das  auf  2 km  ausgebreitete  Flufsbett  einem 
steinernen  Meer,  dann  wird  der  ganze  Strom  wieder  durch 
ßergo  auf  600  m zusammengcschnürt;  es  ist  ein  bestän- 
diger Wechsel  der  Szenerie. 

Daa  Gebirge  zwingt  den  Schingü  zu  grofsen  Biegungen. 
Die  Berge,  3-  und  400  m über  dem  Wasserspiegel  sich  er- 
hebend, fallen  häufig  direkt  nach  dem  Flufs  ab ; an  solchen 
Stellen  sind  sie  dicht  bewaldet. 

Die  rasche  Fahrt,  und  der  mangelhafte  Ausblick  aus  den 
engen  Flufskanälen  liefseu  nur  das  zusammenhangslose  nnd 
unvollständige  Bild  der  Berghänge  zu  stände  kommen,  wel- 
ches auf  der  Karte  gegeben  ist. 


Bedeutendere  Zuflüsse  wurdou  auf  der  Strecke  von 
10 — 3°  nur  zwei  konstatiert,  beide  von  links.  Der  erstere 
unter  ungefähr  6”  20',  und  der  zweite,  der  Rio  Guirirf, 
unter  3°  60'. 

Doch  mögen  die  Wassermassen,  welche  dem  Schiugü  von 
den  Berghängen  zugeführt  werden,  zu  seiner  Vergröfserung 
beitragen. 

Der  kataraktenreicho  Mittellauf  des  Schingü  ist  von 
9 — 4°  das  Gebiet  der  Vuruna-Indianer.  Diese  haben  Füh- 
lung mit  den  Brasilianern  und  tauschen  von  ihnen  gegen 
ihre  solid  gearbeiteten  Bnumstammkanus , Ubüs  genannt, 
Werkzeuge  uud  Porlen  ein;  von  den  Stämmen  am  obern 
Schingü  haben  sie  koine  Kenntnis.  Die  kleinen  Häuser  der 
Yuruna  liegen  immer  mitten  im  Strom  auf  ganz  kleinen 
Felseninseln  und  am  liebsten  in  der  Nähe  von  Katarakten. 
Hier  ist  ein  natürliches  Schanzwerk  gegen  räuberische  Über- 
fälle gegobon,  welche  die  Yuruna  beständig  von  seiten  der 
Carajü- Indianer  zu  befürchten  haben.  Die  Carajü  durch- 
streifen das  Gebiet  zwischen  Tocantins  und  Schingü. 

Der  tägliche  Kampf  mit  den  Katarakten  hat  die  Yuru- 
nas  zu  vortroffliehou  Piloten  gemacht.  Nur  unter  ihrer  Füh- 
rung nnd  in  ihren  widerstandsfähigen  Ubüs  war  es  uns 
möglich,  den  gefährlichen  Mittellauf  des  Flusses  in  kurzer 
Zeit  zu  überwinden. 

Bis  3°  40'  siud  dio  brasilianischen  Kautschuksammler 
von  Norden  her  vorgedrungen.  Fast  alle  Inseln  sind  von 
dort  ab  von  solchen  „Seringeiros“  besiedelt.  Bei  3°  11' 
beginnt  die  Volta  des  Schingü.  Dieselbo  ist  ein  grofses 
Kataraktensystem.  Das  Niveau  des  Flusses  wird  innerhalb 
der  Biegung  um  ungefähr  80  m tiefer  verlegt.  Eine  aus- 
führliche Beschreibung  dieser  Katarakte  findet  sich  in  der 
„Reise  dos  Prinz  Adalbert  von  Preufsen“.  Wir  umgingen 
diesen  Teil  des  Flusses  auf  einem  neu  gebahuten  Landwege, 
welcher  mitten  durch  den  Wald  geführt  ist.  Seine  Längo 
mißt  vom  Anfang  bis  Ende  der  Volta  ungefähr  50  km. 

Das  Terrain  ist  auf  dieser  Strecke  von  tiofen  engen 
Thaleinschnitton  durchzogen.  Das  Gestein  ist  nach  Herrn 
Prof.  v.  Fritsch : „Thonsteinartiger  Schiefer , anscheinend 
ein  verwitterter  Schalstein.  Gehört  vielleicht  zum  Devon, 
das  von  der  Einmündung  des  Rio  Tapajoz  in  den  Araa- 
zonenstrora  bekannt  uud  paläontologisch  sichergestellt  ist“. 

Dor  gewöhnliche  Weg,  welchen  der  Verkehr  zwischen 
unterm  und  mittlerm  Schingü  benutzt,  geht  auf  dem  Fals- 
chen Ambe  8 Stunden  hinauf,  dann  4 Stunden  Uber 
Land  naoh  dem  Rio  Tucuruy  und  schließlich  diesen  bis 
zu  seiner  Mündung  in  den  untern  Sohingü  12  Stunden 
hinab. 

Eine  Fahrt  die  Volta  abwärts  duuort  3 — 10  Tage, 
hinauf  10 — 40  Tage.  Auf  diesem  Wogo  müssen  alle  gröfsern 
Fahrzeuge  transportiert  werden. 


134 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


Der  untere  Schingu  wird  von  Dampfern  befahren.  Un- 
mittelbar unterhalb  der  Volta  ist  der  Flufs  durch  23  grülsere 
Inseln  in  viele  Armo  geteilt.  Von  2°  42'  an  liegt  die 
gauze  Wasserfläche  des  Schingu  offen. 

Als  ca  8 km  breiter  Strom  gleitet  er  nun  mit  NNE- 
Richtung  hin  und  orgiefst  sich  bei  Porto  de  Moz  unter 
1°  43’  in  den  Araazononstrom.  Die  Inseln  dos  untern 
Schingti  sind  aufserordentlich  reich  an  Kautschukbäumen. 
Über  1000  Menschen  leben  hier  von  der  Kautschukgewin- 
nung. Die  Erntezeit  sind  die  trocknen  Monate  Juni  bis 
Dezember.  In  der  andern  Hälfte  des  Jahres  ziehen  sich 
die  Soringeiros  von  den  überschwemmten  Inseln  nach  den 
kleinen  Städtchen  Sonzel  und  Porto  de  Moz  zurück,  welche 
auf  diese  Weise  nur  während  der  Regenzeit  bewohnt  sind. 

Souzel  lag  ehedem  auf  dem  linken  Ufer  dos  Schingu ; 
dort  waren  jodoch  die  nahe  au  den  Flufs  horautrotenden 
Berge  der  weitern  Ausbreitung  des  Städtchens  hinderlich, 


und  deshalb  wurde  es  im  Jahre  1849  auf  dem  rechten  Ufer 
neu  gegründet.  Porto  de  Moz  ist  Station  der  Amazonas- 
dampfer. 

Dio  kommerzielle  Bedeutung  des  Schingti  ruht  vorerst 
nur  in  seinem  Kautschukreichtum;  schon  unter  9°  wurde 
von  uns  der  wertvolle  Baum  angotrofleu.  Als  Verkekrs- 
strafse  aus  dem  Innern  Brasiliens  nach  der  Küste  kommt 
der  Schingti  im  Vergleich  zum  Tapajoz  oder  Tocantins  nicht 
in  Frage. 

Um  so  gröfsoros  Interesse  vordient  der  Schingti  von 
seiten  der  wissenschaftlichen  Forschung.  Es  ist  zu  wünschen, 
dafs  das  reiche  und  unverfälschte  ethnologische  Material, 
welches  jene  obern  Schingtisfämme  repräsentieren , noch 
gründlicher  ausgebeutet  werde,  als  es  durch  uns  bei  einer 
nur  mangelhaften  Ausrüstung  geschehen  konnte. 

(Portwtning  folgt.) 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 

Von  Dr.  Alwin  Oppel.  *) 


Seitdem  die  Statistik  nicht  nur  in  den  meisten  Staaten 
Europas,  sondern  auch  in  einigen  Gebieten  der  andern 
Erdteile  systematische  und  periodische  Aufnahmen  über 
die  Zahl  und  Bewogung  der  Bevölkerung,  sowie  Uber  ge- 
wisse Zweige  der  Volkskunde  vorgonommeu  und  dadurch 
eine  bestimmte  Summo  verhältuismäfsig  sicherer  Zahlen  ge- 
wonnen hat,  hat  sie,  wie  auf  viele  andre  Wissenschaften, 
so  auch  auf  die  Geographie  einen  nicht  zu  verkennenden 
Einflufg  ausgeübt.  Dieser  Einflufs  war,  wie  in  der  Natur 
der  Sache  liegt,  ein  verschiedenartiger  nach  Umfang  und 
Wirkung.  Am  meisten  ist  die  Volkskunde  der  Kulturvöl- 
ker, besonders  sowoit  sie  dio  Existenzbedingungen  der  euro- 
päischen Staaten  anbelangt,  von  der  Thätigkeit  der  offi- 
ziellen und  privaten  Statistik  berührt  worden , und  man 
könnte  fast  fürchten,  dafs  diese  Teile  dadurch  unsror  Wis- 
senschaft entwoder  schon  entfremdet  seien  oder  es  doch 
noch  werden  dürften.  Auch  kann  man  nicht  behaupten, 
dafs  die  Wirkung  des  durch  die  Statistik  ermittelten  Zahlen- 
materials eine  für  die  Geographie  in  allen  Fällen  günstige 
gewesen  sei.  Der  ohnehin  sehr  roicho  und  nicht  immer 
homogene  Stoff,  mit  dem  die  Geographie  zu  arbeiten  hat, 
wurde  vielmehr  durch  die  massenhaft  zugeführten  Zahlen 
noch  umfänglicher  gemacht,  dio  Übersicht  Uber  das  ganzo 


')  Abfftschlooeti  ror  der  letzten  Zahlung  im  Deutwhen  Keieh. 


Material  erschwert,  und  die  Einsicht  in  den  Zusammenhang 
der  verschiedenen  auf  einen  Gegenstand  wirkenden  Fakto- 
ren getrübt  und  verdunkelt , kurz  es  wurde  demjenigen 
Zustande  in  der  geographischen  Wissenschaft  in  die  Hände 
gearbeitet,  den  man  „Zersplitterung“  nennt,  und  desseu 
sichtliches  Zunehmen  in  neuerer  Zeit  von  mehreren  Seiten 
mit  Recht  beklagt  worden  ist. 

Der  Statistik  selbst  aus  dieser  für  die  Geographie  ent- 
schieden ungünstigen  Einwirkung  einen  Vorwurf  zu  machen, 
wäre  ungerecht ; im  Gegenteil,  dafür,  dafs  sie  vielo  und 
im  Durchschnitt  verhältnismäfsig  zuverlässige  Zahlen  lie- 
fert, mufs  der  Geograph  ihr  dankbar  sein ; seine  Sache  ist 
es,  sich  vor  oinor  falschen  Anwondung  dor  statistischen 
Ergebnisse  auf  das  sorgfältigste  zu  hüten.  Leider  ist  in 
dieser  Hinsicht  viel  gesündigt  worden;  man  hat  von  man- 
chen Seiten  eine  grofse  Menge  Zahlen  in  die  Darstellung 
eingoflochto»,  welche  dem  Leser  den  Geschmack  verdorben 
müssen,  da  sie  eben  ein  nicht  gerade  anschauliches  Dar- 
stellungsmittel sind ; • fernor  hat  man  aufser  acht  gelassen, 
dafs  dio  Zahl  an  sich  weder  einen  Begriff  noch  einen  Ge- 
danken , weder  einen  Zustand  noch  ein  Gosetz  der  Volks- 
kunde bezeichnet,  um  so  weniger,  als  die  Verhältnisse  der 
einzelnen  Völker  wie  der  gesamten  Menschheit  einem 
: beständigen  Wechsol  unterworfen  sind : „Omnia  iiumaua 

fluxa  sunt“. 


Digitized  by  Google 


185 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


Hält  man  dagegen  daran  lest,  daß  die  Zahl  der  präzi- 
seste Ausdruck  von  der  Intensität  eines  Zustandes  im 
Völkerlehen  zu  einem  ganz  bestimmten  Zeitpunkte  ist,  und 
beachtet  man  fernerhin,  dafs  die  statistischen  Aufnahmen, 
in  gewissen  Perioden  sich  wiederholend , für  diese  Zeit- 
räume ganze  Reihen  von  Zahlen  darbieteu  , ermittelt  man 
endlich  aus  solchen  Zahlenreihen  deren  gegenseitiges  Ver- 
hältnis — Gleichbloibon,  Zu-  oder  Abnekmon  — , ohne  das 
ganze  zu  Grunde  gelegte  Material  der  Darstellung  selbst 
einzufügen,  so  vermag  die  Statistik  dem  Geographen  we- 
sentliche Dienste  zu  leisten;  dieser  aber  braucht  sodann 
nicht  Gefahr  zu  laufen , anstatt  einor  geographischen  eine 
statistische  Arbeit  zu  liefern.  Denn  wie  gesagt,  dem  Geo- 
graphen , dem  es  obliegt,  das  gesamte  Leben  eines  VolkeB 
zu  erfassen  und  aus  allen  darauf  einwirkendon  Bedingungen 
zu  erklären,  ist  die  Zahl  nicht  Selbstzweck,  sondern  oiu 
Mittel,  um  einen  beobachteten  Zustand  in  einer  bestimm- 
ten numerischen  Intensität  auszudrücken. 

ln  diesem  Sinne  aufgefaßt  uud  verwendet,  vermögen 
die  durch  die  periodischen  statistischen  Aufnahmen  gewon- 
nenen Zahlenreihen  zwar  nicht  allen  Zweigen  der  Volks- 
kunde wichtige  und  erspriefsliche  Dienste  zn  leisten , für 
viele  sind  sie  aber  doch  sehr  erwünscht,  für  einige  endlich 
geradezu  unentbehrlich.  Zu  den  letztem  Fullen  rnufs  un- 
bedingt die  Fest  Stellung  der  Volkszahl  oines 
bestimmten  Gebietes  gerechnet  werden.  Die  Bevöl- 
kerungsziffer  irgend  eines  Erdenraumes  mit  irgend  welcher 
Zuverlässigkeit  anzugeben,  ist  eine  Aufgabe,  wolche,  für 
alle  Geographen  zusammen  einfach  unlösbar,  nur  durch 
die  Statistik  in  zufriedenstellender  Weise  ausgeführt  wer- 
den kann.  Wie  ungenügend  alle  Angaben  über  den  nume- 
rischen Betrag  der  Bevölkerung  sowohl  dor  einzelnen  Län- 
der als  dur  gesamten  Erde  bis  auf  dio  letzten  drei  bis 
fünf  Dezennien  waren,  braucht  hier  des  weitern  nicht  er- 
örtert zu  werden ; es  genügt,  auf  die  trefflichen  Auseinander- 
setzungen und  Zusammenstellungen  hinzuweisen , welche 
Herr  Prof.  H.  Wagner  im  Ergänzungsheft  Nr.  35  zu  „Peter- 
mauns  Mitt.“  in  dankenswerter  Weise  ausgeführt  hat. 

Allerdings  ist  aber  auch  gerade  die  Feststellung  der 
jeweiligen  Bovölkerungsziffer  eine  sehr  wichtige  Sache. 
Denn  wenn  es  richtig  ist,  dio  Zustände  der  Mensch- 
heit in  Beziehung  zur  Natur  zu  setzeD,  wenn 
es  ferner  richtig  ist,  dafs  zwischen  einem  Volke 
und  dem  von  ihm  bewohnten  Erdonraume  oin 
bestimmtes  Verhältnis  obwalten  mufs,  das  nicht 
gestört  werden  darf,  ohne  das  Volksleben  aufs  tiefste  zu 
schädigen , dann  mufB  es  eine  der  ersten  Aufgabon  dos 
Geographen  sein , aufser  dom  Umfuugo  irgend  eines  Ge- 
bietes auch  die  Zahl  der  dasselbe  bewohnenden  Menschen 
zu  ermitteln. 


Ohne  Zweifel  ist  jenes  Verhältnis,  das  zwischen  dom 
Umfange  des  Raumes  und  der  Höho  der  Bevölkerung»- 
Ziffer,  eine  dor  Grundbedingungen  für  das  menschliche 
Leben ; und  wie  die  Arbeitskraft  und  Produktionsfähigkeit 
dos  einzelnen  Menschen  wie  ganzer  Völker  ihre  bestimmten 
Grenzen  haben , so  vermag  nicht  minder  ein  Erdenraum 
nur  oiuer  beschränkten  Seulenzahl  als  Wohuraum  zu  die- 
nen ; denn  der  Raum  ist,  iin  allgemeinen  Sinne  gesprochen, 
eins  dor  drei  von  Natur  gegebenen  Verhältnisse,  ohne 
welche  kein  Lebewesen  bestehen  kann.  Die  äufsersten  Gren- 
zen in  dom  Verhältnis  zwischen  dem  Umfange  des  Wokn- 
raumes  und  dem  Betrage  der  Buvölkerungszahl  mögen  sehr 
woit  voneinander  liegen , aber  daran , dafs  sie  vorhanden 
sind  uud  ohne  Gefährdung  der  letztem  nicht  überschritten 
werden  dürfen,  kann  oin  Zweifel  nicht  obwalten.  Es  kann 
zwar  scheinen,  als  ob  die  Geschiohtc  mancher  moderner 
Völker  von  diesem  Verhältnis,  das  oben  als  eius  der 
Grundgesetze  der  Menschheit  hingcütellt  wurde,  Ausnahmen 
darzubioten  im  Staude  wäre ; man  köunto  in  erster  Linie 
auf  die  enorme  Vermehrung  des  englischen  Volkes  hin- 
weisen  und  sagen,  dafs  dieses  jene  Grenzen,  wenn  nicht 
schon  überschritten,  so  doch  wohl  erreicht  habe,  ohne  Ein- 
bufse  an  seiueni  Nationalvermögen  erlitten  zu  haben.  For- 
mell ist  dieser  Eiuwaml  richtig;  es  ist  feroor  richtig,  dafs 
sowohl  das  englische  Volk  als  solches  sehr  reich  und  mäch- 
tig ist,  als  auch  dor  einzelne  Engländer  sich  im  Durch- 
schnitt günstigerer  Existenzbedingungen  erfreut,  als  die  Mit- 
glieder andrer  Nationen , den  Holländer  vielleicht  ausge- 
nommen. Aber  bei  Beurteilung  dieser  Verhältnisse  darf 
nicht  aufser  acht  gelassen  werden , dafs  die  Weltstellung 
des  englischen  Volkes,  zumal  in  diesem  Jahrhundert,  eine 
beispiellos  vorteilhafte  gewesen  ist.  Seit  Anfang  dieses 
Jahrhunderts  ist  ja  England,  wohl  50  Jahre  hindurch, 
jeder  ernstlichen  Konkurrenz  auf  den  Ozeanen  enthoben 
gewesen:  Portugal  und  Spanion  waren  iliror  wichtigsten 
Kolonien  beraubt,  jodes  Einflusses  bar;  Frankreich  auf  soine 
europäischen  Besitzungen  fast  beschränkt  und  durch  die 
innern  Unruhen  zu  jeder  Aktionsfähigkeit  nach  aufson  un- 
fähig ; Holland  mit  sioh  und  den  ihm  wiodergegebeuen  asia- 
tischen Inseln  fast  ausschließlich  beschäftigt,  jedenfalls  nicht 
gewillt,  den  früher  geführten  Kampf  mit  dem  inzwischen 
gewaltig  emporgewachsoneu  Rivalen  und  Nachbar  jenseits 
dus  Kanals  aufs  neuo  aufzunehmen ; Rufsland  noch  weit  iu 
Asien  zurück  und  nirgends  in  bedrohlicher  Nähe  britischer 
Besitzungen ; Deutschland  und  Italien , beide  eine  Zeitlang 
in  ohnmächtigem  Ringen  um  nationale  Einigung  begriffen, 
und  dann  endlich  diese  mit  don  Waffen  erzwingend:  so 
genoß  England  den  einzigen,  in  der  ganzen  Geschichte 
nie  dagewesenen  Vorteil , so  ziemlich  die  ganze  bekannte 
Erde  für  sich  ausbeuten  zu  können.  Und  dio  Briten  haben 


Digitized  by  Google 


136 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


es  redlich  gethan!  Aber  werden  sie  solche  unerhörte  Vor- 
teile auch  in  Zukunft  geniofsen  können? 

Ohne  die  Beantwortung  dieser  Präge  jetzt  ausführlich 
darlegen  zu  wollen , weise  ich  nur  darauf  hin , dafs  iu 
letzter  Zeit  der  englische  Einilufs  im  Stillstand  begriffon 
ist,  und  dafs  die  Schwierigkeiten  und  Verlegenheiten  dieses 
Weltreichs  wachsen , was  desto  mehr  geschehen  wird , je 
gröfser  der  Erfolg  sein  wird , den  die  «Ihrigen  Kolonial- 
mächte, besonders  Deutschland,  bei  ihren  Unternehmungen 
finden.  Doch  dios  nur  zur  Andeutung!  Kehren  wir  wio- 
der  zu  dem  Grundsatz  zurück,  der  oben  so  formuliert 
wurde,  dafs  zwischen  dem  Umfange  des  Wohnraumes  und 
der  ihn  bewohnenden  Menschenmenge  ein  bestimmtes  Ver- 
hältnis obwalten  müsse,  und  dafs  dossen  Verschiebung  auf 
die  Lobenszustände  der  Bevölkerung  oinen  gewissen  Ein- 
flufs  ausüben  werde.  Eine  solche  Verschiebung  nun  wird 
in  erster  Linie  bewirkt  durch  die  Veränderung  der  Volks- 
menge, dio  sich  im  Laufe  der  Zeit  in  einer  gewissen  Rich- 
tung vollzieht.  Diese  aber  besteht,  abgesehen  von  ein- 
zelnen Ausuahmefällen,  in  einer  r ege  1 m ä fsige n Zu- 
nahme dor  Bevöl  kerung  wenigstens  innerhalb  der 
Staaten  Europas,  auf  die  alloin  bei  den  folgenden 
Betrachtungen  Rücksicht  genommen  wird.  Die  übrigen 
Erdteile  müssen  einstweilen  davon  ausgeschlossen  werden, 
einerseits  weil  dioso  zu  einem  grofson  Teile  von  Nicht- 
kulturvölkern bowohnt  werdon,  deren  Zahl  bisher  nicht 
statistisch  festgestellt,  sondern  nur  oberflächlich  geschätzt 
worden  ist,  und  deren  Bevölkerungsbewegung  überhaupt 
andern  Bedingungen  unterliegt,  als  die  der  europäischen 
Völker;  anderseits  woil  dio  höher  entwickelten  Völker  der 
vier  andern  Erdteile  auch  nicht  gezählt  sind,  und  wo  dios 
geschehen  ist , entweder  nur  vereinzelte  Zahlen  vorliegen 
oder  dio  ßevölkoruug  nicht  allein  aus  sich , sondern , wio 
dies  hauptsächlich  in  Amorika  und  Australien  geschah  und 
noch  geschieht,  hauptsächlich  durch  Einwanderung  wächst. 
Dazu  kommt  noch  der  Umstand,  dafs  die  Statistik  dor 
Ein  • und  Auswanderung  zur  Zeit  recht  fühlbare  Liioken, 
nicht  selten  empfindliche  Widersprüche  aufzuweisen  hat, 
so  dafs  daraus  ein  einigermaßen  sicheres  Urteil  kaum  ab- 
geleitet werdon  kann. 

Aus  den  Zählungsergebnissen  der  letzten  drei  Jahr- 
zehnte — wir  meinen  vornehmlich  den  Zeitraum  von  1850 
bis  1880  — geht  mit  völliger  Sicherheit  hervor,  dafs  die 
Bevölkerung  Europas  in  boträchtlichom  Mafse 
zunimmt.  Im  Jahre  1854  von  F.  W.  v.  Reden1)  auf 
Grundlage  von  Zählungen  und  Schätzungen  auf  266  Mil), 
angegeben,  wurde  sie  von  Juraschek  für  das  Jahr  1884 
zu  330857  000  berechnet;  das  gibt  in  30  Jahren  oinon 


1)  Deutiolilaud  uml  da«  übrig«  Kump».  S.  20. 


effektiven  Zuwachs  von  64  857  000 , wobei  zu  beachten 
bleibt,  dafs  aufserdem  Europa  gerade  in  den  letzten  dreifsig 
Jahren  mehrere  Millionen,  mindestens  zehn,  an  die  andern 
Erdteile  abgegeben  hat.  Jene  64  857  000  auf  30  Jahre 
verteilt,  ergeben  oinen  jährlichen  Zuwachs  von  2161900 
oder  0,ai27  Prozent.  Da  beide  Zahlen,  dio  für  1854  und 
1884,  auf  Berechnungen  beruhen,  so  könnte  man  vielleicht 
fürchten , dafs  der  Prozentsatz  der  jährlichen  Zunahme, 
0,8127,  zu  hoch  sei.  Dafs  dies  nicht  der  Pall  ist,  zeigt 
das  gegenseitige  Verhältnis  der  Jahre  1873  und  1882,  für 
deren  Zahlen  der  Hauptsache  nach  direkte  Zählungsergeb- 
nisse verwendet  werden  konnten.  E.  Bebm  und  H.  Wagner 
beziffern  dio  Bevölkerungszahl  Europas  für  1873  auf  300 Mil) , 
für  1882  auf  327  743  000;  daraus  resultiert  oin  Zuwachs 
iu  neun  Jahrenl  von  27  743  000,  oder  in  einem  Jahre  von 
3 082500  oder  1,027  Prozent,  welcher  Prozentsatz  uns 
allerdings  etwas  zu  hoch  vorkommt. 

Versucht  man  nun,  das  für  den  Erdteil  gewonnene  Re- 
sultat zu  detaillieren , so  mufs  bedauert  werdon , dafs  für 
die  einzelnen  Staaten  Europas  die  statisti- 
schen Angaben  weder  in  gl e i c h e r V o 1 1 stä  n d i g- 
keit  noch  in  gleicher  Zuvorlässigkeit  vorliegen. 
Am  schlimmsten  steht  es  in  dieser  Hiusicht  mit  der  Bal- 
kanhalbinsel, insofern  die  Bevölkerung  der  seit  dem 
Berliner  Kongresse  dem  Türkischen  Reiche  gebliebenen 
Gebiete  überhaupt  niemals  gezählt  worden  ist;  dio  dafür 
angogebonon  Zahlen  beruhen , wio  für  don  gröfsern  Teil 
Asiens  und  Afrikas,  durchaus  auf  Schätzung;  dor  sichere, 
d.  h.  ziffernmäfsige  Nachweis  der  Bevölkerungszuuahme  ist 
hierfür  also  nicht  zu  erbringen;  von  Vermutungen  aber, 
ob  die  Volkszahl  der  spezioll  türkischen  Besitzungen  sich 
vermohrt  oder  vermindert  hat,  sehen  wir  an  dieser  Stelle 
geflissentlich  ab.  Dasselbe  gilt  von  Montenegro.  Für  dio 
andern  Teile  der  Balkauhalbinsel , welche  im  Laufe  dieses 
Jahrhunderts  von  dor  Türkei  abgelöst  und  entweder  wie 
Montenegro  zu  selbständigen  Staaten  formiert  oder  audern 
Mächten  einverleibt  worden  sind,  finden  sich  zwar  statisti- 
sche, auf  Zählungen  beruhende  Angaben  vor,  aber  diese 
sind  entweder  ganz  vereinzelt,  wie  z.  B.  für  Bosnien-Herze- 
gowina dio  Zählung  von  1879  und  für  Bulgarien  die  Auf- 
nahme von  1881,  oder  wo  mehrere  aus  verschiedenen  Jah- 
ren herrührendo  Zahlen  vorliegen,  sind  diese,  im  Vergleich 
mit  den  für  die  übrigen  europäischen  Staaten  vorhandenen 
Nachweisen,  nicht  zuverlässig  genug,  um  als  foste  Unter- 
lage für  dio  Berechnung  der  Bevölkerungsbewegung  dienen 
zu  können.  Aus  diesen  Gründen  mufs  auch  der  türkische 
Besitz  wie  ein  aufsereuropäisches  Gebiet  behandelt  und  von 
dem  Übrigen  Europu  ausgeschlossen  werden ; auch  die  an- 
dern Teile  dor  Balkanhalbinsol  erfahren  einstweilen  das- 
1 selbe  Schicksal , doch  werden  sie  später  einer  gesonderten 


Digitized  by  Google 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


137 


Betrachtung  unterzogen  werden,  um  wenigstens  den  Ver- 
such zu  machen,  die  in  ihrer  Bevölkerung  sich  vollziehen- 
den Veränderungen  annähernd  zu  bestimmen. 

Was  die  übrigen  Staaten  Europas  anbetrifft,  die  ein 
Gebiet  von  etwa  9,i  Mil).  <]km  mit  fast  310  Mill.  Einwoh- 
nern darstellen,  so  liegen  zwar  nicht  für  alle  ganz  gleiche 
Verhältnisse  vor,  indem  besonders  die  Statistik  Kufslands 
viel  zu  wünschen  übrig  läfst,  und  auch  Portugal  und  Spa- 
nien nicht  auf  derselben  Höhe  wie  die  audern  Staaten  sto- 
ben. Immerhin  aber  sind  die  für  diese  drei  bestehenden 
Abweichungen  nicht  so  grofs,  dafs  sie  nicht  der  gleichen 
Behandlung,  wenigstens  für  gewisse  Zweige,  uuterzogen 
werden  dürften.  Dies  kann  auch  deshalb  geschehen,  weil 
selbst  in  den  übrigen  Staaten  die  periodischen  Zählungen 
nicht  die  gleichen  Zeiträume  nmfaeson.  Während  z.  B. 
für  Schweden  regelmäfsige  Zählungen  schon  seit  dom  Jahre 
1751  vorliogen,  sind  alle  übrigen  Teile  erst  seit  Anfang 
dieses  Jahrhuuderts  statistisch  aufgenommeu  worden,  Groß- 


britannien zum  erstenmal  im  Jahre  1801 , einige  Teile 
Deutschlands  soit  1816,  die  übrigen  soit  1834,  Frank- 
reich im  J.  1821,  Island  1825,  die  Niederlande  1829,  Däne- 
mark 1840,  Belgien  1840,  Irland  1841,  die  Schweiz  1850, 
die  Bestandteile  Italiens  zwischen  1819  und  1857,  Spa- 
nien 1857,  Österreich -Ungarn  1857,  Rufsland  1858  und 
Portugal  1863.  Dazu  kommt  endlich  noch  der  Umstand, 
dafs  erst  seit  den  letzten  30  Jahren  infolge  der  statisti- 
schen Kongresse  die  Verschiedenheiten  der  Aufnahmen 
mehr  und  mehr  beseitigt  worden  sind,  und  daher  nur  die 
neuern  Zahlen  sich  zu  gegenseitigen  Vergleichen  verwen- 
den lasseu. 

Betrachtet  man  nun  die  Art  und  Intensität  der  Be- 
völkerungszunahme in  den  einzelnen  Staaten,  so  wird  jener 
erste  für  das  ganze  Europa  ermittelte  Prozentsatz  nicht 
nur  als  im  ganzen  richtig  sich  ergobon,  sondern  es  wird 
sioh  daraus  mancher  interessante  Schlafs  ziehen  lasseu. 
Als  Grundlage  dafür  diene  die  beifolgende  Tabelle  A *), 


Tabelle  A. 


Karne  des  I.siwlei. 

Ettlfc  m 
Grund* 
gelegte 
Ziblong- 

DaraaUge  Zahl, 

J.cutc 

ZÄJllUBg. 

t.i  Ute  Zahl. 

Gfluatw 

i'liCMvllllb. 

DordufiballtUcbef 
PrdMotMU 
i#r  JUhritetotk 
Vonacbmnjj, 

BJit'b  deal  PHvIp 
d*sr  fflnwiriairi(hnna|. 

Dänemark  ohne  Färöer  und  Island  . . . 

1850 

1 407  747 

1880 

1 969039 

561  292 

1,919 

»,lä 

Norwegen 

1843 

1 338  471 

1875 

I 806  900 

478  429 

i,m 

1,03 

RufsUnd 

1858 

«8  981  728 

1880  >> 

85  058  424 

16  121  696 

l^es 

0,M 

Niederlande  ohne  Lounbug 

1848 

8 056  »79 

1879 

■1  0(2  693 

965  814 

1,0«» 

0,$l 

Schweden  

185t) 

3 482  341 

1880 

4 566  688 

1 083  127 

1.08T 

0»«l 

OlnMiill»iiii[|ii  und  Irland  ..... 

1851 

27  488  »53 

1881 

3B  24«  562 

7 757  709 

O.oti 

0/3  für  1 801/41  : 1,*S 

Deutsches  Iteie-h 

1850 

33  393  476 

1860 

45  234  061 

9 S4Ö  535 

O.v/f 

n.SJ 

Belgien  . 

1848 

4 337  190 

18B0 

$62000» 

1 182813 

0,51 

Portn^n)  ohne  Mo  ..... 

1861 

.8  693  362 

187» 

1 160*18 

456  968 

0,5*3 

0,50 

Ö«terieich-lh>gaTO(ohiie  Bosnien-Iler  zcgowma) 

1657 

32  533  002 

1880 

37  785  422 

6 253  420 

0,50? 

0,63 

Schweiz  ........... 

1850 

2 390  116 

1880 

2 648  107 

435  991 

0,4»* 

0,3» 

Italien  ....  

1871 

28  801  154 

1881 

28  460  931 

I 559  777 

0.419 

0,60 

Laxemhurg.  .......... 

1840 

169  73t) 

1880 

809  570 

39  840 

0,WJ 

O.SS 

Spjmicii  mit  BnldtJOn.  ata-T  ohne  dt«  l ar.afiiw 

1857 

IS  130  294 

1877 

16  342  990 

1 201 702 

0,4*4 

0,3» 

Frankreich  («ha*  Savoyen  und  Nizza)  . . 

1851 

34  961  905 

1881 

36  689  775 

1 677  870 

0,l«o 

0,13  für  1872/81 : 0,41 

309  838  472  O.Ä9  Durchschnitt 


in  welcher,  soweit  es  anging,  die  Zählungsresultate  der  letz- 
ten drei  Jahrzehnte  einander  gegenübergestellt  werden ; auch 
wird  darin  der  durchschnittliche  Prozentsatz  der  jährlichen 
Vermehrung  hiuzugefügt.  Ausdrücklich  sei  bemerkt,  dafs 
mit  Ausnahme  von  Kufsland  immer  nur  wirkliche  Zählun- 
gen angeführt,  Berechnungen  oder  Schätzungen  also  ver- 
mieden wurden,  dafs  ferner  nur  die  wirkliche  Vermehrung 
angegeben,  die  Auswanderung  demnach  nicht  berücksich- 
tigt ist. 

Aus  der  vorstehenden  Tabelle  ergibt  sieh  das  inter- 
essante Resultat,  dafs,  so  verschiedenartig  auch  der  Grad 
der  jährlichen  Zunahme  sein  mag  — er  schwankt  zwischen 
0,i6o  und  1,328  — ■,  keiner  der  angeführten  europäischen 
Staaten  eine  Einbufse  an  seiner  Bevölkerungszahl  erlitten  hat ; 


*)  Berechnung. 

l’*Urmann»  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  tieft  V. 


und  selbst  Frankreich,  das  die  bei  weitem  geringste  Zunahme 
aufweist,  vermehrt  sich  bei  einom  30jährigen  Durchschnitt 
um  jährlich  55  925  Seelen , hinreichend , um  daraus  eine 
Stadt  in  dor  Greise  von  Erfurt  zu  formieren.  Beachtens- 
wert ist  ferner  der  Umstand,  dafs  das  gerade  in  der  Mitte 
der  Tabelle  A befindliche  Belgien  mit  seiner  Zunahme  um 
0,802  dom  für  die  sämtlichen  Staaten  berechneten  Durch- 
schnittssatze von  0,802  am  nächsten  kommt,  und  dafs  fer- 
ner von  den  übrigen  14  Gebieten  die  eine  Hälfte  über, 
die  andre  Hälfte  untor  dem  Durchschnitte  sich  befindet. 


l)  Bei  den  folgenden  Betrachtungen  sind  nur  die  Durrhuchmttspro- 
»ntsätz«  iwgeurendet ; dieselben  sind  zwar  et«**  höher  ah  die  ZinMaziiu- 
Prozentsätze;  eie  entsprechen  abor  unsre»  Brachten*  der  Sache  besser  als 
die  letztem,  «eil  eben  die  Bevölkerungsbewegung  sich  nicht  mit  mathe- 
matischer Genauigkeit  vollzieht.  An  dem  wirklichen  Verhältnis  zwischen 
Volksrahl  und  Vermehrungsbctrag  wird  natürlich  durch  die  verschiedene 
Höhe  jener  beiden  Prozentsätze  nichts  geändert. 

18 


Oigüized  by  Google 


138  Die  progressive  Zunahme 

Ganz  überrascheuderweise  kommen  die  Prozentsätze  der 
hohem  Zunahme  ausschließlich  den  lindern  des  Nordens 
und  Ostens  zu,  und  es  wäre  eine  interessante  Sache,  den 
Gründen  dieser  merkwürdigen  Erscheinung  nachzugehen, 
eine  Aufgabe,  die  wir  in  nächster  Zeit  bei  andrer  Gelegen- 
heit zu  lösen  versuchen  werden.  Die  niedrigen  Prozent- 
sätze betreffen  ausschließlich  die  Staaten  des  südlichen  und 
westlichen  Europa,  und  zwar  so,  daß  keiner  derselben  den 
fUr  den  ganzen  Erdteil  berechneten  Durchschnittssatz  er- 
reicht. Im  allgemeinen  also  ergibt  sich  aus  den  gegebenen 
Zusammenstellungen  das  interessante  Gesetz,  daß 
in  Europa  die  progressive  Zunahme  derBeröl- 
kerung  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Sü- 
den abnimmt;  ferner,  daß  dergeringereProzent- 
satz  der  Zunahme  keineswegs  nur  den  Völ- 
kern romanischer  Rasse  eigen  ist,  sondern  da  fs 
auch  die  südlich  wohnenden  Zweige  der  Gor- 
m anen,  nämlich  die  Schweizer  und  Österreicher,  auf 
wesentlich  gleicher  Stufe  mit  einigen  roma- 
nischen Völkern,  don  Italienern  und  Portugiesen, 
stehen. 

Da  nun  die  angegebenen  Prozentsätze  der  jährlichen 
durchschnittlichen  Revölkemngszunahme  zunächst  nur  auf 
die  innerhalb  wouigor  Jahrzehnte  gewonnenen  Zählungen 
basiert  sind,  so  könnte  man  vielleicht  meinen,  daß  die  in 
letzter  Zeit  erfolgte  allgemeine  Zunahme  eine  momentane 
sei,  und  man  könnte  zweifeln,  ob  die  durch  Berechnung 
erzielten  Prozentsätze  in  der  Thut  auch  die  in  der  Bevöl- 
kerung vorsichgehendo  Bcweguug  richtig  ausdrücken.  Ein 
solcher  an  sich  berechtigter  Zweifel  wäre  nicht  zu  be- 
seitigen, wonn  nicht  in  einem  großen  Teile  der  europäi- 
schen Staaten  oder  einzelner  ihrer  Gebiete  schon  früher 
als  vor  drei  Jahrzehnten  Zählungen  stattgofunden  hätten, 
welche  die  Möglichkeit  gewähren,  die  in  Tabello  A ver- 
zeichneten  Prozentsätze  auf  ihre  Richtigkeit  hin  zu  prüfen 
und  zu  kontrollieren.  Es  vorstoht  sich  von  selbst,  daß 
man  bei  Zugrundelegung  eines  längern  Zeitraumes  nicht 
genau  denselben  Prozentsatz  erwarten  darf,  wio  bei  einem 
kürzern,  denu  die  Bevölkerungsbewegung  ist,  wie  man  sich 
aus  den  statistischen  Werkon  überzeugen  kann,  sich  nicht 
konstant  von  Jahr  zu  Jahr  gleich,  sondorn  es  gibt  Sprünge 
vor-  und  rückwärts.  Wenn  nun  die  Idee  der  progressiven 
Vermehrung  richtig  ist,  so  muß  der  auf  einem  langem  Zeit- 
raum basierte  Prozentsatz  größer  sein , als  die  auf  oinem 
kiirzern  Zeitabschnitte  beruhende  Vorhältniszahl , denn  es 
muß  von  diesem  Gesichtspunkte  dio  Bevölkerung  sich  nach 
Maßgabe  der  Zinseszinsrechnung  vermehren.  Die  nach- 
stehende Tabelle  B . welche  die  altern  Zählungen , soweit 
solche  zugänglich  waren,  berücksichtigt,  wird  den  zuletzt 
ausgesprochenen  Gedanken  als  richtig  beweisen. 


der  Bevölkerung  Europas. 


Tabelle  B. 


Älteste 

Ditfcrenaxatil 

JMirl. 

Name  de*  La  mies. 

Zahlung. 

Zahl. 

Zahlung. 

In 

Pr-oxent. 

Schweden  

1751 

1 785  727 

2 779  941 

Dänemark  ') 

1801 

929  001 

1 030  038 

1,34« 

Grofsbritannien  und  Irland *) 

1801 

16  237  300 

18  868  040 

1,44« 

Großbritannien 

1801 

10  500  956 

19  201  700 

2,284 

England  und  Wales  . . . 

1801 

8 892  536 

17  075  750 

2,400 

Schottland 

1 608  120 

2 125  950 

1,443 

Großbritannien  und  Irland  . 

1841 

27  036  450 

8 210  112 

0,7M 

Irland  allein 

1841 

8 175  124 

—3  015  286 

— 0,9«*) 

Norwegen 

Frankreich  ohne  Savojren  und 

1815 

1051  316 

755  582 

1,198 

Nina 

1821 

29  180  734 

7 459  041 

0,4» 

Niederlande 

1829 

2 613  487 

1 399  206 

1,011 

Deutsches  Reich , resp.  das  j 
betreffende  Gebiet 

1871 

1834/5 

1816 

41068  792 
30  935  648 
24  831  396 

4 175  792 
14  938  413 
20  402  655 

1,134 

1,073 

1.343 

Italien 

1855  *) 

24  552  OOO 

3 908  931 

0,437 

Italien 

1833«) 

21  211  926 

7 249  005 

0,797 

Die  Tubello  B zeigt  in  allen  Fällen  eine  Zunahme  des 
Prozentsatzes,  und  zwar  steigt  dieser 


in 

Dänemark  von  .... 

1,828  auf  1,18«, 

Diffcreni  0,028 

in 

Norwegen  von  . . . . 

1,172 

9» 

l.i». 

0,024 

in 

den  Niederlanden  von  . 

1,042 

*» 

1.071, 

» 

0,081 

in 

Schweden  von  . . . . 

1,037 

1» 

1.2», 

n 

0,160 

in 

Grofsbritannien  und  Ir- 
Und  von 

0,>41 

• 

1.444, 

•* 

0,?08 

im 

Deutschen  Ilciche  von  . 

0,927 

W 

1 1,078, 
1 1,242, 

n 

0,14»' 

0,316 

in 

Italien  von 

0,419 

m 

10,617, 

10,727, 

0,018 

0,108 

in 

Frankreich  von  . . . 

0,160 

» 

0,426, 

n 

0,346 

Auch  dieser  Vergleich  zeigt  das  überraschende  Resultat, 
daß  keiner  der  angeführten  Staaten  — so  lange  man  ihn 
als  Ganzes  betrachtet  — eine  Einbuße  an  der  prozentua- 
len Progression  erleidet.  Dieser  Umstand  berechtigt  zu 
der  Annahme,  daß  jene  ersten  Prozentsätze  von  Tabelle  A 
keineswegs  zufälliger  oder  momentaner  Natur  sind,  und  es 
kann  daher  keinem  Zweifel  mehr  unterliegen , daß  sie  dio 
Richtung  der  Volksbewegung  genau  angeben,  während  sie 
von  deren  Intensität  eine  annähernd  zutreffende  Vorstel- 
lung erwecken ; um  dieso  letztere  sicherer  zu  bestimmen, 
bedarf  es  der  Hiuzuuahme  einiger  andrer  Faktoren,  vor 
allem  der  Statistik  der  Wanderung  (Ein-  und  Auswande- 
rung) und  der  in  den  betreffenden  Zoitraum  fallenden  ge- 
schichtlichen Ereignisso  wie  Kriego,  Aufstände  und  Revolu- 
tionen. Mit  Rücksicht  darauf  wird  man  nicht  erwarten 
dürfen,  daß  die  Differenzzahlen  zwischen  den  boidon  Pro- 
zentsätzen bei  allen  Staaten  ein  gleichmäßiges  Verhältnis 
aufweisen;  ohno  Zweifel  müßte  dies  aber  für  längere  Zeit- 


1)  Sich  Kolb,  Haadb.  der  Vergl.  Stat.,  8.  Aufl.,  find  in  Dincmark  die 
erste  Kühlung  im  J.  1801  statt;  nach  II.  Wagner,  Bevölkerung  der  Erde  V, 
geschah  dies  erst  1811. 

8)  Oboe  Kanaliuseln  und  Man,  weil  dafür  im  J.  1801  keine  Zahlen 
ermittelt  wurden;  die  Zahl  für  Irland  beruht  auf  Schüttung;  in  Irland 
fand  die  erste  genane  Zahlung  im  J.  1841  statt. 

*)  Abnahme! 

*)  Teüweise  Kühlung. 


Digitized  by  Google 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


139 


räume  vorhanden  sein , wenn  nicht  eben  jene  Störungen 
die  regel-  und  gleickmärsige  Bevölkerungsbewegung  unter- 
brächen. Leider  wird  es  nicht  möglicli  sein,  bei  irgend 
einem  gröfsern  Gebioto  jenes  thatsächliche  Vorrücken  der 
Bevölkerung  genau  zu  konstatieren , besonders  doBwegen, 
weil  die  Wanderungsstatistik  in  allen  Staaten  zur  Zoit  un- 
genügend ist,  und  besonders  in  dem  letzten  halben  Jahr- 
hundert sowohl  die  intereuropäische  als  die  interozeanische 
Wanderung  alle  Völker  mehr  odor  weniger  ergriffen  hat. 
Ein  allerdings  nur  annähernd  richtiges  Bild  der  Bevölke- 
rungsbewegung über  längere  Zeiträume  kann  man  indes 
von  Schweden  vorführen,  da  in  diesem  Lande  die  regel- 
mäfsigen  Zahlungen  schon  seit  dem  Jahre  1751  stattfinden, 
und  der  Betrag  der  Wanderung  bis  zum  Jahre  1870  we- 
nigstens sich  in  mäfsigen  Grenzen  bewegte;  seitdem  hat 
allerdings  auch  hier  die  Auswanderung  stark  zugenommen. 
Betrachtet  man  die  Jahre  1751  — 1870  der  schwedischen 
Bevölkerungsbewegung  in  drei  gleich  grofsen  Abschnitten, 
von  1751 — 1700,  von  1790 — 1830  und  von  1830 — 1870, 
so  ergibt  sich  folgendes: 

1751  bet  nie  die  Volkuabl  1 785  727,  1790 : 2 158  232;  ii«  stieg  also 
um  jährlich  O.Y)  1 Seelen  oder  0,535  Prozent. 

1790  betrug  die  Vnlkraahl  2 158  232,  1830:  2 888  082;  aie  atieg  »Iso 
uro  jährlich  18246  Seelen  oder  0,845  Prozent. 

1830  betrug  die  Volkaiahl  2 889  082,  1870:  4 188  525;  »ie  atieg  alao 
um  jährlich  32011  Seelen  oder  1,108  Prozent. 

Die  Steigerung  der  jährlichen  Zunahme  innerhalb  der 
Zeiträume  von  40  Jahren  zeigt  auf  daB  deutlichste , mit 
welcher  Gleichmäfsigkeit  die  Bevölkerung  wächst,  wenn  sio 
von  starken  Störungen  frei  bleibt.  Selbst  in  Schweden 
würde  die  Progression  noch  gloichmäfsiger  sein,  wenn  nioht 
einerseits  im  J.  1772  eine  Hungersnot  eingetreten  wäre, 
welche  die  im  J.  1771  ermittelte  Zahl;  2 041081  auf 
1972  407  (im  J.  1773)  herabdrückte,  anderseits  der  Betrag 
der  Auswanderung  in  den  Jahren  1850 — 70  eine  beach- 
tenswerte Höhe  erreicht  hätte;  diese  ergibt  nämlich  für 
das  Dezennium  1851 — 60  im  jährlichen  Durchschnitt  1690, 
für  1861 — 70  1225.  Da  nun  im  letzten  Jahrzehnt  die 
Auswanderung  in  enormem  Mafse  gestiegen  ist  — sie  be- 
trug beispielsweise  im  J.  1871:  1 7 4 50,  im  J.  1880  sogar 
42  109  — , so  braucht  man  sich  nioht  zu  wundern,  dafs 
das  letzte  Dezennium  einen  erhebliohen  Rückgang  in  der 
Progression  der  Bevölkerungszunahme  erlitten  hat;  die  jähr- 
liche Vermehrung  bolief  sich  nämlich  zwischen  1870  und 
1880  auf  39714  Seelen  odor,  wenn  die  Zahl  für  1870 
als  Ausgangspunkt  betrachtet  wird,  auf  0,952  Prozent. 

Bei  den  vorausgegangenen  Betrachtungen  waren  dio 
Staaten  beständig  als  Ganze  aufgefafst  geworden ; der  er- 
mittelte Betrag  der  Bevölkern  ngsprogression  bezieht  sich 
also  auf  das  ganze  Volk.  Ein  solches  Verfahren  vermag 
aber  nur  dann  eine  einigermafsen  zutreffende  Vorstellung 


von  der  Art  und  Stärke  der  Bevölkerungsbewegung  zu  ge- 
währen, wenn  das  betreffende  Volk  nicht  sehr  zahlreich 
nnd  verhältnismäfsig  homogen  nach  Abstammung  und  wirt- 
schaftlicher Lage  ist;  dies  ist  beispielsweise  in  Skandina- 
vien, Dänemark  und  in  den  Niederlanden  der  Fall.  Wo 
aber  die  Bevölkerung  sehr  zahlreich  ist,  und  wo  sio  sich 
entweder  aus  verschiedenen  Nationalitäten  zusammensetzt, 
odor  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  eine  weite  Spannung 
der  Gogousätze  zeigen,  da  wird  sich  auch  die  Art  der  Pro- 
gression mehr  oder  weniger  verschiedenartig  gestalten.  Die 
Richtigkeit  dieser  Behauptung  wird  in  erster  Linie  durch 
das  Verhältnis  zwischen  Österreich  und  Ungarn  dargethan; 
während  nämlich  in  dem  sogenannten  Cisleithanien  die 
Zivilbevölkerung  in  dem  Zeiträume  von  1857 — 80  von 
18224500  auf  22144244  stieg,  also  jährlich  um  170423 
odor  0,935  Prozent,  wuchs  sie  itu  Königreich  Ungarn  inner- 
halb des  gleichen  Abschnittes  von  13  667  868  auf  1 5 642  1 78, 
was  einer  jährlichen  Zunahme  von  85883  Seelen  oder 
0,G28  Prozent  entspricht.  Am  stärksten  und  auffal- 
lendsten abor  zeigt  sich  die  Un gleichmäfsigkeit 
der  Volksvermehrung  in  Grofsbritannien  und  Irland; 
der  Grad  der  dort  im  Laufe  dieses  Jahrhunderts  vorge- 
kommenen Bevölkerungssobwankungen  ergibt  sich  schon  aus 
den  Zahlen  der  Tabellen  A und  B.  Während  das  ganze 
Königreich  in  dem  Zeiträume  von  1851 — 81  um  0,941  Pro- 
zent gewachsen,  ergibt  dio  Berechnung  des  Abschnittes 
von  1841 — 51  oine  Progression  von  nur  0,759  Prozent, 
anderseits  die  Periode  von  1801 — 81  den  Grad  der  Zu- 
nahme auf  1,444,  wobei  allerdings  zu  beachten  ist,  dafs  die 
für  Irland  in  die  Berechnung  eingestellten  Zahlen  nicht 
genau  verbürgt  sind,  da  nach  Kolhs  Angabe  die  erste  zu- 
verlässige statistische  Aufnahme  erst  im  J.  1841  stattfand. 
Betrachtet  man  Grofsbritannien  in  dem  Zeiträume  1801 — 81 
für  sich  allein,  so  zeigt  dieses  eine  Steigerung  der  Volks- 
zahl von  10500596  auf  29  702  650  oder  um  2,2  8 5 Pro- 
zent, eine  ganz  onorme  Zunahme ! Noch  etwas  anders  ge- 
staltet sich  das  Verhältnis,  wenn  man  in  denselben  80  Jahren 
England  mit  Wales  und  Schottland,  jedes  für  sich  allein, 
betrachtet;  alsdann  ergibt  sich,  dafs  Schottland  von  1 608420 
auf  3 934  370  gewachsen  ist,  was  einer  jährlichen  Zunahme 
von  1,652  Prozent  entspricht,  während  England  mit  Wales 
seine  Bevölkerung  von  8892  536  auf  die  ungewöhnliche  Zahl 
26  968  286  erhöht,  d.  h.  um  2,400  Prozent  sich  vermehrt 
hat;  dies  ist  das  kolossalste  Wachstum,  das  für  eineu 
gröfsern  Raum  mit  Sicherheit  nachgewieson  werden  kann. 
Die  beispiellose  Prosperität  Englands  legt  den  Schlufs  nahe, 
dafs  die  Gunst  der  wirtschaftlichen  Lage  einen  fördernden 
Einflufä  auch  auf  die  Progression  der  Bevölkerung  auszu- 
üben vermöge. 

Die  beträchtliche  Differenz,  welche  der  Vergleich  der 

18» 


140 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


verschiedenen  Länder  des  britischen  Archipels  ergibt,  er- 
klärt sich  aus  dem  Vorhalten  der  Bevölkerung  Irlands; 
diese  betrug  im  J.  1841  8175124,  im  J.  1881  dagegen 
nur  5159  839;  sio  hat  also,  und  zwar  ist  dies  der  einzigo 
Fall , der  für  ein  größeres  Gebiet  innerhalb  eines  lungern 
Zeitraumes  zahlenmäfsig  nachgewiesen  werden  kann,  in  star- 
kem Mafso  abgenommen,  nämlich  im  jährlichen  Durch- 
schnitt um  75  382  Seelen  odor  0, 939  Prozent.  Dafs  die 
Ursachen  dieser  in  der  Bevölkerungsbewegung  des  ganzen 
Europa  durchaus  singulären  und  höchst  befremdlichen  Er- 
scheinung in  don  politisch -nationalen  und  wirtschaftlichen 
Verhältnissen  der  Insel  begründet  liegon,  ist  allgemein 
bekannt. 

Nachdem  nun  die  Prozentsätze  der  jährlichen  Durch- 
schnittsvermehrung  gewonnen  sind,  komme  ich  noch  einmal 
auf  eine  der  an  frühem  8tellen  gemachten  Bemerkungen 
zurück,  welche  die  Thatsache  betrifft,  dafs  die.  eben  er- 
mittelten Zahlen  nur  die  effektive  Zunahme  bezeichnen  und 
die  in  der  Bevölkerung  vorsichgehendo  Bewegung  nicht 
ganz  exakt  ausdrückon,  da  eben  gerade  in  don  letzten  Jahr- 
zehnten, innerhalb  deren  die  Statistik  verhültnismäfsig  rich- 
tige Zahlen  geliefert  hat,  bedeutende  Wanderungen  statt- 
gofunden  haben.  Würden  diese  auf  die  europäischen  Staaten 
unter  sich  beschränkt  geblieben  sein,  so  würden  sie  den 
Erfolg  unsrer  Berechnungen  insofern  nicht  beeinträchtigt 
haben,  als  jeder  einzelne,  auch  wenn  er  soin  Vaterland  vor- 
lassen hätte,  in  irgend  einem  Gebiete  gezählt  worden  wäre, 
und  wenn  auch  die  Sätze  der  einzelnen  Länder  einen  klei- 
nen Eintrag  erlitten  hätten , das  Resultat  für  den  ganzen 
Erdteil  hätte  richtig  herauskommen  müssen.  Nun  ist  aber, 
wie  bekannt,  der  Betrag  der  intereuropäischen  Auswande- 
rung weit  geringer  als  der  Umfang  der  überseoischon ; es 
mufs  daher  a priori  angenommen  werden , dafs  die  von 
uns  in  den  verschiedenen  Tabellen  mitgeteil- 
ten Prozontsätzo  für  alle  mit  starker  Auswan- 
derung versehenen  Gebieto  zu  niedrig  sind. 
Wäre  nun  die  Statistik  der  überseeischen  Auswanderung 
von  hinreichender  Zuverlässigkeit  und  Vollständigkeit,  so 
würde  man  im  stände  sein , jono  zu  niedrigen  Sätze  auf 
die  richtige  Höhe  zu  bringen.  Loider  ist  weder  jenes  der 
Fall,  noch  dieses  möglich.  Wie  verschiedenartig  in  dieser 
Hinsicht  die  Angaben  sind,  ersieht  man  aus  folgendem  Boi- 
spiele. Das  „Statistische  Jahrbuch  für  das  Deutsche  Reich“, 
Jahrgang  1884,  S.  25,  gibt  die  Zahl  der  aus  deutschen 
Häfen  und  aus  Antwerpen  in  überseeische  Länder  einge- 
schifften  deutschen  Auswanderer  für  dio  Periode  von  1871 
bis  1883  auf  1 1 66686  an,  die  zwar  zum  gröfsten  Teilo, 
aber  doch  nicht  alle  sich  in  die  Vereinigten  Staaten  von 
Nordamerika  wandten,  während  nach  einer  Veröffentlichung 
des  Statistischen  Büreaus  in  Washington  die  Zahl  der  in 


demselben  Zeitraum  in  die  Vereinigten  Staaten  eingewan- 
derten Deutschen  1 4 2035  3 betragen  hat.  Diese  bedeu- 
tende Differenz  erklärt  sich  eben  aus  der  Mangelhaftigkeit 
der  Auswanderungsstatistik. 

Trotzdem  würde  es  möglich  sein,  die  Zunahme  der  eu- 
ropäischen Völker  genau  zu  ermitteln,  wenn  in  den  gleichen 
Zeiträumen,  seit  welchen  offizielle  Volkszählungen  stattge- 
funden haben,  auch  die  Registrierung  aller  Todes-  und 
Goburtsfälle  erfolgt  wäre,  und  die  betreffenden  Ergebnisse 
veröffentlicht  worden  wären.  leider  ist  weder  das  eine, 
noch  das  andre  für  längere  Zeiträume  erfolgt;  es  fehlt 
demnach  auch  diese  Handhabe,  um  wenigstens  für  die  letz- 
ten zwei  odor  drei  Dezennien  den  Betrag  der  Wanderungen 
wirksam  zu  kontrollieren.  Immerhin  aber  sind  einige,  wenn 
auch  unvollständige  Zahlenreihen  zugänglich  gewesen,  welche 
gestatten,  den  Betrag  der  effektiven  Vermehrung  mit  der 
Höhe  der  verschleierten  Volksvermehrung  zu  vergleichen. 
In  der  folgenden  Tabello  C sind  die  Ergebnisse  unsrer 
darauf  bezüglichen  Untersuchungen  zusammcngostellt;  zu- 
! gloich  ist  in  derselben  der  Versuch  gemacht,  die  ermittelten 
Beträge  der  Auswanderung  zusammenzustellen. 

Dio  Tabello  C zeigt,  dafs  in  allen  Staaten  zwischen  den 
Thatsachen  der  Bevölkerungsbewegung  und  den  Prozent- 
sätzen der  effektiven  Volkszunahme  eine  mehr  oder  minder 
erhebliche  Differenz  vorliegt,  wolcho  mit  einer  einzigon  Aus- 
nahme zu  gunsten  der  erstem  ausfällt ; dafs  diese  Ausnahme 
gerade  Dänemark  betrifft , wo  doch  neuerdings  eine  nicht 
unerhebliche  Auswanderung  stattgefunden  hat,  ist  eine  über- 
raschende Thatsache,  für  die  leider  kein  ausreichender  Grund 
anzugeben  ist. 

Bei  den  vorstehenden  Betrachtungen  wurde  nach  Maß- 
gabe frühor  angegebener  Gründe  auf  dio  Staaten  und  Ge- 
biete der  Balkanhalbinsel  keine  Rücksicht  genommen;  im 
folgenden  soll  wenigstens  für  einige  derselben  der  Versuch 
gemacht  werden,  die  Bevölkerungszunahme  zu  ermitteln; 
dieser  kann  sich  indes  nur  auf  Rumänion,  Griechenland 
und  Serbien  boziohen ; während  dio  eigentliche  Türkei, 
Bosnien  - Herzegowina , Ostrumelien  und  Bulgarien  einst- 
weilen beiseite  gelassen  werden. 

In  Rumänien  fand  bisher  eine  einzige  Zählung  im  Jahre 
1859  statt,  welche  auf  dem  damaligen  Gebiete  4 424  961 
Seelen  orgab ; da  nun  Rumänien  durch  den  Berliner  Frieden 
1878  etwa  4000  Seelen  gewann,  und  dio  Schätzung  für 
1881  eine  Bevölkerung  von  5376  000  bestimmt,  so  würde 
die  Volkszahl  in  22  Jabren  auf  dem  frühem  Gebiete  um 
911039,  oder  jährlich  im  Durchschnitt  um  41411=0,937 
Prozent  gowuchson  sein.  Noch  stärker  ist  die  Zunahme 
in  Griechenland;  setzt  man  nämlich  — mit  Ausschlafs  des 
jüngst  erworbenen  Gebietes  — die  Zählungen  von  1879 
und  1861:  1 679  765  und  1325  341  in  gegenseitigen  Ver. 


Digitized  by  Google 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 


141 


Tabelle  C. 


Name  de«  Lande«. 

Zeitraum. 

Ergebnis  d.  Bevöl- 
kerungsbewegung 
für  «in  Jahr. 

Different  zwischen 
der  effektiven  Zu- 
nahme u.  d.  Bevöl- 
kerungsbewegung. 

Ermittelter  Gesamtbetrag  der  Auswanderung. 

Rafdand  ohne  Polen  and  Finnland  . 

1870 

917202  = 1,  JM 

Kurland  mit  Polen 

1867—75») 

Ist« 

+ 0.1» 

Verbannung  nach  Sibirien  1875:  14  196 
1 Noch  Hübner- Juraachek  oelt  1820:  4 Mill. 

Deutsches  Reich 

1872-82 

541810=  1,1*7 

-f  0,970 

! Nach  and.  Ang.  1847—83:  3 465  904 
1 1871—83:  1 165  686 

Österreich  • Ungarn 

1878-80 

271  450  = 0,74 

-{-0,0*8 

J Österreich:  1850—82:  164  178 
l Ungarn:  1881—82:  28  507 

Frankreich 

1873-79 

121379  = 0,»* 

+ 0,16* 

1849—82:  355  680 

Großbritannien  and  Irland  . . . 

1872—81 

440  861  = 1,17 

+ 0,41» 

| 1815—82:  9 232  928 
\ 1871—82:  2 201  287 

Italien 

1871—80 

190516  = 0,4*4 

+ 0,067 

1876—82:  248  691 

1858—65 

133  625  = 0,83 

Spanien  

Juruschek 

0,6* 

+ 0,1* 

Keine  Angabe. 

Btigiea  

1874—80 

48089  = 0,68 

+ 0,078 

Die  Kimranderung  soll  nach  Kolb  in  den 

letzten  Jahren  grober  sein  als  die  Aus- 
wanderung. 

Schweden 

187G-80 

50989  = 1,116 

-{-0,079 

1851—81:  335  011 

Portugal 

Juruchek 

1,10 

— 0.J47 

1855—65  und  1870—81:  233  054 

Niederlande 

1878— 81 

52562=  1,J0 

— 0,1M 

Keine  Angabe. 

Schweix 

1876—81 

23018  = 0,»1 

+ 0,174 

1868—76  und  79—82:  66  974 

Dänemark 

1876—80 

24  251  = 1,7* 

— 0,008 

1809—82:  66  093 

Norwegen  . . .* 

Jnruehek 

1,38 

-(-0,178 

1846—82:  280  873 

Jähr).  Durchschnitt. 


gleich,  so  resultiert  daraus  ein  Gcsamtüborschufs  von  354  434, 
oder  eine  jährliche  Vermehrung  um  19  691  Seelen  = 1,486 
Prozent,  ein  Prozentsatz,  der  Bich  den  höchsten  von  uns 
ermittelten  Beträgen  un  die  Seite  setzt  und  um  so  un- 
wahrscheinlicher erscheinen  mufs,  als  die  uns  zugänglichen 
Zahlen  der  Bevölkerungsbewegung  nur  einen  jährlichen  Fort- 
schritt von  0,7  ergeben.  Serbien  endlich  hatte  im  Jahre 
1878  nach  Zählung  auf  dem  ehemaligen  Areale  1389  337 
Menschen,  1874  waren  es  1 352  822 ; die  Differenz  zwischen 
beiden  ergibt  eine  jährliche  Yermehruug  von  9129  Seelen 
oder  0,67G  Proz.,  ein  Prozentsatz,  der  glaubwürdig  erscheint. 
Legt  mau  dagegen  ältere  Angaben,  z.  B.  die  für  1866: 
1215  645  zu  Grunde,  so  gibt  das  eine  Vermehrung  um 
1,4t  1 Prozent,  ebenfalls  ein  wenig  Vertrauen  erweckendes 
Resultat ! 

Kehren  wir  wieder  zu  jenen  sicherem  Ergebnissen  zu- 
rück und  erinnern  daran , dafs  trotz  aller  politischer  und 
wirtschaftlicher  Erschütterungen,  trotz  Unzufriedenheit  und 
Auswandorung  die  Bevölkerung  der  europäischen  Staaten 
stetig  und  fast  gleichmäfsig  gewachsen  ist,  so  wird  es  wohl 
auch  gestattet  sein,  auf  solcher  Grundlage  einen  Blick  auf 
die  Zukunft,  vielleicht  auch  auf  dio  Vergangenheit  zu  werfen. 
Demnach  kann  es  koinom  Zweifel  unterliegen,  dafs  die  ohne- 
hin schon  hohe  Bevölkerungszahl  in  Zukunft  eine  entspre- 
chende Steigerung  erfahren  wird.  Um  den  ungefähren  Be- 
trag für  ein  bestimmtes  Jahr  der  Vergangenheit  oder  Zu- 
kunft zu  ermitteln , kann  man  nun  einen  zwiefachen  Weg 
einschlagen.  Entweder  kann  man  das  Prinzip  der  Zinses- 


jährlich 

89  668 

jährlich 

10  778 

jährlich 

166  774 

jährlich 

14  629 

jährlich 

10  826 

jährlich 

10133 

jährlich 

5152 

jährlich 

4721 

jährlich 

7607 

nur  don  Durch- 

*)  Nach  0.  Hübners  geographUeh-statUluchen  Tabellen,  Jahrs.  1884, 
beiorgt  von  Prof.  Dr.  Pr.  r.  Juruchek. 


Schnittsprozentsatz  der  Tabelle  A einfach  mit  der  Zahl  dor 
Jahre  multiplizieren.  Theoretisch  richtig  ist  der  orstere 
Weg;  auch  mufs  derselbe  unbedingt  für  Berechnungen, 
welcho  sich  auf  dio  Vergangenheit  beziehen,  in  Anwendung 
kommen ; für  Zukunftsbetrachtungen  dagegen  empfiehlt  es 
sich,  den  zweiten  Weg  eiuzuschlageu,  insofern  es  ratsamer 
erscheint,  eine  vielleicht  zu  kleine,  als  eino  zu  grofse  Ziffer 
zu  gewinnen.  Auf  Tabelle  D sind  die  Resultate  beider 
Bercchnungsmethoden  für  je  ein  Jahrhundert  der  Vergangen- 
heit  und  Zukunft  zusammengestellt. 

Die  in  Tabelle  D aufgestollten  Zukunfts-  und  Vergangeu- 
heitsbevölkerungon  stützen  sich  auf  die  Annahme,  dafs  die 
Bevölkerungsbewegung  ungefähr  dieselbe  war  und  sein  wird, 
wie  dor  aus  zumeist  den  letzten  drei  Jahrzehnten  berech- 
nete Vermohrungsprozentsatz.  Dafs  diese  Voraussetzung 
für  längere  Zeiträume  richtig  ist,  läfst  sich  leider  wegen 
Mangels  zuverlässiger  älterer  Zählung  nicht  einmal  für  die 
Vergangenheit  strikt  beweisen.  Indessen  sind  wenigstens 
für  einige  Länder  ältere  Angaben  vorhanden,  teils  auf 
Schätzung,  teils  auf  mehr  oder  weniger  genauer  Zählung 
beruhend,  welche  eino  annähernde  Beurteilung  dor  durch 
Rechnung  gewonnenen  Zahlen  zulassen.  Da  dieselben  in 
die  Tabelle  eingestellt  sind,  so  bedarf  es  hier  keiner  wei- 
tern Erörterung;  nur  die  eine  Bemerkung  sei  gestattet, 
dafs  nämlich  unter  don  altern  Zahlen,  obgleich  sie  von  den 
Rechnungsresultaten  mehr  oder  weniger  abwoichon,  keine 
dem  Prinzip  der  progressiven  Vermehrung  widerspricht. 
Man  darf  daher  aus  diesem  Umstande  das  Vertrauen  schöp- 
fen, dafs  auch  die  Zukunftszahlen  nicht  allzusehr  mit  der 
bevorstehenden  Wirklichkeit  disharmonieren  werden.  Was 


142 


Die  progressive  Zunahme  der  Bevölkerung  Europas. 

Tabelle  D. 


Name  de«  Laude«. 

Letzte  Zahlung 
um  1680. 

MulroablicheZabl  100  Jahre  später,  um  1980,’ 
berechnet  an t Grund-  i berechnet  auf  Grund- 
läge  der  durch, ckntttl.  l.ge  der  Zin»c.iln«-  ‘ 

Proxentsäuc  und  ein-  ; oitxe  und  Ziuic-ixlu*- 
facber  Vermehrung,  i renuehmog. 

Ktwft  vorhandene  Zahlen  aus  Mlterer  Zell. 

Rutaland 

85  058  424 

175,4  Millionen 

221,2  Millionen 

32,7  Millionen 

Schätzung  lilr  1782:  27  500000. 

Deutsche«  Kelch  .... 

45  234  061 

97, t 

102,4 

20,0 

1816:  24  831396. 

Örterreith- Ungarn  . . . 

37  785  422 

64, < 

- 

72,4 

* 

19,7 

* 

1796:  22  Mill.  (ohne  Dalmatien  und  Salzburg), 
1786:  18  959  000  (auf  dem  damal.  Areal). 

Frankreich 

36  639  775 

42,8 

ff 

56, 8 

M 

25,0 

m 

1784  schätzte  Necker:  24  800  000;  die  unge- 
naue Zählung  von  1762  ergab:  21  769  163; 
1790  (Zähl.):  26  363000;  1801 : 27  349  902. 

GroCsbritannisn  und  Irland  . 

35  246  562 

67,4 

80,7 

12,8 

m 

FinlaUou  schätzt  England  und  Wales  für  1780 
■sf  7 815  000;  für  Schottland  wird  1755: 
1 265  000,  Irland  1785:  2 845  932  ange- 
gebon. 

Italien 

28  460  931 

46,1 

m 

51.» 

m 

15,8 

n 

1788:  17  700  000  (mit  Coraiea);  1812: 
19  800  000;  1858:  25  880  000. 

Spanien 

16  342  996 

22,9 

•• 

24,0 

H 

11.1 

•4 

1787:  10  541  221. 

Belgien 

5 620  009 

0,9 

m 

11,2 

H 

2,7 

ff 

1831:  3 785  814. 

Schweden 

4 565  668 

»,» 

11.8 

1*9 

N 

1773:  1 972  407. 

Portugal 

4 160  315 

7.2 

8.4 

N 

2,1 

• 

1850  (uugenaue  Schätzung):  3 471  199, 

Niederlande 

4 012  693 

8,2 

9,2 

1.8 

•f 

1829:  2 013  487, 

Schwei* 

2 846  107 

4,« 

6.1 

„ 

1,8 

m 

Dänemark 

1 969  039 

4,8 

6,0 

0.8 

1801:929  001. 

Norwegen  

1 806  900 

8.» 

*» 

5,0 

m 

0,8 

1815:  885  467. 

diese  anbelangt,  so  habe  ich  die  aus  dou  zwei  verschiede-  i 
nen  Berechnuugsarten  ermittelten  Beträge  uebeueiuandor- 
gostellt.  Gomäfa  einer  früher  gemachten  Bemerkung  möchte 
ich  glauben,  dafs  die  kleinern  Zahlen  mir  als  die  relativ 
richtigem  erscheinen.  Man  sieht,  dafs  auch  so  die  Bevöl- 
kerung Europas  in  gewaltigem  Mafse  anschwillt. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  eine  so  enorme 
Steigerung  der  Bovölkorung  Europas,  welche  ohne  die  starke 
Auswanderung  noch  erheblicher  sein  würde,  einen  bestimm- 
ten Einflufs  auf  die  innem  Zustände  dor  Völker  ausüben 
rnufs.  Die  Erhöhung  der  Volkszahl,  naturgemäfs  verbunden 
mit  einer  Verdichtung  dor  Bevölkerung,  vermehrt  zwar  die 
VolksltTaft  nach  den  verschiedensten  Richtungen,  aber  sie 
steigert  auch  die  wirtschaftlichen  Bedürfnisse,  ohne  eiuo 
Gewähr  dafür  zu  leisten,  dafs  die  Deckungsmittel  in  ent- 
sprechendem Mafse  wachsen.  Würde  dies  letztere  ober 
nicht  geschehen,  so  müfste  in  Zukunft  eine  allmähliche  Ver- 
armung dor  Völker  eintreten,  die  weitero  Ausbildung  ihrer  1 


Kultur  auf  bisheriger  Grundlage  ernstlich  in  Frage  gesetzt 
werden.  Dafs  aber  jenos  der  Bovülkerungszunahme  ent- 
sprechende Wachstum  des  Nationalvermögens  mit  Bestimmt- 
heit eintreten  werde,  erscheint  mindestens  zweifelhaft,  jeden- 
falls kann  die  Steigerung  des  Nationalvermögens  nicht  gleich- 
mäfsig  in  ollen  Erwerbszweigen  erfolgen. 

Wenn  nun  in  dem  vorliegenden  Aufsatze  der  Versuch 
unterlassen  wird,  die  äufsorsten  Grenzen  der  fUr  die  euro- 
päischen Staaten  zulässigen  Bevölkerungsdichtigkeit  zu  er- 
mitteln, so  kann  derselbe,  für  gewisse  Hauptzweige,  doch 
angestellt  werden,  und  es  soll  dies  bei  einer  spätem  Gele- 
genheit geschehen.  Jedenfalls  aber  ist  die  progressive  Zu- 
nahme dor  europäischen  Bevölkerung  eine  Thatsache,  die 
nicht  allein  den  Geographen  interessiert,  sondern  auch  für 
die  Volkswirtschaft  und  besonders  für  die  praktische  Politik 
von  eminenter  Wichtigkeit  ist.  Wir  schliefsen  unsre  Be- 
trachtungen mit  dem  Wunsche,  dafs  dieser  Umstand  von 
zuständiger  Seite  oine  entsprechende  Beachtung  finde. 


•• 

Uber  graphische  Darstellung  der  Verteilung  von  Temperatur  und  Luftdruck  auf 

den  Parallelkreisen. 

Von  Dr.  L.  Henkel. 


Der  enge  Zusammenhang  in  der  Verteilung  von  Tem- 
peratur und  Luftdruck  tritt,  so  scheint  es  mir,  durch  Be- 
trachtung der  Isothermen-  und  Isobarenkarte  noch  nicht 
mit  der  Klarheit  hervor,  wie  es  für  oin  genaues  Studium 


desselben  wohl  wünschenswert  ist.  Ich  glaube,  dafs  hier 
eine  graphische  Darstellung  der  Temperatur  und  des  Baro- 
meterstandes Uber  den  einzelnen  Parallelkreiseu  mit  Nutzen 
ergänzend  einzutreten  im  stände  ist. 


Digitized  by  Google 


143 


über  graphische  Darstellung  der  Verteilung  von  Temperatur  und  Luftdruck  auf  den  Parallelkreisen. 


Juni. 


Ich  habe  eine  solche  Darstellung  für  einige  Parallel- 
kreise nach  den  Isothermen-  und  Isobarenkarten  in  Supans 
„Grundzügen  der  physischen  Erdkunde“  ausgefUhrt. 

Was  bei  denselben  zunächst  sehr  scharf  hervortritt,  ist 
die  Übereinstimmung  in  der  Lage  der  Scheitel  der  Kurven 
der  Temperatur  und  des  Luftdruckes. 

Die  obern  Kulminationspunkte  der  einen  Kurve  fallen 
überall  zusammen  mit  den  untern  der  andorn,  so  dafs  jede 
der  beiden  Kurven  fast  wie  das  Spiegelbild  der  andern 
aussieht. 

Nur  fallen  die  Scheitel  der  Temperaturkurve  immer 
etwas  östlich  von  denen  der  Luftdruckkurve.  Es  stimmt 
dies  genau  zu  der  Wahrnehmung  Wilds,  dafs  die  Isobaren 
zwar  in  der  Gestalt  die  gröfste  Ähnlichkeit  mit  den  ther- 
mischen Isanomalen  zeigen,  jedoch,  um  auch  der  Lage  nach 


Juli. 


144  Über  graphische  Darstellung  der  Verteilung  von  Temperatur  und  Luftdruck  auf  den  Parallelkreisen. 


einigermaßen  mit  ihnen  zusammen  Zufällen,  etwas  in  öst- 
lioher  Richtung  vorschoben  werdon  müssen.  Der  Umstand 
findet  auch  wohl  seine  genügende  Erklärung  darin,  dafs  ein 
barometrisches  Minimum  in  der  Regel  auf  die  Gegenden 
an  seiner  Ostseite  eine  erwärmende  Wirkung  ausübt,  ein 
Maximum  ebenso  eine  abkühlende. 

Im  übrigen  zeigt  sich  bei  unsrer  Darstellung  auch  sehr 
schön  der  Eintlufs  der  Kontinente,  sowie  der  der  Raud- 
gebirgo  des  Pacifischeu  Ozeans,  welch  letzterer  Einflufs  sich 
in  der  außerordentlichen  Steilheit  dor  Kurven  au  den  be- 
treffenden Stellen  bemerkbar  macht.  Klar  ersichtlich  wird 
außerdem,  wie,  in  den  hohem  Breiten  wenigstens,  die  Unter- 
schiede auf  demselben  Parallelkreis  im  Wiuter  viel  bedeu- 
tender sind,  uls  im  Sommer. 

Forner  gibt  eino  derartige  Darstellung  wohl  entschieden 
das  bequemste  Mittel  zur  Berechnung  der  Mitteltemperatur 
der  Parallelkreise,  ebenso  würde  sich  vermittelst  derselben 
der  mittlere  Luftdruck  über  den  Parallelen  berechnen  und 
zur  Konstruktion  har i scher  Isano malen  verwenden 
lassen.  loh  behalte  mir  vor,  auf  diesen  Punkt  au  andrer 
Stelle  noch  zurückzukommen. 


Ein  besonderes  Interesse  erhalten  aber  die  graphischeu 
Darstellungen  der  Temperatur  dadurch,  daß  sie  unter  dem 
Gesichtspunkt  der  neuern  Ansichten  von  der  Entstehung 
der  Winde  offenbar  geradezu  als  Profile  der  Atmosphäre 
sich  ansehen  lassen  und  uns  ein  Bild  geben  von  der  Ge- 
stalt der  Linien  gleicheu  Drucks  (in  vertikaler  Richtung 
genommen)  Uber  dem  betreffenden  Parallelkreis. 

Wie  unsre  Kurven  als  Profile,  so  läßt  sich  übrigens 
eine  Isothermenkarte  sozusagen  als  Höhenschichten- 
karte der  Atmosphäre  auffassen. 

Es  ist  neuerdings  der  Gedunke  aufgetaucht,  synoptische 
Wetterkarton  in  Roliofform  horzustellen,  in  der  Weise,  daß 
die  Erhebungen  die  Höhe  dos  Luftdrucks  darstellen  sollten. 

Weit  mehr  dürfte  es  sich  meiner  Ansicht  nach  em- 
pfehlen, eine  solche  Darstellungsweise  für  die  Temperatur- 
verhältnisse zu  wählen , da  man  damit  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  ein  Bild  von  der  wirklichen  Gestalt  der  At- 
mosphäre erhalten  würde,  auch  eine  anschauliche  Darstel- 
lung dos  Gefälles  der  Flächen  gleicheu  Drucks  für  diu  Be- 
urteilung des  kommenden  Wetters  ein  nicht  zu  unter- 
schätzendes Hilfsmittel  sein  dürfte. 


Aus  dem  Süden  der  Kamerun- Kolonie. 

Mitgeteilt  von  Alfred  Kirchhoff. 


Nirgonds  reicht  noch  zur  Zeit  dio  terra  incognita  des 
afrikanischen  Innern  so  dicht  an  die  Küste  heran  wie  an 
dem  langen  Küstenstreifen  südwärts  dor  Bucht  von  Kame- 
run , wo  jüngst  der  Kampo  - Flufs  als  Grenze  festgesetzt 
wurde  zwischen  dem  deutschen  Kolonialbesitz  im  Norden, 
dem  französischen  im  Süden.  Jode  auch  mäßige  Bereiche- 
rung unsrer  Kenntnis  von  Land  und  Leuten  jener  Gegend 
muß  darum  bogrüßt  werden. 

Eine  solche  liegt  mir  vor  in  einer  ausführlichem  Nieder- 
schrift des  Herrn  E.  Beyrich,  dos  Verwalters  einer  Woer- 
mannschon  Faktorei  in  Groß-Batanga,  der  am  30.  Mai  1885 
daselbst  dor  Dvsontorie  erlag.  Aus  seinem  Nachlaß  ist 
dieses  Schriftstück  auf  konsularischem  Wego  an  mich  ge- 
langt. Der  Verstorbene  hatte  dio  große  Güte  gehabt,  das- 
selbe für  mich  aufzusetzen , da  ich  mich  an  ihn  um  Aus- 
kunft Uber  seine  ihm  so  wohlbekannte  Umgebung  gowandt 
hatte.  Inzwischen  hat  nun  zwar  Hugo  Zöllor  im  3.  Bänd- 
chen seines  verdienstlichon  Workes  über  Kamerun  sowio 
in  seinem  vor  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  ge- 
haltenen Vortrag ')  uns  auch  über  dio  beiden  Batanga-Län- 
der,  von  denen  der  vorliegende  Bericht  handolt,  genauer 

*)  Vgl.  di»  Verhandlungen  dieser  Gesellschaft,  12.  lld.  (1885),  S.  461. 


unterwiesen,  so  daß  eine  ausführliche  Wiedergabe  der  Bey- 
richschon  Mitteilungen  nicht  geboten  erscheint;  indessen 
eine  Auslese  aus  derselbeu  mögo  zur  teilweison  Ergänzung 
der  Schilderungen  Zullers  gestattet  sein  '). 

1.  Der  Moanja  in  Klein  - Batanga. 

Das  eigentliche  Batangaland  oder  Groß-Batanga  beginnt 
erst  am  linken  Ufer  des  Lokunje-  Flusses2)  und  besteht 
von  Nord  nach  Süd  aus  den  Küstenlandsclmften  Plantation, 
Kriby  und  Groß-Butanga  (im  engern  Sinne).  Die  Europäer 
haben  Bich  jedoch  gewöhnt,  im  Widerspruch  zur  Gewohnheit 
der  Eingebornen  die  Küste  nordwärts  vom  Lokunjo  Batanga, 
und  zwar  Klein -Batanga  zu  nennen;  in  der  That  wohnt 
auch  alloiu  hinter  dieser  das  Volk  der  Batangas.  Eigentlich 
bezeichnet  der  Kaufmann  mit  Klein  - Batanga  nur  die  paar 
Faktoreien , welche  auf  der  schmalen  Landzunge  an  der 
Mündung  des  Moanja  - Stromes  gelogon  sind. 

Der  herrlicho  Moanja  strömt  aus  Nordosten  der  Küste 
zu,  verhiudot  sich  in  seinem  Unterlauf  durch  einen  linken 

1)  Alt  Kartenanhalt  für  dt»  Folgende  dieut  um  besten  Zollers  a.  a.  0. 
Tcrotrcntliclile  „Skizze  des  Katangn-  oder  Moonja-Fluasea*  und  seine  ebenda 
zu  Bildende  Karte  vom  „Südlichen  Kamerun -Gebiet“. 

*)  Kleine  Abweichungen  der  Bcyrichwhen  von  der  Zöllertchi-n  N’ameu- 
schreibung  (wie  „lokunje“  statt  „lokundje“  u.  ä.)  »ind  hier  beibehalten. 


Digitized  by  Google 


Aus  dem  Süden  der  Kamerun  - Kolonie. 


145 


Seitenarm  mit  dem  Lokunje  und  wendet  kurz  vor  seiner 
AusniUndung  scharf  gegen  Nordwest  um , wodurch  er  die 
genannt«  Landzunge  abschneidet.  Seine  Mündung  selbst 
hat  die  stattliche  Breite  von  700  m;  leider  ist  ihr  eine 
gefährliche  Barre  vorgelagert,  weshalb  nur  Fahrzeuge  von 
höchstens  etwa  3 m Tiefgang  einfahren  können.  Man  über- 
schaut einerseits  jene  2 miles  (3,5  km)  lango,  ganz  schmale 
und  spitz  zulaufende,  von  niedrigem  Buschwerk  bestandene 
Landzunge  mit  den  Faktoroigebäuden  der  Firmen  C.  Woer- 
mnnn,  Jantzen  und  Thormiihlen , F.  W.  King  in  Bristol; 
andrerseits  wird  der  Gesichtskreis  beschränkt  durch  zahlreiche 
Flufsinseln  mit  unabsehbaren  Mangrovedickichten.  Von  Eiu- 
gebornen  wird  man  nichts  gewahr , denn  deren  Dörfer 
(towns)  beginnen  erst  4 miles  (7  km)  Bufsaufwärts.  Der  Handel 
bezieht  sich  hier  auf  Palmöl,  Pulmkcrno  und  etwas  Elfen- 
bein. Das  Wasser  ist  fischreich,  aber  auch  von  Krokodilen 
und  zahlreichen  Flufspferden  bewohnt. 

Beyrich  unternahm  von  hier  aus  in  Begleitung  Hugo 
Zollers  und  des  dortigen  Faktoreiagenten  Dettmering  in 
einer  grofsen,  von  kräftigen  Krujungen  geruderten  Gig  die 
Befahrung  des  bis  dahin  der  Welt  so  gut  wie  unbekannt 
gewesenen  Stromes.  Anfangs  nichts  als  öde  Sumpfinsoln 
voll  Mangroven;  später  die  charakteristische  Gostalt  von 
Pandanus  Candolabrum.  Der  Flufs  verengt  sich  auf  150  ra;  | 
endlich  lugen  die  ersten  Negerdörfer  durch  das  Grün  der 
Bananen  und  riesigen  Bambupalmen  (Kaphia);  es  sind 
Siedelungen  des  Beondo-  Volks.  Nachdem  mehrero  dieser 
Beondo- Dörfer  passiert  sind,  gelangt  man  an  das  Dorf  dos 
Batanga-Königs  Japite,  noch  dessen  Volksstamm  die  ganzo 
Landschaft  den  Namen  empfangen  hat.  Je  weiter  flufsauf- 
wärts,  desto  häufiger  trifft  man  auf  Dörfer.  Grofsartig  ist 
die  Urwaldszenerie  oberhalb  der  steil,  bis  otwa  3 m,  em- 
porsteigenden lohmigen , oben  aus  schwarzer  Humuserde 
bestehenden  Ufer:  Laubhölzer  von  wahrhaft  riesigem  Wuohse 
wechseln  mit  Kokos-,  Ol-  und  Bambupalmen ; einzelne  Affen, 
zahllose  Papagoien  sieht  man  in  den  Wipfeln. 

Ungefähr  10  miles  (18  km)  aufwärts  wurde  das  sehr  zahl- 
reiche Volk  der  Bakokos  erreicht.  Die  Bakoko- Weiber  tragen 
zolldicke  Holzklötze  im  linken  Ohrläppchen.  In  grofsen,  12  m 
langen  Kanoes  kamen  diese  Schwarzen  auf  die  Gig  zuge- 
rudert, nahmen  aus  Handelsoifersucht  mit  ihren  Feuerstein- 
gewehren  eine  drohende  Haltung  an,  doch  gelang  es,  sie 
mit  Hilfe  des  Dolmetschers  Ubor  den  Zwock  der  Fahrt  zu 
beruhigon,  sowie  mit  einer  Flasche  Gin,  etwas  Tubak  und 
Zeugstücken  zu  begütigen. 

Der  Triumph  der  Fahrt  bestand  in  der  Entdeckung  der 
grofsartigen  Wasserfälle  des  Moanjn,  welche  Zöller  „Nevon- 
Du  Mont  - Fälle“  benannte.  Verschiedene  Stromarme  vor- 
einigen sich  hier  oberhalb  einer  dreistufigen  Felsterrasse 
aus  Granit.  Donnernd  stürzte  die  gewaltige  WasBermasse 
Potermanns  Qeogr.  Mitteilung«».  1886,  Beit  V. 


über  die  Felsen ; sie  mochte  zwar  vielleicht  nur  zwei  Drit- 
tel der  Wasserfälle  des  Rheins  bei  Schaffhausen  ausmachen, 
und  die  Höhe  des  Sturzes  mochte  zur  Zeit  nicht  über 
10m  betragen,  aber  es  war  auch  gerade  Trockenzeit.  In 
der  Regenzeit,  wo  hier  die  Flüsso  oft  Uber  die  Hälfte  zu- 
nohmeu , mufs  das  Schauspiel  viel  überwältigender  sein. 
Man  bemerkte  in  beträchtlicher  Höhe  über  dom  gegenwär- 
tigen Wasserspiegel  vom  Strom  abgewaschene  Steine  und 
ausgewetzt«  Felsrinnen.  Die  Eingobornen  erzählten , dafs 
öfterß  Elefanten  beim  Versuche,  den  Strom  zu  durchschwim- 
men, in  den  Pällou  umkämen. 

Der  Moanjn  macht  viele  kleine  Windungen,  obwohl  er 
im  ganzen  die  Richtung  gegen  SW  einhält.  Dicht  unterhalb 
der  Fälle  zweigt  sich  ein  breiter  Arm  nach  Norden  ab, 
der  nach  Versicherung  der  Eingebornon  in  den  Malimba 
führt.  Für  die  ganzo  Stromfahrt  bis  zu  den  Fällen  und 
wieder  zurück  gebrauchte  mau  20  Stunden.  Abgesehen  von 
einigen  Sandbänken  scheint  die  Stromtiefe  ziemlich  gleich- 
mäfsig  zu  sein  und  nicht  unter  2 m sich  zu  verringern. 
Dio  durchschnittliche  Strombreite  schätzt  Beyrich  auf  200  m. 
Das  Wasser  ist  schön  klar  und  trinkbar.  Die  Luft  war 
angenehm  aufgefrischt  durch  die  ganz  hinaufziebende  See- 
brise  und  nicht  geschwängert  mit  den  widrig  duftenden 
Sumpfmiasmen. 

2.  Grofa-Batanga. 

Der  die  beiden  Batanga- Länder  scheidonde  Lokunje  ist 
noch  von  keinem  Europäer  befahren  worden , seine  Mün- 
dungsbarre kann  auch  kaum  mit  einem  Boot  passiert  wer- 
den ; seine  Breite  mifst  ungefähr  50  m.  An  der  Küste  von 
Plantation  (bewohnt  von  Bapukos,  König  Gray)  und  von 
Kriby  (bowohnt  von  Banokas,  König  Jack)  hat  die  Firma 
Woermunn  Faktoreien.  In  Kriby  bildet  ein  kleines  Flüfs- 
cben ')  einen  Wasserfall.  In  dem  eigentlichen  Grofs-Ba- 
tanga *  *)  macht  der  malerische  Wasserfall  des  40  m breiten 
Lobe -Flusses  eine  wirkliche  Sehenswürdigkeit  ans;  er  be- 
findet sich  zwischon  den  Orten  Boambi  (mit  Woormuunscher 
Faktorei)  und  Lobe  (mit  Faktorei  von  Hatton  & Cookson 
in  Liverpool)3).  Hierauf  folgt  gen  Süden  dor  kleine  Ort 
Mawili  (mit  Faktorei  von  F.  W.  King  in  Bristol)  und  so- 
dann der  Ort  Grofs-Batanga  („Big  Batanga“),  wo  C.  Woer- 
mann und  die  Firma  Jantzen  & Thormählen  ihro  Haupt- 
faktoroion  für  Batanga  haben.  Dicht  südlich  davon  liegt 
Bungaheli,  das  Residenzdorf  des  Banoko-Königs  Madola. 


1)  Die  ZÖUereche  Karto  gibt  in  Kribt  den  Behuwo-Ortek  an,  der  also 
rermutücb  hier  gameint  ist. 

2)  Zuller  lüfst  dawclbo  mit  dem  Küxtenort  Bomono  beginnen. 

*)  Hiernach  würde  die  Ortschaft  Lobe  link*  ron  der  Mündung  dos  Lobe- 
fluMC*  liegen,  nicht  (wie  auf  der  Zollewchen  Kart©)  recht*. 

19 


146 


Aus  dem  Süden  der  Kamerun  - Kolonie. 


Hier  endigt  die  Landschaft  Bntanga  ’).  Viel  südlicher  mün- 
det dann  der  Lualabe  („Lualavi-Bach“  bei  Zoller). 

Was  das  Land,  von  der  See  aus  betrachtet,  interessant 
macht,  das  ist  das  Profil  eines  weitverzwoigten  Küstenge- 
birges,  dessen  einzelne  Gipfel  zum  Teil  wunderbare  Formen 
haben  die  einen  sehen  aus  wie  Särge,  die  andern  wie  schiefe 
Kegel.  Der  Elefantenberg  und  der  Nisus  sind  bis  3000  Fufs 
(600  m hoch),  der  Alouette  (etwas  südlicher)  erhebt  sich 
sogar  zu  3400  Fufs  (1050  in)*).  Hinter  dieses  Gebirge  hat 
noch  kein  Weifser  seinen  Fufs  gesetzt.  Die  Eingebornen 
sagen,  in  sieben  Tagomtirschon  erreiche  man  von  hier  das 
Volk  derFan(Mpangwe),  in  fernern  sieben  ein  „grofses  süfses 
Wasser“,  den  Njon  (wahrscheinlich  ein  Nebenflufs  des  Kongo). 
Tief  aus  dem  Innern  ist  das  Gerücht  an  die  Küste  gelangt, 
ein  Weifser  sei  in  einem  grofsen  Boote  den  Flufs  hinunter- 
gefahren und  habe  den  Schwarzen  zugowinkt.  Das  mufs 
Stanley  gewesen  sein. 

Das  Klima  von  Batanga  gehört  zu  den  gesundesten  und 
angenehmsten  der  Küste.  Es  ist  frei  von  Miasmen,  ge- 
kühlt durch  regelmäfsig  wehende  Seebrise.  Die  Tempera- 
tur geht  nie  Uber  30°  Celsius,  nie  unter  31,25°  C.  Mos- 
kitos und  Sandflöhe  kommen  nur  selten  vor.  Die  wenigen 
Weifsen  in  den  Faktoreien  führen  hier  zwar  ein  einsames, 
aber  ein  bequemes  Leben.  Der  Handel  betrifft  ausschliefs- 
lich  Elfenbein,  wofUr  Batanga  einen  der  Hauptmärkte  der 
ganzen  Küste  bildet.  Das  Elfenbein  wird  nach  „bundles* 
(Bündeln)  gehandelt,  eine  sehr  verwickelte  Art  von  Han- 
delsverkehr, die  schwer  zu  erlernen  ist3). 

Dio  Bewohner  von  Grofs-Batanga  im  eugern  Sinne  siud 
wieder  wie  in  den  nördlichem  Bezirken  Plantation  und 
Kriby  Bapukos  und  Banakas.  Der  hiesige  Bapuko- König 
Toko  ist  ebenso  wie  der  hiesige  Banaka- König  Mudola  ein 
grolser  Deutschenfreund.  Diese  Batangalente  zeichnen  sich 


>)  Letztere  Angaben  «eichen  Ton  denen  Zollers  (a.  t.  0.,  Bd.  III,  S.  45) 
nicht  nnbetriehtlieh  ab.  Nach  obigem  gilt  der  OrtachafUname  Orot»- Ba- 
tanga entweder  nur  für  die  am  Seestrand  des  Dorfes  Bapuko  telegenen  bei- 
den deutschen  Faktoreien,  oder  er  achlielat  Bapuko  mit  ein,  nicht  aber  auch 
Bungaheli. 

*)  Die  letztgenannten  zwei  Berge  erwähnt  Zoller  nicht. 

3)  Näherea  egl.  bei  Züller  a.  a.  0.,  Bd.  III,  S.  46  ff.  Bin  „Bündel* 
besteht  aus  den  verschiedenartigsten  Tauschwaron.  Ein  besonders  tadelloser 
Blefantenzabn  tod  40  Wund  (englisch)  wurde  z.  B.  während  Zöllen  Aufent- 
halt in  Orob-Batauga  für  ein  .Bündel*  verhandelt,  welches  aus  35  Warcn- 
aorten  in  810  einzelnen  0 egenständen  bestand,  darunter  allerdingi  Kleinig- 
keiten wie  200  Feuersteine. 


durch  eine  fabelhafte  Lebendigkeit  und  Zungenfertigkeit 
aus:  ihre  Sprache  ähnelt  sehr  derjenigen  der  DuallaB  oder 
der  eigentlichen  Kamerunneger.  Sie  sind  frohsinnig  und 
gutmütig,  dabei  aber  entsetzlich  faul.  Ein  andres  Interesse 
als  den  Handel  kennen  sie  nioht.  Die  Weiber  besorgen 
die  Maniokpflanzungen,  die  Männer  treiben  in  3 m langen, 
äufaerst  leichten  Kanoes,  die  gleichwohl  der  ärgsten  See 
Trotz  bieten,  Fischfang  mittels  Angeln.  Morgons  am  7 Uhr 
stechen  Hunderte  von  Kanoes  in  See,  mittags  um  13  Uhr 
kehren  sie  zurück.  Ihre  Beute  besteht  aus  kleinen,  finger- 
bis  spannenlangen  Fischen,  die  recht  gut  schmecken.  Nach- 
dem ein  Teil  der  Fische  unter  lärmendem  Geschrei  ver- 
schachert ist,  nehmen  die  Fischer  ihr  Boot  wie  einen  Regen- 
schirm unter  den  Arm  und  gehen  heim.  Ihre  Sitten  bieten 
wenig  Bemerkenswertes.  Die  Weiber  werden  wie  Elefunten- 
zähne  um  „Bündel“  gekauft;  ein  Mann  hat  4 — 10  Weiber. 
Ihre  sehr  unblutigen  Kriege  erinnern  stets  an  den  troja- 
nischen, insofern  sie  ganz  regelmäfsig  um  „Weiber-Palaver“ 
geführt  werden.  Die  Sterblichkeit  unter  den  Neugebornen 
ist  entsetzlich  (Beyrich  schätzt  sie  auf  80  Prozent).  Von 
Zwillingskindern  wird  immer  das  eine  getötet.  Beschneidunn 
ist  nicht  Brauch.  Die  leidenschaftliche  Liebe  dieser  Bat&nga- 
leute  zu  ihrer  Heimat,  zu  ihrer  Familie,  zu  ihren  Kindern 
macht  einen  dor  hübschem  Züge  ihres  Charakters  aus.  Es 
bofindet  sich  unter  ihnen  eine  ziemliche  Anzahl  Christen, 
dio  in  Corisco  erzogen  sind;  einige  von  ihnen  meinen  es 
wirklich  ernsthaft  mit  dem  Christentum.  Ein  allgemeiner 
Sehnsuchtswunsch,  insbesondere  auoh  König  Madolas,  geht 
darauf  hin,  eine  eigne  Missionsstätte  zu  erhalten;  sie  mei- 
nen dabei  aber  eine  solche  Mission,  die  ihnen 
auch  etwas  Nützliches  in  der  Sohule  und  für 
ihre  Handwerkelehre.  Kein  Zweifel,  dafs  die  christliche 
Mission  im  Batangaland  aufserdem  hohe  ethische  Aufgaben  zu 
erfüllen  hätte.  Nioht  rasch  genug  könnte  sie  namentlich 
den  auch  hier  verbreiteten  Wahnglauben  ausrotten,  dafs 
jeder  nicht  durch  offne  Gewaltthat  erfolgende  Todesfall  einer 
Zauberei  zuzusohreiben  sei,  — ein  Wahn,  dem  noch  heut- 
zutage in  diesem  doch  nun  deutschen  Schutzgebiet  unschul- 
dige Menschen  als  bejammernswerte  Opfer  verfalleu. 

Herr  Beyrich  schliefst  seinen  Bericht  mit  dem  auf  reicher 
Erfahrung  fufsenden  Urteil:  „Die  Zukunft  unsrer  Kolonien 
liegt  nicht  im  Handel , sondern  im  Plantagenbau  und  des- 
halb in  der  Gewöhnung  der  Schwarzen  an  Arbeit“. 


Digilized  by  Google 


147 


Bemerkungen  über  Felsenzeichnungen  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika. 

Von  Dr.  W.  G.  Hoffman  in  Washington. 


Grofses  Interesse  hat  während  der  letzten  Jahre  das 
Stadium  der  Felsenzeichnungen  in  den  Vereinigton  Staaten 
erregt,  und  häufig  wird  uns  jetzt  von  neuen  Funden  aus 
Gegenden  berichtet,  in  denen  lange  Zeit  Weifse  ansässig 
waren , die  jedoch , wie  bb  scheint  diese  örtlichen  Eigen- 
tümlichkeiten gänzlich  übersehen  haben,  entweder  aus  ab- 
sichtlicher Nachlässigkeit,  oder  weil  sie  glaubten,  dafs  diese 
sonderbaren  Zeichnungen  keinen  Wert  haben.  Vor  kurzom 
hatte  Verfasser  Gelegenheit,  einen  interessanten  Einblick  in 
den  sich  an  die  Bildor  knüpfenden  Glauben  zu  erlangen, 
welche  in  die  Sandsteinnfer  des  Missouri  in  Dakota,  mehrere 
Meilen  westlich  vom  Santoe  Indian  Agency,  eingezeichnet 
sind.  Er  fand  daselbst  lebensgrofse,  in  den  weichen  Stein 
geritzte  Zeichnungen  von  menschlichen  Wesen;  einige 
dieser  Figuren  schienen  von  Messern  durchbohrt  zu  sein, 
neben  andern  stand  ein  Feuergewohr,  uud  an  dem'Leich- 
narn  war  deutlich  dio  Stelle  sichtbar,  wo  die  Kugel  hin- 
durchgedrungen sein  mufste,  und  wieder  andern  war  die 
Brust  von  Pfeilen  durchbohrt.  Die  Indianer,  welche  diese 
Gegend  bewohnen , glauben , dafs  diese  Figuren  von  den 
Geistern  der  Verstorbenen  gezeichnet  worden  seion,  und 
dafs  dies  ihre  Todesart  darstellc. 

Weiter  im  Nordosten,  in  dem  prächtigen  Pfeifenstein- 
bruch, sind  noch  viele  kolorierte  Felsenzeichnungen  sichtbar, 
welche  vor  Jahren  von  verschiedenen  Personen  dort  ein- 
geritzt wurden,  die  den  Bruch  deB  Pfeifensteins  wegen 
aufsuchten.  Diese  Zeichnungen  bedeuten  Personennamen 
und  wiederholen  sich  häufig,  was  deutlich  auf  den  mehr- 
fachen Besuch  der  betreffenden  Indianer  hinweist.  Der  Ort 
wird  noch  jetzt  heilig  gehalten , und  alle  Stämme  kominon 
sich  daselbst  auf  freundschaftlichem  Fufso  entgegen,  während 
sie  sich  sonst  feindlich  gegenüborstehon. 

Mohrere  Orte,  Ln  donon  sich  Felsenbilder  befinden,  sind 
schwer  zugänglich  und  schwer  passierbar,  und  unter  solchen 
Umständen  scheinen  diese  Figuron  mehr  die  Bedeutung 
geographischer  Wegweiser  zu  besitzen.  Auf  dom  Kamm 
der  Blauen  Berge , zwischen  den  Staaten  N.-Carolina  und 
Georgia,  fuhrt  die  alte  indianische  Fährte  Uborsohr  zerrissenes 
Land.  In  einer  in  die  Augen  fallenden  Öffnung  befindet 
sich  eine  Geschicbebank,  auf  welcher  man  menschliche 
Fufsspuren  eingeschnitten  sieht,  die  unzweifelhaft  im  vorigen 
und  im  Anfang  unsres  Jahrhunderts  den  Weg  in  das  india- 
nische Lager  bezeichnen  sollten.  Die  Cherokee  - Indianer 
sind  als  grofse  Wanderliebhaber  bekannt  , da  sio  ihren 
Aufenthaltsort  mit  dor  Jahreszeit  wechseln.  Ähnliche  Wog- 
marken,  welche  zweifellos  von  den  Cherokoe-Indianern  her- 
rühren , findet  man  in  Virginia.  Hier  sind  sio  auch  wohl 


notwendiger,  da  sie  dem  unerfahrenen  Jäger  die  seichten 
Stellen  in  den  tiefen  Strömen  angoben.  An  mehreren 
Furten  am  Konawha-Flufs  kommen  ebenfalls  Felszoichnungen 
vor,  welche  dazu  dienen,  den  Wanderer  auf  die  Bicher© 
Fährte  zu  loiton.  In  Südwest -Virginia  werden  gleichfalls 
Bergpfade  mittels  menschlicher  Fufsspuren  bezeichnet,  welche 
den  direktesten  und  praktischsten  Weg  zur  nächsten  An- 
siedelung angeben. 

Allem  Anschein  nach  sollen  mehrere  der  bunten,  Sonne, 
Mond  und  verschiedene  Tiere  und  Vögel  darstellenden  Figu- 
ren, welche  man  in  die  fast  vertikalen  Steilufer  der  Gewäs- 
ser des  östlichen  Tennessee  in  dor  Nähe  verschanzter  und 
ausgehöhlter  Begräbnisstätten  eingoritzt  fand,  don  Rang  und 
die  gesellschaftliche  Stellung  der  Verstorbenen  bezeichnen. 
An  allen  Orten,  welche  man  daraufhin  durchforschte,  stellte 
es  sich  heraus,  dafs  diese  Felsenzeichnungen  zu  den  Gräbern 
gohörig  seien.  Aber  os  erfordert  noch  eines  eingehendem 
Studiums  und  genauerer  Prüfung,  um  wirklich  wertvolle 
Resultate  zu  erzielen.  Es  ist  schon  oiue  bemerkenswerte 
Thatsache,  dafs  die  frühere  geographische  Verteilung  vieler 
eingeboraon  Stämme  mit  Hilfe  dieser  dauernden  Stein- 
zeichnungon  ermittelt  werden  kann,  wie  die  indianische 
Tradition  ja  selbst  mehrfach  bestätigt-  hat. 

Es  ist  bekannt,  dafs  die  Indianer  in  frühem  Zeiten 
weitero  Roison  zu  Handels-  und  andern  Zweckon  unter- 
nahmen als  heutzutage.  So  traf  denn  Vorfasser  im  Jahre 
1884  in  Port  Townseud  in  Washington  eine  Indianerin, 
welche  in  ihrer  Jugend  ihren  Vater  auf  einer  Geschäfts- 
reise nach  der  San  Francisco-Bai  begleitet  hatte.  Die  Ent- 
fernung zwischen  diesen  beiden  Punkten  beträgt  750  miles 
(1200  km)  und  der  Weg  dahin  führt  über  dichtbewaldetes 
Gebiet,  welches  an  verschiedenen  Stellen  aufsorordentlioh 
felsig  ist.  Man  bedenke  nur,  wie  gefährlich  eine  solche 
Reise  schon  dor  wilden  Tiere  wegen  ist,  ganz  abgesehen 
von  der  Gefahr,  von  andern  Stämmen  überfallen  zu  worden ; 
und  es  gibt  wohl  auch  jetzt  nur  wenige  Personen,  welche 
ein  solches  Unternehmen  nicht  abschrecken  würde.  Jeden- 
falls wurden  schon  damals  diese  Touren  durch  praktisch 
angelegte  Wege  erleichtert,  denn  die  Indianer  sind  ja  da- 
durch sprichwörtlich  geworden,  dafs  sie,  um  ihren  Rückweg 
bequem  wiederzufinden,  die  Bäume  weifs  zeichnen.  An 
verschiedenen  Orten  Californias  existieren  noch  Felsen- 
zeichnungen, welche  einer  wissenschaftlichen  Prüfung  noch 
nicht  unterzogen  wurden,  wolche  aber  möglicherweise  wiodor 
neues  Licht  über  ehemalige  geographische  Verhältnisse 
verbreiten,  sowie  Aufschlufs  Uber  die  Bewohner  dieser  jetzt 
gänzlich  von  Indianern  verlassenen  Gegend  geben  worden. 


Digitized  by  Google 


148 


Die  Markierung  der  Grenze  zwischen  Argentinien  und  Chile  im  südlichen  Patagonien 

und  im  Feuerlande. 


Von  Dr.  H. 

Nach  Artikel  1 des  Grenzvortrages  zwischen  den  Re- 
publiken Chile  und  Argentinien  vom  23.  Juli‘1881  beginnt 
dio  Nordgrenzo  ira  südlichen  Patagonien  in  dem  Punkte, 
wo  der  52°  S.  Br.  die  durch  dio  Anden  gebildete  Wasser- 
scheide schneidet.  Diesen  Punkt  genau  festzustcllen,  war 
eine  der  Aufgaben  der  von  der  chilenischen  Regiorung  im 
Jahre  1885  zur  Erforschung  und  Vermessung  des  an  Chile 
gefallenen  Teiles  von  Patagonien  und  dem  Peuerlande  aus- 
gesandton  wissenschaftlichen  Kommission.  Der  Leiter  der- 
selben war  der  Ingenieur  D.  Alejandro  Bertrand.  Derselbe 
teilt  nun  iu  einom  aus  Valparaiso  vom  1.  November  1885 
datierenden  kurzen  Berichte *  *)  an  don  Minister  der  Aus- 
wärtigen Angelegenheiten  die  Thateache  mit,  dafs  an  dieser 
Stelle  eine  Andenkette  überhaupt  nicht  vorhanden  ist.  Diese 
bereits  vor  mehr  als  300  Jahren  erwiesene  Thatsache  war 
bei  Abfassung  dos  Grenzvertrages  üborsehon  worden.  Dio 
Cordilloro  der  Anden  vorliort  „bei  ihrem  Eintritte  in  die 
patagonischen  Regionen'  2)  ihren  ununterbrochenen  Zusam- 
menhang, sie  verläfst  daa  Festland  und  setzt  sich  in  den 
zahlreichen  Inseln  und  Halbinseln,  welche  die  westlichen 
Kanüle  bilden,  fort. 

Die  Wasserscheide  der  Flüsse,  welche  zu  beiden  Ozea- 
nen gehen , liegt  nicht  auf  dem  oft  durch  Zwischenräume 
unterbrochenen  Rücken  der  Andon , sondern  meist  mehr 
östlich,  in  den  Ebenen  der  Pampas.  Dies  ist  besonders 
unter  dem  52°  S.  Br.  der  Fall,  wo  das  Terrain  von  einem 
bis  zum  andern  Ozeane  eine  Ebene  ist. 

Der  Entdecker  und  erst«  Erforscher  der  verschiedenen 
Kanäle,  welche  die  Westküste  des  südlichen  Patagonien  zer- 
schneiden, war  Juan  Ladrilloro,  wolchor  in  don  Jahren  1557 
und  1558  von  D.  Garcia  Hurtado  de  Mendoza,  General- 
kapitiiu  und  Gouverneur  von  Chile,  zur  Erforschung  der 
Magellun  - Strnfse  von  der  Westseite  her  ausgesandt  wurde. 
Der  ausführliche,  sehr  wertvolle  Boricht  Uber  dieso  hoch- 
interessante Reise  wurdo  von  der  spanischen  Regierung 
lange  verheimlicht,  später  führten  einige  Autoren  (wie  Var- 
gas i Ponce,  J.  G.  Kohl)  in  ihren  Arbeiten  über  die  Ent- 
deckung dor  Magellan-Strafse  einige  Stellen  aus  diesem 
Berichte,  welcher  in  die  Manuskripteusammlung  des  Mufloz 
aufgenommen  worden,  an.  Der  gunzo  Bericht  wurdo  abor 
erst  durch  die  Chilenen  publiziort,  und  zwar  geschah  dies 
im  Jahre  1879  durch  D.  Mig.  L.  Amunategui  im  ersten 
Bande  seines  schönen  Werkes:  La  cuestion  de  lfmites  entre 
Chile  i la  Rcpiiblica  Arjentina,  und  dann  im  Jahre  1880 
durch  dio  Oficina  Hidrografioa  im  VI.  Band  des  Anuario 
Hidrogr.  de  la  Marina  de  Chile.  Diese  Ausgabe  ist  dio 
wertvollere,  da  sie  von  einer  grofsen  Anzahl  erklärondor 
Anmerkungen  begleitet  ist.  — Ladrilloro  schreibt  Uber  diese 
Gegend  unter  dem  52*  S.  Br.  und  bei  einem  von  ihm 
Seno  de  la  Ultima  Esporanza  genannten  Kanäle:  „und  hier 

l)  Abgedr.  in  Memoria  pro»,  por  el  MinistTo  de  Keine.  Ester,  i de  Colo- 
nia.  de  Chile  el  Congr.  Nac.  de  1885.  Santiago  de  Cb.,  1885,  2», 
p.  259  sig. 

*)  Eine  Botcichnüng  der  Breite  wiire  erwünscht. 


Polakowsky. 

hört  die  Cordillere  auf,  und  war  alles  eben  in  der  Rich- 
tung nach  ONO  und  bis  zum  Nordmeero,  wio  es  schien“. 

Erst  272  Jahre  spater,  d.  h.  im  Jahre  1830,  besuchten 
Skyring  und  Kirke  mit  dem  Schoner  „Adelaida“  diese  Gegend 
zu  wissenschaftlicher  Durchforschung.  Sie  bestätigten  durch 
ihre  Schilderung  die  obigen,  ihnen  unbekannten  Angaben 
dos  spanischen  Piloten  und  nannten  dio  Ebene,  welche  hior 
die  Cordillere  auf  dem  Festlande  unterbricht  resp.  abschliofst : 
Llnnura  de  Diana,  und  die  im  W an  dieselbe  grenzende 
Bucht : Disappointment  Bay  J). 

Die  eignen  Beobachtungen  des  Herrn  A.  Bertrand  be- 
stätigen nun,  dafs  eine  ca  20  km  lange,  völlig  ebeno 
Fläche  nördlich  vom  52°  die  Cordillore  unterbricht.  Er 
sah  diese  Diana- Ebene  oder  Sümpfe  von  der  Spitze  der 
Cerro  de  los  Penitentes  und  dann  von  den  Morros  del  Des- 
linde  aus,  welche  sich  trotz  ihror  relativ  geringen  Höhe 
doch  Uber  den  Horizont  diesor  Ebenen  — deren  gröfste 
Erhöhung  sicher  nicht  mehr  als  250  m Uber  dem  Meeres- 
spiegel beträgt  — erheben.  Bertrand  und  seine  Begleiter 
waren  an  dieser  Stelle  weniger  als  55  km  von  der  Ba- 
hia del  Desongaflo  (=  Disappointment  Bay)  entfernt.  Die 
Ufer  diesor  waren  aber  wegen  dor  unwegsamon  Sümpfe, 
welche  zwischen  denselben  und  don  Morros  del  Dcslinde 
liegen,  unerreichbar.  Es  ist  also  erwiesen,  dafs  bei  52° 
S.  Br.  die  Anden  alle  ihre  Wasserläufe  in  don  Stillen  Ozean 
senden,  uud  dafs  die  Wasserscheide  des  Kontinentes  hier 
östlich  von  der  Cordillere  in  den  ausgedehnten  Auen,  welche 
den  westlichen  Nebonflufs  des  Rio  Gailegos  umgeben , zu 
suchen  ist. 

Der  Punkt,  in  welchem  der  52°  die  Wasserscheide 
durchschneidet,  ist  wegen  der  ebenen  und  sumpfigen  Be- 
schaffenheit des  Terrains  schwer  zu  fixioren  und  zu  be- 
schreiben. Er  liegt  am  Nordrande  einer  bewaldeten  und 
mit  vulkanischen  Blöcken  gekrönten  Hügelreihe,  welche  nach 
Süden  in  deu  Cerro  del  Penitente  übergeht.  Der  Punkt 
liegt  dicht  westlich  vom  72°  W.  L.  v.  Gr.,  zwischen 
diesem  und  der  Küste  der  Bahia  del  Desengaüo , welcher 
Kanal  sich  dem  72°  bis  auf  20  km  nähert.  Von  diesem 
Punkte  aus  folgt  die  neue  Grenzo  genau  dom  52°  S.  Br. 
nach  0 zu.  Sie  durchschneidet  abwechselnd  die  Ausläufer 
der  Wälder  und  Sümpfe , geht  über  den  Morro  del  Des- 
linde, schneidet  1 1 km  weiter  den  Rio  Gallegos,  welchor  in 
dieser  Gegend  von  S nach  N fliefst,  und  tritt  in  die  „mesa 
de  I09  guanacos“  genannte  hügelige  Pampa,  welcher  alle 
irgendwie  bedeutenden  Erhebungen  fehlen.  Durch  diese 
Parnpu  geht  die  Grenzlinie  (d.  li.  dor  52°  S.  Br.)  bis  zur 
vulkanischen  Region  der  l’icana  und  durchschneidot  dieselbe 
in  der  Weise,  dafs  der  Hauptkegel  2 km  nördlich,  und  dor 
eiloschene  Krater  de  la  Picann  1700  m südlich  derselben 
bleibt.  5 km  weiter  östlich  schneidet  dio  Grenzlinie  den 
70°  W.  L.  v.  Gr.,  und  hier  macht  dieselbe  oinen  Winkel, 


')  Siehe  über  die  Gleichartigkeit  der  Angaben  ton  Ladrillero  and  Kirke 
die  Noten  auf  S.  484  in  Anuar.  Hidrogr-  de  la  M.  de  Ch.  VI. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


149 


indem  sie  in  OSO-Richtung  und  in  gewundener  Iiinie  nach 
dem  Monte  Amon  •),  welcher  schon  von  der  Spitze  der  Pi- 
cana  sichtbar  ist,  führt.  Diese  Eutfernung  inifst  40km. 
Die  Strecke,  in  wolcher  die  Grenzlinie  genau  durch  den 
52°  S.  Br.  gebildet  wird,  schätzt  Herr  Bertram!  auf  unge- 
fähr 137  km.  — Die  Grenze  boII  nun  weiter  Uber  dio  Hügel, 
welche  in  OSO  liegen,  nach  dem  Monte  Dinere  führen. 
Da  aber  alle  hervorragenden  Hügel  auf  dieser  Strecke  foh- 
len , so  wird  es  neuer  Verhandlungen  bedürfen , um  sich 
über  die  definitive  Absteckung  der  Grenzlinie  an  dieser 
Stelle  zu  oinigon.  Vom  Monte  Dinero  aus  geht  die  Grenze 
in  gerader  Liuie  bis  zur  Punta  de  Miera  (Kap  Dungcnefs). 
Die  Entfernung  vom  Mt.  Amon  bis  zu  diesem  Kup  beträgt 


1)  I>if*rr  Ben;  viel  whr  verschieden  beieicbnct.  Ick  führe  die  Namen, 
welche  ich  auf  den  mir  gerade  vorliegenden  Karten  finde,  an.  — Im  Grenz- 
vertraje  selbst  wird  dieser  Berg  Monto  Agmond  genannt,  auf  einar  oftiiiellen 
chilenischen  Karle  vom  Jahre  1883,  welche  das  streitige  üreDIgebiet  dar- 
•teilt,  figuriert  er  als  M.  Airoon,  auf  Tafel  1U  von  Stielcr  und  anf  Tafel  11 
in  Zeitxchr.  d.  ücrellwhaft  f.  Krille.  XI  (1876)  als  U.  Aymnjul,  auf  der 
Karte  der  Argentinischen  Kepublilc  von  A.  SeeUtrang  und  A.  Tounnente  in 
R.  Nappa  Werk  über  die  Argentina  ala  Cerro  Kgmont. 


ungefähr  84  km.  Die  ganze  Nordgrenze  von  don  Diana- 
Ebenen  bis  zum  Atlantischen  Ozeane  also  261  km.  Das 
zu  Chile  gehörige,  zwischen  dem  52°  S.  Br.  und  der  Ma- 
gellan-Strafse  belegene  Terrain  schätzt  Herr  Bertrand  anf 
75000  ha.  Um  die  Grenze  dauerud  zu  markieren,  schlägt 
er  vor , in  Entfernung  von  jo  einer  Legua  (4,5  km)  pyra- 
midenförmige , aus  Steinen  und  Kalkmörtel  hergerichtete 
Grenzsteine  von  6 m Höhe  aufzustellen.  Die  Kosten  für 
diese  58  Grenzsäulen  schätzt  er  auf  5800  Pesos. 

Von  der  Punta  de  Miera  geht  die  Grenzlinio  direkt  nach 
Süden,  genau  mit  68°  34'  W.  L.  v.  Gr.  zusammenfallend. 
Sie  durchschneidet  die  grofse  Feuorlandinsel.  Das  be- 
treffende Terraiu  ist  im  nördlichen  Teile  der  Insel  unbe- 
wahlet  und  meist  sumpfig,  von  53°  30'  bis  54°  aber  mit 
parkartigen  Wäldern  bedeckt.  Das  Gebiet  von  54°  bis  zum 
Beagle-Kanal , wo  der  genannte  Meridian  die  Küste  bei 
54°  54'  S.  Br.  und  22  km  westlich  von  der  englischen 
Missionsstation  Uschuwia  erreicht,  ist  uoch  unerforscht.  Die 
Entfernung  vom  Nord-  bis  zum  Südrande  der  grofsen  Feuer- 
landinsel beträgt  248  km,  die  ganze  Länge  der  neuen 
Grenzlinie  zwischen  Argentinien  und  Chile  also  509  km. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Europa. 

Der  Dozent  für  Pflanzengeographio  an  der  Universität 
Helsingfors,  Dr.  R.  JTuU,  hat  die  Absicht,  während  der 
Sommerferien  (Ende  Mai  bis  Anfang  September)  eine  phy- 
ntch-gcographüche  ütudiemtalion  in  Finnland  einzurichten  und 
zu  leiteu,  ein  Unternehmen,  welches  freudig  begrüfst  werden 
mufs,  da  für  manche  Fragen  der  physischen  Erdkunde  eine 
Lösung  zu  erwarten  ist.  Die  Untersuchungen  sollen  na- 
mentlich folgenden  Punkten  zugowendet  werden:  1)  dio 
Beziehungen  der  Gewässer  zu  den  Asar;  2)  die  postgla- 
zialen Erdformationeu  als  Zeugnisse  über  Verschiebungen 
der  Uferlinieu  und  Uber  klimatische  Veränderungen;  3)  die 
Lagerungsfolge  in  den  Torfmooren ; 4)  die  Besitznahme  neuen 
Landes  durch  die  wilde  Vegetation ; 5)  der  gegenwärtige 
Stand  der  wildwachsenden  Eichenkolonien  in  Finnland.  Als 
die  für  die  beabsichtigten  Untersuchungen  geoignotete  Ge- 
gend ist  die  Umgebung  dos  Eisenwerkes  Svartd  am  SUd- 
ostende  des  Lojo-Sees  in  Nyland  auserwählt  worden.  Dor 
grofse  HangüSs  streicht  dicht  vorbei,  beiderseitig  mit  schönen 
Uferterrassen  besetzt.  In  den  anliegenden  Torfmooren  sind 
3 — 5 Lagen  von  Baumwurzeln  vorhanden,  die  noch  nie  bo- 
tanisch untersucht  worden  sind.  Auf  den  Inseln  des  Sees 
befinden  sich  die  nördlichsten  Eichenbestände  des  ganzen 
Landes.  Eine  wesentliche  Unterstützung  des  Unternehmens 
ist  dadurch  geboten,  dafs  die  geologische  Landesaufnahme 
dieses  Gebiet  bereits  bearbeitet  hat,  so  dafs  eine  sehr  schöne 
geologische  Karte  desselben  vorliegt. 

Afrika. 

Nordafrika.  — Die  Erforschung  des  Tuareg-Landes 
hat  abermals  ein  Opfer  gefordert.  Leutnant  Palat,  welcher 
im  Oktober  1885  von  Algier  aufgebroeben  war,  um  durch 
die  Sahara  bis  Timbuktu  zu  gelangen,  ist  in  der  Oase  Tidi- 


kelt  bei  'Ain-Salah  von  Tuareg  ermordet  worden.  Da  die 
französische  Regierung  nach  derNiedermetzolung  dor  Flatters- 
schen  Expedition  sich  zu  einem  energischen  Vorgehen  gegen 
die  Tuareg  nicht  entschliefsen  konnte,  so  ist  allerdings  nicht 
zu  orwarteu,  dafs  diese  neue  Gewaltthat  ein  Einschreiten 
der  französischen  Regierung  veranlassen  wird.  Berechtigt 
aber  ist  die  Frage,  wann  endlich  Frankreich  die  von  Du- 
veyrier,  Kohlfs  und  allen  Kennorn  Nordafrikas  längst  ange- 
ratene Besetzung  von  Ain-Sulah  vornehmen  wird,  um  da- 
durch eine  achtunggebietende  Stellung  gegen  dio  Tuareg 
einzunehmon,  welche  diesen  Räubern  der  Wüste  wenigstens 
Furcht  vor  dem  grofsen  Staate  einflöfsen  wird.  Der  Mord 
erfolgte  am  8.  März  an  einem  Punkte  Badjoun  im  Bette 
deB  Oued-Fiissen. 

Während  die  Spanier  bisher  ihre  neuen  Erwerbungen 
an  der  Westküste  der  Sahara  nur  als  Stützpunkte  für  ihre 
kanarischen  Fischorcien  betrachtet  hüben,  schicken  sie  sich 
jetzt  au,  oiue  kommerzielle  Verwertung  dieses  Gobiotcs  zu 
beginnen,  indem  sie  Verbindungen  mit  dein  Hinterlande  anzu- 
bahnen sich  hemiiheu.  Zu  diesem  Zwecke  ist  Anfang  d.  J. 
eine  von  der  Handelsgeographischen  Gesellschaft  in  Madrid 
ausgerüstete  Expedition  von  Cudix  aufgebrochen , welcher 
namentlich  dio  Aufgabe  gestellt  wordon  ist,  bis  zur  Oase 
Adrar  vorzudringen  und  dem  lebhaften  Handel,  welchen  ihre 
Bewohner  mit  Timbuktu  und  den  Landschaften  des  obern 
Senegal  betreiben , nach  der  Küste  ein  Absatzgebiet  zu 
öffnen. 

Äquatorialafrika.  — Von  dom  gleichen  Schicksal 
wie  die  grofse  Flatterssche  Expedition  ist  dio  in  ebonso  um- 
faBsondor  wie  sorgfältiger  Weise  von  der  Mailänder  Han- 
delsgeogr.  Gesellschaft,  dor  Italienischen  Geogr.  Gesellschaft 
in  Rom  und  der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  Neapel  aus- 
gerüstete Expedition,  welche  am  26.  Januar  unter  Leitung 


150 


Geographischer  Monatsbericht. 


von  Graf  G.  Porro  Italien  verliefs,  ereilt  worden.  Ala  Haupt- 
ziel hatte  aie  die  Erachliefaung  der  Somali-  und  Galla- Länder 
für  italienische  Handelaunternehmungen  ins  Auge  gefafst, 
zu  welchem  Zwecke  sowohl  au  der  Küste  wie  in  wichtigen 
Orten  des  Hinnenlandes  Faktoreien  angelegt  werden  sollten. 
Zum  Ausgangspunkt  wurde  Zeila  bestimmt,  das  nächste  Ziel 
war  Harar,  von  wo  aus  unter  günstigen  Umständen  ein 
Vorstols  nach  SO,  nach  KafFn  und  dem  ober»  Nil,  gemacht 
werden  sollte.  Am  16.  März  brach  Graf  Porro  mit  acht 
Italienern,  darunter  Graf  Cocastelli  di  Montigiio,  Prof.  Licata, 
Dr.  Gottardi  u.  a.,  in  Hegleitung  einer  indisch -britischen 
Bedeckung  von  Zeila  aus;  bei  Artu,  kurz  vor  Dschaldessa, 
wurden  die  Italiener  von  dem  Sultan  von  Harar  überfallen 
und  niodorgemetzelt,  welcher  erst  1885  von  der  ongliscbon 
Regierung  nach  Zurückziehung  der  ägyptischen  Besatzung 
auf  den  Thron  gesetzt  worden  war. 

Wie  mit  einiger  Sicherheit  vorausgesetzt  werden  konnte, 
hat  Dr.  G.  A.  Fieeher,  um  zu  Dr.  Junker  und  Dr.  Erain- 
Bei  zu  gelangen,  sich  entschlossen,  um  die  Südkiiste  des 
Victoria-Sees  seinen  Marsch  fortzusotzon  und  nicht  den 
Wasserweg  zu  benutzon,  da  oine  Landung  an  einem  mit 
Uganda  in  Verbindung  stehenden  Punkte  ihn  der  Gefahr 
aussetzen  würde,  von  den  gegenwärtigen,  für  die  Sicherheit 
seines  Thrones  sehr  besorgten  König  Mwanga  dem  Schick- 
sale Bischof  llanningtons  preisgegeben  zu  werden.  Die  Ver- 
hältnisse liegen  auf  dioser  neuen  Route  wesentlich  ungün- 
stiger für  Dr.  Fischer,  da  der  Plan  seiner  Expedition  nur 
den  Durchzug  duroh  Uganda  im  Auge  batte,  worauf  die 
Auswahl  seinor  Waren  getroffen  war.  Über  seine  nächsten 
Pläne  und  die  von  Mackay  ihm  zugesandten  Nachrichten 
über  Emin  und  Junker  berichtet  Fisoher  am  8.  Januar  von 
Kagei  aus  an  Professor  Bastian : 

„l’gändz  nicht  p&asierbar;  Kabaka  ein  mher,  KfwiUtbStijtor  Mann,  der 
dem  Banai- Keuchen  ergeben.  Europäer  «erden  xerfol^t ; Araber  haben 
intrigiert , aut  Vorgänge  j„  Saniihur  (ufterxl , besonders  gegen  Deutsche. 
Englischer  Bischof  llannington  ermordet,  alle  Missionakinder  verbrannt,  Hun- 
derte ron  Waganda  (aueh  Wakunga)  getötet,  weil  sio  ru  den  Engländern  in 
die  Schule  gegangen.  Gestern  Nacht  durch  xwei  meiner  Leute,  welche  nach 
l'ganda  geachiekt,  um  mich  anxumelden,  einen  Brief  ron  M.  Stack«)  er- 
halten, der  sagt,  dafs  der  Kabaka  Tor  hat,  mich  mit  allen  Trägem  au  töten. 
Ich  aoBe  sobald  wie  möglich  Kagei  terlasaeo.  Bin  Glück,  dafs  ich  nicht 
zwei  Monate  früher  hier  eintraf,  bevor  Bischof  llannington  l'ganda  erreichte, 
welcher  mit  400  Mann  durchs  Massailand  über  Kawirondo  und  l'aogm  ge- 
zogen; in  der  Nähe  des  Nil-Auslluases  ist  er  mit  50  Sanaibarleuten  getötet, 
seine  zwei  Begleiter  sollen  entkommen  sein.  E min- Bei  hat  an  Markav 
geschrieben,  dafs  er  keine  Erlanbnia  erhält,  Enjoro  xu  passieren,  Kabarega 
will  weder  Europäer  noch  Ägypter  oder  Araber  sehen.  Krain-ßci  soll  mit 
Junker  unweit  l'njoro  lagern,  im  Grenzgebiet  von  Kedi.  Die  Bakedi  hat 
er  zurückgeechlagen.  — Will  übermorgen  fort  und  versuchen , östlich  um 
den  See  au  gehen,  über  Kawirondo,  von  dort  die  Grenzgebiete  ron  l'ganda- 
l'njoro  weit  links  lassend,  die  ägyptischen  I’rorinaen  zu  gewinnen  suchen.  — 
Habe  keinen  Augenblick  Huhe,  alle  Waren  müssen  wieder  umgepaekt  wer- 
den; dabei  noch  schwach  von  Fieber.  Sehr  ungesunder  Ort  hier:  bösartige 
Fieber,  Dysenterie,  Augenentzündungen  (4000  Fufs  über  dem  Meeresspiegel). 
Die  Route  ist  sehr  schwierig,  da  keine  mohammedanischen  Handelswege 
hier  bestehen.  Auch  sind  meine  Waren  für  Uganda- l'njoro  eingerichtet 
(riete  teure  Zeugstoffe),  während  in  jenen  Gebieten  hauptsächlich  Messing- 
draht und  Perlen  gehen.  Habe  «n  Mackay  geschrieben,  womöglich  Kmin- 
Bei  wissen  zu  lassen,  dafs  ich  versuche,  auf  besagtem  Wege  mich  mit  ihm 
zu  vereinigen. *■ 

Eine  nicht  geringe  Überraschung  bereifet  Dr.  Rieh.  Kie- 
pert* Konstruktion  der  BiiUnertchen  Itinerarauf nahmt  (Mitteil. 
Afrik.  Gesellsch.  1886,  V,  Tafel  1)  während  seiner  Reise  von 
San  Salvador  nach  dem  Kuango,  welchen  er  eino  Zeitlaug 
verfolgte,  um  dann  über  Land  nach  dem  Stanley  Pool  sich 


zu  wenden.  Nach  dieser  Konstruktion,  welcher  allerdings 
kein  sehr  vorzügliches  Material  zu  Grunde  lag,  da  Dr.  Bütt- 
ner nicht  in  genügender  Weise  mit  Instrumenten  versehen 
war,  nähert  sich  der  Kuango  an  dom  fernsten  von  dem 
Reisenden  erreichten  Punkte,  bei  Kiballa,  so  sehr  dem  Kongo, 
dafs  es  den  Anschein  gewinnt,  als  müsse  er  zwischen  Stan- 
ley Pool  und  der  Kwa-  Mündung  direkt  in  den  Kongo  sich 
ergiefsen,  statt  in  einem  recht  unwahrscheinlich  aussehen- 
den scharfen  Bogen  nach  NO  sich  zu  wendon  und  an  der 
bisher  vermuteten  Mündungsstelle  mit  dem  Kassai  sich  zu 
vereinigen.  Dafs  Dr.  Büttner  keine  bessere  Aufnahme  seiner 
Route  ausführen  konnte,  ist  zum  Teil  durch  die  besonders 
schwierigen  Verhältnisse,  Kämpfe  mit  den  Eingebornen, 
Unzuverlässigkeit  der  Träger  &c.  begründet-  Die  zahlrei- 
chen Höhonmessungen,  welche  von  Dr.  v.  Danckelman  berech- 
net worden  sind,  stimmen  gut  mit  Major  v.  Mechows  Be- 
obachtungen am  Kuango,  sehr  wenig  dagegen  mit  l)r.  Cha- 
vannes  Messungen  (s.  Mitt.  1886,  Nr.  4,  Tafel  6)  auf  der 
Route  von  San  Salvador  bis  zu  den  Arthington- Fällen. 

Nur  10  Tage  später  als  Dr.  Büttner  waren  Leutnant 
Kund  und  Tappenbeck  am  Kuango  eingetroffon.  Da  eine 
Vereinigung  mit  demselben  unausführbar  erschien,  setzten 
sie  am  7.  September  Uber  den  Strom  und  zogen  unter 
zahlreichen  Kämpfen  mit  den  Eingebornen  ostwärts,  wobei 
sie  eine  Reihe  mächtiger  Zuilüsse  des  Kassai  überschritten ; 
unter  18°  0 und  4°  45'  S den  Wambo,  18°  55'  0 und 
4°  30'  S den  Saie  oder  Tschia,  welche  sich  beido  wahr- 
scheinlich mit  dem  Kuilu  (19°  22'  O,  4°  5'  S)  verei- 
nigen. Am  19.  Oktober  erreichten  sie  den  Sankurru,  iden- 
tisch mit  Wirsmanna  Kassai,  welchor  Name  den  Eingebor- 
nen nicht  bekanut  ist;  hior  endigen  dio  Karawauenstrafsen 
der  Elfenbeinhändler.  Nach  Überwindung  zahlreicher  Schwie- 
rigkeiten wurde  in  der  Nähe  des  Zusammenflusses  von  ßo- 
lumbo  (Kassai)  und  Sankurru  der  Strom  durch  eine  sechs- 
tägige Fahrt  von  Insel  zu  Insel  überschritten.  Durch  dichten 
Urwald  zogen  die  beiden  Forscher  nach  NO,  erreichten 
am  19.  November  unter  den  20°  10'  0 und  3°  25'  den 
lkata  (auch  Lokenje  und  Lukata),  dessen  Überschreitung 
nach  vielen  Kämpfen  mit  den  Barmnbo,  trefflichen  Bogen- 
schützen, am  6.  Dezember  gelang.  Das  nördliche  Ufer  des 
Flusses  war  nicht  bewohnt,  stundenweit  zog  sich  Wold  und 
Morast  hin ; nach  Rückkehr  auf  das  Südufer  versuchten  sie 
nochmals  nach  Osten  sich  durchzuschlagen ; nach  einem 
unglücklichen  Treffen  mit  den  Eingebornen , in  welchem 
1 .entmint  Kund  ernstlich  verwundet  wurde,  traten  sie  am 
20.  Dezember  unter  21°  30'  O und  3°  20'  S.  Br.  den 
Rückweg  per  Boot  an.  Zwanzig  Tageroisen  weiter  östlich 
soll  oin  grofser  Flufs,  Impiku,  sich  bofinden,  wohl  ein  Nebeu- 
tlufs  des  am  Äquator  in  den  Kongo  sich  orgiefsonden  Uruki 
(Grenfells  Tschuapa).  Der  lkata  erwies  sich  auf  der  Rück- 
fahrt als  identisch  mit  Stanleys  Mfini,  dem  Abflufs  des  laeo- 
poldll.-See.  (Vorläuf.  Abdr. : Mitt.  Afrik.  Gesellsch.  1886, 
V,  Nr.  2.) 

Eine  Übersichtsskizzo  von  sämtlichen  Dampferfahrten 
des  Rev.  G.  GrenfeU,  des  ungemein  rührigen  Baptisten- 
Missionars , auf  dem  Kongo  und  seinen  Nebenflüssen  mit 
dem  Dampfer  „Peace“  bietet  „The  Missionarv  Herald“  vom 
1.  März  1886  zugleich  mit  einem  Bericht  Uber  die  letzte 
Fahrt  auf  dem  Uruki  (Tschuapa)  und  seinem  Nobenflufs.  dem 
Bosira  (Bussera),  und  dem  Lulougo  mit  seinen  Quollflüssen 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


151 


Lopori  und  Maringa.  Auf  derselben  wurde  er  bekanntlich 
von  Leutnant  Wifsmanns  Gefährten  auf  der  KasBai-Expe- 
dition,  Leutnant  t>.  fYanfoit,  begleitet,  welcher  in  der  Ge- 
Seilschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  (Verband].  1886,  Nr.  3), 
Bericht  erstattete. 

Südafrika.  — Nach  einer  sehr  strapaziösen  Reise, 
welcher  namentlich  eine  grofse  Zahl  seiner  Gespanne  zum 
Opfer  fiel,  ist  Dr.  Emil  ITolub  in  der  bekannten  Handels- 
Station  Panda  ma  Tenka  in  der  Näho  des  Sambesi  ange- 
kommen  und  stand  im  Begriff,  nach  Überschreitung  des 
Stromes  seine  Reise  nach  Norden  fortzusetzen.  Für  den 
ersten  Teil  derselben  hatte  der  seit  langen  Jahren  hier  an- 
sässige Händler  Westbeach  sich  ihm  als  Begleiter  ange- 
boten. 

Die  gewaltigen  Änderungen,  welche  die  letzten  20  Jahre 
in  Südafrika  hervorgerufen  haben,  treten  besonders  klar  vor 
Augen , wenn  man  die  beiden  Reisewerke  vom  Missions- 
direktor Dr.  Wangmann,  welcher,  nachdem  er  bereits  1866 
bis  1867  eine  Reise  zur  Inspektion  der  Stationen  der  Ber- 
liner Mission  unternommen  hatte,  im  Jahre  1884  — 1885 
abermals  zu  demselben  Zwecke  die  Reise  ausfiihrte,  mit- 
einander vergleicht.  Es  ist  begreiflich,  dafs  das  letzte 
Werk:  „ Ein  stceifet  Reittjahr  in  Südafrika “ (8°,  432  SS., 
mit  Karte.  Borlin,  Schulze,  1886)  in  erster  Linie  den  Mia- 
sionsinteressen  gewidmot  ist,  sowie  dafs  der  Verfasser  trotz 
guter  Absicht  die  Verhältnisse  nicht  immer  völlig  unpar- 
teiisch beurteilt,  aber  immerhin  sind  seine  Anschauungen 
und  Darstellungen  höchst  beachtenswert.  Obwohl  Dr.  Wango- 
xnann  seine  Roise  weiter  ausdohnte  als  1866  und  weit  mehr 
Stationen  zu  besuchon  hatte  (von  1864 — 1884  vermehrten 
sich  dieselben  von  14  auf  45  Haupt-  und  57  Nebenstatio- 
nen; die  Zahl  der  Getauften  stieg  von  1300  auf  15  000 
Seelen),  so  konnte  er  doch  dank  der  bessern  Kommuni- 
kationen in  bedeutend  kürzerer  Zeit  seine  Reise  zu  Ende 
führen. 

Australien  und  Inseln  des  Orofsen  Ozeans. 

Festland.  — Mit  Erfolg  hat  Dav.  Lindtay  seine  Ex- 
pedition durch  Zentralaustralien  begonnen  und  namentlich 
seine  erste  Aufgabe,  die  Erforschung  de*  Finke  - Flu* t et  ge- 
löst, indem  er  demselben  stromabwärts  folgte,  bis  er  sich 
in  den  Sandhügeln  nordöstlich  von  Dalhousie  (26°  26'  8.  Br. 
und  135°  45'  0.  L.)  verliert.  Bei  starkem  Ansteigen  des 
Flusses  sollen  seine  Wassermassen  durch  den  8pring  Creek 
Flat  bis  in  den  Macumba  oder  Treuer  River  fallen,  wodurch 
seine  Zugehörigkeit  zum  Lake  Eyre  erwiesen  ist  Die  Um- 
gegend des  Finke  zeichnet  sich  durch  guten  Graswuchs 
aus,  auch  Wasser  soll  zur  Genüge  gefunden  sein.  Spuren 
von  Leichhardt  konnten  nicht  entdeckt  werden,  es  war  al- 
lerdings auch  nicht  möglich , in  der  stark  bewaldeten  Ge- 
gend alle  Bäume  nach  etwaigen  Lagerzeicben  des  verschol- 
lenen Forschers  zu  untersuchen.  Vom  Finke  aus  führte 
Lindsay  einen  erfolgreichen  Vorstofs  bis  an  die  Grenze 
von  Queensland  aus,  welche  er  unter  25*  30'  S.  Br.  kreuzte, 
und  kehrte  dann  über  ein  gänzlich  unerforschtes  Land  nach 
dem  Uberlandtelegraphen  zur  Station  Charlotte  Waters  zu- 
rück. Am  3.  Februar  d.  J.  setzte  er  von  hier  seine  Reise 
nach  Ijake  Nash  fort. 

Während  diese  Nachforschung  nach  Spuren  LeicfJwrdt * 


nicht  zum  Ziele  geführt  hat,  kommt  aus  Queensland  plötz- 
lich die  Nachricht,  dafs  die  CbtrretU  des  unglücklichen 
Forschers , welcher  vor  mehr  als  38  Jahren , im  Dezem- 
ber 1847,  seine  letzte  Unternehmung  begonnen  hatte,  ent- 
deckt sein  sollen.  In  der  Nähe  von  Cloncurry,  einem 
kleinen  8tädtchen  in  dem  gleichnamigen  Kupferminendistrikt 
(20°  40'  S.  Br.  und  140°  35'  0.  L.)  will  der  afghani- 
sche Kameltreiber  Belooch  am  10.  Januar  d.  J.  diese  Spu- 
ren entdeckt  haben,  wie  er  telegraphisch  am  Baron  v.  Muel- 
ler,  dem  unermüdlichen  Förderer  aller  Untersuchungen  nach 
Leichhardts  Verbleib,  berichtete.  Es  ist  nicht  das  erste 
Mal,  dafs  angeblich  ganz  untrügliche  Mitteilungen  Uber 
Leichhardta  Schicksal  in  Australien  aufgetauoht  sind ; es 
sei  nur  daran  erinnert,  dafs  A.  Hume  1874  die  Sensations- 
nachricht verbreitete,  im  Innern  mit  Leichhardte  Reise- 
gefährten, Classen , zusammengetroffen  zu  sein,  dals  1881 
Skuthorpe  sogar  die  Tagebücher  und  Instrumente  Leich- 
hardts gefundon  haben  wollte,  welche  bis  zum  heutigen 
Tage  aber  noch  nicht  zum  Vorschein  gekommen  sind,  da 
die  Kolonialregierungen  sich  weigerten,  ohne  oingehende 
Prüfung  des  Fundes  die  Summe  von  6000  L zu  entrich- 
ten, und  es  ist  daher  selbstverständlich,  dafs  man  solch 
neuern  Sensationsnachrichten  skeptisch  gegenübertritt,  ob- 
wohl manche  Erwägungen  für  die  Möglichkeit  der  Ent- 
deckung durch  Belooch  sprechen.  Wenig  östlich  von  Clon- 
curry hatte  1864  der  Reisende  Molntyre  am  Westufer 
eines  Armos  des  Flinders  ca  unter  20*  zwei  Bäumo  ent- 
deckt, welche  durch  ein  grofses  L gezeichnet  waren,  woraus 
er  die  Vermutung  ahleitete,  auf  ein  altes  Lager  Leichhardts 
gestofsen  zu  sein.  Mit  don  Lagerzeichen  Landsboroughs 
konnten  diese  Marken  nicht  verwechselt  werden,  weil  jener 
Reisende  am  Ostufer  des  Flinders  gereist  war  und  seinen 
Lagerzeichen  eine  fortlaufende  Nummer  des  I Nigers  hinzu- 
zuftigen  pflegte.  An  der  Expedition,  welohe  infolge  dieser 
Nachricht  unter  Mclntyres  Leitung  1865 — 66  ausgosandt 
wurde,  nahm  Belooch  als  Kameltreiber  teil ; dieselbe  verlief 
erfolglos  teils  infolge  der  aufserordentJichen  Dürre,  welche 
in  jenem  Jahre  herrschte,  teils  durch  den  frühen  Tod  des 
Führers. 

Einer  neuen  Karte  des  Gebietes  von  Zontralaustralien 
von  der  Linie  des  Überlandtelegraphen  bis  zur  Grenze  von 
Queensland , welche  von  dem  bekannten  Feldmesser  und 
Forscher  C.  Winneck*  bearbeitet  worden  ist,  entnimmt  dio 
Zeitschrift:  The  Colonies  and  India  vom  9.  April  1886 
einige  wichtige  Angaben  über  Höhenverhältnisse.  Er  wie- 
derholt seine  boroita  im  J.  1877  ausgesprochene  Ansicht, 
dafs  der  Lake  Eyre  bedeutend  tiefer  liege  als  der  Meeres- 
spiegel, also  eine  Depression  bilde,  wie  schon  nach  seiner 
Entdeckung  1840  zeitweilig  vermutet  worden  war.  Nach 
Lewis’  Messungen  von  1873  soll  der  See  70  F.  (21  m)  über 
dem  Meere  liegon , neuere  Messungen  ergaben  eine  Höhe 
von  nur  3 F.  (0,9  m).  Eine  endgültige  Entscheidung  dieser 
Frage  wird  erst  dann  zu  erwarten  sein,  wenn  die  Triangu- 
lation von  Südaustralien  bis  hierher  ausgedehnt  sein  wird. 
Für  die  wichtigsten  Stationen  der  Telegraphenliuie  erge- 
ben seine  Beobachtungen  folgende  Höhen : Tennant  Creek 
1075  F.  (328  m);  Barrow  Creek  1724  F.  (625  m);  Alice 
Springs  2000  F.  (610  m);  Charlotte  Waters  481  F.  (147  m); 
Peake  Station  75  F.  (23  m);  Strangwaya  SpriDgs  188  F. 
j (57  m). 


152 


Geographischer  Monatsbericht. 


, Amerika. 

Alaska.  — Die  Expedition  von  Leutnant  Allen 
durch  Alaska  war,  wie  die  Deutschen  ßeogr.  Blätter  1886, 
Heft  1 , einem  Berichto  in  der  Kansas  City  Times  ent- 
nehmen, viel  ausgedehnter,  als  die  vorläufigen  Angaben 
erkennen  liefscn.  Niolit  allein  don  Kupferfiufs  (Ätna)  hat 
er  bis  zur  Quelle  verfolgt,  sondern  auch  dessen  Nebenflurs 
Chitinah  untersucht  und  daun  den  Haupttributür  des  Yu- 
kon, den  Tananah,  dessen  Qnellgobiot  aufserordentlich  roich 
an  Seen  ist,  erforscht;  nach  Erreichung  des  Yukon  hat 
er  das  Gebirge  im  N,  die  Yukonherge,  überschritten,  bis 
er  an  seinen  roächtigon  nördlichen  Zuflufs,  den  Koukuk, 
gelangte,  welchen  er  noch  175  miles  (280  km)  aufwärts 
verfolgte,  ohuo  an  seinen  Ursprung  zu  gelangen.  Nachdem 
er  von  den  Eingebornen  in  Erfahrung  gebracht,  dnfs  15  Tage- 
reisen stromaufwärts  noch  eiu  weiterer  Tributär  iu  dun 
Koukuk  sich  ergiefse  , trat  Allen,  du  die  Zeit  zur  Ausdeh- 
nung seiner  Reise  bis  dorthin  nicht  mehr  genügte,  die 
Rückreise  an , welche  er  zu  Root  auf  dem  Koukuk  und 
Yukon  bis  nach  dem  Norton -Sunde  ausftlhrte. 

Canada.  — Der  grofse  Mittassini  - See  in  Labrador, 
dessen  Ausdehnung  bishor  unbekannt  geblieben  ist,  obwohl 
ein  Posten  der  Hudson-Bai- Kompanie  schon  lauge  an  sei- 
nem Ufer  sich  befindet,  ist  im  Juli  1885  vou  einer  Expe- 
dition unter  J.  M.  Macoun  und  A.  P.  Low  aufgonommen 
worden,  nachdem  bereits  im  Herbste  1884  die  beiden  zu 
diesem  Zwecke  abgesandten  Expeditionen  sich  verfehlt  hat- 
ten, und  im  Winter  wegen  Proviantmangels  und  andrer  un- 
günstiger Verhältnisse  die  Aufnahme  nicht  zustandegekom- 
men war.  Er  stellt  sich  jetzt  als  eine  bedeutende  Er- 
weiterung des  Rupert -Flussos  heraus,  indem  or  bei  nicht 
ganz  100  roileB  (160  km)  Lauge  eine  durchschnittliche 
Breite  von  nur  12  miles  (19  km)  besitzt.  Nur  zwei  Tie- 
fenmessungen wurden  nusgeführt,  wolche  Tiofen  von  374  • 
und  279  Fufs  (114  und  85  m)  nachwiesen.  Der  kleine 
Mistassini-See,  welcher  oberhalb  des  grofsen  Sees  sich  be- 
findet , wurde  von  Teut.  F.  TT.  Bignell  befahren , auch  er 
erwies  sich  nur  als  eine  6 miles  (10  km)  breite  Erweite- 
rung des  Flusses. 

Die  breite,  bisher  unbenannto  Strafst*  zwischen  der 
Cape  Breton-Insel  und  Neufundland  ist  von  der  englischen 
Admiralität  im  Einverständnis  mit  der  kanadischen  Regie- 
rung zu  Ehren  ihres  Entdeckers  Cabot  - Strafte  benannt 
worden. 

Vereinigte  Staaten.  — Gegen  die  Behauptung 
von  Capt.  TP.  Glatter  (s.  Mitt.  1885,  S.  103),  im  J.  1881 
die  wirkliche  Mississippi -Quelle  entdeckt  zu  haben,  wendet 
sich  Henry  Gannett  mit  dem  Nachweise  (Nature,  7.  Ja- 
nuar 1886,  p.  221),  dafs  durch  Nicollets  Untersuchungen 
im  Gobicte  des  Itasca-Sees  1836  bereits  dio  Zuflüsso  des- 
selben vollständig  bekannt  worden  sind,  während  dor  Itusea- 
Soo,  welcher  als  Sammelbecken  verschiedener  Wasseradern 
als  Quelle  des  Mississippi  angesehen  werden  niufs,  schon 
1832  durch  Schoolcraft  aufgefunden  wurde.  Das  ganze  < 
Gebiet  ist  bereits  im  J.  1876  vom  Land  Office  aufgenom- 
men  und  mappiert  worden.  Das  von  Glazier  als  eigent- 
liche Mississippi- Quelle  angegebene  Wasserbecken  stimmt 
nach  der  Lage  mit  dem  Elk  Lake  überein ; nur  die  Griifse 
seines  Sees  hat  Capt.  Glazier  bedeutend  übertrieben,  denn 
derselbe  hat  nur  eine  Oberfläche  von  sq.  niile  (1,30  qkm). 


Mittolamerika.  — Einen  fünfjährigen  Aufenthalt 
als  Arzt  in  Guatemala,  1878 — 83,  hat  Dr.  0.  Stall,  jetzt 
Dozent  an  der  Universität  Zürich,  verwertet  zu  gründlichen 
Studien  über  Land  und  Teilte , Spraohen  der  indianischen 
Bevölkerung,  Hilfsmittel  dos  Landes , Handel  und  Verkehr, 
welche  er  in  oiuern  lesenswerten  Buche:  „ Guatemala , Reison 
und  Schilderungen  uus  don  Jahren  1878 — 83  *)“  nieder- 
gologt  hat.  Dassolbu  erregt  gerade  im  gegenwärtigen  Au- 
genblicke um  so  mehr  Interesse , als  es  ein  offenbar  nicht 
von  parteiischem  Standpunkte  gefärbtes  Bild  gibt  von 
den  traurigen  sozialen  und  politischen  Verhältnissen  dieses 
Freistaates,  dessen  Präsident.  Barrios  im  Friilyahr  1885 
den  Versuch  machte,  die  zentralamerikanischen  Republiken 
durch  Waffengewalt  unter  einen  Hut  zu  bringen,  ein 
Unternehmen,  welches  or  mit  seinem  Leben  buzuhlon  uiufste. 
Uber  diese  Episode  gibt  uns  das  Work  eingehende  Auf- 
schlüsse. Dr.  Stell  hat  in  verschiedenen  gröfsern  Orten 
des  Landes  längere  Zeit  praktiziert,  aufserdem  zahlreiche 
Studienreisen  ins  Innere  ausgeführt  und  schliefslich  noch 
das  Land  von  der  llanptstadt  nach  Livingston,  dem  Hafen 
an  der  Ostküste,  durchkreuzt.  Die  beigefügte  topographi- 
sche Karte  in  1:1472000  ist  in  dor  Torraindarstellung 
ganz  verunglückt,  welche,  in  brauner  Schummerung  aus- 
geführt,  ein  ganz  falsches  Bild  von  dem  Aufbau  des  Lan- 
des gibt ; in  der  Situation  ist  insofern  ein  Fortschritt  zu 
verzeichnen , als  sie  frei  ist  von  Phantasiegebilden , wovon 
selbst  die  detailliert«  Karte  von  H.  Au  nicht  freizusprechen 
ist.  Die  ethnographische  Karte  ist,  in  einzelnen  Punkten 
berichtigt,  der  Monographie  des  Verfassers  „Zur  Ethnogra- 
phie vou  Guatemala“  (s.  Mitteil.  1884,  S.  468)  eutuommon. 

Auffallende  Abweichungen  von  dem  Teile  von  W.  Gabbs 
Karte  von  Costa  Rica,  welcher  dio  Provinz  Talamanea  dar- 
stellt  (s.  Mitteil.  1877,  Tafel  18),  weist,  die  von  dem  Zoo- 
logen Prof.  Carl  Boealliut  entworfene  Karte  dieses  Gebietes 
in  1:500  000  auf  (Ymer  1885,  Bd.  V,  Nr.  5);  die  Auf- 
nahme wurde  angestellt  auf  einer  Reise , welche  der  Ver- 
fasser 1882  im  August  und  Septembor  in  Begleitung  von 
Bischof  Thiel  ausgeführt  hatte.  Die  bedeutendsten  Verän- 
derungen betreffen  das  Flufssystem  des  Tiliri  und  seines 
gröfsten  Tributäre,  Coon  (Telire  und  Couen  nach  Bovallius), 
deren  Quellen  weit  mich  Osten,  gernde  südlich  von  Cerro 
Chiripö  verlegt  werden.  Bisher  noch  nicht  erforschtes 
Gebiet,  wurde  auf  dem  Rückwege  vom  Tiliri  nach  dem 
Estrella-Flusse  (North  River)  durchzogen ; auf  letzterm  fuhr 
die  Expedition  an  die  Küste  zurück.  In  seiuem  Reise- 
berichte berücksichtigt  Prof.  Bovallius  unter  Beigabe  zahl- 
reicher Illustrationen  besonders  das  Leben  und  Treiben  der 
Tnlainnuca- Indianer.  Über  die  Ursache  der  Abweichungen 
seiner  Karte  von  Gabbs  Aufnahmen  erhalten  wir  keinen 
Aufschlufs.  Hoffentlich  erfolgt  in  nicht  ferner  Zeit  eine 
kartographische  Bearbeitung  von  Bischof  Thiels  Reisen. 

Columbia.  — Dr.  TP.  Steuer»  hat  sich  im  Januar 
d.  J.  nach  der  Sierra  Nevada  de  Santa  Marta  begeben,  um 
die  Erforschung  dieses  isolierten  Gebirgsstockes,  Uber  wel- 
chen bereits  Simmonds  mehrere  interessante  Berichto  gelie- 
fert hat,  in  eingehender  Weise  durchzufiihren.  Seine  ersten 
Exkursionen  galten  der  Umgogond  von  Santa  Marta,  auf 
wolchen  zwei  Wege  der  Indianer  von  Mamatoco  bis  Minca 


1)  8°,  5t8  SS.,  mit  2 Karten.  Lriprip,  F.  A.  BrocUuu«,  1886. 


Digitized  by  Google  . 


Geographischer  Monatsbericht. 


153 


and  von  Masings  aus  südöstlich  aufgonomraon  wurden.  Ende 
Januar  wollte  er  Uber  Valle  Dupar  in  die  Nevada  auf- 
brechen, deren  Unwegsamkeit  seine  Studien  sehr  erschwert. 
Gegenwärtig  ist  eine  Eisenbahn  von  Santa  Marta  nach 
Cienaga  im  Bau,  von  welcher  bereits  ein  Teil  befahren  wird. 

Guiana.  — Seit  Juni  1885  ist  Dr.  H.  Ten  Kate  auf 
einer  hauptsächlich  anthropologischen  Untersuchungen  ge- 
widmeten Reise  in  Guiana  begriffen , welche  auch  ftir  die 
Erforschung  in  topographischer  Beziehung  gute  Resultate 
verspricht;  dieselbe  ist  namentlich  durch  eine  bedeutende 
Unterstützung  durch  den  Prinzen  Roland  Bonaparte  er- 
möglicht worden.  Nach  kurzen  Ansflügen  in  die  Umge- 
bung von  Paramaribo  zu  den  Indianern  am  obern  Para, 
den  Buschnegern  am  Cottica  und  Patamacca,  nach  Coronie, 
wo  er  Nachgrabungen  anstellte , und  zu  den  Buschnegern 
am  obern  Saramacca,  den  Beku  und  Musinga,  welche  in 
ethnographischer  Beziehung  viel  von  ihrer  Originalität  ver- 
loren haben , trat  er  am  10.  September  die  erste  gröfaere 
Reise  an,  welche  ihn  zu  den  Btark  gemischten  Kariben  am 
Wayombo  und  nach  den  Stromschnellen  des  obern  Nikerie 
brachte.  Das  von  diesom  durchflossene  Gebiet  ist  dicht 
bewaldet,  aber  gänzlich  unbewohnt ; seine  Ufer  sind  Thon- 
boden, die  zahlreichen  Felsen  im  Flusse  bestehen  aus  Granit. 
Vom  Nikerie  machte  Ten  Kate  einen  Abstecher  nach  Oreala, 
deT  Indianermission  auf  der  englischen  Seite  des  Corantin, 
wo  er  unter  den  Indianerstummen  der  Wammen  und  Ar- 
rowak  Untersuchungen  anstellte,  und  reiste  dann  zu  Lande 
nach  Georgetown.  Bis  zum  1.  Dezember  hatte  er  bereits 
106  Schädelmessungen  ausgeführt.  Seine  nächsten  For- 
schungen galten  den  Anwohnern  des  Surinam  und  Maroni, 
dann  beabsichtigte  er,  sioh  dem  bekannten  Guiana-Reisenden 
E.  Im  Thurm  auf  einer  Rundreise  durch  Britisch  - Guiana 
anzuschliefsen , und  nach  Untersuchungen  an  den  Kariben 
in  Trinidad  und  Venezuela  wird  er  seine  Reise  beendigen 
in  Florida,  wo  er  durch  Messungen  feststellen  will,  ob  der 
Stamm  der  Seminolen  zu  den  Kariben  gehört. 

Argentinien.  — Der  Erfolg  des  vormaligen  argenti- 
nischen Kriegsmiuistors,  des  jetzigen  Präsidenten  J.  A. 
Roca,  welchem  es  1879  gelungen  war,  die  südlichen  Pampas 
der  Republik  bis  zum  Rio  Negro  hin  von  den  Indianern 
zu  säubern  und  dadurch  der  Kultur  und  Zivilisation  zu 
erschliefsen,  hat  den  jetzigen  Kriegsminister  General  Dr.  B. 
i'ictorica  zu  einem  ähnlichen  Unternehmen  veranlafst,  näm- 
lich die  Sicherung  der  nördlichen  Staaten  durch  Vertrei- 
bung der  Indianer  aus  dem  Gran  Chaco,  soweit  dasselbe 
zu  Argentinien  gehört.  Der  Feldzug  wurde  Ende  1884 
ausgeführt,  ist  aber  vorläufig  nur  teilweise  geglückt,  da  die 
verschiedenen  Expeditionen  nur  das  südliche  Chaco  bis  zum 
Bermejo  hin  zu  säubern  vermochten,  während  das  zentrale 
Chaco  zwischen  Bermejo  und  Pilcoraayo  einstweilen  noch  den 
Indianern  überlassen  blieb.  Aber  selbst  im  südlichen  Chaco 
sind  weite  Strecken,  namentlich  im  Wösten,  noch  unberührt 
geblieben , so  dafs  das  Unternehmen  nicht  den  durchschla- 
genden Erfolg  gehabt  hat,  wio  General  Rocas  Pampas -Ex- 
pedition. Jede  der  fünf  Kolonnen  wurde  von  einer  topo- 
graphischen Kommission  begleitet,  welche  die  Aufgabe  hatte, 
das  durchzogene  Gebiet  genau  aufzunehmen,  botanische  und 
geologische  Untersuchungen  anzustellen,  Sammlungen  anzu- 
legen und  die  Besiodelungsfähigkeit  des  eroberten  Gebietes 
zu  untersuchen.  Die  topographischen  Resultate  sind  von 
IVtennians  Qtogt.  Mitteilungen.  1886,  Heft  V. 


den  Genoralstabsoffizioren  J Rhode  und  S.  Quirox  zu  einer 
„ Karte  des  argentinischen  Chaco “ in  1:800000  verarbeitet 
worden,  welche,  reduziert  auf  1 : 2 500  000  nebst  einem  zu- 
sammenfassenden Beriohte  von  Kapitän  J.  Rhode,  in  der 
Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkundo,  Berlin  1886, 
Heft  1,  veröffentlicht  wird.  Dieselbe  bietet  bedeutende  Be- 
reicherungen unsrer  bisherigen  Kenntnis,  namentlich  berich- 
tigt sie  die  Lage  und  den  Verlauf  der  Flüsse  und  Bäohe, 
auch  gibt  sie  die  zum  Schutze  der  jetzigen  Gronze  ange- 
legten Befestigungen  an.  Der  Versuch,  dieses  kaum  den 
Indianern  abgenommene,  aber  trotz  der  Kette  von  Befesti- 
gungen längs  des  Bermejo  doch  nicht  genügend  gesicherte 
Gebiet  als  ein  günstiges  Feld  für  europäische  Kolonisation 
auszugeben,  kann  entschieden  nicht  gebilligt  werden.  Die 
Untersuchungen  sind  in  keiner  Woise  eingehend  genug, 
auch  namentlich  nicht  von  unparteiischem  Standpunkte  ab- 
gefafst,  dafs  darauf  ein  Kolonisationsuntornehmon  gegründet 
werden  darf.  Namentlich  aber  ist  es  sehr  gewagt,  das 
Klima  dem  von  Südbrasilien  gleichzustellen,  da  einiger- 
mafsen  zuverlässige  klimatische  Beobachtungen  im  Chaco 
erst  durch  diese  Expeditionen,  die  doch  nur  einen  ganz 
kurzen  Zeitraum  umfasson , gemacht  wordon  sind.  Uud 
selbst  wenn  die  günstigen  Verhältnisse  in  jeder  Weiso  Be- 
stätigung finden  sollten,  so  wird  der  Ansiedler  für  lange 
Zeit  mit  dor  Schwierigkeit  des  Absatzes  zu  kämpfen  haben ; 
Kommunikationswegu  müssen  erst  geschaffen  werden,  und 
das  nächste  Absatzgebiet,  die  dichter  besiedelten  Teile  Ar- 
gentiniens, namentlich  die  Hauptstadt,  liegt  zu  fern,  als  dafB 
die  Konkurrenz  mit  Südbrasilien  Aussicht  auf  Erfolg  hat. 

Wenn  auch  diese  Karte  des  Chaco  schon  einen  be- 
trächtlichen Fortschritt  bildet,  so  zeigt  sich  bereits  jetzt, 
kaum  ein  Jahr  nach  jener  Expedition,  dafs  von  Argen- 
tinien  noch  bedeutende  Anstrengungen  entfaltet  werden 
müssen , bis  eine  zuverlässige  Aufnahme  des  ungeheu- 
ren, fast  unbewohnten  Gebietes  vorliegt.  Im  März  und 
April  1885  machte  der  französische  Vicomte  G.  de  Brettes 
(C.  R.  8oo.  geogr.  Paris  1886,  Nr.  1)  den  Versuch,  von 
Corrientes  aus  das  südliche  Chaco  von  Osten  nach  Westen 
zu  durchkreuzen , und  nahe  seinem  Ziele  stiefs  er  hier  auf 
einen  grofsen  Salzsee , welcher  auf  der  Rhodeschen  Karte 
noch  nicht  zu  finden  ist.  Neun  Tage  zog  er  an  sei- 
nem Westufer  hin;  der  nördlichste  Punkt  liegt  nach  seinen 
Aufnahmen  unter  25*  57'  6*  8.  Br.  und  63"  35'  6* 
W.  L.  v.  Gr.;  der  südlichste  unter  27°  30'  18'  8.  und 
64*  3'  W.  L.  Nach  der  Rhodeschen  Karte  fliefst  dort, 
wo  das  Südende  deB  SeeB  liegen  soll,  beroits  der  Salado, 
den  de  Brettes  gar  nioht  erreicht  hat.  Um  diesen  Wider- 
spruch zu  lösen,  sind  ausführliche  Nachrichten  des  Reisen- 
den abzuwarten.  Auf  seinem  Marsche  traf  dorselbo  drei 
nach  N,  wahrscheinlich  dem  Bermejo  sioh  zuwendonde  Flüsse. 

Polargebiete. 

In  seinem  Artikel : „Die  neuern  dänischen  Untersuchun- 
gen in  Grönland  1885“  (Petermanns  Mitteil.  1886,  Heft  3, 
8.  81  und  82)  hatte  Dr.  H.  Rink  die  Ansicht  ausgespro- 
chen, dafs  besonders  durch  Leut.  Gardes  Untersuchungen 
die  schon  früher  geäufserte  Vermutung  bestätigt  worden 
sei,  dafs  die  Wasserscheide  zwischen  Ost-  und  Westgrön- 
land der  Ostküste  am  nächsten  liegt.  Leut.  T.  V.  Garde, 
welcher  bekanntlich  Mitglied  der  dänischen  Expedition  nach 

20 


154 


Geographischer  Monatsbericht. 


Ostgrönlaud  1883 — 85  war,  teilt  der  Redaktion  der  Mit- 
teilungen  über  diese  Frage  folgendes  mit: 

„Ich  mufs  mir  die  Bemerkung  erlauben,  dafs  Dr.  Rinks 
Auffassung  nur  durch  ein  Mifsverständnis  der  bisher  von 
mir  eingesandten,  nur  sehr  kurzen  Berichte  entstanden  sein 
kann ; da  Dr.  Rink  in  Christiania  seinen  Wohnsitz  hat,  und 
ich  biakor  noch  keine  Gelegenheit  hatte,  ihm  meine  ein* 
gehendem  Beobachtungen  mitzuteilen , so  ist  eine  'solche 
irrtümliche  Auffassung  loicht  erklärlich.  Nach  Dr.  Rinks 
Meinung  bin  ich  zu  dem  Resultate  gekommen,  dafs  man 
viel  weniger  Eisberge  an  der  Ostküste  Grönlands  trifft,  als 
man  erwarten  sollte.  Meine  Untersuchungen  haben  im 
Gegenteil  das  ganz  entgegengesetzte  Ergebnis  veranlafst, 
„Dem  südlichen  Teil  von  der  grönländischen  Ostküste 
fehlt  allerdings  eine  solche  Reihe  von  8cheren  (Klippen* 
insein,  Skjaergaard) , wie  man  sie  überall  längs  der  West- 
küste trifft;  dagegen  trifft  man  hier  sehr  oft  Eisberge  in 
solchen  Mengen,  dafs  man  sie  in  Wahrheit  , Skjaergaard* 1 
nenneu  könnte.  Diese  Eisberge  haben  eine  mittlere  Höhe 
von  ca  30  m,  aber  unter  ihnen  trifft  man  einzelne  bis  zu 
ca  80  m hoch  über  dem  Meeresspiegel.  Wenn  ich  Dr. 
Rinks  Bemerkung  recht  verstehe , soll  der  grofste  von  mir 
beobachtete  Eisberg  eine  Höhe  von  60  m gehabt  haben. 
Dieselbe  trifft  insofern  zu,  als  der  erwähnte  Eisberg  der 
höchste  von  mir  gemessene  war;  ich  habe  aber  mehrere 
Eisborge  von  weit  beträchtlicherer  Höhe  zu  beobachten 
Gelegenheit  gehabt.  Der  Reichtum  der  OstküBte  au  Glet- 
schern ist  ungemein  grofs.  Von  der  Südspitze  bis  63°  5' 
N.  Br.  zählte  ich  70  grofse  Gletscher  von  über  1600  m 
Breite  und  über  100  kleinere  Gletscher,  während  auf  der 
entsprechenden  Strecko  der  Westküsto  im  ganzen  nur 
19  Gletscher  sich  befinden.  Von  den  erwähnten  Gletschern 
der  OstkÜ8te  steht  mindestens  die  Hälfte  mit  dem  Biunon- 
eise  in  direkter  Verbindung. 

„Nach  meiner  Ansioht  findet  die  bisherige  Annahme, 
dafs  die  Wasserscheide  in  Grönland  der  Ostküste  am  näch- 
sten liegt,  durch  folgende  Punkto,  wenigstens  für  Grönland, 
keine  Bestätigung:  1)  durch  die  viel  stärkere  Produktion 
von  Eisbergen  an  der  Ostkiiste  als  an  dem  entsprechenden 
Teile  der  Westküste;  2)  durch  die  Thatsache,  dafs  das 
Binneneis  sich  Uber  die  bis  zu  2000  m hohen,  jedoch 
nicht  zusammenhängenden  Bergmassen , welche  50 — 60  km 
von  der  Küste  entfernt  liegen,  noch  60 — 100  m zu  er- 
heben scheint.  Jedenfalls  bin  ich  der  Überzeugung,  dafs 
das  südlichste  Alpenland  von  Grönland  und  die  wohlbekann- 
ten Berggipfel  Ingolf  Fjeld,  Payer-  und  Petermann  - Spitze 
nichts  mit  dem  gedachten  Gebirgsrücken  der  Wasserscheide 
zu  thun  haben ; dieser  liegt  jedenfalls  überall  westlich  von 
diesen  Gipfeln,  welche  abgesonderte  Gebirgsgruppen  sein 
werden.  Wenn  auch  Nordenskiöids  Reise  auf  dem  Binnon- 
eiso  im  J.  1883  bestätigt  hat,  dafs  die  Wasserscheide  unter 
68 — 69°  N.  näher  der  OstküBte  verläuft,  so  kann  dieselbe 
in  Sudgrönland  doch  sehr  wohl  westlicher  liegen.“ 

Dr.  77.  Rink  bemerkt  hierzu:  „Ich  habe  nicht  von  der 
Wasserscheide  Südgrönlands  unterhalb  64’  N.  Br.,  sondern 
von  der  des  ganzen  Grönland  gesprochen.  Dafs  der  Ab- 
flufs  des  Niederschlages  vom  ganzen  Lando  nach  Westen 
gröfser  ist  als  nach  Osten,  läfst  sich  ja  gut.  mit  der  An- 
nahme vereinigen,  dafs  in  dem  bei  weitem  kleinsten  und 
schmälern  südlichen  Teile  das  Umgekohrte  stattfindet-  Ich 

•\ 


bin  noch  der  Ansicht,  dafs  die  Menge  des  an  der  Ostküste 
entlang  und  um  das  Kap  Farwel  treibenden  Eisberg-Eises 
denuoch  geringer  ist,  als  die  Masse  der  von  der  Westküste 
ausgehenden,  an  Labrador  vorüber  bis  nach  New  Foundland 
treibenden  Eises,  wobei  ich  einräumen  mufs,  dafs  ich  aller- 
dings die  vorläufigen  Berichte  Gardes,  insofern  als  sie  die 
Menge  und  Grölse  der  Eisberge  veranschlagen,  etwas  roifs- 
verstanden  habe.  Doch  ist  es  nur  die  Folge  des  möglichst 
gedrängten  Stiles,  dafs  ich  ,den  höchsten1,  statt  , höchsten 
der  gemessenen1  Eisberge  schrieb.  Die  Zahl  der  Arme, 
welche  das  Binnenvis  ins  Meer  sendet,  scheint  hior  nur  von 
sehr  untergeordneter  Bedeutung,  indem  es  bei  Beurteilung 
der  Entfernung  der  Wasserscheide  nur  auf  die  gesamte 
Bewegungsmenge  derselben,  die  Produktivität  der  Eisfjorde 
ankommt,  und  unter  20  gleich  breiten  Gletscherarmen  ein 
einziger  mehr  bedeuten  kann,  als  all  die  übrigen  zusammen. 
Die  fünf,  jetzt  auf  der  südlichen  Ostküste  entdeckten  Eis- 
fjorde  sind  demnach  allerdings  von  Wichtigkeit.“ 

In  vorzüglicher  Ausstattung  ist  Freiberrn  A.  E.  t.  Nor- 
dentkiöldt  Werk  Uber  soine  Räte  nach  Grönland  im  J.  1883, 
welche  bekanntlich  zum  Vordriugon  bis  in  den  zentralen 
Teil  des  arktischen  Landes  und  zur  Erreichung  der  Ost- 
küste zu  Schiffe  führte,  nunmehr  auch  in  deutscher  Über- 
setzung *)  erschienen  unter  Wiedergabe  sämtlicher,  zum  Teil 
höchst  interessanter  Illustrationen  und  der  6 Karten,  worun- 
ter namentlich  der  Plan  vom  König  Oskar-Hafon  an  der 
Ostküste,  und  die  Karten  der  Eiswanderuug  besondere  Beach- 
tung verdienen.  Die  Karte  von  Grönland,  im  Mafsstabe 
1:5000000  von  C.  J.  O.  Kjellström  entworfen,  mufs  bis 
auf  die  neuern  Forschungen  an  der  Ostküste,  welche  wir 
Leut.  Holm  verdanken  und  die  hier  noch  nicht  benuzt 
werden  konnten,  als  die  beste  Übersichtskarte  bezeichnet 
werden.  Während  Nordouskiöld  nach  dem  Resultate  seiner 
Eiswanderung  anfänglich  zu  der  Ansicht  gekommen  war, 
dafs  das  Iuuere  Grönlands  wirklich  eisbedeckt  sei,  neigt  er 
sich  jetzt  wieder  seiner  ursprünglichen  Theorie  zu , dafs 
die  Existenz  eines  eisbedeckten  Kontinentes  unter  den 
jetzigen  atmosphärischen  Verhältnissen  nicht  möglich  sei, 
und  er  sieht  es  wenigstens  als  möglich  au,  dafs  er  1883 
auf  einem  breiten  Eislande  vorgedrungen  ist,  welches  unter 
69  und  70’  N.  quer  durch  das  Land  sich  hinzieht , eine 
Hypotheso,  welche  boreits  1884  Prof.  Erslev  in  Kopenhagen 
aufgestellt  hatte  (s.  Mitteil.  1884,  S.  114). 

Auch  in  diesem  Jahre  läfst  dio  dänische  Regierung  die 
geologisch  • topographische  Aufnahme  von  Grönland  fort- 
sotzen,  und  zwar  wird  der  nördlichste  Teil  von  Westgrön- 
land, der  Distrikt  Vptmivik,  der  Schauplatz  sein.  Die  Ex- 
pedition steht  unter  Leitung  der  Mariuoleutnants  C.  E. 
Ryder  und  P.  C.  D.  liloch. 

Um  genaue  Daten  über  die  Eisverhältnisse  in  der 
Hudsou-Bai  und  -Strafse,  über  Beginn  und  Dauer  der 
Schiffbarkeit  zu  erlangen,  läfst  die  kanadische  Regierung 
die  daselbst  errichteten  Stationen  noch  ein  weiteres  Jahr 
in  Thätigkeit.  Wie  aus  dem  Berichte  von  Leut.  A.  R. 
Gordon.  dem  Führer  dor  „Alert  “ -Expedition  von  1885, 
horvorgeht,  war  das  erste  Beobachtungsjahr  1884/85  ein 


*)  Grünland.  Seine  Eiswüsten  im  Innern  und  seine  Ostküste.  8°» 
505  SS.,  mit  6 Karten.  Leipzig,  F.  A.  Brockbaue,  1886.  M.  24.  — über 

1 die  schwedische  Ausgabe  t.  Mitt.  1885,  S.  311,  und  1886,  S.  64. 


Digitized  by  Google 


Litferaturver/eichnis. 


155 


aufsergewohulich  ungünstiges  liinsicbtlich  der  Eisverhält- 
Bisse , denn  bereits  Ende  Oktober  war  der  westliche  Aus- 
gang der  Strafte  blockiert,  und  erst  Anfaug  August  konnte 
der  „Alert“  die  Durchfahrt  erzwingen,  traf  jedoch  auch 
Beobachter  fand  ohno  Unfall  statt,  nur  die  südlichste  Sta- 
tion an  der  Nachvak-ßai  an  der  NO -Küste  von  Labrador 
wurde  ganz  aufgehoben.  Des  begleitenden  Geologen  R.  C. 
Bell  Versuch,  an  der  StidkUste  in  der  Gegend  dos  Severn 
zu  landen,  um  zu  Lando  nach  Manitoba  zurückzukehren, 
konnte  der  späten  Jahreszeit  wegen  nicht  ausgeführt  wer- 
den, dagogen  wurde  auf  einer  Insel  der  Sleepers  gelandet;  | 


jetzt  noch  schwere  Eismassen  sowohl  in  der  Strafse  wie 
in  der  Hudson-Bai.  Die  Ablösung,  resp.  die  Ersetzung  der 
vou  Port  Laperriere  aus  machte  Bell  auch  eine  mohrtägige 
Exkursion  nach  dum  Festlande  von  Labrador.  (Report  of 
the  Department  of  marine  for  1884 — 85,  Ottawa.) 

Dr.  Bunge  und  v.  Toll  haben  Anfang  1886  von  Kasa- 
tschie  aus  ihre  Expedition  zur  Untersuchung  der  Neutibiri- 
tchtn  Inteln  augetreten,  nachdem  sie  in  den  letzten  Monaten 
des  Sommers  das  Gebiot  zwischen  Jana  und  Lena -Delta 
wiederholt  bereist  haben.  Vor  Ende  Oktober  1886  steht 
ihre  Rückkehr  nicht  zu  erwarten.  H.  Wichmann. 


Literaturverzeichnis. 


Europa.  . 

Großbritannien  und  Irland. 

B94909  , J. : The  Rare«  of  ßritaln : A Contribution  to  the  Anthrnpology  of 
Weiten»  Europa.  Roy.«8*.  *78  pp.  Arrowimlth  (Bristol).  Trtibncr,  iöd«. 

*1  sh. 

Cameron : On  Submcrgencc  of  Scotland.  (Traustct.  Edinburgh  Oeol.  8oc.  IV. 

Nr.  2.) 

Qroomo,  Fr.  H. : Ürdnance  Gaxetteer  of  8cotland  ; * snrrcy  of  8cottUh  topo* 
grapby,  Statistical , blograpbleal  and  bistorical.  8 Vol.  s-  . • - 69e  - 

UT  pp.  Kdlubartti,  Jack,  188S.  <0  «b. 

Hiaaey,  J.  J.j  A drlvetbrough  England.  8°,  688  pp.  London,  Bentley,  1886. 

19  sh. 

Realmeyer- Vokaaiowltsch . H.:  Großbritannien  und  Irland.  Nach  eignen 
Beobachtungen  geeohllderl.  8\  Leipzig,  F.  Duncker,  1886.  In  Lief,  k M.  0,»o. 
PlenflR,  J.r  London  f6r  og  nu.  (Qoogr.  Tidakrlfl  1886,  VIII,  Nr.  2.  p.  37.) 

Strahan,  A.:  The  Oeotagy  of  tho  Coasis  adjoining  Rhyl,  Abergele  and  Cot* 
wyu.  8 \ London,  Qeol.  Surr.,  1880.  1 sh.  8. 

Taylor,  W. : Name«  and  place»  In  Kastor  Ross.  (ScoUlsh  Geogr.  Magaz.  Edin- 
burgh 1889,  II,  Nr.  1,  p.  1.) 

Webater,  H.  A. : Wbat  bat  beeu  done  for  the  geography  of  Scotland  and  what 
remaloa  to  bo  done.  (Scott,  geogr.  mag.  1886,  I,  Nr.  10,  p.  487.) 

Karlen  : 

Bamberg , K. : Wandkarte  der  britischen  Insolo.  9 Bl.  Borlln , Chon,  1886. 

M.  9. 

British  Itlea.  Paritamentary  Map , according  to  the  redlatrlbntiou  of  8eats 

Act  1885.  1 : 1 684  000.  4 ab. , auf  Leinw.  7 sh. Large  Map.  4 Bl. 

1:730  000.  18  eh.,  aof  Leinw.  36  ab.  London,  8tanford,  1886. 

Dfaticbe  Admiralität.  Nr.  88:  Nordsee.  Helgoland.  1:16  000.  Kpfrst.  Fol. 
Berlin,  D.  Reimor,  1889.  M.  1,80. 

Eagtand  , E eoail:  Hartlepool  bay.  (Nr.  1628.)  1:8  000.  lab.  9. 8 coait: 

Wembury  bay  and  Yealm  rlver.  fNr.  06.)  1 : 10  760.  1 ah.  9. W coaat: 

Livorpool  bay.  (Nr.  1061.)  1:30600.  2 ah.  9.  London,  Hydrofr.  Off.,  1886. 
Ireland,  Ncoaat:  Lough  Poylc.  1:38  400.  (Kr.  2499.)  London,  Hydrogr.  Off., 

1886.  2 ah.  9. 

Ordaance  Survay.  1 Inch  map«.  1 : 93  390.  England  and  Walea:  Isle  of  Wight. 

Bl.  330,  331,  344,  345  iu  1 Bl.  2sb.9. 

Ireland.  Bl.  197.  1 ab. 

8eotland.  Bl.  19,  27,  t»,  35,  39,  43,  61,  99,  71,  79,  101,  118,  133.  k 1 alt.  t. 
London,  1886  u.  86. 

Soctlantf , E coaat:  Arbroath.  1:  10  900.  (Kr.  1446.)  1 ah.  — — River  Tay. 

(Nr.  148.)  1:24  300.  3 ab. 9.  London,  Hydrogr.  Off.,  1886. 

Walea,  8 coari : Swansea  bay.  (Nr.  1191.)  1:22  800.  London,  Hydrogr.  Off., 

1886.  2 ah.  8. 

Frankreich. 

Aabert , C.  F. : Lc  Llttoral  de  la  Prance.  III,  De  Lorlent  & la  Rochello.  4°. 

Paria,  Palmd,  188«.  fr.  20. 

Black,  C.  B. : North  France  front  the  Englßh  Channel  to  the  Loire.  12*.  430  pp. 

7 sh.  0. Lorraine  and  Alaace  includlng  the  Prench  Bathing  Station» 

on  the  North  Sea.  13* , 134  pp.,  mit  6 Karten.  2 sh. 9.  London,  Long- 

mioi,  1886. 

Blaakenitiln , A.  W.  t Rclseskizzen  aua  Coralca.  8*,  380  88.  Gera , Schul* 
bochhandlung.  1889.  M.  8. 

Bou i 118,  R.  de:  La  rdglon  d'Arremonllt  et  le  Plc  d’Esqudra,  Basses*  Pyrondea. 

; Aon.  Club  Alpin,  1884,  p.  211.) 

Boalaaglor  , A. : Revue  retroapcctlvo  : La  queation  d'Aliav  • Salute  • Keine  et 

celle  d'Alalae  Scqaane.  (Soc.  de  gdogr.  de  Tour*  1886,  Nr.  12,  p.  493.) 

Promenade  aux  environs  d'Alise.  (Ebend.  1889,  Nr.  1,  p.  4.) 

■rat,  P. : De  la  Canneblfcre  au  Pont* Royal.  Extralta  du  Journal  de  bord  du 
Yacht  Le  Marsouin.  (Bull.  8oc.  geogr.  Marseille  1896,  Nr.  1,  p.  26.) 

Fallet:  Etüde»  gcolog.  aur  le»  dtagca  moyena  et  «uperieur»  du  terrala  erdtaed 
dan»  le  sud  de  la  Prance.  (Ans.  d.  ad.  gdolog.  1886,  XVIII.)  8*,  298  pp., 
mit  Taf.  Paria,  Maaaon,  1886. 

Fontannes  , F-:  Ktude»  »tratlgraphlquea  ol  paldonthologlqacs  pour  servir  k 
’ l'hUtotre  de  la  pdrlode  tortlalrc  dana  lc  basslu  du  Rhdne,  VIII.  Le  Group 


d’Aix  daus  la  Dauphiode,  la  Provence  et  le  Bai  «Languedoc.  I.  8 \ 200  pp. 

fr.  10. Transformatione  du  paysage  LyonnaU  pendaat  le«  dernlera 

dg  cs  gdologique».  8%  31  pp.  fr.  2.  Basel,  Georg,  1889. 

Qaffarel,  P. : Lcs  Alpes  de  Provence.  (BulL  de  la  Soc.  de  geogr.  de  Marseille, 
Nr.  10,  11  u.  12,  p.  339.  Marseille,  1886.) 

Gulllemln,  P. : Navigation  Interieure,  rivi&r*4  ot  canaux.  2 Vol.  ff’,  604  4-  692  pp., 
nlt  Taf.  Paria,  Baudry,  18».  fr.  40. 

Hautreux , A.:  De  Bordeaux  k la  mer.  (Soe.  de  geogr.  comra.  de  Bordeaux 
1889,  IX,  Nr.  9,  p.  43.) 

Henry,  E. : Notice  oxpllcatlvo  de  la  carte  foresilbro  du  nord**st  de  la  Prance. 
4#,  20  pp.  Nancy,  Christophe.  1885. 

Laplioe:  La  commune  de  Couxe  et  de  Salnt-Frout.  (Bull.  8oe.  gdogr.  comraerc. 
Bordeaux  1886,  VIII,  Nr.  *1,  p.  601.) 

Lavlgnb  , A. : Le  commune  de  Monsac.  (Bull.  Soc.  geogr.  coramerc.  Bordeaux 
1889,  IX,  Kr.  1,  p.  4.) 

Lajanne,  T.  C.  M.:  Contribution  k la  geographlc  mcdlcale : Pilc  de  Grolx 
(Morblhan),  1983—85.  8‘,  79  pp.  Pari»,  irapr.  Davy,  1996. 

■ athleu,  J. : Le  commerce  de  la  Corae  et  «e«  avantage*  pour  Marseille.  (Bull, 
de  la  Soc.  de  g^ogr.  de  Marseille  1886,  Nr.  10—19,  p.  343.) 

PantCl , C.:  Formation  et  aspect  du  rellef  actucl  de»  Ccrennes  avec  la  llate 
des  plante»  qul  croisscnl  dana  ce  pay».  18*.  Paria,  BrouMola.  1830.  fr.  2. 

Roule,  L. : Recherche»  *ur  le  terraln  tluvlo  - lacuvtro  Interieur  do  Provence. 
(Ann.  de  ac.  gcolog.  1886,  XVIII.) 

6ehrader,  P. : Stades  topograpbiquet  «ur  le*  Pyrdnce«.  (Revue  de  gdogr.  Ja- 
nuar 1869.  XVIII,  p.  8.) 

Vldal -Labiaohe,  P.:  Quelques  rd  forme*  dan»  la  termlnologic  geographlquo  de 
la  Prance.  (Revue  de  geogr.  Parts,  September  1886,  p.  169.) 

Vldalin,  P. : Terrains  graaitiques:  Agriculture  du  ceutre  de  la  Prauce.  T.  1. 
16*,  304  pp.  Pari»,  Maison  rastique,  1886. 

Vlrlet  d'Aouat:  Sur  un  trcroblcment  de  terre  partiel  oo  de  la  »urfacc  dana  le 
ddparteraont  du  Nord.  (C.  R.  Soc.  geogr.  Paria  1885,  Kr.  15,  p.  4SI.) 

Wautert,  A. : Quelques  detail*  sur  Wlssaut  (le  portua  Icclu*).  Tdrouanne  n'a 
iamai»  etc  voialu  de  la  mer.  Le  Siuua  Itlus  a*t-(l  exlatd?  (Bull.  Acad.  R. 
Belgique  1884,  T.  VIII.  p.  698.) 

Karlen: 

Dbpöt  de  la  Quarre.  Nouvelle  carte  de  Franc«.  1:200000-  Nr.  39:  Mulhouse, 
41  : Autuu.  k fr.  3. 

Franco,  Carte  d’esaal.  1 : 60  000.  Bl. : Bar-le-Duc,  Champlltte.  Epiaal, 
Prouard,  Longuyon,  Luncville,  Montbdliard,  Monticr-cn- Der,  Montbcliard, 
Suippcs,  Verdun,  Veaoul.  Villen«*«!.  k fr.  2.  Paris.  1886. 

■outon  : Carte  hydrologiquo  da  ddpartement  de  la  Maus«  et  carte  gdologtque 
de  la  partlc  du  basstn  du  memo  nom  sltude  on  ainont  de«  Ardenuct,  dres- 
ade  »oua  la  dlrectlon  de  M.  Frecot.  1:480  000.  Paris,  Erhard,  1986. 

Pan  ly,  O. : Prance:  Divislons  maritiiuc«,  ludlclalres,  unlvorsUaire«,  eccldaias* 
tlquc«,  gravdc  par  Hausormann.  Pari»,  O.  Gudrtn  k Co.,  188«. 

Sarvlca  viclnal.  Carte  de  la  Franc«  droascc  par  ordre  du  Minlatre  de  l'Intr- 

rieur  par  le . 1:100000.  VII,  18:  Queetembert  — IX,  lt:  Ancc- 

nU,  29:  C6te  d’Arvort  — XI,  26:  8t.* Jean-d'Angdlvy  — XII.  26:  Angou* 
l«Vme  — XV.  18:  Blob  E,  21:  CbAteauroux,  22.  Argenton  — XVI,  17:  Or- 
ldans,  20  : Vlrrxon,  21 : La  Cbitrc  — XVII,  20 : Bourge«  — XVIII,  19  : Coanc. 
20:  1^»  Charite  - XIX  , 20 : St.  Saulge  - XX  , 19:  Eror  — XXII,  24  : 
Bourg,  29:  Valence  — XXV,  20:  Morteau , 29:  Albertville.  27:  8t.  Jean 
de  Mauri.  nnc  — XXVI,  29  : 8alnie*Foy,  97  : I^analcbourg.  Zinkogr.  Paris, 
Haehetto,  1886  u.  89.  k fr.  0,T6. 

Vataeur  & Carez : Carte  gdologiquo  de  la  France  ea  48  feulllee.  l:  600  000. 
Bl.  I,  O:  Plvmoolh.  fr.  6;  E:  Wymouth.  fr.  6.  — II,  O : Bouloane.  fr.  6j 
E:  Lille,  fr.  9,eo.  — III , O : Bruxelle».  fr.  9,60;  E:  Cologne.  fr.  9,1».  — 
IV , NE : Chorbourg.  fr.  6.60.  — V . NO  : L«  Havr«.  fr.  7 ,*  NE : Pari*, 
fr.  8.  — VI,  NO:  Verdun,  fr.  7;  NE:  Mannheim,  fr.  9.U : 80:  Troyea. 
fr.  9;  8B:  Strasbourg,  fr.  6,60.  — VII,  NO:  Belle  Ule.  fr.  2.  — IX,  NO* 
Dijon,  fr.  T.  — X.  NE:  Bordeaux,  fr.  4.  — XII,  NO:  Valence.  fr.  7.  — 
Titelblatt  (VH,  80).  fr.  1,60.  Paris,  Coropt.  gdolog.,  1886  u.  8«. 


Spanien  und  Portugal. 

Borgo»  0,  Figuelrefo,  A.  C. : Opptda  mltluu;  on  cld.de.  inorta.  de  1‘urtog»!. 
(Bo).  8oc.  gcoRr.  u.tio»  1886,  V,  Nr.  2,  p.  67.) 

20  * 


Digitized  by  Google 


156 


Litteraturverzeichnis. 


CaltferOD  y Arant , S. : Eusay  o ororönko  »obre  U moiMA  central  de  Eapana. 

(Anal.  Hoc  E»p.  de  Illsl  Nat,  XIV,  1886.) 

Collini:  On  th<*  Gtology  of  Ibe  Rlo-Hnto  Mine«.  (Joura.  of  tho  geolog.  »oe. 
XU,  2,  8.  8P.  London,  1«LS.) 

Parlow,  II. : Vom  Gnadalqnlvir.  8«.  77  88.  Wien,  Hartloben,  1886.  M.  S. 
Rate , P.  W.  s Note»  on  a tour  ln  Spain.  I11a»tr.  8*.  a««  pp.  London«  Wood. 

4 ab.«. 

SODtt,  8.  P.i  Tbrougb  Hpaln  : A narrative  of  travel  and  adventare  ln  tbo 
Peninsula.  Uluatr.  8*,  849  pp.  Philadelphia,  1886.  «h.  16. 

Taramolll  e Boroalll : Relation«  »alle  o«»erv«zionl  fatte  durantc  nn  vlaggto 
nelle  reglonl  della  Spagna  colplte  dagli  Ultimi  lerreinoti.  (Rend.  R.  Accad. 
Lincel  Rom  1886.  Kr.  14  u.  16.) 

Valverde  y Alvaraz  E. : Gtila  de)  aatlgno  reino  de  Toledo : Provlneia  de  Ma- 
drid, Toledo,  Ciudad -Real,  Oueuca  y Guadalajara.  0*,  831  pp.,  mit  Karte. 
Madrid,  Cao,  18*6.  i< 

Karten: 

Bamkarg,  K. : Schulwandkarte  d«r  Pyrenäen  - llalblo.cl.  1:800  000.  19  Bl. 

Chromol.  PoL  Berlin,  C.  Cbun,  18sa.  M.  10. 

filrilt,  J.  R.  : Mapa  del  Pirineu  Catalk.  1:100  000.  Barcelona,  1884. 

■kr  ■kdltarraako : 11«  da  Minorque , Port  Mahon.  (Nr.  4031.)  — — C4ta  K 
d’E»pagnc:  Moutllage»  d'E.Uclo  et  de  l’II«  (!ro.a  (Nr.  4049.)  — Port 

d’AWkque.  (Nr.  4040.)  — Hort  de  Ttrragonc.  (Nr.  4048.) Cdto  8E. 

Rade  da  Torrevtoja.  (Nr.  4080.) Baio  da  Santa  Poll  et  Ile  de  Ta- 

barra.  (Nr.  4018.)  Paria,  DiipOl  de  la  Marine,  1881. 

Schrador , F.:  Pyrdnke»  centrale,.  Peollle  4:  Coblella,  Tnrbon.  1:  100  000 
Paria,  Clnb  Alpin,  1884. 


Italien. 

Balll,  P. : Vallo  Baeona.  18*.  109  pp.,  mH  3 Karten.  Turin,  Candeleul,  1884. 

1.  8,60. 

Btrtl,  T. : Paludl  Pontlne.  81«  pp.,  mit  2 Karten.  Roma,  Loe»chcr  k Co., 
«**•  . L 8. 

Brentarl,  O. : Gulda  atorira  ■ alplna  dl  Baaaano,  Bette  Comnnl,  Caoale  dl 
Brenta,  Maroallca,  Poaaagno.  18*,  440  pp.,  mH  Karte.  Baatano  tln.  Po»- 
aato,  1886.  ( , 

Brutoal , E. : Gulda  alle  montagne  comaaehe  ed  adiaeonie  del  lago  man. 
Slore.  Lugen  e»e.  18“.  1T6  pp„  mit  Karte.  Milano,  Sacrhl,  1885.  I.  8.»o. 

Caodamall,  O.  B.:  Nnovl  appnntl  lulle  geologU  dell'  Appennlno  centrale. 
(L'Ateneo,  Bre.ela,  1«4.) 

Caiabrutil , P.  M.,  A A.  Veoelllo:  Dal  PUvo  al  Brenta.  Pellre,  Maranra, 
1884.  , 94, 

Carbone,  G.  D. : I terremonti  dl  Calabria  e Slcllla  nel  aecolo  XVIII.  Bl- 
cerche  o Stadl.  187  pp.  Napoli,  De  Aagell».  1684. 

Corteie,  E. : Rleognlxlonc  geolog.  da  Buffaloria  a Polenut  dl  BaeUIcau.  (Boll. 
R.  Conilu  Geolog.  Rom,  Juli  1886.}  1 

Corti : Le  provlnele  dTtalla  «tadlata  «Otto  l'aapetto  gcograflco  e »torico.  Re- 
glone  dl  Toscana,  provlneia  di  Firenze.  8«,  40  pp.  Torlno,  Paravla,  1886. 

1.  0,60. 

Da!  Vitolo  (G.) : Oaaenrazlonl  «ulla  meteorologla  Garganlca  in  rapporto  nrli 
eflettl  da  c*aa  prodotti  nel  cltnia  della  Daonla.  B*.  32  pp.  Milano.  Pon- 
cell  et  tl.  1836. 

Danl,  G. : Corottrafla  TtceuUna.  ad  n.o  dolle  «cuole.  Or.-B»,  4$  pp.,  mit  Karte 
vlcenaa,  üp.  Commcrc.,  1886.  I.  t jpl 

Oantetta,  Ailant  O. : 8ul  Lago  Traalm.no;  ,nol  cattelll  e tue  adlacenre.  III 
10t  pp.  Perugia,  Bartelll,  1884.  laceoie.  m. 

Oe  Aagell,  D.  e F.t  Eacnralonl  alpine  nelle  Panle  Magglorl  e dlutornl  81“ 
77  pp.  Maata.  tip.  Fredlanl  e Medici.  1884.  uiuiornt.  31", 

0»  Olorgl,  C.:  Cennl  dl  geografla  flalca  della  prorlncla  dl  Lecce.  »>,  HO  pn 
mH  Karte.  Lecce,  1884.  1 vr  ‘ 

Da  8tefhnl , 8. : Sopra  gli  »carl  (attl  nelle  antlcblaalme  capanne  dl  pietra  de 
Monte  Hoff«  . eCAnna  del  Faedo.  40  PP„  mH  3 Taf.  Voron.  /ranchinb 

ü’Ugo,  P.,  A Barkalato,  F.s  Gll  Abraa»!  « 11  Moll«.  _ La  goografia  e la 
T^o? P«evU  1888™“°'  A‘,“U*’  CUM'  Cwa«,ob“«-  »•*.  »8  PP. 

EIMRoS”^!p!  N^irnalt'l^*  °*TU  e,0U,,r,C*  deU'  ',oU  d'Elb‘'  * *«  PP- 

EII*Vsm'  : DUrJ  0f  “ Id,e  Wo”*°  10  Sldl7-  * 13*.  London,  Slmpkln, 

• h.  t. 

B*6 Vflglu’lSM0“*  P<>rl0  dl  “*"•  1,1  Pp''  “U  K*r,°'  O.  Caraeaochl 

topogreflee  di  Taranto,  con  quelle  dol  .uoi  dno 
mari  Ao.  late.  1».  «o,  ti  pp.  Taranto,  Latronlco,  1885.  1.  1° 

Belo^oh^L. : Die  In.el  Ferdlnandea.  (Geogr.  ltund.cbau  1684,  VUI,  Nr.  4, 

9,*°Armanal "iWa’  <’*IU  9n0  »1  no»tri  glornl.  4»,  148  pp.  Roma. 

Howalla,  W.  D.t  Tuacan  ClUe..  4“.  940  pp.  London.  Hamilton,  1884.  ab.  u! 

" "föau'  d|IcilriI>Mo«.?i,JileV*5',nt0  <Ul  ,*rri,ori°  compre.o  not 

rogtt  dl  Lalro  Montenotte  e Varaate  della  Carta  topogr.  millt.  (Boll  R. 
Comitnto  Geolog.  Korn*,  September  UW6.)  11  ** 

J**"IcbPeii.1  A ’co*1 18t»!''  SS*'  4a*  PP''  ■“  * K",,n  and  u Plknen.  Pari«, 

Luckhtrdl,  P. ; Von  Keepel  nach  Korinth.  (Auilend  18(6,  Nr  81  8 609  } 

*"a«io,NtK «-• 


Kloolll,  E.:  ldrografla  »ottcian.a  nell'  alta  plannra  raronote.  4“,  44  pp.  Ve- 
rona, Clvelll,  1885. 

Patgeallgo,  G. : Poiloa  e II  »uo  terrilorio  nel  rapportl  fUlco  medlco' .torico- 
«tattatlcl.  (L'Ateneo  Veneto,  Oktober  1884.) 

Ptllagrlnl,  F.t  Noml  local!  dl  dttk,  tarrc,  caatelll,  borehl  Ac.  nalla  pro»,  dl 
Bellnna.  (MUcel.  R.  Depot.  Vcoeta  lopra  gll  »ledi  Ji  storia  patrta,  Vene- 
dig 1884,  Vol.  III.) 

Poail:  Contribuilone  alla  geologla  del  Vuleani  Lailall.  (R.  Accad.  del  Lincei. 
Koma,  RendJ conti  1884,  1,  Nr.  14.) 

Qaaglla,  G. : Lagbl  e lorbieno  del  Ctreondarto  dt  Vareae,  Proeincia  dl  Como. 
Vare.c,  Bru<a  A Maccbl,  1884. 

Roaa,  M.,  A Cooper , H.:  The  Higbland*  of  Oantabria;  or  thron  dav«  front 
England.  8*,  380  pp.  London,  Uw,  1684.  * ,b.  9t. 

R033I : Notel  lluitratlve  alla  carU  geolog.  della  pro»lnela  dl  TrevUo.  (Rollet. 

8oc.  Geolog.  Ilal.  Rom.  1884,  III,  Nr.  3.) 

Baooo : 8uir  origtue  Gelle  vallatc  e del  laght  alpin!  In  rapporto  col  eollcva- 
raentl  dello  Alpl  e col  terreni  plloceolcl  c qnaternari  della  »alle  padana. 
Sopra  alcnnl  fnnomenl  «tratigrafld  o»ior»atl  nel  tnrrenl  pllocenlcl  dall' 
alta  »alle  padana.  (Alt!  Arad.  8d.  dl  Torino  1884.  XX.  Nr.  4.) 

Banner : Le  eeoto  Hole  Hellene  abitate.  Cennl  geogradd.  H.  Adriatieo,  983  pp. 
Vigerano,  Tip.  Nadonalc,  1884. 

Slcllla.  Brerl  cennl  rclatlei  alla  Carta  gcologica  dell'  liole  di  Slcllla.  8“,  28  pp. 
Koma,  Tip.  Nadonalc,  1886. 

Tardleu,  A. : Voyage  arcbiologlqne  en  lulle  et  on  TunHIe,  Rome.  Naple*, 
Pompe,  Mculno,  Catanc.  8yracu»e,  Palermo,  Malu,  TunU  et  l'tlque.  4», 
37  pp.  Monlln»,  Auclalre,  1884. 

Tennaot,  R. : Sardiula  and  iu  reconrce».  8“,  310  pp.  London,  Stanford,  1884. 

12  «h.  6. 

Volk«,  R. : La  Vallau  dtZoldo:  cicnrdono  alploa.  Bellono,  Dellberall,  1884. 
Karten  ; 

Arrlgoal,  F. : Caru  geogr.  deUa  Lombardla.  4 Bl.  Mailand,  Sacchl,  1684.  1.8. 
Boatl,  C. : Nnoea  caru  delle  drado  ferrate  d'lulla.  1:900  000.  4 Bl.  Mai- 
land. 1886. 

Italla,  Carta  d' 1:95  000.  Bl.  180,  II,  8E:  Monto  Saun;  II . 80 : 

Chlaramontl. 181,  111,  SO:  Tula.  — 193,  I.  NE:  Chlllranl:  I,  8E: 

More» ; I,  SO  : Tieai : I,  NO  : Ploagbe. l»4,  IV,  NO  : Fralgai : IV,  SO : 

Oder). 934,  I.  NE : 8.  Gregorlo  ; I,  8E : Oereioea»  ; I.  NO  : Sinne! ; 

I,  SO:  S.  Iddoro — II,  NE:  Capo  Hol  — III.  NO:  Villa  d'Orrl  ; HI,  SOt 
Pula  — IV,  NB:  Selargtu»;  IV,  SE:  Cagllarl;  IV,  NO:  Declmomannn; 
IV,  80:  Capoterra.  Klorena,  laut.  Topogr.  Millt.,  1884.  k I.  0,:s. 

Carto  Idrograf.  Mar  Tlrreno.  Promontorlo  Argenurlo  (Nr.  100). 

1 : 80  000.  — — Porto  d'Ando  (Nr.  109).  1 : lo  000.  — — Rade  di  Vado  e 

del  porto  di  Sarona  (Nr.  118).  1 : 94  000. Porto  dl  Savona  (Nr.  117). 

1 : 1 400.  k I.  2.  — — Caru  del  fari  o fanall  della  roato  d'lulla  (Nr.  97). 
1.  1,60.  Genna,  UfBcto  Idrograf.,  18SS. 


Rumänien,  Staaten  der  Balkanhalbinsel. 


Albert,  G. : Fahret»«  Ober  den  Buccceccl.  Von  Bak*ro»t  bl»  nach  Terxbuitr. 
(Ausland  1880.  Nr.  2,  S.  21.) 

Blktla*,  I). ; Lv  räle  et  le»  aaplratlon»  de  la  Grice  dan»  la  queitlon  d'Oricnt. 

8#,  44  pp.  Pari».  Ceclle  St. Simon,  1884. 

Dick  dB  Loulay:  A travera  U Bulgarie.  18“,  Pari»,  Garnier,  1888.  fr.  8jo. 
Eudel,  P. : Con.Untluople,  8myrnc  et  Atbkne»,  Journal  de  voyage.  18“,  431  nn 
Paria,  Dentu,  1884.  r 

Fleld,  H.  M. : Tlie  Oreek  Itlan da  and  Turkey  after  the  war.  8“.  268  pp..  mH 
Karte.  New  York,  1384.  7 »h.8. 


Beiter,  M. : Nomen,  latura  toplen  a Jndetulul  VtUcea.  (Bul.  Soc.  geogr.  Ro- 
mank  Bukarest  1886,  VI,  Nr.  2,  p.  114.) 

Haaisn,  C.  H.t  The  Land  of  Greece.  8“,  400  pp.,  mH  3 Karten.  London 
Nelaona,  1888.  „t,  8' 

Hoffmann,  c.  t Reico»kluen  aut  Griechenland.  (Analand  1883,  LVIII,  Nr.  45fT.) 
Hugonae»,  L.  t I.a  Tnrqnle  Inconnuo:  Ronmanie,  Bulgario,  Macddolna,  Albe- 
nie.  16*,  813  pp.  Pari».  Frindnc  A Co.,  1884. 

Lkflir,  L.:  La  Bnlgaria.  18*.  999  pp.  Pari»,  Cerf,  1886.  fr.  8,»o. 

Ua,  A.:  SOdrumellen  und  Weatbulgaritn.  (Wiener  Zeitung,  7.  Oktober  1884. 
Nr.  939  ff.) 


»■ylaa,  A.:  A travera  l'Albanie.  8“,  197  pp.  Paria,  Delagrave,  1B84.  fr.  0,»o. 
Prleot  da  Salnta  - Maria,  E.  i Le»  Slave»  meridlonaux.  Leur  ortgine  et  lenr 
eubllMeinnnt  de  l'anclenne  lllyria.  6*.  MH  Karten.  Paria,  FrUcberia 
& Chult,  1896. 


RetelJ , L.  del  1,m  Romain»  d’Orieut,  aper{u  de  Cethnographlc  de  U Rau- 
manie.  18*,  140  pp.  Paria,  Malaonnouve,  188a.  fr.  l,*o. 

Scltllaaiaaa,  H. : Tiryn».  Ergrbnl»»e  dar  neneeUn  Antgrabungen.  4*.  mit 
Kart«  und  Tafel.  Lelpxig,  Brockhau»,  1688.  g.  ag 


8ekwart,  B. : Vom  dautaehen  Exil  Im  Skythenlande.  Erlebulue.  Klagen  und! 

Aufklärungen  au»  dar  Dobrudeeha.  (Export  1884,  VII,  Nr.  97  B.) 

Schwelgt r-LerohtafBId,  A.  v. : Die  Balkanbalblnael.  (Geogr.  Rundicbau  18t» 
VIII,  Nr.  6,  8.  183.  mH  Karte.) 


Wrangel,  C.  O.  t Frin  clvilUattonan»  utkanter.  Bklue»  frkn  Balkaohalfhn 
»krifna  ander  ett  beadk  ho»  folk  oeb  fantari  Rnmanlen,  Bulgarien  ocM 
Serbien.  11»,  980  pp.,  mit  Karte.  Stockholm,  Bonnlar,  1384.  Kr.  2,»o. 


Karten: 


Ffaytag,  G.  t Karte  dar  Balkanbalblnael  and  der  augrenxenden  Gebiet»». 
1:1  400  000.  1.  n.  3.  Aufl.  Chrom.  Or.-Fol.  Wien,  A.  Hartlebcn,  188«. 

M.  1. 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


Kiepert,  II.:  Gcneralkarte  der  sUdoateuropäiscbcn  Halbinsel.  2.  Aull.,  8 BI. 
1 : 1 500  ooo.  Chrom.  Gr.-Fol.  Berlin,  D.  Reimer,  1886.  M.  3,60. 

Utbeaow,  W. : Karte  der  curop.  Türkei  uml  der  Halkanstaaicn.  1:1260  000. 
Chrom.  Or.-Fol.  Berlin,  Lithogr.  Institut.  1883.  M.  1,20. 

Steinhsuier,  A. : Gcneralkarte  de*  Königreiche«  Serbien  mit  den  augrenzen- 
den  Gebieten  von  Bulgarien,  Bo»nien,  sowie  mit  Tellen  d.  anatof«.  türk. 
Vilajev».  1:644  000.  Gr.-Qu. -Folio.  8*.  Wien,  A Maria,  188«.  Mit  Terrain 
1 fl.  30  kr. ; ohne  Terrain  00  kr. 

Europäisches  Rursland  und  Kaukasien. 

Aklqvitt : Unter  Wogulen  und  Otllakeo.  (Acta  Soc.  Sei.  Feonlca«  Heising- 
ton  1885.  XIV.) 

#*»«,  G . : Souvenir«  du  Caucaac.  8*,  12  pp.,  mit  8 Taf.  Pari«,  L«toux.  1885. 

D6cky,  M.  de:  Voyage  dan»  le  Cancaze  (1884).  (Bull.  d.  1.  8oc.  Hongr.  do 
geogr.  T.  18,  p.  28.) 

Folkmtii,  8. : I öatra  Finland.  1*.  En  vecka  pi  SUtola  gäatgtfveri.  Mit  Tafeln 
80  pl.  lteUingfor«  1886.  In  Lief,  k Kr.  6. 

Frt*h»eld,  I>.  W. : KofftUb  cllmber»  and  Caucaaian  critlra.  (Alpine  Journal, 
Auguat  1885,  XII,  Nr.  80.  p.  3/0.)  — — Tvro  rccent  Romub  travoller«  In 
tbe  Caucaaua.  (Procecd.  R.  Geogr.  8oc.  London  1885.  VII,  Nr.  8,  p.  507.) 

Harn,  A.  J.  C. : Studie»  in  Ruaaia.  8“.  London,  Smith,  Eider,  1886. 

liwtllljn  der  Kala.  Hu».».  Geographischen  Gesellschaft  8t.  Peteraburg,  Bd.  XXI, 
1686,  Heft  3—4;  XXII,  188«,  Heft  1.  (In  rau.  Sprache.) 

Nr.  4 > Torkr«U»l*<k*  Altertümer.  Von  D.  Iwanow.  — — FiasUcä«  Riemrat« 
ln  Kral*«  W»w  (Uouveroemrat  8t.  Petersburg}.  Von  J.  TruiuMun.  — — Aelro- 
*•  mUcb«  OrUbaatinmnsgn  ln  Tr&Mk4*|>U(h(a  Oablat  uml  lo  den  ChuulM  Cbiwa 
o»4  Uvrkim.  Vom  Omar*let*beheaptm*nD  — Da«  He»«in  d«r  See- 

r;kanjr»cb.8««a  und  dar  wmtlieba  ITaboi.  Von  ▲.  KoomMu.  — — Übersicht  Bbar 
dl«  im  Jabr»  1S«4  svn  )UUllrtupo|niplttn.K«rp(  «ufcfdbrtm  co--Ul»»cbco.  aatrv 
a.nl*cUa,  to|K«nphUd>iu  nnd  lurtu|npbl»chn  Arbeiten.  — — Übersicht  Ober 

du  Arbeitet»  <i«r  Ober- laleodanturv  erweitern«  im  Jahr«  1814. Nachricht«»»  Uber 

du  Expeditionen  dar  Gesellschaft:  Brief  X.  Pracailik}*  VuB  Lt>b<u««r.  Telegramm 
/«•selbem  au«  K«ria.  BrUf  O.  FoUalu«  an«  Säen  - Uchuan.  — — Balligen  : drei 
M(ntÜ»cb«  Karten  •!«•  auropdiicbau  Ha.'ilaod«  auf  4 nilUern  von  A.  ».  Tillo. 

Nr.  4 t DU  Expedition  aor  M*n<1«nf  da«  LeruMaHM.  »o»  X.  Jürgen*.  — — Oe- 
di«Midef«4f<r  f4r  Taching  U-Chso,  von  N.  Polanln.  — — Barlcbt  Obar  dl«  ThZtlg  k«Jt 
der  OwelUcUf»  fbU  »am  I.  April  1443).  — — Nachrichten  über  dl*  Kipedltl.meo  dar 
OeMllsrbaft : Brt«f  von  Herrn  N.  PoUnln,  Xsekrtchten  von  dan  llarran  Wolter  and 
Truamaoo.  — — Bell««*»:  1/  Plan  der  Polarstation  8tagaeipr.  1',  Vorlleflg«  Kirte 
dae  Lecm-lUlta«.  4)  Die  Xdcbaoef  «Irr  Icht-jadabtn-eher».  d.  i.  der  Jurten,  in  wel- 
ches Reliquien  T«cblngU-Cbsa«  aufbewahrt  werden. 

Nr.  4 i Mitteilung  -ie*  Koiiaaili,  d*f*  dar  Kalaar  «000  Hubel  aur  EnUen-leng  einer 
Ki)«<ltl»n  tum  Bammeln  von  Volksliedern  Im  Xordan  Kvfalandi  geepen/et  bat.  — — 
A.  JelUeeJew : Aotbropologieaba  Kskvrtlon  In  dt«  Kehar«.  — — ThUigkelt  dar 
AMallungan  dar  Oaaaltachafl : L Kankaaiecba  Abtallong;  II.  OaUlblriaeb«  Abtailang; 
III.  Weetaibtrtecb«  Abteilung.  — — TtsZtlgkedt  dar  Oa««IUcbafU  — — Brief  dar 
Herren  Putaoln  aue  bei  - gu  - «Jen.  — — Zeichnung.  Hainen  von  Aebipr-Taacb  «um 
Artikel,  ,.Tnrkeetan«tfb«  Altertümer"  von  D.  Iwanow,  siehe  Heft  4. 

Nr.  4;  8.  Kiuneeow  i Beste  des  Heldentum«  bet  den  TachercnaltMU  (mit  Zekh* 
oaagan).  — — A.  Pjntn : Ober  die  Aufgaben  der  ruasla-'haii  Ethnographie.  — — 
J.  kbuktlikl  t Dar  Kv*gu*iaat  (mit  Kana),  — — K.  Gelkei  i Forschungen  ut« 
d*n  an  dar  Wolga  lebenden  Xlcbtraeaen.  — — A.  Tillo  : AbeoVat«  115be>  de«  Ladoga-, 
Oaeg«-  und  Ilaatn-fteae. K.  Kowerekl : 0*ofr«i>hi*ch«  Dag«  Meachedt. 

J.  Cbroeebtarbew : Urteil  Aber  das  Mana«kript  d*s  Herrn  Rjabinekt  „Ober  dla 
Materiell««  «er  Ethnograph  1«  dm  htkollsh*ai  der  Kinder".  — — Tbztlgkett  dar 
hnstliebift.  — — Nachnrbtan  Ober  dl«  IipedlUuotn  der  0«welU<h«ft  i llrl«f  X. 
PrMwetekle  au«  dar  Oaee  Tiehlra.  Itrief  O.  Potanlne  au«  6un*Pan , K«laa  O.  Gram- 
Orsjmalo«  In  der  Umgegend  de«  Pamir.  — — J.  Muichketow : BlbUcgrspbbch« 
Berner  bangem. 

XXII,  Nr.  1;  A.  Kraeaaow  : CJeol.  • boten.  Uataraaebuugeu  ln  dar  Kaluidcken* 
stepp«.  — — N.  Jadrinaaw  ; Abo«  bin«  der  Waaiermeugen  In  dar  uralUcb  • kaepl- 
scheu  Bodeo«enkaog  'mit  Karte,.  — — J.  Ktehalaki  X tutet«  BeeUmmungeu  dar 
mittbcm  Dichtigkeit  dar  Krd«.  - - 7Mtlgkelt  dar  Gewellt-cheft.  — — A.  v.  Tillo  i 
Blhlkgr.  Notier**.  — — Kart«  dar  B*ee»  Vecbany , Beniuj  und  Abparbka». 

IiwoiDJa  der  Knuka»  Sektion  der  Kni«.  Kuit.  Geogr.  GeaclUch.  in  TiflLa 
IS84 — 86,  VIII.  Nr.  2.  (ln  ni«a.  8pr.) 

Inhalt:  I.  Aafadtae.  J.  Btebnliiky  ; Über  dla  Krag#  dar  Gaetatt  der  Krd«.  Brief 
an  dm  Akedeaeiker  M.  Papa  In  Part«.  — P.  da  Kosrbkuli  Dar  Napbtba  • Barg.  — 

K.  Pelltaia  * Vomcblag  aur  KoIodImIIc«  dee  Oonvemreeaeata  Kuban,  mit  Kart«.  — 
P.  Kolberg  : Telegraphier  b»  langen beetlraanng  und  amte  llreltanbaetltamaog  Ton 
7 t tu*,  Tecbeaonbba.  Haha;  Telegraph  («ehr  Heetlniaung  *ler  Llngaesoatenchlerla  awt- 
«ehan  Bauern  oad  Nikolajew.  — L.  Ragarak/  : K.  Palltato«  Arbeltaa  Uber  dl«  Berg- 
bewohner dt*  G<« vernemaat*  Kuben  ; AnthnopologUcbe  Me«4ung<m  einiger  kauka- 
•Ucher  VülkemchafUso.  angcatallt  von  Om.  H.  v.  Kekert  und  Prof.  K.  Cb  antra.  — 
P.  Lewaar:  Kurve  Be«cbr«lhaog  der  NW-Grnnaa  von  Afghe&latao.  L hsgarskjr: 
Abrife  von  J.  StebalUkpe  Arbeiten  «er  Krforxbung  de«  Keukesue  während  der 
Ittilc»  46  Jahre.  — t.  OeographUcbe  , etbaograpbUcb«  , «tatDtiecba  MltUilungan. 
A.  PervM  : Triangnlall .-nspvmktc  in  IVanskaeplcn.  bestimmt  lill-ll.—  D.  Gedao- 
aow  - AatrosKenlxh  tesÜnaU  Puakta  In  TranakeupUu , in  den  Cbaaatea  Cbiwa 
and  Buchara,  1444.  — N.  Kaaikoff:  Hoben,  bcetimmt  1884  mittele  Xneroldea  in 
der  Aeiatiecban  Türkei  uad  in  Porti eo.  — B.  Slalkuwsky  : Gröfete  Waaeenaeugan 
in  einer  Kekande  wibraad  starker  Rtgcengüaa«  an  Punkten , wo  Plitaee  von  der 
EDrababn  durfhecbnlttm  werden.  — — 3.  Wissenschaftliche  Chronik  für  die 
Jahr«  1081—84.  — — 4.  Jabireterirbt  der  Sektion  für  1484—64:  SlUuagsbcrlobte 
fCr  1484—44.  — — 6.  Anhang.  Tdrve  Achter : Führer  durch  Armenian.  Beise- 
kvUna  da«  Arehlmaadrlte«  O.  KrmudaUauta«.  AbgekOrat«  Cbenetiaii|  van  a 
KUchmtecbeff.  — — Verbeaaarungee  aar  Liste  der  wehrend  dar  roeeiicbeu  Be- 
Mfmnf  bawobntan  Ortac haften  der  Provina  Krtersa.  — AuaaQgo  ao a dam  , 
®*met"  nr  da a Yllajat  Krserum  für  1466  (1661  — 61).  — L.  »agurvky : Hlst-  riscb- 
(tegrapbUche  NoUaan  *ber  di«  8pro  • Chatdear.  — — Cb.  Wilaon : Uber  «Ua  pbjr» 
tlscb«  and  bletoriacba  Geographie  von  Xldnaalc«,  Übermut  voa  Jataebawekp. 

1146«®,  G.  A.  v.:  General  Tillo»  Mcaeung  der  Lhngo  der  gröfaaro  FIQm«  ln 
Rofaland.  {Zeitacbr.  GeeclDch.  f.  Erdk.,  Berlin  1886,  XX,  Sr.  S,  $.  258.) 


157 


Luk40h,  J.,  & Wolf,  J.:  Da«  Schwarze  Meer.  (Geofr.  Rundtchau,  Wien  1886. 

VIII,  Nr.  1,  8.  28.  mit  Karte.) 

■alnow.  W. : Skizze  de»  RccbuleLen«  der  Mordwinen.  8*,  267  68.  (8apUki, 
K.  Kui«.  Gaogr.  G««ell»cbaft  8t.  Petersburg,  Etbnogr.  Abteil.  1886,  XIV, 
Nr.  1.  In  rus».  Sprache.) 

Mlljutlo , J.  A.:  Daa  Weifse  Mocr  und  die  Wolga,  mit  Bezugnahme  auf  die 
Wjatka-Dwina  lJahu.  4°,  28  88.,  mit  Karte.  8*.  Petersburg  1886.  (In  ru»- 
«Ucher  Sprache.) 

Seidlltz,  N.  v.:  Wild  und  Jagd  an  derOalkGste  de»  Schwarzen  Meer**.  (Aus- 
land 1886,  Nr.  88.!  8.  <60. j 

Suttner,  G.  A. : Aus  Mingrellcn.  (Ausland  1886,  LVIII,  Nr.  86,  8.  713,) 
Vollall,  0.  A.  v.:  UgrtHcb  • ruisUcbe  Volkslieder.  8*,  266  SS.  (8aplakl,  KaU. 
Husa.  Geogr.  Geaellacbaft  8t.  Petersburg,  Etbnogr.  Abteil.  1886,  XIU,  Nr.  I, 
mit  Karte,  ln  ru»4.  Sprache.) 

Atien. 

Fontpertulo,  A.  F.  de:  Chine,  Japon,  Slam,  8*.  272  pp.  Paria,  Libr.  de  vnlgarl- 
saUon,  1886. 

Lullloa , II. : Geogr.  Ergebnisse  der  wLtscnschafÜ.  ReUeu  fund  Forachungs- 
expeditionen  in  Asien,  1883—84.  (Geogr.  Jahrbuch  1886,  X,  8.  471.) 
Hilgnan,  V.:  From  Paris  to  Pökln  over  8lberia»  Saoroa«  8*,  430  pp.,  mit 
Karte.  London,  Sonnenschein,  1886.  10  ah. 

Parker,  E.  H. : Contrihutlon«  towards  tbe  topogra/y  and  etbnology  of  Central- 
AaLa.  (Tbe  China  Review  1885.  XIII,  Nr.  6.) 

Ponaatl , O. : Visgglo  del  magnlflco  mesier  Piero  Quirino  gontilhaomo  rlni- 
tlano.  (BolL  8oc.  Geogr.  ltal.  Rom  1886,  X,  Nr.  12,  p.  812,  mit  Karte.) 
8chmldt , F.  M. : IJber  Rubruks  Reise  von  1263—1266.  (ZeiUchr.  Geaellach,  f. 

Erdk.  Berlin  1886.  XX.  Nr.  8.  8.  101,  mit  Karte.) 

8t$ln,  L.  v.:  über  die  Settlements  in  Ostaaien  und  Ihre  Rechtsverhältnisse. 
(Üaterr.  Mooauschr.  f.  d.  Orient  Wien  1886,  XI,  Nr.  10,  8.  216.) 

Karten: 

China  Sea.  Northern  Portion,  Western  Sheet.  1:1600  000.  (Nr.  790.)  — — 

Southern  Portion.  W Sheet.  1 : 1600  000.  (Nr.  797.) Northern  Portion 

Faslern  Sheet.  1: 1 6O0GCO.  (Nr.  797.) Southern  Portion,  Eastern  Sheet. 

1:  1 <00000.  (Nr.  799.)  a do).  0,40.  Waahlngton,  Hydrogr.  Off.,  1886. 

Türkisches  Reich,  Arabien,  Cvpern. 

Allahan  , P.  L.  M.:  Sisiouan;  physische,  geogr.,  histor.  nnd  wlsaenscbaftl. 
Beschreibung  vom  armenischen  Cllklen.  8«,  mit  Karten,  (ln  armen. 
Sprache.)  8.  Lauaro  d.  Venezia,  Up.  Annena,  1686. 

Andorllnd , L. : Der  ElnfluXs  der  Gcblrgawaldungen  Im  nßrdl.  PaUallna  auf 
die  Vermehrung  der  wässerigen  NlodorschUge  daaelbst.  (Zeltachr.  Deutsch. 
PalMat.  Ver.  VIII,  8.  101.) 

Bonlf  nl , tac.  U. : Arabla  primltiva : appuutl  dl  geografla  flaica  e polltica, 
eatratti  dal  llhro  dl  tslobbe.  16*,  44  pp.  Perugia,  Saotuccf,  1886. 

Oamaa,  de:  Uno  excurslon  eo  CUiele.  (Mtasiona  cathoWqnoa  1886,  XVII. 
Nr.  858  ff.) 

Diener,  Dr.  C.  : Ein  Beitrag  zur  Geographie  von  MitteUyrien.  (Mitteil.  K.  K. 

Geogr.  Ge».  Wien.  Höltel  XXIX  , 1884,  8.  *7-101.) Das  Gebügs- 

system  des  Libanon.  (Verh.  Geaellach.  f.  Erdk.,  Berlin  1884,  XIII,  Nr.  1, 
8.  41.) 

Fr6d6,  P.:  Voyage  en  Armdnle  et  en  Perse.  8°,  168  pp.  Paria,  Delagrave,  1886. 
Frltsehe,  R. : Das  Tote  Meer.  (Ausland  1886,  LVIII,  Nr.  «1  ff.) 

Qlldemtiater,  J. : Beiträge  zur  1’aDUUnakunde  au»  arablicben  Quellen.  (Zeit- 
schrift de»  Deutschen  PaläaUoa  - Vereins,  VUI,  1886,  H.  2,  S.  117—146.) 
O06j6,  Prof.  J.  de:  Hadhramaut.  (Revue  Colon.  Intern.  1886,  II,  Nr.  2,  p.  Z01.) 
Hofmann , II. : Der  Grofa«  Ararat  and  die  Versuche  zu  seiner  Besteigung. 

(Mitten.  Ver.  f.  Erdk..  Leipzig  1884,  8.  188.) 

Le  Ray,  Mroe:  Voyagc  aux  ruine»  de  Palmyre.  (Bull.  Soc.  gfogr.  Lyon  1886. 
V,  Nr.  10,  p.  567.) 

■oraly,  T. : Onzc  mol*  dan»  le  PAys  du  Hadjäz,  Djeddah , — )a  Mecque,  — 
Pklcrinage,  — Cholöra.  8°.  Con»tantlne,  1886. 

Pauli,  F.  W. : Naturprodukte.  Gewerbcfleif«  u.  Verkehr  von  Chios,  Tschesehmc 
und  Smyrna.  (Deutzehe  Kolonlalzeituag  1884,  III,  Nr.  1,  8.  le.) 

Plat,  L.:  Bagdad.  — I.  La  C!td  de»  Callf*«.  (Revue  de  Odogr.  Kehr.  1884, 

IX,  p.  91.) 

Pott,  8.  E. : The  Chalna  of  Caazlus  and  Aroanus.  (Procecd.  R.  Geogr.  Soc. 
London  1884,  VIII.  Nr.  2,  p.  94.) 

Raratay,  W.  M. : The  River  Cestru*.  (Athenaeum , 9.  Januar  16S6,  Nr.  8034, 
P-  »-) 

Schumacher , O. : Acroa»  the  Jordan:  Boing  an  exploratlon  and  survoy  of 
pari  of  Hauran  and  Jaulan.  8’,  364  pp.  London,  Bentley,  1884.  sh.  4. 
Solanolll,  G.:  II  cauale  dl  Paleatina.  (Boll.  Conaolare,  Rom,  Juni  1886, 
mit  Karte.) 

Spiest,  F. : Die  Lage  von  Taricbaao.  (Zuchr.  d.  Deutsch.  Paläsüna-Verelax, 
VIII,  1886,  H.  2,  8.  96-99.) 

Strange  , Guy  Le  : Account  of  a short  Jouruey  eatt  of  the  Jordan.  (Palett. 
explor.  fund  1886,  p.  167.) 

Thomson,  W.  M. : The  Land  and  the  Book.  Lebanon,  Damascus  and  beyond 
the  Jordan.  8r.  New  York,  liarper.  1886. 

Rassisches  Reich. 

Annenkoff,  M. : Le  chemin  de  fer  transcaspien  et  le«  pays  qu’ll  travers«. 

(C.  R.  8oc.  geogr.  Paris  188«,  Nr.  4,  p.  127,  mit  Karte.) 

Capol,  G.:  La  valXe  de»  Jagoaoui.  8’,  2t  pp.  Paris,  Lcroux,  1886. 


Digilized  by  Google 


158 


Litteraturverzeichnis. 


Cordts,  A.  : Dseholtnga  oder  Neu- Kalifornien.  (Mit teil.  Geogr.  GeselUch.  llam* 
bürg  1S94.  & tSS.) 

Dobboler,  de:  Eine  Reise  noch  dem  Tims  Buten.  /Globa>  1886,  XLIX,  Nr.  8 
und  8.) Die  Samojeden  gebend . Nr.  11  ff.). 

Foot,  W. : Resultate  des  Nivellement*  in  Sibirien,  aatffePlhrl  1875—  70  von  der 
xtanlza  Swjcrlnogolowakaja  bU  «um  Baikal-So*.  8*.  4i  pp.,  3 Taf.  (Saplskl 
K.  Rus*.  Geogr.  Gesellseh.  HU  Petersburg  1886,  XV,  Nr.  7.  (In  rus*.  Spr.) 

Isweitija  der  OtUibirischen  Abteilung  der  K.  Ruu.  Grogr.  Gesellschaft  ln 
Irkatsk  1886  and  1886.  (In  ras«.  Spr.) 

XV  , Sr.  I **d  6.  J.  Dsbrvw  i KHk  n*cb  der  U»n(al4(  im  J.  IMS.  (Furt- 
Mluiif.)  — r.  Gvoxb-:-«  i JurJkujr -l'vU«.  Ein«  j*katUcbe  5*Cc-  !•  — TaballMi 
4*r  H»>b*<at»»po  auf  4<r  «wUorvivtiscbea  Suiluo  Win  Ulrtneniau  la  Ir* 
k»Uk  dir  1*M , Oktober , Vrmt*r  and  Dtaabir.  — Protokoll*  <l«r  Kumlue- 
na-i  »llg**»*4n*n  V«r»«romlu%f . 

XVI,  Sr.  X — 3.  Kurirr  Bericht  hb«r  die  getlofUek««  Ktk«ral-.-a»a.  **«lcb«  aaf 
Kt-ttoa  d*x  Otttlblrlacb««  At>t«4t*nf  In  d«n  Jahr««  |%M  au<1  9t  aa*g«r»».rt  wordw 
sind-  — J.  Duhr»«:  lUn*  aacb  d*r  Moafold  In  J.  Itli  (VortMtaang 0 — Natur» 
kUWriacbc  B*  -Ua.i-tun<«u  . auf  d«r  (UUa  narb  >r  l *Urs  Taapuk« 

von  Irkut-k  bia  toa  KlrtMorf*  Pr*oba*kan«koJ«.  — Ml«<«IUa  t X»hruag««ftitUl 
d«r  Jakuten  : Da*  Orab  Karal.ajan«  : llrl«f  voa  O.  X.  I'otanm  axa  Sua-twlaM. 

Können,  G- : A trip  lo  the  Altai  Mountains.  (Science,  1.  Januar  1886.  p.  18. 
mit  Karte.) 

La a *4« II , II. : RutiUch  • Zentralaalen  , nebtt  Kuldscha,  Buchara,  Chiwa  und 

Merw.  3 Bde.  8*.  980  SS.,  mit  Karte.  (Übersetzung.)  Geb.  M.  85. 

Fauna  und  Flora  von  Rassisch  • Turkettan  ; Bibliographie  von  Russisch- 
Zentral» den.  Gr. •$*.  M.  8,90.  Leipzig.  F.  Hirt  4 Hohn,  1886. 

Loltt,  A. : Georgien«  Natur,  Sitten  und  Bewohner,  ör.-f.  Leipzig.  W. 
Friedrich,  1885.  M.  S. 

Oh  und  itnltsei.  Der  Kanal  zwischen  . (Russische  Revue  1885,  XIV, 

Nr.  4,  S.  481.) 

Saplskl  der  Wesuiblriichea  Abteilung  der  Kais.  Rus«.  Geogr.  Gesellschaft, 
Bd.  VII.  Nr.  \ a.7.  (In  ruaa.  Spr.;  Omsk.  1886. 

Inhalt.  Xr.  I:  Xlkolakt:  KrlM  «tek  den  n«l«h«*  b • S«  und  <lm  <Ubi«t  $•«- 
mUUch«a»k.  . — SmWvi ow  : Cwv  Fsad«  tob  Grf«uiU  ».<!«□  an  dar  M«i*i«lt  ln 
d«r  l'iuffcccn-1  Ton  T;«m«n. 

Xr.  t i JabmWricbt  d*r  0«taiblrt*cb«B  Abustaag  .t«r  Kal*.  Kam.  t)«ogr.  O«- 
••51t.  hart  fQr  190«.  - - Bericht  6b«r  V orachang.n  In  J.  199«.  - — H<*Ut>4  t 
DU  KlrgU«*,  da»  «thnol»ct*eb«  Skiaa«.  — — li/akononr : XdisUrlrkt  dWr  4« 
8m  -s*artlan.  — - Wusllü.  Ign*lj«w  : »icInk-bUntagar  la  drr  l n«x.»4  d« 
h«at*«an  - «t«n*.  — — Zwl  -als . I W *uau  Qm.  — — Politow  : Moobaehtna- 

F»“  •her  da*  Laban  dar  UwkU*.  a)  Am«ia«a:  b ParaalUa  der  Hoatcbrackm. 

OokW : fh«r  Takraat  aour  <rctrsU«y>fl*ai«B. 

Speck,  Fr.:  Das  Rnfaland  des  fernen  Ostens.  Br . 505  pp.  {Saplskl  K.  Ru««. 
Geogr.  Geeellsch.  8t.  Petersburg  18»S,  XIV.  ln  ruaa.  Spr.) 

StejaOfer,  L.  : Eine  Uuuegeiung  der  Bering  • Insel.  Herbst  1886.  (Deutsche 
Geogr.  Blatter  1885,  VIII,  Nr.  5,  8.  666,  mH  3 Kama.)  * — Resulu  of 
ornithologica!  exploratlons  io  the  Commander  Island«  and  Kamtschatka. 
(17.  8.  Nat.  Mus.  Bull.  1586,  Nr.  26.)  8*.  582  pp.,  9 Taf.  Washington,  1885. 

KorU: 

Stebuitzky,  06n. : Carte  de  la  Turcomanle  mlridlonal«.  1:840  000.  9 Bl.  itn 
rus«.  Hpr.)  Titlls.  1885. 


Iran  and  Taran. 

Broadfoot,  4.  8.:  Rcnorta  on  part*  of  the  Gbilzl  country  and  ou  «omo  of  the 
trlbea  in  the  neighbourhood  of  Gfaaxni : and  on  the  route  from  Ghazni  to 
Dcra  Ismail  Khao  b y the  Ghwalarl  Pas».  (Snpplem.  papers  of  the  R. 
Geogr.  Soc  I^»ndon  1885,  1,  Nr.  6,  p.  $41.  mit  Karte.) 

Central  Alle.  Further  Conreepondencc.  Pol.,  76  pp.,  mit  3 Karten.  (Pari. 

Paper  4388.)  Ix>ndon.  1886.  3 sh.  2. 

Ooaceart , A.  8.  de:  La  Per*«,  geograpble,  blitoire,  merar».  couvernetnent. 
4*.  328  pp.  Lille,  Lefort,  1885. 

Geiger,  W.:  Pamir-Reben  im  Jahr*  1883.  (Aasland  1885,  LVIII.  Nr.  41.  S.  809.) 
eoldimid,  P.  J.:  Th*  geogr.  nomcnclatur«  of  place«  betweon  Menrand  Herat. 
(Proce«d.  R.  Geogr.  8oc.  London  1885,  VII,  Nr.  16.  p.  863.)  — — Not*  on 
Mr.  Preece’s  journey  from  Shlraz  to  Jashk.  {Kupplern,  paper  R.  Geogr. 
Soc.  London  1885.  I,  Nr.  3,  p.  436,  mit  Karte.) 

Heilwald,  F.  v. : Aus  dem  Thal*  de«  Zeraftchin.  (österr.  Monataschr.  Orient, 
Wien  1885,  XI,  Nr.  8,  S.  165.) 

Heumann:  Lts  Rostes  et  les  Anglal»  dans  PAsl«  centrale.  18*,  95  pp.,  mit 
4 Karten.  Paris.  Baudoin.  1885. 

Heldlol»,  T.  II. : Th*  geographica!  position  of  Mashhad  {Meahod}.  (Proeeed.  R. 

Geogr.  Soc.  London  1866,  Nr.  11,  p.  736.) 

Kotdiakof,  M.  : Notes  on  a Joorncy  ln  Karattghln  and  Darwaz  In  1882.  (Übers, 
aus  dem  Ross.  Proceed.  K.  Geogr.  Soc.  London  1586.  VlU,  Nr.  t,  p.  32, 
mit  Karte.) 

Laeetoe , F.  de : Cavos  and  rulns  at  Pcnjdch.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  Lon- 
don 1686,  VU,  Nr.  9.  p.  583.) 

Leaedtll,  II. : Rus&ian  Central  Asla.  including  Kuldja,  Bokhara.  Khlva  and 
Mcrr.  2 Vol.  8°,  684  4*  736  pp.,  mit  Karten.  London,  Low,  1086.  49  sh. 

Lnmtden,  P. : Countries  and  tribes  borderlng  on  the  Koh-IBaba  Rang*.  (Pro- 
c*«d.  R.  Geogr.  Soc.  London  1886.  VII,  Nr.  9,  p.  661,  mit  Kart*.) 

■arvln  , Oh. : The  railway  race  to  Herat ; an  account  of  the  Russlan  railway 
to  Herat  and  Indla.  §♦,  31  pp.  London,  Allen,  1885. 

■oaer,  H. : A travers  l'Asle  centrale : la  stoppe  klrgbize,  1*  Turkeatan  ruase, 
Boukhara.  Khiva,  lc  paya  des  Turcomaos  et  la  Persc.  8°,  463  pp.,  mit 
Karte.  Paris,  Pion,  1885.  fr.  20. 

Preece,  J.  R. : Journey  front  Shlraz  to  Jashk  via  Darab  , Forg  and  Hinab, 
gapplctn.  papers  of  th*  R.  Geogr.  8oc.  London  1886,  I,  N.  3.  p.  403.  mit 


Redenbongh,  T.  F.  : Afghanl-tau  aud  tb*  Aoglo  - Ru-sian  DUputc.  8*.  139  pp., 
mit  Karten.  New  York,  Putnam.  1885. 

8t* wart , C.  E. : The  Herat  Valley  and  the  Perslan  Border,  from  the  Harl- 
Rud  to  HUtan.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  London  188«.  VIII.  Nr.  3.  p.  137.) 
— — A Vlslt  to  Badghi«  in  1885  and  to  the  Herat  Valley  lo  1886.  (Scolt. 
Geogr.  Msgazine  1586,  II,  Nr.  3.  p.  12t.) 

Stapf,  Dr.  0. : Botanisch«  Expedition  doa  — - — . (Ausland  189«,  Nr.  2, 

8.  64. Ein  neuer  Salt»««  In  Persien.  (Milt,  der  K.  K.  Geogr.  Ge*. 

Wien.  XXVIII,  1886,  S.  618-63L) 

Vambery,  A.:  The  geogr.  nomenclatur*  of  the  dlspoted  conntry  between  Merr 
and  llerat.  (Proceed.  R.  Geogr.  Hoc.,  Ixmdon . 1885.  VU,  Nr.  9,  p.  691.) 

Karten  : 

Baluchliian.  Sketch  map  of  the  march  of  th«  Tal  Chotlall  Ficld  Force. 

1:  250  000. Sketch  map  «howing  tho  Arbab  Lak  route  between  Upper 

Sind  and  the  Khozdar  Valley.  1:500  000.  — — Rrconnalssance  in  South 
Western  Baluchistan.  Bv  CapL  P.  J.  Baitlnnd.  1:500000.  Calcutta,  Surv. 
General»  Departm.,  1886 

FOX,  W.  R. : Map  of  NW-AfkbanisUo.  1 : 653  $60.  London,  Intelligence  Brauch, 
War  Ofticc,  8ept.  1885. 

Koch,  A. : Afghanistan.  Carte  dressee  d’apres  les  documents  aeglais,  rusaes  et 
allemanda.  1: $000 0(0.  Parts.  Challamcl.  1885.  fr.  3. 

KW  Frontier  of  Indla.  Map  showlng  th«  New  Raitways  and  Roads  madc  or 
proposed  to  be  made.  I : 2 000  000.  (Blucbook  264.)  London,  1886. 

HW  Trant -Frontier  Survey.  Parte  of  Afghanistan  and  Baluchistan.  1:  126000 
NE  NE 

(2  milca  to  1 Inch.)  Bl.  22  — ~ und  23  : Parts  of  8lbi,  Lower  Bolan ; 

«P  vu'  ur  N\Y  SE 

69  - u.  29  — Parts  of  Wazlri;  29  ---  u.  2#  Hherani;  29  -j- : 

tu-  NW  NW 

Dera  Ghazl  Khan;  29  ™ : Harnai.  Bori ; 30  — u.  30  : Slbl  and 

Marri  HllU. 

1:252  000  (4  mlles  to  1 inch).  Bl.  15  NE:  Panjgur;  16  SE : Kalat ; 
30  SW:  Hctmand  River;  20  SE:  Kalat-i-Ghllzal ; 61  NW:  Kandahar,  Gi- 
rishk  : 21  NE:  Tamak  und  Arghastan  Rivers;  61  SE:  (Juetta,  Pi*bin  : 
26  NW:  Lora  llamun  ; 62  SW:  Kharan;  62  NE:  Kalat  Mästung:  63  NW 
und  HW:  Kharan  u.  Kalat;  27  HW;  Kabul;  87  SE:  Jalalabad  ; 28  NW: 
Ghaxot;  28  SW:  Guma!  River;  28  NE:  Kurarn  Kort,  Pestawar:  29  NW: 
/.hob  vallcv;  29  SW;  Bori  and  /.hoi»;  $o  NW  : Part  of  Balnchistan. 

1:504  00«)  (8  miles  to  1 Inch).  Bl.  10:  Sarakhe,  Panjdeh;  11:  Herat, 
Pul-l-Khatuo ; 18:  Audkhul.  Kwaja  Salor. 

Calcutta,  Hnrveyor  Generals  Departm..  1856. 


Vorderindien,  Himaltya.  Tibet 

Allen,  w.  O.  B. : A Parson’s  hollday ; belog  an  accouot  of  a tour  io  Indla, 
Burma  and  Ceylon  ln  the  winter  of  1806—83.  8*,  636.  London,  Maxon, 
1865.  ab-  6- 

Aeletic  Soc.  of  Bengel : Ccuteaary  reriew  from  1784  to  1093.  8\  640  pp. 
Calcutta,  Ttiackcr.  1885. 

Bnlfhur,  E.t  The  Cyclopardia  of  lodia  and  of  Lastern  and  Southern  Asla, 
coiumcrc..  Indust.,  aud  sclentlf. ; prodneu  of  th*  mineral,  vcgetablc,  aud 
animal  Klngdom* , uscful  arts  and  manofactures.  3 Vol.  0*.  1180  1128 

1203  pp.  Loudon,  Quaritch,  1886.  106  sh. 

Baemer,  J.t  On  the  geographv  of  Indla  io  the  rrign  of  Akbar.  (Journ.  Asiat. 
Soc.  Bongal,  I.III.  p.  816,  mit  Kart*.) 

B6 reegier,  R.  P. : Voyagc  de  BurrUai  k Chittagong  d'apres  les  lettre«  du  P.  P. 
Lansiot.  (Mission«  cathoUqne«  1885,  XVII,  Nr.  847  ff.) 

Blrbock  Nerlui , J. : Th*  hlstory  of  th*  introdociion  of  Peruvian  Bark  tr**6 
and  th*  present  »tat*  of  rultlvation  In  Indla.  (Prot  Liter.  Phil.  Hoc.,  Liver- 
pool. XXXVIII.  p.  897.) 

Blenford ; On  Ute  Connexion  of  the  liitnalaya  Snow  fall  wlth  Dry  wind«  and 
Scasons  of  Drought  ln  lodia.  (Proc.  R. Geogr.  Soc..  London  1886.  XXXVII, 
Nr.  233.) 

Braedii,  D. : Der  Wald  d«a  ftufnern  NW -Indiens.  (V«rh.  Naturhlst.  Verein, 
Khelnl.  XLI1,  8.  153.) 

Ceetoanet  6et  Foetei,  11.:  Francois  Bernier,  doenmenu  Ins-dits  sur  »on  *4jour 
dan.«  Kinde.  39  pp.  Angers,  impr.  l.acb«*»',  1885. 

Abdr.  tu : XlMolm.  9wC.  d'africsdtur«,  Asgert  94. 

Ceylon  and  h*r  planüng  enterprit*  ln  tca,  cocoa  4c.  8*.  77  pp.  London,  Trüb- 
ner,  1885.  8 sh. 

Cotton,  II.  J.  S. : New  Indla  or  Indla  in  TransUlou.  8°,  182  pp.  London, 
Trench,  1885.  4 sh.  6. 

Detgodinfe,  0.  II.:  Le  Thibct  d'apre*  la  correspondance  de«  mlssionnalres. 
2.  Aud.  0\  475  pp.,  tult  Karte.  Pari*.  Llbr.  catbolique.  1885. 

Forke*,  G.  8. : Wild  llfe  In  Canara  and  Gaojam.  8*.  270  pp.  London.  Honneu- 
•chcin,  1886.  ah.  6. 

FretbAeld,  D.  W. : Further  Note»  oo  Mont  Everest.  (Proceed.  R.  GeogT.  Soc. 
London  1886.  VIU,  Nr.  3.  p-  676.) 

QlgliOli,  E. : Notiz»«  >0011  Indigenl  dolle  Isole  Nicobar  e specialmente  sui  Hkout 
Pro  dell'  interno  della  Grands»  Nicobar.  lArch.  pur  1‘anthropol.  ethnol. 
1686,  XV,  Nr.  1.) 

Qodwin-Auitkn,  II.  H.  I On  Ool.  R.  B.  Wood  tho  rpc’s  ree  «nt  trip  from  Upper 
Assam  into  th*  Kampti  Country.  (Proc**d.  R.  Geogr.  Soc.,  London  1885, 
VII,  Nr.  11.  p.  751.) 

Harsnind,  J. : Voyag*  de  M.  T.  F.  Xeedham  pour  resondre  la  qnestion  du 
San.  Po.  (C.  R.  Sec»  g*<ogr.,  Paris  Nr.  6.  p.  190.) 

■th#  de  la  llcunlonnsl«.  A.,  6 O.  Harcal  : Rangun  u.  Bassrio  in  Rrit.  Biima. 
Gtregr.  Rundsclian  19*6,  VIU,  Nr.  3,  S.  112.) 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


159 


■Xrildle , J.  \V. : Ancleot  India  ai  dcacribcd  by  Ptolemy.  8®,  $7$  pp. , mit 
Karl«.  London,  Trtthnor,  1886. 

■antagazxa,  P. : Indien.  (Au»  dom  ItallcoUchcn.)  h®.  368  SS.  Jena,  Coato- 
noble.  1885. 

Iltchell,  M. : ln  Southern  India.  A viait  to  aome  of  tbe  chief  Million  Station» 
in  tho  Madrai  Prt-sidency . 8®.  London.  Religion»  Tract.  Soc.,  1885.  »b.  8. 

loart,  J. : The  Quecu'a  cmplrc,  or  India  ltnd  bor  peari,  mit  Karte.  8*.  280  pp. 
Philadelphia,  1885.  eh.  8. 

Paerton,  A.  N. : Variation»  of  rainfall  in  Northern  India  durlog  the  »uuapot 
perlod.  (Jonrn.  A»iat.  Soc.  Bengal  1886,  LIII,  p.  201,  mit  Tafel.) 

Ptajftb,  Oaxettcer« : Ambala  DUtr.r  82  pp.  — Dhcra  Ismail  Khan,  SIS  pp.  — 
Feroaeporc,  102  pp.  — Gujranrraia,  02  pp.  — Gurdaapur,  108  pp.  — Our* 
gaoo,  160  pp.  — liozara,  213  pp.  — Ilbar,  76  pp.  — Hoshiarpur,  152  pp. — 
Kangra.  1.:  Kangra  Proper,  289  pp.;  11.:  Kulu,  Labaul  andSpitl,  153  pt>. — 
Karnal,  273  pp.  — Labore,  SOI  pp.  — Rawalpindi,  1S1  pp.  — Slalkot, 
111  pp.  Pablühed  uudor  authorlty  of  the  Pupjab  Government.  Labore 
and  Calcatta,  1883 — 84. 

Radalob,  V*.  : Dto  lllznalaya-Landachaften  Rupichu  und  Ladak.  (Milt.  Geogr. 
GeselUcb.,  Jona  1886,  Nr.  1,  8.  1.) 

Rakatsek , E. : Mbdonarle«  at  tbe  Moghnl  Court,  io  Southern  and  ln  Porta* 
gursc  India  during  the  relgn  of  Akbar  and  afler  IL  (The  Caicutta  Re* 
vlcw,  Nr.  CLXLU.  Londou,  Trübncr  and  Co.,  1888.) 

Scbmolok , W. : Die  Mapilla».  (Mitt.  d.  oitaehweix.  geogr.  *coimn.  GeaelWch., 
St.  Gallen  1884-86,  8.  20.) 

Stola,  C. : Da»  Kurgland  (ln  Indien).  (Mitt.  d.  oitachwelz.  geogr. «cotum.  Ge* 
scllacb.,  8t.  Galten  1884-86,  8.  38.) 

Thlbft.  Le»  relations  entre  l’lnde  et  le • (C.  R.  Soc.  geogr..  Pari» 

IB*4,  Nr.  7,  p.  214.) 

Tannar,  II.  C.  U. : On  lllmalayan  Snow  Peak».  (Proceed.  R.  Geogr.  Hoc., 
London  1W6,  Nr.  11,  p.  762.) 

Walkor,  J.  T. : Trigouometrical  »urvey  of  India.  (Proceed.  U.  Geogr.  Soc., 
London  1586,  VII,  Nr.  10,  p.  676,  mit  Karte.)  — » — Note»  on  Mont  Kvertnt. 
(Ebenda«.  188«,  VIII,  Nr.  2,  p.  88.) 

Wltslius,  J.  A.  B.:  Tbe  ayatetu  of  Opium-Culturq  In  Bengal.  (Revue  Colon. 
Internat.  1886,  I.  Nr.  4,  8.  979.) 


KarUn  ; 

Kay  of  BenQOl : Chlttagong  rlver.  1:31760.  (Nr.  84.)  1 »h.  6. VLagapa* 

tarn  (Nr.  230.)  1 : 30  600.  1 ab.  6.  — — O ri.it a coatt ; Dhiinrä  river.  (Nr.  764. f 
1:40  000.  2 *b.  «.  — — Rangoon  river  and  approaciie».  (Nr.  833.)  1:54  000* 
London,  Hydrogr.  Off.,  1886.  3 »b.  «• 

Ceylon : Colombo  harbour.  (Nr.  914.)  1 :6900.  London,  Hydrogr.  Off..  18:5. 

1 sh.  6. 


Indian  Survey».  General»  Map».  iniian  Aiiu.  i:t&oooo.  Bt.  la  MB:  Ju&*«h*ri 
1»  ME:  Bukaoaor  ; 19  ME:  .kjrolnrrr  ; JO  ME:  Jc-dhpore ; »t  MW:  Fcroxepor«  l 
1»  NE:  Baaswara  4 1 ik.  6;  9*4  AiUUUd  4 *k.;  Inda»  lo  OeUibcr  18a».  0 d. 
— — Balnfal)  and  Forest  treaa  : 1:1»  »OO  000.  — — Map  of  ladia  tkowlog  pro* 
ptu  of  Imperial  Burrej«  to  Octobw  18B4.  t xk.  — — Kallway  Map  of  india. 
0 BL  1 sJ  000  040.  1»  ik. 

Bengal  Prealdency.  NW  Proriuce«.  1:8*000.  Bl.  T,  NW,  MB,  SW,  5K; 
t ME,  SE  ) Jl  MW,  NB,  SW,  8B;  »i  NW,  NE,  SK;  St  KW,  SW,  SK;  8»  NW, 
SW,  NK,  SK;  1»4  KW,  8W  - 1 :08  960.  Bl.  8.  9,  19,  81,  tt,  83  W,  70,  104, 

IM,  106,  1 44,  179,  INO  k S «k.  0.  — Level*  Bl.  It:  1:  11*000.  4 «k.  — Kohlt* 
kUo-MMrUlo«,  J Bl.:  1:160  000.  6 ab.  - NW  ProvtnCM  »ad  Oodlt.  1:»  000  000. 
10.4.  - - Panjab.  Dlatr.  Dkar»  Iamail  Khan  1:03  840  Dl.  19,  18,  *«,  17,  »I, 
4»,  34,  87,  f«,  41,  4*.  4t,  «t  A,  4t  B k 3 ik.  0.  — Gurdaapur.  J HL  1 : 114  000. 
4 ak.  i Pari a of  Ferotepur.  Al.  88.  4 eh.  - - Oudh  Heven.  Surr.  1 : 08  100. 

BL  »4,  ]»4.  141  t Sab.  0;  I)l.tr.  Skatiabud.  14  BL  k 1 »k.  8. Central  ln- 

(11a  and  Kajputana.  1:3*000.  Part  of  Jodkyu ro  and  Slrokao.  4 ab;  City  of 
Ajmr«  1 j 8t  POO.  — Hcrcauc  Surv.  DUtr.  Daaaob.  1:*40«40.  t ab.  0;  1:49  880. 
BL  >«.  07,  174,  170,  177,  847.  809,  4SI  k 8 ah.  4.  - - Lower  Bengal.  Darjae- 
Uac  JUrt*.  Sur*» . 1:3t  000.  BL  1 — 4 i 8 »k.  — South  Andaouta.  Bl.  14.  Viper 

8B 

Ulaad  littoeo.  * ab.  0.  - — British  Barmab.  1 : 10  000.  HL  94 


U 5.  90  — ; 111  — . — ; 118  - I :81  000.  Bt.  90  MW,  ME,  SE ; 

t 4 * S 1 1 u.  8 

114  MB.  SB;  lld  NW,  ME,  SW.  8E ; 1*8  MB,  SB;  1*4  MW,  MB,  SW,  SB ; 114  XW, 

XL  k t ab.  0.  - P«*m  DWUlv®  1 : ti*8  000.  4 Ul.  10  ab. Assam*  Boaudar*  bet- 

«»4o  Kkaat  Billa  and  Ksarup.  0 III.  1:8*000.  14  ik.  0.  — — ME  Trsna-Pruntiar 
hurra y.  Porta  uf  Akka  and  Dapbla  KlIU.  1 : *40  000.  BL  14.  - Peru  of  BbuUn 
MW 


and  Akha  Hill*  1:1*4000.  BL  14  ;• 

8 a.  4 

Bombay  Pre*ldency.  Onjarat.  Bl.  40,  SekL  1-8.  i : ic  oco  a 3 ab.  - 

Bl.  40.  1:08  840.  4 ik.  — - Kksndaik  Survay  t/lang,  ebart.  Vill.  1:840000. 

IXcvau  Topugr.  »orr.  1 1 68  »CO.  HL  61,  68.  49:  DUtr.  ftatar*.  8 ih.  6.  - - 

NW  NK  SK  8W  XW 

Xcakaa.  1:16  940.  Dlatr.  Tbana.  HL  70  -p-j,  j — " — "*  - — ~l  »*  “l 


fj  — , — — 4 4 ik.  0.  - l : 08  300.  Bl.  79,  M A I ik  «. 

1-4  1—4 

Native  State#.  Mjore  Yopofr.  8*rv.  1 : 140  000.  I,  II,  111.  — HpIrraUd. 
1:1*7  000.  Ghannapar  Ctrcar;  Paagnll  C. : Xetgondak  C.  Bl.  1*7,  10»,  *08,  *04; 
Da«ar«onda  C.,  BL  160-163.  t»9-11*.  tat -190,  *0»,  *08;  Bkcnagbaar.  HL  1C4-I70, 
183-187  k * ak.  0.  — — 1:03  400.  Rakkeor.  Bl.  90.  01,  81.  100,  107,  10t,  180, 
181.  188,  194,  160;  Oulknndali.  Bl.  1*9.  149-19»,  10»-1T1;  Sogpor.  BL  »0  — 68, 
77  — »0,  104—100;  Gkanpvra  170,  174.  190,  191  k t ab.  0- 

Calcatta,  8urv.  Gen.  Dop. ; Loodun,  India  Office,  l£86. 

Poedick^ry.  Carte  du  tcrritolre  de  . Parb.  Cballauiel,  188«.  fr.  6. 


QinUrindien. 

Ata«nf»r,  E. : Noie,  «nr  l'Annam , 1»  Blüh  Thumn.  (CocMncblne  fraof Ex- 
cor»,  et  reconnal»».,  1886,  X,  Nr.  24,  p.  199.) 


Bonität,  It.:  Le  Tonkin,  »e»  reatoarce»,  t»  colonbatlon.  (L’Exploration  1895, 
Nr.  49.  p.  481.) 

Brlco,  J.  A. : Slam  and  the  Bhan  State».  (Jonrn.  Manch  euer  Geogr.  Soc.  18M, 
I,  Nr.  7,  p.  145.) 

Brien  : Apercu  »ur  la  province  de  Hattambang  (1"  article).  (Excnrs.  et  re- 
conn.  X,  Nr.  24.  p.  341.  Saigon,  1885.) 

Conto.  P.  A. : Commanicatlon  lopogr.  »nr  le  Dolta  da  Tong-King.  (Revue  de 
geogr.  Augnat  1886.  Kr.  12,  p.  138.) 

Fet,  L. : Letter«  tlalla  Birmania.  (Boll.  Soc.  Geogr.  Ital.  Rom  1886,  X,  Nr.  8 
und  10.) 

FlSOlal , J.  V. : Die  Krao»  oder  llaarmea»chen  Hinterindion».  (Geogr.  Rand* 
schau,  Wien  1886,  VIII,  Nr.  1,  8.  14.) 

Qeddie , J.:  Geograpby  and  trade  lu  tbe  East.  (Scott.  Geogr.  Mag&x.  1886,  I, 
Nr.  11,  p.  654.) 

Qrangeon , M. : A travers  len  chrdtlonte»  de  la  Cochincbine  orientale.  (Mb- 
»Jona  catholiqaea  1886,  XVU,  Nr.  860  ff.) 

Hallett , H.  8. : Exploration  »urvey  for  a rallway  conooctlon  between  India, 
Siam  and  China.  (Proceed.  R.  Googr.  Soc.  London  188«,  VIII,  Nr.  1,  p.  1, 
mH  Karte.)  — — Scotl.  Googr.  Mag.,  Edinburgh  IBS« , II , Nr.  2 , p.  78, 
mit  Karte. 8clenc«  1856,  VI,  Nr.  131,  p.  106.) 

Harmand  , J. : Birmanin:  Re»nme  etbnograpblque  et  iingubtlque.  8°,  81  pp. 
Pari»,  MaLonnenve,  188«.  fr.  2,44. 

Havel,  A.  K..  & Vo88ion,  L. : La  Birmanlc  et  la  Chine  meridionalc  d'apret  le» 
dorutnent»  anglal».  8°,  49  pp.  Parb,  Cballame),  1885. 

Ha«,  F. ; La  Birmanie.  (Gaxette  g4ogr.  1885,  Nr.  44,  p.  Mt.) 

Indo  - Chine,  Nota»  »ur  Torganbation  de  P . 8°,  1«  pp.  Parb,  Bau- 

doln,  1805. 

Innei,  E. : The  Cher»ono»e  with  the  Giidiog  Off.  2 Vo).  8’,  480  pp.  London, 
Bentley,  18$5.  21  »h. 

P03 tot,  R. : Le»  race<  indigiuc«  de  Plndo  • Chine  Orientale.  (Gazette  gdogr. 
!Si6,  Nr,  30,  p.  61—84.) 

Richelieu,  A.  dr:  En  l’dHugt  Ul  de  »pUelige  Fugloredöer  ved  Malakka.  (Geogr. 
Tidskrlft  1885,  VIII,  Nr.  2,  p.  27.) 

R6veill«ro,  M.z  Rapport  aur  le  pa»»age  de*  rapide»  du  M6kong  areo  ie  tor* 

pllleur  44.  (Revue  Marit.  ot  coloniale  18S«,  LXXX VIII,  p.  442. L’Ex- 

ploralion  1885,  11,  Nr.  4«,  p.  408.) 

Rosny.  L.  de:  Le  peuple  «iamola  «u  thaT.  18®,  120  pp.  Pari»,  Mabonneuve, 
18».  fr.  1,84. 

Scott,  J.  G. : Frankreich  and  Tonkin.  Eine  Be«cbrelbung  de»  Feldzug»  von 
1SS4.  5«.  Ilfeld  a*U..  Fulda,  1886.  M.  3,40. 

Slam  and  tbo  Siamoao,  a«  dcucribed  by  American  MUrionaric».  8*.  160  pp. 
Woolmer,  i£46.  lab. 6. 

Tonlion-Woodi,  J.  E. : Journey  to  tbe  «umiutt  of  Gunong  Bubu.  (Journ.  Stralu 
Brauch  R.  Aaiat.  Soc.  1884,  Nr.  14.) 

Vlgnon  , L : Indo  • Chine  Franfabc.  (Revue  Colon.  Internat.  1886,  I,  Nr.  6, 


Anngm.  Croqub  de»  province«  de  P . 12  Bl.  1:600000.  Pari»,  D4p6t 

de  la  guerro,  1886. 

Coohiachlne.  Plan  topographique  de  l'arrondbacmcnt  de  Vinh-Long.  1 : 100000. 
Saigon,  1685. 

QoIfO  du  Tonkin.  Cheuaux  int«rienr»  entre  Ak-tloY  et  Trieng  • Mul  - Tao. 
(Kr.  4062.)  — Grand  Bale  de  FaY  - Tal  • Long.  (Nr.  4023.)  — Archipel  de« 
Patf-Txi  Lang.  (Nr.  4022.)  Pari«,  D«;pAt  de  la  marine  (Challatncl),  l»8ö. 
■glacca  »trgifi:  Pcnang  harbour.  (Kr.  13««.)  1 :60  00u.  London,  Hydrogr.  Off., 
1886.  2»h.e. 

Morgan , J.  J.  M.  de:  Map  of  the  Perak  Valley.  1 *.126  730.  Perak , Govern* 
ment,  1885. 


China,  Korea. 

Aschenborn:  Port  Hamilton.  (Annal.  de  Hydrogr.  188«,  XIV,  Heft  II,  S.  «0.) 

Bryacn  , J. : Home  Ufo  in  China.  12®,  314  pp.,  mit  Illuatr.  New  York,  1886. 

«ah.  «. 

Carle» , W.  R. : Report  of  a Journey  from  Sdul  to  the  Pbyong  Kang  Gold* 
Wathlng«.  £r>,  6 pp.  (Blnebook  4522.)  London,  1886.  I d. 

Cummlng  , E.  J. : Wandering«  in  China.  2 Vola.  8°,  730  pp.  London,  Black- 
• woodi.  188«.  25  ab. 

Oakga,  E.  J. : Scene»  along  river  and  road  ln  Fnb-klcn.  H\  26«  pp.  London, 
Re).  Tract.  8oc.,  1884.  6 ab. 

Edklns,  J. : Wbat  did  the  ancient  Chine*©  know  of  the  Greek»  and  Roman». 
(Journ.  North’China  Brancb  R.  Aalat.  Soc.  1884,  XV1I1,  p.  1.) 

Gardner,  C.  T.  : Animal.  Foaall,  Mineral  and  Vegctablo  Product»  of  the  Ichang 
Comutar  DUtrfct.  (Jonrn.  North* China  Branch  R.  Aaiatie  8oc.  1886,  XIX, 
Nr.  1,  p.  1.) 

Genien  - »hin.  Bemerkungen  Ober  den  Hafen  , Port  Laaaref.  (Annal. 

Hydrogr.  1886,  XIII,  Nr.  11,  8.  «57.) 

Griff!*,  W.  E. : Corea,  without  and  wlthlo.  12°.  New  York,  1886.  6»h.  6. 

Httso,  J. : Über  die  Mongolen.  8®.  22  8S.  Baael,  Mlaalonabncbb.,  1885.  fr.  0,10. 

Holst,  J.  M.  : Om  Kina»  Indbyggertal.  (Geogr.  Ttdakrift  1886,  VIII,  Nr.  2,  p.  26.) 

Hoale  , Alex. : Trade  Route»  to  Woatcro  China.  (Journ.  Nortb*Cbina  Branch 
R.  Aaiatie  Soc.  1886,  XIX,  p.  103.) 

„Iltlg14.  Aufnahme  • Beobachtungen  8.  M.  Kbt.  , Rorv.-Kapt  Rdtger 

im  Flutae  Min,  China.  (Annal.  Hydrogr.  1885,  XIII,  Nr.  11,  8.  «13,  mit  Karte.) 

Jung,  E.:  Die  gegenwärtigen  ZuaUnde  von  Korea.  1.  K Untere  Mitteilungen: 
Toten*  und  andre  Gebräuche  der  au^tralbchen  Eingcbornec.  (Globus  188«, 
XLIX,  Nr.  9 ff.) 


Digilized  by  Google 


160 


Litteraturverzeichnis. 


JCIngimlli,  J.  T. : Iutcrcourse  of  China  w(th  Kantern  Tnrkettan  (Academy 
22.  August  1886,  Nr.  694.  p.  138.) 

Klelawftohter , 0.  H.  I. : Researches  into  the  ficology  of  Formosa  [Journ. 

North- China  Brauch  R.  Asiattc  Society  1884,  XVIll,  p.  37.  a.) 

Kaollyt,  E. : Rnglish  Lifo  in  China.  8’,  320  pp.  London,  Eider,  1886.  Tab. 6. 
Kragh,  C.  H. : Lldt  om  Korea.  (Geogr.  Tidakr.  1886/86,  v I 1 I.  Nr.  4,  p.  74.) 

Le  Ronnler.  Fr.  v. : Eine  vergessene  holländische  Kolonie:  Formosa.  (Rem 
Colon.  Intornat.  1885,  I,  Nr.  6,  p.  846.) 

Llttli,  J. : Notea  on  Szechoen  and  tbe  Yangtic  Valley.  (Journ.  North -China 
Brauch  R Aaiatic  8oc.  1884,  XVIII.  p.  166.) 

Lowell,  P. : Chbfean.  tb«  Land  of  tbe  Mornlog  Calm.  8*,  418  pp.,  mit  Karte. 

Boston,  Tlcknor,  1886.  84  ab. 

■alte-Brun  h Napoleon  (1809)  : Memoire  «ur  la  colonlaatlon  de  Fite  Forroose. 

(Rente  de  g&»gr.  Janv.  1888,  .Will.  p.  1.) 

■orrlion,  J. : Home  notes  of  a Trip  to  Corea  In  July  and  August  1888.  (Journ. 
North-Chlna  Branch  R.  Asiat!«  8oc.  1884,  XVIII,  p.  141.  Shanghai,  Noro- 
hna Sc  Bona,  1884.) 

Parker,  E.  II.:  A Journey  In  Cbfkiang.  (Journ.  China  Branch  R.  Aaiatic. 
8oe.  1886,  XIX,  p.  37.)  — A Journey  in  Fuklen  ; mit  Karte  fehend.  p.  64).  — 
A Journey  from  Feochow  to  Wenchow  throngh  Central  Fuklen  ; mit  Karte 
(ebend.  p.  76). 

Przawaliki : Rcisebriefe.  (Proeeed.  R.  Geogr.  Soc.  London  1885,  VII,  Kr.  13, 
u.  188«,  VIII,  Nr.  1.) 

Scott,  J.  O. : Land  und  Leute  auf  Hainan.  Eine  Schilderung  der  Insel  und 
Ihrer  Erzeugnis*«.  Dtacb.  v.  W.  Rudow,  8*.  Ilfeld  a.H.,  Cb.  Fulda.  1886. 

M.  0,60. 

Simon  , O.  E. : La  cltd  cbluoise.  18* , 879  pp.  Paria , Nouvelle  Revue , 1886. 

fr.  8,60. 

Webtlor,  J. : Manchurla:  Journey  to  the  Corean  vallevs.  (ITulted  Presb.  Misa. 
Rer..  Octohcr  1686,  II,  Nr.  10,  p.  831.) 

Kartm 

Chine  Cötc  N : Lu  Chun  Ko  ou  Port  Arthur.  (Nr.  4066.)  — ■ — Hainan.  Moull- 
lage  de  Illong-Po.  fNr.  4034.)  — Cot«  NO  du  Cap  Piogmar  au  Cap  Lamk6. 

g'r.  4060.) Detroit  d'Hatoan  et  Cot«  NO  de  File.  (Nr.  4047.)  Paria, 

4p6t  de  la  marine  (Cballamel),  1884  u.  1886. 

Cor6e.  Carte  par  lea  ml»tonnairea  de  Corde  de  la  Socldtd  dos  mlsslons  dtran- 
RÖrci.  (Lyon,  Missions  cathol.,  1886.) 

Japan. 

Bräunt,  D. : Die  Bewohner  des  Japanischen  Inselreiches.  (Jabrb.  Frankfurter 
Ver.  f.  Geogr.  1884-85,  8.  1—37.) 

Eggermont,  J. : Le  Japon.  hlstoire  et  roilgion.  18*,  168  pp.,  mit  Karte.  Paris, 
Deiagrave,  1886. 

■ortn,  E.  8. : Japaneee  Kornea , and  Ibeir  surrouodlog«.  8*.  384  pp.  London, 
Low,  1886.  sh.  31. 

Kart  in: 

Haeeenateln,  R. : Atlas  von  Japan.  1.  Abt.  Bl.  1—4.  8lld-  und  Zentraljapan. 

I:  1000  000.  Fol.  Gotha,  Justus  Perthes,  1886.  M.  19. 

Nlpon,  east  coast:  Hcndal  bay  to  Melyako  bay.  (Nr.  804.)  1:174000.  London, 
Hydrogr.  Off.,  1885.  3 sh.  6. 

Ostimlisrher  Archipel. 

Almonta,  II.  do:  Bemerkungen  zu  Blumentrltts  Karte  der  Insel  Miudanao. 

(Ztscbr.  Ges.  f.  Erdk.  Berlin  1886,  XX,  Heft  IV  u.  V,  8.  397.) 

Aubsrt:  &tude  nur  le*  rolonle*  des  Indes  mWlamlalse*.  8*.  695  pp.  Paria, 
Impr.  National«,  1886. 

Bat , F.  de:  La  Cartograpbie  des  Indes  Orientales  Nderlandalsea.  (Revue 
Colon.  Internat.  1885,  I,  Nr.  6,  p.  407.) 

Bloom« , W.  de:  De  kaart  van  bet  laodscbap  Pesemali.  (Tljdacbr.  Nederl. 

Aaardrijksk.  Gonootsch.  1886,  U,  Nr.  1,  p.  323,  mit  3 Karten.) 

Blumentritt , F. : Sitten  und  Bräuche  der  ilocanen . Luzdn.  (Globus  1885, 
XLVI11 , Nr.  13  ff.)  — — Die  Mestiteu  der  Philippinen  • Inseln.  (Revue 
Colon.  Internat.  1886,  I,  Nr.  4,  8 . 363.) 

Brau  4«  Saint -Pol  Liat : Atche  et  Pdrak.  [Sumatra  ct  Malacca).  (Bull.  Soc. 
gdogr.  Paria  1886.  VI,  Nr.  4,  p.  4M.) 

Campen,  C.  F.  H.:  De  vUscbarij  en  de  laudbouw  op  Halcmahcra.  (Tijdscbr. 

v.  nljv.  en  landb.  v.  N.  1686,  I,  XXVIII.  p.  361  ff.) 

Cordat,  J.  K. : Rapport  over  bet  osderzoek  naar  bet  delfstoffelBk  prnductlef 
vermögen  ran  bet  dlttrlct  Koba,  elland  Bangka.  (Jaarb.  Mijnwezen  1885, 
1,  p.  47,  mit  Karte  o.  Taf.) 

Cotteau  : Krakatau  ct  le  dätrolt  do  la  8onde.  (Le  Tour  du  Monde  1688,  LI, 
Nr.  1311,  p.  118.) 

Dlttz,  D. : Krljgsverrlrhtlngcn  in  Toba  geducende  de  Maanden  Juli,  Augnstua 
en  September  1888.  (Indisch  Mllltalr  Tljdscbrift  Batavia  18*3,  Nr.  6—7, 
mit  Karten.) 

Eacorar,  I. : EI  Indlcador  de  viajero  en  laa  islaa  Filipinaa.  4*,  176  pp.  Madrid, 
llbr.  de  Cueau,  1886  . 38  rla. 

Ftaaoma.  R. : Verslag  van  een  onderzoek  van  bet  kolenterrein  rondom  den 
Boekit  Soenoer  ln  de  Ommelandeti  van  Bengkoelen  1880  tot  1881.  (Jaarb. 
Mijnwezeu  Ned.-Ind.  1885,  Nr.  1,  p.  6,  mit  & Taf.) 

Forboa,  H.  O. : Wanderungen  eines  Naturforschern  im  Malaiischen  Archipel 
von  1878  — 1888.  Ubem.  3.  Bd.  8*,  mit  Karten.  Jena,  Costenoble,  1884. 

k M.  4. 


Qatta,  L. : L'Arcipelago  dnlte  Filippine  serondo  Jordana  y Morera.  (Boll.  do 
Soc.  Oeogr.  Ital.  1886,  XI,  Nr.  1,  p.  50.) 

Qrabowlky,  Fr  : Die  -Orang  buhlt"  oder  Bergtnenachen  von  Mindai  in  SUdost- 
Borneo.  (Ausland  1885,  LVIII,  Nr.  40.  S.  743.) 

Querlti , E.  P. : British  North  Borneo.  (Journ.  Straita  Branch  R.  Asiat.  8oc. 

1884,  Nr.  14.) 

Hatton,  F.  : North  Borneo , Exploration«  and  adventures  on  the  Equator.  8\ 
330  pp.,  mit  Karte.  London,  Low,  1886.  18  ah. 

Handrloh , Miss. : Eine  Reue  nach  Katiugan,  Borneo.  (Bcr.  Rhein.  Mlas.-Ges. 

1885,  Nr.  13,  8.  344,  mit  Karte.) 

Homaday,  W.  T. : Two  ycars  ln  the  jungte,  Borneo.  8*.  473  pp.  New  York, 
Berliner,  1884. 

Hymens  van  Anroolj,  H.  A.:  Nota  omtrent  het  rtjk  van  Slak.  (Tfjdschr.  van 
Ind.  Taal-,  Land-  en  Volkenk..  XXX,  p.  369—390.) 

Instruotlona  nautiques  sur  le  grand  archipel  d'Aale,  comprenant:  File  de  Java. 
4*.  497  pp.  Paria,  Cballamel.  1886.  fr.  10. 

Kanpean.  Jets  over  bei  eilend  . (Tljdachr.  van  Nederl.  - Indl*  1885, 

XIV,  p.  317.) 

Korn,  Dr.  II.  : De  betrekklngen  tusschen  Achter-lndiü  en  IndonetU*.  {BIJdr.  tot 
de  Taal-,  Land,  en  Volkenk.  van  Nederl.  lodi*.  Haag.  X.  Nr.  4,  p.  529.) 
Klflltra,  E.  B. : Beachrljvlng  van  den  Atjch-ooriog.  III.  $ , 694  pp.,  mit  9 Kar- 
ten. Haag,  Gehr,  van  Cleef,  1885.  fl.  8,ao. 

Kalphorat,  J.  II.  P.  E. : Een  terngbllk  op  Timor  eo  onderhoorigheden. 

(Ti)darhr.  van  Ned.IodlP,  Mai  1886,  XIV,  p.  355.) 

Kresmor , J. : Veertlen  davon  In  Pasoeroeaosch  Tcngger.  (Meded.  Nederl. 

Zundel.  Gen.  1886,  XXIX,  Nr.  4,  p.  337.) 

Limburg -Stlrum , O.  J.  H.  v. : Een  bexoek  aan  eenige  Inlandsclie  chrUtengo* 
meenten  op  Oost-Java.  (Meded.  Nederl.  Zendel.  Gen.  1885,  XXIX,  Nr.  4, 
p.  885.) 

■archo,  A.J  I.u^on  et  Palaonan.  (Tour  du  Monde  1880,  LI,  Nr.  ISIS  ff.,  mit 
Karlen.) 

Metzger,  E.:  Die  Kalang  auf  Java.  (Globus  1886.  XLVUI,  Nr.  14  ff.) 

Europäische  Kolonisation  in  Holländtsch-Ostindien.  (Revue  Colon.  Intern. 
19*8,  It,  Nr.  t,  p.  40.) 

■ontano,  J. : Voyngc  aux  Philippinen  et  en  Malaisle.  8*,  361  pp.,  mit  Karte. 

Paris.  Hachette,  1885.  fr.  4. 

Neumann,  J.  B. : Het  Pane  -en  BBa  • Htrooingi-i»i.-d  op  het  Eiland  Sumatra. 

(Tljdschr.  Nederl.  Aardrijkak.  Genootsch.  1886,  II,  Nr.  3,  mit  Karte.) 
Poitel,  R. : Les  ilcs  Phlllpplne«.  (L'Exploratloo  1886,  Nr.  47,  p.  431.) 

Renaud,  P.  J.  A.:  Zakelijk  bericht  omtrent  en  voorloplg  onderzoek  naar  steen- 
kolen  ter  Westkust  van  Atjeh.  (Jaarb.  v.  h.  MUnwezen  In  Ned.-O.-IndiS. 
J.  14,  9«  ged.,  p.  18t— 67,  mit  Karte.) 

Riedel,  J.  G. : De  Hulaneczen , hunne  gebruiken  blj  huwelljken  & c.  (Bljdr. 
Taal-,  Land-  en  Vnlkenkunde  van  Nederl.-Indlfl  1885,  X,  Nr.  3.)  — — De 
oorsprong  en  de  v-itiglng  der  Bealemoer»  op  Noord-Relebes.  (Ebend.  X, 

Nr.  4 ) De  Topantnnuasu  nf  oorp«ronkelijkc  volkstaramen  van  (>n- 

traal-oelebe».  (Ebend.  1494,  I.  Nr.  1,  mit  Karte.) The  l-land  ot  Flors* 

or  Patau  Bunga.  The  trlbes  between  Btka  and  Mangarosi.  (Revue  Colon. 
Intern.  1884,  H,  Nr.  1,  p.  8«,  mit  Karte.) 

Rljfl  van  Alkemad«,  J.  A.  van : Verslag  ooncr  rein  van  Slak  naar  Palja  Kombo. 
(Tijdscbr.  Nederl.  Aardrijksk.  Genootsch.  1886,  II,  Nr.  1,  p.  302,  mit  Karte.) 

Het  Rljk  Gaasip.  (Ebend.,  Nr.  3,  p.  318.) 

Sohollo,  C.  J.  van  der:  Onderzoek  naar  de  gondaderen  blj  Melaasan , Bor- 
neo. (Jaarb.  Mtjnwexen,  Ned.-Ind.  1885,  Nr.  1,  p.  117.) 

8obermbeek,  A.  van:  Boscbexploitatle  van  staatswego.  L (Indische  Gide, 
August  und  September  1886.) 

8oblppere,  M.  II.:  Jets  over  den  stam  der  Baatlks,  Mlnahassa.  (Mededeel. 

Ködert.  Zendelingsgenootsch.  1884,  XXX,  Nr.  1,  p.  94.) 

8oble«el,  O. : I/organlsatlon  de«  Kong»!  k Borneo.  (Revue  Coloniale  Intern., 
Nr.  6,  p.  448.  Amsterdam  1886.) 

Schreiber,  A. : Die  politische  Bedeutung  des  Islam  ln  Nieder!. -Indien.  (Rrvne 
Colon.  Internat.  1885,  I,  Nr.  3,  p.  108.) 

Stakman,  M.  C.  E. : De  nfdeellngen  I.lntan  «n  Boea  [Padangarhe  Bovenlan« 
den],  en  Toelong  Bawang  Lampongsrhp  dlstr.].  (Ind.  Olds,  Mal  bis  August 
1885.) 

Stoop,  A.:  De  vulkaan  Merapl  op  Java  Im  Juli  1884.  (Katuurk.  Tljdacbr. 
v.  N.-IndlS,  XIV.  p.  177.) 

Verbeek,  R.  D.  M. : Vcmlag  over  een  onderzook  van  den  vulkaan  Merapl  Im 
December  1884.  (Natnurk.  Tijdscbr.  v.  N.-Indli*,  XIV,  p.  99,  mit  Karte.) 
Waal,  G.  de:  Aanteekeningun  betreffende  de  rijstcnltuur  op  Hawab'a  in  de 
ondermfdcellnc  Ltmapoeloeh  Kota  cn  on  boschgrondrn  In  de  onderatdee« 
llng  Pangkalan  Kota  &e.  (Tijdscbr.  v.  Ind.  Taal-,  Land-  «n  Volkenkunde. 
Batavia  XXX,  p.  391—411.) 

Kartm : 

Almonte  y Muriel,  E.  d':  Provincia  do  Manila.  1:100  000.  Manila,  1885. 

China  Sea:  South  pari  of  tbe  8tralt  of  Macaasar.  1:780000  (Nr.  3487).  9 sb.  6. 
— — Paracet  Islands.  1:848000  (Nr.  94).  1 ab.  6.  London,  Hydrogr.  Off., 
1885. 

Stemfoort , J.  W.,  & Adema,  J.  norm:  Spoorwegkaart  van  Java  en  Madoera 
inet  aandulding  der  ovrrige  communtcatlemiddelen  te  Und  en  ter  z eo. 
90  RI.  1:1000000.  Haag.  Smuldera,  1886.  fl.  3. 

Stemfoort,  J.  W.  & Sielhoff,  J.  J.  ten:  Atlas  der  Nederl.-Bc*itt!nffen  In  f)oat- 
Indle.  Pol.  14  B).  Haag,  Smulders.  1884 


(Oescbloaaen  am  38.  April  1888.) 


Digilized  by  Google 


I 


I 

I 

i 


I 

I 


i 


Digitized  by  Google 


V«  ++  “• 


I 

\ 

* 


I 


Digitized  by  Google 


Eine  neue  Spezialkarte  von  Afrika'). 


Das  Geographisch«)  Institut  hat  dieses  hervorragende 
Kartenwerk  im  hundersten  Jahre  seines  Bestehens  heraus- 
gegeben. Die  erste  Liefemng  wurde  an  dem  Tage  veröffent- 
licht, an  welchem  das  Jubiläum  der  berühmten  Anstalt  ge- 
feiert wurde.  Mit  Recht  wählte  man  Afrika,  um  an  einer 
neuen  Karte  zu  zeigen,  dafs  die  wissenschaftlichen  und  tech- 
nischen Kräfte  des  Instituts  die  Traditionen  Potermanns  und 
Behms  zu  erhalten  und  zugleich  den  erhöhten  Anforde- 
rungen gerecht  zu  werden  wissen,  welche  eine  Zeit  nie  ge- 
sehener Regsamkeit  auf  dem  Felde  der  afrikanischen  Geo- 
graphie und  Ethnographie  vor  allem  an  den  Kartographen 
stellt.  Die  „ Mitteilungen  aus  Justus  Porthos’  Geographischer 
Anstalt“,  welche  bis  zur  Begründung  der  mit  grofsen  Mittoln 
und  „singleness  of  purpose“  arbeitenden  afrikanischen  Ge- 
sellschaften, der  Aussendung  staatlich  unterstützter  Afrika- 
reisenden und  -expeditionen  und  des  Aufschwunges  der  afri- 
kanischen Missionsthätigkoit  weitaus  hervorragendster  Sam- 
melplatz und  reichste  Quelle  afrikanischer  Nachrichten  waren, 
gaben  vor  23  Jahren  in  dem  Ergänzungsband  „Innerafrika, 
nach  dem  Stande  der  geographischen  Kenntnis  in  den  Jahren 
1861  — 1863“  eine  zehnblätterige  Karte  von  Innerafrika  in 
1:2000000,  die  an  Vollständigkeit  und  Gründlichkeit  alles 
bis  dahin  auf  diesem  Felde  Geleistete  übertraf  und  viele 
Jahre  unerreicht  geblieben  ist. 

Die  seit  lange  als  erwünscht  bezeichnete  Neuausgabe 
dieses  Spezialatlasses,  dio  man  bis  heute  besonders  in  den 
nördlichen  Blättern  und  im  Text  mit  Nutzen  noch  in  vie- 
len Fragen  zu  Rate  zieht,  erweiterte  sich  glücklicher- 
weise zu  dem  gröfsern,  völlig  nouon  Werk,  das  vor  uns 
liegt  und  von  dem  wir  hoffen,  es  werde  sich  ähnlich  wie 
jenes  Denkmal  des  Fleifses,  der  Kritik  und  der  Begeiste- 
rung A.  Petormanns  und  B.  Hassensteins  nicht  blofs  als 
ein  Gegenstand  des  Studiums,  sondern  auch  als  ein  Werk- 
zeug der  Forschung  bewähren.  Im  Mafsstabo  von  1 : 4 000  000 
ausgeführt,  füllt  es  eine  Lücke  zwischen  den  beträchtlich 


')  Spciitlkart«  von  Afrika  im  MafwUb  von  1:1000000 
(10  Blatt)  entworfen  von  Hermann  Uabenicht,  beatbeitet  von  dem- 
selben, Brano  Uoraann  und  Dt.  Richard  Lfiddcrke.  Gotha: 
Juattia  Perthes,  1885  u.  86. 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  VI. 


gröfser  gemessenen  Karten  Ravensteins  und  Lannoy  de  Bissys 
und  den  kleinern  Übersichtskarten , wie  die  letzten  Jahre 
sie  in  greiserer  Zahl  erscheinen  sahen.  Sie  bietet  das 
ganze  kartographisch  darstellbare  Material  über  Afrika  kri- 
tisch geläutert,  ohne  allzu  unhandlich  und  kostspielig  zu  wer- 
den. Für  einen  doch  nur  halb  bekannten  Erdteil  ist  dieses  die 
erwünschteste  Kartengröfse.  Dafs  es  indessen  nicht  leicht, 
diese  Mittelstellung  zu  behaupten,  zeigt  die  dichte  Zusam- 
mendrängung  dor  Schrift  und  der  Signaturen  auf  denje- 
nigen Blättern,  welche  Gegenden  mit  verbältnismäfsig  dichter 
Besiedelung  darstellon,  wie  besonders  4 und  9.  Zusam- 
men mit  dom  nicht  immer  günstigen  Farbenton  erzeugt 
dieselbe  leicht  oiueu  verwirrenden  Eindruck.  Vorzüglich 
orientierend  ist  die  farbige  Darstellung  des  Vegetations- 
Charakters,  der  gegenüber  die  broiten  Farbenbänder  der  Be- 
grenzungen der  Kolonien  und  Schutzgebiete  sich  etwas  zu 
sehr  aufdrängen. 

Die  Bezeichnung  aller  Missionsstationen  entspricht  der 
Kulturbedeutung  dor  Mission  in  Negerafrika.  Das  Pro- 
blem, was  an  Wohnsitzen  in  einem  Lande  schwankendster 
Bevölkerungs-  und  Kultnrverhältnisso,  wie  z.  B.  im  Nyassu- 
und  Rovuma-  Gebiete  kartographisch  darzustellen  uud  zu 
benennen  sei,  wird  freilich  nur  der  Fortschritt  der  Kultur 
lösen  können.  Da  nicht  blofs  dio  Lago , sondern  auch 
selbst  die  Namen  der  Dörfer  bei  den  Negern , wio  wir 
bei  der  Wioderbesclireitung  älterer  Reisewego  durch  neuoro 
Forscher  mehr  und  mehr  erfahron,  veränderlich  sind , ist 
sicherlich  viel  Mühe  vergeblich  aufgewandt  worden.  Allein 
daran  ist  heute  nichts  zu  ändern.  Der  naheliegende  Vor- 
schlag, den  auf  dreifsig  Jahre  zurückgehenden  und  teilweise 
noch  altern  Ortsangaben,  wie  man  sie  in  dor  westlichen  Kala- 
hari findet,  wo  gewifs  manche  nicht  mohr  zutreffen,  wenig- 
stens die  Jahreszahl  ihrer  Festlegung  boizusetzen,  mufs 
i wegen  zu  befürchtender  Üborfüllung  der  Karte  zurückge- 
zogen werden.  Den  Verschiedenheiten  in  Gröfse  und  Be- 
deutung festliegender  Plätze  der  Eingebornon  hätte  man 
vielleicht  in  einzelnen  Fällen  gröfsere  Berücksichtigung  an- 
gedeihen lassen  können.  So  hätte  Schoschong  wohl  ver- 
dient, als  „gröfaerer  Ort“  signiert  zu  werden. 

21 


162 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  1884. 


Manches,  was  auf  der  Hauptkarte  nicht  Ausdruck  finden 
konnte,  wird  auf  den  Snpplemeutblättern  klarer,  welche 
mit  der  letzten  Lieferung  ausgegebeu  wurden , so  beson- 
ders die  ethnographischen  und  politischen  Verhältnisse, 
deren  kartographischer  Darstellung  sich  fast  unüberwindliche 
Schwierigkeiten  entgegenstellen.  Die  gleichzeitig  als  Supple- 
ment ausgegebene  Höhenkarte  ist  die  beste  Darstellung  dieser 
Art,  welche  wir  kennen,  und  bietet  besonders  in  Ostafrika 
vielfach  Neues.  Hier,  wie  auf  allen  Blättern  der  Spezial- 
karte, sind  die  ältorn  wie  die  neuesten  Detailforschungen 
mit  einer  Treue  verwertet,  wie  kaum  auf  einer  frühem 
Karto  von  Afrika.  Mau  vergleiche  z.  B.  die  hoch  ange- 
schwollene Litteratur  und  Kartographie  des  Nyassa-Gebietes 
mit  dem  hier  Gebotenen , um  den  Wert  dieser  kartogra- 


phischen Zusammenfassung  zu  schätzen , von  welcher  wir 
mit  deu  Worten  eines  ungenannten  Kritikers  im  Maihoft 
dor  -Proceedings^  : „the  finost  map  of  the  African  Continent, 
that  has  ever  been  given  to  the  world“,  und  mit  der  ange- 
sichts dieser  schönen  Leistung  doppelt  bedeutsamen  Erinne- 
rung Abschied  nehmen,  dafs  es  gerade  jetzt  etwa  100  Jahre 
sind,  soitdom  die  halbmythischon  Afrikakarten  d'Anvilles 
und  Homanns  verschwanden,  und  dafs  wir  in  Kürze  das 
Jubiläum  dos  Erscheinens  der  Bruceschen  Reise  und  der 
Begründung  der  Africau  Association  feiern  werden , der 
Pylonen,  die  den  Eingang  in  die  Siegesatrafso  der  wissen- 
schaftlichen Afrikaforschung  verheifsungsvoll  flankierten. 

Friedrich  Ratzel. 


Bericht  über  die  Schingü -Expedition  1884. 

Von  Dr.  Otto  Claufs.  (Fortsetzung!).) 


(Mit  Kart«,  t 

Ortsbestimmungen. 

Die  Bestimmungen  von  Ort  und  Zeit  wurden  mit- 
tels eines  kleinen  Theodoliten  (L.  Casella  4672)  ausge- 
fuhrt.  Der  Vertikalkreis  des  Instrumentchens,  welcher 
ausschließlich  zu  den  Beobachtungen  benutzt  wurde,  mafs 
6,5  cm  im  Durchmesser.  Au  demselben  befand  sioh  nur 
ein  Nonius,  welcher  ganzo  Minuten  gab.  Das  Instrument 
war  in  einem  Kästchen  von  je  12  cm  Breite  und  Höhe 
und  27  cm  Länge  verwahrt.  Bei  diesen  kleinen  Dimensio- 
nen dürfen  die  Anforderungen  an  die  Genauigkeit  der  Mes- 
sungen nicht  zu  hoch  gestellt  werden. 

Nach  Rückkehr  von  der  Reise  habe  ich  den  Höhenkreis 
an  den  Sternwarten  Hamburg  und  Göttingen  einer  genauen 
Prüfung  unterworfen.  In  Hamburg,  wo  mich  Herr  Dr. 
Schräder  gütigst  unterstützte,  wurden  mit  dom  Theodolit 
Sternhöheu  gemessen  und  diese  mit  den  aus  der  genauen 
Zeit  berechneten  Höhen  verglichen.  In  Göttingen  wurde  die 
Vergleichung  mit  Hilfe  des  Herrn  Assistenten  Holborn  direkt 
am  Meridiankreis  nach  der  Methode  von  Gaufs  vorgenommeu. 

Die  Untersuchung  des  Kreisos  beschränkte  sich  auf  die- 
jenigen Stellen , welche  in  den  Reisebeobachtungen  häufig 
Vorkommen.  Höhen  über  60°  waren  nie  gemessen  wordon, 
da  das  Fernrohr  wegen  seines  langen  Okularendes  nur  bis 
60°  erhoben  werden  konnte. 

Don  Anfang  *.  Holt  V,  S.  129,  mit  Tafel  7.  — Auf  der  .Cberaicht 
der  Expedition  y.  d.  Steinen  durch  Brasilien“  auf  Tafel  7 ixt  der  l’arana- 
tinga  irrtümlich  als  Nebenflufx  de.  obern  Schingü  gezeichnet;  derselbe 
fliefxt  nach  KW  dem  Topajoz  in  und  ist  identisch  mit  dem  Ilio  Sio  Manoel. 


. Tafel  8.) 

Als  Korrektionen  des  Höhenkreises  ergaben  sich  fol- 
gende Beträge : 


Ham 

bürg. 

G 8 , t 

i n g e a. 

Hübe 

Korrektion 

Hübe 

Korrektion 

16  — 18“ 

-HM 

11“ 

- 1-0,7 

3S|— 35 

—0,4 

— 1,» 

34—37 

—o,* 

18 

-f0,8 

38—41 

—0,1 

45 — 47 

-j-l»4 

28 

-f-0,4 

56 

0,0 

-HM 

56 

“0,6 

34 

—0,4 

— 0.» 

45 

-0.4 

50 

—0,4 

Aus  diesen  Zahlen  ist  ersichtlich,  dafs  dio  von  der  Ex- 
zentrizität oder  von  Teilungsfehlern  des  Kreises  herrüh- 
ronden  Ungenauigkeiten  sich  innerhalb  der  Unsicherheiten 
bowegen,  welche  durch  don  geringen  Durchmesser  des  Krei- 
ses bedingt  sind.  Bei  den  Berechnungen  wurden  daher 
jene  Korrektionen  unberücksichtigt  gelassen. 

Die  Aufstellung  des  Instrumentes  wurde  durch  zwei 
kleine  Niveaus  kontrolliert;  der  Skalenwert  des  Höhen- 
niveaus ergab  sich  nach  mehrfachen  Untersuchungen  zu  1'. 

Die  Beobachtungen  auf  der  Reise  wurden  von  Herrn 
Wilhelm  von  den  Steinen  und  mir  gemeinschaftlich 
ausgoführt. 

Wir  haben  in  Cuyabä  eine  Reihe  von  Polhöhenbestim- 
mungen gemacht,  welche,  verglichen  untor  sich  und  mit 
den  schon  für  Cuyabä  vorhandenen  Breitenwerten,  das  nö- 
tige Material  zur  Beurteilung  der  Genauigkeit  unsrer  Mes- 
sungen liefern. 


\ 


Digilized  by  Google 


163 


Bericht  über  die  Schingu  - Expedition  1884. 


Im  folgenden  bedeutet  h die  einzelnen  Höhen,  auf 
den  Moridian  reduziert  und  mit  der  Kullpunkts- 
korrektion  versehen.  Das  woitoro  Detail,  wie  Kreis- 
ablesung, Niveaustand,  Zeit  &o.,  wolcbes  zur  Kontrolle  der 
Rechnung  nötig  wäre,  wilrde  hier  zu  viel  Raum  erfordern 
und  kann  deshalb  an  dieser  Stelle  nicht  zur  Veröffent- 


lichung gelangen.  Dagegen  werden  die  Grenzen  der  Stun- 
denwinkel t angegeben , innerhalb  deren  die  Zirknm- 
meridianhöhen  gemessen  wurden,  da  dor  Stundenwinkol  für 
Beurteilung  der  Güte  der  reduzierten  Höhe  von  Bedeu- 


tung ist. 

Breitenbestimmungen  von  Cuyabri. 


11.  IV.  1881. 

% 

h = 62”  13,«' 

43,6 

11.« 

43,6 

43,* 

43.1 

43.1 
43.« 

Mittel  52''  13,«' 
t=*-f2«aln. ; -..261“*»' 
9>  = 15°  35,0' 


12.  IV. 


* 'S 

,9°  h — - 


h = 52°  43,4' 

h =»  53°  34,4' 

42.« 

34.3 

42,9 

33,9 

42,9 

33.« 

43,0 

34,1 

43,9 

33.7 

43,3 

34,1 

43,« 

34.« 

42,7 

34,1 

42,9 

34,3 

52”  43,1' 

53“  34, 1' 

— g min. ; -«-gmln. 

t .=  — 5 mlo. ; 4.7 

<p=15°  36,«' 

<p  =»  15°  36,4' 

26.  IV. 

ß Leoni*  o Cruci* 


h = 69°  11,6' 

h = 43°  8,3' 

11.4 

M 

12,3 

7.» 

12,7 

8,5 

12,0 

7,8 

10,8 

8,1 

59”  11,*' 

8,5 

t S=  ±13  ml».; 

8.3 

-:-24  min. 

7,8 

<p  = 15°  35,1' 

7,7 

43“  8,1 ' 

— 10  ml»- 

<F  — 15°  35,8' 


9.  V. 


G 

G 

h = 56°  49,«' 

h = 56”  48,6' 

50,4 

47,8 

50,1 

47,7 

49.« 

48.« 

56°  49,8' 

66”  48,«' 

t »mm  — 21  min.; 

t = — 9 min.  ; 

^4  min. 

2 min. 

<p  —15°  35,«' 

<p  = 15°  37,1 ' 

0 

Q 

h = 56°  48,8' 

h — 56"  47,8' 

60,3 

49,4 

49,4 

49,0 

49,7 

47,8 

56°  49,5' 

56”  48,4' 

t = -f-2  min.; 

t = -f-15  min. 

±12  ml». 

±21  min. 

g = 15°  35,«' 

<p  = 15"  86.« 

Die  verschiedenen  Werte  sind  somit  folgonde: 


1.  C>  = 15° 

35,0' 

Abweichung 
vom  Mitte) 
—1,0 

6.  15” 

35,«” 

Abweichung 
vom  Mittel 
—0,4 

t. 

36,7 

±0,* 

7. 

87,1 

-f-1,1 

S. 

36,4 

±0.« 

8. 

35.« 

—0,4 

4. 

35,1 

—0,9 

9. 

36.« 

±0,8 

5. 

35,8 

-0.« 

Erhalten  die  Werte  2,  3 und  5 doppeltes  Gewicht,  so 
ergibt  sich  = 15°  36,0 '. 

Castelnau  hatte  15°  36'  3*  als  Breite  von  Cuyabä 
gefunden,  Lacerda,  dor  Astronom  der  brasilianischen 
Grenzkommission,  15*  35'  59". 

Diese  Beobachtungen  wurden  im  Zentrum  der  Stadt 
ansgeführt,  während  wir  etwas  weiter  südlich  in  unsrer 
Wohnung  nahe  dem  Marktplatz  observierten.  Die  Diffe- 


renz dürfte  jedoch  höchstens  */  jo  Minuten  betragen.  Wird 
tf  = 15°  36,0 ' als  der  wahre  Wert  zu  Grunde  gelegt,  so 
ergibt  sich  als  mittlerer  Fehler  für  die  einzelne 
Beobachtung  ±0,6'  und  als  wahrscheinlicher 
Fehler  ±0,i'. 

Aus  der  Tabelle  ist  aber  zu  ersehen,  dafs  die  Abwei- 
chungen vom  Mittelwert  lleträgo  bis  zu  1 ' erreichen ; 
solche  Abweichungen  sind  daher  auch  in  den  unten  fol- 
genden Breitenwerteu  möglich , wenn  dieselben  aus  e i n o r 
Beobachtungsserie  abgeleitet  sind.  Ich  habe  beim  Entwurf 
der  Karte  an  zwei  Stellen  von  dieser  Fehlermüglichkeit 
Gebrauch  gemacht  , um  die  Routonaufnahme  nicht  auf  un- 
natürliche Weise  zwischen  die  Fixpunkte  zwingen  zu  müs- 
sen. An  den  betreffenden  Stellen  ist  dies  besonders  er- 
wähnt. 


Breitenbestimmungen  auf  der  Beise. 
Pindabibal  28.  V.  1884.  Baku  30.  V. 


3 0 O © 


h = 

52°  55,4'  h 

= 62' 

57, r 

b = 52°  52,6' 

h = 52° 

52,0' 

55,0 

56,4 

52,8 

52.1 

56,6 

55,4 

51.7 

51,6 

55.8 

54,« 

52,6 

51,7 

54,8 

55.3 

52,1 

50,7 

65,3 

56,0 

52,3 

60,1 

56,6 

56,0 

51,« 

51,4 

56,0 

55,» 

51  «8 

51,1 

62°  65,7' 

62 

55,8' 

52°  02,1' 

52” 

51,3' 

t — 

— 11  min.: 

— 1 min.; 

t — —7  min. : 

t = ±l  min. 

•3  min.; 

-f. 

.5  min. 

0 min. 

+7 

min. 

9 =.15”  28,«' 

<P  — 

15°  28.4' 

05—  15°  14,1 

V = 15 

” 14,9 

<r  — 15° 

28.5' 

15°  14,5 

Rosario 

3.  VI 

, 

To  mb  »dor  7.  VI 

Q 

0 

a 

Crucis. 

h = 

52”  44,8'  b 

— 62 

’ 44,4' 

h =■ 

42°  9,»' 

44,3 

43.» 

10,1 

43,8 

44.4 

9*7 

45,0 

44.0 

9,8 

43,7 

44,0 

9.« 

43,8 

44.« 

10,3 

45,1 

44,4 

10,1 

4M 

44,0 

9.« 

52°  44,3' 

52 

9 44,*' 

42”  9,9' 

t — 

—9  min.; 

i — o “i“. : 

t = ±12 

min.;  -1-20 

min. 

>2  min. 

±5  min. 

tpysm 

14”  37.7' 

g>  =.  14”  50,4' 

V — 

14”  60,«' 

<f  — 14° 

50,5 

1 

Bur  a c io. 


12 

VI. 

13. 

VI. 

G 

G 

o 

G 

b — 52”  25.8” 

b = 52”  26,0' 

h = 62°  23,8' 

b = 62°  22,«' 

26.3 

25,9 

25,7 

22,0 

26,7 

26,1 

24,6 

22,9 

27,o 

25,6 

25,0 

21,« 

26.« 

25,5 

52”  24,7' 

52”  22,8' 

27,1 

26,6 

t = — 6 min.; 

t — . o m,n- : 

26,0 

25.« 

— 2 min. 

±3  min. 

26.3 

25,9 

p = 14”  19,«' 

<?•**  14°  21,8° 

52“  26.6' 

52’  25.6' 

(Gewicht  l’o) 

t =„  — 4 min.  ; 

t—  ±5  min.; 

<f  = 14°  21,1 ' 

±3  min. 

-j-H  min. 

g>  = 14”  20,9' 

T — n°  21,8’ 

14”  21,3' 

Gcsatntmlttel  (jr  = 14°  21,2 ' 

21* 


Digilized  by  Google 


164 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  1884. 


Rio  Noto  — 

Bakatri  15.  VI. 

Rio  Verde  23.  VI. 

0 

b — 52°  26,0' 

0 

h — 52°  25,*' 

Mittagshöhe  der  Sonne: 

25,1 

25,8 

h = 52“  26,1 ' 

25.« 

24.» 

<7=  14"  8,2' 

26,0 

24,8 

25.» 

24,1 

25,8 

24,3 

25.7 

25,3 

26,n 

25,3 

52°  25.7' 

52“  24,0' 

t = — io  min.; 

t = — 2 mln.; 

3 min. 

_j_  4 min. 

<7  = 14°  13,1 

» = 14“  14,0' 

<P  = 

14“  13,«' 

Auf  Grund  de*  Itincrar*: 

<7  = 14“  14,6' 

Corrego  Fondo  27.  VI. 

© 

© 

h=52“  23,0' 

h = 52“  24,0 

22,8 

24,0 

23,0 

23,3 

23,1 

23,1 

22,7 

22,9 

23,0 

23,3 

23,3 

24,8 

23,3 

23,9 

52*'  23,0' 

52“  23,«' 

18  mio.;  — 12  min. 

X mm IQ  min.  ; 2 rata- 

<7  = 14“  18,9’ 

4P  = 14“  18,3' 

<*“■14 

“ 18,6' 

■ 

Paranatinga  (Bakal'ri). 

» 

VII. 

5.  VII. 

G 

O 

O G 

= 52“  48,0' 

h = 52°  47,4' 

h = 53“  3,1'  h = 53“  3,»' 

48,3 

47,8 

4,1  3,9 

46.» 

47,4 

4,1  3,5 

47,4 

47,0 

4,5  3,1 

47,7 

47,0 

3,5  2,8 

48,0 

47,0 

3,5  3,4 

47,1 

48.« 

4.«  4,1 

47.7 

47.1 

4,7  4,3 

52“  47,4' 

52“  47,3' 

63“  4,0'  53“  3,6' 

t = — 11  “in-; 

t = -L3  nln.: 

t = — 10  mir». ; t«»._2oiin.; 

— 4 min. 

-f-4  mlu. 

— 4 min.  -|_4  min. 

<*  = 14°  13,0 

<7  = 14°  13,8' 

9>  = 14“  12,7'  9>  = 14“  13,1' 

<*>=-14°  18.0' 


Riberio  do 
Bugio  11.  VII. 

Rio  Batoyjr  — Elniehifrungapnnkt. 
14.  VII.  15.  VIL 

ß Centauri. 
h— 44“  15,8' 

a Coronae. 
h = 48°  57,7' 

© 

h = 54*  87,4' 

O 

h = 54“  37,«' 

15,4 

57,0 

37,« 

37,1 

15,7 

57,8 

38.» 

36,5 

16,5 

56,9 

39,0 

36,« 

15,9 

57,1 

37,6 

36,8 

15,0 

56,9 

37,9 

36,9 

15.5 

57,0 

38,1 

37,1 

16,0 

57,4 

39,0 

37,1 

16,1 

16,1 

57,8 

67,3 

64“  38,1' 
t = —9  mln.; 

54“  37,0' 
t = — 1 min.; 

44“  15,8' 
t = —7  min- ; 
-J-6  min. 

<7  = 14“  4,9' 

48*  57,*' 
t = -f-6  min.; 

-i-Jl  min. 
9C=4lS“  56,7' 

o min. 

<JP=18“  57,1' 

<p=  18“  57,2' 

-j-4  min. 

<p  «■>  13“  58,3 

Rio  Batory;  Station  5,  30.  VII, 

St.  9.  4.  VIII. 

St.  12.  7-  VIII. 

O 

o 

a Trianguli,. 

er  Tnangnli*. 

h=  57“  50,6' 

h = 57"  50,1' 

b — 34“  48,1' 

h = 84”  32,1' 

60,1 

50,1 

46.8 

32,8 

40,1 

49,7 

48,9 

32,8 

49,5 

49,4 

48,4 

32,7 

50.0 

49,4 

48.« 

32,7 

49,8 

49,3 

47,9 

113.8 

49,6 

50,1 

48,1 

32,1 

50,0 

50,4 

48,8 

32,8 

57“  49,8' 

57“  49,8' 

34“  48,»' 

32,8 

t _ — 8 min.; 
— 1 min. 

t=  4-1  rot». : 

-|_7  min. 

t ss  -|-2  min.  ; 
4*13  min. 

32.» 
Itt”  32,6' 

<*-=•13“  50,6' 

<7  = 13“  60,»' 

<7  — 13“  37,4’ 

t = —6  min. 

<7  = 18 

“ 50,6' 

4-6  min. 

<7-13“  21.5' 

I.  Hak  aSH- 

II.  Bakalri- 

dorf. 

dorf. 

8t.  16.  12.  VIII. 

St.  19.  17.  VIII. 

St.  21.  19.  VIII. 

St.  25.  23.  VIII 

Acberoar. 

o Trianguü*. 

a Lyrae. 

a Paroni». 

h = 45“  25,8' 

h = 34“  18,3' 

h = S8“  25,1' 

h = 46“  28,0' 

25,3 

18,3 

25,8 

28,1 

25.« 

16,« 

26,1 

28,7 

24,« 

18,* 

25,8 

28,9 

24,7 

17,9 

24,8 

28, t 

25,3 

18,6 

26,0 

28,8 

24,8 

18,8 

26,3 

28,5 

25,3 

18,7 

25,1 

27,» 

25,5 

34“  18,4' 

38“  25,«' 

45“  28,4' 

24,8 

t _ 4-9  min.; 

t— 4-21  min.; 

t am  4-2  min. ; 

45“  25,1 ' 

-f-18  »In. 

4-8O  mtn. 

-j-14  min. 

t = —8  min. ; 
— 4 min. 

»=13“  14,8' 

<7  = 13“  7,8' 

<7  = 12“  53,0' 

<7  = 12“  34,5' 

Kustenaü. 

Mündung  de* 
Rio  Batoff. 

St.  29.  27.  VItl. 

St.  32.  31.  VIII. 

St.  33. 

3i.  vm. 

a Patents. 

Achernar. 

a Pavonis. 

a Cygni. 

h = 45“  11,1' 

b = 44“  6,1’ 

h = 44"  40.1' 

h — 83“  20,1' 

12,1 

6,7 

40,0 

20,9 

11,9 

6,1 

40,0 

21,4 

11,9 

6,7 

39,9 

21.7 

11,8 

5,7 

39,8 

20,8 

12,3 

6,1 

40,1 

2t, l 

11J 

6,8 

40,* 

21,3 

11,4 

6,9 

40,8 

20." 

45“  11,8' 

44“  6.4 

44“  40,1' 

33”  21,0' 

t = — 2 min.; 

t = 4-11  min.; 

t=  —4  rnto,; 

t = -fl  min. 

min. 

-f-20  mln. 

4-g  min. 

4-11  min. 

<7  = 12“  17,9' 

<7  = 11“  55,5' 

» = 11®  46,3’ 

»=  11“  46,«' 

<7=11 

“ 4«,5' 

SnyAdorf  St.  36. 

Station  40. 

3.  IX. 

5.  IX. 

9. 

IX. 

o Cygni. 

a Paronie. 

a P*rnm*. 

<7  Cygni. 

h = 83“  57,0' 

b = 44°  6,9' 

h — 43“  13,4’ 

b = 34“  48,0' 

55,6 

5,5 

13,4 

48,3 

55,1 

6,4 

13,4 

48,4 

55,6 

5,3 

12,6 

48,4 

55,1 

5,0 

12,7 

48.» 

56,0 

4,4 

13,6 

48,0 

56.« 

4,0 

12,9 

47,8 

56,1 

5,9 

13.9 

47, t 

33“  55,9“ 

44"  5.1' 

43“  13,  r 

34“  48,1' 

t = +4  min.; 

t = —4  ™ln.; 

t --  0 »In.; 

t=  —10  ■»'■»■ 

4-13  »ln- 

~4  min. 

-i-H  mtn. 

— 1 min. 

<p  = ll“  11,«' 

» = 11“  11,7' 

»—10“  19,1' 

» — 10°  19,4' 

» = 11“  11,4' 

<7  = 10 

“ 19,3' 

Digilized  by  Google 


165 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  1884. 


St.  42.  13.  IX. 

St.  44. 

14.  IX. 

St.  45.  15.  IX 

a Aurigse. 

a Pavoni*. 

a Crjpau 

a.  Pavoni*. 

h=»  34"  10,8' 

h = 48°  29, t’ 

h = 36“  30,8' 

h — 42“  33, 1' 

10,1 

29,3 

31*4 

32,4 

9,1 

29,8 

31,8 

33,0 

9.» 

29,4 

31,7 

33,0 

9,9 

28, 1 

30,7 

' 32,8 

10*3 

29*3 

31.« 

32,3 

io,s 

29,8 

31,7 

33.« 

10*3 

30,0 

32,1 

33,8 

34"  10,0' 

42"  29,*' 

35“  31,4' 

42“  32,9' 

t .=»  — pmln. ; 

t = 4-4  mln.; 

t =r  -.2  mln- ; 

t = i min. ; 

4.J  min. 

-|-15  min. 

-j-7  min. 

min. 

? = ft“  57.5' 

(P— .9“  35.*' 

(p  r»-  9U  30,1 

4P  — ft“  99.1' 

<P  — 9 

85,»' 

St.  so. 


St.  47.  17.  IX. 

20.  IX. 

21. IX. 

er  Pavoou. 

0 Cygni. 

a Aurigae. 

= 42“  10,9' 

h = 36“  32,«“ 

b™35“  34,8' 

11, » 

32,9 

33,5 

10,8 

32,4 

33,7 

11.* 

32,8 

82,8 

13,4  (Gew.  •/,) 

31,8 

34,7 

10,3 

32,5 

34,3 

11,2 

33,2 

33,1 

10,1 

33,6 

32,8 

42“  11,0' 

36”  32.« 

35“  33,«' 

— -j-5  min.;  .(.gifnln. 

t=  .4 3min. ; .(.7min. 

t — — 7 min. ; L3mln 

V — ft“  17,2' 

<f’  ~ 8“  34,»' 

<f-  = 8"  33,9' 

Auf  Grund  des  Itinerars: 


<r~8"  84,o- 


I.  T urunsdorf. 
St.  51.  22.  IX. 


a l'aronis. 

a Cygni. 

h 41“  27,4’ 

h = 36“  34,7' 

27,2 

34,1 

26,1 

34,8 

26,6 

34,8 

27,7 

33,8 

26,9 

34.» 

41”  27,1’ 

34,» 

ts4-4  mio.:  -i  j[ \ min 

34,4 

34,9 

36”  34,»' 

t = — gmln.;  4-6  «>>n 

<7  = 8"  33,»' 

<p->8”  33,2' 

<7  = 8“  88.3- 


St.  55.  27.  IX. 
a Lyrse. 

37“  6,8'  Aulsermeridiin- 
höh*. 

”7"  25,g' 


II.  V urunsdorf. 

St.  56.  28.  IX. 

St.  58 

30.  IX. 

a 1‘avouu. 

a Cygni. 

er  l’uvoni*. 

O Cygni. 

<40“  0,0' 

h m 38“  0,4' 

h = 39"  40,9' 

h «*>  38"  12,8' 

0,4 

0,» 

47,1 

IV 

1,» 

0,8 

40.« 

12,T 

1,8 

0,8 

47,5 

12,5 

0,0 

59,7 

47,1 

13,8 

0,8 

0,5 

46,8 

12,« 

1,0 

0,8 

47,» 

12,3 

i.« 

0,7 

46,8 

12,5 

40“  0.7' 

38“  0,5' 

39”  47,0' 

38“  12,7' 

= - .-K  min,; 

t = -+-2  min. ; 

t «—  — c min.  ; 

t*=  — 16  min. 

- r - 1 7 inin. 

4-16  min. 

_|_2  min. 

— 8 min. 

cp  = 7"  6,9' 

IJP  — 7“  7,0' 

Cf  6”  53, t' 

= 6“  54,8' 

9=, 

7"  7,0' 

tr-0 

54,o' 

St.  59.  l.X. 


St.  61.  3.  X. 


er  Patents. 

0 Cygni. 

a Pavonia. 

a Cygni. 

= 39”  34,4' 

h = 38"  27,2' 

h = 39“  8,1  ’ h 

= 38"  64.1' 

34,1 

27,2 

8.1 

53,0 

33,6 

26,7 

7.» 

53,7 

34,5 

27,7 

7.» 

52,9 

39”  34,1' 

38”  27,8' 

7.8 

53,4 

— -^-14  min.; 

t = 0 min. ; 

8.« 

53,4 

4-18  mlo. 

-|-4  intn. 

8.8 

63,7 

Cf'  wm  6“  40,8 

' cp  = 6"  40,8' 

8,1 

53,9 

¥>  — 

6“  40.3' 

39"  8,0' 

38“  53,8' 

t — m’n* ; 

t = — 5 min. 

4-10  min. 

-f-4  nitn. 

<y>  = 6“  14,2’ 

Cp-~  6"  13,8 

. 

cp  — <>" 

14.0' 

St. 

62.  4.  X. 

St.  64. 

8.x. 

a Pavoni*. 

0 Cygni. 

Canopa«. 

= 38"  42,-4' 

h=  39”  17,8' 

h = 42“ 

47,3' 

42,0 

17,6 

46,8 

42,1 

17,8 

46,7 

42,4 

17,0 

46,4 

38"  42,2' 

:_j_3niln.;  t 
U12  mlti. 

= 5°  18, 4’ 


ms  — 0 min.  ; 

— 2 min* 

<f  — 5°  50,0' 
48,7“ 


46, » 

47,  * 

_ 46.7 

42“  46)3' 
b »9  min.  ; o min. 

<r  = 5“  24,6' 


TV.  Y urunsdorf. 

St.  65.  9.  X. 

St.  66. 

9.  X. 

Csnopus. 

a Pavonia. 

er  Cygni. 

h = 40"  56,8’ 

h — 37“  41,8'  b 

= 40"  19,8' 

56,8 

41,7 

19,8 

56,7 

41,2 

18,7 

56,1 

41,2 

18.» 

55,8 

41,6 

10,1 

56,7 

40,8 

19,4 

56,1 

41,0 

18,9 

66,8 

41,2 

18,8 

40"  56,8' 

37"  41.2' 

40°  19,0' 

t — 4 min.;  -i.g  min. 

t=  — 1 min.; 

t = — 11  min 

»*-—5°  8,7' 

-i.7  min. 

— 4 min. 

Cf  -4“  47,4' 

<r  — 4“  48,4' 

* = 4“ 

47,9 ' 

V.  Y urunadorf. 


St.  67.  10.  X. 

St.  69. 

13.  X. 

er  Pavonia.  a Cygni. 

er  Pavonia. 

a Cygni. 

h = 37"  27,5’  li  ,»=  40“  32,4' 

h 36"  58,7'  h 

= 41"  2,0' 

28,4  32,8 

57,0 

1,« 

27,9  32,4 

58,0 

1,6 

27,9  32,0 

57,9 

1.6 

87“  27,9*  **•* 

57,7 

2,1 

tcs-n-14  min.;  32,8 

57,9 

1,7 

4-1J»  min.  32,6 

418,5 

1,7 

9-4“  34,r 

68.7 

1,6 

40"  32.«' 

36“  68,2' 

41"  1.7' 

t=  -(-6  min.; 

t=  —3  “In. ; 

t ~ — IS  min 

-1-12  min. 

-|-6  min 

— 5 min. 

<r  = 4“  34,«' 

<J><— 4“  4,«' 

<7  =4”  5,7' 

<9 

II 

4* 

O 

£ 

c,*. 

<r  = 4“ 

5,1' 

St.  70.  14.X. 

St.  71. 

16.  X. 

a Pavonia.  a Cygni. 

Csnopus. 

b = 36“  40,9'  b = 41”  21,«' 
39,«  ‘ 20,8 

h«.40” 

66,1' 

56,8 

Digilized  by  Google 


166 


Bericht  über  die  Schingü  - Expedition  1884. 


h — 86°  30,7' 
40,1 

36°  39,«' 
t =•  »In.; 

-j  7 min. 
<p«3°  46,«' 


»41°  20,1' 
21,9 


41*  81,2' 
t = — 3 min.; 

-f-J  min. 

<p  -»  3“  46,2' 

<r  = 8°  46,2- 


b = 40°  36.7' 
66,1 
35.« 
56,7 
56.1 

56,8 

564' 


40 

+4  “in- ; 


12  min. 


9—8"  84,1' 

Beginn  der  Volta 

Bode  der  Volta 

Sehingü-Mündang 

Coronet  G a r o * o. 

Seringeiro  Saraiba. 

l’orto  de  Uot. 

St.  72.  17.X. 

22.X. 

27.  X. 

Canopus. 

Canopus. 

a Gruis. 

i = 40°  34,8 ' 

b = 40"  15,9' 

b = 44“  14.9' 

33,8 

16,1 

13,8 

33,8 

16.9 

13,4 

33,2 

16,6 

13,8 

33.1 

15,9 

13,9 

33,9 

15.9 

13,4 

34.9 

16,1 

14,0 

33,7 

16.8 

13,8 

40“  33,9' 

40°  16,2' 

44"  13,7' 

— -f  12  mio-: 

t— • — 3 min.; 

t = — 8 min.; 

-1-28  “in. 

-f-  13  “Io. 

-j-2  min. 

9-8*  11,7' 

9—2°  54,0' 

00 

i 

9 

J 

8* 

Der  Gang  unsres  Taschencbronometers  war  zu  unregel- 
«näfsig,  als  dafs  die  Zeitbestimmungen  zur  Längunberech- 
nuug  batten  benutzt  werden  können.  Nur  in  einigon  we- 
nigen.  Fällen  bei  starker  östlicher  oder  westlicher  Versetzung 
gab  die  Uhr  einen  brauchbaren  Wert  für  die  Länge.  Im 
übrigen  sind  die  Längen  direkt  mit  Hilfe  des  Itinerars  ge- 
messen, wobei  die  bekannte  Breite  den  Mafsstab  lieferte. 
Da  die  Vorwärtsbewegung  wesentlich  nordwärts  war,  sind 
Fehler  in  der  Breite  nur  mit  einem  Bruchteil  in  den  Längen- 
wert Ubergegangen. 

Der  geringe  Betrag  der  maguotischen  Deklination  ist 
nur  bei  der  langgedehnten  Flufsaufnabme  berücksichtigt 
worden.  Zur  Bestimmung  der  Deklination  diente  eine  kleine 
mit  dem  Theodolit  verbundene  Bussole,  welche  zentrisch 
über  dom  Horizontalkreis  bofestigt  war.  Der  Krem  der 
Bussole  gab  ganze  Grade.  Folgende  Deklinationswerte  u 
wurdon  mittels  Sonnenazimuten  gefunden : 


Ort  1 a 

Ort. 

a 

Ort. 

er 

Ort.  a 

Cuyabi . . !r  2,6“  E 

St.  1. 

N 1,9°  E 

St.  58. 

N 0.7°  W 

St.  66.  !x  0,4°  W 

Bahü  . .IN  »,7  K 

32. 

N 0,9  w 

61. 

X 0,8  w 

67.  jX  0,9  «V 

N 2,*  K 

45. 

N 0,4  W 

62. 

X 1,0  w 

69.  [X  1,2  W 

Bunein  . [N  2,4  E 

50. 

0° 

64. 

X 0.«  w 

72.  X 1,4  W 

l’arsnatingajN  2,1  E 

54. 

N 0,8  W 

65. 

X 0,1  w 

Die  Distanzen  im  Itinerar  wurden  nur  durch  die  Zeit 
markiert.  Bei  dem  stets  wechselnden  Rudereifer  unsrer 
brasilianischen  Soldaten  war  es  unmöglich , durch  direkte 
Messung  unsre  Fahrgeschwindigkeit  zu  bestimmen.  Ich  habe 
dieselbe  mit  Hilfe  der  geographischen  Breiten  aus  dem  Iti- 
nerar berechnet  und  dafür  folgende  Mittelwerte  gefundou : 

In  den  Mindenkanus:  Geschwindigkeit  pro  i Mb. 

Rio  Bstorjr,  Station  1 — JO  | 

Strecke  der  Katarakte  { • • • • 51,4  m 

Rio  Batorr,  Station  16 — 32  ....  J»,2 

Schingü  38—51  74.9 

In  den  Ubds : 

SebioRÜ  51—72  | 

Viele  Stiomschnelleu  J 8I', 

Die  gröfsto  Tagesgeschwindigkeit  betrug  88  m ; sie  wurde 
sowohl  in  den  Ubäs  als  in  den  Rindenkanus  erreicht.  Die 
kleinste  Tagesgeschwindigkeit  auf  dem  Schingü  war  66  m, 
und  zwar  bei  konstantem  Nordwind  und  starkem  Wellen- 
schlag. Die  grufste  Strecke,  welche  in  einem  Tage  zurück- 
gelegt wurde,  betrug  54  km  bei  zehnstündiger  Fahrt.  Die 
täglichen  Fahrten  Anden  sich  genau  verzeichnet  in  dem 
Buche  „Durch  Zentralbrasilien“. 

Die  Länge  des  Rio  Batovy  vom  EiiiBcliiffungspunkt  bis 
zu  seiner  Mündung  ergibt  sich  aus  dem  Itinerar  zu  449  km, 
die  Länge  des  Schingü  von  seiner  Vereinigung  mit  dem 
Ronuro  bis  zur  Volta  beträgt  1328  km. 

Barometrisohe  Höhenmessungen. 

Als  barometrisches  Normalinstrument  führten  wir  ein 
Siodopunktthermoinetor  (Fuefs  Nr.  44)  mit  uns.  Dasselbe 
gab  */ jo“ ; mit  der  Lupe  konnte  man  schätzon.  Herr 

Prof.  Dr.  Oskar  Döring  in  Cördoba  hatte  die  Güte, 
vor  der  Reise  unser  Instrument  mit  seinem  Normalbaro- 
moter  (Fuefs  Nr.  133)  zu  vergleichen.  Ich  nahm  nach  der 
Reise  eine  solche  Vergleichung  in  dom  physikalischen  In- 
stitut von  Götti ngon  vor.  — Folgende  Tabelle  gibt  die 
Resultate  der  einzelnen  Vergleichungen: 


Prof.  Döring.  Cördoba  —31°  25'  Br.,  4QOm  Seehohe. 


Nr. 

Datum. 

R«d.-B»r. 

Schwere  und 
Inttrmnentalkor- 
rektion. 

B. 

t 

berechnet 

t 

observiert 

Korrektion  do« 
Hypsometers 

i. 

*. 

3.  (2  Obs.) 

4.  (2  Obs.) 

5. 

6. 

7. 

8- 

1884 

Januar  4. 

14. 

15. 
46. 

17. 

18. 

19. 

20. 

725,82  mm 

23.88 

21.88 
21,83 
21,89 
18,88 
29,78 
28,82 

—1,14 
—1,14 
-1,14 
— 1,14 
—1.14 

— 1,14 

— 1,1* 
—1,18 

Claufs.  O 0 1 

724,38° 

22.49 
20,71 
20,76 
20.» 

17.49 
28,40 
27,87 

Ungtn  -j-5 

98,646w 

693 

634 

636 

606 

400 

m 

790 

1,«°  Breite , 

98,660° 

4IO 

400 

498 

410 

616 

780 

700 

VSOm  Srehö 

193 

134 

087 

096 

085 

09« 

090 

he. 

1 Korrektion  (Xr.  3 dopp.  Gew.) 
+0,139° 

| Mit  Anschl.  t.  Nr.  2 +0,121°. 
Korrektion 

(Nr.  4 dopp.  Gew.) 
+0.090. 

1. 

S. 

3. 

4. 
5- 

1885 

Juli  15. 
18. 
28. 
31. 

August  7. 

753,0  mm 
49,2 
52,9 
49,0 
45,8 

Also  Mitt 

T-0,12 

+«.17 

4-0,17 

4-0,17 

4-0,17 

Januar  1S84  Kr 

753,17° 

49,47 

53,07 

49,17 

45,97 

irrelrtion  +0,0 

09,750° 

610 

745 

600 

460 

9°.  Ende  Jul 

99,766° 

660 

746 

WO 

455 

1885  Korrek 

—0,008° 
-fO, 08« 
io, 000 
4-0, oio  j 

+0,025 
tiou  +0,01  °, 

Korrektion  +0,014° 
Mit  Ausschluß  von  Nr.  2 
0,0078°. 

Digilized  by  Google 


167 


Bericht  über  die  Scbingü  - Expedition  1884 


Der  Nullpunkt  des  Thermometers  hat  sich  daher  in 
18  Monaten  um  0,08°  erhöht.  Dieser  Zuwachs  kann  der 
Zeit  proportional  angenommen  werden. 

Zu  den  regelmäfsigen  barometrischen  Beobachtungen  be- 
nutzten wir  zwei  kompensierte  Tascheuaneroide  von  Camp- 
bell (Hamburg).  Die  Teilung  derselben  gab  2 mm.  Die 
Konstanten  wurden  durch  Vergleich  mit  dem  Hypsometer 
ermittelt  und  finden  sich  in  der  unten  folgenden  Tabelle. 
Die  Temperaturkorrektion  der  Aneroide  wurde  vernachläs- 
sigt, da  die  Temperaturen  dor  Beobachtungon  sich  ira  we- 
sentlichen innerhalb  des  kleinen  Spielraums  von  20 — 30° 
Celsius  bewegten , und  da  innerhalb  dieser  Grenzen  die 
Korrektionen  keinen  von  der  Temperatur  abhängigen  Gang 
erkennen  liefsen. 


Konstantenbatimmung  der  Aneroide. 


Datum. 

Ort. 

Hypao* 

b. 

Luft* 

tenip<t- 

ratur. 

An.  1 

Korr. 

An.  11 

Korr. 

1884 

4.  IV. 

Cuyabä 

99.480“ 

745,96 

-(-26,0 

754,4 

— 8,4 

745,8 

-(-0,3 

8. 

470 

43,70 

26,0 

56,0 

—10.» 

47,6 

-1.9 

9. 

670 

48,38 

22,0 

58,3 

— 9,8 

49.7 

—0,8 

11. 

MO 

47,04 

25.6 

57,8 

— 10,6 

47,6 

— Oit 

15. 

3P6 

43,68 

28,0 

54,8 

— 11,7 

44.3 

— 0,3 

22. 

470 

45,70 

26,7 

57,8 

— 12,1 

46,4 

—0,7 

24. 

466 

45,3« 

57,3 

— 11.« 

46,3 

— 0,8 

4.  V. 

470 

45,70 

28,0 

57,4 

— 11.7 

45,8 

—0,1 

8- 

666 

50, *8 

20,«'  62,0 

— 11.» 

51,4 

—0,7 

9. 

696 

49, «H 

20,8 

61,0 

— 1 2,0 

49,6 

—0,8 

24. 

670 

48,68 

IG, 6 

CO,  8 

— 12,4 

48,7 

1-0,1 

4.  VI. 

Rosario 

446 

45.« 

22,91  57,6 

-12.6 

44,8  -HM 

8- 

Tombndor 

98, »IS 

30,  M 

29,6 

43,8 

— 12,9 

32,7 

— 1.8 

13. 

Buracio 

706 

25.« 

26,4!  36,7 

— 11,8 

26,7 

—0,8 

15. 

Kio  Noto 

660 

24,96 

24,01  34.« 

— 10.8 

24,4 

—0,1 

17. 

700 

25,80 

24,9 

35,3 

— 9.9 

24,8 

1 0,8 

27. 

Corrego  Fundo 

«44 

24.13 

27,0 

35,6 

—11.3 

23,6 

(-0,4 

28. 

7JO 

25,82 

25,0 

36,6 

—10,8 

25.6 

+ 0,3 

2.  VII. 

Caraoatinga 

710 

25,83 

30.0 

37,8 

—12,0 

27,0 

—1,3 

8. 

616 

28,91 

29,0 

38,6 

— 10,9 

28,1—0,8 

4. 

6*6 

24,3t 

29 

35,7 

— 10, 8l  24,8 

-0,4 

15. 

Kio  Batory  1. 

666 

24,39 

22|8 

34,7 

—10.3 

24,7 

—0,3 

23. 

716 

25,69 

27,0 

35,6 

—10,1 

26,0 

— 0,3 

30. 

5. 

710 

25,3« 

28.7.  34.3 

— 8.« 

24.» 

-r0,8 

14.  VIII. 

IC. 

686 

30,15 

34,0.  40.8 

—10,4 

30,0 

4*o,i 

1.  nc. 

.Schisgu  33. 

99,106 

35,97 

18,8  44,9i—  8,1 

36,3 

—0,3 

14. 

44. 

166 

38,0» 

31,3 

48,0 

— 9.» 

39,7 

— 1,1 

23. 

51. 

236 

39.43 

26,7.  50,0  —10.« 

40.8 

-1,4 

23. 

236 

39,43 

50,4!— 1 1,0 

41*7 

— 1,8 

1.  X. 

59. 

280 

40,63 

31,8,  52,91—11,« 

43,7 

—3,1 

6. 

03. 

360 

42,49 

29,0!  64,6  —12,1 

47.7 

-4,7 

17. 

72. 

700 

MAI 

25,3 

GS, 6 

— 11,6 

56,6 

-4,6 

23. 

Insel  dos  Major 

820 

55,11 

31,8 

68,4 

1—13,3 

61,8 

—6,8 

Die  Konstanten  der  zwischenliegeudun  Tage  wurden 
durch  graphische  Interpolation  gefunden.  Dio  beidon  für 
die  Aneroide  erhaltenen  Kurven  zeigten  einen  ähnlichen 
Verlauf. 

Zur  Bestimmung  der  Höhe  von  Cuyabä  Uber  dem 
Meeresspiegel  haben  wir  vom  1.  April  bis  24.  Mai  1884 
regclmäfaige  barometrische  Beobachtungen  gemacht.  Da 
dieselben  zugleich  ein  Bild  von  dem  täglichen  Gang  des 
Luftdruckes  aus  einer  meteorologisch  noch  völlig  unbekannten 
Gegend  liefern  , so  mögen  sie  hier  zur  Mitteilung  gelangen : 


Ancroidbcobachtunycn  in  Cuyabä. 


6». 

10» 

4P- 

10P- 

6»- 

10»- 

4P* 

10P- 

April  1. 

— 

745,3 

742,3 

744,7 

Mai  1. 

746, u 

746,7 

743,9 

— 

2. 

745,7 

47,6 

44,7 

46,7 

2. 

«6,7 

40.« 

44,8 

745,9 

3. 

47,0 

48,3 

45,1 

46,3 

3. 

46,9 

47,7 

43,6 

— 

4. 

40,0 

47,0 

43,9 

44,9 

4. 

44.« 

45,7 

424 

44,1 

5. 

44.1 

45,3 

42,7 

43,9 

5. 

— 

44,9 

41,7 

44,0 

6. 

43,6 

44,3 

41,3 

43.9 

8. 

43,4 

44,8 

42,0 

43,0 

7. 

43,6 

•14,9 

43,0 

44,7 

1. 

44,3 

45.« 

43,9 

48,1 

8. 

44,0 

45,7 

43,0 

47,0 

8. 

49.3 

50.« 

48,1 

49.3 

9. 

48,1 

48,7 

45,6 

45, & 

9. 

47,8 

48.« 

44,7 

46,0 

10. 

45,1 

46,8 

43,6 

45,* 

10. 

46,7 

46,3 

43.« 

— 

11. 

45,1 

46,8 

43,« 

40,0 

11. 

47,7 

47,0 

444 

45,9 

12. 

45,7 

46,7 

43,« 

— 

12. 

46,7 

47,2 

45.» 

48,1 

13. 

44,7 

— 

— 

— 

13. 

47,8 

48,7 

45,8 

47,7 

14. 

45,1 

46,3 

42.« 

44.« 

14. 

47.« 

48,1 

44,9 

45,8 

15. 

43,3 

44,7 

42,3 

44.1 

15. 

45.« 

46,6 

14,0 

45,0 

16- 

44,9 

— 

— 

43,« 

16. 

45,8 

46,3 

43.« 

45,4 

17. 

44,3 

44,9 

42,9 

44,6 

17. 

45,« 

43,7 

— 

— 

18. 

44,7 

44,8 

41,7 

42,8 

18. 

— 

50,0 

47,4 

48,1 

19. 

41.8 

42,2 

39,8 

— 

19. 

48,7 

49,9 

47, a 

48,1 

20. 

— 

44.4 

42.« 

43,9 

20. 

49,8 

50.0 

48,3 

49,9 

21. 

44,3 

46,0 

42,6 

44.0 

21. 

50.« 

— 

49,6 

50,* 

22. 

— 

45,2 

42,9 

44,3 

22. 

50,8 

51,0 

49,4 

60,1 

23. 

45,3 

46,0 

43,3 

44,9 

23. 

— 

50,0 

47, a 

— 

24. 

44,9 

45,0 

42,4 

44,3 

24. 

— 

19,6 

47,4 

— 

25. 

44,3 

45,3 

41,3 

43,9 

Mittel 

746,93 

747,38  745,33  746,90 

26. 

44,1 

44,8 

— 

— 

27. 

— 

46,* 

43,3 

— 

28. 

44,3 

45.« 

43,0 

44,6 

29. 

44.« 

44,8 

42,7 

45,0 

30. 

45,1 

45,9 

43,0 

46,1 

Mittel  i744.»l'i45,T»!T42,H  744,7t 

Mittlere  tiigliche  Schwankung  im  April:  2,8mm, 
im  Mai : 2,t  mm. 


Den  hieraus  sich  ergebenden  täglichen  Gang  des  Luft- 
druckes habe  ich  bei  den  spätem  Reisebeobachtungen  be- 
nutzt, um  dieselben  auf  gleiche  Zeiten  zu  reduzieren.  Zur 
Berechnung  des  Monatsmittels  des  Luftdruckes  ist  nur  das 
Mittel  aus  den  Beobachtungen  10*  und  4P  zu  nehmen. 

nie»  Hrchen  fto  Ml»“  1884  : 744,3  mm;  t = 24,4° 

D.aw,  ergehen  filr  |M(U  _ 746>i  t = 22,7 


Zur  Berechnung  der  Höhe  konnten  die  gleichzeitigen 
Beobachtungen  von  drei  Basispuukten  benutzt  werden.  Herr 
I’rof.  Dr.  0.  Döring  hatte  mir  seine  eignen,  in  Cordoba  ge- 
machten Barometerablesungen  zur  Verfügung  gestellt,  Herrn 
Direktor  Guallerio  G.  Davis  in  Cordoba  verdanke  ich  die 
Aufzeichnungen  von  Corrientes,  und  Herrn  Marinekapitän 
Cacheiras  da  Gra^a  diejenigen  des  kaiserlichen  Observa- 
toriums in  Rio  de  Janeiro. 


Aus  diesen  Tabellen  ergeben  sich  folgende  zur  Höheu- 
bereclinung  nötige  Daten. 


8«ch0he. 

April  1 — 
Barometer  auf 
NormalKlmere 
Paria  repariert. 

10. 

Lufttem- 

peratur. 

Mai  1—2 
Barometer  auf 
Nonnabcbwcre 
Paria  repariert. 

4. 

Lufttem- 

peratur. 

Cordoba  . . 

Corrient« . . 

Rio  de  Janeiro 

410  m 
70 
66 

725.7  mm 
764,9 

756.7 

-f  16,0U 
21,8 
23,7 

728.7  mm 

758.8 
758,0 

+ 12,9” 
15,3 
21.» 

Bei  den  geringen  Höhen,  um  die  es  sich  auf  der  ganzen 
Reise  handelte,  und  bei  der  Unsicherheit  der  Aneroidan- 
gaben  siud  die  feinem  Korrektionen  der  barometrischen 


168 


Rericht  über  die  Schingü  - Expedition  1884. 


Formel  zu  vernachlässigen.  Es  wurde  daher  Tabelle  6 im 
Anhang  von  Neumayers  „Anleitung“  zu  den  Höhenboroch- 
nunguu  benutzt. 

Die  Höhen  für  Cuyabä  sind: 


Cötdoba  . . 
CunienlM  ■ • 

Rio  de  Janeiro 


1 191  ra 
1201 
| 193 
| 210 
1 210 
| 198 


Mittel:  201m. 


Der  mittlere  Fehler  dieser  Höhe  von  201  m beträgt 
3,4  m ; der  wahrscheinliche  Fehler  2,2  m. 

Von  frühem  Beobachtern  kennen  wir  für  Cuyabd  die 
Höhen : 

Langsdnrff  . 1827:  213  m 

Ciutelaau  . 1845:  85  (ahne  Barometer  orhalten) 

MelsK°  186C/67:  162 

Die  Höhon  unsres  Roiscgebietes  sind  aus  der  beigege- 
benen Karte  zu  entnehmen,  in  welcher  die  Vertikalprojek- 
tion der  ganzen  Marschroute  gegeben  ist.  Als  Fixpunkte 
für  (Uese  I’rofilzeichnung  dienten  die  Stationen  Tombador, 
Rio  Novo,  Corrego  Fuudo,  Parauatinga,  EinschifTungspunkt 
am  Rio  Batovy.  An  diesen  Orton  hatten  wir  mehrtägigen 
Aufenthalt;  doch  genügte  auch  dieser  bei  der  grofson  Ent- 
fernung der  Basispunkte  nicht  zu  einer  präzisen  Bestim- 
mung der  Höhe. 


Höhen  der  Fixpunkte  des  Ih-ofils. 


Tombador 
3 Taxe. 

Klo  Novo 
4 Taxe. 

Corrtgo  Pondoj  1’aranatinK* 
4 Taxe.  1 4 Ta**, 

Klo  Batovy 

» Ta««. 

CArdotn  . . 

[304  TO] 

488  ro 

43!)  m 

410m 

462  m 

Corricnte» . . 

[389  1 

473 

468 

104 

479 

Rio  de  Janeiro 

417 

492 

505 

478 

510 

Mittel 

- 

484  m 

471  m 

431m 

483m 

Die  Höhen  dor  zwischeuliogunden  Punkte  der  Route 
wurden  durch  Interpolatiou  mit  Hilfe  der  Aneroide  be- 
stimmt. 


Aus  dem  Profil  ist  zu  ersehen , dafs  das  Plateau  von 
Matto  Grosso  Erhebungen  bis  nahe  700  m besitzt. 

Für  die  Vertikalprojektion  des  Rio  Batovy  und  des 
Schiugu  wurden  die  sämtlichen  Aneroidaufzeichnungen  direkt 
verwertet.  Aus  den  zwoimal  des  Tags  gemachten  Able- 
sungen wurde  nämlich  der  mittlere  Barometerstand  eines 
jeden  Tages  berechnet.  Leider  haben  wir  für  die  Beob- 
achtungen nicht  die  Termine  10“  und  4?  eingehalten,  welche 
bei  den  unbedeutenden  täglichen  Nivoauändomngeu  zu  kor- 
rekten Werten  des  täglichen  mittlorn  Luftdruckes  hätten 
führen  müssen,  sondern  wir  beobachteten  immer  an  den 
Haltopunkten. 

Die  hieraus  bereehuotou  täglichen  Mittelwerte  wurden 
nun  auf  diejenigen  von  Rio  de  Janeiro  bezogen,  und  so  er- 
gaben sich  die  in  dem  Flufsprofil  bezeichueten  Punkte, 
welche  die  Konstruktion  der  wahrscheinlichsten  Profillinie 
gestatteten. 


I 


Die  Beobachtungen  von  Cordoba  und  Corrientes  wurden 
bei  dieser  Darstellung  unberücksichtigt  gelassen , sowohl 
wegen  der  grofsen  Entfernung  dieser  Orte  als  auch  wegen 
ihrer  beträchtlichen  lokalen  unperiodischen  Luftdruckände- 
rungen , welche  hoi  Benutzung  von  nur  eintägigen  Mitteln 
die  Resultate  unbrauchbar  machen. 

Als  Höhe  von  Porto  de  Moz  ist-  15m  angenommen  auf 
Grund  von  Ortons  barometrischem  Profil  (Mitteilungen  1869, 
S.  113).  Nach  der  Darstellung  des  wahrscheinlichen  Schingü- 
profils  wird  iunerhalb  der  Volta  das  Niveau  des  Flusses 
um  130  m tiefer  verlegt. 

Als  mittleres  Gefälle  ergibt  sich  aus  dem  Profil: 


Hio  Batoiy.  Station  1 — 16  l 
Viele  Katarakte  | 

llio  Ratovjr,  Station  16 — 32 
Srhingü,  Station  32—72 


O.oäS  m pro  101)  ni 

0.««  „ . 
0,014 


Ein  beträchtlicher  Teil  des  Scliingdgefälles  wird  jedoch 
durch  die  vielen  Katarakte  dos  Mittellaufes  ausgeglichen, 
so  dafs  die  Stromgeschwindigkeit  nur  eine  sehr  geringe 
sein  kann,  wie  das  mit  unsror  direkten  Wahrnehmung  iiber- 
einstimmt. 


Klimatologisches. 

Einen  wichtigen  Beitrag  zur  klimatologischeu  Kenntnis 
Zentralbrasiliens  hat  ein  Deutscher  in  Cuyabä,  Herr  August 
Carsten t,  geliefert.  Durch  uns  veranlafst,  hat  er  sich  mit 
grofser  Ausdauer  dor  mühevollen  Arbeit  der  meteorologi- 
schen Aufzeichnungen  unterzogen , und  wir  besitzen  von 
ihm  schon  einen  ganzen  Jahrgang  Beobachtungen  von  Au- 
gust 1884  bis  Juli  1885.  Seine  meteorologischen  Instru- 
mente sind  ein  gewöhnliches  Thermometer , wie  wir  es  in 
Cuyabä  haben  bekommen  können,  und  ein  Regenmesser. 
Das  Thurmomoter  wurde  mit  uusreu  Sokleuderthermometern 
(Fuofs)  in  einem  Wasserbad  von  verschiedenen  Temperatu- 
ren verglichen  und  zeigte  dabei  nur  Abweichungen  vou 
Vjp  Grad , so  dafs  die  Angaben  als  vollkommen  brauchbar 
zu  betrachten  sind.  Zum  Schutz  gegen  Sonnenstrahlung 
wurde  für  das  Thermometer  ein  Wetterhäuschen  aus  Blech 
hergestollt. 

Zur  Beurteilung  dor  Sicherheit  der  Monatsmittel  mögen 
die  aus  uusern  Beobachtungen  1.  April  bis  24.  Mai  1884 
abgeleiteten  Werte  dienen.  Wir  beobachteten  10»,  4p,  10p 
und  Minimaltemperatur.  Daraus  ergab  sich  für  April:  25,4*, 
för  Mai  22,7*. 

Die  mittloro  Jahresschwankung  für  Cuyabä  beträgt  G,5°. 
Die  absoluten  Extreme  der  beobachteten  Temperaturen 
sind  41,3*  im  August  1884  und  10*  im  Juli  1885;  die 
wahren  absoluten  Extreme  mögen  noch  mehr  voneinander 
abweichen , da  ja  die  Margenbeobachtung  erst  7*  gemacht 
wurde. 

Dio  Windtafol  zeigt,  dafs  Nord-  und  Südwinde  am  häu- 
figsten Vorkommen.  Der  Nordwind  erlangt  seine  gröfste 


Digilized  by  Google 


169 


Bericht  über  die  Sching«  - Expedition  1884. 


Häufigkeit  im  Dezember,  also  zur  Zeit  des  südlichsten 
Sonnenstandes,  die  Häufigkeit  der  Südwinde  hat  dagegen 
hier  ihr  Minimum ; diese  dominieren  im  Juni  zur  Zeit  des 


nördlichsten  Sonnenstandes,  wo  Nordwinde  kaum  wehen. 
Das  grofse  Plateau  von  Mato  Grosso  mag  zur  Entstehung 
dieser  typischen  Winde  mit  Veranlassung  geben. 


Tabelle  1. 

Resultate  der  meteorologischen  Beobachtungen  in  Cuyabd. 


Bowiiiknng  Windstärke  <0— -13)*).  i Tag*  II  Häufigkeit  der  Winde 


:• 

«f  »» 

Muul 

7 H .-»-H*  7* 

4 1 

I s«  ! 0» 

Mit  M 

» 

OF 

, IttüÖ*-  .. 

MttWl  ...  5 

ß Witter  J 

KB  B 

SB 

» 

SW 

w 

KW 

Cül- 

tMU. 

I884AORii>t  . 

20,8  ■) 

34.«;  22.4 

26,0 

n *** 

8,7  3,2 

8,7 

1,8 

2,8 

1,2 

1.8  \ 1 

n 38 

3 3 

2 

29 

0 

5 

5 

3 

Septbr.  . 

20,6 

354  8*4 

*44 

4.7 

6,4  5,3 

5,1 

1.9 

3,7 

1,9 

2.4  3 

36 

- } 1 

4 

8» 

7 

6 

5 

1 

Oktober . 

23,1 

33.1  22,* 

85,4 

II  6,5 

8,0  5,7 

5,7 

1,2 

3.3 

2,0 

2,8  g 

1|  80 

t 3 

4 

26 

U 

5 

12 

6 

Norbt.  . 

23.2 

33.«  84,1 

26.» 

' 7.» 

5,9  6,2 

r,.4 

8,1 

:t.« 

2,1 

2.8  3 

n so 

7 — 

23 

U 

8 

17 

1 

Dezbr.  . 

28,2 

32,6  28,6 

23,8 

U 7,4 

6,3  6,2 

6,9 

1,5 

3,4 

1,8 

2.8  1 

52 

3 ! 1 

1 

4 

n 

6 

HO 

1 

1885  Januar  . 

24.1») 

33,1  23,4 

26,2 

2,9 

6,8  6.« 

6,8 

2.0 

3,7 

1.8 

2,&  1 0 

34 

3 1 

I 

17 

20 

15 

— 

Fvhraftr  . 

23,S 

31,6  98,» 

SM 

2,8 

7,4  6,2 

7,4 

2.7 

4,0 

2,0 

*.»  0 

86 

8 C 

4 

8 

6 

11 

18 

1 

M«re.  . 

23, H 

33,*  23, t 

26,8 

6,4 

6,9  I 6,0 

0,4 

2,» 

3.9 

2,* 

2,8  1 1 

15 

4 a 

6 

85 

20 

14 

2 

— 

April . . 

22.2 

84,6  23,2 

25,9' 

;■  5.1 

6,1  1 4.4 

5,3 

1.9 

3,7 

1.» 

2,8  1 

20 

2 | 5 

*J 

84 

6 

19 

5 

— 

Mai  . . 

21.4 

33,1,  23.5 

25,5 

| 5.6 

5.9  1 5,6 

5,7 

2,8 

3,f» 

2.« 

3.0  1 

1 23 

3 3 

y 

43 

6 

B 

6 

— 

Juni  . . 

154 

31,1 1 Iß,  1 

IM 

' 0,4 

6,0  5,4 

M 

2,0 

3.1 

1,7 

2.3  t 0 

1 4 

2 1 

10 

7« 

3 

4 

ti 

— 

Juli  . . 

16,2 

34,»’  19,9 

224 

1 4.4 

4,9  | 3,3 

4.7 

« 1 
“t* 

3,* 

2,1 

2,7  ! I 

, 32 

2 | 3 

4 

46 

o 

6 

4 

— 

Jahr 

*M  | 

83,1}  22, i] 

24,9 

II  5.» 

5.8  j 6.« 

5,7  | 

S,i  | 

3,6 

1.» 

2,*  f SO 

11351 

SS  [ 2!» 

56 

375 

toi 

US 

116 

19 

Die  Regenmesser- Beobachtungen  Carstens*  sind  in  der 
folgenden  Tabelle  mit  einer  zweijährigen  Beobachtungsreihe 
1879 — 81  vereinigt,  welche  wir  Herrn  J.  8.  Gardis  in 
Cuyabd  verdanken.  Herr  Gardis,  ein  Franzose,  hat  seine 
Messungen  mittels  Wägung  ausgeführt.  Das  Regenwasser 
wurde  durch  einen  Trichter  von  */j  Quadratdezimeter  Öff- 
nung aufgefangen  und  flofs  in  eine  Flasche  ab.  Die  Wage 
gab  1 Gramm;  5 Gramm  entsprachen  1 mm  Höhe,  so  dafs 
also  die  Millimeter  hinreichend  verbürgt  sind. 

Leider  sind  die  Messungen  nicht  jeden  Tag  gemacht 
worden,  so  dafs  die  Zahl  der  Regentage  nicht  mit  Sicher- 
heit festgestellt  werden  kann. 

Tabelle  2. 


Reg enbeo ba ch tu ngen  tu  Cuyabd  von  J.  S.  Gardis  (September  1879 
bis  Juni  1881)  und  August  Carstens  (Auguit  1884  bis  Juli  1885). 


1879—80 

Menge  mra 
1*80— Hl 

1884-95 

1879-80 

Tage. 

1880-81 

1884—85 

August  . . 

— 

4 

20 

— 

1 

2 

September . 

16 

59 

87 

1 

3—10 

9 

Oktober 

119 

96 

105 

9 

7 

11  3) 

November  . 

180 

142 

117 

12  — 17 

7 

13 

Dezember  . 

257 

351 

151 

18—24 

12-14 

13 

Januar  . . 

348 

306 

222 

14 

12—16 

15 

Februar 

260 

156 

319 

19 

7—11 

14 

Mürz  . . 

361 

182 

111 

15 

8—13 

15 

April  . . 

1*7 

120 

35 

11 

7 

3 

Mai  . . . 

25 

84 

65 

4 

3 

4 

Juni  . . 

12 

12 

0 

1 

2 

1«) 

Juli . . . 

7 

0 

26 

1 

0 

2 

J a b r . . 

1732 

1512 

1258 

105—116 

68—90 

102 

l)  Eine  zweifelhafte  Beobachtung  ausgeschlossen. 
*)  Berechnet  von  A.  Hupen. 
s)  Diese  Zahl  unsicher. 

4)  Xur  etwas  Staubregen. 

Petermanns  Oeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  VI. 


Die  Regenzeit  beginnt  in  Cuyabd  mit  den»  September 
und  hört  auf  im  Mai.  Von  Juni  bis  August  kommen  nur 
ganz  ausnahmsweise  Hegenfdlle  vor,  und  diese  Monate  re- 
präsentieren daher  die  eigentliche  Trockenzeit. 

Die  gröfsten  Regenmengen  fallen  in  den  Monaten  De- 
zember bis  März.  Der  gröfste  Regonfall  betrug  111  mm 
am  13.  Februar  1885;  er  dauerte  nur  5j-  Stunden. 

Gewitter  scheinen  nur  im  Beginn  der  Regenzeit,  Sep- 
tember bis  November,  aufzutreten. 

Für  die  Klimatologie  des  Rcisegebietes  von  Cuyabd  bis 
zur  Mündung  des  Schingd  haben  wir  durch  regeimufsige 
meteorologische  Aufzeichnungen  bei  unsrer  raschen  Vor- 
wärtsbewegung nur  weniges  von  allgemeiner  Bedeutung 
erlangen  können.  Diese  Aufzeichnungen  besitzen  allein 
Wert  zur  Charakteristik  des  Wetters  während  der  Reise 
und  sind  deshalb  in  extenso  in  die  Reisebeschreibung  des 
Herrn  Dr.  von  den  Steinen  aufgenommen. 

Hier  soll  der  Witterungscharakter  ganz  allgemein  be- 
sprochen werden. 

Die  Temperaturverhältnisse  auf  dem  Plateau  mögen 
durch  folgende  kleine  Tabellen  (s.  Anfang  der  nächsten 
Seite)  illustriert  werden,  obwohl  die  Zahlen  sich  Uber  ganz 
kurze  Zeiträume  erstrecken. 

Die  Morgentemperatnren  waren  in  der  Regel  niedrig. 
Die  Minimaltemperatur  betrug  6,3  ° am  16.  Juli.  Wir 
froren  in  den  Nächten  ganz  empfindlich,  und  häufig  war 
es  wegen  der  Kälte  unmöglich,  in  der  Hängematte  zu  schla- 
fen; wir  legten  uns  dann  direkt  auf  den  Boden.  An  Orten, 
welche  oberhalb  eines  tiefen  Thaleinschnittes  lagen,  wie 
Boa  Esperanza  und  Desengano,  waren  dagegen  die  Morgen- 
teraperaturen  gemäfsigt,  18 — 20  *. 


22 


170 


Bericht  Uber  die  Schingü  - Expedition  1884. 


Extrem- 

therroomot. 

Temperaturen 

ttn  Boden 

auM.  Hoden 
Kux«)  »u 

s.n.t  tx-lcv'kt). 

7* 

2.  J *r 

Mittel 

7.3. 9.i 

6* 

2»* 

Min. 

Max. 

15.  VI. 

1 7,«*  127,0,  ID, 0 
12.4  32.7  IG.» 

20,5 

26,7 

1)1«»  Boden* 

Rio 

1«. 

19.4 

25,1 

13,0 

40,0 

temporal,  »lud 

17. 

14.e  32,8  IH.e 

20.7 

25,7 

25,7 

14,7 

4«, 7 

an  einem  mit 

480  m 

18. 

15,t]30.4  18,* 

20,9 

25,3 

15 

47,2 

umwickelten 

IS. 

14,8  31.:  1 8,1* 

20,* 

26," 

44.2 

Thermometer 

20. 

14,1  Sl.“il7,» 

20,1 

25.« 

15,8 

44,9 

Ketnexten. 

Mittel 

14,7  30, S 18,1 

20,4 

25,4 

25,7 

14,6 

44.5 

Cor-  | 

27.  VI. 

11,*  27, & 17,1 

18.» 

ker  Südwind, 

rego  | 

28. 

10, e 30,1  Hi.« 

18,2 

41.7 

welcher  Kiiltc 

Fu  »ttfoj 

23. 

12,4  31,"  17,* 

13,7 

>4,0 

24,i 

14,1 

40,0 

brachte. 

470m  1 

30. 

1 2,7 

31,2  17,0 

19,5 

14,8 

4 7.S 

Mittel 

11,7 

20,9  17,0 

18,9 

Pa-  | 

2.  VII. 

— 

30, *18,7 

rana- I 

3. 

13,* 

31,1,17,4 

tinya  \ 

4. 

13, t 

31/*  — 

430  ml 

5. 

13,1 

30,2'  — 

Mittel 

13,4130»$  17,0 

20,0 

1.5.  VU. 

7,7  30,7  1 1,9 

15.4 

IG. 

6.»  — | ■ 

— 

18. 

8,4  32,0  17,7 

18.8 

Rio 

13. 

10, * 31,0  18.0 

19.« 

Bn- 

20. 

14,9  30,o  •_>»,; 

22,5 

iovy 

21. 

16.4  30.7  22.* 

23,7 

480  m 

22. 

16,8  35.«  20,0 

23,1 

23. 

15.7  34.0  20,7 

22,s 

24. 

15,0132,1  10,o 

21,3 

25. 

13,7| 

Mittel 

12,1  32,ii  13,7 

20,8 

Das  leuchte  Thermometer  stand  in  den  Morgenstunden 
nur  wenige  Zehntelgrad  unter  dem  trocknen ; die  Luft  war 
nahezu  mit  Feuchtigkeit  gesättigt,  und  es  fand  starke  Tau- 


bildung statt,  welche  nilein  zu  erkläreu  vermag,  wie  bei 
der  monatewährenden  Trockenheit  die  zahlreichen  Quollen 
des  Plateaus  nicht  versiechen.  Gegen  Mittag  dagegen  be- 
trug die  Differenz  von  feuchtem  und  trocknem  Thermo- 
meter 13  und  mehr  Grade,  woraus  sich  eine  relative  Feuch- 
tigkeit von  75 — 80  °/o  im  Durchschnitt  berechnet. 

Die  Nächte  auf  dem  Plateau  waren  immer  klar.  Mittags 
wurde  der  Horizont  rings  von  mächtigen  Cumuli  umsänmt. 
Ebenso  herrschte  in  den  Xächton,  sowio  abends  und  mor- 
gens gewöhnlich  vollkommene  Windstille.  Dagegen  setzte 
mit  Hegelmäfsigkeit  um  10*  oder  11*  ein  scharfer  NE-  bis 
NW- Wind  ein,  meistens  N.  Er  kam  in  Stöfsen,  die  häufig 
5 der  ßeaufortskalu  erreichten.  Dieser  Wind  liefs  nach- 
mittags ab  und  hatte  sich  um  3p  vollständig  gelegt.  Da 
in  Cuyabä  in  dieser  Jahreszeit  der  Südwind  dominiert,  so 
darf  man  vielleicht  an  eine  Luftbewegung  denken,  welche 
durch  dio  starke  Bestrahluug  des  Plateaus  in  den  wolken- 
armen Monaten  hervorgerufen  wird ; dann  müfste  ja  die  Luft 
von  den  Niederungen  in  N und  S des  Plateaus  nach  die- 
sem zusamraenfliefsen.  Dafür  würde  auch  sprechen,  dafs 
au  einigen  bewölkten  Tagen,  am  21.,  23.  und  24.  Juli,  der 
Nordwind  ganz  ausblieb. 

Ein  sehr  hübsches  Schauspiel  gewährten  kleine  Cumnli, 
welche  sich  stets  in  einiger  Höhe  über  grofsen  Wiesen- 
hränden  bildeton. 

Für  dio  Temporaturverhältnisse  längs  des  Flusses  sind 
die  gemessenen  Wassertemporaturen  von  einigem  Interesse. 
Dieselben  mögen  daher  zugleich  mit  den  jeweiligen  Ab- 
weichungen von  der  Lufttemperatur  hier  verzeichnet  werden. 


t — Lufttemperatur,  t'  = Wiuaerteroperatur. 


Ort 

Alten« 

t' 

8 5— 6* 
t— t' 

Früh  6—7* 
fl  t-t' 

Ort 

Abend« 
t'  [ t— t' 

F 

P 

ruh 

t-t- 

Ort 

Ab 

t' 

ond« 
t— t' 

F 

t' 

Wh 
1— i' 

91.  VII. 

1. 

20,7 

—4,* 

23/24.  VIII. 

27,0 

—0,9 

25,7 

— 10,» 

20/21.  IX. 

50. 

29,4 

—4,0 

28,1 

-8,1 

26. 

*># 

21,9 

-5,8 

25. 

26. 

25,1 

—11,1 

22. 

51. 

28.8 

—6,7 

27. 

21,« 

—6,8 

25  26. 

27. 

26, 8 

-1.4 

25,7 

-10,1 

24  25. 

52. 

31,0 

—5,« 

30,0 

—9,1 

i.vm. 

5. 

22,3 

— 11,4 

26/27. 

28. 

26,9 

-1,« 

25,$ 

—8,4 

27. 

54. 

29,9 

—6,9 

1*. 

6. 

23,0 

+ t,J 

21,» 

— 10,4 

28. 

29. 

26,1 

— 10,* 

28. 

55. 

29,0 

-7.» 

2 3. 

7* 

23.4 

5,7 

21,8 

-9,S 

28/29. 

30. 

27.7 

-2,4 

26,1 

—9,6 

28/29. 

56. 

30,7 

— 4,a 

30.5 

-8,* 

3.4. 

8. 

24,1 

-(•  1,0 

21,« 

—9,8 

29/30. 

31. 

27,7 

— 1,0 

26,  S 

—7.» 

29. 

57. 

31.7 

4,5 

4 5. 

9. 

23,1 

4- 2,4 

22,0 

— 10,0 

31. 

32. 

25,8 

—6.4 

l.X. 

68. 

29,0 

—6,» 

6/6. 

10. 

23,7 

— 1.7 

22,1 

—10,7 

31. VIII.  l.IX. 

83. 

2+9 

—3.1 

25,7 

— 6.8 

3. 

60. 

29,1 

—6,« 

6/7. 

11. 

23  ,♦ 

-f-  1,* 

22,» 

— 7,5 

1,  2.  IX. 

34. 

28.0 

— O 7 

25,7 

— 5,1 

3. 

61. 

32,0 

—2,5 

7,8. 

12. 

23,» 

4-  0,7 

23,0 

— 7,» 

2/8. 

36. 

26,4 

—3,4 

25.» 

-4,8 

6. 

63. 

30,0 

—6,1 

8,9. 

13. 

24, J 

-0,1 

23,7 

—6,8 

6. 

37. 

28,1 

—5,7 

8 9. 

65. 

31,9 

— 1,0 

30.2 

—7,4 

9/10. 

14. 

25,0 

T 0,5 

23.7 

— 6,8 

7 8. 

38. 

27,8 

—3,7 

26,  * 

— 4.» 

11. 

67. 

30.5 

-8,7 

10/11. 

15. 

25,7 

-r  o.» 

24.0 

-5,« 

8/9. 

39. 

28, J 

-5,4 

26,0 

— 4.7 

13. 

69. 

3t, 7 

-2,8 

16. 

17. 

23,7 

-12.« 

9. 

40. 

28.5 

—2,7 

27,7 

—6,7 

15. 

70. 

30,* 

— 5,S 

16,17. 

18. 

25,0 

— 0,1 

23,» 

— 12,3 

12. 

41. 

28.5 

—6,1 

17. 

72. 

29,8 

-9,* 

18. 

19. 

23,7 

—9,7 

12  13. 

42. 

28,9 

— 2,7 

28.» 

—Li 

18/19. 

20. 

25,0 

o,o 

24,* 

-9,1 

13. 

43. 

29,7 

-5,« 

19  20. 

21. 

26,0 

+ 0,1 

25,1 

-5,8 

14  15. 

44. 

31,0 

— 4.« 

27,0 

— 6,4 

2t. 

23. 

25,8 

4- 1»* 

»8  19. 

48. 

29,1 

-5,1 

29.0 

—6,7 

, 

22  23. 

24. 

26,0 

0,4 

25,* 

-5,* 

20. 

49. 

27, S 

—4,9 

Der  gröfste  Unterschied  zwischen  Morgen-  und  Abend- 
temperatur des  Wassers  betrug  4 * vom  14.  bis  1 5.  September. 


Um  ein  Bild  von  dem  Verlauf  der  Wassertemperaturen  zu 
gewinnen,  kann  man  dieselben  zur  Konstruktion  einer  Kurve 


Digitized  by 


Bericht  über  die  Schingü -Expedition  1884. 


171 


benutzen , deren  Abscissenpunkte  durch  die  geographische 
Breite  der  einzelnen  Orte  zu  bestimmen  siud.  Dann  sieht  man, 
wie  von  14—12  * S.  Br.  auf  dom  Itio  Batovy  die  Wassorteui- 
peratur  um  5®  wächst:  bei  Punkt  1 beträgt  t'  ungefähr 
= 22®,  bei  Punkt  31  =27®.  Auf  dem  Schingii  verteilt 
eich  die  Zuuahme  von  4 ° auf  die  grofse  Strecke  von 
12 — 3®  S.  Br.;  davon  fallen  3®  auf  12 — 8°  S.  Br.;  von 
8 — 3 ° S.  Br.  bewegten  sich  die  Wassertemperatnren  nur 
zwischen  30  und  31°  C. 

Wieviel  von  dieser  Temperaturzunahme  auf  Kechnuug 
der  mit  der  Jahreszeit  vorrückenden  Sonne,  wieviel  auf 
Rechnung  der  gröfsorn  Nähe  am  Äquator  zu  setzen  ist, 
kann  natürlich  nicht  entschieden  werden.  Es  ist  hier  nur 
das  Faktum  dieser  Zunahme  zu  konstatieren. 

Das  Mittel  aus  den  täglichen  Extremen  der  Wasser- 
temperatur war  stets  gröfser  als  das  Tagesmittel  der  Luft- 
temperatur; es  kann  3,5°  ungefähr  als  Mittelwert  dioser 
Differenz  gelten. 

Das  Bad  in  Schingii  empfand  man  auch  unter  Tags  als 
ein  wärmendes. 

Den  orsten  Regenfall  seit  unserm  Abmarsch  am  24.  Mai 
notierten  wir  am  2 3.  August  auf  dem  Rio  Batovy.  In 
Cuyabä  war  schon  der  20.  August  der  erste  Regentag. 

Doch  hatten  wir  im  September  16  Tage  mit  teilweise 
sehr  heftigen  Niederschlägen  und  Gewittern  auf  der  Strecke 


von  11 — 7°  S.  Br.,  während  in  Cuyabä  im  September  nur 
9 Regentage  verzeichnet  wurden. 

Am  Schingii  war  also  die  Regenzeit  schon  intensiver 
cingetreten.  Von  7 * ab  bis  zur  Volta  hatten  wir  dagogen 
nur  wenig  unter  Regen  zu  leiden,  obwohl  fast  nllo  Tage 
einige  Tropfen  Regen  fielen,  oder  wenigstens  ein  Wetter 
an  uns  vorüberging.  Es  schien  daher,  als  ob  wir  uns  aus 
dem  Gehiet.  für  welches  die  Regenzeit  schon  im  September 
begonnon  hatte,  allmählich  entfernten;  damit  würde  auch 
iibereinstimmen,  dafs  bei  den  Kantschukhändlern  oberhalb 
der  Volta  die  Monate  Dezember  bis  Mai  die  eigentliche 
Regenzeit,  „den  Winter“,  repräsentieren.  Am  untern 
Schingii  verschiebt  sich  diese  Regenzeit  noch  um  einen 
weitern  Monat  Januar  bis  Juni;  diese  Monate  sind  zu- 
gleich die  Zeit  des  höchsten  Wusserstnndos  und  zwingen 
daher  die  Seringeiros , ihre  Wohnsitze  auf  den  niedrigen 
Waldinseln  zu  verlassen.  Die  höchste  Wassermurke  lag 
oberhalb  der  Volta  4 m über  dem  damaligen  WasserBtand, 
unterhalb  der  Volta,  wo  sich  das  Klufsbett  des  Schingii 
bedeutend  erweitert,  waren  es  nur  3 m.  Vergleichen  wir 
damit  die  beträchtliche  Standdifferenz  von  10 — 14  m,  welche 
der  Amazonasspiegel  innerhalb  eines  Jahros  erleidet,  so 
kommt  uns  die  weit  markantere  Plastik  des  obern  Araa- 
! zonasgebietes  im  Vergleich  zu  den  hier  erörterten  Verhält- 
nissen zum  Bewufstsein. 


Asymmetrische  Tliäler. 

Von  Dr.  Vincenz  Hilber,  Privatdozenten  in  Graz. 


Wer  aus  der  Sandsteinzone  der  Karpaton  in  das  ost-  , 
galizische  Flachland  hinabsteigt,  gelangt  zuerst  auf  die 
Hügclwellen  der  mioeänen  Salzthonbildung.  Die  Faltung 
ihrer  Schichten  zwingt  den  Geologen,  sie  mit  dem  Gebirge 
zu  verknüpfen , während  sie  der  Geograph  wegen  der  ge- 
ringen Erhebung  ihrer  Kämme  davon  trennt.  Die  Nord- 
wärtswanderung führt  in  das  Thal  des  Duiester,  der  breit 
und  langsam  seine  trüben  Fluten  dahinwälzt.  Viele  Meilen 
weit  ist  keine  Brücke  über  den  Strom.  Eine  Seilfähre,  bei 
Hochwasser  ein  freiscliwimmendes  Hofs  für  Wagen,  ein 
Kahn  für  einzelne  Personen  führt  hinüber.  Jenseits  dos 
Thaies  steigen  wir  ungefähr  200  m ornpor.  Wir  stehen 
auf  der  podolischen  Platte.  Auf  der  baumarmen  Ebene 
bieten  die  verstreuten  jüdischen  Schenken,  alle  nach  einerlei 
Bauart  angelegt , fast  die  einzigen  Ruhepunkte  für  das 
schweifende  Auge.  Hier  und  da  eine  weidende  Horde  oder 
eine  Gruppe  Feldarbeiten,  von  einem  herrschaftlichen  Auf- 
seher zur  Arbeit  angetrieben,  sind  nahezu  die  einzigen 


Spuren  des  Lebeus  auf  der  weiten  Fläche.  Die  ununter- 
brochene Erstreckung  der  letztem  ist  aber  nur  eino  schein- 
bare. Bald  stehen  wir  vor  einem  tief  eingerissenen  Thale. 
Dort  finden  wir  Wasser,  Bäume,  Felsen,  Häuser,  ja  Dörfer 
und  Städtchen.  Wenn  wir  in  eins  der  zahlreichen  Seiten- 
thäler  des  Dniesters  geraten  sind,  welche  Bich  fast  gerad- 
linig von  Norden  nach  Süden  gegen  den^otztorn  erstrecken, 
so  fällt  uns  sofort  eino  eigentümliche  Erscheinung  auf;  der 
polnische  Forscher  Lomnicki  hat  dieselbe  im  Jahre  1880 
in  kurzer  Weise,  ohne  einen  Erklärungsversuch  zu  gebeu, 
zuerst  berührt. 

Wir  steigen  von  Westen  her  über  eine  sanft  geneigte 
Böschung  hinunter,  welche  nnsern  geologischen  Studion 
nur  den  verbreiteten  gelben  Lehm  der  Gegend,  den  Löfs 
darbietet.  Anders  auf  dem  Ostgehängc.  Steiler  und  müh- 
samer geht  der  Anstieg  hinan.  Aber  dafür  werden  wir 
entschädigt  durch  den  Anblick  der  Erdschichten,  welche 
wir  auf  der  Hochebene  unter  nnsern  Fiifsen  hatten.  Eiu 


172 


Asymmetrische  Thäler. 


von  dieser  aus  niedergetriebenes  Bohrloch  würde  uns  die 
gleiche  Schichtenfolge  zeigen , welche  uns  die  Thalwand 
aufschliefst.  Dio  untersten,  an  die  Thalsohle  grenzenden 
silurischeu  und  devonischen  Schichten  berichten  von  einer 
Zeit,  in  welcher  das  tierische  I.eben  noch  fast  ganz  auf 
das  Meer  beschränkt  war.  Das  Fehlen  der  Karbon-,  Dyas- 
nnd  Trias -Sedimente  in  der  podolischen  Platte  versetzt 
uns,  und  zwar  au  einer  einzigen  Stelle,  sogloich  in  dio 
Juraperiode.  Die  obere  Kreide  finden  wir  in  allen  gröfsern 
podolischen  Thäleru  in  mariner  Ausbildung  vertreten  und 
darüber  die  konchylioureichen  Meeresachichten  der  miociinen 
Zeit.  Mit  ihnen  haben  wir  wieder  die  löfsbedeckte  Plateau- 
hohe  erreicht. 

Es  mag  gleich  hier  bemerkt  werden,  dafs  die  oben  be- 
schriebene, von  Tietze  für  selbständig  gehaltene  Einseitig- 
keit des  Löfses  in  diesen  Gegenden  als  eine  Folgeerschei- 
nung der  ungleichen  Büschung  zu  botrachten  ist , deren 
Anlage  sowie  nachweislich  die  Einfurchung  der  Thäler  in 
dio  Zeit  vor  Absatz  des  Löfses  zu  verlegen  ist. 

In  dem  nächsten  nordsiidlichen  Thale  folgt-  die  gleiche 
Erscheinung  der  ungleichen  Gehüugböschung ; mit  ihr  hängt 
der  Umstand  zusammen,  dufs  die  Wnsserschoido  zwischen 
je  zwei  Flüssen  einseitig  gelegen  ist,  nahe  an  der  steilem 
Wandung  der  durch  die  Flüsse  abgeschnittenen  Plateau- 
segmente.  Die  Umrisse  der  Rücken,  welche  von  dem  un- 
gegliederten Hauptstamme  der  Platte,  ihrer  Hauptwasser- 
scheido,  nach  Süden  laufen,  lassen  sich  so  mit  jenen  der 
Kiistendiinen  vergleichen , welche  meerwärts  einen  sanften, 
landwärts  einen  steilen  Abfall  und  dantm  auch  eine  land- 
wärts gelegene  Kückenlinie  besitzen , oder  mit  jenen  vom 
Winde  getriobener  Wogen,  deren  Form  die  gleiche  Orientie- 
rung gpgen  den  Wind  zeigt,  wie  jene  der  Dünen  (Fig.  1 u.  2). 

Noch  zutreffender  würden  diese  Vorgleiche  in  ihrer 
Anwendung  auf  das  Hügelland  der  östlichen  Mittelsteior- 
mark  seiu,  weil  dort  nicht  gewölbte  Plateaustücke,  sondern 
echte  Rücken  zwischen  den  Thülern  liegen.  Dort  schnei- 
det die  Mur  durch  ihren  beim  Austritte  aus  den  Alpen 
südlich,  weiterhin,  naho  dem  Unterlaude  östlich  gerichteten 
Lauf  die  in  die  Atpenbncht  eingelagerten  tertiären  Massen 
in  zwei  Stücke  auseinander.  Das  östliche  derselben  mit 
dem  von  vulkanischen  Gesteinon  und  Heilquellen  begleite- 
ten Gleichenberg  in  der  Mitte,  wird  durch  oino  Reihe 
uordsüdlicher  Thäler,  welche  zum  östlichen  Muraste  laufen, 
entwässert.  Die  Rücken  sind,  wie  in  Ostgulizion,  auf  ihrem 
westlichen  Abhänge  weit  stoilor  als  auf  dem  östlichen  und 
fragen  ihre  Wasserscheiden  nahe  der  Westsoito.  Sie  be- 
stehen aus  miocituen  Thonen,  Sauden  und  Schottern,  inner- 
halb welcher  dio  Stellen  alter  Vulkane  durch  mächtige 
Basalt-  und  Trachytkuppen  bezeichnet  sind. 

Die  in  Redo  stehenden  einseitigen  Thalsteilränder  haben 


mit  Flufssteilrändem  weder  Erscheinung  noch  Ursache  ge- 
meinsam, was  wohl  zu  beachten  ist. 


Fig.  2. 

Eine  kartographische  Darstellung  derartiger  Verhält- 
nisse der  Thalgehängböschungen  hat  kürzlich  Penck:)  aus 
der  Tertiärlandschaft  nordöstlich  von  Lundshut  in  Bayern 
gegeben,  ohne  indes  im  Text  auf  dieselben  einzugehen. 

Die  besprochene  Erscheinung,  welche  man  ebensowohl 
als  Asymmetrie  der  Rücken , wie  als  jene  der  Thäler  be- 
zeichnen könnte,  ist  keineswegs  auf  moridionalo  Thäler  be- 
schränkt. Studien  dor  mir  zugänglichen  Spezialkarten  liefson 
erkennen,  dafs  auch  dio  den  Breitengraden  und  den  Zwischen- 
richtungen folgenden  Thäler  die  gleiche  Eigentümlichkeit 
zeigen  können.  So  liegt  die  Wasserscheide  zwischen  den 
ostwestlich  laufenden  Flüssen  Maros  und  Kis  Kuküllü  in 
Siebenbürgen  nahe  dem  letztem  (Blatt  20,  XXXI  dor 
neuen  Generalstabskarte) ; desgleichen  die  Scheide  zwischen 
den  gleich  gerichteten  Unterläufen  der  Lassnitz  und  der 
Kainnch  in  Steiermark  nahe  der  erstem  (Blatt  18,  XIII), 
in  beiden  Fullen,  wie  nicht  anders  möglich,  mit  den  ent- 
sprechenden Böschungsverhältnissen  der  Thalwände. 

Nach  diesen  wenigen  Beispielen  einer  trotz  ihrer  all- 
gemeinen Verbreitung  noch  so  wenig  gewürdigten  Erschei- 
nung, dafs  sio  in  kein  Lehrbuch  der  Geologie  oder  der 
physikalischen  Goographio  Eingang  gefunden  hat,  möge 
ihre  Erklärung  folgen. 

Bereits  Bütimeyer3)  hat  das  zu  immor  vollerer  Aner- 
kennung gelangende  Rückwärtswachsen  der  Thäler  und  den 
Einflufs  der  Erosionsbasis,  als  welche  Tbalriegel  (für  die 
flufsaufwärts  gelegenen  Strecken)  oder  dor  Spiegel  des  Haupt- 
flusses , eines  Socb  oder  des  Meeres  (überhaupt  eigentlich 
für  jeden  Punkt  oiu  beliebiger  flufsabwärts  gelegener)  wirk- 
sam sind , betont.  Ein  Abwärtsrücken  der  Erosionsbasia 

')  Die  rollen  Linien  bedeuten  die  Flüsse,  die  punktierten  die  Gren- 
zen des  Tlialkoden*  und  die  gestrichelten  die  Kämme. 

*)  Kirrhhutfs  Uinderkunde:  Penek,  Dis  Deutsche  Reich,  1886,  S.  139. 

*)  Th«l-  und  Seebildung,  1869. 


Digilized  by  Google 


Asymmetrische  Thäler. 


173 


btt  stärkeres  Gefälle  und  damit  ErosioDsvermebrung  im 
Gefolge. 

Den  Einfluß  der  Tiefe  der  Erosionsbasis  auf  die  Lage 
der  Wasserscheiden,  und  unter  diesen  namentlich  der  Längs- 
wasserscheiden, hat  Gilbert1)  richtig  erkannt:  „In  gleichem 
Material  und  bei  gleichen  Wasserquantitäten  hängt  der 
Grad  der  Erosion  für  zwei  Abhängo  von  deren  Neigung 
ab.  Der  steilere  wird  stärker  abgetragon.  Es  ist  augen- 
scheinlich, dafs,  wenn  die  zwei  Abhängo  auf  entgegen- 
gesetzten Seiten  einer  Wasserscheide  sind,  die  stärkere  Ab- 
nutzung des  steilem  die  Wasserscheide  gegen  die  Seite  des 
sanftem  bewegt.  Dio  Wirkung  hört  auf  und  die  Wasser- 
scheide wird  erst  dann  stationär,  wenn  das  Profil  der  Wasser-  j 
scheide  symmetrisch  geworden  ist.“  Jener  Forscher  erörtert 
dann  den  Fall,  wo  von  zwei  parallelen  Flüssen  der  eino 
durch  harte  Massen  in  seiner  Erosion  gehemmt  wird,  so 
dafs  der  Nachbar  sein  Bett  stärker  vertieft.  Dio  Folgo 
wird  eiu  Rücken  der  Scheide  gegen  don  höher  fliefsenden 
Strom  sein. 

Gilbert  läfst  den  Erosionsprozofa  der  Herstellung  gleicher 
Böschungen  zustreben.  Wir  werden  sehen,  dafs  das  End- 
ziel das  umgekehrte  ist,  diesem  Geologen  aber  in  bezug 
auf  die  Wirkung  verschieden  tiefor  benachbarter  Rinnen  auf 
die  zwischenliogende  Wasserscheide  beistimmen  und  jener 
von  ihm  als  möglich  erkannten  Ursache  dieser  verschiedenen 
Tiefe,  ohne  sie  indes  auszuschliefsen , eine  andre  ungleich 
häufigere  gegonüberstellen. 

/\/\ 

Kg.  3.  Kg.  4.  Kg.  5. 

Kg.  ß.  Kg.  7. 

Wenn  der  eino  zweier  parallelen  Flüsso  (Fig.  3)  in  der 
Vertiefung  seines  Bottes  vorunoilt  (Fig.  4),  so  wird  für  das 
ihm  zugekehrto  Gehänge  des  trennenden  Rückens  eine  tie- 
fere Erosionsbasis  und  damit  ein  stärkeres  Gefälle  herge- 
stellt. Die  Durchschnittsneigung  dos  Gehänges  ist  ver- 
stärkt, die  Abtragung  des  ausspringenden  Winkols  führt 
zu  einer  Neignngsverstärkung  auch  in  den  oborn  Teilen 
(Fig.  5),  die  Folge  der  verstärkten  Neigung  des  Gehänges 
ist  seine  stärkere  Abtragung,  welche  Ermäfsigung  dos  Go- 
fälles  im  Gefolge  hat.  (Die  Richtung  der  Abtragung  ist 
dio  der  stärksten  Neigung,  dio  Senkrechte  nuf  dio  Tbal- 
richtung;  sie  ist  bei  parallelen  Flüssen  auch  die  Senkrechte 

t)  Geolog?  of  the  Henry  Mountain»  1877.  p.  140 — 141. 


auf  das  Nachbarthal,  gelangt  aber  bei  nicht  parallelen  Flüs- 
seu  mit  der  Abtragungsrichtung  des  gegenüberliegenden  Ab- 
hanges auf  der  Kammlinie  des  Rückens  zur  Verschnei- 
dung. Die  Abtragungsrichtung  ist  bei  Thälem,  welche 
senkrecht  auf  dem  Hauptthale  stehen,  mit  letztem  parallel, 
bei  schief  stehenden  dagegen  nicht.)  Es  tritt  ein  Stadium 
ein,  in  welchem  die  Neigung  wieder  gleich  der  eingangs 
angenommenen  geworden  ist  (Fig.  6).  Dies  ist  die  von 
Gilbert  als  letzte  angenommene  Phase  des  Vorganges.  Die 
angeführten  Beobachtungen  aber  lehrten  eino  in  gTofser 
Regelmäfsigkeit  auftretende  Ungleichböschung  der  Rücken 
kennen.  Auch  das  läfst  sich  erklären.  Mit  der  Annähe- 
rung an  das  in  Fig.  6 dargestellte  Stadium  ist  nämlich 
ein  neuer  Faktor  hinzugetreten.  Die  Nicderschlagsfiäche 
der  dem  tiefem  Thal  zugekehrten  Rückenseite  hat  sich 
vergrößert.  Dio  vermehrte  Menge  des  abfiiefsenden  Was- 
sers zieht  eino  weitero  Verstärkung  der  Erosion  und  da- 
durch eino  weitere  Gofüllscrmäfsigung  nach  sich,  und  der 
Rücken  wird  nouordings  unsymmetrisch  (Fig.  7),  und  zwar 
im  entgegengesetzten  Sinne  zu  der  Asymmetrie  der  Figur  5, 
welche  die  Einleitung  des  Vorganges  war. 

Zugleich  ist  eine  seitliche  Verschiebung  des  Kammes 
und  eine  Erniedrigung  desselben  eingetreten. 

Es  brauchte  wohl  kaum  ausdrücklich  bemerkt  zu  werdon, 
| dafs  die  einzelnen  Phasen  unmerklicher  ineinander  über- 
gehen, als  dies  in  der  gegebenen  schematischen  Darstellung 
der  Fall  ist. 

Eine  stetige  Aufeinanderfolge  immer  tieferer  Thäler 
würde  nach  diesen  Darlegungen  dio  aus  Oststeiermark  und 
Ostgalizien  vorliegenden  Verhältnisse  erklären.  Dioso  Auf- 
einanderfolge besteht  nun , wie  aus  den  Karten  ablösbar, 
in  der  Timt.  Jono  Zuflüsse  des  Dniesters  und  der  Mur 
bewogen  sich  in  von  Westen  nach  Osten  au  Tiofo  zuneh- 
menden Tlüilcrn.  Die  Ursache  dioser  Tiofen/unabme  liegt 
in  den  beiden  Hauptthälern.  Dniostcr  und  Mur  fließen 
von  Westen  nach  Osten.  Es  hat  also  jedes  der  in  diesen 
Richtungen  aufeinanderfolgenden  Seitenthäler  eine  um  so 
tiefere  Mündung,  je  weiter  dasselbo  nach  Osten  liegt.  Das 
MUnduugsuivcuu  ist  über  die  Erosiousbasis  für  diosu  Seiten- 
thäler,  cs  bestimmt  die  Thaltiefeu.  (In  Figur  1,  wio  in  den 
Figuren  9 — 11  versinnlicht  das  Dickenverhältnis  der  die 
Flüsse  darstellenden  Linie  den  Grad  ihrer  Eintiefung.) 

Das  ideale  Querprofil,  welches  Supan ')  von  dem  Nord- 
abhange  der  Otzthalor  Alpen  gibt,  veranschaulicht  dio  ge- 
schilderten Erscheinungen  der  Asymmetrie , ebgloich  die- 
selben iu  der  Abhandlung  solbst  nicht  erwähnt  werdon,  in 
ausgezeichneter  Weiso,  um  so  mehr,  al  die  absoluten  Zah- 
len der  Thalbodenhöhen  eingesetzt  sind  (Fig.  8). 

l)  Studien  übei  die  Thalbildungen  im  «»fliehen  Uraubiinden  &(. 

| Mitteil.  Geogr.  GeaclUcb.,  Wion  1877,  Tafel  VI. 


Digilized  by  Google 


174 


Asymmetrische  Thäler. 


jener  Gründe  entwickelt,  welche  unten  als 
wirkliche  Ausnahmen  von  dem  Gesetze  be- 
zeichnet werden  sollen. 


Fi#.  8- 

Die  verzeiehnoten  Tlniler,  Kaunser-,  Pitz-  und  Otzthal, 
haben,  da  das  sie  aufnehmende  Innthal  daselbst  von  Wösten 
nach  Osten  abwärts  verläuft,  in  der  Richtung  ihrer  Tiefen- 
zunahme immer  tiefer  liegende  Mündungen;  die  sie  tren- 
nonden  Kämme,  die  Wasserscheiden,  sind  nach  dem  hohem 
Thal,  dom  westlichen  Nachbar  zu,  golegen.  In  das  Profil 
ist  auch  der  Inn  einbezogen,  da  er  westlich  von  den  Auf- 
uahmestellon  dieser  SeitenfUlsse  nach  NNO  (liefst.  Ver- 
möge seinor  gröfsern  Wassormasse  hat  er  ein  tiefereB  Thal 
als  die  genannten  SoitenflUsse,  und  dom  entsprechend  ist 
die  Wasserscheide  zwischen  ihm  und  dem  Kaunser -Thal 
nach  Osten  verschoben. 

In  Ermangelung  eines  reichen  Materials  topographischer 
Spezialkarten  scheint  mir  auch  folgender  Hinweis  auf  eine 
Stelle  in  Rütimeyers  erwähntor  Abhandlung  sehr  wertvoll. 
Er  sagt  auf  Seite  11:  rVom  Genfer  bis  zum  Rodensee 

vorfolgon  sämtliche  Flüsse  mit  solir  seltenen  und  kurzen 
Unterbrechungen  eine  auf  das  Streichen  der  Alpen  verti- 
kale Richtung  und  werden  aufgenommen  in  einen  groTsen 

Sammelkanal,  der  dem  Fufs  dos  Jura  folgt Hierzu 

kommt  die  Thatsache,  dafa  diese  Flufsriunen  an  Sohlenbreite 
zunehmen  und  in  um  so  tiefero  Niveaus  hinabgehen,  als  wir 

von  Wost  nach  Ost  fortschreiten Von  der  Saaue 

an  nach  Ost  haben  sich  demnach  die  Flüsse  bis  zur  Reufs 
und  Limmnt  immer  tiefer  gebettet  oder  trafen  schon  von 
vornherein  auf  eine  immer  tiefere  Unterlage.  Jenseits  der 
Limmnt  erhebt  sich  dann  allerdings  das  Niveau  der  Thäler 
so,  dafs  Glatt  und  Töfs  hoher  liegen  als  Reufs  und  Lim- 
mat,  und  erst  wieder  die  Thur  von  Frauenfold  an  selbst 
unter  dom  Niveau  des  Rodensoes  verläuft.“ 

Diose  That8achen  entsprechen  den  oben  entwickelten 
Anschauungen.  Die  Flüsso  besitzen  eine  nordwestliche, 
jener  Rammelkanal  hat  eine  nordöstliche  Richtung.  Von 
der  Saaue  bis  zur  Liininut  folgen  die  Mündungon  nn  der 
Reihe  nach  abwärts  gelegenen  Stellen  ihrer  Sammelrinne, 
als  welche  die  Depression  vom  Neuonburger  See  an  bis 
zur  Mündung  der  Aare  in  den  Rhein  dient.  Von  da  an 
aber  nimmt  der  Rhein  die  Zuflüsse  auf  und  gibt  in  der 
umgekehrten  Richtung  zunehmendo  Mündungshöhen  ab,  da 
sein  Lauf  von  Osten  nach  Wösten  vor  sich  geht.  Das 
höhere  Niveau  der  ihm  ungehörigen  Flüsse  Glatt  und  Töfs 
läfst  sich  in  dieser  Weise  im  Rahmen  der  obigen  Ausein- 
andersetzungen erklären. 

Die  gröfsere  Tiefo  der  Thur  hingegen,  wolche  mit  ihrer 
gröfsern  Wussermasse  und  gröfsern  Länge  zusammenhängt, 
hat  sich  trotz  ihrer  höher  gelegenen  Mündung  aus  einem 


Über  die  Wasserscheiden  und  diu  Gehängböschungen 
geben  die  mir  vorliegenden  Karten  dieses  Gebietes  wogon 
ihres  zu  kleinen  Mafsstabes  nicht  genügenden  Aufschlufs. 

Die,  wie  oben  erwähnt,  von  Penck  dargestellte  Ungleich- 
böschung dürfte  sich  in  unsro  Erörterungen  gut  einfügen 
lassen;  denn  die  Thäler  verlaufon  nach  Süden  zur  Isar, 
welche  dort  eine  ostnordöstiiehe  Richtung  hat.  Die  mir 
nicht  zur  Verfügung  stehenden  Spezialkarten  der  bayrischen 
Hochebono  müfston  überhaupt  in  den  zahlreichen  Parallel- 
thnlern  ausgezeichnete  Relege  ftir  die  gegebenen  Erörte- 
rungen enthalten. 

Übrigens  ist  der  Parallelismus  zweier  benachbarter  Thä- 
lor  kein  unbedingtes  Plrfordernis  zu  dem  Zustundekommen 
der  Tlialasymmetrio , sondern  es  zeigen  sich  auch  an  kon- 
vergierenden Thülern  oder  Thalstrccken  die  gleichen  Er- 
scheinungen, wenn  auch  naturgemäfs  in  minder  auffallender 
Weise. 

Untergeordnet,  wenngleich  als  Ergänzungen  nicht  un- 
wichtig, sind  folgende  sich  an  die  Thalasymmetrie  knüpfeude 
Reohachtungcn  und  Erwägungen. 

Die  Entfernung  der  Rückenlinie  von  dem  höhor  liegen- 
den Thalo  zeigt  gegenüber  jener  von  dem  tiefem  Thale 
ein  auffallendes  Einhalten  enger  Grenzen.  Meist  beträgt 
in  jenem  steirischen  Gebiete  die  horizontale  Projektion  dieser 
Entfernung,  wie  sie  an  den  Karten  unmittelbar  mefsbar 
ist,  ca  500  m,  während  die  ganze  Rreite  der  Rückenbasis 
sich  bis  auf  mehrere  Kilometer  boläuft  und  in  ihren  ver- 
schiedenen Teilen  sehr  ungleich  ist.  Die  Rücken  ziehen 
von  der  Hauptwasserscheide  zwischen  Mur  und  Raab  aus, 
in  südlicher  Richtung  an  Hoho  und  in  ihren  südlichen  Teilen 
auch  au  Rreite  bis  zur  völligen  Zuspitzung  abnehmend; 
aber  trotzdem  bleibt  die  Entfernung  der  sekundären  Wasser- 
scheide von  dom  westlichen  Hiigelrande  die  gleiche.  Dies 
lehrt,  dafs  die  Länge  der  (lächern  Rückenseito  noch  nicht 
dem  natürlichen  Übergewichte  des  tielern  Flusses  entspricht. 
Diu  von  letzterm  her  auf  den  Rückon  wirkende  Kraft  hat 
nicht  dus  ihrem  Uborschufs  entsprechende  Gehängstück 
erobert,  sondern  weniger,  und  strebt  darüber  hinaus.  Das 
höher  gelegene  Thal  wird  dadurch  gehindert,  das  ihm  nach 
seiner  Tiefe  gegenüber  dom  Rücken  gebührende  Gehäng- 
stück zu  erhalten,  sondern  mufs  sich  mit  einem  konstanten 
Teile  begnügen , welcher  wahrscheinlich  vorwiegend  durch 
die  natürliche  Böschuug  der  den  Rücken  zusummensetzon- 
den  Gesteine  bedingt  ist.  Die  Wirkung  beider  Thäler  auf 
die  Gehänge  kommt  in  der  Rückenlinie  zur  Verschneidung 
und  erniedrigt  sie  immer  mehr,  bis  entweder  Gleichgewicht 
oiutritt,  oder  bei  genügender  Tiefeuverschiedenheit  und 


Digitized  by  Google 


Asymmetrische  Thäler. 


175 


.Nähe  beider  Thäler  das  höher  liegende  Thal  in  das  tie- 
fere einbezogen  wird.  Auf  letztere  Erscheinung  hat  Gil- 
bert zuerst  hingewiesen  und  sie  als  abttraelion  bezeichnet. 
Diese  Einziehung  mufs  von  unten  hör,  wo  die  Rücken 
auch  jetzt  niedriger  sind  als  weiter  flufsaufwärta , vor- 
schreiten. Der  früher  selbständige  Nachbar  mündet  in  sei- 
nen begünstigten  Genossen,  nachdem  diu  trennende  Rücken- 
spitze  verschwunden , und  diese  Mündungsstelle  schreitet 
mit  der  weitern  Abtragung  der  Schoido  nach  aufwärts  vor. 
Durch  diese  Ileseitigung  der  gegon  das  Hauptthal  vortre- 
tenden Rückensporne  wird  dieses  selbst  breiter. 

Ich  will  hier  nur  nebenbei  auf  eine  fruchtbare  Anwen- 
dung dieser  Anschauung  auf  eine  noch  nicht  ganz  befrie- 
digend erklärte  sonderbare  Erscheinung  hinweisen. 

Die  Wandungen  der  nicht  caflonförmigen  Thäler  treten 
innerhalb  des  gleichen  Querschnittes  nach  oben  auseinan- 
der, sie  konvergieren  gegen  die  Thalsohle.  Nicht  selten 
beweisen  beidseitig  eingesclinittcno  Flufsterrassen , dafs 
die  Entfernung  der  jotzt  diu  Thalwand  bildenden  Abhüngo 
an  den  dun  Kämmen  nähern  Stellen  nicht  erst  nach  der 
weitern  Yertiofung  horgestellt  wurde,  sondern  schon  zu 
einer  Zeit  vorhanden  war,  als  das  Thalnivcau  in  der  Höhe 
jener  Terrassen  gelegen  war.  Dies  führte  zu  verschiedenen 
Erklärungen,  zu  der  verbreiteten  Annahme  einer  früher 
gröfsern  Wassermasse , ferner  zu  dom  Gedanken , dafs  bei 
gleicher  Dauer  der  aufeinanderfolgenden  Rubezeiton  der 
Thalvortiefuug  in  höher  gelegenen  (altern)  Thalstadion  wogen 
der  geringem  Höhe  der  abzuschrämmenden  Thalwände  eine 
stärkere  Verbreiterung  erzielt  werden  konnte  (Hoini). 

Die  angeführte  Einziehung  eines  Nachbarthaies  scheint 
nun  ebenfalls  eine  beachtenswerte  Erklärung  zu  liefern. 
Mindestens  eine  dor  beiden  entsprechenden  Terrassen  ge- 
hörte zu  ihrer  Bildungszeit  einem  durch  einen  Rücken 
von  ihrem  Gegenstück  geschiedenen  Thale  au,  welches  von 
dem  stärkern  Nachbar  zu  dessen  Gobiet  gezogen  wurde. 
Dio  Höhe  dor  Terrassenoberflächcu  wird  die  gleiche  seiu, 
wenn  die  Tiefonverschiedenheit  der  Thäler  nicht  vor  der 
Bildung  der  Terrassen  bestand,  oder  wenn  dio  Terrassen 
zwei  das  einziehende  Thal  begleitenden,  unter  sich  gleich 
tiefen  Thälern  angehörten. 

Während  die  Beispiele  aus  den  Flachländern,  mit  wel- 
chen dioso  Ausführungen  begonnen  wurden , den  von  tek- 
tonischen Einflüssen  unberührten  Vorgang  aufdcckon,  lehren 
die  Belege  aus  den  kristallinischen  Kettongebirgsmassen  der 
Otzthaler  Alpen,  dafs  die  der  Erosion  dienenden  Kräfte 
auch  in  den  geschilderten  mehr  sekundären  Vorgängen  über 
die  allerdings  mächtigen  Bedingungen  von  seiten  tektoni- 
scher Verhältnisse  schliefslich  obsiegen. 

Scheinbare  Ausnahmen  von  dem  Gesotze , dafs 
dio  tioforo  Mündung  eines  Nuchbarflusses  eine  gröfsere 


Tiefe  der  entsprechenden  Thalstreckon , oinc  Abdrängung 
der  Längswasserscheide  gegen  den  höhorn  Nachbar  und 
eine  flachere  Böschung  der  zugekehrten  Rüekenwand  zur 
Folge  hat,  entstehen  dann,  wenn  die  Verbindungslinie  der 
Mündungen  mit  den  Linien  der  (parallelen)  Nebenflufsrich- 
tungen  gegen  den  Ursprung  de3  Hauptflusses  zu  spitze 
Winkel  bildot.  Das  tritt  in  zwei  Füllen  ein.  Erstens,  wenn 
zwei  parallolo  Nebenflüsse  mit  dem  sie  aufnehmenden  Haupt- 
Hufs  llufsaufwärts  divergieren.  So  läuft  die  Kainach  in  der 
westlichen  Mittelstoiormark  unterhalb  Mooskirchen  nach  Süd- 
osten, die  Sdding  und  die  Lioboch  fliefsen  ihr,  unter  sich 
fast  parallel,  in  südsüdöstlicher  Richtung  zu.  Obwohl  die 
Mündungstiefe  der  (weiter  unten  mündenden)  Lieboch  be- 
deutender ist  als  dio  der  Söding,  so  liegen  doch  die  die 
Abtragung  des  Zwischenrückens  beeinflussenden  Stellen  der 
Lieboch  höher,  als  die  entsprechenden  Punkte  der  Söding, 
wie  dies  die  Hühenzuhlon  der  Karte  ausweisen.  Die  Wasser- 
scheide liogt  hier  demnach  nahe  dom  Ostende  dos  Rückens, 
hauptthulabwärts , während  Bie  sonst  hauptthalaufwärts  ge- 
legen ist.  Diu  schomatischo  Fig.  9 soll  diese  Verhältnisse 
verdeutlichen. 


Der  zweite  hierher  gehörige  Fall  besteht  in  der  gröfsern 
Entlegenheit  der  Mündung  des  tiefer  einströmenden  Neben- 
flusses durch  Einbiegung  des  Hauptflusses  gegen  den  hohem 
Nebenflufs  (Fig.  10),  oder  Ausbiegung  desselben  vou  dem 
tiefem  hinweg  (Fig.  11).  Auch  hior  ist  bei  entsprechen- 
dem Betrage  der  Krümm ungou  das  Niveau  der  korrespon- 
dierenden Thalstücke  und  folglich  dessen  Wirkung  in  gloi- 
• ehern  Sinne  verschieden. 


Dieselbe  Wirkung  kann  ferner  durch  eine  Krümmung 
des  tiefer  mündenden  Nebenthaies  hervorgorufen  wurden. 
Die  Umkehrung  der  erwähnten  Verhältnisse  wirkt  in 


176 


Asymmetrische  Thiiler. 


allen  drei  Fällen  in  entgegengesetztem  Sinne,  also  die  ge- 
wöhnliche Erscheinung  der  Asymmetrie  verstärkend. 

Neben  diesen  scheinbaren  gibt  es  indes  auch  wirk- 
liche Ausnahmen.  Dahin  gehört  erstens  die  Wirkung 
der  großem  Wassermasse  eines  Flusses  im  Vergleich  mit 
einem  andern , welche  sich  zwar  auch  in  normaler  Weise 
als  Folge  der  grölsern  Miindungstiefe  und  (dadurch  bedingten) 
Flußlänge  lierausstellt , aber  in  vielen  Fällon  durch  andre 
Faktoren  bedingt  wird.  Die  bedeutendere  Wassormenge 
hat  an  und  für  Bich  eine  bedeutendere  Eintiefung  zur  Folge. 
Von  der  nähern  Erörterung  der  Ursache  vermehrter  Wasser- 
führung, welche  in  dem  gröfsern  Alter  der  Rinne,  in  der 
Anzapfung  einer  vorgebildeten  Depression,  in  Vegetations- 
verhältnissen, in  tektonischen  Ursachen,  überhaupt  in 
allen  Umständen  liogen  kann,  welche  die  RUckwärtsver- 
längerung  des  Flußgebietes  und  somit  die  Gewinnung 
eines  gröfsern  Sammelgebietes  begünstigen,  soll  hier  abge- 
sehen werden.  Wahrscheinlich  ist  in  den  meisten  Fällon 
das  höhere  Alter  des  Hauptllusses  bestimmend ; von  ihm 
aus  und  durch  seine  Depression  veranlaßt,  entstanden  Neben- 
rinnen, doren  Wasserzufuhr  den  Hauptflufs  Macht  und  Stel- 
lung behaupten  und  fortbilden  liefs.  Die  gröfsere  Wasser- 
masse ist  dio  Ursacho,  dafs  dio  Rinnen  der  Hauptflüsse 
stets  tiefer  liegen , als  die  ihrer  Nebenflüsse , sofern  die 
Namengebung  don  hydrographischen  Verhältnissen  entspricht. 
Denn  für  beide  ist  von  dem  Punkte  ihrer  Voreinigung  an 
für  die  aufwärts  gelegenen  Strecken  die  gleiche  Erosions- 
basis gegeben,  nämlich  die  Vereinigungsstelle. 

Andre  Ausnahmen  können  durch  monokline  Schichten  J), 
namentlich  aus  verschieden  widerstandsfähigen  Lagen  ge- 
bildete, deren  Neigungslinien  die  Längsrichtungen  der  Flüsse 
kreuzen , ferner  durch  eino  quer  über  die  Flufsbetten 
verlaufende  primäre  Oberflächennoigung  des  Terrains  (welche 
ja  nicht  in  allen  Fällen  die  Richtung  der  Tliälor  be- 
stimmt), fornor  durch  verschiedene  Resistenz  der  Thal- 
wandgesteino , endlich  durch  verschiedene  Widerstände  der 
Thalsohle  gegeben  worden.  Diese  hier  als  Ausnahmen  ver- 
zeichneten  Fälle  sind  zugloich  selbständige  Faktoren  unsym- 
metrischer Thalbildungen,  sie  tretou  aber  gegenüber  dem- 
jenigen der  zunehmenden  Thaltiefen  in  den  Hintergrund. 
Gleichwohl  würdon  sie  hier  eine  ausführlichere  Behandlung 
erfahron,  wenn  dem  Verfasser  eigne  Beobachtungen  darüber 
zu  Gebot«  stünden. 

Solche  Ausnahmen,  in  welchen  nicht  die  Verhältnisse 
der  Wassermeugeu  als  primäre  Ursachen  anzunehmen  sind, 
liegen  mir  verhältnismäßig  wenigo  vor.  Es  sind  die  von 
Süden  kommenden  Zuflüsse  des  Kis  KUküllö  in  Siebenbür- 
gen auf  dem  Blatt«  20,  XXXI  der  neuen  Generalstabskarte, 


*)  Gilbert,  Henry  Mountains,  1877,  p.  140,  Fig.  69. 


ferner  Zuflüsse  des  Luczitm-Baches  (6,  X(X  der  Karte), 
und  des  Osiok-Baches  (6,  XX)  in  Schlesien.  Die  auffallendste 
dieser  Ausnahmen  bildet  dor  Rücken  zwischen  dem  Mur- 
flusse und  dem  Pöfsnitz-Bacho  in  Steiermark  (19,  XIII  und 
XIV),  welche,  beide  in  westöstlioher  Richtung  fließend,  durch 
einen  breiten  Rücken  getrennt  sind,  dossen  Wasserscheide 
in  der  östlichen  Gegend  ganz  nahe  an  der  viel  wasserrei- 
chem und  viel  tiefer  eingerissenen  Mur  liegt.  Zahlreiche 
Bäche  laufen  nach  Süden  zur  Pößnitz;  ein  wenig  geglie- 
dertes Steilgehängo  wird  von  der  knapp  an  dasselbe  an- 
drängenden Mur  bespült.  Daß  die  Erscheinung  nicht  mit 
dem  Andrängen  dos  Flusses , welches  wohl  seinen  An- 
teil daran  haben  muß,  allein  erklärt  werden  kann,  geht 
daraus  hervor,  dafs  der  Rücken  bei  der  gedachten  Verle- 
gung des  Flufstbales  an  dessen  nördlichen  Rand  noch  immer 
in  gleichem  Sinno  unsymmetrisch  wäre. 

Dio  Ursache  dieser  Ausnahmen  müßte  für  jeden  ein- 
zelnen Fall  aus  dem  gonauon  Studium  der  betreffenden  Ört- 
lichkeit abzuloiten  versucht  werden. 

Die  mit  der  seitlichen  Lage  der  Wasserscheiden  zusam- 
menhängende Asymmetrio  der  Rücken  kommt  nicht  immer 
mit  jener  der  Thäler  vor,  ebensowenig  wie  die  Thalasym- 
metrie mit  jener  der  Rückon.  In  dem  oben  gegebenen 
Supansclien  Profile  haben  wir  oine  Annäherung  au  das  erst- 
genannt« Verhältnis.  Wären  das  Innthal  und  das  Pitzthal 
gleich  tief,  und  der  Glockenkamm  und  das  Kaunsergrat  gleich 
hoch,  so  hätten  wir  das  Beispiel  eines  symmetrisch  gebau- 
ten Thaies,  welches  von  zwei  unsymmetrischen  Rücken  be- 
grenzt wird.  Wenn  also  zwischen  zwei  gleich  tiefen  Thal- 
furchen ein  höheres  oder  tieferes  Thal  liegt,  so  ist  bei  sonst 
gleichen  Faktoren  dieses  mittlere  Thal  symmetrisch , seine 
beiden  Grenzrücken  sind  aber  unsymmetrisch;  die  Wasser- 
scheide liegt,  je  nachdem  das  mittlere  Thal  höher  oder  tiefer 
ist  als  seine  beiden  Nachbarn,  näher  dem  mittlern  Thale 
(Fig.  12),  oder  näher  den  beiden  äußern  Thälern  (Fig.  13). 


Fig.  13. 

Ein  symmetrischer  Rücken  bei  unsymmetrischen  Greuz- 
thälern  kann  entstehen,  wenn  dioser  Rücken  von  zwei  gleich 
tiefen  Thälern  begrenzt  wird , diese  aber  nach  außen  je 
einen  höhern  oder  tiefem  Nachbar  haben  (Fig.  14). 

Auch  bei  gleicbor  Mündungstiefe,  gleicher  Wassermenge 
und  auch  sonst  gleichen  Erosionsfaktoren  kann  eine  Thal- 


Digilized  by  Google 


Asymmetrische  Thäler. 


177 


Kr-  14. 

asymmetrie  entstehen.  Wenn  zwei  Flüsse  in  schiefer  Rich- 
tung (schief  in  bezug  auf  die  Verbindungslinie  ihrer  Mün- 
dungen, in  ähnlicher  Weise  wie  in  Fig.  9)  in  das  Meer 
oder  einen  Seo  einströmen,  wird  sich  aus  der  gleichen  Ur- 
sache wie  bei  der  Mündung  in  einen  Flufs  die  gleiche 
Asymmetrie  einstellon,  in  diesem  Falle  sogar  in  stärkorm 
Mafse , da  nicht  die  höhor  gelegene  Mündung  des  einen 
Flusses  ein  Gegengewicht  schafft.  Flüsse , welche,  unter 
sich  parallel,  senkrecht  auf  dio  Küste  in  das  Meer  münden, 
wie  beispielsweise  die  den  südöstlichen  Saum  der  Vereinig- 
ten Staaten  durchströmenden,  müssen  nach  der  Regel  ihren 
verschiedenen  Wassermengen  entsprechend  gestellte  Längs- 
wasserscheiden besitzen. 

Auch  mit  Bezug  auf  die  Lage  der  grofsen  Wasserschei- 
den zwischen  Flußgebieten  spielt  die  Höhenlage  der  Ero- 
sionsbasis eine  gleichbedeutende  und  dio  tektonischen  Fak- 
toren schließlich  überwältigende  Rolle.  Dor  Platz  unsrer 
obern  Wasserscheide  in  der  Figur  1,  welcho  mit  Rücksicht 
auf  den  Hauptflufs  als  Längswaaserscheide,  hinsichtlich  der 
Nebenflüsse  als  Querwasserscheide  wirkt,  würde  durch  einen 
jenseits  derselben  gelegenen  Längsfluß  in  gleicher  Weise 
beeinflußt  werden , wio  dios  an  den  Längswasserscheiden 
der  Nebenflüsse  gezeigt  wurde.  Zahlreiche  Beispiele  für 


dieses  Verhalten  können  auch  aus  Karten  kleinern  Maß- 
stahes entnommen  werden. 

Bekannt  ist  ferner  die  einseitige  Lage  der  Plateau- 
Wasserscheiden.  Für  die  podolische  Platte  erklärt  sich 
der  Verlauf  der  Wassorscheide  an  deren  nördlichem  Rande, 
welcher  Verlauf  mit  der  „ Randstellung  der  Höhenpunkte“ 
zusammentrifft,  genügend  aus  der  großem  Tiefe  der  Dniester- 
rinne  im  Süden  im  Vergleich  mit  der  Depression  der  Tief- 
ebene im  Norden. 

Dio  Tiefo  der  Erosionsbasis  beeinflußt  auch  Länge  und 
Breite  der  Thäler,  wie  dies  in  Figur  1 angedeutet  wurde. 
Schon  Supan  hat  in  soiner  angeführten  Schrift  (S.  366) 
den  Satz  ausgesprochen,  daß  die  Thaldepression  im  ge- 
raden Verhältnis  zur  Länge  dor  Thälor  steht.  Thäler, 
welche , um  den  einfachsten  Fall  anzunehmon , unter  sich 
parallel  senkrecht  in  ein  Hauptthal  münden , müssen , wo 
nicht  störende  Umstände  umgreifen,  je  weiter  hauptthalab- 
wärts  sie  golegen  sind , um  so  mehr  an  Länge  zunehroen, 
so  daß  dio  Wasserscheide  hinter  ihnen  mit  dem  Hauptfluß 
in  dor  Richtung  des  Laufes  des  letztem  divergiert,  wie  dies 
ebenfalls  in  Figur  1 gezeichnet  wurdo. 

Dem  Einflüsse  der  Erosionsbasis  ist  auch  die  Tbatsache 
zuzuschreiben,  daß  die  Hügelländer  sowohl  in  der  Richtung 
ihrer  eignen  Flüsse,  als  auch  in  jener  der  sie  begleitenden 
Sammolrinnon  an  Höho  abnehmen,  und  domnach  die  herr- 
schende Oberflächenneigung  zwischen  beiden  Richtungen 
liegt. 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886. 


Der  Verlauf  des  VI.  deutschen  Goographentages,  welcher 
in  der  Woche  nach  Ostern  vom  28.  bis  30.  April  in  Dresden 
stattfand,  stimmte  vollkommen  mit  seinen  Vorgängern  über- 
ein; in  der  Wahl  der  Vorträge,  Arrangement  der  Aus- 
stellung, in  don  geselligen  Zusammenkünften  trat  ein  Unter- 
schied von  don  bisherigen  Versammlungen  nicht  hervor. 
Nur  in  der  Zahl  der  Teilnehmer  war  ein  großer  Abstand 
bemerkbar,  aber  man  würde  einen  Irrtum  begohou,  wenn 
man  hiernach  auf  eine  Abnahme  der  Teilnahme  an  dieson 
Zusammenkünften,  welche  einerseits  das  allgemeine  Interesse 
au  geographischen  Forschungen  wecken , anderseits  den 
Fachmännern  durch  Diskussion  streitiger  Fragen  und  Vor- 
bringen neuor  Gesichtspunkte  Anregung  zu  gründlichen 
Untersuchungen  geben  soll,  schließen  wollte.  Die  bisher 
nicht  erreichte  Zahl  der  Teilnehmer  in  Hamburg  war  teil- 
weise in  lokalen  Verhältnissen  begründet,  wie  denn  dort 
dio  Stadt  und  nächste  Umgebung  den  höchsten  bisher  er- 
reichten Prozentsatz  der  Teilnehmer  stellte.  Die  geringere 

Petermann*  Oeogr.  Mitteüongen.  1886,  !l«ft  VI. 


Teilnahme  in  Dresden  ist  hauptsächlich  in  dom  bereits 
eingetretenen  Schluß  der  Schulferien  und  dem  nahe  bevor- 
stehenden Schluß  der  Universitätsferien  zu  suchen,  durch 
welchen  zahlreiche,  sonst  regelmäßige  Besucher  abgehalten 
wurden , in  Drosdon  sich  oinzußnden  l).  Auch  die  gleich- 
zeitig stattflndonde  Generalversammlung  des  Deutschen  Ko- 
lonialvereins  dürfte  den  Besuch  des  Geographentages  beein- 
trächtigt haben. 

Die  großu  Reiho  dor  Vorträge  eröffnoten  in  dor  in 
Gegonwurt  des  Königs  von  Sachsen  abgehaltenen  1.  Sitzung 


>)  Die  Teilnahme  an  den  butterigen  Geographentsgen  war  folgende:  In 
Beilin  ca  70,  in  Halle  434,  in  Frankfnrt  a.  M.  504,  in  Mönchen  345, 
in  Hamburg  633,  in  Dresden  (nach  vorläufiger  Zusammenstellung)  333, 
und  zwar  waren  von  diesen  196  aut  Dresden  und  Umgegend,  51  aus 
Sachsen,  24  aut  Mitbeldeutachland,  39  au»  Nord-  und  Westdeutschland, 
5 au»  Süddeutschland,  18  au»  dem  Auslande  (8  aus  Österreich -Ungarn, 
4 aus  der  Schweis,  2 au»  den  Niederlanden,  2 au»  Kufsland,  1 aus  Ru- 
mänien, l au»  den  Vereinigten  Staaten).  Die  Versammlungsorte  selbst 
stellten  folgenden  Prozensati  der  Teilnehmer;  Berlin  nicht  fesUustellen, 
Halle  51  Prozent,  Frankfurt  a.  M.  70  Prozent,  München  65  Prozent,  Ham- 
burg 76  Proxent,  Dresden  59  Prozent. 


23 


178 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886. 


Leutnant  von  Francois’  Mitteilungen  Über  seine  Reisen  im 
südlichen  Kongogebiete,  über  dio  mit  Leutnant  Wifsinann 
ausgerührte  Fahrt  auf  dem  Kassai  und  die  in  Begleitung  des 
Missionars  Grenfell  durchgoführte  Aufnahme  des  Tschuapa 
und  Lulongo  und  ihrer  Tributäre  Bussera  und  T.opuri.  Der 
Reisende  schilderte  die  physikalische  Beschaffenheit  der  durch- 
wanderten Gegenden,  ihre  Bewohner,  deren  Thätigkeit  und 
Lebensweise,  Tier-  und  Pflanzenwelt  und  berührte  auch 
die  Streitfrage  über  die  Nutzbarkeit  des  Kongo -Beckens, 
indem  er  es  mit  Recht  für  ganz  undenkbar  erklärte, 
dafs  ein  Gebiet  von  mehr  als  2 Mill.  qkm,  welches  eine 
Bevölkerung  von  vielen,  zum  Teil  sehr  gedrängt  ansässigen 
Millionen  ernähre,  gar  keino  die  Ausbeutung  lohnendo 
Produkte  bieten  solle,  v.  Francois  stellt  sich  nach  seinen 
auf  einer  Wanderung  und  Wasserfahrt  von  4500  km  Länge 
gesammelten  Erfahrungen  vollständig  auf  Soite  von  Leut- 
nant Wifsinann.  Zugleich  verteidigte  er  auch  die  Möglich- 
keit oinor  Besiedelung  dos  südlichen  zentralen  Kongogcbiotos 
durch  Europäor,  welche  bei  einigor  Vorsicht-  selbst  bei 
sonnigen  Tagen  4J  Stunden  im  Freien  arbeiten  können. 
Die  Erschliefsung  des  Kongobeckens  erwartet  auch  er  von 
der  Anlage  einer  Eisenbahn  am  untern  Kongo,  welche  die 
Ansiedelungen  begünstigen  müsse. 

Prof.  Dr.  E.  Naumann  gab  einen  Einblick  in  dio  Schwie- 
rigkeiten, welohe  der  von  ihm  übernommenen  Aufgabe  einer 
geologischen  Aufnahme  Japans  entgegenstanden.  Um  die 
Grundlage  dieses  Werkes  zu  schaffen,  war  die  Ausführung 
einer  topographischen  Aufnahme  nötig,  für  welche  erst -die 
Mitarbeiter  unter  den  Japanern  horangebildet  werden 
mufsten;  die  geringe  Schulung  derselben,  der  Mangel  an 
Mitteln,  endlich  der  von  der  Bevölkerung  ontgogongebrachto 
Widerstand  verhinderten  denjenigen  Mafsstab  an  Gründlich- 
keit, welcher  in  Europa  au  derartige  Werke  gelegt  wird. 
Prof.  Naumann  berichtete  über  den  Stand  dor  Aufnahmen 
nach  fünfjähriger  Thätigkeit  und  schilderte  in  kurzen  Zügen 
den  Aufschlufs  über  den  orographischen  Aufbau  dor  süd- 
lichen Inseln,  welchen  die  Aufnahmen  bereits  gegeben. 
Loidor  erfolgt  die  Veröffentlichung  der  Berichte  in  japa- 
nischer Sprache,  sie  sind  deshalb  für  Europäer  nicht  zu- 
gänglich, werden  aber  auch  nur  von  sehr  wenigen  Japanern 
gelesen  und  verstanden. 

Dio  Untersuchungen,  welche  Dr.  Leipoldt  über  dio  Er- 
hebung des  Meeresspiegels  an  den  Festlandküsten  anstellte, 
gipfelten  in  dom  Vorschläge,  die  Beobachtungen  des  Queck- 
silher- Barometers  zur  Kontrolle  der  Pendelraessungen  zu 
benutzen , da  diese  zu  bedeutende  und  widerspruchsvolle 
Abweichungen  für  dio  Höhe  des  Meeresspiegels  vom  nor- 
malen Sphäroid  ergeben  hätten.  In  der  anschliefsoudon 
Debatte  wies  der  Leiter  der  deutschon  Seewarte,  Geh. 
Admiralitätsrat  Prof.  Dr.  Neumaver,  auf  das  Helraertsche 


Werk  „Theorien  der  hohem  Geodäsie“  hin,  welches  in 
bahnbrechender  Weise  den  verschiedenen  Wert  der  Pendel- 
beobachtungen aufgedeckt  und  nahgewiesen  habe , welche 
Korrekturen  namentlich  bei  altern  Serien  auzuweuden  sind, 
um  deren  Ergebnisse  mit  neuern  Untersuchungen  ver- 
gleichen zu  können. 

In  seinen  Erörterungen  Uber  Küsteneinteilung  und 
KUstenentwickelung  in  verkohrsgeographischom  Sinne  suchte 
Prof.  Hahn  die  Aufmerksamkeit  der  Geographen  der  lange 
wenig  beachteten  Gestaltung  der  Küsten  zuzuwenden  und 
namentlich  zu  eingehenden  Untersuchungen  an  Ort  und 
Stelle  aufzufordern,  auf  welche  Weise  die  Küste  entstanden 
sei,  welche  Kräfte  an  ihrer  Umgestaltung  thätig  seien,  wie 
dieselbe  ihre  Wirksamkeit  äufsere,  welchen  Einflufs  die 
Küsten  auf  Verkehr  und  Ansiedelung  ausüben.  Ein  reiches 
Material  sei  bereits  in  den  Seekarten  und  namentlich  in 
den  Segelhandbüchern  verborgen , welche  viel  zu  wonig 
ausgenutzt  würden.  Eine  Reihe  von  typischen  Erscheinungen 
der  Kiistengest&ltung  empfahl  der  Vortragende  nach  ihrem 
charakteristischen  örtlichen  Auftreten  als  normännisclie, 
mediterrane,  jütische  &c.  Küstenfora  zu  bezeichnen. 

In  warmer  Verteidigungsrede  wies  Dr.  P.  Lehmann 
auf  Kants  Bedeutung  für  die  Geographie  hin,  welche  durch 
soino  hervorragenden  Leistungon  auf  andren  Gebieten  bishor 
vielfach  verkannt  wordon  sind.  Die  beiden  Ausgaben  seiner 
physischen  Geographie  sind  ungeeignet,  Kants  Bedeutung 
zu  würdigen,  da  sie  teils  entstellt,  teils  ohne  sein  Wissen 
veröffentlicht  wurden.  Kants  Arbeiten  in  der  physischen 
Erdkunde,  seine  Untersuchungen  über  dio  Erdumdrehung, 
Erklärungen  geologischer  Formationen,  Beobachtungen  me- 
teorologischer Erscheinungen,  vorzüglich  die  Erklärung  der 
Passat  winde,  siud  um  so  mobr  der  Anerkennung  wert,  als 
er  niemals  fremde  Länder  gesehen  hat,  und  selbst  die 
Kenntnis  von  Gebirgsformen  ihm  fehlte. 

In  flüchtigen  Umrissen  skizzierte  Prof.  Egli  die  Ent- 
wickelung der  Ortsnamenkunde,  die  von  England  und  Frank- 
reich ausging  und  erst  nach  dem  Dreifsigjährigen  Kriege 
in  Deutschland  festen  Fufs  fafstc.  Aus  der  Zeit  vor  1600 
sind  höchstens  50  Schriften  über  diesen  Zweig  der  Geo- 
graphie zu  ermitteln,  von  1600  — 1840  sind  bereits  270 
zu  verzeichnen,  bis  1870  steigerte  sich  die  Zahl  auf  740 
Nummern,  während  in  den  letzten  15  Jahren,  bis  1885, 
nicht  wonigor  als  1100  Untersuchungen  über  die  Bedeutung 
der  Namen  von  Ländern,  Orten,  Flüssen,  Gebirgen  &c  an- 
gestellt worden  sind. 

Für  die  greise  Wichtigkeit,  welche  die  Erschliefsung 
Sibiriens  für  dio  Wissenschaft  wie  für  die  Weltwirtschaft 
zur  Folgo  haben  wird,  brachte  Dr.  E.  Petri  eine  grofse 
Reihe  von  Nachweisen.  Die  topographischen  wie  die  oro- 
graphischeu  Verhältnisse  sind  noch  wenig  erforscht,  wie 


Digilized  by  Google 


179 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886. 


selbst  die  treffliche  russische  Generalstabskarte  von  1884 
darthut.  Die  Untersuchungen  über  die  Vergletscherungen, 
Qber  Reliktenseen  sind  noch  nicht  auf  dieses  jungfräuliche 
weite  Gebiet  ausgedehnt:  die  Klimatologie  wird  in  den 
einfachen,  aber  ungeheure  Räume  umfassenden  Verhält- 
nissen der  Oberflächen -Gestaltung  wichtige  Aufschlüsse  er- 
warten dürfen.  Ebenso  werden  Flora,  Fauna  und  endlich 
die  Menschen  selbst,  die,  noch  wenig  beeinflufst  von  euro- 
päischer Kultur,  alle  Stufen  der  Entwickelung  vom  wan- 
dernden Jägerstamme  bis  zum  sefshaften  Ackerbauer  ver- 
treten, reichen  Stoff  der  Ausbeute  gewähren.  Trotz  der 
bereits  mehr  als  ein  Jahrhundert  betriebenen  raubbau- 
mäfsigen  Ausbeutung  Sibiriens,  namentlich  soiner  Pelztiere, 
seines  Goldes,  seines  Ackerlandes,  sind  die  Schätze  Sibiriens 
als  unabsehbar  zu  bezeichnen,  welche  erst  gehoben  werden 
können,  wenn  durch  Gewährung  von  Selbstverwaltung,  Auf- 
bören  der  Deportation,  bessere  Kommunikationen  eine  freie 
Ansiedelung  bogünstigt  wird.  Diose  Mitteilungen  fanden 
noch  Ergänzung  durch  Dr.  Woeikow,  welcher  der  Anlage 
einer  Schmalspurbahn  von  Tomsk  nach  Irkutsk  gegen  den 
Bau  von  Kanälen  zur  Verbindung  der  verschiedenen,  oinen 
grofsen  Teil  des  Jahres  durch  Frost  unzugänglichen  Wasser- 
strafseu  den  Vorzug  gab.  Prof.  Wagner  schob  die  Schuld 
für  die  geringo  Kenntnis  sibirischer  Verhältnisse  in  Europa 
dem  Umstande  zu,  dafs  die  Resultate  russischer  Forschungen, 
weil  fast  ausschliefslich  in  russischer  Sprache  veröffentlicht, 
der  Benutzung  wenig  zugänglich  seien.  Sein  Wunsch, 
diese  Untersuchungen  durch  Übersetzungen  den  westeuro- 
päischen Geographen  zu  erschliefsen , wie  es  einst  Ermans 
Archiv  gethan,  darf  um  so  mehr  auf  Anklang  rechnon,  als 
selbst  die  Kais.  Russ.  Geogr.  Gesellschaft  von  der  zeit- 
weilig angewandten  Methode,  ihren  Publikationen  Referate 
in  französischer  Sprache  boizufligen , wieder  Abstand  ge- 
nommen hat. 

Die  Notwendigkeit  einer  sebärfern  Re-grenzung  geo- 
graphischer  Begriffe,  über  deren  Benennung  in  Lehr- 
büchern noch  vielfache  Unklarheit  herrsche,  betonte  Dr.  0. 
Schneider  durch  das  Beispiel  der  schlechthin  mit  Steppe 
bezeichneten  Erscheinungsformen , welche  sowohl  die  ei- 
gentliche Steppe  der  subtropischen  Gebiete,  die  Savannen 
der  Tropen  als  auch  die  Tundren  der  arktischen  Gegenden 
umfasse.  Eine  hierauf  bezügliche  Resolution  wurde  vom 
Vortragenden  zurückgezogen,  nachdem  Prof.  Wagner,  wel- 
cher sich  auch  für  möglichst  genaue  Klassifikation  aussprach, 
das  Thema  für  nicht  spruchreif  erklärt  hatte. 

Einige  Angelegenheiten,  welche  schon  frühere  Geogra- 
phontage  beschäftigt  batten,  standen  wieder  zur  Verhand- 
lung. Aus  dem  fortlaufenden  Berichte  der  Zentralkominis- 
sion  für  deutsche  Landeskunde  ist  hervorzuheben,  dafs  nach 
Wunsch  des  V.  Geographentages  durch  Kooptierung  von 


Bibliothekar  Dr.  Richter  eine  Kraft  gewonnen  wurde,  welche 
namentlich  für  die  Zusammenstellung  der  Bibliographien 
beratend  eintreten  wird.  Ein  Normalschema  iUr  die  mög- 
lichst praktische  Einrichtung  dieser  Wegweiser  in  derlitte- 
ratur  ist  bereits  von  demselben  verfafst  und  von  der  Zen- 
tralkommission verteilt  worden.  Auf  Veranlassung  der  Zen- 
tralkommission hat  der  Verein  für  Erdkunde  in  Dresden 
ein  Verzeichnis  sämtlicher  Forscher  auf  dem  Gebiete  deut- 
scher Landeskunde  unter  besonderer  Hervorhebung  des  von 
einem  jeden  gepflegten  Spozialstudiums  herausgegeben  ; dieses 
Verzeichnis  gelangte  während  des  Geographentages  zur  Ver- 
teilung. Einen  weitern  Sohritt  zur  Iäisung  ihrer  Aufgabe 
hat  die  Zentralkommission  gethan  durch  diu  Anregung  von 
Monographien  zur  Landeskunde,  vou  denen  bereits  fünf  er- 
schienen sind. 

Die  Begründung  eines  fortlaufenden  geographischen  Re- 
pertoriums, für  welches  Prof.  v.  Riohthofen  bereits  in  Mün- 
chen die  Anregung  gegeben  hatte,  war  durch  die  Einrich- 
tung des  Litteraturberichtes  in  diesen  „Mitteilungen“  bereits 
zur  Ausführung  gekommen,  welcher,  wio  der  Antragsteller 
ausführte,  allen  Anforderungen  entspreche;  er  sprach  zu- 
gleich den  Wunsch  aus,  dafs  eine  gröfsere  Anzahl  von  Mitar- 
beitern sich  an  diesem  Werke  beteilige,  und  dafs  von  seiten 
der  Verleger,  namentlich  der  aufserdeutschen,  das  Unter- 
nehmen, welches  den  Qoographen  die  wünschenswerte  Orien- 
tierung in  der  grofsen  Zahl  geographischer  Publikationen 
verschaffe,  die  erforderliche  Unterstützung  erhalte.  Das 
Mandat  der  Kommission  von  drei  Mitgliedern  wurde  auf  ein 
weiteres  Jahr  verlängert,  um  Uber  die  Möglichkeit  einer 
etwaigen  Erweiterung  der  Berichte  mit  dem  Herausgeber  sich 
ins  Einvernehmen  zu  setzen.  Auf  Vorschlag  des  Referenten 
sprach  dor  Geographontag  dem  Verfasser  der  Litteratur- 
berichte,  Prof.  Supan,  den  Dank  für  sein  Unternehmen  aus. 

Zu  einer  langem  Debatte,  welche  abor  eine  Klärung 
der  entgegenstehenden  Ansichten  nicht  brachte,  gaben  die 
Ausführungen  von  Direktor  Matzat,  wie  das  Zeichnen  beim 
geographischen  Unterrichte  gehandbabt  worden  solle,  Ver- 
anlassung. Durch  die  von  ihm  angewandte  Methode  wird 
die  Lage  von  einzelnen  Orten  nicht  nach  den  Graden,  son- 
dern durch  die  mittels  konzentrischer  Kreise  zu  ermittelnde 
Entfernung  von  einem  Hauptorte  bestimmt.  Bei  der  Dar- 
stellung der  orographisohen  Verhältnisse  wird  nicht  nur 
die  Richtung  und  Loge  der  Gebirge,  sondern  auch  ihre 
Abdachung  und  Höhe  in  möglichst  einfacher  Weise  zur 
Anschauung  gebracht-  Während  Dr.  Schneider  vor  einer, 
bereits  auf  dem  ersten  Geographentage  zurückgowiesenen 
Überschätzung  des  Zeichnens  und  der  darauf  begründeten 
Beurteilung  des  Wissens  boi  den  Schülern  warnte,  traten  Pri- 
vatdozent Dr.  ltegol  und  Schulrat  Dr.  Krosta  unter  Aner- 
kennung der  durch  Zeichnen  gewonnenen  Resultate  für 

23* 


Digitized  by  Google 


180 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886. 


möglichst  einfache  Karten  ein,  wodurch  eine  überbürdung 
der  Schäler  verhindert  werde. 

Gerade  die  Debatte  über  diesen  Gegenstand  läfst  es 
wünschenswert,  erscheinen,  dafs  die  Einrichtung,  welche 
sich  namentlich  in  Münchon  bewahrt  hat,  durch  Ernennung 
eines  zweiteu  Referenten  dio  Erörterung  verschiedener  An- 
schauungen zu  fördern,  auch  fernerhin  mehr  befolgt  werden 
möge.  Die  Auseinandersetzungen  würden  allerdings  längere 
Zeit  in  Anspruch  nehmen,  aber  voraussichtlich  mehr  zur 
Klärung  der  Ansichten  beitragen.  Eine  Beschränkung  der 
Vorträge  müfste  jedenfalls  erfolgou,  um  genügende  Zoit  für 
oingehende  Erörterungen  zu  gewinnen.  Dafs  eine  solche 
Beschränkung  dem  Geographentage  zum  Nachteilo  gereichen 
würde,  ist  wohl  nicht  zu  befürchten : es  dürfte  unsrer  An- 
sicht nach  oin  Vormittag  für  Vorträge,  welche  eine  Debatte 
nicht  horvorrufon  worden,  wie  Borichto  über  Entdeckungs- 
reisen, dio  man  gedruckt  mit  ebensoviel  Vergnügen  und  viel- 
leicht mit  mehr  Nutzen  lesen  wird,  gonügen,  um  die  Erwar- 
tungen weiterer  Kreise  zu  Imfriedigen.  Bereits  im  vorigen 
Jahre  wurde  an  dieser  Stelle  der  Wunsch  ausgedriiekt,  dafs 
eine  Beschränkung  in  dom  Mafse  des  Gebotenen  erfolgen 
möge.  Dieselbe  ist  teilweise  eingetreten , aber  immer- 
hin war  die  Zahl  der  Vorträge  noch  zu  grofs,  so  dafs  aus 
Rücksicht  auf  die  noch  zur  Verhandlung  stehenden  Gegen- 
stände eino  Diskussion  teils  gar  nicht  begonnen,  teils  bald 
abgebrochen  werdon  mufsto.  Das  Programm  gelangte  leider 
auch  diesmal  so  spät  in  die  Hände  der  Mitglieder,  dafs 
eine  eingehende  Vorbereitung  wenigstens  erschwert  war. 
Den  Wünschen  der  zahlreichen  Lehrer,  welche  sich  an  den 
Geographontagen  beteiligen , dürfte  eine  gröfsere  Berück- 
sichtigung schulgeographischor  Fragen  gerecht  werden.  Eine 
gleichmäfsigere  Verteilung  der  Verhandlungen  zwischen  den 
schulgeographischen,  den  sogonaunten  akademischen  Fragen 
und  allgemein  interessierenden  Vorträgen  ist  wohl  ohne 
grofse  Schwierigkeiten  zu  erzielen. 

In  einer  Beziehung  zeigte  sich  ein  wesentlicher  Fort- 
schritt auf  diesom  Geographentage  gogen  dio  Vorgänger, 
nämlich  in  der  Beteiligung  seitens  der  Deutschen  Geogr. 
Gesellschaften,  von  denen  die  Vereine  in  Berlin,  Leipzig, 
Halle,  Hamburg,  Jena,  Königsberg  i./Pr.,  Greifswald,  Kassel, 
Stettin  und  dor  Deutsche  Kolonialverein  vertreten  waron; 
von  aufserdeutschen  Geographischen  Gesellschaften  waren 
Vertreter  zugegen  seitens  der  Vereine  zu  Amsterdam,  Wien, 
Budapest,  Bukarest,  Bern,  St.  Gallen  und  Nouch&tcl.  Die 
Verwirklichung  des  Zieles,  dessen  Erstrebung  dio  Veran- 
lassung zu  den  Geographentagen  gegeben  hat,  oin  einigen- 
dos Band  zwischen  den  deutschen  Gesellschaften  herzu- 
stellon,  ist  dadurch  wieder  mehr  in  den  Vordergrund  ge- 
treten. Eino  solche  Annäherung  der  Deutschen  Geogra- 
phischen Gesellschaften  wird  allerdings  die  teilweise  noch 


gehegte  Hoffnung  auf  oine  Verschmelzung  derselben  zu  einer 
Allgemeinen  Deutschen  Geographischen  Gesellschaft  nicht 
verwirklichen ; wohl  aber  kann  diese  Annäherung  in  Zukunft 
dazu  fuhren , dafs  die  Geographentage  zur  Förderung  ge- 
meinschaftlicher Unternehmungen  seitens  verschiedener  Ge- 
sellschaften denAulafs  geben  werden.  Da  gegenwärtig  oine 
grofse  Zahl  dor  Deutschen  Geographischen  Gesellschaften  dio 
Unterstützung  landeskundlicher  Studien  sich  angelegen  sein 
läfst,  so  wäre  ein  Zusammenwirken  der  ZentralkoinmiBsion 
für  Landeskunde  in  gemeinschaftlichen  Berufungen  mit  den 
Vertretern  der  einzelnen  Vereine  während  der  Geographen- 
tage wohl  zu  ermöglichen. 

Die  Ausstellung,  auch  in  diosem  Jahre  ein  Anziehungs- 
punkt des  Bosuches,  bot  in  mauchon  Teilen  viele  erfreu- 
liche und  lehrreiche  Erscheinungen,  welche  sich  sonst  selten 
in  solcher  Anschaulichkeit  und  Reichhaltigkeit  nebeneinan- 
der finden. 

In  geradezu  imponierender  Weise  wurden  die  Leistun- 
gen der  staatlichen  sächsischen  Kartographie  vor  Augen 
geführt,  wie  sie  in  den  Landesaufnahmen  niedorgelegt  sind. 
Neben  oinigen  ältorn  Blättern  aus  dom  16.  Jahrhundert, 
von  Münster,  Ortelius,  Mercator,  welche  nach  den  dürftigen 
Hilfsmitteln  der  damaligen  Zeit  nur  die  relative  Lage  der 
einzelnen  Orte  zeigte,  erregte  die  erste,  durch  Matth.  Oeder 
1586 — 1607  ausgefuhrte  Landesvermessung  infolge  ihrer 
noch  jetzt  leicht  zu  erweisenden  Genauigkeit  die  ihr  ge- 
bührende Aufmerksamkeit.  In  weit  hohem  Grade  aber 
wurde  diese  noch  den  Originalaufnahmen  zu  teil , welche 
von  Joh.  G.  Lehmann , dem  wissenschaftlichen  Begründer 
der  noch  jotzt  angewandten,  wenn  auch  in  Einzelheiten  ab- 
geänderten Darstellungsweise  des  Terrains  auf  Karten,  aus- 
gestellt worden  waren ; aufser  seinen  Originalaufnahmen  ans 
dem  sächsischen  Grenzgebirgo , welche  seit  1819  durch 
Oberreit  zu  dum  Topographischen  Atlas  von  Sachsen  er- 
weitert wurden,  lagen  noch  eine'  Reihe  von  Schlachtplänen 
von  Lehmann  vor,  Blätter,  die  eines  eingebunden  Studiums 
wert  sind.  Neben  der  1862  — 1870  unter  Oberst  Peters 
ausgearbeiteten  Topographischen  Karte  in  1:100  000  lagen 
eine  grofse  Zahl  von  Blättern  dor  neuern  Aufnahme  in 
1 : 25  000,  in  welcher  dio  Torraindarstellung  durch  Höhen- 
kurven von  10  zu  10m  eingetragen  ist,  aus;  das  Tabloau 
von  25  Blättern  dieses  Werkes,  welche  das  Qobiet  auf  bei- 
den Ufern  der  Elbe  von  Schandau  bis  Meifsen  enthalten, 
machte  einen  höchst  wirkungsvollen  Eindruck,  erreichte 
aber  doch  nicht  die  Wirkung,  welche  einzelne  zusammen- 
gesetzte Sektionen  der  auf  derselben  Grundlage  beruhenden 
Karten  der  Geologischen  Spezialkarto  vermöge  ihres  Kolo- 
rites erzielten.  Besonders  eindrucksvoll  war  das  Bild,  wel- 
ches die  Wandkarte  der  Granite  des  westlichen  Erzgebirges 
und  ihrer  Kontakthöhe  gewährte.  Zu  erwähuen  sind  an 


Digitized  by  Google 


181 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  ! 

dieser  Stelle  eine  reichhaltige  Sammlung  von  Plänen,  welche 
die  Entwickelung  der  Stadt  Dresden  seit  dem  15.  Jahr- 
hundert zeigten , sowie  eine  Zusammenstellung  von  Ilerg- 
werkskarten  von  Freiberg  und  Burgk,  enthaltend  Gruben- 
risse,  Bergkarton,  Profile,  Ansichten  &c.  Uber  dio  Ar- 
beiten der  europäischen  Gradmessung  im  Königreich  Sachsen 
orientierten  die  Publikationen  des  Geodätischen  Instituts  in 
mehreren  Karten  und  Jahresberichten. 

Die  vom  Meteorologischen  Institute  in  Chemnitz  aus- 
gestellten Gegenstände  waren  graphische  Darstellungen, 
welche  sich  auf  die  laufenden  Arbeiten,  namentlich  auf  die 
täglichen  Wetterberichte  beziehen,  ferner  Vorarbeiten  für 
kartographische  Darstellungon  der  einlaufenden  Beobach- 
tungen , an  denen  namentlich  Untersuchungen  Uber  den 
Einflufs  der  Terrainverhältnisse  auf  die  Witterungen  anzu- 
stellen sind,  bereits  ausgefuhrte  Verarbeitungen  von  Boob- 
achtungsmaterial , und  endlich  eine  Zusammenstellung  der 
Publikationen  dos  Instituts. 

Namentlich  für  dio  Lehrer  der  Geographie  von  Inter- 
esse war  Dr.  0.  Schneiders  geographische  Schulsammlung, 
welche  in  grofser  Auswahl  ein  umfassendes  Anschauungs- 
material enthält,  um  dem  Schüler  das  vor  Augen  zu  füh- 
ren, wovon  ihm  im  geographischen  Unterricht«  Mitteilung 
gemacht  wird.  Erzeugnisse  der  Natur,  der  Industrie  aller 
Erdteile , neben  dem  Rohprodukt  die  Verarbeitung  dessel- 
ben, Abbildungon,  namentlich  Photographien  von  mensch- 
lichen Typen,  verschiedenen  Formationen,  besonders  charak- 
teristischen Landschaften  &c.  liefsen  erkennen,  mit  welchen 
roichen  Mitteln  der  begeisterte  Schöpfer  der  Sammlung  den 
Unterricht  zu  beleben  weifs.  Nachahmenswert  ist  sein 
Beispiel  unbedingt , ob  es  aber  vielen  Lehrern  gelingon 
wird,  die  entgegenstehenden  Hindernisse,  namentlich  den 
Mangel  an  Mitteln , zu  besiegen , mufs  so  lange  fraglich 
erscheinen , als  der  Unterricht-  in  der  Erdkunde  noch  als 
Nebensache  behandelt  wird. 

Eineu  hervorragenden  Glanzpunkt  der  Ausstellungen 
bildeten  zahlreiche  bildliche  Darstellungen,  Gemälde,  Zeich- 
nungen , Photographien , welche  allerdings  nicht  systema- 
tisch über  einzelne  Gebiet«  der  Erde  gesammelt  waren. 
Einen  Einblick  in  die  außerordentlich  umfangreiche  Thätig- 
keit,  welche  Dr.  A.  Stübel  während  seiner  zehnjährigen 
Expedition  ausgeübt  hat,  gewährte  die  Ausstellung  von 
Olgemäldon , Landschaften  und  Volkstypen  aus  Ecuudor 
darstellend,  welche  ein  von  ihm  selbst  herangebildeter  jungor 
Maler  von  Heiligenbildern , Rafael  Troya , in  seinem  Auf- 
träge angofertigt  hatte ; Dr.  Stübel  hatte  den  Mitgliedern 
des  Geographentages  einen  bosondern  Katalog  übor  diesen 
Teil  seiner  Ausstellung  zur  Verfügung  gestellt,  welcher 
durch  Umrifsskizzen  und  Erläuterungen  namentlich  Auf- 
schlufs  über  die  Topographie  der  dargestellten  Gegenden 


Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886. 

gab.  Abbildungen  ethnographischer  Gegenstände  aus  Süd- 
amerika aus  vorspauischer  und  spanischer  Zeit,  Material 
eines  in  Vorbereitung  befindlichen  Werkes,  veranschaulich- 
ten Kultur  und  Industrie  südamerikanischer  Völker  in  alter 
und  neuer  Zeit-  Beim  Betrachten  dieser  reichen  Samm- 
lungen konnte  man  sich  unwillkürlich  des  Bedauerns  nicht 
erwehren,  dafs  die  Ergebnisse  dieser  au  Resultaten  sowohl 
für  Topographie,  Geologie,  Ethnographie,  Archäologio  über- 
reichen Expedition  nur  langsam  zur  Verarbeitung  gelangen, 
und  dafs  noch  jetzt  ein  übersichtlicher  Bericht,  ein  Reise- 
werk über  ihren  Verlauf,  in  welchem  die  landschaftlichen 
Darstellungen  die  ihnen  gobührende  Beachtung  finden  wür- 
den, dem  Geographen  noch  nicht  zugänglich  ist. 

Ebenfalls  aus  Südamerika  stammen  A.  Goerings  Aqua- 
relle, welche  Natur-  und  Volksleben  in  Venezuela  und 
Argentinien  behandeln.  Erwähnenswert  sind  die  Abbildun- 
gen der  durch  Humboldts  klassische  Schilderung  bekannten 
Guacharo-Höhle.  Eine  grofse  Serie  von  Photographien  aus 
Moxiko  lieferte  Dr.  E.  Deckort.  Die  Aucklaud-Insoln  waren 
durch  50  Photographien  vertreten,  welcho  H.  und  J.  Krone 
während  der  deutschen  Expedition  zur  Beobachtung  des 
Venus  - Durchganges  1874/75  aufgenommen  hatten.  Land- 
schuften von  Madeira  und  don  Kanarischen  Inseln  stellten 
Bleistiftskizze  und  Aquarelle  von  0.  v.  Alvonsloben  dar. 
Dio  Originale  der  in  seinom  Prachtwerke  über  Russisch- 
Turkest-an , Buchara,  Chiwa  und  Transkaspien  teilweise  re- 
produzierten Photographien  , ca  300  an  Zahl , waren  von 
H.  Moser  auf  Charlotte nfels  ausgestellt.  In  bunter  Ab- 
wechselung bieten  sie  Szenen  aus  dum  Volkslubon,  Typen 
der  verschiedenen  Stämme,  Gebäude,  Persönlichkeiten  u.  dgl. 
und  lassen  den  durch  Rußlands  Vordringen  ausgeübten 
Einfluß  erkonnen.  Von  dom  gerade  aus  Japan  zurück- 
gekehrten  Ingenieur  Curt  Netto  stammte  eine  beträchtliche 
Sammlung  von  Aquarellen  aus  Siam,  Indien,  China  und 
Japan. 

In  weit  eingehenderer  Weise  gestattet«  einon  Einblick 
in  das  Loben  und  Treiben  des  Volkes,  in  die  Natur  von 
Japan  Dr.  Naumanns  umfassende  Ausstellung,  wolche  mehr 
als  200  Nummern  zählte ; ein  geringer  Bruchteil  war  be- 
reits auf  der  vorjährigen  Ausstellung  in  Hamburg  vertreten 
gewesen.  Erstaunlich  ist  die  Summe  der  Leistungen,  welcho 
Dr.  Naumann  in  kaum  fünf  Jahren  ungebahnt  und  teilweise 
zur  Vollendung  gebracht  hat,  zumal  in  anbetracht  dor 
Schwierigkeiten,  welche  seinen  Arbeiten  durch  don  gänz- 
lichen Mangel  an  geschulten  Zeichnern  und  Graveuren  ent- 
gegonstunden.  Ebenso  erstaunlich  aber  sind  auch  die  Fort- 
schritte, welche  die  Japaner  in  dor  technischen  Herstellung 
von  Kartenworkon  gemacht  haben.  Von  der  topographischen 
Rekognoszierungskarto  in  1 : 400  000  lagen  die  den  nörd- 
lichen Teil  der  Hauptinsel  umfassenden  Sektionen  in  zwei 


Digitized  by  Google 


182 


Der  VI.  deutsche  Geographentag  zu  Dresden  vom  28.  bis  30.  April  1886, 


Ausgabeu,  mit  lateinischer  und  mit  chinesischer  Schrift 
versehen , von  der  Spezialkarte  in  1 : 200  000  die  Blätter 
Yokohama,  Kadzusa  und  Idzu  ebenfalls  in  zwei  Ausgaben 
aus.  Zahlreiche  Origiualskizzen,  Mefstischblätter,  Entwürfe, 
Tabellen , zum  Teil  von  japanischen  Hilfsarbeitern  ango- 
fertigt,  illustrieren  die  bei  der  Aufnahme  erfolgte  Methode. 
Borichto  an  dio  japanische  Regierung  und  mehrere  Ver- 
öffentlichungen Dr.  Naumanns  gaben  einen  Einblick  in  die 
gewonnenen  Resultate.  Aufserdem  hatte  derselbe  eine  grofse 
Zahl  von  Photographien  und  Aquarellen  vorgelegt,  welche 
namentlich  den  verschiedenen  Charakter  dos  Landes  nach 
der  goologischen  Formation  erkennen  liefsen. 

Nicht  sehr  reichhaltig  war  die  Zusammenstellung  der 
Kolonial -Litteratur.  Sie  umfafste  nur  25  Nummern  und 
zeigte  dadurch  deutlich , dafa  in  Deutschland  das  Inter- 
esse für  Kolonien  noch  nioht  sehr  bedeutend  ist-  Nur  zum 
Teil  erfreulich  war  die  Ausstellung  der  neuosten  geographi- 
schen Litteratur,  1885 — 86,  wolche  allein  auf  dem  Gobiote 
der  Reisewerke  eino  wesentliche  Bereicherung  erfahren 
hatte,  und  selbst  diese  ist  größtenteils  ausländischen  Ver- 
fassern zuzuschreiben,  deren  Werke  durch  Übersetzungen 
dem  deutschen  Publikum  zugänglich  gemacht  wurden,  z.  B. 
Tbomsons  Durch  Massai-Land,  Johnstons  Kilima-Ndscharo, 
Stanleys  Kongo,  Chalmers  und  Gills  Neuguinea,  Norden- 
skiölds  Grönland,  i>ansdeUs  Russisch  Zentralasien  u.  a.  An 
neuern  Werken  von  deutschen  Besuchern  sind  zu  nennen 
Ratzels  Völkerkunde,  Richthofens  Führer,  A.  B.  Moyers 
Gurina,  Flegels  Lose  Blätter,  Stolls  Guatemala,  Stelzners 
Geologie  von  Argentinien,  Eglis  Geographische  Namenkunde. 
Weniger  fruchtbar  war  das  verflossene  Jahr  in  Veröffent- 
lichung von  bedeutenden  Kartenwerken  gewesen.  Den 


ersten  Rang  nahm  unter  diesen  unstreitig  Habenichts  Spezial- 
karte von  Afrika  ein , welche  trotz  der  detaillierten  Aus- 
führung auoh  als  Waudkarte  eine  ganz  bedeutende  Wirkung 
ausübte.  Von  Richtbofens  Atlas  von  China  war  die  zweite 
Lieferung  erschienen,  von  Bergbaus'  Physikalischem  Atlas 
war  die  erste  Lieferung  vorhanden;  Linggs  Erdprofil  der 
Zone  von  31* — 65*  N.  Br.  in  1:1000000,  wolches  bereits 
in  München  als  Zeichnung  berechtigtes  Aufsehen  erregte 
(s.  Mitteil.  1884,  8.  195),  lag  in  sechs  Blatt,  in  sauberm 
Kupferstich  ausgeführt,  vor;  Brackebusohs  Karte  der  west- 
lichen Provinzen  von  Argentinien,  dio  im  Wiener  Militär- 
Googr.  Institut  ausgeführte  Karte  von  Griechenland  in 
1 : 300000,  liebes'  Physikalische  Erdkarte,  die  jetzt  voll- 
endete, im  Wiener  Militär-Geogr.  Institut  bearbeitete  Karte 
von  Mitteleuropa  in  1 : 750000  erschöpfen,  abgesehen  von 
neuen  Auflagen  älterer  Karten,  die  Thätigkeit  des  deutschen 
Buchhandels  auf  diesem  Gebiete. 

Gorade  in  anbetracht  dieser  nicht  zu  leugnenden  Dürftig- 
keit dürfte  es  wünschenswert  sein,  wenigstens  in  der  Ausstel- 
lung neuer  Publikationen  eine  längere  Pause  eintreten  zu  las- 
sen. Es  ist  ja  erklärlich,  dafs  der  Ortsausschuß  eines  jeden 
Geographentages  dio  Veranstaltung  einer  Ansstellung  wün- 
schen wird,  da  dieselbo  einen  wesentlichen  Anziehungspunkt  für 
das  Publikum  bildet.  Dieselbo  könnte  sich  aber  wohl  auf  lokale 
Publikationen,  ältere  wie  neuere,  beschränken,  während  den 
Schriftstellern,  Kartographen  und  der  doutschon  Verlags- 
thätigkeit  eine  mindestens  zweijährige  Pause  einzuräumen 
ist,  um  mit  bedeutenden  und  wertvollen  Werken  hervor- 

I zutreten. 

H.  Wichmann. 

I 


Geographischer 

Allgemeines. 

Fragebogen  über  die  SefmeeverhiiUnute  in  Gebirgen.  — rZu 
den  wenig  beobachteten  Erscheinungen  der  physikalischen 
Geographie  unsrer  Gebirge  gehören  dio  Schneeverbältnisse. 
Die  Erforschung  der  Tiefe,  Ausdohnuug  und  Dauer 
der  Schnoodecko  und  Schnee-  oder  Firnflecke 
im  Gebirge  verspricht  wertvolle  Resultate  für  Geographie, 
Geologie  und  Meteorologie.  Der  Schnee  ist  von  Wichtig- 
keit für  die  Bodenbildung,  indem  or  eine  großo  Masse  klei- 
ner Bestandteile  organischer  und  unorganischer  Natur  wie 
in  einem  Siebe  sammolt,  den  Boden  vor  Abwehung,  den 
Pflauzenwuchs  vor  Frost  schützt.  Er  ist  von  bekanntem 
Einfluß  auf  dio  Durchfeuchtung  des  Bodens , den  Quellen- 
reichtum und  den  Höhestand  fließender  und  stehender  Ge- 
wässer. Die  Rückwirkung  ausgedehnter  Schnoedecken  auf 
die  Temperatur  der  Luft  ist  ein  großes  Problem  der  Klimato- 
logie. Die  vießeitige  Bodoutung  des  Schnees  für  Land- 


Monatsbericht. 

und  Forstwirtschaft,  besonders  in  den  Alpen,  braucht  nur 
angedeutet  zu  worden.  Es  bedarf  wohl  keiner  ausführ- 
lichem Begründung,  wenn  wir  an  alle  Frounde  der  Erd- 
kunde, welche  in  der  Lage  sind,  der  Schnoelagerung  in  den 
Gebirgen  ihre  Beobachtung  zuzuwenden,  die  Bitte  richten, 
nebenstehende  Fragen  zu  berücksichtigen  und  eventuell 
Antworten  auf  dieselben  dem  Unterzeichneten  übermitteln 
zu  wollen.“ 

1.  Wann  füllt  dor  «rate  Sehnte  auf  den  Berxen  in  der  Umgebung  Ihre* 
Wohnortes?  Wie  hoch  sind  diese  Berge?  Wenn  Aufzeichnungen  vor- 
handen sind,  bittet  man  um  Angabe  des  Datums. 

S.  Von  welcher  /eit  an  liegt  die  vollständige  oder  mit  Lücken  dauernde 
Schneedecke  ? 

3.  Wann  bleibt  gewöhnlich  der  Schnee  in  Ihrem  Wohnorte  selbst  liegen? 
Wie  hoch  ist  Ihr  Wohnort? 

4.  Werden  im  Laufe  des  Wintert  die  Berge  Ihrer  Umgebung  seitweiiig 
schneefrei?  In  welcher  Höhe  und  auf  welcher  Seite  geeehieht  die* 
am  frühesten? 

5.  Wann  verschwindet  der  grübte  TeU  der  vrinterlichen  Schneedecke? 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


183 


6.  Wie  boge  bleiben  die  leisten  lteete  derselben  liegen  ? 

7.  Wie  «eit  erstreckt  eich  gewöhnlich  die  bleibende  Schneedecke  nach 
anten  hin  ? 

8-  An  «eichen  Stellen  liegt  gewöhnlich  in  Ihrer  Gegend  der  Schnee  am 
tiefsten  ? 

J.  Wo  häuft  der  Wind  in  Ihrer  Umgebung  die  gröfsten  Schneewehen  an  ? 
Wie  verhalten  sich  in  denselben  die  verschiedenen  Abhinge  der  Berge 
oder  Hoheniüge? 

10.  Welchen  Einflufs  üben  die  Bodenformen  auf  das  Liegenbleiben  des 
Schnees?  Man  beachte  besonders  die  Abhinge  von  verschiedener  Steil- 
heit, Gipfel,  Schluchten,  Thalhintergründe,  Mulden. 

1 1.  Welchen  Einlluft  übt  die  Beschaffenheit  der  Oberfläche , je  nachdem 
diese  Stein,  Geröll,  Sand,  Erde,  auf  das  IJcgenbleiben  des  Schnees? 

1!.  Welchen  Einfiufs  übt  die  Pflanzendecke  and  besondere  der  Wald  auf 
das  Liegenbleiben  das  Schnees? 

IS.  Welchen  EinSnfs  Übt  die  Nähe  de«  Wassers  auf  das  Liegenbleiben  des 
Schnees?  Auch  Sümpfe  nnd  Moore  sind  dabei  zn  berücksichtigen. 

14.  Welchen  Eintlufs  übt  die  gröbere  oder  geringere  Dnrchlänigkeit  de« 
Bodens  anf  das  Liegenbleiben  des  Schnees  ? 

15.  Nach  welcher  Zeit  nimmt  der  Schnee  körnige  Beschaffenheit  an? 
Unter  «eichen  Verhältnissen  geht  er  in  Eit  über  ? Man  unterscheide 
körniges,  blasig«!  und  klares  Eis. 

16.  Bemerkt  man  Riue  nnd  Spalten  in  den  Schneefeldcm  ? 

17.  Beobachtet  man  Bewegung  in  den  Schneefeldcm  oder  liifal  sieh  auf 
jene  ans  Spuren  an  Gegenständen  ihrer  Umgebung  »blieben? 

18.  Kommen  gröbere  Rutschungen  de«  Schnees  (Lauinen)  in  Ihrer  Gegend 
vor?  lausen  sieh  die  Ursachen  derselben  erkennen?  Was  ksnn  von 
den  Wirkungen  derselben  auf  Boden  and  Vegetation  (Wald)  ausgesagt 
«erden  ? 

19.  Welche  auffallendem  Formen  beobachtet  man  an  der  Oberfläche  des 
Schnees  als  Folge  von  Wind,  Schmelzung  oder  andern  Ureaehen  r 

10.  Treten  deutliche  Schichtungen  im  Schnee  hervor? 

II-  Wie  grob  ist  der  Einflufs,  den  Sehneeschmelzen,  auch  winterliche,  auf 
den  Wasserstand  der  Flüsse  und  Seen  Ihre«  Gebiete«  üben?  In  welcher 
Zeit  nach  dem  Eintritt  der  Schmelzung  macht  sieh  derselbe  geltend? 

11.  An  welchen  YVtuserläufen  bemerkt  man  zuerst  die  Wirkung  der  Sehnee- 
Khtnelze  ? Verhallen  sich  die  verschiedenen  Abhänge  ein«  Gebirges  in 
dieser  Beziehung  verschieden? 

München,  Technische  Hochschule.  Professor  Dr.  Friedrich  Itatzel. 

Europa. 

Durch  Reschluft  vom  8.  Mai  d.  J.  hat  sich  das  Willem 
Barents- Komitee,  welches  in  den  Jahron  1878 — 84  Sornmer- 
fahrteu  mit  dem  Segelschoner  „Willem  Barents"  in  die 
Polargebiete , namentlich  in  das  Barents  - Meer  ansführen 
liefs,  sich  aufgelöst,  da  bei  den  gegenwärtigen  Verhältnis- 
sen keine  Aussicht  vorhanden  ist , dio  nötigen  Mittel  zur 
Organisation  neuor  Expeditionen  zu  erlangen.  Das  Schiff 
soll  verkauft,  und  der  Ertrag  nebst  dem  noch  vorhan- 
denen Vermögen  zur  Gründung  eines  Willem  Barents- 
Fonds  verwandt  werden,  aus  dessen  Ertrage  alljährlich  et- 
waige Forschungsreisen  unterstützt  werdon  sollen.  Da  be- 
deutende Resultate  in  der  Erforschung  der  Polargebiete 
mit  einem  kleinen  Segelschiff!) , wie  der  „Willem  Barents“ 
ist,  heutzutage  nicht  mehr  zu  erringen  sind,  die  Anschaf- 
fung eines  Dampfschiffes  bei  den  beschränkten  Mitteln  des 
Komitees  aber  ausgeschlossen  war,  so  kann  die  Auflösung 
desselben  und  dio  Verwendung  der  Mittel  zu  andern  Unter- 
nehmungen nur  gebilligt  werdon , so  sehr  auoh  die  hier- 
durch wiederum  sich  zeigende  Abnahme  des  Interosses  au 
Polarforschungen  zu  beklagen  ist. 

Der  Profossor  an  der  Technischou  Hochschule  in  Aachen, 
Dr.  Arzmni , hat  Etide  April  eine  Heue  nach  dem  Ural  an- 
getreten , um  zunächst  die  geologischen  Verhältnisse  in 
einem  Teil  des  Hüttenbezirkes  Newjansk  zu  untersuchen 
und  diesen  selbst  kartographisch  aufzunohmen.  Eine  noch 
wichtigere  Aufgabe  wird  Professor  Arzruni  in  dem  zweiten 
Teil  seiner  Reise  zu  lösen  suchen , nämlich  die  Herkunft 


der  im  südlichen  Ural  im  Flüfschen  Sakmara  vorkommen- 
den Goldsande  fustzustellon,  welche  auch  solche  Mineralien 
enthalten , die  in  Brasilien  mit  Diamanten  zugleich  nuf- 
treten. 

Asien. 

Kleinasien.  — Dafs  auch  in  vielbetretenen  Gebieten 
ein  sorgfältiger  Beobachter,  zumal  wenn  er  ein  geübtes 
Auge  für  die  topographischen  Verhältnisse  hat,  Bedeuten- 
des leisten  wird,  zeigen  die  Aufnahmen,  welche  Dr.  Carl 
Diener  im  östlichou  Teile  von  Mittel-  Syrien  gemacht  und  in 
einer  detaillierten  Karte  in  1:500000  (Mitteil,  der  k.  k. 
Geogr.  Gesellschaft.,  Wien  1886,  Heft  1 ff.)  niedergelegt  hat. 
Von  Damaskus  aus,  dessen  Umgegend  auf  zahlreichen  Aus- 
flügen genau  untersucht  wurde,  unternahm  Diener  drei 
gröfsoro  Exkursionen  vom  1 1.  bis  20.  April  1885  nach  dem 
Gipfel  dcB  Grofsen  Hormon  und  in  den  südlichen  Teil  des 
Iäbanon,  vom  30.  April  bis  14.  Mai  nach  der  Onso  vou 
Palmyra , welche  Tour  gemeinsam  mit  dom  Archäologen 
Dr.  B.  Moritz  ausgeführt  wurde,  vom  29.  Mai  bis  13.  Juni 
nach  Baalbek  und  don  höchsten  Erhöhungen  des  Libanon. 
Eine  letzte  Exkursion  von  Buirüt  aus  führte  den  Reisenden, 
15. — 23.  Juni,  noch  Bhumdun,  einem  ergiebigen  Fundorte 
kretazoischer  Versteinerungen  aus  den  Sandsteinen  des  Liba- 
non. Den  Plan  oinor  geologischen  Dotnilaufuahmo  des  Liba- 
non mufste  Dr.  Diener  fallen  lassen,  da  die  topographische 
Grundlago  zu  einer  solchen,  dio  französische  „Carte  du  Liban 
von  1860 — 1861“,  sich  iu  den  Details  bei  weitem  nicht 
zuverlässig  genug  erwies. 

Aus  dem  Istituto  Geografien  Italiano  in  Rom  ist.  oino 
von  G.  K.  Kritische  bearbeitete,  technisch  sohr  gut  ausgo- 
führto  Karte  von  Armenisch-  Cilicien  im  Mafsstabe  1 : 1 000000 
hervorgegangen,  welche  in  manchen  Punktuu  sowohl  in  der 
Situation  wie  in  der  Darstellung  des  Torrains  von  H.  Kie- 
perts Karte  der  Asiatischen  Türkei  abweicht.  Wodurch 
diese  Abweichungen  begründet  sind,  ist  aus  der  Karto  selbst 
nicht  zu  ersehen ; dieselbe  ist  eiuoiu  in  armenischer  Sprache 
verfafsten  Werke:  Sissuan,  physische,  geographische,  histo- 
rische und  wissenschaftliche  Beschreibung  vom  armenischen 
Cilicien  (Vouedig,  1885)  beigegeben. 

Sibirien.  — Gerade  nioht  selten  oreignet  es  sich, 
dafs  ein  Reisender,  selbst  wenn  er  als  der  erste  in  ein 
bisher  verschlossenes  Gebiet  eindringt , tadelnd  über  Un- 
richtigkeiten der  Karten  sich  ausspricht,  als  ob  die  Karto- 
graphen, die  doch  nur  Aufnahmen  oder  Erkundigungen  verar- 
beiten, dio  Urheber  solch  falscher  Darstellungen  wären.  Auch 
de  DobMer , wolcher  im  Juli  und  August  1884  an  einer 
Dampf schiffaltrt  vom  Ob  nach  dem  Taftbusen  — dio  ersto, 
welche  überhaupt  stattgefunden  hat  — teilnahm,  klagt  über 
mangelhafte  Karten,  aber  or  selbst  scheint  nicht  daran  ge- 
dacht zu  lmbon,  durch  irgoud  welche  Aufnahmen  zu  einer 
Verbesserung  derselben  beizutragon.  Am  19.  Juli  verlieft 
das  Herrn  H.  Funck  in  Tobolsk  gehörige  Daropfboot  Obdorsk, 
und  nach  vielon  Beschwerden  und  Gefahren,  welche  durch 
das  seichte  Fahrwassor  des  Obbusens  veranlaftt  wurden, 
gelangte  es  am  8.  August  in  dou  Taftbusen ; am  ll.AuguBt 
wurde  das  Ziel  der  Expedition,  die  Fuuckschon  Faktoreien 
au  dor  Mündung  der  Flüsse  Taft  und  Pnrr  erreicht  (Annal. 
d.  Hydrogr.  1886,  Nr.  4);  de  Dobbeler  blieb  in  einem  Block- 
hause au  der  Purrmünduug  zurück  und  trat  am  2.  Dezember 
mit  einer  Rentierkarawano  auf  dem  Landwego  dio  Rück- 


184  Geographischer  Monatsbericht. 


reise  an ; in  24  Tagen  gelangte  er  durch  nie  besuchtes 
oder  wenigstens  nie  aufgenommenes  Gebiet  nach  Surgut, 
von  welcher  Route  Aufnahmen  auch  nicht  gemacht  zu  sein 
scheinen,  und  von  dort  durch  bekannteres  Gebiet  nach 
Tobolsk  uud  Tjumon  (Globus  1886,  XLIX,  Nr.  8 u.  9.) 

Iran  und  Turan.  — Dio  transkaspisch r Eisenbahn, 
welche  boreits  über  Askhabad  hinaus  bis  Duschak  auf  oinor 
Strecke  364  Werst  (388  km)  vollendet  ist,  während  die  Er- 
öffnung der  Fortsetzung  bis  Merw  in  wenigen  Wochen  zu 
erwarten  sein  wird,  litt  bisher  an  einem  ganz  unzuläng- 
lichen Landungsplätze;  die  Tiefe  des  Hafens  Michailowak 
ist  so  unbedeutend,  dafs  die  nur  9 Fufs  Tiefgang  haben- 
den Schiffe  dos  Kaspischon  Meorcs  nicht  bis  in  diese  öst- 
lichste Ausbuchtung  des  Michael-Busens  golangon  konnten. 
Sämtliche  nach  Transkaspien  bestimmten  Waren  mufsten 
daher  in  Krasuowodsk  in  kleinere  Harken  umgoladen  wer- 
den, wodurch  grofae  Verzögerungen  verursacht  wurdon. 
Die  Ausbaggerung  eines  tiefen  Fahrwassers  erwies  Bich  als 
unzuverlässige  Verbesserung,  da  die  vorherrschenden  Ost- 
winde wieder  eine  Versandung  dos  Kanales  herbeiführen ; 
das  sicherste  Auskunftsmittel,  dio  Fortführung  der  Rahn 
um  dio  Balchan-Bucht  bis  Krasuowodsk,  uiuom  vorzüglichen 
Hafen , würde  der  Terrainschwierigkoiton  wogen  grofse 
Kosten  erfordern.  Aus  dioson  Gründen  ist  eiu  drittes 
I’rojekt  ausgeführt  worden,  dio  Fortführung  der  Bahn  um 
24  Werst  (25  km)  nach  Westen  bis  auf  die  Insel  Uzun-ada, 
welche  durch  eine  Untiefe  mit  nur  1 F.  Wasser  vom  Fest- 
lande getrennt  ist.  Die  Landungsstelle  selbst  hat  eine 
Tiefe  von  12  F.  (3,7  m),  so  dafs  also  ein  direkter  Verkehr 
von  allen  Teilen  dos  Kaspischen  Moores  mit  dor  transkaspi- 
schen Bahn  eingoleitet  worden  kann.  (Globus  1886,  XLIX, 
Nr.  19.)  Der  neue  Hafen  ward  am  10./22.  Mai  er- 
öffnet. 

Dio  naiurhistorische  Erforschung  de s transkaspischen  Ge- 
bietes durch  Er.  G.  Itadde  hat  unter  recht  ungünstigen  Ver- 
hältnissen ihren  Anfang  genommen , trotzdem  aber  bisher 
schon  erfreuliche  Resultate  geliefert.  Durch  das  in  diosom 
Jahre  au  3 — 4 Wochen  vorspätoto  Eintreten  dos  Frühjahres 
ist  das  Sammeln  von  Pflanzen  uud  Tieren  anfänglich  fast 
ganz  unmöglich  gemacht  worden.  Bis  Anfang  April  war  Aska- 
bad  das  Standquartier,  von  wo  aus  zahlreiche  Exkursionen  in 
das  persische  Grenzgebirge,  den  Greisen  Baikhan,  dessen 
höchste  Erhebung  von  Dr.  Walter  am  15./27.  April  or- 
stiegen  wurde.  Dr.  Radde  stand  Aufaug  Mai  im  Begriff, 
den  untern  Atrek  und  soinon  Zuflufs,  den  Sumbar,  zu  unter- 
suchen, um  am  20.  Mai/  1.  Juni  die  Reise  nach  Merw  an- 
zutreten. 

Eine  lange  geheimgehaltene  politische  Mission,  nämlich 
die  Überwachung  des  russischen  Vordringens  in  das  Turk- 
menen-Gebiet  aus  möglichster  Näho,  führte  den  englischen 
Oberst  C.  E.  Stewart  1881  nach  dor  persischon  Provinz  Cho- 
rassan ; or  benutzte  die  Zeit  seines  dortigen  Aufenthaltes  zu 
ausgedehnten  Reisen  und  Aufnahmen  im  persisch -afgha- 
nischen Grenzgebiet,  deren  Ergebnisse  die  bedeutendste  Er- 
weiterung der  geographischen  Kenntnis  von  Porsion  seit 
vielen  Jahren  bilden.  Seine  Aufnahmen  umfassen  das  ganze 
Gobiot  von  Meschod  im  N bis  in  die  Landschaft  Seistan 
im  S,  welche  keineswegs,  wie  Beit  Kbanikofs  Durchkreuzung 
im  Jahre  1861  angenommen  wurde,  eino  ununterbrochene 
Salzwiiste  bildet.  Stewart  fand  nur  uubodoutendo  Strecken 


Salzwüsten.  Eine  gröfsere  Salzwüste  bildet  dagegen  die 
Wüste  Lut,  wolcho  sich  von  Birdschend  nach  S bis  in 
dio  Provinz  Kirroan  hinein  erstreckt.  Bei  seinom  Versuche, 
Uber  Khusf,  Kur  und  Naiband  diese  Wüste  zu  durchkreuzen 
geriet  Stewart  in  die  Gefahr  zu  verschmachten  und  mufste 
deshalb  umkehren.  Auf  der  Karte  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc., 
März  1884)  sind  boreits  die  Aufnahmen  der  russisch-eng- 
lischon  Grunzkommission  und  noue  Rekognoszierungen  Ste- 
wartB  in  den  Jahren  1883  und  1884  verwertet.  In  seiner 
eingehenden  Schilderung  des  Thaies  dos  Hari-Rud  uud  des 
Gebietes  von  Herat  (Scottish  Geogr.  Magaz.  1886,  II,  Nr.  3), 
betont  Stewart  in  derselben  Weise  wie  andre  Besucher  die 
ungeheure  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  obwohl  die  Rewoliner 
auf  künstliche  Bewässerung  angowiesen  sind.  Die  von  alten 
Schriftstollorn  für  dio  Stadt  augogebone  Bowohnerzahl  von 
100000  Seoleu  hielt  Stewart  nicht  für  übertrieben,  er  glaubt 
sogur,  dafs  die  heutige  Stadt,  deren  Einwohnerzahl  or  unter 
Ausschlufs  der  starken  afghanischen  Besatzung  auf  12000 
Köpfe  schätzt,  dieselbe  Zahl  Menschon  fassen  könne;  die 
Umgegend  ist  auch  heutigestags  noch  sehr  dicht  he- 
. wohnt.  Das  Herat-Thal  von  Obet  bis  Kuhsan  in  einer 
Länge  von  120  milos  (190  km)  und  oinor  Breite  von  12  miles 
(19  km),  gleicht  einem  ununterbrochenen  Garten;  der  be- 
wässerte Boden  gestattet  alljährlich  zwei  Ernton. 

Indien  und  Tibet. — Nach  jahrelangen  Bemühungen 
und  Verhandlungen  ist  es  der  Regierung  von  Indien  endlich 
gelungen , vom  chinesischen  Hofe  die  Genehmigung  zur 
Entsendung  einer  Gesandtschaft  nach  Tibet  zu  erlangen, 
welche  in  dor  Hauptstadt  Lhasa  Verhandluugen  zur  An- 
knüpfung eines  direkten  Handelsverkehres  mit  dom  Dalai 
Lama  anknüpfen  soll.  Ende  Mai  boII  dio  unter  Leitung 
von  Mr.  Macauiag,  welcher  bereits  vor  1*  Jahren  au  der 
Grenze  Verhandlungen  mit  Vertretern  von  Tibet  angeknüpft 
hatte,  Darjeeling  verlassen,  um  durch  den  Jalepla-Pafs 
und  über  Phari  und  Gyangtse  nach  Lhasa  zu  gelangen. 
Als  wissenschaftlioho  Begleiter  wird  an  der  Expedition  eine 
Koiho  von  Mänuern  sich  beteiligen,  doreu  bisherige  Leistun- 
gen oino  Bürgschaft  dafür  geben,  dafs  die  Kenntnis  von 
Tibet  durch  ihre  Thätigkeit  eine  bedeutende  Erweiterung 
zu  erwarten  hat.  Col.  Tanner,  bekannt  durch  seine  Auf- 
nahmen in  Kaflristan  und  Afghanistan,  wird  als  Topograph, 
Dr.  Oldham,  der  langjährige  Mitarbeiter  an  der  geologischen 
Vermessung  Indiens,  als  Geolog,  Dr.  Cunningham  als 
wissenschaftlicher  Beobachter,  Dr.  Leahy  als  Arzt  teilnohmen. 
Hoffentlich  erreicht  die  Expedition  das  Ziel  ihrer  Wünsche, 
die  Erschliefsung  des  letzten  asiatischen  Reiches,  an  dessen 
Grenzen  noch  die  Inschrift : „Verbotener  Eingang“,  prangt. 
(Mail,  10.  Mai  1876.) 

Dio  Wahl  dos  Topographen  dieser  Expedition  mufs  als  eiue 
sehr  glückliche  bezeichnet  werden,  da  Col.  H.  C.  B.  Tanner 
das  von  ihm  zu  durchreisende  Gebiet  durch  eingehende 
Studien  der  Punditen- Aufnahmen  vollständig  beherrscht, 
wie  er  durch  seine  vor  kurzem  erschienene  Bearbeitung 
der  Aufnahmen  des  Punditen  Lama  wiederum  bewiesen  hat 
(General  Report  of  the  Oporations  of  tho  Survoy  of  India 
Department  administered  under  the  Government  of  India 
during  1883 — 84,  p.  XLIV,  mit  Karte).  Das  hauptsäch- 
lichste Ergobnis  dieser  Reise  bezieht  sich  auf  den  greisen 
See  Yarndok  (Skorpionen -See,  von  dou  Tibetanern  nach 
seiner  Gestalt  benannt),  wenig  südlich  vom  Mittelläufe  des 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


185 


Sanpo.  1-ama  hat  diesen  See,  welcher  au  der  großen 
Handelsstraße  von  Nepal  und  Bhutan  nach  Lhasa,  nur 
50  milcs  (80  km)  von  der  Hauptstadt  entfernt  liegt,  und 
daher  schon  von  violen  Heisenden  nach  Tibet  berührt 
worden  ist,  vollständig  umschritten;  seine  Aufnahme  gibt 
demselben  einen  viel  großem  Umfang,  als  bisher  an- 
genommen wurdo.  Mit  Anrechnung  der  Windungen  des 
Ufers  beträgt  seine  Länge  ca  180  miles  (290  km);  seine 
Höhe  über  dem  Meere  wird  zu  1 3 800  F (4200  m)  berechnet. 
Anffälligerweise  befindet  sich  auf  einer  weit  in  deu  See 
Yorspringonden  Halbinsel  ein  andrer  See,  Dumu,  14  300  F. 
(4350  in)  hoch,  welcher  mit  dem  Yamdok  'l'so  in  keiner 
Verbindung  steht.  Der  Dumu  Tso  hat  eine  Uferlänge  von 
24  miles  (38  km);  für  die  Tibetaner  ist  er  ein  Gegenstand 
höchster  Verehrung,  da  der  Sago  nach  seine  Gewässer 
dereinst  ganz  Tibet  überschwemmen  sollen.  Der  bisher 
als  ßinnunseo  betrachtete  Yamdok  Tso  strömt,  dem  Sanpo 
durch  den  an  seinem  Westufer  austretenden  Flufs  Rong 
zu,  wie  der  Lama,  der  dem  Laufe  des  Flusses  abwärts 
folgte,  bestimmt  versichert;  doch  gibt  er  zu,  dafs  hei  hohem 
Wasserstande  im  Sanpo  die  Gewässer  des  Rong  die  um- 
gekehrte Richtung  einschlagen  und  don  See  speisen.  Der 
Rong  muß  eine  Strecke  von  ca  50  miles  (80  km)  in  ost- 
westlicher Richtung,  also  in  einer  dem  Laufe  des  fast 
parallelen  Sanpo  diametral  entgegengesetzten  Richtung, 
welche  auffallende  Erscheinung  er  mit.  don  meisten  süd- 
lichen Sanpo-Zuflüssen  teilt,  zurücklogen,  bis  er  bei  Shang- 
pa,  nordöstlich  von  Gyangtso  in  deu  mächtigen  tibetanischon 
Strom  sioh  ergießt.  Wenig  südlich  vom  Yamdok  Tso  ent- 
deckte der  Lama  einen  neuen  großen  See,  Pho  Mo  Chang 
Tang  Tso,  in  16050  F.  (4890  m)  Höhe. 

Derselbe  Jahresbericht  der  indischen  Landesvermessung 
für  1883 — 84 , welcher  diesen  wichtigen  Beitrag  zur  Er- 
forschung Tibets  enthält,  bietet  außer  den  fortlaufenden, 
durch  zahlreiche  Karten  illustrierten  Nachweisen  über  die 
Fortschritte  der  verschiedenen  Aufnahmen  in  den  einzelnen 
Provinzen  Indiens,  wie  auch  in  don  Grenzländern,  nament- 
lich in  Afghanistan  und  Belutschistan , eine  Reihe  von 
Aufnahmeberichten  über  cinzelno  besonders  interessante 
Gebiete.  Capt.  J.  R.  Hobdag  schildert  seino  Arbeiten  in 
den  Andamanen,  namentlich  die  Aufnahmo  der  beiden  kleinen 
vulkanischen  Insoln,  Barren  Island  und  Xarcondam,  von 
welchen  zwei  trefflich  ausgeführte  Plane  in  1 : 15840  bei- 
gefügt werden.  Eine  militärische  Expedition  gegen  die 
Assam  benachbarten,  unruhigon  Stämme  der  Akas,  an  wolcher 
Iieut.-Col.  R.  O.  ii’oodlhorpt  teilnahm,  gab  Gelegenheit, 
trigonometrische  Messungen  der  tibetanischen  Schneegipfel 
auszufuhren.  Wichtiger  waren  die  Aufnahmearbeiten  im 
Daphla- Gebiete,  in  welchem  ein  bedeutender  Fluß,  der 
Kameng,  entdeckt  wurde;  derselbe  erwies  sich  später  als 
ein  Tributär  des  Baroli.  Einen  wichtigen  Beitrag  zur 
Kenntnis  des  indisch-afghanischen  Grenzgebietes  gibt  Major 
J.  II  lloldich  in  seinen  Mitteilungen  über  die  Aufnahme 
dt*  Saiomon*  - Thronet,  des  Takht-i-Suliman;  veranlaßt  wurde 
die  Expedition  durch  die  Hoffnung,  von  seinen  boiden 
höchsten  Punkten,  welche  aus  der  Entfernung  als  hoch  Uber 
ihre  Umgobung  sich  erhebende  Gipfel  erschienen,  Messungen 
in  der  Richtung  nach  den  schwer  zugänglichen  östlichen 
Gebieten  von  Afghanistan  auaführen  zu  können.  Diese 
Hoffnung  sollte  aber  gründlich  enttäuscht  werden.  Das 
Petermznns  Gtoitr.  Mitteilungen.  188G,  Heft  VI. 


Sulitnan -Gebirge  wird  von  zwei  Parallelketteu , welche 
durch  ein  Plateau  getrennt  sind,  gebildet ; in  der  wcstlicheu 
Kette  liegt  dar  nördliche  und  höchste  Gipfel  der  Kaisargarh, 
11300  F.  (3440  m),  in  der  östlichen,  südlich  von  jenem 
der  Takht-i-Suliman,  11070  F.  (3380  m).  Von  beiden 
bot  sich  aber  kein  Einblick  in  die  topographischen  Ver- 
hältnisse von  Afghanistan. 

Hinter-Indien.  — Die  liandsclmften  zwischen  dem 
Brahmaputra  und  dem  mittlern  Irawaddi  sind  zum  ersten- 
mal von  einem  ungenannten  Indier  bereist  worden , welcher 
die  Strecke  von  Dibrughar  bi*  Mogoung  in  16  Tagen  zu- 
rücklegte. Er  soll  eine  gute  Beschreibung  seiner  Route 
verfaßt  haben. 

Die  Aufnahme  de * Irawaddi  ist  von  Leut.  Cairn * bis 
Mogoung  ausgedehnt  worden,  welche  Strecke  bisher  nur 
nach  Rekognoszierungen  durch  Punditen  bekannt  wurde. 
Sowohl  der  Mogoung  wie  der  Siniho  können  von  Dampforn 
nicht  befahren  werden.  (Mail,  5.  April  1886.) 

Nachdem  es  dom  Kapit.  RIotilRre  gelungen  ist , die 
Stromschnellen  des  Mekong  bei  Prea-Patang  mit  einem 
kleinen  Dampfboot  zu  passieren , wodurch  Aussicht  für 
die  Ausdehnung  der  Schiffahrt  auf  dem  Mekong  stromauf- 
wärts eröffnet  wurde,  sind  von  dem  Kolonialrate  von  Cochin- 
china  8000  Piaster  zur  Vorfügung  gestellt  worden , um 
durch  Leut.  Feeigny  eine  genaue  Aufnahme  der  Strom- 
schnellen und  eine  Untersuchung  behufs  deren  Beseitigung 
anzustellen. 

Die  1885,  S.  478,  erwähnte  Durchkreutung  der  Malai- 
ischen Halbinsel  von  Perak  aus  bis  Paliang  durch  F.  A. 
Swetisnham  fand  vom  12.  April  bis  6.  Mai  1885  statt. 
Bis  Kuala  Slira  wurde  der  Wasserweg  des  Rernam  benutzt, 
längs  desselben  und  seines  Quellbaches  Briseh  ging  es  auf- 
wärts zur  Wasserscheide , welche  zugleich  dio  Grenze 
zwischen  den  Staaten  Perak  und  Paliang  bildet.  In  einer 
Höhe  von  3150  F.  (960  m)  wurde  dieselbe  überschritten. 
Nur  wenige  Schritte  voneinander  durch  die  Paßhöhe  ge- 
trennt, entspringen  der  Briseh  im  W,  der  Sungei  Sambilan, 
einer  der  Quellflüsse  des  Liphi,  im  O.  Nach  kurzem 
Marsche  wurde  Perraatang  Linggi  in  einer  Höhe  von  640  F. 
(195  m)  erreicht,  und  von  jetzt  ab  wurde  auf  Flößen  der 
Wasserweg  benutzt,  welcher  einer  regelmäßigen  Schiffahrt 
wiodcrholt  durch  Stromschnellen  Hindernisse  bereitet.  Bei 
Kuala  Tcmelin  vereinigen  sich  der  Lipis  und  Jelei  zura 
Pahang- Flusse.  Dom  eingehenden  Reisetagebuche  (Journ. 
Straits  Brauch  R.  Asiatic  Soc.  Singapore  Nr.  15)  ist  leider 
nur  oine  ganz  ungenügende  Karte  beigegeben , welche  die 
wenigsten  der  erwähnten  Ortschaften  angibt  und  über  die 
Terrainbildung  des  durchreisten  Landes  vollständig  im  un- 
klaren läßt. 

Japan.  — Eine  eingehende  Darstellung  dos  Ertiehungi- 
wesene  in  Japan  liefert  ein  Bericht  des  Bureau  of  Education 
im  Ministerium  des  Innern  in  Washington.  Im  Jahre  1883 
genossen  von  5952000  Kindern  im  schulpflichtigen  Alter 
3037  270  Kinder,  also  51  Prozent,  den  vorschriftsmäßigen 
Unterricht,  an  welchem  außerdem  117  851  Kinder  unter 
6 Jahren  und  128950  Uber  14  Jahren  teilnahmen.  Die 
Zahl  dor  Schulen  belief  sich  auf  30156  Elementar-,  173 
Mittel-,  80  Normal-,  80  Gewerbe-,  7 höhere  Mädchen-, 
1278  gemischte  Schulen,  1 gymnastisches  Institut,  1 Kon- 
servatorium für  Musik  und  l Universität;  letztere  zählte 

St 


Digitized  by  Google 


186  Geographischer 

178  Lehrer  und  1650  Studenten.  Die  Ausgabeu  für  öffent- 
liche Schulen  beliefen  eich  auf  10800000  Yen. 

Afrika. 

Die  von  Marquis  Buonfanti  bei  seiner  Abreise  nach  dem 
Kongo  in  BrUssel  in  Verwahrsam  der  Geogr.  Gesellschaft 
zurückgelosscnon  Dokumente,  welche  nach  seiner  eigenen 
Reehti'ertigungsschrift  (Roll.  Soc.  Geogr.  Ital.  1885,  Nr.  7, 
p.  517)  die  Beweise  für  soiue  Reise  von  Tripolis  bis  zur 
Guinea -Küste  enthalten  sollten,  sind  vom  Generalsekretär 
dieser  Gesellschaft,  Professor  J.  Du  Fief,  einer  Durchsicht 
unterzogen  worden;  der  betreffende  Koffer  enthielt,  wie  I/Es- 
ploratore,  März  1886,  berichtet,  keine  irgendwie  beschaffenen 
Bewoiso  oder  Andeutungen  für  die  von  ihm  behauptete 
Durchkreuzung  des  Kontinentes.  Es  kann  jetzt  einem 
Zweifel  nicht  mehr  unterliegen , dafs  Buonfantis  angeb- 
liche Reise  auf  Schwindel  beruht,  dessen  Entlarvung  dem 
Reisenden  Gott).  Ad.  Krauso  (s.  Mitteil.  1885,  Nr.  2,  S.  59) 
zu  verdanken  ist. 

Ganz  Ägypten  und  den  gröfsten  Teil  des  Sudan  bis 
südlich  von  Khartum  und  Massaua  umfassen  die  neuesten 
Blätter  der  grofsen  Karte  von  Afrika  iu  1 : 2 000  000,  welche 
von  dem  Major  im  französischen  Generalstabe  R.  de  Ietnnog 
de  Riug  bearbeitet  wird.  Es  sind  die  Blätter  Nr.  7:  Beng- 
hasi,  8:  Kairo,  14:  Assuan,  15:  Kap  Elba,  21:  Khartum 
und  22:  Suakin;  gleichzeitig  erschien  noch  Nr.  3:  Madeira, 
und  mit  Darstelhing  des  Torrains  Nr.  61 : Ascension,  und  62: 
St.  Helena.  Es  ist  eine  wirkliche  Freude,  den  Fortschritt 
dieser  bedeutenden  Arbeit  zu  verfolgen,  denn  ein  jedes 
Blatt  gibt  Gelegenheit,  die  Sorgfalt  des  Bearbeiters  ira  Zu- 
sammentragen und  in  der  Benutzung  des  zerstreuten  Ma- 
terials zu  beobachten,  wobei  er  sich  jedoch  niemals  in 
nebensächlichen  Einzelheiten  verliert,  deren  gar  zu  gründ- 
liche Untersuchung  nur  dio  Vollendung  des  Ganzun  ver- 
zögern würde.  Dufs  hin  und  wieder  einzelno  Irrtümor 
unterlaufen,  Stichfehler  in  Namen-  und  Höhcunngabeu  sich 
finden,  ist  bei  der  Schnelligkeit,  in  welcher  dieses  Material 
bewältigt  wird,  leicht  erklärlich:  im  Hinblick  auf  die  un- 
gemein  reichhaltige  Nomenklatur  können  Bolcbe  Irrtiimer, 
die  einen  verschwindenden  Prozentsatz  erreichen,  nicht  ins 
Gewicht  fallen.  Nur  höchst  selten  mufs  man  dio  Bemerkung 
machen,  dafs  eine  wichtige  Arbeit  unbenutzt  geblieben  ist, 
und  das  ist  auf  dem  Blatte  Khartum  der  Fall  gewesen. 
Weder  die  Karte,  noch  die  Liste  vou  Positionen  von  F. 

S.  Ensor  (Incidents  on  a journey  through  Nulia  to  Darfoor) 
wurde  zu  Rate  gezogen,  durch  welche  namentlich  die  1-age 
vou  Khartum  und  diu  grolse  Nilkrümmung  bis  nach  Dongola 
beeintlufst  worden  wäre ; es  ist  allerdings  zu  bemerken, 
dafs  Ensors  gerade  für  die  Kartographie  besonders  wert- 
volles Buch  wohl  infolge  seines  wenig  zutreffenden  Titels 
bei  seinem  Erscheinen  nicht  die  ihm  gebühronde  Beachtung 
gefunden  bat.  Die  Darstellung  dos  Gewirres  vou  Wadis 
in  der  Kubischen  Wüste  auf  dem  Blatte  Assuan  hätto  wesent- 
lich beschränkt  werden  können  oder  müfste  wenigstens  viel 
mehr  einen  hypothetischen  Charakter  verraten,  da  weder 
durch  Reisen  von  Europäern,  noch  durch  Erkundigun- 
gen diese  ausgedehnten  Verzweigungen  konstatiert  worden 
sind.  Wenn  auch  dio  Lannoyscho  Karte  in  äufsorer 

Eleganz,  was  bei  der  erstaunlichen  Billigkeit  (ä  Bl. 
Fr.  0,30:  mit  Terrain  ä Bl.  Fr.  0,50)  auch  gar  nicht  zu 


Monatsbericht 

verlangen  ist,  mit  der  im  vorigen  Jahre  erschienenen  Nou- 
velle  carte  de  l'Egypte  in  1 : 3000000  nicht  wetteifern 
kann,  so  übertrifft  sie  dieselbe  doch  bei  weitem  an  Zuver- 
lässigkeit und  Reichhaltigkeit.  Zu  erwähnen  sind  noch 
zahlreiche  Nobonkarten,  Mudoira  in  1:356913;  Porto 
Santo  1 : 300000;  Fuucb&L  1:  13156;  Beughasi;  Alexan- 
dria 1 : 64  000;  Port  Said  und  Suez  1 : 50000;  Ismailia ; 
Kairo  1 : 200000;  Ruinen  von  Thebeu  ca  1 : 40276;  Sua- 
kin 1:33  750;  Mnssauah  1:56120;  Khartum  1:180000; 
Ascension  1 : 60000  und  Georgetown. 

NO-Afrika.  — Dio  Schilderungen  der  Reut  von  Ren- 
ghati  nach  Bema,  welche  Comm.  O.  Hamann  im  März  und 
April  1881  im  Aufträge  der  Mailänder  „Socioth  d'esplorazione 
commerciule  in  Africa“  ausfuhrtu,  sind  bereits  iu  zweiter 
Auflage  *)  erschienen , vermehrt  um  eine  Biographie  des 
Reisenden,  welcher  am  15.  September  1883  in  Alexandrien 
gestorben  war.  Sie  umfassen  in  gleich  ausführlicher  Weise 
die  Erlebnisse  während  der  Reise,  wie  die  Eindrücke,  welche 
Natur  und  Bewohner  hervorriefeu , dio  Vergangenheit  des 
Landes,  uaturwissenschaftlicho  Beschreibung  desselben.  Die 
Karte  ist  identisch  mit  Taf.  15,  Jahrg.  1881  der  Mit- 
teilungen ; hinzugefügt  sind  Pläne  der  Stadt  und  des  Hafens 
von  Ilenghasi  und  von  Derna.  Die  zahlreichen  Illustrationen 
sind  nach  Zeichnungen  des  Verfassers  ausgeführt. 

Noch  nicht  zur  Verfügung  standen  Lannoy  de  Bissy  bei 
dem  Blatte  Kairo  die  Ergebnisse  von  Dr.  Sehweinfurth*  Auf- 
nahmen im  Fajum  und  im  südlich  angrenzenden  Bepretmotu- 
gebtete,  welches  nach  Cope  Whitehouses  Theorie  der  alte 
Moeris-See  gewesen  sein  boII.  Durch  seine  im  Januar  1886 
ausgeführte  Reise  und  Beobachtungen  hat  Schweinfurth  in 
seiner  bekannten  Gründlichkeit  reichhaltiges  Material  zur 
Beurteilung  dieser  sehr  verwickelten  Frago  beigebracht, 
doch  erklärt  er  dasselbe  als  noch  nicht  genügend  zur 
Entscheidung:  Uber  diese  Ergebnisse  wird  an  andrer  Stelle 
borichtet  werden.  Sehr  bedeutend  sind  gloiohfalls  die  topo- 
graphischen Resultate,  durch  welche  ein  grofser  Teil 
des  Depressionsgebietes  festgestellt  wurde ; auf  der  Karte 
in  1 : 500  000  (Zeitschr.  Gesellsch.  f.  Krdk.,  Berlin,  1886, 
XXI,  Nr.  2)  tritt  dasselbe  jedoch  nicht  klar  genug  hervor, 
während  es  der  Redaktion  doch  leicht  gewesen  wäre,  durch 
Signaturen  oder  verschiedene  Farbentöne  sowohl  die  be- 
stimmt naebgewiesene  Depression,  wio  auch  ihre  mutmafs- 
licheu  Fortsetzungen  klur  herrortreten  zu  lassen.  Durch 
seine  Aufnahme  des  Birket-el-Qerun  hat  Schweinfurth 
endlich  Bich  das  Verdienst  erworben,  einem  alten,  auf  allen 
Karten  heimisch  gewordenen  Irrtum  den  Garaus  zu  machen; 
dieses  Seebecken  im  Fajum  erstreckt  sich  von  O nach  W, 
nicht  von  NO  nach  NW,  wio  seit  der  Aufnahme  der  fran- 
zösischen Expedition  angenommen  wurde;  auch  die  Umrisse 
dos  Sees  sind  wesentlich  andre.  Soit  10  Jahren,  besonders 
aber  seit  dem  Eingeben  der  Zuckerrohrkultur  am  Siidende 
des  Sees,  durch  welche  früher  eine  bedeutende  Wasser- 
menge verbraucht  wurde,  macht  sich  ein  Steigen  des  See- 
spiegels  bemerkbar,  welche  jährlich  3 cm  beträgt. 

Eine  sehr  verdienstvolle  Aufgabe  hat  die  Societü  Khö- 
diviale  de  geographie  in  Kairo  sich  gestellt,  durch  deren 


*}  Cir«n*ica;  S°,  215  pp.,  mit  Karte  und  Illustrationen.  Mailand, 
U.  Iloepli,  188C. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


187 


Ausführung  sie  sich  den  Dank  aller  Geographen  und  der 
für  Afrika  sich  Interessierenden  erwerben  wird ; ihre  Lösung 
dürfte  die  Gesellschaft  allerdings  auf  Jahre  hinaus  beschäf- 
tigen. Es  handelt  sich  darum,  die  zahlreichen  Berichte 
über  Forschungen , welche  auf  Kosten  der  ägyptischen 
Regierung  im  Laufe  des  vorigen  Jahrzehntes,  während 
der  Glanzzoit  der  Forschungen  in  den  ausgedehnten  Be- 
sitzungen Ägyptens,  im  Sudan  und  in  den  Äquatorial- 
provinzen in  Angriff  genommen  wurden,  auB  dem  Dunkel 
ägyptischer  Archive  und  des  Privatbesitzes  hervorzuziehen 
uud  der  Öffentlichkeit  zu  übergeben.  Als  erstes  derartiges 
Dokument  bringt  Nr.  8,  Serie  II  ihres  Bulletins  den  Be- 
richt nebst  Karte  von  Oberst  Jhtrdys  Aufnahme  der  Route 
ton  Berenice  am  Roten  Meere  bis  nach  Berber  am  Nil  aus 
dem  Jahre  1873;  die  Expedition  wurde  unternommen,  um 
Untersuchungen  Uber  die  Möglichkeit  vorzunehmen,  durch 
dieses  Gebiet  eine  Eisenbahn  nach  dem  Nil  herzustellen. 
Leider  ist  die  Aufnahme  nicht  vollständig  gelungen,  da 
Purdy  wegen  Wassermangels  in  der  10  Tagereisen  langen 
Strecke  von  Dj.  Chigre  (ca  21*  13'  N.  Br.)  bis  Berber 
keine  Aufnahmen  machen  konnte;  die  zahlreichen  baro- 
metrischen Höhenmessungen,  welche  er  in  seinem  Berichte 
erwähnt,  scheinen  nicht  berechnet  worden  zu  sein.  Das- 
selbe Gebiet  ist  bisher  nur  von  Browne  und  Linant  de  Belle- 
fonds bereist  worden,  welcher  letzterer  eine  nur  oberfläch- 
liche Aufnahme  des  weitverzweigten  Wadis  gemacht  hat, 
so  dafs  Purdys  Karte  zu  ihrer  Ergänzung  und  Verbesserung 
eiueu  willkommenen  Beitrag  liefert. 

Mit  der  Expedition  des  unglücklichen  G.  Bianchi  hatte 
Graf  A.  Salimbeni  im  Januar  1883  Italien  verlassen,  um 
ein  von  Bianchi  dem  Könige  dor  abessinischen  Provinz 
Godscham  Taele  Haimnnot  gegebenes  Versprochen,  eine 
steinerne  Rriicko  iibor  dun  Blauen  Nil  oder  Abni  erbauen 
zu  wollen , zu  erfüllen.  Als  geeignetsten  Punkt  für  die 
Anlage  erwählte  er  eine  wenig  unterhalb  der  Mündung  des 
Bir  gelegene.  Stelle ; die  Ausführung  des  Baues  wurde  aber 
infolge  eines  Verbotes  des  Königs  Johannes  von  Abessinien 
verhindert,  wolcher  durch  die  Brücke  eine  Erleichterung 
von  Kaubzügen  der  Bewohner  von  Schoa  befürchtete.  So 
begann  Salimbeni  zunächst  den  Bau  einer  kleinern  Brücke 
über  den  Temscha,  einen  Nebonllufs  des  Blauen  Nil,  zwischen 
dem  Kloster  Dembetscha  und  Dobra  Marcos,  der  Residenz 
dos  Köuigs  von  Godscham,  an  einer  stark  begangenen  Kara- 
wanenstrnfse  gelegen.  Erst  am  15.  Dezember  1884  konnte 
nach  Überwindung  zahlreicher  Schwierigkeiten,  welcho  die 
Herbeischaffurig  von  Baumaterial  verursachte,  und  nach 
Beseitigung  mancher  Intrigen,  der  Grundstein  der  Brücke 
gelegt  werden;  bereits  am  14.  März  1885  war  dieselbe 
vollendet.  Es  kann  einem  Zweifel  nicht  wohl  untorliogon, 
dafs  durch  derartige  Unternehmungen,  welche  auf  Handel 
uud  Verkehr  in  Abessinien  einen  grofsen  Einflufs  ausiiben 
werden,  die  Stellung  der  Europäer  fester  begründet  und 
besser  und  sicherer  die  Erschliefsung  des  schöuen  Lan- 
des für  die  Zivilisation  erreicht  werden  wird,  als  durch 
militärische  und  politische  Missionen. 

Ostäquatorialafrika.  — Als  ein  woitores Ergebnis 
der  Hardeggerschen  Expedition  nach  Harrar  hat  Prof.  l)r. 
PU.  PauUtschke  die  Erkundigungen,  welche  er  über  die  hy- 
drographischen Verhältnisse  der  südlichen  Gebiete  einziehen 
konnte,  verwertet  zu  einer  kartographischen  Darstellung  des 


obern  Weht  (Mitt.  K.  K.  Googr.  Gcsellsch.,  Wion  1886,  Nr.  4), 
bei  welcher  auch  die  von  Chiarini,  Cecchi,  Bischof  Cabagne 
und  James  mitgeteilten  Ansichten  über  das  noch  unklare 
Flufssystem  der  Galla-  und  Somal-Läuder  in  Betracht  ge- 
zogen werden.  Dom  Wöbi  tributär  bezeichnet  Paulitschke 
sämtliche  Wasseradern  westlich  von  43°  0.  L. ; die  östlich 
entspringenden  eilen  dem  Tuk  Fafän  zu,  welcher  nach  Ja- 
mes in  Sümpfen  sich  verliert. 

Der  Untergang  dor  Porroschen  Expedition  nach  Harrar 
hat  einen  andern  Italiener,  Aug.  Frantoj,  welcher  durch 
sein  Vordringen  nach  Ghera,  wo  er  die  Auslieferung  der 
Gebeine  Chiarinis  erzwang,  als  unerschrockener  und  unter- 
nehmender Reisender  sich  erwieson  hatto,  nicht  abschrecken 
können , dasselbe  Gebiet  als  Ziel  einer  Expedition  zu  er- 
wählen. Franzoj,  welcher  Anfang  Mai  in  Genua  sich  ein- 
schiffte , will  von  Zeila  Uber  Harrar  und  Sohoa , also  auf 
bisher  verschlossenem  Wege,  nach  Kaffa  Vordringen,  dann 
nach  den  Äquatorialseeu  des  Nil  sich  wenden  und  über 
Sansibar  zurückkehren.  Für  das  Gelingen  dieses  Planes, 
welcher  schon  1875  zur  Aussendung  der  ersten  italienischen 
Expedition  nach  Schon  unter  Antinori  den  Anstois  gegeben 
hatte,  ist  nur  sehr  geringe  Aussicht  vorhanden. 

Der  von  der  Londoner  Geogr.  Gesellschaft  abgesandte 
Reisende  fast  ist  längs  des  Rovuma  und  Lujenda  am 
13.  Januar  in  Blantyre  eingetroffen.  Er  beabsichtigte,  die 
Frage,  ob  oine  Verbindung  zwischen  dem  Sohirwa-  oder 
Kilwa-See  und  den  Quellseen  dos  Lujenda  existiert,  noch- 
mals einer  gründlichen  Untersuchung  zu  unterziehen,  da 
die  Eingebornen  ihm  übereinstimmend  mitgeteilt  hatten,  dafs 
in  jeder  Regenzeit  durch  das  Anschwellen  des  Sees  oine 
Verbindung  mit  dom  Lujenda,  sei  es  auch  nur  durch  Durch- 
sickern durch  don  Sand,  hofgestollt  würde.  (Proceed.  R. 
Geogr.  Soc.,  London  1886,  Nr.  5.) 

Das  Mifsgeschick,  von  welchem  Serpa  Pintos  Expedition 
verfolgt,  wurde,  scheint  auch  nach  dem  durch  Krankheit 
veranlafsten  Rücktritte  ihres  Führers  nicht  gewichen  zu 
sein.  Sein  Nachfolger,  Leut.  Cardozo,  traf  Anfang  Februar 
mit  nur  drei  Identen  in  Blantyre  ein,  um  seiner  zurückge- 
bliebenen Karawane  die  nötigen  Lebensmittel  zusenden  zu 
können ; falls  er  seine  Vorräte  in  Blantyre  ergänzen  konnte, 
wollte  er  nach  Tete,  der  portugiesischen  Faktorei  am  Sam- 
besi, Bich  begeben.  Die  Aufnahme  der  Route  von  Ibo  bis 
Blantyre  wird  eine  gröfsere  Lücke  in  don  Karten  des  Ge- 
bietes von  Mocambique  ausfüllen. 

Westäquatorialafrika.  — Den  beiden,  seit  An- 
fang 1884  am  Südabhange  des  Kamerungebirges  ansässigen 
schwedischen  Kolonisten  G.  Valdau  und  K.  Knuteon,  welche 
als  Kulturpioniere  und  Förderer  deutschen  Einflusses  in 
jonem  Gebiete  bereits  grofse  Verdienste  sich  erworben  haben, 
gelang  es  im  Mai  und  Juni  1885,  eine  Rundreise  um  das 
Kamerungebirge  auszufUhren,  und  zwar  in  einem  gröfsern, 
namentlich  nach  Norden  weiter  greifenden  Bogen  als  Rev. 
Combers  Route  vom  Novomber  1877.  Während  Comber 
längs  des  Mungo  über  Bakundn-ba-Namboleh  nach  dem  schon 
von  ihm  früher  von  W her  erreichten  Richards-See  ge- 
langte, folgten  die  Schweden  anfänglich  der  von  ihnen  schon 
im  Januar  1885  mit  Dr.  Zoller  begangenen  Route  nach 
ßuea  (Bwea),  von  liier  wandten  sio  sich,  westlich  vom 
Mungo-Laufe  bleibend , direkt  nach  Norden  zum  Richards- 
See  und  nach  dem  von  Rogozinskis  Begleiter,  Tomczek,  zu- 


188 


Geographischer  Monatsbericht 


erst  erreichten  Elefanten-See  (Balombi-ba-Mbu),  den  sie  um- 
fuhren. Das  Quellgebiet  des  Mcmc , eines  Tributärs  des 
Rio  delKey- Deltas,  wird  gegen  Tomczuks  Darstellung  wesent- 
lich berichtigt.  Nördlich  von  Meine  verfolgten  sie  ihro 
Reise  in  westlicher  Richtung,  bis  sie  in  das  Quellgebiet  des 
Mokono,  eines  anscheinend  dem  Old  Calabar  zuströmenden 
Flussos,  kamen.  Von  ßalundu  kehrten  sie  nach  SO  über 
den  Meme  zurück  und  erreichten  in  südwestlicher  Richtung, 
Combers  Route  wiederholt  kreuzend,  die  Küste  bei  Botikka 
(Colli).  Ihr  Bericht  (Ymer  1885,  V,  Nr.  7 und  8,  mit 
Karte)  ist  reich  an  ethnographischen  Notizen , sowie  an 
Auskunft  übor  dio  Bewohnerzahl  der  berührten  Punkto.  Für 
die  politischen  Verhältnisse  erscheint  es  wichtig,  dafs  die 
Schweden  der  Iäisung  der  Frage  nach  der  Existenz  des  Rio 
del  Rey,  welcher  nach  dem  Übereinkommen  vom  7.  Mai  1885 
die  Grenze  zwischen  den  britischen  Niger-Distrikten  und  der 
deutschen  Kolonie  Kamerun  bilden  soll,  näher  gekommen  sind. 
Da  sie  in  kaum  20  miles  (30  km)  Entfernung  dio  Wasser- 
scheide zwischen  Meme  und  Oid  Calabar  fanden,  so  schoint 
die  Vermutung  gerechtfertigt,  dafs  ein  eigentlicher  Flufs  Rio 
del  Rey,  welcher  zwischen  beiden  Platz  finden  müfste,  gar 
nicht  existiort,  sondern  dafs  der  Rio  del  Rey , ähnlich  wie 
der  Muni,  Gabun  u.  a.,  nur  ein  ausgedehntes  Astuarium 
bildet,  welches  aus  zahlreichen  kleinen  Klufsläufen  gebildet 
wird,  was  auch  nach  der  Aufnahme  de»  Rio  del  Rey  durch 
das  doutsche  Kriegsschiff  „ Habicht “ unter  Korvetten-Kapitän 
c.  Schnckmann  I wahrscheinlich  erscheint.  Durch  diese  im  Ok- 
tober 1885  ausgeführte  Aufnahme  wurde  festgestellt,  dafs 
der  Rio  del  Rey  gebildet  wird  von  zwei  Wasserarmen,  von 
denen  der  von  NO  kommende  nach  Aussage  dor  Eingebor- 
nen  der  Mome  sein  soll,  während  der  nördlicho  Zuflufs  mit 
dem  Old  Cnlnbar  in  Verbindung  steht.  (Anna),  d.  Hydrogr. 
1886,  Nr.  3,  mit  Karte.) 

Dr.  Otorio  ist  längs  des  FIussor  Campo,  welcher  nach  dem 
mit  Frankreich  abgeschlossenen  Vertrage  vom  24.  Dezember 
1885  die  südliche  Gronze  der  deutschen  Kolonie  Kamerun 
bildet,  165  miles  (260km)  inslnnore  vorgedrungen  und  über- 
schritt sodann  die  Wasserscheide  nach  dem  Benito,  wel- 
chem er  bis  zur  KüBte  folgte.  Unterwegs  schlofs  er  eine 
grofse  Reihe  von  Schutzverträgen  mit  Häuptlingen  dieses 
Gebietes  ab.  Die  Besitzergreifung  dieser  Küstenstrecko  durch 
die  Franzosen,  welche  an  der  Campo-  und  an  der  Benito- 
Mündung  bereits  einen  Militärposten  errichtet  haben,  wird 
von  Spanien,  welches  ältere  Anrechte  haben  will,  bestritten; 
zur  Entscheidung  dieser  Streitfrage  ist  in  Paris  eino  fran- 
zösisch-spanische Kommission  zusammongetroten.  (Revista 
du  geogr.  commercial  1886,  Nr.  20  uud  21.) 

Als  erstes  kartographisches  Ergebnis  der  Lenzschen 
Kongo  - Expedition  veröffentlicht  die  K.  K.  Wiener  Geogr. 
Gesellschaft  (Mitteil.  Heft  3)  die  Karte  der  Umgegend  von 
Ango-Ango  in  ca  1 : 60  000,  konstruiert  nach  Aufnahme  und 
Routenskizzon  von  Oskar  Baumann. 

Nach  den  neuesten  Nachrichten  ist  Dr.  Lenz  am  14.  Fahr, 
in  der  Station  Stanley  Falls  eingetroffen.  Nach  seinon  Ver- 
handlungen mit  dem  bekannten  Tippo  Tip  ist  ein  Vordrin- 
gen nach  N nur  mit  starker  Begleitung  möglich,  welche 
augenblicklich  nicht  zu  beschaffen  war,  da  eine  greisere 
Expedition  des  arabischen  Händlers  gegen  das  Volk  der 
Wabai  schon  seit  10  Monaten  unterwegs  war.  Falls  die- 
selbe in  Monatsfrist  nicht  zurückkehrte,  so  wollte  Lenz  mit 


Tippo  Tip  nach  Nyangwe  ziehen  und  von  dort  die  Rich- 
tung nach  Ruanda  und  dem  Muta  Nsige  einschlagen , von 
wo  er  nach  dom  Albert-See  und  Unjoro  zu  gelangen  hofft. 

Die  portugiesische  Expedition  in*  Lunda- Reich  unter  Major 
U.  de  Carvalho  war  nach  Nachrichten  vom  11.  Januar  bis 
an  den  Tschikapa  gelangt,  den  sie  unter  7®  17'  S.  Br. 
überschritt ; dor  von  ihr  verfolgte  Weg  scheint  demnach 
nicht  wesentlich  von  Büchners  Rückreise  abzuweichen.  Im 
Lunda- Reiche  herrscht  seit  dem  Tode  des  letzten  Mua- 
tiamvo  vollständige  Anarchie;  es  wurde  befürchtet,  dafs 
das  Reich  in  zahlreiche  kleine  Gebiete  zerfallen  würde. 
Einem  ausführlichen  Briefe  (Bol.  Soc.  Geogr.  Lisboa  1885, 
Nr.  8)  sind  folgende  Positionsbestimmungen  entnommen: 


8.  Br. 

6. 

L. 

Or. 

Hübe  in  m 

Station  Coata  und  Silva  . 

. 8‘ 

' 28’ 

JO" 

18° 

21 

’ 15’ 

765 

Lager  im  Vallc  das  Amarguras  8 

33 

30 

19 

12 

30 

1020 

Lager  V.  M.  da  Ounha  . 

. 8 

28 

24 

19 

37 

8 

1180 

Station  Cidade  do  J’orto 

. 8 

24 

18 

20 

42 

IS 

Lout.  r.  Eran(oi*  zahlreiche  I/bhenmesitungen , welche  auf 
der  Reise  nach  Luluuburg  und  auf  der  Kassai  • Fahrt  mit* 
tels  Aneroid-  und  Quecksilberbarometer,  dem  ersten  unver- 
sehrt nach  Zentralafrika  transportierten,  angestellt  wurden, 
sind  von  Dr.  A.  r.  Danckelman  (Zoitschr.  Gosellsch.  f.  Erdk. 
Berlin  1886,  Nr.  2)  berechnet  worden.  Trotz  der  Un- 
sicherheit der  Berechnung,  welche  sich  hauptsächlich  daraus 
ergibt,  dafs  die  Instrumente  weder  vor  Antritt  noch  nach 
Beendigung  der  Reise  mit  Normalinstrumenten  verglichen 
worden  sind,  ist  dio  lango  Serie  von  Höhen  von  grofser 
Wichtigkeit,  da  sie  immer  noch  zuverlässiger  erscheinen 
als  ältere  Messungen,  weloho  sowohl  im  zentralen  Teile, 
als  auch  am  Kongo  angestellt  worden  sind.  Dr.  Büttners 
Höhenmessuugen  am  Quango  dürften  crhoblich  zu  niedrige 
Werte  ergeben  haben.  Aus  der  langen  lüste  geben  wir 
einige  der  wichtigsten  Messungen  wieder: 


Malangc 

1148  m 

Mukenge  . • . • 

660  m 

Kela>) 

1240  M 

Luluaburg  .... 

Moanja  t) 

930  „ 

Lulua-Spirgel  . . . 

ca  530  . 

Kuango-Spicgel  . • • 

GfiO. 

Luebo-Mündung  . . 

• 

410. 

Mubongo 

1030  „ 

!,ulu*-Mündung  • . 

• 

390  . 

Quengo,  rechte*  Ufer*)  . 

1090  „ 

Sankuru-Mumiuntj 

. 

360. 

Kiinuun^o  (Kuilu,  l.  l?fer) 

1020  „ 

Lonnee-Mündung  . . 

. 

340  . 

Loange-Spiegel  . . . 

870. 

Kunngo-Mundung 

. 

295  . 

Lnwoa-Spiegel .... 

650. 

Kaesai-Mundung  . . 

• 

287  . 

Kika.ua  am  Kaseai  . . 

465  . 

Stanley  Pool  (I/opoldv 

He). 

271  . 

Südafrika.  — Als  eine  Folge  der  Expedition  von 
Paiva  d'Andrada  nach  der  goldreichen  Landschaft  Mam'ca 
im  J.  1881  ist  die  militdri*che  Httetxung  dieses  Gebietes 
durch  die  Portugiesen  anzusehen,  welche  Ende  1884  erfolgt 
ist.  Sitz  des  Gouverneurs  ist  Gorongoza,  welches  den 
Namen  Villa  Gouveia  erhalten  hat.  Man  hoffte  einen  di- 
rekten Weg  von  Manica  nach  Sofala  zu  eröffnen,  wodurch 
die  Küste  in  6 Tagen  zu  erreichen  sein  dürfte,  während 
die  Entfernung  nach  dem  untern  Sambesi  15  Tagereisen 
beträgt.  M.  C.  da  Silva  Lima,  oin  Begleiter  des  .Gouver- 
neurs, hat  1885  festgestellt,  dafs  der  bei  Gorongoza  ent- 
springende Inhandue  oder  Ignandue  duroh  den  Zangwe  in 
den  Sambesi  fliefst  und  nicht,  wie  seit  d'Andradas  Expedi- 


1)  Durch  diete  am  1.  und  3.  Augujt  1884  angertellten  Beobachtun- 
gen findet  der  schroffe  östliche  Abfall  der  Wauencheide  zwischen  Kuante 
und  Kuango  abermalige  Bestätigung. 

2)  ln  der  Liste  wohl  irrtümlich  abemult  mit  .Quango*  bezeichnet. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht.  189 


tion  angenommen  wurde,  durch  den  Urema  in  den  Ozean 
sich  ergiefst.  (Bol.  Soc.  geogr.  Lisboa  1885,  p.  496.) 

Madagaskar.  — Der  Zusammenstellung  seiner  grofsen 
Karte  von  Madagaskar  (s.Mitt.  1886,  S.  128)  aus  den  einzelnen 
Blättern  seiner  Karte  von  Afrika  in  1:2  000  000  hat-  Lanmy 
de  Bitty  sehr  bald  das  Heft  seiner  auf  Madagaskar  bezüg- 
lichen kartographischen  Notizen  folgen  lnsson,  welche  weit 
mehr  enthalten , als  nach  dem  Titel  zu  erwarten  war. 
Nicht  allein  eine  Angabo  der  zu  Rate  gezogenen  Kartenwerke 
und  Litteratur,  sowie  eine  Darstellung,  in  welcher  Weise 
die  verschiedenartigen  Aufnahmen  aneinander  angoschlossen 
wurden , liefern  diese  Notizen , sondern  sie  sind  erweitert 
zu  einer  gedrängten  physikalischen  Geographie  der  Insel, 
in  welcher  die  orograpbischen,  hydrographischen,  ethnogra- 
phischen und  kliinatoiogischen  Verhältnisse,  zum  Teil  nach 
noch  unpublizierten  Materialien  von  Grandidier  geschildert 
werden.  Sehr  wertvoll  für  den  Kartographen  ist  die  aus- 
führliche Wiedergabe  einer  grofsen  Reihe  von  Positions- 
bestimmungen nebst  kritischen  Erörterungen  ihres  Wertes. 

Australien  und  Inseln  dos  Grofsen  Ozeans. 

Festland.  — Eine  aufserordentlich  reichhaltige  Zu- 
sammenstellung der  jüngsten  Fortchutigereieen  in  Australien 
und  den  Inseln  des  Stillen  Ozeans,  namentlich  in  Nouguiuea, 
findet  sich  in  dem  Jahresberichte,  welchen  Australiens  ver- 
dienstvoller Botaniker , Baron  Ferd.  v.  Mueller  ’) , iu  der 
Geogr.  Gesellschaft  in  Melbourne  erstattete.  I)afs  Baron 
v.  Mueller,  welcher  in  hervorragendem  Mafse  bei  der  Er- 
forschung des  Kontinentes  beteiligt  gewesen  ist,  teils  durch 
eigne  Reisen,  teils  durch  Anregung  zur  Entsendung  von 
Expeditionen  die  Entdeckungsgoschichte  Australiens  in  einor 
Weise  beherrscht,  wie  kein  andrer,  zeigen  die  zahlreichen 
Hinweise  auf  die  Ergebnisse  früherer  Expeditionen.  Sehr 
beachtenswert  sind  auch  die  Wünsche,  die  er  für  fernere 
Forschungen  ausspricht;  seine  Andeutungen  worden  jedem 
Reisenden  wertvolle  Fingerzeige  sein,  auf  welche  Punkte 

))  Victorian  Brauch  of  the  Geogr.  Society  of  AuttraUxin.  Proeeedinga 
at  the  annunl  rocetiog  Jnnr.  1886.  Melbourne. 


er  soine  Aufmerksamkeit  zu  richten  hat.  Baron  v.  Mueller 
tritt  auch  wieder  energisch  für  die  Inangriffnahme  der  Er- 
forschung der  antarktischen  Gebiete  ein. 

Neuguinea1).  — Der  durch  seine  verunglückte  Ex- 
pedition nach  Neuguinea  im  J.  1884  bekannt  gewordene 
Kapt.  J Straehan  hat  vom  November  1885  bis  Januar  1886 
oine  neue  Reise  ausgefübrt,  welche  dem  Mai-kassa  oder 
Baxter,  dem  1875  von  dom  Missionar  McFarlane  entdeck- 
ten und  ca  90  miles  (145  km)  stromauf  befahrenen  Flufs 
westlich  vom  Fly-Dolta,  galt,  ln  Begleitung  von  Mr.  Kery 
und  Mr.  Poett,  einem  alten  ostindischen  Pflanzer,  fuhr  er 
don  Flufs  auf  einem  kleinen  Dampfer  ca  100  miles  (160  km) 
hinauf  und  untersuchte  noch  mehrere  seinor  Zuflüsse , na- 
mentlich den  Prince  Leopold  Ri  vor,  bis  im  Flufsbette  la- 
gernde Stämme  die  Woiterfahrt  verhinderten.  Die  Expedition 
wurde  dadurch  verhindert,  Aufschlufs  darüber  zu  geben, 
ob  der  Mai-kassa  mit  dem  Fly  zusammenhängt,  was  nach 
der  bisherigen  Aufnahme  der  beiden  Flüsse  als  wahrschein- 
lich erscheinen  mufs.  Von  dem  fernsten  Punkte  unternah- 
men die  Mitglieder  kleinere  Exkursionen  landeinwärts,  welche 
drei  bis  vier  Tage  währte  und  bis  40  milos  (64  km)  aus- 
gedehnt wurden.  Nach  der  Versicherung  Poetts  soll  das 
Land,  namentlich  nach  dem  Fly  hin  zum  Anbau  aller  tro- 
pischen Gewächse  vorzüglich  geeignet  sein.  Nach  der  Rück- 
kehr zum  Meere  vorfolgte  die  Expedition  die  Küste  weiter 
nach  O bis  zum  Papua -Golf  und  entdeckte  fünf  kleinere 
Flüsse,  dio  10 — 30  miles  (16 — 48  km)  befahren  werden 
konnten ; auch  hier  wurden  bis  zu  50  km  sich  ausdehnende 
Exkursionen  landeinwärts  unternommen.  Proben  von  wert- 
vollen Hölzern  und  Bodenerzeugnissen  bildeten  aufser  einer 
reichen  ethnographischen  Sammlung  das  Resultat  der  Ex- 
pedition. Schon  vor  Antritt  derselben  hatte  Kapt.  Straehan 
von  dem  Administrator  von  Britisch -Neuguinea  sich  ein 
Vorrecht  auf  Ausbeutung  dos  Gebietes  von  der  holländi- 
schen Grenze  bis  zum  Papua -Golf  erteilen  lassen. 

H.  Wichmann. 

>)  Die  deutsche  AutRab«  (lu  Werke»  Ton  Cb.lrorr»  und  Oill  : „Neu- 
guinea" {*.  Mitteil.  1S8G,  S.  1 S>8)  ist  nicht  bei  U.  Costenoble  in  Jena, 
sondern  bei  F.  A.  lirockhaus  in  lycipzig  erschienen. 


Literaturverzeichnis. 


Afrika. 

Blftliutti  , A. : I.o  Popolaxloni  de))'  Africa.  8° , 94  pp.,  mit  Kurt«.  Padua. 
Drucker,  1885. 

Buonfantl,  M. : Lottere.  (L'Etploratorc  1884,  Kr.  1 ff.) 

Chrlataller,  J.  O. : Zur  VGIker-  und  Sprachenkunde  Afrika«.  (Milt.  Geogr. 

G««el]Nch.  Jena  1886,  IV,  Kr.  3,  8.  88.} 

Dalla  Vodova , G. : Pellegrlno  Matteuccl  cd  11  «uo  Dlario  lacdlto.  (Bol).  Soc. 
grogr.  Ital.  Koa  1886,  X,  Kr.  9,  p.  641,  mit  Karte. J 

„Fnindtbero“.  Reise  der  Korvette  im  Roten  Meero  und  an  dor  0*t- 

ktiitc  Afrika«  io  d.  J.  1884 — 85.  Gr.. 8°.  Wien.  Gerold*  Sohn,  1886.  M.3,«o. 
Blbler,  L. : Heroen  der  Afrlkafonchung.  Gr.-8\  Leipzig,  l*aw,  1886.  M.  6. 

„Helgoland  M.  Die  Reite  der  Korvette an  der  WMtkflll*  Afrika*  Im 

Jahre  1884—86.  8°,  65  S8.,  mit  Karto.  Wien,  Gerold*  Sohn,  1885.  fl.  1. 
Hellwald,  F.  di.  St  O.  Btrafforello:  Africa,  sccondo  le  nolizlc  piü  recenti.  8°, 
mit  Karte.  Turin.  Loeachcr,  1886. 

Lanchlor,  A. : Le*  richc*«ca  africalne«  et  le«  inoyen*  de  Ic*  ftequdrir.  8*, 
67  pp.  Pari«,  Challamc),  1886. 

Lannoy  de  Bitty : Kotlce«  *ur  la  carte  d'Afrlqn*  au  1/1 000  000c.  5.  Lief.  Bi. : 47, 
51 , 69  , 56  und  67:  Madagaskar  — 61:  A*ccn*lon  — 62:  8t  • Helene.  Ö*. 
Pari»,  Depot  de  la  Ouerre,  1886. 

O’üeill,  H.  : The  Aseicnt  ClvilUation.  Trade  and  Commerce  of  Ea»tern  Africa. 
(Scott.  Geogr.  Mag.  Edinburgh  1886,  11,  Kr.  2,  p.  92,  mit  Karte.) 


Savelll  Mafflo  : Gl!  Italiani  la  Africa.  4°,  224  4*  256  + 291  pp.  Perino , 1886. 

1.  8,tO. 

Sehweiger  • Lerchenfeld,  A.  v, : Afrika.  Der  dunklo  Erdteil  im  Lichte  untrer 
Zeit.  952  S8„  mit  Karten.  Wien,  A.  Hartlehen,  1886.  fl.  10,*O. 

Soramerbrodt.  K. : Afrika  auf  der  Ebstorfer  Weltkarte.  4f,  25  88.,  mit  Karte. 
(Progr.  Wiiht.dmtgymnatiium  zu  Hannover  1885.) 

Weitendarp  , W. ; Der  Elfenbeinreicbtura  Afrikas.  (Deuuchn  Kolonialzcltnng 
II,  Kr.  14, 8.  446.  — Verb.  6.  Dcutach.  Geogr.. Tag  ln  Hamburg. 
8.  60.  mit  Karte.) 

Zoppritz,  K. : Geogr.  Engcbui»**  der  wrl**en*ehafllleheii  KeUen  und  Korvchung»« 
oxpeditionen  ln  Afrika,  1885—84.  (Geogr.  Jahrbach  1885,  X,  8.  441.) 

KarUn: 

Afflki.  Neue  Karto.  4 Bl.  1 : 7 600  000.  Stuttgart,  Maier,  1886.  M.  8. Atla« 

vou  Afrika.  ßO  Karten  auf  18  Taf.  mit  Text.  Wien,  Hartleben,  1686.  M.  3. 

Habenleht,  II.:  8pezialkarte  von  Afrika  In  10  Hl.  1:4000000.  B).  1:  Wwt- 
Sahara,  2:  ZeutrabSaliara,  3.  Ägypten,!:  Wc«t-8udaa,  5:  Zentral. Sudan, 
6:  Abetfkinien  , 7:  Kongo,  8:  geongebict , 9:  Kaplaud,  10:  Dclagoa.-.Bal. 
M.  15. Supp).  1 : HOhen  - und  Tiefenliberalcht.  2.  Etbnogr.  Über- 

sicht. M.  3.  Gotha,  Jufttu»  Perthes.  1886. 

Lannoy  do  Bitty,  11.  de:  Carte  d'Afriquo.  1:2  000  000.  Hl.  3:  Ile  do  Madere, 
7:  Ben  Ghazt,  8:  Le  Caire,  14:  A»»ouan,  15:  Cap  Elba,  21:  Kbartoum, 
22 : Souaklu.  a fr.  0,30.  — MH  Terrain  Bl.  61 : Aacenaion.  fr.  0,60.  Pari*, 
Depot  de  la  Guerre,  1886. 


Digilized  by  Google 


190 


Literaturverzeichnis 


Nilliiuler  und  Gebiet  des  Roten  Meeres. 

Almkvllt,  II. : Din  Hlachari  • Sprache  Tu  • Bedlwif  in  NO.  • Afrika.  2.  B l.  4' • 
Cp»ala,  Akad.  Buchhandlung,  1806.  M.  10* 

Boinet:  Le  r«eti*ement  de  l’Kgypto.  (Bull.  Hoc.  Kb*d.  de  Gdogr.  Kairo  1865, 
Nr.  7,  p.  3».) 

Bourquclot,  E.  : Promenade*  en  Egypte  ct  k Con»tantinople.  IS’ , 447  pp. 

Paris.  Cballamel,  1883.  fr.  3,60. 

Brackenbury,  MaJ.  .(lau.  II.:  Tbn  River  Column:  A narrative  of  the  advame 
of  the  River  Coluran  nf  the  Nile  Expedttlooary  force.  8*,  300  pp.,  tnit  Kar- 
ten.  London.  Blackwood»,  1883.  7 ab.  6. 

Cardon , P. : Sol  commerrlo  dl  (Boll.  Hoc.  Geogr.  Ital.  1883,  X, 

Nr.  12,  p.  039.) 

Chtminelll,  ß. : Llttorale  fra  A*»ab  e Mxaaaua.  I.ocailtk  pono  »Otto  II  protet- 
torato  Itallano.  (Bull.  Sczione  Plorcntlna  Soc.  afric.  d'ltalla  1886,  1,  p.  101.) 
Colaci , F. : Sulla  regio  ne  di  fronticra  dell’  Abiniua  verao  Mastaua.  (Boll. 

Soc.  Geogr.  Ital.  1883.  X,  Nr.  12,  p.  843.) 

Hindert  PetriO,  W.  M. : Tanl».  I.  1883—64.  4*.  60  pp.,  mit  PIHnco.  London, 
TrUbncr,  1886.  16  ah. 

Kreil , J. : Reite  in  Ägypten  1884  —86.  (Öatorr.  MouaUachr.  fQr  den  Orient, 
Wien  1883.  XI,  Nr.  10.  S.  012.) 

Malmlgnati,  P.  P.  : L'Egitto  aenza  Egiziani.  8*.  827  pp.  Mailand,  Trevea.  188<t. 
■ataait,  Q.:  I mtel  treutacinque  anni  dl  mUtfoiie  Dell’  alta  Etiopia.  I.  4°» 
216  pp.  Rom.  tip.  pollglotta,  1885. 

■er  Rouge,  Instruction«  nautique«  »ur  la  ct  1c  Rolfe  d'Adcn.  s*», 

431  pp.  Pari«,  ('liallamcl,  1885.  fr.  10. 

Pinnazzi,  L.  : Sudan  « AbLdnla.  8* , mit  3 Karten.  Bologua,  N.  ZanlchelU, 
1886.  I.  4. 

Ragazzl  . V. : Notizle  tnodiche  raccolt«  nid  viaggio  da  Aaaab  all*  Ablstinia. 

(Boll.  Soc.  Geogr.  Ital.,  Hm«  1883,  X,  Nr.  10,  p.  744.) 

Reinlich,  L. : Kala,  ArfnlU.  (Boll.  Hoc.  Gaogr.  lui.  1886,  X.  Nr.  H.  p.  684.) 
— Die  Afar* Sprache.  iSitzungaber.  phll.hlator.  Kl.  K.  Akad.  Wl^onseh.. 

CXI.  Nr.  1.)  8".  112  SS.  Wien.  Gerold«  Hohn.  1883.  H.  0,94. 

Royle,  Cb.:  The  Kgyptlan  campalgn*.  2 Ilde.  mH  Karten.  London,  ßlackelt, 
1884. 

Salimbenl,  A. : 11  ponte  «ul  Tctnlca.  'Boll.  Hoc.  Geogr.  Ital.  1886,  Nr.  12.  p.  (K>7.) 
Stvolli  , M.  : L*  «erste  del  Mar  Koaxt.  4*.  Rom,  Perlno,  1886.  Io  60  Lief. 

h I.  o,to. 

Simon  , G. : l.'Elhlopie,  i*v  unrura,  so«  tradition«,  lc  Ndgoax  Johnnnb».  loa  cgi  Uns 
monolithe«  de  Lalibdla.  8 mit  1 Karte.  Paria . Challatnel,  1885.  fr.  10. 
Stono -Facha:  Le«  axprfdltlona  tigypilonnea  cn  Afrtque.  (Bull.  Soc.  Khld.  de 
Geogr..  Kairo  1886,  Nr.  7,  p.  343.) 

Veile,  P.  : Dauakll— Aums.  (Bull.  Sei.  Fiorenl.  Soc.  Afric.  Italia  1835,  I,  Nr.  6, 
p.  165—160.) 

Vaujany,  II.  de : Dcarrlptlon  de  l'Kgyptn,  Alexandria  et  la  Baue* Kgypte. 

18*.  mit  Karten.  Paria,  l'lon,  1884.  fr.  4. 

Vienot  | C. : Le«  bord«  du  Nit,  Kgypte  et  Nubie.  4°,  296  pp.,  mit  1 Karte. 
Rouen,  Cagulard,  1886. 

Waraherg,  A.  r. : Eine  antike  Nllfnatuog.  (Allgemeine  Zeitung,  .Mt'uichcu  1884, 
Nr.  *3.) 

Wllion  , Cb.:  Krom  Kortl  lo  Khartum.  8f',  326  pp.,  mit  Karten.  London, 
Black  woo<l»,  1886.  7*h.6. 

Karten : 

Read  See,  wMtcrn  abore:  Merva  Durur  to  Triokitat,  »howlng  the  approaches 
to  SawAkiu.  (Nr.  81.)  1 : 107  000.  t 4b.  — — 8awakin  harbour.  (Nr.  001.) 
1:12  000.  1 *b.  6.  London.  Ilydrogr.  Off.,  1885. 

Suakin.  Sketch  of  the  enuntrv  adjncent  to 1 : 100000.  London, 

Intelligence  Brauch,  War  Office,  1883. 

Sudan  orientale.  Carte  del  ■ * territorii  limitrufl  a Sude  ad  E«t.  7 Bl. 

1:1600  000.  Florenz.  Iatit.  geogr.  mlllt.,  1885.  1.  3,30. 

Atlasliindor,  Tripolis,  Sahara. 

Bert,  P. : Lettre«  de  Kabytlo;  la  Politiquc  alg« Menno.  8»,  87  pp.  Pari«,  Le« 
merre,  1885.  fr.  2,ao. 

Blemeetrltt,  F.  : Die  «panUchcn  Prewidioa  an  der  Kordkfistc  Marokko«.  (Glo« 
• hu»  1886.  XI. VH1.  Nr.  18.  S.  270.)  — — Die  oeueo  Erwerbungen  Spaniens 
an  der  Atlantischen  K(J»ie  Kordafrika«  (ebend.  Nr.  20,  S 311). 

Cambon,  V. : De  Böae  k Tunis,  8oos«e  ct  Kaironan.  »•,  10$  pp.  Lyon,  lmpr. 
Beiion,  1886. 

Cheteller,  A.  Le:  8nr  lea  k«oura  du  Ahaggar;  — I/Ioacription  de  TlndMao. 

(C.  R.  Hoe.  geogr.  Pari«  1886 , Nr.  1,  p.  80  ff.) Not**  «ur  l'Aougue- 

rout  (ebend.  Nr.  3.  p.  90). 

Creme,  O.  F.  : Da  Maroeco  a Mogador.  (Co»mos  1886,  VIII,  Nr.  8,  p.  225,  mit 
Karte.) 

Crozall,  J.  de  : Le  commerce  da  «el  du  Sahara  an  Soudao.  (Revue  de  Geogr. 
1886.  Nr.  10.) 

Oerrien,  Comm. : La  regton  alglrienn*  travemV  par  le  meridlrn  de  Pari«. 

(Bull.  Soc.  gdogr.  Pari*  1885,  Nr.  2,  p.  251,  mit  Karte.) 

Ouvoyrior,  H.  : Note  «ur  la  determination  dca  coordonncc*  g£ogr.  do  Ton« 
gourt.  (C.  R.  Soc.  gdogr.  Pari«  18Ö6,  Nr.  1,  p.  26  ff.)  — — Note  sur  la  va- 
leur  de«  longltude«  dan*  le  Sahara  du  depart.  de  Coattantine  et  lo  Sahara 
toniitcn  ebeud.  Nr.  4,  p.  135}. 

Fellot,  E. : Etüde  «ur  le«  Mout«  Aurit.  : Bull.  Hoc.  geogr.  >!ar»*ille  1886, 
Nr.  1 ff.) 

Ferngndez  - Ouro:  Lo«  derecho»  de  Eapaüa  en  la  co«ta  del  Sibara.  (Bol.  8oc. 
geogr.  Madrid  18*6,  XX,  Nr.  1,  p.  42.) 

Foncln  , P. : L*s  Indlgfrne.«  de  PAtgcrl«'.  (Revue  de  Geogr.  Fcbr.  1636,  p.  00.) 


Foulquet,  de:  Colonnn  mobile  de  Geryvllle  peodaot  l’expldltloa  «ur  Figulg 
cn  1868.  (Boll.  Soc.  g6ogr.  Orao  1885,  V.  Nr.  25,  p.  44.) 

FranclOli,  C.  de:  Dan«  le  Nord  de  la  Tunliie.  6l . 48  pp.  Lille,  Dancl,  1886. 

AM r.  «tu:  Ball.  Hoc.  g4 wjr.  LUI«,  !»■». 

Qimenez,  S. : Espa&a  en  cl  Afrira  Soptentrional.  4*.  74  pp.  Madrid,  Fe,  1885. 

8 rU. 

Haintann,  G. i (’lrenalca  (Tripolitanla),  2.  Aufl.  8*.  214  pp.,  mit  Karte.  Mai- 
land, Hoepll,  1885.  I.  6. 

Houda«,  O. : Ethnographie  de  l’Algerlc.  24",  124  pp.  Pari«,  MaUouneuve. 

1884.  fr.  l,eo. 

Kobalt,  W. : ReUcerinneningen  aua  Algerien  und  Tuui».  8*,  490  8S.  Frank- 
furt a'M.,  Dle«tenveg,  1886.  M.  10. 

Lux,  A-:  Sulla  et>plorazlone  nrcheologlca  dclla  Cireuaica.  (Boll.  Soc.  Geogr. 
Ital.  1886,  XI,  Nr.  1,  p.  67.) 

Marcat,  A.:  Le  Maror,  voy age  d’unc  tuUtlon  frauv*l*e  k la  eour  du  »ul tan. 

18*.  299  pp.,  mit  Karte.  Pari»,  l’lon,  1886. 

Neroc.  Mission  mllltalrc.  (Bull.  Soc.  geogr.  Oran  1880.  V,  Nr.  27,  p.  187, 
mit  Karte.) 

■artinlOre,  II.  de  la:  Itlulrnlr*  d’Alkazar  x Onezzan  ct  Mekn^a,  Maroc. 

(Revue  geogr.  Dezember  18m6  — Marz  1686.  mit  Karten.) 

Mailt,  O.i  Mlnlera  c fonderia  del  Gbel  R*a«a  ln  Tuul«.  8’,  118  pp.  Cagllari, 
tip.  del  coromercio,  1885. 

/ Mercltr,  E. : ijuelquc*  notea  »ur  lo  Tafilalet.  (Bull.  Soc.  g^ogr.  Oran  1883.  V, 
Nr.  25,  p.  70.) 

Merle,  A.  : La  queation  dn  Cap  Blanc.  (Revue  de  g«*ogr.  Mürz  1886,  p.  183.) 
Motylinskl , A.  de  V. : Note«  hlatoriquea  »ur  lc  Mrab.  Guerara  depul»  »a  fon- 
datlou.  8*.  Alger,  Jourdao,  1885. 

Oltramare  : Note  aur  la  d^tennlnatlon  de«  coordonm'e«  g^ogr.  de  Tougourt 
par  lc»  obftcrvntion»  a»tronomlque»  de  M.  H.  Duvevrier.  (0.  R.  Soc.  g^ogr. 
Pari«  1606,  Nr.  1,  p.  26  ff.) 

Reche  ds  Coste,  M.  de  la:  La  mor  Interieure  afrlcaine.  (Revue  geogr.  Tour» 
186.3,  II.  Nr.  9 und  10.) 

Rolland : Sur  la  monlagne  et  la  grämte  fällte  du  Zaghouan,  TunLIo.  (C.  K. 

hebdom.  Arad.  d.  acienccs.  Pari«  1886,  T.  CI.  Nr.  93.) 

Stutfleld,  II.  K.  M. : Et  Maghreb.  1200  mlln«  ridc  througli  Morocco.  8\  360  pp.. 

mit  Karte.  London.  Low,  1886.  6»L.6. 

Taconnat,  M. : Souvenir«  d'Alferic.  16*,  294  pp.  u.  Tafel.  Lc  Havre,  Imp.  du 
Commerce»  1886. 

Taisserenc  de  Bort,  L. : Sur  lc»  ruine«  d’une  vllle  dan»  le  Nefzaoua.  (C.  R. 
Soc.  geogr.  Pari»  1886.  Nr.  7,  p.  218.) 

Tlrman,  L. : Exp<>*v  de  la  «Ituatiou  gdut:rale  de  l'Aiglric.  8*.  430  pp.,  mit 
Taf.  Aiger,  lmpr.  (Iovomo.  1066. 

Karten : 

Algdrie.  Carte  de  I'  - - . 1:60  000.  Bl.  16:  DJ.  Filfiia.  16:  Bugeaud. 
17:  Böne,  18  n.  16:  Oned  Guergour,  Cap  Ri»a,  22:  Mdneiville,  64: 

129:  Mont  iganem  , 170  : Rio  Salado,  1dl : Arbel , 182:  St.  Dcnla  du  Slg, 
Pari».  Depot  de  la  Guerre,  1886.  « fr.  1. 

Bojolie : Dlvblou  d'Algcr.  Exploration  de  l'Oucd  Igharghar.  1:400  000.  Mar- 
seiile, 1684.  fr.  1. 

Bruneau  : Carte  da  8ud  Oranal».  4 Bl.  I : 400  000.  Paria,  lmpr.  Erhard,  1894. 
Ouad-Melah.  Cart«  du  baaalu  entre  le  (^mdlat  llamcimet  el  la  tncr.  1:40000. 
Paria,  lmpr.  Erhard,  1886. 

Tunisia.  Carte  de  la  — . 1:900  000.  Nr.  13:  Gafsa,  14:  Mahatfs . 16: 

Kcbilll,  17: ‘Gabe»,  18:  Zarzia.  Pari«,  Dtfpöt  de  la  Guerre,  1986.  k fr.  0,so. 
Tunlsla  et  TAIgilrle  centrale.  Carte  de»  prlndpales  volca  de  romaonlcation«. 
1 : 3 200  000.  Paria,  Chalx,  18*5. 


Seni<Kan)1>irii  nm)  Guinea. 

Bingar , (».:  Ks>al  »ur  la  lauguc  Baiubarn  parier  dan»  lc  Kaarta  et  dan«  le 
Bebdouguu.  12°,  133  pp.,  mit  Karte.  Pari»,  1864.  fr.  4. 

Bois  : Senegal  et  8oudan.  Travaux  puldlc«  «l  cliemlna  de  fer.  1 vol.  8\  mit 
1 Karte.  Pari»,  Challatnel  aine,  1886.  fr.  2,»o. 

Bova , G. : Da  Madera  al  Vecchio  Calnhar.  (Boll.  de  Soc.  Geogr.  Ital.  1986, 
XI.  Nr.  3,  p.  185.) 

Collomb:  Contributlon  k l*4tude  de  Othoologie  nt  de  ranthropometrie  des 
racea  da  Haut  • Niger.  8* , 30  pp.  — — 1^»»  popnlatlona  du  Haut  - Niger, 
leor»  m*»  ur»  et  leur  blatolre.  8*,  13  pp.  Lyon,  Pltral  aine,  1886. 

Atdr.  «o» : llnll.  8<<.  •t*«athr>>{K-h>fU  de  l.yon  IM4. 

Flegel , E.  R. : Kcl»ehcrlchte.  (Mltt.  Afrlk.  Ge«ell»ch.  1886,  IV,  Nr.  6;  1686. 

V.  Nr.  1.) Lose  BUltter  atu  dein  Tagcbncbe  meiner  Hautaa- Freunde 

und  Reitegeflhrten.  Übersetzt,  elngeleitct,  mit  allgrm.  Schilderungen  d«»» 
Volkacharaktcr»  u.  d.  sozialen  Verhiltni»»«  der  Hauasaa.  8^,  Hamburg. 
Frirderich»cn.  1686  X.  l.M. 

Korpor,  M. : Mission  agrirole  nt  zootachnique  dana  lc  Hondan  Occidental. 

1884  - 86.  8*.  Paria,  Challamel  alnd,  1886.  fr.  2. 

Le  Brun-Renaud,  C. : Le<  poi«e«*ion»  fran^aLe*  de  FAfrique  oecidenUle.  18^, 
340  pp.,  mit  2 Karten.  Pari«,  Baudoin,  1886.  fr.  3.60. 

Lenolr,  Caplt. : Lettre  »ur  »on  cxploration.  (Bull.  8oc.  G4ogr.  Comm.  Pari«  1835. 
VII,  Nr.  3,  p.  310.) 

Magalhaet,  C.  de:  O Zaire  a Guln4  porlnguoxa.  (Hol.  Soc.  geogr.  LUboa  1*86. 
V,  Nr.  3,  p.  1*3.) 

M&hly,  E. : Zur  Geographie  und  Etboographie  der  GoldklUte.  (Verb.  Natur- 
for»ch.  Oe»ell«ch.  Ha»cl  1N53,  VII,  Nr.  3,  8.  600,  mit  Karte.) 

Manager,  R.  P. : A travers  le  Dahomev.  (Mission«  cathol.  1886.  XVIU.  Nr.  874. 
1 p.  116.) 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


Barle.  A. : Sur  rcrtaina  droit«  «Ir  1»  Franco  cn  Afrique,  cüto  Occidental*. 
(C.  R.  Hoc.  gcofcr.  Pari»  1886,  Nr.  10.  p.  654.) 

Oler- Guinea,  Beiträge  mr  Kartographie  und  Hydrographie  dor  KlUt*  von 

— rwUrhen  Kamerun  und  Accra.  (Annal.  d.  Hydrogr.  1885,  XIII, 

Nr.  9,  8.  493.) 

Pauli,  Dr.t  Porto  Novo.  (Globus  1886,  XLIX.  Nr.  16.  8.  341—340.) 

Rtmiftyflr,  Fr.:  Eine  KpIio  Im  N von  Alante  und  Im  O vom  Volta.  (Mltt. 
Oeogr.  CoMdlsch.  Jena  1686,  IV,  Nr.  S.  8.  60.) 

Slatgal-Nigar.  La  clnquicme  Campagne  du  llaut-Flenve,  1884  — 66.  (Ball.  Soc. 
grogr.  commerc.  Bordeaux  1886,  IX»  Nr.  1,  p.  19.) 

SAittoal.  Rapport  *ur  la  Situation  commorclale  et  agrlcola  dans  1*  Haut* 
Fleuv«.  (Journal  offlclol  7.  November  1885.) 

Volta,  ltecent  Exploration»  In  tbe  Basin  of  the , Gold  Coast.  (Prorced. 

H.  Otogr.  Soc.  1886,  VlU,  Nr.  4,  p.  Ml.) 

West  - Aqaatorialpebiete. 

Augouard  , R.-P.  : De  Brazzaville  k l'&qnatcar.  (Mission«  cathol.  1880.  XVIII, 
Kr.  866  ff.,  mit  Karta) 

Saunann,  O.:  Projektierte  geodätUche  Arbeiten  von  Dr.  0.  Lenz*  Osterr. 
Kongo  - Expedition.  {Mltt.  K.  K.  Geogr.  G*«oU*cb.  Wien  1886.  XXVIII, 
S.  868—849.) * Din  LYIlo- Frage  (ebond.  8.  642—648). Die  Um- 

gebung von  Ango  • Ango  am  untern  Kongo  (ebond.  1886,  XXIX,  Nr.  6, 
8.  139—133,  mit  Karte}.' 

„Bismarck“.  Au»  den  Reiseberichten  8.  M.  8. « Kapt.  z.  See  Kar- 

eher.  Bemerkungen  Uber  dl«  Intel  St.  Thomas  und  die  WwtkOitl  von 
Afrika.  (Annal.  Hydrogr.  1886,  XIII.  Nr.  13,  8.  668.) 

8lalie.  B. : I-a  cöto  oecidcntale  d'Afriqnc,  du  Gabon  josqu'k  Angra-Pequ»*na. 
(Soc.  lirct.  Geogr.  IV“*  annce,  Nr.  31.  p.  669.  I. Orient,  L.  Chamalllard,  lte5.) 

8rgzza  , Sav.  de:  Mission  franraise  de  l'Onest  africain.  (0.  R.  Soc.  g^ogr. 
Part»  1886,  Nr.  3,  p.  61,  mit  Karte.) 

Bactansr.  M.:  Da«  Kamerun-Gebiet.  (Neueste  Naebrichton,  München  6.—  t.  Na* 
veenber  1886.)  — — Kamerun.  (Vcrhandl.  OcscIDch.  f.  Erdk.  Berlin  1886, 
XU.  Nr.  8,  8.  419.)  — — Beiträge  znr  Vorgeschichte  do»  Kamerun  • Gebie- 
te«. (Export  1886.  Nr.  49  nnd  60.) 

Buonfantl,  M.  : L'lnclviilinento  dei  Negrl  nelF  Africa  intertropicalc.  (Archiv, 
per  l'Antropologia  e l'Etnoi.  1886,  XV,  Nr.  2.) 

Büttner:  Reiseberichte.  (Mitteil.  Afrlk.  Gcsellsch.  1886,  IV,  Nr.  6;  1886,  V, 
Nr.  1.  ruit  Kana.) 

Ca^oron  , V.  L. : Tbe  Congo  Free  State.  (Revue  Colon.  Internat.  1666,  I, 
Nr.  6.  p.  201.) 

Carvalho,  II.  de:  Expcdl^ao  ao  Muata  Yanvo.  (BoU.  Soc.  geogr*  Lisboa  1686, 
V,  Nr.  8,  p.  476.) 

Chavanne  , Dr.  J. : Die  Kongobahn.  (Geogr.  Rundschau  1886,  VIII,  Nr.  6, 
8.  241.) 

Coqallhat:  I as  haut  Congo.  (Bull.  Hoc.  Roy.  Geogr.  Anver»  1886.  X,  p.  231, 

Xavers  1886—  86.) L*  Congo  el  la  tribu  dv«  Haugal»».  'Bull.  8or.  R. 

Beige  d.  geogr.  Broxalle*  1885,  IX,  Nr.  6,  p.  636). I.«  capitaino  Haus- 

ten» cd  Afrique  {ebend.  1886,  X,  Nr.  1,  p.  6). 

Oanckelman,  A.  v. : BUttncr»  Ilbhenmossungen.  Mitteil.  Afrlk.  Gesellsch.  1886, 
V,  Nr.  1,  8.  16.) 

Oefralre  , L.  : Industrie  agricole  du  Gabon.  (Bull.  Soc.  gdogr.  comtn.  Bor- 
deaux 188«,  IX,  Nr.  7,  p.  3i)9.) 

Outreuil  de  Rhini:  L'Onest  africain.  Ce  qu’il  etait  an  depart.  de  M.  de  B rar  za 
et  ce  qu'll  c«l  malntenant.  (Bull.  Soc.  g<fogr.  comm.  Pari»  1886.  V,  p.  375, 
mit  Karte.) 

Fourneau : Lettre  «ur  la  r^gion  du  bastln  de  FOföoud.  (C.  R.  Soc.  g^ogr. 
Paris  1885,  Nr.  18,  p.  696.1 

Franche,  J.  : Les  possession»  fran^aites  de  Fönest  africain  (Congo).  8%  31  pp. 
Pari«,  Impr.  nationale,  1885. 

Francois,  v. : i<b«r  »eine  Krise  Im  «lldllchon  Kongo-Becken.  (Verb.  G malisch. 
(.  Enlk.  Berlin  1886.  XIII,  Nr.  3.  S.  151.  — Mouvement  geogr.  1886.  Nr.  28, 
mit  Kart«:  1886,  Nr.  1,  mit  Karte.) 

Gebelin,  J. : Traverse*  de  l’Afriqae  de  Mossamcdes  k QuilimanO.  (Bull.  Soc. 
geogr.  comm.  Bordeaux  1885,  Nr.  2ü,  p.  680.; 

Genin,  E.  : Le»  cxploratlons  do  Brarxa.  8*.  239  pp.  Paris,  Libr.  de  vulgär.,  1886. 

Grenfell,  G. : Voyage*  of  the  8.  8.  „Peace  *.  (Mimten.  Herold  Mir*  1886,  p.  HO, 

mit  Karte. Mouvement  K<6ogr.  1885,  Nr.  38,  mit  Karte;  1881  , Nr.  1, 

mit  Karte.) 

Hammerstoin  . A.  Frhr.  v. : Ergebnis»«}  eigner  Forschungsreisen  Über  die  An- 
baufablgkeit  dca  Kamerun  • Gebietes.  (Ausland  1884.  Nr.  10,  S.  801.)  — — 
Die  gegebenen  Vorbilder  für  den  Landbau  im  Kamerun  • Gebiete.  (Glo- 
bus 1684.  XLIX.  Nr.  11  ff.) 

Huison : Le»  rtvftre*  Setta  Cama  e Cell  na.  (Bull.  Hoc.  K.  Beige  geogr.  Brüs- 
sel 1886.  X,  Nr.  I,  p.  70.) 

Ivent , R.:  Relation  de  l'cxpcditlon  Capello  et  Iven»  k travors  I*  Afrique  cen- 
trale. C.  R.  Soc.  geogr.  Pari»  1886,  Nr.  IT.  p.  660.) 

Kund:  Berichte;  Dampferfahrt  auf  dem  Kongo  von  Stanley  Pool  bis  Bangala. 

(Mltt.  Afrlk.  Gesellieh.  1886,  IV,  Nr.  6,  s.  372.; Massari«  Kuaogo- 

Fahrt  lebend.  8-  693/. 

Lenz,  O. : Österreichische  Kongo*  Expedition.  Briefe.  (Mitteil.  K.  K.  Geogr. 
Gaseilach.  Wien  1886,  XXVIII.  Nr.  II  ; 1886,  XXIX,  Nr.  8.) 

Mizon,  L. : Le«  route»  du  Cougo.  (Revue  marltlmo  Dezamber  1666,  I.XXXVU, 
Sr.  291,  p.  461,  mit  3 Karten.) 

■ Onkereyer , W. : Vom  Kongo.  Persönliche  Eindrücke  und  Erfabrangen. 

fKolonlalxcitnng  Ißas.  Nr.  19  ff;) Dio  Vegetation  des  unten»  Kong«». 

(Globus  1885.  XL VIII,  Nr.  St  ff.) 

Palacky : Cher  Akkllmatatlon»v*>r»nche  am  Kong«;.  (Mlttoil.  K.  K.  Geogr. 
GesaUtcb.  Wien  1685,  XXVIII,  Nr.  12.  8.  657.) 


191 


Paulltichke.  Ph.r  Stanley  übor  den  Kongo.  (Österr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient 

1885,  XI.  Nr.  10,  8.  208.) 

Pochuöl  - Loesche,  Dr. : Zur  Geologie  des  westlichen  Kongo  • Ooblete«.  Mit 

1 Karto  u.  8 Illustr.  (Geogr.  Rundschan  1686 , V1H , Nr.  7 , 8.  9M. 

Herr  Staulcy  und  da«  Kongo-Unternehmen.  8C,  74  88,  Leipzig,  Keil,  1885. 

M.  1. 

Schöll , C. : Nach  Kamerun  ! Au«  deu  blutorlassenen  Papieren  meines  ln 
Kamerun  verstorbenen  Sohne«.  Gr.-8*.  Leipzig,  Cavael.  1686.  M.  3. 
Schwarz,  B. : Rckognosxterungvzug  durch  die  Hinterlande  von  Kamerun. 

(Deutsche  Kolonialzeitung  1886,  III,  Nr.  9,  8.  260.) 

Schwerin,  II.  v. : Kongostaten  pi  vcrldsautkllnlngcn  1 Antwerpen.  (Yuier  1865, 
Nr.  6.  p.  336-2280 

Tltdol,  N.  P. : The  Congo  counlrj ; caravan  Journey  from  Vivi  to  and  around 
Stanley  Pool.  (U.  8.  Conaular  Reports  August  1885,  Nr.  66.  p.  641.; 

Valdtu,  G. : Om  Ba-Kwileh*folkct.  jYmer  ISS«,  Nr.  6,  8.  163-177.) En 

färd  tUl  landet  norr  om  Kamcrunberget  (ebend.  1885 , Nr.  7 nnd  8. 
8.  271—303,  mit  Karte;. 

Voth,  1>.  D. : l)o  Nederlandscho  oxpedltij*  ter  We«tku«t  van  Afrika;  brieven. 

(TlJiUchr.  Ned.  Aardr.  Gcnoot»cb.  Amsterdam  1864,  III,  Nr.  1 ff.) 
Wilsmann  : Exploratiou  dn  K:i»-hV.  (Bull.  8oc.  R.  Beige  geogr.  Brüssel  1886, 
IX  , Nr.  6,  p.  617  , uilt  Karte.)  — — Me»  appreciatiou»  *ur  les  crltiques 
de  rtMlTi«  du  Congo.  8*.  Brüssel,  Welssenbroucb,  1886. 

Wobetor,  H.  v. : Henry  M.  Stanley  und  Dr.  Pechuid  • Loc«cht.  Or.-8*,  58  pp. 

Leipzig.  Brockbau«,  1886.  M.  0.»o. 

Wolff:  Re»«e  sum  Kiamvo  Ka« ong<>.  Mltt.  Afrik.  Gordisch,  1866,  IV,  Nr.  6, 
8.  369,  mit  Kart«.  — Verb.  Ge««lUch.  Erdk.  Berlin  1886,  XIII,  Nr.  1,  p.  46.) 
Zintoraff,  E.  : Eindrücke  vom  untern  Kongo.  (Verb.  GeaelUch.  f.  Erdk.  Ber- 
lin 1866,  XIII,  Nr.  2,  8.  83.; 

Zöller,  II.:  Erläuterungen  znr  Karte  de«  südlichen  Kamerungebiete*.  (Mitt. 
Afrik.  GesclUch.  I8b5.  IV,  Nr.  6 . 8.  404,  mit  Karte.}  — — Das  Katanga- 

Land.  (Verb.  GesclUch.  f.  Erdk.  Berlin  1886.  XII.  Nr.  9.  S.  46t. Dio 

deutschen  Besitzungen  an  der  we«tafrikaniscben  Küste.  111.  Forschungs- 
reisen in  der  deutschen  Kolonie  Kamerun.  1.  T.  Da«  Kamerun  • Gebirge. 

2.  Da«  Flußgebiet  von  Kamerun. 3.  Da«  südliche  Kamerun- 

Gebiet.  8',  mit  Karten.  Stuttgart,  Spetnann,  1885  u.  86.  k M.  6. 

Kat  Um : 

Kerremant : Nouvcllc  carte  de«  possesiiou«  europeenne«  au  Congo.  Brüssel, 
Mac».  1865.  fr.  2. 

Koch,  A. : Gabon  et  Congo  fran^al«.  1 : 2 000 000.  ParU,  Cballaioel,  1886.  fr.  3. 
Landana  ao  Masiibi.  Plano  hydrographico.  1:100  000.  Lissabon . Comm. 
cartogr.,  1885. 

Oliveira,  A.  A.  «l*:  Carta  do  Tra^ado  do«  rarolnhos  do  ferro  o «lax  e«tradas 
e»'.ua«lM  e construidas  no  dUtrlcto  de  l.oanda.  1:400  000.  Llasabon,  1684. 

Ost-  Äqnstorialafrika. 

Aubry : Observation«  ge<»l.  »ur  le  rovaume  du  Cboa  et  les  pay«  Galla«.  (C.  K. 

bebd.  Acad.  8d.  Pari«  1683,  T.  CI.,  Nr.  33.) 

Bain , J.  A. : Missionare  exploring  trip  uorth  oflake  Nyas»a.  (Freo  Cliurch 
Monthly  1866.  Nr.  47,  p.  839.  < 

Buohanan,  J. : The  Shlrc  lllghland«  a»  Colony  and  Mission,  8’,  350  pp.,  mit 
Karte.  London,  Blackwood»,  1886.  6 sb. 

Cameron  , V.  L. : Zanzibar.  Iß  Pait , Present  and  Futur«.  (Revue  Coloniale 
Intern.  1896,  Nr.  6.  p.  417.) 

Cgpucci  e CiCOBnanl:  ln  vlagglo  per  io  Scloa.  (Bol!.  8oc.  Afric.  d'ltalla,  Nea- 
pel Juli  l"86.j 

Courmont,  R.  de:  Unt*  tonrnee  dan«  le  vicariat  apo»tolique  du  Zangndbar. 

(Mission«  cathol.  1885.  XVII.  Nr.  851  IT.) 

Courtois,  J.  V. : Terra«  de  Makauga.  (Boll.  8oc.  Geogr.  Llsbua  1885,  V,  Nr.  8, 
p.  5o2,  mit  Karte.; 

Felkin,  Dr.  K.  W. : Uganda.  (Scott,  geogr.  Magax.  1686,  II,  Nr.  4,  p.  206.) 
Fernö  6 Romagnoli:  Un  lembo  d'Afrlca  (Harar) : notc  di  viairgio.  Bologna, 
«oc.  tip.  Ax/oguidl,  1886,  10°,  p.  66.  I*  L 

Qiraud,  V. : Le»  grauds  lacs  de  l'Afriquc  äquatoriale.  (Bull.  »oc.  f^ogr.  cotnm. 

Paris.  1«A\.  VH,  p.  394. Tour  du  Mondo  1886,  LI,  Nr.  1304  ff.,  mit 

Karten  ) 

Gronemann,  B.  : Eiu  Au»Hug  nach  Dar  cs-SalAam.  (Deutsche  Kolonialzeitung 
1880.  111.  Nr.  1,  S.  8.  mit  Karte.) 

Hannington , J. : Kxtract«  from  the  diaric«  and  lotter*.  8*,  46  pp.  Haywards 
Heatb,  Claike  18».  6 d- 

Jarnos,  F.  L. : A Journey  tbrough  tbe  Somali  country  to  tbe  Webbe  Shebeyll. 

(Proceed.  R.  Geogr.  Soc.,  London  I8c6,  VII,  Nr.  10,  p.  626,  mit  Karto.) 
Johnaton,  II.  H. : British  intereal«  in  Eaatern  Kquatorial  Africa.  With  Sketch- 
map.  (Journ.  of  the  Manchester  geogr.  «oc.  1,  Nr.  7,  p.  1G0.)  — — The 
C'MtunercIal  Pro«pcct*  of  Tropica!  Africa.  (Ebend.,  p.  179.)  — — The^  Por- 
tucuese  posioaslon»  in  West  Africa.  (Scott,  geogr.  Magazine  1885,  I,  Nr.  10, 
p.  465.)  - — The  KUÜna-NJaro  Expedition,  b*.  580  pp.,  mit  6 Karten, 
l-oudon.  Paul.  Trench  and  CO.,  1864.  «h.  21. 

Lataere,  Mgr.t  Kn  pay»  Galla«.  (Mission«  catho).  1666,  Nr.  676f  p.  141.) 
Malfütti,  B. : La  «pedtsione  Ital.  all*  Harrar.  (Bull.  Sex.  Fioreutlna  Soc. 
Afric.  dTtalla  1886,  II,  p.  V.) 

Martini,  S. : Ricordl  d»  ctcurslonl  In  Affrica  dal  1878  al  1881:  dlario  geogr. 

r topogr.  e1,  p.  $86,  mit  Karte.  Firenze,  G.  Barbara,  1886.  1.  10. 

O'Msill,  H.  K. : Jonrnev  from  Quilimane  to  Blantvrc.  (Proceed.  R.  Geogr. 

Hoc.,  London  lbJ*5.  v!I,  Nr.  10,  p.  646.) Astronomlcal  ubH-rvatlon« 

hetwoen  Mozambique  Coa«:  and  Lake  Nvamä.  (Scottlih  Geogr.  Magazine 

1886,  I,  Nr.  9.  p.  428.) 


192 


Literaturverzeichnis. 


Paschen : Bemerkungen  Uber  einige  Platze  an  der  ostafrikaniacben  Kfisl*. 
(Aonal.  d.  Hydr.  1896,  XIV,  Nr.  1,  8.  13.)  — — Reite  von  Zanzibar  Ober 
M'»**mbb|Uft  nach  Kapstadt.  (Ebcnd.,  8.  16  ) 

Paulltschka,  Ph. : Über  die  ethnisch«  Gliederung  der  westlichen  Snmal-  und 
der  nordöstlichen  Galla- Stämme.  (Mltt-  K.  K.  Geogr.  G*».,  Wien  1886, 
XXVIII.  Nr.  9,  8.  386,  mit  Karte.)  — — Notlzle  dall  Harar.  (Boll.  d.  8oc. 

Geogr.  Ital.  X,  Nr.  IS,  p.  951.) Die  gegenwärtig«  polit.  und  kommen. 

Sltuatiou  von  Ilarar  (n  Ostafrika.  (Revue  Colon.  Intern.  II.  Nr.  2,  p.  141.) 
Rankln  t D.  J.:  Journev  frora  Blantyre  to  Quillman«.  (Proceed.  R.  Geogr. 

Soc.,  London  Hfl».  VII.  Nr.  10,  p.  635.) 

Rtlehard,  P. : Bericht  Uber  «eine  Reben  In  Osufrlka  und  daa  Qucllgebiot  de« 

Kongo.  (Verhdl.  Gmellech.  Erdk.,  Berlin  1886.  XIII.  Nr.  S,  8.  107  ) 

Land  und  Leute  ln  Oltafrika.  (Deutsch«  Kolonlalzeltung  1886,  Ul,  Nr.  2, 
8.  97.) 

Rohlfs,  G. : Zur  Klimatologie  n.  Hygiene  Oatafrikai.  Gr.  9'.  Leipzig,  Hirsch- 
feld,  1886.  M.  60. 

Serpa  Pluto:  Lettre«.  (C.  R.  Soc.  geogr.,  Pari*  1685,  Nr.  10,  p.  618.) 
Smytfaloi,  Hbh.:  Tbo  dbcovory  of  the  sourcc  of  tlio  Lugenda  River.  (Journ. 

Manchester.  Geogr.  8oc.  1885.  Nr.  10.  p.  302.  mit  Skizze.) 

Soteillet,  P. : Le  Choa  et  Pavenir  eomtnercial  d'Obock,  Tadjjoura  et  Hagallo. 

(Bull.  8oc.  Oöogr.  C«>mm.,  Pari»  1685.  VII,  p.  275.) Voyagea  *n  Ethlo- 

ple,  notev,  lettre»  et  docunienu  41  von.  4*.  855  pp.  Rouen,  Cagniard,  1885. 

Somali,  La  regiono  dei  • , l'Harar  e le  tribu  nord  • orientnli  del  Galla 

secondo  le  nltime  e*plorazioni.  (Boll.  de  Soc.  Geogr.  Ital.  1880.  XI,  Nr.  1, 
p.  68,  mit  Karte.) 

8tormi,  (’apt. : I.e  problkmo  da  monventont  do*  eaux  du  lac  Taugaitika.  (Hoc. 

K.  beige  d.  Göogr.,  Bruxelles  1886.  X.  Nr.  1,  p.  60.) 

Thomson,  J. : Ea«t  Central  Africa,  and  lu  commcrcial  outlook.  (Scott.  Geogr. 

Magazine,  Edinbnrgti  1886,  II,  Nr.  2,  p.  65.) 

Wolf»,  K.:  Meine  Rebe  nach  dem  Klllma-Xdjarogebtct.  8',  46  SS.,  mit  Karte. 
Berlin,  Luckhardt,  1886.  M.  1,60. 

Kart* : 

GulfofAden:  Obokb.  Berboreh.  Zella  roaditead  (Nr.  910).  1:20000.  London, 
Hydrogr.  Off.,  1836.  1 ab.  6. 

Südafrika. 

Belck,  W.  : Südafrikanische  Verhältnisse.  (Deutsche  Kolonlab-ltung  1888. 

II.  Nr  18  ff.) Die  koloniale  Entwickelung  SW- Afrikas.  (Etiend..  1684, 

III,  Nr.  2 ff.)  — — Die  wirtschaftlich«  Bedeutung  unsrer  Besitzungen  In 
BUdwextafrika.  (Aus  allen  Weite.  1&4.  XVII.  Nr.  6 ft.) 

Borthoud,  M.  P. : Lettre  des  Spclonken,  Transvaal.  (L'Afrioue  exploree  1886, 
VUI*  Nr.  3,  p.  91.) 

Brinoktr,  H. : Die  Bewohner  des  Kama,  und  Damralandet.  (Globus  1836, 
XI. IX.  Nr.  16.) 

Büttner,  C.  G. : Rcbebllder  atu  SüdvrestAfrlka.  (Export  1886,  VIII.  Nr.  14  ff.) 
Clotton,  F.  E. : Süd*  und  SUdostafrika.  Ein  Beitrag  zum  Handel  und  der 
Politik  dieser  Linder.  8f,  28  88.  Liverpool,  Selbstverlag,  1885. 

Farin!:  Die  Kalahari.  (Verb.  Ge«.  Erdk.  tu  Berlin  1885.  XII,  Nr.  9,  S.  446.) 
Heitmann,  H. : Handel  und  Ackerbau  in  Potchofstroom  (Deutsche  Kolonial- 
Zeitung  1880,  III,  Nr.  6,  S.  181.) 

Holub,  E. : Rechenschaftsbericht  llber  da«  erste  Jahr  seiner  neuen  Afrika- 
Expedition.  (Geogr.  Rundschau,  Wien  1865,  VIII,  Nr.  1,  8.  1.) 

Itraül,  8. : Land  und  Leut«  im  Damara-  und  Namaoua-Gebiete.  (Globus  1886. 
XLVII1,  Nr.  12  ff.) 

Jaanmalrat,  D.:  Lettre  da  Zambbso.  (L'Afriquc  exploree  1886,  VII,  Nr.  1.) 
Lima,  M. : Expedl^Io  de  Manica.  (Boll.  d.  Hoc.  d.  Geogr.  d.  Lisboa  1885, 
Nr.  8,  S.  496.) 

Maobado,  J. : Chemin  d«  fer  de  Lourea^o  Marques  k Pretoria,  avant  projet. 

(Bol.  Soc.  geogr.  Lisboa  1886.  V.  Nr.  6,  p.  285.) 

Hatto»,  J.  G.  X.  de.  k Nortlra  de  8i,  J.  J. : Bxplora^Ao  do  Incomati.  (Bol. 

Soc.  geogr.  Lisboa  18S5.  V,  Nr.  3,  p.  111,  mit  Karte.) 

Montagu  Karr,  W. : A.  Journev  from  Cape  Town  ovcrland  to  Lake  ^ya*»a. 
(Proceed.  Roy.  Geogr.  Hoc.  1886.  VIII,  Nr.  2,  p.  66.) 


Moura,  F.  J.  H. : De  villa  Gourcla  tio  Gorongoza  ao  rio  Pangue.  (Boll.  d. 

Soc.  d.  Geogr.  d.  LUboa  1885,  V,  Nr.  6,  p.  499.) 

Richard» : Tour  of  oxplorath>n  to  Ilalenl.  (Amer.  Mission.  llerald.  Boston, 
September  1886.  p.  366.) 

Schulz,  A. : Erforschung  der  Chobe-  und  CubangoFliDie.  (Verb.  Ges.  Erdk., 
Berlin  1885,  XII,  Nr.  7,  8.  378.) 

Todd,  8p.  Br.:  The  South  African  Diamond  Fleld«.  (Revue  Colon.  Intern. 
1886,  II.  Nr.  4,  p.  267.) 

Wangemann  : Ein  zweites  Reisejahr  In  Südafrika.  Gr.-8",  432  88.  Berlin,  Wohl- 
gemut!). M.  5. 

Warzen,  C.:  Our  Portion  in  South  Africa.  (Colonies  and  India,  13.  u.  20.  No- 
vember 1886.) 

Wflitzacker,  CK:  Da  Allwal  North  a Morija.  (Boll.  d.  Soc.  Geogr.  Ital.  1885, 

Vol.  X,  Nr.  12,  p.  »48.) Da  Morija  a Leribc.  (Ebend.  lteo,  XI,  Nr.  1, 

p.  70.) 

Wohler»,  Dr. : Au*  dem  Oranje-Freistaat.  (Deutache  Kolonialieituog  1835,  II. 
Nr.  16,  S.  604.) 

Karten : 

Africa,  castcoast:  Tugela  rlver  to  Dclagoa  bar.  1 :430000  (Kr.  2039).  London, 
Hydrogr.  Off..  1886.  2 sh.  6. 

Afrikanische  Inseln. 

Adlgard,  P. : I.V  nouveau  port  de  Pile  de  la  Kdunton.  (Revue  tuarlt.,  LXXXYHL 
p.  472.) 

Botelho  da  Cotta,  J.  V. : A illia  do  Fogo  de  Cabo  Verde  e o seu  vnlcäo.  (Boll. 

Soc.  geogr.  Lisboa  1885.  V,  Nr.  6,  p.  376.) 

Christ : Vegetation  und  Flora  der  Kanarischen  Inseln.  (Kngler»  Botau.  Jabrb. 
1886,  VI.  S.  459.)  — — Eine  Frflhllngsfahri  nach  den  Kanarischen  Inseln. 
8».  Basel,  Georg,  1886.  fr.  7,60. 

Doncourt,  A.  S-  de:  Le«  Grande«  He*  de  PAfrique  orientale:  Madagaacar,  La 
ltcunion,  Maurice.  8*.  291  pp.,  mit  Karte.  Lille,  Lefort,  1886. 

Floury,  Th.:  Quelques  uolcs  sur  le  nord  de  Madogascar.  (Rull.  Hoc.  geogr. 

commcrc.  d.  Bordeaux  1886,  IX,  Nr.  7,  p.  193.) 

Haten-Clevtr : Die  Tkcrafal-Bat  der  Cap  V«rde»chen  Insel  8t.  Antonio.  (Annal. 
4,  Hydrogr.  18*6.  XIV,  Nr.  2.  p.  68.) 

Inttruotion»  aautiquet  sur  Madagasrar  et  le«  ilr»  de  POccan  Indien  mt'ridional. 

8”,  274  pp.  Paris,  Challamcl,  1885.  fr.  7. 

La  VaitalQro,  de:  Hbtnirt»  de  Madagnscar,  »o*  liabltaut»  et  «es  mUsionaire*. 

2 vol.  *♦,  325  -f-  400  pp.,  mit  Karte.  Paris,  Notzette,  1886. 

Matz,  E.  J. : I)le  Madagaskar  »Frage,  hbtor.  beleuchtet.  (Geogr.  Rundschau 
1836.  VIII.  Nr.  5,  8.  221.) 

Mogueira,  A.  F. : A ilha  de  8.  Thomd  soh  o ponto  de  vista  da  sua  cxplorafio 
agricola.  (Boll.  d.  Soc.  d.  Geogr.  d.  LUboa  1885,  V,  Nr.  7,  p.  401.) 
Pouget  de  8t.  Andr6,  H. : La  colonlsatlon  de  Madagoscar  sous  LouU  XV,  «Pa- 
pr«-s  la  correapondancc  Incilltr  «In  comte  de  Mnudave.  8*.  Parts,  Challa- 
rael.  1886. 

Rebuolta,  A.:  Puerto  de  la  Lux  en  la  lala  do  Gran  C'anaria.  (Bol.  8oc.  geogr., 
Madrid  1885,  XIX,  Nr.  3,  p.  129,  mit  Karto.) 

Sibree,  Rev.  J. : A Madagasrar  bihllography,  ioclud.  publications  in  the  Ma- 
laga«sy  languagc.  and  a llit  of  maps  of  MadagMcar.  8°,  92  pp.  London. 
MUdouary  Hoc.,  1886. 

Strlbllng,  E.  11.:  Vouizongo,  Maitagaacar.  (Chron.  London  Min«.  Soc.  1886, 
Nr.  49,  p.  12.  mit  Karte.) 

Will»,  J. : Tour  amongst  the  Sihanaka.  Madagoscar.  (Chron.  London  MUs. 
Hoc.,  Fobr.  1836,  Nr.  60  ff.,  mit  Karte.) 

Karten: 

Lannoy  do  Bl»»y,  R. : Madogascar  et  Pilo  de  la  Rdonlon.  1:2000  000.  Pari«, 
Depot  de  la  guenre,  1885. 

ThomO.  Carla  da  Ilha  de  S . 1:160CKK>.  Lissabon.  Comm.  cartogr., 

1885- 


Fünfte  Quittung 

Uber  die  bis  1.  Mui  eiugegangenen  Beiträge  für  Dr.  Fischers  Expedition. 

Stattin.  Verein  ftlr  Erdkunde  M.  81, 50 

Summe  der  1.— 4.  Quittung  M.  2673, io 
Totabutnme  (exkl.  der  von  der  Geogr.  Gesellschaft  In  Hamburg  bewilligten  M.  1400)  M.  2764,06 


Auf  S.  1«3  der  .Mitteilungen'  (Maiheft} 
tu  lesen. 


Berichtigung. 

hat  sieh  ein  siuiutvrender  Druckfehler  eiugeschlicben. 
Juni  — Januar 


Als  Cberwhrift  in  der  Spalte  link,  ist  nimlich  statt 


(OescbloMen  am  18.  Mai  löse.) 


Digitized  by  Google 


I 


! 


I 


i 


Digilized  by  Google 


Die  Insel  Saleijer. 

Von  H.  E.  D.  Engelhard. 

(Mit  Kart«,  s.  Tafel  O.) 


Zwischen  dem  südöstlichsten  Punkto  von  Celebes,  Kap 
Lassowa  oder  Bira,  und  der  Insel  Floros  oder  Mangara'i, 
liegen  mehrere  Inseln  und  Inselgruppen,  welche  administra- 
tiv zu  der  Provinz  Celebes  und  deren  Dependenzen  gehören. 

Die  zwisohen  ca  119°  50'  und  121°  30'  ö.  L.  v.  Gr.  und 
zwischen  5°  36'  und  7°  25'  S.  Br.  gelegenen  Inseln  bil- 
den zusammen  die  Abteilung  Saleijer,  welcher  Name  von 
der  Haupt  insei  entnommen  ist,  denn  auf  dieser  befindet 
sich  der  Flaggenstock  vor  dem  Hause  des  holländischen 
Beamten  unter  120°  27'  26'  ö.  L.  und  6®  7'  22'  8.  Br. 
Zusammen  gehören  zur  Abteilung  Saloijer  73  Inseln  von 
verschiedenster  Gröfso ; die  der  Hnuptinsol  zunächstliegendon 
sind  Pulu  Pasi  oder  Schwcineinsel , und  woitor  südlich 
Malimbu,  Guwang,  Bahuluwang,  Tambalongang  und  Pulasi 
oder  Lasi. 

Von  der  Insel  Celebes  ist  Saleijer  durch  die  gloioh- 
namige  Strafse  geschieden,  welche  in  der  engsten  Stelle 
ca  7-J-  km  breit  ist1).  Da  Bie  von  alters  her  die  gewöhn- 
liche Oberfahrt  bildet,  bo  ist  sie  unter  der  Bevölkerung 
allgemeiner  bekannt  unter  dem  Namen  Limbaugang.  Wie- 
derholte Lotungen  haben  bei  100  Faden  noch  keinen  Grund 
erreicht.  Infolge  dos  starken  Stromes  ist  das  Befahren 
dieser  Strafso  für  diu  einheimischen  SchifTo  sehr  gefähr- 
lich , und  der  Aberglaube  hat  dieselbo  darum  mit  einem 
böson  Geisto,  Karaeng  lowd,  in  Verbindung  gebracht  ; beim 
Passieren  der  Strafse  wagt  man  daher  kaum  ein  Wort  zu 
sprechen.  Ebenso  nennen  die  Seeleute  bei  der  Überfahrt 
niemals  den  Namen  Saleijer,  sondern  nur  Pulu  Dowang,  eine 
ganz  kleine  Insel  oder  richtiger  Sandbank  an  der  Küste 
der  liegentsekuft  Tanete.  Es  wird  daher  bisweilen  fälsch- 
lich behauptet,  dafs  die  Insel  Saleijer  auch  den  Namen 
Pulu  Dowang  führt.  Von  den  Inseln  Liukang-lowe  oder 
Betong  aus,  wolche  beide  zu  den  Buzeruns  in  der  Saleijer- 
Strafsu  gehören , obenso  wio  vom  Strande  von  Koloug  an 
der  Westküste  dos  obengenannten  Kap  Lassowa  erscheint 

>)  P.  J.  Veth:  Notaie  Sctujar  cd  isolc  adiicenti.  (Cosmo»  VI,  j 
P-  4t.) 

Petennaon!  Ge ogi.  MitteilunijeB.  1S86,  Heft  VII. 


Saleijer  alsein  in  der  Mitte  durchschnittenes  Dreieck-,  seine 
Spitze  bildet  der  höchste  Berg  Bontona  - Haru , dessen  Ost- 
abhang sehr  steil , dessen  W estabhang  dagegen  sehr  all- 
mählich abfällt.  Vom  Kajuwadi  oder  irgend  einem  andern 
östlichen  Punkte  sieht  Saleijer  wie  zwei  dicht  bei  einander 
liegende  Inseln  aus  infolge  eines  tiefon  Einschnittes  zwi- 
schen den  Bergen  Nipotokka  und  Bodi , welche  auf  der 
SUdhälft«  der  Insel  liegen. 

Vergleicht  man  die  Gestalt  von  Saleijer  mit  den  süd- 
lich benachbarten  Inseln  Tambolungang  und  Pulasi  oder 
Lasi,  so  ist  eine  merkwürdige  Ähnlichkeit  nicht  zu  ver- 
kennen. Dazu  ist  die  Strafse  zwischen  den  beiden  letzt- 
erwähnten Inseln  sehr  soicht  infolge  stetig  zunehmender 
Korallenbauten , so  dafs  bei  starker  Ebbe  der  Grund  fast 
ganz  trocken  wird.  Die  Vermutung  erscheint  daher  ge- 
rechtfertigt, dafs  die  Hauptinsol  ursprünglich  aus  zwei 
Inseln  bestand. 

Das  Saleijer  umgebende  Meer  ist  nn  allen  Punkten  der 
Ostküste,  selbst  in  unmittelbarer  Nähe  dos  Landes,  beson- 
ders tief,  was  für  die  Entstehung  von  Handelsplätzen  nicht 
gerade  förderlich  ist.  Aufserdem  haben  die  zahlreichen 
Buchten  keinen  passenden  Ankorgrund.  An  dor  Westküste 
dagegen  ist  das  Meer  sehr  flach  und  zeichnet  sich  hier 
durch  eine  Menge  Korallenbänke  aus.  Namentlich  bei  mo- 
driger Ebbo  in  den  Monaten  August,  September  und  Ok- 
tober ist  dor  Grund  bis  200  m vom  Strande  mit  präch- 
tigen Pflanzen  und  Korallenbauten  bedeckt.  Eine  Ausnahme 
hiervon  macht  der  Binnensee  oder  die  Bucht  von  Bonto- 
bangun,  welche  von  der  Insel  Lasi  und  der  Regentschaft 
Bontobangun  gebildet  wird.  Im  N hat  sie  eine  Breite  von 
1817  m und  läuft  nach  S bis  zum  Kampong  Pedang  trich- 
terförmig zu;  sie  hat  einen  Flächenraum  von  ca  400  ha. 
Gegen  die  horrschondou  heftigen  Westwinde,  durch  welche 
viel  Sand  und  Schlamm  in  die  Bucht  getrieben  wird, 
ist  sie  vollständig  geschützt.  Aufserdem  münden  hier  die 
Flüsse  Buwa-buwa,  I’angiliang.  Giring-giring  und  Binanga- 
lura,  welche  namentlich  in  der  Rogenzeit  auch  viel  Schlamm 
mit  sich  führen.  Bei  näherer  Untersuchung  wird  es  sich 

25 


194 


Die  Insel  Saleijer. 


sehr  wahrscheinlich  horausstellen , dafs  der  Seeboden  in 
dieser  Bucht  aus  Korallen  bostebt.  Nicht  unmöglich  ist 
es  auch,  dafs  das  niedrige  Land  östlich  von  Kampong  Pa- 
dang  durch  Anschwemmung  entstanden  ist.  Auch  die  In- 
seln Tambalongang  und  Pulasi  sind  von  Korallenbänken 
umgeben,  welche  bei  Ebbe  fast  trocken  liegen,  ebenso  wie 
diejenigen  an  der  Ostküste  der  Insel  Bahuluwang.  An  der 
Ostküste  ist  der  Strand  mit  feinem  weifsen  Sande  bedeokt, 
da  er  durch  den  Strom  fortwährend  Uber  Fels  und  Koral- 
lenbänke gescheuert  wird;  an  der  Westküste  dagegen  ist 
der  Sand  grobkörnig  und  grau.  Das  Moor  von  Saleijer 
zeichnet  sich  aus  durch  grofse  Klarheit  und  durch  Phospho- 
reszieren während  eines  grofsen  Teil  des  Jahres. 

Über  die  Strömungen  in  unmittelbarer  Nähe  der  Haupt- 
insel lassen  die  Funde  von  Flaschen  &c. , welche  an  der 
Westküste  der  Hauptinsel  gemacht  worden  sind,  einen 
Schiuls  zu.  Hiormit  stimmt  die  Thatsache  überein,  dafs  der 
Dampfer  „Sumbawa“  Anfang  1884  auf  der  Fahrt  duroh 
die  Lombok-Strafse  nach  Makassar  treibende  ßimssteinmas- 
sen,  welche  vom  Krakatau  stammten,  antraf. 

Während  des  Wechsels  der  Jahreszeiten  (pantjaraba), 
gewöhnlich  im  April  und  Novembor,  herrschen  Windstillen 
oder  andauernde  wechselnde  Winde.  Die  Regenzeit  wird  wie 
in  Sudcelebes  während  der  Monate  Mai  bis  Juli  von  schwe- 
ren Ungewittern  begleitet.  Wegen  der  unmittelbaren  Nähe 
des  Meeres  treten  sie  aber  nicht  so  heftig  auf  wie  auf  dem 
festen  Lande.  Die  Temperatur  des  Hauptortes  schwankt 
zwischen  70  — 72°  F.  (22*  C.)  vor  Sonnenaufgang  und 
90 — 95*  F.  (32 — 35°  C.)  um  2h  p.  m.  Die  kühlsten  Mo- 
nate sind  August  bis  Oktober,  in  welchen  die  Temperatur 
nicht  selten  auf  60°  F.  (15,5*  C.)  sinkt. 

Während  deB  ganzen  Jahres  sieht  man  bei  einigermafsen 
starkem  Winde,  niemals  bei  Windstille,  naoh  Sonnenunter- 
gang zwischen  8 und  9h , oft  noch  später,  einen  hellen 
Schein  an  der  N-,  wie  au  der  S-  Spitze  der  Insel.  Der- 
selbe, bald  stark,  bald  schwach  und  auf  grofse  Entfernung 
in  See  sichtbar , zieht  sich  im  N über  den  Gipfel  Rura, 
im  S über  den  boreits  erwähnten  Berg  Nipotokka  bin. 
Eine  wissenschaftliche  Untersuchung  dieser  Erscheinung  hat 
noch  nicht  stattgefunden.  Warum  sie  gerade  naoh  Sonnen- 
untorgang sich  bemerkbar  macht , und  nnr  auf  den  beiden 
Bergspitzen,  nicht  aller  auf  den  vielon  andern  Gipfeln  sich 
zeigt,  ist  nioht  erklärlich.  Nach  Annahme  der  Bevölkerung 
soll  dieser  Schein  eine  Ausstrahlung  von  Goldmasson  sein, 
die  im  Boden  verborgen  sind. 

Mit  dem  Klima  steht  der  Gesundheitszustand  in  engem 
Zusammenhang.  Saleijer  steht  in  dem  Rufe,  sehr  ungesund 
zu  sein,  in  Wirklichkeit  ist  die  Insol  aber  besser  als  ihr  Ruf. 
Dio  Fieber,  derentwegen  die  Insel  so  berüchtigt  ist,  herr- 
schen ausschließlich  beim  Weobsel  der  Jahreszeiten ; sonst 


sind  sie  einfach  intermittierend,  ohne  bösartigen  Charakter. 
Epidemische  Krankheiten  gehören  auf  Saleijer  zu  großen 
Seltenheiten. 

Dio  Oberfläche  der  Hauptinsel  umfaßt  635  qkm,  welche 
in  folgender  Weise  auf  die  verschiedenen  Regentschaften 
verteilt  sind. 


Tauete 

. 8G,l>5 

qkm 

BotomaU  .... 

. 63, W 

m 

Buki 

. 65,8t 

m 

Boneijt 

. 12«,  M 

m 

Bwiteog  (HaupUUdt) 

. 4 ,44 

m 

Bontobangnn  mit  Pasi  . 140,00  qkm 

Balobulu 20,44  . 

Loijolo 90,04  „ 

Bvang-biraog  . . . 48,10  , 


Über  ganz  Saleijer  erstreckt  sioh  in  meridionalor  Rich- 
tung eine  Bergkette,  welche  verschiedene  Bezeichnungen 
trägt;  sio  bildet  die  Wasserscheide  zwischen  Ost-  und 
Westküste  und  erreicht  im  Bontona-Haru  ihren  höchsten 
Punkt.  Die  höchste  der  beiden  Spitzen  dieses  Berges  hat 
eine  Höhe  von  1780  m,  während  die  andre  78  m niedriger 
ist.  Im  Osten  fällt  diese  Bergkette  fast  senkrecht  zum 
Meere  ab,  während  sie  im  N und  S in  einem  sehr  steinigen 
Plateau  endet.  Bedeutende  Uferflächen  exßtioren  daher  an 
der  Ostküste  nicht,  mit  Ausnahme  von  Pamatata  an  der 
NO-Küste  von  Tanete.  Nur  wo  kleine  Buchten,  wie  bei 
Dolßea,  Lasangiring,  Dodaija,  vorhanden  sind,  ist  ein  wenig 
Sand  abgesetzt,  so  daß  ein  Strand  von  wonigen  Metern 
Breite  sich  gebildet  hat,  welcher  bei  hoher  Flut  aber  unter 
Wasser  steht.  An  einzelnen  Punkten,  namentlich  an  den 
MUndungon  der  zahlreichen  FlUsse,  entstehen  auoh  Moräste, 
in  welchen  besonders  Rhizophoren  gedeihen,  so  bei  Labu- 
wang  Hangkowang,  Labuwang  Balambang  u.  a.  0. 

An  der  Westküste  bleibt  der  Abhang  1-} — 4J-  km  vom 
Meere  entfernt,  ausgenommen  an  wenigen  Punkten  der 
Regentschaften  Buki , Bontohongun,  Balabulo,  Laijolo  und 
Barang-barang,  wo  das  Land  steil  aus  dem  Meere  aufsteigt. 
Daher  existieren  au  dieser  KUste  auoh  zahlreiche,  biswei- 
len mit  iliohtem  Wald  bestandene  Moräste  und  Lagunen, 
z.  B.  in  den  Buchten  von  Barang-barang  und  Pondaug, 
auf  der  Strecke  östlich  von  Kampong  Padang  und  in  un- 
mittelbarer Nachbarschaft  der  Hauptstadt.  Solche  Moräste 
werden  jo  nach  ihrer  Lage  zum  Fischfänge,  z.  B.  bei  Po- 
lokka , oder  auch  zur  Salzgewinnung , wie  Büdlich  vom 
Hauptorte,  benutzt. 

Obwohl  das  Terrain  sehr  zerrissen  ist,  so  gibt  es  doch 
nirgends  große  Bergmassen  oder  breite  Thäler;  die  be- 
deutendsten der  letztem  sind  das  Bchüne  Thal  von  Balabulo 
und  das  von  Bontonia  an  der  NO-KUste.  Größere  Ebenen 
befinden  sich  nur  auf  der  Insel  Pasi,  die  Sandebene  Dje- 
nega  auf  der  Westküste. 

Flüsse  gibt  es  in  Menge,  aber  alle  sind  ohne  irgend 
welche  Bedeutung;  die  wichtigsten  münden  auf  der  West- 
küste im  nördliohen  Teil  der  Insel.  Den  ersten  Pßtz 
nimmt  der  Tamanroija  ein,  sowohl  seiner  Breite  als  auch 


Digitized  by  Google 


Die  Insel  Saleijer. 


195 


der  Ausdehnung  seines  Stromgebietes  wegen.  Dasselbe 
liegt  ganz  und  gar  in  der  Regentschaft  Boneija  und  be- 
greift eine  Fläche  von  ca  25  qkm.  Er  entsteht  in  der 
Nähe  von  Kampong  Maro  Mare  aus  der  Vereinigung  zweier 
Quollflüsse , von  denen  der  südlichere  bei  Kampong  Djam- 
boeija  noch  einen  nicht  unbeträchtlichen  Zufluß  aufnimmt. 
In  zweiter  Linie  ist  zu  nennen  der  Dalang,  welcher  mit 
seinem  rechten  Zuflufs  größtenteils  die  Grenze  zwischen 
den  Regentschaften  Bonoija  und  ßuki  bildet,  und  endlich 
der  Banysia  in  der  letztem  Regentschaft.  Von  geringerer 
Bedeutung  sind  der  Tallay a,  der  Buwa-buwa,  welcher  die 
Nordgrenze,  und  der  Pangiliang,  welcher  die  Südgrenze  der 
Hauptstadt  Benteng  bildet,  der  Giring-giring,  der  Binanga- 
lura  und  der  Sangkulu  - kulu.  Im  südliohen  Teil  der  Insel 
ist  nur  der  Balindongang  zu  erwähnen,  weloher  nicht  weit 
vom  Kampong  Laijolo  einen  in  der  Regenzeit  nicht  unbe- 
deutenden Wasserfall,  den  einzigen  der  ganzen  Insel,  bil- 
det. An  der  Ostküste  sind  nur  der  Balara  und  Sndiang 
nennenswert;  beide  sind  sehr  reißend  und  haben  sich  tief 
in  den  Boden  eingegraben.  Keiner  der  genannten  Flüsse 
kann  von  großen  Schiffen  befahren  werden,  teils  wegen  zu 
geringer  Tiefe,  teils  wegen  der  starken  Deltabildung  an 
der  Westküste. 

Seen  gibt  es  auf  der  Insel  nicht.  Eine  unbedeutende 
Wasseransammlung,  welche  diesen  Namen  nicht  verdient, 
liegt  auf  dem  Berge  Bontona-Haru  und  bildet  die  Quelle 
einiger  kleinen  Bäche.  Auch  Moräste  im  eigentlichen  Sinne 
existieren  nicht,  dagegen  viele  Lagunen  oder  Gräben,  z.  B. 
auf  dem  nördlichen  Teile  von  Fasi,  welche  dadurch  in 
zwei  Inseln  geteilt  wird , nämlich  in  das  eigentliche  Pasi, 
den  südlichen,  größten  Teil,  und  Gusung.  Auch  auf  Tamba- 
longang  dringt  von  der  Ostküste  eine  Lagune  tief  in  das 
Land  ein  und  gestaltet  das  Nordendo  zu  einer  Halbinsel. 

Vorherrschend  sind  West-  und  Ostwindo.  Stürme  tre- 
ten höchst  selten  auf.  Als  einer  Merkwürdigkeit  gedonken 
die  Chroniken  eines  Sturmes,  welcher  im  Jahre  1047  der 
Hedschra  (1635  n.  Chr.)  ganz  Saleijer  verwüstet  hat  Auch 
die  Nacht  des  17./ 18.  März  1881  wird  in  der  Erinnerung 
bleiben  infolge  eines  heftigen  Cyklons,  dessen  Zentrum  die 
kleine  Insel  Bondrate,  welohe  administrativ  zu  Saleijer  ge- 
hört, gewesen  zu  sein  scheint  Zugleich  fand  oiu  Seebeben 
statt,  welches  den  Wasserspiegel  mit  einem  Schlage  um 
5 — 6 m unter  den  gewöhnlichen  Stand  sinken  ließ,  um 
dann  unter  gewaltigem  Andrang  der  Wogen  das  verlorne 
Gleichgewicht  wieder  herzustellen.  Die  Kampongs  am 
Strande,  sowohl  auf  Boneratc  wie  auf  dom  benachbarten 
Kalave  oder  Lambdgo,  wurden  dadurch  gänzlich  verwüstet, 
und  viele  auf  der  Rhede  liegende  Schiffe  gingen  unter. 
Die  Folgen  dieses  Seebebens  wurden,  wenn  auch  in  gerin- 
gen» Maße,  längs  der  ganzen  NO-Kiiste  von  Saleijer  em- 


pfanden, wo  obendrein  ein  36stündiger  schwerer  Regenguß 
erfolgte,  welcher  alle  Flüsse  Uber  die  Ufer  treten  ließ. 

Die  Wälder  stehen  ohne  Kontrolle  der  europäischen 
Verwaltung  ausschließlich  unter  Aufsicht  der  einheimischen 
Häuptlinge.  Große  Urwälder  existieren  auf  Saleijer  nur 
noch  auf  den  beiden  höohsten  Spitzen  des  Bontona-Haru 
und  im  südlichsten  Teile  der  Regentschaft  Barang-barang. 
Im  Gebiete  des  Kampong  Baera  (Regentschaft  Bontobangun) 
findet  sich  ein  Wald  mit  riesigen  Canarium-Bäumen  und  in 
den  südlichen  Regentschaften  Laijolo  und  Barang-barang 
große  Wälder  von  Camirium-Räumen  (Aleurites  Moluscana 
Willd).  Sowohl  Canarium  als  Camirium  bilden  einen  wich- 
tigen Handelsartikel,  da  ihr  Holz  gesuchtes  Material  zum 
Bau  der  einheimischen  Bauten  liefert.  Für  dieselbe  Be- 
stimmung liefern  die  nördliohen  Regentschaften,  besonders 
Batamata  und  Buki,  eine  besondere  Holzart,  Rita  genannt 
(Alstonia  scholaris  R.). 

Die  Fauna  von  Saleijer  stimmt  im  allgemeinen  mit  Süd- 
celebes  überein , nur  Affen  kommen  nicht  vor , mit  Aus- 
nahme eines  kleinen  schwarzen  Nachtaffen,  welcher  zum 
Geschlechts  der  Halbaffen  gehört;  er  mißt  in  der  Höhe 
höchstens  eine  Spanne.  Dagegen  existiert  Sciurus  microtis 
oder  Kalabinting,  welcher  viel  Ähnlichkeit  mit  dom  Eioh- 
hörnchen  hat,  aber  kleiner  und  grau  von  Farbe  ist.  Das 
zierliche  Tier  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Eich- 
hörnchenarten dadurch , daß  es  kleine  Ohren  und  mit 
Gruben  versehene  Zähne  hat.  Unter  den  Coleopteren  habe 
ich  viele  bßhor  unbekannte  Arten  entdeckt 

Die  geologischen  Bildungen  von  Saleijer  sind  sämtlich 
sedimentären  Ursprungs.  Sowohl  auf  den  Bergen  als  in  der 
Ebene  trifft  man  wenige  Fuß  unter  dem  Boden  immer 
Korallen,  und  hieraus  ist  der  Schluß  berechtigt,  daß  die 
Insel  durch  vulkanische  Kraft  über  den  Meeresspiegel  er- 
hoben worden  ist  Feste  Kalksteine  sieht  man  überall, 
hier  mit  verschiedenen  Erdschichten  bedeckt,  dort  gänzlich 
bloßliegend,  sowohl  in  dem  nördlich  und  nordöstlich  vom 
Bangsia  liegenden  Teile,  als  auch  im  südlichen  Teile  der 
Regentschaft  Barang-barang.  Infolge  der  andauernden  Ver- 
witterung dieses  Gesteines  ist  dos  Wasser  besonders  im 
Gebirge  sehr  kalkhaltig.  Als  auffallendes  Beßpiel  hierfür 
kann  die  an  der  Ostküste  der  Insel  Bahulnwang  sich  be- 
findende Quelle  angeführt  werden,  deren  Wasser  in  ganz 
kurzer  Zeit  eine  ansehnliohe  Kalkkruste  in  der  hölzernen 
Wasserleitung  abgesetzt  hat 

Mit  Ausnahme  der  Regentschaften  Tanete  und  Barang- 
barang  wird  in  Saleijer  überall  Sandstein  aus  verschiede- 
nen Perioden  angetroffen ; die  schönsten  stammen  aus  den 
Gruben  bei  Lasangiring  an  der  Ostküste  von  Batamata, 
gröbere  Sorten  vom  Bontona-Haru  und  Batu  Pute  au  der 
Westküste  von  Laijolo.  Die  Inseln  Pasi,  Tambalongang 

25  • 


Digilized  by  Google 


190 


Die  Insel  Saleijer. 


und  Pulaai  bestehen  gleichfalls  ausschliefslich  aus  Kalk- 
uud  Saudsteingebilden.  Erze  kommen  weder  auf  Saleijer 
noch  auf  den  umliegenden  Inseln  vor. 

Ausgezeichnet  durch  seine  Fruchtbarkeit  ist  der  Boden 
von  Saleijer  mit  Ausnahme  der  Nord-  und  NW -Küste, 
eines  Teiles  des  Kampong  Pamatata  in  fast  gerader  Linie 
bis  zur  Mündung  des  Flusses  Dulaug.  Geht  mau  von  der 
Westküste  ins  Innere,  so  findet  man  erst  einen  Uber  die 
ganze  Insel  sich  ausdehnenden  Streifen  Sandboden,  dann 
einen  fruchtbaren,  aber  steinigen  Lehmboden  und  dann 
oiuen  vortrefflichen  schwarzen  Ackerboden.  Wegen  ihror 
Fruchtbarkeit  sind  ferner  berühmt  die  Thäler  von  Ralabulo 
und  Bontona,  letzteres  in  der  Regentschaft  Tanete,  ferner 
die  Landschaft  Putabangun  in  der  Regentschaft  Bontobangun. 

Zahlreiche  Wcgo  durchkreuzen  die  Insel  nach  allen 
Richtungen.  Von  Kampong  Boneloho  im  Norden  läuft  ein 
6 m breiter  Weg  fast  immer  in  der  Nähe  der  Küste  bis 
nach  dem  Kampong  Barang-barang  im  8 ; gerade  bei  Kam- 
pong Ernsaija  schlägt  dio  Strafso  südöstliche  Richtung  ein 
nach  Pariangaug,  Residenz  des  Regenten  von  Balabulo,  bei 
Batlindungang  erreicht  sie  die  Küste  abermals,  welche  sio 
nicht  wieder  verläfst.  Von  dieser  Hauptlinie  zweigen  sich 
folgende  Strafseu  ins  Innere  ab : 1 . von  Batamata-bara  öst- 
lich nach  Batamata-sapo  und  weiter  nördlich  bis  Kampong 
Pamatata;  2.  von  Apabatu  längs  des  rechten  Ufors  des 
gleichnamigen  Flusses  nach  Gantarang;  3.  von  einem  Punkte 
etwa  1 Paal  (lj-  km)  nördlich  von  der  Hauptstadt  in  öst- 
licher Richtung  nach  Kampong  Tabang  und  sodann  süd- 
lich nach  Hontosa’ile , der  ehemaligen  Residenz  des  Rogon- 
ten  von  Putabangun;  4.  von  einem  Punkto  ca  */s  Pft*l 
{sli  km)  südlich  von  der  Hauptstadt  Beuteng  gleichfalls 
nach  Bontosäilü;  5.  von  Kampong  MatalaJang,  Sitz  des 
Residenten  von  Bontobangun,  nach  Kampong  Bontobangun, 
gänzlich  in  steinigem  Boden  ausgehauen;  6.  ca  8 Paal 
(12  km)  entfernt  von  der  Hauptstadt  nach  Padaug,  ganz 
durch  Morast  führend ; 7.  von  Pariangang  längs  dos  rech- 
ten Ufers  des  Flusses  Balabulo  nach  Saugkulu-kulu. 

Alle  diese  Strafsen  sind  auf  Kosten  der  holländischen 
Verwaltung  angelogt,  werden  aber  von  den  Bewohnern 
unter  Aufsicht  der  Häuptlinge  unterhalten.  Sie  sind  unter 
sich  wieder  verbunden  durch  Nebenwege  von  2 m Breite, 
welche  von  den  einheimischen  Häuptlingen  aus  eignem  An- 
trieb ohne  Anregung  der  niederländischen  Regierung  angelegt 
wurden  und  unterhalten  werden.  Innerhalb  des  Bereiches 
vieler  Kampongs  trifft  man  aufserdem  vorzügliche  Wege  an. 

Die  Ausfuhr  von  Handelsartikeln  geschieht  zu  Iunde 
meistens  durch  Träger,  welche  die  Fracht  an  einem  Trug- 
stocke, lembarang,  über  die  Schulter  herabhängen  lassen; 
nur  wenig  bedient  man  sich  der  Pferde  oder  Büffel.  Längs 
der  Küste  findet  der  Verkehr  mittels  kloiner  Fahrzeuge, 


roppö , lepa-lepa,  statt.  Mit  der  übrigen  Welt  wird  die 
Verbindung  unterhalten  mit  einem  einheimischen  Fahrzeug, 
welches  dreimal  per  Monat  dio  Reise  nach  Bulu-Komba 
und  zurück  macht  behufs  Überbringung  der  Post,  während 
der  Postdampfer  von  Makafsar  via  Buton  nach  Kendari 
auf  der  Hin-  und  Rückreise  bei  Saleijer  anlegt. 

Die  Bevölkerung  von  Saleijer  mit  anliegenden  Inseln 
betrug  1880  ca  57  000  Seelen,  welche  sich  folgendermafsen 
auf  die  einzelnen  Regentschaften  verteilten: 

Bnwohntr  Auf  1 Qu.-PaaI  Auf  1 qkm 


Tauet«  . . 

3 989 

106 

46 

Batamata  . 

7 112 

264 

112 

tiaki  . 

5 231 

180 

79 

Üoneija 

14  63t 

276 

121 

Bonteng  (Hauptstadt) 

1476 

738 

326 

Bontobingua  inkl.  Insel  Pari 

16  878 

272 

120 

Balabulo 

2 668 

296 

ISO 

Luijolo  . . 

3 767 

94 

41 

Barang-barang 

1 398 

74 

36 

Saleijer  . 

67  143  “ 

"ca  204 

’ 90 

Ituel  Tambalonging 

1087 

„ l'ulari 

431 

„ Bahuluwaug 

103 

Die  Bowohnur  vou  Saleijer  sind  im  allgemeinen  nicht 
so  dunkel  gefärbt,  als  die  Bewohner  von  Makalsar  und  die 
Bugineson.  Sie  sind  wohlgebaut  und  meistens  schlank; 
muskulöse  Leute  trifft  man  sehr  selten  unter  ihnen,  wenn 
auch  die  Bergbewohner,  besonders  in  den  südlichen  Regent- 
schaften , dunkler  gefärbt  und  von  kräftigem  Bau  sind. 
Unter  den  Frauen  und  Mädchen  sieht  man  sehr  viel  schöne 
und  zierliche  Gestalten,  besonders  zeichnet  sich  dio  Regent- 
schaft Balabulo  in  dieser  Beziehung  aus. 

Die  Saleijesen  sind  ein  munteres,  bescheidenes,  aufge- 
wecktes und  sanftmütiges,  besonders  aber  fleifsiges  and 
sparsames  Völkchen.  Sie  besitzen  nicht  den  alles  gering- 
schätzcudcu  Hochmut,  den  albernen  Eigensinn,  dio  kindische 
Halsstarrigkeit,  welche  besondere  Charaktereigentümlichkei- 
ten unter  den  Bastarden  der  Makafsar-Buginesen  sind.  Viel- 
leicht ist  os  ihrem  sanften  Charakter  zuzuschreiben,  dafs 
sie  bei  den  übrigen  Völkern  in  Niederländisch -Indien  nir- 
gends in  Ansehen  stehen. 

Ihre  Sprache  ist  hart  und  scharf  wie  die  der  meisten 
seefahrenden  Völker,  aber  durch  den  ihnen  eigentümlichen 
singenden  Tonfall  verliert  sio  sehr  viel  von  dieser  Eigen- 
schaft. 

Die  herrschende  Religion  ist  der  Mohammedanismus, 
wolchor  nach  den  Chroniken  von  Saleijer  im  Jahre  1014 
(1 002  n.  Chr.)  durch  malaiische  Ansiedler  von  Menangkebo 
(Sumatra)  eingeführt  wurde.  Als  Kernpunkt  des  Islams 
ist  entschieden  der  Kampong  Batamata-bora  zu  bezeichnen. 

Die  einheimische  Verwaltung  ruht  auf  den  Häuptlingen 
oder  Regenten,  wolcho  von  der  Bevölkerung  Opu  genannt 
werden , denen  geringere  Ruugstufen  zur  Seite  stoben  mit 


Digilized  by  Google 


197 


Die  rezenten  Bildungen 

dem  Titel  Opulolo  oder  Baligau  und  Glarang.  Die  Opus 
erhalten  eine  feste  Besoldung  von  der  niederländischen 
Regierung. 

In  Zukunft  scheint  Saleijer  noch  eine  wichtige  Rolle 
spielen  zu  sollen , und  zwar  nicht  allein  für  die  Provinz 
Celebes.  Stets  suchen  sehr  viele  Saleijesen  aufsorhalb  ihrer 
Insel  sowohl  auf  Celebes  wie  in  andern  Teilen  des  Archi- 
pels ihren  Unterhalt,  um  nach  einigon  Jahren  mit  kleinem 
Vormögen  zurUckzukehron.  Nebenbei  besitzt  die  Insel  noch 


auf  der  Insel  Bangka. 

einen  beträchtlichen  Viehstand.  Ihre  Pferde,  wenn  auch 
klein,  sind  in  Celebes  sehr  gesucht,  besonders  für  schwere 
Transporte  in  gebirgigem  Terrain , während  die  Unmasse 
von  Büffeln,  welche  zur  Landwirtschaft  nicht  benutzbar 
sind,  ein  ausgezeichnetes  Schlachtvieh  liefern. 

Boi  den  Fortschritten  der  Kultur  und  der  damit  ver- 
bundenen Entwickelung  von  Ackerbau  und  Industrie  wird 
Saleijer  ftir  Celebes  sicher  die  Bedeutung  gewinnen,  woloko 
Madura  jetzt  für  Java  hat. 


Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  Bangka. 

Von  Dr.  Theodor  Posewitz,  Volontär  der  KgL  ungarischen  Geologischen  Landesanstalt. 

(Hit  Karte,  s.  Tafel  10.) 


Die  Konfiguration  der  Insel  Bangka  steht  in  engen 
Beziehungen  zu  dem  geologischen  Bau  derselben.  Während 
der  nördliche  und  südliche  Teil  sich  mehr  ausbreitet,  er- 
scheint Mittelbangka  von  beiden  Seiten  eingebuchtet.  Im 
Norden  und  Süden  der  Insel  treten  vielfach  uuwoit  der 
Meeresküste  oder  hart  am  Strande  feste  Felsarten  auf  — 
Granite  und  quarzitischo  Sedimcntärgestoino , sowohl  der 
Verwitterung  als  den  eindringenden  Meerosfluten  gröfsern 
Widerstand  darbietend,  während  in  Mittelbangka  zumeist 
thonige  und  sandige  Gobildo  von  geringerer  Widerstands- 
fähigkeit Vorkommen.  • 

Im  Norden  sind  es  die  Granite  von  Muntok  und  Djo- 
bus,  ferner  die  Granitzügo  in  Blinju  und  Sungei-I.iat,  sowie 
quarzitischo  Gesteine  an  der  Kirnte,  welche  die  äulsere  Ge- 
stalt bedingen.  Im  Süden  sind  es  die  Toboali-Granitmas- 
sen,  das  Duwa  • ajamgubirgo  an  der  südwestlichen  Insel- 
spitze und  die  Ausläufer  dos  Phtwnu- Puddinggebirgszuges 
an  der  südöstlichen  Insolspitzu,  die  weit  in  die  See  hinein- 
ragen. Auch  in  Mittolbnngka,  wo  ausnahmsweise  hurte 
Felsmassen  sich  an  der  Küste  zeigen,  so  beim  Gebirge 
Penniss  (SW),  beim  Gebirge  Saliuta  (NO)  verschwindet  die 
Einbuchtung.  Man  kann  gewifs  behaupten,  dafs  überall, 
wo  sich  ein  Kap  vorfindet,  man  daseihst  nuch  harte  Fels- 
masseu  anzutreffen  hat,  wie  es  z.  B.  der  Fall  ist  an  der 
Ostküste  beim  Kap  Lempujang,  Gunung-Salinta,  Pnnei. 

Die  Alluvialbildungcn , in  Bungka  räumlich  weit  ver- 
breitet, zeigen  sich  zumeist  als  Küstenbilduugen;  doch  tra- 
gen diese  an  der  Westküste  einen  andern  Charakter  als  im 
Osten,  und  auch  ihro  räumliche  Verbreitung  ist  an  beiden 
Küsten  eine  ungleiche.  Im  Westen  treten  vorwiegend  Mo- 
rastbildungen  auf  und  bedecken  grofse  Arenlo,  während 
Seesandbildungen  nur  lokal  sich  vorfinden.  An  der  Ost- 


. küste  begegnen  wir  fast  ausschließlich  letztem  Bildungen 
der  ganzen  Küste  entlang,  zumeist  eine  Dünenhügelkette 
bildend:  und  uur  an  einer  Stelle,  bei  der  Mündung  des 
Flusses  Butu-rufsa,  tritt  Morasthildung  bis  an  den  Strand 
heran. 

Denkt  man  sich  eine  ideale  Linie  durch  Bangka  gezo- 
gen von  der  Klabat-Bai  im  Norden  bis  zur  südwestlichen 
Inselspitze,  so  herrschen  westlich  davon  Morastbildungen 
vor,  östlich  hingegen  Diiuenbildungen. 

An  der  Küste  des  Distriktes  Muntok  bemerkt  man  aus- 
gebreitete Morastbildungen  und  nur  an  vereinzelten  Stellen 
geringe  Dünenbildung,  besonders  da,  wo  granitische  Ge- 
steino  bis  an  die  See  herantroten , oder  in  der  Nähe  der- 
selben anstohen;  so  z.  B.  beim  Granitgebirge  Tempelang. 
Nun  sind  die  Küstenbildungen  bis  zum  Gebirge  Permiss 
fast  ausschliofslieh  wiederum  Moräste , gebildet  durch  die 
sumpfigen  Niederungen  der  Flüsse  Kottawaringin , Mundo, 
Solan , und  nur  au  drei  Steilen  treteu  feste  Gesteine  bis 
an  die  See.  Beim  Gebirge  Permiss  findet  sich  ein  Dünen- 
streifen,  und  dann  folgen  die  weit  ausgedehnten  Morastbil- 
dungen  der  Flüsse  des  Distriktes  Toboali,  Balar-  Bangka, 
udjong,  Olim  4c.  Im  Südwesten  treten  mehrfach  Granit- 
massen an  der  Küste  auf,  und  ebenso  Seesandanhiiufungen, 
die  sich  dann  zwischen  die  Moräste  einlagern.  Letztere 
sind  auch  fast  allein  entwickelt  zwischen  der  südwestlichen 
und  südöstlichen  Inselspitze.  Von  der  letztem  Spitze  zieht 
Bich  nun  der  ganzen  Ostküste  eutlang  ein  schmaler  DQnon- 
streifen,  nur  an  vereinzelten  Stellen  unterbrochen,  wo  Granit- 
massen in  die  See  hineinragen.  Im  Norden  Bangkas  tre- 
ten beide  Bildungen  an  mehreren  Orten  auf:  doch  sind 
westlich  von  der  Klabat-Bai  Moräste  vorherrschend,  östlich 
davon  Seesatidanhitufungeu. 


Digitized  by  Google 


198 


Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  ßangka. 


Die  Ursache  der  räumlich  ungleich  entwickelten  Küeten- 
bildungen  im  Osten  und  Westen  der  Insel  ist  in  den  hydro- 
graphischen Verhältnissen  zu  suchen ; und  der  verschieden- 
artige Charakter  derselben  in  dem  Antagonismus  zwischen 
ruhig  erfolgender  Sedimontablagerung  und  dem  entgegen- 
wirkenden Einflüsse  der  Meereswellen,  der  Brandung. 

Die  Hauptwasserscheide  Bangkas  zieht  sich  entsprechend 
der  Längsachse  der  Insel  in  NWSO-  Richtung  vom  Maras- 
gebirge  Uber  den  Mangkol  hin,  und  stößt  im  Süden  an 
die  ostwestlioh  laufende  Plawan  - Paddingbergkette , die  im 
Süden  die  Grenzscheide  der  Wasserläufe  bildet 

Der  nördliche  Teil  Bangkas  kommt  hier  weniger  in  Be- 
tracht; die  zahlreichen  Granitberge  bestimmen  hier  die 
Richtung  der  vielen,  doch  gröfstenteils  unansehnlichen  Flüsse, 
welche  östlich,  nördlich  oder  westlich  sich  in  die  umgebende 
See  ergiefsen  oder  in  die  Klabat-Bai  eintnfinden. 

östlich  von  der  Hauptwasaersoheide  ergießen  sich  alle 
Flüsse  in  die  ungestüme  Chinesische  See,  mit  alleiniger  , 
Ausnahme  des  Flusses  Lajang,  der,  in  den  Granitbergen 
der  Ostküste  entspringend  und  ostwestlich  strömend,  seine 
Wässer  (nördlich  vom  Marasgebirge)  der  Klabat-Bai  zu- 
fdbrt.  Westlich  von  der  Grenzsoheide  eilen  sämtliche  Flüsse 
der  ruhigen  Bangkastrafse  zu. 

Die  Hauptwasserscheide  teilt  Bangka  in  zwei  ungleiche 
Hälften,  in  eine  breitere  westliche  und  in  eine  schmälere 
östliche.  Selbst  nach  Abzug  der  bedeutenden  Morastbil- 
dungen an  der  Westküste  erscheint  hier  die  Landzone 
nooh  um  vieles  breiter  als  im  Osten. 

Dies  hat  aber  eine  ungleiche  Länge  der  Flüsse  zur 
Folge.  Im  Westen  sind  sie  fast  sämtlich  mächtig  ent- 
wickelt und  besitzen  ausgedehnte  Flufsgebiet«,  so  die  Flüsse 
Kottawaringin , Mundo,  Solan,  und  die  aus  der  Fadding- 
kette entspringenden  Banka  - udjong , Olim,  Njiri,  Gossong, 
Kapo,  Gumba.  Im  Osten  sind  die  Flüsse  meist  unbedeu- 
tend; blofs  die  Stromgebiete  der  Flüsse  Batu-russa  und 
Kurau  stehen  den  westlichen  Wasserläufen  an  Ausdehnung 
nicht  nach,  und  auch  ihre  Flufslänge  ist  eine  bedeutende. 

Die  westlichen  Flüsse  führen  Schlammwasser  aus  einem 
gröfsorn  Areale  als  im  Osten  mit  sich  fort,  um  sie  vor  ih- 
ren Mündungon  abzulagern;  darum  müssen  naturgemäß 
Alluvialmassen  dort  stärker  entwickelt  sein  als  hier.  Und 
die  schon  ins  Beginne  mächtigere  Ablagerung  wird  im 
Laufe  der  Zeit  noch  ungleicher,  d.  b.  die  Mächtigkeit  der 
Alluviouon  im  Westen  nimmt  rascher  zu,  als  es  im  Osten 
geschehen  könnte. 

Dafs  man  im  Osten  an  der  Küste  fast  keine  Moräste 
findet  and  auch  die  sumpfige  Niederung  des  Flusses  Batu- 
russa  verhältnismäßig  nicht  bedeutend  ist,  hat  darin  sei- 
nen Grund,  daß  hier  die  Morastbilduogen  iu  ihrer  Ent- 
wickelung gehemmt  sind. 


Während  an  der  Westküste  die  Schwemmmassen  sich  in 
der  ruhigen  Bangkastrafse  ungestört  ablagern  können,  be- 
finden sie  sich  im  Osten  im  Kampfe  mit  der  dünenbilden- 
den Brandung  der  ungestümen  Chinesischen  See,  besonders 
zur  Zeit  des  Ostmonsuns,  und  werden  in  ihrer  Ausbreitung 
von  den  Dünen  gehemmt  und  zurückgedrängt. 

Sumpfige  Niederungen  besitzt  eigentlich  jeder  Fluß  auch 
im  Osten  der  Insel,  nur  erstrecken  sich  diese  nicht  bis 
zur  Küste. 

Eine  Ausnahme  hiervon  bildet,  wie  schon  erwähnt,  der 
Fluß  Batu-russa,  an  dessen  rechtem  Ufer  die  Morastbildung 
bis  zum  Strande  sich  erstreckt;  am  linken  Ufer  ist  eie 
durch  Seesandauhäufungen  zurückgedrängt.  Landein  wärt« 
jedoch  ist  die  Sumpfbildung  dem  Russe  entlang  mächtig 
entwickelt. 

Besonders  schön  sieht  man  diesen  Kampf  zwischen 
Morastbildung  und  Dünenvorlagerung  beim  Flusse  Kurau 
im  Osten.  Bei  seiner  Mündung  in  die  See  bei  dem  Orte 
Kurau  gewahrt  man  nichts  von  Sumpfbildung;  zwischen 
weithin  abgelagerten  Secsandmassen  fließt  er  dabin.  Am 
Wege  gegen  Koba  zu  reisend,  bemerkt  man  jedoch,  daß 
man  sich  auf  einer  Düne  befindet,  und  landeinwärts  er- 
strecken eich  in  einem  tiefem  Niveau  Sumpfbildungen  in 
großer  Ausdehnung,  das  linke  Ufer  des  Kurau-Flusses  um- 
säumend. Diesem  in  NW — SO- Richtung  strömenden  Fluß, 
umgeben  von  seinen  sumpfigen  Niederungen , wurde  als- 
bald durch  die  Dünenkette  ein  Hindernis  in  den  Weg 
gelegt,  und  er  wurde  gezwungen,  seinen  Lauf  zu  verän- 
dern und  längs  der  Düne  nun  in  SO — NW-Richtung  dem 
nahen  Meere  zuzneilen.  Die  Ausbreitung  der  Sümpfe  bß 
zur  Küste  wurde  also  durch  die  Dünenbildung  verhindert. 
Ähnliche  Beispiele  findet  man  auch  im  Dßtrikte  Merawang 
im  Osten.  Die  beiden  kleinen  Flüsse  Mangong  und  Sarang- 
lang  fließen  durch  eine  Dünenkette  dem  Meere  zu.  Sie 
zeigen  denselben  veränderten  Lauf  wie  der  Fluß  Kurau, 
und  ihre  sumpfigen  Niederungen  sind  ebenfalls  durch  die 
vorgelagerten  Dünen  zurückgedrängt  und  teilweise  gestaut. 
Vorliegende  Skizze  zeigt  diese  Verhältnisse  an. 


D bt 


lilÄraMssi 


Auch  im  Nordosten  des  Distriktes  Koba  erstreckt  sich 
eine  langgedehnto  sumpfige  Niederung  und  ihr  vorgelagert 
eine  Dünenreihe. 

Dasselbe  irt  dor  Fall  beim  Flusse  Olim  in  Toboali; 
von  beiden  Seiten  schieben  sich  vor  seiner  Einmündung  in 
dio  See  Dünen  vor  und  drangen  die  Morastbildung  zurück. 


Digitized  by  Google 


Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  Bangka. 


199 


Die  schönsten  Beispiele  findet  man  aber  an  der  südwest- 
lichen Inselspitze.  Zwischen  Kap  Kelapan  und  Kap  Keda- 
min  einerseits,  und  zwischen  Kap  Kuba  und  Kap  Tanah- 
rebo  anderseits,  lagern  an  der  Küste  mehr  oder  weniger 
ansgebreitete  Dünen,  nur  an  wenigen  Stellen  einen  schma- 
len Durchflute  den  der  See  zueilenden  Gewässern  gestat- 
tend. Landeinwärts  davon  dehnen  sich  die  Tagab-  nnd 
Kangkamoräste  aus,  in  welche  mehrere  Wasserläufe  eich 
ergiefsen.  Hier  werden  die  Gewässer  siohtüch  durch  die 
vorgelagerten  Dünen  gestaut;  und  wäre  der  Abflufs  ein 
gröfserer,  so  würden  die  Sümpfe  an  Umfang  um  vieles 
abnehmen. 

Zwischen  den  Küstenbildungen  an  der  West-  und  Ost- 
küste besteht  dem  Gesagten  zufolge  blofs  ein  scheinbarer 
Unterschied.  Die  Ungleichheit  resultiert  lediglich  daraus, 
daß  die  Sedimentablagerung  in  der  Bangkastrafso  meist 
ungestört  vor  sich  gehen  kann,  während  am  Strande  der 
Chinesischen  See  die  Dünenbildung  entgegentritt  und  die 
Ausbreitung  derselben  hindert. 

Die  Beschreibung  der  Küstenbildungen  führt  uns  aber 
zur  Betrachtung  der  Flufs-  und  Thalbildung  in  Bangka, 
die  bei  den  grüfsern  Flüssen  am  deutlichsten  vor  Augen 
tritt. 

Nur  im  obern  kurzen  I>aufe  besitzen  die  Flüsse  ein 
mehr  oder  weniger  starkes  Gefälle;  das  Thal  hat  steile 
Ufer,  ist  schmal  und  vom  Wasserlaufo  fast  gänzlich  ein- 
genommen. Der  weitaus  längste  Teil  des  Thaies  jedoch 
besitzt  mit  abnehmendem  Flufsgefälle  einen  verschiedenen 
Charakter.  Die  steilen  Thalgehänge  sind  verschwunden, 
das  Thal  ist  breit  geworden  und  nimmt  an  Breite  gegen 
das  Thalende  stets  zu.  Ein  kleiner,  schwacher  Wasserlauf 
oder  deren  mehrere  schlängeln  sich  langsam  dahin  und 
stehen,  was  ihre  Mächtigkeit  betrifft,  in  gar  keinem  Ver- 
hältnisse zum  breiten  Thalboden.  Diesor  selbst  ist  in  den 
obern  Teilen  trocken,  gegen  das  Ende  zu  wird  er  allmäh- 
lich sumpfig  und  nimmt  naturgemäfs  an  Breite  (bis  zu 
3 — 4-t  km)  zu,  wo  zwei  Flüsse  sich  vereinigen.  Am  Thal- 
ende finden  sich  dann  ausgedehnte  Moräste  und  bilden  nun 
die  sumpfigen  Niederungen  der  Westküste. 

Auch  im  untern  Flufslaufe  ist  der  Unterschied  zwischen 
Flufs-  und  Thalbreite  ein  ansehnlicher  ; so  besitzt  der  Flufs 
Selan  einige  Kilometer  vor  seiner  Einmündung  in  die 
Bangkastrafse  bei  einer  Breite  von  einigen  Metern  eine 
1-}-  km  breite  sumpfige  Thalniederung;  so  der  Flufs  Batu- 
russa  beim  gleichnamigen  Orte  eine  Breite  von  200  m, 
während  die  ihn  umgebenden  Moräste  1-J- — 2 km  breit 
sind. 

Der  sumpfige  Thalbodon  erstreckt  sich  weit  landein- 
wärts, beim  Flusse  Selan  gegen  27  km,  beim  Flusse  Kapo 
sogar  gegen  30  km. 


Interessant  ist  es  ebenfalls,  dafs  zuweilen  der  sumpfige 
Thalboden  von  beiden  Seiten  von  einem  schmalen,  trocknen, 
etwas  höher  gelegenen  Saume  umgeben  wird ; oder  dafs  sich 
eine  trockene  Tbalebene  zwischen  zwei  sumpfigen  Flnss- 
thälern  ausdehnt,  wie  bei  den  Flüssen  Krantei  und  Kambu 
im  Distrikte  Slan. 

Zu  erwähnen  ist  ferner  der  Umstand,  dafs  bei  den 
Flüssen  in  Bangka  die  Ebbe  und  Flut  sich  tief  in  das 
Innere  der  Insel  erstreckt,  wodurch  die  oft  unbedeuten- 
den Flüsse  während  der  Flut  so  hoch  anschwellen, 
dafs  sie  für  kleinere  Schiffe  befahrbar  sind.  Der  Flufs 
Batu-russa  ist  z.  B.  20 — 24  km  landeinwärts  der  Ebbe 
und  Flut  unterworfen.  Der  Flufs  Kottawaringin  15  km, 
der  Flufs  Mundo  20  km.  Beim  Flusse  Slan  macht  sich 
der  Unterschied  im  Wasserspiegel  18  km  landeinwärts  bis 
zum  Orte  Slan  geltend;  in  der  trocknen  Jahreszeit  hin- 
gegen 22  km  weit  bis  zur  verlassenen  Mine  llekrek,  und 
noch  weiter  wird  der  Wasserlauf  zur  Zeit  der  Flut  gestaut. 

Alle  Flüsse  Bangkas  sind  so  entwickelt;  nur  treten 
diese  Verhältnisse  bei  don  kleinen  Wasserläufen  weniger 
vor  Augen. 

Die  zwei  Eigenarten  der  Flüsse  Bangkas,  das  Mißver- 
hältnis zwischen  der  bedeutenden  Thalbreite  und  dem 
schmalen  Wasserlaufe  und  die  allmähliche  Versumpfung  des 
Thalbodens  gegen  die  Flußmündung  zu,  erklären  sich  un- 
gezwungen durch  die  geologischen  Verhältnisse  in  der 
Nach -Tertiärzeit,  als  noch  die  See  das  durch  die  jetzigen 
Küstenbildungen  einnehmende  Areal  bedeckte.  Den  größten 
Teil  der  jetzigen  Thäler  nahmen  schmale  Meerbusen  ein, 
sich  tief  ins  Innere  der  Insel  erstreckend,  gewiß  so  weit, 
wie  gegenwärtig  dio  Ebbe  und  Flut  reicht.  Der  Meeres- 
spiegel war  also  damals  ein  höherer. 

Bangka  hatte  zu  dieser  Zeit  eine  vielfach  andre  Gestalt 
als  jetzt.  Die  geringsten  Veränderungen  zeigt  die  Ostküste. 
Hier  bildete  unter  anderm  der  jetzige  sumpfige  Thalboden 
des  Batu-ruBsa-Flusses  einen  schmalen  gegen  20  km  langen 
MeereBarm,  in  dessen  oberes  Ende  die  Flüsse  ihre  Wasser 
ergossen.  Ähnliche,  aber  unbedeutende  Moeresarme  bofanden 
sich  auch  an  Stelle  der  jetzigen  kleinen  Flußthäler.  Die 
Tuwingbergkette  im  NO  war  eine  Insel.  Dio  Klabat-Bai 
war  ansehnlich  vergrößert  um  die  jetzigen  Alluvionon  der 
Flüsse  Antan  und  Lajang;  letzterer  bildete  eine  Meeres- 
bucht. 

Der  Distrikt  Djobus  war  eine  Halbinsel,  im  Süden  durch 
zwei  Meeresbusen,  die  Sumpfniederungen  der  jetzigen  Flüsse 
Kampa  und  Antan,  eingeschlossen.  Zwischen  den  Mnn- 
tokschen  Granitbergen  und  dom  Tempelang,  die  teilweise 
von  der  See  bespült  wurden,  lag  oine  breite  Meeresbucht,  — 
das  Alluvium  des  Djering  - Flussos.  Der  Distrikt  Merawang 
war  ungefähr  */so  schmäler  als  gegenwärtig;  eine  Meeres- 


Digitized  by  Google 


200 


Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  Bangka. 


bucht  erstreckte  sich  hier  in  das  Iunore  dor  Iusol  — 
Sümpfe  dor  jetzigen  Flüsse  Kottawariugin  und  Mundo  — , 
Kap  Todong  bildete  eine  Insel,  gleich  dor  jotzigen  Insel 
Nangka.  Ein  Meorbuson  bespülte  die  Küste  beim  Orto 
Slan  und  drang  noch  weiter  landeinwärts;  ein  zweiter 
befand  sich  südlich  davon : das  Thal  des  Banka  - Kotta. 
Den  südlichen  Fufs  des  Pennissgebirges  bespülte  das  Meer, 
während  Kap  Mentigi  eine  Insel  und  dor  Berg  Glinsom, 
jetzt  weit  weg  von  der  Küste  gelegen,  ein  Kap  bildete. 
Vielfach  von  Meeresarmen  durchschnitten,  erscheint  auch 
der  Distrikt  Toboali,  welcher  wohl  Vs  kleiner  an  Umfang 
war  als  heutzutage. 

Aus  der  einstigen  Seebedccknng  des  untern  Teiles  der 
Thäler  kann  man  mit  wenig  Mülle  den  gegenwärtigen 
Charakter  der  Thäler  und  Wasserläufo  erklären.  Als  die 
Bildung  der  Alluvioueu  begann,  als  dio  See  durch  die  vou 
den  Flüssen  herboigeführteu  und  abgelagerten  Schlamm- 
massen allmäblig  zurückgedrängt  wurde,  oder  zum  Teile 
sich  zurückzog  und  auf  ihr  jetziges  Niveau  sank,  wurden 
auch  die  Meeresarme  langsam  trockengelegt,  und  in  den 
so  entstandenen  breiten  Thälern  mufsten  nun  die  kleinen 
Wassorläufe  sich  einen  neuen  Weg  bahnen,  ein  neues  Bett 
graben.  Daher  das  Mißverhältnis  zwischen  Thal  und 
Flufs.  Daraus  erklärt  sich  auch  dio  allmühlige  Versumpfung 
des  Thalbodeus  gegen  das  Thalonde  zu.  Die  oberen, 
höher  gelegenen  Teile  wurden  früher  trockengelegt  als 
dio  untern;  jene  konnten  demnach  viel  schneller  ihren 
sumpfigen  Charakter  verlieren  als  diese. 

Dies  ist  auch  die  Erklärung  für  die  obenerwähnten 
Fälle,  wo  sumpfige  Thalböden  von  einer  schon  trocken- 
gelegten  Zone  umgeben  werden ; und  der  schon  trockeu- 
gelegton  — weil  höher  gelegenen  — Thalebene  zwischen 
den  sumpfigen  Niederungen  der  Flüsse  Krantei  und  Kambu. 

Dieser  Prozefs  der  Entsumpfung  der  Thäler  schreitet 
aber  fort,  und  wenngleich  langsam,  so  wird  doch  stetig 
der  Tlmlboden  weiter  uud  weiter  trockengelegt.  Dafs  dio 
Stelle  der  jetzigen  Thäler  in  der  posttertiären  Zoit  Meeres- 
arme (teilweise  mit  brackischem  Wasser)  einnehmon,  wird 
auch  durch  puläontologische  Funde  erhärtet. 

Die  ZinnBoifen  (Thalzinnsoifen)  finden  sich  nämlich  wie 
bekannt  im  Gebiete  der  jetzigen  Thäler,  und  die  zinuerz- 
führende  Schichte  liegt  unmittelbar  über  dem  frühem 
Thal-  resp.  Seeboden. 

Aus  den  Ziunseifen  vou  dor  Schwostcrinscl  Billiton 
— die  gleichgebaut  ist  wie  Bangka  — sind  aber  eine  grofse 
Anzahl  Meerestiere  — zumeist  Gasteropoden  uud  Lamelli- 
branchiaten  — bekannt  *)i  die  einesteils  auf  ein  sehr  junges 


')  Jaarlwek  ran  hot  mijnwezen  ran  Nedeilandich -Indif-  188*,  II, 
p.  SOS.  K.  Martin,  Paläontologie  ran  NsdoxtsotUch - Indill. 


Alter  hiuweisen,  andernteils  aber  — da  die  betreffenden 
Tiore  zumeist  an  der  Küste  lobten  — beweisen , dafs  die 
Ablagerung  der  Zinnsoifen  erfolgte,  d.  h.  der  ersten 
Schlammmassen  im  See-  resp.  brackischen  Wasser  erfolgt«. 
Auch  ein  malaiisches  Boot  von  anderer  Konstruktion  als 
in  historischer  Zoit  wurde  in  einer  Tiefe  von  16  Fufs 
(5  m)  gefunden , zum  Zeichen , dafs  das  Wasser  sich  bis 
dahin  erstreckt« !)• 

Es  fragt  sich  nun,  ob  die  Verlandung  an  der  West- 
küste in  Zusammenhang  zu  bringon  sei  mit  einer  etwaigen 
Hebung  Bangkas  oder  mit  einem  Zurückweichen  der  Seo. 

Um  dies  zu  beantworten,  ist  es  nötig,  zuerst  einen 
Blick  zu  werfen  auf  die  die  Insel  Bangka  umgebende  See. 
Es  ist  bekannt,  dafs  rings  um  dieso  Insel  oine  untiefo  See 
sich  ausbreitet,  welche  den  Schiffen  eino  gröfsoro  Annäherung 
an  die  Küste  verbietet ; uud  dafs  das  Fahrwasser  noch  gefähr- 
licher wird  durch  die  Anzahl  von  Klippen  und  Untiefen, 
die  sich  vorwiegend  an  der  Ostküste  vorfinden. 

Schön  sind  diese  Verhältnisse  dargestellt  auf  der  Küsten- 
kart« von  Bangka , welche  auf  den  Aufnahmen  durch  die 
Dampfschiffe  Pyladcs , Stavoren  und  Ilydrograaf  (1879) 
beruht. 

Auf  der  erwähnten  Karte  findet  man  die  Untiefen  der 
Seo  angegeben;  einen  Teil  zur  Zoit  dor  Ebbe  trockenge- 
legt; einen  zweiten  bis  zur  Tiefe  von  3 Faden  (5-j-  w); 
und  einen  dritten  bis  3 — 5 Faden  Tiefe  (5-J-  — 9 m).  — 
Darüber  hinaus  beginnen  gröfsere  Tiefen. 

Man  sieht  daraus,  dafs  zur  Zeit  der  Ebbe  rings  um 
Bangka  ein  Streifen  trocknen  Landes  znm  Vorschein  tritt, 
welcher  sich  Vä — 2 km  seewärts  erstreckt  und  wodurch 
die  Insel  merklich  vergröfsort  wird.  Nimmt  man  hinzu 
das  Areal  des  Soobodens  bis  zur  Tiofe  von  5 Fadon  (9  m),  so 
beträgt  dies  wenigstens  Vs  vom  Umfange  Bangkas.  Dazu 
gehört,  dann  die  ganze  Klabat-Bai  mit  Ausnahme  oiner 
schmalen  Rinne  tiefem  Fahrwassers;  ferner  die  Meeres- 
buchten längs  dor  Distrikte  Djebus , Muntok , Merawang 
und  Sungei-Slan ; das  ganze  Area)  von  der  Ostspitze  Kobas 
bis  zu  den  Lepar- Inseln;  und  ebenso  das  Gebiet  von  dor 
erwähnten  Ostspitzo  in  fast,  gerader  Linie  bis  zur  Tuwing- 
bergkette  im  NO  längs  dor  Ostküste  Bangkas.  — Be- 
merkenswert ist  aber  die  ungleich  tiefe  Seo  im  Osten  der 
Insel  einerseits  und  anderseits  im  Norden  und  Westen. 
Ira  Süden  schließen  sich  die  Lepar- Inseln  an  und  fernerhin 
die  Eilande  in  der  Nähe  Billitons. 

Im  Norden  findet  man  schon  in  5 km  Entfernung 
20  Faden  (37  m)  tiefes  Fahrwasser;  uud  wo  in  Buchton 
gröfsere  Sedimeutablagerungen  stattfinden,  die  genannte 
Tiefe  in  Seen  16  km  Entfernung.  Im  Westen,  in  der 


l)  Journal  ot  tlie  geological  society  1851«  p.  302. 


Digilized  by  Google 


201 


Die  rezenten  Bildungen  auf  der  Insel  Bangka. 


Bangkastrafse , ist  dassolbo  Verhältnis  vorhanden,  d.  h. 
20  km  woit  von  der  Küste  findet  man  gröfsero  Tiefen. 

Nur  die  Ostküste  macht  eine  Ausnahme.  Im  NO  ist  die 
Tiefe  von  36  m erst  in  25  km  Entfernung  vorhanden;  bald 
aber  steigt  diese  Entfernung  bis  75  km  von  der  Küste  und 
erhält  sich  in  dieser  Ferne  bis  zur  Ostspitze  von  Koba 
(Kap  Brikat)  und  von  da  gegen  die  Nordküste  von  Billiton 
sich  hinziehend,  wenngleich  stellenweise  auch  schon  in 
gröfsorer  Nähe  des  Landes  goriugero  Tiofeu  Vorkommen. 
Dafs  die  Vorlandung  Bangkas  an  der  Westküste  rasch 
vorschreitet,  beweist  aufsor  der  untiefen  See  die  unge- 
meine Entwickelung  der  alluvialen  Morastbildungen  daselbst, 
die  an  der  Küste  des  Distriktes  Sungei-Slan  z.  B.  gegen 
ein  Fünftel  von  der  Breite  der  Insel  in  diesem  Teile  ein- 
nimmt. Hügel,  gegenwärtig  weit  von  der  Küste  entfernt, 
bildeten  in  der  posttertiären  Zoit  Kaps;  so  der  Hügel 
Dunggen  im  Distrikte  Toboali,  von  den  Eingebornen  auch 
jetzt  noch  Kap  Dunggen  genannt;  ferner  der  Berg  Glinsom 
im  Distrikte  Sungei-Slan.  Jetzige  Landzungen  waren  früher 
Eilande;  so  das  Kap  Tedong  und  Kap  Mentigi  in  Sungei- 
Slan.  Es  war  derselbe  Vorgang,  der  sich  gegenwärtig  mit 
der  Insel  Nangka  in  der  Bangkastrafse  abspielt.  Dieso 
kleine  Insel,  doppelt  so  grofs  zur  Zeit  der  Ebbe  als  zur 
Flutzeit,  ist  von  Bangka  durch  einen  flachen  Mecrosann 
getrennt,  der  nur  stellenweise  bis  5^-  m tief  ist.  Die  Zeit 
ist  also  nicht  mehr  unabsehbar,  wo  diese  Insel  mit  Bangka 
vereint  eino  Landzunge  bilden  wird. 

Ebenso  vorlandet  stets  mehr  und  mehr  die  Bangka- 
strafse.  Noch  kurz  nach  der  posttertiären  Zeit  trennte 
eino  breite  See  die  zwei  benachbarten  Inseln  Sumatra  und 
Bangka,  welche  Soe  durch  Ablagerungen  gewaltiger  Diluvial- 
nnd  Alluvialmassen l)  gegenwärtig  zur  Bangkastrafse  ge- 
worden ist.  Auch  jotzt  schreitet  die  Verlandung  noch 
fort;  durch  Anhäufung  von  Schlammmassen  erscheint  dieso 
Wasserstrafse  stellenweise  (besonders  in  den  Buchten)  schon 
um  ein  Drittel  verschmälert.  Dafs  die  Insel  Bangka  an 
der  Westküste  sich  beträchtlich  vergröfsert,  ist  ans  dem 
Vorhorerwähuten  einleuchtend. 

Nicht  so  leicht  ist  die  Frngo  zu  beantworten  in  bezug 
auf  die  Ostküste.  Während  dio  untiefe  See  im  Westen 
wohl  gänzlich  der  Sedimeutablagoruug  zuzuschreiben  ist, 
reicht  man  damit  an  der  Ostküste  nicht  aus.  Hier  erstreckte 
sich  die  untiefe  Sec  viermal  so  weit  als  im  Westen, 
und  erst  in  einer  Entfernung  von  75  km  findet  man 
eine  Tiefe  von  36  m,  welche  Tiefe  im  Westen  schon 

*)  Die  Sompfmcderungeii  Sumatras  (des  Flusses  Sink)  haben  13b  km 
Lärigenausdehnunx;  bi*  160  km  tod  der  Küste  entfernt  macht  sich  im 
Strome  der  Binflufs  der  Ebbe  und  Flut  bemerkbar,  und  erat  250  km  weit 
(von  der  Küste)  wird  da»  Termin  sichtbar  hoher.  (S.  Janrboek  van  hot 
■nijnwexen  in  Ncderlind*ch-Indi6  1874.  I.  Verelnz  van  eene  onderzoeking»- 
rci.»  in  het  rvk  Sink.  It.  Everwjrn.) 

Peterruanc*  Qeogr.  Mitteilungen.  1886,  lieft  VII. 


bei  20  km  erreicht  wird.  Früher  wurde  schon  erwähnt, 
dafs  die  Verlandung  an  der  Westküste  a priori  eine 
viel  mächtigere  sein  mufs  als  im  Osten , und  ich  gab 
als  Hauptursache  die  der  Ostküste  viel  näher  liegende 
Wasserscheide  und  das  dadurch  bedingte  viel  geringere 
Stromgebiet  der  Flüsse  an.  Die  untiefe  See,  auf  Kosten  der 
Sedimentablagerung  allein  gebildet,  könnte  liier  im  beston 
Falle  blofs  eine  lüngenerstreckung  von  20  km  erlangon 
wie  im  Westen. 

Einen  Leitfaden  zur  Erklärung  der  75  km  weit  sich 
erstreckenden  untiofen  See  bieten  uns  die  zahlreichen  Klip- 
pen Bangkas,  welche  sowohl  hart  am  Strande  (im  Distrikte 
Merawang  und  Pangkal  Piuang  besonders  entwickelt)  als 
auch  weit  im  Meere  draufsen  sich  vorfinden,  und  ebenso 
dio  vielen  Bänke  und  Untiefen  dnsolbst. 

Diese  Klippen  bestehen  aus  denselben  Gosteinen  wie 
man  sie  am  Festlando  solbst  antrifTt , besitzen  dasselbo 
Streichon  und  bezeugen  daher  eine  unterseeische  Fort- 
setzung der  Insel  in  östlicher  Richtung.  Schön  sind  die 
Strandklippon  zu  beobachten  zur  Zeit  der  Ebbe,  wenn  sich 
dio  Soe  weithin  zurückzieht,  doch  verschwinden  sie  zum 
gröfsten  Teile  während  der  Flut.  Dieser  unterseeische  Teil 
Bangkas  von  dem  die  Klippen,  Riffe  und  Untiefen  dio 
höchsten  Erhebungen  darstellcn , hat  wenigstens  zwoi 
Drittel  vom  Umfange  der  jetzigen  Insel,  und  diese  untiefe 
See  erstreckt  sich  gegen  Osten  bis  nach  Billiton,  zahlreiche 
Inseln  einschliefsend '). 

Dieses  unterseeische  Land  beweist,  dafs  im  Osten  der 
Insel  einmal  eine  Senkung  stattgofunden  haben  mufs,  und 
zwar  in  einer  ältern  Periode,  als  der  posttortiären  Zeit. 
Es  finden  sich  nämlich  Anzeichen , dafs  in  jüngster  Zeit 
auch  an  der  Ostküste  die  Verlandung  fortschreitot,  wenn- 
gleich auch  nicht  in  solch  mnehtigom  Mafse  wie  im 
Westen.  So  ist  z.  B.  das  morastige  Terrain  südwestlich 
von  der  Tuwingkette  (Distrikt  Blinju)  erst  neuern  Da- 
tums, uud  diese  Bergkette  selbst  erst  in  jüngster  Zeit 
mit  Bangka  vereinigt.  So  fiudet  mau  z.  B.  im  Zinnseifen- 
gebiete des  Distriktes  Pangkal  Pinangs  (östlicher  Teil  des 
Mangkolgebirges  und  der  Laddibergkotte)  ein  ziemlich  aus- 
gedehntes, bis  zum  Strande  reichendes  Terrain  aus  weifs- 
lichen  Banden  bestehend,  wolches  ich  für  diluvialen  Alters 
halte.  Dieses  Stück  Land  ist  also  von  der  See  zurück- 
erobort  worden.  Dieselben  weifslicken  Sande  findet  man 
auch  beim  Verlassen  des  Ortes  Rlilik  (Distrikt  Pangkal 
Pinang),  vou  wo  sie  sich  bis  zu  dom  am  Strande  liegenden 


I)  Die»«  meine  Meinung  wird  »och  geteilt  vnm  erfahrnen  indischen 
MnnUningenieur  de  Jnngb,  der  lieluuptet,  dal»  ,,m>ch  ein  belangreicher 
Teil  des  östlichen  sinneraführeuden  Mantel»  der  (irnnitformation  im  Distrikte 
Sungci-Uut  gegenwärtig  durch  die  See  bedeckt  »ei*  (siehe  Jaarboek  v»n 
het  mijnwezeu  in  NedcrlanrUch-Indiü  1885,  II,  p.  179). 

26 


202  Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884. 


Orte  Kurau  erstrecken  und  daselbst  in  Seesand  Ubergehn. 
Diese  Secsandanhüufungon  am  Strande  erreichen  oft  eine 
Breite  von  100  — 200  m (KUste  von  Merawang)  und  noch 
mehr1)  zur  Zeit  der  Flut,  und  beweisen  auch  dadurch 
die  Landvermehrung.  Und  dafür  sprecheu  überhaupt  die 
Thalzinnseifen  auch  an  der  OstkUsto  im  Bereiche  der 
jetzigen  Thäler,  welche  Thälor  früher,  wie  schon  erwähnt, 
Meeresarme  darstellten  und  jotzt  mit  Schlammmassen  sehr 
jungen  Alters  erfüllt  sind. 

Aus  der  Betrachtung  der  rezenten  Bildungen  und  dor 
KUstenkarte  Bangkas  ergiebt  sich  also:  dafs  ein  grofsor 
Teil  der  Insel  au  der  östlichen  Küste  in  früherer  geologi- 
scher Periode  unter  don  Seespiegel  gesunken  ist,  dafs  aber 
gegenwärtig  Bangka  verlandet.  Dieser  Landgewiun  schreitet 


')  Am  Strande  dp»  Uutrikte*  Kob»  stellenweise  5 — 600  m nach 
der  Dutriktlartc  von  Koba. 


an  dor  Westküste  mächtig  und  deutlich  erkennbar  fort, 
zeigt  sich  aber  auch  an  der  Ostküate,  wenngleich  hier  in 
viel  kleinerm  Mafsstabe.  Hier  sind  meist  die  „altem“ 
Seosandbildungen , die  sich  mehr  odor  weniger  tief  land- 
einwärts erstrecken,  bis  wohin  jetzt  auch  die  höohsten  Flu- 
ten nicht  mehr  reichen,  die  Beweise  davon. 

Ob  man  die  jetzige  Vergröfserung  Bangkas  einer  säkn- 
l&ron  Hobung  zuschreiben  will,  oder  eher  geneigt  ist,  an 
ein  Sinken  des  Seespiegels  zu  denken,  will  ich  dahinge- 
stellt sein  lassen.  Sicher  ist  aber,  dafs  die  Ablagerung 
der  mächtigen  Schlammmassen  eine  wiohtige  und  grofise 
Bolle  bei  dor  Verlandung  spielt 

Bangka  büdet  ein  schönes  Beispiel  von  Inseln , die 
durch  vulkanische  Thätigkeit  und  Faltenbildungon  nicht 
beunruhigt  werden , wo  Denudation  und  Erosion  stetig  vor 
sich  gehn,  und  wo  die  Küsten  langsam  aus  den  Meeres- 
fluten emporzutauchen  scheinen. 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern 

in  den  Jahren  1871  bis  1884. 

Von  Carl  Straufs. 


Es  ist  oine  bekannte  Thatsache,  dafs  die  nach  den  Er- 
gebnissen der  Volkszählungen  für  da3  Deutsche  Reich  er- 
mittelte Bevölkerungszunahme  znrüokbleibt  hinter  derjenigen, 
welche  sich  fllr  dasselbe  Gebiet  und  den  gleichen  Zeitraum 
nach  dem  jährlichen  Überschüsse  der  Geburten  über  die 
Sterbefälle  ergeben  müfste.  Diese  Differenz  entsteht  ins- 
besondere dadurch,  dafs  die  Auswanderung  (namentlich  die 
überseeische)  aus  Deutschland  bei  weitem  die  Einwanderung 
in  das  Reich  übersteigt. 

Schon  frühzoitig  wurde  dio  Aufmerksamkeit  der  deut- 
schen Regierungen  auf  don  bedeutenden  Menschenverlust 
gelenkt,  welchen  die  einzelnen  Staaten  alljährlich  durch  die 
Auswanderung  erleiden,  und  je  molir  derselbe,  namentlich 
seit  Vervollkommnung  der  Transportmittel,  zunahm,  desto 
oifriger  suchte  man  die  persönlichen  Verhältnisse  der  Aus- 
wanderer und  ihr  Reiseziel,  sowie  den  Umfang  dor  Aus- 
wanderung überhaupt  zu  ermitteln,  um  dio  Veranlassung 
des  Wegzugs  kennen  zu  lernen.  So  kam  es,  dafs  die 
meisten  deutschen  Regierungen  schon  frühzeitig  Ermitte- 
lungen über  die  Auswanderung  anstellten  und  zwar  am 
bisherigen  Wohnorte  der  Wegziehenden.  Diese  Erhebungen 
sind  indessen  für  die  Feststellung  def  wirklichen  Auswande- 
rung nicht  geoignet,  da  in  den  meisten  Fällon  dio  ohne  förm- 
liche Entlassung  aus  dem  Unterthanenverbande  stattfin- 
dondo  Auswanderung  amtlich  nicht  festgestellt  werden  kann. 

Allerdings  konnten  zur  Vervollständigung  dieser  An- 


gaben die  Aufzeichnungen  der  Einschiffungshäfen  Uber  dio 
überseeische  Auswanderung  benutzt  werden,  allein  dieso 
waren,  abgesehen  davon,  dafs  sie  auch  erst  seit  neuerer 
Zeit  (Bremen  seit  1866,  Hamburg  seit  1851)  die  Deutschen 
von  der  Gesamtauswanderung  ausscheiden,  unvollständig, 
da  von  andern  deutschen  Häfen  nur  für  einzelne  Jahre, 
von  aufserdoutschen  Häfen  überhaupt  keine  entsprechenden 
Nachweisungen  erfolgten. 

Um  nun  wenigstens  in  die  Erhebungen  deutscher  Häfen 
Übereinstimmung  zu  bringon,  bestimmte  der  Bundosrat  des 
Zollvereins  durch  Beschlufs  vom  23.  Mai  1870  und  dor  Bun- 
desrat des  Reichs  durch  Beschlufs  vom  7.  Dezember  1871, 
dafs  in  allen  doutschon  Einschiffungshäfen  Aufzeichnungen 
Uber  die  daselbst  stattfindende  Auswandererbewegung  vor- 
genommen würden.  Der  Ermittelung  sollten  sowohl  die 
Individnalverhältnisse  der  Auswanderer,  Art  der  Reise  und 
Ziel  der  Auswanderung,  als  auch  dio  Art  dor  Beförderung 
der  Auswanderer  im  allgemeinen  unterworfen  sein.  Dom- 
gemäfs  wird  ermittelt  Vor-  und  Zuname,  Geschlecht,  Alter, 
bisheriger  Wohnort,  bisheriger  Stand  und  Beruf  dor  be- 
treffenden Persouon,  fernor  das  Ziel  der  Auswanderung  und 
ob  sio  in  Familie  oder  allein  reisen.  Aufserdem  wird  das 
Datum  des  Schiffsabganges,  Flagge  und  Eigenschaft  (Dampfer 
oder  Segler)  des  Schiffes  und  der  Bestimmungshafen  an- 
gemerkt und  festgesetzt,  ob  die  Beförderung  direkt  nach 
einem  überseeischen  Hafen  erfolgt.  Das  auf  dioao  Weise 


Digitized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884.  203 


erlangte  Material  soll  nach  vorgoschriebenen  Formularen 
znsammengestellt  und  alljährlich  dem  Kaiserlichen  Statisti- 
schen Amte  zugestellt  werden.  Die  Auswanderung  seewärts 
nach  europäischen  Ländern  und  die  Einwanderung  seewärts 
bleiben  sonach  von  der  Erhebung  ausgeschlossen. 

Auf  Grund  dieser  Beschlüsse  gingen  dom  Statistischen 
Amte  Nachweisungen  über  die  nach  überseeischen  Ländern 
beförderten  deutschen  Auswanderer  zuerst  1871  von  Ham- 
burg zu  — für  Bremen  wurden  dieselben  für  das  gleiche 
Jahr  aus  den  Publikationen  des  dortigen  Statistischen  Bü- 
reaus  möglichst  vervollständigt  — , seit  1872  ununterbrochen 
von  Hamburg  und  Bremen,  während  die  preußischen  Häfen 
die  angeordneten  Aufzeichnungen  erst  seit  1874  und  von 
da  ab  regelmäfsig  Vornahmen.  Bei  den  proufaischon  Häfen 
kommt  eigentlich  nur  Stettin  als  Einschiffungshafen  in  Be- 
tracht, da  neben  diesem  nur  1874  Stade,  1882  Geeste- 
münde, 1883  und  1884  Memel  mit  unbedeutenden  Zahlen 
erscheinen.  Aus  den  Seehäfen  der  übrigen  deutschen  Staaten 
wurden  Auswanderer  nicht  befördert.  Für  aufserdeutscho 
Häfen  gingen  1872  von  den  deutschen  Konsulaten  in  Rotter- 
dam und  Genua  für  diese  Hafonplätzo  summarische  Daten 
ein,  von  Marseille  eine  Gesamtsumme  für  die  beiden  Jahre 
1872  und  1873.  Alle  diese  vereinzelten  Angaben  blieben 
indessen  hier  unberücksichtigt.  Auoh  die  aus  französischen 
Quellen  stammenden  Mitteilungen  über  die  Auswanderung 
Deutscher  via  Havro  sind,  es  sei  denn  der  Einschlufs  aus- 
drücklich erwähnt,  in  den  folgenden  Angaben  nicht  einbe- 
griffen. Hingegen  sind  die  Nachrichten  über  dio  gesamte 
deutsche  Auswanderung  via  Antwerpen , welche  von  dem 
dortigen  deutschen  Konsulate  seit  1872  ununterbrochen  ein- 
gehen,  mit  derjenigen  Uber  deutsche  Häfen  in  den  folgen- 
den Übersichten  völlig  verschmolzen  worden,  während  in 
den  Publikationen  dos  Statistischen  Amtes  die  Nachweisun- 
gen Antwerpens  getrennt  gehalten  worden  von  denen  der 
deutschen  Häfen.  Zu  berücksichtigen  ist  allerdings,  dafs 
die  über  Antwerpen  beförderten  Auswanderer  nur  nach  den 
Ausschiffungshäfen  auf  die  Bestimmungsländer  ver- 
teilt worden  können , während  die  über  deutsche  Häfen  be- 
förderten Auswanderer  nach  dom  Ziele  der  Auswan- 
derung aufgeführt  sind.  Von  Bedeutung  ist  indessen 
dieser  Umstand  nicht,  da  zumeist  Ziel  der  Auswanderung 
und  Land  des  Ausschiffungshafens  zusammonfallen. 

Die  Ergebnisse  der  Zusammenstellungen  über  dio  über- 
seeische deutsche  Auswanderung  sind  in  der  Statistik  dos 
Deutschen  Reichs  veröffentlicht,  und  zwar  für  1871  und 
1872  in  Bd.  II,  S.  II,  128  ff.;  für  1873  in  Bd.  VTH, 
S.  II,  112  ff.;  für  1874  in  Bd.  XIV,  S.  II,  105  ff.  und 
Nachtrag  in  Bd.  XX,  S.  IV,  41;  für  1875  in  Bd.  XX, 
S.  IV,  32  ff.  und  Nachtrag  in  Bd.  XXV,  Märzheft  S.  10; 
für  1870  in  Bd.  XXV,  Märzheft  S.  1 ff.;  für  1877  in 


Bd.  XXX,  Märzhoft  S.  28  ff.:  für  1878  in  Bd.  XXXVII, 
Märzlieft  S.  68*  ff.;  für  1879  in  Bd.  XLIII,  S.  HI,  17  ff.; 
für  1880  in  Bd.  XLVHI,  S.  II,  113  ff.  ; für  1881  in  Bd. 
Lin,  S.  I,  15  ff.;  für  1882  in  Bd.  LIX,  S.  I,  86  ff.  und 
Nachtrag  Monatshefte  1884,  S.  I,  1;  für  1883  Monats- 
hefte 1884,  S.  I,  1 ff. ; für  1884  Monatshefte  1885,  S. 
I,  148  ff. 

Es  sollen  hier  nicht  alle  Angahon  der  Reichsstatistik 
über  die  deutsche  überseeische  Auswanderung  behandelt 
werden,  sondern  nur  diejenigen  über  Geschlecht,  Herkunft, 
Einschiffungshafen  und  Ziel  der  Auswanderer  in  den  Jahren 
1871  bis  1884. 

Für  die  Beurteilung  der  Zahlen  ist  noch  die  That- 
sache  von  Bedeutung,  dafs  sowohl  in  Bremen  als  in  Ham- 
burg in  gewissen  Fällen  solche  Personen , welche  nach 
Deutschland  oder  nach  ihrer  überseeischen  Heimat  zurüek- 
zukehren  beabsichtigen , als  Auswanderer  goziihlt  werden. 
Es  kommen  nämlich  als  solcho  zur  Aiischreibuug : 

1.  in  Bremen: 

a.  Europäer,  welche  in  der  Absicht,  sich  in  einem 
bestimmten  aufsereuropäischen  Lande  ein  neues 
HeimwoBen  zu  gründen,  ihre  Heimat  verlassen. 

b.  Europäer,  welche,  meist  im  jugendlichen  Alter,  ihre 
Heimat  nur  in  der  Absicht  verlassen,  um  den  in 
der  Regel  günstigem  Arbeitsmarkt  in  den  über- 
seeischen Ländern  zu  benutzen  und  demnächst, 
nach  Ablauf  von  Jahren  zurückkehren. 

c.  Vormalige  Europäor,  welche  als  naturalisierte  Ameri- 
kaner u.  s.  w.,  eventuell  mit  Familie,  nach  Europa 
zurückgekehrt  waren  und  wieder  nach  Amerika 
u.  s.  w.  gehen. 

d.  Vergnügungsreisende  aus  aufsereuropäischen  Län- 
dern, wolche  dabin  zurückreisen. 

2.  in  Hamburg: 

a.  Alle  Passagiere  eigentlicher  Auswauderorschiffe,  d.  h. 
solcher  Schiffe,  welche  mit  mehr  als  25  Personen 
nach  überseeischen  Plätzen  abgehen. 

b.  Die  wenigen  mit  andern  Schiffen  beförderten  Per- 
sonen, welche  von  den  Schiffsexpedieuten  aus- 
drücklich als  Auswanderer  angegeben  sind. 

Die  in  Bromen  zur  Anschreibung  gelangenden  Personen 
dcutsuhor  Nationalität  kann  man  wohl  mit  Recht  fast 
ausschließlich  als  Auswanderer  betrachten,  von  den  in  Ham- 
burg eingeschifften  hingegen  sind  eine  gewisse  Anzahl 
gewöhnlicher  Reisender  unter  den  Auswanderern  enthalten. 

Aus  dem  Vorstehenden  ist  ersichtlich,  daß  die  Nach- 
weisungen Uber  die  Überseeische  deutsche  Auswanderung 
als  vollständig  nicht  anerkannt  werden  können  und  zwar 
vornehmlich  aus  dom  Grunde,  weil  fortwährend  eine  ge- 
wisse Anzahl  Deutscher  sich  in  solchen  Häfen  einschifft, 

26* 


Digitized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884. 


204 

von  denen  dem  Statistischen  Amte  koino  Nachrichten  zu- 
geben. Die  Unzulänglichkeit  der  Erhebungen  kann  von 
dem  genannten  Amte  auch  nicht  durch  Vergleich  mit  den 
Aufzeichnungen  über  den  Wegzug  Auswandernder  an  ihrem 
bisherigen  Wohnorte  oder  mit  solchen  über  den  Anzug  Ein- 
wandernder im  Bcstiimmwgslande  paralysiert  werdon,  weil 
erstlich  statistisch  ausreichende  Kontrollen  über  dio  über- 
seeische Auswanderung  im  Binnenlande  nicht  vorhanden 
sind  (die  Nachweisungeu  Uber  Erwerb  und  Verlust  der 
Reichs-  und  Staatsangehörigkeit  sind  hierzu  nicht  ver- 
wendbar), sodanu  genügende  Angaben  über  die  deutsche 
Einwanderung  aus  den  Bestimmungsländern  bzw.  Aus- 
schiifungshäfen  im  allgemeinen  nicht  vorliegen.  So  sind 
z.  B.  dio  amerikanischen  Ziffern  Uber  dio  Einwanderung 
Deutscher  in  die  Vereinigten  Staaten  stets  bübor,  als  die 
deutschen  über  dio  gesamte  deutsche  überseeische  Auswan- 
derung , obwohl  in  den  letztem  doch  auch  die  Zahl  der  nach 
andern  Bestimmungsländern  sich  Wendenden  enthalten  ist. 

Es  ist  sonach  nicht  zu  leugnen,  dals  die  von  der  Rcichs- 
Btatistik  gelieferten  Übersichten  über  die  deutsche  über- 
seeische Auswanderung  hinsichtlich  der  Gesamtzahl  der 
Auswanderer  und  ihrer  Verteilung  auf  Herkunfts*  und 
Bestimmungsländer  der  Wirklichkeit  nicht  entsprechen,  aller- 
dings ist  aber  mit  Sicherheit  unzunehmun,  dafs  sie  sich 
derselben  bedeutend  nähern.  Allein  trotz  dieser  Lücken- 
haftigkeit dürfte  es  statthaft  sein,  da  die  Unvollständigkeit 
in  den  einzelnen  Jahren  eine  gewisse  Gleichmäfsigkeit  und 
Regelmäßigkeit  aufweist,  zwischen  den  Ermittelungen  be- 
stimmter Zeitabschnitte,  namentlich  über  Ab-  und  Zunahme 
der  Auswanderung,  Uber  dio  prozentuale  Beteiligung  der 
Geschlechter  u.  a.  m.  Vergleiche  anzustellen. 


A.  Dio  deutschen  überseeischen  Auswanderer  nach 
Gesamtzahl,  Geschlecht,  Herkunftsland,  Einschif- 
fungshaf'en  und  Bestimmungagebiet  in  den  Jahren 
1871  bis  1884. 

Das  Kaiser!.  Statistische  Amt  hat  in  Bd.  II  der  Statistik 
des  Deutschen  Reichs  die  Zahl  der  gesamten  deutschen 
Auswanderer  nach  überseeischen  Ländern  geschätzt 
Tabelle  1. 

im  Jahrzehnt  1821,30  . auf  8 000  Personen, 

„ . 1831/40  . . 177  000  . 

. „ ! 841/50  • * 485  000 

„ „ 1851/60  . , 1 130  000  „ 

, » 1861/70  . . 970  000  „ 

Ziuamraen  1821/70  2 770  000  Personen. 

Dazu  kommen  nach  den  offiziellen  Ermittelungen: 

1871/80  595  151  Personen. 

1881/84  . 714  121 £ 

Zusammen  1821/64  4 079  272  Personen. 

Aufserdem  gingen  1871/84  (1871  unvollständig)  nooh 
französischen  Quellen  63 183  deutsche  Auswanderer  über 
Ilavre  nach  überseeischen  Ländern. 

Die  Verteilung  der  deutschen  Auswanderung  auf  die 
einzelnen  Jahre  seit  1871  zeigt.  Tabelle  2. 

Die  Zahlenreihen  sind  bezüglich  ihrer  Höhe  bedeuten- 
den Schwankungen  unterworfen,  repräsentieren  aber  auch 
in  ihren  kloinstou  Beträgen  immerhin  einen  immensen 
Verlust  an  Arbeitskraft  und  Kapital  für  unser  deutsches 
Vaterland.  Nichts  liegt  uns  daher  näher  als  die  Frage,  ob 
auch  andre  Länder  die  gleiche  Erscheinung,  ob  in  dem- 
selben Umfange  und  mit  den  gleichen  Schwankungen  auf- 
weisen. Die  folgende  Tabelle  2 gibt  einen  Vergleich  der 
deutschen  überseeischen  Auswanderung  mit  derjenigen  frem- 
der Länder.  Als  Quello  diente  hierzu  die  offizielle  Statistik 
der  betreffenden  Staaten. 


Tabelle  2.  Die  übttteek&e  Auswanderung  europäischer  Staate»  1871  bis  18$ 4. 


Mur. 

Deutsch»* 

Vereinigte»  KSmcniob. 

Schwab. 

8t,hw«den. 

äfiriti). 

XtagVudL 

Schottland. 

Ir,  Md. 

Nor  it  t'Kcn . 

Dlncolrk. 

Frankreich, 

Italien, 

Portugal. 

1. 

1 s. 

4, 

fc 

« 

7. 

«• 

9. 

». 

»>•  _ 

11 

1871 

75912 

102  451 

19  232 

71  067 

3 868 

13  18G 

18  876 

3 906 

688* 

1872 

125  050 

118190 

19  54t 

72  768 

4 899 

U 968 

13  365 

6 893 

8751 

MM 

17  *84 

1878 

103  638 

123  843 

21  310 

83  692 

4 967 

9 042 

10  852 

7 200 

8832 

— 

12  989 

1874 

45  112 

116  490 

20  288 

60  406 

2 672 

3 569 

4 601 

3 319 

6385 

_M 

14  885 

1875 

30  773 

»4  540 

14  686 

41  440 

1 772 

3 689 

4 048 

2 073 

3783 

MCW 

16440 

1876 

28  368 

73  396 

10  007 

85  976 

1 741 

3 786 

4 353 

1 581 

2591 

22  392 

1 1 035 

1877 

21  904 

CS  711 

8 653 

22  831 

1 691 

2 997 

3 20« 

1 877 

*848 

22  608 

U 057 

1858 

| 24  217 

72  323 

1 1 067 

29  492 

® 60$ 

4 400 

4 863 

2 972 

4316 

23  901 

9 »26 

1879 

: 33  327 

104*75 

18  703 

41  296 

4 288 

12  868 

7 608 

3 10* 

86*4 

*9  827 

1*  208 

1880 

: 108  180 

Ul  845 

22  05« 

93  641 

7 255 

36  398 

20  212 

5 858 

4612 

85  677 

12  697 

1881 

210  547 

139  976 

26  826 

76  *00 

10  985 

40  762 

25  976 

7 985 

4456 

43  725 

14  637 

1882 

193  860 

162  901 

32  242 

84  182 

10  396 

44  685 

28  804 

11  614 

6100 

67  6S2 

— 

1883 

186119 

183  236 

31  138 

106  743 

18  602 

25  911 

IM 

8 373 

70  486 



1884 

143  580 

Auf  1O0I 

H>0  der  Berölkerung  k< 

mmen  Ausw 

anderer: 

1871—83 

198 

432 

527 

1 206 

192 

360 



260 

— 

— 

MM 

1871—82 

181 

— 

— 

— 

— 

— 

642 

— 

13 



— 

1870—83 

217 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

MM 

143 

— 

1872—81 

161 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

306 

1 ) 1871  bis  1873  fehlt  die  deutsche  Auswanderung  über  die  preufsischen  Ulfen,  1871  »afserdem  noch  diejenige  über  Antwerpen. 


Digilized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884.  205 


Es  haben  sonach  alle  germanischen  Staaten  uino  relativ 
bedeutendere  Auswanderung  als  das  Deutsche  Reich,  die 
Schweiz  steht  dem  lotztern  ziemlich  naho.  Von  den 
romanischen  Staaten  übortrifft  Portugal  das  Reich  uro  fast 
das  Doppelte,  und  nur  Italion  und  in  sehr  hohem  Mafse 
Frankreich  stehen  hinter  Deutschland  zurück. 

Die  6esurotzahl  der  deutschen  Auswanderer  verteilte 
sich  in  folgender  Weise  auf  diu  beiden  Geschlechter  (Pro- 
zente im  Verhältnis  zur  Auswanderung  des  betreffenden 
Jahres). 


Tubelle  3.  Xachiceisuny  der  prozentualen  Bcteiliyuny  der 
Geschlechter. 


Jahr 

ISHDol. 

walbl. 

Jahr 

mjiiiul. 

w«lhl. 

% 

1. 

% 

1871  . 

. . 54.91 

45,09 

1878  • . 

. 69,60 

40,  W 

1872  . 

. . 56,84 

43,«« 

1879  . . 

. 60,88 

39,67 

1873  . 

. . 54, ES 

45,81 

1880  . . 

. 6ü,0« 

39,94 

1874  . 

. . 53,68 

46,87 

1881  . . 

. 58,68 

41,47 

1870  . 

. . 55,07 

44,98 

1882  . . 

. 57,14 

42,9« 

1876  . 

. . 57,14 

42,8« 

1883  . . 

. 56,47 

43.88 

1877  . 

- . 58,7) 

41,99 

1884  . . 

. 56,47 

43,68 

Die 

Tabelle  ergibt , dafs 

in  keinem 

Jahro  dio 

auswan 

dernden  Frauen  den  Männern  numerisch  üborlegen  waren. 
Die  Männer,  deren  Anteil  an  der  Auswanderung  des  Jahres 
1871  sich  auf  54,91  Prozent  belief,  beanspruchten  im  fol- 
genden Jahre  einon  noch  hohem  Prozentsatz.  1873  und 
1874  sank  ihre  Beteiligung  an  dor  Auswanderung,  um 
jedoch  in  den  folgenden  5 Jahren,  1874  bis  1879,  ein  per- 
manentes Steigen  aufzuwoisou.  Das  Jahr  1879  weist  diu 
höchste  Beteiligung  des  männlichen  Geschlechtes  an  der 
deutschen  überseeischen  Auswanderung  auf,  von  1880  ab 
sinkt  dieselbe  jedoch  allmählich  und  stetig  bis  zum  Jahre 
1883.  Das  letztgenannte  Jahr  weist  mit  1884  dieselben 
Prozentzahlen  auf.  Bei  dem  weiblichen  Geschlcchte  findet 
Steigung  und  Senkung  in  entgegengesetzter  Weise  statt. 
Es  scheint  nicht  von  Eintlufs  auf  die  Beteiligung  der  Ge- 
schlechter an  der  Auswanderung  zu  sein,  ob  die  letztere  im 
allgemeinen  eine  Tendenz  zum  Anschwellen  oder  zur  Ab- 
nahme zeigt,  denn  während  dor  Jahre  1872  bis  1877,  als 
die  Gesamtauswanderuug  immer  mehr  sich  dem  tiofsten 
Niveau  zuneigte,  nahm  zuerst  die  Beteiligung  dor  Frauen, 
später  die  der  Männer  zu,  und  während  dor  Poriode  1878 
bis  1881,  als  der  Auswandererstrom  allmählich  wieder 
wuchs,  blieb  umgekehrt  die  Beteiligung  der  Männer  im 
Zunehmen  begriffen  und  wurde  später  zu  gunsten  der 
Frauon  abgeschwächt. 

An  der  Gesamtauswanderung  der  ganzen  Periode 
1871/84  beteiligten  sich  die  Männer  mit  57  Prozent  , die 
Frauen  mit  43  Prozent;  das  Fehlen  dor  über  Antwerpen 
in  1871  und  über  die  preufsischeu  Häfen  in  1871  bis 
1873  beförderten  deutschen  Auswanderer  dürfte  auf  die 


prozentuale  Beteiligung  der  Geschlechter  ohne  Einllufs 
sein. 

Dio  Beteiligung  der  einzelnen  deutschen  Staaten  und 
Landesteile  an  der  deutschen  Auswanderung  ist  in  den  fol- 
genden Übersichten  eingehender  behandelt.  (S.  Tabelle  7. 
8.  9 und  10.) 

Es  mufs  hier  noch  besonders  hervorgehobon  werden, 
dafs  alle  Zahlen,  betreffend  die  Verteilung  der  Auswanderer 
auf  die  Herkunftsländer  und  alle  aus  denselben  gezogenen 
Folgerungen,  nur  mit  Reserve  aufzunehmen  sind.  Wenn  das 
Fehlen  der  Auswanderung  Uber  die  preufsischeu  Häfen  im 
Zeitraum  1871  bis  1873,  das  an  und  für  sich  schon  der 
niedrigen  Zahlon  der  beförderten  Auswanderer  wegen  von 
wenig  Bedeutung  für  die  Beurteilung  und  Vergleichung 
der  deutschen  Auswanderung  in  den  einzelnen  Jahren  seit 
1871  ist,  bei  einem  Gegenüborstellen  der  Prozentzahlon 
für  die  Beteiligung  der  beiden  Geschlechter  ebenso  wie 
das  Fehlen  der  1871er  Angaben  für  Antwerpen  wenig 
in  Betracht  kam,  so  ist  dieses  Niohtvorhandensein  von  An- 
gaben fUr  diese  Häfen  in  den  benannten  Jahren  doch  von 
höherer  Bedeutung  bei  eiucr  Untersuchung,  in  welchem 
Grade  sich  die  einzelnen  Herkunftsländer  au  der  Aus- 
wanderung beteiligten,  und  es  wird  aus  der  weitern  Be- 
sprechung sowie  aus  Tabelle  8 ersichtlich  werden,  welche 
Herkunftsländer  mit  zu  geringen  Zahlen  erscheinen. 

Der  gröfsto  Teil  der  absoluten  Gesamtauswanderung 
aus  Deutschland  für  die  genannten  vierzehn  Jahre  entfällt 
sonach  auf  die  Provinz  Pommern,  auf  diese  scheint  Wost- 
preufsen  zu  folgen,  dann  Posen,  Hannover  und  das  rechts- 
rheinische Bayern.  Auch  die  absolute  Auswanderung  aus 
Schleswig- Holstein , Württemberg,  Brandenburg  mit  Berlin 
ist  sehr  bedeutend.  Die  absoluten  Auswandererzuhlen  siud 
an  sich  nicht  goeignet  ein  richtiges  Bild  zu  geben  über 
die  Gröfse  des  Verlustes,  den  die  einzelnen  Gobiete  durch 
die  überseeische  Auswanderung  erleiden , einen  bessern 
Überblick  kann  man  sich  verschaffen , wenn  mau  die  Aus- 
waudererzahl  eines  bestimmten  Territoriums  in  Beziehung 
setzt  zu  dessen  Einwohnerzahl.  Dies  wird  im  folgenden 
noch  goschohcn. 

Dio  Verteilung  der  Auswandererschar  in  den  einzelnen 
Jahren  auf  die  Häfen  zeigt  die  Tabelle  4 (S.  206) , in 
welche  ausnahmsweise  Havre  mit  aufgenommen  ist. 

Wie  grofs  der  relative  Anteil  der  einzelnen  Häfen  an 
der  Beförderung  dor  ermittelten  Anzahl  deutscher  Aus- 
wanderer gewesen  ist,  läfst  sich  zwar  für  den  ganzen 
Zeitraum  1871  bis  1884  feststellen,  allein  da  für  die 
preufsischen  Häfen  die  Nach  Weisungen  bis  1874  fehlen, 
für  Antwerpen  erst  seit  1872  vorhanden,  für  Havre  in 
1871  unvollständig  sind,  so  sind  dio  Zahlen  zu  Vergleichen 
nicht  geeignet.  Von  der  Gesamtsumme  aller  deutschen 


206  Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884. 


Tabelle  4. 


Jahr. 

E*  wurden  Personen  befördert  Über 

| . = J Ä |l  , fc 
a , 

^ £ *5 1 ■ S 5w  > 

llilllpis 
:spl  |f« 

Zu- 

sammen. 

Tircuion. 

t!  Am- 
burg. 

Preufti- 

«ehe 

Häfen 

(mimt 

Stettin). 

Ant- 

werpen. 

1871 

45  C68 

30  254 

— 

— 

75  912)  *)  287 

76  199 

1872 

66  919 

57  615 

— 

1 116 

125  650:  2 593 

128  243 

1873 

48  608 

51  432 

— 

3 598 

103  638|  6 776 

110  414 

1874 

17  907 

24  093 

1530 

1 576 

45  1121  2 511 

47  623 

1875 

12  613 

15  826 

268 

2 066 

30  773  1 489 

32  262 

1876 

10  972 

12  706 

202 

4 488 

28  368||  1 258 

29  620 

1877 

9 328 

10  725 

75 

1 836 

21  964  939 

22  903 

1878 

11  329 

11  827 

85 

976 

24  217  1 399 

25  616 

1879 

16  828 

13  165 

245 

4 089 

33  3271  2 485 

35  812 

1880 

51  627 

42  787 

552 

11  224 

106  I9flj  10  757 

116  947 

1881 

98  510 

84  425 

1434 

26  178 

210  547  10  251 

220  798 

1882 

96  116 

71  164 

1936 

24  653 

193  869  9 590 

203  459 

1883 

87  739 

55  666 

546 

22  168 

1 166  119  7 455 

173  674 

1884 

75  776 

49  985 

750 

17  075 

143  586Ü  5 393 

148  979 

ZoMmmtn j{648 930|53 1 6701  76*9  jlS!  013  |l  31)9  472.63  1S3||1  372  455 


Überseeischen  Auswanderer  (inkl.  Havre)  im  Zeitraum  1874 
bis  1884  beförderten 


Bremen 

Hamburg 

die  preußischen  Hüten 

Antwerpen  

Harre 


46,1,  Proient  i 

3''1"  ’ [ = 94,94  l’roient 

V|<*  H 

11,00  „ .1 

5,0*  , 


und  von  der  im  gleichen  Zeitraum  durch  die  amtliche 
deutsche  Statistik  nuchgewieseuen  Auswandererinenge 


Bremen 48,48  Prozent 

Hamburg 39,06  „ 

die  preußischen  Hüten 0.7*  „ 

Antwerpen II, 99  „ 


Mit  welchen  Prozentsätzen  sich  die  letztgenannten 
Hafeuplätzo  an  dor  Qesamtauswanderung  des  Reichs  in 
den  einzelnen  Jahren  soit  1874  hinsichtlich  der  Beförderung 
beteiligten,  zeigt  die  folgonde  Tabollo  5: 

Tabelle  5.  Prozentuale  Beteiligung  der  einzelnen  Häfen  an  der 
Beförderung  der  durch  die  amtliche  deutliche  Statistik  nach- 
gewiesenen  deutschen  Auswanderer  in  den  einzelnen  Jahren  von 
1874  bis  1884. 


Jahr. 

Bremen. 

Hamburg. 

Preufiisthc 

Häfen. 

Antwerpen. 

1874  . . 

39,7 

53,4 

3.4 

3,6 

1875  . . 

41,0 

51,4 

0,9 

6,7 

1876  . . 

38,7 

44.8 

0,7 

15,8 

1877  . . 

42,4 

48,9 

0,1 

8,4 

1878  . . 

40,« 

48.8 

0,4 

4,0 

1879  . . 

47,4 

39,4 

0,7 

12,8 

1880  . . 

48.« 

40.» 

0,6 

10.« 

1881  . . 

40,« 

40.1 

0,7 

12,4 

1882  . . 

49.6 

36,7 

1,0 

12.7 

1883  . . 

62,6 

33.4 

0.4 

13,4 

1884  . . 

52,8 

34,8 

0,6 

11,9 

*)  Nach  frantüiiKhcn  Quellen. 
7)  Unrollatündii;. 


Seit  1874  sind  alle  Häfen,  welche  das  Material  für 
die  amtliche  deutsche  Statistik  liefern,  gleichmäfsig  vertre- 
ten. Die  Prozentzahlon  der  Tabelle  5 können  also  zn 
Vergleichen  benutzt  werden. 

Werfen  wir  noch  kurz  einen  Blick  auf  die  absoluten 
Zahlen  der  Tabelle  4,  so  ist  zunächst  zu  konstatieren,  dafs 
Bremen,  Hamburg  und  Antwerpen  die  meisten  Auswanderer 
in  dem  Jahre  beförderten,  in  wolchem  (in  dem  hier  behan- 
delten Zeiträume)  dio  doutsche  überseeische  Auswanderung 
Überhaupt  ihren  Höhepunkt  erreicht  hatte,  nämlich  in  1881. 
Havre  hingegen  schiffte  die  meisten  deutschen  Auswanderer 
1880  ein,  die  preufsischen  Häfen  erst  1882.  Bremen  und 
Hamburg  weisen,  in  Übereinstimmung  mit  dor  Bewegung 
der  deutschen  üborsocischen  Auswanderung  Überhaupt,  die 
niedrigsten  Zuhlen  in  dor  Periodo  1874/79  auf,  dio  preu- 
fsischeu  Häfen  indessen  1875/80.  Bei  den  letztgenannten 
Hafenplätzen  sind  auch  die  Zahlen  der  1883er  und  1884er 
Beförderung  deutscher  Auswanderer  gering.  Bei  Ant- 
werpen und  Havre  ist  die  Bewegung  bis  1880  sehr 
schwankend,  von  da  ab  folgen  beido  gleichfalls  der  allgemei- 
nen Bowegung. 

Dio  Prozontzahlen  der  Tabelle  5 zeigen  zunächst  die 
überraschende  Thatsache,  die  allerdings  auch  auB  den  ab- 
soluten Zahlen,  und  bei  diesen  auch  für  das  Jahr  1873 
zu  ersoheu  ist,  dafs  Hamburg,  welches  hinsichtlich  seines 
Auteils  an  der  Auswandererbeförderung  des  ganzen  Zeit- 
raumes 1871/84  nicht  unerheblich  hinter  Bremen  zurtick- 
Bteht,  letzteres  in  den  Jahren  1873  — 1878  bezüglich  der 
Zahl  der  beförderten  deutschen  Auswanderer  absolut  und 
rolativ  übertrifft.  Allerdings  fällt  diese  Hegemonie  Ham- 
burgs zum  gröfsten  Teile  in  die  Zeit,  wo  die  deutsche 
überseeische  Auswanderung  ganz  bedeutend  abgenommen 
hatte. 

Der  relative  Anteil  der  preufsischen  Häfen  ist  am  be- 
merkenswertesten im  Jahro  1874,  im  allgemeinen  erreicht 
derselbe  fast  in  keinem  Jahre  1 Prozout  dor  deutschen 
Auswanderung  des  betreffenden  Jahres. 

Antwerpen  tritt  am  meisten  hervor  1876,  wo  os  15,8 
Prozent  der  durch  die  amtliche  deutsche  Statistik  nach- 
gewiesenen  deutschen  überseeischen  Auswanderer  beförderte. 
Soit  1879  sank  seine  Beteiligung  nie  unter  10  Prozent. 
Antwerpens  zunehmende  Beteiligung  scheint  insbesondere 
auf  Kosten  Hamburgs  stattzufinden. 

Tabelle  6 zeigt  die  Richtung  der  deutschen  über- 
seeischen Auswanderung  in  den  Jahren  1871 — 1884. 


Digilized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884.  207 


Tabelle  6. 


Land,  b/.vr.  Erdteil  dor  He.itimmung. 

1872. 

1873. 

1874. 

1875. 

187«. 

1877. 

1878. 

1879. 

1880. 

1881. 

1882. 

1883. 

H 

Zusammen 

abiolut- 

relativ. 

Otuauabl  HlUr  droucheu  Au»w*mlerer  . 

73  912 

125  «0 

103  «38 

45  112 

50  773 

28  34« 

21  964 

24  217 

33  327 

106  190 

210  547 

193  860 

166  119 

T 

1 300  272 

loo.oo 

Davon  gingen  nach: 

J.  Afrika 

18 

2 

4 

5 

1 

64 

760 

394 

23 

27 

31« 

335 

772 

2 920 

... 

9.  Aulen 

11 

12 

9 

33 

37 

31 

31 

50 

31 

34 

35 

40 

60 

35 

441 

0,08 

3-  Aoitrallcn 

Ö17 

1 172 

1 331 

700 

1 024 

1 226 

1 306 

l TIS 

274 

133 

745 

l 247 

2 104 

M4 

14  664 

1.1* 

4.  Amerika 

75  0G6 

124  464 

102  294 

44  17« 

29  709 

27  057 

19  877 

22  066 

« 990 

105  »5 

202  463 

IW  247 

163  193 

142  455 

1 291  238 

98,4* 

Von  den  nach  Amerika  Auiw.  gingen  uach  : 
a.  Nordamerika 

73  b26 

120  746 

96  690* 

42  «SO 

27  872 

22  778 

18  251 

20  462 

30  652 

103  337 

206  476 

189  76« 

ICO  486 

140  067 

1 254  *26 

96.W 

b.  Mexiko,  Mutclaracrika  n.  Wcctlndicn 

68 

99 

CO 

107 

73 

43 

268 

96 

76 

119 

114 

104 

Hl 

1 36*3 

O.io 

<.  Südamerika 

1 163 

3 610 

6 544 

1 457 

1 764 

4 236 

l 358 

1 497 

2 071 

2 539 

2 864 

2 387 

2 624 

J3 

35  652 

2.1* 

bxw.  nach  folgenden  Landern: 
a.  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 

rssie 

120  G5e 

96  641 

42  492 

27  834 

22  707 

18  240 

20  373 

30  008 

103  115 

206  1*9 

189  373 

159  894 

l 250  937 

96.  M 

b.  Britinch -Nordamerika  . 

9 

690 

49 

138 

38 

11 

11 

89 

4t 

2*2 

2*6 

388 

69! 

728 

S 289 

0,14 

c.  Mexiko  und  Mlttclainerika  . 

21 

33 

32 

24 

24 

8 

26 

22 

17 

19 

56 

66 

52 

Sii 

«44 

0,03 

d.  Wettindien 

37 

01 

28 

83 

47 

35 

243 

74 

69 

100 

68 

39 

32 

kJ 

ai« 

0,07 

«•.  Brasilien 

920 

3 232 

5 048 
232 

1 01!» 

1 387 

3 432 

1 069 

1 048 

1 USO 

2 119 

2 102 

1 286 

1 584 

*s 

27  128 

2,07 

(.  Argentinische  Staaten  .... 

« 

160 

1*5 

124 

104 

87 

201 

916 

189 

362 

594 

«48 

S 858 

0,*O 

g Peru 

35 

46,  78 

€0 

75 

34 

58 

82 

48 

12 

3 8 

39 

42 

6* 

700 

0.:e 

h.  Chile 

100 

61 

92 

115 

IIS 

100 

79 

94 

113 

122 

210 

311 

186 

JO* 

2 002 

0,19 

andern  «Qdamorlkanitchen  Staaten  . 

63 

121 

94 

78 

6S 

»)  66« 

70 

72 

04 

97 

152 

157 

145 

1 964 

0,15 

Die  Schwankungen  des  prozentualen  Anteils  der  Ver- 
einigten Staaten  an  der  deutschen  überseeischen  Aus- 
wanderung sind  für  die  einzelnen  Jahro  aus  folgenden 
Zahlen  zu  ersehen.  Diosolben  absorbierten: 


1871  . . . 

. . . 97,»*  Pro«. 

1878  . . . 

Pi  oi 

1872  . . . 

1879  . . . 

. . . 92,44 

* 

1873  . . . 

. . . 93,  »4  . 

1880  . • • 

»* 

187*  . . . 

1881  . . . 

. . . 97,93 

1875  . . . 

1876  . . . 

1883  . . . 

m 

1877  . . . 

188*  ■ . . 

n 

der  Auswanderung  Deutscher  nach  überseeischen  Gebieten. 


B.  Dio  aus  den  einzelnen  deutschen  Staaten  1871 
bis  1884  ausgewanderten  Deutschen  nach  Gesamt- 
zahl, Geschlecht,  Einsohifi'ungshafen  und  Bestim- 
mungsgebiet. 

Überschaut  man  dio  Zahlen  der  deutschen  überseeischen 
Auswanderer  in  den  Jahren  1871  bis  1884,  so  ist  zunächst 
auffällig  der  hohe  Stand  derselben  von  1871  bis  1873,  das 
tiefe  Nivoau  in  den  Jahren  1874  bis  1879  und  die  von  neuem 
behauptete  Höhe  von  1880  bis  1884,  welche  von  keiner  der 
Zahlen  aus  der  Zeit  von  1874  bis  1879  erreicht  wird. 
Es  ergeben  sich  demnach  von  selbst  in  dem  Stande  der 
deutschen  überseeischen  Auswanderung,  soweit  dieselbe 
nach  den  Publikationen  des  Statistischen  Amts  zurück  ver- 
folgt werden  kann,  drei  Perioden,  deren  erste  die  Jahre 
1871  bis  1873  umfafst,  während  dio  zweite  durch  die 
Jahre  1874  bis  1879,  die  dritte  durch  dio  von  1880  bis 
1884  gebildet  werden.  Die  Jahresdurchschnitte  dieser  drei 
Perioden,  berechnet  für  die  einzelnen  Staaten  und  Landes- 
teile, gewährou  ein  gutes  Hilfsmittel  für  die  Beobachtung 
von  Steigen  und  Sinken  der  absoluten  Auswandererzahl 
in  den  genannten  Periodon.  Ein  noch  weit  zuverlässigeres 
Bcobachtung8material  gewinnt  man  indessen,  wenn  man 


*)  Darunter  499  Personen  au«  der  Provins  Preufcrn  Dach  Veoetuela. 


die  auf  diese  Weise  erzielten  Jahres -Durchschnittszah- 
len in  Beziehung  setzt  zu  'den  Ergebnissen  der  Volks- 
zählung für  dio  einzelnen  Gebiete.  Dies  ist  in  der  folgen- 
den Tabelle  geschehen,  und  zwar  wurden  zur  Ermittelung, 
wio  viele  Personen  von  100000  der  Bevölkerung  durch- 
schnittlich jährlich  in  jeder  Periode  auswanderten  , für  die 
erste  Periode  die  Ergebnisse  der  Volkszählung  vom  1.  De- 
zember 1871,  für  die  zweite  diejenigen  der  Zählung  vom 
1.  Dezember  1875,  für  dio  dritte  die  der  1880er  (1.  De- 
zember) zu  Grunde  gelegt.  Für  die  Ergebnisse  der 
anf  diese  Weise  erziolten  relativen  Auswandorerzahl  in  den 
einzelnen  Perioden  wurde  aufserdem  durch  eine  Berech- 
nung festgesetzt,  in  welchem  Grade  bei  den  einzelnen  Ge- 
bieten Schwankungen  der  rolativen  Auswanderung  in  den 
einzelnen  Perioden  stattfandeu.  Hierbei  ist  die  Zahl  der 
Personen,  welche  von  100000  Personen  der  Bevölke- 
rung durchschnittlich  jährlich  auswandern,  für  die  Periode 
1874/79  ==  1 gesetzt,  und  alsdann  ihr  Verhältnis  zu  den 
entsprechenden  Zahlen  der  übrigen  Perioden  ermittelt  wor- 
den. Auch  hier  ist  wieder  zu  berücksichtigen,  dafs  die  Aus- 
waudorerzahlen für  dio  Jahre  bis  1874  exkl.  nicht  so  voll- 
ständig ormittelt  sind,  als  für  die  übrige  Zeit. 

Tabelle  1 «.  S.  208. 

Es  kann  hier  nicht  jede  einzeluo  Periode  geuau  und 
eingehend  behandelt  werden,  es  mufs  vielmehr  eine  Be- 
schränkung auf  die  letzte  Periode  oiutreten,  indessen  sollen 
alle  wesentlichen  Abweichungen  gegenüber  den  beiden  vor- 
hergehenden Perioden  nicht  unerwähnt  bleiben. 

Von  100  000  Personen  im  Deutschen  Reiche  wanderten 
jährlich  im  Durchschnitt  der  Jahre  1880/84  363  aus, 
d.  h.  fünfmal  so  viel  als  in  der  vorhergehenden  Periodo 
Dieser  war  die  erste  Periode  mehr  als  dreifach  überlegen. 
Die  stärkste  Auswanderung  weist  im  Verhältnis  zu  seiner 
Einwohnerzahl  in  der  dritten  Periode  Pommern  auf,  wo 
1222  Auswanderer  auf  100000  Einwohner  kamen.  Dem- 


Digilized  by  Google 


208  Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884 


Tabelle  7.  Die  durchschnittliche  jährl i ch e Auswanderung  absolut  und  relativ  ( 100 000  da-  Bevölkerung)  in  den  drei  Perioden 
1871-73,  1374179,  1880-34,  sowie  Beziehungen  der  relativen  Hahlen  dieser  drei  Perioden. 


Staaten  bzw.  Landcvtellc  der  Herkunft. 

Es  wnnderten  durchschnittlich  jährli 

ch  Person' 

0 Personen 
( in  der  Pe 

n ans  1 

Werden  alle  relativen  Zahlen  der 
Periode  1674479  in  8p.  6=1  gesetzt, 
io  verhalten  »ich  dazu  dir  Zahlen 
der  Übrigen  Perioden  (8p.  6 u.  7) 

in  der  Periode 

von  100  00 
krrun 

der  Berol- 
riode 

1871/73 

1874179 

1880/84  ! 

1871/73 

1874/79 

1880/84 

I. 

S.  I 

s. 

*•  i 

6. 

6.  ( | 

7. 

«. 

10. 

Provinz  Oatpreufsen 

, Weztpreufooa 

j 12  051 

3 539 

I 1771 
1 16  185 

j 384 

ui 

• 92|53b' 

(1151p  ■ 

3.» 

1 

4,8 

„ Brandenburg  mit  Berlin  .... 

3 795 

1 700 

8 781 

132 

64 

259 

2,4 

1 

4,8 

„ Pommern 

11  575 

3 162 

18817 

808 

216 

1222 

3,t 

1 

6,7 

„ Posen 

10  014 

2 434 

14  752 

632 

152 

866 

4,7 

1 

6,7 

„ Schlesien 

2 246 

1 262 

4 732 

60 

33 

118 

1,8 

1 

3,8 

w Sachsen 1 2 

1 684 

628 

3 062 

80 

29 

132 

2,8 

1 

4,8 

* Schleswig- Holstein 

5 427 

1966 

9 795 

519 

183 

869 

2,8 

1 

4,7 

w Hannover 

7 735 

2 943 

12  294 

394 

146 

580 

2,7 

1 

4,0 

» Westfalen 

1 968 

844 

4 756 

111 

44 

233 

2,6 

1 

5,8 

„ Hessm  • NVvtau 

3 933 

956 

6 490 

281 

65 

411 

4,8 

1 

6,8 

M Rheinland 

2 469 

992 

6 493 

61 

27 

169 

2,8 

1 

5,9 

Hnhcnzollcm 

86 

30 

143 

131 

45 

211 

2,» 

1 

4,7 

Preufsen  ohne  nähere  Angabe 

— 

99 

137 

— 

— 

| 

— 

— 

1.  Königreich  Preufsen [ 

62  983 

20  555 

108  208  1 

255 

80 

397 

3,8 

1 

5,0 

Bavern  rechts  des  Rheins 

7 715 

1 969 

12  958  ! 

183 

45 

281 

4,1 

1 

6,1 

Pfalz 

2 244 

457 

2 586 

365 

71 

382 

5,1 

1 

5,4 

2.  Königreich  Bayern 

9 959 

2 426 

16  544 

206 

48 

294 

4,8 

1 

6,1 

3.  Sachsen  

2 329 

1036 

6 336 

91 

38 

213 

2,4 

1 

5.« 

4.  Württemberg 

4 971 

1 415 

9 540 

273 

75 

484 

3,8 

1 

6,6 

5.  Baden  

5 067 

1 205 

5 225 

347 

79 

333 

4,4 

1 

4.1 

6.  Honen 

2 902 

686 

3 480 

341 

78 

372 

4,4 

1 

4.8 

7.  Mecklenburg -Schwerin 

6 330 

758 

4 016 

1136 

137 

696 

8,3 

1 

5,1 

Thitringixchc  Staaten 

*)  1937 

434 

2 S53 

>)  181 

39 

218 

>)  4,8 

1 

5,e 

8.  Sachsen  - Weimar 

— 

152 

742 

— 

52 

240 

— 

1 

4,8 

9.  Mecklenburg- Strolitx 

566 

82 

657 

572 

80 

655 

6,7 

1 

7,8 

10.  Oldeuburg 

1 184 

384 

1 855 

376 

120 

550 

3,1 

1 

4,8 

11.  Braunschweig 

420 

162 

664 

135 

49 

161 

2,8 

1 

3,3 

12.  Sachsen  - Meiningen 

— 

85 

560 

— 

44 

270 

— 

1 

6,1 

13.  Sachsen- Altenburg 

— 

34 

171 

— 

23 

110 

— 

1 

4,8 

14.  Sachsen-  Coburg  -Gotha 

— 

52 

504 

— 

29 

259 

— 

1 

8,9 

15.  Anhalt 

162 

79 

243 

75 

37 

104 

2,0 

1 

2.8 

16.  Schwanbnrg  - Sondemhauscn 

— 

23 

ui 

— 

34 

156 

— 

1 

4.6 

17.  Schwarzbunt-  Rudolstadt 

— 

32 

197 

— 

42 

245 

— 

1 

5,8 

18-  Waideck 

156 

41 

218 

277 

75 

386 

3,7 

1 

5,1 

19.  KeuCs  i.  L 

— 

22 

60 

— 

47 

118 

— 

1 

2,6 

20.  Reufs  j.  L 

— 

34 

208 

— 

37 

205 

1 

5,6 

21.  Schaumburg  • Lippe 

1 14 

60 

142 

170 

1 | 1.8 

1 

4,4 

22.  Lippe  

| 76 

372 

[67 

309 

1 

4.0  \ 

23.  Lübeck 

109 

47 

177 

209 

83 

878 

2.6 

1 

3,3 

24.  Bremen 

596 

298 

1 358 

487 

210 

835 

2,3 

1 

4,0 

25.  Hamburg 

1 051 

663 

2 754 

311 

171 

607 

1,8 

1 

3,6 

‘JO.  Elsafs- Lothringen 

628 

152 

657 

41 

10 

42 

! 4,1 

1 

4,7 

Deutschland  ohne  nähere  Angabe.  . . . 

51 

116 

246 

— 

mmm» 

— 

— 

Deutschen  Reich 

101733 

| 30  627 

j 164  062 

li  248 

72 

363 

3,4 

» 

6,0 

Tabelle  8.  Die  Uber  Havre  in  den  Jahren  1880  bis  1884  gegangenen  deutschen  Auswanderer. 


Gertrat- 

Davon  kamen 

aus 

Jahre. 

tlerung 

Uber 

Havre. 

Preurien. 

Bayern. 

Württem- 

berg. 

Sachsen. 

Baden. 

neisen. 

Ebaf«. 

Lotb. 

ringen. 

Deutsch- 
land exkl. 

Elsafs- 

Lothringen. 

Richtung  der  Auswanderung. 

1880 

1881 

1882 

1883 

1884 

10  757 
10  251 
9 590 
7 455 
5 393 

578 
635 
486 
*)  563 

512 

369 

348 

257 

395 

485 

635 

629 

61 

37 

41 

«713 

5654 

541« 

3344 

22 

12 

11 

5 

2587 

3035 

2«57 

2016 

2037 

3356 

| Hauptsächlich  nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika. 
Davon  9237  nach  den  Verein.  St.,  274  nach  Argentinien, 
j Hauptsächlich  nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika. 

1)  Für  die  einzelnen  thüringischen  Staaten  lassen  »ich  die  entsprechenden  Zahlen  für  die  Periode  1871  78  nicht  teststellen,  es  ist  daher  für  diesen 
Zeitraum  hier  die  Summe  für  dieselben  eingesetzt  und  siod  die  Ergebnisse  der  übrigen  Perioden  in  den  Spalten  3.  4.  G.  7.  9.  10  vergleichsweise  hinzugefügt. 

2)  Kiosehliefslich  der  1883  nicht  besonders  genannten  deutschen  Staaten. 


Digitized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  den)  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884.  209 


nächst  folgt  Westpreufsen  mit  Hol,  und  weiterhin  Schles- 
wig - Holstein  mit  869,  Posen  mit  866  und  Bremen  mit 
835  Auswanderern.  600 — 700  Auswanderer  auf  100  000 
Einwohner  entsandten  beide  Mecklenburg  und  Hamburg, 
500 — 600  Hannover  und  Oldenburg,  400 — 500  Württemberg 
und  Hessen -Nassau,  300 — 400  Waldeck,  Pfalz,  Hessen, 
Baden1)  und  Lippe,  200 — 300  das  rechtsrheinische  Bayorn, 
Lübeck,  Brandenburg  mit  Berlin,  Westfalen,  die  thüringi- 
schen Staaten  (ausschl.  Schwarzburg- Sondershausen,  Reufs 
ä.  L.  und  Altenburg),  Königreich  Sachsen  und  Hohen- 
zollern,  100 — 200  die  noch  nicht  genannten  Staaten  ohne 
Ostproufsen  (92)  und  ElsafB  - Lothringen  ’-)  (42).  Die  Aus- 
wanderung war  sonach  relativ  am  stärksten  in  den  die 
Südküste  der  Ostsee  bildenden  Gebieten  ohno  Ostpreufsen, 
jedoch  einschliefslich  Posen,  ferner  Schleswig- Holstein,  den 
südlich  an  die  Nordsee  angrenzenden  Landen.  An  die  letz- 
tem schließen  sich  sodann  Territorien,  welche  die  Verbin- 
dung zwischen  Hannover  und  Süddeutschland  Herstellen, 
ausBchliefslich  der  Grenzgebiete  im  Westen,  dann  Süd- 
deutschland. Im  Reste  von  Deutschland  ist  die  Auswande- 
rung ohne  besondere  Bedeutung. 

Die  Abnahme  der  Auswanderung  in  der  zweiten  Periode 
gegenüber  der  ersten  war  besonders  stark  in  beiden  Mecklen- 
burg und  der  Pfalz,  ferner  in  den  thüringischen  Staaten, 
Hessen,  Hessen  - Nassau , Posen,  dem  rechtsrheinischen 
Bayern  und  Elsafs-Lothringen,  Pommern,  Waldeck,  Württem- 
berg, Oldenburg  (für  Westpreufsen  läfst  sich  dies  leider 
nicht  ersehen,  ist  aber  wahrscheinlich),  also  in  den  Ostsee- 
gebioten  mit  Posen,  Süddoutschland,  Thüringen  und  den 
Hessenländern. 

Die  Zunahme  der  Auswanderung  in  der  dritten  Periode 
gegenüber  der  zweiten  ist  am  bemerkenswertesten  in 
Sachsen -Coburg -Gotha,  Mecklenburg  - Strolitz , Württem- 
berg, Hessen -Nassau,  dem  rechtsrheinischen  Bayern  und 
Sachsen- Meiningen;  weiterhin  auch  in  Rheinland,  Schwarz- 
burg - Rudolstadt , Pommern , Posen , Königreich  Sachsen, 
Thüringen,  Reufs  j.  L.,  Pfalz,  Westfalen,  Mecklenburg- 
Schwerin  und  Waldeck. 

Im  allgemeinen  überragen  die  relativen  Zahlen  der 
dritten  Periodo  diejenigen  der  orsten.  Eine  Ausnahme 
machen  hierin  nur  Mecklenburg- Schwerin,  wo  dor  Unter- 
schied ein  bedoutonder  ist,  und  Baden.  Nur  gering  ist 
die  Differenz  zwischen  dor  relativen  Auswanderung  dor 
ersten  Periode  und  der  höheru  der  dritten  in  Elsafs- 


')  Im  Durchschnitt  der  Jahre  1880/83  (t;1.  Tabelle  8)  Ȋnderten 
alljährlich  6282  Pemmcn  aus  Baden  über  Harre  aus.  Berücksichtigt  man 
diese  Zahl  in  Spalte  4 und  7 der  Tabelle  7,  so  steigt  der  badische  Anteil 
aut  das  Doppelte  seines  dortigen  Betrages. 

*)  Im  Durchschnitt  der  Jahre  1880/84  «änderten  jährlich  2576  Per- 
sonen aus  Elsafs  - Lothringen  über  Harre  aus.  Der  Anteil  dieses  Landes 
stiege  sonach  auf  das  Fünffache  der  obigen  Zahl. 

Peteraanns  Qeogr.  Mitteilungen.  1886,  lieft  VII. 


Lothringen,  der  Pfalz,  Hessen,  Braunschweig,  Lübeck, 
Anhalt  und  Mecklenburg -Strelitz,  sehr  stark  hingegen  in 
Westfalen,  Schaumburg- Lippe  und  Lippe,  Württemberg, 
Königreich  Sachsen  und  Rheinland.  Die  Rtarke  Überlegen- 
heit der  dritten  Periode  gegenüber  der  ersten  hat  aber 
bei  denjenigen  Staaten  und  Gebietsteilen , welche  einen 
hohen  Prozentsatz  über  Antwerpen  befördern  lasson,  ihren 
guten  Grund,  denn  in  einem  der  drei  Jahre,  welcho  die 
] erste  Poriodc  bilden,  fehlten  die  Angaben  über  die  deutsche 
überseeische  Auswanderung  via  Antwerpen.  Das  Fehlen 
von  Nachweisungen  über  die  Auswanderungsbeförderung 
der  preußischen  Häfen  ist  fast  bedeutungslos.  Eine  ge- 
wisse Erhöhung  könnte  in  der  dritten  Periode  bei  einzelnen 
Territorien  auch  dadurch  veranlaßt  sein,  daß  dieselben  in 
frühem  Perioden  ihre  Auswandorer  mehr  Uber  Hafenplätze 
befördern  ließen,  für  welcho  dor  amtlichen  deutschen 
Statistik  keine  Naohweisungen  zugehen. 

Bei  allen  diesen  Vergleichen  ist  indessen  nie  der  Um- 
stand außor  acht  zu  lassen,  daß  die  Vollständigkeit  bzw. 
Unvollständigkeit  der  statistischen  Nachweise  nicht  für  alle 
Teile  des  Reichs  die  nämliche  ist-  Die  Auswanderung  aus 
Westdeutschland  und  Süddeutschland,  insbesondere  Elsafs- 
Lothringen  und  Baden,  erscheint  z.  B.  verhältnismäßig 
viel  zu  gering,  wie  aus  Tabelle  8 über  die  deutsche  über- 
seeische Auswanderung  via  Havre  in  den  Jahren  1880  bis 
1884  zur  Genüge  hervorgehen  dürfte. 

Die  folgenden  Tabellen  (S.  210  u.  211)  weisou  je  für 
die  oinzclDen  deutschen  Staaten  und  Landesteile  nach : 
Tabelle  9 die  Summe  aller  über  deutsche  Häfen  und 
Antwerpen  im  Zeitraum  1871  bis  1884  ausge wan- 
dorten Personen  nach  Gesamtzahl,  Geschlecht,  Ein- 
schiffungshäfen  und  Bestimmungsgebieten; 

Tabelle  10  die  Verhältniszahlen  zu  Tabelle  9,  und  zwar 
für  die  Beteiligung  der  Herkunftsgebiete  an  der  Summe 
aller  Auswanderer,  oller  Männer,  Frauen,  allor  Uber 
die  einzelnen  Häfen  beförderten  und  aller  nach  den  ein- 
zelnen Bestimmungsgebieten  ausgowanderten  Personen. 

Wir  vorzichten  darauf,  hier  eingehend  die  Zahlen  der 
Tabellen  9 und  10  zu  besprechen,  doch  sei  es  uns  ge- 
stattet, Uber  die  prozentuale  Beteiligung  der  Geschlechter, 
Eiuschiffungshäfen  und  Bestimmungsgebiote  an  dor  Summe 
aller  aus  den  einzelnen  Herkunftsgebieten  Ausgewanderten 
noch  einiges  hinzuzulügen.  (Eine  Tabelle  für  diese  Prozent- 
zahlen ist  nicht  lieigefiigt.) 

Was  zunächst  den  prozentualen  Anteil  der  beiden  Ge- 
schlechter, an  der  Gesamtauswandorung  der  Jahre  1871 
bis  1884  aus  jedem  der  einzelnen  Gebiete  der  Herkunft 
betrifft,  so  ist  in  keinem  derselben  der  Anteil  der  aus- 
waudernden  Frauen  größer  als  deijenige  der  Männer. 
In  keinem  Gebiete  sinkt  der  Anteil  der  Männer  unter 

27 


Digitized  by  Google 


210  Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884. 


53  Prozent,  nnd  in  keinem  steigt  dcmgemäfs  derjenige 
der  Frauen  über  47  Prozent.  Den  höchsten  Prozent- 
satz beanspruchen  die  Männer  in  Lübeck  (65,7  Prozent), 
demnächst  in  Braunschweig,  Anhalt,  Königreich  Sach- 
sen, Rheinland,  Schaumburg  - Lippe  nebst  Lippe  und  Pro- 


vinz Sachsen.  Die  Frauen  hingegen  erreichen  die  höch- 
sten Prozentsätze  in  Bremen , Posen , den  beiden  Pro- 
vinzen Preufsen,  beiden  Mecklenburg  und  Pommern  (47  Pro- 
zent). Dio  prozentuale  Beteiligung  des  weiblichen  Ge- 
schlechts ist  sonach  am  bedeutendsten  in  den  Gebieten  an 


Tabelle  9. 


Davon 

Von  der  Gcaaratxahl  worden 
befördert  Uber : 

Von  der  Gesamtzahl  wanderten  ans  nach : 

Staaten  bxw.  Landeateile  der 
Herkunft. 

i Gc»arnt- 

männ- 

lich. 

weib- 

lich. 

Bremen. 

Ham- 

burg. 

l*mj3- 

•Uche 

Häfen. 

Ant- 

werpen. 

Nord- 

amerika. 

Davon 
nach  den 
Ver- 
einigten 
Staaten. 

Mexiko, 
Mittel- 
amerika 
und  West- 
Indien. 

Sttd- 

amerika. 

Afrika. 

Aalen. 

Austra- 

lien. 

Prorins  Ost-  nnd  Westpreufseu1) 

J1)  147  167 

79  359 

67  519 

81  029 

58  001 

1373 

6 764 

! 139  515 

138  568 

70 

5 083 

108 

4 

3 387 

* Brandenburg  mit  Berlin 

65  495 

37  797 

27  698 

20  9G9 

41  473 

761 

2 292 

| 61 468 

61  233 

89 

1 865 

365 

18 

1 690 

„ Pommern 

147  780 

78  335 

69  445 

r. 4 020 

73  524 

4241 

5 995 

136  667 

135  743 

83 

8 386 

133 

9 

2 602 

„ Posen 

118  404 

64  919 

53  485 

58  481 

65  450 

669 

3 808 

117  168 

116  788 

6 

62K 

48 

1 

553 

. Schlesien 

37  970 

22  345 

15  625 

14  390 

20  717 

265 

2 598 

35  046 

34  911 

38 

2 112 

82 

3 

689 

„ Sachten 

24  126 

14  717 

9 411 

12  928 

10  190 

32 

978 

22  446 

22  8*5 

*7 

1 086 

112 

8 

449 

* Schleswig-Holstein . . 

77  056 

43  967 

83  089 

3 227 

73  182 

9 

638 

72  480 

72  312 

176 

2 210 

253 

89 

1 848 

„ Hannover  .... 

102  333 

59  678 

42  655 

82  320 

18  284 

132 

1 647 

99  01S 

98  928 

143 

1 352 

593 

32 

1 200 

„ Westfalen  .... 

34  745 

20  745 

14  000 

25  879 

3 464 

1 

5 401 

33  317 

33  809 

42 

799 

218 

5 

364 

„ Hessen-Nassau  • . . 

49  9831 

28  833 

21  150 

35  503 

10  293 

3 

4 184 

49  127 

AO  002 

24 

536 

74 

7 

215 

„ Rheinland  . . . . 

45  824 

28  139 

17  685 

13  933 

6 897 

1 

24  993 

43  175 

43  132 

43 

2 434 

51 

13 

109 

Iloheniollern 

1 156 

692 

464 

484 

401 



271 

1 154 

1 154 



1 





1 

Preufsen  ohne  nah  eie  Angabe 

1 279' 

794 

485 

_ 

- 

1 279 

783 

788 

— 

496 

— 

— 

— 

Königreich  Preufsen  . . . 

i*)  853  3201 

480  320 

372  711  413  163  371  832 

7477 

60  848, 

811  259 

808  248 

741 

20  988!  2037 

188 

12  107 

Barem  recht*  des  Rheins  . . 

99  747 

58  496 

41  251; 

Gl  133 

25  450 

15 

13  149 

98  869 

98  828 

24 

712 

43 

7 

92 

Pfalz 

22  405 

12  843 

9 562 

11  G15 

3 287, 

6 

74  97| 

22  296 

22  296 

— 

101 



“ 

8 

Königreich  Bayern  .... 

122  162;  71  339 

50  813 

72  748 

28  737 

21 

20  646 

121  165 

121  124 

24 

813 

43 

7 

100 

Sachsen  ....... 

44  881 

27  700 

17  181 

26  796 

16  737 

18 

1 330 

42  698 

42  623 

57 

1 632 

135 

9 

350 

Württemberg 

71  107 

41  635 

29  472 

41  018 

17  700 

1 

12  328 

70  497 

70  484 

22 

418 

21 

5 

144 

Baden  

48  557 

28  403 

20  164 

24  399 

9 741 

2 

14  415 

48  011 

47  990 

23 

366 

61 

— 

96 

Hetzen 

30  492h  17  630 

12  862 

10  727 

10  100 

— 

3 665 

30  182 

30  160 

10 

228 

22 

— 

50 

Mecklenburg-Schwerin  . . . 

43  612!  23  304 

20  308 

3 282 

40  004 

36 

290 

42  921 

42  889 

23 

325 

96 

12 

235 

Meektenburg-Strelitz  . . . 

5 474 

2 943 

2 631 

937 

4 449 

c 

82 

5 363 

5 354 

1 

52 

21 

1 

36 

Thüringische  Staaten*).  . . 

21  1701  12  494 

8 676 

15  393 

5 163 

4 

610 

20  519 

20  499 

10 

614 

18 

3 

106 

Oldenburg 

15  131 

8 687 

6 444! 

13  600 

1083 

o 

446 

14  695 

14  693 

7 

181 

13 

10 

225 

Bruan*chweig 

5 040 

S 152 

1 902, 

3 224 

1 678 

— 

152 

4 685 

4 682 

IG 

260 

8 

2 

83 

Anhalt 

2 145 

1 330 

815; 

1 411 

612 

o 

120 

1 999 

1 999 

8 

100 

11 

— 

27 

Waldeck 

1 800] 

1 069 

731 

1 497 

255 

— 

48 

1 784 

1 784 

1 

13 

— 

— 

s 

Schaumburg  Lippe  und  Lippe2) 

3 454 

2 112 

1 342 

3 158 

266 

— 

3l! 

3 408 

3 408 

1 

30 

7 

1 

7 

Lübeck  

1 495 

982 

513 

82 

1 395 

— 

18 

1 287 

1 285 

16 

126 

25 

8 

33 

Bremen 

10371 

5 830 

4 541 

9 389 

867 

59 

5G 

9 500 

9 499 

80 

395 

30 

24 

342 

Hamburg 

20  900 

12  494 

8 406 

981 

19  635 

— 

284 

16  685 

16  649 

316 

2 651 

376 

171 

701 

EUnfs-Lothringen  .... 

6 080 

3 644 

2 436 

1 125 

1 357 

1 

3 597; 

5 978 

5 977 

8 

74s 

5 

_ 

20 

Deutschland  ohne  nähercAngabe 

2 077 

1 354 

723 

— 

— 

— 

2 077! 

1 590! 

1 590 

1 

486 

— 

— 

— 

Deutsches  Keich  . . 

*)1309  272 

<46  422 

562  561 

648  930 

531  670 

7629 

121  043 

1254  226  1250  937 

1360 

3)35  652 

2929 

441 

14  664 

männlich 

713  919 

712  141 

1045 

20  726 

1893 

317 

8 522 

weiblich 

540  307 

538  796 

315 

14  637 

1036 

124 

6 142 

■)  Im  Zeitraum  1879  bis  1884. 


Ostpreufsen 

Westpreufsen 

*)  Im  Zeitraum  1873 

: 

bia 

9 287 
83  428 

1884: 

5 382 
44  791 

3 905 
38  637 

3 538 
49  034 

4 743 

30  760 

220 

728 

786 
2 906 

9 123 
82  659 

9 062 
82  254 

5 

1021  36 

446)  37 

1 

3 

21 

278 

Sachsen- Weimar  . . . . 

5 014 

2 932 

2 082 

3 841 

1032 

3 

138 

4 821 

4 820 

l 

165 

3 

i 

23 

Sachaen-Mciningcn  . . . 

3 642) 

2112 

1 530 

2 719 

782 

_ 

14? 

3 530 

3 530 

l 

104 

J# 

— 

5 

Sschsen-Altenburg  . . . 

1 233 

790 

443 

682 

519 



32 

1 164 

1 164 

— 

64 

S 

— 

s 

Saehsen-Cobnrg-Gotha  . . 

3 159 

1 922 

1 237 

2 248 

753 

_ 

158 

3015 

3 000 

6 

69 

4 

— 

65 

Schwarzburg-Sonderohaoaen 

759 

456 

303 

535 

189 



35 

750 

750 



4 

5 

— 

_ 

Schsraraburg-Rudolstadl 

1 284 

763 

521 

957 

295 



32 

1 259 

1 259 

— 

22 

2 

— 

1 

Kaufs  ä.  L. 

460 

270 

190 

371 

75 

1 

13 

435 

435 

— 

24 

— 

— 

1 

Beufs  j.  L. 

1 344 

858 

486 

841 

467 



36 

1 316 

1 316 

1 

23 

— 

i 

3 

Sebaumburg-Lippe  . . . 

409 

276 

133 

850 

47 

— 

1* 

394 

394 

— 

6 

6 

— 

» 

Lippe 

2 450j 

1 494 

956 

2 236 

195 

— 

19 

2 423 

2 423 

1 

20 

1 

4 

*)  Herunter  289  Kinder  ohns  Angabe  des  Geschlechts. 


Digitized  by  Google 


Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884.  211 


der  Ostsee,  sodann  folgen  nach  dem  vermittelnden  'Cbor- 
gangsgliede,  Schleswig- Holstein , die  Nordseeländer,  das 
mittlere  Westdeutschland,  Süddentschland  sowie  Branden- 
bürg  und  Schlesien , endlich  das  eigentliche  Mitteldeutsch- 
land, bestehend  au3  Königreich  und  Provinz  Sachsen  nebst 
Anhalt  und  Braunschweig. 

Als  Einschiffuugshafeu  kommt,  wie  schon  frühor  gesagt 


wurde,  in  erster  Linie  Bremen  in  Betraoht.  Die  meisten 
Auswanderer  wurden  verhältuisinäfsig  aus  Lippe  (91,4  Pro- 
zent) und  Bremen  selbst  (90, s Prozent.)  über  diesen  Hafen 
befördert.  Fast  alle  an  die  Nordsee  grenzenden  deutschen 
Gebiete , mit  Ausnahme  von  Schleswig  - Holstein  , sandten 
mehr  als  drei  Vierteile  ihres  Auswandererstroms  in  jenen 
14  Jahren  Uber  Bremen.  Das  Gleiche  gilt  vou  den  nahe 


Tabelle  10. 


Staaten  bxw.  Landesteile  der 
Herkunft. 

Ge- 

samt- 

zahl. 

Geschlechter 

Einschiflungshäfen. 

Bcrtimmungsgebiete. 

männ- 

lich. 

weib- 

lich. 

Bre- 

men. 

Ham 

bunr. 

Prcus- 

•Ische 

Hafen. 

Ant- 

werpen. 

amcrlk*  8UAU?n 

Mittel* 

atnerika. 

Sfld- 

atnerika 

Afrika. 

Asien. 

Austra- 

lien. 

Provinz  Ost-  und  Westpreuben1)  . . . 

11,23 

10,8» 

12,oo 

12,49 

10, »1 

18,00 

5,59 

11,19 

11,08 

5,1» 

14,98 

3,69 

0,91 

16,98 

„ Brandenburg  mit  Berlin  . . . 

5.00 

5, cs 

4,99 

3,71 

7.» 

9,98 

1,89 

4,90 

4,90 

6,44 

5,28 

12,46 

4,09 

11,4» 

„ l’ommcra 

li.« 

10, so 

12,86 

9,88 

13,8» 

55,49 

4,»» 

10,8» 

1U.89 

6,10 

23,69 

4,M 

2,04 

17,74 

. Pctseu 

9,04 

8,70 

9,51 

9,01 

10,« 

8,  »4 

3,1« 

9,34 

9, »4 

0.44 

1,76 

1,64 

0,28 

3,77 

. Schlesien 

2,00 

2,99 

2,78 

2,99 

3.» 

3,47 

2,1» 

2,79 

2,70 

2,70 

5,91 

2,$0 

0,«8 

4,70 

„ Sachsen 

1,81 

1.W 

1,87 

1.99 

1,9» 

0,4, 

0,81 

1,79 

1,7* 

1.99 

3,0» 

3, *9 

1,81 

3,06 

. Schleswig-Holstein 

5,8, 

5,89 

5,88 

0,80 

13,7« 

0,12 

0,58 

5,78 

5,78 

12,94 

6,20 

8,84 

20,18 

12,60 

„ Hannover 

7,82 

8,00 

7.W 

12,69 

3,4» 

1,78 

i,»« 

7,90 

7,91 

10,  »9 

3,79 

20,96 

7,98 

8,18 

„ Westfalen 

2,84 

2,78 

2,49 

3,99 

0,«» 

0,01 

4,46 

2,«« 

2,«« 

3,09 

2,24 

7,44 

1,13 

2,48 

„ Hessen-Nassau 

3,8, 

3,86 

3,78 

5,47 

l.»4 

0.04 

3,46 

3.»J 

3,99 

1,77 

1,50 

2,»» 

1,59 

1.47 

„ Rheinland 

3, JO 

3,77 

3,14 

2,1» 

1,»0 

0,01 

20,«» 

3,44 

3,45 

3,18 

6,83 

1,74 

2,73 

0,74 

Hohenzollern 

0,0t 

0,09 

o,os 

0.07 

0,07 

— 

0.9» 

0,09 

0.09 

— 

0,00 

— 

— 

0.01 

Prcufcen  ohne  nähere  Angabe  .... 

0,10 

0,11 

0,0» 

— 

— 

— 

1,06 

0,06 

0,o« 

— 

1,39 

— 

— 

— 

Königreich  l’reufsen 

65,17 

64,36 

66,25 

03, «7 

69,94 

98,01 

50,97 

64,88 

64,61 

54.49 

76,70 

69,»» 

42,63 

82,56 

Bayern  rechts  des  Rheins 

7,M 

7,84 

7,38 

9,42 

4,79 

0,19 

10,8« 

7,88 

7,93 

. 1.7« 

2,00 

1,47 

1,59 

0,«» 

Pfalz 

1,7* 

1,70 

1.7» 

0,62 

0,08 

6.20 

1.78 

1,78 

0.28 

— 

0,05 

Königreich  Bayern 

9,*» 

9,6« 

9,01 

11,21 

5,41 

0,97 

17,06 

9,«« 

9,68 

1.7« 

2,78 

1,47 

1,69 

0,68 

Sachsen 

3,4, 

3,71 

3,05, 

4,13 

3,15 

0,94 

1,10 

3,40 

3,41 

4,19 

4.5$ 

4,61 

2,04 

2,39 

Württemberg 

5,4» 

5,88 

5,94 

6,88 

3,84 

0,01 

10,1* 

5,62 

5,84 

1,62 

1,17 

0,7» 

i,i* 

0,98 

Baden  

3,71 

3,81 

3,J8 

3.76 

1,8» 

0,03 

11,91 

3,83 

3.94 

1,69 

1,0* 

2,08 

— 

0,88 

Henen  

2,„ 

2,88 

2,29 

2,58 

1,90 

— 

3,0» 

2,41 

2,41 

0,74 

0,64 

0,76 

— 

0,34 

Mecklenburg- Schwerin 

3,„ 

3,12 

3,8t 

0,80 

7,»» 

0,47 

0,24 

3,49 

3.« 

1,69 

0,91 

3,9* 

2,79 

1,60 

Mecklenburg-Streliti 

0,4, 

0,89 

0,4» 

0.14 

0,97 

0.08 

0,07 

0,43 

0,4» 

0,07 

0.15 

0.7» 

0,3* 

0,25 

Thüringbcbe  Staaten5*)  ...... 

1,62 1 

1,68 

1,54 

2,8T 

0,84 

0,03 

0,»1 

1,64 

1.« 

0,74 

1.44 

Ü.«l 

0,88 

0,79 

Oldenburg 

i,u 

1,18 

i.i» 

2,09 

0,20 

0,03 

0,*7 

1,17 

1,18 

0.51 

0,»1 

0,44 

2,97 

1,43 

Bmunschweig 

0,»  i 

0,49 

0,84 

0,40 

0,32 

— 

0,19 

0,87 

0»*7 

1,18 

0,78 

0.97 

0,45 

0,57 

Anhalt 

0,16 

0,18 

0,1* 

0,99 

0,11 

0,03 

0,io 

0,1* 

0,1» 

0,»9 

0,78 

O.JS 

— 

0,18 

Waldeck 

0,14 

0,14 

0,18 

0,91 

0,05 

— 

0,c« 

0.14 

0,14 

0,07 

0,04 

— 

— 

0,01 

Schaumburg-Liii|>e  und  Lippe  *)  . . . 

o,w 

0,98 

0,24 

0,4» 

o,o« 

— 

0,02 

0,97 

0,97 

0,07 

0,08 

0,94 

0,3» 

0,0« 

Lübeck 

0,11 

O.ia 

0,09 

0,01 

0.99 

— 

0,01 

0,10 

0,lo 

1,18 

0,35 

0,84 

1,81 

0.98 

Bremen  • 

0,7» 

0,70 

0,81 

1,4» 

0.16 

0,77 

0,05 

0,76 

0,78 

5,88 

i,n 

1,0» 

5,44 

2,3» 

Hamburg 

l,«o 

1,«R 

1,49 

0,1» 

3,69 

— 

0,23 

1,88 

1,33 

23,94 

7,43 

12,84 

38,78 

4,78 

Klsafs-Lntbringen 

0,46 

0,49 

0,43 

0,17 

0,9« 

0,oi 

2,97 

0.48 

0,48 

0,9» 

0,21 

0,17 

— 

0,14 

Deutschland  ohne  nähere  Angabe  . . . 

0,1* 

0,18 

0,13 

— 

— 

— 

1,79 

u.ia 

0,13 

0,07 

1,38 

— 

— 

— 

Deutsches  Reich 

100,00 

mo,oo 

100.00 

100,00 

100,00 

ino,oü 

100,00 

100, 00 

100,00 

100, CO 

100,00 

loo.oo 

100,00 

100,00 

männlich 

56,9» 

56,»» 

76,94 

58,81 

64,«* 

71,** 

58,19 

weiblich 

43,08 

43,07 

23,14 

41,39 

35,*7 

28,13 

41,88 

1)  Im  Zeitraum  1879  bis  1884: 


Ostpreuben 

Westpreufsen 

*)  Im  Zeitraum  1873  bis  1884: 

1,09  | 1,00 

9,77  ; 9,00 

1,08 ' 
10,71 ; 

0,83 

11,52 

1,49 

9,70 

4,03 

13,W 

0,4 

2,« 

1,10 

9,9« 

1,09 

9,98 

0,79 

0,90 

0.68 

2,97 

2,12 

2,17 

0,44 

1,83 

0,41 

5,88 

Sachsen- Weimar 

0,4»  0,4« 

0,44 

0,71 

0,98 

0,04 

0,11 

0.4« 

0,4« 

0,08 

0,&3 

0,10 

0,34 

0,18 

Sachsen-Meiningen 

0,88  0,33 

0,*» 

0,51 

0,19 

— 

0,1» 

0,33 

0.13 

0,08 

0,34 

0,07 

— 

0,54 

Sachsen-Altenburg 

0,11  0,13 

0,09 

0,13 

0,13 

— 

0,03 

0,11 

0,11 

— 

0,21 

0,07 

— 

0,09 

Sarhson-Cohurg-Gotha 

0,98  1 (i.SO 

0,3« 

0,43 

0,17 

— 

0,13 

0.28 

0,98 

0,30 

0,22 

0,14 

— 

0,41 

Schwarxburg-Sondersh&uaen 

0,07  0,07 

0,07 

o,io 

0,04 

— 

0,03 

0,08 

0,07 

— 

0.01 

0,17 

— 

— 

Srhmnrzburg-Rudolstadt 

0,12  0,12 

0,11 

0,18 

0,07 

— 

0,03 

0.13 

0.13 

— 

0,07 

0,07 

— 

0,01 

Reufs  fi.  L 

0.04  0,04 

0,04  1 

0,07 

0,02 

0,01 

0,01 

0.94 

0,04 

— 

0,08 

— 

— 

0,01 

Itcnfs  ],  L 

0,14 

U.)6 

0,10 

— 

0,01 

0,12 

0,13 

0,08 

0,08 

— 

0.24 

O.or 

Schauruburg-Lippe 

0,04  0,04 

0,03 

0,06 

0,01 

0,01 

0,04 

0,04 

— 

0,03 

0,90 

— 

0.0* 

Lippe  

0,10! 

0.4» 

0,04 

0,C2 

0,33 

0,33 

0,0« 

o.o« 

0,0» 

0.94 

0.03 

27  * 


212  Die  Auswanderung  aus  dem  Deutschen  Reich  nach  überseeischen  Ländern  in  den  Jahren  1871  bis  1884. 


anliegenden  Provinzen  Westfalen  und  Hessen  - Nassau.  Süd- 
deutschland exkl.  Elsafs  • Lothringen,  Mitteldeutschland 
und  die  Provinzen  Preufsen  schickten  mehr  als  '/o 
bis  3/ 4 , die  Provinzen  Pommern  , Posen , Branden- 
burg, Schlesien  hingegen  nur  */ 3 bis  V2,  Rheinland  noch 
etwas  weniger  als  */j  der  Auswanderer  über  Bremen.  Die 
Auswanderung  der  beidon  Mecklenburg,  Schleswig-Holsteins, 
Lübecks  uud  Hamburgs  bingogen  werden  last  ganz  von 
Hamburg  absorbiert.  Elsafs  - Lothringen  sendet  nur  18, s Pro- 
zent seiner  Auswanderer  über  Bremen. 

Diejenigen  Gebiete,  welche  relativ  die  wenigsten  Aus- 
wanderer vou  Bremen  befördern  lassen,  beteiligen  sich  zu- 
meist am  stärksten  an  der  Einschiffung  in  Hamburg.  Aufser 
den  schon  genannten  sind  noch  hervorzuhobon  mit  '/2  bis 
3/l  ihrer  Gesamtauswanderung  die  Provinzen  Brandenburg 
mit  Berlin,  Schlesien,  Pommern  und  Posen,  mit  J/8  bis  t/2 
die  Provinzen  Proufsen  und  Mitteldeutschland,  mit  bis 
^3  Süddeutschland  und  Hessen -Nassau. 

Stettin  liegt  zwar  inmitten  derjenigen  Gebiete,  welche 
absolut  und  relativ  die  stärkste  Auswanderung  aufweisen, 
allein  trotzdem  ist  die  Auswanderungsbeförderung  daselbst 
eine  verschwindend  geringe.  Pommorn  selbst  sandte  2,9  Pro- 
zent seiner  Gosumtauswandorung  über  diesen  Hafen, 
Brandenburg  1,2  Prozent,  alle  übrigen  Staaten  bzw.  Landes- 
teile  weniger  als  1 Prozent. 

Antwerpen  endlioh  ist  der  Haupteinschiffungshafen  für 
Elsafs  - Lothringen  (59,2  Prozent)  und  Rheinland  (54,5  Pro- 
zent) und  befördert  mohr  als  t/g  der  Auswanderer  aus  der 
Pfalz.  Aus  Westfalen,  Hessen- Nassau  und  dom  übrigen 
(noch  nicht  besonders  anfgefiihrten)  Süddeutschland  gehen 
8 bis  fast  30  Prozent  (Baden  29,7  Prozent)  der  Aus- 
wanderer über  Antwerpen , aus  den  sonstigen  Gebieten 
weniger  als  8 Prozent. 

Diese  Angaben  für  die  einzelnen  Häfon  beziehen  sich 
indessen  nicht  für  alle  Häfen  auf  den  gleichen  Zoitruum, 
sondern  zeigen  nur,  mit.  welchem  Prozentsatz  9ioh  die- 
selben an  der  thatsiichlich  für  1871/1884  bekannt  gewordenen 
Auswanderung  beteiligten.  In  Wirklichkeit  müssen  die  An- 
teile Antwerpens  und  Stettins  etwas  gröfser  gewesen  sein. 

Das  Ziel  fa9t  aller  überseeischen  deutschon  Auswanderer 
war  Nordamerika,  vornehmlich  die  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika.  Süddeutschland,  beide  Mecklenburg  und  Posen 
sandton  fast,  ihre  sämtlichen  Auswanderer  dahin,  aber  auch 
Westdeutschland  (ausschl.  Rheinland),  sowie  Thüringen 
und  das  Königreich  Sachsen  mehr  als  95  Prozent.  Preufsens 
östliche  Provinzen  (ausschl.  Posen),  Schleswig. Holstein, 
Rheinland,  Braunschweig  und  Anhalt  gaben  an  jenes  Be- 
stimmungsgebiet 92  — 95  Prozent  ihrer  gesamten  über- 
seeischen Auswanderung  ab,  am  wenigsten  verhältnismäfsig 


die  Hansestädte.  Von  den  ohne  nähere  Angabe  des  Landes 
der  Herkunft  ausgewanderten  Deutschen  bzw.  Preufsen 
gingen  nur  etwa  8/«  bzw.  */ö  nach  Nordamerika,  der  Rest 
fast  ausschließlich  uach  Südamerika. 

Nach  Südamerika  gingen  verhältnismäfsig,  wie  über- 
haupt nach  den  übrigen  Bestimmungsgebieten,  am  meisten 
Hamburger  (12.7  Prozent)  und  Lübecker  (8,4  Prozent),  sonst 
folgen  in  absteigender  Reihenfolge  Pommern  (5,7  Prozent), 
Schlesien,  Rheinland,  Braunschwoig , Anhalt,  Provinz 
Sachsen,  Bremen,  Königreich  Sachsen,  Provinzen  Preufsen, 
Schleswig- Holstein , Brandenburg  mit  Berlin,  Thüringen, 
Westfalen.  Die  übrigen  Gebietsteile  weisen  weniger  als 
2 Prozent  auf. 

Nach  Australien  sandten  relativ  die  meisten  Auswan- 
derer die  Hansestädte,  Brandenburg  mit  Berlin,  Schleswig- 
Holstein,  Pommern,  Provinz  Sachsen,  Schlesien,  Braun- 
schweig, Oldenburg,  Hannover,  Anhalt  und  Westfalen. 

Nach  Afrika  wandten  sich  aus  Hamburg  1,8  Prozent, 
Lübeck  1,7  Prozent  der  Auswanderer.  Aus  den  Ubrigon 
Staaten  bzw.  l-andesteilen  gingen  weniger  als  1 Prozent 
ebendahin.  Erwähnenswert  sind  noch  Brandenburg,  Hannover, 
Westfalen  (je  0,6  Prozent),  Provinz  Sachsen  uud  Anhalt 
(je  0,5  Prozent). 

Mexiko,  Mittelamerika  und  Westiudien  partizipierten 
am  stärksten  bei  Hamburg  (1,5  Prozent),  Lübeck  (1,1  Pro- 
zent), Bremen  (0,8  Prozent),  Anhalt  (0,4  Prozent)  und 
Braunschweig  (0,3  Prozent). 

Nach  Asien  endlich  wanderten  verhältnismäfsig  die 
meisten  Personen  aus  Hamburg  (0,8  Prozent),  Lübeck 
(0,5  Prozent),  Bremen  (0,2  Prozent),  Schleswig  - Holstein  und 
Oldenburg  (je  0,1  Prozent). 

Von  allen  ausgewanderten  Frauen  gingen  nach  Nord- 
amerika 96,05  Prozent  (davon  nach  dun  Vereinigten  Staaten 
95,78  Prozent),  von  den  Männern  hingegen  nur  95,65  Pro- 
zent (Vereinigte  Staaten  95,41  Prozent).  Nach  sämtlichen 
sonstigen  Reisezielen  ging  jedoch  ein  höherer  Prozentsatz 
der  männlichen  als  der  weiblichen  Gesamtauswanderung. 

Es  ist  wohl  nicht  nötig,  hier  noch  besonders  darauf 
hiuzuweisen,  dafs  dem  Statistischen  Amte  die  oben  erwähnte 
Unvollstöndigkeit  der  Auswanderertabellen  in  keiner  Weise 
zur  Last  zu  legen  ist.  Dasselbe  kann  das  ihm  ühersaudte 
Material  nur  gewissenhaft  Vorarbeiten,  hat  aber  durchaus 
keine  Macht,  zu  bewirken,  dafs  in  fremden  Ländern,  z.  B. 
in  Englaud , Italien  &c. , genaue  Aufzeichnungen  über 
deutsche  überseeische  Auswanderer , welche  sich  in  den 
Häfon  jener  Länder  einschilleu , stattfinden.  Dafs  cs  mit 
seinem  ganzen  Eiutlufs  dafür  eingutreten  ist,  die  Aus- 
wanderernachweisungen so  vollständig  als  möglich  zu 
erhalten,  darf  wohl  als  ganz  Bicher  angenommen  werden. 


Digitized  by  Google 


Die  Erforschung  des  Finke  River  durch  D.  Lindsays  Expedition. 

Nach  brieflichen  Mitteilungen  von  H.  Dittrich  an  Baron  Ferd.  v.  Mueller  in  Melbourne. 


213 


Tif  «l  la.n.  a 


KfUl.ltl  H ^ > 

— B DlHuifl  4-  T4i 
P«  wPir  W*v 

IV.  H . 7i,}trrhnlr 
t t Kustft' 

* TL 

S*nJkU4ti.  «<wn 


0M.MÖUSR  srr 

*~Jfr 


SKR  TBTDSRUm  PES  * *■“'  f 

I K KE  Bl  VC  R * 


Fl 


CENTRALAUSTRALIEN.  M* 

Xuxh  eljjmcr  E*f«  t * (Kwn^ 

#nw  c JA»v  H.Dlttriril. 

il*f»iUb  I-.I  GUO  OOO  i 


||jAb|»U- 


X. «*  'iim . Mt  Ajfi 

»I-.  ■ 


/>yf-  ;v*  «•>-?*» 


t a Tfc<£y 


T-v; 


Von  Dalhousie  - Station  am  Überlandtelegraphen  brach 
ein  Teil  der  Expedition  am  5.  Dezember  1885  auf  iu  di- 
rekt östlicher  Dichtung,  um  am  Ambuchorra  Creek  den 
Leiter  der  Expedition,  Dav.  Lindsay,  und  seinen  Begleiter, 
Leut.  a.  D.  H.  Dittrich,  zu  erwarten.  Auf  der  steinigon 
Hochebene  gingen  die  Spuren  der  vorausgegangenen  Partie 
sehr  bald  verlorou , mehrstündiges  Umhersuchen  auf  jener 
und  der  anschließenden  salzhedeckten  Ebene  batte  kei- 
nen Erfolg,  und  so  mufsten  die  beiden  Reisenden  schon 
die  erste  Nacht  durstig  und  hungrig  verbringen,  da  alle 
Vorräte  mit  den  Packtieron  vorausgeschickt  waren.  Am 
nächsten  Morgen  früh  4b  brachte  die  Sorge  um  die  ver- 
fehlten Begleiter  beide  Forscher  wieder  auf  die  Boino, 
um  5b  erfolgte  der  Aufbruch;  die  grofse  Salzebene  wurde 
in  l-J-  Stunden  gekreuzt,  und  in  östlicher  Richtung  der 
Marsch  über  steiniges  Land  fortgesetzt  auf  der  Suche  nach 
dom  Jambullina-Wasserloche,  wo  sie  das  Nachtquartier  der 
Vorausgegangenen  vermuteten.  Unerwartet  stiofsen  sie  auf 
frische  Kamelspuren,  welche  aber  direkt  nach  S führten; 
trotzdem  folgten  sie  denselben  und  erkannten  bald,  dafs 
die  Spuron  von  den  fünf  vorausgegangenen  Tieren  stamm- 
ten. Nach  Verlauf  einer  halben  Stunde  fanden  sie  dann 
trocknen  Busch  und  ein  halbverlöschtes  Feuer,  von  wo  aus 
die  Spuren  gen  Osten  verliefen.  Unter  Leituug  eines 
Schwarzen  war  die  Partie,  wie  sich  jetzt  berausstellte,  statt 
den  Windungen  dos  Ambuchorra  Creek  zu  folgen,  auf  di- 
rektem Wege  über  die  trocknen  Salzfliicbon  des  Spring  1 


Creek  hiugezogen  und  am  Abend  von  dor  östlichen  Rich- 
tung nur  abgewichen,  um  Holz  für  das  Lagerfeuer  zu  finden. 
Um  9b  trafen  die  Reisenden,  den  Spuren  folgend,  zu  glei- 
cher Zeit  mit  den  Lasttieren  am  Jambullina-Wasserloche 
ein.  Tausende  von  Taubon  flogen  aus  den  Büschen  auf 
und  versprachen  eine  gute  Mahlzeit-  Obwohl  der  Tages- 
marsch nur  ein  kurzer  gewesen  war,  wurde  doch  schon 
Rast  gemacht,  da  dos  Gepäck  in  Ordnung  zu  bringen  war; 
aufserdem  drohte  es  wieder,  wie  am  vorhergehenden  Tage, 
sehr  heifs  zu  werden,  und  in  der  That  stieg  das  Thermo- 
meter auf  114°  F.  (45,6°  C.).  Die  Samen,  weloho  Dittrich 
unter  den  Büschen  der  Umgegend  sammelte,  gingen  später 
gröfstenteils  wieder  verloren,  da  dor  Sumenbeutel,  welcher 
hinten  am  Sattel  befestigt  war,  durch  die  scharfen  Dornen 
des  Gestrüpps  am  Fiuke  River  zerrissen  wurde. 

Uber  die  stark  zerrissene,  mit  reichem,  aber  gauz  trock- 
nem  Grase  bedeckte  Ebene  im  Tliule  des  Spring  Creek 
ging  es  am  7.  Dezember  weiter  gen  Osten.  Der  Ritt  er- 
forderte grofse  Vorsicht,  da  dio  Kamele  in  den  tiefen  Ris- 
sen im  Boden  leicht  strauchelten.  Zur  linken  5 — 6 miles 
entfernt,  zur  Rechten  3 miles  entfernt,  wurde  das  Thal 
von  hohen  Hügelketten  eingesohlossen,  Ausläufern  des  stei- 
nigen Hochlandes.  Kurz  vor  dem  Eintreffen  am  Wasser- 
loche Oolorinna  schwenkten  die  Hügel  zur  linken  nach  X 
ab.  Die  ganze  Ebene  ist  höchst  fruchtbar  und  würde  bei 
einiger  Bewässerung  Alles,  selbst  Baumwolle  und  Zucker- 
rohr produzieren,  leider  aber  sind  die  Wasser  am  Jambul- 
lina  und  Oolerinna  nicht  permanent. 

Am  Wasserlocbe  Oolerinna,  welches  inile  lang, 
70 — 80  Yards  breit  und  stellenweise  6 — 7 Fufs  tief  ist, 
befanden  sich  mehrere  Eingeborne  mit  ihren  Lubras  und 
Kindern ; sie  batten  das  Gras  am  linken  Ufor  angezündet, 
um  den  guanas  und  Ratten  besser  nacitspüren  zu  können. 
Durch  dio  Vermittelung  des  bei  der  Expedition  befindlichen 
Schwarzen  Charlie,  welcher  entweder  Bruder  oder  Vetter 
dieser  und  aller  später  angetroffenen  Eingeboruen  sein  wollte, 
wurde  iu  Erfahrung  gebracht,  dafs  20  miles  weiter  nörd- 
lich ein  Wasserloch  Mukra  oder  Mnkrinna  sich  befinden 
solle,  von  wo  während  der  Rogenzeit  dio  Wassermassen 
herunterkämen  und  bis  zum  Macumba  sich  ergössen;  alle 
diese  Wasseriäufe  wurden  mit  Finke  oder  Marapinta  be- 
zeichnet. Da  diu  Existenz  eines  Wasserloches  Mukra  im 
Unterlaufe  dos  Finke  schon  bekannt  war,  so  zeigte  sich 
die  frohe  Aussicht,  den  schwierigsten  Teil  der  Aufgabe 
bald  lösen  zu  können. 

Es  galt  nun  vor  allem,  die  Lage  von  Mukra  festzu- 
stellen, zu  welchem  Zwecke  Lindsay  und  Dittrich  in  Be- 
gleitung des  Schwarzen  Charlie  am  nächsten  Morgen  auf- 
brachen. Als  am  Abend  die  Eingeboruen  mit  Tabak  be- 
lohnt in  ihr  Lager  zurückkehrten , ließen  sie  hei  der  Ex- 
pedition zwei  Lubras  (Weiber)  zurück,  ein  Akt  der  Gast- 
freundschaft, welcher  im  ganzen  Northern  Territorium  ge- 
bräuchlich sein  soll.  Einem  mit  den  Packtieren  zurück- 
bleibenden  Gefährten  blieb  es  überlassen,  das  gut«  Einver- 
nehmen mit  dem  Stamme  wiederhorzustellen,  da  die  beiden 


Digilized  by  Google 


214 


Die  Erforschung  des  Finke  River  durch  D.  Lindsays  Expedition. 


Aspasien  wegen  der  Verschmähung  ihrer  Liebenswürdigkeit 
gerade  nicht  gut  gelaunt  zu  sein  schienen.  In  fast  direkt 
nördlicher,  nur  wenig  nach  W abweichender  Richtung  ging 
es  vorwärts,  anfänglich  über  eine  verbrannte  Grasebeno, 
deren  Staub  nicht  sehr  angenehm  war,  dann  folgten  hohes 
Gras  und  tiofe  Risse  im  Boden  infolge  der  Dürre,  und 
schliefslich  kamen  Sanddünen , welche  von  NW  nach  SO 
verliefen.  Dieselben  waren  bedeckt  mit  Spinifex  (porcupine 
gross,  Triodia  irritans),  und  hin  und  wieder  mit.  einem  ver- 
krüppelten Mulgabuscli.  Aufsordem  war  der  Boden  besäet 
mit  grofsen  Prickles,  die  an  dicken  strohartigen  Stielen 
wachsen,  Kugeln  von  J/j — 1 Zoll  Durchmesser  und  mit 
starken  dornonförmigen  Stacheln  bedeckt,  welche  sich  die 
Kamele  laicht  tief  ins  Fleisch  eintreten.  Nach  fünfstün- 
digem Ritte  wurde  ein  Creek  mit  prächtigem  Baumschlage, 
verschiedenen  Arten  Eukalyptus,  erreicht;  aufwärts  längs 
desselben  wurde  die  Vegetation  immor  dichter,  und  oft  waren 
die  Reiter  bis  zum  Sattel  in  einem  Riede  mit  schmalou  dunkel- 
grünen Blättern  versteckt.  Bald  zeigten  Krähen  und  andre 
Vögel  dio  Näho  des  Wassers  an,  welches  um  3|  p.  ra.  gefun- 
den wurde.  Dasselbe  befindet  sich  19  miles  N 8*  W von  Oolo- 
rinna,  9 miles  SO  von  Kitiola  und  12inilos  von  Morrelperinna. 

Der  Rückweg  nach  Oolerinna  wurde  am  9.  Dezember 
längs  des  Ostufers  des  Finke  angetreten ; zunächst  auf  einer 
Strecke  von  6 — 7 miles  gab  es  prächtigen  Raumschlag,  dann 
folgte  überflutete  Ebene  mit  einzelnen  boxtroes  (Eukalyptus- 
Art)  und  Dünen  mit  kleinen  Wasserläufen.  Abends  trafen 
dio  Reisenden  wieder  in  Oolerinna  ein.  Sio  hatten  die 
Zweifel  über  don  Lauf  dos  Finke  glücklich  gelöst , wenn 
auch  nicht  ganz  nach  Erwarten.  Er  verläuft  streckenweise 
in  Dünen,  tritt  nach  Aufnahme  von  Zuflüssen  wieder 
zu  Tage,  überschwemmt  Eboneu  und  bildet  dann  wieder 
selbständige  Wasserläufe. 

Mit  gefüllten  Wasserbehältern  brach  die  ganze  Expe- 
dition am  10.  Dezember  nach  SO  auf;  Lindsay  trennte 
sich  bald,  um  von  einem  Aussichtspunkte  in  don  Dünen  zu 
trinugulieren,  während  Dittrich  die  Wegoaufuahme  bis  zum 
Wasserloche  Durodinna  ausführte.  Dasselbe  liegt  inmitten 
von  boxtrees  am  Fufse  eines  steilon  Hügels,  auf  welchem 
ein  trigonometrisches  Zeichen  sich  befand.  Dio  Herkunft 
desselben  ist  bishor  nicht  aufgeklärt  worden,  da,  soweit  sich 
konstatieren  läfst , Lindsays  Expedition  zuerst  bis  hierher 
vorgedrungen  ist.  Nach  S zu  erstreckten  sich  Sanddünen, 
soweit  das  Augo  roichto.  Um  Lindsay  dio  Wogorichtung 
anzugeben,  liefs  Dittrich  gegen  Abend  das  dürre  Gras  an- 
zünden,  der  Feuerschein  brachte  ihn  glücklich  ins  Lager. 
Er  war,  nachdem  er  das  Gros  der  Expedition  verlassen 
hatte,  4 — 5 miles  nach  Osten  gegangen,  bis  er  nach  Über- 
schreitung einer  Dünenkette  wieder  eine  Eliune  mit  schönem 
Baumschlage  erreichte.  Derselben  war  er  dann  nördlich 
gefolgt  , bis  er  ihren  Austritt  aus  dem  Bette  des  Finke 
unterhalb  Mukra  mittels  des  Furngloscs  konstatieren  konnte ; 
nun  wandte  er  sich  südöstlich  und  schliefslich  südlich  bis  zu 
einem  verlassenen  I/ager  der  Eingebornen,  Etelkerta,  bei  wel- 
chem später  auf  dem  Rückwoge  auch  Brunnen  entdeckt  wurden. 

. Lindsay  hatte  den  äufsorsten  östlichen  Arm  dos  Finke  er- 
forscht; woiter  im  Osten  setzten  sich  dio  Dünen  wie  die 
Wellen  deB  Ozeans  ins  Unendliche  fort;  kein  Baum,  kein 
Strauch  war  sichtbar,  nur  Spinifex,  dessen  hohe  Halme 
sich  wie  Ähren  im  Winde  wiegten. 


Um  die  Dünen  zu  vermeiden,  wurde  am  nächsten  Mor- 
gen eine  Strecke  Wegs  wieder  zurückgeritten,  dann  folgten 
dio  Reisenden  einer  Abzweigung  dos  Wasserlaufes  in  der 
Erwartung,  dafs  er  sich  später  mit  dem  östlichsten  Arme 
wieder  vereinigen  würde.  Dem  war  aber  nicht  so.  Der 
Bauiüwuchs  hörte  schon  bald  nach  dem  Eingänge  ins  Thal 
i auf;  nachmittags  wurde  das  Thal  wieder  versprechender, 
Graswuchs  und  Lehmboden  wechselten  mit  Wasserbetten 
und  tiefem  Sande  ab,  bis  das  Ijager  auf  einer  Ijehmplatte 
mit  trocknem  Graso  und  vereinzelten  Eukalypten  aufge- 
schlagen wurde.  Die  Hügel  von  Durodinna  waren  Uber  dio 
Dünen  hinweg  sichtbar.  Die  Kamele  hatten  kein  Wasser. 
Eine  arge  Plage  während  der  Nacht  waren  Ameisen  und 
Moskitos. 

Nach  vierstündigem  Marsche  stellte  es  sich  am  12.  De- 
zember heraus,  dafs  das  Bett,  in  welchem  die  Expedition 
nach  S zog,  in  den  Dünen  sich  verlor.  Infolgedessen  wand- 
ten sich  Lindsay  und  Dittrich  Uber  mohroro  Dünenketten 
nach  0,  bis  sie  auf  ein  breites,  schönes  Flufabott  stiefsen, 
das  dom  bisher  verfolgten  parallel  verlief.  Da  der  Schwarze 
Charlie  dio  Vermutung  äufserte,  dafs  man  längs  dieses 
Wasserlaufes  das  Wasserloch  Maitiukon  im  Adnumurkina 
Creek  erreichen  könne,  so  wurde  der  Marsch  in  dem  Bette 
fortgesetzt,  aber  auch  dieses  endete  um  Mittag  vor  einem 
steilen  Sandhügel.  Nochmals  wurde  eine  Kotte  von  Saud- 
dünen überstiegen,  bis  ein  neues  Flufsbett  gefunden  wurde, 
und  in  diesem  ging  es  weiter  nach  S ; später  stiefs  man 
auf  ein  breites  von  NO  kommendes  Thal  mit  dichtem  Poly- 
gonum  Muehlenbickia  und  sehr  altou  boxtrees.  Dio  Wassor- 
marke  an  den  Abhängen  der  Dünen  war  über  5 F.  hoch ; 
das  Bett  mufs  also  gelegentlich  ganz  gewaltige  Wasser- 
nüssen fassen. 

Dieser  Flufslauf  mündete  in  einon  breiten  von  NW 
kommenden  Creek  ein , inmitten  einer  mit  schönem  Baum- 
wuchs bestandenen  Ehono;  in  demselben  befand  sich  das 
gesuchte  Wasserloch  Maitiukon,  welches  das  schönste  Wasser 
enthielt,  das  auf  der  ganzen  Reise  gefunden  wurdo.  Das 
Loch  ist  ca  1 mile  lang,  80  Yards  breit  und  fast  überall 
tiof  genug  zum  Schwimmen.  Dio  Kamele  fanden  vorzüg- 
liches Futter,  und  die  Reisenden  einon  reizondon  Platz  zum 
Lagern  unter  einem  riesigen,  hulh  ins  Wasser  hängenden 
Eukalyptus,  welcher  mit  dem  Zeichen  von  Lindsay  markiert 
wurde.  Dio  Lage  war  so  einladend,  dafs  am  nächsten  Tage 
an  diesem  idyllischen  Fleckchen  Erde  gerastet  wurdo,  um 
Generalwäsche  zu  halten  und  den  Tieren  Ruhe  zu  gönnen. 
Zu  Mittag  gab  es  vorzügliche  Enten. 

Am  14.  Dezember  ging  es  wieder  weiter  nach  S,  dem 
Lauf  der  verschiedenen  Creeks  folgend.  Unerträglich  wurde 
die  Hitze,  da  hohe  Hügelreihen  auf  beiden  Seiten  deu  Zu- 
tritt auch  des  leisesten  Windzuges  verhinderten.  Zur  all- 
gemeinen Überraschung  deutete  die  Lage  des  Troibholzos 
auf  entgegenkommende  Strömung  hin,  und  durch  diese  Wahr- 
nehmung wurde  die  Vermutung  angeregt,  dafs  daB  Wasser 
des  Mncumba  in  unmittelbarer  Nähe  von  Maitinken  mit 
dem  Finke  zuBummonstrümo ; der  Überschufs  des  Wassers 
verläuft  sich  in  den  Dünen.  Nur  2 miles  von  Macumba 
entfernt,  dessen  Baumreihen  deutlich  zu  erkennen  waren, 
wurdo  das  Lager  aufgeschlagen  und  eine  äufserst  unge- 
mütliche Nacht  verbracht,  du  Milliarden  von  Ameisen  nie- 
mand zum  Schlafe  kommen  liefsen. 


Digitized  by  Google 


215 


Die  Erforschung  des  Finke  River  durch  D.  Lindsays  Expedition. 


Während  die  Packtiere  nach  dem  Wasserloche  Maitinken 
zurückkehrten,  zogen  Lindgay  und  Dittrich  nach  S weiter, 
um  den  Macumba-Creek  nach  versobiodonen  Richtungen  zu 
untersuchen.  Das  Thal  desselben  ist  eine  2 miles  breite, 
baumreiche  Ebene  mit  zahlreichen  Wasserläufen,  aber  kein 
hübsches  sandiges  Bett  ist  vorhanden.  Ein  Abpat.rouillioron 
nach  Osten  oder  Westen  schien  zwecklos,  denn  im  Osten 
setzten  Sandhügel  den  nach  N austretenden  Gewässern  bal- 
dige Schranken,  und  nach  W zog  sich  die  Ebene  viele  viele 
miles  hin  ; soweit  das  Auge  reichte,  gab  es  keine  Landmarko. 
Nach  eingehender  Beratung,  ob  es  zweckdienlicher  sei,  längs 
des  Macumba  nach  W zur  Telegraphenlinie  zurückzukehren 
oder  den  Finke  abermals  aufwärts  zu  verfolgen,  entschieden 
sich  die  beiden  Reisendon,  zunächst  nach  einem  Ausflüsse 
der  hei  Maitinken  sich  zusammendrängenden  Wassermassen 
zu  forschen  und  dann  den  östlichsten,  noch  nicht  untersuch- 
ten Arm  des  Finko  zu  untersuchen. 

In  der  nächsten  Nacht  fiel  Regen,  und  trat  eine  gegen 
die  letzten  heifsen  Tage  angenehm  abstechendo  Kühle  ein; 
auch  am  Morgen  regnete  es  wieder.  Da  nach  Angabe  der 
bei  Maitinken  sich  einstollcnden  Schwarzen  wirklich  ein 
Ausfluls  nach  Osten  vorhanden  sein  soll,  so  machte  sich 
Lindsay  auf  die  Suche  und  nach  achtstündigem  Ritte  brachte 
er  die  Nachricht  von  der  Auffindung  dioses  Ausflusses  zu- 
rück. Denselben  weiter  zu  verfolgen , brach  lindsay  mit 
Dittrich  und  einem  angeblichen  Vetter  von  Charlie,  mit 
Namen  Fortnight,  am  17.  Dezember  auf.  Der  Ausflufs 
zeigte  sich  als  breite  Ebene  nüt  schönen  gum-  und  boxtrees, 
Gedye-  und  Mulgabusch  &c.  bestanden.  Fünf  schöno  Ge- 
wässer befanden  sich  in  derselben,  von  welchen  das  mittlere, 
Ickelden,  bereits  dem  Macumba  angehörte,  denn  von  da  aus 
kam  die  Strömung,  wie  18  miles  westlich  am  Adnumurkina 
Creek,  den  Reisenden  entgegen.  Der  Macumba  tritt  also 


in  die  weiten  Ebenen  im  Norden  aus  und  vereinigt  sein 
Wasser  mit  dem  des  Finke,  das  dann  teils  verdunstet,  teils 
von  den  Sanddünen  aufgesogen  wird.  Bei  Angaran,  18  miles 
östlich  vom  letzten  Lagor  am  Macumba,  erkannten  Lindsay 
und  Dittrich  die  Baumreihen  des  Flufsbettes  wieder. 

Nach  einer  schrecklichen  Nacht,  in  welcher  Muskitos 
und  Ameisen  miteinander  wetteiferten,  niemand  Ruhe  zu 
gönnen,  erfolgte  dor  Aufbruch  schon  bei  Morgengrauen,  und 
immer  dem  östlichen  Rande  der  Ebene  folgend,  trafen  die 
Reisenden  gegen  Mittag  wieder  in  Maitinken  ein.  Die  ganze 
Gegend  ist  reich  und  wortvoll,  in  den  letzten  Jahren  hat 
sie  überflufs  an  Wasser  gehabt,  doch  bezweifelt  Dittrich, 
dafs  dasselbe  permanent  fliefst.  Doch  wird  es  leicht  sein, 
durch  Graben  stets  Wasser  im  Bette  des  Finke  zu  er- 
halten. 

Der  Rückweg  wurde  um  19.  Dezember  angetreten  in 
baumreicher  Ebene , welche  als  östlichster  Arm  des  Finke 
angesehen  wurde.  Am  nächsten  Tage  stellte  sich  aber 
heraus,  dafs  dies  nicht  der  Fall  war;  der  WasBerlauf  wurde 
schmäler  und  schmäler  und  wandte  sich  immer  mehr  nach 
Westen.  Im  rechten  Winkel  setzte  die  Expedition  Uber 
Sandhügel,  überschritt  einige  ebenso  grofso  Wasserläufe,  wie 
den  am  vorhergehenden  Tage  verfolgten,  und  kam  schliefe- 
lieh  in  eine  breite  Ebene  mit  schönen  box-  und  gumtrocs, 
den  gewünschten  östlichen  Arm  des  Finke.  Sand  und 
Spinifex,  soweit  das  Auge  reichte,  zeigten  am  Ostrande  des 
Thaies  an,  dafs  hier  wirklich  das  Endo  erreicht  war.  Nach- 
dem Lindsay  das  Thal  abwärts  noch  rekognosziert  hatte, 
ging  es  nach  N weiter  und  nach  kurzem  Aufenthalt  an  don 
Wasserlöchern  Etelkerta,  wo  die  Brunnen  der  Eingebornen 
mit  Hilfe  von  Fortnight  aufgedeckt  wurden,  und  in  Oolerinna, 
traf  die  Expedition  am  23.  Dezember  wieder  in  Dalhousie- 
Station  ein. 


Geographischer 

Afrika. 

Durch  einen  am  15.  Mai  d.  J.  in  Paris  abgeschlossenen 
Vertrag  haben  Frankreich  und  Portugal  über  die  Abgrenzung 
ihrer  Gebiete  in  Guinea  und  im  Gebiete  nördlich  vom  Kongo 
sich  in  folgender  Weise  geeinigt.  Portugieeitch-  Guinea  wird 
durch  eino  Linie  bestimmt,  weloho,  ausgehend  vom  Roxo- 
See , nach  den  Terrainverhältnissen  in  möglichst  gleicher 
Entfernung  zwischen  den  Flüssen  C'azamance  und  San  Do- 
mingo de  Cacheu  bis  zum  Schnittpunkte  von  17®  30' 

W.  L.  v.  P.  (15°  10'  W.  v.  Gr.)  und  12*  40'  N.  Br.  ver- 
läuft und  dann  diesem  Breitengrade  folgt,  bis  16°  W.  v.  P. 
(13°  40'  W.  v.  Gr.);  16°  W.  v.  P.  bildet  die  Ostgrenze  bis 
11°  40'  N.  Br;  die  Südgrenze  geht  aus  von  der  Mündung 
des  Rio  Cajet,  gelegen  zwischen  der  an  Portugal  fallenden 
Inael  Catak  und  der  an  Frankreich  fallenden  Insel  Tristäo, 
und  verläuft  nach  den  Terrainverhältnissen  in  möglichst 
gleichen  Abständen  zwischen  den  Flüssen  Componi  (Tabati) 
im  S und  Cassini  im  N , dann  zwischen  dem  nördlichen 
Zuflufs  des  Componi  und  dem  südlichen  Zu  Aufs  des  Cas- 
sini (Gewässer  von  Kakondo),  später  demjenigen  des  Rio 
Grande  bis  zum  Schnittpunkte  von  16°  W.  v.  P.  (13°  40' 
"W.  v.  Gr.)  und  11°  40'  N.  Br.  An  Portugal  fallen  alle 


Monatsbericht. 

Inseln  zwischen  dem  Längengrade  des  Kap  Roxo,  der  Küste 
und  einer  Linie,  welche,  von  der  Mündung  des  Rio  Cajet 
ausguhoud , durch  den  Passe  - des  - Pilotes  nach  SW  bis 
10°  40'  N.  Br.  und  auf  diesem  Breitengrade  bis  zum 
Längengrade  des  Kap  Roxo  verläuft.  Nach  diesen  Bestim- 
mungen Uberläfst  Portugal  an  Frankreich  die  Besitzung 
Ziguinchor  am  Cazamance,  während  Frankreich  seine  An- 
sprüche auf  Bissasma  und  die  Ufer  des  Cassini  aufgibt. 
Portugal  erkennt  ferner  das  französische  Protektorat  über 
Futa  Djallon  an,  während  Frankreich  sich  verpflichtet,  die 
von  den  Almamys  den  Portugiesen  eingeräumten  Vorrechte 
nicht  abzuändern.  — Die  portugiesische  Kolonie  Kabinda , 
nördlich  vom  Kongo,  orhält  eine  beträchtliche  Erweiterung 
nach  N;  die  nördliche  Grenzlinie  geht  aus  von  dem  Zu- 
sammenflüsse des  Loema  oder  Luisa  Loango  und  dem  Lu- 
binda,  verläuft  soweit  als  möglich  und  nach  den  Terrain- 
verhältnissen in  gleicher  Entfernung  zwisohon  beidon  Flüssen 
und  soll  von  der  nördlichsten  Quelle  des  Flusses  Luali, 
eines  südlichen  Tributäre  des  Loema,  der  Wasserscheide 
zwischen  den  Gebieten  des  Loema  und  des  Chiloango  fol- 
gen bis  10°  30'  ö.  L.  ▼.  P.  (12°  50'  ö.  L.  v.  Gr.), 
dann  diesem  Längengrade  bis  zum  Chiloango  folgen,  dessen 


Digitized  by  Google 


216 


Geographischer  Monatsbericht. 


Lauf  bis  zur  Mündung  des  Luculla  bereits  die  Grenze  des 
Kongo-Staates  bildot  (s.  Wortlaut  des  Vortrages  in  La  Ga- 
zette guogr.  1886,  Nr.  21,  p.  410). 

N W - A f r i k a.  — Zu  einer  Forschungsreise  wider  Wil- 
len gestaltete  sich  die  von  Dr.  R.  Janntuch,  dem  rührigen 
Vorsitzenden  des  Berliner  Zentralvereins  für  Handelsgeo- 
graphie,  geleitete  Hundelsexpodition  nach  Hiifon  der  Mittel- 
inoerländer.  Om  mit  den  Ländorstrichen  südlich  und  süd- 
westlich von  Marokko  in  direkten  Vorkohr  zu  treteil,  machte 
Dr.  Jannasch  am  24.  März  südlich  von  Kap  Nun  einen 
Landungsversuch,  in  der  Brandung  konterte  das  Boot,  von 
dessen  Besatzung  zwei  Personen  ertranken ; der  Führer 
selbst  mit  sechs  Begleitern  erreichte  glücklich  das  Land  an 
der  Mündung  des  Flusses  Schwika.  Da  die  Rückkehr  zum 
Schiffe  durch  die  andauernd  starke  Brandung  vorhindert 
wurde , so  traten  die  Geretteten  den  Marsch  nach  N an, 
erreichten  nach  vier  Tagen  unter  grofsen  Entbehrungen 
Uber  ein  ödes  Plateau  den  Wad  Draa,  wo  sie  von  Am- 
bern aufgeuommou  wurden.  Nach  läugerer  Gefangenschaft 
unter  diesem  auf  seine  Selbständigkeit  pochenden  Stamme 
und  häufigen  Gefahren,  ermordet  zu  werden,  wurdon  sie 
am  10.  April  an  den  Kaid  von  Glimim  im  Wad  Nun  aus- 
geliefert und  von  diesem  am  26.  April  dem  Sultan  von 
Marokko,  welcher  mit  einer  starken  Armee  nach  Süden 
zog,  im  Wad  Mosa  übergobcn.  Am  3.  Mai  trafen  die  Rei- 
sondon  in  Mogador.  wieder  oin.  Zum  Teil  fällt  Dr.  Jan- 
naschs  Route  mit  derjenigen  von  Leop.  Pauet  von  1850 
zusammen.  (Export  1886,  Nr.  24.) 

Ostäquatorialafrika.  — Durch  einen  glücklichen  Zufall 
ist  das  Tagebuch  dt»  Bitchoft  Hannington  in  die  Hände  der  eng- 
lischen Missionaro  in  Rubaga  gekommen,  und  oino  Abschrift 
desselben  nach  England  gosandt  worden,  wo  es  von  der  Church 
Missionar}-  Society  baldigst  veröffentlicht  werden  wird.  Wie 
Mr.  Mackay  mitteilt,  geht  aus  dem  Tagebuche  hervor,  dafs 
Bischof  Harinington  mit  geringen  Abweichungen  die  Route  von 
Thomsons  Rückreise  aus  dem  Massai -Lande  verfolgte;  es 
reicht  vom  23.  Juli  bis  zum  6.  Oktober,  der  Ankunft  in  Sakwas 
bei  Kwo-Sundu  am  NO-Ende  des  Victoria-Sees.  Das  aus- 
führliche Schreibt»  Mackays  (Church  Mission.  Intell.,  Juni 
1886),  welcher  bereits  im  8.  Jahre  in  Uganda  weilt,  schil- 
dert eingehend  die  Zeit  der  Gefahr  für  die  englischen  Missio- 
nare, gogen  deren  Leben  seitens  des  jungen  argwöhnischen 
Königs  ebenfalls  ein  Anschlag  geschmiedet  war;  ihre  Lago 
war  um  so  gefährdeter,  als  dur  Argwohn  dos  Königs  be- 
stärkt wurde  durch  das  gleichzeitige  Eintreffen  von  Bischof 
Hannington  in  Usoga,  von  I)r.  Fischer  in  Kagei,  von  Briefen 
des  8ultans  von  Sansibar,  des  englischen  Residenten,  Dr.  Kirk, 
und  von  der  ägyptischen  Regierung  an  Dr.  Emin-Boi,  und 
von  wiederholten  Hilfsgesuchon  des  letztem.  Wenn  es  uueh 
gelang,  durch  Vorsicht  und  diplomatisches  Verhalten  die 
unmittelbare  Lebensgefahr  zu  beseitigen,  so  konnten  Mackay 
und  Genossen  doch  nur  wenig  zur  Unterstützung  von  Emin- 
Bei  thun;  nur  rechtzeitig  vermochten  sie  Dr.  Fischor,  wel- 
cher nach  dem  Kate  der  in  Uganda  weilenden  Araber  nach 
Rubaga  gelockt  und  ebenfalls  ermordet  werden  sollte,  eine 
Warnung  zukommen  zu  lassen,  worauf  derselbe  sofort  den 
dirokteu  Marsch  nach  Uiyoro  fortsetzte.  Von  Uganda  könnon 
Emin-Boi  und  Genossen  Unterstützung  nicht  erwarten , da 
Mwanga  nicht  einmal  die  für  denselben  bestimmten  Bot- 
schäften  passieren  läfst.  Auch  die  an  die  Missionare  ge- 


richteten Briefe  Eroins  sind  nicht  in  deren  Besitz  gelangt. 
Mackay  schreibt  in  seinem  Berichte  an  die  Missionsgesell- 
schaft, von  dem  ein  nicht  gedruckter  Teil  uns  freundlichst 
zur  Verfügung  gostellt  wurde: 

„Vor  einigen  Moniten,  als  die  Kunde  hierher  drans,  dafe  Kmin  in  dn 
Nachbarschaft  von  ltionga  »ich  befand,  verwehte  ich  wiederholt,  den  Käsig 
und  Kitikiro  au  «einer  1’ntentUtxung  zu  veranlassen,  da  Kmin  ein  alter 
Freund  von  Mtma  »ei;  »tete  bekam  ich  unwahre  Auidliichte  zur  Antwort, 
dafa  ihm  entweder  Hilfe  ceaandt  aei  oder  gesandt  werden  »olle.  Nach  und 
nach  verschwand  dieser  Gegenstand  von  dor  Tagesordnung , bis  er  durch 
die  Uncfe  von  der  Küste  wieder  angeregt  worden  i»t.  Wir  können  höch- 
stens durchsetzen,  dafs  der  Köniz  den  Brief  der  ägyptischer!  Iterierung, 
welcher  von  Sir  John  Kirk  eingesendet  worden  ist,  an  Kmin -Bei  weiter 
sendet,  während  wir  eelbst  Stoffe  und  Vorräte  ihm  auschicken  wollen.  — 
Da»  für  Kinin  lxotimmte  Schreiben  wurde  vom  König  eröffnet,  und  ein  ara- 
bischer Brief  ron  Xubar  Pascha  wurde  ron  einem  arabischen  Händler,  Ma- 
hnmet  au»  Tripolis,  entziffert;  da  von  Soldaten  und  Offizieren  darin  die 
Rede  ist,  au  geriet  der  König  in  noch  gtöfsere  Angst  ul»  znror,  und  die 
Absicht,  die  Briefe  durch  Vermittelung  ron  Kabrega  von  L'njoro  an  Bmin 
gelangen  «u  lassen,  scheint  jetzt  aufgegeben. 

„Der  Tripolitanor  Mihomet  bin  Mahomet  erzählte  mir,  dafs  wahrend 
seiner  jüngsten  Anwesenheit  in  l'njoro  Boten  ron  Kmin-Bei  ein  trafen,  mit 
14  Krasileh  Klfenbein,  weicheg  egen  Stoffe  verkauft  werden  sollten;  er  hatte 
eine  Aniohl  Dollars  und  undre  kleine  Geschenke  für  dio  arabischen  Händler 
in  Kabaregas  Hauptstadt  heigefügt.  Auch  Briefe,  an  die  französischen 
Missionare  und  an  uni  aelbst  gerichtet,  waren  bei  der  Sendung,  aie  sind 
aber  von  einem  entlaufenen  Küsteubewobner  aurtickbehalten  worden;  er  will 
diese  Briefe  bei  seiner  Bückkehr  an  die  Kiisto  mitnehmen , da  er  für  di* 
Ablieferung  eine  Belohnung  Tom  Sultan  von  Sansibar  erwartet.  Bmin  sollte 
sich  10  Tagereisen  von  Kahsregns  Hauptstadt  befinden.  Stoffe  waren  zur 
Zeit  uieht  vorhanden,  und  so  nahm  der  König  von  Uojoro  das  Klfenbein 
einstweilen  in  Verwahrung.” 

Durch  diese  Mitteilungen  Mackays  wird  es  immer  mehr 
zur  Gewifsheit,  dafs  die  Lage  Emins  und  seiner  Gefährten 
weit  gefährdeter  ist,  als  man  in  Deutschland  angenommen 
hat.  Auch  von  andrer  Seite  wird  bestätigt,  daTti  die  Auf- 
regung unter  den  arabisohen  Händlern,  teils  durch  das  Vor- 
gehen der  Ostafrikanischen  Gesellschaft , teils  durch  die 
Konkurrenz  deutscher  Handelskarawanen  im  Wachsen  ist, 
und  dafs  sie  sich  bemühen,  im  Innern  die  Stämme  gegen 
deutsche  Reisende  aufzuwiegeln.  Dr.  Fischer,  weloher  hof- 
fentlich schon  soit  geraumer  Zeit  iu  Unjoro  eingetroffen  ist, 
wird  mit  grofsor  Vorsicht  zu  Werke  gehen  müssen,  um 
diesen  hindernden  Einflufa  zu  beseitigen. 

Eine  neue  Route  von  der  0»lkii»te  nach  dem  Nyatta  haben 
Graf  Pfeil  und  Leut.  Schlüter  von  der  Deutsch-Ostafrikani- 
schen  Gesellschaft  eröffnet , indem  sie  von  Usagara  aus 
durch  Uhebe  nach  Mahengo  zogen  und  uach  einem  Vor- 
stofs  längs  des  Urauga  nach  dem  Nyaasa  auf  dem  kürze- 
sten Wege  direkt  nach  Kiloa  Kiwindje  an  die  Küste  zu- 
rückkehrten. Ein  Bericht  über  diese  Reise  ist  allerdings 
noch  nicht  veröffentlicht,  wohl  aber  ist  dio  Routo  auge- 
deutet auf  dor  Karte  von  Zentral-  Oltafrika  (Berlin , Engel- 
hardt 1886.  M.  2, so),  welche  Dr.  P.  Engelhardt  und  J. 
v.  Wenticrski  mit  Benutzung  des  Materiales  dor  Deutsch- 
Oatafrikanischen  Gesellschaft  entworfen  habon.  Dieses  Ma- 
terial bezieht  sich  in  erster  Linie  auf  dio  Abgrenzung  der 
von  der  Gesellschaft  erworbenen  Gebiete , auf  dio  Eintra- 
gung der  Routen  von  Dr.  Poters,  Graf  Pfeil,  Dr.  Jülilke, 
Leut.  Schlüter  u.  a. , auf  die  Bezeichnung  der  deutschen 
Stationen.  Die  Grundlage  der  iu  1:3000000  gezeichne- 
ten Karte  bilden  selbstverständlich  die  Kartenwerke  von  E. 
Ravenstein  und  Lannoy  de  Bissy,  auch  sind  eine  Reihe  der 
wichtigsten  nouorn  Forschungen , so  von  Giraud , O’Neill, 
Thomson,  Fischor  u.  a.  berücksichtigt  worden.  Nicht  benutzt 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


217 


wurden  die  Routen  der  katholischen  Missionen  in  Useguha, 
Wadoe,  Ukami  und  Nguru.  Unerklärlich  bleibt  die  von 
CI.  Denhardts  Darstellung  abweichende  Zeichnung  des  Tana- 
Flusses;  Denhardts  fernster  Punkt,  Massa,  wird  entgegen 
seiner  Angabe  um  fast  25’  nach  Westen  verschoben,  wo- 
durch die  ganze  Richtung  des  Flufslaufes  beeinträchtigt 
wird.  Die  Karte  gibt  übrigens  einen  neuen  Beweis,  dafs 
die  durchgängige  Anwendung  der  Rundschrift  auf  Karten 
nur  auf  Kosten  der  Lesbarkeit  und  Deutlichkeit  erfolgt. 
Über  die  Entstehung  und  die  Bestrebungen  der  Deutsch- 
Ostafrikanischen  Gesellschaft,  welche  durch  die  Energie 
ihres  jugendlichen  Vorsitzenden,  Dr.  Carl  Peters,  mit  einem 
Schlage  in  den  Mittelpunkt  der  Kolonialpolitik  vorgeschoben 
wurde,  gibt  J.  Wagner  in  seinem  Werke:  ,,  Deutsch  - Ost- 
afrika“, Geschichte  der  Gesellschaft  fiir  deutsche  Koloni- 
sation und  der  Deutsch  - Ostafrikanischen  Gesellschaft  (8°, 
111  SS;  Berlin,  Engelhardt,  1886)  erwünschten  Aufschlufs. 
Mau  mag  über  den  Wert  der  OBtafrikanischen  Besitzungen 
urteilen , wio  man  will ; man  mag  noch  so  geringo  Hoff- 
nungen auf  ihre  gedeihliche  Entwickelung  und  ihren  künf- 
tigen Wert  für  das  Deutsche  Reich  setzen,  die  Anerken- 
nung kann  auch  der  grundsätzliche  Gegner  von  Kolonial- 
erworbungen den  Unternehmern  nicht  versagen,  dafs  sie 
mit  Umsicht  und  Entschlossenheit  ihre  schwierige  Aufgabe 
angegriffen  und  bisher  fortgesetzt  haben.  Die  Schrift,  welche 
auf  amtlichen  Quellen  der  Gesellschaft  beruht,  erzählt  zu- 
nächst die  Vorgänge,  welche  zu  ihrer  Gründung  dou  An- 
stofs  gaben,  geht  dann  über  zu  der  ersten  Unternehmung, 
Dr.  Peters’  Usagara-Expedition , deren  Verlauf  ausführlich 
dargelegt  wird.  Die  Ausführung  derselben,  die  Erwerbung 
der  Landschaften  Useguha,  Nguru,  Usagara  und  Ukami  ge- 
lang wider  Erwarten  schnell,  da  die  Mitglieder  sowohl  auf 
der  Ausreise,  wie  auch  in  Sansibar  ihre  Ziele  vortrefflich 
zu  verheimlichen  vorstanden  hatten.  Auch  über  die  übrigen 
Unternehmungen,  die  Reisen , welche  zur  Ausdehnung  der 
Erwerbungen  der  Landschaften  bis  zum  Rufidschi  im  S 
und  zum  Tana  im  N,  sowie  im  Somali-Lande  führten,  gibt  | 
der  Verfasser  Aufklärung.  Ob  alle  diese  Landschaften,  na- 
mentlich dns  Küstengebiet,  im  Besitz  der  Gesellschaft  bleiben 
werden,  das  hängt  von  der  Entscheidung  der  in  Sansibar  tagen- 
den deutsch -englisch- französischen  Kommission  ah.  Jeden- 
falls wird  genügoud  übrig  bleiben,  um  eine  kolonisatorische 
Thätigkeit  zu  entfalten.  Jetzt,  nachdem  politische  Neben- 
buhler nicht  mehr  zu  fürchten  sind , wird  es  Aufgabe 
der  Gesellschaft  sein  zu  zeigeu,  dafs  sie  ebenso  umsichtig 
zu  organisieren  weifs,  wie  kühn  zu  erwerben. 

Eine  weit  eingehendere  Schilderung  eines  der  neuen  deut- 
schen Schutzgebiete,  der  Landschaft  Useguha  nobst  Ukwere 
und  Udoe,  biotet  der  katholische  Missionar  Pater  Jh'rarda, 
welcher  in  der  Station  Mnudera  nördlich  vom  Wami  sein 
Heim  aufgeschlagen  hat.  Er  gibt  (Missions  catholiques  1886, 
Nr.  880  — 8‘JO)  zunächst  eine  kurze  Übersicht  über  die 
topographischen  Verhältnisse  dieses  Gebietes,  schildert  Hora 
und  Fauna  und  verweilt  dann  mit  grofser  Ausführlichkeit 
bei  den  Bewohnern,  den  Wasiguha,  deren  Anschauungen, 
Lebensweise , Thätigkeit  &c.  er  eingehend  darlogt.  Eine 
detaillierte  Skizze , welche  auf  topographische  Genauigkeit 
keinen  Anspruch  machen  kann,  gibt  einen  Überblick  über 
die  Umgegend  von  Mandera. 

Südafrika.  — Der  Gründer  der  katholischen  Mission 
Pdetmson«  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  VII. 


im  Ovampolande,  Pater  Duparqutt , hat  seinen  Wirkungs- 
kreis nach  NO  ausgedehnt  und  ist  bis  in  das  Gebiet  der 
Amboellas  zwischen  Cuneno  und  Cubango  (Okavango),  wel- 
ches von  der  Expedition  Capcllo  und  Ivens  durchkreuzt 
worden  ist , vorgedrungen.  Von  Humbe  aus , der  letzten 
portugiesischen  Station  am  Cunene,  bat  er  die  Landschaf- 
ten Evaro  und  Hauda  durchreist  und  im  Amboelia  - Laudo 
unter  15°  8'  S.  Br.  und  16®  14'  ö.  L.  v.  Gr.  eine  neue 
Station,  Notre-Dame  des  Amboellas,  errichtet;  dieselbe  liegt 
unter  1350  m Höhe  am  rechten  Ufer  des  Okashitanda, 
eines  linksseitigen  Tributärs  des  Cunene.  Durch  diu  Land- 
schaften Handa  und  Evare  (liefst  der  Kuerahi , welcher  in 
dem  Evare -See  endigt;  derselbe  ist  nicht  dem  Cunene 
tributär,  wio  Duparquot  früher  nach  Erkundigungen  ange- 
nommen hatte.  Dor  für  die  Erforschung  seines  Gebietes 
sich  lebhaft  bemühende  Missionar  versichert  ausdrücklich, 
dafs  der  Cunene  keine  Abzweigungen  ins  Ovampoland  ent- 
sendet. (C.  R.  Soc.  do  geogr.,  Paris  1886,  Nr.  10.) 

Eine  neue  Bestätigung,  dafs  dio  Wesigrenu  ran  Trans- 
vaal eine  beträchtliche  Verschiebung  nach  Westen  er- 
fahren mufs  gegen  die  bisher  übliche  Darstellung  der 
Karten , liefert  das  neuoste  umfangreiche  englische  Blau- 
buch (C  4643) , welches  namentlich  die  Mission  von  Sir 
Ch.  Warren  zur  Ordnung  der  Verhältnisse  im  Betschuanen- 
Lande  zum  Gegenstände  hat.  Unter  den  zahlreichen  Kar- 
ten und  Plänen  vordient  namentlich  dns  von  Capt.  C.  R. 
Conder,  welcher  durch  seine  Vermessung  von  Palästina  als 
tüchtiger  Topograph  sich  bewährt  hat,  entworfene  Blatt: 
„Survoy  of  the  Eastern  Border  of  Bechuanaland4 , Beach- 
tung, da  es  die  Grundlage  für  die  richtige  Darstellung  de? 
Grenzgebietes  schafft-  Kopjo  Enke),  von  welchem  Hügel 
die  neue  Grenze  von  der  Grenzlinie  von  1881  abzweigt, 
kommt  um  29'  westlicher  zu  liegen,  Kunana  sogar  um  33'. 
Das  Heft  enthält  aufserdem,  leider  nicht  immer  in  geniefs- 
barer  Form,  eine  Fülle  von  Mitteilungen  über  topographi- 
sche, physikalische,  geologische,  ethnographische  und  kom- 
merzielle Verhältnisse  des  Betschuanen  - Landos  und  dor 
angrenzenden  Gebiete,  Berichte  über  die  Handelsstrafsen 
nach  dem  Ngami-See,  dem  Sambesi  und  in  das  Matabele- 
Laud,  Erkundigungen  über  die  Beschaffenheit  und  dio  Be- 
wohner der  Kalahari;  kurz  es  ist  eine  wahre  Fundgrubo 
für  die  Geographie  Südafrikas.  Abweichend  von  der  Er- 
klärung des  Missionsarztes  Dr.  Morensky  über  den  Ursprung 
des  Namens  Stella- Land  (s.  Mitteil.  1885,  S.  428,  Anm.), 
gibt  das  Blnubnch  an , dafs  dieser  Name  von  den  Boeren 
gewählt  worden  sei,  woil  im  J.  1882,  als  der  Krieg  zwi- 
schen den  Häuptlingen  Massouw  und  Mankoroatie  stattfand, 
und  sie  sich  des  Landes  bemächtigt,  der  grofse  Komet 
sichtbar  war.  Hoffentlich  wird  eine  zusammenfassendo 
Schilderung  über  die  Thätigkeit  Warrens  und  der  Grenz- 
kommission nicht  aushleiben. 

Inseln.  — Nachdem  bereits  Ende  1885  durch  die 
Vermittelung  des  französischen  Naturforschers  Humblot  eiu 
Sultan  der  Insel  Grofs-Coraoro  die  französische  Schutzherr- 
schaft anerkannt  und  durch  das  Eingreifen  der  französi- 
schen Murine  dio  Herrschaft  über  dio  gauze  Insel  an  sich 
gerissen  hatte,  ist  durch  einen  an»  24.  April  auf  der  Insel 
Johanna  Unterzeichneten  Vertrag  das  französische  Protektorat 
übor  dio  ganze  Inselgruppe  der  Comoren  ausgedehnt  wor- 
den. Die  lusel  Mayotte,  welche  bereits  seit  1845  unmit- 

28 


218 


Geographischer  Monatsbericht 


telbare  französische  Kolonie  ist,  bleibt  von  diesem  Vertrage 
selbstverständlich  ausgeschlossen. 

Australien  und  Inseln  des  Grofsen  Ozeans. 

Kleinere  Inseln.  — Das  deutsch  - englische  Abkom- 
men vom  17.  Mai  1885,  durch  welches  die  Grenzen  der 
beiderseitigen  Besitzungen  in  Neuguinea  festgestellt  wur- 
den, hat  durch  eine  am  6.  April  1886  in  Berlin  Unter- 
zeichnete Erklärung  eine  Erweiterung  erfahren,  durch  welche 
die  deutschen  und  englischen  Machtephären  im  westlichen  Stil- 
len Oiean  begrenzt  worden  sind.  Nach  Abschnitt  II  dieser 
Erklärung  (Reichsanzeiger  3.  Mai  1886)  geht  die  Demar- 
kationslinie von  der  Grenzo  des  deutschen  und  britischen 
Anteils  an  Neuguinea,  von  einem  Punkte  in  der  Nähe  von 
Mitrc  Rock  unter  8°  S.  Br.,  aus  und  verläuft  bis  154°  0.  L. 
auf  8°  S.  Br.;  ihr  weiterer  Verlauf  ist  fustgestellt  durch 

die  Punkte  7°  15'  S.  Br.  und  155°  25'  0.  L.;  7°  15' 

S.  Br.  und  155°  35'  ö.  L.  ; 7*  25'  S.  Br.  und  156°  40' 
ö.  L.;  8°  50'  S.  Br.  und  159°  50'  ö.  L.;  6°  N.  Br. 

und  173°  30'  0.  L.;  15°  N.  Br.  und  173°  30'  0.  L. 

Aufser  dem  Bismarck- Archipel  (Neubritannien,  Neu -Ir- 
land &c.),  welcher  bereits  durch  den  Vertrag  vom  1 7.  Mai 
1885  als  deutsches  Schutzgebiet  anerkannt  worden  ist, 
fallen  durch  dio  vorliegende  Erklärung  in  den  Bereich  der 
deutschen  Machtsphäre  im  Salomon- Archipel  die  Rougain- 
ville-,  Choiseul- ')  und  Isabel-  (oder  Mahaga-),  sowie  die 
kleinern  St.  George-,  Shortland-  und  Gower-luseln,  die  iso- 
lierte Pleasant  -Insel  und  endlich  der  Marshall  - Archipel. 
Vom  Salomon -Archipel  verbleiben  New  Georgia-,  Guadal- 
canar-,  Malayta-  und  San  Christoval-  (oder  Arossi-)  und 
einige  kleinere  Inseln  der  britischen  Machtsphäre.  Im  Hin- 
blick auf  dio  noch  höchst  ungenügende  Aufnahme  des 
Salomon -Archipels  bestimmt  Abschnitt  V der  Erklärung, 
dafs  die  Grenzlinie,  sobald  durch  neuere  Vermessungen 
irgend  welche  Inseln  auf  den  jenseitigen  Teil  der  Grenze 
verlegt  werden,  in  der  Weise  geändert  werden  soll,  dafs 
solclio  Inseln  auf  derselben  Seite  der  Linie  erscheinen,  auf 
welcher  sie  jetzt  auf  den  der  Erklärung  zu  Grunde  liegen- 
den Karten  angegeben  sind.  Die  Erklärung  findet  keine 
Anwendung  auf  die  Samoa-,  Tonga -Inseln  und  die  Niue- 
(Savage-)  Insel,  welche  neutrales  Gebiet  bleiben. 

Unmittelbar  nach  Abschlufs  dieser  Erklärung  ist  von 
der  englischen  Marine  von  der  kleinen  Gruppo  der  Eermadeo- 
Inttln  Besitz  ergriffen  worden.  Dieselben  liegen  nordöst- 
lich von  Neuseeland  auf  halber  Route  nach  den  Tonga- 
Inseln  zu. 

Amerika. 

Vereinigte  Staaten.  — Der  lange  gehegte  und 
sehr  gerechtfertigte  Wunsch  nach  Herstellung  einer  ein- 
heitlichen , nach  denselben  Gesichtspunkten  bearbeiteten, 
den  gesamten  Bundesstaat  umfassenden  topographischen  Kurte 
der  Vereinigten  Staaten  scheint  jetzt  endlich  der  Verwirk- 

l)  Die  einheimwehen  Namen  der  BouzanmUe-  und  Choiseul -Insel 
sind  noeb  nicht  bekannt ; es  würde  eine  dankenswerte  Aufgabe  für  die 
Oftlaiere  der  deutschen  klarine  »in,  welche  voraussichtlich  jetzt  durch 
häufigere  Fahrten  die  deutschen  Interessen  in  der  noch  wenig  bekannten 
Salomon  • Gruppe  unterstützen  wird , die  Namen  dieser  Inseln  xu  erfngeu, 
welche  jedenfalls  besser  geeignet  sind , die  von  den  Kntdcckem  gegebenen 
Namen  xu  ersetzen  als  neue  deutsche  Bezeichnungen. 

's. 


liebung  entgegenzngohen.  Allerdings  handelt  es  Bich  noch 
nicht  um  eine  neue  Vermessung,  welche,  etwa  nach  Art 
der  europäischen  Generalstabsaufnahmon , das  ganze  Land 
mit  gleicher  Genauigkeit  und  mit  den  neuern  Hilfsmitteln 
der  Wissenschaft  niederlegen  soll , sondern  um  Schaffung 
einer  kartographischen  Grundlage  für  andre  Zwecke,  nament- 
lich zur  Ausführung  einer  geologischen  Karte  der  Verei- 
nigten Staaten;  Major  Powell , der  Leiter  der  geologischen 
Aufnahme,  welcher  mit  dieser  Aufgabe  betraut  wurde,  hat, 
wie  er  in  der  Einleitung  zum  Fourth  Annual  Report  mit- 
teilt,  den  Plan  gefafst,  als  Grundlago  fUr  diese  geologische 
Karte  zunächst  eine  topographische  Karte  im  Mafsstabo 
1:250000  (ca  4 miles  to  an  inch)  herstellen  zu  lassen, 
und  zwar  mit  Benutzung  aller  vertrauenerweckenden  Ar- 
beiten, welche  über  einzelne  Gebiote  vorliegen,  namentlich 
vou  Kings  Aufnahme  des  40.  Parallelgrades,  Haydens  Ver- 
messung der  Territorien,  Powells  Aufnahme  der  Rocky  Moun- 
tains, Wheelers  Mappierung  im  W dos  100.  Meridians,  so- 
weit ihr  Mafsstah  eine  Benutzung  gestattet,  dio  geodätischen 
Arbeiten  der  Küstenvermessung  u.  a.  Allo  diese  Arbeiten 
umfassen  aber  oinen  verbältnismäfsig  nur  äufserst  geringen 
Teil  der  Vereinigten  Staaten,  und  namentlich  für  die  Ost- 
staaten ist  nur  ein  sehr  wenig  zuverlässiges  Material  vor- 
handen, so  dafs  hier  eigne  Aufnahmen  in  Angriff  genom- 
men werden  müssen.  Dio  Torrainverhältnisse  sollen  auf 
dieser  Karte  durch  Höhenkurven  von  je  200  F.,  in  einzel- 
nen Gebieten  von  je  25  F.  zum  Ausdruck  kommen ; natür- 
lich werden  diese  Kurven . da  wirkliche  Nivellements  nur 
in  wenigen  Gebicton  ausgeführt  wurden,  zum  Teil  auf 
Mutmafsung  und  Kombination  gemessener  Punkte  beruhen. 
Die  Karte  soll  in  einzelnen  Blättern,  wolche  einen  Längon- 
und  einen  Breitengrad  umfassen,  zur  Ausgabe  gelangen. 

In  der  Tagespresse,  wie  auch  in  einzelnen  geographi- 
schen Zeitschriften  (Verhandl.  Gcsellsch.  f.  Erdk.  in  Berlin, 
Nr.  3 ; Geogr.  Rundschau  Nr.  8 u.  a.)  macht  die  Nachricht 
die  Runde,  dafs  die  Vereinigten  Staaten  einen  Zuwachs  um 
zwei  Staaten  erfahren  haben  durch  Erhebung  des  südlichen 
Teiles  des  Territoriums  Dakota  und  des  Territoriums  Wash- 
ington unter  Einverleibung  des  nördlichen  Teiles  vou  Idaho 
zu  Staaten.  Diese  Nachrioht  ist  zum  mindesten  verfrüht; 
allerdings  hat  der  Senat  der  Vereinigten  Staaten  diese  Mafs- 
regel  beschlossen,  dio  Zustimmung  dos  Kongresses  ist  aber 
bisher  nicht  erreicht  worden , und  die  Aussicht,  dafs  der- 
selbe den  Vorschlag  zuin  Gosetze  erheben  wird,  ist  bei 
der  augenblicklichen  Zusammensetzung  der  gesetzgebenden 
Körperschaft  sehr  gering. 

Durch  die  wenig  bekannten  Grenzgebiete  der  Territorien 
Utah  und  Arizona  führte  A.  Tmandier  1885  eine  Exkursion 
aus.  welche  er  bis  zu  den  Marble  Cafions  des  Colorado  aus- 
dehnte. Eine  ansprechende  Schilderung  dieser  Tour  ent- 
hält Nr.  1326  der  Wochenschrift  Le  Tour  du  Mondo ; die- 
selbe ist  ausgestattet  mit  vorzüglichen  Abbildungen  der  grofs- 
artigen,  wenn  auch  schaurigen  Noturschönheiten.  Auch  das 
Kärtchen  im  Text  enthält  manches  Neue. 

C o 1 o m b i a.  — In  weiterm  Verfolg  seiner  Untersuchun- 
gen in  der  Sierra  de  Sta  Malta  hat  Dr.  W.  Sievert  im  Februar 
von  San  Sebastian  aus  dio  Schuoogrenze  des  Gebirges  er- 
reicht, welohe  nach  vorläufigen  Berechnungen  seiner  Höhen- 
beobachtungen  mittels  Aneroids  in  4420  m liegt ; die  ge- 
samte Höhe  des  Gipfels  schätzt  der  Reisende  auf  5000  in. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


219 


Der  östliche  Hauptgipfel  besteht  aus  Granit,  neben  welchem 
besonders  Porphyr  eine  Rolle  bei  der  Zusammensetzung 
des  Gebirges  spielt.  In  2000  m Höhe  hört  der  Wald- 
wuchs auf.  Starke  Gletscherspuren  finden  sich  im  Thale 
des  obem  Catuca.  Der  ganze  Westabhang  ist  mit  dichtem 
Urwald  bedeckt,  welcher  der  Erforschung  grofse  Schwie- 
rigkeiten bereitet,  da  er  pfudlos  ist.  Die  Simonssche  Karte 
fand  der  Reisende  im  allgemeinen  zuverlässig.  (Verb.  Ge- 
sellsch.  f.  Erdk. , Berlin  1886,  Nr.  4 und  5.) 

Patagonien.  — Der  Gouverneur  dos  patagonischen 
Territoriums  Chubut,  Oberstleutnant  Fantana,  welcher  sich 
bereits  durch  seine  Forschungen  im  Chaco  hervorgethan 
hatte,  war  am  14.  Oktober  1885  von  der  Ansiedelung  Ra w- 
son  am  untern  Chubut  aufgebrochen  uud  kehrte  am  8.  Fe- 
bruar hierher  zurück,  nachdem  er  eine  Rundreise  nach  dem 
Oberlaufe  und  dem  Quellgebiete  des  Chubut,  längs  des 
Ostabhanges  der  CordiUera  nach  Süden  und  zurück  im 
Thale  des  Chubut-Tributiirs  Senger  ausgeführt  hatte.  Bis- 
her nicht  aufgenommen  war  der  Oberlauf  des  Chubut;  den 
Senger  hatte  bereits  1880  Moyano  verfolgt  und  dabei  die 
beiden  Seen  Colhue  und  Musters  entdeckt.  Die  Kenntnis 
des  Ostabhanges  der  CordiUera  verdanken  wir  der  Reise 
von  Musters  aus  dem  Jahre  1870/71  , jedoch  steht  zu  er- 
warten, dafs  Fontanas  Aufnahmen  die  Berichte  desselben 
wesentlich  ergänzen  werden,  da  Musters  seiner  indianischen 
Begleiter  wegen  nicht  ungehindert  beobachten  konnte. 

Brasilien.  — In  einer  der  Bedeutung  der  Reise  ent- 
sprechenden würdigen  Weiso  tritt  das  Rcisewerk  von  Dr. 
Karl  van  dm  Steinm  Uber  seine  Erfortchung  de*  Xingü  unter 
dem  Titel  „Durch  Zentral-Brasilien“  an  die  Öffentlichkeit. 
(8°,  372  S8.,  mit  Karten.  Leipzig,  Brockhaus,  1886.)  Nach 
einem  orientierenden  Überblick  Uber  die  bisherigen  Versuch, 
die  Herkunft  des  Xingü  zu  entschleiern , gibt  der  Ver- 
fasser eine  Schilderung  der  Provinz  Matto  Grosso  *),  worin 
er  die  Ursachen  der  geringen  Bedeutung  dieses  ausgedehn- 
ten Landesteiles  für  Handel  und  Verkehr  von  Brasilien  er- 
örtert; wie  er  nachweist  , sind  Mangel  an  Arbeitskräften 
und  geringe  Verkehrsmittel  die  Ursache  der  viel  zu  wenig 
ausgenutzten  Produktionskraft  der  Provinz.  Auch  von  den 
Steinens  Xingü-Fahrt  konnte  einen  ununterbrochenen  Ver- 
kehrsweg nach  Norden  nicht  nachweisen,  denn  der  Xingü 
besitzt  wie  alle  südlichen  Tributäre  des  Amazonas  beim 
Durchbruche  des  Hochlandes  zahlreiche  Stromschnellen; 
da  dieses  am  Xingü  viel  weiter  nach  N sich  vorschiebt 
als  an  den  andern  Zuflüssen,  so  hat  derselbe  auch  einen 
bedeutend  kürzern  schiffbaren  Unterlauf.  Im  Mittelläufe  nach 
dem  Zusammenflüsse  der  drei  Quellarme  ist  er  allerdings 
auf  gröfsere  Strecken  frei  von  Hindernissen,  hat  aber  hier 
nur  geringe  Tiefe.  Die  Thalfahrt  der  Reisenden  währte 
vom  25.  Juni  bis  17.  Oktober,  also  fast  4 Monate.  Durch 
zahlreiche  Ausschnitte  aus  dem  Tagebuche,  zum  Teil  durch 
weitere  Ausführungen  geleitet  der  Vorfasser  den  Leser  durch 
die  wechselvollen  Erlebnisse  und  Szenen  der  Fahrt,  nament- 
lich den  Verkehr  mit  den  von  der  Zivilisation  nooh  unbe- 
rührten, noch  mitten  im  Steinzeitalter  stehenden  Stämmen, 
weifs  er  trofflich  zu  schildern.  Über  die  ethnologischen 
Ergebnisse  dieser  Fahrt  wird  au  andrer  8telle  berichtet 

l)  So  di«  offizielle  brasilianische  Schreibweise.  Der  Verfasser  schreibt 
sbweicheod  phonetisch:  Schmgu  und  Mato  Orowo. 


werden,  hier  sei  es  nur  noch  gestattet,  auf  die  zahlreichen 
vorzüglich  ausgeführten  Illustrationen,  welche  Wilh.  von  den 
Steinen  zum  Verfasser  haben,  hinzuweiseu. 

Nach  längerer  Pause  geht  uns  ein  neuer  Brief  zu  von 
dom  Reisenden  im  Gebiete  des  Amazonenstromes,  Rieh. 
Payer , welcher  seine  Forschungen  in  jüngster  Zeit  weiter 
nach  Westen  in  das  Quellgebiet  verlegt  hat.  Derselbe 
schreibt  uns  am  9.  März  vou  Puccalpa  am  Ucayale : 

.Di«  grofae  Wavtentrafao  des  Maranon,  welch«,  über  Nauta  hinaus  in 
drei  Ami«  zerfallend,  durch  die  Abflüsse  der  Anden-Gipfel  ernährt  wird, 
gab  mir  Gelegenheit,  auf  dem  l'carale  reitend,  deren  Charaktere  zu  stu- 
dieren. 

.Am  29.  Januar  1886  erreichte  ich  deu  Tamaya,  der  von  den  Sibiros 
b«wohnt  wird.  Die»«  sind  bereits  zugänglich,  ihr  Anblick  aber  schauder- 
erregend für  den  Europäer.  Diese  gelben  grinsenden  Gestalten  malen  Ge- 
sicht und  Bünde  blau,  verzieren  di«  Arme  und  Bein«  mit  Tierzähnen  und 
Glasperlen,  and  das  darüber  zuiammenwachscDde  Fleisch,  sowie  die  in  d«r 
Nasenacheidewtnd  klimpernde  Silberplatte , verleihen  der  Menschenfigur, 
die  noch  obendrein  an  fast  allen  Körperteilen  mit  Arabesken  (Ähnlich  jenen 
an  den  Wassergefällen)  bemalt  ist,  einen  diabolischen  Anstrich  von  Scheufs- 
liehkeit.  Ihre  Sprache  ist  lebhaft,  wild,  ihr  Benehmen  zudringlich  und 
auffällig  verschieden  von  dem  der  Indianer  in  der  l'arima  und  an  deren 
Ausläufern.  Eigentümlich  unterscheiden  sieh  die  Weiber  fast  gar  nicht  in 
Ansehung  der  Gesichtzbildung  von  den  Männern,  sie  haben  dieselben  groben 
Züge  und  die  nämlichen  hervorstehenden  gewaltigen  Backenknochen,  durch 
welche  sich  im  allgemeinen  dieser  Stamm  auaxeicbnet,  und  nur  an  ihrer 
kleinem  Figur,  die  von  einem  wlbetgewebten  groben  langen  Baumwollbemd 
wie  ein  Poneho  umhüllt  ist,  erkennt  man  die  Lebensgefährtinnen  dieser 
halbwildeu  Kingebomen,  während  mau  ibre  h'amensverrandten,  die  Caasivos, 
zn  den  gefährlichsten  Stämmen  dos  l'cayaie  zählt,  dio  den  Kautschuk- 
arbeitem  des  Paehitea  (der  verworfensten  weifsen  Meuacbenklaaie)  das  Leben 
versauern.  Das  in  l'nruhen  befindliche  Peru  kann  wenig  für  die  Kube 
und  Ordnung  in  diesen  entfernten  Distrikten  ausübeu,  und  das  gibt  dem 
Arbeiter  Gelegenheit  zur  Entsittlichung. 

.ln  neuester  Zeit  kamen  auch  Leute  von  der  deutschen  Kolonie  ,Po- 
zuse'  nach  dem  Ucayale,  um  Geld  durch  die  Kautwhukarbeit  zu  verdienen; 
viele  von  ihnen  starben  unterwegs.  Ich  sprach  mit  denselben  und  erkun- 
digte mich  nach  dem  Leben  der  Kolonisten.  Hs  war  ein  eigentümlicher 
Anblick,  den  ich  nie  vergeasen  werde,  diese  treuherzigen,  biedern  Özter- 
reicber,  aus  deren  blauen  Augen  noch  die  alt«  Arglosigkeit  und  Offen- 
herzigkeit zu  lesen  ist,  inmitten  des  andern  venlächtigen  Gesindels,  die 
eich  betrügen,  besaufen  nnd  totschlagen,  den  ärmlichen,  erbärmlichen  Kampf 
ums  Dasein  raitmachen  zu  sehen.  Das  reiche,  vielverheifsende  Peru  hat 
für  diese  armen  Deutachen , die  schon  25  Jahre  ohne  jedwede  Kommuni- 
kation von  der  Scholle  Erde  leben,  auf  der  nun  ihnen  ihr  Glück  verheifoen 
hat,  gar  nichts  getban ; sie  sind  vollständig  auf  den  eignen  Verbrauch  ihrer 
Erzeugnisse  angewiesen,  gegenwärtig  von  der  Geldnot  des  lande*  hoim- 
gesucht  und  von  revolutionären  Banden  umschwirret.  Wie  selten  dringt 
eine  Nachricht  von  diesen  armen  Landsleuten  an  dio  Öffentlichkeit ! — 
Möge  dieser  Wamungsrul  um  ao  nachhaltiger  aufgenommen  werden,  da  er 
nur  ein  wahrheitsgetreues  unparteiliche»  Licht  über  dies  Häuflsiu  von  mebr 
als  300  Menschen  wirft,  dio  mit  spartanischem  Mute  ibre  f*tlichten  er- 
füllen und  sich  unvermisebt  erhalten  haben. 

.Die  letzten  22  Tage  waren  denkwürdig  nnd  inhaltsschwer.  Das  Ge- 
schick hatte  eiD«  schwere  Prüfung  geschickt.  Die  Auffahrt  wurde  im  Hio 
Auhau  vorgenommen,  im  Chüraa  (coulluent)  fortgesetzt;  an  der  groraen 
Wasserscheide,  zu  Lande  mit  einem  Sibivo  von  mir  allein.  Flüchtigen  Schrittes 
die  jungfräuliche  Enle  durcheilend,  nahm  ich  verschiedene  Proben  mit  mir 
und  zwar:  Zimmt,  Kautschuk,  Cumaru,  Orchideen,  l'almen  (neuere  sehr 
dekorative  Spezies,  Samen  unreif,  durch  Abbildung  bestimmt),  und  sine  kleine 
anthropologische  Sammlung.  Nebenbei  atudierte  ich  die  Indianer-Stämme  der 
Sibivos  und  Remos.  Auffällig  unterscheiden  sich  dieselben  durch  extreme 
Sitten.  Ihre  Toten  werden  im  Hause  begraben.  Leicht  konnte  ich  jede 
Gruft  auffinden;  ein  anatomischer  Fund  ist  in  Abwesenhsit  der  Bewohner, 
welche  durch  Waldarbeit  monatelang  vom  Stammplatz  ferugehalten  werden, 
leicht  ausführbar.  Auch  leben  sie  im  Kriege  mit  deu  gefährlichen  Casaibos 
der  Pacbitea.  Die  Remos  bekriegen  sie  nur,  um  deren  Pamiliengliodcr  als  Beats 
zur  Arbeit  zusehieppen.  Der  Eigentümer  der  Hütte  am  Quellenlauf  des  ltio 
Chörsa,  ein  mutiger  Sibivo,  halte  drei  Camivoe  getütet  und  mir  seine  Aben- 
teuer am  Pacbitea  mitgeteilt.  Das  Weib,  welches  er  in  die  Gefangenschaft 
nahm,  entfloh.  Glückt  es  dem  (’a.nlbo,  einige  der  Sibivos  geftogen  zu  neh- 
men, so  ist  hingegen  deren  Schickazl  ein  trauriges,  da  es  hier  allgemein  be- 
| kennt  ist,  dafs  dieser  wilde  Stamm  noch  beute  das  Fleisch  der  cingtfangenen 

28* 


Digitized  by  Google 


220  Geographischer  Monatsbericht. 


Kinder  neniefst.  Mein  Begleiter,  ein  alter  Mann,  der  den  Kautschukhandel 
treibt,  sprach  glücklicherweise  die  notigen  Idiome  der  hier  lebenden  Stämme. 
Lebensmittel-  und  Sali- Mangel  machten  diesmal  weiterer  Vorgehen  un- 
möglich. 

„Aul  der  ltückfahrt  nach  dem  L'eayale  liefen  wir  mit  dem  Boot  an 
einen  Baumeurorn,  muteten  derselbe  auf  glatten  Binden  de«  Umbau ra- 
Stammes  wie  einen  Schlitten  überführen,  und  hatten  das  Unglück,  durch 
eindtingendee  Wasser  unter  Boot  Umschlagen  ru  sehen.  Ich  sprang  zwischen 
die  unterirdischen  Stämme  und  Strituchcr  und  hotte  mit  wollt  zwanzig  Tauch- 
»ersuchen  den  grollten  Teil  mriner  Sammlungen  herauf,  auch  einen  Teil  nnsrer 
BeiseelTekteu,  aber  die  gante  Orchideen-Sainmlung  und  den  Kautschuk  des 
armen  alten  Mannes  »erschtangen  die  Wirbel  der  Chorm.  Das  Ärgste  aber 
war  der  Zustand  unsres  Brotspenders,  eine  alte  einläufige  mit  Stricken  zu- 
sammengebundene, schon  vielfach  reparierte  Hinte  war  so  «ugerichlet, 
ilafa  wir  den  Schuft  nicht  herausziehen  konnten,  und  so  hungerten  wir 
bis  aur  Mündung  des  Uearale  und  blieben  in  der  durebwässerten  Bekleidung, 
den  Schlaf  am  Feuer  siatierend , da  ein  Auffinden  trocknen  Platze»  in  der 
Verspätung  am  Abend,  wo  uns  ein  zweiter  Stamm  mit  dem  Untergang 
drohte,  zur  l'nmögliebkeit  wurde.  Krst  am  22.  Reisetag  gelangten  wir  am 
l’cajrale  zur  Besserung  unsrer  I.ngc  und  behielten  don  Vorsatz,  künftig  nur 
eiserne  Kisten  und  darauf  Gummi-Sehlafiitcke  zu  gebrauchen. 

„Ein  grofser  Verlust  war  für  mich  das  Versinken  einer  ganz  neuen 
S|iezies  aus  der  Familie  der  t'utleja.  Möge  es  gelingen,  auf  einer  andren 
Reise  den  Schaden  auszubessern.  Die  »on  den  Indianern  bezeichnten 
Orte  mit  dem  Vorkommen  heifser  Mineralquellen  konnten  des  Proviant- 
mangels  wegen  noch  nicht  erreicht  werden.'* 

Dem  Stromgebiete  des  Rio  Doce,  welcher  in  seinem 
Oberläufe  die  Provinz  Minus  Geraes,  im  Unterlaufe  die 
Provinz  Espirito  Santo  durchstrdmt,  stattete  im  Anfang 
1885  Dr.  P.  Ehrenreich  oinon  langem  Besucb  ab.  Trotz 
der  unmittelbaren  Nahe  der  Kiiste , an  welcher  bedeu- 
tende Handelsplätze  bestehen,  erscheint  dieses  Gebiet  auf 
den  Karton  noch  als  ein  grofser,  weifser  Flock,  welcher 
nur  durch  don  Flufslauf  unterbrochen  wird.  Die  Ursache 
dieser  auffallenden  Erscheinung  liegt  darin,  dafs  die  Er- 
schliefsung  des  Flusses  für  einen  regen  Handelsverkehr 
durch  eine  sehr  geftihrlicho  Barre  an  der  Mündung  ge- 
hindert wird , hauptsächlich  aber  an  den  Bewohnern , den 
wilden  Botocuden , welche  noch  heute  den  Europäern  zum 
gröfsten  Teil  feindlich  entgegentreten.  Uber  die  topogra- 
phischen und  kommerziellen  Verhältnisse  dieses  Gebietes 
entwirft  Dr.  Ehrenreieh  eiuo  eingehende  Schilderung,  welche 
auch  manche  Berichtigungen  und  Ergänzungen  für  die  Karte 
bietet,  in  einem  Vortrage  in  der  Berliner  Gesellschaft  für 
Erdkunde  (Verband!.  1880,  Nr.  2),  in  welchem  er  auch 
ein  Zusammentreffen  mit  Angehörigen  der  Botocuden  be- 
schreibt. 

Folargebiete. 

Wie  die  oeterreichitche  vom  Grafen  Wilczek  ausgerüstete 
und  vom  Schiffsleutnant  r.  Wohlgemuth  geleitete  Expedition 
nach  dem  Programm  der  internationulen  Polarforschung  die 
erste  gewesen  ist,  welche  den  erwählten  Posten,  Jan  Mayen, 
1882  erreichte , so  liegt  nuch  über  ihre  Aufnahmen  und 
Arbeiten  zuerst  ein  eingehender  Bericht  *)  vor.  Da  die 
Statiou  durch  die  Unterstützung  ihres  Organisators  mit 
einem  grofsen  Stabo  von  wissenschaftlichen  Beobachtern  und 
andren  Hilfskräften  ausgerüstet  war,  so  konnte  auch  eine 
Reihe  von  Bootfahrten  unternommen  werden,  welche  zu 
einer  vollständigen  Aufnahme  der  einsamen  Insel  führten. 
Diese  Arbeiten  standen  unter  Leitung  des  Schiffsleutnants 
A.  Bobrik  v.  Bohlea ; in  ausführlicher  Darstellung  gibt  er 

t)  Dia  üsterreichi.cbe  Polarstation  Jan  Mayen.  Rcoboehtungsergebmase, 
herausgegeben  von  der  K.  Akademie  der  Wimen« haften,  I.  Band.  4®,  mit 
4 Karten,  15  Tafeln  und  10  liolxicbnittco.  Wien,  1880- 


Aufschlufs  Uber  die  Vermessungen  und  das  Material,  aus 
wolchem  diu  Karte  konstruiert  wurde,  und  fügt  eine  detail- 
| lierte  Beschreibung  der  topographischen  Verhältnisse  der 
Insel  bei.  Die  Karte  selbst,  welche  die  Mohnschen  Auf- 
nahmen (s.  Mitt.  1878,  T.  13),  denen  grofses  Lob  gespen- 
det wird , wesentlich  ergänzt  und  vervollständigt , ist  in 
1:100  000  in  Heliogravüre  auf  Kupfer  vom  Militär-Geogr. 
Institut  ausgeführt  worden ; eine  zweite  Karte  gibt  eine 
genauere  Darstellung  iu  1:25  000  von  dem  zentralen  Teil 
der  Insel  zwischen  der  Nord-  und  Südlagune  (bisher  mit 
West-  und  Ostlagune  bezeichnet),  mit  der  uäbern  Umgobung 
dor  Station  im  Wilczek-Thale.  Der  Verfasser  bestätigt  auch 
die  Anguhen  von  Vogt  und  Mohn  über  die  Änderungen, 
welche  die  Insel  in  historischer  Zeit  nachweisbar  erfuhren 
hat,  so  die  Entstehung  der  Ost-  oder  Südlugune,  die  Ver- 
landung der  Eier-Insel  u.  a.  Dem  Vorbericht  von  v.  Wohl- 
gemuth,  welcher  zVuskunft  gibt  über  Entstehung,  Ausrüstung 
und  Programm  dos  Unternehmens,  dio  Fahrt  mit  der  „Pola“, 
den  Bau  der  Station,  und  über  den  Verlauf  des  einjuhrigeu 
Aufenthaltes,  ist  ein  Situationsplan,  sowie  eine  Karte  der 
Kreuzfahrt  längs  der  Eiskanto  vom  25.  Juni  bis  13.  Juli 
beigefügt,  welche  die  Lage  des  Eises  in  verschiedenen  Pe- 
rioden während  dieser  Zeit  zeigt.  Für  spätere  Expeditio- 
nen wichtig  sind  seine  Mitteilungen  über  die  Erfahrungen, 
welche  bezüglich  dor  Ausrüstung  und  hygienischen  Mars- 
regeln gesammelt  wurden.  Uber  die  wissenschaftlichen  Er- 
gebnisse der  Beobachtungen  wird  an  andrer  Stelle  berichtet 
werdun. 

Ein  Polarreiseuder,  welcher  besonders  roiclie  Erfahrun- 
gen in  Schlittenfahrten  gesammelt  hat,  Col.  W.  H.  Oilder, 
der  Begleiter  Schwatkas  auf  der  Expedition  nach  King  William- 
Land,  Teilnehmer  an  der  Fahrt  des  „Rodgers“  nach  Wrangel- 
Land,  der  anschliefsenden  Schlittenfahrt  durch  das  Tschuk- 
tschen-Land  nach  Jakutsk  und  an  den  Nachforschungen  nuch 
dor  verunglückten  Mannschaft  der  Jennnette- Expedition  im 
Lena-Delta,  hat  den  kühnen  Plan  gefafst,  eine  Expedition  zur 
Erreichung  det  Nordpole » anzutreton.  Gestützt  auf  seine  Er- 
fahrungen verwirft  er  die  bisher  verfolgte  Methode,  zu  Schiffe 
möglichst  hoho  Breiten  zu  erreichen  und  dann  unter  Mit- 
nahme von  Proviantvorräten  nordwärts  vorzudringen;  er 
will  alle  Brücken  hinter  sich  abbrecheu  und,  als  Eskimo  nur 
mit  Eskimos  reisend,  ohne  zahlreiche  Begleitung  sein  Ziel 
zu  erreichen  suchen.  Als  Begleitungsmannschaft  hat  er 
Eskimos  vom  Bafßn-Lando  in  Aussicht  genommen , da  die 
grönländischen  Eskimos  infolge  ihres  langen  Verkehrs  iu 
zivilisierten  Verhältnissen  Dicht  mehr  genügende  Ausdauer 
und  Erfahrung  in  Schlittenroiseu  und  in  der  arktischen  Jagd 
haben.  Gilders  Plan  ist  folgender:  Auf  einem  Waler  von 
New  Bedford  oder  New  Isondon  will  er  dio  Überfahrt 
nach  Cumborland-Suud,  event.  nach  der  Hudson-Bai  machen, 
um  dort  die  nötigen  Eskimo-Familien  zu  engagieren.  Da 
die  Eskimos  während  des  Sommers  dor  Rentiorjagd  im  In- 
nern des  Landes  obliegen,  so  kann  er  seinen  1’luu  erst  nach 
ihrer  Rückkehr  zur  Küste,  aUo  im  Herbste  1886,  ausfiih- 
ren,  und  da  danu  kein  Schiff  mehr  nach  Norden  geht,  so 
wird  er  zur  Überwinterung  gezwungen  sein.  Im  nächsten 
Frühjahr  gedenkt  Gilder  mit  seiner  Eskimo-Bogloitung  auf 
einem  schottischen  Waler  sich  einzuschiffen,  um  sich  bis 
zu  dem  fernsten,  von  diesen  zu  erreichendon  Punkt«  über- 
fuhren zu  lassen;  bei  günstigen  Eisverbältnissen  wird  er  am 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


221 


Lancaster-,  im  glücklichsten  Palle  im  Jones- Sunde  landen, 
■wo  er  seine  erste  Station  und  Niederlage  seiner  Vorräte  er- 
richten und  auch  den  ersten  Winter  verbringen  wird.  Das 
nächste  Ziel  ist  die  verlassene  Station  der  Grecleyschcn 
Expedition  au  der  Lady  Frauklin- Bai.  Fort  Couger,  wu  be- 
deutende Vorräte  zurückgeiassen  wurden , welche  ihm  zur 
Verfügung  gestellt  sind ; diese  Station  als  Stützpunkt  und 
Zufluchtsort  benutzend,  will  er  dann  längs  der  Küste  von 
Grönland  seinen  Zug  nach  Norden  fortsotzon  und  hofft  zu- 
versichtlich, diu  von  Lockwood  orreichto  höchste  Breite, 
83°  24'  30',  überschreiten  und  wenigstens  die  nördlichste 
Spitze  von  Grönland  erreichen  zu  können.  Erstreckt  sich 
Grönlaud  nun  nicht  viel  weiter  zum  Pole  hin,  so  dürfte  die 
Expedition  Gilders  hier  ihr  Endo  erreichen,  da  nach  dou 
Erfahrungen  von  Dr.  Boas  im  Packeise  die  Eskimos  so  gut 
wie  gar  nichts  nützen  können.  Bedenken  mufs  auch  der 
Entschlufs  erregen , dafs  sich  Gilder  ganz  auf  die  Erträg- 
nisse der  Jagd  verlassen  und  nur  für  den  höchsten  Notfall 
einen  kleinen  Vorrat  an  Lebensmitteln  mitnohmcu  will.  Die 
letzten  englischen  und  amerikanischen  Expeditionen  haben 
in  den  Gebieten  nördlich  vom  Smith -Sunde  nur  ein  sehr 
dürftiges  Tierleben  angetroffen,  namentlich  die  Ausbeute  an 
Robben  und  Walrosscu  war  aufserordentlich  gering;  wenn 
auch  zugegeben  wurden  mufs,  dafs  die  Eskimos  gröfseros 
Geschick  im  Aufspüren  und  Erlogon  von  Wild  entwickeln 
werden,  so  können  wir  die  Befürchtung  doch  nicht  unter- 
drücken, dafs  die  kühn  entworfene  Unternehmung  an  dem 
Mangel  an  Subsistenzmitteln  scheitern  wird.  Aber  wenn  auch 
das  Projekt  nicht  in  seinem  vollen  Umfange  zur  Ausfüh- 
rung kommt,  so  dürfen  wir  doch  wichrigo  Ergebnisse  er- 


warten, denn  keine  Art  von  arktischen  Reisen  ist  so  geeig- 
net zur  topographischen  Forschung  als  die  Schlittenreisen 
ü la  Esquimau. 

Ein  ähnlich  kühnes  Unternehmen  plant  oin  Ingonieur 
der  Vereinigten  Staaten -Marine,  Ji.  E.  Peary,  welcher  Nor- 
denskiölds-I-oistung  im  Vordringen  auf  das  grönländische 
Binneneis  noch  üherbioten  zu  können  hofft.  Für  seine  be- 
abrichtigU  Durchkreuzung  Grönland * hat  er  oiue  höhere  Broito 
als  Nordcnskiöld,  nämlich  diu  Disko-Bui,  als  Ausgangspunkt 
gewählt,  und  oine  frühere  Jahreszeit  für  seine  Eiswande- 
rung bestimmt,  um  weniger  durch  die  Schneeschmelze  und 
Bildung  von  Wasserbächen  auf  dein  Binneneise  gehindert 
zu  werden.  Ziel  ist  der  Franz  Josef-  Fjord,  desson  Vor- 
zweigungon er  viel  weiter  landeinwärts  vermutet,  als  von 
der  deutschen  Expedition  1869/70  gesichtet  werdon  konnte; 
auch  erwartet,  er,  dafs  ein  so  bedeutender  Gipfel  wie  die 
3400  m hohe  Petermanu-Spitze  weithin  ins  Innere  sichtbar 
sein  werde.  Peary  wird  sich  auch  dio  Erfahrungen  dor 
Hullscheu  und  Schwatkascheu  Schlittenreisen  zu  uutzo  machen, 
indem  er  sich  nach  Art  der  Eskimos  der  Hudson-Bai  aus- 
rüstet. Eskimos  will  er  zum  Transport  der  im  Depot  zu- 
riickzulassenden  Rationen  soweit  als  möglich  mitnehmen, 
was  nach  Nordenskiölds  und  Jenseus  Erfahrungen  schwer 
zu  ermöglichen  sein  durfte;  die  Eiswauderuug  seihst  will 
er  nur  in  Begleitung  eines  oder  zweier  Mischlinge  ausführen. 
Peary  betrachtet  seine  Unternehmung  selbst  nur  als  eine 
Vorexpedition,  um  Erfahrungen  zu  sammeln,  mit  deren 
Benutzung  er  später,  vielleicht  von  einem  noch  nördlichem 
Punkte  aus,  dio  Durchkreuzung  abermals  in  Angriff  nehmen 
wird.  H.  Wichmunn. 


Literaturverzeichnis. 


Australien  und  Ozeanien. 

Qheyn,  J.  v.  d.t  I/nnltd  <lr  la  racc  australicnnc.  (Bull.  Soc.  R.  geogr.  Anver* 
1886,  X,  Nr.  6,  p.  294.) 

Hausberg , H. : Oeogr.  Ergebnisse  der  irtwoMthsflUchea  RoInb  und  For- 
•chuujcBvxpcxlitionen  iu  Australien  und  Polynesien,  1876 — 84.  (Googf.  Jahr- 
buch  1886,  X.  S.  603.) 

Jung.  K.  E. : Dio  atutralUcho  Pcrlcnftschcrci.  (Ocojct.  Rundschau  1888,  VIII, 
Nr.  8,  8.  866.) 

Levasse ur,  E. : Le®  Force*  productive«  de  FAudrAlIo  Brltannl'iua.  (Revue 
Colon.  Internat.  1896,  I,  N.  1— 3.) 

Festland. 

Anrap  - Elmpt,  R.  i Aiutr.ll.-u.  Eine  Reine  durch  den  ganien  Weltteil.  3 Ilde. 

8°.  Lelptlit,  W.  Friedrieb,  1881.  M.  Si. 

Bartholomew,  J.  G. : Northwest  - Auatralia.  (Scottish  Geogr.  MagA®.  1886,  I, 
Nr.  11,  p.  620.  mit  Karte.) 

Combei,  E. : The  Material  Progreta  of  New  South  Wal».  (Colonlc*  and  India 
11.  und  18.  Dexcmber  1886,  Nr.  6W  u.  696.) 

Hutton , F.  W. : O«  tho  «unnoand  glacla)  perlod  in  Australia.  (Proceed.  Lin* 
nean  Soc.  New  South  Wate®,  X.  Nr.  8.) 

Lendenfeld,  R.  V. : Note  on  the  glacial  perlod  In  Auatralia.  {Proceed.  Unnean 

Soc.  New  South  Wale*.  X,  Nr.  3.) Report  on  tho  rc*olu  of  hl®  ro- 

«ent  examination  of  the  central  part  of  tho  Aiutralian  Alp*.  8* , mit 
Karte  n.  Taf.  Sydney,  1886. 

Poarton,  H.  : I/AuAtrallc  dann  «ca  rapport®  avec  la  Franco  et  l'Allemagne. 

(Kevuo  Colon.  Internat.  1886,  1,  Nr.  6,  p.  837.) 

Ringe,  C. : Port  Ilroughton.  Wallaroo  und  Port  Melbourne  ln  Australien. 

(Anna!,  d.  llydrogr.  u.  maritim.  Meteorol.  1866,  XIV,  Heft  I,  P-  18.) 
Shtlllheyr : On  tho  removal  of  Bar*  from  tho  ontrancc®  to  our  River*.  (Journ. 

K.  8oc.  Now  South  Wale*  1884.  XVIII.) 

Todd,  Cb.:  Telegraphie  cntcrprlie  ln  An>trala«la.  (Colonle*  aud  India,  19.  n. 
19.  Februar  1886.) 


Karlen : 

Aaltralia:  2 Bl.  -Kr.  2769  a u.  b.)  1 : 4 890060.  n 2 sh. 6. llarhours  and 

anchorajjc*  on  the  west  coast  of  Australia.  Mermaid  strait  &c.  (Nr.  917.) 
2 *h.  London,  Hydrogr.  Off.,  1896  u.  86. 

Victoria.  School  map.  1:610000.  London,  A.  John«ton,  1980. 

Nenseoland  and  Tasmania. 

Oobion,  W.  L.i  Ta®raanla  a«  it  U.  (Colonle*  and  India  1886,  Nr.  717  u.  718.) 
Qroffrath,  II.:  I>lo  Kolonie  Neuseeland.  (Ausland  1886,  Nr.  6,  S.  101.) 

■ Ilne- Edwards : L*hI®totre  naturelle  de  Pilo  Cainpboll  et  de  la  Nouvello  3W- 

laade.  (C.  R.  hebdoin.  Acad.  Sei.  Pari®  1*36,  T.  CI,  Nr.  18.) 

Neuguinea. 

Flnich , O. : Din  Entdeckungsreisen  von  - an  der  NO-Kllstc  von  Neu- 

gulnea.  (I)Uch.  Geogr.  Blatter  Bremen  1886.  VIII , Nr.  * , S.  364,  mit 
Karte.)  — — l.ber  Bekleidung,  Schmuck  und  Tattowlerung  der  Papua® 
der  $0-Ktl»te  von  Neuguinea.  4*.  Wien,  Hölder.  1886.  M.  2. 

Qrundemann,  G. : Etwa®  Uber  Neuguinea.  (Kelchsanzelger  8.  Mdrx  1886,  Nr.  64  ff.) 
Haga,  A. : Hnt  rapport  van  II.  Zwaardccroon  en  C.  Chasteleijn  betreffende  de 
rela  naar  Nleuw  Guinea  in  1706  ondernomen  door  Jaeob  Weyland. 
(Tljdscbr.  voor  Ind.  Taal  , Land-  cn  Volkcnk.  1886,  XXX,  Bl.  936.) 

Hager,  C. : Kaiser  Wilhelm® -Land  und  dor  BUmarck  - Archipel.  8*,  144  SH. 

Leipzig,  Ore*®uer  & Schramm,  1886.  M.  2. 

Ly«e,  Cb. : Now  Guinea : An  Account  of  tbo  Establishment  of  the  British  Pro- 
tektorate over  tho  Southern  shores  of  New  Guinea  9°,  138  pp.  London, 
Low.  1986.  10  sh.  4. 

■ ikioucho  Baclay:  On  trace*  of  volcanlc  actlon  on  the  North -East  of  New- 

Guiuea.  (Proceed.  Llnnean  Soc.  of  New  South  Wale«  1886,  IX,  Nr.  4.) 
Rorallly,  II.  H. : The  Weitern  Pacific  and  Now  Guinea;  notes  on  the  nati- 
ves &c.  lt#,  949  pp.,  mit  Kart«.  New  York,  Scrlbner,  1886. 

Trotter,  C. : On  some  recent  exploratlon*  In  New  Guinea.  (Scott.  Gcogr. 
I Mag.  1886.  I,  Nr.  10,  p.  482.) 


Digitized  by  Google 


222 


Literaturverzeichnis. 


Waltter  , J.  s Nachrichten  über  das  deutsche  Schutzgebiet . Kalter  Wilhelm.»- 
Land  *c.  (Naobr.  f.  Kai-.  Wilb.Laod  1*8«.  11,  Nr.  1.  8.  11  ff.) 

Karte: 

New  Guinea,  South  Coast:  Su-a-u  barbour.  (Nr.  918.)  1:36  603.  London. 
Hydrogr.  Off.,  188«.  2 th. 

Kleinere  Inseln. 

Codrlngtoa  , K.  11.:  The  Mclanoslan  Languagc«.  8',  674  pp.  Oxford,  Clären- 
dou  1886.  »h.  18. 

COillO,  F. : La  confrrenrla  dr  Berlin  y la  cucstlon  de  las  Carolina».  4*. 
18«  pp.,  mit  Kart«.  Madrid,  Fortanei,  1886.  14  ra. 

AMr.  km:  IM.  Hoc.  Madrid  itl&,  XIX,  Xr.  4. 

DuffUld  , A.  J.:  On  tba  Native»«  of  New  Iroland.  (Joum.  Anthropolog.  Ixi*»«l- 
tuta  1886.  XV,  Nr.  1,  p.  114—131.) 

Foaton,  Kr.  D.  : Suggestion«  for  a bUtonr  of  the  origin  and  migraüon»  of  the 
Maori  People.  8*.  34  -f  130  pp.  Auckland.  Brett,  1885. 

Fornander,  A.:  Au  account  of  the  Polyneslan  Race.  Vol.  UI.  8*.  304  pp. 

London,  Trtibner,  188«.  9 «b. 

OKI , W.  W. : Jolling*  from  tbo  Pacific.  8*,  348  pp.  London , Rel.  'I  ran. 

Hoc.,  1885.  6 ab. 

Grundemann  , R. : Mitteilungen  über  die  Karolinen  - Inseln.  (Relchtameiger 
1606,  Nr.  343.) 

Guppy , II.  U. : Observation»  on  the  ruccnt  calcaruou*  fonnationa  of  the  Solo- 
u»on  Group,  madc  durlng  1883—84.  iKaturo,  31.  Dezember  1886,  p.  303.) 
— — On  the  Physical  Charade»  of  tbo  Solomon  Isländers.  (Journ. 
(Antbropo).  Institute  1886.  XV,  Nr.  3.) 

Hamen,  J. : IWa,  F1JI - Inseln.  (Annal.  Hydrogr.  1885,  XIII,  Nr.  13,  S.  «74, 
mit  Karte.) 

Hart,  F.  de:  Apparitlon  d'unc  ile  uouvcllr  dam  l'Occan  Paeifique.  (Rull. 

Hoc.  R.  geogr.  Anvers  188«.  1,  Nr.  6.  p.  331.) 

Jung,  K.  : Die  Arbelterverhältnl««*  in  der  Siid-ee  mit  Bezug  auf  die  Entwicke- 
lung unsrer  dortigen  Erwerbungen.  (Globus  XLV111,  Nr.  18,  8.  383.) 

Kelly,  J.:  The  South  8ea  Islands.  8*.  70  pp.  Aaekland  (N.  2.).  1886. 

Kubary,  J. : Ethnographische  Beiträge  zur  Kenntnis  der  karolinischen  Insel- 
gruppe und  Nachbarschaft.  1.  lieft.  Die  sozialen  Einrichtungen  der  Pc- 
lauer.  Berlin.  A.  Asher,  1885.  M.  8. 

■arln , A. ; Promenade«  an  Oedanlo.  Le*  archlpc-b  Satnoa  et  Tonga.  (Le 
Tour  du  Monde  1886,  L,  Nr.  1301.  p.  369.) 

Kotiger,  E. : Die  Karollnen-Inscln.  (Globus  1860,  XLIX,  Nr.  4 u.  6.) 
■oncelon,  L. : Le*  coloos,  1»  transportA»,  le*  recldlvUte»  k U Nouvellc-Cald- 

donic.  (Bull.  Soc.  G6ogr.  Comni.  Paria  1885,  VII,  Nr.  63,  p.  366.) Lo* 

Canaquc*  de  la  Nouvelle*Cal6donie  et  dca  Nouvellas-Ildhrtde«.  8*,  33  pp. 
Paris,  Jouve,  I6N. 

■uir,  Th. : The  Caroline  Islands.  (Scott.  Geogr.  Magazine  1886,  Vol.  1,  Nr  13, 

P.  W«.) 

,,  Nautilus  “.  Die  Marsball  - Insuin.  I.  Nautische,  hydrogr.  u.  meteorolog. 
Beobachtungen  Nach  dem  Berichte  S.  M.  Kr.  - , Korv.-Kapt. 

Böiger.  (Ann.  d.  Hydrogr.  188«,  XIV,  Nr.  4,  S.  16«.; 

Mouvelle-Calödonlo,  Constructlon  de  la  carto  de  la  ♦ — — t 3*  arrondissement 
TrianKulation.  4#,  14  pp  Noutnda,  1884. 

Pacific  lllandt.  Vol.  II.  Central  Croups.  Sailing  direclloos  for  Kvrmadec, 
Tonga,  Samoa,  Union,  Phoenix,  Kille«,  Gilbert  and  Marthali  Islands.  8*. 
3 sh.  — Vol.  III.  Sailing  directlona  for  Tubuai,  Cook  aud  Society  I«. 
lands ; Paumotu.  or  Low  Archlpelago ; Marquesa*  ; Scattcrcd  Island-  ncar 
the  Kquator  and  the  Sandwich  Islands.  S\  3sh.O.  London,  Hydrogr.  Of- 
fice, 188«. 

Reville  E. : Los  ile«  du  Paeifique.  (Rcvuo  marit.  et  colon.,  November  1886, 
LXXXVII,  Nr.  390.  p.  386.) 

Rüge , 8. : Geschichte  der  Entdeckung  der  Carolinen.  (Allgemeine  Zeitung, 
MQnchen  1886,  Nr.  334.) 

Karten : 

Ooömn  Paeifique,  Tahlte,  C6te  SK  de  la  Prcsqu'ilc  de  Taiarapu.  (Nr.  40«8.) 
— — Archipel  de  la  SuctdU),  lies  Kaiatca  et  Tabaa.  (Nr.  4073.)  Paris, 
Challatuel  (Serr.  hydrogr.),  1885. 

Amerika. 

Harrilia,  H.:  Christophe  Colomb,  son  origine,  »a  vlo  Ac.  d'apre*  des  documenta 
Inedita  tlr^»  des  arcblve*  de  Göncs , de  Savole , de  Scvllte  et  de  .Madrid. 
T.  3.  &*,  «07  pp.  u.  11  plancbes.  Paris.  Leroux,  1886. 

Stoker,  B.:  A Gllmpsc  of  America.  8°,  40  pp.  London,  Low,  188«.  sh.  1. 

Nordamerika. 

Cora,  O. : 1 precuroori  di  Colombo  verso  ('Amerika.  (Boll.  Soc.  geogr.  ltal. 
188.5,  X.  Nr.  13.  p.  893.) 

HortfOrd , E.  N. : John  CaboU  Landfall  ln  1497  and  the  Site  of  Norumberga. 

4**,  41  pp.  Cambridge  (U.  8.),  Wilson.  188«. 
lagertoll,  B. : How  tho  Settlement  of  North  America  has  affectod  its  wild 
animals.  (Bull,  of  the  Americ.  Geogr.  Soc.  188«,  Nr.  1,  p.  17.) 

Alaska. 

Davidton,  O.:  Die  erste  Ersteigung  de*  Vulkans  Makushln , Insel  Unalaska. 

Mltt.  D.  U.  <>-  Alpenverein*  1886.  Nr.  20.) 

Kraute,  A. : Fischfang  und  Jagd  bei  den  Tlinkit-lodlanern.  (Deutsch  Geogr. 

Blatter,  Bremen  1886,  VIII,  Nr.  4,  8.  329.) 

Ray.  P.  H. : Report  of  the  expeditlon  to  Point  Barrow , Alaska.  4*,  «96  pp., 
20  pl.  Washington,  1886. 


Schwatka,  F.  : Aloug  Alaska'»  Great  River:  A populär  account  of  the  trarels 
nf  the  Alaska  Explortng  Expedition  of  l88f.  8*.  3«0  pp.,  mit  Karten.  Loa- 
don,  CaM*U,  1886.  sh.  13.  «. 

Britische  Besitzungen. 

Colmar,  J.  G. : The  reccnt  and  prospective  development  ln  Canada.  (The 
Colonlee  and  India,  16.  u.  23.  Januar  188«.  Nr.  700  u.  701.) 

Fauchtr  de  St.  Maurice:  Ile  d'Anticostl.  (Bull.  Soc.  geogr.  Marseille  188«. 
Nr.  1,  p.  65.) 

Labrador.  Das  kanadische  . (Ausland  188%.  Nr.  47.  8.  902.) 

La  Brlöra,  L.  de:  1/ Antra  France,  voyage  au  Canada.  10*.  167  pp.  Pari», 
Pupont.  188«. 

Lorraln,  Mgr. : Eu  route  pour  la  bale  d'Hudson.  «'Mission«  catboi.  1886,  XVII. 
Nr.  661  tt.) 

Hoberlfiy,  W. : The  rock*  and  rirers  of  British  Columbia.  8*.  104  pp.  London, 
Blacklock.  1885. 

Perloy , 11.  K. , A R.  Stackei : Report  on  the  levolllnf  between  Lake  Cham- 
plain  and  the  8t-  Lawrenco.  (Anoua)  Rep.  Min.  Publ.  Works  Canada, 
1884—66,  p.  186.) 

Weltbrodt,  G. : Ein  kanadLaches  Mekka.  (Ausland  188«.  Nr.  18,  8.  351.) 

Karlen : 

Lake  Huron:  Cabot  head  to  cape  Smith  and  entrance  to  Georgiau  bay. 

I:980c0.  (Nr.  906.)  London,  Hydrogr.  Off.,  188«.  3 *v 

Logg  e,  Th.  G. : Map  of  the  Provluce  of  New  Brunswick.  1 : 264  000.  8t.  John, 
N.  B.,  M'Mlllau,  1886. 


Vereinigte  Staaten. 

Athburner,  C.  A. : Townihlp  Geology  of  Elk  and  Forest  Countie« ; A.  W. 
Sheafor:  Cameron  County.  (Penntylv.  Geol.  8urv.  IL  R.)  8*.  40*  pp. 
Uarrisburg  (Pa),  1885. 

Bell , A.  N.  : Climatoiogy  and  mineral  waters  of  the  U.  8.  6*,  38«  pp.  New 
York,  Wood,  1886. 

Bourko,  J.  ft.:  An  Apache  Campaign  in  the  Sierra  Madrc  : An  account  of 
tho  Expedition  In  Pursult  of  the  Hoslile  < -lilricahua  Apache«,  iu  the  spring 
of  1883.  129,  112  pp,  mit  lllustr.  New  York,  188«.  sh.  2.  6. 

Bryson , J. : The  geological  formatlon  of  Long  Island.  8*,  18  pp.,  mit  Karte. 
New  York,  Magowan  A Slipper,  1885. 

Butler,  A.  P. : South  Carolina ; roaources  aud  potiulatlon,  institutlons  and  in 
dustriss.  8*,  72«  pp.,  mit  3 Taf.  u.  Karte.  Cnarleston , Board  of  Agricul- 
ture,  1886. 

Chtmberlaln  , E.  G. : Altitude«  In  Maaiachussetts.  (Appalachla  Bostou  1886, 
IV,  Nr.  2.) 

Claypole,  E.  W. : Report  ou  Perry  Country.  8»,  438  pp.,  mit  Karten.  Harri*- 
bürg  (PA)»  1686. 

Cronau  , U. : Fahrten  im  Lande  der  Sioux.  8*.  109  88.  M.  1.  — — Von 
Wunderland  zu  Wunderland.  Landschaft*  • und  Lebensbilder  aus  den 
Staaten  und  Territorien  der  Union.  In  Lief,  k M.  4.  Leipzig,  Weigel.  18S«. 

Davit : Remark»  on  the  geology  of  Becraft’s  Montaln  on  Hudson.  (Proceed. 
of  the  Boston  Soc.  of  natural  Ulstory  XXII,  3.,  3.  Boston,  1883—84.  8*.) 

Deniton,  C..  M.  D. : Molsture  and  Dryncs«:  Analysis  of  atmospherie  humldl- 
tie*  In  the  United  State».  12*.  30  pp.  Chicago,  1886.  sh.  6. 

Elllnwood,  F.  F.:  The  Net  Pore».  (The  forcign  Missionary,  New  York,  Fe- 
bruar 188«,  p,  416.) 

Elting,  J. : Dutch  Villagc  Comxuunltlr*  of  the  Hudson  River.  8*.  «8  pp.  Balti- 
more, lb8«.  2 ah.  6. 

Fielt! , D.  D. : On  the  Nomeoclature  of  Citics  and  To  wo*  in  the  United  Sta- 
le*. (Bull,  of  the  Americ.  Geogr.  8oc.,  1886,  Nr.  1,  p.  1.) 

Fuorto»,  K.  A.:  Underground  River*,  Texas.  (Science  188«,  VII,  Nr.  1«6,  p.  339.) 

Gannett,  II.:  The  ditcovcry  of  the  aourco  of  the  Mlstlsilppl.  (Nature,  7.  Ja- 
nuar 18*6.  p.  221.) 

Gatschet,  A.  8. : Fort  Griffin  im  nordwestlichen  Texas.  {Ausland  188«,  Nr.  17, 
8.  321.)  — — Die  Karankawa - Indianer.  (Globus  XLIX,  Nr.  8.  Braun- 
schweig,  F.  Vieweg  A Sohn,  188»',., 

Qronont,  D. : Die  Namen  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika.  (Geogr. 
Nachrichten  188«.  II,  Nr.  3.) 

Hüll,  E.  C. : Kleid  not««*  In  Delaware  County  (Pennsylv.  Geol.  Surr.  Nr.  C6). 
»♦.  128  pp.  Harrisburg  (Pa),  1886. 

Lealey , J.  P. : The  geology  of  the  Pittsburgh  coal  region.  6°,  39  pp.  Phila- 
delphia, 188«. 

■•lohet,  II. : Aus  Los  Angel»  in  Callfornleo.  (Deutsche  Geogr.  Blätter,  Bre- 
men H586.  VIII,  Nr.  3.  8.  394.) 

Mawberry,  J.  8.:  Note*  on  the  Surface  Geology  of  the  country  bordering  the 
Northern  Pacific  Railroad.  fAmer.  Journ.  of  Science  1886,  XXX,  Nr.  179, 
p.  337.) 

Searlng , A.  E.  P. : The  fand  of  Hip  Van  Winkle : A Tour  through  tbe  ro- 
mantic  Part«  of  the  CaukllD;  It*  Legend*  and  Tradition«.  4*.  lllustr. 
Putnam.  31  »h. 

Shaltr,  N.  8. : The  iwampi  of  tho  United  States.  (Selene«,  19.  Märt  1889, 
VII,  Nr.  163,  p.  333.) 

Slmonln  , L. : A travers  los  Etats -Unis,  de  l'AUantlque  au  Paeifique.  l3\ 
390  pp.  Parts.  Oharpentler  A Co.,  188«.  fr.  3.*o. 

Steinhäuser,  A : Der  Gau  Alachua  tu  Florida.  Mit  1 lllustr.  (Geogr.  Rund- 
schau IbM,  VIII.  Nr.  7,  8.  3Ö1-I 

Steinthal , 8.  A. : The  Great  North  West  : The  Pacific  81ope.  Mit  Karte. 
Journ.  Manchester  Geogr.  Soc.  1886,  I,  Nr.  10,  p.  241.) 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


223 


Stickltr,  J.  W,j  The  Adirondacks  at  a Health  Resort.  1*“,  19$  pp.  New  York, 
1W4-  »h.  6. 

Tratenster,  P. : Anx  Etau-Unls,  note«  de  voyage  d’un  Ingenieur.  W.  Pari«, 
Ghio,  \$3b.  fr.  3,30. 

Upham , W. : Lake  Agasalr.  : A chaptcr  of  glaclal  geologv.  (Bull.  Minnesota 
Arad.  1683,  p.  294.) 

Wall.  8.:  Report  on  th©  C«al  Mine«  of  tho  Monongahula  River  Region  from 
the  Weit  Virginia  State  -linu  to  Pittsburgh.  JP,  232  pp  , mit  Karten.  Mar- 
rlsburg  [Pa),  1884. 

Whita,  J.  C.,  Sc  J.  p.  Uilty:  The  Oeology  of  Huntingdon  Cnugif,  (Penn*. 
Gcol.  Öurv.  Nr.  T8.)  8".  472  pp.,  mit  Karte.  Harrisburg  (Pa;,  J88S. 

• Kurien: 

■ cOee , W.  J. : Map  of  tha  United  State«  ©xhibiting  the  present  statu*  of 
knowledge  relating  to  th©  areal  dUtribution  of  geologir  groupi.  J’relltn. 
compll.l  l:7116  0CO.  Washington,  1885. 

Morth  Amorlca,  B coast : Oouldnborougb  bay  to  Littlc  Spoon  Llaod.  (Nr.  «03.) 

2 sh.  6. New  London  harbour.  (Nr.  2471.)  1 :20  800.  1 *h. Sapelo 

sonnd  to  Littlc  Babatna  bank.  (Nr.  3«.  1 : ftll  000.  2 »h.6. W coaat: 

San  Diego  bay  to  Coureptlon  Point.  1 : 365040.  ;Nr.  899..'  London,  Ilvdrorr. 
Off.  1*83  u.  80.)  2 sb.  6. 

Snow , W.  P. : Offleiat  map  of  th©  Territory  of  Montana.  9 Bl.  1:900  000. 
Helena  (Mor.\  Boos  & Co..  1884. 


Mittelamerika. 

Barthel , A. : Quatre  ans  an  Mexiqnc,  Souvenirs  d©  Campagne  et  Impression* 
de  voyage.  Gr. -8*,  144  pp.  Tournal,  Eastertnan.  1886.  fr.  2. 

Bovalllui,  C. : En  rcsa  1 Talamanra-lodUnurnaa  land.  «*,  mit  Karte.  1’psata, 
Lundcqui.it,  1880.  Kr.  1. 

AWr.  so«:  Ytumr  Sr.  a. 

Ouro.  C.  P. : Primeras  notlclas  de  YukatAn.  (Bol.  de  la  8oe.  Madrid,  XIX, 
Nr.  0 u.  8.  p.  330.) 

H«gg,  Een.:  Aus  der  Republik  San  Salvador.  (VII.  Jahrusbur.  Geogr.  Go- 
lellscli.  Btra,  1884— Ki.  8.  6P.) 

Hatte  - Wartegg,  K.  v. : Vom  ltlo  Grand©  »um  Popocatepet).  (Ausland  1886, 
L1X.  Nr.  1 ff.) 

Obtrllnder,  K. : Neue  Pfade  im  Lande  Montc/umas.  (Googr.  Rnudschau  1880, 
VIII.  Nr.  3.  8.  97.) 

Panama.  L«  dossicr  du  eanal  ; passe,  present,  avenir.  8°,  74  pp. 

Paris,  Rousseau.  1884.  fr.  3. 

Rodrlguet  , J.  C. : Th©  Panama  Canal : It*  llistory , iu  Political  aspects  and 
ttuanrial  dlfüeultlc*.  8°,  244  pp.  London,  Low,  1684.  8 sh. 

Roger#,  E.  : British  Uonduras:  Its  ressources  and  development.  With  two 
sketeb  inaps.  (Journ.  of  th©  Manchester  Geogr.  soc.  18H6,  I,  Nr.  7,  p.  197.) 
StOll  , O.  : Guatemala.  Kaisen  and  Schilderungen  au«  dm  Jahren  1878—83. 

Gr.- 8’’.  618  SS.,  mit  2 Karten.  Leipzig,  Brockhaus,  1886.  M.  16. 

Wlchmann,  M.  : Über  die  Metalle  bei  den  altmcxlkanlscheu  Kulturvölkern, 
67  SS.  (Dissertation.'  Halle.  1886. 

Kurien : 

■axlco:  W coa*t : Tanaratlta  and  Navidad  bays.  (Nr.  936.)  Washington, 
Hydrogr.  Off..  1886.  dol.  0,40. 

Nicaragua.  W coast.  San  Juan  del  8ur.  iNr.  934.)  Washington,  Hydrogr.  Off., 
1886.  do».  O.to. 

Wwtindten. 

Ballou,  M.  M. : Cuba  Past  aud  Present.  19*,  316  pp.  Boston,  18$&.  7 sh.  6. 

Delonclo,  J. : La  Martlnliiue.  (Bull.  Soc.  Brutonoe  geogr.  Loricnt  1886.  Nr.  23, 

p.  1.) 

Hurard,  M. : La  Martinique  ©n  1789  -1700.  (Revue  Colon.  Internat.  1886,  I, 
Nr.  3 u.  «.) 

Lubbock,  N. : Our  West  ludian  Colonlas.  (Colouiea  and  Iudta,  16.  u.  23.  April 
1884.) 

Purvet,  E.  C. : Geologie«)  sketch  of  tho  Island  of  Antigua.  (Bull.  Mus.  K. 
Hist.  Xat.  Brüssel  1&6.  mit  Taf.) 

Sharplt«  : Tnrk’s  Island  and  tho  Guano  Caves  of  the  Caicos  Islands.  (Proceed. 

Boston  Soc.  Natural  HDtory  1886.  XXII,  Nr.  2 u.  3.) 

Buringar,  W.  F.  R. : Nederl.  West -Indische  Expcdltlo;  Verslag  cn  Reisver- 
haal.  (Tijdscbr.  Nederl.  Aardrijksk.  Genootach.  1886,  Nr.  1,  p.  46.) 

Ufford,  J.  K.  W.  Üu.  v.:  Ond©rco©king©u  in  Nederlandscb  West-Indl*.  Tras- 
apecl©  op  St.  Kustatlus.  Toestanden  op  Saba.  (Tijdscbr.  Nederl.  Aardr. 
Genootach.  Amsterdam  1886,  Nr.  9,  p.  196.) 

Karten  ; 

Haiti:  Saraana  bay.  (Nr.  2343.)  1:162060.  London,  Hydrogr.  Off.,  1886.  1 «h.  4, 
Waat  Indlaa:  Babatna  and  Abaro  islands . with  the  North  • w©*t  Provldenrc 
channel.  1:333000.  (Nr.  399.)  London,  Hydrogr.  Off.,  188f,.  2sb.6. 


Südamerika. 

„Aurora“.  Kal.e  S.  M.  Korv.tm  nach  Brulllm  In  dnn  t,a  Plaia- 

Staateo  In  d Jf.  188*— Bi.  Qr.-U-  Wien,  C.  Gerold,  Sohn,  «**.  M.  1. 
Kunze,  M . : Brlträjcc  zur  Klimatologie  Ton  Südamerika.  ZetUrhr  Ge«,  f.  Erdk.. 
Berlin  188«,  Nr.  1.  S.  «.) 


Stäbelin, 


Hommer  und  Winter  In  Südamerika.  8*.  Basel,  Schwabe.  1886. 

fr.  4. 


Karten ; 


Pauly,  O.  : Aravrlqu©  du  Slld.  1 : 96  000  000.  Paris,  E.  Gulrln  & Co.,  1886. 
South  Amorlca.  Rallway  Map.  1:6970  000.  London.  Batcs,  Hcndy  Sc  Co.,  1886. 


( 


Staaten  der  Westküste. 

Arnunfitegul,  M.  L. : Dcscrabrimlento  I couqulsta  d«  Chile.  8*.  Santiago,  1885. 

M.  4. 

Ball,  J. : Contributlons  to  th©  Flora  of  the  Peravlan  And©«,  witb  remarks  on 
tho  hUtory  and  origin  of  th©  Andean  Flora.  (Journ.  Linncan  Soc.  London, 
Dosemher  1886.) 

Breiton,  A.:  llollvie.  Scpt  anncct  d'explorationt.  8*.  639  pp.,  mit  7 Karten. 
Pari«,  Hachcttc,  1886. 

Ordlnalro,  O.  : Le  Pdrou  de  la  cöt©  et  la  rugion  amazonique.  (Bull.  8oc. 
geogr.  comtn.  Paris  1886,  VII,  p.  40t.) 

PolAkowtky,  II.:  Zar  Geschichte  der  Entdeckung  and  Erobcrang  von  Chile. 
iZeiKchr.  Uescllsch.  f.  Erdk.  Berlin  188«.  Nr.  1,  8.  1.)  — - Die  Aruurana 
du«  Don  Alonso  ilc  Ercilla  v Zuüiga  und  der  historische  Wert  derselben. 
•Milt.  K.  K.  Geogr.  GeielUcb.  Wien  1886,  XXVI II,  8.  SIS  337.) 

Saldier,  K.:  Die  deutschen  Kolonien  Chile*,  mit  Berücksichtigung  ihrer  wirt- 
schaftlichen Beziehungen  »um  Mutterland©.  (Deutsche  Kolonlalxcitung  1886, 
III.  Nr.  7.  8.  909.) 

SönOze  , V. , & J.  Noetzli:  Voyage  dan»  les  R^puhllqucs  do  PEquateur  ct  du 
Purou,  1874  —77.  (Bull.  Soc.  geogr.  Parts  18*>3,  VI,  Nr.  4.  p.  623.,. 

Sermno,  R. : La  cxploracion  del  rlo  l'alcna  y ©I  canal  Fallos.  Santiago  1866. 

Sievert,  w,:  Reisebriefe.  (Vcrhandl.  Gescllsch.  f.  Erdk.  Berlin  1886,  XIII, 
Nr.  4,  8.  9«.; 

Simons,  F.  A.  A.:  An  ©xploratlon  of  tbc  Goajlra  Peulnsula,  L*.  8.  of  Colum- 
bia. (Proc.  K.  Geogr.  Hoc.  I,oiidon  1886.  VII,  Nr.  12,  p.  781,  mit  Karle.) 

StUbe I,  A. : Hki/rcn  aus  Ecuador.  4*.  94  88.  Berlin,  Asbcr,  1884.  M.  6. 

Valverde,  K. : Comision  ©sploradora  del  camtno  d©  Karilocbe.  (Dlario  oficiat 
Chile,  2«.  Mal  1886.  — Ho).  Inst.  Googr.  Argem.  1886,  VI,  Nr.  9 u.  10.) 

Karte: 

Peru,  NW  coast:  Ilarbor  of  Payta.  (Nr.  976.)  Washington,  Hydrogr.  Off.,  1886. 

do).  0.*4. 

I.a  Plata-StaaUn,  Feocrlaml. 

Aibarrtcln,  S.  J. : E«tudiot  generales  «obre  los  Rio«  Ncgro.  Limay  y Colon- 
Curk  y Lago  de  Nahuel  • lluapi.  8*,  169  pp.,  mit  K.^rte.  Buenos  Aires, 
Tipogr.  Alsina.  1886. 

AlomanyM.  : Diu  Kolonie  Toruqulst  im  Distrikt  Babia  Blauea.  8*,  40  88. 
Hern,  Hchinld,  1886.  M.  0.40. 

Arnaud,  L.  : Inform©  »obre  la«  operaeionc«  efectuada«  un  el  Chaco  por  Ist 
ComUiun  elentiBca.  (Bol.  lost.  Geogr.  Argeol.  VI,  Nr.  7,  p.  901.) 

Av6  Laliemant,  G. : Excnrsioa  mlneraria  a la  Cordülera  de  los  Andes.  Re- 
vi«ta  Sor.  Ciuntifira  Argrntina  1886.  XIX,  Nr.  4.) 

Bahia  de  San  Blas.  Kstudlo  hldrogradco  y balUamlento.  (Bol.  Instlt.  Geogr. 
Argem.  188«,  VH.  Nr.  1 ff.) 

Barrot,  N. : Expedition  al  Chaco.  (Bol.  Inst.  Utogr.  Argen t.  1886.  VI,  Nr. 7 u.8.) 

Borgomatchl , G. : II  Klo  de  la  Plata  dalla  sua  scoperta  äno  aiia  caduta  di 
Kosah  tiranno  dl  Buenos  Alre«.  I,  16*,  318  pp.  Milano,  1884.  I.  3, so. 

Bordonl,  G.  K. : Montevideo  e la  rupubblica  delP  Uruguay;  descrizione  «•  sta- 
tistica.  8’,  200  pp.,  mit  Karte.  Milano,  Dumularil,  1886.  1.  6. 

Cabral,  J.  R. : Essai  de  la  topograpblo  mrfdtc.  nt  statls:.  da  Buenos  Alre«.  4*, 
•13  pp.  Paris,  Ollier-Henry,  1886. 

Coni,  E.  R.:  Roseua  r«ud  y deecrlpt.  de  la  Plata,  capital  de  la  prov.  do 
Buenos  Aires.  8*,  199  pp.,  mit  Karten.  Buenos  Atre*.  1686. 

Czelz,  J.  F. : Gcncralbericbt  Uber  die  Expedition  nach  dem  Chaeo.  (Zeltschr. 
Gesrllsch.  Erdk.  Berlin  1864,  Nr.  121,  8.  79.) 

0'ArltbO,  V.:  Pampa  e fore*le,  da  «ud  a uord  nulla  RepubMica  Argcntina. 
12%  mit  Kart«.  Torino,  1866-  1.  9. 

Gar  ton,  J.  G. : On  tbc  luhabitauu  of  Tierra-del- Fargo.  (Journ.  Antbrnpolog. 
lnaütute  1886,  XV.  Nr.  2.) 

Hudson,  W.  II.:  Thu  Purple  Land  that  Kuglaud  Lost;  Banda  Oriental. 
2 VoL  8\  984  (-264  pp.  London,  Low,  1886.  21  sh. 

Lohnert,  J.  v. : Wanderungen  durch  die  Magcllanstrafse.  (Geogr.  Rundschau 
18*4,  VIII,  Nr.  4,  8.  146  mit  Karte.) 

■ethfettel , Ad. : Die  Provinz  Tucuman.  (VII.  Jahreiber.  Geogr.  Gesellsch. 
Bero  1884—86,  8.  969.) 

■Ullhaupt,  P.  : Kdiomc  geogr..  hLstor. , Statist,  et  commerc.  de  la  Rlpubliqun 
Argentine.  (Vll.  Jabrcabcr.  Geogr.  Gesellsch.  Bern  1884—86,  8.  266.) 

Polleschi  . G.  : Light  Months  ou  th©  Gran  Chaco  of  the  Argentine  Republik 
Gr.-8*,  311  pp.  London,  Low,  1884.  8 sh.  6. 

Rhodo . J.  J. : El  Paio  de  Bariloche.  Rcfutacion  a un  documento  chllcuxo. 
(Bol.  Inst.  Geogr.  Argem.  1886,  VI,  Nr.  10,  p.  SOI,  mit  Karte.)  — — Di« 
Kxpcditlon  des  Generals  Yictorica  nach  dein  Gran  Chaco.  (Zeitacbr.  Ge- 
feilsch,  f.  Erdk.  Berlin  1888,  Nr.  191.  8.  69.  mit  Karte.) 

Roldan,  N. : Expedlclou  en  «I  Bermejo  de  (Bol.  last.  Geogr.  Argem.  1886, 
Vll.  Nr.  2.) 

Schultz©,  C.  P.  E,  : Der  rationelle  Estanziabctrieb  im  l'ntern  La  Plata- Ge- 
biete.  8*,  163  ss.  Ilambnrg,  L.  Friedcriehson  Sc  Co.,  1886.  M.  8, so. 

Saalstrang  , A.:  Bueno«  Aires,  diu  Hauptstadt  der  Arguntiniscbun  Republik. 
(Deutsche  Geogr.  Blätter  1886,  VIII,  Nr.  4.  8.  306.) 

8tellzner , A. : Beitrage  zur  Geologie  und  Paläontologie  der  Argentinischen 
Republik.  1.  G«o).  Teil.  Gr.-4*,  mit  Karten.  Kassel,  Th.  Fischer,  1886. 

M.  28. 

Thouar,  A. : L'exploration  du  Pilcomayo.  (C.  R.  Hoc.  geogr.  Paris  lc86, 
Nr.  19,  p.  632  — 18$«,  Nr.  4,  p.  188.) 

Karten  : 

Blanoonl,  F.:  Carte«  commerclales.  Kupubl.  Oriental©  de  Pl'ruguay.  4*, 
32  pp.,  mit  Karte.  Paris,  Chaix,  1886.  fr.  4. 


Digilized  by  Google 


224 


Literaturverzeichnis 


Cap  Horn.  Port«  et  Mondtag«*,  Ho  Hotte,  Ante  Oorallo,  Baie  lndlrnne. 

(Nr.  4078.)  Parti»  Chatlamel  (8erv.  bydrogr.),  1886. 

Patagonlß,  Cnt<-  C.  Embouchurc  de  la  riviere  Santa  Cruz.  (Nr.  4070.)  Paris, 
Challamcl  (Serv.  bjrdrofr.),  1886. 

Storm,  O. : Plano  dcl  rio  Pilcotuayo  cn  »u  parte  rerorrlda  por  la  expedition 
de  V.  Feilberg.  i:  200000.  2 Bl.  Bnonoa  Air««,  1888. 


Brasilien.  Uuiana,  Venezuela. 

Allalfl,  E. : Rio  de  Janeiro:  Quelques  donnern  »ur  In  capitale  et  «ur  radminl- 
«tratlon  du  HnMI.  18%  324  pp.  Paris,  PrinzJnr,  181*8. 

Benjamin,  P.  A.:  Notlcla  «obre  o Ho  Branco  r os  indiosque  c habltan.  (Bol. 

Soc.  geogr.  Lisboa  1885,  V.  Nr.  3,  p.  121.) 

Bittencourt,  F.  P. : Alguina«  rettet»«*  «obre  a chorographia  do  Brasil.  (Re* 
vlsta  S»*ce.  d.  8oc.  de  geogr.  Ll»boa  no  Braxil  188»,  Nr.  2,  p.  61.) 
Bruyckor,  P.  do:  Lc  Venezuela.  (Bult  Soc.  R.  geogr.  Anvors  1886,  X,  Nr.  6, 
p.  50t.) 

Claufs,  O.  : Die  Scblogü  • Expedition.  (Verb.  Geseltsch.  f.  Erdk.  Berlin  I8ö6, 
XII,  Nr.  10,  p.  OOS.) 

Coudrnau  , H. : Do  Immigration  onropccnuo  dan«  loa  pralrloa  do  la  Goyano. 

(Bull.  Soc.  Gdogr.  l'orara.  Parts  18^3,  Vll,  p.  2tt,  ult  Karte.) 
d'Abreu  , C. : Roberio  dias  e as  mina*  de  Prata . accundo  novo»  doenmentoa. 

(Kc  vlsta  Sec«*.  de  8oc.  de  geogr.  Lisboa  no  Braxil  1886,  Nr.  2.  p.  6fl.) 
Dellen,  A.  : Voytfe  clK'Z  lo»  Indleiu  Galibis  do  la  Ouvane.  (Bull.  Soe.  geogr. 
eotnuiere.  1896,  Nr.  4,  p.  221.) 

EhrenrOiOh:  Land  und  Leute  am  Rio  Doco  (Brasilien).  (Verb.  Gcscllscb.  f. 
Erdk.  Berlin  188«,  XIII,  Nr.  2.  8.  94.1 

Elout  van  Soetenaoude  , W. : Onf.e  West.  $♦ , 68  pp.  *’  Hage  , Mart.  Nljboff, 

1885.  fl.  1.26. 
Gorcolx,  I!.:  Dövoloppoment  do  la  prodnetton  au  Brasil.  (Bull.  Soc.  gdogr. 

Conan.  Pari*  18ha.  Vll,  Nr.  8.  p.  233.) 

Im  Thurn,  E.  F.  : Roralme.  (Scott.  Gcogr.  Mag.  1886.  I.  Nr.  11,  p.  648.) 

Kehl,  P. : Die  Kolonie  Mundo  Novo.  (Deutsche  Koionlalzeltuug  1686,  Nr.  23, 
S.  744.) 

Kollar- Lauzingar,  P.  : Die  Waldrcgioucn  dor  Provinzen  Rio  de  Janeiro  und 
Mlnat-Gcrac-s  tiu  Gog«*n«atx  zu  den  (’ampo*  und  Patnpa*  In  SUdbrasitiea 
und  den  La  Plata-Landcrn.  1.  (Deutsche  Koloulalztg.  1886,  Nr.  4,  S.  111.) 

■aroni.  Die  neueste  französische  Annexion  am  . (Ausland  1888, 

Nr.  16.  8.  841.) 

Martin,  K.:  Bericht  Ober  eine  Reise  Ins  Gebiet  des  Obern  Surinam.  8ft,  78  S8., 
4 Taf.  Haag,  SIJbolT,  1888.  M.  8. 

AWt.  au»:  HIJ4r.  toi  TaaI*,  Lad<I  • ea  Volkonk.  v.  N«4«I..ImlU.  Ilux, 
1 664.  I.  Nr.  1.) 

Pfteraen,  P. : Dlo  Paumarys.  Nach  O.  IVaIHe*  Nachlar».  (Ausland  1888,  Nr.  14, 
8.  241.) 

Pinkat,  J : CommUaao  de  rstudos  da  cstrada  de  ferro  do  Madeira  e Blamore. 
Kelatorio.  4'*,  243  u.  111  pp.,  mit  Kartou.  Klo  do  Janeiro,  Imprensa 
National.  1668. 

Richard , J.  B.  : Venezuela.  Elcvage  de  Mtail  et  exploltatlon  agricolo  »nr 
une  propridtd  de  36  0«*)  hect.  sur  Io  Rio-Maplre,  aflluent  navigablc  du 
fleuve  Orenoque.  8*,  48  pp.,  mit  Karte.  Paris,  Parlsct,  1860. 

Rizzotto,  R.  : Cn  oplsodlo  dclla  crolgrazlone  Italiana  nel  Veuezuvla.  (Soll. 

Soc.  Gcogr.  Ital.  1866,  XI.  Serie  II,  p.  141.) 

Rohde,  R.  : Einige  NolUeti  Uber  den  Iudianentamm  der  Tereuos.  (ZclUchr. 

Gcscllsch.  f.  Erdk.  Berlin  1886.  XX,  S.  401.) 

Roland  Bonaparlo:  Exploration«  du  Dr.  ton  Kalo  dans  rAmeriquc  du  Sud. 

(C.  R.  Soe.  geogr.  Paris  1884,  Nr.  8,  p.  108.) 

Santa- Anna-M6ry,  de:  Le  territoire  contcst«  do  la  Goyano.  {Gasetto  goograph. 

1886.  Nr.  2,  p.  28  ff.) 

Schwarz,  A. : Eine  Eisenbahn  atn  Obern  Madeira  Io  Brasilien.  (Mitt.  K.  K. 

Georr.  Gesellscb.  Wien  1888,  XXIX.  8.  109—112.) 

VOlaln,  Cb. : KsquDso  goographlqun  rt  ethoographlqiie  de  la  Guyane  fran?ai»c 
et  des  basslus  du  Van  et  du  Parou,  aftiucut«  de  l'Amazone,  d'aprv«  les 
exptoratlOM  du  l>r.  Crovaux.  {Bull.  Soc.  Göogr.  Paris  1886,  VI.  p.  431.) 

Karte : 

Braxil.  Mappa  do  ■ ■ . 1:6000000.  Parts,  Gaillard,  1684. 

Polargebiete. 

Bade , W. : Mein  Aufenthalt  unter  den  E«kimoN.  (Mltt.  d.  oslscbweiz.  geogr.> 
kotntnerz.  Grseltscb.  8t.  Gallen  1 684/66,  8.  81.) 

Balmer,  11.  F. : Studien  Über  den  Seeweg  zwischen  Europa  und  Wostslblrian. 

4W,  101  S8.  Hamburg.  Fricdcrlchscn,  1886.  M.  4. 

Bradford,  W. : Life  and  Scencry  ln  tbe  Par  North.  (Bull.  Amerlc.  Geogr.  Soc. 
New  York  1886.  Nr.  2,  p.  79.) 

Bunge,  AI.:  Sur  la  mareba  de  PexpddiUon  polalre  de  l’Academle.  Lettre  au 
HerrdialfW  perpdtuel  de  rAcnd«*:nb*.  (Bull,  de  l'Acnd.  laip.  de  sienc.  St.. 
PeterslHiurg  1668.  XXX,  Nr.  8,  p.  342-348.) 

Danenhcwcr,  J.  W.  : The  Polar  cjucatlou.  (Prorosd.  lf.  8.  Naval  Institute, 
16.  August  18*4.) 

Fritz,  8. : Coden» SgeUe  of  nogle  Hovedtrack  for  V an  dbavaegr  Derne  og  Isfor- 
boldene  I de  nordpolare  Farvandc,  tned  «acrlig:  llcnsyn  tll  de  grunlaiidtko 
Furholtl.  8\  84  pp.  KJobeubavn,  Gad,  1888.  Kr.  3. 


. Qarde:  Die  oitgronländiscbe  Expedition.  (Globus  1886,  XLVI1I,  Nr.  20  ff.) 

Gordon,  A.  R. : Report  of  the  Hudsons  Bay  expedition  ln  1896.  (Report  De- 
partm.  Marine  Canada  1686,  p.  194,  mit  2 Karten.) 

Greely,  A.  w»:  Arctlc  Exploration,  wlth  reference  to  Grinnell  Land.  (Pro- 

cecd.  R.  Geogr.  Soc.  London  1886,  VIII.  Nr.  3,  p.  168.) Three  years 

of  Arctlc  servicc:  An  account  of  the  l.adv  Franklin  Bay  expedition  of 
1881—84.  2 Vols.  8*.  870  pp.,  mit  Karte.  London,  Bentley,  1688.  42  sk. 

Holm,  Koneband«  • Expeditionen  tll  Grönlands  Ostkyst  1883—86.  (Geogr. 
Tldskrift  16**6,  VIII,  Nr.  6,  p.  76,  mit  Karte.)  - -■  Ksklmolske  „Haart-  af 
Trio.  (Geogr.  Tldskrift  1888,  VIII,  Nr.  8.  p.  103.) 

Hooper,  C.  L.  : Report  of  the  CruUe  of  the  U.  8 Rer.  St.  ..Thomas  Corwin“ 
in  tho  Arctlc  Occan,  1881.  4*.  147  pp.  Washington,  1883.  23  sh. 

Irmlnger,  C. : Om  den  gronlandske  DrivU  ved  Island.  (Georr.  Tldskr.  1*8684. 
VIII,  Nr  4.  p.  07.) 

Jan  Mayen,  Din  »»terreichUehc  Polarstation.  4*,  mit  4 Karten  u.  16  Tflu.  fl.  18. 
Vurhcrlchl.  4°,  118  88.,  mit  3 Taf.  u.  2 Karten,  fl.  2,;4.  Wien,  C.  Oeroldt 
Sohn,  1H88. 

Lanman,  Cb.:  Furthost  North;  tho  llfe  and  oxploratlotu  of  Lieut.  J.  B.  Lock* 
wood.  8*’,  mit  Karte.  New  York,  Appleton,  1886. 

Lytzen  , C. : Lcvnlnger  fra  Jennnette-  Expeditionen  paa  Grönland*  Veelkvst. 
(Geogr.  'lidskrift  1886.  VIII.  Nr.  3,  p.  49.) 

Madsen,  E. : Yderllgere  Oplvsnlnger  otn  den  Kristiern  Aalborg'ske  Expedition 
lil  Grönland  i 1688.  (Geogr.  Tldskrift  1688,  VIII,  Nr.  4,  p.  116.) 

Nordenikidld,  A.  K. : Hem»tande  af  anmlrknlngar  »otn  rlktau  mol  «klldringen 
af  Yoga»  fard  krlng  Asien  och  Europa.  (Ymer  1886,  Nr.  8,  8.  248—287.) 
— Vcgafahrt  um  Asien  und  Europa,  für  weiten*  Kreise  bearb.  von  E.  Er* 
man.  8',  897  SS.  M.  6.  — * — * Grönland.  8*,  mit  Karten.  M.  24.  I^elpzig, 
P.  A.  Brorkhau»,  1896. 

paulsen,  A.:  Nordlyslagttagelser  I Godthaab  1882  -83.  (Geogr.  Tldskrift  1886, 
VIII,  Nr.  8,  p.  108.) 

Pack , W. : The  Southern  II.  misphere  constellatlons  and  how  to  find  them. 
4‘,  mit  13  Karten.  London.  Galt,  1886.  3 sh.  6. 

Petteraen,  K.  : l>et  caropaelske  Polarhav  1 »ommeren  1885.  Mit  Karte.  (Ymer 
1866,  Nr.  6.  8.  229—246.) 

Rink,  H.:  Die  düniitche  Expedition  nach  der  OstkUtto  Grönlands,  18S3— SS. 
'Deutsche  Geogr.  Blätter  1B86,  VIII,  Nr.  4,  8.  841.) 

Schwatka , F. : Nimrod  in  the  North : or  Uunting  and  Fisbing  adventures  in 
the  arctlc  regions.  4*,  199  pp.  London,  Castell,  1888.  7 sh.  8. 

Schronck.  L.  v. : Zur  Vorgeschichte  der  Expedition  nach  den  NeuslblrDchen 
Inseln.  8°,  61  88.,  mit  Karte.  Petersburg,  Akad.  d.  WDsensch.,  1883. 

Th8Z6,  A. : Le*  iles  We«tmann  et  la  cöte  ottest  d'Itlandc.  (Bull.  Soc.  de  geogr. 
Roc  liefert  1886,  T.  VII,  p.  ltO.) 

Wlchmann,  11.:  Geogr.  Ergebnis»«  der  wUseoacixOl.  Rehen  und  Forschunzs* 
expcdltionen  iu  den  Polarreglouen.  (Geogr.  Jahrbuch  18*6,  X,  S.  623.) 

Ozeane. 

Albort  do  Monaco:  Sur  une  exp^ritnee  enlreprise  pour  d«:termlner  la  di* 
rectlon  de»  conrants  de  1‘AtlauUtiue.  (C.  R.  hebdom.  Arad.  Sei.,  Pari*  1886. 
T.  CI.  Nr.  20  ) 

Balmer,  II.  P. : Zur  Zirkulation  der  Mecrc*wa*scr.  (VII.  Jahresb.  d.  Geogr. 
Gewdlscb.  von  Bern,  1884—66.  8.  41.) 

Barkor,  A.  8. : South  Pndflc  Occan;  Peep-sea  sonndlng«.  (Notice  to  Marl* 
ners  1K86.  Nr.  9.) 

Bartlett,  J.  R.  : I>cen-iea  soundlngs  ln  tbe  South  Paclflc.  (Science  1888.  Vll. 
Nr.  165,  p.  262,  mit  Karte.)  — — Dcep  sea  souudlng«  la  the  Atlantic.  (Sci- 
ence VII,  Nr.  149,  p.  387,  mit  Karte.) 

Beohlor,  W.  11. : Narrative  of  the  ihre«*  ycars  eralsc  of  tbe  l'nlted  States 
8hlp Brooklyn  In  the8outh  Atlantic  aml  Indian  Oceans.  4*.  340 pp.  Wash- 
ington, 1886.  ah.  16. 

Olftklage  : Die  Staubfallc  im  Pasiatgetdntc  d.  NnrdatlnntUchen  Ozean«.  (Annal. 
d.  Hvdr.  !6c8.  XIV,  lieft  II,  p.  69.) 

Edkim,  Rev.  J.:  Anclent  Navigation  Iii  tho  Indian  Occan.  Wlth  a Note  ou 
North  Afrlcan  Marblo»  l»y  consul  - general  R.  L.  Plavfalr.  (Journ.  Roy. 
A-i.llt  Soc,  18M.  Nr.  I,  XVIII.) 

Hautroux  : Temperatur«  de  la  mer  et  coups  de  vent  de  Bordeaux  a New  York. 
8'.  16  pp.  Bordeaux.  1886. 

Krummei,  O. : Der  Oxcan,  eine  Einführung  iu  die  allgenieine  Bfecrx-skunde. 
8*.  242  88.  Ldptlf,  Freytag,  1888.  M.  I. 

Marcaccl : Uml  IdrograticI  compiiiti  dalla  „Vottor  Plsanl-  nel  vlagglo  di 
clrcutnnavigazione  dal  1882  al  1886.  iRevlsta  marlt.  1883  und  88,  XVIII, 
Nr.  12.  XIX,  Nr.  1.) 

Rentrd : Not«  sur  la  glologta  du  groupe  d'iles  de  Tristan  da  Conha.  (Bull, 
de  PAcad.  R.  d.  sclonc . de  Belgique.  3*  ser.  XI,  6,  6.  8°.  Bruxelles,  lt*83.) 

Rövcille,  J. : Determination  de«  eonraut*  par  an«  «drfe  de  quatre  hauteur» 
h Intervalle.  (Revue  maritim«.  Mal  1696,  1. XXXIX.  Nr.  298,  p.  274.) 

Wharton,  W.  J.  L. : Report  on  Admiralty  Survcys  for  1884.  (Proc»*««l.  R. 

Geogr.  Soc.,  London  1808,  VII.  Nr.  12,’p.  807.) 

Zdppritz,  K. : Bericht  über  die  Fortschritte  der  Tlefteeforachung.  (Geogr.  Jahr* 
buch  1883,  X,  S.  364.) 

Karte : 

Brault,  L. : Atlantique  Nord;  Carte  Typ«»  de«  rnonvcmrnts  les  plus  genöraux 
de  Tatmospherr  Infertcurc  et  des  Isobare«  corretpondanls.  (Nr.  3967  und 
3968.)  Paris,  Dep.  de  la  marine  •Cballnmol),  1895. 


(Oe.icblosson  am  23.  Juni  19?C.) 


Digitizsd  by  Google 


Irtijv  •C  Salnjcr 


ORIGINALKARTE 


I N S Eli  SÄLEIJER 


OSTINDISCHEN  ARCHIPEL 


Aufge  nominell  u gezeichnet 


ILE  J).  ENGELHARD 


Dir  tfAllanilicrh#  Ontn^rtphif  de«  Uri^iatla  i»t  betbc 
SillttB 

■ . Bnlung  - Flwiff'Uhritr) 

• - Boetoe  - Berg 
n.i..r  u üfd'  Oedjong  K*p  .Landepitxr 
•i|K t Kampa  ng  - Ort,  Aiuhrdhing, Dorf  mit  Garten 

IT  - Forint*  - Jnffel  'holl  Küiuid  ) 

.W  Dir  Ortsnamen  der  Origmuikarir  sind  alle  dir  Srrgnamm 
nur  tum  kirinxtrn  Teit  au ty rnammm  wurdet ». 

I SeiuthafiA 


Or«l)<  Apaluu 


1Z0«20 


IHi'I-iuuuuh  Grufpaphiarlir  BiÖrtlun^fn 


Jathrfrmft  UWG-&M9. 


er 

ff- 

.4* 

H 

Jdd 

g.  _ , , 

Oc^JoMatKmi 

F&mgloi*  $*Mfk*4Jonmy 
OtJfF  Ottfmtfia. 


Ancchltia« 

* " tfl»  Hiuftkirtl 


J—  **frx 
OHt)’S*ri 


» AaacMuti  »irrte  Karloa 
Kibiul 1 


I Gntibakm^an^ 

4> 


1 v Büassmxtrm  aut  ?.  C Sdiundt 


•>**.>  IW.UM  IO  . 


-Ubrfetafc  18S6.T.IH  10  . 


Digitized  by  Google 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition 
nach  Südwestafrika,  1884—85. 

Von  H.  Pohle. 

(Mit  Kort«,  t.  Titel  11.) 


Der  Zwock  der  Expedition , die  aus  den  Herren  Dr. 
Schinz,  Dr.  Sckenck,  de  Jongh,  sechs  Bergarbeitern  und 
dom  Verfassor  bestand,  war  die  Untersuchung  des  dem 
Herrn  Liideritz  damals  ungehörigen  Küstenstriches  vom 
Orange  River  bis  zur  Walfisohbai,  oder  vom  28  J ° — 23°  S.Br., 
also  auf  einer  Lüngenausdehuung  von  75  deutschen  Meilen 
(560  km);  dio  Rreiteuausdehnung  war  uns  zu  20  geogr. 
Meilen  (150  km)  von  jedem  Punkt  der  Kiiste  angegeben; 
dies  schlofs  jedoch  ein  woitores  Vordringen  nach  dem  In- 
nern des  Landes  nicht  aus. 

Die  Untersuchung  war  hauptsächlich  auf  das  Vorkom- 
men nutzbarer  Mineralien , auf  Pflanzon , Tiero  und  dio 
sonstige  Beschaffenheit  des  Landes  zu  richten.  Dr.  Schinz 
hatte  als  Botaniker  und  Zoolog  die  letztgenannte  Aufgabo, 
Dr.  Schenck  als  Minoralog  und  Chemiker  die  Feststellung 
dor  geognostischen  Verhältnisse , der  Verfasser  die  Füh- 
rung und  Leitung  der  etwa  in  bergmännischer  Beziehung 
nötig  werdenden  Arbeiten  und  die  Vermessungsarbeiten, 
de  Jongh  war  der  Expedition  als  Dolmetscher,  Landes- 
kundiger und  als  Verwalter  dos  mitgenommenen  Inventars 
beigegeben.  Die  Ausrüstung  bestand  in  einem  Theodoliten, 
Nivellier-Instrument,  zwei  Barometern  nebst  verschiedenen 
Thermometern,  einem  Lötrohr- Probierapparat,  dem  Gepäck 
für  dio  Bergarbeiter  und  sonst  nötigen  Gegenständen,  als 
Zelte,  Gewehre  &c.  &c. 

Nach  den  Anordnungen  und  Bestimmungen  des  Herrn 
Lüderitz  hatte  dio  Untersuchung  seines  Landes  folgender- 
mafsen  zu  geschehen.  Sein  Schiff,  die  „Mota“,  werde  uns 
in  Kapstadt  erwarten.  Mit  diesom  sollten  wir  am  Orange- 
flufs  landen  und  von  dort  aus  nach  Norden  das  Land  in 
einer  Ausdehnung  von  20  geogr.  Meilen  (150  km)  untersuchen. 
Die  .Meta“  bleibe  zu  unsror  Verfügung,  sie  habe  nur  die 
Wassertransporte  von  Kapstadt  nach  Angra  Peqnena  aus- 
zuführen  und  uns  dabei  mit  Proviant  zu  versorgen;  zu 
dem  Zweck  sollte  an  dem  jedesmaligen  Aufenthaltsort  unsrer- 
seits eine  Flagge  gehifst  werden , dio  „Meta“  werde  dann 
dort  landen  und  uns  mit  allem  Nötigen  versehen.  Übrigons 
würden  wir  am  Orangeflufs  jagdbare  Tiere  und  aufserdem 
l'etemunn»  Gfogt.  Mitteilungen.  1886,  Heft  VIII. 


Fische  in  unzählbarer  Menge  vorfinden,  so  dafs  Mangel  an 
Proviant  völlig  ausgeschlossen  sei.  So  der  Plan,  dessen 
Ausführung  wir  um  so  mehr  für  möglich  halten  mufsteu, 
als  Herr  Lüderitz  bereits  selbst  im  Lande  gewesen  war. 

Am  22.  August  1884  verliefsen  wir  Hamburg  und  tra- 
fen am  19.  September  wohlbehalten  in  Kapstadt  ein.  Hier 
wurden  wir  von  dom  Agenten  des  Herrn  Lüderitz , Herrn 
Poppe,  empfangen;  wir  waren  mehr  als  erstaunt,  ja  be- 
stürzt, von  demselben  zu  hören,  dafs  die  „Meta“  uns  nicht 
erwarte , sondern  bereits  vor  einigen  Tagen  naoh  Angra 
Pequuna  gesegelt  sei,  und  zwar  auf  Anordnung  dos  dama- 
ligen Vertreters  der  Firma  Lüderitz,  Herrn  Vogelsang,  da- 
selbst. Woiter  erzählte  uns  Herr  Poppe,  dafs  sich  der 
Kapitän  der  „Meta“,  Herr  Poister,  weigere,  die  Expedition 
an  Bord  zu  nehmen  und  dieselbe  am  Orangeflufs  zu  lan- 
den, weil  sein  Schiff  viel  zu  klein  sei,  um  zehn  Mann 
nebst  dem  nötigen  Gepäck  und  Proviant  aufzunehmen ; 
aufserdem  Boi  eine  Landung  am  Orangeflufs  wogen  der 
ungemein  starken  Brandung  daselbst  durchaus  unausführbar, 
es  wäre  mehr  als  Tollheit,  dort  eine  Landung  auch  nur 
versuchen  zu  wollen,  da  Schiff,  Mannschaft  und  Passagiere 
dabei  unfehlbar  zu  Grunde  gehen  würden.  Herr  Poppe 
bestätigte  sowohl  die  Kleinheit  des  Schiffes,  als  auch  die 
Unmöglichkeit  einer  Landung,  da  bereits  Boote  dor  deut- 
schen Kriegsschiffe  dies  versucht,  aber  bis  jotzt  als  unaus- 
führbar wioder  aufgegeben  hätten.  Alles  dies  habe  Herr 
Poppe  bereits  nach  Bremen  berichtet,  Antwort  darauf  könne 
aber  erst  in  sechs  Wochen  cintreffon. 

Was  nun?  Unbekannt  mit  allen  Verhältnissen  in  Kap- 
stadt, mufsten  wir  uus  lediglich  auf  die  Vorschläge  des 
Herrn  Poppe  verlassen.  Es  blieb  auch  nur  ein  Weg  übrig, 
nämlich  ein  Schiff  zu  mieten  und  mit  diesom  nach  Angra 
Pequena  zu  fahron,  da  ein  Landungsversuch  am  Orangeflufs 
auch  von  andern  Kapitänen  ganz  entschieden  vorweigert 
wurde.  Den  Landweg  über  Steinkopf  uach  dem  Orange- 
flufs einzuschlagen , wurde  der  Kostspieligkeit  wegen , da 
wir  alloin  80  Zugochsen  brauchten , von  vornherein  ver- 
worfen, um  so  me  hr,  als  es  gar  nicht  möglich  sein  würde 

29 


Digitized  by  Google 


226 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884—85. 


dieselben  in  Kapstadt  oder  Umgebung  aufzutreiben.  Es 
mufste  daher  der  Vorschlag  des  Herrn  Poppe,  auf  die  An- 
kunft seines  Segelschifies  .Formica“  zu  warten  und  dieses 
zur  Fahrt  nach  Angra  Pequena  zu  benutzen , acceptiert 
werden.  Die  Genehmigung  dazu  wurde  von  Bremen  tele- 
graphisch erbeten.  Die  Depesche  allein  kostete  200  M., 
die  Miete  des  Schiffes  5000  M. 

Unser  Reiseplan  war  damit  vollständig  verworfen  und 
in  keiner  Beziehung  mehr  ausführbar.  Es  mufsten  ganz 
andro  Bestimmungen  getroffon  werden,  um  dio  uns  ge- 
stellte Aufgabe  zu  losen,  da  es  nun  galt,  von  Angra 
Pequona  aus  den  Landweg  Uber  Aus  nach  dem  Orange- 
Aufs  einzuschlagen.  Zu  diesem  Zweck  mufsten  in  Kap- 
stadt vier  Transportwagen  bestellt  werden,  die  allein 
mit  allem  Zubehör,  als  Wasserfässem , Leitern  &c.  &c., 
7000  M.  kosteten.  Auch  die  Verproviantierungsfrage  war 
eine  ganz  andre  gewordon,  da  nun  aufser  uns  zehn  Mann 
noch  acht  Treiber  zu  den  Ochsenwagen  und  ein  Koch 
hinzugekommen,  also  19  Mann  auf  ca  oin  Jahr  mit  allen 
nötigen  Nahrungsmitteln  zu  versorgen  waren.  Kurzum, 
es  galt  eine  wahre  Sintflut  aller  möglichen  Gegenstände 
zu  beschaffen,  um  in  einem  Lande,  das  den  Beschrei- 
bungen nach  effektiv  nichtB  bot,  ein  Jahr,  nach  Boiinden 
länger,  existieren  zu  können.  Dazu  kamen  auch  noch  Tausch- 
artikel für  die  Eingebornen , dann  Dynamit  und  Stein- 
kohlen, letztere  für  die  Feldscbmiede. 

Unser  gezwungener  Aufenthalt  in  Kapstadt  dauerte  vom 
19.  September  bis  20.  Oktober  1884.  Die  freie  Zeit  be- 
nutzten wir  zu  Ausflügen  in  dio  wahrhaft  paradiesische 
Umgebung,  ebenso  zu  wiederholten  Besuchen  des  Botani- 
schen Gartens  und  des  Museums.  Auch  einige  weitere 
Ausflüge  nach  dem  Innern  des  Lundes  wurden  unternommen. 

Am  18.  Oktober  nachmittags  war  endlich  alles  so  weit 
fertig,  dafs  wir  an  Bord  der  „Fonnica“ , die  bereits  auf 
der  Rhede  lag , gehen  konnten ; aber  erst  am  20.  Oktober 
nachmittags  war  es  möglich  abzufabren,  weil  erst  da  Süd- 
wind eintrat.  Nach  viertägiger  Fahrt  sahen  wir  wieder 
Land;  Wetter  und  Wind  war  bisher  gut  gewesen,  aber 
mittags  steigerte  sich  der  Wind  bis  zum  Sturm,  das  Schiff 
verlor  zwei  Vordersegel,  und  nur  der  Geschicklichkeit  und 
Umsicht  des  Kapitäns  Witting,  der  übrigens  diose  Fahrt 
zum  erstenmal  machte,  Imtten  wir  es  zu  danken,  dafs  wir 
nicht  kurz  vor  dem  Ziel  scheiterten,  sondern  gut  die  fatale 
Stelle  bei  Angra  Ruck  passierten,  wo  ein  Felsen  mitten 
im  Meere,  der  bei  Flutzeiten  kaum  sichtbar,  die  Einfahrt 
in  die  Bai  sehr  erschwert. 

Nachmittags  gegen  4 Uhr  konnte  endlich  in  der  Bai 
Anker  geworfen  werden.  An  Landung  war  aber  der  hohen 
See  wegen  nicht  zu  denken. 

Nachdem  wir  uns  von  der  Aufregung  der  letzten  Stunden 


erholt  hatten,  wurde  das  vor  uns  liegende  Land  mit  leicht  er- 
klärlicher Neugierde  eingehend  gemustert-  Unsre  Illusionen 
wurden  bei  diesem  Anblick  vollständig  zerstört;  es  war 
aufser  den  Faktoreigebäuden  nichts  zu  sehen,  als  unendliche 
gelbe  Sandstreifen  und  hohe,  vollständig  kahle  Bergzüge; 
das  Auge  suchte  vergebens  nach  einem  grünen  Punkt,  um 
wenigstens  einen  Strauch  oder  Baum  zu  entdecken.  Eine 
trostlose  Öde,  die  nur  durch  das  bowogte,  aber  immer 
schöne  Meer  etwas  gemildert  wurde.  Die  „Meta“  fanden 
wir  hier  vor  Anker  liegend. 

Am  25.  Oktober  früh  9 Uhr  fuhren  wir  an  Land,  da- 
selbst begrüfst  von  dem  Kommis  der  Firma  Lüderitz.  Der 
Vertreter  der  Firma,  Horr  Vogelsang,  war  mit  dem  General- 
konsul Herrn  Dr.  Nachtigal  und  dem  Schiffsleutnant  Graf 
Spee  nach  Bethanien  gegangen,  von  wo  die  Herren  in  kur- 
zer Zeit  zurückkommen  würden.  Noch  trafen  wir  dort 
einen  Herrn  Belck,  der  zur  Expedition  des  Herrn  I)r.  Hopf- 
ner gehörte. 

Uns  vier  Herren  wurden  nun  Zimmer  angewieson,  meine 
Arbeiter  schlugen  ihr  Zelt  auf,  dio  Afrikaner  und  der  Koch 
wurden  anderwoit  untergobracht.  Die  Löschung  der  von 
der  „Formica“  mitgebrachton  Fracht  konute  nur  langsam 
und  nur  in  den  Morgenstuudon  bis  10  Uhr  erfolgen , weU 
von  da  an  bis  zum  Abend  ein  konstanter  Südwind,  der 
Massen  von  Sand  brachte,  wehte,  und  de*r  jedes  Arbeiten 
im  Freien  hartnäckig  hinderte. 

Nachdem  wir  uns  vorläufig  wohnlich  eingerichtet  hat- 
ten, wurden  Streifzüge  in  die  Umgebung,  anfänglich  bis  an 
die  Zähne  bewaffnet,  unternommen.  Bald  aber  liefsen  wir 
die  Waffen  zuhause , da  die  Umgegend  vollständig  harmlos 
war;  aufser  einigen  Schakals,  Schlangen  und  unondlich  vie- 
len Eidechsen,  auch  einigen  Chamäleons,  war  nichts  zu 
sehen. 

Die  Untersuchung  der  nähern  und  weitern  Umgebung 
wurde  so  ausgeführt,  dafs  wir  morgens  6 Uhr  ausrückten, 
dabei  ein  vorher  gegebenes  Ziel  im  Auge  behielten,  in 
Rufnähe  voneinander  entfernt  gingen  und  so  auf  eine 
Breite  von  150  m die  Gesteinsschichten  und  die  dieselben 
durchsetzenden  Quarzgänge  nach  nutzbaren  Mineralien  durch- 
suchten ; wurde  etwas  Auffälliges  und  Bemerkenswertes  ge- 
funden, so  liefe  ich  nach  Befinden  einige  Bohrlöcher  schla- 
gen und  wegthun,  um  die  Oberfläche  zu  entblüfsen.  Ei- 
nige von  den  Treibern  mufsten  diese  Streifereien  begleiten, 
um  Wasser  und  Proviant  zu  tragen , da  wir  immer  erst 
am  Abend  nuch  der  Bai  zurückkohrten.  So  ging  es  von 
Tag  zu  Tag  mit  wenig  Ausnahmen.  An  das  nicht  allzu- 
heifse  Klima  hatten  wir  uus  bald  gewöhnt,  nur  war  der 
fast  konstante  Wind  mit  dem  mitgeführton  Flugsand  äufserst 
lustig  und  unangenehm. 

Am  1.  Novomber  fuhren  wir  mit  dem  Boot  über  die 


Digitized  by  Google 


227 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


Lagunen  und  untersuchten  die  Gogend  südwestlich  von 
Angra  mohrore  Stunden  weit.  Dort  fanden  wir  einen  jetzt 
verlassenen  Versuchsschacht  auf  einem  Quarzgang , der 
anno  Kupfererze  führte  und  von  Engländern  angelegt  wor- 
den war.  Weiterhin  fanden  wir  Magneteisen,  Kalk,  ebenso 
in  den  sogen.  „Schwarzen  Bergen“  Massen  von  Eisen- 
stein. Aus  Gneifs  bestehen  fast  sämtliche  Gebirgszüge, 
durchsetzt  mit  oft  sehr  mächtigen  Quarzgängen ; das  Haupt- 
streichen ist  von  Süd  nach  Nord.  Selten  geht  der  Gneifs 
in  Granit  über.  Ich  verweise  hier  auf  einen  Aufsatz  von 
Herrn  Dr.  Schenck  in  Petermanns  Mitteil.  1885,  S.  132  ff., 
der  in  diesem  eine  eingehendere  Beschreibung  der  geognosti- 
schen  Verhältnisse  gibt. 

Diese  tagelangen  Aasflüge  in  dieser  trostlosen  Einsam- 
keit , wo  man  kaum , mit  Ausnahme  von  Schlangen  und 
Eidechsen,  ein  lebendes  Wesen  sieht,  hier  und  da  allenfalls 
einen  kleinen  Vogel  und  im  Sand  Spuren  von  Schakals, 
bei  diesem  fast  immer  blauen  Himmel  keine  Möglichkeit, 
irgendwo  vor  den  heifsen  Sonnenstrahlen  Schutz  zu  finden, 
sind  insofern  furchtbar  ermüdend  und  zeitraubend,  da  man 
alles  mit  sich  führen  mufs , was  unbedingt  zur  Leibesnah- 
rung und  Notdurft  gehört,  hauptsächlich  Wasser,  da  ja 
nirgends  ein  Tropfen  zu  finden  ist.  Will  man  mehrero 
Tage,  ja  Wochen  ausbleiben,  so  gehört  eine  Karawane 
dazu,  um  alles  mitzunehmen,  was  nötig  ist,  sogar  Holz, 
oder  violmohr  vertrocknete  Pflauzenresto , um  Feuer  an- 
machen zu  können , da  grofse  Strecken  nicht  oinmal  diese 
bieten.  Dann  möchte  man  auch  die  Zelte  mitnehmen,  da 
das  Schlafen  im  Freien,  in  wollene  Decken  gehüllt,  in  der 
Nähe  der  Küste,  der  Ausdünstung  des  Meeres  wegen  nicht 
gerade  die  Gesundheit  fördert.  Mit  Zugvieh  kann  man 
diese  Ausflüge  nicht  wagen,  da  für  die  Tiere  jedes  Futter 
und  Wasser  mangelt;  es  bleibt  also,  freilich  nur  in  der 
Nähe  der  Küste,  der  Transport  durch  Boote  übrig.  Mit 
dem  von  Kapstadt  kommenden  Wasser  ist  um  so  spar- 
samer umzugehen,  als  jedes  F&fs  ca  30  M.  kostet,  des- 
wegen kann'  man  auch  in  Angra  Zugvieh  und  Pferde  nicht 
einstellon.  Diese  werden  in  Bedarfsfällen  durch  expresse 
Boten  in  Gubub  bestellt;  nach  fünf  bis  sechs  Tagen  kom- 
men sie  nach  der  Bai,  und  mufs  dann  sofort  der  Rückweg 
angetreten  werden. 

Am  3.  November  ritt  de  Jongli  nach  Aus  und  Betha- 
nien , um  mit  dem  uns  bestimmten  Führer  Münzeuberg, 
einem  Deutschen,  der  seit  25  Jahren  in  dem  Lande  lebte 
und  zuletzt  dio  Transportfuhren  für  die  Firma  leitete, 
Rücksprache  wegen  unsrer  Weiterreise  zu  nehmen. 

Mittlerweile  traf  ich  die  Vorbereitungen  zur  trigono- 
metrischen Aufnahme  dieses  Teiles  der  Küste,  Auswahl  der 
Standlinie  und  der  Dreieckspunkte,  bestimmte  auch  die  geo- 
graphische Breite  von  Angra  Pequena-ßai  zu  26°  36'  45' 


aus  Sonnenmittagshöhen  ziemlich  übereinstimmend  mit  der 
von  dem  Kapitän  Aschenborn  seiner  Zeit  gemachten  Be- 
stimmung der  Lage  der  Diaz-Spitze,  die  er  zu  26*  37'  52' 
angibt. 

Am  3.  November  bestiegen  Dr.  Schinz  und  ich  die 
4 Stunden  nördlich  von  Angra  gelegenen  Flugsaudborge, 
die  eine  Höhe  von  4-  bis  500  m und  eino  Broito  von  ca 
15  km  haben,  ihre  Gestalt  aber  täglich  ändern.  Das 
Besteigen  war  aufserordentlich  mühsam,  da  man  bis  über 
die  Knöchel  in  den  Sand  einsank  und  bei  jedem  Schritt 
einen  halben  Schritt  wieder  zurückrutschte,  dazu  kam  der 
unendlich  feine  Sand,  der  durch  den  wehenden  Südwind  den 
Augen  ungemein  lästig  wurde.  Ein  Eindringen  oder  gar 
Durchwandern  der  Berge  ist  unmöglich,  da,  wenn  man  die 
orste  Höhe  orroicht  hat,  der  Sandberg  steil,  mehr  als  60°, 
in  eino  Tiefe  von  ca  100  m abfällt  , und  der  folgende  bis 
zu  gleicher  Höhe  wieder  ansteigt.  Die  Längenausdehnung 
in  der  Richtung  von  Süd  nach  Nord  ist  über  75  km; 
nördlich  gehen  diese  kolossalen  Sandauhäufuugen  bis  zur 
Küste  und  an  derselben  fort,  südlich  führt  der  Weg  nach 
Aus,  ungefähr  1 — 2 Tagereisen  von  der  Bai  entfernt, 
quer  durch  sio,  aber  wechselnd,  weil,  wo  heute  ein  gröfserer 
Borg  lag,  morgen  schon  alles  wieder  weggeweht  ist. 

Am  7.  November  nachmittags  kam  der  Herr  General- 
konsul Dr.  Nnchtigal  an , begleitet  von  den  Herren  Graf 
Spee  und  Vogelsang.  Der  schon  genannte  Münzeuberg 
leitete  die  Transportwagen. 

Herr  Vogelsang  teilte  mir  mit,  dafs  er  in  der  Nähe  von 
Guibes  einen  Hottentotten  gesprochen  habe,  der  am  Fisch- 
Hufs  Gold  liegen  wisse  und  erbötig  sei,  die  Fundstelle  zu 
zeigen.  Ich  möge  dahor  Dr.  Schenck  absenden,  damit  sich 
dieser  von  der  Wahrheit  überzeuge;  da  auch  Herr  Dr.  Nach- 
tigal  dieses  Gesuch  unterstützte,  so  liefs  ich  am  8.  November 
Herrn  Dr.  Schenck,  auoh  Dr.  Schinz  mit  den  zurückgehen- 
den  Transportwagon  abreisen,  da  letzterer  boi  der  geringen 
Ausbeute,  die  der  Küstenstrich  bot,  mit  seinen  Sammlungen 
für  Botanik  und  Zoologie  fertig  war. 

Führor  Münzenberg  hatte  mir  positiv  erklärt,  dafs  er 
die  Führung  der  Expedition  nach  dem  Innern  uud  nach 
dem  Orange  River  orst  im  Februar  übernehmen  könne,  da 
er  nur  dann  hoffe,  das  nötige  Wasser  für  Menschen  und 
Vieh  zu  finden,  orst  dann  seien  die  Rogenwasserplätze  wieder 
gefüllt.  Er  versprach,  alle  nötigen  Dispositionen  bezüglich 
des  Zugviehes  treffen  zu  wollen,  damit  wir  dann  ohne  Zeit- 
verlust abreisen  könnten.  Es  blieb  nichts  übrig,  als  sich 
dieser  Anordnung  zu  fügen. 

Längoro  Gespräche  mit  dom  Herrn  Generalkonsul  Dr. 
Nachtigal,  der  das  Land  bis  Bethanien  kennen  gelernt  hatte, 
belehrten  mich  schon  damals , dafs  in  diesem  Teil  Afrikas 
für  Kolonisationszwecke,  speziell  für  Ackerbau,  nichts  zu 

29* 


228 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


hoffen  sei.  Die  einzige  noch  übrig  bleibende  Hoffnung  Bei 
die,  dafs  es  uns  gelingen  möge,  solche  reiche  Erzaufschlüsse 
zu  machen,  die  den  Transport  nach  Deutschland  lohnten, 
und  zwar  womöglich  in  der  Nähe  der  Küste,  da  auch  der 
Transport  aus  dem  Innern  ganz  bedeutende  Summen  kosten 
würdo.  Erschwert  würde  ja  alles  durch  den  mit  geringen 
Ausnahmen  stattfindenden  Mangel  an  Triukwasser,  dem  auch 
schwerlich  abgeholfen  werden  könno,  da  alle  atmosphärischen 
Niederschläge  fehlen. 

Am  17.  November  früh  6 Uhr  kam  das  doutscho  Kriegs- 
schiff „Möwe“  an , und  am  20.  November  fuhr  dasselbe 
mit  dom  Herrn  I)r.  Nachtigal  und  Vogelsang  an  Bord  nach 
Walfischbai  ab.  Beim  Abschied  von  erstcrein  ahnte  ich 
nicht,  dafs  es  diu  letzte  Heise  des  so  verdienten  und 
liebenswürdigen  Mannes  soin  sollte. 

Am  25.  November  früh  schickte  ich  vier  Bergleute  und 
zwei  Afrikaner  mittels  Boot  nach  dem  Nordkap,  um  die 
dort  Vorgefundenen  Brauneisensteine  und  Quarzgänge,  letz- 
tere Schwefelkiese  haltend,  näher  und  eingehender  zu  unter- 
suchen. 

Nachmittags  kam  Dr.  Schenck  zurück,  leider  völlig  resul- 
tatlos. Der  Hottentotte,  Namens  Mosenthal,  hatte  sich  in 
Widersprüche  Uber  don  Fundort  des  Goldes  verwickelt,  und 
da  dem  Burschen  nicht  zu  trauen  war,  hatte  Dr.  Schenck 
nach  Rücksprache  mit  Herrn  Jordan,  einem  Bediensteten 
der  Faktorei  Aus,  vorgezogen,  denselben  durch  einon  zu- 
verlässigem (?)  Hottentotten,  Moses,  begleiten  zu  lassen, 
damit  dieser  die  Proben  vom  Fischfhifs  zuriiekbringon  sollte,  j 
Beide  wurden  mit  Pferdon,  Gewehr,  Patronen  und  Proviant 
ausgerüstet.  Mosenthal  ritt  aber  eines  Nachts  ohne  soition 
Begleiter  davon,  und  — damit  war  dio  Sache  erledigt. 

Am  28.  November  ging  ich  mit  Dr.  Schonck  nach  dem 
Nordkap,  um  die  Arbeiton  der  l^ento  zu  besichtigen;  es 
zeigten  sich  ziemlich  starke  Gänge  von  Brauneisenstein, 
aber  keine  Spuren  von  cdlon  Metallen.  Dr.  Schencks  An- 
sicht war,  dafs  auch  in  grüfsorer  Tiefe  nichts  Erhobliclies 
zu  finden  sein  würde. 

Am  4.  Dezember  ging  Dr.  Schenck  mit  dem  Führer 
Müuzenberg  wieder  nach  Aus,  um  die  dortige  Gogond  ab- 
zusuchon.  Er  versprach,  Weihnachten  oder  Noujahr  zu- 
rück zu  sein,  um  dann  die  etwa  bis  dahin  von  uns  ge- 
machton Funde  zu  untersuchen  und  festzustellen.  Nach- 
mittags ging  ich  nach  dem  Nordkap,  blieb  dort  bei  don 
Leuten  im  Zelt,  um  am  folgenden  Tago  eine  gröfsoro  Ex- 
kursion nach  Norden,  bis  wo  die  Flugsandborge  an  das  Meer 
treten,  zu  machen.  Wir  fanden  das  Gebirge  hauptsächlich 
an  der  Küste  furchtbar  zerrissen,  fünfmal  mulstcu  wir  berg- 
auf- und  wieder  bergobsteigen.  Diese  Thiiler  können  sich 
nur  durch  Erosion  gebildot  haben,  die  starke  Verwitterung 
des  Gesteins,  die  überall  sichtbar,  thnt  dann  das  Übrige;  | 


keine  Vegetation , nichts  Lebendes  in  diesen  grofsen  Ein- 
öden, als  allenfalls  Schakale  und  Möwen  und  das  Meer  mit 
seiner  furchtbaren  und  doch  schönen  Brandnng. 

Drei  Stunden  vom  Nordkap  nördlich  fanden  wir  auf 
oinor  grofsen  Bandebene  sehr  viele  Walfischgerippo  von 
bedeutender  Gröfse,  die  durch  die  Flut  hiorhor  geworfen 
worden  waren  und  schon  lange  Jahre  hier  liegen  mufsten, 
da  die  Knochen  vollständig  weifs  gebleicht  waren.  Eine  Er- 
hebung der  Meeresküste  ist  wohl  als  sicher  anzunehraen, 
da  die  Gerippe  oft  mehr  als  1000  m vom  jetzigen  Strand 
entfernt  auf  einor  Höhe  von  20 — 30  m über  dem  Meeres- 
spiegel lagen,  wo  die  Flut  selbst  bei  Stürmen  nicht  mehr 
hinkommt. 

In  mineralogischer  Beziehung  war  die  Ausbeute  völlig 
geringfügig;  einige  Gänge  von  Hornblende  und  Pistazit, 
viele  Granaten  im  Glimmerschiefer,  Magneteisen  in  roicher 
Auswahl  und  einige  Quarzkristalle  war  der  Erlös  des  Tages. 
Abends  kamen  wir  müdo  und  abgespannt  boi  unserm  Zelt 
wieder  an,  des  Nachts  umheult  von  Schukalen,  die  sich  ihre 
Beute  von  einem  in  der  Nähe  liegenden  Eiland  holten,  wo 
die  Seovögcl  übernachteten.  Es  gelang  uns  nicht,  auch 
nur  einen  dioscr  feigen  Räuber  zu  schiefsen. 

Am  8.  Dezember  kam  ein  Schiff  des  Mr.  Spence,  die 
„ Lilla“ , hier  an,  die  Briefe  und  Zeitungon  Uberbrachte. 
Mr.  Spence  hat  drei  Schiffo  auf  der  Strecke  von  Kapstadt 
nach  seinen  Inseln,  Angra  l’equena  uud  der  Spence  Bay  lau- 
fen,  don  „Seabird“,  „Louis  Alfred“  und  dio  „Lilla“.  Erstorer 
betroibt  hauptsächlich  den  Robben-  uud  Fischfang,  alle  drei 
aber  nehmen  den  auf  dun  Inseln  gesammelten  Guano  auf 
und  schaffen  denselben  nach  Kapstadt  oder  St.  Helena.  Ich 
habe  mir  seiner  Zeit  besondere  Erlaubnis  des  Kapitäns  des 
„Senbird“  ausbitten  müssen,  um  eine  der  lnsoln,  die  l’ingui- 
neninsel,  zum  Zweck  trigonometrischer  Messung  betreten 
zu  dürfen.  Man  wollte  uns  sogar  verbieten , Bohrlöcher, 
die  doch  zu  Borgbauzweckon  und  zur  Ijegung  eines  Weges 
nach  Bethanien  notwendig  waren,  abzufeuern,  da  dadurch 
die  Vögel  gostört  würdon. 

Am  9.  Dezember  kamen  die  Arbeiter  vom  Nordkap  zu- 
rück, nachdem  dio  dortigen  Schurfversnche  uns  don  Nach- 
weis geliefert  hatten,  dafs  Brauneisenstein  unendlich  viel 
vorhanden  sei,  weiter  aber  nichts. 

Den  in  den  Thälern  zusammengespülten  Sand  habe 
ich  von  verschiedenen  Stellen  gosammelt  und  mit  dem 
Sichertrog  gowaschen , ohne  indos  Spuron  von  Gold  zu 
finden. 

Am  20.  Dezember  begannen  die  Schurfuntersuclningen 
am  und  auf  dom  Elisabeth-Höhenzug  östlich  von  Angra  an 
mehreren  Stellen,  wo  Glanzeisongünge  zu  Tage  traten.  Die 
Hauptmasse  des  Gebirges  war  Gneifs,  durchsetzt  mit  sehr 
mächtigen  Quarzgängen , die  vielfach  Magnoteisen  führten, 


Digitized  by  Google 


229 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


wieder  viel  Hornblende,  auch  Granaten.  Das  Hauptstreichen 
war  auch  hier  von  Süd  nach  Nord  mit  einem  westlichen 
Einfallen  der  Schichten  von  70°.  Der  Eisenglanz  durch- 
setzte fast  den  ganzen  Gebirgszug.  Bei  7 — 8 m Tiefe 
keilten  aber  alle  diese  Gängo  aus,  ohne  weitere  Spuren  zu 
hinterlassen.  Ich  habe  dieses  Verhalten  fast  durchgängig 
gefunden,  auch  iu  Aus  bei  dem  Kieselkupfer- Vorkommen. 
Die  weitere  Untersuchung  des  Elisabethgebirges  wurdo  auch 
im  Januar  fortgesetzt,  ohne  indes  zu  erheblichem  Resul- 
taten als  Eisenfunden  zu  fuhren;  ebenso  die  Vermessungs- 
arbeiten. 

Ich  hatte  den  Entschlufs  gefafst,  die  nun  täglich  zu 
erwartende  „Tilly“,  ein  Segelschiff,  das  direkt  von  Deutsch- 
land kam  und  den  Ingenieur  Conrad  und  drei  Arbeiter  mit 
vielen  Bohrappnraten,  Dynamit,  Pulver  und  sonstigen  Gegen- 
ständen bringen  sollte,  zu  benutzen,  um  unsre  Reise  nach 
dem  Orangefiufs  fortzusetzon.  Moin  Plan  war,  mit  der 
„Tilly“  nach  Elisabeth  - Bai  zu  fahren,  dort  zu  landen,  um 
die  angeblichen  Silbergänge  bei  Pomona  zu  untersuchen. 
Mittlerweile  sollte  der  Kapitän  am  Orangoflufs  die  Einfahrt 
versuchen  oder  deren  Unmöglichkeit  konstatioren  und  uns 
dann  wieder  abholen,  um  uns  im  günstigen  Fall  nach  dem 
Flufs  zu  bringen.  Bis  zu  dieser  Zeit  erwartete  ich  Dr. 
Schinz  und  Dr.  Schenck  zurück. 

Ara  31.  Januar  kam  Dr.  Schinz  allein  wieder  an. 

Am  1.  Februar  früh  hiefs  es,  die  „Tilly“  komme.  Es 
war  ein  prachtvoller,  heitorer  und  windstiller  Sonntags- 
morgeu.  Gegen  10  Uhr  fuhren  die  Kommis  der  PinnA 
und  Dr.  Schinz  in  einem  Boot  nach  dein  bei  Angra  Rock 
liegenden  Schiff,  das  wegen  der  herrschenden  Windstille 
nicht  in  die  Bai  einlaufen  konnte.  Gegen  2 Uhr  kam  Dr. 
8chinz  mit  dem  Ingenieur  Conrad  ganz  aufgeregt  in  mein 
Zimmer  mit  der  Meldung:  „Die  , Tilly1  geht  unter,  das 
Schiff  ist  verloren!“  Bestürzt  eilte  ich  ins  Freie  und  sah 
noch  das  unglückliche  Schiff  fast  unmittelbar  hinter  der 
Pinguineninsel  versinken.  Es  war  nachmittags  3 Uhr; 
der  Kapitän  nebst  Mannschaft  und  die  Arbeiter  des  Horrn 
Conrad  hatten  sich  in  die  Boote  gerettet,  kamen  aber 
erst  abends  8 Uhr  an  Land,  da  sich  mittlerweile  ein 
starker  Südwind  erhoben  hatte,  der  das  Laudon  der  Booto 
nur  mit  unendlicher  Mühe  und  Arbeit  gestattete.  Eine 
Beurteilung  dieses  Vorfalles  vermag  ich  nicht  zu  geben. 
Die  ganze  Fracht  lag  auf  dem  Boden  des  MeereB;  fast 
nichts  wurde  geborgen,  und  Herr  Conrad  stand  mit  seinen 
Leuten  ohne  Arbeitsgerät  da. 

Nun  war  auch  mein  Plan,  mit  der  „Tilly“  weiter  zu 
gehon,  vollständig  gescheitert,  und  mir  blieb  nur  der  I^aud- 
weg  übrig.  Ich  benachrichtigte  sofort  Münzenberg,  um- 
gehend mit  den  Zugochsen  zu  kommen,  da  nn  einen  lan- 
gem Aufenthalt  in  AngTa  Pequena  der  vielen  nun  dort 


vorhandenen  Menschen  schon  des  Trinkwassers  wegen  nicht 
zu  denken  war.  Alles  Nötige  wurde  gepackt  und  vorberei- 
tet, damit  die  Tiere  mit  den  Wagen  sofort  aufbrechen 
konnten. 

Am  7.  Februar  ging  ich  mit  den  Leuten  nach  einem 
mehrere  Stunden  entfernten  Triangulationspunkt.  Auf  dem 
Wege  dorthin,  an  der  andern  Soite  des  Elisabethgebirgos, 
am  Fufse  desselben , fand  einer  meiner  Leute  zufällig 
im  Sand  ein  sehr  schönes  Stück  Bleiglanz.  Nach  lan- 
gem Suchen  gelang  es  uns,  auch  den  Ursprungsort  zu 
finden.  Dieses  Vorkommen  konnte  ich  jedoch  augenblick- 
lich vor  unsror  Abreise  nicht  weiter  feststellen.  Ich  liefs 
daher  Steinhaufen  als  Merkmale  aufsetzen,  um  den  Punkt 
später  wiederfinden  zu  können.  Am  8.  Februar  abends 
kam  Münzenberg  zu  Pferde  an  und  meldete,  dafs  die  Zug- 
ochsen am  Abend  des  andern  Tages  ointreffen  würden. 

Es  ist  hier  an  der  Zeit,  die  Temperatur-  und  Barometer- 
beobachtungeu  zu  erwähnen,  soweit  sie  von  mir  notiert 
wurden.  Die  Temperaturmessung  ergab  nach  14tägiger  Be- 
obachtung im  November  1884  durchschnittlich  folgendes 
Resultat:  früh  6 Uhr  13°  C.,  10  Uhr  15,5*  C.,  Mittag 
22, s°  C.,  abends  6 Uhr  18,0°  C.,  während  das  Barometer 
fast  konstant  760  mm  angub. 

In  der  Zeit  uusros  Aufenthaltes  vom  25.  Oktober  bis 
10.  Februar,  also  iu  3-i  Monaten,  hat  es  nur  einmal,  und 
zwar  am  21.  Januar  von  abends  8 — 11  Uhr  etwas  und 
mit  Unterbrechungen  geregnet.  Nebel  fielen  am  11.  De- 
zember und  am  31.  Januar,  die  ziemlich  starke  Nieder- 
schläge brachten.  Diese  Naturerscheinungen  fanden  aber 
nur  bei  dem  selten  eintretenden  Nordwind  statt , wäh- 
rend der  fast  konstant  wehende  Südwind  nur  blauen  Him- 
mel und  den  furchtbaren  Flugsand  brachto,  der  jede 
Vegetation  im  Keim  erstickt.  Ich  liefs  z.  B.  von  meineu 
Arbeitern  einen  Sack  voll  gekeimter  Zwiebeln,  die  gewöhn- 
liche Efszwiebel,  au  geschützter  Stelle  hinter  einem  Haus- 
giebcl  pflanzen,  dio  doch  fast  überall  in  sandigem  Boden 
fortkommen;  sie  wurdon  sorgsam  gepflegt  und  mit  siifsem 
Wasser  begossen,  trotzdem  hat  nicht  eine  eiuzige  Wurzel 
gefafst. 

Am  10.  Februar  verliefsen  wir  endlich  die  Bai,  um 
unsro  Reise  nach  dem  Innern  anzutreten.  Meine  Beglei- 
tung bestand  aus  Dr.  Schinz,  de  Jongh,  Conrad,  der  bis 
zu  den  Salzquellen  in  Gaokaosib  und  Guos  mit  wollte,  und 
sechs  Bergarbeitern.  Die  vier  Wagen,  mit  dem  nötigen 
Gepäck  und  Proviant  beladen,  wurden  von  80  Ochsen, 
vor  jedem  20,  gezogen,  und  von  acht  Mann,  je  einem 
Treiber  und  Führer,  geleitet.  Die  Oberaufsicht  führte 
Müuzenborg. 

Nach  Rücksprache  mit  dem  lotztern,  der  mir  uugofähr 
den  oinzuschlagenden  Weg  beschrieben,  ging  ich  mit  dreien 


230 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Süd westafrika,  1884—85. 


meiner  Leute  den  Wagen  voraus,  nachdem  alles  zur  Ab- 
fahrt fertig  war,  um  die  Umgebung  unsres  Weges  näher 
zu  durchforschen.  Wir  fanden  nur  einige  Quarzgänge,  die 
wieder  Eisenglanz  und  Magneteisen  führten.  Nach  acht- 
stündiger Wanderung,  abends  6 Uhr,  hatten  uns  die  Wageu 
noch  nicht  eingeholt,  wir  hörten  kein  Lebenszeichen  von 
dem  uns  folgenden  Trofs,  und  da  wir  keinen  Proviant  mit- 
genommen, blieb  uns  nichts  übrig,  als  mildo  und  hungrig 
umzukohren.  Zwei  Stunden  mufsten  wir  im  Sande  gehen, 
bis  wir  die  Wagen  fanden.  Hier  hörten  wir,  dafs  schon 
kurz  nach  der  Ausfahrt  einer  der  Wagen  auf  dem  aller- 
dings gar  nicht  mehr  Weg  zu  nennenden  Durcheinander 
von  grofsen  Steinen  und  Sand  umgestürzt  sei.  Das  Aus- 
packen, Aufrichten  und  Wiedereinpacken  des  Wagens  hatte 
den  Aufenthalt  verursacht.  Glücklicherweise  war  an  dem 
Wagen  selbst  nichts  beschädigt  worden , wohl  hatte  aber 
der  Proviant  durch  Zerreifsen  von  Heis-  und  Kaffeesäckon 
und  Zerbrechen  von  Flaschen  gelitten.  Ein  böses  Omen ! 

Am  11.  Februar  wurde  morgens  Uhr  anfgebrochou ; 
nach  zwei  Stunden  Fahrt  erklärte  mir  Münzenberg , dafs 
er  mit  seinen  Ochsen  nicht  weiterkönne,  da  die  Tiere 
aus  Mangel  au  Futter  und  Wasser,  das  sie  seit  fünf  Tagen 
nicht  rnohr  erhalten,  die  vier  Wagon  nicht  weiter  zu  zie- 
hon  vermöchten.  Er  wolle  versuchen,  ob  er  mit  je  40  Och- 
son  vor  einem  Wagen  dieselben  weiter  brächte,  zwoi  Wagon 
müfsten  jedenfalls  Zurückbleiben.  Zur  Erklärung  sei  hior 
beigefügt,  dafs  die  Zugochsen  in  Gubub,  drei  bis  vier  Tage- 
reisen von  Angra,  stationiert  sind,  wo  sio  Wasser  und  Gras 
in  ausreichender  Menge  finden. 

Einen  Arbeiter  und  einen  Afrikaner  liefs  ich  mit  deJongh 
zum  Schutz  der  Wagen  zurück.  Nach  sehr  mühsamer  ( 
Reise  durch  die  7-}-  km  breiten  Flugsandberge,  in  bren- 
nender Sonnenhitze  (wir  hatten  am  12.  Februar  mor- 
gens 7~  Uhr  bereits  39°  C.  im  Schatten),  kamen  wir 
abends  nach  der  Gaokaosib  genannten  salzhaltigen  Quelle, 
wo  wenigstens  das  Vioh  don  Durst  löschen  konnte;  das 
klar  und  rein  aus  der  Erde  kommende  Wasser  umgab  schilf- 
artiges  Gras,  das  aber  wenig  von  don  Ochsen  gofressen 
wurde.  Ein  einziger  kleiner  Baum,  eine  Akazie,  stand  in 
der  Nähe,  der  erste,  den  wir  seit  unsrer  Landung  zu  sehen 
bekamen.  Das  Barometer  zeigte  727,5  mm,  T = 19,5*  C., 
t — 21®  C. ; wir  waren  also  schon  393  m von  Angra  Pe- 
quena  aus  gestiogon.  Die  Nacht  Uber  wurde  durchgefahren, 
und  am  12.  Februar  morgens  8 Uhr  kamen  wir  in  Guos, 
der  zweiten  salzhaltigen  Quelle,  an.  Hier  fand  ich  einen 
Barometerstand  von  717,5  mm,  eine  Temperatur  von  37*  C. 
in  der  Dose  und  31,5°  C.  Temperatur  der  äufsern  Luft; 
dies  entspricht  beroits  einer  Seehöhe  von  543  m.  Der 
zurückgelegte  Weg  zeigte  durchaus  niohts  Bemerkenswer- 
tes, unendlich  woit  ausgedehnte  Sandflächen  ohne  die  ge- 


ringste Vegetation ; tot,  öde  alles,  was  man  sah.  Zwischen 
den  beiden  Salzquellen  traten  Kalk-  und  Quarzgesteine 
auf,  denen  wir  später  einen  Tag  zur  genauen  Besichtigung 
widmeten. 

Am  Fuls  des  Kleinen  Münzenberges,  don  ich  so  ge- 
nannt, da  Belck  den  mehr  SW  gologonen  hohem  Berg  be- 
reits Münzenborg  genannt  hatte  und  dem  ich  die  Bezeich- 
nung „Grofsor“  beilegte,  schlugen  wir  unsern  Lagerplatz 
mitten  zwischen  zahlreichen  Euphorbienbüschen  auf,  welche 
die  ganze  Umgegond  bedeckten,  und  aus  deren  milchweifsem 
Saft  die  Buschmänner  ihr  Pfeilgift  bereiten  sollen.  Die 
Ochsen  wurden  ausgespannt  und,  nachdem  sie  an  der  sal- 
zigen Quelle  getränkt,  wozu  ein  besonderer  Platz  ausge- 
graben war,  nach  einem  mehrere  Stunden  entfernten  Futter- 
platz getrieben.  Von  dem  mitgenommenen  Schlachtvieh 
wurde  ein  Ochse  getötet;  was  nioht  verbraucht,  wurde  in 
Streifen  geschnitten  und  in  der  Sonne  getrocknet. 

Nach  vior  Tagen,  am  17.  F'ebruar,  brach  Münzenberg 
wieder  mit  seinen  Zugochsen  auf,  um  die  zurückgebliebenen 
Wagen  abzuholen.  Am  19.  abends  traf  er  wieder  ein. 

Die  Zeit  vom  13.  bis  19.  Fobruar  bonutzte  ich  zn 
trigonometrischen  Aufnahmen  der  ganzen  Umgegend.  Leider 
war  mein  Aneroidbarometer  durch  oingedrungenen  feinen 
Flugsand,  der  gerade  in  diesen  Roisotagon  außerordentlich 
heftig  wehte,  trotz  sehr  gutor  Verpackung  vollständig  un- 
brauchbar geworden.  In  Guos  fanden  wir  einen  Busch- 
mann  nebst  Frau  und  raohreren  Kindern  vor,  der  in  der 
Nähe  der  Quello  seinen  Kral  vorüborgehend  aufgesclilagon. 
Von  was  dioso  Menschen  leben,  ist  geradezu  rätselhaft,  da 
fast  alles  jagdbare  Wild  fehlt. 

Am  20.  Februar  nachmittags  wurde  zur  Weiterreise 
aufgebrochen.  Dor  Weg  führte  durch  oino  endlose  Hoch- 
ebone  mit  sehr  spärlicher  Vegetation,  die  ganzo  Nacht 
wurde  durchgefahren , um  der  Sonnenglut  dos  Tages  aus- 
zuwoichon.  Am  21.  Februar  ändorte  sich  der  Anblick;  es 
zeigten  sich  in  der  nähern  und  entferntem  Umgebung  wie- 
der hohe  Borge , aus  Gneifs  und  Granit  bestehend , mit 
grofsen  und  kleinen  Geröllstücken  bodeckt,  Zeichen  der 
mächtigen  Folgen  der  Verwitterung.  In  den  von  Gebirgs- 
zügen eingoschlossenen  Thälern  fanden  sich  ausgetrocknete 
Flufsbetten,  teilweise  mit  Kameldornbäumon,  einer  Akazien- 
art, besetzt,  etwas  mehr  Vegetation  als  früher,  und  an  den 
Berghängen  recht  schöne  Blumen,  teils  Zwiebel-,  teils  strauch- 
artige Gewächse.  Tiere  haben  wir  aufser  Schlangen,  darun- 
ter die  giftige  Hornvipor,  nicht  gesehen;  dos  Nachts  aber 
hörten  wir  das  Geheul  der  Schakale.  Menschen  sahen  wir 
nur  in  Kleinfontein,  wo  wir  wegen  in  der  Nähe  befindlichen 
Wassers  einige  Stunden  rasteten.  Hier  standen  oinige  Krals, 
und  in  der  Umgebung  suchten  einige  Ochsen,  Schafe  und 
Ziegen  kümmerlich  ihre  Nahrung. 


Digilized  by  Google 


231 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884—85. 


Am  23.  Februar,  früh  6 Uhr,  kamen  wir  in  Aus  an. 
Wir  hatten  also  von  Angra  bis  Aus  allerdings  den  langem 
Weg  Uber  Guos  und,  abgerechnet  der  6 Tage  Aufent- 
halt daselbst,  6 Tage  gebraucht,  um  eine  Entfernung 
von  ca  25  deutschen  Meilen  zurückzulegen , immerhin 
noch  eine  erhebliche  Leistung  bei  ansteigendem  Terrain, 
völlig  ungebahnten  Wegen,  tiefem  Sand  und  hoher  Tem- 
peratur. 

Hier  erhielt  ich  einen  Brief  von  Dr.  Schenck,  in  wel- 
chem er  unter  dem  15.  Februar  schreibt,  er  sei  von  Betha- 
nien nach  Bersaba  mit  dem  Missionar  Barn  gefahren , und 
von  da  habe  er  eine  dreitägige  Fulstour  nach  dom  Fisch- 
flufs  gemacht;  die  ganze  durchstreifte  Gegend  sei  ein  ödes 
Sandsteingebiet , er  habe  auf  der  ganzen  Tour  nichts  von 
brauchbaren  Erzen  gefunden. 

Kaum  in  Aus  angekommon,  besuchte  mich  der  König 
von  Bethanien,  Joseph  Fredericks,  mit  seinen  Würdenträ- 
gern. Er  selbst  ging  in  einem  schwarzen  Anzug  und 
grauen  Filzhut,  soine  Räte  in  allen  möglichen  Anzügen, 
teüweise  sogar  barfufs.  Die  Begrüfsung  bestand  in  einigen 
holländischen  Worten;  das  Hauptvorlangen  war  Suppi,  d.  h. 
Schnaps  oder  Kognak,  und  Tabak.  Ich  liofe  jodem  ein 
Gläschen  einschenken,  freilich  für  solche  Kehlen  zu  wenig, 
wie  ich  später  in  Erfahrung  bringen  sollte.  Nachdem  sie 
sich  alles  angesehen,  da  wir  gerade  mit  Auspncken  der 
Wagen  beschäftigt  waren,  entfernten  sie  sich,  um  später, 
als  die  Zelte  aufgestellt  waren,  wiederzukommen.  Nach- 
mittags war  der  König  so  betrunken,  dufs  er,  als  er  sich 
in  meinem  Zelt  auf  einen  Feldstuhl  setzen  wollte,  zu  Boden 
fiel  und  liegen  blieb , so  dafs  ich  ihn  durch  meine  Leute 
fortschaffen  lassen  mufste.  Ich  erfuhr  später,  dafs  de  Jongh 
trotz  meines  Verbotes  ihm  eine  Flasche  Kognak  gegebon  hatte. 

Der  Führer  Münzenberg  hatte  mir  orklärt,  dafs  wir 
einige  Zeit  hier  bleiben  müfsten,  damit  sich  das  Zugvieh 
wieder  vollständig  erholo ; aufserdem  müsse  er  noch  einmal 
für  die  Firma  nach  Angra  zurück,  um  einen  Transport 
Waren  zu  holen.  Ich  sagte  ihm,  dafs  ich  nach  den  Er- 
fahrungen auf  der  Reise  hierher  beschlossen  habe,  nur  mit 
zwei  Wagen  nach  dem  Orange  River  zu  gehen,  wo  wir 
also  nur  40  Zugochsen  nötig  hätten  und  nach  Befinden  vier 
Reitpferde. 

Hauptsächlich  roitbestimmend  war  der  zu  erwartende 
Wassermangel , wenn  ich  die  doppclto  Anzahl  von  Perso- 
nen und  die  doppelte  Zahl  von  Zugochson  nehmen  wollte. 
I)r.  Schinz  trennte  sich  hier  von  mir. 

Aus  liegt  nach  14tägigen  Beobachtungen  von  Dr.  Sohinz, 
allerdings  nach  dessen  kleinerm  Barometer,  1427  m über 
dem  Mcoresspiegel ; das  Durchschnittsresultat  ergab  für 
B = 640,7  mm , für  t — Temperatur  der  äufsern  Luft 
22,4®  C. ; demnach  sind  die  Angaben  von  Dr.  Schenck  in 


Petermanns  Mitteil.  1885,  S.  133,  der  dieselbe  dort  zu 
1600  m angibt,  nicht  zutreffend,  ebensowenig  die  von  Belck, 
der  in  der  Kolonialzeitung  sogar  1826  m anführt. 

Ein  vertrocknetes  Flufsbett,  das  auch  in  den  Winter- 
monaten (eine  Regenzeit  gibt  es  hier  nicht)  kein  Wasser 
fUbrt,  durchschneidot  das  enge  Thal;  mehrere  Krals  be- 
herbergen ungefähr  30  — 40  Hottentotten.  Ein  ziemlich 
guter  Brunnen,  der  ca  7 — 8 m tief  ist,  gibt  Trinkwasser. 
Im  Thal  stehen  zahlreiche  Kameldornbäume,  die  mit  ihren 
gelben  Blüten  und  langen  weifsen  Stacheln  sehr  gut  aus- 
sehen ; leider  gedeiht  sehr  wenig  Nachwuchs,  der  Trocken- 
heit wegen ; es  wird  daher  nicht  lange  dauern , so  sind 
auch  diese  Bäume  verschwunden.  Unmasson  einer  grofsen 
Art  Blattwanzen  leben  unter  diesen  Bäumen,  deren  Bifs 
nicht  gerade  zu  den  angenehmen  Dingen  gehört  und  den 
Schatten  verleidet,  den  diese  Bäume  geben.  Auch  Ratten, 
kleiner  wie  die  unsrigen,  leben  in  den  Gesteinshöhlen.  Des 
Nachts  kamen  oft  gröfsere,  ganz  schwarze  Käfer  ins  Zelt, 
die  dnrch  ihr  Pochen  ganz  unangenehm  wurden.  Schlangen 
und  die  häfslichen  Skorpione  waren  in  Massen  da. 

Auf  der  Höhe,  wo  mau  ziemlich  freien  Rundblick  hat, 
steht  der  Store  oder  das  Warenmagazin  der  Firma  Lüderitz. 

Unser  Aufenthalt  wurde  zu  zahlreichen  AustlUgen  in 
die  aufserordentlioh  gebirgige  Umgebung  verwendet;  wir 
fanden  dieselbe  Formation  wie  früher,  Gneifs,  Granit  und 
Glimmerschiefer  mit  sehr  zahlreich  eingesprengten  Gra- 
naten. In  unmittelbarer  Nähe  von  Aus , östlich , waren 
schon  frühor  Spuren  von  Kioselkupfer  gefunden  worden; 
ich  liofs  den  Vorsuchsschacht  fortsetzen , soweit  dies  bei 
allem  Mangel  an  bergmännischen  Hilfsmitteln,  hauptsächlich 
Haspel  und  Tonnen  zum  Herausziehen  des  gewonnenen  Ge- 
steins, und  Holz  zur  Sicherung  der  Arbeiter,  möglich  war. 
Nach  der  Tiefe  zu  verloren  sich  aber  alle  bisher  deutlich 
sicfitbBren  Spuren  des  schmalen  Trumes.  Auch  weiter  süd- 
lich fanden  wir  einige  NeBter  von  Kiuselkupfer : es  trat 
aber  nicht  als  Gangformation,  sondern  nur  lagerförmig  auf, 
nach  der  Tiefe  zu  vorloren  sich  stets  die  Spuren  voll- 
ständig. 

Ara  24.  Februar  entliefs  ich  olle  in  Kapstadt  ange- 
nommenen Afrikaner,  die  bisher  als  Treiber  fungiert  hatten, 
nebst  dem  Koch,  da  sie  in  trunkenem  Zustand  sich  schlugen 
und  den  Koch  töten  wollten.  Mit  Mühe  gelang  es  uns, 
diese  Bande  auseinander  zu  bringen.  Das  Getränk  hatten 
sie  de  Jongh  gestohlen.  Ich  schickte  sie  nach  Angra  zu- 
rück, damit  die  „Meta“  sie  bei  erster  Gelegenheit  nach  Kap- 
stadt bringe. 

Am  27.  Februar  gegen  Abend  sahen  wir  zum  ersten- 
mal in  Afrika  ein  Gewitter,  es  zog  leider  in  der  Ferne  vor- 
über und  brachte  uns  nur  wenig  Regen.  Die  Hitze  war  aber 
auch  während  unsres  Aufenthaltes  hier  geradezu  erdrückend. 


232  Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderite  ausgerüstete  Expedition  nach  Süd westafrika,  1884 — 85. 


Von  9 Uhr  morgens  bis  nachmittags  4 Uhr  war  es  im 
Zelt  nicht  zum  Aushalten,  das  Thermometer  zeigte  fast 
täglich  39°  im  Schatten. 

Am  3.  März  kam  aber  oin  Gowitter  mit  einem  wahrhaft 
tropischen  liegen.  Der  Erdboden,  oder  vielmohr  der  Sand 
war  so  trocken,  dafs  nach  demselben  auch  keine  Spur  der 
eben  erst  gefallenen  Wassermasseu  zu  sehen  war,  alles  war 
wie  von  einem  Schwamme  aufgesogen. 

Die  geographische  Breito  von  Aus  fand  ich  zu  26°  44'  28", 
nicht  viel  verschieden  von  der  von  Angra.  Dio  noch  froio 
Zeit  benutzte  ich  ebenfalls  zu  einer  trigonometrischen  Auf- 
nahme der  nähern  und  entferntem  Umgebung. 

Endlich  am  8.  März  nachmittags  4 Uhr  konnten  wir 
Ans  verlassen ; unsre  Karawane  bestand  diesmal  nur  aus 
zwei  Wagen  mit  jo  20  Ochsen  bespannt,  vier  Reitpferden, 
oinigen  Schlachtochsen,  Schafen  und  Ziegen.  Meine  Begleiter 
waren  de  Jongh  und  zwei  Bergleute;  M Unzenberg  hatte  an 
Stelle  der  entlassenen  Treiber  vier  Hottentotten  angenom- 
men, dann  einen  zur  Führung  und  Beaufsichtigung  der  Pferde, 
und  einen  Buschmann  zur  gleichen  Leistung  bei  dem  Schlacht- 
vieh. Münzonbcrg  hatte  Air  sich  eine  zweirädrige  Karre, 
einen  Treiber  und  einen  Jungen,  beides  auch  Hottontotten. 
Das  Amt  dos  Koches  wurde  einem  dor  Treiber  Überträgen. 

Den  zurückgebliebenen  vier  Bergarbeitern  hatte  ich  Auf- 
trag erteilt,  bis  zur  Abreise  von  Dr.  Schinz  den  Versuchs- 
schacht auf  Kieselkupfer  fortzusetzen , dann  mit  demselben 
nach  Angra  zurück  zu  gehon,  und  dort  die  Arbeiten  wieder 
aufzunehmen. 

Abends  kamen  wir  nach  dem  2 Stunden  entfernten  Gu- 
bub,  dem  Weide-  und  Wasserplatz  für  die  Ochsen,  wo  ein 
Bediensteter  dor  Firma,  in  einem  Zelt  wohnend , die  Auf- 
sicht führte.  Hier  fanden  wir,  in  nicht  grofser  Entfernung 
voneinander  drei  Brunnen , von  deuou  zwei  gutes  Trink- 
wasser  führten.  Diese  Brunnen  hier  und  in  Aus  scheinen 
von  einem  und  demselben  unterirdischen  Wasserlauf  ihren 
Zullufs  zu  erhalten ; bei  unsrer  Rückkehr  ira  Mai  hatte  aber 
der  Wasserstand  ganz  bedeutend  abgeuommen,  so  dafs  mau 
an  ein  Tieferlogen  der  Brunnen  dachte. 

In  Gubub  waren  damals  ca  300  Ochsen , eine  grofse 
Menge  Schafe,  Ziegen  und  15  Pferde.  Die  Tiere  suchen 
sich  ihr  Futter  und  gehen  oft  so  weit,  dafs  mehrere  Tage 
dazu  gehören , um  sie  wieder  zu  finden.  Nur  wenn  sie 
Wasser  brauchen,  kommen  sie  freiwillig  zurück.  Die  Weide- 
plätze liegen  östlich  und  südöstlich  von  Gubub,  sie  sind  in 
den  Wintennonaton  Juni , Juli , August  mit  einem  hohen 
Gras  bestanden,  das  aber  nur  vereinzelt  wächst,  nicht  zu- 
sammenhängend wie  in  Europa : von  einem  Rasenteppich  kann 
man  daher  nicht  sprechen.  In  den  heifsen  Sommermonaten 
ist  aber  jede  Spur  dieses  Graswuchses  verschwunden.  Die 
Weideplätze  liegen  auf  einer  schönen,  grofsen  Hochebene, 


rechts  von  den  Tafelbergen  begrenzt  Würde  hier  regelmäfsig 
Regen  fallen,  so  wäre  dieser  Teil  des  Landes  jedenfalls  am 
besten  zu  Aokerbauzwecken  geeignet  — Auch  findet  man 
hier  unzählige  Termitenhaufen ; die  Eier  dieser  fliegenden 
Ameisen  dienen  den  Hottentotten  zur  Nahrung. 

Am  9.  März  kam  endlich  Dr.  Schenck  von  Bethanien 
nach  vierteljähriger  Abwesenheit  wieder  zu  uns.  Er  erzählte, 
dafs  er  keino  Gelegenheit  habe  finden  können,  wieder  zu- 
rückzukehren als  jetzt,  wo  ihm  ein  Wagen  geschickt  wor- 
den sei.  Besondere  Mineralienfunde  habe  er  nicht  gemacht. 

Aus  und  Gubub  sind  die  höchstou  Punkte  in  diesem 
Teil  von  Afrika,  von  hier  fällt  das  Terrain  bis  zum  Orango- 
flufs.  Die  auf  der  Karte  angegebenen  Höhen  sind  durch 
das  kleine  Barometer  von  Dr.  Schenck,  die  Entfernung  der 
Berge  von  der  Reiselinie  sind  durch  Schätzung,  und  die 
Richtung  beidor  durch  den  Kompafs  bestimmt  worden.  Als 
Mnfsstab  der  mit  den  Wagen  zurückgelegten  Entfernungen 
diente  mir  die  wiederholte  Beobachtung,  dafs  die  Ochsen  durch- 
schnittlich bei  horizontalem,  auch  auf-  und  absteigendem  Ter- 
rain 13  Minuten  brauchten,  um  eino  abgemessene  Distanz 
von  1000  m zuriickzulegen. 

Leider  war  es  mir  nicht  möglich,  auf  dieselbe  Art  und 
Weise  den  Weg  von  Angra  bis  Aus  zu  bestimmen,  da  wir 
diese  Strecke  der  Hitze  wegen  gröfstentcils  des  Nachts  durch- 
fuhren. 

Am  11.  März  nachmittags  3 Uhr  setzte  sich  unser  Zug, 
durch  Dr.  Schenck  vermehrt,  in  Bewegung ; wir  fuhren  bis 
abends  9 Uhr,  wo  Halt  gemacht  wurde.  Die  Hottentotten 
mufsten  Pflanzenreste  als  Feuerholz  Zusammentragen,  die 
Ochsen  wurden  ausgespannt,  um  sich  ihr  Futter  selbst  zu 
suchen,  die  Pferde  wurden  an  den  Vorderfüfsen  gefesselt, 
die  Lagerfeuer  ungebrannt,  Kesse)  mit  Wasser  auf  Drei- 
füfsen  an  das  Feuer  gestellt,  um  die  mm  täglich  sich  zwei- 
mal wiederholende  Kost  von  Reis  und  Schalfleisch  zu  be- 
reiten , und  den  Kaffee  zu  kochen.  Für  uns  wurden  der 
Feldtisch  und  die  Feldstühle  vom  Wagon  genommen,  und 
bei  herrlich  gestirntem  Nachthimmel  wurde  das  Abendbrot 
verzehrt.  Dann  kroch  man  in  dio  in  den  Wagen  bereiteten 
Lagorstätten , bestehend  aus  Strohmatratze  und  wollenen 
Docken.  Die  Hottentotten  legten  sich  an  das  Lagerfeuer. 
So  ging  es  ein  wie  alle  Tage,  mit  wenig  Abwechselung. 

Früh  5 Uhr  wurde,  nachdem  die  Ochsen  wieder  zu- 
snmmengetrieben , was  manchmal  Stunden  in  Anspruch 
nahm,  der  Kaffee  gekocht  und  dann  aufgebrochon.  Gegen 
Mittag  passierteu  wir  ein  ausgotrocknetes  Flufsbett,  Ara- 
sab  odor  Barthflufs  genannt  , stellenweise  mit  Kameldorn- 
bäumen bosetzt.  Eigentümlich  war,  dafs  die  ganze  Ober- 
fläche der  nochebene  mit  einer  verwitterten  Kalkkrustu  wie 
überzogen  war.  Die  Szenerie  war  sehr  hübsch,  zur  Linken 
und  nach  vom,  also  nach  Süd,  dio  auf  grobe  Ausdehnung 


Digitized  by  Google 


233 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


sichtbaren  Tafelberge,  rechts  teils  vereinzelt  stehende  Berge, 
teils  zusammenhängende  Gebirgszüge,  die  aber  alle  nicht  die 
geringste  Vegetution  zeigten.  Um  auffallende  oder  sonst 
bemerkenswerte  Punkte  näher  zu  untersuchen , bestiegen 
wir  die  Reitpferde. 

Am  13.  März  früh  kamen  wir  an  einen  Regenwasser- 
platz,  wo  die  Ochsen  getränkt  werden  konnten  ; hier  fand 
sich  nach  und  nach  eine  Buschmannfamilie  ein,  bestehend 
aus  sieben  Männern  und  vier  Frauen,  alle  mit  ganz  zer. 
lumpten  Kleidern  bedeckt ; sie  brachten  Schakalfelle,  Gerne- 
und  Springbock-Höruer  zum  Tausch  gegen  Kaffee,  Heia  und 
Tabak.  Vormittags  passierten  wir  ein  grofses,  von  dem 
uns  umgebenden  Gebirgszug  heruntergorolltes  FelsstUok. 
Der  Platz  hat  den  Namen  Pockenbank  orhalten  und  soll 
davon  herrühren,  dafs  hier  einmal  die  Pocken  durch  einen 
englischen  Händler  eingeschleppt  worden  sind. 

Mittags  durchschritten  wir  wieder  ein  trocknes  Flufs- 
bett,  die  Umgebung  zeigt  immer  noch  Tafelberge. 

Am  15.  März  kamen  wir  in  eine  grasreiohe  Gegend, 
die  schönes  hohes,  bis  zum  Knie  reichendes  Toagras  zeigte. 
Die  Bodenfärbuug  war  rötlich.  Ich  liefe  hier  den  Boden 
untersuchen : es  zeigte  sich,  freilich  fast  ganz  trocken,  eine 
Ackerkrume  mit  Lehmboden  von  0,4m  Stärke,  darunter 
Kalksteingerölle.  Proben  nahm  Dr.  Schenck  zur  chemischen 
Untersuchung.  Ein  Hottentott  brachte  uns  eine  ungefähr 
1 m lange  Schlange,  die  uns  durch  ihre  unverhältnismäfsige 
Stärke  auffiel.  Dr.  Schenck  öffnete  sie  und  fand  fünf  kleine 
Schlangen,  die  in  Spiritus  aufbewahrt  wurdon. 

Das  Wassor  mufste  in  diesen  Tagen  aufserordentlich 
eingeteilt  werden,  an  Wuschen  des  Gesichtes  und  der  Hände 
war  schon  seit  mehreren  Tugen  nicht  zu  denken.  — Hier 
sahen  wir  den  ersten  Steinbock. 

Am  17.  März  fuhren  wir  bis  nuchmittag  4 Uhr,  wo 
Halt  gemacht  wurde,  da  5 — 6 Stunden  von  diesem  Platz 
entfernt  Wasser  für  Menschen  und  Vieh  sein  sollte.  Da 
aber  der  Weg  dorthin  nicht  mit  dem  Wagon  zu  passieren 
war,  so  wurden  die  Ochsen  ausgespannt,  und  Münzenbcrg 
giug  mit  den  Troibern  dorthin  ab,  unsre  Wasserfässer  mit- 
nehmend, um  sie  wieder  füllen  zu  lassen. 

Am  18.  März  morgens  bestiegen  wir  den  unmittelbar 
beim  Lagerplatz  liegenden  Gebirgszug,  von  dessen  höchstem 
Punkte  wir  einen  kleiueu  Teil  des  Orangeflusses  sehen 
konnten. 

Die  Hitze  war  ganz  unerträglich,  8y  Uhr  morgens 
waren  32°  C.  im  Schatten  uusres  Wagens,  2-i-  Uhr 
nachmittags  39°  C. 

Am  19.  März  ritt  Dr.  Schenck,  de  Jongh  und  ein  Ar- 
beiter nach  dem  Orangeflufs.  Erst  abends  trafen  sie  bei 
dem  Lager  wieder  ein,  geleitet  durch  ein  grofses  Feuer, 
das  ich  hatte  unziiiiden  lassen.  Dr.  Schenck  berichtete,  dafs 
I’rtcrm&nns  Geos-r.  Mitteilungen.  1880,  Heft  VIII. 


wir  diesen  Weg  und  den  dem  Orangeflufs  entlaug  nicht 
einscblagen  könnten,  da  auf  beideu  Seiten  desselben  die 
Gebirgszüge  hart  bis  an  das  Ufer  herantraten.  Der  Ort 
werde  Sendlings  Trift  genannt,  wo  in  frühem  Zeiton  eine 
Fähre  die  Verbindung  beider  Ufer  hergestcllt  habe.  Sie 
seien  nach  dreistündigem  Kitt  im  Galopp  dort  angekommen, 
der  Flufs  sei  breit,  führe  aber  schmutzig  - gelbes  Wasser; 
Gras  habe  er  nicht  gefunden,  wohl  nber  Akazien-  und  Eben- 
holzbäume. Einen  Buschmann  mit  zwei  Hunden  habe  er  als 
einzigen  Bewohner  dort  getroffen.  In  geognostischer  Be- 
ziehung habe  er  nichts  Neues  gesehen,  als  die  schon  be- 
kannten Formationen. 

Unser  Buschmann,  dem  wir  unser  Schlachtvieh,  Ziegen 
und  Schafe  anvertraut  hatten,  war  nicht  nach  dem  von 
Müuzenberg  angegebenen  Wasserplatz  gekommen,  er  war 
mit  den  Tieren  und  einem  Kaffeekessel  auf  und  davon.  Sehr 
empfindlich  war  uns  hauptsächlich  der  Verlust  der  beiden 
Melkziegon.  Wir  haben  den  Burschen  nicht  wieder  zu 
Gesicht  bekommen. 

Erst  am  20.  März  nachmittags  2 Uhr  kam  Münzenberg 
zurück,  und  um  4 Uhr  konnten  wir  unsre  lteise  fortsetzen. 
Die  Richtung  des  nun  eingeschlagenen  Weges  war  recht- 
winkelig zu  der  bisherigen,  fast  genau  nach  W.  Wir  sahen 
den  zweiten  Steinbock,  aber  aufser  Schufsweite.  Abends 
6 Uhr  trafen  wir  am  RegenwaBBerplatz  Obib  ein.  Es  ist 
dies  eine  enge  Felsenschlucht , wo  sich  au  dem  tiefsten 
Punkt  derselben  das  von  den  hohen  und  steilen  Felsen  ab- 
fliofsonde  Wasser  sammelt,  wenn  — os  einmal  roguet.  Für 
Menschen  ist  es  kaum  geniefsbar,  da  alles  Vieh  beim  Tränken 
in  das  Wasserloch  hinein  läuft  und  dasselbe  verunreinigt. 
Am  21.  März  passierten  wir  eine  durch  rote  Färbung  und 
durch  ganz  gerade  Richtung  von  dem  bisherigen  Terrain 
sich  abscheidendo  Hochebone,  die  durch  Flugsand  gebildet 
wird.  Vor  dieser  Grenze  fanden  wir  sehr  grofse  Mengen  von 
leeren  weifsen  Schneckenhäusern,  wie  sie  auch  in  Deutsch- 
land Vorkommen. 

Den  Flugsand  zu  durchfahren,  kostete  unendliche  Mühe 
und  Anstrengung  für  die  Tiere ; die  Räder  der  Wagen 
sanken  bis  an  die  Nabe  ein,  das  Vieh  konnte  kaum  festen 
Fufs  fassen,  und  sohr  oft  mufsteu  alle  40  Ochsen  vor  einen 
Wagon  gespannt  werden. 

Am  22.  März,  Kaisers  Geburtstag,  früh  3y  Uhr,  fuhren 
wir  von  unserm  Lagerplatz  ab.  Wir  hatten  eine  sehr 
schlechte  Stelle  zu  passieren , die , ziemlich  steil  abfallend, 
rechts  einen  Kalkfelsen  zeigte , dessen  Ausläufer  sich  bis 
in  den  Sand  erstreckte,  und  links  einen  hohen  Sandberg. 
Es  war  früh  6 Uhr,  als  mein  Wagon  die  Stelle  ziemlich 
gut  durchfuhr,  der  zweite  Wagen  aber  stürzte  um,  da  das 
eine  Rad  zioralich  hoch  auf  den  Felsen  kam , das  undro 
sich  in  Sand  einwühlte.  Das  linke  Hinterrad  war  teil- 

3o 


234 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


weise  zerbrochen.  Der  Wagen  mufste  abgeladen,  aufge- 
richtet und  wieder  beladen  werden,  nachdem  das  Rad  mit 
Stricken  aus  Leder  notdürftig  wiederhergestellt  worden 
war.  Nach  fünf  Stunden  Aufenthalt  in  glühender  Sonnen- 
hitze konnte  die  Reise  weitergehen.  Naobmittag  4 Uhr 
kamen  wir  nach  sehr  mühsamer  Fahrt,  die  steil  bergab 
durch  enge  Gebirgsschluchten  führte,  wo  nur  allein  durch 
den  massenhaft  darin  liegenden  Flugsand  ein  Fahren  mög- 
lich war,  au  dem  Orangeilufs  an.  Abends  wurde  noch 
ein  Grog  gebraut,  um  auf  das  Wohl  des  Kaisers  von  Deutsch- 
land ein  Glas  zu  leeren. 

Zum  erstenmal  nach  langen  Monaten  sahen  wir  wieder 
das  frische  Grün  von  Bäumen  und  Strauchwerk  und  dus 
Wasser  eines  Flusses.  Wio  entzückend  war  dies  nach 
dieser  langen  Heise  im  Sand  und  Sonnenglut.  Trotz  des 
nicht  einladenden  Aussehens  dos  Flufswassers , das  gelb 
und  trübo  dahinfloß,  nahmen  wir  ein  Bad,  um  endlich  die 
Flugsandkruste  los  zu  werden,  die  unsern  Körper  bedeckte. 
Bad  und  frische  Wäsche  machten  uns  wieder  zu  Menschen. 

Die  Ufer  de3  Orangeflusses  waren  dicht  mit  Trauer- 
weiden , die  oft  einen  Umfang  von  mehr  als  1 m hatten, 
Ebenholzbäumen  und  Akazien  umstanden ; stellenweise  war 
sogar  ein  Durchdringen  unmöglich.  Gräser  zum  Futter 
waren  aber  fast  nicht  vorhanden. 

Das  defekto  Rad  an  dem  einen  Wagen  war  nicht  mehr 
zu  gebrauchen.  Der  Wagen  mufste  unter  Aufsicht  zurück- 
gelassen, und  die  Reise  mit  nur  einem  Wagen  fortgesetzt 
werden.  Abends  wurde  dann  ein  Rad  gelöst-,  nach  dem 
frühem  Lagerplatz  zurückgebracht,  und  der  defekte  Wagen 
auf  dieso  Art  uachgeholt.  Da  wir  den  ganzen  Weg  von 
hier  zu  Pferd  zurücklegten,  so  konnto  ich  keine  Notizen  zu 
späterer  Darstellung  der  Reiseskizzo  aufzeichnou. 

Die  Gegend  zeigte  den  bisherigen  Habitus,  hohe  Berg- 
züge zu  beiden  Seiten  des  Flusses,  größtenteils  Kalkstein 
und  grüner  Schiefer,  mitunter  grofse  Sandtlächen  und  nur 
an  den  Ufern  des  Flusses  Bäume  und  Strauchwerk.  Zahl- 
reiche, 2 — 3 m hohe  Lehrahaufen  standen  umher,  die  von 
einer  im  Jahre  1861  stattgefundenen  grofsen  Überschwem- 
mung zurück-gelassen  worden  waren,  wie  uns  Münzenberg 
erzählte. 

Am  andern  Ufer  des  Flusses  sahen  wir  zwei  Frauen, 
auch  Schafo  und  Ziegen.  Gegen  Abend  kam  ein  Hotten- 
tott,  der,  über  den  Flufs  geschwommen,  uns  Milch  und  sogar 
Honig  brachte.  Den  Honig  suchen  die  Leute  in  Felsen- 
höhlen , die  in  ziemlicher  Höhe  liegen , und  zu  denen  sie 
auf  ganz  primitiven  Leitern  eraporsteigen.  Die  Bienen 
scheinen  ihre  Hauptnahrung  in  den  Blüten  der  Trauer- 
weide und  der  Akuzie  zu  finden. 

Am  24.  März  wurde  die  Umgebung  noch  freundlicher; 
wir  ritten  durch  einen  Park  von  Ebenholzbäumen.  Zu 


Nutzholz  läßt  sich  dasselbe  aber  nicht  verwenden,  da  die 
Bäumo  nur  sehr  schwach  und  klein  sind.  Man  sieht  deut- 
, lieh,  wie  die  Einwirkung  von  heftigen  Stürmen  und  Sonnen- 
brand dem  Wachstum  derselben  Einhalt  thnt. 

Am  25.  März  ritt  ich  früh  6 Uhr  mit  Dr.  Schenck 
allein  fort,  um  die  Gegeud  auf  oine  größere  Breite  unter- 
suchen zu  können;  wir  verließen  den  Fluß,  der  dort  in 
einem  großen  Bogen  nach  Ost  läuft.  Nachmittags  kamen 
wir  wieder  un  den  Orangefluß;  dieser  Punkt  wurde 
Harrys  Trift  genannt,  wo  wir,  wie  sich  später  herausstellto, 
bis  zum  1.  Mai  bleiben  mußten. 

Am  28.  Mürz  fuhr  Münzenberg  mit  dom  defekten  Wagen 
nach  Aus  zurück,  um  unsern  dritten  Wagen  als  Ersatz  zu 
holen,  denn  hier  ließ  sich  keino  Reparatur  vornehmen. 

Dio  Untersuchung  der  nähern  und  entferntem  Umge- 
bung unsres  Lagerplatzes  ergab  in  mineralogischer  Bezie- 
hung in  keiner  Art  und  Weise  nur  irgend  einen  Fund; 
fast  überall,  wo  wir  hinkamen,  fanden  wir,  daß  bereits 
Leute,  höchst  wahrscheinlich  Engländer,  hier  gewesen  waren, 
die  das  Land  und  das  Gebirge  nach  allen  Himmelsrich- 
tungen untersucht  hatten ; neben  angefnugenen  Schürfstol- 
len fanden  wir  Kognakflaschen , Sardineubüchsen  uud  der- 
gleichen Gegenstände,  teilweise  waren  sio  fast  vom  Sand 
verweht.  Die  unmittelbare  Umgebung  unsres  Lagerplatzes 
bestand  aus  hohen  Akazienbäumeu , Strauchwerk  von  Cy- 
pressen,  verkrüppelten  Ebenholzbäumen  und  unmittelbar  am 
Fluß  Trauerweiden,  mitunter  waren  Massen  von  Holz 
durch  den  Orangefluß  angeschwemmt,  so  daß  der  Wald 
einer  undurchdringlichen  Maner  glich.  In  der  Nähe  des 
Lagerplatzes  machte  der  Flufs  einen  großen  Bogen,  hervor- 
gerulen  durch  eine  mächtige  Sandbank,  die  sich  auf  unsrer 
Seite  nach  und  nach  angesetzt  batte.  Das  gegenüberlie- 
gende Kapland  zeigte  ähnlichen  Baumwuchs  und  gleicho 
Verhältnisse,  nur  war  das  Ufer  steiler.  Grofso  Herden 
von  Pavianen  waren  an  beiden  Uferu  oft  zu  sehen,  wir 
sind  aber  wenig  von  ihnen  belästigt  worden.  Viele  kleine 
Vögel  hielten  sich  in  den  Bäumen  auf,  auch  einige  Lach- 
tauben, Schakale  habe  ich  mehrere  zu  Gesicht  bekommen, 
aber  nie  in  Schußnähe;  des  Nachts  umschlichen  sie  aber 
zahlreich  und  heulend  unsern  Lagerplatz.  Die  Szenerie, 
die  uns  umgab,  war  sehr  schön ; der  ca  1 50  m breite  Fluß, 

; auf  beiden  Seiten  mit  dicht  stehenden  Bäumen  eingefaßt, 
darüber  nach  SO  ein  sehr  hoher  Gebirgszug  bis  zu  1271m 
über  dem  Meeresspiegel,  auf  Seite  der  Kapkolonie,  im 
Vordergrund  bis  an  den  Flufs  herantreteude  steile  Felsen, 
nach  W aber  wieder  die  uuendlicho  Sandebene,  teilweise 
nur  durch  ferne  Bergspitzen  begrenzt,  dazu  die  reine,  un- 
endlich klare  und  durchsichtige  Luft;  ein  schönes  Bild, 
aber  ohne  Leben,  ohne  Bewegung.  Bei  Nordwind  hörten  wir 
sogar  die  über  acht  Stunden  entfernte  Brandung  des  Meeres. 


Digitized  by  Google 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85.  235 


Von  Port  Nolloth  und  der  Poststation  Steinkopf  mit 
den  Kupferwerken  Ookiop  waren  wir  nur  einige  Tagereisen 
entfernt.  De  Jongh,  der  sich  die  dortigen  Handelsverhält- 
nisse ansehen  wollte,  trat  in  Begleitung  eines  Hottentotten 
am  2.  April  seino  Reise  an,  deren  Anfang  insofern 
schwierig  war,  als  der  Orangeflufs  überschritten  werden 
niufstc.  Es  wurde  eine  Art  Flofs  gebaut,  auf  das  sich 
de  Jongh  setzte ; von  zwei  Hottentotten , die  nebenher 
schwammen,  wurde  es  gelenkt-,  und  so  wurde  das  andre  Ufer 
erreicht.  Kleider,  Sättel,  Briefe  banden  sich  die  Schwimmer 
auf  den  Kopf.  Zwei  Pferde  wurden  in  das  Wasser  mit 
grofsem  Hallo  getrieben ; von  der  Strömung  erfafst,  schwam- 
men sie  dann  dem  andern  Ufer  zu. 

Die  geographische  Breite  unsres  Lagerplatzes,  Harrys 
Trift  genannt,  fand  ich  zu  28“  29'  15".  Zur  Bestim- 
mung der  Länge  blieb  mir  nur  die  Messung  von  Mond- 
distanzen übrig,  da  mir  Chronometer  fehlten. 

Am  12.  April  naohmittags,  also  nach  zehn  Tagen,  kam 
de  Jongh  zurück.  Er  überbrachte  einige  Kupferorzproben 
von  Ookiep.  Die  Beschreibung  seines  Rittes  ergab  niohts 
Neues,  ebenso  tote  und  öde  Sandflächen  bis  Port  Nolloth, 
wie  wir  Rie  schon  kannten. 

Die  mühsamen  und  zeitraubenden  Wege  zu  den  ver- 
schiedenen Triangulationspunkten,  oft  fünf  bis  sechs  Stun- 
den weit,  füllten  die  übrige  Zeit  unsres  Aufenthaltes  ans. 
Das  Schlimmste  dabei  war  immer  das  Mittragen  von  Nah- 
rungsmitteln uud  Wasser,  obonso  Gewehr  und  Munition, 
da  man  die  zahlreich  in  der  Umgogend  hausenden  grofsen 
Affen  zu  fürchten  hatte. 

Die  Temperaturmessung  ergab  immer  noch  ziemlich 
hohe  Resultate,  mittags  bis  zu  39°,  nachmittags  nach 
4 Uhr  35°.  Lästig  waren  die  ungemein  zahlreichen  Flie- 
gen, ebenso  die  grofsen  unangenehmen  Blattwanzen.  Auch 
eine  Hottentotten-Gesellsclmft,  Ungeziefer  für  uns  Deutsche, 
hatte  sich  eingefunden. 

Ich  habe  bisher  nicht  erwähnt,  dafs  wir  unsre  Zug- 
ochsen , Schlachtvieh  und  Pferde , zwei  Tagereisen  vom 
Lagerplatz  entfernt,  unter  Bewachung  auf  oinon  Weideplatz 
geschickt  hatten,  da  die  ganze  Umgebung  des  Flusses  koiu 
Flitter  bot.  Um  unsern  Ausflug  nach  der  Mündung  anzu- 
treten, mufste  ioh  erst  dorthin  schicken. 

Am  21.  April  nachmittags  kamen  die  bestellten  acht 
Ochsen  und  vier  Reitpferde. 

Am  22.  April  früh  8 Uhr  brachen  wir  auf.  Bei  der 
ersten  Krümmung  des  Orangeflusses  fanden  wir  einen  alten 
zerfallenen  Wagen,  auch  Spuren  eines  verlassenen  Lager- 
platzes. Nachmittags  3 Uhr  kamen  wir  in  Obigaro  an, 
wo  das  Vieh  Wasser  und  auch  etwas  Futter  fand. 

Am  23.  April  früh  7 Uhr,  nachdem  wir  die  Nacht 
unter  freiem  Himmel,  in  unsre  Decken  gehüllt,  geschlafen, 


durch  den  stark  fallenden  Nebel  aber  ziemlich  durch- 
näfst  worden  waren , ging  es  weiter.  Der  Weg  zog  sich 
anfänglich  im  alten  Bett  des  Orangeflusses  hin.  Das- 
selbe war  von  dem  jotzigen  Lauf  ca  2000  m entfernt,  der 
Zwischenraum  war  mit  Sand  ausgefüllt,  der  teils  ange- 
schwemmt,  teils  angeweht  worden  war.  Alte  Akazienbäume 
standen  noch  an  den  frühem  Uferrändern.  Ebenholzbäume 
hörten  ganz  auf.  Dann  passierten  wir  noch  gegen  10  Uhr 
einen  steilen  und  breiten  Gebirgszug,  den  letzten  vor  der 
Mündung. 

Von  hier  aus  sahen  wir  deutlich  die  Brandung  des 
Meeres,  aber  auch  wieder  eine  endlose  Sandfläche,  nach 
Nord  zu  vom  Atlantischen  Ozean  begrenzt.  Kurz  darauf 
kamen  wir  wieder  an  Flugsandbergen  vorbei,  deren  Streichen 
genau  Nord  war.  Um  12  Uhr  fanden  wir  eineu  zerbroche- 
nen Wagen  im  Sand  steckon,  der,  nach  der  Woifse  des  Hol- 
zes zu  urteilen,  schon  jahrelang  hier  stoben  mochte. 

Um  1 Uhr  kamen  wir  in  der  Näho  der  Münduug  auf 
einen  ziemlich  grünen  Weideplatz,  ähnlich  der  sogen. 
Schafhutung  in  Deutschland,  auf  der  wir  schon  aus  gröfserer 
Ferne  ungefähr  30  Pferde,  darunter  Fullen,  gezählt  hatten. 
Beim  Näherkommen  sahen  uns  die  Tiere  verwundert  an; 
aber  plötzlich,  das  Leitpferd  voran,  gingen  sie  im  Galopp 
an  uns  vorüber  und  verschwanden  in  der  Sandwüste.  Schein- 
bar waren  die  Tiere  herrenlos,  da  niemand  zu  sehen  war, 
weder  Kralo  noch  ein  Hüter.  An  ein  Einfangen  eines  oder 
mehrerer  dor  Tiere  war  nicht  zu  denken. 

Am  andern  Ufer  sahen  wir  drei  von  Stein  erbaute 
Häuser,  die  aber  unbowohnt  zu  sein  schienen.  Es  hiefs, 
dieselben  hätten  einom  Händler,  einem  Engländer,  gehört,  der 
aber  gestorben  soi. 

Unverzüglich  ging  es  nun  zur  Miindnng,  die  in  a/j  Stunde 
erreicht  wurde.  Sprachlos  standen  wir  am  Meer,  wo  das 
Getöse  der  ungeheuren  Brandungswellen  kaum  das  Sprechen 
gestattete.  Hier  sahen  wir  nun,  dafs  naoji  unsern  Begriffen 
ein  Landen  fast  zur  Unmöglichkeit  gehören  müsse,  da  diese 
kurz  nacheinander  aukommenden  vier  Brandungswellen  bei 
einer  Fallhöhe  von  ca  2 — 3 in  alles,  was  in  ihren  Bereich 
komme,  zerstören  und  überschütten  müsse.  Zur  Zeit,  als 
wir  dort  waron,  war  rückgehende  Flut,  unser  Standpunkt 
war  kurz  vorher  noch  von  den  Wellen  überspült  worden, 
nnd  dabei  war  dieser  grofse  Atlantische  Ozean  so  ruhig, 
fast  wie  das  Wasser  eines  Teiches. 

Nur  die  dringendste  Not  würde  hier  einen  Landungsver- 
such  rechtfertigen,  da,  wenn  mau  der  Wassergefahr  ent- 
gangen, der  Hungertod  auf  dem  Lande  fast  sicher  ist.  Die 
Natur  bietet  ja  effektiv  nichts,  was  dem  Menschen  zur  Nah- 
rung dienen  könnte,  alles  trostlos,  tot,  öde,  schlimmer  als 
eine  Wüste,  wo  man  wenigstens  noch  Oaseu  findet.  Alle 
Schilderungen  über  don  Wildreichtum  des  Flufsgehiotos  sind 

30° 


Digitized  by  Google 


236  Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


erlogen,  oder  die  Verhältnisse  miifsteu  sich  rapid  geändert 
haben.  Wir  sahen  nur  einige  wenige  Seemöwen,  Pingui- 
nen, also  nicht  einmal  efsbare  Vögel.  Der  Anbliok,  der 
sich  uns  bot,  war  ein  überaus  trauriger.  Vor  uns  das  end- 
lose blaue  Meer,  und  soweit  das  Auge  nach  Nord  und 
nach  Sild  sehen  kounto , die  furchtbaren  Brandungswellen, 
links  ein  kleiner  Gebirgszug,  Kap  Voltas  genannt;  nach 
der  Landseite  nur  diese  trostlosen  Sandcboneu,  durch  nichts 
belebt,  weder  durch  Bäume  noch  durch  Tiere. 

Die  Mündung  des  Flusses  war  am  Tage  unsrer  An- 
wesenheit nur  ca  150  m breit,  während  der  Orangeflufs 
kurz  vorher  mindestens  noch  eine  Breite  von  1000  m hatte. 
Der  Flufs  ist  durch  Sandbänke  eingeengt,  die  durch  das 
Meer  selbst  gebildet  werden,  da  die  ungestümen  Wogen 
allen  Sand,  den  der  Orangeflufs  in  dasselbe  führt , wieder 
lieranswerfen ; bei  sehr  niedrigem  Wasserstand  des  Flusses 
scheint  es , als  wenn  die  Mündung  durch  Sand  ganz  ver- 
schlossen würde.  Grofse,  langgestreckte  Sandinselu  liegen 
gleich  oberhalb  der  Mündung. 

Unmittelbar  am  Meer,  wo  die  Flut  mehrere  Male  täglich 
darüber  wegspült,  fanden  wir  eine  Stelle,  die  sogen. 
Edelsteinsand  mit  einer  Masse  von  Magneteisen  enthielt, 
wovon  wir  Proben  raitnahraen. 

Am  24.  April  früh  7|  Uhr  fuhren  wir  ab;  ein 
längerer  Aufenthalt  war  deswegen  nicht  möglich,  weil  Och- 
sen und  Pferde  das  Orangeflufs- Wasser  nicht  trinken 
wollten,  da  es  viel  zu  salzig  war.  Um  1|  Uhr  kamen  wir 
wieder  in  Obigaro  an,  übernachteten  dort  und  fuhren  am 
folgenden  Tag  früh  7-’-  Ubr  weiter.  Das  Thermometer 
zeigte  8°  C.  Nach  Passieren  der  schon  früher  beschrie- 
benen Sand-IIochebeno  — die  Tiere  konnten  kaum  von  der 
Stelle,  die  Pferde  mufsten  wieder  geführt  werden  — kamen 
wir  nachmittags  3 Uhr  an  unserm  alten  Lagerplatz  an. 

Von  den  Arbeitern  hatte  ich  schon  früher  an  der  Grenze 
des  alten  Flußbettes,  ca  600  m von  dem  jetzigen  Flufsbett 
entfernt,  einen  kleinen  Schacht  niederbringen  lassen,  um  die 
angeschwemmten  Schichten  zn  untersuchen , in  der  Hoff- 
nung, vielleicht  irgend  einen  Fund , seien  es  Diamanten, 
oder  im  Sand  Gold,  zu  machen.  Ersteres  war  möglich,  da 
der  Modder  River  bei  Kimberley,  au  dem  die  Diamantfelder 
liegen , sich  in  den  Orangeflufs  ergiefst.  Es  fand  sich 
aber  leider  nichts  Wertvolles ; bei  3,43  m kamen  wir  wieder 
auf  den  Wasserspiegel  des  Flusses.  Eigentümlich  waren 
die  gefundenen  Lehmschichten ,.  die  nur  von  Überschwem- 
mungen herrühren  konnten.  Steht  es  fest,  dafs  das  starke 
Lehmlager  von  der  Überschwemmung  im  Jahre  1861  her- 
rührt, wie  Münzenberg  behauptet,  so  würden  bis  jetzt,  also 
in  24  Jahren,  weitere  0,943  m angeschwemmt  worden  sein. 

Das  Wasser  mufs  mit  furchtbarer  Gewalt  durch  das 
im  obern  Lauf  des  Flusses  durch  Felsen  auf  beiden  Seiten 


eingeengte  Flufsbett  strömen,  alles  dann  mit  sich  fortreifsend 
und  überschwemmend,  da  die  untern,  mehr  ebenen  Flächen 
der  Flufsufer  keinen  Widerstand  bieten. 

In  der  Zeit  unsrer  Anwesenheit,  also  in  5 Wochen,  Bei 
der  Flufs  um  0,6  m. 

Am  30.  April  nachmittags  kam  Münzenborg  von  Aus 
wieder  an,  uns  lang  entbehrte  Briefe  und  Zeitungen  Uber- 
bringend. 

Am  1.  Mai  mittags  1 Uhr,  nachdem  alles  verpaokt  und 
geladen  war,  ging  es  auf  den  Rückweg.  Anfänglich  wurde 
die  Richtung  nach  der  Mündung  eingehalten,  dann  aber 
ging  es  in  westlicher  Richtung  weiter. 

Es  ist  wenig  Bemerkenswertes  über  diesen  Teil  der 
Reise  zu  sagen,  da  das  durchfahrene  Gebiet  ganz  ähnliche 
Verhältnisse  in  jeder  Beziehung,  wie  schon  beschrieben, 
zeigte.  Leider  ist  man  bei  dioson  Reisen  viel  zn  sehr  von 
den  Wasser-  und  Futterplätzon  für  die  Tiere  abhängig, 
man  kann  daher  nicht  sagen,  hior  will  ich  einige  Zeit  bleiben, 
oder  ich  will  diese  Richtung  oinschlagen. 

Sehr  oft  mufsto  das  Bohrzeug  zur  Hand  genommen  wer- 
den, um  uns  nur  den  Weg  zu  bahnen  und  grofse  Felsstücke 
zu  sprengen. 

Hinter  Obib  mündeten  wir  wieder  in  den  alten  Weg 
ein  und  kamen  am  8.  Mai  abends  in  Aus  an. 

Nachdem  am  folgenden  Morgen  die  Zelte  aufgeschlagen, 
ging  es  an  das  Ordnen  der  mitgebrachten  Sammlungen,  Ver- 
vollständigung der  Tagebücher  und  der  sonst  nötigen  Ar- 
beiten. 

Bei  Zusammenstellung  der  Tabellen  für  die  zurückge- 
legte  Reise  fand  ich,  dafs  wir  auf  dem  Hinweg  nach  dem 
Orangeflufs  von  Aus  aus  267  200  m = 35,6  deutsche  Meilen, 
von  da  bis  zum  Lagerplatz  Harrys  Trift  noch  43  855  m = 5,3 
deutsche  Meilen,  also  302 255m  = 41,0  deutsche  Meilen 
oder  190  englische  Meüen  gefahren  waren.  Dies  macht 
für  12  Reisetage,  oder  66  dazu  verwendeten  Stunden  durch- 
schnittlich pro  Tag  5,5  Ständen  Fahrzeit  mit  einem  znrück- 
gelegten  Weg  von  25188  m = 3,3  deutsche  = 15,6  eng- 
lische Meilen ; dies  sind  pro  Stunde  ca  3 englische  Meilen. 
Vom  Lagerplatz  nach  der  Mündung  war  die  Entfernung 
46  000  m = 6,13  deutsche  Meilen. 

Es  sei  hierbei  noch  erwähnt,  dafs  wir  auf  dem  Hinweg, 
also  auf  einer  Ausdehnung  von  41  deutschen  Meilen,  nur 
14  Menschen,  teils  Hottentotten,  teils  Buschmänner,  antrafen, 
und  jagdbares  Wild,  aufser  einigen  Steinböcken  gar  nicht  fan- 
den. Auf  dom  Rückwege  zählte  ich  20  Menschen.  Die  auf 
den  Landkarten  zahlreich  angegebenen  Ortsnamen  müssen 
jedenfalls  frühere  Niederlassungen  von  Eingebornen  bezeich- 
nen, oder  Wasserplätze,  die  einen  Namen  erhielten;  jetzt 
sind  höchst  selten  kaum  noch  Spuren  von  Kralen  zn  finden. 
Es  mufs  sich  ja  auch  alles  Lebende  ans  diesen  Gegenden 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85.  237 


znrückzieheu,  da  die  Huuptbedingung  „Wasser-4  vollständig 
fehlt. 

Die  Monate  Mai  und  Juni  waren  die  kältesten  und  un- 
freundlichsten, die  wir  in  Afrika  verlebten. 

Das  Minimmntliermometer  gab  durchschnittlich  vom 
13. — 31.  Mai  2°  C.,  am  15.  Mai  sogar — 2°;  das  Maximum 
war  9,5®.  Das  Maximumthermometer  gab  in  oben  genann- 
ter Zeit  18,3°.  Der  Monat  Juni  ergab  nach  täglichen 
Beobachtungen  durchschnittlich  für  das  Miniranmthermo- 
meter  + 4,o* , und  für  das  Maximumthermometer  +21,*®. 
Barometerbeobachtungen  sind  nicht  angestellt  worden,  da 
mein  Aneroid  unbrauchbar  geworden  war.  Wir  hatten 
teilweise  etwas  Regen,  Nebel,  einmal  sogar  starken  Reif. 

Die  Nächte  waren  für  uns  sehr  kalt,  da  wir  nur  das 
Zelt  und  Feldbett  mit  zwei  wollenen  Decken  hatten.  Abends 
nach  6 Uhr,  sowie  die  Sonne  untergegangen,  mufste  man 
das  Lager  aufsuchen,  um  sich  nur  erwärmen  zu  könnon. 
Die  Hottentotten  tanzten  um  das  Feuer,  das  vor  ihren 
Kralen  stand , aus  gleicher  Ursache  bis  tief  in  die  Nacht 
hinein,  bei  einer  ohrzerreifsenden  monotonen  Musik,  wozu 
sie  — sangen. 

Am  24.  Mai,  dem  ersten  Pfmgstfeiertag,  abends  kam  ein 
Händler,  Redfort,  zu  Pferde  an.  Dieser  erzählte , dafs  er 
an  der  Grenze  von  Namaqua-  und  Damara-Lund  ausgeraubt 
worden  sei,  wo  ihm  die  aus  Hottentotten  und  Damaras  be- 
stehende Baude  alles  genommen  hätte,  sogar  Wagen  und 
Zugochsen.  Ähnlich  müsse  es  dem  Dr.  Schinz  gegangen 
sein,  da  er  Kleidungsstücke,  die  derselbe  zum  Tausch  mit- 
genommen, in  den  Händen  der  Räuber  gesehen  habe. 

Eine  Hilfo  unsrerseits  war  dem  Dr.  Schinz  nicht  zu 
bringen,  da  es  zu  weit  war,  wir  auch  kein  genügendes  Per- 
sonal hatten.  Von  dem  damaligen  Konsulatsvortreter  Vogel- 
sang wurde  aber  dem  König  Fredericks  durch  Boten  Meldung 
gemacht.  Später  hörte  ich , dafs  derselbe  ausziehen  wolle, 
um  die  Übelthäter  zu  strafeu , und  dafs  dem  I)r.  Schinz 
ein  Warenwert  von  40  L geraubt,  er  selbst  aber  un- 
verletzt geblieben  sei  und  seine  Reise  fortgesetzt  habe. 
Dies  die  letzte  Mitteilung,  dio  ich  über  Dr.  Schinz  er- 
hielt. 

Am  25.  Mai  hatten  wir  in  der  Nacht  ein  sehr  heftiges 
Gewitter  mit  starkem  Regengufs. 

Am  28.  Mai  fuhr  ich  mit  dreien  meiner  Bergleute  Uber 
Gnbub  nach  Zaus,  wo  Kupfererze  liegen  sollten.  Am  30.  Mai 
vormittags  kamen  wir  daselbst  an.  Zaus  ist  nur  ein  Regen- 
wasserplatz, gebildet  aus  Vertiefungen,  die  sich  in  grofse, 
horizontal  liegende  Gneifsplatteu  nach  und  nach  durch  Vor- 
witterung ausgehöhlt  haben.  Links  in  einer  Stunde  Entfer- 
nung befand  sich  ein  grofser,  hoher  Gebirgszug,  den  wir 
nach  allen  Richtungen  durchsucht  haben,  reohts  an  unserm 
Lagerplatz  eine  kleinere  Gebirgserhebung ; in  dem  dazwi- 


schen liegenden  Thal  fand  sich  nun  ein  Kieselkupfervor- 
kommen,  ähnlich  wie  in  Aus,  lager-  oder  nesterförraig,  von 
Kalkbreccie  eingeschlossen.  Jedenfalls  sind  diese  Nester, 
deren  gröfstes  nur  4 ra  in  der  Länge  und  1 m in  der  Breite 
mafs,  durch  irgend  eine  Ursache  dorthin  gekommen;  ur- 
sprünglich haben  sie  keinesfalls  dort  gelegen,  denn  nach  der 
Tiefe,  Grundlage  Gneifs,  setzte  keines  derselben  fort,  auch 
kamen  diese  Nester  nur  vereinzelt  vor,  wir  fanden  nur  vier 
derselben.  Den  Gebirgszug  rechts  durchsetzte  in  der  Rich- 
tung von  Nord  nach  Süd  ein  starker  Quarzgang,  der  eben- 
falls etwas  Kieselkupfer  führte.  Auch  die  fernere  Unter- 
suchung ergab  kein  weiteres  Resultat 

Am  6.  Juni  fuhr  ich  nach  Aus  zurück.  Briefe,  die  mir 
nachgesendet  wurden,  hatten  mir  gemeldet,  dafs  der  neue 
Vertreter  der  Firma  Lüderitz  nach  Aus  kommen  wolle,  um 
mich  zu  sprechen.  Am  13.  Juni  kam  Dr.  Schenck  von  Angra 
zurück,  wohin  er  kurz  nach  unsrer  Ankunft  gegangen  war. 

Im  Mai  1884  war  dem  Herrn  Lüderitz  angezeigt  wor- 
den, dafs  man  in  Guibes  reiche  Kupferorze  gefunden  habe, 
von  denen  auch  Proben  nach  Deutschland  zur  Untersuchung 
geschickt  worden  waren,  und  deren  Analyse  einen  hohen 
Prozentsatz  von  Kupfer  ergab.  Zur  Aufsuchung  dieser  Gänge 
ging  Dr.  Schenck  mit  dem  Finder  derselben  am  21.  Juni 
dorthin , zwei  Bergleute  begleiteten  ihn.  Am  5.  Juli  kam 
er  zurück  und  berichtete,  dafs  er  gar  keinen  Kupfergang 
gefunden  habe.  Jedenfalls  seien  dio  Stücke  beim  Transport 
von  der  bei  Konchas  liegenden  Kupfermine,  die  Engländern 
gehöre,  verloren  gegangen.  Er  habe  dort  nur  Grünstein- 
gängo  und  einige  Quarzgänge  mit  einem  Anflug  von  Ma- 
lachit gesehen. 

Dr.  Schenck  machte  am  13.  Juli  noch  eine  Exkursion 
nach  Gukaus,  SW  von  hier,  wo*  Herr  Belck  Kupfererze  ge- 
funden haben  wollte,  dies  auch  in  der  Kolonialzeitung  ver- 
öffentlicht hatte.  Die  ganzo  Reise  war  ebenso  resultatlos 
wie  die  frühem,  da  keine  Spur  von  Kupfer  vorhanden  war. 

Am  22.  Juli  wurde  nach  Angra  aufgebrochen,  wir  fuhren 
wieder  über  Guos;  ohne  erwähnenswerte  Vorkommnisse 
kamen  wir  am  25.  Juli  abends  10  Uhr  dort  an.  Wir  hatten 
in  dieser  Zeit  14  deutsche  Meilen  zurückgelegt. 

Während  der  Zeit  unsres  Aufenthaltes,  vom  26.  Juli 
bis  28.  August  1885,  wurde  nun  fleifsig  an  dem  früher  ge- 
machten ßleierzfund  gearbeitet.  Die  weitern  Aufschlüsse 
ergaben,  dafs  man  es  auch  hier  mit  keiner  Gangformation 
zu  thun  hatte,  sondern  dafs  das  Erz  nur  lager-  und  nestor- 
weise  auftrat,  also  keine  weitern  Erfolge  nach  der  Tiefe  zu 
erwarten  seien.  Nach  der  Analyse  enthält  das  Bleierz 
70,5  Proz.  Blei  und  0,02*  Proz.  Silber.  Interessant  zeigten 
sich  die  Zersetzungsprodukte  des  Bleiglanzes,  nämlich  Chrom- 
blei, Cerussit  und  Pyromorphit. 

Gern  wären  wir  noch  nach  Pomona  gegangen;  aber 


Digitized  by  Google 


238 


Bericht  über  die  von  Herrn  Lüderitz  ausgerüstete  Expedition  nach  Südwestafrika,  1884 — 85. 


abgesehen  von  den  Schwierigkeiten  des  Landweges  (ein  Schiff 
stand  uns  nicht  zur  Verfügung)  waren  auch  die  Besitzver- 
hältnisae  — da  Mr.  Spence  oder  Sinklair  diesen  Teil  des  Lan- 
des als  Eigentum  beansprucht  — noch  nicht  geordnet,  eiu 
Eindringen  unsrerseits  daher  nioht  ratsam. 

Am  28.  August  kam  das  Dampfschiff  „Namaqua“  au,  das 
die  Herren  Reicliskommissar  Dr.  Goering,  Referendar  Nels 
und  August  Liideritz  brachte.  Am  30.  August  fuhren  wir 
mit  diesem  Dampfer  ab  und  landeten  nach  kurzem  Aufent- 
halte in  Sandwich • Hafen  und  Walfisch -Bai  um  10.  Sep- 
tember in  Kapstadt  und  am  7.  Oktober  in  London. 

Das  Resultat  dieser  Expedition,  die  mit  so  grofsen  Hoff- 
nungen augetreten  wurde,  ist  ein  vollständig  negatives. 

Der  gänzliche  Mangel  au  atmosphärischen  Niodorschlägen, 
und  die  Geringfügigkeit  des  an  nur  wenigen  Stellen  vor- 
kommenden Trinkwassers  hindert  jeden  Versuch  zu  Kolo- 
nisationszwecken. Die  Untersuchung  in  mineralogischer  Be- 
ziehung gab  durchaus  keine  nennenswerte  Ausbeute,  um 
den  Transport  nach  Deutschland  zu  lohnen,  da  nur  Edel- 
metalle, als  Gold,  Silber,  Platin,  und  zwar  auch  nur  in 
ganz  bedeutenden  Mengen  einen  pekuniären  Gewinn  ab- 
werfen würden,  und  endlich  ist  die  Vegetationslosigkeit 
dieses  ganzen  Landstriches  erwiesen,  dio  ja  kaum  das  Leben 
von  Menschen  und  Tieren  gestattet,  wenn  auch  in  sanitärer 
Beziehung  nichts  zu  wünschen  übrigbleibt.  Die  Worte, 
die  mir  der  nun  verstorbene  Generalkonsul  Herr  Dr.  Nach- 
tigal  sagte:  „Ich  will  lieber  durch  die  Wüste  reisou,  da 
finde  ich  doch  wenigstens  Oasen,  als  noch  einmal  durch 
dieses  Land“,  sind  vollständig  zutreffend. 

Der  Herr  Reicliskommissar  Dr.  Goering  übergab  mir 
ein  Manuskript  zur  Durchsicht,  das  dem  Auswärtigen  Amt 
eingereicht  worden  war  und  Vorschläge  zur  Nutzbarmachung 
des  ganzen  Küstenstriches  vom  Orangeflufs  bis  Kap  Frio 
enthielt.  Ganz  abgesehen  davon,  dafs  die  Beschreibung  des 
von  uns  durchforschten  Gebietes  in  bezug  auf  Vegetation 
und  Tierwelt  jetzt  nicht  mehr  zutrifft,  sind  speziell  die 


Vorschläge,  die  zur  Kolonisation  des  Ufergebietes  des  Orange- 
flusses gemacht  werden,  wo  man  z.B.  zuerst  beginnen  müJst«, 
Kanäle  u.  dgl.  zur  Bewässerung  und  Fruchtbarmachung  der 
Umgebung  anzulegen,  völlig  unausführbar,  erstens,  weU  eine 
Landung  dort  nie  möglich  sein  wird,  und  die  Anlage  sol- 
cher Kanäle  ganz  unbestreitbare  Kosten  verursachen  würde. 
Um  nach  dem  untern  Teil  des  Orangeflusses  zu  kommen, 
bleibt  nur  der  Weg  durch  die  Kapkolonie  über  Port  Xol- 
loth  oder  über  Aus  übrig.  Ferner  liat  der  Flufs  in  seinem 
obera  Teil  viel  zu  viel  Gefälle,  wodurch  Unmassen  von 
Sand  und  Boden  dem  untern  Flufslauf  zugeführt  werden; 
er  ist  ja  schon  jetzt  auf  45  km  fast  vollständig  versan- 
det, so  dafs  eine  Schiffbarmachung  eine  Riesenarbeit  sein 
würde.  Der  in  der  Schrift  angegebene  Wildreichtum  ge- 
hört in  das  Gebiet  der  Fabel. 

Von  unsrer  Reise  haben  wir  nur  das  Verdienst  zu  be- 
anspruchen , nachgewiesen  zu  haben , dafs  alle  auf  diesen 
Teil  des  Lindes  gesetzten  Hoffnungen  illusorisch  waren,  und 
sich  durch  nichts  verwirklichen  lassen. 

Eine  kleine  Sammlung  von  Käfern,  dio  ich  mit  nach 
Deutschland  brachte,  ist  von  Herrn  Clemens  Müller  in 
Dresden  bestimmt  worden. 


Die  Namen  derselben  sind  folgende: 


1.  AnthU  cinctipennia  Lef. 

2.  Clloaoml  Smesileni*  Drj. 

3.  Chlaemu*  modestua  Doli. 

4.  Alindria  RTaodis. 

5.  Denuent«*  rulpinu»  Pub. 

6.  A teuc! ms  apcc.  r 

7.  Oriti»  Sphinx  Fab. 

8.  Oritia  rar.  Alexis  Klag. 

9.  Orthophayus  Gazella  Fab. 

10.  Paehnoda  cincta  l)ej. 

11.  Stemooera  lanifica  Er. 

12.  Jntodis  macalata  fast. 

13.  Paeplms  apiculatu*  1‘soh. 

14.  Admmia  Gorgi  Sol. 

15.  Adwmia  orata  Olir. 

16.  Adeamia  mnltixtriata  Her?. 

17.  Stenocara  nov.  apee. 

18.  Metriopus  Uoffraannioggi  Sol. 


19.  Zophoaia  muiicata  Fab. 

20.  Kpiphyaa  tlavicolli»  Fab. 

21.  Psaramudes  blaptoidex  Haag- 

22.  Paaintnodea  nov.  apec. 

23.  Trachynotu*  acnetw. 

24-  Kuryrtioaa  aaltiralis  Haag. 

25.  Eurychoaa  barbata  Olir. 

26.  Kuryehoaa  nov.  apcc. 

27.  HtmaUamua  mandibtilalia  Er. 
28-  Gonopi»  plumoana  Tliunbcry. 
29.  Qonopiu  aulcatua  Sol. 

30-  Clitobius  nov.  apec. 

31.  Mylabria  oculata  Thumbcry. 

32.  Mylabria  myop*  Clietdolal. 

33.  I.ytta  thoracica  Er. 

34.  Ceropleii»  ferruyata  Fab. 

35.  Phyllocuemi  latip«  de  Geer. 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 

(Mit  Karle,  a.  Tafel  12.) 


Der  9.  Band  des  grofsen  Zensuswerkes  der  Vereinigten 
Staaten  (Washington  1884)  enthält  eine  sehr  detaillierte 
und  streng  wissenschaftliche  Beschreibung  der  Wälder  von 
Nordamerika  mit  Ausnahme  von  Mexiko,  welche  von  zahl- 
reichen und  prächtig  ausgefiilirten  Karten  begleitot  wird. 


In  Tafel  12  siud  zwei  dieser  Karten  zu  einem  Bilde  ver- 
einigt. Der  Verfasser,  Professor  Charles  S.  Sargent, 
beginnt  seinen  Bericht  mit  einigen  allgemeinen  Bemerkun- 
gen, welche  mit  unbedeutenden  Kürzungen  hier  Aufnahme 
finden  mögen. 


Digitized  by  Google 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


239 


Der  nordamerikanische  Kontinent,  oder  der  nördlich 
von  Mexiko  gelegene  Teil  desselben,  welcher  hier  allein  in 
Betracht  kommt,  kann  hinsichtlich  seiner  Forstgeographie 
durch  eine  sich  längs  des  östlichen  Fufses  des  Felsen- 
gebirges und  seiner  östlichen  Ausläufer  vom  arktischen 
Kreis  bis  zum  Rio  Grande  erstreckenden  Linie  bequem  in 
ein  atlantisches  und  ein  pacifisches  Gebiet  eingeteilt  werden. 
Die  Wälder,  welche  diese  beiden  Teile  des  Kontinentes  be- 
decken, sind  in  ihrer  natürlichen  Beschaffenheit,  Zusammen- 
setzung und  Verteilung  ebensosehr  voneinander  verschie- 
den, als  das  Klima  und  die  Topographie  Ostamerikas  von 
dem  Klima  und  der  Topographie  des  pacifischen  Abhanges. 
Die  Ursachen,  welche  der  ungleichen  Beschaffenheit  dieser 
beiden  Waldgebiete  zu  Grunde  liegen,  müssen  in  den 
klimatischen  Bedingungen  einer  frühem  geologischen  Pe- 
riode , sowie  in  der  gegenwärtigen  Formation  des  Konti- 
nentes gesucht  werden ; jedoch  sind  dieselben  hier  nicht 
zu  erörtern. 

Die  Wälder  des  atlantischen  und  pacifischen  Gebietes  wer- 
den im  Norden  durch  einen  breiten  Streifen  subarktischen 
Waldes  verbunden,  welcher  sich  nördlich  vom  50.  Breiten- 
grad quer  durch  den  Kontinent  erstreckt  Die  eine  Hälfte 
der  den  nördlichen  Wald  bildenden  Arten  erstreckt  sich 
vom  Atlantischen  bis  zum  Stillen  Ozean,  und  wenn  auch 
die  Hauptcharakterzüge  östlich  und  westlich  von  der  Konti- 
nentalscheide wegen  der  verschiedenen  klimatischen  Be- 
dingungen verschieden  sind,  so  stimmen  sie  doch  im  all- 
gemeinen noch  ziemlich  überein.  Die  Wälder  des  atlantischen 
und  pacifischen  Gebietes  werden  ebenfalls  im  Süden  durch 
einen  schmalen  Streifen  der  dem  nordmexikanischon  Plateau 
eignen  Flora  verbunden,  welche  sich  hier  in  nördlicher 
Richtung  bis  in  dio  Vereinigten  Staaten  erstreokt.  Ge- 
wisse charakteristische  Arten  dieser  Flora  erstrecken  sioh 
vom  Golf  von  Mexiko  bis  zu  den  Küsten  des  Stillen  Mee- 
res, und  wäbrond  sich  östlich  und  westlich  vom  Felsen- 
gebirge charakteristische  Details  noch  erhalten  haben,  sind 
doch  manche  Grundzüge  beiden  Abhängen  gemeinsam.  Ty- 
pische nordamerikanische  Arten,  welche  den  Wäldern  des 
atlantischen  oder  jenen  des  pacifischen  Gebietes  angehören, 
vermischen  sich  auch  auf  den  Black  Hills  von  Dakota  und 
auf  den  Guadeloupe-  und  andern  Bergen  des  westlichen 
Texas,  sowie  auf  dem  äufsersten  Ostrücken  der  Rocky  Moun- 
tains-Kette und  den  Vorposten  zwischen  dem  atlantischen 
und  pacifischen  Gebiete. 

1.  Das  atlantische  Gebiet. 

Im  atlantischen  Gebiete  lassen  sich  sechs  natürliche 
Teile  unterscheiden:  der  nördliche  Wald,  die  Provinz  der 
Weymouthskiefer,  die  südliche  Waldprovinz,  der  sommer- 
grüne Wald  des  Mississippibeckeus  und  der  atlantischen 


Ebenen,  der  halbtropischo  Wald  Floridas  und  der  mexikani- 
sche Wald  von  Südtexas. 

Die  nördliche  Waldprovinz  erstreckt  sich  längs  der 
Nordküste  Labradors  fast  bis  zum  60®  N.  Br.,  wendet  sich 
hierauf  der  südlichen  Hudsonbai  zu  und  erstreckt  sich  dann 
in  nordwestlicher  Richtung  bis  zum  Polarkreis.  Nach  Süden 
zu  erstreckt  sie  sich  bis  zum  50®  N.  Br.  an  der  atlanti- 
schen Küste  und  fast  bis  zum  54°  im  100.  Meridian.  An 
der  atlantischen  Küste  nimmt  sie  10,  und  in  ihrer  gröfsten 
nordsüdlichen  Ausdohnung  längs  des  Ostfiifses  der  Rocky 
Mountains  fast  20  Breitongrade  ein.  Dieses  Gobiet  erfreut 
sich , mit  Ausnahme  der  Gegenden  an  der  SW  - Grenze, 
reichliohen  Niederschlags;  es  wird  von  unzähligen  Strömen 
und  Seen  durchkreuzt  und  ist  Uborreich  an  grofsen  Strecken 
Moorlandes.  Die  Bodenbeschaffenheit  und  die  durchschnitt- 
lich niedrige  Jahrestemperatur  beeinträchtigen  die  Verbrei- 
tung des  Baumwuchses  und  reduzieren  die  Zahl  der  hoch- 
stämmigen Arten , aus  denen  hier  der  Wald  besteht , auf 
acht.  Von  diesen  verbreiten  sich  vier  bis  zur  pacifischen 
Küste,  während  die  übrigen,  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
westlich  von  der  Kontinentalscheide,  durch  nahe  verwandte 
Arten  des  Pacificwaldes  ersetzt  werden.  Die  Weils-  und 
Schwarzfichte  (Picea  alba,  P.  nigra)  sind  charakteristische 
Bäume  dieser  Region;  sio  bilden  lichte  Wälder  auf  den 
niedern  Wasserscheiden  und  erreichen  eino  höhere  Breite, 
als  alle  andern  hochstämmigen  Arten  des  Kontinents.  Die 
Thäler  und  breiten  Einsenkungen  Bind  mit  Pappeln,  Zwerg- 
birken  und  Weiden  bedeckt.  Der  Wald  dieses  ganzen  Ge- 
bietes ist  spärlich,  licht,  verkümmert  und  von  geringem 
Wert.  Er  umfafst  südlich  vom  60*  N.  Br.  deu  nördlichen 
Teil  des  grofsen  mittelkontinentalen  Plateaus,  dessen  noch 
später  gedacht  werden  wird. 

Südlich  davon  erstreckt  sich  der  Kiefernwald  von  der 
atlantischen  Küste  bis  zum  96.  Meridian ; östlich  vom 
Appalachian-Gebirgssystem  erstreckt  er  sich  südwärts  Uber 
beinahe  6 Breitengrade  mit  einem  langon , schmalen  Aus- 
läufer, welcher  der  Alleghany  - Kette  fast  3°  nach  Süden 
folgt ; westlich  vom  Alleghany  - Gebirge,  in  der  Gegend  der 
grofsen  Seen,  wird  er  südlich  vom  43.  Breitengrad  durch 
den  sommergrünen  Wald  des  Mississippibeckens  ersetzt- 
Diese  zweite  Provinz  des  atlantischen  Waldgebietes  wird 
durch  die  Weymouthskiefer  (Pinus  Strobus),  der  wichtig- 
i sten,  wenn  auch  nicht  am  allgemeinsten  verbreiteten  Art, 
charakterisiert,  östlich  vom  Appalachian-Systein  bildet  die- 
ser Baum  auf  der  sandigen  Ebene  des  Lorenzo- Beckens 
oft  grofse  Wälder  ; weiter  südlich  und  westlich  tritt  er  in  ver- 
einzelten Gruppen,  oft  von  bedeutender  Ausdehnung,  inner- 
halb des  sommergrünen  WaldeB  auf.  Auch  die  Wälder 
von  Schwarzfichten  bilden,  hauptsächlich  im  Norden,  einen 
Charakterzug  dieses  Gebietes,  und  innerhalb  seiner  Grenzen 


240 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


erreichen  die  Hemlocktanne,  die  gelbe  Zeder,  die  Schwarz- 
linde (Tilia  antericana) , die  sohwarze  und  weifse  Esche 
(Fraxinus  sambuclfolia  und  F.  atnericana),  der  Zuckerahoru 
and  verschiedene  Birken-  und  Ulmenarten  die  Nordgronze 
und  den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung.  Walnufsbaum 
und  Eiche,  welche  die  sommergrünen  Wälder  des  gan- 
zen zentralen  atlantischen  Oebietes  charakterisieren , er- 
reichen hier  ihre  Nordgrenze,  desgleichen  die  Kastanie,  der 
Sassafras , der  Tulpeubuum , die  Magnolie , welche  hier 
durch  eine  einzige  Art  vertreten  ist,  die  rote  Zedor  (Juni- 
perus  virginiana),  der  Tupolobaum,  die  Platane,  Buche  und 
andre  wichtige  Gattungen. 

Die  südliche  Küstenproviuz  erstrockt  sich  vom 
36a  N.  Br.  längs  der  Küste  in  einem  uur  160 — 320  km  brei- 
ten Streifen  bis  zum  Kap  Malabar  und  zur  Tampa-Bai ; die 
Siidgrenze  durchkreuzt  die  Floridahalbinsel  und  zieht  sich 
längs  der  Küste  des  mexikanischen  Golfes  bis  zum  Alluvial- 
lande des  Mississippi  hin ; im  Westen  dieses  Flusses  taucht 
der  Küstenwald  dann  in  Louisiana  im  Norden  und  Süden  des 
Red  River  wieder  auf  und  vermischt  sich  hier  allmählich  mit 
den  sommergriinen  Waldungen  des  Mississippibeckens  in 
Arkansas  und  Osttexas.  Dieser  Streifon  wird  durch  die 
aufserhulb  der  breiten  Flußniederungen  und  der  unmittel- 
baren Küstennähe  fast  allgemein  verbreiteten  lichten  Wäl- 
der aus  laugimdeliger  Kiefer  (Pinus  palustris)  charakterisiert. 
Quercus  virous,  Palmettopalme  (Sabal  Palmetto)  und  ver- 
schiedene Kiefernarten  charakterisieren  den  Küstenwald  die- 
ser Gegend.  In  den  Flufsthälern  und  längs  der  Ufer  der 
seichten  Seen  erreichen  hier  und  da  im  Kiefernwald  zer- 
streute Nyassa-  und  Bumeliaarteu,  Quercus  uquatica,  Wal- 
nufsbäumc  und  Esoheu  eine  beträchtliche  Ausdehnung. 
Die  südliche  Cypresse  (Taxodium),  welche  übrigens  die 
Grenzen  dieser  Provinz  woit  überschreitet,  erreicht  hier  ihre 
gröfste  Entfaltung  sowie  ihren  höchsten  W’ert  und  kann 
neben  der  langnadeligen  Kiefer  wohl  als  charakteristischste 
Art  dieser  Waldprovinz  angesehen  werden. 

Der  sommergrüne  Wald  des  Mississippibeckens 
und  der  atlantischen  Ebene  nimmt  mit  einer  unbe- 
deutenden Ausnahme,  welche  später  erörtert  worden  wird, 
den  übrigen  Teil  des  atlantischen  Gebietes  ein,  in  dem 
besondere  geologische  Verhältnisse  die  Entwickelung  von 
Koniferen  begünstigt  haben.  Besonders  in  einigen  Teilen 
der  atlantischen  Ebene  und  an  den  Grenzen  der  südlichen 
Küstenprovinz,  wostlich  vom  Mississippi,  kommen  Nadel- 
wälder gruppenweise  oder  mit  Eichen  und  andern  breitblätte- 
rigen Bäumen  untermischt  vor.  Den  Hauptcharakter  verlei- 
hen jedoch  dem  Wuldc  dieser  ganzen  Gegend  die  hreitblätte- 
rigeu  Arten,  aus  denen  er  gröfstenteils  besteht.  Die  Eichen, 
Walnufsbäume  (Juglans  und  Carya),  Magnolien  und  Eschen 
verleihen  diesen  Wäldern  Abwechselung  und  Wert,  und  hier 


gelangen  dio  sommergrüneu  Baumarten  der  atlantischen 
Region  mit  Ausnahme  weniger  Arten , welche  einer  nörd- 
lichem Breite  augehören,  zu  ihrer  höchsten  Entwickelung. 
Auf  den  Abhängen  des  südlichen  Alleghany  - Gebirges  und 
am  untern  Red  River,  Gegenden,  welche  ergiebigen  Regen 
und  fruchtbaren  Boden  besitzen,  erlangt  der  Laubwald  eine 
unübertroffene  Mannigfaltigkeit  und  Üppigkeit.  Auf  dem 
Alleghany  - Gebirge  sind  nördliche  und  südliche  Arten  ge- 
mischt oder  werden  nur  durch  die  Bergkämme  voneinander 
getrennt;  Rhododendron  n\aximum , Lorbeerbäume  und 
Maguolien , welche  hier  zur  schöusten  Entwickelung  gelan- 
gen, beleben  die  nördlichen  Kiefern-  und  Hemlocktannen- 
Wälder , welche  die  Abhänge  dieser  Berge  bekleiden  oder 
zwischen  andern  breitblätterigen  Arten  verstreut  sind.  Der 
Kirsch-,  Tulpen-  und  Kastanienbaum  erreichen  hier  eine  in 
andern  Teilen  des  Landes  unbekannte  Größe.  Auch  der 
Wald  dos  Red  River-Thnles  ist  wohl  schwerlich  weniger  man- 
nigfaltig. Die  nördlichen  Arten,  weloho  auf  dem  Alleghany  - 
Gebirge  nach  Süden  wunderten , fehlen,  aber  andre  Arten, 
weiche  der  atlantischen  Süd-  und  der  GolfkUste  angehören, 
finden  wir  hier  mit  Pflanzen  des  südlichen  sommergrünen 
Waldes  gemischt.  Die  sieben  Arten  der  Carya  (Hickorien) 
treten  sonst  nirgends  so  eng  miteinander  verbunden  auf. 
Eine  große  Anzahl  der  wichtigsten  Eichenarten  wächst  hier 
nebeneinander,  hier  ist  der  Hauptentwickelungspunkt  des 
nordamerikanischen  Weißdorns,  welcher  sonst  nirgends 
eine  solche  Schönheit  und  Größe  erlangt.  Der  orangen- 
gelbe Maulbeerbaum  (Maclura  aurantiaca)  ist  dieser  Gegend 
eigentümlich.  Die  rote  Zeder  (Juuiperus  Virginiana) , die 
am  weitesten  verbreitete  der  amerikanischen  Koniferen,  und 
dio  kurz-  und  langnadelige  Kiefer  (Pinus  mitis  und  P.  pa- 
lustris) entwickeln  sich  hier  am  schönsten.  Gerade  außer- 
halb dieser  Gegend,  auf  den  Steilufern  des  Mississippi- 
thaies, entfaltet  die  stattliche  südliche  Magnolie,  welche 
vielleicht  der  herrlichste  der  nordamerikauischen  Bäume  ist, 
sowie  die  Buche  ihre  größte  Schönheit,  und  verleihen  die- 
sem südlichen  Wald  einen  besonder»  Reiz. 

Das  westliche  Drittel  der  atlantischen  Region  ist  kli- 
matischen Bedingungen  unterworfen,  welche  von  denen  im 
Ostteil  herrschenden  sehr  abweichen ; es  besteht  aus  einem 
Hochplateau , welches , vom  Ostfuße  der  Rocky  Mountains 
abfallend,  die  sogouaunte  Große  Ebene  bildet.  Dieses  aus- 
gedehnte Binnenland  hat  wegen  seiner  Entlegenheit  vom 
Meere  nur  spärlichen  und  unregelmäßigen  Regen,  welcher 
wohl  genügt,  um  den  Graswuchs  zu  fördern,  nicht  aber 
um  außerhalb  der  engen  wasserarmen  Flußbotten  kümmer- 
lichen Waldwuchs  zu  ernähren.  Diese  baumlose  Ebene  er- 
reicht in  ihrer  nördlichen  Ausdehnung  den  52.  Breitengrad, 
verfolgt  hierauf  südwärts  den  Zug  der  Rocky  Mountains 
bis  weit  nach  Mexiko  hinein , indem  sie  sich  an  ihrer 


Digitized  by  Google 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


241 


breitesten  Stelle  ostwärts  ungefähr  beim  40°  N.  Br.  bis 
fast  zum  97.  Meridian  nusdelint.  Diese  ganze  Gegend  ist 
größtenteils  unbewaldet.  Dio  engen  Thälor  der  grofson 
Ströme  sind  jedoch  mit  Weiden,  Puppcln,  Ulmen  und  Celtis 
occidentalis  besetzt,  d.  h.  mit  Baumarten,  welche  sich  daran 
gewöhnt  haben,  unter  solch  ungünstigen  Verhältnissen  zu 
gedeihen.  Diese  vermindern  sich  in  Größe  und  Zahl  bei 
ungenügendem  Regen  und  verschwinden  an  dor  Westgrenze 
des  Plateaus,  südlich  vom  45.  Breitengrad,  oft  gänzlich, 
selbst  an  den  Ufern  der  größten  Ströme.  Nördlich  und 
östlich  von  diesen  zentralen  baumlosen  Ebenen  erstreckt 
sich  ein  Prüriestroifen  vom  60®  N.  Br.  bis  nach  Südtexas. 
Die  durchschnittliche  Breite  dieser  Prärie  ist  fast  überall 
gegen  240  km.  Zwischen  dem  40.  und  45.  Breitengrad 
erlangt  er  jedoch  eiue  bedeutend  größere  Ausdehnung; 
hier  reicht  er  bis  an  die  Ufer  des  Michigan-SeeB  und 
bildet  in  dem  üppigen  Wald  der  atlantischen  Region  eine 
fast  1000  km  tiefe  Einbuchtung.  Der  Übergang  der  üp- 
pigen Waldungen  des  östlichen  und  zentralen  Teiles  des 
atlantischen  Gebietes  zu  der  banmlosen  Hochebene  ist  ein 
stufenweiser.  Der  Wechsel  vollzieht  sich  in  der  Prärie. 
Dies  ist  die  Gegend,  auf  welcher  ein  beständiger  Streit 
zwischen  Wald  und  Steppe  stattfindet.  Hier  gibt  es  ge- 
nügende Feuchtigkeit,  um  unter  normalen  Verhältnissen 
einen  lichten  Waldwuchs  zu  fördern,  aber  der  Stroit  hält 
sich  so  gut  im  Gleichgewicht,  daß  jede  Dazwischenkunft 
sofort  den  Ausschlag  geben  muß.  In  die  Prärie  gepflanzte 
Bäume  gedeihen,  wenn  sie  vom  Feuer  und  dem  Eingreifen 
des  zähen  Präriegrases  verschont  bleiben,  und  so  dehnt 
sich  der  Wald  nach  Westen  hin  aus;  ist  aber  der  Wald, 
welcher  den  östlichen  Präriesaum  bogrenzt,  zerstört,  so  ge- 
laugt er  nur  schwer  wieder  in  den  Besitz  des  Bodens,  und 
so  wird  dio  Prärie  allmählich  nach  Osten  hiu  ausgedehnt. 

Die  östliche  Grenzlinie  zwischen  der  Ebene,  wo  die 
hochstämmige  Vegetation  auf  die  Flußthäler  beschränkt 
ist,  und  der  Prärie,  in  welcher  auch  außerhalb  der  Fluß- 
ufer wilder  Bnumwuchs  zu  finden  ist,  und  wo  unter  günsti- 
gen Verhältnissen  überall  Bäume  wurzeln  köunteu,  wird 
von  dum  Regen  bestimmt.  Den  äußersten  Ostpunkt,  den 
diese  Grenzlinie  erreicht,  findet  mau  bei  40°  Br.  in  der 
Nähe  der  Nordgrenze  des  Kansasstaates.  Nördlich  vom 
40®  wendet  sie  sich  allmählich  nach  Westen  und  erreicht 
den  Ostfufs  der  Rocky  Mountains  ungefähr  unter  52°  Br. 
Diese  Nord  west- Wendung  mag  der  verhältnismäßig  geringen 
Verdunstung,  welche  während  des  kürzern  Sommers  stattfin- 
det,  sowie  einer  geringen  lokalen  Vermehrung  des  Regens  im 
Frühling  und  Sommer  zugeschrieben  werden.  Südlich  vom 
40.  Grad  wendet  sie  sich  unter  dem  Einfluß  des  Mexikani- 
schen Golfes  allmählich  nach  SW  und  erreicht  in  Texas 
unter  100°  L.  ihren  äußersten  westlichen  Punkt. 

l'otermam»  Gcogr.  Mitteilungen.  1886,  Haft  VIII. 


Jedoch  haben  auch  andre  Ursachen,  als  zu  geringer 
Regen  und  ein  im  Gleichgewicht  erhaltener  Kampf  zwischen 
Wald  und  Steppe , den  nilgemeinen  Bnumwuchs  in  der 
Prärie,  östlich  vom  95.  Meridian,  gehemmt.  Der  Regen 
dieses  Gebietes  genügt,  um  das  Wachstum  eines  üppigen 
Waldes  zu  ermöglichen.  Die  Regenmengen  in  den  Prärien 
von  Minnesota,  Wisconsin,  Iowa,  Illinois  und  Missouri 
kommen  im  wesentlichen  jenen  der  Michigan-Halbinsel  und 
des  ganzen,  südlich  der  Seen  Ontario  und  Erie  gelegenen 
Gebietes  gleich,  und  doch  existieren  inmitten  des  üppigsten 
Waldreichtums  Prärien.  Es  mangelt  nicht  an  genügender 
Wärme,  oder  an  reichlichen,  gleichmäßig  verteilten  Nieder- 
schlägen, was  etwa  die  Ausbreitung  des  Waldes  über  diese 
Prärien  verhindert  hätte.  Der  Prärieboden  ist,  wie  die 
Thatsache,  daß  gepflanzte  Bäume  kräftig  und  schnell  em- 
porwachsen, beweist,  für  den  Baumwnchs  nicht  ungünstig. 
Vielleicht  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  sich  die  Wälder  der 
atlantischen  Region  einst  bis  zum  95.  Meridian  nach  Westen 
hin  ausdehnten,  obgleich  keine  Bewoiso  für  solch  eiue  An- 
nahme existieren;  und  die  Ursachen,  welche  zuorst  zu  der 
i Zerstörung  des  Waldes  in  dieser  Gegend  führten,  vor- 
ausgesetzt, daß  er  überhaupt  jemals  vorhanden  war,  können 
wir  mit  uuseru  heutigen  Kenntnissen  bezüglich  dioses 
Punktes  nicht  mehr  vermuten.  Überdies  kann  man  wohl 
voraussetzen,  daß  in  einer  Gegend,  welche  durch  Klima, 
Regen  und  Bodenbeschaflenheit  wie  dazu  geschaffen  ist, 
Wälder  hervorzubringen,  solcho  auch  existierten,  und  daß 
das  Fehlen  derselben  unter  solchen  Verhältnissen  besondern 
Umständen  zugeschrieben  werden  muß.  Es  ist  leicht  be- 
greiflich. daß  der  in  einem  so  öden  Gebiete  zerstörte  Wald 
nicht  leicht  wieder  in  den  Besitz  des  Bodens  gelangen 
konnte,  welcher  mit  einem  undurchdringlichen  Wuchs  von 
Präriegras  bedeckt  und  den  jährlichen  Präriobränden  unter- 
worfen ist,  die  auch  in  unsrer  Zeit  noch  vorkommon,  wäh- 
rend die  heftigen  Windstößo,  die,  von  keiner  Waldgrenze 
gehemmt,  über  eine  solche  Fläche  sausen,  auch  ohne  die 
Präriebrände  allein  schon  genügt  hätten,  die  Verbreitung 
dos  Waldwuchses  zu  erschweren  und  zu  verlangsamen.  Die 
Annahme,  daß  diese  östliche  Prärie  einstmals  bewaldet  ge- 
wesen ist,  wird  durch  die  Thatsache  bestätigt,  daß  sich, 
soitdem  sie  dem  Ackerbau  unterworfen  ist,  und  die  jährlichen 
Brände  aufgehört  haben,  ßiiumo,  wolche  sonst  nur  au 
den  Flußnfern  vorkamou , nach  und  nach  Uber  das  Hoch- 
land sich  verbreiten.  Kleine,  gerade  am  westlichen  Wald- 
saume  gelegene  Prärien  sind  der  Erinnerung  noch  leben- 
der Persoueu  gänzlich  entschwunden ; die  lichten  Eichen- 
wälder, deren  hohe  Bäume  die  jährlichen  Brände  nicht 
wesentlich  beschädigten  — und  welche  einst  die  charakte- 
ristische Formation  dieser  Prärien  bildeten  — , sind  ver- 
schwunden. Sie  sind  jetzt  durch  dichte  Eichenwälder  er- 

31 


Digitized  by  Google 


242 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


setzt , welche  nur  in  der  ersten  Zeit  vor  Feuer  geschützt 
werden  müssen.  In  Wosttexag  breitet  sich  der  Mesquit- 
bäum  (Prosopis  pubeecens),  welcher  durch  die  Briinde 
gezwungen  war,  fast  unter  die  Erdoberfläche  zu  wachsen, 
jetzt,  da  die  Präriebründe  weuiger  häufig  und  schädlich 
sind , über  Gebiete  aus , wo  sich  wenigo  Jahre  vorher  noch 
baumlose  Prärie  befand. 

So  verlieren  denn  die  Prärien,  oder  wenigstens  der  öst- 
liche Teil  derselben,  welche  in  einer  mit  Regen  reich  ver- 
sehenen Gegend  liegen,  beinahe  ihren  baumlosen  Charakter, 
und  der  vor  Feuer  geschützte  Wald  verbreitet  sich  schließ- 
licli  immer  mohr;  Gegenden,  welche  vor  50  Jahren  außer- 
halb der  Flufsthäler  baumlos  waren,  sind  jetzt  mit  Wald 
bodeckt,  welcher  10 — 20  Prozent  der  Fläche  bedeckt.  Diese 
östlichen,  gut  bewässerten  Prärien  dürfen  jedoch  nicht  mit 
dem  dürren  Randgebiet  der  wirklichen  Ebene,  oder  mit 
dieser  solbst  verwechselt  werden.  Diese  ist  wegen  Mangel 
au  Feuchtigkeit  baumlos;  einzelne  Baumanpflanzungen  könn- 
ten vielleicht  einige  Jahre  fortleben,  aber  früher  oder 
später  müßte  eino  Trockcnhoitsporiodo  in  oiner  Gegend,  wo 
so  wenig  und  unregelmäßige  Niederschläge  vorhanden  sind, 
jeden  Versuch  einer  systematischen  Aufforstung  vernichten. 

Nun  bleibt  noch  der  halb  tropische  Wald  Flori- 
das und  der  mexikanische  Wald  von  Südtoxns 
zu  besprechen.  Eine  Gruppe  hochstämmiger  Arten,  welche 
westindischen  Ursprungs  sind,  besetzt  den  schmalen  Küsten- 
und  Inselstrich  Südfloridas.  Dieser  Streifen  halbtropischor 
Vegetation  ist  uuf  die  unmittelbare  Küste  und  die  nahen 
Hügel  beschränkt,  welche  iuselartig  aus  den  einen  großen  Teil 
Südfloridas  bodcckondon  Savannen  aufsteigen,  wo  Bodenbe- 
schaflenheit  und  Muugel  au  Abfluß  den  Baumwuchs  hindert. 
Dieser  halb  tropische  Wald  erreicht  Kap  Malnlmr  an  der  Ost-, 
und  die  Ufer  derTampo-Bai  an  der  Westküste,  während  einige 
seiner  Repräsentanten  sich  noch  zwei  ganze  Grade  weiter 
nördlich  erstrecken.  Er  ist  außerordentlich  mannigfaltig,  fast 
ein  Viertel  aller  Baumarten  des  atlantischen  Waldes  finden  wir 
in  dieser  bedeutungslosen  Gegend.  Trotzdem  ist  er  nur  von 
geringem  wirtschaftlichen  Wert.  Die  ihn  bildenden  Arten 
erreichen  hier  die  äußerste  Nordgrenze  ihror  Verbreitung 
und  sind  daher  im  allgemeinen  klein  und  kümmerlich.  Ge- 
wisse Arteu  jedoch  erreichen  ansehnliche  Dimensionen ; der 
Mahagonibaum,  der  Eisonholzbaum  (Sidoroxylon  Mastichoden- 
dron),  der  Mangrovobaum,  die  Seetraube  (Coccoloba  uvifera), 
die  Königspalme  (Oreodoxa  regia),  die  jamaikanischo  Piscidia 
Erythrina,  Manschinollenbaum  (Hippomane  Mancinella)  und 
andre  Arten  werden  hier  zu  ansehnlichen,  wichtigen  RäumoD. 

2.  Dus  paciflscho  Gebiet. 

Das  pacifische  Waldgobiot  ist  identisch  mit  dem  großen 
Cordilleren-Svstem  des  Kontinentes.  Die  Ursachen,  welche 


die  jetzige  Lago  und  Dichtigkeit  der  Wälder  bedingen, 
müssen  in  der  besondorn  Regeuvertoilung  in  dieser  Gegend  ge- 
sucht werden.  Solche  Niederschläge  wie  an  der  Nord  Westküste 
findet  man  in  keinem  andern  Teile  des  Festlandes.  Mit  der 
Abnahme  der  Breite  vermindern  sich  die  Niederschläge,  bis 
in  Kalifornien  die  Temporatur  dos  Landes  gegenüber  jener 
des  Ozeans  so  sehr  ansteigt,  daß  einen  großenTcil  des  Jahres 
hindurch  Nioderschläge  unmöglich  sind.  Das  Innere  dieses 
ganzen,  großen  Gebietes,  welches  sich  gegen  den  Ozean 
mit  einer  hoben  Bergkette  abschließt , wird  nur  sehr  un- 
vollkommen mit  Feuchtigkeit  versorgt.  Es  ist  dies  eine 
Gegend,  wo  nur  spärlicher,  unsicherer  und  ungleich  ver- 
teilter Regen  fällt,  welcher  im  Norden  noch  reichlicher  ist 
als  an  dor  Küste,  sich  aber  fast  in  demselben  Verhältnis  all- 
mählich mit  der  Rreite  vermindert.  Eine  Menge  Bergketton, 
welche  gewöhnlich  eine  meridionale  Richtung  haben  und 
lange  und  gewöhnlich  schmale  Thälor  umschließen,  durch- 
ziehen dieses  Binnengebiet.  Die  Nioderschlägo  hängen 
größtenteils  von  der  Lage  dieser  Bergketten  ab.  Die  warmen 
Luftströmungen  steigen  an  den  Gobirgen  empor,  kühlen  sich 
ab  und  müssen  ihren  Feuchtigkeitsgehalt  niederscb lagen. 
Es  folgt  daraus,  daß,  während  das  Binnenland  heinahe  oder 
ganz  regenarm  ist,  die  Bergketten,  und  besonders  die  hohem, 
bedeutende  Niederschläge  von  Regen  und  Schnee  erhalten. 
Wenn  dio  Waldverteilung  irgend  einer  Gegend  von  dor 
Verteilung  und  der  Menge  der  Niederschläge  abhängt,  so 
müßte  man  an  der  Nordwestküste  Wälder  antreffen,  welche 
an  Dichtigkeit  alle  die  andern  Wälder  des  Festlandes  Uber- 
treflen;  nach  Süden  hin  müßten  sie  allmählich  abnehmen 
und  in  dor  Nähe  der  Südgronzo  der  Vereinigten  Staaten 
ganz  verschwinden,  während  dio  Wälder  des  ganzen  Binnen- 
landes vom  Kamm  der  Hauptküstenkette  bis  zum  Ostfufse 
der  Rocky  Mountains  auf  die  Berglehnen  und  Höhen  be- 
schränkt sein  müßten.  Dioso  Wälder  müßten  in  den 
Hochgebirgen,  hauptsächlich  gegen  Norden,  einen  üppigen 
Wuchs  entfalten,  aus  den  Thälern  und  den  niedrigen 
Bergketten  aber  gänzlich  verschwinden.  Eine  genauere 
Untersuchung  der  Wälder  des  pacifischen  Gebietes  wird 
zeigen,  daß  sie  in  der  That  in  ihrer  allgemeinen  Verbrei- 
tung und  Dichtigkeit  von  der  Verteilung  der  Rogonmeugen 
dieser  Gegend  abhängig  sind.  Sie  orklären  den  Einfluß 
der  Feuchtigkeit  auf  den  Baumwuchs  sohr  deutlich.  Man 
trifft  hier  die  üppigsten  oder  dürftigsten  Wälder  zugleich 
mit  den  reichlichsten  oder  spärlichsten  Regenmengen  an. 

Man  kann  den  Wald  des  pucifischen  Gebietes  in  vier 
Teilo  gliedern;  den  nördlichen  Wald,  den  Küstenwald,  den 
Binnen wald  und  den  mexikanischen  Wald. 

Der  nördliche  Wald  der  Pacificregion  erstreckt  sich 
beinahe  vom  70  bis  58’  N.  Br.,  und  wird  nur  unmittel- 
bar am  Gestade  durch  den  Küstenwald  zwei  Grade  weiter 


Digitized  by  Google 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


243 


nach  Norden  gedrängt;  von  der  Kontinental  Wasserscheide,  auf 
welcher  er  sich  mit  dem  nördlichen  Wald  vermischt,  erstreckt 
er  sich  bis  an  den  Pacifischen  Ozean.  Die  Südgrenze  dieser 
lichten,  kümmerlichen  nördlichon  Waldungen,  welche  teils 
ans  den  dem  ganzen  Kontinent  ungehörigen,  teils  aus  den 
nordatlantischen  Spezies  nahe'  verwandten  Arten  besteht, 
ist,  besonders  im  Innern,  noch  ziemlich  unbekannt.  Die 
Entscheidung  über  mehrere  Arten  der  Südkette  in  Alaska 
und  Ilritisch-Columbia,  sowie  einiger  andorn  dor  nördlichen 
Kette,  mufs  noch  weitern  Untersuchungen  Vorbehalten  bleibon. 
Die  Weifsfichte,  der  wichtigste  Baum  des  nordatlantischcn 
Waldes,  bildet  auch  hier  die  Hauptspezies.  Sie  erreicht  unter 
65°  X.  Br.  eine  ansehnliche  Gröfse  und  setzt  im  Jukon- 
Thale  Wälder  von  nicht  geringem  lokalen  Wert  zusammen. 
Die  Papierbirke  (B.  papyrifera),  die  Balsampappel  und  die 
Espen,  welche  in  der  nordatlantischcn  Region  heimisch  sind, 
kommen  auch  hier  vor.  Die  graue  Kiefer  (Pinus  Banksiana) 
und  die  Balsamtanne  der  atlantischen  Region  werden  durch 
einige  mit  dunseiben  verwandte  Arten  vertreten.  Die  Lärche 
allein  findet  koinen  Vortroter  im  nordpacifischen  Walde. 

Der  Küstonwald,  dor  üppigste,  wenn  auch  nicht 
mannigfaltigste  des  Kontinonts,  erstreckt  sich  in  südlicher 
Richtung  längs  der  Küste  in  einom  schmalen  Stroifen,  von 
60  bis  50°  Br.;  hier  wird  er  breiter,  umfafst  die  Ufer  dos 
Puget-Sundes  und  zieht  sich  ostwärts  über  die  hohon  Borg- 
ketten. Bedeutende  Niederschläge  lassen  ihn  binnenwärts  sich 
über  die  Gold-,  Solkirk-  und  andre  Bergketten  Britisch-Colura- 
bias  verbreiten , bis  er  in  einem  schmalen  Ausläufer  fast 
den  54.  Parallelgrad  erreicht.  Nach  Süden  erstreckt  er 
sich  längs  des  Coeur  d’Alüne,  Bittor-Rood  und  der  westlichen 
Ketten  des  Felsongobirges  und  erroicht,  indem  er  das  nörd- 
liche Washingtongebiet,  Idaho  und  einige  Toilo  Westmon- 
tanas umfafst,  ungefähr  47-j-0  Br. 

Unter  dem  50.  Breitengrad  nimmt  dor  Küstunwald  das 
zwischen  dem  Meere  und  den  Ostabhängen  der  Koskadonkotte 
gelegene  Gebiet  ein.  In  Kalifornien  bildet  dor  Rücken  des  süd- 
lichen Hauptausläufers  dieses  Gebirges,  die  Sierra  Nevada, 
die  Ostgreuze  des  Küstenwaldes,  welcher  südlich  vom  35.  Pa- 
rallelgrad  allmählich  verschwindet,  obgleich  er  durch  den 
hohen  Rücken  des  südlichen  Küstenzuges  fast  noch  bis  an 
die  Südgreuze  der  Vereinigten  Staaten  fortgesetzt  wird. 
Der  Küstonwald  besteht,  wie  die  Wälder  des  ganzen  paci- 
fischen Gebiotes , gröfstenteils  aus  einigen  Koniferenarten 
von  meist  woiter  Verbreitung.  Dur  Mangel  an  Laubbäumen 
im  pacifischen  Gebiet  ist  auffallend;  nur  im  atlantischen 
Gebiet  bilden  sie  grofse  Waldungen  und  kommen  sie 
dort  auch  hier  und  da  einmal  vor,  so  bleibon  sie  doch  nur 
auf  die  Küstenthäler  und  die  Ufer  der  Bergströme  be- 
schränkt und  sind  in  wirtschaftlicher  Beziehung  von  ver- 
hältnismäfsig  geringer  Bedeutung.  Die  charakteristischsten 


und  wertvollsten  Arten  des  nördlichen  Küsteuwaldes  sind 
die  Alaska- Zeder  (Chamaecyparis),  die  Picea  Sitchensis  und 
die  Ilemlocktanne.  Diese  Arten  bilden  den  Hauptbestand- 
teil des  Waldes  der  Bergketten  und  Küsteninseln  der  zwi- 
schen dom  61.  und  50.  Purallelgrad.  Andre  Arten  des 
Küstenwaldes  erreichen  hier  ihre  Nordgrenze,  wenn  auch  die 
Hauptstätte  ihrer  Entwickelung  weiter  südlich  zu  finden  ist. 

Die  Douglastanne  (Pseudotsuga),  dor  wichtigste  und  am 
weitesten  verbroiteto  Baum  des  pacifischen  Gobiotes,  erreicht 
den  Küstonarchipel  unter  51  * Br.;  weiter  im  Innern  des  Lan- 
des orstreckt  sie  sich  volle  4°  weiter  nach  N,  und  in  dor 
Umgcgond  des  Puget-Sundes  und  im  Küstenwald  Wash- 
ingtons und  Oregons  ist  sie  der  herrschende  Baum. 
Der  charakteristische  Wald  der  Nordwestküste,  obgleich 
mehrere  Arten  enthaltend,  welche  sich  südwärts  bis  zum 
Kap  Mendicino,  nahe  am  40.  Parallolgrad  erstrecken,  wird 
südlich  vom  Thal  dos  Rogue  River  durch  einen  Wald  ersetzt, 
dessen  vorherrschende  Arton  mehr  dem  Süden  als  dem  Nor- 
den angeboren.  Der  Wuld  dor  Nordwostküste  erreicht  seine 
gröfste  Dichtigkeit  und  Mannigfaltigkeit  in  dom  schmalen 
Gebiete  zwischen  der  Kaskadenkette  uud  dem  Ozean.  Nörd- 
lich vom  51.  Parallel  vermindert  sich  seino  Dichtigkeit 
allmählich,  und  südlich  vom  43.  Parallel  ändert  er  soinen 
Charakter  und  seine  Besoliaffenhoit.  Diesor  Streifen  KUsten- 
waldes  wird  in  Dichtigkeit  nur  von  einigen  Teilen  des  Rot- 
holzwuldes  (Sequoia  serapervirens)  der  kalifornischen  Küste 
Ubertroffen.  Die  Rottanne  *) , die  gTofse  Picea  Sitchensis, 
die  Hcmlocktanne  und  rote  Zeder  (Thuya)  erlangen  hier 
, enorme  Dimensionen.  Die  breiten  Flufsthäler  sind  mit  einem 
dichton  Wuchs  von  Ahorn,  Pappeln,  Eschen  und  Erlen,  dio 
engen  innern  Tbäler  mit  lichton  Eichonwäldern  bekleidet. 
In  diesen  grofsen  Koniferenwäldern  stohon  die  bis  zu  60  bis 
90  m hohen  Baumstämme  oft  nur  weuigo  Fufs  voneinander. 
Der  Boden,  über  wolchon  sich  dor  Wald  jahraus  jahrein 
gleich  einem  Baldachin  wölbt,  wird  niemals  trocken;  er  ist 
mit  einem  dichten , woichen  Teppich  von  Moos  und  Farn- 


Stollen  diosos  Waldes  werden  durch  einen  undurchdring- 
lichen Wuchs  verschiedener,  fast  baumartiger  Heidelbeer- 
gewächse , von  Haselstaudun , Acor  circinatum  und  andern 
Sträuchern  fast  erstickt.  Der  Boden , welcher  in  dieser 
Gegend  den  schönsten  Waldwuchs  horvorgobracht  hat,  ist 
außerhalb  der  Flufsthäler  ein  dünner,  poröser,  selten  Uber 
wenig  Zoll  tiofer  Kies  glazialen  Ursprungs ; so  erklärt  der 
üppige  Wuldwuchs  den  Einflufs  eines  reichen  Regenfalls 
und  gumäfsigten  Klimas  auf  die  Bnum Vegetation. 


*)  Der  Verfasser  spricht  meist  von  Red  tlr  ohne  nähere  Bezeichnung, 
und  in  diesen  Fällen  mutsto  der  volkstümliche  Name  beibehalte»  werden, 
obwohl  er  3 Arten  umfafst:  die  Douglastanne  (Pseudotsuga  Douglasü), 
Abics  nobilis  und  Abies  magnifica.  Die  Red. 

31* 


Digitized  by  Google 


244 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


Der  allgemeine  Charakter  dieses  binnenländischen  Waldes 
weicht,  obgleich  er  gröfstenteiis  aus  der  Kiiste  eigentüm- 
liclien  Arten  besteht,  doch  ein  wenig  vom  dichten,  undurch- 
dringlichen Kiistenwalil  ab.  Östlich  von  der  Knskadenkette 
wird  er  durch  einen  lichtem  Wald  ersetzt,  dem  es  im  allge- 
meinen an  Unterholz  fehlt.  Die  Rottanne,  die  Hemlock- 
tanne,  die  rote  Zeder  (Thuya)  sind  noch  wichtige  Bestand- 
teile desselben.  Auch  siud  weniger  wertvolle  Arten  des 
Küstenwaldes,  wie  Weifstanne  (Abies  grandis),  Taxus,  Erlen, 
Berg-Hemlocktanno  (Tsuga  Pattouiana),  Weifsdorn,  Kreuz- 
dorn und  Pinus  monticola,  hier  vertreten.  Die  letztere,  eine 
an  der  Küste  nur  lokal  anftretende  Art,  erreicht,  ihre  gröfste 
Entwickelung  erst  nahe  der  Ostgrenzo  dieses  Gebietes,  wo 
sie  ansehnliche  und  wertvolle  Wälder  bildet.  Andre,  dem 
Kästenwald  eigentümliche  Arten,  wie  Ahorn,  Esche,  Eiche, 
Erdbeerbaum  und  Alaska- Zeder,  siud  im  Osten  des  Kas- 
kadungebirges  nicht  zu  finden.  Picea  Sitchensis  wird  durch 
eine  verwandte  Art  des  Binnenlandes  ersetzt.  Die  weit 
verbreitete  gelbe  Fichte  (Pinus  ponderosa),  welche  in  den 
nördlichen  Teilen  des  unmittelbaren  Küstenwaldes  sehr  dürftig 
vertroten  ist,  bildet  im  Osten  des  Gebirges  einen  der  wich- 
tigsten und  charakteristischsten  Bestandteile  des  Waldes. 
Südlich  vom  43.  Breitengrad  ändert  der  Kii3tenwald  seinen 
Charakter.  Picea  Sitchensis.  Hemlocktanne  und  Thuya  wer- 
den allmählich  durch  südlichere  Arten  ersetzt.  Die  Zucker- 
kiefer (P.  Lambertiana)  erscheint  hier  zum  ersteumal.  Der 
kalifornische  Lorbeerbaum  (Umbellulnria)  bedeckt  die  breiten 
Flufsthäler  mit  seinem  prächtigen  Wuchs.  I.ibocedrus,  ver- 
schiedene Eichen  und  Castanopsis  chrysophylla  erreichen 
hier  ihre  Xordgrenzo.  Dor  Übergang  vom  nördlichen  zum 
südlichen  Wald  wird  durch  das  Auftreten  der  Port  Orford- 
Zeder  (Chamaecypnris  Lawsoniana)  gekennzeichnet,  die  den 
Wäldern  der  südlichen  Oregonküste  Mannigfaltigkeit  und 
Wert  verleiht.  Weiter  im  Süden,  naho  der  Xordgrenze 
Kaliforniens,  erscheinen  die  Rothofzwälder  (Sequoia). 

Der  kalifornische  Küstenwald  kann  bequem  in  drei  Teile 
zerlegt  worden:  der  Wald  der  Küstengegeud,  der  Wald 
auf  dem  Westabhang  der  Sierra  Nevada,  welcher  sich  in 
der  Nähe  der  Nordgrenze  des  Staates  bis  zur  Küste  hin 
erstreckt,  indem  er  die  Gebirgsmassen  umfafst,  welcho  hier 
die  Sierra  Nevada  mit  der  Küstenkette  verbinden , und 
drittens  der  lichte  Waldwuchs  in  den  schmalen , langen 
Thälern , welche  südlich  von  dieser  Verbindung  zwischen 
der  Küstenkette  und  der  Sierra  Nevada  liegen.  Die  wichtigste 
Eigentümlichkeit  der  Küstenkette  bildet  bis  zu  37*  Br.  der 
Kotholzgürtel,  ein  unregelmäfeiger  unterbrochener  Streifen 
im  Angesicht  des  Meeres,  der  selbst  an  seinen  breites- 
ten Stollen  wohl  kaum  50  km  überschreitet.  Den  üppig- 
sten Rotholzwald  findet  mau  nördlich  der  Bai  von  San  Fran- 
cisco , und  hier,  an  den  Abhängen  und  am  Grunde  der 


Cailons  der  Wostabdachuug  der  Küstenkette,  erreicht  er 
seine  gröfste  Produktionsfähigkeit.  Kein  andrer  Wald  von 
gleichem  Umfang  kommt  in  dieser  Beziehung  den  Rotholz- 
gruppen gleich,  welche  längs  der  nordkalifornischen  Küste 
verstreut  liegen.  Dio  Rottanne  erreicht  an  dor  kali- 
fornischen Küste  eine  Gröfse  und  einen  Wert,  der  nur 
in  den  nördlichem  Küstenwäldern  übertroffen  wird ; in 
den  nördlichen  Teilen  dieser  Gegend  ist  dio  gelbe  Kiefer 
ein  wichtiger  Baum , und  endlich  gibt  es  hier  auch  eine 
Reihe  endemischer  Spezies.  Der  Wald  der  Küstenkette 
wird  durch  das  Vorhandensein  mehrerer,  in  ihrer  Ver- 
breitung sehr  beschränkter  Arten  gekennzeichnet.  Cnpres- 
sus  macrocarpa  und  Pinus  insignis  bleiben  auf  wenige 
vereinzelte  Baumgruppen  an  dem  Gestade  der  Monterey-Bai 
beschränkt:  Abies  bracteata  nimmt  hoch  oben  im  Santa 
Lucia-Gebirge  drei  bis  vier  Cafions  ein,  ohne  sonst  irgendwo 
gefunden  zu  werden:  und  Pinus  Torreyana,  dio  lokalste 
Baumart  Nordamerikas , ist  nur  in  ein  oder  zwei  kleinen 
Gruppen  auf  den  gerade  nördlich  von  der  San  Diego -Bai 
gelegenen  Sanddünen  entdeckt  worden.  Dor  charakteristi- 
sche Wald  der  Küsteugogeud  wird  etwas  unterhalb  des 
35.  Parallols  durch  ungenügende  Feuchtigkeit  an  seiner 
weitern  Entwickelung  nach  Südeu  hin  verhindert ; dio  küm- 
merlichen Wälder,  wolche  dio  hohen  Abhänge  der  Küsten- 
ketto  bekleiden,  gehören  weiter  im  Süden  ihrer  Zusammen- 
setzung nach  den  Sierrawäldern  an. 

Der  üppige  Wald,  welcher  die  Westhänge  der  Sierra 
Nevada  bedeckt  und  den  nur  der  Rotholzgürtel  der  Küste 
und  der  Tannenwald  am  Puget-Sund  an  Dichtigkeit  iiber- 
treffen , erreicht  den  Höhepunkt  seiner  Entwickelung  in 
der  Region  von  1200  bis  2400  m Höhe.  Dieser  Wald- 
streifen erstreckt  sich  ungefähr  vom  Fufso  des  Mount  Shasta 
im  Norden  bis  zum  35.  Parallel,  weiter  nach  Süden  nimmt 
er  an  Dichtigkeit  ab  und  verschwindet  auf  dem  südlichen 
Rücken  der  Küstenkette  gerade  nördlich  von  dor  Südgrcuze 
Kaliforniens.  Da , wo  im  Süden  des  Mount  Shasta  das 
Siemisystom  in  eine  Masse  niedriger  Bergrücken  und 
-spitzen  ausläuft,  ist  er  am  breitesten.  Die  charakteristi- 
sche Art  dieses  Waldes  ist  die  grofse  Zuckerkiefer  (P.  Lara- 
bortiaua),  welche  sich  hier  am  prächtigsten  entwickelt  und  die- 
sem Bergwald  unübertreffliche  Schönheit  verleiht.  In  ihrer 
Gesellschaft  finden  sich  die  Rottanne,  die  gelbe  Kiefer, 
zwei  edle  Abiesarten,  der  Libocedrus  und  im  mittlem  Teil 
des  Staates  dio  grofse  Sequoia,  welche  erst  nur  in  ver- 
einzelten Gruppen,  weiter  im  Süden  jedoch,  in  der  Nähe 
der  Quellen  des  Kemflusses,  als  ein  schmaler  Streifen 
auftritt,  der  sich  mehr  oder  weniger  zusammenhängend 
mehrere  Meilen  ansdelint.  Im  Gegensatz  zu  dem  Wald, 
welcher  weiter  nördlich  die  Westhänge  dor  Kaskadenkette 
bekleidet,  entbehrt  dieser  üppige  Sierrawald  fast  gänzlich 


Digitized  by  Google 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


245 


des  Unterholzes  uud  juDger  Bäume.  Er  zeigt  deu  Einflufs 
eines  wannen  Klimas  und  gleichmäßig  verteilten  Regens 
auf  die  Waldvegetation.  Die  Bäume,  welche  oft  in  gröfsern 
Zwischenräumen  voneinander  stehen , haben  zwar  einen 
enormen  Umfang,  wachsen  aber  sohr  langsam.  Oberhalb  die- 
ses Gebietes  zieht  sich  der  Sierrawald  bis  an  die  Grenze 
der  Baumvegetation  hin.  Sein  Charakter  ist  hier  ein  sub- 
alpiner und  alpiner,  und  er  bietet  wenig  wirtschaftlichen 
Wert.  Verschiedene  Fichten  und  Kiefern,  llemlocktannen 
und  der  westliche  Wacholder  bilden  lichte,  auf  den  hoheu 
SierrarUcken  verstreute  Waldstrecken.  Unterhalb  des  Haupt- 
Waldgürtels  lichten  die  Wälder  sich  allmählich.  Die  Bäume 
werden  kleiner,  aber  die  Zahl  der  verschiedenen  Arten 
wird  gröfser.  Die  kleinen  Fichten  der  oborn  Vorberge  ver- 
mischen sich  allmählich  mit  verschiedenen  Eichonarten,  und 
diese  nehmen  nach  und  nach  an  Zahl  zu.  Fichten  kommen 
hier  weniger  häufig  vor  und  verschwinden  ondlich  ganz. 

Der  Wald  in  den  Thälern  besteht  aus  Eichen,  die,  oft 
weit  voneinander  abstehend,  einen  stattlichen  Umfang  er- 
reichen, nirgends  aber  einen  zusammenhängenden  dichton 
Wald  bilden.  Der  Küsten wald  des  pacifischen  Gebietes, 
der  eine  unerreichte  Dichtigkeit  besitzt,  besteht  aus  ver- 
hältnismüfsig  wenigen  Arten,  welche  oft  eine  enorme  Gröfse 
erlangen.  Überall  ist  der  Grundcharaktcr  dersolbo,  und 
nur  die  wechselnden  klimatischen  Bedingungen  rufen  kleino 
Variationen  hervor.  Die  Arten,  welche  ihn  znsammensetzen, 
gehen  fast  durch  26  Breitengrade  hindurch,  oder  es  werden 
nördliche  Spezies  durch  nahe  verwandte  Formen  ersetzt;  und 
gleichwie  im  atlantischen  Gebiet,  so  fibertreffen  auch  hier 
die  südlichen  Arten  an  Mannigfaltigkeit  die  des  Nordens. 

Der  Binnenwald  erstreckt  sich  von  der SüdgTenze  des 
nördlichen  subarktischen  Waldes  bis  zum  Plateau  von  Nord- 
mexiko. Er  nmfafst  das  Gebiet,  welches  sich  zwischen 
der  Ostgrenze  des  pacifischen  Küstenwaldes  und  der  ätifser- 
steu  Westgronze  des  atlantischen  Gebietes  befindet.  Die 
Wälder  dieser  ganzen  Gegond  sind  im  Vergleich  zu  den 
östlich  und  westlich  von  ihnen  gelogenen  kümmerlich  und 
durch  ihre  Artenarmut  bemerkenswert.  Sie  beschränken 
sich  auf  die  steilen  Abhänge  und  Cafions  der  zahlreichen 
Bergketten  des  Binnenlandes , während  die  Thäler  baumlos 
oder  mit  Ausnahme  der  unmittelbaren  Flufanähe  fast  baumlos 
sind.  Der  Binnenwald  erreicht  seine  gröfste  Entwickelung 
und  Bedeutung  an  dem  Westabhang  der  kalifornischen  Sierras 
und  auf  den  Hängen  und  hohen  Gipfeln  des  südlichen  Felsen- 
gebirges von  Colorado,  wo  sich  die  Baumgrenze  bis  zu 
4100m  erhebt,  bis  nach  Süd-Neumexiko  und  Westarizona. 
Das  Minimum  nordamerikanischer  Waldentwickelung,  aufser 
in  den  ganz  baumlosen  Gegenden , sowohl  hinsichtlich  der 
Artenzahl,  wie  des  Verhältnisses  des  Waldes  zur  Ge- 
samtfläche, findet  man  südlich  von  den  Blauen  Bergen  Ore- 


gons auf  dem  dürren  Gobict  zwischen  dem  Wahsatch- 
Gebirgo  und  der  Sierra  Nevada,  welches  als  Great  Basin 
bekannt  ist.  Hier  beschränkt  sich  der  lichte,  kümmerliche 
Wald  auf  die  höchsten  Kämme  und  die  Abhüngo  der  sel- 
tenen Cailons  dor  niedorn  Bergketten.  Die  Bäume  siud 
klein,  obgleich  oft  von  hohem  Alter,  und  überall  tragen 
sie  Spuren  eines  ernsteu  Kampfes  um  das  Dasoin.  Nur 
sieben  Banmarten  hat  man  in  dem  nördlichen  und  zentra- 
len Teile  dieser  Gegend  entdeckt.  Der  Bergmahagonibaum 
(Cercocarpus) , der  einzige  Laubbaum  dieser  Gegend  mit 
Ausnahmo  dor  Espen , welche  im  ganzen  Binnenlande  in 
einer  Höhe  von  mehr  als  2400  m alle  Bergströme  beglei- 
ten, erreicht  hier  seiuo  höchste  Entwickolung.  Diese  Baum- 
art, sowio  Pinus  mouophylla  charakterisieren  diese  Gegend. 
Spärlicher  Wacholder  breitet  sich  über  die  untern  Berg- 
hängo  aus  oder  durchkreuzt  weiter  südlich  oft  die  hohen 
Thäler  und  bedeckt  die  Mosas,  unter  welchem  Namen  die 
niedrigeren  Vorhöhen  au  manchen  Orten  bekannt  sind.  Ein 
lichter,  hochstämmiger  Yukkawald  (Yucca  brevifolia)  auf  dem 
Hochplateau  von  Mojave  ist  ein  charakteristischer  und  eigen- 
tümlicher Zug  der  Flora  dieser  Binnengegend.  Die  Rot- 
tanne und  die  gelbe  Kiefer,  welche  weithin  über  das  paci- 
fische  Gebiet  verbreitet  sind , treten  auf  den  Bergketten 
des  Great  Basin  nicht  auf. 

Die  üppigem  Wälder  des  Binnenlandes,  welche  mau  an 
Westhängen  der  kalifornischen  Sierreu  und  im  Fölsen- 
gebirge  findet,  liegen  meistens  südlich  von  42°  Br.  Die 
Wälder  des  ganzen  nördlichen  Binnenlandes  mit  Ausscblufs 
des  Felsengebirges,  welches  noch  von  dem  Küstenwald  ein- 
genommen wird,  empfinden  den  Einflufs  ungenügender  Feuch- 
tigkeit; sie  bestehen  aus  wenigen  Arten;  die  einzelnen 
Bäume  sind  oft  klein  und  verkümmert,  während  dio  Wälder 
licht  sind,  des  Unterholzes  entbehren  uud  auf  dio  Canons 
und  hohen  Berghänge  beschränkt  bleiben.  Die  am  allge- 
meinsten verbreitete  Art  dieser  nördlichen  Gegend , eine 
I Zwergkiefer  (Pinus  Murrayana),  nimmt  fast  mit  Ausschlufs 
jeder  andern  Art  weite  Flächen  ein  und  bemächtigt  sich 
nach  und  nach  des  durch  Verbrennen  wortvollerer  Bäume 
frei  gemachten  Bodens.  Südlich  vom  52.  Parallel  treten 
die  Douglastanne  (Pseudotsuga)  und  die  gelbe  Kiefer  (P.  pon- 
derosa)  auf;  zu  ihnen  gosellt  sich  in  den  Blauen  Bergen 
und  in  oinigen  Ketten  des  Felsengebirges  die  westliche 
Lärcho  (Larix  occidentalis) , der  gröfste  und  wertvollste 
Baum  des  Columbia-Beckens. 

Der  Wald,  welcher  den  Ostabhang  der  Sierra  Nevada 
bedeckt,  besteht  fast  ausschließlich  aus  verschiedenen  Kiefer- 
arten, welche  oft  einen  ansehnlichen  Umfang  und  Wert 
erreichen.  Die  charakteristischsten  Arten  dieser  Gegend 
sind  die  gelbe  Kiefer  und  die  ihr  nahverwandte  Pinus 
Jeffreyi , welche  sich  hier  am  schönsten  entwickeln.  Die 


24G 


Die  Wälder  von  Nordamerika. 


Rottanne  fehlt  diesem  Walde  gänzlich,  und  auch  die  Eiche, 
welche  auf  den  Westliängen  dieser  Bergo  sehr  häufig  und 
in  den  verschiedensten  Arten  vorkommt,  hat  hier  keine 
Vertreter. 

Die  Wälder  des  südlichen  Folsengebirges,  weniger  üppig 
und  nicht  so  allgemein  verbreitet  als  jene  der  Westhänge 
der  Sierras,  sind  im  Vergleich  zu  denen  des  Great  Basin, 
üppig,  dicht  und  wertvoll.  Sie  verdanken  ihre  Existenz 
den  in  dieser  hochliegendon  Gegend  verhältnismäfsig  reich- 
lichen Niederschlägen.  Die  charakteristische  Art  des  Colo- 
rado-Gebirges ist  eine  Pcchtanno  (Picea  Eugulmauui),  welche 
in  einer  Höhe  von  2400 — 3000  m grofso,  wertvolle  Wälder 
von  ansehnlicher  Dichtigkeit  und  Schönheit  bildet ; zu  ihr 
gesellen  sich  eine  Balsamtanne,  welche  sich  weit  nach 
Nonien  vorbreitet , und  verschiedene  alpine  und  subalpine 
Nadelhölzer;  auf  nicdern  Höhenzügen  bedecken  gelbe 
Kiefern-  und  Bottanuenwälder  die  Berghänge,  während  die 
Flufsthäler  mit  Pappeln,  Erlen  und  Ahorn,  oder  mit  einer 
lichtgestellten  Woifstannc  (Abies  coucolor,  einer  dem  Küsten- 
wald ungehörigen  Art,  welche  hior  ihre  Ostgrouze  erreicht) 
besetzt  sind.  Die  über  der  baumlosen  Ebene  liegenden  Vor- 
höhen sind  mit  spärlichen  Grnppon  von  Pinus  edulis,  küm- 
merlichen Wacholderbäumou  und  einer  kloinen  Eiche  be- 
deckt, welche  in  mannigfachen  Formen  oino  grofso  Hache 
des  südlichen  Binnenlandes  einnimmt.  Ein  Wald,  der  in 
seiner  Hauptbeschaffenheit  jenem  von  Colorado  gleicht  und 
im  allgemeinen  dieselben  Arten  enthält,  dohut  sich  iibor  die 
hohen  Bergketten  Neuroexikos  bis  zu  denen  von  Westtexas 
und  des  westlichen  und  nordwestlichen  Arizona  aus,  woselbst 
ein  üppiger  Nadelwald  das  Hochland  bedeckt,  welches  sich 
läugs  des  35.  Parallel  hinzieht  und  in  den  dicht  bewaldeten 
San  Francisco-Borgen  Nordarizona  gipfelt. 

Die  Arten  dus  inneru  pacifischen  Gebietes  vermischen 
sich  au  der  Südgrenze  mit  douon  des  Plateaus  von  Neu- 
mexiko. Obgleich  der  pacifisch-muxikanischeWald 
hinsichtlich  seiner  natürlichen  Beschaffenheit  von  dem  atlan- 
tisch-mexikanischen total  vorschieden  ist,  so  besitzen  sie 
doch  mehrere  Arten  gemeinschaftlich.  Die  Wälder  dieses 
Gebietes  sind  auf  die  Berge  und  ihre  Vorhöhen  und  auf 
die  Ufer  der  seltenen  Müsse  beschränkt.  In  der  Colorado- 
Wüste  und  den  niedrigen  Borgketton  und  Thälern  des  süd- 
westlichen Arizona  vorschwiudon  sie  gänzlich.  Die  wich- 
tigste und  am  weitesten  verbreitete  Art  in  den  Thälern 
dieser  Gegend  ist  der  Mosquit  (Prosopis  julillora),  auch  die 
charakteristischste  Art  des  atlantisch-mexikanischen  Gebietes. 
Der  Kiesenkaktus  (Cereus  giganteus)  ist  jedoch  vielleicht 
die  hervorragendste  Art  dieser  Gogend  und  vorleiht  den 
dürren  Mosas  von  Mittel-  und  Südarizona  ein  ungewöhn- 
liches und  auffallendes  Aussehen.  Die  hohen  Bergketten, 
welche  dio  Grenzo  der  Vereinigten  Staaten  zwischen  dem 


105.  und  111.  Meridian  schneidet,  erfreuen  sich  eines 
reichlichem  und  gleichiuäfsiger  verteilten  Regens,  als  die 
östlich  und  westlich  von  diesen  Meridianen  liegenden  Ge- 
genden. Dichte  und  mannigfaltigo  Wälder  bekleiden  diese 
südlichou  Gebirge  häufig.  Auf  ihren  Höhen  und  den 
fast  unerreichbaren  obern  Abhängen  vermischen  sich  die 
Tannen  und  Kioforn  des  pacifischen  Gebietes  mit  den  Nadel- 
hölzern, einer  Wacholderart,  einem  Erdbeerbaum  und  ver- 
schiedenen andern,  dem  Plateau  von  Mexiko  angoltürigon 
Arten.  Auch  grofse  Cypressenwälder  mexikanischen  Ur- 
sprungs charakterisieren  diese  Gebirgsflora.  Der  Boden 
der  Canons  ist  mit  Pappeln , Zürgelbäumen , prächtigen 
wilden  Platanen,  Eschen,  Kirschbäumen  und  andern  sommer- 
grünen  Arten  dicht  bedeckt.  Die  hohen  Vorberge  und 
Mesas  sind  mit  lichten  Gruppen  verschiedener  der  mexi- 
knnisch-pacifischon  Provinz  ungehöriger  Eichenarten  beklei- 
det, welche  hier,  wenigstens  in  deu  Vereinigten  Staaten, 
den  Höhepunkt  ihrer  Entwickelung  erreichen. 

So  ist  deun  die  vorherrschende  Waldboschafleuhuit  Nord- 
amerikas folgonde:  Das  atlantische  Gebiet  charakterisiert 

ein  dichter  Wald,  der  aufser  im  Norden , gröfstenteils  aus 
mannigfaltigen  Laubholzartcu  besteht  und  sich  von  der  atlan- 
tischen Küste  in  einer  fast  ununterbrochenen  Linie  fortsotzt, 
bis  mangelhafte  Nioderschläge  seine  Weiterentwiokelung  nach 
Westen  hin  hemmen.  Das  pacifische  Gobiot  dagegen  charak- 
terisiert der  Koniferenwald,  der  die  Bergketten  des  grofsen 
Cordilleren -Systems  bedeckt  und  welcher  in  dem  feuchten 
Küstenklima  zwar  eine  unübertreffliche  Dichtigkeit  erlangt,  in 
dem  trocknen  Binnenlande  jedoch  licht  und  kümmerlich  ist. 

Eine  genauere  Untersuchung  der  Buumurtun  Nordameri- 
kas zeigt  uns  die  Füllo  der  Wälder  des  atlantischon,  und 
die  verhältuisinäfsige  Armut  derjenigen  dos  pacifischen  Ge- 
bietes, und  läfst  uns  deutlicher  erkennen , wie  verschieden 
die  Beschaffenheit  der  Wälder  dieser  beiden  Regionen  ist. 

Genera  des  nordamerikanischcn  Waldes. 

Atlantische*  Padtiichc* 
Gebiet.  Gebiet. 


I.  Auch  aufser  halt»  der  aüdlichonOrenx- 
gegendeu  verbreitet: 

Gemeinsam 38  38 

Nur  im  atlantischen  Gebiet 42  — 

Bäume  des  atlantischen  Gebietes,  die  im  |sscifise)icn 

durch  Strüucher  vertreten  sind 7 (7) 

Nur  im  pacifischen  Gebiet — 9 

Bäume  des  (lacifuchen  Gebietes,  die  im  atlantischen 

durch  Striuchcr  vertreten  sind (1)  1 

Summe  . 87  (1)  48  (7) 

2.  Nur  in  südlichen  Grenzgegendeii: 

Südliche«  Florida 47  — 

Alorikunisfhes  Gebiet: 

Gemeinsam 5 5 

Nor  atlantisch 3 — 

Nur  pneitiach — 4 

l'acitlsehe  Bäume,  die  im  atlantiacheu  Gebiet  durch 

Striuchcr  vertreten  sind (2)  2 

Summe  . A3  (2)  II 


HaupUumme  . 142  (2)  59  (7) 


Digilizsd  by  Google 


247 


Fischers  perspektivische  Projektion  zur  Darstellung  der  Kontinente. 


Die  158  Genera  des  nordamorikanischen  Waldos  ent- 
halten 412  Spezies.  Von  diesen  sind  nur  10  allgemein 
verbreitet ; nur  1 5 Arten  des  atlantischen  Gebietes  über- 


schreiten noch  die  pacifische  Grenze,  und  nur  9 Arten  des 
pacifiscben  Waldes  dringen  auch  noch  in  das  atlantische 
Gebiot  vor. 


Fischers  perspektivische  Projektion  zur  Darstellung  der  Kontinente. 

Nachtrag  zu  dem  Aufsätze  in  Petermanns  Mitteilungen  1885,  S.  295  ff. 

Von  Professor  Dr.  A.  M.  Nell. 


Iu  dem  bezoichuoten  Aufsätze  ist  das  Material  gegeben, 
um  dio  Kartennetze  flir  die  Kontinente  der  Alten  Welt 
mit  Leichtigkeit  und  Sicherheit  zu  konstruieren. 

Um  dio  gleicho  Aufgabo  auch  für  die  übrigen  Teile 
der  Erdoberfläche  zu  lösen,  betrachten  wir  zunächst  Nord- 
amerika. Diesos  Lnndergebiet  erstreckt  sich  ebenso  wie 
Asien  hoch  nach  Norden;  im  Süden  reicht  es  allerdings 
nicht  bis  zu  den  niedrigen  Breitengraden  herab,  wie  letz- 
teres. Da  man  übrigens  das  Karaibischc  Meer  auf  der 
Karte  von  Nordamerika  noch  vollständig  anzngehen  pflegt, 
so  erlangt  dieselbe  dadurch  eine  Ausdehnung  nach  Süden, 


welche  nicht  allzuweit  hinter  derjenigen  von  Asien  zuriiek- 
bleibt.  Hiernach  läfst  sich  dos  Netz  dieses  Kontinentes 
auch  zur  Darstellung  vou  Nordamerika  benutzen,  wobei 
nur  dio  Meridiano  anders  zu  boziffern  sind. 

Südamerika  liegt  zwischen  dem  12.  Grade  nördlicher 
und  dem  5fi.  Grade  südlicher  Breite.  Daraus  ergibt  sich 
die  Mittelbroito  — 22  Grad  südlich.  Hiermit  findet  sich 

_ 2 art  34“  sius17®  „ , . ... 

D== — r-nr  = 2,964757 1 , welcher  Wert  bei  der 

arc  3-1°  — sin34  ' ’ 

Talul  4 zu  Gruude  gelegt  ist. 


4.  Tafel  der  rechtwinkligen  Koordinaten  zur  Konstruktion  einer  Karte  ron  Südamerika,  in  Fischers  persjiektirischer  Projektion. 

Mittelbreiic  ~ 22°,  Augendislanz  — 2.9«4Tstj  U. 


x = 

0® 

1 = 

JO® 

l - 

20® 

Iss 

ao® 

x = 

40® 

i = 

so® 

9 

X 

i 

X 

y 

X 

y 

X 

— 

r 

X 

y 

t 

y 

%0S 

0/7YH9 

0,0 

i)T7M2l 

o,vm 

0,'aoso 

0 ,»»*» 

0,71134 

10 

0rft!6U 

0,« 

0,18114 

0,64678 

0,2*111 

0,  sms 

«.Mi« 

0 

ii.  .'fi 

0,0 

ij-WOt" 

0,im» 

o,»»tw 

o.strst 

0.MM0 

— tu 

0.S9H8 

QJ> 

0,20477 

0,l71i0 

0,19061 

•VI«« 

0*186*8 

0.51766  | 

0,13303 

(),»?« 

—so 

!).;*««• 

0,o 

Ofitm 

um 

0 pnu 

— Ojsmf 

0,4  SW* 

—0,0.1007 

0,04*7» 

—23"  27' 

— o.oswi 

0.» 

O.vma 

Oit*»* 

— 0,011»» 

o&m 

— o.eusi 

0,47'W 

— 0,1  tu* 

Ö,«*W> 

0.» 

—Ü, 14418 

o,iauo 

— 0,10101 

0,8011* 

— Ö,tsei* 

ll.JSOM  ! 

— 0,SS0M 

0,*»u 

— 0,28341 

O.titu 

—40 

— <M14K 

0,0 

— 

0,1*1'« 

— 0.SWJ* 

0,*tW7 

— o Mm 

0,4<m* 

- -0. 

o,mn 

«.«SSI 

o»«g*m 

— §0 

—0,49977 

0,0 

0,I1S36 

— 0A\m 

0,33180 

—0,5.1742 

0,:M«< 

— 0,H*M 

<M*BI 

— 0*6?i£8 

OrMtf 

—«0  I HO* 

0,o 

— <M*7*» 

0 ,oms 

— o ,mv 

0,18»» 

—0,700« 

O.J7M7 

— ö,»» 

<i.v.m  | — o.tto» 

0 .«***, 

Für  Australien  mit  Polynesien  nehmen  wir  20  Grad  sich  hier  derselbe  Wert  wie  bei  Südamerika,  welcher  daher 

nördliche  und  48  Grad  südliche  Breite  «1b  Grenzwerte,  er-  auch  der  Tafel  f>  zn  Grunde  liegt, 

halten  daher  für  dio  Mittelbreite  14°  südlich.  Für  D findet 


9,  Tafel  der  rechtwinkeligen  Koordinaten  zur  Konstruktion  des  Kelzes  einer  Karte  von  Australien  und  Polynesien,  in  Fischers 
perspektivischer  Projektion.  Mittelbreite  — 1P  , Augendistanz  ss  2,scsTe?i  fl. 


. = 

ü® 

1 = 

lü“ 

l = 

20" 

l SS 

30° 

1 ~ 

40” 

i = 

50“ 

<P 

* 

T 

X 

T 

11 

T 

X 

y 

X 

y 

X 

y 

23“  27’ 

O,tt'iao 

0,« 

0, 61308 

0,171» 

o,*jiso 

0,24  Ml 

0,64944 

0,61526 

0,64660 

0,«M»1 

<>,*«14 

0,85368 

20 

0,593« I 

0,o 

0,59269 

0,17402 

0,VXM9 

0,34791 

0,68674 

0,111*9 

0,58166 

0,69397 

0,57417 

0,86470 

10 

n,4  im 

0,0 

0,41739 

0,17701 

0,412*1 

0,1*40* 

0.404*1 

0*60080 

<»,*■  l-x. 

0,20*94 

0,37597 

0,881*3 

0 

OiSMST 

0,0 

0,24 1H7 

0,17«» 

0,T*iao 

0,*21*l 

0,22144 

0,52847 

0,1WS9 

0,70372 

0,17812 

0,8174» 

— 10 

0,08981 

0,0 

0,96652 

0,17199 

0,0565» 

0,34179 

0,n39»8 

0,51507 

0,01617 

0,68626 

— 0,01716 

0,66836 

—20 

—0,10172 

0,0 

— 0,10869 

0,1*47*  j 

—0,1  »70 

n.swo* 

—0*14106 

0,49108 

— O.I70M 

0,61217 

— ü,»»»o» 

0,8108T 

— 23“  27' 

-Oylim 

0,0 

—0,10907 

0,I«081 

—0,1816» 

0,321 US 

— 0*20092 

0*48022 

— OitMM 

0,63739 

—0.2X418 

0,79126 

— 3u 

—0*9791» 

0,0 

— 0,78375 

0,15905 

— 0,26724 

0,30541 

— 0*91064 

0*46890 

—0,85266 

0*90497 

—0,39569 

0,7480* 

—40 

— 0,«MH 

0,0 

— 0.4JM» 

o,isa«T 

— 0,47292 

0,27558 

0,496*5 

0,410V. 

—0,59100 

0,54277 

— 0,67079 

0,66960 

— U,*2>*26 

0,0 

—0,6321*4 

0,11973 

—0,61705 

0,25921 

—0,67073 

0,1541» 

— 0,7041» 

0,46615 

—0.74768 

0,57227 

—60 

—0,60193 

0,0 

— U,8062t 

0,*n99 

—4), 61907 

0,192X7 

—0.84054 

0,3840»  I 

— 0, 870*4 

0^7427 

—0.90988 

0,45472 

Digitizeö  by  Google 


24S 


Fischers  perspektivische  Projektion  zur  Darstellung  der  Kontinente. 


1 = 60’ 

1 =70° 

s 

X 

II 

1 

X 

y 

X 

T 

* 

23°  27 ’l 
20 
10 

0,634(8 

0,66246 

0,85220 

1,01968 

1,08888 

1,06484 

0 

— 10 
— 20 

0,14111 

0,06218 

—0,2612« 

1,04847 

1,01747 

0,96801 

-0.X1M1 

1.10X1 

—23"  27’ 

—30 

—10 

—0,39817 
— 0,45229 
— 0,68333 

0,03896 

0.88620 

0,78809 

— 0.WSS1 
—0,61658 
—0,0X0 

1.06O48 

1,01648 

0,89679 

—0,5X19 

—0,77X4 

1,13306 

0,99436 

—50  f—  O^WM 

—60  —0,01701 

0.66932 

0,63046 

—0,66570 

0,76771 

— 0,940» 

0,83102 

Ara  einfachsten  gestaltet  sich  die  Konstruktion  des 
Netzes  Für  eine  Nord-  oder  Südpolurknrtc.  Die  Meridiane 
sind  darin  gerade  Linien  und  die  Parallelkroise  erscheinen 
als  konzentrische  Kreise.  In  Tafel  6 sind  die  Halbmesser 
derselben  angegeben. 


Was  die  Berechnung  der  Koordinaten  der  Durchschnitts- 
punkte von  Meridianen  und  Parallelkreisen  betrifft,  so  sind 
die  Formeln  dafür  in  dem  oben  bezeichueten  Hofte  dieser 
Mitteilungen  angegeben.  Zuerst  berechnet  man  die  Winkel 
8 und  u,  dann  findet  sich  der  Wert  vou  v,  nachdem  man 
noch  einen  Hilfswiukel  a bestimmt  hat.  Die  Berechnung 
des  letztem  läfst  sich  indes  vermeiden ; da  dann  (nament- 
lich hei  Anwendung  der  Additionslogarithmen)  die  Rech- 
nung sich  etwas  einfacher  gestaltet,  so  wollen  wir  hier  die 
hierzu  nötigen  Formeln  vollständig  anführeu. 

cot  u = tg  er  — sin  ß cot  1, 

»inl  ° ' r ' 


sin  s = - 

a 

DK 

D— R* 


co»  tp  «int 


, ... 


n 


D— K 


X = V cos  u 
y = v sin  u. 


6.  A ’onl-  oiler  Südpolarkarte  in  Fischen  perspektivischer  I*ro- 
jektion.  Augendistanz  = 3,s9ooe»s- 
Die  Meridiane  erscheinen  al»  zensile  Linien,  welche  dieselben  Winkel 
wie  auf  der  Kugel  miteiuander  bildeu. 

Die  I’arillclkreiso  stellen  eich  als  konzentrische  Kreise  dar,  doren 
Mittelpunkte  in  den  Pol  fallet). 


Radien  der  Parallel  kreise. 


<r  i r 

* i r t 

<P 

r 

V 

r 

’f 

r 

30“)  1,04790 

45*1  0,78684  , 

00° 

0,62431 

70’ 

0,34931 

85“ 

0,08727 

35  1 0,96094 

50  | 0,69941 

65 

0,43678  | 

75 

0,26191 

90 

0,00000 

40  1 0,87408  | 

55  | 0,6118«  l|66”  33’ 

0,409«  | 

80 

0,17467 

Die  Projektion  von  Fischer  liefso  sich  selbstverständlich 
auch  zur  Darstellung  kleinerer  Teile  der  Erdoberfläche  ver- 
wenden. Doch  dürfte  sich  dies  kaum  vorlohnen,  da  zur 
Anfertigung  des  Netzes  immer  eine  etwas  umständliche 
Berechnung  und  Konstruktion  erforderlich  ist,  und  man  in 
einem  solchen  F’alle  einfacher  herzustellende  Projektionen 
hat,  welche  wenig  zu  wünschen  übrig  lassen. 


Ist  hierbei  s wenig  von  einem  rechten  Winkel  verschie- 
den, bo  erhält  man  den  Wert  durch  den  Sinus  bekanntlich 
nicht  mit  der  erwünschten  Genauigkeit  und  wende  daun 
folgende  Formel  an: 


cos  s = cos  ß cos  (f>  cos  k + sin  ß sin  (f. 

Für  k = o wird  s — ■ <f.  — ß,  u = o und  x — v,  y = o. 
Zur  Berechnung  von  x und  y kunu  man  übrigens  auch 
statt  der  obigen  Formeln  die  folgenden  auweudeu,  wobei 
in  und  n zwei  Hilfswinkel  sind: 

= -*TD~2"-co  t-i* 


tg  m = 


°der 


tgn  --  7- — cot  4-7. 

ö fi)  * 


u = m — n 


auch 

•»*— Scot^+« 


v = 


2 R tg  Is 


, , D— 2K  . 

1 + — i» — - »g-i« 


x = v cos  u,  v = v sin  u. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Allgemeines. 

Eino  sehr  beachtenswerte  Anregung  gibt  der  General- 
sekretär der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde,  I)r.  v.  Danckel- 
man.  indem  er  (Verhandlungen  1886,  Nr.  6)  auf  die  Not- 
wendigkeit hinweist,  auch  in  Deutschland  eiuen  Unterrichts- 
kurt us  für  angehende  Forschungsreisende  im  Gebrauche  astro- 
nomischer Instrumente  und  in  topographischen  Aufnahmen 
zu  errichten.  In  diesor  Beziehung  hat  ilio  R.  Gcogr.  Society 
als  Vorbild  zu  dienen,  welche  1879  eine  solche  unter 
Leitung  des  anerkannten  Kartographen  J.  Coles  stehende 
Anstalt  geschaffen  hat  und  die  vorbereitenden  'Cbungon  jetzt 
auch  auf  Botanik,  Geologie  und  Photographie  auszudehnen 
beabsichtigt.  Die  reichen  Mittel  der  R.  Geogr.  Society  ge- 
statten es  ihr  auch,  gute  Reiseinstrumente  den  Reisenden  [ 


zur  Verfügung  zu  stellen,  was  in  Deutschland  ebenfalls  an- 
zust  rohen  ist,  da  es  leider  noch  zu  häufig  vorkommt,  dafs 
F'orscher  mit  ungoprüften  Instrumenten  ihre  Reise  autreten, 
weshalb  die  Resultate  ihrer  Beobachtungen  au  Höhenmes- 
8ungen,  Ortsbestimmungon,  Aufnahmen  trotz  aller  Sorgfalt 
nur  die  Masse  von  zweifelhaften  und  mangelhaften  An- 
gaben, namentlich  in  Afrika,  noch  vermehren.  Dr.  v.  Danckel- 
mans  Anregung  erschliefst  deu  Deutschen  Gcogr.  Gesell- 
schaften ein  F'eld  fruchtbarer  gemeinsamer  Thätigkeit. 

Wie  in  A.  Woldts  wissenschaftlicher  Korrespondenz 
vom  2.  Juli  1886  mitgeteilt  wird,  aiud  gegenwärtig  sorg- 
fältige Untersuchungen  im  Gange,  durch  welche  eine  neue 
Bestimmung  des  Getcichtes  der  Erde  erzielt  werden  soll. 
Diesellien  werden  ausgeführt  von  Dr.  A.  König  und  Dr. 


Digltlzed  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


249 


Fr.  Richarz  mit  Unterstützung  aus  den  Mitteln  der  K.  Preufs. 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin.  Die  von  ihnen 
angewendete  Methode  ist  insofern  eine  Verbesserung  der 
v.  Jollyschen  Messung,  als  sie  die  gegenseitige  Anziehung 
körperlicher  Massen  durch  eino  sehr  sorgfältig  konstruierte 
Wage  genauer  ermittelt.  I)io  Untersuchungen  finden  in 
einer  Kasematte  der  Citadelle  von  Spandau  statt. 

Die  Feier  des  50jäbrigcn  Jubiläums  dor  Statistical  So- 
ciety in  London  im  Juni  1865  gab  Veranlassung  zur  Grün- 
dung de*  Internationalen  Stalietüchen  Institut *,  welches  die 
seit  1876  politischer  Umstände  wegen  nicht  mehr  zustande 
gekommenen  internationalen  statistischen  Kongresse  zu  er- 
setzen und  ein  gemeinsames  Hand  für  dio  Statistiker  aller 
Nationen  schaffen  soll.  Vorsitzender  des  Instituts  ist  Sir 
Rawson  W.  Hawson , Präsident  der  Londoner  Statistical 
Society,  Generalsekretär  L.  Bodio,  Generaldirektor  der  ita- 
lienischen Statistik.  Die  nächste  Versammlung,  welche 
namentlich  den  weitern  Ausbau  des  Instituts  bringen  wird, 
findet  vom  23.  — 29.  September  d.  J.  in  Rom  statt.  Vor 
allem  wird  das  Institut  seine  'I'hatigkeit  darauf  richten,  die- 
selben Grundlagen,  dieselben  Termine  bei  statistischen  Er- 
hebungen zur  Durchführung  zu  bringen.  AJs  Organ  er- 
scheint fortan  in  vierteljährlichen  Heften  ein  Bulletin  de 
lTnstitut  International  de  Statistique , von  welchem  das 
Heft  I und  II  vorliegt.  Aufser  einer  historischen  Ein- 
leitung von  Prof.  F.  X.  v.  Neumanu- Spallart  und  oinom  Be- 
richte über  diu  Jubelfeier  in  London  enthält  daB  Heft  eino 
Untersuchung  über  die  Bevölkerung  dos  alten  Rom  von 
Prof.  J.  Beloch,  eine  Vergleichung  der  Bevölkerung  Italiens 
nach  Geschlecht  und  Alter  mit  derjenigen  andrer  Staaten 
von  L.  Perozzo,  eine  Studie  über  die  italienische  Auswan- 
derung u.  a.  Eine  auch  für  Geographen  sehr  dankenswerte 
Beigabe  ist  die  ausführliche  Bibliographie  der  statistischen 
Litteratur. 

Europa. 

Ein  Ausflug  an  den  periodischen  See  am  Südfufso  des 
Harzes , den  sogen.  Bauerngraben , gab  Prof.  A.  Eirchhoff 
Gelegenheit,  die  Anschauungen  über  die  Entstehung  dos  Sees 
zu  berichtigen  (Saale-Zeitung  1886,  Nr.  146).  Nicht  der  aus 
dem  Glasegrund  hervortrotonde  Bach  bildet  den  See ; denn 
das  Wasser  jenes  findet  im  eignen  Bett  unter  dem  wärmern 
Seewasser  soiuen  Weg  bis  zum  üufsern  Seewinkel,  wo  es 
ebenso,  wie  wenn  das  Becken  trockon  wäre,  in  einem  Trichter 
verschwindet.  Dio  den  Seo  speisenden  Gewässer  stammen 
aus  den  Klüften,  welche  den  Zechsteingips  durchziohon;  dio 
Ursaclio  dieses  Heraustretens  des  Grundwassers  mag  ent- 
weder  in  zeitweiligen  Vorsporruugen  tieferer  Abzugskanäle 
oder  in  stärkern  Niederschlägen  zu  suchen  sein.  Der  Name 
Hungorseo , welcher  nach  Prof.  Strengs  Angabo  (Mitteil. 
1864,  S.  43)  dem  See  gebührt,  ist  jotzt  dort  unbekannt. 

Der  zur  Trockenlegung  de*  Kopai*-  See*  in  Böotien  unter 
Leitung  von  Ingoniour  Pochet  angelegte  Kanal  ist  am 
13.  Juni  oröfTnet  worden.  Der  durch  seine  Fioborausdünstun- 
gen  die  Besiedelung  seiner  Umgegend  hindernde  See  geht 
nunmehr  seiner  Austrocknung  entgegen,  und  es  ist  damit 
ein  Unternehmen  zur  Vollendung  gekommen,  wolches  be- 
reits im  Altertum  wiederholt  in  Angriff  genommen  wurde. 

Von  dem  bekannten  Alpinisten  M.  e.  Dicht/,  welcher 
seit  einigen  Jahren  soin  Arbeitsfeld  mit  grofsem  Erfolge  in 
Peterroaniu  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  VIII. 


den  Kauka*u*  verlegt  hat,  erhalten  wir  folgendo  Nachrichten 
übor  seine  vorjährigen  Unternehmungen,  sowie  Uber  den 
Beginn  seiner  diesmaligen  Reiso : 

„Da*  Itincrar  meiner  vorjährigen  Rei*e  im  kaukasischen  Hochgebirge 
— ich  war  tnf  derselben  ron  Prof.  bojka,  einem  Botaniker,  (»gleitet  — 
nmfafste  da*  Gebiet  des  Adai-Choch  (Cciglelscber  and  Msmissonrout*  hi* 
Gurscbevi  im  Itiontholr},  die  ElhrasglctuJicr  im  Bakaanthalc,  ron  Heisenden 
bi*  jetzt  nicht  begangene  Glelsrkerpäas*  vom  Iiakctnthale  über  die  llaupt- 
ketto  nach  dem  Neaknthalo  in  Svanetion,  das  Hochthal  des  Ingur  bi*  zum 
Adiachgletzchcr  und  einen  gleichfalls  zum  erstenmal  von  Reitenden  über- 
schrittenen Gletacherpaf*  vom  Ingur  Über  die  Hauptkette  (Thuberpafs)  nach 
Tacbegem.  Am  Ceigietecher , den  Elbrosgfet*chcrn , Asau-  und  Terskol- 
gtetscher  und  am  Adiscbgletsclicr  wurden  Messungen  und  Beobachtungen 
angestellt  (Hohe  de*  GleUcherendes,  Hohen  der  Moränen,  Messung  de*  eis- 
frei gewordenen  Terrains  bi*  zur  ersten  Vegetationaansaramlung,  Erstellung 
von  Mauern  und  Signalen  nahe  dem  Gletneherende,  photographische  Auf- 
nahmen der  Gletscherzunge,  de*  eisfreien  Moräuenlerraitn  &e.).  Die  El- 
bruiglcUeher  erfordern  eino  Ton  der  Karte  ganz  verschiedene  Darstellung. 
Die  Hohen  wurden  meist  aus  Beobachtungen  mit  Queckailberbarometem 
abgeleitet. 

.In  diesem  Jahre  habe  ich  mich  zuerst  wieder  nach  dem  fcigleticher 
begeben.  In  meiner  Begleitung  reist  Herr  Dr.  Schafarzik,  Geolog  am 
K.  ung.  Geologischen  Institute.  Dio  Signsle  und  Mauer  am  Ceigletscher  habe 
ich  unversehrt  gefunden  und  einen  bedeutenden  ltückgang  de*  Gletscher* 
konstatieren  können.  Da  sowohl  Asau-  und  Terakolgletscher  als  auch  Adisch- 
gletseher  besucht  werden  sollen,  werden  wir  zum  erstenmal  in  den  Uesita 
numerischer  Daten  über  Rückgang  oder  Vorwärtsbewegung  der  kau- 
kasischen Gletscher  gelangen.  Ein  andres  wichtiges  Moment  ist  die  Höhen- 
rocivung  an  der  Grenze  zwischen  Gletschereis  und  dem  Beginne  de*  Pinie*. 
Diese  Messungen  wurden  im  Vorjahre  an  allen  von  mir  überschrittenen 
Gletschern  gemacht,  und  sollen  nnch  heuer  fortgesetzt  werden.  Auch  in 
diesem  Jahre  werden  die  Messungen  mit  Quecksilberbaromctor  auageführt, 
deren  wir  rier  Stück  mitbrackten.  Am  Ceiglctacher  beabsichtigte  ich  zur 
Ergänzung  meiner  ä la  vue- Aufnahme  desselben,  im  Pimgebieto  Aufnahmen 
au  machen,  die  Überschreitung  des  ersten  Eisfaltes  war  jedoch  ohne  Be- 
gleitung europäischer  Bergsteiger  unmöglich , dts  schmale  Schneefeld  am 
linken  Ufer  des  Gletschern,  das  uns  vor  3 Jahren  Passago  verschaffte,  war  ver- 
schwunden, und  so  konnte  ich  diesen  Teil  de«  Programme*  nicht  ansführen. 
Vom  Ceiglotseher  gingen  wir  nach  Sadon,  über  einen  niedrigen  Bergpaff 
nach  dem  Congutthale  und  hinaus  in  das  Hruehthol,  das  wir  nach  Strr- 
Digor  aufwärts  moderten.  Dio  Gletseher  im  Hintergründe  desselben  wur- 
den besucht  und  sodann  ein  Arbeitstag  dem  Karaguragletacher  gewidmet, 
einem  der  gröfston  und  vielleicht  am  tiefsten  niederziebenden  Gletscher  des 
Kaukasus.  Der  riesige  Plisfall  dieses  Gletschers  wurde  1868  von  Preshfield 
und  Devouavsoud  auf  ihrem  Wege  über  die  Kette  nach  dem  Itionthalc 
überschritten. 

.Wir  beabsichtigen  jetzt  nach  dem  im  Westen  des  Elbras  gelegenen 
Gebiete  zu  geheu  (Teherda,  Dout,  CuehkuUn  und  die  Übergänge  am  Bo- 
giune  dieser  Thälcr),  sodann  hinüber  in  das  Uakssnthal  zu  den  Elbrasglet- 
schcm,  über  einen  neuen  GleUeherpafs  (durch  Adilsu)  nach  Sranctien,  zum 
Aduchgletsrber  und  das  Ingurthal  hinauf  nach  IJaehküU,  hinüber  in  das 
oberste  Tzehcnis-Squatisthal,  und  wollen  auf  einem  neuen  Gletscherpavse  ver- 
suchen, nach  dem  Tschcrekthale  zu  gelangen. 

.Damit  wäre  dann  die  Reise  im  zentralen  kaukasischen  Hochgebirge 
beendigt.  Wenn  möglich  wollen  wir  dann  einen  Streifzug  durch  das  besser 
bekannte  Ilaghcstun  machen  und  rasch  zum  Arrarat  gehen. 

.Die  geologischen  Arbeiten  brachten  his  jetzt  schon  manche  neue  Auf- 
schlüsse, und  dio  Sammlungen  mehren  sieh  trots  grofser  Enthaltsamkeit  in 
einer  für  den  Transport  gefahrdrohenden  Weise. 

.Ich  hoffe  von  Wadikafka  Ibnon  Nachrichten  über  den  Verlauf  des 
jetzigen  gröfsten  Abschnitt»  der  Reise  au  senden.“ 

Asien. 

Arabien.  — Bedeutende  Resultate  für  dio  Topographie 
von  Arabien  sind  von  der  Reite  des  Strafsburger  Archäologen 
Prof.  J.  Ettling , welcho  hauptsächlich  zur  Sammlung  von 
Inschriften  im  August  1883  bis  April  1884  ausgefuhrt  wor- 
den war,  allerdings  nicht  zu  erwarten,  da  er  meistens  auf 
wiederholt  begangenen  Routen  von  Damaskus  aus  dio  Nefud 
und  das  Reich  dor  Scharamar  durchwanderte;  nur  soiuo 
Rückreise  von  el-‘0la  an  dor  Karawauonstrafse  von  Syrien 

32 


I 

Geographischer  Monatsbericht. 


250 

nach  Mekka , nach  el-Wegh  ain  Koten  Meero  ist  von  Eu- 
ropäern noch  nicht  begangen  und  aufgenoinmen  worden. 
Der  Reisendo  hatte  jedoch  Gelegenheit,  Land  und  Leute 
eingehend  zu  beobachten , und  über  alle  Verhältnisse  ent- 
wirft er  in  seinem  Vortrage  in  der  Berliuer  Gesellschaft 
für  Erdkunde  (Verhandl.  1880,  Nr.  5)  ein  so  ansprechendes 
und  lehrreiches  Bild,  dufs  der  Wunsch  nach  Ausgabe  eines 
umfassenden  Reiseberichtes  gerechtfertigt  erscheint.  Die 
auch  vom  Ehepaar  Blunt  beobachteten  tiefen  Löcher  in 
dem  Nefud , welche  mit  den  Eindrücken  von  riesenhaften 
Pferdehufen  vergleichbar  sind  (von  Blunt  fuljes,  von  Eu- 
ting  Ka‘r,  Plur.  KuOr  genannt),  sucht  Euting  durch  das 
Vorhandensein  von  schwach  gogen  Wösten  hängenden  Sand- 
steinbänken zu  erkläron,  wolcho  durch  nord-südlich  laufende 
härtere  Gesteinsbänder  gegliedert  sind , so  dafs  an  diesen 
das  im  Grundo  schräg  anlnufende  Wassor  sich  staut  und 
dadurch  auf  der  tiefem  Westseite  die  Verwitterung  und 
Auflösung  des  Sandsteines  beschleunigt  wird.  Der  gegen- 
wärtige Emir  von  Schammar  hat  fast  das  ganze  alte  Wa- 
habitenreich  unter  seiner  Herrschaft  vereinigt ; alle  Beduinen 
des  Nedgd  und  vom  untern  Euphrat  bis  an  dio  Grenze  des 
mittlere  Higäz  (Khaihar)  und  bis  nach  Rijäd  selbst  znhlen 
ihm  unweigerlich  Tribut. 

Russische  Besitzungon.  — Der  Nestor  der  For- 
schungsreisendon,  der  russische  Geh. -Rat  Dr.  Herrn.  Abick, 
ist  am  1 . Juli  in  Wien  im  80.  Jjebensjahre  gestorben.  Go- 
boren  am  11.  Dezember  1806  in  Borliu  wurde  der  Ver- 
storbene uach  Beendigung  seiner  Studien  und  mehrerer  Stu- 
dienreisen in  Italien  und  Sizilien  1842  als  Professor  der 
Mineralogie  nach  Dorpat  berufen  und  wurde  1853  Mitglied 
der  Akademie  in  St.  Petersburg.  Einen  grofsen  Teil  seines 
Löbens  verbrachte  er  im  Kaukasus,  in  Armenien  und  im 
nördlichen  Persien,  von  welchon  Gobieten  er  durch  oiuo 
Fülle  von  meteorologischen  Beobachtungen,  HöhenmeBsungen 
uud  geologischen  Untersuchungen  die  Grundlage  einer  wissen- 
schaftlichen Erforschung  schuf.  Seine  litterarische  Thätig- 
keit  war  sehr  bedeutend.  Sein  Hauptwerk : „Geologische 
Forschungen  in  den  Kaukasusländern“  ist  noch  nicht  voll- 
ständig veröffentlicht. 

Im  Aufträge  der  Kais.  russ.  Archäologischen  Gesell- 
schaft hat  der  bekannte  Altai -Forschor  N.  Jadrinzew  eiue 
mehrmonatliche  Reue  nach  Sibirien  behufs  archäologisch-ethno- 
graphischer Untersuchungen  unternommen.  Es  handelt  sich 
in  erster  Linie  um  ein  Studium  der  privaten  und  städtischen 
Sammlungen  in  Sibirien  (berühmto  Sammlung  von  Sslow- 
zow  in  Tjumen,  Museum  in  Minussinsk  &c.).  sowie  um  spe- 
zielle Forschungen  und  Nachgrabungen  in  Permschen  Ge- 
bioto,  auf  der  Strnfso  von  Tomsk  bis  Irkutsk  &c.  End- 
punkt der  Reise,  auf  welcher  auch  ethnographische  und 
ethnologische  Beobachtungen  gemacht  werden  sollen,  wird 
der  Baikal-See  sein.  (Mitteil,  von  Prof.  Petri  in  Born.) 

Am  2./14.  Juli  erfolgte  dio  Eröffnung  der  tranekaepitchen 
F.itenbahn  bi*  Mene.  Es  ist  damit  ein  Unternehmen  gelungen, 
welches  flir  die  Zukunft  Zentralasiens  in  politischer  wie  in 
handelspolitischer  Beziehung  von  gröfster  Bedeutung  sein 
wird , denn  Rufsland  ist  durch  diese  Verbindung  in  den 
Stand  gesetzt,  mit  grofser  Truppenmacht  an  der  Grenze 
von  Afghanistan  aufzutreten , bevor  indische  Truppen  dio 
Sudgrenze  von  Afghanistan  erreichen ; auch  wird  der  rus- 
sische llundel  die  Konkurrenz  mit  Indien  in  den  zentral- 


asiatischen  Staaten  mit  grofser  Aussicht  auf  Erfolg  be- 
kämpfen können.  Dio  Strecke  von  der  neuen  Station  am 
Kaspischen  Meer,  Aznn-Ada,  beträgt  773  Werst  (825km), 
von  denen  die  531  Werst  (566  km)  lange  Strecke  von  Kisil 
Arwat  bis  Merw  in  der  Zeit  von  kaum  einem  Jahre  erbaut 
wurde.  Die  Weiterfiihrung  der  Bahn  nach  Tschardjni  am 
Amu-Darja  ist  in  Angriff  gonommen  worden,  und  steht  die 
Eröffnung  dieser  152  Werst  (163  km)  langen  Strecke  im  laufe 
des  Herbstes  zu  erwarten.  Das  Vordienst,  dieses  wichtige 
Mittel  zur  Erschliefsung  Zentralasiens  geschaffen  zu  haben, 
gebührt  in  erster  Linio  dem  General  Annmkow,  welcher  das 
Projekt  entworfen  und  den  Bau  selbst  geleitet  hat. 

Dr.  G.  Rndde  hat  im  Laufe  dos  Monats  Mai  den  Kopet- 
Dng,  das  Grenzgebirge  zwischen  dem  transkaspischen  Ge- 
biet und  Persien,  trotz  der  durch  aufserordentliche  Hitze 
verursachten  Beschwerden  durchforscht  und  sich  dann  nach 
Merw  begeben,  wo  der  Ingenieur  Konschiu  sich  ihm  au- 
schlofs.  Nach  Untersuchung  der  Ruinen  von  Alt-  Merw 
zog  die  Expedition  längs  des  Murghab  nach  der  afghani- 
schen Grenze  und  erreichte  um  10./22.  Juli  Serachs. 

Iran  und  Turan.  — Über  eine  neue  Reise,  welche 
I)r.  G.  Caput  in  die  transkaspischen  Gebiete,  nach  Persien  und 
in  die  turanischon  Staaten  unternommen  hat,  erhalten  wir 
von  dem  Reisenden  folgende  Mitteilung,  datiert  Mesched, 
5.  Juni  1886: 

In  den  Jahren  1880— 1882  bereute  ich  in  Begleitung  meine»  Freunde», 
des  Herrn  Bonralot,  den  giöfsten  Teil  Zentrelasien».  Diese,  im  Aufträge  der 
französischen  Negierung  unternommene  lteise  soll  nun  von  uns  in  ruehrern 
Tellen  ergänzt  und  ausgedehnt  werden.  Aufver  Herrn  Bonvalot  and  mir 
nimmt  an  der  Heise  teü,  Herr  l’epin,  Maler,  dem  speziell  die  Aufnahme 
von  Zeichnungen,  Skizzen  und  Malereien  anvertraut  ist.  Wir  retliefsen 
Pari»  am  27.  März  1886  und  schifften  um  ron  Marseille  nach  llatum 
ein.  Die  Dampfer  der  Linie  i“ai)uet  A Cie  machen  dieee  Überfahrt  in 
12  Tugen.  Die  sonst  sehr  beschwerliche  Heise  von  Tiflis  nach  Baku  legt 
der  Zug  jetzt  in  20  Stunden  zurück.  Wir  stiegen  jedoch  in  Chadji-Kabal 
aus,  weil  ron  dort  die  russische  Post  nach  laenkorün  der  persischen  Grenze 
zu  lehrt  und  die  lteisc  dem  Uaspi-Se«  entlang  durch  du  persische  Talrsch 
weit  mehr  Interessante»  bietet,  als  die  gewöhnliche  Dampferlinie  ron  Baku 
nach  Kiueli.  Das  Innd  von  Chadji- Kabul  bis  naho  an  Astara  ist  flach  und 
fallt  »ehr  langsam  zum  See  ab.  Die  Alluvialtliche  ist  gut  bebaut , haupt- 
sächlich in  der  Nähe  der  russischen  Ansiedelungen,  spärlich  und  schlecht 
im  Kreise  der  tatarischen  Dörfer.  In  der  jetzigen  Jahreszeit  (liefst  der 
Hegen  in  grofsen  Mengen  nieder  uud  verwandelt  alle  Wege  in  Schrauta- 
buche.  Bei  Kum-buscbi  ist  der  Hoden  teilweise  sandig,  uud  grofse  Seen, 
Teiche  und  TUmjiel  zerstückeln  die  Fläche  bis  zu  den  Bergen  im  Westen. 
Diese  Seen  sind  mit  hohem  Schilfe  dicht  bewachsen,  beherbergen  eine  un- 
geheure Menge  Federwild  und  erzeugen  fieberhaftes  Klima.  Von  Leukorän 
nimmt  man  I-flsttiere  naeh  l’erzien.  Dio  Grenze  ist  Astara,  oder  vielmehr 
der  Astara- tschaf,  ein  reibender  Bach,  au  dessen  südlichem  Ufer  Peraueh- 
Astaro,  am  nördlichen  Itusaisch-Astara  liegt.  Dem  Unwissenden  würde  all- 
sogleich  die  Grenze  einleurhten  wegen  des  bedeutenden  Schmutzes  und  der 
Armseligkeit  de«  erstem  und  der  Keiulichkeit  und  Ordnung  de»  letztem.  Von 
Astara  nach  dem  Murd  - üb  bei  Enzeli  stöfst  man,  der  Küste  entlang  gehend, 
auf  über  30  Bäche,  tschai  genannt.  Sehr  selten  finden  sieb  einige  in 
Baumstämme  ausgehöhlt«,  im  Viereck  längliche  Kähne,  wahre  Wassenchau- 
keln ; fast  immer  müssen  Pferde  und  Menschen  das  Wasser  durchwaten.  Unweit 
Astara  fängt  der  Wald  an  und  erstreckt  sich  unaufhaltsam  bi»  an  dio  Wasser- 
scheide Glutins  und  Mueuderins.  Nach  Anlobil  zu  und  nach  Mandjil 
(im  Süden  Ton  Beseht)  hört  am  westlichen  map.  südlichen  Abbange  de» 
Bogrob  dsgh  alle  Baumvegetation  fast  plötzlich  auf  und  wird  durch  Steppen- 
flora ersetzt.  Diese  VcgetatiunsreihiltnUv)  sind  durch  die  Feuchtigkeits- 
vorhältnisse  der  Lall,  d.  i.  durch  die  Hichtuug  der  Luftströmungen  bedingt. 
Die  Wilder  Ohilins  (der  Name  Ghilün  bedeutet  richtig  „Land  de«  Schmutzes*) 
sind  dicht  und  reich  an  Holzeattungen.  Merkwürdig  ist  die  allgemeine 
Verbreitung  des  wilden  üranatutrauchea,  der  bis  in  den  Sand  des  Meeres- 
ufers seine  Wurzeln  sendet.  Eiche,  Buche,  Platane,  Ulme.  Buch «b»um,  Ahorn, 
fast  alle  unsre  Porstgattungeii  dringen  »ich  dicht  aneinander  und,  von  Feuch- 
tigkeit gesell wingert,  bokleidon  sie  »ich  mit  engem  Moos-  und  Epheuüberzug. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


251 


Erna  Akazieuart  kann  durch  die  llcwliuflcnlint  ihrer  von  apitzon  Nadeln  | 
«trotiendcn  Ä»to  dem  Iteisenden  gefährlich  «erden.  Die  kleinen,  enn  Wald 
umgebenen  Teiche  wimmeln  von  V (igeln  aller  Art,  hauptsächlich  schönen 
Stelrfülslcm.  ln  den  Waldungen  rers leckt  und  sontreut  liegen  unbedeu- 
tende Dörfer,  deren  Kinwohuer,  Tataren  oder  beaser  Tnljrschi,  ein  wenig  Acker- 
bau und  mehr  Viehzucht  treiben.  Oft  ßndot  man  auch  aus  Schilf  und 
Stroh  aufgeführte  äufserst  ärmliche  Hütten,  ullwo  Menschon  und  Vieh  xu- 
aammen  ein  unnützes  Knulenxorleben  führen.  Diese  Tataren  haben  Holz 
in  Hülle  und  Fülle,  Hände  xum  Arbeiten,  aber  sie  machen  sich  nicht 
einmal  die  Mühe,  gefallene  Äste  nach  ihrer  Wohnung  xummmenzutchleppen. 
Öfters  gebrauchen  sie  ihre  Finger  zum  Stehlen  und  zum  Hauten  mit  ihren 
(irenxuachbatn.  Dime  Talpsrhi -Tataren  sprechen  einen  eignen  türkischen 
Dialekt  ron  Lenknrü»  bis  Taljrsch-i-Duläb.  Weiter  hinaus,  spricht  man 
Ohileeki.  Das  Hauptdorf,  zugleich  Reüdenx  des  Gouverneurs  Nusret-  Ullali- 
t'hiu  Dt  Karganarud,  ld  km  ungefähr  vom  lUudc  des  Meeres  im  Innern 
der  Küito  gelegen.  Hier  verbrachten  wir  3 Tage  im  Hause  Nusret  - tlllahs, 
der  geradem  in  mittelalterlichen  Wirtvchaftaverbältuiascn  als  kleiner  Despot 
regier!  und  hier  und  da  dem  Sclrnli  ein  Sehnippehen  schlägt,  woru  ihn  übri- 
gens die  von  dem  richtigen  Perser  grell  abstechende  ßrmvour  seines  Kerrsche 
öfters  verleiten  könnte.  Von  Karganarud  nach  Enzeli  führt  der  Weg  am 
Meeresrande  vorbei , selten  2 oder  3 km  in  den  Wald  eindriugend.  Man 
zählt  nach  „Aghatsrhs“  gleich  den  persischen  „Farsaklis“  und  den  lurkcs- 
taniieheo  -Tasc^i  oder  Seniys" ; d.  h.  diese  Entfernungseiuheiten  haben 
gar  kein  bestimmtes  Mafs  und  wechseln  von  6 — 9 km.  Von  Ensoli  fuhren 
wir  über  den  Murd-ib  oder  Tote«  Wasser  nach  Pir-i-bogor,  und  ritten  ron 
da  nach  ltescht.  Von  ltcscht  nach  Teheran  über  die  Maudjilbrücke,  den 
Karson-Pafs  und  Kaswin  kamen  wir  «m  ]1.  April  nach  der  Hauptstadt 
Persiens.  Die  Heise  nnch  Meached  legten  wir  über  Simnän,  Dainjran,  Shah- 
rud,  Uortaiu,  Sehzevor  und  Vischapur  in  25  Tagen  per  Pourgon  zurück. 
Mesehcd,  die  heilige  Stadt  Im  .im  Itizns,  Dt  ein  Nest  fanatischer  Dummheit 
und  das  Ziel  aller  Landstreicher.  Dem  Europäer  Dt  hier  nicht  immer  das 
Leben  gesichert.  Land  und  Lcuto  in  Persien  sind  uns  herzlich  zuwider 
geworden.  Von  Mesched  reiten  wir  nach  Scrochs  und  Mcrw,  um  von  dort 
das  Land  Baktricn,  Hauptziel  unsrer  Quer  fahrt  durch  .Asien,  zu  erreichen. 

Nach  ciuor  Notiz  der  „Turkestanischen  Zeitung”  vom 
6.  Mui  1886,  Nr.  17,  befindet  sich  dor  Entowolog  Grum- 
Grthsmailo  gegenwärtig  auf  einer  neuen  Forschungsreise 
durch  das  Thian -schon-  und  Pamir  - Gebiet.  Er  beabsichtigte 
ursprünglich  am  1.  April  vou  Margilan  in  Ferghaua  aufzu- 
brechen, war  jedoch  durch  die  Ungunst  dor  Witterung 
und  durch  die  Unmöglichkeit,  so  früh  schon  in  die  noch 
verschneiten  Gebirge  vorzudriugen , genötigt,  die  Abreise 
bis  zum  20.  April  hiuauszuschioben.  Die  beabsichtigte 
Marschroute  ist  die  folgende.  Von  Oscb  nach  Norden  an 
den  MaiU-ssu,  diesen  aufwärts  und  über  den  Pafs  Kasyk- 
bel  an  den  Naryn,  Sson-kul,  Tschatyr-kul,  Kuschgar,  Jun- 
manjar,  Pamir,  Kung-kul,  Kara-kui,  Alai,  Kitschi-Alai  (Klei- 
nes Alai)  und  längs  der  Akbura  zurück  nach  Osch.  Geo- 
graphisch von  besonderer  Wichtigkeit  wäre  dio  Ersteigung 
des  Ostrandeg  des  Pamir  längs  des  Janman-jar,  weil  wir  da- 
durch vielleicht  Genaueres  über  den  Bau  der  Kisyl-art-Kette 
und  über  die  Beschaffenheit  der  sie  durchschueidenden  Thal- 
schluchten erfahron  dürften.  Grum-tirshimailo  vertritt  die 
schon  von  .Muschketow  vorgetragene  Ansicht,  dafs  der 
Thian-  schau  einerseits  und  Alai -Gebirge  und  Pamir  zwoi 
getrennte  Systeme  bildeten  und  dafs  letztere  zum  Hindu- 
kusch-System  gehörten.  Der  Querriegel,  welcher  gegen- 
wärtig beide  Systeme  verbindet  — zwischen  den  Pässen 
Torek-dawan  und  Ssujok-bel  — , hob  sich  erst  in  späterer 
Zeit,  als  TbiuD-schan  und  Alai-Pamir  bereits  von  einer  ge- 
sonderten Tierwelt  belebt  waren.  Für  diose  Ansicht  hofft 
der  Reisende  neue  Bestätigungsmomente  aufzufiuden.  Er 
beabsichtigt  speziell  den  Gang  dor  Vorbroituug  der  Tier- 
welt vom  Thian -schau  zu  Alai  und  Pamir  und  umgekehrt 
zu  verfolgen. 

(Mittoil.  vou  Dr.  Wilb.  Geiger  in  München.) 


Col.  Lockharts  Expedition  hat  von  Gilgbit  und  Tschitral 
aus  den  Hindu  Kusch  überschritten  und  am  1.  Juni  Kala 
Pändsch  (Kila  Punjab)  am  südlichen  Quollflufs  dos  Amu- 
Durja  erreicht.  Von  hier  brach  sie  am  5.  Juni  auf  und 
gelaugte  um  10.  Juni  nach  Zebah  in  Badakschan  ; sie  hat 
sich  also  im  allgemeinen  auf  den  Routen  dos  Punditen 
Munschi  bewegt.  Col.  Lockbart  traf  am  12.  Juli  wieder 
in  Gilgbit  ein , während  sein  Begleiter  Col.  Woodt- 
liowpo  in  Badnkshan  zuriickhlicb,  um  Vermessungen  auszu- 
ftlhron. 

Indien  und  Tibet.  — Wer  über  Indien,  Land  und 
Leute,  und  seine  gegenwärtigen  Zustände  sich  unterrichten 
will,  ohno  eingehende  Studien  zu  machon,  dem  sei  das 
ueuesto  Werk  des  onglischen  Dichtors  Edwin  Arnold,  India 
revisited  (8°,  324  pp.;  Ixmdon,  Trübner,  1886),  bestens 
empfohlen.  Von  einer  fast  enthusiastischen  Liobo  zu  der 
wichtigsten  Besitzung  Grofsbritanuiens  beseelt,  bat  der  Ver- 
fasser es  trefflich  verstanden,  die  Vorzüge  des  Landes,  dio 
guten  Eigenschaften  der  Bevölkerung  hervorzuhoben ; und 
gcgrüadoto  Ursache  bat  er  auch  dazu,  da  or,  welcher  in 
den  meisten  seiner  Dichtungen  das  Loh  Indiens  gesungen 
hat,  von  Europäern  wie  von  Einheimischen  in  ehrenvollster 
Weise  aufgenommen  und  gefeiert  wurde.  Vou  woitergebon- 
dem  Interesse  sind  namentlich  dio  Eiubliuke  in  die  An- 
schauungen und  die  religiösen  Gesinnungen  der  einheimi- 
schen Bevölkerung,  welcho  er  in  eingehenden  Unterredungen 
mit  ihren  Priestern  zu  ergründen  sich  bemühte.  Auch 
über  die  Annäherung  zwischen  Europäern  und  Indiern  in 
dor  politischen  Verwaltung  des  Landes  spricht  er  sieh  an- 
erkennend aus,  wenngleich  or  zugesteht,  dafs  dio  britische 
Herrschaft  es  noch  nicht  verstanden  hat,  eine  wirkliche 
Zuneigung  sich  zu  erringen. 

Dio  englische  Gesandtschaft  nach  Tibet  unter  Führung  von 
Mr.  Macaulay  weilt  noch  immor  in  Darjeeling,  da  die  chine- 
sischen Behörden  daB  beliebte  Spiel  wiederholen , welches 
auch  Przewalski,  Graf  Szöchenyi  u.  a.  kennen  gelorut  haben, 
indem  sie  unter  allorlei  Vorwänden  ihre  frühere  Zusage 
zum  Besuche  dieses  letzten  erschlossenen  Landes  zurückzu- 
nohmen  suchen.  Die  Aussicht,  diese  Schwierigkeiten  aus 
dem  Woge  zu  räumen,  ist  nur  gering. 

China.  — Dankbar  ist  es  zu  begrüfsen , dafs  11.  C. 
Henry  eine  Reihe  von  Schilderungen  über  Kreux-  und  Quer- 
züge  in  der  Provinz  Canton  und  auf  der  Insel  Hainan,  welche, 
in  den  Monatsschriften  „China  Review“  und  „Chinese  Re- 
corder“ zerstreut,  nur  dem  Spezialisten  bekannt  geworden 
sind,  durch  dio  Zusammenstellung  unter  dem  Titol:  „Ling- 
Kam,  Interior  viows  of  Southern  China,  includiug  explora- 
tious  in  tho  hitherto  untraversed  island  of  Hainan“  (8®, 
511  pp.,  mit  3 Karten;  London,  Partridgo  & Co.,  1886; 
6 sh.)  allgemein  zugänglich  gemacht  hat.  Vor  allem  ver- 
dienen seine  Wanderungen  durch  Hainan,  welche  Insel 
zum  erstenmal  1882  durch  den  dänischen  Missionar  Jere- 
miassen  in  verschiedenen  Richtungen  durchkruuzt  worden 
war , dio  Beachtung  des  Geographen  und  Ethnologen , da 
Bie  den  erston  Aulschlufs  über  die  topographischen  Ver- 
hältnisse des  den  Europäern  bisher  verschlossen  gewesenen 
Innern,  wie  auch  über  die  Ureinwohner  der  Insel,  die  Li, 
welche  den  Chinesen  nooh  nicht  unterworfen  worden  konn- 
ten , gewähren.  Zu  bedauern  ist  es,  dafs  die  Aufschlüsse, 
wolchc  Henry  gewährt,  nur  in  recht-  rohen  Kartenskizzen 

32* 


Digitized  by  Google 


252 


Geographischer  Monatsbericht 


niedergelegt  uml  nicht  zuvor  durch  die  Hand  eines  erfahr- 
nen Kartographen  gegangen  sind. 

Zwei  Jahro  nach  Veröffentlichung  dos  Berichtes  ülior 
die  erste  Reise  des  cuglischen  Konsular- Agenten  Al.  Hotte 
(s.  Mitteil.  1884,  S.  230)  in  den  SW  - Provinzen  Chinas 
liegt  nunmehr  auch  die  Karte  seiner  sämtlichon  Reiserou- 
ten vor  (Proceod.  R.  Googr.  Soc.  1886,  Nr.  6),  welche 
teilweise  mit  dou  Forschungen  von  v.  Richthofen , Gill, 
Buher,  Iiocher,  Garnier  u.  a.  zusatumenfallen.  Wichtig 
ist  besonders  die  Route  von  Ning-yuan-fu  nach  Tali-fu, 
welche  durch  bisher  unbetretenes  Gebiet  hindurchfuhrt.  Auf 
dieser  Route  an  dum  Orte  Tung-pei  Ting  ist  der  Endpunkt 
des  Handels  von  Rurmah  nach  dem  westlichen  Jlinnan,  die 
Gebiete  nördlich  von  diesem  Punkto  worden  von  der  Pro- 
vinz Szotschuau  mit  Waren  versorgt.  Selbst  von  einer 
Vorbesserung  der  Handelsstraßen  zwischen  Burmah  und 
Jünnan  erwartet  Hosie,  wie  auch  Babor,  keinen  hesoudoru 
Vorteil  für  britische  Hnudolaiutoresse» ; die  natürliche  Ein- 
fuhrstrnfso  nach  Ssutschuan  ist  der  Yaugtsekiang  und  nicht 
die  gebirgigen  unwegsamen  Distrikte  des  nördlichen  Jünnan. 

Ein  Mitglied  der  britischon  Gesandtschaft  in  Peking, 

Mr.  Räume,  steht  im  Rogriff,  eine  Expedition  in  den  süd- 
westlichen, am  wenigsten  bekannten  Teil  der  Provinz  Jün- 
nan anzutroton,  deren  Dauer  auf  2 Jahro  borechnot  ist. 

Afrika. 

Tunis.  — Das  Roudairesehe  Projekt  der  Inundicrting  der 
Schotte  im  südlichon  Tunis  und  Algier  ist  vorläufig  beisoite 
gelegt  worden,  wenn  auch  die  Anhänger  derselben  von  dem 
goringcn  Nutzen  ihrer  Ausführung  noch  nicht  überzeugt 
sind.  Nachdem  die  iin  vorigen  Jahre  gemachten  Versuche, 
artesische  Brunnen  in  dem  Gebiete  von  GabeB  zu  orbohren, 
sehr  befriedigende  Resultate  geliefert  haben , will  Major  , 
Landet,  welcher  seit  dem  Tode  Roudnires  die  Untersuchun- 
gen fortsotzto,  zunächst  soine  Tbütigkoit  auf  die  Erbohrung 
woitorer  Brunnen  und  Schöpfung  von  Oasen  in  deren  Um- 
kreise beschränken  und  dann  den  Bau  eines  Hafens  an  der 
Ausmündungsstelle  des  früher  beabsichtigten  Speisungskana- 
los  am  Ouod  Molah,  19  km  nördlioh  von  Gabes,  in  Angriff 
nehmen.  (Gazette  googr.  1886,  Nr.  22.) 

Diese  Änderung  des  Projektes,  nämlich  statt  eines  zu- 
flufslosen  und  der  Versumpfung  ausgesctxten  Binnensees 
ein  von  Ähron  und  Palmen  wogendes  grünes  Meer  zu 
schaffen , wird  natürlich  auch  die  Zustimmung  der  Gegner 
der  Inundiorung  finden  ; jedenfalls  verspricht  sie  von  gröfso- 
rer  Bedeutung  für  Handel  und  Waudol  im  südlichen  Tunis 
zu  werden,  wie  auch  der  englische  Generalkonsul  It.  L. 
rlayfair,  welcher  gelegentlich  einer  Rundreise  längt  der  lune- 
titchen  Küste  im  Oktober  und  November  1885  dieses  Gebiet 
bosuchte , betont  (Blucbook  4651  mit  3 Karten).  Überall 
hatte  er  Gelegenheit,  den  günstigen  Einflufs  dor  französi- 
schen Okkupation  auf  die  Entwickelung  des  Landes  zu 
konstatieren.  Eingebend  beschreibt  Playfair  die  Insel  Djerba; 
den  Meeresteil,  welchor  die  Insel  vom  Festlande  trennt,  glaubt 
er  mit  dem  Triton -See  der  Alten  identifizieren  zu  können. 

Sonogambien  und  Guinea.  — Das  kleine  Kano- 
nenboot „Niger“,  welches  1883  nach  dom  obern  Niger 
zum  Schutze  der  dortigen  französischen  Stationen  trans- 
portiert. wurde,  hat  während  des  im  September  und  Ok- 
tober 1885  stuttgofuudencn  Hochwassers  unter  der  Leitung 


des  französischen  Kommissars,  Capit.  Delanneau,  seine  Re- 
kognosziorungon  (s.  Mitteil.  1885,  S.  30)  stromabwärts  bis 
zur  Stadt  Diafaraboh  an  der  Einmündung  des  von  der 
Stadt  lljenne  kommenden  Hinterwassers  fortgesetzt.  Die 
einet  so  volkreiche  Stadt  Sansandig,  zu  Mungo  Parks  und 
auch  zu  Mages  Zeit  noch  ein  wichtiger  Handelsplatz , bil- 
det nur  noch  einen  Trümmerhaufon , da  die  Stadt  nach 
langer  Gegenwehr  von  den  Tukuleurs  erobert  worden  ist. 
Abwärts  von  Sansandig  bildet,  der  Niger  einen  durch  zahl- 
reiche Inseln  weit  verzweigten  Lauf.  Unterhalb  Diafara- 
beh  hören  Waldungen  an  den  sumpfigon  Ufern  fast  gänz- 
lich auf.  Auf  dem  Rückwege  wurde  mit  der  Stadt  Nvamina 
ein  Schutzvertrag  abgeschlossen,  und  die  dortige  Besatzung 
der  Tukuleurs  vertrieben. 

Eine  Reihe  wichtiger,  wenn  auch  roh  ausgeführter  Kar- 
ten über  die  angrenzenden  Gebiete  von  Sierra  Leone  ent- 
hält ein  kürzlich  ausgegebenes  Blaubuch  (C4642;  4 sh.  4 d.), 
welches  namentlich  mit  Berichten  über  Dämpfuug  von  Un- 
ruhen, Schlichtung  von  Streitigkeiten  zwischen  verschiede- 
nen Völkerschaften , Erkundigungen  über  Ilandelsstrafsen 
ins  Innere  Bich  befaßt.  Viol  Neues  biotot  namentlich  dio 
Karte  „shewing  journey  through  part.  of  the  Settlement  of 
Sierra  Leone  in  March,  April  and  May  1885“,  welche  eine 
Route  des  politischen  Agenten  E.  Peel  von  Port  Lokkoh 
im  Binnenlande  bis  zum  Bagruh  - Flusso , sowie  die  Reisen 
von  Peel  und  Major  Testing  zwischen  den  Flüssen  Sulymah 
und  Mnunah  enthält. 

Dio  zeitweilige  Existenz  des  deutschen  Schutzgebietes 
Dembiah  veranlaßte  die  französische  Regierung,  den  süd- 
lichen Distrikten  der  Kolonie  Senegal,  den  sogen.  Rivieres 
du  Sud,  mehr  Aufmerksamkeit  zuzuwenden , indem  sie  ein 
kleines  Kriegsfnhrzeug  „Goüland“  daselbst  stationierte.  Der 
Führer  desselben,  Leutnant  Coffinihret  de  Kordeei,  benutzte 
soinen  Aufenthalt  daselbst,  um  genauere  Aufnahmen  im 
Mündungsgebiet  des  Rio  Nunez  und  der  Küste  bis  zum 
Rio  Pongo  zu  machen,  sowie  Studien  Uber  dio  Stämme  der 
Nalus , Bagas  u.  a.  anzustellen.  Karte  und  Beschreibung 
soincr  verschiedenen  Exkursionen  bringt  die  französische 
Wochenschrift  „Le  Tour  du  Mondo“  1886,  Nr.  1321 
und  1322;  die  zahlreichen  lllustratiouen  sind  in  der  bei 
diesem  Blatte  gewohnten  Meisterschaft  ausgeführt. 

Während  Rob.  Ed.  Flogol  im  Anfang  1885  nach  Deutsch- 
land zurückkehrto,  um  dort  durch  rastlose  Agitation  die 
zur  Ausnutzung  der  von  ihm  geplanten  Kolonisation  des 
Beuuo-Gebiotos  erforderlichen  Kapitalien  aufznbringen,  ging 
die  National  African  Co,  welche  nach  Ankauf  der  französi- 
schen Faktoreien  am  Niger  uud  Bonuo  den  Handel  ausschließ- 
lich ausübte,  energisch  vor,  die  ihr  drohende  Konkurrenz  im 
Koimc  zu  orstickeu.  Im  Februar  1885  bereits  sandte  sie  in 
aller  Stille  den  bekannten  onglischen  Reisenden  Jot.  Thomton 
nach  Sokoto,  dessen  Sultan  gegen  eino  jährliche  Subsidie  der 
mächtigen  Gesellschaft  beide  Ufer  des  Benue  und  seiner 
Noboufiüsso  auf  einer  Strecke  von  30  miles  (48  km)  über- 
ließ und  zugleich  das  ausschließliche  Monopol  dos  Handels 
und  der  Mineralausbeute  in  soinern  Reicho  einräumte.  Ein 
ähnlicher  Vertrag  wurde  auch  mit  dem  Sultan  von  Gandu 
betreffs  beider  Ufer  des  Niger  von  Lokoja  bis  oberhalb  Ssay 
abgeschlossen.  Die  National  Africau  Co  ist,  da  Adamana 
Tributärstaat  von  Sokoto  ist,  alleinige  Besitzerin  dos  Nigor- 
Bunuo-Gobietes  geworden,  und  die  durch  die  Kongo-Konferonz 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


253 


gewährleistete  Handelsfreiheit  in  diesem  Gebiete  ein  toter 
Buchstatie  geworden.  Als  Hegel  im  Juli  1885  wieder  am 
Niger  eintraf,  war  es  zu  spät,  der  Gesellschaft  den  errun- 
genen Vorsprung  wieder  abzujagen;  er  mufste  sich  be- 
gnügen, in  Wukuri  eine  Station  zu  grUnden  (Mitteil.  Afrik. 
Gesellsch.  1886,  Nr.  1).  In  geographischer  Beziehung 
ist  Thomsons  Reise  leider  reBultatloB  geblieben , da  er  auf 
der  Rückreise  seiner  Tagebücher  und  Aufnahmen  beraubt 
worden  war.  Auf  Flegels  Route  von  1880 — 81  hatte  er  seine 
Reise  zurückgelegt  , seine  Aufnahme  fand  er  überall  kor- 
rokt.  Abweichend  von  Flegels  Angaben  stellt  Thomson  das 
Reich  Bussang  wio  auch  das  kleine  Borgland  Eugaski  als 
Tributärstaat  von  Gaudu  hin  (Journ.  Manchester  Geogr. 
Soc.  1886,  II,  Nr.  1,  mit  Skizze).  Durch  königliches  Pa- 
tent vom  10.  Juli  ist  die  National  African  Co  in  ähnlicher 
Weise  wie  die  einstmalige  Ostindischo  Kompanie  mit  fast 
unumschränkten  Souveränitätsrechten  ausgestattet  wordon. 

Westäquatorialafrika.  — Von  Rogozinskis  Dar- 
stellung der  Hiuterlando  vou  Kamerun  (Poterm.  Mitteil.  1884, 
S.  7)  zeigen  die  Ergebnisse  von  Dr.  Sekicarz  jüugstor 
Reise  *) , welche  ehenso  schnell  nusgearbeitet  worden  sind, 
wie  die  Reise  ausgeführt  wurde,  so  bedeutende  Abweichun- 
gon,  dnfs  notwendigerweise  dio  Arbeit  oines  dor  beiden  Rei- 
senden ein  Phnntasiestück  soin  mufs.  Und  in  dorThut  erhobt 
Dr.  Schwarz  gegen  seinen  Vorgänger  den  direkten  Vorwurf, 
dafs  or  dio  Gegenden,  welche  or  schildert,  gar  nicht  gesehen, 
sondern  nur  nach  Erkundigungen  bei  Eingebornen  in  Text 
und  Karte  niedergelegt  hat.  Man  dürfte  nun  wohl  erwarten, 
dafs  der  Verfasser  irgend  welche  bestimmtere  Beweise  als 
nur  soino  eigne  Behauptung  für  dio  Richtigkeit  seiner 
schweren  Vorwürfe  beibringen,  namentlich  durch  ganz 
genauen  Nachweis  des  gewonnenen  Materiales  die  Zuverläs- 
sigkeit seiner  eignen  Karte  erhärten  würde  ; doch  wider  Er- 
warten gowährt  Schwarz’  Darstellung  keinen  Einblick  in 
seine  Aufnahmen,  wir  erfahren  nicht,  wie  er  das  Material 
seiner  Karte  gewonnen  hat,  ja  nicht  was  für  Instrumente 
benutzt  worden  sind.  Wenn  auch  Rogozinskis  Karte  in 
diesen  Mitteilungen  veröffentlicht  wurde,  so  haben  wir  doch 
keine  Veranlassung,  Beine  Verteidigung  zu  Übernehmen; 
die  Gerechtigkeit  aber  verlangt  es , wenigstens  darauf  hin- 
zuweisen , dafs  Dr.  Sobwarz  nicht  immor  in  begründeter 
Weise  Rogozinski  angreift.  Dieser  hat  z.  ß.  nicht  be- 
hauptet, den  Mbu-See  (Elefanten -See)  besucht  zu  haben, 
sondern  den  Ruhm  seiner  Entdeckung  überläfst  er  seinem 
verstorbenen  Begleiter  Tomczek;  und  dafs  dieser  Geolog 
den  Memch  erreicht  und  don  Mbu-See  bofahren  hat,  das 
wird  Dr.  Schwarz,  nachdem  Tomczeks  Darstellung  durch 
die  Reise  dor  boiden  Schweden  (Ymer  1885,  Taf.  6;  Deut- 
sche Geogr.  Blätter  1886,  Taf.  2)  Bestätigung  gefunden  hat, 
auch  nicht  bestreiten  können.  Dr.  Schwarz  zog  von  Vic- 
toria auf  der  von  den  Schweden  und  Dr.  Zöller  zuerst  be- 
gangenen Karawaneustrafso  über  Mapanga  und  Buea  nach 
der  Missionsstation  Bakundu-ba-Namboleh  und  verfolgte 
von  hier  aus  die  grofse  Strafse  ins  Innere  noch  5 kloine 
Tagereisen  bis  Kimendi,  eine  Tagereise  weiter  als  Rogozinskis 
fernsten  Punkt  (?)  Kumba,  wo  die  wahrscheinlich  durch  die 
Kamerun- Händler  nufgcstachelto  Bevölkerung  dor  Bafaromi 


l)  K»m*rnn.  Kei«e  in  die  Hiattilande  der  Kolonie.  8°,  387  SS., 
mit  Karte.  Leipzig,  Frohborg,  1886.  M.  lu- 


den Durchzug  nach  dem  Kalabar  verwehrte.  Auf  etwas 
östlicherer  Routo  ging  Dr.  Schwarz  zum  Mungo  zurück, 
den  er  von  Maudame  stromabwärts  befuhr.  Judonfalls  wäre 
es  eines  Versuches  wert  gewesen , auf  einer  Seitenrouto 
die  durch  den  Handelsneid  der  Kameruner  errichtete  Sperre 
zu  uuigohon  oder  zu  durchbrechen. 

Die  Vermutung  Tomczeks  und  der  Schwoden  in  Kame- 
run, dafs  der  Menieh  den  Oberlauf  des  Rio  del  Rey  bilde, 
hat  nach  einer  Mitteilung  der  letztem  (Deutsche  Geogr. 
Blätter  1886,  Nr.  2,  S.  140)  keine  Bestätigung  gefunden. 
Durch  mehrere  Reisen  des  deutschen  Gouverneurs  in  Kame- 
run, F'reiherm  p.  Soden,  und  Aufnahmen  des  deutschen  Kbt. 
„Habicht“  ist  nnchgewioson  worden,  dafs  dor  Momoh  iden- 
tisch mit  dum  östlich  vom  Rio  del  Rey  mündenden  Rumbi  ist, 
während  die  von  den  Schweden  als  Tributäre  des  Alt  Kala- 
bar angesehenen  Wassorläufo  in  den  Mokasse  sich  ergiefsen, 
welcher  als  selbständiger  Flufs  ins  Delta  des  Rio  del  Roy 
mündet.  Der  Rio  del  Rey  selbst,  welcher  wio  der  Alt- 
Kalabar  eine  grofse  Ausbiegung  nach  N macht,  wurde 
während  einer  siobontägigen  Fahrt  auf  einer  Dampfbarkasse 
des  „Habicht“  ca  200  milos  (320  km)  stromaufwärts  verfolgt. 

Aus  den  zwar  gedrängten,  aber  doch  ungemein  reichhal- 
tigen und  vortrefflich  zur  Orientierung  geeigneten  halbjähr- 
lichen Übersichten  über  die  Fortschritte  der  Entdeckungs- 
geschichte,  welche  Charles  Muunoir  und  Henri  Duvoyrier  don 
Semesterbänden  der  illustrierten  geographischen  Wochen- 
schrift „Le  Tour  du  Monde“  boigeben,  erhalten  wir  dieses 
Mal  (1886,  LI,  p.  421)  die  erston  ausführlichem  Nach- 
richten Uber  die  Expedition,  welche  Jacques  de  Jiratza,  der 
jüngere  Bruder  des  unlängst  zum  Generalgouvornour  des 
französischen  Kongo-Gebietes  ernannten  Forschers  Savorgnan 
de  Brazza,  vom  Ogotoe  nach  Norden  geführt  hat.  Am  10.  Juli 
1885  war  er  von  der  Station  Madivillo  aufgobrochon ; einen 
Monat  lang  durchzog  er  dichte  Waldgebiote  der  Umbotes 
und  Ossotes,  gelangte  dann  auf  Steppen  im  Bereiche  der 
Mbokos  und  ontdockto  am  3.  September  unter  ca  1°  30' 
N.  Br.  einen  bedeutenden  Tributär  des  Kongo , Sekoli. 
Durch  das  Gebiet  der  Okotas  konnte  dio  Expedition  bis  zu 
den  Giambia  unter  2°  30'  N.  Br.  Vordringen,  wo  sie  nach 
einmonatlichem  Aufenthalt  in  dem  Dorfo  Doku  durch  den 
Widerstand  der  Bewohner  zur  Umkehr  genötigt  wurdo. 
Woitor  nach  N im  Gebiete  der  AbBnhaB  und  Pupus  sollen 
tieh  dichte  Waldungen  ausbreiten.  Wieder  am  Sekoli  an- 
gekommen, liefs  de  Brazza  Kähne  horsteilen,  um  den  Flufs 
stromabwärts  zu  verfolgen ; nach  einmonatlicher  Fahrt  wurdo 
dio  Mündung  des  Amboli  erreicht,  wo  der  Flufs  bedeutend 
gröfsero  Dimensionen  anuimmt.  Am  1.  Januar  1885  ge- 
langte die  Expedition  nach  der  Station  Mbongo. 

Während  die  französischen  Reisenden  sich  bemühen, 
durch  Untersuchungen  zu  Lande  Klarheit  über  diu  Beschaf- 
fenheit dos  französischen  Anteiles  am  Kongo- Gebiete  zu 
gewinnen,  beschränkt  sich  die  Verwaltung  des  Kongo- 
Staates  beharrlich  auf  Wasserfalirton,  auf  Erforschung  der 
Tributäre  des  Kongo  mittels  ihrer  Dampfer,  und  selbst  in 
diesem  Streben  bat  sie  den  Löwenanteil  bisher  dem  engli- 
schen Missionar  Grenfell  überlassen.  Vor  7 Jahren  hat. 
das  belgische  Kongo-Unternehmen  bogonnon,  seit  mehr  als 
5 Jahren  sitzen  dio  Belgier  am  Stanley  - Pool , mohrore 
Dutzend  Stationen,  welche  zum  gröfsten  Teile  wieder  auf- 
gegeben werden  mufsten,  wurden  am  Ufer  gegründet;  aber 


Digitized  by  Google 


254 


Geographischer  Monatsbericht 


noch  konnte  von  keinem  Versuche  berichtet  werden,  die 
Beschaffenheit  des  Landes  kennen  zu  lernen,  die  Schätze 
im  Mineral'  und  Pflanzenreiche,  welohes  dieses  vielleicht 
besitzt,  zu  erschließen.  Es  ist  ja  richtig,  daß  zunächst 
eino  Grundlage  geschaffen  werden  mußte,  welche  als  Aus- 
gangspunkt solcher  Forschungen  zu  benutzen  war;  dieselbe 
war  aber  vorhanden,  als  dio  Expedition  am  Stanley -Pool 
fest  gegründet  war , und  jedenfalls  durfte  dio  Forschung 
zu  Lande  nicht  so  lange  vernachlässigt  werden,  so  daß 
selbst  an  der  wichtigen  Eingangspforte  zum  Kongo-Staate, 
am  Stanloy  Pool,  unsro  Kenntnis  von  Land  und  Louten 
schon  wenige  hundert  Meter  von  Jaiopoldvillo  landeinwärts 
ihr  Ende  erreicht.  Durch  diese  unausgesetzten  Flußfahr- 
ten , wolcbe  insofern  vordionstlich  sind , als  sie  dio  Hydro- 
graphie von  Inuerafrika  schneller  klarstellun  als  durch 
Landreisen,  scheint  die  Regierung  des  Kongo-Staates  anzu- 
deuten, daß  sie  ihr  Augenmerk  in  erster  Linie  auf  Förde- 
rung des  Haudols,  auf  Erschließung  neuer  Ilandelswego, 
auf  Hinleitung  des  Handels  aus  dem  ganzen  Kongo-Gebiete 
nach  Stanley  Pool  richten  will , während  dio  Erschließung  ' 
des  Landes  selbst  und  seiner  Hilfsquellen  hintangesetzt 
werden  soll.  Wenn  die  Afrikanische  Gesellschaft  in  Deutsch- 
land ihr  Augenmerk  nicht  gerade  auf  diese  Seite  der  Er- 
forschung des  Kongo -Gebietes  gelenkt  und  ihre  Roisenden 
auf  Forschungen  zu  Lande  ausgosaudt  hatte,  unsre  Kenntnis 
desselben  wäre  bouto  noch  gerade  so  dürftig  wie  vor  7 Jah- 
ren. Auf  den  Resultaten  deutscher  Forschung  fußend,  konnte 
Leutnant  Wißmoun  auf  soinor  zweiton,  im  Dienste  des 
Kongo -Staates  unternommenen  Roßo  den  Unterlauf  des 
Kassai  feststellen,  und  dieser  Erfolg  Wißmanns  bildet  wie- 
der die  Grundlage  für  die  Entdeckung  einer  neuen  Wasser- 
straße, oder  richtiger  der  Fortsetzung  dos  Kassai -Wasser- 
weges nach  Osten.  Seitdom  Leutuaut  Wißmanns  Flußfahrt 
den  Zusammenfluß  von  Sankuru  und  Kassai  entdeckt  hatte, 
konnte  ein  Zweifel  nicht  mehr  obwalten,  daß  dieser  San- 
kuru identisch  sein  würdo  mit  dom  von  Poggo  und  Wiß- 
mann  überschrittenen  Sankuru  oder  Lubilasch;  den  wirk- 
lichen Nachweis,  daß  diese  beiden  Flüsse  identisch  sind, 
hat  Wißmanns  Begleiter,  Dr.  Wolf,  geliefert  durch  eine 
ca  800  km  lango  Fahrt  auf  dem  Sanhtrtulrom  (Mouvement 
geograph.  1886,  Nr.  13),  welchen  er  bis  5°  30'  S.  Br. 
verfolgte;  er  mußte  also  Pogges  und  Wißmanns  Üher- 
gangspunkt  bei  Katschitsch  passiert  haben.  Unter  4®  20' 
traf  Dr.  Wolf  einou  östlichen,  schiffbaren  Tributär,  welcher 
der  Loinami  sein  soll,  uud  befuhr  denselben  ca  140  km. 
Durch  diese  Entdeckung  scheint  ein  bedeutend  kürzerer 
Schiffahrts-  und  Handelsweg  in  diu  arabischem  Einfluß 
unterliegenden  Gebiote  des  Kongo-Beckens  und  nach  ihrem 
HauptstUtzpunkt,  Nyangwo,  gewonnen  zu  sein,  dünn  die 
Überlandroute  vom  Lomami  nach  Nyangwe  ist  noch  wesent- 
lich kürzer,  als  die  zur  Umgehung  dor  Stanley- Fälle  des 
obern  Kongo  erforderlicho  Lamlreise.  Wio  Rov.  Grunfull 
(Missiouury  Herald  Juli  1886)  mitteilt,  schickt  sich  dor 
bekannte  portugiesische  Händler  Saturnino  de  Souza  Machado 
bereits  an,  die  neuo  Handelsstraße  des  Kassai  für  seine 
U nternehmungen  auszunut  zen. 

Don  Kassai  selbst  hat  jetzt  auch  Rov.  Grtnfcll  mit  seinem 
Dampfbooto  „Peace“  verfolgt  bis  zu  der  neuen  Station 
TiUebo  an  der  Müuduug  des  gleichnamigen  Flusses  in  den 
Luluu.  Unterwegs  entdeckte  er  drei  südliche  Zuflüsse  des 


Kassai,  wulcho  von  Leutnant  Wißmann  und  v.  Francois  nicht 
beobachtet  worden  waren.  Da  dieselben  au  der  Mündung 
nur  60  — 80  m breit  sind , so  hat  die  von  Leutnant 
v.  Nimptsch  (Mouvement  1886,  Nr.  13)  vermutete  Identität 
eines  derselben  mit  Leutnant  Kunde  Kuilu  nur  geringe 
Wahrscheinlichkeit  für  sich,  denn  dieser  hatte  an  dor  Über- 
gangsstelle oine  Breite  von  ca  400  m.  Als  wichtigster 
Beitrag  zur  Kenntnis  des  Kongo -Beckens  stellt  sich  immer 
mehr  die  von  den  Leutnants  Kund  und  Tappenbeck  ausgeführte 
Reise  durch  das  Gebiet  de*  Kos  tat-  Sankullu  t)  (s.  Mitteil.  1886, 
S.  127  u.  150)  heraus,  denn  sie  waren  die  ersten,  welche  nicht 
auf  Wasserstraßen  das  Kongo-Gebiet  kennen  gelernt  haben, 
sondern  zu  Lande  ihre  Forschungen  anstellten  und  somit  die 
ersten  Nachweise  über  Kulturfähigkeit  des  Kongo -Gebietes 
lieferten.  Das  Gebiet  zwischen  Kongo  und  dem  Westufer 
des  Koaugo  stimmt  mit  dem  linken  Kongo -Ufer  überein; 
längs  des  linken  Koango  - Ufers  dehnt  sich  eine  ca  70  km 
breite  Hochebene  aus,  welche  ihrer  Unfruchtbarkeit  wegen 
fast  ganz  unbewohut  ist.  Im  Osten  des  Koango  bis  zum 
Kassai  - Sankullu  bessert  sich  diu  Kulturfähigkeit,  die  Be- 
deckung mit  Humus  nimmt  zu,  ebenso  die  Ausbreitung  dos 
Waldes,  welche  im  N des  Kassai  zu  ununterbrochenem 
Urwald  sich  verdichtet.  Dio  Entdeckung  der  drei  schiff- 
baren Flüsse  Wambu,  Saio  und  des  bedeutenden  Kuilu, 
welche,  mit  dem  Koango  vereinigt,  dem  Saukullu  Zuströ- 
men, vor  allem  aber  dio  des  wichtigen  Lukonjo,  welcher 
Stauleys  Loopold  D.-Soe  speist,  sind  wichtige  Erweiterungen 
für  die  Kenntnis  des  Kongo  • Gebietes ; der  Lukenjo  oder 
Lukatta,  dessen  von  Kund  vermutete  Identität  mit  Pogges 
Lukalla  (östlich  vom  Lubilasch)  nach  Dr.  Wolfs  Fahrt  auf 
dem  Sankullu  und  Lomami  nicht  mohr  aufrecht  erhalten 
werden  kann,  dürfte  sich  ebenso  wie  der  Sankullu  als  oine 
kürzere  Verbindungsstraße  zwischen  den  Gebieten  des  obern 
Kongo  und  Stanley -Pool  erweisen.  (Vorhandl.  Gesellsch.  f. 
Erdkunde,  Berlin  1886,  Nr.  6,  mit  Karte.) 

Der  Versuch,  dem  in  den  ägyptischen  Aquatonalpro- 
vinzon  abgeschnittenen  Forscher  Dr.  Junkor  und  den  bei 
ihm  befindlichen  Dr.  Emiu-Boi  und  Kapitän  Casnti,  Hilfe 
zu  bringen  und  ihnen  den  Weg  zur  Ostküste  zu  öffnen,  ist 
vorläufig  mißglückt.  I)r.  G.  A.  FücJier,  welcher  von  dom 
Bankier  Junker  in  St.  Petersburg  mit  dieser  Hilßexpedition 
betraut  wurde,  ist  am  21.  Juni  nach  einjähriger  Abwesen- 
heit wieder  in  Sansibar  eingetroffen.  Da  dio  ungünstige 
Stimmung  des  Herrschers  von  Uganda  den  Durchzug  durch 
dieses  Lund  vorbot,  so  trat  Dr.  Fischor  Anfang  Januar  von 
Kagei  aus  soinen  Vormarsch  um  dio  OstkÜBte  des  Victoria- 
Sees  an,  in  der  Absicht,  Uganda  im  Norden  zu  umgehen, 
um  mit  den  bedrängten  Forschern,  welche  nördlich  von 
Unjoro  in  dor  Gegond  dos  Somorsot-Nil  vormutet  wurden, 
sich  zu  vereinigen.  Aus  dem  un  Prof.  Bastian  gerichteten, 
leider  verstümmelt  eingetroffenen  Telegramm  und  einem  am 
15.  Juni  von  Wauga  datierten  Briefe  geht  hervor,  daß  Dr. 
Fischur,  welcher  die  bisher  unbekannten  östlichou  Uferland- 
schaften des  Victoria  durchziehen  mußte,  bis  zum  Baringo- 
See  gelangte ; hier  herrschte  Hungersnot,  seine  auf  Uganda 

l)  Dor  Name  Kassai,  »eichen  die  l’ortngieseu  dom  obern  baute  geben, 
kennen  die  Ringebornen  in  den  ton  l/cutnnnt  Kund  betretenen  Distrik- 
ten nicht;  hier  heifat  der  Fluf«  stet«  „Sankullu”,  uud  hierdurch  wird  an- 
gedeutet,  dnfs  dieselben  nicht  den  Kassai,  sondern  1’okrca  Sankuru  als 
Oberlauf  atuehen. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


255 


berechneten  Waren,  namentlich  feino  Zeuge,  waren  nicht 
gangbar,  der  unter  den  Massai  als  Marktgegenstand  Ublicho 
Messingdraht  war  schnell  verbraucht,  und  so  sah  sich  I)r. 
Fischer , seiner  Subsistenzmittel  beraubt,  zur  Umkehr  ge- 
zwungen , die  er  über  den  Naiwasoha-Soe  und  durch  die 
Landschaft  Kikuju  glücklich  bewerkstelligte.  Warum  Dr. 
Fischer  Dicht  den  Versuch  gemacht  hat,  von  Händlern  die 
ihm  nötigen  Artikel  zu  erwerben  odor  von  Sansibar  sich 
nachsenden  zu  lassen , darüber  wird  der  bald  zu  erwar- 
tende ausführliche  Bericht  Aufschlufs  geben. 

Inzwischen  truf  in  Sansibar  Auskunft  über  die  Lage 
von  Emin  - Bei  und  Genossen  ein , welche  durch  Vermitte- 
lung dos  englischen  Ministeriums  dem  Auswärtigen  Amte 
in  Berlin  übermittelt  wurden.  Am  2.  Juli  soll  in  Sansibar  ein 
Brief  von  I)r.  Junker,  datiert  vom  10.  Februar,  eingetroffen 
sein ; derselbe  herichtet,  dafs  der  König  von  Uganda  sein 
Nachbarreich  Unjoro,  bei  dessen  Herrscher  Junker  sich  auf- 
hielt, mit  Krieg  überzogen  uud  in  einem  heftigen  Treffen 
geschlagen  haben.  Junker,  welcher  seine  sämtlichen  Samm- 
lungen verlor  und  nur  seine  Tagebücher  retten  konnte,  soll 
mit  dem  Könige  Kabrega  in  die  Gebiete  südlich  vom  Albert- 
See  geflohen  sein.  Emiu-Bei  befand  sich  mit  Gasati  nach  der- 
selben Quelle  wieder  am  obern  Nil  in  Wadelai,  wo  er  den 
Versuch  machen  wollte,  seine  Provinzen  auch  fernerhin 
für  die  ägyptischo  Herrschaft  zu  erhalten.  Wenn  auch 
diese  Mitteilung  noch  weiterer  Aufklärung  bedarf,  da  nichts 
über  den  Ort  von  Junkers  Aufenthalt,  über  die  Ursache 
von  Emins  Rückkehr  in  seine  Provinz  gesagt  wird,  so  ist 
sie  au  uud  für  sich  nicht  unglaubwürdig,  da  einesteils  die 
Zeit  von  4^-  Monaten  — 10.  Februar  bis  2.  Juli  — völlig 
ausreicht,  um  eine  Botschaft  vom  Albert-Soo  nach  Sansibar 
gelangen  zu  lassen,  anderseits  auch  der  Ausbruch  cinos 
Krieges  zwischen  Uganda  und  Unjoro  durch  die  englischen 
Missionare  in  Uganda  bestätigt  wird;  auch  der  Zeitpunkt 
dieses  Krieges  befiudet  sich  mit  dem  Datum  von  Junkers 
Briefe  in  Einklang.  Mackay  schreibt,  wie  uns  von  dem 
Sekretär  der  Church  Missionury  Society  froundlichst  mit- 
geteilt. wird , am  31.  Januar: 

„Vor  einigen  Tagen  trnf  hier  die  Nachricht  »in,  dafv  Dr.  Emin  sich 
in  Kubregax  HzupUUdt  liefimir,  wnriuf  «dort  der  Krieg  erklärt  wurde, 
welcher  schon  hingst  beabsichtigt  war,  dessen  Ausbruch  nher  sich  noch  lang» 
hätte  verzögern  können.  Da  nun  aber  ein  Wcifcer  mit  dem  aufrührerischen 
Herrscher  sich  vereinigt  hatte,  so  mufste  er  gefangen  genommen  und  getötet 
werden.  Wir  geben  una  der  Hoffnung  hin,  dafs  Emin  sich  nicht  dort  be- 
findet oder  doch  noch  Norden  in  seine  Provinz  flüchten  kann.  Wir  sehen 
jetzt,  wie  recht  wir  gehandelt  haben,  nicht  in  den  König  zu  dringen,  dafs 
er  Kmin  und  Lupton  hierher  holen  lasse,  wie  uns  der  (ieuernlkonsul  em- 
pfohlen hatte.  Wir  kannten  nur  zu  gut  den  hinterlistigen  Charakter  der 
hiesigen  Gewalthaber.'* 

Die  um  5.  Juli  in  London  eingotroffeno  Post  vou  Ost- 
afrika bracht«  keine  neuen  Nachrichten  aus  Uganda.  Hoffent- 
lich bringt  die  nächste  Post  die  Briefe  Junkers,  dann  läfst 
sich,  namentlich  unter  Berücksichtigung  von  Fischers  Rat- 
schlägen, eine  Entscheidung  treffen,  in  welcher  Woiso  den 
bedrängten  F’orschem  jetzt  noch  Unterstützung  zugeführt 
werden  kann. 

Amerika. 

"Wir  hätten  es  nicht  der  Mülle  wert  gefunden,  von  dom 
famosen  Projekte  des  amerikanischen  Ingenieurs  John  Good- 
ridge jun.,  dor  durch  Abtprrrung  der  Labradontrömung  mit- 
tels eines  Dammes  durch  diu  Bolle  - Islo  - Strafso  zwischen 
Labrador  und  Neufundland  das  Klima  der  östlichen  Verei- 


nigten Staaten  verbessern  und  europäisieren  will,  Notiz  zu 
nehmen , wenn  dasselbe  nicht  auch  in  unsre  Tagespresso 
Eingang  gefunden  hätte,  und  selbst  das  „Ausland“  (Nr.  29), 
eitio  Zeitschrift,  dio  man  sonst  ernst  zu  nehmen  gewöhnt 
war,  dem  amerikanischen  Woltvorhesseror  auf  den  Leim 
gegangen  wäre.  Nicht  der  böse  Polarstrom  bringt  dem 
östlicbon  Nordamerika  den  kalten  Winter,  sondern  die  mitt- 
lere Verteilung  dos  Luftdruckes.  Horr  Goodridge  müßte 
zuerst  ein  Mittel  erfinden,  um  den  winterlichon  Barometer- 
stand über  dem  nordamerikanischen  Kontinent  tiefer  zu 
machen  als  Uber  dem  Nordatlantischen  Ozean , denn  der 
schönste  Golfstrom  (oder  richtiger  Floridastrom)  nützt  einer 
Küste  nichts,  so  lange  Land  winde  vorherrschen.  Wer  nur 
eiuigermafseu  mit  der  Klimalehre  vertraut  ist,  weifs , dafs 
die  ektropisclion  Westküsten  unsrer  Hemisphäre  — der 
alten  Welt  ebenso  wie  dor  neuen  — in  erster  Linie  des- 
halb klimatisch  begünstigt  sind,  weil  sie  auf  der  Aquatorial- 
8uito  dor  grofsen  subarktischen  Cvklonen  liegen  und  daher 
Seewinde  empfangen,  welche  dio  Luft  vom  wärmorn  Ozean 
und  von  südlichem  Breiten  landeinwärts  tragen.  Aach 
Nordamerika  hat  milde  Winter:  an  seiner  Westküste;  auch 
unsre  nlte  Wolt  hat  ihre  anormal  kalte  Küste:  die  asia- 
tisch-pacifische.  Der  Gegensatz  vou  West-  und  Ostküsten 
bleibt  bestohen,  auch  wenn  Herr  Goodridge  den  Labrador- 
strom zwingen  sollte,  einen  etwas  östlichem  Weg  einzu- 
sclilagon ; denn  diosor  Gegensatz  beruht  auf  der  Verteilung 
des  Luftdruckes  und  dieser  wieder  auf  dom  thermischen 
Gegensatz  von  Wasser  und  Lund.  Doch  dies  sind  Funda- 
mentalsätze , Uber  welche  man  sich  in  jedem  guten  Lehr- 
buch unterrichten  kann;  es  dauert  aber  bekanntlich  lange, 
bis  wissenschaftliche  Erkenntnisse  durchsickern,  und  solten 
erobert  eino  im  Sturme  die  Welt.  (Supan.) 

Alaska.  — Eine  vielversprechende  Unternehmung  hat 
der  durch  seine  Reise  nach  King  William -Jzand  1879 — 81 
und  seine  Ynkon-Fahrt.  1883  bekannte  Leutnant  Fr.  Schwatka 
am  14.  Juni  von  Port  Townsend  angetroton : sio  gilt  dor 
Untersuchung  der  Mount  Elin» - Alpen  in  Alaska;  nnter  gün- 
stigen Umständen  soll  sogar  dio  Besteigung  des  Mount 
Elias  versucht  werden.  Mit  wissenschaftlichen  Beobach- 
tungen, namentlich  topographischen  Aufnahmen  und  Hölien- 
roessungen,  wird  sein  Begleiter,  Prof.  W.  Libbey  vom  Prince- 
ton  College,  sich  befassen.  Die  Expedition  ist  ausgerüstet 
auf  Kosten  der  New  York  Times. 

Vereinigte  Staaten.  — Auf  Anregung  von  Prof. 
W.  M.  Davit  in  Cambridge  hat  der  Appalachian  Mountain 
Club  in  Boston  an  seine  Mitglieder  dio  Aufforderung  er- 
gehen lassen  zur  Beobachtung  und  Registrierung  von  Erd- 
beben in  den  Neuougland-  Staaten,  namentlich  aber  in  New 
Jlamjwhire , welcher  Staat  unter  allen  Gebieten  östlich  von 
den  Rocky  Mountains  am  häufigsten  von  Erdhoben  heim- 
gesucht  zu  worden  scheint.  (Science  25.  Juni  1886.)  Es 
dürfte  9ich  jedenfalls  empfehlen,  diese  Beobachtungen  nicht 
ausschließlich  an  subjektive  Wahrnchmuugen  anzuknüpfen, 
sondern  wenigstens  an  einigen  Orten  Erdbebenmesser  auf- 
zustellon,  welche  besser  als  persönliche  Beobachtung  Rich- 
tung, Dauer  uud  Heftigkeit  der  Bewegung  angeben. 

Polargebiete. 

Gerade  10  Jahre,  nachdem  Weyprecht  auf  der  Natur- 
forscherversammlung in  Graz  den  Stab  Uber  Polarexpeditio- 


Geographischer  Monatsbericht. 


256 

nen  gebrochen  hatte , tritt  ein  Polarreisender,  Leutnant 
John  W.  Danenhotcer , Mitglied  dor  „Jeannotto“  -Expe- 
dition , in  soine  Fufsstapfon , indem  er  in  einom  Vortrage 
im  U.  S.  Naval  Institute  (Proceedings  1885,  XI,  Nr.  4) 
in  noch  entschiedenerer  Woiso  das  Stroben  nach  weitern 
Eutdeckungon  innerhalb  des  Polurkroises  vorwurf,  weil,  wie 
er  bei  der  kritischen  Durchmusterung  der  in  den  letzten 
20  Jahren  ausgeführten  Expeditionen  nachzuweisen  suchte, 
dio  Opfer  an  Menschenleben  und  die  Kosten  in  einem  un- 
günstigen Verhältnisse  zu  den  gewonnenen  Resultaten  stän- 
den. Die  zahlreichen  arktischen  Forscher,  welche  teils 
persönlich  zu  der  Diskussion  erschienen  waren , teils  ihre 
Ansichten  übermittelt  hatton,  Capt.  Nares,  Leut.  Grecley, 
Ingenieur  Melvillc,  Dr.  Rink  und  CI.  R.  Markhum,  konnten 
den  Ausführungen  Danenhowers  nicht  zustimmen,  und  mit 
Rocht,  denn  gerade  die  Erfolgo  der  in  den  letzten  20  Jah- 
reu  ausgeführten  Reisen  widerlegen  seine  Ansichten , wie 
CI.  R.  Markhum  darlegte.  Schon  die  Behauptung,  dafs 
Polarexpoditionen  nicht  gewinnbriugond  seion,  ist  hinfällig; 
hat  die  Erschliofsung  neuer  Jagdgründo  im  amerikanischen 
Archipel  und  ijn  Norden  der  Beringsstrafse,  welche  wir  den 
Franklin  - Expeditionen  verdanken,  den  schottischen  und 
amerikanischen  Walfischfängern  nicht  reichen  Gewinn  ge- 
bracht? Hat  sich  dasselbe  nicht  durch  dio  Erschliofsung 
der  Jagdgründu  im  Kurischen  Meere  für  die  norwegischen 
Walrofsjügor  wiederholt?  Ebenso  unzutreffend  ist  die  Be- 
hauptung, dafs  alle  vorgoschlagouen  Routen  zum  Polo 
schou  zur  Genüge  versucht  worduu  sind.  Diu  Ostgrönland- 
routo  ist  erst  ein  einziges  Mai  untersucht  worden,  von  der 
Koldewoyschen  Expedition  mit  einem  wenig  tauglichen 
Schiffe;  Franz  Josef- Land  ist  seit  Weyprechts  Überwinte- 
rung bereits  dreimal  ohno  besondere  Gefahr,  sogar  von 
einem  Segelschiffe  erreicht  worden , aber  eine  Expedition, 
welche  ein  Vordringen  in  hohe  Breiten  beabsichtigte,  hat 
dieson  Weg  noch  nicht  wieder  eingeschlaguu.  Leutnant 
Hovgaards  Vorschlug,  von  Kap  Tscheljuskin  aus  nach  N 
vorzudringen,  ist  noch  niemals  zur  Ausführung  gekommen; 
ebenso  sind  die  Nousibirischen  Inseln  noch  niemals  boi 
einem  ernstlichen  Versuche,  sei  cs  zu  Schlitten,  sei  es  zu 
Schiffe  in  nördlicher  Richtung  vorzugehen,  zum  Ausgangs- 
punkte genommen  worden.  Sollten  Leutnant  Danenhowers 
Warnungen  dazu  beitragon , dafs  ungenügend  ausgerüstete 
oder  von  untüchtigen  Kräften  geführte  Unternehmungen 
vorhiudort  werden,  so  ist  ein  solcher  Erfolg  natürlich  freu- 
dig zu  begrüfsen;  die  Kahl  der  Opfer  der  Polarexpoditiouen 
wird  dann  nicht  gröfser  werden,  als  dio  Erforschung  andrer 
Kontinente  gefordert  hat  und  noch  fordert.  So  lange  das 
Streben  nach  Wahrheit  die  Menschheit  überhaupt  beseelt, 
so  lange  noch  Wissensdrang  vorhauden  ist,  so  lauge  wer- 
den Polarexpeditionen  zuvorsichtlich  nicht  unterbleiben,  und 
bei  den  Fortschritten  der  Touhnik,  bei  den  immer  voll- 
kommener werdenden  Hilfsmitteln  für  Reisen  ist  die  Ent- 
schleierung der  eisbedeckten  Gefilde  dos  Nordens  uud  Sü- 
dens kein  Ding  der  Unmöglichkeit  mohr. 


Die  von  Oberst  Gilder  (s.  Mitteil.  1886,  S.  220)  ge- 
plant« I'olarexpudition  ist  für  diesos  Jahr  aulgegebon,  da  der 
Roisonde,  im  Begriffe  nach  New  lx>ndon  aufzubrechen,  per- 
sönlicher Angelegenheiten  wogen  in  Haft  genommen  wurde. 

Dafs  dio  Ansichten  von  Leutnant  Dauonhower  noch 
nicht  als  mafsgebend  angesehen  werden , dafs  Polarexpe- 
ditionen noch  nicht  als  abgethane  Sache  gelten,  zeigt 
das  Eintreten  anerkannter  Männer  der  Wissenschaft  in 
Victoria  für  dio  Ausführung  einor  Expedition  in  die  ant- 
arktischen Gebiete , so  dafs  die  langjährige,  beharrliche  An- 
regung von  Prof.  Neumayer  endlich  Aussicht  auf  Erfolg 
hat.  Nachdem  bereits  im  Jahre  1885  von  dor  British 
Association  eine  Kommissiou  zur  Vorberatung  einer  ant- 
arktischen Expedition  ernannt  worden  ist,  hat  die  Sek- 
tion der  Australasian  Geogr.  Society  in  Melbourne  untor 
Vorsitz  von  Baron  F.  v.  Muullor  und  dio  R.  Socioty  of 
Victoria  unter  Vorsitz  des  Meteorologen  R.  L.  J.  Ellery  ein 
Antarctic  Exploration  Committee  eingesetzt,  welches  am 
8.  Juni  d.  J.  seine  erste  Sitzung  hielt.  In  Aussicht  ge- 
nommen wurde  zunächst  dio  Errichtung  eiuer  meteorologi- 
schen Station  auf  der  Macquarie- Insel,  daneben  aber  dio 
Notwendigkeit  eines  erneuten  Vorstofses  in  die  südlichem 
Gobiet«  betont,  vou  welchem  wichtigo  Aufschlüsse  Uber  die 
physikalische  Geographie,  wio  auch  für  unsre  Kenutnis  der 
Erdoberfläche , der  Verteilung  von  Ijand  und  Wasser  zu 
erwarten  sind. 

Ozeane. 

Der  Schweizer  Zoolog,  Dr.  Conr.  Keller,  hatte  im  April 
d.  J.,  als  er  auf  seiner  auf  Kosten  der  St.  Gallener  Geogr.- 
Kommerz.  Gesellschaft  unternommenen  Reise  nach  Madagas- 
kar den  Suez-Kanal  passierte,  Gelegenheit,  diu  Fortschritte 
in  dem  Austausch  der  Fauna  zwischen  dem  Mittelmeer  und 
dem  Koten  Meer , welchon  or  1882  als  der  erste  nachge- 
wiesun  hatte,  zu  beobachten.  In  soiuen  anregenden  Reise- 
briefen (Neue  Züricher  Zeitung  1886,  Nr.  133  fl'.)  teilt  or 
über  seine  Beobachtungen,  welche  namentlich  erkennen  las- 
aon,  dafs  die  Bitterseou  immer  mehr  aufhören,  eine  Schranke 
für  die  Wanderung  dor  Meerosbewohuor  zu  bilden,  da  jeden- 
falls die  Verminderung  ihres  Salzgehaltes  durch  dun  Ein- 
flufs  des  Kanales  fortschreitet,  folgendes  mit:  „Der  Aus- 
tausch hat  seit  meinem  Besuch  iui  Jahro  1882  entschiedene 
Fortschritte  gemacht.  Nicht  nur  konnte  ich  das  Vorrücken 
langsam  wandernder  Arten,  sondern  auch  das  Eindringen 
neuer  Formen  feststellen.  In  den  Bitterseen  hat  die  Algen- 
vegotation  eine  Zunahme  erfahron,  und  bietet  die  Tierwelt 
nach  und  nach  günstigere  Existenzbedingungen.  Beispiolweise 
haben  sich  im  Timsah -See  Mittelmeer -Garneelen  in  Monge 
angesiedolt,  während  sie  vor  4 Jahren  noch  nicht  da  waren. 
Die  Sardinen  werden  jotzt  in  den  Bitterseon  häufig  ge- 
fischt und  finden  sich  im  Roten  Meer  schon  zahlreich.  Be- 
sonders ergiebig  war  eino  gTöfsere  Exkursion  nach  dem 
Kanalstück  boi  »Serapcum,  und  ich  begegnete  dort  zahl- 
reichen, merkwürdigen  ModuBun , welche  vom  Roten  Meer 
her  einwanderten.“  H.  Wichmanu. 


(Ge*clilo««eD  am  28.  Juli  1888.) 


Digitized  by  Google 


TrtrriMmn»  G<*»ßr  Mülril*  - U 


Digitized  by  Google 


Petern.  G*ogr-  Hin  «ilua^ra 


VERTEILUNG 

OCR 


»I  VKCTATlOltS-FORMAT 
j NORD-AMKRIK 

SachC.  S.  Sar#fni 

— * 

I MaTswtab  1 : 25.000. C 

n*  **-f  ■ * ¥■  w'  »»  «i  m -jf» . *r  fr  'Up 

■ iir  ■ m • ir. . 


Kadrlwcüdrr  1 1 Grm 

. ) Prairie  mit  wmi^fr  uIk  2 

l—J  Baumloses  Land  , mit  Aust 

"3s 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 

Von  S.  Nikitin,  Chefgeolog  des  russischen  Geologischen  Komitees. 


Heutzutage  kann  die  aurserordontliche  Entwickelung  von 
Gletschern  und  die  Existonz  einer  Eiszeit  im  Laufe  der 
ersten  Hälfte  der  posttertiären  Periode  für  ein  in  der 

Peterminnj  Qeogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  IX. 


'Wissenschaft  fostgestelltes  Faktum  betrachtet  werdon.  Dio 
Ansicht,  dafB  dio  sogenannton  Goschiebebildungen 
Reste  eines  mächtigen , kolossalen  Gletschers  waren , der 

33 


258 


Die  Grenzen  der  Gletacherspnren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


einst  Norddoutsckland  und  Uber  die  Hälfte  dos  europäischen 
Rufslands  bedeckt«,  beginnt  auoh  aus  dem  Bereiche  der 
mehr  oder  minder  geistreichen  Hypothesen  in  dio  Reihe 
der  fast  allgemein  anerkannten,  wissenschaftlich  bewiesenen 
Lehren  überzugehen.  Der  Zustand,  in  dem  die  Frage  Uber 
die  Eiszeit  sich  bofindet,  erheischt  sowohl  die  Erforschung 
der  Yerbroitungsgrenzen  der  Geschicbebildungen  gelbst,  als 
auch  der  Entwickelung  der  Gletscher  zur  Jetztzeit  und 
während  der  Eisepoche,  auf  den  Gebirgsabhängen,  die  das 
Gebiet  des  grofsen  skandinavischen  Gletschers , als  dessen 
Reste  wir  unsre  Geschiebebildungen  betrachten,  umsäumten. 
Diese  Nachforschungen  sind  auch  in  der  Timt  in  letzter 
Zeit  allerseits  unternommen  worden. 

Eine  ganze  Reihe  von  Untersuchungen  der  Alpenglet- 
scher von  seiten  der  Schweiz  und  Frankreichs  ist  durch 
Pencks1 *)  glänzende  Monographie  von  seiten  Deutschlands 
würdig  gekrönt  worden.  Der  unermüdliche  Forscher  der 
Gletscherphänomene  hat  uns,  nachdem  er  mit  den  Alpen 
abgeschlossen,  mit  einem  nicht  minder  interessanten  Werke 
über  dieselben  Erscheinungen  in  den  Pyrenäen3 *)  beschenkt. 
Die  Arbeiten  der  portugiesischen  Geologischen  Landesanstalt 
haben  dargethan,  dafs  die  Verbreitung  der  Gletscher  im 
Duerothale  sich  bis  zum  Moero  erstreckt  hat3).  Die  Geo- 
logen der  Wieuor  Geologischen  Reichsanstalt,  Tiotze,  Uhlig*) 
u.  a.  haben  dio  Erforschung  der  Spuren  früherer  Gletscher 
im  Gobiote  dor  Karpathen  oifrig  unternommen. 

Die  Arbeiten  der  Herren  Credner5),  Partsch6)  u.  a. 
bieten  ein  herrliches  Material  zur  Erforschung  derselben 
Spuren  längs  der  mitteldeutschen  Gebirge.  James7)  und 
Archibald  Geikie8 *)  haben  sich  durch  ihre  Forschungen 
auf  diesem  Gebiete  in  England  und  Schottland  grofsen 
Ruhm  erworben.  Wenn  man  die  Forschungen  E.  Favres  ®), 
Abichs10)  und  Muschketovs11)  über  die  Verbreitung  dor 

')  A.  Penck:  Die  Vergletscherung  der  deutschen  Alpen.  1882.  In 
diesem  Werlte  findet  der  Leser  Hinweise  nuf  dio  lleuptlitteratur  in  bezug 
suf  die  Erforschung  der  Alpengletscher. 

*)  A.  l’onck:  Eiszeit  in  den  Pyrenäen.  Mitteilungen  des  Verein»  filr 
Erdkunde  zu  Leipzig,  1883. 

3)  Cebral : Estudo  de  depositoa  superficiales  da  beeis  doDuro.  Lisboa  1881. 

*)  S.  oino  ganxo  Reihe  von  Berichten  dieser  Herren  in  den  in  den 
letzten  Jahren  erschienenen  Schriften  der  Wiener  Geologischen  Rcichs- 
anstalt. 

8)  Abhandlungen  dieses  Verfassers  in  der  Zeitschrift  der  Deutsch.  Geo- 
logischen Gesellschaft  1876 — 80. 

*)  Partsch:  Die  Gletscher  der  Vorzeit  in  den  Karpathen  und  dem 
Mittelgebirge  Deutschlands.  1882. 

7)  Arch.  Geikie:  On  the  Phenomena  of  the  Glacial- Drift  of  Scot- 
land. 1863 

6)  James  Geikie:  The  Great  Ice  Age.  1877.  Prebistoric.  Europe.  1881. 

®)  K.  Pittc:  Eecherchos  gtologiques  de  la  chaine  du  Caucase.  1875. 

ü>)  Abich:  ßtudes  aur  les  glaciers  »ctueb  et  anciens  du  Caucase. 
1870.  — Bemerkungen  über  die  Geröllablagerungen  im  Kaukasus.  Bull, 
do  l'Aead.  de  St-IYtcrxbourg  1871.  — Erforschung  der  gegenwärtigen  und 
frühem  Gletscher  im  Kaukasus.  Sammlungen  von  Mitteilungen  über  den 
Kaukasus.  Bd.  I,  1871.  (Itu »tisch.) 

U)  Miuchketov:  Geologischer  Ausfiug  nach  dem  Kaukasus.  Milteil, 
der  russ.  Ueogr.  Gesellschaft  1882.  (Russisch.) 


Gletscher  auf  dem  Kaukasus  zur  Eisepoche  hinzufügt,  und 
endlich  die  bisher  nur  in  vorläufigen  Renditen  bekannten 
Mitteilungen  Muschketovs  über  die  alten  Gletscher  Mittel- 
Asions,  so  erhalten  wir  ein  ziemlich  vollständiges  Uild  von 
den  Gobirgsglotschorn  während  der  Eisepocho  in  Europa 
und  Mittelasien. 

Unter  anderm  haben  diese  Forschungen  zur  Feststel- 
lung der  zuerst,  schon  im  Jahre  1877  von  Peschei  in  sei- 
nem berühmten  Werke  „Völkerkunde“  (S.  43)  erwähnten 
Thatsache  geführt,  dafs  nämlich  die  Verbreitung  der  Glet- 
scher in  Europa  und  Asien  während  der  Eisepocho  von 
West  nach  Ost  abnahm.  Dieses  Resultat,  zu  dem  mau  auf 
dem  Wogo  genauer  Vergleichungen  gekommen  ist,  bringt 
seinorsoits  die  Frago  von  der  Entwickelung  der  Eisdecke 
immer  mehr  und  mehr  auf  don  Standpunkt,  boi  dem  wir 
dio  frühero  Vergletscherung  nur  als  eine  aufserordentliche 
Verstärkung  der  jetzt  existierenden  Glotsohor x)  zu  betrach- 
ten habon.  Die  mäohtigo  Entwickelung  des  Eisos  ging  von 
den  Zentren  aus,  wo  sich  noch  jetzt  dessen  mächtige  Reste 
erhalten  haben.  Auf  deD  Gebirgsmassen,  auf  denen  in  der 
gegenwärtigen  geologischen  Epoche  die  Gletscher,  ungeach- 
tet der  verhältnismäfsig  bedeutenden  Höhe  dieser  Berge, 
schwach  entwickelt  sind,  war  auch  zur  Zeit  der  Eisepoche 
relativ  dieselbe  Gletschervorbrcitung.  Dort  endlich,  wo  jetzt 
gar  keine  Gletscher  sind , gab  es  auch  damals  keine , oder 
es  existierten  nur  lokale  Gletschor,  die  auf  keinen  Fall  in 
weite,  ununterbrochene  Eisfelder  zusammenflossen.  Hier  ist 
nicht  der  Platz,  die  außerordentliche  Bedeutung  dieses 
auch  an  don  Gletsohorn  Asions  und  Amerikas  bestätigten 
Schlusses  für  die  Lösung  theoretischer  Fragen  über  die 
Eisepoche  zu  entwickeln.  Ich  werde  nur  darauf  hinweisen, 
dafs  derselbe  die  Geologen,  die  sich  mit  der  posttertiären 
Periode  beschäftigen,  immer  mehr  und  mehr  zu  dor  Über- 
zeugung bringt,  dafs  seit  dem  Ende  der  tertiären  Periode, 
in  Europa  wenigstens,  keine  wesentlichen  Veränderungon 
in  den  Umrissen  dos  Festlandes  stattgefunden  haben.  Soviol 
uns  uusro  Kenntnisse  Uber  die  Verbreitung  der  einstigen 
und  gegenwärtigen  Gletschor  im  Kaukasus  und  in  den 
Gebirgen  Mittelasiens  zu  urteilen  erlauben,  sind  dieselben 
auch  auf  die  Grenzgebiete  zwischen  Asien  und  Europa  zu 
beziehen.  An  dem  Glauben,  der  den  verschiedensten  Hypo- 
thesen als  Lieblingsthema  gedient  hat,  dafs  hier,  aufserlialb 
der  streng  bezeichneten  Grenzen  des  Aralo  - Kaspischen 

l)  A Heim : Gletscherkunde.  1835,  S.  551—567. 

A.  Penck:  Vergletscherung  der  deutschen  Alpen,  S.  437  ff. 

Partsch  a.  a.  0. 

Muechkotov  a.  a.  0. 

Wojeikov:  Klimatische  Bedingungen  der  Uletschererseheinungon.  Ver- 

handlungen der  Mineralogischen  Gesellschaft  1881.  (ltuasiscb.)  — Von 

demselben:  Gletscher-  und  Eiszeiten  in  ihrem  Verhältnisse  zum  Klima. 

Zeitsehr.  d.  Deutsch.  Gesellsch.  f.  Erdkunde,  Berlin  1881.  — Von  dem- 

selben: Die  Klimata  des  Rrdball*.  St.  Petersburg  1884.  (Russisch.) 


Digitized  by  Google 


259 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren 

Beckens,  beträchtliche  Verrückungen  von  Land  und  Meer 
stattgefunden  hätten , wird  auch  von  dieser  Seite  stark 
gerüttelt. 

Durch  die  Arbeiten  der  Herren  Berendt1),  Penck2), 
Creduer3)  u.  a.  ist  dor  Zusammenhang  der  Ablagerungen 
des  sogenannten  Gescbiebelehms  und  überhaupt  der  Ver- 
breitung der  skandinavischen  Geschiobebildungen  im  nörd- 
lichen Deutschland  mit  der  Entwickelung  eines  mächtigen 
Gletschers  festgestellt,  der  sich  einst  von  Skandinavien  aus 
über  den  gröfsten  Teil  diosor  Gegend  herabliefs.  Die  letz- 
ten Arbeiten  der  preußischen  Geologischen  Landesanstalt4) 
bestätigen  und  entwickeln  nur  die  glänzende  Theorie  von 
einem  kolossalen  skandinavischen  Gletscher,  die  von  To- 
rell 5)  für  Schweden  und  von  dem  Fürsten  Krapotkin 6 *)  für 
Finnland  entwickelt  worden  ist.  Durch  die  Arbeiten  von 
Wolf*),  Stur8),  Tietze9),  Hilber10)  und  Uhlig11)  ist  die 
südliche  EntwickelungsgTenze  der  erratischen  Geschiebe- 
bildungen, welche  Polen  und  den  nördlichen  Teil  Galiziens 
bedecken , genau  angegeben  worden.  Durch  eine  ganze 
Reihe  in  den  letzten  Jahren  ausgeführter  Forschungen,  die 
sich  an  die  Grundansicht  der  Arbeit  Krapotkins  eng  an- 
achliefsen,  ist  in  Rufsland  die  Ansicht  entwickelt,  dafs  der 
Geschiebolehm  und  die  erratischen  Blöcke  ein  Moränen- 
rest desselben  skandinavischen  Gletschers  seien.  In  diosor 
Richtung  sind  bo  sonders  die  Arbeiten  von  Holmerson  12), 
Schmidt13 *),  Growingk11),  Armuscheveki 15)  und  dem  Vor- 
faasor16)  dieser  8chrift  zu  beachton,  die  sich  auf  bedeu- 


')  Glotw.herthcorir  oder  Drift  thoorio  in  Norddentaehland.  ZeiUchr.  d. 
deut-seh.  Geolog,  GeselUch.  1879. 

*)  Die  Geschiebeform  in  Nnrddeutschland.  Ebend.  1879. 

*)  Cbor  OleUehcrMblilf*  bei  LeipsiR.  Ebend.  1879. 

*)  S.  eine  gerne  Reibe  von  Arbeiten  preußischer  Geologen  in  „Jahr- 
buch der  preußischen  Geologischen  Lindesaustilf  für  1880 — 1888. 

5)  Undennkningar  öfver  iatiden.  Vetenak.  Akad.  Forhandl.  1872  and 
Zeitschrift  d.  deutsch.  Geolog.  GeselUeh.  1875,  S.  961. 

®)  Forschungen  Uber  die  Eisaeit.  Schrift  d.  ruaa.  Qeogr.  Qceellech. 
Bd.  VII.  1876.  (Ruaaiach.) 

7)  Verband!,  d.  Geolog.  Reichaanatalt  1859.  — Ebend.  1860- 

S)  Ebend.  1860. 

°)  Jahrbuch  d.  Wiener  Geolog,  Uoiclisarutalt  1882,  1.  Heft.  — Ebend. 
1883,  2.  Heft. 

10)  Ebend.  1882,  2.  lieft. 

11)  Ebend.  1883,  3.  lieft. 

19)  Studien  Uber  die  Wanderbldcko.  I und  II.  AHmoiros  de  l'Acad. 
de  St.-Pitersbourg  1869  und  1882. 

u)  Die  Berichte  Schmidts  für  die  Jahre  1882 — 83  und  1884  in  den 
Bulletins  des  Geolog.  Komitees.  (Russisch.)  — F.  Schmidt:  Mitteilungen 
über  die  glazialen  und  postglazialen  Bildungen  von  Esthland,  ösel  und  Inger- 
manland.  Zeitschrift  d.  Geolog.  Geaellach.  1884,  2.  Heft. 

14)  C.  Gtevringk:  Erläuterungen  zur  geologischen  Karte  Liv-,  Krth- 

und  Kurlands.  1879. 

15)  Armaschcraki : Geologiaehe  Gberaicht  des  Gouvernements  Drehend- 
gor.  Schriften  der  Naturforscher -Gesellschaft  zu  Kiew,  Bd.  VII,  1883. 
(Rnasiseh.)  — Armaachevskis  Berichte  über  die  Erforschung  de»  Gouverne- 
asnts  Pultava  für  dis  Jahrs  18B2  und  1888  in  d.  Bull.  d.  rasa.  Geolog. 

Komitees.  (Russisch.) 

1®)  NUcitin:  Geologiacbo  Gberaicht  des  Oobielc»  Wctluga.  Material 

für  die  Geologie  BuUsnds,  Bd.  XI,  1883.  (Russisch.)  — Allgemeine  geo- 
logische Karte  von  Kußlaud.  Blatter  56  und  71.  Mbmoiree  du  Comit4 
gbol.,  Vol.  I u.  II.  — N ikitina  Berichte  über  die  Forschungen  in  den 


in  Rufslarid  und  dein  Uralgebirge. 

tendo  Fliichou  Rufslands  beziehen,  die  von  Geschiebobil- 
düngen  eingenommen  sind. 

Es  ist  überflüssig,  sich  hier  Uber  die  wichtige,  ja  man 
kann  sagen  universelle  Bedeutung  auszulassen , die  das 
Erforschen  dor  Spuren  der  Gletscherersehoinungen  im  Ural 
und  in  Zentralrufsland  hat,  worüber  unter  anderra  auoh 
gegenwärtige  8chrift  handelt.  Nicht  der  Geolog  allein 
schöpft  eine  Meugo  Daten  aus  den  Besaiteten  dieser  For- 
schungen , die  viole  Seiten  des  geologischen  Baues  der 
russischen  Ebone  beleuchten.  Die  Erforschung  der  Gesetze 
für  die  geographische  Verbreitung  auf  derselben  dor  gegen- 
wärtig existierenden  Tiere,  der  Pflanzenformen  und  endlich 
dos  Menschen  ist  heutzutage,  wie  bekannt,  mit  der  Ver- 
breitung der  Gletscher  zur  Eisepoche  bei  uns  eng  ver- 
bunden. 

Die  möglichst  genauen  Grenzen  des  skandinavi- 
schen Gletsohers  in  Zentralrufsland  würden  wir 
erhalten,  wenn  die  Entblöfsungen  des  angeschichteten  Ge- 
schiebelehmB  und  der  ihm  analogen  ungeRchichteten  Trüm- 
mergesteine  und  Sandarten,  die  ungeschichtete  Geschiebe 
enthalten,  auf  der  Karte  aufgetragen  würden.  Für  solch  eine 
Arbeit  sammle  ich  Daten;  sie  kanu  aber  wegen  der  Größe 
der  Aufgabe  und  wegen  der  Widersprüche  der  wissenschaft- 
lichen Angaben,  die  oinor  Berichtigung  an  Ort  und  Stelle 
bedürfen,  nicht  bald  orschoinon.  Vorläufig  kann  zu  diesem 
Zwecke,  wenn  auch  nur  in  den  allgemeinsten  Zügen,  die  Er- 
forschung der  Grenzlinie  der  erratischen  Blöcke 
und  Rollsteino  dienen,  ohno  die  sie  oinschließende  Ge- 
steinsart in  Betracht  zu  ziehen.  Die  Bedeutung  solcher  For- 
schungen wird  jedoch  durch  zwei  Umständo  vermindert,  welche 
nne  stellenweise  bewegen,  einem  Gletscher  irrtümlich  größere 
Verhältnisse  zuzuschreiben,  als  sie  in  der  That  waren.  Einer- 
seits ist  durch  alle  Forschungen  der  jetzigen  und  einstigen 
Gletscher  bewiesen,  daß  Gletschergerölle  und  Geschiebe  von 
den  Gletscherbächen  und  -strömen  auf  bedeutende  Entfer- 
nungon fortgetragen  und  darauf  in  den  obern  Teilen  dor 
Flufsthäler  mitten  unter  alluvialem  Material  abgesetzt  wor- 
den sind.  Anderseits  habe  ich  mich  beim  DurchBehen  der 
russischen  geologischen  Litteratur  in  bezug  auf  die  vor- 
liegende Frage  überzeugt,  daß  in  vielen  Forschungen  gar 
kein  Unterschied  gemacht  wird  zwischen  wirklichen  errati- 
schen Blöcken  und  Gerollen  und  zuweilen  auch  sehr  be- 
deutenden Stücken  lokaler  Gesteine,  die  duroh  die  Kraft 
der  Flußströmungen  und  des  Flußeises  oft  in  weite  Fer- 
nen gebracht  werden. 

Deshalb  habe  ich  mich  zu  jeder  dieser  Angaben  kritisch 
verhalten,  aß  ioh  weiter  unten  auf  Grund  der  neuesten 


Gouvernement*  JoroaUv,  Twer,  Koatroma,  Moskau  und  Wladimir  in  den 
Bull.  d.  russ.  Geolog.  Komitees  flir  die  Jahre  1882 — 84.  (Ruaaiach.) 

33* 


Digitized  by  Google 


260 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


Forschungen  die  Grenzlinie  der  Fundstätten  von  Gesehiobe- 
bildungen  zog,  und  habe  allo  zweifelhafteu  Fälle  beseitigt, 
wo  sich  irgend  eine  Möglichkeit  bot,  den  Gerollen  einen 
rein  alluvialen  Ursprung  zuzuschreiben,  besonders  wenn 
die  Angabe  gefundener  Gerolle  nicht  von  einer  umstand* 
liehen  Beschreibung  der  Ablagerungon,  in  denen  sie  gefun- 
den wurden,  begleitet  ist.  So  eino  kritische  Analyse  des 
Ursprunges  der  Geschiebe  wird  durch  dio  petrographische 
Beschaffenheit  derselben,  zugleich  mit  der  geographischen 
Lage  ihres  Fundortes  wesentlich  unterstützt.  Gerolle  von 
gleichen  petrographischen  Bestandteilen  bieten  bei  weitem 
nicht  überall  gleich  überzeugende  Beweise  ihres  erratischen 
Ursprunges.  So  z.  B.  können  Granitblöcko,  die  im  mitt- 
lern  Rufsland  als  herrliches  leitendes  Element  dienen,  nicht 
als  solches  im  Gebiete  des  Dnjopr  und  Don  gölten , we- 
nigstens nicht  ohno  die  genaueste  mikroskopische  Unter- 
suchung ihrer  petrographischen  Bestandteile,  da  in  den 
letztgenannten  Gebieten  solche  abgerundeten  Geröllo  höchst 
wahrscheinlich  lokalen  Ursprunges  von  kristallinischem  Ur- 
gesteine sind.  Findet  man  aber  im  Gouvernement  Kiew 
Geschiebebildungen  mit  Fossilien  aus  dem  nordwestlichen 
Silur  oder  Steinkohlenkalk,  so  dient  es  im  Gegonteil  als 
untrüglicher  Beweis,  dafs  es  erratische  Findlinge  sind.  Be- 
sonders charakteristisch  aber  für  den  gröfsten  Teil  Rufs- 
lunds,  der  ehemals  vom  skandinavisch -russischen  Gletscher 
bedeckt  war,  sind  eine  Menge  Geschiebe  von  typischem 
roten  Olonetzschen  Sandstein  (Schokschinskyschor  Stein), 
der  längs  der  ganzen  östlichen  Grenzo  der  Gcscbiebobil- 
dungen  von  dem  Flusse  Medweditza  bis  zur  Wotluga  und 
Wytschegda  verstreut  ist. 

Auf  Murchisons  Karte  ging  die  Vorbreitungs- 
grenze der  erratischen  Blöcke  in  Rufsland,  wie 
man  weifs , aus  dem  nördlichen  Toile  Galiziens  durch  den 
Norden  des  Gouvernements  Volhynien  an  den  Flufs  Pri- 
petj,  von  da  zwischen  den  Gouvernements  Tschernigov  und 
Mohilev,  dann  weiter  südlich  bis  zur  Stadt  Putiwl  und 
den  Flufs  Seim,  machte  darauf  eino  scharfe  Biegung  gegen 
Nordon  bis  Kosclsk  und  Peremischl  im  Gouvernement  Ka- 
luga,  ging  hierauf  auf  Krapiwnu  im  Gouvorneraent  Tula 
zu , und  dann  nach  Süden  bis  zur  Stadt  Woronesh ; von 
hier  aus  zog  sich  die  Grenze  in  nordöstlicher  Richtung, 
durchschnitt  die  Gouvernements  Rjasan,  Tambow  und 
Nishuy- Nowgorod,  ging  dann  weiter  zwischen  den  Flüssen 
Unsha  und  Wjotluga  und  längs  des  nordöstlichen  Zweiges 
dor  Wolga -Dwinschen  Wasserscheide  hin.  Diese  Grenze 
ging  zwischon  den  Flüssen  Nem,  Petschora  und  Kolwa  fast 
dirokt  bis  auf  dou  Ural  zu,  worauf  sie  gegen  Nordwest 
längs  dos  westlichen  Abhanges  des  Timanschon  Gebirges 
abbog.  Als  Grundlage  für  dio  Augabun  dieser  Grenze 
dienten  drei  grofse  Expeditionen  der  Herren  Murchison, 


Blasius  und  Keyserling.  Dio  vollständige  Abwesenheit  von 
Gerölleu  Bnnländisch -kristallinischer  Gesteine,  welche  von 
Keyserling  für  das  Potschora-Gobiet  konstatiert  worden  ist, 
war  dio  Ursache,  dafs  die  Grenze  gegen  den  westlichen 
Abhang  des  Timanschen  Bergrückens  abwich.  Als  höchst 
wichtig  erscheint  das  bereits  von  Murchison  aufgoBtellto 
Faktum , dafs  die  Verbreitungsgrenze  der  Geschiebe  im 
Süden  und  Osten  Rufslands  eine  allgemeine  nordöstliche 
Richtung  hat  mit  zwei  gegen  Süden  bei  den  Städten  Pu- 
tiwl und  Woronesh  vortretenden  Spitzen.  Wenn  bei  gegen- 
wärtig herrschender  Ansicht  Uber  die  erratischen  Rollsteine 
dio  Verbroitungsgronze  derselben,  wie  obon  gesagt,  mit 
derjenigen  des  Gletschors  auch  nicht  fUr  übereinstimmend 
gelten  kann,  da  dio  Geröllo  durch  die  Kraft  fliefsender 
Wasser  nochmals  eino  Strecke  weitor  getragen  worden  konn- 
ten, so  zeigt  doch  dio  Richtung  und  der  Umrifs  des  von 
ihnen  eingenommenen  Gebietes  auf  den  Verbreitungscharak- 
ter des  Gletschers  im  allgemeinen.  Auf  diese  Weiso  zeigt 
ein  Blick  auf  Murchisons  Karte,  dafs  das  erratische  Material 
mit  der  Annäherung  an  den  Ural  nicht  nur  nicht  zunahm, 
was  notwendig  hätte  sein  müssen,  wenn  dieser  Bergrücken 
selbst  das  Zentrum  der  Gletscherentwickelung  gewesen 
wäre,  sondern  dafs  es  im  Gegenteil  in  einiger  Entfernung 
von  demselben  abbrach  und  sich  demselben  nur  in  einem 
Punkte,  bei  dem  Anfänge  dos  Flusses  Wytschogda,  näherte. 

Sehen  wir  jetzt,  wie  dio  nachfolgenden  Forschungen 
die  Grenzen  des  Gebietes  dor  orratisohon  Blöcko  und  zu- 
gleich auch  des  skandinavischen  Gletschers  in  Rufsland 
verändert,  haben.  Froilich  kann  dioso  Grenze  jetzt  nur  in 
den  allgemeinsten  Zügen  angegeben  werden,  da  für  den 
gröfsten  Teil  Rufslands  ausführliche  geologische  Forschun- 
gen fehlen,  bei  denen  aufserdem  die  Geschiebolager  oft 
gar  nicht  beachtet  worden  sind.  Es  ist  auch  selbstver- 
ständlich, dafs  meine  Forschungen,  die  fast  ausschliefslich 
auf  einem  aus  der  Litteratur  geschöpften  Material  gegrün- 
det sind,  nicht  auf  Originalität  Anspruch  machen  dürfen, 
dafür  aber  auch  nicht  für  die  Unrichtigkeiten  der  mitge- 
teilten  Fakten  verantwortlich  gemacht  werden  können.  Ich 
stehe  nur  für  die  Vollständigkeit  dos  gesammelten  Materials, 
aus  dem  ich  alles  Zweifelhafte,  Unbewiesene  und  Unwahr- 
scheinliche zu  scheidon  bomüht  war. 

Im  Gouvernoment  Volhynien  *)  ist  die  Grenzo  der  Ge- 
schiobobildungen  nur  etwas  gegen  Südost,  ungefähr  bis 
zum  Flufsthal  des  Styr,  gerückt.  Im  ganzen  übrigen  Gouver- 
nement, aufser  dem  nördlichen  Kreise  Owrutsch,  wird  dio  An- 

')  Oeovtki : Geologische  Ohereieht  das  Gouvernement«  Volhynien. 
1807.  (llussiacli.)  — Karbol- de -Maroij  und  Kaipiiuki : Ideologische  For- 
schungen ira  Gouvernement  Volhynien.  1873.  (Kuasiscb.)  — Barbot-de- 
Mnmij:  Geologische  Forschungen  in  den  Gouvernement»  Kiev,  l’odolien 
und  Volhynien.  Verhandl.  d.  Minenlog.  GejelUch. , Bd.  VII,  1872. 
(Konttch.) 


Digitized  by  Google 


261 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


Wesenheit  nördlicher  erratischer  Blöcke  abgosprochen.  Duni- 
kovski1 *)  weist  darauf  hin,  dafa  er  nördliche  orratische  Blöcke 
Ton  Granit,  Syenit  und  Quarzit  längs  dos  obern  Laufes 
des  Flusses  Bug,  im  nördlichen  Teil  von  Podolien,  zwi- 
schen den  Städten  Proskurov  und  Mendshibosh  gefunden 
hat.  Abgesehen  davon , dafs  dieses  Faktum  allen  ubrigon 
Forschungen  sowohl  der  österreichischen  als  der  russi- 
schen Geologen  widerspricht,  welche  die  Grenzo  der  nörd- 
lichen Geschiebebildungen  viel  nördlicher  bezeichnen,  kann 
ich  nicht  umhin,  Herrn  V.  IThlig*),  der  Herrn  Dunikovskis 
Arbeit  referiert  bat,  darin  boizustimnien,  dafs  der  nördliche 
Ursprung  der  Blöcke  von  diesem  Verfasser  durchaus  nicht 
begründet  ist.  Die  Arboiten  von  Dubois  (1831)  und  Feo- 
filaktov  (1851)  zeigen  hier  dagegen,  den  ganzen  Bug  ent- 
lang bis  zur  Stadt  Protkurov  inkl.,  Hervortrittspunkte  von 
Urgraniten,  wie  sie  auch  auf  der  Karte  von  Podolien  von 
Barbot-de-Marnij  angegeben  sind.  So  erklärt  sich  das  Yor- 
handeuscin  von  Granitblöcken  ira  Löfs  bei  der  Stadt  Pros- 
kurov auf  ganz  natürliche  Weise  durch  die  oberflächliche 
Zerstörung  derselben,  wenigstens  vorläufig,  bis  eine  genaue, 
vergleichende  mikroskopische  Untersuchung  nicht  von  dem 
Gegenteil  überführt.  Duroh  dio  umfangreichen  Forschungen 
des  Hrn.  Armaschowski 3 *)  wird  die  Entdeckung  der  Prof. 
Feofilaktov  und  Borissjak  von  unzweifelhaft  nördlichem  Ge- 
schiebe bei  Kiev  und  Pultawa  auf  einen  grofson  Teil  Klein- 
Hufslands  ausgedehnt.  Es  hat  sich  erwiesen,  dafs  erra- 
tische Geschiebebildungen  das  ganze  Tschernigovsche  und 
den  östlichen  Teil  dos  Kievschen  Gouvernements  bedeoken, 
und  dafs  die  Gronzscheide  durch  die  Kreise  Owrntsch, 
Kodomyslsk,  Wassilkow  und  Swonigorod  geht.  Barbot-de- 
Marnij*)  und  Armaschewski  wollen  auf  keinen  Fall  eine 
weitere  Verbreitung  der  Geschiobehildungen  nach  dem  Süden 
zu,  ins  Gouvernement  Cherson,  anerkennen.  Im  Gouverne- 
ment Pultawa  fuhrt  Armaschewski  dio  Grenze  der  Ge- 
schiebe zwischen  don  Flüssen  Psjel  und  Worskia  hindurch. 
Von  liier  nach  Norden  weicht  die  neue  Greuze  im  Gebiete 
der  Gouvernemonts  Kursk , Orel , Tula  fast  in  niohts  von 
den  von  Murchisou  gegebenen  Daten  ab,  die  für  annähernd 
richtig , und  die  Abwesenheit  von  Geschiebebildungen  bis 
zu  den  Gebieten  der  Flüsse  Shisdra  und  Upa  für  bewieson 
zu  halten  sind.  Dafür  hat  das  Gebiet  der  Geschiebebil- 
dungen östlich  von  Woronesh  oine  bedeutende  Erweiterung 
erlitten.  Pacht5)  hat  erratische  Blöcke  im  Gouvernement 

')  Zeitschr.  d.  deutsch.  Geolog.  Gesellseli.  1884,  Nr.  1. 

3)  Verbund  I.  d.  Geolog.  RoichsonstnU  1884,  Nr.  13. 

3)  Armaschewski:  Du  Gouvernement  Tsehcrnigov,  a.  u.  0.  — Be- 
richte Ober  die  Forschungen  im  Gouvernement  Pultawa,  a.  u.  0.  (Kuv 
noch.}  — Seine  persönlichen,  noch  nicht  veröffentlichten  Mitteilungen. 

*)  Baibot-de-Muoij : Geol.  Übersicht  de«  Oouvcm.  Cherson.  1869,  X. 

4)  Pacht : Ocognostische  Forschungen  von  Woronesh  bis  Samara.  (Ball, 
d.  üeogr.  GeselDch.  1856.  (Russisch.)  — Kbend.  Beitrüge  zur  Kenntnis 
des  Rassischen  Reichet.  1858. 


Tambov  und  im  westlichen  Teil  des  Gouvernements  Pensa 
gesehen.  Kulibin  l)  hat  ihre  Verbreitung  im  ganzen  Gou- 
vernement Tambov  angegeben  und  bewiesen,  dai's  die  Süd- 
grenze  von  Woronesh  aus  durch  den  südlichen  Teil  des 
Ussmanschen  Kreises  in  den  nördlichen  von  Borissoglebak 
geht  Die  Forschungen  von  Sintzov  3)  und  Dokutsohaiev s) 
haben  die  Verbreitung  der  Geschiebebildungen  nach  Süd- 
osten  bis  zum  Flusse  Medweditza  verfolgt  und  die  südliche 
Grenze  längs  der  Eisenbahnlinie  Griasy — Zarizyn  bis  zu 
dem  Busuluk  (einem  Nebenflüsse  des  Choper) , der  Art- 
schoda  (einem  Nebenflüsse  der  Medweditza),  der  Tersa 
und  bis  zum  rechten  Ufer  der  Medweditza  in  ihrem  obern 
Laufe  erweitert.  Noch  vor  Sintzev  hat  Prof.  Borissiak*) 
darauf  hingewiesen,  dafs  südlich  von  Woronesh  bis  Ostro- 
goshsk  und  längs  der  Choper  und  der  Medweditza  Granit- 
blöcko  und  andre  Geschiebe  vorkämen.  Derselbe  Forschor 
verneint  die  Existenz  von  Geschiebebildungen  ira  Gouverne- 
ment Kursk  am  Donetz  und  längs  des  ganzen  Don  unter- 
halb Ostrogoshsk.  Auch  in  don  nördlichen  Teilen  des 
Gouvernements  Charkov  zeigt  er  auf  eine  vollständige  Ab- 
wesenheit von  Goschiebebildungcn.  Aber  am  mittlern  Laufe 
des  Donetz  hat  er  von  Zeit  zu  Zeit  Blöcke  kristallinischer 
Gesteine  gesehen,  obgleich  man  stark  daran  zweifeln  kann, 
dafs  es  nördlicho  erratische  Blöcke  seien , in  anbctracht 
dessen,  dafs  solche  im  ganzen  nördlichen  Teile  des  Gou- 
vernements Charkov,  laut  Angabe  des  Herrn  Borissiak  selbst, 
vollkommen  fehlen,  und  auch  in  anbetracht  dessen,  dafs  es 
wiederum  nach  seinen  Angaben  im  ganzen  Gouvernement 
Charkov  keinen  erratischen  Grus  und  Goröllo  und  koinen 
besonder»  erratischen  sandhaltigon  Lehm  gibt.  Dafs  es 
am  Donetz  Granitgeröllo  gibt,  läfst  sich  dadurch  erklären, 
dafs  nördlicher,  im  südlichen  Teile  des  Gouvernements 
Woronesh,  mehrfach  Urgranitgesteine  auftreten.  Nach  den 
bereits  erwähnton  Forschungen  der  Herren  Pacht  und  Ku- 
libin und  der  bewiesenen  Abwesenheit  von  Geschiebebil- 
dungen im  Gouvernement  Simbirsk  zu  urteilen,  geht  die 
östlicho  Grenze  längs  des  westlichen  Teiles  des  Gouvorne- 
monts  Pensa,  ungefähr  auf  Serdobsk,  Mokschansk  uud  wei- 
ter auf  Sarantk , Ardatov  (Gouvernement  Simbirsk) , längs 
des  untern  Laufos  dor  Sura  bis  zum  Gouvernement  Kasan5). 
Wegen  der  mangelhaften  Erforschung  des  Gouvernements 


')  Kuiibin : Gcognostische  übersieht  de*  Gourcmemcnta  Totnbor.  Ver- 

band!. d.  Minenlax.  GaxlDeli.  I,  1886.  (Russisch.) 

3)  Sintzer:  Allgemeine  geologische  Karte  Kurlands.  Bl.  93.  Memoire* 
du  Com.  Geol.  Vol.  II,  1885.  (Hum:  sch.) 

3)  Dnkutschaier:  Der  römische  Tseheraosera.  1883.  (Russisch.) 

*)  Borissiak : Sammlung  Ton  geologischem  Material  lür  Südrufaland 
1867.  (Russisch.) 

S)  Wangenheim  t.  Qualen.  Ball,  de  la  Soc.  de  Ultimi.  d«  Moscou 
1852,  Nr.  UI. 

Möller:  Dos  Gouremement  Nishni- Nowgorod.  Material  lür  die  Geo- 
logie Rufslands,  Bd.  VI,  1874-  (Russisch.) 


Digitized  by  Google 


262 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


Peima  und  der  daran  stofsenden  Teile  andrer  Gouverne- 
monts  kann  übrigens  die  Verbreitungsgrenze  der  Geschiebe- 
bildungen auf  der  Strecke  zwischen  dem  obern  Laufe  der 
Medweditza  und  dem  Suragobiete  noch  nicht  mit  vollkommner 
Genauigkeit  bezeichnet  werden.  Als  Resultat  der  Forschun- 
gen in  den  Gouvernements  Simbirsk  und  Saratov  bleibt  es 
jedoch  jedenfalls  fostgestollt,  duls  diu  nördlichen  erratischon 
Geschiebebildungen  auf  keine  Weise  bis  zum  rechten  Wolga- 
Ufer  gehen.  Die  letzten  Arbeiten  von  Dokatsuhaiev ')  zei- 
gen, dafs  die  Verbreitungsgrenzo  nördlicher  Geschiobobil- 
dungcn  schon  in  den  östlichen  Toil  dos  Gouvernemonts 
Nisbui-Nowgorod  tritt,  denen  er  im  gröfsten  Teile  dos  Ge- 
bietes  zwischen  den  Flüssen  Piana  und  Sura  nicht  weiter 
bogognot  hat.  Jenseit  der  Wolga  mufs  auf  Grund  mei- 
ner persönlichen  Beobachtungen®)  und  der  Forschun- 
gen von  Baron  Rosen3)  die  Grenze  Murcliisons  bis  ans 
rechte  Wetluga-  Ufer  versetzt  werden,  wo  das  Gebiet  nach 
Osten  hin  aufhört.  Den  obern  Lauf  der  von  Norden  kom- 
menden rechten  Nebenflüsse  der  Wetluga  umbiegond,  geht 
die  Grenze  der  Geschiebebildungen  laut  Krotovs  Beobach- 
tungen nach  Süden,  dabei  ins  Gebiet  der  Wetluga-Quellen 
eingreifend.  Von  hier  aus  wendet  sich  die  Scheidegrenze 
laut  der  höchst  ausführlichen  Forschungen  Krotovs4 *)  kurz 
vor  dor  Stadt  Kotelnitsch  nach  Nordon,  durchschneidet  die 
Nebenflüsse  der  Wiatka,  Moloma  und  Letka,  umbiegt  Orlov, 
Wiatka  und  Slobodsk  und  zioht  sich,  die  Wiatka  durch- 
schneidend , gegen  Osten , in  der  Nähe  des  rechten  Ufers 
der  Tschepza,  zu  den  Ausflüssen  der  Wiatka  hin. 

Leider  bleibt  uns  die  fernere  genaue  Richtung  der  erra- 
tischen Geschiebe  noch  immer  nicht  ganz  deutlich.  Herr 
Iwanow,  der  im  Aufträge  dor  Kasanor  Naturforscher-Gesell- 
schaft den  oborn  Lauf  der  Kama  bis  Ussoljo  im  Jahre  1879 
erforschte,  hat  bis  jetzt  seinen  vollständigen  Bericht  noch 
nicht  veröffentlicht.  Aus  don  kurzen  Angaben,  die  or  in 
einer  Sitzung  dieser  Gesellschaft,  den  21.  Dezembor  1879, 
gemacht  hat,  ist  zu  ersehen,  dafs  das  Gebiet  der  obern 
Kama  von  Geschiebebildungen  bedeckt  ist,  und  dafs  die 
meisten  Rollstoiuo  aus  Bergkalk , Feuersteinen  und  quarz- 
haltigem Sandstein  bestehen.  Ob  auch  Blöcke  kristallini- 
scher Gesteine  gefunden  wurden , und  namentlich  welcher, 
was  in  diesem  Falle  das  höchste  Interesse  bietet,  darüber 
äufsort  sich  dor  Roferont  gar  nioht-  Einem  Teile  dieser 


')  Dokstscboiev : Mstorisl  für  Titrierung  der  Ländereien  im  Gouverne- 
ment Nishni.  Die  Kreise  Sergatsch  und  Lnkitnov.  1834.  (Kusdich.) 

*)  Nikitin:  Die  Gegend  bei  Wetluga.  Material  für  die  Geologie  Hufs- 
lands,  Bd.  XI,  1883.  (Russisch.)  — Allgemeine  geologische  Karte  Bufs- 
lands.  Bl.  71.  Memoire«  du  ComiW  G*ol.,  Vol.  II,  1885. 

3)  Baron  Hosen : Bericht  über  einen  geologischen  Ausflug.  Beilage 
zum  Protokoll  der  Kasaner  Naturforscher  - GcselUehaft  für  das  Jahr  1878 
bia  1879.  (Ruseisch.) 

4)  Material  für  die  Geologie  des  Gouvernements  Wiatka.  III.  Schrif- 
ten der  Kotaner  Naturforscher-Gesellschaft,  Bd.  VIII,  1879.  (Uuxaiocb.) 


Blöcke  ist  wahrscheinlich  erratischer  Ursprung  zuzuschrei- 
ben, obgleich  die  beständige  Verwechselung  in  unsrer  geo- 
logischen Littcratur  der  wirklichen  erratischen  Blöcke  mit 
gewaschenen  Felsstücken  und  Rollsteinen  lokaler  Gesteine, 
die  in  unsern  Flufsthälern  ganze  Lager  bilden,  höchst  vor- 
sichtig zu  sein  empfiehlt,  wenn  auf  Grund  unbewiesener 
Angaben  Ubor  gefundene  Geschiebe  ohne  sorgfältige  Ver- 
gleichung derselben  mit  don  lokalen  Grundgesteinen,  und 
ohne  die  Beschreibung  dor  Ablagerungen,  in  denen  sich 
die  Gerolle  befinden,  ein  Schlufs  gezogen  worden  soll.  Im 
gegebenen  Fallo  z.  B.  erwarten  wir,  dafs  Herr  Iwanov  in 
seinem  vollständigen  Bericbto  ausführlich  erkläre,  dafs  die 
an  der  obern  Kama  gefundenen  Blöcke  Dicht  zu  den  Sand- 
und  Kalksteinen  der  permischen  Arten  und  der  Stufe  der 
bunten  Mergel  gehören  können,  die  hier  überall  entwickelt 
sind  und  von  Herrn  Iwanov  in  derselben  Sitzung  referiert 
wurden.  Das  eine  aber  scheint  vollkommen  glaubwürdig, 
dafs  nämlich  an  der  Kama , unterhalb  Ussolje , von  errati- 
schem Geschiebe  auch  nioht  die  Spur  vorhanden  ist1 *). 
An  diesem  Flusse  wird  nur  auf  abgorundeto  Kioselsteine 
von  Karbonkalk  mit  Fusulinen  kingewiesen,  welche  jeden- 
falls den  zahlreichen  Eutblöfsungen  lokaler  Grundgesteine, 
teils  an  dor  Kama,  doch  hauptsächlich  an  doron  Unken 
Nebenflüssen  angehören.  Zu  domselbeu  Schlüsse  bringen 
uns  Stuckonborgs®)  Untersuchungen  des  aUernördUchsten 
Nebenflusses  der  Kama,  der  Kolwa,  und  der  Wasserscheide 
zwischen  diesem  Flusse  und  den  Ausflüssen  der  Petschora. 
Dieser  Forscher  bat,  wie  aus  seinen  Arbeiten  zu  ersehen 
ist,  eingehende  Beobachtungen  der  Geröllefundstätten  ge- 
macht, und  dessenungeachtet  nur  an  einem  Punkte,  am 
Ufer  des  Tschussowa- SeeB,  einige  abgerundete  Sandstein- 
blöcke gefunden.  Das  waren,  wie  er  sagt,  die  ersten  Ge- 
rolle, donon  er  auf  dem  Wogo  begegnete.  FreiUcb  haben 
solche  Blöcke  mit  dor  Thätigkoit  dor  Gletscher  nichts  zu 
schaffen  und  gehören  den  iu  diosor  Gegend  überall  ent- 
wickelten pormischon  oder  Steinkohlen -Sandsteinen  an,  die 
durch  die  Kraft  strömender  Wasser  abgerissen  und  ge- 
rundet worden  sind. 

Nur  bei  dom  Übergang  in  das  Potsohora-Becken 
beobachtete  Stuckenberg  ziemUoh  viele  Gerölle,  wenn  auch 
von  geringer  Dimension.  Ijeider  weist  er  auf  die  petro- 
graphischen  Bestandteile  derselben  nioht  hin.  Jenseit  des 
Überganges  aber  in  don  Tkälern  der  Wolosnitza  und  der 
Petschora  trifft  Stuckonborg  schon  ziemlich  viele  Rollsteine, 
und  zwar  von  don  verschiedensten  Bestandteilen : Granit, 
Gneifs,  Kalk,  Schiefer  und  Sandstein.  Ganz  dasselbe  bo- 


’)  Sattxev:  Das  geologische  Profil  der  Kama-Ufer,  übend.  Bd.  VII, 
1878.  (Itaasiach.) 

*)  Stuckonborg:  Die  Gegend  an  der  Petachora  and  die  Timanscha 
Tundra.  Material  für  die  Geologie  Rublands,  Bd.  VI,  1875.  (Russisch.) 


Digitized  by  Google 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


263 


hauptot  auch  Hofmann,  der  vor  Stuckenberg  denselben  Weg 
genommen  hatte;  auch  er  hat  orratischc  Blöcko  kristalli- 
nischer Gesteine  nirgends  gesehen,  als  nördlich  vom  Über- 
gänge ius  Petschora-Beoken *  *).  Wenn  sich  erratische  Blöcke 
an  der  obern  Kama  und  endlich  auoh  im  westlichen  Teile 
des  Tscherdynsohen  Kreises  vorfinden,  so  geht  doch  deren 
Grenze , vom  Uralgebirge  stark  abweichend , in  nördlicher 
Richtung  und  schliefst  sich  an  die  Wasserscheide  in  dem 
Punkte , wo  zwischen  den  Nebenflüssen  der  Wytschegda 
und  der  Kama  auf  Murchisons  Karte  diese  Grenze  nach 
Keyserlings  Angaben  dem  üralgebirge  am  nächsten  kommt. 
Es  mufs  jedoch  bemerkt  werden,  dafs  Mnrchison  diese  Nähe 
der  Scheidegrenze  der  skandinavischen  erratischen  Blöcke 
zum  Ural  hier  vollkommon  schematisch  angezeigt  hat.  Nach 
Keyserlings®)  Worten  müfste  sio  bedeutend  westlicher  ge- 
rückt werden,  denn  die  lotzten  kristallinischen  Gerolle  fand 
er  an  der  Wytschegda , zwischen  der  Wyscliera  und  der 
Keltma  beim  Dorfe  Anybskoe.  Weiter  am  Flusse  hinauf 
hat  er  nur  abgerundete  Stücke  kanonischen  und  permischen 
Kalkes,  d.  h.  der  hier  in  den  Entblöfsungon  entwickelten 
Grundgesteine  gesehen.  Dasselbe  wird  auch  von  Barbot- 
de-Marnij s)  behauptet ; auch  er  hat  am  obern  Laufe  der 
Wytschogda  nur  Kieselsteine  von  Bergkalk  und  jurassischem 
Gesteino  mit  gut  konservierten  Fossilien,  als  Spirifer,  Bolem- 
niten  und  Aucellen  gefunden,  was  ebenfalls  nuf  den  lokalen 
Ursprung  dieser  Gesteine  hindentet  Das  alles  bestätigt, 
wenn  auch  nicht  mittelbar,  dafa  die  kristallinischen  Gerülle 
an  der  Wytschegda  nordwestlichen  Ursprunges  sind,  und 
nicht  vom  Timan  oder  Ural  stammen,  denn  im  entgegen- 
gesetzten Falle  würde  ihre  Anzahl  gegen  Osten  nicht  ab- 
nehmen, sondern  im  Gegenteil  anwachsen.  Auf  dem  Ti- 
mauschen  Gebirge,  wenigstens  in  dessen  südlicher  Hälfte, 
hat  Keyserling  weiter  keine  Blöcke  kristallinischer  Arten 
gesehen,  die  man  dem  skandinavischen  Geschiebe  im  Wyt- 
schegda-Gebiete  gloichstellen  könnte.  Gerade  auf  der  Ti- 
manschen  Wasserschoido  hat  er  wohl,  mitten  im  Sande, 
grofse  Blöcke  Quarzit  und  Kieselschiefer  gesohen,  aber  die- 
selben konnten  auch  von  lokalen  Grundgestoinen  stammen  *). 
Bemerkenswert  ist,  dafs  Keyserling  dieselbe  Abwesenheit  kri- 
stallinischer Gesteine  im  Flufsbette  auch  auf  seiner  Rück- 
reise an  dor  Wym5)  konstatiert,  an  der  er,  wio  auch  an 
don  Abhängen  dos  Timanschen  Bergrückens,  eine  Mengo  von 
Blöcken  und  abgebrochenen  Stücken  gesehen  hat,  die  aus- 

J)  Hofmann  : Der  nördliche  Ural.  1856,  S.  216. 

Keyserling:  Wissenschaftliche  Beobachtungen  auf  einer  Reise  in  das 
Potschora-Land  1846,  S.  349—352- 

9)  ßarbot-do-Marnij : Reise  in  die  nördlichen  Qouvemcmenta  Rufülandg. 
Verband!,  der  Minor.  Gccellsch.  1868.  (Rujtiieeh.) 

*)  Keyserling  a.  a.  0.,  8.  855. 

O)  In  dem  untern  Laufe  dieses  Flusses  Wym  waren  die  Verhältnisse 
während  Keyserliuga  Expedition  fiir  geolog.  Beobachtungen  ungünstig. 


schliefslich  aus  Kalkstein  lokalen  Ursprungs  bestehen  J).  Ira 
Resultat  dieser  Forschungen,  die  sich  auf  das  gesamte  Ma- 
torial  unsrer  Kenntnisse  von  der  östlichen  und  nordöstlichen 
Grenze  des  von  erratischen  Blöcken  eingenommenen  russi- 
schen Zentralfeldes  gründen,  sehen  wir,  dafs  diese 
Fläche  scharf  und  von  allen  Seiten  vom  Ural 
getrennt  ist,  und  wenn  sie  aufser  Skandinavien  und 
Finnland  mit  irgend  einem  andern  Zentrum  der  Gletscher- 
entwickelung zusammenhängt,  so  ist  es  allenfalls  mit  dem 
Timanschen  Gebirge,  von  dem  ein  Teil  zur  Eiszeit  vom 
Gletscher  bedeckt  war,  wovon  weiter  unten  dio  Rede  sein 
wird.  Der  Ursprung  der  erratischen  Blöcke  des  russischen 
Zentralfoldos , dessen  Umrifs  durch  die  oben  angeführte 
Grenze  gemacht  worden  ist,  hatte  Bchon  seit  Murchisons 
Zeiten  nicht  don  geringsten  Zweifel  erregt,  obgleich  die 
Ansicht  Ubor  deren  Ühertragungsweise  sich  seitdem  radikal 
verändert  hat.  Alle  Forscher  erkennen  einstimmig  den 
finnländischon  und  olonetzschen  Ursprung  deijonigen  von 
ihnen  an,  die  aus  kristallinischem  Gesteiue  bestehen;  und 
in  der  'l'hat,  wem  es  vorgekommen  ist,  unsre  Gerolle  mit 
Sammlungen  aus  den  Gouvernements  Finnland  und  Olonotz 
zu  vorgleichen,  mufs  vou  dor  Identität  derselben  überrascht 
gowoson  sein.  Dieselben  grauen  Nonnalgranite , dieselben 
roten  Granite  mit  Oligoklas  und  derselbe  charakteristische 
Rapakivi,  dieselben  Diorite,  Diabase  und  Glimmerschiefer, 
derselbe  schioforige,  fleischfarbige  Quarzsandstoin  (Schok- 
sohinschor  Stein),  sind  auf  der  ganzen  Fläche,  von  Kiev, 
Woronesh,  Arsamas,  Wetluga  bis  zu  der  Wytschegda  und 
der  Dwina  verstreut.  Alle  Eigentümlichkeiten  der  Geschiebo- 
arten  verschiedener  Gebiete  Rufslands  bestehen  hauptsäch- 
lich nur  in  den  Bestandteilen  der  kalkigen , sandigen  und 
andern  Gerolle,  die  .den  Ablagerungen  entsprechen , durch 
welche  der  Gletscher  gekommen  ist.  Ich  selbst  habe  eine 
Menge  grauen  Sordobolschon  Granit,  Rapakivi,  besonders 
aber  Schokschinschen  Stein,  im  ganzen  Gebiete  der  Unsba 
und  Wotluga  verstreut  gesehen,  ganz  ebenso,  wie  ich  sio 
auch  in  den  übrigon  Gouvernements  Zentralrufslands  beob- 
achtet habe;  mir  ist  kein  einziger  kristallinischer  Block 
dieser  Gegend  vorgekommen,  für  welchen  unter  den  jetzt  in 
bedeutendem  Mafse  erforschten  finnländischen  und  olonetz- 
schen Gesteinsarten  kein  Analogon  zu  Enden  wäre.  Gegen 
don  allgemein  anerkannten  nordwestlichen  Ursprung  der 
Geschiebe  des  zentralrussisohon  Foldes  ist  übrigens  kürz- 
lich, wie  es  scheint  ohne  genügenden  Grund,  der  Kasaner 
Geolog  Krotov8)  aufgetreten.  Er  meint,  dafs  die  ira  nörd- 


!)  Keyserling  a.  a.  0.,  S.  400—403. 

*)  Material  für  die  Geol.  des  Goar.  Wiatka  III;  Schriften  der  Ka- 
saner Katurforachergeaellschaft.  Beil,  rum  Protokoll  dieser  Gesellschaft 
Nr.  67.  1883.  — VorL  Ber.  für  d.  J.  1884.  Ball.  d.  Geolog.  Komitee 
1885,  Nr.  4. 


264 


Die  Grenzen  der  Gletacherepuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


liehen  Teil  dos  Gouvernements  Wiatka  vorherrschenden  Ge- 
rolle von  grauem  Granit,  Quarzit  und  Quarzsandstein  ura- 
liscbon  Ursprunges  seien,  während  ich,  nach  Erforschung 
dos  Nachbargebietes  Wetluga,  die  ebenfalls  unter  dem  Roll- 
steine vorherrschenden  Quarzsandstoine  und  grauen  Gra- 
nite unbedingt  Air  solche  Grundgesteine  halte,  deren  Aus- 
trittspunkte mir  an  den  Ufern  dos  Ladoga-  (Sordobolj)  und 
Onega-Soes  (Schokscha)  bekannt  sind.  Krotov  beweist  soine 
Behauptung  1)  indem  er  sagt,  dafs  dio  Wiatkaor  Geschiobo 
in  der  Nähe  (?)  dos  UralB  liegen.  Meiner  Berechnung 
nach  liegt  die  von  Krotov  erforschte  Gegend  von  dem 
nächsten  Punkte  des  nördlichen  Urals , an  dem  man  die 
Existenz  eines  alten  Gletschers  zugeben  könnte 1 * 3 *),  in  einer 
Entfernung  von  600,  und  von  dem  Onega-See  in  einer 
Entfernung  von  900  km,  was  den  Reweisanfuhrungen  Kro- 
tovs  jede  Bedeutung  nimmt,  da  es  bewiesen  ist,  dafs  Schok- 
schinscher  Sandstein  bis  zum  Flusse  Medweditza,  auf  eine 
Entfernung  von  1200  km  von  dem  Ursprungsort  fortge- 
tragen worden  ist.  2)  Krotov  sagt,  dafs  grauer  Granit 
und  Quarzsandstein  im  Ural  in  so  grofsor  Menge  sich 
findet,  dafs  das  Vorherrschen  derselben  in  den  Gescbiebe- 
blöcken  von  Wiatka  vollkommen  erklärlich  ist  Aber  auf 
die  zweimalige  Anfrage,  zu  welchen  Uralsandsteinen  und 
Graniten  namentlich  er  diese  Wiatkaer  Blöcke  rechnet,  fährt 
er  fort,  darüber  zu  schweigen.  Granit  abor  hat  am  west- 
lichen Abhange  des  nördlichen  und  mittlem  Urals  weder 
Krotov,  noch  ein  andrer  aufser  ITofmann  bis  zu  jüngster 
Zeit  in  situ  gesehen8),  und  auch  dieser  hat  ihn  jenseit 
des  64.  Breitengrades,  hoch  im  Norden  nach  dem  Über- 
gänge in  das  Petechora-Becken,  1000  km  von  der  Fundstätte 
der  Wiatkaer  Geschiebe  gefunden.  Kraft  allos  Gesagten 
kann  Krotovs  Meinung,  wenn  auch  für  originell,  doch  kei- 
nesfalls Air  bewieson  gelten , und  schwerlich  dio  allgemein 
anorkannto  Ansicht  über  den  Ursprung  der  russischen  Ge- 
sohiobelager  verändern,  besonders  aber  in  anbotracht  allos 
dessen,  was  ich  von  der  Isolierung  dor  Grenze  dieser  For- 
mationen im  Osten  und  Nordosten  vom  Ural  gesagt  habe, 
loh  bin  fern  von  dem  Gedanken,  diese  vollkommene  Iso- 
lierung Air  unbedingt  bewiesen  zu  halten,  doch  entspringt 
diese  Folgerung  dom  ganzen  uns  bisher  in  der  Litteratur 
bekannten  Material  in  bezug  auf  die  Erforschungon  des 
fernon  Ostens  und  Nordostens  Kufslands,  dus  freilich  nicht 
zu  den  Ländern  gerechnet  werden  kann,  deren  geologischer 
Bau  ausführlich  orforscht  ist. 

Jetzt  gehen  wir  zu  dem  zweiten  Teile  dieser  Abhand- 

*)  Siehe  weiter  unten. 

2)  AIn  schwach  entwickelt  kennt  man  die  Granite  auf  der  Ilauptwaaser- 
scheide  d«  Ural,  südlich  ron  der  Stadt  Jekatcrinburg  im  Gebiete  der  obem 
Tftchuitsnwaja  und  der  Tbleika  (Barbot  1862,  Hofmann  1870  und  Kar- 
pinski  1883);  aber  freilich  können  diese  Herrortritto  schon  wegen  ihrer 
Lage  in  keiner  Beziehung  xu  den  Wiatkaer  Geschieben  stehon. 


lung  über,  ob  nämlich  auf  dem  Ural  Spuron  von 
Glotscherorscheinungen  vorhanden  sind;  und, 
wenn  es  der  Fall  ist,  wie  weit  sich  die  Gletscher  der  Eis- 
epocho  nach  dem  Süden  erweiterten,  und  in  welchem  Mafoe 
sie  die  Abhänge  des  Urals  bedeckten?  Hier  ist  vor  allem 
auf  das,  wie  es  scheint,  festgestellte  Faktum  hinzuweiseo, 
dafs  gegenwärtig  der  ganze  Ural  bis  zu  seinen 
nördlichsten  Ausläufen  nicht  dio  geringsten 
Gletscher  aufzuweisen  hat.  Das  wird  von  so  kom- 
petenten Reisenden  im  Gobiote  des  nördlichen  Urals  be- 
hauptet, wie  Schrenk  *)  und  Hofmann !).  Die  Abwesenheit 
von  Gletschern,  und  dafs  die  Schneeünio  dort  Ubor  den 
Gipfeln  liegt , ist  um  so  überraschender,  da  dor  gröfste 
Teil  des  nördlichen  Ural  eine  Höho  von  1200 — 1600  m 
hat;  während  das  in  donselbon  Breiton  liogendo  Norwegen 
bedeutondo  Gletscher  besit  zt,  und  die  Sohneelinie  auf  dessen 
Bergon  nach  Norden  zu  sich  auf  700  m herabläfst  9).  Midden- 
dorf hat  auf  oin  noch  überraschenderes  Faktum  hingewiesen, 
dafs  nämlich  auch  an  dor  ganzen  nördlichen  Küste  Asiens, 
die  gegen  das  Eismeer  gorichtet.  ist,  keine  Gletscher  exi- 
stieren, obgleich  sich  hier  stellenweise  bedeutende  Gebirge- 
messen  orheben,  wie  z.  B.  auf  dem  Tairayr'1).  Diese  Rei- 
soliden  haben  wohl  hier  und  da  solche  Schneeanhäufungen 
beobachtet,  die  vom  Winde,  gleich  Schneewällon  (Schnee- 
Dünen),  zusammengefegt,  oder  in  tiefen  Schluchten  vor  der 
freien  Einwirkung  der  Sonnenstrahlen  geschützt,  im  Laufe 
des  ganzen  Sommers  nicht  schmolzen  und,  in  eine  Art  Firn 
verwandelt,  bis  zum  Winter  liegen  blieben;  die  gesamte 
Schneedecke  aber  bis  zu  den  höchsten  Spitzen  und  dem 
nördlichen  Auslauf  dos  Pai-Chou  verschwand  im  August 
vollständig.  Dafs  die  Ergebnisse,  zu  denen  die  Forscher 
der  Gletscherphanomone  der  Eiszeit  in  Europa  hinsichtlich 
dor  Glotschorverminderung  der  Alten  Welt  in  der  Richtung 
von  West  nach  Ost  und  der  bezüglichen  Proportionalität 
der  Gletscherentwickelung  zur  Jetztzeit  und  zur  Eisepoche 
gokommen,  auch  auf  das  Urnlgebirgo  anzuwonden  sind,  zu 
diesem  Schlüsse  gelangen  wir  in  gewissem  Grade , nooh 
ehe  wir  die  Analyse  des  in  der  Litteratur  vorhandenen 
Materials  über  die  Geologie  dos  Uralgobirges  unternehmen, 
und  sehen  auch  schon,  dafs  der  Ural  zur  Eiszeit  entweder 
I ganz  frei  von  Gletschern  war,  oder  dafs  die  Glotscherer- 
scheinungcn  dort  nur  minimale  Entwickelung  hatten,  die 
sowohl  dor  Höhe  des  Gebirges,  als  auch  dessen  geogra- 
phischer Lage  bei  weitem  nicht  entsprach. 

Die  Erforschungen  der  Schoidogronze  des  mächtigen 
skaudinavisch-russischen  Gletschers  haben  uns  in  der  That 


1)  Scbrcnk:  Heise  n»ch  d.  Nordosten  d.  curop.  Hofslands.  1818. 

*)  Hofmann : Der  nördliche  Ural  und  das  Gebirge  Pai-Chou,  1L 

3)  Heim:  Gletscherkunde,  S.  431. 

*)  Middendorf:  Heise  nach  Nord-  und  Ostsibiricn.  1863* 


Digitized  by  Google 


265 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren 

zu  dem  entschiedenen  Schlüsse  gebracht,  dafs  es  mächtige 
klimatische  Bedingungen  gegeben  hat,  die  der  Entwickelung 
des  Gletschers  nach  Osten  jenseit  der  Wolga  und  in  der 
Richtung  des  Urals  hinderlich  waren.  Diese  Bedingungen 
haben  sich  in  ihrer  energischen  Thätigkeit  auf  dem  Ural 
selbst  gezeigt  und  äufsorn  sich  auch  sichtbar  und  entschie- 
den in  allen  angrenzenden  Gebirgen  und  Ebenen  Asiens.  Die 
zu  Anfang  dieses  Aufsatzes  genannten  Arbeiten  der  Herren 
E.  Favre,  Abich  und  Muschketov  über  den  Kaukasus  sagen 
uns,  dafs,  so  wie  die  gegenwärtig  existierenden  Gletscher 
auf  den  Alpen  bis  zu  einer  Höhe  von  1000 — 1500  m über 
dem  Meeresspiegel  niedersteigen,  während  die  Gletscher  des 
Kaukasus  nur  bis  zu  einer  Höhe  von  2000 — 2800  m herab- 
kommen,  die  Gletscher  der  Eiszeit  in  den  Alpen  sich  bis 
zu  einer  Höhe  von  90 — 500  m herabliefsen,  auf  dom  Kau- 
kasus dagegen  die  letzten  Gletscherspuren  auf  oiner  Höhe 
von  600 — 900  m und  höher  angegeben  werden.  Noch  über- 
raschender sind  in  diesem  Falle  die  von  Muschketov  für 
die  Gebirge  Tian-  Schau  und  Pamir  gegebenen  Data.  Hier 
findet  man  Gletscher  dor  Jetztzeit  nur  in  einer  Höhe  von 
3000 — 3300  m , und  die  alten  Gletscher  liefsen  sich  nicht 
unter  1500  m herab.  Nur  der  Sarawschansk-Gletscher  steigt 
bis  auf  2700  m herab.  In  ganz  ähnlichem  relativon  Ver- 
hältnisse befinden  sich,  nach  Muschketov,  die  von  den  gegen- 
wärtigen und  den  einstigen  Gletschern  der  Alpen,  des  Kau- 
kasus und  Mittelasiens  eingenommenen  Felder.  Auf  dem 
Altai  übrigens  läfst  sich  der  Gletscher  von  Katunjunter,  dem 
50.  Breitengrade,  bis  auf  1240  m herab.  Dafs  in  Sibirien 
in  der  That  nichts  dem  ununterbrochenen  skandinavisch- 
russischen  Gletscherfelde  Ähnliches  oxistiert  hat,  dafür  zeugt 
die  in  den  Ebenon  Sibiriens,  als  auch  in  den  an  den  Ural 
grenzenden,  von  kompetenten  Beobachtern  konstatierte  Ab- 
wesenheit dessen,  was  im  europäischen  Hufsland  Geschiobe- 
bildungen  genannt  wird,  und  auch  die  Abwesenheit  jeder 
Spur  von  wirklichem  erratischen  Gerolle !). 

Mit  solchen , hauptsächlich  negativon  Daten  versehen, 
welche  alles  oben  Gesagte  liefert,  wollen  wir  uns  zum  Ural 
selbst  wenden,  und  versuchen,  uns  zu  den  in  der  geolo- 
gischen Littoratur  Rufslands  verstreuten  Angaben  über  die 
Spuren  der  Gletscherphänomene  der  Eiszeit  an  den  Ab- 
hängen dieses  Gebirgos  kritisch  zu  verhalten. 


I)  Siehe  Middendorf  a.  *.  0.:  Hofmann,  Reise  nach  den  Goldwisehen 
Ostsibiriens,  1847.  Middendorf  fuhrt  als  besondere  Ausnahme  die  Ent- 
wickelung arratisrher  Blöcke  an,  die  er  auf  Tatmyr  beobachtet  hat,  und  wo, 
aller  Wahrscheinlichkeit  nsch,  oin  slter  Gletscher  su  rerrnuten  ist.  Der 
Akademiker  Schmidt  hat  Spuren  erratischen  Materials  in  den  untern  Teilen 
des  Jenissei-lteckens  gesehen,  war  aber  nicht  im  stände  zu  entscheiden,  von 
welchem  der  dortigen  Gebirgsrücken  dieses  Material  kam.  Auch  in  Ost- 
aibirien  kennt  man  nur  Spuren  Ton  dilurialen  Gebirgigletsebero , die  aich 
nie  über  die  sibirische  Ebene  erstreckten,  wie  es  die  sibirischen  Studien 
ron  Krapotkin  ganz  deutlich  beweisen.  (Siehe  Neues  Jolirb.  f.  Min.  &e. 
1885.  I,  S.  23C.) 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  lieft  IX. 


in  Rufsland  lind  dem  üralgebirge. 

In  der  deutschen  geologischen  Litteratur  ist  die  Frage 
darüber , was  bei  gegenwärtigem  Stande  der  Wissenschaft 
für  die  untrüglichen  Merkmale  eines  frühem  Gletschers  zu 
halten  ist,  so  sorgfältig  bearbeitet,  dafs  ich  mich  wohl  kaum 
dabei  aufzuhalten  brauche.  Freilich  sind  verschiedene  Mo- 
ränoureste,  Geschiebeblöcke,  Schliffe  und  Schrammen  nicht 
die  oinzigen  Resultate  der  Thätigkeit  eines  Gletschers;  er 
wird  von  einer  ganzen  Reihe  geschichteter  Bildungen  be- 
gleitet, die  sich  an  seinen  Gronzon  und  teils  unter  ihm 
ablagern ; doch  wenn  diese  geschichteten  Bildungen  uicht 
von  den  oben  erwähnten  Moränenerscheinungen  begleitet 
werden , bieten  sie  selten  an  und  für  sich  die  Merkmale, 
um  zu  den  Gletschererscheinungen  gerechnet  zu  werden. 
Anderseits  gibt  es  eine  ganze  Reihe  von  Bildungen,  die  den 
Eindruck  von  Gletscherwirkungen  hervorrufen,  die  aber  in 
Wirklichkeit  ihre  Existenz  ganz  andern  Agentien  verdanken 
und  deshalb  zu  einor  Gruppe  unter  dem  Namen  .pseudo- 
glazialo  Erscheinungen“  verbunden  werden ,).  Das  alles 
geht  darauf  hin,  dafs  nur  eino  ganze  Reihe  deutlich  go- 
äufsertor  Moränon-  und  andrer  Gletschererscheinungon,  und 
nicht  ein  vereinzeltes  Vorkommnis  im  Stande  ist,  uns  von 
der  einstigen  Existenz  eines  Gletscher«  in  gegebener  Gegend 
zu  überzeugen.  Das  alles  mufs  besonders  auf  eine  solche 
Gebirgsmasse,  wie  der  Ural,  angewandt  werden,  wo  sich  die 
Existenz  eines  einstigen  Gletschers  in  einer  ganzen  Reihe 
von  Erscheinungen  hätte  wiederspiegeln  müssen,  wo  man 
Moränenspuren  auf  Schritt  und  Tritt  ttogegnen  müfste,  wo 
es  aber  zu  gleicher  Zeit  eine  Monge  besonderer  Ursachen 
gibt,  welche  pseudoglaziale  Erscheinungen  hervorbringeu 
konnten.  Indes  ist  die  Bedeutung  von  dor  Vergletscherung 
deB  Urals  zu  wichtig,  als  dafs  man  sich  zu  dorsolbon  leicht 
verhalten  könnte ; deshalb  erscheint  dio  strengste  Analyse 
aller  sich  darauf  beziehenden  litterarischen  Angaben  als 
eino  dringende  Notwendigkeit.  Bei  der  Erörterung  der  Ge- 
schichte unsrer  Kenntnisse  von  den  Spuren  der  Gletscher- 
erscheinungen im  Ural  läfst  sich  dieses  Gebirge  leicht  in 
zwei  Teilo  teilen:  den  nördlichen,  dor  bei  den  Quelleu  der 
Petschora  und  der  Wasserscheide  zwischen  deren  oboru 
Nebenflüssen  und  den  nördlichen  Nebenflüssen  der  Kama 
beginnt  und  dauu  weiter  in  die  Timankette  geht,  und  den 
mittloru  und  südlichen  Teil,  dor  südlich  von  diesem  Punkte 
liegt.  Zuerst  wollen  wir  uns  zu  dem  letztem  wenden. 

Alles  von  der  östlichen  Grenze  der  nordwestlichen  erra- 
tischen Blöcke  oben  Gesagte  und  die  vollkommene  Abwesen- 
heit derselben,  die  für  das  mittlere  und  untere  Kama- 
Becken  streng  bewiesen  ist,  überzeugen  uns,  dafs,  wenn  Ln 
irgend  einem  Teile  dos  Urals  bis  zu  der  obern  Kolwa  und 

')  Jahrbuch  der  preußischen  Geolog.  Landesanstalt  1883,  8.  547. 

Penck:  Die  Eiszeit  in  den  1‘yrenien  a.  a.  0.,  S.  172. 

l’enck  Pseudoglaxiale  Erscheinungen.  Ausland  1884.  Nr.  33. 

34 


Die  Grenzen  der  Gletecherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


266 

den  Potschora-Quelleu  ein  Gletscher  existiert  hätte,  dieser 
mit  dem  skandinavisch  * finnländischen  nicht  zu  einem  ge- 
meinsamen Eisfelde  hätte  zuBammoniliefsen  können.  Daraus 
folgt,  dafs,  wenn  Überhaupt  in  irgend  einem  Teile  des  mitt- 
lern  oder  südlichen  Urals  ein  Gletscher  existiert  hätte,  seine 
Spuren  sich  in  derselben  Form  hätten  erhalten  müssen,  in 
der  wir  die  Spuren  der  alten  begrenzten  Gletscher  in  den 
Alpen,  Pyrenäen,  dem  Kaukasus  &c.  finden,  mit  einem  Wort 
so,  wie  überall,  wo  die  Gletscher  nicht  in  ein  gemeinsames 
Feld  von  Inlandeis  übergingen.  Wir  müfsten  die  scharf 
ausgeprägten  Formen  der  Moränenerscheinungen  sehen,  mit 
den  bogenartigen  Wällen  ihrer  Endmoränen  und  den  ent- 
lang gehenden  Wällen  der  Seitenmoränen.  Nicht  nur  kennen 
wir  nichts  Ähnliches,  sondern  die  Detailkenntnisse  der  Ge- 
genwart von  sehr  vielen  Teilen  des  Urals  widersprechen 
dem  einstimmig.  Von  Murebison  ')  au  (der  freilich  diese 
Frage  von  einem  andern  Standpunkte  betraohtet  hat)  ver- 
neinen alle  Kenner  des  Urals,  als  Karpinski,  Möller,  Musch- 
ketov  u.  a.,  ondlich  auch  die  Geologen  des  Komitees,  dio 
an  dor  Aufnahme  der  Uralkarte  teilgenommen  haben,  jeden, 
auch  den  geringsten  genau  und  deutlich  geäufserten  Hin-  ! 
weis  auf  Gletscherablagerungen  und  deuten  darauf  hin, 
dafs  sie  in  den  von  ihnen  erforschten  Teilen  des  Urals  nur 
lokalen,  alluvialen  und  eluvialen  Detritus  gefunden  haben. 

Es  ist  durchaus  nicht  schwer  zu  beweisen , dafs  die  we- 
nigen, immer  nur  partiellen  Hinweise  auf  Beobachtungen 
der  vermeintlichen  Gletschererscheinungen  in  dem  zu  er- 
forschenden Teile  des  Urals  sich  entweder  nuf  unklare 
Begriffe  von  diesen  Erscheinungen  gründen , oder  auf 
Aufserachtlassen  und  irrtümliche  Erklärung  der  geologi- 
schen Prozesse,  die  während  der  posttertiären  Periode 
in  diesem  Gebirge  wirklich  stattgefunden  haben;  und  diese 
Spuren  gehören  zu  der  Kategorie  derjenigen  Erscheinungen, 
die  man  jetzt  pseudoglazial  zu  nennen  pflegt.  Alle  solche 
Angaben  bilden  zwei  Gruppen : a)  die  Spuren  von  Gletscher- 
schliff und  Schrammen,  und  b)  das  Vorhandensein  erra- 
tischer Blöcke. 

Vom  Gletsoherschliff  im  Ural  macht  uns  dio  erste  An- 
zeige Barbot  - de  - Marnij *  2),  der  die  Sanarkschen  Gold- 
seifen im  östlichen  Abhange  des  südlichen  Urals  untersucht 
und  dort  Kalksteine  mit  glattpolierter  Oberfläche  gefunden 
hat,  welche  den  Seifen  als  Lager  dienen.  Bei  der  Ansicht, 
die  jetzt  für  bewiesen  gelten  kann,  dafs  die  Ural-Goldseifcn 
ein  Produkt  der  Zerstörung  lokaler  Gesteine  sind,  welchos 
teils  an  Ort  und  Stelle  gebliebon,  teils  durch  atmosphärische 
Wasser  und  Bergflüsse  auf  eine  verhältnismäfsig  geringe 
Entfernung  von  dem  Grundiagor  deB  Gesteins  fortgetragen 

*)  Komi»  and  tho  l'ral  Mountain»,  p.  476  und  522. 

2)  Barbot -de-Mamij:  Notiz  über  die  Uiluvialerecheinnngen  im  Ural. 

'Verband!,  d.  Miner.  UenelUch.  St.  Petersburg  1658. 


worden  ist,  — kann  wohl  kaum  irgend  ein  Zweifel  darüber 
walten,  dafs  wir  es  hier  mit  Kalkstein  zu  thun  haben,  wel- 
cher durch  die  Bewegung  des  Wassers  der  Kamenka  (in 
deren  Thale  die  Seifen  liegen),  die  eine  Menge  verschiedener 
Kiesel  und  abgebrochener  Gesteine  fortträgt,  abgeschliffen  wor- 
den ist.  Zu  einer  solchen  Ansicht  kommen  wir  schon,  wenn 
wir  die  Abhandlung  Barbot-de-Marnijs  losen,  dor  jodoch  die 
von  ihm  gesehene  Glättung  mit  den  Schliffen  vergleicht, 
die  er  auf  den  Felsen  Finnlands  beobachtet  hat.  Die  Lek- 
türe einer  neuern  Beschreibung  dieser  Gegend  von  Musch- 
ketov  *)  läfst  nicht  den  geringsten  Zweifel  an  dem  allu- 
vialen Ursprung  sowohl  der  auf  Kalkstein  lagernden  Seifen- 
teile, als  auch  der  Politur  des  Kalksteines  selbst.  Dafür 
spricht  vor  allem  dor  Charakter  der  in  die  Masse  der  Seifen 
kämm-  und  helmartig  vortrotendon  Kalksteinspitznn,  die  so- 
gar von  Barbot  abgebildet  sind  und  ganz  unmöglich  wären, 
wenn  man  hier  Gletscherbewegung  voraussetzen  sollte.  Das 
Material  der  Seifen  selbst  wird  von  Barbot  als  geschichtet 
beschrieben  und  abgebildet ; die  in  den  Seifen  oingelagerten 
Kiesel  und  Felsstücke  stammen  alle  von  den  hervortreten- 
den  lokalen  goldführenden  Gesteinen  und  teilweise  von  Kia- 
nitschiefer,  der  bei  den  Quellen  desselben  Flusses,  der  Ka- 
menka, liegt.  Mit  einem  Wort:  eine  solche  Art  Politur  der 
weichen  Arten  bildet  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung 
in  den  Betten  dor  Flüsse , die  eine  Menge  abgebrochenen 
und  abgerissenen  Materials  mit  sich  führen,  wie  es  bei  den 
meisten  Uralflüssen  der  Fall  ist.  Ich  habe  mich  bei  den 
Politurspuron  des  Kalksteins  an  der  Kamenka  und  in  den 
Samarkschen  Goldseifen  deshalb  aufgehalten,  weil  diese,  wie 
es  scheint,  die  Ursache  waren,  dafs  Prof.  Penck  auf  seine 
Karte  der  Eiszeit  an  diesom  Punkte  einen  kleinen  Gletscher 
aufgetragen  hat2). 

Ganz  in  demselben  Verhältnisse  befinden  sich  augen- 
scheinlich auch  die  von  Helmersen3 *)  roforierton  Seifen  bei 
Kedrowka  im  Kreise  Goroblagodatsk , zu  den  geschliffenen 
Dolomiten,  dio  jenen  als  Lager  dienen.  Auch  hier  ist  wohl 
die  Politur  der  Wirkung  des  fliefsenden  Wassers  zuzuschreiben, 
welchos  eine  Masse  Bruchstücke  mit  sich  trägt,  ein  Mate- 
rial, das  sich  in  Gestalt  von  Seifen  abgelagert  hat.  Der- 
selben Thätigkeit  mufs  auch  die  Bildung  der  von  Helmersen 
beobachteten  Riesentöpfe  zugeschrieben  werden,  deren  Ent- 
stehung man  jetzt  aufgehört  hat,  hauptsächlich  durch  die 
Thätigkeit  der  Gletscher  zu  erklären  *).  Doch  die  Gerech- 


1)  Musehketov:  Material  zur  Erforschung  de»  Bergreviera  Slntoujrt  \-e. 
Vorhand!,  dor  Minor.  Go»oll»ch.  1878.  (Kussisch.) 

2)  A.  Penck:  Mcnach  und  Eiszeit.  Archiv  für  Anthropologin.  Bd.  XV. 
1881. 

2)  Vcrhindl.  der  Minor.  Gesellschaft.  Bd.  I,  1886.  Protokolle  der 
Sitzungen,  S.  355.  (Busateoh.) 

*)  Heim:  Gletscherkunde.  1884,  S.  406.  — Penck:  Vergletscherung 
der  Alpen  &c.  S.  455.  — Penck:  Pseudoglaxialc  Erscheinung  >.  a.  O. 


Digitized  by  Google 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


267 


tigkeit  fordert,  dafs  gesagt  werde,  dafs  weder  Barbot  noch 
Helmersen  daran  gedacht  haben,  die  von  ihnen  beobachtete 
Politur  des  Kalksteinbettes  der  Seifen  der  Wirkung  der 
Gletscher  zuzuschreiben,  sondern  dafs  sie  diesolbe  schwim- 
menden Eisschollen  beitnafsen ; das  von  Hclmerson  erst 
später  angegebene  Faktum  ist  ganz  irrtümlich  in  dio  Zahl 
der  Bewoisgriinde  für  die  Existenz  eines  Gletschers  im  Ural 
aufgenommen  worden1).  Fügon  wir  noch  hinzu,  dafs  auf 
der  geschliffenen  Oberfläche  der  Kalksteine  von  Sanarka 
und  des  Dolomits  von  Kedrowka  keine  Schrammen  ange- 
geben waren.  Die  nächste  Angabe  von  Spuren  der  Eiszeit 
im  mittlern  Ural,  auf  dem  Wege  von  Perm  nach  Katha- 
rinenburg, wurde  von  Poliakov  2)  gemacht.  Dieser  Reisende 
beschreibt  mit  der  gröfaton  Ausführlichkeit  allerlei  Glet- 
scherapuren,  von  den  verschiedensten  Moränen  an  bis  zu 
den  in  bestimmter  Richtung  gehenden  Schrammen,  so  dafs, 
wenn  auch  nur  der  geringste  Teil  des  von  ihm  Mitgeteilten 
in  der  That  existierte , die  Entwickelung  eines  mächtigen 
Gletsohors  im  mittlern  Ural  für  bewiesen  gelten  könnte. 
Der  Weg,  auf  dom  Herr  Paliakov  gefahren,  hat  bis  zum 
Eiseubahnbau  allen,  die  aus  Perm  nach  Sibirien  gingen,  als 
gewöhnliche  Überfahrt  gedient ; aber  nicht  allein  will  keiner 
von  den  zahlreichen  Geologen , die  hier  vorbeigekommen 
sind,  in  Wirklichkeit  etwas  Ähnliches  gesohon  haben,  son- 
dern Krotov,  der  an  die  Existenz  von  Uralgletschern  glaubt, 
hat  auch  die  Gegend  absichtlich  erforscht,  um  sich  von  der 
Richtigkeit  von  Poliakovs  Angaben  zu  überzeugen,  und 
mufste  gestehen,  dafs  er  zwischen  Perm  und  Jekaterinburg 
nichts  von  dem  gefunden,  was  Poliakov  gesehen  zu  haben 
meint3).  Die  Herren  Iwanov  und  Krotov*)  endlich  haben 
an  einer  Stelle,  am  rechten  Ufer  der  Jaiwa,  die  durch  den 
östlichen  Teil  des  Kreises  Solikamsk  fliefst,  den  Hervortritt 
eines,  „wie  ein  Spiegel  glattpolierten“,  Quarzsandsteines  der 
untern  Etage  der  Steinkohlenformation  „mit  Spuren  von 
Gletscherschrammen“  beobachtet.  Freilich  ist  der  Fund 
von  glattgeschliffenen  Flächen  an  den  Ufern  von  BorgflUssen, 
die  im  Frühjahr  Eis  treiben,  an  und  für  sich  durchaus  kein 
Beweis  für  die  Wirkung  eines  Gletschers,  wenn  andre  schla- 
gendere Beweise  für  dessen  Existenz  fehlen,  was  jetzt  von 
allen  Sachkundigen  anerkannt  wird.  Was  die  Gletscher- 
Bchrammen  anbetrifft,  so  scheint  hier  ein  merkwürdiges 
Mifsverständnis  obzuwalten.  Aufser,  dafs  gut  konservierte 
Gletschersohrammon  gewöhnlich  nur  auf  glattpolierten  Flächen 

>)  Krotov:  Beilage  zum  Protokoll  1883  ».  a.  0.,  S.  35.  (Russisch.) 
Krotov  war  der  ent«,  der  diese»  Faktum  für  einen  Beweis  der  Gletscher- 
spuren  anzunehmen  vorschlug,  hst  sieh  ober  selbst  widerlegt,  indem  er 
sagte,  dafs  dieses  Faktum  such  anders  erkürt  werden  könne. 

ä)  Schriften  d.  Akad.  der  Wissensch.  XXXIII,  1877,  S.  2.  (Russische 
Ausgabe.) 

3)  i’rotok.  d.  Kasaner  Naturforscher-GeaeUscli.  Jahrg.  X,  S.  10.  (Rosa.) 

*)  Krotcar:  Vorläufiger  Bericht  f.  d.  J.  1884.  Bullet,  de«  Geolog.  Kom. 
1885,  57r.  4.  S.  179,  und  Beil,  sum  Protokoll  n.  a.  0.,  S.  35.  (ttusöseh.) 


des  Gletscherhettos  beobachtet  werden,  die  von  Moränen- 
ablagerungen vor  dem  zerstörenden  Einflüsse  der  atmo- 
sphärischen Ageutieu ')  geschützt  sind , wird  ein  einfacher 
Auszug  aus  Krotovs  Abhandlung  jedem,  der  dio  Gletscher- 
erscheinungen kennt,  besser  als  alle  möglichen  Kommentare 
zeigen,  was  von  dom  Glotscherschliff  und  den  Eisschrammen 
an  der  Jaiwa  zu  halten  ist.  Folgendermafson  äufsert  sich 
Krotov  in  seinem  letzten  Artikel,  nachdem  er  im  Jahre  1884, 
wiederau  der  Jaiwa  gewesen  war:  „Diese  En tblöfsung  von 
Quarzsandstein  hat  eine  spiegelglatt  polierte  Oberfläche.  Es 
ist  mir  gelungen  ein  bedeutendes  Stück  dieses  polierten 
Steines  abzuschlagen,  um  die  Beschaffenheit  der  Oberfläche 
besser  zu  untersuchen,  da  an  Ort  und  Stelle  nicht  die  ge- 
ringste Spur  von  Gletscherschrammen  zu  sehen  war  *).  Diese 
Spuren  traten  jedoch  hervor,  nachdem  die  Oberfläche  vor- 
sichtig abgewaschen  und  eine  Decke  von  Flechten  (Zicheres) 
und  brauner  Rinde,  die  aus  braunem  Eisenoxyd  bestand,  da- 
von entfernt  worden  war.“  (Und  das  alles  an  der  spiegel- 
glatten Oberfläche  eines  Quarzsandsteiues  V !)  Das  alles 
und  dazu  die  bei  Krotov  fehlenden  gonauen  Angaben  über 
die  Lage  des  beschliffenen  Quarzits  Uber  dem  Wasserspiegel, 
das  in  der  ganzen  von  Krotov  genau  untersuchten  Gegend 
vereinzelt  stehende  Faktum,  der  Mangel  an  Notizen  bei 
diesem  Verfasser  über  die  allgemeine  Form  und  die  Um- 
risse des  poliorten  Gesteines,  über  die  Richtung  der  ver- 
meintlichen Schrammen  in  bezug  auf  die  Richtung  des  Thaies, 
endlich  fohlende  Hinweisungen  auf  die  Unmöglichkeit,  dafs 
diese  Erscheinungen  in  gegebener  Gegend  durch  dio  Wir- 
kung andrer  Kräfte  erklärt  wären,  von  denen  man  weifs, 
dafs  sie  dieselben  hätton  hervorbringen  können,  — das  alles 
erlaubt  uns  nicht,  dio  Entdeckung  der  Gletscherspnren  an 
der  Jaiwa  ernst  zu  nehmen. 

Nachdem  wir  mit  den  Spuren  der  Gletscherschrammen 
abgeschlossen  haben  (andre  Angaben  dieser  Art  kenne  ich 
nicht),  wollen  wir  zu  dem  andern  Beweise  für  die  Existenz 
von  Uralglet8cliern  übergehen.  Ich  moino  das  Vorhanden- 
sein auf  den  Höhen  dos  wostlichen  Uralabhanges  von  ver- 
schiedenem Gerolle  kristallinischer  und  sedimentärer  Ge- 
steine, denen,  soviel  ich  weifs,  bis  jetzt  nur  Krotov  allein 
in  seiner  letzten  Abhandlung  erratischen  Ursprung  zuschreibt, 
während  er  die  sandig-lehmige  Grundmasse,  in  der  diese 
Gorölle  enthalten  sind,  für  Moränenablagerungen  hält.  Sol- 
cher Art  sind  die  von  ihm  angegebenen  Punkte  im  Gebiete 
der  Tschanwa  bei  dom  Bergwerke  Konstanskoö  und  dor 
Gluchai»  Wilwa,  bei  dem  Dorfe  Nisowaia  in  einem  von 


1)  Siebe  z.  B.  WahnacbalTe : Ober  Glazialerscheinungen  &c.,  Zeitsehr. 
der  deutschen  Geolog,  üesollsch.  1883,  lieft  IV. 

2)  Im  Jahre  1881  hat  sich  KrotoT  selbst  an  Ort  und  SteUe  tod  dem 

Vorhandensein  ron  Gletscherschrammen  an  demselben  polierten  Sandsteine 
überzeugt.  Siehe  Beilage  rum  ProtokoU  a.  a.  0-,  8.  35.  (Buasiach.) 

34* 


Digitized  by  Google 


268 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  uud  dem  Uralgebirge. 


artinskschen1)  Schichten  eingenommenen  Gebiete,  oder 
in  der  Nähe  von  Entblöfsungen  unmittelbar  darunter  liegen- 
der Schichten  obern  Karbonkalkes.  Prof.  Stuckenberg  be- 
schreibt augenscheinlich  dieselben  Bildungen  und  auch  mit 
denselben  darunter  liegenden  artinskschen  Schichten  süd- 
licher, an  den  Wasserscheiden  zwischen  der  Tscliussawaia 
Bissertj  und  Sylwa3).  Die  Herren  Geologen  des  russischen  Geo- 
logischen Komitees,  Tschernyschev  und  Krasnopolski,  haben 
mir  als  ein  Resultat  ihrer  mehrjährigen  Forschungen,  die 
nächstens  in  den  Schriften  des  Geologischen  Komitees  in 
ihren  ausführlichen  Berichten  erscheinen,  persönlich  mitge- 
teilt, dafs  ein  Streifen  lehmig-sandigor  oberflächlicher  Bil- 
dungen, welche  dio  verschiedensten  Gerolle  und  Blöcke 
von  Kalksaudstein  uud  kristallinischen  Gesteinen  enthalten, 
die  zum  Aufbau  des  Urals  dienen,  sich  als  fast  ununter- 
brochener Strich  an  dem  ganzen  westlichen  Abhang  dieses 
Bergrückeus  längs  den  Kntblöfsungen  der  artinskschen 
Etage  hinzieht.  Dasselbe  wird  auch  von  einem  Kenner  des 
Urals  wie  Prof.  Karpinski  behauptet.  Don  Herren  Kar- 
pinski  und  Tschernyschev  verdanken  wir  die  sehr  einfache, 
einzig  mögliche  Erklärung  dieser  Erscheinung,  diu  thatsäch- 
lieh  mit  dem  Gletscher  nichts  zu  schaffen  hat.  Es  ist 
bekannt,  dafs  dio  Lager  artiuskscher  Sandsteine  auf  verschie- 
denen Horizonten  Zwischenschichten  von  allerloi  Konglome- 
raten haben,  die  sowohl  au  der  Basis  als  auch,  und  zwar 
noch  stärker,  in  don  obern  Toilen  der  Etago  entwickelt  sind. 
Diese  Konglomerate  bestehen  laut  dem  Ausspruche  genannter 
Forscher  aus  abgerundetem  Gerolle  von  durchaus  allen  Arten, 
die  den  westlichen  Abhang  und  die  Zentralachse  des  Urals 
bilden,  ja  noch  mehr,  es  wurden  im  artinskschen  Konglo- 
merate solche  Rollsteine  gefunden , denen  im  ganzen  Ural 
kein  bisher  bekanntes  Grundgestein  entspricht.  Die  Dimen- 
sionen von  1 — 2 Fufs  im  Durchmesser  solcher  Blöcke  ist 
durchaus  keine  Seltenheit.  Als  Kitt  dient  dem  Konglomerat 
wie  auch  der  Hauptschicht  artinskschen  Sandsteines  eine 
lehmig- kalkige  oder  sandig-kalkige  Masse,  die  an  dor  Obor- 
fläohe  sehr  leicht  verwittert,  verwest  und  von  den  atmo- 
sphärischen Wassern  ausgelaugt  wird  ®).  Als  Resultat  solch 
eines  Prozesses  zeigt  sich  ein  besonderer  eluvialer,  sandiger 
Lehm,  der  stellenweise  von  Gerollen  überfüllt  ist  und  sich 
längs  den  Entblöfsungen  der  artinskschen  Etage  und  mit 
dieser  am  ganzen  westlichen  Uralabhang  hinzieht  und  gegen 
Westen  und  Osten  mit  dem  Hervortreten  älterer  und  neuerer 
Bildungen  verschwindet.  Auch  ist  es  augenscheinlich,  dafs 
in  den  Fällen,  wo  solch  ein  eluvialer  Lehm  unmittelbar  auf 

')  Pemiu-kaibon,  tei[>.  untere  permwehe  Schichten. 

3)  Bulletin  des  Geolog.  Komitee«.  IM.  III,  Nr.  5,  1884.  (Russisch.) 

S)  Siehe  Ktrpinski*  Werk  : Geolog.  Erforschung  des  Orenburgsrhen  Ge- 
bietes. Verbandl.  d.  Miner.  Geeellscb.  IX,  1874.  (Kuss.)  — Tichemyscher : 
Bericht  f.  il.  J.  1883.  Buil.  d.  Geolog.  Komitees  1884,  Nr.  1.  (Russisch.) 


den  obern  Karbonkalk  beobachtet  wurde,  er  seine  Existenz 
der  vollständigen  Verwitterung  an  der  Stelle  dor  untern 
Horizonte  der  artinskschon  Schichten  verdankt.  Diese  ar- 
tinskschen Gerolle  sind  es,  die  zuweilen  die  Forscher  der 
posttertiären  Ablagerungen  im  Ural  irreleiten.  Sie  sind 
es  auch,  die  in  der  letzten  Gruppe  der  pseudoglazialen  Er- 
scheinungen im  Ural  figurieren , die  dort  mit  der  Bildung 
der  Flufsthäler  verbunden  sind , zu  deren  Erforschung  ich 
jetzt  übergehen  will. 

Die  von  der  russischen  Bergverwaltung  unternommenen 
und  später  dem  Geologischen  Komitee  üborgebeneu  For- 
schungen des  westlichen  Uralabhanges  haben  eine  aufser- 
ordentliche  Einförmigkeit  im  Haupttypus  dor  Flufsthäler 
dieses  Gebietes  gezeigt.  Die  Herren  Möller,  Tschernyschev, 
Stuckenberg,  Krasnopolski  und  endlich  auch  Krotov  kon- 
statieren alle,  dafs  von  dor  südlichen  Grenze  bis  zur  Wasser- 
scheide der  Petschora  in  diesen  Thälern,  aufser  den  nouern 
alluvialen  Ablagerungen,  noch  eine  besondere  obere,  an- 
geschwemmte ältere  Terrasso  an  die  Grundge- 
steine der  Ufer  angelehnt  ist.  Dio  petrographische  Be- 
schaffenheit dieser  Terrasse  verändert  sich  nur  wenig  unter 
dem  Einflüsse  der  lokalen  Verhältnisse.  Tschernyschev  gibt 
vom  Süden  und  Krotov  vom  Kordon  des  Urals  die  Be- 
schreibung ganz  desselben  Typus,  des  immer  mehr  oder 
weniger  deutlich  geschichteten  Baues  desselben , und  zwar 
folgendermaßen : PObon  zioht  sich  rötlicher  oder  gelblicher 
Löfs  hin;  darunter  liegt  dunkelgrauer  zäher  Lehm  und  auf 
dem  Grunde  endlich  eine  mehr  oder  minder  mächtige  Schicht 
von  Kiessand , Grus,  Kieselsteinen  und  abgehobenen  Ge- 
rollen, die  doutlich  übereinander  geschichtet  sind.  Zuwoilen 
findet  sich  das  mittlere  Glied  ausgekeilt,  oft  sind  Sand, 
Grus  und  Gerolle  vorherrschend  und  verdrängen  sogar  die 
andern  Gebilde.  In  diesen  alten  Terrassen,  besonders  im 
Löfs,  sind  nicht  solton  dio  Knochen  ausgestorbener  Säuge- 
tiere und  Formen  von  Land-  und  Süfswassermollusken  ge- 
funden worden.  Diese  aufsorordentliche  Beständigkeit  im 
Baue , die  jedenfalls  durch  die  gleichen  Bildungsursachen 
hervorgerufen  ist,  weist  darauf  hin,  dafs  dio  physischen 
Bedingungen  auf  dem  ganzen  westlichen  Uralabhange,  we- 
nigstens bis  zur  Wasserscheide  der  Petschora,  während  der 
postplioeänen  Epoche  dieselben  gewesen  sein  müssen.  Daraus 
folgt,  dafs,  wenn  hier  dio  Existenz  eines  Gletschers  aner- 
kannt wird , dieselbe  auch  für  deu  ganzen  Ural  bis  zu 
dessen  südlioher  Grenze  anorkannt  wordon  muß:  wenn  aber 
im  südlichen  Teil  kein  Gletscher  gewesen  ist,  wofür  wir 
unbestreitbare  Beweise  haben,  so  konnte  es  auch  keinen 
bis  zur  Petschora  geben,  ohne  dafs  sich  dieses  Agens  in 
dem  Baue  der  Flufsthäler  verraten  hätte.  Diese  Thäler 
müfsten  uns  die  ganze  Serie  von  Ablagerungen  der  Gletscher- 
bäche bieten,  wie  solche  z.  B.  au  den  Abhängen  der 


Digitized  by  Google 


Die  Grenzen  der  Gletscherspuren  in  Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 


269 


Alpen ')  gofunden  werden,  und  mit  denen  die  Ablagerungen 
der  alten  Terrassen  der  Uralflüsse  nichts  gemein  haben8). 

Da  nach  den  Beobachtungen,  hauptsächlich  der  Kasaner 
Geologen 3) , dieser  Bau  der  Flufstbäler  am  westlichen 
Uralabhange  über  das  ganze  Gebiet  des  östliohen  Rufs- 
lands verbreitet  ist,  welches  aufserhalb  der  Verbreitungs- 
sphäre erratischer  Blöcke  liegt  und  teils  auch  an  der  Grenze 
derselben,  sich  aber  in  den  Zentralgebioten , wo  typischer 
Geschiebelebm  entwickelt  ist,  gar  nicht  beobachten  läfst, 
so  habe  ich  in  moiner  Arbeit  über  die  Bildung  der  Flufs- 
thäler  im  mittlern  Rufsland  ■* *)  einen  Versuch  vorgeschlagen, 
diese  Bildung  auf  natürliche  WeiBO  zu  erklären.  Ich  meinte, 
der  Unterschied  in  der  Bildung  der  Thäler  des  östlichen 
und  des  zentralen  Rufslands  werde  bedingt  durch  ein  höheres 
Alter  der  erstem  und  durch  die  Existenz  des  skandina- 
vischen Gletschers  auf  dem  Gebiete  Zentralrufslands  wäh- 
rend der  Zeit,  wo  sich  das  Material  zu  den  alten  Terrassen 
der  östlichen  Flüsse  ablagertc.  Der  Umstand,  dafs  das 
Material  der  alten  Terrassen  in  vertikaler  Richtung  ver- 
schiedene petrogrnphische  Bestandteile  bietet,  die  sich  dabei 
von  dem  nouern  Alluvium  dieser  Flüsse  unterscheiden 
und  mit  einer  Geröllschicht  anfangen,  — bedarf  wohl  kaum 
der  Erklärung.  Es  ist  klar,  dafs  zu  Anfang  ihrer  Existenz, 
während  der  ursprünglichen  Bildung  der  Thäler,  das  Ma- 
terial unmittelbar  durch  die  Zerstörung  und  Abreibung 
abgelöster  Grundgesteine  im  primitiven  Flufshett  geliefert 
werden  mufste.  Zu  dieser  gesellten  sich  allmählich  die 
von  den  Abhängen  hiuuntergetragenen , fein  zerriebenen 
Produkte  der  Verwitterung  und  Abschlämmung  der  ober- 
flächlichen Grundgesteine , während  in  gegenwärtiger  Epoche 
der  Flufs  gleichzeitig  mit  diesen  eluviulen  Produkten  haupt- 
sächlich seine  eignen  ursprünglichen  alluvialen  Niederschläge 
abschlämmt  und  ablagert.  In  seiner  letzten  Abhandlung 
spricht  Krotov  seine  Verwunderung  darüber  aus,  heim 
Untersuchen  dor  Struktur  dor  Flufsterrasson  in  dem  von 
ihm  erforschten  Teile  in  der  Kiesel-  und  Geröllosobicht  dieser 
Terrassen  Blöcke  von  solchen  Gesteinsarten  gefunden  zu 
haben,  von  denen  es  im  gegebenen  Flufsthale  keine  Grund- 
lager gibt.  Das  bewegt  ihn,  in  dieser  Erscheinung  das 
Resultat  einer  Übertragung  der  Gerolle  durch  einen  Glotscher 
zn  sehen,  obgleich  weder  der  Bau  der  Flufsterrasseu,  noch 

*)  Siehe  z.  B.  Heim : Gletscherkunde,  S.  307.  — Penck : Vergletsche- 
rung der  deutschen  Alpen  a.  n.  0.  Are. 

2)  Bs  ist  bemerkenswert . dsls  diejenigen  von  den  mitteleuropäischen 
Gebirgen,  auf  denen  es  keinen  Gletscher  gegeben  hat,  stellenweise  an  ihren 
Abhängen  gam  identische  alte  Terrastcn  von  Flntsthiilern  mit  ähnlichem 
Baue  reigeD.  Siehe  z.  B.  Gebirgwdilurium  enn  StaptT.  Jahrb.  der  preufs. 
Landruwstalt  1883,  S.  540. 

*)  Siehe  eorzugsweiie  die  Schriften  de»  Baron»  Rosen  in  den  Schriften 
und  Protokollen  der  Ka-ancr  Naturforscher- Gesellschaft. 

<)  Xikitin:  Allgem.  geolog.  Karte  Kurlands,  Kr.  50.  Memoiren  des 
Geolog.  Korn.  Bd.  I,  Nr.  2,  1884.  (Rum.) — übend.:  Memoire»  de  l'Acad. 
d.  St-Petenb.  Vol.  XXXII,  1884. 


die  von  ihm  angegebene  Schichtung  des  Geröllelagers  nicht 
die  entfernteste  Andeutung  auf  ihren  Gletscherursprung 
geben.  Ein  aufmerksames  Durcbleaen  seines  Berichtes  zeigt 
aufs  deutlichste,  dafs  Krotov  die  artinskschen  Konglome- 
rate, von  donon  vorhin  die  Rede  war,  übersehen  hat.  Seine 
Profile  der  Flufsterrassen  befinden  sich  alle  im  Entwicke- 
lungsgehiete  der  artinskschen  Ijager  oder  an  den  Flüssen 
etwas  unterhalb  derselben. 

Aus  allem  oben  Gesagten  folgt,  wie  mir  scheint,  dafs 
unsre  gegenwärtigen  Kenntnisse  dos  westlichen  Uralabhanges 
nicht  nur  keine  streng  wissenschaftlichen  Hinweisungen  auf 
die  Existenz  von  Gletschern  im  Ural  geben,  sondern  dafs 
im  Gogentei)  dio  Vollständigkeit  dieser  Kenntnisse  und  das 
Bestreben  sohr  gonauer  Beobachter,  dieSpuren  dieser  Gletscher 
auf  joden  Fall  zu  finden,  einon  zuverlässigen  Anhaltepunkt 
für  die  entschiedene  Behauptung  geben,  dafs  es  zur  Eiszeit 
im  Ural,  wenigstens  bis  znr  Wasserscheide  der  Petschora, 
keine  Gletscher  gegeben  hat. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zum  nördlichen  Teil  des  Urals 
oder  eigentlich  zn  der  dreiockigen  Fläche,  die  durch  den 
Ural  und  die  Timankette  gebildet  wird.  Hier  bietot  sich 
uns  die  Existenzfrage  von  Gletschern  zur  Eiszeit  in  einem 
ganz  andern  Lichte  dar.  Ungeachtet  unsrer  sehr  mangel- 
haften Kenntnis  dieser  Gegend,  und  ungeachtet  dessen, 
dafs  wir  hier  uur  drei  vollkommen  glaubwürdige  Zeugen 
haben,  nämlich  dio  Herren  Hofmann1),  Keyserling8)  und 
Stuckenberg 3) , ist  die  Vergletscherung  des  gröfsten  Tei- 
les, wenu  nicht  dieser  ganzen  Gegend,  für  den  Leser  ihrer 
Worke,  der  mit  dom  gegenwärtigen  Stande  dor  Glotscher- 
lehre  bekannt  ist,  keinem  Zweifel  unterworfen.  In  unsrem 
Entwürfe  wollen  wir  68  versuchen , eine  Antwort  auf  fol- 
gende Fragen  zu  geben,  deren  Lösung  in  höherm  oder  ge- 
ringem) Mafso  durch  die  Analyse  der  oben  genannten  For- 
schungen geliefert  wird. 

Auf  die  Frage,  ob  es  im  nördlichen  Ural,  jenseits  der 
Petschora- Quellen , einen  Gletschor  gegeben  hat,  erhalten 
wir  zu  allererst  eine  affirmative  Antwort  beim  Lesen  der 
Seiten  259 — 263,  des  geognostischen  Teiles  von  Hof- 
manns Werk.  Die  Erscheinungen,  dio  or  im  obern  Teile 
des  Ussa-Beckens,  von  dem  Gebieto  des  südlichen  Neben- 
flusses Lorto-Motalau  an,  beschreibt,  können  uicbt  anders 
als  für  Moränen  angesehen  wurden.  Dafs  dieser  Gletscher 
gegen  Westen  herabstieg  und , das  ganze  Gebiet  des  Pet- 
schora-Beckens  bedeckend,  fast  bis  zum  Fufse  des  Timan- 
gebirges  ging,  wird  durch  eine  Menge  Geschiebe  von  Ural- 
gesteinen  bewieson,  die  auf  der  ganzon  Fläche  verstreut 


')  Ilofmann:  Der  nördliche  frei.  185G. 

7)  Keyserling:  PeUehor» - Lind.  1840. 

4)  Stuckenberg : Das  Pebchon-Land  und  die  Timtnzehe  Tundra.  Maler, 
zur  Geolog.  Rnfslands.  VI.  1875.  (Rususeh.) 


Digitized  by  Google 


270 


Die  Grenzen  der  Gletacherspuren  ii 

sind,  und  zwar  unter  solchen  Bedingungen,  unter  denen  ein 
Übertragen  denselben  durch  Flüsse  oder  Flufseis  als  un- 
möglich vorausgesetzt  worden  kann.  Hierher  gehören  die 
zahlreichen  Beobachtungen  Keyserlings  (S.  359,  370,  372, 

377  und  391)  und  Stuckonbergs  (S.  31  — 33).  Von  be- 
sonderer Bedeutung  ist  dio  Angabe  Keyserlings,  der  soine 
Beobachtungen  am  Fufse  des  südlichen  Timans,  im  Gebiete 
der  untern  Soiwa,  einem  linken  Nebenflüsse  der  Petschora, 
angestellt  hat,  dafs  er  8yenit-  und  Porphyrblöcke  in  einer 
Höhe  von  500  Fufs  über  dem  Wasserstande  des  Flusses 
gefunden  hat,  die  ihrer  Beschaffenheit  nach  nicht  vom  Timan 
gebracht  werden  konnten.  Leider  fehlen  uns  die  Data, 
um  dio  Frage  zu  lösen,  wo  die  Gletscherbildung  des  west- 
lichen Abhanges  des  Urals  im  Süden  endigte.  I)a(s  man 
in  den  obern  Teilen  der  PotBchoru  und  dor  WoloBuitza, 
eines  Nebenflusses  derselben,  Gerolle  gefundon  hat,  worauf 
sich  Stuckenberg  (S.  17 — 19)  beruft,  ist  nicht  überzeugend 
genug.  Darauf  kann  alles  das  bezogen  werden,  was  oben 
gegen  Krotovs  Beobachtungen  der  Gerolle  in  den  Flufsthä- 
lem  des  Tscherdynschen  Gebietes  gesagt  worden  ist.  Diese 
Gerolle  hat  Stuckenberg  jedeufulls  auf  sekundärer  Lager- 
stätte, mitten  im  geschichteten  Alluvialsando  des  Flufsthales 
gefunden.  Das  ganze  Gebiet  liegt  mitten  unter  artiuskschem 
Gesteine.  Die  Gerolle  worden  als  abgorieben  beschrieben; 
Hofmann,  der  dieselbe  Gegend  besucht  hat,  behauptet  hier 
Uborall  gesehen  zu  haben,  dufs  quorgehende  Lagen  von 
Sandstein  und  Konglomeraten  zu  Tage  treten,  und  ist  ge- 
neigt, die  von  ihm  gesehenen  Rollsteine  von  Kiesel,  Kiesel- 
schiefer,  Jaspis  u.  a.  diesen  Konglomeraten  zuzuschreiben. 

Wie  weit  der  Gletscher  vom  östlichen  Uralabhango 
herabstieg,  dafür  haben  wir  durchaus  keine  Daten  aufser 
der  oben  erwähnten  Reisebeschreibung  des  Herrn  Poliakov, 
welcher  behauptet,  dafs  die  Gletscher  des  Obdora-Urals 
bis  zum  Thale  des  untern  Ob  ’)  herabstiegen. 

Die  Forschungen  der  Herren  Keyserling  (S.  382  und  400) 
und  Stuckenborg  (S.  32  und  71)  weisen  ganz  deutlich  auf 
die  Entwickelung  selbständiger  Gletscher  auf  dem  Timan 
hin.  Die  südliche  Grenze  eines  solchon  Gletschers  ist  jedoch 
auch  hier  nicht  deutlich  gonug  bezeichnet;  es  ist  möglich, 
dafs  er  bis  zum  Wytschegda- Ausflufs  gereicht  hat  (Koysor- 
ling,  S.  355).  Der  Timangletscher  stiefs,  noch  Nordosten 
herabsteigend,  mit  dem  Uralgletscher  zusammen  und  füllte 
mit  diesem  das  ganze  Petschora-Becken  aus,  dabei  Geschiebo 
suines  Karbonkalksteines  über  die  ganze  Gegend  verbreitend. 
Stuckenberg  sagt,  dafs  man  das  verhältnismäfsige  Vorherr- 
schen der  Timangeschiobe  im  Westen,  und  der  Uralgeschiebe 
im  Osten,  und  alsdann  die  Vermischung  derselben  haupt- 
sächlich im  mittlern  Teile  des  Beckens  beobachten  kann. 

»)  #.  a.  S.  ISO— 123. 


Rufsland  und  dem  Uralgebirge. 

Diese  Geschiebe  werden  teils  als  abgerundet,  teils  als 
ganze  Blöcke  mit  vollkommen  scharfen,  unabgeriebenen  Rän- 
dern, teils  mit  deutlichen  Spuren  von  Schrammen  beschrieben. 
Als  Material  der  Grundmoräne  zeigte  sich  hier  typischer 
Gcschiebelehm.  Dieser  Gletscher  hatte  unzweifelhaft  eine 
Bowegung  nach  Norden  hin  ; aber  die  Struktur  seiner  Nieder- 
schläge wurde  dadurch  komplizierter,  dafs  ein  bedeutender 
Teil  des  nördlichen  Petschora -Gebietes  zur  Eiszeit  vom 
Meere  bedeckt  war.  Das  gab  dem  gröfsten  Teil  der  von 
dem  Gletscher  hineingetragenen  Niederschläge  eine  geschich- 
tete' Struktur,  und  da  jene  mit  den  Niederschlägen  des 
MeereB  vermischt  wurden,  haben  Bich  in  den  zahlreichen 
Resten  von  Seemuscheln,  welche  in  diesen  geschichteten 
Geschiebeablageruugeu  eingenistet  sind,  Spuren  ihrer  Ver- 
senkung erhalten. 

Dio  Fragen  endlich,  wio  weit  der  Timangletscher  nach 
SUdwesten  herabgestiegen  ist,  ob  er  sich  mit  dem  skandi- 
navischen Gletscher  zu  einem  vereinigt  hat,  und  bis  wohin 
in  diesem  Falle  das  Vordringen  der  Geschiebe  ins  Innere 
von  Zentralrufsland  verfolgt  werden  kann,  — das  alles  blei- 
ben auf  Grund  des  vorhandenen  litterarischeu  Materials 
vollkommen  offne  Fragen. 

Ich  mufs  nochmals  wiederholen,  dafs  es  durch  die  oben 
erwähnten  Forschungen  Keyserlings  und  Barbots  konstatiert 
ist,  dafs  von  dem  Gebiete  des  Flusses  Wym  nach  Süden 
und  Südosten,  zwischen  dem  Timan  und  der  Verbreitungs- 
grenze skandinavischer  kristallinischer  Geschiebebildungen, 
ein  breiter  Streifen  liegt,  auf  dem  nur  Geschiebe  von  lokalen 
Sedimentgesteinen  gefunden  werden.  Ein  ähnlicher,  noch 
doutlichor  bezeichneter  Streifen  tronnt  das  Gebiet  der  skan- 
dinavischen Geschiebe  vom  Ural ; und  das  gibt  seinerseits 
eine  negative  Antwort  auf  die  letzte  und  höchst  wichtige 
Frage,  ob  der  Gletscher  des  Petschora-Gebietos  nach  Süden 
herabgestiegeu  und  über  die  Petachora-Kama-Wassorscheide 
in  oiner  Richtung  gegangen  ist,  welche  derjenigen  dos  na- 
türlichen, nach  Norden  gewandten  Abhanges  entgegengesetzt 
ist,  eines  Abhanges,  der  in  anbetracht  der  Senkung  eines 
bedeutenden  Teiles  des  Petschora-Gebietos  unter  den  Meeres- 
spiegel, wahrscheinlich  steilor  war  als  jetzt. 

Hiermit  schliefse  ich.  Meine  Aufgabe  bestand  darin 
zu  zeigen,  welchen  Standpunkt  die  sich  auf  die  vorhandene 
russische  geologische  Litteratur  gründende  Frage  von  der 
Vergletscherung  Rufslands  zur  Eisepoche  jetzt  einnimmt. 

Vieles  von  dem  in  dieser  Übersicht  Gesagten  mufs  sich 
mit  der  Zeit , bei  genauerer  Erforschung  Rufslands , ver- 
ändern; vielleicht  sind  einige  hior  nicht  angezeigte  Fakta 
dem  einen  oder  dem  andern  der  russischen  Forscher  be- 
kannt; doch  glaube  ich,  alles  Veröffentlichte  und  unser  Ver- 
trauen Verdienende  bei  der  Zusammenstellung  dieses  Ent- 
wurfes berücksichtigt  zu  haben. 


Digitized  by  Google 


271 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 

Von  Premierleut.  v.  Francois. 

(Mit  Karte,  t.  Tafel  13.) 


I.  Überbliok  über  das  durchreiste  Gebiet. 

Mitte  Februar  1884  traf  in  Malange  die  vom  König 
der  Belgier  ausgerüstete  Expedition  zur  Erforschung  des 
Kassai  ein. 

Dieselbe  bestand  aus  dom  Leutnant  Wifsmann  als  Leiter, 
dem  Dr.  Wolf,  den  Leutnants  Franz  und  Hans  Müller 
und  mir. 

Die  anthropologischen  Beobachtungen  machte  der  Stabs- 
arzt Dr.  Wolf,  Leutnant  Hans  Müller  Ubornahm  nach  dem 
Tode  des  Leutnants  Franz  Müller,  der  am  9.  Januar  1885 
zu  Mukenge  einem  perniziösen  Fieber  erlag,  dessen  Beschäf- 
tigung neben  der  Bearbeitung  der  botanischen  und  geolo- 
gischen Verhältnisse.  Ich  selbst  hatte  die  kartographische 
Aufnahme  und  die  Notizen  über  die  Meteorologie  zu  machen. 

Als  Handwerker  waren  der  Expedition  der  Schiffsziramer- 
mann  Buslag  und  die  Büchsenmacher  Schneider  und  Meyer 
zugetnilt.  Letzterer  erlag  noch  vor  dem  Abmarsch  in  das 
Innere  zu  Malange  dem  Fieber. 

In  drei  gesonderten  Karawanen  marschierte  dio  Expe- 
dition Mitte  Juni  1884  nach  Mukenge,  der  Residenz  des 
Baluba-Häuptlings  Kalamba  ab,  wo  sie  Mitte  November  des- 
selben Jahres  eintraf. 

Nachdem  in  der  Nähe  von  Mukenge  am  Lulua  oine 
Station  erbaut  war,  und  ich  persönlich  eine  Expedition  in 
das  Gebiet  der  Kanioka  unternommen  hatte,  rückte  die  Ex- 
pedition wiederum  in  gesonderten  Karawanen  nach  einem 
geeigneten  Punkte  am  Lulua,  um  dio  Wasserfahrt  durch 
Bau  von  Kanoes  vorzubereiten. 

Am  28.  Mai  1885  vorliofson  wir  mit  60  Malange-Trä- 
gern  und  100  Baluba  den  Kanoebauplatz,  fuhren  in  einem 
Stahlboot  und  16  Kanoes  den  Lulua  abwärts  bis  zum  Kassai, 
wo  wir  am  5.  Juni  eintrafen,  und  kamen  am  9.  Juli  am 
Kongo  unter  3°  10'  S.  Br.  an. 

Nach  Beendigung  dieser  Reise  begab  ich  mich  in  Be- 
gleitung des  um  die  Afrikaforschung  hochverdienten  Missio- 
nars Orenfell  den  Kongo  aufwärts,  um  dessen  Nebenflüsse, 
den  Lulongo  und  Tschuapa  mit  dem  Bussera,  zu  erforschen. 

Am  22.  Oktober  1885  traf  ich  wieder  in  Leopoldville 
und  am  17.  Dezember  desselben  Jahres  in  Europa  ein. 

Im  ganzen  habe  ich  auf  diesen  beiden  Reisen  4500  km 
kartographisch  festlegen  können , von  denen  4000  km  bis 
dahin  noch  unerforschten  Gebieten  angehören. 

Die  geographischen  Ergebnisse  sind  insofern  von  Be- 
deutung, als  in  dum  gröfsern  unbekannten  Teil  des  links- 


seitigen Kongo-Beckens  die  hydrographischen  Grundzüge  be- 
kannt geworden  Bind. 

Genauer  festgelegt  ist  die  nächste  Strafse  von  Malange 
nach  Mukenge,  das  Land  um  Mukenge  zwischen  5}°  und 
6-J-®  S.  Br.  und  bis  23£°  ö.  L.  v.  Gr.,  die  Flufsläufe  des 
Lulua  und  Kassai  von  6-t®  S.  Br.  an,  des  Tschuapa,  Bus- 
sers, Lulongo  und  Lopuri. 

Das  Land  zwischen  dom  westlichen  Randgebirge,  dem 
nach  Süden  geöffneten  Bogen  des  Kongo  und  etwa  dem 
8®  S.  Br.,  gehört  einer  Hochebene  von  3-  bis  800  m Höhe 
an.  Dieselbe  dacht  sich  bis  zum  5®  8.  Br.  nach  Norden 
und  von  dort  zum  Kongo  in  westnordwestlicher  Richtung 
ab.  Auf  der  Oberfläche  verläuft  sie  in  flachen  Wellen, 
deren  begraste  und  bebuschte  Kämme  die  vorbezeichneten 
Richtungen  einhalten  und  im  südlichen  Teile  zahlreicher 
und  höher  wie  im  nördlichen  sind.  In  den  meist  sumpfigen 
Wellenthälern  fliefsen  gröbere  odor  kleinere  Gewässer,  die 
von  dichten,  schwor  passierbaren  Galeriowaldungen  ein- 
gefafst  sind. 

Vom  Thal  des  Kongo  abgesehen,  ist  das  ganze  Gebiot 
von  grofser  Gleichförmigkeit.  Dasselbe  gilt  von  der  Boden- 
unterlago. Wo  Erde  oder  Gestein  zu  Tage  treten,  sieht 
man  vorwiegend  schwarze  Humuserde,  rotgelbe  Lehmerde 
und  einen  rötlichen  8andstein. 

Unter  den  erforschten  Flüssen  nehmen  der  Kassai  und 
Tschuapa  die  erste  Stelle  ein. 

Der  Kassai  ist  von  den  Poggefällen  bis  zur  Einmün- 
dung des  Lowoa  und  von  letzterm  bis  zu  der  Einmündung 
in  den  Kongo,  stromauf  und  stromab,  im  ganzen  auf  einer 
Strecke  von  650  km  schiffbar. 

Schwierigkeiten  begegnen  der  Schiffahrt  durch  die  zahl- 
reichen Inseln  und  Sandbänke  des  mittlern  und  untern  Laufes. 
Seine  Wassermasse  imponiert  durch  die  Tiefe  im  untern 
und  die  Breite  im  mittlern  Laufe. 

Das  Gefälle  ist  am  stärksten  bei  der  Einmündung  des  Lulua, 
wo  dasselbe  bei  Niedrigwasser  in  1 Minute  80  m beträgt. 

Sein  landschaftlich  märchenhaft  schöner  Zuflnfs,  Lulua, 
ist  von  der  Mündung  des  Lnebo  an  schiffbar.  Oberhalb 
ist  sein  Bett  steinig  und  von  zu  starkem  Gefälle,  so  dafs 
ich  z.  B.  bei  meiner  Thalfahrt  von  Tschingenge  bis  zur 
Station  Luluaburg  streckenweise  700  m in  einer  Minute 
hinabgeführt  wurde. 

Von  den  andern  gröfsern  Zuflüssen  strömen  mit  starkem 
Gefälle  links  der  Loangu  und  Kuango,  rechts  der  Sankura 


Digitlzed  by  Google 


272 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


ein.  wehrend  der  Mfini  von  rechts  mit  wüfaig  starker  Strö- 
mung eiufliofst. 

Vor  dom  Kassai  hat  der  erst  tiefschwarze,  spätor  gelb- 
liche Tschuapa  durch  sein  gleichmäfsig  tiefes  und  breites 
Fahrbott  noch  den  Vorzug  der  bessern  Wasserstraße.  Er 
wurde  650  km  weit  befahren  und  soll  von  der  Stelle , wo 
wir  umdrehten,  noch  30  Kanoetage,  240  km  weit,  schiffbar 
sein.  Sein  linker  Zuttufs , Bussera,  hat  ähnliches  Gefalle 
und  ist  240  km  aufwärts  befahrbar. 

Die  Schiffbarkeit  der  mäfsig  schnell  fliefsenden  Wasser- 
masse  des  Lulongo,  einschliefslich  der  im  obern  Lauf  sehr 
erheblichen  Krümmungen,  beträgt  600  km. 

Der  ihm  von  Norden  zufiiefsende  Iaipuri  hat  dieselbe 
WasBermenge,  wurde  nur  60  km  aufwärts  verfolgt,  soll  je- 
doch nach  Aussage  der  Eingebornen  noch  300  km  weit 
schiffbar  sein. 

Klimatisch  erscheinen  die  durchroiston  Gegenden  im 
Vergleich  zur  Küstengegond  bevorzugt. 

In  den  Grastunneln  der  Negorpfade  und  im  Urwalde 
horrscht  häufig  eine  unangenehme  Schwüle , wie  etwa  bei 
uns  im  gutgeheizten  Treibhaus. 

Wie  bei  uns  bringen  dann  aber  nach  längerer  Ilitze 
Regen , die  meist  als  Gewitter  auftreten , angenehme  Ab- 
kühlung. Von  einer  eigentlichen  Regenzeit  kann  dabei 
nördlich  des  6.  Grades  nicht  gesprochen  werden.  Nur  etwas 
regnerischer  ist  die  Zeit,  in  welcher  die  Sonne  südliche 
Deklination  hat. 

Gesundheitsschädlich  sind  die  Ausdünstungen  der  ver- 
wesenden Stoffe  in  Wald,  Sumpf  und  Grasflur,  die  zwar 
dor  Angosossono,  aber  nicht  dor  Forschungsreisende  ver- 
meiden kann. 

Die  Pflanzendecke,  die  durch  ihre  Üppigkeit  und  Massen- 
baftigkeit  meinen  täglichen  Arbeiten  viele  Hindernisse  in 
den  Weg  gelegt  hat,  zeigt  einen  durchaus  gleichartigen 
Charakter.  GraBflur,  bebuschte  Grasflur,  Grasflur  mit  Baum- 
gruppen, Galeriewaldungen  und  ausgedehnterer  Urwald 
sind  die  stets  wiederkehrenden  Typen,  die  nur  in  dichter 
bevölkerten  Strichen  durch  die  Kulturen  der  Eingebornen 
unterbrochen  werden. 

Abstufungen  in  der  Üppigkeit  der  Vegetation  sind  na- 
türlicherweise lokal  vorhanden.  Doch  uueh  in  diesen  Ab- 
stufungen lassen  sich  noch  bestimmte  Gesetze  erkennen. 

In  allen  Nioderungen  ist  die  Vegetation  üppiger,  dichter, 
sind  dio  Arten  mannigfaltigor  und  gröfser.  8o  erreichen  z.  B. 
die  starren  Grasstengel  in  der  Niederung  Höhen  bis  6 m, 
während  dieselben  Grasarten  auf  den  Höhenkämmen  nur 
2—3  m erreichen.  Ausnahmsweise  kommt  wohl  auch  auf 
der  Höho  6 m hohes  Gras  vor,  dann  kann  man  aber  stets 
aunehraeu,  dafs  der  Boden  dioser  Strecken  von  ungewöhn- 
licher Fruchtbarkeit  sein  mufs.  Für  die  Gegend  um  Mukenge 


und  ausgedehntere  andre  von  mir  berührte  Streckeu  trifft 
dies  ganz  sicher  zu. 

Eine  weitere  gesetzmäfsige  Anordnung  der  Pflanzendecke 
drängte  sich  mir  im  Verlaufe  meiner  Reisen  auf.  Es  war 
ganz  auffallend,  wie  stetig  und  gleichmäfsig  die  Pflanzen- 
decke an  Mächtigkeit  gewann,  je  mehr  ich  mich  der  Zone 
des  immerwährenden  Regens  näherte. 

Unter  9°  S.  Br.  waren  die  Galeriewaldungon  schmale 
unterbrochene  Waldstreifen.  Unter  8°  S.  Br.  führte  mein 
Weg  überall  durch  zusammenhängende  dichte  Galleriewal- 
düngen.  Unter  7\°  S.  Br.  traf  ich  den  ersten  grölsern 
Regenwald,  don  lichten  Wald  von  Kundungulu,  und  zwischen 
Loange  und  Kassai  unter  6-i-“  S.  Br.  wurden  die  Wald- 
bestände dichter,  wobei  sich  eine  stete  Zunahme  in  der 
Undurchdringlichkeit  des  Unterholzes  bemorkbar  machte. 
Weit  ausgedehnte  Urwaldungon  durchkreuzte  ich  zwischen 
Kassai  und  Luebo  unter  6°,  und  nur  schwer  kann  man 
sich  eine  Vorstellung  machen  von  der  Dichtigkeit,  Massen- 
haftigkeit  und  dem  Artenreichtum  der  Pflanzenwelt  zu  den 
Seiten  der  in  der  Nähe  des  Äquators  befindlichen  Flufs- 
läufo,  Tschuapa,  Bussera,  Lulongo  und  Lopuri. 

Unter  den  Pflanzenformen  fallen  besonders  die  Palmen 
dureb  ihre  grofse  Zahl  und  Mannigfaltigkeit  auf. 

Am  Lulua  sieht  mau  tagelang  nichts  wie  Palmen  und 
Paudanus,  am  Kassai  treten  im  untern  Laufe  neben  den 
Palmen  Grasarten  in  den  Vordergrund,  und  am  Tschuapa, 
Bussera,  Lulongo  und  Lopuri  herrschen  die  Kopalbäume  vor. 

Dor  inaugolnden  Übersicht  wegen  sieht  man  selten  Wild, 
doch  ist  dio  Artenzahl  der  in  Freiheit  lebenden  Tiere  sehr 
grofs.  Besonders  grofso  Herden  von  Flufspferden , sowie 
zahlreiche  Elefanten  uud  Buffo)  sah  ich  am  Kassai.  Die 
meisten  Antilopen  fand  ich  im  Walde  von  Kundungulu. 
Schlangen  waren  am  häufigsten  boi  Mukenge. 

In  sämtlichen  Flüssen  waren  Krokodile  und  ein  großer 
Reichtum  von  Fischen.  Die  Insekten  waren  am  lästigsten 
im  Thale  des  Lulua. 

Die  Zahl  der  Haustiere  ist  geringer  als  bei  uns.  Ziegen, 
Schafe,  Schweine  oder  Hühner  werden  überall,  Rindvieh 
orst  seit  einiger  Zeit  bei  den  Baluba  gehalten. 

Die  Bevölkerung  der  durchreisten  Gegenden  bestand  dem 
Aussehen  nach  aus  reinen  Negern,  welche  mit  Ausnahme 
der  Batua  dem  Sprachstamme  der  Bantu  angehörten.  Die 
verschiedensten  Hautfärbungen  vom  lichten  Gelbbraun  bis 
zum  tiefsten  Schwarz  sind  vertreten.  Am  dichtesten  wsr 
die  Bevölkerung  am  Tschuapa  und  Bussera,  am  wenigsten 
dicht  am  Lulongo  und  im  Walde  von  Kundungulu. 

Alle  berührten  Stämme  botreiben  Ackerbau. 

Nebenbei  betreiben  die  Stämme  am  Tschuapa  und  Kassai 
in  ausgiebigster  Weise  den  Fischfang,  für  welchen  sie  sich 
rocht  zweckmäfsige  Anlagen  gemacht  haben. 


Digitized  by  Google 


Reisen  im  südlichen  Kongo  - Becken. 


273 


Bemerkenswert  ist  die  Geschicklichkeit  dieser  abgelege- 
nen Vülkor  in  Anfertigung  von  Gebrauchsgegenständen. 
Thon,  Holz,  Pflanzenfasern,  Stein,  Eisen,  Messing,  Kupfer 
und  Elfenbein  werden  zu  ganz  zierlichen  Hausgeraten  und 
Waffen  verarbeitet.  Vorzüglich  gearbeitete  Stoffe  aus  Palm- 
faser worden  von  den  Bakuba  angefertigt. 

Als  Händler  besonders  hervorzuheben  sind  die  Kioke, 
welche  vielleicht  die  geschicktesten  Kaufleute  Afrikas  sind. 

überall  treten  die  Grundlagen  der  Kultur,  Ackerbau 
und  Handel,  hervor,  die  auch  ihren  äufsern  Ausdruck  in 
der  Sucht  des  Negers  nach  Putz  findet. 

Die  Tättowiorung  findet  sich  bei  allen  Stämmen  am 
Kassai,  Kougo,  Tschuapa  und  Lulongo,  in  besonders  schünon 
Mustern  bei  den  Baschilango.  Sie  ersetzt  bei  don  Bau- 
gombe-Weibern,  die  vollständig  nackt  gehen,  gänzlich  die 
Bekleidung.  Sonst  wird  das  Hüfttuch  getragen,  das  bei 
den  Männern  durchgängig  reichlicher  wie  bei  den  Weibern 
bemessen  ist. 

Produkte : 

Elfenbein,  Gummi,  Kopal,  Angolaholz,  Ebenholz,  Palmöl, 
Palmkerne,  Orseille,  Rizinussamen,  Erdnüsse,  Kolanüsse, 
Zucker,  Wachs,  Ilippopotamuszähno,  Felle. 

Hierzu  treten  durch  Anpflanzung  Reis,  Kaffee,  Gewürze, 
Tabak,  Baumwolle. 

Die  Ergiebigkeit  des  Bodens  ist  allerdings  verschieden. 
Am  geringsten  scheint  sie  im  Unterlaufe  des  Kongo  und 
Kassai  zu  sein.  Dagegen  sind  die  Gegenden  am  mittlern 
Kassai,  dosseu  linken  Nebenflüssen  und  dem  Lulua  vorwie- 
gend fruchtbar,  stellenweise  von  ominonter  Fruchtbarkeit 
und  für  Plantagcuanlagen  geeignet. 

II.  Astronomische  Ortsbestimmungen. 

Berechnet  von  E.  Stück. 

Auf  der  Reise  von  Malange  bis  Leopoldville  wurde  für 
die  astronomischen  Hühenmessungen  ein  Prismenkreis  mit 
einem  Teilungsdurchmesser  von  157  mm,  von  WanBcbaff  in 
Berlin,  benutzt. 

Der  Limbus  war  in  Drittelgrado  geteilt  und  mit  Hilfe 
des  Nonienpanros  auf  20’  ablesbar. 

Eine  Untersuchung  des  Instrumentes  in  bezug  auf  Fehler 


der  Teilung,  des  Spiegels  und  der  Blendgläser  hat  bisher 
nicht  stattfinden  können,  da  das  Instrument  in  Afrika  zu- 
rückgeblieben ist. 

Die  Höhen  wurden  stets  mit  Hilfe  eines  Quecksilherhori- 
zontes  und  meist  ohne  Anwendung  des  Glasdaches  gemessen. 
Die  Ablesung  erfolgte  zum  gröfsten  Teil  an  beiden  Nonien, 
in  einzelnen  Fällen  wurdo  nur  oin  Nonius  abgelesen. 

Der  Iudexfehler  des  Prismenkreises  wurde  vor  joder 
Beobachtungsreihe  bestimmt.  Die  flir  denselben  gefundenen 
Werte  erreichen,  wie  aus  der  unten  folgenden  Zusammen- 
stellung hervorgeht,  bis  zur  Station  92  (unterhalb  der  Loange- 
mündung)  einen  nur  geringfügigen  Betrag.  Von  der  Station 
93  ab  zeigt  aber  die  Reihe  der  Worte  einen  erheblichen 
Sprung , der  darauf  hindeutet , dafs  das  Instrument  auf 
dom  Marscho  wahrscheinlich  einen  Fall  erlitten  hat.  Eine 
infolgedessen  am  23.  Juni  1885  vorgonommeuc  genauere 
Untersuchung  des  Instrumentenkastens  ergab  dann  auch, 
dafs  derselbe  einen  Sprung  zeigte,  den  er  vorher  nicht 
bosessen  hatte. 

Für  die  Baroraeterangaben  wurde  das  Aneroidbarometer 
Nr.  570  benutzt,  die  Temperaturablesungen  geschahen  an 
einem  in  Celsiusgrade  geteilten  Thermometer, 

Als  Beobachtungsuhr  diente  ein  Taschenchronometer 
mit  Ankerliemrauug  und  Kompensation  für  Temperatur. 

Zur  Bestimmung  der  geographischen  Broit«  wurden 
in  den  wichtigem  Lagerplätzen  Zirkummeridianböhen  von 
Sternen  und  der  Sonne  gemessen.  In  den  minder  wich- 
tigen Beobachtungsplätzen  wurden  nur  KulminationBhöhen 
beobachtet.  Zur  Zeitbestimmung  dienten  meist  korrespon- 
dierende Sonnen-  oder  Sternhöhen. 

Zur  Längenbestimmung  wurden  Monddistauzen  und  Mond- 
höhen an  sieben  Beobachtungspunkten  gemessen,  doch  mufste 
von  einer  vollen  Auswertung  dieser  Beobachtungen  vor- 
läufig Abstand  genommen  werden,  da  hierzu  noch  verschie- 
dene Nebenrechnungen  zu  erledigen  sind. 

Aus  vier  Monddistanzen , sowie  aus  vier  Mondhöhen, 
welche  an  der  Mündung  des  Sankuru  in  den  Kassai  beob- 
achtet worden  waren , ergibt  sich  als  Mittelwert  für  dio 
Länge  = lh  22™  1“  +;37*  (ö.  L.  v.  Gr.). 


Zusammenstellung  der  geografischen  Breitenbcstimmungen  aus  KulminationslUShen. 


* 6 
s.  S 
«i  g 

!• 3 


2. 

s. 


Ort  der  Bvol>s<Mtmf. 


B fc  b 

£ x £ 

£ 

•2  c ° 

J»  •<  3 

Z*  ol'S 
•=  7 = ° S 

„ E = u * 

Ic 


J. « 


I 


3 5 

c 3 


•S  3 

« = 
C - 


X 884.  Juli 


18. 

20. 

23. 


kamhondc 

Katala 


i Sonne  (7} 

I Sonne  ;Ti 
a Corona? 


119”  40'  40"  I 40"  40" 
120  27  40  | 27  40 
100  50  0 | 50  0 


0'  0" 
0 0 
0 0 


« e 

* s 

■&s 

X e 


671 

608 

607,6 


Fetomiania  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  IX. 


+82”  C. 
+28 
+20 

35 


SUdllche 

Brette. 


9"  29'  58" 
9 28  41 
9 29  6 


274 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


es 
■o ; 

i § 

!« 

?| 

05 

Datnm. 

Ori  der  Beobachtung. 

i ig 

1 &I 

1-  “■'"S 

l gK 

■°  t| 
z £° 

i 

c 

o 

Z 

s 

•u 

t» 

o 

0 

8 

< 

*-*  b 

341 

1| 

8« 
*C  0 

II 
".2 
■ r 

fl 

e 

3 

* 

k 

0 

ja 

M 

• 

c 

ii 

£ E 

»s 

4.  « 

© 5 
M 
e 
53 

S 

0 

1 

JO 

t 

0 

t 

£ 

B 

9 

H 

Südliche 

Breite. 

3. 

1884 

Juli 

21. 

K stall 

Sonne  Q 

120" 

50' 

20" 

50 

’ 20" 

0' 

0" 

667,7 

-j-27,6"  C. 

9 

28 

58' 

4. 

24. 

Knperekcasa 

Sonne  <V| 

122 

ii 

0 

ii 

0 

0 

0 

669 

+27,8 

9 

25 

32 

5. 

25. 

N'Dala-Kinguangua 

Sonne  fri 

122 

41 

0 

41 

0 

0 

0 

666,8 

+27 

9 

23 

30 

26. 

„ „ 

Sonne  Q 

123 

7 

40 

7 

40 

0 

0 

667 

+25 

9 

23 

26 

c. 

28. 

Kmuio 

Sonne  (> 

124 

6 

0 

6 

0 

0 

0 

667 

+25 

9 

21 

49 

7. 

30. 

Karobo 

Sonne  jg 

125 

C 

40 

6 

40 

0 

0 

606,8 

+27,6 

9 

20 

15 

8. 

H 

31. 

X'üunji 

Sonne  Q 

125 

49 

20 

42 

20 

0 

0 

668,8 

+28 

9 

17 

15 

9. 

August 

1. 

Kein 

Sonne  ß 

126 

15 

0 

15 

0 

0 

0 

666.3 

+26 

9 

16 

3 

2. 

u Lrrae 

84 

8 

40 

8 

40 

0 

0 

666,0 

+17 

9 

15 

39 

10. 

3. 

Ifoauja 

Sonne  Q 

127 

19 

0 

19 

0 

0 

0 

689,? 

+28 

9 

15 

11 

3. 

. 

a Lrrae 

84 

9 

20 

19 

20 

0 

0 

689,1 

+20 

9 

15 

19 

11. 

4. 

Kifnach 

Sonne  jö 

127 

51 

40 

51 

40 

0 

0 

698,8 

+30.6 

9 

14 

51 

4. 

a Lyrae 

84 

10 

20 

10 

20 

0 

0 

696,1 

+ 20 

9 

1« 

50 

5. 

Sonne  Q 

128 

24 

20 

24 

20 

0 

0 

696 

+29 

9 

14 

48 

12. 

6. 

Mobanga 

Sonne  (g 

129 

4 

20 

4 

20 

0 

0 

703,8 

+30,6 

9 

11 

19 

13. 

7. 

Maaehia.  Kiksiata 

Sonne 

123 

48 

40 

46 

40 

0 

0 

703,0 

+33 

9 

6 

58 

14. 

8. 

Sckete 

Sonne  q 

130 

26 

20 

26 

20 

0 

0 

708,8 

+32 

9 

4 

14 

15. 

3. 

Banda  Gonge 

Sonne  Q 

131 

10 

10 

11 

0 

0 

0 

702,6 

+81,* 

8 

59 

26 

3. 

" *t 

a Lyrae 

84 

40 

0 

40 

0 

0 

0 

701 

+24 

8 

59 

59 

16. 

„ 

10. 

Korabue,  areatl.  KinjilU 

Sonno 

131 

57 

0 

57 

20 

0 

0 

706,8 

+32 

8 

53 

43 

17. 

-i 

11. 

Kiojilla 

Sonne  (?j 

132 

36 

0 

37 

0 

0 

0 

706,3 

+27,8 

8 

51 

53 

„ 

11. 

a Lyrae 

84 

55 

20 

55 

20 

0 

0 

705 

+19.6 

8 

52 

20 

•• 

„ 

12. 

* 

Sonne  q 

133 

12 

20 

12 

20 

0 

0 

707,3 

-1-26,6 

8 

52 

8 

18. 

13. 

Mulollo-Ambango 

Sonne  Q 

134 

0 

0 

0 

40 

0 

0 

705,8 

+29 

8 

46 

21 

13. 

14. 

Maxsangan* 

a Lyiae 

85 

22 

0 

23 

0 

0 

0 

698,3 

-♦-22  * 

8 

38 

43 

•* 

15. 

„ 

Sonno  (V) 

135 

30 

20 

30 

20 

0 

0 

700,3 

-i-28.3 

8 

38 

38 

20. 

16. 

Guwu 

Sonne  £) 

136 

8 

20 

8 

20 

0 

0 

702,5 

+28 

8 

38 

38 

21. 

17. 

Molurobu  am  Kuango 

e Pavonia 

82 

55 

0 

55 

40 

0 

0 

707,6 

+17,6 

8 

32 

46 

22. 

- 

" 

13. 

Kiongue 

a Lyrae 

85 

33 

0 

33 

0 

0 

0 

707,1 

+21 

8 

33 

26 

23. 

20. 

Kisniu- KinjilU 

o Lyrae 

85 

32 

20 

33 

0 

0 

0 

704 

+19 

8 

33 

37 

24. 

21. 

Samba 

a Lyrae 

85 

32 

40 

33 

40 

0 

0 

703.6 

+15,8 

8 

33 

23 

25. 

n 

22. 

Kahaeao-Mukauau 

ff  Lyrae 

85 

30 

0 

30 

20 

0 

0 

699,5 

+19 

8 

34 

51 

22. 

H <* 

a Pavonia 

82 

58 

0 

58 

0 

0 

0 

700 

+ 17 

8 

34 

7 

26. 

24. 

Mona  NdurabK- Mukamba 

a Ly  rau 

85 

25 

40 

26 

20 

0 

0 

697 

-t-22 

8 

36 

55 

27. 

n 

25. 

Ksraba-KiUa 

a Lyrae 

85 

20 

40 

21 

0 

0 

0 

692 

+22 

8 

39 

30 

28. 

26. 

Wald  am  Kinsemba-Bacb 

a Lyrae 

85 

15 

20 

16 

20 

0 

0 

684,8 

+24 

8 

41 

58 

23- 

H 

27. 

Gojia 

a Lyrae 

85 

13 

40 

14 

40 

0 

0 

682,8 

-}-22 

8 

42 

49 

30. 

„ 

28. 

Kamisiaraba 

ff  Lyrae 

85 

17 

40 

18 

20 

0 

0 

679,8 

+ 19.8 

8 

40 

53 

31. 

« 

23. 

Muhongo 

er  Lyrae 

85 

20 

40 

21 

0 

0 

0 

678,* 

+21 

8 

39 

28 

32. 

*1 

Septbr 

2. 

Am  Kamauo*Bach 

a Lyrae 

85 

46 

0 

46 

0 

0 

0 

673,3 

+17 

8 

26 

52 

34. 

•» 

4. 

Kipusuka-Bach 

ff  Lyrae 

85 

47 

20 

47 

40 

0 

0 

672,7 

-f  22,1 

8 

26 

6 

36. 

« 

6. 

Mona  l'ta  Monango 

a Cygni 

73 

29 

0 

29 

0 

0 

0 

668,1 

+15 

8 

24 

7 

8- 

1 

ff  Lyrae 

85 

52 

0 

52 

40 

0 

0 

669,6 

+20 

8 

23 

40 

38. 

„ 

11. 

Im  Walde  von  Kundungulu 

ff  Orale 

100 

58 

20 

58 

40 

0 

0 

672,1 

+17.8 

7 

59 

29 

33. 

14- 

Am  Kingongo-Bach 

a Pavonia 

61 

38 

40 

3K 

40 

0 

0 

677,8 

+16 

7 

54 

30 

« 

n n • 

a Lyiae 

86 

49 

40 

49 

40 

0 

0 

677,8 

+ 16 

7 

55 

1 

40. 

15. 

. KatwhazeU-Baeh 

er  Lyrae 

86 

54 

20 

54 

40 

+ 0 

40 

C78.4 

+21 

7 

52 

35 

42. 

18. 

Schn  Kabuita 

a Cygni 

74 

43 

0 

13 

40 

-(-  0 

40 

680,3 

+23 

7 

46 

33 

47. 

•* 

23. 

Ara  Lufuach>Bach 

a l’avonia 

80 

5 

20 

4 

40 

+ 0 

20 

701,6 

+28 

7 

7 

51 

18. 

Oktober  3. 

Schn  Katuala 

a Gruia 

38 

56 

20 

56 

20 

+ o 

20 

700,8 

4-20,5 

6 

58 

41 

50. 

6. 

. Mukoase 

a Pavonia 

79 

39 

40 

39 

40 

-t-  0 

20 

700,8 

+29 

8 

55 

12 

51. 

m 

7. 

Muene  Tomba  om  Lowob-FIuCs. 

a Gruia 

38 

49 

20 

49 

20 

+ 0 

20 

706,1 

+20 

6 

55 

12 

52. 

»* 

8. 

Am  Lowoa,  rechte.*  Ufer 

<7  Pavonia 

79 

40 

0 

40 

0 

+ 0 

20 

707»^ 

+23,8 

8 

55 

21 

54. 

K 

n 

11. 

H Kissuagunde-Bach 

a Gruia 

«8 

45 

20 

45 

20 

4-  o 

10 

701,3 

+24 

6 

53 

7 

57. 

H 

N 

14. 

Am  Kibongo>lkch 

a Gruia 

98 

20 

20 

20 

20 

-f-  0 

20 

709.« 

+21 

6 

40 

42 

58. 

15. 

umbula 

ff  Gruia 

98 

10 

20 

10 

20 

-1-  0 

20 

708,« 

+ 17,8 

8 

35 

42 

53. 

,, 

17. 

Kaasansche  II 

a Gruia 

97 

44 

20 

44 

20 

+ 0 

20 

714,8 

+24 

G 

22 

41 

61. 

•t 

20. 

Kassai-tl’ogge)  Fall 

a Gruia 

97 

58 

40 

58 

40 

+ 0 

20 

— 

— 

6 

29 

53 

62. 

21. 

Kirobundu 

a Gruis 

97 

39 

20 

39 

20 

+ 0 

20 

710,« 

-f  28 

8 

20 

u 

63. 

24. 

Mole  Taehimama 

a Gruia 

97 

26 

40 

26 

40 

+ 0 

20 

704,3 

+22 

6 

13 

53 

a Pi*cis  aust. 

131 

57 

40 

57 

40 

+ 0 

20 

702,6 

+19,6 

8 

12 

31 

65. 

26. 

Mukelle 

a Gruia 

97 

23 

40 

23 

40 

+ 0 

20 

705,7 

+24 

6 

12 

23 

66. 

.. 

28. 

Am  Danga-Bacb 

o*  Gcrninorum 

103 

28 

0 

28 

0 

+ 0 

20 

702,1 

+20 

6 

8 

20 

63. 

Xovbr. 

3. 

Muachito  - Alupumbo 

ff  Gruia 

97 

23 

0 

23 

0 

+ 0 

20 

707.3 

+19,8 

G 

12 

4 

70. 

* 

5. 

•Mnele  Kucmbe 

a Gruia 

07 

15 

0 

15 

0 

+ 0 

20 

700,3 

+21 

8 

8 

3 

i 


Digitized  by  Google 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


275 


sj 

k o. 

*5 

c g 
•s  H 

11 

12 

.3? 

s 

Datum. 

Ort  der  Beobachtung. 

S ^ k 

i 2 t 
1 

"g  0 B 

s .<? 

■j  3 « sa 

l||=l 

c -a  ~ 

1 H 

« 

0 

*5 

0 
X 

5 

1 
5 
%> 

l 

=7 
J-s 
gS 
*•8 
8» 
■3  B 

S g 

ii 

li 

£3 

£ 

M 

9 

t 

9 

M 

M 

•- 

tJ 

a 

i 

0 

r 2 

j c 

H 

Ss 

M 

a 

60 

e 

0 

z 

2 

t 

0 

0 

| 

8 

H 

Südllcho 

Breite. 

70. 

1884.  Norbr.  5. 

Muelc  Kuetnbe 

a Kridani 

76°  39'  0" 

39'  0’ 

-f  0'  20' 

700,9 

+ 19,8“  U. 

6“  8'  1" 

72. 

1885.  Januar  15. 

Mukenge 

a Aurigae 

76  13  20 

13  20 

+ 0 20 

707,« 

-1-28 

6 1 33 

a Argux 

86  48  0 

48  0 

4-  0 20 

707,7 

+29 

6 1 33 

..  26. 

er  Argus 

86  48  0 

48  0 

4-  0 20 

713,2 

+28 

6 1 36 

„ Februar  22. 

a Argus 

86  48  0 

47  40 

4-  0 20 

707 

+27 

6 1 37 

/i  Uentauri 

92  28  20 

28  20 

4-  0 20 

707,1 

—20 

6 2 2 

„ .23 

o2  Uentauri 

71  23  20 

23  20 

4-  0 20 

706,1 

+20,4 

6 2 10 

ß Uentauri 

72  28  40 

28  40 

4-  0 20 

706,1 

+20,5 

6 2 14 

73. 

1884.  Norbr.  22. 

Luluaburg 

a Kridani 

76  15  20 

15  20 

4-  0 20 

7n9,« 

4-28 

5 56  16 

74. 

„ . 25. 

Tsehingenge 

a Kridani 

76  40  0 

40  0 

4-  0 20 

711 

-428 

G 8 36 

76. 

1885.  Januar  5. 

Knpuku  Techimbundu 

a Aurigne 

77  32  20 

32  20 

4-  0 20 

714,6 

+27 

5 22  3 

77. 

„ . 9. 

Kitukulu 

a Persei 

09  50  0 

50  0 

4-  0 20 

7 14t* 

+31 

5 38  54 

78. 

„ April  20.  • 

Uakua  Kitsehimbula 

a Urucis 

66  18  20 

18  20 

4-  0 20 

720.» 

+20,7 

5 35  58 

80. 

. Mai  2. 

Tiewu  (Knnoc-Bauplatr) 

a Urucis 

65  57  0 

57  O 

4-  0 20 

722,4 

+25 

5 25  21 

ß Uentauri1) 

71  12  0 

12  0 

4-  0 20 

722,4 

+25 

5 24  9 

4. 

ß Uentauri 

71  13  40 

13  40 

4-  0 20 

722,7 

t23 

5 25  0 

a2  Ccntauri 

70  9 0 

9 0 

4-  0 20 

722,1 

—88 

5 25  17 

. 6. 

ß Uentauri 

71  13  20 

13  20 

+ 0 20 

722,7 

-r-27 

5 24  51 

83. 

„ Juni  4. 

Bena  Bikenge 

a2  Uentauri 

96  37  20 

37  20 

4-  O 20 

734,4 

+29 

5 9 31 

85. 

,.  „ 9. 

Ka*«ni,  Bene  Diele 

ß Uentauri 

69  36  0 

36  0 

4-  o 20 

736,4 

—29 

4 36  15 

o2  Uentauri 

68  31  20 

31  20 

4-  0 20 

736,4 

+29 

4 36  81 

86. 

10. 

Ktssai,  Insel  in  d.  Nähe  d.  r.  Ufers 

Sonne  y 

125  17  20 

17  20 

4-  1 20 

733,4 

+28 

4 33  59 

ß Uentauri 

69  32  20 

32  20 

4-  1 20 

735,4 

+80 

4 4 55 

a2  Uentauri 

08  2$  40 

26  40 

4-  1 20 

735,4 

+30 

4 34 

87. 

„ . 11. 

ß Uentnuri 

69  22  0 

22  0 

4-  1 20 

736,4 

+30 

4 29  46 

a2  Uentauri 

68  18  0 

18  0 

4-  1 20 

736,4 

+30 

4 30  21 

88. 

, » 16. 

Sankuru-Mündung 

ß Uentauri 

68  57  20 

57  20 

4-  1 20 

734,4 

+32 

4 17  27 

a2  Uentauri 

67  53  0 

53  0 

+ 1 20 

736 

+32 

4 17  53 

89. 

. . 18. 

Kaxtai,  recht«  Ufer 

Sonne  Q 

123  52  0 

52  0 

4-  0 50 

737,6 

-1-34 

4 22  48 

o2  Uentauri 

68  3 40 

3 40 

4-  0 50 

73< 

+31 

4 23  0 

90. 

. „ 19. 

» In*ol  i.  d.Niiked.  link.  Ufers 

ß Uentauri 

68  57  0 

57  0 

4-  0 50 

736 

+30 

4 17  2 

91. 

- » 20. 

Loange-Mündung 

Sonne  Q 

125  5 40 

5 40 

4-  o 30 

736,« 

+31 

4 16  11 

92. 

21. 

Kaisii,  Insel i.  d.  Niibcd.  recht. Ufers 

Sonne  5 

125  21  40 

21  40 

4-  0 30 

740,1 

-r34 

4 8 0 

ß Uentauri 

08  37  0 

37  0 

4-  0 30 

7 37  »8 

+82 

4 C 48 

93. 

. „ 22. 

...  „ „ linken  » 

Sonne  Q 

125  42  0 

42  0 

—11  30 

736.« 

+28 

4 4 5 

23. 

Sonne  (3 

124  37  40 

37  40 

—11  30 

736,4 

+29 

4 5 27 

oo. 

ß Uentauri 

68  44  20 

44  20 

—11  30 

738.4 

+26 

4 4 30 

94. 

„ , 24. 

..  rechtes  l'fer 

Sonne  y 

126  1 20 

1 20 

—11  30 

738 

+34 

3 66  22 

95. 

„ . 25. 

» Insel  i.  d.  Nahe  d.  link.  Ufers 

o2  Uentauri 

67  5 0 

5 0 

—11  0 

789,* 

+30 

3 47  40 

96. 

26. 

Sonne  Q 

126  41  20 

41  20 

—12  10 

739,7 

+30 

3 39  49 

o2  Uentauri 

66  48  40 

48  40 

—12  10 

740»* 

+29 

3 39  0 

97. 

„ » 27. 

Sonne  0 

126  52  20 

52  20 

—1 1 5 

740,7 

+35 

3 36  15 

98- 

..  „ 28. 

„ linkes  Ufer 

Sonne 

127  7 20 

7 20 

— 12  0 

738,4 

+29 

3 31  58 

o2  Uentauri 

66  34  20 

34  20 

— 12  0 

740,7 

-1-30 

3 81  49 

99. 

. . 29. 

a2  Uentauri 

66  20  40 

20  40 

— 12  0 

740,6 

+30 

3 24  59 

100- 

„ , 30. 

„ rechtes  Ufer 

Sonne  -Tj 

127  34  40 

34  40 

— 12  0 

742,8 

—32 

3 24  59 

101. 

„ Juli  1. 

„ Insel  t.  d.  Nähe  d.  Unk.  Ufers 

Sonne 

127  56  20 

56  20 

—12  0 

743 

4 32 

3 18  8 

a2  Uentauri 

66  7 20 

7 20 

— 12  0 

740,6 

—32 

3 18  20 

102. 

o. 

Kuaneo-Mündung 

o2  Uentauri 

65  55  40 

55  40 

—12  0 

740,1 

+31 

3 12  30 

103. 

„ . 3- 

Karsai,  lnv*l  i.  d.  Nähe d.  link.  l*few 

ß Uentauri 

66  47  20 

47  20 

— 12  0 

742 

i-SO 

S 5 42 

a2  Uentauri 

65  41  0 

41  0 

— 12  0 

743,7 

-430 

3 5 9 

104. 

. „ 4. 

a2  Uentauri 

65  36  20 

36  20 

—12  0 

743 

+30 

3 2 49 

105. 

„ « 6. 

„ linkes  Ufer 

«2  Uontauri 

65  37  0 

37  0 

—12  0 

743 

+32 

3 3 10 

106. 

„ ..  8. 

o2  Ontuuri 

65  38  0 

38  0 

—12  0 

742 

+29 

3 3 40 

107. 

k „ 10. 

Kassai-Mündung 

Sonne  Q 

128  55  40 

55  40 

—11  «5 

744.6 

+31 

3 10  23 

108. 

■ . 11. 

Oobila,  linkes  Ufer  des  Kongo 

Sonne 

128  49  0 

49  0 

—11  25 

743.« 

-1-83 

3 21  27 

109. 

„ » 12- 

Kongo,  linken  Ufer 

a2  Uentauri 

66  52  20 

52  20 

— 11  25 

743,4 

+30 

3 41  9 

111- 

» » 15. 

Sonne  0 

129  34  20 

34  20 

— 10  80 

744,4 

+31 

4 5 13 

112- 

. . 19- 

Liopoldrillc 

" Urgni 

81  47  20 

47  20 

—10  30 

737,« 

-+99 

4 20  11 

Sonne  y 

131  13  0 

13  0 

— 11  20 

739,7 

-r29 

4 20  14 

n?  ^ u. 

a Lrrtte 

94  10  40 

10  40 

—11  30 

739 

-r-29 

4 20  20 

. . 25. 

» 

Sonne  Q 

132  52  20 

52  20 

—10  50 

739.7 

1-29 

4 20  2 

t)  Ungünatige  Beleuchtung. 


35 


276 


Reisen  iui  südlichen  Kongo -Recken. 


Zusanwicnetclluny  der  geographischen  Breiten. 

Diese  Zusammenstellung  enthält  die  Breitonorgeb- 
nisse,  wie  sie  die  Kulmination"-  und  ZirkuuimeridiAiihöhen 
liefern. 


Gesamt« 

c 

u c. 

ErgcbnUtc 

■5  u c 

Wahr* 

O r I. 

der  <<inz«lncn 

isl 

5f  = 

schein. 

Breiten* 

Hoher 

bcMtitnmuogcu. 

Fehler. 

8Ud1.  Br. 

< 1 

2. 

Kambnndc 

9V 

29' 

58" 

1 

-25" 

3. 

KuUlu 

9 

28 

58 

5 

=±=1I 

4. 

Kaperekesua 

9 

26 

14 

9 

± 8 

5. 

N*D»ta  Kinguangtu 

9 

24 

20 

18 

± 6 

6« 

Kattun 

9 

21 

49 

1 

ah  25 

7 

h'arabo 

9 

20 

15 

1 

ah  26 

8. 

Vljunji 

9 

17 

16 

1 

t^-25 

9. 

KeU 

9 

15 

51 

U 

-18 

10. 

Moanju 

9 

16 

1 

12 

i ^ 

11« 

Kafuich 

9 

14 

50 

3 

3:14 

12. 

Mohanua . . 

9 

ii 

19 

1 

±25 

13. 

Maschia-Kikawa 

9 

6 

58 

1 

-25 

14. 

Sekcto 

9 

4 

46 

7 

3=  9 

15. 

Banda  Gonge  

8 

59 

40 

7 

3:  9 

10. 

Kotubue,  west).  KinjilU  .... 

8 

53 

43 

1 

ah  25 

17. 

KinjilU 

8 

6t 

56 

8 

± 9 

18. 

Mulollo-Arabango  

8 

46 

35 

7 

ah  9 

19. 

Mns^inzana 

8 

38 

26 

5 

hall 

20. 

Guvru 

8 

37 

44 

4 

±12 

21. 

Molurabu  sra  Kuango 

8 

33 

10 

5 

±11 

22. 

Kionguo 

8 

33 

26 

1 

ak25 

23. 

Kiaiiiu-KinjilU 

8 

33 

22 

5 

±11 

24. 

Samba 

8 

33 

9 

6 

±10 

25. 

Kabne*o  * Mukansu 

8 

34 

59 

10 

± 8 

26. 

Mona  Ndmuba-Mukaznba  .... 

8 

37 

14 

2 

±18 

27. 

Kamba-Ktai  

8 

39 

30 

1 

±25 

28. 

Wald  am  Kisemba-Bach  .... 

8 

43 

0 

4 

±12 

29. 

Oojia 

8 

42 

26 

4 

±12 

30. 

KatuUsarnba 

8 

40 

51 

3 

±14 

31. 

Muhoneo 

8 

39 

11 

4 

±12 

32. 

Am  Kamaue*Bueh 

8 

26 

38 

3 

±14 

34. 

Am  Kipusuka-Bach 

8 

26 

16 

2 

±18 

36. 

Mona  ÜU  Monanco 

8 

23 

12 

10 

38. 

Im  Walde  von  Kundungulu  . . . 

7 

59 

56 

4 

±12 

39. 

Am  Kiogongo-Barh 

7 

64 

9 

14 

± 7 

40. 

Ara  Katxchazela-Bach 

7 

52 

35 

1 

±25 

42. 

Seha  Kabuita 

7 

46 

46 

4 

±12 

47. 

Am  Lufuwh 

7 

7 

56 

4 

±12 

48. 

Seha  Katuala 

7 

0 

35 

2 

±18 

50. 

Seha  Mukosi*«  ....... 

e 

54 

33 

2 

±18 

51. 

Muco«  Tomba  am  I»woa-Kluf«  . . 

6 

65 

0 

3 

±14 

52. 

Ara  Uowoa  rechte«  Ufer  .... 

6 

54 

54 

3 

±14 

Laufende 

Nummer. 

Ort. 

Oeaiut- 
ErvebnlMe 
der  • Imelnen 
Breiten« 
be&tiumiuQgen. 
SOdl.  Br« 

c 

t C 

j;au 

"3  3 
— O 0 
-a’Z  c 

lii 

< i 

a 

Wahr* 
• rheiu* 
lieber 
Fehler. 

64. 

Am  Kissuagunde-Btch 

6 

63' 

54" 

6 

±u‘ 

57. 

Am  Kiboago-Bach 

40 

5 

4 

±12 

58. 

ZumbuU 

6 

35 

18 

4 

±12 

59. 

Kauansche  II 

8 

22 

6 

6 

= 11 

61. 

Kav.ai  (l’ogge)  -Fall 

0 

31 

58 

3 

— 14 

62. 

Kirabundu  

8 

20 

2 

4 

= 12 

63. 

Molo  Tschmiama 

6 

12 

53 

6 

= 10 

65. 

Mäkelte 

0 

12 

16 

* 

±18 

66. 

Atn  Dan  za«  Buch 

•; 

8 

44 

2 

= 18 

68. 

Tumbu  Kimbari 

6 

9 

1 

3 

±14 

69« 

Masehito-Alupiimbo 

6 

11 

55 

2 

±18 

70- 

Mucle  Kuerabe 

8 

8 

4 

15 

= 7 

72. 

Mukeuge 

*J 

0 

14 

=2=  7 

73. 

Luluiburg  

5 

56 

21 

4 

±12 

74. 

'IVchinKcnge 

0 

8 

32 

4 

±12 

76. 

Kapuku  Tschimbundu 

5 

22 

28 

4 

±12 

77. 

Kitukula 

38 

40 

4 

±12 

78. 

Bakus  KiUehimbula 

8 

35 

58 

1 

±25 

80. 

Tiewu  (Kanoe-Bauplatx)  .... 

6 

24 

56 

S 

±11 

83. 

Bcna  Bikengc  

S 

9 

31 

1 

=25 

85. 

K&ssat,  Bcue  Diele 

4 

36 

43 

10 

± 8 

86. 

Ka&sai,  Insel  in  d.  Nähe  d.  r.  Ufern 

4 

34 

22 

5 

±11 

87. 

m <*  <t  «•  • * 

4 

30 

4 

2 

±18 

88. 

Sankura-Miindung 

4 

17 

34 

8 

± 9 

89. 

Kami,  recht»  Ufer 

4 

22 

54 

o 

— 18 

90- 

„ Insel  iu  d.  Nähe  d.  1.  Ufers 

4 

16 

49 

4 

±12 

91. 

Loaoge-Miinduug 

4 

16 

3 

3 

— 14 

92- 

Komi,  Insel  in  d.  Nähe  d.  r.  Ufers 

4 

7 

24 

8 

± 9 

.93. 

„ 1.  Ufer» 

4 

4 

27 

1 

± 9 

94. 

’.ossai,  rechtes  Ufer 

3 

55 

44 

& 

±11 

95- 

* Insel  in  d.  Nähe  d.  1.  Ufers 

3 

47 

6 

5 

— 11 

96. 

r •»  • Jt  * * « 

3 

39 

56 

7 

± 9 

97. 

« • M 8 It  V " 

3 

35 

51 

2 

= 18 

98. 

Kiuoai,  link»  Ufer 

3 

31 

57 

3 

±14 

99. 



3 

24 

49 

3 

±■4 

100. 

Koasai,  recht»  Ufer 

3 

25 

39 

4 

±12 

101. 

. Insel  in  d.  Nähe  d.  1.  Ufers 

3 

18 

0 

7 

± 9 

102- 

Kuango-Mündung 

3 

12 

30 

1 

±25 

103. 

Kossai,  Insel  in  d.  Nähe  d.  1.  Ufers 

3 

5 

7 

6 

±10 

104. 

w « « ■ * f*  ■ 

3 

9 

28 

6 

±11 

105- 

Kaasai,  link»  Ufer 

3 

8 

47 

3 

±14 

106- 

• »e  it  ••«•*• 

3 

3 

66 

3 

2T  14 

107. 

Kaasai-Mundong 

3 

10 

7 

±12 

108- 

Gobila,  linkes  Ufer  des  Kongo  • • 

3 

21 

55 

4 

±12 

109. 

Kongo,  link»  Ufer 

8 

40 

49 

3 

±14 

111. 

* 

6 

22 

±11 

112. 

L6o|H>tdrille 

4 

19 

58 

11 

± a 

(Schlaf«  folgt.) 


Die  Cunos-  oder  Tute-  Indianer  in  Darien. 

Nach  dem  Bericht  eines  Missionars  bearbeitet  von  Dr.  H.  Polakowsky. 


Herr  Bernhard  August  Thiel,  Bischof  von  Cosla-Rica, 
welcher  vom  Juli  1884  bis  zum  Mai  1886  mit  kurzon 
Unterbrechungon  in  Panama  wohnte,  hatte  im  Jahre  1885 
einen  Priester  zu  don  Bewohnern  der  Dörfer  Paya  und 
Tapaliza  iu  Darion  gesandt.  Diese  Dörfer  werden  vom 
Golfo  do  San  Miguel  aus  erreicht,  indem  man  den  Rio 
Tugra  hin  Auffahrt  und  östlich  von  der  Mündung  des  Rio 


Yavisa  in  einen  von  Süden  in  den  Tugra  fallenden  Strom 
einbiegt.  Dieser  grofse  Flufs  hat,  wie  mir  Herr  Bischof 
Thiel  schreibt  (Brief  aus  Panama  vom  11.  Mai  1885),  kei- 
nen bestimmten  Namen , einige  nennen  ihn  Rio  de  Chepi- 
gana,  andre  Rio  I’iuogana,  oder  Rin  Grande,  oder  Rio  de 
San  Miguel.  Auf  der  „Carte  generale  du  Darien  möridional 
par  Luc.  N.-B.  Wyse"  in  Iteclus’  Werke  über  Panama  und 


Digitized  by  Google 


Die  Cuuos-  oder  Tule- Indianer  in  Darien. 


277 


Darien  ')  und  auf  der  Karte,  welche  Wyse  seinem  „Rap- 
port sur  les  etudes  de  la  Commission  internat.  d’explorat. 
de  l'isthme  du  Darien“  (Paris  1877)  beifügt,  wird  dieser 
Strom  als  der  obere  Teil  des  Tugra  - Stromes  bezeichnet. 
Auf  der  schönen  „Carte  generale  de  l’isthme  colombieu, 
dressee  par  Luc.  N.-B.  Wyse“  (1:500000)  in  dem  nouesten 
Werke'* *)  dieses  Forschers  ist  dieser  Strom  gleichfalls  als 
Rio  Tugra  bezeichnet. 

Die  Aufgabe  dos  katholischen  Missionars  war,  die 
Indianer  dieser  Gegend  zu  bekehren,  den  schon  Bekehr- 
ten  zu  predigon  und  allo  nach  Kräften  zu  unterrichten. 
Da  aber  Bischof  Thiel  ein  Kirchenfürst  ist,  welcher  nicht 
nur  wie  wenige  andre  dos  spanischen  Amerika  eitrigst 
für  das  Seelenheil  und  leibliche  Wohl  der  Eingeborneu  be- 
dacht ist,  sondern  der  auch  nach  Kräften  dio  Förderung 
der  Wissenschaften,  besonders  der  Sprachforschung,  Ethno- 
logie und  Geographie,  betreibt  und  unterstützt,  so  gab  er 
diesem  Missionar  die  Weisung,  die  Sitten  der  Indianor  zu 
beobachten , ihre  Sprache  zu  erlernen  und  Aufzeichnungen 
derselben  zu  machen.  Auch  studierte  derselbe  vor  seiner 
Abreise  nach  dem  Golfe  von  San  Miguel  das  genannte  Buch 
von  A.  Reclus.  Boi  seiner  Rückkehr  nach  Panama  erklärte 
er  nun  dem  Bischof,  dnfs  er  vieles  von  dem,  was  Reclus 
aufgezeichnet  , nicht  wahrgonoinmeu  habe.  So  existiere 
z.  B.  Polygamie  unter  diesen  Indianern  nioht *).  In  dem 
Werke  von  Wyse  finden  sich  prachtvolle  Abbildungen  der 
Wälder,  Flüsse  uud  Ortschaften  dieses  Teiles  von  Darien, 
aber  nur  wunigo  Angaben  über  die  Sitten  der  Bewohner 
desselben.  Dio  Existenz  der  Polygamie  wird  übrigens  auch 
kurz  angeführt  *).  — Weiter  erklärte  der  Missionar , die 
Lebensweise  dieser  Indianer  sei  im  allgemeinen  durchaus 
nicht  so  barbarisch  und  sittenlos,  und  lebten  die  Weifsen 
und  Mestizen  in  Pinogana,  St.  Maria,  Yavisa  &c.  oft  „wil- 
der“ als  diese  Wilden.  Der  Irrtum  der  französischen  Ent- 
deckungsreisenden erkläre  sich  dadurch,  dafs  oft  mehrere 
Familien  dieser  Indianer  in  einem  Huuso  loben.  Für  den 
Fremden  sei  es  boi  kurzem  Besucho  oder  bei  nicht  sehr 
eingehender  Beobachtung  dieser  Indianer  schwor,  ihre  Sit- 
ten und  Verhältnisse  richtig  zu  beurteilen  oder  überhaupt 
zu  verstehen. 

Nachdem  der  Missionar  die  einzelnen  Dörfer  la  Palma, 


l)  Arm.  Beeilt*,  l’»n»ma  i't  Darien.  Voyages  d'exploratton.  PiiLi  1881. 

*)  Luc.  X.-B.  Wjfjc,  L«  Canal  do  l’isama.  Paris  1880. 

3)  Keclu*  (a.  a.  0.,  S.  210)  schreibt:  » I J [KÜygamie  exiite  prnbabio- 
ment  ch«  eox.  Aucun  dc*rt  de  parontt'  ne  met  obiteclo  au  maria^e,  et 
mime  le*  uniona  les  plua  frequentes  »out  entr*  frere  at  aoeur.  Oenerale- 
ment  norose*  et  tacitumrs,  ils  ne  aortenl  de  leur  railancolie  quo  dam 
rirresse , et  deTiennent  alnr»  quemllours  et  crucla.  Ili  sont  pareueui  et 
impriToyant*." 

*)  Wyae  {*.  a.  O.,  S.  15)  tagt:  .et  bien  que  quelquea-um  d'entre 
eui  aient  cependant  dea  notions  rudimentairea  de  chriatianiame , ils  aont 
quelquefoia  polygam»*. 


Chepigana,  Yavisa  und  Real  do  Santa  Maria  besucht  und 
iu  jedom  dieser  Dörfer,  in  welchen  neben  den  Indianern 
bereits  Weifso  und  Mischlinge  leben,  8 bis  14  Tage  ge- 
predigt hatte,  ging  er  am  21.  April  1885  von  Piuogaua 
ab,  um  die  Indianer  von  Paya  zu  besuchen.  Aus  dem 
Tagebuche,  welches  der  Missionar  über  diese  Reise  geführt 
hat,  teilt  mir  nun  Herr  Bischof  Thiel  in  dem  genannten 
Briefe  die  folgenden  Auszüge  und  Bemerkungon  mit. 

Ein  Koch,  ein  Küster  uud  vier  mozos  (Burschen,  Ar- 
beiter) waren  neben  dem  Missionar  in  der  grofsen  piragua 
(Boot) , in  welcher  die  Reise  angetreteu  wurde.  Man  war 
bestens  ausgerüstet  mit  Kochgesohirr,  Hühnern,  Eiern,  Brot, 
Zucker,  Reis,  Kaffee.  Die  mozos  erwiesen  sich  als  brauch- 
bar uud  gehorsam.  Am  Abond  dos  ersten  Tages  wurde 
Yape  erreicht,  wo  einige  Indianer  wohnen;  am  Abend  des 
zweiten  Tages  kam  man  bis  Playa,  am  dritten  bis  Reveze 
und  am  vierten  Abend  bis  zur  Mündung  des  Rio  Paya. 
Am  25.  April  wurde  Paya  selbst  erreicht.  Der  Rio  Paya 
hatte  wenig  Wasser,  das  Boot  konnte  oft  nicht  durch  die 
laugen  Stangen  (palancas),  mit  denen  die  mozos  dasselbe 
bisher  geschoben  hatten , fortbewegt  worden , sondern  die- 
selben mufsteu  in  das  seichte  Wasser  stuigeu  und  das 
Fahrzeug  ziehen.  In  der  Nähe  von  Paya  liegt  Payita 
mit  27 , Abajo  por  aca  mit  28  und  Puoblo  nuovo  mit 
73  Indianern.  In  Summa  wohnen  im  Bezirke  des  Dorfes 
Paya  218  Indianer,  von  denen  Uber  die  Hälfte  getauft  ist. 
Einige  wenigo  Weifse  und  Schwarze  fand  der  Missionar 
unter  deu  Bowohuern  von  Paya. 

Man  räumte  ihm  sofort  ein  Haus  ein  und  bald  darauf, 
auf  sein  Verlangen,  ein  andres,  bessores.  Dio  Indianer 
kamen  fieifsig  zu  ihm ; dos  Morgens  um  6-i-  und  des  Abends 
von  5 J-  bis  6-}-  Uhr  hielt  der  Missionar  Gottesdienst  ab. 
Mit  Hilfe  einiger  intelligenter  Indianer,  welche  lesen  und 
schreiben  konnten,  übersetzte  or  in  wenigen  Tagen  den 
Katechismus  dor  katholischen  Glaubenswahrheiteu  und  eine 
Erklärung  dos  Weseus  der  christlichen  Kirche  in  die  Sprache 
dor  Indianor.  Die  Gebete  trug  er  in  spanischer  Sprache  vor. 

Über  die  Indianer  selbst  schreibt  dor  Missionar:  „Die 
Unwissenheit  unter  den  Indianern  von  Paya  ist  sehr  grofs. 
Nichts  wissen  sie.  In  bezug  auf  die  Toten  sind  sie  voll 
von  Aberglauben.  Sie  legen  die  Toten  in  eine  hamaca 
(Hängematto) , «liose  wird  dann  mit  ihren  Endstricken  am 
Grunde  zweier  Bäume,  zwischeu  welchen  eine  Grube  an- 
gelegt ist,  in  dor  Weise  aufgehängt,  dafs  die  Leiche  in 
der  Grube  froi  schwebt.  Über  die  Leiche  werden  Brotter, 
Äste,  Zwoigo  und  darauf  Erde  geworfen.  So  lange  die 
Stricke  nicht  verfaulen,  die  hamaca  also  mit  der  Loiche  in 
der  schwebenden  Ijage  verbleibt  , irrt  der  Tote  unstät 
umher:  wenn  aber  die  Stricke  abfaulcn  und  die  Leicho  iu 
den  untern  Teil  der  Grube  fällt,  daun  ist  der  Tote  erlöst» 


Digitized  by  Google 


278 


Die  Cunos-  oder  Tule- Indianer  in  Darien. 


Von  der  Auferstehung  haben  diese  Indianer  keine  Idee, 
ebensowenig  von  Feiudesliebe.  Sie  können  es  nicht  ver- 
stehen , dafs  Krankheit  und  Unglücksfäile  eine  gütige 
Schickung  Gottes  sein  können.  Von  Gott  und  von  einer 
Seele  wissen  sie  sohr  wenig.  — Binnen  acht  Tagen  bin 
ich  alle  Punkte  der  christlichen  Lehre  mit  den  Indianern 
durchgegangen ; sie  haben  jetzt  Ideen  von  den  wichtigsten 
Lehren  des  Christentums.  Auf  dieser  (d.  h.  der  nördlichen 
Seite)  des  Flusses  habe  ich  alle  getauft,  die  meisten  Ehen 
eingesegnet.  Die  Leute  bringen  mir  viele  Nahrungsmittel, 
darunter  Eier,  Yuca,  Apfelsinen  und  ein  Huhn.  Ich  gebe 
ihqpn  Geld  und  kleine  Geschenke. 

„Ich  war  in  Payita1)  zum  Besuche  ; der  capitano  (Cazika, 
Häuptling)  ist  krank,  desgleichen  viele  der  übrigen  Indianer. 
Die  Frauen  sind  wenig  bekleidet,  tragen  nur  einon  langen, 
bunt  besetzten  Kittel.  Sie  tragen  einen  eckigen  Ring  in 
dor  Nase  und  viele  Glasperlen  am  nalse.  Männer  und 
Frauon  tragen  das  Haar  lang  und  ringeln  dasselbe , wenn 
sie  es  gekämmt  haben  und  ordnen  wollen,  um  den  Kopf. 
Das  Haar  ist  schwarz.  Die  Nasen  färben  sie  sich  rot. 
Ich  sah  einige  sogenannte  Albinos,  deren  Haut  rötlich-weifs 
ist,  und  deren  Augen  sehr  schwach  und  abnorm  geformt 
sind.  — Es  ist  hier  im  Bezirke  von  Payita  alles  sehr  teuer. 
Die  Männer  arbeiten  sehr  wenig,  die  armen  Weiber  arbei- 
ten auf  den  Feldern,  müssen  auch  alles  ins  Haus  schlep- 
pen. Dio  Männer  fischen,  jagen,  säen  und  fällen  Holz. 
Es  wird  von  allen  viel  chicha  (das  aus  Mais  bereitete  be- 
rauschende Getränk)  getrunken.  Die  Sitten  sind  rein,  ein 
Verstofs  gegen  die  eheliche  Treue  kommt  sehr  selten  vor. 
Die  Ehen  werden  vor  den  Eltern  beider  Teile  und  dem 
capitano  abgeschlossen.  Ein  uneheliches  Kind  werfen  sie 
in  den  Flufs  und  bestrafen  das  Weib  hart.  Sie  haben 
grofsc  Furcht  vor  dem  Teufel.  Zwei  Tagereisen  von  hier 
liegt  Cutirail  (?)  mit  vielen  Indianern , welche  denselben 
Dialekt  sprechen.  Der  capitano  Francisco  ist  alt , spricht 
gut  spanisch  und  ist  in  Piuogana  erzogen.  Er  ist  verhei- 
ratet und  hat  einen  Sohn,  Benito  genannt.“ 

Es  folgen  nun  einige  speziellere  Angaben  über  die 
seelsorgerische  Thätigkeit  des  Missionars  und  die  Er- 
folge derselben,  und  schreibt  er  dann  weiter:  „Was  die 
Indianer  gewinnt,  ist  dio  Güte;  ein  hartes  Wort,  ein  zür- 
nender Blick  kann  oft  alles  verderben.  Geduld,  kleine  Ge- 
schenke und  der  uneigennützige  Eifer  Bie  zu  belehren  und 
zu  bekehren,  sind  erforderlich.  Dor  Pater  Fray  Pedro* *)  war, 
wie  sie  Bagen,  zu  bravo  (heftig,  strong).  Langos  Predigen 
ist  unnütz,  man  mufs  mit  den  Indianern  seihst  die  Glaubens- 
lehren praktisch  überlegen  und  besprechen  und  Beispiele 

l)  Einige  Kilometer  nördlich  tod  Pava.  8.  die  Kirtr  ton  Wjree  in: 
„Le  Cinal  de  Pan»ra»~. 

*)  S.  Kerl  tu,  Panama  et  Darien,  p.  174. 


und  Vergleiche , welche  ihrem  Gesichts-  und  Ideenkreise 
entnommen  sind,  anführen. 

Ich  führe  hier  ein  elendes  Leben.  Ich  schlafe  auf  einem 
Brette,  welches  auf  der  blofsen  Erde  in  meiner  Hütte  lieg». 
Ich  habe  weder  Stuhl  noch  Tisch  und  meist  ein  sehr  arm- 
seliges Essen.  Und  doch  ist  dasselbe  noch  viel  besser  als 
das  der  Indianer.  Ich  habe  alle  Bewohner  von  Pueblo 
viejo  getauft , in  Pueblo  nuevo  dagegen  habe  ich  wenig 
Teilnahme  gefunden  und  konnte  nicht  lange  daselbst  bleiben. 

Ich  bete  jetzt  die  Gebete  mit  den  Indianern  spanisch, 
die  doctrina  aber  in  ihrer  Sprache.  So  bat  es  noch  bisher 
kein  Priester  mit  ihnen  gemacht,  daher  waren  sie  so  un- 
wissend. Jetzt  haben  sie  wenigstens  eine  kleine  Idee  der 
doctrina  (Lehre  des  Christentums)  erhalten.  Ein  gemein- 
samer Kirchhof  fehlt.  Ich  habe  in  Paya  50  Indianer  ge- 
tauft und  18  Ehen  geschlossen.  Es  bleiben  75  ungetaufte 
Indianer. 

Am  Mittwoch  den  6.  Mai  reiste  ich  von  Paya  nach 
Tapaliza  ab;  sechs  Indianor,  welche  einen  Teil  meiner 
Sachen  trugen,  begleiteten  mich.  In  5 Stunden  erreichten 
wir  Tapaliza ; die  erste  Hälfte  des  Weges  war  gut.  Man 
räumte  mir  in  diesem  Dorfe  ein  gutes  Haus  ein , und  be- 
gann ich  sofort  mit  der  genauen  Aufzeichnung  und  Zählung 
aller  Bewohner  desselben.  Es  wohnen  112  Indianer  in 
Tapaliza.  Der  capitano  ist  gut,  sein  Name  ist  Juan  Bau- 
tista.  Diese  Indianer  sind  bereits  viel  zivilisierter  als  die 
von  Paya.  Sie  begraben  ihre  Toten  nicht  in  der  oben 
beschriebenen  Art  in  einer  hamaca , setzen  auch  weder 
Chicha  noch  Mais  ins  Grab.  Sie  sind  liebenswürdiger  und 
sprechen  mehr  spanisch  als  die  Bewohner  von  Paya.  Alle 
sind  getauft,  sie  wissen  aber  nichts  von  der  Seele,  der 
Auferstehung  &c.,  in  einem  Worte  von  der  doctrina.  Die 
Ortschaft  ist  schöner  als  Paya.  Man  sieht  auffallend  we- 
nige Kinder  in  Tapaliza.  Ich  erteilte  täglich  zweimal  oder 
noch  öfter  Unterricht,  da  die  Wifsbegiorde  der  Leute  sehr 
grofs  war.  Sie  bekamen  viele  neuo  Ideen  beim  Unterrichte, 
welchem  sie  mit  grofsor  Aufmerksamkeit  und  leuchtenden 
Augen  beiwohnten.  Ich  segnete  17  Ehen  ein  und  taufte 
19  Kinder.  Der  capitano  bat  mich  um  ein  remedio  (Heil- 
mittel) für  die  Zunge  seines  Sohnes,  damit  derselbe  das 
Spanische  schneller  erlerne.  Bei  einer  andern  Gelegenheit 
fragte  er  mich:  „Warum  tragen  wir  Kleider,  da  wir  doch 
alle  nackt  geboren  worden?“  — 

Es  ist  leider  wahr,  dafs  man  auch  hier  die  unehelichen 
Kinder  in  den  Flufs  wirft  oder  sie  lebendig  begräbt.  Ebenso 
verfährt  man  mit  einer  Witwe,  welche  nach  dem  Tode  ihres 
Mannes  ein  Kind  zur  Welt  bringt.  Es  müssen  strenge 
Mafsregeln  gegen  dioso  Greuel  ergriffen  werden.  Infolge 
des  schlechten  Triukwassers , welches  man  mir  in  einem 
verfaulten  Gefäfse  brachte,  war  ich  während  der  ganzen 


Digitized  by  Google 


Die  Cunos-  oder  Tuld-  Indianer  in  Darien. 


279 


Zeit  meines  Aufenthaltes  in  Tapaliza  krank.  Ich  hatte 
4 Tage  lang  das  Fieber,  habe  in  6 Tagen  wenig  gegessen 
und  geschlafen.  Der  hiesige  capitano  geniefst  grofse  Auto- 
rität, führt  ein  musterhaftes  Leben,  ist  wifsbegierig  und  in 
jeder  Beziehung  besser  als  der  von  Paya.“ 

Am  15.  Mai  verliefe  der  Missionar  Tapaliza  und  wurde 
Pinogana  nuch  einer  Fahrt  von  11  Stunden  erreicht.  — 
So  weit  die  AuszUgo  aus  dem  Tagebuche  dos  Missionars, 
welche  mir  Herr  Thiel  mitgeteilt  hat  Weiter  sandte  er 
mir  eine  Abschrift  des  genauen  und  sehr  interessanten 
Zensus  der  genannten  Ortschaften , welchen  der  Missionar 
mit  grofser  Sorgfalt  anfgenommen  hat.  Ich  kann  denselben 
hier  nicht  ganz  abdrucken , begnüge  mich  deshalb  damit, 
den  Zensus  einer  dieser  kleinen  Ortschaften  ganz  anzu- 
führen und  von  dem  der  übrigen  nur  das  Resultat  anzu- 
geben. 

Payita  besteht  aus  zwei  Häusern.  Im  ersten  Haus  wohnen : 
1)  Agapipi  mit  seiner  FYau  Catalina  und  zwei  erwach- 
senen und  einem  kleinen  Sohn  und  einer  kleinen  Tochter. 
In  Summa  also  sechs  Personen.  2)  Die  Schwester  der 
Agapipi,  eine  Witwe  mit  zwei  Söhnen;  in  Summa  drei 
Personen.  3)  Juan , verheiratet  mit  einer  Schwester  dos 
Agapipi,  mit  drei  Kindern;  in  Summa  fünf  Personen.  Im 
zweiten  Hause  wohnen:  1)  Juato,  ein  Bruder  des  Agapipi, 


verheiratet,  hat  drei  Kinder.  In  Summa  also  fünf  Personen. 
2)  Ein  andrer,  verheirateter  Bruder  des  Agapipi;  2 Per- 
sonen. 3)  Die  alte  Juanita;  eine  Person.  4)  Payato  mit 
seiner  F'rau  und  einem  Sohne ; in  Summa  drei  Personen. 

In  Abajo  por  aeä  leben  28  Menschen  in  zwei  Häusern 
in  fünf  Familien  (Feuerstellen).  In  Pueblo  nuevo  73  Men- 
sohon  in  neun  Häusern  in  24  Familien;  in  Pueblo  viejo 
92  Monschon  in  14  Häusern  in  30  Familien.  Summa  der 
Bewohner  von  Paya  mit  Payita:  218  Indinner,  von  denen 
105  getauft  sind.  In  Tapaliza  wohnen  in  sochs  Häusern 
73  Indianer  in  27  Familien,  in  Pdcara  39  in  drei  Häusern 
in  neun  Familien.  Summa  der  im  Gebiete  von  Tapaliza 
lebenden  Indianer:  112. 

Von  den  Erzählungen  und  Angaben  des  Herrn  Reclus 
über  den  Lelo  weifs  der  Missionar  nichts.  Nach  Reclus 
(a.  a.  0.)  ist  der  Leie  die  zweite  Person  in  jedem  Dorfe. 
Er  ist  Priester,  Zauberer  und  Arzt  in  einor  Porson.  Wyse 
(Rapport  Bur  Darien,  Paris  1877,  p.  29,  und  bes.  p.  36  f.) 
behandelt  den  Leie  einfach  als  capitaine  des  Indiens  de 
Paya.  — Weiter  sandte  mir  Herr  Bischof  Thiel  eine  Reihe 
sprachlicher  Aufzeichnungen , welche  unsre  Kenntnis  der 
Sprache  dieser  Indianer  wesentlich  bereichert.  Ich  habo 
diese  Herrn  Pfarrer  Wilh.  Herzog  (Fufsgönheim)  zur  ge- 
fälligen Verwertung  und  eventuellen  Publikation  übergeben. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Europa. 

Ein  nachahmenswertes  Beispiel  gibt  die  Gtogr.  Gesell- 
schaft zu  Greifswald  durch  Veranstaltung  alljährlicher  Aus- 
flüge , welche  man  geradezu  Lehrfahrten  nennen  kann, 
nach  einem  durch  landschaftliche  Schönheit  sowie  in  natur- 
historischer  und  geographischer  Beziehung  interessanten 
Punkt  der  nähern  oder  weitern  Umgegend ; das  Ziel  der 
diesjährigen  von  70  Teilnehmern  besuchten  Exkursion,  welche 
unter  Leitung  von  Prof.  R.  Credner  vom  14. — 18.  Juni 
währte,  war  die  Insel  Bornholm,  wo  nebon  der  Besichtigung 
von  landschaftlich  hervorragenden  Punkten  auch  die  Indu- 
strie, welche  durch  die  Natur  der  Insel  wesentlich  bedingt 
wird,  in  Augenschein  genommen,  und  endlich  das  Augon- 
merk  besonders  auf  die  Erscheinungen  der  physischen  Geo- 
graphie gerichtet  wurdo.  Unter  Leitung  von  Prof.  Cohen, 
Dr.  Deecke  und  Dr.  Gottsche  hatte  eine  geologische  Sek- 
tion die  Insel  teilweise  auf  andern  Routen  durchstreift. 

Der  durch  General  Strelbitskys  vordienst  volles  Work 
,La  superfleie  de  l’Europo“  gegebene  Hinweis  auf  die  Un- 
genauigkeit der  Arealangahen  einzelner  europäischer  Staaten 
hat  bereits  den  Erfolg  gehabt,  dafs  in  Italien  durch  das 
Militär-Kartographische  Institut  eine  planimetrischo  Berech- 
nung der  Gröfso  des  Königreiches  ausgeführt  worden  ist 
(s.  Litteraturbericht  1886,  Nr.  100).  Diesem  Beispiel  wird 


jetzt  auch  Frankreich  folgen,  in  welchem  Staate  die  An- 
gaben Uber  die  Gröfse  des  ganzen  Staates  wie  auoh  die 
einzelnen  Departements  beträchtlich  schwankten.  Nach  einem 
Beschlüsse  dos  Ministeriums  soll  nicht  allein  eine  planime- 
trische  Berechmtng  Frankreich»,  sondern  auoh  der  Departe- 
ments ausgeführt  werden.  Als  Grundlage  der  Berechnung 
soll  die  grofse  Generalstabskarte  in  1 : 80  000  dienen ; die 
Ausführung  der  Berechnung  ist  dem  Kriegsministerium  über- 
wiesen worden,  und  von  diesem  wurdo  Col.  Ferner,  der  Chef 
des  „Service  geographique“  dor  Armee,  mit  der  Arbeit  be- 
traut. 

Asien. 

Dafs  die  Erforschung  des  Pamir  durch  die  im  Jahre  1883 
errungonon  bedeutenden  Erfolge,  welche  den  Reisen  von 
Putjata,  Iwanow  und  Benderski  einerseits,  Regel  anderseits 
zu  danken  sind,  der  Hauptsache  nach  zum  Abschlüsse  ge- 
kommen ist,  diese  Überzeugung  drängte  sich  boreits  durch 
die  vorläufige  Karte  (s.  Mitteil.  1884,  Taf.  4)  auf,  und  sie 
wird  durch  dio  nunmehr  vorliegende  endgültige  Bearbei- 
tung durch  die  kriegstopographischo  Abteilung  dos  russi- 
schen Generalstabes  noch  wesentlich  verstärkt.  Dieses  unter 
dom  Titel  „ Karte  der  QueUfhiue  de*  Amu  Dar  ja  nach  den 
nouesten  Forschungen  bis  1885“  erschienene  Blatt  im  Mafs- 
stab  von  30  Werst  auf  den  Zoll  (1:  1260000)  reicht  von 


Digitized  by  Google 


280 


Geographischer  Monatsbericht 


Kaschgar  im  O bis  Karki  im  W,  von  Xainnngan  ira  N bis 
Tschitral  im  S und  umfafst  also  das  ganz«  ('Imnat  Huchara 
mit  seinen  Depeudeuzen,  die  südlichen  Provinzen  von  Rus- 
sisch-Turkestan,  den  nördlichen  Teil  von  Afghanisch -Tur- 
kestan  und  don  westlichen  Teil  von  Chinesisch-  oder  Ost- 
turkostan.  Hauptsächlich  ist  die  Karte  auf  Grundlage  der 
russischen  Forschungen  der  letzten  15  Jahre  nusgearbeitet, 
aber  auch  die  durch  die  Reisen  der  Punditen  und  engli- 
schen Forscher  gewonnenen  Resultate  sind  nicht  übersehen 
worden ; das  wichtigste  (juellenmaterial , welches  bei  der 
Karte  benutzt  wrurde,  ist  in  Heft  2 der  Iswestija  der 
KaiB.  russ.  Geogr.  Gesellschaft  188t),  Bd.  XXII,  zusmnmen- 
gestellt.  Die  topographischen  Verhältnisse  des  Pamir  tre- 
ten auf  dieser  Karte,  welche  in  der  bewährten  technischen 
Meisterschaft  der  russischen  Generalstabsarboiten  ausgeführt 
ist,  klar  hervor;  das  lange  vermutete  Plateau  löst  sich 
auf  in  eine  Reihe  0 — W verlaufender  Parallelketten , zwi- 
schen denen  die  Zuflüsse  des  Amu-Datja  nach  Westen 
strömen.  Die  bedeutendste  Ergänzung  der  vorläufigen  Karte 
zeigt  sich  in  dem  Laufe  des  Murgab  oder  Bartang,  welcher 
an  Bedeutung  für  den  Amu-Darja  mit  dem  Pändsch  wett- 
eifert; das  von  Putjnta  1883  noch  nicht  vermessene  Stück 
des  Flufslaufes  ist  durch  neuere  Aufnahmen  vollständig  ver- 
messen worden,  und  dadurch  auch  an  diesem  Punkte  die 
Verbindung  zwischen  Hegels  Arbeiten  und  den  topogra- 
phisch weit  zuverlässigem  Aufnahmen  Putjatas  und  Ben- 
derskis  hergestellt  worden.  Die  NO-Greuzo  von  Afghunistnu 
wird  nördlich  von  der  Landschuft  Horan  verlegt,  obwohl 
von  afghanischer  Seite  Ansprüche  auf  die  Ijandschaften 
Roschan  und  Schugnan  gemacht  werden ; die  Stellung  von 
Wachau  zu  Afghanistan  wird  zweifelhaft  gelassen. 

Über  die  Fortschritte  der  Potuuinschen  Expedition  (s.  Mit- 
teil. 1886,  S.  124)  geben  Briefe  des  Topographen  Skassi 
vom  9./21.  Oktober  und  von  Potoniu  vom  21.  Dezem- 
ber / 2.  Januar  Auskunft  (Iswestya  K.  russ.  GeogT.  Gesellsch. 
1886,  Xr.  2),  wonach  im  Herbste  eine  Routeuaufnahme 
des  Weges  von  Sunpautin  bis  nach  Lan  • tschou  über  die 
Orte  Luuan-fu,  Uen-sjan,  Sicho,  Lisjan  und  Nin-juan-yan 
ausgefbhrt  worden  war;  dieselbe  wurde  durch  zahlreiche 
astronomische  Ortsbestimmungen  feBtgelegt.  Der  Natur- 
forscher Beresowski  begab  sich  nach  Sigusjan,  um  zu  jagen; 
in  seiner  Abwesenheit  verfolgten  Potauin  und  Skassi  den 
Oborlauf  des  Gelben  Flusses  bis  nach  Santschuan,  und  von 
hier  ging  Skassi , um  die  aufgeuommene  Strecke  mit  Lan- 
tschou  und  Guidui  in  Verbindung  zu  bringen,  stromauf- 
wärts über  Sjau-chuatin  nach  dem  Kloster  Schjatschuu 
und  von  da  uueh  dem  Kloster  Guiubum.  Demselben  Ziele 
giug  Potauin  von  Santschuan  aus  am  Sining-Flusse  strom- 
aufwärts entgegen.  Die  Erlaubnis  znm  Besuche  dos  be- 
rühmten Klosters  wurde  von  dem  chinesischen  Amban  in 
Sining  erst  nach  längerer  Zögerung  erteilt.  Unterwegs 
hatte  Potauin  die  Ruinenstätte  des  Klosters  Pilinssy  (tangu- 
tisch : Schjanba-buni-lyn)  besucht , zwei  Tagoreisen  ober- 
halb von  Santschuan.  Bei  seiner  Ankunft  in  Gumbum  am 
7./ 19.  Dezoinber  wurde  Potanin  ein  ganzes  Haus  einge- 
räumt, um  seine  Sammlungen  unterzubringen.  Der  Aufent- 
halt an  diesem  Punkte  erwies  sich  als  sehr  vorteilhaft  für 
die  ethnologischen  Studien,  da  von  weiter  Ferne  die  Mongo- 
len hierher  wallfahrten.  Im  Frühjahr  gedenkt  Potanin  die 
am  Flusse  Edsiu-gol  sefsliaften  Torgouteu  aufzusuchen,  um 


auf  einer  ganz  neuen  Route  die  Wüste  Gobi  zwischen 
Sogok-uor  und  den  östlichen  Ausläufern  des  Altai  zu 
durchkreuzen. 

Afrika. 

Zentralafrika.  — Eine  neue  Durchquerung  von 
Zontralafrika  hat  der  schwedische  Leutnant  Glcerup,  wel- 
cher auf  der  Station  Stanley  Falls  stationiert  war,  ausge- 
führt. Im  Dezember  1885  trat  er  mit  einer  Karawaue  von 
Tippu  Tip  die  Reise  am  Kongo  aufwärts  an  und  traf  Anfang 
Juli  1866  in  Zanzibar  ein.  Da  Gleerup  die  Route  von  Stanley 
1877  in  umgekehrter  Richtung  verfolgte,  so  sind  wichtige 
geographische  Aufschlüsse , mit  Ausnahme  der  nicht  uner- 
wünschten Kontrolle  der  Stanleyschen  Aufnahmen,  kaum 
zu  orwarton.  Von  Interesse  werden  dagegen  Gleorups  Mit- 
teilungen sein  Ubor  den  Einflufs  der  arabischen  Besitz- 
ergreifung des  Gebietes  zwischen  Stanley  Falls  und  Njangwe, 
wolches  er  als  erster  Europäer  Beit  Stanley  — der  Belgier 
Amelot  starb  1884  kurz  vor  Njangwe,  Berichte  Uber  seine 
Reise  sind  nicht  veröffentlicht  worden  — durchkreuzte,  wie 
Uber  die  gegenwärtigen  Zustände  in  Maujema. 

Eine  unerwartete  Verzögerung  hat  der  Aufbruch  von 
Prof.  Dr.  0.  Lenz  von  der  Station  an  den  Stanley  - Fällen 
erfahren.  Die  direkte  Route  nach  Norden  blieb  ihm  ver- 
schlossen , da  eine  von  Tippu  Tip  in  dieser  Richtuug  ent- 
sendete Expedition  bereits  seit  10  Monaten  keine  Nachricht 
von  sich  gegoben  hatte,  und  deshalb  befurchtet  wurde,  dafs 
sie  bei  den  Stämmen  südlich  vom  Uelle  auf  ernstlichen 
Widerstand  gestofsen  sei.  Lenz  hatte  sich  deshalb  ent- 
schlossen, da  Tippu  Tip  noch  nicht  reisefertig  war,  Ende 
März  allein  nach  Njangwe  aufznbrechen , von  wo  er  mit 
l-euten  des  arabischen  Händlers  nach  dem  Mutan  Neige 
und  der  Landschaft  Ruanda  Vordringen  will ; in  letzterer 
besitzt  Tippu  Tip  eine  Seriba. 

Durch  dio  im  vorigeu  Hefte  erwähnte  Reise  von 
J.  de  Brazza  ist  der  Beweis  geliefert,  dafs  die  von  französi- 
schen Geographen  und  Politikern  (vgl.  v.  Franyois  in  Peter- 
inanns  Mitteil.  1886,  S.  86)  beliebte  Darstellung  des  Li- 
cona  als  eiues  Zuflusses  des  mächtigen  Ubangi  unrichtig 
ist,  denn  der  zwischen  boiden  Flüssen  sich  ergiefsende  Se- 
koli  strömt  unmittelbar  dom  Kongo  zu  und  ist  identisch 
mit  dem  von  Grenfell  und  v.  Francois  befahrenen  Punpa, 
während  der  Licona  wahrscheinlich  mit  dem  von  Maztart 
entdeckten , zwischon  Punga  und  Bossaka  in  den  Kongo 
mündenden  I.ikuala  Ubereinstimmen  wird.  Massari  hat  den 
aus  NNW  kommenden  Likuala  bis  zum  Äquator  befahren 
(Mouvement  geogr.  1886,  Nr.  10).  Da  der  italienische 
Reisende  seit  einigen  Wochen  nach  Europa  zurück-gekehrt 
ist,  so  dürfte  eine  Veröffentlichung  seiner  Aufnahme,  welche 
Klarheit  über  den  Unterlauf  des  Licona  bringen  wird,  bald 
zu  erwarten  sein ; ebenso  aber  auch  die  endliche , seit 
1J  Jahren  vorzögerto  Veröffentlichung  seiner  Fahrt  auf 
dem  Kuango.  Da  Massari  bisher  allein  diesen  Flufs  von 
seiner  Einmündung  in  den  Kassai  bis  4®  S.  Br.  verfolgt 
hat,  so  kann  nur  er  Gewifsheit  darüber  verschaffen,  ob  der 
Flufs  wirklich  eine  auffallende  Ausbiegung  nach  Westen 
macht,  oder  ob  Dr.  Büttuor,  wie  er  selbst  als  Dicht  un- 
möglich einräumt  (Verhandl.  Gesellsch.  f.  Erdkunde , Ber- 
lin 1886,  Nr.  6),  bereits  am  Kongo  angalangt  war,  als  er  nach 
elftägigem  Mnrschc  westlich  vom  Kuango  bei  Kiballa  eiuen 


\ 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


mächtigen  Flufslauf,  N'siuli  Bulumbu,  erreichte,  welchen  er 
für  den  Kuango  hielt. 

Einige  weitere  Einzelheiten  über  die  vom  8.  Januar 
bi*  4.  April  ausgeführte  Fahrt  von  Dr.  Wolf  auf  dein  obern 
Sankuru  und  lomami  enthält  ein  neuerer  Brief  des  Rei- 
senden (Mouvement  geogr.,  1886,  No.  17),  welcher  bereits 
auf  dem  Rückwege  nach  Europa  sich  befindet,  nachdem  er 
von  Leutnant  Wifsmaun  in  der  Leitung  der  Stationen  am 
obern  Kasaai-Sankuru  abgelöst  worden  ist.  Seine  Aus- 
führungen lassen  keiueu  Zweifel  durüber,  dafs  der  Louiumi, 
welcher  wegen  eines  Unfalles  der  Dampfmaschine  nur  bis 
4*  40'  S und  25*  5'  0 befahren  werden  konnte,  in  der 
That  Tributär  des  Sankuru  ist,  wodurch  das  Stromgebiet 
des  Kassai-Sankuru  bis  26°  0.  L.  ausgedehnt  wird.  Den 
Sankuru , in  seinem  obern  Laufe  Lubilasch , verfolgte  der 
„En  Avant“  über  Wifsmanns  Überguug  1882  bei  Kat- 
schitsch  hinaus  bis  5°  30'  S.  Br.,  von  wo  aus  Dr.  Wolf 
zu  Lande  noch  bis  6°  S.  Br.  vordruug,  wo  Stromschnellen 
die  Schiffbarkeit  unterbrechen.  Den  linksseitigen  Zutlufs 
Lubi  befuhr  Dr.  Wolf  ebenfalls  bis  5"  30' ; als  weit  weniger 
bedeutend  stellte  sich  der  Lubudi  heraus,  welcheu  Leut- 
nant v.  Francois  östlich  von  Lulua  entdeckt  hatte.  Die 
Resultate  der  Wolfschen  Aufnahme  sind  auf  Tafel  13 
dieses  Heftes  nach  diesen  vorläufigen  Berichten  bereits 
angedeutet. 

Die  portugiesische  Expedition  unter  Major  11.  de  Car- 
c alho  hat  die  Hauptstadt  des  Muatiamvo  erreicht  und  mit 
dem  jetzigen  Herrscher  einen  Vertrag  abgcschlosseu,  durch 
welcheu  das  Lunda-Reich  unter  den  Schutz  des  Königs  von 
Portugal  sich  stellt;  ein  portugiesischer  Resident  soll  künftig 
hier  seinen  Aufenthalt  nehmen. 

Ostafrika.  — Die  orste  umfassende  Darstellung  eiues 
der  wichtigsten  Teile  der  italienischen  Expedition  nach 
Schon  liegt  seit  kurzem  vollendet  vor;  es  ist  Capt.  Cecchit 
Werk ])  über  seine  Reise  in  den  von  Schon  abhängigen 
kleinen  Galla -Landschaften  und  sein  Vordringen  bis  Kalla, 
welches  er  als  erster  Europäer  seit  d’Abbadies  und  Bischof 
Massajas  Aufenthalt  im  J.  1843  u.  55  wieder  erschlossen  hat. 
Das  der  Bedeutung  der  Reise  entsprechend  würdig  uusge- 
stattete  Werk  schildert  hauptsächlich  den  wechselvollen 
Verlauf  der  Reise,  sowie  die  Gefangenschaft  in  dem  kleinen 
Fürstentums  Gera,  welche  den  Tod  seines  Begleiters  Chiarini 
zur  Folge  hatte ; iu  einzelnen  Kapiteln  eingestreut  sind 
Exkurse  historischen  und  ethnographischen  Inhalts.  Die 
in  drei  Blättern  von  Prof.  R.  Mengaroni  ausgenrbeitete 
Karte  in  1:1  000  000  ist  im  wesentlichen  der  Darstellung 
der  Cecchischeu  Route  gewidmet:  die  ältern  Arbeiten  in 
diesem  Gebiet,  namentlich  d’Abbadies  geodätische  Auf- 
nahmen , sind  wohl  berücksichtigt , aber  nicht  kritisch  be- 
arbeitet worden.  Der  in  baldige  Aussicht  gestellte  3.  Band, 
welcher  die  wissenschaftlichen  Resultate,  nämlich  Vokabular 
und  Grammatik  der  Galla-Sprachen,  die  geologischen,  astro- 
nomischen , geodätischen  Beobachtungen  und  Höhenmes- 
sungen enthalten  soll,  wird  der  geologischen  Übersichts- 
karte hoffentlich  auch  ein  kritisches  Memoire  Uber  die 


*)  Da  Z«l*  all«  frontiere  di  Calfs , VUftgi  di  Autonio  Ceedii. 
2 Vol.  g°,  SCO  — 648  pp.,  mit  3 Kartrn,  zahlreiche!!  llluatntiuneu  und 
Tafeln.  Heraiugcgebfti  von  der  Italienischen  Geogr.  Gesellschaft.  Rom, 
K.  Loewhcr,  1886.  L.  20. 

Eetermanns  Geogr.  Mitteünngen.  1886,  lieft  IX. 


281 

kartographische  Litteratur  dieses  Gebietes  beifügen.  Wir 
hoffen , auf  dieses  wichtige  Werk  noch  eingehend  zurück- 
zukommeu. 

Wenig  Geschmack  ist  dagegen  dem  Werke  von  Sei.  Mar- 
tini1) abzugewinnen,  denn  es  ist  wesentlich  polemischer 
Natur  und  strotzt  von  Ausfällen  gegen  die  italienische 
Regierung,  gegen  die  Geogr.  Gesellschaft  iu  Rom,  und 
greift  selbst  Tote,  namentlich  den  um  die  Erforschung 
Afrikas  hochverdienten  Marquis  0.  Autiuori,  welcher  sein 
Leben  für  sein  Streben  eingesetzt  hat,  in  erbittertster 
Weise  an.  Iufolge  der  Unglücksfälle,  von  welcheu  die 
italienischen  Expeditionen  wiederholt  heimgesucht  wurden, 
mufste  Martini  dreimal  die  Route  vou  Zeila  nach  Schoa 
zurücklegen  uud  nach  Italien  zurückkehreu,  uro  neue  Mittel 
herbeizuechutl’en,  so  dafs  er  wenig  Gelegenheit  fand,  soiue 
Leistungsfähigkeit  zu  beweisen.  Der  zweite  Teil  des  Buches 
ist  eine  tagebuchartige  Erzählung  seiner  dritten  Reise  von 
Zeila  nach  Schoa,  seines  dortigen  Aufenthaltes  uud  seiner 
Rückkehr  an  die  Küste  vom  5.  Juli  1879  bis  2.  Februar 
1881.  Am  wertvollsten  ist  der  dritte  Teil,  die  Wiedergabe 
des  topographischen  Tagebuches,  welches  die  genaue  Routen- 
beschreibung, Richtung,  Zeitdauer  Sc.  des  Marsches  — für 
Konstruktion  der  Karte  wertvolle,  aber  ungenügend  aus- 
genutzte  Angaben  — enthält,  sowie  der  vierte  Teil,  wel- 
cher die  Berechnung  der  Breiten-  und  chronometrischen 
Längenbostimmungen  von  neun  Punktcu  ausführlich  augibt. 

Der  erste,  welcher  die  Wiedereröffnung  Kaffas  für  Euro- 
päer uuszuuutzen  wufste,  war  der  durch  seine  Forschungen 
in  der  Sahara  bekuunte  französische  Reisende  P.  Snleiltit, 
welcher  für  eine  in  Obock  etablierte  französische  Handels- 
gesellschaft Ende  1882  eiuen  kurzen  Ausflug  nach  Kulfa 
machte , um  Handelsverbindungen  daselbst  uuzukuüpfou. 
Die  Reise  vou  Ankober  bis  Bonga,  Hauptstadt  von  Kaffa, 
währte  gerade  eiueu  Monat.  Während  ein  ausführlicher 
Bericht  im  Bulletin  du  la  Sechste  Normaude  de  geogruphio 
iu  Rouen,  leider  ohne  Karte,  erschien,  liegt  jetzt  auch 
ein  Auszug  vor:  Obock,  Le  Choa,  Le  Kafla,  une  exploration 
commerciale  ou  Ethiopie  (Paris,  Dreyfouss,  1886;  fr.  2, so), 
welcher  das  Hauptgewicht  auf  die  persönlichen  Erleb- 
nisse legt. 

Anerkennenswert  ist  es,  dafs  die  Ostafrikanische  Ge- 
sellschaft dem  schlechten  Beispiele  der  Geheimniskrämerei, 
welche  die  Association  Internationale  du  Congo  lauge  Zeit 
beobachtet  hat,  und  wolche  trotz  der  gemachten  üblen  Er- 
fahrungen auch  jetzt  noch  nicht  völlig  von  der  Regierung 
des  Kongo-Staates  aufgegeben  wurde,  nicht  gefolgt  ist,  in- 
dem sie  ihre  Reisendeu  iu  keiner  Weise  verpflichtet , ihre 
Erlebnisse  und  Erfahrungen,  die  gewonnenen  Eindrücke 
der  Mitwelt  zu  verheimlichen.  Im  Gegenteil  sorgen  diese 
dafür,  dafs  die  neuen  deutschen  Erwerbungen  in  weiten 
Kreisen  bekannt  werden;  ihre  Berichte  bilden,  wenn  sie 
auch  keine  grofsen  Entdeckungen  zu  verzeichnen  haben, 
eine  beachtenswerte  Bereicherung  der  Litteratur  über  Ost- 
afrika. In  jüngster  Zeit  gingen  uns  durch  die  Hände: 
Dr.  K.  Jühlke»  Bericht  der  Wanderung  nach  dem  Kilima- 
i ydscharo  (Kölnische  Zeitung,  Nr.  152 — 160);  von  Joachim 
Graf  Pfeil:  Meine  Heine  nach  Kutu  (Schlesische  Zeitung, 


>)  Riconii  dl  ««urvioni  in  Atlriv«  da!  1878  ttl  1881.  8a,  386  pp., 

mit  Kart«.  Floieaz,  lip.  di  G.  Buben,  1836.  L.  10- 

36 


282 


Geographischer  Monatsbericht. 


Nr.  415 — 463);  von  Leutnant  Schmidt:  Meint  Reite  in  l'ta- 
ramn  und  den  deutschen  Schutzgebieten  Zentral-Ostafrikas 
(8°,  36  SS.;  Berlin,  Engelhardt,  1886;  M.  0,so). 

In  keinem  Teile  von  Afrika  hat  iiu  letzten  Dezennium 
die  Forschung  so  bedeutende  Fortschritte  gemacht , als  in 
dem  Gebiete  zwischen  dem  Nyassa  und  der  Ostküste.  Bis 
zum  Ende  der  70er  Jahre  waren  nur  zwei  Strafsen  nach 
der  See  mit  einiger  Sicherheit  festgelegt:  die  Route  längs 
des  Schire  und  Livingstones  Route  längs  des  Rovuma ; 
nur  wenig  mehr  "Wort  als  eine  Erkundigung  hatte  der  von 
dem  zu  früh  verstorbenen  Roscher  zurückgelegte  Weg.  Der 
übrige  Teil  des  ausgedehnten  Gebietes  wurde  auf  den 
Karten  nusgefüllt  mit  zweifelhaften  Flufsläufen  und  Höhen- 
zügen und  Namen  von  Stämmen,  deren  Existenz  durchaus 
unsicher  war.  Trotzdem  Mocambique  der  Sitz  eines  portugie- 
sischen Gouverneurs  war,  machte  die  Erforschung  des  ihm 
unterstellten  Territoriums  keine  Fortschritte,  erst  mit  der 
Errichtung  einer  englischen  Mission  am  Nyassa  erfolgte 
eine  Änderung , und  zwar  hauptsächlich  von  englischer 
Seite.  Dio  Missionare  Steere,  Johnson,  Maples,  Smytbies, 
die  Konsuln  Elton  und  O'Neill , der  Geolog  Thomson , die 
französischen  Reisenden  Giraud  und  Angelvy  haben  das 
Dunkel  dieser  der  Küste  naheliegenden  Distrikte  gelichtet. 
Einen  sehr  wesentlichen  Beitrag  zur  Karte  scheint  die 
jetzt  beendete  Reise  von  Major  Serpa  Pinto  und  seinem 
Nachfolger,  Leutnant  Cardozn,  in  Aussicht  zu  Btelleu,  wie 
A.  d’Abbadie,  welcher  die  Arbeiten  der  beiden  vor  kurzem 
zurückgekebrteu  Reisenden  in  Augenschein  nehmen  konnte, 
in  einem  Schreiben  an  „The  Athenaeum,<  (14.  Aug.  1886) 
mitteilt.  Die  beiden  Forscher  haben  sich  nicht  begnügt, 
eine  einfache  Itineraraufnahme  des  von  ihnen  zurückgelegten 
Weges  auszufiihren , sondern  sie  haben  ihre  ganze  Route 
von  Mocambique  nach  Ibo  und  von  dort  landeinwärts  bis 
Blantyre  und  zurück  an  die  Sambesi -Mündung  mittels 
Triangulation  festgelegt,  eine  äufserst  mühselige  und  zeit- 
raubende Operation,  welche  eine  ausreichende  Erklärung 
dafür  liefert,  dahs  die  zudom  von  Krankheit  und  Not  heim- 
gesuchten Reisenden  ihr  Roiscprojekt  nicht  vollkommen 
beendigen  konnten.  Da  nach  d'Abbadies  Versicherung  ihre 
Arbeiten  geradezu  ein  Muster  für  zukünftige  Forscher 
bilden,  so  mufs  mau  ihrer  Veröffentlichung  mit  berechtigter 
Spannung  entgegensehen. 

Als  die  schottische  Missionsgesollschaft  Mitte  1880 
einou  Beamten  zur  Untersuchung  von  Mifsständen  und 
Übergriffen  nach  der  Station  Blantyre  entsenden  mufste, 
entschlofs  sich  die  Frau  des  gewählten  Komiteemitgliedes 
A.  Pringle , dio  Reise  mit  ihm  zu  unternehmen.  Zu  geo- 
graphischen Entdeckungen  fand  sich  keine  Gelegenheit,  da 
die  gewöhnliche  Strafse  auf  dem  Sambesi  und  Schiro  und 
der  kurze  Landweg  von  Katunga  bis  zur  Station  nicht  ver- 
lassen wurde,  auch  Exkursionen  nach  dom  Nyassa  konnten 
während  des  mehrmonatlichen  Aufenthaltes  in  Blantyre 
nicht  gemacht  werden,  dagegen  bot.  sich  mannigfaltige  Ge- 
legenheit zu  Beobachtungen  tibor  Anschauungen  und  Sitten 
der  Makololo  und  Maganja,  und  diese  weifs  dio  Dame  ge- 
wandt wiederzugeben  in  ihrem  Buche;  A jounuy  in  Katt 
Afriea  towards  tho  Mountains  of  the  Moon  (London,  Black- 
woods, 1886),  an  deren  Existenz  die  Verfasserin  iibrigeus 
selbst  nicht  glaubt.  Recht  interessant  sind  die  Mitteilungen 
über  die  Akldimatationsversuche  von  Pflanzen  in  Blantyre, 


welche  bei  Eukalypten,  Kaffee,  Weintrauben,  Feigen  u.  a. 
sehr  gut  geglückt  sind. 

Südafrika.  — Eine  vorläufige  Skizze  des  Gebietes 
zwischen  Gorongoza  und  der  Küste  bei  Sofala,  namentlich 
die  neuern  portugiesischen  Routen  vom  Sambesi  bis  zum 
Pungue  darstellend  (s.  Mitteilungen  1886,  S.  188),  hat 
K.  0.  Ravenstein  nach  den  portugiesischen  Berichten  und 
brieflichen  Mitteilungen  von  Capit.  Paiva  de  Andrada,  welcher 
im  Juni  d.  J.  eine  Expedition  zur  Erforschung  des  Sabia 
angetreten  hat,  entworfen  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  1886, 
p.508).  Nach  neuern  Nachrichten  (Depescho  ans  Mocambique 
vom  23.  Juli,  s.  Kolonialzeitung  1886,  Nr.  16)  soll  die 
portugiesische  Regierung  die  Annexion  von  Manica  nach 
W ausgedehnt  haben  bis  in  die  von  Mauch  1872  durch- 
zogenen Gebiete,  wodurch  die  von  dom  deutschen  Forscher 
entdeckten  Goldfelder  nun  thatsiichlich  portugiesische  Terri- 
torien geworden  sind. 

Dem  Entdecker  dieses  Gebietes , welcher  in  der  Erfor- 
schung von  Südost-Afrika  Hervorragendes  geleistet  hat, 
trotz  der  kärglichen  Mittol , die  ihm  zu  Gebote  Stauden, 
hat  ein  Jugendfreund,  K.  Mager,  ein  litterarisches  Denkmal 
gesetzt  durch  Veröffentlichung  einer  Biographie;  „ Karl 
Mauch,  der  Afrikareisende  aus  dem  württombergiseben 
Schulstand  “ (Quartalschrift  für  Erziehung  und  Unterricht, 
1886,  Nr.  1 u.  2),  welcher  wesentlich  durch  Wiedergabe 
eigener  Schilderungen  Mauchs  seine  Bedeutung  als  Reisen- 
den hervorzuheben  sucht.  Dieselbe  ist  als  Vorläufer  einer 
gröfsern  Arbeit  zu  betrachten , welche  in  eingehenderer 
Weise  die  Tbütigkeit  des  unermüdlichen  Forschers  schil- 
dert, der  es  in  seiner  Bescheidenheit  nicht  verstanden  hat, 
sich  in  den  Vordergrund  zu  drängen , und  dessen  Name 
kaum  10  Jahre  nach  seinem  Tode  der  Vergessenheit  anheim- 
zufallen droht. 

Wor  unter  den  Ergebnissen  einer  afrikanischen  Reise 
in  erster  Linie  eine  Schilderung  von  spannonden  Erlebnissen 
erwartet  , der  wird  sicherlich  von  G.  A.  Farinis  Reitewerl: 
Through  the  Kalahari  Desert  (8°,  475  pp.,  mit  Karte, 
London,  Low,  1886,  Sh.  21)  äufserst  befriedigt  werden, 
denn  an  aufregenden  Szenen,  Jagdabenteuern,  Gefahren  für 
Leib  und  Leben  ist  in  demselben  kein  Mange).  Daneben 
aber  enthält  das  Werk  noch  manche  beachtenswerte  Auf- 
schlüsse über  Land  und  Leute  der  südafrikanischen  Wüste 
oder  richtiger  Steppe , deren  zentraler , allerdings  schon 
häufig  von  Händlern  durchwanderter,  aber  unbekannt  ge- 
bliebener Teil  von  Farini  zum  erstenmal  eingehend  be- 
schrieben worden  ist.  Den  grüfsten  Gewinn  aus  dieser 
Reise  scheinen  die  beschreibenden  Naturwissenschaften  zu 
ziehen , da  bedeutende  botanische  und  zoologische  Samm- 
lungen zurückgebracht  wurden.  Sehr  dürftig  sind  die  Er- 
gebnisse für  die  Karte,  da  eine  fortgesetzte  Itiuerarauf- 
nahme  nicht  gemacht  wurde ; die  dom  Werke  beigegebene 
Karte  kann  auch  sehr  mäfsige  Ansprüche  nicht  befriedigen  *). 
Die  Schlufsfolgerungen , welche  der  Verfasser  aus  seinen 
Wahrnehmungen  zieht , erscheinen  sehr  gewagt  und  ent- 
behren zum  Teil  genügender  Begründung.  So  wird  die 


>)  Weit  ansprechender  und  mit  gröf»«rer  Sorgfalt  ausgeführt  ist  di« 
im  Juli-Helle  d«r  Procceding«  of  the  It.  Geogr.  Socittj  erschienene  Kart« 
der  Finnischen  ltoute. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


283 


auch  von  andern  Reisenden  beobachtete  Abnahme  der 
Wassermenge  des  Ngaini-Sees  ’)  durch  eine  andauernde  He- 
bung des  Landes  zu  erklären  versucht,  für  welche  der  Beweis 
einzig  und  allein  in  einer  Höhenmessung  fiir  Tunobis  auf 
der  Route  von  Damara-Land  nach  dem  Ngami-See  gefunden 
wird,  welche  ein  die  Galtonsche  Messung  von  1851  um 
10  F.  Überragendes  Resultat  ergab.  Wenigstens  voreilig 
ist  die  Schilderung  der  Kalahari  als  eines  zur  Kolonisation, 
namentlich  zur  Viehzucht  geeigneten  Gebietes;  zu  einer 
solchen  Behauptung  bedarf  es  noch  genauerer  Nachwoise 
über  periodische  Wiederkehr  und  Monge  der  Niederschlage, 
sowie  über  die  Möglichkeit,  durch  Brunnen  Wasser  zu  er- 
langen ; ein  Absatzgebiet  fiir  Produkte  der  Viehzucht  und 
des  Ackerbaues  wäre  in  der  Kalahari  auch  nicht  loicht 
herbeizuschaffen. 

Bis  zum  mittlern  Sambesi  in  das  Barotse -Mambunda- 
Reich  ist  der  photographische  Apparat  bereits  vorgedrungen. 
Während  seiner  Reise  nach  lüalui,  der  Hauptstadt  des- 
selben, im  Jahre  1884  hat  der  französische  Missionar 
CoiUard  eine  grofse  Zahl  von  Photographien  ausgeführt, 
welche  jetzt  durch  die  Socidte  des  missions  evaugcliques 
de  Paris  zum  Verkauf  gebracht  werden.  Die  ganze  Samm- 
lung zählt  107  Nummern  (75  l'rcs;  einzeln  ä fr.  0,50 — fr.  1) 
und  umfafst  Ansichten  und  Typen  aus  Transvaal,  dem 
Betschuanen  - Gebiete,  der  Kalahari  und  vom  Sambesi. 

Australien  und  Inseln  des  Grofsen  Ozeans. 

Festland.  — Nach  einem  vergeblichen  Versuche,  auf 
direkter  Route  vom  Finke  River  nach  der  Westgronze  von 
Queensland  durchzudringen , hatte  Dar.  Lindtay  bessern 
Erfolg,  als  er  die  Station  Alice  Springs  zum  Ausgangs- 
punkt nahm.  Durch  die  östlichen  Ausläufe  der  MacDonell 
Ranges  traf  die  Expedition  Anfang  April  am  Luke  Nash 
ein  nach  bedeutenden  Strapazen,  verursacht  durch  Wasser- 
mangel, anhaltende  Dürre  und  Hitze.  Das  durchzogene 
Gebiet,  von  welchem  ein  Teil  bereits  1878  und  1884  durch 
Ch.  Winnecko  aufgenommen  worden  war,  wurde  vermessen, 
und  dann  die  Kartieruug  des  Herbert- Flusses  begonnen. 

Neuguinea.  — Die  durch  Dr.  Finsch  erfolgte  Ent- 
deckung des  bedeutenden  Kaiserin  Augusta-Flusses  an  dor 
Nordküste  von  Neuguinea  ist  von  Kapt.  Dalimann  weiter 
ausgebeutet  worden,  indem  derselbe  am  4.  und  5.  April 
mit  einer  Dampfbarkasse  den  Flufs  ca  40  miles  (65  km) 
stromaufwärts  verfolgte : der  Flufs  scheint  jedoch  noch  viel 
weiter  mit  Dampfkraft  befahren  werden  zu  können.  Eine 
zweite  Station  der  Neuguinea  • Kompanie  ist  am  Hatz- 
feldt-Hafen  (145°  9'  0.  L.:  4°  24'  S.  Br.),  ein  dritter 
am  Constantiue  - Hafen  (145°  45'  Ö.  L. , 5°  30'  S.  Br.) 
errichtet  worden , naebdom  wegen  dos  Mangels  an  bequem 
erreichbarem  SüfBwasser  von  der  projektierten  Station  am 
Friedrich  Wilhelm -Hafen  Abstand  genommen  war.  Die 
wissenschaftliche  Forschungsoxpedition  unter  Leitung  von 
Dr.  Schräder,  welche  am  19.  April  in  Fiusch-Hafeu  eintraf, 


t)  Mach  item  Berichte  eines  ungenannten  deutschen  Reisenden  und 
Händlers  (Kolonialzeitung  18H6.  Kr.  16)  soll  der  See  jetzt  nur  noch  eine 
Llngroausdehiiung  ton  31  miles  haben,  «ährend  Chapman  1850  seine 
Länge  — gegen  Licingstones  Darstellung  allerdings  Übertrieben  — zu 
50  miles  berechnete. 


hat  gröfsere  Reisen  noch  nicht  unternehmen  können,  da 
die  Malaien  auf  den  Stationen  auf  längere  Zeit  nicht  zu 
entbehren  sind  und  die  von  Cooktown  mitgebrachten  Chinesen 
zu  solchen  Touren  sich  untauglich  erwiesen.  Zwei  kleinere 
Ausflüge  wurden  vom  Finsch-Hafen  ausgoführt , der  eine 
unter  Leitung  von  Dr.  Schräder  nach  dem  Korallenflufs 
12  km  landeinwärts,  ein  zweiter  von  Dr.  Hollrung  nach  der 
Laugemuk-Bucht,  womit  eine  Untersuchungsfahrt  auf  dom 
FIubbo  Bubui  verbunden  wurde,  in  welchem  Stromschnellen 
schon  bald  der  Schiffahrt  ein  Ende  setzten.  Nach  neuesten 
Nachrichten  ist  der  Landeshauptmann  Admiral  Freiherr 
v.  Schleinitz  am  10.  Juni  1886  im  Finsch-Hafen  ange- 
kommen (Nachrichten  über  Kaiser  Wilhelms -Land,  1886, 
Nr.  2 und  3). 

Die  Expedition  des  englischen  Naturforschers  II.  O.  Forbe* 
nach  dem  Owen  Stanley- Gebirge  ist  wegen  Mangel  an  Mitteln 
gescheitert.  Durch  unvorhergesehene  Verzögerungen  auf 
der  Ausreiso  war  er  erst  Ende  August  1885  in  Port  Mo- 
resby, zu  spät,  um  vor  Eintritt  der  Regenzeit  noch  die 
Expedition  nach  dem  zentralen  Gebirge  anzutreten,  weshalb 
er  sich  zur  Errichtung  einer  Station  in  dem  Dorfe  Sogeri, 
zwei  Tagoreison  landeinwärts,  entscblofs,  um  während  der 
Regenzeit  zu  sammeln,  meteorologische  Beobachtungen  an- 
zustellen und  vorbereitende  Ausflüge  zu  unternehmen ; auch 
führte  er  eine  sorgfältige  Triangulation  des  Distrikts  im 
Auschlufs  an  die  englischen  Küstenaufnahmou  aus.  Da 
neue  Geldmittel  nach  Ablauf  der  Regonzoit  nicht  eintrafen, 
so  sah  sich  Forbes  gerade  zu  Beginn  der  Reisezeit  ge- 
nötigt, seine  Forschungen  abzubrechen  und  nach  Australien 
zurückzukehren. 

Nach  einem  Berichto  von  Comm.  Moore,  Führer  des 
englischen  Vermessungsschiffes  „Rambler",  ist  im  deutschen 
Schutzgebiete  eine  neue  Insel  entdeckt  worden  (Notice  to 
Marinere,  1886,  Nr.  143).  Die  Entdeckung  wurde  gemacht 
von  W.  N.  Allison , Führer  des  englischen  Dampfschiffes 
„Fei  Lung“ , welcher  auf  der  Fahrt  von  Sydney  nach 
Shanghai  zwischen  den  Echiquier- Inseln  und  der  Durour- 
Iusel  eine  2 — 3 miles  lange,  100  — 150  Fufs  hohe,  mit 
Bäumen  bedeckte  Insel  sichtete,  welche  er  Allison  - Insel 
nannte.  Der  Dampfer  passierte  in  6 — 8 miles  Entfernung 
zwischen  Durour-  und  Allison- Insel , welche  gleichzeitig 
sichtbar  waren.  Die  neue  Iusel  liegt  ca  unter  1°  25'  S.  Br. 
und  143°  26'  ö.  L. 

Polynesien.  — Die  von  englischen  Zeitungen  ge- 
meldete britische  Annexion  der  Ellice  - Inseln  ist  nach  einer 
vom  Kolonialminister  am  23.  August  1886  im  Untorbauso 
abgegebenen  Erklärung  unbegründet. 

Amerika. 

G u i a n a.  — Nach  der  ersten  erfolgreichen  Besteigung 
des  Rorairaa  werden  auch  die  ähnlich  gestalteten  Gipfel 
im  Grenzgebiet  von  Guiana  und  Venezuela  das  Ziel  der 
■ Erforschung.  So  hat  der  Naturforscher  H.  Whitely  den 
50  miles  im  NNW  vom  Roraima  gelegenen  Berg  Twekhcay. 
am  Südufer  des  Carimang,  unterhalb  des  Aruima-Einflusses, 
erstiegen.  Er  ist  weniger  hoch  als  der  Roraima,  zeigt  aber 
in  der  Gestalt  grofse  Ähnlichkeit  mit  demselben,  indem  er 
auf  dem  Gipfel  abgeplattet  ist  und  in  fast  senkrechten 
Wänden  abfällt.  Dagegen  ist  sein  Gipfel  bewaldet  und 
die  Entwässerung  des  Gipfels  findet  nicht  wie  beim  Roraima 

36* 


Digitized  by  Google 


284 


Geographischer  Monatsbericht 


durch  'Wasserfalle  über  die  Seitenwnnde  statt,  sondern  die 
Niederschläge  sammeln  sich  in  der  Mitte  des  Plateaus  in 
einer  tiefen  Höhlung.  (Proeeed.  R.  Geogr.  Soc.,  London 
1886,  Nr.  7.) 

Brasilien.  — Dafs  der  Rio  Para  nur  scheinbar  ein 
Mündungsarm  des  Amazonenstromeg  ist,  bestätigen  Wahr- 
nehmungen , welche  der  englische  Ingenieur  J.  W Well* 
1884  machte.  I)io  W'assermenge , welche  aus  dem  Am«- 
zonenstrom  durch  die  Para- Mündung  abfliefst,  ist  jetzt  so 
unbedeutend,  dafs  der  Rio  Para  nur  noch  als  Mündung  des 
Tocantins  betrachtet  wird,  wenn  er  auch  früher  die  Haupt- 
miindung  des  Amazonenstromes  gewesen  sein  mag.  Die 
Verbindung  zwischen  dem  Tocantins  und  Amazonenstrom 
wird  durch  einige  sehr  schmale,  aher  tiefe  Kanäle  her- 
gestellt, durch  welche  Dampfer  nur  mit  Mühe  hindurchkora- 
meu.  (Proeeed.  R.  Geogr.  Soc.  1886,  Nr.  8.) 

Patagonien.  — Eine  ausführliche  Wiedergabe  von 
Col.  Fontana t Bericht  über  seine  erfolgreiche  Krforechung 
de*  Chubut  • Gebiete»  (s.  Mitteil.  1886,  S.  219)  enthält  das 
Augustheft  des  Scottish  Geogr.  Magazine.  Besonders  gün- 
stig fällt  seine  Schilderung  von  dem  Ostabhange  der  Pata- 
gonischen  Kordilleren  aus,  welcher  dicht  bewaldet  ist,  und 
dessen  Thäler  von  üppiger  Vegetation  bedeckt  sind.  Mus- 
ters’ Beobachtung,  dafs  die  Kordillere  keine  zusammen- 
hängende Kette  bildet,  sondern  an  mehreren  Punkten  von 
Flufelänfen,  welche  in  den  Stillen  Ozean  sich  ergiefsen, 
unterbrochen  wird,  fand  durch  Fontana  Bestätigung,  wel- 
cher den  Flufs  Corcovado,  südlich  von  dem  gleichnamigen 
Gipfel,  ca  25  miles  (40  km)  verfolgte,  ohne  seinen  Austritt 
ans  dem  Gebirge  erreichen  zu  können  infolge  des  dichten 
Unterholzes.  Vom  Senget  aus  machte  Fontana  eine  Ex- 
kursion nach  dem  St,  Georgs- Golf,  an  welchem  die  Mün- 
dung des  auf  den  Karten  sich  findenden  gleichnamigen  Flusses 
nicht  existiert.  Längs  des  Rio  Chico,  welcher  sich  in  den 
Chnbut  ergiefst,  traf  Fontana  nach  viermonatlicher  Abwesen- 
heit im  Februar  wieder  in  der  von  Auswanderern  aus  Wales 
gegründeten  Kolonie  Chubut  ein. 


Polargebiete. 

Leut.  Gordon*  lierichl ')  Uber  die  vorjährige  Expedition 
der  „Alert“  in  die  lludton- Strafte  und  - Hai , sowie  die  Be- 
obachtungen der  sechs  Stationen  während  des  ersten  Jah- 
res 1884/85  lassen  erkennen,  dafs  die  geplante  Ausnutzung 
dieser  Wasserstrafse  zur  Erschliefsung  der  Hudson -Bai- 
Länder  mit  ähnlichen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben 
wird,  wie  die  Sibirienfahrten  durch  das  Karische  Moor, 
wenn  auch  die  Eisverhältnisse  sich  etwas  günstiger  gestal- 
ten werden,  da  die  Zufuhr  von  Eis  in  die  Bai  von  X her 
niemals  so  bedeutend  sein  knnn,  als  au  den  Zugängen  zum 
Karischen  Meere.  Anfang  Juli  konnte  die  „Alert“  die  Eis- 
barriere in  der  Hudson -Strafst!  noch  nicht  durchbrechen, 
erst  im  August  gelan  die  Fahrt,  aber  auch  jetzt  mufste 
das  Schiff  mit  Mühe  seinen  Weg  durch  die  Eisschollen 
bahnen ; die  Hudson  - Bai  war  bis  auf  eiuigo  Schollen  frei 
von  Eis,  ebeuso  die  Strafse  auf  der  Rückfahrt  im  Sep- 
tember. Durch  die  Beobachtungen  der  Statiouen  ist  fest- 
gestellt worden,  dafs  die  schweren  Eismassen  nicht,  wie 
wie  früher  angenommen  wurde,  aus  dem  Fox -Kanal  stam- 
men, sondern  von  Osten  her  durch  die  Hudsou-Strafse  an- 
treiben, also  in  der  Baffin-Strümung  ihren  Ursprung  haben. 
Ob  sich  jemals  mit  der  für  den  Handel  genügenden  Sicher- 
heit bestimmen  läfst,  in  welcheu  Monaten  die  Fahrt  durch 
die  Hudson -Strafse  keino  Eishindernisse  finden  wird,  er- 
scheint mindestens  fraglich.  Für  die  Karte  bemerkenswert 
ist  es,  dafs  durch  die  Beobachtung  des  „Alert“  die  Insel- 
gruppo  der  nördlichon  Sleepers  oder  der  Ottawn- Inseln 
bedeutend  nach  Osten  verschoben  worden  ist.  Am  23.  Juni 
hat  die  „Alert“  abermals  die  Fahrt  nach  Fort  Churchill 
angetreten : die  Stationen  sollen  aber  nicht  länger  in  Thä- 
tigkeit  bleiben.  H.  Wichmauu. 


')  Report  of  the  »econd  Hudson**  B»y  Expedition  unter  the  oommesd 
of  Liest.  A.  lt.  Gordon.  8°,  112  pp.,  mit  Karten.  Ottawa,  Marino  De- 
partment. 


Literaturverzeichnis. 


Allgemeines. 

Geogr.  hehr-  und  Handbücher,  Methodik. 

Aittoa,  D. : Nedrrland.ch  Oo.l  »n  Weat  • Imlli*.  Voor  *1  enderwl).  bene  ritt. 
8®,  141  pp.  ’■  Gravenhage,  Erring»,  188«.  Ü-  1. 

Amerigo,  L.  B.  : Elamantl  tll  geografla.  16«,  38  pp.  Genova,  Lanata . 1888. 

I 0,40. 

Berttcchi,  C. : La  goographia  nelP  lnaognamcnto:  nute  mctodolofichc.  8", 

00  pp.  Torlno,  Bocca,  1885.  L 2. 

Blink,  11.  : Ooxe  aarde.  Handbork  dar  natnurkondlgo  aardrijkakuode,  8®.  In 
8 Lief,  k fl.  0.6O.  — — Onx«  planati.  Gromlbagluaelsu  dar  wU-  an  natuur* 
knndige  aardrijkakunda,  tan  dlanata  van  hoogara  hurgoracholnn.  b°,  188  pp., 
mit  10  Karten,  fl.  1,».  Gronlogvn,  NoordbofT,  16*5. 

Bo«,  8.  K. : Platon  voor  aanaohouvrclljk  onderwij»  in  aardrijkaknnde.  I.  2 Taf. 
Groningao,  Wolter«,  1888.  fl.  O.t«.  , 

Oollln’«  fonrthGeographical  Reader.  11*,  219  pp.  London,  Collins,  1888.  1 et».  3. 

Corla-ntert,  E.  & lt. : Geographie  pbyalqnn , polltlque  et  tfcoootnliiun  de 
l'Afrlqu«,  da  PAaU,  da  l'Arodrlquo  at  da  l'Oc4aole.  12®,  433  pp-,  mit  Kar- 
ten. Paria,  Haehotte,  1885.  fr.  S. 

Domergue,  E.  : Geographie  pittoreaqua  de«  cinq  partiaa  du  Monde.  Mit  Kar- 
ten. Paria.  Llbr.  Illaalrie,  1888.  In  40  Lief,  k fr.  Ö,M. 

Dubol»,  M : (ti'ograpbia  da  l'Kurope.  12®,  543  pp.  Pari«,  Maaaon,  1885. 

ßlannltrapanl , D. : Manuale  dl  gcogratla  ad  u»<»  della  scuol*  «erondarie.  I. 
Gaografla  gensrale.  a deacrltlono  dtll'  Kalla.  15».  llrt  pp.  I.  1,90.  — — 

— — Cumpoudlo  dl  gi’OgraAa  par  la  1.  claatn  teeniea.  I.  ),«o.  — — Com* 
pendlti  dl  grografla  per  1a  9.  claata  tocnlca.  1.2,90.  Milano,  Vallar.il.  1688. 


Gorge,  S. : Zur  Methodik  de«  geographischen  Unterrichte«  an  den  Mlttclacha* 
len,  vornehmlich  in  beeug  auf  die  Konxcntration.  (Zottacbr.  f.  Kchulgcogr. 
1888.  VII.  Nr.  V,  p.  192.) 

Kettle , J.  Ä. : Geogr.  Educatlon.  Report  to  tha  connrll  of  the  Roy.  geogr. 
•oc.  (Kupplern,  pap.  R.  geogr.  Soe.  1688,  1,  Nr.  4.  p.  441.) 

Konstruktiv*  Methode.  Materialien  fUr  den  Unterricht  ln  der  Geographin  nach 
. 4®.  18  Kklzxen  u.  18  Neue.  MQnchen.  Kellerer,  1888.  M.  l.so. 

Labeno,  E.  D. , 4c  H.  Plärret:  Le  raonde  terreatre.  8®,  488  pp.,  4 Taf.  Pari«, 
Maaaon,  1888. 

L&ndwlrttohaftl.  Schulon.  Leitfaden  der  Geogr.  8*.  Wien,  llölcel,  1888.  M.  2. 

Lanier,  L. : L’Europe,  choix  de  lecture«  de  geogr  accompagnde*  de  r4«um6a, 
d'analyae» . de  notice»  histor. , de  notea  explic.  et  blbllograpblqae*.  18®. 
225  pp.,  mit  Karten.  Pari»,  Bella,  1888. 

Levaneur,  E.:  Cour»  do  g^ographle.  18®,  1.  annrfe,  10?  pp. Cour»  de 

gdographie,  rddlgt*  conform^roent  aus  Programme»  ofneiel«  du  2?  lulltet 
1682.  I.  anne’a.  Geogr.  pby«.,  pollt.  at  econom.  de  1'Afrique . de  f'Atie, 

de  rOceanla  at  da  TAmeriqua.  18®.  278  pp. Prdcl«  de  la  glographte 

phy». . pollt.  at  dvonon.  da  la  terre  (Afrique,  Aale,  Oeeanle,  Araerique). 
18®.  337  pp.  Paria,  Delagrave,  1888- 

Lindsmann,  K.:  Ililfallnlen  ttr  da*  Kartaosalchnan  Im  geographischen  Unter* 
riebt.  12®.  mit  28  Taf.  Drotden.  Huhlo.  188«.  M.  58. 

Malfatti,  lt. : Sul  dlargno  geografleo  nelle  «coole.  (Boll.  Soc.  Geogr.  I tat.  188«, 
XI,  p.  822.) 

Moleno.  G. : La  geografla  elementare  par  uao  dalla  Kcuole  della  Prov.  dl 
Fonl.  18®,  23  pp.  Ce*ana.  Biaaini,  1885.  1.  0,4». 

Petit,  A. : L'Enacigncment  de  la  g&grapble.  8®,  22  pp.  Pari».  Dupont,  1888. 


Digltized  by  Google 


Litteratnrverzeichnis. 


285 


PlQOOnnoau,  H. : Gdographie  de  l'Europe  tnoln«  ln  France.  ('lasse  de  III. 

12°,  491  pp.,  mit  19  Karten.  Pari«.  Uelin,  1806. 

Platon,  P. : Dlzionarlo  geogTaflco  • «torlco  con  prefazione  e not«  per  lo  «Indio 
delle  carte  «töricht-  el  Italia.  8'\  78  pp.  Vicenza,  Cnmpanato,  1834.  1.  I,K>. 
Poren»:  Compendlo  dl  geografla , per  glTftitutl  tecnici.  I.  Milan",  Vallardi 
1880.  1.  6. 
Trautnor,  L. : Notions  de  gcographlc.  4*  a 2 col. , 80  pp.,  mit  Karten.  Pari«, 
Joovet,  1880. 

Vincent,  P.,  Sc  Huguet,  J. : Petite  gcographie  de  la  France,  «nivl  d’tin  <jue«tion- 
naire  spdcial  aa  departement.  Cour«  tnoyen.  12° , ISO  pp.  Paria , Dela* 

v:  .».VC.  1688. 

Voll,  B. : Geographische  Charakterbilder.  Or. -8».  4.  TI.  Afrika.  Leipzig, 
Tue«.  1880.  Geb.  M.  5. 


Mathematische  und  physikalische  Geographie,  Kartographie. 

Bon  dt  , F. : Grnndzügo  der  physikalischen  Geographie.  8%  72  HS.  Berlin, 
Bohne,  1880.  M.  l,oo. 

Bianchard:  La  conaaisaancc  de«  dores  et  dea  faune«  dan«  «ca  application«  k 
la  geograpbie  et  a l'hUtoire  du  globc.  (C.  H.  Acad.  8c.  Pari»  1880.  Kr.  24.) 

Camerano,  L. : Ricerche  intorno  alle  dlatrllmzione  gcogratica  dt-gli  anfibil 
urodell  In  Europa.  (Atli  «1.  R.  Accad.  d.  Scienxe  d.  Torino  1886,  XX, 
Nr.  0.) 

Caatanl,  P. : La  projczlono  atereoacoplca.  (Attl  R.  I»tlt.  Veoeto  18S4S6,  III, 
Nr.  10.) 

Cherubini,  C. : La  carte  in  rilieve  c lo  «tadlo  dclla  Gcograda.  (Bol).  Soc. 
Gcogr.  Ital.  1880,  XI,  p.  202.) 

Coro,  (». : Hella  »uperflcle  temaire  come  oggetto  precipuo  dclla  Gcogr.  (Co»* 
men  1885,  VUI,  Nr.  8-9., 

Croll,  J. : DUcuuions  on  climata  and  co*«nology.  12°,  3*27  pp.,  mit  Karte. 
New  York,  Applcton,  1888.  10  *h. 

Dalltt,  J. : On  thr  Priinnry  dirision»  and  gcogr.  dislribatlon  of  Mankind. 
(Joum.  Aotbropolog.  Institute  1880,  XV.  Nr.  3.) 

Ducarno,  V.:  K**al  d’uoe  gäographle  phyilqae.  8C>.  406  pp.,  2 Taf.  Brüssel. 
Institut  national  do  g^-gr.,  1880. 

Froy , M.  : Über  die  Schwankungen  der  Gleicher  und  Seen.  (ZeiOchr.  H. 
a.  6.  Alpenver.  1885.  XVI,  S.  86.) 

Fruhwirth,  C.:  Über  Hohlen.  (Ztachr.  D.  n.  (>.  Alponver.  1886,  XVI.  S.  108.) 

Qiikie,  J. : Mountain»,  Their  origin,  Growtb.  and  Decav.  (Scott,  gcogr . Magaz. 
II.  1886,  Nr.  3,  p.  146.) 

Beittbeck , A.  t Uber  die  GcsetzmKfNlgkeit  In  don  geographischen  Elementen 
de«  nordalplnen  8eo  - Phänomen»  und  deren  wahrscheinliche  U mache. 
(Ausland  1880.  Kr.  23.  S.  441.) 

Qllbort,  G.  K.:  The  topogr.  feataree  of  lake  efaore»  (II.  S.  gcol.  ßorv.j.  4°. 
18  Taf.  Waahlngton.  1886. 

Birard,  J . : Recherche«  mr  l'lnatabllltd  d«a  continenU  et  du  olveau  det  nen. 
8°,  220  pp.  Pari«,  Lerouz,  1880. 

Hamberg,  H.  E.:  Den  dagllga  poriodUka  fdrAndrlngen  i vlnden»  hastigbet. 
(Ymcr  1886,  Nr.  3.  p.  118.) 

Himy,  E.  T. : La  terre  et  l’homme.  (Revue  de  gcogr.  Janr.  188«.  XVIII.) 

Hanton  , A.  M. : Om  aeter  eller  «trandlinjer  I «tore  holder  over  havet.  8\ 
24  pp.,  mit  3 Karten.  ChrUtlonla,  C'ammertn»  ynr,  188.*.  Kr.  2. 

Holland,  A. : Lok!«  Kratere  og  lavaatrbmme.  4°,  40  pp.,  mit  Karte.  CbrUtiaoIa, 
Aschchoag,  1880.  Kr.  2,4«. 

Hill,  J. : Home  retnark«  on  Clinometrical,  or  approximatc  lleigbta.  (Suppltm. 
pap.  Roy.  Geogr.  Soc.  1880.  I,  Nr.  4.  p.  833.) 

Holdinghauion,  E. : Die  Sonne  al*  Ursache  der  Schwankungen  de«  Erdmagne- 
tismus und  der  Polarlichter.  (Auna).  d.  Hydr.  1888,  XIV,  Nr.  4,  S.  137.) 

Huguet,  L. : Manuale  dl  gcograAa  aaironomicA  e fliica  ad  uto  del  Licei.  8°, 
210  pp.  Torino,  Loeacber,  1886.  ].  3,40. 

Johnson,  J.  B. : Manual  of  the  theory  and  practlcc  of  topographical  »urveylng 
by  tnean*  of  the  Transit  and  Stadla.  8*,  111  pp.  New  York,  1865.  6«h.O. 

KlÖdan  , v.  : Annähernde  Angaben  der  Länge  von  370  Strömen  und  Finnen 
und  Orüfae  ihrer  Stromgebiete.  (Zeitschr.  Geaellscb.  f.  Erdkunde  Berlin 
1886.  XX,  8.  3*7.) 

LeciOrcq,  J. : Thdorie  dee  Gey  «er*.  (8oc.  R.  Beige  de  G^ogr.  1880,  X.  Nr.  1, 

p.  61.) 

Losseps,  F.  de:  L’utilite  dela  topographie:  Suez.  Panama.  Gabfo.  (Revue  de 
geogr..  Jaor.  1880,  XVIIJ,  p.  33.) 

Lorenz  - Uburnau,  J.  R.  v. : Anleitung  zum  Kartenlegen.  6°.  Wien,  HOIzel, 
18».  M.  l! 

■atz,  E.  J.:  Die  Jahreszeiten , nach  eigner  Konatruktion  dargcatellt.  (Zeit- 
schrift fttr  fichulgeogr.  1886,  VII,  Nr.  3,  8.  05,  mit  Taf.) 

■ilne , J. : Eartbqnakee  and  other  Earth  Movement«.  8»,  804  pp.  London, 
Kegan  Paal,  188«.  5 ah. 

Overbeck,  Th.  : Ob  Drift*  oder  GleUchertheorie.  (Aualand  1880,  Nr.  14.  8.  274.) 

Penck,  A.t  Da«  Verh&ltnW  dee  Land  - und  Wa««er  - Areale«  aaf  der  Erdober* 
flache.  (Mitteil.  K.  K.  Geogr.  Q*««lUcb.  Wien  188«,  XXIX,  S.  193  ) 

Perlewitz  , P. : Tcmprraturabwaicbungrn  und  - «rhwankungen.  4°  , 22  SS., 
4 Taf.  (Progr.  Sophien  • Roalgymn.  Berlin  1880.) 

Plccone , A.  : Saggio  dl  atudi  Intorno  Mia  dlttribuzlone  geogradea  delle  algbo 
d'aequa  dolce  e terreetri.  8*,  4P  pp.  Genova,  Cimlnago,  188«. 

Prottwlch : On  the  Agency  of  Water  In  Volcaulc  Eruption»;  with  »ome  Ob- 
servation« on  the  tbkkne«*  of  tbe  Earth'«  Crust  from  a Geol.  Point  of 
View  and  on  the  primary  cause  of  Volcantc  Action.  (Proc.  R.  Soc.  Lou- 
don  1886,  XX XVIII,  Nr.  237.) 


Riva  Palazzi,  G. : La  Geologie  e gli  studi  gcograäci.  (Boll.  Soc.  Geolog.  Ital. 
186«,  IV.) 

Rzehak,  A.:  Zar  Frage  der  Olaxialeroslon.  (Ausland  1884,  LIX.  Nr.  l,  8.  11.) 
Shelford : On  River*  äowlng  into  Tidelca«  Sca» , III.  by  the  River  Tiber. 
(Minute»  of  Procecd.  of  the  Inuit,  of  Civil  Engineers,  London  1866,  LXXX1I.) 

Weltreisen,  Sammelwerke,  Verschiedenes. 

Albert  Victor  & Qoorgo  of  Waln« : The  Crulae  of  Her  Majcuty's  Sbip  Bac- 
chante,  1S79  -82.  With  addltlon«  by  John  N.  Dilton.  3 Vol.  8*.  473  — 
803  pp.  London,  Macmtllan,  1886.  52  »h.  0. 

Blink,  !!.:  Bernhard  Vnrcnlus,  de  Grondlcgger  der  Wcton»ch.  Geographie. 

(Ti)d«chr.  Aardrijktk.  Gcnoot«ch.  1880.  Artikelon  III,  Nr.  t,  p.  182.) 
Bonwlck,  .1.:  Britin!»  Colonie«  and  thclr  resource«:  Afrlra . America,  Allo» 
Anstralla.  8*.  London,  Low,  188«.  *h.  1. 

„Caraoclolo“  Vlaato  dl  cirvuinnavigaztone  dclla  R.  corv. — 1881—84. 

2 Vol.  8»,  232  -f  276  pp.,  mit  Taf.  Roma,  For/ani,  1886.  1.  20. 

Chilholm,  O.  G. : A prononncing  vncahulary  of  modern  geogr  names.  Nearly 
ten  tbouaand  in  nnmbcr.  12°,  103  pp.  London,  Blackle,  IS^.  sh.  L 
Colonie«,  Her  Majeaty’s : A «crics  of  original  papera  issued  ander  the  Autbo- 
rity  of  tli«  Roy.  Commission  (Colon,  and  Ind.  exhlbltlon).  8*.  260  pp. 
London.  Clowe«,  1884.  «h.  6. 

Cuthbertoon  , J.:  Sacred  and  Historie  Land».  Being  a record  of  trAvela  in 

Bgfpt,  Pale^tlne , Syrla,  Greece,  Con»tantinople.  8H.  264  pp.  Woolmer, 
188«.  «b.  4. 

Drapßyron,  L. : Profeaaeur«  d’hlstoiro  e<  profe««eor»  de  gcographlr.  (Rcvuo 

de  gcogr.  Dezember  1885,  XVII,  p.  401.) Oft  en  e«t  notro  proJet 

d'ieole  »npcrlenre  de  gcogr.  (ebend.  Jnll  1880,  XIX,  Nr.  1,  p.  1). 

Duro,  C.  Fern. : Colon  y la  hlitorla  p>-«tama.  8°,  304  pp.  Madrid.  1885.  pcs.  3. 
EqII,  J.  J. : Geschichte  der  geogr.  Namenkunde.  8',  430  SS.  Leipzig,  Brand- 
stetter, 188«.  M.  10. 

BolCiCh,  Th. : Beitrage  zur  Geschichte  de«  Zeitalter«  dor  Entdeckungen.  I.  Co* 
latnbus  al«  Nantiker  and  ala  Seemann.  (Zeitschr.  Goa.  f.  Erdkunde  Ber- 
lin 1883.  XX,  Heft  4 u.  5.  S.  280.) 

Olde,  Ch. : A <)UOi  «trvent  le«  colonie«  V (Revue  de  geogr.  Janr.  1896,  XVIII, 
p.  2«.) 

Qyldbn,  11.:  Plato»  «aga  otn  AtlantU.  (Ymer  1886,  Nr.  7 u.  8,  S.  309—310.) 
Heim«,  P.  G. : Toter  der  Krieg»flaggc  de«  Deutschen  Reich».  2.  Reihe:  Kreu* 
Irrfahrten  in  t>»t  and  Weit.  Bilder  und  Skizzen  von  der  Reise  8.  M. 
Krruzerk errette  „Nymphe",  April  1884  bi»  Oktober  1883.  Gr-89,  304  SS. 
Leipzig.  Hirt,  188«.  M.  0. 

Hellwald,  F.  v.:  Die  weite  Welt;  Reinen  and  Forschungen.  8*.  Stuttgart, 
Spemaun,  188«.  M.  9. 

Huard,  C.  L.:  Dlctionnalre  anivrr»cl  illuttro  de  la  g^ogr.  et  des  voyagc». 

8».  860  p|».  Pari*.  Treue  & Stock,  1896.  fr.  26. 

Hubr.er  Baron  ▼. : Tbrougb  the  British  Empire.  2 Vol«.  8A,  980  pp.,  mit  Karte. 

London.  Murray.  1880.  »h.  24. 

Hue,  F..  & G.  HaurißOt : Nos  grandos  colonie».  I.  Am^rlqne.  12“,  mit  8 Karten. 
Pari».  Lecbno  Sc  Oudln,  1884.  fr.  3,oo 

Jackton,  H.  II.:  Gllmpso«  of  Thron  CoasU.  12*,  418  pp.  Boston,  1886.  7 »h.  6. 
Klödan  , G.  A.  v. : Politische  Geographie  und  Statistik.  Die  Zahl  der  Juden. 
(Deutsche  Rundschau  f.  Geographie  n.  Statistik,  Wien  1886,  VIII,  Heft  0, 
8.  272.) 

Löher,  F.  r. : Beiträge  zur  Geschichte  und  Vblkerknnde.  II.  8\  Frankfurt 
a;M.»  Loenicg,  1886.  M.  8,00. 

Lund,  H.  V. : De  arablske  Geografen  Kjcndikab  Ul  Norden.  (Geogr.  Tldakrift 

1883,  VIII,  Nr.  3,  p.  67.) 

■orriton,  M.  A.:  The  geogr.  dUtrlbuüon  of  tbe  modern  Turkl  langnages. 

(Journ.  It.  Asiat.  Soc.,  April  1&«,  XVIII,  Nr.  2.) 

Oppel,  A. : Die  geschichtliche  Eotwickelnng  der  rassischen  und  englUcheu  Be- 
sitzungen. (Geogr.  Rundschau  1884,  VIII.  Nr.  8,  S.  397,  mit  Karte.) 

Potrl , E. : Tnser  Verhältnis  zn  den  Völkern  niederer  Kultur.  (Global  1884, 
XL1X.  Nr.  18  IT.) 

Rambaud,  A.:  La  France  coloniale,  blstoire,  geograpble.  commerce.  8*.  714  pp., 
mit  12  Karten.  Pari«,  Colin,  1886. 

Raum,  G.  E. : A Tour  round  the  World.  12°.  430  pp.  New  York,  1886.  7 sh.  6. 
Reolut,  O. : France,  Algerie  et  colonie«.  18°,  807  pp.,  mit  120  grar.  Pari«, 
Hachette  de  Co.«  188«.  fr.  6,50. 

Schneider,  W. : Die  Naturvölker.  Mifsversi iindnLtsr.  Mllsdcntangen  und  Mif*- 
liandlungen.  2 Bde.  Hf,  601  88.  Paderborn,  Bchttningh,  1886  n.  6«.  X M.  6. 
Sorrt,  E. : Vioggio  dl  clrcumnavlgazione  della  „Vettor  Pisxni".  (RcvLsta  marit. 
Roma.  April  1884  ff.) 

SneMoman,  .1.  F. : Daniel  David  Veth.  8°,  31  pp.  Haarlem,  Tjecnk  Wll* 
link.  i«*5. 

6trada,  A.  : L'abblccl  dell’  atplni»mo ; o»»la  Gulda  pratlca  per  fare  escunionl 
montane,  14*,  227  pp.  Brescia,  1884.  1.  2. 

Thomat,  A.r:  Etymologische«  Wörtorbach  geogr.  Namen.  Or.-S*“,  1*2  88.  Bre«- 
laa,  F.  Hirt,  188«.  M.  2. 

Vignon,  L. : Le»  Colonie»  fran^aises,  lenr  commerce,  lenr  Situation  economlque, 
lenr  utilitö  pour  la  mdtropole,  leur  avcnlr.  8*,  240  pp.  Paris,  Guillaumln, 

1884.  fr.  fl. 
Wilkon,  G.  A.  : De  vrnebt  van  de  beatfenlng  der  etbnologie  roor  de  vergeHJ« 

kendc  recht »wetrnschap.  8*.  42  pp.  Leiden,  Brill,  1886.  d,  0,60. 

Atlanten,  Weltkarten,  Globen. 

Alj«rml*i»n,  J.  B. : Mlliot.rhnt- Atlu.  4 »,  JO  Krnrtcn.  Metz.  O.  Lme,  1SSC. 

kart.  M.  l,ro. 


Digitized  by  Google 


286 


Literaturverzeichnis. 


Atlfti  gönöral  de  gaographle.  4°  ä 3 col.,  25  pp. , mit  23  Karton.  Lille,  Le* 
fort,  189$. 

Bergbaus,  H. : Chart  of  thc  worid  ou  Mcrcator'«  projection.  11.  Aufl.  8 Bl. 
Gotba,  Justin  Perthes,  1886.  M.  13,  auf  Lwd.  in  Mappe  M.  17,  mit  Stäben 
M.  20,  lackiert  M.  22. 

Bergbaus,  Physikalischer  Atlas.  76  Karten  ln  7 Abteilungen.  Vollständig  neu 
bearbeitet  und  unter  Mitwirkung  von  O.  Drude , G.  Qorland,  J.  Haan, 

Ü.  Hartlaub  & W.  Han  ball , G.  Msuraayer,  K.  v.  Zittal  horausgeg.  von 
H.  Bergham.  Gotba,  Justus  Perthes,  Dkm».  k Lief.  M.  3. 

I.  Lieferung.  Kr.  14  ttergbeu«:  M(tUlU»4l«cä««  u*4  8chwaroe«  M**r.  Neben* 
karte«.  1;  600  000 1 llafeo  von  Mar««4Ue ; KUiUk«  laiel  uo4  w«*ö««4e  IUIMomI 
(Opkagtaj ; Senkrecht*  W4no«vert«4lunf  Im  MittelUodltcbeo  Meer;  Delta  da««  er* 

«h  aften  Kl um««  (KVro),  .Neulaad  ata  (lull  von  TuuU  ; ilif««  von  Ode«t ; Delta 
■ weiter  Ordn'ing  IKllla);  llafea  vou  Athen,  linfi«  von  Gibraltar.  Lldl  «ml  Laau* 
nea  vun  Venedig  ; Entstehend«  Halbinsel  (b,  <1*  L4rtn») ; IUI t»i*»»e)u  gewurdeii«  In* 

•ela  (Oien*  tmd  Aigentario) . Aoh*«E»  do»  to  • Delta  ; Jsn-lfes«  geworden«  luel 
(PUasblnw);  Straf.*  voo  Mowlna.  U«he1uag  de«  Petieiv« ; Drohen  1c  Traaouog  de« 
Iha^rdUckeo  llafeo»  t«m»  der  3m;  Trennung  de»  LstoUeäe«  Buten»  v«a  der  See ; Bo»* 
ponu;  Hefen  von  Alexandria  — Nr.  17 1 Uana;  Jahredtoihermea.  .Nebenkarte«:  i 

Jabre«leaooroale«  nach  Dove  und  Wild;  Linien  glekher  jährlicher  Wirmeschwan* 
k.og  »ick  Snpan  und  Wild;  J*br«»l»vtb«  rrnes  um  den  Nordpol.  — Xr.  4?  : Drude: 

Kl otxokerte  von  Europa 

1.  Llefctung.  Nr.  ST  ; Ifana  : Jährlich«  Verteilung  der  Kegeatnrage  ftber  die 
Erde  nach  1191.  Nebenkarte« ; Jährlich«  Regeamrage  in  den  Vereinigten 

Staaten  neck  Schott  und  !>«o«rc*>djr;  Jlbrttobe  Uegenateeg«  in  Mitteleuropa;  Jihr* 
liehe  RegenmeoKe  lo  Indtea  aaeh  Blandfonl  und  llltl ; jährliche  Regentacoge  in 
Juntk»;  ln  Meurltla»;  la  Xeueeelaad.  — Nr  41:  Drude:  Vegctatlonssonen  der 
Erd«.  XtUskirUa I VegeUtloawotwickeiuns  Im  Janaar  . im  Juli.  — Nr  70  : Oer- 
land: Die  Völker  Gxeanlea*  Nebenkarte:  Oe«amtgebl«t  der  w*«nit<hrn  Völker. 

1.  Lieferung.  Nr.  10:  Hergtau«:  Land*  oad  Wa»terrerteiliuvg.  Stromgebiete 
der  Erd«  la  !*<ubfrte  fltrhenrechter  Aalmuul  • Projektion  und  flir  don  Horiaoat 
von  Iterlla.  .Nebenkarten  - Debeleng  de»  Orlnoco;  Waatertellung  cwiicheu  Severn* 
und  Winnipeg**«« : Oebeluag  der  II  ut;  Zwiefach«  (Quellen  In  Ilalllngdat ; Wa»*cr- 
teiluag  In  lUrdaagev;  <4«eH«  de*  llaatn*  und  Logen!  Gabelung  de*  Tomei  Elf; 
cellwelae  tl  «belang  de«  8*rbew«l  j iMtwets«  Waaeertellung  de«  Menjrtech  ; Gabelung 
de»  Bahr  el  Daheb!.  — — Nr.  IS:  llana  : Januar  • Isotherme«  Nebenkarten: 
Janwar-Itanomaltm  neck  TeU»*renc  de  Bart  und  WIM;  Winter  * Isothermen  um  den 
Nordpol:  .lanaar  • Dothertueo  Im  anfcertroplschen  Sddemertka.  — — Nr.  St:  Mar* 
eha’l  t V«rbrwttu«g  der  Saugetier«.  I.  A.  Primat*«  sod  LemurcMe*  (Affen  und  Halb, 
affen);  II.  ChiropUra  (Vi«d«rnUut* , ; C.  Ineeotlvora  (Insektenfresser);  D.  and  E. : 
Caralvor»  (>  :. isebfratser) ; K.  Ramloantia  fWleMevkluer). 

4.  Lieferung.  Nr.  6 : llergkao» ; Eicverbreltong  einet  und  Jet* t , Pvlaraniicht 
der  Erd«  In  Lambert«  itZehenreobter  Atlmutal  * Projektion.  Nebenkarten  j Der 
KESqm - QleUchvr  uarb  A.  Kal»«».  1:1  400  00*>;  8*e«g«biet  la  Nordamerika  mach 
ChamhrrUn  and  Wrlght.  1 ; SO  000  000 ; Der  Ithela  • Gletscher  nach  A.  Kev  re. 

1 : 1 S00  000  ; Die  HnropSUchen  Alpen-  1 t S 000  000  ; Der  Loiiech*  und  Inu  Uletacher 
nach  Prack  and  H»jrberg«r.  I :l  800000;  Die  etdllehen  Alpen  von  Neuseeland  u«ch 
J,  v.  Ilaa«t.  1 : S VOO  000.  — — Nr.  29  : Um«  : Juli  • Isotherme«.  Nebenkarten  t 
Juli  - I «anomal  e»  nach  T«U««rcnc  de  Bort  und  Wild.  Juli  • Isoth  ernten  um  den 
Nordpol ; Mal  • Isothermen  von  tadle«.  — — Nr.  03  i Merehall  : Verbreitung  dev 
Saugetiere,  II.  A and  II:  llodeotia  '.Nagetier«) . C:  Hodentle  ''Nagetier«  tmd  Hyrm* 
coide«  ; D:  Probo»cld««  (K0»eoUier«)  un-1  l'ngulete  (Huftiere!;  K.  Edeatala  .Zahu* 
atme),  Moootremat«  (Gcbeitiere),  Cetacea  (Wale) ; K;  Mertuplalla  (Beuteltier«;.  81* 
renia  (Sirenen),  Cetaeva  (Wal«), 

Blink,  II.  : Atla*  der  natnurkuudlge  aardrijkskuadc.  6°,  16  Karten.  Groningen, 
Noordhoff,  1886.  tl.  1,18. 

Bot,  P.  R. : Natuur*  cn  staatkundlgc  alias.  4*,  mit  Karlen.  Groningen,  J.  B. 
Wolters,  1886.  f.  3,t*o.  1 

British  Coloniet  and  PosioMions.  School  map.  1:7603  200.  London,  8tan* 
ford,  ISA*.  Auf  Lelnw.  mit  Rollen  13  nh.  1 

Canonge,  Fr. : Allaa  il'bivtoire  milit.  contempor.  (1664 — 1871),  coi.teuant  46  plan* 
ehe«,  plana  ou  croquU.  Paris,  Cbarpenlier,  18S6.  fr.  30. 

Qrtgoire,  L.j  Atlas  Grcgolro.  28  Karton.  Paris,  Gamlor,  I8e6. 

Haardt,  V.  v. : Physikalisch  • statistischer  Schal  • Atlas  (als  Supplement  zu  B. 
Kozenns  geographischem  Atlas  fUr  Mittelschulen).  Wien,  Hblzel,  1884.  M.  3. 

Johnrton  , T.  R. : The  merebant  shipper’e  and  ocean  traveller*«  atla».  Fol., 

12  Karten.  London,  T.  R.  Jolinstoo.  1886.  lOsb.6. 

Kunz.  M. : Rcpotltlons-Aüat  Qhor  allo  Tello  der  Krdo  In  Rellof*  Prägung.  44, 
Ka*fcol,  Klelmcnbagen,  1686.  M.  2,6». 

Labborton , R.  II. : An  Ulstorical  Atlas  comprislng  141  rnaps.  6°.  London, 
Macmillan,  ls8C.  12  sh.  6. 

■arlnelll,  Q.t  Piccolo  Atlante  geografico  per  le  scuole  e per  le  fnmlgile,  in 

8 carte  1886.  I.  1,1#. Atlante  geocraAco  elementare  per  le  scuole  e 

per  le  famiglie,  in  16  carte,  1.  8. 

■athiou , A. : Carte  routlbra  d'Europe  k TAmdrlquc  da  8ud.  Paris,  Gail- 
lard, 1886. 

■uldor,  J. : Konto  alias  roor  de  volkaichool.  4°,  16  Karten.  Groningen, 
Xoordhotf,  1686.  d.  0,90. 

Oceania.  Colonial  alias.  13  Karten.  Edinburgh,  W.  tc  A.  K.  Johnston,  1886. 

Philip*«  New  Excelsior  Atlas  of  the  world.  4*.  London,  Hiillp,  1884.  eh.  1. 

Schlachten  - Atlas  de*  19.  Jahrhundert*.  Zeitraum  : 1820  bis  zur  Gegenwart. 
PIAuo  der  wichtigsten  Nchlaehtou,  Gefecht«  und  Belagerungen  mit  beglei- 
tendem Text«  nebst  1‘ horsichukarten  mit  kvnipendlöson  Darstellungen 
das  Verlauf»  der  PeMxUge  lu  Europa , Asien  und  Amerika.  Fol.  Igiau, 
llayerle,  1896.  In  Lief,  k f).  l,is. 

Schoilert,  C. : Korsk  Skoleatlas  udarhotdot  af  det  private  Opmaallcgskontor. 

24  Karten.  4".  J.  W.  Cappelcu,  1866.  Kr.  8. 


Europa. 

Qarollo,  G.:  Gormanl,  Romani  cSiavi,  nell'  Europa.  (L'Ksplorazion«  commoro. 
1886,  I,  Nr.  7,  p.  204.) 


Qeikio,  Prof.  J.:  The  googr.  «volulion  of  Europa.  (Scott,  geogr.  Magaz.  1886, 
II,  Nr.  4,  p.  193.) 

Qalstbeok,  A.:  Die  »UdbayrUchea  und  nordtiroiUcben  Seon.  (Zeit »ehr.  D.  u. 
<>.  Alpenr.  1886.  XVI,  8.  384.) 

Göhlart,  V.  t Die  Armenier  in  Europa  und  inebesondere  in  Ö*tarrelch*Ungarn. 
(Ausland  1686,  Nr.  16,  8.  489.) 

North  Sea  Püot,  11:  North  and  East  roaats  of  Scotland.  8*.  London,  Hydrogr. 
Off..  1886.  4 sh.  6. 


Rzehak,  A.:  Die  Olazialahlageruogen  im  europäischen  Rufsland  und  am  Nord* 
abhange  der  Karpsthnn.  (Ausland  1886,  Nr.  16,  S.  301.) 

8ommior,  ft.:  Osscrvazioni  sui  Lappool  e Mil  Finlaodesl  sottentrionall  falte 

dnranto  l*Urcmo  1884—85. Recenti  »tudl  sui  Lappool.  (Bollett.  8oc. 

Ital.  antrop.  1886.  XVI,  Nr.  1.) 

Weigand:  Die  Entstehung  der  Alpen.  (VUI.  Jahreiber.  Verein  f.  Erdkunde, 
Metz,  S.  57.) 

Karltn  ; 


Baitio  36a  : Gulf  of  Bothnia.  Bl.  6 (Nr.  2301).  1:208  000.  London,  Hvdrogr. 

Ofdro.  1886.  2 sh.  6. 

Bottnischer  Moerbusen.  ftüdl.  Blatt.  1:600000.  (Seekarte  Nr.  80.)  Berlin,  D.  Rei- 
mer, 1886.  M.  3. 

■ itteiouropa.  Neu»  Übersichtskarte,  herausgeg.  vom  k.  k.  Milit.-Grogr.  In- 
stitut. 1 :760000.  Bl.  0.  6:  Ragusa  — L>.  4:  Belgrad  — 6:  Scutarl  — 
6:  Cordt  — K.  6:  Soda  — F.  6 : Konstantlnopel.  Wien.  R.  Lechncr.  1886. 

a d.  1. 


Deutsches  Reich. 


Ackermann,  K.:  Bibliotheca  Ilasalaca.  Repertorium  d.  landenkdl.  Litteratur 
f.  d.  k.  preuft.  Keg.-Bez.  Kassel.  1.  Nachtrag.  b°,  60  88.  Kassel,  F.  Kees* 
l«r,  188«.  M.  2. 

Baldow,  W.:  Die  Aniicdelungen  an  der  inlttiern  Oder  von  der  EinmUndung 
dea  Bobers  bl«  su  derjenigen  der  Warthe.  8*.  46  88.  (Inauguraldlss.) 
Halle.  1880. 

Friedrich,  C. : Die  Flächeninhalte  der  Flnfsgeblcto  des  Grofsherxogt.  Baden. 
Mit  Kart».  121  fts.  4°.  (Boiträgo  zur  Hydrographie  dos  Grotsherxogtums 
Baden.  Heft  4.)  Karlsruhe,  Braun,  l&so!  IL  10. 

Focke:  Die  ältesten  Ortsnamen  de«  deutschen  NordsccklDtenlande*.  (Abhdlg. 
naturw.  Ver.,  Bremen  1884,  IX,  Nr.  3.) 

Hagen,  M.:  Dl»  geologDchen  VorhMltuliue  der  Umgogend  Nürnbergs.  Qr.*8°f 
27  88.  Nürnberg,  v.  Kbnor,  1886.  M.  o.so. 

Klaas,  A.:  Die  Melioration  des  Iticdes,  inshes.  die  Ent-  und  BewSascrung  der 
tiefliegenden  Kulturländereien  des  Kreises  Grofs  • Gerau.  ür.-8*,  220  88. 
Darmstadt,  A.  Bergstraefser,  1886.  M.  12. 

Köppen,  W.:  Bericht  über  den  Orkan  vom  1«.  Mai  in  Krotaen  uud  Umgebung. 

(Annal.  Hydrogr.  1886,  XIV,  Nr.  6,  8.  369,  mit  Karte.) 

Landesaufnahme.  Prcufsen.  Abrisse.  Koordinaten  and  Höhen  sämtlicher 
von  der  trlgonoiuetr.  Abteilung  bestimmten  Punkte.  Ud.  VII.  Keg.-Hez. 
Oppeln.  8*,  411  SN.  M.  10.  - Koordiuaten  und  Höhen  sep.  M.  3.  — — 
Auszug  aus  den  Nivellements.  Heft  1 — 6.  1:  Provinz  Kholnland.  Bayrische 
Pfalz,  Elsa  Cs -Lotb  ringen  &c.,  86  8fi.  M.  l.so.  — 2:  Provinz  Schlmwig-Hol* 
stein,  Hannover,  Westfalen  Sc«.,  107  S8*  M.  l,ao.  — 3:  Prov.  Sachsen, 
l(e**em*Na*sau  &c.,  106  Hft.  M.  l.so.  — 4:  prov.  Pommern,  Brandenborg, 
Grof» tierzogt.  Mecklenburg  »tc..  10$  88.  M.  1,ho.  — 6:  Prov.  Posen.  Schle- 
sien &c„  120  ftft.  M.  l.so.  Berlin,  G.  ft.  Mittler  & Sohn.  1886.  — — Sach- 
sen. Alpbalioiisches  Verzeichnis  der  durch  Laudo»nlve)lement  bestimmten 
Höben.  Bd.  IV.  4*,  47  ftft.  M.  4.  Berlin,  Stanklewiez,  1886. 

Richter,  P.  E.:  Verzeichui*  von  Fonicberu  in  wissenschaftl.  Landes-  u.  Volks* 
künde  Mitteleuropa«.  64,  20$  SS.  Herausgeg.  vom  Verein  für  Erdkunde 
zu  Dresden  (Hübte).  1886.  . M.  3. 

Siewert,  Fr.:  Der  Elb-Trave-Kanal.  -Export  1886,  Nr.  13  ff.) 

Stolnvorth,  II.:  Da»  hannoversche  Wendland.  (Deutache  Geogr.  Blätter  1886, 
IX.  Nr.  2,  S.  141.) 

8pi0hler,  A. : Die  Lechthaler  Alpen.  (Zeitscbr.  D.  u.  Ö.  Alpenvereins  1866, 

xvi,  s.  299.; 

Thalia,  F.:  Die  Eiszeit  mit  besond.  Beziehung  auf  die  Gebend  von  Dreadeo. 

8*.  85  SS.  Drcadeu,  Waruatz,  1686.  M.  1,60. 

Verzeichnis  sämtlicher  Ort*chaftcn  der  Provinz  Schleswig. Holstein.  Mecklen- 
burg. das  Fürstentum  Lübeck  und  die  Hansestädte  Hamborg  und  Lübeck. 
8\  427  SS.  Kiel.  Ltpslu*  6c  TUcher,  1886.  M.  10. 

Werth,  O.,  & AnemUller,  K.:  Bibliotheca  lipplaca.  Übersicht  Über  die  landes- 
kundliche und  geschichtliche  Litteratur  det  Fürstentums  Ltppe-Detmold. 
8*,  69  s8.  (Progr.  Realgymna».  Detmold  1886.) 


Karten: 

Baden.  Politl*rb*administrative  Karte  voo  . Chrom.  Fol.  Karlsruhe, 

Bielefeld,  1886.  M.  2.40. 

Bayern.  Positionskarte  vom  Küntgr.  Bayern.  1 :26  000.  Nr.  641:  DiugolAog, 
642:  Mamiulng,  670:  Aham,  671:  Fröntenbauxcn,  600:  Gerzen.  60t:  Gang* 
hnfen,  751 : Halling.  776:  Stephanskirchen,  7 <6:  Prien.  Litb.  k M.  l.so.  — — 
Topogr.  Atia».  1:50  000.  Hl.  20:  Bamberg  W,  89:  Ansbach  W.  Kupfcrdr. 
k M.  1,40 ; in  litb.  Ühcrtr.  k M.  O.ra.  München,  Riedel,  18&6. 

Borlin.  Geolog.  Karte.  1:15000.  Herausgeg.  von  der  k.  preufs.  Geolog.  Laa* 
deaanstalt.  Berlin,  ftchropp,  1886.  M.  3. 

Deutsches  Reich.  Generalstabskarte.  1:100000.  Nr.  62*  Barth.  1R4 : Neustrelitz, 
454:  Ilerby,  519:  Ratihor,  620:  Kybnlk.  637:  Ruptau,  672:  Landau  i Rpf., 

628:  A*chaflfeuburg.529:  Lohr,  630:  WUrzbarg,  606:  EMingcu.  k M.  1,6«. 

Mcfstltcbblatter.  1;260CO.  Nr.  369:  Llidcrxhagen,  438:  Rlchteoberg.  606: 
Danschcnbnrg.  609:  Marlow,  611:  Franzburg,  670:  HobenweMedt , 68«: 
Tessin : 688:  Tbelkow,  689:  Trlbiee«,  690:  Olewitx,  671:  L*aage,  672:  Wal* 
kendorf.  673:  Gnoien,  677:  GUtzkow,  678:  ZUhsow.  767:  Warnkcnbagen, 
768:  Thürkow,  74U:  Verchen,  761:  LeUtenow,  762:  Daberkow,  763:  Crien, 
764:  Medow,  866:  Törpla,  860:  Jültx,  3771:  Trembatachau,  2772:  Kempen, 


Litteraturverzeichnis. 


287 


2773  : ßaranow.  2332:  Srhmograu,  2834:  Reinersdorf . 2896:  NaioiUu. 
2897:  Noldau,  2896:  Kozutadt,  iS» : «ch-nwal.l,  2W>0:  Lsndsberg  i*Ob»chl., 
2943:  Frlcdcberg  am  tjuals,  2949:  AltKrmnit*.  2247:  Uinchbent  I Schl., 
3948:  Kauffung,  2949:  Bolkenhaln.  29 50:  Hohenfriedherg,  2990:  Karlsruhe, 
2991:  Bodland,  2962:  Krcuxburg,  3007:  Klintberg,  3008:  Scbrelberbau.  SU0U: 
Warmbrunu.  8010:  Kupfrrberg,  3011:  Ruhhaok,  30)2:  Freiburg  IScfal.. 
3023:  Alt-ßudkowltx.  3070:  KrnmmhUbel.  3071:  Schraledeberg.  3072:  Landes- 
but.  3073  : Waldenburg  I Sehl.,  3131 : Schömberg,  3132:  Kriedland  bAValdhg., 

3814  : Mnrklreb.  3643:  Schlotutadt,  3648:  Hilsenfcelm,  3651:  Urbei».  SG32: 
Rappoltswcller.  3633:  Gomar,  3354:  MarkoUheim.  3630:  Münster  l/E.,  3681: 
Winzenheim,  3662:  Kolmar,  3668:  Lautoiibach.  3669:  Gebweller.  k M.  1. 
Umgebungskarlen.  1:23000.  Siraftburg  SK.  4 Bl.  — Hagenau,  a Bl. 

M.  1.60.  Berlin,  Scbropp.  1886. 

Diercke,  C.«  & Qaoblor,  E.:  Karte  der  Provinz  Hannover.  1:1000000.  Chrom. 

Hannover,  Meyer,  1886.  M.  0.76. 

Cok,  H.s  Geognostischc  Karin  der  Gegend  von  Ottenhofen.  1:60  000.  Lahr, 
Schauenburg,  1688.  M.  2. 

Flicker:  Karte  de»  Reg. -Bez.  Niederbayern.  1:100  000.  9 Bl.  Lan-Uhnt,  Alten- 
kofer,  1886.  Auf  Lclnw.  mit  .Staben  M.  21. 

Qaebler,  E.:  Taachcnatlaa  des  Deutschen  Reiche*  und  der  deutschen  Kolonial- 
Besitzungen.  8%  l»  Karten,  mit  Text.  Leipzig.  G nobler,  1880. 

Qlither,  F. : Neueste  Touristen- Karte  vom  Haardt-Geldrge  tnlt  Ansichten  der 
hervorragendsten  Ruinen  der  Rbeinpfaix.  1:125  000.  Litb.  Fol.  Kantel- 
Mainz,  Georg  Vix.  1&84.  31.  4,6v. 

Kienitz,  O. : liistor.  Karte  des  Grofsherzogt.  Baden.  1:400  000.  Karlsruhe, 
Bielefeld,  1686.  M.  4,60. 

Kiepert,  II. : Provmzinl-Schulwandkarten.  Nr.  3:  Prov.  Brandenburg.  2.  Aufl. 

9 Bl.  1:200  000.  Berlin.  1).  Reimer,  1888.  M.  9. 

Lanoe,  A.:  Spezial-  nnd  Verkehrskarte  vom  Königr.  Sachsen  und  den  an- 
grenzenden  Ländern.  1:11500.  Volksausg.  Drcaden,  Ja  nicke,  1686.  M.  1. 
Lange,  II.:  Neue  Spezialkart«  vom  Ober*  und  Unterhars.  1:100000.  Berlin, 
Vjucb.  1888.  M.  2,60. 

Lotsen,  K.  A..  & Demes,  W.:  Geolog.  Karte  d.  Umgegend  vooTbale.  1:25000. 
Berlin,  Schrupp,  1868.  M.  1,60. 

■ Ittelbach,  R. : Bosirkxkarton  der  AmtNhaupttnauu*cbafteu  Dresden  (Alt*  und 

Neustadt}.  1:30009.  Mit  Ortsverzeichnis  Dresden,  v.  Zahn,  1886.  M.  4. 
Nordsee.  Die  Mündungen  der  Jade,  Weser,  Elbe  und  Kider.  1 : 120  OCO.  (See* 
karte  Kr.  67.)  Berlin,  D.  Reimer,  1888.  M.  3. 

Platt,  E.  : Stromkarte  der  Oder  von  Br«'«lau  bis  zu  den  Mündungen.  1:100  000. 
Llth.  Fol.  Magdeburg,  Kathke,  ltss*.  M.  G. 

Polen,  Die  in  Deutschland.  7 cbromollth.  Kärtchen  auf  1 Blatt  In  Fol. 

Weimar,  Geogr.  Institut,  1888.  M.  I.  I 

Preufsan.  Geolog.  Karte  von u.  den  Thüringischen  Staaten.  30.  Lief. 

Gradabt.  70.  Nr.  34  : F.Ufeld  , 33:  Steinheid,  38:  8pcchtsbrunn  , 40:  Moe* 
der.  41:  Neustadt  a.  d.  H..  42:  Sonneberg.  Mit  Text.  Berlin,  8chropp, 
166».  M.  12. 

Ravenstein,  L.:  Kreis*  und  Ortskarte  vom  Heg.  - Bez.  Wiesbaden.  1:300  000. 
Frankfurt  a.  M.,  Ravenstein,  1886.  >|.  1.  — — Schul*  und  Kontorkarte  vom 
Reg.-Bex.  Wiesbaden.  4 Bl.  1 : 100  000.  Wiesbaden,  Llmbartb,  186«.  M.  6. 
Riuss,  Kart«  d.  Nordwetf).  Harzes.  1:  40  000.  Goslar.  Koch,  1886.  M.  3. 
Sachsen.  Geologische  Karte.  1 : 23000.  Bl.  134:  Treuen- Ucrlasgrün.  Leip- 
zig, Engclmann,  1886.  Mit  Text  M.  8. 

Sorvice  hydrogr.  Mer  Baltlqno.  Abords  de  8wlncraundc.  (Nr.  4111.)  fr.  2. 
Paris,  Challatncl,  188G. 

Burrer,  M. : 8pcxlalkart«  von  Oberbayern  ln  6 Bl.  München.  Flnsterlln,  1888. 

k M.  1. 

Wagner,  H. : Wandkarte  von  Elsaß  - Lothringen.  1:200  000.  4 Bl.  Strafsburg, 
Schultz.  1866.  M.  6. 

Weasierski,  J.  v. : Karte  der  Wasserstraße  von  Magdeburg  bis  Frankfurt  ajü. 

1:  100  000.  Magdeburg,  Rathko,  1886.  M.  6. 


Österreich  -Ungarn. 

B.ckor,  M-  A. : Hf-ralU-in  In  Stf-dertiitcrrclch.  I.  D!<-  (rrolog.  Vcrhaltnl.'o, 
Flor*  und  F»un».  8>,  7U  S8„  mit  Karton.  Wien,  Hiildor,  1888.  H.  8. 
Bedö,  A.  : Die  Wirtschaft),  und  keentnerz.  Beschreibung  der  Wälder  d.  Ungar. 
Staates.  3 Bde.  4* , 624  4-  1024  -f  233  88. , toit  Karte  ln  12  Bl.  Budapest, 
Grill,  1884.  M.  65. 

Braltenlohner,  Dr. : Die  meteorologisch«*  Gipfelstation  Sonnblick  In  dar  Gold* 
berggruppe  der  Hoben  Tau«*rn.  Seeböbo  3103  m.  Mit  2 Tfl.  (Mltt.  K.  K. 
Geogr.  Qm.  Wien  18$G,  XXIX.  8 . 63-77.) 

Diener,  C. : Studien  an  den  Gletschern  de»  8chwarzenitelugruudes.  (Zeitschr. 
I».  u.  Ö.  Alponv.  1S85,  XVI,  8.  66.5 

Flitsch,  J.  W.  : Die  Stadt  Kronstadt  nnd  deren  Umgebung.  8°,  148  88.,  mit 
Karte.  Wien,  Grarwcr,  1H88.  rt.  i,»o. 

Gesell,  A. : Geolog.  Verhältnisse  des  Stelnsaizborgbaugcbietea  von  $«k>v&r  mit 
Rücksicht  auf  die  Wiedereröffnung  der  ertränkten  Btelnsalzgruhe.  Gr. -8*, 
26  88..  mit  Karten.  Budapest,  Kilian.  1836.  M.  3. 

Geyer , G. : Führer  durch  das  Dachstein-  Gebirge  und  die  angrenzenden  Ge* 
ltirge  des  Salzkammcrgute«  nnd  Enustbalcs.  h#,  125  88.  Wien,  R.  Lech* 
ner,  1*86.  M.  2,70. 

Hartmann,  V. : Da*  Kärntner  Faakowee-Thal  der  Gegenwart  und  der  Vorzeit. 

8*.  47  88.  Klageufurt,  Raunecker,  1886.  M.  l.io. 

Hata,  H. : Illustrierter  Führer  durch  die  Hohen  Tauern.  8*,  272  SS.,  mit 
Karte.  Wien,  Hartleben,  1886.  fl.  2. 

Jauiz,  G, : Mitteilungen  Uber  den  Neusiedler  See.  (Zeitschr.  f.  Scbulgeogr. 
Wien  1886,  Heft  V,  8.  143., 

Neuror,  J. : Illustrierter  Führer  durch  Osttirol  mit  dem  Pinzgau  und  den  Dolo* 
iuit«o.  9\  371  88.,  mit  Karten  und  Plänen.  Wien.  Hänichen,  1886.  11.  3. 


Noback,  V. : Der  Braunkohlen  • Reichtum  und  die  Braunkohlen  * Bahnen  Böb* 
mens.  Gr.-B1,  33  pp.  Wien,  Spiclhagco,  1886.  M.  1,10. 

Patlgler , J. : Die  deutschen  Sprachinseln  ln  WäUchtlrol , einst  and  jetzt. 

(Progr.  Deutsche  Staats-Realschule  Budwcis  1886.) 

Richtor , K. : Beobachtungen  an  den  Gletschern  der  Ostalpen ; Octztbaler 
Grupp»*  1883.  (Zeitschr.  Deutsch,  u.  Österr.  Alpenvcr.  18C3,  XVI,  8.  64.) 
Saolaad,  F. : Studien  am  Pasterxengleucher.  VI.  (ZelUchr.  D.  u.  Ö.  Alpeuv. 

1885.  XVI,  8.  79.) 

Schlossar  , A. : Die  Lltteratur  der  8telerraark  ln  hlstor. , geogr.  u.  ethnogr. 

Beziehung.  Gr.. 8°,  171  SS.  Berlin,  Goldscbmldt,  1886.  Oeb.  M.  6. 

Schwlcker,  J.  M. : Das  Königreich  Ungarn.  Die  Länder  Österreich  • Ungarns 
ln  Wort  und  Bild.  B<L  X1L  6*,  172  88.  Wleo.  Graes  er,  1886.  ri.  o,to. 
Urbaa,  A.  : Die  Grotten  und  Abgrtlnda  bei  Planlna.  {Mitteil.  f.  Höhlenkunde 
1884.  Nr.  2,  8.  24.) 

Weisbrodt , G.  : Der  gcolog.  Bau  der  österr.  Küstenländer.  (Ausland  1886, 
Nr.  7,  8.  126.) 

Karten : 

Chavanne,  J. : Physik.  • statUt.  Atlas  von  Österreich  - Ungarn.  7.  Lief.  Wien. 

Hölze),  1886.  fl.  3.40. 

GOnciy,  P.,  3c  M.  Kegutowlcz : Magyarorszig  Mcgvelaek  Kerl  Atlasza.  3.  Lief. 
1.  Somogy,  2.  Fejer,  3.  Tolna,  4.  Yesxprcm,  3.  Kolozs.  Budapest.  Posnrr, 
1884.  h Lief.  fl.  1,13. 

Grofs-Glockner-Gruppo,  Speziaikarto  der  ■—  ■■■■.  1:40  000.  Wien,  Hartlehen, 

1886.  In  Karton  rt.  1. 
Hatsok  , J.:  Wandkarte  von  Ungarn.  1:640000.  6 Blatt.  Terraiuautg.  Lüh. 

u.  koior.  Wien,  Artarla,  1886.  In  Mapp«  M.  18. 

Hohe  Tauern,  Karte  der . 1:260  000.  Wien,  Ilartlcbcn,  1886. 

In  Karton  fl.  I. 

Katzenschläger  , M. : Ooneralkarte  von  Kroatien  und  Slawonien.  1:604  000. 

2 Bl.  Kpfrst  Wien,  Artarla,  1888.  M.  4. 

Maschok,  R. : Karte  vom  Salzkammergut.  1 :160000.  Chromol.  Wien,  Artarla, 
1886.  M.  8,60. 

Öaterraioh'UngarilChe  Monarohle.  Spezialkart«.  1:76  000.  Zone  8.  KoL  XIX : 
Vlszoka  — 9.  XVIII:  Wlsowits  — 10,  XVTJI : Trcntsehln  — 11,  XVII  : 
Szenic  - 16.  XXI:  Gödöllü . XXII:  Kaki.  XXIV:  Cscge  - IG.  XXIII : 
Tisxa.Roff  — 18,  XXI  : Kccikemct.  XXII:  TUza  - Inoka  — 25.  XIX:  Gra* 
dllte  — 26.  XX:  Jamtna  — 33.  XVI:  Ravia  — 34,  XV:  Velalnka.  Hello* 
gravurc.  Horatugeg.  vom  Milit. • Geogr.  Institut.  Wien.  Lechners  Sort., 
1886.  k fl.  0,30. 

Vanedigar-  Gruppe.  Spezialkarte.  1:60000.  Wien,  Hartlcben,  1886.  fl.  1. 

Schweiz. 

Boillot,  A.  : Les  frontleres  du  la  Suissu.  (Bull.  8oe.  Neuchat,  geogr.  1886,  I, 
p.  141.) 

Forel : Sur  Uiuclioalson  d**s  couchos  Isothermo*  daos  la*  caux  profondes  du 
lac  Lvtnan.  (C.  1L  Acad.  Sei.  ParU  1886,  CU,  Nr.  12.) 

GallO,  C.»  Attravcrso  alla  Svlzzera.  Da  Chiaaso  a 8claffusa.  8*.  Genova,  18S6. 
Porchat,  F. : La  Chaux-de- Fonds.  (Bull.  8oc.  Neuchat,  geogr.  1886,  I,  p.  83.) 

Dänemark,  Schweden  nnd  Norwegen. 

Enlev,  Ed.:  Om  Havarmea  Navnn  hos  o*.  (Geogr.  Tldskr.  1883-86,  VIII, 
Nr.  4,  p.  77.)  — — Den  danske  Kartograf  Joban  Meyer  og  hans  Arbej* 
der  «vor  Koogertget  Danmark  (ebend.  p.  69).  — — Jylland.  Studier  og 
Skitdrioger.  I.  8%  72  pp.,  mit  2 Karten.  Kopenhagen,  Erslov,  1886.  Kr.  1,60. 
Fritz,  8.:  En  Bcmaerknlng  om  Blaakilde.  (Geogr.  Tldikrift  1896,  VIU,  Nr.  7, 
p.  138.) 

Hesselberg,  K. : Norge«  Klima.  I.  4°,  39  pp.,  mit  Tafeln.  ChrDtianla,  Cammer- 
meyer, 1886.  Kr.  1. 

Klaer,  A.  N.:  Norgns  Und  og  folk  , siatistUk  og  topogratitk  beskrevet.  8\ 
Chrlstlania,  Aschchong,  1886.  ln  Lief,  k Kr.  2. 

Moll,  F*  C. : Meine  Reise  nach  Norwegen  1884.  (Bericht  8cnckcnberg.  Natur* 
forsch.  Gescllsch.  1886.  Anhang.) 

8ommier,  8.:  Prima  asceusione  invernal«  al  Capo  Nord  e ritorno  attravarso 
la  Lapponia  e la  Flnlandia.  (Bull.  Soc.  Geogr.  Ital.  1886,  XI,  p.  332, 
mit  Karte.) 

Wllton,  Tb.  B. : Handy  Guide  to  Norway.  8*.  Mit  7 Karten.  London,  Stan- 
ford, 1886.  5 »h. 

Karten : 

Eurtn  , D.  M. : Augbaia  • karta  öfver  Stockholm*  omglfnlngar.  Saltsjö«lden, 
2 Hl.  — Mätaresldcn.  2 Bl.  Mit  Text.  8°,  61  -f  46  pp.  Stockholm.  1886. 

k Kr.  2,60. 

Jönköplngs  lln.  Karta  öfVcr 188*5.  2 Bl.  Stockholm,  Carlaon,  1884. 

Norge.  Topogr.  Kart.  1 : 100  000.  9,  C : Brauberg*  Amt  — 43.  D : Stucsjö  — 
54,  A:  Sanddöla.  k Kr.  1.  — Spccialkystkart.  1:100000.  A.  16  fra  Ona 
til  .Stühlen.  Kr.  2.  Chrlstlania,  GcogT.  Opmaallng,  )8$4. 

Niederlande  und  Belgien. 

Book  min  , A.  A. : D«  Zwklellau<I.D  v*n  Nnlnrland.  (TlJiUchr.  Aardr.  Ge- 
nootxchap,  Amtiordam  1885,  II,  Nr.  7,  p.  134.) 

Buuren,  P.  A.  van:  Do  topografische  kaarton  vau  Nederland.  (Tijdschr.  Ne* 
dcrl.  Aardr.  Genootsch.  1884.  Artikeln.  III,  Nr.  1,  p.  146  mit  Flg.) 

Kuyper , J. : Nederlands  Bcvolklng.  (Tijdschr.  Nederl.  Aar«l;IJk.  Gcnootach. 
1886.  U,  Nr.  2,  p.  240.) 

Lorlb,  J. : Contrlbutlons  k la  g^ologle  de«  Pays-Bas.  (Tijdschr.  Nederl.  Aardr. 
Gonootschap  1884.  III,  p.  131.) 

Perk , M.  A. : Hat  Groot  • Hnrtogdom  Luxemburg.  (Tijdschr.  Nederl.  Aardr. 
Genootsch.  1886,  II,  Nr.  2.  p.  266.) 


I 


288 


Literaturverzeichnis. 


Zobritt,  Th. : Los  travaux  de  dcxs^chemenl  en  Holland«?.  (Bull.  Soc.  Nouchat- 
1665,  I,  p.  27.) 

Karten : 


Bolfliquö.  Nouvel  atlai  x l’u'agc  des  ecole»  et  d<«  fatuillei.  19  Karton.  Brlls* 
Hl,  Off.  de  publleiti,  1666. 

Kromhout,  J.  II.:  Nederlaod  In  zakformaat.  86  Kartno  mit  Text.  '*  Graveu- 
Lage,  Gehr.  van  Cleef,  1666.  li.  5.90. 

Watorstaatskaart  vao  K«ftlorland.  1:50  000.  Hellen  Bl.  1— *4;  '»  Gravuohage 
Bl.  1 und  2.  Amsterdam,  Nljbotf,  1666. 

Zuldersee.  Kaart  volgen*  de  laatstc  waarnemingen.  Atustcrdam,  Seyffardt, 
196«.  A.  2. 


Großbritannien  and  Irland. 

Barrow  , J. : Mountain  ascents  ln  Wemuoreland  and  Cumberlaud.  8*.  21«  pp. 

London,  I.ow.  1666.  7 oh.  6. 

Cunningham,  C.  D. : HUI  • dl  mb  Ing  In  Scotland.  (Alptue  Journal  1695,  XII. 
Nr.  92.  p.  50*2.) 

Ferguson , W. : Note«  oo  the  »cabord  of  Abcrdceu«hlrc.  (Scottlsh  Geogr. 
Magat.  1966.  II,  Nr.  7,  p.  403.) 

Liddali , W.  J.  N. : Notes  on  tbe  place  * natne«  of  Kluro**  • frlilre  and  vlclolty. 

(Scott.  Geogr.  Magaz.  186«,  II,  p.  262.) 

Manchester  and  hör  Shlp  Canal.  (Jouru.  Manchester  Geogr.  Soc.  1666,  II, 
Nr.  I,  p.  «0,  mit  Karte.) 

Narjoux,  F.:  Kn  Angleterre:  Augleterre : Ecosse ; Irland«.  19-,  364  pp.  Parin. 
Pion  & Co..  169«. 

Ormorod:  On  old  Se*-t>e*chc*  a:  Tclgumoutb , Devon.  (Jouro.  Geolog.  Soc. 
London  1666,  Vol.  XLU.) 

Korten : 

Brion  , F.,  & E.  McClur«:  Photo  - Relief  Map  of  England.  1:1700  000. 

Scotland.  1 :1200000.  London,  Soc.  prornot.  Christ.  Knowl.,  1686. 

England.  River  Thatnc*.  North  Foreland  to  the  Nore.  1:52  000.  (Nr.  1607.) 

3 (h. K coast:  Varmouth  and  Lowestoft  roads.  1 : 42  000.  (Nr.  1543.) 

3 uli.  — — W coaat : M Ilford  hären.  1:26  000.  (Nr.  015.)  2 sh.  — Bridge* 
unter  port.  1 :26  6CO.  (Nr.  1157.)  2 sh.  6.  — Holyhead  to  Liverpool.  1 : 73000. 
(Nr.  1170  b.)  2 sh.  6.  London.  llydrogr.  Off.,  168«. 

Ireland,  K coast  with  the  Irish  Channel.  1:467  000.  (Nr.  1924  a.)  4*b.  London, 
Hydrogr.  Ort.,  i960. 

Ordnanco  Survey.  1 inch  map*.  1 : 63  360.  Eoglau«!  and  Wales.  Bl.  240. 

1 sh.  — Scotland.  Bl.  44.  52,  61.  69.  96.  106.  ä 1 sh.  9.  Loudon,  1666. 

Scotland,  N coast:  Orkney  Islands.  1:97(00.  iNr.  2190  a u.  b.) W coasL 

1:467  000.  (Nr.  2665.)  a2*b.  6.  London.  llydrogr.  Off.,  1886. 

Frankreich. 

Berndt,  G. : Oie  Plein«-  de  ta  Crau  oder  die  prorcn%a)ischc  Sahara.  4-,  32  SS. 

Gottlogon,  Vandenhoek.  1666.  M.  l,«o. 

Bonnabelle,  C. : Le  departement  de  la  Metis*  geogr  , statist.,  hi*tor.  et  nobi- 
lialre.  II.  8 . 191  pp.  Barde-Duc,  iuipr.  Coutant-Lsgucrre,  196«. 

Bourgeat : Sur  la  r«<partlt!on  des  renversomoots  de  terra  hu  dan»  la  reglon  du 
Jur«  coinprUe  onvo  Gondvo  ct  Pollguy.  (C.  R.  l'Acad.  Sei.  1834,  T.  CH, 
Nr.  10—12.) 

Chabrand  , E.  : L<-  Bassin  boulllcr  de«  Alpe«  et  le»  Gites  authraclfercs  du 
Briauvouunls.  S\  26  pp.  Paris.  Cbalx.  i960. 

Chaumont , G.  «le:  Quinte  .lours  dan-  le«  lande*  «le  Gascogoe.  8*.  120  pp. 
Tours,  Cattier,  1966. 

Pritsche,  K. : Dl«  französischen  Pyrenhon.  (Ausland  186«,  Nr.  29,  8.  572.) 
Qcrmoin,  A. : Etnde  sur  la  dcriatloo  de  la  vcrttcate  sur  let  cötes  oud  de 
France.  (C.  R.  Noc.  g«-ogr.  Paris  18«6.  Nr.  11,  p.  325.) 

LefObure  de  Fourcy,  C„  G Lemoine  & II.  HeudO : BaMin  de  la  Seine.  Service 
bydromdtrique  et  «le  l'aunonce  de«  crue*».  V , 6i3  pp,,  mit  Karte.  Paris, 
Minist,  de«  Travaux  public«,  1666. 

■aitrot  de  Varenn«*,  F. : La  Seine  maritime , «on  cstualrc  ct  *>M  port«.  6*, 
42  pp.  Pari«,  Dunod,  1688. 

Markus,  E.:  Olt  B«-wäs.«crungcu  lu  den  Departement«  Bouchcs-du-Rh«*>ne  und 
Vauclunc.  Hersg.  v.  K.  Ackerbau-Ministerium,  b*.  314  SS.,  tult  18  Tafeln. 
Wien,  Frlck,  168«.  rl.  6. 

Padcr , J. : La  Cainarguc  et  ses  troupeuux.  (Bull.  Soc.  geogr.  Marseille  1886, 
Nr.  3,  S.  217.) 

Poirier.  O. : Le  Montols,  eiqulise  geolog.  I.  8*,  128  pp.,  mit  Karte.  Paris, 
Masson,  1896. 

Purtschelier,  L.:  Das  Massiv  der  Mdjo.  (Zduchr.  D.  u.  Ö-  Alponv.  1635,  XVI, 
S.  401.) 

Schräder,  Fr.:  Le  rolief  de  la  France.  (Bull.  Soc.  geogr.  romm.  Bordeaux 
1686,  IX,  Nr.  14,  p.  433.) 

Seblllo,  A.:  Plans  de  la  vitle  de  Pari«,  exccute»  par  Vernl-juet  : arohltect«*  en 
1769.  ;c.  R.  Soc.  g4ogr.  Pari«  1896,  Nr.  14,  p.  413.) 

Wlckersheimer , E. : Le  cana!  «1<w  dcux  m er*.  8*.  25  pp.,  mit  Kart«.  Paris, 
Picard,  18s6.  fr.  0,60. 

Korten ; 

Oopmartin,  !>.:  Carte  commcrc.  du  Departement  «lu  Rhone.  Lyon,  Lyou  Re- 
puMUnin.  1666. 

Franco.  Carle  «le  . 1:500000.  Bl.  VII : Nantes,  XV:  Corsa.  Paris, 

Depot  «le»  fortidcalions,  1666. 

Service  vicinal.  Carte  de  la  France  dremde  par  ordre  du  MlnU:rc  de  Flut«1- 
rlcur.  1:100000.  V,  19:  Belle  Ile  O.  — VI,  19:  BeUe  Ile  E.  - IX,  18: 


Chateaubriand  — X,  17:  Chateau  Gontier;  18:  8«gr5;  27:  Lesparre  — XI, 
26:  Cognac  — XIV,  19:  Ambolse  — XV.  8:  AbbevtUe  O.,  9:  Aumale  — 
XVI,  9:  Amten«;  10:  Hretcuil;  14:  Dourdnn  — XVII,  17:  Montargl«:  21: 
Dun  s.  A.  — XV III,  21:  Ncvcr*  — XIX,  19:  Clatnecy  — XX,  10:  Avallon  — 
XXL  19:  Vltteaux  — XXII,  9:  Haute«. Rlviere«  — XX1U,  21:  Pollgnr:  28: 
La  Tour  «lu  Pin  — XXIV.  12:  Mctx;  19:  Rio»;  20:  Besau^on;  21:  Sailus; 
26:  Cbatnbcry ; 27:  Allevard  — XXV  16:  Eplual.  Pari«,  Hacbette,  1866. 

a fr.  0,74. 

Spanien  und  Portugal. 

Bornhardi,  Th.  v.:  RcUecrinnerungon  aus  Spanien.  8*  482  88.  Berlin,  BcM<*r, 
1666. 

Ouval,  V.:  La  Val  d’ Andorre.  (Revue  de  gfogr.,  Juni  1686,  p.  435.) 

Mariana  v Sanz,  J. : Dlcdouarlo  geogr.,  estad.,  uiunicipal  de  Espada.  4*.  728  pp. 
Valencia,  Impr.  Alufre,  1886.  66  real. 

Sohrader,  F.:  Notice  sommalrc  »ur  le*  fculUc-»  3 et  6 de  la  carte^dcs  Pyrd- 
ncc«  centrale*.  (Arcb.  mlsslons  scientlf.  1685,  XU,  p.  497,  mit  Karl«*.} 

Valverde,  B. : Gala  del  autlguo  r«lno  do  Castlila.  8°,  210  pp.,  mit  Karten. 

Guia  del  autlguo  reino  «le  LeOo.  8*,  176  pp.,  mit  Karten.  Madrl.l,  Ma- 
rino. 186«.  ^ 1B  rU. 

Varvaro,  Pojcro,  P.:  Qulndlcl  glornl  In  Portogallo.  !«♦,  260  pp.  Mailand  1866. 

L.  2,so. 

Walker,  W.  F.:  The  Axorv*  or  Weitern  IstnmU.  8°,  328  pp.,  mit  Karten. 
London,  Trtlbner,  168«.  10  «b.  6. 

Karten  : 

Kioport,  R.:  Wandkarte  von  Spanien  und  Portugal.  1:1000000.  4 BL  Stummo 
phy.«ikal.  Ausg.  — Polix.  Au»g.  a M.  5.  Borlin,  D.  Reimer,  1886. 

Mediterranean:  Gibraltar  (Nr.  1U).  1:12  000.  London,  Hydrogr.  Off..  1666. 

1 sh.  6. 

Spain,  nortb  coaat:  Portugalete  and  Bilbao.  1:14600.  (Nr.  74.)  London.  Hy- 
drogr. Uff.,  1866.  1 * d- 


Italien. 

Agnelli,  O.:  Dlzlonarlo  «torico-geogr.  del  Lodlgiano.  4*.  328  pp.,  Lodl.  L.  6. 
Bassi,  K.:  La  Carnla:  cenul  gcograficl.  «torlci,  gcologlcl.  16°,  196  pp.  Milano, 
Emlllo  Quadrlo.  18s«.  L.  2,ao. 

Butler,  W. : Pompeli:  Descripllve  «ad  plctarosqae.  8#,  124  pp.  lA>ndon,  Black- 
wood, 1886.  5 sh. 

Caociamall,  G.  B.:  Eicumionl  geolog.  In  Ahruzzo.  (Boll.  Club.  alp.  ltal.  188«, 
MX,  Nr.  52.) 

Gourdault,  J.:  Vmlse  et  la  Vönctle.  8’,  315  pp.  Paris,  Hacbette,  168«.  fr.  3. 
Issel,  A.:  La  Pietra  dl  Fluale  nella  Riviera  llgure.  (R.  Comltato  Geolog., 
Roroa  1896.) 

Kaden,  W.:  IVtgtl  bei  Genua.  8f,  61  SS.  Luzern,  Gebhardt.  1894.  M.  2.40. 
Lottl , B. : Le  sorg«:nti  del!'  Aronna,  dcllc  Vcnello  e del  Lago  Au6*a.  (Boltet. 
R.  C.'omlt.  geolog.  d'Italia,  Mhrz  lte«.) 

Mantovant,  O.:  Annuari»  Mrogr.  padano  1 sagglo  potamologlco.  8',  111  pp. 
Bergaiuo,  Oaffurl,  1868. 

Mattel,  E.:  La  navtgazioue  luterua  lu  Italia.  6*.  391  pp.,  lOTaf.  Venezia,  ^86«. 

Obrero,  E.:  Orograda  dcll'  Italia:  note  geolog.  8*.  104  pp.  Torino,  1686.  L.  2. 
Ponzl : Contrllmr.lonc  alla  geologia  «lei  vulcaol  l.a/iall.  (Rendic.  R.  Accad. 
Liucel  I88ST  Nr.  23,  p.  772.) 

Porena,  F. : Sul  deperimento  rislro  della  regtonc  ltallca.  (Soll.  Soc.  Geogr. 
It Al.  1696,  XI,  Nr.  7,  p.  655.; 

Salmoiraghi,  F.:  Contribuzlonc  alla  geologia  neozoica  de)  Lago  dTieo.  (Boll. 
Soc.  Geolog,  ltal.  168«,  IV.) 

Schneer,  J.:  Ala« «io  und  «eine  Umgebung.  8%  85  SS.  Wlo«badou,  Dorf- 
uiaun,  188G.  M.  1,00. 

Schultess,  K.:  Die  Nordkllstn  «le»  Golf«  von  Neapel  Im  Altertum.  (Mittel). 

Geogr.  Gent'llsch.  lu  Hamburg  1885  86,  Nr.  2,  8.  178.) 

Schuttze,  E.:  Geogr.  und  antlijuarUrbcr  Streifzug  durch  Capri.  8f,  38  SS. 

Berlin,  Gaeruicr,  186«.  M.  1. 

Silvestri,  O.:  Sülle  «-ruzloni  centrale  cd  eccentrica  delP  Etna  «copplate  11 
18  e 19  tnagglo  lb*5.  1.  c 2.  rapporto  al  K.  Governo.  Catania,  Gian- 
notta.  1686. 

Taramelll : Note  geologlche  nel  bacino  idrogrartco  del  Ticino.  (Boll.  Soc.  Geo- 
log. ltal.  1885,  IV.) 

Tuccimoi , G. : Conslderazlonl  sopra  Sl  Karst- Phänomen  del  Montl  Sabini. 
(La  Kai«cgna  ltal.,  Rom.  April  1&6-) 

Uzielli.  G.:  Usservazionl  sopra  alcunl  prlnclrd  della  Idraulica  t«*orlco  pr.\tica 
in  relazlonr  alle  condlztonl  del  rtutr.l  dcll  Alta  Italia.  8*.  54  pp.  Florenz, 
Carucsccchi.  18b«. 

Verrl , A. : Appuntl  della  geologia  dell1  Italia  centrale.  (Boll.  Soc.  Geolog, 
ltal.  188«,  Vol.  IV.) 

Zons,  F.:  Dciermlnazionc  della  latltudine  dl  Palermo  1685,  71  pp.  Palermo, 
1886. 

Karle : 

BOSSi,  C. : Nuova  Carta  «teile  Stradc  ferrata  itallane.  colla  indlcazlonc  della 
dtvlslone  dcllc  rotl.  4 Bl.  1:900  000.  Mailand.  18S6.  1.  4. 


(Gescbloaien  am  25.  August  1666.) 


Digitized  by  Google — 


I 


* 


Digfözed  by  Google 


Der  Nord— Ostsee-Kanal. 

Von  C.  J.  Beseke. 

(Mit  Karte,  *.  Tafel  14.) 


Grofse  Unternebmungou  sind  nicht  das  Produkt  dos 
Augenblicks,  und  wie  der  Suez*  und  Panama  - Kanal , so 
bat  auch  der  Nord — Ostsee-Kanal  seine  Geschiohte.  Nachdem 
der  Bau  dieses  Kanals ' unmittelbar  bevorsteht , dürfte  os 
angemessen  sein,  auf  die  Einzelheiten  desselben  näher  ein- 
zugehen; denn  es  kann  wohl  kein  Unternehmen  neuerer 
Zeit  sich  mit  dem  vorliegenden  in  militärischer  und  wirt- 
schaftlicher Hinsicht  messen.  Die  zahllosen  frühem  Ver- 
suche, die  der  Konstruktion  dieses  Seeweges  vorausgingen, 
gehören  nunmehr  der  Geschichte  an ; es  ist  aber  interes- 
sant, einen  Rückblick  auf  dieselben  zu  werfen,  da  die  Idee 
einer  Durchquerung  der  jütischen  Halbinsel  bereits  seit 
mehreren  Jahrhunderten  nach  ihrer  Verwirklichung  rang. 

I.  Die  frühem  Kanalprojokto '). 

Naturgemäfs  bewogten  sich  die  altern  Kanalprojekte  in 
nach  ungern  heutigen  Begriffen  aufsorordoutlich  bescheide- 
nen Grenzon  und  verfolgten  vornehmlich  den  Zweck,  der 
Binnenschiffahrt,  allenfalls  auch  dor  benachbarten  KUsten- 
schiffahrt  zu  dienen.  Der  älteste,  zu  solchem  Zweck  pro- 
jektierte  und  auch  zur  Ausführung  gelangte  Kanal  ist 

1)  der  Steclm'U- Kanal.  Derselbe  verbindet  dio  Stock- 
nitz, einen  rechten  Nebenflufs  der  Trave,  mit  der  Delvenau, 
einem  rechten  Nebenflüfschen  der  Elbe,  und  so  also  mittel- 
bar Lübock  über  Mölln  und  Lauenburg  mit  Hamburg.  Der 
Kanal  wurde  1391 — 98,  also  vor  etwa  einem  halben  Jahr- 
tausend, von  Lübeck  erbuut,  um  dem  Binnenverkehr  der 
beiden  mächtigou  Hansestädte  zu  dienen.  Er  hatte  für  die 
Seeschiffahrt  aber  gar  keine  Bedeutung,  denn  seine  Tiefe 
ist  nur  auf  flachgehende  Fahrzeuge  der  Binnenschiffahrt 
berechnet.  Es  ist  bekannt,  dafs  man  sich  in  Lübeck  in 
neuerer  Zeit  ernsthaft  mit  einer  gründlichen  Korrektion 
dieser  Wasserstrafse  beschäftigt.  — Eine  zweite,  direktere 
Verbindung  Lübecks  mit  Hamburg  kam  vermittelst 

2)  dos  Altler  - Kanals  im  Jahre  1525  zwischen  der 


‘)  Wir  Terweiwn  bezüglich  dieser  Ktuaiprojekte  auf  die  Zusammenstel- 
lung, welche  der  Karten  I der  angobefteten  Karte  des  Nord — Ostsee-Kanals 
«athilt 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  X. 


Beste,  einem  rechten  Nebenflüfschen  der  Trave,  und  der 
in  Hamburg  in  die  Elbe  mündonden  Alster  zu  Btande.  Die 
Herrlichkeit  dauerte  nicht  lange,  denn  nach  kaum  25  Jah- 
ren liefs  der  anwohnende  Besitzer  der  Güter  Börstel  und 
Süllfeld  bei  Gelegenheit  eines  Streites  den  Kanal  — ein- 
fach zuschütten!  Die  kleinen  Dimensionen  erleichterten  dies 
Verfahren  sehr,  denn  der  Kanal  kann  kaum  als  Barken- 
kanal (3  Fufs  Wassertiefe)  bezeichnet  worden.  — Die  Trace 
dieses  Kanals,  der  eine  natürliche,  durch  die  Flufsläufe  ge- 
gebene Verbindung  vervollständigte,  ist  noch  dreimal  in 
spätem  Jahren  Gegenstand  des  Projekts  gewesen.  Im 
Jahre  1818  wurde  eine,  diese  Trace  in  erweitertem  Mafse 
in  Vorschlag  bringende  Arbeit  des  dänischen  Kapitäns 
v.  Justi  und  des  Dr.  Lorenzen  von  der  „ Hamburger  Ge- 
sellschaft zur  Beförderung  der  Künste  und  nützlichen  Ge- 
werbe“1 preisgekrönt.  In  den  Jahren  1854  bis  1857  be- 
schäftigte sich  eine  Brüsseler  Gesellschaft  mit  derselben 
Trace,  jedoch  erfolglos,  da  Dänemark  die  Wahl  Trave- 
mündes als  Ostseemündung  des  Kanals  nicht  zuliefs;  und 
schliefslich  wurde  auf  Anregung  Altonas  noch  im  Jahre  1873 
eine  von  Michaelis  bearbeitete  Kanallinie  in  derselben  Trace 
projektiert,  die  bei  Teufelsbrück , unterhalb  Altona,  in  die 
Elbe  münden  sollte.  Alle  drei  Projekte  kamen  jedooh  nicht 
zur  Ausführung. 

3)  Eiuo  Kanallinie  llibe — Holding,  reBp.  Ribe — Hadertlcben, 
1539  und  1559  von  dänischer  Seite  (König  Christian  III). 
projektiert,  kam  nicht  zur  Ausführung.  In  gleicher  Weise 
blieb  auch  das  Projekt 

4)  Ballun — Apenrad e,  im  Auftrago  Christians  IV.  von 
dem  holländischen  Ingenieur  Pitaol  projektiert , und  zu 
11  Fufs  Wassertiefe  bemessen,  unausgeführt.  Diese  beiden 
letztgenannten  Projekte  sind  die  nördlichsten  und  vorfolgen 
die  kürzesten  Linien.  Weiter  südlich  folgte  dann 

5)  Tondem — Fleruburg,  von  dem  dänischen  Kapitän  v.  Justi 
im  Jahre  1761  in  Vorschlag  gebracht,  und  ferner,  von 
domsolben  Ingenieur  projektiert, 

6)  Jlutum — Schletwtg — Eckemforde,  ebenfalls  im  J.  1761 
entworfen;  dieses  letztere  Projekt  wurde  1848  vom  Deicli- 
inspektor  Petersen  abermals  boarbeitet  und  1866  im  Auf- 

87 


290 


Der  Nord — Ostsee-Kanal. 


trage  eines  Kanalkomitees  der  interessierten  Städte  von 
dem  holländischen  Ingenieur  Stieltjes  umgearbeitet.  Die 
hierbei  in  Betracht  gezogenen  Dimensionen  (128  Fufs  Breite 
im  Wasserspiegel,  50  Fufs  an  der  Sohlo,  22  Fufs  Tiefe) 
waren  bereits  solche,  dafs  damit  einem  Durchgangsvorkehr 
der  Seeschiffahrt  in  erheblichem  Mafse  Rechnung  getragou 
war.  Zur  Ausführung  kam  jedoch  auch  dieses  Projekt 
nicht.  Inzwischen  war  nämlich  der  ira  Juni  1777  in  An- 
griff genommene 

7)  Eider -Kanal  im  Jahro  1785  zur  Ausführung  gekom- 
men, der  im  Auftrago  dos  Königs  Christian  VII.  gebaut 
worden.  Dieser,  nunmehr  also  Uber  100  Jahre  bestehende 
Kanal,  verbindet  die  an  der  Eider  gelegeno  damalige  Festung 
Rendsburg  mit  dem  Kieler  Ilafen  bei  Holtenau.  Diese 
Kanallinie  war  bereits  200  Jahre  früher,  im  Jahre  1571, 
von  dem  Herzog  Adolph  von  Schleswig  - Holstein  - Gottorp 
ins  Auge  gefafst  worden,  jedoch  damals  noch  nicht  in  An- 
griff genommen.  Der  Eider -Kanal  stellt  also  von  Rends- 
burg aus  durch  die  Untereider  mittelbar  eine  Verbindung 
von  Ost-  und  Nordsee  her.  Der  Kanal  ist  ein  Schleusen- 
kanal von  ca  7 m Scheitelhöhe , und  zwar  steigt  derselbe 
von  Holtonau  nach  dem  Flemhuder  See  mittels  dreier 
Schleusen  hinauf  und  von  da  mittels  zweier  Schleusen  nach 
der  Untereidor  herab.  Dio  Untereider  selbst  steht  unter 
dem  Einflüsse  der  sioh  bis  Rendsburg  bemerkbar  machen- 
den Flutbewegung  der  Nordsee.  Die  Wassortiefe  des  Kanals 
beträgt  hur  9 Fufs,  so  dafs  ihn  nur  unsre  kleinsten  Kano- 
nenboote durchfahren  können.  Trotzdom  er  also  einem 
Seeverkehr  nur  in  höchst  unvollkommenem  Mafse  dient, 
weist  er  eine  Frequenz  von  ca  4500  Schiffon  im  Jahre 
auf.  — Ein  ferneres,  seinen  Ausgang  direkt  in  die  Nordsee 
nehmendes  Kanalprojekt,  wie  dies  bei  sämtlichen  (bis  auf 
1)  und  2))  vorgenannten  Projekten  der  Fall  geweson,  ist 

8)  das  Projekt  Bütum — Eckernförde.  im  Jahre  1863  von 
Jessen  als  eino  Abzweigung  eines  andern  (des  Christensen- 
seben)  Projekts  entworfen.  Wegen  der  unbrauchbaren  Hafen- 
Verhältnisse  bei  BUsum  hatte  es  jodooh  von  vornherein 
keine  Aussicht  auf  Verwirklichung. 

Die  nun  folgenden  acht  Projekte  nehmen  sämtlich 
ihren  westlichen  Ausgang  an  der  Unterolbo,  währond  die 
OstmUndungen  zwischen  Eckernförde,  Kiel  und  dor  Lübockor 
Bucht  hin-  und  herschwanken.  Die  Linie 

9)  Brumbuttel — Rendeburg — Eckern för de,  von  dem  Hafen- 
orte Brunsbüttel  an  der  Unterolbo  ausgehend , wurde  von 
den  Gebrüdern  C.  F.  und  H.  Christenson  im  Jahre  1848 
projektiert,  hatte  eine  Länge  von  87  km,  Tiefe  24  Fnfs, 
drei  Schleusen  und  sollte  33  Millionen  M.  kosten. 

10)  Brunsbüttel — Kiel,  im  Jahre  1848  im  Aufträge  des 
„Kieler  Flottenausschusses“  bearbeitet,  und  im  Jahro  1864 
von  einem  Kioler  Komitee  von  neuem  aufgenommen,  sah 


oine  Tiefe  von  25  Fufs  vor,  sechs  Schleusen  mit  Dampf- 
pumpwerken und  war  zu  ca  80  Millionen  M.  veranschlagt. 

11)  Auch  das  Projekt  Störort — Kiel,  von  der  Mündung 
der  Stör  in  die  Unterelbe  ausgehend,  wurde  im  Jahre  1849 
von  dem  vorgenannten  Kieler  Flottenausschufs  bearbeitet. 
Dieselbe  Linie  verfolgte  oin  in  neueror  Zeit  von  dem  Eng- 
länder Dr.  Bartling  1880  bearbeitetes  Projekt,  welches  mit 
dem,  dem  jetzigen  Regierungsprojekt  zu  Grunde  liegenden 
Dahlströmschen  in  Konkurrenz  trat.  Wogen  der  ungünsti- 
gen Terrainverhältnisse , da  diese  Linie  die  höchsten  Stel- 
len des  holsteinschen  Höhenrückens  dtirchschneiden  raufste, 
kam  es  jedoch  nicht  weiter  in  Frage. 

12)  Im  Jahre  1861  wurde  eine  Linie  St.  Margarethen — 
Ilaffkrug , also  von  der  Ilnterelbe  nach  der  Neustädter 
Bucht,  von  KrÖhnko  und  Hansen  projektiert ; die  Tiefe  war 
zu  25  Fufs,  die  Baukosten  bei  nicht  weniger  als  sieben 
Schleusen  zu  141  Millionen  M.  veranschlagt. 

13)  Im  Jahre  1863  projektierte  J.  Sturz  die  Linie 
Störort — Kiendorf,  oin  rein  lubeckischcs  Lokalprojekt,  wel- 
ches, an  der  enormen  Länge  von  121  km  krankend,  auch 
den  alten  Alster-Kanal  (man  sehe  unter  2))  benutzen  wollte. 
Nicht  viel  anders  war  es  mit 

14)  dem  Projekt  St.  Margarethen — Travemünde,  welches  von 
einer  Lübecker  Nord — Ostsee-Kanalkommission  im  J.  1865 
in  die  Hand  genommen  wurde.  Auch  dieses  war  über- 
mäfsig  lang,  124  km , und  sollte  150  Millionen  M.  kosten. 

Hiormit  ist  die  Aufzählung  der  mehr  oder  weniger  un- 
fruchtbaren Projekte,  in  denen  jedoch  eine  grofso  Summe 
von  Vorarbeiten  enthalten,  beendet,  und  wir  haben  nun 
nur  noch  diejenigen  beiden  Projekte  auzuführen,  aus  deren 
Verschmelzung  das  jetzige  Rogierungsprojokt  hervorgegan- 
gen ist.  Es  ist  dies  zunächst  die  Linie: 

15)  St.  Margarethen — Rendtburg — Eckemförde,  ein  im 
Jahre  1864  vom  preufsisohen  Oberbaurat  Lentze  bearbei- 
tetes Projekt,  welches  in  Verbindung  mit  dem  Dahlströra- 
sclien  das  jotzigo  Rogierungsprojokt  bildet.  Oberbaurat 
Lentze  führte  dio  Vorarbeiten  im  Jahre  1864  im  Aufträge 
des  preufsisohen  Handelsministeriums  aus.  Hier  war  zum 
erstenmal  der  Kanal  als  reiner  Durchstich  auf 
Meeroshöhe,  ohne  Schleusen,  projektiert,  und  nur  an 
der  Elbmündnng  sollte,  wie  ja  unvermeidlich,  eiu  Schlou  son- 
System  den  Kanal  gegen  die  Flut-  und  Ebbebewegung  der 
Nordsee  abschliefsen.  Dio  Schleusou  sollten  mit  hydrauli- 
scher oder  mit  Dampf- Kraft  betrieben  werdon.  Die  Kanal- 
tiefe  war  auf  31  Fufs,  die  obero  Breite  auf  224,  die 
Sohlenbreite  auf  76  Fufs  projektiert,  also  ganz  bedeutende 
Dimensionen;  dio  Länge  würde  ca  85  km  betragen  haben, 
die  Baukosten  ca  85  Millionen  M. 

16)  Zum  Schlufs  folgt  die  von  dem  Hamburger  Dahl- 
ström 1881  bearbeitete  Linie  St.  Margarethen — llendeburg — 


•v 


Digitized  by  Google 


Der  Nord — Ostsee-Kanal. 


291 


HolUnau,  die  im  wesentlichen  von  der  Lontzeschen  dadurch 
abweicht,  dafs  sie  die  Ostseemündung  in  den  Kieler  Hafen 
verlegt  (bei  Holtenau),  von  oberhalb  Rendsburg  also  nahezu 
ganz  den  alten  Eider-Kanal  benutzt.  Auch  dieses  Projekt 
war  als  reiner  Durchstich  auf  Meeroshöhe,  mit  Endschleusen 
gegen  den  wechselnden  Wasserstand  an  beiden  Mündun- 
gen, aber  ohne  Zwiscbenschleusen. 

II.  Das  Belohskanalprojekt. 

Der  Nord — Ostsee-Kanal,  wio  er  nach  dem  Reichstags- 
beschlusse  vom  25.  Februar  1886  zur  Ausführung  gelangen 
wird,  erhält  im  grofsen  und  ganzen  die  folgende  Gestalt. 
(Man  verfolge  den  Karton  II  der  angehefteten  Karte  deB 
Kanalprojekts.) 

Der  Kanal  nimmt  seinen  Ausgang  zwischen  St.  Marga- 
rethen und  Rrunsbüttel  an  der  Unterelbe,  wendet  sich  dann, 
den  Kuden-See , in  sumpfiger  Moorgegend  gelegen,  durch- 
sohneidend,  dem  Thal  des  Fliifschens  Burger  Au  folgend, 
Uber  Burg  (15  km)  nach  Gröndal  (30  km),  der  höchstge- 
legenen Gegend  der  Kanaltrace , und  dann  im  Thal  der 
Gieael-Au  zur  Untereider  nach  Wittenbergen  (42  km),  wo- 
selbst er  in  diese  einmündet-  Dann  folgt  die  Trace,  unter 
Ausgleichung  einiger  Krümmungen,  der  Eider  aufwärts  bis 
nach  Rendsburg  (62  km),  umgeht  dieses  an  der  Nordseite, 
folgt  dann  dor  Obereider  und  führt  durch  die  Oboreider- 
seen,  verläfst  letztere  bei  75  km,  schneidet  dann  erhebliche 
Krümmungen  ab,  durchquert  die  Nordseite  des  Flemhuder 
Sees  und  mündet,  wiederum  dem  jetzigen  Eider-Kanal  fol- 
gend und  bei  Knoop  eine  Ecke  abschneidend,  bei  Holtenau 
(99  km)  in  die  Westseite  des  Kieler  Hafens. 

Bei  Wittenbergen  wird  ein  Abschlufs  gegen  die  zur  Nord- 


see führende  Untereider  durch  ein  Schleusensystem  bewirkt. 
An  der  Ostseemündung  wird  ebenfalls  durch  eine  Schleuse 
Sicherung  gegen  den  wechselnden  Wasserstand  der  Ostsee 
geschaffen.  An  der  Elbmündung  werden  die  Schleusen- 
einrichtungen  mit  Rücksicht  auf  die  Bedürfnisse  dor  Han- 
dels- und  der  Kriegsmarine  ganz  besonders  ausgedehnte 
werden  und  aufser  einer  grofsen  und  einer  kleinern  Kammer- 
schleuse  noch  eine  sehr  grofse  sogenannte  Kesselschleuse 
erhalten,  die  gleichzeitig  vier  Panzerschiffe  zu  fassen  ver- 
mag. Diese  Endschleusen  haben  jedoch  ausschliefslich  den 
Zweck,  den  Wasserspiegel  des  Kanals  gogon  die  wechseln- 
den und  Strömungen  verursachenden  Wasserstände  der 
Ostsee  und  der  Elbe  zu  schützen.  Dor  Kanal  selbst  iBt 
ein  reiner  Durchstich  auf  Meeroshöho  (Ostseespiegel),  so 
dafs  er  in  einer  Tour  von  don  Schiffen  passiert  werden 
kann.  Die  Ostsoeschleuso  wird  fast  das  ganze  Jahr,  die 
Elbschleuse  fast  täglich  zu  gewissen  Stunden  des  mittlere 
Wasserstandes  geöffnet  bleiben  können.  Dafs  für  die  nöti- 
gen Kohlenstationen  sowie  sonstigen  Anlagen  an  den  Mün- 
dungspunkton gesorgt  wird,  liegt  auf  der  Hand. 

Die  totale  Länge  des  Kanals  beträgt  99  km ; auf  unsrer 
Karte  sind,  von  5 zu  5 km,  die  Kilomoterzahlon  einge- 
schrieben. Die  Breite  im  Wasserspiegel  ist  60  m,  an  der 
Sohle  26  m,  die  Tiefe  8,5  m.  Es  könnon  im  Kanal  ohne 
Kollisionsgefahr  nicht  nur  zwoi  dor  gröfsten  Handelsdam- 
pfer, sondern  selbst  ein  grofsor  Handelsdampfer  und  das 
Panzerschiff  „König Wilhelm“  aneinander  vorbeipassieren. 
In  der  bestehenden  Skizzierung  des  Querprofils  des  Kanals, 
sowie  des  Panzerschiffes  „König  Wilholm“  in  beladenem 
Zustande  und  eines  grofsen  Handelsdampfers  ist  das  Raum- 
verhältnis des  Kanalprofils  veranschaulicht.  Besondere  Aus- 


S.M.  8.  ,K8  o ty  Wilhelm 


det  *•«*!» 
HP— BMÜ— gggs 


K&n.\l$ohlr  - ü i&Uctcf 


weichestelleu  wie  im  Suez-  und  im  Panama -Kanal  worden 
nicht  angologt. 

Karton  UI  gibt  eine  Skizzo  des  Längenprofils,  wio 
sich  solches  nach  Mafsgabe  der  Trace  an  der  Hand  dor 
Generalstabskarte  konstruieren  lüfst-  Auch  haben  die  aus 
verschiedenen,  im  Aufträge  Dahlströms  vorgenommonon 
Lotungen , wolche  zur  Erforschung  dos  Untergrundes  an- 


gostollt  worden,  crhaltenon  Mafse  dieser  Skizze  als  Grund- 
lage gedient.  Die  gosamte  Ausschachtung  dos  Erdreichs 
ist  auf  rund  64  Millionen  cbm  berechnet,  was  einen  Auf- 
wand an  Arbeitslohn  von  71  Millionen  M.  erfordern  wird. 
Der  höchste  Punkt,  an  welchem  etwa  bis  zur  Kanalsohle 
30  m tief  einzuschneiden  sein  wird , liegt  otwa  bei  24  km 
östlich  von  Gröndal.  Jedoch  ist  der  Boden  fast  durchweg 

37* 


Digitized  by  Google 


292 


Der  Nord — Ostsee-Kanal. 


leicht  zu  bearbeitender  Sand,  resp.  sandiger  Lehm;  nur 
in  der  Umgebung  des  Kuden-Sees  werden  einige,  aber 
durchaus  nicht  unüberwindliche  Schwierigkeiten  bei  Durch- 
schneidung des  Moorbodens  derselben  entstehen. 

Die  Kanallinie  wird,  wie  aus  unsrer  Karte  ersichtlich, 
von  vier  Eisenbahnlinien  gekreuzt:  Itzehoe — Heide,  Neumün- 
ster — Heide,  Neumünster — Rendsburg  und  Kiel — Eckern- 
forde. Die  Überführung  derselben  wird,  wie  schon  jetzt 
bei  Rendsburg,  vermittelst  eiserner  Drehbrücken  stattfinden, 
ebenso  bei  den  beiden  Chausseen  bei  Rendsburg  und  zwi- 
schen Kiel  und  Eckernförde ; zur  Überführung  bei  den  an- 
dern Landstrafsen  sind  Dampf-  und  Handfahren  projektiert. 

Die  Herstellung  des  Kanals,  dessen  Grundzüge  wir  vor- 
stehend skizziert,  wird  von  seiten  des  Ruichs  geschehen 
und  einen  Kostenaufwand  von  156  Millionen  M.  erfordern, 
zu  denen  Preufsen  einen  Präzipuolboitrag  von  50  Millio- 
nen Mark  leistet. 

HI.  Der  Einfluf8  des  Nord — Ostsee-Kanals  auf  die 
Schiffahrt. 

Fassen  wir  den  Einflufs  der  durch  den  Kanal  bewerk- 
stelligten Fahrtabkürzung  hier  näher  ins  Auge,  so  er- 
gibt sich,  dafs  der  überwiegende  Teil  der  Nord — Ostsee-Schiff- 
fahrt eine  ganz  wesentliche  V erschiebung  der  Routen 
erfahren  wird.  Die  hier  abgedruckte  Karte  voranschaulicht 
diesen  Vorgang  in  charakteristischer  Weise.  Die  in  der- 
selben angegebenen,  von  den  schwedischen,  russischen  und 
deutschen  Häfen  an  der  Ostsee  ausgehenden  Schiffahrts- 
linien  nach  der  Nordsee  vereinigen  sich  vor  dom  Sund  in 
einem  Punkte  westlich  von  der  Insel  Bornholm,  der  etwa 
auf  dem  55'  N.  Br.  und  dem  13'  0.  L.  v.  Gr.  liegt.  Er 
ist  in  unsrer  Karte  an  dem  strahlenförmigen  Zusammen- 
treffen der  eingezeichneten  Schiffahrtslinien  deutlich  erkenn- 
bar. Von  hier  aus  gehen  die  Fahrtlinien  der  Schiffe  jetzt 
in  gemeinsamer  Route  durch  den  Sund,  um  Skagen  herum 
und  durch  das  Skagorrak  zur  Nordsee  und  wenden  sioh 
vom  Skagerrak  aus  in  strahlenförmigem  Auseinanderlaufen 
deu  einzelnen  Bestimmungshäfen  zu.  Allo  jene  Routen  nun, 
die  westlich  hier  einen  Hafen  an  der  englischen  Küste  auf- 
suchen, der  südlich  von  Newcastle  liegt  (dom  55'  N.  Br.  etwa), 
werden  durch  einen  Nord — Ostsee-Kanal  eine  Abkürzung  er- 
fahren, die  um  so  gröfsor  ist,  je  näher  der  Bestimmungs- 
hafen nach  dem  Canal  la  Manche  zu  liegt,  und  die 
am  gTÖfsten  sein  wird  für  die  diesseits  des  Kanals  liegen- 
den festländischen  Häfen  in  Belgion,  den  Niederlanden  und 
Nord  Westdeutschland.  Die  auf  dem  55*  N.  Br.  endigende 
Route  (nach  Newcastle)  wird  nur  eine  geringe  Abkürzung 
erfuhren,  während  sie  zwischen  Bornholm  und  der  Themse- 
Mündung  bereits  200  Seemeilen  und  von  der  Ostsee  nach 
deu  deutschen  Nordseehäfen  nahezu  das  Doppelte  (390  See- 


meilen) beträgt.  Für  die  südwestlich  von  Bornholm  und 
südlich  von  Kiel,  der  Ostseemündung  des  Kanals,  liegenden 
deutschen  Ostseehäfen  wird  die  Reise  nach  der  an  Eib- 
und Wesormündung  liegenden  deutschen  Nordseehäfen  die 
gröfsto  überhaupt  zu  bewirkende  Abkürzung  erfahren;  die- 
selbe wird  boispielsweise  für  Lübeck,  Wismar  und  Rostock 
ca  570,  530  und  510  Seemeilen  betragen. 

Unsre,  zum  Zweck  dieser  Darlegungen  entworfene  Karte 
läfst  dieVorsohiobung  der  Routen  scharf  hervor- 
treten. Es  sind  in  der  Karte  diejenigen  Schiffahrtsstrafsen, 
die  zwischen  den  Hauptbäfen  der  Ostsee  und  denen  der 
Nordsee,  sowie  durch  den  Canal  la  Manche  gehend  befahren 
werden,  und  die  auch  nach  Eröffnung  des  neuen  Nord — Ost- 
see-Kanals in  Benutzung  bleiben  würden,  da  für  sie  keine 
Fahrtabkürzung  eintreten  würde , durch  einfache  dünne 

Linien  bezeichnet;  es  ist  dies  die  gesamte 

Ostseefahrt  östlich  von  Bornholm  kommend  bis  zur  Ver- 
einigung der  Fahrtlinien  etwa  vor  dem  Sund,  sowie  der- 
jenige Teil  der  weitern  Fahrt  nach  der  Nordsee,  der  von 
diesem  Vereinigungspunkte  aus  sich  durch  den  Sund  nach 
den  Häfen  nördlich  von  Newcastle  (sowie  nach  norwegischen 
und  einigen  dänischen,  resp.  schwedischen  Häfen)  wendet. 
Der  übrige  Teil  der  jetzigen  Routen,  der  nach  Eröffnung 
des  Nord — Ostsee-Kanals  als  unverhältnisraäfsiger  Umweg  er- 
scheinen und  daher  alsdann  nicht  mehr  befahren  werden 
würde,  ist  mit  feiner  Strichlinie  — — — — angegeben ; 
es  ist  dies  der  gesamte  Ost—  Nordsee-Verkehr  durch  den  Sund 
(oder  Belt)  nach  englischon  Häfon  südlich  von  Newcastle, 
nach  sämtlichen  französischen,  belgischen,  niederländischen 
und  dou  deutschen  Nordseehäfen , sowie  der  durch  den 
Canal  la  Manche  gehende  mittelländische  und  transatlan- 
tische Vorkehr.  Für  diesen  Verkehr  würden  in  den  Fahrten 
dann  dio  in  unsrer  Karte  mit  dicker  Strichlinie«" 
bezeichneten,  an  den  neuen  Nord — Ostsee-Kanal  anschließen- 
den kurzem  Routen  eintreten.  Der  Kanal  selbst,  von  Kiel 
über  Rendsburg  zur  Unterelbe  führend , ist  in  der  Karte 
mit  einer  dicken  Linie  angegeben.  Die  Zeich- 

nung läfst  durch  den  Unterschied  der  dünnen  und  der  star- 
ken Linien  den  zukünftigen  Verlauf  der  Nord — Ostsee-Fahrt 
(und  vice  versa)  deutlich  hervortreten  und  veranschaulicht 
somit  klar  die  bedeutende  Verschiebung,  die  in  der  Lage 
der  frequenten  Routen  eintreten  wird.  Um  dio  Übersicht- 
lichkeit der  Skizze  nicht  zu  beeinträchtigen , sind  in  der 
Zeichnung  nur  eine  gewisse  Zahl  der  Fahrtlinien  nach  den 
Haupthäfen  angegeben,  zumal  der  Leser  die  fehlenden  aus 
der  Karte  leicht  ergänzen  kann. 

Über  die  Interessen,  dio  bei  einer  derartigen  Verkehrs- 
verschiebung dauernd  in  Frago  kommen,  geben  die  Zahlen 
des  Schiffahrtsvorkohrs  zwischen  Nord-  und  Ostsee  Aus- 
kunft. Der  Verkehr  aus  der  Nordsee  mit  sämtlichen  Häfen 


Digitized  by  Google 


Der  Nord — Ostsee-Kanal. 


293 


der  Ostsee  ergab  für  die  fünfjährige  Periode  1877/81  im 
ganzen  161  179  Schiffe  mit  ca  53  Millionen  Kegistertons, 
was  einen  Jahresdurchschnitt  von  10,6  Millionen  Kegister- 
tons ausmacht.  Wenn  man  hiervon  die  entsprechenden 
Abzüge  für  den  bei  dem  Nord — Ostsec-Kanalvorkohr  nicht 
in  Frage  kommenden  Yorkohr  noch  den  Häfon  Schottlands 
und  Nordenglands,  Dänemarks,  Norwegens  und  eines  Teils 
von  Schweden,  sowie  Kufslands  am  Eismeer  und  am  Weifsen 
Meere  macht,  so  verbleiben  für  den  Kanalverkehr  immerhin 
noch  ca  18000  Schiffe  mit  5}  Millionen  Kegistertons  jähr- 
lich. Die  Abkürzung  durch  die  Kanalfahrt  würde  für 
Dampfer  etwa  2 Tage,  für  Segler  3 — 4 Tage  betragen, 
und  da  ein  Dampfschiff  etwa  12  Doppelreisen  per  Jahr 
zwischen  Nord-  und  Ostsoe  macht,  so  würde  dasselbe 
ca  24  Tage  gewinnen.  Für  Segler  kommt  hinzu,  dufs  die 
Fahrt  durch  den  Sund  bei  niedriger  Windrichtung  oft  tage-, 
ja  wochonlang  verzögert  wird.  Durch  die  Kaualfahrt  wür- 
den ferner  die  Gefahren  der  Fahrt  um  Skagen,  dessen  Dü- 
nen den  bezeichnenden  Namen  „Kirchhof  der  Schiffe“  füh- 
ren, sowie  längs  der  gefährlichen  jütischen  Westküste,  der 
„eisernen  Küste“,  an  welcher  u.  a.  auch  unsre  „Undine“ 
gestrandet  ist,  vermieden  werden. 

Die  mit  dem  Zeitgewinn  erzielte  Kostenersparnis  inter- 
essiert in  erster  Linie  unsre  Handelskreise.  Der  Vorsteher 
deB  deutschen  Nautischen  Vereins,  Herr  John  Gihsone  in 
Danzig,  berechnete  dieselbe  in  oinem  auf  Veranlassung  des 
Urhebors  der  Kanalidee  in  neuorer  Zeit,  Herrn  Dahlström  in 
Hamburg,  an  dio  nautischen  Voreino  in  den  deutschen  Hafon- 
plätzon  erlassenen  Rundschroibon  auf  ca  65  Mk.  bei  Dampfern 
und  16  Mk.  bei  Seglern  für  jede  100- Registertons  und 
Tag.  Bei  einer  Dnrchschnittsgröfso  von  700  Registertons 
für  erstere  und  450  Registertons  für  letztere  ergibt  sich 
somit  für  diese  Dampfer  450  Mk.  und  für  dio  Segler  72  Mk. 
Gewinn  pro  Tag.  Dem  Gewinn  aus  dieser  Kostenersparnis 
stehen  die  zu  erhebenden  Kanalgebühren  gegenüber,  die 
jedoch  zweifellos  in  einem  für  die  Frequenz  des  Kanals 
günstigen  Sinne  normiert  werden,  und  bei  deren  Festsetzung 
das  Urteil  der  nautischen  Interessenten  in  Deutschland 
unbedingt  ins  Gewicht  fallen  wird. 

Hat  nun  zwar  die  gTofse  Schiffahrt  den  am  meisten  in 
die  Augen  springenden  Gewinn  von  dem  Kauul,  so  trifft 
dies  doch  in  nicht  unbedeutendem  Mafse  auch  für  die 
Küstenschi  ffahrt  ein  und  für  die  Hebung  der  deut- 
schen Fischerei.  Was  die  erstere  anbetrifft,  die  selbst 
in  Fachkreisen  noch  häufig  unterschätzt  wird,  so  bezifferte 
sich  nach  der  Statistik  dos  Deutschen  Reichs  die  Schiffs- 
bewegung des  Jahres  1879  im  Verkehr  der  deutschen  Häfen 
unter  sich  auf  55  788  Schiffe  mit  rund  2 400  000  Rogistor- 
tons,  von  donen  83  Proz.  auf  deutsche,  17  Proz.  auf  fremde 
Flaggen  entfielcu.  Von  den  deutschen  Ostseehäfen  wird 


von  ihnen  eutfernt  ist,  am  leichtesten  erreichbar  sein,  wäh- 
rend an  der  Ostsee  jetzt  die  englische  Schiffahrt  aus  der 
Nordsee  gegenüber  dor  deutschen  präpouderiert ; der  Seeweg 
von  der  nördlichen  englischen  Küste  nach  dor  deutschon  Ost- 
seeküste  ist  kürzer,  als  der  von  den  doutschon  NordBeehäfen 
aus.  Es  haben  z.  B.  jetzt  dio  Schiffe,  die  an  der  Ems  oder 
in  den  Weserhäfen  nach  dor  Ostsee  abgeladen  werden,  fast 
300  Seemeilen  mohr  zu  machen , als  dio  von  nördlichen 
englischen  Häfen  nach  der  Ostsee  fahrenden.  Es  ist  also 
auzunehmon,  dafs  mit  gründlicher  Änderung  dieses  Verhält- 
nisses sich  ein  ganz  neuer  deutscher  Nord — Ostsee-Verkehr 
entwickeln  wird.  Dio  bisher  durch  ihren  Umweg  vom  Welt- 
handelsverkehr nahezu  ausgeschlossenen  Ostseehäfen  werden 
demselben  in  dor  Zukunft  erheblich  näher  kommen  und  in 
wirksamen  Wettbewerb  mit  den  deutschon  und  ausländischen 
Nordseehäfen  zu  treten  vermögen. 

Von  den  wirtschaftlichen  Vorteilen,  die  dor 
Kanal  für  das  deutsche  Hinterland  haben  wird,  er- 
wähnen wir  hier  nur  als  den  bedeutendsten,  die  Hebung 
des  Absatzes  der  Produkte  aus  den  westlichen  deutschen 
Industriebezirken  nach  dem  Osten.  Die  Eisen-  und  Kohlen- 
industrie kann  mit  ihren  Produkten  jetzt  nur  gerade  bis 
zur  deutschen  Nordseeküste  hin  gelangon  und  dort  mit  der 
englischen  konkurrieren;  nach  Osten  findet  dies  Verhältnis 
seine  Grenze  bereits  im  westlichen  Mecklenburg,  und  weiter 
nach  Osten  überwiegt  in  den  Küstenländern  die  englischo 
Kohle  ganz  bedeutend.  Sobald  aber  der  Seeweg  von  den 
Ems-  und  Weserhäfen  nach  der  Ostsee  der  westfälischen 
Kohle  durch  den  Nord — Ostsee-Kanal  eröffnet  sein  wird,  wird 
dieselbe  im  stände  soin,  dio  onglische  Kohle  auch  in  dem 
deutschen  Ostseegebiet  zu  verdrängen  und  sich  in  schwe- 
dischem und  russischem  Gebiete  neueB  Terrain  zu  erobern. 
Wird,  wozu  zur  Zeit  ja  gegründete  Aussicht,  der  von 
der  preufsiachon  Regierung  projektierte  Dortmund — Ems- 
Kanal  gebaut,  dann  wird  diese  Sache  mit  einem  Schlage 
dofinitiv  zu  gunsten  der  deutschen  Industrie  entschieden, 
da  es  dann  beispielsweise  möglich  sein  wird,  die  deutsche 
Kohle  zu  2,5  Mk.  per  Ton  an  die  Küste  zu  transportieren, 
statt  wie  jetzt  zu  4,2  Mk. 

Wie  die  westlichen  Landosteile,  so  haben  auch  die  öst- 
lichen binnenländischen  Gebiete  au  dem  in  Rede  stehendon 
See-Kanal  ein  reges  Interesse,  da  bedeutende  Plätze  des 
Binnenlandes,  wie  Berlin,  Magdeburg,  Breslau  u.  a.  durch 
die  via  Stettin  horgestellte  Wasserverbindung  mit  der  Ost- 
seeschiffahrt  in  Berührung  stehen,  so  dafs  jede  Hebung  und 
Erweiterung  des  Scbiffahrtsverkehrs  der  Ostseehäfen  ihnen 
direkt  oder  indirekt  Vorteil  bringen  mnfs. 

Die  vorstehend  berührten  Gesichtspunkte,  dio  in  diesen 
Zeilen  eine  erschöpfende  Erörterung  natürlich  nicht  finden 


Digitlzed  by  Google 


294 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


konnten,  erklären  es,  wenn  man,  abgesehen  von  der  hohen, 
die  Wehrkraft  des  Deutschen  Reichs  zur  See  nahezu  ver- 
doppelnden Wirkung  des  Kanals,  die  aufserhalb  des  Rüh- 
mens dieser  Ausführungen  liegt,  dem  Unternehmen  auch 
in  allen  nichtmilitärischen  Kreisen  des  In-  und  Auslandes 


daB  lebhafteste  Interesse  widmet,  da  dasselbe  bestimmt  er- 
scheint,  der  gesamten  Nord — Ostsoe-Schiffahrt  ein,  wie  aus 
unsrer  Karte  klar  ersichtlich,  wesentlich  verändertes  Gepräge 
aufzudrücken. 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 

Von  Dr.  R.  A.  Philippi. 


Wenn  wir  nicht  annehmen  wollen , dafs  die  ersten  Be- 
wohner Chiles  im  Lande  selbst  erschaffen  sind,  so  müssen 
wir  wohl  glauben,  dafs  sie  von  Norden  her  einwanderten. 
Sie  sind  von  Anfang  an  Ackerbauer  gewesen  und  haben 
die  Stufen  des  Jäger-  und  Hirtenlebens  übersprungen,  aus 
dem  einfachen  Grunde,  weil  os  in  Chile  einerseits  keine 
wilden  Tiere  gegeben  hat,  wenigstens  nicht  in  hinreichen- 
der Mongo,  um  auf  die  Jagd  derselben  die  Existenz  des 
Menschen  gründon  zu  können,  anderseits  auch  keine  solche, 
die  sich  hätten  zähmen  losson,  und  von  deren  Ertrag  an 
Milch  und  Fleisch  der  Mensch  hätte  loben  können.  Das 
einzigo  gröfsore  Tier , welches  in  gröfserer  Menge  vor- 
kommt, ist  das  Guanako , und  dieses  lebt  auf  den  Anden. 
Die  ursprünglichen  Chilenen  haben  ob  wohl  gejagt  und 
auch  unter  dem  Namen  chilihueque  (die  Spanier  naDnten 
das  Tier  „Schafe  des  Landes“  [carneros  del  pais]  gezähmt 
gehalten.  Die  Einwohner  benutzten  hauptsächlich  seine 
Wolle  für  ihre  einfachen  Kleider;  den  Gebrauch  dor  Milch 
kannten  sie  nicht,  und  das  Fleisch  dieses  ihnen  unentbehr- 
lichen Tieres  wurde  nur  sehr  selten  gegessen.  Ihre  Haupt- 
nahrung blieb  Fflanzonkost , besonders  die  wilden  Knollen 
und  Zwiebeln  des  Landes,  unter  deuen  die  Kartoffel  die 
wichtigste  ist,  welche  aber  uio  die  Hauptnahrung  ausge- 
macht hat.  Diese  war  der  Mais,  dessen  Körner  geröstet 
und  zwischen  Steinen  zerrieben  wurden.  Die  ersten  Ein- 
wanderer haben  ihn  unstreitig  aus  ihrer  Heimat  mitgobracht, 
und  ist  der  Mais  als  die  erste  eingeführte  Pflanze  zu  be- 
trachten. Dio  Küstenbewohner  nährten  sich  grolsenteils, 
wie  noch  heutzutage  die  Feuerländer  und  Chiloten,  von 
Muscheln,  wie  die  Kjökenmöddings  beweisen,  die  mau  ab 
und  zu  findet.  Etwa  hundert  Jahre  vor  Ankunft  der  Spa- 
nier wurdo  das  nördlichu  Chile  von  den  Incas  erobert, 
und  Claude  Gay  meint  (Hist,  fisica  i polftica  de  Chile  Agri- 
cult.,  p.  3),  die  Peruaner  hätten  dabei  Ajf  (spanischen 
Pfeffer),  Quinoa  (Chonopodium  Quinoa)  und  Pallar  (Pha- 
seolus  pallar)  eingoführt.  Letzteres  halte  ich  für  einen  Irr- 
tum, denn  der  Pallar  wird  meines  Wissens  nirgends  in 
Chilo  als  Nahrungsmittel  kultiviert,  sondern  nur  als 


Kuriosität,  etwa  wie  Dolichos  sesquipedalis.  Peruanische 
Bäume , Sträucher  und  Unkräuter  scheinon  durch  die  Er- 
oberungen der  Incas  nicht  noch  Chile  gokommon  zu  sein, 
und  es  ist  einleuchtend,  dafs  die  wenigen  eben  erwähnten 
Kulturpflanzen  keine  grofse  Veränderung  in  der  Physiogno- 
mie der  ursprünglichen  Vegetation  hervorgebracht  haben. 

Ganz  anders  gestaltete  sich  die  Sache  mit  der  Erobe- 
rung deB  Landes  durch  die  Spanier.  Diese  brachten  nicht 
nur  alsbald  die  Cerealien  und  die  mannigfachen  Gemüse 
ihres  Vaterlandes,  sondern  auch  dessen  Obstbäume  (abge- 
sehen von  den  Zierpflanzen)  mit  und  bauten  sie  in  gröfserm 
Mafsstabo  an,  so  dafs  sie  nicht  nur  für  den  Verbrauch  der 
immer  steigendon  Bevölkerung  auBreichten,  sondern  auch 
Ausfuhrartikel  lieferten,  doren  Mengo  und  Wichtigkeit,  na- 
mentlich seit  der  Befreiung  vom  Mutterlands,  von  Jahr  zu 
Jahr  wuchs.  Damit  veränderte  sich  die  Physiognomie  des 
Landes  bedeutend.  Grofso  Strecken,  die  früher  mit  ein- 
zelnen Sträuchoru  und  spärlichom  Pflanzonwuchs  bekleidet 
waren,  sind  jetzt  mit  den  wogendon  Halmen  von  Weizen 
und  Gerste  bodockt,  oder  von  grünen  Teppichen  von  Al- 
falfa  (Luzerno),  auf  donen  Tausende  von  Pferden  und  Rin- 
dern weiden , oder  auoh  mit  grofsen  Anpflanzungen  von 
Weinreben.  In  don  südliohen  Provinzen  verschwinden  die 
Wälder  mehr  und  mehr,  um  diesen  Kulturen  Platz  zu 
machen,  und  im  HerbBt  ist  oft  der  ganze  Himmel  mit  Höhen- 
rauch erfüllt,  dor  von  den  zahllosen  Waldbränden  herrührt. 

Während  man  im  Süden  durch  Abbrenneu  der  Wäl- 
der neues  Kulturland  zu  gowinnon  sucht,  das  zwar  in 
don  orsten  Jahren  roiohen  Ertrag  liefert,  abor  oft  schon 
im  dritten  Jahre  erschöpft  ist,  hat  man  im  Norden  die 
wegen  ihrer  Trockenheit  durchaus  unfruchtbaren  Strecken 
in  Felder  mit  reichem  Ertrag  zu  verwandeln  gewufst,  indem 
man  aus  den  Flüssen  mit  grofsen  Kosten  gewaltige  Kanäle 
abgeleitet  und  das  befeuchtende  Wasser  in  tausend  Adern 
über  don  dürren  Buden  vorbreitot  hat.  Dos  Wasser  ver- 
wandelt in  heifseu  Ländern  solbst  die  kahlste  Wüste  in 
einen  Garten,  der  Boden  mag  noch  so  unfruchtbar  schei- 
nen. Schon  die  Peruaner  kannten  sehr  wohl  den  Wert 


\ 


Digitized  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


295 


der  Bewässerung,  und  noch  sieht  man  in  ihrem  Lande  be- 
wunderungswürdige Kanalanlagen,  die  aber  jetzt  meist  ver- 
fallen sind,  und  auch  im  nördlichen,  von  den  Incas  be- 
herrschten Chile  fanden  die  Spanier  Bewässerungsgräben, 
aber  allerdings  nur  unbedeutende  Anlagen.  Alle  gröfsern 
Bewässerungskanäle  stammen  aus  diesem  Jahrhundert.  Der 
wichtigste  ist  unstreitig  der  Canal  de  Maipu,  welcher  das 
Wasser  aus  dem  Maipufiufs  nach  Santiago  leitet,  und  die 
Umgegend  dieser  Stadt,  mehrere  Quadratmeilen,  aus  oinor 
dürren,  erbärmlichen  Viehweide  in  reiche  Äcker,  Wein- 
berge und  Gärten  verwandelt  hat.  Sein  Bau,  oftmals  in 
Angriff  genommen,  schlug  mehrmals  fehl.  Im  Jahre  1817 
brachte  er  zuerst  Wasser  nach  Santiago,  aber  vollendet 
wurde  er  nicht  früher  als  1844.  Ein  zweiter,  sehr  bedeu- 
tender Kanal  fängt  das  Wasser  des  Coquimboflussos  ab,  so 
dafs  dieser  Flufs  jetzt  nicht  mehr  das  Meor  erreicht,  son- 
dern in  zahllose  Felder  und  Gärten  sich  verliert. 

Alles  angobaute  Land  ist  jotzt  mit  fremden , fast  aus- 
nahmslos europäischen  Pflanzen  bewachsen,  und  wenn  man 
die  chilenischen  Felder  und  Gärten  besucht  und  auf  den 
Wegen  von  einem  Ort  zum  andern  wandert,  so  glaubt 
man  nicht  in  Amerika,  sondern  mitten  in  Europa  zu  sein, 
so  sehr  ist  die  einheimische  Vegetation  zurflckgedrängt. 
Man  siebt  nur  europäische  Pflanzen  (mit  Ausnahme  der 
einheimischen  Kartoffel)  kultiviert;  an  den  Wegen  erblickt 
man  die  Marianeudistel,  Fenchel,  Sohierling,  Zichorien, 
Saudistol,  Ampfer-Arten,  Chenopodium  murale,  die  Mäuse- 
gorste:  die  grofsen  Besitzungon  sind  zum  Teil  eingefafst 
von  Hecken  von  Brombeeren,  Pflaumen,  Quitten  und  Ulux 
europaens;  Pappelalleen,  an  denen  oft  Rosen  mit  gefüllten 
Blumen  emporklettern,  führen  von  den  Heerstrafson  nach 
den  einzelnen  Landgütern;  ja  man  mufs  nach  einem  ur- 
sprünglich einheimischen  Gewächs  ordentlich  suchon,  und 
erst  stundenweit  von  den  bewohnten  und  bebauten  Orten 
findet  der  Botaniker  die  einheimische  chilenische  Flora. 
Wie  der  europäische  Mensch  den  amerikanischen  vordrängt, 
so  machen  es  die  europäischen  Pflanzen  mit  den  einhei- 
mischen. 

Ich  werde  jetzt  dio  hauptsächlichsten  Kulturpflanzen 
Chiles  auffuhren. 

1.  Eingeführto  Bäume,  die  als  Nutzholz  dienen. 

Der  Chilene  ist  sehr  wenig  geneigt  sein  Kapital  in  Unter- 
nehmungen zu  stecken,  die  nicht  in  ganz  kurzer  Zeit  oinen 
Gewinn  abwerfen,  was  bei  Anlage  von  Nutzholzbäumen 
natürlich  nicht  der  Fall  ist;  und  so  kann  ich  leicht  die  we- 
nigen Personen  namhaft  machen , welche  versucht  haben, 
kleine  Waldungen  von  fremden  Bäumen  anzulegen,  die  Nutz- 
holz oder  Brennholz  licforn.  Ein  Herr  Valdes  hat  bei  Cu- 
naco  einen  kleinen  Wald  von  europäischen  Eichen  an- 


gepflanzt, der  viel  verspricht;  denn  diese  Eiohe  gedeiht 
überall  in  Chile  vortrefflich  und  wächst  doppelt  so  rasch 
wie  in  Europa ; ob  das  Holz  dieselbe  Güte  hat,  kann  man 
aber  jetzt  noch  nicht  sagen , da  die  Bäume  noch  zu  jung 
sind,  um  geschlagen  zu  werden.  Ein  paar  andre  Grund- 
besitzer haben  Versuche  im  kleinen  mit  Nadelhölzern,  na- 
mentlich mit  Pinus  pinaster  gemacht,  welcher  Baum  ebenfalls 
in  Chile  sehr  rasch  wächst ; aber  aus  dem  oben  angegebenen 
Grunde  kann  man  auch  hier  nicht  sagen,  wie  das  Holz  sein 
wird.  Überhaupt  wachsen  in  Chile  alle  Arten  von  Pinus 
im  ongem  Sinn,  d.  h.  die  mit  büschelförmigen  Nadeln  sehr 
gut,  vorzüglich  die  kalifornischen,  wogegen  die  Tannen,  so- 
wohl Rottannon  wie  Weifstannen,  und  die  damit  verwandten 
Nadelhölzer  rocht  schlecht  gedeihen.  Die  Z e d o r n , die 
Sequoia  gigantea,  Araucariu  excelsa  und  A.bra- 
siliensis  gedoihon  in  den  Gärten  nach  Wunsch;  dio  ein- 
heimische Araucaria  imbricata  gedeiht  aber  bei 
Santiago  nicht  und  bringt  ihr  Loben  auf  5,  10  bis  höchstens 
20  Jahre,  wahrscheinlich  weil  ihr  das  Klima  zu  trockon 
ist  Die  Araucaria  excelsa  sieht  mau  in  vielen  Höfen  der 
Häuser  Santiagos,  und  sie  ragt  jetzt  weit  über  die  Dächer 
hinaus,  was  auf  jeden  Fremden  einen  auffallenden  Eindruck 
macht 

Seit  etwa  15  bis  20  Jahren  hat  man  den  gepriesenen 
Eucalyptus  globulus  vielfach  angepflanzt,  selbst  da, 
wo  er  nicht  hingohört,  z.  B.  an  öffentlichen  Plätzen  und 
als  Alleebaum.  Er  wächst,  wie  es  scheint,  in  allen  Pro- 
vinzen, in  trocknom  und  in  feuchtem  Boden  gleich  gut  und 
rasch.  D.  Jose  Francisco  Vergaro  hat  auf  den  dürren 
Bergen  seiner  Besitzung  von  Viüa  del  mar  bei  Valparaiso 
viele  Tausende  dieser  Bäume,  sowie  auch  mehrere  kalifor- 
nische Kiefern  mit  dem  besten  Erfolg  pflanzen  lasson.  Selbst 
wenn  alle  diese  Bäume  nur  zu  Brennholz  sich  nützlich  or- 
weisen  sollten,  so  müssen  sie  ihm,  da  dieser  Artikel  in  Val- 
paraiso sehr  teuer  ist,  in  einigen  Jahren  einen  grofsen  Ge- 
winn abwerfen.  Leider  höre  ich  nicht,  dafs  sein  Boispiol 
viol  Nachahmung  findet. 

Nur  ein  fremder  Baum  wird  in  Chile  in  uugeheuror 
Menge  angepflanzt,  die  Pyramidenpappel,  die  in  allen 
mittlern  Provinzen  sohr  rasch  wächst,  wenn  der  Boden  von 
Natur  oder  durch  Bewässerung  feucht  genug  ist.  In  der 
Provinz  Coquimbo  gedeiht  der  Baum  weit  schlechter  als 
bei  Santiago,  und  auch  in  der  Provinz  Valdivia  wächst  er 
nur  langsam.  Fast  alle  chilenischen  8tädte  haben  auf  der 
einen  Seite  eino  öffentliche  Promenade,  die  nach  alter  spa- 
nischer Sitte  von  einer  mehrfachen  Allee  von  Pappelbäumen, 
spanisch  älamos,  gebildet  wird,  weshalb  auch  alle  solche 
Promenaden  alamedas  heifson,  selbst  wonn  sie  mit  andern 
Bäumen  bepflanzt  sind.  Den  schönsten  derartigen  Spazier- 
gang besitzt  Concopcion ; es  sind  prachtvolle  grofse  Buumo, 


296 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


die  herrliche  Kühlung  im  Sommer  spenden;  ich  habe  aber 
niemand  darin  spazieren  gehen  sehen.  Der  Chilene  ist 
überhaupt  kein  Freund  vom  Spazierengehen,  und  selbst 
in  dem  herrlichen  Park  der  Quinta  Normal  Santiagos,  oder 
im  parque  Cousinho  sieht  man  fast  nur  Fremde  spazioren 
gehen.  Ich  habe  schon  gelegentlich  erwähnt,  dafs  in  den 
mittlern  Provinzen  in  der  Regel  die  Wege,  welcho  von  den 
Hauptstrafsou  nach  den  Wohnhäusern  der  verschiedenen 
Hacienden  odur  Rittergüter  fuhren,  mit  Pappeln  eingefaßt 
sind,  die  wenige  Fufs  voneinander  gepflanzt  sind  und  so 
zugleich  als  Hocken  zur  Einfriedigung  der  Grundstücke 
dionen,  während  sie  ein  wertvollos  Nutzholz  liefern,  wenn 
sie  grofs  genug  geworden  sind.  Das  Pappelholz  dient  nicht 
nur  in  Gestalt  von  Brettern  zu  allem  möglichen  Gebrauch, 
sondern  man  verwendet  es  auch  zu  Dachsparren,  Balken, 
ThürBchwellen  &c. , und  eignet  es  sich  sehr  gut  zu  allen 
diesen  Zwecken:  us  ist  leicht,  wirft  sich  nicht,  läßt  sich 
leicht  bearbeiten,  ist  dem  Wurmfraß  nicht  ausgesotzt  und 
ßt  auch  in  der  Trockenheit  vollkommen  dauerhaft,  wogegen 
es  freilich  in  sehr  kurzer  Zeit  verrottet,  wo  es  feucht  wird, 
z.  B.  wenn  man  Dielen  davon  auf  die  Erde  als  Fußboden 
legt  Der  Pator  Guzman  hat  im  Jahr  1810  diesen  Baum 
aus  der  Provinz  Mendoza  nach  Chile  gebracht. 

Es  wird  noch  eine  sehr  liedeutonde  Menge  Nutzholz  in 
Chile  eingeführt,  namentlich  das  Rotholz  von  Oregon  und 
Sequoia  sempervirens , uud  betrug  beispielsweise  der  Wort 
der  Einfuhr  von  Nutzholz  im  Jahre  1880  die  Summe  von 
286  000  pesos.  Die  großen  Waldungen  der  südlichen  Pro- 
vinzen, vom  Araukanerland  bis  zur  Magollansstraße  hinab, 
könnon  das  fremde  Nutzholz,  welches  fast  ausschließlich 
Nadelholz  ist,  nicht  ersetzen ; sie  bestehen,  ganz  im  Gegen- 
satz zu  dou  Wäldern  von  Kalifornien  und  Oregon,  zum 
größten  Teil  aus  Laubholz,  welchem  nur  wenig  Nadelholz 
eingesprengt  ist;  der  Norden  Chiles  ist  aber  jotzt  ohne 
allen  Wald.  Ich  habo  schon  erwähnt,  daß  die  Chilenen 
eine  Menge  Waldland  abbrennen,  aber  sie  schlagen  auch 
ohne  Erbarmen  jeden  wild  wachsenden  Baum  nieder , und 
halteu  es  für  unnütz , ja  geradezu  für  lächerlich , für  den 
Nachwuchs  der  Waldbäume  zu  sorgen.  Ich  brauche  nicht 
auseinanderzusotzen , wie  groß  der  Nachteil  ist , welchen 
das  Land  dadurch  erlitten  hut  und  noch  erleidet.  Auch  hat 
man  dies  wohl  eingosehen,  namentlich  wurde  tief  empfun- 
den, daß  infolge  des  Abholzous  so  viele  Quollon  aniingen 
zu  versiegen,  und  die  Tränken  für  das  Vieh  seltner  wur- 
den. Die  Regierung  hat  deshalb  auch  vor  mehreren  Jahren 
ein  Gesetz  über  das  Abhauen  der  Wälder,  corta  de  los 
bosques,  gegeben,  und  ioh  selbst  bin  Mitglied  der  Kom- 
mission gewesen,  welche  den  Gesetzentwurf  ausgearbeitet 
hat,  der  dem  Kongreß  vorgelegt  und  von  demselben  an- 
genommen wurde.  Damit  batte  die  Sache  aber  auch  ein 


Ende,  und  habe  ich  nie  gehört,  daß  irgend  ein  Mensch 
danach  gefragt  hat,  ob  das  Gesetz  auch  befolgt  werde; 
es  ist  ein  toter  Buchstabe,  oder  wie  ioh  es  im  Schoß  der 
Kommission  genannt  hatte,  ein  totgebomes  Kind. 

Es  ist  beinahe  überflüssig,  zu  bemerken,  daß  alle  mittel- 
und  südeuropäischen  Bäume  in  Chile  wachsen,  Cypressen, 
Trauerweiden,  Eschen,  Ulmen,  Ahorn,  Linden,  Platanen  &c.; 
Buchen  und  Roßkastanien  godeihen  aber  schlecht.  Man 
sieht  diese  Bäume  indessen  nur  in  Gärten,  Parks,  bei  den 
Häusern,  ebenso  wie  violo  nordamorikanische  Bäume,  z.  B. 
die  weiße  Akazie,  Gleditschie,  dio  Magnolia  grandiflora  &c. ; 
die  erstero  wird  seit  einigen  Jahren  häuflger  zu  Alleen 
angopfianzt,  um  Weinpfäklo  zu  gewinnen. 

Die  Korbweide  wurde  von  einem  Behr  intelligenten 
französischen  Gärtner,  Namens  Bertrand,  etwa  im  Jahre  1850 
eingeführt,  und  hat  dieser  auch  die  Leute  gelehrt,  Körbe 
daraus  zu  flechten.  Früher  wurden  diese  von  Quitten- 
zweigen und  besonders  im  Süden  von  gespaltenem  Rohr, 
Arundo  Donar,  oder  von  den  einheimischen,  bambusartigen 
Rohren  des  Genus  Chusquoa  gemacht.  Die  Indianer  haben 
noch  mehrere  Pflanzen , von  denen  siu  Körbo  machen, 
z.  B.  Acaena  argentea,  Bromelia  (Groigia)  Landbocki,  Lu- 
zuiraga  &c. 

2.  Obstbäume  und  Obatsträueher. 

Ioh  werde  die  aus  der  Fremde  in  Chile  eingeführteu 
Bäume  und  Sträucher  dieser  Kategorie  in  botanischer  Ord- 
nung auffuhren  und  fange  mit  der  Cherimoya.  Anona 
Cherimolia,  an. 

Dieser  kleine , aus  Peru  stammende  Baum , dessen  oft 
mehr  als  faustgroße  Frucht  ein  weißos , rahmähnliches 
Fleisch  mit  schwarzen  Samen  oinschlioßt,  die  von  vielen 
Personen  für  die  köstlichste  Frucht  der  Tropen  erklärt 
wird,  ist  noch  in  den  Gärton  Santiagos  und  weiter  südlich 
zu  Gnden,  wo  der  Baum  auch  an  besonders  geschützten 
Stellen  soino  Früchte  zeitigt.  In  den  Gärten  von  Quillota, 
Limaclie,  Viiia  dol  mar,  Valparaiso  ist  er  häufig,  und  wer- 
den dio  Früuhtc  auch  auf  den  Markt  gebraoht.  Doch  kom- 
mun uueh  viele  Früchte  aus  Peru. 

Allo  Arten  von  Agrumen,  als  da  sind  Zitronen, 
süßo  Orangen,  bittere  Pomeranzen,  Pompolmusen,  Limon 
citrus,  welche  den  Zitronat  liefern,  Gndot  man  in  den 
Gärten  des  nördlichen  und  mittlern  Chilo , selbst  bei  der 
! Stadt  Valdivia  kann  man  noch  einzelne  Zitronenbäumo 
sehen , die  im  Freien  stohon  und  Früchte  tragen.  Man 
kann  indessen  nicht  sagen , daß  sie  in  großer  Häufigkeit 
gebaut  worden,  und  oine  darauf  gegründete  Industrie,  wie 
die  Bereitung  von  Essonzen  oder  Zitronensäure,  existiert  in 
Chile  nicht.  Der  allgemeine  Name  für  alle  diose  Bäume  ist 
; sonderbarerweise  in  Chile : ärboles  do  espina,  d.  i.  Dornbäume. 


Digitlzed  by  Google 


297 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Der  Weinstock  wird  fast  in  ganz  Chile  mit  Aus- 
nahme der  südlichsten  Proviuzon  gebaut;  in  Yaldivia  reifen 
nur  ganz  frühe  Sorten.  In  den  nördlichen  Provinzen 
zieht  man  die  Sorten,  deren  Beeren  ein  hartes,  festes 
Fleisch  haben,  die  sogenannten  uva  de  Italia,  und  bereitet 
meist  Rosiuen  daraus,  die  unter  dem  Namen  pasas  de 
Huasco  in  den  Handel  kommen  und  zu  den  besten  gehören, 
die  es  gibt.  Sie  sind  alle  von  weifsen  Trauben  und  kom- 
meu  nicht  allein  von  dem  genannten  Thal,  sondern  auch 
von  andern  Orten.  Man  rechnet  dort,  dafs  oin  Weinstock 
einen  jährlichen  Ertrag  von  einem  Peso,  also  Uber  3 Mark, 
liefert.  — In  den  inittlern  Proviuzon  zieht  man  die  Robe 
von  Jahr  zu  Jahr  in  steigender  Menge  zur  Weinboreitung, 
und  seitdem  französische  Reben  eingeführt  sind,  besonders 
aber  seit  eine  bossoro  Bereitung  des  Woines  durch  franzö- 
sische Weinbauer  bekannt  geworden  ist,  erzeugt  Chile  ganz 
vortreffliche  Tisch-  und  Dessertweine,  die  man  seit  kurzem 
von  Jahr  zu  Jahr  in  greiserer  Menge  ausführt,  namentlich 
auch  nach  Frankreich.  Man  zieht  in  den  mittlern  Provin- 
zen den  Weinstock  in  der  Ebene  wie  die  übrigen  Kultur- 
pflanzen und  bewässert  ihn  mit  laufendem  Wasser;  in  den 
südlichem,  namentlich  in  Maule  und  Concepcion,  aber  ohne 
künstliche  Bewässerung  und  meist  an  den  Abhängen  der 
Hügel.  Die  letztgenannten  Provinzen  sind  eB,  welche  die 
schweren,  dem  Portwoin  ähnlichen  Sorten,  die  „mostos“ 
von  Concepcion  liefern.  — Man  bereitet  aus  dem  Trauben- 
saft viererlei  Getränko , die  erwähnten  mostos , gewöhn- 
lichen, aber  sorgfältig  bereiteten  Woin,  vino,  weniger  sorg- 
fältig bereiteten,  chacolf,  der  im  ersten  Jahre  woggotrunken 
werden  mufs,  und  „chicba“.  Dios  Getränk  erhält  man, 
indem  der  ausgeprefsto  Traubensaft  mehr  oder  woniger  ein- 
gekocht wird , um  die  Gärung  zu  unterbrechen ; cs  ist 
einor  Lohmbrüho  ähnlich,  trübe,  süfs  und  gar  nicht  un- 
augenehm zu  trinken,  und  hält  sich  auch  mehrere  Wochen. 
Der  eben  ausgeprefsto  süfse  Traubensaft  heilst  lagrimilla. 
Man  bekommt  in  Santiago  recht  guten  Tischwein,  wenn 
man  ihn  fafsweise  kauft  und  selbst  abzieht,  zu  15  bis 
20  Cents  (00  bis  80  Pfennige  bei  hohem  Kurs)  die 
Flasche;  ein  weifser  Wein,  der  mich  72  Pfennige  kostet, 
wurde  schon  mehrfach  für  Moselwein  getrunken.  Man  rech- 
net, dafs  in  der  Provinz  Aconcagua  eine  cuadra  Land 
(6^-  Magdeburger  Morgen),  mit  Reben  bepflanzt,  einen  Brutto- 
ertrag von  1000  Pesos,  etwa  3000  Mark,  liefert.  — Die 
grofsen  thönernen  Krüge,  die  dolia  der  alten  Römer,  ver- 
schwinden mehr  und  mehr,  und  wo  der  Wein  rationell  be- 
reitet wird,  sieht  man  jetzt  nur  holzorne  Fässer. 

Der  Mandel  bäum  ist  in  dun  mittlern  Provinzen 
nicht  gerade  selten , und  man  findet  ihn  bisweilen  verwil- 
dort,  die  Bäume  tragon  aber  lange  nicht  so  reichlich,  wie 
im  südlichen  Italien.  In  Yaldivia  wächst  der  Baum  noch 
Pctennaans  Gsogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  X. 


ganz  gut  und  blüht  überall,  setzt  aber  kaum  die  eino  und 
die  andre  Frucht  an,  wahrscheinlich  weil  zur  Blütezeit 
noch  Nachtfröste  und  Regon  herrschen. 

Der  Pfirsichbaum  ist  wohl  der  gemeinste  Obstbaum 
in  Chilo,  und  trägt  in  den  meisten  Jahren  so  reichlich, 
dafs  die  Zweige  brechen,  wenn  man  nicht  zeitig  mit  einem 
Knüppel  eine  Partie  Früchte  herunterschlägt  An  ein  Be- 
schneiden dor  Bäume  denkt  kein  Mensch;  es  wäre  auch 
höchst  überflüssig.  Man  zieht  vorzugsweise  die  Abart  mit 
hartem  Fleisch,  welches  sich  nicht  vom  Kern  löst,  weshalb 
die  Pfirsich  in  Chile  „durazno“ , von  dnro,  hart,  heifst, 
und  man  den  spanischen  Namen  melocoton  und  persico 
nie  zu  hören  bekommt.  Die  Früchte  werden  in  grofser 
Monge  geschält  und  getrocknot  und  heifsen  dann  huesillos 
(Knöchelchen);  sie  liefern  gekocht  eine  sehr  augenehmo 
Speise.  Die  getrockneten  Pfirsioho , denen  man  den  Stein 
genommen  hat,  hoifsen  doscocados;  ondlich  preist  man 
Schnitzon  davon  zu  kleinen  Kuchen,  quosos  do  duraznos. 
Weniger  häufig,  aber  doch  immer  noch  in  Mengo,  findet 
man  die  Pfirsiche,  die  vom  Stein  lassen,  duraznos  priscos, 
und  die  mit  glatter  Haut  odor  Noktarinien,  duraznos  pcla- 
dos.  — Vor  50  Jahren  waren  die  Pfirsichbaume  in  der 
Provinz  Valdivia  so  häufig,  dafs  man  sogar  aus  den  Früch- 
ten „chicba“  machte  (chicba,  sprich  tschitscha,  ist  ein 
peruanisches  Wort  und  bedeutet  allgemein  jedes  gegorene, 
namentlich  aus  Früchten  bereitete  Getränk).  Die  Pfirsich- 
bäume sind  alle  eingegangen,  und  die  Bäumchen,  die  man 
jetzt  vom  Norden  hinbringt,  gehen  auch  nach  wenigen 
Jahren  zu  Grunde , tragen  aber  sehr  wohlschmeckende 
Früchte,  wenn  auch  nur  spärlich. 1 Dio  Ursache  liegt  nicht 
an  der  Kräuselkrankheit  der  Blätter,  denn  diese  zeigt  sich 
in  den  mittlern  Provinzen  ebenso  häufig ; es  scheint  fast, 
als  sei  eine  Veränderung  im  Klima  Valdivias  vorgogangen. — ' 
In  den  mittlern  und  nördlichen  Provinzen  sieht  man  ab 
und  zu  verwilderte  Pfirsichbäume. 

Die  Aprikosen  sind  in  den  nördlichen  und  mittlern 
Provinzen  ziemlich  häufig  zu  finden,  werden  aber  boi  wei- 
tem nicht  so  vielfach  verwertet  wie  dio  Pfirsiche.  Man 
ifst  sie  roh  odor  als  Kompott.  Sio  heifson  in  Chile  nicht 
albericoques  wie  in  Spanion , sondern  damascos , nach  dor 
syrischen  Stadt,  wo  sio  in  so  unendlicher  Menge  gezogen 
werden. 

Pflaumen  der  verschiedensten  Arten  gedeihen  in 
ganz  Chilo  sehr  gut,  auch  noch  in  Yaldivia;  die  nutz- 
barste Sorte,  die  Zwetsche,  sieht  man  am  seltensten.  Dio 
gctrocknoten  Reineclauden  werden  gewifs  von  keinen  euro- 
päischen Ubertroffen,  kommon  aber  solten  und  nur  in  klei- 
nen Quantitäten  auf  den  Markt.  Am  häufigsten  findet  man 
auf  diesem  eine  kleine  runde  Pflaume  mit  hartem  Heisch 
im  getrockneten  Zustande. 


33 


298 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Kirschen,  sowohl  slifse  wie  saure,  findet  man  in 
allen  Provinzen , doch  nicht  in  solchem  Überflufs  wio  in 
Deutschland;  auch  kommen  getrooknete  Kirschen  auf  den 
Markt.  Kirschen  und  Pflaumen  erzeugen  in  Valdivia  so 
zahlreiche  Ausläufer,  dafs  man  die  gröfsto  Not  hat,  sie  zu 
vertilgen ; sonst  erhalt  man  in  wenig  Jahren  einen  dichten 
Wald  von  diesen  Räumen. 

Himbeeren  wollen  in  dem  Klima  von  Santiago  nicht 
recht  gedeihen  und  sind  den  Chilenen  so  gut  wie  unbo- 
kaunt.  Dio  deutschen  Kolonisten  im  Süden  ChileB  ziehen 
sie  in  ziemlicher  Menge ; leider  haben  in  den  letzten  Jah- 
ren dio  kleinen  Vögel  dio  Entdeckung  gemacht , dafs  diu 
Himbeeren  gut  schmecken,  was  sie  lange  Jahre  hindurch 
nicht  wufsten. 

Die  Brombeere  mit  unterseits  weifslichcn  Blättern 
und  blofs  rosenroten  Blumen  wird  im  mittlern  Chile  an 
sehr  vielen  Stellen  zu  undurchdringlichen  Hecken  gezogen, 
und  zwar  in  einer  Varietät,  dio  reichlich  blüht,  aber  keine 
Früchte  ansetzt.  Deutsche  Einwanderer  haben  aber  die 
fruchttragende  in  Valdivia  eingobürgort,  wo  sie  weit  üppi- 
ger wächst  als  in  Deutschland , aber  jotzt  leider  zu  vor- 
wildem anfäugt,  indem  sie  von  den  Vögolu  verbreitet  wird. 

Die  Birnen  sind  in  den  mittlern  und  südlichen  Pro- 
vinzen häufig,  und  seit  etwa  40  Jahren  sind  die  besten 
und  feinsten  europäischen  Sorten  eingefiihrt.  Die  Bäume 
tragen  reichlich,  und  man  findet  auch  getrocknete  Birnen 
auf  dem  Markt.  Birnenwein  wird  nirgends  gemacht. 

Dio  Apfelbäume  haben  im  Süden  Chiles,  namentlich 
im  Araukanorland  und  in  Valdivia , ein  Klima  gefunden, 
das  ihnen  ausnohmend  zusagt,  und  sind  dort  ganz  und 
gar  verwildert,  indom  das  Vieh,  wolchos  dio  Apfel  frifst, 
dio  unverdauten  Korno  mit  soinom  Mist  überallhin  ver- 
schleppt. Die  Zahl  der  dortigen  wilden  Apfelbäume  geht 
sicher  in  die  Millionen.  Die  Früchte  derselben  haben  allo 
möglichen  Gröfsen,  Gestalten  und  Farben  und  sind  manch- 
mal ganz  wohlschmeckond , oft  bitter , aber  nie  so  herbo 
und  zusammenziehend  wio  dio  wildon  Holzäpfel  Deutsch- 
lands. Sio  sind  von  der  gröfsto»  Wichtigkeit  für  dio  Pro- 
vinz, indem  sie  das  täglicho  Getränk  für  dio  Bcwobuor 
derselben , den  Apfelwein , liefern , dor  hior  schlechtweg 
chicha  heifst.  Im  Mai  1852  habe  ich  es  erlebt,  dafs  der 
Valdiviaflufs,  der  infolge  anhaltenden  heftigen  Regens  über 
seiue  Ufer  getroton  war,  Millionen  von  Äpfeln  ins  Meer 
führte,  dio,  durch  den  Nordwind  gotriobeu,  bis  nach  Chiloe 
gelangten.  Dort  wurden  sie  am  Strande  aufgclosen  und 
zu  Apfelwein  verarbeitet.  Diese  Erscheinung  wiederholt 
sich  ab  und  zu.  In  Chiloe  gab  es  früher  auch  vielo  Apfel- 
bäume; als  ich  aber  im  Jahre  1859  in  Ancud  war,  hörte 
ich  allgemein  darüber  klagen , dafs  so  viele  derselben  ab- 
gestorben seien,  und  dafs  dio  übrigen  jetzt  fust  gar  keine 


Früchte  mehr  trügen.  Die  Leute  schoben  die  Schuld  davon 
auf  das  grofso  Erdbeben  von  1837;  einige  behaupteten 
auch,  das  Klima  sei  anders  geworden,  ich  sollte  aber  mei- 
nen, die  Bäume  seien  vor  Alter  gestorben,  und  die  Leuto 
hätten  aus  Indolenz  keine  neuen  gepflanzt.  Die  meisten 
Eingebornen  sind  zu  faul  dazu  und  meinen,  das  liebe  Vieh 
werde  schon  hinreichend  für  neue  Anzucht  sorgen ; doch 
könnte  ich  auch  Deutscho  namhaft  machen , die  derselben 
Ansicht  sind.  — Ich  braucho  wohl  nicht  zu  sagen , dafs 
man  in  den  Gärten  das  feinste  Tafelobst  findot.  In  den 
mittlern  Provinzen  Sautiago,  Valparaiso  &c.  wachsen  dio 
Apfelbäume  nicht  so  gut,  so  dafs  von  Puerto  Montt, 
Valdivia  und  Concepcion  Apfel  nach  dem  Norden  geschickt 
werden.  Die  Chilenen  ziehen  sonderbarerweise  die  Stifsäpfel 
vor.  — Die  Rlattlaus  des  Apfelbaums,  Schizoneura  lanigera, 
die  vor  etlichen  50  Jahren  mit  aus  Frankreich  bezogenen 
Apfelbäumen  nach  Valparaiso  gekommen  war,  hat  sich  von 
dort  aus  in  unglaublich  kurzer  Zoit  Uber  ganz  Chile  ver- 
breitet und  ist  so  massonhaft  aufgetreten,  dafs  viele  Bäume 
davon  ganz  eingegangon  sind,  und  mau  schon  den  Tod 
sämtlicher  Apfolbäume  befürchtete.  Jetzt  hat  sich  das 
Übel  gemildert , aber  man  findet  selten  oinen  Baum  ohne 
dioso  fatale  Laus. 

Die  Quitte  gedeiht  in  ganz  Chile;  von  getrockneten 
Quittenschnitten  wird  ein  erfrischendes  Getränk  bereitet. 

Die  gewöhnliche  Mispel,  Mespilus  germanica,  sieht 
man  nur  selten  einmal  in  einem  Garten,  desto  allgemeiner 
wird  aber  die  japanische  Mispel,  Eriobotrya  japonica, 
hier  schlechtweg  Mispel,  m'sporo,  gonannt,  gebaut,  und 
die  Früchte,  ziemlich  dio  ersten  des  Jahres,  sind  ein  ganz 
gewöhnliches  Obst  der  mittlorn  Provinzen  geworden.  In 
Valdivia  wächst  der  Baum  obonsogut  wie  in  Santiago, 
blüht  aber  nur  ganz  'ausnahmsweise  und  setzt  dann  auch 
kaum  eine  Frucht  an.  Claude  Gay  hat  diesen  Baum  1831 
eiugoführt. 

Der  Granatapfel  ist  nicht  eben  häufig  in  don  mitt- 
lern Provinzen ; öfter  begegnet  man  ihm  in  den  nördlichen, 
Coquimbo  und  Copiapü,  oder  Atacama,  wie  dio  Provinz 
offiziell  hoifst.  Die  Früchte,  dio  mnn  in  Santiago  bekommt, 
sind  bei  weitom  nicht  so  gut  wio  die  Süditaliens. 

Von  don  süfsen  Melonen  und  Wassermelonen  wordo 
ich  weiter  unten  bei  Gelegenheit  der  Kürbisse  und  Gurken 
sprechen. 

Man  sieht  in  don  Gärten  der  nördlichen  Provinzen  und 
in  denon  von  Valparaiso  und  selbst  von  Santiago  gar  nicht 
selten  Exemplare  vom  Molononbaum,  Carica.  Es  ist 
aber  nicht  dio  Art,  welche  efsbare  Früchte  trägt,  C.  papaya, 
sondern  eine  andre,  deren  Früchte  sehr  wohlriechend,  weit 
kleiner,  schmaler,  jedersoits  spitz  und  etwas  gorippt  sind, 
und  deren  botanischen  Kamen  ich  nicht  mit  Sicherheit 


Digitized  by  Google 


299 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


ermittelt  habe.  Man  nennt  die  Frucht  papaya  de  olor,  und 
soll  das  Bäumchen  aus  Peru  stammen. 

Die  indianische  Feige,  Stachelfeige,  Opuntia 
vulgaris,  in  Chile  tuna  genannt,  wird  ziemlich  viel  in  don 
nördlichen  Provinzen  bis  Santiago  und  etwas  südlicher  ge- 
zogen. Die  Fruoht  soll  bisweilen  guayavo  genannt  wer- 
den, welchen  Namen  ich  nie  für  dieselbe  habe  gebrauchen 
hören ; vielleicht  soll  es  guillave  heifsen.  Mit  diesem  Namen 
bezeichnet  man  die  Frucht  des  grofsen  Armleuchterkaktus, 
Coreus  quisco,  der  an  allen  sonuigen,  felsigen  Abhängen 
so  gemein  ist ; sie  wird  von  den  Landleuten  und  Kindern 
gegessen  und  schmeckt  süfslich  schleimig. 

Stachelbeeren  und  Johannisbeeren  siud  den 
Chilenen  kaum  bekannt  und  finden  sich  fast  nur  in  den 
Gärten  der  angesiedoltcn  Fromdon ; in  der  Provinz  Santiago 
tragon  sie  wouig,  namentlich  die  Johannisbeeren.  Die  deut- 
schen Kolonisten  im  Süden  ziehen  eie  reichlich ; sie  machen 
auch  ab  und  zu  Wein  daraus. 

Die  Lucumas  sind  die  Früchte  eines  kleinen  Baumes 
mit  lederartigen,  dunkelgrünen  Blättern;  sie  sind  vollkom- 
men kugelig  von  einem  Durchmesser  von  4 cm  und 
haben  eine  düuno,  dunkelgrüne  Schale,  unter  welcher 
man  ein  Fleisch  findet,  das  an  Farbe  und  Konsistenz  ge- 
kochtem Eidotter  gleicht  und  meist  nur  einen  grofsen 
Samen  einschliefst,  der  oinor  runden  Bofsknstanio  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  sieht.  Der  botanische  Name  ist  Lucuma 
obovata , ich  kann  aber  weder  au  den  Blättern  noch  an 
den  Früchten  etwas  Obovates  finden.  Diese  Frucht  wird 
sehr  häufig  von  Valparaiso,  Limache,  Quillota  &c.  nach 
Santiago  gebracht ; das  Fleisch  ist  gewöhnlich  sehr  trocken, 
aber  sonst  ganz  wohlschmeckend.  Auch  in  Santiago  wächst 
der  Baum  ganz  gut  an  geschützten  Stellen.  Er  stammt 
aus  Peru,  doch  gibt  cs  auch  eine  einheimische  Art,  Lucuma 
valparadisea,  mit  kleinern  schönem,  roten  und  gelben 
Früchten,  die  man  allenfalls  auch  goniefsen  kann. 

Diospyros  Lotus  und  virginiana  findet  man  in 
dem  einen  oder  andern  Garten  von  Santiago,  Valparaiso  &c. ; 
die  Früchte  schmecken  nicht  Übel. 

Der  Ol  bau  m ist  bei  weitem  nicht  in  der  Menge  zu 
finden  wie  in  Südeuropa;  seine  Früchte  werden  nur  ein- 
gemacht, um  sie  zu  verspeisen,  und  siud  ziemlich  teuer; 
nirgends  wird  Ol  daraus  geprefst.  Es  wird  auB  Europa 
nicht  nur  Olivenöl,  sondern  auch  eingemachte  Oliven  ein- 
geführt.  übrigens  spielt  ersteres  keine  sehr  wichtige  Bolle 
im  Haushalt.  Eine  Olivenpflanzung  bringt  viel  Geld  ein, 
dennoch  kultiviort  man  den  Baum  selten,  da  er  ein  bedeu- 
tendes Alter  orroichen  niufs,  ehe  er  Frucht  trägt,  und 
aufserdem  viel  von  einer  Schildlaus  leidet. 

Der  Paltabaum,  Persea  gratissima,  wird  in  den  Gar- 
ten von  Copiapö,  Coquimbo,  Valparaiso,  Quillota  ab  und 


zu  gezogen,  doch  stammen  die  moisten  der  auf  don  Markt 
gebrachten  Früchte  aus  Peru,  dor  Heimat  des  Baumes. 
Sie  haben  eine  grüne  Farbe  und  um  den  grofsen  Sameu 
ein  weifses  Fleisch  von  dor  Konsistenz  der  Butter.  Id  Quil- 
lota und  auf  verschiedenen  Hacienden  des  Maiputhales  findet 
man  einon  Baum,  der  schwarze,  ebenso  wohlschmeckende 
Früchte  trägt,  und  von  dem  behauptet  wird,  er  sei  ein- 
heimisch , was  ich  bezweifle.  Ob  derselbe  eine  eigne  Art 
oder  eine  blofse  Varietät  der  grünen  Palta  ist,  müssen 
spätere  Untersuchungen  entscheiden.  Die  Palta  gehört  zu 
den  seltenen  Früchten. 

Der  weifse  Maulbeerbaum  wächst  in  ganz  Chile 
vortrefflich,  doch  werden  die  Früchte  nicht  auf  den  Markt 
gebracht  und  nur  von  Kindern  gegessen.  Es  gab  vor  etwa 
20  Jahren  eine  Zeit,  wo  alle  Wolt  Maulbeerbäume  pflanzte 
und  Seidenraupen  ziehen  wollte,  dio  ausgezeichnet  in  Chile 
gedeihen,  und  wurde  dazumal,  da  gerade  in  Europa  ver- 
heerende Krankheiten  unter  den  Seidonraupen  herrschten, 
eine  ziemliche  Menge  Seidenwurmoier  von  hier  dorthin 
verschickt.  Der  Enthusiasmus  verrauchte  aber  schnell,  nicht 
weil  die  klimatischen  Bedingungen  für  die  Seidenzucht  un- 
günstig wären  — ganz  das  Gegenteil  ist  der  Fall  — , son- 
dern woil  diese  Industrie  viel  Mühe  macht  und  der  Chi- 
lene im  allgemeinen  ein  Feind  von  mucho  trabajo  (viel 
Arboit)  ist,  und  weil  dio  Tagelöhner  und  dio  meisten 
| Handwerker  gowöhnlich  Sonntag  und  Montag  betrunken 
, sind  und  nicht  arbeiten , während  die  Seidenwürmor  keine 
Fasttage  haben  wollen.  — Sehr  selten  Bieht  man  den 
schwarzen  Maulbeerbaum. 

Der  Feigenbaum  trägt  noch  iu  Valdivia,  wenn  er 
an  geschützten  Stellen  steht,  roifo  und  schmackhafte  Früchte, 
allein  je  weiter  man  nach  Norden  vorschreitet,  um  so  wich- 
tiger wird  er.  Getrockneto  Feigou  sind  keine  Näscherei, 
sondern  ciu  wichtiges  Nahrungsmittel  für  die  Bergbewohner 
in  den  Nordprovinzen,  und  der  Baum  gedeiht  so  ausge- 
zeichnet iu  den  Provinzen  Aconcagua,  Coquimbo,  Copiapö, 
dafs  er  eine  Hauptquelle  der  Einnahme  für  die  dortigen 
Grundbesitzer  liefert.  Man  brenut  auch  dort  nicht  selten 
Branntwein  aus  den  Feigen.  Eine  nennenswerte  Ausfuhr 
von  getrockneten  Feigen  findet  indes  nicht  statt. 

Der  Nufsbaum,  Juglans  regia,  wird  vorzugsweise  iu 
den  mittlern  Provinzen  kultiviert  , und  sieht  man  nament- 
lich bei  Quillota  und  Limache  grofse  Strcckon  Landes  damit 
bepflanzt,  doch  wächst  der  Baum  auch  noch  an  geschützten 
Stollen  in  Valdivia.  Walnüsse  werden  viel  gegessen  und 
sind  koin  unbeträchtlicher  Exportartikel ; im  Jahre  1880 
wurden  davon  für  162000  Pesos  ausgeführt. 

Es  wundert  mich  sehr , dafs  man  in  Chile  so  selten 
ächte  Kastanien  bäume  findet,  da  der  Baum  von  den 
mittlern  Provinzen  bis  nach  Valdivia  sehr  gut  wächst.  In 

38* 


Digitlzed  by  Google 


300 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


einigen  Gärten  Santiagos  sieht  man  ganz  riesige  Bäume, 
die  kaum  300  Jahre  alt  sein  können.  Die  Kastanien , die 
recht  gut  wie  in  Südeuropa  ein  Nahrungsmittel  für  das 
Volk  sein  könnten,  sind  bis  jetzt  eine  Leckerei  geblieben; 
als  ich  vor  34  Jahren  nach  Santiago  kam,  kostete  das  Hun- 
dert Kastanien  noch  1 Pesos,  daznmal  4 Mark,  heutigen 
Tages  die  Hälfte. 

Die  Haselnufs  findet  sich  nur  als  Kuriosität  in  ein- 
zelnen Gärten,  und  trägt  nur  selten  und  spärlich  Früchte. 
Ich  kann  mir  diese  Thatsacho  nicht  erklären,  da  der  Strauch 
in  Neapel  und  Sizilien,  wo  die  Sommor  viel  heifser  sind 
als  in  Chile,  vortrefilich  gedeiht,  so  dals  seino  Früchte 
einen  Ausfuhrartikel  abgeben  (os  hat  ja  dio  Haselnufs  ihren 
lateinischen  Namen,  Nux  avellana,  von  der  süditalionischen 
Stadt  Avella),  zumal  auch  in  der  weit  kühlem  Provinz 
Valdivia  die  Haselnufssträucher  nur  wenig  tragon. 

Den  Pisang,  spanisch  plätano,  sieht  man  in  den 
Gärten  von  Copiapö,  auch  wohl  ab  und  zu  weiter  im  Süden, 
aber  mehr  zur  Zierde  als  zum  Nutzen.  In  Santiago  hält 
er  den  Winter  nicht  aus,  wogegen  Musa  Knsete  im  vorigen 
Winter  in  mehreren  Gärten  einen  Frost  von  4°  unter  Null 
Überstunden  hat,  freilich  nicht  ohne  die  äufsern  Blätter  zu 
verlieren. 

Die  Dattelpalme  findet  man  hior  und  da  bis  in  das 
Thal  dos  Maipufiusses  und  ist  z.  B.  auf  der  Hacienda  S.  Mi- 
guel, welche  früher  der  Familie  Carrera  gehörte,  eine  ganze 
Allee  alter  Dattelbäume.  Efsbare  Früchte  tragen  sie  aber 
nicht,  selbst  uicht  in  Copiapö,  wo  man  diese  Palme  häu- 
figor  sieht,  wie  dies  auch  zu  erwarten  ist. 

3.  Coroalion. 

Der  Weizenban  ist  eine  der  Hauptquellen  des  Wohl- 
standes von  Chile,  wenngleich  ein  Korrespondent  des  „Aus- 
land“ aus  Buenos  Aires  vor  ein  paar  Jahren  berichtete 
uud  aus  schönen  theoretischen  Gründen  bewies,  Chile  sei 
durchaus  kein  Land  für  den  Weizenbau.  Sohon  zur  Kolo- 
nialzoit  führte  Chile  Weizen  nach  Peru  aus,  doch  blieb  bis 
zur  Entdeckung  Californiens  der  Bau  dieses  Getreides  in 
mäfsigen  Schranken,  um  alsdann  plötzlich  eine  grofse  Aus- 
dehnung zu  gewinnen , die  noch  jedes  Jahr  zugonotnmen 
hat.  In  den  ersten  Jahren  der  Bevölkerung  Californiens 
wurde  dort  nur  chilenisches  Mehl  konsumiert  und  mit  fubel- 
haften  Preisen  bezahlt,  und  jetzt  geht  oine  grofse  Menge 
Weizen  nach  Europa,  namentlich  nach  England,  und  hält 
die  Konkurrenz  mit  dem  russischen  und  nordamorikanischen 
Weizon  aus.  Im  Jahre  1880  betrug  die  Ausfuhr  von 
Weizen  und  Mehl  Millionen  Pesos.  Dio  Provinz  Col- 
clingun  und  die  benachbarten  produzierten  früher  den  meisten 
Weizen,  jetzt  liefern  die  Landstriche  südlich  vom  Flufs 
Biobio,  die  bis  vor  wenigen  Jahren  noch  im  alleinigen  Be- 


sitz der  Araukaner  waren , enorme  Mengen.  Fünf  Güter- 
| züge  sind  im  März  und  April  täglich  beschäftigt,  um  von 
j Angol  nach  Talcahuano  den  dort  geernteten  Weizen  zu 
schallen.  Im  Jahre  1883  wurden  aus  dem  genannten  Hafen 
und  ein  paar  kleinem  der  Nachbarschaft  für  3379  293  Pesos 
Weizen  ausgeführt,  im  laufenden  Jahr  bis  zum  10.  April 
für  2440  725.  Der  Weizen  gedeiht  noch  vollkommen  in 
der  Provinz  Valdivia,  auf  der  Insel  Chiloe  hingegen  wird 
er  nur  wenig  gebaut,  da  es  dort  zur  Erntezeit  schon  fast 
ununterbrochen  regnet;  die  Ähren  werden  unter  Dach 
aufbewahrt,  und  täglich  so  viel  mit  den  Füfsen  ausgetreten, 
: als  man  im  Hause  für  den  Gebrauch  des  Tages  bedarf, 

besonders  um  dio  beliebto  harina  tostada  (Melil  von  ge- 
röstetem Weizen)  daraus  zu  bereiten.  Der  Weizen  liefert 
um  so  weifseres  Mehl,  je  weiter  man  in  Chile  nach  Norden 
geht.  In  don  nördliohen  Provinzen  ist  der  Weizenbau  ganz 
unbedeutend,  woil  es  dort  an  kulturfähigem  Lande  mangelt, 
und  andre  Gowächso  reichern  Ertrag  liefern. 

In  grofser  Menge  wird  Gerste  kultiviert,  nicht  blofs 
zum  Bierbrauen,  sondern  hauptsächlich  zum  Futter  der  Pferde 
und  Maultiero,  denn  diese  werden  noch  heutigestugs  in  Chile, 
wie  im  Altertum  in  Griechenland,  Italien  «Sc.,  mit  Gerste,  nicht 
mit  Hafer  gefüttert.  Bedeutende  Mengen  von  Gerste  gohen 
deshalb  nach  Peru.  Dio  Ausfuhr  dioses  Getreidos  ist  ziem- 
lich bedeutend;  für  das  Jahr  1879  ist  sio  auf  788973  Pesos 
angogehon,  für  1880  auf  12  000  Pesos.  Diese  Abnahme 
rührt  daher,  dals  im  Jahre  1879  die  peruanische  Provinz 
Tarapaed,  welche  der  Hauptkonsument  der  chilenischen  Gerste 
ist,  noch  als  Ausland  angesehen  wurde,  da  der  Frieden  noch 
nicht  abgeschlossen  war , der  diese  Provinz  au  Chile  ab- 
getreten hat. 

Roggen  wird  in  geringer  Mongo  und  fast  nur  von 
deutschen  Kolonisten  im  Sildon  Chiles  gobaut : Roggenbrot 
ist  in  Santiago  und  Valparaiso  oine  Art  Leckerei,  die  nur 
von  Fremden  gekauft  wird. 

Auch  Hafer  wird  nur  von  deutschen  Kolonisten  zum 
eignen  Gobrauch,  d.  h.  zum  Futter  ihrer  Pferde,  kultiviert. 

Boi  Paihunno  in  der  Provinz  Coquimbo  fand  ich  ein 
kleines  Feld  mit  Riesenroggen,  Triticum  polonicum,  bestellt; 
sonst  habe  ich  diese  Getroideart  nirgends  gosohon.  Der 
Eigentümer  des  Feldos  versicherte  mir,  das  Korn  gebe  eine 
sehr  wohlschmockonde  „harina  tostada“. 

Obgleich  der  Mais  kein  nach  Ankunft  der  Spanier  ein- 
geführtes  Gewächs  ist,  sondern  die  Hauptnahrung  der  da- 
maligen Chilenon  ausmachte , also  eigentlich  nicht  in  den 
Rahmen  dieser  Abhandlung  gehörte,  so  will  ich  doch,  um 
ein  vollständiges  Bild  der  in  Chile  gobauten  Cerealien  zu 
geben,  kurz  orwähnon,  dafs  er  in  ganz  Chile  mit  Ausnahme 
der  Insel  Chiloe  gebaut  wird,  aber  bei  weitem  nicht  dio 
Wichtigkeit  als  Nahrungsmittel  hat,  wie  im  tropischen 


Digitized  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat 


301 


Amerika  oder  in  den  Vereinigten  Staaten.  Man  ifst  allge- 
mein die  noch  weichen,  nicht  ganz  reifen  Maiskolben,  cho- 
clos, in  der  Suppe  gekocht ; man  macht  daraus  sehr  wohl- 
schmeckende Pastoten , umintas  und  tamalas,  letztere  mit 
Zusatz  von  gehacktem  Fleisch ; man  verkauft  auf  den  Strafsen 
die  in  Wasser  abgesottenen  Körner  als  mote  de  mais,  der 
aber  nicht  so  häutig  genossen  wird,  als  der  mote  de  trigo ; 
endlich  macht  man  von  der  curagua  genannten  Varietät 
des  Mais,  nachdem  derselbe  geröstet  ist,  ein  foines  woifses 
Mehl,  harina  de  Calle,  das  man  in  Trinkwasser  rührt. 

In  ziemlicher  Menge  baut  man  in  Chile  das  Kana- 
riengras, alpiate  genannt,  Fhalaris  canariensis,  unge- 
achtet die  Samen  desselben  nur  als  Vogelfutter  dienen. 
Dieser  Samen  ist  kein  unbedeutender  Exportartikel ; im 
Jahre  1879  betrug  die  Ausfuhr  desselben,  die  fast  nur  nach 
Peru  geht,  72  000  Pesos,  im  folgonden  noch  15300  Pesos. 

4.  Putterkräuter. 

Grofse  Strecken  des  anbaufähigen  Bodens  sind  mit  Lu- 
zerne (Medicago  sativa),  chilenisch  alfalfa,  in  Atacama 
alfa,  bestellt,  und  dienen  größtenteils  als  Viehweide , seit 
einigen  Jahren  aber  auch  zur  Gewinnung  von  Heu,  wel- 
ches in  beträchtlicher  Menge  nach  Peru  und  namentlich 
auch  nach  der  Provinz  Tarapacä  ansgeführt  wird.  Mein 
Solin  hat  auf  seiner  Expedition  nach  diosor  Provinz  seine 
Maultiere  oft  mit  dem  aus  Chile  eingeführten  Luzerneheu 
ernähren  müssen  und  dieses,  um  nur  ein  Beispiel  anzu- 
führon,  noch  in  Ascotan,  3750  m über  dom  Meoresspiegel 
entfernt,  vorgefunden,  bis  wohin  vom  Hafen  aus  eine  Tage- 
reiso  Eisenbahnfahrt  und  4 bis  5 Tage  Fahrt  mit  Fracht- 
karren zurUckzulegen  sind,  und  wo  der  Zentner  -14-  Pesos 
kostete.  Die  Luzerne  gedeiht  in  Chile  so  vorzüglioh,  dafs 
bekanntlich  europäische  Reisende  sie  nicht  als  Luzorne  er- 
kannten, sondern  für  eine  in  Europa  unbekannte  Futter- 
pflanze erklärten  und  eine  nicht  unbedeutende  Einfuhr  von 
Alfalfa -Samen  nach  Europa  veranlafsten.  Sie  wächst  in 
Chile  auf  unfruchtbarem  Kiesboden,  wenn  dieser  nur  be- 
wässert werden  kann;  und  da  ihre  Wurzel  sehr  tief  geht, 
so  erzeugt  sio  durch  die  abfallenden  Blätter  im  Verein  mit 
dem  Absatz  des  Rioselwassers  mit  der  Zeit  eino  Decke 
von  Humus,  so  dafs  auf  dom  Alfalfa- Acker,  wenn  er  naoh 
vielen  Jahren  umgebrochen  werden  mufs,  andre  Kultur- 
pflanzen gebaut  werden  können.  In  den  südlichen  Pro- 
vinzen , von  Concepcion  an , will  die  Luzerne  nicht  mehr 
recht  wachsen,  während  sie  in  den  mittlern  Provinzen  förm- 
lich zum  Unkraut  wird.  — Sie  wird  noch  in  Antofagasta 
de  la  Sierra  in  3570  m Meereshöhe  angebaut. 

Um  so  besser  gedeiht  in  den  südlichen  Provinzen  der 
rote  Wiesenklee,  Trifolium  pratense,  doch  wird  er 
dort  noch  wenig  angebaut.  Vor  einigen  Jahren  erst  hat 


man  angefangen,  bei  Concepcion  gröfsere  Flächen  damit  zu 
bosäen,  was  den  für  den  Kleebau  geeigneten  Grundstücken 
einen  bedeutend  erhöhten  Wert  gegeben  hat. 

Der  weifBe  Klee,  Trifolium  repens,  breitet  sich  von 
Jahr  zu  Jahr  mehr  in  Chile  aus,  und  ist  jetzt,  namentlich 
in  Valdivia,  eine  der  gemeinsten  Pflanzen,  die  überall  wächst. 
Im  Anfang  der  fünfziger  Jahro  fand  ich  dieseu  Klee  nur 
spärlich  und  nur  in  den  Wäldern,  so  dafs  ich  ihn  irrtüm- 
lich für  eine  einheimische,  noch  unbeschriebene  Art  hielt, 

Esparsette,  Onobrycbis  sativa,  wird  nirgends  in 
Chile  gebaut,  was  vielleicht  mit  dem  Umstand  znsammen- 
hängt,  dafs  in  Chile  fast  gar  kein  Kalkboden  existiert. 

Die  Pimperneile,  Poterium  Sanguisorba,  ist  vor  etwa 
40  Jahren  in  der  Provinz  Concepcion  als  ein  für  trockne 
Hügel  Behr  geeignetes  Fütterkraut  eingeführt  worden  und 
ist  auch  dort  verwildert;  ich  habe  aber  nicht  gehört,  dafs 
man  den  Anbau  dieser  Pflanzo  fortgesetzt  hat.  Die  Chi- 
lenen nannten  sio  pasto  nogro,  schwarzes  Futter. 

Der  spitzblättorigo  Wegorich,  Plantago  lanceo- 
lata,  den  mehrere  Personen  als  Fütterkraut  eingeführt  hatten, 
ist  jetzt,  seit  etwa  20  Jahren  eine  der  gemeinsten  Pflan- 
zen geworden,  ja  er  ist  teilweise  sogar  ein  läatigos  Unkraut. 

Was  die  eingeführten  Gräser  betrifft,  so  nimmt  das 
Honiggras,  Holcus  lanatus,  offenbar  unter  ihnen  den 
ersten  Rang  ein;  die  deutschen  Kolonisten  haben  es  nach 
Valdivia  gebracht,  wo  es  ein  ihm  besonders  zusagendes 
Klima  gefunden  hat.  Fis  wächst  dort  auf  jedem  Boden, 
im  Trocknen  wie  im  Fouchten,  und  man  findet  es  fast 
überall,  selbst  da,  wo  es  nie  gestiet  wordon  ist.  Sein  spa- 
nischer Name  ist  heno  blanco , die  Chilonon  haben  aber 
den  deutschen  Namen  übersetzt  und  nennen  es  pasto  de 
miel.  — In  don  mittlern  Provinzon  baut  man  viel  auf  feuch- 
ten Stollen  das  italienische  Raigras,  Lolium  italicuin 
oder  multiflorum.  In  Valdivia  wächst  nächst  dem  Honig- 
gras am  besten  das  französische  Raigras,  Arrhena- 
therum  elatius,  wogegen  andre  deutsche  Wiesengräser, 
Phleum,  Alopecurus,  Dactylis,  Cynosurus  &c.  nicht  fortkom- 
men  wollen.  Ich  habe  sie  auf  meiner  Besitzung  versuchs- 
weise ausgosäet,  aber  sie  sind  mit  den  Jahren  ganz  ver- 
schwunden, nur  Agrostis  vulgaris  hat  sich  nicht  nur  er- 
halten, sondorn  sogar  ziemlich  ausgebroitet.  Poa  pratensis 
und  uomoralis  werden  als  chilenische  Pflanzen  aufgofiibrt, 
und  wachsen  obenso  wie  Poa  trivialis,  die  ich  noch  häufiger 
gefunden  habo,  unter  Umständen,  welche  sehr  für  diese 
Ansicht  sprechen ; man  sieht  wenigstens  nicht  ein,  welcher 
Zufall  europäischen  Samen  an  ihre  Fundorte  gebracht  haben 
konnte.  Unsre  sociedad  nacional  de  agricultura  hat  vor 
einigen  Jahren  die  in  Guatemala  einheimische  und  als  Fütter- 
kraut sehr  geschätzte  Euchlaona  oder  Reana  luxurians  als 
für  Chile  geeignet  auompfohlen,  aber  damit  glänzondes  Fiasko 


Digitized  by  Google 


302 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat 


gemacht.  Der  Professor  der  Agrikultur  in  Santiago,  Herr 
Lefeuvre,  hätte  dies  billigerweise  vorher  wissen  köunon. 

Nirgends  werden  in  Chile  zur  Ernährung  des  Viehs 
Kuben  oder  Knollen  gezogen. 

5.  Industriepfianzen. 

Bevor  Chile  sich  von  Spanien  losrifs  und  seine  Häfen 
dem  Handel  öffnete,  wurde  das  Speisoöl  von  dem  einhei- 
mischen Madia1)  mellosa  (=  sativa)  gewonnen,  auch  wohl 
die  Pflanze  zu  dem  Zweck  kultiviert,  was  jetzt  nirgends 
mehr  geschieht.  Jetzt  braucht  man  kein  andres  Speiseöl 
als  Olivenöl. 

Raps  (Brassica  Napus  oleifera  und  andre)  wird  nir- 
gends besonders  gebaut-,  die  Pflanze  ist  aber  oines  der 
gemeinsten  Unkräuter  Chiles  geworden,  und  die  Weizen- 
felder der  roittlern  Provinzen  Chiles  sind  namentlich  so  voll 
davon,  dafs  man  beim  Sieben  des  Getreides  nach  der  Ernte 
grofse  Menge  Rapssamen  erhält,  der  uuch  an  mehreren 
Orten  ausgeprefst  wird. 

Der  Lein  gedeiht  sehr  gut  bis  nach  Chiloe.  Dort 
mischt  man  den  Samen  mit  Gerste  oder  Weizen,  wenn 
man  harina  tostada,  dio  gewöhnliche  Nahrung  der  ärmem 
Leute  macht  Es  wird  etwas  Leinsamen  aus-,  aber  eine 
ziemliche  Menge  von  Leinöl  eingefiihrt.  Die  Fasern  werden 
in  keiner  nennenswerten  Menge  verarbeitet ; ein  paar  deutsche 
Kolonisten  machen  Leinwand  fürs  Haus,  und  etwas  Flachs 
wird  von  den  Taufabriken  verarbeitet. 

Hanf  wird  in  nicht  unbedeutender  Menge  in  den  mitt- 
lcrn  Provinzen,  namentlich  in  Aconcagua  gebaut  und  liefert 
auch  das  Material  für  die  boidon  bedeutenden  Fabriken 
von  Tauwerk  die  in  Chile  existieren.  Es  ist  mir  nicht 
bekannt,  dafs  Hanföl  gemacht  wird. 

Die  Rizinuspflanze  findet  sich  in  den  mittlern  und 
nördlichen  Provinzen  stellenweise  massenhaft  verwildert,  und 
ab  und  zu  fordert  auch  jemand  ein  Patent  auf  die  Berei- 
tung von  öl  aus  deren  Samen , soviel  ich  weifs  geschieht 
es  aber  nirgouds  in  Chile. 

Ebonsowcnig  macht  man  öl  aus  den  Samen  der  Sonnen- 
blume (Helianthus  annuus) ; vor  oin  paar  Jahren  sah  man 
die  Pflanze  in  Menge  auf  den  Rainon  bei  Santiago  ange- 
pflanzt. 

Man  hat  mehrmals  versucht,  im  Norden  Chiloa  und  selbst 
bei  Santiago  Baumwolle  zu  bauen,  und  zwar  Gossypium 
herbaceum,  und  die  Baumwolle  von  Copiapb  und  Catema, 
dio  ich  gesehen  habe,  war  von  sehr  guter  Beschaffenheit. 
Da  aber  andre  Kulturen  lohnender  sind , hat  man  dieso 
Versncho  schnull  aufgegeben. 


*)  Iler  einheimische  Karne  raadi  -wird  jetzt  kaum  noch  gebürt,  man 
bezeichnet  die  Pflanze  jetzt  allgemein  mit  dem  Kamen  roclosa. 


Die  Agave,  Agave  americana , die  mau  fälschlich  Aloe 
nennen  hört,  wird  in  Chile  Pita  oder  rnaguci  genannt  und 
wächst  ziemlich  gut  in  den  nördlichen  und  mittlern  Pro- 
vinzen; in  Santiago  bedarf  sie  aber  immer  10 — 15  Jahre, 
eho  sie  zum  Blühen  kommt.  Man  hat  die  Pflanze  nur  in 
Gärten  und  benutzt  ihre  Fasern  nicht,  ebensowenig  wird 
sio  zu  Hocken  angepflanzt,  wie  dies  anderswo  in  Südamerika, 
z.  B.  bei  Montevideo  dor  Fall  ist. 

Umgekehrt  gedeiht  der  neuseeländische  Flachs, 
Phormium  tenax,  besser  im  Süden.  In  Yaldivia  wächst  er 
ganz  vorzüglich ; ich  habe  dort  einmal  an  einem  einzigen 
Busch  meines  Gartens  22  Blütenschäfte  gehabt.  Er  findet 
bis  jetzt  keine  industrielle  Verwendung. 

Unsre  Sociedad  nacional  de  agricultura  hat  auch  ein- 
mal den  Anbau  von  Urtica  nioca  empfohlen  und  auch  ein 
Beet  mit  dieser  Staude  bepflanzt,  aber  kein  Mitglied  der- 
selben oder  ein  Professor  vom  landwirtschaftlichen  Institut 
hat  es  der  Mühe  wert  gehalten , einen  Versuch  zur  Be- 
nutzung der  Faser  derselben  zu  machen. 

Zur  Kolonialzeit  ist  in  Chile  Waid,  Isatis  tiuctoria, 
gebaut  worden,  und  noch  heute  findet  man  ab  und  zu 
verwilderten  Waid,  z.  B.  bei  S.  Bernardo,  allein  gegenwärtig 
wird  keinerlei  Farbpflanze  im  Lande  gebaut.  Die  Land- 
leute, besonders  die  Araukaner,  die  Indianer  in  Valdivia 
und  die  Chiloten,  färben  ihre  wollenen  Gewebe  mit  einhei- 
mischen, wild  wachsenden  Farbekräutern  und  mit  Indigo, 
den  sie  kaufen. 

In  dor  ersten  Zoit  der  Ansiedelung  dor  Spanier  wurde 
Tuch  im  Lande  gemacht,  und  zu  dem  Ende  die  Weber- 
kardo,  Dipsacus  fullonum,  gebaut;  dieso  Pflanze  findet 
mau  jetzt  fast  in  allen  Provinzen  verwildert,  ungeachtet 
dio  Tuchfabriken  bald  eingegangon  waren.  Erst  seit  30  bis 
40  Jahren  gibt  es  wieder  solche. 

Die  Hopfenpflanze  wächst  ganz  gut  in  Chile,  und 
auf  den  verschiedenen  Ausstellungen,  die  in  Santiago  statt- 
gefunden haben , waren  seit  1 854  immer  Proben  schönen 
Hopfens  zu  sehen,  ohne  dafs  der  Hopfenbau  über  das  Sta- 
dium des  Versuchs  hiuausgokorameu  wäre. 

Anders  ist  cs  mit  dom  Tabak.  Diese  Pflanze  ist  Btets 
im  Lande  heimlich  gebaut  worden , trotzdem  der  Tabak 
„estanco“,  d.  h.  Monopol  der  Rogiorung  war,  und  aufser 
der  Vernichtung  der  Pflanzen  eine  ziemlich  hoho  Geldstrafe 
den  traf,  welcher  den  Anbau  derselben  versucht  hatte.  Seit 
oin  paar  Jahren  ist  dieses  Monopol  gefallen , und  es  wird 
jetzt  mehr  „Habanatabak“  aus  Chile  aus-  als  eingefukrt! 
Die  Araukaner  haben  von  jeher  ihren  Tabak  gebaut,  und 
zwar  schon  ehe  die  Spanier  ins  Land  kamen,  da  man  iu 
Menge  in  ihren  alten  Gräbern  eigentümliche,  steinerne  und 
thönerne  Tabakspfeifen  findet,  während  die  jetzigen  Chile- 
nen nur  cigarros  und  cigarritos  aber  nie  Pfeifen  rauchen. 


Digitlzed  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


303 


Dieser  einheimische  Tabak  „mapunche“  ist  Nicotiana  rus- 
tica,  der  sogenannte  Bauerntabak,  während  im  übrigen  Chile 
nur  Varietäten  der  Arten  mit  roten  Blumen  kultiviert  wer- 
den, Nicotiana  Tabacura  und  verwandt«. 

In  den  sechziger  Jahren  errichtet«  ein  Herr  Lavigne, 
der  mit  seiner  Kunstmühle  sich  ein  hübsches  Vermögen 
erworben  hatte , eine  Runkelrüben  - Zuckerfabrik  dicht 
bei  Santiago,  machte  aber  schon  im  zweiten  Jahr  bankrott, 
trotzdem  die  Rüben  sehr  zuckerreich  waren , und  erschofs 
sich.  Er  hatte  freilich  vieles  sehr  verkehrt  angefangen. 
Jetzt  ist  man  dabei,  wieder  eine  Zuckerfabrik  an  geeigneterer 
Stelle  in  einer  südlichem  Provinz  anzulegen,  der  wir  bessern 
Erfolg  wünschen  wollen. 

Zuckerrohr  wurde  Ende  vorigen  Jahrhunderts  in  den 
nördlichen  Provinzen  gebaut,  und  auch  etwas  Zucker  ge- 
macht; diese  Kultur  hat  aber  ganz  aufgehört.  Die  Pflanzo 
wächst  übrigens  noch  in  Santiago  im  Freien , wenigstens 
an  geschützten  Stellen. 

Vor  mehroren  Jahren  wurde  bekanntlich  grofser  Lärm  mit 
dem  Zuokersorghum,  Sorghum  saccharatum,  gemacht, 
und  auch  in  Chile  versuchton  einige  Personen  die  Pflanze 
zu  kultivieren,  machten  auch  etwas  Melasse  und  Rum  daraus, 
liefsen  aber  rasch  den  Anbau  derselben  wieder  fallen.  Im 
vorigen  Jahre  wurde  er  wieder  von  Nordamerika  aus  an- 
empfohlen. 

Die  Neger liirse,  Sorghum  vulgare,  in  Chile  cura- 
guilla  genannt,  wird  ziemlich  viel,  aber  nirgends  im  grofson, 
gebaut,  um  Besen  aus  dom  Blütenstand  zu  machen.  Die 
Körner  dienen  nur  zum  Füttorn  des  Geflügels  und  nicht 
zur  Nahrung  der  Menschen,  da  man  gonug  bessere  hat. 

6.  Gemüsepflanzen  und  Küchenkräutor. 

Ich  weifs  nur  drei  einheimische  Pflanzen  aus  dieser 
Kategorie  zu  nennen,  die  Kartoffel,  die  Kruppbohnen  und 
die  Quinoa.  Die  Kartoffel  spielt  bei  weitem  keine  so 
wichtige  Rollo  im  Haushalt  des  Volkes  wie  in  Deutschland ; 
sie  fehlt  wohl  nie  auf  dem  Mittagstisch,  aber  nur  als  Zu- 
gabe zum  „puchoro“,  und  sie  macht  beinahe  nie  allein  für 
sich  oin  Gericht  aus,  sie  diont  nicht  zum  Viehfutter,  nicht 
zum  Branntweinbronnen.  Der  Branntwein  wird  fast  nur 
aus  Getreide  gewonnen,  nächst  dem  aus  Weintraubon. 

Ganz  allgemein  wird  der  Kohl,  Brassica  oleracea,  in 
allen  seinen  Varietäten,  mit  Einschlufs  der  Oberkohlrabi 
gobaut,  wogegen  die  Steckrüben  oder  Unterkohlrabi 
fast  nur  von  den  deutschen  Kolonisten  im  Süden  gezogen 
werden;  den  Chilenen  sind  sie  unbekannt.  Dasselbe  gilt 
von  den  eigentlichen  Rüben,  Brassica  Rnpa. 

Allgemein  findet  man  dagegen  den  Rettig,  Raphanus 
sativus,  gebaut,  besonders  eino  Varietät  mit  blafsviolettor, 
J/s m langer  Wurzel,  die,  in  Scheiben  geschnitten,  ausge- 


wässert  und  als  Salat  zubereit«t  eine  sehr  beliebte  Speise 
der  armem  Leute  im  mittlern  Chile  ist.  Der  Rettig  ist 
verwildert  und  ein  sehr  gemeines  Unkraut  geworden.  Wo- 
her kommt  es  wohl,  dafs  man  es  im  verwilderten  Kohl  an- 
trifft? — Don  Moerrettig,  Axraoracia  rusticana,  findet 
man  nur  in  den  Gärten  einiger  Fremden. 

Dio  Oka,  Oxalis  oca , wird  jetzt  nur  von  einzelnen 
Individuen  bei  Puerto  Montt  und  in  Chiloü  gobaut;  zu  den 
Zeiten  Molinaa  mufs  dies  häufiger  dor  Fall  gewesen  sein. 

Dio  Kruppbohne,  Phaseolus  nanus,  porroto  (perua- 
nisch purrutu)  und  frijol  genannt,  hat  in  Chile  ganz  dioselbe 
Wichtigkeit,  welche  die  Kartoffel  in  Norddeutschland  hat. 
Sie  fehlt  auf  keinem  Mittagstisch  der  Reiohen  und  ist  das 
tägliche,  oft  einzige  Gericht  der  Armen  und  der  Gefangenen. 
Die  chilenischen  Bohnen  sind  aber  auch  ganz  vortrefflich. 
Sie  sind  auch  ein  bedeutender  Exportartikel ; im  Jahre  1880 
belief  sich  die  Ausfuhr  derselben  auf  3 766  000  kg  zum 
Wert  von  266  000  Pesos.  Man  hat  eine  grofse  Menge  Varie- 
täten , deren  Samen  die  verschiedensten  Farben  und  Ge- 
stalten haben ; so  sind  z.  B.  diu  sogenannten  borriquitos 
(Eselchen),  dor  Phasoolus  osellus  des  Molina,  fast  kugel- 
rund und  esclsgrau.  Südlich  von  Biobio  kann  man  die 
Kruppbohno  nicht  mehr  mit  Vorteil  zu  Samen  ziehen,  da 
die  Regen  schon  im  Herbst  kommen  und  dio  Ernte  der 
trocknen  Bohnen  sehr  beeinträchtigen ; hier  treten  dio 
grofsen  Bohnen  oder  Saubohnen,  Faba  sativa,  und 
die  Erbsen  an  doron  Stollo.  — • Gay  führt  in  seiner  „Flora 
von  Chile-1  an,  Phaseolus  Pallar  werde  in  Chile  häufig  ge- 
baut; dies  ist  oin  Irrtum.  Der  oino  oder  andre  Gutsbe- 
sitzer der  mittlern  und  nördlichen  Provinzen  baut  allenfalls 
ein  paar  Pflanzen  dieser  in  Peru  einheimischen  Bohnen  nls 
Seltenheiten,  aber  auf  dem  Markt  sieht  man  sie  nie.  — 
Häufiger  bauen  fremde  Gärtner  sowie  die  deutschen  Kolo- 
nisten die  Stangenbohnen,  Phaseolus  vulgaris,  und 
auoh  wohl  die  türkische  Bohne,  Ph.  multiflorus.  Ab 
und  zu  zieht  auch  jemand  einmal  die  eine  oder  andre  Art 
von  Dolichos,  namentlich  I).  sesquipodalis  und  Lablab,  aber 
mehr  als  Kuriosität  als  zum  wirklichen  Küchengebrauch. 

Überall  wird  dio  E r b s o gebaut  und  teils  grün,  teils 
im  roifen  Zustand  verspeist;  letzteres  besonders  im  Süden, 
wo  sie  besser  gerät  als  im  Norden.  Sie  führt  in  Chilo  den 
Namen  alveya,  auf  Spanisch  heilst  Bie  guisante.  Zur  Zeit 
des  Kaisers  Karl  V.  war  sie  in  Spanien  noch  unbekannt ; 
Herrera  erwähnt  sie  gar  nicht. 

Soltoner  sieht  man  dioKichererbso,  garhanzo  (Cicer 
arietinum),  gebaut,  doch  fohlt  sio  nie  auf  den  Märkten  der 
Stadt«.  In  Spanion  war  sie  dagegen  und  ist  vielleicht  noch 
dio  wichtigste  Hülsenfrucht.  Noch  weit  seltener  bekommt 
man  die  cicercha,  Lathyrus  sativus,  zusehen.  Die  weifse 
Lupine,  Lupinus  albus,  spanisch  chocha  und  altramuz, 


304 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


habe  ich  nur  in  den  Gemüsegärten  italienischer  Missionare 
angetroffen,  die  mir  versichert  haben,  sie  schmeckten  sehr 
gut.  Das  ist  Geschmackssache.  In  Italien  werden  sie  viel 
gegessen , ebenso  in  Valencia  und  Murcia , aber  der  alte 
Ilerrera  sagt:  rdie  Menschen  essen  sio  in  unfruchtbaren 
Jahren“,  d.  h.  wenn  bessere  Nahrung  fehlt.  Linsen  wer- 
den in  ziemlicher  Menge  gebaut. 

Die  kürbisartigenGewäohso  nehmen,  wie  in  allen 
warmen  Ländern,  eine  bedeutende  Stelle  unter  den  Nah- 
rungsmitteln dor  nördlichen  und  mittleru  Provinzen  oin; 
in  den  südlichen,  Valdivia,  Llanquihue,  Puerto  Mont t,  können 
die  meisten  nicht  mehr  ihre  Früchte  zur  Reife  bringen. 
Am  häufigsten  baut  man  Cucurbita  melopepo,  den  „zapallo“, 
dessen  Früchte  ein  gelbes,  festes  Fleisch  haben  und  sich 
auch  don  gröfsten  Teil  deB  Winters  hindurch  aufhcben 
lassen.  Ein  Stück  Kürbis  darf  nie  im  puchero  fehlen.  Dio 
Cucurbita  nmxima  ist  auch  nicht  selten ; die  Schale  der 
Früchte  wird  in  dor  Mitte  durchgeschnitten  und  dann  viel- 
fach in  den  ärmern  Haushaltungen  als  Gefäfs  benutzt.  — 
Eine  eigne  Art  Kürbis  ist  die  alcayota , deren  botanischer 
Name  mir  unbekannt  ist.  Die  Frucht  ist  von  regelmäfsiger, 
elliptischer  Gestalt,  stets  dunkelgrün,  sehr  fest  und  hält 
sich  über  ein  Jahr.  Man  macht  daraus  eine  sehr  gute 
Marmolode.  — Ebenso  kultiviert  man  die  Kalabasse,  La- 
genaria  vulgaris,  deren  harte  Schale  bekanntlich  (laschen 
abgibt,  weshalb  ja  die  Pflanze  auch  Flaschenkürbis  heifst; 
doch  sieht  man  diese  Flaschen  hier  seltener  im  Gebrauch 
als  in  Suditalion.  Der  gepulverte  spanische  PfofTor,  ajd, 
wird  nur  in  kleinen  Kalabassen  verkauft,  und  aus  klei- 
nen Kalabassen  bestehen  auch  meistens  die  Gefäfse,  aus 
denen  der  „mate“,  der  Anfgufs  auf  dio  „yerba“,  die  schwach 
gerösteten,  gröblich  gepulverten  Blätter  des  Ilex  paragua- 
jensis  und  verwandter  Arten,  vermittelst  der  „bombilla“ 
gesogen  wird.  Es  ist  dies  eine  Röhre  von  Rohr,  Silber 
oder  Blech  mit  einor  bimförmigen,  durchlöcherten  Erweite- 
rung am  untern  Ende,  die  verhindert,  dafs  Blätterteile  mit 
der  Flüssigkeit  in  den  Mund  gelangen.  Der  Genufs  des 
Mate  gilt  aber  jetzt  nicht  mehr  für  fein.  Die  unreifen 
Früchte  einer  Varietät  von  Kalobasso  werdon  im  puchero 
gegessen : man  hat  sie  früher  im  Jahr  als  die  Kürbisse. 

Die  Gurko  wird  nicht  so  häufig  genossen  wie  in 
Deutschland,  und  vorzugsweise  von  Fremden.  Desto  allge- 
meiner und  häufiger  ist  die  Wassermelone,  sandia, 
und  das  ärmere  Volk  lebt  gröfstenteils  von  dieser  Frucht 
in  den  letzten  Monaten  des  Sommers.  Fast  ebenso  häufig 
ist  die  Melone.  Im  südlichen  Chile  kann  man  Melonen, 
Wassermelonen  und  Kalebasson  ebensowenig  im  freien  Felde 
ziehen  wie  den  Kürbis. 

Von  Portulak  sagt  Gay,  man  kultiviere  ihn  in  der  Nähe 
dor  Hacienden ; ich  für  meine  Person  habe  ihn  nirgends  an- 


gebaut gesehen,  noch  je  gehört,  dafs  man  ihn  irgendwo  als 
Zuthat  zu  Speisen  verwende:  verwildert  und  als  Unkraut 
ist  er  häufig  genug  in  den  Gärten  zu  finden.  — Die  Ara- 
katsch  a,  Aracacha  tuberosa,  mufa  zur  Zeit  Molinas  von 
dem  einen  oder  andern  Gutsbesitzer  gebaut  worden  sein, 
denn  sein  Heradeum  tuberosum  kann  nur  diese  Pflanze 
sein;  gegenwärtig  ist  sie  nirgends  in  Chile  zu  finden.  — 
Mohrrüben  oder  gelbe  Wurzeln,  Daucus  Carota, 
werden  in  allen  Gärten  gezogen  und  sind  an  den  Wegen 
zwischen  Chillan  und  Concepcion,  namentlich  an  den  Ufern 
des  Biobioflusses,  überall  verwildert  zu  sehen.  Sehr  selten 
sieht  man  die  Pastinake  kultiviert;  verwildert  habe  ich 
sie  in  der  Gegend  von  Talca  gefunden.  Petersilie  und 
Sellerie  fehlen  in  keinem  Gemüsegarten;  von  letzterm 
werden  nur  die  Blätter  wie  dio  der  Petersilie  zum  Würzen 
der  Speisen  benutzt ; der  Knollensellerie  wird  nur  von 
fremden  Gärtnern  gezogen  und  fast  alloin  von  Fremden 
gegessen.  Den  Kerbel  kennt  die  chilenische  Küchen- 
gärtnerei nicht,  ebensowenig  die  Gartenkresse. 

Sehr  beliebt  als  Würze  von  Suppen  und  andern  Ge- 
richten ist  der  römische  Kümmel  (Comino,  Cuminum 
Cyminum);  weniger  häufig  dient  dazu  der  Koriander, 
culantro.  Nicht  selten  würzt  man  die  Suppen  mit  Basi- 
likum, Ocimum  basilicum,  auf  spanisch  albahaca.  Unser 
deutscher  Kümmel,  alcaravea,  und  der  Dill,  eneldo  (Ane- 
thum  graveolens),  sind  in  Chile  unbekannt.  In  den  mitt- 
lern  Provinzen  wird  ziemlich  viel  Anis,  aniso  (Pirapinella 
anisiun),  gebaut;  er  dient  fast  nur  zur  Bereitung  des  all- 
gemein beliebten  Anisbranntweins,  anisado  ; auch  wird  Anis 
zum  Betrage  von  15-  bis  20000  Pesos  jährlich  nach  Peru 
ausgeführt.  Von  Fenchel,  hinojo,  wird  sonderbarerweise 
kein  Gebrauch  gemacht,  und  man  findet  ihn  nicht  einmal 
in  den  Apotheken;  früher  mufs  es  anders  gewesen  sein, 
denn  diese  Pflanze  ist  gegenwärtig  eins  der  gemeinsten 
Wegeunkräuter  in  Santiago  und  andern  Provinzen. 

Fast  in  allen  Küchongürten  findet  man  Zichorien 
und  Endivien,  deren  Blätter  als  Salat  dienen;  von  der 
Zichorienwurzel  wird  kein  Gebrauch  gemacht.  Die  Zichorie 
ist  in  den  mittlern  Provinzen  zu  einem  gewöhnlichen  Un- 
kraut geworden.  Ganz  allgemein  und  in  Menge  wird  der 
Lattich  in  verschiedenen  Varietäten  als  Salat  gezogen. 
Die  Franzosen  haben  bei  Santiago  in  ihren  Gärten  Beit 
etwa  25  Jahren  den  Löwenzahn,  Taraxacum  officinale, 
eingeführt,  da  sie  die  jungen  Blätter  desselben  gern  als 
Salat  verspeisen,  und  nun  ist  diese  Pflanze  ein  gewöhn- 
liches Unkraut  geworden.  In  dor  Provinz  Valdivia  hat  sie 
sich  durch  die  deutschen  Kolonisten  eingebürgert,  indem 
der  Same  mit  dem  von  Futtergräsern  hinkam.  Der  Feld- 
salat, Iiapüntschen  &c.  (V alerianella  olitoria)  findet  sich 
seit  einigen  Jahren  ab  und  zu  bei  Santiago  verwildert  und 


Digitized  by  Google 


305 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  bat. 


stammt  sicherlich  auch  aus  den  französischen  Gärten ; sein 
spanischer  Name  ist  yerba  de  los  candnigos. 

Häufig  sieht  man  in  den  Gärten  den  Bocksbart, 
salsifi  (Tragopogon  porrifolius).  Schon  aus  seinem  Namen 
läfst  sich  erkennen,  dafs  derselbe  von  den  französischen 
Gärtnern  eingefübrt  ist.  Desto  seltner  findet  man  auf 
dem  Markt  die  Schwarzwurzel,  escorzonera  (Scorzo- 
nera  hispanica),  ungeachtet  sie,  wie  auch  ihr  Karne  sagt, 
aus  Spanien  stammt.  (Die  Chilenen  bezeichnen  mit  dem 
Namen  escorzonera  verschiedene  einheimische  Pflanzen  des 
Geschlechts  Hypocbaeris  oder  Achyrophorus , deren  Wur- 
zeln indessen  wohl  selten  zur  Speise  und  fast  nur  als 
Hausmittel  gegen  verschiedene  Krankheiten  dienen.) 

In  den  Provinzen  Coquimbo  und  Copiapd  findet  man 
ab  und  zu  die  Batate  oder  siifse  Kartoffel,  in  Chile 
camote  genannt  (Convolvulus  Batatas),  kultiviert,  doch  kom- 
men die  meisten  Knollen,  die  auf  dem  Markt  oder  auf  den 
Strafsen  feilgeboten  werden,  aus  Peru.  Von  der  gewöhn- 
lichen Kartoffel  ist  schon  oben  die  Rede  gewesen ; aufser 
dieser  Solanum -Art  wird  auch  die  berengena,  der  Eier- 
apfel (Solanum  Melongena  und  S.  esculentum)  gezogen, 
doch  nur  selten,  und  als  Kuriosum  sieht  man  wohl  hior 
und  da  in  einem  Garten  Solanum  (Cyphomandra)  betaceum. 
Allgemein  wird  dagegen  der  Liebesapfel,  tomato  (Lyco- 
porsicon  esculentum),  gebaut,  als  Salat  gegessen,  zu  Saucen 
verwendet  &c.  In  Valdivia  gedeiht  die  Pflanze  schlecht 
wegen  der  späten  und  frühen  Nachtfröste. 

Vom  spanischen  Pfeffer  (aj(,  Capsicum)  baut 
man  zwei  Varietäten,  eine  schärfere,  ajf  schlechthin,  und 
eine  mildere , ajf  limenso , und  macht  von  beiden  viel  Ge- 
brauch. Die  Früchte  der  lotztern  werden  mit  Rinderfett 
geschmolzen,  welches  davon  eine  rote  Farbe  bekommt  und 
alsdann  als  „color“  zu  Suppen  und  andern  Speisen  ver- 
wendet wird.  In  Valdivia  und  weiter  siidlioh  kann  man 
den  ajf  nicht  mehr  ziehen. 

Häufig  werden  Artischocken,  alcachofas  (Cynara  Sco- 
lyrous)  gebaut,  und  sie  wachsen  auch  noch  in  Valdivia  sehr 
gut.  Die  Cynara  Cardunculus,  die  in  Chile  schlechthin  c a r d o , 
Distel,  heilst,  hat  sich,  wie  Gay  sagt,  erst  in  diesem  Jahr- 
hundert in  don  mittlern  Provinzen  aufserordentlich  ver- 
breitet und  bedeckt  bisweilen  grofse  Streckon  Landes,  wenn 
diese  nicht  in  Kultur  genommen  werden  können,  weil  man 
sie  nioht  bewässern  kann.  Die  Landleute  bringen  die 
Blattstiele,  poncas,  zum  Verkauf,  die  verschieden  zubereitet 
gegessen  werden , und  das  Rindvieh  frifst  im  Herbst  die 
Samen  trotz  der  stachligen  Kelche.  In  Valdivia  kommt 
die  wilde  Artischocke  nicht  vor. 

Man  ifst  auch  vielfach  im  Süden  die  zarten,  jungen 
Stengel  der  Mariendistel  (Silybum  marianum),  die  so- 
genannte  .tallos“ ; diese  Distel  wächst  in  den  südlichen 
Petermann»  Geosr.  Mitteilungen.  188G,  Heft  X. 


Provinzon,  namentlich  in  Valdivia  in  grofser  Menge  überall, 
wo  Kulturen  sind  oder  einmal  waren,  als  sehr  lästiges  Un- 
kraut, während  sie  im  Norden  viel  seltner  auftritt.  Ist 
diese  Distel  jemals  gebaut  worden , oder  ist  sie  durch 
blofsen  Zufall  nach  Südamerika  gekommen? 

Die  Chilenen  sind  keine  Spinatesser,  und  so  findet  man 
die  verschiedenen  8pinatkräuter  nur  in  den  Gärten  der  in 
Chile  ansässigen  Fremden,  am  häufigsten  den  echten  Spinat, 
Spinacia  oleracea,  und  den  Sauerampfer,  Rumex  Ace- 
tosa,  selten  die  Gartcnmelte,  Atriplex  hortensis;  den 
englischen  Spinat,  Rumex  Patientia,  habe  ich  in 
keinem  Garten  getroffen,  obgleich  die  Pflanze  ein  gewöhn- 
liches Unkraut  geworden  ist.  Ebenso  habe  ich  nirgends 
den  neuseeländischen  Spinat,  Tetragonia  expansa, 
angebaut  gesehen,  welcher  an  der  chilenischen  Küste  fast 
überall  wild  wächst. 

In  den  meisten  Küchengärten  findet  man  den  Man- 
gold, Beta  vulgaris,  und  namentlich  auch  die  Varietät 
mit  roten  Wurzeln,  die  rote  Boete,  wolche  als  Salat  ver- 
speist wird.  Auf  dom  Laude  essen  die  Leute  auch  öfter 
gekocht  die  Blätter  der  Quinoa,  Chonopodium  Quinoa, 
häufiger  jedooh  werden  die  Samen  zu  Suppen  oder  als 
Brei  genossen.  Auch  wird  eine  Partie  Samen  nach  Peru 
ausgeführt.  Gay  glaubt , die  Quinoa  sei  mit  dem  spa- 
nischen Pfeffer,  ajf,  durch  die  Inkas  in  Chile  eingeführt 
worden  (s.  Agricultura,  p.  3),  gibt  aber  die  Gründe  nicht 
an,  die  ihn  zu  dieser  Annahme  bewogen  haben.  Jetzt 
findet  sich  die  Pflanze  in  den  mittlern  und  südlichen  Pro- 
vinzen verwildert.  Bei  dieser  Gelegenheit  mufs  ich  ein 
närrisches  Quidproquo  erzählen.  In  der  offiziellen  Handols- 
statistik  Chiles  für  das  Jahr  1875  fand  ich,  dafs  vom  Hofen 
Constitucion  oine  Menge  „cascarilla“,  d.  i.  Chinarinde,  nus- 
gefiihrt  sei.  Ich  wandte  mich  um  Aufklärung  dieser 
höchst  auffallenden  Thatsache  an  den  Direktor  der  Oficina 
de  estadistica  comercia) , und  nun  stellte  es  sich  heraus, 
dafs  in  den  Listen  des  Hafens  Constitucion  als  Ausfuhr- 
artikel eine  Partie  Quinoa  notiert  war ; der  Beamte , wel- 
cher die  Listen  der  Aus-  und  Einfuhr  der  verschiedenen 
Häfen  zusammenzustellen  hatte  und  nicht  wufste,  was  Quinoa 
war,  glaubte,  einen  Schreibfehler  vor  sich  zu  haben,  und 
verwandelte  das  Wort  in  quina  (Chinarinde),  und  flir  quina 
wurde  dann  in  der  Schlufsredaktion  der  gebräuchlichere  Name 
ca8carilla  gesetzt. 

Der  Spargel  gedeiht  in  den  mittlern  Provinzen  und 
in  Valdivia  sehr  gut;  ich  kann  nicht  sagen,  ob  er  auch  in 
den  nördlichen  Provinzen  gezogen  wird.  In  Chiloe  ist  dies 
nicht  der  Fall,  wenigstens  klagte  mir  im  Jahre  1859  der 
Intendant  dieser  Insel,  er  könne  solbst  in  der  Hauptstadt 
Ancud  nur  die  allergewöhnlichsten  Gemüse  auftreiben. 

Eine  grofse  Rolle  spielt  in  der  chilenischen  Küche  die 

39 


306 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


gewöknliolie  Zwiebel,  Allium  Cepa,  und  sie  ist  auch 
von  ausgezeichneter  Güte  und  bei  weitem  nicht  so  scharf 
wie  in  Deutschland.  In  der  Provinz  Valdivia  gedeiht  sie 
nur  stellenweise  und  wird  dort  durch  die  Schalotte,  Allium 
ascalonicum , ersetzt.  Fast  noch  häufiger  zieht  man 
überall  den  Knoblauch.  Der  Porree  oder  spanische 
Lauch,  puerro,  Allium  Porrum,  und  der  Schnittlauch 
werdon  nur  in  den  Garten  der  Fremdon  augotroffen.  Die 
Winterzwiebel,  Allium  fistulosum , und  die  Perl- 
zwiebel,  Allium  Scorodoprasum,  habe  ich  nirgends  in  ei- 
nem chilenischen  Garten  gosehen.  In  keinem  Garten  fehlt 
der  Majoran,  Origanum  Majorans,  in  Chile  nur  oregano, 
nie  mejorana  oder  almoradux  wie  in  Spanien  genannt;  er 
dient  nicht  nur  zur  Würze  Behr  vieler  Speisen , sondern 
wird  auch  (getrocknet)  in  ziemlicher  Monge  nach  Peru 
ausgoführt,  in  manchen  Jahren  für  12000  Pesos1). 

Dagegen  habe  ich  den  Thymian,  Thymus  vulgaris, 
der  im  Werke  von  Gay  vergessen  ist,  nur  in  Gärten  der 
in  Chile  ansässigen  Fremden  angetroffen.  Dasselbe  gilt 
vom  Bohnenkraut,  Satureja  hortensis,  und  es  ist  ent- 
schieden ein  Irrtum  von  Gay,  wenn  er  sagt,  die  Pflanze 
sei  „sehr  häufig  in  den  Gärten  und  zuweilen  verwildert“. 

Als  die  Spanier  im  16.  Jahrhundert  nach  Peru  kamen, 
waren  sie  grofse  Freunde  von  mit  Minze  gewürzten  Ge- 
richten und  brachten  die  Pflanze  als  eine  der  ersten  euro- 
päischen dorthin , wo  sio  sich  rasch  einbürgcrto.  Schon 
Garcilaso  do  la  Vega  (geb.  1540  in  Cuzco,  gest.  1620  in 
Spanien)  wundert  sich , dafs  die  Minze  sich  in  wenigen 
Jahren  über  ganz  Peru  ausgebreitet  habe.  Man  findet 
überall  in  Chile  zwei  Arten,  verwildert  und  auch  in  den 
Küchengärten,  Mentha  piperita  und  M.  citrata ; beide  heifsen 
yuba  buona ; zur  Würze  von  Speisen  werden  sie  jetzt  nicht 
häufig  angewendet. 

Fast  in  allen  Gärten  findet  man  den  Boretsch,  der 
sich  immer  von  selbst  aussäet;  in  der  Küche  wird  er 
kaum  gebraucht  und  dient  mehr  als  nnschädliches  Haus- 
mittel bei  weiblichen  Krankheiten.  Ebenso  häufig  trifft  man 
überall  die  Melisse,  toronjil,  Melissa  officinalis,  an,  die 
ebenfalls  als  Hausmittel  dient2). 

7.  Unkräuter. 

Die  aus  fremden  Ländern  stammenden  Unkräuter  sind 
teils  verwilderte  Kulturpflanzen,  teils  solche,  deren  Samen 
zufällig  mit  andern  Samen  nach  Chile  gelangt  sind  und 

l)  Der  Majoran  Ut  in  Chile  mehrjährig;  Pereoon  und  andre  Botaniker 
geben  ihn  ala  einjährig  an ; die  Dauer  hängt  vom  Klima  ab ; Hiiinua,  Coix 
lacryma  &c.  aind  in  Chile  auch  mehrjährig. 

*)  Daa  von  Molina  als  wildwachsende  Pflanie  Chiles  angegebene  Ocl- 
man  aalinum,  die  „jetba  del  salilre“ , ist  Franken  in  Berteroana,  die  in 
den  Wegen  niirdlicb  von  Santiago  sehr  gemein  ist  und  Salz  aunchwitzt, 
daa  zum  groben  TeU  aus  nchwefeUaurem  Natron  beatebt. 


hier  ein  ihnen  zusagendes  Klima  gefunden  haben.  Die 
Zahl  soloher  jetzt  in  Chile  wild  wachsender  Gewächse  ist 
sehr  grofs,  wie  das  Verzeichnis  derselben  am  Ende  dieser 
Arbeit  zeigen  wird , doch  kann  man  Unkräuter  nur  solche 
nennen,  welche  grofse  Strecken  Landes  fast  ausschliefslich 
bedecken,  so  dafs  andre,  nutzbare  Pflanzen  nicht  dagegen 
aufkommen  können,  oder  auf  die  eine  oder  andre  Art  den 
Anbau  derselben  erschweren.  Eino  scharfo  Grenze  zu  zie- 
hen ist  freilich  unmöglich.  Ich  werdo  jetzt  die  wichtigsten 
derselben  auffuhren. 

Silybum  marianum,  die  Mariendistel,  von  der 
schon  oben  unter  den  efsbaren  Pflanzen  die  Rede  gewesen 
ist,  bodeckt,  namentlich  in  Valdivia,  oft  bedeutende  Strecken 
Landes  auf  dem  Felde  uud  in  den  Gärten,  nnd  läfst  keine 
andre  Pflanze  zwischen  sich  aufkommen. 

Centauroa  molitensis,  zicana  genannt,  findet  sich 
überall  zwischen  dem  Getreide,  besonders  wenn  der  Boden 
schon  erschöpft  ist,  nnd  wird  von  den  Schnittern  sehr  ge- 
fürchtet, da  es  ihnen  beim  Schneiden  des  Getreides  die 
Hände  zersticht.  In  der  Provinz  Aconcagua  sagte  man 
mir,  die  Schafe  fräfsen  die  Blätter  der  jungen  Pflanze, 
und  man  nannte  dieselbe  yerba  de  la  rosa,  wegen  der  Ro- 
setten, welche  die  ersten  Blätter  bilden. 

Cirsium  lancoo  1 atuin  , cardo  nogro  genannt,  unsre 
gemeine  deutsche  Distel,  ist  von  einem  Engländer,  einem 
Herrn  Price,  in  den  fünfziger  Jahren  in  die  Provinz  Chillan 
eingeführt  worden,  nach  don  Aussagen  einiger,  indem  er 
dio  Pflanze  als  Futterkraut  auf  seiner  Hacienda  ausgesäet 
habe,  nach  der  Meinung  andrer  unabsichtlich.  Im  Jahre  1862 
sah  ich  sie  zum  orstonmal  auf  dom  Wege  nach  den  Bädern 
von  Chillan,  und  vor  vier  Jahren  erschien  sie  zuerst  in 
Valdivia;  jetzt  ist  sie  überall  eins  der  gemeinsten  Unkräu- 
ter und  fehlt  nur  nooh  den  nördlichen  Provinzen. 

Anthemis  Cotula,  manzanilla  cimarrona  oder  manznnilla 
bastarda,  bedeckt  in  allen  Provinzen  grofse  Stücke  Landes 
ausschliefslich  und  läfst  keine  andre  Pflanzo  zwischen  sich 
aufkommen ; man  findet  sie  namentlich  auf  Rainen  und  in 
der  Nähe  der  Wohnungen. 

Digitalis  purpurea,  der  roto  Fingerhut,  wurde  als  Zier- 
pflanze im  Jahre  1850  von  deutschen  Einwanderern  nach 
Valdivia  und  Anend  gebracht  und  hat  sich  von  dort  aus 
dergestalt  uusgubroitut,  dafs  sie  jetzt  in  der  Nähe  der  ge- 
nannten Städte  ganze  Morgen  Landes  ausschliefslich  be- 
deckt nud  als  eins  der  schädlichsten  Unkräuter  angesehen 
wird.  Man  findet  mitten  unter  den  Pflanzen  mit  roten 
Blumen  eine  Monge  solcher,  die  weifse  Blumen  tragen. 

Convolvulus  arvensis,  dio  Ackerwinde,  spanisch  corre- 
juela.  ist  in  deu  nördlichen  und  raittlern  Provinzen  so  ge- 
mein , wie  uur  irgend  in  Deutschland ; in  den  Provinzen 
Valdivia  und  Cliiloe  habe  ich  sie  nicht  gesehen. 


Digitized  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


307 


Zn  den  schlimmsteu  Unkräutern  des  Südens  mufs  ich 
die  Braunelle,  Prunella  vulgaris,  rechnen,  die  gegenwärtig  . 
dort  überall  häufig  ist  und  den  Oraswuchs  sehr  beeinträch- 
tigt. Im  Jahre  1852  fand  ich  nur  wenige  Exemplare  auf 
meiner  Besitzung  und  suchte  diese  auszurotten;  jetzt  ist 
sie  dort  eine  der  gemoinsten  Pflanzen,  nicht  nur  an  feuch- 
ten Orten,  sondern  auch  an  ganz  trocknen  Abhängen.  Es 
ist  mir  unbegreiflich,  auf  welche  Weise  sich  diese  Pflanze 
so  hat  verbreiten  können.  Das  Vieh  frifst  sie  nicht  und 
trägt  also  nicht  etwa  den  Samen  derselben  mit  seinen  Ex- 
krementen fort;  die  Samen  haken  sich  nicht  und  sind 
auch  nicht  so  beschaffen,  dafs  Bie  der  Wind  leicht  fort- 
bewegen könnte. 

Hypochaeris  radicata  hat  sich  seit  etwa  vier  Jahren  in 
der  Provinz  Valdivia  auf  eine  wahrhaft  erschreckliche  Weise 
verbreitet  und  verdrängt  durch  ihro  der  Erde  dioht  an- 
liegenden Blätterrosetten  alles  Gras  auf  den  Weiden.  Ähn- 
lich macht  es  auf  meinem  Grundstück  jetzt  Crepis  virens, 
der  jedoch  nicht  ganz  so  schlimm  ist.  Beide  Pflanzen 
sind  mit  Grassamen  von  Deutschland  gekommen. 

Zu  den  allerschädlichsten  Unkräutern  gehört,  nament- 
lich im  Süden,  ltumex  Acetoselia,  die  romasilla  der  Chi- 
lenen. Sie  üborzieht  den  Boden  mit  einem  dichten  Teppich, 
der  keine  andre  Pflanze  wachsen  läfst,  und  ist  selbst  iu 
Gärten  wegen  ihrer  zahlreichen  Wurzelausläufer  gar  nicht 


auszurotten ; das  geringste  Stüokcheu , was  in  der  Erde 
bleibt,  ist  in  ein  paar  Wochon  eine  neuo  Pflanze. 

Die  tiatina,  Avena  hirsuta,  findet  sich  in  allen  Teilen 
Chiles  und  wird  auf  sandigem  Boden  oft  genug  zu  einer 
lästigen  Plage. 

Dor  Taumollolch,  Lolium  temulentum,  kommt  überall 
unter  dem  Getreide  vor  und  ist  in  manchen  Jahren  sehr 
häufig.  Allgemein  ist  die  Meinung,  dafs  die  obersten  Kör- 
ner der  Weizenähre  dies  schädliche  Unkraut  hervorbringen, 
und  ein  Herr  Vicente  Perez  Kosales  hat  mich  im  „ßoletin 
de  la  Sociedad  natural  de  agricultura“  gehörig  abgekanzelt, 
weil  ich  diesen  Irrtum  bestritten  hatte.  Unsre  Trespe, 
Bromus  socalinus,  kommt  in  Chilo  noch  nicht  vor. 

Wor  sollte  glauben,  dafs  dor  kleine,  einjährige  Melilotus 
parviflora,  den  man  in  Chile  gewöhnlich  trebolillo  nennt 
und  dor  häufig  genug  zwischen  dem  Getreide,  zumal  der 
mittlere  Provinzen,  wächst,  schädlich  sein  könnte!  Und 
doch  ist  es  so.  Im  vorigen  Jahre  kamen  aus  England 
Klagen,  dafs  eine  Partie  von  Chile  erhaltenen  Weizens  nicht 
zu  brauchen  sei,  indem  derselbe  duroh  die  grofse  Menge  der 
demselben  beigemisebten  Samen  des  Meliotus  einen  starken 
Geruch  angenommen  habe,  der  sogar  dem  aus  dem  Weizen 
gemahlenen  Mehl  anbafte  und  dies  unverkäuflich  mache.  Der 
chilenische  Verkuufor  des  Weizens  hatte  diesen  von  Unkraut- 
samen zu  reinigen  unterlassen.  (Schlufo  folgt.) 


Die  Galla -Staaten  im  Süden  von  Abessinien. 

(Mit  Kurte,  s.  Tafel  15»).) 


Am  6.  März  1876  verliefs  Marquis  0.  Antinori  an 
der  Spitze  einer  sorgfältig  ausgerüsteten  italienischen  Ex- 


»)  Die  Karte  Tafel  15  befindet  sieh  nicht  überall  in  Übereinstimmung 
mit  der  Darstellung  Ton  Kepit.  Cecchis  Routen.  Die  beträchtlichsten  Ab- 
weichungen finden  eich  namentlich  auf  der  Strecke  ron  Zeila  bis  Hchoa, 
welche  auf  Tafel  15  nach  den  vorläufigen  Positionsbestimmungen  Cecchis 
(Memorie  detla  Societi  Qeogr.  Italiana  1878.  Vol.  1,  p.  170)  fostgetegt 
worden  war.  Von  diesen  weicht  die  Lage  der  einaelnen  Punkte  auf  der 
Ton  Prof.  MoDgaroni  entworfenen  Karte  wesentlich  ab.  So  soll  nach  Kapit. 
Cecchis  Angabe,  welche  durch  seine  Reobschtung  im  Jahre  1881  (Botlctt. 
Soc.  Geogr.  Ital.  1882,  p.  701)  bestätigt  wird,  die  Oase  Carof  ungefähr 
in  der  Mitte  des  Wege*  zwischen  Zeila  und  Schoa  unter  41°  45'  0.  L. 
T.  Gr.  liegen:  auf  der  Karte  ist  sic  nach  42"  24'  ö.  L.,  also  um  17' 
östlicher,  verlegt.  Ebenso  weicht  die  läge  von  Harar,  wohin  Ceccbi  auf 
seiner  Rückreise  von  Hchoa  an  die  Küste  1881  einen  Abstecher  macht*, 
beträchtlich  von  seiner  eignen  Positionsbeobachtung  41°  43'  15°  (Boll. 
Soc.  Geogr.  Ital.  1882,  p.  701)  ab,  während  die  Karte  sein«  Koisewerkes 
den  Ort  ebenfalls  nach  42°  2^'  verlegt.  Auf  Tafel  15  ist  Harar  nach 
der  Position,  welche  Prof.  Paulitachke  1885  gefunden  hatte,  42°  24'  36° 
ö.  I.  (Pcterm.  Mittcll.  1885,  S.  478)  eingetragen  ; auf  der  Karte  von 
Cecchis  Reiaeweik  nähert  sich  also  die  läge  von  Harar  der  Angabe  von 
Paulitschkc  wesentlich;  immerhin  aber  bleibt  noch  ein  Unterschied  von 
22'  vorhanden.  Eine  Entscheidung,  welche  dieser  Positionsbestimmungen 
das  meiste  Vertrauen  verdient,  wird  nieht  eher  su  fällen  sein,  als  bis  die 
Serie  von  Beobachtungen,  welche  die  Grundlage  der  Berechnung  ist,  vcmttont- 
licht  sind,  was  für  Cecchis  Angaben  im  3,  Bande  seines  Werkes  in  Aussicht 


pedition  Europa,  in  der  Absicht,  die  ausgedehnten  uner- 
forschten Gebiote  im  SO  des  Golfs  von  Aden,  welche  zu 


steht.  Da  für  Cecchis  Koute  von  Zeila  nach  Schoa  aus  dem  Jahre  1877 
seine  ersten  Positionsbestimmungen  auf  unsrer  Karte  beibehalton  sind,  dio 
Wegstrecke  x wischen  Zeila  und  Harar  aber  nach  Paulitsehkes  Angaben 
oiedergelegt  wurde,  so  erlitt  Cecchis  Route  von  Uarof  über  Dacbal- 
deisa  nach  Harar  eine  starke  Verzerrung;  während  diese  drei  Orte  nach 
Ceeeh(  in  fast  genau  nord— südlicher  Richtung  aufeinander  folgen,  liegt 
Dachiidessa  (42°  30'  ö.  nach  Paulitachke)  auf  unsrer  Karte  in  südöst- 
licher Richtung  von  Uarof,  Harar  aber  in  BSW  von  Dachaldeass.  Auf  der 
Route  von  Zeila  bis  Schoa  hat  auch  Kapit.  Martini  auf  seiner  dritten  Reiee 
1879  eine  Reihe  von  Positionsbestimmungen  beobachtet,  welche  von  den 
in  den  Ceeehiaehen  Karten  angenommenen  Längen  nicht  eehr  erheblich  ab- 
weicben.  Die  Mittelwerte  aus  Martinis  Beobachtungen  sind  folgende: 


N.  Br. 

ö. 

L.  v. 

Gr. 

Zeila  . . 11* 

21’ 

40° 

(4 

Beob.) 

43° 

30' 

34° 

(1 

1 

Ambos  . 11 

10 

10 

<1 

) 

48 

16 

23 

(1 

. > 

Abasuin  . 10 

54 

53 

(1 

m 

> 

42 

54 

19 

(1 

. > 

Lauharar  10 

43 

9 

(1 

m 

) 

43 

33 

24 

<1 

. > 

Abdagala.  10 

29 

8 

(1 

) 

42 

18 

8 

(1 

. ) 

Tul-Harr*  9 

51 

1 

« 

m 

) 

41 

20 

26 

(1 

. > 

Ankober  . 9 

30 

11 

(X 

m 

) 

39 

54 

5 

(3 

» > 

M 

39 

46 

49 

(2  Monddixt.) 

Pur  Uarof  selbst  findet  sieh  also  bei  Martini  keine  Positionsbestim- 
mung; das  benachbarte  Abdagala  (Addagalla  nach  Cecchi),  wenig  südlich 

39* 


Digitized  by  Google 


308 


Die  Galla -Staaten  im  Süden  von  Abessinien. 


den  ausgedehntesten  nnbekannten  Strocken  Afrikas  gehö- 
ren, zu  erschliefsen  und,  wenn  Land  und  Leute  es  gestat- 
teten, einen  Vorstofs  bis  zu  den  Quellseeu  des  Nil  zu  unter- 
nehmen. Trotz  unermüdlicher  zehnjähriger  Thätigkeit,  trotz 
der  bedeutenden  Mittel,  welcho  aufgewendet  wurden,  trotz 
ständigen  Eintretens  neuer  Kräfte  ist  dieses  Programm  noch 
heute  nicht  zur  Ausführung  gekommon.  Es  ist  den  italie- 
nischen Reisenden , welche  sich  mit  gro&em  Enthusiasmus 
und  Energie  ihrer  Aufgabe  widmeten,  nioht  gelungon,  die 
Schwierigkeiten  zu  beseitigen , welche  teils  durch  die  poli- 
tischen Verhältnisse,  durch  das  Mifstrauen  zwischen  Schoa 
und  Abessinien,  durch  die  von  andern  Europäern  in  Schon 
angozottolten  Intrigen,  teils  durch  die  schwierige,  nur  mit 
grofsen  Opfern  an  Zeit  und  Geld  aufrecht  zu  erhaltende 
Verbindung  mit  der  KUste,  teils  endlich  durch  die  un- 
günstige Stimmnng  der  Bowohnor  diosor  Gebiete  und  durch 
das  Mifstrauen  ihrer  Beherrscher  outstaudou. 

Wenn  somit  das  Endziel  dieser  Expodition  nicht  er- 
reicht wurde,  so  wurdo  doch  durch  das  Vordringen  Kapit. 
Cecchis  bis  nach  Kaffa  die  Grundlage  für  eine  weitere 
Ausdehnung  der  Forschungen  nach  S geschaffen,  indem  die 
Gefangenschaft,  in  welcher  der  Reisende  durch  die  Königin 
dos  kleinen  Ländchens  Gera  gehalten  wurde,  dom  König 
Monilek  von  Schoa  die  Veranlassung  gab,  gewaltsam  gegen 
die  kleinen  Galla-Staaten  im  Süden  von  Abessinien  vorzu- 
gehen und  dieselben  zu  unterworfen.  Durch  diose  Ände- 
rung der  politischen  Lago  ist  dio  Aussicht  auf  eino  er- 
folgreiche Fortsetzung  der  italienischen  Expedition  nach 
Süden  bedeutend  günstiger  geworden  und,  dank  diesem 
entschlossenen  Vorgehen  Menileks,  konnten  bereits  euro- 
päische Reisondo , namentlich  Händler,  mit  Leichtigkeit  in 
kurzer  Zoit  dieselben  Gebiete  durchziehen,  in  welchen  Cecchi 
unter  Entbehrungen  und  steten  Erpressungen  fast  2 Juhro 
zurückgehalten  worden  war,  während  soin  Begleiter  Chia- 
rini  und  der  seit  3 Jahren  von  jedem  Vorkehr  mit  Eu- 
ropa abgeBchnitton  gewesene  Missionar  Abbe  Leon  des 
Avanchers  gestorben  waren. 

Aber  nicht  um  einen  kurzen  Triumph  war  es  dem  Kö- 
nige von  Schoa  zu  thun,  er  war  nicht  gewillt,  wie  es  sonst 

ron  Ano,  wird  an  n i1  nach  Ovten  verschoben  gegen  Cecchi,  wühlend 
Tnl-Huri  um  wenig  westlicher  su  liegen  kommt. 

Weniger  abweichend  ist  Tafel  16  von  Cecchi  im  Westen  ron  Schoa. 
Der  Oberlaof  des  llawaseh  hat  nach  Cecchis  Darstellung  eine  um  20' 
südlichere  Lage:  infolgedeaaen  sind  auch  dio  beiden  Seen  Suai  und  Horra 
bedeutend  nach  Süden  zu  verlegen.  Leider  ist  von  den  Aufnahmen  Dr. 
Steckers,  welcher  1882  nach  dem  erstem  gelangte,  während  Cecchi  sie 
nur  von  der  Hoho  des  Borges  Siqusls  gesichtet  hat , nichts  veröffentlicht 
worden.  Das  Fürstentum  K&bieua  liegt  nach  Cecchi  weiter  im  Westen, 
seine  Hauptstadt  Mod  scher  um  ca  17 ' , ebenso  auch  der  Oberlauf  de» 
Waira.  in  guter  Übereinstimmung  mit  Cecchis  Karte  ist  Tafel  16  in  der 
Lage  der  kleinen  Galla  - Staaten,  für  deren  Zeichnung  dio  grofse  Serie  von 
Positionsbestimmungen  d'Abbadi»  (GCodosie  d'Hthiopie)  als  Grundlage  ge- 
dient haben , was  auch  bei  Konstruktion  der  Cecchischen  Karten  der  Fall 
gewesen  zu  sein  scheint. 


wohl  bei  Kämpfen  in  Afrika  der  Fall  ist,  nur  einen  Beute- 
zug auszuführen  und  eine  zeitweilige  Tributzablnng  zu  er- 
zwingen, sondern  er  war  entschlossen,  die  Geschicke  dieser 
kleinen  Galla-Staaten  für  immer  an  sein  Reich  zu  knUpfen, 
nnd  aus  diesem  Grunde  setzte  er  überall  seine  ihm  ergebe- 
nen Feldherren  als  Statthalter  ein ; dem  Führer  in  dem  sieg- 
reichen Feldznge,  Ras  Gobana,  übergab  er  die  Regierung 
von  Kaffa  selbst  mit  dem  Aufträge,  die  angrenzenden  Land- 
schaften, namentlich  Wallagga  seinem  Reiche  einzn verleiben. 
Nach  Cecchis  Mitteilung  *)  sind  dem  Könige  Menilek  jetzt 
tributär  Soddo,  Kiabiena,  Qurage,  Tadallie,  Botor,  Tschora, 
Limmu,  Goroma,  Gera  und  Kaffa,  sowie  die  Stämme  am 
Gibbe,  dem  wahrscheinlichen  Oberlaufe  des  Dschub. 

Diese  bedeutende  Ausdehnung  der  Herrschaft  von  Schoa 
gab  dem  Könige  von  Qodscham  Tocla  Haimanot  (Ras  Adal), 
welcher  1880  durch  sein  drohendes  Auftreten  die  Befreiung 
Cecohis  erzwuugou  hatte,  den  Anlafs  zu  ähnlichem  Vor- 
gehen gegen  die  seiner  ProviDZ  angrenzenden  Galla-Staaten. 
Er  unterwarf  die  Stämme  südlich  vom  Abai  oder  Blauen 
Nil  über  den  Didesa  bis  zum  Baro : Gndern,  Horro,  Liben, 
Gimma-Rare,  Lagamara,  Gimma-Hine  und  einzelne  Schan- 
galla-Stammo  sind  Godscham  tributär  geworden. 

In  weiten  Landstrecken  sind  relativ  geordnote  Ver- 
hältnisse eingeführt  worden,  und  damit  ist  die  Sicherheit 
für  europäische  Reisende  oine  gröfsere  geworden.  Wo  die- 
selben früher  langwierige  Unterhandlungen  mit  den  über 
einen  räumlich  nur  sehr  beschränkten  Bezirk  herrschenden 
Fürsten  führen  mufston,  um  die  Erlaubnis  zum  Betreten  des 
Gebietes,  aber  auch  zum  Verlassen  desselben  sowie  die 
Stellung  dor  notwendigen  Träger  durchzusetzen , genügt 
jetzt  das  Wort  des  Herrschers  von  Schoa,  um  das  Fort- 
kommen des  Forschers  zu  ermöglichen.  Nur  die  Verbin- 
dung von  Schoa  nach  der  Küste  ist  auch  jetzt  noch  schwierig 
und  unsichor,  da  die  Völkerschaften  der  Somal  und  Danakil 
oder  Afar,  auf  deren  Unterstützung  hoi  Erwerb  der  Trans- 
portkamele nnd  Anwerbung  von  Treibern  gerechnet  werden 
mufs,  in  hohem  Mafso  unzuverlässig  und  durch  Erpressungen 
und  Räubereien  der  Schrecken  aller  Reisenden  geworden  sind. 
Gelingt,  es  erst  auf  diese  Völker  einen  derartigen  Zwang 
anszuüben,  dafs  sie  aufhören,  ein  Hindernis  für  den  Verkehr 
zu  sein,  wie  sio  os  jotzt  sind,  was  durch  ein  gemeinsames 
Vorgehen  der  am  Roten  Meer  und  am  Golf  von  Aden  kolo- 
nisatorisch auftrotenden  Mächte,  die  jetzt  jode  Mafsregel 
eines  Nebenbuhlers  argwöhnisch  überwachen  und  teils  durch 
Geschenke,  teils  durch  Intrigen  bei  den  umwohnenden  Stäm- 
men einander  den  Rung  abzulaufon  suchon,  jedenfalls  zu 
erreichen  wäre,  dann  wird  Schoa  oin  geeigneter  Ausgangs- 
punkt sein  für  dio  Erforschung  der  von  Galla-Stämmen  ho- 

l)  Bollottino  Soc.  Geo^r.  ItalUuo  1886»  Vol.  XI«  N’r.  7»  p.  51 2. 


Digitized  by  Google 


Die  Galla  - Staaten  im  Süden  von  Abessinien. 


309 


wohnten  Landschaften  bis  zum  Indischen  Ozean  einerseits, 
bis  zu  den  Nilquellseen  anderseits. 

In  der  mittelbaren  Veranlassung  zu  diesen  günstige 
Aussichten  eröffnenden  politischen  Umwälzungen  beruht  aber 
keineswegs  das  einzige  Verdienst  von  Kapitän  Cecchis 
Expedition.  Zwar  war  es  dem  Forscher  trotz  seiner  un- 
ablässigen und  energischen  Bemühungen  nicht  möglich, 
in  die  ersehnten  südlichen  Gebiete  vorzudringen;  aber  der 
unfreiwillige  Aufenthalt,  weloben  er  in  diesen  Ländern  neh- 
men mufste,  war  von  ihm  trefflioh  benutzt  worden,  um 
Land  und  Leute  kennen  zu  lernen,  und  ihm  verdanken  wir 
die  erste  eingehende  Darstellung1)  dieser  Länder,  welche 
die  Gebrüder  d’Abbadio  1843 — 1848  zuerst  besucht  batten. 
Dieser  Erfolg  der  französischen  Forscher  hatte  den  Anstois 
zur  Gründung  einer  katholischen  Mission  in  den  Galla- 
Staaten  gegeben,  welche  1855  durch  Bischof  Massaja  er- 
folgte, um  diese  Stämme  dem  Christentum  wiederzugewinnen, 
von  welchem  sie  vor  ca  150  Jahren  duroh  arabischen  Ein- 
Aufs  abgefallon  waren.  Der  Islam  batte  sioh  in  diesem 
Zeitraum  bis  an  dio  Grenzo  von  Kaffa,  dessen  Beherrscher 
direkter  Nachkomme  Salomons  sein  will,  ausgebreitet.  Dieser 
Staat,  wio  auch  dio  im  S und  0 benachbarten  Landschaften, 
haben  alle  Versuche  mohammedanischer  Invasion , welche 
an  den  Ufern  des  Godscheb  zum  Stillstand  kam,  zurück- 
gewiesen,  und  ihre  Bewohner  sind  koptische  Christen  ge- 
blieben. 

Das  Gebiet  westlich  von  Schoa  bis  zum  Godscheb  wird 
von  einer  Reihe  von  Hochflächen  eingenommen , die  teils 
von  schroffen  Bergketten,  teils  von  Thälern  durchschnitten 
sind.  Im  Osten  sind  diese  Hochflächen  von  den  Abessini- 
schen  Alpen  begrenzt,  welcho  ihre  nord — südliche  Strei- 
chung etwa  bis  9°  S.  Br.  boibehalten,  wo  sie  sich  in  Quer- 
ketten und  isolierte  Masson  auflösen,  so  dafs  der  vielfach 
angenommene  Zusammenhang  der  Abessinischen  Alpen  mit 
den  Gebirgsmassen  des  Massai-Landes  wenig  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  hat.  Eine  Verbindung  mit  dieser  meri- 
dionalen  Kette  glaubt  Cecohi  eher  dem  2800  — 3000  m 
hohen,  von  NO  nach  SW  verlaufenden  Arussi - Gebirge 
zugestehen  zu  dürfen,  welches  er  in  nicht  ganz  zutreffen- 
der Woise  als  Wassorscheido  zwischen  dom  mittlern  Nil- 
thal und  dom  Indischen  Ozean  bezeichnet,  donn  seine  Go- 
wässor  strömen  nirgends  dem  Nil  zu,  sondern  wenden  sich 
zum  geringen  Teil  nach  dem  Ilawasch,  hauptsächlich  aber 
sind  sie  dem  Uma  und  damit  dem  Dschub,  sowie  dem  Webi 
tributär,  dessen  westliche  Zuflüsse  die  Wasserscheide  viel- 
leicht sogar  durchbrechen.  Cecchi  betrachtet  dieson  Gebirgs- 
zug als  Fortsetzung  deB  Ittu-Gebirges  westlich  von  Harar.  Von 

')  Da  Zcila  «He  frontiere  del  Cafta.  Viaggi  di  Antonio  Ceechi.  2 Vol. 
8°,  560  -j-648  pp.,  mit  Karten  and  zahlreichen  Illustrationen.  Kom, 
Loeacber  & Ko.,  1886,  i 1.  10. 


Hochebene  von  Tschorm  . 2200  m 

Lim®u 1780  „ 

IHi'himma 2044  „ 

Gera 2070  „ 


verschiedenen  hervorragenden  Punkten  der  Reiseroute  war 
das  Arussi-Gebirge  zu  erkennen,  und  die  Form  seiner  Höhen 
liofs  auf  ihre  Entstehung  durch  vulkanische  Thätigkeit 
schliofsen. 

Die  mittlere  Höhe  der  einzelnen  Abschnitte  der  Reise 
verteilt,  sich  folgendormafsen : 

Soddo-Hnchcbenn  . . . 2450  m 

Kabieaa 2077  „ 

Gibio-Tbal 1623  . 

Pab  im  Botor-  Gebirge  • 2673  „ 

Vom  Blauen  Nil  oder  Abbai  aus  fällt  die  Hochebene  all- 
mählich gegen  Süden.  Dio  an  dieselbe  unmittelbar  angren- 
zende Landschaft  hat  eine  mittlore  Hoho  von  2350  m,  das  süd- 
lich anstoßende  Langamara  eine  solche  von  nur  1710  m.  Nach 
dem  Quellgebiet  des  Gibie,  Didesa  und  Godschob  findet 
dann  wieder  eine  geringe  Steigung  statt,  indem  dio  Land- 
schaften Lieca  und  Limmu  zu  einor  durchschnittlichen  Höho 
von  1780  m sich  erheben. 

Seiner  geologischon  Beschaffenheit  nach  ist  das  Gebiet 
zwischen  Schoa  und  Kaffa  entschieden  vulkanischer  Natur. 
Eine  grofso  Zahl  von  Berggipfeln  bestehen  hauptsächlich 
aus  Sanidin-Trachyton  und  besitzen  auf  der  Spitze  Krater, 
welche  teils  noch  ganz  unversehrt,  teils  eiugestürzt  sind,  so 
dafs  manche  kaum  noch  zu  erkennen  sind.  Am  besten 
erhalten  sind  die  Kraterbildungen  auf  dem  Jorer,  Redda- 
gebabi  und  Suquala,  sowie  andre  kleinere  Vulkane  im  Ge- 
bioto  dor  Ada-  und  Liben-Galla.  Südlich  vom  Ilawasch  und 
bis  nach  Kaffa  hin  ist  nefilitischer  Basalt  das  am  meisten 
anstehende  Gestein.  Von  der  einstmaligen  starken  vulka- 
nischen Thätigkeit  legen  die  zahlreichen  erloschenen  Krater 
im  Gebiete  der  Tschora  Zeugnis  ab,  welcho  von  den  Einge- 
bornen  Tschora-Gofäßo  genannt  worden.  Auch  im  ArnsBi- 
Lande  existieren  zahlreiche  orloschene  Herde  vulkanischer 
Ausbrüche,  wie  Chiarini  von  den  Höhen  im  SO  von  Gomaro 
deutlich  erkennen  konnte. 

Von  Versteinerungen  wurden  anf  der  ganzen  Routo 
keine  Spuron  entdeckt;  obenso  fehlen  Metalle  gänzlich,  mit 
alloiniger  Ausnahme  von  eisenhaltigen  Gesteinen,  an  wel- 
chen sämtliche  berührten  Galla-Landschaften,  namentlich  dio 
Umgegend  von  Fin-Finni,  Gera  u.  a.  überaus  reich  sind. 
Dieses  Eisenerz  tritt  moistens  als  teils  sehr  fester,  teils  stark 
bröckeliger  Raseneisenstein  auf. 

Im  hydrographischen  Netz  spielen  die  wichtigste  Rollo 
der  Hawasch,  der  Didesa,  der  Baro  und  der  Umo  oder  Omo 
mit  seinen  Quellflüssen  Gibio  oder  Gibe  und  Godscheb. 

Der  Hawasch  umsäumt  im  woiten  Bogen  das  eigent- 
liche Schoa;  im  Osten  und  Süden  bildet-  dor  Fluß  dio 
Grenze  gegen  dio  Galla-Staaten,  welcho  nunmehr  dem  Kö- 
nigreich tributär  geworden  sind;  im  Osten  bildet  er  die 
Grenze  gegen  die  Danakil  oder  Afar.  Der  Fluß  erreicht 
das  Meer  nicht,  sondern  verliert  sich  im  Westen  der  Ta- 


810 


Die  Galla  - Staaten  im  Süden  von  Abessinien. 


schurra-ßai  in  dem  Salzsee  Abkehad,  welcher  nach  John* * 
stous1)  Überaus  uneichoror,  weil  nur  auf  Augenschein  be- 
ruhender, und  nicht  durch  irgond  welche  Messung  unter- 
stützter Angabe  tiefer  liegen  soll  als  dor  Meeresspiegel*). 
Trotz  seiner  beträchtlichen  Wassermasso  hietet  er  daher 
keine  Verbindung  mit  dem  Ozean.  Seine  südliche  Wasser- 
scheide bildet  die  Soddo- Hochebene.  Der  Suai-See  steht 
nach  I)r.  Steckers  Angabe  mit  ihm  nicht  in  Verbindung, 
sondern  bildet  einen  abilufslosen  Binnensee. 

Allo  Gewässer  südlich  vom  Soddo  - Plateau  gehören  be- 
reits dem  System  des  Gibie,  welcher  aus  den  drei  gleich- 
namigen Flüssen  Gibie  von  Gambo  oder  Lugamara,  Gibie 
von  Limmu  und  Gibie  von  Dschimma  entsteht.  Nach  seiner 
Vereinigung  mit  dem  von  Kaffa  kommenden  Godscheb  er- 
hält er  von  Beinen  Anwohnern,  den  Warrata,  den  Namen 
Omo  oder  Umo.  Schon  seit  v.  d.  Deekens  Erforschung 
des  Dschub  hatte  sich  teilweise  die  Ansicht  ßahu  gebrochen, 
dafs  dieser  mächtige  Zufluls  des  Indischen  Ozeans  mit  don 
von  d’Abbadie  in  den  Galla-Ländern  outdeckten,  nach  S 
abströmenden  Flufsläufen  identisch  sein  müsse,  wenn  auch 
einzelne  Geographen  geneigt  waren,  den  Omo  als  Tributär 
des  Nils,  andre  als  den  Erzeuger  des  abilufslosen  Samburu- 
Sees  anzusehen.  Durch  Cocchis  Angaben,  welche  nament- 
lich auf  dio  von  Pater  Ltion  des  Avanchors  oingezogenen 
Erkundigungen  zurückzuführen  sind,  erscheint  es  nunmehr 
als  zweifellos,  dafs  der  Omo  wirklich  der  Oberlauf  dos  Dschub 
ist.  Nach  dem  Zusammenflüsse  des  Gibie  und  Godscheb 
bildet  der  Omo  die  Ostgronze  des  Reiches  Kullo  und  schlägt 
nach  Aufnahme  des  Hadia,  welcher  auf  den  Hotta- Bergen 
entspringt,  SW-Richtung  ein.  Nachdem  er  das  Roich  Konta 
im  S umflossen  und  aus  demselben  verschiedene  Zuflüsse 
aufgenommen  hat,  wendet  er  sich  in  woitom  Ilogon  nach 
SO,  um  nach  Aussago  der  Bewohnor  von  Konta  endlich 
don  Indischon  Ozean  zu  erreichen. 

Weniger  Bicher  erscheint  die  Zugehörigkeit  deB  Waira 
zum  System  des  Dschub,  welohe  Cecchi  auf  Grund  der  von 
Chiarini  eingezogenen  Erkundigungen  verteidigt,  während 
Paulitschke  3)  nach  den  ihm  in  Harar  zu  teil  gewordenen 
Mitteilungen  ihn  als  Oberlauf  dos  Webi  annimmt.  Chiarini 
stützt  seine  Folgerung,  die  namentlich  auf  v.  d.  Deekens  An- 
gabe, dafs  ein  Zuflufs  des  Dschnb,  dor  Webi  Sidama,  aus  dem 


')  Tmvclt  in  Southern  Abywfut*  I,  p.  208. 

*)  Zwar  hat  Graf  Antonelli  1888  und  1881  auf  Min«n  Bauen  von 
der  Awab-llai  naah  Schna  zweimal  den  Cntnlauf  du  Hzwzteh  wenift  west- 
lich Ton  seiner  Mündung  in  den  Seo  berührt;  da  or  aber  IlbhenmeasUDgen 
nicht  gemacht  zu  haben  scheint,  ao  ist  die  Lösung  der  Krage,  ob  der  Se« 
Abhebad  wirklich  eine  Depre»ion  ist,  noch  nicht  möglich.  Trotx  der  kaum 
80  km  betragenden  Kntfcrnung  von  der  Tadschurra-llai,  deren  Ktieten  jetat 
franxöeiaches  Territorium  sind,  ist  daa  Gebiet  dieser  Seen,  welehes  1875  der 
Schauplatz  der  Niedetmetzelung  Munzingen  und  scinea  Heeres  war,  Ton 
Konchungsreismidcn  noch  nicht  genauer  untersucht  worden. 

3)  Mitteil.  K.  K.  Geogr.  Gesellach.,  Wien  1886,  Sr.  1,  S.  210. 


Laude  dor  Alaba  herkommt,  und  dieses  berührt  in  der  That 
der  Waira,  deu  der  italienische  Reisende  auf  seiner  Ex- 
kursion von  Kabiena  aus  im  Oberlaufe  erreicht  hat. 

Die  beiden  andern  Haoptilüsse  der  Galla- Staaten  ge- 
hören dem  Nil-System  an.  Der  an  der  Nordgrenze  von  Gera 
entspringende  Didesa  wendet  sich  nach  N und  mündet  nach 
CecchiB  Mitteilung  direkt  in  den  Abbai  oder  Blauen  Nil, 
womit  auch  Schuvers  Darstellung  übereinstimmt. 

Ebenfalls  mit  Schuvers  Erkundigungen  und  Aufnahmen 
Uberoinstimmond  bezeichnet  Cecchi  den  an  der  Wostgronze 
von  Kaffa  nach  N strömenden  Baro  als  den  Oberlauf  oder 
wenigstens  als  einen  der  wichtigsten  Zuflüsse  des  Sobat. 
Der  Baro,  welcher  seinen  Namen  (in  der  Sidama- Sprache 
gleichbedeutend  mit  See)  seinem  Wasserreichtum  verdankt, 
entspringt  nach  Leon  des  Avanchers’  Angaben  in  einem 
bedeutenden  See  Boro  oder  Boo,  welcher  südlich  von  dor 
au  Kaffa  angrenzenden  Laudschaft  Kischa  entspringt.  Nach 
Aufnahmo  des  an  der  Nordgreuze  von  Kaffa  entspringenden 
Gabba  schlägt  der  Baro  oine  mehr  westliche  Richtung  oin 
und  bildet  schließlich  einen  grofsen  See,  dessen  Inseln  von 
Schangalla-  und  Masango-Leuten  bewohnt  sein  sollen.  Ver- 
mutlich ist  dieser  See  identisch  mit  dem  von  Schuver  von 
der  Höhe  des  Goho-Bergos  aus  gesichteten  Haarlemer  Meer l). 

Die  klimatischen  Verhältnisse  sind  in  den  Galla-Staaten 
nicht  besonders  günstig,  namentlich  wegen  der  infolge  der 
beträchtlichen  Höhe  (ca  2000  m)  hier  herrschenden  grofsen 
Feuchtigkeit.  Die  eigentliche  Regenzeit  hat  eine  sehr  lango 
Dauer;  sie  boginut  im  Juni  und  endot  in  Kaffa  erst  im 
Novomber.  In  den  andern  Monaten  bleiben  aber  die  Nieder- 
schläge nicht  gänzlich  aus,  sondern  häufig  treten  recht 
schwere  Regengüsse  ein.  Diosem  Reichtum  an  Nieder- 
scblägon  in  Verbindung  mit  dem  fruchtbaren  Boden,  wel- 
cher aus  verwitterten  vulkanischon  Gesteinen  besteht,  ver- 
dankt das  Land  seine  üppige  Vegetation  und  seine  auf 
weite  Entfernungen  hin  berühmt  gewordene  Fruchtbarkeit. 
Cecchi  hält  aber  trotz  des  feuchten  Klimas  diese  Gebiete 
nicht  für  absolut  unbewohnbar  für  Europäer,  sondern  er 
ist  der  Ansicht,  dafs  mit  einiger  Vorsicht  boi  Auswahl  der 
Wohnung  und  beim  Genüsse  von  Spoisen  oin  Europäer 
sogar  aIs  Ackerbauer  und  Handwerker  hier  langem  Aufent- 
halt nehmen  kann. 

Den  Ursprung  der  Gallas,  welche  sich  selbst  Orma  oder 
Oroma  nennen,  führt  Cecchi  entschieden  auf  Arabien  zurück, 
und  zwar  briugt  er  sie  iu  Zusammenhang  mit  dem  Stamme 
der  Beni-Asd,  welcher  nach  Angabe  einiger  arabischer  Chro- 
nisten um  dio  Zeit  Alexander  dos  Grofson,  nach  andern  erst 
um  dos  erste  Jahrhundert  v.  Chr.  aus  Jemen  auswanderte 
und  nach  mancherlei  Schicksalen  sich  in  Hedscljas  nieder- 

*)  Mitteil.  1883,  Tzfcl  4 und  Krginxungzhtft  72,  S.  sl&. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


lieft.  Seines  Bleibens  war  auch  liier  nicht  lange , da  die 
unfruchtbaren  Thäler  die  grofte  Zahl  der  Einwanderer  nicht 
zu  ernähren  vermochte ; nur  ein  Teil  blieb  in  den  neuen 
Wohnsitzen  bei  Batn-Marr  unweit  Mekka  zurück.  Von 
demjenigen  Teilo  des  Stammes,  welcher  sich  wieder  auf 
Wanderschaft  begab,  soll  nach  Cecchis  Annahme  eine  grofsore 
Schar  das  Rote  Moor  gekreuzt  haben  uud  dio  Stammhalter 
der  Gallas  geworden  sein,  für  welche  Annahme  or  direkte 
Beweismittel  nicht  beibringen  kann.  Auch  vermag  er  nicht 


311 

anzugeben,  wo  jener  Übergang  erfolgte,  und  auf  welche 
Weise  die  Eindringlinge  auf  afrikanischem  Boden  so  weit 
nach  Süden  gedrängt  worden  sein  sollen.  Zur  Unterstützung 
seiner  Ansicht  beruft  sich  Cecchi  auf  Charaktereigenschaften 
der  Gallas,  welche  mit  denen  der  alten  Araber  der  vor- 
mohammedanischen Zeit  vielfache  Übereinstimmung  zeigen 
sollen.  Jedenfalls  werdon  diese  Anschauungen  bei  Ethno- 
logen und  Sprachforschern  vielfach  Widorspruch  finden. 

H.  Wichmann. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Allgemeines. 

Vom  13.  bis  16.  September  d.  J.  tagte  in  Berlin  der 
„Allgemeine  Deutsche  Kmxgref*  tur  Förderung  überseeischer 
Interessen" , welcher  vom  Zentralverein  für  Handelsgeogra- 
phie und  der  Gesellschaft  für  Deutscho  Kolonisation  ein- 
berufen  wurde.  Trotzdem  der  Deutsche  Kolonialverein  aus 
Gründen,  deren  Erörterung  nioht  in  den  Rahmen  unsrer 
Zeitschrift  gehört,  die  Teilnahme  abgelehnt  batte,  war  der 
Kongrofs  ziemlich  zahlreich  besucht,  und  damit  der  Boweis 
geliefert,  dafs  die  überseeischen  Bestrebungen  auch  in 
Deutschland  feste  Wurzeln  geschlagen  haben.  Als  ein  be- 
sonders erfreuliches  Symptom  ist  auch  die  Anwesenheit  eines 
Vertreters  dos  Reichskanzlers  bei  den  öffentlichen  Ver- 
handlungen zu  betrachten.  Leider  hat  der  Kongrefs  seine 
Tbätigkeit  auch  auf  ein  Gebiet  ausgedehnt,  das  ihm  schon 
seinem  Titel  nach  fremd  bloiben  muftte.  „Nicht  um  Politik 
zu  treiben“,  schrieb  dio  kolonial  - politische  Korrespondenz 
vom  11.  September,  „tagen  wir  in  Berlin,  sondern  um 
Fragen  xcirtschaftlkher  Natur  in  gemeinsamem  Gedanken- 
austausch zu  beraten.  Es  wird  nicht  Saoho  des  Kongrosses 
seiu , Stellung  zu  nohmen  in  den  Kämpfen , welche  unsre 
Art  hier  in  Europa  fremden  Raasen  gegenüber  zu  führen 
gezwungen  ist;  sondern  nur  mit  der  Förderung  überseeischer 
Interessen  werdon  wir  cs  zu  thun  habon.“  Eino  solche 
weise  Beschränkung  wurdo,  wie  joder  aus  don  Berichten 
der  Tagesblätter  ersehen  kann,  nicht  eingehalteu,  und  wir 
bedauern  dies,  weil  eine  Häufung  heterogener  Aufgaben 
der  Sache  selbst  und  ihrer  Unterstützung  von  seiten  der 
Reichsrogierung  nicht  förderlich  sein  dürfte.  Auch  dio 
Erwartung,  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  ostafrikani- 
schen Kolonisationsarbeit  genauere  Details  und  zahlenmäftige 
Angabon  zu  hören,  wurde  leider  getäuscht;  wir  vernah- 
men nur,  daft  neun  Stationen  daselbst  eingerichtet  sind, 
und  dafs  sich  besonders  die  Tabakpflanzungen  in  viel- 
versprechender Weise  entwickeln.  Den  Gedanken,  deutsche 
Ackerbaukolonien  in  Ostafrika  zu  gründen,  Boheint  man 
gänzlich  fallen  gelassen  zu  haben;  man  erkennt  jetzt  an, 
dafs  dio  Erziehung  des  Negers  zur  Arbeit  die  Hauptauf- 
gabe ist.  In  dieser  Beziehung  verdienen  die  Vorschläge 
des  Grafen  Pfeil  volle  Beachtung,  wenn  auch  seine  Grund- 


idee, mit  Hilfe  der  kriegerischen  Stämme  die  friedlichen 
Stämme  zur  Arboit  zu  zwingen,  vielfach  Anstofs  erregte. 
Ein  solches  Mittel  ist  unter  allen  Umständen  ein  zwei- 
schneidiges Schwert , und  wir  stimmen  ganz  der  Ansicht 
bei , die  Schweinfurth  auf  dem  Naturforschertag  aussprach, 
daft  die  Autorität  von  Weifton  aufrocht  erhalten  werden 
müsse.  Allgemein  gültige  Vorschläge  lassen  sich  wohl 
überhaupt  nicht  machen;  Pastor  Büttner  legte  z.  B.  dar, 
daft  in  Südwestafrika  auch  durch  weniger  drastische  Mittel 
sich  Erfolge  erzielen  lassen.  Den  zweiten  Beratungsgegen- 
stand des  Kongresses  bildete  die  Auswanderungsfrage,  und 
hierin  wurde  wirklich  Positives  geleistet.  Es  wurde  all- 
gemein anerkannt,  daft  die  Auswanderung  an  sich  kein 
nationales  Unglück  ist,  vorausgesetzt,  daft  die  Auswanderer 
ihre  Nationalität  erhalten , Konsumenten  dor  Erzeugnisse 
des  Mutterlandes  bleiben  und  somit  dessen  Handel  fördern, 
und  nicht  etwa  gar,  wie  in  Nordamerika,  zu  Konkurrenten 
der  muttorländischen  Landwirtschaft  und  Industrie  worden. 
Es  drang  allgemein  dio  Ansicht  durch , dafs  das  aufser- 
tropische  Brasilien  die  beste  Gewähr  für  die  Erfüllung  die- 
ser Vorbedingungen  biete,  und  dafs  die  Aufhebung  dos 
bekannten  v.  d.  Hoydtschon  Reskriptes  anzustroben  sei. 
Auch  dor  nördliche  Teil  des  deutschen  SW- Afrika  eignet 
sich  nach  Büttner  vorzüglich  für  Auswanderung , die  aber 
nur  durch  Einrichtung  einer  direkten  Dampferverbindung 
gefördert  worden  könne.  Dio  Missionsfrago  fand  eingehende 
und  sacbgemäfto  Erörterung,  und  dem  Chauvinismus,  der 
sich  auch  auf  diesem  Gebiete  breitzumachen  begann,  trat 
Pfarrer  Ittameier  in  energischer  Weise  entgegen,  indem 
er  darauf  binwics,  wie  gefährlich  und  schädlich  es  sei, 
wenn  der  tilaubensbote  zugleich  auch  die  Rolle  eines  poli- 
tischen Emissärs  übernehme. 

Eins  der  wichtigsten  Ergebnisse  des  Kongresses  ist  die 
Einsetzung  oines  mit  dem  Rechto  der  Kooptation  ausge- 
statteten Kollegiums  von  25  Mitgliedern,  welches  don  Titel 
„Allgemeiner  Verband  zur  Förderung  deutscher  Interessen“ 
führen  soll.  Der  Titel  ist  etwas  weit  gehalten ; hoffen  wir, 
dafs  dieses  Kollegium  sich  nicht  mit  Politik  befassen,  son- 
dern auf  die  Förderung  der  überseeischen  Interessen  sich 
beschränken  wird ; dann  kann  dieses  Zentralorgan  in  der 
That  Segensreiches  wirken.  Supan. 


Digitized  by  Google 


312  Geographischer  Monatsbericht 


Europa. 

Der  eigentümliche  Witterungsuraschlag,  welcher  boi  dem 
Ausbruche  des  Vulkans  Tarawera  auf  der  Nordinsel  von 
Nousoeland  am  10.  Juni  festgostellt  worden  ist,  Bcheint 
auch  boi  dem  Erdbeben , von  wolchom  Griechenland  am 
27.  August  heimgesucht  wurde,  eingetreten  zu  sein,  nur 
mit  dem  Unterschiede,  dafs  in  Griechenland  eine  regenlose 
Periode  von  mehreren  Monaten  ihr  Ende  erreichte  durch 
einen  Gewitterregen,  welcher  dom  Erdboben  unmittelbar  vor* 
anging,  während  in  ganz  Australien  die  Niederschläge,  welche 
eine  mehrjährige  Dürre  beendeten,  dem  vulkanischen  Aus- 
brucho  folgten.  In  einem  längern,  uns  freundlichst  zur 
Verfügung  gestellten  Sohreiben  an  Prof.  Dr.  Kirchhoff  in 
Halle  macht  Dr.  Omttein,  Chefarzt  der  griechischen  Armee, 
folgende  Mitteilungen: 

„Die  Mit  Mai  währende  regenlos*  Periode  hat  am  27.  August  um 
6 Uhr  abends  mit  einem  heftigen  Gewitterregen  ihr  Ende  erreicht.  Die 
Temperatur  ist  seitdem  ron  24—25°  R.  auf  20— 21°  herabgegangen,  auch 
du  Barometer  scheint  eine  andauomde  Tendern  rum  Pallen  su  haben. 
AD  ich  am  Abend  desselben  Tages  bereits  beim  Einschlafen  war,  wurde 
ich  plüDlich  durch  ein  zwar  schwaches,  doch  lange  andauerndes  Erdbeben 
aofgeschreckt.  Die  anfangs  schwache,  wellenförmige  Bewegung,  welche  die 
Dichtung  von  SW — NO  einhielt,  ging  nach  30 — 40  Sekunden  in  eine 
schnelle  und  entschieden  rotatorische  tiber,  deren  ungefähre  Dauer  ich  auf 
15  Sekunden  — eher  mehr  als  weniger  — veranschlage.  Bald  wurde 
letxtere  so  stark,  dafs  ich,  obgleich  seit  Jahreu  an  seismuche  Erscheinun- 
gen jeder  Art  gewöhnt,  es  doch  für  geraten  hielt  aufsustehen.  Die  Uhr 
zeigte  llh  35'. 

„Nach  den  am  andern  Morgen  eingetogenen  Erkundigungen  dürfte 
die  Dauer  dieser  Bodensuckung  au  50  Sekunden  bu  1 Minute  anruneh- 
men  sein.  Es  ist  bemerkenswert,  dafs  dessenungeachtet,  d.  b.  bei  solch 
einer  Dauer,  in  Athen  und  Umgebung  ein  Schaden  irgend  welcher  Art 
nieht  zu  verzeichnen  ist.  Schauplatz  der  Verwüstungen  waren  die  Kreise 
Messenien,  Arkadien,  Aehaja  und  EID  und  Lakonien.  Die  am  meDten  heim- 
gesuchten  Städte  oder  Ortschaften  sind  FhilDtra,  Gargaliani,  Korone,  Agu- 
linitsa  und  Kypzrusia.  Die  Zahl  der  Getöteten  dürfte  sich  auf  100,  die 
der  Verwundeten  auf  ebensoviel,  wenn  nieht  mehr,  belaufen.  Wohnhäuser  und 
Magazine  mit  den  Erträgen  der  sehr  günstigen  Korinlhenernte  sollen  noch 
Tausenden  eingestürzt  oder  beschädigt  worden  sein,  so  dafs  der  daraus  erwach- 
sen de  Schaden  sich  auf  ca  15 — 20  Millionen  Drachmen  beläuft.  Auf  einigen 
Punkten  ist  das  Erdbebsn  von  doropfem  Getöse  begleitet  und  von  heftigen 
Regengüssen  gefolgt  worden,  auf  andern  wiederholen  sieb  die  Schwankungen 
hu  auf  den  heutigen  Tag,  wie  a.  B.  in  Messenien.  So  wurde  in  Kala- 
mata  am  31.  August  llh  nachts  ein  Erdstofs  verspürt,  der  merkwürdiger- 
weise genau  um  dieselbe  Stunde  erfolgte,  in  welcher  daselbst  96  Stunden 
vorher  die  erste  und  verderbliche  Bodensehwaokung  sich  kuudgegebcn  hatte. 

„Der  Direktor  des  englischen  Zentral  -Tclegraphcnamtea  in  Zante  soll 
eine  Notiz  veröffentlicht  haben,  nach  welcher  der  Kapitän  einet  von  Malta 
kommenden  englischen  Dampfers  einige  lüge  vor  dem  Erdbeben  südlich 
von  Zante  in  einer  mir  nicht  mehr  erinnerlichen  Entfernung  rom  west- 
lichen Küstenrande  des  Peloponnesos  eine  Peuenäule  von  ca  4 m Höhe 
dem  Meeresspiegel  hibo  entsteigen  sehen1).  Das  Telegraphenkabel  funktio- 
niert seitdem  nieht  mehr,  wovon  die  Ursache  dem  Zerreifsen  desselben  an 
dieser  Stelle  beigemessen  wird.  Meines  Erachtens  kann  daaselbo  aber  auch 
in  eine  vulkanische  Ausbrucluspalte  auf  dem  Grunde  des  Meeres  geraten 
sein.  Da  die  Marinebehörde  in  Malta  auf  Grund  des  Berichtes  des  eng- 
lischen Kapitäns  zwei  Kriegsdampfer  nach  den  griechischen  Gewässern  be- 
ordert hat,  tun  an  Ort  und  Stelle  Nachforschungen  anzusteilen.  so  wer- 
den wir  hoffentlich  bald  über  die  Sache  im  klaren  sein.  Die  Entfernung 
dieser  Stelle  von  Kap  Mats  pan  (Taonaron)  mag  ungefähr  100  Seemeilen 
betragen.  Jedenfalls  fallt  dieser  Punkt  in  die  von  mir  angenommen« 
Schütterlinic  zwischen  33  — 39°  N\  Br.,  nud  es  ist  leicht  begreiflich, 
dafs  die  submarine  Bruption  ihren  unmittelbaren  Widerhall  auf  dem  süd- 
westlichen Küstensaum  des  Peloponnesos  fand.  Hierüber  habe  ich  mich 
de«  weitem  im  „Ausland1'  1885  , Er.  27,  ausgesprochen.  Nach  telegra- 

*)  N’seh  einer  Mitteilung  von  W.  J.  L.  Wharton,  des  Hydrographen 
der  englischen  Admiralität,  nahm  Capt.  L.  Aquilins  am  27.  August  llh  30' 
p.  m.  unter  36°  18'  N und  21°  32'  ö.  L.,  50  miles  W S von  Kap 
Matapan,  die  Erschütterung  wahr.  Die  Rauchsäule  wurde  um  Mitternacht 
unter  36°  17'  N und  21°  27'  ö beobachtet.  (Nature,  23.  Sept.  1886.) 


phischcn  Berichten  sind  auch  in  Italien,  Ägypten  und  Nordamerika  Erd- 
stöße beobachtet  worden,  was  zu  gunsten  der  von  mir  a.  a.  0.  angedeu- 
teten, langen  Sebüttarlinie  zwischen  Europa  und  Nordamerika  spricht.  Ea 
wäre  interessant,  wenn  sich  die  Gleichseitigkeit  dieser  vulkanischen  Vor- 
gänge ermitteln  liefse. 

„Am  6.  September  haben  sich  vor  Tagesanbruch  die  Zuckungen  snf 
der  ganzen  Westküste  wiederholt , ohne  erheblichen  Schaden  onaurichlen. 
Das  Zentrum  scheint  ein  submarines  und  nahe  bei  den  Strophaden  tu  sein." 

Von  dem  Alpinisten  31.  Dechy  erhalten  wir  aus  Bott- 
lich  (Daghestan)  vom  21.  Angust  einen  weitern,  dankens- 
werten Bericht  Uber  die  Fortsetzung  seiner  diesjährigen 
Kaulanufortchung  (a.  Mitt.  1886,  8.  249): 

„Einen  Teil  meine«  zweiten  Reueprogramms  habe  ich  auageflihrt;  nur 
einen  Teil,  weü  ich  dieses  Jahr  solchen  Schwierigkeiten  begegnete  — 
mit  den  betreffenden  Völkerschaften  — , dafs  ich  nur  mit  grofsem  Zeit- 
verluste vorwärts  kam,  projektierta  Übergänge  über  die  Hauptkette  wegen 
Maugels  an  Leuten  nicht  austuhren  konnte,  and  der  Besuch  Svanetiens 
ganz  unterbleiben  raufst«,  weil  mein  vorausgeschicktea  Gepäck  mit  photo- 
graphischen Platten,  Papier,  Provisionen  &e.  in  Verlust  geriet. 

„Die  Reiseroute  ging  in  das  Gebiet  des  Kuban , die  Tebesda  bis  auf 
dio  Hauptwasseraeheide , am  Kluchorpaseo.  Sodann  die  Querrtteken  über- 
steigend an  den  Tebesda  naeh  Dout  und  Utsehkulan  im  Lande  Karatachai.  — 
Von  dort  an  dio  Westhänge  des  Elbruskammzuges  {Uliukamgietacher  und 
Chotitan)  und  ron  Cburank  über  nahe  dem  Elbnumaasiv  liegende,  weit 
Uber  10  000  Pub  hohe  Bergpässe  im  Bogen  von  Westen  naeh  Norden  und 
nach  Osten  hinüber  nach  dem  Baksan.  Dort  besuchte  ich  Asau  und 
Teaakolgtetscher  (die  Elbrusglctaeher  am  Baksangehänge)  und  revidierte  die 
vorjährigen  Messungen.  Einem  Nährgebiete  entstammend,  ergab  sich  für 
Asau  ein  Vorwärtaschreiteo , für  Tesskol  bedeutender  Rückgang. 

„Von  Umbie  raubte  das  Bakasnthal  hinausgegangeo  werden,  und  der 
Ansflug  nach  ßvanetien  — wie  erwähnt  — unterbleiben.  Daten  über  Be- 
wegung eines  auf  der  Südseite  gelegenen  Gletschers  — am  Adiachgletscher 
hatte  ich  im  Vorjahre  Mauern  und  Signale  erstellt  — werden  also  fehlen. 
Der  Ausflug  in  Daghestan  bewegt  sich  auf  bekanntem  Terrain  und  soll 
nur  in  flüchtiger  Weise  meioe  KcnntnD  des  Kaukasus  ergänzen,  obgleich 
in  geologischer  Beziehung  mein  Reisegefährte  viel  interessantes  findet. 

„Wichtig  war  für  mich  die  Umwanderung  du  Bibras.  Die  gewonne- 
nen Daten  — liohenmeasungen  mit  Queckailberbarometer , Aufnahmen  mit 
prismatischem  Kompefs,  Photographien,  Darstellung  der  Gletscherbedeckung 
(buher  nur  ganz  mangelhaft)  — werden  ein  interessantes  Bild  des  Elbrus- 
massives  geben.  — Auch  in  geologischer  Beziehung  führte  unsre  Route 
auf  bu  jetzt  von  Reuenden  unbetretenen  Wegen. 

„Abieh  mufs  ein  grobe«  Material  zurückgelaasen  haben;  er  eelbst 
sagte  uns  dies  in  Wion,  zb  wir  ihn  vor  unsrer  Abreise  sprachen.  Allein 
er  selbst  hat  über  den  zentralen  Kaukasus  nichts  publiziert.  Ich  kenne 
niemand,  der  das  Gebiet  aua  eigner  Anschauung  kennt  (unter  Geologen), 
ab  Dr.  Scbafarsik,  mein  Reisegefährte,  der  wohl  am  geeignetsten  — wenn 
möglich  — diese  Arbeiten  ans  Lacht  fordern  könnte.1- 

I 

Asien. 

Transkaspieu.  — Wie  bereits  erwähnt  (S.  250), 
ist  Dr.  G.  Raddes  Expodition  am  10./22.  Juli  in  Serachs 
eingetroffeu  nach  einer  erfolgreichen  Exkursion  nach  Merw 
und  an  dio  afghanische  Grenze.  Auf  dorselben  raufst«  auf 
die  Begleitung  des  Botanikers  Dr.  Walter  verzichtet  wor- 
den, welcher  zwischen  dom  Todshen  und  Merw  durch  einen 
Sturz  aus  dom  Wagen  ein  Bein  gebrochen  hatte;  dagegen 
schlofs  sich  in  Merw  der  Bergingenieur  Konschin  au.  Am 
linken  Ufer  des  Murgab  ging  es  aufwärts  nach  Pende 
(Pändsch) ; das  rechte  Ufer  ist  hoch  und  wird  durch  alte, 
nicht  mehr  sandige,  sondern  lehmige  Aralo  - Kaspi  - Dünen 
gebildet;  „das  Baorscho  Gesetz  bestätigt  sich  auch  hier  in 
aufserordentlicher  Klarheit“.  Die  angeblichen  Wälder  längs 
des  Tedshen  und  Murgab  bestehen  nur  aus  vereinzelten 
Pappeln  (Pop.  diversifolia)  und  ziemlich  dichtem  Unterholz 
von  Tamarix.  Im  Murgab-Thale  hatten  die  Reisenden  stark 
von  der  Hitze  zu  leiden.  Nach  kurzem  Aufenthalt  in 
Tachta-Basar,  von  wo  Konschin  Ausflüge  nach  den  Höhlen 
am  Murgab  und  nach  Merutschak  unternahm,  ging  es  längs 


Digitized  by  Google 


Geographischer 

der  nouen  Grenze,  welche  durch  die  traurigste  Einöde 
führt,  Uber  diu  Kitterquelle  von  Akrobat  nach  Sulfagar  und 
längs  des  Tedsben  nach  Serachs  und  Askabad.  Dor  Juli 
wurde  der  Untersuchung  des  Kopet-dag,  dessen  fünf  Parallel- 
ketten überschritten  wurden,  gewidmet,  und  am  28.  Au- 
gust / 9.  September  traf  die  Expedition  wieder  in  Tiflis  oin. 
(Jonrn.  de  St.  I’etersbourg  10./22.Aug.  u.  1 1./23.  Sept.  1886.) 

Uber  die  Fortsetzung  seiner  Expedition  nach  Zentral- 
asien berichtet  Dr.  G.  Captu  am  20.  August  aus  Samar- 
kand folgendes: 

„Wie  icb  Ihnen  io  meinem  leisten,  aus  Meechod  übenchriebenen  Briefe 
mittciltc,  war  ca  unsre  Absicht  , über  Kiafir-kala  und  Quriin  nach  Berat 
au  gehen,  um  ton  dort  aus  die  westlichen  Ausllufer  des  Hindukusch  zu 
durchstreifen,  und  womöglich  über  MaYmeneh  und  Amlchoi  in  Bactricn  ein- 
sudringen.  Der  englische  politische  Agent  in  klcar.hed,  Abbas-ehin,  machte 
uns  jedoch  einen  Gedankenstrich  durch  die  Rechnung,  indem  er  nach  einigem 
Zaudern  uns  kundtbat,  dafs  die  Afghanen  uns  an  der  Grenze  auf-  und 
festhalten  würden.  Da  wir  nach  genügend  rerlorner  Zeit  in  Mesched  nicht 
Sinnes  waren,  schon  gleich  im  Anfang  gezwungener  afghanischer  Gastfreund- 
schaft «u  geniefsen  oder,  anderwärt»  zu  erproben,  wie  weit  eine  rein  wissen- 
schaftliche Expedition  auf  Umwegen  unbehelligt  in  Afghanistan  eindringen 
kann  (welch  Unternehmen  uns  jetzt  berorsteht),  so  ritten  wir  am  g.  Juni 
aus  Mesched  nach  Sarachs.  Wir  wühlten  den  weniger  bekannten  Weg  Uber 
den  Muxderän-PaCs.  Nach  zwei  Tagemüncheu  den  Keschef-rud  (der  in  der 
Umgegend  »on  Mesched  deö  Namen  Mesehed-rud  führt)  hinab,  biegt  der 
übereil  fahrbare  Weg  nordöstlich  ins  Gebirge  ein.  Der  Muzderän-Pafs  hat  nur 
eine  Höhe  ron  3250  F.,  ist  sehr  leicht  zugänglich  und  wird  jetzt  meisten- 
teils als  der  direkteste  Weg  nach  Sarachs  gebraucht.  Ein  persisches  Port, 
jetzt  in  Ruinen,  krönt  auf  der  Höhe  des  Passes  einen  isolierten  Hügel  und 
sendet  über  den  Kamm  eine  Pestungsmauor,  um  die  abseits  gelegene  Quelle 
reinen  Trinkwaasere  zu  bewahren.  Dies  ist  das  erste  reine  Wasser,  das  wir 
seit  Teheran  zu  geniefsen  bekommen.  Um  das  Muzderan -Gebirge  zogen 
sich  jeden  Tag,  hauptsächlich  rom  S und  SO,  gegen  Abend  massenhaft 
Wolken  zu  tobenden  Gewittern  zusammen. 

„Auf  dem  NO-Abhang  des  Muzderün  entspringt  ein  salziger  Steppenbach, 
der  Tchorrük , dessen  Wasser  dio  Pferde  verschmähen.  Ungefähr  10  km 
rom  Passe,  empfängt  der  Tchorrük  ron  N einen  Nebenbach  reinen,  trink- 
baren Wassers,  das  letzte  bis  Persisch  - Sarachs.  Allmählich  zerläuft  das 
Gebirge  in  die  Steppe  mit  festem  Untergründe.  Der  Tchorrük  rereiegt  (Juni) 
90km  ungefähr  ron  Sarachs,  doch  weisen  die  auf  beiden  Seiten  stellen- 
weise angcschwrmmten  Plianzenroste , dafs  der  Baeb  zeitweise  reifaend  iat 
und  die  ThiDohle  überschwemmt.  Der  in  dieser  Zeit  sehr  augeschwollene 
Tedjen,  führt  schnelles,  schmutziges  Lehmwasser;  die  Überfahrt  nach  dom 
auf  dem  rechten  Ufer  gelegenen  rusaischcn  Sarachs  nshm  *;'«  Stunde  in 
Anspruch.  Russisch  - Ssracbs  hat,  die  Truppen  mit  einbegriffen,  an  die 
2000  Einwohner.  Von  Sarachs  nach  Merw  führen  zwei  parallel  fortlao- 
fenda  Wege,  ron  denen  wir  den  westlichen  als  den  kürzesten  und  jetzt 
leichtesten  wählten.  Am  16.  Juni  rerliefsen  wir  Sarachs  und  brachten  die 
Nacht  an  den  Ufern  des  Tedjen  in  Ruchn-abad  zu.  Der  Steppenflufx  lliefst 
hier  in  breitem  Bett  inmitten  reichen  Bsumwuclises,  bildet  stellenweise  kleine 
Sümpfe,  deren  Ausdünstungen  die  Gegend  ungesund  machen.  Auch  hat 
das  Wusier  d«  Tedjen  einen  schlechten  Ruf  wegen  der  faulenden  PHanzeo, 
dis  es  sm  Ufer  fortwährend  abreilst  und  mit  sich  führt.  Von  Ruchn-abad 
nach  Mcrw  findet  man  im  Sommer  kein  Wasser,  d.  h.  auf  einer  Entfernung 
Ton  ungefähr  i30kra.  Die  auf  den  Karten  rereeiehneten  Brunnen  ton 
Chaous-i-chin  und  Schegitli  sind  rereiegt.  Der  Weg  ist  äufserst  beschwerlich 
und  die  Gebeine  der  gefallenen  Tiere,  worunter  Hunde,  liegen  überall  an 
denen  Bande.  Von  Ruchn-abad  bis  Uber  Dascb-rebut  an  die  Grenze  der 
Oaso  ist  überall  Sandwtlste  mit  reicher  Sandflora.  Saksaulbäume  und  andre 
Halimodendroon-,  sowie  Ualligonum-  und  Tamariz-Arten  geben  oft  dem  Wan- 
derer den  Eindruck  eines  dichten  Waldes,  wegen  Mangel  an  Gegenständen 
zum  Vergleichen,  ln  Dasch-rabat  fanden  wir  unrerhoift  Trinkwasser  in 
Menge.  Der  Murgib  »endet  hierhin  einen  bedeutenden  Aryk  (Kanal),  der, 
während  der  grofsen  Überschwemmung  im  Monat  Mai  dieaos  Jahres,  grofse 
Lachen  um  sich  bildete.  Diese  Lachen  bleiben  ziemlich  frisch  im  Sand- 
boden  mit  fetter  Unterlage  und  bilden  jetzt  um  Merw,  zuf  der  linken  Seite 
den  Murgib,  einen  Halbkreie  von  Sümpfen  mit  faulenden  Pflanzen.  Stellen- 
weise sind  dies«  Sümpft  ganz  verdunstet,  und  der  Boden  ist  alsdann  mit 
einem  festen  Salzniederschlag  überzogen1). 

•)  Von  Mesched  nach  Sarachs  sind  vier  Tagereisen,  ebenso  von  Sa- 
rachs nach  Merw. 

Petermsnns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  X. 


Monatsbericht.  313 

„In  Merw  hielten  wir  uns  Uber  11  Tage  auf,  besuchten  die  Ruinen- 
atätten  ron  UaYram-Ali,  Sandjar-,  Kala  und  Djebr-  oder  Oebr-Kala  (wahr- 
scheinlich ist  dieser  Name  anstatt  des  öfter«  Giaur-Kala),  und  fuhren  per 
Wagen  nach  Kurib-tfa,  dann  per  Eisenbahn  nach  Askabad.  Am  14.  Juli 
brachte  uns  der  erste  Zug  zur  Eröffnungsfeier  der  Eisenbahn  nach  Merw 
zurück. 

„Von  Merw  reisten  wir  am  22.  Juli  nach  Tchardjui.  Das  letzte  trink- 
bare Wasser  bis  zum  Brunnen  Repetek  findet  man  im  Aule  Juasuf  - ch  ins, 
21  km  von  Merw.  Der  Karawanenweg  führt  durch  die  Ruinen  des  alten  Merw, 
aliwo  jede  Spur  einer  Oase  aufhört.  Der  erste  Brunnen,  Kiltchi  oder  Kcld- 
jeh,  hat  salzig- bitteres  Wasser,  nur  den  Kamelen  uod  den  andern  Tieren 
bei  grofsem  Durst  trinkbar.  Der  zweite  , Uteh-hadji  (82  km  von  Jusauff- 
chins  Aul)  hat  wenig  lieaeres  Wasser.  Ungefähr  60  km  weiter  findet  man 
Repetek  mit  gutem  Trinkwasser.  Zwischen  Kiltehi  uod  Uteh-hadji,  halb- 
wegs ungefähr,  liegt,  ein  wenig  abseits  der  Reute,  der  Brunnen  ArroeDi  mit 
bitter-salzigem,  stinkendem  Wasser,  und  60  km  von  Repetek  liegt  der  Brunnen 
Karaul  • Konion , auf  bocharisebera  Gebiet,  mit  gutem  Wcsser : von  dort  sind 
ungefähr  40  km  nach  dar  Oase  Tchardjui.  Dor  Weg  ist  äufserst  beschwer- 
lich zu  dieser  Jahreszeit.  Die  Tiere  können  fast  nur  des  Nachts  gehen, 
da  während  des  Tages  du  Thermometer  auf  45°  C.  im  Schatten  stieg. 
Von  Kiltchi  aus  wird  der  Sand  immer  tiefer,  die  schlechtesten  Strecken 
sind  vor  Uteh-hadji,  von  Repetek  nach  Karaul -Koni  und  streckenwebe  von 
dort  nach  Tchardjui.  Mobile  Sandhügcl,  sogenannte  „Barchans",  von  N 
nach  S fortrückend,  ohne  jedweden  Pflanzenwuchs,  versperren  den  Weg; 
der  wie  Wastor  fliefsende  Flugsand  überdeckt  bei  einigem  Wind  alltogleich 
die  Spur  und  bringt  den  Reisenden  in  Gefahr  umzukommen.  Hauptsäch- 
lich kommen  diese  Rarelians  vor  von  Repetek  nach  dem  etwa  20  km 
entfernten  Brunnen  Iscliön-rabat,  dann  weiter  vom  Brunnen  Karakul-küjü 
nach  Kalta-minör,  einer  Ruine,  etliche  14  km  von  der  Oase  Tchardjui,  von 
wo  aus  die  Bokharen  früher  die  Annäherung  der  räuberischen  Turkmenen 
von  einem  Miu&r  herab  ausspähten.  Am  rechten  Ufer  des  Amu  flndot  man 
alsdann  grofse  Barchans  von  Tchardjui  nach  Kankul  und  um  die  kleine 
Festung  llstik,  weichen  Teil  wir  1881  besuchten.  Die  Plattform  der  von 
General  Annenkoff  nach  Tchardjui  unternommenen  Eisenbahn  ist  fast  fertig 
gelegt  bis  in  die  14  km  vom  Amu,  doch  stellenweise  noch  auszugraben. 
Grofse  Schwierigkeiten  bieten  unbestreitbar  die  Flugsandhügel.  — Von 
Tchardjui  über  Ruchara  nach  Samarkand  berührten  wir  Kankul  und  Ker- 
mineh,  doch  ist  dieser  Weg  bekannt;  srir  hatten  ihn  im  Jahre  1881  im 
Oktober  zurückgclegt.  Russischer,  von  Tag  zu  Tag  tiefer  eindringender 
Einflufs  ist  überall  unverkennbar. 

„Von  Samarkand  werden  wir.  Herr  Bonvalot,  Tcpin  und  ich,  in  einigen 
Tagen  durch  Hiisar  nach  dem  Amu-daija  gehen,  um  alsdann  auf  irgend  eine 
Weise  nach  Balkli  tu  gelangen.  Falls  die  Befürchtung  einor  afghanischen 
Gefangenschaft  sich  als  grundlos  erweist,  suchen  wir  alsdann  über  einen 
noch  schneefreien  Ptfs  nach  Kafirutan  überzusteigen.“ 

Dieselbe  Erfahrung  au  dor  afghanischen  Grenze  wie 
Dr.  Capus  mufste  ein  amerikanischer  Sonderling,  Stevern, 
machen,  welcher  sich  vorgenommen  hat,  soweit  irgend  mög- 
lich die  Welt  per  Velocipod  zu  durchfahren.  Weder  die 
russischen  Behörden  noch  der  Führer  dor  englischen  Grenz- 
kommission wollten  die  Fahrt  nach  dem  Amu-darja  ge- 
statten; darauf  überschritt  Mr.  Stevens  auf  eigne  Faust  die 
Grenze  von  rlfghanistan,  indem  er  von  Meschhed  aus  über 
Dirdschan  bis  Farah  gelangte,  wo  dor  afghanische  Befehls- 
haber die  Weiterfahrt  nach  Kandahar  nicht  gestattete,  son- 
dern den  Reisenden  nach  Herat  und  dann  über  die  Grenze 
sandte.  (Mail,  9.  August  1886.) 

Indien,  Tibet.  — Die  unter  Col.  Woodthorpe  in 
Budakschan  zurückgebliebenen  Mitglieder  der  Lockhartechen 
Million  sind  ebenfalls  Ende  August  nach  Kaschmir  zurück- 
gekehrt,  und  damit  ist  dieso  Expedition,  von  deren  Aufnah- 
men wichtige  Aufschlüsse  Uber  den  Hindukusch  und  den 
ohern  Oxus  zu  erwarten  sind,  definitiv  aufgelöst. 

Einom  Berichte  des  „Russischen  Invaliden“  entnimmt 
das  Journal  de  St.  Petershourg  vom  3./15.  September  1886 
einige  Mitteilungen  über  einen  nisaischen  Reisenden,  Leut- 
nant Gronbttcheictky,  welcher  die  westlichen  Gebiete  von  Ott- 
turkeeian  bis  nach  Chotan  durchforscht  hat.  Seine  Auf- 


40 


314 


Geographischer  Monatsbericht. 


nahmen  stellen  eino  Verbindung  her  zwischen  den  Arbeiten 
Kuropatkins  aus  dem  Jahre  1877  und  dem  Itinerare  von 
General  Przewalsky,  welcher  auf  seiner  Rtickroise  vom  Lob- 
nor 1884  Uber  Chotau  nach  der  russischen  Grenze  ging. 
Auch  die  Aufnahmen  der  Forsythschen  Expedition  von 
1873 — 1874  sollen  wesentliche  Ergänzungen  und  Berich- 
tigungen erfahren.  Neben  seinen  praktischen  Arbeiten  rich- 
tete der  Reisende  namentlich  sein  Augenmerk  auf  die  innere 
Verwaltung  und  die  ökonomischen  Zustände  des  Landes, 
dessen  Bevölkerung  unter  dem  chinesischen  Jocho  sehr  zu 
leiden  hat  durch  die  Willkürherrschnft  der  Benmton.  Über 
den  Pamir -Tagdunbasch  drang  sodann  Leutnant  Gronb- 
tschewsky  nach  Gilgit  vor,  und  zwar  hielt  er  sich  längere 
Zeit  in  dem  kleinen  Chanate  Kunjut  auf,  welches  aus  28  An- 
siedelungen besteht  und  ca  20  000  Seelen  zählt. 

Wie  über  diese  Reise,  so  sind  auch  über  eino  Unter- 
nehmung eines  Engländers  Careg  bisher  keine  Nachrichten 
in  weitere  Kreise  gedrungen.  Von  Leh  in  Kashmir  aus 
begab  er  sich  in  das  westliche  Tibet,  reiste  sodann  nach 
Chotnn , und  verfolgte  endlich  den  Tarim  bis  zu  seiner 
Mündung  in  den  Lob-nor,  wo  er  sich  Ende  April  befand. 
Er  soll  die  Absicht  haben,  seine  Rückreise  durch  das  uörd- 
licho  China  zu  bewerkstelligen.  (Mail,  30.  August  1886.) 

Dio  Schwierigkeiten,  welche  der  Ausführung  der  Macau- 
lagschen  Mission  nach  Tibet  (s.  Mitteil.  S.  251)  entgegenstan- 
den, haben  sich  nicht  beseitigen  lassen , vielmehr  hat  dio 
englische  Regierung,  wie  um  26.  August  im  englischen 
Parlament  mitgeteilt  wurde,  sich  endgültig  entschlossen  die 
Mission  zurückzuziehen,  allerdings  gegen  die  Anerkennung 
der  britischen  Herrschaft  in  Burmah  seitens  China,  welches 
sich  zur  Förderung  des  Hnndels  zwischen  China  und  der 
neuen  indischen  Provinz  verpflichtet.  Die  Grenze  zwischen 
beiden  Staaten  soll  durch  eine  gemeinschaftliche  Kommission 
abgesteckt  werden.  Die  bisher  Üblichen  Gesandtschaften, 
welche  vom  Köuigo  von  Burmah  alle  10  Jahre  nach  Peking 
geschickt  wurden,  sollen  iu  Zukunft  auch  von  der  englischen 
Regierung  entsandt  werden. 

China.  — In  einer  langem  Auseinandersetzung  (Aca- 
demy, 7.  August  1886)  bringt  Terrien  De  Lacmperie  eine 
Roiho  neuer  Bewciso  bei  für  die  seit  Jahren  von  ihm  ver- 
fochtene Ansicht,  dafs  der  Ursprung  der  chinesischen  Kultur 
im  südwestlichen  Asien,  namentlich  in  Babylon,  zu  suchen 
sei.  Wann  dioso  Einwirkung  stattgefunden  hat,  läfBt  sich 
noch  nicht  nachweisen ; wahrscheinlich  hat  schon  mit  der 
Einwanderung  der  Bak- Stämme  ca  2300  v.  Chr.  der  Ein- 
flufs  morgenländischer  Kultur  begonneu. 

Noch  immer  harrt  dio  wissenschaftliche  Welt,  Geo- 
graphen, Kurtographen,  Geologen,  Sprachforscher  &c.  der 
Veröffentlichung  der  in  Aussicht  gestellten  ausführlichen 
Schilderung  der  Expodition  durch  China,  welche  vom  Grafen 
Bela  Szeohonyi  in  den  Jahren  1877 — 1880  in  Begleitung 
des  Topographen  Oberleutnant  G.  Kreitner  und  des  un- 
garischen Geologen  L.  Loczy  unternommen  wurde , denn 
mit  Recht  darf  man  von  diesem  Reisewerk  eine  ganz  be- 
trächtliche Erweiterung  unsrer  Kenntnis  von  China  erwarten. 
Leider  aber  vergeht  ein  Jahr  nach  dem  andern,  und  das 
Werk  scheint  keine  Fortschritte  zu  machen;  das  Interesse 
an  den  Erfolgen  der  Expedition  nimmt  nach  und  nach  ab 
und  in  mnnchon  Punkten,  namentlich  in  der  Erforschung 
der  topographischen  Verhältnisse,  werden  die  gewonnenen 


Ergebnisse  durch  neuere  Roiseu  überholt,  und  deshalb  ist  es 
um  so  mehr  zu  beklagen,  dafs  die  Ausgabe  hereits  vollendeter 
Teile,  z.  B.  der  seit  3 Jahren  vorliegenden  Itineraraufnahme 
Kreitners  in  1 7 Bl.  und  ira  Mafsstabe  von  1 : 1 000  000,  welche 
Ostern  1883  auf  dem  Geographentage  in  Frankfurt  a/M. 
berechtigtes  Aufsehen  erregte,  aus  unerklärlichen  Gründen 
noch  verzögert  wird.  Jetzt  bietet  sich  wenigstens  die  Aus- 
sicht, dafs  ein  Teil  der  auf  jonor  Expedition  gemachten  Beob- 
achtungen zugänglich  werden  wird,  indem  von  dem  Geo- 
logen L.  Zong  eine,  wie  das  Athenäum  vom  11.  September 
1886  mitteilt,  wertvolle  Beschreibung  von  China  herausgegeben 
worden  ist,  welche  in  erster  Linie  dio  geographischen  Ver- 
hältnisse des  Landes  berücksichtigt.  Das  Buch  ist  in 
ungarischer  Sprache  erschienen,  wodurch  es  nur  einem 
beschränkten  Leserkreise  zugänglich  werden  kann,  doch  soll 
eino  englische  Ausgabe  in  Vorbereitung  sein. 

Sibirien.  — Die  Aussichten  auf  eine  baldige  Eröff- 
nung der  sibirischen  Universität  in  Tomsk  siud  überaus  un- 
bestimmt; jedenfalls  sind  für  das  Jahr  1886  keine  Hoff- 
nungen mehr  vorhanden.  Die  russische  Regierung  stellt 
denjenigen  Sibiriern,  welche  auf  die  Universität  von  Kasan 
gehen  wollen,  ein  Subsidium  zur  Verfügung.  (Mitteilung 
von  Prof.  Petri.) 

Dio  von  der  „Gesellschaft  der  Freunde  der  Naturkunde1' 
in  Jekaterinburg  gepinnte  wissenschaftlich-  industriell«  Aus- 
stellung für  Sibirien  und  den  Ural  ist  durch  Bewilligung  einer 
Untorstützung  von  5000  Rubel  von  seiten  der  russischen 
Regierung  so  gut  wie  gesichert  und  wird  ira  Jahre  1887 
eröffnet  werden.  Die  sibirischen  Blätter  zweifeln  nicht  an 
der  Möglichkeit  einer  relativ  vollständigen  Vertretung  des 
Urals , wohl  aber  an  einer  solchen  für  das  grofse  Sibi- 
rien. Übrigens  ist  die  Idee  einer  Ausstellung  für  Sibirien 
nicht  absolut  neu:  dio  zwoi  westsibirischen  Ausstellungen 
in  Tjumenj  in  dou  siebziger  Juhreu  hoben  ca  1500  Aus- 
steller angezogen.  Es  sind  für  Jekaterinburg  folgende  Sek- 
tionen in  Aussicht  genommen:  1)  Mineralogie,  Geologie, 
Botanik,  Zoologie,  Zootomie  und  Anatomie ; 2)  Geographie, 
Kartographie,  Verkehrsverhältnisse,  Statistik,  Klimatologie, 
Erdmagnetismus;  3)  Anthropologie,  Ethnographie  und  Ar- 
chäologie; 4)  Bergbau  und  Metallindustrie:  5)  Industrie 
und  Handwerk;  6)  Hausindustrie;  7)  Land-  und  Forst- 
wirtschaft, Obstzucht,  Gemüsebau,  Jagd  und  Fischerei.  Wenn- 
gleich wir  auch  zugeben,  dafs  die  Ausstellung,  namentlich 
in  Berücksichtigung  der  sibirischen  Verhältnisse  gar  zu 
grofsartig  geplant  ist,  so  wollen  wir  dom  Unternehmen  doch 
wodor  seine  wissenschaftliche,  noch  seine  praktische  Bedou- 
tung  absprechen.  (Petri.) 

Durch  dio  freundliche  Vermittelung  des  Generals  0. 
v.  Stubendorff,  dos  Leiters  der  kartographischen  Abteilung 
des  Grofscn  russischen  Generalstabs , ist  uns  dio  in  16 
grofsen  Blättern  und  dem  auffällig  grofsen  Mafsstabe  von 
1:168000  niedorgelogto  Aufnahme  der  1883 — 1884  zu- 
rückgolegten  Reise  des  französischen  Mineningenieurs  J. 
Martin  von  der  Lena  über  das  Stanowoi-  Gebirge  nach  dem 
Amur  zugegangen.  Der  Reisende  passierte  das  Gebiet  der 
Lena  zwischen  seinen  Tributären  Witim  und  Olekma  und 
erreichte  den  Amur  oberhalb  Albasin ; er  passierte  das 
Stanowoi- Gebirge  auf  einer,  wie  es  scheint,  vorher  noch 
nicht  begangenen  Route  und  wird  er  auch  in  anbetracht  der 
Schwierigkeiten,  mit  welchen  er  zu  kämpfen  hatte  (s.  Mit- 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


315 


teil.  1885,  8.  181),  schwerlich  Nachfolger  finden : sein  Ver- 
such, oineu  gangbaren  direkten  Weg  von  der  Lena  und  den 
aufblühenden  Goldwäscheroieu  von  Olekminsk  nach  dem  Amur 
und  damit  nach  dem  Stiilon  Ozean  zu  entdecken , welche 
Verbindung  für  den  Verkehr  mit  dem  Lena-Gebiet  und  ganz 
Ostsibirien  von  der  gröfsten  Bedeutung  sein  würde,  kann 
nicht  als  glücklich  gelbst  gelten.  Jedenfalls  hat  er  aber 
durch  sein  gefahrvolles  Unternehmen  den  Austofg  gegeben 
zu  neuen  Untersuchungen  in  dieser  Richtung,  und  es  ist 
für  diu  Erschliefsung  Osteibiriena  nur  zu  wünschen,  dafs 
eine  solche  direkte  Stralso  über  die  wilde  Wasserscheide 
aufgefundeu  wird.  Zum  Teil  fallt  die  Konto  Martins  mit 
älteru  Reisen,  namentlich  mit  denen  der  grofson  sibirischen  ! 
Expeditiou  unter  Schwarz  und  Schmidt  zusammen,  aber 
auch  in  diesen  Teilen  bietet  seiue  Karte  manche  wesent- 
liche Veränderung.  Verdienstvoll  sind  auch  die  zahlreichen 
Höhenmessungen.  Das  in  Aussicht  stehende  Keisework  Mar- 
tins wird  hoffentlich  eine  reiche  Ausbeute  an  Mitteilungen 
über  diese  Gebiete  Ostsibiriens  bringen,  welche  in  West- 
europa nur  den  gründlichen  Kennern  der  russischen  und 
namentlich  der  schwer  zugänglichen  sibirischen  Litteratur 
nicht  mehr  terra  incognita  sind. 

Die  Ausnutzung  der  Dampfkraft  auf  der  „Lena-  hat 
bisher  mit  der  Schwierigkeit  der  Beschaffung  dos  nötigon 
Brennmaterials  zu  kämpfen  gehabt,  da  das  Schlagen  von 
Brennholz  mit  grofsem  Zeitverlust  verknüpft  ist,  und  Stein- 
kohlen in  brauchbarer  Beschaffenheit  und  in  günstiger  Lage 
nicht  zu  beschaffen  waron.  Dieser  Maugel  scheint  jotzt 
gehoben  zu  suiu.  Leutnant  Jürgen»,  der  Leiter  der  russi- 
schen Polarstation  an  der  Lena-Mündung,  brachte  von  sei- 
ner Fahrt  eiuige  Proben  von  Steinkohlen  zurück,  welche  er  in 
Irkutsk  untersuchen  Hofs.  Nach  der  von  Herrn  Schumarin 
angefertigten  Analyse  erweisen  sich  drei  Proben  als  voll- 
kommen auwendbar  zum  Heizen  von  Dampfkesseln.  Die 
Proben  sind  leicht  zugänglichen  Orten  entnommen  worden, 
nämlich  zwei  aus  Lagern , welche  sich  25  WerBt  (26  km) 
südlich  von  Bulun  befinden;  die  dritte  von  einer  Fund- 
stelle am  Flusse  Wiljui,  40  Werst  (43  km)  oberhalb  seiner 
Mündung  in  die  Lena.  (Iswestija  der  ostsibir.  Abtei),  d. 

K.  ross.  Geogr.  Gesellsoh.  1885,  Nr.  4.  u.  5.) 

Der  Chef  der  Polarexpedition,  Dr.  med.  Bunge,  schreibt 
unterm  13.  Dezember  1885,  dafs  er  von  einem  Tuuguson 
erfahren  habe,  es  lioge  ein  Mammut  auf  einer  ca  250  Worst 
(260  km)  östlich  vom  Dorfe  KasatBclge  gelegenen  Stelle. 
Der  nach  dieser  Stelle  entsendete  Gehilfe  des  Dr.  Bunge, 
Baron  Toll,  überzeugte  sich  von  der  Richtigkeit  jener  Mel- 
dung, und  sollte  dersolbo  am  15.  Februar  von  Kasatschje 
abgehen , um  die  Zurichtung  des  Mammuts  zu  bewirken 
und  dann  Herrn  Runge  zu  folgen,  welcher  am  15.  März 
seine  Expedition  nach  den  Neusibirischen  Inseln,  zunächst 
nach  der  Insel  Kotelny,  antreten  wollte.  (Iswestya  ostsibir. 
Abteil.  K.  russ.  Geogr.  Gosellsch.  1885,  Nr.  4 u.  5.) 

Afrika. 

NW-Afrika.  — Mit  dem  Tode  des  jungen  französi- 
schen Reisenden,  Leutnant  M.  l’alat , welcher  die  lange 
Liste  der  Opfer  der  Erforschung  dos  Tuareg  - Landes  und 
der  Anbahnung  eineB  direkten  Verkehrs  zwischen  Algier 
und  Timbuktu  vergröfsert  hat,  ist  auch  leider  ein  greiser 
Teil  der  bisher  von  ihm  gewonnenen  Resultate  verloren 


gegangen,  da  nur  ein  Teil  seines  Tagebuches,  und  zwar 
der  wichtigste,  gerettet  worden  ist.  Vor  allem  abor  ist 
der  Verlust  seiner  Aufnahmen  der  Route  von  El  Golea  bis 
Gurara  zu  beklagen,  welche  wesentliche  Abweichungen  von 
dor  jetzigen  Darstellung  ergaben ; so  erscheint  es  nach 
seinen  Tagemärschen  wahrscheinlich , dafs  diese  Oasen- 
gruppe nicht  soweit  entfernt  ist  von  Golea,  als  die  militä- 
rische Expedition  von  Oberst  Colonieu  im  Jahre  1860 
ergab.  Eine  Orientierungsskizze  Uber  die  von  Palat  zu- 
rückgelegte Route  hat  P.  Lehautcourt  dem  kürzlich  er- 
schienenen Tagebuche  Palats  (18°,  371  pp.  Paris,  Char- 
pentier,  1886;  fr.  3, so),  dessen  Angaben  zur  Grundlage 
1 gedient  haben , beigegeben ; das  Tagebuch  und  die  Briefe 
umfassen  die  ganze  Reise  von  Geryville  über  Golea  nach 
Gurara  vom  10.  Oktober  1885  bis  25.  Januar  1886. 
In  höchst  fesselnder  Weise  weifs  Palat  in  diesen  natür- 
lich flüchtigen  Skizzen  seine  Erlebnisse  und  gewonnenen 
Eindrücke  mitzutoilen.  Er  zeigt  aber  auch , wie  sorg- 
fältig er  sich  durch  gründliches  Studium  mit  Land  und 
Leuten  vertraut  gemacht  hatte , und  um  so  mehr  scheint 
es  unerklärlich , dafs  seino  Vertrauensseligkeit  ihn  ebenso 
ins  Verderben  stürzen  mufste  wie  Flatters  u.  a.  Das 
Tagebuch  erscheint  übrigens  unter  dom  Schriftstellernamen 
Frescaly,  unter  welchem  Palat  sich  beroits  als  Schil- 
derer  algerischer  Verhältnisse  vorteilhaft  in  der  litteratur 
eingeflibrt  hatte. 

Nur  wenig  Neues  über  Marokko  bietet  das  Reisewerk 
des  spanischen  Genie-Offiziers  J.  Cervera  Ilaviera  (Expediciön 
geogr .-militar  ul  iuterior  y costas  de  Marruecos.  8°,  144  pp., 
mit  Karte.  Barcelona,  Gi6,  1885),  welcher  Ende  1884  auf 
der  gewöhnlichen  Strafse  von  Tetuan  über  Tanger  und 
Ksar-el-Kebir  nach  Fez  gelaugte  uud  die  Kiiste  bei  Rabat 
wieder  erreichte.  Sein  Hauptaugenmerk  richtete  er  auf 
dio  militärischen  Einrichtungen  des  von  europäischen  Mäch- 
ten vielfach  umworbenen  Staates , auf  seine  Strafsen  und 
auf  die  Möglichkeit,  mit  einem  Heere  in  das  Innero  vorzu- 
dringen, überhaupt  auf  alle  Fragen,  welche  auf  einen  et- 
waigen Feldzug  in  Marokko  Bezug  haben.  Für  ein  offen- 
sives Vorgehen  hält  der  Verfasser  den  Hafen  Rabat  als 
besten  Ausgangspunkt,  da  das  Thal  des  Sebu,  in  wclchom 
der  Weg  nach  der  Hauptstadt  führt,  keine  grofsen  Schwie- 
rigkeiten bietet,  und  auch  die  Verpflegung  einer  Truppe 
verhältnismäfsig  leicht  zu  ermöglichen  ist.  Trotz  der  guten 
Ausrüstung  mit  Instrumenten  schoiuen  keine  nennenswerten 
Beobachtungen  gemacht  zu  sein,  wenigstens  finden  sich  in 
dem  Werke  weder  Mitteilungen  über  Höhenmessungen, 
noch  meteorologische  Aufzeichnungen.  Sehr  hübsoh  aus- 
gefallen sind  dogegon  die  Illustrationen , welche  nach  den 
uuterwogs  angefertigten  Photographien  hergestellt  sind. 

Inzwischen  hat  der  Verfasser  eine  neue  Expedition 
glücklich  zu  Ende  geführt ; ihm  war  die  Leitung  der  8. 149 
erwähnten  spanischen  Expedition  zur  Erforschung  der  Sahara 
und  des  Hinterlandes  des  neuen  Protektorates  an  der 
Küste  der  Sahara  anvertraut  worden.  Cerveras  Begleiter 
waren  Fr.  Quiroya , Professor  am  naturhistorischen  Museum 
in  Madrid,  und  der  Generalkonsul  F.  Kino.  Am  16.  Juni 
war  die  Expedition  von  der  Faktorei  am  Rio  Oro  aufge- 
brochen, wohin  sie  am  24.  Juli  nach  unsäglichen  Strapazen 
infolge  der  grofsen  Hitze , des  Mangels  an  Lebensmitteln 
uud  Wusser  zurückkehrte.  Sie  war  ca  425  km  von  der 

40  * 


Digitlzed  by  Google 


316 


Geographischer  Monatsbericht. 


Küste  bis  nach  Adrar  vorgedrungen,  welches  die  Reisenden 
als  Fortsetzung  der  Wüste  ohne  Vegetation  mit  armseliger 
Bevölkerung  schildern.  Sie  scheinen  hiernach  das  frucht- 
bare Zentrum  der  Oase,  wolcho  von  Vincent  und  Bauet 
durchzogen  worden  ist,  nicht  erreicht  zu  haben.  Die  Ex- 
pedition hat  zahlreiche  astronomische  und  meteorologische 
Beobachtungen  angestellt,  geologische  und  imturhistorischo 
Sammlungen  zurückgebracht  und  endlich  eine  sorgfältige 
Routenaufnahme  gemacht.  Anfang  September  war  die  Ex- 
pedition wieder  in  Madrid. 

Oberguinea.  — Von  zwei  Seiten  her,  von  Nordeu 
und  von  Süden , wird  gleichzeitig  an  der  Ertchlieftung  des 
Hinterlandes  des  deutschen  Togo- Gebietes  gearbeitet.  Von  Nor- 
deu her  sucht  Gott!.  Ad.  Krause  durch  dio  unbekannten 
Gebiete  nach  der  deutschen  Kolonie  durchzukommen,  indum 
er  die  bedeutende  Handelsstadt  Salaga  im  Gebiete  des 
Volta  zum  Ausgangspunkt  nimmt.  Am  12.  Mai  hatte  er 
Accra  verlassen,  er  befuhr  bis  zum  7.  Juni  den  Volta 
aufwärts  bis  Kete , den  Endpunkt  der  Schiffahrt,  und  traf 
am  18.  Juni  in  Salaga  ein  (Kreuzzeitung  17.  Sept.  1886). 

Da  diese  Strecke  wiederholt  vou  den  rührigen  Baseler 
Missionaren,  sowie  von  dom  englischen  Capt.  Lonsdnle  be- 
gangen ist,  so  wird  Krause  erst  im  0 und  SO  von 
Salaga  unerforschtes  Gebiet  betreten.  Für  die  Entwicke- 
lung des  Handels  im  Togo -Gebiete  wird  eino  direkte  Ver- 
bindung mit  dieser  Stadt,  welche  weit  in  den  Sudan  hinein 
einen  regen  Verkehr  unterhält  und  Stapelplatz  für  die  Pro- 
dukte  aus  dom  ganzen  Niger-Gebiete  ist,  von  grofser  Wich- 
tigkeit sein.  Von  Südou  her,  vom  Togo-Gebiete  selbst  ist, 
wie  Dr.  H.  Zoller  in  der  Kölnischen  Zeitung  vom  19.  Sep- 
tember erzählt,  der  deutsche  Reichskommissar  Falkenstein 
in  Begleitung  des  aus  Zollers  Mitteilungen  bekannten  Konsul 
Randad  vorgegangen.  Auf  einer  zehntägigen  Tour  gelang- 
ten sie  von  dem  anfbliihenden  deutschen  Hafenplatz  Ixmio 
über  Aguewe,  bis  wohin  zuorst  Dr.  Zoller  1884  gelangt  I 
war , ferner  Ubor  Towe , Kowe  uach  Agotime  oder  Petu. 

Die  für  diesen  Punkt  angegebene  Position  6°  4'  0.  und 
6®  45'  N.  scheint  nur  nach  der  zurückgelegten  Wegstrecke 
berechnet-,  nicht  aber  auf  Grund  von  Beobachtungen  be- 
stimmt worden  zu  sein;  jedenfalls  verschiebt  diese  Angabe 
den  Ort  wesentlich  nach  NO  und  vergröfsert  damit  dio 
Entfernung  von  der  Küste  gegen  die  Aufnahme  des  Bremer 
Missionars  Hornberger  (s.  Mitt.  1867,  Tafel  3). 

Eine  der  ersten  Botschaften,  welche  auf  der  gerade  er- 
öffneten  Kabelverbindung  nach  dem  Niger-Delta  (bis  Brass 
und  Bonny)  via  Lagos,  Accra,  Bathurst  nnch  Europa  ge- 
langten , war  die  Trauernachricht  von  dem  am  11.  Sep- 
tombur  in  Brass  erfolgten  Tode  Flegels.  In  ihm  verliert 
die  Afrika- Forschung  einen  ihrer  begeistertsten  Anhänger, 
der  sein  ganzes  Dasein , seine  ganze  Existenz  seinen  Plä- 
nen gewidmet  hat,  zu  denen  er  namentlich  durch  Heinr. 
Barths  Erfolge,  der  stets  sein  Vorbild  gewesen  ist,  aufgo- 
muntert  war.  Aber  nicht  allein  als  Erforscher  dos  Bouue- 
Quellgebietes  hat  er  sich  duuorudo  Verdienste  erworben, 
in  Deutschland  war  er  ein  Bahnbrechor  der  kolonisatori- 
schen Bewegung,  und  namentlich  hatte  er  sich  die  Auf- 
gabe gestellt,  das  Gebiet  des  Benue,  der  einzigen  Schiff- 
fahrtsstrafse  ins  Innere  von  Afrika,  für  Deutschland  zu 
gewinnen.  Dieses  Ziel  hat  er  allerdings  nicht  erreicht; 
als  er  nach  jahrelanger  rastlosur  Agitation  endlich  die  für  f 


ein  solches  Unternehmen  erforderlichen  Mittel  zur  Verfü- 
gung hatte,  war  ihm  die  National  African  Co  zuvorgekom- 
men, welche  inzwischen  auf  das  ganze  Nigor-Benue-Gabiet 
Beschlag  golegt  hatte.  Dio  „Mitteilungen“,  welche  seinen 
ersten  Leistungen  als  Forschungsreisender  dio  ihueu  ge- 
bührende Beachtung  schenkten,  verlieren  in  Flegel  einen 
troueu  Mitarbeiter,  der  es  stets  dankbar  anerkannte,  dafs 
diese  Zeitschrift  zuerst  für  seine  Pläne  eintrat.  Über  seine 
letzten  Unternehmungen  sind  Berichte  noch  nicht  veröffent- 
licht; im  Dezember  vorigen  Jahres  (s.  Mitteil.  d.  Afrikan. 
Gesellsch.  1886,  Nr.  1)  stand  Flegel  im  Begriff,  von  Wu- 
kari  zu  Laude  nach  Jola  aufzubrechen.  Nur  wenige  Tago 
vor  dem  Eintreffen  der  Trauerbotschaft  wareu  Flegels  Be- 
gleiter, Staudinger  und  der  Ornitholog  Hartert,  welche  im 
August  vorigen  Jahres  von  Loko  am  Benue  nach  Sokoto 
abgereist  wuren,  nach  Deutschland  zurückgekehrt. 

Durch  seinen  frühzeitigen  Tod  ist  Flegel  vermutlich 
dio  schmorzlichc  Kenntnis  erspart  geblieben,  dafs  die  Ge- 
biete , welche  er  als  deutsches  Kolonisationsgebiet  in  Aus- 
sicht genommen  hatte,  endgültig  an  Grofsbritannien  über- 
lassen worden  sind.  Durch  ein  Übereinkommen  zwischen 
beiden  Mächten  am  27.  Juli  und  2.  AuguBt  ist  die  durch 
Übereinkommen  vom  27.  April  und  7.  Mai  1885  (s.  Mit- 
teil. 1885,  S.  271)  festgesetzte  Grenzlinie  in  das  Innere 
ausgedehnt  worden  (s.  Reichsauzeigor  26.  August  1886): 

„Von  dem  Endpunkte  der  ursprünglichen , durch  die  Koten  vom 
29.  April  und  7.  Mai  vorigen  Jahres  festgcoctatcn  Grenzlinie  au«,  dar  aut 
der  englischen  AdniirziiUUkarU  als  .rapida1  bezeichnet  ist,  soll  die  neue, 
verlängerte  Linie  ihren  Antang  nehmen,  und  zwar  soll  sie,  von  den  als 
,rapids‘  bczcichnctcn  Stromschnellen  des  Alt-Kalabars  beginnend,  in  diago- 
naler Kichtung  zu  einem  Punkte  auf  dem  rechten  l'fer  des  Benue-Fltutrs, 
im  Osten  und  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Stadt  Vota,  laufen,  welcher 
sich  nach  vorgenommenor  Untersuchung  praktisch  als  zur  Festsetzung  die- 
ser Grenze  geeignet  herausatcllen  wird.* 

Dio  Grenze  zwischou  der  deutschon  Kolonie  Kamerun 
und  den  englischen  Nigerdistrikten  verläuft  also  jetzt  von 
der  Mündung  des  Rio  del  Rey  am  rechten  Ufor  des  Flus- 
ses bis  zu  scinor  noch  unbekannten  Quelle,  dann  in  ge- 
rader Linie  bis  zu  den  Ethiopo  - Schnellen  des  Alt  - Calabar 
und  endlich  in  nordöstlicher  Richtung,  bis  sie  östlich  von 
Jola  den  Benue  erreicht.  Die  von  Flogel  erworbenen  Land- 
streckou  in  der  Näho  von  Bakundi  behufs  Anlage  einer 
Handelsstation  bleiben  also  unter  englischer  Herrschaft, 
resp.  ira  Machtbezirke  der  National  African  Co. , welcher 
von  der  englischen  Regierung  beschränkte  Hoheitsrechte 
verliehon  worden  sind.  Boi  woiteror  Erforschung  des  von 
dieser  Grenze  durchschnittenen  Gebietes,  namentlich  durch 
Feststellung  des  Rio  del  Rey-Flusses  bis  zu  seiuor  Quelle, 
wird  eine  genauere  Bestimmung  der  Grenze  notwendig 
worden. 

Äquatorialafrika.  — Die  englische  Baptisten- 
Missionsgesellschaft  hat  ihr  Besitztum  in  Victoria,  Kamerun, 
an  die  Ilaseler  Missionsgesellschaft  abgetreten  und  wird  ihre 
Thütigkeit  jetzt  auf  das  Kongo-Gebiet  konzentrieren.  Dio 
ersten  Baseler  Missionaro  werden  wahrscheinlich  im  Oktober 
nach  Kamerun  abgohen.  Durch  das  englisch-deutsche  Über- 
einkommen vom  7.  Mai  1885  (s.  Mitteil.  1885,  S.  271) 
war  die  Baptistenniederlassung  in  Victoria  als  englische  Be- 
sitzung anerkannt  worden,  jedoch  mit  dem  Vorbehalte,  dafs 
dio  englische  Regierung  bereitwillig  ihre  Zustimmung  zur 
Einverleibung  dieses  Gebietes  in  die  deutschen  Besitzungen 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


317 


geben  würde,  falls  die  deutsche  Regierung  zu  einer  Ver- 
ständigung mit  der  englischen  Missionsgesellschaft  gelangen 
würde.  Durch  die  unter  Mitwirkung  des  deutschen  Aus- 
wärtigen Amtes  erfolgte  Abtretung  des  fraglichen  Gebietes 
ist  dieser  Vorbehalt  erfüllt  worden,  und  steht  die  Einver- 
leibung des  Umkreises  von  Victoria,  welches  zwar  an  Areal 
nicht  sehr  umfangreich  ist,  wegen  seines  vorzüglichen  Hafens 
und  seiner  günstigen  I>age  aber  eine  gTofse  Bedeutung  für 
die  Kolonie  besitzt,  in  die  deutschen  Besitzungen  zu  er- 
warten , sobald  dio  Übergabe  der  Niederlassung  an  die 
Baseler  Missionsgesellschaft  erfolgt-  ist. 

Ebenso  wie  die  deutsche  Regierung  die  Erforschung  des 
Hinterlandes  des  Togo- Landes  eifrig  betreiben  läfst,  so  wondet 
sie  auch  der  Erforschung  von  Kamerun  unausgesetzte  Auf- 
merksamkeit zu.  Nachdem  T)r.  Schwarz’  Expedition  ein 
schnelles  Endo  gefunden  hat,  ist  Dr.  Zintgraff,  welcher  mit 
Dr.  Chavanno  am  Kongo  gewesen  ist,  binausgesandt  worden. 
Da  der  kleine  Regierungsdampfer,  „Nacbtigal“,  welcher  zu 
einer  möglichst  weiten  Ausdehnung  der  Flufsfahrten  erbaut 
worden  ist,  glücklich  nach  Kamerun  gelangt  ist,  so  dürfen 
wir  weitere  Aufschlüsse  über  die  Wasserstrafsen  Kameruns, 
namentlich  eine  Lösung  der  Rio  del  Rey-Frage  bald  erwarten. 

Leider  noch  ohne  Beigabe  einer  Karte  erscheint  der 
erste,  noch  oberflächliche  und  hauptsächlich  die  Erlebnisse 
berücksichtigende  Bericht  über  die  Reiten,  welche  J.  Monte* 
de  Oca  und  Dr.  Otsorio  am  Muni,  Benito  und  Catnpo  ausge- 
führt haben.  Die  orsto  Reiso,  wolche  von  beiden  Forschern  nus- 
geführt  wurde,  hogann  Anfang  August  1885  von  der  Mündung 
des  Muni  aus,  welcher  nach  dem  Vorgänge  von  Iradior  im 
Jahre  1875  und  1884  bis  zur  Einmündung  des  Noya  be- 
fahren wurde.  Nach  verschiedenen  Exkursionen  unter  den 
kleinen  Stammen  dieses  Gebiutes  wurde  von  seinem  Neben- 
flüsse Utamhoni  der  Marsch  ins  Innere  angetreten,  dessen  Aus- 
dehnung sich  nach  den  dürftigen  Angaben  des  Berichtes  nicht 
feststellen  läfst,  obensowenig  wie  die  Wasserscheide  zwischen 
Muni  und  Benito,  welchen  Flufs  dio  Reisenden  im  Oktober 
erreichten.  Im  Januar  setzte  Dr.  Ossorio  die  Erforschung 
des  Küstengebietes  fort , indem  er  den  Campo,  der  bei  den 
Eingebornen  Etembuo  heifst,  bis  zu  dem  Stamme  der  Jeu- 
gue  befuhr,  wo  die  Schiffbarkeit  durch  die  Bokoja-  oder 
Buia- Stromschnellen  unterbrochen  wird.  Am  linken  Ufer 
des  aus  NO  strömenden  Flusses  ging  os  Aufwärts  bis  zum 
Zusammenflüsse  soinor  beiden  Quellflüsse.  Von  dom  aus 
SO  kommenden  Quellflufs  überschritt  Ossorio  dio  Wasser- 
scheide zum  Benito,  welcher  im  Oberläufe  Volo  heifst,  be- 
rührte zunächst  dessen  Ncbenflufs  Mombo  und  folgte  dann 
dem  Hauptflufs  bis  zur  Mündung.  Beide  Reisen  verfolgten 
in  erstor  Linie  politische  Zwecke,  nämlich  den  Einflufs  Spa- 
niens gegenüber  deutschen  und  französischen  Ansprüchen 
zu  sichern.  (Revista  de  geografia  commercial  1886,  Nr.  24.) 

Klar  hervortreten  die  portugiesischen  Besitzansprüche 
auf  Äquatorialafrika  in  der  von  der  Commissäo  de  cart-o- 
grapbin  in  Lissabon  herausgegeben , von  A.  A.  d' Olkeira 
entworfenen  „ Carta  da  Africa  mrridional  1‘ortuguexa"  in 
1:6000000.  Portugiesisch- Afrika  reicht  danach  Uber  die 
vertragsmäfsigen  Grenzen  hinaus  und  erstreckt  sich  von 
Ozean  zu  Ozean ; es  umfafst  vom  Kongo-Becken  nur  das  linke 
Kuango-Ufer,  dafür  aber  das  ganze  Sambesi -Becken  mit 
Ausschlufs  des  nördlich  von  1 1 ° 30 ' S.  sich  erstreckenden 
Teiles  des  Nyassa- Gebietes.  Während  also  im  Norden  die 


portugiesischen  Ansprüche  wesentlich  geringer  Ausfallen, 
als  bisher  üblich  war,  und  u.  a.  auf  das  ganze  Kassai-Becken 
und  das  Reich  Muata-Jamvos  Verzicht  geleistet  wird,  stei- 
gern sich  die  Ansprüche  auf  die  südlichen  Gebiete  wesent- 
lich; so  soll  jetzt  das  ganze  Matabele  -Land  portugiesisch 
sein,  resp.  werden,  obwohl  nachweisbar  kein  portugiesischer 
Reisender  dies  Land  betreten  hat.  Wichtiger  ist  die  Karto 
durch  die  Darstellung  der  portugiesischen  Reisen  in  diesom 
Gebiete  bis  auf  Capellos  und  Ivons’  Durchkreuzung  1884 
und  1885,  deren  Route  als  wertvollste  Neuigkeit  bereits 
mit  ziemlich  ausführlichem  Detail  hier  eingetragen  erscheint. 
Auffällig  ist  die  starke  Abweichug  ihrer  Aufnahmen  von 
denjenigen  Punkton,  wo  ihre  Route  mit  Serpa  Pintos  Reise 
von  1879  zusammentrifft.  Dies  trifft  namentlich  zu  ftir 
die  Strecke  vom  obern  Cuando  bis  zum  Sambesi,  wo  die 
beiderseitigen  Routen  ungefähr  zusammenfallen,  ja  sogar 
Serpa  Pintos  PositionsbestimuDgon  sind  verworfen,  und  der 
Sambesi  nach  den  ältern  Angaben  Livingstones  gezeichnet 
worden.  Schoschong  ist  nach  dem  Vorgänge  der  Pertbos- 
schen  10  Blatt-Karte,  wolche  in  vielen  Toilen  als  Grundlage 
gedient  hat,  ebenfalls  in  dio  Mitte  von  Mohrs  und  Serpa 
Pintos  Bestimmungen  gelegt  worden.  Von  Girauds  Darstel- 
lung abweichend,  wird  der  Bangweolo-See  in  zwei,  durch 
eine  Landzunge  voneinander  geschiedene  Becken  geteilt,  von 
denen  das  nördliche  Bangweolo  - See , das  südliche  Remba- 
Seo  gonannt  wird.  Jedenfalls  irrtümlich  ist  die  Angabe 
der  Karto,  dafs  der  Cubango  sich  Ausschliofslich  in  den 
Tschobe  ergiefst,  während  doch  nach  Green,  Liviugstone, 
Schulz  u.  a.  der  Zusammenhang  zwischen  Cubango  und 
Ngumi-See  zweifellos  ist,  wenn  auch  ein  Teil  seiner  Wasser- 
massen  nach  dem  Tschobo  abfliefet.  Neu  scheint  auch  dio 
Route  von  Baptista  d’Andrada  von  Ambriz  über  Bombe 
nach  Encoje  zu  sein;  Bombe  erleidet  gegen  Leut.  Grandy 
eine  wesentliche  Verschiebung  nach  Osteu  und  liegt  statt 
in  SW  jetzt  in  SO  von  San  Salvador.  Die  Grenzen  von 
Kahinda  sind  bereits  nach  der  französisch  - portugiesischen 
Konvention  eingetragen.  Eine  endgültige  Ausgabe  dieser 
Karte  mit  Darstellung  des  Torrains  wird  in  baldigste  Aus- 
sicht gestellt. 

Der  Trauerbotschaft  von  dem  Tode  eines  hochbegabten 
Afrikaforsohers  können  wir  wenigstens  eine  hocherfreuliche 
Nachricht  aus  dom  Innern  Afrikas  folgen  lassen : Dr.  Junior 
ist  gerettet.  Laut  Telegramm  aus  Sansibar  vom  23.  Septbr. 
ist  derselbe  in  Msalala,  der  englischen  Missionsstation  an 
dem  in  den  Victoria-Nyansa  einmündenden  Jordans  Nullah, 
eiugctroffon.  Da  von  hier  aus  oine  regelmäfsige  Vorbin- 
dung mit  der  Küste  besteht,  so  ist  dio  baldige  Heimkehr 
des  schwer  geprüften  Reisenden  zu  erwarten.  Bereits 
7 Jahre  sind  verflossen,  seitdem  Dr.  Junker  hinauszog,  um 
oino  auf  3,  höchstens  4 Jahre  berechnete  Expedition  zur 
Erforschung  der  westlichen  Zuflüsse  des  obern  Nil  und  der 
Wasserscheide  zwischen  Nil  und  Uelle  zu  beginnen.  Aus 
den  3 Jahren  hat  sich  seine  Abwesenheit  von  der  Heimat 
nuf  7 Jahre  gesteigert  infolgo  des  Aufstandes  des  Mahdi 
und  der  rücksichtslosen  l’reisgebung  der  Europäer  im  Sudan 
seitens  der  englischen  Regierung.  Was  Dr.  Junker  in  den 
ersten  Jahren  geleistet  hat  auf  geographischem  Gebiet,  ist 
den  Lesern  der  Mitteilungen  bekannt  aus  seinen  zahlreichen 
Berichten  und  Karten ; von  nicht  geringem!  Erfolge  wuron 
seine  Bomühungcu  gekrönt,  Zivilisation  und  Kultur  unter 


Digitized  by  Google 


318 


Litteraturverzeichnis. 


den  von  ihm  besuchten  Stämmen  zu  fordern.  Die  Erruugen- 
schalten  auf  der  Heise  vom  Uelle  nach  dem  Victoriu-Nyausa 
werden  zweifelsohne  seinen  frühem  Leigtungeu  nicht  nach* 
stehen,  obwohl  er  unter  ungünstigem  Verhältnissen  ar- 
beitete. Möge  deD  beiden  letzten  im  oberu  Nil  noch  ahge- 


schuitteneu  Forschern,  Dr.  Emin-Bci  und  Kapitän  Ouali. 
welche  nach  einem  gleichzeitigen  Telegramm  aus  Sansibar 
die  ägyptische  Herrschaft  in  Wadelai  am  obern  Nil  noch 
aufrecht  erhalten,  ebenfalls  bald  eine  glückliche  Heimkehr 
beschieden  sein  ! H.  Wichmann. 


Literaturverzeichnis. 


Rumänien,  Staaten  der  Balkanhalbinsel. 

Balduccl , Aul. : L*  Boccho  dl  Cattaro  od  I Montonegrinl : lmpre**toni  dl 
viagglo  ••  uottzle  del  »ervlce  per  tntroduzlone  all*  flora  deli*  Ozeroagor». 
84,  62  pp.  Bologna,  Azaogutdl,  1886. 

Blgct,  C. : Grice,  Turquie,  lo  Danube.  18*.  S0>  pp.  Paris,  Ollendorff.  1ÖM4 

fr.  $»60] 

Caäertolll,  B.  L.  C. : New  Eurone  — Ronraania,  8ervia,  Rulgaria.  Mit  Karte. 
(Journ.  Manchester  Geogr.  8oc.  1806,  I,  Nr.  10,  11,  12,  p.  260.) 

Flllp : Notill«  geogr.  **upr*  Olteaiol.  (Bul.  Sockt.  geogr.  Roman»  1886,  VII, 
Nr.  »,  p.  78.) 

GopcevIC  , S.  : Bulgarien  and  Ostrumelien.  Mil  besonderer  Berücksichtigung 
dee  Zelt  raume  i von  1878—1886,  nebst  militärischer  Würdigung  des  serbo- 
hulgarischen  Kriege».  6°,  616  88.,  mit  Karten.  Leipzig  , EUseher,  1886. 

M.  12,60. 

Krumbaohor.  K. : Griechische  Rette.  Tagebuch  einer  Rebe  In  Griechenland 
und  in  der  Türkei.  8*,  890  8S.  Berlin,  flcttlcr,  1886.  M.  7. 

Lahovarl , G.  J. : Material  pontru  a servl  la  fäcorc*  uuui  dicllonar  Utorie  «1 
googratlc  pontru  Komaul*  b*,  ln  Llof.  Bucharest,  Socttcu,  1886. 

Rsnouard,  A.  : Le»  deuz  Bulgarin«.  b4.  94  pp.  Lille,  Danel,  1NJ4. 

Rotny.  L.  de:  Lea  reUglous  do  Pextrcmo  Orient.  8f,  8t  pp.  Paris,  188t.  fr.  1. 

Spritt,  T.  A.  B. : Remark*  on  the  Donau  Peninaula  and  Gulf.  wltb  notca  on 
Ihe  Tempi*  of  Latona  there.  4*.  21  pp.,  uitl  Karte.  Weslminatcr,  Klchols 
IBM.  M.  7; 

Turnt,  A. : Die  östliche  Balkanbalblnael.  Mllit.-geogr..  statiat.  u.  krlngsbiator. 
8V.  269  88.,  mit  Karlen.  Wien,  C.  Gerold*  Sohn  1886.  M.  7. 

Wleiner  , A.  C.  : Au»  Serbien  und  Bulgarien.  Schilderungen  von  Land  und 
Leuten.  8*.  120  8S.  Leipzig,  Getaner  Ac  Schramm,  1886.  M.  2. 

Karten: 

Bosnien  und  Herzegowina.  Generalkarte.  1:160000.  B).  1:  Bihac,  6:  K|juc, 
7 : Doboj,  11 ; Sarajevo.  12 : Rogatica,  14  : Konjlca,  16 : Cajnlca.  lierauxgeg. 
vom  Mtlit.. Gcogr. -Institut.  Wieo,  R.  Lechner,  1886.  * H.  l. 

Steinhäuser,  A. : Gcneralkarte  von  Griechenland.  Nach  v.  Schedas  grofser 
Karte  der  Balkanländer  ln  8 Bl.  1 : 861  Ott.  Ohno  Terrain.  Wien.  Ariaria 
d5  Co.,  1886.  M.  1,80. 

Vulllemln,  A. : (.'arte  pbyslqun  du  la  Päulnsulo  des  Balkans.  1:3  000  000. 
fr.  0,76.  — Carte  muette.  fr.  0,40.  Pari».  Delalaio.  1886. 

, Europäisches  Kufsland  und  Kaukasiern 

Bapit,  O.:  Souvenir»  do  deuz  mUalona  au  Cancaac.  8*,  81  pp.  Paria,  Leroux, 
1886. 

Daghestan.  Verteilung  der  Yolkutärnmo  in  — — . Nach  ruaiiachen  Gon- 

vcrncmenlakartcn.  (Mltt.  Gcogr.  GrtelUch.  Lübeck  1886,  Heft  6 u.  6.) 

Dochy,  M.  v.  : Mitteilungen  Uber  eine  zweite  Uergrcise  im  Kaukasus,  ((iattrr. 
Alpruzcltuug  1866.  VIII,  Nr.  193.) 

Diebold , W.  : Ein  Beitrag  zur  Anthropologie  der  Kleiiirusaen.  8",  46  88. 
Dorpat,  Schnakenburg,  1886.  M.  1 ,ao. 

Dlngolttodt,  V. : Gcogr.  educatlon  in  tbe  Caucaaus.  {Scott  Gcogr.  Magaz.  1886, 
11,  p.  274.) 

IlweitiJa  der  K.  Rua*.  Geogr.  Gesellschaft  In  St.  Peters  bunt  1886.  (ln  rua». 
Sprache.)  Bd.  XXII,  Nr.  2: 

Inhalt:  I)  Q.  Otua  • Onrnulk.  äkiur  dar  am  l'amir  bfitsoien  Laad* 
SUtch«.  — ■ 1)  8 Makar«».  Üü«r  di«  I>op|i«Utn}a<oi(  ln  dro  (.Mit 

»»♦I  T»Wn.)  — 9)  1.  Ifuiljew.  Dm  KrdbtUo  la  Krwi««  Tukmak  la  Jt.hr»-  !»»£.  — 
4)  Tt.ttlgk.-tt  dar  (Si«IU<4«n.  — 6j  KsclirickUa  üWr  'Im  ki(*«iUlo(Mn  <1ar  Uc- 
MllMlun.  »töricht  4«  ll*(m  Kktttl.  Brief  dt«  Herrn  1'uUcla.  — f|  Von  de» 
Kol  Akt  tun.  — t)  1.  Muichk#i«  w.  Notwendig«  ErkUroog.  — 6)  KuU  <Im  c‘-*ro 
L*" tf  «Im  Aas«  - Gar  Ja.  (Als  bMoader*  Heilige.; 

■Ourier,  J.:  Batoura  ct  le  bastln  du  Tchorok.  (Revue  de  gcogr.  Juli  I8bt. 
Nr.  1,  u.  ff.) 

Schwan,  B. : Aus  den  baltischen  Provinzen.  (Export  1886,  VIII,  Nr.  26  ff.) 

Slutichewiklj,  K. : !m  Norden  von  Kufsland.  Reise  des  OrofsRlrsten  Wladimir 
Alexandrowluch  1884  und  1886.  3 Bde  mit  Karte,  (ln  ru*».  Sprache.) 
8t.  Petersburg  IBM. 

Asien. 

Delatte,  A. : L'Asie  Oceidentale  dam»  le»  Inacriptlona  Astyriennc*.  8*.  Brüs- 
sel, Vromont,  1886. 

Borgen  , E.  D. , 4c  C.  H.  Coote  : Karly  voyagi-M  and  travcl»  to  KumI*  and 
Persla.  nv  Antb.  Jenkinaon  and  otber  Englishmcn.  2 VoL  84,  4M  pp. 
London,  Ilakluyt  Sorlety,  1886. 

Parker,  K.  II. : Ooniributiona  towards  tho  topogr.  and  othnol.  of  Central  Asla. 
(China  Review  1886,  XIV,  Nr.  1.) 


Riemer.  G. : Reise  S.  M.  S.  ..8tos«  h‘-  nach  China  und  Japan.  Photographien. 

2.  Bd.  Leipzig,  Brockhau«.  1886.  Geb.  M.  60. 

Tarriea  de  Lacouperie:  Babylonia  and  China.  (Academy  7.  Auf.  1866,  p.  91.) 


Türkische«  Reich,  Arabien,  Cypern. 

Anderlind,  L. : Dlo  Zedern  auf  dem  Libanon.  (Ausland  1886,  Nr.  3t,  8.  666.) 

Asiatische  Türkei.  Die  Strafseoanlagcn  der  . (Zeltschr.  Gesellsch.  f. 

Krdk.,  Berlin  1886.  XXI,  Nr.  3,  S.  !63.  Mit  Karte.) 

Caiparl : Dlscuiuions  ct  table»  de  poaltlons  gdogr.  dans  ica  mers  de»  Indes  ct 
de  la  Chine.  8*,  136  pp.  Paria,  lmpr.  nationale,  1886. 

Chlcco:  II  vlno  dl  Cipro.  Kolltie  sulla  vitlcultura,  vinlflcazlon**  Her  , dal)’ 
epoca  delia  oecupazlone  logleae  (1878)  flno  a tulto  11  1883.  (Boll.  cosaoL 
Rom  1*36,  XXII,  Nr.  3.) 

Ooughty,  Cb.  M. : Travel»  in  Northern  Arabia  ln  1076  and  1877.  8*,  619  pp., 
mit  Karte.  Cambridge,  Universlty  Pre»a,  1866. 

Oumont : Sur  un  projot  do  chcmln  do  fer  de  la  cote  do  Syrle  au  golfo  Persique. 
(C.  R.  Acad.  Sei.  Paria  1886.  Nr.  16.) 

Eudo,  B.:  Le  canal  Indo  - europeeu  et  la  narigation  de  l’Euphrate  ct  da 
Tlgre.  8".  107  pp.,  mit  2 Karton.  Paris,  Revue  britannique,  1886. 

Eutlng,  J. : Reise  in  Inner  - Arabien.  1883—84.  (Vorhand!.  GesolUch.  f.  Krdk.. 
Berlin  1886,  XIII.  Nr.  6,  S.  262.) 

Frei.  A.:  Beobachtungen  am  See  Gone** retli.  (Ztsclir.  Deutsch.  Palästina- 
Verein  1686,  IX,  8.  8.  Mit  Karte.) 

Hildotheimer,  I!.:  Beiträge  zur  Geographie  Palästina*.  84.  98  SA.  Berlin, 
Rosensteln  & Hildesheimer,  1886.  M.  4. 

■errill,  8. : Tho  Natural  Hlatory  of  Palosttiie.  (Atbonaouin  10.  Juli  1886,  p.  62.) 
Moritz  : Über  seine  Reisen  io  Syrien.  (Verb.  GeeelUch,  f.  Erdk.,  Berlin  1886. 
XIII,  Nr.  8,  8.  161.) 

Mootling,  P. : KeUe  Im  Oatjordanlando  und  in  Syrion  Im  Sommer  1886  Zuchr. 
Deutsch.  Palästina  • Verein  1886,  IX,  8.  146.  Mit  Karte.) Die  wirt- 

schaftlichen Yrrkehrsvcrhältnlsse  Im  heutigen  Syrien  und  Palästina.  (Ex- 
port 1880.  VIII.  Nr.  IS,  S.  360.) 

Ltnckorömkl  , K. : Ein  Ritt  durch  Clliclon.  (Allgem.  Zeitung  München  1886, 
Nr.  110  ff.) 

Morgan,  C.:  Dreifsig  Tage  ln  Kleinasien.  8*.  74  88.  Wien,  Künast,  18S6.  M.  8. 
PtlOfetino  Exploration  Fund.  Twenty  • on«  yoara*  work  In  tbe  Holy  Land. 

1866-86.  8*.  London.  Bcntley,  1886.  3 ah.  6. 

Plat,  L. : Le  cbäteau  de  Zdnobie  »ur  PRuphrate.  (Revne  de  gcogr.  Mal  1886. 
p.  821.) 

Pruyasena.re  de  la  Woatyne,  E.  de : Voyage«  en  Orient  d'apre»  aa  c<»rrc*peo- 
dence.  8*.  282  pp.  (Mcm.  80c.  R.  gcogr.  Anver«,  VoL  III.) 

Toiar , II.  P. : A tour  In  tbe  Aalatlc  Greek  Island«.  (Academy  2t.  August  1886, 
Nr.  746  ff.) 

Wood , F.  H. : HaudlMiok  to  the  IMctorial  Map  of  Palcsllno.  12*.  64  pp.  Lon- 
don, Church  of  England  Sundav  School  Inititnte,  1886.  9 d. 

Karten : 

Saundert  , Trcl.:  Surreya  of  anclent  Babylon  and  tho  aurroundlug  rulna 
wltb  pari  of  the  rivers  Tigris  and  Kuphratc*.  6 Bi.  1-ondon , Indla  Of- 
fice, 1886. 

Wood,  F.  Ai  C. : Map  of  Palestlnn,  Canaan,  or  the  Holy  Land.  London,  Church 
of  England  Sundav  School  Institute,  1886.  Aufgez.  ln  Rollen  9 >b. 


Rnssinche  Besitzanpen. 

Beckor , A. : H.lw  aacb  Acbkl  ■ T«k«.  (Bull.  8oc.  NttarmliiiM  Moacoa  18M. 
Nt.  I.  8.  IS).) 

Capul  et  Bonvalot : Voyage  dan«  l'Asle  Centrale:  En  Transcaucasio  et  eo 
Perne.  (C.  R.  Hoc.  gtogr.  Part«  1886,  Nr.  18,  p.  873L) 

Oobboler,  de:  Eine  Üampfscblffährt  nach  der  Mündung  de*  Taf».  Witte- 
rung»bcobachtongen  im  Obitrhcn  Mcerbosen  und  am  Tar«bn*en  im  J.  1884. 
(An»,  d.  Hydr.  1856.  XIV.  Nr.  4.  8.  170.) 

Oeigtr,  W.  ; Kon»cbins  KrforscJiung  de»  l**bol.  (Ausland  1886,  Nr.  37,  S.  788.) 
Htyfaldor,  O. : Dlo  Michaelbucht  am  KatpUchen  Meer.  (Globus  1866,  XLIX. 
Nr.  19.  S.  294 . mit  Karte.)  — — Die  Transkasptscbo  Eisenbahn  (ehend. 
Nr.  28,  8.  362). 

Houtwm-Sohlndlar,  A. : Tho  geogr.  nomenciature  of  tbe  Merv  country.  (Aca- 
demy 10.  April  IHM,  p.  266.) 

I »west i Ja  der  Ostslblr.  Abteilung  der  K.  Ru«*.  Geogr.  GcsolUch.  Irkutsk,  18*3, 
XVI,  Heft  4 u.  6.  (In  ruw.  Sprache.) 

Inhalt:  B«f(clitc  >1b«r  41«  TbStigketl  •:«»  GwwilUcbaft,  k — 

V«r»chl«d«oM  ; R<4»«Wtsf«  «on  Dr.  Hung«— Wagin  und  ÜoWvwtnko*»  : Mitu*laaf«n 


Digitized  by  Google 


Literaturverzeichnis. 


319 


Att  »Uliitbfhui  XbullsnK  — ltiuh*iTi>r»l«hRli  — A-ilfie  der  Turklaitbta  und 
l’>*j,'<rct»<hin»ki«  rh«n  Mmr ralvrattrr  — Heit***.«  rin  • AiuIimu  t.m»  KvhUnpiubcri  vun 
£*.r  Lein. 

Kinnan,  0.  : Ein  Ausflug  in  den  Altai.  (Ausland  188«,  Nr.  16.  8.  35t.) 

Prloux,  A. : 1.«  Kinne»  dan«  PA  sie  centrale,  tr*.  Mit  Karte.  Pari»,  Bau* 
douin.  1881. 

Rur-ofcorg,  R.  j Kn  expcdltlon  tll  Ankara.  (Ymer  1886,  Kr.  3,  p.  81,  mit  Karle.) 

Sibirtkü  Sbornik.  Hcraasgegebeu  von  N.  M.  Jadrlnxcw.  Bd.  II.  8t.  Peters- 
burg 1680.  (In  rus».  Sprache.) 

Inhalt:  1.  8l«1rU<«,e  Mlrtyrer  iSkltim  sm  «!«m  UUn  d«r  Arlndtir  In  den 
OttMaiBtnl.  Di«  CH4«k*jSg«r.  — Dl«  V«rdlnieu*g  Vun  8.  6»trJet«n*kL  — »_  Im 
OeluMca  L«u<i«  TA««  d«r  K*U«  Im  Altai).  Vo«  X.  J»«lriti»ew)  — J.  Jcrm»k  Timuf«- 
jew  io  den  hhtorUch« -»  Ui>i«r»  d««  ninlirl.«-  Volke«.  II.  ArUktl  fgchUhX  Von 
A.  Übt««««.  — «-  Ork« m»  aur  (Jwhlcht*  dar  «lt4rU< »,♦«»  (b«wl6>'f  Vun  X. 

trvj*»  «*!••«* *kl.  — >.  Sibirien  iti  Kolon»«  (Vorirtu  vun  Prof.  !>r.  K IVtri  iu  der 
0«*i'llKli«ft  HJr  «•IMhariKrixb*  IU»!«lt(MKnipbl«).  — fi  1>m  Ultra  der  Uttto- 
wart  tn  Sibirien  und  ««  -UniMlbtu  not  thnt.  Von  K.  kl.  — 7.  Kai»«  narb  dem 
('riUhjanUt«nk]o»tr-r  Atachun.neoMuo.  Vmb  «.  Potanln.  — H.  Kritik  und  lUbUo- 
frapbl«.  — *.  Projekt  dm  Statut*  fOr  dlo  »Ibirixk-umUtcbr  v'i»*«oicliaftUch-crf*«rt>- 
liebe  A«*«tetlun(.  — — Xe|ch«uit(en.  1.  Ao»lckt  dea  Qebkodea  der  »Ibiriacbea 

l'oivemllAt  ln  Tumak.  — t.  Porträt  Orlgort  XlkolajewitMh  PoUtilni. 

Toll,  E.  v. : Briefe  au«  Sibirien,  (Petersburger  Zeitung  1680,  Nr.  10—13.) 

Vonukoff,  M. : I)u  dc**4«cbetneiit  de»  lac»  dan»  l’Asie  centrale.  (Kerne  de 
geogr.  August  188«,  Nr.  9,  mit  Karte.) 

Wild,  H.  : De»  minima  de  tempärnturo  ä Vcrcholansk  peadant  l'htvnr  1884$5. 
(Bull.  Acad.  Sei.  St.  Pelcrabourg  168«,  XXX,  Nr.  3.  p.  863  363.) 


Iran  and  Turan. 

Bisiett  , J. : Penia.  the  Und  of  tbe  Imam«:  a narrative  of  trarel  and  red. 

dence,  1871-86.  11%  343  pp.  New  York,  1888.  7 sh.  6. 

Boajamln,  8.  Q.  W. : Persla  aml  the  Pentan».  (Bull.  Americ.  Geogr.  8oc.  1686. 
Nr.  1,  p.  ft,) 

Roes,  J.  D. : Note«  of  a Journoy  front  Kaavcno  to  Kamadan  acroM  tim  Ka- 
rogltan  country.  8*.  88  pp.,  mit  Karte  Madra«,  188«. 

R«flel,  A. : Relsobricfe  fllr  da»  Jahr  1684  u.  1885.  (Bull.  8oc.  ireper.  d.  natura- 
litte*  de  Moiren  188 fi,  Nr.  1,  p.  1A7.) 

Stapf,. o.  : Der  Qawchäncb  • See  in  Persien.  (Mitteil.  K.  K.  Geojrr.  Ge«clUch. 
Wien  168«,  XXIX,  Nr.  6.  8.  289.) 


Indien,  üim&laya,  Tibet. 

Amat  di  8an  Filippo,  P. : Delle  reUxionl  antlche  e moderne  fr a l’Italla  e 
l'IndU.  ft*,  158  pp.  Rom.  8Ub.  tipogr.  drll*  Oplnione,  1684.  1.  Mo. 

Arnold,  E. : Itulla  revhltod.  6*,  32«  pp.  London,  TrQbncr,  188«.  7»b.6. 

Btlrd,  A.  W.  : Spirit  Levelling  Operation»  of  the  Great  trigonometrkal  survey 
of  Indio.  (Supplem.  pap.  Roy.  geogr.  8oc.  1864,  I,  Nr.  4,  p.  «19.) 

Barron  , W. : Tho  Cadastral  survey  of  Indio.  (Supplem.  pnp.  R.  geogr.  Soc. 
1886,  I.  Nr.  4,  p.  696.) 

Btulez,  M.  J. : Vlngt  ans  dan«  Finde.  18°.  Pari»,  Cballamel.  188«.  Cr.  9. 

Bendall,  C.  : A journoy  of  llterary  and  arcbaeologlcal  rescarch  in  Nepal  and 
Northern  Indla.  8*.  Cambridge.  LolpxJg,  Brockbau«,  1886.  M.  19. 

Boarng,  G.  C.  : On  the  Island  of  Diego  Garcia  of  the  Chogos  Gronp.  (Proceed. 
Koy.  Geogr.  Soc.  188«,  VIII.  Nr.  6,  p.  385.) 

Bargoss,  J. : The  Pigcon  or  Black  - Peak  Monaalory  of  Pa-hian  and  Hiwen 
Timang.  (Academy  7.  Augnst  188«,  p.  89.) 

Csrieylle , A.  C.  L. : Report  of  tour»  in  Oorakhpar,  Saran  and  Ghoxipur  In 
1877-78-79  and  80.  Archaeol.  8urv.  of  Indla,  Vol.  XXII.  8«.  199  pp., 
mit  Karte.  London,  TrtUmor,  188«.  »h.  19. 

Corte  : Le  conqnbto  * la  domlnar.lone  degll  Inglesi  nelle  Indla.  Vol.  I.  8®, 
370  pp.  Torlno,  Roux  & Favalo.  l&«. 

Cannlngham,  A. : Report»  of  a tour  in  Hnndolkhaml  and  Rewa  In  1883-84: 
an«  of  a tour  Ir»  Rewa,  Bondelkhand,  Malwa  and  Gwallor,  In  1884 — 86. 
(Archacologtcal  Survey  of  Iudla.  Vol.  XXI,  Part»  1 and  9.)  ff* , 183  pp., 
mit  Karte.  London,  Trflbner,  1886.  sh.  19. 

D«  Oubornatls,  A.:  Vioggio  nel  Kathlarar  o nnlP  Indla  Cenlrale.  (Nuova  Anto- 
logia  1.  o.  16.  Juli  1686.) 

Elton,  S.  lt.  : The  current»  and  tlde*  of  tho  Hoogbly  and  lt«  Uttoral  and  how 
thoy  aro  Intluenccd.  (Proc.  Asiat.  Soc.  of  Hongal  1885,  p.  ISS— 137.) 

Forrott,  G.  W. : SelocUon«  (Vom  the  letters,  dcspatchc*  and  other  state  paper 
preaerved  In  tho  Bombay  Secretariat.  MarAtha  Serie».  Vol.  I.  4*,  729  pp, 
Bombay,  Government  Preis,  168«. 

Gordon,  A. : Uva.  An  aceoant  of  the  Inauguration  of  ihn  new  provlnce  of  Uva. 
8*.  179  pp.,  mit  9 Karten.  London.  Trhbner,  188«.  9»h. «. 

Hunter,  W.  W. : Tho  Imperial  Gaxettror  of  Indla.  14  Vol».  8°.  Mit  Karte. 
London,  Trübner,  188«.  59  sh.  6. 

Jung,  E.:  Der  Zensu*  von  Indien  vom  Jahre  1881.  (Zcluchr.  f.  Krdk.,  Berlin 
188«,  XXI.  Nr.  3,  8.  172.) 

Le  Bon,  G.:  Voyoge  au  N6pal.  (Tour  du  monde  188« , LI,  Nr.  1318—1390, 
p.  995  -979.) 

LBdor«,  0.:  Die  Andaroanen  und  Ihre  Bewohner.  (Ausland  1880,  LIX,  Nr.  98, 
8.  543.) 

Maki  de  U Bourdonntil,  A. : Orte«»,  la  Tcrre  Selnte  dea  Hindern».  (Revue  «to 
gdogr.  Juli  188«,  Nr.  1,  p.  30.) 

■an,  E.  II. : A brief  account  of  the  Nicobar  Isländer»,  with  special  referenco 
to  the  Inland  Iribo  of  Great  Nicobar.  (Journ.  Antbrop.  Inst-  188«  , XV. 
p.  498  -460., 


McRItchi«,  D. : Account*  of  the  gypties  of  India.  8*.  95«  pp.,  mit  Karte.  Lon- 
don, Kogan  Paul.  188«.  3«h.6. 

Mulllck , B. : Home  lifc  ln  Bengal.  An  acconnt  of  the  every  day  Hfc  of  a 
Hindu  hoine  at  the  present  day.  8',  18«  pp.  Calcatta,  188«. 

Nateia  Sastrl.  Pundlt  8.  M. : Folklore  In  Southern  India.  9 Vol.  9*,  136  pp. 

London,  Trtlbncr.  1880.  3 4h. 

Nttdham,  J.  P. : Kxcurslon  in  the  Aber  Hille  ; from  Sadiya  oa  the  I’pper 
A**am.  (Procne<1.  R.  Googr.  Soc.  188«,  VIII,  Nr.  5,  p.  318.) 

Pltntor,  A. : Ceylon  in  the  Tiflies  and  Eightles.  8*,  76  pp.,  mit  Karte.  Lon- 
don, Trilbner.  188«.  4 sb. 

Rlpoa , MarquU  of : Tho  native  state  of  India.  8*,  30  pp.  l^ndon,  Trencb, 
1886.  »h.  1. 

Saieuie:  Dan»  le«  lllmalaya»;  mU*lon  du  Thlbet.  (MUsion*  cathollque«, 
7.  Mal  1880.  Nr.  883  IT.) 

Biovoking  , J.  1(. : ZentraUelen  und  die  englische  Macht  in  Indien)  (Mittcll. 

Geogr.  Gesellsch.  In  Hambuig  1885t80,  Nr.  9,  S.  149.) 

Thorntoa , K. : A Gaxottcer  of  the  Territorles  ander  the  Government  of  tho 
Vlecrov  of  Indio.  Revised  and  edit.  by  8lr  Roper  Lethbrldge  and  Arthur 
N.  WallMtM.  8*.  1070  pp.  London,  W.  U.  Allen,  IBM.  sb.  98. 

Yui«,  II.,  & A.  C.  Barnoil : Hobson- Jobion  ; belng  a glosctary  of  Anglo-lndlan 
colloquial  word«  auü  pbrase*  aud  of  kindred  terms,  ctymol. , hist.,  googr. 
and  dlscnrstve.  London,  Murray,  lb86. 

/Torfen ; 

Indla.  W coast : Malwan  to  Vingorla.  1 :86  500.  (Nr.  901.)  2 sh.  6.  — — Coobln 
Ttvtf-r  cntranco.  1:9130.  (Nr.  65.)  9 sh.  6.  London,  llydrogr.  Ort'..  188«. 
Norlh  Indian  Ocoan : Chayo»  archlpelago : Diogo  Garcia  from  entrance  to 
Hast  Point.  1:2«OCO.  (Nr.  920.)  2 sb.  London,  llydrogr.  Off.,  188«. 

Hintorindien. 

Baden» : Rapport  nur  la  Situation  tfconomiqne  du  Cambodgo.  (Coeli.  Prang. 
KX  urv  i«B$,  XI,  Nr.  98,  p.  1«1.) 

Bauden»:  Not«'  sur  Io  Tong-King.  (C.  R.  Soc.  g£ogr.  Paris  1886,  Nr.  10,  p.  283.) 
Borie,  P.  II.  D. : La  presquTte  do  Malacca,  le»  Malal*  et  les  Sau  vage«.  8°. 

Paris,  Cballamel , IW.  fr.  9. 

Bovot,  C. : Do  Nouchätel  aa  Tonkin.  (Bull.  8oc.  Nouchät.  geogr.  1886,  I,  p.  52.) 
Brand»,  P. : Cochluchliie  et  Cambo<lgc.  1G\  451  pp.  Paris,  FUchbacbor,  188«. 
Brunlaltl,  A. : Gl'  Inglcsi  in  ßarmanla.  (BoU.  Soc.  Geogr.  Ital.  188«,  Vol.  XI, 
p.  218.) 

Cameron  , W. : Exploration  of  Pabang.  (Journ.  Straits  branch  K.  Asiat.  Hoc. 
1886,  Nr.  15,  p.  155.) 

Campion  : Le«  ilo*  et  les  röte»  frangoi»«»  du  golfo  de  Slam.  (Coeblnch.  frang. 
Excur».  159«,  XI,  Nr.  2«,  p.  173.) 

Caatonnet  do»  Fo»»«».  II.:  Le»  rclation»  de  U France  avec  le  Tongkln  et  la 
Cochlnrhine.  (Bail.  Soc.  Acad.  Indo-Chinolse  1885,  II.  p.  76.) 

Couturier , L. : Souvenirs  du  Tonkin.  (Bull.  Koc.  bretonne  geogr.  1886,  V, 
Nr.  23,  p.  59.) 

Couvreur,  N.  J. : A Miaslonary'*  Journoy  through  Laos  from  Bangkok  to  l.'bon. 

(Journ.  Straits  branch  R.  Asiat.  Soc.  1855,  Nr.  16,  p.  103.) 

Dru,  L.:  La  Pentnsulo  Malaise.  Projet«  de  pervemont  de  risthme  de  Krau. 

(Bull.  Soc.  Arad.  Indo-Chinoiso  1885,  II,  p.  159,  mit  Karten.) 

De  L'ill« . R. : Au  Tonkin  et  dan*  lea  men»  de  Chine  , «ouvenlrv  et  croqal» 
1883—85.  8*,  853  pp.  Paris.  Pion,  IBM.  fr.  16. 

Ounoyor  de  Scgonxac,  L. : Ktmic  »ur  Porganlsatlon  administrative  da  Tonkin 
et  des  pay#  du  protectorat.  8*.  Paris.  Leroux.  188«. 

Dupuls,  J.:  L'autonomic  du  Tong-Kin.  (Revue  G^ogr.  April  188«.} 

Goary,  G. ; Burmah  after  the  conquost,  vlowod  in  Its  politlcal,  social  and 
commerc.  a«pe<'t  from  Mandalay.  8C.  354  pp.  London.  Low,  188«.  7 sh.  6. 
Qontlilni,  R. : Les  volct»  do  commanicatlons  en  Coclilnchlna.  8',  46  pp.,  mtt 
2 Taf,  Parts,  Le  Gtale  dvll,  18B8.  fr.  9. 

Qouln  , Limit.:  I.«u  rlvlire*  du  Tonkin.  (Revue  maritime  1886,  XC,  Nr.  298, 

p.  6.) 

Jourdy,  K. : Note  «ur  la  g^ologio  da  l'Kat  da  Tonkin.  (Ball.  Soc.  G^ol.  France 
18.^6,  XIV.  Nr.  1,  p.  14,  mit  Karte.) 

Lafabvre , P. : Sonvcnlr»  de  l’Indo  • Chine : mmur»  et  coutomc*  de  rextdrmo 
Orient.  18»,  23?  pp.  Pari*.  Cballamel,  188«. 

Utution  , O. : Tonkin,  notea  do  voyage  de  Hafphong  k HanoV.  18*,  31  pp. 
Pari«.  Chol«,  188«. 

Morgan,  J.  de:  Exploration  dan»  la  Presqa'itc  Malabo.  4*,  48  pp.  (Ball,  de 
la  Soc.  Normande  de  googr.  Rouen  188«.) 

Perak:  Notea  with  a sketch  of  IU  vegetable,  animal  and  mineral  producta. 

9\  33  pp.,  mit  Karte.  London,  \V.  Clowcs,  188«. 

Porutia  , A.:  In  Blrmanla.  , 111  pp.,  mit  Karte.  Törin,  Paravla.  1886. 

I.  2,40. 

Pfolffer,  II. : Bangkok.  (MlttolL  ostschweif.  Geogr.  - Kommer*.  Gaiellsch. 
St.  Gallen  188«.) 

Holtet  do  l’ltlo:  Au  Tonkin  et  dan«  los  rners  de  Chlno,  »ouvenlrs  et  croquis 
(1883-86).  4*.  339  pp.  Paris,  Pion,  188«. 

Saint-Pol  Ua»,  Brau  de:  Aa  Tonkin,  en  Cochlndblno  ct  aa  Cambodge.  Mb- 
»Ion  commerclale  et  acientlrtque.  (Bull.  Soc.  gdogr.  commerc.  Paris  188«, 
VIII,  Nr.  1,  p.  11.) 

8ohlaglntwelt,  E. : Wirtschaftliche  Aussichten  in  Oberbirma.  (Österr.  Monats- 
schrift Orient  189«.  XII.  Nr.  7.  8.  117.)  — Oberbirma.  (Googr.  Rundschau 
1888.  VIII,  Nr.  8,  S.  34l) 

Schück,  A. : Erinnerungen  eine»  Seofahros  an  Kambodje.  (Dcutachc  Kolonial- 
xeitung  188«.  III,  8.  273.) 


Qigitized  by  Google 


320 


Litteraturverzeichnis. 


Scott,  J.  G.  : Th©  Hill  • llopc»  of  Tong  • King.  (Procc©»l.  R.  geogr.  8oc.  1$$6, 
VIII,  Sr.  4,  p.  217.)  — — Burma  a*  it  waa,  a*  Jt  I«,  and  aa  ft  will  b©. 
8*,  182  pp.  London,  Redway,  1886.  ab.  6. 

Swettenham,  T.  A. : Journal  kept  durlng  a Joumey  accro*«  tbe  Malny  Penln- 
auta.  Mit  Karten,  f Joorn.  8tralu  Brancb  R.  Aalatie  Soc.  X&6,  Kr.  14,  p.  1.) 

Valontyn's  accouut  Of  Malacca ; traoalated  fron»  th©  duteb.  Contrlbutcd  by 
th©  boo'bt©  D.  F.  A.  Hervey.  (Joorn.  8lrait»  Brancb  R.  Aalat.  ßoc.  I6S6, 
Nr.  16\  p.  119.) 

Vlllemereull , M . de  : Loa  rapide«,  da  Mo-Kong  et  I«  commandant  Revelll&re* 
(C.  R.  Soc.  *4ogr.  Pari«  1884,  Nr.  13,  p.  383.) 

Wheatley,  J.  J.  B. : Furthor  not©«  on  th©  ralnfali  of  Slngapore.  i Joorn.  of 
tb©  Stralu  Brancb  K.  Aalat.  8oc.  1886.  Nr.  16,  p.  61.) 

Karten: 

Blanoonl,  V. : Carte»  commerclal©«.  Tonklu.  4°,  38  pp. , mit  Kart©.  Pari«, 
Cbalx,  1886.  fr.  3. 

■ er  de  China , Tonkln.  Pa*»©*  da  la  Moncb©  ©t  du  Ca«<jue.  (Nr.  4097.)  — — 
Moulllag©  da  la  Viper«  T«l«ua  Mul-Tao.  (Nr.  4069.1  — — Paaa©  du  Roc 

aux  Algin*.  'Nr.  4096.) Cbauaux  Interieur«  autr«  la  bal©  d’Halong  et 

la  Lach-Huycn.  (Nr.  4100.)  — — Golf©  du  Tonkln.  Grand  Bat©  de  Fat* 
ul-Long.  (Kr.  4026.)  Pari«.  Cballamel  (Ddp.  da  la  Marina),  1886. 

China,  Korea. 

Allen.  H.  N. : Report  on  tbe  bealth  of  Seonl , Corea.  (Medical  K©p. , Imp. 
Marlt.  Cu»tom«  China  1886,  Nr.  80,  p.  17.) 

Carlet,  W.  R. : Rcccnt  Jonmey«  In  Koroa.  (Proceed.  R.  Geogr.  8oc.  18S6, 
VIII.  Nr.  6,  p.  280,  mit  Karte.) 

Dodd,  J. : A Gllmpae  at  th©  mannen»  and  Custorn«  of  tb©  HIU  Tribe«  of  North 
Fonnoaa.  (Journ.  StralU  Brancb  R.  Ailatlc  Soc.  1886,  Nr.  16,  p.  69.) 

Henry:  B.  C.  : Llng-Nam ; or.  Inferior  rlnvr»  of  «outbern  China,  includlug  ex* 
loratlon»  in  tbe  bltberto  untravcr*cd  I«tand  of  Ilalnan.  8*,  610  pp.,  mit 
Karton.  London,  Fartridge,  1888.  ab.  6. 

Holle,  A.:  A Jouroer  la  8outh-W*«t©rn  China  from  Hau-Ch'uan  to  Westen» 
YOnnan.  (Proc.  K.  Geogr.  8oc.  1886,  VIII,  Nr.  6,  p.  371,  u»lt  Karte.) 

Llndl,  J.  : Bau  und  Hydrographie  des  nördlichen  China.  (Zeltcchr.  f.  Schul« 
geogr.  1886,  VII,  Nr.  9,  8.  266.) 

„Nautilue“.  Rekognotzlerungafahrtcn  und  Vormcfiungen  8.  M.  Kr. 

an  der  8(ldkQstc  Koreas.  (Ann.  d.  Hydrogr.  1886 , XIV , Nr.  4 , 8.  169, 
mit  Karte.) 

Parker,  E.  n.  : Corea.  (China  Review  1885,  XIV,  Nr.  1—3.) 

Rotny,  L.  de:  Los  Corden«,  aperfu  ethnograpbtqu©  et  hlntorlquc.  18%  19  pp. 
Pari«,  MaUonnenve,  1654.  fr.  l,fo 

8alle*,  A. : Fonnote.  (La  Qaxette  geogr.  1886.  XXII,  Nr.  2$,  p.  43.) 

Taylor  : Aborlgcue*  of  Formosa.  (China  Review  1886,  XIV.  4°.) 

Tchao-Blan  - Tche.  Memoire  «ur  la  Corde.  Tradult  par  M.  F.  Scherxor.  8», 
196  pp.  Paris,  Leroux,  1886. 

Viel,  P. : Le  Yun-nan.  (L'KxpIoratlon  1886,  XXI,  Nr.  16,  p.  302.) 

Karten : 

■er  de  Chine,  Ilalnan.  Moulllage  de  Hiong-Po  (Nr.  4034).  Pari«,  Cballamel 
(Depöt  de  la  Mariae),  1686. 

Yellow  loa:  Western  coasl  of  the  Korea,  Mackau  group  to  Cllfford  Island«. 
1:240  000.  (Nr.  913.)  London,  Hydrogr.  Off.,  1666.  2 sh.  6. 

Japan. 

Capelle,  H.  ran:  Over  de  geoloci©  ran  Japan.  (Tljdschr.  Aardrljktk.  Ge« 
oootsch.  Artik.  UI,  Nr.  2,  p.  436.) 

Dloffonbach,  F. : Die  Erdbebe«»  In  Japan.  (Au«  allen  Weltteilen  1886,  XVII, 
Nr.  11,  8.  284.) 

Educatlon  in  Japan.  8°,  66  pp.  (Bnreau  of  Educatlon  Circular  Nr.  4.)  Washing- 
ton, 1886*. 

Foeca,  M.:  Die  landwirtschaftlichen  YcrhdltnUt©  Japan«,  mit  besonderer  Be* 
rtlcksichtlgnng  der  Prorlnx  Kal.  (Mittcll.  Geiellscb.  Ostasien  1886,  IV, 
8.  163.) 


Hau  mann,  E.:  Die  japanischen  Imeln  und  ihre  Bewohner.  (Verh.  GeselUrh. 
für  Erdkunde,  Berlin  1884,  XIII,  Nr.  4.  8.  204.)  — — Land  und  Volk  der 
Japanischen  Inielkette.  (Allgemeine  Zeitung,  München  2884.  Nr.  1T6  ff.) 
Ponhallow,  D.  P.:  Physlc.  cbaracterlttics  of  tbe  Aino«,  occnpvlng  Yeto  aud 
the  Kurlle«.  (Canadian  record  of  sc.  rol.  U.  p.  119—128,  1886.) 

Karte: 

Japaa  : Bungo  channel.  1:146  000.  London,  Hydrogr.  Off..  1866.  2 sb. 


Ostindischcr  Archipel. 

Bat,  F.  de:  De  triangulatl»'  van  Sumatra  cn  d«  opnemlngeu  Io  Nederi.  IndW 
1888—  $4.  (Tljdschr.  Nederi.  Aardrljksk.  Ganoouch.  1884,  Artikeln»  III. 
Nr.  1,  p.  147.) 

Berkhout,  A.  II.:  Opbreug«t  van  Indische  c-aoutcbonc* boomen.  (Tijdtchr. 

▼.  en  landb.  v.  N.  Indlö  1886,  Dl.  31,  bl.  486.) 

Blumentritt,  P. : I>io  Eingcbornen  der  Insel  Mindanao.  Bemerkungen  xu  de« 
l)r.  A.  Schadenberg  und  de«  Dr.  Montano  Schriften.  (Mitt.  K.  K.  Geogr. 
GciclUchaft,  Wien  1886,  XXIX.  8.  216.) 

Breon,  R.,  6t  Korthals,  W.  C. : Rapport  snr  uue  mUalon  sclenttflque  dau»  le 
detrolt  de  la  Sonde.  (Arch.  mlsslons  sclentlf.  1886,  XII,  p.  433). 
CouporuS,  G.  W. : Le»  racee  cbevallne«  de«  U»  de  la  Sonde.  (Revue  Colon. 
Intern.  1886,  III,  Nr.  1,  p.  29.) 

Eck,  R.  v.:  Beknopt  leerhock  der  goscbiodcnU,  staatsinrlchtinf  en  land-  en 
volkenkund©  van  Kcd.  Oo«t-lndl6.  8*.  358  pp.  Breda,  Ilroetc,  1886.  tl.l,»}. 
Fauque,  P.:  Rapport  snr  un  voyage  k Sumatra,  provlnce  de«  8iak«  et  pro- 
rincc  ii  Atchlu.  (Arch.  tnlsslons  sclentlf.  18A5,  XII,  p.  476,  mit  Karte.; 
Fokkens,  Jr.,  F. : Bckllmmlng  van  den  Dkr&watl.  (Tljdschr.  v.  Ind.  taal-, 
land-  sn  volkonk.  1886.  XXX,  p.  668-68.) 

Hoeven,  A.  P.  van  der:  Mijne  ervaring  van  Atjeh.  8*,  99  pp.  Hang.  Bella- 
fante,  1884.  fl.  1,16. 

JOitt,  W. : Die  Mlnahassa,  Nordost-Celebes.  (Verh.  Gesell* ch.  fllr  Erdkaode. 
Berlin  1886,  XIII,  Nr.  6,  8.  843.)  — — (Revue  oolon.  Intern.  1864,  Ul,  Nr. 2. 
p.  102.) 

Keellng  Islands.  (Proceed.  R.  Geogr.  Soc.  1866,  VIII,  Nr.  4,  p.  263.) 

■otman,  J.  P. : Verslag  rau  cen  rebnaar  de  Karimon  DJawa  cllanden,  1886. 

(Tljdschr.  Ind.  taa)-.  land-  en  rolkenk.  1886,  XXXI,  p.  40.) 

■eyaert,  H.  G.  J.  L-:  Bijdragen  tot  de  kennls  der  geschieden!«  van  bet  Band- 
jermaslosche  rfjk.  1843—64.  8«,  833  pp.,  mit  Karte.  Leiden,  Brill,  1586. 

( i . S,n. 

Plant.  F.  8.:  Notes  on  the  Philippines.  (Journ.  Manchester  Geogr.  8oc.  US®. 
II,  Nr.  1,  p.  19,  mit  Karten.) 

Pleyte,  C.  M.:  Jeu  ovsr  mucmonitchc  en  andere  Teekencn  bl)  de  volkcn  van 
den  Ooftl'iudUchon  ArchipeL  (Bijdr.  taal-,  la.nd-  en  volkenk.  v.  Nederi. 
Indlc  1886,  XXXV,  p.  127.) 

Poemen,  C. : Brleven  over  den  lulara  ult  de  Binnenlandes»  van  Java.  Met 
voorrede  van  P.  J.  Veth.  8'.  Leiden.  Brill,  1886. 

Posewitz,  Th.:  I>lo  DlamantfeMer  ln  Borneo.  (Auslaut!  1886.  Nr.  36.  S.  706.) 

Geolog.  Notizen  an«  Banka  III.  (Natuur.  Tljdschr.  Ned.  Ind.  XLPT, 

p.  89  ff.)  fl.  LT*. 

Riedel,  J.  G.  F. : The  Sawu  or  Ilaawu  Group.  (Revue  Colon.  Internat.  188S, 
I,  Nr.  4,  p.  308,  mit  Karte.) 

Rijn  van  Alketnade,  J.  A.  van:  Reis  van  Siak  naar  Poclan  I.awan.  (Tljd«chr. 
Nederi.  Aardrljksk.  Genoouch.  1886.  Artlkelcn  111.  Nr.  1,  p.  loO,  mit 
Karte.) 

Rlnnooy,  M.  N.:  L’ascienne  sous-r/sldence  de  Kister.  (Revue  colon.  intern., 
T.  111,  Nr.  L p-  w.  Amsierdam  1886.) 

Stoop,  A-:  Verslag  van  eon  bezoek  van  den  vnlkaan  Merapi  Im  November 
1884  en  van  cen  onderxock  Im  Juli  1886.  Mit  Karte.  (Nat.  Tljdschr.  v.  N. 
IndiCs  I).  XLV,  bl.  89-93,  518-24.) 

Thiele,  P.  A. : Bonwutoffen  voor  de  gc*cbled©nt«  der  Nedorlanders  in  den 
Malet  «eben  Archipel.  I.  8°,  370  pp.  Haag,  Nljboff,  1886.  fl.  6.7*. 

Waiiwer,  G.  A.  J.t  Ethnographische»«  aus  Serara.  (Globos  1886,  XLIX.  Kr.  23. 
S.  368.) 


Erklärung. 

Herr  Eduard  Glaser  hat  seinen  jüngxt  in  Prag  erschienenen  „Mitteilungen  über  einige  aua  meiner  Sammlung  stammende  sabäische  Inschriften“  eine 
Erklärung  in  Sachen  der  I).  U.  Möller»,  hen  Ausgabe  der  Geographie  AI  Hundinl'»  beigefligt,  in  welcher  ei  auch  an  ein  paar  Stellen  (S.  VII  und  10») 
gegen  mich  den  Vorwurf  erhebt,  daf»  ieh  mich  absolut  geweigert  hätte,  eine  Entgegnung  auf  die  Replik  de.  Herrn  Prof.  I).  H.  Müller  (Petermanna  Mittei- 
lungen 1885,  S.  117)  anfxunehmen.  l)ie«n  Vorwurf  weise  ich  alt  ginxlieh  unbegründet  znrück.  Herr  Glaser  weift,  dafs  ieh  mich  7.ur  Aufnahme 
einer  sachlichen  Erklärung  bereit  erklärte.  Wir  kamen  überein,  daf»  auch  Herrn  Prof.  Müller  Gelegenheit  gegeben  werde,  »einen  wissenschaftlichen  Stand- 
punkt xu  wahren,  und  die  beiderseitigen  Erklärungen  sollten  xum  Abdruck  gelangen,  sobald  »ieh  beide  Parteien  über  den  Text  derselben  verständigt  hätten. 
Leider  war  eine  solche  Verständigung  schwer  hrrbeixufUhren.  Ich  spielte  lediglieh  die  Rolle  einer  an  der  Streitfrage  selbst  unbeteiligten  Mittel peiwon , bis 
»ich  Herr  Glaser  direkt  mit  aeinem  Gegner  ins  Einvernehmen  xu  aetxen  versuchte.  Ara  20.  Juni  erhielt  ieh  von  Herrn  Giater  die  Mitteilung,  data  Hen 
Prof.  Müller  «eine  Antwort  an  mich  abgesehiekt  habe.  Eine  derartige  Sendung  erhielt  ich  nicht  und  seit  dieser  Zeit  überhaupt  kein  Schreiben  mehr, 
weder  von  Herrn  Prof.  Müller,  noch  von  Herrn  Glaser.  Ich  mufxte  annehmen,  dafx  der  Streit  in  andrer  Weise  beigelegt  worden  sei,  und  hatte  natürlich 
kein  Interesse  dann,  die  Parteien  zur  Fortführung  derselben  in  l’etermxnnx  Mitteilungen  xufxufordeni.  Supan. 


(Geschlossen  sn  97.  September  18äe.) 


Digltized  by  Google 


I 

I 


1 

I 


Digitized  by  Google 


Die  neue  Ausgabe  von  Bergbaus'  Physikalischem  Atlas. 


Um  dieselbe  Zeit,  als  Alexander  v.  Humboldt  sein  groß- 
artiges Gemälde  vom  „ Kosmos"  entwarf,  unternahm  Hein- 
rich Berghaus  zum  erstenmal  den  Versuch,  die  Ergebnisse 
der  tellurischen  Forschung  kartographisch  darzusteilen.  So 
entstand  der  Physikalische  Atlas,  „eine  unter  der 
fördernden  Anregung  A.  v.  Humboldts  verfafste  Sammlung 
von  93  Karten,  auf  welchen  die  hauptsächlichsten  Erschei- 
nungen der  anorganischen  uud  organischen  Natur  nach  ihrer 
geographischen  Verbreitung  und  Verteilung  bildlich  dnrgo- 
stellt  sind“.  Der  ersten  Ausgabe  (1838 — 1848)  folgte  im 
Jahre  1852  eine  verbesserte  und  teilweise  umgearbeitete 
Auflage,  die  abor  selbstverständlich  auch  nicht  rnohr  im 
entferntesten  dem  heutigen  Standpunkt  der  Wissenschaft 
entspricht.  In  den  letzten  Jahrzehnten  ist  der  Aufbau  der 
physischen  Erdkunde  rascher  fortgeschritten,  als  früher 
in  Jahrhunderten ; die  Ausdehnung  der  geologischen  Landes- 
aufnahmen, dio  Verbreitung  und  Verdichtung  des  meteoro- 
logischen Beobachtungsuetzes,  die  zahlreichen  Forschungs- 
reisen &c.  haben  nicht  nur  unsru  positiven  Kenntnisso 
beträchtlich  erweitert , sondern  auch  unsre  theoretischen 
Anschauungen  umgestaltet.  Es  war  daher  gewiß  ein  dankens- 
wertes Unternehmen  von  Justus  Perthes,  eine  neue  Ausgabe 
des  Physikalischen  Atlas  in  Angriff  zu  nehmen,  und  niemand 
war  zur  Leitung  derselben  bessor  geeignet,  als  Prof.  Dr. 
Hermann  Bergbaus,  der  damit  gleichsam  oin  natür- 
liches Erbe  antrat.  Aber  nicht  nur  wir  Deutsche  haben  Ur- 
sache, dieses  Unternehmen  freudig  zu  bogrtißen;  der  neue 
Physikalische  Atlas  soll  und  wird  ebenso  ein  Gemeingut  der 
ganzon  zivilisierten  Welt  werden,  wie  seine  altern  Brüder, 
Stielers  Handatlas  und  der  Historische  Atlus  von  Spruner- 
Mencke;  denn  keino  fremde  Nation  kann  ihm  etwas  auch 
nur  im  entferntesten  Ebenbürtiges  an  die  Seite  stellen. 

Die  bisher  erschienenen  15  Karten,  welche  allo  Abtei- 
lungen mit  Ausnahme  der  erdmagnetischen  repräsentieren, 
goben  hinreichend  Gelegenheit,  um  sich  über  die  Art  der 
Abfassung  und  die  Methode  der  Darstellung  ein  Urteil  zu 
bilden. 

Es  muß  besonders  betont  werdon,  daß  der  Physikalische 
Atlas  etwa  nicht  eine  umgearbeitete  Auflage  des  alten  Atlas 
ist , sondern  ein  von  Grund  aus  uud  in  allen 
l'ctomiaons  Geogr.  Mitteilung*».  188C,  Heft  XI. 


seinen  Teilen  ganz  neues  Werk.  Es  kommt  dies 
nicht  bloß  darin  zum  Ausdruck,  daß  keine  Karte  aus  dom 
alten  Atlas  in  den  neuen  übergegangen  ist,  sondern  es  ist 
auch  die  Herstollungsmethode  eine  andre  geworden.  Im 
alten  Atlas  stammen  die  meisten  Karton  vom  Herausgeber 
selbst,  im  neuen  Atlas  sind  die  einzelnen  Abteilungen  von 
Spezialisten  bearbeitet,  und  der  Herausgeber  hat  sich  nur 
dio  Hydrographie  Vorbehalten,  wenn  auch  mauolie  Karton 
der  andern  Abteilungon  (z.  B.  diu  sechs  ersten  Karten  des 
geologischen  Teiles)  sein  ausschließliches  Werk  sind,  wie 
ja  ihm  auch  die  Vorbereitung  und  die  endgültige  Redaktion, 
d.  h.  in  den  meisten  Fällen  die  Zeichnung  der  Vorlagon 
selbst  obliegt.  Unter  den  Mitarbeitern  begegnen  wir  den 
hosten  Namen:  Prof.  v.  Zittol  in  München  für  Geologie, 
Prof.  Julius  Hann  in  Wien  für  Meteorologie,  Geh.  Adiuirali- 
tätsrat  Noumnver  in  Humburg  für  Erdmagnetismus,  Prof. 
Drude  in  Dresden  für  Pflanzengeographie,  Dr.  Hart- 
laub  in  Bremen  und  Prof.  Marsch  all  in  Leipzig  für 
Tiergeographie,  und  endlich  Prof.  Gerland  in  »Straßburg 
für  Völkerkunde  (und  Kulturgeographie). 

Die  Hauptaufgabe  eines  Physikalischen  Atlas : die  Dar- 
stellung der  Verbreitung  der  einzelnen  Erscheinungen  über 
die  ganze  Erde  kennte  seinerzeit  von  Heinrich  Bergbaus 
nur  sehr  unvollkommen  gelöst  werden,  und  die  große  Zahl 
dor  Karton  orklärt  sich  daraus,  daß  viele  derselben  sich 
nur  auf  ein  eugbegrenztes  und  besser  bekanntes  Gebiet  be- 
schränken (z.  B.  die  Spezialkarte  des  Riesengebirges),  oder 
lediglich  graphische  Darstellungen  in  Kurvenmanier  (z.  B. 
Nr.  10 — 16  der  II.  Abteilung)  oder  sogar  nur  Tabellen 
(Nr.  12  der  I.  Abteilung)  enthalten.  Der  neue  Atlas  hält 
dugegeu  im  allgemeinen  an  dom  Prinzip  fest:  Erst  Erd- 
karten, dann  Kartou  der  einzelnen  Erdteile  oder  wenigstens 
der  wichtigsten  derselben;  nur  dor  crdmagnotischo  und  tier- 
geographische Teil  enthält  ausschließlich  Erdkarten.  Aber 
unter  allen  Umständen  gilt  der  Grundsatz:  Möglichst 
gloichmäfsigo  Berücksichtigung  aller  Teile 
der  Erde,  so  daß  der  neue  Atlas  in  der  That  nicht 
etwa  eine  »Sammlung  von  Detailkartou,  sondern  ein  physi- 
kalischer Atlas  der  Erde  ist.  Trotzdem  fehlen  aber  dio 
Detailkarten  nicht,  sie  sind  uur  in  die  Kartons  gedrängt. 

41 


322 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


Die  Zahl  der  Blätter  ist  im  neuen  Atlas  allerdings  kleiner, 
als  im  alten:  75  gegen  93,  aber  die  Zahl  der  Karten  ist 
eine  weitaus  gröfsore.  So  enthalten  z.  B.  Xr.  52  und  53 
(Verbreitung  der  Säugetiere)  je  sechs  Erdkarteu,  der  Hegen- 
karte der  Erde  (Xr.  37)  sind  solcho  von  Europa , Xord- 
amerika,  Ostindien,  Xuuseeland,  Jamaika  und  Mauritius 
ungcschlosseu,  und  — um  noch  eines  Kalles  beispielloser 
Raumausnutzung  zu  gedenken  — Blatt  24  enthält  aufsor 
einer  grofsen  Tielenkarte  des  Mittelländischen  und  Schwarzen 
MeereB  nicht  weniger  als  21  Kartons!  Um  Raum  zu  sparen, 


wurdo  in  vielen  Fällen  für  Erddarstellungen  die  äquivalente 
statt  der  Üblichen  Mercators- Projektion  gewählt.  Selbst- 
verständlich ist  aber  eine  solche  Gedrängtheit  auf  kleinem 
Raum  nur  dann  statthaft,  wenn  die  technische  Ausführung 
präzis  und  klar  ist.  Auch  in  dieser  Beziehung  verdient 
der  neue  Berghaus-Atlas  alles  Lob ; die  Karten  sind  in 
Kupfer  gestochen,  und  eine  verständige  und  ausgiebige  An- 
wendung von  Kolorit,  welches  im  alten  Atlas  nur  selten 
zur  Anwendung  kam,  erhöht  dio  Anschaulichkeit  aufseror- 
dentlich. 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 

Von  Premierleuf.  K.  v.  Francois.  (Sthiuf»i).) 

(Mit  Kalte,  s.  Tafel  16.) 


III.  Itinerar. 

Zur  Herstellung  des  Itinerars  benutzte  ich:  Kompafs, 
Taschen -Chronometer,  Taschen -Barometer,  Rotstift,  Blau- 
stift, einen  mittelstarken  Bleistift  und  Blockpapier  in  Oktav- 
fortnat.  Behufs  Reinzeichnung  ferner  noch:  Transporteur, 
Linea],  Zirkel,  Ziehfeder,  schwarze,  rote,  blaue  Tusche  und 
Zeichenfeder.  Kompafs,  Uhr  und  Bnrometer  befanden  sich 
auf  dem  Marsche  jedes  für  sich  in  einer  Aufsentasche  auf 
der  Brustseite  des  Rockes.  Der  Kompufs  hatte  einen 
Durchmesser  von  5 cm  und  gestattete  Ablesungen  bis  1*. 
Hierbei  wurde  die  Xadel  stets  auf  die  betreffende  Deklination 
eingestellt.  Aufser  der  Marschrichtung  wurden  sämtliche 
Flnrsläufe,  Thäler,  Höhenziige,  Ortschaften  und  sonstige  iu 
die  Augen  fallende  Terraiuohjekte  angepeilt  und  zur  Kon- 
trolle der  Marschrichtung  Poiluugen  rückwärts  vorgenommen. 

Auf  meiner  Reise  auf  den  Flufsläufon  Lulongo,  Tschuupa, 
Bussera  und  Lopnri  benutzte  ich  mit  Vorteil  einen  Kom- 
pafs mit  Diopter  — 5 cm  Durchmesser,  Ablesung  bis  1 * — , 
der  mir  durch  die  Freundlichkeit  des  Missionars  Grcnfell 
zur  Verfügung  gestellt  worden  war. 

Der  Taschen- Chronometer  diente  zur  Feststellung  der 
zurückgelegten  Entfernung.  Um  einen  absoluten  Mafsstab 
zu  gewinnen,  stellte  ich  iu  Mnlange  auf  einer  ubgemes- 
senen  Strecke  von  1000  m den  Zeitaufwand  moiner  Gang- 
art, sowie  den  meines  Stieres  fest.  Das  Mittel  ergab  pro 
Stunde  5000,  resp.  4800  m.  Entfernungen  nach  Terrain- 
objektou  seitwärts  des  Weges,  Länge  der  Thäler  &c.  sind 
neben  der  Peilung  schätzungsweise  verzeichnet  worden. 
Verlangsamungen  des  Marsches,  wie  z.  B.  bei  Sumpf,  Flufs- 

>)  Den  Anflog  nebst  Kute  t.  Heft  IX,  S.  27 1 fl. 


passagen  und  boim  Passieren  von  tief  eingeschnittenen 
Thälern  sind  stets  besonders  notiert  wordon,  und  zwar 
neben  der  Zeitangabe  nach  Ausdehnung  des  betreffenden 
Objektes,  wie  bei  Wasserläufen  nach  Tiefe,  Geschwin- 
digkeit, Wasserfarbe  und  der  Beschaffenheit  des  Ufer- 
geländes. 

Die  Darstellung  des  Terrains  wurde  durch  Aufzeich- 
nung dor  Hauptkonturen  in  Niveaulinien  zum  Ausdruck  ge- 
bracht. Dabei  diente  ein  Taschen- Barometer  — Konstruktion 
Bohne  — zur  Ermittelung  der  relativen  Höhenunterschiede 
an  der  Marschstrafso , während  die  Höhen-  und  Tiefen- 
verhältnisso  seitwärts  derselben  goschätzt  wurden. 

Die  Aufzeichnung  erfolgte  auf  einem  Blatt  Papier  in 
Oktavformat  ohne  Zugrundelegung  eines  bestimmten  Mafs- 
stabes.  Zur  Darstellung  der  Marschlinie , Ortschaften  und 
Felshängo  diente  ein  Rotstift,  für  Gewässer  ein  Blaustift,  und 
zu  Zahlennotizen,  Xomenklatur,  Terrain  und  Bedeckung  ein 
mittelharter  Bleistift. 

Zur  Sicherung  der  Xomenklatur  wurde  diese,  aufser  an 
betreffender  Stelle  in  einer  Ecke  des  Blattes  notiert , wie 
noch  an  demselben  Tage  in  einem  topographischen  Tage- 
buch aufgenommen,  welch  letzteres  noch  Aufschlufs  gab, 
über  dio  am  Tage  zurückgelegte  Entfernung,  Zeitdauer, 
Terrainfiguration  im  allgemeinen,  Erkundigungen,  meteoro- 
logische Beobachtungen , das  Resultat  der  astronomischen 
Beobachtungen  und  ermittelte  Höhe  &c.  Die  Reinzeich- 
uung  fand  einen  Tag  nach  der  Aufnahme  statt. 

Die  Orthographie  der  Namen  habe  ich  genau  in  deut- 
scher Phonetik  so  wiedergegeben,  wie  die  Xamon  von  den 
Eingebornen  ausgesprochen  wurden.  loh  betone:  von 
den  Eingebornen,  weil  die  verschiedene  Schreibweise  selbst 


Digitized  by  Google 


Reisen  im  südlichen  Kongo  - Becken. 


323 


untor  deutschen  Roisenden  zum  gröfateu  Toil  daher  rührt, 
dafs  häutig  die  Namen  so  geschrieben  werden,  wie  sie  von 
den  Dolmetschern  genannt  werdon , die  dann  ihren  eignen 
Dialekt  dom  Namen  beimengen.  So  z.  B.  hängen  die 
Malango-Neger  vielen  Worten  oin  mitklingendes  e an.  Ab- 
weichungen von  der  Schreibweise  finden  bei  einzelnen  Orts- 
namen Angolas  statt,  so  z.  B.  ist  Malange  so  geschrieben 
wie  der  Poststempel  angibt. 

Über  die  barometrischen  Höhenmessungen  s.  Verh. 
der  Berliner  Gesellschaft  fiir  Erdkunde  1886,  S.  149. 

IV.  Klimatologlsches. 

Zur  Bestimmung  der  Lufttemperatur  kamen  Normal- 
und  einfache  Thermometer  mit  Celsiusskala  zur  Verwen- 
dung. Die  Luftfeuchtigkeit  wurde  in  Malange  nach  einom 
Hygrometer  von  Klinkcrfuefs  bestimmt,  und  blieb  diosor 
in  guter  Übereinstimmung  mit  dem  Psychrometor.  Dio 
Ablesuugen  fanden  meist  um  7,  9,  12,  2 und  9b  statt. 

In  Malange  hingen  die  Instrumente  im  Schatten  des 
Hauses,  in  Mukenge,  Luluaburg  und  Leopoldville  im  Schat- 
ten eines  eigens  hierzu  hergestellten  Beobachtungshäus- 
chens, 1-J-  m über  dem  Erdboden. 

Der  höchste  und  niedrigste  Stand  der  Tagestemperatur 
wurde  an  einem  Maximum-Minimum-Thermometer  (Kon- 
struktion Six)  abgelesen.  Die  Zeit  wurde  nach  dem  Taschen- 
Cbronometer  in  wahrer  Ortszeit  notiert.  Auf  den  Lager- 
plätzen während  der  Reisezeit  waren  dio  Instrumente  unter 
einem  Schirm  aufgestellt  und  überdies  auf  den  meisten 
Plätzen  gegen  die  Strahlen  der  Sonne  durch  das  Laub 
der  Bäume  geschützt. 

Die  Windrichtungen  beziehen  sich  auf  den  magnetischen 
Meridian.  Die  Windstärke  ist  in  fünf  Abstufungen  no- 
tiert, für  ganz  schwachen  Wind  aufsor  der  Richtung  kein 
Zeichen  angegeben ; die  vior  hohem  sind  durch  dio  Ex- 
ponenten 1,  2,  3,  4 angedoutet. 

Die  Art  der  Bewölkung  ist  durch  die  vior  Hauptwolken- 
formen Cirrus,  Cumulus,  Stratus,  Nimbus  ausgedrückt.  Ganz 
bedeckter  Himmel  ist  mit  „10“;  klarer,  wolkenfreier  mit  „0“ 
bezeichnet.  Zur  Bestimmung  des  Grades  der  Bewölkung 
ist  der  Umfang  jeder  Wolkengrnppe  zusamraengefafst  und 
hiernach  bestimmt,  den  wievielsten  Teil  des  Firmaments 
sie  einnebmen. 


Malange. 

Temperatur. 


Monat. 

!)* 

12* 

3* 

0* 

ä 

Maxim. 

E | 
'S 

5 1 

Kxti 

B 

3 

X 

ein.  i 

ä 

ö 

K 

• K 

II 

K« 

ÜS. 

Man 

80,* 

24, S 

24,7 

19,7 

22.» 

25.»  . 

17,6  | 

32 

10,4 

15,4 

Am  feuchten 

Therraom. 

16*7 

1 

7,« 

20, S 

18.1 

18.7 

1 

April 

20,* 

24,4 

24.4 

UM 

22,4 

25,« 

17.« 

SO 

15.« 

14.4 

Am  feuchten 

Thenuom. 

19,» 

20, S 

20,0 

19.» 

20 

Mai 

19,« 

24.» 

26.7 

19.» 

22,7 

27,2 

13,4 

29 

» 1 

18,0 

Am  feuchten 

Thenn  t>ro. 

17,1 

17,1 

18,* 

17,1 

17,6 

Juni 

16,1 

*23.7 

25, S 

17,0 

20, S 

27.» 

11, * 

29,8 

9.» 

bis  inkl.  15 

Am  feuchter 

| 

Themiom. 

1 12,8 

13.» 

1C.S 

14,4 

15.« 

Relative  Feuchtigkeit. 

Hegen. 

i I »» ! 

11  > 3* 

2* 

b 

J Extrem. 

1 s* i irf 

= V 
V ti 

B i „i  £3  • 

•fl 

2 «J 

!,S 

t ® Z 

J r 8 
Sf.» 

X 1 % ' 

% | V 

0 

% 

X 

1 X 

i * 

SB 

- 

,=4. 

1 

Murr  80, a J" 

0 ,01 

70 

72.1 

:i  8« 

59 

27 

178,7 1 10 

1 7 

6*2,8 

April  80  i 

2 09 

75 

1 71.» 

[ 86 

| 59 

li  -7 

144,«|  15 

1 3 

56.» 

Mai  }67  |1 

.7  49,s|67,» 

60,1  | 83 

1 41 

!l  43 

0 

1 » 

l o 

0 

Juni  66,8 

2,1  33,»;i7,l 

| 44, *|j  84 

1 n 

1 73 

0 

1 0 

! o 

0 

HäuHffknit  tica  Windes. 


Mkrr. 

April. 

Mal. 

Juni  1.— 15. 

a ...  . 

5 

14 

— 

— 

NE  . . . . 

6 

31 

8 

9 

V.  ...  . 

— 

13 

27 

36 

SE  . . . . 

3 

7 

26 

22 

S . . . . 

*» 

— 

0 

3 

SW  . . . . 

*24 

6 

5 

— 

W . . . . 

14 

7 

— 

1 

NW . ■ . . 

15 

23 

— 

1 

M u k o n g e. 


Temperatur  C. 


Monat. 

* 

7» 

~T“ 

i 

9*  j 12* 

2* 

0* 

E 

B 

e 

ec 

o 

0 

X 

ä & 

i i £ 8 
2.5  ls 
Fl 

Tftgeexeit  de* 
Eintritt«. 

,1  u Ja  2»'  3 

"l|xi|  i 

Vom  14n>U 
31.  Januar 

19, » 

21,1 

23,»!  27.» 

28,7 

22.* 

72 

e|  43 

2 

4 

1 

Februar  . . 

20 

21 

24.»  30,* 

26, » 

20.4 

143 

1 2 1 40 

4 

4 

4 

Marx  . . . 

20,1 

21.» 

26, 7|  28,1 

27,4 

21,4 

65 

10|  40 

1 * 

10 

1 

Vom  1.  bi» 
7.  April  . 

— 

21.« 

— | 25,9 

27,6 

21.6 

6 

3 5 

! 0 

3 

0 

Leopoldville. 

Vom  20.  Juli 
bis  5.  August 

19.« 

20,7 

i 1 

23  | 26,4!  28.» 

22, » 

. 

.1- 

I. 

1. 

- 

Reiten. 


V.  Zusammenstellung  der  gröfsern  berührten  Wasseradern. 


Datum. 

Name. 

r 

Breite. 

taringito 

Tiefe. 

Ge* 

»cUvrln- 

digkeit. 

Aino. 

tuto 

110h«. 

mllndec 
in : 

Bemerkungen. 

29/VII.  1884 
19/ VII.  . 

6/vm.  . 

Luschimbo 

Karubo 

Lubamla 

m 

5 

5—8 

m 

4 

2 

li 

m 

1 : 90 
1 : 100 
1 :50 

m 

Kuije 

Kuango 

Lui 

200  m breite,  tumpfige  ThaUohle  — «nfte  mit  Baumaasanne  bestandene  Thalhange. 
4-  bia  500  m breite,  mit  Papyrus  beataudene  Thalaohle  — schwach  goböaehto  Hinge, 
l'ferkonturen  mit  Paudanua  eingefaßt  — einielne  Baumgruppeo  — 100  bia  200  m 
breite,  mit  Wiese  beatandene  Thalsohle  — gering  geböschte , mit  lichter  Baum- 
«ranne  beataudene  Thalhinge. 

41  • 


Digitized  by  Google 


324 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


Datum. 

Nur ne. 

Geringste 
Breit*.  1 Tiefe. 

Qa* 

»chwin- 

rflgkcit. 

Ab»©- 

luto 

Höhe. 

mtindot 
Sn : 

Bemerkungen. 

11  VIII. 

84 

Lai 

m 

40 

2™ 

zn 

1 : 26 

m 

Kuango 

5*  bi*  800  m breite,  mit  Wiese  bestandene  Thalsohle  — GalcriewaldpAnelleo, 

13  VIII. 

n 

8”  52'  S.  Br. 
I.ui 

50 

H 

1:21 

Kuango 

darunter  einige  Ölpalmen  — steile,  3 m hohe  Uferrifidex  — Sandstein. 
Erhebungen  des  linken  Ufers  treten  dicht  an  den  Flufs  heran  — viel  Kulturen  — 

18  VIII. 

•» 

Kuango 

100 

2—3 

1 : 46 

Kassni 

der  linke  Ufemnd  dominiert  um  ca  10  tn  den  Wasserspiegel  — Sandstein  — 
Galcriewald  nul  dem  rechten  t’fcr  — so  m unterhalb  eine  Steinbarre. 

Thalhaug  links  mit  dichter  Buschsavaime  bestanden,  mittelstark  geböscht,  tritt  bis 

24  VIII. 

•t 

Kolle 

4 

1 

1 : 80 

Luhe 

an  den  Fluf*  heran  — einzelne  Baumgruppen  — Ufererhebung  rechta  schwach 
geböscht  mit  reiner  Suvaune  bestanden,  zwischen  dieser  uud  Flufs- Inundations- 
gebiet  von  200  bi«  1000  ni  Breite  — oberhalb  Steinbarren. 

100  m breite,  stark  versumpfte  Tbalsohle  — Baurogruppen  — ] bia  2 m hohe. 

88  VIII. 

l'htmta 

25 

2—3 

1 : 70 

Kuango 

«teile  Ufcrninder  — schwach  gehuschte,  mit  lichter  Buscbsavanne  bestandene 
Thal  hin ge. 

Starke  Krümmungen  — schmale  Thalsohle  — Galcriewald  panrellcn  — Ufererhebuo- 

10  IX. 

•« 

(wahrschein- 
lich identisch 
m.  d.  Wambu) 
Kuengo 

10 

2-3 

1 : 70 

Kuango 

gen  überhöben  den  Wasserspiegel  um  100  m,  sind  mittelstark  geböscht  und  mit 
lichter  Buschsavnnne  bestanden. 

1-  bia  2000  m breite,  sumpfige  ThaUohlc.  Stellenweise  Galeriewald  — Bordoo- 

J6'IX. 

(wohl  idtn- 
tiscb  mit  dem 
Imin) 
Lubnle 

25 

1 — 2 

1 : 70 

mitWieae- 

bestand 

Kuilu 

palmen  — Ufererhebungen  recht«,  mit  dichter  Baurmavaune  bestanden,  treten 
dicht  an  den  Fluf«  heran. 

100U  m breite,  sumpfige,  mit  Wiese  bestandene  ThaUohlc  — Erhebungen  dominieren 

19  IX. 

I.uiko 

15 

1—2 

1 : 30 

Kuilo 

den  Wasserspiegel  um  40  m,  sind  mit  dichter  Buscbsavanne  bestanden,  schwach  ge* 
böscht  und  treten  recht*  dicht  an  den  Flufs  heran  — Inselbildung  — Galeriewald. 
1-  bia  2000  m breite  Thalsoble  — Hutung  — Galeriewaldparzcllcu  — Erhebungen 

22,  IX. 

Kuilu 

60 

3—5 

I : 30 

1006 

Kuango 

dominieren  um  40  m den  Wasserspiegel,  «nd  schwach  geböscht,  mit  Wold  be- 
deckt und  treteu  rechta  dicht  an  den  Flufs  heran. 

500  bU  1000  m breite , sumpfige,  mit  Wiese  und  Ualericwaldparxellon  bestandene 

24  IX. 

T 

; 39'  S.  Kr. 
Kongnllo 

8—10 

1 : 120 

985 

Loinge 

Thalsohle  — Erhebungen  uberhohen  um  30  — 40  m den  Wasserspiegel,  sind  mit 
lichter  Buurosaranne  bedeckt  und  treten  links  nahe  an  den  Fluf*  heran  — Thal* 
hBnge  schwach  geböscht  — ober-  wie  unterhalb  Steinbarren. 

500  m breite,  stark  sumpfige  Thalsohle  — breite  Galrriewaldung,  besonder*  recht*  — 

26  IX. 

*» 

Lnange 

50 

3—5 

1 : 80 

870 

Kassai 

Bordonpalmen  — schwach  geböschte,  mit  lichter  Bauinbuachsaranoe  bedeckte 
Thal  hinge. 

Ufererhebungen  dominieren  den  Wasserspiegel  um  1O0  bis  150  m,  sind  mit  dichter 

3.X. 

Latchiko 

10 

3—5 

1:60 

610 

I-onnge 

Baumsnranne  bestanden,  steil  geböscht  und  «rhlicfsen  sieh  fast  unmittelbar  an  das 
Flußbett  an  — ober-  wie  unterhalb  viel  Steinbarren  — roter  Sandstein  — 
Wasserfarbe  lehmgelb. 

100  m breite,  mit  Hutung  bedeckte  Thalsohle  — einzelne  Baurogruppen  — sanfte. 

B/X. 

6“  58'  S.  Br. 
I.owon 

20 

2—5 

1 : 80 

650 

Kuui 

mit  lichter  Baumsavnnne  bewachsene  Hange  — Hang  rechts  tritt  nshe  an  den 
Ftufs  heran  — Gneifs. 

Die  linksseitigen,  um  20  m dominierenden,  mit  dichter  Baurobuschsavanne  bedeckten 

J 2 X. 

Tidilbpi 

40 

2—3 

1 : 100 

615 

Ku»i 

Erhebungen,  treten  dicht  an  den  Flufs  heran  und  fallen  steil  zu  diesem  sb.  Der 
Hang  »st  mit  Galcriewald  bewachsen.  — Erhebungen  recht*  sind  durch  einen 
200  m breiten  Wiesenstrcifen  vom  Fluf*  getrennt,  mit  dichter  Baumxavanne  be- 
standen, weniger  steil  uud  hoch. 

200  m breite  Thalsohle  — Galeriewaldparzellen  — schwach  geböschte,  mit  lichter 

16  X. 

Tscbiknpt 

20—40 

2-3 

1 : 90 

570 

Kasaai 

Buuruavanne  bestandene  Hänge  — Insclbildung  — mehrere  Steinbarren  — Gneifs, 
Scbillerfels 

500  m breite,  mit  Wiese  bedeckte  Thalsoble  — Galeriewaldpanellen , darunter 

19  X. 

„ 

Ktssai 

2—260 

3-6 

1:90 

465 

Kongo 

einige  ölpalmen. 

Der  mit  Galeriewald  bedeckte  rechte  Thalhang  fallt  steil  zum  Flusse  ab  — Rand 

21/X. 

Ka&sai-Fall 

j 

Oberhalb 

. . 4< 

K)  m breit 

überhöht  den  Wasserspiegel  um  20  m.  — ■ Die  linksseitigen  schwach  geböschten 
Erhebungen  sind  durch  eine  4 • bis  500  m breite  Niederung  mit  Baumgruppen 
und  viel  Taimen  getrennt. 

GaleriewaldparxcUen  — viel  Fandanus  uud  Ölpalmen  — Thalhünge  sanft  geböscht. 

2 XI. 

(1’i.irge-Kiü:) 

Laebo 

unterhalb  . . 150  » , 

Fallhübe  . . 8 » ■ 

Absolute  Hohe  475  . . 

30  2—4  1 1:12»>I  670 

Lulua 

mit  dichter  Ilaumbuschsaranne  bestanden. 

Die  ca  300  m breite  Thalsoble  ist  ebenso  wie  die  mittelstark  geböschten  Hänge 

3 XL 

. 

Zembu 

20 

li-2 

1 : 100 

r»?o 

Luebo 

mit  Urwald  bedeckt  — Guromi-Liane  viel  vertreten  — Steinbarren  unterhalb. 
Steilgeböschte,  mit  Urwald  bestandene  ThalhSnge  treten  dicht  an  die  Flufskonturen 

10  XI. 

Muun 

50 

2—4 

1 : 40 

555 

I.ulua 

heran  — Thailänder  iiberhöben  den  Wasserspiegel  um  30  m — Tic!  Schnellen 
und  Suag  — Gneifs. 

50  bis  100  breite,  mit  Wiese  bedeckte  Thalsohle  — Baumgroppen  — linke  Thal- 

13  XI. 

Luiun 

3- bi*  400 

3—4 

1 : 100 

.'34 

Kasaai 

hang  sanft,  rechte  steiler  geböscht,  mit  Urwald  bestanden  — Thalränder  uberboheu 
den  Wasserspiegel  um  ca  100  ra.  1000  m unterhalb  Steinhano  — Wasserfarbe: 
schmutziggelb. 

Die  den  Lulua  begleitenden  Erhebungen  sind  mit  dichter  Bowhsavanne  bcatanden. 

6U  56' 
Loluaburg 

! 

i 

} 

1 

überhöhen  den  Wasserspiegel  um  80  m uud  fallen  mit  mittelstarker  Böschung  zum 
Fluf*  ab.  Auf  der  bi*  C(H)  m breiten  Thalsohl#  wechselt  Wiese  mit  Galeriewald. 
Weitet  oberhalb  erweitert  sich  der  Lulua  bia  1600  m und  bildet  eine  grofsc  Zahl 

Digitized  by  Google 


Reisen  im  südlichen  Kongo  - Recken. 


325 


Datum. 

Natu«. 

Breit«. 

erlogne 

Tief«. 

Ge* 

irtmln- 

digkelt. 

Ab*o- 

lut* 

mündet 
iu ; 

Bemerkungen. 

m 

m 

in 

u 

kleinerer,  mit  Pandanus,  Palmen  und  Wollbiuroen  bestandenen  Invclu.  Von  Tschin- 
genge  bis  zum  Kangombe  - Fall  unter  Gu  25'  hat  er  eine  Breit«  von  ca  200  m. 
Auf  der  GesamUtrerk«:  hat  er  ein«  fast  ununterbrochene  Reibe  von  Schnellen  und 
kleinern  Fällen. 

Unterhalb  Luluaburg  verengt  sich  der  Flufs  bis  200  m und  behält  diese  Breite 
bis  zum  Kan»«* Bauplatz  bei  Kalamba  unter  5°  26'  bei.  Erst  von  der  Einmün- 
dung des  Luebo  an  wird  er  schiffbar.  Die  60  bis  70  m hohen,  mittelstark  ge- 
böschten und  mit  Urwald  bewachsenen  Ufererhebungen  lehnen  sich  unmittelbar 
an  die  Flufskouturen  an.  Mit  einer  Breite  von  500  m tritt  er  unter  5"  3'  und 
21*  7'  Ö.  L.  v.  Gt.  in  den  Kassai  ein. 

3/1.  1885 

Tschibnuga 

6 

1—2 

1 : 130 

r.  Zull, 
d.  Lulua 

Geringe  Thalsohle  — schwach  geböschte,  mit  Urwald  bewachsene  Hänge  — Granit. 

*/I.  , 

Manaan- 

gomma 

20 

2-3 

1 : 60 

480 

Luhudi 
(»Udl.  i. 
d.San- 
kuru) 

500  bis  1000  m breite,  mit  Urwald  bestandene  Thalsohlc  — sanft  geböscht« 
Hänge  — Thalränder  dominiere»  den  Wasserspiegel  um  ca  100  m.  — Viel 
Gummi -Lianen  — Eisenstein. 

11  I.  . 

Tzcbibterh 

7 

li 

1 : 60 

Lulua 

Geringe  Thalsohl« ; diese  wie  di«  mittelstoil  geböschten  Hänge  sind  mit  Urwald  bedeckt. 

u m.  , 

Lubi 

6"  11  ’ S.  Br. 

20 

2-3 

1 :40 

I.uhu 

r.  Zufl. 

2-  bis  400  m breite,  mit  Wiese  und  Haumgruppcn  bestandene  Thalsohle  — sanfte 
Hänge  — Ufererhebuugen  rechts  treten  nahe  an  den  Flufs  heran  — am  Fufse 
Galeriewald  mit  viel  Palmen  — Thalhingc  sind  mittelstark  geböscht,  mit  dichter 
Baumhuschsavanue  bedeckt  *—  Thailänder  überhöhen  den  Wasserspiegel  um  ca  50  m. 

11,  UI.  . 

Lunienga 

5—8 

1 

1:50 

Lulua 

1-  bis  200  m breit«  Thalsohle  — mittelgeboacht«  Hänge  — halber  Hang,  wie 
Thalsohlc  mit  Urwald  bestunden. 

13  in.  . 

Lukntsa 

“ 

1—2 

1:30 

Tschiraei 
(d.  i. 
Moljo) 

400  m breite,  mit  Wiese  bestandene,  sumpfige  Thalsohle  — Palmen  und  Panda- 
nus — Thalhängc  sanft  geböscht,  mit  dichter  Baumbu«h*avannc  bedeckt  — Hang 
rechts  tritt  dicht  an  den  Flufs  heran. 

i8, in.  , 

Kalnmbna 

10 

ii 

1 :50 

Lubiabi- 
tuto  (»dl. 
i.  d.  Sau- 
knm) 

100  m breite,  mit  Wiese  bestandene  Thalsohle  — einfache  Ufereinfassung  — Er- 
hebungen iiberhöhen  um  50  m,  sind  mittelstark  geböscht  und  mit  Bsumgnippen- 
saranne  bedeckt. 

20,1V.  . 

Tschibunga 

10 

1—2 

1:90 

460 

Lulua 

100  ro  breite,  mit  Galericwild  bestandene  Thalsohle,  mittelstark  geböschte,  mit  dich- 
ter Baumsavanue  bedeckte  Thalhänge  — ziele  I’almen-Niveauunteraehiede  bi»  60  m. 

16  V.  . 
3/ VI.  , 

Lorobelle 

Luebo  beim 
Eintritt  in 
ilra  Lulua 

10—16 

30 

1-2 

1 : 90 
1 : 40 

415 

404 

Lulua 

100  bi»  2U0  ro  breite  Thalsohle.  — Diese,  wie  der  gröfsere  Teil  der  mittelstark  ge- 
böschten Hange  mit  Urwald  bedeckt.  Niveauunterschiede  bis  80  ro. 

300  m breite,  mit  Urwald  bestandene  Thalsohle. 

5 VI.  . 

Kaa»i  — 
Lulua 
Eintritt 

500 

2-4 

1 :60 

390 

Breite  de*  Kassai  narb  Vereinigung  mit  dem  Lulua  2000  bis  2300  m — dein  linken  Kassai- 
Ufer  sind  eine  Anzahl  bewaldeter  Inseln  wie  Sandbänke  vorgclsgert.  Zwischen  Ktasai  und 
dem  linken  Lulua*  Ufer  überköhen  die  Berge  ron  Bikenge  den  Wastempiegel  um  100 
bis  150  m;  dasselbe  trifft  die  linksseitigen  Ufererbebungen  des  Kavuii. 

7 /VI.  . 

9 VI.  , 
14/VL  „ 

Kassai 

LuangalLs- 

Mündung 

Sankuru- 

Mündung 

1800 

30 

400 

2—4 

1 : 40 

1:50 

1:80 

Erhebungen  treten  links  noch  an  den  Strom  heran,  sind  mittelstark  geböscht  und  überhöhon 
um  40  bis  50  m den  Wasserspiegel  — zu  beiden  Seiten  ausgedehnter  Urwald  — viele  In- 
seln und  Sandbänke. 

Mündet  in  sechs  kleinen  Armen  von  rechts  in  den  Küksü  — breite,  mit  l’rwald  bestandene 
Thalsohle. 

Der  Sankura  mündet  von  rechts  mit  zwei  Armen  — 250  und  60  m breit  — iu  den  Kassai.  — 
Der  Mündung  vorgelagert  befinden  sich  vier  bewaldete  Inseln,  deren  grbfste  bis  auf  2000  m 
unterhalb  die  hellgelben  Wasser  des  Sankura  von  den  bräunlichen  des  Kassai  trennt. 

18/ VI.  . 

Kami 

2000 

4—6 

1 : 50 

lteehts  wie  links  treten  die  den  Wasserspiegel  um  40  bis  50  rn  überhohenden  Erhebungen  bis 
•dicht  au  den  Strom  heran  — Hänge  häufig  steil,  rechts  durchweg  bewaldet  — viclo  Halmen. 

20/VI.  . 

Loange- 
Mündnng 
(Temua  auch 
Tcmbns  gen.) 

60 

3—5 

1:160 

Mündet  von  links  in  den  Kassai  ein  — Ufererhcbungeo  sind  niittelsteil  geböscht,  bewaldet 
und  überbuhen  uro  60  bis  100  m. 

2li  VI.  . 

KtLMui 
4*  6 r 

19°  57 ' 
ö.  L.  v.  Gr. 

2-  bi» 
3000 

2-4 

1:60 

Die  Erhebungen  sind  mit  lichter  und  dichter  BaumbuschaTann«  befanden  — der  linke  Thal- 
hang  zeigt  häutig  latenthänge  — viele  unbewaldete  Inseln  und  Sandbänke  — die  Ufer 
werden  ron  einem  schmalen  Streifen  Galeriewald  eingefafst  — der  Strom  wird  ron  den 
Eingebomen  Tsehankulu  genannt. 

26/ VI.  „ 

Kasai 

3“  38' 

19"  9‘ 

Ö.  I-  t.  Gr. 

2-  bi» 
4000 

2—3 

1:40 

Erhebungen  überhöhen  den  Wasserspiegel  um  20  m.  — Hange  mittelstark  geböscht,  zum 
grölsern  Teil  mit  Urwald  bestanden,  wo  nieht  dichte  Baumsaranne.  Bedeckung  der  Inseln 
Gras  und  Mimosen. 

27  VI.  „ 

Kassai 

3"  36’ 

18"  59’ 
ö.  L.  r.  Gr. 

2-  bis 
600O 

1 — 3 

1 : 40 

Sehr  viele  Inseln  und  Sandbänke  — Erhebungen  links  dominieren  den  Wasserspiegel  um 
20  ni  — Steilhäng«  (Latent). 

mm.  . 

Kasai 

3"  24' 

18"  35' 

G.  L.  T.  Gr. 

1200 

3—5 

1 : 50 

Spärliche  Bedcckungsvorhältnisse  — - tialcriewald  nur  au  wenigen  Stellen  des  rechten  Ufers  — 
zu  beiden  Seiten  Hügellandschaft  mit  Savanne. 

326 


Reisen  im  südlichen  Kongo -Becken. 


n 

erio  g*ce 

Oe- 

achwln- 

tiigkoK. 

AI.W- 

Datum. 

Name. 

Brette. 

Tiefe. 

lute 

Huhn. 

Bemerkungen. 

m 

tu 

ro 

m 

l/vn.  1885 

K&sjai 

600 

3—12 

1 :60 

Zn  beiden  Seiten  Hügellandsehaft  mit  Saranue  uud  ilöheudiffereuien  bis  10  m.  An  den 

3"  18' 

Ufem  Baum-  and  Strauchgruppcn  — Sandstein. 

18°  8' 

0.  L.  t.  Gr. 

s.  vn.  „ 

Kuango 
3"  12' 

295 

Der  Mündung  sind  ausgedehnte  Gnuitueln  and  Sandbänke  Torgelagert.  — Wasserfarbe : lehmgelb. 

17"  59' 

s/vn.  . 

Kftfeti 

Der  Kassa  i erweitert  »ich  seeartig.  Die  Ufer  nind  teil»  Ton  Galrriewald,  teil«  Bauragruppen 

3"  11" 
17“  36' 
Mdmi 

eingefaßt.  Hügelland.<chaft  recht»  and  link«  mit  lichter  Baurmaranue. 

4/vn.  „ 

200  ? 

1 : 30? 

Erhebungen  rechte  überhöhen  nro  10  m don  Wasserepiegel.  Links  ausgedehnte  Grasebene.  — 

(Lukengo) 

Wasserfarbe:  schwarzbrauu. 

9'VII.  . 

Kaani 

COO 

8—86 

1 : 70 

287 

t'ferbekleidung : Bauragruppen  oiler  Galcriewald,  der  sich  in  den  Ticfcnlinicn  bis  auf  das  Fla- 

(Mündung) 

tatu  der  Erhebungen  hinaufzieht  — auf  diesem  lichte  Baumbuschsarauue  — die  Hinge 
sind  «teil  gebö«cht  — die  Thalriinder  überhühon  den  Wasserspiegel  um  50  bi*  150  m. 

Bei  der  Einmündung  des  Ka&ai  iu  den  Kongo  Ut  derselbe  ca  5*  bi*  G00  ra  breit  und  20 

bis  35  m tief. 

Lul  ongo. 

Derselbe  zeigt  in  seinem  ohern  Laufe  Marke  Krümmungen,  ist  30  bis 
300  m breit,  hat  eine  Durchschnittstiefe  von  ca  3 nt  uud  eine  Geschwindig- 
keit von  1 : 56.  Erhebungen  treten  nur  an  einigen  Steilen  an  den  Fiufs 
heran,  überhohen  den  Wasserspiegel  um  ca  10  bis  20  w und  sind  mit 
dichter  Baumsavanne  bestanden.  Die  sehr  ansgedehnte  Thalsohle  ist  an 
beiden  Seiten  mit  einer  üppigen  Urwaldvegetation  bedeckt  und  von  zahl- 
reichen Wasseradern  durchzogen.  Im  untern  Laufe  erweitert  sich  der  Lu- 
longn  bis  3000  m,  hat  eine  Tiefe  von  3 bis  5 nt  uud  eino  Geschwindig- 
keit vou  1 : 40  m.  Sein  Lauf  zeigt  weniger  Krümmungen,  wird  aber  von 
einer  gTofsen  Zahl  dicht  bewaldeter  Inseln  unterbrochen.  Erhebungen 
treten  fast  ausschließlich  links  au  den  Fiufs  heran  und  übeihöhen  den 
Wasserspiegel  um  ca  15  m.  Die  Bedeckung  ist  dieselbe  wie  im  Oberlauf. 

Au  der  Mündung  ist  der  Lulongo  700  ro  breit,  4 m tief  uud  hat 
eine  Geschwindigkeit  Ton  l : 35  (niedriger  Wasserstaod). 

Hieraus  ergibt  sich  eine  Wasserführung  von  1400  cbm  pro  Sekunde 
(Rhein  bei  Kmmorich  1980  ebra). 

T 8 c h u a p a. 

Für  den  Tschuapa  treffen  dieselben  Verhältnisse  wie  beim  Lulongo  zu. 
Kur  ist  »ein  Lauf  gestreckter,  sein  Flußbett  tiefer  und  »eine  Wassermasse 
bedeutender.  Aach  würde  noch  zu  bemerken  sein,  dtfs  die  den  Fiufs  ein- 
fassenden Urwatduugen  nicht  den  nassen  l'ntergruud  haben,  wie  di«  des 
Lulongo.  Wasserfarbe:  theesebwarz. 


An  der  Mündung  ist  er  ca  8üO  m breit,  hat  eine  Durchscbnittsticfr 
von  6 ru  und  eine  Geschwindigkeit  von  1 : 35. 

Die  Wasserführung  beträgt  danach  pro  Sekunde  ungefähr  20 00  cbm 
{bei  niedrigem  Wasserstand). 

Wasserführung  des  Kassai  zwischen  Sankuru 
u nd  Lo ange. 

Mündung  unter  4°  22'  42”  S.  Br.  und  20"  20'  ö.  L.  v.  Gr. 

Am  IS.  Juni  1885  fand  sich  Gelegenheit,  ein  Kassai- Proöl  aufzu- 
nehraeu.  Eine  Bast«  von  100  m nebst  den  nötigen  Winkeln  ermöglichte 
die  gegenseitige  Lage  von  mehreren  Uferpunkten  zu  bestimmen.  Es  ergab 
sich  hieraus  eine  Flufsbreite  von  570  m.  Die  Durchachnittstiefe  betrug 
7 ra  und  die  Geschwindigkeit  in  einer  Minute  57  ra.  (Niedriger  Wasserstand.) 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 

Von  Dr.  R.  A.  Pbilippi.  (Sehiufi  >>.) 


Ich  lasso  nun  ein  systematisches  Verzeichnis  der  frem- 
den, jetzt  in  Chile  wachsenden  Pflanzen  folgen.  Bei  Auf- 
stellung desselben  bin  ich  auf  die  Schwierigkeit  gestoben, 
dafs  es  eine  ziemliche  Menge  Gewächse  in  Chile  gibt,  von 
denen  es  zweifelhaft  ist , ob  sie  durch  die  Menschen  ein- 
geführt  oder  ursprünglich  einheimisch  sind,  wie  wir  von 
den  sogenannten  kosmopolitischen  Pflanzen,  z.  B.  Sonchas 
oleranus , annehmen  müssen.  Die  nur  im  kultivierten 
Zustande , aber  nicht  verwildert  vorkommenden  Pflanzen 


1)  l>en  Anfug  «.  im  Torigon  fl, fl,  3.  294  fr- 


emd mit  * bezeichnet ; ein  -j-  bezeichnet  diejenigen,  welche 
irrtümlich  als  in  Chile  wachsend  angegeben  sind. 


Systematisches  Verzeichnis  der  Pflanzen,  welahe  in  Chile 
olngeführt  sind,  und  die  Chile  mit  Europa  gemein  hat. 


Hanuneulaceat. 
ltanunculiu  aquatilis  I- 

— muricstus  L. . gemein  an  allen 

feuchten  Orten. 

— repeus  L.  dore  pleno,  hier  und 

da,  kommt  auch  mit  einfachen 
Blumen  bei  Santiago  vor. 

— aceleratui  I..,  wird  in  Beechey* 

Kciw  aufgeführt  alt  bei  Val- 
paraiso gefunden,  Ut  nicht 


im  Werk  Ton  Gay  aufgeführt 
und  mir  auch  nicht  rorge- 
koramen. 

Anoiuueae. 

•Anona  Chenmolia  MiU.  S.  oben. 

Papaceractae. 

KKhwholuia  californiea  Chan..  ge- 
mein am  Wege  ron  Valparaiso 


Digitized  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


327 


nach  Visa  de!  mar  and  wei- 
terhin. 

Funurm  raedu  LoiJ.,  gomein  io  den 
Hecken  und  Gärten  von  Sant- 
iagu  und  anderswo. 

— Vailtantii  Lois.  Im  Flufsbett  des 

Cachapaal  gefunden. 

Cruci/erae. 

Närtuitiuro  ofBcinalo  1t.  Br.,  selten. 

— palustrc  IX.'.,  im  Araultanerl&nd 

gefunden. 

Sisymbnurn  ofßcinale  Scop.,  überall. 

— Sophia  L-,  überall. 

ßraasica  nigra  Koch,  gemein  in  den 
nördlichen  und  mittlern  I’ro- 
vinien. 

*“  *“•“  L * S.  oben. 

•—  Kai»  '<•  I 

' — h'apos  L.,  überall  in  Chilo  eines 
der  gemeinsten  l'nkrüuter. 
Baphanus  satirus  L. , häutig  gebaut 
und  ein  gemeines  Unkraut. 
•Cotblearia  Armorncia  L. , sehr  sel- 
ten gebaut. 

Isatis  tinctoria  L.,  jotit  nicht  mehr 
gebaut,  findet  sieh  bei  Sant- 
iago Terwildert. 

Lepidium  rudenle  L.,  sehr  selten. 
Capsella  bursa  pastoris  Mönch,  über- 
all, selbst  hoch  in  den  Anden. 
Sencbiera  pinnatifida  DC.,  häufig. 

l'iolaricat. 

Viola  oderata  I..,  bei  Valdivia  und 
anderwärts  verwildert. 

— tricolor  L. , auf  Äckern  und  in 

Garten. 

CaryophytUnr. 

Sirene  galiica  L. , überall  gemein; 
S.  glomerata  Hand,  ist  wohl 
blofse  Varietät. 

t—  Olites  Per».,  soll  nach  Mcycn  in 
Chile  Vorkommen. 

+—  ccrastoides  L. , von  Preel  als 
chüenisch  angegeben. 

Stellar»  media  Sm.,  so  gemein  wie 
in  Euro|«. 

Arcnaria  serpyllifolia  L.,  bei  Santiago 
gefunden. 

— rubra  L,  nicht  selten. 

— media  L.,  desgleichen. 

Cemtium  rulgatum  I„,  in  allen 

Gürten. 

— arvensc  L.,an  vielen  Orten,  selbst 

hoch  in  den  Anden. 

Sagina  procumbens  L,| 

Jsse: 

Malvaceac. 

Malta  nicaetiuM  All.,  sehr  gemein 
in  den  mittlern  Provinzen. 

— jarrillora  L,  nicht  eben  «eiten. 

— rotundifolia  L.,  in  Valdivia  ge- 

funden. 

Hyper  iccac. 

Hypericum  perforatum  L.,  rängt  an, 
«ich  in  Valdivia  auazubreiten, 
nnd  kam  mit  Ura&amen. 

# Mtliaceac. 

M<üa  Axedsrvh  L.,  nur  selten  tu 
finden. 


Ampelideae. 

•Vitis  viniferaL.,  stellenweise  verwil- 
dert. 

Oeraniaceac. 

Geranium  Robertianum  I«,  hier  u.  da. 

— dissectum  I>,  in  Gärten  ebenso. 

— rotundifolium  I..,  ebenso. 

— pyrcnaicum  L. 

Erodiuru  cicutdrium  W.  und 

— moschst  um  W.,  beide  »ehr  ge- 

mein und  ala  Pferdefutter  ge- 
schätzt. 

— Botry*  Per«. 

— nialacoidea  W. 

Oxalideae. 

Ox&li»  corniculata  L. , überall  ge- 
mein. 

Butaccac. 

Kutu  bracteosa  DC.,  bei  Santiago 
und  an  einigen  andern  Stellen. 

Auacardiaccae. 

•Schinus  Molle  L. , in  den  mittlern 
und  nördlichen  Provinten,  in 
IhraiMicä  wild. 

♦Ailanthuc  gUndulota  I)c»f. , in  Par- 
ken  und  Alleen1). 

Leguminotae. 

•Ulet  europaeus  L-,  in  den  Provin- 
xen  Concepcion  und  Valdivia 
zu  Hecken  verwendet. 

Modicago  sativa  L.,  n.  oben. 

, . hÄufig ; 

— lupuhua  L. 

— roarginata  W. 

— rouculata  W. 

— denticulata  W. 

— minima  Lamk. 


S.  oben. 


dlo 

Schafe  fressen 
die  Samen  lm 
8pht<ommer, 
wenn  nichts 
audreiauf  den 
Weiden xu  An- 
den Ul. 

TrigonelU  mooapeliaca  L.,  von  mir 
im  Flufsbett  der  Floate  Acon- 
cagua und  Cachapoal  getän- 
den, kommt  auch  in  Argenti- 
nien vor. 

Melilotus  porviflora  D«»f.,  häutig. 
•Trifolium  prateme  L.,  *.  oben. 

— repens  I..,  jetzt  fast  überall  ver- 

wildert zu  finden,  besonders 
im  Süden. 

— procumbens  L.,  von  Gay  bei  Con- 

ecpcion  gefunden. 

Lotus  comiculatus  L-,  in  Chiloe 
und  bei  Oaornu. 

Lathyrus  maritimus  L.,  von  der  Ma- 
gellanstratse  bis  in  die  Nähe 
von  Valdivia. 

• — sativns  L.  S.  oben. 

Vicia  atropurpurea  Desf. , in  den 
Ackern  bei  Santiago  und  an- 
derswo. 

— satira  L.,  in  Valdivia  und  auch 

sonst  verwildert ; ich  habe  sie 
nie  angebaut  gesehen. 

•Faba  vulgaris  Mill. 

•Brauns  I.ens  L. 

•Piauru  sativum  L. 

•Ciccr  arictinum  I.. 

•Pbuseolua  nanus  L. 

• — communis  L, 


>)  Rechnet  man  die  Provinz  Tara- 
paca  zu  Chile,  so  iit  noch  Mangi- 
fera  L.  hinzuxufugeu. 


•Robinia  pveudoacaeea  L.,  häufig  ge-  I 
pflanzt. 

•Coulteria  tiuetoria  H.  B.  Kth.  Tara, 
in  den  nördlichen  Provinzen 
ab  und  an  gebaut;  die  gerb-  • 
»totfhaltigcn  Friiehtc  dirnton  I 
früher,  utn Tinte  zu  machen. 
•Erythrins  »p.  In  den  Höfen  und 
Gärten  Santiagos ; wird  ein  1 
grofser  Baum  und  beifit  ceibo. 
•Inga  Feuilloi,  DC.,  io  der  Provinz 
Tarajtacii  gebaut ; die  Pulpa 
der  Früchte  wird  gegessen. 

Amyydalcac. 

•Amygdalus  Persica  L. 

— communis  L 
•Prunus  Armeniüca  L. 

• — arium  I* 

• — Cerasus  L. 

•—  domestica  L. 


S.  oben. 


I 


Roiaceae. 

Alchcmilla  Apbanes  I/rer*. , häufig, 
selbst  in  den  Bergco. 
•Poterium  Sanguisorba  I..,  S.  obeu. 

Potentilla  anserina  L.,  nicht  selten 
im  Süden. 

•Fragaria  vesca  L. 

•Kubus  Idaeus  L.  I . . » 

....  * ; «sehe  oben. 

• — iruticosus  L.  ( 

Rosa  musrhata  Mill.,  an  vielen  Stel- 
len verwildert. 

| beide  vielfach  in 
• — rubiginosa  L. ! Valdivia  ver- 
• — canina  I-  | wildert. 

Powaccac. 

•Pyrus  communis  L. 

*—  Malus  L. 

Cydonia  vulgaris  Per«. 

•Kriobotrya  japonica  Lind). 

•MespUus  germanica  L. 

•Crataegus  monogyna  Jaeg. 

Onograriat.. 

Epilobium  Utragonum  L. 

i 

77  aloragcuc. 

Hippuris  vulgaris  L.  In  der  M&gel- 
lanstrafse,  von  meinem  Sohn 
auch  bei  Truniao  gefunden. 

Myriophyllum  verticillatum  L.  Ge- 
mein. 

Callitriche  vertu  L.  Cberall. 

Lythrarieac. 

Lytbrum  Hywopifolia  I«  Gemein1). 
?—  Graetferi  Ten.  (albicault  Bert); 
die  Berteroscbe  Art  scheint 
mir  vou  der  europäischen  ver- 
schiede». 

Portuluctac . 

Portulaca  oleracea  L.  S.  oben. 

Muntia  fonta na  L. 

Paronycnicae . 

Polycarpon  tetrapbylluro  L.  In  den 
Provinzen  Curicö,  Maule,  Con- 
cepeion. 

Corrigiola  telephiifolia  Poura. 


S.  oben. 


Selten. 


*)  L.  Thymifoiu,  im  Werk  ton  i 
Gay  als  chilenische  Pfianie  aufgcltihrt,  * 
wächst  nicht  in  Chile,  und  ist  wohl 
uur  eine  Form  von  Hysiopifolia,  mit  ' 
diesem  Namen  bezeichnet. 


Cra4iulaceae. 

Trllaea  museota  L. 

Mtttmbryanthtmcac. 

Mesembryanthcroum  crystallinum  L. 
Gemein  im  Thal  von  Huasco. 

UmbclUferae. 

Apinm  gTaveolens  L. 

•Petroselinura  wttivum  Hotfro.  Siehe 
oben. 

Heloaeiadium  nodifiorum  Koch.  Bei 
Coquimbo  und  Quillot*. 

Arnrui  Visnaga  L.  Gemein  in  den 
mittlern  Provinzen. 

•Pimpiuella  Anisum  L.  S.  oben. 

Foeniculum  dulce  DC.  Gemein  in 
den  mittlern  Provinzen,  nicht 
im  Süden. 

•Anethum  gravcolcns  L. 

Pastinaca  satira  L.  Bei  Talca  &c. 
verwildert. 

•Cuminum  CSminum  L. 

Daucu»  Corota  L.  In  der  Provinz 
verwildert. 

Torilis  nodosa  Gärtn.  Gemeines 
Unkraut. 

Scandu  Pecten-VeneTis  I.  In  der 
Crogegend  Ton  Santiago  ge- 
funden. 

•Antbrwcus  Ccrefolium  HoHm. 

rMyrrhis  odorata  Scop.  Die  chileni- 
sche Art  scheint  mir  ver- 
schieden. 

Coniuni  mnculaturo  I„  Zu  Anfang 
des  Jahrhunderts  von  einem 
spanischen  Apotheker  einge* 
führt,  ist  jetzt  der  Scbiorling 
in  den  mittlern  Provinzen  an 
den  Wegen  gemein,  bei  Val- 
divia »ehr  selten;  dient  zu 
Schutzdächern;  die  Pferde  «ol- 
len ihn  ohne  Schaden  fressen. 

•Aracacbacsculenta  Bauer.  (Heracleum 
tuberosum  Mol.),  habe  ich 
nirgends  in  Chile  gesehen. 
S.  oben. 

Bubiact  ae. 

Sherardii  anensis  L.  In  der  Pro- 
vinz Nubie  gefunden. 

Galium  Aparine  L.  Gemein. 

— murale  DC.  Auf  don  Vorbergen 

der  Anden  bei  Santiago  gar 
nicht  »eiten. 

Valcriantae. 

Valerianella  olitoria  Mönch.  Bei 
Santiago. 

Dipiaccat. 

Dipaacus  fullonum  Mül.  Häufig. 

Cucurbiitaeace. 

•Cucurbita  roaxima  Duch. 

— Melopepo  I* 

•Lagenaria  vulgaris  Ser. 

•Cucumis  »tivua  L. 

•-  Melo  L. 

• — Citrullus  L. 

Synanthereac. 

Erigeron  alpioum  L. 

Senccio  vulgaris  I*  Brat  seit  etwa 
35  Jahren  bekannt,  jetzt  ein 
gemeines  Unkraut. 


328 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Unaphalium  luteo  album  L. 

Pilago  s^mllxctt  L.  Sehr  gemein. 
Leucantheraum  vulgare  Lam.  Siel- 
lenweiae  in  Yaldivia,  mit  (irav 
samon  gekommen. 

Anthemis  Cotula  L.  Hin*  der  ge- 
meinsten and  lästigsten  Un- 
kräuter. 

— arvenauL.  In  Valdivia  hier  u.  da. 
Achilles  millefolium  L.  Wie  die 

vorige , mit  Gnuuamcn  ge- 
kommen. 

Cotula  eorouopifolia  I..  Im  Werk 
von  Gay  vergossen,  trotzdem 
sie  sehr  häufig  angetroffen 
wird,  nicht  nur  in  dor  Nähe 
des  Meere?,  Kindern  auch 
weit  landeinwärts. 

Pyrethrum  Ruthenium  Smith.  Be- 
sonders häufig  in  Yaldivia  ver- 
wildert, doch  auch  anderwärts. 
Xantkiura  spinoauru  L. 

— mocrocarpum  DC.  Heide  Arten 

sind  häufige  Unkräuter  der 
mittlem  und  oönllichon  Pro- 
vinxoD. 

"Helianthus  auuuus  L.  Bei  Santiago 
gebaut. 

Centaurea  meliteosis  L.  S.  oben. 
Unicus  bencdictu*  I*.  Kinxeln,  bei 
Santiago  &*c. 

"Cynara  Sfolymu*  L.  i 

— Cardunculn»  L.  I«  ^ 

Cirsium  lanceolatum  Scop.  j ‘ 0 ,cn* 
Silybum  marianum  Gärtn.  J 
Lßpeana  communis  L.  In  der  so- 

genannten  Quinta  normal  von 
Santiago. 

"Cichorium  Bndivia  L. 

— Intybu«  I«  §.  oben. 
Iiypochaeris  rndicsta  L.  S.  oben. 

— glalira  L.  Auf  der  kleinen  Insel 

im  See  von  Aculco  gefunden. 
Cnpb  virens  L.  S.  oben. 
"Tragopogon  porrifoliux  I«.| 
•Seorzonera  hispanica  L.  J 8.  oben. 
"I«*ctura  «itiva  L. 

Taraxacura  ofHcinale  Vill.  S.  oben. 
— • lacvigatnm  1>C.  Magellanxtrafic, 
hohe  Anden. 

Primul actae. 

Primula*  farinoea  L.  Magellan- 
stralae. 

Anagallis  orvensi?  L.  Hier  und  da. 
Saraolus  Vulerandi  I..  In  den  nörd- 
lichen Provinzen. 

Gtntiantae, 

Gentiana  prost  rata  llänk«*.  Mugol- 
lonstrafo*. 

Convolvulaeeae. 

"Batntas  odulis  Choisy.  S.  oben. 
CoiitoItuIus  arveniis  L.  Desgl. 
Calystegia  sepium  L.,  nur  die  rot- 
bl  übende  Form  (C.  rosea  I’h.). 

— Soldanclla  L.  An  vielen  Stel- 

len am  Seeatrand. 

Cresa  cretica  L. , wenn  Cr.  trojil- 
lensis  liurab.  wirklich  iden- 
tisch ist. 

Oleaceae. 

•Olea  eurojaea  L.  S.  oben. 


S.  oben. 


f.abiaine. 

"Ociroum  Basiücura  I..  ) 

" — minimum  L. 

Mentha  piperila  L. 

— citrata  Khrh.  | 

— Pulegiuin  L.  Sehr  liäulig. 

Lamiutri  omplcxiraulc  L.  In  der  so- 
genannten Quinta  normal  in 
diesem  Jahr  gefunden. 
•Origanum  Majorana  L.  S.  oben. 

Brunelia  vulgari*  L.  S.  oben. 

Molacclla  laevw  L.  An  mehreren 
Stellen  nördlich  von  Santiago 
häufig,  fern  von  Wohnungen. 

Marrubium  vulgare  I-  Jetzt  an  vie- 
len Stellen  sehr  gemein,  xum 
Teil  erst  seit  wenigen  Jahren. 
Soll  aus  dem  ehemaligen  Cuvo, 
d.  h.  dco  argentinischen  Pro. 
viuxeu  Mcndoxa,  S.  Juan  und 
Cordoba  durch  Schafe  einge- 
schleppt  sein  und  heifst 
yerlxa  CQJPUU. 

Teucrium  Scorodonia  L.  Bei  Valdi. 
via  und  in  der  Provinz  ftubte 
gefunden. 

Svlanaccae. 

Datura  ferox  I,.  Häufig  in  den 
mittlem  Provinzen : ist  viel- 
leicht eigne  Art,  und  im 
Werk  von  Oav  für  D.  Stra- 
monitim  gehalten. 

"Nicotiaua  Tabacum  L.  S.  oben. 

?—  rustica  L.  Ob  einheimisch  ? 8.  ob. 

Solanum  nigruru  L.  Cberall,  wenn 
e*  wirklich  identisch  mit  der 
europäischen  Art  »st. 

"—  Berengcno  L- 
"Lyoopersicuni  «euieotum 

Mill.  S.  oben. 

I "Capsicum  annuuraL.  Ajl. 

"—  var.  Aji  limenso. 


Serophula  rinae. 

Yeronica  Buxbaumii  Ten.  In  deu 
Gurten  von  Santiago. 

— arvensw  L.  itatgl. 

— Anagallis  L.  Im  Thal  des  Rio 

de  Coquimbo,  bis  hoch  hin- 
auf in  die  Anden. 

— serpyliifolia  I..  An  mehreren  Stel- 

len der  Provinz  Valdivia. 
Limosei la  aquaticx  I..  Antofagasta  de 
la  Siena  (gemein  ist  tenuifo- 
lia  Nutt). 

Antirrhinum  mxjus  L An  Felsen  ober- 
halb Valparaiso. 

Linariu  vulgaris  Mill.  In  der  Pro- 
vinz Npblc. 

Verba9cuiu  virgatura  Wilh.  Ebenda. 

— Thapxus  L.  An  mehreren  Orten. 
Digitalis  purpurn  L.  S.  oben. 


Plantaf/ineae. 

Plan tago  rutjor  L.  Fast  überall. 

— lanceoluta  L.  Vor  etwa  25 — 30 
Jahren  eingeführt,  jetzt  häufig. 


I 


Amarantaecae. 


Amoranthu*  hybridu»  L. 

— tristi*  L. 

— Blitum  L. 

Euzolus  caudatoR  Moq. 

— deflexua  Moq. 


Auf 

Äckern  u. 
in  Gärten 
der  nürdl. 
u.  mittlem 
Provinxen. 


Chenopodiaccae. 

•Beta  vulgaris  L.  S.  oben. 
Chcnopodium  ficifolium  Sm.  Hier 
und  da. 

— murale  L.  Häufig. 

— glaucura  vor.  L.  Magellanstrafse. 
Atriplez  Huliraus  L.  In  ilen  nörd- 

lichen  Provinzen. 

Salsola  Kali  L.  Häufig. 


Gemeine 

Unkräuter. 


Pohjyoueat. 

Polygonum  Perzicaria  L.| 

— lapathifolium  L. 

— aviculare  L. 

— maritimum  L.  Häufig. 

Humex  Patientia  L.) 

— sanguincu*  L.  | Gemeine  Un- 

— erispus  L.  | krfiuter. 

— pulcher  L.  ) 

" — Acetoea  L.  Nicht  häufig  kul- 

tiviert. 

— Aeetoeella  L.  Ebenso  häufig  wie 

lästig.  S.  oben. 


Laurintae. 

•Lauras  nobilis  L.  In  den  Gärten,  ! 

aber  nicht  häufig. 

•Persea  gratissima  Gärt.  8.  oben. 


EuphorbiaCCa . 

Ricinus  communis  L.  In  den  mitt- 
ler» und  nördlichen  Provinzen. 

Euphorbia  Lathyris.  L.  liier  und  da. 

— Peplua  L.  Von  französischen 
Gärtnern  zum  Garnieren  von 
Blumensträufsen  vor  etwa  30 
Jahren  eingeführt,  jetzt  ein 
gemeines  Unkraut. 


Urticaceae . 

Urtica  urens  L. 

— dioica  L.  In  Gärten  und  an 
Wegen.  (Sind  die  tod  Wedel! 
hierher  gezogenen  chilenischen 
Formen  wirklich  blofse  Varie-  : 
taten  r Sind  sie  nicht  ur-  * 
sprünglich  einheimisch  •). 

Camiabineac. 

•Cannabis  sativa  L. 

"itaniulu*  lupeltas  L. 

Moraccne. 

"Morus  alba  L.  Seit  einigen  30  Jahren.  - 

" — nigra  L.  Soltcn  in  den  Gärteu 
zu  (luden. 

•Ficus  Carica  L.  S.  oben. 

"—  mocrophylla  Desf.  In  Gurten 
und  Alleen.  In  der  Hacienda 
S.  Isidro  steht  ein  Baum, 
de  wen  Krone  30  Schritt  im 
Umfang  hat. 

Jwjlandtaz. 

"Juglans  regia  L.  8.  oben. 

Sallcincae. 

•Salix  babyloutca  L.  Überall  ange- 
p (tanzt. 

" — vituinalis  L.  S.  oben. 

"Populuc  pyramidalis  Rox.  8.  oben. 

• — aogulata  Ait.  Besonders  im  Ttial 
des  Co«iuimbo-klu»ios  häufig 
zu  finden;  J 856  von  Luis Sada 
•ingt  führt. 


Cupali/erae. 

•Castanea  vulgaris  Iaimek.  I 

•Quereus  ltobur  L.  J S.  oben. 

•Corylus  Aveüaua  L. 

Cypreuineae. 

"Cupresius  fastigiata  DC.  Häufig  in 
Gärten,  auf  den  Begräbnis- 
plätzen  &e. 

Abieiineac. 

•Araucaria  excoUa  Ait  Häufig  in 
deu  Höfen  der  Häuser  von 
Santiago  und  anderswo. 

"Pinus  Piuaster  Ait.  Seit  einiger  Zeit 
an  mehreren  Stellen  ango- 
pfianzt. 

fsemnnccae. 

Leiuna  minor  L.I  v..  . .... 

— gibb»  L.  / :S,cht  eb'n  llia6*- 

Eajadeac. 

Potamogeton  pusillus  L.1  Nicht  «l- 

— pcctinatus  L.  j ten. 

— natans  L. 

— lucens  L.  Im  Flufs  von  Yaldivia. 

Zonnichellia  palustris  L.  Nicht  sel- 
ten, selbst  in  deu  Anden. 


Liliaccae. 
"Aliium  vitirum  L. 

" — Cepa  L. 

• — aacalotticum  L. 

• Porrum  L. 

• — Schoenoprasum  L. 


8.  oben. 


— roflcum  L.  Gemeines,  nicht  zu 
vertilgende*  Unkraut  iu  vielen 
Gürten. 

Asparagus  officinalis  L.  Hier  und  da 
verwildert. 

"Agavo  americana  L.  Häufig  in  Gärten, 
ab  und  an  on  üffeotl.  Plätzen. 


Palma e. 

•Phoenix  dactylifcra  L.  Häufig  an- 
gopfinnxt,  besonders  hei  Copi- 
apo;  efsbarc  Früchte  bringt 
sie  nicht  hervor. 


Juncaccac. 

•Juncux  acutus  L.  Bei  Coureprion  und 
anderswo. 

— bufonius  L.  Cberall. 

— - bniticusDeth.  Am  Scostrand  und 
auf  sandigen  Plätzen. 

Aroidcac. 

Calla  aeUttopica  L.  Hier  und  da 
verwildert,  z.  B.  bei  Alganobo 
und  Conul. 


Typhactat. 

Typhaanguvtifolia  L.  Häufig  in  den 
mittlem  Provinxen;  fehlt  ganz 
und  gar  im  Südeu. 

Cyperactac. 

Cyponw  enculentu*  L.  Selten  und 
wohl  nur  aus  Kurioiität  gebaut. 

Kleocharis  palustri*  R.  Br.  Nicht 
häutig,  findet  sich  besonders 
im  Süden. 

Isolepis  aetacea  R.  Br.  Ebenso. 

Scirpu*  cacspitosu«  L. 

Carex  canescens  L.  Magellanstr&fse. 
divirm  Huds. 

— iucuna  Lightf.  (melanocystis 
Do*r.) 


Digitized  by  Google 


329 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Car«  leporinn  I)m. 

— xnuricata?  L.  Valdiri». 


Gramineae. 


ImperaU  aru  wlinncca  Cjt.  Im  Süden 
Chile*. 

•Saccbarum  offirinaram  L.  S.  obon. 

Opliiroemis  cru*  galli  Veth.  In  den 
mittlcm  Provinzen  ein  büutige* 
Unkraut. 

•Phalari*  canaricrm*  L.  S.  oben. 

Alupecum*  alpinu*  L.  Magellan** 
»trafsc,  Valdivia,  Concepcion. 

Phleum  alpinumL.  MagellonsstraOw, 
Anden. 

Ilolcus  lanatus  L,  S.  oben. 

•Sorghum  'ulgnr*  IVn-j  g obw) 

• — saccharatum  Pen*,  j 

Poly|K>gon  monspehensis  Deaf.  Häufte. 

ÜMtridium  lcndigerom  lirtid.  Gemein. 

Agrostis  vulgaris  With.  In  Valdivia, 
kam  mit  Onivamcn. 

Phragmites  communis  Trin.  In  ganz 
Chile»  heif*t  Carrizo,  daher  die 
Ortsnamen  Cairixal. 

•Aruudo  Donax  I«  lu  den  Garten 
der  mitllem  Provinzen  häufig  ; 
blüht  faxt  nie. 

Aira  eanrophyllea  L.  Sehr  Hiufig. 

DeichampMu  flexuoaa  Trin.  Nur  iu 
dor  MagrllnnstrafAC. 

•Aveua  eativa.  Nur  vou  Deutschen 
kultiviert. 

— hirsuta  Rtb.  Überall,  8.  oben. 

Anhenat herum  elatiu*  M.  k K.  ln 

Valdivia  verwildert. 

Glyceriu  fiuitana  H.  Ilr.  An  vielen 
Stellen. 

Poa  annua  L.  überall  gemein. 

— nemorali*  L.  Magellnnstrafso. 

— pratensis  I..  Magellamtrafse. 


I 


Poa  tririulii  L.  In  Valdivia  und  an- 
derwärts, wo  sie  kaum  zu- 
fällig biukommen  konnte. 
Fcstuca  m uralt*  Kth.  Ziemlich  häufig. 

— sciuroides  Roth.  Sehr  gemein. 

Heide  «nd  ein  vortrefniebec» 
Viehfutter,  das  leider  nur  sehr 
kurve  Zeit  dauert. 

— pratensis  Uuds.  Ist  nach  Gay  bei 

Santiago  gefunden. 

Uriza  roinor  L.  Sehr  gemein  in  den 
mittlern  Provinzen,  von  Col- 
ebagua  bis  Nogrete. 

•Tritleura  vulgare  I*-| 

• — durum  Dcsf.  [ S.  oben. 

•—  polnnicuiu  L.  ) 

— repent  L.  Nur  in  der  Magel- 

lanstrafsc. 

•Sccalo  cereale  L.  S.  oben. 

Loliutn  teinulentum  L.  Gemeines  Un- 
kraut. 

• — multiflorurn  Losck  (italicum).  S. 
oben. 

0 — perenne  L.  Gleichfalls, 
•flordeura  vulgare  L.I 
• — heiastichuio  L.  J-  S.  oben. 

•—  distiebum  I«.  } 

— murinum  L.  Gemein. 

— secalinum  Schrei».  Bov>uders  im 

Süden  bkuflg. 

— - nmritiroum  With.  Am  See&trand 
hier  und  da. 

•Zp»  Mai*  L.  S.  oben. 

Filiccs. 


Folystichum  aculeaturo  Rth.  Im  *iid- 
lichcn  Chile. 

Cyatoptori*  fragilis  Hernh.  An  Tirlen 
Stellen. 

llymcnophyllum  tunbridgenae  Sro. 
Chilolh 


In  Surotna  kommen  also  1132  Arten  in  Cbile  vor. 


Ich  hübe  in  diesem  Verzeichnis  die  jetzt  nur  im  kulti- 
vierten Zustand  verkommenden  Gewächse  mit  einem  Vor- 
gesetzten * bezeichnet  ; es  sind  ihrer  99.  Früher  wurden 
noch  folgende  Gewächse  angebnut,  die  jetzt  nicht  mehr  ge- 
zogen worden:  Brassica  nigra  L.,  dor  schwarzo  Sonf ; Isatis 
tinctoria,  der  Waid;  Ituta  bracteoaa,  die  Kaute;  Conium 
maeuiatum,  der  Schierling;  Foeniculum  dulco,  der  Fenchel; 
Dipsueua  fullonum  L.,  die  Weherkarde;  Pyrethrum  Parthe- 
nium  L.,  das  Mütterkraut;  Cnicus  bonediotus,  das  Bene- 
diktenkraut,  und  Ricinus  communis.  Von  den  99  jetzt 
kultivierten  Gewächsen  sind  nur  folgende  22  als  wirklich 
verwilderte  auzusohon : Kaphanus  sativus,  der  Kettig;  Medi- 
cago  sativa,  die  Luzerne ; Trifolium  repens,  der  weifso  Kloo ; 
Kubus  fruticoBus , dio  Brombeere;  Amygdalus  communis, 
der  Mandelbaum,  Rosa  mosclmta,  Rosa  canina  L.,  dio  Hunds- 
rose, R.  rubiginosa,  die  Weinrose;  Pyrus  Malus,  dor  Apfel- 
baum ; Cydonia  vulgaris,  der  Quittbnst rauch ; Pactinaca  sativa, 
die  Pastinake;  Daucus  curota,  die  Möhre:  Valerianolla  olito- 
ria.  die  Rahinsche;  Pyrethrum  Parthonium;  Cynara  curdun- 
culns,  die  Artischocke;  Cichorium  Intvhus,  die  Cichorie; 
Taraxacum  ofßoinale,  der  Löwenzahn ; Mentha  piperita  und 
Pctcrmanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Haft  XI. 


j 


citrata,  die  Minze ; Ricinus  communis;  Asparagus  officinnlis, 
der  Spargel;  Holcus  lunatus,  das  Honiggras;  Agrostis  vul- 
garis, gemeiner  Windhalm ; Arrbonathorum  elatius,  das  fran- 
zösische Raigras.  Von  den  übrigen  75  Arten  angebauter 
Gewächse  ist  keines  vorwildert.,  namentlich  kein  Getreide, 
keine  lliilsenfrucht,  weder  der  Kobl,  noch  dio  Ruhe,  noch 
dio  Runkelrübe  &c.  Es  ist  bekannt,  darum  aber  nicht  min- 
der sonderbar,  dafs  diese  Gewächse,  sowie  dio  meisten  unsrer 
Obstbäume,  nirgends  verwildern,  abor  auffallend  ist  es,  dafs 
in  Cbile  zwar  der  Apfelbaum  sich  in  der  Wildnis  so  zahl- 
los bat  fortpftanzen  können,  dafs  dasselbe  aber  nicht  auch 
mit  dem  ßirnenbaum  und  Pfirsichbaum  der  Fall  gewesou  ist, 
die  in  den  mittlern  Provinzen  unstreitig  ein  Klima  vorfin- 
den, das  ihnen  ebenso  zusagt,  wie  das  von  Arauco  und 
Valdivia  dem  Apfelbaum ; konnte  doch  auch  der  Pfirsich- 
baum bei  ßuenos  Aires  verwildern. 


Die  Zahl  der  Zierpflanzen,  welche  aus  den  Blumengärten 
hinaus  ius  Freie  gewandert  und  Bürgerrecht  iu  dor  chile- 
nischen Flora  erlangt  buben,  die  sogenannten  aufugae  ex 
hortis,  ist  sehr  gering ; ich  rechne  dahin  Eschscboltzia  cali- 
fornica,  Ranunculus  repens,  Viola  odorata,  Moluccella  spi- 
nosa,  Verbascum  thapsus,  Antirrbiuura  majus,  Digitalis 
purpurea,  Allium  rosouin?,  Calla  aethiopica. 

Die  Mehrzahl  dor  Pflanzen,  welche  Chilo  mit  Europa 
gemoiu  hat,  Bind  offenbar  zufällig  mit  den  Samen  von  lin- 
dern zum  Anbau  auf  den  Äckern  und  in  Gärten  bestimmten 


Gewächsen  ins  Land  gekommen , allein  es  gibt  auch  eine 
ganze  Menge  Arten  , bei  denen  dies  gewifs  nicht  der  Fall 
gewesen  sein  kann,  oder  wo  es  höchst  zweifelhaft  ist.  Dazu 


gehören 


A. 


PUum  maritimuro  L. 
Cotnla  coronopifolia  L. 
C'onvolvulus  Soldanclla  L. 
Atriplex  halimua  L 
Salxola  Kali  L. 


Die  Seeatiandpftanxcn : 

Polygonutn  maritimum  L. 
Juucus  acutus  L. 

— balticus  W. 

Hordeura  maritimum  I.. 


1).  Folgende 
Ranunculus  oquatili-i  L. 
Nasturtium  oßkinale  R.  Br. 
lleUoKCtadiuro  nodifloram  Koch. 
Veronica  Anagallis  L. 
llippuris  vulgaris  L 
Myriophyllum  verticillatum  L. 
I.eronn  minor  L. 


Süfswasserpilanxcn : 

Ixmna  gibba  L. 
Zaunichrllia  palustris  L. 
PoUraogeton  natnns  L. 

— luecns  I*. 

— pusUlus  L. 

— pcctimtu*  L. 


C.  Eine  Monge  SumpfpSunxon  oder  solche,  die  wenigstens  nur  an  feuchten 
Orten  wachsen,  nämlich: 


Itanunculu*  niuricatns  I.. 
— sreleratn,  L. 

Nasfurtium  imtustre  H.  Br. 
Putcntilla  anserina  I,. 
Kpitohium  tetragonum  I.. 
Lythrom  llystopifolia  I- 
? — Graetfori  Ten.*). 


' Callilriehe  rema  L 
Mvntia  fnntaua  1,. 

Tillsea  nnwoa  1- 
l Apinm  grarcnlens  I.. 

[ Gnaphalium  luteo-albnra  I- 
Samolns  Valeiandi  I.. 

I Calyatcgw  sepium  1,.*). 


i 


1)  Jth  halte  mit  Berten»  die  chilenische  unter  diesem  Namen  beschrie- 
bene Art  für  verschieden.  , , .. 

1)  Weuu  nimtich  die  Form  mit  rosenroten  Blumen  (C.  rosen)  damit 

identisch  ist. 


48 


330 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


Curex  coiiex«cns  L. 

— difisx  ilud*. 

— leporinu  I#. 

— Riuriruta  L. 

Glyceria  fluitons  L. 
Phnigtmtc*  cwmnuni«  Tri«. 


Veronica  xerpylüfulia  L. 

LimoMlla  aquatica  L. 

Juncus  bufouius 
Typha  angustifolia  L. 

Heleocharis  pnltwtris  L. 

Isoltfpis  vtacea  I» 

ScLrpus  cawpitoaus  L. 

Die  49  in  diesen  drei  Abteilungen  aufgeführton  Arten 
sind  bereits  Linne  bekannt  geweson  mit  Ausnahme  von 
Ilordeum  maritimum,  Carex  divisa,  Juncus  balticus  und 
dem  zweifelhaften  Lythrum  Graeffori. 

Nun  gibt  es  noch  eine  kleine  Anzahl  Pflanzen , welche 
nicht  als  Unkräuter  Europas  betrachtet  werden  können, 
oder  von  douen  sich  annehmen  lüfat,  dafs  ihre  Samen  zu- 
fällig unter  die  von  Kulturgewüchsen  gekommen  sein  kön- 
nen, die  nach  Chilo  gebracht  sind.  Einige  wachsen  zudem 
au  Orten,  die  von  jodor  Kultur  weit  entfernt  siud.  Ich 
rechne  dahin : 


CemAtiuni  arT«tu«  I * Findet  steh  Primula  farino«  I.. 

in  den  Anden.  Gentiana  prostrata  Hauke. 

Geranium  pyrcnaicum  L.  Crcasa  crctica  L. 

Corrigiola  telephiifolu  Foir.  ('arex  incum  I.ightf. 

Myrrhi*  odorata  Scop.  ,).  Hoho  Kot-  Impemta  arundiuscea  Gr. 

dillere.  Atopecurus  alpinu»  L. 

Taraxacum  laorigatam  DC.  l’hleum  alpinum  L. 

Erigeron  alpinum  Lorak.  Deschnxnpeiin  Ücxuor*  Trin. 

Id  eiuem  Aufsatz,  betitelt : „Systematische  Bemerkungen 
über  die  beiden  ersten  Pflanzensendungen  Philippis  und 
Lecblers  im  südlichen  Chile  und  in  der  Magellanstrafse“, 
welcher  im  sechsten  Bande  der  Abhandlungen  der  Kgl.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  .zu  Göttingen  erschienen  ist. 
bespricht  Griaehach  die  in  der  Hookerschen  Flora  der 
Magollansländer  aufgenommeuon  europäischen  Gewächse.  Die 
Anzahl  phanerogamisclier  Formen  beträgt  47,  wozu  Grise- 
bach  noch  ans  Lecblers  Sammlung  Cupselia  buraa  und  Urtica 
urens  hinzufügt.  Er  teilt  diose  in  drei  Kategorien: 

1.  „Europäische  Formen,  deren  Vorkommen  in  hohen 
Breiten  der  südlichen  Hemisphäre  [speziell  in  Chile]  durch 
dio  Einfuhr  europäischer  Kulturgewächse  oder  durch  Schifls- 
ballast  zu  orklären  ist“,  22  Arten,  darunter  befinden  sich 
Taraxacum  laevigatum  DC. , Chenopodium  glaucum  L., 
Deschampsia  floxuosa  Trin.,  Triticum  repons  L.  Letztere 
drei  Pflanzen  kommen  ausschliofslich  in  der  Magellun- 
Btrafse  vor,  das  Taraxacum  ebenfalls  in  derselben,  aber 
auch  an  vielen  Stellen  der  Anden  in  grofson  Höhen,  deren 
klimutische  Verhältnisse  etwa  denen  der  Magcllanstrafse 
entsprochen.  Europäische  Kulturgewächse  waren  abor  zur 
Zeit,  als  Hookor  dio  erwähnten  Pflanzen  beschrieb,  schwer- 
lich in  der  Magellanstrafso  eingeführt,  und  ebonsowonig 
war  in  der  Magellanstrafso  Ballast  ausgeworfen.  In  diese 
erste  Griscbachscho  Kategorie  müssen  noch  Erigeron  alpi- 


l)  Die  unter  diesem  Namen  aufgeführto  rilanze  halte  ich  tlir  ver- 
aehieden. 


num  , Gentiana  prostrata , Phleum  alpinum  gerechnet  wor- 
den, die  in  der  .Magellanstrafso  gleichfalls  vorkommon,  und 
deren  Samen  wohl  nicht  unter  die  von  Kulturgewüchsen 
gekommen  sein  können.  In  dieselbe  Kategorie  müssen  wir 
ferner  Geranium  pyrenuicum,  Corrigiola  telephiifolia,  Mvrr- 
his  odorata,  Primula  farinosa,  Gentiana  prostrata,  Cressa 
oretica,  Carex  incurva,  Imperuta  urundinncea,  Alopecunis 
alpinus  rechnen , deren  Samen  wohl  nie  unter  die  von 
Kulturgewüchsen  geraten  können;  doch  will  ich  zugeben, 
dafs  man  die  Identität  mehrerer  dieser  Arten,  wie  Gera- 
nium pyrenaicum , Myrrhis  odorata , Cressa  cretica , Carex 
in  curva,  Alopecurus  alpinus  bestreiten  kann.  Dann  ist 
es  aber  um  so  wunderbarer,  dafs  im  südlich- 
sten Amerika  Pflanzenforraen  Vorkommen,  die 
solchen  der  nordischen  Hemisphäre  zum  Vor- 
wo  eh  so  ln  ähnlich  sind.  Dio  oben  erwähnte  Grise- 
kachschu  Erklärung  scheint  mir  eine  reine  und  den  That- 
sachcn  widersprechende  Hypothose. 

Zu  seiner  2.  Kategorie  zählt  Grisebach  10  Arten,  „euro- 
päische Formen , deren  feuchter  Standort , oder  deren 
Verbreitung  an  dor  Meeresküste  und  Unabhängigkeit  von 
der  Einwirkung  des  Seewassers  auf  die  Keimkraft  der  Sa- 
men schliefsen  läfst“.  Hieraus  geht  doch  wohl  liorvor, 
dafs  Grisebach  der  Meinung  ist,  die  Samen  dieser  Arten 
seien  direkt  oder  mit  Zwischonstationeu  durch  dos  Meer 
nach  der  Magellunstrafse  und  dem  südlichen  Chilo  ge- 
schwommen. Es  sind  aber,  abgesehen  von  den  Seestrand- 
pflanzen , nicht  10,  sondorn  40  europäische  Pflanzenarten, 
welche  an  feuchten  Standorten  Chiles  wachsen  und  in  diese 
zweite  Grisebuchsche  Kategorie  gehören , wio  aus  meinem 
oben  gegebenen  Verzeichnis  horvorgeht,  wozu  noch  9 See- 
straudspflanzen  kommen , also  fünfmal  so  viel  als  Grise- 
hach  kannte.  Um  die  von  ihm  gegebene  Erklärung  als  die 
richtige  zu  beweisen,  genügt  es  abor  nicht  zu  „sch Hes- 
sen, d.  h.  im  gegenwärtigen  Falle  blofs  zu  „vermu- 
ton“,  sondern  es  ist  durch  Experimente  zu  bewei- 
sen, dafs  wirklich  die  Samen  aller  dieser  Pflanzen  durch 
die  Reise  im  Meerwasser  ihre  Keimkraft  nicht  verlieren, 
und  zwar  müssen  sie  die  Fähigkeit  besitzen , longo  in  die- 
sem ohno  Schaden  zu  verweilen,  denn  der  Weg  vou  Eu- 
ropa nach  der  Magellanstrafso  ist  weit,  so  dafs  er  von  deu 
schwimmenden  Samen  gewifs  nicht  so  schnell  wio  von 
oinem  Segol-  oder  gar  Dampfschiff  zurückgelegt  werden 
kann , und  manche  Pflanzenarten  dieser  Kategorie  haben 
keine  Zwischenstationon,  wo  sie  sich  hätten  niedcrlassen  kön- 
nen, um  später  ihre  Nachkömmlinge  weiter  uuf  die  Reise 
zu  schicken ; wenigstens  siud  mir  von  ihnen  keine  solche 
Zwischenstationen  bekannt.  Ich  wüfsle  nicht,  dafs  jemand 
deu  Versuch  gomacht  hätte,  wie  lango  die  in  Rede  stehen- 
den Pflanzen  im  Meerwasser  ihre  Keimkraft  bewahren; 


Digitized  by  Google 


Veränderungen,  welche  der  Mensch  in  der  Flora  Chiles  bewirkt  hat. 


331 


ohne  den  derartigen  erfolgreichen  Versuch  ist  aber  die 
Grisobachsche  Erklärung  eine  blofse  Mutinnfsung. 

Die  3.  Kategorie  begreift  17  Arten  der  nördlichen 
Hemisphäre  in  Hookers  Mora  Antarctica,  deren  Identität 
Grisebach  bestreitet,  oder  weiterer  Untersuchung  anheim* 
stellt.  Anemone  decapotala  Hook,  aus  der  Magellunstrafse 
erklärt  er  für  A.  multifidu  Poir.  und  für  sehr  verachiodeu 
von  der  echten  A.  decapotala  Nordamerikas;  im  mittleru 
Chile  kommt  aber  letztere  häufig  genug  vor,  wie  dies  auch 
mit  andern  nordamerikanischen  Pflanzen , Crantzia  linoata, 
Specularia  perfoliata,  Plantago  virginica,  Linaria  canadensis, 
Veronica  peregrina,  Mimulus  luteus,  Enphorbia  hyperici- 
folia,  Oxytheca  dendroides  (Brisegnoa  chilcnsis)  und  an- 
dern der  Fall  ist.  Galium  Aparine  Hook,  hält  er  für  ver- 
schieden von  G.  Aparino  L.,  und  nennt  es  G.  pseudoapariue- 
Ich  besitze  dies  Galium  sub  dor  Magellanstrufse  nicht,  al- 
lein das  G.  Aparino  der  mittleru  Provinzen  ist  sicherlich 
nicht  von  dem  europäischen  zu  trennen,  und  es  macht 
nicht  dio  geringste  Schwierigkeit  zu  orklären,  wie  die  Sa- 
mon  dieses  in  ganz  Europa  gemeinen  Unkrautes  nach  Chile 
gekommen  sind.  Primula  farinosa  der  Magellunstrafse  hält 
er  flir  vorschieden  von  der  europäischen , worin  ich  ihm 
nicht  beistimmen  kann.  Ebenso  halte  ich  das  Pbloum  al- 
pinen) derselben  Gegend  für  identisch  mit  dom  europäi- 
schen; es  kommt  auch  hoch  in  den  Anden  an  mehreron 
Punkton  vor.  Ob  der  chilenische  Alopecurus  alpinus  (A.  aut- 
arcticus  Vahl)  von  der  europäischen  Pflanzo  dieses  Namens 
spezifisch  zu  trennen  sei,  wie  Grisebach  behauptet,  oder 
ob  man  Bie  mit  Duvaux  für  identisch  halten  müsse,  lasse 
ich  dahingestellt  sein.  Was  Cardamine  hirsuta,  Draba  in- 
cana,  Saxifraga  exarata,  Statice  Armaria  betrifft  so  gebe 
ich  Grisebach  recht,  dafs  die  magellanischen  Pflanzen, 
welche  Hookor  unter  diesom  Xumen  auffuhrt,  von  den  gleich- 
namigen europäischen  spezifisch  vorschioden  sind.  Das- 
selbe gilt  auch  von  der  in  der  chilenischen  Flora  Gays 
aufgeführten  Vesicaria  arctica,  welche  übrigens  nicht  in 
Chile,  sondern  am  argentinischen  Abhang  der  Anden  vor- 


kommt, sie  ist  nämlich  V.  mendocina  Pb.  — montovidensis 
Eichl. 

Dafs  in  Chile  eino  so  grofse  Anzhal  von  Pilanzcuarten 
Vorkommen,  dio  mit  europäischen  identisch  sind,  ohne  dafs 
man  genügend  bewoison  oder  erklären  könnte , sie  seien 
erst  von  Europa  eingewandert  oder  durch  den  Mouschen 
eingeschleppt,  ist  eine  sehr  auffallende  Thatsache.  Nicht 
minder  auffallend  ist  eine  andre,  nämlich  die,  dafs  so  viele 
Genora  mit  denen  Europas  identisch  und  zum  Teil  sehr 
artenreich  sind,  während  sie  in  Argentinien,  am  Vorgebirge 
der  Guten  Hoffnung,  in  Australien  und  Neuseeland  ent- 
weder ganz  fohlon  oder  nur  durch  wonigo  Arten  repräsen- 
tiert sind.  Namentlich  ist  dies  in  der  Familio  der  Legumi- 
nosen der  Fall,  wio  nachstehende  Vorgleichung  zeigt.  Dio 
Zahlen  der  Pflanzen  aus  der  Argentinischen  Republik,  welche 
ich  aus  Gri8ebacbs  Plantae  Lorentzianae  II  entnommen 
habe,  werden  natürlich  eine  Veränderung  erfahren,  wenn 
dio  Flora  dieses  kolossalen  Gebietes  molir  erforscht  sein 
wird,  aber  die  Thatsache  selbst  wird  schwerlich  dadurch 
verändert  werden. 


Wir  hüben ') 

ln  Chile 

ln  Argcntlnloo 

am  Kap 

ln  Australien 

ln  Kea- 
iceland 

Trifolium- Arten  . 

17 

1 

7 

0 

0 

Aetngalus  u.  l'liaci 

C8 

8 

1 

0 

0 

Vick  . . . . 

34 

1 

0 

0 

0 

I-athyrus  . . . 

28 

6 

0 

0 

0 

Lupinu» .... 

7 

6 

0 

0 

0 

Es  scheint  mir,  dafs  sich  einem  jeden  dor  Gedanke  un- 
willkürlich aufdrängen  mufs,  dafs  in  Chile  sehr  ähnliche 
klimatische  Bedingungen  uxistieron  mufsten  wie  in  Europa, 
als  die  identischen  oder  zum  Verwechseln  ähnlichen  Pflan- 
zenformen, und  dio  zahlreichen  Arten  derselben  Genera, 
wenn  sie  auch  spezifisch  verschieden  sind,  entstanden. 

Es  fehlt  mir  leider  das  Material,  diese  Vergleichung 
auch  auf  Nordamerika  auszudehnen. 


l)  Die  offenbar  aus  Kuropa  cingcfuhrten  Arten,  i.  B.  Trifolium  rep«D8r 
Vielt  Mtifa  &c.,  sind  weggelassen. 


Karte  der  Dobrudscha. 

Bemerkungen  zu  lafel  17. 

Von  Dr.  Bernhard  Schwarz. 


Mit  dem  Streben  nach  sozusagen  offiziellem  Kolonial- 
besitz ist  in  Deutschland  zugleich  auch  cino  gröfsere  Sorge 
für  die  zahlreichen  privaten  Ansiedelungen  erwacht,  welche 
lange  zuvor  schon  von  Deutschen  im  Auslande  angelegt 
wurden,  und  zwar  nicht  nur  für  jene  in  fornern  und  da- 


durch nur  um  so  molir  dio  Aufmerksamkeit  der  grolson 
Menge  errogenden  überseeischen  Gebieten,  wie  z.  B.  in  Süd- 
amerika, sondern  auch  für  die  innerhalb  unsres  oiguou  Erd- 
teils bolegenon,  wo  namentlich  nach  dom  unkultiviertem 
Osten  hin  von  jeher  doutsohor  Geist  eine  Stätto  dor  Wirk- 

42  * 


Digitized  by  Google 


332 


Karte  der  Dobrudscha. 


samkeit  sich  gesucht  hat.  Es  wäre  indes  recht  wünschens- 
wert, wonn  von  soiton  unsrer  Nation  dieser  osteuropäischen 
Diaspora  eine  noch  erhöhtere  Beachtung  geschenkt  würde, 
da  dieselbe  ja  unverkennbar  eine  der  bedeutsamsten  Missionen 
im  Dienste  der  Grenzwacht  gegen  das  andringendo  Slawen- 
tum und  der  Schirmung  des  Germanismus  erhalten  hat. 

Über  manche  dieser  deutschen  Filialen  ist  allerdings  in 
den  letzten  Jahrzehnten  viel  geredet  und  geschrieben  wor- 
den, so  über  diejenigen  in  den  baltischen  Provinzen  und 
in  Siebenbürgen.  Andre  aber  blieben  dabei  fast  unbeachtet. 
So  die  zahlreichen  deutschen  Pflanzstätten  in  Südrufsland, 
in  der  Krim,  au  der  Wolga  und  im  Kaukasus.  Desgleichen 
wurdo  die  Dobrudscha  zwar  gelegentlich  genannt,  aber  doch 
nur  flüchtig  und  vorübergehend  in  den  Kreis  der  Betrach- 
tung gezogen. 

Diese  letztere  nun  ist  es,  der  wir  mit  unsrem  Kärtchen 
und  diesen  Erläuteningswortcn  dienen  wollen.  Die  Namen 
der  dortigen  Kolonien  wurden  vor  einiger  Zeit  von  der 
„Kolonialzeitung“  und  durauf  auch  von  andern  Blättern 
gebracht,  über  Genaueres  Uber  deren  Verteilung  Uber  das 
doch  immerhin  oin  Areal  von  1 1 000  qkm  (200  Q. -Meilen) 
umfassende  Lnndchen  wurde  dabei  nicht  angegeben.  Diesem 
Mangel  abzuhelfen,  ist  das  erste  Bestreben  unsrer  kleinen 
kartographischen  Darstellung.  Man  ersieht  aus  letzterer, 
dafs  wir  es  innerhalb  jenes  Gebietes  mit  10  deutschen  Orton 
zu  thun  haben,  während  bisher  nur  9 genannt  wurden. 
Der  Verfasser  fanil  aber  bei  seiner  ad  hoc  unternommenen 
Bereisung  im  Frühjahre  188ß  eine  neu  entstandene  Ansiede- 
lung, Ortakiöj,  südwestlich  von  Tultscha,  wohin  sich  wenige 
Wochen  vorhor  15  Familien  aus  Koscholak,  nördlich  über 
Küsteudscho,  gewendet  hatten. 

Im  allgoineinon  zeigt  die  Karte  bezüglich  des  Topogra- 
phischen, dafs  unsre  dortigen  I^andsleute  sich  ziemlich  zer- 
streut auf  Dobrudscha-Erde  angesiedelt  haben.  Wir  finden 
welche  von  ihnen  in  und  bei  Tultscha,  also  an  der  länder- 
vorbindondon  Donau,  dann  im  Herzen  des  gebirgigen  Teiles 
der  Provinz,  zwischen  Pomsil  und  Sakar  Beir,  fernerhin  auf 
dem  Plateaulando  im  Süden  und  nulie  dem  Meere  bei 
Kiistendsche.  Nur  der  südlichste  Teil,  jenseits  der  Bahnlinie 
Tschernnwoda — Kiistendsche,  hat  keine  deutschen  Ansiedler 
aufzuweison.  Dorselbo  ist  allerdings  auch  die  traurigste, 
verbrannteste  und,  wenn  man  will,  entlegenste  Partie  des 
gesamten  Liindchens.  Man  sieht  also,  diese  einfachen  deut- 
schen Bauorsloutc  sind  mit  gutem  geographischen  Verständnis 
zuworko  gegangen,  und  ein  Blick  auf  die  Lago  ihrer  Dörfer 
gibt  zugleich  einen  ersten  Begriff  von  der  Art  des  Do- 
brudscha-Bodens.  Bemerkenswert  erscheint  es  dabei,  dafs 
diu  Kolonisten  sich  fast  durchgängig  soitwarts  von  der 
Hauptverkehrsader  der  Provinz,  der  Heorstrafse  Tultscha— 
Küstendsche,  gehalten  haben,  was  ohno  Zweifel  seinen  Grund 


in  dor  Furcht  vor  dem  Kriege  und  den  mit  ihm  verbunde- 
nen Plünderungen  hat,  denen  die  der  Strafse  nähern  Dörfer, 
wie  z.  B.  das  stattlicho  Koscholak,  auch  im  letzten  Feldzuge 
wirklich  verfielen. 

Das  religiöse  Moment  anlangend,  so  ist  zu  bemerken,  dafs 
nur  Malkodsch,  südöstlich  nahe  bei  Tultscha,  eine  (römisch-) 
katholische  Ortschaft  ist;  die  übrigen  sind  insgesamt  prote- 
stantisch, doch  hat  in  mehreren  seit  einiger  Zeit  dor  Bap- 
tismus Eingang  gefunden,  so  namentlich  in  Katalui,  südlich 
von  Tultscha,  das  als  Zentralstelle  für  diese  Soktiererei  an- 
gesehen werden  kann.  Dort  finden  auch  baptistisclie  Gottes- 
dienste und  die  bekannten  Taufhandlungon  dor  Baptisten 
(mit  totalem  Untertauchcu)  statt. 

Was  das  Ethnographische  betrifft,  so  kamen  diese  Do- 
brudscha-Kolouisten,  wie  bekannt,  in  den  letzten  Dezennien 
zu  verschiedenen  Zeiten  und  in  verschieden  grofser  Anzahl 
aus  den  schwäbischen  Dörfern  Südrufslands,  wo  ihnen  die 
herrschend  gewordene  Kussifikation  nicht  mehr  bohagte.  Sie 
sprechen  auch  jetzt  noch  den  heimatlichen  schwäbischen 
Dialekt  und  zwar  hier  und  du,  wie  z.  B.  in  Koscholak,  in 
einer  nicht  leicht  zu  vorstehenden  alemannisioronden  Mund- 
art. In  den  meisten  der  in  diesor  Woise  verlassenen  deut- 
schen Dörfer  finden  Bich  neben  jonen  Württombergern  andre 
nationale  Elemente  so  gut  wie  gar  nicht  vertreten,  so  in 
Admadscha,  in  Koschelak,  in  Anadolkiöj;  es  sind  also  rein 
deutsche  Enklaven.  Iu  andern  ist  die  Bevölkerung  eine 
gemischte  in  dem  Grade , wie  es  die  vielsprachige  Dobru- 
dscha bedingt,  doch  herrschen  im  gobirgigem  Norden  mobr 
Bulgaren,  bzw.  auch  Rumänen  und  Russen  (von  der  Sekte 
der  Lipovanen),  im  Siidon  Tataron  und  Türken  vor.  Juden 
finden  sich  dagogon  auf  Dobrudscha-Bodeu  zumeist  nur  in 
nichtdoutscheu  Dörfern. 

Die  Beschäftigung  unsrer  dortigen  Landsleute  anlangend, 
so  ist  für  dieselbe  wieder  die  Bodenart  sehr  mafsgebend. 
Die  Kolonisten  im  nördlichen  Gebirgsland  sind  mehr  Acker- 
bauer, so  die  Rewohner  von  Admadscha  und  Tschukorowa, 
dio  auf  den  südlichen  Hochplateaus  mehr  Viehzüchter.  Es 
gedeihen  alle  mitteleuropäischen  Getreide-,  Geiniiso-  und 
Obstarten,  ganz  besonders  Wein,  für  den  dio  Dobrudscha 
ein  Hauptproduktionsgebiet.  darstellen  könnte,  überhaupt 
würden  sich  die  Leute  dortselbst  rocht  wohl  befinden  kön- 
nen, wenn  nicht  dio  bekannten  Assimilierungsbestrobungen 
der  Rumüuou  wären.  Thatsäcblicli  waren  diese  durchaus 
harmlosen  und  rechtschaffenen  Leute  unter  den  Türken  glück- 
lich, donn  diuso  liefsen  sich  von  ihnen  zwar  schwero  Steuern 
bezahlen,  übten  abor  sonst  die  gröfste  Duldung,  religiös  wie 
politisch.  Aufser  der  Fruchtbarkeit  des  im  allgemeinen  zwar 
etwas  dürren  Bodens  ist  auch  das  gemäfsigt  warme  Klima 
als  ein  sehr  günstiges  zu  rühmen.  Ganz  mit  Unrecht  war 
in  beider  Hinsicht  die  früher  wenig  bekannte  Dobrudscha 


Digitized  by  Google 


Karte  der  Dobrudscba. 


vordem  verschrieen.  Nur  im  SUdcu,  in  Sumpfgegenden,  so 
besonders  hei  Medschidie,  kommen  im  Sommer  lästige , je- 
doch nicht  allzu  bösartige  Fieber  vor. 

Diesen  wenigen  Bemerkungen  über  die  Dobrudscba  als 
deutsches  Kolonisationsgebiet  will  ich  nur  noch  einige  kurze 
Notizen  allgemein  geographischer  Art  aus  der  reichen  Fülle 
dessen  beifügen , was  ich  bei  meiner  Reise  sammeln  und 
beobachten  konnte.  Es  ist  bekannt,  dufs  die  nordwestliche 
Ecke  der  Provinz  Gebirgsland  in  eminentem  Sinno  ist.  Der 
Kulminationspunkt  des  Ganzen  ist  aber  nicht,  wie  vielfach 
angegeben  wird,  der  Sakar  Beir  im  Zentrum,  sondern  dor 
bisher  noch  kaum  genannte  Zuzujat  in  dem  auch  für  das 
Auge  durch  seine  schroffen  Gipfelformen  so  grofsnrtigen 
Granitgebirgo  von  Matschin  (ca  1600  Fufs).  Landschaft- 
lich bilden  sonst  die  tiefen  Tliäler  des  Taisa  und  des  Slava, 
nördlich  und  südlich  von  Babudagh , jenes  mit  dem  zwei- 
gipleligeu,  isolierten  Porphyrstock  l’omsil,  dieses  mit  dom 
hohen,  aber  weniger  ansohnlichcn  Sakar  Beir,  aus  Porphyr 
und  Granit  aufgebaut,  die  Glanzpartien.  Geologisch  ist  das 
Gebiet  der  Dobrudscha  seit  Peters  (GrundzUgo  zur  Geogra- 
phie und  Geologie  der  Dobrudscha,  Wien  1867 — 1868,  2 Bde., 
selten)  wohl  bekannt.  Doch  kann  ich  aus  meinon  eignen 
Untersuchungen  noch  hinzufügen,  dafs  der  von  jenem  nur 
an  einigen  Stellen  konstatierte  Eisenglanz  fast  allenthalben 
in  den  altvulkanischen  Massen,  die  den  Norden  des  Landes 
oinnehmeu , vorkommt,  und  zwar  teilweise,  wie  z.  B.  auf 


333 

> den  linken  Hängen  des  oborn  Taisa-Thalcs,  selbst  in  abbau- 
würdiger Masse  und  Beschaffenheit-  Aufserdom  tritt  Eisen 
noch  als  Schwofelkios  am  Sakar  Beir  u.  a.  auf.  Es  gelang 
mir,  auch  Silber  nachzuweisen,  und  zwar  in  Malachit,  mit 
dem  Chloritschiefer  auf  den  erwähnten  Lehnen  des  Taisa- 
Thales  reich  durchsetzt  erscheint.  Die  Probe  ergab  im 
allgemeinen  0,2  Proz.,  was  eine  Ausnutzung  noch  zulassen 
würde.  Dor  Grünstein,  der  südlich  vom  Slava-Thale  neben 
den  mehr  am  Meere  hinstrcichonden  jüngern  Kalken  das 
Land  weithin  einnimmt  und  hier,  von  mächtigen,  kompakten 
Lehmsohichten  überlagert , die  nochebcnenpartie  der  Pro- 
vinz bildet,  schliefst  zahlreiche  Drusen  mit  Bergkristall  ein, 
so  z.  B.  bei  Koschelak. 

Die  Pflanzenwelt  ist  ebenfalls  recht  interessant.  Als 
Waldbaum  erscheint  hier  die  prächtige  Silberlinde  (Tilia 
tomentosa  Mmch.),  ferner  die  Korneliuskirsche  (Com.  mas.  L.), 
der  Sumach  (Rhus  cotin.)  u.  a.,  im  Unterholz  besonders 
Päonien  (P.  tenuifolia),  Edelveilchen  u.  dgl.  Das  Tierreich 
ist  reich  au  Königsadlern  (Aq.  impor.),  auch  in  der  Plateau- 
region ; ferner  beobachtete  ich  dio  prächtig  blaue  Mandel- 
kräho  (Coracias  garrula  L.) , das  Ziesel  (im  Altertum  die 
„pontische  Maus“  genannt,  Spermophilus  Cuv.)  & c. 

Näheres  hierüber  wollen  Interessenten  in  meinem  vor 
kurzem  erschienenen  Workchen:  „Vom  deutschen  Exil  im 
Skythenlande,  Erlebnisse,  Klagen  und  Aufklärungen  aus  dor 
Dobrudscha“,  Leipzig,  bei  Paul  Frohberg,  nuebsehen. 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einüufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung 

nach  den  offiziellen  Zensusberichten  dargestellt 
von  Dr.  Emil  Jung. 


Bereits  vor  acht  Jahren , bald  nach  dum  Erlöschen  der 
letzten  Hungersnot,  welche  die  Bevölkerung  oines  grofsen 
Teils  von  Britisch-lndieu  in  so  furchtbarer  Weiso  dezimierte, 
war  eine  Abschätzung  der  Einwohner  der  am  schwersten 
heimgeauchten  Provinzen  angestellt.  worden,  und  danach  ein 
Versuch  gemacht,  die  wirklichen  Menschenverluste  ziffer- 
miifsig  zu  ermitteln.  Man  war  damals  zu  Resultaten  ge- 
langt, die  vielfach  bestritten  wurden,  und  selbst  dio  auf 
diesen  Punkt  sich  beziehenden  Toilo  des  so  wertvollon 
Berichts  der  Faraine  Commission  blieben  nicht  ohno  An- 
fechtung, obschou  diese  Kommission  Mnnnor,  wie  den 
General  Strachey,  H.  S.  Cunninghnm,  James  Caird  und 
eine  Anzahl  andrer  mit  indischen  Verhältnissen  nicht 
weniger  vertrauter  Autoritäten  in  sich  schlofs,  und  die  Er- 
hebungen und  Erkundigungen  stets  an  Ort  und  Stelle  ge- 
macht wurden. 


Als  Resultat  dor  letzten  Zonsusaufnahme  in  Indien  ist 
oino  lange  Reihe  stattlicher  Foliobüudo  veröffentlicht  worden, 
von  denen  manche  erst  kürzlich  erschienen  sind.  Dio  in 
denselben  aufgospeicherton  Daten  und  Ziffern  geben,  wio 
über  viele  andre  biologische  Erscheinungen,  so  auch  über  die 
Wirkung,  welche  die  Hungersnot  von  1876  bis  1878  auf 
die  Volksvermehrung  ausgeübt  hat,  sehr  eingehende  Auf- 
schlüsse. Allerdings  ist,  da  zwischen  dem  Erlöschen  der 
Kalamität  und  der  Erhebung  des  letzten  Zensus  mehrere 
Jahro  verflossen,  und  auch  die  in  verschiedenen  Jahren 
vorher  augesteilton  Zählungen  nicht  vollkommen  verläfslich 
erscheinen,  oino  auch  nur  annähernd  genaue  Feststellung 
der  Verlustziffer  unmöglich.  Eino  eiufacho  Subtraktion  dor 
einen  Zahl  von  der  andern  kann  zu  oiuem  richtigen  Er- 
gebnis nicht  führen.  Allein  man  kann  auf  anderm  Wege 
zum  Ziel  gelaugen.  Die  Bevölkerungsbewegung  in  gewöhn- 


Digitized  by  Google 


334  Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr 

lieben  Jahren  ist  hinreichend  bekannt,  und  so  darf  man 
nach  dum  uormalon  jährlichen  Durchschnittszuwachs  uuf 
die  ZitVor  schliefsen,  welcho  hätte  orrcicht  worden  sollon. 
Der  Unterschied  zwischen  dieser  Zahl  und  der  faktisch 
durch  die  Zählung  gewonnenen , stellt  den  Verlust  dar, 
welchen  Iudien  erlitten  hat. 

Die  verflossenen  Notjahre  haben  der  Bevölkerung  mehr 
als  einor  indischen  Provinz  ihr  Gepräge  tief  eingedrückt, 
ganz  so,  um  mit  Quetelet  zu  reden,  wie  strengo  Winter 
ihre  Spur  in  dem  Holzwucha  unsrer  Wälder  zurückzulasBen 
pflegen.  Indiens  Menscheuverlust  ist  unbedenklich  auf 
mehrere  Millionen  zu  veranschlagen.  Aber  so  grofs  ist 
seine  Elastizität,  dafs  aus  der  Gesamtziflfer  heut  ein  Ver- 
last  kaum  noch  hcruuszuleson  ist. 

Rückblicke  auf  frühere  Perioden. 

Von  Hungersnot  und  Pestilenz,  welche  den  cinon  odor 
den  andern  Distrikt  Indiens,  jn  zu  Zeiten  selbst  das  ganze 
Land  heimsuchten,  sind  schon  aus  den  frühesten  Zeiten 
Berichte  auf  uns  gekommen.  Eine  Tiberlieferung  meldet 
uns  von  den  furchtbaren  Loidon,  welche  Indien  unter  der 
Regierung  des  Kaisers  Ilschaidschand  (303  bis  443  v.  Chr.) 
trafen,  und  1022  n.  Chr.  sollen  unter  Musaud  I.  ganze 
Jjandschafton  durch  eine  Hungersnot  entvölkert  worden 
sein,  welche  auf  anhaltende  Dürre  folgte.  In  den  nächsten 
hundert  Jahren  wurde  bald  der,  bald  jener  Teil  Indions 
heimgesucht,  am  schwersten  aber  scheint  der  Norden  be- 
troffen wordon  zu  sein.  Doch  auch  der  Süden  blieb  nicht 
verschont.  So  herrschte  im  Dukkau  1344 — 1345  ein  solcher 
Mangel,  dafs  selbst  vom  Palast  dos  unumschränkten  De- 
spoten der  Hunger  nicht  abgowehrt  werden  kennte. 

Sicherer  fliefsen  die  Nachrichten  soit  der  Festsetzung 
der  englischen  Macht  auf  indischem  Bodon.  Die  Archive 
der  Ostindischeil  Kompagnie  erwähnen  zuerst  einor  Hungers- 
not, welche  Surat  1630  heimsuchte.  Aber  weit  allgemeiner 
wurde  Indien  und  mit  ihm  ein  Teil  der  angrenzenden 
asiatischen  Läudor  im  darauffolgenden  Jahr  betroffen 
durch  oino  weithin  sich  erstreckende  Dürre,  eine  Heim- 
suchung, die  noch  verschärft  wurde  durch  die  Fehden,  in 
denen  die  Machthaber  der  verschiedenen  Landschaften  sich 
gegenseitig  zerfleischten.  Es  war  gerade  während  der 
Kriege  Schah  Dschebaus  gegon  dio  Herrscher  von  Ahmed- 
naggar,  von  Bidschapur  und  von  Golkonda,  dafs  dieselbe 
auftrat.  Dio  periodischen  Regen  waren  1629  ausgebliebon 
und  hat  ton  einen  Notstand  hervorgorufen,  dor  durch  oino 
Wiederholung  dieser  Kalamität  im  Jahre  1630  zu  entsetz- 
licher Höhe  gosteigort  wurde,  ln  Scharen  von  Tausenden 
machte  sich  dus  verhungernde  Volk  auf,  um  bogünstigtere 
Striche  zu  erroichon,  oftmals  vergebens;  die  Straften  waren 
mit  Toten  und  Sterbenden  bedeckt,  während  andre  in 


Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 

dumpfer  Apathie  ihr  Geschick  in  der  verödeten  Hoimat 
erwurteten.  Ganze  Distrikte  wurden  entvölkert , denn  zur 
Hungersnot  gesellte  sich  als  furchtbare  Gefährtin  noch  die 
Post,  und  mehr  als  40  Jahre  lang  stand  gar  manches  Dorf 
verlassen,  ehe  es  sich  abermals  mit  Bewohnern  füllte. 

Von  der  Hungersnot,  welcho  1769 — 70  das  untere 
Thal  des  Ganges  verheerte,  haben  uns  Hunter  und  die 
Famine  Commission  eingehende  Berichte  geliefert1).  Sie 
wird  als  die  verderblichste  geschildert,  welcho  je  irgond 
einen  Teil  Indiens  betraf.  Schon  die  Ernten  im  Dezern- 
bor  1768  und  im  August  1769  waren  dürftig  gewesen,  und 
dio  Kuruproiso  zu  kaum  erschwinglicher  Höhe  gostiegeu, 
als  nun  aber  auch  im  Oktober  1769  fast  kein  Tropfen 
Regen  fiel,  und  auch  1770  die  gewöhnlich  von  Januar  bis  Mai 
das  Land  erfrischenden  Schauer  ausblieben,  da  brach  dio  Not 
mit  allen  ihren  Schrecken  herein.  Am  4.  Januar  1770  er- 
reichten in  I’atna  die  täglichen  Todesfälle  durch  Hunger 
beroits  die  Zahl  50  und  vor  Ende  Mai  150.  Die  Tanks 
waren  ausgotrocknet,  die  Quollen  erreichten  nicht  mehr 
die  Oberfläche,  und  das  furchtbare  Gespenst  der  Hungers- 
not verbreitete  überall  Vurwüstuug.  Bald  liefe  man  die 
Toteu  unbeordigt;  Hunde,  Schakale,  Geior  waren  die  ein- 
zigen Loichonbestatter.  In  den  ersten  neun  Monaten  des 
Jahres  1770  soll  ein  Drittel  der  Bevölkerung  von  Niodor- 
bengalen  des  Hungertodes  gestorben  sein,  andro  schätzen 
die  Verluste  aus  dieser  Ursache  und  den  im  Gefolge  auf- 
tretenden Krankheiten  sogar  auch  fünf  Achtel  der  gesamten 
Bevölkerung.  Noch  bis  auf  dou  heutigen  Tag  lebt  die  Er- 
innerung an  diese  Schrecknisse  im  Volke  fort,  das  zugleich 
nicht  vergifBt,  wie  dor  Gouverneur  der  Ostindischen  Kom- 
panie absolut  nichts  that,  das  Elend  zu  mildern,  während 
seine  Boamten  sich  durch  Kornwuchor  zu  bereichern 
! wufsten,  wie  aber  zugleich  die  eignen  Landsleute,  in  deren 
Händen  damals  die  Zivilverwaltung  lag,  den  hartbedrängten 
. Ryote  80000  Rupien  in  Pachtzins  stundeten.  An  die  Zu- 
führung von  Getreide  aus  den  verschonten  Gegenden  wurde 
kaum  gedacht ; mau  brachte  ein  paar  tausend  Zentner  Reis 
aus  dun  Distrikten  von  Baknrgnndsch  und  Tschittagong  nach 
Kalkutta  und  Mursohidabad,  das  war  alles. 

Macaulay  schildort  in  soiuen  Essays  in  ergreifender 
Sprache  das  damals  horrschondo  Elend  : „Im  Sommer  1770 
blieb  der  Rogen  aus,  dio  Erde  wurdo  ausgedörrt,  dio  Zisternen 
leerten  sich,  und  eine  Hungorsnot,  wie  sie  nur  Lander  kennen, 
wo  dio  Existenz  jedos  Hausstandes  auf  seinem  eignen 
kleinen  Stückchen  Acker  beruht,  erfüllte  das  ganze  Gaugos- 
thal  mit  Elend  und  Tod.  Zarte  Frauen,  deren  Antlitz  sich 
nie  dem  Auge  der  Öffentlichkeit  entschleiert  hatte,  kamen 

t)  Hunter,  Anna!«  of  Kura!  Bengal,  p.  19—55,  und  Iteport  «f  tbe 
Indian  Kamine  Commission,  preseuted  to  l’arliament  1880,  Katt  I,  p.  62 — 84, 
wo  auch  übor  die  spätem  Hungersnöte  Bericht  erstattet  wird. 


Digitized  by  Google 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


335 


hervor  aus  den  inneren  Gemächern,  in  welchen  die  Eifer- 
sucht des  Ostens  über  ihrer  Schönheit  gewacht  hatte,  warfen 
sich  zur  Erde  vor  den  Vorübergehenden  und  erflehten  mit 
lautem  Jammer  eine  ÜRnd  voll  lieis  für  ihre  Kinder.  Der 
Hugli  rollte  jeden  Tug  Tausondu  von  Leichen  zu  den 
Portikos  und  Gärten  der  britischen  Eroberer.  Diu  Strafseu 
Kalkuttas  waren  gesperrt  durch  Sterbende  und  Tote.  Die 
abgemagerten  und  schwachen  Überlebenden  hatten  nicht 
genug  Energie  übrig,  die  Leichen  ihrer  Angehörigen  zum 
Scheiterhaufen  oder  zum  heiligen  Strom  zu  tragen,  ja  nicht 
einmal  um  die  Schakale  und  Geier  zu  verscheuchen,  die 
im  Lichte  des  Tages  ihr  Mahl  an  menschlichen  Überresten 
hielten.“ 

Es  ist  zuweilen  behauptet  worden,  diu  indischon  Herrscher 
hätten  nie  irgend  welche  Mafsregeln  zur  Linderung  der  Not 
ihrer  darbenden  Unterthaucn  ergriflon.  Aber  eino  solche 
Behauptung  entbehrt  der  t hatsächlichen  Begründung.  Wie 
heut  so  verdienten  auch  in  frühem  Zeiten  Hindu  sowohl 
als  Mohammedaner  das  höchste  Lob  wegen  ihrer  Mild- 
thätigkeit.  Brach  eine  Hungersnot  über  das  Land  herein, 
so  wurden  Almosen  ausgeteilt,  die  Elendesten  erhielten 
Speise  und  Trank,  man  unternahm  öffentliche  Arbeiten,  um 
den  aus  Not  Miifsigen  Verdienst  zu  verschaflön.  Aber  in 
dieser  Mildthütigkoit,  dio  nur  wenigo  erreichte,  war  kein 
Systom;  mit  dem  Fatalismus  dos  Orients  meinte  man,  dufs  des 
Monschon  Arm  zu  schwach  sei,  der  strafenden  Hand  der 
Gottheit  Einhalt  zu  thun. 

Dio  ersten  Versuche  der  englischen  Verwaltung  in 
dieser  Richtung  gingen  schon  etwas  weiter.  Als  infolge 
der  schonungslosen  Verwüstungen  der  Truppen  Haider  Alis 
im  Karnatik  1780  bis  1783  eine  furchtbare  Hungersnot 
ausbrach,  eröffneto  dio  Regierung  von  Madras  eine  öffent- 
liche Subskription  zur  Unterstützung  der  Darbendun,  an 
welcher  sich  dio  Ostindischu  Kompanie  und  der  Xawab 
des  Kurnatik  in  hervorragender  Weise  beteiligten.  Dio 
damals  und  später  gesammelten  Gaben  riofen  eino  pormn- 
nonto  Institution  ins  Loben,  die  Monegar  Choultry  in 
Madras,  eine  mildtlmtige  Anstalt,  enthaltend  ein  Armenhaus, 
Findelhaus,  Hospital  und  Asyl  für  Aussätzige,  sämtlich  aus- 
schliefslich  für  Eingehorne  Indiens  bestimmt. 

Tn  Patna  fesselt  die  Aufmerksamkeit  oin  riesiges,  dom- 
artiges Gebäude ; zu  welchem  eine  breite  gewundene  Troppo 
führt,  und  so  allmählich  ist  ihre  Steigung,  dnfs  Maharadschah 
Dachung  Bohador  1851  auf  ihr  hinaufroiten  konnte.  Es  ist 
einos  jener  Kornhäusor,  Golas  genannt,  welche  unter  der 
Regierung  von  Warron  Hastings  an  mehreren  Plätzen 
Indiens  errichtet  wurden,  um,  gleich  den  Kornkammern  der 
Pharaonen,  in  Zeiten  des  Überflusses  gefüllt  und,  wenn 
Mangel  hereinbrach,  geöffnet  zu  werden.  Diese  vorsorgendo 
Mafsregel  war  die  unmittelbare  Folge  einer  Hungersnot, 


welche  von  Ende  1783  bis  Anfang  1785  zuerst  das  ganze 
Gebiet  von  Lahoro  bis  zur  Westgrenze  von  Behar  und 
dann  das  Pandschab  entvölkerte.  Über  eine  Million  Men- 
schon sollen  allein  in  dem  letztem  Gohiot  im  Jahre  1785 
dem  Hunger  und  den  ihn  begleitenden  Seuchen  erlegen 
sein.  Dio  Mafsregeln  der  Ostindischen  Kompanie  kamen  zu 
spät;  und  jener  mächtige  Vorratsturm  konnto  seinem  Zweck 
erst  1874  dienen. 

Aber  schon  wenige  Jahre  nach  jener  Katastrophe  hatte 
der  Süden  zu  leiden.  Von  1790  bis  1792  brach  unsäg- 
liches Elend  über  Baroda,  Cutch  und  die  nördlichen  Di- 
strikte der  Präsidentschaft  Madras  herein.  Scharenweise 
wandorte  das  hungernde  Volk  über  die  Grenzen,  andre 
machten  ihrem  elendou  Dasein  ein  gewaltsames  Ende,  noch 
andre  bereiteten  sich  ein  schrocklichos  Mahl  uus  dem  Fleisch 
der  eigenen  Kinder.  Die  Regierung  Hofs  etwas  Reis  ver- 
teilen, verbot  die  Ausfuhr  von  Brotstoffen  und  beschäftigte 
zum  erstenmal  in  Indien  die  darbendo  Bevölkerung  bei 
Notarbeiten. 

Alle  diese  und  andre  bei  den  vielen  in  der  Folgo  auf- 
tretendon  Hungersnöten  getroffenen  Mafsregeln  entbehrten 
eines  wohldurchdachten  oder  wohl  auch  überhaupt  eines  Plans ; 
die  aufgewandten  Mittol  waren  auch  viel  zu  geringfügig, 
wo  os  sich  um  dio  monatolango  Unterstützung  von  Millionen 
menschlicher  Wesen  handelte,  dio,  von  jogUchon  Subsistenz- 
mitteln entblöfst , bei  aller  Genügsamkeit  doch  kolossale 
Massen  von  Nahrungsstoffen  verlangten.  Zu  jenen  frühen 
Zoiton  und  noch  bis  Uber  die  Mitte  unsres  Jahrhunderts 
hinaus  hätte  indes  der  beste  dor  Pläne  scheitern  müssen 
an  der  Unausführbarkeit,  welcho  der  Mangel  an  Kommuni- 
kationsmitteln mit  Notwendigkeit  auferlegte.  Erst  der 
Ausbau  des  indischen  Eisonbahnnetzos  ermöglichte  es,  den 
Überflufs  des  einen  Distrikts  don  entferntesten  darbenden 
Landosteiion  zuzuführon.  Aber  so  Bchncll  dieser  Ausbau 
auch  vor  sich  gegangen  ist  — Britisch-Indion  hatte  1855 
erst  350  und  am  31.  Mai  1885  schon  19  319  km  Eisen- 
bahnen — , er  hat  die  Leiden  der  Bevölkerung  wohl  in 
etwas  mildern  können,  sie  zu  beseitigen,  hat  er  keineswegs 
vermocht. 

Die  Anstrengungen,  welche  18(51  in  den  Nordwest- 
provinzen und  18CG  in  Orissa  gemacht  wurden,  waren 
weder  in  dem  oiuon  noch  in  dem  andorn  Falle  von  be- 
friedigenden Erfolgen  begleitot.  Und  doch  schätzt  man 
die  Zahl  der  damals  in  den  Nordwestprovinzen  unterstützten 
Menschon  auf  mindestens  eine  halbe  Million  und  die  Aus- 
gaben der  indischen  Regierung  allein  auf  750000  Pfund 
Sterling.  Und  obschon  in  Orissa  der  Versuch  gemacht 
wurde,  dor  bedürftigen  Bevölkerung  Arbeit  und  damit  dio 
Mittel  zum  Lebensunterhalt  zu  verschaffen,  ohschon  Almosen 
reichUch  ausgotoilt  wurden,  soll  doch  ein  Viertel  der  Be- 


Digitized  by  Google 


336 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


völkerung  dieser  Provinz  durch  Hunger  dahiugorufft  worden 
sein:  douti  hier  gab  es  koino  Kornvorräte,  auf  die  man 
zurückgreifen  konnte,  und  eine  Zufuhr  in  genügendem  Mufse 
war  weder  zu  Land  noch  zur  See  ausführbar. 

Die  Sympathien  Englands  hatten  sich  bislang  nktiv 
nicht  bethätigt.  Die  Presse  hatte  das  Ihrigo  gothan,  Mit- 
gefühl zu  erregen,  und  auch  im  Parlament  hatte  es  nicht 
an  Rednern  (vor  allen  Edmund  Burke  und  Macaulay)  ge- 
fehlt, welche  auf  Indiens  periodisch  wiederkehrende  Heim- 
suchung hinwiosen.  Aber  wenn  mau  auch  in  England 
selber  weiter  nichts  erreichte,  die  indischen  Behörden  wurden 
doch  zu  erhöhter  Aufmerksamkeit  und  angestrengter  Arbeit 
augeregt,  um  auf  dio  Zeichen  kommenden  Notstandes  zu 
achten  und , wenn  er  eingetreton , ihm  mit  aller  Kraft 
ontgegonzuarbeiten. 

In  Bengalen  und  Behur  folgten  auf  einen  dürftigen 
Regenfall  im  Herbst  1873  im  nächsten  Jahr  Frost  und 
trockne  Westwinde,  welche  die  Reisernto  zerstörten.  Die 
indische  Regierung  traf  sofort  dio  umfassendsten  Mafsregeln. 
Eine  Million  Tonnou  Reis  wurde  aus  Birma,  Madras,  den 
Nordwestprovinzen  und  dem  Pnndsclmb  zugeführt,  50  Meilen 
Eisenbahnen  gebaut,  um  der  Bevölkerung  Beschäftigung  zu 
geben,  Offiziere  und  Beamto  wurden  abkommandiert,  um 
die  Ausführung  goeignotor  Mafsregeln  zu  überwachon,  dio 
Privatwohlthätigkeit  auch  aus  England  selber  kam  der 
staatlichen  Wirksamkeit  bereitwillig  zuhilfe,  und  so  er- 
folgreich wurde  das  drohende  Elend  abgewandt,  dafs  kaum 
zwanzig  Menschen  starben.  Aber  es  kostete  der  indischen 
Staatskasse  6759  700  Pfund  Sterling.  Und  dabei  war  die 
Kalumität  auf  ein  verhältnismüfsig  kleines  Gebiet  beschränkt, 
das  durch  Eisenbahn  und  Flufsschiffahrt  unschwer  erreicht 
worden  konuto.  Das  bisher  für  unmöglich  gehultono  war 
aber  hier  doch  geschehen,  man  hatte  die  Hungersnot  bo- 
kümpft,  dio  früher  stets  gesiegt  hatte.  In  Cawnpur  waren 
1 J Millionen  Pfund  Sterling  durch  Subskriptionen  zusammen- 
gobracht  und  vorteilt  wordun,  täglich  wurden  1300  Personen 
gespeist,  aber  1200  Personen  starhon.  In  den  Nordwest- 
provinzen und  im  Pandschab  gab  man  1868 — 69  enorme 
Summen  aus,  und  doch  gingen  1 200  000  Menschenleben 
durch  die  Hungersnot  und  dio  sie  begleitenden  Krankhoiton 
verloron. 

Man  hat  die  indische  Verwaltung  des  Jahres  1874 
dor  Verschwendung  beschuldigt,  und  dafs  sie  durch  allzu 
bereitwillig  gewährte  Unterstützungen  das  moralische  Niveau 
der  indischen  Empfänger  erniedrigt  habe.  Aber  diese  An- 
klugen wordon  hinfällig,  wenn  man  erfährt,  dafs  dio  Almosen- 
empfänger  sofort  zu  ihren  Feldoru  zurückgesandt  wurden, 
als  der  lange  erwartoto  Regonfall  eintrat  und  die  Hoffnung 
auf  eine  ergiebige  Ernte  erweckte.  Dieser  Himmolssegon 
hätte  auch  ausbleihen  können , denn  mehr  als  ein  Teil 


Indiens  butte  boreits  eine  zweijährige  Dürro  erfahren ; es 
war  daher  dafür  gesorgt  worden,  dafs  im  Notfall  reichlicho 
Vorräte  an  Lobousmittoln  die  Rogierungsspeicher  füllten. 
Denn  die  Regierung  hatte  selber  die  Einfuhr  zu  besorgen, 
ein  Unternehmen,  das  bei  den  damals  bestehenden  Handels- 
verbindungen nicht  ohne  grofse  Schwierigkeiten  war.  Als 
nun  der  Eintritt  eines  fruchtreichen  Jahres  grofse  Vorräte 
in  den  Händen  des  Staates  liefs,  waren  grolso  Vorlusto 
unausbleiblich,  aber  diese  Verluste  liefsen  sich  durch  keine 
menschliche  Voraussicht  vermeiden.  Dio  Liberalität,  mit 
welcher  die  indische  Regierung  verfuhr,  orntete  ihr  den 
warmen  Dank  aller  einheimischen  Fürsten  und  Landbesitzer 
vou  Behar  ein,  sowie  den  der  British  Indian  Association 
of  Calcutta,  einer  Gesellschaft,  ausgezeichnet  durch  den 
Rang  und  die  Bildung  wie  durch  die  Unabhängigkeit  ihrer 
indischen  Mitglieder.  Die  Festigung  des  Bundes  zwisohen 
dem  herrschenden  Volke  und  den  Beherrschten  weit  über 
den  Herd  dos  Unglücks  hinaus  war  wohl  eines  solchen 
Opfers  wert. 

Dio  üungorsnot  von  1877  und  1878. 

Im  Sommer  1876  waren  im  ganzen  Dckkun  von  Puna 
bis  Bangalore  die  Regen  ausgeblielmn , welche  hier  der 
SUdwestiuonsun  iu  dor  Regel  bringt,  und  von  doren  Er- 
scheinen die  Ernte  absolut  abhängig  ist.  Im  Herbst  des- 
selben JahroB  brachte  der  Nordostmonsun  den  südöstlichen 
Distrikten  der  Präsidentschaft  Madras  nur  spärliche  Regen- 
schauer, und  in  diesom  ganzen  ausgedehnten  Gobiet  gingen 
dio  Ernten,  auf  welchen  die  Existenz  der  Bevölkerung  aus- 
schliei'slich  beruht,  ausnahmslos  zu  Grunde.  Schon  die  Ernte 
des  Vorjahrs  war  knapp  gewesen,  die  Vorräte  waren  auf- 
gezehrt und  bereits  im  November  des  Jahres  1876  begann 
Hungersnot  in  einigen  Teilen  Südindiens  auszubrechen. 

Die  Dürro  erstreckte  Bich  in  dor  Präsidentschaft  Bom- 
bay Uber  neun  Distrikte  im  Dekkan  und  den  Southern 
Mahratta-Distrikten  ; es  waren  dies  Kandesch,  Nasik,  Ahmed- 
naggar,  Punu,  Sholapur,  Saturn,  Kuladgi,  Belguum  und 
Dharwar  nebst  den  angrenzenden  Tributärstaaten  Kolhapur, 
Pbultun,  Akulkoto  und  Sawuntwari  mit  einer  Gcsamt- 
bevölkorung  von  rund  acht  Millionen  Soelen,  von  denen 
fünf  Millionen  unmittelbar  bctrolfon  waren.  Iu  dor  Präsi- 
dentschaft Madras  hatten  am  schwersten  zu  leiden  die 
Distrikte  Cuddapah,  Bellary,  Nellore,  Karnul,  Madura,  Nord- 
Arcot,  Salem,  Tschhingleput,  Coimbatore,  Kistna,  Tritschiua- 
pallv  und  Tandschore.  In  Muissur  und  oinigen  Teilen  des 
Huiderabad  wurden  achtzehn  Millionen  Menschen  betroffen ; 
die  Hungersnot  erstreckte  sieb  1877  auch  in  die  Nordwest- 
provinzen  und  Audh,  ins  Pandschab,  Radchputana  und  die 
Zentralprovinzen  hinein;  im  ganzen  wurde  ein  Areal  von 
257300  engl.  Quadratmeilcn , das  siud  666380  qkm  oder 


337 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


ein  Gebiet  gleich  zwei  Dritteilen  von  Europa  mit  nioht  weni- 
ger als  58'  Millionen  Menschen  von  der  Hungersnot  schwer 
berührt.  Gänzlich  verschont  bliebon  nur  Bengalen,  Assam 
und  Birma.  Aber  Bengalen  hatte  in  anderer  Weise  zu 
leiden ; das  sogen.  Burdwan-Fiebor,  der  Cyklon  von  Backer- 
gungo  und  die  denselben  begleitende  Cholera,  in  geringerm 
Mafse  spätere  Fieber  in  Nuddca  und  andorn  Distrikten  der 
Presidenoy-  Division  dezimierte  die  Bevölkerung  einzelner 
seiner  Teile  in  kaum  weniger  furchtbarer  Woise.  Ich 
werde  auf  diese  später  zurlickkommon. 

Sobald  die  ersten  Anzoichen  der  hereinbrechenden  Not 
eich  kundgabon , wurden  die  gröfsten  und  umfassendsten 
Mafsnahmen  ergriffen,  um  dio  Not  zu  bekämpfen;  die 
indische  Regierung  gab  die  Einfuhr  von  Getreide  gänzlich  , 
frei,  und  in  zwölf  Monatou  wurden  268000  Tonnen  zu 
Lande  und  166  000  Tonnen  zur  See  den  betroffenen 
Distrikten  zugeführt.  Wie  im  Jahre  1874  zeigte  das  oug- 
lischo  Publikum  auch  diesmal  die  lebhafteste  Teilnahme ; 
teils  durch  den  Lordmayor  von  London,  teils  durch  beson- 
dere Veranstaltungen  im  ganzen  vereinigten  Königreich 
wurde  die  Summe  von  800000  Pfund  Sterling  gesammelt 
und  nach  Indien  übersandt.  Indien  selber  wandte  die 
Summe  von  11  194  320  Pfund  Sterling  auf,  wenn  man 
2 Millionen  in  Anrechnung  bringt,  welche  den  Pächtern 
von  Regiorungsländeroien  erlassen  wurden *).  Die  Hungers- 
not dauerte  zwölf  Monate  (die  kürzeste  Zeit)  in  den  Nordwest- 
provinzen , zwoiundzwanzig  Monate  (dio  längste  Zeit)  in 
Madras.  Durchschnittlich  wurden  täglich  bei  den  vom 
Staat  begonnenen  Notarbeiten  877  024  Menschen  beschäf- 
tigt , 446  641  Personen  stellten  sich  täglich  ein,  um  die 
Almosen  des  Staats  zu  empfangen.  Daboi  war  die  Privat- 
wohlthätigkeit  unablässig  bemüht , weitere  Tausende  zu 
unterstützen.  In  Madras  stieg  im  September  1877  die  Zahl 
der  Unterstützungsbedürftigen  sogar  auf  2 591900  Seelen, 
von  denen  nur  654  581,  und  zwar  nur  nominell,  bei  Not- 
arbeiten angestellt  waren,  während  der  Rest  unentgeltlich 
Nahrung  erhielt. 

Dennoch  war  die  Sterblichkeit  eine  furchtbare.  Die 
Famine  Commission  nimmt  an,  dafs  von  einer  Bevölkerung 
von  197  Millionen , welche  sich  1877  in  den  betreffenden 
Provinzen  mit  britischer  Verwaltung  befand,  während  dieses 
und  des  nächstfolgenden  Jahres  5-}  Millionen  mehr  gestorben 
seien , als  in  gewöhnlichen,  von  keinor  Epidemie  heim- 
gesuchten Jahren.  Und  da  mit  Wahrscheinlichkeit  an- 
genommen werdon  könne,  dafs  sich  dio  Zahl  der  Geburten 
um  2 Millionen  verringert  habe,  so  lasse  sich  der  GoBamt- 
verlust  auf  7 bis  8 Millionen  veranschlagen. 

Allerdings  war  die  Hungersnot  nicht  die  alleinige 


*)  Heport  of  the  Indian  Famine  Comruiaiion,  Part  I,  p.  24. 
Petermanas  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Heft  XI. 


Ursache  der  Sterblichkeit.  Zu  derselben  Zeit  dezimierte 
die  Cholera  die  Reihen  der  Erwachsenen , die  Pocken  die 
Reihen  der  Kinder.  An  Cholera  allein  starben  in  der 
Präsidentschaft  Madras  357430,  in  Maissur  58  648,  in  der 
Präsidentschaft  Bombay  57  252  Personen.  Und  als  endlich 
der  Regen  kam , fiel  er  in  so  mafslosen  Mengen , dafs  er 
oft  die  neuen  Ernten  verdarb,  immer  aber  die  schon  ge- 
schwächten Körper  der  Eingebornen  empfindlich  traf.  Der 
Tod,  dor  kaum  von  seiner  Arbeit  gerastet  hatte,  begann 
nun  mit  Sumpffieber  sein  Werk  mit  neuer  Kraft.  Im 
Dekkan  kam  zu  den  vielen  Übeln  ein  weiteres  durch  un- 
geheuere Scharen  von  Ratten,  welche  weite  Strockon  von 
Getreidofoldern  verwüsteten  und  die  so  hoimgesuchten  Land- 
schaften zu  einer  Tiefe  des  Elends  brachten,  aus  wolchor 
sie  bis  heute  sich  nicht  haben  omporarbeiten  können.  Dieser 
Verkettung  von  unheilvollen  Umständen  mufs  man  Bich  er- 
innern, wenn  man  dio  Mortalitätsziffern  einer  Prüfung 
unterzieht. 

Dr.  Cornisb,  dor  Präsident  dor  Gesundheitsbehörde  in 
Madras,  hat  sehr  lehrreiche  Tabellen  zusammengestellt,  aus 
welchen  die  Einwirkung  dor  Hungersnot  auf  die  Geburts- 
und  Todesregister  sehr  deutlich  hervorgeht.  Im  Jahre  1876, 
als  bereits  Hungersnot  in  Gemeinschaft  mit  Cholera  sich 
fühlbar  machte,  wurden  in  Madras  632113  Geburten  und 
680381  Todesfälle  registriert.  Im  nächstfolgenden  Jahr, 
dem  eigentlichen  Hungoijahr,  fiel  die  Geburtenziffer  auf 
477  447,  während  die  Todesfälle  auf  1556  312  stiegen. 
Im  Jahre  1878  machte  sich  die  Hungersnot  durch  einen 
weiteren  Rückgang  der  Geburten  auf  348  346,  und  die 
immer  noch  sehr  hohe  Sterblichkeitsziffer  von  810  921  Todes- 
fällen bemerkbar.  Im  Jahro  1879  stiegon  dio  Geburten 
wieder  auf  476  307,  blieben  damit  freilich  immer  noch  weit 
unter  dem  Durchschnitt,  und  die  Todesfälle  gingen  auf 
548  1 58  herunter. 

Im  Anfang  des  Jahres  1878  wurde  ein  Versuch  ge- 
macht, die  Bevölkerung  der  einzelnen  Distrikte  zu  ermitteln 
und  dadurch  die  seit  1876  erlittenon  Verluste  durch  Hungers- 
not fcstzustollen.  Man  fand,  dafs  die  Bevölkerung  sich  ver- 
mindert hatte  in  Bellary  um  28  Prozent,  in  Karoul  um  27, 
in  Cuddapah  um  26,  in  Nellore  um  21,  in  Coimbatore  um 
17  und  in  Tschingleput  um  10  Prozent.  Die  Bevölkerung 
des  Distrikts  Salem  schätzte  man  1876  auf  2 129  832  Seelen, 
am  14.  März  1878  betrug  die  wirkliche  Einwohnerzahl 
1 559876  Soelon , es  fohlte  also  der  Ausweis  über 
569  956  Seelen  oder  27  Prozent  der  Bevölkerung  dieses 
einen  Distrikts,  und  hier  war  die  Huugorsnot  noch  nicht 
einmal  erloschen.  In  Maissur  hatte  die  Bevölkerung  um 
25  Prozent  abgonommen.  Li  Bombay  war  dio  durchschnitt- 
liche Sterblichkeitsziffer  32  909  gewesen,  aber  1876  — 77 
betrug  dioselbe  149  053,  und  die  Geburtenziffer  war  um 

43 


338 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


32054  gesunken.  Ähnliche  Resultate  ergaben  die  Er- 
mittelungen in  den  Nordwostprovinzon,  in  Audh,  im  Pand- 
sckab.  Dennoch  hat  nach  den  endgültigen  Ergebnissen  der 
Zensusaufnahme  vom  17.  Februar  1881  eine  Bevölkerung 
von  206  499  611  Seelen  in  einem  für  das  ganze  Gebiot 
durchschnittlichen  Zoitraum  von  9 Jahren  um  14  154  634  In- 
dividuen d.  h.  um  6,85  Prozent  zugenommen.  Wie  die  Er- 
gebnisse jetzt  vor  uns  liegen,  hat  sich  eine  solcho  Zunahme 
in  15  Gebieten  vollzogen,  während  in  nur  3 Gebieten  eine 
Abnahme  zu  verzeichnen  ist.  Nach  einer  von  dom  Chef 
des  Statistischen  BUreaus  zu  Kalkutta , W.  C.  Plowden, 
zusammongostellten  Tabelle J)  fand  diese  Zunahmo  in  den 
nachstehenden  Provinzen  und  Staaten  in  folgondon  Pro- 


Zwischen 
der  letzten 
und  der 
jetzigen 

Absolute 

Durch* 

scbnlttllcbe 

Provinzen  und  Staaten. 

ZaoAbiflc 

Jährliche 

Zählung 

verflossene 

Jabre. 

Prozenten. 

ln 

Prozenten. 

Zentr&jprovinxen,  Tributfrataaten 

ü 

62,88 

6,99 

Birma 

9 

86,02 

4,00 

Zentralprorinren,  brit.  Territorium  . 

9 

20,37 

2,74 

BCT.1T  . 

14 

19,98 

2,04 

Assam 

9 

18,5« 

1,79 

Adsehmir 

14 

16.24 

1,45 

Noniwestprotinzen,  Tributirzlaaten  . 

9 

16, IS 

1,71 

Bengalen 

9 

10.89 

1,18 

Barixla 

9 

9.00 

1,00 

Pandscbab,  brit.  Territorium  . . . 

13 

7,05 

0,57 

Nordwestprovinzen,  brit.  Territorium 

9 

6,00 

0,«« 

Cmg 

10 

5,94 

0,59 

Travancore  

e 

3,99 

0,44 

Bombay,  Tributarstaaten  .... 

9 

2,05 

0,W 

Audi, 

12 

1,48 

0,17 

Bombay,  brit  Territorium  .... 

9 

1,03 

0,11 

Diose  Ziffern  würden  für  die  vorstehenden  Gebiete  ein 
freilich  sich  in  weit  auseinander  gohenden  Verhältnissen 
bewegendes  Anwachsen  boweisen,  daß  dies  aber  zum  Teil 
nur  scheinbar  und  auf  eine  ungenaue,  nicht  die  ganze  Be- 
völkerung erfassende  Zählung  des  unmittelbar  vorher- 
gehenden Zensusjahres  zurückzuführen  ist,  wird  von  sämt- 


in  denen  allen  die  Hungersnot  mit  dor  gröfsten  Schärfe 
auftrat,  eine  Abnahme  der  Bevölkerung  stattgefunden.  Es 
wird  mir  möglich  sein,  dios  in  der  Folge  im  einzelnen  zu 
begründen.  Einen  entschiedenen  Rückgang  gegen  vorher- 
gegnngone  Zählungen  weisen  die  jetzigon  Ziffern  für  drei 
Staaten  nach.  Derselbe  betrug  in : 


Provinzen  und  Staaten. 


Maisrar 

Madras 

Cocbin 


Zwischen 
der  letzten 
und  der 
jetzigen 
Zahlung 
verflossene 
Jahr«. 

10 

10 

6 


Absolute 

Abnahmo 

Io 

Prozenten. 


17,19 

1,95 

0,14 


Durch* 

schnlttllcbe 

jährliche 

Abnahme 

In 

Prozenten. 

1,71 

0,13 

0,01 


Es  ist  nicht-  der  Zweck  dieser  Zoilon,  dio  Verläßlichkeit 
aller  dieser  Ziffern  näher  zu  heleuchten,  ich  habe  hier  allein 
mit  den  von  Hungersnot  ergriffenen  Distrikten  zu  thun ; nur 
darauf  sei  hingewiesen,  dafs  überall  die  Bovülkorung  der 
Tributärstauteu  in  weit  hölierm  Mafse  angewachsen  ist, 
als  dio  des  ihnen  politisch  übergeordneten  britischen  Terri- 
toriums, während  man  oft  gerado  das  Umgekehrte  ver- 
muten dürfte.  So  sollen  die  Tributärstaaten  der  Zentral- 
provinzen ihre  Bevölkerung  jährlich  um  nahezu  7,  die 
britischen  Territorien  die  ihrige  dagegen  nur  um  2,26  Pro- 
zent vormehrt  haben;  wie  wenig  verläfslich  aber  dio  Zahlen 
des  Zensus  von  1872  sind,  wird  an  don  betreffenden  Stellen 
klar  gezoigt.  So  kommt  auch  der  Zensusboamte  für  die 
Nordwestproviuzeu  zu  dem  Schluß,  daß  die  Bevölkerung 
dieser  Provinz  nicht,  wie  meine  oben  gegebenen  Ziffern 
anzeigen,  gewachsen  Bei,  daß  sie  vielmehr  nicht  unerheblich 
abgenommon  habe.  Auch  hier  war  die  Hungersnot  in  vielen 
Distrikten  anfgetreten. 

Das  Indian  Famino  Committee  hat  die  Verbreitung  der 
Hungersnot  in  Indien  und  ihre  Iutengität  graphisch  dar- 
geBtellt*),  es  bleibt  da  wenig  von  dom  ganzon  britischen 
Kaiserreich  ausgeschlossen.  Zioht  man  jedoch  nur  die  Pro- 


lichou  Zensusbeamten  zugegeben. 

Viel  wahrscheinlicher  hat 

viuzen  in  Betracht, 

in  welchen  dio  Hungorsnot 

besonders 

in  den  am  Fuß  der  Tabello  stehenden  Provinzen  und  Staaten, 

verderblich  auftrat, 

so  erhält  man  das  nachstehende  Bild : 

Provinz  oder  Staat. 

Von  Hungersnot  ergriffen 
oder  frei  davon. 

Bevölkerung  nach 
dam  vorherigen 

Bevölkerung 
nach  dem  Zensus 

Zn*  oder 
Abnahme. 

Zu-  oder 
Abnahme 

Zensus. 

von  1681. 

Absolut.  In 

Prozenten. 

• Maissur 

. Hungersnot  (1876 — 77)  . . . 

. . . 4 556  436 

4 686  460 

— 869  976 

— 18,19 

Frei  von  Hungersnot  ... 

499  728 

4-  752 

4-  i«<# 

Total  5 055  412 

5 186  188 

— «69  224 

—17,19 

Madras 

. Hungersnot  (1876—78)  . . 

. . . 13  684  508 

11  933  181 

— 1 751  327 

— 12,80 

Ftei  Ton  Hungersnot  . . . 

19  201  794 

4-1  288  430 

4-  74» 

Total  31  597  872 

31  134  975 

— 462  897 

— 1,46 

Bombay,  brit  Territorium  . . . 

. Hungersnot  (1876 — 78)  . . . 

6 009  030 

— 573  407 

— 8,T1 

Frsi  von  Hungersnot  ... 

10  445  384 

4-  742  185 

4-  7,45 

Total  IG  285  CSC  IG  454  414 

Nordwestprovinien Hungersnot  (1878 — 74  und  1876 — 78)  9 957  192  9 398  879 

Frei  von  Hungersnot 20  824  755  23  821  249 


-r  188  778 
— 658  313 
4-2  496  494 


4*  l.«a 

— 5,41 

4-n.» 


Total  30  781  947  82  720 128  4-1  938  181 

Audh Hungersnot  (1873— 74  und  1876 — 78)  4 866  815  4 632  498  — 334  317 

Frei  von  Hungersnot  ....  . . 6 354  136  6 856  243  4-  601  108 


Total  1 1 220  950 


-F  «.*<> 

— 6,87 

4-  7,8* 


11  387  741 


— 166  791 


4-  1,4» 


>)  Report  on  the  Consus  of  British  India,  Vol.  I,  p.  463.  — *)  Statement  exhibiting  the  moral  and  material  progreas  and  condition  of  India  dnring 
tbe  year  1882—83,  l’att  II,  Map  VIII. 


I 

I 


Digitized  by  Google 


339 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


Wir  gewinnen  hieraus  eine  gute  Übersicht  der  in  diesen 
fünf  Provinzen  nachweisbar  durch  Hungersnot  eingetretouen 
Verluste.  In  Madras  verlor  eine  Bevölkerung  von  13-J  Millionen 
12-i  Prozent,  während  in  den  andern  droi  Provinzen  oine 
Bevölkerung  von  21-}  Millionen  nahezu  7 Prozent  einbüfste. 
Verhältnismäfsig  am  schwersten  hatto  abor  unstreitig  Maissur 
zu  leiden,  das  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Distrikts  durch- 
weg die  empfindlichste  Einbufse  an  seinem  Bovülkorungs- 
bostaude  erfahren  mußte.  Ich  will  dies  für  die  einzelnen 
Gebiete  nun  näher  nackweisen. 

Die  betroffenen  Distrikte. 

Maissur  ist  ein  Land  von  mäfsiger,  aber  genügender 
Fruchtbarkeit.  Etwa  85  Prozent  dor  Oborüäche  sind  der 
trocknen  Kultur  gewidmet,  nur  etwa  15  Prozent  werden 
bewässert  und  mit  Keis  bestellt.  Muissur  produziert  in 
gewöhnlichen  Jahren  otwa  20  Prozent  Getreide  über  seinen 
Eigenkonsum.  Der  Ackorhauor  ist  hier  fast  ausschließlich 
auf  Regen  angewiesen,  wenn  auch  ein  nicht  unbeträcht- 
licher Teil  der  Bevölkerung  regelmäfsig  für  eine  Zeit  lohnen- 
den Verdienst  in  dem  benachbarten  Curg  sucht  und  findet. 
Es  folgt  daraus  mit  Notwendigkeit,  dafs  ein  Ausbleiben  des 
Regens  einen  Fehlschlag  der  Ernten  nach  sich  zieht. 

Dufs  irgend  ein  wirklich  harter  Mangel  infolge  von 
Dürre  das  Volk  von  Maissur  in  frühester  Zeit  getroffen 
habo,  darüber  liogen  irgend  welche  Naohrichten  nicht  vor. 
Allerdings  wurden  am  Ende  des  letzten  Jahrhunderts  infolge 
derlnvusionon  durch  fcindlioho  Truppen  und  die  systematische 
Verwüstung  ganzer  Landstriche , um  deren  Vormarsch  zu 
hemmen,  sowie  durch  die  gewaltsame  Verpflanzung  der 
Bevölkerung  verschiedener  Distrikte  Notstände  hervor- 
gerufen, welche  don  Untergang  von  Hunderttausondeu  zur 
Folge  hatten,  auch  wurde  Maissur  1824,  1833  und  zuletzt 
1866  gleichfalls  von  dom  Nahrungsmangel  berührt,  welcher 
in  Madras  so  traurige  Zustände  schuf;  dennoch  scheinen 
dio  Verlusto  au  Menschenleben  im  Gebiot  der  Maharadscha 
in  keinem  Falle  sehr  hedeutend  gewesen  zu  sein. 

Welche  Prüfungen  abor  auch  immer  Maissur  vor  1877 
zu  bestehen  hatte , sie  wurdon  völlig  in  den  Schatten  ge- 
stellt durch  die  Notstände  dieses  Jahres.  Sohon  im 
Jahre  1875  war  dor  Regeufall  dürftig  gewusen,  indessen 
halfen  die  Überschüsse  des  Vorjahrs  über  die  Not  hinweg; 
als  aber  uuck  1876  der  Regen  ausblieb,  und  nur  oin  Drittel 
der  gewöhnlichen  Erntemenge  eingebracht  wurde,  während 
auch  dio  benachbarten  Distrikte  von  Madras  und  Bombay 
zu  leiden  hatten,  begann  um  die  Mitte  des  Jahres  der 
empfindlichste  Mangel  sich  fühlbar  zu  machen,  und  im  Do- 
zombor  trat  wirkliche  Hungersnot  oin.  Die  Eisenbahnen 
brachten  täglich  500  Tonnen  Nahrungsmittel  (den  Bedarf 
für  900  000  Menschon),  aber  auch  die  Frühregen  von  1877 


waren  dürftig,  wachsende  Not  und  zunehmende  Sterblich- 
keit gingen  Hand  in  Hand,  und  erst  das  Ende  des  Jahres 
brachte  die  ersehnten  Schauer,  aber  doch  nur  in  halb  so 
grofser  Menge  als  in  früheren  Jahren  *).  Erst  mit  dem 
Anfang  des  Jahres  1879  liofs  dor  schwere  Druck  nach, 
welcher  auf  dor  lange  geprüften  Bevölkerung  gelastet  hatte. 
Die  Zählung  von  1881  ergab,  dafs  dio  Bevölkerung  des 
Staates,  welcho  1871  auf  5 055  412  Seelen  ermittelt  wurde, 
in  10  Jahren  sich  um  869  224  Individuon  vermindert  butte 
und  nun  4186188  Seelen  botrug.  Mau  hat  berechnet, 
dafs  in  Madras  wie  in  Bombay  die  Volksvermebrung  in 
normalen  Jahren  0,8  Prozout  beträgt,  und  es  läfst  sieh  bei 
den  sehr  ähnlichen  Verhältnissen  ein  gleichor  Prozentsatz 
auch  für  Maissur  wohl  unnohmcn.  Danach  müßte  die  Be- 
völkerung dieses  Staates,  wäre  die  Hungersnot  nicht  oin- 
getroten,  im  Zonsusjahro  5474678  Scolon  betragen  haben; 
dor  wirklioh  erlittene  Verlust  wäre  demnach  1288490  In- 
dividuen3). Und  dies  unter  der  Annahme,  daß  der  frühoro 
ZonBUS  die  Bevölkerung  richtig  angah,  was  durchaus  un- 
wahrscheinlich ist,  vielmehr  blieb  derselbe  sicherlich  be- 
deutend hinter  der  Wahrheit  zurück. 

Die  Hungersnot  trat  vornehmlich  im  Norden  ein,  wäh- 
rend die  südlichen  Distrikte  Schimoga,  Kadur  und  Maissur, 
zum  Teil  auch  Hassan  viel  sogenanntes  Malwad -Land  ent- 
halten, d.  h.  Land,  das  mohr  odor  weniger  mit  Waldwuchs 
bedeckt,  gut  bewässert  und  nahe  den  westlichen  Ghats  ge- 
legen, und  somit  dem  Einfluß  des  Südwost- Monsuns  unmit- 
telbar ausgesetzt  ist. 

Maissur  ist  gegenwärtig  (soit  1883)  in  sechs  Distrikte 
(Bangalore,  Kolar,  Tumkur,  Maissur,  Schimoga  und  Kadur) 
eingeteilt,  zur  Zeit  des  Zonsus  bestanden  indes  acht  Di- 
strikte, und  dioso  lassen  sich  nach  dem  mehr  oder  wouigor 
intensiven  Auftreten  der  Plage  in  folgender  Weise  gruppieren: 

Berolkcrnng  Abnahme 


Schwerts  Hnngersnot 


Distrikt 

Bangalore  . 
llaseum  . . 

Kolar  . . 

Tstehitaldrog 
Tumkur 


1871 

828  36« 
668417 
618  964 
631 360 
632  239 


1881  Absolut  ln  Pros. 
669  139  169  916  19,» 
132  611  19,80 
157  825  25,50 
155  050  29,18 


535  800 
461  129 
376  310 
413  183 


219  050  34,05 


Summe  3 279  324  2 455  667  823  767  25,11 


MiCsige  Hungersnot  j 


Maissur 
Kadur  . 


943  187 
333  925 


902  566 
328  827 


40  621 
5 598 


4,11 

1,47 


Summe  1 277  112  1 230  893 


Sehr  roiCrige 
Hungersnot 


. Schimoga 


498  976  499  728 


46  219  3,42 

Zunahme 
Absolut  In  Pros. 

752  0,1* 


Der  Zensusberieht  für  Maissur8)  macht  die  Bemerkung, 


>)  Lord  Lyttons  Bericht  an  die  englische  Kegierung,  14.  Korbr.  1878. 
2)  Vgl.  Report  nn  the  Censu»  of  British  India,  Vol.  1,  p.  456;  da- 
gegen berechnete  der  1878  erhobene  Teatsensus  den  Verlust  aut  1 050  000 
Seelen  (Report  on  the  Mysore  Census,  p.  38). 

*)  Report  on  the  Mysore  Census  of  1881  by  Lewis  Rice,  C.  F.  E., 
Bangalore  1884. 

43* 


Digitized  by  Google 


340 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


dafs  bei  einem  Vergleich  der  Distrikte  mit  einander  die 
Stadt  Bangalore  mit  ihrem  Kantonnement  passender  auszu- 
schliesen  sei.  Ihre  Bevölkerung  betrug  1871  : 142513  und 
1881:  155857  Seelen.  Bringe  man  diese  Zahlen  in  Ab- 
zug, so  zeige  der  Distrikt  Bangalore  eine  Abnahme  von 
172  559  Seelen  (1871:  G85  841  gegen  1881:  513  282), 
also  sogar  um  25,1«  Prozent1). 

Madras.  Die  Bevölkerung  der  Präsidentschaft  mit  Ein- 
scblufs  des  Pudukota- Territoriums  und  der  beiden  kleinen 
Staaten  ßanaganapalle  und  Sundur,  aber  ohne  die  Taluks 
ßbadrachalam  und  Kekapalle,  welche  am  23.  Januar  1874 
von  den  Zentralprovinzen  abgelöst  und  zum  Distrikt  Qodavery 
geschlagen  wurden*),  war  17.  Februar  1881:  31  134975 
Seelen  stark  gegen  31597  872  Seelen  im  November  1871; 
sie  hatte  also  in  9-1-  Jahren  um  462897  Seeion  oder  1,46 
Prozent  abgenommen. 

In  der  That  ist  die  Abnahme  der  Bevölkerung  bedeu- 
tend gröfser,  da  der  friihore  Zensus  anerkanntermafsen  un- 
genau war.  Man  glaubt  mit  gutem  Grund  annehmon  zu 
dürfen,  dafs  nahezu  eine  halbe  Million  Personen  weiblichen 
Geschlechts  nicht  gezählt  wurden , und  dafs  in  den  Berg- 
ländern auch  die  männliche  Bevölkerung  nur  ungenügend 
verzeichnet  wurde.  Dr.  Cornish,  welcher  den  Zensusbericht 
für  1871  herausgab,  behauptete,  dafs  die  weibliche  Bevöl- 
kerung überall  zu  niedrig  angegeben  sei,  dufs  das  Verhältnis 
des  männlichen  Geschlechts  zum  weiblichen  nicht,  wie  dor 
Zensus  ermittelte  500 t 49S , sondern  vielmehr  491:505 
per  Tausend  sein  müsse.  Es  erschien  ihm  ferner  wenig 
glaubhaft,  dafs  die  flottierende  Bevölkerung  nur  125  880 
ausmachen  solle,  und  in  der  That  ist  sicher  diese  Ziffer  viel 
zu  gering,  denn  1881  ergab  der  Zensus  die  Zahl  618728. 
Der  Deputy  Superintendent  des  Zensus  iu  Madras,  Lewis 
Mac  Iver,  glaubt  dahor,  dafs  488  800  Personen  weiblichen 
Geschlechts  und  359  779  Personen  der  flottierenden  Bevöl- 
kerung bei  der  Zonsusaufnahme  von  1871  ganz  ausgelassen 
seien.  Danach  hatte  sich  die  Bevölkerung  der  Präsident- 
schaft (ohne  die  beiden  obon  genannten  Taluks)  für  1871 
um  rund  1310000  Seeion  verringert. 

Das  ist  der  faktische  Rückgang,  die  Differenz  zwischen 

!)  Die  SUdteberhlkeruog  dci  Stalle»  hat  «ich  in  folgender  Weile  ver- 
fndert : 


1871 

1881 

Zu*  oder 
Abnahme 

Bangalore  . . . 

. 142  613 

155  857 

4-  8.5  Proz 

Mtusor . . . . 

60  292 

+ * . 

SchimogA  . . . 

1 1 034 

12  040 

+ 8.3  . 

Seringapatau)  . . 

. 10  594 

11  734 

-1-  9.7  . 

Kolar  . . . . 

lt  172 

+11,1  - 

Tu  inkur . . . . 

9 909 

-11.2  . 

Tsthilk  Ballapur  . 

9 882 

9 133 

— 7.5  . 

Tsehamapatua  . . 

8 896 

8 865 

— 0,1  , 

Tarhikmagalur . 

. 4 4C3 

7 088 

+-37,0  , 

Dod  Ballapur  . . 

. 7 449 

7 032 

— 5.«  . 

*)  Imperial  (,'onsua  of  1881.  Operation«  and  Uuulta  in  the  l'reiideney 
ot  Madras.  Yol.  I,  p.  14. 


der  Ziffer  des  letzten  Zensus  und  der  korrigierten  der  vor- 
hergehenden Zählung.  Eine  weitere  Frage  ist  die,  welche 
Höhe  die  Bevölkerungsziffer  erreicht  haben  würde,  wäre  die 
Hungersnot  nicht  dazwischengetreten.  Dr.  Cornish  stellt 
folgende  Berechnung  auf: 


Zensusbevölkerung  1871  31697  872 

Daiu  ungesiblle  weiblich»  Bevölkerung 488  800 

Deagl.  die  Monierende  Bevölkerung 359  779 


Wirkliche  Bevölkerung  1871: 
Zuwaehi  von  0,7*1  Prot,  jährlich  für  9 Jahre 

32  446  451 
2 466  181 

Qucbklxt«  Bevölkerung  1881 : 

Zenrosbevnlkerung  1881 

Davon  ab  Bevölkerung  de«  Denen  Territorium» 

34  912  632 
31  170  631 
35  656 

Rest 

Dazu  Gberscbufs  der  Einwanderung  Uber  die  Auswanderung  . 

31  134  975 
226  243 

Wirkliche  Bevölkerung  188t: 

31  36t  218 

Differenz 

3 551  414 

Die  Hungersnot  erstreckte  sich  nicht  über  die  ganze 
Präsidentschaft,  13  Distrikte  blieben  verschont,  während  8 mit 
dem  Pudukota-Territorium  und  den  einheimischen  Fürsten- 


tümern Banaganapallo  und  Sundur  davon  betroffen  wurden. 
Aber  auch  in  den  erstem  machten  sich  die  Einwirkungen  der 
Hungersnot  bemerkbar,  überall  herrschton  hohe  Nahrungs- 
preise und  Mangel.  Waren  hier  auch  keine  wirklichen  Ver- 
luste an  Menschenleben  zu  verzeichnen,  so  stieg  doch  die 
Bevölkerungsziffer  nicht  in  dem  Mafse , welchem  sie  unter 
normalen  Verhältnissen  gefolgt  sein  würde.  Eine  geringere 
Zahl  von  Geburten,  eine  gröfsere  Sterblichkeitsziffer  waren 
die  notwendige  Folge  der  eingetretonen  Kalamität  Diesen 
Einflufs  läfst  auch  die  nachstehende  Zusammenstellung  er- 


kennen. 


Distrikte. 

Bevölkerung. 

Zn- 

odor  Abnahme. 
Absolut  In  Prozent 

1)  Frei  ton  Hungersnot 
Gandsebam . . . 

1871 

l 520  088 

1881 

1 749  604 

+- 

229  516 

+-15,10 

VixAgaptttam  . 

2 159  199 

2 485  141 

4- 

335  942 

+-15,09 

Godavery  • . 

1 592  939 

1 755  856 

+ 

162917 

+-10.»* 

Kistna  . . . 

1 452  374 

1 548  480 

4- 

96  106 

4"  M* 

Tacbiugelput  . 

938  184 

981  381 

4- 

43  197 

4*  4, CO 

Sudarcot  . . 

1 765  817 

1 814  738 

+ 

58  921 

4-  3.3a 

Taudschor  . . 

1 973  731 

2 130  383 

■4* 

156  652 

+-  7,84 

Tritsehinapalir . 

1 200  408 

1 215  033 

+ 

14  625 

4-  i»w 

Tinnewelly  . . 

1 693  959 

1 690  747 

+- 

5 788 

+-  0,*4 

Nilgins  . . . 

49  501 

65  594 

+- 

16  093 

+-32,51 

Malabar . . . 

2 261  250 

2 390  475 

+- 

129  225 

+-  5,71 

Südcanara  . . 

918  362 

959  514 

+- 

41  152 

+-  4.4» 

Madras,  Stadt  . 

397  552 

405  848 

4- 

8 296 

+-  2,09 

Total 

17  913  364 

19  201  794 

+-I  288  430 

+-  7.19 

Hnngorenotdistrikt» 

Nellor  .... 

1 376811 

1 220  236 

— 156  575 

— 11.ST 

Cudd&pah  . . . 

1 351  194 

1 121  038 

— 230  156 

— 17.0» 

Karnul  .... 

959  640 

709  305 

— 250  335 

— 26.oe 

Bellarv  .... 

1 666006 

1 336  696 

— 331  310 

— 19P» 

Nordarcot  . . . 

2 015  278 

1 817  814 

— 197  464 

— 9,*0 

Maduru  .... 

2 266  615 

2 168  680 

— 97  935 

— 4»S7 

Salem  .... 

1 966  995 

1 599  596 

— 367  400 

— 18,*8 

Coimbator  . . . 

1 763  274 

1 657  690 

— 106  584 

— 5,99 

Total 

13  367  813 

11  631  054 

— 1 736  759 

—•I2.fr* 

Pudukota-Territnrium 

316  695 

302  127 

— 14  568 

— 4.  CO 

Total  für  die  Hungere- 

notdiatrikte  . . 

. 

13  684  508 

11  933  181 

— 1 751  327 

— l2.»o 

Total  für  die  Provinz : 

81  697  872 

31  134  976 

— 462  897 

— 1,4* 

Digitized  by  Google 


Nachrichten  von  Dr.  Emin-Bei. 


341 


Aber  auch  in  den  Distrikten,  welche  in  der  obigen  Tabelle 
als  frei  von  Hungersnot  (non-famine  districts)  bezeichnet 
worden,  und  in  denen  eine  faktische  Zunahme  der  Bevölke- 
rung atattgefundon  bat,  ist  die  Bovölkerungszitfer  mit  Aus- 
nahme von  fünf  (Gandscham,  Vizagapatara,  Godavery,  Tand- 
sebor  und  Nilgirw)  bedeutend  hintor  dem  zurückgeblieben, 
was  sie  unter  normalen  Verhältnissen  hätte  sein  sollen.  Für 


zahlreichen  Bekehrungen  zurUckgefUhrt  wird.  Die  hauptsäch- 
lichen Rassen  zeigten  folgende  Bewegung: 


1871 


lg81  Za-  oder  Abnahme. 

Abtolat  la  Prozent 


Hindu 29  160807  28462  941  —697  866  — 2.» 

Mohammedaner  . • . 1 866  363  1 932  910  -f-  66  647  -f  8,47 

Kinetbom«  Chrut*n  . 804  209  678  338  4-174  129  -y-24,14 

Earopäer 14  661  10  838  — 3 723  —25,57 

Kunuier 26  450  21  892  — 4 558  —17.« 


jene  Klasse  von  Distrikten  beträgt  das  Defizit  nach  einer 
zuverlässigen  Berechnung  29  207  Seelen  oder  0,16  Proz.1). 
Aber  dieses  Defizit  wird,  wie  oben  ausgeführt,  noch  bedeu- 
tend gröfser,  wonn  wir  an  die  Auslassung  eines  grofsen 
Teils  der  flottierenden  und  der  weiblichen  Bevölkerung  denken. 
Dafs  die  letztem  Auslassung  wirklich  stattgefuuden  hat,  das 
können  wir  aus  der  Zunahme  der  mohammedanischen  Be- 
völkerung schliefsen  (es  sind  da  allerdings  noch  andre  Mo- 
mente bestimmend),  während  das  Anwachsen  der  christlichen 
Bevölkerung  auf  die  gerade  während  der  Hungersnot  sehr 


7)  Operation»  and  BeralU  in  the  I’rwiilency  of  Madras  by  Lewis  Me  Ircr. 
VoL  I,  p.  26. 


Als  die  Hungersnot  endgültig  aus  dem  Distrikt  ver- 
schwunden war,  machte  die  indische  Regierung  den  Ver- 
such, den  Verlust,  welchen  die  Bevölkerung  durch  Todesfällo 
erlitten  hatte,  annähernd  zu  bestimmen,  und  gelangte  dabei 


für  die  nachstehenden  Distrikte  zu  folgenden  Resultaten : 


Normal«  Hierb- 
lichkcttaxltTcr  im 

Todesfälle  im 

Zunahme 

Durchschnitt  von 

Jahr  l(f77 — 78 

In  Proxonl 

Stiem  (Uex.  1876  bi»  Pein. 

6 Jahren 
1878)  63  183 

204  019 

222,6 

Bellary  (Guty)  . . . . . 

17  067 

278,4 

Kam  ul  (Nandikoskur)  . . . 

16  261 

435,0 

Ouddtpth  (MuUnapilly  . . 

4 490 

16  095 

260,4 

Nelloi  (Qsdar) 

6 173 

210,3 

Coimbator  (Palladam)  . . . 

5 110 

14  099 

175,9 

Tue  hin  gol  put  (Pon«ri) . . . 

7 160 

157,9 

(8chlaf»  folgt) 

Nachrichten  von  Dr.  Emin-Bei. 


Mohr  alB  drei  Jahre  sind  verflossen , seitdem  die  letz- 
ten direkten  Nachrichten  von  Dr.  Emin-Bei,  dom  rUhrigon, 
unermüdlichen  Erforscher  des  Nil- Quellgebietes,  dem  ener- 
gischen und  erfolgreichen  Verwalter  der  ägyptischen  Äqua- 
torialprovinzen, nach  Europa  gelangten.  Am  14.  April 
1883  hatte  das  letzte  ägyptische  Dampfschiff  Ladb  verlas- 
sen; bereits  am  29.  Mai,  also  nach  45  Tagen,  traf  die 
Post  aus  dem  fernen  Süden  in  Kairo  ein.  Allgemein  wurde 
diese  schnelle  Beförderung  als  ein  bedeutsamer  Fortschritt 
in  der  Verbindung  mit  dem  Innern  Afrikas  begrüfst,  aber 
leider  sollte  mit  diesem  Fortschritt  auch  diese  Route,  welche 
einen  so  verheifsungsvollcn  Ausgangspunkt  Air  die  fernere 
Erforschung  Zentralafrikas  zu  werden  versprach , seitdem 
verschlossen  bleiben.  Der  damals  schon  ausgebrocheno 
Aufstand  des  Mahdi  griff  weiter  um  sich ; dor  von  Hicks- 
Pascha  unternommene  Feldzug  nach  Kordofan  fund  in  der 
Schlacht  von  Knschgil  einen  unglücklichen  Ausgang,  und 
bald  befand  sich  ganz  Kordofan  und  Darfur  in  den  Hän- 
den der  Aufständischen.  Der  letzte,  im  Juli  1883  von 
Cbartum  nach  dem  Balir-el-Gasal  abgefahrene  Dampfer  „Is- 
matlia“  war  auf  dem  Rückwege  im  Januar  1884  nur  mit 
genauer  Not  den  Rebellen  entkommen.  Mit  diesem  Dam- 
pfor,  wolchor  die  letzten  Briefe  von  Dr.  Junker  brachte, 
kam  auch  die  letzte  Kundo  über  Dr.  Emin-Bei,  welcher 
damals  am  Uello  im  Monbuttu- Lande  weilte,  nach  Europa. 
Der  erfolgreiche  Kampf  des  Mahdi  gegen  dio  ägyptischo 
Herrschaft,  welche  mit  der  Einnahme  von  Khartum  im 
Januar  1885  und  dem  Rückzüge  des  englischen  Entsatz- 
heeres aus  Dongola  für  lange  Zeit  ihr  Ende  erreichte, 
machte  jede  fernere  Verbindung  mit  den  ägyptischen  Äqua- 
torialprovinzen unmöglich. 


Auch  ' Uber  Sansibar,  durch  Vermittelung  der  englischen 
Missionare  in  Uganda,  gelangten  keine  zuverlässigen  Nach- 
richten über  die  am  obern  Nil  abgeschnittenen  Forscher 
Dr.  Emin-Bei,  Dr.  Junker  und  Kapit  Casati  nach  Europu; 
die  Missionare  selbst  erfuhren,  da  sie  von  dem  mifstraui- 
schen  jungen  Herrscher  Muanga,  dem  Nachfolger  Mtesas, 
an  einer  direkten  Verbindung  mit  Emin  gehindert  wurdon, 
nur  unsichere,  widersprechende  Kunde  Uber  seinen  Aufent- 
halt. Ganz  besonders  hatte  es  überrascht,  dafs  es  Emin- 
Bei  nicht  gelungen  war,  seinen  Rückzug  nach  Unjoro  und 
Uganda , mit  deren  Horrscliern  er  in  freundschaftlichem 
Verkohr  gestanden  hatte , zu  bewerkstelligen  und  so  sich 
und  seine  Geführten  vor  dem  Ansturmo  der  Mahdi-Anhänger 
in  Sicherheit  zu  bringen.  Die  Erklärung  bietet  der  durch 
Vermittelung  des  englischen  Konsulates  in  Sansibar  und 
des  englischen  Ministeriums  der  Auswärtigen  Angelegen- 
heiten am  28.  Oktober  in  Gotha  eingetroffene  Brief  Emins, 
durch  welchen  die  begründete  Besorgnis  um  die  Sicherheit 
des  erprobten  Reisenden  aufs  neue  wachgerufen  wird.  Von 
Wadela'i  hatte  dieses  Schreiben  Dr.  Junker  mitgenommen, 
welches  derselbe  wahrscheinlich  nach  seiner  Ankunft  am 
Victoria- See  vorausgesandt  hatte. 

Trotz  dor  nun  dreijährigen  Isolierung,  trotzdem  die 
Zufuhr  von  Vorräten  aller  Art  vollständig  abgeschnitten 
ist,  bat  Dr.  Emiu-Bci  seine  Herrschaft  gegon  die  Angriff» 
der  Rebellen  aufrecht  zu  erhalten  gewufst,  wahrlich  oin 
rühmliches  Zeugnis  für  seine  Umsicht  und  Entschlossenheit, 
dabei  auch  für  die  Begabung,  mit  welcher  er  die  seiner 
Herrschaft  unterstellten  Völkerschaften  durch  gerechte  Be- 
handlung an  sich  ketten  und  selbst  in  den  Zeiten  grofser 
Gefahr  sich  treu  zu  erhalten  wufste.  Dr.  Emin-Bei,  welcher 


342 


Nachrichten  von  Dr.  Emin-Bei. 


buroits  12  Jahre,  darunter  8 Jahre  als  Gouverneur  in  den 
Äquatorialprovinzen  weilt,  hat  auch  jetzt  noch  nicht  dio 
Absicht,  seine  Provinz  aufzugeben,  sondern  nur  im  äufsor- 
sten  Notfälle  will  er  seinen  Rückzug  an  die  Ostkiiste  fort- 
setzon,  in  welchem  Entschlüsse  er  durch  seine  optimistische 
Auffassung  der  Lage  in  Unganda  bestärkt  wird. 

„Wadelai  *),  1.  Januar  1886. 

„Zunächst  meine  herzlichsten  Wünsche  zum  eben  be- 
ginnenden Jahre,  Wünsche,  die  Sio  jedenfalls  etwas  spät 
erreichen  dürften , aber  darum  um  so  aufrichtiger  sind. 
Möge  Ihnen  wenigstens  das  neue  Jahr  alles  miiglicho  Gute 
und  Liebe  hringon. 

„Seit  ich  das  letzto  Mal  mir  gestattete,  Ihnen  zu  schrei- 
ben, sind  ereignisvollo  Jahre  Uber  uns  dahingorauscht,  und 
auch  Sie  mögen  uns  alle  wohl  längst  zu  den  Verschollouon 
und  Verstorbenen  gezählt  haben.  Es  hat  aber  so  nicht 
sein  sollen,  und  wir  fechten  den  harten  Kampf  gegen  wi- 
drige Schicksulsschläge  immer  noch  fort : aufgegehen  und 
verlassen  von  unsrer  eignen  Regierung,  abgeschnitten  von 
aller  Welt.  Meine  Handvoll  Leute  und  besonders  meine 
Negortruppon , nackt  und  am  Nötigsten  Mangel  leidend, 
oft  monatelang  auf  eine  Hnudvoll  Durra  angewiesen,  haben 
bis  heute  durch  ullo  Anfechtungen  und  Drangsale  treu  zu 
mir  gestanden , und  mit  Gottes  Hilfe  wollen  wir  uns  zu- 
sammen unsern  Weg  bahuou,  auch  wenn  von  Norden  her 
uns  keinerloi  Hoffnung  mehr  bleibt. 

„Mein  armer  Freund  Lupton  ist,  nachdem  er  zwei 
Jahro  laug  sich  wacker  herumgeschlagon , schliefslich  von 
den  Hordeu  dos  Pseudo -Mahdi,  Mohammed  Ahmed,  in  sei- 
ner Provinz  angegriffen  und,  durch  den  Verrat  seiuer  eig- 
nen Leute  zur  Cborgubo  gezwungen,  nach  Kordofan  ubge- 
führt  worden.  Was  weiter  aus  ihm  geworden,  vormag  ich 
nicht  zu  sagen*).  Ich  selbst  habe  mich  einom  ähnlichen 
Schicksale  nur  durch  List  uutzogen  und  dadurch  Zeit  ge- 
wonnen, alle  aufsenliegenden  Stationen  aufzugebeu,  moiuo 
Leute  zu  konzentrieren  und  schliofslich  den  Anprall  dor 
Rebellen  zu  erwarten.  Ich  habe  violo  Leute  verloren,  brave 
Menschen,  die  ein  besseres  Los  vordient  hätten,  als  sich  für 
nichts  uud  wieder  nichts  zu  opfern.  Trotzdem  hoffe  ich 
immer  noch  stark  gonug  zu  sein , um  mir  nötigen  Falls 
meinen  Weg  nach  Süden  mit  Gewalt  zu  bahnen.  Es  wird 
dazu  aber,  denke  ich,  nicht  kommen.  Sie  keuuou  ja  meine 
alten  freundschaftlichen  Beziehungen  zu  den  Herrschern 
von  Uganda  und  Unjoro,  und  ist  auch  Mtesa  jotzt  nicht 
mehr  am  Leben  und  sein  Nachfolger  Muanga  mir  uicht 
porsüulich  befreundet,  so  wird  sich  doch  mit  Hilfe  meines 
ulten  Frouudos  Katikro  Pokiuo  uud  schliefslich  durch  Vor- 
mittelung dor  Missionare,  falls  solche  noch  in  Uganda  sind, 
manches  thun  lassen3).  Was  Unjoro  betrifft,  so  ist  es  mir 
schon  geluugou , mit  Kabrega  mich  ins  Einvernehmen  zu 
setzen , und  er  ist  so  freundlich  gewesen , mir  wiederholt 

!)  WadelaT  ixt  ägyptische  Station  am  obern  Bihr-cMirbsl,  wenig  unter- 
halb seine«  Ausfluss«»  au»  dem  Albert -Sec,  ca  2°  46'  N\  Br.;  ».  Pcterra. 
Mitteil.  1882,  Taf.  15. 

’)  tb»  Oefangannahmo  Lupton*  wurde  bereit«  am  4.  November  1884 
von  Gonton  au»  Khartum  gemeldet;  Mitte  188«  befand  «ich  Lupton,  nach 
Mittcünngen  aus  Dongola,  uoch  als  Gefangener  in  Omdurruaua. 

*)  Kroin  - Bei  befand  «ich  demnach  bei  Atacndung  eeiuea  Briefen  in 
1 nlceontni.i  Uber  die  gänzlieh  geänderten  Verhäitniaae  in  Uganda.  Der 
junge  Herrscher  Muanga,  wolchor  eich  völlig  von  arabischen  Einflüsterungen  be- 


liebe Briefe  zu  senden,  mich  einzuladen  und  auf  meine 
Bitte  Stoffe  hierher  zum  Vorkauf  zu  schicken.  So  werde 
ich  meine  Leute  nach  und  nach  wieder  kleiden  können,  und 
das  wird  ihnon  Mut  zum  Ausharron  machen. 

„Morgen  gehen  unser  Apothoker  und  auch  I)r.  Junker 
zu  Kabroga,  — jener,  um  dort  als  mein  Vertreter  sich 
ansässig  zu  machen,  dieser,  hoffentlich  um  nach  kur- 
zem Aufenthalte  nach  Uganda  zu  guheu  uud  unsre  Post 
— auch  diesen  Brief  — nach  Sansibar  zu  sonden.  Dr. 
Junker,  welcher  herzliche  Grüfse  sendet,  war  uoch  vor 
Anbruch  deB  eigentlichen  Krieges  am  Bahr-ol-Gasal  zu  mir 
gekommen;  in  der  letzten  Zeit,  als  eB  auch  bei  uns  anfing, 
unsicher  zu  werden,  hat  er  lange  bei  Chef  Anfina  gelebt. 
Soino  ganzen  Sammlungen  vom  Bahr-el-Gnsal,  teilweise  aus 
dou  forneu  westlichen  Gebieten,  dio  nun  für  Jahrzehnte 
vorschlosson  sein  dürften , sind  leider  verloren  gegangen ; 
seine  grofsartigen  geographischen  Arbeiton,  zu  denen  ich 
ihm  als  dor  orste  Glück  wünschon  durfte , sind  gerettet, 
und  bringt  er  diosolbeu  mit  sich.  Sie  werden  also  für  dank- 
bare Arbeit  Stoff  findon. 

„Auch  Kapitän  Casati  kam  noch  vor  Thorcsschlufs,  d.  h. 
vor  Anbruch  des  Krieges  in  dieser  Provinz,  aus  Moubuttu 
nach  Makrakä  und  von  du  nach  Ladö,  von  wo  er  mir  hierher 
gefolgt  ist  und  nun  besserer  Zeiten  und  sichererer  Wego 
harrt.  Auch  er  hat  seine  Arbeiten  mit  sich  gebracht. 
Beide  Forscher  haben  in  die-eu  trüben  Zeiten  wohl  manche 
Entbohrung  sich  uuferlegen , wohl  manches  Ungemach  be- 
stellen müssen,  — es  war  ebon  beim  besten  Willen  nicht 
anders  möglich.  Wir  habuu  oben  jeder  sein  Teil  zu  tragen. 

„Was  rnioh  selbst  betrifft,  so  bin  ich  im  Juhro  1883  in 
Monbuttu  gewesen  uud  hubo  dort,  leidor  nur  kurze  Zeit, 
besonders  zoologisch  gearbeitet.  Der  geographische  Teil 
meiner  Arbeit,  sowie  oiu  audror  Vorsuch  zu  Bciträguu  zur 
Zoo-Geographie  unsres  Landes  liogen  für  Sio  boroit  und 
folgen,  sobald  ich  nicht  den  Vorlust  der  Briofe  zu  befürch- 
ten habe.  Ebenso  habe  ich  für  Sie  eine  Manuskriptk&rto 
von  Lupton  *),  die  er  Ihnen  znzuseuden  mich  ersuchte,  und 
welche  von  Junker  nicht  besuchte  Gebiete  behandelt,  also 
eine  Ergänzung  zu  dessen  Reisen  hildet.  Aufserdem  liegen 
meteorologische  Beobachtungen  für  Ladö,  1-J-  Jahro  umfas- 
send, Ruguumessungon,  Ilöheubestimmungeu  ebenfalls  bereit, 
uud  sotzo  ich  wuuigsteus  die  meteorologischen  Beobach- 
tungen auch  hier  regelmüfsig  fort,  Dafs  ich  in  der  letzten 
Zeit,  die  durch  dio  Sorge  für  das  tägliche  Brot  meiner 
Leute  uud  meiuer  selbst  völlig  iu  Anspruch  genommen 
war,  und  wo  amtliche  Beschäftigungen  mich  fast  erdrückten, 
geographisch  niohts  thun  konnte,  werden  Sie  begreiflich 

cinflusjen  lifU,  ist,  wie  au»  den  wiederholt  mitgeteilten  Briefen  der  Missionare 
herrorgeht,  den  Europäern  feindlich  gesinnt,  da  er  durch  »ie  teioo  Herr- 
schaft gefährdet  glaubt.  Dieses  Mißtrauen  offenbarte  »ich  besonder»  durch 
die  auf  seinen  Befehl  erfolgte  Niedermetxelung  den  Bischof»  Hennington, 
weil  er  auf  einem  bisher  nicht  von  Europäern  begangenen  Wego  »ich  der 
Ostgrcnae  Uganda»  genähert  bette. 

I)  Bereit«  in  «einem  Berichte  an  dio  R.  Gfogr.  Society  in  London 
(Proceed.  1884,  p.  251)  erwähnte  Lupton  die  durch  Emins  Vermittelung 
erfolgte  Absendung  einer  grofsen  Karte  nach  Gotha,  welche,  weil  damals  be- 
reits die  Verbindung  mit  Ijuiii  unterbrochen  war,  nicht  in  untre  Hände 
gelangen  konnte.  Die  Karte  urafafst  die  Keisen  Lupton»  westlich  vom  Nism- 
Kiam-Lande  bis  »um  Plaste  Koro,  einem  nördlichen  Tributär  des  Uelle : sie 
schliefst  sich  nördlich  an  das  von  Dr.  Junker  von  Soraio  aus  erforschte 
Gebiet  an. 


Digilized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


finden.  Sollte  unser  Geschick  uns  wirklich  nach  Süden 
drängen , so  finde  ich  ja  in  Unjoro  mein  altes  Arbeitsfold 
und  werde  es  gewifs  ausnutzen.  Fitr  jetzt  mag  Dr.  Junker 
sich  dort  vorsuchen. 

„Die  Regenzeit  ist  nun  vorüber,  nnd  wir  wissen  nicht, 
ob  nicht  etwa  die  trockne  Jahreszeit  uns  wiederum  An- 
griffe vom  Rahr-el-Gasal  her  bringt.  Da  wir  seit  April 
1883  aller  Nachrichten  entbehren,  aufser  denen,  welche 
uns  die  Insurgenten  in  ihron  Drohbriefen  freundlichst  mit- 
teilten — die  Niedurlage  von  General  Hicks  in  Kordofnu, 
den  Tod  von  Alueddin-Pascha  ebendaselbst , die  Einnahme 
von  Khartum  im  Januar  1885  und  den  Tod  von  Gordon  — 
und  welche  obensogut  falsch  als  wahr  sein  können,  so  er- 
warten wir  natürlich  mit  iiufeerster  Spannung  dio  Antwort 
auf  dio  Briefe,  welche  ich  durch  Kabregas  freundliche  Ver- 
mittelung an  die  Missionare  in  Uganda,  resp.  die  Konsulate 
in  Sansibar  *)  gerichtet  habe.  Was  gäbe  ich  nicht  für  ein 
altes  Blatt  irgend  welcher  Zeitung,  für  ein  Journal  oder 
gar  für  ein  Buch ! Und  doch  haben  wir  keinen  Grund 


1)  Wie  der  Missionar  Maräny  berichtete  (s.  Mitteil.  1886,  S.  £16), 
haben  Bmini  Briefe  ihren  Bestimmungsort  nicht  erreicht,  sondern  sie  sind 
schon  in  Unjoro  ron  inbiachen  Händlern  zoriickgslisltoo  worden.  Kbenso 
lind  euch  die  in  Emin  «richteten  Briefe  der  ägyptischst!  Regierung  nicht 


343 

zum  Klagen:  es  wird  auch  wieder  besser  werden,  und 
wir  habon  in  der  Schule  des  Unglücks  Mufse  genug  zum 
Lernen  gehabt.  Hat  aber  je  in  mir  noch  ein  Atom  von 
Zweifel  bestanden  an  der  Zuverlässigkeit  und  Tüchtigkeit 
der  Neger,  so  hat  diese  Zeit  den  glänzendsten  Beweis  für 
deren  Rechtfertigung  geliefert,  und  mich  gelehrt , dafs  d i e 
schwarze  Russe  an  Befähigung  gewifs  koiner 
andern  nächste  he,  an  Selbstlosigkeit  aber 
viele  undro  Ubortreffe.“ 

•d  denselben  gelingt,  weil  Muings,  in  den  diasslbsn  von  dem  englischen 
Generalkonsul  Sir  J.  Kirk  in  Sinsibir  lur  Weiterbeförderung  gesandt  wurden, 
Ton  Mifstnuen  erfüllt,  sie  iilTnen  und  Inen  lief«  und  nicht  weitermndte,  ils 
er  vernahm,  ilifs  von  ägyptischen  Soldaten  darin  die  Rede  wir.  Muiuga 
hat  später,  als  die  Nachricht  ron  Dr.  Junkers  Ankunft  hei  Kebregs  ron 
linjoro  *u  ihm  gelugte,  dieses  Reich  mit  Krieg  überzogen  und  Tollstkndig 
besiegt,  so  dafs  I)r.  Junkrr  sein  Heil  in  der  Flucht  suchen  mufste.  Auf 
welche  Weise  Dr.  Junker  die  Fortsetzung  seiner  Reise  noch  der  Ostküxte 
ermöglichte  — ob  dureh  Umgehung  ron  Uganda  und  seiner  Tributärataaten, 
ob  durrh  direkte  Krlaubnii  Muangaa  — , ist  noch  nicht  bekannt.  Aua  dem 
Rannen  Verhalten  Mtungas,  welcher  im  Juni  1886  die  einheimischen  Christen 
nicdermetzeln  liefa  und  spater  sämtliche  Missionare,  mit  Ausnahme  des  als 
geschickten  Handwerker»  in  (icfangeuwhaft  zurückgehaltenen  Mackey,  seines 
lande»  verwiesen  hat,  ist  ersichtlich,  dafs  Kmin-Bei  ron  Uganda  irgend 
welche  Unterstützung  seines  Rückzüge»  nicht  erwarten  kann.  Dnreh  die 
Niederlage  Kabregas  ist  die  Rücksugslinie  Emina  natürlich  noch  mehr  ge- 
fährdet. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Allgomoines. 

Unmittelbar  au  don  Kolonialkongrofs  schlofa  »ich  in 
Berlin  dio  59.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärxte 
an,  bei  der  ausnahmsweise  auch  die  Geographie  in  erfreu- 
lichster Weise  vertreten  war.  Die  allgemeinen  Sitzungen 
brachten  nicht  weniger  als  drei  Vorträge  geographischen 
Gebalts.  In  begeisterten  Worten  schilderte  einer  der  ersten 
Afrikaforscher  dor  Jetztzeit,  Georg  Schweinfurth,  Europas  Auf- 
gaben und  Aussichten  im  tropischen  Afrika,  dus  allerdings 
nicht,  wie  Indien  und  Java,  etwas  Fertiges  darbietet,  son- 
dern wo  alleB  erst  von  Grund  ans  neu  geschaffen  werden 
mufs , sogar  und  vor  ullem  der  Mensch.  Eingehend  be- 
schäftigte er  sich  mit  don  Wirtschaftsaufgaben,  wobei  er 
wieder  einmal  auf  die  Notwendigkeit  einor  botanischen  Er- 
forschung dos  Landes  hinwies,  und  mit  der  Frage  der 
Erziehung  des  Negers  zur  Arbeit,  die  aber  stets  auf  eoht 
humaner  Grundlage  zu  losen  ist,  und  schlofs  mit  einem 
Appell  an  das  deutsche  Volk,  don  kleinlichen  Parteigezänken 
in  dieser  grofsen  Kniturangelegenheit  endlich  einmal  zu 
entsagen.  Dieser  Vortrag  verdiente  separat  herausgegebon 
zu  werden ; ebenso  sachlich,  als  von  oinom  warmen  Gefühl 
getragen , könnte  er  aufklärond  und  beruhigend  wirkon, 
denn  nicht  einmal  Unverstand  und  Gehässigkeit  könnten 
einen  Schweinfurth  dor  Reklamcsucht  oder  Unkenntnis 
zeihen.  Dr.  TVolff  berichtete  über  seiuo  Reisen  im  Kongo- 
gebiet (Sankuru),  und  Admiralitätsrat  Neumayer,  der  über 
die  Wichtigkeit  der  Südpolarforschung  für  alle  Zweige  der 


Naturwissenschaften  sprach,  machte  die  erfreuliohe  Mit- 
teilung, dafs  man  sich  in  Australien  schon  ernstlich  mit 
dum  Gedanken  einer  antarktischen  Expedition  beschäftige. 
Zwei  Sektionen  waren  der  Geographie  gewidmet:  die  8. 
(Geographio  und  Ethnologie),  welclio  76  Teilnohmor  zählte, 
und  in  der  13  Vorträge  gehalten  wurden,  und  dio  24. 
(medizinische  Geographio,  Klimatologie  und  Tropen-Hygioine) 
mit  105  Teilnehmern  und  14  Vortragen.  Die  eigentliche 
geographische  Sektion  gehörte  fast  ausschliefslioh  den 
Reisenden.  Dr.  Büttner,  Tappenbeck,  Kund,  Graf  Pfeil, 
Müller  und  Staudinger  sprachen  über  ihre  Reisen  in  Afrika, 
Siovera  über  die  Aruacos,  v.  d.  Steinen  über  dio  Ethnographie 
Südamerikas,  Dr.  v.  Lusohan  über  die  Kurden.  Prof.  Kan 
aus  Amsterdam  machte  die  deutschen  Forschungsreisenden 
auf  die  noch  recht  mangelhaft  bekannten  Molukken  auf- 
merksam. Nicht  vorgossen  dürfen  wir  bei  dieser  Gelegen- 
heit dos  Museums  für  Völkerkunde,  das  seine  sonBt  noch 
verschlossenen  Thore  den  Naturforschern  öffnete.  Staunen- 
erregend ist  der  Reichtum  an  ethnographischen  Gegen- 
ständen der  verschiedensten  Art,  die  hier  zusammenströmen ; 
und  wer  das  Glück  hatte,  an  dor  Seite  des  Direktors  Bas- 
tian , der  sich  durch  diese  Sammlung  ein  unvergängliches 
Denkmal  geschaffen  hat,  dio  Säle  zu  durchwandern  und 
dessou  ideenreiche  Bemerkungon  und  Hinweise  zu  hören, 
gelangte  zur  Überzeugung,  dafs  von  diesem  Museum  zahl- 
reiche Lichtstrahlen  ausgehen  werden  zur  Erhellung  des 
noch  vielfach  dunkeln  ethnologischen  Gebietes. 

Die  Sektion  für  medizinische  Geographie  beschäftigte 


Tt 


344 


Geographischer 


Monatsbericht. 


sich  vorwiegend  mit  den  GeBundheits  Verhältnissen  des  tro- 
pischen Afrika.  Mau  kann  wohl  nicht  behaupten , dafs  in 
diesem  so  wichtigen  Punkte  Einigkeit  erzielt  wurde,  und 
namentlich  stehen  sich  in  bezug  auf  die  Verbreitung  der 
Malaria  Behauptung  gegen  Behauptung  noch  immer  schroff 
gegenüber.  Das  deutet  darauf  hin , wie  aufserordentlich 
mangelhaft  das  Beobachtungsmateria)  noch  ist,  und  wie 
sehr  noch  die  Neigung  besteht,  zu  generalisieren.  Bedauer- 
lich ist  es  auch,  dafs  noch  so  wenig  Ärzte  an  dieser  Dis- 
kussion teilnehmen.  Die  Deutsche  Kolonialzeitung  hat  an- 
läfslich  der  Naturforscher -Versammlung  ein  Spezialheft 
herausgegeben , das  nur  Aufsätze  Uber  die  Gesundhoits- 
Verhältnisse  verschiedener  tropischer  und  subtropischer 
Gebiete  enthält.  Auch  hierin  begegnot-  man  Widersprüchen. 
Sehr  zu  empfehlen  ist  der  Vorschlag  von  Zülzer,  in  bezug 
auf  die  Akklimatisationsfrage  exakte  Untersuchungsmothoden 
in  Anwendung  zu  bringen.  Auch  dio  klimatischen  und 
sanitären  Verhältnisse  von  Südbrasilien,  dem  La  Plata- 
Gebiet,  SW-Afrika  und  Transvaal  wurden  besprochen,  und 
zum  Schlüsse  hielt  Graf  Anrep-Elmpt  einen  bemerkens- 
werten Vortrag  über  den  „Vampyrismus  im  Kolonisations- 
prinzip“, als  welchen  er  dio  Raubwirtschaft  bczeichnete. 
Erhaltung  der  Wälder  sind  seiner  Ansicht  nach  das  einzige 
Mittel,  die  Zeugungskraft  des  tropischen  und  subtropischen 
Bodens  dauernd  zu  erhalten.  Supan. 

Afrika. 

Nordafrika.  — Hart  an  der  Schwelle  von  Europa, 
am  Saume  des  Mittelmeeros,  erstreckt  sich  in  Nordmarokko 
die  LatuUchaft  Rif , welche  in  einem  sehr  losen  Ahhängig- 
keitsverhältnis  zu  diesem  Lande  Bteht.  Alle  von  Europäern 
gemachten  Versuche,  in  diese  Küstenlandschuft  einzudrin- 
gen, sind  bisher  nn  dom  Widerstande  der  freiheitsliebenden 
Bewohner,  welche  lunge  wegen  ihrer  kühnen  Seeräuber- 
züge der  Schrecken  der  spanischen  und  italienischen  Küsten, 
sowie  der  Handelsschiffe  im  Mittelländischen  Meere  waren, 
gescheitert.  Auch  der  erfahrene  Sahara-Forscher,  TI.  Duvey- 
rier , hat  in  diesem  Jahre  ihren  Widerstand  nioht  zu  be- 
siegen vermocht,  sondern  hat  die  beabsichtigte  Erforschung 
dieses  Gebietes  aufgeben  müssen ; unverrichteter  Sache  ist 
er  jedoch  nicht  zurückgekehrt,  sondern  er  hat  eine  genauo 
Aufnahme  seines  Itinerars  von  der  algerischen  Grenze  bis 
Melilla  zurückgebracht,  welche  demnächst  von  der  Geogr. 
Gesellschaft  in  Paris  veröffentlicht  worden  wird. 

Äquatorialgebiete.  — Dio  für  die  Kartographie 
des  mittlorn  Kongo  • Beckens  grundlogenden  Aufnahmen  der 
Tributäre  de«  Kongo  durch  den  englischen  Missionar  O.  Grenfell 
werden  im  Oktober-Hefte  der  Londoner  Proceedings  in  einem 
einheitlichen  Bilde  vorgeführt;  die  Übersichtskarte  ist  in 
dem  Mafsstabo  1 : 6 800  000 , die  Aufnahmen  der  Flüsse 
Mikenje,  Mobunschi,  Ngala,  Loikn  oder  Ttimbiri  am  rochten 
Ufer,  des  Tschuapa  mit  dem  Bosira,  Ikelemba,  Lulanga 
mit  Lopori  und  Lomarni  oder  Boloko  am  linken  Ufer  in 
1 ; 1 450  000  ausgeiiibrt.  Vor  allem  interessiert  die  Auf- 
nahme des  mächtigen  rechtsseitigen  Zuflusses,  des  Mohanschi, 
und  der  Bericht  über  die  zweimalige  Fahrt  auf  demselben, 
welcher  insofern  eine  Enttäuschung  bietet,  als  er  durch- 
aus keinen  Anhalt  oder  weitere  Begründung  für  den  von 
A.  J.  Wauters  verteidigten  Zusammenhang  mit  dem  Uelle 
bietet,  desson  nächstor,  von  einem  Europäer  berührter  j 


Punkt  *)  (26 1'  ö von  Bohndorff  erreicht)  noch  immer 
7 Längengrade,  mindestens  770  km,  von  Grenfells  fernstem 
Punkte  am  Mohanschi,  ca  4*  28'  N und  19°  29'  Ö.L.,  ent- 
fernt ist.  Weder  die  Höhenmessungen  noch  dio  Schatzungen 
über  Volumen  und  Stromgeschwindigkeit  der  in  Frage  kom- 
menden Flüsse  lassen  einen  sicheren  Schlufs  zu,  dafs  die  W as- 
Bermassen  des  Uelle  nur  dem  Mohanschi  sich  zuwenden  kön- 
nen. Die  Möglichkeit  ist  noch  immer  nicht  ausgeschlossen,  dafs 
dio  von  Junker  angenommene  Identität  des  Uelle  und  des 
Schari  sich  bestätigt,  oder  dafs  der  Uelle  durch  einen 
andern  Zuflufs  in  den  Kongo  sich  ergiefst.  Da  Dr.  Junkers 
Rückkehr  erfreulicherweise  in  baldiger  Aussicht  steht,  dürfte 
es  verfrüht  sein,  jetzt  für  die  eine  oder  andre  Hypothese 
sich  zu  entscheiden,  bevor  seine  Gründe  bekannt  geworden 
sind.  Grenfells  Vermutung,  dafs  der  von  ihm  bis  1*33'  S 
befahrene  Lomarni  oder  Boloko  identisch  sei  mit  dem  von 
Camoron  undWifsmann  überschrittenen  Lomarni,  läfst  sich 
nach  Dr.  Wolffs  Fahrt  auf  dem  Sankurru  und  Lomarni  nicht 
mehr  aufrochterbalten.  Die  Grenfellsche  Karte  führt  wieder 
klar  vor  Augen,  wio  äufserst  geringe  Fortschritte  die  Erfor- 
schung dos  Kongo-Bockens  durch  Bemühungen  der  Associa- 
tiousboamten  gemacht  hat.  Stanleys  Aufnahmen  des  Kongo- 
Laufes  und  seiner  Zuflüsse  erweisen  sich  überall  als  fehler- 
haft und  werden  z.  B.  jetzt  wieder  durch  die  Gronfellsche 
Karte  vollständig  Uber  den  Haufon  geworfen.  Dio  Massa- 
rischen  Aufnahmen  am  Kuango  und  Likuala  sind  noch 
immor  nicht  zur  Veröffentlichung  gekommen.  Von  den 
zahllosen  belgischen  Ofßzioren , wolche  am  Kongo  beschäf- 
tigt waren  und  noch  sind,  scheint  aber  kein  einziger 
mit  Kompafs  und  Chronometer  arbeiten  zu  können ; wenig- 
stens hat  noch  nichts  verlautet,  dafs  ihnen  Aufnahmen 
irgend  welcher  Art,  die  geringsten  Verbesserungen  der 
Karte  oder  gar  Positionsbestimmungen  zu  verdanken  seien. 
Dieser  Teil  der  Forschung  wird  den  englischen  Missionaren 
und  deutschen  Oflizieron  überlassen ; bessern  Händen 
könnte  er  übrigons  eebworliok  anvertraut  werden. 

Wie  vorauszusehen  war,  trägt  die  Ihtrchkreuxung  der 
äquatorialen  Gebiete  durch  Loutnant  P.  E.  Oleerup  nur  wenig 
zur  Erweiterung  unsrer  Kenntnis  bei,  da  er  im  allgemeinen 
die  Pfade  früherer  Forscher,  namentlich  Stanleys,  begangen 
hat.  Von  der  8tation  Stanley  Falls,  welche  er  am 
28.  Dezember  1885  verliefs,  gelangte  er  per  Boot  in 
10  Tagen  jenseit  der  Stanley- Fälle , welche  nur  als  Strom- 
schnellen zu  bezeichnen  sind.  Von  der  oberhalb  derselben 
gelegenen  Station  Tippu-Tips,  Kibongo  genannt,  währte  die 
Flufsfahrt  bis  Nyangwe  noch  14  Tage;  aufser  zahlreichen 
kleinen  Posten  besitzt  Tippu-Tip  au  der  Mündung  des 
Lira  eine  zweite  gröfsere  Station  Liba  Riba,  wo  er  durch 
Anlage  von  Pflanzungen  sich  auch  als  Kulturapostel  erweist. 
Von  Nyangwe  machte  Gleerup  einen  Abstecher  nach  der 
Hauptstation  von  Tippu-Tip,  Kassongo,  am  rechten  Ufer  des 
Lualaba.  Auf  der  gewöhnlichen  Karawanenstrafse  durch 
Manjema,  Udscliidschi  &c.  gelangte  der  Reisende,  dem  sich 
unterwegs  der  in  Tabora  erkrankte  französische  Forscher 
Revoil  angeschlossen  hatte,  am  25. Juni  an  die  Küste;  er  war 
also  von  Stanley  Falls  6 Monate  unterwegs  gewesen. 

*)  Allerdingt  btt  Potagoe  noch  weiter  westlich  alt  Bohndnrff  den  Celle 
berührt;  die  hege  da  von  ihm  erreichten  Punktet  Ingimt  ist  eher  rollig 
ansicher  and  daher  nicht  geeignet,  eine  Stütze  dir  irgend  eine  Hypo- 
these über  den  Verlaut  d«  Uelle  zu  geben. 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


345 


Denselben  Weg  wie  Leutnant  Gleemp  hat  auch  Prof. 
Dr.  0.  Lera  einsclilagen  müssen;  derselbe  ist  am  4.  April 
von  der  Falls -Station  in  Begleitung  des  Arabers  Tippu- 
Tip  stromaufwärts  nach  Nyangwe  abgereist  und  hat,  wie 
Nachrichten  von  der  Ostkiiste  melden,  wohlbehalten  dessen 
Hauptfaktorei  Kassongo  hei  Nyangwe  erreicht.  Hoffentlich 
gelingt  es  Prof.  Ixmz  nun  durch  Ausdehnung  seiner  For- 
schungstour nach  dem  Muta  Neige  auch  auf  goographiscliom 
Gebiete  bedeutende  Erfolge  zu  erringen,  wie  es  ihm  bereits 
durch  streng  wissenschaftliche  Arbeiten  auf  dieser  Koiso 
gelungen  ist;  dio  Durchkrouzug  Äquutorialufrikas  auf  dieser 
vielbegaugenon  Route  ist  an  und  fflr  sich  koin  erwähnens- 
wertes Ereignis  mokr , sondern  aio  kann  leicht  von  jodem 
globe-troddor  ausgeführt  werdon.  Lenz’  Begleiter,  Bau- 
mann, mufsto  wegen  Krankheit  von  dor  Falls-Station  nach 
Stanley  Pool  zurlickkehren  und  hat  die  Roise  nach  der 
Küste  am  Nordufer  des  Kongo  zurückgelegt.  Vor  Rückkehr 
nach  Europa  unternimmt  Baumann  eine  Forschungstour 
durch  Fernando  Po. 

Im  Begriffe , sich  wieder  nach  Schoa  zu  begeben  , ist 
der  französische  Reisende  P.  Soleillet  am  10.  September 
in  Aden  gestorben;  ein  rastloser  Agitator  für  die  Ausbrei- 
tung des  französischen  Handels  in  Afrika,  für  die  Anbah- 
nung eines  direkten  Verkehrs  zwischen  dem  Senegal  und 
Algier  ist  in  ihm  geschieden.  Seine  Bestrebungen,  nach 
Timbuklu  vorzudringen,  welche  er  von  1865  bis  1880 
verfolgte,  batten  sowohl  im  N wie  im  S keinen  Erfolg  ge- 
habt; immerhin  war  er  einer  der  wenigen  Europäer,  dio  in 
dio  Osbo  Tidikelt  vordrangen,  auch  eröffneto  er  die  auf 
Erschliefsung  des  oborn  Nigergebiets  gcriohtcten  französi- 
schen Unternehmungon.  Glücklicher  war  er  im  Osten,  wohin 
or  1881  soine  Thätigkcit  übertrug.  Er  gab  Veranlassung 
zu  der  Gründung  der  Kolonio  Obock  und  drang  Uber  Schoa 
glücklich  bis  Kaffa  vor. 

Von  der  italienischen  Station  Let  Marefio  aus  hat  I)r. 
Travtrti  einen  Ausflug  nach  dem  Suat-See  südlich  von  Ha- 
wasch  gemacht.  Er  bestätigt  die  Angabe  von  Dr.  Stecker, 
dafs  der  See  ohne  Abduls  ist , dagegen  an  der  Ostküste 
einen  sehr  starken  Zuflufs  Make  aufnimmt,  welcher  im 
Gebirge  von  Soddo  und  Gurage  entspringt.  Der  Sec  hat 
fünf  Inseln,  von  denen  nur  drei  bewohnt  sind.  (L'Exploration, 
14.  Oktober  1886.) 

Da  der  italienische  Reisende  A.  Frantoj  sowohl  bei  den 
englischon  Behörden  in  Sela  wie  in  Obock  bei  dem  fran- 
zösischen Kommandanten  kein  Entgegenkommen  für  seino 
Roise  nach  Harar  fand,  so  bat  er,  wie  er  vom  20.  August 
▼on  Tadschurrah  mittoilt  (L'Exploration,  30.  Septbr.  1886), 
seinen  Plan  vollständig  geäudert.  Er  will  jetzt  zum  Aus- 
gangspunkt seines  Unternehmens  Ras  Hafun  an  der  Ost- 
küste des  Somali -Landes  nehmen  und  das  ganze  unbe- 
kannte Gebiet  in  der  Richtung  von  ÜBten  nach  Westen 
bis  nach  Kaffa  durchkreuzen,  wo  er  sein  eigentliches  Pro- 
jekt, die  Erforschung  der  südlichen  Galla-Gobiete,  erst  be- 
ginnen soll. 

Eine  Schilderung  des  14tägigen  Ausfluges  von  dor  Ost- 
küste  des  Nyassa  nach  Unango  in  der  Näho  dos  Rovuma- 
Tributiirs  Luchulingo  gibt  dor  Missionar  Swinny  in  „Contral 
Africa“,  Nr.  45,  dem  Organ  der  Univorsitios  Mission.  Die 
ansässigo  Bevölkerung  des  Distriktos , die  Yaos,  flüchten 
vor  don  Raubzügou  dor  Mangwaras  auf  die  unwirtlichen 

Prtomuuin»  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  lieft  XI. 


Höhen,  die  fruchtbaren  Thäler  bleiben  unbewohnt.  Swinny 
reiste  etwas  südlich  von  der  Route  des  Missionars  Johnson. 
Eine  spätoro  Exkursion  im  Mai  brachte  ihn  von  der  Mbampo- 
Bni  nach  Amakita,  welches  bereits  im  Mangwara-  Lande 
liegt  (obendas.  Nr.  46,  mit  Karte).  Bei  dieser  Gelegenheit 
wollen  wir  Geographische  und  Meteorologische  Gesellschaften 
darauf  hinweisen,  dafs  Missionar  Swinny  sich  bereit  erklärt, 
regelmäfsige  meteorologische  Beobachtungen  auf  seiner  Sta- 
tion, der  Insel  Dikomo  in  der  Nähe  der  Ostküste,  anzu- 
stellen gegen  Überlassung  eines  Teleskopes,  um  durch  astro- 
nomische Beobachtungen  Positionsbestimmungen  machen  zu 
können. 

Interessenten  für  die  deutschon  Besitzungen  in  Oatafrika 
sei  das  Werk  der  katholischen  Missionare  Et.  Baur  und 
A.  Le  Roy:  A traten  le  Zangutbar  (Gr.-8°,  358  pp.,  mit 
Karte.  Tours,  Marne  et  Fils,  1886)  ompfohlen;  es  enthält 
gesammelt  die  Reiseberichte,  welche  1882  und  1884  in  der 
Zeitschrift  „Les  Missions  catholiques“  erschienen  sind,  und 
umfafst  gerade  die  Erwerbungen  der  Ostafrikauischen  Ge- 
sellschaft, nämlich  die  Landschaften  Wadoe,  Usegua,  Ukwere, 
Ukami  und  Usagara.  Diese  Berichte  erzählen  nicht  allein 
die  Erlebnisse  der  vor  der  deutschen  Besitzergreifung  unter- 
nommenen Rundreisen  (die  Jahreszahl  wird  nicht  angegeben), 
sondern  bioten  auch  eine  umfassende  Schilderung  der  durch- 
zogenen Gobieto  und  ihrer  Bewohner;  sie  geben  auch  Aus- 
kunft Ubor  dio  von  ihnen  erfolgte  Erziehungsmethode  und 
die  Fortschritte  der  Kultivation,  welche  die  katholischen 
Missionaro  in  Bagamojo  und  don  Nebenstationen,  die  immer 
weiter  landeinwärts  vorgeschoben  werden,  zweifellos  erzielen. 
Wünschenswert  wäre  die  Ersetzung  dor  Karte  durch  die 
weit  reichere  und  sorgfältigere  Karte  des  Pator  Baur  in 
den  Missions  catholiques  gewesen. 

Über  die  8.  317  erwähnte,  auffällige  Abweichung  von 
Serpa  Pinto  wird  das  Reisework  und  die  definitive  Routenkarte 
von  Caprilo  und  lernt  in  1 : 1 000  000,  von  welcher  uns  durch 
die  Freundlichkeit  des  verdienstvollen  Agitators  für  portugie- 
sische Afrikaforschung  und  Sekretäres  der  Lissahoner  Geogr. 
Gesellschaft,  Luciano  Cordoiro,  bereits  vier  Probeblätter  vor- 
liegen, weitoro  Aufschlüsse  bringen.  Diese  vollendeten  Blätter, 
welcho  dio  Routenstrecke  von  Mossamedes  quer  durch  das 
Amboolla-Land  bis  zum  Sambesi  und  jonseit  desselben  bis  nach 
Katanga  und  der  Wasserschoide  zwischon  Bangwoolo-Seo  und 
Sambesi,  also  die  wichtigsten  Toile  der  Reiso,  umfassen, 
zeugen  von  grofser  Borgfalt  in  den  Aufnahmen  und  bioten 
ein  reiches  Material  zur  Erweiterung  unsrer  Kenntnis  vom 
tropischen  Afrika.  Namentlich  die  bisher  ganz  unbekannten 
Strecken  zwischen  Cunene  und  Sambesi,  dann  zwischen 
Sambesi  und  Luapula,  werden  durch  diese  Karte,  auf  welche 
wir  später  zurückkommen  werden,  genau  bekannt. 

Eine  Schilderung  des  nördlichsten  Teiles  der  portugie- 
sischen Kolonie  Mocambique,  des  Dislriktet  von  Kap  Del- 
yado,  liefert  der  frühere  Qouvorneur  desselben,  Major  Pemry 
da  Camara  unter  Beigabe  eines  Pianos  des  Hauptortos  Ibo 
nach  der  Aufnahme  von  Serpa  Pinto  (Boletin  Soo.  geogr. 
Lisboa  1886,  YI,  p.  67).  Unter  seinen  Vorschlägen  zur 
Hebung  der  portugiesichen  Besitzungen  an  der  Ostküste 
tritt  in  erster  Linie  die  Beseitigung  der  Deportation  von 
Verbrechern  auf,  worin  auch  er  den  Krebsschaden  für  die 
Entwickelung  der  portugiesischen  Kolonien  in  Afrika  erblickt. 

| Im  zweiten  Teile  gibt  er  eine  Übersicht  über  den  Verlauf 

44 


346 


Geographischer  Monatsbericht. 


der  SerpaPintoschen  Expedition  nach  dem  Nyassa  bis  zum 
Rücktritte  ihres  Führers. 

Südafrika.  — Dem  Berichte  des  Surveyor  General 
der  Kapkolonie,  A.  deSmidt,  für  das  Jahr  1885,  ist  als 
wertvolle  Beigabe  eine  sorgfältig  ausgcführto  Karte  der  Wal- 
fisch-Bai und  ihrer  Umgobung  hinzugefUgt,  soweit  sio  bri- 
tisches Territorium  ist.  Da  die  einzigo  Zugangsstrufse  zu 
dem  deutschen  Schutzgebiete  des  Damuru-I-andes  von  dor 
Walfisch-Bai  ausgeht  und  durch  das  englische  Territorium 
hindurchführt,  so  bat  dieso  Kurte  auch  für  Deutschland  eiu 
erhöhtes  Interesse.  Dio  Vermessung  wurde  in  der  zweiten 
Hälfte  des  Jahres  nusgefilhrt  von  P.  B.  S.  Wrey , welchor 
seinem  Berichto  eine  umfassende  Beschreibung  des  ganzen 
Gebietes  boifllgt.  Dor  ganze  Distrikt  zwischen  dem  Kuisip- 
Flusse  und  dem  Ozean  ist  mit  Sanddünen  von  beträcht- 
licher Hoho  bedeckt,  welche  unter  den  starken  SW- Win- 
den beständig  ihre  Form  und  Lage  ändern.  Nach  N er- 
strecken sie  sich  bis  zur  Mündung  des  Tsuachaup,  welchen 
sie  nicht  überschreiten  können , da  er  alljährlich  sein  Bett 
wieder  uuswäscht.  Regen  fällt  höchstens  fünf-  oder  sechs- 
mal im  Jahre.  Künstliche  Aufforstung,  um  die  starke  nächt- 
liche Ausstrahlung  zu  verhindern  und  Wolkenbildung  zu 
ermöglichen,  erscheint  nicht  ausführbar,  weil  der  Boden  in 
1 — 2 Fufs  Tiefe  überall  salzhaltig  ist.  Das  südliche  Vor- 
gebirge der  Bai,  Pelican  Point,  wurde  zu  22'  52'  30* 
S.  Br.  und  14'  27'  0*  0.  L.  v.  Gr.  bestimmt- 

Eine  eingehende  Schilderung  der  topographischen  Ver- 
hältnisse von  Zululand  unter  Beigabe  einer  grofseu  zwei- 
blätterigen Karte  im  Mafsstab  1 : 253  840  (4  miles  to  1 inch), 
welche  auf  den  bisher  nicht  allgemein  zugänglichen  Auf- 
nahmen der  englischen  Offiziere  während  des  Feldzuges 
von  1879  beruht,  ist  von  dom  englischen  Kriegsministe- 
rium veröffentlicht  worden  unter  dom  Titel:  „Fred*  of  In- 
formation coneeming  Zululand “ (8°,  146  pp.;  7 sh.).  Der 
Text  ist  eine  Kompilation  toils  aus  altern  Quellen,  teils 
aus  den  Berichten  der  Offiziero  dos  Foldzuges,  und  sind 
Berichtigungen  und  Ergänzungen  bis  Oktober  1885  benutzt 
worden.  Besondere  Sorgfalt  ist  auf  die  Angabe  über  den 
Zustand  und  die  Brauchbarkeit  der  Woge  verwendet  worden, 
namentlich  im  Hinblick  auf  militärische  Operationen. 

Inseln.  — Durch  den  Vortrag  vom  17.  Dezbr.  1885, 
wolcher  die  langwierigen  Kämpfe  zwischen  Frankreich  und 
Madagaskar  beendete,  ist  den  Franzosen  das  Recht  oinge- 
räumt  wordon,  die  Bai  Diego  Suarex  an  dor  Nordspitze  der 
Insel  zu  besetzen.  Der  Wert  dieser  Erwerbung  liegt  aus- 
schliefslich  in  ihrer  militärischen  Bedeutung,  da  die  Bucht 
Behr  geräumig  ist  und  Sicherheit  und  Schutz  gegen  jedes 
Wetter  bietet.  Das  Land  dagegen  bietet  nach  dem  Urteile 
des  schweizerischen  Reisenden  Dr.  C.  Keller  (Neue  Züricher 
Zeitung,  25.  Septbr.  1886)  keine  Vorzüge: 

„Anden  gestaltet  «ich  die  Wertschätzung  vom  Standpunkte  der  Koloni- 
zatioo  aus.  In  dieser  Hinsiebt  iet  dio  Erwerbung  gleich  Null  zu  setzen. 
Vergeblich  aab  ich  mich  nach  landschaftlichen  Heizen  um.  Oberall  ein 
nackter  vulkanischer  Boden,  der  zu  einer  roten  oder  gelben  und  unfrucht- 
baren Erde  verwittert  und  meist  mit  niedrigem  Oesträpp  bedeckt  ixt.  Der 
Mangel  an  Wasser  macht  »ich  überall  fühlbar.  Die  Zufuhr  von  fritchem 
Fleuch  hingt  gtinxlich  von  dem  guten  Willen  der  Eiugeboruen  ab.  Ein 
Umstand  macht  den  Aufenthalt  in  Diego  endlich  im  höchsten  Grade  unan- 
genehm. über  die  Hochfläche  xtreicht  beständig  ein  so  heftiger  Wind,  dafx 
man  den  Rock  sehr  fest  zuknüpfen,  ja  «elbzt  binden  raufi,  damit  er  nicht 
vom  Leibe  geweht  wird.  Alle  diese  Eigenschaften  »rad  schwerlich  geeignet 
die  Kolonisten  anzuziehen.* 


Australien  und  Inseln  des  Grofsen  Ozeans. 

Festland.  — David  Lindtag s Expedition  bat  mit  der 
Ankunft  auf  der  Station  Powells  Creek  im  Nordterritorium 
ihre  Aufgabe  erfüllt;  sie  hat  also  die  zentralaustruliscbo 
Wüste  zum  zweitenmal  durchkreuzt. 

Uber  dio  zunehmende  Besiedelung  des  orst  vor  6 Jahren 
orschlosseueu  Kimber leg- Distrikte*  im  nordwestlichen  Austra- 
lien, welche  namentlich  seit  der  1885  gemachten  Entdeckung 
von  Gold  sich  schnell  steigert,  gibt  ein  Brief  des  als 
Pionier  schon  häufig  genannten  Carr  Bogd  Auskunft,  den 
derselbe  im  Juni  d.  J.  an  Baron  v.  Mueller  in  Melbourne 
richtete : 

„Wir  hatten  ca  SCO  Passagiere  und  152  Pferde  an  Bord;  letztere 
kamen  bix  auf  11  Stück,  welche  der  Hitze  erlagen,  glücklich  am  Bestim- 
mungsorte, Cambridge  Gulf,  au.  Die  hiesige  Ansiedelung,  Wrndhum,  ist 
ent  im  Entstehen  begriffen;  ein  ltcgicrangxbcamter,  ein  1’olizaUcrgeant  und 
einige  weifsc  Polizisten,  sowie  sechs  schwarze  Träger  siud  vorhanden.  Wasser 
gibt  es  am  Ixutdungxplatze  nicht;  dieses  mufs  von  einer  ca  3 miles  ent- 
fernten, kürzlich  erbohrten  Duelle  hergebolt  weiden,  wo  vorzügliche  Weide 
ixt,  so  dafs  die  Goldgräber  nach  ihrer  tandung  nur  3 milex  weit  zu  gehen 
haben,  um  Gras  und  Wasser  zur  Genüge  zu  öndeo.  Die  Landung  ut  mit 
Schwierigkeiten  verknüpft,  da  von  den  24  Stunden  nur  6 Stunden  zu  bo- 
nutzen  sind,  am  Pferde  ans  Land  zu  bringen.  Gestern  traf  der  Dampfer 
„AfgbanH  mit  240  Passagieren  und  175  Pferden  hier  ein.  Der  Keginrungs- 
beomto  Mr.  Prien,  unser  Kspitiin  und  verschiedene  andro  Personen  batten 
das  Unglück,  als  sie  an  Bord  fuhren,  mit  ihrem  Boot  zu  kentern,  wurden 
aber  noch  glücklich  gerettet,  obwohl  sie  mindestens  */a  Stunde  im  Wasser 
blieben.  Von  dem  Dampfer  sind  bereits  eine  Masse  taute  ans  Land  ge- 
kommen, welche  nun  auf  dio  tandung  ihrer  Pferde  warten. 

„Morgen  breche  ich  nach  dem  Punkte  auf,  welchen  man  hier:  „the 
12  rolle“  nennt,  und  hotre  ich  vor  Ende  der  Woche  unterwegs  ins  Innero 
zu  sein.  Ich  habe  vier  kräftige  taute  mit  acht  Pferden  gemietet,  welche 
mit  meinen  eignen  sechs  Pferden  wohl  Vorräte  für  5 Monate  tragen  können. 
Bine  Tolle  Woche  ist  mein  Anfbruch  durch  die  schwierige  Landung  ver- 
zögert worden.  Trotzdem  ist  der  im  Entstehen  begriffene  Hafen  als  ganz 
vorzüglich  zu  bezeichnen;  seine  Szenerie  ist  reizend  und  gar  nicht  zu  be- 
zchreiben.  Vor  ca  C Woehen  wurden  von  drei  tauten  84  Unzen  Gold  hier- 
hezgebracht  ; in  14  Togen  werde  ich  an  Ort  und  Stelle  der  Funde  sein.* 

Das  Wagnis,  eine  Viehherde  durch  Australion  von 
Burketowu  nach  Adelaide  zu  treiben  (s.  Mittet).  1880  S.  160), 
ist  durch  ein  ähnliches  Unternehmen  der  Gebr.  McDonald 
noch  Ubertroffen  worden , welche  ca  1000  Stück  Rinder 
und  Sclinfo  nebst  Packwagen  und  Pferdon  von  Goulhourn 
in  Neusüdwalos  durch  Queeuslaud  und  dio  Küstengebiete 
des  Oarpoutnria -Golfes  bis  nach  ihren  neuen  Weidegrüuden 
am  Margaret-  und  Fi tzroy -Flusse  in  Westanstralien  ohne 
bedeutenden  Verlust  transportiert  haben.  Ihr  Unternehmen 
ist  um  so  bemerkenswerter,  als  sie  zum  Teil  durch  bisher 
unerforschte  Distrikte  ziehen  mufsten,  und  ihr  Zug  in  eine 
Periode  anhaltender  Dürre  fiel.  Sie  waren  mehr  als  3 Jahre 
unterwegs,  was  erklärlich  ist  durch  den  Aufenthalt,  den  sie 
an  einzelnen  Stationen  nehmen  mufsten , um  die  näobsteu 
Landstriche  genau  nach  Vorhandensein  von  genügendem 
Wasser  und  Gras  zu  untersuchen.  Während  des  ganzen 
Zuges  bemühten  sic  sich , das  durchzogeno  Gebiet  zu  er- 
forschen. (Colonies  and  Indin,  27.  August  1886.) 

Neuguinea.  — Nach  den  Dimensionen  und  der 
Wassermasse  des  von  Kapitän  Dallmann  und  Dr.  Finsch  in 
Kaiser  Wilhelms -Land  1885  entdeckten  Kaiserin  Augusta- 
, Flusses,  wurde  bereits  der  Schliffs  gozogon,  dafs  dieser 
Flufs  in  ähnlicher  Weise  wie  der  Fly  River  im  südlichen 
Teile  von  Neuguinea  eine  weit  ins  Innero  reichende  Schiff- 
fahrtsstrafse  bieten  werdo.  Diese  Aunuhme  hat  sich  durch- 
aus bestätigt  durch  die  jüngste  Fahrt  des  Landeshaupt- 


Digitized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


347 


roanns  iVeih.  v.  Schleinitz,  welcher  den  Euisenn  Augutta-Fhtf» 
in  südwestlicher  Richtuug  bis  142*  Ö.  L.  befuhren  hat 
Er  hat  denselben,  wolchor  144*  32'  0.  L.  und  3*  52' 
8.  ür.  mündet,  mithin  2~  Längongrado,  300  km,  verfolgt. 

Polynesien.  — Durch  Kaiser).  Verordnung  vom 
13.  September  1886  (Reichsanzoigcr  vom  20.  Septcmbor  1886) 
tritt  das  Gosetz  über  die  Konsulargerichtsbarkcit  vom 
1.  Dezember  1886  für  das  Schutzgebiet  der  Marthall-,  Brown- 
und  Ihrovidenc e -Inseln  in  Kraft ; die  deutsche  Schuttherrschafl 
über  diese  Gruppen  ist  damit  amtlich  anerkannt.  Die  Inseln 
umfassen  ein  Gebiet  von  ca  400  qkm  mit  ca  1 1 000  Ein- 
wohnern. 

Amerika. 

Alaska.  — Reich  an  Erfolgen  war  die  diesjährige 
Forschungskampagne  in  Alaska.  Leutnant  0.  M.  Stoney 
war  am  11.  Juli  1885  um  Hotham  lulet  gelandet  und  hatte 
mit  Hilfe  eines  kleinen  Dampfers  „Explorer“  seine  zur 
Überwinterung  beabsichtigte  Ausrüstung  nobst  Proviant  für 
18  Monato  auf  dem  Putnara-  oder  Kowak-Flusse  aufwärts 
bis  156*  57'  W und  66*  55'  N geschafft,  wo  das  Winter- 
lager, Fort  Cosmos  genannt,  errichtet  wurde.  Im  Laufe 
dos  Winters  wurden  zahlreiche  Expeditionen  uusgoführt, 
durch  welche  eine  eingehende  Erforschung  dor  von  Weifson 
nie  betretenen  Gebieto  bis  zum  Polarmeer  hin  orzielt  wurde. 
Im  Dezomber  machte  Stoney  mit  Fähnrich  Howard  eine 
Schlittenreise  nach  dom  Nortok , welche  aufwärts  bis  ins 
Quellgebiet  verfolgt  wurde.  Im  Januar  und  Februar  reisten 
Ingenieur  Zane  und  Sokoloff  zu  Lande  nach  St.  Michaels 
und  zurück;  Stoney  selbst  nahm  im  Januar  die  Umgegend 
des  Selawik-SeeB  auf.  Im  Mürz  untersuchte  Fähnrich  Read 
den  Oberlauf  des  Putuam.  Endo  Fobruar  brach  Stoney  zu 
dem  Versucho  auf,  übor  die  WassorBchoide  bis  zum  Polar- 
moor vorzudringon ; dorselbo  mufste  aufgogobon  worden,  du 
die  Eingobornon  sich  weigerten , in  diesor  Jahreszeit  dio 
Expedition  durch  dio  unbewohnte  und  wildarmo  Gegend 
zu  begloitou.  Glücklicher  war  Fähnrich  Howard , wolchor 
am  12.  April  mit  F.  J.  Price  seinen  Zug  autrat;  am 
25.  Juni  erreichte  er  den  arktischen  Ozean  10  miles  öst- 
lich von  Point  Barrow,  nachdem  er  auf  einem  grofsen  Flusso, 
vermutlich  dem  von  Leutnant  Ray  entdeckten  Meade  Rivor, 
per  Flofs  stromabwärts  gefahren  war.  Am  13.  August 
schiffte  sich  noward  mit  seinen  Begleitern  auf  dem  V.  St. 
S.  „Bear“  ein  und  vereinigte  sich  in  Hotham  Inlet  mit 
Leutnant  Stoney,  welcher  seine  Aufnahmen  am  Putnam 
und  Selawik  fortgesetzt  hatte.  Währond  der  Überwinterung 
waren  in  Fort  Cosmos  rogelmäfsige  meteorologische  und 
magnetischo  Beobachtungon  angestcllt  worden. 

Weiter  im  Süden  hat  Leutnaut  F.  SchicuUa  dio  Sl. 
Elia*- Alpen  erforscht.  Der  Versuch,  den  Gipfel  selbst  zu 
ersteigen , ist  bei  dom  orsten  von  dor  Siidseito  unter- 
nommenen Angriff  Dicht  gelungen,  doch  wurdo  unter  be- 
deutenden Schwierigkeiten,  welche  durch  dio  ausgedehnten 
Gletscher  verursacht  wurden,  eine  Höhe  von  7200  Fufs 
erreicht.  Scbwatka  wird  den  Versuch  am  Nord-  und 
Ostabhang  des  Borges  wiederholen.  An  der  Küste  hatte 
Schwatka  die  Icy-Bai  vermessen  und  einen  in  dieselbe  sich 
ergiefsenden  wichtigen  Strom,  JoneB  River  genannt,  auf- 
gefunden. 

Vancouver.  — Dr.  Franz  Boa*,  der  Erforscher  des 
B&ffin-  Landes,  hat  am  11.  Sopteraber  von  New -York  aus 


eine  Expedition  nach  der  Intel  Vancouver  angetreteu;  sein 
nächstes  Ziel  ist  das  Küstengebiet  der  Johnstono  Strait,  wolcho 
den  nördlichen  Teil  der  Insel  vom  Festlande  trennt.  Haupt- 
aufgabe der  Expedition  ist  das  Studium  der  dortigen  In- 
dianer in  bezug  auf  Verbreitung,  religiöse  Vorstellungen, 
Gebrauch  der  Masken , Sprache  &c.  Die  Umgebung  der 
Johnstono  Strait  gehört  noch  zu  den  unbekanntesten 
Teilon  der  Iusol,  wesentliche  Bereicherungen  für  die  Karte 
stehen  daher  auch  von  dem  bewährten  Forscher  zu  er- 
warten. 

Vereinigte  Staaten.  — Nach  einor  von  Kapitän 
C.  E.  Dutdon , dem  bekannten  Mitarbeiter  dor  U.  S.  Geolog. 
Survoy,  im  Juli  d.  J.  nusgeführten  Messung  erweist  sich 
als  der  tiefste  Binnensee  der  Vereinigten  Staaten  der  kleine 
Oraler  Laie  im  südwestlichen  Orogon , nach  welchem  unter 
ganz  bedeutenden  Schwierigkeiten  oin  Boot  transportiert 
worden  war.  Die  Ufer  des  Sees  stürzen  ungemein  schroff 
ab , so  dafs  nur  an  wenigen  Stellen  die  Wasserfläche  er- 
reicht wordon  kann.  Der  schroffe  Abfall  setzt  sich  auch 
unter  dom  Seespiegel  fort , denn  die  gemessenen  Tiefen 
schwanken  zwischon  853  bis  1996  Fufs  (260  und  608  m) 
wahrscheinlich  werdon  noch  bodeutendoro  Tiefen  gefunden 
werden;  der  See  liegt  nach  Whoelur  7143  Fufs  (2177  m) 
hoch. 

Mittelamerika.  — Unter  Beigabe  zahlreicher  Ulu- 
strationen  schildert  A.  P.  Mauds/ay,  welcher  wenige  Tage 
vor  Charnay  die  ausgedehnt«  Ruinenstätte  im  Gebiete  der 
Lacondones  entdeckt  batte,  seine  neuern,  1883  und  1884 
angeführten  archäologischen  Forschungen  in  Guatemala, 
welche  sich  namentlich  auf  Copan  erstreckton  (I’roceed.  R. 
Geogr.  Soc.  September  1886).  Maudslay  ist  dor  Ansicht, 
dafs  diese  grofson  Ruinenstätten  von  Zentralamerika , wio 
Copan,  Quirigua,  Palenque,  Menohe,  Tikal  u.  a.  bereit»  zu 
Zeit  der  spanischen  Invasion  verödet  und  ira  Urwald  ver- 
borgen waren,  denn  nur  dieser  Umstand  kann  es  erkläron, 
dafs  die  Spanier  nichts  von  diesen  kolossalen  Bauwerken 
erfuhren,  wenigstens  nichts  über  sie  berichtet  haben. 

Trotz  der  weit  vorgeschrittenen  Arbeiten  am  Panama- 
Kanale  dauert  in  don  Vereinigten  Staaten  die  Agitation 
für  Herstellung  eines  Kanales  mit  Benutzung  des  Sees  von 
Nicaragua  noch  fort,  da  durch  Vertrag  mit  der  Republik 
Nicaragua  der  nordamerikanischeu  Union  bedeutende  poli- 
tische und  kommerzielle  Vorrechte  gesichert  wurdon.  In- 
folge jenes  Vertrages  von  1884  untersuchte  oino  noue 
Expedition  unter  Leitung  von  Ingoniour  A.  O.  Afenocal  vom 
Junuar  bis  April  1885  dio  Nicaragua  - Boule.  Dor  amtliche 
Bericht  übor  die  Ergebnisse  der  Aufnahmen  ist  allerdings 
noch  nicht  zugänglich,  dagegen  hat  ein  Mitgliod  dor  Expe- 
dition IV.  J.  Chamber*  im  U.  S.  Naval  Institute  (Proceedings, 
Annapolis  XI,  Nr.  4)  dieselben  mitgetcilt  und  namentlich 
die  gegon  die  Aufnahmen  von  1872/73  sich  ergehenden 
Änderungen  in  dem  Plane  auseinandorgesetzt.  Die  Zahl 
der  Schleusen,  welche  in  weit  gröfBern  Dimensionen  pro- 
jektiert werdon,  wird  von  21  auf  7 beschränkt,  von  donen 
4 auf  die  Westseite,  3 auf  die  Ostseite  oder  den  San 
Junn-Flufs  entfallen.  Der  Durchstich  vom  Nicaragua-See 
bis  zum  Pacifischen  Ozean  wird  17,27  miles  (27,79  km) 
lang  sein.  Zur  Verbindung  von  der  Ostküsto,  wo  auch 
Greytown  als  Ausgangspunkt  und  Hafen  in  Aussicht  ge- 
nommen ist,  soll  nicht  der  San  Juan -Hufs  benutzt  werden, 


Digitized  by  Google 


348 


Geographischer  Monatsbericht 


sondern  ein  19,48  milea  (31,35  km)  langer  Kanal  nach  dem  I 
San  Francisco  gegraben  werden , in  dessen  Bett,  die  Ge- 
wässer deB  San  Juan  durch  einen  bei  Ochoa  zu  errichten- 
den, 52  Eufs  (16  m)  hohen  uud  1255  Fufs  (382  m)  langen 
Damm  goleitot  worden  sollon.  Die  ganze  Iiingo  des  Kanals 
betragt  nach  diesem  Plaue  169,8  miles  (273,3  km),  von 
denen  nur  38,98  miles  (62,73  km)  ausgegraben  werden  müssen. 

Die  Kosten  dos  Baues  werden  auf  nur  51  Millionen  Dollars 
veranschlagt,  welchen  Anschlag  Komm.  U.  C.  Taylor  in  einem 
Vortrage  vor  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Kow-York 
auf  75  Millionen  Dollars  erhöht.  Den  Hauptvorzug  dos 
Nicaragua- Kanales  gegen  den  Panama-Kanal  erblickt  Taylor 
in  der  Vermeidung  der  Windstillen  im  Grofsen  Ozean, 
welche  für  Segelschiffe  das  An-  und  Auslaufen  von  Panama 
erschwert. 

Südamerika.  — Richard  Payer  (s.  Mitt.  1886,  S. 219) 
bat  seine  Iteise  auf  den  Quelltlüssen  des  Amazonas  fort- 
gesetzt und  durch  die  Aufnahme  des  I’achitea  und  seiner 
Tributäre  eine  Lücke  in  der  Karte  von  Südamerika  auBgo- 
füllt.  Von  Chuchu  ras  schreibt  Payer  am  29.  Juni  1886: 

.Die  Porbetiung  nieiuee  Weges  fsnd  durch  die  an  der  Mündung  des 
Pschitea  xuerst  sichthar  «erdenden  Andentbster  sutl.  und  tvsr  derart,  dsb 
ich  rnirh  einem  Transporte  reisender  Ksutschuksrtioiter  anrchlofs,  die  io 
xehn  kleinen  Fahrzeugen  mit  ihrem  Führer  aufwiirt«  eiligen.  Eine  der 
interesssntesten  Führten,  die  ich  jemals  vollführtr,  bol  mir  Gelegenheit, 
sus  dem  Rin  Pschitea  in  den  Rio  Patcassu,  und  xwu  bis  iur  Mündung 
des  in  letitern  mündenden  Chnchuraa  vorxudringen,  wo  ich  einen  grotsern 
Halt  zu  machen  gedenke.  Es  gelang  mir,  den  lauf  der  bereisten  Flüsse 
mit  allen  Details  aufzuzeichnen,  die  vorhandenen  Namen  sicherzustellen, 
fehlende  Zuflüsse  und  alle  Inselgruppen  nebst  den  gefiilirliehsten  Strömungen 
zu  notieren.  Die  l' rauche,  warum  dieses  Gebiet  bisher  von  Forschem 
verschont  blieb,  ist  in  dem  Vorhandensein  der  gefährlichen  Cassivos  zu  er- 
blicken , die  läng«  des  Pschitea  ihre  Wohnsitze  haben , wie  ich  schon 
früher  erwähnte.  Ihre  furchtbar  schneidigen  Waffen  fand  ich  Gelegenheit 
in  einer  Anziedlong  zu  bewundern , in  welcher  40  Stück  denelben  auf- 
gehäuft  lagen : um  ihre  Wirkung  zu  vermehren,  bedienen  sich  diese  Wilden 
der  denklairsten  Kunstgriffe  und  der  ausgezeichnetsten  Hölzer.  Von  den 
übrigen  Indianer- Stimmen,  welche  die  mehrgenanoten  Flufsufer  bewohnen, 
sind  nennenswert  die  Lorenzos  und  die  Pampas.  Alle  bezeugten  grnfse 
Freude,  wenn  sie  die  deutsche  Spnrhe  erklingen  hörten,  cs  schien,  als 
seien  dio  Laute  derselben  ihrem  Gehör  und  Auffassungsvermögen  zugäng- 
licher. Die  letztem  machten  auf  mich  den  Eindruck  der  Harmlosigkeit 
uud  Kindlichkeit  im  weitesten  Kinne,  alles  orregto  ihre  Wifsbegiorde,  uud 
als  ich  ihnen  die  Abbildungen  der  Stammcigenossen,  der  Landschafls|>artiro 
meiner  Heise,  verschiedener  Personen  Ae  vorhielt,  waren  ihre  Bem-rkungcn 
in  der  Kegel  staunenerrrgend  uud  trcirend. 

.Auf  dirser  Reis«  iiborraschte  mich  aber  ganz  besonders  das  Vorhanden- 
sein  zweier  heifser  Quellen,  die  am  Ufer  des  Pschitea  aus  der  Erde  strömen, 
beiläufig  8 bis  10  TUgrcisrn  auseinander  liegen  und  bis  zur  Stunde  unbe- 
achtet sind.  Ein  in  deren  Nähe  genommenes  Bad,  dessen  Temperatur 
durch  die  Mischung  mit  Flufswasser  — auf  die  in  curnjKiischoii  Badeorten 
übliche  und  gniundhcitsxuträgliche  Höhe  — horabgmtimint  wurde,  sowie 
ein  in  einer  Steinflasche  mitgenommenen  Quantum  Wasser,  galten  mir  viel 
Stoff  zum  Nachdenken  während  der  Fortsetzung  meines  Weges,  der  mir 
außerdem  so  zahlreiche  Schwierigkeiten  bot , dafs  ich  nur  mit  dem  Auf- 
wand  aller  Geduld  und  Ausdauer  und  uur  durch  Aufopferung  aller  mir 
zu  Gebote  stehenden  Geld-  und  I-ehenzmittel,  Tauschgcgciutändc  und  sogar 
mit  Verlud  meiner  Waffen,  die  ich  den  Leuten  zur  Befriedigung  ihrer  An- 
sprüche hingab,  vorwärts  kommen  konnte,  um  das  mir  vorgenommene  Ziel 
zu  erreiehen. 

„Als  ich  an  der  Mündung  des  Chnchuraa  (in  den  Palcaasu)  angelaugt 
war,  erfuhr  ich  die  Neuigkeit,  dafs  auf  dem  ron  mir  zurückgelegten  Wege 
(indem  ich  anno  t88ä  aufwärts  ging)  der  französische  Konsul,  Herr  Olivier 
Ordiuair*  ans  Calla»,  dieselbe  Reise  — über  Lima  kommend  — abwärts 
msrhte;  er  hatte  auf  diesem  Wege  von  den  Deutschen,  namentlich  den 
Familien,  die  in  lluancabaraba  in  der  Tiroler  Kolonie  ,Poxnoie'  am 
Chuehuras  ond  Pachite*  wohnen,  überall  die  freundlichste  Aufnahme  ge- 
funden nnd  seinen  Dank  unverhohlen  ausgesprochen. 

.Von  meinem  jetzigen  Aufenthalt  bin  ich  in  der  laige  — späterhin 
durch  eine  viertägige  Reise  zu  Fufs  — , die  doutscho  Kolonie  , Pozusso* 


zu  erreichen,  um  frei  von  Zweifeln  und  falschen  Berichten  ein  wahres  Bild 
ihre»  31jährigen  Bestehen«  entwerfen  za  können.  Der  Gebirgsweg  dahin 
ist  nur  mit  Hilfe  der  Carapas- Indianer  ausführbar;  die  kleine  Ansiedelung 
eines  Deutschen,  bei  dem  ich  zur  Stunde  freundliche  Aufnahme  fand,  ist 
durch  die  diesjährigen  Hochwasser  so  arg  zugeriehtet  worden,  dafs  die  Be- 
schaffung nötiger  I^bensznittel  aus  der  , Deutschen  Kolonie'  bereits  dringend 
geboten  ist.“ 

zVrgentinien.  — Im  Aufträge  der  argentinischen 
Regierung  tritt  Ramon  Lista  Anfang  Oktober  eine  Reise 
zur  Erforschung  der  argentinischen  Hälfte  von  Feuerland 
an.  Er  beabsichtigt  am  Kap  Espiritu  Santo  zu  landen 
und  die  Insel  nach  S bis  zur  Aguirro-Bai  zu  durchziuben. 
Seine  Begleitung  besteht  aus  dem  Marinuarzt  P.  Segors 
und  25  Soldaten  unter  Führung  von  Leutuant  Crobetto. 

Brasilien.  — Dora  Geologen  Dr.  Orville  A.  Derby 
und  den  Ingenieuren  Th.  F.  de  Sampaio , Fr.  de  Paula 
Oliveira  und  L.  J.  Gonzaga  de  Campos  ist  die  Bearbeitung 
einer  topographischen  und  geologischen  Karte  der  iVorw* 
Säo  Paulo  im  Mafsstab  1:100000  übertragen  worden.  Da 
es  an  grundlegenden  Vorarbeiten  noch  gänzlich  fehlt,  so 
j ist  dio  Ausführung  einer  topographischen  Aufnahme  der 
Provinz  notwendig  geworden,  mit  welcher  an  dem  südlichen 
Grenzflüsse  Paranapanema  bereits  begonnen  wurde.  Die 
Dauer  der  Aufnahme  ist  auf  10  Jahre  berechnet  (Bol.  Soc. 
geogr.  Rio  de  Janeiro  1886,  Nr.  2). 

Polargebiete. 

In  einem  prächtig  ausgestatteton  Werke  schildort 
Dr.  31.  Snellen  unter  redaktiouellor  Beihilfe  von  Leutnant 
B.  J.  G.  Volcke  den  Verlauf  der  niederländischen  Polar- 
expedition 1882 — 83  *) , welche  die  im  Rahmen  der  inter- 
nationalen Polarforschung  geplante  Station  in  Dickson- 
Hafen  gründen  sollte , ihr  Ziel  bekanntlich  aber  nicht 
erreichte,  sondern  in  Gemeinschaft  mit  der  dänischen 
.Dijtnphtm“- Expedition  unter  Leutnant  Hovgaard,  im  süd- 
lichen Teil  dos  Knrischen  Meeres  überwinterte,  wo  das 
Expeditionsschiff  „Varna“  vom  Eise  zerdrückt  wurde.  In 
behaglicher  Breite  wird  die  Geschichte  des  Weyprechtechen 
Planes,  Zweck  und  xtnsrüstung  der  Expedition,  die  Fahrt 
bis  an  dio  Eingangsstrafsen  des  KariBchen  Meeres,  dio 
wochenlang  erfolglosen  Hin-  und  Herfahrten  zwischen  den 
Strafsen,  die  endlich  glücklich  durcligosotzte  Einfahrt  durch 
die  Karische  Pforte  und  dio  baldige  Einschliefsung  im  Eise 
mitgeteilt;  anregonder,  wärmer  wird  die  Darstellung  Uber 
den  Kampf  mit  dom  Eise,  das  Verlassen  der  „Varna“,  den 
gastlichen  Aufenthalt  auf  der  „Dijmphna“  und  die  wissen- 
schaftlichen Arbciton,  deren  ausführliche  Bearbeitung  wohl 
an  andrer  Stolle  erfolgen  wird.  Den  Schliffs  des  Werkes 
muclit  die  umständliche  Schilderung  des  Rückzuges  auf 
dem  Eiso  und  per  Boot  nach  der  Jugor-Strafse  und  der 
Empfang  hoi  der  Rückkehr,  sowie  eine  Schlufsbetrachtung 
der  durch  dio  internationale  Polarforschung  gewonnenon 
Ergebnisse.  Ein  bemerkenswerter  Schmuck  des  Werkes 
sind  die  nach  Photographien  vorzüglich  hergostellten 
grofsen  Lichtdrucke,  von  denen  namentlich  diejenigen, 
welche  dio  Eisbildung  zum  Gegenstand  haben , als  sehr 
anschaulich  hervorzubeben  sind. 

Über  seine  diesjährigen  Aufnahmen  in  Island  macht  der 


t)  De  Nedoilattdache  l’ool-Kxpcditio  1882  — 83.  4°,  164  pp.  Utrecht, 
Böselt  on  Zoon,  1888. 


Digilized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht 


349 


Geolog  Th.  Thoroddun  ons  am  20.  September  folgende  vor- 
läufige Mitteilung: 

„KUrilich  bin  ich  von  ein*r  2} -monatlichen  UntmuchoDgsreU«  iro 
nordwestlichen  Teil  der  liuel  xurückijckomraen , welcher  noch  »ehr  wenig 
bekannt  ist , weil  dort  durch  die  Wege  oder  besser  durch  den  Mangel  an 
Wegen  überhaupt  da*  Reisen  »ehr  beschwerlich  ist.  Im  Juli  uoterauehte 
ich  die  Küste  von  Breithifjord , wobei  ich  sehr  interessante  Ergebnis»«»  in 
geologischer  Bexiehung  erhielt;  u.  a.  entdeckte  ich  bei  Djüpidalr  einen 
neuen  Fundort  ton  Doppelspat,  welcher  ebenso  bescbatTen  Ut,  wie  der  be- 
kannte Ton  Helgastathir  im  Ottlando.  An  mehreren  Funkten  sammelte  und 
untersuchte  ich  auch  tertiäre  PflanxenrereteineruDgen.  Der  Gletscher  GUwa 
eracheint,  wie  ich  nachweisen  konnte,  auf  der  Karte  doppelt  au  grofs,  und 
ebenso  ist  der  Drangt- Gletscher  dreimal  gröfsor  dargostellt,  als  er  in  Wirk- 
lichkeit ist. 

„Während  des  August  und  in  der  ersten  Hälfte  des  September  unter- 
suchte ich  die  Ostküste  der  NW- Halbinsel  bis  xum  Nordkap  hio,  eine 
Tour,  welche  mit  grofsen  Beschwerde!)  und  Gefahren  verknüpft  war,  da  die 
Wege  längs  der  Küste  halsbrecherischer  Natur  sind , und  dazu  war  dio 
Witterung  geradezu  abscheulich;  die  ältesten  Leut-'  konnten  »ich  eines 
solchen  Sommers  nicht  entsinnen  — immer  Kegen  oder  Schnee.  Die  Küste 
im  S rum  Nordkap  (llorostrand)  ist  schon  einmal  von  einem  Reisenden 
untersucht  worden,  von  Eggert  Plafwon  ira  Jahre  1764»  aber  auch  er  Ut 
nicht  weiter  gekommen,  als  bis  Turufjord.* 

Über  die  Fahrt  des  kgl.  dänischen  Orlogschiffee  „Fylla “ 
nach  Grönland  in  1886  erhalten  wir  vou  Herrn  Th.  Holm , 
welcher  als  Botaniker  an  Bord  sich  befand,  folgenden 
Bericht: 

„Chef  der  Expedition  war  Kapitän  ßra£m,  I^utrunt  Hammer  zweiter, 
8.  K.  H.  Prinz  Waldemar  dritter  Kommandeur,  ferner  Leutnant  Garde,  be- 
kannt durch  seiue  Teilnahme  an  der  ostgrünUndhchen  Expedition,  Leutnant 
Cold  und  Danneskjöld,  Dr.  Ilalbcrg,  Arzt,  Ingenieur  Sveistrup  und  Inten- 
dant Nielsen  die  übrigen  Offiziere.  Wissenschaftliche  Teilnehmer  waren 
Kand.  Kolderup  Rosenvioge,  welcher  die  Algeutlora  untersuchen  sollte, 
während  meine  Aufgabe  das  Studium  der  Lamitiorm  bildete;  ferner  waren 
mir  die  zoologischen  Untersuchungen  aufgetragen , wie  auf  dem  letztem 
Zug  der  ,Fylla\ 

„Die  , Kylla*  verlief*  Kopenhagen  den  26.  Mai,  lief  Trangij»vnag  auf  den 
Foroc- Inseln  am  30.  Mai  und  Reykjavik  am  4.  Juni  an-  Wir  verliefsen 
Reykjavik  den  8- Juni,  passierten  Kap  Farvel  den  12.  und,  nachdem  ein 
Eisgürtel  mit  sehr  mächtigen  Schollen  passiert  war,  erreichten  wir  die 
Kolonie  Gothaab  am  17.  Juni.  Nach  der  ursprünglichen  Bestimmung  sollten 
wir  hier  nur  einen  kurzen  Aufenthalt  nehmen,  aber  leider  ward  die  , Fylla* 
hier  drei  Woehen  vom  Eia  gefesselt.  Am  20-  Juni  hatten  wir  einen  süd- 
westlichen Sturm  mit  SchneeUieo,  welcher  das  Eia  in  den  Hafen  trieb, 
to  dafs  in  kurzer  Zeit  der  Hafen  ganz  eisgefullt  war;  mit  der  folgenden 
Windstillo  blich  das  Eis  liegen,  und  die  Bewegung  des  Eise«  bei  der  Ebbe 
und  Flut  bewirkte  keine  bedeutende  Veränderung.  Diesen  Aufenthalt  h** 
nutzten  die  Naturforscher,  botanische  und  zoologische  Untersuchungen  zu 
unternehmen,  und  viele  Algen  und  Waavertiere  wurden  eingeaammelt.  Auf 
dem  Lande  war  die  Flora  noch  wenig  entwickelt  und  nur  wenige  Ptlanzen 
blUhteu. 

, Endlich  am  9.  Juli  trieb  das  Eia  binaus  und  zerteilte  sich  so  schnell, 
dafs  der  Chef  sich  zu  einem  Versuch,  atmulaufen , entschlofs.  l'nd  es 
gelang;  nach  ca  4 Stunden  war  die  , Kylla*  aus  dem  Hafen.  Noch 
hatten  wir  einen  Eisgiirtel  zu  passieren,  aber  gegen  Mitternacht  war  auch 
dieser  durchbrochen  und  am  nächsten  Tag,  den  10.  Jnli,  trafen  wir  in 
Sukkcrtoppcn  ein.  Die««  Kolonie  ward  den  13.  verlassen  und  die  Reise 
nach  Holstensborg  fortgesetzt,  wo  wir  bereits  am  folgenden  Abend  ankerten. 
Der  Aufenthalt  war  ein  »ehr  kurzer , schon  am  nächston  Morgen  erfolgte 
die  Abfahrt.  Mit  »ehr  frischem  südwestlichem  Winde  segelten  wir  bei 
Godhavn  vorbei  und  steuerten  direkt  gegen  l'pernirik,  welche  Kolonie  wir 
bereits  den  17.  Juli  erreichten.  Hier  war  der  arktische  Sommer  angefangen, 
und  auf  den  steinigen  Kelsen  sah  man  viele  Blumen,  und  in  der  Tiefe  des 
Meere«  fand  sieh  ein  «ehr  reiche»  Tierleben  mit  einer  wuchernden  Algen- 
vegetation. Hier  trafen  wir  l^utnant  Ryder,  welcher  für  Rechnung  der 
dänischen  GrönlandskommUsion  das  Gebiet  von  Cpernivik  vermeiden  sollte. 
Von  Cpernivik  segelten  wir  am  20.  Juli  nach  Proeven,  wo  wir  am  Nach- 
mittag anlangten;  auch  hier  wahrte  der  Aufenthalt  kaum  Tag.  Auf 
der  Rückreise  über  die  Bofftoibueht  nach  Godhavn  wurden  zahlreiche  hydro- 
graphische und  zoologische  Untersuchungen  rorgonommen , wie  gewöhnlich 
ira  offnen  Meere,  wenn  der  Dienst  « gestattete.  Die  zoologischen  Unter- 
suchungen wurden  mit  einem  Schleppnetz  vorgenomroen,  demselben,  das  uuf 
dem  vorigen  Zug  der  »Kylla*  in  1884  benutzt  war.  Bei  Godhavn  ankerten 


wir  den  24.  und  blieben  hier  noch  den  28.  Juli.  Eine  Expedition  ward 
hier  von  mir  vorgenommen  nach  dem  bekannten  Berg  , Skiavc  f.rld*  mit 
seinen  unzähligen  phantastisch  geformten  Säulen,  Pforten  &c.,  von  bei- 
nahe regclroäfsiger  hexagonalen  Basaltpnsiuen  aufgebaut;  die  botanische 
Ausbeute  blieb  sehr  ansehnlich,  und  in  dem  Meere  traf  ich  eine  ganz 
reiche  Fauna.  Wir  verliefsen  Godhavn  den  28.  und  ankorten  bei  Holstens- 
borg  am  30*  Juli.  Während  die  Offiziere  mit  Kand.  Kosenvingc  eine 
Jagdtour  nach  Iaortok  Vornahmen,  reiste  ich  nach  den  Fjorden  Amerdlok 
und  Ikertok,  um  die  Fauna  und  Flora  zu  untersuchen;  in  Ikertok  - Fjord, 
ca  6 dänische  Meilen  (38  km)  landeinwärts , fanden  »ich  dieselben  Tier- 
forraen,  welche  in  dem  offnen  Moerc  erbeutet  waren,  t.  B.  Asteriden,  Aktt- 
nieo,  Chctopoden,  Bryozoeu,  Spongien  A’C. 

„Von  Holstensborg  segelten  wir  nach  Sukkcrtoppcn,  von  dort  noch  einmal 
nach  Godtbaab  und  schliefslich  liefen  wir  FVedorikshaab  am  14.  August  an. 
ln  dieser  südlichen  Kolonie  hielten  wir  uns  vier  Tage  auf,  welche  ich  zu 
einer  Expedition  nach  dem  Fjord  Kangerdluarsuk  benutzte.  Eine  sehr 
reiche  und  besonder»  interessante  Landdora  fand  sich  hier,  ebenso 
mehrere  seltene  Tierformen  in  dem  Fjord.  Unart  Abreise  von  Frederiks- 
havn  war  auch  unser  Abschied  von  Grönland,  und  mit  günstigem  Winde 
waren  wir  in  Reykjavik  am  26.  August  und  bereits  den  4.  September  in 
Dänemark  zurück.“ 

Colonel  Gilder  hat,  nachdem  er  verhindert  war,  im 
Juni  mit  den  Walorn  von  New- London  nach  Curaborland- 
Sund  aufzuhrechon,  oinen  andern  Ausgangspunkt  für  seine 
geplante  Expedition  nach  dem  Nordpol  zu  erwählt  und  ist 
am  2.  Oktober  von  Wiunipeg  nach  der  York-Faktoroi  an 
der  Hudson -Bai  abgereist. 

Die  Australier  gewinnen  der  Agitation  Air  die  Inan- 
griffnahme der  antarktischen  Forschung  eine  praktische  Seite 
ab,  indem  sie  deu  Walfang  dort  einAihren.  Das  von  der 
R.  Society  und  der  Geogr.  Society  in  Melbourne  eingesetzte 
Agitationskomitee  macht  der  Regierung  von  Victoria  den 
Vorschlag,  Prämien  Air  den  erston  Dampfwalor  auszusetzen, 
welcher  in  victorianische  Häfen  einläuft,  mit  oiuer  Ladung 
von  mehr  als  60  Tons  Thran  und  Fischbeiu,  das  südlich 
von  60°  S.  Br.  gewounon  wurde;  zugleich  sollen  Erleich- 
terungen Air  die  Einfuhr  der  erforderlichen  Apparato  in 
Aussicht  gestellt  werden.  Das  im  vorigen  Jahre  von  der 
British  Association  eingesetzte  antarktische  Komitee  hat  in 
diesjähriger  Zusammenkunft  noch  nicht  Bericht  erstattet, 
da  es  Air  notwendig  erachtete  zur  eingehenden  Beratung 
dio  Mitwirkung  andrer  Gesellschaften,  namentlich  der  R.  So- 
ciety, zu  erlangen,  um  sofort  mit  genau  formulierten  Vor- 
schlägen dio  Aussondiing  einer  antarktischen  Expedition  sei- 
tens der  onglischon  Murine  durchzusetzen. 

Ozoano. 

Der  Erbprinz  vott  Monaco , welcher  soin  Interesso  der 
Untersuchung  des  Golfstromos  widmet,  hat  von  Lorient  aus 
eine  neuo  Fahrt  auf  soiner  Jacht  Hirondollo  angetreten,  um 
unter  20°  W.  L.  v.  Gr.  auf  dor  Breite  zwischen  Kap  Finis- 
terre  und  der  Südküste  von  England  eine  weitere  Zahl  von 
Flaschen,  Tonnen  &c.  zu  vorsenken,  au»  deren  Triebrich- 
tung die  Richtung  dos  Golfstromes  ermittelt  werden  soll. 
Zugleich  sollen  auch  Tiefsee -Temperaturmessungen  vorge- 
nommen werden.  (L’ Exploration  XXII,  Nr.  32.) 

An  dor  Stelle  im  Kanäle  zwischen  dor  Insel  Puutcliuria 
und  Sizilien,  wo  im  Juli  1831  die  Insel  Ferdinanden  — 
von  den  Engländern  Grahams  Island  genannt  — auftauchte, 
um  nach  wenigen  Monaten  wieder  zu  verschwinden,  hat 
sich  im  Laufe  der  Jahre  dio  Meorestiefo  immer  mehr  ver- 
größert, indem  durch  Strömungen  dio  Lava  und  Aschen, 
welche  die  Insel  bildeten,  weggewaschen  worden  ist.  Durch 
die  englische  Marino  wurden  gemessen  1832:  2}F»;  1837: 


Digitized  by  Google 


350 


Litten»  turverzeicknis. 


9 P.;  1841:  10  P.;  1851:  16|  F.;  1863:  15  F.;  1870: 
18  F. ; 1885:  24  F.  Diese  allmähliche  Vertiefung  scheint 
jetzt  zu  einem  Stillstand  gekommen  zu  sein,  da  bei  der 


letzten  Lotung  keine  Aschen  mehr  vorgefunden  wurdon. 
(Report  of  Admiralty  Survevs  for  1885.) 

II.  Wichmunn. 


Litteratiirverzeichnis. 


Afrika. 

Baudlsch,  H. : Gold  In  Afrika.  (Aua  allen  Weht.  1B86,  XVII,  Sr.  10  ff.) 
Habenicht , H. : Übersicht  der  Obrrflücbengeataltun«  Afrika*  nach  den  neue« 
■tea  Forschungen.  {Ausland  IBM.  Nr.  31,  8.  *07.) 

Kart* : 

Olivolra,  A.  A.  d‘ : Eibo^o  da  Africa  auttral  contendo  o Itioerarlo  da  tra- 
vci.ila  de  Capcllo  e Ivcni.  1:13  600 000.  Lisaabon,  Boc.  de  geogr. , 1866. 

Nilländer  und  Clebiet  des  Roten  Meeres. 

Ardaqh : Th*  red  «*a  Petroleum  deporiu.  (Proceed.  roy.  geogr.  aoc.  18®*, 
VIII,  Nr.  8,  p.  503,  ult  Kart*.) 

Aacherson , P. : Die  BevOlkcrungszahl  der  ägyptischen  Oanen  und  gegenwir- 
tigen  Zuiümlo  In  denselben.  (ZeiUchr.  (»etellsch.  f.  Erdkunde,  Berlin  IBM, 
XXI,  Nr.  3,  8.  3«  ) 

Bonolt,  F. : Las  cxpedltionn  egyptienne*  en  Afriquc.  (Bull.  8oc.  Khed.  1885, 
II,  Nr.  S,  p.  435.) 

Borolll,  J.:  Lettre  «ur  l'Kthlopio.  (C.  R.  Soc.  grngr.  Pari*  1886,  Nr.  10,  p.  393.) 
Bovet:  C. : Bab-el-Maudeb  et  Perim.  (Bull.  Boc.  gvogr.  NeucbAtel  1886,  I, 

p.  66-66.) 

Buchta,  R.:  Die  Ausgrabung  de»  grofsen  Sphinx  auf  dem  Pyramidenfelde  von 
Olaeb.  (Allgetn.  Zelt«.,  München  1886,  Nr.  160.) 

Cameron,  V.  L. : The  Koudan.  (Revue  Colon,  lntornat.  1886.  II.  Nr.  6.) 
D'Amora,  P. : II  prohahlle  awenlre  dl  Mossaua.  (Bull.  Be».  florent.  8oc.  Afri- 
cana  iss*,  II,  Nr.  6,  p.  I3T.) 

Manzi,  L. : II  comuicrclo  in  Btiopla,  Nubla,  Abisrinia,  Sudan  Acc.,  dal  prlmordl 
all»  domiuaxione  tnusulmana.  16°,  843  pp.  Roma.  Outenari,  1886.  1.  3. 

■attaja  : I mlel  trcntuclnquo  anni  dl  mUriono  nell’  alta  Etiopla.  II.  4*,  319  pp., 
mit  Karten  Milano,  8.  Giuseppe.  1886.  1.  13. 

Purdy,  Col. : RcconnaDsanc«  eutro  BArAnlco  ot  Berber.  (Bull.  Boc.  Khdd.  1885, 
II.  Nr.  8.  p.  431,  ult  Karte.) 

Rtgazzl,  V. : Dali»  Stallone  di  Let-Mareflk.  f Holl . 8oe.  geogr.  Ital.  1880,  XI, 
p.  330.) 

Roll : Rapporto  fülle  sorcenti  di  petrolio  di  Ras  Girasah  nel  «olfo  di  8uez. 

(Bull.  eon*.  pubbl.  Roma  18»,  XXII.  Nr.  3.  4.) 

8climboni,  A.:  Tre  aunl  dl  lavoro  nel  Gogglam.  (Bol.  Soc.  geogr.  ItaL  1888, 
XI,  Nr.  4,  p.  370.) 

Schwolnfurth,  G. : Kcl*o  ln  da«  Depre**lon»g<»blot  lm  l.’tnkreUe  d**a  Kajum  Im 
Janr.  1886.  (ZcfUchr.  Afrlk.  Gesa  lisch.,  Berlin  1886,  Nr.  3,  8.  96,  mit  Karto.) 
Stefane!! i , P. : La  popolaxlone  Indlgena  dl  Buja,  Asiat».  (Bullett.  8ez.  florent. 
8oe.  Africana  1886,  II,  Nr.  5,  p.  164.) 

Tagllabue,  E. : Conslderaxloni  «ull*  Ablssinla  c aul  8udan  Orientale.  (I.'Kiplora- 
tore  1585,  IX,  Nr.  18,  p.  367.) 

Travers!,  L. : Appunti  aul  DanakllL  (lloll.  Boc.  geogr.  Ital.  1686,  XI,  Nr.  7, 

p.  616.) 

Will«.  J.  T.:  The  cullivablo  area  of  the  Ktfypllan  Sudan.  (8cottltb  Geogr. 
Magazine  ISS«,  II,  Nr.  7,  p.  411.) 

KarUn: 

Red  Soa:  Perim  harbour;  Bellul  bay ; Rakbmat  Island  anchorage.  (Nr.  333.) 

London,  Hydrogr.  Off.,  1886.  lab. 6. 

Vaujany,  H.  de:  Carte  de  la  Baue  - Efnrte.  — Plan  coxnparatif  d’Alcxandrie 
anclenne  et  moderne.  Paria,  Erhard.  1886. 

Atlasländer.  Tripoli,  Sahara. 

Buitl,  M.  K.:  Itol.c-Wn  <ln  81.11 . Il.r.hlm  de  liwl  »obre  «1  Stu.  (Boll.  Soc. 

gAogr.  Madrid  1686,  XX,  Nr.  4 u.  6,  p.  209.) 

Beccarl,  G.  B. : II  Sahara.  (Boll.  Sex.  fiorent.  Soc.  Afric.  1886,  Nr.  3,  p.  66.) 
Benitez,  Cr.:  Notas  tomada«  cn  au  vlAjo  por  Marruor»« , el  Dwlerto  del  SA« 
hara  y Sudan  al  Senegal.  (Boll.  Boc.  geogr.  Madrid  1886,  XX,  Nr.  Q ff.) 
Boulangler,  K.:  Ktudo  aur  le  Sahara.  (Revue  Boc.  «cogr.  Tour*  18®6.  III, 
Nr.  4,  p.  134.) 

Boll,  M. : Expedition  fran^aise  cn  Tunlaie  1681—82.  Paria,  Baudolo,  1686. 
Cagnat , R. : Rapport  aur  nno  mUston  en  Tunlsle , 1882 — 83.  (Axcb.  mUalon» 
aclentlf.  1886,  XII,  p.  107,  mit  Karten.) 

Canal , J. : Monographie  de  rarrondlsacment  de  Tlemcen.  (Bull.  Boc.  gAogr. 
Oran  1886,  VI.  Nr.  38,  p.  1.) 

Carrale,  M.  ü. : Tripoli  e Genova.  8»,  l&S  pp.  Genua,  tlp.  Olmlnago,  1886.  1.  3. 
Cervera  Baviero,  J.:  Kxperileldn  geogr  •milltar  al  intcrior  y cos  tat  do  Marrue« 
coa.  Bett.— Die.  1894.  4°,  181  pp.  Barcelona,  Glrd,  18».  48  rlt, 

Charmot,  O. : Une  ambassade  au  Maroc.  L Tanger,  DApart  pour  Fea , El« 
AzaYeb,  Le  Bbou.  II.  La  vle  fcodale.  Dcmlirca  jouraOd.  de  marche. 
(Revue  d.  deux  monde»,  Juni  u.  Juli  1886.) 

Contejean , Ch. : La  mer  de  l'Alfa.  Notee  de  voyage.  (Soc.  de  geogr.  cotum. 
Kautee  1886,  p.  69—64.) 


Crawford,  J.  V. , k Ch.  II.  Allen:  Marocco.  8»,  mit  Karte.  London,  Antls- 
lavnry  Boc.,  1886.  6 d. 

Oe  It  Rartlnibr« , E. : Bibliographie  du  Maroe.  1844  — 86.  (Revue  de  geogr. 
Aug.  1886  ff.) 

Olercks,  G.:  Nordafrika  im  Licht«  der  Kulturgeschichte.  8°,  404  88.  München, 
G.  D.  W.  Callwey,  1886.  M.  6. 

Ouval , M.  V. : La  rectlflcatlon  de  notre  frontlero  algdrlcnno  vera  lv  Maroc. 

L’oasis  de  Ftguig.  (Revue  do  gAogr.  Mal  18»,  p.  361.) 

Ezzlanl,  A. : Le  Maroc  de  1631  k 1813,  oxirnlt  de  l'ouvrage  IntltulA : Ettordje* 
inan  elmo  *»rll>  'an  Douel  elmachrli|  ou'lmaghrlb  , »le  Ahonlqasetn  ben 
Ahmed  Exzlanl.  Public  et  tradalt  par  A.  Houda*.  8*,  113  pp.  Paria, 
Leroux,  1886. 

Fournel,  M.:  La  Tuniale:  Le  ChrUtlaulsme  et  rialam  dau»  l'Afrique  aepten« 
trionalc.  18*,  184  pp.  Pari*,  Cballainel,  1896.  fr.  2. 

Freioaly,  M.  (Palat):  Journal  de  route  «*t  corrcapoudance.  10*,  323  pp.,  mit 
Karle.  Paria,  Charpeotler  & Co.,  1686.  fr.  3, so. 

Quyot,  Y. : La  proprictd  en  Tnnlsic  et  cn  AlgArlc  et  l'Acto  Torrcns.  (Bull. 

Boc.  geogr.  commcrc.  Pari*  1886.  VIII,  Nr.  3,  p.  146.) 

Hansen  • Blangsted,  R. : I.«»  lies  Zaffarlnc*  pria  de  la  frontlAre  de  l’Alcdrfe  et 
du  Maroc.  (C.  H.  Boc.  geogr.  Paria  1886,  Nr.  18,  p.  375.  — La  Gaxetto 
gAogr.  1886,  XXI,  Nr.  36.) 

Jannatoh , R.:  Vom  Bchwlka  Über  Wad-Draa  bl»  Mogador.  (Export  1886, 
VIII.  Nr.  24,  S.  867  ff.)  — — HandeUpolltbchoa  Uber  Marokko  (ebcud. 
Nr.  37.  8.  418.) 

■alletorre,  M. : Le  Sud  Oraoal*  conalddrd  comme  poInt  do  depart  de«  vxplo« 
ratlona  «ahariennca.  (Bull.  Boc.  gtogr.  commcrc.  Bordeaux  1886,  IX,  Nr.  13, 

p.  106.) 

■amoll,  P. : Corrlapondeaxa  da  Bengaal.  (L'Etploraxione  Comraerc.  1886,  L 
Nr.  1—6.) 

Plympton,  O,  W. : Flooding  the  Sahara.  (Science  1 886,  VII,  Nr.  176,  p.  543, 
mit  Karte.) 

Rinn,  I«.:  Non  frontlbrc*  Saharicnnc«.  8*,  mit  Karte.  Paria,  Challamel,  1886. 

fr.  2,60. 

Rohlfs,  G.:  Der  Norden  von  Afrika.  (Revue  colon.  intern.  HSF6,  in,  Nr.  3, 

p.  1».) 

Rolland,  G. : Hur  la  «Ätilogie  de  la  Tunisic  centrelr,  da  Kef  k Kalrouan. 
(C.  R.  Acad.  Bel.  Paria,  Juni  1886.) 

Roulre,  D.:  De*  dlvcr*  \v.itbmo»  moderne*  ayant  aaalmllö  le  paya  de  Gabha 
k la  rAglon  du  Triton.  (Revue  8oe.  geogr.'  Tour*  1886,  111.  Nr.  6 ff.)  — — 
Bur  la  «Aogrnphle  du  llttoral  de  la  iSmhie  centrale.  (C.  R.  Acad.  Sei. 
Pari*  IBM,  Nr.  91.)  ' 

Slmond,  C. : Tun!«  et  la  TuoUle.  13»,  73  pp.  Pari*,  Leckn«  & Oudln,  1886. 

Tunlsle,  Notice  deieripUvo  et  ItlnArairo«  de  la  . RAglon  Sud  (1884—86). 

13°,  165  pp.  Pari*,  Minbt.  do  la  guorre,  1886. 

Wolsgorbor,  H. : Note*  aur  POued-RIr  et  am  hnbiianU  et  aur  qudquea  Dona« 
mcuU  du  Sahara  atgerlen.  B»,  36  pp.  Pari»,  Leroux,  1886. 

Kartin  : 

8runeau , Capt. : Carte  du  Sud  Oranab.  1:400  000.  4 fcullle*.  Pari»,  Challa- 
mel, 1886.  fr.  6. 

Tunlsle.  Cdte  E,  Mahedla.  (Nr.  4088.) Prcaqu'ilo  de  Monastlr.  (Nr.  4099.) 

CAte  N,  BerxeTt.  (Nr.  4094.)  Pari*,  Challamel  (Dcp.  do  la  mnnue),  1886. 

Tunlsle.  C-arte  provbolre.  1:300  000.  16  bla  19 : Ncfta,  Red)em  — Matoug. 
30:  Douirat,  31 : Oued  Fexsi.  Pari*,  Depot  de  la  guerro,  1886.  k fr.  O.so. 


Sencgsmbieu  and  Guinea. 

Astri6 , M. : La  GulnAo  portugatae.  (Bol.  8oc.  gAogr.  LUboa  1586 , V , Nr.  9, 
p.  664.) 

Bouquet  de  la  Qryo  : Etüde  »ur  la  harre  du  SAmfgaL  (Rev.  marit.  et  coloniale 
1886,  I. XXXIX,  p.  616.) 

Biittikofer,  J. : Eenige  opmerklngcn  nnar  aanleidlng  van  Koloncl  Wauwer« 
man*»  „Liberia,  Ulftoire  de  la  fondation  d'an  etat  nigra  libre".  (Tljdfkr. 
Nederl.  Aardi(|ik.  Oeaootsch.  1886,  1U,  Nr.  3,  p.  460k) 

Chaper:  Rapport  »ur  une  mUilon  «cionüflquo  dnu»  le  territolrc  d'Aotlnie. 
{Arch.  miatlon»  »clentif.  1886,  XII,  p.  1,  mit  Karte.) 

Cofflnlbres  de  Nordeck  : Voyage  au  pay»  de*  Baga*  et  da  Rio  Nufiex.  (Tour 
du  Moudc  1886,  LI,  Nr.  1831  ff.,  mit  Karto.) 

Colin : Me»  voyage*  au  Senegal.  (Bull.  8oc.  geogr.  Lille  1886,  V,  p.  359.)  — — 
La  populatlon  du  Bambouk,  Senegal  • Niger.  (Revue  d’anthropol.  1886, 
I,  p.  433-447.) 

Faidherbe:  Le  Soudan  fran^al*.  (Bull.  Soc.  gAogr.  Lille  1886.  V,  p.  177.) 

Flegel,  E.  R. : Die  Expedition  Im  wcMlicbon  Sudan.  Boricht,  Juli  bl»  Ok- 
tober 1886.  (Mitteil.  Afrik.  Oe»*ll»cb.  ln  Deuuchland  1886,  V.  Heft  1,  8. 1».) 

Qebelln  v J. : La  traltd  de  palx  avcc  ßamory.  (Bull.  Boc.  fAogr.  comra.  Bor« 
deatut  1886,  Nr.  16,  p.  487.) 


Litteraturvereeichnis. 


351 


Israel,  8. : Bramiah  und  Dubrccka.  (Geogr.  Rundschau  1S84,  VIII,  Nr.  9,  8.  410.) 
UfBtte:  I.«  Paya  da«  ncgre»  ot  1c  Cöte  des  Eselaves.  12* , 408  pp.  Pari» 
Pousklclgue  fri'rci,  1886. 

Mattel:  Le  hasiin  du  Bcnue.  (null.  8oc.  g^ogr.  cotsmcrc.  Paris  1886,  VIII, 
p.  114.) 

McCants  Stewart , T. : Liberia  ; tho  Amcrlco  - Afrlcau  Rcpublle.  8* , 107  pp. 
New  York,  JenkiD»'  Sons,  1880. 

Mario  , A. : Los  voles  do  commnnication  au  S<<n£ga),  h propoa  de  PafFairo  de 
Bakel.  (Kcvno  de  geogr.  1886.  p.  420—484.) 

Monlell : Senegal  et  8oudan.  (Bull.  Soc.  g4ogr.  commerc.  Pari»  1880,  VIII, 

p.  *01.) 

Oppel,  A. : Rückblick  auf  die  neuesten  wlMcnschaftllchcn  Arhclteu  der  Fran- 
teicn  am  Senegal.  (Ausland  1884,  Nr.  36,  8.  481.) 

Ramteyor:  La  Cdtc  d’Or.  (Le  (Hobe,  Bulletin  1886,  V,  Nr.  2,  p.  116.) 
Riggenbach,  A.  : Zum  Klima  der  GoldkUste.  8*,  42  88.  Basel,  II.  Georg, 
1888.  fr.  1. 

Rio  - del  Rey- Frage.  (Ausland  1SS6,  Nr.  37,  8.  721,  mit  Karte.) 

Ryff:  I.e*  rote»  do  la  Srfnlgarabtc,  du  Sdndgal  a Sierra  • Leone.  (Le  Globe, 
Bulletin  1684,  V,  Nr.  2,  p.  93.) 

Sana,  Monnor  R. : Liberia,  aux  poiuts  du  tuo  hbtorlque,  gfogr.  ct  Statut. 

(Bull.  Soc.  Bratonne  göogr.  1884,  V,  Nr.  26,  p.  90.) 

Semon , R.  W. ; Die  Engländer  und  die  Deutschen  am  Niger  und  Benu?. 
(Ausland  1 8*4,  Nr.  88,  8.  748.] 

Tautain  : Sur  to  nom  do  Volof.  (C.  R.  Hoc.  geogr.  Paris  1(64,  Nr.  14,  p.  419.) 
Thomson,  J. : Sketch  of  a trip  lo  Sokoto  by  the  River  Niger.  (Jouru.  Man- 
chester Geogr.  Soc,  1886,  II,  Nr.  I,  p.  t,  mit  Karte. Eine  Fahrt  den 

Niger  hinauf  nach  dem  zentralen  Sudan.  (Ausland  1680,  Nr.  31,  8.  612.) 
Vlgn6,  P.:  Le  payi  dci  Soussous.  (Bull.  8oc.  geogr.  commcrc.  Bordeaux  1886, 
Nr.  11,  p.  321.) 

Karte: 

Old  Calabar  River.  United  Presbyterian  Miaslonnry  map  of — — 1:930  000. 

Edinburgh  and  London,  W.  & A.  K.  Johnstoo,  1664. 


West-  ÄqnatorialRtbiete. 

Anchleta,  J.  do:  Tragus  geologicos  da  Afrlca  Occidental  portugueta.  (Bol.  Soc. 

geugr.  Lisboa  1886,  V,  Nr.  9,  p.  626.) 

Arthur,  G. : Le  Congo.  8*,  18  pp.  Lissabon,  Soc.  de  glogr.,  1884. 

Bas,  K.  de:  Kon  Noderlandach  rotziger  aan  den  Congo.  (Tijdachr.  Nedorl. 

Aardrijksk.  Gcnootsch.  1886,  111,  Nr.  2.  p.  339.  mit  Karte.) 

Bove,  O.,  4c  G Fsbrello:  Notitie  dclla  spedizione  al  Congo.  (Boll.  Soc.  geogr. 

Ital.  1886,  XI,  Nr.  4 u.  7.  — L'E«plo  rar  tone  Commerc.  1884,  I,  Nr.  2.) 
Büttner,  K. : Chor  seine  Hebe  von  San  Salvador  tum  Quaogo  und  tarn  Stanley 
Pool.  (Verb.  Gosellscb.  f.  Erdk.,  Berlin  1886,  XIII,  Nr.  6.  S.  300.) 
Chavsnnes,  Ch.  de : Voyage  dans  1'Onost  Africain.  (Bull.  8oc.  geogr.  Lyon, 
18 84,  VI.  Nr.  2,  p.  66.) 

Danckolman,  A.  v.:  Die  barometrischen  Höhonmcasungcn  des  Herrn  Premier  - 
leut.  C.  v.  Frmngol«  ira  Kastal . Gebiete.  (Zcltschr.  Gcsclbcb.  f.  Krdk., 
Berlin  1886.  Nr.  2,  8.  149.) 

Deitraln  , K.  : Production*  ct  nlgoce  du  bassln  du  Kwllou-Nladl.  (Bull.  Soc. 

K.  Belgo  do  geogr.  1B86,  X,  Nr.  2,  p.  115.) 

Clliott,  Gr.:  Exploration  et  Organisation  de  la  provincu  du  Kwilou - Nladi. 

(Bull.  Soc.  R.  Beige  de  guogr.  1894,  X,  Nr.  2.  p.  101,  mit  Karte.) 

Brsnfoll,  G. : Voyage»  of  the  .Peace*4  on  tho  Congo  and  afflucata.  (Jonrn. 

Manchester  Geogr.  Soc.  1884.  II,  Nr.  1,  p.  87,  mit  Karte.) Dlscovo- 

ries  on  the  Kasai  River.  (Miaiionary  Tlcrald,  London  Juli  1884.  p.  311.) 
Holub.  K. : SepopON  Kelch  nnd  dessen  Herrscher.  (Geogr.  Rundschau  1884, 
VIII,  Heft  11,  S.  481.) 

Kaltbrunner,  D. : Le  second  Congo.  (La  Oaxette  guogr.  1886,  XXI,  Nr.  23, 
p.  141.) 

Kund:  Bericht  Uber  die  von  der  Afrikanischen  Gesellschaft  In  Deutschland 
entsandte  Expedition.  (Verb,  ücsellsch.  f.  Erdk. , Berlin  1886,  X 111.  Nr.  6, 
8.  813,  mit  Karte.) 

Lenz,  O. : Kongo-Expedition.  ReLebrlofe.  (Mltt.  K.  K.  Geogr.  Gcsclbch.  Wien 
1884,  XXIX,  Nr.  68.) 

Hanss,  D. : Note  sur  les  Adoumaa.  (C.  K.  Soc.  gdogr.  Paris  1886,  Nt,  13,  pc  380.) 
Monat , II.  : Lo  commorce  du  Congo.  (Bull.  8oc.  K.  geogr.  Ant-crs  1886 , X, 
Nr.  6,  p.  ML) 

Mlpperdey,  H. : Von  Loango  nach  Majombe  am  Kvrilu-Niadl.  (Ausland  1886. 

Nr.  30,  H 687.) Tho  Industrial  product«  and  food-stuffs  of  tho  Congo, 

(Scott,  klag.  1884.  II,  Nr.  8,  p.  482.) 

Oppel,  A. : Der  Kongo  und  «ein  Gehlst.  (Deutsche  Geogr.  Blatter  1886,  IX, 
Nr.  2,  8.  89.) 

Paohuol  - Löscho,  E. : Die  Vegetation  am  Kongo  bis  tum  Stanley  Pool.  (Aus- 
land 1886,  Nr.  20.  S.  21.) 

Rabenhorat.  R.  : Beobachtungen  ln  Westafrika.  (Deutsch»  Kolonlalrdtung 
1886.  111,  Nr.  16,  S.  498.) 

Rogozlntkl,  S.  8.:  Pod  Rdwniklom.  (Nahe  dem  Äquator.)  8°,  169  pp.  Krakau, 
W.  Krakow  le,  1886. 

Schwarz,  B.:  Kamerun,  Keine  in  das  Hinterland  der  Kolonie.  Gr.-ff*,  367  88. 

Leipzig,  P.  Frohberg,  1886.  M.  10. 

Staaaano : La  foco  del  Congo.  (Reudlconti,  R.  Accad.  del  Llncel.  Roma  1886, 
II,  Nr.  11.) 

Tladel  , W.  P. : Kongo.  Berichte  an  das  .Sekretariat  zu  Washington.  8*. 
68  SS.  Leipzig,  Probbcrg,  1884.  M.  6. 


Valdau,  Kamerun.  (Deutsche  Geogr.  Bl.  1886.  IX,  Nr.  1—9,  mit  Karte.) 

Valcke , L. : Olnq  anutfes  «ur  le  Congo.  (Bull.  Soc.  gdogr.  comm.  Pari«  1886, 
VIII,  Nr.  3,  p.  äW.)  — — Sur  quelques  prodults  du  Congo.  (Mouvoment 
geogr.  1886,  Nr.  11,  p.  42.) 

Wautors,  A.  J. : La  qucstlon  de  la  Licona  et  de  l'Oubangl.  Mouvement  geogr. 
1884^  Nr.  16,  mit  Karten.) 

Westraark,  Th.:  Om  do  sonastu  upptäckerna  vld  8fr c Kongo.  (Yiuer  1886 
Nr.  3.  p.  122.) Les  cannlbales  de  Bangalla.  (Bull.  Soc.  gdegr.  com- 

merc. Bordeaux  1884,  IX,  Nr.  14,  p.  440.) 

Karten : 

Sorvlce  hydrogr.  C6te  ouest  d’Afrique  (Saint  Paul-de  Luanda).  (Nr.  4124.) 
Parb,  Cballamcl  (Depot  de  la  marine),  1886.  fr.  0,40. 

Windelt,  D. : Carte  do  l'Ktat  Inddpandant  du  Congo,  dr<««uu  d’aprcs  le*  der- 
nlcm  renseignemunu.  1:100000.  ÜrüMol,  Selbstverlag.  1886.  fr.  40. 

Ost  - Äquatorialgebiete. 

Anderten,  K.  v. : J)lo  Galla • I .luder.  (Kolonlalpolit.  Korrespondenz  18&6, 
8.  228.) 

Aubry  , A. : Rapport  sur  le  Choa  ct  los  pays  Gallas.  (Arcb.  mUoiont  scientlf. 
18&6.  XII,  p.  407.) 

Bain,  J.  AI. : lletvroen  Lake«  Nyaasa  and  Tanganylka.  (Froe  Church  Scotland 
Monthly  Juli  1»6,  p.  210.) 

Baur  et  Le  Roy:  A travor«  la  Zangudbar,  voyage  dans  l’Oudoe,  l’Onzlgona, 
l’Oukwdrö,  l'Oukaml  ct  l'Outagara.  8',  368  pp.,  avec  46  gravures,  mit 
Karte.  Tours,  Marne  ct  Üb,  1854. 

Cecchl,  A.  : Da  Zolla  alle  frontlere  del  Caffa.  2 Vol.  8*.  640  -f*  648  pp.,  mit 
3 Karton.  Rom  1884.  L 20. 

Courmont,  Mgr.  de  : Le  mltanat  du  Zanguebar.  (Missions  cathol.  1886,  Nr.  896  ff.) 

Courtolt,  R.  P.  t Uno  exenrston  apostoliqno  aux  terrfei  de  Makanga.  (Mbstons 
cathol.  1806,  Nr.  (996,  mit  Karte.) 

Ferrand , O«:  Notra  sur  Ia  Situation  potltlquo,  commerciale  et  rcllglenso  du 
Parhaltk  de  Harar  ot  de  *e*  doposdancas.  (Ball.  Soc.  gdogr.  de  l'Ett 
1886,  Nr.  1,  p.  1.) 

Hannlngton.  The  Victoria  Nyatiz*  Mission  and  BUhop . 8°,  48  pp.,  mit 

Karte.  London,  Church  Mlsslou.  Soc.,  1886. 

Hömecke,  ▼. : Tagebuch  aus  DouUch-Wltuland.  (Kolonialzoltung  1886,  8.  482.) 

Jeanmalrot,  I).:  Lettre  du  Zambtzc.  (L'Aftrlquo  explorde  1884,  VII,  Nr.  9. 
p.  273.1 

JUhlke,  K.:  Meine  Wanderung  nach  dem  Kllitna-Ndscbaro.  (Köln.  Zcltg.  1086, 
Nr.  163  ff.)  — — Die  wirtschaftliche  Bedeutung  Ostafrikas.  (Kolonlalpolit. 
Korrespondenz  1086,  Nr.  24,  8.  148.) 

Johntton,  H.  H. : Der  Kiliina-Ndjaro.  8*.  634  88.,  mit  Karten.  (Üben.)  Leip- 
zig, Brockhaux,  1886.  M..21. 

Kranzier,  Leut.:  Bericht  Uber  Station  Dunda.  (Kolonlalpolit.  Korresp.  1886, 
II.  Nr.  23,  S.  139.) 

Ktintzol , A.  : Die  Expedition  von  8.  M.  Kr.  „Gnebcnao“  zo  Achmed,  dem 
Sultan  der  Suaheli,  Wltu.  (Kolonialzoltung  1836,  8.  484.) 

Lanetltn  , <lo:  I-a  colonte  d’Obock ; io  Tadjonrah  et  les  lorrilolres  jusqu’  h 
Gubbet  Karab.  (Ann.  l'extr.  Orient.  U04,  VIII,  p.  267.) 

Lourdel , R.  P. : Lettre  da  Victoria  Nyanxa,  Ooganda.  (Mission*  catholiqnea 
1886,  XV1U,  Nr.  891,  p.  313.) 

„ Möwo“,  Koiumand.  Kapt.  zur  Sec  Hoffmann.  Die  Küste  dos  Sultanats  Zan- 
zibar von  Tunghl  bis  Sadaani.  (Annal.  d.  Hydrogr.  1886,  XIV,  Nr.  7, 

p-  304.) Hydrogr.  Notizen  Air  den  Zanzibar  • Kanal  bb  zum  Kllifc- 

Flurs  lebend.  6.  306). 

Oltafrlkg.  Der  Tabakaban.  (Kolonlalpolit.  Korrcsp.  1886,  II,  Nr.  19.) 

Paulitsetike , l*b.:  Znr  Hydrographie  de*  oben*  Wöbl.  (Mltt.  K.  K.  Geogr. 
GweUscb.,  Wien  1884,  XXIX,  6.  207,  mit  Karte.) 

Plcarda , R.  P. : Antour  de  Manddra ; Notes  sur  l'Ouzigoaa,  l'Oukwcrd  ot 
l'Oudoe.  (Mbslons  cathollque«  16.  April  1886,  Nr.  860  ffM  mit  Karte.) 

Porro.  P. : Notixle  dclla  spedlzlone.  (L'Esplorazlonc  Commcrc.  1886, 1,  Nr.  2— 4.) 

Pringle,  M.  A. : A journoy  ln  East  Afrlca  toward*  tho  Mountains  of  the  Mooa. 
New.  ed.  8*,  400  pp.  l-ondon,  Blackwood  and  Sons,  1806.  «h.  6. 

Reymond,  P. : Note  sur  la  gdologie  de  la  rdgion  des  Grand»  Lac«  de  l'Afriqno 
d’aprbs  V.  Glraud.  (Bull.  Soc.  O.Jolog.  France  1886,  XIV,  Nr.  1,  p.  37.) 

8ohlUter,  Leut. : Uhoho.  (Kolonlalpolit.  Korrcsp.  1886,  II,  Nr.  23.  S.  188.) 

8ohmidt : Meine  Rebe  in  Usaramo  und  d*o  deutschen  Hchutzgebloten  Zentral- 
Ostafrika«.  Gr.-9>,  36  SS.  Berlin,  Engelhardt,  1886.  M.  0,90. 

Schmidt,  C. : Gartenbau  in  Usagara.  (Kolonlalpolit.  Korrcsp.  1886,  S.  226.) 

Sc  loa,  I territori  «llpendontl  dallo  (Boll.  Soc.  geogr.  Ital.  1654,  XI, 

Nr.  7,  p.  612,  mit  Karte.) 

8mythlea,  Bbh  : Tbc  Mountain  Towns  of  the  Bondol  Couutry.  (Central  Afrlca 
Jnnl  1634,  Nr.  42,  p.  76.) 

Sololllet,  P. : Obock.  lo  Choa,  le  Kaffa  ; r«fcit  d’une  exploration  commerc.  en 
Ethlopic.  18*  322  pp.  Paris,  Dreyfous,  1886.  fr.  2. 

Storni* , Capt.  : Lo  Tanganlka,  aaelques  particnlariub  sur  los  mtenrs  afri- 
cain es.  (BulL  Soc.  R.  Beige  geogr.  Brüssel  1684,  X,  Nr.  3,  p.  169.) 

Toeppen,  K.:  Eigne  Beobachtungen  nnd  Krkondlgongan  in  den  deutschen 
Schutzgebieten  üstafrika«.  i Deutsche  Kolonlalztg.  1886,  111,  Nr.  17,  S.  618.) 

Wagner,  J.:  Deutsch  • Ostafrika.  Geschichte  dor  Gesellschaft  für  dautscho 
Kolonisation  and  der  Deubch-Ostafrikan.  GeseUscb.  Gr. -8*,  111  SS.  Ber- 
lin, Engelhardt,  1886.  M.  2. 

Wray,  J.  A.,  St  E.  A.  FHoh : The  ürst  year  of  the  Chagga  Mission.  (Church 
Mission.  Ibtelllgcnccr  1886,  XI,  Nr.  127,  p.  666.) 


852 


Literaturverzeichnis. 


Kart* : 

Engolhardt,  P.,  k J.  v.  Wenzlerskl : Karte  von  Zentral-Oslafrika.  1 :S  01*0  000. 
Cbromol.  Kol.  Berlin,  Engelhardt,  1864.  M.  2, so. 

Südafrika. 

Aubertin,  J.  J. : 81a  inonths  In  Cape  Colony  And  Natal,  and  one  montb  ln 
Tenerife  and  Madeira.  With  sketch  map.  8*.  26ö  pp.  I.«>ndun,  P.  Trench 
Ä Co.,  1854.  #b.  6. 

Canolle  : Angra  Peqncna.  (Rev.  marit.  ot  coloniale  Pari«  1834,  LXXX1X,  p.  407.) 
Darwin , L : Short  hUtory  of  Bavutoland.  Fol. , 14  pp.,  mit  Karle.  London, 
Intclllg.  Rranch,  War  Ofden,  1$P4. 

Ftrlnl , O.  A. : Through  the  Kalahari  Deport ; a narrative  of  a jonrney  to 
l«ake  Kgaini  and  back.  8»,  486  pp.,  mit  Karte.  London,  Low,  1884.  21  sb, 
Faller.  A.  : South  Africa  a*  a health  rasort.  6A,  70  pp.,  mit  Karte.  London, 
WbiUiugbam,  1884.  ab.  i. 

Booring,  K. : Bericht  de*  Kal*.  Kommissars  fUr  das  Stldwostafrlkanlsch*  Schutz- 
gebiet. ;Ucut*cho  KolonlalzeJtung  1884,  Nr.  12,  8.  896.) 

Jouase:  Note  sur  l'Afrique  centrale.  (8oc.  de  gdogr.  comm.  d.  Nantes  1886, 

p.  16-28.) 

■achado  , J.  J. : De  Loure  nxo  Marques  k Pretoria.  (Bo).  Soc.  geogr.  Lisboa 
1884.  V,  Nr.  II.  p.  646.) 

■ontagu  Korr,  W. : The  Upper  Zainbe*!  Zone.  (Scott.  Geogr.  Magar.  1896,  II, 
Nr.  7,  p.  $31.) 

Natal.  Offlclal  bandbook.  8*.  103  pp.,  mit  Karte.  London,  W.  Clorrei  & 
Sous,  1684. 

Ngamitee.  Da*  Gebiet  von  — . (Deutsche  Kolouialzcitung  1836,  UI.Nr.  1«, 

8.  491.) 

Holte,  K.:  Die  westliche  Kalahariwilitc  und  die  angrenzenden  Distrikte. 

(Deutsche  Kolonlalzcltung  1884,  Nr.  11  ff.) 

Penning:  O»  the  golddeld»  of  Lydenburg  and  de  Kaap  In  the  Transvaal. 

(Quart  Journ.  Geolog.  Soc.  1885,  XLI,  Nr.  164.  p.  669.) 

Pondoland.  Prdcis  of  Information  conccrning  , includlog  Port  8t.  John’*. 

8*.  19  pp.,  mit  Karte.  London,  Uarrison,  1836. 

Schenck,  A. : Üher  Angra  I'equena.  (Verb.  d.  Naturhiltor.  Vorctns  d.  preufs. 
Rheinland««  1888,  XLII,  8.  130-141.) 

Schlnz,  II.:  Die  deutschen  Interessen  in  Groh  • Namalaml.  (Mltt.  ostucbwelz. 
Komme«.  Gesellsch.  Ät.  Gallen  1864.) 

Todd,  8.  B. : A Stepchild  of  England’*.  Colony  of  Good  Hope,  (Rer.  Colon. 
Intern.  14&6,  111,  Nr.  2,  p.  46.) 

Tripp,  W.  B. : South  Africa;  lts  physical  condguration  and  rainfall.  (Scott. 

Geogr.  Magazine  1884,  II,  p.  267,  mit  Karte.) 

Watklns,  O. : New  Mission  to  Znluland.  (Wesleyan  Mission.  Notice*  Aog.  1884, 
p.  186.) 

Wrey,  P.  B.  8. : Report  on  the  Survey  of  the  Territory  of  WallDb  Bay.  (Re- 
port of  the  Surveyor- General  of  the  Cape  of  Good  Uopc  for  1666,  p.  16, 
mit  Kart«.) 

Zambaze  reglon.  Recent  portugue-«»  vxploratlon»  - — . (Proceed.  ror. 

geogr.  *oc.  1886,  VIII,  Nr.  8,  p.  607,  mit  Karte.) 

Zululand.  PrecU  of  Information.  8°,  mit  Karte.  London,  War  Offlco,  1866.  sb.  7. 
Karlen : 

AfHca,  E coast:  Dclagoa  bay  to  rlver  Zaaabeat.  1:730060.  (Nr.  448.)  3 sh. 

Cbiluin  Island  and  approachea.  1 : 73  006.  :Nr.  921.)  1 sb.  6.  — — In- 

nambin  river.  Kiliman  (Qulllmano)  rivor.  l:44CCO.  i Nr.  660.)  London. 
Hydrogr.  Off.  1886.  • 2*b.a! 

Eraklna,  8t.  Vlnc  : Zululand;  British  Zulu  Reserve  Territory  and  New  Boer 
Republic.  1:866  060.  (Wctsleyan  Mission  Notice*  August  1884.) 

Wrey,  B.  8. : Plan  of  Walwich  Bay  and  Adjacent  Tarritory.  Cape  of  Good 
Hope.  Surveyor  General’*  Report,  1886. 

Afrikanische  Inseln. 

Arce  laiOn,  J.  de:  El  Arcblpl^lago  Canario.  (Boll.  Soc.  geogr.  Madrid  1884, 
XX,  Nr.  4 u.  6,  p.  294.) 

Bouchenrille,  A.  do  : L’avenir  d’une  colonlo  «ucrlöro  [Mauritius).  (Revue  Colon. 
Internat,  1886,  II,  Nr.  6,  p.  468.) 

Cooko,  W.  8.:  Frencb  Operation*  ln  Madagaskar,  1882—84.  Fol.,  44  pp.,  mit 
Karte.  London,  Uarrison,  1886. 

Deltell , A.:  Etüde  «ur  le  climat  de  l’ile  de  la  Reunion.  8+  89  pp.  Pari». 
Challamel  ainrf,  1686. 

Keller,  G. : Lettre  de  Tamatave.  (L’Afriquo  cxplor<f<i  1884,  VII,  Nr,  9,  p.  276.) 
Lauzo,  P. : L'agricnltore  k Nicsl-Bd.  (Soc.  g4ogr.  comm.  1886,  Nr.  17,  2.  *ar.f 
p.  497.) 

Poitel,  R. : Madagascar.  18“,  324  pp.,  mit  6 Karton.  Parts,  Challamel  a!n4,  1886. 
Richard,  G. : Madagascar.  ses  habltanU  Ac,  (Bull.  Soc.  gdogr.  comm.  Pari* 
1886,  VIII,  Nr.  3.  p.  173.) 

Sttnzol , Komm.:  Porto  Praya  auf  8t.  Jago.  (Ann.  d.  Hydrogr.  1886,  XIV, 
Nr.  4,  8.  160.) 

Karten: 

Clbo  V«rde.  Planta  hydrogrxj.hlca  do  Porto  da  Praia,  Ilba  de  8.  Thlago. 

1 :8060.  Lissabon,  1886. 

■adagaaoar.  Rado  et  Port  de  Ste- Marie  da  Madagascar.  (Nr.  4016.)  — — 

Haie  do  Vobdmar.  (Nr.  4113.)  fr.  l.  Paris,  Challamel  fDdpöt  de  la 

marino),  1884. 


Australien  und  Polynesien. 

Branohi : Progre.to  dellc  colonlo  di  Au.tralia  ocir  ultimo  deccoDlo  1674 — 84. 
'Bull,  contolaro  Rom,  Fobruar  1884,  XXII.) 

Australische*  Festland. 

Conlflrave , J.  F. : South  Au.tralia:  a «ketcb  of  It«  lmtory  and  recourcu.  6°. 
17,  pp.,  mit  Karte.  Adelaide,  1SS4. 

Qans,  D.  M. : New  South  Walo.  and  Victoria  la  1885.  8>,  91«  pp.  London 
Low,  iss«.  „h. 

LenMafeld,  It.  r. : An  exploratlon  of  th«  Vietorlan  Alp..  (Report»  Gold  Fleld« 

Vielort.  Ib8fl , p.  7t,  mit  Karten.) Recent  Change.  In  tho  Foreat 

Flora  of  tlio  Inlerior  of  N.  8.  Wal«.  (Proceed.  Linuean  Soe.  N.  8.  Wale. 
158«,  X,  Sr.  «.) 

■•yerhelnt , Kapt. : Bemerltungi-O  Uber  Port  Darwin  und  Jone.  - ImcI  an  der 
Nnrdkfl.tc  ron  Au.trallen.  (Annal.  Hydrogr.  1886,  XIV,  Nr.  0,  S.  955.) 
Kew  Soullt  Walei.  It.  progreu  and  reeouree».  6«,  40  pp.,  mit  Karte.  Sydney 
Th.  Richard.,  IM«.  1 

Taylor,  J.  E.:  Onr  Inland  Contlncot : a uaturalUt’.  hollday  lu  Au.tralia.  8°. 
London,  Soc.  promotlng  ehri.l.  knowledge,  ltts«.  9.h, «. 

Karten  : 

Auitralla  : Coral  tea  and  Great  Barrier  reef»,  »heet  9.  .howlng  the  Inner  and 
Onter  route,  to  Torr«,  etralt.  (Nr.  97d«.)  1 : 894  600.  London , Hydrogr 
Off.,  1880-  9«hT«. 

Auitralla,  KKcoa.t:  Mourllyan  hatbour.  J:(10W.  (Nr.  111.)  London,  Hydrogr. 
Off.,  1880.  ,|j_  !_ 

Neuseeland. 

Butler,  A.  R. : Ulltnp.ee  of  Maori  Land.  10».  Illu.tr.  mit  Karte.  London. 

Reltg.  Traet.  »oe.,  188«.  ,£.  0! 

Hoctor.J.  : Colonial  Mu.eutn  and  geolog.  .unrev  dcparlmont.  Haudbook  of 
New  Zcaland.  81,  190  pp.,  mit  Karten.  Wellington.  G.  Dld.hury,  188«. 

T rflgoar,  E. : The  Aryan  Maori.  8»,  107  pp.  London,  Trllbncr,  1080.  lSah.l. 

Karte : 

Tarawera  Voloano,  Map  of  the  Country  aroitnd  -.  1:250  040.  Eruption 

of  the  10  Juno  ISS 6.  Wellington,  Snrveyor  General'.  Ofden,  1881. 

Neuguinea. 

Fintoh,  O. : Nollee  «ur  le.  vetemenu.  le.  pantr«.  el  le.  tatonage.  de.  Papnuu 
det  eile,  .ud-e.t  de  la  Nouyelle  Guinee.  10“  S9  pp.  Pari»,  Leronx,  1880. 
Blrard,  ^.L  : La  colonlutlon  de  la  Nonvolle-Gulnee.  (Revue  de  geogr.  Juni  1880, 

Broffralh^n.  ^Dlc  Porbo«  . ExpedMon  nach  Neuguinea.  (An.  allon  Welltet- 

Haaoks,  W. : Forachungiexpedition  der  Geogr.  80c.  of  Au.trala.la  nach  Non- 
gnlttea.  (Export  ISS«,  VIII.  Nr.  9«  ff.,  mit  Karte.) 

Karte: 

Paolfle  Occan  : NE  coatt  of  New  Guinea , with  Bougalnvltle , New  UrJtxIn 
New  lrclanrt  ; Admiralty  Island»,  und  ollMylng  re«f*.  1 : 1826  066.  (Nr.  2746  1 
London.  Hydrogr.  Off.,  1886.  2«b.  4. 

Kleinere  Inseln. 

Altxandor  : ^The  erster*  of  Mokuaweoweo  on  Mnuoa  Loa.  (Nature, 

Brldgo,  C. : Crulses  In  Melanesta,  Micronesla  and  Western  Polvnettla  in  188‘J 
1S83  and  1884.  and  rl*lu  to  New  Guinea  and  tho  LouUiados  in  1884  and' 
1884.  (Kroce*d.  Roy.  Geogr»  *oc.  1884,  VIII,  Nr.  9,  p.  646.) 

Dolabaumt,  P. : La  NonveJlo-Cal^donie  dovant  la  France.  8*.  Pari«.  Cballa- 
mol,  1864. 

Falnrl,  F. : Au.  Vlll  Lovn,  In.lie..  dor  Rowa-DUtrikt.  (Mittoll.  K.  K.  Geogr 
OmtelUcii.  Wien  1880,  XXIX.  Nr.  6,  8.  908.) 

FIJI  Haudbook.  8»,  »9  pp.  London,  W.  Clowe«,  1880. 

Boboy,  Cb.:  Tablette«  d'nn  anelen  fouctlonnair«  de  la  Nonvello - Cal^donle 
9 Vol.  18»,  mit  Karten.  Pari«,  Challamel,  1881.  fr.  , 

L,  Uon:  Glndralitd  «ur  Im  NonroU«  . Hdbrid».  (Ball.  Soe.  Brotonnc  gdogr. 
Iw4.  V,  Nr.  4,  8.  79.) 

■oncelon,  L. : Lot  C»o.vjue.  de  la  Konvelle-Calcdonle  «I  d«.  Nonr.-HobrltlM 
S>,  89  pp.  Pari«,  Jourc,  1888. 

Pltlt.  E. : L’Oc<anle,  lofluonoo*  enropleono,  comtnerc..  yole.  de  commnnlca. 

“on-  (Bull.  Soe.  gdogr.  comm.  Part.  18S4,  VIII,  Nr.  S,  p.  186.) 

Ronnborj,  n y.:  Nlcuw  Brlttanje,  getcheut  In  Iomo  taforeelen  yan  land  on 
Volk.  (TOdiehr.  Nederl.  Aardrljk.k.  GenooUcb.  188«  j Vent.  Nr.  t ff.) 
T*vl«l  d«  Andrad«,  Eg  ni.torta  del  eonSleto  de  la.  Carolina..  «»,  49«  pp. 
Madrid,  Tollo,  188«.  , p„‘  ; 

Welmoro,  Clt.  H. : A vl.lt  to  Mlcronetla.  (llli.Ion.ry  Herold  Bo.too  8opt.  1886 
Nr.  9,  p.  $33.) 

Karten : 

8«rvlo«  hydrogr.  Archipel  de  la  Soeldtd.  Ile  Morda.  (Nr.  «U8.)  Fort.,  Challa- 
mel,  188«.  fr. 

8olottton  UlaniU:  BongalnvtUo  .trau.  1:18)000.  (Nr.  399.)  London,  Hydrogr. 
Off..  188«.  «h.  9 


(Ge.chloMen  am  99.  Oktober  IB8«.) 


Digltized  by  Google 


Digitized  by  Google 


A 


Digitized  by  Google 


«)»« lir.hr  l.an^r  26  *un  V 


>*}  % 


jLhbijt  » CW..  ft 
J '»  J I Mul  Sita 


•*«W  J*W«  * 


SJuhä,  jVuüf* 

riW 

V^Tu 

Al/JiA«l  u/«iA/i  . 

^ Itruiht: 


l<//n*t 


«»»*> 

Är^vx-A»  -7y»/rj.-A*  «j 

■ - v , '"'Tr"»  o 

W«. rrd/  r>-**»K<*l»  y* 
4„  . ./  - Aru^dLa  • • */ 


r„,v„  /. 


.(Lntryf^i 


f)<hMn 


Mtrf/i j 

Snlt.-ul 

tV/i/iw  >r-^ 


OOBRUDSCHA 


/fr*  Prrf»i 


D KITTSCH  EX  KO LONIKN. 


Knl warten  vaii  D*  ß.KOttrnri 


OnniU>tfi«M.i«v  »c  l«nOi 


liUTILA  .M  STl  S l'KKTHKS 

1S86  . 


hlcrjan&  W T»t  17 


Digltlzed  by  Google 


Die  Erforschung  des  Ulanga- Gebietes. 

Von  Joachim  Graf  Pfeil. 

(Mit  Karte,  ».  Tafel  18.) 


Nachdem  wir  im  Dezember  1884  von  den  nunmohrigcn 
deutschen  Schutzgebieten  Besitz  genommen  hatten,  begaben 
sich  meine  Gefährten  zurück  nach  Sansibar,  und  ich  maohte 
im  Februar  1885  von  „Mumie  Sagara“  aus,  wo  ich  zurück- 
geblieben war,  einen  Ausflug  nach  einem  kleinen  Ort  na- 
mens Kodi  Kodi,  in  der  Absicht,  einen  zur  Anlegung  einer 
Station  geeigneten  Punkt  aufzusuchen. 

Von  Mninie  Sagara  aus  steigt  man  allmählich  aufwärts, 
immer  den  Mukondogwn-  Flufs  zur  Linken  haltend.  Die 
Gegend  ist  landschaftlich  prachtvoll,  die  Vegetation  äufserst 
üppig,  trägt  aber  ihren  spezißsch  tropischen  Charakter  nur, 
so  lange  man  in  dem  Mukondogwa-Thale  marschiert. 

Man  erreicht  ondlich  den  Ugombo-Bcrg  und  mit  ihm 
das  Ende  des  eigentlichen  Mukondogwa-Thales.  Man  steigt 
oino  ziemlich  steile  Senkung  hinab  und  beßndot  sich  sofort 
auf  einer  weiten  Ebene,  welche  von  allen  Seiten  so  von 
steil  abfallenden  Hügeln  umschlossen  ist,  dafs  dem  ganz 
unbefangenen  Beschauer  sich  sofort  die  Idee  anfdrängt,  er 
befinde  sich  in  oinem  alton  Seebecken.  Nähere  Unter- 
suchung scheint  dies  auch  zu  bestätigen. 

So  lange  man  auf  der  obenon  Fläche  fortschreitet,  trägt 
der  Bodon  durchaus  alluvialen  Charakter.  Der  Gneifs,  aus 
dem  die  umgebenden  Höhen  bestehen,  hat  durch  seine  Ver- 
witterungsprodukte zur  Formation  der  Bodonscbicht  den 
erston  Anlafs  gegeben;  dio  Aktion  dos  Wassers  hat  die 
gröbern  Bestandteile  anfgelöst  und  in  Schlamm  verwandelt. 
Später  hat  am  Fnfso  doB  Ugombo- Hügels  oin  Durchbruch 
der  Gewässer  stattgefunden , welche  in  dem  jetzigen  Mu- 
kondogwa-Flufs  ihren  Weg  fanden  und  dio  tiefe  Mnkon- 
dogwa- Schlucht  bildeten,  — den  einzigen  Zusammenhang, 
welcher  zwischen  der  Ebene  von  Kodi  Kodi  und  dom  Tiof- 
lande  von  Usagara,  östlich  von  den  Kideto,  oder  wie  sie 
eigentlich  genannt  werden  sollten  „Nguru“  - Borgon  be- 
steht. Was  vor  allem  auf  die  Annahme  schliefson  läfst, 
dafs  die  Ebene  von  Kodi  dereinst,  wenn  auch  koinon 
See,  so  doch  einen  grofsen  Sumpf  bildete,  ist  daB  Vor- 
handensein des  kloinen  Ugombo -Sees,  den  man  wohl  als 
Überrest  dos  früher  vorhandenen  Wasserbeckens  bezeich- 
nen kann. 

PetMTMnn«  Geogr.  Mitteilungen.  1880,  Heft  XII. 


Meine  Zeit  and  vor  allem  mein  damaliger  Gesundheits- 
zustand erlaubten  mir  leider  nicht,  genauer  auf  das  Studium 
der  Gogond  einzugehon.  Moine  Karte  zeigt  nun  von  Muimi 
Sagara  aus  einen  kurzen  Abstecher  nach  Norden,  entlang 
dem  kleinen  Sima- Flufs.  Dieser  entspringt  in  den  Nguru- 
Bergen  und  fliefat  dem  Mukondogwa  zu.  In  einem  Thalo 
au  seinen  Ufern  legto  ich  dio  erste  doutsch- ostafrikanische 
Station  an , die  ich  Sima-Thal  benannte.  Die  Thälor  des 
Sima  sind  aufsorordentlich  fruchtbar  und  von  landschaft- 
licher Schönheit.  Die  Berge  bestehen  meist  aus  Urgestein, 
hauptsächlich  Gneifs.  Eino  einzige  Ausnahme  scheint  der 
eigentümliche  „Luemba“  zn  bilden,  dessen  spitzer  Gipfel 
ganz  nach  oinor  Soito  Uborhängt,  und  der  von  weitem  den 
Eindruck  eines  Basaltkegels  macht.  Leider  konnte  ioh  ihn 
nicht  besteigen. 

Im  Mai  1885  begann  ich  meine  Roise,  auf  welcher  ich 
die  Landschaft  Kutu  für  die  Deutsch  - Ostafrikanische  Ge- 
sellschaft erwarb. 

Vorläfst  man  dio  Borgo  (Nguru -Borge),  aus  welchen 
der  Mukondogwa  horvorfliefst , so  neigt  sich  der  Boden 
noch  eine  Strecke  weit,  bis  er  in  die  sogonannte  „Makata“- 
Ebene  ausläuft.  Diese  Ebono  bildet  einen  eigentümlichen 
Gegensatz  zu  der  sie  umgebenden  Landschaft. 

Während  in  den  bergigen  Gegenden  sich  viel  lichter, 
die  Humusbildung  begünstigender  Waldbestand  zeigt,  weist 
diese  Ebene  nur  hartos  langes  Gras  auf,  in  welchem  hier 
und  da,  inselgleich,  Banmparticn  auftauchen.  Während 
man  annohmon  sollte,  dafs  die  Erosionsprodukte  der  Berge, 
in  diese  Ebene  hinabgeschwemmt,  hier  ein  fruchtbares  Do- 
posit  bilden  müfston , findet  fast  das  Gegenteil  statt.  Die 
Gegend  weist  nur  einon  zähen  grauen  Lohraboden  auf, 
welcher  in  der  Regenzeit  zum  bodenlosen  Sumpf  wird.  In 
dor  trocknen  Jahreszeit  läfst  der  Lehm  das  Wassor  nicht 
durchsickorn,  es  bleibt  stehen,  verhindert  jede  Waldbildung 
und  wird  langsam  von  der  Sonne  aufgosogon.  Der  Thon- 
boden wird  hart,  wie  Fols  und  von  Sprüngen  und  Rissen 
durchzogen.  Nur  Sumpfpflanzen  in  der  nassen  und  langes 
hartes  Gras  ans  der  trocknen  Regenzeit  vermögen  aus  die- 
sem Boden  Nahrungsstoff  zu  saugen. 


45 


354 


Die  Erforschung  des  Ulanga- Gebietes. 


Trotz  der  Verbindung,  welche  der  Mukondogwa  zwi- 
schen der  Ehone  boi  Kodi  Kodi  und  der  Makata-  Ebene 
herstellt,  sind  dieselben  doch  insofern  ganz  verschiedenen 
Charakters,  als  dem  Boden  der  Ebouo  boi  Kodi  Kodi  die 
Fruchtbarkeit  durchaus  nicht  abgesprochen  werden  kann. 
Dort  hestolit  er  aus  Silikaten  mit  lehtuartigem  Bindemittel 
und  erzeugt  eine  reiche  Vegetation,  dio  oft  Neigung  zur 
Waldbildung  zoigt.  In  der  Makata  - Ebene  würde  eino 
Fruchtbarkeit  erst  dann  eintreten , wenn  regelmiifsigo  Ent- 
wässerung, Zutritt  der  Luft  zum  Boden,  und  dann  wieder 
genügende  Bewässerung  vorhanden  wäre.  Letztere  findet 
zur  Zeit  nur  durch  die  periodischen  Regen  statt.  Zur 
Entwässerung  dient  eine  tiofo,  in  den  Bodon  eingeschnittono 
Rinne,  in  welcher  ein  trübes,  braun  gefärbtes  Wasser  ziem- 
lich schnell  dahinläuft,  der  Makata-Flufs. 

Dieser  entspringt  in  den  Mabruik-IIügeln  (auch  Rufutu- 
Gebirgo  genannt,  obwohl  es  mir  nicht  golingen  wollte, 
diesen  Namen  von  den  Eingeborneu  zu  hören)  und  durch- 
läuft in  weitem  Bogen  die  Ebone,  bis  er  in  den  Mukon- 
dogwa fliefst.  Obwohl  er  weitaus  der  kleinere  Flufs  ist, 
behält  er  doch  den  Namon  Makata  bei,  bis  er  sich  mit 
dem  abermuls  kleinern  Wumi,  auch  Mvuho  genannt,  ver- 
einigt, dessen  Namen  er  nun  bis  zur  KUsto  führt.  Von 
den  die  Makata -Ebene  umgebenden  Bergen  werden  fort- 
während Erosionsprodukte  in  jene  liinabgespiilt,  obenso  tritt 
in  der  trocknen  Jahreszeit  äolische  Bodenbilduug  hinzu . dio 
namentlich  an  den  feuchtem  Stellen  in  der  Nähe  des  Flus- 
ses anftritt,  und  so  scheu  wir  dio  Erscheinung  sich  hier 
wiederholen , welche  in  Südafrika  dio  Nutzbarmachung  der 
vorhandenen  Flüsse  zu  Beriuselungszwecken  so  erschwert, 
nämlich,  dufs  dio  unmittelbaren  Ufer  des  Flusses  höher  sind, 
als  die  weitere  Umgebung  desselben.  Da  aber  die  Ufer 
sich  stets  orhöhen,  der  Bodon  des  Flusses  aber  fortwährend 
tiefer  ausgespült  wird,  so  wird  die  Entwässerung  der  Gegend 
eine  rupidero , zugleich  aber  unregelmäßigere ; dies  Ver- 
hältnis nimmt  mit  der  Zeit  zu,  wodurch  natürlich  die  von 
allen  Reisenden  so  gefürchtete  Makata- Ebene  immer  un- 
wirtbarer und  für  den  Aufenthalt  des  Menschen  unzuträg- 
licher wird. 

Thatsächlich  finden  sich  Bewohner  nur  unmittelbar  an 
dou  Ufern  des  Makata  oder  an  den  Grenzen  der  Ebene. 
Hier  möchte  man  last  wieder  erstaunt  sein  über  das  grofso 
Mafs  der  Fruchtbarkeit  des  Bodens.  Ein  Augenblick  der 
Überlegung  zeigt  jedoch , dafs  os  kaum  andors  sein  kann. 
Die  Makata -Ebono  ist  umgebon  von  Bergen,  deren  frucht- 
bare Erdkruste  zunächst  in  dio  niederen  Orte  herabgespült 
wird.  Der  überall  vorhandene  Wald  fügt  diesem  Vorwit- 
toruugshoden  eine  Menge  organischer  Substanzen  hinzu, 
und  wegen  der  hier  noch  variierenden  Gestaltung  der  Erd- 
oberfläche ist  die  Niederschlagsvortciluug  eine  günstigere, 


also  die  klimatischen  Vorbedingungen  zur  Humusbildung 
sehr  vorteilhaft.  Deswegen  gehören  die  unmittelbar  in  dor 
Nachbarschaft  der  Makata -Ebeno  gelegenen  Distrikte  zu 
den  fruchtbarsten  der  dortigen  Gegend.  Als  Beispiel  führe 
ich  nur  „Myombo“  an,  welches  an  Fruchtbarkeit  selbst 
noch  das  Mukondngwa-Thal  libertrifft. 

Eiu  weniger  bekannter  und  auf  den  Karton  nicht  an- 
gegebener, aber  für  den  Verkehr  der  Eingeborneu  ebenso 
wichtiger  Ort  ist  „Mbamba“,  welches  ich  zwei  Tagemärsche 
nach  Myombo  erreichte.  Es  ist  wohl  ohne  Ausnahme  das 
gröfste  zentralafrikanische  Dorf,  welches  ich  je  gesehen. 
Es  zählte  zur  Zoit  meiner  Auwosonheit  gewiß  an  dio 
200  Hütten  und  lag  inmitten  fast  unabsehbarer  Gärten. 
Ich  lag  hier  nur  zwei  Tage , zählte  aber  nicht  wenigor 
als  neun  Karawanen  der  Eingebornen , welche  hier  Reis, 
Mtama  oder  andre  Cerealien  zu  kaufen  kamen. 

Als  ich  von  hier  aus  in  die  Berge  stieg,  fand  ich,  wo 
dieselben  Bedingungen  vorhaudou  waren , auch  stets  dou 
reichen  Boden  wieder,  wenn  auch  oft  an  Stellen,  wo  keine 
Ansiedelung  von  Eingeborneu  stattgefunden.  Nachdem  ich 
die  Borgo  überschritten , befand  ich  mich  in  dem  Gebiete 
von  „Kutu“,  welches  ich  durchweg  als  eiu  äußerst  frucht- 
bares Gebiet  kennen  lernte. 

Schon  in  Mbamba  war  mir  die  erste  Kundo  von  einem 
Phänomen  geworden , welches  ich  auf  meinem  Wege  pas- 
sieren sollte.  Dio  Eingeborneu  erzählten  in  dem  Tone  des 
Erstaunens  und  der  FHircht  von  einem  brennenden  See,  an 
dessen  Ufer  sich  kein  lobendes  Wesen  aufhalto.  Träten 
Menschen  an  den  Rand  desselben,  so  würden  sie  von  un- 
sichtbarer Hand  mit  Steinen  boworfeu , ja  sogar  in  die 
brennenden  Fluten  hinabgezogen.  Dichter  Dampf  steige 
aus  dom  Kessel  empor , aus  welchem  das  Stampfen  von 
Getreidemörsern  und  menschliche  Stimmen  ertönten,  ja 
sogar  Hahnenschrei  soll  mau  aus  dor  Tiofo  dos  Sees  ver- 
nommen haben.  In  der  Nahe  von  „Kisaki'1  führten  mich 
nun  Eiugoboruo,  die  ich  für  hohen  Lohn  gedungen  hatte, 
zu  dem  unheimlichen  Ort,  der,  ich  muß  es  gestehen,  meine 
Neugier  geroizt  hatte.  Einen  hreunonduu  Seo  fund  ich 
zwar  nicht,  doch  wurde  meine  Neugier  auf  andro  Woise 
befriedigt. 

Ich  fand  eino  heiße  Quelle,  auf  deren  Vorhandensein 
auch  nicht  die  leisesten  Anzeichen  hiudeuteten.  Die  Hügel 
oder  vielmehr  Berge,  aus  denen  ich  horabgostigon  war,  und 
deren  Ausläufer  mich  noch  an  moiuer  Linken,  im  Norden 
begleiteten,  bestanden  nur  aus  Urgesteinen,  hauptsächlich 
Gnoiß.  Die  Gegond,  in  der  ich  mioh  befand,  war  voll- 
kommen eben , und  in  ihr  erhob  sich  ein  kurzer  Hügel- 
rücken,  dor  allerdings  als  Hauptbestandteil  plötzlich  Granit 
aufwies,  und  dessen  eines  Ende  steil  in  die  Ebone  abfioL. 
Am  Fuße  dieses  Hügels  befand  sich  dio  heiße  Quelle,  die 


Digltized  by  Google 


Die  Erforschung  des  Ulanga  - Gebietes. 


355 


ein  außerordentliches  Volumen  Wasser  ansströmte,  welches 
eich  zuniichst  in  einem  Sumpf  sammelte,  dann  aber  in  einem 
kleinen  Bach  dem  nahen  Flüßchen  p.Msoloa-*  zufloß. 

Das  Wasser  sonderte  aufserordentlich  viel  Sinter  ah, 
und  zwar  in  der  Art,  daß  hoho  Kogol  eich  bildeten,  aus 
deren  Spitzen  das  Wasser  herausflofa;  genügte  der  Druck  des 
Wassers  nicht  mehr,  die  durch  fortwährende  Sinterablage- 
rungen sich  immer  erhöhenden  Kegel  zu  überfluten , so 
brach  es  an  einer  andorn  Stolle  des  Erdbodens  hervor, 
und  der  Kegel  hörte  auf,  aktiv  zu  sein.  Thätige  Kogol 
waren  ganz  weich,  aufsen  grau,  inwendig  weifs,  nur  wo 
dos  Wasser  oben  heranssprndelte,  zeigten  sich  bunto,  ent- 
weder hellgelbe,  rosarote,  odor  rotbraune  harte  Sinterbil- 
düngen.  Die  alten  Kegel  zerfielen  größtenteils  odor  bliebon 
stückweise  stehon  und  wurden  zu  einem  harten,  dem  Tuff- 
stoin  ähnlichen  Felsen  von  Ringgestalt.  Da  ich  keiue  Säu- 
ren besaß,  war  es  mir  unmöglich,  das  GoBtein  auf  seinen 
Kalkgebalt  zu  prüfen.  Das  Wasser  besaß  an  verschiede- 
nen Stellen  verschiedene  Temperatur,  ich  maß  ß5 , 70 
und  72°  C.  Ehe  es  sich  in  den  Sumpf  verlief,  bildete  os 
durch  seine  AbBinterungen  die  bekannten  Terrassen,  wenn 
hier  auch  nur  in  Miniatorform.  Libellen,  Käfer  oder  Blätter, 
dio  in  dio  Quelle  gefallen  waron , lagen  in  vollkommenster 
Form,  aber  gelb  übersintert,  auf  dom  Boden  derselben. 

Wo  das  Wasser  noch  erhebliche  Wärme  besaß,  wuchs 
weder  Gras  noch  Strauch  in  soiner  Nähe,  obwohl  dio  der 
Quelle  ausströmonde  Wärme  in  der  Nachbarschaft  einen 
ungomeiu  dichten  und  schönen  Palmwuchs  begünstigte. 
Wo  das  Wasser  soine  Temperatur  verloren,  erlaubten  die 
darin  enthaltenen  Salze  nur  einom  zähon  dicken  Riedgrase 
das  Dasein.  Selbst  am  warmen  Mittage  lagerte  Dampf  über 
der  Quelle,  der  indessen  einen  ganz  eignen  Wohigoruch 
ausströmte , den  ich  mit  nichts  vergleichen  kann.  Das 
Wasser  war  außerordentlich  klar  und  von  horvorragendom 
Wohlgeschmack,  wozu  die  in  großer  Quantität  in  dem- 
selben enthaltene  Kohlensäure  wohl  nicht  wenig  beitrug. 
War  das  Wasser  erkaltet  und  dio  Kohlensäure  verflogen, 
so  schmeckte  os  ein  wenig  wie  Emser  Pastillen.  Auf 
Flaschen  gefüllt,  entwickelte  sich  dio  Kohlensäure  so  stark, 
daß  der  Pfropfen  herausgetrieben  wurde,  wobei  dem  Halse 
der  Flasche  in  sichtbarer  Form  derselbe  graue  wohlrie- 
chende Dampf  entströmto,  den  man  an  der  Quelle  selbst 
wahrnahm. 

Ich  muß  noch  einigo  Worte  über  die  Wirkung  des 
Wassers  binzufügen,  da  dieselhe  trotz  des  verhältnismäßig 
geringen  Quantums,  welches  wir  gonoBsen,  doch  ganz  auf- 
fallend war.  Ich  war  in  Kisaki  mit  goschwollener  Leber, 
gänzlichem  Appetitmangel  und  gestörtor  Verdauung  ange- 
kommeu,  und  noch  mehrere  meiner  Leute  klagten  Uber  ähn- 
liche Zustände.  Während  zweier  Tage  tranken  wir  alle, 


soviel  als  wir  konnten,  von  dom  Wussor;  allein  seines  Wohl- 
geschmackes halber  thaten  wir  es  mit  Vergnügen,  und  schon 
nach  wonigon  Tagon  waron  die  Vordauungsbeschwerden  ge- 
hoben, meine  Leber  hatte  normales  Maß,  und  mein  Appetit 
ließ  nichts  zu  wünschon  übrig.  Gorado  so  orging  es  den 
Leuten,  deren  Urteil  dahin  ging,  daß  man,  nachdem  man 
von  dem  Wasser  getrunkon,  solchen  Appetit  bekomme,  daß 
man  überhaupt  nicht  mehr  satt  werde.  Da  ich  die  günsti- 
gen Wirklingen  ganz  allein  dom  Wasser  der  Quelle  zu- 
schrieb, wollte  ich  diesen  interessanten  Punkt  nicht  unbe- 
nannt lassen  und  taufte  dio  Quelle  Markusbrunnen.  Wasser 
sowohl  wie  Sinterproben  sandte  ich  in  hinreichender  Quan- 
tität nach  Deutschland,  ganz  unerklärlicherwoise  soll  beides 
in  verdorbenem  Zustande  angekommen  und  dann  verloren 
gegangen  sein. 

Von  hier  marschierte  ich  weiter  in  Büdöstlioher  Rioh- 
tung  auf  den  Rufidji  zu.  Hior  in  diosom  Teil  von  Kutu 
bilden  die  Ameisen  eine  wahre  Landplage.  Wenn  Darwin 
die  Regenwürraor  als  einen  in  der  Bodengcstaltung  nicht 
unwesentlichen  Faktor  hinstellt,  so  dürften  meines  Er- 
achtens die  Ameisen , ganz  abgesehen  von  den  Torraiten, 
nicht  übergangen  werden.  Die  großen  Baue  dor  Termiten 
sind  hinreichend  bekannt , auch  sie  fanden  sich  zahlreich 
und  von  bedeutender  Größe. 

Allein  zwei  andre  Arten  von  Ameisen  gestalteten  in 
diesem  Teile  des  Landes  das  Leben  fast  zu  einer  Plage. 
Eino  große  braune  Ameise , von  den  Eingobornen  „Siafu“ 
genannt,  gräbt  tiefo  Gänge  in  dor  Erde  und  unterminiert 
namentlich  gern  dio  Wurzeln  großer  Palmon,  unter  wel- 
chen ob  daher  niemals  ratsam  ist,  ein  Lager  anfzuschlageu. 
Wie  die  Termiten  vegetabilische  Stoffe  sammeln  und  ver- 
arbeiten, so  befasson  sich  diese  Tiere  fast  nur  mit  anima- 
lischen Abfällen , dio  sie  in  ihre  Hüldon  hineinschleppen. 
Oft  sieht  man  sie  in  dunkelbraunen  Streifen  den  Fuß- 
pfad kreuzon.  Die  Soldaten,  wolcho  sich  ähnlich  wie  bei 
den  Termiten  durch  die  dicken  Köpfe  und  fürchterlichen 
Zangen  auszeichnen,  bilden  Spalier  und  reichen  sich  gegen- 
seitig ihre  Zangen,  während  unter  den  hoch  erhobenen  Ober- 
körpern und  Köpfon  gleichsam  wie  in  einom  Tunnel  die  an- 
dern Ameisen,  die  Arbeiter,  mit  rasender  Geschwindigkeit 
liinziohon.  Die  Soldaten  stehen  vollkommen  still,  nur  plötz- 
lich sieht  man  manchmal  einen  von  ihnen  wütend  auf  eine 
dor  dahiumarschierenden  Amoisen  losstürzen,  sio  empfindlich 
kneipen  und  dann  in  seine  Stellung  zurückkohren.  Stört 
man  die  Tiere , so  schwärmen  sio  sofort  nach  allen  Soiteu 
aus  und  greifon  ihren  Gegner  an.  Ihr  Biß  schmerzt  em- 
pfindlich ; wo  sie  zngefaßt  haben,  lassen  sie  nie  wieder  los, 
und  sio  drohen  und  winden  sich,  um  mit  ihren  Zangen  die 
größtmögliche  Verletzung  zu  verursachen.  Man  kann  daher 
den  Körper  dor  Ameise  abreißen , dor  Kopf  bleibt  sitzen. 


356 


Die  Erforschung  des  Ulanga-  Gebietes. 


Die  Tiere  gehen  ungern  auf  etwas  Rauhem.  Ich  machte 
diese  Bemerkung  bei  einer  Gelegenheit,  wo  ich  empfindlich 
von  ihnen  zu  leiden  hatte. 

Mein  Bett  bestand  aus  einem  Gestell,  welches  mit  star- 
ker Sackleinwaud  Überspannt  war.  Auf  dieser  lagen  zwoi 
dicke  Wolldecken.  Eines  Nachts  wurde  ich  von  einem  wan- 
dernden Schwarm  dieser  Ameisen  Überfällen , sie  kletterten 
an  dom  Gestell  in  dio  Höhe  und  liefen  ungeniert  auf  der 
straff  gespannten  Leinwand  umher.  Sehr  ungern  wagten 
sie  sich  auf  die  Wolldecke,  auf  wolchor  sie  sich  nur  mit 
grofsor  Miiho  vorwürtsbowogon  konnten.  Endlioh  gelang  es 
doch  etwa  einem  Dutzend,  in  moine  Kühe  zu  gelangen,  und 
da  diese  Anzahl  vollkommen  hinreicht,  dio  empfindlichsten 
Schmerzen  zu  verursachen,  so  mufste  ich  auf  ein  Mittel 
sinnen,  sie  zu  vertreiben.  Mein  Zelt  konnte  ioh  nicht  ver- 
lassen, da  os  draufson  regnete.  Ich  nahm  ein  breites 
Messor,  machte  os  an  oinem  Lichte  heifs  und  botupfte  dio 
Stellen,  wo  die  AmeiBon  sich  in  gröfster  Anzahl  versammelt 
hatten.  Nach  ganz  kurzer  Zeit  wufston  alle,  selbst  die, 
denen  ich  mit  dom  heifison  Messer  nicht  naho  gekommen, 
dafs  ihnen  Gefahr  drohe,  und  sio  verliefsen  sämtlich  meine 
Bettatclio,  auch  dio  aus  der  Wolldecko  vorzogen  sich.  Auf 
dor  Erde  trioben  sie  ihr  Wesen  weiter,  ich  blieb  aber  die 
Nacht  durch  unbehelligt. 

Viel  schlimmer  als  dio  „Siafu“  ist  jedoch  oino  kleine 
Sorte  Ameisen,  gogon  welche  weder  wollene  Decken  noch 
hoifscs  Messer  dos  geringste  Vertoidigungsmittel  bieten. 
Sie  sind  außerordentlich  klein,  dunkelbraun  und  kommen 
gleich  zu  Millionen  ungezogen.  Eine  Untertasse  voll  Zucker 
wurde  in  einer  Nacht  vollkommon  von  ihnen  geleert  und 
derselbe  weggeschleppt.  Sobald  sie  erschienen,  und  das 
geschah  eine  Zeitlang  fast  jede  Nacht,  mufsto  ich  mein 
Zelt  räumen  und  im  Froien  schlafen.  Beide  Arten  bauen 
aufserordentlich.  Allerdings  nicht  Hügel  wie  dio  Termiten, 
sondern  dn,  wo  sie  heimisch  sind,  hobt  sich  der  Boden  all- 
mählich und  wölbt  sich  nach  der  Mitte  zu.  Dio  kleinen 
Ameisen  findot  man  meistens  in  dor  Nähe  der  wilden  Feigen- 
bäume und  in  der  Nähe  eines  andern  Baumes  mit  schlan- 
ken Stämmen  und  fallschirmartiger  Krone.  Ich  inufs  hinzu- 
fugen, dafs  ich  beide  Arten  von  Ameisen  in  dieser  Fülle 
nur  in  Kutu  angetroffen  habo. 

Nooh  eino,  etwa  1 Zoll  lange  schwarze  Ameise  vordiont 
der  Erwähnung.  Oft  stufst  man  im  Walde  auf  Stellen, 
wo  sich  ein  penetranter  Geruch  von  Schwefelwasserstoff 
bemerkbar  macht.  Dieser  rührt  von  der  Ameiso  her,  die 
ihn  hervorbringt,  wenn  Bie  gestört  wird.  Diese  Ameise 
läuft  meistens  einzoln  umher,  nur  selten  sioht  man  sie  in 
kleinen  Zügen.  Allerdings  baut  diese  Ameise  nicht  in 
einer  Weise,  dafs  man  von  ihr  sagen  kann,  sie  trage  zur 
Veränderung  der  Bodengestaltung  bei. 


In  Bohobeho  kreuzte  ich  die  Route  Thomsons.  Hier 
starb  Keith  Johnston,  nach  welchem  der  von  hier  aus  sicht- 
bare Berg  „Kilima  Hatambula“  (nicht  „Mkulima“,  Berg 
heifst  Kilima)  Mt.  Keith  Johnston  benannt  ist. 

Am  Fufse  dieser  Berge  entlang  zieht  Bich  wieder  eine 
joner  fruchtbaren  Landstrecken , was  sich  hior  allerdings 
wegen  mangelnder  Gärten  uud  Bewohner  nur  durch  die 
aufserordontlich  üppige  Vcgotation  kuudthut.  Stundenlang 
zieht  sich  hier  ein  Wald  hin,  fast  ausschließlich  von  der 
sich  zweigeuden  Palmenart  gebildet.  Tausende  von  Affen 
der  verschiedensten  Arten,  wie  ioh  sie  in  ähnlicher  Menge 
nirgends  sonst  gesehen , belebten  den  Wald  und  nährten 
sich  von  don  roten  Früchten  dor  Palme , welche  übrigens 
auch  von  den  Eingebornen  vorzehrt  werden,  für  don  Euro- 
päer aber  gänzlich  unschuiackhaft  sind.  Der  Boden  trug 
hier  entschieden  einen  diluvialen  Charakter.  Hier  und  da 
zeigten  sich  Lagunen  von  geringerer  oder  größerer  Ausdeh- 
nung, welche  in  starken  Regenjahren  wohl  mit  dem  nicht 
mehr  allzu  weit  entfernten  Rufidji  in  Verbindung  stehen. 

Von  weitem  ist  der  Rufidji  nur  durch  den  seine  Ufer 
säumenden  aufsorordentlich  spärlichen  Galoriewald  kennt- 
lich. Seine  Ufer  sind  hior  niedrig,  meist  sandig,  und  sein 
Überschwemmungsgebiet  nach  Aussage  der  Eingebornen 
ouorm.  Dio  Breite  des  Flusses  ist  sehr  beträchtlich.  Er 
fliefst  oft  in  violo  Arme  zerteilt,  welche  grofse,  mit  Wald, 
an  andern  Stellen  mit  Schilf  bestandene  Insolu  umgeben. 
Meist  sind  diu  Inseln  bewohnt  von  Leuten,  welche  haupt- 
sächlich dem  Fischfang  obliogen. 

In  oiuoin  Boot,  welches  ich  mietete,  fuhr  ioh  don  Strom 
hinab  und  fand,  dafs  or  stellenweise  eine  ziemlich  starke 
Strömung  hatte,  die  jedoch  durchaus  nicht  überall  gleich 
war.  An  oinor  Stolle,  dicht  bei  „Korogeros“  Dorf,  war  sie 
fast  gefährlich  für  das  Baumstammboot,  in  welchem  ich 
fuhr.  Jedes  europäische  Boot  könnte  jedoch  gefahrlos  den 
Flufs  befahren.  Im  Anfang  war  das  südliche  Ufer  höher 
als  das  nördlicho,  schien  auch  dichter  bowolint  zu  sein. 
Später  wurde  das  nördliche  Ufor  höher  und  stieg  sogar 
bis  zu  einer  ungefähren  Höhe  von  40  Fuß  (lim)  Uber 
den  Fluß  empor.  Im  allgemeinen  war  die  Tiefe  des 
Flusses  eine  solche,  daß  flach  gohonde  Fahrzeuge  boquem 
darauf  fahren  konuten.  Stellenweise  war  die  Tiefe  sohr 
beträchtlich. 

Das  Flußbett  des  Rufidji  ist  jedoch  kein  konstantes. 
Ungehouro  Massen  Saud  führt  dor  Fluß  mit  sich,  dio  oft 
zu  langen  und  hohen  Inseln  aufgetürmt  sind.  Wie  es  in- 
dessen gar  nicht  anders  möglich  ist , bahnt  sich  dio  unge- 
heure Wassormcngo  des  Flusses  doch  oiuen  Weg  durch 
den  Sand , so  daß  immer  Kanäle  vorhanden  sind , durch 
welche  ein  Fahrzeug  von  geringem  Tiefgange  sich  hindurch- 
finden  könnte. 


Digitized  by  Google 


Die  Erforschung  des  Ulanga  - Gebietes. 


357 


In  seinem  untern  Ijaufe  hat  sich  der  Rufidji  ein  ganz 
Deues  Bett  gebahnt.  Es  existiert  ein  alter  Arm,  welcher 
noch  bei  Lebzeiten  einiger  alten  Eingebornon  das  oigont- 
liche  Bett  des  Flusses  bildete.  Dieser  Arm  steht  indessen 
nur  bei  Hochwasser  mit  dem  jetzigen  Flufs  in  Verbindung 
und  bildet  eine  umfangreiche  Lagune , bewohnt  von  Nil- 
pferden und  unzähligen  Scharen  von  Wasservögeln , um- 
geben vom  herrlichsten  Gnleriowaldo.  Abor  selbst  in  trock- 
nen Jahron  ist  die  Laguno  voll  Wasser  und  bildet  selbst 
flir  die  Eingebornen  ein  unUborsteiglichos  Hindernis,  wenn 
ihre  Touren  sich  senkrecht  zu  der  Richtung  desselben  er- 
strecken. Ich  wurde  auf  diesen  Umstand  aufmerksam  ge- 
macht, als  ich  Leute  anssenden  wollte,  um  Nahrungsmittel 
einzukaufen. 

In  diesor  Gegend  wird  viel  Kopal  gegraben , den  man 
mir  in  ziemlich  bedeutenden  Quantitäten  unbot.  Von  hier 
zur  Kilste  setzte  ich  meinen  Marsch  zu  Lande  fort  und 
fand  auch  hier  den,  dio  Küste  durch  viele  Breitengrade 
begleitenden  Höbonzug,  der  allem  Anschein  nach  wegen 
des  vorherrschend  reichen  Bodens  der  durch  die  Seewinde 
verursachten  reichlichen  Nioderschlägo  ein  für  Kultivation 
sehr  giinstigoB  Feld  bietot. 

Eiuigo  Monate  später  befaud  ich  mich  abermals  im  Sima- 
Thal,  von  wo  aus  ich  meine  letzte  Reise  nach  dem  Hoch- 
plateau von  „Uhobe“  antrat. 

Beim  Überschreiten  des  Rubeho-Gebirges  hatte  ich  nur 
Gelegenheit,  dio  grofso  Einförmigkeit  desselben  zu  beobach- 
ten. Das  ganze  Gebirge  besteht  hauptsächlich  aus  Gnoifs, 
hier  und  da  fand  ich  etwas  weiison  Granit,  stollenweiso 
auffallend  viel  Hornblende. 

Bis  zu  „Marores“  Thal  zeigte  dio  Gegend  oinen  äufserst 
fruchtbaren  Charakter.  Kaum  hatten  wir  indessen  den 
Ruaha  Überschritten,  als  wir  uns  plötzlich  in  einem  Latorit- 
gebiet  der  bösesten  Art  befanden.  Der  Baumwuchs  kam 
niemals  Uber  das  Krüppelhafte  hinaus,  der  Boden  war  rot, 
porös,  auf  dem  ganzen  Tagomursch  ohne  einen  Tropfen 
Wasser,  und  warf  die  Sonnenstrahlen  mit  unwiderstehlicher 
Gewalt  wieder  nach  aufwärts.  Einige  Baobabs  allein  spen- 
deten Schatten  mit  ihren  riesigen  Stämmen.  Erst  am  Fufse 
der  „Uhehe-Berge“  trafen  wir  wiedor  auf  bessern  Boden, 
auf  Wald  und  auf  Wasser.  Es  ist  dies  jedoch  das  oinzigo 
Mal,  dafs  mir  diese  poröse  Art  dos  Latoritbodens  in  Ost- 
afrika vorgekommen  ist. 

Die  Uhehe-Berge,  welche  wir  nun  bestiegen,  bestanden 
ebenfalls  zum  gröfsten  Teil  aus  Gneifs,  doch  zeigte  sich 
auch  viel  weicher  weifser  Sandstein.  Diese  Berge  bilden  nur 
den  Abfall  einos  Plateaus,  denn  oben  ungolungt,  steigt  man 
nicht  wie  bei  den  Rubeho-Bergen  in  das  jenseitige  Thal  her- 
nieder, sondern  dio  Gegend  senkt  sich  nur  allmählich  nach 
Westen , bis  sie  in  dou  Ebenen  von  Ckonongo  ausläuft. 


Hier  oben  herrscht  der  Charakter  der  Stoppe  vor,  der 
ßaumwuebs  ist  spärlich  und  dio  Gegend  trocknor.  Die 
Seewinde  lagern  den  gröfsten  Teil  ihrer  Feuchtigkeit  be- 
reits an  don  Ostabhäugen  der  Rubeho- Berge  ab  und  vor- 
mögen der  Gegend  hier  nur  noch  wenig  davon  mitzu- 
toilon.  Kurzer  frischer  Graswuchs  dagegen  bodockt  das 
Land.  Vieh  findet  sioh  in  grofsen  Herden.  Doch  auch 
Agrikultur  treiben  dio  Eingebornen,  wenn  auch  nicht  in 
dom  Mafse  wie  in  der  Tiefebene.  Sie  düngen  ihre  Gärten 
mit  dem  Dung  ihrer  Viohhorden  und  erzielen  außerordent- 
lich roicho  Ernten. 

Auf  dem  Rückwege  überschritten  wir  au  oinor  andern 
Stelle  die  Rubeho-Bergo,  fanden  jedoch  abermals  genau  die- 
selben geologischen  Formationen.  Hier  passierten  wir  don 
einzigen  Urwald,  d.  h.  Regenwald,  den  ich  je  in  Ost- 
afrika gesehen.  Er  bekleidete  den  Ostabhang  dor  Bergo  und 
erstreckte  sich  bis  zu  deren  Gipfel;  sobald  die  Gegend  je- 
doch aus  den  Bereich  der  feuchten  Seewinde  kam,  hörte 
der  Wald  auf. 

Dio  Westabhängc  dor  Borge  zeigton  nur  den  gewöhn- 
lichen offnon  Savannenwald.  Dieser  erstreckte  sich , mit 
Ausnahmo  dor  Ränder  dor  am  Fufso  dieser  Berge  sehr 
zahlreichen  Flüsse  bis  zu  „Nalioto“  in  „Mahenge“,  wurde 
hier  etwas  lichter  und  in  dor  Nähe  von  Nga-homa  wiedor 
zum  richtigen  Galoriewald.  Boi  „Nga-homa“  befunden  wir 
uns  unmittelbar  am  Ufor  des  Ulanga. 

Nur  dem  Namou  nauh  war  uns  dieser  mächtigo  flufs 
bekannt,  und  nichts  wußte  man  über  seine  Bedeutung. 
Thomson  erblickte  auf  soiner  Reise  nach  den  zentralafri- 
kanischen Seen  einen  Arm  desselben,  dessen  Größe  so 
wenig  im  Einklang  mit  den  Ubrigon  von  ihm  geschonon 
afrikanischen  FlÜBsen  stand , daß  or  den  Hauptstrom  vor 
sich  zu  haben  glaubto.  Bcardall,  der  Ingenieur,  der  für 
M'Kinnon  die  Straße  von  Dar  es  Salaam  baute,  erreichte 
die  Suguli -Fälle,  uud  orhiolt  von  dou  hier  lebonden  Ein- 
gebornen die  Information,  dafs  weiter  obon  der  Strom  von 
ihren  Booten  bofahreu  würde.  Einer  von  Boardalls  Leuten, 
dio  mit  ihm  dio  Reise  gemacht  hatten,  befand  sich  in 
meiner  Karawane.  Am  8.  Dezomber  1885  erblickte  ioh 
zum  erstenmal  den  Strom,  als  ich  in  dem  Dorfo  des  Unter- 
häuptliugs  von  Mahongo  „Nga-homa“  mein  Lager  auf- 
schlug. 

Von  Kga-horan  aus  erstreckt  sich  nach  Nordwesten  eino 
ungeheure  Ebene,  die  sich,  wie  der  sie  im  Norden  be- 
grenzende Höhenzug  anzeigt,  in  weitor  Ferne  nach  Westen 
wendet.  Die  Berge  im  Norden  sind  die  Fortsetzung  dos 
in  Usagara  als  „Ruboho“  bekannten  Gebirges  und  haben 
hier  einfach  den  Namen  der  „Uhehe“- Berge.  Die  Ebene 
roicht  unmittelbar  bis  zum  Fuß  des  Gebirges.  Von  Nga- 
homa  aus  orblickt  man  im  Westen  auf  der  andern  Seite 


358 


Die  Erforschung  des  Ulanga- Gebietes. 


der  Ebene  das  Ende  eines  Bergrückens,  der  sieb  fast  direkt 
von  Osten  nach  Westen  zieht,  weiter  westlich  eine  bedeu- 
tende Höhe  erreicht,  jedoch  nicht  dou  Uhehe-Bergou  gleich- 
kommt und  „Lipingo*,  d.  h.  rEbenholz“  genannt  wird. 
Von  Nga-homa  aus  erscheint  dio  Ebene  nur  mit  hohem 
gclbom  Schilfgras  bewachsen.  In  ihr  ziehen  sich  jedoch 
eine  Anzahl  gröfsorer  oder  kleinerer  sehr  tiefer  Kinnen 
hin,  deren  gröfste  den  Hauptarm  des  Flusses  bildet-  Dio 
andern  sind  Nebenarme,  deren  einige  jedoch  fast  die  Gröfse 
des  Hauptflu8ses  erreichen.  Ans  der  Vogelperspektive  mufs 
sich  dio  Ebone  fast  wio  eine  Eisunbahnkarte  nusnehmen, 
dio  Schienenstränge  sind  die  Flufsarme,  die  weifsen  Flocken 
die  dnreh  sie  gebildeten  luseln. 

Von  all  diesem  erblickt  man  von  Nga-homa  aus  nichts, 
nur  durch  ein  Studium  des  Flusses  wird  man  die  That- 
sache  gewahr.  Die  Flufsarme  haben  ihre  Botten  so  aus- 
geliöhlt,  die  Ufer  fallen  so  vollkommen  steil  und  wohl  defi- 
niert in  das  Wasser,  dafs  dessen  Vorhandensein  Überhaupt 
vor  Befahrung  des  Flusses  nicht  geahnt  wird. 

Welchen  großartigen  Anblick  mnfs  os  daher  gewähren, 
wenn,  wie  dio  Eiugohornen  versichern,  zur  Zeit  des  höch- 
sten Wnsserstandes  der  ITlnngn  seine  vielen  Arme  zu  oinem 
einzigen  Strom  vereinigt,  dio  ganze,  ungefähr  2000  m breite 
und  etwa  eine  deutsche  Meile  lang  erscheinende  Fläche 
Überflutet  und  als  brausendes  Moor  dahergerollt  kommt. 
Während  der  Regenzeit  verlassen  die  Eingehornen  ihro 
Dörfer,  dio  sie  nach  derselben  immer  wieder  auf  den  In- 
seln des  Ulanga  bauen,  und  ziehen  sich  auf  die  „Lipingo“- 
Berge  oder  das  höhor  golegene  Flachland  boi  Nga-homa 
zurück.  DioBo  Inseln  des  Ulanga,  wenn  wir  das  Wort 
Insel  für  diese  ausgedehnten,  von  oinom  Flufsurm  umspann- 
ten Landstriche  gebrauchen  wollen , sind  außerordentlich 
fruchtbar  und  werden  von  den  Mahenge  des  Flußgebietes 
vorzüglich  kultiviort.  Gleich  nachdem  wir  von  Nga-homa 
aus  auf  einem  kleinen  Nebenarm  den  Hauptstrom  erreicht 
hatton,  schien  es  uns,  als  ob  wir  durch  Keisplantagen  un- 
sorn  Weg  nahmen.  Namentlich  war  dies  der  Fall,  wo  die 
Ufer  nicht  wie  gewöhnlich  ziomlich  steil  und  hoch  waren, 
sondern  sich  in  das  Wasser  verliefen.  Die  Reisfolder  er- 
schienen dann  oft  unabsehbar.  Auch  wo  das  Wasser  nioht 
unmittelbar  in  dio  Felder  gelangte,  und  der  Bodun  übor 
dem  Niveau  des  Flusses  lag,  onthiolt  dieser  doch  Feuchtig- 
keit genug,  den  Rois  trefflich  gedeihen  zu  lassen,  obwohl 
an  solchen  Stellen  auch  viel  Mais,  Mtarna  und  Matanga  (eine 
Art  Kürbis)  gebaut  wurden. 

Dio  Dörfer  der  Eingehornen  liogon  meist  unmittelbar 
am  Wasser.  Die  Häuser  sind  gewöhnlich  nur  loso  aus 
Ried  zusamraougofügt,  da  sie  ja  bei  jedem  Hochwasser  weg- 
geschwemmt  werden.  Unzähligo  Boote  liegen  überall  an- 
gebunden. Oft  waron  zwei  starke  Pfähle  in  den  Grund 


des  Flusses  getrieben,  hinter  denen  dann  manchmal  6 — 8 
Boote  nebeneinander  lagen,  so  daß  das  äußerste  im  Wasser 
schwamm,  das  innerste  fast  auf  dem  Trocknen  sich  befaud. 

Die  Boote  Bind  durchweg  schöner  als  nuf  dem  RuGdji. 
Nur  selten  siebt  man  ein  Boot,  das  eine  merkliche  Krürn- 
muug  hat,  und  oft  sind  sie  so  breit  und  tief,  daß  der  Ru- 
derer einen  erhöhten  Sitz  im  Boden  des  Bootes  nötig  hat, 
um  bequem  rudern  zu  können.  Jedes  Boot  ist  aus  einem 
einzigen  Baumstamm  ausgehöhlt  und  bis  35  Fuß  lang. 
Woher  die  Eingehornen  die  Stämme  erhalten  haben,  ist 
rätselhaft,  denn  zu  den  nächsten  Wäldorn  ist  es  sehr  weit, 
und  unmittelbar  am  Fluß  ist  kein  Baum  zu  sehen.  Ver- 
mutlich stammen  die  meisten  Booto  aus  den  Wäldorn  des 
„Majuruka“,  eines  von  Süden  kommenden  Nebenflusses  des 
Ulanga,  dessen  Ufer  dicht  bewaldot  ist,  und  dessen  sehr  breite 
Mündung  darauf  schließen  läßt,  daß  er  nuf  größere  Strecken 
befahrbar  ist.  Dio  moisten  Boote  sind  übrigens  sehr  alt, 
und  nirgends  sah  ich  die  Eingehornen  mit  dem  Bau  von 
Booten  beschäftigt,  ja  auf  Bofrageu  konnten  sie  sogar  nicht 
angeben,  ob  Feuer  zum  Aushöhlen  der  Baumstämme  ver- 
wandt werde,  oder  dies  nur  mittels  eiserner  Werkzeuge 
geschähe. 

In  seinem  Mittelläufe,  wo  wir  den  Fluß  zuerst  befuhren, 
schätzte  ich  seine  Breite  auf  durchschnittlich  300  m,  ob- 
wohl stellenweise  dieso  bedeutend  Ubertroffon  wurde.  Moin 
Gefährte , der  den  Rhein  genau  kannte , behauptete , daß 
dieser  nirgends  die  Durchsohnittsgrößo  des  Ulanga  erreiche. 
An  seiner  engsten  Stelle  im  Oberläufe  bestimmte  ich  trigo- 
nometrisch dio  Breite  des  Flusses  annähernd  zu  08  in.  Das 
Wasser  ist  durchgehend  von  grünlich-brauner  Färbung  und 
hat  nur  an  ongen  Stellen  oder  bei  kurzen  Biegungen,  deren 
der  Fluß  eine  große  Menge  aufweist,  starke  Strömung. 
Wir  hatten  von  Nga-homa  zwei  grofso  Boote  orhallon,  dio 
12  Mann  und  unser  sämtliches  Gepäck  fassen  konnten.  In 
jedem  Boot  waren  zwei  Ruderer  und  ein  Bootführor,  der 
mittels  einer  langen  Bambusstange  das  Boot,  namentlich 
an  solchen  Stellen,  wo  die  Strömung  stark  war , vorwärts 
stakte.  Für  den  Fall,  daß  dichtes  Gestrüpp  am  Ufer  das 
Aufsetzen  der  Bambusstange  nicht  erlaubte,  war  indossen 
eino  sinnreiche  und  höchst  einfache  Vorrichtung  getroffen. 
Ein  Stückchen  Bambus  wurde  an  einem  Endo  so  zuge- 
schnitten, daß  es  wie  ein  Keil  aualief,  wurde  hierauf  etwa 
einen  Fuß  weit  von  dom  äußorston  Ende  der  Stange  mit 
der  zugeschnittenen  Seite  auf  diese  gelegt  und  mit  der 
Rauke  oiner  Konvolvulusart  festgebunden,  so  daß  das  Stück- 
chen Bambus  im  Winkel  von  der  Stange  abstand  und  einen 
Haken  bildeto,  der  von  dom  Führor  der  Stange  abgekehrt 
war.  Dieser  Haken  wurdo,  wo  der  Boden  nicht  zu  erreichen 
war,  auf  Pflanzongowirr  aufgesetzt,  und  das  Boot  so  vor- 
wärts geschoben. 


Digilized  by  Google 


Die  Erforschung  des  Ulnngu  - Gebietes. 


359 


Von  Nga-homa  aus  wendet  sieb  der  Flufs  zunächst  west- 
lich zwischen  wohl  definierten  Ufern,  dio  stellenweise  aufser- 
ordeutlich  dicht  bewohnt  und  gut  kultiviert  sind.  Hierauf 
nimmt  er  seinen  Lauf  nach  Südwesten,  welche  Richtung  er 
im  allgemeinen  auch  beibehält.  Seinen  Ursprung  nimmt  er 
in  den  Bergen  am  NordoBtende  des  Xyassa-Sees. 

Ein  eigenartiges  und  wohl  auch  schwieriges  Studium 
bietet  das  System  dieses  Flusses.  Es  ist  auffallend,  wie 
wenige  und  nur  kleino  Nebenflüsse  dieser  mächtigo  Strom 
erhält.  Allerdings  darf  man  wohl  vermuten,  dafs  mancher 
seiner  unzähligen  Nebenarme  Zuflüsse  ompfüngt,  welche 
dem  den  Hauptarm  befahrenden  Forschnr  unsichtbar  bleiben  ; 
auf  der  andern  Soito  liogt  oft  dio  Versuchung  uaho,  dio 
Mündung  eines  solchen  Nebenarmes  für  die  eines  Neben- 
flusses zu  haiton.  Nur  lango  Auseinandersetzungen  mit  den 
oft  sehr  unwissenden  Eingehornen  setzten  mich  in  don  Stand, 
dio  weuigen  Nebenflüsse  zu  konstatiorun.  Diese  münden 
nun  fast  allo  zwischen  dom  Wohnsitz  Nga-homa  und  dem 
Anfang  dur  Sümpfe  des  Ulauga,  auf  die  ich  später  zurück- 
komme. Von  Nga  - lioma  flufsabwärts  fand  sich  nicht  ein 
einziger  Wassorlauf,  der  auch  nur  den  Namen  eines  Bachos 
verdient  hätte. 

Auf  dor  von  mir  durchweg  benutzten  Ravensteinschon 
Karte  findet  sich  indessen  gerado  auf  dioser  Strecko  der 
„Msolo“  angegeben,  der  sich  hier  mit  dom  Llanga  verei- 
nigen soll.  Wir  überschritten  diesen,  ehe  wir  zu  Nga-homa 
gelangten,  wo  ich  ihn  jedoch  nach  Wösten  fliefsend  fand. 
Von  „Kidatn“  aus  überschritten  wir  eine  Unzuhl  kleiner, 
rasch  Siebender,  Bohr  klarer,  5 — 20m  breiter,  1 — 3 Fufs 
tiefer  Gebirgsbäche.  Die  beiden  ersten  „Kitimkuru“  und 
„Msunguru“  liefen  zweifelsohne  dum  Ruaha  zu.  Hierauf 
kam  der  „Mtoloa“,  der  mit  dem  „Msolo“  synonym  ist. 
Ich  orfuhr  dies  allerdings  orst,  als  ich  don  „Msolo“  über- 
schritt, und  mein  Erstaunen  darüber  ausdrückte,  dafs  er 
seinen  Lauf  nach  Westeu  nehme;  dio  Leute,  zwei  Führer, 
sprachen  dann  deutlich  aus,  dufs  „Mtoloa“  und  „Msolo“  das- 
selbe soion.  Dur  „Msolo“  muls  also  wohl  sämtliche  von 
den  Uhehe-Rergen  herahkommendon  Bäche  in  sich  aufneh- 
mon  und  deren  Wasser  dem  Ulanga  oberhalb  Nga-homa 
zuführen.  Höohst  wahrscheinlich  ergiefst  er  sich  indessen 
in  oinen  Nebenarm,  da  wir  dio  Mündung  nicht  zu  sehen 
bekamen. 

Wie  erwähnt,  hatten  sämtliche  Bache,  die  von  den  Ber- 
gen kamen,  klares  Wasser,  um  so  erstaunter  waren  wir, 
uns  plötzlich  in  ausgedehnte  Sümpfe  versetzt  zu  sehen,  dio 
der  „Sawa-Sawa“  bildet;  sein  Lauf  lag  im  Anfang  eben- 
falls südöstlich,  bog  sich  jedoch  plötzlich  nach  WeBten,  so 
dafs  wir  ihn  zweimal  überschreiten  mufsten.  Die  ganze  von 
den  Uheho-Borgeu  in  dem  Gebiet  zwischen  Ruaha  und  l'langa 
herabkommendo  Wassermcngc  Hiebt  also  lutztorm  zu. 


Auf  der  Strecke  zwischen  Nga-homa  und  den  Ulanga- 
Sümpfen  vorteilen  sich  dio  andern  Nebenflüsse,  soweit  ich 
sie  konstatiorun  könnt« , folgendermafsen : auf  dem  linken 
Ufer,  also  der  nördlichen  Seit«  deB  Bogons,  welchen  der 
Fluls  beschreibt,  finden  sich  in  der  Reihenfolge  stromauf- 
wärts: Rumene,  Mgomanga,  Wipia,  liehanje  und  Kisiri. 
Nur  der  Rohanje  ist  von  der  geringsten  Bodoutung. 

Auf  dem  rechten  Ufer,  der  innom  Seite  des  Bogens, 
empfängt  der  Ulanga  don  Majuruka,  dessen  Mündung  be- 
deutende Breite  und  Tiefe  besitzt,  und  dessen  Ufer  bergig 
und  dicht  bewaldet  sind.  Auch  die  Ufer  des  Ulanga  fan- 
den wir  hier  am  höchsten.  Dann  kamen  der  Pangalala,  der 
Luri,  auch  Pombo  genannt,  welcher  zwar  klein  ist,  aber 
nach  Aussage  der  Eingebornon  einen  sehr  langen  Lauf 
habon  soll,  dor  Mqwezi,  Ugwamba  und  Mtwiri.  Letztere 
sind  alle  nur  kleine,  unbedeutende  Büche.  Ob  sich  von 
dieser  Seit«  noch  Flüsse  in  den  Ulanga  orgiefson  auf  der 
Strecko  zwischen  Nga-homa  und  don  Suguli  - Füllen , ist 
ungewifs,  allein  ich  glaube  kaum  dies  annehmen  zu  dürfen, 
da  sie  ihren  Ursprung  zu  nahe  den  orwühntou  Flüssen 
nehmen  müfstun,  um  von  irgend  welcher  Bedeutung  sein  zu 
können.  Auch  würde  jeder  bedeutendere  Flufs  wohl  seino 
Richtung  nach  Süden  nehmen  und  dom  Itovumu  zueilen, 
da  die  Lipingo-Rerge  sich  hierhin  abdachon  und  Ubcrull 
sehr  nahe  au  den  Ulanga  herautroten. 

Die  Abdachung  der  U hohe -Berge  und  der  Gebirge  in 
Ubena  nach  Westen  ist  auch  der  Grund,  warum  so  ge- 
ringe und  kleine  Zuflüsso  von  Norden  her  zum  Ulanga 
kommen.  Alles  Wasser  von  hier  läuft  dem  Ruahn  zu,  wel- 
cher uinon  groben  Bogen  nach  Westen  mucht,  und  nur  das 
von  den  Ostabhängon  der  Bergo  bei  Kidntu  herabkommendo 
Wasser  sammelt , wie  wir  gesehen  haben , dor  Msolo  für 
den  Ulanga. 

Trotz  der  uuverhültnismüfaig  kleinon  Zuflüsse  fuhrt  aber 
dor  Ulanga  Wassormengen  mit  sich,  dio  ihn  selbst  in  der 
trockensten  Jahreszeit  zu  einem  ganz  bedeutenden  Strome 
machen.  Der  Grund  hiervon  liogt  wohl  in  der  Formation  der 
Gegend,  welcher  der  Flufs  als  Entwässerungskanal  dient. 

Wie  schon  erwähnt,  begleiten  ihn  auf  beidon  Seiten  hoho 
Borgo,  die  auf  soinom  liukon  Ufer  sich  bis  zum  Nyassa  hin 
erstrecken  und  ihm  hier  seinen  Ursprung  geben.  Diese  Berge 
empfangen  oinen  grofson  Teil  des  Jahres  den  von  Feuch- 
tigkeit geschwängerten  Südostpassat,  welcher  im  Darüber- 
hinstroichon  fast  alle  Feuchtigkeit  an  die  Berge  abgibt, 
von  welchen  diese  nicht  in  Gestalt  grofser  Flüsse,  sondern 
in  unzähligen  kloinen  Rinnsalen  dem  Ulanga  wieder  zugo- 
führt  wird.  Diese  Berge  ziehen  nun  nicht  in  gerader  Linie 
don  Flufs  eutlaug,  sondern  machen  oine  plötzliche  Biegung 
nach  Westen,  erst  später  ihre  ursprüngliche  südwestliche 
Richtung  wioder  einnehmend.  Je  gröber  nun  die  Ober- 


360 


Die  Erforschung  des  Ulanga  - Gebietes. 


fläche  ist,  wolche  der  feuchte  Wind  bestreicht,  je  mehr 
Feuchtigkeit  wird  ihm  entzogen  worden.  Zu  gleicher  Zeit 
machen  auch  die  „Lipingo“-Bergo  am  rechten  Flufsufer  eino 
Biegung  nach  Osten,  so  dafs  in  dieser  Gegend  ein  weites 
Thal,  ein  Kessel  entsteht,  der  im  Kordosten  eino  Öffnung 
hat,  aus  welcher  dor  IJlanga  heraustritt.  Dieser  Thalkessol 
hat  die  Eigentümlichkeit,  dafs  sein  Boden  tiefer  Hegt,  als  das 
Niveau  des  Flusses,  so  dafs  dieser,  die  ganze  Bodensenkung 
mit  seinon  Wassern  bedeokond,  ungeheure  Sümpfe  bildet. 

Die  Bodensenkung  beginnt  bei  der  Mündung  des  Ma- 
juruka-Flusses,  dessen  Ufer  sowohl  wio  die  des  Ulanga  noch 
ziemlich  hoch  und  sehr  steil  sind.  Von  hier  aus  werden 
sie  stetig  flacher,  bis  sie  unter  don  Wasserspiegel  hinab- 
sinken.  Es  unterliegt  kaum  einem  Zweifel,  dafs  diese  rie- 
sigen Sümpfe  auch  wiodor  Quellen  in  sich  burgon,  welche 
dem  Ulanga  Nahrung  gewähren.  Jedenfalls  bilden  sie  sein 
Hauptresorvoir.  Die  den  Passatwindon  entzogeno  Feuchtig- 
keit kann  sich  hier  sammeln  und  wird  durch  eine  undurch- 
dringliche Docke  von  Vegetation,  dio  don  Sonnenstrahlen 
den  Zutritt  verwehrt,  vor  Verdunstung  geschützt.  Eben 
dioso  Vegetation  loistet  dem  Flufs  aber  noch  einen  andorn 
Dienst.  Von  Süden  führt  der  obere  Lauf  des  Flusses  eben- 
falls noch  erhebliche  Wasserraengen  dem  Tbalkossel  zu, 
dio  diesen  rasch  durcheilen  würden,  fänden  sio  nicht  den 
Widerstand , welchen  ihnen  das  dichte  Gewirr  von  Schilf, 
Ried,  Papyrus  und  grofsen  Blattpflanzen  entgegensetzt. 

Die  Pflanzonmenge  verteilt  das  Wasser,  welches  vou 
oben  rasch  zuläuft  und  sich  durch  sie  ihren  Weg  suchen 
mufs,  über  eiuo  ungeheure  Flächo,  auf  wolchor  cs  lango 
zurückgehalten  wird.  In  dor  Regenzeit  können  also  un- 
geheure Massen  Wasser  sich  hier  ansammeln,  die  dann 
während  dor  folgenden  trocknen  Zeit  abfliefson,  nur  die 
Ausdehnung  der  Sümpfe  etwas  verringernd,  den  Flufs  aber 
mit  hinreichender  Nahrung  versehend. 

Die  Ausdehnung  dieser  Sümpfe  ist  unglaublich.  Als 
wir  gegen  Weihnachten  dos  Jahrus  1885  uns  darin  mit 
unsern  Booten  verloren  hatten,  vermochten  wir  nur  in 
weiter  Ferno  die  Spitzen  dor  Uhoho-Borgo  wahrzunehmon, 
die  durch  dio  drückend  heifse,  dunstige  Atmosphäre  der 
Sümpfe  grau  gofärbt  erschienen.  Sonst  rings  herum  im 
NO  und  SW  nur  ein  Gewogo  von  Schilfspitzen,  von  lan- 
gem Ricdgraso,  oiu  Nicken  von  Papyrusstauden  und  weiter- 
hin starro,  bewegungslose  Fläche,  gelb  und  graugrün. 

Weit  vor  uns  tauchten  einige  oinsamo  Bäume  auf.  Dioso 
trostlose  Gogeud  ist  nämlich  nicht  ohne  Bewohner,  und  dio 
Bäume  bezeichnen  Asyle,  wclclio  wenigo  elende  Menschen 
hier  gofuudon  hüben. 

Unter  den  Eingebornon  Afrikas  sind  Hader  und  Streit 
an  dor  Tagesordnung,  und  Unterdrücker  und  Unterdrückte 
gibt  es  hier  so  gut  als  wo  anders.  Die  Rollo  dor  Unter- 


drücker spielen  hier  die  Wahehe,  dio  fortwährend  Kriege 
führen  und  ihre  Nachbarn  unter  ihr  Joch  zu  zwingen 
suchen.  Auf  dio  Dauer  ist  das  den  umliegenden  Völkern 
unerträglich  geworden,  und  da  sio  keine  Häuptlinge  besitzen, 
die  ein  entscheidendes  Wort  sprächon  und  dio  Führung 
Ubernühmon,  so  haben  sich  oinigo  Familien  zusammenge- 
than , um  in  den  Sümpfen  ihre  Wohnung  aufzuschlagen, 
wohl  wissend,  dafs  die  Waheho,  die  keine  Boote  besitzen, 
ihnen  hierher  nicht  zu  folgen  vermögen.  In  den  Sümpfen 
befinden  sich  Stellen,  wo  der  Bodon  doch  über  das  Wasser 
sich  erhebt,  und  auf  diesen  haben  sioh  die  Loute  angobaut. 
Ihre  Häuser  sind  leicht  aus  Schilf  gefügt  und  stehen  meist 
auf  Pfählen , einige  Fufs  über  dom  Boden  erhobon , da  die 
Einwohner  jederzeit  gewärtig  sein  müssen , dafs  oiu  ge- 
ringes Stoigon  des  Wassors  ihnon  bachstäbUch  don  Boden 
unter  don  Füfsen  wegnimmt.  Um  die  Häuser  haben  sie 
dann  ihro  Gärten  angologt,  die  allerdings  eino  beispiellose 
Fruchtbarkeit  zeigen. 

Hior  leben  die  Leute  von  don  Wuhehe  zwar  unange- 
fochten , aber  andre  Feinde  dezimieren  fast  die  Bevölke- 
rung. Es  sind  die  Krankheiten,  dio  in  dor  durch  die  über- 
reiche Vegetation  und  das  stagnierende  Wasser  veq>estot«n 
Atmosphäre  lauern.  Kaum  ein  wirklich  gesunder  Mensch 
war  in  den  elenden  kleinen  Ansiedelungen  zu  finden,  und 
Krankheiten  und  ihro  Erscheinungen  boten  sich  dem  Auge 
dar,  von  denen  es  sich  mit  Ekel  abwandt«. 

Dio  Ansiodolungon  waron  selten  Uber  ein  paar  Morgen 
grofs,  in  joder  fanden  sich  aber  ein  oder  mehrere  Bäume, 
dio  auf  dom  trocknon  Erdroich  Wurzel  gefafst  hatten.  Nach 
diesen  Bäumeu  dirigierten  wir  unsre  Fahrt  und  fanden 
nach  langom  mühseligen  Umherirren  einen  Ort,  an  dem 
wir  wenigstens  ein  Zelt  aufschlagen  konnten,  und  mit  Stau- 
nen blickton  die  Eingebornon,  dio  sich  in  ihren  versteckten 
Wohnsitzon  vor  jeder  unbemerkten  Annäherung  gesichert 
gehalten  batten,  auf  uns.  Der  Ulanga  bildet  mit  seinen 
Sümpfon,  seinen  violeu  Armen  und  breiten  Gewässern  eine 
Barriere,  dio  so  leicht  nicht  überschritten  werden  kann; 
or  ist  dahor  zu  einor  Völkerschoido  geworden , wie  sich 
deutlich  herausstellt,  wenn  man  dio  an  seinem  rechten  und 
linken  Ufor  wohnenden  Stämme  miteinander  vorgloicht.  An 
seinem  linken  Ufer  leben  durchweg  kriegerische  Stämme. 
In  don  Borgen  am  nordöstlichon  Ende  dos  XyHssa  dio  eigent- 
lichen Mafiti,  die  wogen  ihres  Geheuls  im  Krioge  von  den 
umhegenden  Stämmen  den  bezeichnenden  Nameu  „Wali- 
huhu“  erhalten  haben.  Dann  kommen  die  von  den  Wahehe 
untoijochton , aber  in  doron  Nation  ganz  aufgouommenen 
„Waben*“,  an  dio  sich  dio  eigentlichen  „Wahehe“  an- 
schlicfsen.  Dioso  sind  wirklioh  kriegerisch  und  besitzen 
einen  Häuptling,  desseu  Wort  Gesetz  ist,  und  dem  sie  in 
; usgcbildetcr  Disziplin  unterthan  sind. 


Die  Erforschung  des  Ulanga- Gebietes. 


3G I 


Hierauf  dem  I.aufe  des  Flusses  folgend,  gelangt  man  zu 
den  „Mabenge“,  die  ebenfalls  kriegerisch  voranlagt  sind, 
wenn  auch  bei  ihnen  die  Disziplin  koine  so  aufserordont- 
liche  ist  als  bei  den  Wahehe.  Schon  der  Umstand,  dafs 
es  unter  den  Mahongo  mehrere  Unterhäuptlinge  gibt,  beein- 
trächtigt die  Macht  des  Obersten  unter  ihnen,  der  oft  nach- 
geben mufs,  um  sich  nicht  in  Stroit  mit  seinen  Untergebe- 
nen vorwickelt  zu  sollen.  Da  die  genannten  Stämme  un- 
ausgesetzt in  kloine  Fehden  mit  ihren  Nachbarn  verwickelt 
sind , und  da  sie  namentlich  die  Unterliegenden  zu  ihren 
Sklaven  machen , von  denen  Bie  ihre  Feldarbeit  verrichten 
lassen,  sind  die  Völkerschaften,  dio  sich  unter  diesem  Drucke 
befnndeu,  über  den  Ulanga  geflohen,  an  dessen  rechtem  Ufor 
wir  daher  nur  gänzlich  friedliebende  Stämmo  finden,  die  ohne 
Häuptlinge  leben  und  nur  ihren  Peinigern  auf  dem  linkon 
Flufsufer  Tribute  zahlen.  So  finden  wir  die  Wagangi  auf 
dem  rechten  Ufer  dos  Flusses,  dio  den  auf  der  linkeu  Seite 
wohnenden  Mtangwira  als  ihren  Oberherrn  anerkennen. 

Ganz  eigon  hat  sich  dieses  Verhältnis  an  dem  oborn 
Stromlauf  gestaltet.  Hier  lobt  Mtengore  oder  wie  er  eigent- 
lich heifst  „Kiwangwa",  dessen  Vater  „Mtengore-1,  welchen 
Titel  „Kiwangwa“  erbto,  von  seinem  Bruder,  dem  König 
von  Uhehe , vertrieben  wurde  und  hier  ein  neuos  Roich 
gründete.  Mtengere  war  Herr  von  Ubena,  mufste  ans  sei- 
nem Lande  fliehen  und  bogab  sich  nach  den  Lipingo- Bergen 
auf  der  Südseite  des  Ulanga,  wo  er  mit  den  ihm  geblie- 
benen Getreuen  den  grofsen  Volksstamm  der  „Wamatshoude“ 
unterjochte  und  dem  neu  eroberten  Lande  den  Namen  seiner 
alten  Heimat  „Ubonau  gab.  Mtengure  lebte  lange  in  den 
Lipingo -Bergen.  Als  er  starb,  hinterliefs  er  mehrere  Söhne, 
dio  nach  afrikanischer  Sitte  sich  sofort  um  das  Besitztum 
ihres  Vaters  in  Streit  verwickeltou.  Einer  von  ibuon  floh 
zu  „Mqwawa“,  dom  König  von  Uhehe,  seinem  richtigen 
Onkel , diesen  bittend , ihm  zur  Besitzergreifung  des  neuen 
Ubenas  zu  verhelfen.  Ein  andrer  ging  zu  demselben  Zweck 
zu  den  „Walihuhus“,  die  er  versuchte,  auf  die  Wahehe 
eifersüchtig  zu  machen.  Der  Dritte,  der  Älteste  und  eigent- 
liche Erbe,  blieb  in  seinem  Land,  verlegte  nur  seinon 
Wohnsitz  auf  oino  grofso  Insel  im  Ulanga  und  wehrt  sich 
gogen  die  feindseligen  Plänkeleien  von  seiten  der  Walihuhu 
und  Wahehe,  die  ihu,  da  sie  der  Bootführung  unkundig  sind 
und  keine  eignen  Boote  besitzen , aus  seiner  Wasserburg 
nicht  vertreiben  können. 

Der  jetzige  „Mtengere“,  im  Gefühl  der  Uneinnehmbar- 
keit  seinor  Position,  trägt  sich  sogar  mit  der  Hoffnung,  sei- 
nem Oheim  Mqwawa  dereinst  sein  Land  Ubena  auf  der 
linken  Seite  des  Ulanga  wieder  zu  entreifson,  und  seinen 
Wohnsitz  wieder  auf  den  kühlen  Höhen , an  dem  kristall- 
hellen Wasser  seiner  Borgo  und  inmitten  seiner  grofsen 
Viohherden  aufzuschlagen. 

P«t*m>ums  Geogr.  Mitteilung«.  1886,  Heft  XII. 


Obwohl  dio  „Wabona“  keineswegs  zu  den  kriegerischen 
Völkern  gezählt  werden  können , sind  sio  doch  berühmt 
wegen  ihrer  schönen  Ebenholzspeere,  die  allerdings  Muster 
von  Arbeitsknnst  dor  Eingebornen  sind. 

Kohren  wir  von  don  Bewohnern  seiner  Ufer  zu  dem 
Flusse  selbst  zurück.  Von  hohem  Interesse  ist  die  seine 
Gewässer  und  Gestade  belebende  Tierwelt. 

Fährt  man  auf  dom  Flusse  dahin,  so  erblickt  man  un- 
zählige Mule  im  Laufe  des  Tages  riesige  Saurier , die  mit 
erhobenem  Kopfo  don  Bewegungen  des  Bootes  folgen  und 
dann  langsam,  fast  geräuschlos  in  den  Fluten  untertauchen, 
den  langen  Schuppenleib  aus  den  Binsen  und  dem  Schilf, 
in  dem  sie  geruht,  nach  sich  ziehend.  Unzählige  Flufs- 
pferde  beloben  das  Wasser.  Do  sie  hier  niemals  gestört 
worden , besitzen  sie  gar  keino  Scheu , und  täglich  ver- 
nahmen wir  das  Goschnauf  und  Gestampf  der  Tiere,  wenn 
sio  am  hellen  Tage  in  dom  dichten  Gebüsch  und  Schilf  des 
Ufers  ihre  Nahrung  suchten.  Auf  einem  freien  Rasenplatz 
sahen  wir  eines  Tages  gegen  Mittag  eins  dieser  Tiere  am 
Ufor,  und  auf  unsurm  Heimwege  fuhren  wir  sogar  auf  dem 
Rücken  eines  solchen  fest,  glücklicherweise  ohne  libele 
Folgen. 

Unendlich  zahlreich  ist  die  Vogelwelt  vertreten.  Unter 
dieser  waren  es  namentlich  oino  Enton-  und  eine  Gänseart, 
die  unsro  Aufmerksamkeit  fesselte.  Oft  sahen  wir  ein  Tier 
auf  dem  Wasser  umhorschwimmon,  das  wir  anfangs  für  oino 
Schlange  hielten,  da  es  beim  Schwimmen  ähnliche  Bewegun- 
gen machte  und  nur  sekumlenwoise  Ubor  dom  Wasser  erschien. 
Als  wir  einst  danach  schossen,  erhob  sich  zu  unsorm  Erstau- 
nen ein  Vogelkörpor  aus  dem  Wasser  und  flog  davon.  Später 
gelang  cb  uns,  von  beiden  Tieren  Exemplare  zu  erlegen.  Die 
Gans  hatte  ungefähr  dio  Gröftie  einer  unsohnlichen  zahmen 
Ente,  war  von  schwarzer  Farbe  mit  metallischem  Glanzo 
und  hatte  auf  den  Flügeln  einige  helle,  fast  gelbe,  ganz 
schmale  Federn,  die  das  Tier  sehr  ausdrucksvoll  zeichneten. 
Der  Hals  war  unverhältnismäfsig  lang,  sehr  dünn  und  ver- 
lief in  einen  langen,  scharf  zugeBpitzten  Schnabel,  dessen 
Ränder  zu  spitzigen  Zähnon  ausgezackt  waron.  Auf  den 
ersten  Blick  war  keine  Spur  eines  Kopfes  sichtbar,  da 
der  Hals  unmittelbar  in  don  Schnabel  auszulaufen  schien. 
Das  Tier  pflegt  mit  dem  Körper  ganz  unter  Wasser  zu 
schwimmen,  nur  der  Hals  ragte  hervor  und  sah  dann  von 
woitem  einer  Schlange  täuschend  ähnlich ; wurde  es  gestört, 
so  tauchte  es  unter  oder  erhob  sich  mittels  sehr  langer 
breiter  Schwanzfedern , die  es  durch  eine  sehr  kräftige 
Muakol  rasch  abwärts  drückte,  aus  dem  Wasser,  und  flog 
mit  grofser  Schnelligkeit  von  dannen.  Später  sahen  wir 
don  Vogel  oft  auf  den  Gebüschen  sitzen,  wo  er  sich  mit 
seinen,  durch  lange  und  scharfe  Krallen  bowehrten  Schwimm- 
füfsen  boquom  festhalten  konnte.  Noch  eine  eigno  Manier 

46 


Digitized  by  Google 


362  Die  Erforschung  des 

zeichnete  das  Tier  aus;  es  pflegte  sich,  wenn  es  das  Wasser 
verlassen,  mit  nusgcbreiteteu  Flögeln  auf  das  Gebüsch  zu 
legou,  damit  Sonne  und  Wind  es  trockne. 

Ganz  ähnlich  benahm  Bich  die  erwähnte  Ente,  nur  war 
sie  von  weniger  dunkler  Färbung;  ihr  Schnabel,  der  indessen 
auch  eine  ansehnliche  Lunge  hatte,  lief  in  einen  Flaken, 
ähnlich  dem  eines  Geiersclinabcls  nns,  sie  trockncto  sich  nicht 
in  der  Sonne  und  war  erheblich  kleiner  als  die  Gans.  Reide 
Vögel  hatten  einen  unangenehmen  thranigon  Geschmack. 

Am  Strande,  auf  Sanddünen,  tummelten  sich  unzäh- 
lige Arten  Strandläufer.  Dor  eine  war  von  schieforgrauer 
Farbe,  hatte  gelhe  Ständer,  grüngelben  Schnabol  und  einen 
Kopf,  der  lebhaft  an  den  einer  Taube  erinnerte.  An  jeder 
Seite  des  Schnabels  hing  von  dor  Kehle  herunter  ein  hell- 
gelbor  Hautluppen,  etwa  einen  Zoll  lang.  Ein  andrer  Strand- 
läufer  sah  den  Trappen  außerordentlich  ähnlich  und  zeich- 
nete sich  durch  einen  unverhältnismäßig  breiten  Kopf  aus. 

In  Scharen  flog  ein  Vogel  daher,  den  man  dom  Fluge 
nach  für  eine  Möwe  hätte  halten  können.  Kücken  und 
Flügel  ein  dunkles  Grau,  Brust  und  Bauch  blendend  weiß, 
und  rote  Füfso.  Eigentümlich  war  der  Schnabel  dieses 
Tieres.  Dor  untere  Kiefer,  otwn  doppelt  so  lang  als  der 
obere,  lief  in  ein  Messer  aus,  dessen  Ende  breit  und  stumpf  , 
war  und  scharf  das  Wasser  durchschnitt,  wenn  der  Vogel 
dnrüberhin  flog,  fast  ohne  eine  Spur  darin  zu  ziehen.  Der 
obero  Teil  des  Schnabels  war  Obenfalls  nur  dtinn,  und  beide 
Teile  standen  mit  ihren  scharfen  Kanten  aufeinander.  Wie 
dio  Tiere  mit  dem  Schnabel  ihre  Nahrung  ergreifen  können, 
ist  unerklärlich,  jedoch  befanden  sic  sich  stets  in  sehr  fettem  | 
Zustande. 

Schwarze  Störche,  riesige  Reiher,  weiße  Vögel  der  ver- 
schiedensten Gestalten  flogen  aus  dem  Gebüsch  am  Ufor 
bei  unsrer  Annäherung  auf,  doch  keiner  war  in  der  Weiso 
eigentümlich  ausgezeichnet  oder  interessant  als  die  erwähnten. 
Von  bunten  Vögeln  fand  sich  ein  allerliebster  sehr  kleinor 
„Kingfisher“,  dessen  Farbenpracht  ihn  vor  allen  auszoich- 
nete.  Der  Rücken  war  hollblau,  mit  metallischem  Glanz, 
Bauch  und  Brust  rot,  und  auf  dem  Kopfe  trug  er  einen 
Busch  zarter  Federn , von  hellblauer  Farbe  mit  schwarzen 
Flecken.  Füße  und  Schnabel  waren  hellrot.  An  steilen 
Uferstellen  fanden  wir  in  dem  Lehm  des  l.'ferrandos  Tau- 
sende von  Lochern,  etwa  1£  Zoll  im  Durchmesser.  Dieso 
werden  von  Vögeln  gebohrt,  die,  wenn  man  sie  boi  ihrer 
Arbeit  überrascht,  oft.  die  ganze  Stelle  wie  mit  einer  dunkel- 
grünen Samttapeto  bekleidet  erscheinen  lassen.  Mit  seinen 
snhnrfon  Krallen  hakt  er  sich  in  dem  Lehm  fest  nnd  stützt 
sich  mit  seinen  starken  Schwanzfodom.  Auf  dom  Rücken 
ist  dieser  Vogel  dunkelgrün,  auf  dem  Bauche  golb  und 
rot  schillernd. 

In  den  Sümpfen  trafon  wir  noch  oino  Art  Wasserhuhn, 


Ulangn  - Gebiete?. 

dessen  lange  Zehen  dio  breiten,  runden  Blätter  einer  Wasser- 
pflanze, auf  denen  es  zu  stehen  pflegte,  überragte,  so  daß  diese, 
da  das  Gowicht  des  Vogols  gleichmäßig  über  sie  verteilt  war, 
ihn  zu  tragen  und  über  Wasser  zu  halten  vermochten. 

Der  Ulnnga  ist  außerordentlich  fischreich;  die  meßton 
seiner  Fische  scheinen  den  Welsen  anzugehören,  doch 
fanden  sich  auch  Fische  mit  Scbuppon,  dio  sehr  wohlschmek- 
kend  waren.  Der  Oberleib  eines  toten  Fisches  trieb  nns 
eines  Tages  entgegen,  der  etwa  noch  ln»  lang  war,  und 
dessen  Kopf  ich  fast  1 m breit  schätzte.  Wahrscheinlich 
hatte  ein  Krokodil  ihn  zorbissen.  Einen  andorn  Fisch  fiugon 
die  Leute  eines  Tages,  der  in  soinem  gewaltigen  Rachen 
Zähne  wio  ein  Hund  batte,  nur  waren  sie  viel  spitziger. 
Obwohl  der  Fisch  gewiß  schon  zwoi  Tago  auf  dem  Wasser 
getricbon  hatte,  verspeisten  ihn  meino  Leute.  Ein  breiter 
Schuppenfisch  sprang  einos  Tages  plötzlich  aus  dem  Wasser 
in  unser  Boot  und  fiel  zu  don  Füßen  meines  Gefährten 
nieder.  Am  Abend  desselben  Tages,  als  wir  in  eine  kleine 
seichte  Bucht  oinfuhron,  um  zu  laudon,  orblickten  wir  oino 
Unzahl  Fische  von  ansolinlicher  Größe,  die  im  Schlamme 
wühlten.  Dio  Leuto  sprangen  sofort  hinzu  und  erlegten 
eine  Anzahl  derselben  mit  ihren  Speoren,  ja  etlicho  wurden 
sogur  mit  den  Händen  ergriffen. 

Auf  den  ungeheuren  Tnseln  des  Flusses  sahen  wir  oft 
im  Abendsouuonscheino  eich  ergohende  Antilopenherden. 

Weniger  reich  als  die  Tierwelt  des  Ulanga  ist  seine 
Vegetation,  wenn  wir  dio  dor  erwähnten  Sümpfe  ans- 
nehmen. Von  Nga-homa  aufwärts  ist  die  Vegetation  sohr 
einförmig.  Wo  das  Ufer  nicht  mit  Reis  bebaut  ist,  findet 
sich  eigentlich  nur  sohr  hohes  bambusartiges  Schilf  oder 
Röhricht,  aus  dessen  harten  Stielen  die  am  Ulanga  woh- 
nenden Eingebornen  ihre  Häuser  bauen.  Unzählige  Ban- 
ken oiner  lila  blühenden  Konvolvulusart  durchweben  das 
Schilf , e3  zu  undurchdringlichem  Dickicht  gestaltend. 
Zwängt  man  sich  donnoch  auf  oinom  dor  violon  Nilpferd- 
pfade hindurch , so  gelangt  man  schon  nach  wenigen 
Minuten  ins  Freie , wo  dor  Blick  über  eine  grasige  Ebene 
bis  zu  den  Uheho-  oder  Lipingo-Bergon  schweifen  kann. 
Auf  dem  niedrigen  Teile  seiner  Ufer  bekleidet  dieser  Saum 
von  Gobtßoh  den  Fluß  auf  weite  Strecken.  Nur  hier  und 
da  steht  ganz  einsam  eine  Palmo  (Hyphaene),  dio  gewöhn- 
lich einem  Adler  zum  Horst  diont,  der  hier  ziemlich  häufig 
vorkam  und  sich  durch  die  schöne  Färbung  seines  Gofiodors 
auezeichuete. 

Soweit  wir  don  Fluß  befuhren,  bomorkton  wir  ein 
eigenartiges  Gewächs,  das  oft  in  großen  Mengeu  auftrat 
und  ganz  frei  auf  dem  Wasser  schwamm.  Seine  Blätter 
wnren  kelchartig  geordnet,  etwa  wie  die  untern  Blätter 
eines  Krautkopfcs,  denen  sie  auch  in  Gestalt  ähnelten. 
Nur  fehlte  der  harte  Kopf,  an  dessen  Stelle  oiu  Kolch 


Digitized  by  Google 


3C3 


Vorläufiger  bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


bliob.  Unten  hingen  zahllose  zarte  Wurzelfäsercbon  in 
das  Wasser,  aus  dem  sie  alle  zum  Gudoihen  der  Pflanze 
nötige  Nahrung  zu  ziehen  Bchionen. 

In  den  Sümpfen  hätte  mau  Botanikor  sein  müssen , um 
sich  einigermafson  in  dem  Gewirr  von  Pflanzen  zurechtzu- 
finden. Grofse,  breite  Bluttor  schwammen  auf  dem  Wnsser, 
oben  saftgrün,  unten  rot  mit  starkon  Hippen.  Hanken 
traton  an  dio  Oberfläche  mit  mehrero  Zoll  langen  Ge- 
lenkon,  welche  am  untern  Ende  oft  zur  Grüfso  oiuer  Faust 
aufguschwollcn  und  inwendig  hold  waren.  Gewaltige  Stau- 
den, die  ich  für  Papyrus  hiolt,  standen  in  grofson  Büschen 
umher.  Einor  der  Jjoute  rifs  eine  solche  Staude  auB  dem 
Boden  und  verzehrto  das  untoro,  zarte  und  ganz  weifse  | 
Ende  derselben ; es  schmeckte  süfslich , abor  nicht  beson- 
ders gut.  Das  Hauptgewächs  war  jedoch  eine  longo  Binso, 
die  etwa  2 — 4 Fufs  iihor  das  Wasser  omporwuchs  und  so 
dicht  stand,  dafs  es  oft  kaum  möglich  war,  das  Boot  hin- 
durchzuzwüngen. 


Stromaufwärts  traten  die  Berge  wieder  näher  an  den 
Flufs  heran  und  zeigten , wie  fast  überall  in  Afrika , die 
lichte  Waldbekleidung,  die  auch  den  Hauptcharakter  dor 
Vegetation  von  Nga-homa  flufsabwärts  bildet. 

In  scinom  untern  Laufe  dehnt  sich  der  Flufs  zu  einer 
außerordentlichen  Breite  aus.  Seine  geringste  Tiefe  be- 
trug 3m,  seino  gröfsto  Tiofe  wurdo  mittels  eines  Poil- 
stockes  von  6 m länge  nicht  erreicht.  Flufsdampfer  jeder 
Größe  könnten  dieseu  Strom  befahren,  der  noch  dazu  den 
Vorteil  bietet,  dafs  er  die  fruchtbaren  Länder  in  soinem 
untern  Laufe  mit  don  Hochländern  verbindet,  welcho  sich 
hinter  den  Bergen  ausdehnen,  deren  Fufs  der  Ulanga  in 
soinem  oborn  Laufe  fast  unmittelbar  bespült. 

Eine  Wasserstrafse,  wie  dor  Ulanga  sie  bildet,  mufs 
aber  für  die  Länder  in  ihrem  Bereich  von  der  allergröfBton 
Bedeutung  werden  können ; hoffentlich  dauert  es  nicht  all- 
zulange, bis  sio  es  thatsüohlioh  wird. 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 

Von  Dr.  G.  A.  Fischer. 

(Mit  Karte,  a.  Tafel  19.) 

Diesem  Berichte  müssen  wir  die  traurige  Mitteilung  n dom  pietaliehen  ninscheidon  de*  verdienstvollen  Forschers  hinzufügeu;  Dr.  G.  A.  Fischer, 
gehören  in  Barmen  am  3.  Sliira  1848,  den  wir  am  9.  Oktober  noeh  in  anscheinend  »oller  Gesundheit  in  Gotha  bogriifsen  konnten,  ward  um  11.  November 
in  Berlin  »on  einem  Gallcntleber  mich  nur  eintägigem  Krankenlager  hingcrafTt.  Seine  Thitigkeit  in  Ostafrika  hatte  Dr.  Fischer  1 H 7 begonnen;  der  Den- 
hardtaeheu  Expedition  »ornuseilcnd , begab  er  eich  im  Juni  1877  nach  der  Landschaft  Witu,  wo  er  bis  zum  Deiember  »erweilte  (Mitteil.  Ilamb.  OeogT. 
Gesellschaft  1876 — 1877).  Vom  Mai  bis  Dezember  1878  bereiste  er  mit  Gebrüder  Dcuhardt  den  Tana-Flufs  und  das  Gebiet  der  Wapokomo,  auf  welcher 
Kxpodition  er  sich  namentlich  mit  naturwissenschaftlichen  ond  ethnographischen  Studien  befafste  (Mitteil,  der  Hamburger  Geogr.  Gescllsch.  1878 — 1879). 
Naeli  der  Auflösung  der  Denhardtschen  Expedition  blieb  Dr.  Fischer  iu  Sansihir  zurück,  wo  er  der  ärztlichen  Praxis  «ich  widmete.  Ende  1882  trat  er  auf 
Kosten  der  Hamburger  Geogr.  Gesellschaft  seine  bedeutungsvolle  Heise  ins  Massai >Iasnd  an,  von  weicher  er  im  August  1883  an  die  Küste  zarückkrhrte. 
Es  gelang  ihm  allerdings  nur,  bis  in  das  Zentrum  den  Landes,  nach  dem  Naiwascha -Soo,  vorzudringen;  seine  Heise  war  aber  ein  erster  Schritt  für  die  Be- 
schlickung diese«  Gebietes,  indem  er  aeineu  Nachfolgern  Thomson  und  Hanniugton  die  Wege  ebnete.  Ebenso  wertvoll  wio  seino  topographischen  Aufnahmen 
waren  seine  Studien  über  die  Ktlinographio  der  Massai,  wie  über  die  Fauna  und  Flors  des  Landes  (Mitteil.  Hamburger  Geogr.  Gesellschaft  1883 — 1883). 
Wenn  auch  Dr.  Fischer*  letzte  Heise,  auf  welcher  er  den  Keim  zu  seinem  frühen  Tode  sich  xugezogen  hat,  ihre  eigentliche  Aufgabe,  die  Befreiung  Dr.  Junkers, 
aus  den  in  dem  Berichte  selbst  dargelegten  Gründen  nicht  lösen  konnte,  so  hat  sie  doch  durch  das  Interesse,  welches  sie  in  ganz  Ostafrika  bis  nach -Uganda 
hin  für  diesen  Forscher  verbreitete,  die  jetzt  in  Aussicht  stehende  Uückkehr  desselben  wesentlich  erleichtert.  Zugleich  aber  hat  Dr.  Fischer,  indem  cs  ihm 
gelang,  grofse  Oebietc  als  erster  Europäer  an  durchkreuzen  , unsre  Kenntnis  von  Ostafrika  wiederum  bedeutend  erweitert.  Von  segensreichem  Kinflufs  war 
Dr.  Fischers  besonnene»  und  tnafsvolles  Urteil  über  die  ostafrikanUchen  Verhältnisse,  welches  er  in  der  Schrift ; .Mehr  Lieht  im  dunkeln  Erdteil“,  nieder- 
gelegt  hatte;  unentwegt  durch  der  Parteien  Gunst  odor  Ungunst  war  der  erfahrene  Kenner  Ostafrikus  stets  nur  für  die  Wahrheit  eingetreton.  Deutschland 
hat  in  dem  Verstorbenen  einen  ebenso  kühnen  wie  besounenen  Forscher,  welcher  noch  au  grofson  Hoffnungen  berechtigte,  verloren. 


Als  ich  ain  19.  Mai  1885  in  Sansibar  tuntraf,  um  im 
Aufträge  des  Herrn  Baukior  Junker  in  Petersburg  eine 
Karawano  zur  Unterstützung  seines  bereits  seit  1879  iu 
den  ägyptischen  Äquatorialprovinzen  woilonden  Bruders  in 
das  Innere  zu  führen , war  von  den  veränderten  Verhält- 
nissen in  Buguuda  und  Bunjoro  dort  noch  nichts  bekannt. 
Man  nahm  an,  dafs  die  Hindernisse,  welche  es  Dr.  Junker 
unmöglich  machten,  über  das  Sansibar- Gebiet  nach  Europa 
zu  gelangen,  anderweitig  liegen  mußten,  zumal  der  ägyp- 
tische Gouverneur  Emin-Boi,  mit  dem  sich  Dr.  Junker 
jodeufulls  vereinigt,  Bugnnda  mchrorc  Malo  besucht  hatto 


und  mit  dem  frühem  Herrscher  Mtcsa  befreundet  gewesen 
war.  Es  wurden  demnach  vorzugsweise  die  in  Baganda 
und  Bunjoro  beliebten  weißen  und  bunten  Baumwollstoffe, 
daneben  auch  tuchene  arabische  Mäntel  und  Woslon  ein- 
gekauft, während  Eisen-  und  Mossingdraht  und  Perlen  — Ar- 
tikel, dio  in  jenen  Gebieten  so  gut  wie  wortlos  sind  — nur 
in  sehr  geringer  Quantität  mitgenommen  wurden. 

Die  Vorhältnisso  in  Sansibar  waron  damals  für  Hoiseudo, 
speziell  für  Deutsche,  sehr  ungünstig.  Der  Sultau  sah  in- 
folge des  Vorgehens  der  Deutsch  - OBtafrikanischen  Gesell- 
schaft alle  Unternehmungen  mit  grofsotn  Mißtrauen  an. 

46* 


Digitized  by  Google 


3G4 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


1) io  Folge  davon  war,  daß  die  Träger,  welche  meist  nur  aus 
Furcht  vor  dem  Gefängnis  ihren  Verpflichtungen  treu  blei- 
heu, nunmehr  sich  sehr  unzuverlässig  zeigten.  Es  war  da- 
her eine  sorgfältige  Auswahl  der  Leute  eine  wesentliche 
Bedingung  für  das  Gelingen  der  Unternehmung.  Nur 
solche  Träger  wurden  angenommen , die  mir  von  lange 
erprobton  Leuten  gebracht  wurden.  Es  dauerte  allerdings 

2]  Monate,  ehe  die  Karawane  zum  Aufbruche  bereit  war; 
doch  war,  was  die  Zuverlässigkeit  der  Leute  betrifft,  das 
Resultat  insofern  ein  sehr  günstiges,  als  bei  dem  Anfbruche 
von  der  Küste  von  220  Mann,  die  3 Monate  Vorschufs  er- 
halten hatten,  nur  4 nicht  zur  Stelle  waren,  und  überhaupt 
nur  8 Manu  sich  ihren  Verbindlichkeiten  durch  die  Flucht 
eutzogen. 

Von  der  Route  durch  das  Massailaud  über  den  Mba- 
ringo-See  und  das  Gebiet  von  Bussoga,  der  interessantem, 
wenn  auch  weniger  sichern,  wurde  Abstand  genommen,  da 
hierfür  wieder  andro  Waren  nötig  gewesen  wären,  und  ich 
Dr.  Junker,  falls  er  unterdessen  Uber  Buganda  nach  Sansi- 
bar aufgcbrochen  wäre , verfehlt  hätte.  Ich  konnte  mich 
jedoch  nicht  entschließen , den  von  fast  allen  zum  Tanga- 
nika- oder  Victoria -See  ziehenden  europäischen  Karawanen 
benutzten  Weg  Bagamojo — Tabora  einzuschlagon ; vielmehr 
beschloß  ich  von  Pungaui  uuszugehon  und  die  Straße 
können  zu  lernen,  welche  die  Pangani-Karawancn  nach  den 
elfenbeinreichcn  Gebieten  von  Umbugwe  zu  ziehen  pflegen. 

Mein  nächstes  Ziel  war  Kagehi  am  Victoria -Niansa, 
von  wo  alle  für  Buganda  bestimmten  Karawanen  über- 
gesotzt  werden ; denn  der  Weg  über  Usiuja  und  Karagwo 
ist  besonders  dos  unerschwinglichen  Tributes  wegen  auf- 
gegeben,  den  Mankorongo,  einer  der  Häuptlinge  des  Usiuja- 
landes , erhobt.  Mich  und  meinu  Karawane  hätte  dieser 
Wog  ins  Verderben  geführt,  wie  wir  später  sehen  wordon. 

Am  3.  August  vorließ  die  Karawane  das  der  Ortschaft 
I’angaui  gegenüber  gelegene  Dörfchen  Boeui,  zunächst  dom 
Flußlaufe  folgend,  bald  aber  in  nordwestlicher  Richtung 
sich  von  demselben  entfernend.  Dag  Gobiot  von  Usogun, 
welches  hier  durchzogeu  wurde,  war  hügelig  und  wenig 
bewaldet,  späterhin  traten  hübsche  Partien  dichten  Nieder- 
waldes auf,  in  denen  zum  Teil  die  Kautschuk  spendende 
Laudolpkiaranke  sehr  zahlreich  war.  Mit 'Eintritt  in  das 
Gebiet  von  Ungii  (Nguru)  wurde  dus  Land  bergig  mit 
schmalou  Thälorn,  in  welchen  sich  kleinen»  Gruppen  Hoch- 
wald bemerkbar  machten.  Dus  Trinkwasser  wurde  aus  klei- 
nen Tümpeln  gewonnen;  fließendes  Wasser  war  uirgeuds 
vorhanden.  Bei  der  Ortschaft  Mgaera,  dem  Grenzgebiete 
zum  Massailaudu,  wurde  eine  Höhe  vou  880  m erreicht. 
Nahningsmittel  waren , trotz  des  regenreichen  Jahres , wie 
es  gewöhnlich  auf  ein  gehr  dürres  (1884)  folgt,  nur  in  ge- 
ringer Menge  aufzutreiben,  da  die  Eingebornen  dus  zur 


Aussaat  nötige  Getreide  nicht  erlangen  konnten.  Die  im 
allgemeinen  sehr  wenig  dichte  Bevölkerung  hatte  in  dem 
Hungerjahre  1884  außerordentlich  gelitten. 

Mit  dem  Elintritt  in  das  Mussuigobiot  tritt  eine  auf- 
fallende Veränderung  in  dem  landschaftlichen  Bilde  und 
den  Vegetationsverhältuisson  auf,  eino  Veränderung,  wie 
sie  sich  iu  dem  ganzen  Küstengebiete  in  mehr  oder  weniger 
großer  Entfernung  von  der  Küste  ausspriebt.  Berg  und 
Thal  vorschwindeu , eine  flache  oder  nur  wenig  wellen- 
förmige, allmählich  ansteigende  Hochebene  breitet  sich  aus, 
dereu  spärliches  Gras  bald  nach  der  kurzen  Regenzeit  ein- 
trocknet. Wenig  belaubte,  meist  nur  krüppoihuft  wachsende 
Akazien  und  Mimosen  gewähren  einen  trostlosen  Anblick. 
Bäche  waren  nicht  vorhandou , einige  wenige , zum  Teil 
schon  eingetrocknetes , schlammiges  und  übelschmeckendes 
Wasser  enthaltende  Tümpel,  (lio  von  der  Regonzeit  noch 
übrig  geblieben  waren  , spendeten  das  unentbehrliche , oft 
schwer  zu  erlangende  Naß. 

Die  südlichen  Massai  in  den  Gebieten  von  Kibaia, 
Sseriän  und  Ndutiän  zeigten  sich  ganz  so  wio  ihre  nörd- 
lichen Brüder.  Wir  wurden  wenig  belästigt  und  hatten  nur 
geringen  Tribut  zu  zahlen,  da  der  größto  Toil  der  Kriegor 
auf  einem  Raubzugo  gegen  Umbugwe  begriffen  war.  Da 
wir,  wie  oben  gesagt,  nur  wenig  Getreide  in  Usegua  uud 
Ungii  erhalten  hatten,  die  Massai  aber  nur  sehr  ungern 
ihr  Vieh  verkauften , indem  sie  durch  eine  Seuche  große 
Verluste  erlitten,  so  langten  dio  Träger  iu  sehr  erschöpftem 
Zustande  um  15.  Soptomber  iu  der  Landschaft  Irangi  an, 
welche  in  nordsüdliclier  Richtung  vou  bis  zu  1600  m an- 
steigenden Borgkotton  durchzogen  wird.  Auf  den  kleineu 
Plateaus  und  deu  Abhängen  der  Borgo  befanden  sich  die 
Acker  der  friedfertigen  Eingebornen , deren  Wohnungen 
aus  den  im  Gebiete  vou  Uuianivmbo  Ublichon  „Tombes“ 
bestanden.  Nahrungsmittel  wurden  reichlich  und  zu  sehr 
billigen  Preisen  foilgeboteu.  Dio  Äckor  lagen  um  diese 
Jahreszeit  vollkommen  brach.  Die  Vegetation  war  eine 
sehr  einförmige,  wenig  üppige.  Hior  iu  Iraugi  befindet 
sich  auch  eine  kleine  mohammedanische  Kolonie , die  sich 
jedoch  in  nichts  wonigor  als  blühendem  Zustande  befindet. 
Von  Irangi  aus  wurdon  15  Schwächliche  und  Kranke  zur 
Küste  zurückgeschickt. 

Es  lag  iu  moiuer  Absicht,  von  Irangi  aus  auf  dem  kür- 
zesten Woge  durch  dio  Wildnis  vou  Turu  mich  Ussukuma 
zu  zioheu.  Da  aber  kein  Führer  aufzutreiben  war,  und 
Wasser  auf  diesem  Wege  nur  schwer  zu  urlangen  sein 
sollte,  so  mußte  der  Umweg  über  das  Gebiet  von  Ussan- 
dawi  gemacht  worden,  dus  auch  von  einem  ackerbau- 
treibenden Stamme  bewohnt  wird,  dessen  männliche  Be- 
völkerung fast  durchweg  unbekleidet  ist.  Auf  diesem  Wege 
wurde  ein  kleiner,  Bubd  genannter  Bach  überschritten,  der 


Digitized  by  Google 


365 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


iu  den  Lufidschi  fiiefsen  soll  und  auf  der  Strocko  bis  zum 
Victoria -Sec  der  einzige  war,  der  etwas  fliefsendes  Wasser 
flllirte. 

Weiterhin  wurde  das  Grenzgebiet  von  Ugogo  berührt; 
die  .Soboro"1  und  ..Ssalanda“  genannten  Landstriche  waren 
nur  sehr  dünn  bevölkert;  die  Eingebornen  klagten  auch  in 
diesem  Jahro  über  Rogenmangel.  Wahrend  das  Land  hier 
wieder  auf  900  m gesunken  war,  stieg  es  nach  Norden  hin 
plötzlich  terrassonartig  bis  1330  m zu  dem  nach  Uwerewere 
und  Ussure  verlaufenden  Plateau  au.  Iu  Uworowero,  wo 
meine  Route  auf  eine  kurze  Strecke  sich  mit  der  von 
Stanley  vereinigte,  bestand  frühor  eine  kleine  Kolonie  von 
Wagogo  und  Wataturu,  die  aber  von  den  Massai  zerstört 
wurde  und  jetzt  nur  noch  eine  Anzahl  verfallener  'l'ombos 
zeigte.  Das  Land  war  sehr  trocken,  Wasser  nur  mit  Mühe 
zu  orluugen;  Akazien,  Mimoson,  Adansonien  und  sogenannte 
Myombo-Bäume  (afrikanische  Esche)  waren  die  vorherrschen- 
den Formen.  Zuweilen  wurde  auch  ein  dichtes,  abor  voll- 
kommen blätterloses  Strauchwerk,  oin  Lieblingsaufenthalt 
der  Elefanten,  durchschritten.  Der  Boden  zeigte  überall 
den  sogenannten  Latent. 

Am  14.  Oktober  trafen  wir  in  dor  Landschaft  Ussure 
ein,  nachdem  wir  vorher  einon  kleinen,  in  dieser  Jahreszeit 
trockneu , Muaru  genannten  Bach  überschritten  hatteu. 
(Liwiunba  Stauloys.)  Dus  Gebiet  von  Ussuro,  in  dossen 
gleichnamiger  Hauptstadt  das  Weib  Saralila,  als  Nachfol- 
gerin des  verstorbenen  Häuptlings  Mgongo,  herrscht,  um- 
fafst  nur  wenige  Ortschaften  und  ist  Uniunieinbe  tribut- 
pflichtig. Negerkorn  und  llülsenfrüchte  gab  es  iu  Hülle 
und  Füllo,  doch  trugen  auch  hier  um  dieso  Zeit  die  Äcker 
nichts.  Der  Tribut  war  hier  sehr  hoch,  da  wio  gesagt  ein 
Teil  desselben  an  den  Häuptling  von  Unianiembo  abgcliefert 
werden  mufs.  Es  war  dies,  abgesehen  von  oiner  geringen 
Menge  Eisen-  und  Messingdraht  und  Perlen,  in  dem  Massai- 
lande  der  erste  Tribut,  der  entrichtet  wurde.  Denn  in  den 
Küstenlundschaften  ist  iufolgo  des  arabischen  Einflusses  der 
Tribut  fast  allenthalben  aufgehoben. 

Nachdem  wir  in  Ussure  eine  zum  Teil  unfreiwillige  sieben- 
tägige Rast  gehalten,  da  die  Herrscherin  vor  Ablauf  dieser 
Frist  den  notwendigen  Führer  verwoigorte,  wurde  der  Marsch 
durch  die  Wembäre- Steppe  nach  Ussilm  in  Ussukuma  an- 
getreten. Der  Weg  führte  zunächst  durch  lichte  Walduug 
halbwüchsiger  Myombo-Bäume,  sodann  fiel  das  Terrain 
plötzlich  und  schroff  zu  dom  Wembäre  genannten  Snvauuen- 
lande  ab.  Die  barometrischen  Messungen  ergaben , dafs 
diese  sich  zu  dum  Massaigebiot  von  Ndnssekora  hinziehende 
Ebene  mindestens  100  m unter  dem  Spiegel  des  Victoria- 
See  liegt.  Der  oben  erwähnte  Marawn  (Muaru),  in  der  Ebeno 
ebenfalls  Wembäre  genannte  Bach,  welcher  von  Woston  her 
noch  melirero  aus  Ussukuma  kommende  Bäche  aufninunt, 


kann  daher  nicht,  wie  os  die  Stanleysche  Karte  angibt, 
sich  mit  dom  Simiu-  (Simeju-)  Flusse  vereinigen  und  in  den 
Victoria  - See  fiiefsen.  Er  verliert  sich  vielmehr  in  der 
Ebene  solbst  und  bildet  hier  in  der  Regonzeit  einen  klei- 
nen See. 

Nuchdom  wir  dun  gefährlichsten,  wassorlosen  Teil  der 
Savanne  in  einem  zehnstündigen  Nachtraarsche  zurück- 
golegt  hatten,  gelangten  wir  in  allmählich  ansteigendem 
Gebiet  nach  Ussukuma.  Dioses  dichtbevölkerte,  wellenför- 
mige, mit  kleinen  Mulden  versehene  Land,  welches  sich 
besonders  durch  seine  wie  von  Menschenhand  aufgeschich- 
toten  Haufen  von  Granitblöcken  charakterisiert,  bot  zu 
dieser  Jahreszeit  (Ende  Oktober)  einen  trostlosen  Anblick 
dar,  der  an  diu  ödesten  Gebiete  Ugogos  erinnerte.  Kein 
Grashalm , kein  grüner  Buum  oder  Strauch  war  zu  sehen, 
der  nackte  braune  Erdboden  war  mit  halbvormoderten 
Getreidehalmon  bedeckt,  mit  denen  das  abgemagerte  Vioh 
sein  Leben  fristete.  Nur  die  Euphorbienhuckeu , welche 
die  zerstrout  liegenden  Gehöfto  des  Wassukuma  umgeben, 
bildeten  das  einzige  dem  Auge  sich  darbictcudo  Grün.  In 
Abständen  von  50  bis  100  Schritten  standen  blätterlose 
Adansonien,  die  vereinzelte  grofse,  weifso  Blüten  zeigten. 
Ein  heftiger,  trocknor  Ostwind,  der  einen  feinen  Staub  vor 
sich  her  triob,  machte  die  Lage  in  dem  den  Sonnenstrahlen 
ungeschützt  ausgesetzten  Zelte  noch  unerträglicher.  Wie 
sich  das  Land  während  der  Regenzeit  präsentierto , kann 
man  aus  Stanleys  Schilderung  ersehen. 

Ussukuma  gliedert  sich  in  eine  grofse  Anzahl  Distrikte, 
deren  jedem  oin  sogenannter  Mtemf  Vorsicht.  Die  einzelnen 
Distrikte  sind  ohne  jeden  politischen  Zusammenhang  und 
stohen  sich  meist  feindlich  gegenüber.  Da  man  fast  jeden 
Tag  einen  neuen  Distrikt  betritt  und  daher  auch  neuen 
Tribut  zahlen  mufs,  so  vorschliugt  dieser  eine  sehr  beträcht- 
liche Menge  von  Waren.  Lebensmittel  waren  reichlich  und 
billig;  ein  Schaf  oder  oiuo  Ziege  erhielt  man  für  1 m 
weifsen  Baumwolleustoffes. 

Der  Weg  durch  den  Distrikt  Usmau,  der  nächste 
nach  Kagehi,  wird  seines  hohen  Tributes  wogen  von  den 
arabischen  Karawanou  nicht  mehr  benutzt.  Ich  zog  daher 
wie  diese  längs  des  Simiu -Flüfschons,  das  aus  dem  Mussai- 
gebiet  kommt.  Auch  dieses  enthielt  kein  fliefsendes  Wasser, 
sondern  nur  unterbrochene  Tümpel.  Die  Ufer  waren  mit 
einigen  Sykomoreu  besetzt. 

Als  ich  am  16.  November  bei  Kagehi  eintraf,  hatte  ich 
das  Glück , Herrn  Stokes  von  der  Cburch  Miss.  Soc.  dort 
zu  treffen,  deren  Segelboot  für  die  Abfahrt  nach  Bugandn 
bereit  lag.  Herr  Stokos,  welcher  gerado  von  oinor  ver- 
geblichen Fahrt  längs  der  Ostküste  zurückgekehrt  war,  wo 
er  den  Bischof  Hannington  in  Kawirondo  hatte  erreichen 
wollen , warnte  mich , ohne  weiteres  nach  Bugauda  zu 


366 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


gellen , da  sich  die  Europäer  infolge  arabischor  Intrigen 
in  schlimmor  Lago  befänden,  und  riet  mir,  zunächst 
einen  Brief  an  den  Kahnka  zu  Bonden,  um  ihm  meine 
Absicht,  Bugauda  zu  besuchen,  mitzuteilon.  So  ungorn 
ich  auch  diesen  Bat  befolgte,  da  ich  in  Kagehi  so  kost- 
bare Zeit  verlor,  so  vorteilhaft  stollto  sich  später  das 
Zuwarten  heraus;  denn  ich  wäre  unfehlbar  mit  allen  mei- 
nen Leuten  umgokommon,  wenn  ich  das  Boot  des  Arabers 
Said  bin  Sef,  das  in  einigen  Tagen  erwartet  wurde,  benutzt 
hätte.  Ich  wählte  daher  sofort  zwei  moinor  besten  Leute 
ans,  die  schon  am  nächsten  Tage  mit  dem  Boote  der  eng- 
lischen Mission  nach  Bugauda  abroisten.  Sio  nahmen  einen 
Empfehlungsbrief  an  die  englische  Mission  und  ein  von 
dem  Arabor  Said  bin  Sof  au  den  Kabaka  gerichtetes 
Schreiben  mit. 

Eben  genannter  Arabor,  mit  dem  Stanley  in  Knrngwe 
zusammentraf,  hat  bei  Kagehi  eine  kleine  mohammedanische 
Kolonie  um  sich  vereinigt.  Er  ist  gleichsam  Beamter  des 
Kabaka  und  hat  diesem  Ubor  alle  Fremden  und  Vorkomm- 
nisse Bericht  zu  erstatten.  Sein  Fahrzoug,  das  or  noch 
arabischor  Weise  in  dom  an  gutem  Bauholzo  roichen  Uhaia 
an  der  Westküste  erbaut  hat,  fafst  ca  300  Lasten  (ä  70  Pfd.) 
und  befördert  für  den  Preis  von  1 Jora  American!  (ca  30  m 
weifson  Baumwollstoffs)  pro  LaBt  die  Karawanen  nach 
Bugauda.  Said  bin  Sof  teilte  mir  auch  gleich  mit,  dafs, 
falls  der  englische  Bischof  versuchen  solle , durch  Bussoga 
zu  ziehen,  dies  die  schlimmsten  Folgen  habou  würde.  Der 
Kabaka  habe  jahrelang  mit  den  ßassoga  gekämpft,  sehr 
viele  Leute  dort  verloren,  und  erst  jüngst  sei  es  ihm  ge- 
lungen, einen  Teil  dieses  Volkes  zu  unterjochen;  er  wolle 
daher  nicht,  dafs  Fremde  dort  vorkuhrton.  Auch  bestätigte 
er  die  mir  bereits  bei  den  Arabern  in  Irangi  gewordene 
Mitteilung,  dafs  dor  König  von  Bunjoro  der  erbittertste 
Feind  aller  ßlafsgesichter  sei. 

Die  mit  dom  Eintreffen  in  Kagohi  sich  einstellonden  hef- 
tigen Gewitterregen,  die  bis  Mitto  oder  fast  Ende  Dezember 
anzuhalten  ptlogou,  gaben  zu  oiner  heftigen  Fioberopidemie 
Veranlassung.  Überhaupt  ist  Kagehi  wegen  seines  unge- 
sunden Aufenthaltes  bei  den  Karawanen  sehr  verrufen. 
Fieber,  Dysenterie,  Augonontzüudung  sind  hior  zuhause. 
Von  meinen  Leuten  orkrankten  80  Proz.,  die  meisten  an 
Fieber.  Auoh  die  Eingobornon  litten  in  dieser  Zeit  sehr. 
Ich  selbst  wurde  erst  am  40.  Tage  nach  der  Ankunft 
vom  Fieber  ergriffen.  — Mit  Eintritt  dieser  Kegen  be- 
gannen auch  die  Kingebornen  ihro  Äcker  zu  bestellen,  und 
zwar  vorzugsweise  mit  Negorkorn,  während  in  andern  Ge- 
bieten Ussukumas  auch  Reis  gebaut  wird. 

Erst  am  7.  Januar  kohrten  meine  Leute  mit  dem  Missions- 
boote zurück.  Die  Nachrichten,  wolche  sie  brachten,  waren 
teils  erfreuliche,  teils  unerfreuliche ; erfreuliche,  insofern  es 


sicher  war,  dafs  die  gesuchten  Reisenden  sich  noch  am 
Leben  befanden  und  in  der  Kälte  von  Bunjoro  weilten ; 
unerfreuliche,  indem  es  sowohl  für  jene  wie  für  mich  un- 
möglich wurde,  Buganda  und  Bunjoro  zu  passieren.  Ein 
Brief  von  Herrn  .Mackay  erklärto  mir,  dor  Kabaka  habe 
vor,  mich  ebensowonig  zu  schonon  wie  den  Bischof  Han- 
nington,  welchen  er  am  31.  Oktober  in  Bussoga  mit  sei- 
ner ganzen  Karawane  hatte  niodermotzeln  lassen ; auch 
boständo  einstweilen  kein  Weg  von  Buganda  nach  Norden, 
j Du  ich  fornor  gewarnt  wurde,  mich  allou  von  Bugauda  ab- 
hängigen Gebieten,  wie  IJsinja , Karagwo,  Bussoga  mög- 
lichst foruzuhaltcn , so  blieb  mir  nichts  übrig,  als  einen 
Vorsuch  zu  machen,  dou  Victoria-See  im  Osten  zu  um- 
gehen. Dafs  dieser  Versuch  nur  unter  ganz  besonders 
günstigen  Umständen  gelingen  konnte,  indem  nunmehr  die 
meisten  der  für  Buganda  eingekauften  Tauschartikel  wort- 
los wurden,  war  selbstverständlich. 

Am  11.  Januar  1886,  nach  55tägigem  Aufenthalte  zu 
Kagohi,  der  hauptsächlich  zur  Anlegung  zoologischer  und 
botanischer  Sammlungen  und  zu  photographischeu  Auf- 
nahmen benutzt  wurde,  brach  dio  Karawane  in  der  Rich- 
tung zum  Speke-Golf  auf.  In  wenigen  Tagen  wurdo,  nach- 
| dein  dus  Simiu-Flüfschen  nahe  der  Mündungsstelle,  unterhalb 
der  Einmündung  des  Duma-Baches  überschritten  war,  die 
Grenze  Ussukumas  und  damit  das  Gebiet  von  Schaschi  er- 
reicht. Zunächst,  südlich  vom  Rubana-Flnsse,  sind  nur 
dio  Ufer  des  Speke-Golfes  bowohnt,  und  zwar  von  einer 
gemischten  Bevölkerung  aus  Ussukuma,  Ukorewc  und  Scha- 
schi. Naoh  Überschreitung  des  mit  sehr  tiefem  Botte 
. versehenen  Bubana- Flusses  betraten  wir  das  eigentliche 
Schaschi -Ijand,  dessen  Berge  his  zu  einer  Hölio  von 
1600  m über  dom  Meere  sich  erheben,  jedoch  nur  spärlich 
bewaldet  sind.  Die  ,sebr  trocknen  und  zum  Teil  baum- 
losen Ebenen  wimmelten  von  Wild:  Zebra,  Gnu,  Fallah- 
I . . . 

Autilopon  (Aepyceros  melampus),  Alcolaphus  LicbtenBtcun, 

Elen -Antilopen  (Orens  Dorbianus)  und  Sonogal- Antilopen 
(Damalis  sonegalensis).  Auch  die  von  Speke  in  Ugogo 
entdeckte , durch  das  ganzo  Massailand  vorbreitete  Gazelle 
(Gazella  Granti)  war  liier  gemein. 

Die  Bewohner  von  Schaschi  sind  ein  gutmütiges,  Acker- 
bau uud  Viehzucht  troibendes  Volk,  das  von  den  Einfällen 
der  Massai  viol  zu  leiden  bat.  Weifte  baumwollene  Stoffe 
wurden  liier  noch  gerne  genommen,  wenn  auch  Draht  und 
Perlou  auch  hier  schon  allem  andern  vorgozogon  werden. 
Einen  sehr  gesuchten  Tauschartikel  bilden  ferner  an  der 
ganzen  Ostküste  dio  Spaten  zum  Ackern,  dio  in  Ussukuma 
angefertigt  und  bis  zu  den  Kawirondo  in  den  Handel  ge- 
bracht werden.  Nachdem  wir  sodann  mehrore  Tage  durch 
uubewohntes,  wegloseB,  zum  Teil  dicht  bewaldetes  Torraiu 
gezogen  waren,  gelangten  wir  nach  Durchgang  durch  das 


Djgitized  by  Google 


3C7 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


Märoa-Fliifschen,  das  wenig  lehmfarbenos  Wasser  in  einem 
tiefen,  breiten  Bett  führte,  in  die  Gebiote  von  Kinia- 
mongo  und  Niawassi,  die  von  einer  Miscbbevölkemng  von 
Bantu  und  Kuavi  bewohnt  werden.  Die  Sprache  ist  fast 
rein  Bantu,  während  Sitten  und  Gebräuche  die  der  Kuavi 
sind.  Ein  guter  Führer  ist  für  dieso  Gebiete , wo  eine 
Menge  kleiner  Stämme  mit  verschiedener  Sprache  zusammen- 
gedrängt  sind , uuorläfslich.  Ich  hatte  einen  solchon  in 
dem  Grenzgebiete  von  Ussukuma  gefunden,  einen  eingebor- 
nen  Kawiroudo,  der  als  Elofautenjäger  alle  dieso  Gebiote 
genau  kannte. 

Nachdem  von  Schaschi  aus  das  I/and  sich  wieder  ge- 
senkt hatte,  stieg  es  nun  bei  Niawassi  plötzlich  torrassen- 
nrtig  bis  über  1700  m an,  um  in  eine  wellenförmige  Hoch- 
ebene überzugehen.  Hior  wurde  das  Gebiet  von  Ukira 
durchzogen,  das  ebenfalls  von  einem  Mischvolke  aus  Bantu 
und  Kuavi  bewohnt  wird.  Sohr  mühsame  Märsche  durch 
das  Hochgras,  ohne  jeden  Pfad,  brachten  uns  dann  durch 
unbewohntes  Land  zum  Mori-Flüfscheu,  das  unB  infolge  der 
starken  Hochflut  zu  einem  zweitägigou  Aufenthalte  zwang, 
um  durch  gofällte  Baumstämme  einen  Übergang  horzu- 
stellen.  In  vior  weitern  Märschen  gelangten  wir  dann 
zum  Igutscha- Flusse,  auf  dessen  linkem  Ufer  die  ersten 
Ansiedelungen  der  Wagaia  äuget  rollen  wurden.  Das  Land 
Ugaia  ist  das  bedeutendste  an  der  Ostseite  des  Victoria- 
Sees.  Es  wird  von  dom  kräftigen  Stamme  der  Wagaia  oder 
Kawirondo  bewohnt.  Während  nämlich  die  in  den  süd- 
lichon  Gebioten  dieses  Landos  wohnenden  Eingebornon  don 
Namen  Kawirondo  nicht  gern  hören  und  sich  lieber  Wagaia 
nennen,  haben  dio  nördlich  wohnenden  den  erstem  Namen, 
der  ihnen  von  don  Fremdlingen  boigelogt  zu  sein  scheint, 
angenommen.  In  Sprache,  Sitten  und  Gebräuchen  unter- 
scheiden sie  sich  nicht  im  geringsten.  Ugaia  ist  ein  Uber 
15  geogr.  Meilen  (111  km)  längs  desSeos  sich  erstreckendes, 
dicht  bevölkertes  Land.  Es  ist  in  eine  grofso  Zahl  von 
Distrikten  geteilt  , deren  jedem  ein  sogenanntor  Ruat,  der 
dem  Leibdn  der  Massai  entspricht,  vorsteht,  die  aber  unter- 
einander ohne  jeden  politischen  Zusammenhang,  ohne  ge- 
meinsame Interessen  sind  und  sich  gegenseitig  wie  ver- 
schiedene Stämme  befehden. 

Ugaia  ist  oin  wenig  bewaldetes  Land,  die  unmittelbar 
am  Soe  gelegenen  Striche  sind  moist  ohuo  jeden  Baum 
und  Strauch.  Die  trockne  Jahreszeit  dauert  hier  6 Monate 
und  länger;  Anfang  März  waren  dio  Ackor  noch  nioht  be- 
stellt. Es  wird  hauptsächlich  Hirse  gebaut.  Rindvieh 
war  iu  grofsor  Mongo  vorhanden.  Die  Ortschaften  worden 
mit  Stein  - oder  Lehmmauorn  umgeben.  Die  Kawirondo 
zeigen  wohlgebaute,  grofse,  kräftige  Gestalten;  auch  die 
Weiber  gehen  vollkommen  unbekleidet.  Eison-  und  Messing- 
draht, weifse  uud  hellblaue  Perlen,  ferner  auch  Kaurimuschcln 


bilden  die  gesuchten  Artikel,  während  Zougstoffe  durchaus 
verschmäht  werden.  Die  noch  an  koinen  intornationalen 
Verkehr  gewöhnten  südlichen  Kawirondo  setzten  der  Kara- 
watte  Widerstand  entgegen,  so  dafs  der  anfangs  beabsich- 
tigte Marsch  längs  des  Sees  aufgegeben  werden  nrnfstc  und 
es  erst  beim  dritten  Vorstofs  golang,  in  dom  Grenzgebiete 
zwischen  Kawirondo  und  Kossowa  durchzudringen. 

Nach  Norden  schliofst  sich  an  die  Kawirondo  das  Gebiet 
der  Njoro  an,  die  eine  von  jenen  verschiedene  Spracho 
sprechen  und  sich  durch  kloinorn  uud  schwächlichem  Körper- 
bau merklich  unterscheiden.  In  don  Grenzgebieten  hat  zum 
Teil  oino  Vermischung  mit  Kawiroudo  stattgefunden.  Die 
Weiber  dieses  Stammes  durchbohren  vielfach  dio  Unterlippe, 
durch  die  sie  ein  kleines  Hölzchen  stecken.  Die  verschiedenen 
Distrikte  dieses  Landes  sind  unter  sich  ebenso  uneinig  wie  bei 
den  Kawirondo ; der  Streit  hört  hier  nie  auf,  wozu  die  Mo- 
hammedaner noch  das  Ihrige  boitragen.  Einer  dieser  Distrikte 
ist  der  von  Kawanga,  mit  dessen  schon  vor  längere  Jahren 
verstorbenem  Häuptlinge  Ssundu  die  Moharamcdnner  Freund- 
schaft geschlossen  hatten.  In  der  Ilauptortschaft  Ukala 
(Tbomsous  Kwa  Sundu),  wo  jotzt  dor  Sohn  Mumia  wohnt, 
schlagen  die  mohammedanischen  Karawanen  ihr  Haupt- 
quartier auf,  senden  von  hier  kleinore  Abteilungen  nach 
Norden,  um  Elfonbein  zn  kaufen,  und  unternehmen  mit  den 
Leuten  des  Häuptlings  gemeinsame  Raubzügo  in  die  um- 
liegenden Gebiete,  um  zn  plündern  und  Sklaven  zu  machen. 
Der  Häuptling  hatto  sich  auch  schon  einige  Gewohre  au- 
gesclmfft,  mit  denen  seine  Soldaten  aber  kaum  umzugehen 
wulston.  Ich  hätte  ihm  gern  — obwohl  es  durchaus 
fehlerhaft  ist,  dio  Eingebornen  mit  Feuerwaffen  zu  ver- 
sehen — eine  Anzahl  Gewehre  und  Munition  überlassen, 
wenn  ich  nur  Getreide  dafür  orlialten  hätte.  Es  war  dies 
noch  meine  letzte  Hoffnung,  um  weiter  ziehen  zu  könuen, 
denn  Draht  und  Perlen  waren  auf  ein  Minimum  zusammon- 
geachmolzen ; die  Rationen  für  die  Träger  hatten  schon 
seit  Wochon  herabgesetzt  werden  müssen.  Leider  war 
nichts  aufzutreiben ; die  Eingebornen  litten  selbst  Ilungor. 
Dio  Gewitterregen  waren  gänzlich  ausgebliebou,  was  in  den 
letzten  Jahren  häufig  der  Pall  gewesen  soin  soll , wie  dio 
Eingebornen  klagton.  Das  Rindvieh  war  au  oiuer  Seuche 
fast  total  zu  Grundo  gegangen.  Zwei  Stück  vrurdon  von 
dem  Häuptlinge  geschenkt,  dio  aber  anderweitig  geraubt 
worden  waren.  Drei  Pfund  Nogerkorn  (Durrha)  hatto  jeder 
Träger  bei  sich,  als  der  Rückmarsch  angetreten  wurde; 
diese  mnfsten  zunächst  für  10  Togo  ausreichon. 

Am  22.  März  brachen  wir  in  dor  Richtung  zum  Mbaringo- 
See  auf.  Mit  dem  Gebiete  von  Kabaräs,  das  auch  von 
dem  Stamme  der  Njoro  bewohnt  wird , beginnt  ein  Hügel- 
land, das  allmählich  zu  einem  Hochplateau  ansteigt,  welches 
bis  zu  2300  m über  dem  Meere  liegt.  Saftiges  Weidegras 


Digitized  by  Google 


368 


Vorläufiger  Bericht  über  die  Expedition  zur  Auffindung  Dr.  Junkers. 


bedeckte  hier  den  Boden,  in  den  ThalgrUmlon  standen 
kleino  Streifen  Hochwaldes,  und  zahlreiche  Bäche  hatten 
Bich  infolge  der  Gewitterregen  gebildet.  Plötzlich  und 
schroff  fällt  dann  das  Land  bei  Ligeijo,  wo  sich  prächtiger 
Hochwald  befindet,  bis  zu  1000  m zu  einem  schmalen,  von 
dem  Londaii  genannten  Flüfschen  durchzogenen  Tliale  ab, 
das,  wie  die  es  im  Osten  begrenzenden,  weniger  schroff 
ansteigenden  Kamassia -Berge , einen  mehr  trocknen  Cha- 
rakter  trägt.  Letztere  steigen  später  bis  zu  2000  m an, 
um  dann  wieder  plötzlich  zu  der  ca  1000  m über  dom 
Meere  gelegenen  Einsenkung  ahzusclineiden,  in  welcher  der 
Mbaringo-See  liegt.  Der  Njernps  gonannto  Teil  dos  Beckens 
ist  ein  sehr  trocknes,  nur  mit  kümmerlicher  Vegetation  be- 
wachsenos  Gebiet,  in  dom  sich  eine  kleino,  nur  2-  bis  3000 
Köpfe  starke  Kuavi-  Kolonie  befindet.  Sie  halten  Schafe 
und  Ziegen  und  pflanzen  etwas  Durrha  an,  von  welcher 
ich  für  einen  Rest  Perlen  so  viel  erhielt,  um  jedem  Träger 
2-j-  Pfd.  zuzuteilen.  In  Ligeijo  hatto  der  Mann  nufsordora 
noch  2}-  Pfd.  Mehl  erhalten.  Eine  Karawane  von  Pangani, 
die  wir  am  Mbaringo-See  trafon , hatte  boreits  alle  ihre 
Waren  in  Elfenbein  nmgesetzt  und  wartete  nur  noch  auf 
eine  Abteilung  Leute,  die  in  das  Gebiet  der  Ssuku  ge- 
zogen waren.  Meine  letzte  Hoffnung,  mich  hier  mit  neuen  i 
gangbaren  Tausohartikeln  für  die  Fortsetzung  der  Reise 
nach  dem  Nil  auszuriisten,  welche  nach  allen  Erkundigungen 
nennenswerte  Schwierigkeiten  nicht  mehr  bot , war  somit 
geschwunden;  schweren  Herzens  raufst«  ich  mich  ent- 
Bcbliefseu,  sofort  nach  der  Küste  aufzubrechen. 

Mit  schweren  Sorgen  für  die  kommenden  Tage  vor- 
liofsen  wir  am  13.  April  den  Mbaringo-See.  Einen  Führer 
hatten  wir  nicht  bekommen  könuen , doch  war  der  Wog 
bis  zum  Nakuro-Soe  in  der  schmalen  Einsenkung  kaum  zu 
verfehlen.  Das  Land  war  allenthalben  sehr  trocken : es  batte 
noch  nicht  gorognet,  Baumwuchs  war  fast  gar  nicht  vor- 
handen. Der  südafrikanische  Kampferbaum  (Tarchonnnthus 
camphoratus),  der  für  einen  grofson  Teil  der  über  1400  m 
hoch  gelegenen  Ebenen  des  Massailandes  charakteristisch 
ist,  vegotiorto  nur  kümmerlich.  Am  Nakuro-See  trafen 
wir  mit  den  ersten  Massai  zusammen  und  erhielten  fllr 
den  lotzten  Eisendraht  zwei  Rinder.  Ein  Gewaltmarsch 
brachte  uns  sodann  in  einem  Tage  zum  Naiwaaclia-Soo, 
wo  wir  am  20.  April  eintrafon.  Bis  hierher  hatten  die 
Träger  ohne  sichtbaro  Anstrengungon  ausgohalten.  Aber 
auf  dem  Marsche  über  die  Hochebene  von  Kinangöp  zum 
Aberdare-Gebirgo  wurdo  die  Sohwächo  eine  so  bedenkliche, 
dafs  ich  fürchtete,  die  Lasten  würden  vorloron  gehen. 
Mehrere  Mann  blioben,  unfähig,  sich  weiter  fortzubewegen, 
auf  dem  Wege  liegen.  Da  keine  Mittol  mohr  vorhanden 
waren,  einen  Führer  zu  nehmen,  wurdo  der  Weg  zu  dem 
sogenannten  Miansini,  wo  die  mohammedanischen  Karawanen 


Nahrung  einzukaufen  pflegen , verfehlt.  Glücklicherweise 
sahen  wir  au  dem  Abbange  des  Aberdaro- Gebirges  Rauch 
aufsteigen,  und  alle  rafften  noch  ihre  letzte  Kraft  zusammen, 
diesem  Punkte  zuzustreben. 

Dio  Bewohner  des  Gebirges  gehören  dum  Stamme  der 
Kikuju  an.  Auf  einige  Flintenschüsse  kamen  Eingeborne 
herab  und  versprachen,  am  nächsten  Tago  Nahrung  zu 
bringen.  Es  war  dies  am  25.  April,  so  dafs  die  Träger 
während  32  'lägen  jeder  8 Pfd.  Gotreide  und  zusammen 
4 Rinder  erhalten  hatten.  Nunmehr  gab  es  Nahrung  in 
Hülle  und  Fülle;  Durrha,  Hirsemehl,  Erbson,  Bohnen, 
Bataten,  Yams,  Bananen  wurden  gegen  bunte  Baumwoll- 
stoffe eingetauscht.  Der  Verkehr  der  zu  Hunderten  ins 
Lagor  gekommenen  Eingobornon , das  sich  in  einer  Höhe 
von  2400  m am  Bergabhange  befand  , war  zuerst  oin  sehr 
friedlicher.  Später  fielen  Diebstähle  vor,  und  es  wurdo  ein 
Träger  ohne  Veranlassung  meuchlings  erschossen.  Dieser 
heimtückische  Charakter  dor  Bergbcwobnor , mit  dom  die 
mohammedanischen  Karawanen  überall,  wo  sie  mit  Kiktyu 
in  Boriihrung  kommon,  zu  kämpfen  haben,  verursacht«  uns 
nuch  fernerhin  noch  manche  Schwierigkeiten  und  Gefahren. 
Da  wir  Air  den  gowöhnlich  von  den  Karawanon  benutzten 
Weg  über  Miansini  und  Ngongo  Bagäs  keinen  Führer  er- 
hielten,  so  nahmen  wir  das  Anurbioton  dor  Eingobornon  an, 
uns  durch  die  Berge  zum  jenseitigen  Abhange  zu  bringen, 
wo  wir  Führor  nach  Ukamba  finden  wiirdon. 

Froh , nunmehr  alle  Schwierigkeiten  überwunden  zu 
haben,  brachen  wir  am  28.  April  duroh  dio  mit  dichtem 
Bambuswald  bedocktcn  Borge  auf.  Ich  selbst  mufste  ge- 
tragen werden,  da  ein  heftiges  Fieber  mich  befallou  hatto. 
Wir  erreichten  noch  an  demselben  Tage  die  höchste  Höhe, 
2730  m,  und  übernachteten  im  Bambusdickicht  an  einom 
Bacho  mit  klarom,  eiskaltem  Wasser,  der  bereits  nach 
Osten  hin  flofB.  Schon  waren  wir  am  folgenden  Tago  oin 
beträchtliches  Stück  bergab  gozogen,  als  unsre  Führer  plötz- 
lich verschwanden.  Ratlos,  nach  welcher  Richtung  wir  uns 
wonden  sollten,  um  bald  ins  Freie  zu  kommen,  bahnten  wir 
nns  mit  der  Axt  einen  Weg  weiter  durch  das  Dickicht. 
Eino  gut«  Stundo  mochten  wir  zurückgolegt  haben,  als 
wir  uns  plötzlich  in  einer  kleinen  Lichtung  zwei  jungen 
Eingobornon  gegenüber  sahen , die  glücklicherweise  nicht 
davonliefen,  sondern  sich  auf  Unterhandlungen  einliefson. 
Sic  waren  auf  dio  Sucho  nach  Honig  ansgegangen  und 
kamen  von  einer  weiter  östlich  nnd  tiefer  gelogenen  An- 
siedelung von  Kikuju.  Während  dor  oino  der  beiden  sich 
sofort  aufmaohte,  um  seine  Genossen  zu  benachrichtigen, 
mußten  wir  dio  Nacht  nochmals  in  dom  aufsorordentlich 
feuchten  Bambusdickicht  zubringen,  indem  schon  lange  vor 
Sonnenuntorgang  oin  kalter  Nobel  niederfiel.  Tn  grofser 
Anzahl  kamen  am  folgenden  Morgen  die  Eingobornon , die 


Digitized  by  Google 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


369 


sich  so  erregt  zeigten  und  einen  solchen  Lärm  machten, 
dafs  eine  Verständigung  kaum  möglich  erschien.  Nachdem 
an  Ort  und  Stolle  ein  Tribut  gezahlt  worden , setzten  wir 
untor  der  lärmenden  Begleitung  der  Eingebornen  den  Marsch 
thalwärts  weiter  fort  und  zogen  noch  1|  Tage  lang  durch 
herrlichen  Hochwald,  dem  schönsten  und  Üppigsten,  den 
ich  in  Ostufrika  können  gelernt,  ohe  wir  zu  der  Ansiedelung 
der  Eingebornen  gelangten.  Hier  zeigten  dieselben  ein  so 
herausforderndes  Benehmen  und  drängten  sich  in  solcher 
Menge  in  das  Lager,  dafs  ein  ruhiger  Tauschverkohr  nicht 
möglich  war.  Als  nun  gar  vergiftete  Pfeile  abgeschossen 
wurden  und  einen  meiner  Leute  verwundeten,  trioben  die 
Träger  untor  Zustimmung  der  ültern  Eingebornen  die  Menge 
mit  der  Waffe  zurück.  Wir  hatten  nun  zwar  Ruhe , aber 
Nahrungsmittel  wurden  jetzt  nur  in  sehr  geringer  Menge 
gebracht.  Auch  mufsten  wir  uns  auf  dem  mehrtägigen 
Marsche , der  uns  durch  das  dichtbevölkerte  und  reich- 
kultivierte Land  der  Kikuju  führte,  mit  der  Waffe  einen 
Weg  bahnen,  da  sich  die  Eingebornen  der  Karawane  immer 
wieder  von  neuem  entgogeustellton.  Eine  Anzahl  derselben 
fielen;  von  meinen  lauten  wurden  fünf  von  vergifteten  Pfei- 
len verwundet,  die  aber  alle  genasen. 

Sobald  sich  daB  Land  mehr  abflachte,  und  wir  in  eine 
Höhe  von  1200  m herabgestiegeu  waron , nahm  die  Land- 


schaft wieder  die  altbekannte,  unschöne,  einfache  und  dürre 
Physiognomie  an.  Die  starke  Bewölkung  um  diese  Jahres- 
zeit gestattete  nur  zweimal  oinon  kurzen  Blick  auf  die  Süd- 
spitze  des  Schneeberges  Kenia.  Nach  Überschreitung  eines 
Hauptquellflusses  des  Tann  gelangten  wir  an  den  Ouell- 
flufs  des  Ssabaki,  der  hier  auch  Athi  genannt  wird.  Die- 
sem folgend  erreichten  wir  mit  dom  Distrikte  Uiu  das 
Ukambaland.  Das  durchzogene  unbewohnt«  Gebiet  wim- 
melte von  Rhinozeros , deren  uns  drei  Stück  zur  Beute 
fielen.  Dio  Leut«  litton  daher  keinon  Mange),  zumal  auch 
noch  zwei  Flufspferde  erlegt  wurden,  die  sich  zahlreich  in 
obon  genannten  Flüssen  finden. 

Das  Ukambaland  wie  überhaupt  die  vom  Kilimandjaro 
und  Kenia  zur  Küste  sich  erstreckenden  Gobiete  sind  sehr 
trocken.  Besonders  gilt  dies  von  Teita,  wo  die  Eingebornen 
bei  der  Hungersnot  von  1884  zum  Teil  gänzlich  ausgo- 
storben  sind.  Als  wir  im  Juni  1886  daB  Land  durch- 
zogen, batte  es  fast  noch  gar  nicht  geregnet;  in  dem 
Gebiete  von  Ndnrn  und  Kissigau  war  aufser  einigen  Wasser- 
melonen niohts  zu  haben.  Erst  in  einer  Entfernung  von 
ca  20km  von  der  Küste  bessern  sich  die  Bodenverhältnisse, 
und  werden  die  Niederschläge  roichliohor. 

Am  14.  Juni  gelangten  wir  nach  elfmonatlicher  Ab- 
wesenheit in  Wanga  wieder  an  die  Küste. 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung, 

nach  den  offiziellen  Zensusberichten  dargestellt 
von  Dr.  Emil  Jung.  (SdUuf»«).) 


Bombays  Bevölkerung  hat  zwar  nicht , wie  die  von 
Maissur  und  Madras,  nhgenommen,  donn  der  Zensus  von 
1881  zeigt  eine  Zunahme  von  168778  Seelen  gegen  den 
vorhorgegangenen  Zensus,  dennoch  ist  es  der  Hungersnot 
keineswegs  ganz  entgangen,  wie  schon  oben  nachgewiesen. 
Das  so  betroffeno  Gebiet  umfufste  ganz  Kaladgi,  nahezu 
ganz  Scholapur  und  Ahmednagar  mit  den  östlichen  Distrik- 
ten von  Puna,  Dharwar,  Beigaum  und  äntara.  Auch 
einige  Teile  von  Klmndesch , sowie  der  Süden  und  Osten 
von  Nusik  litten  mehr  oder  weniger,  so  dafs  iu  einem 
Aroal  vou  50000  engl.  Quadratmeilen  mit  8 Millionen 
Monschen  dio  Wirkungen  der  Hungersnot  sich  fühlbar 
machten,  wahrend  über  6|  Millionen  Menschen  schwer  be- 
troffen  wurden.  Die  Hungersnot  trat  zuerst  ira  August  1876 
auf,  breitete  sich  mehr  uud  mehr  aus  und  verschärft«  sich 
bis  Januar  1877,  liefs  dann  während  der  heifsen  Jahreszeit 
nach,  trat  aber  von  April  bis  Juni  dieses  Jahres  wiederum 
härter  auf  und  erreichte  in  dem  letztgenannten  Monat  ihre 
endliche  Höhe.  Es  sind  gerade  die  ärmorn  Klassen  dor 


')  Den  Anfang  v.  im  »origen  Heft,  S.  333  ff. 
l’etomwnns  Otogr.  Mitteilungen.  1880,  Heft  XII. 


Ackerbauer  (hoi  weitotn  die  gröfsore  Zahl)  und  dio  von 
ihnen  abhängigen  Arbeiter,  welclto  das  Gedeihen  ihrer 
Ernten  fast  ausschliefslich  auf  Frühregen  gründen,  während 
den  wohlhabendem  Grundbesitzern  für  ihre  Felder  auch 
dio  Herbstregon  von  Nutzen  sind.  Die  Not  war  daher, 
als  diese  Friihregen  sowohl  1876  als  1877  ausblieben, 
uuter  den  erstem  Klassen  oino  sehr  greise,  und  der  Ver- 
lust au  Menschenleben  trotz  angestrengtester  Hilft!  seitens 
der  Regierung  wahrhaft  erschreckend.  Als  nun  noch  Cho- 
lera und  Fieber  hinzutraten,  vermehrte  sich  dio  Sterblich- 
keit in  furchtbarer  Weise,  donn  die  durch  Hungor  ge- 
schwächte Bevölkerung  hatte  diesen  neuen  Übeln  wenig 
Widerstandskraft  entgegouzusotzon. 

Wie  diu  nachstehende , von  mir  geordnote  Tabelle  be- 
weist. ist  eitto  Abnahme  der  Bevölkerung  vornehmlich 
bemerkbar  in  sochs  Distrikten  des  Tafellandes,  des  Dokkan 
und  des  Karnatik  und  in  je  einont  Distrikt  dos  Konkan 
und  von  Gudscberat.  Am  stärksten , nämlich  um  nicht 
wettigor  als  21,77  Prozent,  hot  die  Bevölkerung  von  Kaladgi 
abgenomnien,  dann  kommt  das  Kollektorat  von  Scholapur, 
welches  19,02  Prozent  seiner  Bevölkerung  vorlor.  In  don 

47 


370 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


übrigen  Distrikten  ist  die  Abnahme  zwar  weniger  auffallend, 
aber  immer  noch  stark  genug.  In  Dharwar  heträgt  die- 
selbe 10,78,  in  Belgaura  8,56,  in  Ahraednagnr  3,48  und 
in  l’nna  2,25  Prozent.  Diose  letztgenannten  Distrikte 
wurden  nämlich  nur  zum  Teil  von  Dürre  und  Hungersnot 
betroffen , wo  dieso  aber  hier  auftratcn , war  Not  und 
Menscheuverlust  fast  ebenso  grofs,  uls  in  den  um  schwersten 
leidenden  Kaladgi  und  Scholapur.  Dagegen  ist  dio  Ab- 
nahme der  Bovölkcruug  in  dem  fruchtbaren  Distrikt  von 
Broack  in  Gudscherat  um  0,67  Prozent  und  in  dem  Kollek- 
torat  Kouknn  in  Ratuagiri  um  2,16  Prozent  nach  der  An- 
sicht der  Zensusbeamten ')  andern  Ursachen  (Krankhoiten, 


Auswanderung)  als  der  Hungersnot  zuzuschreihen. 


Distrikte  mit  Zuwachs 

Bevölkerunzariffer 

Zu-  oder  Abnahme 

der  Bevölkerung 

1872 

1881 

Abiolut 

In  Proz. 

Ahroedadabad  . . . 

832  436 

856  324 

-f-  23  888 

-f-  2,86 

Kalis 

782  733 

804  800 

-j-  22  067 

231 

l'nntsch  .Mahals . . . 

240  743 

255  479 

-j-  14  736 

- 

- 6,12 

Samt 

607  793 

614  198 

4-  6 405 

- 1,05 

Th  an*  . . . • • 

847  424 

908  548 

■+•  61  124 

+ 7.»1 

Koiah» 

350  405 

381  649 

-1-  31  244 

4-  8,»1 

Kbftndeah  .... 

1 030  036 

1 237  231 

-f-207  195 

-20,11 

Suik 

737  765 

781  206 

+ 43  451 

- 5,*« 

SatarA  

1 062  121 

1 062  350 

+ 229 

-r  0,o2 

Kanari 

398  406 

421  840 

-j-  23  434 

4-  53* 

Karatschi  .... 

426  722 

478  688 

-f  51  966 

4-12,17 

Hftidernhnd  .... 

723  883 

754  624 

-j-  30  741 

4-  4,14 

Schikarpur  . . . . 

776  227 

852  980 

-j-  76  759 

- 9.H« 

Thar  und  Parkar  . . 

180  761 

208  344 

-1-  22  683 

- 

-12,4# 

l'ppcr  Sind  Frontiers . 

95  584 

124  181 

4-  28  597 

-29,1»! 

Stadt  und  Insel  Bnmhoy 

644  405 

773  19G 

-f  128 79t 

-19,98 

Summe 

9 737  434 

10  510  644 

-j-773  210 

- 

u 7,94 

. Distrikte  mit  Abnahme 

der  lievi.lkeiuns : 

Broich 

360  322 

326  930 

— 23  392 

- 6,07 

Itatnxjriri 

1 019  136 

997  090 

— 22  046 

- 2.7f. 

Ahmeduasiir .... 

778  837 

751  228 

— 27  609 

- 3,48 

l’Qr.a 

900  621 

— 20  732 

- 2.75 

Scholapur  ...  . 

719  375 

582  487 

— 136  888 

— 19,02 

Beisaum 

944  985 

864  014 

— 80  971 

- 8.56 

Dharwur 

882  907 

— 106 <04 

— I0.7S 

KnUdgi 

816  27.3 

638  493 

— 177  780 

—81,71 

Somme  6 68»  863  6 94a  7 70  — 096  182  — 9,11 


ln  den  Nordwest provinzon  und  Audh  hat  dio 
Bevölkerung  seit  dem  vorletzten  Zensus  (1872  für  die 
Nordwestprovinzen,  1809  für  Audh)  um  0,30  resp.  1,49  Pro- 
zent, in  der  gauzcn  Provinz  um  5,oi  Prozent  zugenommon, 
wio  der  Zensus  nachzuweiscu  scheint.  Aber  eine  genaue 
Prüfung  der  Ziffern  läfst  uns  zu  dem  Schlosse  kommen, 
dafs  eher  eine  Abnahme  stuttgcfunden  hat.  Die  ganz  un- 
vcrhältnismäfsige  und  nur  uus  einer  gröfsern  Genauigkeit 
dor  Zählung  zu  erklärende  Zunuhme  der  weiblichen  Be- 
völkerung berechtigt  hierzui) * * * * * * 8).  Dor  Zeususbeamte  Edmund 

i)  Vgl.  Operation«  and  Hejcults  in  tho  Presidency  of  Bombay  inelu- 

ding  Sind  by  j.  A.  Haines,  Vot.  I,  p.  32  tf. 

#)  Nach  dom  Ueport  on  tho  Cenau.  of  tho  N.  W.-Province»  and 

Oudh  betrug  188t  die  Gc*»mIbovnlkening  44  107  869  Seelen,  davon 

22  912  566  männlichen  und  21  195  313  weiblichen  Geschlecht* , während 

v«n  der  bei  dem  frühem  Zensus  ermittelten  Gcsimtbcvölkerung  von 

42  002  897  Seelen  22  236  906  männlichen  und  19  765  991  weiblichen  Go- 
schlechU  gewesen  aoin  sollen.  E.  hätten  sich  danach  dio  Personen  männ- 
lichen Geschlecht*  um  nur  657  650,  dagegrn  dio  Personen  weiblichen  Go- 
sehlerhla  um  l 429  322  Seelen  vermehrt,  ein  durch  nichts  jeu  erkürende» 
Verhältnis.  Da  nun  nachweislich  eine  grnfse  Zahl  der  männlichen  Per- 
sonen hei  dem  vorhergehenden  Zensus  gar  nicht  gezählt  wurde,  und  die» 

l'nterlässung  hei  den  weiblichen  in  noch  viel  hoherrn  Grade  verkam,  so 
ist  jene  Annahme  einer  Abnahme  der  Bevölkerung  völlig  gerechtfertigt. 


White  gelangt,  indem  er  nur  die  Zahlen  für  die  männlicho 
Bevölkerung  als  die  allein  verläfslichen  in  Betracht  zioht, 
zu  dem  folgenden  Resultat  für  die  nachstehenden  Distrikte 
der  Nordwestprovinzen : 

Zunahme.  Abnahme. 


Dehnt  .... 

. 22,2 

Prozent 

Muttrn  . . . • 

14,« 

Prozent 

Lalitpur  . . . 

. 16,2 

•» 

Shahdsehebanpur 

10,1 

Alroora . • • • . 

. 12.7 

•» 

Pitibhit  . . • 

9,4 

Jaunpur  . . . 

. 12,0 

* 

Agra  . • . . 

9,1 

Turoi  .... 

. 10.4 

Kt*h  . . . . 

8,4 

üarhwat  . . . 

Hamirpur  . • . 

5,9 

Saharnupur  . . 

. 9,4 

Alignrh .... 

4,5 

Muxnllumagar 

. 9,n 

Budaon  . . . 

3,t 

m 

Ktawnh  . . . 

. 6,8 

m 

Bijnor  • • • . 

3.1 

w 

Mainpuri  . . . 

. 3,» 

Farukhabad  . . 

1.6 

T* 

AUahnbad  . . . 

. 3,5 

Banda  .... 

1,5 

Jhnitsi  .... 

•* 

Hulandftchahr . . 

0,4 

n 

Meerut .... 

. 3.1 

Dachalaun  . , 

0.2 

W 

Monidnbad  . . 

. 2,2 

» 

Total 

5,71  Prozent 

CavmpoTe  . . . 

. 1,5 

* 

Barei  lly  . . . 

. 1,0 

•f 

Patchpur  . . . 

. 0,6 

- 

' * " : 
Total  5,41  Prozent 


Die  männliche  Bevölkerung  der  17  Distrikte,  in  welchen 
eine  Bevölkorungszunnlune  stattfand , betrug  naoh  dem 
Zeusus  von  1872:  6 5<18032  Personen,  dieselbe  hat  um 
354294  Personon  oder  5,4  Prozent  zugenommon.  Dagegen 
betrug  die  männliche  Bevölkerung  der  13  Distrikte,  welche 
verloren  haben,  1872:  5 533026  Seelen,  und  der  Verlust 
betrug  317  064  Seelen  oder  5,7  Prozent, 

Aber  selbst  wenn  wir  die  weibliche  Bevölkerung  mit  in 
unsre  Betrachtungen  hineinziehen,  gewahren  wir  in  einer 
ganzen  Reihe  von  Distrikten  eine  sehr  erhebliche  Abnahme. 
Eine  solche  Abnahme  hat  sich,  wio  der  Zonsushericht  nach- 
weist, in  drei  ziemlich  gut  abgegrenzten  Gebieten  vollzogen, 
und  zwar  1)  im  nordwestlichen  Rohilkand  und  dem  siid- 
i liehen  T»hsil  des  Meerut-Distrikts,  2)  im  mittlorn  Doab  und 
im  östliclion  Rohilkand  und  3)  in  einem  Strich , der  sieh 
von  Dschalnun  und  Banda  in  nordöstlicher  Richtung  iibor 
den  Ganges  nach  Bara  Banki  hin  erstreckt.  Die  einzeluon 
Distrikte,  in  welchen  eine  solche  Abnahme  stattfand,  waren 
die  folgenden : 


Distrikte : 

B e v ö l 
104t— 187*2 

k e r u n g 
1881 

Abnahme. 

Absolut 

In  Prozent 

Dulandschahr  . 

937  427 

924  822 

— 12  605 

— M 

Aligltll  . . . 

1 073  256 

1 021  187 

— 52  069 

— 4,# 

Muttm  . • . 

782  460 

671  690 

—110  770 

— 14,7 

Agra  . . . . 

1 076  005 

974  650 

—101  349 

— 9,4 

Farukhabad  . . 

917  178 

907  608 

— 9 570 

— 1.» 

Etat)  . , . . 

829  118 

756  623 

— 72  595 

— 8,7 

Bedtehnur  . . 

737  153 

721  450 

— 15  703 

— 2,1 

Budaun  . . • 

934  670 

906  451 

— 28219 

— 3,0 

Seliahdsehobanpur 

951 006 

856  946 

— 94  060 

— 9,9 

Pilihhit  . . . 

492  098 

461  601 

— 40  497 

— 8.» 

Hamirpur  . , 

529  137 

507  337 

— 21  800 

— 4,1 

Lucknow  . . 

778  195 

G96  S24 

— 81  371 

— 10,4 

l’nao  . . • . 

946  955 

899  069 

— 46  886 

— 4,9 

Bara  Banki  . . 

1 113  430 

1 026  788 

— 86  642 

— 7,8 

Han  ßareli  . . 

989  008 

951  905 

— 37  103 

— 301 

Sullanpur  . . 

1 040  227 

957  912 

— 82  315 

— 7.» 

Total 

14  126  323 

13  232  769 

—893  554 

— 6,3 

Es  hat 

sich 

also  dio 

Bevölkerung 

von  16 

Distrikten, 

welche  hei  don  unmittelbar  vorhergehenden  Zählungen 
14  126323  Soolen  betrug,  auf  13232  769  Seelen,  d.  i.  nm 
893  554  Seelen  verringert.  Stellen  wir  nun  noch  zum 
Schlufs  die  Divisionen,  in  denen  nach  den  Zensnsresultaten 


371 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


«ine  VolksvermobruDg  stattgefundou  lmt,  denen  gegenüber, 
in  welchen  sieh  die  Bevölkerung  verminderte: 


1)  Divisionen,  iu  denen 
sich  dio  Bevölke- 
rung vermehrt*: 
Uwnit  .... 
Allahsbad  . . . 
Renates .... 
Dechanei  . . . 

Kumaun  . . . 
Sitapur .... 
Pyzabait  . • • 

Krühgicr 

Zutun* 

4 977  919 

5 468  955 
8 179  307 

934  934 
929  260 
2 602  425 
2 969  029 

Z«n*us 
ron  1881 

5 141 204 
5 754  855 
9 820  728 
1 000  457 

1 046  263 

2 777  803 

3 230  393 

Zu-  oder  Abnahme 
Abiolut  ln  Proxcot. 

+ 163  285  4-  3,* 
-|-  285  900  + 5,2 
+1  641  421  -20,1 

-|-  65  523  + 6.« 

4-  117  003  -rl2,6 
+ 175  378  4 6.9 
+ 261  364  4-  8.« 

Total  . 

26  061  829 

28  771703 

+2  709  874  +10,4 

2)  Divisionen,  in  denen 

Früherer 

Zensus 

Zu-  oder  Abnahme 

die  Bevölkerung 
abnahm : 

Zensus 

von  1881 

Abiolut  ln  Pror-eni. 

Ast» 

5 039  247 

4 834  064 

— 205183  —4,1 

Kohilkaml  . . . 

5 252  325 

5 122  667 

— 129  768  —2,4 

Luckuow  . . . 

2 837  580 

2 622  081 

— 214  $90  —7^ 

Rio  Uarcli  - . . 

2 811  916 

2 756  864 

— 55  052  — t.» 

Total  . 

15  941068 

15  336  166 

— 604  902  —3,8 

Danach  hätten  die  vereinigten  Provinzen  einen  Zuwachs 
von  2 104972  Seelen  aufzuweisen,  eiu  Faktum,  dessen 
Dichtigkeit,  wie  schon  bumorkt,  von  don  indischen  Statisti- 
kern stark  angezweifelt  wird.  Für  meinen  Zweck,  don 
Nachweis  der  Einwirkung  der  Hungersnot  auf  die  lluvölke- 
ruugsziffer,  sind  aber  auch  diese  Zahlen  beweiskräftig. 

Das  PandBchnb  wurde  zwar  auch  zum  Teil  von  der 
Hungersnot  ergriffen,  aber  seine  Bevölkerung  hat  sich  doch 
seit  1868,  dem  Jahr  der  unmittelbar  vorhergehenden 
Zählung,  um  625174  Seelen,  d.  i.  um  7,t  Prozent  ver- 
mehrt. Dub  ist  ftlr  eine  Periode  von  13  Jahren  oin  sehr 
geringes  Resultat,  das  in  Wirklichkeit  wohl  als  sogar  noch 
niedriger  auzunehmen  ist,  da  der  vorhorgogangene  Zensus 
von  1868  uller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  die  gesamte 
Bevölkerung  zu  erfassen  vermochte.  Ist  auch  manche  Ver- 
schiebung in  der  Bevölkerung  der  einzelnen  Divisionen 
durch  Wanderungen  eingotreton,  bo  haben  doch  mehrere 
Distrikte  durch  Krankhoiton  wie  durch  Hungersnot  in  der 
zwischen  beiden  Zensusjahren  liegenden  Periode  empfindlich 
gelitten.  So  namentlich  die  nördlichen  Distrikte  der  öst- 
lichen Ebenen,  noch  mehr  abor  die  Dschamna-Zono;  in 
den  trocknen  und  gosuuden  Territorien  von  Rohtak  und 
Hissar  ist  die  geringe  Bevölkerungszunahme  allein  diesen 
beiden  Ursachen  zuzuschreiben.  In  den  beiden  Juliren  1878 
und  1879  stieg  die  Sterblichkeitsziffor,  welche  sich  in  den 
14  Jahren  von  1868  bis  1881  auf  durchschnittlich  25  pro 
Jahr  und  Tausend  bolief,  auf  36  und  38  und  erreichto 
sogar  in  Hissar  50,  in  Dehli  70  pro  mille.  Scheidet  man 
die  10  Divisionen  (Khaibar  Pafs  kann  nicht  in  Betracht 
kommen)  in  zwei  Gruppen,  je  nachdom  die  Bovölkerungs- 
ziffer  zu-  oder  abgenommen  hat,  so  ergiebt  sich  folgendes 
Resultat : 


1)  Divisionen  mit  Zu- 
nahme der  Bevölke- 
rung: 

Bevölkerung 

ises  ibw 

Zu- 

oder  Abnahme 
Abiolut  lo  l*r <> teilt 

l!is<ur  .... 

1 220 

594 

1 311 

067 

4* 

84 

473 

— 6,9 

l’mbilla  .... 

1 647 

900 

1 729 

0 43 

4- 

81 

083 

— 4,9 

Labore  .... 

1 888 

945 

2 191 

517 

+ 

302 

572 

— 10,« 

Rawalpindi  . . . 

2 197 

041 

2 520 

508 

323 

407 

—14,9 

MulUt:  .... 

1 477 

936 

1 712 

394 

+ 

234 

458 

— 15.« 

Dcradselut  . . . 

988 

897 

1 137 

572 

4- 

148 

075 

— 15,0 

l'ctchawai  . . . 

1 033 

891 

1 181 

28'J 

+ 

147 

398 

-14.» 

Summe 

10  401 

264 

1 1 781 

30D 

i 

322 

120 

— 12,« 

| 


2;  Divisionen  mit  Ab- 
nahme tlcr  Bevöl- 
kerung: 

Dehli  .... 
Jullundur  . . . 

Amritsar  • ■ . . 

Summe: 


Bevölkerung 
184S  tSSi 

1 928  596  1 907  981 

«175  999  2121  781 

2 713  659  2 72H  100 

7 118  251  7 058  871 


Zu-  oder  Abnahme 
Abiolut  In  Proxcul. 
—20  612  — 1.1 
—51  218  —2,? 

— 11  530  — 0^  _ 

—89  380  — l.'-‘ 


In  Dehli  ist  es  der  Distrikt  Gurgaon,  welcher  47  186  Secleu 
weniger  aufweist,  in  Jullundur  haben  alle  drei  Distrikte  ver- 
loren: Jullundur  4863,  Hoschiarpur  36  318  und  Kangra 
13037  Menschen,  in  Amritsar  hatte  1881  der  Distrikt 
Gurdaspur  82  431  Seelen  wenigor  als  im  Jahre  1868. 


Nioderbengaleu  (Lieutonant-Governorship  of  Lower 
Bengal)  hat  eine  Verminderung  seiner  Bevölkerung  durch 
Hungersnot  nicht  erfahren , denn , wie  bereits  ausgeführt, 
wurdo  die  1873  — 1874  auftretende  durch  die  enurgi- 
Schcn , umfassenden  Mafsregeln  der  britischen  Regierung 
glücklich  bekämpft,  allein  os  traten  hier  in.  einem  Teil 
der  Provinz,  wenigstens  in  Bengal  proper,  andre  Um- 
stände ein,  welche  bedeutende  Verluste  an  Menschenleben 
nach  sich  zogen.  Und  dies  ist  der  Grund,  warum  in  eini- 
gen Distrikten  die  Bevölkerungsziffer  eine  positive  Abuahme 
zeigt,  während  für  ganz  Niederbengalen  cino  Zunahme  um 
10,89  Prozent  innerhalb  des  zwischen  den  beiden  letzten 
Zählungen  von  1872  und  1881  verflossenen  Zeitraums  zu 
verzeichnen  ist. 

Dieser  Teil  ist  die  Division  Burdwan,  insbesondere  aber 
sind  es  vier  Distrikte  dieser  Division : Burdwan,  Beerhhoom, 
Midnaporo  und  Hugli,  in  denen  die  Bevölkerung  um  303  378 
Individuen  abgenmmnen  hat.  Die  Division  ist  seit  25  Jahren 
Übel  bekannt,  als  dio  Heimstätte  des  nach  ihr  benannten 
„Burd wan-Fieber“,  während  sie  früher  als  eine  der  gesuii- 
deston  Bongalens  angesehen  wurde.  Über  die  eigentliche 
Natur  dieser  Epidemie  scheinen  die  ärztlichen  Autoritäten 
noch  nicht  in  voller  Klarheit  zu  sein.  Ursprünglich  als 
Sumpflieber  auftrotend,  nahm  es  hei  stetigem  Fortschreiten 
von  Ost  nach  West  einen  ansteckenden  Charakter  an  und 
raffte  während  dor  12  Jahre,  in  denen  us  die  Provinz  hoim- 
suchte,  nicht  weniger  als  2 Millionen  Menschen  hinweg, 
nach  dem  Report  on  the  Census  of  Bengal  1881,  p.  CO, 
aus  den  einzelnen  Distrikten  iii  folgenden  Zahlen . 


Burdnan  .....  700  000 

Bankur* 20  000 

B«f*rbhrxim .....  350  000 

Midnaporc 250  000 

Hugli G50  00Ü 

50 

Zusammen  . 2 020  000 


Aber,  obschon  noch  immer  grofse  Strecken  verödet  bogen, 
und  schnell  aufgeschossener  und  um  sich  greifender  Dschuugel- 
wuld  verlassene  Felder  und  Heimstätten  bedeckt,  hat  sich 
doch  die  Bevölkerung  bis  zum  Datum  der  Zonsusauluahme 
so  zn  ergänzen  vermocht,  dafs  nur  ein  Ausfall  von  30Ü  000 
ludividuen  zu  verzeichnen  war.  _ 

Durch  andre  Kalamitäten  wurde  dio  Bevölkerung  dor 
Distrikte  von  Backergunge,  Noakliolly  und  Tschittagong 
dezimiort,  durch  eine  verheerende  Sturmflut  und  die  in 
der  Folgo  nicht  minder  verderbliche  Cholera.  Das  Auftreten 
der  erstem  schildert  J.  Eliot  in  seinem  Meteorologischen 
Jahresbericht  für  Bengalen. 

Der  Distrikt  Backergunge  liegt  in  der  Nordostecke  der 

47* 


Digitized  by  Google 


372 


Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einflufs  auf  die  Bewegung  der  Bevölkerung. 


Bai  von  Bengalen,  am  Rande  des  Deltas,  welches  Brahma- 
putra, Ganges  und  Megna  vereint  hier  bilden.  Das  Flufs- 
wasser  findet  seinen  Weg  hindurch  zur  See  zwischen  drei 
so  gebildeten,  von  Nord  nach  Süd  gerichteten  Reihen  von 
grofson  Inseln , Schöpfungen  des  Stroms , der  hier  vom 
Hochgebirge  herabgetrageno  feste  Stoffe  ahlngortc.  Diese 
Inseln  machen  je  nach  ihrer  gesteigerten  Erhebung  Ubor 
den  Wasserspiegel  verschiedene  Stadion  der  Existenz  durch. 
Sobald  das  .Flutwasser  sie  nicht  mehr  zu  Itberspiilen  ver-  j 
mag,  bedecken  sio  sich  mit  grobem  Gras  und  Buschwerk 
und  bieten  Viehzüchtern  und  Holzschlägern  ein  Arbeitsfeld. 
Darauf  folgt  der  Ackersmann,  der  mit  der  Zeit  aus  einem 
zeitweiligen  Inhaber  des  Bodens  zum  ständigen  Bewohner 
wird  und  Bich  durch  Anlage  von  Zisternen  und  Errichtung 
fester  Häuser  auf  hochaufgeschütteten  Hügeln  ein  dauern- 
des Heim  schafft.  In  ganz  Bengalen  gah  es  keinen  Bauern- 
stand, der  mehr  prosperiert  hätte  als  diese  Inselbewohner, 
bis  die  grolke  Sturmflut  vom  31.  Oktober  1Ö76  die  gunzo 
Gegend  weithin  unter  Wasser  setzte. 

Die  Flutwelle,  welche  an  der  indischun  Küste  nordwärts 
läuft,  erreicht  die  Mündung  der  Megna  später,  als  irgend 
einen  andern  Punkt  der  Küste,  und  wenn  sie  den  Massen 
frischen  Wassers  entgegentritt,  welche  in  unzählichen  Ka- 
nälen sich  zwischen  dem  Inselgewirr  hindurchwinden , so 
entsteht  die  brandende  Flutwelle,  welche  man  in  Indien  als 
Bore  bezeichnet,  sobald  die  Flut  ungewöhnlich  stark  ist,  der 
Flufs  Hochwasser  hat  oder  ein  Südwestwind  weht,  ln  der 
Nacht  vom  31.  Oktober  1876  wirkten  alle  drei  Bedingungen 
in  Kombination,  und  eine  mächtige,  teils  salzigo,  teils  süfse 
Flut  wälzte  sich  über  die  Inseln,  die  es  mit  einer  zwischen 
3 und  5 m tiefen  Wassormasse  bedeckte. 

Der  Distrikt  Bnckorgungo  allein  verlor  durch  diese  Kata- 
strophe 73914  Menschen,  wie  genuuo  Ermittelungen  er- 
gaben, und  als  sich  das  Wasser  zurückzog,  da  verpostoten 
Tausende  verwesender  Menschen-  und  Tierloichen,  sowie  die 
vurmoderudo  Vegetation  die  Luft  dergestalt,  dafs  eine  Cho- 
lera-Epidemie weitere  41  537  Menschenleben  hinrafftc,  so  dafs 
sich  nach  dieser  Berechnung  der  gesamte  Verlust  an  Men- 
schenmaterial auf  115451  Seelen  beziffert.  Wir  wissen 
aber  wohl,  dafs  in  solchen  Zeiten  und  unter  solchen  Ver- 
hältnissen gar  mancher  Todosfull  nnregistriert  bleiben  mufste. 
Für  das  ganze  betreffende  Areal,  Noakholly  und  Tschitta- 
gong  eingeschlossen , wird  die  Zahl  der  Personen , welche 
bei  der  Überschwemmung  untergingen,  auf  215000  Seelen 
angegeben.  Von  seiten  der  Regierung  wurde  indessen  alleB 
nufgeboten , um  die  Spuren  dos  Uuglücks  zu  verwischen, 
und  Scharen  von  Einwanderern  wurden  aus  den  Nachbar- 
provinzen in  die  ent  völkerten  Stricho  gezogen , so  dafs  in 
5}  Jahren  die  Abnahme  der  Bevölkerung  vou  25,72  Prozent 
auf  16,5  Prozent  reduziert  wurde.  Dennoch  zeigen  die 
nachstehenden  Zahlen,  wie  schwer  noch  zur  Zeit  des  Zen- 
sus (1881)  die  Wirkungen  des  Unglücks  sich  fühlbar  machten. 
Denn  damals  betrug  die  Abnahme  in  den  Tannahs 

ühota 11.07  Prozent 

llaoptial  ....  20,3«  . 

GoUchipa  . . . 25,38  „ 

Die  Bevölkerung  der  Division  Burdwan  zeigte  1881 
gegen  1872  eine  Abnahme  von  210707  Personen  oder 
um  2,77  Prozent,  die  sich  für  die  einzelnen  Distrikte,  wie 
folgt,  bemerkbar  machte: 


Burdwan — 92  027  ss  — 6,30  Prozent 

Hankoors -j-  73  155  = -f*  7.6S  * 

Beerbhoom  . — 59  357  = — 6,95  „ 

Midnaporc  ....  — 27  377  = — 1,07  „ 

HvftH —144  617  = —12,49  , 

Howrah -f  31*516  = -f-  6,43 


Divüion  Burdwan  . . —2  10  7 07  = — 2,77  Prozent. 

Thchittugong  hatte*  nur  4939  Einwohner  mehr,  sein 
Bevölkerungszuwachs  betrug  nur  0,43  Prozent  und  Noak- 
holly wies  ein  Minus  von  19  694  Individuen  auf.  Hior  war 
die  Populationsziffer  um  2,33  Prozont  heruutergegangen. 
Auch  andre  Distrikte  Niederbongalens  (Nuddea,  Kajschahye 
u.  a.)  haben  empfindliche  Verluste  durch  epidemische  Krank- 
heiten gehabt,  auf  welche  hier  weiter  einzugehen  unmög- 
lich ist. 

Chronologische  Zusammenstellung  indischer  Hungorsnot- 
Jahre. 

Die  Kamine  Commission  gibt  im  69.  Paragraphen  ihres 
bereits  citierten  wertvollen  Berichts  die  nachfolgende  Zu- 
sammenstellung der  historisch  beglaubigten  Dürren  und  der 
durch  diese  veranlagten  Hungersnöte. 

1760  Dürr*  in  Bengalen. 

1770  Hungersnot  in  Bengalen. 

1782  Dftn*  in  Bombay  und  Marin«. 

1783  Dürre  in  Oberindien. 

1783  Hungersnot  in  Madras,  Murigel  in  Bombay. 

1784  Hungersnot  in  Oberir.dicn  vom  Kharamna»  bis  zum  Satledach. 
1791  Dürre  in  Bombay,  Haiderub&d  und  Madras. 

1792  Mangel  in  Nordnmdros;  schwere  Hungersnot  in  Haiderabad 
und  den  Süd-Muhratta-Distrikten;  sehr  schwere  Hungers- 
not in  Dekkau,  Gudscheral  uud  Marwir. 

1802  Dürre  in  Süd*  Haiderabad  und  Drkkun. 

1803  Dürre  in  der  Ceded  Province  der  Nordwestprovinxcn  und  in  Zentral- 

indicD, 

1804  Hungersnot  in  den  Nord  west  provinzen  und  Mangel  in  Zentral- 
indien  und  Uad*chputan3. 

1806  Dürre  in  den  zentralen  Distrikten  von  Madras  von  Tritschinapally 
bis  Nellore. 

1807  Hungersnot  in  den  zentralen  Distrikten  von  Madras. 

1812  Düne  in  Gudacbeftt,  Kutsch  und  Kathyawar,  sowie  in  Teilen  von 
Madras,  in  lUdscbputuna ; Mangel  in  Teilen  der  Nordweotprorin- 
zen  und  Madras 

1823  Dürre  in  Mxdnm. 

1824  Dürrn  in  Bombay. 

1824  Hungersnot  in  Madras,  hauptsächlich  im  Norden. 

1825  Maugel  in  Bombay,  vornehmlich  in  üudicherat  und  Nord- 

Dekkon. 

1832  Düne  in  den  nördlichen  Distrikten  von  Madras,  ausschlie  Glich 

Gandschatn,  irn  südlichen  Haiderabad  und  in  den  Southern  Mah- 
ratto- Distrikten. 

1833  Diinre  im  nördlichen  Teil  von  Bombay,  in  ItadxchupaUua  und  Tei- 

len des  Pandschib  und  der  Nordwestprovmr.cn. 

1833  Hungersnot  in  den  nördlichen  Distrikten  Ton  Madras,  sehr 

schwer  in  Guntur:  Mangel  in  Haiderabad  und  dm  Sou- 
thern Mahmtta-Dislrikten. 

1 834  Mangel  in  Nord  • Dckkan  und  Gudschemt,  in  lUdschpuUna, 

dem  lltoir- Distrikt  des  Pandachab  und  den  Trant- 
Dsclutmiiu-Dislhktcn  der  Nordweatprovinxen. 

1837  Dürre  in  den  Nord  w«t  prormz.cn,  den  östlichen  Stauten  von  Hadsch- 

piitana  und  dem  südöstlichen  Teil  des  Pandschab. 

1838  Dürre  in  Gud.icheral,  Katsch  und  Kuthiawar. 

1838  schwere  Hungersnot  in  Xentmi-Dnah  und  den  Tran  wisch  anma- 

Distrikten  der  Nordweit  provinzen,  sowie  in  den  Distrikten 
Dehli  und  Jltour. 

1839  Mangel  in  Gndschcrat,  Katsch  und  Kuthiawar. 

1844  tplrlicher  Hegenfall  in  Dekkan. 

1845  Mongel  im  Dekkun. 

1853  Dürre  in  den  Cfdtd  DiftricU  von  Madrua,  in  Süd -Haiderabad, 
SchoUpur  und  Kaladschi. 


Digilized  by  Google 


Geographischer  Monatsbericht. 


373 


1864  Hung*T*not  io  BolUry,  Mangel  io  den  angrenxenden  Teilen 
▼on  Madras,  Haidertbod  und  Bombay. 

18*10  Dürre  in  einem  Teil  der  Kordwt*tpmrinxen  und  im  Pandscbab  und 
den  bcnarhbarten  Staaten  von  Kadiehputana. 

1861  Hungersnot  iiu  Upper  Doab  der  Nordwertprovinzen,  in  Dehli, 
Hua&r,  den  anatofaenden  Teilen  von  Badschputana : Mangel 
in  Katsch. 

1805  Dürre  im  nördlichen  Madras,  im  südlichen  Huidcrabad  and  dem 
nördlichen  Mmltsur,  in  den  Southern  Mahretta*  Distrikten  und 
gnnr  Westbengalcn. 

1806  Hungersnot  in  Bellary,  Oandscham,  besonders  schwor  in 
Orissa  und  Behar;  Mangel  in  allen  anatof&enden  Teilen 
von  Madras,  Maitsur.  Uaiderabad  und  Bombay,  sowie  im 
zentralen  und  westlichen  Bengalen. 

1868  Dürre  in  Hadscbputana,  den  Trana-Dschamna-DUtrikten  der  Nord- 
westprovinzen, den  nördlichen  und  südöstlichen  Distrikten  der 
Zentralprorinxen  und  im  Pandscbab  von  der  IHcbamna  bis  zura 
Indus. 


1869  schwere  Hungersnot  im  westlichen  Kadachpotana  und  den 
Trans-Dwhamna-Dwtrikten  von  Allahabad  and  Dehli  und 
HUsar;  Maugel  in  den  anatofeenden  Teilen  der  Kord- 
weelprovinxen  und  dos  Pandscbab,  vou  Gudschcrat,  Katsch 
und  Nord-Dekkan,  sowie  in  den  nördlichen  und  südöst- 
lichen Distrikten  der  Zentralprovinico. 

1873  Dürre  in  Nord-Beliar  und  einem  Teil  der  Nordwcstprorinxen  und 
Audb. 

1874  Hungersnot  io  Behar  : Mangel  in  den  anstofsenden  Grenx- 
landaebaften  Jct  Nordwestprovbxen  und  Andh. 

1876  Dürre  in  ganz  Madras,  im  Dekkan,  Maixsur  und  dem  südlichen 

Teil  von  Haiderubad. 

1877  Dürre  in  den  Xcntralprorinxen , den  Nordwcstprovinzen  und  im 

Pandsrhab. 

1877  sehr  schwere  Hungersnot  in  Madras,  Maissur,  Bombay  und 

Haiderubad. 

1878  Hungersnot  in  den  Nordwestprovinxcn  und  in  Kaschmir; 

Mangel  ira  Pandscbab. 


Geographischer  Monatsbericht. 


Europa. 

Die  fünf  Uferstaaton  des  Bodensees  haben  auf  einer 
Ende  September  d.  J.  abgehaltenen  Konferenz  in  Fricdricbs- 
bafen  die  Veröffentlichung  einer  auf  gemeinsame  Kosten  aus- 
zufübreuden  hgdrographuchen  Karte  de * liodenseet  mit  Dar- 
Btolluug  der  Seotiefen  beschlossen ; gleichzeitig  sollen  Un- 
tersuchungen der  hydrographischen  und  physikalischen  Ver- 
hältnisse , sowie  der  Fauna  und  Flora  des  Sees  ausgeführt 
werdou.  Da  das  eidgenössische  Topographische  Bureau  durch 
die  in  den  lotztcu  Jahreu  vorgeuominoncn  Untorsuchungen 
der  Schweizer  Seen  eine  roiehe  Erfahrung  für  eine  solche 
wissenschaftliche  Arbeit  gewonnen  und  durch  dio  in  dem 
schweizerischen  Anteile  des  Sees  ausgeführten  Lotungen 
bereits  eine  bedeutende  Vorarbeit  fertiggestellt  hat,  so  wurde 
dieses  Bureau  ersucht,  seine  Untersuchungen  auf  den  gan- 
zen See  auszudehnen  und  die  Karte  auszuftihren.  Diesem 
Beschlüsse  hat  der  Schweizor  Bundesrat  am  23.  November 
zugestimmt , so  dafs  die  Inangriffnahme  der  Arbeit  bal- 
digst zu  erwarten  steht. 

Dio  Kaiser).  Russische  Geographische  Gesellschaft  plant 
eine  umfassende  ethnographische  und  ethnologische  Erfor- 
schung von  Itiueiech  - Polen.  Es  ist  das  ein  durchaus  zoit- 
gemäfses  Unternehmen : die  polnischen  Provinzen  wurden 
bisher  ungebührlich  vernachlässigt  und  findou  sich  sogar 
ans  dem  grofsen  „Geographisch  - statistischen  Lexikon  des 
Hessischen  Reiches“  ausgeschlossen. 

(Mitteil,  von  Prof.  D.  E.  Petri.) 

Im  Sommer  188(1  haben  die  englischon  Alpinisten  C.  D. 
Dent  und  IV.  F.  Donkin  eine  liciho  von  Gletschortouren 
in  der  Umgegend  des  Kaschtun -tau  im  Kaukanu  ausge- 
führt, dessen  Höhe  von  Ihnen  zu  5515  in  angegeben  wird, 
während  sie  nach  der  russischen  Genoralstabskarte  nur 
4809  m beträgt.  Trotz  schlechter  Witterung  gelang  ihnen 
die  Ersteigung  des  53.-14  m hohen  Tau  Tetnuld. 

Asien. 

Zur  Ergänzung  und  Verbesserung  seiner  seit  Jahren 
in  Vorbereitung  befindlichen  grofseu  Karte  von  Eleinaeien 
hat  Prof.  Dr.  11.  Kiepert  sich  selbst  wieder  nach  dem 


Lande  seiner  ersten  Aufnahmen  begehen.  Nach  längerm 
Aufenthalte  in  Konstantinopel,  wo  or  wertvolle  Materialien 
für  seine  Karte  in  den  verschiedenen  Ministerien  aufzutrei- 
ben wufste,  brach  er  von  Artaki  und  Pauderma  an  der 
Südküste  des  Mannara  - Moeres  nach  Pergamon  (Bcrgama) 
auf,  welches  er  über  Gönen  und  Balikesri  erreichte.  In 
Begleitung  des  Rittmeisters  v.  Diett , welcher  im  Laufe  des 
Sommers  eine  topographische  Aufnahme  des  Gebiotes  vou 
Pergamon  beendet  hat,  setzte  er  alBdann  seine  Reise  im 
Thale  des  Hormos  fort  und  überstieg  von  ITschak  (Trajano- 
polis)  aus  auf  steilen  Saumpfaden  den  Murad-Dag  (Didy- 
mos) , welcher  sich  als  eine  Wetterscheide  heruusstellte. 
Nördlich  dieses  Gebirges  herrschte  mittags  glühende  Hitze, 
während  es  nachts  empfindlich  kalt  wurdo ; das  Gebirge 
selbst  war  am  Nordnbhango  mit  Schnee  bedeckt.  Von 
Kutahia,  einem  wichtigen  Kronzungspunkt  kleinasiatischer 
Handelsstrafsen,  setzte  Prof.  Kieport  seine  Reise  nach  Sku- 
turi  fort  und  traf  Mitte  Novembor  wieder  in  Berlin  ein. 

Afrika. 

Nach  den  neuesten  an  Dr.  Roh.  W.  Felkiu  in  Edin- 
burgh gerichteten  Nachrichten,  welche  vom  3.  Juli  datieren 
und  in  der  kurzen  Zeit  von  4-*-  Monaten  Uber  Sansibar 
nach  Europa  gelangten,  hielt  Dr.  Emin-Iict  noch  standhaft 
in  Wadelai  aus.  Die  Überzeugung,  dafs  die  englische  Re- 
gierung, nachdem  sio  schon  seit  Jahren  die  Ordnung  der 
ägyptischen  Angelegenheiten  in  Angriff  genommen  hat,  auch 
die  Verpflichtung  habe,  für  die  Rottung  dieses  höchst  ver- 
dienstvollen Beamten  und  Forschers  einzutreten,  bricht  sich 
in  England  erfreulicherweise  immer  mehr  Bahn.  Au  der 
Spitze  der  immer  weiter  um  sich  greifenden  Bewegung  zu 
seinen  Gunsten  steht  dio  Schottische  Geogr.  Gesellschaft, 
welcho  auf  Veranlassung  des  frühem  Missiousarzteg  in 
Uganda,  Roh.  W.  Folkin,  die  Entsendung  cinor  Hilfsexpe- 
dition  von  Sansibar  aus  bei  der  Regierung  befürwortet 
hat  ; Unterstützung  fand  dieser  Vorschlag  durch  die  be- 
deutendsten Afrika-Forscher  der  Gegenwart,  H.  M.  Stanley 
und  Jos.  Thomson,  durch  den  Zoologen  P.  L.  Sclater, 
durch  die  Autisklaverei-Gesellschaft  u.  a.  Über  die  Mittel 


Geographischer  Monatsbericht. 


374 

und  Wege,  welche  zum  Entsätze  Emins  in  Vorschlag  ge- 
bracht worden  sind,  wird  das  nächste  Heft  ausführlicher 
berichten.  Der  Hoffnung  aber  dürfen  wir  Ausdruck  geben, 
dafs  eiu  definitiver  Entschlufs  baldigst,  zur  Ausführung  ge- 
bracht  werde,  auf  dufs  die  verhängnisvollen  Worte  rZu 
spät“,  durch  wolche  der  Eutsatz  Gonions  in  Khartum  eineu 
so  traurigen  Abschluss  fand,  nicht  auch  das  Wirken  unsres 
getreuen  Mitarbeiters  besiegeln. 

Nordafrika.  — Einen  güustigou  Eindruck  von  dum 
segensreichen  EinfluCs  der  französischen  Militärherrschaft 
über  Tunis  hat  in  ähnlicher  Weise  wie  der  englische  Ge- 
neralkonsul Playfair  (s.  Mitteil.  1886,  S.  252)  Prof.  Dr. 
Theah.  Fischer  gowonnon,  als  er  Ende  März  1886  vou  Te- 
bessa  aus  das  südliche  Tunte  bis  nach  Gahes  durchkreuzte; 
diese  Anerkennung  äuTsert  er  in  seinon  für  den  Geographen 
höchst  heachtnngswerten  .Reiseskizzen  aus  Tunis“  (Köl- 
nische Zeitung  1886,  Nr.  300 — 304),  obwohl  er  sich  in 
Algerien  wiederum  überzeugt  batte,  dafs  die  Franzosen  wenig 
bofäbigt  sind,  fremdes  Volkstum  zu  verstohen  und  auf  das- 
selbe einzuwirkeu.  Vou  Interesse  sind  die  Vergloicho  über 
den  Zustand  des  Ltiudes  in  der  römischen  Zeit  und  in  der 
Gegenwart.  Prof.  Fischer  glaubt  nicht,  den  Rückgang  des 
Landes  aut'  einschneidende  Änderung  der  klimatischen  Ver- 
hältnisse zurückführen  zn  müssen,  die  Abnahme  des  Wasser- 
reichtums kann  sehr  wohl  auf  Verwüstung  dor  Wälder,  fort- 
geschrittene natürliche  Entwässerung  von  Sümpfen  und 
Seen  zuriiekgeführt  worden.  Die  Abnahme  des  anbaufähigen 
Rodens  der  Oasen,  das  Eingehen  von  Brunnen,  das  Vor- 
dringen des  Wüstensandes  erklärt  der  Verfasser  in  einleuch- 
tender Weise  teils  durch  Verwüstung  durch  Herden,  teils 
dnrcli  Vernachlässigung  dor  Brunnen,  welche  dadurch  nach 
und  nach  verarmten. 

Mit  Ausgabe  der  letzten  Blätter:  Nr.  16'’1’,  16  u.  19: 


Nefta,  Kebilli,  Redjom — Matouc,  17:  Gabes,  18:  Zarzis, 
20:  Douirut,  21:  Wed  Fessi  ist  die  provisorischo  Ausgabe 
dev  Carle  de  la  Tunisie  iu  1 : 200  000  zum  Abscblufs  ge- 
kommen, und  ein  Work  damit  vollendet  worden,  durch  wel- 
ches das  unter  Leitung  vou  Cel.  Perrior  stehende  Geogra- 
phische Büreau  des  französischen  Gonoralstabes  sich  eiu 
hervorragendes  Verdienst  um  die  Kartographie  vou  Afrika 
erworben  hat..  Kaum  5 Jabro  siud  seit  der  französischen 
Besitznahme  des  Landes  verflossen,  und  bereits  liegt  die 
auf  wirklichen  Vermessungen  beruhende  Karte  vor.  Bei 
diesor  Schnelligkeit  in  Aufnahme  und  Herstellung  darf  man 
dioses  Werk  allerdings  nicht  nach  demselben  Mafsstab 
bourteilen , wie  Generalstabskarten  europäischer  Staaten  ; 
es  ist  zweifellos,  dafs  in  der  Aufnalnno , Nomenklatur  &c. 
leicht  erklärliche  Irrtümer  sich  einschlichen.  Die  zinko- 
graphischu  Herstellung  ist  namentlich  auf  den  zuerst  aus- 
gegebenou  Blättern  unschön  und  teilweise  mifslungen,  immer- 
hin aber  bleibt  dio  Karte  ciuo  ganz  bedeutende  Leistung 
und  bezeichnet  oinen  grofsuu  Fortschritt  in  dor  Kenntnis 
des  Landes. 

Sonegambien  und  Guinea.  — Dor  französische 
Reisende  Viard  hat  seino  projektierte  Expedition  nach  dem 
Liba-See  (s.  Mitteil.  1886,  8.  9 t)  aufgegeben,  uud  von 
Kayes  um  Senegal  aus  eino  Reise  nach  TimbuJUu  angotreten 
(L’Exploration,  18.  Novbr.  1886).  Geographisch  weit  wich- 
tigere Resultate  verspricht  die  Unternehmung  des  deutschen 
Forschers  Gottl.  Ad.  Krause,  welcher  demselben  Ziele,  Tim- 
huktu , entgegen  ain  7.  Juli  von  Salaga  in  der  Nähe  des 
obern  Volta  aufgebrochen  ist.  Leider  stehen  ihm  nur  sehr 
beschränkte  Mittel  zur  Verfügung,  so  dafs  eino  Durchkreu- 
zung der  nie  betretenen,  nur  durch  Barths  Erkundigungen 
bekannten  Landschaften  der  Mandingo  auf  Schwierigkeiten 
stofseu  dürfte.  H.  Wickmunn. 


Literaturverzeichnis. 


Amerika. 

Bastian.  .V.:  Dio  Kulturländer  4«t  alten  Amerika.  3.  Bd.  1.  Abt.  8*.  220  88. 

Berlin,  Weidmann,  185«.  M.  2. 

Ouro , D.  C.  F. : Observaclone*  acerea  de  lo«  cartas  dr  Arocrtgo  Veapneci. 

flSoll.  8oc.  Gcogr.  Madrid  1884,  XX,  Nr.  4 u.  6,  p.  t*0.) 

HupubS,  L. : II  «inarto  viaggio  dl  Atncrlgo  Wspucel.  (Bol).  Soc.  Oeogr.  Ital. 

8S34,  XI,  Nr.  2,  p.  632.} Sul  noxnc  .America“.  8°,  48  pp.  Torino. 

»fcc-  L 1,60. 

Alaska. 

Allen  t H.  T. : Coppr-r  River,  glaclal  actlon.  (Science  1886,  VIII.  Kr.  184, 

p.  146.1 Die  Atnatauas  des  Kupferrtusto*.  (Deutsche  Oeogr.  Blatter 

188«,  IX,  Nr.  8,  8.  210.) 

Clliott , II.  W. : An  Arcllc  Prorlncc:  Alaska  and  the  Seal  Islands.  S’\  mit 
Karten.  London,  Low,  1884.  10  sh. 

Jackson,  8L : Report  on  cducaUon  In  Alaska.  8*,  mit  Karten.  Washington. 


8v«dmark,  E. : Om  de  rulkanlska  utbrottbn  vld  Alaska  18SS.  (Ymer  1888, 
Nf.  3,  p.  123.) 


Kart e : 

Alaska.  Mouillage*  k l'BH  de  P . (Nr,  4132.)  fr.  2.  Pari*,  Challaro«! 

(Serv.  hvdrogT.},  1884. 


Britische  Besitzungen. 

Adam,  C.  M.:  The  Canadlau  Northwest,  iu  hUiory  and  ft«  troublcs.  8', 180  pp. 
Toronto.  1880. 

Chaume,  1L  do  I«:  Tbrro  Neure  ct  le«  Torr* • Nenvieuues.  UJP.  Paria,  K. 

Pion,  Nonrrlt  & Co.,  1884.  fr.  3|a<>. 

Cumbfirland,  II.:  Northern  lakes  of  Canad«:  Tbe  Niagara  River  and  Toronto, 
lakes  Hirne©»:  aud  Concfaichlng  &c.  16*  198  pp.  Toronto,  lto«.  4 ah. 
Insersoll,  K. : Monntalueeriug  in  UrltUh  Columbia.  (Bull.  Axucrk*.  Geogr.  8©e. 
lt*4.  Nr.  1,  p.  i.) 


orne,  Marqui* : Canadian  Ufa  and  scenerv.  $*.  London,  Re).  Tr.  8.,  1SS4.  0 d. 
Panton , J.  II.:  Notcj  on  the  gcology  of  romo  Island*  ln  Lako  Winnipeg. 

(Tntusaet.  HUtor.  nud  Sclentlf.  Soc.  Manitoba  1884,  Nr.  20.) 

P«Ck,  li.  J. : Acrott*  Labrador.  Note«  of  journey  fron»  LHtle  Wbale  Rlrer  to 
l'ngava  Bay.  {Churcb.  MUaton.  IntclL  ISS«.  XI,  p.  610—613.) 

Smith,  W.  II.:  Cauada:  pa*t,  prvxent  and  futurc.  Mit  Karten.  2 VoLs.  To- 
ronto, 1884. 

Tannor,  II.:  Tim  Canadian  North*We«t.  8*.  48  pp.,  mit  Karte,  London,  IIcu- 
nlng.  1880. 

Tralll,  C.  P. : Studie«  of  plant  llfe  in  Canada.  b#,  28s  pp.  Ottawa  1886. 
Wlnnlpefl  Country;  Ronghing  1t  wich  an  Bcllpte  Party.  8A.  BomIou,  Cnppler, 
Upbatu  & Co.,  1864. 

Kurten  : 

British  Columbia:  Burrard  Inlct.  (Nr.  022.)  1:21300.  London,  Hydrotfr. 

Off  . IBM.  a atu 

Canadian  Pacific  Rallway  «ystem.  1 : 6 100  COO.  London,  Stanford,  1888. 

How  Foundland,  Southroast:  Lamalln  hurbour  and  road.  (Nr.  1702.)  1 :18  600. 

London,  llydrogr.  Off.,  188C.  2 sh. 

Torre  Mouvo.  Cito  B:  Le  Grand  Coup  de  lfache  (Round  Harbor.  (Nr.  4W2.) 

Balc  des  Pins  (Mlngn'  Blgbtl  (Nr.  4040.)  — — Grand  et  petlt  bra» 

de  la  Source.  (Nr.  4142.)  Paris,  Challamol  (Sorv.  hydrogr.,  1883  u.  1886. 


Vereinigt«  Staaten. 

Bandoller,  A.  F.  : llriofo  am  Keumcxlko.  (Ausland  1H8«.  Kr.  4»  IT.) L» 

drKouvorlo  du  Koorcau-Uexlqne  paf  1.  moino  francliraln  frir«  Marco«, 
de  Klee,  en  IS».  69,  «8  pp.  ParU,  Leroux.  188«. 

Bookor,  F. : Ko!..«  on  Um  StraUxrapbv  of  California.  (Bull.  Geolog.  Surv 
Kr.  1».)  WiMhington,  18S6.  n ernta. 

Ebbutt,  p.  G. : Lmlgrant  llfe  In  Kanras.  S* . i,d  pp.  London,  Sonnen. clicin, 


Digitized  by  Google 


Litteraturverzeichnis. 


375 


Eeils  , M. : Ten  yenr«  of  inHsionary  work  among  the  Indian«  a t Skokoinish, 
Washington  territory,  1874-1984.  12°,  271  pp.  Boston,  188«.  6 sh.  6, 

Etat*  Unit.  Instruction*  »aulSquos  nur  la  cAtc  K.  8°.  Paris,  Challnmel,  1886, 

fr.  7. 

Harioy,  T. : Noten  of  n tour  to  and  through  the  State  of  GcorgLa  iu  the.  Win- 
ter of  18«6— 13",  198  pp.  London,  Low,  1886.  «h.  6. 

Hoyor.  F. : KcUeerinOeruagei»  am.  den  Vereinigten  Staaten  In  Nordamerika. 
(Zuchr.  Katar*.  Halle  188«.  Nr.  3,  8.  73.) 

HlllCbrand  , W.  F.:  Contributlon*  to  the  Mincralogy  of  the  Rocky  Mountains. 
(Bull.  U.  8.  Gcol.  $urv.  Nr.  10.)  8«.  114  pp.,  mit  Tnf.  Washington,  1886. 

10  centa. 

Hinman,  R.:  The  sonre*  of  the  Mississippi.  (Science  1886,  VIII,  Nr.  184,  p.  141.) 

Loclorcq,  J.:  La  Terr«  den  aomillea,  promennde  an  paro  national  dcl'Amc- 
rl«|tu*  du  Nord.  18’,  384  pp.,  mit  2 Karten.  Paris,  liachcltc  & Co.,  1880. 

fr.  4. 

■acomb,  M.  M. : Tat»]»*«  of  geograpblc.  positlons.  azlmuthi  and  distance*,  toge- 
ther  will)  IIkU  or  baromctrlc  attltudes.  magno  llc  deelination*  and  Itliiera- 
ries  of  ftitporUnl  rontca.  Fol.,  261  pp.  Washington,  Buglnccr  Depart- 
ment, IbS«. 

Orion,  B. : Petroleum  and  natural  ga«  as  found  In  Ohio.  (Science  1880,  VII, 
Nr.  177,  p.  6Ö0.  mH  Kart«.) 

Penoesi,  O.:  Constautiuo  Dcltrami  alla  ricorca  dolle  sorgend  del  MUslMlppl. 
(Holl.  Hoc.  Geogr.  Hai.  188«,  XI,  Nr.  «,  p.  444,  mit  Karten.) 

SprinQ,  A. : Die  Yuma  • Indianer  in  Slidkaliforolen,  (Globus  1880,  L,  Nr.  17, 
b.  1«L) 

Syket,  R. : Dakota.  (Journ.  Manchester  Geogr.  Soc.  1886,  II,  Nr.  1,  p.  79, 
mit  Karto.) 

Tiliandier,  A.  : Voyag«  d'oxploration  daos  l’Utab  et  l'Arixona;  Kanab  et  lo 
plateau  de  Kalbab.  (Tour  du  Monde  1886,  LI,  Nr.  132«,  p.  363,  mit  Karto.) 

Van  Dyko.  Th.  8.:  Southern  California:  ita  valleya,  hilla  and  atneam»  8tc.  8«. 
New  York*  18««.  7 «*»•  «• 

William»,  A. : Mineral  roeourc«*  of  the  IL  S.,  1883-1834.  8*.  1016  pp.  Wash- 
ington, 1886. 

Wiiton,  K.  F. : Mlulonary  Work  ainong  tbc  OJlbway  Indiana.  9\  London,  1886. 

Karten : 

North  America,  W coast:  Mangrove  bluff  to  capc  Corricntei.  1:406  000. 
(Nr.  616.)  London,  üydrofr.  Off.,  1886.  3 all. 

United  States.  Atlantic  Coaat.  l:t»7:>000.  Ilnlifax  to  New  York.  (Nr.  911.) 

dol.  1. Cape  Canaveral  to  Havana  wltb  Straits  uf  Florida  and  Ba- 

bama  Pauk».  (Nr.  944.)  dol.  0,<o.  Washington,  188«. 

Service  hydrogr.  Texas.  Pasiea  Aransna  ct  Cavallo.  (Nr.  4121.)  Pari«, 
Cballamcl,  188«.  fr>  Ot™- 


1 Miltelmncrika. 

Ammen,  1). : The  ccrtalnty  of  the  Nicaragua  Canal  controstcd  wltli  the  unter* 
taintle«  Of  the  Ka»U  sUlp-rallway.  8«,  33  pp.  Washington,  1886. 
Andrlosson,  W.  F.t  Hel  Pauama-Kanaal.  (Nl«uw*  van  hot  Dag  7.-9.  Scpt.  188«.) 
Bovailiui,  C. : Kn  scgling  l Las  Perlaa-ArklpeUgen.  (Yraer  lb»6,  Nr.  1,  j».  6—19, 
mit  Karte.) 

Caatetl,  E. : Mexlquo  ct  Californle,  Souvenir*  et  dcscriptionB.  18«,  333  pp. 

Paris,  Cballamcl,  1886.  . fr.  3. 

Chambors,  W.  J.:  Note*  on  the  Nicaragua  Ship  Canal.  (Procccd.  U.  S.  Naval 
Inuit.  1886.  p-  107.  mit  Karte.) 

Charnay,  D.:  Lev  Toltnque«  au  Tabaaco  «t  dana  lo  Yucatan.  6° * 86  pp. 
Paru,  Leroux,  1886. 

Cermoiso,  »L:  Deos  ans  h Panama.  Notes  et  rtfclU  d‘un  Ingenieur  au  Canal. 
Pari»,  Marpon,  183«. 

Fornandei,  L. : Collection  de  documcntos  para  la  historla  d»;  Costa  Klca. 
lJocumento*  espectale«  »obre  lo«  lltnite*  «atro  Coata  Rica  y Columbia, 
T.  IV.  8*.  009  pp.  Paris,  Dupont,  1886. 

Hamy,  Dr. : Eaaal  d’lntcrpr^tatlou  «Tun  den  mouumenU  de  Copaa , Honduras. 

(U.  H.  boc.  geogr.  Paris  188«,  Nr.  14.  p.  423.) 

Lottops  , de:  Not«  sur  1«  travntix  du  «anal  de  Panama.  (C.  R.  Acad.  W. 
ParU  1«4,  ClI,  Nr-  13.) The  Pnuama  Canal.  (SvoUKb  Geogr.  Maga- 

zine, November  1880,  p.  641.) 

Maudslay,  A.  P. : Exploration  of  tb«  ruins  and  sltc  of  Copan.  (Proc««d.  Roy. 
Geogr.  Soc.  ISS«,  VIII,  Nr.  9,  p.  668.) 

Per«!  - Honrlqu«,  J. : Note*  sur  le  Mexiquo.  (Hult.  Soc.  geogr.  comtnerc.  Bor- 
deaux 1880,  IX.  Nr.  IS,  p.  366,  mit  Karte.) 

Poltkowsky,  II.:  Zontralaraerlka  und  der  Panama-Kanal.  (Revue  Colon.  Intern. 
1&*6,  lit,  Nr.  3.  p.  181,  mit  Karte.) 

Roux,  J.  C.  : L«  Canal  do  Panama  en  1880.  4*,  127  pp.  Marsolllo,  Chambre 
de  commerce,  1886. 

Sanborn,  U.  J. : A wlnter  ln  Central  America  and  Mexico.  12*,  321  pp.  Boston, 
1%««.  7 ih* 6* 
Sanchi! , E. : Una  visita  h la«  obraa  del  Canal  de  Panama.  4*,  299  pp.,  mit 
Karte.  Madrid,  hnpr.  Maroto,  1886. 

Simonin,  L. : Los  pays  du  Pacltique  et  le  canal  de  Panama.  8\  ParLs,  Gnli- 
laamin,  18**. 

Toni,  C.  G. : Gll  Indlanl  del  Mewico.  (L’Esploratoro  1836,  X,  Nr.  4,  p.  97.) 


Karten : 

Byrno,  A.  T.  : Mapa  da  la  Rcpiiblica  de  Honduras.  1 : 1 00)000.  New  York, 
Coiton,  188«. 

Central  America  West  Coaat : Golf  of  Fon»ora.  (Nr.  973.) San  Lorcaio 

Bay  . Golf  of  Ponaeca.  (Nr.  974.) Washington  . Hydrogr.  Off.,  188«. 


Corinto  harbonr  (port  Realejo.  (Nr.  1927.)  I:  18  700.  London,  Hydrogr. 

Off.,  188«.  1 ab. 

Service  hydrogr.  Gote#  du  Mcxique  de  Pcntacalco  k Maldonado.  (Kr.  4112.) 

Paris,  Challamel,  1896.  fr.  1. 

Yucatan,  NE  Coa»t  wltb  Yucatan  Channel  and  Camp  ec  he  Bank.  1 :976  000 
(Nr.  946.)  Washington,  llydr.  Off.,  1886.  dol.  0,«e 

Westindien. 

Jtnvler,  I..  J.  : I/«4  Constitution«  «'Haiti  (1801—1880.)  8*,  033  pp.,  mit  Karte. 
Pari«,  Marpon  & Flammarlou.  1686. 

V.  Lehnert,  J.:  Westindische  Nachrichten.  (Geogr.  RumWhnu  1886— 1887,  IX, 
1.  Heft,  8.  13.) 

Hoxley , J.  H.  8.:  An  acconnt  of  a West  Indian  Sanatorium  and  a Guide  to 
Barbados.  8”,  316  pp.  London,  Low,  188«.  3 sh.  6. 

Perlt  Menchota,  P. : Do  Madrid  ä Panama:  Vigo,  Tut,  Teuerif**,  Puerto-Rico, 
Cuba,  Colüu  y Panama.  8°,  39<i  pp.  Madrid,  San  Marlin,  186«.  pc*.  3. 
Rosny,  L.  de:  Los  Antillen.  Etüde  d'ethnofr.  et  d'arcfceolof.  atn<*ricaln«s. 
4#.  162  pp.  (Memoire*  de  la  Soc.  iVetbuogr.  II,  Nr.  1.)  Pari»,  Leroux, 
188«.  fr.  10. 

Karlen : 

Cuba.  Cape  San  Antonio  to  7€4  W.  L. , with  adjaccnt  pari  of  Great  Babaroa 
Bank.  I : 975000.  (Nr.  947.)  Washington.  1886.  dol.  0,6«. 

Santo  Domingo,  wltli  Mona  Package  1:976  000.  (Nr.  048.)  Washington.  1636. 

do).  0,60. 

Service  hydrogr.  La  llavauc.  {Nr.  4117.)  fr.  1.  Paris,  Cballamcl,  l&e«. 

Virgin  Passage,  wltb  Sl.  Tbomaa  and  adjaccnt  Islands.  1:73  000.  (Nr.  966.) 

Washington,  1886.  dol.  0,60. 

Weit  Indios:  Antigua.  (Nr.  918.)  1:46  000.  2«h. «.  — Llttle  Bahnma  bank, 
Whalc  Cay  ehanncl  and  Gr»>«n  Turtle  Cay  anchoragr.  (Nr.  5I»8)  1:37  600. 
London.  Hydrogr.  Off.  188G.  1 sh. 


Südamerika,  Westküste. 

Aibornoz , M.  M. : Breves  apuntes  «obrt*  las  rcglonc*  amaiunicas.  ffl,  Lima, 
1686. 

Foulllorot,  II. : Le  Detroit  de  Magcllan.  ac8m«s,  taldeaux,  rvclta  de  rArn^riquo 
australe.  8°,  239  pp.  Tour«.  Matno  et  AU,  1886. 

Qayrgud , E.,4  !>.  Domeo : I*a  capitale  de  l’Eqaatetir  au  point  de  vue  mvdico- 
cblrurglal.  8'1,  tJ»  ]ip.  Pari*,  Coccoz,  188«. 

Qigante,  A. : Conferanta  «ulla  Araucaula-Patagoniit  c i BUOl  Reall.  8'1,  20  pp. 
Roma,  Stab.  tl|>.  Itallano,  1845«. 

Meitner,  A. : DK-  Bogota  nur.  (Globus  1886,  L,  Nr.  6 ff.) 

Jaouct,  G. : Ein  nltmdiicher  Kolturftaat  und  ein  nntcrgegangeun  Volk.  (Au« 
allen  Weltteilen  1896,  XVIII,  Nr.  2.  8.  ti.) 

Philipp!,  F. : Informe  «obre  la  eunedlelön  a la  provincla  de  Tarapaca,  1«84— 85. 
(LMarlO  offkJal  de  la  Republlca  de  Chile  4.  Dercmher  1886.) 

Poiakowlky,  II.:  Dir  Kolonisation  von  Araukanicn.  (Deutsche  Kolonialzeitung 
188«.  UI,  Nr.  12  ff.) 

Sacc,  F. : Lettre«  Mir  la  Bollvie.  (Bull.  8oc.  Ncuchatclolse  de  geogr.  18  8«,  II, 
Nr.  1,  p.  16  ) 

Segre*  8tatl  I nlti  dl  Colombla.  Geogr.  et  «tatUt.  (Roll.  Consol.  Rom.  Febr. 
1886,  XXII.) 

Sioverf,  W. : Relfl«  In  der  Sierra  Nevada  »le  Santa  Mnrta.  (Verb.  Geecllsch. 
f.  Erdkunde,  Berlin  1880,  XIII,  Nr.  4,  5 n.  8.) 

South  American  Pilot.  Part  li : ComprWof  Magellan  Strait,  to  Panama  Bay, 
Including  th«  Oalkpagoa  Islands.  8°.  London,  Hydrogr.  Off,  188«.  7 an.«. 

Taravaca.  Die  chilenische  Provinz von  F.  C.  (Doutacbc  Geogr.  Blät- 

ter 1 88«,  IX,  Nr.  2.  -S.  16t.) 

Karten : 

Chili,  lies  Saint-Fellx  ot  ßnint-Ambroise.  (Nr.  4133.)  Paris,  Challamcl.  1686. 

Colombla,  Carlogena  Harbor.  1 :36600.  (Nr.  978.)  Washington,  Hydrogr.  Off., 
mc  dol.  0,ao. 

Pacific  Ocean  : Galapagos  Islands.  (Nr.  1376.)  1:730000.  London,  Hydrogr. 

Off.,  1886-  lsh.6. 

Porti  Ancon  Bay.  1:36600.  (Nr.  974.)  dol.  O.ta. Pb«0  Bay.  1 : 73  000 

;Nr.  979  ) dol.  0.JS.  Washington.  188« Ile*  de  Lobos  Alber*.  (Nr.  4116.) 

fr.  i. — Baln  de  Salinai  (Pdrou).  (Nr.  4137.)  fr.  0,7*.  Paris,  Challa* 

mct.  188«. 

South  Amorica , W coast:  rians  of  auchoragcs  in  the  weitem  channcls  bet- 
° wren  galf  of  Trinidad  and  gulf  of  Penas.  (Nr.  12».)  London,  Hydrogr. 
Off,  18««.  lab.  6. 

U Plata-Stauten,  Patagonien,  Fcuerlan«!. 

Clemens,  K.  J.  M.:  La  Plat*  conntrlea  of  South  America.  12°,  611  pp.  J'blla- 
dftlphla.  1896.  <40*6* 

tfo  Ella:  Itlnerari«»  de  la  ospedldon  rolnera  n la  Cordlllcra  de  lo*  Ando*. 
(Atmal.  Soc.  clentlf.  argen  ti  na  1886,  XX.)  8*. 

Fontana,  L J. : The  Patugonian  Ande«.  (Scott  Geogr.  J1' 

4j,7.) Expedition  in  the  Inferior  of  CbubuL  (South  American  MU- 

Hionary.  Magazine  Aug.  lb$«,  p.  182.) 

Qancodo , A.:  Memoria  descriptiva  da  la  Provincla  de  Santiago  del  K«tero. 
(<•,  8h?  pp„  mit  Karten.  Buenu«  Aires,  Stiller  & Lao»,  .tj86. 

Buillen,  J F. : A träte*  del  Gran  CTiaco.  Uclaclon  de  vlajo  de  la  expediclon 
mllltar  Bollviana  en  1K3».  8*  Buenos  Air«»,  IfS«. 

HarlOt,  P.:  Rapport  sur  unn  mlsslon  icientlf.  entreprKo  dans  1c*  r^gions  moffl- 
lauiques,  1883.  (Arcb.  misslons  sclentlf.  1886.  XII,  p.  413.) 


376 


Literaturverzeichnis. 


Huergo  , L.  A.:  Examen  d**  la  propur*! % y projecto  del  pnerto  del  Br.  D. 

Eit  Madero.  9°,  168  -f  196  pp.,  mit  9 Karten.  Buenos  AlrM,  Bledtna,  1686. 
HytdOt : I.a  chuir  et  la  peche  chez  Io*  Furzten»  d©  1’ Archipel  du  Cap  Hora. 
8*,  40  pp.  Pari».  Leroux,  1880. 

Lama»  , P.  8.:  L'Industric  de  l'eldvage  au  Rio  de  la  Plata , »on  paa*i5.  ton 
present.  »on  avenlr.  8*.  $9  pp.  8ccaux,  Cbaraire,  1886. 

Lovlsato,  Dom. : Sopra  l foulll  drllc  Pampa»,  raccoltl  d.  tpedix.  antart.  Ital. 

81*,  10  pp.  Cagllori,  Avenlr©  dl  Sardegua,  1880. 

Patagonien.  Koloul»atlonsfl4higk©lt  der  Rio  Llmay-  und  Rio  KeuqueD-Tliäier 
i Export  1886,  VIII.  Kr»*4,  8.  325.) 

Peyrot,  A.:  Carta*  ««obre  Mlalonet.  8°,  284  pp.  Buenos  Aires,  1881. 

Seslstraap  , A. : Da»  Quellgebiet  de»  Rio  Cbubut.  (Deutsch©  Geogr.  Blätter 
1886,  IX,  Nr.  2,  S.  16«.) 

Thouar,  A. : Exploration  du  Pilcomayo.  (C.  R.  Soc.  göogr.  Pari»  1886,  Kr.  14, 


Bayer,  C. : Mapu  de  la  Repübllca  del  Paraguay.  1:1000  000.  Buenos  Aires, 
E.  Noll*,  1886.  18  »b. 

Service  hydrographlque.  Archipel  du  Cap  Ilora.  Ile«  d’flermlte  , Wollarten 
et  PrrMQu'iie  Hardy.  (Nr.  4061)  — — Poru  et  moulllag*«  de  l’arcbipel. 
(Nr.  4049.)  — — (Jute  8ud  de  la  Torr«  de  Foo.  Archipel  du  Cap  Horn 
rt  Canal  du  Beatle.  {Kr.  4115.)  fr.  2.  — — Klo  de  la  Plata.  (Kr.  4196.) 
fr.  2.  — Bale  de  Montevideo  (Nr.  4061.)  — — Rio  de  la  Plata.  Eoseaada 
de  Baragan.  'Kr.  4114.)  fr.  1.  Pari«,  Cballatnel,  1886  u.  1886.! 


Brasilien,  Gulana,  Venezuela. 

Baguet,  M.  A. : Court  aper-Cu  de  ):«  decouvert©  da  Brdsll.  (Bull.  Soc.  R.  googr. 
d'Auvcr»  18S6,  X.  p.  *41.) 

Bock,  C.  F.  : I/e«  Kut«-T'nl»  de  Vdncxacla,  Situation  pullt.,  ludtiair.,  commore. 
et  fl  n auch'»  re-  8*,  19  pp.  Pari«,  Ueurcux.  1888. 

Bitter,  K. : Rcla  »berichte  uas  SUdbraslllon.  8*.  DGaieldorf,  1*86. 

Brown,  C.  B.,  Sc  J.  I>.  W.  Troll:  Kelatorio  »obre  o rlo  Jutaby.  [(Revista  8oc. 
de  geogr.  Rio  de  Janeiro  1880.  11.  Kr.  2,  p.  81.) 

Colago,  E. : Tho  Oolony  of  Surinam.  (Journ.  Acricult.  Hoc.  Brlt.  Gulana  1586. 
IV.  Kr.  * ; V.  Nr.  L) 

Coudrcau,  H.  A. : I/Amaxunie.  (Bull.  Soc.  geogr.  coramnrc.  dn  Pari*»  1886, 
VIII.  P.  129  I — — Voyage  au  Rio  Br;tnco.  aux  montagnos  de  la  luno.  au 
Haut  Trouabetta.  4*,  18t  pp.  Rouen,  Cagniard,  1888. 

Dent , II.  C.:  A year  In  Brasil.  will»  note»  on  tho  abolltloii  of  »lavery.  ffl, 
444  pp.,  mit  2 Karten.  London,  Paul,  1886.  »b.  18. 

Derby,  O.  A.:  Physikalisch©  Ooograpble  ond  Geologin  Brasilien».  (Mitteil. 
OeogT.  Gcaeltich.  Jona  1886.  8.  I,  mit  Karten.) 

Dutry,  A.:  I><4  Etat*  • Uni»  de  Venezuela  au  polot  de  vue  de  leurs  rapport« 
comtacrc.  avec  la  B«dgi«(ue.  8*,  22  pp.  Gnnt,  Kiffer.  1886.  fr.  1. 

Ernst,  A.  : Da»  Erdbeben  am  24.  Mir*  1812  an  der  Kordktlite  Südamerika«. 
lTlJd*cbr.  Aard rijk»k  Geuootich.  188«.  Artikelen  III.  Sr.  1.  p 175,  mit 
Tat)  — — Demarkation  der  venezuclanUrb  - hrat>l)Unl*rh«Mi  Oreuxliul*. 
(Zclttchr.  Qcsellsch.  f.  Erdkunde,  Berlin  1856,  XXL  Kr.  3.  8.  167.) 

Qomoi,  J.  C.:  Empire  of  Braall.  Commercial  and  ©migrational  gulde.  Waib- 
ington.  lüJi. 

Oronon,  D.  Die  Verbreitung  den  Katzengeschlecht»  In  Britisch -Gulana.  (Au» 
allen  Weltteilen  1888.  XVII,  Nr.  11  ff) 

Hus,  F. : La  Gayane  frani;al«c.  8*,  239  pp.  Pari»,  LecOne,  1886. 

Im  Thurm,  E.  F. : The  tirsi  aacent  of  Rornlma.  (Journ.  R,  ARrlcuhural  Soc. 
Brit,  Gulana  18*5,  Nr.  1.) 

Langhans , P. : Die  Rinntmtchiffahrt  in  Rio  Graudc  do  Sul.  (Geogr.  Rund- 
schau 1888,  VIII.  Nr.  »2,  8.  529,  inlt  Karte.; 

Level  116,  J. : La  Gayane  et  la  »iiicstion  penltcntialro  coloniale.  8*.  56  pp. 
Pari»,  Colin,  1886. 

Paula  Freitat,  A.  do  : Salto  VUconde  do  Rio  llranco.  (Revista  8oc.  geogr. 
Rio  de  Janeiro  1«94,  II,  Nr.  2,  p.  101.) 

Sievors,  W. : Heliebericht«  au«  Venezuela.  (MlttelL  Geogr.  G**«ell*rh.  Ham- 
bar»  1885/96,  Kr.  2.  8.  11.) 

Steinen,  K.  V.  den:  Durch  Zeotralbraatllan  Expedition  xur  Erforschung  de« 
Schlug*  im  Jahre  1881.  Gr.-8°.  XII,  372  SS.,  mit  Karten.  Lelpxig,  Brock- 
bau», 1886.  M.  24,  geh.  M.  26. 

TefTet  do:  O porto  de  Amoulna.  (Reviita  Soc.  geogr.  Rio  de  Janeiro  1888,  II, 
Nr-  2,  p.  107.) 

Wellt,  J.  W. : A Sketch  of  tho  Phytkal  G«ogr.«pby  of  Braall.  (Proceed.  U. 

Googr.  hoc  London  1896,  VIII.  Kr.  8.  p.  353.  mit  Kartei Kote«  of 

a vi»lt  tnade  to  tbe  delta  of  the  river  Tocanlln» , Brazll  (ebend.  Kr.  8, 
p.  613».  — SOiK)  mile»  tbrougb  Brar.ll.  V>,  411  4-386  pp.  mit  Karten.  Lon- 
doo.  Low,  1886.  « „h. 


Amaton  River , Mouth  and  Vlclnlty  j Maraca  Island  to  San  Joäo  Island 
1 : 18060.  (Kr.  886.)  Washington,  l»««.  dol.  0,«( 

Brazil,  K Coast  of  - Maraca  Island  to  Parnnnhiba  River,  1:97600 

ihr.  m.)  dol.  0,46.  — ~ Port  of  ltahta  E Coaat  of  Brazil.  I :5900 
(Nr.  976.)  dol.  0,«0.  ushlngton,  i8«6. 


Polargebiete. 

Boas,  Fr. : Tbe  K«kimo  of  Baffln-Land.  (Transact.  Authrop.  Soc.  Waahington 
1888,  III.  p.  95.) 

Craak,  K.  W. : Memorandum  on  tbe  advantage«  from  an  expsditioD  to  tbe 
reglon  wtthln  tbc  antarctic  circle.  (Tho  Scott.  Oeogr.  Mag.  1886,  Vol.  II, 
Nr.  I«,  p.  «I«.) 

Fort  Rae.  Observation»  of  the  International  Polar  Expedition,  1882—8*.  4*, 
326  pp.,  mit  Taf.  London,  Triibner,  1888.  21  sh. 

Gordon,  A.  R. : Report  of  the  seeond  Hudson'«  Bay  Expedition.  8 ♦,  112  pp., 

6 Tafeln.  Ottawa,  1886. 

Kjollstrtim,  C.  J.  O.:  Om  läget  af  Kap  Dan.  (Ymer  1886,  Heft  8 u.  4.) 

Lomström,  S.:  Om  p<dar|ju»*t  orh  n»>rr»konet.  8*,  172  pp.  Stockholm,  Bonnlor, 
1886.  Kr.  4. 

Löwenberg,  J. : Die  Entdeckung«-  und  Forschungsreisen  Io  den  beiden  Polar- 
zonrn.  (Da»  Wimen  der  Gegenwart.  68  Bd.)  $♦,  162  88.  Lelpxig,  Frey- 
tag.  1880.  M.  1. 

Lund,  II.  V. : De  arablake  Geoftafer*  Kjendikab  tU  Norden.  (Geegr.  TJdakr« 
1884,  VIII,  Nr.  8,  p.  67.) 

Murray,  J.:  Tbe  exploraiton  of  the  Antartlc  reglon».  (8cottl»b  Geogr.  Magaz. 
18e6,  II,  Kr.  9,  p.  627,  mit  Karte.) 

Mathorst,  A.  G. t Anteckningar  <»m  de  vlgtlgare  for»knlnc»rärderaa  genom 
nur  r*>  dolen  af  Rafüns-Bay  «amt  tili  Smith  Houud  och  trakteroa  norr  «terom. 

I.  (Ymer  1886,  Heft  1.  u*  2.  mit  Karte.) 

Perklns,  <;.  p. : Tb*»  CrnDe  nf  the  „AUlance"  io  »oareb  of  tbo  n Jeannetto“. 
(Procccfd.  U.  8.  Kaval  Institute  1886,  p.  701,  mit  Karte.) 

Rlak,  II. : o»tgr«inlaendenie  I der*«  Forhold  tll  Vditgrftnlaendcrae  og  de  övrtge 
E»kimo»tamtner.  (Googr.  'fidskrtft  1886,  VIII.  Kr.  8,  p.  1*9.) 

8nolle«,  M.,  & Volck,  B.  J.  O.:  De  Kederlandicbe  Pool-ExpedlUo  1882—83. 
4*,  164  pp.,  mit  Tafel.  Utrecht,  Bo»cb,  1896.  d.  10. 

8teenstrup,  K.  J.  v.:  On  Öiterbygden.  (Geogr.  Tldtkrtft  1896,  VIII,  Kr.  T, 
p.  123,  mit  Karten.) 

8tubenrauch.  Kapt. : Reise  8.  M.  8.  „Moltke"  nach  Island.  (Annal.  Hvdrogr. 
1896,  XIV.  Kr.  6.  8.  251,  mit  Taf.) 

Thoroddsen,  Tb.  Ofdddahraun.  8*,  mit  Karte.  Reykjavik,  1885. 

Kart* : 

,, Willem  Btrents11.  Atlas  »ameuge«trld  ult  de  metcorolog.  waarncmlngon  van 
hm  Schoouenchip  in  den  Jarcu  1878—84.  Utrecht,  Meteor.  Instlt..  1886. 

Ozeane. 

Barker,  A.  8.:  Dcon.»oa  toundlnga  by  the  V.  8.  8.  „ Enterjirtao“  In  the  At- 
lantic Ocean.  (Notice»  to  Mariner»  1886,  Kr.  1*.  p.  97.) 

BelliO,  W.»  II  mare.  16*,  140  pp.  Mailand,  HoepH,  1886.  I.  1,60. 

Brückner,  E.:  Dlo  Sclnvaukungen  de«  Wassemtande«  im  Schwarzen  Meer  ond 
Ihro  Ursachen.  (MoteoroL  Z«lt«chriR  I8B6,  Hl.  Mr.  7,  8.  297.) 

DardanellSS  and  B»«phora«:  report»  on  the  current» , mit  Karten.  London, 
llydrogr.  Off.,  1886.  2 sh. 

,,Draohe“.  Foriehungen  8.  M.  Kbt..  Kommandant  Korr.  - Kapt.  Holzhauer, 
in  der  Nordsee  1891.  1852  u.  1864.  {Anna!,  d.  Hvdrogr.  1886,  XIV.  Kr.  7, 
8.  *83.) 

Ferrel,  Wb.:  ßca-levcl  and  ocean- current».  (Science  IBM,  VII  1,1  Kr.  182, 
p.  99.) 

Fritz,  8.:  Undcribgeke  af  Vaudbevaegclsorne»  Forhold  tll  Tomp*raturforde- 
llngen  1 Atlanterhavct.  4°,  10  pp..  3 T nf.  Kopenhagen,  Gad.  1886.  Kr.  2. 

Lapparont,  A.  d<*:  Le  nlveau  de  la  mer  et  so»  Variation«.  »8*,  24  pp.  Pari». 
Gerral»,  1.S86. 

LuktCh,  J.,  A Wolf.  J.:  Temperatur  und  *>p<t/.lfli>rho»  Gewicht  da«  Seewaxter». 
4",  76  SS.,  0 Taf.  Wien,  Gerold»  Sohn,  1890. 

Monaco,  A.  dos  Sur  lc  Öulf-Sirram.  Koeb«rche«tpour  *)labllr  •*«  rapport»  avoc 
la  cdt e de  France.  8*,  41  pp.,  mit  2 Karlen.  * Pari»,  Gauthlcr-Viliar»,  188«. 

Mord-Atlantik.  TIeGoofoncbuogen  an  der  0«tkü«te  von  Nordamerika  und  Im 
Golf  von  Mexiko.  (Annal.  d.  Hydr.  1856.  XIV,  Kr.  7,  8 *18.) 

Tanner,  L-:  Doop-S6a  «oundlttg«  by  the  U.  S.  F.  C.  8t.  „Albatroaa“  In  tbe 
Atlantic  Ocean.  (Notice  to  Mariner«  1884,  Kr.  21.  p.  204.) 

Venukoff : Sur  In  llmito  »cptculnonale  de'  la  tnotmou  »ud  onest  do  Uocdan 
Indien.  (C.  R.  Acad.  Sei.,  Pan*  1886,  T.  CI,  Kr.  27.) 

Kurten  : 

Atlantic  and  Indian  *.eenn*  wltbtbe  wMternportloa  of  Paclflc  ocoan.  1:22000  000. 
(Kr.  2493.)  London.  Hvdrogr.  Off.,  1886.  ab.  4. 

Qordon,  A.  R.:  Charta  »howing  the  toean,  montldy  and  annnal  temporature» 
of  Hudson'«  Bay  rogton  arid  Eastero  Canada,  8ept.  1884  to  Octobor  1886. 
Ottawa.  1888. 

Mediterranes»  Sca.  3 111.  1:1905000.  (Kr.  281,  282,  283.)  Wa«hiiigton,  Hy- 
drogr.  Off.,  1886.  k dol.  0,oe. 

Morlh  Atlantic  Ocoan.  2 Bl.  1:4  876  000.  2 Bl.  (Nr.  966  u.  966.)  Washington, 
lly drogr.  Off..  1886.  k dol.  O.r». 

Bervice  hydrogr.  II«  Salntc  Hettno  et  bale  Jame«.  (Kr.  41*0.)  Paria,  Clialla- 
mel,  185«.  fr.  0.TT. 


I 


i 

: 

I 


(Gcscbloasen  am  29.  Kovrmbcr  1884.) 


Druck  der  Engelhard  - Reyberachon  Hofburhdruckerel  in  Gothn. 


Digitized  by  Google 


V 


f» 


I 


1 

•> 

N 

4 

V 

> 

s 

Y 

s. 


«An 


l 


l 

\ 

\ 


* 

Hs 


K«l*^  »SR 


rsru 

IHK 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


Digitized  by  Google 


GEOGRAPHISCHER 

LITTERATÜR- BERICHT 

FÜR  1880. 

UNTER  MITWIRKUNG  MEHRERER  FACHMÄNNER 


HERAUSGEGEBEN 


ALEXANDER  SUPAN. 


(BEILAGE  ZUM  32.  BAND  VON  D«-  A.  PETERMANNS  MITTEILUNGEN.) 


GOTHA:  JUSTUS  PERTHES. 
188«. 


Digitized  by  Google 


Liste  der  Mitarbeiter. 


W.  F.  Andriessen  — Wcst-Grafldyk. 
Prof.  Borghaus  — Gotha. 

Prof.  Blumentritt  — Leitmeritz. 

Dr.  Boa*  — Berlin. 
t.  Dcchy  — Budapest. 

B.  Domann  — Gotha. 

Prof.  Drude  — Dresden. 

Dr.  Gottache  — Berlin. 

Prof.  Günther  — München. 

H.  Habenicht  — Gotha. 

Dr.  Uettner  — Leipzig. 

Dr.  llult  — Helsingfora. 


Prof.  Jentzich  — Königsberg. 
Prof.  Kalkowsky  — Jona. 
Prof.  v.  Kämpen  — Gotha. 
Prof.  Kirchhoff  — Halle  a.  S. 
Dr.  Kobelt  — Schwuuheim. 
Prof.  Krümmel  — Kiel. 

Dr.  I.angkaTcl  — Hamburg. 
Dr.  Matllard  — Zürich. 

K.  Metzger  — Stuttgart. 

Prof.  Partseh  — Breslau. 

Prof.  Penek  — Wies. 

Prof.  Petri  — Bern. 


Dr.  Philippson  — München. 

Dr.  Polakowsky  — Berlin. 

Prof.  Itatscl  — Leipzig. 

Dr.  F.  Kegel  — Jena. 

Dr.  Kohrbach  — Gotha. 

Dr.  Schmidt  — Gotha. 

Hofrat  r.  Stoin  — Gotha. 

Prof.  Sleinmaun  — Freiburg  i.  Br. 
C.  Vogel  — Gotha. 

Dr.  Woyhe  — Dessau. 

H.  Wichmann  — Gotha. 

Prof.  Woeikow  — St.  Petersburg. 


Berichtigungen. 


Kr.  43.  Bei  7,  8 u.  9 ist  „Reproduktion“  au  streichen. 

„ 111.  Statt  „Lebensweisen“  lies  „Lebewesen“. 

„ 130.  Kef.  ist  aufmerksam  gemacht  worden,  dais  die  ron  Ebers 
Torgetragene  und  als  Ton  Zittel  herstsmmend  bescichnote 
Ansicht  Uber  die  geologische  Geschichte  der  Libyschen  Wüste 
ein  wörtliches  Citat  aus  Zittels  „ Uriefo  nus  der  Libyschen 
Wüste“  (München  1875,  S.  49)  ist.  Zittel  war  damals 
allerdings  noch  Anhänger  Ton  Dcsora  Thcorio,  über  er  bat 
später  sein  Urteil  Ton  Grund  aus  umgestaltet. 


Nr.  296.  Statt  „Österreicher"  lies  „Botaniker“. 

„ 425.  Hechte  Spalt«,  Z.  4 u.  5 r.  o statt  „in  einteinon  Jahren“ 
lies  „an  einzelnen  Uferstellen“. 

,,  426.  Prof.  Tlieob.  Fischer  teilt  uns  mit,  dafs  er  die  niedere  Küsten- 
temperaturen an  den  Westseiten  des  Kontinents  in  niedere 
Breiten  bereits  in  seinen  Mittolmosrstudicn  (Erg. -Hfl.  58  au 
Petermanns  Mitteil.,  S.  25)  durch  aufsteigendea  Tiefenwasser 
erklärt  habe. 

„ 475/6  Zeilo  7 statt  „12°  R.“  lies  „12'  Br“. 


Digitized  by  Google 


Inhaltsverzeichnis. 


1.  Allgomoines. 

Lehrbücher,  Allgemeine  Darstellungen,  Reisen  &c. 
Ilann,  t.  Hochstetter  umt  Pokorny,  Allgemeine  Erdkunde  . 

Günther,  Lehrbuch  der  Geophysik 

Iieclus,  ElitAe,  Xouvelio  Geographie  universelle.  Bd.  XI.  . . 

„ Onesime,  La  terre  ä vol  d'oitcau  . . 

Löffler,  Haandbog  i Geographien 

Marinclli,  G.,  La  terra 

Blink,  Onae  aarde  

t.  Kichthofen,  Führer  fllr  Forschungereilende  . 

Wagner,  Herrn.,  Geographisches  Jahrbuch 

Verhandlungen  des  fünften  deutschen  Geographentages. 
Wildcrrnanu,  Jahrbuch  der  Naturwissenschaften  . . 

T.  Hellwald,  Die  weite  Welt 

Blink,  De  Geographie  aia  Wctmsrhap 

Heiter,  Der  Entwicklungsgang  der  Wiasenachaften  von  der  Erde 
Kronprina  Rudolf  ron  Österreich-Ungarn,  Eine  Orientreiao  . 
Thomson  & Murray,  Scientific  Rcuulte  of  the  Voyage  of  H.  M.  S. 

„Challenger“ 

Heims,  L'nter  der  Kriogattaggo  des  Deutschen  Reichs  . . . 

Uölaels  Geographische  Charakterbilder 

Boa.  Platen  voor  Aantchouwelijk  onderwijs  in  Aardrijkakundo  . 
Btiss,  Index  to  the  Maps  in  tho  K.  Geogr.  Soc.  l'ublications 


Mathematische  Geographie  u>ul  Rathosphärolngie. 

Jordan,  Grundsüge  der  astronomischen  Zoit-  und  Ortsbestimmung 

Alexieh,  Ober  Kartenprojektionen 

Steinhäuser,  Wagners  Tafeln  der  Dimensionen  des  Erdsphiroids 

auf  Minutendekaden  erweitert 

Stielt jea,  Variation  de  la  densitö  dana  l'intcricur  de  la  terre  , 

Geologie,  Mor/thologie  und  Hydrographie. 

Kalkowaky,  Elemente  der  Lithologie  ...... 

de  Lapparent,  Traitd  de  goologio 

Neumayr,  Dio  geographische  Verbreitung  der  Juraformation 

Daris,  Geografical  Classification 

Härenstem,  Balhy-hypsogrnphical  Maps 

Fcnck,  Das  Verhältnis  des  Land-  und  Wasserareals  . 

I.öwl,  Die  Ursache  der  säkularen  Verschiebungen  der  Strandlinie 
Tonis,  Das  Wandern  und  Schwanken  der  Meere. 

de  Lapparent,  Le  Niveau  de  ia  Mer 

Ja  the  Ocean  Surface  depreaaed? 

Le  Conto,  The  Pormancnce  of  Continenls  and  Ocean-ßasins 
Girard.  L'instabilitd  des  continenls  et  du  nircau  des  mers  . 
Pechucl.Loeschc,  FlachkDaten,  Meeresströmungen  und  Brandung  . 

Jblg,  Ober  erodierende  Meereetbätigkeit 

Dana,  Origln  of  Coral  Reefs  and  Islands 

Geikie,  J.,  Mountains:  their  Origin,  Orowth  and  Decay 
Taylor,  The  Crumpling  of  the  Eorth’a  Crust  .... 
Wincbell,  Sourcea  of  Trend  and  Cruatal  Surpluaage  in  Mountain 

Structurea  

Sicco,  Dos  pbilnominos  altimAtriqus*  observte  daus  l'intorieur 

des  continrats 

Löwl,  Spalten  und  Vulkane 

Becker,  G.  F..  The  geometrical  form  of  rolcanic  conea 
Plantamour,  Des  mouroments  pfriodiques  du  aol  ... 
Fuchs,  C.  W.  C.,  Statistik  der  Erdbeben  1865—1885 
Lallemand.  L’origino  probable  des  tremhlements  de  terra  . 
Mcunicr,  La  theoric  des  tremhlements  de  terre  .... 

Milne,  Seiamic  Experimente 

Le  Conto,  Fuirthrquakc-shocks  roorc  violent  on  the  surface  than  in  minea 
Daviaon,  Tho  Occurenco  of  undisturbcd  Spots  in  Kartbquakeshakcn 

Areas  

Chisholm,  Rapids  and  Wsterfnlls  ...... 

Gilbert,  The  topogrsphie  festures  of  lakc  shores  . 

Geistbeck,  Dio  Eiaverhaltniase  der  Isar  ..... 

Schwalbe,  Eishöhlen  und  Eislöcher 

Penck,  La  Periode  glaciaire  dana  lea  Pyrlnies  .... 
Blass,  Beitrag  xu  den  psrudoglazialen  Erscheinungen  . 

Waagen,  Sorae  Vnlacoxoic  foseils  in  tho  Olivo  group  . 

Oldham , The  Cotrelalion  of  the  Indian  and  Australian  coal- 

hearing  beds 

Poerl,  Die  Formel  der  ,, Seiches“  ...... 


Nr. 


1 

2 

197  , 

198 

199 

438 

439 

200 

3 

4 

440 

441 

444 

445 

5 

442 
449 

446 

447 


1 

8 

450 


201 

202 

10 

209 

451 

203 

452 

453 

464 

455 

456 

465 
12 

13 

457 
11 

204 

463 

468 

205 
208 

469 

460 

461 

206 
207 

462 

14 

464 

471 

472 

469 

470 

466 

467 

15 


Meteorologie  und  Klimatologie.  Nr. 

Sprung,  Lehrbueh  der  Meteorologie 16 

Tin  Bcbbcr,  Handbuch  dor  ausübenden  Witterungakunde  . . 473 

Weihrauch,  Die  Berechnung  meteorologischer  Jahresmittel  . . 213 

Woeikow,  Examinalion  of  Croll's  Uypotheees  of  Geological  dimates  211 

Oldham,  Probable  Cbanges  of  Latitude 468 

Zenger,  Die  Meteorologie  der  Sonne  und  ihres  Systems  . . 210 

Holdingbauscn,  Die  Sonno  als  Ursache  der  Schwankungen  des 

Erdmagnetismus  und  der  Polarlichter 478 

Langley,  Solar  heut  and  ita  ahsorption  by  the  earth’e  surface  . 17 

Woeikow,  The  infiuence  of  accumulations  of  snow  on  climate  . 212 


Kerrel,  Tcmperature  of  the  atmosphere  and  carth's  surface  . . 18 

Erk,  Die  Darstellung  dor  stündlichen  und  jährlichen  Verteilung 

der  Temporatur .19 

Ruys  Ballot,  The  anomalies  in  the  annual  rango  of  tomperaturo  214 
Woeikow,  La  tcmperature  des  eaux  et  lea  variationa  de  la  tem- 

perature  du  Globe 215 

Hann,  Verteilung  des  Luftdruckes  auf  der  Erdoberfläche  . . 217 

Weihrauch,  Anemoraetriache  Skalen  fllr  Dorpat  ....  216 
Augustin,  Die  jährliche  Periode  der  ltichtung  des  Windes  . . 474 

Abcrcromby,  Upper  Wind  Currente  orcr  the  Equator  . . . 21 

„ Clouds  and  Upper  Wind-Currente  over  tho  Atlantic 

Doldruma . .219 

Hildebrandsann,  Die  mittlere  Bewegung  der  obern  Luftströme  . 218 
Ekholm  u.  llagström , Mesures  des  hauteura  et  des  mouvemenU 

des  nusges 20 

Dinklage,  Die  Staubfällc  im  Passatgebiet  des  Nordatlant.  Oteans  220 
Die  Cyklono  im  Golf  von  Aden,  Juni  1885  ....  475 

ClnuA,  L’ouragan  do  join  1886,  dana  lo  golfe  d’Aden  . . . 476 

Taifun-Bahn  von  Ostasieu  nach  Europa  .....  477 
llann,  Entwickelungsgeschichte  der  Ansichten  Uber  den  Ursprung 
des  Föhn  ..........  23 

Pflanzen-  und  Tiergeographie. 

Reiter,  Die  Konsolidation  der  Physiognomik  ....  23 

Hoffraann,  Phänologiache  Studien 221 

Ihne,  Karte  der  AufhlUbseit  der  Syringa  vulgaris  in  Europa  . 222 

Peter,  Ursprung  und  Geschichte  der  Alpenflora  ....  225 

Schröter,  Der  Bambus  ........  224 

Shufeld,  1s  the  dodo  an  extinet  hird? 223 

Palacky,  Verbreitung  der  Vögel  auf  der  Erde  ....  479 

Völkerkunde  tttid  Anthropogeograiihie. 

Welcher,  Die  Kapaxität  und  die  drei  Uauptdurchmesasr  der 

Scbödelkapael 24 

Fritsch,  Das  menschliche  Haar  als  Kassenmerkmal  ...  25 

Wagner,  Moritx,  Dio  Knlturxllcbtung  des  Meeschen  . . . 226 

Katxcl,  Fr.,  Dr..  Völkerkunde 227 

Schneider,  W.,  Die  Naturvölker  ......  228,  482 

Rociua,  Elic,  Lea  primitifs 229 

Firmin,  L’dgalitA  des  races  huraainee 230 

Andree,  Kich.,  Die  Masken  ln  der  Völkerkunde  ....  232 

„ Ethnographische  Karten 480 

Dallas,  Primary  Diviaiona  and  Geogr.  Distribution  of  Mankind  . 481 
Potri,  Unser  Verhältnis  xu  den  Völkern  niederer  Kultur  . . 483 

Kuliseber,  Der  Dualismus  der  Ethik  bei  den  primitiven  Völkern  484 
De  Kosny,  Lea  Rcligions  de  Pexträme  Orient  ....  485 

Vämbcry,  Das  TUrkenvolk 26 

Rittirh,  Die  slawische  Welt  ..*....  28 

Originalmitteilungen  d.  Ethnolog.  Abteil,  d.  Kgl.  Museen  au  Berlin  231 

Rink.  U , Om  de  Kskimoiske  Dialecter 234 

Combes,  lnfluence  de  1'hommo  sur  la  topogTaphio  du  globe  . 27 

Virchow,  Uber  Akklimatisation 32 

Mäbly,  Akklimatisation  and  Klimnficber 233 

Politische  und  ’Wirtschafts-Gcograjihie. 

Roskoscbny,  Europas  Kolonien 30 

Vignon,  Les  colonies  franraise* 31 

Notices  coloniales 333 

Mager,  Atlas  colonial 336 

Rambaud,  I.a  France  coloniale  490 

The  „Howard  Vincent"  Map  of  the  British  Empire  . . . 237 

Salmon,  The  Crown  Colonies  of  Great  Britein  ....  238 
t.  Scberxer,  Da»  wirtschaftliche  Loben  der  Völker  ...  29 


Digilized  by  Google 


IV 


Inhaltsverzeichnis. 


Slarkie  Gardner,  Can  UntergTonnd  liest  be  utilised  r . 
Pechuel-Looacho,  Die  Bewirtschaftung  tropischer  Gebiete  . 
Seniler,  Die  tropische  Agrikultur  ...... 

T.  Ilsmmorstoin,  Der  tropiiche  Lindbau 

Zoppi  & Torricelll,  Lsg  bi  artiüclali  doll'  Algeria,  dclla  Francis 

e del  Bolgio 

Übersichtskarte  der  internationalen  Telegraphen-Verbindungen 

t.  Delden-Laörne,  Bnzilie  en  Jara 

Fuchs,  Max,  Die  geographische  Verbreitung  des  Kafloebaumee 

Baux,  Kotico  sur  Io  the 

Harou,  Le  diainant  

Geschieht?  der  Geographie. 

Vining,  An  inglorioua  Columbus 

Max  Schmidt,  llubruks  Iicise  von  1263 — 55  . 

Schwan,  Die  Ersckliefsung  der  Gebirge 

Dnro,  Colin  y la  Historie  l’istuma  ...... 

Balmcr,  Der  Seeweg  iwisehon  Europa  und  Westsibirion 
Nordenskiold , Bemötande  a(  anmärkningar  aom  riktats  raot  min 

•kildring  af  Vegas  färd 

Hans  Schiltbcrgers  Reisebuch 

Blink,  11.,  Bernhard  Varenius  . 

Joret,  Jean-Baptisto  Tarcrnicr 

2.  Buropa. 

Allgemeines. 

Kiepert,  H.,  Gcneralkarlo  von  Europa 

Lokalklimatologische  Zusammenstellungen  . . . . . 

Rzohak , Die  Glazialablagerungen  im  europäischen  Rufsland  und 
am  Kordabhang  der  Karpathen 

Mitteleuropäische  Staaten. 

Nivellements  der  Trigonometrischen  Abteilung  der  Landesauf- 
nahme   

Gehre,  Die  deutschen  Sprachinseln  in  Österreich. 

DimiU,  Dio  Jagd  in  Österreich 

Mitteleuropäisches  Flachland  und  Mittelgebirge. 
Jentzscli,  Ausbau  der  Glazialhypolhese  in  ihrer  Anwendung  auf 

Korddeutsehland  

Dimes,  Die  Glazialbildungen  der  norddeutschen  Tiefebene  . 
Berendt,  Geschiebe-Dreikanter  oder  Pyramidalgcschiebc 
Wabnsebulfe,  Die  löfsartigen  Bildungen  am  Rando  des  nord- 
deutschen Flachlandes  

Haas,  Geschiebekunde  der  Herzogtümer  Schleswig-Holstein  . 
Carthaus,  Die  Triasformation  im  nordöstlichen  Westfalen  . 
Wahnschaffe,  Das  Quartär  am  Kordrande  des  Harzes  . 

Qeinitz,  Die  raecklonburgischon  Höhenrücken  (Geeehiebestreifcn)  . 
Berendt , Das  unterdilnriale  Alter  des  Joachimsthal-Oderberger 

Gesehiebewallee 

Berendt,  Die  AufscblUsso  des  märkisch-pommerschen  Tertiärs 
Wabnsehaffe,  Die  Quartärbildungen  der  Umgegend  von  Magdeburg 

Maenss,  Die  Elbe  bei  Magdeburg 

Keilhack,  Ein  interglaziales  Torflager  im  Diluvium  von  Lauenburg 
WabnschalTo,  Die  SCfswasscr- Fauna  und  Silfswasaer- Diatomeen- 
Flora  im  untern  Diluvium  von  Rathenow  . , . . 

Wahnscfcairo,  Die  gcolog.  Verhältnisse  der  Umgegend  von  Rathenow 
Berendt  & Demos,  Geognoat.  Beschreibung  der  Umgogcnd  von  Borlin 
Penek,  Das  deutsche  Mittelgebirge  ...... 

Lossen,  Das  Auftreten  metamorphischer  Gesteine  in  den  alten 

paläozoischen  Gebirgskemen . 

Beifsel,  Der  Aachener  Sattel 

T.  Dechen,  Geognostischer  Führer  zu  der  Vulkanrciho  der  Vordercifel 

Ulrici,  Das  Alaingebiet 

Kinkelin,  Geologische  Tektonik  der  Umgebung  von  Frankfurt  a./M. 
„ Senkungen  im  Gobiet  des  Untcrmainthales  . 

„ Geologie  der  untern  Wetterau  und  des  untern  Mainthaies 

Lcieher,  Orometrie  des  Harsgebirgce 

r.  Körnen,  Dislokationen  westlich  und  südwestlich  vom  Harz 
Bücking,  Gebirgwtörungcu  südwestlich  vom  Thüringerwatd  . 
r.  Fritsch,  Das  Pliocnu  im  Thnlgebiet  der  Zahmen  Gera 
Liebe  & Zimmormann,  Die  jüugern  Eruptivgebilde  im  SUdweatcn 

Ostthüringons . . . . 

Procseholdl,  Geologische  Beiträge  zur  Kenntnis  dor  Langen  Rhön 
Scbottky,  Die  Diluvial-Ablagorungen  des  Hirschbnrger  Thaies 
KrejAi  u.  Fciatmantcl,  Das  siluriscbc  Gobiet  im  mittlcrn  Böhmen 
Gruber,  Das  Münchener  Becken 


Kr. 

38 

33 

486 

487 

488 

489 

34 
36 

36 

37 


39 

40 

41 

239 

240 

241 

242 
443 
491 


42 

43 

494 


496 

266 

268 


246 

247 

248 

499 

46 

503 

252 

249 

250 
600 
264 

47 

251 

46 

253 
501 

50 

256 
602 

51 

52 
262 

263 
508 
604 

257 

258 

259 

506 

260 

264 
267 

57 


i 


1 


I 


Bavberger,  Der  Inndurchbruch  von  Schärding  bis  Passau  . 

Platz,  Geologische  Skizze  des  Grofsherzogtums  Baden  . 

Honseil,  Der  deutsche  Oberrhein 

YAlain,  Le  Perinien  dzns  la  rAgion  des  Vosgcs  .... 
Algermissen,  Übersichtskarte  von  SüdwrstdeuUchland  . 

General  karte  von  Württemberg 

Das  Königreich  Württemberg  ....... 

Kaufs,'  Karte  des  nordwestlichen  Harzes 

Die  Regenmenge  in  der  Helgoländer  Bucht  .... 
Afsmann,  Die  Gewitter  m Mitteldeutschland  .... 
,,  Der  Einflnfs  der  Gebirge  auf  das  Klima  von  Mittel- 
deutschland   

Hammer,  Der  Verlauf  dor  Isogonen  im  mittloro  Württemberg 
Reichelt,  Geschichte  des  ältesten  Weinbaues  in  Deutschland 
Haushälter,  Dia  Grenze  zwischen  dem  oberdeutschen  und  dom 
niederdeutschen  Sprachgebiete  Östlich  dor  Elbe 
Jastrow,  Die  Volkszahl  deutscher  Städte  am  Ende  des  Mittelalters 
▼.  Wicnkowski,  Die  pommcrschen  Kassuben  .... 
Kirchhof!,  Kretinismus  abwärts  von  Magdeburg  .... 
Venediger,  Di9  Unstrutthal  und  seine  geschichtliche  Bedeutung  . 
Gruber,  Moorkolonien  in  Bayern . 

Alpenländer. 

Penek,  Thalbildnng  in  den  Alpen 

Bittner,  Aus  dem  EDnsthsler  Kalk-Uochgebirgc  .... 
Vaeek,  Geologischer  Bnu  der  Zentralalpen  »wischen  Enns  und  Mur 
Touia,  Geologische  Untersuchungen  in  der  „Grauwackensone"  der 

nordöstlichen  Alpen * . . . 

Teller,  Entwicklungsgeschichte  des  Thalbeekecs  von  Obor-Socland 

Boohm,  Südalpino  Kreideablagerungen 

Penek,  Vorgletaeherung  der  deutschen  Alpen  .... 

l*fa  11,  Dio  Gletscher  dor  Alpen  ....... 

Lang,  Dor  säkulare  Verlauf  der  Witterung  als  Ursache  der  Gletschor- 

schwankungen 

Richter,  Gletscher  der  Ostalpen 

Seeland,  Pasterzon-GleUcher 

Diener,  Gletscher  des  Scbwarsensteingrundes  .... 

Heim  und  Penek , Aus  dem  Gebiot  des  alten  laargletscbera  und 

des  alten  Llntbgletscbera 

Ratzel,  Dio  Schncorcrhältnisse  in  den  bayrischen  Kalkalpen 

Geistbeck,  Die  Seen  der  dentseben  Alpen 

Forel,  Lt  Faune  profunde  des  lacs  ßuissea  ..... 
„ L'tnclinaison  des  coacbes  isothermes  dans  lea  caux  pro- 
fundes du  lae  Leman 

Forel,  La  temperaturc  des  cAUX  profunde*  du  lac  Leman  . 

Randegger,  Alpenland 

Ravenstein,  Karte  des  Krainisch-Kroatisrhen  flabirgslandes  . 

Hann,  Die  Tempcrafiirrerhältnisae  der  österreichischen  Alpenländer 

Heer,  Dio  nivale  Flora  der  Schweiz 

Gsaller,  Alpine  Komenklnlur  und  ihre  Festsetzung 

Kgli,  Die  Schweiz 

Penek  und  Richter,  Das  Land  Berebtesgaden  . 

Richter.  Ed.,  Historische  Geographie  dos  Hochstiftes  Salzburg  . 
Steinhäuser,  Dio  Verteilung  der  Bevölkerung  Kiederösterreichs  nach 

der  Höhe  der  Wohnorte 

Lose  Blätter  aus  Abnzia  ........ 

liarpn  thenländer. 

Jnhrbuck  des  Ungarischen  Karpsthon-Veroins  . . . . 

Lehmann,  Paul,  Die  SUdkarpathen  zwischen  Rctjezat  u.  Königastein 
Gesell,  Geolog.  Verhältnisse  des  Salzborgbau-Gebiotes  von  SoAvAr 

Magyarorszig  MogyAinek  kAzi  Atiasxa 

Scbwiekcr,  Ungarns  Waldgebiet 

Ilepitcs,  Annulcs  de  Finslitut  mAtAorologique  de  Ronmanie  . . 

Pic,  Zur  rumänisch-ungarischen  Streitfrage 

Läng,  Statistik  der  Bevölkerung  Ungarns 

Frankreich. 

Voisin-Bey,  Dio  Seehäfen  Frankreichs 

YAlain,  Lea  roehes  basaltiquea  d’Easer-li-Cöto  . 

„ La  presenco  d'uno  rangAe  do  blocs  erratiques  AchouAs  sur 

la  cöto  do  Kormandie 

Bardet,  Orograpbie  et  Hydrographie  du  dApnrt.  d'Indre-ct-Loire 
Trourairo,  Lea  moarement»  orogAniques  en  Auvergne  . 

,,  La  contiguration  des  montagnes  du  Canlal  ■ 

Cholliit,  Exrurs  ion  u )a  rhaino  do  l'Eutbe  . . . 

Girardot,  Excursion  i ChAtelneuf 


Kr. 

611 

509 
261 

53 

54 

55 

56 
505 

44 

49 

496 
265 
245 

497 

498 
255 

48 

507 

510 


492 

270 

271 

63 

272 
66 

58 

243 

244 

273 

274 

275 

493 

512 

59 
281 

517 

518 

64 

276 
61 

280 

269 

516 

60 
62 

65 

513 


514 

277 

515 
68 
$7 

636 

93 

278 


519 

73 

630 

72 

283 

284 
52t 
622 


Digitized  by  Google 


Inhaltsverzeichnis. 


v 


rc^i 


Bertrand,  Kxcursion  entro  Morez  «t  Saint-Claude 
Bourgeat.  Exoursion  *u  föntet  et  & Montepile  . 

Märtel,  I.e  Causse  noir  et  Montpcllier-le- Vieux  . 

„ Promenade  et  rechcrcties  dans  les  Ovennos 
„ La  region  des  Causscs  ..... 

„ Le*  masscs  pittoreiquee  de  rocliers  dont  1'ensemble 
le  nom  de  Montpellier-lc-Vieux  .... 

MarU]  et  de  Launay,  L'hommo  paliolithique 

Der  „Canal  des  deux  mera“ 

Vernon-Hareourt,  The  llirer  Seine  .... 

Carte  de  France 

Album  de  Statistlque  grapbique  de  1884  . 

I.ouat  Oe  acernisxement*  de  la  population  en  France 
Kann,  Lei  population«  BretoDnes  .... 

Niederlande. 

Wunderlich,  Aardrljkskunde  ran  Mederland  . 

Noordxee  ......... 

Kromhout,  Atlas  «an  Xederland 

Postbumus  & van  Bemmelen,  Atlas  rau  Xederland 

Britische  Inseln. 

Lebour,  Some  reccnt  Enrthquakc*  on  the  Dort. am  Coast 
Cadell,  The  Dumbartonshire  Highlands 
Bartholomew,  Tourist'*  Map  of  Scotland 
Buclian,  The  annual  Rainfall  of  the  British  Island* 

Frico- Williams.  The  Population  of  London  1801—81. 

Booth,  Occupations  of  the  People  of  the  United  Kicgdom  1801 — 81 
Hieks,  Kcidrnce  of  Man  and  plelstocene  Animal«  in  Xorth  Wale« 
Skandinavien. 

Pettersen,  Karl , l)et  nordiigo  Norge  undnr  den  glaciale  og  post- 

glaciale  tid  

Jlogbom.  A.  G.:  Gtaciaia  och  petrografiska  iakttagclsor  i Jetut 
lauds  län  ......... 

Eichstädt,  Fr.:  Qvartsit-diabaskonglomeratet  i Sinäland  och  Skane 
Svedmark,  Graniten»  nrb  gneisens  mellan  Stockholm  och  Xorrtelge 
Sreriges  gcol.  nudorsükning:  Ser.  C,  Nr.  72 
Svorigejgeol.undersöknlng:  Ser.  A*,  Xr.  87, 93,95,  96;  Ser.  A1',  Xr.l 

Hult,  Btekiogcs  Vegetation 

Hufsland. 

Memoire«  du  Comitd  gäologique  .... 

Michalskij,  A : Der  polnische  Jura 
t.  Tillo,  Die  absolute  Höh«  de«  Ladogasee«  und  das  Gelilie  der  Newa 
Sresnowskij,  Bestimmung  der  Meereshöhe  des  Onegasees 
Bergmann,  Bestimmungen  der  MccreshShe  de»  Ladogasees 

Wild,  Bemerkungen  hierau 

Bucharow,  Reise  in  Lappland 

Ignatius,  Finland«  Geograli 

Snrmaticus,  Von  der  Weichsel  aum  Dnjepr. 

Brown  , Forests  and  Forestry  in  Poland,  Lithuania,  the  Ukraine 
and  the  Baltic  Prorinee«  of  Rnssia . 
lljalmar  Hjelt  & Halt,  Vegetationen  i en  del  af  Kemi  Lappmark 
och  Norra  Österbottcn  ....... 

Aggeenko,  Untersuchungen  im  Gouvernement  Xischny-Xowgorod 
Xioderböfer,  Einflufs  von  Boden  und  Klima  auf  die  Verbreitung 
der  Pllanaen  im  Gouvcrnoment  Xischny-Xowgorod 
Fcliain,  Besiedelung  des  Kubansehen  Gebiete» 

Kraisnow,  Geo-botanische  Forschungen  in  den  Kalmykcn-Steppen 
Xikolskij,  Ornithologisehe  Beobachtungen  am  Weifson  Meere  und 
an  der  MurmankOstn  ........ 

Klossowskij,  Die  elektrische  Energie  der  Atmosphäre  in  Rnfsland 
Prince  Roland  Bonnparte,  The  Lapp«  of  Finmark  . . . 

Keano,  The  Lapps,  their  Origin,  Ethnictl  Afhnitie*  &e. 

Garson,  The  pbysical  characteristic*  of  the  Lapps 

Baütanhalbinsel. 

Sanncr,  Beiträge  zur  Geologie  der  Balkanhaihinsel 

Tonis,  Einige  von  Sanner  im  Sliven-Ilalkan  gesammelte  Fossilien 

v.  Fritsch,  Carl  Ritters  Zeichnungen  des  Lophiskos 

Becker,  Die  blaue  Grotte  von  Busi 

Zujotic,  Geologische  Übcmichl  tlc*  Königreichs  Serbien 
Oberhumracr,  Zur  Geographie  von  Griechenland  . 

Partech,  Reisen  auf  den  Inseln  des  Ionischen  Meere*  . 

Genernlkarte  de*  Königreichs  Griechenland 

Bianconi,  Carte«  coitimerciales 

Strnuss,  Bulgarische  Industrie 

Dehn,  Deutschland  nach  Osten 


Xr. 

523 

524 

525 

526 
627 


528 

529 
71 

620 

69 

70 
282 

531 

74 

75 

285 

286 

77 
535 
534 

76 

78 

532 
633 


79 

80 
81 
82 

83 

84 

287 

86 

88 

89 

90 

91 

92 

291 

292 

294 

87 

293 

295 

296 

298 

299 

297 

85 

288 

289 

290 

94 

95 
99 

279 

301 

537 

538 
98 

96 

97 

300 


Itulien. 

Superlicio  del  ltegno  dTttlia 

Marinrlli,  La  cuosa  valutaiione  areoreetrica  del  Regno  d'ltalia  . 
Walther  le  Scbirlits,  Geologie  des  Golfes  von  Neapel  . 

Pollonera,  Molluschi  fossili  post-pliorcnicl  del  Cnntorno  di  Toriuo 

Carta  geologica  doll'  isola  d'Elha 

Carta  geologica  della  Sicilia 

Gambino,  Grande  Carta  murale  della  Sieilia  . . . . 

Palagi,  Clima  di  S.  Marino 

Barbey,  Florae  Sardoae  Compendium  ...... 

Gillebcrt-Dhcrcourt, Anthropologie  et  l'Ethnologie  des  populations 

Sardes 

Pyrcniiisehe  Halbinsel. 

Willkomm,  Die  Pyrenäiechc  Halbinsel 

Häbler,  Din  Xord-  und  tVestkilate  llispaniens  . 

Bert  rund  & Kilian,  Lea  terrains  secondairos  et  tertlairea  do  1'  Andalousie 
,,  „ l.o  bassin  tertiaire  do  Grenade  . . 

,.  „ 1.0»  terrains  jurassiqtte  et  eritaei  dos  pro- 

rinces  de  Grenade  et  de  Malaga  ...... 

Penck,  Einteilung  und  mittlere  Kammhöhe  der  Pyrenäen 
Barroi*  & Olfret,  La  atructurc  stratigraphique  de  la  chatne  Wtique 
Lcry  & Bergeron,  Los  röche*  eruptive*  et  lei  terrains  stratihis 

de  la  serrania  de  Ronda  . 

L4ry  Sc  llcrgeron,  I-es  rochos  cristaliopbylliacros  et  archäennea 

de  l'Andalusie  occidentale 

Schräder,  Pm'nfea  centrales 


3.  Asien. 

Allgemeines. 

Reise  S.  M.  Kanonenboot  „Albatrofs“  im  Koten  Meere,  in  den 
ostindischen  und  chinesischen  Gewässern  ..... 

Yordenuien. 

v.  Luschan,  Die  Wanderriilker  Kleinasiena 

Die  Strafsenanlagen  in  der  Asiatischen  Türkei  .... 

Hüll,  The  Survcy  of  Westorn  Palestinc  

Diener,  Beitrag  zur  Geographie  von  Mittel-Syrien 
„ Da*  Gchirgs«y*t«ra  de*  Libanon  , 

„ Die  Struktur  des  Jordan-QuoUgcbiete»  .... 
Xoetling,  Das  Alter  der  Lavsstrüme  im  Dscliolän 
,,  Reise  im  Ostjordanlande  und  in  Syrien 
Anderlind , Der  Einäufs  dor  Gebirgswaldungen  im  niirdlicben 
Palästina  auf  die  Vermehrung  der  wässerigen  Xiedcrschläge 
Hüll,  E.  Oordon:  The  Arabs  of  Arabio  Petraea  and  Wädy  Arabah 

Muromzow,  Der  Kaukasus 

v.  Koskul,  Der  ,.  Naphtha- Berg“ 

Leist,  Georgien 

Raddo,  Reises  an  der  peraiseb-ruasisehen  Grenze 

„ Die  Fauna  und  Flora  des  südwestlichen  Kaapi-Gobietca  . 

v.  Seidliti,  Der  trnnsksspisebo  Landstrich 

Ilio  deutschen  Kolonisten  in  Transkaukasien  .... 

8prcnger.  Babylonien 

Koskosehay,  Afghanistan  und  seine  Nachbarländer 

Gritsbach,  Geologische  Xotizen  aus  Afghanistan  . . . . 

„ Afghsn  and  Persian  field  note« 

Götx,  W.,  Die  Reich«po«tatrafse  der  ]ier»i»chcn  Groftkönige 

/Central-  und  Nordarien. 

Wi»sen»chaftlichcr  Anhang  zu  ,,  Linsdells“  Russisch-Zentralaaien 
Jadrinzew,  Verminderung  de»  WastcrsUindo»  in  der  Aralokaspitchen 
Niederung  .......... 

Venukolf,  Du  doisächnmont  des  lac«  dan»  l’Aaie  centrale 
Regel,  Die  Kulturpflanzen  des  obern  Amu-Darja. 

Vambäry.  Der  Zukunftskampf  um  lndion  . . . . . 

Heyfelder,  Die  Tran*kaspi-Bohn 

Kunitz,  Prof.  Dr.  A. : Die  botanischen  Resultate  der  lentralasiatischen 
Expedition  des  Grafen  Bcla-8z4chenyi  . . . . . 

Spcrk,  Das  Rufsland  de«  fernen  Ostens 

Jadrinzew-Petri,  Sibirien 

Sihlrakij  Sbomik,  Bd.  1 ....... 

Trautechold.  Traces  do  l'Btage  Tongrien  pris  de  Kamyschlolf 
Jürgens,  Expedition  nach  der  Lenamündung  . . . . 

Bunge,  Fornero  Fahrten  im  T.ena-D»lta 

Vilain,  Notes  gf-ologiquos  aur  la  Sibcrie  orientale 
r.  Tillo,  Magnetische  llorizontal-lntensitil  in  Xordiibirien  . 
Stejnoger,  Ornithological  Kxplorslions  in  tbo  Commander  Islands 
and  Kamtschatka 


Nr. 


100 

101 
540 

542 

302 

303 
539 
641 

543 

304 

102 

SOS 

305 

306 

307 

544 
546 

647 

548 

646 


309 


549 

650 

311 
313 
814 
316 

312 
551 

104 
103 

105 

316 

107 
554 
655 

106 

317 
652 
109 

108 
319 
55.3 


111 

318 

556 

112 

110 

657 


121 

113 

558 

559 

114 

115 

116 
32! 

560 

322 


Digilized  by  Google 


Inhaltsverzeichnis. 


IS 


Nr. 

Petri,  Sibirien  als  Kolonie 320 

Macalister,  A akull  froro  an  Aceient  Burging  Place  in  Kamtschatka  661 

Oituim. 

Kggcrmont,  Le  Japon 323 

Seikei  Sekiya,  New  System  of  Earthquake  Obserrationa  in  Japan  324 
Milne,  The  Volcanoea  of  Japan  .... 

Uraur.a,  Japaniacbe  Säugetiere  .... 

Biilr,  Zur  Ethnographie  Japans  .... 

Brauns,  Die  Bewohner  des  japanischen  Inselreichel 
Feste,  Die  landwirtschaftlichen  Verhältnisse  Japans 

Griffis,  Corte 

I.o wt II,  Chosen 

Gotische,  Land  und  Leute  in  Korea  . 

.,  Geologische  Skiste  von  Korea 
Itotb,  Petrographie  ron  Korea  .... 

Ronaaet,  A travers  la  Chine  .... 

Macgowsn,  Kartbquakea  in  China 
Hosie,  Trade  llontea  to  wettern  China 
Kleinwichter,  Geology  of  Pornioaa 

Dodd,  Manners  and  customs  of  the  Hill  Tribea  of  North  Formosa 

Scott,  Land  nnd  Lento  anf  liainan 

Ostindien. 

Teniton- Woods,  The  Geology  of  Malaysia,  Southern  China  &c.  . 
Wisclius,  Ho  Opium  in  Ncderlandrcb-  en  in  Britsch-Indiä 
Bulletin  de  la  Soe.  des  {ludet  indochinoiees.  Annee  1865 
Journal  of  the  Streits  Bracrh  of  the  K.  Asiatic  Soe.,  Nr. 
MiacellsDrons  Papers  rrlating  to  Indo-China 

Rollet  de  ITslo,  Tonkin 

Jourdy,  lut  Geologie  de  PEst  du  Tonkin 

Gouin.  Les  Riviäre»  du  Tonkin 

Bureau  & Krauch«  t,  La  vägätation  de  Tonkin  märidional 
Blanchurd,  La  faune  de  Tonkin  ..... 

Brien,  La  prorince  de  Uattambang  .... 

Bodens,  La  Situation  äeonomiquo  du  Csmbodge  . 

Csmpion,  Les  Sles  et  les  efites  franyaiscs  da  golfe  de  Sism 

Bryce,  Burma 

Dru,  La  päninaule  mataiae 

Whcatlcy,  Kainfall  of  Singapcre 

Jaarbock  ran  hot  Mijnwczen  in  Nederlandach-Ooat-IndiS 
Raulin,  Verteilung  der  Niederschläge  in  Nicderländiseh-lndlen 
Pleyto,  Mneraonische  en  andere  teekenen  bij  de  Volken  van  den 

Oost  Indischen  Archipel 340 

Riedel,  Do  sluik-  en  kraesharlge  Rassen  lutschen  Seiches  en  l’upna  341 
Wilkcn,  llet  teilen  by  nachten  by  de  volken  van  het  mileisch- 

polynoaiache  ras 

Vetxger,  Europäische  Kolonisation  in  Hollindisrh-Ostindien 
Tiele,  De  opkomst  ran  het  Nrdcrlandsrh  Gesag  in  Oost  Indie  . 

„ De  Europäers  in  den  maloiscben  Archipel,  1811 — 18 
Montero  y Vidal,  Et  Archipielago  Filipino  &c.  . 

Plant,  Note«  on  the  l’hilippinot  .... 

Fennema,  Resente  Lavaströme  auf  Java 
Colteau,  Voyage  aux  Volcans  de  Java. 

Klima  Ton  ltatavia 

Poensen,  De  Islam  nit  de  Binnrnlanden  van  Java 
Posewits,  Die  Zinninseln  im  Indischen  Oscan.  II. 

Neumann,  Het  Pane-en  Bila  Stroomgebied  op  Sumatra 


4.  Afrika. 

Allgemeines. 


564 

117 
825 

326 

327 

118 

119 

328 

562 

563 

329 

330 

331 

332 

333 

120 


123 
310 
. 570 
. 127 

. 334 
. 569 

122,  665 
. 666 
. 567 
. 668 
. 335 
. 571 
. 572 
. 573 

. 574 

. 336 

. 124 

. 125 


576 

338 

339 

577 
. 837 

. 876 

. 844 

. 878 

. 126 

. 679 

. 84* 

343,  580 

Mailet,  The  Volcanoea  of  Barren  Island  and  Narcondam  . . 345 

Centenary  Review  of  the  Aaiatic  Society  of  Bengel  . . . 346 

Hunter,  Indian  Empire 581 

Branfill,  Tho  Physiography  of  Southern  India  . . . .128 

King,  Progreas  of  Geological  wnrk  in  the  Cbbattiagarh  Division  . 347 

Hughes,  Southern  Coal-Fields  of  the  Rewah  GAndwäna  Basin  . 348 
Foote,  Oeology  of  parta  of  Hellary  and  Anantspur  Districte  . 582 

King.  Geological  Sketch  of  the  Yiragapatam  District,  Madras  . 583 
Middlemlaa,  The  Bengal  Eartbquake  of  July  14«>  1886  . . 349 

Jnnoa,  The  Kashmir  Karthquako  of  May  3U<h  1885  . . . 350 

Oldham,  Prospecta  of  Finding  coal  in  Western  Rayputana  . . 584 

„ Geology  of  northern  Jeaatmer  .....  585 

„ Tho  Olive  Group  of  the  Satt-range  ....  587 
La  Touche,  Geology  of  the  Upper  Dehing  basin  ....  586 

Freshfield,  Colonel  Tonner's  Report 351 

Walker,  Notes  on  Mont  Everest 352 

Freshheld,  Further  Notes  on  Mont  Everest.  ....  353 

Walker,  A Last  Note  on  Mont  Everest 354 

Mactagon,  Tho  Rivers  of  the  Pundjub 129 


Atlas  von  Afrika 

Xordafrika. 

Ebers.  Cicerone  durch  das  alto  und  nene  Ägypten  * . 

Prince  lbrfhim-Hilmv . Literature  of  Kgypt  and  tbe  Sonden 

Naville,  Kgypt  Exploration  Fund 

Schweinfurtb,  Uno  ancirnne  dlgue  en  plerre  aux  environs  de 

Hätouan 

Schweinfurtb,  La  dfcouverte  d'une  fnune  paläozoiquo  dam  lo  gräa 

d'Egrpte 

Schweinfurtb,  Reise  in  das  Deprcasinnsgebiet  im  Umkreise  des 

Psjiira 

Daweon,  J ho  geological  Rclationa  of  Kneka  from  Assnan  . 
Bonney,  Tho  Structure  of  the  Kocks  of  Assuan  .... 

Ardagh,  Tbe  Red  Sea  Petroleum  Deposita 

Möllinger,  Dio  Tbätigkeit  der  Soeiäte  d'Ktudra  da  Nit 
Schweinfurtb,  Alte  Bäumte  u.  hieroglypb.  Inschriften  im  UsdiGasüs 
Lataslo , Catalogue  proviaoiro  des  Mamraiferes  apälagiques  de 

Barbarie 

Hansen,  Algärio  st  Tnnisie 

Rolland,  Geologie  de  la  Tunisio  centrale,  du  Kef  ä Kairoutn 

Bruncau,  Carte  du  Sud  Oranaia 

Colombo,  Klima  ron  Biakra 

Regenmenge  in  Oran 

Lrroy-Ucauticu,  L’Algäric  et  la  culturo  de  la  eigne  . 

Stutdcld,  El  Maghreb  

De  Ciunpon,  Un  Empire  qni  croule 

Krckmann,  Lo  Maroc  moderne 

van  Leyk,  Die  nordafrikanisehen  Handels-  und  Ksrawanenstnfscn 
De  Croaais,  Lo  commerce  du  sei  du  Sahtra  au  Soudan 

Rinn,  Nos  fronliäroi  Sahariennca 

Merle,  La  Peche  de  la  mnrue  sur  la  cSte  oceid.  d'Afrique  . 

Tropisches  Afrika. 

Last,  Polyglotta  africana  orientalie 

Johnston,  The  Commercial  Prospcct  of  tropical  Africa 
Mcrenaky,  Wie  eraicht  man  am  braten  den  Neger  zur  Plantagenarbeit 
Rrnn-Renaud,  Lee  posseaaions  fraccatsei  de  l’Afrique  occidentale 
Körper,  Mission  agricoto  et  aootcchnique  daus  lo  Soudan  Occidental 

Bois,  Sänägal  ct  Soudan 

Cbaper,  Uno  misaiun  scicntiflque  dana  le  territoire  d'Asainie 
„ Geologie  de  In  possrstjon  fram;aUo  d'Asainio  . 

„ L’exiatencc  du  terraiu  g'.aciaire  dans  1’Afriquo  äquatoriale 

Binger,  La  langue  Bamharn 

Pecbucl-Loesch»,  Geologia  des  westlichen  Kongogebictcs 
„ „ Die  Vegetation  am  Kongo  bia  sura  Stanley  Pool 

Zintgratf,  Körpermessungen  ron  Negern  am  Kongo 
Nippcrdcy,  Tho  Industrial  Products  and  Food-atuSs  of  the  Congo 
r.  Danckclman,  Meteorologische  Beobachtungen  im  Sibange-farm 

lteymond,  Geologie  du  centre  de  l'Afriquo 

Fclkin,  Tho  For  Tribe  of  Central  Africa 

Johnston,  Tbe  Pcoplo  of  Eastern  Eqnatorial  Africa  . 

O'Ncill,  The  ancient  cirilisalion  trade,  and  commerco  of  eastern 

Africa . 

Wille,  The  cultirable  Area  of  the  Egyptian  Sudan 

Anbry,  Choa  et  les  pays  Gallas 

„ Obserrations  gäologiques  sur  lea  paya  Danakils,  Somalia, 

le  Royaume  du  Choa  et  lea  pays  Oallss 

Dourillä,  Examen  des  fossiles  rapportäs  du  Cboa  per  M.  Aubry 

Johnston,  Kilima-Njaro  Expedition 

Die  Reiso  S.  M.  Korvette  „Fruudsberg"  im  Roten  Meer  und  an 

der  Ostküste  Afrikas 

Buchansn,  The  Shirä  Hightsnds 

Südafrika. 

Tripp,  South  Africa,  ita  physical  Cnufiguratiou  and  Rainfall 
Güta,  Gcstcintauite  aus  der  Gegend  ron  Marahastad  . 
t.  Danckclman,  Resultate  der  meteorologischen  Stationen  im 

Herero-  und  Nsmequaland 

Gamble,  Klima  der  Kapkolonie 

Inseln. 

Christ,  Eine  Frühlingsfahrt  ntrh  den  Cansrisehen  Inseln 
Baren,  Geology  of  tho  lnterior  of  Madagaskar  .... 
,.  Tbe  Volcanic  Phänomens  of  Central  Madagaskar 


Sr. 

355 


130 

357 

131 

358 

359 

360 

588 

589 

590 
36t 
691 

593 

362 
592 

595 

132 

364 

363 

365 

366 

367 

368 

369 

594 

596 


599 
366 

597 

133 

371 

372 

374 

375 

376 

373 

377 

378 

379 

600 

134 

136 

137 

138 

385 

598 

381 

382 

383 

384 

380 

139 


386 

140 

135 

141 


370 

387 

388 


Digilized  by  Google 


Inhaltsverzeichnis. 


VII 


Nr. 

Staniland  Wake,  The  r*ce  dement»  of  the  pcoplea  o(  Madagaacar  389 
Jorgenseu,  Tito  tribe*  of  Madagascar  ......  390 

6.  Australien  und  Polynesien. 

Australien. 

Lukbock,  The  cuatoms  of  Marriagc  and  ayslcros  of  IUlationihip 
atuong  tho  Australiens  142 

Polynesien. 

Dutton,  llawaiiin  Volcanoc» 146 

Alexander,  The  Crsters  of  Mokiuwejweo,  on  Mauna  Loa  . . 399 

Codrington,  The  meianeaian  language» 391 

Hager,  Kaiaer  Wiihclma-Lacd  und  der  Bismarck-Archipel  . 392 

Kubary,  Klhuographiacho  Uciträge  aur  Kennlni»  der  Kaiulinischen 
lnselgruppo  und  Nachbarschaft  ......  143 

Guppy,  The  reccnt  Calcarcoua  formotiou»  of  the  Solomon  Uroup  144 
McKerrow,  Ucport  of  the  Survey  Dep.,  New  Zealand  für  1863/34  143 

Hector,  Now  Zeahuid  (leol.  Surtoy  Department  ....  393 

Haut,  l'heGeoiogical  Surtoy  of  the  Soulbrrn  Alps  of  New  Zealand  394 
Ucctor,  Goologtcsl  strucluro  of  the  Canterhury  Mountain»  . . 393 


Crawford,  Change»  in  the  llataitai  Valley 396 

l’ark,  The  Aacent  of  Mount  Franklin 397 

Die  Maori-Bevölkerung  in  Neuseeland 398 

6.  Amerika. 

Nordamerika. 

Kiepert,  U.,  Wandkarten  ton  Nordamerika 400 

Horaford,  John  Cabot's  Landfall  in  1479  and  the  Site  ofNorumbega  4U1 

Canada. 

Marcel,  Cartographie  do  la  Xoutello  France  ....  147 

Geological  and  Natural  Hiatory  Surtey  of  Canada  1882—84  . 148 

Chaumo,  Tonrc*ncuto  et  les  Toire-neutiennee  ....  402 
Nicolas,  Lea  llea  Saint-Tierro  et  Miquolon 149 

Vereinigte  Staaten. 

Longitndea  determined  by  eloclric  Telegraph  1846 — 85  . . 151 

Macomb,  Takle»  of  Geographica!  Pontions,  Aiimuthsand  llistances  4cc.  403 
Daria,  Karthquakoa  in  New  Kugland  ......  406 

Newberry,  Surfaco  Goology  of  the  counlry  bordering  the  Northern 

l'acilic  Kailroad 136 

Loclercq,  l.es  Goysirs  de  la  terre  des  mcrreilles ....  137 

„ La  Terre  dea  Merteille» 407 


GUhert,  The  loculcaUon  of  Seirntitic  Mcthod  by  Eaaraple,  with 


an  illnatratioD  from  the  Uuaternary  Goology  of  Utah  . . 408 

v.  Halb,  Arizona ,169 

Gardincr  jun.,  A Arizona  natural  bridge 160 

Curtia,  Silter-Lcad  Depoaits  of  F.ureka  Nerada  ....  156 

T.  ltath,  Das  Kaskadeugebirge 192 

Kussel),  A Geologie»!  Heconnaissance  in  Southern  Oregon  . .153 

Dutton,  Cratcr  Lako,  Orogon 409 

Fuchs,  Kdm.,  Lea  Gratiers  aurifires  dela  Sierra  Nerada  de  Californie  155 
Roycr,  Zwei  l'rolilo  durch  die  Sicrra-Norada  . . . .410 


Schott,  Tablos  and  lloault»  of  the  l’recipitation,  in  Hain  and  Snow  150 

Finloy,  Tornado  Studie»  for  1884  404 

lloyor,  Die  Goldgewinnung  in  Kalifornien  .....  154 

„ Kupfer  in  den  Vereinigten  Staaten 405 

Milteiamerika  und  H'estindien. 


Carta  General  de  los  Estadoa  llnidos  Mexicanos  . . . 162 

Uarcena  y Perez,  Katudioa  de  Meteorologia  comparads  . . 161 

Corthell,  The  interoccanic  Problem  and  iu  scientific  Solution  . 163 

Wyse,  Le  Canal  do  Panama 164 

Anuario  Kstadistico  de  la  Kepublica  de  Costa-Hica  1885  . . 165 

St.  John,  Hayti 411 

Deloncle,  La  Martinique  412 

Südamerika. 

Martin,  Heise  nach  den  Niederländisch-westindischen  Besitzungen  166 

Gatchct,  The  Aruba  and  the  Papiamento  Jargon  . . . .167 

Bruyker,  Le  V6n6su61e . 413 

Siorers,  8cbneererhältniuo  io  der  Cordillore  Venezuelas  . .414 

Krnst,  Die  Beste  der  Ureinwohner  in  den  Gebirgen  ron  Merida  168 


Nr. 

Kebriog,  Eine  neue  Grison-Art  . . . . . . .169 

Martin,  Heise  ins  Gebiot  des  ebeni  Surinam  . . . .170 

Die  Heise  S.  M.  Korsette  „Aurora“  nach  Brasilien  und  den  La 

Pists-Staaten 417 

Dcnt,  A Vear  in  Brasil 418 

Derby,  Geographia  physica  do  Valle  do  Rio  grando  . . . 171 

r.  d.  Steinen,  Durch  Zentral brasilicn 419 

Bianconi,  Carte»  eommcrciale«.  Uruguay 420 

Förster,  B.,  Deutsche  Kolonien  in  dem  obern  I,n  Plata-Gebiote  . 172 

Stelsner,  Geologie  und  Paläontologie  der  Argentinischen  Republik  173 
Usriot,  Une  raission  acieutifique  dsu»  les  rögions  Magellaniqucs  . 421 

Gereon,  Tho  lnhabitants  of  Tierra  del  Fuego  . • . . 422 

r.  Danckelnian,  Klima  ron  Port  Stanley 180 

Bertrand,  A.,  I.as  cordilleras  del  Desierto  de  Atacama  . .178 

Klima  ron  Santiago  de  Chile 179 

Brcsaon,  Boliria 416 

Heck,  Geograph.  Skizzen  tlbrr  dar  Hochland  der  Republik  Boliria  176 
Zum  Klima  ron  Cocbabamba  in  llolirion  . . . .177 

r.  Tsebudi,  Das  Lama  in  seinen  Beziehungen  zum  altpcrnanischen 

Volksleben 175 

| Stilbei,  Skizzen  aus  Ecuador 415 

Uribe,  Geografie  general  y compcndio  historico  de  Antidquia  . 174 


7.  Polargobiote. 

Arktisches  Gebiet. 

Chart  of  the  Arctäc  Occan 181 

Coutributions  to  our  knowlcdge  of  tbe  Meteorology  of  the  Arctic 
Hegions  . . . - . . * - • * .182 

Brdon,  Geologie  de  Plslaade  et  des  Los  Faeroe  ....  183 

Schmidt,  0.  W.,  Die  Liparitc  Islands 184 

Keilback,  Islands  Natur  und  ihre  Einflüsse  auf  die  Rerölkerung  185 
Krahmer,  Die  Sunde,  welche  Grönland  in  westlicher  Richtung 
dnrchschneideu  sollen  . . . . • • - .186 

Die  österreichische  Polarstation  Jon  Mayen.  1.  Rd.  . . . 423 

Tho  international  Polar  Expedition  to  Point  Barrow,  Alaska  . 424 

Antarktische  Gebiete. 

Engler,  A.,  Die  Phxnerogamenflora  ron  Süd-Georgien  . . . 187 

Vogel,  Die  Schneo-  und  Gletscherverhältuieso  auf  Süd-Georgien  . 425 


8.  Ozeane. 


Allgemeines. 

Krilmmel,  Der  Ozean  .........  426 

Thourcnin,  Explication  nourolle  du  pbt-nomino  do«  maree»  . 188 

Forrei,  Soa-lerc!  and  Ocean-cumnt* 189,  427 

Hamberg,  Chemie  dos  Meerwassers  ......  428 

Mill,  Fhysicat  condition»  of  water  in  estutnee  . . .191 

Atlantischer  Ozean. 


North  Atlantic  Ocean,  2 Blätter 

North  Atlantic  Ocean.  4 Blätter 

Le  Prince  Albert  de  Monaco.  Lc  Gulf-Stream  .... 
Tiefcumeaaungcn  doa  ,, Albatros»“  ira  Nordattautiachen  Ozean 

8.  August  bis  21.  Soptcmbor  1885 

Ticfseemcsaungen  de»  U.  S.  S.  „Albatros»“,  ira  Nordstlsntischen 

Ozean,  23.  Februar  bi»  6.  Mai  1886  

Tiefenmessungen  des  U.  S.  8.  „ Enterpriso"  im  Atlantischen 

Uzeen,  11.  Januar  bis  10  März  1886  

Mill,  Physica]  Exploration  of  the  tirth  of  Clyde 

Murray,  The  pbysical  and  biological  Condition»  of  the  Seas  and 

Estuaries  about  North  Britain 

Braun,  Fauna  dea  Finnischen  Meerbusen»  . ...  . 

Kaapirek,  Die  phyaikaliscben  Verhältnisse  des  Sehwaraen  und 

Axowachen  

Pacifiseher  Ozean. 

Tompcratur  und  Färbung  dea  Wassers  in  der  Humboldt-Strömung 
Soudage»  oxecutca  par  l’aviso  „lo  Brnat“  .... 

I Sondagei  exäcutva  par  „ le  Bruat  “ entro  la  Nourelle-CalMonio  et 

l'AQstralio  . * . . » 

Tiefenin otsungen  des  0.  S.  8.  „Enterprise“,  im  Südpaeifisehen 
Ozean,  6.  November  bi«  15,  Dezember  1885  . . . , 

Indischer  Ozean. 

Verbeck,  De  Tijdsbcpaling  der  grootete  Explosie  van  Krakatau 


429 

430 

432 

192 

433 

434 

435 

436 
190 

431 

193 

194 

195 

196 

437 


Abcrcromby  2t,  Jt9. 

A«g» -* »ko  295. 

Albert,  Fr.  v.  Monaco  «32. 
Alexander  399. 

Alnltb  7. 

AI(C«  rmi<uK‘n  AI. 

Audcrllud  toi. 

ABdm  233,  (80. 

Ardagh  390. 

A*a  iir*y  itl  c. 

10,  49$. 

A« t» TV  SSI.  382. 

Auguitiu  474. 

Bailev  148  g. 
lUliuer  210. 

Hals 

Barbvy  343. 

B.tn  rna  y Pdrcx  161. 
Barde*  73. 

Baron  587.  368. 

BarroM  616. 

BartholOinev*  634. 
Baurrmau  II9&. 

Bau*  16. 

Boybergor  511. 

Bfolmr  473, 

Becker,  O.  F.,  206. 
Uecker,  M.  A.  r.,  279. 
Betrat  302. 

Bell  148  c,  *. 

Bemme  len  286. 

Bcrcndt  218,  260,  600.  301. 
Bcrgeroa  MT,  648. 

Bergmann  kl. 

Bcrtraud,  A.,  178. 
Bcrtraud,  M.,  306,  SC6, 
$07.  623. 

HUneoui  96,  420. 

Blug<  r 373. 

Blttuer  270. 

Bla«-  170. 

Blanc hard  5GS. 

Blink  «39,  4(3,  411. 

Bllf«  118. 

RAM  4. 

Rubrik  *26  c,  *. 

Boden*  571. 
llocbm  CO. 

Bol*  372. 

Bunajiart»*,  Priu»  R.,  288. 
Itonncy  A89. 

Booth  *632. 

Bo*  447. 

Buurfi'at  624. 

BraulüJ  128. 

Braun  190. 

Braun*  117,  326. 

Brdoa  INJ 
Br«»»on  416. 

Bricn  3 35. 

Uronn  87. 

Hraneati  3 96. 
Bruo-Reoaud  UM. 
Brtiykor  413. 
ilrycir  573. 

Buctiao  70. 

Buchanan  189. 

Buvliarow  291. 

BUckliig  268. 

Bunge  110. 

Bure»«  667. 

Buya  Uallot  214. 

Oadcll  636. 

Campion  672. 

Campon  806. 

Cartnau*  64X1. 

Cbalmor»  148  g. 

Clui per  374,  375,  37«. 
('bäume  4V2. 

CblUiolm  14. 

Cfaoffftt  62  t. 

Chrtat  370. 

(.‘lauf*  4. 

Clou*  470. 

Codrlogton  391. 

Colombo  132. 

Combci  27. 


Autoren-Register. 

(Die  bcjgt’.fUtt'u  Zahlen  bedeuten  die  Nummern.; 


I Corde*  121. 

Ort  hell  163. 

Coate  116  I. 

Ottcao  ÖT8. 

Ormwford  390. 

Cn>Mh  360. 

Curd*  160. 

Dalla«  481. 

Dhiiu**  217,  601. 

Dana  13. 

Danrkelman  131,  135,  150. 
DavU  tu,  406. 

DavUou  1(2. 

Dawhun,  U.  M.,  148  b. 
Dawton,  J.  W.,  588. 
Derben  61. 

Dehn  ii*). 

Delilen  -LaUrnn  31. 
Dclonctc.  412. 

Dcnt  418. 

Derby  171- 

Dien.tr  275,  313,  311,  816. 
Dlmliz  268. 

Dinklage  220. 

Dudel  333. 

Doutilta  383. 

Dm  574. 

Duro  257. 

Duden  146,  409. 

Eber*  130. 

Kxeermout  323. 
lagert  4. 

EgU  3,  510. 

Elchrtadl  81. 

Kkholm  20. 

Kill*  148  1. 

Kegler  187. 

Erekmaou  347. 

Eft  10. 

Knut  148. 

Faye  461. 

FtfltttWUl  207. 

F.  IUIn  298. 

FcUtlft  137. 

Fenneiua  124,  344. 
Kerfunmn  127. 

Ferra!  18,  189,  427. 

Fcica  327. 

Fintejr  401. 

Finnin  230. 

FbUief,  O.  A.,  #» 
Fletohcr  118  b. 

Foule  682. 

Ford  16.  28t,  617,  618. 
F5r*ttr  171. 

Krauchet  647. 

Frrcdim  3SI. 

Frcahfleld  351,  353. 
Frdirfa.  G.,  36,  82, 
FdUrh,  K.  v.,  99,  259. 
Fach*,  C.  \V.  Cn  459. 
Fach*,  K.,  156. 

Fach*.  M..  35. 

Qambiuo  539. 

Gamble  141. 

Oardluer,  jun.,  160. 
Gar*on  2W.  422. 

(laichet  107. 

Gehre  200. 

Ocikic  467. 

Geinits  249. 

GeDtbock  69,  471. 

IlcHell  516. 

Gilbert  408,  404. 

Glllebcrt  Dherconrt  304. 
Otrartl  464. 

Glrardot  622. 

Godel- Bafto  423  b. 
Gottache  328,  502. 

G8I«,  J..  140. 

C.BU,  W.,  553. 

Gunln  644. 

GrHfclger  5t4. 

(iric*bacb  108,  319. 

Grifft*  118. 


Gräber  67,  510. 

I G «aller  249. 

Günther  2.  3. 

I Guppy  141. 

Haa»  46. 
t Haast  391. 

, lläbh-r  30S. 

I 11*8 er  392. 
j Hag^irüm  20. 

Haiti  h erg  128. 

11«  Hinter  296. 

■ llaninierxletn  487. 

Hann  |.  22.  81,  217. 
Hamen  342. 
ltarlot  431« 

Harun  37. 

Hautberg  3. 
llauibaltcr  497. 
lieclor  $M,  395. 

Heer  3*0. 

Itelui  103. 

Ilritn*  119. 

Hclltvnld  441, 
l|eplt*-M  534. 

Ilevfeldrr  667. 
itlck»  >533. 
Hildebrnudason  218. 
liir->  lift-M  3. 

Hjalmar  lljett  203. 
Uochslctter  I. 
lloffniaun,  G.  Ch.,  1181. 
ÜQlTniattn,  II.,  22t. 
Hiighum  80. 
Holdiughaiuca  478. 
llon<cll  201. 

II  ’ -•  I l 401. 

Hohc  331. 
liuglle*  318. 

Ilull,  E.,  811. 

Hüll.  E.  103. 

Ilull  287,  293. 
llunter  681. 


Ihrahliu-tlllmy,  Prinz,  657. 
Ignariu*  292. 

Ihne  222. 

Ja.lrtnr.eTv  318»  658,  669. 
jM«(n>w  IW. 

Jeiit/sch  216. 

Jel«C  331. 

Juhiften  138,  364,  384. 
Jmicu  380. 

Jordan  8. 

Joret  tül. 

Jurgeuscn  590. 

JttJ*  12. 

Jürgen*.  115. 

Jourdy  122,  505. 

Kalkowiky  9, 

Kanltr  l2l. 

Kauu  631. 

Kaapirek  «31. 

Keane  289. 

Kellback  185,  261. 

Kelhani  127. 

Kiepert,  |f..  42,  400. 
Kilian  305,  304,  307. 

King  317,  68J. 

Kinkelin  2C2,  203,  608. 
KlrchbofT  4,  48. 
Kleiuwkchtar  532. 
KtlcmeUr.hnk  423  f. 
Klonnou'skiJ  85. 

Können  267. 

Kolbenhey  er  514. 
Koldmvev  4. 

Kur  pur  371. 

Koskul  310. 

Krahraer  180. 

Kraf%m»w  2t>. 

Kre)*l  207. 

Kromhuui  285. 

Krümmel  120, 

Kubary  ||Ö. 

KulMCiier  484. 


LalSatuiuc  118  d. 
Lalhiuand  (00. 

Lang  21«. 

Lang  278. 

Laugley  17. 

Langmautel  242* 

Lau»dell  tll. 

Lapparcnt  201,  169. 

La»U  69V. 

Lataat«  693. 

La  Touche  580. 

Launay  529. 

Lebuur  77. 

Leclerci|  157,  407. 

L«  Conto  207,  l&S. 
Lehmann,  Paul.  277. 
Lelclicr  504. 

Lehrt  107. 

Lcroy-Ucaullcti  803. 

Urv  647,  518. 

Leylt  348. 

Ltebo  506. 

LutTlcr  199. 

I.ofoen  236. 

Loua  282. 

Lotv  146  f. 

l.owcll  11t. 

Lüwl  203,  458. 

Lnbbnck  142. 

I. iut tn ig  Salvator,  Erzb., 
513. 

Lukscli  423  4. 

Lullte*  X 

I.UtChuu  549. 

■acalMer  6dl. 

Macgoivau  330. 

Mac  Kerrow  tu. 
Maclogau  129. 

Macomb  403. 

MaetH*  47. 

Mager  234. 

Mali  ly  233. 

Mailet  346. 

Marcel  147. 

Marinelll  101.  438. 

Märtel  325,  52«,  627,  628, 
529. 

Martin  166.  170. 

Maxi»  oll  127. 

Mereunky  597. 

J Merle  69«. 

Metzger  338. 

Meuulcr  441. 

Mirhajtow  560. 

Mkhalskij  W. 

Mlchow  4. 

MiddlcmiM  349. 

Mül  1*1,  «JA. 

Ml  lue  200,  601. 

Mbltlngcr  301. 

Mnntcro  y Vidal  337. 
Murdocb  424  c. 

Muromrmv  106. 

Murray  430.  «42. 
Muachkctovr  80. 

Mav^Ut  Jf». 

N’  eh  ring  109. 

Neumaon  343,  580. 
Nc'ttmny*  r 4. 

XittBtjrr  602. 

Nvvrbcrry  346. 

Xlcolaa  H9. 

MtodcfMbr  27«. 

MlboWüJ  xvT. 

Nipperdey  HQ, 

X.-etlUig  819.  Ml. 

SordeitTkUdd  242* 

Oberhummer  637. 

Offmt  640. 

Oldham  407,  46B,  684,  565, 
587* 

O'XeJll  S85. 

Palacky  479. 

Pategl  A(i. 

Park  397. 


Partsch  636. 

Prchtlel-LueNChc  33,  J77. 
378.  105. 

Pcnck  4.  50,  58.  00.  151, 
469,  492,  498.  614. 

Peter  226. 

Pctera  «. 

Port  320,  (83,  668. 
PcUeraen  7U. 
ffaff  243. 

PI«  *3. 

Plant  575. 

PlaoUiuuur  306. 

| Plal*  W. 

| Plryto  31(1. 

Poemen  579. 

Pokomy  1. 

Pnlluuera  642. 

Pötewitz  312. 

Poalhuum»  380. 
Prtcc-Willlama  78. 
ProMcholdt  $i0. 

Radde  .554  . 566. 

Hauibaud  49U. 

Handegger  64. 

Rath  152.  169. 

Ratzel  4,  227.  S12. 

Kaulin  126. 

KaveiiMteln,  K.  («.,  209. 
Uavoiixtclu,  L.,  270. 

Ray  421  a,  b. 

Heck  170. 

Ritltt«,  E.,  107,  229. 
Rcclu*,  O-,  108. 

Regel,  A.,  112. 

Kelchelt  246. 

Kelter  23,  449. 

Key«r  IM,  406,  410. 
i Hevmoud  136. 

Richter  60.  62,  278. 
HichthofcTi  200. 

Riedel  311. 

Hink  234. 

Rinn  0U4. 

RRtlcb  28. 

Kuhde  4. 

Rolland  002. 

Rollet  de  lislo  509. 
R«Kkiin’hojf  30,  Ulf. 

Uomiv  4t*6. 

Ko*t  *334, 

Kotb  5&». 

Ruus<et  329. 

Rudolf.  Kronprios,  6. 

Hu*. dl  t6S. 

Kzchak  191. 

8ucco  443. 

Hi.  John  411. 

Sntmou  238. 

Banner  94. 

Hanuatlcu*  291. 

Schelle  124. 

SchQrxcr  29. 

Scblllcmann  236. 
Scblltbcnrer  242. 
fiebtfUU  640. 

Schmidt,  C.  W.,  184. 
Schmidt,  M..  40. 
Schneider  228,  482. 

Schott  160. 

Schot tky  264. 

Srhrader  616. 

Schroter  224. 

Schwalb«  172. 

Schwant  61. 

Seime  Illfurth  368,  369,360. 
591. 

Sehwlckcr  «7. 

Scott  120. 

Seeland  274. 

Seidillr.  UM. 

Heikel  tMdy*  221. 

Sriuler  48«. 

Birnfeld  229. 

Sterin  414. 

Hlulxow  80. 

, Hublecaky  423  d,  f. 


Sollt mlcr  560. 

I Sptrfc  119. 

1 Hprvnger  A52. 

, Sprung  16. 

SrcraoirakU  90. 

i Staulland  Wake  389. 

Sturki-  Gardner  38. 

( Staub  All. 

Slelueu  419. 

[ St«iner  614. 

Steiuliaufter  8,  66. 

| Ste)neg«r  322. 

SleUticr  173. 

StleRJci  130. 

Slrinb  07. 

Streb*)  4. 

SiUtiel  US» 

Slutfleld  303. 

Svvdmark  83. 

Tavlor  tl. 

Teller  272. 
Ti*ul*on-Wood<»  lil. 
TliomMin  412. 

1 luillv  < uiu 
Tide  330.  677. 

Tlllo  89.  600. 

Tlrant  670. 

Torrance  1481. 

TorrlcelU  «88. 

Toula  US.  95.  463. 
Tran-Xguyen-Uanb  670. 
TraulKrboId  1)4. 

Tripp  386. 

Trouruirc  2S3,  284. 
Tachudl  170. 

Ulricl  52. 

Uribe  174. 

Vacck  271. 

Tinbiiy  2«,  uo, 

Verain  63.  73.  321,  600. 
Votifdlgvr  607. 

VenukulT  A66. 

Verbcvk  437. 
Veruen-Harcourt  620. 
Vland  370. 

Vlgiion  31. 

Vlnlitg  39. 

Vlrcbow  32. 

V.*«el  426. 

I Volidn-Bey  619. 

' Waage»  444. 

Wagner,  H.,  3. 

Wagner.  M..  tH. 
Wubiuchaffe  4«,  2-52.  26S» 
264,  499. 

Walker  .162,  351. 

Walther  610. 

W«b*t  411. 

Weihrauch  213,  216. 
Welcher  4,  2«. 
Weatcndarp  4. 

Whciltey  330. 

Wlchiuauo  3. 

Wienkmvakl  2.56. 

Wild  *2. 

Wildermann  440. 

WHken  37«. 

WUliuott  1481. 

Willkomm  102. 

WilD  5f8. 

Wmchell  204. 

Wltellu*  310. 

Woelkutv  211,  212,  116. 
Wohlgemuth  423  *. 

Wolf,  J..  *23  c. 

Wray  127. 

WaoderUch  74. 

Wyto  104. 

Zeuger  210. 

Zlmmennann  506. 
Zlnlgratf  379. 

Zoppl  488. 

Zdpprltz  3. 

: ZqJovM  301. 


Digitized  by 


Allgemeines. 

1.  Hann,  v.  Hochstetter  und  Pokorny.  Allgemeine  Erd- 
künde.  Prag- Leipzig,  Tempsky  und  Frey  tag,  1886. 
(Unser  Wissen  von  der  Erde,  I.  Bd.) 

An  «liebln  Buche,  das  schon  wiederholte  Auflagen  erlebt  hat,  aber 
jetzt  in  einer  beträchtlich  erweiterten  Gestalt  erscheint,  ist  bekanntlich 
nichts  anderes  aurcusetzcD,  als  der  Titel,  der  ja  auch  durchaus  nicht  den 
Iutentiouen  der  Verfasser  entspricht.  Al»  Vorsehule  doa  geographischen 
Studiums  wird  das  Buch  stete  ausgezeichnete  Dienste  leisten,  denn  cs 
führt  in  die  wichtigsten,  von  verschiedenen  Spexialforxchcrn  ersten  Hange* 
bearbeiteten  Hilfswissenschaften  der  Geographie  ein,  d.  h.  in  die 
Hilfswis«*n»chaften  als  solche  ohne  Rücksicht  auf  deren  spezielle  Ho- 
Ziehungen  zur  Geographie.  Das  Huch  erfüllt  also  die  Aufgabe,  die  eiuige 
Paehgenotscn  in  Verkennung  des  Wesens  der  physikalischen  Geogra- 
phie, die  ein  in  sieh  geschlossenes  System  darstellen  soll,  dimer  Ictxtern 
zuweiseu.  Jede  der  drei  Hauptabteilungen  hat  wichtigo  Bereicherung  er- 
fahren, namentlich  aber  der  biologische  Teil,  indem  die  in  den  frühem 
Auflagen  nur  ganz  aphoristisch  behandelte  Anthropologie  und  Ethnographie 
jetxt  in  der  Bearbeitung  von  I’rof.  Hartmann  einen  ihrer  Bedeutung  für 
den  propildeutiachen  Unterricht  in  der  Geographie  entsprechenden  Raum 
einuimmt.  Die  Zahl  der  Parbcndrucktafoln  ist  38  (davon  18  Karten),  die 
der  Text-  und  Vollbilder  in  Schwarzdruck  586.  Supon. 

2.  Günther,  l^ehrhuch  der  Geophysik  und  physikalischen 
Geographie.  2 Bde.  Stuttgart,  Enke,  1884/85. 

Unter  den  verschiedenen , neuerdings  erschienenen  Lehrbüchern  der 
physischen  Erdkunde  nimmt  Hiegmund  Günther»  Geophysik  eine  durchaus 
eigenartige  und  bemerkenswerte  Stellung  sowohl  hinsichtlich  ««eines  Inhalts 
als  auch  in  formeller  Beziehung  ein.  Das  Werk  »oll  keine  physikalische 
Geographie,  Mindern  ein  l^rhrbuc-h  von  der  Physik  der  Erde  sein;  in  den 
Vordergrund  tTitt  daher  durchweg  das  mathematiach-phrsikalischo  Element, 
während  rein  geographische  Thataac.hen  in  der  Behandlung  zurücktreten, 
ohne  jedoch  ignoriert  xu  worden.  Dem  entsprechend  weicht  das  Buch  auch 
in  seiner  äußern  Erscheinung  von  den  neuem  physikalischen  Geographien 
ab;  au  Stelle  geographischer  Daten  und  Kärtchen  tritt  die  mathematische 
Formel,  und  darin  ist  die  Bedeutuug  des  vorliegenden  Werke*  xu  »uchen, 
dato  es  dem  Geographen  vou  Puch,  welcher  vielfach  nicht  der  umfang- 
reichen physikalischen  Litteratur  zu  folgen  vermag,  diese  letztere  zu  er- 
schließen trachtet. 

Das  Werk  zerfallt  in  neun  Abteilungen,  welchen  eine  gMchichtlich- 
litterarischc  Einleitung  vorengeht.  Die  Überschriften  dieser  Abteilungen 
sind:  1)  Die  kosmische  Stellung  der  Erde.  2)  Allgemeine  mathoraatiacho 
und  physikalische  YcihiiitnUso  des  Erdkorpers.  3)  Geophysik  im  engem 
Binne;  dynamische  Geologie.  4)  Magnetische  und  elektrische  Erdkräfte. 
5)  Atmosphärologie.  6)  Ozeanographie  und  ozeanische  Physik.  7)  Dyna- 
mische Wechselbeziehungen  zwischen  Meer  und  Land.  8)  I>as  Festland 
mit  seiner  Süfswaaserbedeckuug.  9)  AD  Anhang  Biologie  und  physische 
Erdkunde  in  Wechselbeziehung.  Neben  dem  rein  physikalischen  Gesichts- 
punkte Dt  bei  der  Gruppierung  des  Stoffes  also  auch  der  geographische 
maßgeblich  gewesen,  weswegen  mehrfach  zusammengehörige  Materien  in 
verschiedene  Abteilungen  gebracht  weiden  mußten.  Das  TidenpLünomen 
findet  z.  B.  in  Abschnitt  III  (Bd.  I,  8.  40),  Abschnitt  V (Bd.  II,  8. 180), 
Abschnitt  VI  (Bd.  II,  S.  381)  Erwähnung,  nicht  aber  in  Abschnitt  II, 
wo  die  Attraktinnzphänomene  abgehandelt  werden.  Die  Krustenbewegung 
der  Krdo  wird  in  Abschnitt  III  (Vulkanismus  und  Erdbeben),  Abschnitt  VII 
(Niveau Verschiebungen),  Abschnitt  VIII  (Gebirgsbildung)  erörtert.  Wahrend 
Abteilang  V die  Atmospb&rologie  darstellt  und  die  optischen , thermalen 
und  elektrischen  Verhiltnbsc  der  Atmosphäre  schildert,  werden  die  Nord- 
lichter schon  in  Abteilung  IV  behandelt.  Freilich  weiden  sich  bei  keiner 
noch  so  guten  Disposition  Zerreißungen  zusammengehöriger  Abschnitte  ver- 
meiden lassen,  und  jedenfalls  enthalten  die  systematischen  Ausführungen 
des  Verfasser»  manchen  schätzenswerten  Wink,  weswegen  auf  die  einschlägi- 
gen Darlegungen  besonder»  verwiesen  werde,  z.  B.  über  den  Begriir  Geophysik 
(Bd.  I,  S.  30),  Atmosphärologie  als  Zusammenfassung  von  Meteorologie  und 
Klimatologie  (Bd.  II,  S.  68);  dynamische  Meteorologie  als  Lehre  von  den 
Bewegungen  d«  Luftmeeres  (Bd.  II,  8.  188).  Die  Tbatsache  allerdings, 
Petennann*  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bericht 


dafx  Günther  in  dem  als  Anhang  gegebenen  IX.  Abschnitt  biologische 
Fragen  in  den  Kreis  der  Geophysik  einxicht,  dürfte  wohl  mancherlei  Wider- 
spruch erfahren.  Aufsordcm  ist  aber  dies  Kapitel  so  aphoristisch  gehalten, 
dnfa  cs  nur  als  ein  dürftiges  Skelett  anzusehen  Dt. 

So  weit  über  den  Plan  des  Werkes  im  großen  und  ganzoo ; von 
mancherlei  bemerkenswerten  Einzelheiten  in  der  Gruppierung  und  Ab- 
grenzung de*  Stoffe*  sei  nur  hervorgehoben,  dafs  ein  Kapitel  (Y)  de*  Werke« 
der  Graphik  im  Dienste  der  physischen  Erdkunde  gewidmet  ist,  in  welchem 
Prnjektionsmethoden  und  Terraindarstellung  besprochen  werden,  und  dafs 
sich  in  einem  Werke,  welche*  von  »einer  eraten  Seite  an  die  Kenntnis  der 
hohem  Mathematik  voraussetxt,  ein  Paragraph  (Bd.  II,  S.  1 14)  mit  der  Methode 
der  kleinsten  Quadrate  beschäftigt,  duls  selbst  die  Frage  nach  der  Bewohn- 
barkeit andrer  Himmelskörper  (Bd.  I,  8.  124)  erörtert  wird. 

Man  rieht,  daß  Günther  die  Grenzen  der  Geophysik  ungemein  weit 
gezogen  hat,  und  er  konnte  dies  wohl  thun,  da  eine  jede  Seite  seines 
Werke»  vou  einer  ganx  aufserordcntlichcn  Belesenheit  in  neuem  und  ältern 
Schriftstellern  zeugt;  uud  da»  Dt  formell  da»  Charakteristikum  des  Werke», 
daß  es  sich  gleichsam  zu  einem  Repertorium  der  physikalisch -geographi- 
*cbcn  Litteratur  gestaltet.  Damit  aber  ist  ein  wahrhaft  bestechender  Vorzug 
dca  Buche*  angedeutet,  es  gibt  die  Quellen  der  verschiedensten  Disziplinen 
au,  und  wird  deswegen  dem  Farhmanne  stets  ein  sehr  wichtiges,  bequemes 
| und  meist  zuverlässiges  Nachsehlagebuch  sein.  Allein  es  liegt  auf  der 
HAnd , dafs  dieser  eminente  Vorzug  de*  Buche*  auch  zugleich  manche 
Nachteile  birgt.  So  außerordentlich  groß  die  Belesenheit  d«  Verfassers 
auch  Dt,  *o  kann  sie  »ich  doch  unmöglich  über  alle*  erstrecken,  manche 
Quellenwerkc  ersten  Hange*  sind  übergangen,  zahllose  kleinere  Abhand- 
lungen aber  sind  der  Vergessenheit  entrissen,  und  manche  unbedeutende 
Notiz,  manche*  ErzeugnD  der  Polemik  findet  neben  dem  durch  langjährige 
Arbeit  gereiften  Werke  eine  Freistätte  de*  f'itate«.  Wilds  Meteorologie 

de*  Russischen  Reiches  ist  nirgends  erwähnt,  und  manche  Beobachtung 
diese*  Forscher*  nach  Müller-Pouillets  Kottnischer  Physik  eitiert;  ausführ- 
lich werden  die  Hypothesen  von  Pilar  und  andren  referiert,  Bcyrich  nnd 
Benecko  ober  gar  nicht  erwähnt,  welche  die  Lehre  der  Gebirgsbildung 
durch  bloße  Verwerfung  schufen.  Es  wird  die  Eozoonlitteratur  nach 
0.  Hahn  eitiert,  dessen  Name  mehrfach  genannt  wird,  wihrend  die  be- 
kanntesten Paläontologen  der  Gegenwart  nicht  erwähnt  werden , obwohl 
x.  B.  M.  Neumayr  für  die  Geophysik  äußerst  wichtige  Ergebnisse  erzielte ; 
keineswegs  alle  Quellenschriften  filier  die  Vergletscherung  XorddruUchlands 
werden  angeführt , dagegen  die  Mehrzahl  der  popul&mierenden  Kompila- 
tionen. Im  Abschnitt  Über  dis  säkularen  Klimaschwankungen  findet  Schroicks 
Hypothese  eingehende  Darlegung,  während  an  die  reiche  anderweitige  Kis- 
xeit-I.itteratur  kaum  gestreift  wird,  und  auch  die  Klimate  älterer  geologi- 
scher Perioden  überhaupt  unerwähnt  bleiben  (Bd.  II,  8.  292). 

Derartige  Lücken  im  Citatensehatx  treten  jedoch , wie  hervorgekchrt 
werden  muß,  gegen  dessen  aufseTOTdcntiichc  Fülle  in  den  Hintergrund,  und 
zudem  ist  es  gewiß  auch  nicht  Fehler  des  Werkes  wenn  dieser  oder  jener 
Autor  Übergängen  sein  sollte,  währenddem  ein  wahrer  Schatz  von  Litteratur 
selbst  dem  Fachmann*  eröffnet  wird,  und  Günther  in  selbstloser  Weise 
rieh  der  Kritik  selbst  dann  enthält,  wo  es  äußerst  notwendig  wäre,  na- 
mentlich in  1‘inem  Lehrbache,  welche«  au*  didaktischen  Gründen  das 
Unrichtige  vom  Richtigen  trennen  sollte.  Er  gibt  z.  B.  eine  Zeichnung 
der  Clithouisotherroen-Einscnkangen,  welche  nach  G.  A.  Koch  untCT  hohen 
Bergen  «tattfindeu  (Bd.  I,  S.  309),  er  referiert  Sonklar*  Meth<*den  zur  Be- 
rechnung der  raittlem  Kammhöhen  (Bd.  II,  S.  528),  obwohl  er  der  Fehler- 
haftigkeit der  Methode  sich  bewußt  Dt  (Bd.  II,  8.  529),  und  aus  der 
kurzen  Diskussion  über  die  Klassifikation  der  Insoln,  welche  in  der  Zeit- 
schrift für  wissenschaftliche  Geographie  »tattfand,  leitet  er  eine  ganze  Reihe 
von  Inselklassihkationeo  ab,  um  schließlich  sich  der  Klassifikation  von 
Hahn  (Bd.  II,  8.  489)  anxuechließen,  di*  gewichtigen  Bedenken  gegen  die- 
selbe von  der  Hand  weisend.  I)er  Verfasser  kommt  ferner  auf  dio  so  oft 
und  gründlich  widerlegte  Hypothese  der  Kjordbildnng  durch  Brandung  zu- 
rück (Bd.  II,  S.  467),  und  adoptiert  di*  Verwechselung  von  Riesentöpfen 
mit  geologischen  Orgeln,  welche  allerdings  auch  anderweitig  noch  sehr  ver- 
breitet ist  (Hd.  11,  8.  5C2);  wie  er  denn  überhaupt  in  allen  morphologi- 
schen und  geologischen  Abschnitten  sieh  nicht  überall  der  besten  Führung 
anvertraut  und  namentlich  die  englische  Litteratur  hier  bei  weitem  nicht 
aasgenuut  hat. 

Auf  eine  selbständige  Stellungnahme,  selbst  gegenüber  leicht  widerlcg- 

a 


2 


Litternturbericht  Nr.  3—4. 


baren  Anaichteu,  vielfach  vernichtend,  bleibt  Günther  meist  bloß  referierend, 
und  damit  ist  eine  Thatsache  angedeutet,  welche  einem  Bandbache  ebenso 
zur  Zier,  wie  dem  Lehrbnehe  zum  Nachteile  gereicht,  welche  aber  bei  einer 
bloßen  Titeländerung  de«  Werkes  ihre  Bedenklichkeiten  verlieren  kann; 
während  mancherlei  kleine  Versehen  eino  nachhaltige  Korrektur  dos  Werkes 
seitens  des  Autors,  eine  gewi&ic  Aufmerksamkeit  aber  seitens  des  Lesers 
erheischen.  Im  Referieren  hat  sich  Günther  einer  höchst  sehltxenxwerten 
Knappheit  befleißigt,  aber  Öfters  ist  er  entschieden  zu  knapp  geworden. 
Manche  Darlegungen  sind  fast  aphoristisch , wie  z.  B.  jene  über  das 
Augustache  Psychrometer  (Bd.  II,  S.  98),  über  die  Beschaffenheit  des  Meeres- 
grundes (Bd.  II,  S.  341),  audre  leiden  an  fehlenden  Worten,  wie  die  De- 
finition der  Refraktionskurre  (Bd.  li,  S.  126).  Hier  und  da  haben  sich 
auch  Intiinw  oingeschlichen.  Kd.  II,  S.  101,  wird  das  Kahrcnheitsrho 
'Hicnnometer  zwischen  Gefrier-  und  Siedepunkt  des  Wassers  in  200°  ein- 
ge teilt , in  einer  Tabelle  über  die  Hohe  der  Schneegrenze  nach  Hällströra 
werden  Pu  fee  anttatt  Toisen  in  Meter  verwandelt,  weswogen  au  der  einen 
Stelle  die  Höhe  der  Schueegreuze  itn  Himalaja  zu  612  m,  wahrend  auf  der 
nächstfolgenden  Seite  (Bd.  II,  S.  586)  dieselbe  richtig  zu  5670  m an- 
gegeben wird.  Dem  Keferenten  wird  gelegentlich  supponiert,  er  habe  die 
Höhe  der  cixceitUchen  Schneegrenze  «ach  dem  Vorschläge  von  H.  Hofei 
konstruiert,  während  thataächüch  die  Anschauungen  bekämpft  und  jeno  von 
Pr.  Simony  zu  Grunde  gelegt  wurde«  (Bd.  II,  S.  535).  Die  Stellung  Kaw- 
«ayx  gegenüber  der  Glazialeroaion  ixt  nicht  richtig  angegeben  (Bd.  I (.  $.  467). 
Bd.  II,  S.  227,  wird  behauptet,  dafs  die  1788  in  Nordfrankreich  gefallene 
Hogelmasxe  gröl  «er  gewesen  sei,  ab  die  mehrerer  Alpengietscber  zusammen,  ob- 
wohl es  sich  blofx  um  4UOOÜOÜOO  kg  Kis  handelt,  wie  angegebon  wird,  wäh- 
rend doch  der  Obereulzbachgletscher  in  den  letzten  Jahren  um  60000000  cbm 
=.  54000  000  000  kg  allein  bei  seinem  Rückgang  verlor.  Das  Kärtchen 
Über  Vulkanverbrcitung  (Bd.  I,  S.  340)  gibt  die  rorschiedcnalterigsten  quar- 
tären und  tertiären  Eruptiunsetätten  als  erloschene  Vulkane  an,  okue  dabei 
irgendwie  konsequent  oder  erschöpfend  zu  verfahren.  Bd.  II,  S.  73,  wird 
der  Wawer  dampf  der  Atmosphäre  bald  als  aus  Buse  heu,  bald  als  aus 
Plüasigkeitskügelcheu  bestehend  dahingestellt.  Mit  voller  Absichtlichkeit 
endlich  werden  die  von  Such»  vorgeachlagenen  Ausdrücke  .positive  und 
negative  Kütfeuvewchicbuiiß*’  in  ihrer  Bedeutung  vertauscht,  so  dafs  hier  eiue 
wahre  Quelle  für  Verwechselungen  aufgelkau  wird  (Bd.  II,  S.  443). 

K*  kann  um  so  weniger  die  Aufgabe  des  Referenten  »ein,  noch  eiue 
längere  Aufzählung  derartiger  1’ «Genauigkeiten  zu  geben,  da  dergleichen 
Dinge  nur  zu  leicht  unterlaufen  können  und  neben  der  Fülle  de«  wahrhaft 
Gediegenen  im  Werke  gern  in  Kauf  gonommen  werden  dürfen;  Günthers 
Geophysik  ist  sowohl  hinsichtlich  des  Reichtums  au  Litteraturnachwcisen, 
als  auch  durch  die  kompendiöse  Zusammenfassung  der  verschiedensten 
historisch-geographischen,  physikalischen , mathematischen  und  geologischen 
Daten  ein  äußerst  schätzenswertes  Handbuch,  dessen  einzelne  Teile  zwar 
vieler  Verbesserungen  bedürfen,  welches  aber  als  Ganzes  eine  sehr  nütz- 
liche  Leistung  ist.  Ptnck. 

3.  Wagner,  Horm.,  Geographisches  Jahrbuch,  X.  Band, 
Et.  Hälfte,  Gotha,  Justus  Perthes,  1885.  (Vgl  Litt. -Bor. 

1885,  Nr.  83.) 

Die  II.  Hälfte  enthält  die  Berichte  über  die  Tiefseeforschung  von  Zoppritz, 
über  die  Kartcnprojcktionslehro  von  Günther,  über  die  geographische  Onoraa- 
totogie  von  Egli.  Uber  die  Methodik  der  Geographie  von  II.  Wagner,  Uber 
die  räumliche  Entwickelung  der  geographischen  Kenntniasc,  und  endlich 
über  die  Geographischen  Gesellschaften,  Zeitschriften  und  Kongresse.  Neu  ist 
der  Artikel  von  Hinachfcld  Über  den  Standpunkt  unsrer  heutigen  Kenntnis 
der  Geographie  der  alten  Kulturländer,  der  sich  vorläufig  allerdings  nur  auf 
die  BslkanhalbinseL  die  griechischen  Inseln  und  Kleinasien  beschränkt.  Er 
wird  dem  Jahrbuch  nicht  nur  neue  Freunde  im  Kreise  der  Philologen  und 
Historiker  erwerben,  da  er  die  schwer  zugängliche  einheimische  Literatur 
in  umfowender  Weise  berücksichtigt,  sondern  ixt  auch  vom  geographischen 
Standpunkt  freudig  zu  begrüßen,  da  sich  koin  andrer  Teil  der  Erde  ftir 
kulturgeographixche  Untersuchungen  suf  geschichtlicher  Grundlage  so  sehr 
eignet,  aU  der  mediterrane.  Der  Abschnitt  über  die  Entdeckungsreisen 
enthält  die  Berichte  über  Afrika  von  Zöppritz  (wohl  das  Letzte,  was 
dieser  zu  frühe  unx  entrissene  Gelehrte  geschrieben  hat),  übor  Asien 
von  Lullte*,  über  die  Polarregionen  von  Wichmanu,  und  endlich  einen 
neuen  Bericht  über  Australien  und  Polynesien  (1876—1884)  von  Ilausberg. 
Für  Amerika  konnto  leider  noch  immer  nicht  ein  geeigneter  Bearbeiter  ge- 
funden werden.  Von  den  Berichten  der  frühem  Jahrgänge  fehlt  dieses  Mal 
der  von  Prof.  v.  Pritsch  über  die  geognostischon  Untersuchungen.  So  sehr 
die»  auch  zu  bedauom  Ut,  so  brachte  es  uns  doch  anderseits  den  Vorteil, 
dafx  Prof.  Wsgr.cr  dadurch  vcranlafst  wurde,  seinen  Bericht  über  die  Me- 
thodik weiter  au*zudehneu.  Derselbe  gestaltet  sich  so  zum  interessantesten 
Teil  des  ganzen  Jahrbuch*.  Zur  allgemeinen  geographischen  Methodologie 


lag  allerdings  nicht  viel  Material  vor;  die  Aufsätze  v.  Richthofeua  und 
Bocks  sind  in  dieser  Beziehung  die  wichtigsten.  Zu  bemerken  wäre  nur, 
dafs  die  Klassifikation  doch  nicht  mehr  so  im  argen  liegt,  wie  Ratzel  und 
Wagner  meinen,  und  dafs  in  diesor  Beziehung  doch  schon  beachtenswerte 
Anfänge  gemacht  wurden.  Zum  Abschnitt  über  die  methodische  Ent- 
wickelung einzelner  Zweige  der  Geographie  lieferten  verschiedene  neuere 
Werke  allgemeinem  Inhalts  genügendes  Material.  Namentlich  die  Be- 
trachtungen Über  die  Beziehungen  der  Uoographic  zu  den  verwandten 
Wissenschaften  sind  sehr  lehrreich,  nur  verraifsteu  wir  eine  Erörterung 
über  die  Streitfrage  der  Reziohnng  der  Geographie  zur  Meteorologie,  welche 
jener  eigentümliche  Komplex  von  Wissenschaften,  der  sich  früher  mathe- 
matisch -physikalische  Geographie  nannte  und  jetzt  unter  dem  stolzen  Namen 
»Geophysik*  erscheint,  ganz  für  sich  in  Anspruch  nimmt.  Ausführlich  ist 
der  Bericht  über  die  Pflege  des  geographischen  Studiums  und  Unterricht*. 

Supan. 

4.  Vcrhuudluagon  des  fünften  deutschen  Gcographentages. 
Mit  2 Karton.  Berlin,  D.  Reimer,  1885. 

Den  ersten  Gegenstand  der  Verhandlungen  bildete  die  Notwendigkeit 
und  Durchführbarkeit  der  antarktischen  Forschung.  Ncnmayer 
webt  nach,  dafs  dieselbe  seit  Ro«s  keiue  erheblichen  Fortschritte  gemacht 
hat;  « ixt  noch  nicht  einmal  die  Frage,  ob  Morrells  Kcixebrschrcibung 
Dichtung  oder  Wahrheit  ist,  entschieden.  Von  gröfster  Wichtigkeit  Ut  die 
SÜdpoltrforschung  für  die  Meteorologie,  Klimatologie  und  die  Lehre  vom 
Erdmagnetismus.  Von  betonderm  Interesse  Ut  folgende,  aus  Schiffsbcob- 
achtungen  abgeleitete  Tabelle,  welche  das  von  kontinentalen  Maxien  unbe- 
einflußte Nommerklima  auf  hoher  See  zur  Darstellung  bringen. 


60  — 65°  Br.  Mittl.  Br.  ca  56°. 


N 

. ililbk. 
JulL 

8.  Halbk. 
Kefir. 

Dltf. 

N.  Halbk. 
Juli’AuK. 

8.  Halbk. 
Febr. 

1)10. 

Mittel  d.  Lufttemperatur 

9,9'* 

— 0,6° 

10,8° 

12,7' 

3,7° 

8,e° 

Mittleres  Maximum . . 

11,1 

0,4 

10,8 

13,0 

5,3 

7,7 

» Minimum . . 

8,# 

— 1,9 

10,7 

11,0 

2,3 

9,2 

Absolutes  Maxiruum  . . 

12,: 

2,8 

9,9 

16,0 

7,3 

9,0 

» Minimum  . . 

Mittleres  Maximum  der 

7,0 

— 6,0 

13,0 

8.» 

0,0 

8.* 

Wasscrtempcrotux 

10,4 

0,3 

10,2 

12,1* 

3,8 

9,0 

Zur  Vergleichung  dos  winterlichen  Seeklimas  in  den  hohem  Breiten 
beider  Hemisphären  fehlt  bislang  noch  alles  Material.  Merkwürdig  Ut  auch 
der  Verlauf  der  Isothermen  der  Meeresoberfläche  von  10  und  4,3°.  Im 
Winter  verläuft  die  orsteTC  ziemlich  gleichmäßig,  und  die  zweite  macht  große 
Biegungen;  im  Sommer  findet  das  Umgekehrte  statt.  Die  jahreszeitliche 
Verschiebung  der  10° -Isotherme  beträgt  in  der  Südsee  8,2°,  im  übrigeo 
Ozesn  nur  2,4°,  während  die  4-}Msotherme  im  letztem  eine  größere  Wan- 
derung auxfübrt,  als  ln  der  erstem.  Das  Ut  ein  noch  ungelöstes  Problem ; 
Meeresströmungen  können  nicht  zur  Erklärung  herbeigexogen  werden.  Neu- 
meyer vermutet  in  den  gedachten  Erscheiuungen  den  erwärmenden  Einfluß 
des  breiton,  ziemlich  flachen  und  wenig  hoch  gelegenen  australischen  Kon- 
tinentes. Die  Entfernung  von  den  Fwtlandmasscn  und  die  Seehöhe,  die  die 
Gletxcherbildung  bedingt,  scheinen  auch  die  Ursachen  der  auffallenden  Ver- 
schiedenheiten des  antarktischen  lnsclklimas  zu  sein.  Aber  auch  in  diesen 
Beziehungen  sind  unsre  Kenntnis«  gering,  da  die  Beobachtungen  kurz,  nicht 
gleichzeitig  und  auf  mittlere  Breiten  beschränkt  sind. 


8.  Br. 

Febr. 

Jul! 

Jahr 

Korguclen  . . 

49,0'* 

5,6® 

2,6® 

3,9® 

Auckl&nd  . , 

50, J 

9,7 

4.7  (?) 

7,0  (?) 

Falkland 

51.7 

9,* 

2,8 

6,3 

Slidgeotgi« 

5,4  - 

-2,3 

1,* 

Fcucrland  . . 

8,9 

3,7 

6,4 

Der  Mangel  von 

Beobachtungen  iu  hohem  Breiten 

macht  sich 

auch  bei 

den  von  der  deutschen  Polarkomraiasion  entworfenen  synoptischen  Witte* 
rungxkarten  der  Südhemisphäre  in  der  letzten  Pol&rforschungsepoche  fühl- 
bar, ao  dafs  entscheidende  Losungen  meteorologischer  Embleme  von  ihnen 
nicht  zu  erwarten  sind.  Auch  oin  erheblicher  Fortschritt  iu  unsrer  Kennt- 
nis von  den  erdmaguetischen  Erscheinungen  Ut  nur  von  der  Wiederaufnahme 
der  autarktischen  Forschung  zu  erwarten.  Auch  auf  der  Südbalbkagcl  scheint 
ein  Ring  grüfxter  Sichtbarkeit  der  Polarlichter  zu  bestehen ; während  im 
Jahr  der  internationalen  Polarforxchung  Siidlicbtex  suf  Südgeorgien  und 
Kap  Hoorn  nicht  beobachtet  wurden,  waren  solche  in  Melbourne  und  Syd- 
ney häufig  sichtbar. 

Ratzel  beleuchtet  die  Frage  der  Südpolarforschung  zunächst  vom 
geographischen  Standpunkt  aus.  Zweck  der  Geographie  Ut  zuuäehat  die 
Herstelluug  ein«  richtigen  und  vollständigen  Kartenbildc*.  I)io  Antarktis 
Ut  aber  nicht  nur  da«  größte  aller  unbekannten  Gebiete,  uud  nicht  nur 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  4. 


3 


das  unbekanntste,  sondern  auch  das  eigenartigste.  Zwar  glaubt  der  Ver- 
taner, dafs  zwischen  den  beiden  polaren  Gebieten  eine  Homologie  bestehe, 
und  zwar  nicht  nur  klimatisch  und  iu  beiug  auf  die  organische  Welt,  sondern 
auch  morphologisch  (Abwesenheit  von  SchwcmratiefUnd  und  gTofoer  zusam- 
menhängender Gebirgsbildungen,  Fjorde,  insularer  Charakter  der  Lundmaasen), 
aber  auch  er  betont,  dnfs  man  aus  den  arktischen  Erfahrungen  nicht  ohne 
weitere*  Schlüsse  auf  die  Beschaffenheit  der  Antarktis  sieben  müsse;  und 
ich  bin  überzeugt,  dafs  der  Gegensätze  mehr  sind,  als  der  gemeinsamen 
Züge,  vielleicht  auch  in  morphologischer  Beziehung,  worüber  man  jetzt  ja 
eigentlich  noch  nichts  sagen  kann.  Ja  gerade  der  Gegensatz  der  Nord- 
und  Sudpolargebiete  rauf»  zur  Erforschung  der  letztem  anregen.  Katze] 
weist  nach,  wie  die  Vernachlässigung  dieser  Forschungsarbeit  sich  auf  zahl* 
reichen  Wissensgebieten  fühlbar  macht.  Dieses  um  so  mehr,  als  beide  Polar- 
gebiete  -gewaltige  Aktionszcntra"  sind,  deren  Einwirkung  sich  bis  in  die 
gemäßigte  Zone  erstreckt.  Hier  roufs  das  Problem  der  Eiszeit  gelöst  wer- 
den. Die  Südhalbkugel  „ist  das  ausgedehnteste  Gebiet  von  Schnee*  und 
Kiswirkungen,  das  wir  kennen“ ; die  antarktische  Region  bietet  das  Bild  der 
Eiszeit  unter  den  Bedingungen  eines  maritimen  soramerlosen  PoUrklimas. 

Penck  erörtert  die  erdgeschichtliche  Bedeutung  der  Polarforschung. 
Die  Pole  sind  die  Zentren  für  die  Abstufungen  des  solaren  Klimas.  Nach 
dem  Sehlufa  der  Kreideperiode  begann  das  homogene  Klima  sich  zu  diffe- 
renzieren, und  vom  Nord  polargebiet  dringen  die  Wellen  nouen  Lebens  kon- 
zentrisch gegen  den  Äquator  vor.  Die  Forschungen  Nordeuakjölds  und  Heers 
haben  dargcthan,  dif*  rieh  innerhalb  der  arktischen  Zone  bereits  in  der 
Tertiirzcil  zwoi  Klimagürtel  deutlich  erkennen  lassen,  von  denen  der  8a  feere 
(bia  75°  Br.)  eine  Flora  mit  subtropischen  Elementen,  der  innere  (76—  80°  Br.) 
eine  boreele  Flors  enthalt.  Die  Nachkommen  dor  äufsern  l’olnrrtora  be- 
wohnten in  der  Miocdnzeit  die  Schweiz,  und  bewohnen  noch  Japan  und 
die  südliche  atlantische  Abdachung  der  Vereinigten  Staaten ; jene  der  innem 
Polarfiora  breitet  rieh  beuto  über  die  gemäfrigte  Zone,  das  sogenannte  Wald- 
gebiet der  Xordhalbkngel  aus.  Noch  sind  aber  drei  wichtige  Fragen  zu 
lösen:  1)  Beherbergte  der  innerste  Polargürtol  (SO  — 90°  Br.)  schon  in  der 
Tertiärzeit  eine  arktischo  Florn  ? 2)  War  die  Polarfiora  de«  au  tarn  Gürtels 
gleichzeitig  oder  alter,  als  die  MioeSnftora  Mitteleuropas:  und  3.  exulierten 
jene  alten  Polarflorrn  gleichzeitig  mit  entsprechenden  Polarfaunon,  die  sich 
von  da  sowohl  über  die  Neue,  wie  über  die  Alte  Welt  verbreiteten  ? Damit 
wäre  in  der  Streitfrage,  ob  Amerika  oder  die  Alte  Welt  die  Entwirkelungs- 
ituttn  gewisser  Tierformen  sei,  in  einfachster  Weise  entschieden.  In  deT 
Tierwelt  zeigt  sich  ebenso  wie  in  der  Pflanzenwelt  Divergenz  gegen  S, 
Konvcrgenx  gegen  N ; die  südlichen  Kontinente  sind  reich  an  archäischen 
Typen,  während  die  jungem  den  Landring  um  den  Nordpol  bewohnen,  aber 
häufig  bis  über  den  Aqoator  nach  dem  Süden  vorgedruugen  sind.  Die  Pole 
sind  also  die  klimatischen  und  damit  auch  die  biologischen  Kntvrickelungs- 
zentren:  und  wenn  auch  der  Nordpol  in  letzterer  Hinsicht  wegen  »einer 
lauidnäbe  eine  ungleich  wichtigere  Kollo  gespielt  haben  dürfte,  als  der 
Südpol,  so  ist  doch  such  letzterer  nicht  zu  vernachlässigen;  „hier  ist  zu- 
nächst die  Richtigkeit  des  (in  der  Arktis  gefundenen)  Resultat«  zu  prüfen, 
um  dann  weiter  diejenigen  Modifikationen  aufxufinden,  welche  durch  die 
verschiedenen  morphologischen  Verhältnis**  bedingt  werden". 

Aach  aus  geodätischeu  Gründen  ist,  wie  Peters  suscinandervetst,  eine 
antarktische  Expedition  im  höchsten  Grade  wünschenswert.  Von  doo  brauch- 
barsten Pendelbeobachtungen  entfallen  104  auf  die  nördliche  und  nur  22 
auf  die  südliche  Halbkugel,  und  von  den  letzteren  sind  mehrere,  namentlich 
jene  in  hohem  H reiten  von  zweifelhaftem  Werte,  so  dafs  wir  Über  die 
Figur  der  SUdhemispbäie  sehr  ungenügend  unterrichtet  sind.  Besonders 
wünschenswert  waren  Beobachtungen  zwischen  60  und  70°  Br.,  und  am  ge- 
eignetsten wäre  dis  Anwendung  des  unveränderlichen  Pendels,  also  die  Me- 
thode der  relativen  Beetimmuug. 

Eggort  bespricht  die  Ausrichten  dos  Panamakanals.  Die  Gunst 
der  geographischen  Lage  von  Panama  machte  sieh  sogleich  noch  der  Ent- 
deckung Amerikas  geltend,  und  bis  in  die  Milto  de*  17.  Jahrhunderts  war 
es  der  Hauptstapelplatz  für  die  spanischen  Kolonien.  Die  Aufnahme  der 
Route  um  das  Kap  Uoom  bereitete  ihm  aber  ein  rasches  Ende,  und  ent 
seit  den  40er  Jahren  unsres  Jahrhunderts  rückte  cs  die  transatlantische 
Dampfschiffahrt  wieder  in  den  Vordergrund.  Epochemachend  wirkte  in 
dieser  Beziehung  die  Entdeckung  der  Goldfelder  in  Kalifornien.  I)io  Pe- 
riode 1 855 — 67  war  die  Glanrxeit  der  Psnamsbahn.  Dann  begann  wieder 
ein  Rückgang,  einerseits  infolge  der  Einrichtung  einer  regelmäfaigeo  Dampf- 
xcliiffahrtsverbindung  zwischen  Europa  und  Chile  durch  die  Magcliaostrnfse, 
anderseits  infolge  der  Eröffnung  der  Pacificbahn.  Der  Panamakanal  wird 
von  Bedeuluug  werden:  l)  für  den  Handel  Europas  und  der  atlantischen 
Vereinsstaaten  mit  der  Westküste  Amerikas,  mit  Ausnahme  des  südlichen 
Chiles,  und  mit  den  Sudseeinseln,  2)  für  den  Handel  der  östlichen  Verein j- 
xtuten  mit  Ostarien.  Der  künftige  jährliche  Schiffsverkehr  wird  auf  1,7  Mill. 
T.-R.  (5,7  Mill.  1863  im  Suczkanal)  veranschlagt.  Segelschiffe,  welche 


enge  MeeresstTatan  meiden,  werden  den  Kanal  nicht  benutzen.  Der  Ver- 
fasser glaubt  dem  Panamakanal  keine  lange  Dauer  in  Aussicht  stellen  zu 
dürfen  (namentlich  der  Chagrss  bildet  eine  permanente  Gefahr),  und  hält 
die  Linie  San  Blas  Air  viel  geeigneter  für  eine  Kaualanlage. 

Dr.  G.  A.  Fischer  schreibt  über  die  Verwendung  des  Europäers  im 
tropischen  Afrika.  Seine  Ansicht  von  der  Unmöglichkeit  europäischer 
Ackerbaokolonien  daselbst  hat  er  in  »einem  bekaunteu  Buche  „Mehr  Licht 
im  dunkeln  Weltteil"  (Hamburg  1885)  so  hinreichend  begründet,  dafs  trotz 
Stanley  kein  nüchtern  denkender  Mensch  mehr  daran  zweifelt.  Westen- 
darp  gibt  möglichst  genaue  Auskunft  über  den  Elfenbcinreichtum  Afrikas 
und  über  die  Ausfuhr  desselben  in  den  letzten  5 Jahren : 

kg  pro  Jahr 

Tripoli  und  Bcngswi  (aus  den  HaussaUndcm,  Bornu  und  Wadai)  23  000 


Ägypten 148  000 

Masiuua 19  000 

Berbern  und  andre  kleine  Plätze  am  Roten  Me«r  ...  7 O00 

Sanribarküste  (Sansibar,  Pangani,  Sadani,  Bagamoyo)  . . 190  000 

Mocambiqueküste  (Mocambique,  Quelimaoe  &c.)  . . . 142  000 

Kapkolonic  ..........  29  000 

Mo&iarnedcs 2 OÜO 

Benguela  24  000 

Kongobecken 8G  000 

Gabun  und  Kamerun 64  UÜO 

Niger- Bnnuhbecken 89  000 

Übrige  NW -Küste  bis  Senegambien 14  OOO 


Die  Westküste  liefert  also  durchschnittlich  pro  Jahr  284  000,  die  Ost- 
k iixte  dagegen  564 UOO  kg;  der  Gewamtwert  beträgt  15 — 17  Mül.  Mark. 
Um  diese  Massen  zu  liefern,  müssen  jährlich  etwa  65000  Elefanten  getötet 
werden.  Wie  die  beigegebene  Karte  zeigt,  verbreitet  sich  der  Elefant  über 
das  ganze  tropische  Afrika  von  ca  15U  N bis  zum  südlichen  Wendekreis, 
jedoch  überall  mit  Anncblufs  der  Küatenterrasaen.  Das  Elfenbein  der  Ost- 
küsle  ist  weich,  da»  der  Westküste  hart,  überdies  nimmt  seine  Qualität  auch 
mit  wachsender  Breite  und  SeebÖhe  ab.  Grota  Quantitäten  zu  geringen 
Preisen  sind  im  Innern  von  Aquatorialafrika  nieht  zu  erwarten. 

Welcher  berichtet  über  seine  Messungen  von  Schädeln  der  einge- 
bornen  Bevölkerung  von  Socotr*.  Der  allgemeine  Scbädeltrpus  weist  auf 
ootasiattahe  (malaiische)  Abstammung  hin,  das  Fehlen  der  Stimoaht  and 
die  C.'ribra  orbitalia  aber  auf  Verwandtschaft  mit  den  Negern. 

Die  beiden  nächsten  AufäiUe  von  Claufs  über  die  Schingü-Ex- 
pedition  und  von  Boas  über  die  Eskimos  des  Bnffinlandes  wollen 
wir  nur  in  Kürze  erwähnen,  weil  dio  Leser  der  „Mitteilungen"  über  die 
Resultate  der  Foraekuugareise  von  Boas  bereits  durch  das  80.  Erg. -Heft 
unterrichtet  sind,  und  über  jene  der  Expedition  von  CI  auf»  uud  v.  d.  Steinen 
in  einem  dor  nächsten  Hefte  eine  ausführliche  Abhandlung  finden  werden. 
Strebeis  Aufsatz  über  mexikanische  Altertümer  sind  nur  eine  Er- 
läuterung zu  der  beim  Geographen  tag  ausgestellten  Sammlung. 

Michow  woist  auf  jene  verdienten  und  doch  von  seiten  der  modernen 
Historiker  unbeachtet  gebliebenen  Männer  hin,  denen  wir  die  erste  richtige 
Vorstellung  von  der  Bodengestalt  Rufslands  verdanken,  und  auf  deren 
Schultern  der  erste  Topograph  des  rooskowitisehen  Reiches,  Herberstein, 
steht  (dessen  Werk  erschien  1549).  Bia  in  den  Anfang  des  16.  Jahrhun- 
derts erfreute  rieh  die  von  Aristotel»  und  l^olemäo*  homtammende  Fähe! 
von  den  Rkipäen  oder  Hyperboreisehen  Bergen,  die  Rafriand  im  N quer 
durcbschneiden  und  den  gmtan,  in  den  Pontua  rieh  ergietanden  Strömen 
den  Ursprung  geben  sollten,  eines  allgemeinen,  unbezwei feiten  Ansehens. 
Erst  der  Sturz  der  Mongotenhemchaft  brachte  Rufsland  der  europäischen 
Staatenfamilie  näher.  Der  erste,  der  jene  Fabel  zerstörte  und  ganz  Rufs- 
land als  ein  ungeheueres  Tiefland  darstellte,  war  der  vielgereiste  Krakauer 
Arzt  und  Kanonikus  Mathias  v.  Micchow  (Tractatus  de  duabu»  Sanuatiis, 
Krakau  1517),  und  ihm  folgten  bald  darauf  Paolo  Giovio  (1525)  und  Jo- 
hannis Pabri  (1526),  deren  Schriften  auf  Berichten  russischer  Gesandten 
basierten. 

Koldewey  erörtert  die  Bedeutung  dm  Kompasse«  im  Weltverkehr. 
Künders  entdeckte  1801  die  Deviation  des  Kompasse»  (Abweichung  der  Mag- 
netnadel unter  dem  störenden  EinfiuCs  des  Eisens  im  Schiffe),  praktisch 
wurde  dieselbe  erst  von  Bedeutung,  als  man  in  den  30er  Jahren  ganz  aus 
Eisen  konstruierte  Schiffe  zu  transozeanischen  Fahrten  zu  benutzen  auflng, 
besonders  aber  »eit  der  Einführung  der  Dampfkraft  in  die  Seeschiffahrt, 
wodurch  eine  genaue  Einhaltung  des  Kurses  ein  GrunderforderoU  wurde. 
Mit  der  Entwickelung  der  Deviationsthooric,  deTen  Begründer  Poisaon  (1838) 
ist,  gingen  Hand  in  Hand  die  eingehend  geechüdeTten  Vcibeasenmgrn  des 
Kompasse»,  um  welche  rieh  neben  den  Engländern  auch  die  Deutsche  See- 
warte ein  grobes  Verdienst  erworben  lut 

Roh  de»  Artikel  über  Ortsnamen  behandelt  nach  einigen  einleiten- 
den Bemerkungen  hauptsächlich  diejenigen  Namen,  welche  der  Pflanzenwelt 

a* 


Digilized  by  Google 


4 


Litteraturbericht  Nr.  5—9. 


entnommen  sind.  Den  Schluß  der  Huch»  bildet  der  Bericht  der  Zcntral- 
kommission  für  wissenschaftliche  L&ndeskuude  in  Deutschland  und  der 
Bericht  über  den  Erfolg  de*  Antrages,  betreffend  die  Verwertung  der  Thä- 
tigkeit  deutscher  Missionare  auch  für  geographisch -ethnologische  Zwecko. 
Beide  Berichte  wurden  Ton  Prof.  Kirohhoff  erstattet.  Supern. 

5.  Kronprinz  Rudolf  von  Österreich -Ungarn.  Eine  Oriont- 
reiae  v.  J.  1881.  Wien,  Hof-  u.  Staat sdmekorei,  1885. 

Der  hoho  Verfasser  beschreibt  eine  Reise  nnch  Ägypten  und  Palästina 
in  gewohnter  einfacher,  aber  plastisch-anschaulicher  und  hier  UDd  da  humo- 
ristischer Weiie,  die  jeden  Laser  befriedigen  wird.  .Selbstverständlich  bekam 
der  Kronprinz  manches  zu  sehen,  was  andern  Keimenden  in  der  Kegel  ror- 
achlosien  bleibt,  und  dieser  Urmtand  macht  du*  Buch  auch  für  Fachleute 
interessant.  Mit  besonderer  Vorliebe  verweilt  der  Verfasser  bei  der  Schil- 
derung der  Jagdsxenen,  und  am  Schlüsse  stellt  er  dio  Ergebnisse  seiner 
ornithologiscben  Sammlungen  und  Beobachtungen  übersichtlich  zusammen. 
Einen  bosondern  Schmuck  d«  elegant  ausgestatteten  Huch»  bilden  die 
1 1 7 großem  und  kleinern  Holxschnittc  nach  Originalzeichnungen  von  Franz 
T.  Pausinger.  Supam. 

6.  Jordan,  Grundzügo  der  astronominchou  Zeit-  und  Orts- 
bestimmung. Berlin,  Springer,  1885. 

Das  vorliegende  Werk  ist  teils  aus  praktischen  Ortsbestimmungen  des 
Verfassers,  teils  aus  Obungsm&uungen  und  Vorträgen  desselben  an  den 
technischen  Hochschulen  zu  Karlsruhe  und  Hannover  herTorgegangcn.  Dem 
entsprechend  ist  es,  iru  Gegensatz  zu  den  Lehrbüchern  der  Nautik  sowohl 
wie  zu  denen  der  sphärischen  Astronomie,  hauptsächlich  darauf  berechnet, 
als  Handbuch  einerseits  für  Studierende,  anderseits  für  Porschung*Tei«*nde 
zu  dienen.  Es  ergibt  sich  daraus  hinsichtlich  der  Begrenzung  und  Be- 
handlung des  Stoffes  die  vorzugsweise  Berücksichtigung  der  Verhältnisse 
zu  Lande  und  die  Beschränkung  auf  eine  gewisse  mittlere  Genauigkeit  (von 
etwa  l Zeitaekunde) , die  hei  Anwendung  loicht  transportabler  Instrumente 
nicht  wohl  überschritten  werden  kann.  Es  werden  daher  beispielsweise  die 
seitliche  Refraktion  und  Parallaxe,  sowie  dio  tägliche  Aberration  im  all- 
gemeinen unberücksichtigt  gelösten. 

Das  einleitende  erste  Kapitel  des  trotz  sein»  reichen  Inhalts  und 
•einer  ausführlichen,  bequem  lesbaren  Darvtellungaweise  sehr  handlichen 
Buches  entwickelt  zunächst  die  uötigen  Vorbegrilfe  der  mathematischen 
Geographie.  Die  Aufgaben  der  Zeitverwandlung,  sowie  die.au  das  astrono- 
mische Dreieck  (P  Z S)  anknüpfenden  Aufgaben  werden  eingehend  erörtert 
und  an  vollständig  durchgeführten  numerischen  Beispielen  näher  erläutert. 
Hierauf  folgt  die  Betrachtung  der  Refraktion,  der  Parallaxe  und  der 
Kierotiofo  und  daran  anschließend  die  Reduktion  gemessener  Höhen  auf 
wahre. 

Das  zweite  Kapitel  gibt  die  wichtigem  Methoden  der  astronomischen 
Zeit-  und  Ortsbestimmung  durch  theodolitenartige  und  durch  Keflexiooa- 
instrumeute , nebst  einer  Bwchrsibung  und  Fehlertheorie  der  zur  Messung 
dienenden  Apparate.  Verhältnismifsig  kurz  ist  die  Theorio  de*  Thoodoliten 
(im  weitem  Sinne)  behandelt,  hinsichtlich  deren  nuf  die  ausführliche  Dar- 
stellung in  des  Verfasser*  „ Handbuch  der  Vermessungskunde*  (Stuttgart, 
Metzler,  1877)  verwiesen  wird.  Sehr  eingeheud  ist  dagegen  die  Behand- 
lung der  Spiegelinstrumeiitc.  Der  darauf  verwendete  Teil  de«  Buches  (ein 
Drittel  des  Ganzen)  bildet  geradezu  eine  erschöpfende  Monographie  dieser 
Apparate.  Die  verschiedenen  Formen  derselben  (Sextanten,  Spiegelkrcisn, 
Prismenkreise  Ac.)  weiden  ausführlich  besprochen  und  in  zahlreichen  Ab- 
bildungen (größtenteils  nach  Apparaten  der  dem  Verfasser  unterstellten  geodä- 
tischen Sammlung  xu  Hannover)  vorgefiihrt.  An  die  Fehlertheorie,  in  welche 
zahlreiche  Beispiele  wirklich  ausgeführter  Fehlerbcstimmungen  oingedochten 
sind,  schließt  sich  eine  Vergleichung  der  verschiedenen  Kellexionsinstru- 
roente  hinsichtlich  ihrer  Vorzüge  und  Nachteile. 

Was  nun  die  Methoden  der  Zeit-  und  Ortsbestimmung  »eibat  betrifft, 
«i  werden  folgende  behandelt:  Zeitbestimmung  aus  einzelnen  und  aus 
korrespondierenden  Höben,  aus  Meridiandurchgangs- Beobachtungen  und  (mit 
gleichzeitiger  Ermittelung  der  Breite)  aus  Sonnenmittogahöhen  sowie  aus 
beliebig  zerstreuten  Höhen,  ferner  Mcridümbestimmnng  au*  korrespon- 
dierenden Höhen,  Azimut-  und  Breitenbestimmung  mit  Hilfe  des  Polar- 
stem*, endlich  Längenroeasung  durch  Monddistanzen.  Außerdem  wird  die 
Theorie  der  Sonnenuhr  und  einiger  andrer  zu  angeuäherten  Zeitbestim- 
mungen dienender  Vorrichtungen  entwickelt  Der  Einfluß  der  Beobach- 
tung'*- und  der  (natürlich  zu  eliminierenden)  Instmmen talfehler  wird  überall 
eingehend  diskutiert  und,  wa*  besonders  hervorzubeben  ist  durch  zahlreiche 
in  den  Text  einge-treut«  Tafelchen  zur  deutlichen  Anschauung  gebracht. 
Den  theoretischen  Entwickelungen  «ind  meisten*  vollständig  ausgeführt« 
Kechnungftbeispictc  beigefugt,  welche  zum  Teil  auf  Messungen  de*  Ver- 
fassers während  der  Rohlßachen  Expedition  in  die  Libysche  Wüste  beruhen. 


Dieselben  bilden  cino  um  so  dankenswertere  Zugabe,  besonder*  für  den- 
jenigen, welcher  nur  gelegentlich  derartige  Rechnungen  ausfuhrt,  als  sie 
außer  einem  erprobtem  Rechenschenu  auch  vielfach  praktische  Winke  geben. 

Besonder*  ausführlich  und  manche*  Neue  bietend  ist  die  Behandlung 
der  Iüngenbestimmung  aus  Monddistunxen.  Hervorxuheben  ist  r.  B.  die  Be- 
trachtung de*  Falles  sehr  kleiner  Höhen,  bei  dem  die  Berücksichtigung  der 
bedeutenden  und  stark  veränderlichen  Refraktion  eigne  Untersuchungen 
nötig  macht.  Von  großem  Interesse  ist  ferner  die  ausführliche  Bearbeitung 
de«  reichen  Beobachtungsroaterials  (Hl 7 Mouddivtanzen),  welches  dem  Ver- 
fasser von  der  Libyschen  Expedition  her  zn  Gebote  stand.  Ala  mittlem 
Fehler  einer  einzelnen  DUtanzmeesung  findet  er  22*,  wo*  einem  durch- 
schnittlichen Zeitfehler  von  fast  einer  Minute  entspricht.  Eine  eingehende 
Behandlung  erfahrt  die  Aufgabe  der  Ausgleichung  von  Längenbestimmungen, 
welche  teils  durch  Monddistanzen,  teils  durch  Chronometerübertragung  und 
Itincraxberccbnung  erhalten  sind.  Die  mit  Hilfe  der  Methode  der  kleinsten 
Quadrate  durchgofiihrte  Diskussion  der  iünitlichcn  votu  Verfasser  in  der 
Libyscheu  Wüste  augcstollten  Beobachtungen  ergibt  als  wichtigste«  Resultat, 
da  f*  die  Methode  der  Längeobestimmung  au*  Monddistanxen 
an  Genauigkeit  durchtu«  zurüeksteht  hinter  den  Methoden 
der  Längenübertragung,  wolcho  überdies  in  ihrer  Anwendung  be- 
trächtlich einfacher  sind.  Als  praktische  Folgerung  fließt  hierau«,  daß  es 
bei  nicht  gar  xu  weit  ausgedehnten  I and  reisen  am  vorteilhaftesten  sein 
dürfte,  nur  an  wenigen  Hauptpunkton  absolute  Längenbeetimmungen  vor- 
zunehmen,  die  Zwischenpunkte  dagegen  nur  relatir  durch  ein  sorgfältig 
geführtes  Itinerur  ochst  Chronometerübertragung  und  Breitenbeetiroraungen 
festxulegen. 

Als  Auhang  sind  dem  Buch  cino  beträchtliche  Zahl  durchweg  neu 
berechneter  Hiifstafeln  hinzugefügt.  Bemerkenswert  ist,  dafs,  von  dem  ge- 
wöhnlichen Gebrauch  abweichend,  die  Tafel  der  Refraktion  bis  zur  schein- 
baren Höhe  0 unverkürzt  (mit  einem  Höhenintemll  von  l')  mitgeteilt 
ist,  — hauptsächlich  mit  Rücksicht  auf  die  weiter  oben  erwähnten  Unter- 
suchungen über  Reduktion  von  Monddistanxen,  dio  in  geringen  Höhen  ge- 
messen wurden.  ScAmßir. 

7.  Alexich,  Über  Kartenprojoktionon.  (Struffleurs  östorr. 
milit.  ZüitHchr.  1885,  Bd.  XXVI,  S.  173.) 

Za  der  nicht  gerade  geringen  Zahl  neuerer  Schriften  über  diesen 
Gegenstand  fügt  der  genannte  Aufsatz  eine  überschau  der  gebräuchlichsten 
Netze  in  der  üblichen  Gruppierung  und  nach  deren  wesentlichsten  Eigen- 
schaften. Formeln,  Zahlentabellen  oder  Hilfskonstruktionen  sind  aus- 
geschlossen, da  eine  Anleitung  zum  Entwurf  der  Karteunetze  nicht  in  der 
Absicht  der  Arbeit  lag,  die  sich  dafür  recht  lesbare  Form  gewahrt  hat. 
An  eine  Beschreibung  jener  der  österreichischen  Venn»suDjp>karte  in 
1 :7.r>0»*0  zu  Grunde  liegenden  Netzstellung,  die  in  deT  Wissenschaft  die 
östeTTeichische  polykonische  Projektion  genannt  wird,  schließt  sich  ein 
kurzer  Auszug  aus  *A.  Tiasot«  memoire  1881  der  uach  deu  in  Zahlen 
ausgedrückten  Fehlergrenzen  bei  Längen,  Winkeln  und  Flächen  der  wich- 
tigsten Eutwurßarten  die  Eignung  der  letztem  je  nach  Lage  und  Aus- 
dehnung de*  darzustellenden  Landes  oder  Erdteils  beurteilen  Hilst. 

Berghau*. 

8.  Steinhäuser,  Dr.  Herrn.  Wagners  Tafeln  der  Dimensionen 
dos  Erdspliiiroids  auf  Minuteudekaden  erweitert.  (Zoitschr. 
f.  wiss.  Googr.,  Wien  1885,  Bd.  V,  S.  137.) 

Taff l I,  II,  III,  VII  und  VIII  sind  Kr.eitcrungtn  Ton  VTtgnen 
Tafeln  I,  III,  IV,  Y und  VI  in  Behma  „Geographischem  Jahrbuch’,  ßd.  III 
(1870)  auf  Grund  der  Be»el»ehen  Dimensionen  des  Erdsphäroid*.  Neu 
sind  Tafel  IV  (Krümmungshalbmesser  für  jede  Mioutendekadr  des  Meridians 
nnd  für  jede  Minutenpentade  zwischen  80  und  ß<)°  Br.),  TVfel  V (Halb- 
messer des  Sphüroids  für  jede  Minutendekade  in  km  und  in  Dezimalen  zum 
Aquatorialhalbmesser  = 1)»  ond  Tafel  VI  (WinkolEnderung  gegen  Äquator 
und  Pol  für  jede  Mrautendekade  des  Quadranten).  Kartographen,  sowie 
zur  Flächenberechnung  mittels  Zoncntabellen  werden  diese  Tafeln  vorzüg- 
liche Dienste  leisten.  Supern. 

9.  Kalkowsky,  Elemente  der  Lithologie.  Heidelberg,  C, 
Winter,  1886. 

Wenn  « nach  v.  Richthofen  »dem  Geographen  anzumten  ist,  sich 
diejenigen  Kenntnis««  anxueiguen,  welcho  ihn  belihigcn,  über  seine  eignen 
Aufguben  hinauszugehen  und  die  Untersuchung  des  innern  Gebirgibaue* 
selbst  auszuführen",  so  kann  auch  cino  Besprechung  des  oben  genannten 
Lehrbuches  in  dieser  Zeitschrift  nicht  befremden,  um  so  weniger,  als  gerade 
die  geologischen  Gesichtspunkte  in  demselben  überall  besonders  betont 
werden.  Dem  Fortschritt  von  der  bloß  beschreibenden  xur  erklärenden  Be- 
handlungsweise  Rechnung  tragend,  den  die  Gesteinskunde  in  deu  letzten 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  10—13. 


i> 


Dezennien  gemacht  hat,  ersetzt  der  Verfasser  den  bisher  meist  für  dieselbe 
gebräuchlichen  Nomen  Petrographie  durch  Lithologie. 

An  den  allgemeinen  Teil,  welcher  in  sieben  Kapiteln  von  dem  Ver- 
hältnis der  LUhologfo  zur  Geologie,  von  der  Zusammensetzung,  Struktur, 
Lagerung,  Entstehung  und  Klassifikation  der  Gestein«,  sowie  den  gebräuch- 
lichen lTntersuchungsm«thoden  handelt,  schliefst  sich  der  natürlich  bei 
weitem  ausführlichere  „eingehende“  Teil  an.  Die  einzelnen  Gesteine  sind 
hier  nach  „Familien*  gruppiert,  deren  15  auf  die  nnogenen,  24  auf  die 
katogeueu  Gesteine  entfallen.  Hei  den  einzelnen  Familien  kommen  daun 
wieder  der  Reihe  nach  ihre  chemische  und  mineralische  Zusammensetzung, 
Struktur,  eventuelle  accessorisehe  Gemengteile  und  He&taudm&i&eii,  Jjtgcrung 
und  Absonderung,  Entstehung,  ZoROtiungaerscheinungen  und  die  einzelnen 
..Arten’  derselben  zur  Besptechung.  Auf  einige  dem  Verfasser  eigentümliche 
Einzelheiten,  namentlich  in  der  Zurechnung  der  einzelnen  Gesteine  zu 
dieser  oder  jener  Familio  und  der  Anordnung  der  letztem  (vgl  z.  B.  über 
die  Gabbro)  cinzugehen,  ist  hier  nicht  der  Ort. 

Der  Studierende  der  Geogmphic  wird  das  (allerdings  für  ihn  etwas 
ausführlich«)  Buch  mit  Vorteil  benutzen  und  auch  später  schwerlich  irgend 
welche  Auskunft  vergebens  in  demselben  suchen.  Eine  dem  Werk  zu 
wünschende  zweite  Auflage,  würde  durch  einige  Abbildungen  im  ersten  Teil 
und  Angabe  der  wichtigem  Litteratur  über  den  einzelnen  Abschnitten  (etwa 
wie  in  Crednera  „Elemente  der  Geologie“)  vielleicht  gerade  für  diejenigen 
Studierenden,  welchen  die  Lithologie  mehr  Hilfswissenschaft  Ut,  an  Brauch- 
barkeit wesentlich  gewinnen.  Rohrbaeh. 

10.  Davis,  Geografical  Classification.  (Proc.  Amer.  Ass.  for 
the  Advanc.  of  Sc.,  Vol.  XXXIII,  1885,  Sep.-Abdr.) 

Verfasser  betont  die  Notwendigkeit  ein«  orographiachen  Systems  auf 
genetischer  Grundlage  und  bespricht  — um  seine  Ansicht  an  einem  Bei- 
spiel zu  crliiutero  — die  verschiedenen  Formen  von  Gebieten  mit  horizon- 
taler Schichtenlagerung.  Als  Einteilungsprinzip«  benutzt  er  einerseits  die 
ZuuimmensetzuDg  und  Kntstehungxweis*  der  Schichten,  anderseits  den  Grad 
der  Erosion,  der  von  zwei  Momenteu  abhängt:  von  der  Schnelligkeit  der 
Hebung  und  vom  Alter  des  betreffenden  Gebietes.  Canons  können  sieh 
nach  seiner  Meinung  nur  in  mach  emporsteigeuden  Plateaus  bilden.  Zu- 
gleich kennzeichnen  sie  das  Jünglingsalter  ein«  Plateaus,  ein  fortgeschritten« 
Stadium  ist  die  Auflösung  «in«  Tafellandes  in  ein  Täfelgebirgc,  bis  endlich 
die  Denudation  dio  Höhe  vermindert  uud  du*  Belief  mildert,  und  das  alte 
Plateau  gleichsam  wieder  zu  den  Formen  eines  Puppeazustaud«  xuriiek- 
kehrt*  S»IJ>3M. 

11.  Taylor,  On  the  Crumpling  of  the  Earth’s  Crust.  (Amer. 
Journ.  of  Sc.  1885,  Bd.  XXX,  S.  249.) 

Die  Faltung  und  Kunzelung  der  Erdkruste  ist  eine  durch  Beobachtung 
festgestellte  Thataache,  dagegen  gehört  die  Erklärung  dieser  Thatsache  noch 
ganz  in  das  Gebiet  der  Hypothese.  In  Europa  ist  noch  ziemlich  allgemein 
dio  Ansicht  verbreitet,  dafs  die  Abkühlung  und  Zusanmieuziehung  des  Erd- 
kerns die  Hunzelung  der  Kruste  heivorgenifen  habe.  Der  Verfasser  findet 
mit  Dutton  diesen  Erklärungsversuch  als  unzureichend.  Ausgehend  von 
dem  Satze,  dafs  die  Gezeiten  eine  Verminderung  der  ltoUtionsgeschwin- 
digkeit  der  Erde  bedingen,  gelangt  er  zum  Schlüsse,  dnfs  die  Abplattung 
der  Erdo  sich  stetig  vermindert  bube.  Kt  berechnet  für  die  Zeit,  da  dio 
Erde  viermal  schneller  sich  drehte  als  jetzt  (der  Tag  also  nur  6 Stuuden 
dauerte)  für  den  Äquatorialbalbroeamr  eine  Lange  von  7016,  und  für  den 
PoUrhalbmeeser  eine  solche  von  6296  km.  Der  entere  verkürzt«  sich  also 
biz  jetzt  um  C38  km , der  letztoro  verlängerte  sich  um  1059  km  uud  die 
Abplattung  verminderte  sich  von  *li<f , auf  >/a88#48.  In  dieser  Verminderung 
dos  Aquatorialumfang«  sieht  er  nun  die  1‘rsache  d«  Zunammenachubes  der 
Erdkruste.  Die  Beschaffenheit  des  Erdkerns,  d.  b.  der  Grad  seiner  Ver- 
festigung und  — wenn  man  einen  festen  Kern  annirnmt  — der  Zeitpunkt 
des  Eintretens  der  Erstarrung  ist  für  diese  Frage  gleichgültig,  da  nach 
Spencer  ein«  feste  Knikugel  sich  unter  dem  EinHosse  der  Rotation  ebenso 
abplatten  würde,  wie  eine  llüaaige.  Ist  obigo  Erklärung  richtig,  so  müssen 
die  Zirkumpolargebictc  frei  von  Faltungen  (Gebirgen)  sein,  und  raufs  die 
tropische  Zione  dio  gröfsten  Erhebungen  enthalten.  Das  ist  aber  nur  ganz 
iro  allgemeinen  richtig,  und  der  Verfasser  verhehlt  nicht  die  mannigfachen 
Schwierigkeiten,  die  ihm  die  geographische  Verteilung  der  Faltengebirge 
bereitet-  Solche  Schwierigkeiten  sind  das  Vorkommen  der  höchsten  Er- 
hebungen nicht  am  Äquator,  sondern  an  der  Grenze  der  Tropenzone.  die 
Beschränkung  der  Fältungen  auf  gewisse  Lokalitäten  (dieser  Kinwurf  Duttons 
trifft  alle  Theorien,  welche  eine  allgemein  wirkende  Kraft  zur  Erklärung  der 
Faltungen  annchrocn),  der  schmale,  über  beide  Hemisphären  sich  erstreckende 
Gebirgsgürtel  an  der  p&cifischen  Seite  von  Amerika,  das  Vorhandensein  von 
Erhebungen  in  den  ZirkumpoUrxonen,  wenn  auch  im  arktischen  Gürtel  das 
Tiefland  und  im  antarktischen  das  Meer  dominiert.  Sum«. 


12.  Jülg,  Über  erodierende  Meerestlmtigkeit.  (Mitteil.  Googr. 
Ges.,  Wien  1885,  Bd.  XXVIII,  S.  414  u.  444.) 

Eine  fieifaige  Zusammenstellung  des  in  der  Litteratur  aufgehäuften 
ThalsarhenmutehaU  ohne  etwas  wesentlich  Neu«  zu  bieten.  Verdienstlich 
ist  der  Hinweis  auf  den  Zusammenhang  der  Sturmbahnen  und  der  Ge- 
biete gröbster  Klistenzcratörung.  Recht  dürftig  ist  der  Abschnitt  über  die 
Küstcnforrann.  Supan. 

13.  Dana,  Origin  of  Cond  Heols  und  Islands.  (Amer.  Jouru. 
of  Sc.  1885,  Bd.  XXX,  8.  89  u.169.  Mit  1 Karte.) 

Die  Kinwurfe  gegen  Darwins  Kifftheorie,  welch«  der  Generaldirektor 
der  britischen  geologischen  Landesaufnahme,  Geikie,  in  seiner  Prüsidial- 
Adress*  vorn  Jahre  1883  übersichtlich  xuxamm«ng«tcllt  und  denen  er  seine 
rolle  Zustimmung  erteilt  hotte,  voranlafsten  den  Mitbegründer  jener  Theorie  zu 
einer  eingehenden  kritischen  Untersuchung  der  modernen,  von  Rein,  Semper, 
Murray  Are.  vertretenen  Anschauungen , deren  Beweiskraft  er,  wie  gleich 
im  vorhinein  bemerkt  worden  mag , nicht  anerkennt.  Der  Kinwand , dafs 
Darwin  eine  ungeuügcude  Thatsachenkcnntnin  b«afx,  konnte  am  leichtesten 
zurückgewiesen  werden,  denn  wenn  sein  Beoharhtungsfclrf  ouch  beschränkt 
war,  so  umfafste  es  doch  ausgezeichnet  typische  Beispiele  von  Einbildungen, 
und  überdies  wurde  das  Bcobachtungxmateriul  durch  l>ant  beträchtlich  ver- 
mehrt. Sehr  zu  bedauern  ist  es  dagogen , dafs  Dsna  die  Ansichten  Beins 
nur  aus  Geiki«  Adrease  kennt,  und  es  erklärt  sich  daraus,  dafs  er  nur 
den  schwächsten  Kinwurf  des  Erforschers  der  Bermuda-Inseln  zu  wider- 
logen versucht,  allerdings  auch  nicht  in  ganz  überzeugender  NVoise.  Rein 
hatte  auf  Grund  von  Mitteilungen  von  Professor  v.  Fritsch  erklärt,  keine 
der  altem  Formationen  weise  so  märhtigo  Riffe  auf,  als  sie  Ik&rwin  und 
Dana  für  die  Gegenwart  annehmen,  aber  er  vergafs  dabei  der  ungeschich- 
teten Dolomitwälle  der  Alpen,  die  v.  Richthafen  und  v.  Mojiisovjcs  für 
Riffbildungen  halten,  ohno  bisher  widerlegt  worden  zu  sein.  Dor  gewich- 
tigste Vorwurf,  der  Darwin  gemacht  wurde,  Ut  der,  dafs  er  zuerst  seine 
Theorie  aufstellte  und  durch  dieselbe  orst  Senkungen  nuchzuweiscn  sucht«, 
während  dor  umgekehrte  Weg  hätte  eingeschlagen  werden  »ollen.  Dana 
gibt  eine  rein  hypothetische  Annahme  von  Senkungen  nicht  zu.  Als  aufser- 
httlb  Hot  Theorie  stehende  Beweis«  für  dia  l«tztcro  führt  er  an : l)  die 
Existenz  fjordenaitiger  Küstoueinachnitte , die  sich  nach  oben  in  Thdler 
fbrtselzeu,  uud  2)  die  allmähliche  Grötsmobnahme  der  Inseln  einer  Gruppe 
nach  eincT  bestimmten  Richtung.  Daher  teilt  ot  auch  nicht  Darwins  An- 
licht, dafs  Küstenrifle  einen  Stillstand  oder  gar  eine  Hebung  Anzeigen, 
und  er  korrigiert  dessen  Karte  der  Niveeuverüuderuugen  in  mehreren 
Punkten.  Die  Marques*»- Inseln  und  Tutuila  in  der  Samoagruppe  werden 
ihrer  Fjorde  wegen  als  sinkend  betrachtet , uud  auch  die  übrigen  Saraoa- 
inscln  zeigen  nach  Dana  kein«  bestimmten  Anzeichen  einer  Hebung.  Auch 
für  die  Sandwichinseln  vermag  er  nicht  eine  allgemein«  Hebung  anzu- 
erkennen.  Die  Grenzen  seines  greisen  zentralen  Senkungsfeld  es  des  Pac  lö- 
schen Ozeans  erscheinen  ihm  dadurch  gegeben,  dafs  die  Inseln  der  Tahiti- 
und  die  der  Sandwichgruppe  in  westlicher,  die  der  Sarooagruppe  aber  in  öst- 
licher Richtung  an  Gröfs«  abnehmen,  während  gleichzeitig  die  Kißhildungen 
zunehmen.  Dafs  da»  Vorhandensein  einer  breiten  Küstcnebonc  auf  Tahiti 
gegen  di«  Annahme  einer  rezenten  Senkuug  spricht,  gibt  zwar  Dana  ebenso 
zu,  wio  die  Existenz  gehobener  Korollonriffc  in  der  Südse«,  aber  er  geht 
diesem  »ehr  gewichtigen  Argument  der  Gegner  Darwins  dadurch  aus  dem 
Wege,  dafs  er  di«c  Hebungserscheinungen  für  , lokal"  erklärt.  In  den 
Tiefaeeuntewuchungen  des  „Challenger”  bei  Tahiti  erblickt  er  einen  direkten 
Beweis  für  eine  einstige  Seukuugspeiiode.  Dos  Vorkommen  mächtiger  Ko- 
TallenfcUmassen  in  Tiefen  von  70 — 180  m ixt  nach  Dana  nur  dadurch  za 
erklären,  dafs  diese  Trümmerzone  einst  ein  hoher«  Niveau  cinnahm;  denn 
der  Hindu fs  der  Wellenbewegung  uud  damit  auch  die  Krosionskraft  des 
Meeres  sei  in  diesen  Tiefen  selbst  dann  gering,  wenn  der  Grund  sich  all- 
mählich senke,  uud  um  so  mehr  hier,  wo  die  Buchung  nirgends  unter  45* 
sinkt  und  im  Anfang  sogar  76°  betrügt.  Ganz  haltlos  ist  D&nas  Beweis- 
führung für  dio  Senkung  Floridas,  die  Agasriz  bekanntlich  leugnet;  denn 
mag  man  auch  immerhin  an  einstigen  Landzusammenhang  zwischen  Süd- 
und  Zcntralamcrika  einerseits  und  Weatindicn  anderseits  feethalten,  so  ist 
doch  kein  zwingender  Grund  flir  dio  Annahme  vorhanden,  dafs  die  F«t- 
landsperiodo  noch  in  die  Quartärzcil  hiueinragte  und  dafs  die  Senkung  sich 
auch  nach  N erstreckte.  Ein  Kontinental  Zusammenhang  zwischen  West- 
indien und  Nordamerika  fand  jedenfalls  nicht  statt.  Die  moderne  Hypo- 
these, dal«  die  Korallenriffe  Krönungen  unterirdischer  Bodenerhebungen 
vulkanischen,  organischen  oder  andern  Ursprung»  »eien,  die  bis  aur  Tiefien- 
greoxe  des  Kortülenlebens  emporrageu,  wird  durch  Daus  nicht  erschüttert. 
Ob  die  Tschagoibank  eine  solche  wachsende  Anhäufung  von  Muscheln  und 
andern  Überresten  tierischer  Herkunft  ist,  Ut  allerdings  nicht  enriceen, 
aber  auch  das  Gegenteil  nicht;  und  die  Beobachtung  Guppys  (Nature, 


Digilized  by  Google 


r> 


Litteraturbericht  Nr.  14 — 16. 


Bd.  XXIX,  S.  214).  daß  die  gehobenen  Riffe  der  Salomoninseln  eine 
verhältnismäßig  dünne  Schicht  über  einem  unreinen,  erdigen  Kalkstein 
mit  zahlreichen  Foraminiferen  und  andern  pelagischen  Organismen  bilden, 
ist  doch  sehr  beachten*«* rt.  Glücklicher  ist  der  Verfasser  in  seiner  Polemik 
gegen  jene,  die  die  Kifflcanile  durch  die  Erosion  von  Meeresströmungen 
erklären  wollen,  wie  cs  z.  B.  Seiner  in  bezug  auf  den  04 — 82  m tiefen 
Kanal  der  großen  f'elewinsel  that.  Die  Erosion  kann  nicht  wirksam  gewesen 
sein,  woil  der  Ausgang  bedeutend  seichter  ist;  und  dies  ist  auch  hei  zahl- 
reichen andern  Kiffbildungeu  der  Fall.  Die  meisten  picifuchcn  Atolle 
haben  Laguncueinginge  von  weniger  als  2 m Tiefe  und  viele  sind  ganz 
geschlossen,  wenigstens  zur  Kbbezeit.  Überdies  ist  der  zerstörende  Einfluß 
der  Welleu  an  der  Außenseite  des  Riffes  ungleich  stärker,  al«  in  den  Kanälen 
und  Lagunen,  und  doch  findet  dort  Wachstum  und  Verbreiterung  statt, 
„wenn  die  Senkung  nicht  zu  rasch  vor  sich  geht“. 

Entschieden  ist  der  Streit  auch  durch  die  Torliegenden  Auseinander- 
setzungen Danas  nicht.  Die  Hauptstütze  der  Darwinschen  Theorie,  die 
Berechnungen  der  Mächtigkeit  der  Riffe,  ruht  uoeh  immer  auf  einer  durchaus 
schwankenden  Bau«,  und  nur  Ticfenbohrungcn , die  auch  Dana  empfiehlt, 
werden  in  diesem  Kardinalpunkte  eine  Entscheidung  bringen.  Xujxin 

14.  Chisholm , Rapid»  and  Waterfalls,  (Scottish  Geogr. 
Mag.  1885,  Bd.  I,  S.  401.) 

AU  Houptursuche  der  Entstehung  von  Wasserfällen  und  Stromschncllen 
betrachtet  der  Verfasser  den  Wechte!  härterer  und  weicherer  Gesteine,  und 
namentlich  brzeichnet  er  Massengestcine  (besonders  Granit),  krystalliniach* 
Schiefer  und  Kalkstein  als  günstig  für  die  Bildung  vou  WawscrfiUlcn.  Auf 
die  genannte  Grundbedingung  fuhrt  er  auch  die  ThaUarhe  zurück  , dafs 
WassertHlln  und  Schnellen  viel  häufiger  in  Gebirgen,  als  in  Ebenen  Vor- 
kommen, und  dort  wieder  mehr  in  Quer-,  als  in  fäingathilem.  AU  sel- 
tener wirkende  Ursachen  führt  er  an  Verwerfungen  innerhalb  eines  Strom- 
bettes (GlcnflUle  iro  Hudson),  Spilteobildung  quer  durch  das  Flußbett 
(Viktoriaßllc  des  Sambesi)  und  Abdämmung  eine«  Thules.  An  zahlreichen 
Beispielen  wird  die  Theorie  erläutert ; interessant  ist  namentlich  der  Hinweis 
auf  die  vielen  Ministurpendants  des  Xiagarafalle*  in  Schottland.  Ara  Schluß 
wird  der  hemmende  Einfluß  der  Falle  und  Stromschuellen  auf  den  Ver- 
kehr und  damit  auf  die  Ausbreitung  der  Zivilisation  besprochen. 


SupQH' 

16.  Forel,  Die  Formel  der  „Seiches“;  2.  Abhandlung. 
(Archives  dos  Scionces  1885,  3.  Sorie,  Bd.  XI\r,  S.  203.) 

Id  einer  frühem  Arbeit  (Aich.  <1m  Sc.  1870,  Bd.  LV1I,  S.  278)  bitte 
der  Verfasser  aus  einer  Gleichung  H.  Merians  in  Hasel  folgende  Formel  der 

Seiches  abgeleitet : t z=  rr  , in  welcher  t = Zeitdauer  in  Sekunden 

V gh 

der  halben  Oszillation  einer  „Uninodalseicbe“ ; 1 = Länge  and  h =r  mitt- 
lere Tiefe  das  Seequerschnitt*'»,  noch  welchem  die  Bewegungen  stattünden, 
beide  letztere  Faktoren  in  Metern  aoagedrückt.  Die  Quantität  g wird  hier 
von  Forel  nicht  erklärt.  An  tiefen  Seen  ange wendet,  bewies  sich  die  Ge- 
nauigkeit dieser  Formel  aufs  vollkommenste. 

Derartige  Wasserbewegungen,  wirklicho  ..Seiches4’,  wurden  aber  auch 
von  H.  C.  Russell,  Präsidenten  der  Royal  Society  von  New  South  Wale»,  auf 
dem  George -See,  Provinz  Murray,  beobachtet  (Tiefe  4,67  — G,10  ra  = 
16 — 20  engl.  P.).  Aus  33  gemessenen  «Seiches-  berechnete  Russell  die 
Dauer  einer  ganzen  Oszillation  auf  131  Min.  (Diese  Dauer  wäre,  nach 
Forel,  eine  enorme.)  , ]9 

Die  Formel  t sr  —r, — ”,  woraus  h =:  --  -—z- . gibt  als  mittlere 

V gb  V gi  * 

Tiefe  des  See*  5,W6  ra  :=r  18,1  engl.  P.,  es  weicht  alao  die  berechnete 
Tiefe  vod  der  beobachteten  nicht  wesentlich  ob,  und  kann  diese  Formel 
auch  bei  sehr  seichten  Seen  angewendet  werden  (der  Gcorgo-Sc*  hat  eine 
Läng«  von  28962  m und  eine  Breite  von  804  m).  Ihre  Richtigkeit  wäre 
also  auch  hier  konstatiert.  Sie  ist  aber  auch  nur  eine  Vereinfachung  der- 
jenigen R.  Marians;  und  schon  Sir  W.  Thompson  empfahl  sie  für  jene 
Falle,  wo  -j-  einen  sehr  kleinen  Bruch  repräsentiert,  mit  einem  Worte,  für 
alle  untiefen  Seen.  Die  Differenz  zwischen  den  Resultaten  dieser  beiden 
Formeln  beträgt  in  diesem  Falle  nur  0,00«  m. 

Auf  dem  Genfer  See  unterscheidet  Forel  3 Typen  von  Longitudinol- 
•eichcs:  l.  Cninodal-,  2.  Binodal-,  3.  dikrote  Seiches.  Die  ersten,  wo 
t = 2190.  haben  einen  einzigen  Knotenpunkt  (n<rud)  und  zwei  Oazilla- 
tion«ar#«M  (VentTcs  d'oscilUttons),  eine  westliche  und  eine  örtliche,  die  «ich 
vorzugsweise  andern  Ufer  wahrnehmen  lassen.  Die  Bimxhüneich  es  sind  eigent- 
lich zwei  l’ninodaUeichtai  aneinander  gereiht,  ln  diesen  steigt  das  Wasser 
gleichzeitig  an  beiden  Enden  de«  See*.  Die  Seichet  dierotes  sind 
durch  die  Überlagerung  der  beiden  andern  gebildet.  Häufig  an  den  Enden, 
sind  sie  kaum  wahrnehmbar  in  der  Seemitte. 


I 

I 


I 


Nachstehende  Figuren  *)  dürften  den  Unterschied  zwischen  den  beiden 
ersten  Typen  erkennbarer  machen. 

Figur  t.  Selche  nninodale. 


Die  früher  von  Forel  als  dem  «Grand  lae-  (Villeneuve — Rolle)  eigen- 
tümlichen angenommenen  Seiche«  sind  nur  da*  Ostende  der  Binodaßoiches, 
die  er  biadann  im  .P^tit  UcM  (Rolle— Genf)  nicht  beobachtet  hatte. 

Sonderbar  tst  die  totale  Axymetri*  dieser  Seiche«  auf  dem  Genfer  Sec. 
Sämtliche  Anhaltspunkte  (Ventres  und  N oeu da)  sind  nach  Werte«  ver- 
schoben. «<>  daß  z.  B.  der  „Ventre  median'*  der  Binodalen  mit  dem  Mittel- 
punkte de»  See*  nicht  üboreinstimmt,  sondern  tich,  so  wie  der  „Nceud" 
der  L'niuodaleu,  weit  westlicher  findet.  Wahrscheinlich  wirken  da  ab  Ur- 
sachen einerseits  die  viel  geringere  Tiefe  de»  Wasser*  im  wertlicheo  Teile, 
und  zugleich  die  weit  geringere  llreito  in  derselben  Region.  sioiliard. 

16.  Sprung,  Lehrbuch  der  Meteorologie.  Hamburg,  Ifoff- 
mann  & Campe,  1885.  (Mit  17  Tafeln.) 

Dieses  Lehrbuch,  im  Aufträge  der  Direktion  der  Deutschen  Seewarte 
heraungegebcn , ist  da«  theoretische  Pendant  zu  r.  Bcbbcrs  Handbuch  der 
ausübenden  Witterungskundc  (s.  Litt. -Her.  1885,  Nr.  252)  und  zum  Teil 
auch  zu  Hanns  Lehrbuch  der  Klirualologie;  denn  der  Verfasser  trennt  «ehr 
schürf  die  Begriffe  Klimatologie,  „welche  die  meteorologischen  Erschei- 
nungen vorwiegend  vom  geographisch-statiatischeu  Standpunkte  behandelt", 
und  Meteorologie  im  engern  Sinne,  «welche  die  atmosphärischen  Vorgänge 
als  solche  untersucht  und  dieeclb*  auf  physikalisch-mechanische  Gesetze 
zurUckzuführeu  »ich  bemüht".  Da«  ist  die  Ansicht,  die  auch  ich  wieder- 
holt vertreten  habe,  wenn  sie  auch  nicht  mit  jener  der  „Geophysiker** 
übereinstimmt.  Trotz  seiner  Beachriinkung  wird  aber  das  vorliegende  Lehr- 
buch auch  dem  Geographen  manche  gute  Dionstc  leisten;  nur  muß  be- 
merkt werden,  daß  das  Studium  desselben  genügende  mathematische  Kennt- 
nisse vorausaetzt.  Wir  können  hier  nur  auf  ein  paar  geographisch  besonders 
wichtige  Kapitel  aufmerksam  machen.  Ein  solches  ist  *.  B.  der  Paragraph 
der  Einleitung,  welcher  die  relative  Bewegung  eines  Körpers  an  einer  be- 
liebigen Stell*  der  rotierenden  Erdoberfläche  behandelt,  und  jene  Para- 
graph* des  ersten  Kapitels,  welche  von  der  barometrischen  Höheumeawng 
bandeln.  In  bezug  auf  den  Entwurf  von  Isobarenkarten  «ind  zwei  Forde- 
rungen wichtig:  l)  die  Reduktion  des  Barometerstände«  »nf  das  Meeres- 
mveau  kann  ohne  große  Fehler  nur  bei  Statiouen  von  weniger  als  300  m 
Sechohn  angewendet  werden,  und  zum  Studium  der  Meteorologie  von  Hoch- 
gebirgen eignet  sich  am  beaten  die  Reduktion  auf  ein  gemeinsame«  Niveau 
von  ca  2000  oder  2600  m Höhe.  2)  Jeder  mit  dem  Qnecksilberbarometer 
gemoasene  Luftdruck  ist  behufs  Vergleichung  mit  einem  andern  auf  den 
46.  Grad  B.  zu  reduzieren.  Einer  Schwerekorrektiou  unterliegen  aber  weder 
di«  Ancroidangaben , noch  die  Bestimmungen  des  Luftdruckes  durch  die 
Beobachtung  dw  Siedepunktes. 

Seitdem  die  allgemeine  Windtbeone  von  Dove  durch  dos  Studium  der 
synoptischen  Witterungskarten  und  andre  Forschungen  (wie  beispielsweise 
durch  die  strenge  Begrenzung  der  Posaatgebiet* ) beseitigt  wurde,  hörte 
man  nur  selten  mehr  von  einer  allgemeinen  l.uftzirkulation  «prochen.  Was 
früher  «1»  Störung  derselben  aufgefaßt  wurde,  galt  und  gilt  auch  heute 
noch  vielen  als  Regel.  Sprung  kehrt  dagegen  in  einer  gewissen  Beziehung 
auf  den  alten  Standpunkt  wieder  zurück:  er  verficht  die  Lehre  von  der 
Rzistenz  eines  großen  Luftaustausche«  zwischen  dem  Äquator  und  den 
Polen,  der  durch  die  Temperaturunterschiede  dieser  Krdstellen  hervor- 
gerufen werden  muß,  aber  allerdings  in  den  untersten  Luftschichten  nament- 
lich durch  den  Gegensatz  von  Wasser  und  lAnd  wesentlich  modifiziert 
wird.  Zur  Vereinfachung  des  Problem»  nimmt  er  mit  Forrel  an.  daß  zur 
Entstehung  von  Wärme*  und  Druckuntersehieden  längs  der  Panülclkreise 
keine  Veranlassung  gegeben  aei;  eine  Annahme  freilich,  die  höchstens  in 
»ittlero  und  hohem  Breiten  der  SQdhalbkugel  teilweise  von  der  Natur 


. l)  v bedeutet  ventre,  n norud. 


Digitized  by  Google 


7 


Litteraturbericht  Nr.  17 — 18. 


• 

«füllt  wird.  Kinc  Tabelle  auf  S.  193  enthalt  die  von  Porrel  und  Sprang 
berechneten  Barometerstände  für  die  einzelnen  Breitengrade,  nach  welchen 
ich  folgende  Kurven  (die  oberste  für  die  Erdoberfläche , die  raittlexe  für 
2000  ra  II.,  und  die  unterste  für  4000  m Höhe)  konstruiert  habe.  Fol- 
gende Probleme  sind  zu  losen: 

X.  Quad.  S.  Quad. 


1)  Der  grobe  Gegensatz  der  Karren  an  der  Erdoberfläche  im  Nord-  und 
Südquadranten.  Die  beiden  folgenden  Kurven  zeigen,  dafs  «ich  dieser 
Gegensatz  in  den  obern  Luftschichten  allmählich,  wenn  auch  nicht  voll- 
ständig auagieieht,  und  dafs  das  Luftdrackroaximum  im  Nord  polargebiet 
verschwindet.  Ob  ein  solches  ira  antarktischen  Gebiet  an  der  Oberüiche 
auch  existiert,  ist  unbekannt,  aber  wahrscheinlich.  2)  Die  Entstehung  der 
subtropischen  Barometernuxima.  Die  dafür  übliche  Erklärung  (Hcrabsinken 
de«  Antipa&ate*  infolge  Verengung  der  Längengrade)  wird  als  unhaltbar 
erklärt;  denn  wäre  dieser  Grand  maßgebend,  «•  raubte  er  auch  auf  der 
ruhenden  Erde  die  gleiche  Wirkung  herrorrafen.  Eine  Flüssigkeit,  die  ein 
schnell  sich  verengendes  Strombett  durchdiefsen  rauf»,  erzeugt  aber  Stauung; 
eine  Milche  raubte  auch  ira  l.uftmeer  xtattfinden  und  dadurch  eine  Ver- 
mehrung des  Luftdruckes  in  den  hohem  Breiten  anstatt  der  thatsächlichen 
Verringerung  bewirken.  Zu  einem  positiven  Resultat  gelangt  aber  auch 
Sprang  nicht,  vielmehr  vermengt  er  zwei  Anschauungon,  die  doch  scharf 
voneinander  xu  trennen  sind:  nämlich  die  subtropischen  Baroraeterraaxiraa. 
die,  wie  obige  Figur  zeigt,  nur  eine  auf  die  untere  Luftschicht  beachrünkte 
Erscheinung  ist,  und  den  Gradienten  von  der  warmen  Zone  gegen  die  Pole, 
welche  (mit  Ausnahme  des  Nordpolargebietes)  allen  Luftschichten  eigen- 
tümlich ist.  Es  ist  also  3)  zu  erklären,  warum  der  Luftdruck  von  der 
Aquatorialxone  gegen  die  Pole  so  beträchtlich  abnimmt,  während  die  Wärrae- 
verteilung  das  Umgekehrte  erfordern  würde.  Porrel*  Erklärungsversuche, 
denen  Sprang  prinzipiell  zustimmt,  enthält,  genau  besehen,  einen  Zirkel- 
schlaf».  Er  betrachtet  die  allgemeine  Luftbewegung  jeder  Hemisphäre  als 
einen  groben  Wirbel,  dosen  Mittelpunkt  der  Pol  ist.  Uro  denselben  be- 
wegt »ich  die  Luft  (auf  unsrer  Hemisphäre)  gegen  den  Uhrzeiger  (von  W 
nach  0)  und  diese«  System  rotierender  Luft  umgibt  der  Poxsatgürtol  mit 
entgegengesetzter  Luftbcwegung  (von  0 nach  W);  an  der  Grenze  beider 
Systeme  müsse  infolge  der  Zentrifugalkräfte,  welche  die  Luft  nach  rocht*  ab- 
zuweichen zwingt , eine  Anhäufung  der  Luft  (das  subtropische  Karometer- 
maximum) entstehen.  Hier  wird  also  der  Gegensatz  zweier  vervchtedeu 
rotierender  Luftmassen  als  gegeben  vorausgesetzt,  um  jenos  Druckmaximum 
zu  erklären,  obwohl  er  in  der  Thal  nur  eine  Folge  der  Drackrerteilung 
ist.  Mit  einem  Wort:  die  Wirkung  wird  als  Ursache  gewetzt.  Sprung 
versucht  zwar  mit  Hilfe  der  Zentrifugalkräfte  den  Vorgang  plausibler  zu 
machen,  aber  vollständig  ist  der  Versuch  nicht  gelungen.  Seine  Theorie 
ist  in  Kürze  folgende : Ursprünglich  besteht  iufolge  der  Temperaturunter- 
schiede ein  ober«  Gradient  vom  Äquator  zu  den  Polen  und  ein  unterer 
von  den  Polen  zum  Äquator.  Der  ober*  Gradient  ist  aber  beträchtlich 
grober,  die  obero  oat- westliche  Geschwindigkeit  ist  gröber  ata  die  untere 
west-östliche.  Daher  kommt  der  untere  Gradient  nur  in  niedern  Breiten 
zur  Geltung,  während  in  den  mittlem  und  höben)  Breiten  die  obere  Luft- 
drackvcrteilung  das  Übergewicht  erhält.  Auberdera  ist  Sprang  gezwungen, 


ganz  im  Sinne  der  alten  Theorie,  ein  Herabsinken  der  obern  Luftströmung 
an  der  PoUrgrenxe  der  Passate  anxuuehmen.  Der  Zusammenhang  zwischen 
der  *o  »ehr  verschiedenen  Drackverteilung  in  der  untern  und  in  der  mitt- 
ler!) und  obern  Luftschicht  ist  also  noch  nicht  Töllig  befriedigend  erklärt.  Die 
obige  Figur  zeigt  uns  in  den  mittlem  und  obern  Luftschichten  ein  Druck- 
maximum  nicht  am  Äquator,  sondern  zwischen  10  und  20°  8.  und  von 
da  beständige  Abnahme  gegen  die  Pole.  Der  NO- Passat  ist  nur  ein  Phä- 
nomen der  untern  loiftschicht ; über  demselben  weht  bekanntlich  80-Wind, 
und  ich  erinnere  zugleich  an  die  Angabe  Bl&nfords,  dofa  über  dem  X0- 
Monsun  in  Indien  der  obere  SW -Wind  Winterregen  dem  nördlichen  Hin- 
dustan  und  Pandschab  bringt,  während  der  SW-Monsun  in  beträchtliche 
Höben  hinaufreicht.  Da*  aindThabachcn,  die  ausgezeichnet  mit  d«  obigen 
Figur  stimmen,  aber  in  ihren  Ictxten  Ursachen  noch  nicht  erkannt  sind. 
Noch  wichtiger  ist  ein  andr«  Punkt.  Die  Cirriwolken  folgen  dem  obern 
Gradienten,  aber  auf  welchen  Wegen  strömt  die  polarwärt*  abfliefsende 
Loft  wind«  zum  Äquator  zurück  ? Die  Ptswte  können  nicht  da*  rückläufige 
Glied  der  Luftzirkulatiou  sein,  da  sie  erat  in  niedern  Breiten  beginnen,  und 
in  den  mittlem  und  hohem  Breiten  herrscht  der  Aqualorialstrom  an  der 
Erdoberfläche  ebenso  tot,  wie  in  der  Uirrusregion.  Sprung  verlegt  den 
zurUekkebrendeu  Polarstrom  in  die  mittlere  Luftschicht ; aber  abgesehen 
davon , dafs  dies  eben  nur  eine  Annahme  ist,  enthält  sie  auch,  wie  der 
Verfasser  selbst  zugibt,  die  .kühne  Behauptung",  dafs  Luftroassen  sich 
gegen  den  Gradienten  bewegen  können.  An  einer  spätem  Stelle 
sucht  er  die  Möglichkeit  eines  solchen  Vorganges  dantuthun. 

Ke  ist  immer  anerkennenswert , daf*  die  auch  ftir  die  physische  Geo- 
graphie wichtige  Frage  von  der  allgemeinen  LufUirkulation  wieder  angeregt 
wurde;  aber  bi*  sie  nicht  gelöst  ist,  wird  der  Geograph  gut  daran  thun, 
nur  mit  den  drei,  an  der  Erdoberfläche  zu  beobachtenden  LuftstTömungs- 
erten  zu  operieren.  In  dieser  Beziehung  findet  man  in  Sprungs  Handbuch 
nicht  nur  einen  verläßlichen  Führ«,  aondern  auch  viele  neue  Gesichts- 
punkte. In  ber  wichtigen  Streitfrage,  welche  Rollo  den  Niederschlägen 
bei  d«  Erhaltung  und  Entstehung  der  Cy klonen  zukomme,  nimmt  d« 
Verfasser  eine  vermittelnde  Stellung  ein : der  Kondenmtionsprozef*  wird  als 
ein  wesentliche*  Moment  angesehen,  da*  die  Erhaltung  der  Cykloncu  in- 
direkt fördert,  während  es  noch  unentschieden  bleiben  müsse,  ob  er  bei 
der  Entstehung  derselben  die  primäre  oder  nur  eine  sekundäre  Rolle  spiele. 
Die  Möglichkeit  absteigender  Luftströme  in  den  Cyklonen  gibt  der  Ver- 
fasser xu  und  erklärt  auf  diese  Weise  da*  .Auge  des  Sturm«4,  bei  tropi- 
schen Wirbelwinden.  Von  den  Theorien,  welche  die  Bewegung  der  Cyklonen 
«klären  wollen,  findet  er  keine  allseitig  befriedigend.  Etwas  dürftig  ist 
das  Kapitel  über  den  Kreislauf  de*  Warnen  in  der  Atmosphäre,  »ehr  aus- 
führlich dagegen  jene*  üb«  die  tägliche  Pcriodo  der  meteorologischen  Ele- 
mente. Supan. 

17.  Langley,  Researches  ou  solar  heat  aud  it«  absorptiou 
by  the  earth's  surfaco.  A Report  of  the  Mount  Whit- 
ney Expedition.  (Washington:  Government  Printing 
Office.  1884.  242  pp.) 

18.  Ferrel , Temperature  of  the  atmoBphere  and  earth's 
surface.  Ibid.  69  pp. 

Wir  glauben  diese  beiden  Publikationen  hier  zusaminenfa-isen  zu  sollen, 
da  dieselben  einer  fortlaufenden  SchrifUnfolge,  den  „Professional  Papers 
of  the  Signal  Office44  d«  Generals  Haxen,  angehören  und  auch  verwandte 
Stoffe  der  Erdphysik  behandeln.  Der  Mount  Whitney  liegt  in  Kalifornien, 
aeine  Höhe  beträgt  gegen  15000  englische  Fufa,  »ein  Gipfel  ragt  also  be- 
reits in  Luftschichten  von  *o  gering«  Dichte  hinein,  dafs  dort  angcotcllte 
Beobachtungen  einen  b«ondern  Wert  haben  müssen.  Der  Verfass«  war 
ausersehen,  den  Beobachtungsdienst  xu  leiten,  und  so  gibt  er  denn  auch 
in  diesem  seinem  offiziellen  Rapport  genaue  Rechenschaft  über  sein  Ver- 
fahren. Langler  hat  sich  auf  seinem  Alleghany-Obiervatorium  schon  früh« 
eifrig  mit  der  „ »elektiT*n  Absorption  “ der  Atmosphäre  beschäftigt,  welcher 
zufolge  verschiedene  Strahlen  von  unsx«  Lufthülle  auch  in  sehr  verschie- 
dener Weise  verschluckt  w«den;  nicht  mind«  interessierte  ihn  die  Frage 
nach  der  Intensität  der  Sonnenstrahlung  selbst.  All«,  wa*  hierüber  am 
ersterwähnten  Orte  ermittelt  werden  konnte,  findet  sich  hier  im  ersten 
Kapitel  vereinigt.  Das  zweite  ist  der  Beschreibung  der  Reise  gewidmet, 
welche  schliefslich  zur  Begründung  einer  Beobaehtungsstntion  ca  2000  Rufs 
unter  dem  Gipfel  des  Berges  führte;  ein  photographisch«  Bild  d«  kleinen 
Kolonie  ist  beigrgoben.  Weiterhin  schildert  der  Verfasser  den  Entwickelungs- 
gang  des  als  Aktinometrie  bekannten  Zweige*  der  Physik,  um  den  sich 
insbesondere  J.  Henchel  und  Pouillet  Verdienste  erworben  haben,  während 
neu«ding*  Viotle  das  Verhältnis  der  Wärme  ein«  Sonnenstrahls  vor  und 
nach  dem  Durchgang  durch  die  Erdatmosphäre  durch  eine  Formel  ausxu- 
drücken  suchte.  Auf  Mount  Whitney  wurden  aktionoraetriache  Messungen 


Djgitized  by  Google 


8 


Litteraturbericht  Nr.  19—21. 


mit  einem  dem  Pouilletschen  Pyrheliometer  naehgebilde-tcn  Instrument«  an- 
gestellt,  welche  zu  einem  verhaltnisroafMgen  grofwn  Werte  fiir  die  „Sonnen- 
koiutantc“  Tcrhalfeu.  Aufserdero  waren  auch  kugelförmige  Aktinometer 
im  Gebrauch , wie  solche  von  Mariä- Davy  u.  a.  angegeben  sind;  e*  ist 
hierbei  nötig,  da»  sogenannte  „ Wasser» Äquivalent " der  Kogel  zu  bestimmen, 
dessen  Wert  mit  demjenigen  der  Sonnenkonstante  in  engster  Beziehung 
»teilt,  und  drei  diesem  Zwecke  dienende  Methoden  werden  ausführlich 
auscinandergrsetzt.  Da*  gesamte  so  gewonnene  Material  wird  in  einer 
Reihe  von  Tafeln  und  Koorriinatenzeichnungcu  nicdorgclegt , auch  werden 
dio  mannigfachen  feinen  Korrektionen  beschrieben,  deren  es  bedarf,  um  die 
Beobachtungen  absolut  zu  machen,  um  z.  B.  der  Verschiedenheit  des  Luft- 
drucks Rechnung  zu  trageu  Stc.  Der  Verfasser  kommt  bei  einer  Diskussion 
seiner  Zahlen  zu  dem  Schlüsse,  dafs  dio  selektive  Absorption  sich  euergiKh 
bethiitigt,  ja  dafs  bei  ihrem  Wegfall  an  der  Oberfläche  der  direkt  bestrahl- 
ten Erde  eine  Abkühlung  um  200°  C.  zu  konstatieren  »ein  wurde-  Die 
reine  Warme  kraft  der  Sonne  oder  auch  eines  andern  lacht  und  Wärme 
spendenden  Gestirns,  wie  »ich  solche  also  etwa  au  der  äufiern  Grenze 
unsrer  Atmosphäre  offenbaren  mühte,  wird  nach  Langlcy  bis  jetzt  stets 
zu  gering  ge»chlitzt.  Im  elften  Kapitel  kommt  da»  SpektTobolomcter  zur 
Spracbo;  durch  diese*  wird  nach  bekannter  Weise  ein  prismatisches  Sonnen- 
bild entworfen,  zugleich  aber  das  Mafs  thermischer  Energie  bestimmt,  wel- 
che« einer  jeden  Stelle  im  Spektrum  entspricht.  Denkt  man  sich  von  dem 
fraglichen  Punkte  au»  zur  Längsrichtung  de»  Spektrum»  eine  StrecJce  pro- 
portional jenem  Inten»itit«mafse  abgetragen , so  zieht  sich  durch  die  End- 
punkt« all  dieser  Strecken  eine  Linie  hindurch,  welche  hier  Knergiekurve 
genannt  und  uns  in  verschiedenen  Abbildungen  vorgeführt  wird.  Neben 
der  Permeabilität  der  Loft  für  Wärme  wird  auch  ihre  Durchlässigkeit  für 
Licht  geprüft , und  cs  ergaben  die  Bergboohochtungen  für  den  im  Sinne 
Seidel»  ermittelten  Zenital  - Durchla«ißkeit»koefB*ienten  dio  Zahl  0,88,  der 
allerdings  den  von  Pickering  geltend  gemachten  Bedenken  zufolge  nicht 
völlig  zuverlässig  erscheint.  Betreff*  der  Himroctotrahlung  ist  Langley, 
deuten  Obaerrstorium  ihm  nur  selten  den  Anblick  reinen  blauen  Himmels 
gestattet,  nicht  in  der  Lage,  erheblich  Neue»  dem  hinzuzuftigen , wo»  man 
»eit  Clausius'  Arbeiten  darüber  weif».  Dagegen  teilt  er  umfassendere  Ver- 
suchsreihen mit  hinsichtlich  der  Grübe  der  nächtlichen  Ausstrahlung,  zu 
deren  Measuug  er  sich  einer  Kombination  von  drei  verschieden  aptierten 
Thermometern  bedient;  die  von  ihm  am  Mount  Whitney  und  von  Melloni 
unter  möglichst  analogen  TempcraturverbältniMcn  im  südlichen  Italien  er- 
zielten KrlcbnLvie  weichen  um  wenig  Über  einen  halbeu  Zentcnimalgrad  von- 
einander ab.  Sehr  gründlich  wurde  auf  der  kalifornischen  Station  auch 
dor  Gang  der  Luftfeuchtigkeit  verfolgt,  und  Langley  benutzte  diese  Ge- 
legenheit, um  den  Beziehungen  zwischen  der  ürüfso  deT  selektiven  Absorp- 
tion und  der  Luftfeuchtigkeit  auf  di«  Spur  zu  kommen  ; natürlich  tragen 
die  von  ihm  hierfür  entwickelten  Formeln  zur  Zeit  noch  einen  ganz  empi- 
rischen Charakter.  Bin  weiteres  Kapitel  bringt  reiches  Zahlenmaterial,  um 
daran  die  ZuverUbaigkeit  verschiedener  Formeln  Air  barometrische  Höhto- 
messung  prüfen  xu  können,  and  daran  reihen  »ich  Mitteilungen  des  Geaell- 
schafUmitgliede«  Day  über  quantitative  Bestimmungen  der  atmosphärischen 
Kohlensäure.  Au»  lAngleva  Schlußwort  erhellt  recht  deutlich,  welche 
Schätze  fiir  kosmische  oral  tcllurischo  Physik  in  diesem  Bande  aufgespei- 
chert sind,  von  dessen  Thataacheufülle  hier  freilich  nur  eine  ungefähre 
Oberlicht  gegeben  werden  konnte. 

Ferrel  geht  bei  »einer  Untersuchung  aus  von  der  bekannten,  u.  a. 
der  auch  in  Hanns  „Handbuch  der  Klimatologie'*  bewiesen«  Relation  für 
die  mittler«  Intensität  der  Bestrahlung,  welche  einem  an  der  Außenfläche 
unsrer  Atmosphäre  befindlichen  Punkte  im  Laufe  eines  Tages  zu  teil  wird, 
und  entwickelt  die«-  Grobe  J'  in  cino  Doppelreihe,  welche  nach  geraden 
Potenzen  des  Sinus  der  Deklination  fortschreitet ; die  ganz  dom  gleichen 
Ziele  zustrebende  Arbeit  von  Schleraäller  scheint  dem  Verfasser  entgangen 
zu  sein.  Die  auf  Grand  dieser  Näherungsformel  berechneten  Werte  werden 
in  einer  Tafel  zu  Kimmen  gestellt , welche  für  alle  um  10°  fortschreitenden 
Breiten  und  jeweils  für  Anfang  und  Mitte  des  Monats  den  Wort  von  J' 
erkennen  Ulst.  Der  Verfasser  untersucht  dann  weiter  den  mit  der  Strah- 
lung verbundenen  Wärroeierlust  und  stellt  die  Differentialgleichungen  für 
den  Fall  einer  diathermanen  Umhüllung  auf;  vorläufig  scheint  uns  der 
Gewinn  all  die«er  Entwickelungen  allerdings  mehr  nach  der  mathematischen 
Seite  hin  zu  liegen.  Im  dritten  Teile  der  Ferrelachen  Schrift  berühren  »ich 
die  Untersuchungsobjekte  nahe  mit  denjenigen,  denen  auch  langley  vor- 
wiegend seine  Aufmerksamkeit  zuwandto,  indem  es  sich  hier  um  den  Be- 
trag handelt,  um  welchen  ein  durch  eine  Platte  hindurchgegaugene»  Strahlen 
bündel  an  (Licht-  oder  Wärm«-)  Intensität  verliert.  Die  Methode  der 
Konstantenbestimmung  ist  neu ; desgleichen  verdient  Beachtung  eine  zur 
Bestimmung  der  Viollenchen  Sonnenkonetant#  (s.  oben)  angc*tcllt«  Versuchs- 
reihe. Für  die  physische  Geographie  wichtig  sind  die  Angaben  Uber  die 
mittlere  Temperatur  der  Erdkugel,  sowie  Uber  die  mittleren  Temperaturen, 


0 

welche  einer  gewissen  Polhühe  entsprechen,  und  über  die  an  dieses 
Mittelwerten  durch  die  groben  Meeresströmungen  bewirkten  Änderungen. 
Die  vertikale  Verteilung  der  Temperatur  io  der  Erdoberfläche  läßt  »ich 
gleichfalls  nach  den  vom  Verfasser  aufgestellten  aktinometrischeo  Relationen 
annähernd  it  Usch  ätzen.  Oberhaupt  ist  in  der  vorliegenden  Schrift  zwar 
noch  keine  endgültig«  Lösung  des  so  äußerst  komplizierten  Problems,  die 
Verteilung  der  Warme  auf  der  Erde  und  in  der  Luft  in  dem  Sinne  zu 
finden,  daß  direkt  au»  dem  Sonnenstände  und  der  LuftbeKhatTenheit  das 
thermometruche  Verhalten  einer  Krdgegend  für  einen  Moment  oder  auch 
für  einen  bestimmten  Zeitabschnitt  erschlossen  werden  könnt«,  wohl  aber 
ist  durch  Ferrel  die  Behandlung  dieser  Aufgabe  wieder  um  ein  Stück  über 
da»  Niveau  emporgeftihrt  worden,  welche»  bereits  durch  die  Arbeiten  von 
Meech  und  Haughton  erreicht  war.  s.  QüntKtr. 

19.  Erk,  über  die  Darstellung  der  stündlichen  und  jähr- 
lichen Verteilung  der  Temperatur  durch  ein  einziges 
(Thermo  - Isopletben-)  Diagramm  und  dessen  Verwen- 
dung in  der  Meteorologie.  (Met.  Zeitschr. , Berlin 
1885,  Bd.  II,  8.  281.) 

Der  Temperaturreriaaf  eine»  raittlem  Monatstagcs  i»t  abhängig  von 
zwei  Variahirn,  von  der  Tagesstunde  uud  dem  Monat.  Dio  Funktion  zweier 
unabhängiger  Variablen  führt  aber  xu  einer  Fliehe,  d.  h.  eine  Tibclle, 
welche  für  jeden  Monat  uud  jede  Stunde  die  Teropcraturaogaben  enthält, 
kann  nur  durch  eint  Fliehe  dargestellt  werden.  In  bezug  auf  die  Koo« 
«traktinn  der  Thermo-Isoplethen  und  die  Darstellung  selbst  mub  auf  da» 
Original  verwiesen  werden.  Dasselbe  enthält  die  Therrno-Iaopletheu  für 
dre:  Stationen : München,  Madrid  undüssabon;  man  kann  an»  denselben  Für 
jede  Stunde  jede«  TVigrs  die  mittler«  Temperatur  ablesen.  Aufaerordentlich 
interessant  ist  der  Vergleich  der  Linien  für  Madrid  und  Lissabon , der 
klimatische  Gegensatz  beider  Ort«  tritt  mit  überraschender  Deutlichkeit 
su  Tage.  Diese  Darstellungsweise  dürft«  sich  dalier  auch  für  die  geo- 
graphische Klimatologie  vorzüglich  eignen,  namentlich  zur  Oiarakteri  vierung 
klimatischer  Unterschied«  benachbarter  Gegenden,  die  in  den  mittleren 
MonaUtemperaturen  schon  verwischt  »ind.  Die  für  den  Meteorologen  wich- 
tigste Verwendung  der  Isopletheu  dürfte  darin  bestehen,  dafs  sie  di«  Mittel 
an  die  Hand  giebt,  die  Resultate  au»  Terminbeobachtongen  auf  *24»tündige 
Mittelwerte  zurückzuführeu.  Supon. 


20.  Ekholm  u.  Hagström , Mosures  «los  hauteurs  «?t  des 
mouvomouts  «los  nuAges.  Upsala  1885.  (Soc.  K.  des  Sc.) 

Do»  Hauptgewicht  dieser  Publikation  beruht  auf  der  Beschreibung 
einer  ebenso  bequemen,  wie  sichern  Methode  zur  Messung  der  Höhen  und 
Bewegungen  der  Wolken.  Unsre  Kenntnis  der  obern  Luftströmungen  ist 
noch  aufserordentlich  mangelhaft,  und  doch  kann  nur  Ton  ihr  allein  der 
Ausbau  der  modernen  Windtheorie  erwartet  werden,  und  kann  nur  mit 
ihrer  Hilfe  die  wichtige  Frage  entschieden  worden,  in  welchen  Beziehungen 
die  an  der  Erdoberfläche  beobachteten  Windsysteroe  zu  einer  hypothetisch 
angenommenen  allgemeinen  Luftzirkulation  stehen.  (Vgl.  Litt.-B«T.  Nr.  16.) 

Die  Resultate  der  Beobachtungen  der  Verfasser  selbst  sind  dagegen 
wegen  der  kurzen  Dauer  der  Bcobachtungszeit  (Sommer  1884)  noch  nicht 
sicher  genug.  Sie  beziehen  »ich  auf  die  tägliche  Periode  der  Wolkenhöhe, 
auf  deren  Beziehungen  zu  don  Barometerständen  und  auf  die  vertikalen 
und  horizontalen  Bewegungen  der  Wolken.  Cher  die  mittler«  Höh«  der 
Wolken  (nach  der  Terminologie  von  Hildebrandaaon)  gibt  folgende  Tabelle 
Aufsehlufs: 


600  m Stratus 
1100  n Untere  Nimbus 
1600  „ Cumulus  und  Cumulo-stratus 
2000  „ Unter«  AHo.Curaulu» 


2200  m Obere  Nimbus 
4200  ,i  Obere  Alto-Tumului 
6600  „ Cirro-Cumulus 
6800  „ Cirrus.  Supan. 


21.  Abercromby,  Upper  Wind  Currente  over  the  Equator. 
(Nature  1885,  Rd.  XXXII,  S.  624.) 


Auf  einer  Heu«  rnn  Aden  tvKh  Australien  im  Februar  1885  wurden 
folgende  intereraente  Beobachtungen  über  die  oberen  Luftströmungen  gcmmcht : 


2*  N 

1*8 

5“S 

10°  S 

13°  8 

?*S 

25“  8 

Cirri  .... 

. KSK 

B 

B-HSK 

— 

— 

— 

— 

Mittler«  Logen  . 

. F. 

« i 

N 

NNW 

SK 

SB 

8 

SK 

Oberfläche  . . 

. USB 

NW 

NW 

NW 

$ 

SK 

B 

Der  wiuterlicbe  N W-Moniun  de«  Indimelien  Orratu  erscheint  *I«o  nur 
,D  eine  OberiOchenftrömUDg,  über  welche  der  SE-Flml  bl»  über  den 
li)U«t(ir  binäberreicht.  (Vgl.  Litt.- Her.  Nr.  1G-)  Supan. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  22 — 24. 


9 


22.  Hann,  Einigt-  Bemerkungen  zur  Eutwickelungsgeschichte 
der  Ansichten  Uber  den  Ursprung  des  Föhn.  (Meteor. 
Zeitschr.,  Berlin  1885,  Bd.  II,  8.  393.) 

In  einem  Vortrag  ton  Prof.  v.  B exold  (ibid.  S.  313)  wird  der  Physiker 
Hclmholtx  al*  der  eigentliche  Urhobcr  der  modornon  therrno-dynoimsehen  Föhn- 
theorie  genannt  (Ober  Eis  und  Gletscher  1665).  Dem  gegenüber  tuscht  Hann 
darauf  aufmerksam,  dafs  die  Bemerkungen  von  Helmholtx  sich  nicht  auf  den 
Hauptpunkt  dt»  StTeitcs  zwischen  Dote  und  den  Schweizern,  die  Trockenheit 
des  Ftthu,  bezöget*  % und  ferner,  dafs  schon  am  Anfang  der  30er  Jahre 
der  amerikanische  Forscher  Bspy  richtige  Ansichten  übeT  den  Föhn  (sowie 
über  andere  meteorologische  Fragen)  äußerte,  freilich  ohne  in  der  Zeit 
der  Herrschaft  der  Doveschen  Thronen  die  ihnen  gebührende  Beachtung 
zu  finden.  So  sind  als  die  Begründer  der  modernen  Föhntheorie  immer- 
hin llanu  (1866  U.  1 8<’»7)  und  Wild  (18G7)  zu  betrachtet!.  Bemerkens» 
wert  ist  <w,  dafs  auch  in  einer  historischen  Notiz  von  Koppen  in  derselben 
Zeitschrift  (S.  414)  Dove  geradezu  als  ein  binderndes  Moment  in  der  Ent- 
wicklungsgeschichte der  modernen  Meteorologie  bezeichnet  wird;  das  darf 
uns  natürlich  nicht  hindern,  Dom  gmfse  Verdienste  um  die  geographische 
Klitnalehre  anzugrkennen.  .Vupo*. 

23.  Reiter,  Die  Konsolidation  der  Physiognomik,  als  Vor- 
such oinor  Okologio  der  Gewächse.  Graz,  lausch- 
ner  & Lubensky,  1885. 

ln  der  phrnognomixchen  Betrachtungsweise  des  PfUnzcnreichc-s  welche 
zuerst  und  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  zum  Zwecke  pthmxeugeographischer 
Schilderungen  Yon  A.  v.  Humboldt  in  ein  bestimmtes  System  gebracht,  und 
als  beinahe  eigner  Zweig  der  Botanik  oder  physischen  Erdkunde  bingcstollt 
wurde,  sind  ton  jeher  bestimmte  Typen  «ntewchleden  worden,  welche  als 
«Vegetationsformen"  die  Einheiten  des  I,auiUchafUbildex  gegenüber  den  mor- 
phologischen Einheiten  des  Systems  darstellen  sollten.  Ke  hat  imraei  die 
Gefahr  nahe  gelegen,  dafs  diene  Einheiten  teils  sehr  unbestimmt,  teils  sehr 
willkürlich  aus  der  Fülle  der  Pfianxenformcn  gewählt  wurden ; meistens  hielt 
man  sich  auch  nur  an  die  durch  Geselligkeit  herrorrageuden  Formen,  ob- 
gleich natürlich  ciue  prinzipielle  Physiognomik  ron  der  Geselligkeit  als  einem 
sehr  wenig  bestimmten  Begriffe  absehen  mufs.  Flir  die  eigentliche  Charak- 
teristik der  „ Floreureiehe"  erweisen  sich  die  Vegetationsformen  aus  dem 
Grunde  unzulänglich,  weil  Jena  sich  in  erster  Uni«  auf  die  systema- 
tischen Charaktere  ihrer  l>flanz*nbürger  stützen  sollen,  wie  Referent  im 
Erginzungsheft  7 4 dieser  „ Mitteilungen1*,  S.  4 — ö und  8. 11— 12,  zu  zeigen 
sich  boraühtc;  dagegen  bilden  sic  die  Hauptunterlago  Air  die  Schilderung 
der  Wechselwirkungen  zwischen  Standorten,  Klima  und  Pflanxenleben,  oder 
für  die  daraus  hergcleitet©  Formations-  und  Zoneneinteilung  der 
Vegetation.  — Verfasser  bat  sich  in  vorliegendem  Buche  bemüht,  wissen- 
schaftliche Prinzipien  von  allgemeiner  Gültigkeit  in  die  Physiognomik  hinein 
zu  bringen,  indem  ct,  von  den  systematischen  Gruppen  dee  Pflanzenreichs 
abstrahierend,  die  Anpoa&ungseracheinungen  des  Pflanxenleben*  an  ihre  Um- 
gebung als  „Ökologie"  odeT  „HauxhaRalehre"  zu  einem  eignen  wisaonscluft- 
lichen  Gesichtspunkte  erhebt,  die  Ökologisch  gleich  eingerichteten  Pflanzen 
unler  dem  Titel  von  „Vegetationsformen"  zoxararoenfufat , und  die  Aufgabe 
der  Physiognomik  darin  sucht,  die  Aggregation  und  Tektonik  der  einer 
Gegend  ein  bestimmmtea  Gepräge  verleihenden  ökologischen  Grundformen 
(d.  h.  Vegetationsformen)  zu  erforschon.  «Unter  einer  VcgeUtinnsfonn 
sind  alK*  sämtliche  Pflanzen  zu  verstehen,  welche  in  bezug  auf  ihre  Leben»- 
thätigkeit  und  die  dazu  gehörige  Ausrüstung  in  allen  wesentlichen  Stücken 
untereinander  iibcieinstimmen , mögen  sie  nun  systematisch  verwandt  sein 
oder  nicht". 

Die  entwickelten  Prinzipien  sind  zunächst  vollständig  richtig,  und  man 
kann,  ihnen  selbständig  folgend,  sogloicb  z.  B.  Zwiebelgewächse  als  eine 
solche  ökologische  Grundform  bezeichnen,  glaziale  Stauden  als  eine  andre 
zu  sehr  viel  verschiedenen  Ordnungen  des  Prtanx<um.«tems  gehörige,  Bäume 
als  eine  grobe  Gruppe  solcher  ökologischer  Grundformen  örc.  So  kann 
man  leicht  zu  einer  groben  Reihe  natürlicher  Einheiten  kommen,  die  unter 
sorgfältiger  Erwägung  der  den  PflanzenhaushtR  bestimmenden  Faktoren  (also 
der  verschiedenen  Komponenten  des  Klimas,  ferner  Boden,  Licht-  oder 
Schatteobediirfnis  &c.)  eine  vollständige  und  sehr  in  das  Einzelne  gehende 
Einteilung  der  gesamten  Gewichsformen  vorzunehmen  erlauben. 

Vergleicht  nmn  nun  das  vom  Verfasser  selbst  in  diesem  Buch  nach 
Minen  eiguen  Prinzipien  gemachte  System  der  ökologischen  Grundformen, 
so  ist  man  enttäuscht,  weil  das  Resultat  nicht  den  Erwartungen  entspricht, 
die  man  nach  dem  vorher  Gelesenen  zu  hegen  berechtigt  war.  Referent 
sucht  dies  teilweise  durch  einen  prinzipiellen  Fehler  des  Verfassers  zu 
erklären,  der  nämlich  in  der  Anatomie  wesentlich  nur  oine  Anpoxtungaer- 
aeheinung  schwach  vererbbarer  Art  erblickt,  während  bekanntlich  eiu  grober  1 
Petermauns  Geogt.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bericht. 


Teil  ihrer  Charaktere  nicht  der  Biologie,  sondern  der  Systematik  xufällt. 
Wir  finden  daher  unter  den  Vegetationsformen  wiederum  eine  Reihe  syste- 
matischer Gruppen,  wie  z.  B.  sogleich  die  Algen  und  Moose,  hier  aber 
durch  anatomische  Merkmale  vou  den  übrigen  unterschieden,  als  wenn  sie 
dadurch  ihren  Charakter  als  Systemklacien  verloren!  Es  ist  natürlich  hier 
nicht  der  Ort,  botanische  Einzelheiten  vorzutesgen,  sondern  Referent  nrafs 
es  eiuer  zudem  Gelegenheit  Überlauten,  diese  seine  abfällige  Meinung  über 
Reiters  Einteilung  der  ökologischen  Grundformen  ausführlicher  zu  begrün- 
den, während  er  die  Richtigkeit  der  meisten  l*rinxipien  und  kritischen  Be- 
merkungen Uber  frühere  Leistungen  im  Gegensatz  zu  der  zu  losenden  Auf- 
gabe vollauf  anerkennt ; abgesehen  nur  Ton  joner  Übertreibung,  die  die  Kölle 
der  Pflauzenauatocnie  dabei  erhalten  hat.  — Übrigen»  enthalten  die  Kapitel 
1—0  eigentlich  nur  ein  gedrängtes  Lehrbuch  über  diejenigen  Dinge  des 
Pflanieniebor»,  weicht  von  der  allgemeinen  (anatomisch  - physiologischen)  Bo- 
tanik dem  Ökologen  zu  wissen  notwendig  scheinen.  Erat  der  zweite  Ab- 
schnitt (S.  162  — 25C)  enthält  dos  Originelle,  die  K|xaielle  Ökologie. 

Drude. 

24.  Wclckcp,  Die  Kapazität  und  die  drei  Hauptdurchmesser 
der  Schädelkapsel  bei  den  verschiedenen  Nationen.  (Ar- 
chiv für  Anthropologie,  Braunschweig  1885,  Bd.  XVI, 
S.  1.) 

In  bezug  auf  die  in  der  Litteratur  vorkommenden  Angaben  über  die 
Scbadolkapazität  auf  Grund  dirvkter  Messung  kommt  der  Verfasser  nach 
einer  eingehenden  Kritik  zum  Schlüsse,  dafs  !,.'io  derselben  unrichtig  seien, 
da  die  Mittelwerte  für  ein  uud  dasselbe  Volk  bei  verschiedenen  Autoren 
um  100  — 300  ccm  voneinander  abweichen.  Bei  den  bisher  Üblicheu  Me- 
thoden war  die  Gefahr  der  Überschätzung  grörsor,  ah  jene  der  Unterschätzung. 
Kleine  Untorsuchuugsreihen  (20  — 30  Schädel)  genügen  zur  Ableitung  eiu« 
guten  Mittelwertes,  vorausgesetzt,  dar*  das  Material  rein  uud  das  Verfahren 
zweckmäßig  ist.  Unter  allen  Umständen  md&sen  aber  bei  Vomahmo  jeder 
einzelnen  Mctrtungsreihc  «der  bei  wichtigem  Einzelroessuugeu  an  einem  gut 
gefertigten  Etalon  (am  besten  Rankes  Brnnxrschädol)  vor  und  nach  der  Ar- 
beit Kontrollmcaxungeu  vorgenommen  werden.  Von  den  Methoden  der  in- 
direkten Ableitung  dor  Kapazität  aus  äußern  Schädel  maßen  wird  als  die 
beste  und  einfachste  die  Ableitung  aus  dem  Modulus  bei  Berücksichtigung 
des  Breitonindex  bezeichnet.  Die  Knochenstärke  ist  dabei  ebenfalls  in  Roch- 
uuug  zu  ziehen.  Zu  der,  besonders  für  Forachungsrciseude  wichtigen  Me- 
thode der  Ermittelung  der  Kapazität  aus  dem  borizontnlcn  Kopfumfung  der 
Lebenden  werden  einige  Verbesserungen  ungegeben.  Die  große  Tabelle  auf 
S.  99  ff.  gibt  die  (direkt  odor  indirekt  gewonnenen)  Kapoxitütswcrte  und 
die  Breiten-  und  Höhenindicea  (d.  h.  LängahÖhenindicoa)  für  124  Gruppen. 
Für  größere  Gruppen  werden  folgende  Kapazität* werte  gefunden : Deutsche 
1478,  Slawen  1479,  vorderindwehe  Völker  1316,  asiatische  Malaien  1402, 
Polynesier  1401,  Neger  1330  ccm.  Die  nachfolgenden  Kapitel  beschäftigen 
sich  mit  den  drei  Hauptdurehmwscm  der  Schädclkapsel ; die  wichtigsten 
Tabellen  sind  bereits  in  die  6.  Auflage  von  PescheU  Völkerkunde  (1885) 
aufgenommen  worden;  hier  ist  auch  Welckera  Einteilung  der  Schädel  nach 
dem  Breiton-  und  Höhenindex  adoptiert  worden;  üb«T  die  vielfach  vonein- 
ander abweichenden  Kinteilungxsrstetue  gibt  ciue  sehr  lehrreiche  Tabelle  auf 
S.  128  Aufschluß.  Als  Mittelforro  dos  Schädels  (Indifferenzpunkt  der  Schädel- 
breite)  wird  der  Brcitcnisdex  79 — 80  bestimmt.  Folgende  Tabclio  umfaßt 
Welckera  Hauptgnippen : 


Hrcitan- 

UtUa.- 

Rn lim- 

UCImo- 

l»Ui 

imlex 

Diff. 

Index 

Index 

Di*. 

(-) 

<+> 

(-) 

<+> 

Deutsche  . . . 

81,1 

72,7- 

8.4 

Hamiten  . . 

76,6 

74,»  — 

1.8 

Andre  germanische 

SO-Mougolen  . 

79,» 

78,6  — 

0,8 

Völker  .... 

78,6 

71,6  — 

7,2 

Finnotürken  . 

81.» 

75,8  — 

6,8 

Kelten  . . . . 

77,1 

71,»  — 

6,8 

NO-Moogolen . 

85.0 

73,7  — 

11.» 

Romanen  . • . 

79.» 

74,4  — 

5,5 

Asiatische  Ma- 

Griechen . • 

78,6 

74,0  — 

4,5 

laien  . . . 

81.» 

79, t — 

2.) 

Slawen  . . . • 

83,0 

76,4  — 

6,4 

Polynesier  . . 

75.« 

77,1  -(* 

1,1 

Yorderind.  Völker . 

73,» 

78.» 

0 

Papua*  . . . 

72,8 

75,7  ■+• 

3,4 

Hindurch  - mongo- 

Australier . . 

73, * 

74,0  -|- 

1.« 

lische  Mischlinge 

. . . 

72,8 

74.»  4- 

2,6 

uud  Verwandte  . 

77,* 

76,*  — 

M 

Koin-Koin  . . 

71,1 

70,0  — 

1,1 

Semiten  . . . . 

76,7 

74,1  — 

2.6 

Eskimos  . . 

72,0 

74,1  -f 

2,1 

Indianer  . . 

79,1 

76,61)— 

2.« 

Id  bezug  auf  das  Verhältnis  der  beiden  Indices  in  einem  und  dem- 
selben Schädel  gelangt  der  Verfasser  zu  folgendem  Schluß.  Mit  wachsendem 
Breiteilindex  wächst  durchschnittlich  uueh  der  Höhenindex,  aber  langsamer 


1)  Ini  Original  fälschlich  78,!* 


b 


10 


Litteraturberieht  Nr.  25—26, 


so  dafs  bei  den  Dolicbocepholen  der  Höhen-,  bei  den  übrigen  der  Breiten- 
index  Gbenriegt.  Der  Wendepunkt  (wo  die  Dille  rem  aus  dem  Positiven  in 
du  Negative  übergebt)  liegt  zwischen  den  BroiUnindicee  74  und  76.  Den 
Schluß  bildet  eine  eingehende  Kritik  der  Termini  nach  der  Frankfurter  Ver- 
sündigung, die  insofern  Verwirrung  bringen,  als  eie  für  die  OccipiUUneicht 
geschaffen  wurden,  und  nun  für  du  Profllbild  gelten  sollen.  Supan. 

25.  Fritsch,  Das  menschliche  Haar  als  Kassennierkmal, 
(Verh.  <1.  Ges.  f.  Anthropologie  , Berlin  1885, 
Bd.  XVII,  S.  279.) 

Von  einigen  Anthropologen,  wie  x.  B.  Huxlry  und  P.  Müller,  wurde 
bereit«  dio  Form  und  Gruppierung  d«  Kopfhaares  als  Einteilungsprinzip 
in  Anwendung  gebrecht ; andre , wie  z.  B.  Peschei,  betrachteten  das  Haar 
als  wichtiges  Kaum  merk  mal,  das  über  zu  mannigfache  Übergänge  zeige,  um 
als  Grundlage  eine«  Systems  xu  dienen.  Fritsch  scheint  sich  der  erstem 
Gruppe  xuzuneigen;  er  betont  aber  zunächst  dio  Notwendigkeit  fest  um- 
grenzter Begriffe  und  richtiger  Bezeichnungen.  Die  Bezeichnung  „Wollhaar" 
ist  z.  B.  seiner  Ansicht  nach  falsch.  Die  Haare  sind  makroskopisch  und 
miknxkopiach  zu  untersuchen;  die  erstgenannte  l'ntersuchuugsm  ist  tod 
allen  Reisenden  leicht  auszufUhreu.  Supern. 

26.  Vämbery,  Da»  TUrkenvolk.  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus, 
1885. 

Kino  Schilderung  de«  Türken  Volkes  ist  zwoifellr*  eine  der  inhalta- 
tollsten  und  dankbarsten  Aufgaben  der  modernen  Ethnologie.  Knüpfen 
»ich  doch  an  da»  Türkcuvolk  bei  de.weu  aufseronlentlichen  geographischen 
Verbreitung,  sowie  bei  der  außerordentlichen  Holle,  welche  es  in  der  Ge- 
schichte gespielt  hat,  eine  lteihe  von  wichtigen  Problemen  der  Anthropologie, 
der  Antbropogeosnaphif , der  Geschichte,  der  Linguistik.  Allerdings  hat 
der  Forscher  auf  diesem  Gebiete  auch  mit  außerordentlichen  Schwierigkeiten 
zu  rechnen:  es  mul*  derselbe  nicht  nur  ein  tüchtiger  Kthnolog,  sondern 
auch  ein  Meister  in  den  türkischen  Sprachen  und  ein  Kenner  der  Ge- 
schichte des  Orients  sein,  er  muß  schließlich,  da  ja  nahezu  die  Hälft« 
der  TürkenvölkcT  nntOT  russischer  Herrcchaft  steht  und  ton  rusMschon 
Forschern  studiert  wird , auch  iu  der  schwer  zugänglichen  russischen 
Litteratur  xuhause  sein.  Der  verdienstvolle  Verfasser  der  vorliegenden 
Monographie  war  diesen  Schwierigkeiten  wohl  gewachsen.  Seine  Arbeit 
hnt  demgemäß  ihre  bedeutenden  Vorzüge,  welche  ihr  eine  Stellung  in  der 
wissenschaftlichen  Litteretur  sichern.  Der  Verfasser  gibt  uns  nach  einer 
allgemeinen  Einleitung  über  den  Ursprung,  die  Stellung  der  Türken  im 
arel -altaisrhea  Stamme  und  die  Wanderungen  und  Gwchickc  derselben  eine 
Reihe  von  systematisch  angeordneten  Lebensbildern  der  einzelnen  Türken- 
Tölker;  sein«  Schilderungen  bewegen  »ich  dabei  durchweg  auf  der  einzig 
richtigen  Basis  der  geographischen  und  historischen  Verhältnisse.  Wün- 
schenswert wäre  es  allerding*,  wenn  der  Verfasser  den  historischen  und  geo- 
graphischen Begriff  insofern  erweitert  hätte,  um  auch  den  ökonomischen 
Verhältnissen  und  Geschicken  der  betreffenden  Völker  eine  gebührende  Be- 
rücksichtigung zu  widmen.  Die  Bilder,  die  an«  der  Verfasser  etwa  von 
den  Kirgisen,  den  Tataren  Sibiriens  Äc.  entworfen,  hätten  dabei  zweifetlo« 
an  Farbe  und  Leben  gewonnen.  Am  Platze  wir«  ferner  die  genauere, 
mitunter  auch  vollständig  fehlende  Berücksichtigung  der  Rech  t*be  griffe  der 
Völker  gewesen,  derjenigen  Begriffe  somit,  die  uns  als  Ausfluß  dcT  wirt- 
spbalUichcn  und  historischen  Geschicke  der  Völker  erscheinen.  Nicht  un- 
billig ist  schließlich  der  Wunsch,  dafs  eine  derartige  umfassende  und  hoch- 
wichtige Monographie  gelegentlich  auch  Ton  der  vergleichenden  Methode 
Nutzen  gezogen  hätte;  welch  eine  mächtige  Forderung  für  die  Fixierung 
uud  Ausarbeitung  der  Probleme  der  Ethnologie  selbst  in  einer  geringen 
Andeutung  in  diesem  Sinne  liegen  und  welch  ein  weites  Feld  für  frucht- 
bringende Analogien  die  Betrachtung  der  Türken  Völker  bieten  kann,  bruuehen 
wir  nicht  näher  xu  entwickeln. 

Sehr  natürlich  ist  es  bei  der  heterogenen  Beschaffenheit  des  Material«, 
daß  die  einzelnen  Vülkerbilder  nicht  die  gleiche  Vollständigkeit  besitzen. 
Wir  finden  jedoch  ganz  abgesehen  von  diesem  natürlichen  l'rnctand,  daß 
das  Werk  überhaupt  recht  ungleich  ausgearbeitet  ist  Währenddem  einzelne 
Abschnitte  mit  der  bekannten  Meisterschaft  de«  Verfasser»  behandelt  werden 
und  eine  reiche  Fülle  von  originellen  uud  geistvollen  Kombinationen  hirten, 
sind  andre  Abschnitte  gewissermaßen  stiefmütterlich  bedacht:  so  die  Aus- 
führungen über  die  sibirischen  Altertümer,  die  sibirischen  Türken,  die  Ta- 
taren von  Kasan,  diejenigen  der  Krim  Are.  Allerdings  vermag  Referent 
aus  eigner  Erfahrung  die  Schwierigkeiten  zu  schätzen,  mit  welchen  die  Bo- 
«chatfung  dcT  in  diesem  Fall  unentbehrlichen  russbrhen  I.ittoretur  verknüpft 
Ut ; indc«en  wären  diese  Schwierigkeiten  für  einen  Autor  vom  Kufe  Vdro- 
hery*  und  bei  der  Vorliebe  desselben  für  russische  Quellen,  durrh  welche 
er  mitunter  selbst  deutsche  und  englische  Quellen  ersetzt,  wohl  zu  um- 


gehen; ja  wir  sind  der  Anschauung,  daß  ein«  genauere  Berücksichtigung 
der  „ßwesdija*'  der  russischen  Geogr.  Gesellschaft  und  ihrer  Sektionen  zur 
Bereicherung  mancher  Abschnitte  dos  Werke»  beigetragen  hätte,  ln  bezug 
auf  die  Tendenz  de*  Werkes  möchten  wir  bemerken,  daß  der  Verfasser 
unsrer  Anschauung  nach  dem  unbändigen  Wandertrieb  der  Türken  bei  der 
Charakteristik  ihres  Wesens  eine  gar  zu  entscheidende  Kollo  zuschreibt 
(Abschnitt  f>  der  Einleitung,  S.  17t,  170,  182  u.  ff.),  währenddem  er  doch 
an  zahlreichen  andern  Orten  treffend  die  natürlichen  l.' machen  der  Wan- 
derung zu  erörtern  und  die  bereit»  ansässigen  Türkenvolker  au  schildern 
weiß.  Eigentümlich  sind  die  schroffen  Ausfälle  gegen  den  kulturfeindlichen 
Islam,  de»«n  kulturfördernde  Riffle  an  andern  Orten  durchaus  richtig  ge- 
schützt wird;  S.  311  sogt  unser  Verfasser  sogar,  daß  „vom  Islam  in  bezug 
auf  dio  Umgestaltung  de»  Nomaden  zum  Kulturmenschen  viel  mehr  xu  er- 
warten sei  als  vom  Christentum*'.  (S.  auch  S.  114  und  510.)  Daß  der 
Verfaßter  »eine  persönlichen  Anschauungen  über  den  Ursprung  der  Magyaren 
zur  Geltung  bringt,  finden  wir  durchaus  berechtigt.  Sehr  verdienstvoll  ist 
es  ferner,  daß  er  seiner  bekannten  Antipathie  gegen  da»  Kuoentum  bloß 
durch  einen  unschuldigen  Stofsieufzor  Luft  gemacht  bat,  indem  er  gelegent- 
lich der  Kulturbe»trcbungen  der  Russen  in  Zcntrtdasieu  bemerkt:  .Wenn- 
gleich wir  es  vorgezogen  hätten,  diese»  Licht  au»  einer  ergiebigen!  und 
mehr  geeigneten  Quelle  hervoretromen  zu  sehen,  so  können  wir  doch  nicht 
umhin,  selbst  das  Hcrunbrccbcn  dieser  neuen  Morgenröte  mit  Freuden  zu 
begrüßen"  (S.  413).  Der  d filtern  Anschauung  dos  Verfassen,  nach  welchem 
da*  Türkenvolk  sein«  Rolle  ausgespielt  hatte,  können  wir  keineswegs  bei- 
stimmen.  Der  \>rfas<er  schildert  das  Türkenvolk  als  ein  ..Menschen- 
geschlecht, das  mit  oll  der  weltgeschichtlichen  Bedeutung  in  der  Vergangen- 
heit, mit  oll  den  riesigen  Umwälzungen,  di«  oa  hervorgerufen,  unfähig, 
•eine  nationale  Existenz  zu  begründen , nun  teils  einer  gänzlichen  Vernich- 
tung, teils  einer  wesentlichen  Umgestaltung  entgegeneitt**  (8.  822,  s.  auch 
S.  82 — 84).  Wir  sind  nicht  der  Anschauung,  daß  ein  Aufgebon  des 
Nomadenturu»  gleichbedeutend  wäre  mit  dem  Aufhören  de»  Türken  tu  ras. 
Wir  vertrauen  auf  di«  Möglichkeit  der  Gewinnung  zahlreicher  türkischer 
Stämme  für  die  Kultur.  Die  Kultuzbefähigung  dieser  Stämme  steht  außer 
Zweifel  (bezügliche  Angaben  wären  ja  selb*t  über  die  sibirischen  Türken 
zu  finden,  s.  Middendortf,  Jadrinxew  u.  a.).  Die  Schwierigkeit  der  Ge- 
winnung dieser  Völker  für  die  Kultur  scheint  allerdings  dafür  zu  sprechen, 
«laß  sie  einor  gewissermaßen  eigentümlichen , ihrem  türkischen  Wesen  an- 
regenden Kultur  bedürftig  sind. 

Au*  der  reichen  Fülle  der  bemerkenswerten  Ausführungen  de»  Ver- 
lagere heben  wir  noch  folgende  hervor:  .Dio  geographische  Verbreitung 
der  Türken  im  hohen  Altertum  hat  »ich  bis  auf  die  Gegenwart  nur  wenig 
verändert,  sowie  im  allgemeinen  die  im  Anfang  d**  geschichtlichen  Zeitalters 
Vorgefundenen  ethnischen  Gruppierungen  der  Ural-Altaier  gewiß  schon  »eit 
Jahrtausenden  »ich  nur  wonig  verändert  hatten**,  8.  58.  Aß  den  Ursitz 
der  Türken  siebt  Verfasser  „das  an  das  Quellengthiet  und  an  den  obern 
Lauf  der  Angara,  de»  Jenissei,  Ob  und  Irtiseh  angrenzende  Sprachgebiet 
an.  von  welchem  einzelne  Fraktionen  «chon  »ehr  früh  nach  S und  SW 
vorgedrungeii  waren,  während  sie  nach  N und  nach  0 aber  nur  äußeret 
»ölten  und  nur  unfreiwillige  raigratorisehe  Bewegungen  bekundet  hohen**, 
8.  48.  über  die  Figuren  lesen  wir  unter  andern),  daß  Figuren  im  hohen 
Altertum  ein  türkischer  Volksstamm  genannt  wurde,  welcher  »eine  Blüte  in 
dem  iistcn  Jahrhundert  nach  Chr.  erreicht  und  „im  Norden  de«  Thieo- 
Schan  und  im  benachbarten  lligcbiete  bß  zum  Tschui  über  die  benachbarten 
Türkenclementc  eine  geistige  und  materielle  Pression  aungeübt  hol“.  Zur 
Zeit  de»  arabischen  Einfalß  in  Ostturkostan  existierte  diese,  vielleicht  von 
den  Chinesen  vernichtete  Oberherrnchaft  nicht  mehr.  Erst  nach  dem  Auf- 
treten der  Mongolen  wird  der  Name  Figur  wieder  aufgefrischt.  „Es  war 
dos  nur  ein  leicht  begreiflicher,  aber  nicht  begründeter  Namenwechsel,  in- 
folgedessen man  dio  Türken  Ostturknvtans  bei  un*  im  Westen  noch  bis 
zum  Anfang  dieses  Jahrhunderts  aß  Figuren  bezeichnet  hatte*,  8.  323. 
Da»  xu*  dem  Jahre  10G7  stammende  Kudnlku  Bilik,  dos  ältest»  Denk- 
mal der  uigurischen  Spreche,  kenut  den  Namen  Figuren  nicht.  Die  Be- 
zeichnung Chui-Chui  gilt  keinnsweg»  ausschließlich  für  Figuren:  cs  worden 
hiermit  „im  allgemeinen  die  Mohammedaner  bezeichnet*1,  S.  315.  (Im 
Uegeuntz  zu  Kadloff,  dessen  „Aus  Sibirien''  Verfasser  übrigens  nicht  er- 
wähnt.) In  den  Tschuwaschen  erblickt  det  Verfasser  einen  türkischen 
Volk» -»tarnen,  .der  nicht  zur  Zeit  des  mongolischen  Einfall»,  wte  Sbojew  au- 
nimmt,  »indem  noch  lange  vor  Auftreten  de»  Islam  von  seiner  südlicher 
gelegenen  Heimat,  worauf  sein«  Tradition  vom  Zuge  von  den  Ufern  de« 
Schwarten  Meeres  «ich  beziehen  mag,  in  die  nördlich  gelegene  Waldregion 
am  rechten  Wolga- Ufer  verdrängt  worden  ist41,  8.  495.  ln  bezug  auf  die 
Baschkiren  existieren  für  den  Yeriasacr  keine  Rätsel'  „Die  eigentlich« 
Sachlage  liegt  sonnenklar  vor  Augen*,  S.  496-  Die  Existenz  dieser  Fraktion 
de»  türkischen  Volkes,  „die  in  ethnischer  Beziehung  immer  zu  den  Turko- 
Taturen  gehörte“,  in  ihrer  heutigen  Heimat  ist  schon  im  Anßng  de« 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  27 — 28. 


11 


X.  Jahrhunderts  geschichtlich  nachgewiosen.  Als  äußersten  nördlichen  Vor- 
posten hat  di«»  Fraktion  »hon  früh  eine  sporadische  Vermischung  mit 
tgrieni  zu  erleiden  gehabt.  (S.  51G.)  Oie  Osraaucn,  „die.»  zumeist  nach 
dem  Westen  vorgeschobene  Fraktion  des  Türken  Volkes,  in  welcher  das 
Abendland  stieret  den  Türken  kennen  gelernt,  gehört  dem  ural-altaischen 
Volkes  tum  me  eigentlich  uur  dem  Nomen,  nicht  aber  dem  Wesen  nach  an, 
denn  für  den  Ethnographen  reprü.ientiert  der  heutige  Otfuane  einen  solchen 
Menschen,  in  dessen  Adern  ein  verschwindend  kleiner  Teil  türkischen  Hlutea 
Hiebt,  dessen  Physikum  auch  nicht  die  geringste  Spur  dos  typischen  Türken 
nufweist,  und  dessen  türkische  Nationalität  daher  eigentlich  nur  im  poli- 
tischen Sinne  des  Worte«  su  nehmen  ist“.  (S.  594.) 

Selbstverständlich  haben  wir  mit  dieaen  wenigen  ritaton  aiitti  nicht 
entferot  den  laichen  Inhalt  der  wertvollen  Arbeit  Vimbirrs  erschöpft;  es 
wird  dies  Werk  wohl  anf  lange  ein  Gegenstand  des  Studiums  und  der  Dis- 
kussion bleiben.  • 4 

27.  Combes,  Iofluonce  de  Htomnic  snr  la  topographie  du 
globe.  (Revue  do  Guogr.,  Paris  1885,  Bd.  XVI, 
S.  458.) 

Eriuge  aphoristische  Bemerkungen,  dio  nicht*  Neues  bringen.  Indirekt 
beeinflufst  der  Mensch  den  Boden  durch  den  Ackerbau,  der  den  Nahraugs- 
gehalt  des  letztere  erschöpft  (nur  bei  extensiver  Natur)  und  7.um  Teil  auch 
durch  die  Viehzucht.  Die  Gegenden  mit  Jtiuderzucht  bieten  ein  anderes 
Bild,  als  jene  mit  Schaf-  und  Ziegenzucht,  aber  übertrieben  ist  « wohl,  wenn 
letzterer  hauptsächlich  die  Degeneration  der  antiken  Kulturländer  zugoschrieben 
wird.  Direkt  greift  der  Mensch  durch  Flubreguhcrtingen,  Entwässerung, 
Kanal  bauton,  Nivellierung  zum  Zwecke  der  Anlage  von  Verkehrswegen  Are. 
io  die  Gestaltung  der  Erdoberfläche  ein.  Snpan. 

28.  Rittich,  Dio  slawische  Welt.  Warschau  1885.  (Mit 
mehreren  Kurtou.  Russisch.) 

Der  Herr  Vorfasoer  ist  bereits  in  einer  Reihe  von  geographischen, 
ethnogruphischeu  und  historischen  Forachuugeu  über  Ku  bland  bestrebt  ge- 
wesen, dem  verstockten  Westeuropa  die  Augen  zu  öffnen,  die  «Jahrhunderte 
alte,  bald  versteckte,  bald  offen  auftretende  Bosheit,  deu  hochmütigen  Eigen- 
dünkel und  Egoismus“  der  Gegner  Hublanda  zu  bekämpfen  und  „alles 
Gute,  Selbständige,  da»  das  Slawentum  und  Ruhland  Europa  gegeben“, 
sowie  „die  bescheidene  Schweigsamkeit  eines  groben  Volk«  dem  Geschrei 
seiner  Neider  gegenüber-  in  das  richtige  Licht  zu  setzen.  Nachdem  die« 
geschehen,  erwies  es  »ich  ab  notwendig,  in  den  europäischen  Ländern  Um- 
schau zu  halten,  „m  denen  bis  zum  Augenblicke  noch  so  viel  Verwandte* 
unter  ganz  andern  Lebensbedingungen  vorhanden  ist“. 

Hinsichtlich  der  Entstehung  des  Namens  «Russen“  läfst  Hm  Rittich 
die  bekannte  von  Nestor  angenommene  und  später  allein  gültige  Cbcrliefo- 
ruug,  nach  welcher  die  unter  llurik,  äineus  undTrawor  aus  Schweden  be- 
rufenen normannischen  Waräger  862  die  Einheit  de«  Russischen  Reiches 
begründet  und  diesem  aueb  den  Namen  gegeben  haben,  als  zu  wenig  er- 
wiesen auf  sich  beruhen.  Er  glaubt  vielmehr,  dafs  hier,  wie  bei  andern 
auf  Überlieferungen  beruhenden  historischen  Annahmen,  eins  Übertragung 
und  Vereinigung  in  Zeit  und  Raum  weit  auseinanderliegender  Sagen  statt- 
gefunden lub«.  So  kann  zur  Entstehung  der  Ncstonchcn  Angabe  der  Um- 
stand Anlab  gegeben  haben , dub  die  Briten  sich  im  Jahre  536  fast  mit 
denselben  Worten,  die  den  slawischen  Abgesandten  an  Rurik  in  den  Mund 
gelegt  werden,  nn  die  Angeln  und  Sachsen  mit  der  Bitte  gewandt  habeu, 
ihnen  einen  Herrscher  zu  geben,  der  bei  ihnen  Ordnung  mache.  Die  Nach- 
richt hiervon  konnte  ja  leicht  durch  die  auf  der  südlichen  Küste  d«  Balti- 
schen Meeres  ansässigen  alawischen  Seefahrer  uud  Finiten,  die  Wagrer, 
Borditschen,  LjutiUchen  und  Fomorjaner,  die  eben  solche  Norroänner  waren, 
wie  die  Sueven,  Gothen  und  Dinen,  durch  die  auf  den  Inseln  Fernem, 
Rana  (Hiigen)  und  Wolyn  (Wollin)  wohnenden  reichen  slawischen  Knuflcutc 
uud  Soerüubcr,  überhaupt  diese  „nördlichen  Slawen  oder  Männer  (deutsch : 
Kormänner)"  2U  den  weiter  östlich  wohnend eu  Slawen  gebracht  worden 
sein.  Herr  Rittich  neigt  der  Annahme  zu,  dofs  der  Ursprung  des  Namens 
Rum  iui  Südoeten,  an  der  Mündung  de«  Njeman  in  da»  Kurve  ln*  Haff  zu 
suchen  sei,  wie  denn  ein  Mündungsarm  des  genannten  Flusses  noch  heute 
Kuss  heibt.  ln  dieser  Gegend  trieben  ja  die  slawischen  Normänner  als 
Seehelden  und  Piraten  ihre  rentnbeln  Geschäfte.  Die  Namen  mit  der 
Wurzel  Kur  fuhren  vom  Kurischen  Haff,  über  Kurland,  Kuwk,  Kurja*h 
(Kloster  bei  Cherwson),  den  Flufs  Kura  im  Kaukasus  zu  den  Kurden.  Die 
Kuren  (die  Korsen  Nestor«)  zogen  einst  von  der  Kura  nach  Norden  and 
gelangten  zur  Ddua,  Wilia  und  zum  Njeman.  Unter  ihnen  Heben  sich  die 
Russen  in  der  Gegend  von  Kotaieuy  nieder.  Wohrr  kamen  diese  Russen? 
Die  Forschung  weist  abermals  narb  dem  Siidosteu  Asien«.  Der  Name  Kuss 


findet  «ich  schon  beim  Propheten  Heaekiel,  der  von  dem  Fürsten  in  Raa«, 
Mschek  und  Tubal  spricht.  Auf  dem  linken  Ufer  de«  Tigris  liegt  die 
Landschaft  Roasja  (Rasi)  nördlich  von  Susiana  und  südlich  vorn  See  Wan. 
Link«  von  Batum  besteht  noch  jetzt  die  Stadt  Riw,  welcher  Name  von 
den  alten  Skandinaviern  den  Russen  gegeben  wurde,  wie  denn  auch  Rufs- 
land  bei  ihnen  Kisaland  hieb.  Dieses  Kisa,  da«  schon  in  der  heroischen 
Zeit  bestand  und  eine  dorische  Faktorei  hatte,  ist  da«  heutige  Risch  auf 
der  Küste  von  latislan,  am  Fube  des  Gebirge«,  das  südlich  vom  Fluso« 
Schoroch  (Tscharuk)  umspiilt  wird.  Ringsum  sind  viel«  Namen  onzutreffen, 
die  an  das  alte  Rosa,  die  Drewljaner,  die  Anten,  die  Wauen  und  Waräger 
erinnern.  Die  Verbindung  zwischen  dem  Nord-  und  SUdabhauge  des  Kau- 
kasus bat  immer  bestanden,  nnd  so  sind  denn  auch  dieselben  Russen  und 
Anten,  dasselbe  Trautarakan  im  Norden  und  im  Süden  zu  finden.  Der 
Grofsfünt  S*wjato*daw  butte  auch  schwerlich  dem  Zug  nach  dem  Kuban 
und  der  Laba  (gleichen  Namens  mit  der  Lab*  oder  Elbe/  unternommen  und 
da»lb*t  ein  neues  Fürstentum  Tmutarakan  gebildet,  wenn  nicht  eine  ver- 
wandtschaftliche Beziehung  der  Bewohner  des  Kiewsehen  Russ  mit  der  Be- 
völkerung axu  Kuban  befanden  hätte.  Es  war  daher  keine  Eroberungs- 
sucht, andern  das  Bestreben,  die  Stammverwandten  zu  einigen,  was  Kiew, 
Moskau  und  Petersburg  nach  dem  Kaukasus  zog.  Erklärte  doch  auch 
Schamil , einst  der  erbittertste  Feind  der  Rinnen , nach  »iner  Gefangen- 
nahme im  Jahre  1869»  <Ub  er  und  »in  Volk  Stammverwandte  der  Runen 
»eien.  Auch  arabische  Schriftsteller  geben  an.  dafs  die  Ko«**n  im  9.  und 
10.  Jahrhundert  lange  um  Kaspischen  Meere  gewohnt  haben.  Genug,  c« 
waren  Russen,  die  unter  dom  Namen  Skythen  infolge  von  mancherlei  Um- 
ständen, namentlich  der  vielfachen  Völkerbewegungeu  über  den  Kuban 
und  Terek  in  das  ursprüngliche  Skythcnland  zwischen  Wolga  and  lk)n 
gezogen  waren  und  «ich  von  da  weiter  nach  Norden  sasgehreitet  hatten. 
Dies  wird  auch  durch  die  „Witterung*  nieht  eines  Einzigen,  *ondern  vieler 
Millionen  bestätigt. 

In  etymologischen  Kühnheiten  dürfte  übrigens  Herr  Rittich  schwerlich 
seinesgleichen  finden.  Ho  kommt  der  Name  der  Roxolanen  von  dem  finni- 
schen Worte  Rotsalaion,  mit  welchem  die  Finnen  noch  heut«  die  Ru  wo 
bezeichnen.  Die  Alanen  oder  Aseu  benannten  die  gegen  sie  aufgestellte 
slawische  berittene  Grenzwache  Rouen,  Russen,  Rozalanen  und  übertrugen 
diesen  Namen  auch  auf  die  Pferde  derselben,  woher  denn  dio  Deutschen 
da«  Wort  „ltnfs“  erhalten  habeu.  Ob  von  den  Alanen  oder  den  Pinnen, 
oder  den  Slawen,  ist  nieht  gesagt.  Zum  Unglück  ist  die  ältere  Form 
dieses  Wortes  ors  oder  hör«,  wie  denn  im  Englischen  Pferd  noch  hone 
heilst.  Erst  durch  Metathcsi«  Ist  das  Wort  Rote  entstanden. 

Im  Westen  steht  der  Name  Rum  mit  dem  Namen  Rana  (Rügen), 
Rugier  A*c.  in  Verbindung.  Er  breitete  sich  von  der  watügiseben  Küste 
bis  zur  Nordsee  und,  oft  in  einzelnen  Buchstaben  geändert,  über  den  Westen 
nnd  Süden  Europas  aus.  Auch  in  der  Schweiz,  im  Jur«,  in  den  Pyrenäen 
und  am  Mittelländüehen  Meere  wird  er  vielfach  gefunden. 

Auf  Seite  ‘„‘47  dw  Werkes  finden  wir  eine  Kartenskizze,  welche  die 
Kolonien  der  alten  Westdawen  veranschaulichen  soll.  Da  ist  die  Bretagne 
als  Wohnsitz  derVenodor  und  Anten  mit  dm»  Städten  Brest,  Wan  (Vamies), 
dem  Fluue  Don  (Nebenfluf#  der  Vilaine)  und  die  Insel  Windski  (Bellc-Ile) 
bezeichnet.  Von  da  gelangten  die  slawischen  Norminner  einerseits  nach 
dem  Norden  Spaniens,  wo  die  einen  slawischen  Namen  tragende  Provinz 
Galicia  mit  dem  Skythcnkap  (Kap  Ortegal  oder  Kap  Var«),  den  Städten 
Orel,  Olina,  Rylo,  Luga  und  Ljalin  und  dem  Flusse  Walga  oder  Wolga  von 
den  slawischen  N euren  bewohut  wird,  und  die  ganze  Nordküste  hi«  znm 
französischen  Adour  slawischer  Kolonialbesitz  ist,  anderseits  nach  Britan- 
nien, wo  ein  gTofser  Teil  der  Südküste  mit  den  Ortschaften  Sstary  Windaki 
Fort  (altes  wendische*  Fort)  Windski  Mettth  (Wendisches  Schwert)  und 
Winchester,  da«  doch  auch  etwa*  von  Windski  in  sich  hat,  den  Slawen 
gehört.  Ferner  ist  auf  dieser  Karte  der  nordöstlichste  Teil  Spaniern  mit 
der  Stadt  Ko«  (Rosas),  dem  Flusse  Russin»  (Muga)  und  Tara  (Ter),  der 
südöstliche  Teil  Frankreich»,  wo  Roussillon  doch  zu  nahe  mit  Rom  ver- 
wandt ist,  da*  rechte  Khoncufer  über  Lyon  (Lugdon)  hinaus  zum  Genfer 
See  (Liroan)  und  noch  weiter  hinauf,  die  Gegend  um  den  Neuchateler  und 
Bieler  See  (Rjcloje  Osero),  um  den  Oberrhein  und  die  Aar  mit  deren  Neben- 
flüssen San  (Saane)  und  Limnat  (Lim),  das  ganze  SÜdwestofer  des  Boden<ees 
(Turgowo-Oscro),  das  südliche  Baden,  der  zwischen  Neckar  nnd  Donau  ge- 
legene Teil  Württemberg*  mit  den  Städten  Ro«»  und  Rnssjawn,  da*  Land 
zwischen  Lech  und  Inn,  zwischen  Schelde  und  Maas,  letztere«  von  den 
Bjelukanen  bewohnt,  und.  die  Gegend  um  die  Rhein-  und  Miutxmündung 
mit  dem  Namen  Sslswia  slawischer  Besitz  gewesen.  Es  wären  hier  noch 
allerlei  slawisierte  Namen  von  Städten  und  Flüiaen  zu  nennen,  deren  sich 
Herr  Rittich  überhaupt  gern  bedient,  wir  halten  es  aber  Air  genügend, 
überhaupt  eine  Probe  «einer  Darstellung5wei.se  gegeben  zu  haben. 

v.  Stein. 


Digitized  by  Google 


12  Litteraturbericht  Nr.  29 — 33. 


29.  v.  Scherzer,  Das  wirtschaftliche  Lebcu  dur  Völker. 
Leipzig,  Dürr,  1885. 

Dimes  umfangreiche,  für  den  Geographen  ebenso  wie  für  den  National- 
ökonomeu  und  Produzenten  unentbehrliche  Handbuch,  für  dessen  Zuver- 
lässigkeit und  Vollständigkeit  die  allgemein  anerkannte  Autorität  «eines 
Verfassers  Bürgschaft  leistet*  schildert  die  einzelnen  Produkte  de«  Pflanzen-, 
Tier-  und  Mineralreich*  und  ihre  industrielle  Verarbeitung  einerseits  nach 
ihrer  geographischen  Verbreitung  und  nach  ihrer  geschichtlichen  Kntwicko- 
lung  aU  V erbraue hsartikel.  anderseits  nach  ihrer  Stellung  im  Welthandel 
* der  Gegenwart.  So  entrollt  sich  tot  den  Augen  de»  Itters  ein  farben- 
prächtiges Bild  der  unser  Jahrhundert  charakterisierenden  „Weltwirtschaft"« 
die  auf  dem  Übergang  de«  Kleingewerbes  in  den  Maschinenbetrieb,  auf 
wirtschaftliche  Inteie*sei£emein*amkeit  der  Kulturvölker  und  auf  einer 
ungeahnten  Entwickelung  des  Güteraustausches  basiert.  Die  letzten  Ka- 
pitel besprechen  die  mechanischen  Betriebskriifte,  die  Beteiligung  der  ein- 
zelnen Völker  am  Welthandel*  das  Geld-  und  Kreditwesen,  die  Verkehrs- 
wege und  -mittel*  das  Zoll-  und  Knnxulatswcven , die  Ausstellungen,  die 
internationale  geistige  Arbeit,  Auswanderung  und  Kolonisation.  .s'mjmh. 

30.  Ro8koschny,  Europas  Kolonien.  I.  Westafrika  vom 
»Sonegal  zum  Kamerun.  2.  Auf!»  Leipzig,  Gressner  & 
Schramm,  1885. 

Der  Verfasser  schildert'  auf  Grund  fleißiger  Guellenstudien  die  euro- 
päischen Kolonien  des  nordwestlichen  Afrika  cinschliofslirh  der  Liberia- 
Republik,  ihre  historische  Entwickelung,  ihre  Bedeutung  für  den  Welthan- 
del, ihre  ethnographischen  und  sozialen  Verhältnisse.  Weniger  eingehend 
ist  die  topographische  Bwchrcibung,  auch  dort,  wo  dnr  Verfasser  das  Bin- 
nenland in  den  Kreis  seiner  Betrachtungen  zieht  (bei  Sene^arubien).  Mohr 
als  der  Text*  dürften  die  zahlreichen  und  fein  nusgeführten  Abbildungen 
das  Publikum  anlocken ; e*  würde  dem  Buche  zum  Vorteil  gereichen,  wenn 
der  Verfasser  auch  in  bezog  auf  die  Illustrationen  »eine  Quellen  genannt 
hlitte.  Weniger  zu  rühmen  sind  die  Karten ; das  Terrain  fehlt  hier  ent- 
weder ganz  oder  ist  nur  »ehr  roh  markiert.  Da«  Profil  des  atlantischen 
Becken«  (8.  III)  ist  wegen  der  Übertreibung  der  Hohe  geradezu  abscheulich. 

Supan. 

31.  Vignon,  Los  colonios  fran^uiscs.  Paris,  (-vutllaumin  & C\, 
1885. 

Durch  »eine  ehemalige  hohe  Stelluug  iiu  französischen  Handel*-  und 
Kolnnialministerium  erscheint  der  Verfasser  zu  einer  xusammenfassenden 
Darstellung  der  französischen  Kolonien  besonders  befähigt;  fügen  wir  noch 
hinzu,  daf*  die  Sprache  entfach  und  klar,  und  da«  Urteil  sich  in  glück- 
licher Mitte  zwischen  Pessimismus  und  Optimismus  hält*  so  können  wir  die 
Erwartung  ausspiechen , dafs  das  Buch  auch  außerhalb  Frankreichs  sich 
Freunde  erwerben  wird.  Nur  in  dnr  Handhabung  de«  Zahlenmaterials 
scheint  nicht  immer  jener  Grad  von  Genauigkeit  zu  herrschen,  der  beson- 
ders in  diesem  Punkte  wünschenswert  ist.  Die  Kolonien  werden  der  Reihe 
nach  kurz  besprochen,  und  e*  wird  kein  Mangel  chauvinistisch  verdeckt. 
Der  Verfasser  verhehlt  uieht,  daf«  der  französische  Teil  von  Guyana  weitaus 
hinter  den  englischen  um!  holländischen  Berit  xuogen  surücksteht,  und  dafs 
die  Verwaltung  von  Neukaledouien  schlecht  ist.  Eine  eingehende  Be- 
sprechung erfahrt  Frankreich«  Stellung  im  Handel  de«  tropischen  Afrika. 
Daf»  dieee  Stellung  oinc  verbtUtnismifrig  untergeordnete  ist*  daf«  Fraukreich 
an  der  Uuincaküste  nicht  nur  von  England,  sondern  auch  von  Hamburg 
überflügelt  wurde,  hat  seinen  Grund  wohl  zum  Teil  darin*  dafs  die  fran- 
zösische Industrie  wenige  den  Bedürfnissen  der  Afrikaner  entsprechende 
und  zu  teure  Ware  liefert.  K»  ist  bezeichnend,  dafs  zwei  französische 
Häuser  vor  kurzem  ihre  Faktoreien  an  der  Küste  rou  Oberguinea  an  die 
National  Africon  Company  (London)  abtreten  mufsten.  Auch  in  Polynesien 
ist  der  englische  und  deutsche  Handel  bedeutender  ala  der  französische; 
die  Eröffnung  de«  Pauamak&nola  kann  aber  den  Wert  der  franzö«ischen  Be- 
sitzungen daselbst  steigern,  da  diese  auf  der  Route  Panama  — Sydney  liegen. 
Dem  Gedanken  au  ein  grobes  französische*  Kolonialreich  in  Ostindien  be- 
gegnen wir  auch  hier  wieder.  Zwar  wird  anerkannt,  dafs  der  Besitz  von 
Coehiuchina,  das  nur  ein  wenig  einträgliche«  Produkt  (Reis)  liefert,  von 
geringem  Werte  ist,  und  daf»  man  über  die  Ergiebigkeit  und  Zukunft 
Auu;uns  noch  kein  Urteil  fällen  könne;  aber  Tongkin  wird  eine  grofse  Zu- 
kunft in  Aussicht  gestellt*  da  es  nicht  hlofs  Reis,  sondern  auch  edlere 
Produkte  erzeugt*  da  e*  ferner  auch  industriell  tbätig  zu  werden  verspricht* 
und  es  endlich  bei  geeigneten  Zolleinrichtungcn  ein  bedeutender  Konsument 
französischer  Fabrikate  werden  kann. 

Au*  der  folgenden  Tabelle  lasaen  »ich  zwei  intcresmnte  Thataachen 
entnehmen:  1)  die  überwiegende  Bedeutung  Algier*  gegenüber  den  übrigen 
Kolonien,  und  2)  Ual<  von  den  letzteren  Fraukreich  viel  mehr  einführt,  als 


Ausfuhr  vMill.  Fr.)  Einfuhr 


nach  Krank- 

nach  andern 

von  Frank- 

von  andern 

reich 

Landern 

reich 

Landern 

St.  Pierre  u.  Miquelon 

11,»7* 

2,570 

3, MT 

7,647 

Guadeloupe  . . . 

18, «:a 

13,194 

12.4*4 

14,141 

Martinique  .... 

22,901 

13,9!* 

13,63» 

18,611 

Guyana 

f).:w 

0.0*6 

Ö.M4 

2,557 

Tahiti 

0,141 

3,578 

0.(1, 

3,11$ 

Neukaledouien . . . 

2.S74 

3,11* 

6,037 

4.04$ 

Coehiuchina  . . . 

3,1» 

76.54$ 

7.156 

* hl. 906 

Vorderindien  . . . 

1 3.76, 

10,1» 

0,319 

5,845 

1 

6,800 

7 ,5*9 

19.1» 

Madagaskar  u.^layotte 

3.«M 

2,71*0 

o.m 

3,500 

Gabun  (1881).  ■ • 

0,11* 

• 4,91« 

0,314 

3.903 

Senegal 

20, MH 

1,546 

8,(617 

3,759 

i 20,o*a 

140.90, 

06,344 

144,192 

Algerien 

86,77« 

44,4» 

238, 4M 

T3.499 

Gesamtsumme  (1883) 

206,504 

184,431 

304,645 

81T.M1 

es  nach  denselben  ausführt,  so  dafs  die  Bedürfnisse  dieser  Kolonien  vor- 
wiegend von  andern  Lindern  gedeckt  werden.  Dadurch  wird  aber  der 
Wert  de«  französischen  Kolonialbesitze«  nicht  in  Frage  gestellt;  er  besteht 
vorzugsweise  darin,  dafs  dio  Kolonien  die  Industrie  de»  Mutterland«*  durch 
Rohstoffe  ernähren.  Überdies  ist  der  frunzöeUche  Ausfuhrhandel  risch  den 
Kolonien  (mit  Ausnahme  Algier»)  relativ,  d.  h.  mit  Rücksicht  auf  die  Be- 
wohncrzahl  noch  immer  dreimal  gröber,  als  jener  England«  nach  »einen 
Kolonien.  Die  gegenwärtigen  Schutzzölle  werden  denselben  noch  erheblich 
steigern.  Sirpan. 

32.  Virchow,  Ober  Akklimatisation.  (Vorh.  Gos.  f.  Anthro- 
pologie, Ethnographie  die.,  Berlin  1885,  Bd.  XVH, 
S.  202;  die  Bemerkungen  von  Fritsch,  S.  256.) 

Zwei  Fragen  sind  zu  beantworten : die  nach  der  Möglichkeit  der  Ak- 
klimatisation des  Individuum«,  und  die  Frage  nach  der  Möglichkeit  einer 
dauernden  Bcviedolung,  d.  h.  der  Erhaltung  der  Familie  durch  eine 
zeugungsfähige  Nachkommenschaft,  oder  nach  Vircbows  Ansicht  noch  prä- 
ziser aiugcd nickt,  die  Frage  nach  der  Dauer  der  weiblichen  Fruchtbarkeit, 
während  Fritsch  den  baldigen  Untergang  weiber  Familien  in  den  Tropen 
nicht  u«r  wciblicheu  Unfruchtbarkeit,  sondern  der  enormen  Kindersterblich- 
keit zuschreibt.  Beide  Fragen  sind  wesentlich  voneinander  verschieden, 
ln  bezug  auf  die  erste  Frage  kommen  in  Betracht:  1)  die  Temperatur  des 
Ortes.  Verwiesen  wird  dabei  auf  Koppen«  Karte  der  Wiirmnxonen  im  I.  Bd. 
d.  Meteor.  Zeitschr.,  welche  die  wirklichen  Temperatur  Verhältnisse  ohne 
Reduktion  auf  da«  Meerosniveau  durstellt.  Sie  zeigt  auch  im  warmen  Gürtel 
einige  Gebiete  mit  günstigerer  Würtnevertcilung,  die  auch  instinktiv  zuerst 
, von  Weiften  benetzt  wurden.  2)  Die  Eutwtckelung  besonder«  schädlicher 
Stoffe  (Molaris  «Src.).  In  dieser  Beziehung  ist  unsre  Kenntmv  noch  dürftig; 
nach  Hirsch  »oll  der  gröfstc  Teil  von  Polynesien  (leider  mit  Ausschluß*  der 
deutschen  Besitzungen)  malariafrei  »ein.  Auch  Südafrika  etwa  südlich  vom 
Parallel  des  Ngaiuiesve»  mit  Ausnahme  der  Ostküste  bis  nach  Natal  ist  nach 
Fritsch  mulariafrci.  lu  bezug  auf  da«  Tropenfieber  i*t  noch  besondere  zu 
beuchten,  dafs  jeder  Anfall  die  Disposition  steigert,  und  ferner,  dafs  die 
tropischen  Kulturen  ein  lamd  nicht  nur  nicht  gcsüuder  machen , sondern 
geradezu  sanitär  verschlechtern.  In  einem  heifsen  Lind  mit  Malaria  kann 
»ich  der  Weibe  höchsten*  2— 3 Jahre  hintereinander  aufhalten.  Die  Familie 
erhält  «ich,  wenn  koinc  Mischung  eiutritt,  höchsten1«  durch  drei  Generationen. 
Die  Widerstandsfähigkeit  3t  bei  verschiedenen  weibeu  Stammen  verschieden; 
die  Semiten,  besonders  die  Juden  sind  widerstandsfähiger  als  dt«  Arier,  und 
unter  diesen  sind  wieder  am  widerstandsfähigsten  die  Siidspanier,  Sizilianer  und 
Malteser,  d.  h.  jene,  welche  stark  mit  Semiten  gemischt  sind.  Supan. 

33.  Pechuel-Loesche,  Die  Bewirtschaftung  tropischer  Ge- 
biete. Strafsburg,  Trübner,  1885. 

Sehr  scharfsinnig  ist  die  Einteilung  der  Kolonien  in  Betrieb»-  und  Be- 
siedelungskolonien. Die»e  Bezeichnungen  »rnd  «o  prägnant  und  decken  sich 
so  vollständig  mit  natürlichen  Begriffen,  dafs  me  nicht  nur  wissenschaftlich 
durchaus  brauchbar  sind,  sondern  auch  in  die  langatmige  Diskuarion  über 
die  Anlage  von  Ackerbaukolonien,  z.  B.  in  den  deutschen  Besitzungen  in 
Ostafnka*  Klärung  zu  bringen  vermögen.  Warnend  tritt  der  Verfasser  ent- 
gegen dem  Glauben  an  die  nur  auf  flüchtiger  Autopsie  gegründeten  Schil- 
derungen der  Entdecker  und  der  Vorstellung  von  der  unerschöpflichen  Frucht- 
barkeit der  Tropeulandor.  K»  ist  ein  altbekannter,  aber  immer  wieder  ver- 
gessener Satz , dal»  da*  tropische  Ptlanzenlebfn  sehr  strenge  an  die 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericbt  Nr.  34. 


18 


Niederschläge  und  deren  jahreszeitliche  Verteilung  gebunden  ist,  und  (iofi  die 
Niederschläge  der  Tropen  ein  ganz  aufterordentlirL  veränderliches  Kiemen» 
■sind  (vgl.  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  471).  Namentlich  die  vorherrschende  Boden- 
art, der  Lntcritbnden,  bedarf  der  Zufuhr  atmosphärischen  Wantn : in  den  Ge- 
bieten periodischer  liegen  Grassteppen,  und  GaleriewElder  dort,  wo  dio 
Wurzeln  das  ünmdwavser  erreichen;  in  Gebieten  mit  kurzer  Trockenzeit 
Urwald,  oder  wie  der  Verfasser  ihn  nennt,  llcgenwald.  Auf  die  praktischen 
Winke  können  wir  nicht  näher  cing-hen ; es  sei  nur  geäugt , dafs  sie  im 
hohen  Grade  beachtenswert  sind.  Supun. 

34.  v.  Delden-LaSrne,  Brazilie  on  Java.  Verslag  ovor 
de  Koftiecultuur  in  Amerika,  Aziü  en  Afrika.  (Bijdragen 
tot  de  Taal-,  Land-  on  Volkenkunde  van  Nederlandsch 
Tndie.  Haag  1885.  Bd.  IX,  mit  2 Karten.) 

Die  Kaffeexone  von  Brasilien,  die  der  Verfasser  1883/84  im  Auftrag 
des  holländischen  Kolonielminiatcriurax  bereute,  liegt  zwischen  21  u.  24”  Br. 
und  erztreckt  sich  vorzugsweise  über  die  Provinzen  Bin  de  Janeiro,  Min.« 
Oeries  und  S.  Paulo.  Granit,  Gneifs  und  Schiefer  lieferten  hier  durch 
säkulare  Verwitterung  einen  tiefgründigen  Luteritboden  (dunkelrote  terra 
vermelha  und  hellrote  t.  masssspC:  eine  Abart  des  letztem  in  S.  Paulo,  die 
mit  grüfsem  und  kleinem  Quarzstücken  vermengte  t.  salmoräo),  der  in 
S.  Paulo  weniger  Sand  und  Pottasche,  dafür  aber  mehr  Kalk  enthält,  als 
in  den  beiden  übrigen  Provinzen : die  Dioritc  von  S.  Panlo  geben  die  terra 
roxa,  den  besten  Kaffecbodru , und  die  Sindsteinfomiation  der  genannten 
Provinz  liefert  die  terra  nrca  (nach  der  Parbe  als  t.  peret,  vermelha  und 
branca,  d.  h.  dunkler,  roter  und  grauer  Sandboden  bezeichnet),  die  zwar 
an  Güte  den  beiden  oben  genannten  Bodenarten  nachsteht,  aber  doch  Kaffee- 
kultur gestattet.  Während  in  S.  l’aulo  die  obignu  Bezeichnungen  allgemein 
üblich  sind,  unterscheidet  man  in  Rio  und  Min«  Goracs  nnr  terra  boä  und 
terra  frio,  d.  h.  geeigneten  und  ungeeigneten  Boden.  Im  allgemeinen  hängt 
die  Eignung  des  Boden»  für  die  Kaffcckultur  von  der  Mächtigkeit  der  Ver- 
witterungskruste ab,  und  in  dieser  Beziehung  ist  Brasilien  allerdings  von 
unerschöpflicher  Fruchtbarkeit,  wenn  such  eigentlicher  Humusboden  selten 
ist.  Aber  mehr  noch,  als  durch  dio  Bodenbesehnffenheit,  wird  die  Kaflee- 
kultur  durch  das  Klima  bedingt.  Das  Werk  enthält  einige,  noeh  nicht  all 
gemein  bekannt  gewordene  Hcgenmeisungen,  aus  denen  ieh  folgende  Mittel- 
werte abgeleitet  habe. 

Paranaclacaba 


Theraba 

Morro  Volho 

H.  Paulo  'Allo  «US  doM* 

S.  Br.  . . 

. . 19”  44, fr' 

19"  55' 

23”  34' 

23  47 

W.  I-  . . 

. . 48  8 

44  35 

46  50 

46  30 

Seehöho  m . 

. . 750 

695 

728 

799 

Beob. -Jahre 

. . 3 (1880/82) 

25  (1855/79) 

4 (1879/83) 

10(1873/8 

Dezember  . 

. . 211 

390 

177 

393 

Januar  . . 

. . 308 

299 

318 

417 

Februar  . . 

. - 321 

221 

200 

430 

Miirr.  . . 

192 

125 

415 

April.  . - 

52 

95 

330 

Mai  . . . 

36 

58 

201 

Juni  . . . 

15 

65 

229 

Juli  . . . 

11* 

60 

181* 

August  . . 

. . 29 

13 

30* 

206 

SnptembcT  . 

. . 60 

53 

87 

236 

Oktober . . 

. . 137 

121 

07 

266 

November  . 

. . 172 

284 

94 

274 

Jahr  . . . 

1637 

1376 

3568 

OroGiie  \ Jahre*-  j 1770 

2220 

1835 

4290 

Kleinste  | menge  | 1250 

1154 

1287 

2370 

Der  Verfasser  unterscheidet  zwei  Kaffcezonen : die  Rio-  und  die  Santoe- 
zone.  Die  entere  umfafst  die  Provinzen  Ksprito  Santo  und  Rio  und  die 
zum  grofsen  Parahvbathal  gehörigen  Teile  von  Minus  Gera  et  und  S.  Paulo, 
und  hat  Seeklima,  das  durch  die  feuchten  SW-Winde  abgekühlt  wird.  Man 
unterscheidet  hier  im  allgemeinen  drei  Regionen:  die  terra  abaixo,  unter 
200  m Höhe,  die  t.  medio,  von  200 — 550  m Höhe,  und  die  t frio,  über 
550  m Höbe.  Die  Kaffoekultur  ist  hauptsächlich  auf  die  mittlere  Region 
beschränkt;  die  untere  Region  erzeugt  nur  eine  minderwertige  Qualität  (eafe 
Uapitania).  Die  Santoszone  ist  ein  Hochland  mit  kontinentalem  Klima,  aus- 
gesetzt  den  warmen  Parapasvrinden ; der  Winter  wahrt  von  Mai  bis  Oktober. 
Der  Wetten  ist  noch  unkultiviert,  ja  unbekannt.  Der  Kulturboden  ist.  mit 
Ausnahme  des  Distriktes  Amparo,  dach,  oder  höchstens  sanft  wellig;  der 
Kaffeebaum  gedeiht  in  Höhen  Ton  800  — 800  oder  850  m,  und  steigt 
landwärts  bis  1000  ra  Höhe  an.  In  beiden  Zonen,  Uber  deren  KafTeckultar 
Petarmanna  Geogr.  Mitteilungen.  1888,  Litl.-Berich». 


nachstehende  Tabelle  Aufschlufs  gib»,  richtet  der  Hagel  oft  grolse  Ver- 


wüstungen an. 

Klo. Zone 

Flüche,  qkm  . . . 155  000 

Kaffeezonc,  Seehöhe  m . 200 — 550 

Areal  der  Kaffeepllanzungen,  qkm  . . . 7000 

Mittlere  jährliche  Produktion,  Mill.  kg  252.00 

Zahl  der  fruchttragenden  Bäume  . . .756  750  756 
„ , jungen  „ ...  93  508  696 

Gesamtsumme  ■ . * - 850  265  452 


Santoi* Zone 
225  000 
GOO— 1000 
1320 
81,1t 

100  844  720 
40  434  392 
141  279  112 


Zahl  der  in  Verwendung  stehenden  Sklaven  . 233  333 


50  674 


Ertrag  pro  Baum , Gramm 333  805 

„ Hektar,  kg 364  615 

„ „ Sklave,  „ 1068  1590 

Anzahl  der  Bäume  pro  Sklave  ....  3644  2*88 


Im  allgemeinen  wird  die  Kadeekultur  in  Brasilien  noch  in  ziemlich 
primitiver  Weise  betrieben ; man  baut  mich  zu  viel  auf  die  Krzeugungskraft 
der  Tropennatur.  Aufser  dem  einheimischen  bzut  man  noch  Java-,  Bourbon-, 
Liberia-  und  Maragogipo-KalTee.  Am  Export  beteiligen  sieh  folgende  Häfen : 


Rio 

Sautos 

Bahia 

fear  k 

1852  — 57 

. . 91,8 

6,2 

1,9 

0,1  l’roz. 

1858  — 62 

. . 87,0 

10,4 

1«» 

0.6  . 

1863  — 67 

. . 82,« 

13,8 

2,8 

1,0  „ 

1868  — 72 

. . 81,7 

15,7 

2,0 

0,4  „ 

1873—77 

• • 1 7 ,0 

19,7 

2,6 

0,7  „ 

1878  — 82 

. . 72,7 

24,0 

2,3 

0,1  „ 

Man  ersieht  daraus,  wie  die  Bedeutung  von  Santo»  auf  Kosten  von  Rio  de 
Janeiro  beständig  zunimmt. 

Die  vierte  Tabelle  gibt  eine  übersichtliche  Zusammenstellung  des  Kaffee- 
ezportes  der  Erde  auf  Orund  eingehender  Untersuchungen. 


Kafleeausfuhr 

in  Mill.  kg 

1852  — 82. 

1863-43 

1803— Ti 

1072—82 

Cuba  und  Portorico  . . . . 

15,40 

21,86 

Haiti 

. . 124,90 

145,44 

265.18 

Jamaica 

32,47 

41,19 

Mexiko 

2,07 

35,74 

Zentralamcrika 

98,70 

197,41 

Columbia 

25,77 

57,28 

Venezuela 

141,73 

256,08 

Surinam 

0,41 

0,03 

1736.10 

2491,64 

Amerikanischer  Export1)  . . 

. . 1950.M 

2226,12 

3391.82 

Arabien  (Aden) 

32,09 

32,78 

Britisch -Indien 

154,80 

173,08 

453,87 

367,38 

610,38 

704,27 

Sumatra  und  Celebes  . . - 

130,89 

149,71 

Philippinen 

. . 13,44 

23,74 

40,40 

Sandwich -Inseln 

(0,74) 

(0,82) 

Asiatischer  Export  *}  . . . ■ 

PortujriesLiche  B«itzungen  • • 

Englische  - • • 

. . 15,08 

1407,42 

24,48 

1,48 

1470,73 

40,99 

1,18 

Afrikanischer  Export l)  . . - 

Gesamtsumme 

26,34 

3659,88 

42,48 

4904,82 

Die  letzte  Tabelle  zeigt  den  durchschnittlichen  Kalfeekonsum  (Unter- 
schied der  Ein-  und  Ausfuhr)  für  einige  Linder  in  den  Jahren  1878—82, 
und  den  darau*  berechneten  Verbrauch  pro  Kopf  der  Bevölkerung.  Von 
der  Regel,  dafs  dio  nördlichen  Länder  Europas  mehr  KaJTee  konsumieren, 
als  die  südlichen,  machen  nur  Grofsbritannien  und  Rufsland,  wo  derThee- 


Niedctlando 
Belgien . . 

Norwegen  . 
Schweiz 
Dänemark  . 
Schweden  . 
Deutschland 


Mill. 

kg 

35,71 

ksc-  pro 
Kopf 
8,07 

Frankreich  . • • 

Mill. 

kg 

59,44 

kg.  pro 
Kopf 
1,49 

24,87 

4,07 

Österreich -Ungarn  . 

32,88 

0,87 

7.02 

3,07 

Portugal  .... 

2,12 

0,41 

9,07 

3,18 

Italien  .... 

13,42 

0,47 

5,14 

2,01 

Großbritannien  . . 

14,84 

0,4? 

11,42 

2,64 

Rufsland  .... 

7,41 

0,» 

103,22 

2,82 

Vereinigte  Staaten  . 

177,70 

3,52 

s des 

wahrscheinlichen  Export«  nach 

Ländern,  die 

die  Listen  nufeeuommen  sind. 


e 


Digitized  by  Google 


14 


Litteraturbericht  Nr.  35—39. 


Zura  Schluß  »ei  bemerkt,  daß  das  vorliegende  Werk  noch  eine  Reibe 
wichtiger  Kapitel  über  die  natürlichen  and  Kultur-  Verhältnisse  Brasiliens 
enthält,  namentlich  über  die  Institution  der  Sklaverei,  mit  deren  endgültiger 
Beseitigung  (im  Jahre  1900)  die  Kaffeekultur  jedenfalls  eine  bedeutende 
Veränderung  erfahren  wird.  Die  boigegebenen  Karten  im  Maßstab  i : 1 Mill. 
zeigen  die  Rio-  und  Santoa-Zone,  die  bestehenden,  im  Bau  begriffenen  uud 
projektierten  Bisenbahucu,  und  die  geologische  Beschaffenheit  nach  Professor 
Orville  A.  Derby.  Supan. 

35.  Fuchs,  Max,  Dio  geographische  Verbreitung  des  KutTeo- 
baumes.  Leipzig,  Veit  & Ko.,  1880. 

Von  den  25  Arten  der  Gattung  Cotfea  sind  nur  2:  C.  arabtea  und 
C.  liberica  Kulturpflanzen , und  alle  im  Handel  gebräuchliche n Namen  be- 
zeichnen nur  Varietüton,  dio  durch  klimatische  Verhältnisse  und  Bodcn- 
besehaffenbeit  bedingt  sind.  Die  Heimat  beider  Arten  ist  Afrika  zwischen 
8 und  12°  N.  C.  arob.  verbreitete  sich  von  ihrer  Urheimat  (Abewinische 
und  Galla- Hochländer)  nach  Schweinfurt  bis  an  die  Westküste,  während 
C.  üb.  nur  auf  den  Westen  beschränkt  ist.  Die  gegenwärtige  Verbreitung 
der  KafTcekultur  ist  in  Kurze  folgendo:  1)  Afrika,  a)  Osten:  Abessinien 
und  Gallal linder,  Transvaal  an  den  nördlichen  Abhängen  der  Magaliesberge, 
Küstenstrich  von  Natal,  also  im  allgemeinen  zwischen  14°  N.  uud  80®  S. ; 
b)  Westen  (C.  lib.):  Senegambicn,  Liberia,  Kamerun,  Gabun,  Kuigebiet, 
Angola,  Grenzen  Podor  IC**  40*  N.  und  Caconda  13°  44'  S.;  c)  auf  den 
Inseln  Fernando  Po,  St. Thomf,  Madagaskar,  Bourbon,  Mauritius.  2)  Asien, 
a)  Das  südwestliche  Arabien  zwischen  18  nnd  20°  N.  am  Westsbhang  des  Ge- 
birge»; b)  südwestlicher  Teil  von  Vorderindien,  Midlich  von  ca  15®  N. ; c)  Ceylon; 
d)  an  einigeu  Punkten  von  A&mm  und  Britisch-Birma,  für  den  Welthandel 
aber  nur  von  Bedeutung  Malxcca  und  dio  Insel  Pulu-Pinong;  e)  Java, 
hauptsächlich  zwischen  600  und  1400  in  H.,  Sumatra,  (Viehes,  Bali,  die 
Molukken,  Timor,  dio  Philippinen  (bes.  I.uzmi).  3)  Australien,  Queens- 
land, Ostabdachung ; Südsee:  Neu -Calcdonien , Fidschi,  Samoa,  Tonga, 
Hawaii.  4)  Amerika,  a)  Moxiko,  südlich  von  24-}-®  B.  und  zwischen 
500  nnd  1500mHÖbo;  der  zur  Kaffeekultur  geeignete  Boden  hat  ein  Ar«d 
von  fast  1*  Million  qkxu;  b)  die  Staaten  von  Zcutralameriku ; c)  die  grofsen 
Antillen,  von  Cuba  aber  jetzt  nur  dor  östliche  Teil;  von  den  kleinon  An- 
tillen besonders  Guadeloupe,  Dominica,  Martinique  und  Barbados,  im  ge- 
ringen Grade  Nevis,  St.  Lucia,  St.  Vincent,  Grenada,  und  Trinidad;  d)  Bra- 
silien {*.  Litt.- Bericht  Nr.  34);  e)  Guyana,  wo  die  Kaffeekultur  stark  in 
Abnahme  begriffen  »st;  0 Venezuela,  g)  in  der  tierra  templada  von  Colum- 
bien ; h)  Ecuador  bi*  2400  m Höhe ; i)  die  innen»  Thälcr  de*  östlichen  Ab- 
hanges von  Peru,  oberhalb  600  nt  Höhe,  und  in  den  Yungas  von  Bolivien 
bis  2510  in  Höhe:  k)  Paraguay.  Die  Kaffccgrenzen  sind  also  in  Amerika 
24}°  N.  und  18°  S.  im  Westen,  28®  S.  im  Osten. 

Die  klimatischen  Existeoibodinguoceii  der  Kaffeekultur  sind  folgende : 

1)  Die  mittlere  Jahrestemperatur  der  Kaffcclamler  schwankt  zwischen  15 
und  28°,  am  angemessensten  erscheint  eine  Temperatur  von  ca  20®. 

2)  Die  jährliche  Wärmeachwankung  ist  gering.  3)  Die  Mitteltcroperatur 
des  kältesten  Monats  ist  über  11°,  das  mittlere  Minimum  5,$°,  doch  kommen 
in  Natal  und  Paraguay  auch  Fröste  vor.  Die  Angabe  Meyers  und  Ritters, 
dafs  die  Kaffeekultur  bis  36®  N.  und  S.  möglich  sei,  ist  nicht  gerecht- 
fertigt. 4)  Die  mittlem  Maziroa  in  der  Verbreitungszone  der  Coff.  arab.  aind 
höchstens  36— -38®;  Coff.  üb.  scheint  noch  Maxima  von  mehr  als  40®  za 
vertragen.  5)  Dio  Kegenverhältmsae  sind  nur  insofern  von  Wichtigkeit,  als 
regelmäßige  periodische  Hegen  die  Kaffeekultur  mehr  begünstigen , als 
Regen  in  allen  Jahreszeiten.  Wichtiger  für  die  Kultur  ist  dio  künstliche 
Bewässerung. 

Von  den  Bodemulen  kommen  in  den  Kaffccländern  am  häutigsten  vor 
Verwittcrungsbodcn  von  vulkanischen  Gesteinen,  Gneifs  und  Granit  und 
Kalkboden.  Die  Humusschicht  muß  eine  bestimmte  Tiefe  haben  und  eino 
gewisse  Trockenheit  besitzen.  Dio  Krtragsflihigkeit  dca  Kaffeebaumes  ist  in 
verschiedenen  Ländern  sehr  verschieden,  am  größten  auf  Ceylon  uud  in 
Queensland.  Coff.  lib.  ist  viermal  ergiebiger  aU  Coff.  arab.  Das  durch- 
schnittliche Maximum  der  Produktivdauer  eine.»  Baumes  beträgt  30  Jahre. 

Supern. 

36.  Baux,  Notice  Bur  le  th&  (Cochinchino  frans-,  Excur- 
siona  et  Reconnaissances,  Saigon  1885,  Bd.IX,  S.  349.) 

Din  Kcnntni«  des  Thcf»  wir  in  China  nicht  vor  dem  Jahre  360  u.  Z. 
verbreitet,  and  der  Qehnuch  deuelben  im  ganzen  Reiche  nicht  vor  dem 
Jahre  800.  Von  earoptiuchen  Werken  nennt  ihn  zuerat  die  Kcinebesehrei- 
bnng  von  Pinto,  der  im  J.  1644  Canton  besuchte;  die  Aasfuhr  des  chine- 
sischen Thees  beginnt  im  17.  Jahrhundert.  Sie  betrug  in  l’fundtn: 


1667  100  , 1735  1 380  100 

1685  1 ZOO  1770  7 723  530 

1710 Ul  000  | 1800  20  358  700 


I 


1820 

1836 

1846 

1866 


22  460  000 
89  000  000 
48  000  000 
63  000  000 


1866  102  000  000 

1870  120  000  000 

1880  250  000  000 

1884  255  000  000 


Die  Gesamtausfuhr  betrigt  derzeit  in  Mill.  Pfund: 


nach  Britannien 160  nach  Australien  und  Neuseeland  20 

. Kufslaml 80  . allen  übrigen  Hindern . . 30 

„ Amerika 60  Gesamtsumme  350 


Den  einheimischen  Bedarf  in  China  deckten  durch  lange  Zeit  die  süd- 
östlichen Provinieu , und  erst  uls  der  Konsum  des  europiiseben  Marktes 
immer  grbfscro  Dimensionen  annalim,  wurde  in  den  südwestlichen  Provinzen 
die  wenig  einträgliche  Baumwollkultur  durch  Tbeepflauzungen  verd ringt. 
Auch  Formosa  liefert  jetzt  geschützten  Theo.  Haukou,  Schanghai,  Kingpo, 
Futachou,  Amoy  und  Canton  sind  dio  ItauptstapelpUlze  du  Theebandels. 
Schwarzer  und  grüner  Thee  sind  nicht  verschiedener  Alten,  sondern  ledig- 
lich Produkte  verschiedener  Zubereitungsweisen.  SiipaH. 

37.  Harou , Le  diamant.  (Bull.  Soc.  R.  Beige  de  Geogr. 
1885,  Bd.  IX,  8.  455.) 

Im  Altertum  und  Mittelalter  war  Vortierindien  wahrscheinlich  die  ein- 
zige Fundstätte  von  Diamanten  (Adamas  identisch  mit  Uodawari).  Die 
Nachrichten  der  alten  Schriftsteller  von  andern  Fundorten  beziehen  sich 
wahrscheinlich  nur  auf  Zentren  des  Diamanthsndels,  oder  es  liegt  eine  Ver- 
wechselung mit  andern  Kristallen  vor.  In  früherer  Zeit  war  Vorderindien 
der  Hauptlieferant  von  Diamanten:  1678  bestanden  20  Werke  im  Keirhe 
äolkouda,  15  im  Reiche  Yizapur  und  einige  in  l’egu.  Im  Anfang  de» 
18.  Jahrhunderts  wurden  in  der  brasilianischen  Provinz  Minus  Ueraes  Dia- 
manten entdeckt,  und  1730—  1814  3 Millionen  Karat  produziert.  Die 
Jahresproduktion  betrug  also  durchschnittlich  36  000  Karat;  seit  der  Los- 
reifsung  Brasiliens  von  Portugal  otuk  sie  auf  20-  bis  25  000  Karst.  Tejuco 
ist  der  ilauptort  des  Dismantendistriktu  von  Minus  Gera».  Aufserdem 
fand  man  noch  Diamanten  in  der  Provinz  üoraz,  1845  entdeckte  man 
solche  an  den  Ufern  einiger  Zullüose  des  Paraguay  iu  Matto-  Grosso  und 
1863  die  wichtigen  Diamantengruben  von  Sincori  in  llaliia.  Ober  die 
Diamaulen  von  Burneo  a.  Litter.  -Ber.  1885,  Kr.  320.  Außerdem  fand 
man  auch  Diamanten  im  nördlichen  Celebes  und  1841  auf  Hurnatm.  Ober 
den  südafrikanischen  Diamantendistrikt  s.  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  475.  Ohne 
Bedeutung  sind  die  Diamanten  von  Perm,  an  der  Westseite  des  Ural. 
Diamanten  von  Siam  werden  in  der  I.itteratur  erwähnt,  aber  es  lüfst  steh 
nicht  ermitteln , ob  diese  Nachrichten  zuverlässig  sind.  Der  zweite  Teil 
des  Aufsatzes  von  Harou  handelt  vom  Vorkommen,  der  Benutzung,  der 
Verarbeitung  und  den  physikalischen  Kigcnschaftcn  der  Diamanten. 

gupun. 

38.  Starkie  Gardner,  Can  Untcrground  Heat  bo  utilized? 
(Geol.  Mag.,  Londou  1885,  I)ec.  III,  Bd.  II,  S.  397.) 

Dor  »ich  in  inmior  größer«  Dimensionen  entwickelnde  Koblenvcr- 
brauch  rechtfertigt  da»  Suchon  nach  neuen  Wärmequellen.  Eine  solche 
ist  die  innere  Erdwnrree.  Der  Verfasser  versucht  deu  Nachweis  zu  führen, 
daß  dio  Lithosphäre  nur  eine  vcrhältnifTnäßig  geringe  Mächtigkeit  besitzt, 
uud  daß  sich  eine  flüssige  oder  zuhfliUsige  Gcsteinslage , welche  in  vulka- 
nischen Gegenden  der  Oberfläche  näher  tritt,  sich  unter  allen  Gebieten 
mit  bemerkbaren  Niveauveründcrungen  befinde.  Er  stützt  sich  dabei  auf 
jene  bekannte  Theorie  (die  — wie  hier  nebenbei  bemerkt  werden  mag  — 
auch  Jelski  in  seinem  Aufsatz  „Rapport*  de*  phtuomeues  gCologiques 
entre  euxM,  Bull.  Soc.  G4ol.  de  France,  1885,  Bd.  XIII,  S.  581,  verficht), 
daß  die  Anhäufung  von  Denud&tionvprodukten  oder  andern  Massen  ein 
Sinken  de«  Untergrundes  und  damit  eine  ausweichende  Bewegung  des  flüs- 
sigen Erdinnern  und  eine  Erhebung  ein«  andern  Teile*  der  Erdkruste  zur 
Folge  habe.  In  cinor  Tiefe  von  3000  m muß  man  zu  siedend  heißem 
Wasser  gelangen.  Die  Möglichkeit  von  Bohrungen  bis  in  gToßc  Tieftu 
zeigen  die  artesischen  Brunnen.  Der  tießte  ist  derzeit  der  bei  Budapest 
(951  ro);  die  Quelle  hat  eino  Temperatur  von  71,7°,  springt  über  10  m 
hoch  und  liefert  täglich  etwa  800  000  Liter  Wasser.  Man  will  die  Boh- 
rung fortsotxen,  bis  man  Wawer  von  80°  erreicht.  Die  Möglichkeit  einer 
Verwendung  dieser  Wärme  zeigt  ein  erfolgreicher  Versuch  zu  Lockport  in 
New  York,  wo  von  einer  Zentralstation  in  etwa  200  Häuser  Dampf  ge- 
leitet wird.  Supan 

39.  Vining,  An  inglorious  Columbu».  Now  York,  Apple- 
ton & Co.,  1885. 

De  Guignes  entdeckte  zuerst  in  den  Werken  von  Ma  Twan-tin  den 
Bericht  des  buddhistischen  Priesters  Hoei-schin  über  dessen  Misaionsreias 


Digitized  by  Google 


Litteraturbcricht  Nr.  40 — 44. 


15 


nach  Fusia*  im  J.  458  u.  Z.  Die*««  Land  liegt  20  000  H «Dllich  von 
Grof«>  Han  und  ebenso riel  östlich  von  China  und  hat  den  Namen  ron 
einer  wichtigen  Pflanze.  Die  erste  Nachricht  davon  findet  man  in  einem 
Brief  ron  1\  Gaubil  vom  J.  1752;  do  Guigne*  setzte  die  wiMcnachaflliche 
Welt  ent  1761  ron  «einer  Entdeckung  in  Kenntnis  und  verlebt  Fusang 
an  die  Westküste  ron  Nordamerika  unter  ca  55°  Br.  Klnproth  identi- 
fizierte Fusang  mit  Japan  (1831),  de  Pirmrey  (1844)  und  namentlich  Neu- 
mann  (1864)  traten  aber  wieder  für  die  ursprüngliche  Deutung  ein,  und 
letzterer  verlegt  Fusang  bereit«  nach  Mexiko.  Ihm  folgt  auch  Yining  in  »einem 
ausführlichen  Werke.  Er  sucht  nachzuwellen,  dafs  weder  die  Entfernungen, 
noch  die  Details  des  Berichtes  von  Hoei*»chin  auf  Japan  passen,  das  schon 
früher  im  Verkehr  mit  China  stand,  und  wo  der  Buddhismus  erst  im  J.  552 
Eingang  fand.  Das  „Land  der  gezeichneten  Leute*1  in  Hoei-echins  Bericht 
sind  nach  Vining  die  Akuten;  Ta-hati  ist  Alaska,  Fusang  Mexiko  und  die 
Pflanze  Fusang  die  Agare.  Die  meisten  Details  der  Erzählung  des  Buddhisten- 
miasionan*  finden  auf  diese  Weise  eine  ungezwungene  Erklärung,  und  lloei- 
schin  wäre  somit  als  der  erste  Entdecker  Amerikas  zu  betrachten.  Die 
altmexikanisrhc  Sage  ron  Wixipecocha  wird  als  eine  Erinnerung  an  die 
40jährige  Tätigkeit  Hoei-schins  in  Mexiko  gedeutet,  und  die  mexikanische 
Kultur  stünde  »omit  im  genetischen  Zusammenhang  mit  der  asiatischen. 

Supan. 

40.  Max  Schmidt,  Über  Rubruks  Reise  von  1253 — 55. 
(Ztschr.  Oes.  f.  Erdkunde,  Berlin  1885,  S.  161,  mit 
1 Kurte.) 

Unter  den  GcundUchafUrciaen  an  dio  Mongolen-Khane  ist  jene  Rubruks 
(Peschei  schreibt  Ruysbrock:  Rubruk  Dt  aber  wahrscheinlich  der  allein 
richtige  Name)  die  geographisch  weitaus  wichtigste.  Der  Verfasser  der 
obgenannten  Monographie  hat  es  sich  zur  Aufgabe  gemacht,  eine  genaue 
Reiseroute  zu  konstruieren  und  dieselbe  kartographisch  darzuxtelten.  Sehr 
beachtenswert  sind  die  kritischen  Untersuchungen  über  die  Lage  der  Städte 
Kenchak,  Talas,  Bolak,  Sarai  a.  d.  Wolga,  Sumraerkent  &c.  In  bezug  auf 
Sarai  kommt  der  Verfasser  zum  Schlüsse,  dafs  es  zwei  Städte  dieses  Na- 
mens gab,  ron  denen  die  eine  mit  Selitrrnoje,  die  andre  mit  Zarcw  zu 
identifizieren  ist.  Als  das  wichtigste  geographische  Resultat  der  Rciae  Rub- 
ruk* wird  die  endgültige  Sicherstellung  der  Geschlomenheit  de»  Kaspisees, 
der  bei  Isidor  noch  einen  Busen  de*  Eismeeres  bildete,  bezeichnet.  Der 
Balchaschsee  und  der  Alakul  scheinen  im  13.  Jahrhundert  noch  zusammen- 
gehangen  zu  haben.  &4pan. 

41.  Schwarz,  Die  Erschliefsuug  der  Oebirgo  von  den 
ältesten  Zeiten  bis  auf  Saussure  (1787).  Leipzig, 
Frohberg,  1885. 

Seit  dem  Altertum  bis  in  unser  Jahrhundert  empfand  man  eine  ge« 
wisse  Scheu  vor  den  Hochgebirgen.  Der  jenen  Zeiten  eigne  Hang  zur  Cber- 
treibung  zeigt  «ich  in  einer  enormen  Überschätzung  der  Höhenverhältnisse 
and  Schneemassen;  allerdings  mögen  aber  auch  aus  Handelrintereascn  die 
ungeheuerlichsten  Gerücht«  verbreitet  worden  sein.  Man  fürchtete  sich  nicht 
nur  vor  den  menschlichen  und  tierischen  Bewohnern  der  Gebirge,  sondern 
bevölkerte  letztere  auch  mit  Riesen,  fabelhaften  Tieren  (besonders  Drachen) 
und  Dämonen,  und  schrieb  den  Bergen  selbst  und  deren  Gewässern  über- 
natürliche Kräfte  zu.  Trotz  dieser  furchterregenden  Vorstellungen  hörten 
die  Gebirge  schon  iro  Altertum  auf,  absolute  Völkerscheiden  zu  »ein,  wenn 
der  Verkehr  sich  aurh  vorwiegend  nur  auf  altgewohnte  Bahnen  beschränkte. 

Der  Bergbau  führte  die  Menschen  in  die  abgelegensten  und  höchsten  Thüler. 

Au  Der  Metallen  lieferten  die  Gebirge  noch  Holx,  Steino  (besonders  wichtig 
die  alpinen  Kristallo)  und  Kräuter.  Der  Vorzug  der  Alpenweidou  wurde 
bald  erkannt  und  das  Sennerwesen  hat  ebenso,  wie  die  alpine  Kasefabri- 
kation  ein  relativ  hohes  Alter.  Mau  begann  die  lloilquell«n  der  Gebirge 
aufznsuchen,  und  schon  im  16.  Jahrhundert  waren  Badereisen  stark  im 
Schwange,  ebenso  wie  mau  auch  damals  schon  die  sanitären  Vorzüge  des 
Höhenklimas  erkannte,  Uralt  ist  die  religiöse  Bedeutung  der  Berge,  und 
di«  Anlago  von  zahlreichen  Borgklftstom,  »wohl  in  der  christlichen  wie  in 
der  buddhistischen  Welt,  trog  wesentlich  zur  Erschließung  der  Gebirge  bei. 
Trotzdem  war  die  wissenschaftliche  Erkenntnis  der  letztem  im  ganzen  Alter- 
tum und  Mittelalter  eben»  gering,  wie  ihre  kartographische  Darstellung 
roh  und  unbehilfiieh. 

Kriegazüge  waren  ns  zunächst,  welche  Kunde  von  don  sonst  gemiede- 
nen Gebirgen  brachten,  » Xenophons  berühmter  Rückzug,  die  Züge  Alexan- 
der des  Grofsen,  die  zuerst  die  zentralasiatische  Gebirgswelt  erschließen,  die 
Züge  Hanibals,  vor  altem  aber  die  zahlreichen  Kriege  der  Römer  und  ihre 
Straßenbauten.  Plinius*  Vesuv-  und  Hadrians  Ätnabesteigung  sind  die  ein- 
stigen bekannten  Priratuntemehmungen  im  Altertum,  da  Polvbina*  Alpen- 
reise zweifelhaft  erscheint.  Die  Völkerwanderung  schuf  neue  Heerstraßen  | 


und  Gebirgaansiedelungen.  Die  islamitischen  Kriegsheere  betraten  zum  Teil 
ganz  unbekannte  Gebirge,  arabische  Händler  durchzogen  Zcntralasicu,  und 
noch  mehr  verdankt  die  Gebirgskunde  den  Kiozelreisen  gelehrter  Pilger, 
wie  Edriais,  Leos  von  Granada,  besonder»  aber  Ibn  Batutus,  der  den  Adams- 
pik auf  Ceylon  bestieg.  Die  Krcüxxiige  rücken  die  syrischen  Gebirge  und 
den  Sinai  in  den  Vordergrund.  Leonlurt  Rauhwolf,  der  1573  eine  Orient- 
reise unternahm,  durchforschte  zum  erstenmal  ein  Gebirge,  nämlich  deu 
Libanon,  zu  rein  wissenschaftlichen  Zwecken  und  begründete  unsre  Kenntnis 
von  der  vertikalen  Veränderung  der  Flora. 

Für  die  Erschließung  der  zentralariatisehen  Gebirgswelt  war  die  Pe- 
riode der  Mnngolenhernchaft  wichtig.  Sultan  Babur  zeigt  sich  in  seinen 
Schriften  als  feioer  Naturboobochter.  Bekannt  sind  die  grofsen  Reisen  ron 
Ruysbrock  (s.  Utter.-Ber.  Nr.  40)  und  Marco  Polo.  Für  unsre  Kenntnis  des 
nördlichen  Randgcbirgm  von  Zentralasien  (erste  Kunde  vom  Altai  unter 
Kauer  Justinian)  und  de«  ostsibirischon  Gebirges  wurden  die  ruasiwhon 
Eroberungen  epochemachend.  Katholische  Missionare  durchzogen  die  Ge- 
birge Indiens  und  Chinas,  und  das  mächtige  Hochgebirge  der  Neuen  Welt 
begann  sich  zu  entschleiern. 

Die  wissenschaftliche  Gebirgskunde  Dt  aber  nur  von  den  Alpen  aus- 
gegangen und  entwickelte  sich  aus  dem  alpinen  Tourutentum.  Der  Vater 
de«  alpinen  Sport*  Dt  Petrarca,  der  den  Mt.  Vertoux  bei  Orange  beatieg. 
Die  ersten  eigentlichen  Alpeuforaeher  sind  aber  Schweizer,  wie  Vadianus 
(Besteigung  de«  Pilatus  1517),  Rhellinanu«  (Besteigung  de«  Stockborns,  1536), 
besonders  aber  der  gelehrte  Konrad  üefsner.  Scheuchzer,  dessen  neun  Ge- 
birgsreisen  in  dio  Zeit  1 702—1 1 fallen,  gab  zum  erstenmal  eine  Gesamt- 
darstellung der  Schweizer  Alpen.  Supan. 

Europa. 

42.  Kiepert , H. , Genoralkarte  von  Europa.  1 : 4 000  000. 
3.  Auf!.  Berlin,  D.  Reimer,  1885. 

Die  sorgfältige  Darstellung  des  Eisenbahnnetzes,  das  sich  nur  bei  ge- 
nauer Betrachtung  entwirrt  und  dos  hydrographische  Bild,  namentlich  in 
Westeuropa,  ganz  verdeckt;  die  Überfüllung  mit  Schrift  and  das  Zurück- 
treten  de*  Terrains,  besonders  in  den  Mittelgebirgslandscbaften , läßt  die 
Karte  nur  für  den  Privatgobreuch  bestimmt  erscheinen.  Eia  Karton  ent- 
hält die  ethnographische  Übersicht  yod  Europa  nach  den  Volkssprachen. 

Supan. 

43.  Lokalklimatologiacho  Zusammenstellungen. 

Unter  diesem  Titel  werde  ich  in  Zukunft  alle  mir  bekannt  gewordenen 
Darstellungen  des  Klimas  einaeloer  Orte,  soweit  dieselben  nieht  ein  beson- 
deres geographische«  Interesse  in  Anspruch  nehmen  und  lediglich  nur  spe- 
xistlen  landeskundlichen  Untersuchungen  dienen,  periodisch  ausammenstcl- 
len.  Wenn  nichts  Besonderes  bemerkt  ist,  besieht  sieh  die  Darstellung  auf 
alle  klimatischen  Memento. 

1.  Lbningen  in  Oldenburg,  J857 — 84.  IhrouEwche  Statistik  1884, 

Heft  LXXXII,  S.  16b- 

2.  Inngensslta,  1861 — 84,  Temperatur  und  Regen,  ebendaseihst. 

3.  Markras  (Irland; . Temperatur  1842—63,  liegen  1833—63.  Österr. 

Meteor.  Ztschr.  188.6,  Bd.  XX,  8.  511.  (Reproduktion.) 

4.  Calloden  (Schottland) , 1841—80.  Jnura.  Seott.  Meteor.  8oc.  for 

1884  , 8.  163. 

3.  Dorpat,  1866—80,  Meteor.  Ztschr.,  Berlin  1885,  Bd.  II,  S.  40- 

(Reproduktion.) 

6.  Bukarest,  1871—80,  österr.  Meteor.  Ztschr.  1885,  Bd.  XX,  8.  152. 

(Reproduktion.) 

7.  UoDstmntinopel.  1857 — 73,  ebendas.  8.  333.  (Reproduktion.) 

8.  Coroo,  1873 — 82,  ebendas.  8.  150.  (Reproduktion.) 

0.  Modena,  Temperatur  1849—84,  ebendas.  S.  231.  (Reproduktion.) 

Supaa. 

44.  Über  die  Kogenmenge  in  dor  Helgoländer  Bucht  und 
deren  jahreszeitliche  Verteilung.  Mitteil.  v.  d.  Deut- 
schen Seewürfe.  (Annal.  d.  Hydrogr.  u.  marit.  Met., 
Berlin  1885,  Bd.  XI II,  S.  562.) 

Die  X iederachlagsterhältniaw  der  Helgoländer  Bucht  sind  noch  nicht 
genügend  bekannt.  Ältere  Messungen  geben  *.  B.  für  den  Weser- Leucht- 
turm  (5  Jahre)  31  und  Ihr  Helgoland  (2  Jahre)  168  cm  Jahmmengs. 
Die  Messungen  aus  dem  Jahre  1882  geben  ein  gutes  Bild  ron  der  Ver- 
teilung der  Jiiederschläge  in  ihrer  Abhängigkeit  ron  der  Lugs  der  Gegen- 
den IU  den  westlichen  Winden  (ich  habe  gleichartige  Stationen  au  natür- 
lichen Gruppen  rereinigt): 

C* 


IG 


Litteraturbericht  Nr.  45—50. 


Ostfriesland,  westl.  Teil  (4  St.)  ....  834  mm 
, bstl.  „ (G  St.)  . . . . 756  „ 

Ostvcite  der  Wes-efbucbt  (3  St.) ....  796  . 

Untere  Elbe  (4  St.) 673  „ 

Dithmarschen  und  Nordfiiesland  (5  St.)  . . 976  „ 

Helgoland  ........  897  • 


Die  jahreszeitliche  Verteilung  ixt  besonders  interessant,  da  wir  uns 
hier  an  der  Grenze  des  ozeanischen  und  kontinentnlcn  Regimes  befinden. 


9jühr.  Mittel  (1876—84). 

Winter  Frühling  Sommer  Herbit  Max.  Min. 

menge  mm 


Borkum  . . 

21,« 

16,9 

28,8 

32,7  Pro». 

778 

Augtut 

Mai 

Wilhelmshafen 

17,9 

16.« 

36,3 

29,2  . 

696 

Juli 

April 

Hamburg  . . 

22.» 

17,2 

32,9 

27,1  „ 

781 

„ * 

• 

Keitum  . . 

21,2 

15,9 

26,9 

36.«  „ 

773 

Okt. 

w 

Helgoland . . 

23,2 

14,9 

26,4 

35,7  „ 

808 

„ 

m 

ö’upan. 


45.  Hsas,  Beitrüge  zur  Geschiebckuudo  der  Herzogtümer 
Schleswig-Holstein.  (Schriften  Naturwiss.  Ver.  f.  Schles- 
wig-Holstein 1885,  Bd.  VI,  S.  3.  Mit  oiner  Karte.) 

Von  einer  Keibe  von  Abhandlungen,  deren  Inhalt  die  Beschreibung 
der  wichtigen  Geschiebe  Schleswig-Holsteins  sowohl  sedimentären  als  cruj>- 
tiven  Ursprung*  bilden  «oll,  ist  diese  die  erste. 

Das  Vorkommen  toi»  Damit  in  den  Herzogtümern  hat  «ehon  wieder- 
holt die  Aufmerksamkeit  der  Gelehrten  erregt ; wenn  ober  Meyn  und  andre 
ron  dem  massenhaften  Vorkommen  diese*  Gesteins  reden,  so  haben  »io  nur 
„Gesteine  von  im  allgemeinen  basaltähnlichem  Aussehen  gemeint“,  weil  eie 
eine  mikroskopische  Untersuchung  der  oft  mit  einer  Verwitteiungaknute 
überzogenen  Gesteine  unterliefen.  Von  den  nahezu  60  Handstücken,  welche 
der  Verfasser  selbst  sammelte,  sind  etwa  ein  Drittel  nur  echte  Basalte, 
während  die  andern  Diabase , Diabasroundelsteine , Diorito  <Vc. , sogar  auch 
feinkörnige  kristalline  Schiefer  waren.  Nach  einer  genauem  Beschreibung 
der  Gesteine  mit  Himufugung  des  Fundorts  und  der  routmafslichen  Heimat 
(nämlich  der  Diabase,  Oliviudiaha&c,  Diabasporphyritc,  der  echten  Basultc 
mit  körniger  Struktur  und  mit  Glasbasis,  der  Dasauite,  Nephelinbosalte 
und  Limburgite)  kommt  der  Verfasser  zu  folgendem  Resultate:  Die  Mehr- 
zahl der  im  Diluvium  der  Herzogtümer  sich  findenden  und  dort  unter- 
suchten Gesteine  stimmt  mit  solchen  von  bekanntem  Anstehenden  in  Skandi- 
navien überein,  aber  niRoche  Typen,  sogar  solche,  welche  in  unscro  Schich- 
ten reichlicher  vertreten  sind , kennt  man  anstehend  in  jenen  Gegenden 
nicht.  Das  ist  aber,  besonders  in  betreff  der  Basal  tgeiteine,  nicht  wun- 
derbar, denn  gerade  diese  sind  nur  noch  als  isolierte  Kuppen  (ca  70)  auf 
dem  von  diluvialen  Massen  bedeckten  Urgcbirge  im  südlichen  und  mittlcm 
Schonen  (s.  Karte)  bekannt.  Vor  dem  Hereinblechen  der  zerstörenden  Agcntien 
der  Diluvialzeit  waren  sie  dort  viel  zahlreicher,  aber  ein  Teil  fiel  diesen 
Agentien  zum  Opfer.  Frappierend  ist  der  absolute  Mangel  an  Ba*alttuffcn  in 
den  Geschieben  der  Herzogtümer,  da  sie  doch  nach  E.  Srcdraark  (Geol. 
Foren  i Stockholm  Förh.  VI,  Nr.  12,  1883)  dort  bekannt  sind,  aber  der 
weichere  Tulf  ist  wohl  dort  zerstört  worden  und  nicht  nach  Norddeutsch- 
l»Dd  gelangt.  /.anpkaiW. 

46.  Wahnschaffe,  Die  Slifewasser- Fauna  und  Süfawagacr- 
Diatomeen  - Flora  im  untern  Diluvium  der  Umgegend 
von  Kathenow.  (Jahrb.  d.  preufs.  geol.  Landesanstult, 
Berlin  1885,  S.  260.) 

Zu  den  Nachweisen  prüglazialer  oder  altglaxioler  Süfswasscrbildungen 
von  Ucrendt  in  der  Potsdamer  Gegend  und  von  Keilhack  im  Flachland 
westlich  der  Oder  gesellt  sich  der  obgenannte,  der  die  Umgegend  von 
Rathenow  a.  d.  Ilavel  betrifft.  Für  die  Entwicklungsgeschichte  der  nord- 
deutschen Tiefebene  »ind  sie  auch  deshalb  wichtig,  weil  sie  zeigen,  dafs 
beim  Herannahen  der  ersten  Eisbedeckuog  mit  Ausnahme  der  Paludina 
diluvi&na  die  Konchylien  • Fauna  dieselbe  war,  wie  dio  unsrer  jctxigen 
Flüsse  und  Seen.  Supan. 

47.  Maenas , Die  Elbe  bei  Magdeburg.  (Mitteil.  Ver.  f. 
Erdk.,  Halle  a/8.  1885.  S.  1.) 

Braprorbet)  und  kartographisch  dargeatellt  werden  »unichnt  die  na- 
türlichen und  künatlichen  Verinderungen  dra  Strornltufe»,  die  im  grölten 
und  ganten  im  S in  einer  Weet-  and  im  h'  in  einer  Ottterlegung  dt»- 
telben  bestehen.  Ein  sehr  reichhaltige*  Material  iat  in  der  graphischen 
Daratellung  der  WaKwratämle  »eit  1841  niedergotrgt.  Die  jährliche  Periode 
der  Elbhöhe  ist  im  Mittel  der  Jahre  1841 — 83  folgende  (in  m): 


Deaember  . 1,7» 
Januar  . . l,e» 

Februar . . 2,32 


Mär»  . . 2,19 
April  . . *2.64 
Mai  . . . 2,42 


Juni . . . 1,7» 

Juli  . . .1,4» 
Augtut  . . 1,94 


September  1 ,20* 
Oktober  . 1,*4 
NoTcmbcr.  1,21 


Mittlere  Elbkühe  (in  m). 

1727—1800  . . 2,44  1841  — 1850  . . 1,99  1871—1880  . . 1,»7 

1800—1883  . . 1,24  1851  — 1860  . . !.!•«  (1881—1883  . . 1,91) 

186t— 1870  . . 1,8» 


Die  jährliche  Abdufsmenge  betrügt  im  Durehwbnitt  15  871  Milliar- 
den cbm,  wa»  ca  t/j  der  Hegenmenge  de»  Gebiete»  entspricht. 

Im  Mittel  von  54  Jahren  hat  die  Elbe  bei  .Magdeburg  jlihilich  48  Tage 
Eie  (Eisgang  und  Eiutand)  und  23j  Tage  Eiaitand.  Do»  »erteilt  eich 
proieutiaeh  auf  folgende  Monate: 


Nor. 

Dez. 

Jan. 

Febr. 

Mftrs 

Eis  Überhaupt . • 

. 31 

i&;- 

43« 

27 

18J 

Kfetaud  . . . 

17 

46 

31 

17 

48.  Kirchhoff,  Notiz  über  Kretinismus  abwärts  von  Mag- 
deburg. (Mitteil.  Ver.  f.  Erdk.,  Hallo  a/8.  1885,  S.  110.) 

Das  stagnierende  Altwuser  der  Elbe  bei  Grufa-Loatau , welche»  deu 
AlluTialgrund  stetig  durchfeuchtet,  eraeogt  zwei,  »eiten  miteinander  »or- 
komrueude  Übel:  Malaria  und  Kretinismus.  Grofs-Lostau  ist  auch  insofern 
wichtig,  als  es  der  soenkchste  Bits  des  Kretinismus  in  Mitteleuropa  iat. 

3. pan. 

49.  Assmann , Die  Gewitter  in  Mitteldeutschland.  Halle 
a/S.,  Tausch  & Grosse,  1885. 

GeograpbLtch  besondere  wichtig  sind  die  Ergebnisse  über  die  Verbrei- 
tung der  Gewitter  und  deren  Begleiterscheinungen.  Eine  besondere  Dis- 
position zu  Gewitterstürmen  scheint  in  Mitteldeutschland  nicht  vorhanden 
zu  sein;  am  häufigsten  sind  rio  in  den,  den  Gebirgszügen  benachbarten 
Gegenden,  wie  auf  der  südlichen  Thüringer  Hoch  fläche  und  im  Hildesheimer 
Becken.  Mit  wenigen  Ausnahmen  sind  die  mitteldeutschen  Gewitter  von 
Stuken  Niederschlägen  begleitet,  die  mehrere  Male  sogar  über  100  mra 
pro  24  Stunden  ergaben;  und  sie  sind  es  hauptsächlich,  welche  dos  Sommer* 
rooximum  der  jährlichen  Niedcrschlagskurve  bedingen.  Wolkenbruchartige 
Gewitterregen  kommen  besonders  an  den  Nord-  und  Ostseiten  der  Gebirge 
vor,  HagcDchluge  vor  allem  auf  der  Leeseite  der  Gebirge  (am  hagelreich- 
sten die  Uuchfiächo  der  S&alcplutte),  wahrend  die  Gebirge  selbst,  besonders 
der  Thüringer  Wald,  am  seltensten  davon  heirogesuebt  werden.  Am  dispo- 
niertesten dazu  sind  also  niederschlagsarme  Gegenden,  welche  die  Entste- 
hung lokaler  aufsteigender  LufUtrome  begünstigen,  (l)ozu  die  Karte  auf 
Tafel  90  Die  tägliche  Periode  der  Gewitter  zeigt  folgende  Tabelle : 


12—  3 ».  ra.  . . 

. . 4,2  Frox. 

12 — 3 p.  ro.  . 

. . 22.»  Pro». 

3—  6 „ . . 

. . 4,6  „ 

3—  6 

. . 30,6  . 

6—  9 . . . 

. . 4,6  M 

6 — 9 „ 

. • 17,7  „ 

9 — 12  „ . . 

. . 9,2  „ 

9—12  . 

. . 6,7  ., 

Hauptmaximum  . . 3— 4h  p.  tu.  UauptmiDimum  . . 12 — 1*»  a.  tu. 
Sekundäres  Maximum  1 — 2*>  a.  ro.  Sekundäres  Minimum  7 — 8**  a.  m. 


Die  mittlere  Zahl  der  Gewittertage  in  Mitteldeutschland  betrug  1881 
bis  1884  138*  Die  jährliche  Periode  ist  fnlgende: 

Dezember . 4,9*  Märe  . . 4,76  Juni  . . 21,B  September  15, 25 

Januar.  . 3,75  April  . . 6, co  Juli  . . 26,26  Oktober.  . 9,00 

Februar  . 1,25  Mai  . . 17,26  August.  . 22,76  November  . 6.25 

Von  allen  Blitzschlägen  zündeten  im  Durchschnitt  (1875  — 84)  42  Pro- 
zent. In  Hannover  Ut  dieses  Verhältnis  58,2  Prozent.  Sujpan. 


50.  Penck,  Das  deutsche  Mittelgebirge.  (Verb.  G3es.  f. 
Erdkunde,  Berlin  1885,  Bd.  XII,  S.  369,  mit  geolog. 
Profilen.) 

Die  archäischen  und  paläozoischen  Schichten  wurden  in  vormeeozoi- 
scher  Zeit  gefaltet,  und  zwar  im  W mit  nordöstlicher,  im  O mit  nordwest- 
licher Streichrichtung.  Dann  folgte  die  Ablagerung  der  1000  — 2000  n» 
mächtigen  Schichtengruppe  der  Trias,  dos  Jura  und  der  Kreide  (Quader- 
sandsteinfonnation). Die  Dislokationen  dei  nachmosozoischen  Zeit  sind  im 
Gebiet  des  deutschen  Mittelgebirges  nur  Verwerfungen,  d.  h.  vertikale  Ver- 
schiebungen einzelner  Schollen  gegeneinander,  wobei  allerdings  in  den 
Verschiebungszonen  auch  die  mesozoischen  Schichten  in  geneigte  Lage  ge- 
bracht oder  sogar  gefaltet  wurden.  Einzelne  Schollen  wurden  ihrer  meso- 
zoischen Docke  beraubt,  und  da»  gefaltete,  aber  abgehobelte  Grundgebirge 
tritt  nun  zu  Tage:  Abrasionsplateaus  (z.  B.  Harz)  und  geneigte 
Abrasionsplateaus  (bei  ungleichförmiger  Bewegung  der  Scholle,  z.  B. 
Erzgebirge).  Suest  fafste  dieselben  als  Horste,  d.  h.  als  sichcngebliebooe 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  51 — 56.  17 


Schollen  auf,  während  die  Umgebung  sich  senkte;  Penck  dagegen  als  ge* 
hoben«*  Schollen:  das  ist  ein  Gegensatz,  der  die  wichtigste  nrogenetieche 
Tsgesfrage  berührt.  An  andern  Stellen  worden  diese  Horste  durch  die 
Denudation  der  welchem  Schichten  in  Kückengebirge  aufgelöst  (z.  ft. 
Bbhrnenrald) ; das  »ind  Denudation«  - Kückengebirge  in  Gegensatz  io  den 
Faltengebirgen  (x.  K.  Schweizer  Jora).  Als  Paeudoriiekeugebir ge 
wird  das  Riesengebirge  bezeichnet,  das  aus  einer  Keihe  kleiner  Schollen 
besteht,  die  sich  verschieden  bewegt  haben.  Neben  diesen  Formen  gibt  ea 
noch  mesozoische  Scbichtenplateaua  mit  horizontaler  Lagerung  (z.  B. 
sächsische  Schweix)  oder  mit  einseitiger  Schichtenneigung  (z.  B.  deutscher 
Jura).  Die  Verwerfungen  erfolgten  nach  bestimmten  Richtungen,  welche 
die  reihenweise  Anordnung  der  Mittelgebirge  bedingen:  nach  NO,  NW 
und  N ; die  KO-Linie  betracht  im  Gebiet  der  alten  nordöstlichen  Faltung, 
greift  abcT  auch  in  jenes  der  NW- Faltung  über.  Die  Dislokationen  waren 
Ton  Vulkanausbrüchen  begleitet,  welche  die  Berggruppen  schufen. 
Letztere  sind  entweder  echte  Vulkane,  deren  ursprünglicher  Zustand  erhal- 
ten blieb  (Kifol),  oder  Denudationsreste:  bloßgelegte  Schlotausfüllung,  oder 
Ginge,  oder  Seite  alter  Decken,  weiche  ihre  Unterlage  vor  Abtragung  ge- 
schützt haben  (Deckenplateaus).  Supan. 

51.  v.  Dechen,  Geognostiacher  Führer  zu  der  Vulkanreihe 
der  Vordereifel.  2.  Aufl.  Mit  1 Karte.  Bonn,  Cohen 
& S.,  1886. 

Die  l.  Auflage  dieses  Werkchens  (der  bekanntlich  1864  der  geognoetische 
Führer  xura  Laacher  See  folgte)  erschien  1861.  Seit  dieser  Zeit  haben  nament- 
lich die  petrogruphischen  Untersuchungen  der  Laven  (Ncphclinbosaltlaren  ohne 
Leucit,  Nephelin*  und  I/mcitbosaltlaven  und  Lcueitbosaltlaven  ohne  Nephelin) 
•o  bedeutende  Fortschritte  gemacht,  daß  eine  neue  Auflage  dringend  notwen- 
dig erschien.  Die  größere  Hälfte  des  Buches  ist  auch  diesen  Untersuchun- 
gen gewidmet,  aber  selbstverständlich  enthalt  es  auch  zahlreiche  andre, 
geographisch  wichtige  Bemerkungen  und  Beobachtungen.  Die  Vulknnreihe 
der  Vordcreifcl  zieht  in  einer  iJfage  von  49  km  von  der  Falkenlei  bei 
Bortrich  bis  zum  Goldberg  bei  Ormont;  ihro  nach  NNW  gerichtete  Haupt- 
achse «teht  alno  senkrecht  auf  deiu  Streichen  der  devonischen  l’uterlage. 
Überall  zeigt  sich  ein  bestimmte«  Verhältnis  der  Höhe  dor  Vulkankegel  und 
Bosaltkuppcn  zur  Iföho  der  Unterlage,  mit  der  jene  steigt  und  füllt.  Außer- 
ordentlich intensiv  war  die  vulkanische  Thätigkeit  zwischen  Trautzberg  und 
Hillesheim;  im  südöstlichen  Teil  linden  sich  aurh  mehrere  Maare  („Aus* 
bruchstollen  ton  Tuffen**),  unter  ihnen  das  Pul  vermoor,  das  schönste  und 
regelmäßigste  aller  Eifeier  Kraterseen.  Die  Streitfrage,  ob  das  Holzmaar 
auch  ein  vulkanisches  Produkt  ist,  wird  vom  Verfasser  bejaht.  Genetisch 
verschieden  von  den  Maaren  sind  aber  die  Keaselthller  in  der  Umgebung 
von  Kirchweiler  und  Hiuterweiler.  Sehr  interessant  sind  die  zerstreuten 
Bemerkungen  über  die  Thalbiidung.  Im  großen  and  ganzen  war  zur  Zeit 
der  Vulkanausbrüche  die  OberflHchcngcstalt  der  Eifel  von  der  jetzigen  nicht 
verschieden.  Die  Eruptionsprodukte  erfüllten  die  Tlulcr,  die  meist  wieder 
durch  Erosion  ausgrhöhlt  wurden,  manchmal  aber  aurh  verschüttet  blieben. 
w Ein  solches  ausgcfiilltcs  Thal  lernte  man  1802  bei  einer  Brunnenbohrang 
in  der  Nähe  von  Manderscheid  kennen;  es  bildet  jetzt  einen  Rücken,  «1er 
von  zwei  itachen,  offenbar  jungem  Thitora  begleitet  wird.  Die  vulkanische 
Thätigkeit  der  Eifel  begann  schon  in  der  ober-oliogclnen  oder  unter* miuci- 
nen  Periode.  Basalte  und  Traehyte  waren  schon  vorhanden,  als  die,  dio 
Krater,  Laven,  Schlacken,  Sande  und  Tuffe  erzeugenden  Ausbrüche  statt- 
fanden.  Hasaltkuppen  von  verschiedener  Höhe  zählt  der  Verfasser  im  An- 
hang über  die  Vulkane  der  benachbarten  Hohen  Eifel  188  auf,  dazu  noch 
16  deutliche  Gänge  und  9 Fundstätten  von  Basaltkonglomerst.  Die  Funde 
von  Kumtprodukten  unter  den»  Tuff  bei  Helmer,  aus  denen  man  auf  eine 
nacbröraische  Eruption  schließen  wollte,  sind  nun  allseitig  als  nicht  beweis- 
kräftig anerkannt. 

Die  geognostiache  Karte  in  1 : 80  ClOO  stammt  aus  dem  Ton  J.  Roth 
herausgegebene«  Atlas  von  Mitscherlich.  Supan. 

52.  Ulrici,  Das  Maingebiet.  (III.  Jnbrcsber.  Ver.  f.  Enlk. 
Cassel,  Koaalor,  1886.) 

Eine  gut«'  kompilatorische  Arbeit,  die  nicht  den  Anspruch  erhebt, 
etwa«  Neues  zu  bringen.  Die  Quellen  sind  selbst  wieder  zusammenfas- 
sende Darstellungen,  sogar  eine  Schul geographie  wird  darunter  genannt. 
K«  wird  zuerst  dio  oatüiliche  Beschaffenheit  des  Maingebietes  auf  geologi- 
scher Grundlage  und  mit  steter  Berücksichtigung  des  Einflusses  des  Bodens 
auf  die  Kultur  geschildert,  dann  die  Bericdclungsvcrhältniase  zum  Teil  an 
dor  Hand  einer  Untersuchung  der  OrUnamen  und  endlich  die.  geschicht- 
liche Entwickelung  der  Städte.  Daf»  das  Maingebiet  niemals  eiue  politi- 
sche Einheit  war,  wird  durch  die  leichte  Zugänglichkeit  desselben  von 
allen  Seiten  begründet.  Dio  Engo  zwitchen  Spessart  und  Odenwald  trennt 
scharf  das  obere  und  mittlere  Maingebiet  vom  untern  und  läßt  das  letztere 


ganz  iu  den  Kulturkreis  des  Kheinthales  fallen.  Die  leichte  Übersetzbar- 
keit de«  Maina  machte  diesen  su  einer  Yölkeracheidc  ganz  untauglich. 

Supan. 

53.  Velain,  Lc  Permion  dana  lu  region  des  Vosges.  (Bull. 
8oc.  göolog.  de  France,  1885,  Bd.  XIII,  8.  536.) 

Das  perraische  System  der  Vogesen  füllt  grofse  Depressionen  aus  und 
liegt  entweder  uuf  Karbonschiefer  oder  auf  Qneifs  und  noch  häufig  auf 
Granulit.  Mit  Ausnahme  einiger  Punkte,  wo  es  die  Gipfel  isolierter  Berge 
krönt,  findet  es  sich  meist  in  einer  Höhe  von  6-  bis  800  m,  zum  Teil  an 
dem  Fuß  des  Gebirges  und  bedeckt  vom  Yogesensandstein.  Das  vorherr- 
schende Gottein  ist  ein  roter,  thoniger  Sandstein,  der  stellenweise  in  Kon- 
glomerat Übergeht,  und  als  Repräsentant  des  mitteldeutschen  Rotliegenden 
zu  betrachten  ist.  Zahlreiche  Porphyr-  und  Melaphyraosbrüche  charakteri- 
sieren auch  hier  «las  pennischc  Zeitalter.  &4pan. 

54.  Algermissen,  Übersichtskarte  von  Südwestdeutscbland, 
in  1:400000.  Metz,  G.  Lang,  1866, 

Da  die  Karte  ohne  Terrain,  auch  im  Plufxnetz  außerordentlich  leer 
gehalten  ist,  da«  Wegenetz  sich  größtenteils  nur  auf  die  Chausseen  erster 
Klasse  beschränkt  — man  vergleiche  iu  dieser  Beziehung  die  neue  l/«oo  wo 
Karte  von  Württemberg  des  statistisch  - topographischen  Biireaus  — , so 
konnten  neben  einer  Fülle  von  Ortszeichen  die  Signaturen  der  Eisenbahnen 
noch  den  einzelnen  Verwaltungen  unterschieden  und  die  Stationen  daran 
kenntlich  gemacht  werden.  Es  fohlen  übrigens  die  Linien  von  Lauterburg  nach 
dem  Bheinhafcn  und  von  Ettlingen  (Bhf.)  nach  Ettlingen  (Stadt),  und  wäh- 
rend die  längst  außer  Betrieb  gesetzte  Strecke  Rödelheim— Frankfurt  noch 
vorhanden  ist,  fehlt  daselbst  die  nnao  Verbindung  Rödelheim — Bockenheim 
nebst  dem  Anschluß  nach  Rebstock.  Die  Karte  hat  blaues  Flußnetz  und  braune 
Begrenzung  für  die  Verwaltungaeiuteilung.  Warum  in  Württemberg  oufser 
den  4 Kreisen  die  63  Oberamtsbezirke,  in  Roden  ober  nur  die  11  Kreise 
und  nicht  auch  die  52  Amtsbezirke  unterschieden  sind,  ist  nicht  recht  er- 
sichtlich. Eine  Menge  Abkürzungen  in  der  Schreibung  der  Ortsnamen,  die 
übrigens  in  den  Bemerkungen  am  untern  Rand  ihre  Erklärung  finden,  hät- 
ten können  vermieden  werden.  Die  Karte  soll  den  Erfordernissen  des  Ge- 
schäfts- und  Reiseverkehrs  dienen  und  reicht  von  Basel  im  8 bis  Frank- 
furt a/M  im  N und  Ton  Mülhausen  und  Zweihrücken  im  W bis  Kempten 
I und  Haufurt  im  0.  Pogri. 

55.  Generalkarte  von  Württemberg  in  6 Blättern  und  ira 
Mafotab  1:200000. 

56.  Du9  Königreich  Württemberg,  ein  Blatt  im  Mafsstab 
1 : 400  000.  Beide  bearbeitet  im  Köuigl.  stat.-topogr. 
Bureau,  Stuttgart,  1885. 

Während  wir  bislang  vergeblich  auf  das  Erscheinen  einer  oder  mehrerer 
Sektionen  der  auf  Württemberg  entfallenden  * lc0u^-Gradabtcilungskarto  de« 
Deutschen  Reiche«  warteten,  deren  Herstellung  dem  Königlich  statistisch- 
topographischen  Büreau  zu  Suttgort  obliegt,  werden  wir  von  dieser  Stelle  durch 
zwei  Publikationen  überrascht,  welche  wir  noch  in  weiter  Ferne  glaubten, 
da  sie  sonst  wohl  erst  nach  dem  Erscheinen  der  um  zwei-  und  viermal 
gröfsem  Aufnahmeblätter  hätten  erwartet  werden  können.  Da  indessen 
die  Vioo 0Q0 ~ topographisch«  Karte  der  Hauptsache  nach  ein«  Reproduktion 
des  schon  älteru  topographischen  Atlas  von  Württemberg  in  1:60000  »ein 
wird  — nur  mit  dem  Unterschied,  daß  die  55  Blätter  desselben  bis  zur 
Gegenwart  ergänzt  und  berichtigt  werden  und  nachträglich  mit  Höhen- 
kurvet»  zu  versehen  sind  — , so  kann  uns  dos  jetzige  Erscheinen  der  oben- 
gononnten  Karten,  welche  mehr  für  das  größere  Publikum  berechnet  sind 
und  den»  n&chston  Bedürfnis  der  Armee  durch  ihren  Inhalt  in  ausreichender 
Weise  entgegenkoromeo , nur  um  so  willkommener  sein.  Ee  sei  Übrigens 
gleich  hier  gesagt,  daß  von  der  Gcneralkarte  ent  eine  Sektion,  nämlieh 
Nr.  3:  Stuttgart — Tübingen  — Bolingen  icc.  vorliogt,  das  Erscheinen  der 
übrigen  Sektionen  aber  in  baldiger  Aussicht  steht.  Das  Blatt  reicht  in 
egaler  Ausführung  westlich  bis  an  den  Fuß  der  Vogesen  und  enthält  das 
ganze  Rheinthal  von  Markolsheim  über  Stoßburg  bis  nördlich  über  Rastatt 
und  Selz,  woraus  hervorgeht,  daß  alle  sechs  Blätter,  wenn  fertig,  auch  da« 
ganze  Großherzogtum  Baden  umfassen  werden.  — Württemberg  besitzt  be- 
reit« eine  1 Gcneralkarte  in  vier  Blättern  aus  dem  Jahre  1874,  und 

die  giniliche  Erneuerung  derselben  innerhalb  einet  so  kurzen  Zeitraumes 
hat  bei  aufmerksamer  Vergleichung  beider  Ausgaben,  der  jetzigen  und  der 
frühen»,  ihren  Grund  wohl  in  verschiedenen  — übrigen«  leicht  hemuo- 
zufindenden  — Ursachen.  Hier  sei  nur  gesagt,  daß  das  vorliegende  Blatt 
Nr.  3 durchgehend«  von  einer  besonder«  sorgfältigen  Redaktion  Zeugnis 
gibt,  — einmal  durch  die  wohlüberlegte  Auswahl  der  aufgenommenen  Ob- 
jekte, und  dann  durch  die  angemessene  Wahl  der  Signaturen,  wie  nicht 


Digilized  by  Google 


18 


Litteraturbericbt  Nr.  57—59. 


minder  der  Schrift  für  dieselben,  Ebenso  muß  die  Terraindaratellung  als 
eine  verständige  und  der  Wahrheit  besonders  naheknmmende  anerkannt 
werden.  Dax  Blatt  ixt  in  Kupferstich  ausgeführt,  und  wir  mochten  an- 
gesichts desselben  bei  der  Deutlichkeit,  die  überall  zu  Tage  tritt,  nament- 
lich im  Wegenetz  und  selbst  in  der  Darstellung  de«  Woldes,  sowie  in  der 
ganzen  „Lesbarkeit*  der  Karte,  hier  ohne  weiteres  behaupten,  data  die  zwar 
„fiel  schneller“  herzustellende  farbige  Auseinanderhaltuiig  in  Lithographie 
oder  Zinkographie  dennoch  nicht  den  Effekt  dieser  einfach  schwarzen  Karte 
machen  würde. 

Die  kleinere  Karte  in  1:400000  erinnert  in  ihrer  Haltung  an  die 
gleiche  Karte  d«  Großkcrzogtum*  Baden,  auf  welcher  ebenfalls  die  ge- 
samte Situation  und  die  Schrift  schwarz,  das  Terrain  aber  in  rotbraunen 
Schratten  erscheint.  Bei  grofsem  Reichtum  der  Angaben  und  der  dadurch 
bedingten  kleinen  Schrift  gibt  sie  eher  zu  viel  als  xu  wenig.  Auch  das 
Terrain  läßt  in  manchen  Stellen  xu  wünschen  übrig  — wohl  eine  Polge 
ihrer  Ausführung  in  lithographischem  Umdruck  — , und  der  kantige  Abfall 
der  Rauhen  Alp  unterscheidet  sich  nicht  genügend  non  den  zwar  hoheieo, 
aber  doch  weicheren  Formen  der  Berge  des  Schwarzwaldes.  Der  Besitz  beider 
Karten  mag  namentlich  dem  Touristen  empfohlen  »ein.  Yngtl. 

57.  Gruber,  Das  Münchener  Decken.  Stuttgart,  Engolhorn, 
1885.  (Forschungen  z.  deutschen  Landes-  und  Volks- 
kunde, Bd.  I,  lieft  4.) 

Die  Hauptflüsse  der  bayrischen  Hochfläche  durchziehen  abwechselnd 
Engen  und  Weitungen.  Eine  Reiho  ron  Thnlbeckcn  liegt  am  Fuße  der 
Alpen  innerhalb  der  unverletzten  Moränenlaudsch&fl,  eine  zweite  außerhalb 
der  letztem,  und  zu  dieser  gehört  auch  das  Münchener  Becken  (1845  qkm, 
Dinge  70  km,  mittloro  Breite  25  km).  Seine  Umrandung  erhobt  sich 
etwa  12  ra  über  den  Isarspiegel;  sie  wird  im  S durch  die  Endmoräne  des 
Iaargletschers,  im  W und  0 durch  glaziale  Hügclkomplexe,  und  im  N durch 
einen  «chmalen  Tertiärst  reifen  gebildet.  Das  Borkon  senkt  sich  von  700  m 
Seehohe  im  S auf  412  in  im  N;  es  ist  im  allgemeinen  eine  sanftgenrigte 
Ebene , in  der  nur  die  grüfsern  Flüsse  tiefere  Einschnitte  gemacht  haben. 
Der  südliche  Teil  ist  eine  Schottcrfliiche  (verwaschene  Moränenlandschaft), 
dor  nördliche  besteht  aus  zwei  Mooren,  dem  Dachauer  (21600  ha)  und 
Erdinger  Moor  (25000  ha),  die  durch  das  Isarthal  und  die  Gnrehinger 
Heide  getrennt  sind.  Diese  Moore,  von  denen  seit  1860  bereits  13815ha 
für  die  Kultur  gewonnen  sind,  senken  sich  muldenförmig  gegen  ihro  Mitte 
zu,  eo  dafa  ihre  Oberfläche  stellenweise  unter  der  Mittel  hohe  der  I?ar,  die 
auf  ihren  Schotterablage rungon  dahinflicht,  liegt.  Der  Bau  des  Beckens 
ist  ein  einfacher:  oben  alluviale  und  diluviale,  stark  durchlässige  Qoroll- 
schiehteu,  unten  der  stark  undurchlässige  Flios  (obormiocan),  auf  dem  sich 
der  Grundwasserstrom,  der  allgemeinen  Abdachung  folgend,  nach  X bewegt. 
Da  dio  Oerölldecke  nach  K an  Mächtigkeit  abnimmt  (z.  B.  bei  Holzkirchen 
85  m,  bei  Perlach  4 ra,  im  Erdinger  Moor  */a — 1}  m),  80  müssen  die 
nördlichen  Partien,  wo  das  Orundwaaser  der  Oberfläche  sehr  nahe  und  end- 
lich ganz  zu  Tage  tritt,  versumpfen.  Der  Verfasser  unterscheidet  in  Süd- 
barem  drei  Arten  und  mehrere  Unterarten  ron  Moore:  1)  Thalflächen- 
moore  ira  X der  MoriSnenlandschaft : Quellmoore,  durch  austretende* 
Grund  waaser  gebildet  (dazu  die  Moore  des  Münchener  Beckens);  Stau- 
moore,  durch  rückgestaute*  und  durchsickerode*  Fiußwasser  bei  starkem 
Quelicnreichtum  der  Thalsenke  und  geringer  Neigung  ihrer  Sohle  gebildet 
(Donaumoore);  Infiltrationsmoore  in  wenig  geneigten  und  regel- 
mäfsigen  Überschwemmungen  au*g«etxten  Thilern;  2)  Muldenmooro 
innerhalb  der  Morinenlaud  schaft  entweder  am  Rande  dor  Seen,  oder  in  den 
zentralen  Depressionen  der  eiszeitlichen  Gletscher  (verschüttete  Seen)  oder 
zwischen  den  Schutthügeln  (ehemalige  Seen  oder  Hochmoore  uuf  Block- 
lehm); 3)  üebirgsrooore  an  den  Abhängen  oder  auf  Gipfeln,  Plateaus  und 
Pässen  oder  in  Thälern.  — • flb«T  die  Bildungswebe  der  Heideu,  die  mit 
don  Quellmooren  wechsoln,  ja  stellenweise  sogar  innerhalb  der  Moore  auftrcten, 
s.  Littor.-Ber.  1886,  Nr.  400.  Sie  sind  bedeckt  mit  Spuren  eines  uralten 
Ackerbaues  und  werden  erst  jetzt  wieder  langsam  der  Kultur  gewonnen. 

Der  2.  Teil  ist  hydrologischen  Untersuchungen  gewidmet,  auf  die  wir 
ura  so  mehr  Gewicht  legeu,  als  Geographen  denselben  bisher  leider  recht 
ferne  standen.  Freilich  ist  das  Boobachtungwnaterial  in  diwem  Punkte 
noch  ebenso  mangelhaft,  als  ungleichmäßig.  Der  Verfasser  schildert  tu- 
nichzt  die  Alluvionen  der  Isar,  die  aus  beweglichen  Schotterflächen  und 
verlandeten  .Auen*  bestehen,  und  teilt  die  Resultate  seiner  Vermessungen 
mit.  Der  Winter  ist  die  Periode  des  Niedrigwasser*,  Mai  und  Juni  jene 
des  Hoohwuwrs  der  Isar.  Nach  Beobachtungen  im  Jahre  1878,  das  einem 
roittlern  Durchrchnittsjahr  nahe  kommt,  führte  die  Isar  rund  4150  MiU.  cbm 
Wasser  ab;  davon  entfielen  auf  den  Winter  13,1,  auf  den  Frühling  40A 
auf  den  Sommer  32, * und  auf  den  Herbst  14,1  Ibrozont.  Die  Frage  nach 
einet  säkularen  Veränderung  der  Wassermenge  läfst  aich  nicht  mit  Sicher- 


heit beantworten.  Interessant  sind  die  genauen  Geschwindigkeits-Messungen 
(in  ra)  hei  Oberfohring  1378: 

N lode  master  Mittelwasser  llorhwawor 


Mittlere  Geschwindigkeit  tra 

ganzen  Profil 

an  der  Oberfläche  . . . . 

, „ Sohle 

Mittlere  Tiefe  ..... 


t,lt 

1,4» 

1,68 

2,11 

1,»T 

1,6$ 

2.21 

2.20 

0,44 

0,** 

1,17 

1,77 

0,S3 

1,17 

1.70 

2.» 

Das  relative  Gefälle  (bei  Länge  = 1)  der  Iiar  beträgt  zwischen  München 
und  Preising  0,00)6,  das  der  Gtundwasaerergitae  der  Moore  O,ooi*  — o.oois. 
Die  letztem  unterscheiden  sich  vom  laarwasser  beträchtlich  durch  ihre 
chemische  Beschaffenheit  und  gleichmäßigere  Temperatur.  Supan. 


58.  Penck,  Zur  Vergletscherung  der  deutschen  Alpen. 
(Leopoldina,  Ualle  1885,  Heft  XXI,  S.  105,  129  u.  145.) 

Di«  Abhindlung  enUliilt  einig«  wichtig.  Ergänzungen  *u  il.ro  unter 
dem  gleichen  Titel  crachicncnen  Werke  dea  Verfassers.  Unterauchungen  am 
Pittscher  Joch  in  Tirol  (2231  m hoch)  lchrton,  daß  der  Zcntralkarom  da* 
nördliche  und  südliche  Glazialgebiet  nicht  absolut  schied,  sondern  dafs 
auch  ein  Abfließeu  von  N nach  S stattfand.  Damit  bt  dargethin,  daß 
der  Gletscher  bergauf  rieh  bewegte  und  in  dieser  Richtung  — wir»  direkt 
bewiesen  — Material  fortaehattte.  Bemerkenswert  sind  in  dieser  Beziehung 
die  Jochseen,  welche  echte  Felsbocken  sind.  Die  Glazialspuren  im  Ötxthal 
zeigen,  daß  dio  Mächtigkeit  des  Kiiw  thalabwirt*  konstant  zugenommen 
hat;  die  Oberfläche  der  alteu  Gletscher  senkt  sich  zwar  im  Sinne  des 
Tfcalge  fälle*,  aber  anfangs  langsamer,  dann  rascher.  GleUchersehliflc  kom- 
men in  den  Thalbecken  bb  auf  die  Sohle  vor  und  fehlen  in  den  Engen; 
sind  letztere  also  poetglazial  und  bestanden  früher  die  alpinen  Thiiler  aus 
Seeurcihen,  ähnlich  den  jetzigen  nordischen?  Ihit  wäre  ein  außerordent- 
lich dankbares  Feld  für  Untersuchungen.  Dio  ThaUacho,  daß  Endmoränen 
nur  ira  Vorland  und  in  der  Nähe  der  heutigen  Gletscher  Vorkommen,  in 
den  eigentlichen  Thälern  aber  fehlen,  läfst  sich  nur  durch  die  Annahme 
erklären,  daß  dor  Rückzug  dor  Vergletscherung  außerordentlich  rasch  er- 
folgte; und  der  Verfasser  sucht  theoretisch  nachxuweisen,  dafs  auch  das 
Eintreten  der  Verebung  rasch  geschehen  mußte,  so  daß  das  Anwachsen 
und  Uürkscbreitcn  der  alten  Gletscher  in  ähnlicher  Weise  erfolgte,  wie 
GletscherausbrUche  der  Gegenwart.  Beweise  für  selbständige  Gletscher- 
entwickclung  in  den  Kalkalpcn  sind  noch  wenige  vorhanden;  um  so  be- 
achtenswerter ist  der  Nachweb  einer  solchen  in  den  Berchtesgadener  Alpen, 
deren  Kbmasseti  nicht  einmal  mit  dem  Saalachgletscher  in  Verbindung  ge- 
standen zu  haben  scheinen.  Fortgesetzte  Forschungen  auf  der  bay rischen 
Hochebene  ergaben,  daß  die  äufsersten  GletechervorkommnUso  mindesten* 
3 km  nördlicher  liegen,  ab  man  früher  annahm,  und  daß  die  lutem  Moränen 
auf  der  Nordseite  der  Alpen  durchaus  vorhanden  sind.  Die  Lehre  von  der 
mehrmaligen  Vergletscherung  der  Alpen  findet  eino  neue  Stütze  in  den 
Ergebnissen  der  Untersuchungen  Pencks  am  Bodensee.  Es  gibt  drei  ver- 
schied malt  orige  flnvioglazble  Ablagerungen,  entsprechend  einem  dreimaligen 
Kisvorstoß;  der  erste  bt  augedeutet  durch  die  diluviale  Xagclflub  (in  der 
neuerdings  wieder  glaziale*  Material  gefunden  wurde),  die  beiden  andern 
entsprechen  der  äußern  (nun  verwaschenen)  und  der  innen»  (noch  erhaltenen) 
Moräueuzone,  sowie  den  beiden  jungem  Gliedern  der  diluvialen  Schotter- 
bildungen. Interessant  sind  die  Bemerkungen  über  die  Veränderungen  de* 
Hbcinltufes:  der  Schaffhauwr  Katarakt  entstand,  weil  der  Rhein,  nachdem 
er  soin  früher«  Bett  (Lingen — Thaiugen —Waldshut)  verschüttet  hatte, 
den  ulten  Lauf  nicht  wieder  fand  und  nun  in  den  Fels  einschneiden  mußte. 


SujMM. 

59.  Geistbeck,  Dio  Seen  dor  deutschen  Alpen.  (Mitteil. 
Ver.  f.  Erdk.,  Leipzig  1885,  S.  203.  Mit  einem  Atlas 
mit  8 Taf.) 

Möge  die  Glazialtheoxie  welch«  Schicksal  auch  immer  haben,  so  wird 
sie  doch  immer  einen  ehrenvollen  Platz  in  der  Geschichte  der  geographi- 
schen Wissenschaft  behaupten,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  sie  zu  einem 
eingehenden  Studium  des  Seenphänoraens  Veranlagung  gegeben  hat.  Auch 
die  vorliegende,  bedeutungsvolle  Arbeit  knüpft  au  die  Olaxialtheorie  an. 
Der  erste  Abschnitt  beschäftigt  rieh  mit  den  kleinen  Hochgebirgsseen, 
für  welche  die  Bezeichnung  Krümmels.  „Hochgobirgsweiher“  als  uupawend 
xurÜckgewiewen  wird.  Im  allgemeinen  eTweisen  sie  sich  in  ihrer  Verbrei- 
tung als  unabhängig  von  Gesteinsbeschattenhcit  und  Architektur,  wenn  rieh 
auch  Beziehungen  untergeordneter  Art  bemerkbar  machen.  Die  zur  Karst- 
bilduug  neigenden  Formationen  der  Kalkalpen  sind  der  Seenhildung  un- 
günstig, weil  Wasseransammlungen  leicht  wieder  durch  8palten  Abfluß 
finden ; die  Ausbildung  von  Thalzirkeu  ging  in  leichter  zerstörbarem  Ge- 
stein rascher  vor  sich,  als  in  hartem,  und  Bauformen.  wie  strenge  Anti 
klinalen,  die  nicht  verschiedene  Uexteinibänkc  bloßlegen,  können  die  Zirkus- 


Litteraturbericht  Nr.  59. 


19 


bildung  verhindern.  Die  Hochgebixgaaeen  «erden  nach  ihrem  Vorkommen 
in  zwei  Kategorien  eingcteilt ; Zirkuaseen  und  Thal-  ond  Platcausccn ; rich- 
tiger Ist  die  Dreiteilung , wobei  die  GehUngsscen  von  der  ersten  Kategorie 
getrennt  «erden.  Die  entern  sind  an  das  Vorkommen  von  Thahirken  ge- 
bunden. Die  Thalxirken,  die  an  Beispielen  aus  den  bayrischen  Alpen  zwi- 
schen dem  Inn  und  Schliem«  und  aus  dem  Karwendelgebirge  erläutert 
werden , teilt  der  Verfasser  in  drei  genetbch  voneinander  verschiedene 
Arten : 1)  Trichterziikon,  bekanntlich  das  obere  Stück  jedes  echten  Erosion s- 
thalcs  und  daher  nur  eiu  Produkt  des  fliefsenden  Wassers.  2)  Botncr 
(vgl.  dazu  Litt.-Ber.  1886,  Nr.  401*  8.  438)  Thalsirken  mit  stufenförmigem 
Aufbau,  wobei  jede  Stufe  von  der  andern  durch  einen  Fclsriegel  abgegrenst 
wird.  Da  {Hebendes  Wasser  solche  Formen  nicht  schallen  kann,  und  gene- 
tische Beziehungen  zum  Gcbirgsbau  auch  nicht  erkennbar  sind,  so  kann  nur 
die  Gletschererosion  als  Trasche  angenommen  werden.  Diese  Annahme  ist 
gestattet,  weil  sich  in  jenen  obgenannten  Teilen  der  bayrischen  Alpen  zahl- 
reiche GUxialspurcn  naehweisen  lassen.  3)  Muchzirken : Botncr,  deren  Quer- 
riegel später  durch  fliefsendos  Wasser  durchsägt  wurden,  so  dab  jetzt  eine 
bruchlose  Drainierungalinie  hergeatellt  bt.  In  den  Zirken  der  ersten  und 
dritten  Kategorie  kommen  zwar  gelegentlich  Seen  vor,  aber  es  sind  meist 
nur  unbedeutende,  durch  Abdämmung  «Df  landen«  Gebilde.  Die  Botner  sind 
dagegen  rcrhältniimibig  reich  an  echten  Pclscnbcckcn,  die  stufenförmig  Über- 
oder reihenartig  hintereinander  in  den  der  Garialeiosion  am  leichtesten  zugäng- 
lichen Thalstreckcn  liegen  und  die  Stationen  des  rückschreitenden  Gletscher» 
markieren.  Ihre  mittlere  Hohe  betragt  (in  der  Uichtung  W— 0): 

Algiuer  Alpen  .... 

Miemingcr  Kette  • . . 

Wettewtein-Kette  . • . 

Karwcndel-Qebirge . . . 

Tcgcmsee-Ucbict  . . . 

Schliem«-  * . . . . 

In  bezug  auf  Grobe  und  Tiefo  stehen  die  hochgelegenen  Feldhecken 
der  nördlichen  Kalkalpen  hinter  jenen  der  Karpaten  und  des  deutschen 
Mittelgebirge«  zurück.  Die  gröbten  Soeo  bedecken  nur  3 — 6 ha;  Tiefen- 
messungen konuten  leider  nicht  vorgenommen  werden.  Auch  die  Gehauge- 
seen  sind  zum  Teil  echte  Felsbecken,  aber  dann  vorwiegend  gebunden  an 
gewisse  leicht  zerstörbare  Schichten  (Oberer  Muschelkeuper  und  Liaakalk) 
und  werden  als  Einbruch&eeu  aufgelabt.  Die  in  den  untern  Thllem  und  auf 
niedern  Hoch  fliehen  gelegenen  kleinen  Seen  sind  ebenfalls  zum  Teil  Pels- 
becken  (Einbruchsscenr),  in  den  meisten  Fällen  aber  durch  Abdämmung 
(Flubachult,  Moränen)  entstanden.  Solche  Seen  konnten  besonders  leicht  auf 
breiten  Wasserscheiden  sich  bilden,  wo  die  Kraft  des  fliefwwlon  Wassers 
zu  gering  ist,  um  den  Schutt  zu  beseitigen.  Alle  Hochgebirgsseen  sind 
jugendlichen  Alters,  viele  poolglaztal,  die  ältesten  glazial.  Verfasser  kommt 
am  Scblub  zur  folgenden  Einteilung:  1.  Echte  Fclwnbockcn : a)  Glazial- 
seen, häufig  gruppenweise  (Botner  und  tiefere  Thalslrocken),  b)  Einbruchs- 
becken, isoliert  (Gehänge  und  tiefere  Thüler),  c)  Überreste  gröfsercr  Seen 
(Exklaven);  2.  AMümnrangcn.  Diese  Einteilung  leidet  an  demselben  lo- 
gischen Fehler,  der  einst  Peochel  veranlubte,  die  Keliktenseen  als  selbstän- 
dige Gruppe  aufzufassen.  Die  Exklaven  gehören  nämlich  in  eine  Einteilung 
nicht  hinein,  welche  die  Entstehungsart  des  Hohlruumes  zum  Prinzip  hat. 
Ich  habe  darüber  schon  ausführlicher  in  meiner  Physikalischen  Erdkunde  ge- 
sprochen. Am  Schlub  folgt  eine  Zusammenstellung  der  Hocbgcbirgmen 
einiger  Teilo  der  nördlichen  Kalkalpen,  die  selbstverständlich  nicht  auf  Voll- 
ständigkeit Anspruch  macht.  Es  ergibt  sich : 


Zahl 

Höchsten. 

ItohcngrcoxcQ 

Thal- 

Zahl 

u.  Plateau  »ecu. 
ffühengreiizen 

Salibatger  Al  pro  . . . 

10 

1600 — 1942m 

1 18 

660 — #73 m 

Bayrische  . „ . . . 

00 

1074—1900 

4« 

533—1176 

Algkatr  

87 

1000 — 2700 

1 15 

710  — 1150 

Der  zweite  und  dritte  Abschnitt  handelt  von  den  notdalpinen  Jtand- 
nnd  Yorlandseen;  man  könnte  richtiger  sagen  : von  den  g r Ö f# o r n Alpon- 
und  den  Vnrlandseen,  denn  in  der  That  ixt  die  Grobe  das  einzige  Krite- 
rium, welches  zur  Unterscheidung  der  erstorn  von  den  Thalseen  der  früher 
genannten  Hauplgruppe  („Hochgebirgsseen*)  dient.  Al»  erste  Hauptaufgabe 
der  Secnforxchung  bezeichnet  der  Verfasser  mit  Hecht  die  Tiefenmessung, 
da  jede  Theorie  in  der  Luft  schwobt,  ao  lange  mau  nicht  über  die  Gestalt 
der  Hohlraume  genau  unterrichtet  bt.  Der  Verfasser  hat  im  ganxen  1716 
Messungen  in  20  Seen  vorgenommen,  und  mit  gerechtem  Stolze  kann  er 
behaupten,  „das  Bild  von  der  Bodengestalt  unsrer  heimischen  Secbecken  in 
»einen  Hauptzügen  für  immer  fostge* teilt“  zu  hoben.  Die  Resultate  sind 
in  prächtigen  bathomet riechen  Karten  (im  Mafwtab  1 : 25000,  in  zwei  Fällen 
1:30000)  und  Profilen  niedergelegt. 

Al»  ein  Fundaiuentalhewm  für  die  genetischen  Beziehungen  zwischen 


1850  m 
1760  „ 
1610  * 
1630  * 
1410  . 
1330  - 


Achensee-Gebiet.  . . . 1750  m 

Pcndling 11  — 1200  „ 

Traun-Gebirge  . . . 11 — 1200  M 
Königaee- Alpen,  Wnstflugel  1760  „ 
* Oftflügel . 1640  „ 

Steinerne»  Meer  . . . 1580  „ 


der  einstigen  Eisverbreitung  und  den  Seen  wird  bekanntlich  die  geogra- 
phische Verbreitung  der  letztem  angesehen;  leider  überaiebt  man  dabei  in 
dar  Regel  die  grobe  zentralafrikanische  Seengruppe.  In  Europa  und  Nord- 
amerika steigert  «ich  aber  allerdings  das  Seenphiinoroen  von  8 nach  N,  und 
in  den  Alpen  im  allgemeinen  von  0 nach  W.  Da  der  Verfasser  sich  ziffor- 
roäbig  nur  auf  dio  Alpen  stützt,  und  auch  hierin  die  Areulongaben  unvoll- 
ständig und  zum  Teil  veraltet  sind,  so  bab«  ich  nach  dem  Werk  von  Strel- 
bitxky  folgende  Tabelle  zusammengcatellt,  die  allerdings  auch  nicht  auf  ab- 
solute Vollständigkeit  Anspruch  machen  kann. 


Seeearcal 

qkm 

Seondlch- 
tlgkclt  pro 
1000  qkm 

Britische  Inseln 

2 618,4 

8,44 

NorddcutschUnd,  Xordhollawl  und  Dänemark  . . . 

5 149.« 

16,70 

Skandinavien 

47  251,« 

60.» 

Finnland  . . . .' . 

54  483,7 

145,81 

Nord-  und  Mittelrubland 

57  963,7 

23,8« 

Nördliche  Breiten 

167  456,4 

39,  «4 

Wostalpen 

Schweis  mit  dem  Bodenwe  und  «njftcnMndcm  Teile 

386,« 

4, «4 

von  Italien 

2 092,8 

36,4» 

Schweben,  Obeibsyorn,  Tirol 

732,» 

11,36 

östliche  Alpenländer  (südlich  der  Donau)  . . . . 

198.« 

2,86 

Alpenländer # 3 360,6  12,07 

Niederlande  (ohne  den  nördlichen  Teil),  Belgien  und 

auberalpin«  Frankreich . 1 305,7  2*42 

Mittel-  und  Süddeut  «ehland  und  die  Sudetenlönder  . 797*0  2,61 

Polen,  ungarische  lünder  und  Rumänien  ....  3 073,6  3*16 

SUdrubland  (ohne  Ciskaukaaicn)  ....  . . . 6 287,f 2,76 

Mittlere  Breiten 14  823,4  3,3$ 

PyrcnaLsche  Halbinsel 376,8  0,4$ 

Auberalpines  Italien I 248,6  5,73 

Balkanhhlbinsel  und  Istrien j • _. 2 534,3  5,44 

Südliche  Breiton 4*159,7  3,71 


Die  alte  Spaltcnthcorie  bt  hinfällig  geworden,  seit  man  die  Boden« 
gestalt  der  Seen  kennen  gelernt  hat;  aber  auch  Beziehungen  der  Gröfse  der 
Seen  zur  Grübe  der  sie  durchziehenden  Küss«,  oder  zur  ilcbungsinteorität 
der  Umgebung,  lassen  »ich  nicht  naehweisen.  Vox  allem  lngt  an»  dicThat- 
mcho , dab  die  alpinen  Seebecken  mit  der  Pliichenauidcbnung  relativ  an 
Tiefe  verlieren,  die  Annahme  cinos  crosiven  Ursprungs  nahe.  Die  erodie- 
renden Kräfte  — und  hierbei  kann  nach  der  Ansicht  des  Verfassern  nur  an 
GlcUcher  gedacht  werden  — raubten  im  Innern  de»  Gebirges,  wo  sio  am 
kräftigsten  wirkten,  mehr  in  vertikaler,  im  Vorland  aber  mehr  ln  horizon- 
taler Richtung  arbeiten,  und  die  Messungen  haben  das  bestätigt.  Das  Ver- 
hältnis der  Tiefe  zur  Breite  (J/  Fläche)  ist  nämlich  im  Durchschnitt  gleich 
bei  den 


Thalicra  im  Gebirge 


Schweiz.  ......  1 : 31 

Bayern  und  Nordtirol  . . 1:30 

Salzkammorgut  ....  1 : 22,8 

Im  Mittel 1:27 


Vorlandsoeo 
1 : 86,8 
1 : 89 

1 : 87 


Bei  den  Hoebgebirgsaccn  bt  diene*  Verhältnis  gleich:  in  den  bay- 
rischen Alpen  1:5 — 17,  in  den  Karpaten  (Grober  See)  1:7,  im  Böhmer 
Wald  (Schwarzer  See)  1:12. 

Eingehender  werden  hierauf  einige  gröbere  Gebirgsseen  besprochen. 
Ein  gemeinsamer  Charakterzug  bt  die  im  allgemeinen  wannenfömiige  Gestalt 
der  Recken  und  die  breite,  echt  tafelförmige  Gestalt  der  Tiefenregion.  Im 
übrigen  herrscht  aber  durchaus  nicht  Einförmigkeit.  Der  Achen-  und  dor 
Plansee,  beide  durch  Abdämmung  entstanden,  haben  ihre  Hsuptdepre*- 
sinn  in  der  Mitte  des  UagtnpföAla,  die  Felaenbtckcn  des  König*-  und  Wal- 
chensees aber  am  untern  Endo.  Die  Tiefenkarte  de»  letztgenannten  gewährt 
uns  das  Bild  einer  reichgegliederten  Depression,  und  berichtigt  somit  die 
irrtümliche  Ausicht,  dab  die  ScebÖden  nur  einfach  abgeriegelte  Thalbilden 
und.  Schon  Gürobel  hat  gezeigt,  dab  die  'Hefenregion  des  Walchensee«  fast 
genau  zusaramenfällt  mit  der  Zone  der  leicht  zerstörbaren , raergelreichcn 
Schichten  de»  obern  Keuper»;  und  ein  ähnliches  Verhältnis  »ucht  der  Ver- 
fasser auch  für  den  Königwee  nachzuwcbcn.  Im  Kocbelsee  befindet  «ich 
die  Mnximaltiefe  am  obern  Ende,  d.  h.  dort,  wo  Jura  und  Lias  sich  zwi- 
schen Hauptdolomit  und  Flysch  ein*ch;ebeti ; und  der  Verfasser  vermutet, 
dab  c*  »ich  bei  den  beiden  andern  Randseen  (Tegern-  und  Schlieraee)  ur- 
sprünglich ebenso  verhielt,  und  dab  erat  später  Allurkmen  die  Hauptdo- 
pression tbalabwirt*  verschoben. 

ln  bezug  auf  die  bayrischen  Vorlandscen  verbietet  die  ungestörte  Hori- 
zontalität  der  Tertiärschichten , in  welche  jene  cingesenkt  sind  , ebenso 


20 


Litteraturbericlit  Nr.  59—61. 


dio  Anwendung  der  altem  Spalten-,  wie  der  jöngom  Theorie  von  der  Ab- 
riegelung tod  Thilern  durch  später*  Foltenbildung.  Die  geologische  Seite 
des  Problems  hat  schon  Penck  hinreichend  beleuchtet.  Dio  grobe»  Vor- 
landseen sind  echte  I)«prr$*ion*s*en,  deren  Entstehung  in  die  Zeit  zwischen 
der  Ablagerung  der  diluviale»  Nagelfluh  und  dem  Schlafs  der  Eiszeit  fallt. 
Die  Seenregion  fallt  zusammen  mit  der  Drifricgion ; die  Seen  sind  reihen- 
weise (in  de»  Alpen  auch  radiär)  in  den  Bahnen  der  alten  Gletscher  unge- 
ordnet. Trotz  ihrer  Gleichförmigkeit,  die  auf  eine  einheitliche  Bildung»- 
weise  schliefsen  laCft,  zeigen  eio  doch  auch  Verschiedenheiten  je  nach  der 
Gröfso  der  Gletscher  und  der  Fähigkeit  der  letztem,  sich  auszubreiten.  Ty- 
pisch ist  die  einfache  Mttldcnform  (am  »chöntton  beim  Ammeraee),  woboi 
dio  Hauptdoprewion  gegen  die  Nordhälfte  gerückt  ist.  Querrücken  kommen 
nicht  vor,  wohl  aber  ist  Neigung  zur  Inselb:! dang  bemerkbar,  und  die  In- 
seln erweisen  sich  als  widerstandsfähigere  Partien  des  erodierten  Rodens. 
Neben  diesen  grofaen  Seen,  die  nur  durch  Erosion  (Gletschererosion)  oder 
Einsturz  entstanden  sein  können  (die  Einstarxthcoric  erklärt  aber  nicht  die 
geographisch«  Verbreitung),  gibt  cs  auch  echte,  seichte  Moränenseen  (höch- 
stens 8 rn  tief),  welche  die  in  der  zentralen  Depression  der  QlcUchcrbohn 
liegenden  grofsen  Seen  begleiten , und  einige  wenige  abgeschnürte  Flufe- 
serpentinen.  Einige  Seen  sind  nur  Exklaven  gröberer  Wasserbecken. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  wichtigsten  Resultate  der  Tiofen- 
und  Tompcraturmcstungcn  von  Geistbeck  zusammengeatellt. 


Maximal- 

Mittel- 

Kalte  Seen: 

Tiefe 

15* 

KP 

5» 

temper. 

d.  Sees 

Walchensee  . . 

196  m 

8 m 

12  m 

40  m 

4.6“ 

5,6” 

Künigesee  . . 

(188) 

— 

8 

26 

4.5 

5,1 

Achensco . . . 

132 

— 

14 

32 

4.9 

5,5 

Starnberger  Sre 
Warme  Seen: 

115 

•7 

15 

45 

4.5 

5.« 

Ammer«*«  . . 

79 

Ä 

18 

53 

4.« 

1,6 

Chiem»««  • . 

74 

6 

16 

65 

— 

8,7 

Tegernsee  . . 

72 

— 

14 

71 

4,2 

7,9 

KocheLse«  . . 

67 

8 

15 

50 

4,8 

8,1 

Staffclseo  . . 

35,5 

9 

14 

— 

7,6 

12,0 

Barnue*  . . . 

31.6 

6,7 

10 

21 

4.6 

9,1 

Wagiagar  So«  . 

27,6 

7 

15 

— 

8.0 

1 1,8 

Ttichinger  See  . 

1$ 

7,4 

— 

— 

10,2 

13.0 

Lauter  Sc*  . . 

15 

5.* 

9.6 

— 

7,4 

11.0 

Kicgsce  . • . 

14 

1t 

— 

— 

14,0 

17.1 

Karpfsee  . . . 

5.6 

— 

— 

— 

10,0 

16,4 

Baidcrsee . » , 

5.» 

— 0,16 
Maxiroaltiefen: 

8.5 

».* 

Plan**«  . . . 

75  m 

Simmsep 

Schlinrsec  . . 

Wdrtaec  . . . 

37 

34 

Seefelder  See  . 

Der  Unterschied  von  warmen  und  kalten  Seen  ist  schon  seit 
längerer  Zeit  bekannt,  aber  trotzdem  ist  obige  Tabelle,  in  der  alle  Tein- 
pernturnngaben  sich  auf  die  Zeit  der  intensivsten  Erwärmung  beziehen,  sehr 
lehrreich.  Der  Verfasser  kommt  zum  Schlaft,  dafs  die  Mitteltemperatur 
eines  See*  im  allgemeinen  um  so  höher  stoht,  je  grofter  die  Seenflkche  im 
Vergleich  zur  Tiefe,  je  reichlicher  der  Zuflufa,  je  freier  die  Loge  und  je 
intensiver  die  Besonnung  ist.  Unter  Mitteltemperatur  ist  hier  allerdings 
nur  die  einer  bestimmten  WoAxenäule  verstanden,  und  der  Verfasser  weist 
nach,  dafs  häufig  verschiedene  Wassersäulen  eines  und  desselben  Sees  sehr 
wesentlich  voneinander  differieren. 

I m allgemeinen  lassen  sich  drei  Wärme7onen  unterscheiden : 1 ) Bis  ca  1 8 n: 
Tiefe;  stark  beeiuflufsl  von  der  jährlichen  Temperaturperiode,  die  sich  aber, 
wie  nachfolgende  Tabelle  zeigt,  auch  noch  bis  zu  beträchtlichen  Tiefen  geltend 
macht.  Bis  6 m langsame,  dann  rasche  Winneabnahme.  2)  Ca  18 — 60  m Tiefe 
langsame  Wärmeabnahme.  3)  Die  Zone  von  fast  gleicher  und  konstanter  Tempe- 
ratur, welche  aber  bei  seichtem  Seen  fehlt.  Die  tägliche  Winneperiode  lieb 


Kalt« 

S«on: 

Tiefe : 0 m 

1 m 

4 m 

18m 

60  ni 

Boden 

Starnberger  Se« 

12.  Sept. 

1881 

15,7° 

15,7° 

15,4° 

8,2° 

4,0° 

4,6° 

* m 

19-  Man 

1882 

— 

5,4 

4,4 

4,0 

4,0 

4,0 

Walchensee 

1.  Sopt. 

1881 

18,0 

17,7 

17,2 

7,6 

43 

4a 

m 

W arme 

16.  April 
i Seen: 

• 

4,4 

4,8 

4.« 

4,2 

4,0 

Kochelsee 

31.  Aug. 

1881 

16,4 

16,6 

16,2 

7,0 

5,0 

«,* 

* 

15.  April 

i. 

— 

8,6 

6.1 

4.7 

4,2 

4,0 

Staffeixe 

9.  Aug. 

1861 

22,2 

22,0 

19.6 

8.0 

— 

7.6 

• 

14.  April 

. 

— 

8,2 

5,4 

5,9 

— 

5.0 

sich  im  Walchsee  noch  bis  10m  Tiefe  nirbweiscn;  bis  12m  Tiefe  dringen 
wurzelnde  Pflanzen,  bis  20  m die  Küstonfatms  vor. 

Sehr  eingehend  werden  auch  die  Eiaverhältnisse  besprochen. 
Alle  kalten  und  die  groben  warmen  Seen  haben  gewöhnlich  nur  ein«  teil- 
weise, die  kleinen  warmen  Seen  aber  eine  totale  winterliche  Bitriecko.  Die 
beständige  Eisfreiheit  wird  bedingt  entweder  durch  klimatische,  oder  durch 
be.ior.de n*  physikalische  Verhältnisse  oder  durch  grobe  räumliche  Aus- 
dehnung. In  bezug  auf  die  Farbe  der  Seen  schliefst  sich  der  Verfasser 
im  allgemeinen  Witbtein  und  Hpriug  an.  Die  Durchsichtigkeit  be- 
trägt bei  warmen  Seen  durchschnittlich  2,9,  bei  kalten  Seen  13,*  in, 
variiert  aber  beträchtlich  un  Laufe  des  Jahres  und  ist  am  grofsten  von 
Oktober  bis  April.  Supan. 

60.  Penck  und  Richter,  Das  Land  Berchtesgaden.  (Zoitschr. 
Deutsch,  u.  Osten*.  Alpenver.,  Salzburg  1885.) 

Der  erste,  von  Penck  bearbeitete  Abschnitt  behandelt  die  Oberfidchen- 
geotaUuug  des  Landes  und  ihre  Kutdtehung.  In  populärer  Form  wird  der 
geologische  Bau  geschildert,  und  die  pluteau  förmige,  in  einzelne  Stöcke 
xerfallonde  üebirgsgestaltung,  die  hier  in  ao  drastischer  Weise  zu  Tage  tritt, 
auf  die  vertikale  Schollenbewegung  de*  Bodens  entlang  von  Bruchtinien 
xuriickgcfubrt,  wobei  dio  Schichten  im  groben  und  ganzen  ihre  horizontale 
Lage  beibehielten.  Nur  im  Watzruann  und  Hochkalter  sind  die  Schichten 
steil  aufgoriclitet ; hier  tritt  auch  der  Grat  au  die  Stelle  dm  Plateaus.  Die 
erste  Anlage  einiger  Thiiler  »cheinl  ebenfalls  tektonisch  bedingt:  das 
Hinteracethul  entspricht  einer  Bruchlinie,  da*  Königsseethal  einer  Synklinale. 
Die  Thalbildung  begann  schon  am  Ende  der  Triaäxeit  (zentral alpine  Gerolle 
auf  dem  Steinernen  Meer),  wenn  auch  die  damals  gezeichneten  Linien  schon 
verwischt  sind ; die  Entstehung  der  heutigen  Thiiler  reicht  aber  bis  in  die 
Kroidopcriode.  Da  aber  trotz  ihre*  hohen  Alter»  die  jungem  Tertiärbildungen 
in  denselben  fehlen,  tu»  ist  es  wahrscheinlich,  daf*  bei  der  letzten  Nivcau- 
veriindemng  die  nördlichen  Kalkalpen  weniger  xturk  gehoben  wurden,  als 
das  jungtertiäro  Vorland.  Für  die  Thalbildungsgeschichte  ist  »ehr  wichtig 
der  lUmsuuer  Mühlxtcinfels , der  Salzachgerölle  enthalt,  also  (wie  der 
Gruttenstein  boi  Rcichcnhall)  auf  einen  alten  Salzachlauf  über  Zell  am 
See  durch  dos  heutige  Saalachthal  und  auf  eine  zeitweise  Ablenkung  über 
den  Hirschbichl  nach  Berchtesgaden  hinweist.  Im  übrigen  sind  die  Ober- 
fiächenformen  hauptsächlich  durch  die  ücsteinbeschaffcnheit  bedingt.  Cher 
die  eiszeitlichen  Gletscher  von  Berchtesgaden  s.  Litt.  -Ber.  Nr.  58.  Ein 
Moränensee  ist  dcrTiubcnsoc;  der  Fnnten-  und  Grüne  See  fällen  geschlossene 
Karstthaler  und  stehen  mit  den  alten  Gletschern  nur  indirekt  in  Verbin- 
dung; echte  Felsbecken  sind  der  Königosee  und  der  schon  nahezu  ver- 
schüttete Hintersee,  und  d«  Wimbachthal  enthielt  früher  wahrscheinlich 
auch  einen  solchen.  Cber  ihre  Entstehung  liifst  sich  nichts  Sicheres  »eigen, 
da  über  ihr  Alter  bestimmte  Anzeichen  fehlen.  Wichtig  sind  dio  Be- 
merkungen Über  die  heutigen  Gletscher;  die  Cbergowene  Alm  ist  das  ein- 
zige alpine  Fimfeld  von  norwegischem  Typus,  und  da  auf  der  Sohle  überall 
Gletschereis  vorhanden  ist,  ein  Inlandeis  im  kleinen  Msfmtab.  Zu  beachten 
sind  auch  die  Bemerkungen  Über  die  fortlaufende  Bildung  der  Karren felder 
(vgl.  Litt.-Ber.  1885,  Nr.  19). 

8ebr  interessant  ist  die  Knltunchildcnmg  von  Richter,  wenn  sie  auch 
selbstverständlich  keine  allgemein  bedeutsamen  Resultate  zu  Tage  fördert. 
86,2  Prozent  des  ganzen  Lindchens  sind  entweder  Wald  oder  über  dem 
Walde  gelegenes  Gebiet,  2,f*  Gewässer  und  nur  11,9  Kulturland.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  geringe  Ausdehnung  des  letztem  ist  die  Bevölkerung  dicht, 
daher  dio  grofte  Zersplitterung  des  Grundeigentums  (vorwiegend  mit  Vieh- 
zucht) und  die  Notwendigkeit,  andre  Krwerhsxweige  zu  suchen.  Solche 
sind  schon  seit  vielen  Jahrhunderten  die  Salzindustrie  und  die  Holzschnitzerei, 
wobei  aber  keine  Trennung  zwischen  landwirtschaftlicher  und  industrieller 
Bevölkerung  besteht.  Die  Berchtesgadener  Industrie  erhielt  aich  ober  nur 
durch  Stoatshilfo.  Supan. 

61.  Hann,  Diu  Temporaturvurhultnisao  der  östorroivhiscboti 
Alpealündur.  (I.  Teil,  Sitz. -Bor.  Wien.  Akad.  d.  W., 
mntb.-natunviss.  Abteil.  18S4,  Bd.  XC,  II.  Abt.,  S.  585: 

II.  Teil,  ebondas.  1885,  Bd.  XCI,  II.  Abt.,  S.  403; 

III.  Teil,  obendaa.  1885,  Bd.  XCII,  VI.  Abt.,  8.  33.) 

Durch  die  Torlingond.  Abhandlung  «erden  die  Ti-mpKruturrcrkUtni»« 
der  iMlcrrrichuthen  Alpenlünder  mit  einer  Genauigkeit  f«itgo«tcllt,  «i«  >ie 
kaum  eiu  andre,  Gebirge  der  Krdo  bisher  nufxu«e>*en  hat.  I>ie  Temperatur* 
beobacbluugen  von  2B9  «iztorTeirhijch-alpinon  und  dalmatinUehen  und  03  be- 
nachbarter auberuaterreicbiachen  Stationen,  deren  Kinbeiiehuue  »uro  Zwecke 
gewiattr  spezieller  llntenueliung  notwendig  rrnrhien,  xiud  auf  die  30jährige 
Periode  1851 — 80  reduriert  und  datier  abwlut  miteinander  Tcrjlciebb.r 
gemacht  worden.  Die  Verteilung  Uber  die  einzelnen  Länder  Ul  folgende: 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  61. 


21 


iw  .... 

. 79  SaUburu .... 

19 

Ungarn  . . • 

. 23 

Kkmtan  . . . 

. 78  Obnr  - öntorreich  . 

23 

Oberitalien  . . 

. 17 

Knun .... 

. 18  Niader-Ö*t*rr«i«h . 

28 

Schweiz  . . . 

. 38 

Steiermark  . . 

. 30  Küstenl.,  Dalmatien 

22 

Bayern  . . . 

. 12 

Nach  d.r  llöheolag«: 

unter  600  m . 

. 162  1000  — 1500  m . 

G3 

2500  — 3000  m 

S 

500—  1000  ni . 

. 115  1500  — 2000  . . 

25 

über  3000 

. 1 

2000  — 2500  „ . 

13 

Der  I.  Teil  bildet  gleiehaam  die  methodische  Einleitung  und  behau- 
delt  die  klimatologiaeh  außerordentlich  wichtige,  »her  Ton  den  Geographen 
noch  wenig  verwertete  Teraperaturabweichung  (Veränderlichkeit 
nach  Dove).  Die  mittlere  Abweichung  der  Monatsmittel  ton  der  Normal* 
temjieratur  beträgt  im 


Wlntor 

Frühling 

Sommer 

Herbst 

Jabr 

Xordfufs  der  Alpen 

. 2,2)  ® 

i,»° 

1,18® 

1,84® 

1,41* 

Hochalpen  . . . 

. 1,38 

1,42 

1,81 

1,60 

1,65 

Südöstlich«  ThSlcr . 

. 2,« 

1,41 

0,2» 

1,58 

1,56 

SUdtirol  .... 

1,32 

t,W 

1,11 

1,2» 

Südfnfs  der  Alpen  . 

. 1,64 

1,37 

1,01 

1,17 

1.27 

In  den  nördlichen  und  östlichen  Alpen  ist  al«o  da»  Klima  etwas  ver- 
änderlicher aU  in  Norddeutschland  (1,26°  im  Jahresmittel  nach  Hell  mann), 
was  der  kontinentalem  Lage  der  Alpen  entspricht.  Das  Hauptmaximum 
der  Abweichung  füllt  in  den  Monat  Dezember,  das  Hauptminimum  au/  den 
Juni  oder  Juli;  ein  sekundäres  Maximum  tritt  überall  deutlich  im  Mai 
hervor.  Die  Zahl  der  Jahre,  die  notwendig  sind,  um  den  wahrscheinlichen 
Fehler  des  TrmperoturmitteU  auf  sh  0,1°  herabzumindern,  beträgt  im 


Dezember 

Juni  Jahresmittel 

Xordfaf«  d»r  Alp.ii 

. . »80 

80 

3G 

Hochalpen  . . . 

. . 370 

90 

24 

Smlontlicho  Thal«  . 

. . 4110 

60 

30 

SUdtirol  .... 

CO 

16 

Südfufx  der  Alpen  . 

. . 200 

70  (Juli) 

24 

Dreißigjährigen  Mittelwerten  von  Monatstemperaturen  haften  also  im  Durch- 
schnitt noch  immer  Fehler  von  iO,l°  bis  0,26°  und  im  Muxirautn  noch 
solche  von  *n.  Bei  Vergleichung  der  Mittelwerte  eines  verhSltnia- 

mäfsig  kleinen  Kaumcx  fallen  aber  dieie  Fehler  nicht  sehr  in  das  Gewicht, 
dagegen  ist  es  unbedingt  notwendig  (und  dieser  Satz  ist  besonders  für  die 
Geographen  beachtenswert)  f daf»  die  Beobachtungen  gleichzeitig  sind  oder 
daf*  «io,  wenn  die  Uoobachtungsdauer  verschieden  ist,  auf  die  gleiche  Periode 
reduziert  worden.  Dieses  Verfahren  ist  deshalb  zulässig,  weil  die  Tun- 
peraturdiflerenxeu  von  je  zwei  Orton  viel  konstanter  sind,  als  dio  Mittel- 
werte selbst.  Sehr  wertvoll  ist  nun  die  Untersuchung  Über  die  lleduk- 
tiousmethode  und  ihre  Zulässigkeit,  doch  gestattet  uns  der  Kaum  nicht, 
darauf  näher  einzugehen.  Ks  genügt,  die  Hauptrcsultatc  anzufUhren : I)  Der 
wahrscheinliche  Fehler  des  Mittels  der  Temperaturdi/ferenzen  ist  uuter  allen 
Umständen  im  Winter  gröber  als  im  Sommer  und  wächst  in  allon  Monaten 
mit  dem  horizontalen  und  vertikalen  Ab.taud  der  Keduktions-  von  der 
NormaDtation ; 2)  die  Kedoktion  darf  dann  nicht  mehr  angcwvndet  wer- 
den, wenn  der  Abstand  der  beiden  Stationen  so  grnfs  ist,  daf»  die  Ver- 
änderlichkeit der  Tempcraturdiflerenz  gleich  ist  der  Veränderlichkeit  dor 
Tempcraturmittcl  selbst,  ln  den  Alpen  ist  diese  Grenze  mit  ca  1000  km 
horizontaler  und  ca  6000  m vertikaler  Entfernung  gegeben. 

Der  II.  Teil  bespricht  die  Lokal  ei  n flii  ase  auf  die  Temperatur- 
mittel,  hauptsächlich  mit  Bezugnahme  auf  Wien  und  dc*»cn  Umgebung 
(14  Stationen).  Hier,  sowie  auch  bei  andern  Städten  zoigt  ea  sich,  daf* 
überall  die  Temperatur  der  Stadt  höher  ist,  als  die  der  ländlichen  Um- 
gehung, nbor  örtlich  in  sehr  ungleichem  Maße.  Ks  zeigt  sich  ferner,  wie 
sehr  lokale  Einflüsse  (z.  U.  Neubauten)  die  Temperatur  verändern:  das  ist 
ein  Punkt,  den  man  hei  Untersuchungen  über  säkulare  Klimaanderungen 
auf  Grund  langjähriger  Beobachtungen  *trl*  wird  im  Auge  behalten  müssen. 

Der  UI.  Teil  handelt  endlich  mn  dor  To  m perat  urverteil  u ng  in 
den  Alpenländern  und  enthält  die  Tabellen.  Der  Verfasser  mußte  «ich  hei 
der  Diskussion  de*  reichen  Beobachtungxmatcriol*  Grenzen  ziehen,  er  spricht 
aber  die  Hoffnung  iius,  dnfs  dasselbe  noch  andern  Forschern  als  Gruudloge 
ihrer  Untersuchungen  dienen  werde. 

Der  erste  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  dem  jährlichen  Torn- 
peraturgang.  Folgende  Tabelle  gibt  die  Maxiraa  und  Minima  der  Ab- 
weichung dor  Monatsmittel  und  die  mittlere  Abweichung  derselben  vom 
Jahresmittel,  sowie  die  Jnhresschwankung.  Man  ersieht  daraus  die  grofsen 
Unterschiede  zwischen  dom  Thal-  und  Höhenklima,  zwischen  dem  Thal- 
und  Vorlamlklimo,  die  Eigentümlichkeit  des  Gipfelklimas,  das  dem  Seeklima 
verwandt  ist.  Im  nördlichen  Hochland  gestaltet  »ich  das  Klima  gegen  0 
hin  immer  kontinentaler. 

PeUrraann»  GeogT.  Mitteilungen.  1886,  Litt-Bericht. 


Nördlich«  Alpenland  . . 

Januar  April 

— 10,0*  0,2® 

Juli 

10,1° 

Okt. 

0,7® 

Mittel 

6,6° 

Jahres- 

Schwankung 

20,1° 

Porter-  jThaUohlen  . . 

—12,8  1,1 

11,0 

1,4 

1,4 

23,8 

thal  und  j Anhöhen  W u.  N 

— 9,6  — 0.» 

0,3 

1,4 

6,1 

18,8 

Kumten  J „ 0 . . 

— 8.»  —0,2 

0,3 

1,0 

5,8 

17.7 

Hochthälcr 

— 9,0  —0.6 

9.» 

1,4 

5,9 

18,7 

üipfel 

— 7,2  —1,4 

8,3 

1.» 

5,3 

16,4 

Südtirol 

— 11,8  1,0 

10,7 

0,8 

7.0 

22,4 

Italienische  Seen  . . . 

— 9,8  —0,2 

10,1 

0,8 

G,1 

20,0 

Dalmat.  Küste  (*Mai)  . 

— 7,8  1,8* 

8,6 

1,7 

6.4 

16,1 

Aiu  ravehettteii  nimmt  die  Temperatur  überall  vom  Marz  zum  April 
zu,  am  raschesten  nnkt  sie  von  Mitte  Oktober  bis  Mitte  November.  Sie 
sinkt  ferner  überall  rascher  im  Herbst,  ab  sie  im  Frühling  zunimrot.  Hin 
zweites  Maximum  der  Tempera  tu  neu  nähme , vom  Mai  zum  Juni,  zeigt  sich 
schwach  bereits  im  KUchthal,  ausgeprägt  schon  an  den  italienischen  Seen, 
und  an  der  dalmatinischen  Küste  wird  es  das  Hauptraaximum.  Folgende 
Tabelle  zeigt  die  Elemente  des  jährlichen  Temporaturgangee : 


Sccbohe  rn 

Xftrdl. 

Vorland 

390 

8(1  <11. 
Thäler 
300 

Hoch 

thaler 

2070 

nipfel 

2130 

Dalmat. 

KlDte 

0 

Eintritt  des  Minimums 

8.  Jan. 

8-  Jan. 

9-  Jan. 

14.  Jan. 

22.  Jan. 

* i* 

I.  Mittels  . 

17.  April 

14.  April  24.  April 

30.  April 

5.  Mai 

m m 

Maximums 

24.  Juli 

19.  Juli 

25.  Juli 

2.  Aug. 

30.  Juli 

• „ 

11.  Mittels 

18-  Okt. 

20.  Okt 

23.  Okt 

24.  Okt 

29.  Okt 

Minimum  | Abweichung 

— 10,40’ 

—12,00®  —9,»»® 

—7,18’ 

—7,,»® 

Maximum  | 

vom  Mittel 

10,0» 

10,82 

9.48 

8,18 

8.60 

Amplitude 

20,49 

22.83 

19,d7 

15,54 

16,2» 

Den  Abschnitt  über  die  vertikale  Verteilung  der  Temperatur  leitet 
dor  Verfasser  mit  den  Worten  ein:  „Noch  nie  ist  ein  so  umfassend**  Ma- 
terial zum  Studium  der  Winneabnahme  mit  der  Höhe  dargeboten  worden, 
wie  hier.  Namentlich  für  die  Ostaljicn  ist  cs  das  erste  Mal,  dafx  wirklich 
vergleichbare  Tomperaturmitte)  verwendet  werden  können“.  Durch  Kombi- 
nation aller  Temperaturmittel  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate 
findet  er  für  die  Ostalpen  eine  Wfirrocabnahmc  pro  100  m H : 

Dezember . 0,M*  März  . . 0,M°  Juni  . . 0,**°  September.  0,»43 

Januar . . 0,3a  April  . . u,A3  Juli  . . 0,62  Oktober  . 0,48 

Pebruar  . 0,4*i  Mai  . . 0,64  August.  . 0,60  November.  0,42 

Jahr  . . 0,M° 

An  der  Nordseite  beträgt  die  mittlere  Wsrxucabnahme  o,M"  (Dezember 
0,32°,  Juni  0*63°),  im  südlichen  Tirol  und  im  Tessin  0,6*  (Dezbr.  0,48°, 
Juni  0,43°),  und  in  Kärnten  0,46°  (Januar  0,2,  April  0,61°). 


Die  Seehöhe  dor  O^-Isotherme  (in  Meter),  mit  welcher  aleh  die  untere 
Schneegrenze  wahrscheinlich  parallel  auf-  und  abwärts  bewegt,  zeigt  fol- 
gende Tabelle  für  cinigo  Monate : 


Januar 

April 

Aus.  (-Juli) 

Oktob.i 

Unteres  Kheiutlul  und  Nordtirol  . 

. 80 

1904) 

3620 

2400 

Südtirol  und  italienische  Seen 

. 550 

2070 

3590® 

2470 

Hohe  Tauern,  Hordaeite  . . . 

, 

19G0 

3560 

2730 

„ Südseite  .... 

2010 

3640 

2630 

Berechnet  man  die  Abweichung  der  beobachteten  Temperatur  von  der 
nach  der  roittlem  vertikalen  Wärmoabnahme  berechneten , *n  gelangt  man 
zum  Kosultat,  dafs  im  Winter  die  Temperatur  in  einer  Hoho  von  700  bis 
1 200  m relativ  am  höchsten , und  auf  den  untersten  Thalstufen  relativ  am 
niedrigsten  ist.  Die  allgemeine  Verbreitung  dieser  bekannten  Erscheinung 
ist  hier  zuerst  nachgewiesen.  Sie  leitet  uns  hinüber  zum  Phänomen  der 
vertikalen  Wärruezunahme  im  Winter,  soweit  dasselbe  ein  klimatische*  Ele- 
ment Ut,  d.  h.  auch  in  langjährigen  Mittelwerten  sieb  ausprügt.  Das  kärnt- 
nische Drautbal  Ut  ein  schon  seit  tangerer  Zeit  bekanntes  Beispiel  dafür; 
Hann  weist  dieses  Phänomen  aber  auch  noch  für  den  Pinzgau  und  das  obere 
Ennsthal,  für  das  Pusterthal  und  die  von  N c in  m Und  enden  Thaler,  für  da» 
Gailthal,  fllr  die  Alpen  zwischen  üw*t,  Mur  und  Gurk,  und  die  wörtlichen 
Abhänge  der  Sau-  und  Koralpe,  für  das  Ktschthal  zwischen  Bozen  und  Ala. 
und  für  den  Kanton  Teaxin,  wo  »ich  allerdings  nur  mehr  Spuren  finden. 
Wir  finden  also  das  Phänomen  überall , wo  Thiler  gegen  die  herr».chende 
Windrichtung  abgeschlossen  xiud:  dafs  ea  in  den  Alpen  bexonder»  häutig 
auftritt,  hat  seinen  Grund  in  dor  Loge  derselben  in  einem  Gebiete  relativ 
hohen  Barometerstandes  zwischen  der  nordatlantischcn  und  den  mediterranen 
Depressionen.  Man  hat  in  jüngster  Zeit  für  die  WÜrraoumkehrung  die  Nebel- 
decke über  der  Thalsohle  und  die  ungehinderte  Inxolatiuu  in  gröberer  Höhe 
verantwortlich  gemacht.  Das  Ut  unrichtig,  denn  die  vertikale  Temperatur- 
suDthme  ist  am  größten  zur  Zeit,  wo  die  Sonne  unter  dem  Horizont  »ich 
befindet,  und  am  kleinsten  nachmittags.  Die  tiefe  Nachttemperatur  in  den 

d 


22 


Litteraturbericht  Nr.  82—64. 


untern  Stationen,  die  durch  Wärmeausstrahlung  in  loco  entsteht,  bedingt  | 
hauptsächlich  das  Phänomen.  Die  Erkaltung  der  Luftmasscn  iin  Thal  be- 
wirkt da»  Hcrabsinken  neuer  Luft  au  den  Bcrghüngen,  wodurch  letztere  er- 
wärmt werden,  so  dnf*  rr.nn  sagen  kann:  die  Külte  unten  bedingt  die 
Wärme  oben. 

!m  Abschnitt  über  die  liorit on tale Tcmpcraturvcrteiluug  macht  der 
Verfasser  nur  auf  cinigo  besonders  wichtigen  Punkte  aufmerksam.  Kin  sol- 
cher ist  die  hohe  Temperatur  der  südlichen  Thkler  der  »eitlichen  und  mitt- 
lem  Alpen,  einschließlich  des  Etschthal«,  welche  sie  — da  die  Tempera- 
tur in  der  Po- Ebene  wieder  abnimmt  — zu  klimatischen  Oasen  macht. 
Bewirkt  wird  sie  durch  Schatz  nach  N und  0,  und  durch  die  Leichtigkeit 
dos  Abflusses  der  kalten  Luft.  Im  Ktachthal  ist  dieser  Abilafs  etwas  ge- 
hindert, datier  ist  os  auch  weniger  warm,  als  die  westlichen  Thöler.  Die 
klimatische  Begünstigung  erstreckt  sich  aber  naturgemäß  nur  auf  die  untern 
Luftschichten.  Die  Tcmpcraturiinderung  für  1*  Br.  betragt: 


0«1scbtvcit 

Tirol 

Östl.  Alpen 

W i d t o r : 

Niveau  600  m 

. . 2,1* 

3,r 

— 0,4° 

•1  2000 

. . 0,4 

2,0 

Sommer: 

Niveau  600  m 

. . 2,0 

3,2 

0,8 

. 2000 

. . 1,3 

1,1 

1,3 

J ah  r: 

Niv.au  500  m 

. . 1,8 

2,8 

0.1 

. 4000 

. . 0,» 

1,4 

0,4 

Bemerkenswert  ist  ferner  die  rasche  Temperatorabnahme  während  des 
ganzen  Jahres  auf  der  Südseite  in  der  Hichtung  von  W nach  0.  Im  Sommer 
ist  relativ  geringe  Würmo  der  südöstlichen  Alpenthiler  den  groben»  Regen- 
mengen xuxurcH reiben.  Im  Winter  bildet  dus  unter  maritimem  Kinflufa  ste- 
hende Friaol  und  Ooneer-  Gebiet  eine  Wnrmcinsel.  unmittelbar  neben  der 
kärntnischen  Kilteinsel.  In  Dalmatien  ist  besonders  auffallend  der  Kontrakt 
zwischen  dem  Winterklima  dor  Küste  und  jenem  de»  gebirgsnmAchlottoenen 
Innern:  ein  Kontrast,  der  nur  dort  gemildert  ist,  wo  ein  breite»  Klubthal 
das  Kiistcugebirge  durchbricht.  Sumcm. 

62.  Richter,  Ed.,  Untersuchungen  zur  historischen  Geo- 
graphie dus  ohemaligen  Ilochstiftos  Salzburg  und  seiner 
Nachbargebiete.  Mit.  1 Karte.  Innsbruck,  Wagner.  1885. 

Wenn  auf  diese  bedeutsame  Schrift  hier  nur  in  Kürze  verwiesen  wer- 
den kann,  w»  erklärt  sich  dies  lediglich  darnus,  dab  sie  fust  aiiMchliefslich 
go'chichtlichen  Inltalb  ist  und  dio  Grenzen  der  Geographie  eben  nur  streift. 
Entgegen  jener  Methode  der  historischen  Kartographie,  welche  es  sich  zur 
Aufgabe  macht,  alle  in  einer  bestimmten  Periode  quellenmäßig  nachweis- 
baren Örtlichkeiten  darzustellcn,  und  welche  einerseits  wegen  der  Unglcich- 
rnäbigkeit  des  Quellenmitcrial*,  anderseits  wegen  meist  zu  kleinem  Mufs- 
stab  der  Karten  zu  ungenauen  oder  geradezu  falschen  Bildern  führt,  hält 
dor  Verfasser  die  Aufsuchung  administrativer  und  politischer  Abgrenzungen 
für  die  eigentliche  Aufgabe  der  historischen  Kartographie.  Als  lösbare  Auf- 
gabe erwies  sieh  im  vorliegenden  Falle  dio  Abgrenzung  der  Gcrichtsbezirke. 
die  besonders  deshalb  wichtig  ist,  weil  sie  einerseits  in  dos  hohe  Altertum 
hinaufrcicht,  anderseits  für  deu  Grenzvcrlnuf  der  später  hier  entstandenen 
Territorial  Staaten  maßgebend  wurde.  Das  ist  der  Punkt,  wo  eine  derartige 
geschichtliche  Karte  auch  geographisch  bedeutsam  wird,  weil  so  lange  an- 
dauernde Marken  auch  — bis  xu  einem  gewissen  Grade  wenigstens  — na- 
türlich bedingt  «in  müssen.  Supan. 

63.  Toula,  Geologische  Untersuchungen  in  der  «Grati- 
wackenzono**  dor  nordöstlichen  Alpen.  Mit  1 Karte  und 
vielen  Profilen.  (Denkschriften  Wien.  Akad.  der  W., 
mathero.-naturwiss.  Klasse,  1885,  Bd.  L,  S.  121.) 

Die  geologische  ObrrsichUkarte  von  Hauer  zeigt  zwischen  dor  öster- 
reichischen Zentral-  und  nördlichen  Kalkalpent/mc  einen  breiten  Streifen 
von  Schiefem,  Sandsteinen,  Konglomerate«  und  Kalken,  der  dem  Silur  zu- 
gcteilt,  und  früher  im  allgemeinen  ab  Grauwackenxoue  bezeichnet  wurde. 

Die  Auffindung  foR«ilionfiihrender  Horizonte  im  fiemmeringgebiet  durch  Toula 
gab  zunächst  Veranlassung  xu  eingehendem  Studien  über  die  Gliederung  dcT 
„ (hau waektozoMu , dio  in  vorliegender  Abhandlung  niedergelogt  sind.  Ein 
Profil  durch  du»  8emmeringgebtct  in  der  Richtung  von  N nach  S ergibt  , 
nun  im  allgemeinen  folgende  Ifauptgliedcr . 

I.  Kalk  alpen. 

1.  Hochgebirge  aus  Triaskalk. 

2.  Werfen tr  Schichten. 


II.  „Grauwackenzooe-, 

3.  Graue  und  grüne  Schiefer,  zonenweisc  Wechsel  lagernd. 

4.  Schiefer  und  Sandsteine  der  SteinkohleDforroatiou. 

Alle  diese  Schichten  fallen  konkordant  nach  Korden;  zwischen  4 
und  5 besteht  Diskordanz. 

5.  Quarzite  und  Talkschiefer  (a),  die  entweder  dem  Verrucano  oder 
den  Werfencr  Schichten  entsprechen,  und  grofse  dem  Rh&t  an  ge- 
hörige Kalkxtcin*t<>ekc (b).  im  allgemeinen  nachdem  Schema  ababa 
weciiselltgemd.  Die  Schichten  fallen  meist  nach  K,  aber  zahlreiche 
Brüche  durchsetzen  diesen  Komplex  und  verursachen  nicht  nur  ver- 
schiedene Fallwinkel,  Mindern  stellenweise  auch  Südneigwig. 

III.  Kristallin iocli e Schieferzouc. 

Die  Altcn«fcdge  der  Gesteine  der  Grauwackenzone  ist  also  folgende  : 
1.  Graue  Schiefer,  2.  Grünschiefer,  3.  Karbon,  4.  Yernicano  oder  Wer- 
fener  Schichten,  5.  Rhüt.  Supjn. 

64.  Randegger,  J.,  Alpenland  mit  den  angrenzenden  Gebie- 
ten von  Zentralen ropa«  9 Blätter  in  1 -.500000.  Zürich, 
J.  Wurster  & Ko.,  1886. 

Die  Karte  ist  in  zwei  Ausgaben  erschienen,  einer  oro-hydrographischen 
und  einer  politischen.  Die  oro- hydrographische,  hauptsächlich  für  die 
Schule  bestimmte  Ausgabe  ist  nicht  durchaus  eine  stumme  Karte,  sondern 
es  sind  die  wichtigem  Gewässer  und  Ortschaften  mit  Kamen,  manche 
Stellen  auch  mit  Höhenzahlen  bezeichnet,  überdies  ist  die  braune  Schum- 
merung für  das  Terrain  stärker  gehalten  als  auf  der  politischen  Ausgabe. 
Diese  enthält  aufser  einer  groben  Anzahl  von  Kamen  und  Hühenxahlcn 
auch  die  politischen  Grenzen,  eine  Menge  Ton  Ortschaften,  Strofsen  und 
Wegen,  und  die  rot  eingedruckten  Eisenbahnen,  Gewässer  blau.  Streben, 
Ortschaften  und  Kumeti  schwarz.  Grübe  jedes  einzelnen  Blattes  $3/^  cm. 
Die  ganze  Karte  repräsentiert  einen  Flächeninhalt  ron  800  000  qkm  und 
umfafst  aufser  der  Schweiz  «Iss  nördliche  Italien  bis  zum  Logo  Trisiracno, 
fast  die  Hälfte  von  Frankreich  bis  zum  Meridian  ron  Paris,  nahezu  ganz 
Österreich  (mit  Ausschlufs  ton  Ungarn)  und  da»  Gebiet  der  süddeutschen 
Staaten.  In  dem  Begleitworte  zu  der  Karte  hofft  der  Verfasser,  .dab  die- 
selbe ihre  nutzbringende  Anwendung  auf  dem  Fcldr  der  Wissenschaften 
finden  werde,  insbesondere,  dab  sie  sich  für  die  Geologie,  Geognosie,  Bo- 
tanik und  Meteorologie  zu  statistischen  Zwecken  eignen  würde.  Auch  für 
die  Mititärgcograpbic  und  strategische  Studien  »oll  die  Karte  wesentliche 
Dienste  leisten“. 

Wir  haben  die  Karte  bereits  im  Manuskript  auf  der  Weltausstellung  in 
Paria  im  Julire  1878  gesehen,  indessen  nur  aus  der  Fcmo.  Sie  hing,  als 
..Wandkarte“  zuwunmengeseUt,  «Jamals  hoch,  als  dafs  das  unbewaffnete 
Auge  wenig  mehr  als  deu  Toluleindruck  hätte  aufnehracn  können,  sah  aber 
dort  recht  gut  aus.  Heute,  wo  wir  dio  Karte  in  lithographischer  Ausführung 
vor  uns  haben,  steht  einem  eingehenden»  Urteil  über  Auffassung  und 
Wiedergabe  des  vom  Mithdmeer  bis  Wien  reichenden  großartigen  Alpcn- 
walls  und  dcT  begrenzenden  Gcbirgssvstcmc  des  Jura  und  Apennin,  der 
Vogesen  und  des  Schwarzwild«  A*c.  kein  Hindernis  mehr  entgegeu. 

Schon  hei  einer  frühem  Gelegenheit  sagten  wir,  „dab  die  Randegger- 
»eben  Karten  in  und  außerhalb  der  Schweix  unter  diesem  Kamen  stets 
bestens  empfohlen  sind-,  und  wir  haben  thAtaächlicli,  so  oft  wir  die  schö- 
nen Karten  ron  Teilen  des  Schweizerlandes  in  ihrer  vollendeten  roliefarti- 
gen  Haltung,  um  nicht  zu  sagen  .Reliefmalcrei" , xu  besprechen  Gelegen- 
heit hatten,  kaum  eine  wesentliche  Einwendung  zu  konstatieren  gehabt. 
Liegt  doch  die  besondere  Stärke  des  Autors  gerade  in  der  Anwendung  dcT 
„schiefen  Beleuchtung-  für  das  Hochgebirge,  von  welcher  zahlreiche  Bei- 
spiolo  den  Beweis  gehen.  Aber  wii  konnten  ebenfalls  früher  bereits  an- 
deuten, .dab  an  solchen  Stellen,  wo  der  ausgeprägte  Alpencharakter  fehlt, 
kleine  Versehen  und  Undeutlichkeiten  nicht  amge«chlowen  sind-.  Um  so 
auffallender  mubte  es  uns  »ogieich  erscheinen,  dafs  auf  den  vorliegenden 
Blättern,  die  noch  dazu  in  ihrer  Zusammensetzung  als  Wandkarte  für  eine 
gewisfe  Entfernung  berechnet  sind,  die  „«nkrechte  Beleuchtung*'  ange- 
wandt ist,  dies  indessen  nicht  ohne  Einschränkung.  Während  z.  II.  auf 
Blatt  IV  die  Savnyschen  Alpen  schwarz  in  schwarz,  oder  besser  gesagt, 
braun  in  braun  erscheinen,  «eben  wir  bereits  Auf  dem  angrenzenden  Blatt  V 
die  Schweizer  Alpen  Sec.  in  einer  Hinneigung  zur  lttdiefmauicr , die  indes- 
sen, z.  B.  bei  den  Tewinor  Alpen,  wieder  dcT  andern  Tonart  weicht.  Auch 
ist  dabei  ein  bestimmtes  Prinzip  hinsichtlich  des  Beleuchtungsstüiidpunkte» 
nicht  immer  zu  erkennen,  welche  Unsicherheit  sieh  auf  alle  Blätter  er- 
streckt. Und  so  kommt  cs,  dafs  tief  eingesehnittene  Thalor,  aus  einiger 
Entfernung  betrachtet,  zuweilen  eher  den  Eindruck  eines  Plateaus  machen, 
ob  den  einer  Einrenkung.  (Val  Terescnga,  Sarcn  und  Ponzer  Thal.)  Of- 
fenbar ist  erst  nachträglich,  wohl  während  des  Stiches,  versucht  worden, 
mehr  taben  in  die  Gliederung  des  Hochgebirges  zu  bringen  und  dabei 
vielleicht  dem  Gutdünken  des  Üthogruphen  zu  viel  freie  Hand  gelassen 


I 


i 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  65—68. 


28 


worden.  Doch  dw  vonnuten  wir  nur.  Mau  fühlt  aus  diesem  Schwanken 
fortwährend  heraus»  dafs  sieh  der  Verfasser  nicht  mehr  „auf  seinem  Felde*4 
wufstc,  daf*  er  riellcicht  xu  spat  cingerehcn  hat,  welchen  Vorteil«  er  sich 
begab,  ab  er  seiner  Eigenart  uicht  mehr  Folge  geben  konnte!  Daf*  bei 
dieser  Art  und  Weise  die  Besonderheit  des  Hochgebirges  gegenüber  dem 
vorliegenden  Mittelgebirge,  Jura,  Vogesen,  Schwarzwald,  Böhmerwold  &c. 
nicht  so  herau&komnieu  konnte,  ab  dies  bei  voller  Anwendung  und  Aus- 
nutzung der  „schiefen  Beleuchtung*  unzweifelhaft  der  Fall  gewesen  sein 
würde,  bedarf  keinor  weitern  Erklärung.  Wenn  wir  demnach  diesmal  nicht 
so  uneingeschränkt  wie  sonst  unsre  Obereinstimmung  mit  der  Auffassung 
und  Wiodcrgnbc  dos  Alpenrelicfo  uussprechen  können,  so  ist  das  in  noch 
hoherm  Grade  der  Fall,  sobald  wir  in  dio  Detail«  eiugebeu. 

Hier  zeigt  es  sieh  sofort,  dafs  der  Verfasser  uufserhalb  seines  engem 
Vaterlandes  die  neuem  und  neuesten  Vernietungen  nicht  ausgiebig  genug 
benutzt  hat,  und  besoudera  in  den  österreichischen  Alpen  sind  Fehler 
nachweisbar,  welche  heute  oarh  Beendigung  der  VföQO»* Aufnahme  nicht 
mehr  erlaubt  sind.  So  ist,  um  nur  ein  Beispiel  aus  vielen  herauszuneh- 
meu,  auf  Blatt  3 die  Darstellung  der  Ostalpen  zwischen  der  Knns  und  der 
Donau  bei  Wien  inklusive  des  »»genannten  Wiener  Waldes  eine  ganz  ver- 
fehlte. Wir  beschränken  uns  nur  auf  don  Fufs  des  Gebirges  hinzuweben, 
der  in  Wirklichkeit  von  Steyr  in  fast  schnurgerader  Richtung  über  l’urg- 
stall  und  Wilhelmsburg  südlich  von  8t.  Pölten  verläuft  und  von  da  in 
leichter  Biegung  über  Neu- l>eugbacb  bis  Greifenstein  u.  d.  Donau  scharf 
absetzt,  während  die  Karte  cs  so  erscheinen  Uifst,  ab  ob  dio  Alpen  auf 
dieser  langen  Strecke  ca  15  km  nördlicher  direkt  bis  an  die  Donau  reich- 
ten. Die  dort  angebrachten,  überdies  falschen  Hohenzahlen  479,  619, 
438  &e.  erwebeu  die  Unrichtigkeit  der  Tenaindarstellung  auch  dem  Nicht- 
eingeweihten.  Figuren  wie  das  Tünnen -Gebirge,  das  Tote  Gebirge,  um 
Pvhra,  Schnee -Alp  und  Rax -Alp  &c.  entprechen  der  Natur  nicht,  und 
wichtige  l'isxc,  welche  für  dio  Gruppenscheidung  der  Alpen  bedeutungsvoll 
sind,  kommen  weder  io  der  Zeichnung  heraus,  noch  sind  sie  benannt 
(Reckawinkl  und  Kauniberg,  Lueg  PM  der  lsclsbcrg  1*.  See.).  Kleinere,  aber 
in  den  Mafastab  dieser  Kurte  gehörende  Qchirgsübergango  übergehen  wir 
dabei.  Selbst  Kulminationspunkte,  wie  der  weitbekannte  1892  m hohe 
Ötscher,  der  abseits  den  Haupthühenxngs  liegende  Giirtner  Kogl  westlich 
von  Fontofcl,  der  Dobmtsch  bei  Villach,  der  Tossruck  bei  Marburg,  die  durch 
ihre  Aussicht  berühmt  gowordene  Schmittenhöhe  bei  Zell  & c.  sind  verges- 
sen, während  überall  unbedeutende,  der  Aufnahme  nicht  werte  Höheu- 
objokte  eingetragen  sind.  Dio  charakteristbche,  sonst  auf  keiner  Karte  zu 
verkeunende  Gliederung  der  Dolotnitulpen  mit  den  isoliert  aufsteigenden, 
oben  abgestumpften  Bergkcgcln  ist  hier  kaum  augedoutet » wie  denn  ganz 
allgemein  bekannte  Eigentümlichkeiten  andrer  Berge  und  Berggruppen  nicht 
genügend  herrorgehoben  sind.  In  der  Auswahl  der  Orte  lassen  sich  wich- 
tige Unterlassungen  nnchweiscn  (Täufers,  Abbazia  <fcc.},  und  zahllose  Schreib- 
fehler in  den  Orts-,  Berg-  und  Flubmimen,  die  teilweise  an  eine  längst 
entschwundene  Zeit  erinnern  und  auf  ein  ganz  veraltetes  Material  hiudeu- 
ten,  lassen  es  ganz  unangebracht  erscheinen,  hier  Beispiele  anxu  fuhren. 
Die  Hühciizuhlen  sind  zum  überwiegenden  Teil  ungenau,  manche  bis  nahezu 
100  ni.  Von  erötfrinten  Eisenbahnen  vermissen  wir  die  Achenbahn  südlich  des 
Chierawea,  St.  Pölten —Tulln,  Brünn — Tiaehuuwitz , Fehring—  Füratenfcld, 
Spielfeld — Kodkersburg,  sowie  die  neun  Alpcnstrafsc  von  Fonds  ins  KUchtbal. 

Ebenso  wie  in  Österreich,  so  ist  os  in  Italien,  wo  der  Verfasser  offen- 
bar keine  Notiz  von  den  längst  fertig  vorliegenden  Vermessungen  des  dor- 
tigen GcneruUtab»,  welche  sich  in  dem  Mafotnb  von  1 : 100  000,  I .‘60000 
und  i : 25  000  übor  die  Pieinontesischen  und  I.igu rischen  Alpen , sowie 
über  den  ungrenzeudeu  Apennin  Ac.  erstrecken,  genommen  hat.  Es  kann 
al>er  durchaus  nicht  unsre  Absicht  sein , auch  hier  längst  uicht  mehr  zu- 
treffende Angaben  durch  neuere  zu  widerlegen,  — und  für  den  übrigen 
Teil  der  Kurte  bitten  wir  um  Entlastung.  Dafs  die  Originalzeichnung  zu 
der  vorliegenden  Karte  bereits  in  1878  fertiggtotellt  war,  entschuldigt  den 
Verfasser  keineswegs  dafür,  dafs  er  bis  zum  Tage  der  Drucklegung  und 
Herausgabe  nicht  dasjenige  hineingetragen  hat,  was  mittlerweile  durch  die 
neuen  topographischen  Landesaufnahmen  u.  u.  Iiekannt  geworden  ist.  über- 
dies war  bereits  damals  nicht  dasjenige  Material  an  Karten  und  Büchern 
xu  Rate  gezogen,  wolchea  man  bei  einer  Arbeit  dieser  Tendenz  nicht  wohl 
entbehren  kanti , und  wir  bezweifeln  daher  sehr,  dafs  die  im  Begleitwort 
ausgesprochenen  Hoffnungen  und  Erwartungen  sich  erfüllen  werden. 

Voytl. 

65.  Steinhäuser,  I)io  Verteilung  der  Bevölkerung  Nioder- 
österreieba  nach  der  Höhe  der  Wohnorte.  (Blättor 
Vor.  fiir  Landeskunde  von  Niederösterroich , 1885, 

Sep.-Abdr.) 

Sehr  selten  sind  noch  derartige  Untersuchungen  über  europäische  linder, 
wie  sie  Blum  ftir  die  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  in  so  großar- 


tiger Weise  durchgeführt  hat.  Aus  dem  reichen  Inhalt  des  Artikel«  von 
Steinhäuser,  der  die  vertikale  Verteilung  der  Bevölkerung  nach  den  einzel- 
nen üetichubczirken  tabellarisch  zur  Darstellung  bringt,  wählen  wir  die 
Haupttabelle  (Bevölkerung  der  Hähenstufon  in  I*roz.  derjenigen  des  betref- 
fenden Viertels),  Die  alten  Viertel  sind  bezeichnet  mit  U.  W.  (unter  dem 
Wieuer  Wald),  Ü.  W.  (ober  dem  Wiener  Wald),  0.  M.  (ober  dem  Man- 
hartsbrrg),  U.  JA,  (untor  dem  Manhartsberg). 


Ober  1000  m . . 

Wien 

0.  w. 

o.  w. 

0.  M. 

U.  M. 

Nieder- 

'•»(erreich 

0,1 

0,1 

— 

— 

0,02 

900—1000  . . 

— 

0.4 

0,6 

0,7 

— 

0,2 

800-  900  . . 

— 

0,7 

0,1« 

3,B 

— 

0,7 

700—  800  . . 

— 

3,0 

2,1 

6,7 

— 

1,0 

600—  700  . . 

— 

3,7 

3,2 

11,2 

— 

2,3 

500-  600  . . 

— 

5,4 

7,7 

*4,2 

— 

6,0 

400—  600  . . 

— 

8,0 

9,0 

19,0 

0,« 

4.2 

300—  400  . . 

— 

13,7 

25/» 

7,2 

2,n 

6,7 

200—  300  . . 

18,0 

82rO 

89.« 

12,7 

42,3 

25,2 

100—  200  . . 
Prownt  der  Landea- 

30, t 

10.0 

•M 

58,2 

61»* 

berülkeiuup  . . 

46,0 

16,0 

11,9 

12,4 

13,7 

100,0 

Es  ist  »IbatTorsUndlich,  dafs  diese  Tabelle  noch 

nicht  ein 

gauz  ge- 

naues  Bild  der  vertikalen  Verteilung  der  Bevölkerung  gibt.  Zu  diesem  Zwecke 
müfxtc  eigentlich  die  Dichtigkeit  für  jede  Höhenstufe  berechnet  werden. 


Supan. 

66.  Boehm , Uber  südalpine  Kreiden hlageruugen.  (Ztschr. 
Deutsch.  Geolog.  Ges.  Berlin  1885,  Bd.  XXX VIT, 
S.  545.) 

Es  winl  narhgewiesen,  dafs  am  Lago  di  Santa  Croce  in  den  venetia- 
nisrhen  Alpen  die  Guraubildungcn  weiter  verbreitet  sind , als  man  bisher 
vermutete.  Supan. 

67.  Schwicker,  Ungarns  Waldgebiet.  (Ausland  1865, 
Bd.  LVIJI,  S.  821.) 

Dm  ungarisch*  Waldgcbiot  nimmt  rund  80  Prozent  de.  Kulturboden* 
ein.  In  den  Karpaten  beginnt  der  Wald  in  300  m Höhe;  bis  1000  m 
reicht  der  Laubhulxgiirtel , bis  1500  m der  Nadelholzgürtel,  bis  1800  m 
die  Region  der  Sträucher  und  Zworgbäume.  Dieses  Gebirge  samt  dem 
daran  sich  schliefsenden  sieheulmrgisrhcn  Bergland  enthält  die  vier  grofsen 
Waldkomplexe  Ungarns  deren  Mittelpunkte  das  Zipn-Göraör-Sohler  Gebirge, 
dos  Marmaroier  Komitat,  die  Komitato  Kronstadt  und  iliromszlk  und  end- 
lich das  Komitat  K rux««  - Sxöreny  bilden.  Wenig  bewaldet  ist  das  Hügel- 
land, am  wenigsten  bekanntlich  da*  Alfold.  In  den  Stantxforsten  entfallen 
15  Prozent  auf  die  Eichen-,  58  Proz.  auf  die  übrigen  Laub-,  besondere 
Buchenwälder,  und  25,4  Froz.  auf  die  Nndelwuldungen.  Am  wenigsten  be- 
waldet sind  dio  magyarischen  Komitato  (mit  Ausnahme  Am  Szekler  Lan- 
des), am  meisten  die  slawischen  und  rumänischen.  Rückschlüsse  auf  den 
Volkschnrakter  darf  man  aber  daran«  nicht  ziehen  (wie  der  Vertonter  es 
thut),  denn  dio  Magyaren  bewohnen  vorwiegend  von  Natur  nti*  baumarme 
l Gegenden,  und  der  Rumäne  ist  ein  noch  ärgerer  Waldfeind  als  der  Ungar. 
Da*  Erträgnis  des  Waldlandes  liefert  jetzt  kaum  1 - Frox.  Zinsen.  Trotz- 
dem ist  die  uugarische  Forstproduktiou  schon  aktiv  (1883  für  27,8  Mill. 
Gulden  Ausfuhr  gegen  4,7  Mill.  Einfuhr).  Supan. 

68.  Magyarorszäg  Megyeinek  kezi  Atlasza.  Budapest,  I’os- 
nor , 1 885. 

Von  der  für  die  Geogr.  Mitteilungen  feststehenden  Regel,  über  Schul- 
karten  nicht  oder  nur  ganz  ausnahmsweise  zu  berichten,  mag  *»  nachfol- 
gender Gründe  wegen  im  vorliegenden  Fall  gestattet  »ein , eine  Ausnahme 
zu  machen.  — Füllte)  mit  den  Wandkarten  aller  63  Komitate  Ungarns  und 
Siebenbürgens,  welche  auf  deu  Wunsch  des  Königlich  ungarischen  Unter- 
richts-Ministeriums in  Budapest  unter  der  Ix-itung  des  Ministerialrates 
Ooneijr  v.  Kogutowicc  in  dem  neu  begründeten  kartographischen  Institut 
Ton  Posner  hergestellt  werden,  und  von  welchen  dio  erste  Lieferung  vor 
uns  liegt,  erscheinen  die  Hand  karten  der  Komitato,  damit  Lehrer  und  Schüler 
auch  einen  Jaohrbchelf  in  Händen  haben.  Und  diese  Karten  sind  « vor- 
nehmlich, welchen  wir  einige  Worte  widmen  müssen,  da  aie  auch  außerhalb 
der  Schule  vermöge  ihres  grofsen  Mafostabes,  1:226000«  1:800000  und 
1:375000,  mehr  aber  noch  durch  die  Art  uud  Weise  ihrer  Ausführung  — 
blau«  Gewässer  und  farbige  Unterscheidung  verschiedener  Höheustufeu  mit 
Unterstützung  von  brauner  Schraffierung,  die  Grenzen  der  Stublbesiike  rot, 
sonst  alles  schwarz  — wohl  Verbreitung  finden  werden.  Ein  zweiter  Grund, 
weshalb  wir  dieser  Karten  Erwähnung  thun,  ist,  zu  bestätigen,  dafa  man 
in  Ungarn  anflugt,  sich  von  dem  kartographischen  Kiufiuf»  des  Auslandes, 


Digitized  by  Google 


24 


Litteraturbericht  Nr.  69 — 74. 


einschließlich  der  citleithaoUchen  Hälfte  des  Kaiseistaates , unabhängig  zu 
machen,  — und  man  thut  das  nicht  ohne  Geschick.  Denn  die  Wund-,  wie 
die  Handkarten  verraten  eine  geübte,  bereits  routinierte  Kraft , und  sehen 
nicht  danach  aus,  als  fange  man  erat  an  xu  experimentieren.  Vielmehr  sind 
es  empfehlenswerte,  sich  ihren  Zweckes  bewußte  Karten,  welche  manchem 
ähnlichen  Machwerk  im  lieben  Deutschen  Ueich,  wie  man  cs  in  Schulen 
and  sogar  auf  Ausstellungen  noch  sehen  kann,  bei  weitem  „über“  sind. 
Dadurch  ixt  es  auch  erreicht,  was  raun  ja  wohl  in  erster  Linie  beabsichtigt 
hat,  dafs  die  gänzliche  Magyarisicrung  der  Ortsnamen  in  Ungarn  nach  der 
„amtlichen"  Schreibweise  konsequent  durchgeführt  werden  kann,  und  deren 
Annahme  wenigstens  in  Ungarn  selbst  nur  noch  oine  Krage  der  Zeit  — 
sagen  wir  der  nächsten  Zeit  — ist.  Zwar  finden  wir  auch  hin  und  wieder 
einen  deutschen  Ortsnamen,  er  ist  aber  der  amtlichen  ungarischen  Schreib- 
weise untergeordnet.  Im  übrigen  basieren  die  Karten,  das  Gerippe  sowohl 
wie  das  Torrain,  auf  der  Viui>>>~§PG*itlkarte  des  Wiener  milit.- geogr.  In- 
stituts mit  Benutzung  der  ueuen  in  der  König),  ungarischen  Stuatxdrucknrei 
horgostollton  Karte  Ungarns  in  ]:36UOÜ0,  und  sic  werden  bei  obligato- 
rischer Einführung  in  den  Schulen  die  systematische  Magyaririerung  der 
deutschen,  waLchUcheu,  rumänischen  und  kroato • serbischen  Komitate 
viel  schneller  fordern,  als  da»  auf  jodom  andern  Wege  möglich  gewesen 
wäre.  Vou  den  Haodkarten  sind  bisher  fünf  Komitate  erschienen,  nämlich : 

1)  Pest — PiU* — Solt— Kiskün,  2)  Torontal,  3)  Vas,  4)  Sxiügv,  5)  San*. 

Fog  ei. 

69.  Carte  de  France  au  1 : 50  000 , publice  par  le  Depot 
de  la  Guerre.  Paris. 

Nachdem  wir  erst  im  letzten  Maiheft  der  Geogr.  Mitteilungen  die  ersten 
Sektionen  einer  ueuen  Karte  von  Frankreich  in  1 : 200  000  besprochen 
haben,  kommen  jetzt  ton  derselben  Stelle  27  Sektionen  oincr  ganz  neuen 
auf  ca  1 lOO  Blatt  berechneten  Karte  ron  Frankreich , dio  unsre  Aufmerk- 
samkeit in  hohem  Grade  in  Anspruch  nehmen.  Aus  dem  heigegebenen  Be- 
richt entnehmen  wir,  „dafs  die  ersten  Versuche  bezüglich  der  Ausführung 
dieser  Knrte  im  Jahre  1881  gemacht  worden,  indem  das  DtpAt  de  1h  Guerre 
auf  Grund  der  früher  aofgenommonen  Meßtischblätter  in  1:40000,  nach- 
dem dieselben  durch  Nachträge  und  Berichtigungen  auf  den  Stand  der  Neu- 
zeit gebracht  waren,  an  die  Herstellung  der  1 -»a»)*  Karte  mit  Hüheukurten 
und  in  Farbendruck  ging".  Hierzu  bemerken  wir,  dafs  die  Karte  mitteD 
Zinkographie  in  sechs  Farben  ausgeführt  ist,  welche  bei  der  dem  grofsen 
Maßstab  entsprechenden  räumlichen  Auseinanderhaltung  gut  aneinander  pusseu 
und  deutlich  ablesbar  sind,  — wenn  auch  die  Schärfe  und  Eleganz  dos 
verlassenen  Kupferstichs  bei  weitem  nicht  erreicht  wird.  Kot  sind  Kindliche 
im  Grundriß  vorhandenen  Ortschaften,  sowie  die  allezeit  fahrbaren  Chausseen. 
Schwarz  die  Kiteubahnen  und  das  übrige  Wegenetz,  sowie  die  Schrift.  Der 
Wald  grün  und  die  GnwiU«cr  hUu.  Die  braunen  Niveaulinien  haben  einen 
Abstand  von  10  m und  sind  statt  der  Texrainschrafßerung  durch  die  Wisch- 
roanier  (Schummerung)  in  graublauer  Färbung  abgetönt.  Ob  die  Wege  auf, 
über  oder  unter  der  Eisenbahn  verlaufen,  ist  kenntlich  gemacht,  uueh  sind 
die  Zeichen  ftir  Pos?  und  Telegraphie  bei  deu  betreffenden  Stellen  einge- 
tragen. Als  eine  vielen  sehr  willkommene  Neuerung  ist  dio  den  Ortschaften 
beigodruckto  Einwohnerzahl  zu  betrachten,  und  wio  wir  bereits  bei  Gelegen- 
heit der  oben  genannten  Y*»omv' Karte  unsrem  Erstaunen  Ausdruck  gegeben 
haben,  dafs  dort  die  seit  1870/71  entstandenen  Neubefestigungen  und  Fort« 
eingozeiebnet  waren,  so  müssen  wir  dowelbe  für  die  vorliegenden  Blätter 
betonen,  nur  mit  dem  Unterschied,  dafs  ca  hier  in  noch  ausführlicherer 
Weis«  geschehen  ixt.  Somit  konstatiert  diese  neue  Karte  einen  großen  Fort- 
schritt gegenüber  der  in  Kupfer  gestochenen  schwarzen  Ausgabe  in  t : 80000; 
sie  wird  insbesondere  dem  Ingenieur  für  Eisenbahnen  und  Wegebauteu  &c. 
bei  der  Herausgabe  dos  ersten  Entwurfs  sehr  nützlich  sein.  Die  27  uns 
vorliegenden  Sektionen  verbreiten  zieh  in  NO-Prvnkreich  etwa  auf  den  Kaum 
von  Verdun — Metz  bis  Gray — Montb^liard,  indem  sie  nicht  ganz  bis  an  die 
nunmehrige  deutsch  - französische  Grenze  reichen,  und  wir  entnehmen  den 
zugehörigen  Bemerkungen  weiter,  „dafs  dio  Fortführung  dieses  sehr  nütz- 
lichen Unternehmens  wegen  finanzieller  Einschränkung  vorläufig  unterbleiben 
muß".  Freilich  ixt  zu  seiner  Fertigstellung,  einschließlich  aller  Vorarbeiten, 
ein  Kredit  von  22000000  Frank  erforderlich,  weleher  von  der  französischen 
Abgeordnetenkammer  verweigert  wurde.  Dafs  übrigen«  dos  große  Unter- 
nehmen einer  neuen  Generolanfnabme  von  Frankreich  in  dem  Maßstah  ron 
1 : 10000  oder  1 : 20 000  mit  genauen  Höhenkurven,  statt  der  fortgesetzten 
„annähernden  * Aufnahmen  nur  eine  Frage  der  Zeit  ist,  entnehroeu  wir  schon 
der  Bemerkung,  „daß  die  topographische  Abteilung  des  französischen  Ge- 
neraistah»  unter  Leitung  des  Kommandanten  de  la  Loe  bereits  solche  Ar- 
beiten ausführt,  welche  später  aß  Muster  gelten  sollen“.  Man  würde  daun 
die  Meßtßchblätter  behufs  ihrer  Benutzung  für  dio  Ingenieure  und  die 
technische  Welt  vervielfältigen  nnd  für  das  große  Publikum  und  die  Arraoe  i 
eine  topographische  Karte  in  l : 60  000  schaffen,  welche  eine  unantastbare 


Darstellung  des  Lande*  wäre.  Genau  so,  wie  « in  einigen  andern  Staaten 
bereit*  geschehen  ist.  Voytl. 

70.  Album  (io  Statistique  grapbique  de  1884.  Heraus* 
gegeben  vom  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten, 
Paris.  1885. 

Die  ersten  13  Tafeln  sind  teils  kortogrephieehe  Dtratellungeo  der  Hin- 
nahmen. Waren-  und  Peraoneubeweftung  auf  den  französischen  Bisenbahnen, 
teils  graphische  Darstellungen  dor  neuen  Tarife  der  Compaguie  de  l’Eal. 
Tafel  14 — 19  eind  den  kartographischen  Darstellungen  der  inner«  Schiffahrt, 
und  Thfel  2(1—23  jenen  der  maritimen  Srhilfuhrt  im  Jahre  1882  gewidmet. 
Sehr  lehrreich  iet  die  Darstellung  der  fraozöeuchen  Handelebewegung  ron 
1716—1881  (Taf.  24);  bis  1825  bleibt  derTotalwert  unter  1000  Will.  Frank; 

1840  erreicht  er  2000  Mit).,  1850  2500  Milt.,  und  nun  nimmt  der  Handel 
einen  gewaltigen  Aufschwung,  bis  er  1881  einen  Totalwert  ron  10  700MÜ1. 
Frank  erreicht.  Seit  1876  nimmt  die  DilTerenz  der  Bin-  und  Ausfuhr  zu 
gunsten  der  erstem  stetig  zu.  Die  Karle  auf  Tafel  25  stellt  durch  far- 
bige Kreiae,  von  denen  jeder  ein  Departement  repräsentiert,  die  Bevölke- 
rungsbeweguug  ron  fünf  zu  fünf  Jahren  für  die  Zeit  1801 — 1881  dar;  die 
Berälkerungszahl  für  den  Beginn  jedes  Qninquenninma  wird  mit  jener  ron 

1841  verglichen,  die  also  den  Nullpunkt  darstellt.  Binige  Departements 
der  Normandie  haben  seit  dieser  Zeit  an  Kinwohnerxahl  abgenommen. 

5'upan. 

71.  Vorhandluugen  über  den  „Canal  des  deux  mors“  auf 
dom  Cougrös  regional  zu  Borger;«',  Sept.  1885.  (Bull. 
Soc.  de  Geogr.  commorc.  Bordeaux  1885,  Bd.  VUI, 
vS.  566.) 

Militärische  und  handelspolitische  Grinde  machen  für  Frankreich  einen 
offenen  Schilfabrtakaital  im  N der  Pyrenäen  ebenso  wünschenswert,  wie 
den  Nonl-Oitsee-Kaual  für  Deutschland.  K$  sei  hier  aufmerksam  gemacht 
auf  die  den  Verhandlungen  beigegebene  Karte,  welche  die  beiden  Projekte 
darstellt.  Nach  dem  einen  nimmt  der  Kanal  seinen  Anfang  in  Bordeaux, 
nach  dem  andern  in  der  militärisch  günstiger  beschaffenen  Bai  von  Arcachon. 
Bei  Kourquc*  vereinigen  aich  die  Linien  beider  Projekte  uud  von  da  an 
verläuft  der  Kanal  parallel  mit  dem  Canal  du  Midi  über  Toulouu-  nach 
Nirbonne.  Supa*. 

72.  Bardet,  Orograpbie  et  Hydrogrnphio  du  ddpsrtemeut 
d'lodre-et-Loire.  (Kev.  Soc.  do  Geogr.  de  Tours,  1885, 
Bd.  II,  S.  405.) 

Ausführliche,  aber  rein  beschreibende  Darstellung , die  aber  auch  auf 
die  geoguiMtiichen  Veihältnime  Rücksicht  nimmt.  Der  hydrographische 
Teil  ist  eine  langatmige  Umschreibung  der  Karte.  Supan. 

73.  Velain , Los  rochos  basaltiquos  d'Essey-la-Cöte.  (Bull. 
Soc.  geolog.  do  Franco,  1885,  Bd.  XIII,  S.  565.) 

An  der  Grenze  der  Departements  Vogesen  und  Mcurtho  und  Mosel,  süd- 
lich ron  Lunerilte,  erhebt  sieb  die  UAto  d'Ksaey  (427  m hoch),  ein  Kegel 
Ton  auffallend  regelmii feiger  Form.  Kr  sei  hier  nur  erwähnt,  weil  er  ein 
trofflichos  Beispiel  partieller  Denudation  darbiotot.  Kr  erhebt  »ich  über 
eine,  aus  schwach  nach  N geneigten  Muschelkalkschichtcn  bestehende 
Bbeno,  und  ist  aus  Keuper-  und  Liasschichten  aufgebaut,  die  offenbar  nur 
deshalb  an  dieser  Stelle  der  Denudation  entgingen , weil  sie  durch  mäch- 
tige basaltische  Gänge  gleichsam  ftotgehalten  wurden.  Supon. 

74.  Wunderlich,  Aardrijkskuude  vau  Nederland.  Zutten, 
W.  J.  Thieme  & Ko.,  1885. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  «laß  unter  denjenigen  Lindern,  wo  die  Geo- 
graphie am  meisten  gepflegt  wird,  die  Niederlande  eine  ehrenvolle  Stelle 
entnehmen.  Befremdend  mag  es  daher  erscheinen,  daß  die  meisten  Nieder- 
länder sieh  bis  vor  kurzem  sehr  wenig  für  die  Geographie  ihre*  eiguen 
I<ande*  interessierten.  Es  ist  ja  noch  nicht  zwei  Jahre  her,  daß  die 
Hydrographie  dor  Niederlande  in  den  meist  benutzten  Handbüchern  t-o 
stiefmütterlich  wie  möglich  behandelt  wurde,  und  daß,  wenn  ihrer  schon 
erwähnt  wurde,  meist  sonderbare  Vorstellungen  in  Umlauf  waren  hinsicht- 
lich der  Polder  uud  Trockenlegungen,  der  Fruchtbarkeit  de*  landcs  und 
dor  Wosscrfönlcrung.  Eine  glückliche  Veränderung  vollzog  sich  seit  dem 
Erscheinen  des  Werkes  de«  Genieoffizier«  A.  A.  Beekman:  „NedcrLnd  als 
Polderland“  (1884),  da»  ganz  neue  Anrichten  zu  Tage  förderte  und  außer- 
ordentlich anregend  wirkte.  Auch  das  Buch,  über  welches  wir  zu  refe- 
rieren haben,  verdankt  dieser  Anregung  seine  Entstehung. 

Nach  oincr  allgemeinen  Einleitung  über  don  Ursprung  do«  Namen«, 
dio  Grenzen,  die  Lage  des  Laude*  Ac. . widmet  der  Verfasser  seine  Auf- 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  75 — 76. 


25 


merkaamkoit  der  horizontalen  (Küste,  Dünen'  und  vertikalen  Gestalt  des 
Landes , und  endlich  der  Zusonraicn*eUung  des  Bodens.  Nach  der  Her- 
kunft unterscheidet  er:  das  nordische  (skandinavische)  Diluvium,  dos  ge* 
mischte  und  dis  südliche  oder  Rhein-  uud  Maas- Diluvium , und  endlich 
das  Alluvium. 


Nach  der  Beschaffenheit  «erden  unterschieden: 


Moeresthon  (xacklei) 

Flutsthon  (ririerklei)  . 

Hnchublogcrungen  (b^ckheexinkingcu' 

Moore  (venen) 

Dünen  (duinen)  und  äolische  Saudablagerungen 
(xandstuivingen)  . 


763  814  ha 
348  338  •. 
63  609  - 
010  364  M 

*6  000  „ 


Alluvium  1 861  176  ha 


Sauddiluvium  (xanddiluvium) 
Kiesdiluvium  (grintdiluvium) 
Limburger  Thon  (Limburgschc 


. 961  828  „ 

. 327  679  „ 

klei)  . . 52  140  * 

Diluvium  1 341  047  ha 


Altere  Formationen  kommen  mit  Ausnahme  der  Provinz  Umburg  ln 
den  Niederlanden  nur  selten  vor,  doch  beläuft  sich  der  jährliche  Ertrag 
der  io  den  Niederlanden  geforderten  Steinkohlen  noch  auf  4 Millionen  kg. 

Beim  Studium  der  Niederlande  aoll  man  vor  allem  darauf  achten,  dafs 
man  Polder  und  Trockenlegungen  streng  voneinander  unterscheidet.  Kio 
Polder  ist  ein  Stück  Land,  von  Kaien  oder  Deichen  eingeschlos»*»  zur 
Abwehr  des  umgebenden  Wassers  und  xur  Abschliefsung  des  darin  befind- 
lichen Wassers;  Trockenlegungen  dagegen  sind  tTockengelegte  Polder,  woraus 
durch  die  Natur  oder  durch  die  Arbeit  des  Menscheu  der  Torf  entfernt 
ist,  tiefo  Bocken  als«,  deren  Boden  im  allgemeinen  3,74— 6,4  m untcT  dem 
Nullpunkt  de»  Amsterdamer  Pegels  liegt.  Die  meisten  Trockenlegungen 
findet  nun  in  den  Provinzen  Nord-  und  Südholland,  die  ältesten  (aus 
dem  17.  Jahrhundert)  in  Noidholland.  Aus  der  Sache  selbst  geht  hervor, 
dafs  die  Entfernung  de«  Polderwassers  in  den  Monaten  September  bis  Märx, 
wo  der  Niederschlag  die  Verdunstung  übertrifft,  zu  den  wichtigsten  Auf- 
gaben gehört. 

Nachdem  der  Verfasser  einige  Seiten  der  Verwaltung  der  Polder  ge- 
widmet hat,  wendet  er  sich  xur  Besprechung  der  Flüsse.  Ira  allgemeinen 
glauben  wir,  daf»  dieaor  Teil  der  schwächste  des  ganxen  Werke«  ist,  wäh- 
rend gerade  hier  Beekman  reformitomch  gewirkt  hat.  Im  Anschlufs  au 
diesen  behauptet  Wunderlich  nachdrücklich,  dafs  het  Pannerdensch  Kanaal 
(Niederrhein),  de  Lek  und  de  Nieuwe  Maas  ein  und  derselbe  Ilauptflufs 
sind,  so  daf»  der  Itheiu  nicht  boim  Dorfe  Katwijk,  sondern  beim  Hock 
van  Holland  ins  Meer  mündot. 

Die  nun  folgende  Besprechung  der  Seen  enthalt  weniger  Interessantes. 
Wichtiger  ist  die  Abteilung  über  da»  Klima.  Wie  bekannt  sein  wird, 
schwankt  die  mittlere  Jahrestem|»eratur  der  Niederlande  xwischen  9,16° 
(den  Helder)  und  11,11°  (Maastricht).  Während  dor  Sommermonate  sinkt 
die  Togestemperatur  nie  unter  den  Nullpunkt:  bisweilen  kommt  die*  aber 
während  der  Nacht  vor,  und  vorzüglich  auf  weiten  Grasfiurcn,  welche  bei 
heiterni  Himmel  stark  auastrahlen.  Der  holländische  Bauer  behauptet,  dafs 
die  Nachtfröste  am  Morgrn  des  15.  Juli  endigen,  um  in  der  Nacht  des 
16.  Juli  wieder  zu  beginnen.  Die  vorherrschenden  Winde  sind  die  west- 
lichen. Im  Sommer  kann  aber  bei  konstanter  Witterung  der  Wind  eine 
vollständige  Drehung  im  Sinne  des  Uhrzeiger*  »umfuhren.  Morgens  werden 
nämlich  die  Östlich  liegenden  Länder  erwärmt  und  es  entsteht  ein  Westwind. 
Mittags  hat  dagegen  das  südlich  liegende  Land  eine  höhere  Temperatur,  und 
man  bekommt  Nordwind,  während  gegen  Abend,  wenn  das  Meer  einen 
höhem  Wärmegrad  besitzt  als  das  Lind , der  Ostwind  sich  fühlen  läfst. 
Am  uichslen  Morgen  fangt  dieser  Kreislauf  von  neuem  an.  Die  mittlere 
jährlicho  Hegenhöhe  beträgt  688  mm.  Am  meisten  Hegen  fallt  im  Juli 
und  Augu&t,  am  wenigsten  im  Märx  und  April.  Die  Anxahl  der  Hegen- 
tage beträgt  160,  während  jene  der  Tage  mit  ganz  heiterm  Himmel  sehr 
gering  ist. 

Indem  wir  jetzt  zu  der  Bevölkerung  übergeben,  soll  zunächst  bemerkt 
werden,  dafs  die  Vorfahren  de»  niederländischen  Volkes  zu  drei  germanischen 
Stämmen,  den  Priesen,  den  Franken  und  den  Sachsen  gehörten,  woraus 
nach  gegenseitiger  Mischung  dio  Friao-Sachaen  an  den  Grenzen  der  Provinzen 
Drcntc  und  Pricsland  und  auf  den  Torfboden  der  Provinz  Overij&cl,  und  dio 
Friso-Franken  in  den  Provinzen  Holland  und  Zeeland  entstanden.  Bemerkens- 
wert ist  es,  dafs  gerade  auf  de  Veluwe,  wo  der  Boden  gemischt  ist,  auch  die 
Bevölkerung  aus  verschiedenen  Bestandteilen  xuazmroengesetzt  ist.  Die  ge- 
nannten drei  llauptatämme  haben  noch  jetzt  ihre  eigentümlichen  Merkmale 
und  Erwerbsmittel  bewahrt.  Der  Charakter  der  Niederländer  ist  schon  zu  oft 
und  ausführlich  beschrieben  worden,  als  daf»  der  Verfasser  auf  den  wenigen 


Petermann«  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bericht. 


Seiten  die  er  ihm  widmet,  etwas  Neue»  sagen  könnte.  Fraglich  ist  cs,  ob  die 
Behauptung,  daf»  die  Peinlichkeit  des  Körper*  oft  viel  zu  wünschen  übrig 
läfst,  richtig  ist.  Dor  Protestantismus  (62  Proz.)  hat  seinen  Sitz  in  den 
Thongogenden  aufgcschlagen,  der  Katholizismus  (36  Proz.)  auf  dem  Rhoin- 
und  Maas  - Diluvium , während  das  skandinavische  und  gemischte  Diluvium 
unter  seinen  Bewohnern  sowohl  Protestanten  als  Katholiken  zählt.  Die  An- 
zahl der  Israeliten  in  den  Niederlanden  beträgt  ungefähr  zwei  Proz.  der 
ganxen  Bevölkerung. 

Von  dem  Gesamtareal  entfallen  auf  das  Ackerland  26,9,  auf  da»  Gras- 
land 34,4,  auf  Gärten  uud  Obstgärten  1,4  und  auf  den  Wald  6,8  Prozent. 
Ackerbau,  Viehzucht,  Handel,  Schiffahrt,  Fischerei  und  Industrie  werden 
nun  besprochen,  worauf  gedrängte  Kapitel  über  dio  Verkehrsmittel  und  die 
Ortsbmciireibung  folgen.  Die  letztere  Abteilung  ist  aber  viel  zu  kurz;  bei 
doppelter  Ausdehnung  würde  dieser  Gegenstand  nicht  zu  ausführlich  be- 
handelt »ein.  Am  Schlüsse  dc4  Werk«  sind  einige  Seiten  der  Verteidigung 
der  Niederlande  ira  allgemeinen  uud  Hollands  insbesondere  gewidmet, 
wclcho  mit  Aufmerksamkeit  gelesen  zu  werden  verdienen. 

Wie  schon  aus  obigem  hervorgehen  wird,  verdient  das  Werk  nicht  un- 
geteiltes Ix»b.  Hier  und  da  wäre  eine  gröfsere  Ausdehnung  und  demzufolge 
eine  gröfsere  Klarheit  sehr  erwünscht.  Im  ganzen  kann  es  aber  sehr  em- 
pfohlen werden,  auch  den  Geographen  de»  Auslands,  welche  oft  noch  falsche 
Vorstellungen  Uber  die  in  mancher  Hinsicht  so  merkwürdigen  Niederlande 
hegen.  Hat  man  einmal  dieses  Werk  studiert,  so  hat  man  eine  gute  Vor- 
bereitung genossen  für  da»  öfter»  citicrtc  Werk  Beekman»,  ja  mau  wird, 
angeregt  durch  das  viele  Interessante  der  niederländischen  Ib*dcnbeichafTen- 
heit,  nicht  länger  xögern,  uueh  mit  diesem  Werke  bekannt  zu  werden. 

Aiwfrkfir«. 

75.  Noordzee.  — Zeegaten  van  Goeree  on  Maas,  1:50000. 
’s  Gravenhage  1885. 

Wir  körnten  nicht  allen  Erscheinungen  der  Kartographie  in  diesen 
Blättern  Hechnung  tragen  uud  müssen  uns  darauf  beschränken , stets  nur 
da»  Wichtigere,  du«  Neue  und  Bessere  hernusxugreifen.  Zumal  bei  den 
sogenannten  Admiralität»-  oder  Seekarten,  deren  Veränderlichkeit  fast  mit 
jeder  neuen  Lotung  konstatiert  wird,  müssen  wir  un»  eine  besondere  Re- 
serve aufcrlcgen.  Wo  aber,  wie  in  den  Niederlanden,  die  verschiedensten 
Ursachen  mitwirken,  außer  dem  Mcere*!>odon  auch  die  Küstenlininn  und 
die  Flußmündungen  bb  tief  in  da»  Lend  hinein  in  gewinen  Zeiträumen 
erheblich  zu  verändern,  und  wo  der  beständigen  Verbesserungsbedürftigkeit 
der  betreffenden  See-  und  Flufskarlcn  in  »o  vollkommener  Webe  Genüge 
geschieht,  wie  dort,  da  bt  es  nicht  zu  umgehen,  daf»  wir  von  den  bedeu- 
tendem Publikationen  diese«  Zweiges  der  Kartographie  mehr  als  sonst 
üblich  Notiz  nehmen.  Au»  diesem  Grunde  verweben  wir  auf  die  oben- 
genannte, au»  den  Jahren  1882  und  83  stammende  Aufnahme  der  hydro- 
graphischen Abteilung  de«  niederländiacheu  Marineminbtenums,  welche  sich 
durch  den  außerordentlichen,  nirgends  einen  Zweifel  aufkommeu  lassenden 
Reichtum  ihrer  Angaben,  wie  durch  die  Sauberkeit  ihrer  Ausführung  den 
vorausgegangenen  Arbeiten  von  derselben  Stelle  (s.  Geogr.  Mitt.  1883»  S.  31) 
würdig  anschliefst.  Dio  Karte  bt  besonders  wichtig  für  die  Dampfschiff- 
fahrt, indem  sie  genau  die  Fahrstraße  vom  Licbtscbiff  der  Schouwenbank 
bis  in  die  Maa»mündung  und  durch  den  ..Nieuwe  Waterweg“  im  Hoek 
van  Holland  nach  Rotterdam,  wie  nicht  minder  die  Wege  durch  du«  Häring- 
vliet  und  De  Krummer  nach  dem  Hollindach  Diep  zeigt.  Die  frühere 
nördliche  Mündung  der  Maas  Hct  Scheu r ist  abgedümmt.  Vnptl. 

76.  Buchan,  The  animal  Kainial!  of  tho  British  Islands. 
(Journ.  Scott.  Meteor.  Soc.  for  1884,  S.  131,  mit 
1 Hegenkarte.) 

Die  Tabellen  geben  die  mittlere  jährliche  Regenmenge  Ru  547  schot- 
tische, 1080  englische  und  213  irische  Stationen  für  die  24jäbrigc  Pe- 
riode 1860—83.  Die  kürzern  Beobachtungareihen  wurden  mit  wenigeu 
Ausnahmen  auf  dio  24jährige  Periode  reduziert,  so  daß  absolut  vergleich- 
bare Werte  für  das  ganze  Reich  geschaffen  wurden.  Au»  den  Tabellen, 
timen  ein  kurzer  Begleittext  beigefugt  ist , und  der  Karte  ergeben  »ich 
folgende  Uauptresultate. 

Die  beiden  großen  britischen  Inaoln  acheiden  sich  in  je  zwei  Haupt- 
xonen:  eine  weltliche  mit  über  100  cm  und  eine  östliche  mit  weniger  als 
100  cm  mittlerer  jährlicher  Niederschlagsmenge,  ln  Schottland  bt  die 
erste  Zone  mehr  entwickelt.  Auf  den  nördlichen  Inselgruppen  betrügt  die 
Regenmenge  69- -113  cm,  auf  den  Hebriden  steigt  aie  schon  allge- 
mein über  100  cm,  und  auf  der  Skyc  erreichen  wir  bereit«  eines  der 
MaximalniederschLgs- Gebiete  (Sligachan,  140  m hoch,  234  ero).  Da»  zweite 
Maximalgebiet  (mit  mehr  als  200  cm)  umfaßt  einen  beträchtlichen  Teil 
des  westschottbcheu  Hochlande«  zu  beiden  Beiten  des  Loch  Linnhc.  Hier 


e 


26 


Litteraturbericht  Nr.  77 — 80. 


betragt  die  Regenmenge  Meilenweit*  über  250  cm;  Glancroc,  die  feuch- 
te* te  Station  Schottland*,  100  tu  hoch,  hat  sogar  320  ctu  (allerdings  uur 
Ojähr.,  unreduziertes  Mittel).  Südlich  von  der  Clydcburhl  und  im  *üd- 
schottischen  Gebirgaland  hält  sich  die  mittlere  Niederschlagsmenge  zwischen 
100  und  150  cm,  und  übersteigt  letztere  Zahl  nur  noch  tu  den  hohem 
Teile»  des  Gebirges,  aber  ohne  irgendwo  200  cm  zu  erreichen.  Die  Nord- 
kustc  und  die  fotliche  Abdachung  d«  Gebirges  liegen  in  der  Zone  zwi- 
schen 75  und  l0O  cm;  am  geringsten  ist  die  Regenmenge  au  der  KlUte 
von  Caithness,  am  Moray  firth  und  südlich  Ton  I'cterhcad.  Dio  Nieder- 
schlagsmengen für  einige  der  bedeutendem  Orte  Schottlands  sind: 

Wiek  ...  71  cm  Dundee  . . . 77  cm  Glasgow  . 102  — 100  cra 

Interne»  . . 71  „ Perth  . .84 — 108  , Greenock  . . 103  « 

Aberdeen  . 78—82  „ Edinburgh  72—  70  * Durofrias  . . 102  « 

ln  England  nimmt  die  UH)  cm -Zone  nur  mehr  den  vierten  Teil  des 

Land»  ein  und  zerfallt  in  drei  isolierte  Gebiete,  die  den  Gebirgslkndern 
entsprechen.  Das  erste  umfafst  das  cumberUndsche  und  pcnnittiachc  Ge- 
birge; im  Seenbezirk  steigt  die  Regenmenge  über  250  cm,  und  dio  Station 
The  Styc  (328  m hoch)  ergab  sogar  im  12jiihrige»  Durchschnitt  472  cm: 
dio  gröfste  Regenmenge , die  bisher  in  Europa  überhaupt  gemessen  wurde. 
Carl islc  hat  78,  Preston  101,  Uvorpool  83,  Manchester  94  cm.  Das  zweite 
Gebiet  ist  das  Hochlaud  von  Wales;  die  Maxima  sind  hier  298  cm  im  N 
(Beddgolert)  und  244  cm  im  S (Ty  • Draw  Trehexbert);  von  wichtigem 
Küstenorten  mögen  genannt  werden:  (arnarvon  102,  AbcryMwyth  HG, 
Milford  109,  Swansea  95,  Cardiff  113  cm.  Jenseits  des  Bristol  - Kanals 
(Bristol  83  cm)  folgt  dos  dritte  Maximalgebiot,  dos  Hochland  von  Cornwall, 
wo  das  Darttuoor- Gebirge  (423  m hoch)  eine  mittlere  Regenmenge  von 
200  cm  aufweist.  Barnstaple  hat  106,  Ponzanco  113,  Plymouth  115. 
Kxctcr  85  cm.  Die  an  diese  Gebiete  aicb  ostwärts  anschließende  Zoue  von 
75 — 100  cm  ist  schmal,  nur  im  hügeligen  Süden  (Down)  reicht  sie  nahezu 
bis  zur  Ostküstc.  Östlich  davon  ist  dio  Regonmcnge  unter  75  cm  und 
nimmt  nach  O stetig  ab,  mit  Ausnahme  der  niedrigen  Küitenhoben  von 
York,  Liueoln  und  Notfolk,  wo  sie  wieder  wuchst.  Den  geringsten  Nieder- 
schlag finden  wir  östlich  der  Linie  flumber — Redford — Themsemündung. 
Die  folgenden  Gruppen  sind  von  N nach  8,  und  die  Stationen  innerhalb 
derselben  von  W »ach  O geordnet : 

llarrogate  8C,  York  68,  Null  71  cm. 

Sheffield  77,  Gainsborough  G3,  Louth  76  cm. 

Birmingham  82,  Letcesler  71,  Peterborough  61,  Swiffham  71,  Nor- 
wich  72,  Yarmouth  70  cm. 

Gloueester  70,  Oxford  68,  Readiug  68,  Greenwich  66,  Favershom  87, 
Ramsgute  61  cm. 

Yeovil  84,  Wilton  84,  Petcrsfiold  98,  Rcigat«  90,  Tunbridge  73, 
Dover  76  m. 

Wewuouth  90,  Portsmouth  67,  Brighton  74,  Hostings  74  cm. 

In  Irland  halten  sich  beide  Hauptzonen  so  ziemlich  das  Gleichgewicht. 
Dio  westliche  zeigt  auch  Neigung  zur  Dreiteilung  durch  die  Sligobai  und 
das  Shannon  • Astuarium.  Am  regenreichsten  sind  Joyce's  Uountry  (Kylo- 
morc  227  cm)  und  dos  Gebirge  von  Kerry  (Kcnmarc- Dcrrecn  176  cm). 
Im  0 steigt  die  Regenmenge  Uber  100  cm  iiu  Mourne-  und  Wicklow- 
Gebirge;  am  trockensten  ist  die  Umgegend  ton  Dubliu. 

West-  und  Südküxtn:  Sligo  109,  Wfatport  135,  Galway  122,  Tra- 
lee  118,  Cork  lll — 92,  Wateiford  106  cra. 

Inneres:  Oinugh  95,  Armagh  81,  Enniskillen  125,  Ballinasloc  106, 
Muliingar  101,  Tullnmore  76,  Kilkenny  81  cm. 

Nord-  und  OstkUste:  I/ondonderry  104,  Belfast  88,  Dundalk  82, 
Dubliu  74»  Wezford  97  cm.  £upon. 

77.  Lebour,  Ou  aomo  rocent  Eartlujuakes  ou  tlie  Durhain 
Coust.  (Geolog.  Mag.,  London  1885,  Dec.  III,  Hd.  II, 
8.  513.) 

Die  häufigen  und  starken  Erderschütterungen  bei  Sunderland  in  jüng- 
ster Zeit,  die  aber  lokal  beschrankt  waren,  werden  partiellen  unterirdischen 
ilobleneinstürzcn  im  pemiiachcn  Magnesian  Liinestonn  xugescbricbcn. 

Supan. 

78.  Price-Williams,  The  Population  of  London  1801 — 81. 
(Journ.  S tat  ißt.  Soc.  London  1885,  Bd.  XLVILI,  8.  349, 
mit  2 Karten.) 

Eine  sorgfältige  Studie  über  die  Bevölkerung  der  29  Superintendent 
RegUlrar*»  DUtricts,  die  allerdings  nicht  London  allein,  sondern  auch  di« 
umliegenden,  von  der  Metropole  noch  nicht  verschlungenen  Ortschaften 
umfassen.  In  dieser  Ausdehnung  bedeckt  London  ein  Areal  von  75334  acres 
30  188  lu,  davon  367  ha  Wasser).  Dio  Bevölkerung  betrag: 


1801 

Ahsolnte 

Bevölkerung 

958  900 

Zunahme 

Pro«. 

äoviilkcraBg 
pro  Acre 

I2,t 

Häuser 
pro  Acre 

Bevölkerung 
pro  Hau« 

1811 

1 138  800 

18,8 

15,8 

— 

— 

1821 

1 378  900 

21,1 

18,8 

— 

— 

1881 

1 65$  000 

20,«> 

■JO  2 

— 

— 

18,1 

1 948  400 

17,1 

26,2 

;M7 

7,« 

1851 

2 362  200 

21, '2 

31,7 

4,u 

7.72 

18C1 

2 804  00O 

18.7 

37,7 

4,83 

7.» 

1871 

3 254  300 

16,1 

43,7 

5,41 

7,79 

1881 

3 816  500 

17,8 

51,8 

6,83 

7,88 

Am  meisten  wuchs  die  Bevölkerung  in  der  Umgebung  Londons,  na- 
mentlich ira  NO.  Die  City  nimmt  ab:  1801  128  800,  1881  51400  Ein- 
wohner. Auf  Grundlage  wahrscheinlicher  MoxiroaldichtigkeiU- Ziffern  für 
die  einzeluen  Distrikte  wird  berechnet,  dafs  Londons  Bevölkerung  in  Zu- 
kunft höchcteix«  auf  7 Millionen  steigen  kann.  A’njhii«. 

79.  Pettersen,  Karl,  Det  nordlige  Xorge  uotler  den  gla- 
ciale  og  postglaciale  tid.  III  hidrag.  (Tromsö  Museums 
Aarshefte.  VIII,  1885.  Sep.-Abdr.)  Vgl.  Utt.-Ber.  1885, 
Nr.  lll. 

Der  Uardoelv  enttliefst  dem  Alt- See  und  halt  bis  Kirkemo  eine 
nordwestliche  Richtung  ein,  dann  biegt  er  rechtwiukelig  um  und  fließt 
nordöstlich  in  engem  Thule  zum  Maalsclv,  während  sich  von  Kirkemo  in 
südwestlicher  Richtung  eine  breite  Thaluug,  Kobryg  genannt,  zum  Salangs- 
olv  erstreckt,  durch  welche  der  ßanloelv  eineu  bequemen  und  kurzen  Weg 
zum  Meero  haben  würde.  Die  also  angcdcutctc  Thalbifurkation  führt  sich 
nicht  auf  Spultenbilduug  zurück,  auch  das  enge  Thal  unterhalb  Kirkciuo 
ist , wie  näher  dargelegt  wird , ein  Enxsionsthal , wahrscheinlich  jedoch  zu 
einer  andern  Zeit  gebildet  als  dio  Kobrygthalung. 

Das  Tronuthal  ist  ein  stumpf  zirkusihulich  endendes  Seitenthal  des 
Tromsüsundcs,  welches  sich  an  der  Grenze  von  Syeuitgueifs  und  der  Tromsö- 
Glimmerschicfergnippe  erstreckt.  Es  mag  veranlagt  worden  sein  durch  ein« 
Dislokatiou,  welche  beide  Gesteino  nebeneinander  brachte,  ist  aber  durch 
eroaivo  Thütigkcit  vor  der  Eiszeit,  während  derselben  und  namentlich  während 
der  jUngern  Gl  axial  periode  sehr  erweitert  worden.  Die  mutmaßliche  Schatt- 
anfülluug  des  Trumaosunde»  würde  zweimal  das  Tromsthal  einebnen  kön- 
nen. Dieselbe  dürfte  größtenteils  praglazial  sein.  Während  der  grofsen 
Eiszeit  war  das  ganze  Tromsthal  vergletschert,  und  das  Kis  reichte  bis  auf 
Tromsö,  wo  sich  ausgedehnte  Moränen  finden.  Während  der  jüngeru  Eis- 
zeit barg  dos  Thal  einen  Lokalgtelscher , welcher  mächtige  Moränen  am 
Thalausgang  hinterlassen  bat,  dio  bei  einem  Niveau  de*  Meere«,  welches 
um  38  tu  höher  lag  als  das  gegenwärtige,  abgelagert  wurden. 

Auf  Renö,  einer  Insel  nördlich  von  Tromsö,  tritt  die  ostwestlich  strei- 
chende Rais  fjordgruppe  und  in  derem  Hangenden  di«  nordsüdlich  streichende 
Tromsö -Glimmerschiefergruppe  auf,  deren  Streichen  die  Richtung  des  .S  iete r- 
und  Kcinskarthalca  bestimmt.  Die  letztem  sind  demnach  Erorionsthäler. 

Der  im  Innern  des  Landes  auftretendo  Inlandgmnit  ist  durch  das 
Inlandeis  blofs  bis  an  die  Fjordeuden  verbreitet  worden,  in  den  Fjorden 
sodann  weiter  durch  Treibeis.  Dafür,  dafs  die  Fjorde  selbst  mit  Gletschern 
erfüllt  waren,  finden  sich  keine  Beweise,  die  Fjordhildung  im  nördlichen 
Norwegen  ist  daher  unabhängig  von  dor  Eiszeit. 

Der  obere  und  untere  See  im  Salangsthat  liegen  über  der  höchsten 
Fluthöhe.  Ehedem  waren  jedoch  auch  sie,  wie  aus  Muschel  reuten  hervor- 
geht,  unter  dem  Meeresniveau  gelegen,  und  unter  dem  letztem  wurde  der 
Endmorinenwull , welcher  den  See  gegen  das  Meer  absperrt,  abgelagert. 
Zweifelhaft  ist  vorderhand  noch,  ob  dies  während  der  großen  oder  jungem 
Eiszeit  geschah.  rtnek. 

80.  Högbom,  A.  G. : Gittern!»  och  i>etrografiaka  inkttagel- 
ger  i Jemtlands  län.  (Sver.  geol.  uittlors.  Ser.  C., 
Nr.  70.  Mit  1 Tafel  und  1 Karte.  Stockholm  1885.) 

Die  Berg«  Jemtlands  «erden  gebildet  von  archäischen  Schichten,  Gm- 
nit,  normalen  silurischen  Schichten  und  den  kristallinischen  Schielern, 
«eiche  leistete  überlagern  (llochgcbirgsbildungen , Sere  - und  Küligruppen 
Tümebohms)  und  in  ihren  Verhältnissen  noch  nicht  ganz  klar  erkannt  sind 
(vgl.  hierüber  auch  die  Arbeit  von  Svemmius,  Ser.  C,  Nr.  75:  -NKgta 
proliler  iuom  mellersta  Sksndintviens  akilTeroraride). 

Die  Untersuchungen  llitgbntns  haben  besonders  wichtige  Begebnisse 
für  die  Kenntnis  der  Kiszeil  geliefert.  Der  Verfasser  kommt  in  Überein- 
stimmung mit  Huthjr«  und  Totoebobm  zu  dem  Resultat,  dafs  sich  das  In- 
landeis in  groEsem  Mafsstabe  der  gegenwärtigen  Neigung  des  Lande,  ent- 
gegen bewegt  hat.  Wie  eine  Skizze  veranschaulicht,  bewegte  sich  das 
Bis  vom  nördlichen  Jeratland  aus  südwärts , begann  sieb  in  der  Gegend 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  81—86. 


27 


von  Ström  in  zwei  Strome  zu  teilen,  von  denen  der  eine  nach  SO  durch 
Angerrnanland  und  Mcdelpad  ging,  und  der  andre  «ich  scharf  westwärts 
umwandte,  die  höchsten  Gipfel  wie  den  Areskulan  und  den  GrenxQell 
überschreitend.  Mit  letxterm  Strom  vereinigte  »ich  ein  ebenfalls  wo*twärts 
gehender,  der  aus  Südjemtlaod  und  Herje&daleu  kam.  Die  ungefähr  nord- 
südlich  durch  Jemtlaud  vorUufendo  „Gletschencheide"  liegt  mindestens 
1-  bis  2000  Fuß  (300 — 600  ni)  tiefer,  als  die  westwärts  vom  Eise  überstie*  , 
gelten  Höhon.  Die  Steigung  dürfte  aber  kaum  steiler  als  6 : 1000  sei»,  und 
e»  erscheint  Högbom  wahrscheinlich,  dsfs  diese  Aufwxrtsbewcgung  zu  stände 
kam  dadurch,  dab  die  grofsc,  ostwärts  bis  über  Finnland  sich  erstreckende 
Eisdecke  einen  Unüberwindlichen  Widerstand  für  eine  Bewegung  des  dor- 
tigen Eise»  nach  Osten  daratellte.  Dazu  war  vielleicht  die  Menge  der 
Niederschläge  im  Gebiete  der  Gletschcrsclieide  gröber  als  in  der  Nach- 
barschaft. Kaikvu-tky. 

81.  Eichstädt,  Fr.:  Om  qvurtsit- diabasknnglomeratot  i 
Smtiland  och  Skäno.  (Svor.  geol.  unders.  Ser.  C,  Nr.  74. 
Stockholm  1885.) 

Iler  für  dieses  huchuilemsmite , io  Gütigen  auftretende  Unfein  rh- 
wählte  Name  ist  nicht  zutreffend,  da  es  sich  nicht  um  ein  Konglomerat, 
sondern  um  einen  Diabas  handelt,  der  accctworisch  eine  Menge  von  (Juarxit- 
gcröllcn  enthalt;  letztere  ntammcu  nachweislich  aus  dem  sogenannten  Alrae- 
säkra-Konglomenit.  Der  Verfasser  «teilt  «ich  vor,  dab  die  Quarxitrollstücke 
als  lose  Geröll*  in  reichlicher  Menge  bei  dem  Empor, «teigen  de«  Diabases 
in  einer  schmalen  Thalkluft  uufgenommen  wurden.  Etwas  Ähnlich«  durfte 
bisher  noch  nie,  namentlich  nicht  an  unsere  thätigen  oder  erloschenen 
Vulkanen  Iteobachtet  worden  sein.  Katkwtky. 

82.  Svedmark,  E.:  Om  granitena  och  ^oeiscua  forhällande 
tili  hvarandra  i trakten  mellan  Stockholm  ochNorrtelgo. 
(Svor.  geol.  unders.  Ser.  C,  Nr.  77,  Stockholm  1885.) 

Während  bisher  als  herrschende»  Gestein  iu  der  nahem  und  weitern 
Umgebung  von  Stockholm  der  sogenannte  Stockholm«granit  betrachtet  wurde, 
weist  der  Verfasser  nach,  dub  gerade  umgekehrt  der  Gneib  herrscht  und 
der  Granit  nur  untergeordnet  verkommt.  0h  letzterer  über  wirklich  zu 
einer  eruptiven  Masse  zuammengehört  oder  nicht  vielmehr  mit  dem  Gneib, 
dem  er  auch  konkordant  cingclagcrt  vorkommt,  wesentlich  gleichalterig  ist, 
bleibt  zweifelhaft.  Kukmjky. 

83.  Sveriges  geol.  undersökning : Ser.  C,  Nr.  72.  Prak- 

tiskt  geologiska  uudor«ökniugar  iuom  Norra  delen  af 
Elfeborgs  län  och  Dalsland.  Mit  4 Karten.  Stock- 
holm 1885. 

Die  Abhandlung  enthält  auch  die  rein  wissenschaftlichen  Ergebnisse 
der  geologischen  Durchforschung,  Altes  und  Neues  zusammen  fassend.  Aufser 
geologischen  Karten  ist  namentlich  auch  eine  Hiihonkartc  über  DaUland 
(l  : 600  000)  beigegeben,  auf  welcher  zahlreiche  neue  Höhe nbestiromuu gen 
niedergelegt  «ind.  Kaikovtky. 

84.  Sverigos  gool.  undorsökuiug:  Sor.  Aa,  Nr.  87;  Trolle- 

holm, 93;  Furusund,  95:  Rüdwansö,  96:  Grundkalle- 
grund; Ser.  Ab,  Nr.  8:  Hvetlauda,  Mit  erläuternden 
Texten.  Stockholm  1885. 

Von  diesen  wie  immer  sauber  ausgeführten  Karten  nebst  eingehenden  I 
Erläuterungen  behandeln  Nr.  93,  96  und  96  (1:60  000)  Küstenstriche 
mit  den  Schuren  nördlich  von  Stockholm.  Furusund  und  Rddmansö  (be- 
arbeitet von  Srcdroaik)  «ind  interessant  wegen  der  graben,  dem  Gneib 
deutlich  konkordant  cingelagerten  Gabbropartio;  auf  den  Schären  de«  Blat- 
tes Grundkallegrund  (von  Svcnoniux)  findet  man  bisweilen  auf  den  Felsen 
kurze,  aber  breite  und  tiefe  Kerben,  welcho  sich  ab  postglaxiale  Friktions- 
erscheinungen zu  erkennen  geben,  erzeugt  durch  in  Treibeis  eingefrorene 
Steine.  Im  Gebiete  des  Blattes  Hvotlanda  (1  : 200  000,  bearbeitet  von  N.  O. 
Holst)  herrschen  Gneib-  und  Granitarteu,  bedeckt  vom  Diluvium. 

Obwohl  auf  dem  Blatt  Trollehnlm  in  Schonen  ebenfalls  die  diluvialen 
Ablagerungen,  welche  auf  mindestens  drei  wohl  unterscheidbare  Entströme, 
einen  iltcm  und  einen  jüugem  (sogenannten  baltischen)  südöstlichen  und 
einen  mittler»  nordöstlichen,  zuriiekgefuhrt  werden  raüfcteu,  den  festen 
Berggrund  stark  verhüllen,  ao  ist  es  dem  Bearbeiter  A.  G.  Nathorst  doch 
gelungen,  den  Bau  dieses  letztem  fostzustolten.  Im  nordöstlichen  Toil  d« 
Blattes  herrscht  Gneib  mit  untergeordneten  Einlagerungen  namentlich  von 
ArophiboUtcn.  Einen  groben  Baum  nimmt  dann  das  cambrisch  -silurische 
System  ein,  welches  »ehr  vollständig  repräsentiert  ist  vom  carnbriseheii 
Sandstein  bis  zu  dem  obewilu rischen  Cardiolaaehlefer.  Silur  und  auch 


der  Gneib  werden  von  einer  Meuge  von  nordwestlich  bis  weztnord westlich 
streichenden  Diabasgängen  durchsetzt;  dieselbe  Richtung  halten  mehrere 
lange  Verwerfungslinien  ein,  welche  das  Silur  durchziehen  und  auch  wohl 
die  Grenze  desselben  gegen  den  Gneib  hin  bilden.  Sandsteine  und  Thonc 
namentlich  bei  Klgeröd  gehören  dem  Keuper  an,  die  kohlenführenden  Bil- 
dungen bei  Stabbarp  und  der  Sandstein  von  Hör  gehören  dem  Khät-Lios 
an.  Die  l bi«  2 Fufs  mächtigen  Kohlenlager  und  die  «io  begleitenden 
feuerfesten  Thone  werden  n«*ch  ausgebeulet.  Der  Prtanxenreste  und  ma- 
rine Mollusken  einachliebeode,  viel  gebrochene  Sandstein  von  Hör,  welcher 
auf  dem  vorliegenden  Blatte  xoine  grübt c Verbreitung  besitzt , dürfte  ein 
Äquivalent  des  obern  Teile»  der  kohlenführenden  Schichten  sein.  Schrelb- 
kreidtt  ist  im  Süden  des  Blattes  wohl  nur  in  Blocken  zu  beobachten,  bil- 
det aber  dort  doch  den  Fclsbodcn. 

Basalt  erscheint  au  20  bis  30  Stellen  zum  Teil  in  augenfällige»  Kup- 
per» ; noch  den  neuerdings  mehrfach  ausgeführten  mikroskopischen  Unter- 
suchungen finden  «ich  Plagioklas- , Nephelin-  und  sogenannte  Glosbualte. 
Die  Vorkommnis»«  müssen  mit  Eichstädt  als  einzelne  Eruptivmasseu  aufge- 
fafst  werden,  zwischen  denen  ein  Zusammenhang  nicht  erkennbar  ist.  Bei 
Djupsdal  im  Kirchspiel  FaringtofU  kommt  auch  Basalt  tu  ff  vor,  in  welchem 
brauukohleuartige  Nadelliolxfraginente  die  ersten  in  Schwellen  beobachteten 
tertiären  Pflanzen  reute  dnrstelten.  Kulk'/wsky. 


85.  Klossowskij,  Uber  die  elektrische  Energie  dor  Atmo- 
sphäre in  Russland.  (Kuss.)  Odessa  1884.  (Auszug 
von  Metz  in  der  Huss.  Revue,  1885,  Rd.  XIV,  8.  463.) 

Die  Grundlage  bilden  Beobachtungen  au  176  Stationen  im  Zeitraum 
1873  -82.  Die  geographisch  wichtigsten  Resultate  sind  in  folgender  Ta- 
belle zusaimnengestellt ; nur  datf  man  den  von  mir  berechneten  Durch- 
Durcbtciuiltu*  - •» 


Nonlrublaud  .... 

Ostsecgebiet  .... 

West  ru  bland  .... 

Innere«  Itubland  . . 

Politisches  Gebiet  . . 

Ural  

Kaukasus 

Kaspisches  Meer  . . 

Zcntrzlasien  .... 

W«taibirien  .... 

Ostsibirien  .... 
eehntttsahlen  der  Gewitter  (worunter  das  gleichzeitige  Auftreten  von  Blitz 
und  Donner  verstunden  ist)  keinen  zu  groben  Wert  beilegen,  einerseits 
wegen  der  ungleichmäßigen  Verteilung  der  Stationen,  anderseits  weil  die 
Gewitter  örtlichen  Einflüssen  stark  unterliegen.  Doch  zeigen  die  Zahlen 
die  Verbreitung  der  Gewitter  relativ  ganz  richtig.  Man  ersieht  daraus  die 
Zunahmen  von  den  Rändern  gegen  das  Innere  dos  europäischen  Hublands 
bis  an  den  Grenzgcbirgtn  das  Maximum  erreicht  wird.  Die  Zahl  für  das 
politische  Gebiet  wird  durch  die  abnorme  Ucwittnrrahl  für  KUehincw  (32,7) 
stark  beeinflußt.  TOis  hat  die  größte  (-40,«),  Petrosowodsk  dio  kleinste 
Gewitterzahl  (1,1)  im  ganzen  Reich.  Gegcii  diu  Eismeer  zeigt  sich  deut- 
lich eine  rasche  Abnahme:  Moskau  16,  Wologda  10,  ArcJungel  6,  Kala  3. 
Die  rusüvehen  Gewitter  «ind  Wirbelgewitier  (Wärmegewitter  gibt  es  nach 
der  Ansicht  des  Verfasser»  überhaupt  nicht)  und  entstehen  ment  im  Be- 
reich der  Teilminiraa  au  den  Rändern  größerer  Depressionen  zwischen  den 
Isobaren  von  760  und  760  mm.  Dasselbe  gilt  auch  vom  Hagel,  dessen 
Verbreitung  im  allgemeinen  mit  dom  dor  Gewitter  zu «anirneu fällt.  Dos 
Maximum  scheint  im  Gouvernement  Kiew,  wo  «ch  mehrere  Sturmbahnen 
kreuzen,  zu  liegen;  am  seltensten  «ind  die  Hagelfälle  an  den  Gestaden  des 
Ka.-tpi.icea  und  in  Zentralaueu.  £ujmh. 


zahl  der 

» cneuung 

in  rroz. 

im  Jahr 

Winter 

Frühling 

Somuier 

Herbst 

7,2 

— 

8,2 

86,! 

6.« 

9.4 

0.2 

9,7 

78,7 

11.4 

14.4 

0,4 

31,7 

69,4 

8.4 

14,6 

o.l 

20.4 

74,0 

6,6 

13.6 

0,9 

li,*« 

G9,0 

12,2 

18.7 

0,1 

13.! 

81,3 

3,4 

23,! 

2.0 

21.4 

69,4 

16,7 

7.1 

— 

— 

— - 

— 

8.1 

— 

— 

— 

— 

14,0 

— 

12.4 

84.4 

3.1 

12,7 

0,1 

4,9 

82.7 

11,7 

86.  Mämoires  du  Comite  guologique.  Bd.  I,  Nr.  4,  und 
Bd.  II,  Nr.  2.  St.  Petersburg  1885.  (Mit  je  einer 
Karte.) 

Nr.  4 des  I.  Bande«  enthält  eine  geologische  Skizze  vou  Lipetzk 
im  Gouvernement  Tambow  mit  einem  ausführlichen  Bericht  über  die  Mine- 
ralquellen der  Stadt  Lipetzk  von  Muschketow.  Die  Unterlage  de«  Bo- 
den« bilden  devonische  Kalksteine,  die  aber  nur  an  wenigen  Punkten  zu 
Tage  treten.  Darauf  folgen  bald  konkordant,  bald  diskordant,  wahrschein- 
lich kretazelVhe  eisenhaltige  Sandsteine  und  Thone , und  endlich , den 
größten  Teil  der  Oberfläche  bildend,  erratische  Ablagerungen,  unterbrochen 
von  rezenten  Flufs-  und  Seenablageruugen. 

e* 


Digitized  by  Google 


28 


Litteraturbericht  Nr.  87—93. 


In  Nr.  2 «Im  II.  Bandes  schildert  Sintxow  die  Gegend  von  Ka-  I 
myachin  an  der  untern  Wolga.  An  den  rechten  Steilufern  dieses  Fiumes, 
nördlich  von  60}°  Br.,  ist  die  Kreideformation  entblei fst : a)  Thune  der 
untern  Kreide,  bei  Saratow  85  m mächtig;  b)  horizontal**  Kalke  der  mitt- 
lern  kohlen  führenden  Kreide,  stark  denudiert,  und  wie  die  untere  Etage 
nur  au  wenigen  Punkten  sichtbar;  c)  Mergel,  Sonde  und  thonige  Sand* 
steine  der  obern  Kreide,  ca  150  m mächtig.  Südlich  von50j°Br.  besteben 
die  Wolgzhöhen  aus  eocSnen  sandigen  und  thonigen  Ablagerungen , die 
auch  sonst  zusammenhängend  grofsc  Teile  der  Oberfläche  des  Gouveme*  i 
roents  Saratow  bitdon  oder  inselartig  aus  der  diluvialen  Sand-  und  Lofsdccke 
auftauehen.  Krrotit>cbes  Material  ist  hier  ebenfalls  noch  vorhanden.  Der 
Löfs  tat  nach  der  Ansicht  des  Ycifamer*  Flufeanschwernmung.  .Supern. 

87.  Brown,  Forests  and  Forestry  in  Poland,  Lithuania,  tho  , 
Ukraine  and  tho  Baltic  Provinces  of  Rusaia.  Edin- 
burgh, Oliver  & Boyd,  1885. 

Das  Buch  hat  einen  sehr  mannigfaltigen  Inhalt,  denn  es  bespricht 
nicht  nur  die  Verbreitung  der  Widder,  die  Forstkultur  und  den  Holzhandel 
in  den  obgenannten  Teilen  von  Rufsland,  sondern  enthält  noch  zahlreiche 
andre  Notizen  über  die  Bevölkerung,  die  Städte  &c.,  *ognr  eine  kurze  Ge- 
schichte des  ehemaligen  Polnischen  Reiches.  Die  wichtigsten  statistischen 
Angaben  sind  in  nachfolgender  Tabello  niedergelegt.  Zu  bemerken  ist  nur, 
dufx  die  Zahlen  für  Polen,  die  sich  auf  das  Jahr  1870  beziehen,  von 
zweifelhafter  Güte  sind;  selbst  in  bexug  auf  die  Ausdehnung  der  Krön« 
wälder  weichen  dio,  ebenfalls  im  Buche  angeführten  Angaben  von  Bitney 
namentlich  für  einzelne  Gouverneiuents  sehr  beträchtlich  ab.  Mangelhaft 
sind  die  Angaben  für  einige  Gouvernements  am  Dnjcpr:  Drei,  WuJdfiiiche 
10-425  qkm,  davon  26,7  Prox.  Kronwälder;  Kursk,  Walddäche  ca  3700  qkm, 
davon  50  Piox.  Kronwälder;  Jekaterinoalaw  U05  qkm,  davon  30  Prox. 
Kronwälder;  Cherson,  Kronwälder  380  qkm.  Der  Holzhandel  der  Hkraino 
bewegt  sich  dem  Schwarzen  Meere  zu,  der  von  Litauen  und  Polen  gebt 
nach  der  Oatsce.  Die  wichtigsten  litauischen  Ausfuhrhäfen  sind  Riga,  , 
Memel.  Königsberg  und  zum  Teil  auch  Dsnxig,  der  polnische  vorzüglich 
Danzig.  Die  Hauptkonsumenten  sind  Grofabritannien  und  Frankreich. 


W » 1 d fl  5 eh  e. 

K r 

o n »•  ä 1 

der. 

qkm 

ln  Pros, 
d.  Getiiun!* 
areal*. 

Fliehe 

in  Prox.  Jährliche 
<1.  Wald*  Holxfiltung 
fiJiche.  Kubikfuh 
pro  Dcwj*tina{ 

Jährliches 
Einkommen  1 
Rubel 

= 1,4**»  ha). 

Jrotcn. 

Suwalki  . . . 

3 354 

26,7 

35,8 



0,18 

Lonua  .... 

3 015 

24,9 

38,9 

— 

0..9 

Plock  . . . . 

2 240 

20,6 

13,5 

— 

0,64 

Kuli«  .... 

2 294 

20,2 

0.7 

— 

0,47 

Warschau  . . . 

3 288 

22,* 

12,0 

— 

1,0* 

Piotrkow  . . . 

3 310 

27,0 

25,4 



0,S7 

Kiclco  .... 

2917 

28,9 

28,8 

— 

0,05 

Radom  .... 

4 152 

33,  e 

21.5 

— 

0,07 

Lublin  .... 

5 124 

30,4 

3.» 



2, .9 

Siedlet .... 
Ostsccprovinzcn 

3 660 

25,  * 

5.2 

0,18 

Ezthland  . • . 

4 016 

24,2 

1,0 

44,2 

20,06 

Livland  . . . 

20  7 U 

44,0 

10,3 

30,7 

32,01 

Kurland  . . . 

9 306 

34,1 

53., 

61,8 

52,09 

Litauen. 

Kowbo  .... 

8 390 

20,0 

31,7 

14,2 

0,17 

Wilna  . . . . 

12  629 

29,7 

3.3,6 

15,4 

0,18 

Witebok  . . . 

18  988 

42,0 

21,9 

1 1 ,3 

0,13 

Mohilew  . . . 

12  935 

26,9 

15., 

13,4 

0,18 

Minsk  .... 

40  160 

43,8 

27,7 

7,1 

0,10 

Grodno  . . . 

10  466 

27,1 

58,9 

12,2 

0,tt 

Wolhynien  . . 

29  858 

41,5 

24,7 

16,9 

0,17 

l'odolien  . . . 

6 435 

15,8 

19,9 

53,1 

1,48 

Ukraine. 

Kiew  . . . . 

16  988 

33,2 

17,5 

21,2 

0,61 

T*chenrigow  . . 

10  138 

19,3 

28,2 

21,0 

0,30 

Polt.wa  . . . 

3 387 

6,8 

12,8 

105,1 

2,78 

Charkow  . . . 

6 764 

12.4 

49,8 

37,8 

1,49 

Sup.in. 

88.  Michalskij,  A.;  Der  polnische  Jura.  (IsweRtija  <les 
geol.  Komitees,  Bd.  IV,  Nr.  6.  St.  Petersburg  1885. 
Russisch.) 

Die  liegendsten  eisenschüssigen  Sandsteine  im  nördlichen  Teil  des 
Krakau — Wieluner  Juraxugw  gehören  dem  mitttern  Jura  an  ; ca  folgen  darüber 
grauo  Thone  mit  an  Pctrefekten  reichen  Sphürosiduriten , der  Zone  der 
Parkimonia  Parkinsoni  angehörig,  dann  kalk-  und  eisenreicho  thonig-sandige 
Gesteine  der  Zone  der  Oppelia  fusca,  schließlich  eisenreicho  oolithhehe 
und  sandige  Kalke  der  Zone  der  Oppelia  aspidoides  (mit  Opp.  bitlexuosa 
d'Orb.  und  Upp.  serrigera  Waagen.).  Ks  folgt  nun  kalkiger  Sandstein  von 
briunlichgelber  Farbe,  in  welchem  mnn  häufig  den  für  Mittclkelloway  cha- 
rakterist behen  Macroceplulites  raacrocephulum  findet.  Petrographbch  in 
sehr  enger  Verbindung  mit  diesem  Sandstein  steht  eine,  F.  Römer  nicht 
bekannt  gewordene,  nur  0,1  m mächtige  Schicht,  in  welehor  thonige  uud 
kalkige  Teile  mehr  vorherrschen,  und  die  Glaukonitkömer  enthält.  In  die- 
ser Glaukonitschicht  finden  «ch  reichlich  1'ctTcfaktcn,  die  verschiedenen 
Zonen  de»  Kelloway  und  Oxford  augehören,  was  der  Verfasser  in  Cber- 
einstimmang  mit  den  Ansichten  Neumayrs  als  eine  Folge  der  geringen 
Mächtigkeit  der  Ablagoningcn  in  jener  Zoit  ansieht. 

Diese  Ausbildung  de»  mittlern  Jura  ähnelt  am  meisten  der  im  nörd- 
lichen Deutschland,  während  bekanntlich  der  Krakauer  Dogger  dem  nieder- 
bayrischen  am  nächsten  kommt:  das  polnische  Doggerhecken  stand  wohl 
mit  beiden  erwähnten  Becken  in  Verbindung  und  obeuio  auch  mit  dem 
russischen  bis  ln  die  Zeit  de»  mittlern  Kelloway. 

Cbrr  die  zuletzt  crwiihnto  Schicht  folgen  nun  die  Kalke  des  oben) 
Jura,  von  denen  wenigsten»  ein  großer  Teil  — entgegen  der  bisher  herr* 
sehenden  Ansicht  — zum  Kimraeridge  gehört.  Über  den  jum«bchen 
Schichten  liegen  versteinorungsarme  kreUxcbchc  Mergel.  Kaikotctky. 

89.  V.  Tillo,  Über  die  absolute  Höhe  des  Ladogasees 
und  das  Gefalle  der  Newa.  (Bull.  Acad.  impur.  d.  Sc. 
St.-Petersbourg,  1885,  Bd.  XII,  S.-A.  mit  briefl.  Er- 
gänzungen.) 

90.  Sresnewskij,  Barometrische  Bestimmung  der  Meoros- 
hölio  des  Onegasees.  (Rop.  f.  Meteor.  St.  Petersburg 
1885,  Bd.  IX,  kleinere  Mittei).,  S.  16.) 

91.  Bergmann,  Barometrische  Bestimmungen  der  Meeres- 
höhe des  Ladogasees  (ebendas.  S.  20). 

92.  Wild,  Bemerkungen  hierzu  (ebendas.  S.  26). 

Ober  dio  Soohöhn  de»  Ludogusec»  wer  bisher  nichts  Genaue»  bekannt; 
noch  in)  J.  1884  mufsto  v.  Tillo  Ihr  »eine  Huhcnkartc  von  Itufslanrt  17  m 
annehmeu.  Im  Frühjahr  1884  liofs  er  ein  Priiiaionsnirellemeut  nach 
SchlÜMelburg  hin  auaflihren , und  später  dehnte  er  dasselbe  auch  auf  den 
Onega-  und  Iimensee  au»,  dessen  Resultate  er  mir  brieflich  initzuteilen  ilie 
Güte  liatte.  Danach  beträgt  die  Seekühe  de»  mittlern  Nireaua  de» 

laidogiuees 5 m (nach  Herlus  18  m) 

Onegasees 85  ,,  ( „ „ 72  ,.) 

llmenaees  .......  IR  ,.  ( „ . 28-1 

Die  hurnmetrüehe  Bestimmung  der  Hübe  de»  Lldugase«  im  Mittel 
der  Jahre  1877 — 81  ergab  nach  der  Berechnung  von  llydsewsky  3,7  m 
(Unterschied  Schliljaelburg  — St.  Petersburg),  und  nach  Bergmann  (Be- 
obachtungen 1878—83),  uuf  dieselben  Punkte  besogen,  3,1  in.  Au»  B.ro- 
meterbcobachtungen  an  vier  Orten  am  Ladogasee,  verglichen  mit  drei  an- 
dern Orten , ergibt  sieh  eine  Höhe  ton  5 ± 1 m über  dem  Meeremiveau 
bei  llcval.  Kür  den  Onegasee  fand  Sresnewskij  eine  Seehohe  von  26  m. 
Die  Unterschiede  »wischen  den  barometrisch  und  trigonometrisch  berechne- 
ten Höhen  sind  daher  nicht  so  bedeutend,  als  Wild  voroussetile. 

Da»  mittlere  Gcflillc  der  Newa  »wischen  Kehliuseltiurg  und  der  Insel 
Gutujcw  ist  = 0“  0’  13*,  gans  entsprechend  dem  Geflille  der  Wolga  in 
ihrem  mittlern  Lauf.  Es  ist  aber  nicht  gleichmäßig , denn  bei  den  so- 
genannten Pellschon  Killen  (richtiger  Stromschnellen)  steigert  es  sich  au( 
0“  0'  44"  (»wischen  Woaneasenakoje  und  Imanowskojo).  Supern. 

93.  Piö,  Zur  rumänisch  -ungarischeu  Streitfrage.  Mit 
1 Karte.  Leipzig,  Dutickor  & Humblot,  1886. 

Der  erste  Abschnitt  handelt  vom  rumiiniacben  Volkstum.  Im 
Gegeiuat»  »ur  Wanderangstheorie  von  Ibialer  u.  a.  sucht  der  Verfasser  die 
Kontinuität  de»  Dacoramänentums  in  seinen  heutigen  Wohusitsen  uuektu- 
weisen.  Die  Ueianilheit  des  rumänischen  Volkes  beseichnet  er  als  brachy- 
cepbal,  unterscheidet  aber  auf  Grund  persönlicher  Anschauung  zwei  Typen  : 


Litteraturbericht  Nr.  94 — 96.  29 


1)  «len  römischen  im  Banat  jenseits  der  Theiß.  in  der  südlichen  Hilft« 
von  Siebenbürgen,  in  der  kleinen  Walachei  und,  ganz  isoliert,  in  der  süd- 
lichen Bukowina  von  Sucxawa  bi«  über  Kadautz  hinaus,  also  in  der  Wieg« 
des  moldauischen  Staates ; 2)  den  moldauischen  Typus  in  den  Übrigen  Teilen 
des  rumänischen  Landes,  den  er  für  den  dorischen  erklärt , obwohl  er  tu- 
gibt,  daß  zwischen  diesem  und  dem  (Ucixchcn  'l'ypus  der  Trujanftaulo  keine 
Übereinstimmung  herrscht.  Die  Dacoru iminen  *ind  demnach  als  die  Nach- 
kommen der  romanisierten  Darier  und  der  römischen  Kolonisten  xu  be- 
trachten ; die  erstem  llüehlcten  sich  hei  dem  (iotensturm  in  die  nördlichen, 
die  letztem  in  di«  südwestlichen  Gebirge  und  stiegen  erst  lang«  nachher 
wieder  in  die  Ebenen  herab.  Als  Beweis  dalÜr  werden  auch  die  rumäni- 
schen Volksfeste  auf  den  Höhen  der  Karpaten  uufgeführt;  ferner  histori- 
sche Nachrichten  von  l*risku*,  im  Nibelungenlied,  mn  Simon  de  Kexa, 
Anonymus  Belae  und  Nestor.  Die  Mscedarununen , welche  nach  Pouque- 
ville  ebenfalls  xwei  verschiedenen  Typen  angehören,  sind  dagegen  die  Nach- 
kommen der  in  das  aurelianische  Dacien  hinUbcrgefUhrten  römischen  Kolo- 
nisten und  Dacier,  sowie  von  Oberresten  rumänischer  Bevölkerung  in  Thra- 
eien.  Kür  ihre  frühe  Trennung  von  den  Dacoruniäncn  (im  2.  bis  3.  Jahr- 
hundert) spricht  das  hoho  Alter  der  verschiedenen  phonetischen  Erschei- 
nungen bei  der  Zusammensetzung  des  Artikels  lu  mit  dem  Hauptwort : 
z.  B.  dacorumänUch  omul,  locul;  nuredoruminisch  omlu,  loclu.  Dieser 
Unterschied  läßt  sich  bereits  für  das  Ende  des  11.  und  den  Anfang  des 
13.  Jahrhundert»  nach  weisen.  Die  Xachsetxung  des  Artikels  IHM  sich  nicht 
mit  Bestimmtheit  aus  dem  Einfluß  der  ugrischen  Bulgaren  erklären  (Ilun- 
falvy),  sondern  ist  ein«  vielen  und  räumlich  weit  voneinander  getrennten 
Sprächet!  eigentümlich«  Erscheinung.  Auf  die  Widerlegung  der  übrigen 
Beweise  für  die  Wanderungstheorie  können  wir  hier  nicht  näher  eingehen. 

Di«  ßtrorumänen , welche  körperlich  den  umwohnenden  Slawen  ganz  glei- 
chen , sind  nicht  vor  dem  7.  Jahrhundert  gegen  das  Adriatiache  Meer  hin 
gewandert,  und  wohnten  einst  vom  südlichen  Drin  bis  nach  Istrien  hin. 
Binnen  kurzer  Zeit  werden  auch  die  letzten  Reste  ihre  Sprache  mit  der 
slawischen  vertauscht  haben.  Die  mährischen  Ylachrn  sind  dagegen  nicht 
rumänischen  Ursprungs  (Miklosich,  Bartos),  sondern  körperlich  und  sprachlich 
echte  Slowaken. 

Der  zweite  Abschnitt  .Osteuropa  im  9.  Jahrhundert  und  die  Wande- 
rung der  l'ngamM  bietet  nur  teilweise  geographisches  Interesse.  Eine 
Karte  stellt  dio  ethnographischen  Verhältnisse  Osteuropas  im  9.  Jahr- 
hundert dar:  dos  Don-  und  untere  Wolgagebict  türkisch,  der  Kordon  fin- 
nisch, das  mittlere  Wolgabecken  und  die  heutigen  Ostseeprovinzen  finnisch 
und  slawisch,  der  SW  slawisch.  Wichtig  ist  das  Kapitel  über  die  Han- 
delsstrafsen  jener  Zeit.  Die  wichtigste  war  der  sogenannte  griechi- 
tehe  Weg,  nämlich  dio  Dnjcprstraße,  welche  sich  im  N einerseits  durch 
Vermittelung  dos  Lowut,  Wolchow  und  der  Newa,  anderseits  durch  Ver- 
mittelung der  Düna  zur  Ostsee  fortsetzte ; nach  den  Münzfundeit  xu  ur- 
teilen, scheint  der  zuletzt  genannte  Straßenzweig  am  häufigsten  besucht 
worden  zu  sein.  Nach  $ fand  diese  grofse  Meridionalstraße  ihren  eigent- 
lichen Endpunkt  in  Konstantinopel , wohin  russische  Kaufleut«  schon  im 
9.  Jahrhunden  kamen.  Kiew,  wahrscheinlich  an  einer  wichtigen  Furt  er- 
baut, war  das  Emporium  des  Südens,  Nowgorod  jenes  dea  Norden*.  Diesen 
beiden  Zentren  entsprachen  an  der  Wolga  Itil  an  der  Stell«  des  heutigen 
Astrachan  und  Bolgar  unterhalb  der  Kamamündung;  sie  waren  die  west- 
lichen Endpunkt«  des  lebhaften  arabischen  Handels.  Seit  der  Eroberung 
Bolgnrs  durch  die  Russen  im  J.  986  übernahm  devsen  Rolle  zuerst  Kasan, 
dann  Xischni  Nowgorod:  ein  interessantes  Beispiel  der  Wanderung  d« 
Emporium  innerhalb  eine*  von  der  Natur  begünstigten  Raumes.  Mit  Itil 
stand  Kiew  über  das  Asowsche  Meer  und  den  Don  (bis  zu  dessen  größter 
Annäherung  au  die  Wolga),  mit  Bolgar  durch  Vermittelung  der  Demi«  uml 
Oka  in  Verbindung.  Ebenso  xweigte  sich  von  Kiew  auch  ein  westlicher 
Zweig  bis  nach  Böhmen  ab;  er  dürfte  die  ebenfalls  uralte  Bugstraf»«  ge- 
kreuzt haben.  Nowgorod  nahm  um  griechischen  Handel  nur  geringen  An- 
teil: hier  entwickelte  sich  der  Handel  hauptsächlich  in  ostwestlichcr  Rich- 
tung, und  die  Münzfande  bezeugen,  welche  großartige  Dimensionen  er  an- 
uahm.  Diese  zweite  Haupt- Handelsstraße  führt«  einerseits  vom  Finnischen 
Meerbusen  über  Nowgorod,  die  Msta  und  Twerca,  anderseits  von  dem  Ri- 
gaischen Busen  Uber  die  Düna,  den  Dnjcpr  und  die  Okn  nach  Bolgar. 

Ani  westlichen  Handel  war  Nowgorod  nur  in  vorhanseatUcher  Zeil  in  mehr 
aktiver  Weise  beteiligt.  Auch  auf  dem  Baltischen  Meere  waren  im  9.  Jahr- 
hundert dio  Slawen  noch  die  Träger  des  Huudels:  sie  besuchten  Holtland 
und  die  schwedische  Handelsstadt  Birk«,  und  besaßen  in  Rerik,  Wollin, 
besonders  aber  in  Stettin  wichtigo  Emporien.  Nach  W führte  sie  dos 
Meer  bis  Schleswig,  vielleicht  auch  bis  Holland,  und  bis  zu  den  deutsch- 
slawischen  Grenzorten  Bardowick,  Schelm  und  Magdeburg.  Man  ersieht 
au*  dieser  kurzen  Skizze,  welcho  Bedeutung  das  russische  Flufsnetz  schon 
früh  gewann ; Bug  und  Dnjepr  vermittelten  schon  zu  Horodots  Zeit  einen  j 
lebhaften  Verkehr  zwischen  den  nordpontischcn  Oriechenkolonien  und  dem  I 


osteuropäischen  Binnenland.  Pelxwaren  und  Sklaven  scheinen  im  frühen 
Mittelalter  die  Hauptausfuhrartikel  Rußlands  gewesen  zu  »ein. 

Das  Kapitel  über  die  Wanderung  der  Ungarn  ist  vorwiegend 
historisch.  Als  Urheimat  der  Ungarn  und  ihrer  ugrischen  Verwandten  wird 
da*  zentrale  Wolgabecken  vermutet  (mehr  als  di«  Hälfte  der  hier  gefunde- 
nen Schädel  dolichoccpbal),  die  Wanderung  nach  dem  Osten  fand  wahr- 
scheinlich im  7.  Jahrhundert  statt.  Die  westliche  Wanderung  der  Ungarn 
begann  in  den  40er  Jahren  dea  9.  Jahrhundert«  mit  dem  Übergang  über 
die  Wolga  (im  Winter),  der  Ubcrgung  über  den  Dnjepr  wird  in  daa  Jahr  889« 
die  Auswanderung  nach  Betsarabien  in  da*  Jahr  892,  der  erste  Einfalt 
nach  Pannonien  in  d-s  Jahr  894  und  d**»en  endgültige  Besetzung  in  das 
Jahr  900  verlegt.  Der  Einbruch  geschah  wahrscheinlich  über  die  nörd- 
lichen Waldkarpitcn.  Supan. 

94.  Sanner,  Beiträge  zur  Geologie  der  Balkauhnlbinsel. 
(Ztocbr.  Deutsch.  Geolog.  Ges.  1885,  Bd.  XXXVII, 
S.  470,  mit  2 Karton.) 

95.  Toula,  Über  einige  von  Sannor  iui  Öliven- Balkan  ge- 
sammelte Fossilien.  (Ebendas.  S.  519.) 

Die  geologischen  Forsch ungsreUen  Sanner»  im  J.  1882  gingen  von 
Philippopel  au«  nach  S,  W und  N.  1)  Die  Rhodope  wurde  an  vier 
Stellen  begangen.  Westlich  von  Simcina  scheint  sich  der  Übergang  aus 
den  nördlichen  in  die  südlichen  Qebirgssyateme  durch  fast  genau  rnerid  to- 
nales Streichen  bei  flachem  Ostfall  zu  vollziehen.  Das  Braunkohtenbeekcn 
von  Gabrovitzu  lagert  unmittelbar  auf  kristallinischem  Gestein.  Din  Beobach- 

! langen  zwischen  Tatar  - Bazardxik  und  Pe&terc , südlich  von  St&uimak  und 
zwischen  Kajudzik  und  Kovanlik  bestätigen  im  allgemeinen  die  Richtigkeit 
der  Übersichtskarte  von  Hochsletter,  geben  aber  reiche«  Detail,  so  z.  B. 
zeigt  Sanner*  Karte  südlich  von  Stanimak  einen  vielfachen  Wechsel  von 
kristallinischen  Schiefem  und  Kalksteinen,  und  in  der  Umgebuug  von  Has- 
kiöj  eine  beträchtlich  größere  Ausdehnung  der  Nummulitenschichten . dio 
von  oinem  breiten  kristallinischen  Streifen  durchschnitten  werden.  Auch 
das  grofse  Braunkohloubeckon  von  Kovanlik  sucht  man  auf  Hochstetten 
Karte  vergebens,  und  in  diesen  Punkten  wird  auch  Toulas  Übersichtskarte 
etwas  berichtigt.  Die  ältere  Vermutung , dafs  in  der  Rhodop«  xwei  ver- 
seliicdenalterige  Gneißforinstiouen  vorkomme«,  wird  bestktigt.  Das  Gebirge 
ist  kahl,  wild  und  unzugänglich,  aber  im  Innern  noch  roll  von  Resten 
alter  Kultur.  2)  Im  Gebiete  de«  rumelischen  Mittelgebirge« 
sucht«  Saunet  die  Frago  zu  lösen,  welcher  Formation  die  in  einem  breiten 
Streifen  dem  Südrande  angolagerten  Schiefer,  Sandsteine  und  Quarzite,  die 
Hochstetter  al*  Nrocora  und  Toula  als  Gestein«  unbekannten  Alter*  bezcich- 
nete,  angeboren,  aber  wegen  Mangels  an  Petrefaktenkunde  ohne  Erfolg. 
Soine  Karte  kehrt  aber  zu  Hochstetten  Auffassung  zurück.  Der  rnesozo:- 
sehe  Zug,  don  v.  Hochstetter  auf  dem  Kamme  des  Knradza  Dagh  und  der 
Sredna  gora  verzeichnet«,  ist  vom  erstem  schon  durch  früher«  Unter- 
suchungen gestrichen  worden , und  Sanner  vermutet , daß  er  auch  auf  der 
zweiten  nicht  existiert.  Der  noch  unerforschten  Sredna  goro  gibt  der  Ver- 
fasser eine  Mittelhöhe  von  ca  1700  m.  3)  Das  geologische  Bild  des  Bal- 
kan, wie  wir  e*  auf  der  Übersichtskarte.  von  Toula  finden,  erleidet 
durch  Sanners  Untersuchungen  zwischen  Sipka  und  Sliven  eine  tief- 
greifende Veränderung.  Es  ward«  naebgewieseu,  daß  östlich  von  der  Mag- 
liska  die  mesozoischen  Schiefer,  Sandsteine  und  Kalke  weit  über  die 
Waaaorechoide  hinüberragen  und  einen  beträchtlichen  Teil  des  Südabltange* 
zusammensetzen.  Leider  blich  es  auch  Sanner  versagt.  Über  das  Alter  der 
Gesteine  (er  verzeichnet  auf  der  Kart«  Trias,  Jura  und  Kreide)  etwas 
Sicheres  festzustelleo ; selbst  der  reiche  Petrefaktenfund  am  Mandralyk  ut 
nach  Toula  fUr  diesen  Zweck  unzureichend.  Sujxm. 

9G.  Bianconi,  Cartos  commercialea , Nr.  1.  2.  4.  Paris, 
Libr.  Cliaix,  1885  (vgl.  Litt.-Ber.  1886,  Nr.  430). 

Nr.  i:  Albanien.  Obertlbanicn  zerfällt  in  drei  Produktionsgebict« : 
die  Eben«  von  Scutari  und  die  Delta -Ebenen,  welche  reich  an  Getreide* 
Mais,  Oliven  und  Wein  sind  und  außerdem  Suroach  und  aus  dem  benach- 
barten Gebirge  Werkholz  Ausfuhren  (die  der  Sardine  ähnlich«  Scoranzza 
des  Scutarisccs  bildet  ebenfalls  einen  Exportartikel) ; das  Gebirgsland,  des- 
sen Waldreichtum  wegen  Mangel  an  Verkehrswegen  noch  nicht  verwertet 
werden  kann,  und  das  jetzt  ausschließlich  Produkte  der  Viehzucht  liefert ; 
und  endlich  die  Hochflächen  von  Kossowo,  wo  neben  Wald  und  Weide- 
Hachen  auch  fruchtbares  Ackerland  sich  findet , und  wo  neben  Mais  und 
Getreide  auch  noch  Wein  und  Maulbeerbäume  gedeihen,  und  besonder»  bei 
Ipek  und  Diakowa  auch  viel  Tabakbau  getrieben  wird.  Ein  Produkt  von 
hervorragender  Wichtigkeit  «nd  die  Pfiauruen.  Wenn  Unteralbanien  oder 
Kpirus  derzeit  vorwiegend  nur  Häute  uml  Wolle  (Mittelpunkte  de*  Handels 
Jauina,  Konitta  und  Prcroeti)  auf  den  Weltmarkt  liefert,  so  ist  daran  nur 


30 


Litteraturbericht  Nr.  97 — 101. 


die  Vorliebe  der  tragen  Bevölkerung  für  Viehzucht  schuld;  denn  das  Land 
ist  von  der  Natur  außerordentlich  reich  gesegnet.  Der  KUsteuatrich  ist  die 
Zone  der  Olive»  die  stoilmweisc  ganze  Widder  bildet;  der  Maulbeerbaum 
gedeiht  in  Epiru*  boster  als  in  Macedonie»,  und  die  Kokonausfuhr  nach 
Italien  nimmt  mit  jedem  Jahre  zu;  Getreide  wird  nach  den  Ionischen  Inseln 
auageführt;  Reis  wird  besonder*  in  der  Umgebung  von  Pargba  und  Avlona 
kultiviert.  Die  Industrie  i*t  in  der  ganzem  europäischen  Türkei  nirgends  we- 
niger entwickelt  als  in  Albanien»  wo  höchstens  Watten  und  Webereien  für 
den  heiruischon  Bedarf  erzeugt  werden.  Die  Huupthäfen , die  allein  auch 
Ton  Dampfern  besucht  werden,  sind  S.  Juan  de  MMua  (fUr  Scutari),  Avlona 
und  l'rrvwu ; der  Handel  liegt  überwiegend  in  Österreich Ucheu  Händen. 

Nr.  2:  Macodonien.  Hier  sind,  wie  in  Albanien,  liüuto  und  Wolle 
Haupt-Ausfuhrartikel.  Aufserdem  produziert  cs  Mais  und  andres  Gotreide, 
Söxam  und  Früchte  in  Meuge.  Die  ausgedehnte  Tabakkultur  ist  hauptsäch- 
lich auf  'len  tödlichen  niedrigen  Teil  beschränkt.  Baumwollpilanzungen 
finden  sich  in  den  Distrikten  von  Kavalla,  Ser«  und  Nuusto.  Oliven  kom- 
men an  der  Küste  vor  und  dringen  nach  Angabe  der  Karte  im  Vardar- 
thal  bis  über  Kam  -Sulv  hinaus  nach  N vor.  Die  Viehzucht  besteht  hier, 
wie  in  Albanien,  überwiegend  io  Schaf-  und  Ziegenzucht.  Die  Wilder 
sind  noch  wenig  ausgebeutet , selbst  an  der  Küste.  Die  Mineral  verkomm- 
niai*'  (Zinnober,  silberhultige  Bleierze  und  Kohle)  sind  noch  nicht  unter- 
sucht. Die  Herstellung  seidener  Störte,  einst  ein  blühender  Industriezweig, 
hat  infolge  von  Maßnahmen  der  Regierung  und  des  steigenden  Konsums 
französischer  .Stoffe  außerordentlich  ahgeuommon.  Moderne  Scidenfabriken 
bestehen  seit  einiger  Zeit  iu  Velos  und  Drama  und  BauruwoUfabriken  in 
Niausta  und  Scres.  Die  Bahn  Saloniki  - Mitrovitxa  verfrachtet  hauptsäch- 
lich Getreide.  Im  Kinfubrhandnl  von  Saloniki  spielen  Österreich  und  Eng- 
land, im  Ausfuhrhandel  Frankreich  die  erste  Rolle.  Vou  Saloniki  worden 
vorzüglich  Getreide,  Häute  und  Wolle,  Kokons , Opium  und  Baumwolle, 
von  Kavollti  vorzüglich  Trink  und  Baumwolle  nusgefuhrt. 

Nr.  4:  Serbien.  Die  größte  Verbreitung  genießt  die  Maiskultur, 
die  aber  vorwiegend  dem  einheimischen  Bedarf  dient.  Der  Weizen  ist  von 
ausgezeichneter  Güte.  Von  den  Baumfrüchteu  sind  die  Pflaumen  am  wich- 
tigsten; in  größten  Mengen  kommen  sic  in  der  Umgebung  von  Kiusrhcwmtz 
vor.  Unter  den  Uetspiuustpflanxen  nimmt  Hanf  den  ersten  Rang  ein.  Der 
serbischo  Tabak  kommt  an  Güte  dem  türkischen  gleich;  man  baut  ihn 
besonders  ir.  den  Departement*  Knteblwite,  Aloxinatx,  Tschutschak  und 
Udjitzc.  Der  Maulbeerbaum  gedeiht  in  keinem  Lande  besser  als  in  Ser- 
bien, aber  cs  wird  noch  zu  wenig  Sorgfalt  darauf  verwendet.  Sehr  wichtig 
ist  der  Weinbau,  dessen  Hauptstätten  einerseits  das  nördliche  Hügelland, 
anderseits  die  Departements  Kisch  und  Find  sind.  Im  Viehstand  dominie- 
ren der  Zahl  nach  die  Schafe  and  Schweine,  Kiudviebxucht  wird  westlich 
von  der  Morawa  in  größerm  Mnßstab  betrieben,  als  östlich  davon.  Die 
Wälder,  deren  vorherrschende  Bestandteile  die  Eiche,  die  Weiß-  und  Rot- 
buche, die  Cime,  Esche,  Birke,  Linde  und  der  Ahorn  sind,  sind  zum  Teil 
schon  verwüstet.  Von  Bergwerken  sind  in  Betrieb:  Kut«chaVna  (Blei,  Zink, 
Gold  und  Silber),  Krupanie  (Blei,  Zink,  Antimon),  die  Kohlenlager  von 
Dobra,  Sense  &c.  Vielversprechend  sind  die  Schulthaldeu  alter  Bergwerke 
im  Glavitschina-  Gebirge,  ein  serbisches  lomrium.  Die  industrielle  Thiitig- 
keit  ist  noch  gering;  die  voibandenon  Fabriken  befinden  sich  in  den  Hän- 
den Fremder.  Der  Wert  der  Geoamtausfuhr  betrug  1882  56,7  Millionen 
Prank;  davon  kommen  auf  getrocknete  l’tlaumcn  14,7,  auf  Schweine  14, 
aut  Wolle  8,1  und  auf  Weizen  6.1  Millionen  Frank.  Supan. 

97.  Strauss,  Bulgarische  Industrie,  (österr.  Monatsschr. 
f.  d.  Orient,  1885,  Bd.  XI,  S.  126.  146.  169.  191. 
u.  207.) 

Jeder  Bulgare  ist  ira  Sommer  Landwirt  und  im  Winter  Gewerbtreiben- 
der.  Seit  undenklichen  Zeiten  bestand  eine  ausgebreitetc  industrielle  Tbä- 
tigkoit,  die  einen  lebhaften  Exporthandel  nach  dein  Orient  ernährte,  aber 
jetzt  mit  der  weateurop&ßchcn  Konkurrenz  hart  zu  kämpfen  hat.  Trotzdem 
nind  in  Bulgarien  alle  Keime  zu  einem  industriellen  Aufschwung  vorhanden. 
Mit  der  Fabrikation  von  Rosenöl  beschäftigen  sich  noch  123  Ortschaften, 
besonders  ira  Gebiet  von  Kazanlik,  die  unter  günstigen  Umständen  2500 
bis  30UÖ  kg  erzeugen.  Im  ganzen  Lande  verbreitet  ist  die  Mühlmindu- 
strie ; seit  dem  Aufhören  der  Türkooherrschaft  sind  auch  mehrere  Bier- 
brauereien gegründet  worden.  Thougeschirre  werden  iu  jeder  Stadt  fabri- 
ziert. Die  Kucnindustnc  von  Samakov  ist  jetzt  ihrem  völligen  Erloschen 
nahe.  Allgemein  verbreitete  Zweige  der  Ilausiudustric  sind  die  Weberei 
und  die  Wolle-  und  Seidenfärborei.  Die  Teppich fabrikation  hat  zwar'  nb- 
geoommeu,  ist  aber  uoch  immer  von  Bedeutung.  Sie  hat  ihren  Hauptzweig 
zwischen  Sonikola  und  dom  Öiporovci  - Balkan ; der  Huuptmarkt  ist  seit  der 
Abtretung  Pirols  an  Serbien  (iporovica.  Teppiche  geringer  Qualität  lisfert 
Borkovux  uud  Umgebung.  Einen  bedeutenden  Aufschwung  nahm  die  Fabri- 


kation des  Sajaktuchcs  (Nationalkleidung).  Seide  wird  besonders  iu  Tir- 
nova  uud  Vruca  erzeugt.  Einer  der  ältesten  und  nationalsten  Gewrcrb*- 
zweige  ist  die  Pooaiueutierindustrie , die  aber  seit  der  massenhaften  Aus- 
wanderung der  Mohammedaner  (der  Hauptkonsumenten)  uud  Errichtung 
der  bosnischen  Zollschranken  in  starkem  Rückschritt  begriffen  ist.  Die 
Lederindustrie  spielt  zwar  noch  immer  eine  große  Rolle,  entspricht  aber 
nicht  den  Anforderungen  der  Zeit.  Supan. 

98.  Genorulkartu  dos  Königreichs  Griechenland.  1 1 Blätter 
im  Maine  1 : 300  000  dor  Natur.  Wien , R.  Lech- 
ner,  1885. 

Es  bleibt  immer  oine  mißliche  Sache,  den  innern  Wert  einer  Karte 
nur  nach  ihrem  Auaseheu  xu  beurteilen  und  hinsichtlich  de*  QucUnnmato 
rials,  uuf  welchem  sie  beruht,  auf  Vermutungen  angewiesen  xu  sein.  In- 
dessen die  Tbatsache,  d»f§  das  K.  K.  rail. - geogr.  Institut  in  Wien  die  be- 
treffenden Blatter  bearbeitet  und  herausgegeben  hat,  Ut  an  und  für  sich 
schon  eine  Bürgschaft  dafür,  daß  bei  Herstellung  derselben  ulles  benutzt 
wurde,  was  irgend  Auspruch  auf  eine  gewisse  Zuverlässigkeit  machen  konnte, 
und  wir  werden  in  dieser  Ansicht  bestärkt  durch  eine  Vergleichung  mit 
den  früher  tusgegtbenen  Blättern  der  Vacoooo* Karte  von  Zentmleuropa  aus 
denselben  Institut,  welche  sich  zu  einem  kleinen  Teil  mit  dieser  Arbeit 
decken.  Dieselbe  ergibt  nach  jeder  Richtung  hin  Abweichungen  , und  wir 
gehen  wohl  kaum  fehl,  wenn  wir  als  die  Hauptgnmdlage  des  vorliegenden 
Kartenwerke«  auch  heute  noch  die  französische  Aufnahme  von  Griechen- 
land des  Depot  de  U Uuerrv  in  Pari»  uus  dem  Jahre  1832,  rrsp.  1852 
bezeichnen.  Dafs  dabei  die  auf  Veranlassung  dos  Kaßorl.  deutschen  archäo- 
logischen Instituts  in  Berlin  durch  Offiziere  und  Beamte  des  preußischen 
Großen  Geucralxtabs  entstandenen  kostbaren  Aufnahmen  in  1 : 25  OOO  ätc. 
von  Attika,  die  durch  den  Kau  neuer  Eisenhahnen  und  des  Kanals  von 
Korinth  notwendig  gewordenen  Vermengungen , sowie  die  von  der  inter- 
nationalen Grenzkomraisuou  1881  herausgegebenen  Aufnahmen  und  sonstige 
neue  Rekogno«iorungrn  nicht  unberücksichtigt  bleiben  konnten,  betrachten 
wir  als  selbstverständlich.  Was  uns  aber  mit  ganz  besonderm  Vertrauen 
in  die  Zuverlässigkeit  der  Angaben  erfüllt,  das  ist  die  dem  Titel  beigefugte 
Bemerkung:  „Nach  ßeriebtigungsdaten  de*  K.  griechischen  Oberstleutnants 
J.  Kokides  und  revidiert  Ton  Professor  Dr.  H.  Kiepert*.  Insbesondere  ist 
es  des  letztem  Name,  welcher  für  alle  kartographischen  Darstellungen  und 
für  die  richtige  Schreibart  der  Namen  im  ganzen  Orient  eine  Bürgschaft 
ersten  Ranges  bedeutet.  Dessen  eben  in  neuer  Auflage  erschienene  Gene- 
ralkarte der  »udo*leuropiuMchen  Halbinsel  beweist  uuß  neue,  daß  diese 
Länder  sozusagen  seine  unbestrittene  „Domäne**  sind.  — Die  auf  Blatt  V 
angebrachte  Schrift-  und  Zeichenerklärung  gibt  Auskunft  Uber  alles  Wissens- 
werte, uud  wir  wüßteu  zunächst  keine  Frage  aufxuxteilen,  auf  welche  dort 
nicht  Antwort  gegeben  würde,  ln  der  Situation  und  Schrift  schwarz  ge- 
halten, mit  braunen  Schraffen  für  das  Terrain  und  einem  mattblauen  Ton 
für  das  Meer,  muß  die  Ausführung  der  Kurte  in  Photolithographie  und 
Schnellprftwendruck  als  eine  sehr  gelungene  bezeichnet  werdon.  r«*gci. 

99.  v.  Fritsch,  Carl  Ritters  Zeichnungen  des  Lophiskos. 
(Mitteil.  Vor.  f.  Erdk.,  Halle  a.  S.,  1885,  S.  27.) 

An  dio  Mitteilung  zweier  wohlgclungencr,  aus  dem  Jahre  1837  stam- 
menden Zeichnungen  Ritter*  von  dem  weißen  Bimwteinbiigel  Lophiskos  an 
der  Vulkanbucht  auf  Not  Kaimeni  (Santurin),  welcher  durch  die  I.ava  von 
1866  gänzlich  übertlutet  wurde,  knüpft  der  Verfasser  eine  Polemik  gegen 
Pouquö  (Suntorin,  Paris  1878)  und  eine  Verteidigung  seiner  Theorie,  zu- 
lolge  welcher  der  Golf  von  Sautoriu  ein  großer  Explosionskrater  ist  (s.  Ztscbr. 
d.  Deutsch.  Geol.  Ge*.  1871,  S.  125).  Am  Schluß  spricht  er  sich  in 
scharfer  Wciso  gegen  die  moderne  Theorie  der  Lakkolithonbildung  (vgl. 
Litl.-Ber.  1885,  Nr.  372)  aus,  welcher  er  ebensowenig  bleibende  Geltung 
in  Aussicht  stellt,  wie  der  Lehre  von  den  Einsturz-  und  jener  von  den 
KrhobungskraUrn.  Seiner  Ansicht  nach  sind  alle  seitlichen  Injektionen 
unbedeutend  im  Vergleich  zum  Gang,  und  sind  alle  großen  Eruptionen 
überhaupt  nur  ObertlKchencrgüsse.  Smjxih. 

100.  Superficie  del  Regno  d’Italia.  Firenze  1885. 

101.  Marinelli,  La  nuova  valutaziono  areoraotrioa  del  Regno 
d’ltali».  (Atti  R.  Istit.  Veneto  di  Sei.,  Lott.  cd  Arti 
1885,  Vol.  III.  Sep.-Abdr.) 

Die  Ergebnisse  der  vom  italienischen  militär  - geographischen  Institut 
im  J.  1884  auxgefdhrten  planimetrischen  Arealberechnung  de*  Königreich» 
Italien  sind  folgende: 

Festland 236  402.1  qkm 

Toskanische  Inseln  .....  290,1  « 

Pontinischc  Inseln 75.*  • 


Digilized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  102—105. 


31 


Treroiti-Inaeln  ...... 

3,4  qkiu 

Sizilien 

25  461,3 

_ 

Liparische  Inseln  ..... 

116,6 

M 

Urtica  ...... 

8,7 

Agadische  Insel  uud  Inseln  südl.  von  Sixilieu 

153,7 

m 

Sardinien  ....... 

23  799,4 

H 

Küsteninseln  von  Sardinien  .... 

277,4  h 

Summe  286  588  i 1 qkm 


Die  Abweichung  von  dem  Resultat  Strolbilxky*  (288  540  qkm)  findet  nach 
Marinclli  ihre  Erklärung  toiU  darin,  daf*  der  italienischen  Berechnung,  und 
mit  Recht , die  BosaeUchen  Dimensionen  des  Rrdsphärnids  zu  Grunde  ge« 
legt  wurden,  — teil*  durch  die  Benutzung  genauerer  und  namentlich 
gröfocrcr  Karten  seitens  dos  militär-geographischen  Institut*.  Marinelli  be- 
tont sehliefslich  die  Uuvollständigkeit  der  ueuen  Messung,  da  diese  sieh 
darauf  beschränkt , da*  Areal  des  Festlandes  und  der  einzelnen  Inseln 
zu  ermitteln,  und  fügt  den  berechtigten  Wunsch  hinzu,  dafs  auch  die 
Grüfse  der  Landesteile  und  Pruvinxen  in  derselben  Weise  bestimmt  werde. 

H.  H’ieAmann. 

102.  Willkomm,  Die  Pyrenäigche  Halbinsel,  III.  Abteil. 
Leipzig  - Prag,  Freytag  - Tempsky , 1886.  (Wissen  d. 
(jegenwurt,  43.  Bd.) 

Mit  diesem  Bündchen,  das  Ost«  und  Südapunien  nebst  den  Haiearon 
und  Pithyusen  behandelt,  Ut  dio  Darstellung  der  pyronäiichen  Halbinsel 
vollendet.  Ober  die  Art  der  Darstellung  a.  Litt.-Ber.  1865.  Nr.  88. 


103.  Hüll,  E.  Gordon:  Etbuological  Notes  on  the  Arabs 
of  Arabia  Potraea  and  Wftdy  Arabah.  (Journ.  Anthrop. 
Inst,  of  Great  Britain  1885,  Bd.  XV,  S.  132.) 

Dor  bedeutendste  Stamm  auf  der  Sinaihtlbinscl  sind  dir  Towara;  ein 
andrer  fast  ebenso  mächtiger  sind  die  östlich  vom  Wadi  Ara  ha  und  dem 
13tiscn  von  Akuba  wohnenden  Alawin,  deren  nördliche  Grenznachbarn  im 
Wadi  Mute»  von  völlig  andrer  Rasse  als  dio  Araber  zu  sein  scheinen.  Die 
Towara  sind  nur  klein ; das  Mittel  aus  Messungen  an  20  Männern  war  die 
Hohe  von  1038  mm,  um  dio  Brust  787  mm,  der  rechte  Arm  701  nun. 
Der  au*  einem  Grabe  oequirierte  Schädel  einer  alten  Frau  ergab  nach 
l*rof.  Mucalister  folgende  Mafsc:  Länge  170.  Breite  120,  Höhe  126  tum, 
Bauminhalt  l,lfK»  ccm.  Ei  Ut  intercunnt,  dafs  ein  im  Alluvium  am  Sinai 
gefundener  Schädel,  der  jetzt  im  Hunter-Mu*eum  ist,  ähnliche  Mofse  zeigt, 
nämlich  lbl,  119,  121  und  Inhalt  1,100.  Die  Alawin  haben  nur  eine 
Höhe  TOD  1600  mm.  Lanykaxnl. 

104.  Anderlind,  Der  Einflufs  der  Gobirgswaldungen  im 
nördlichen  Palästina  auf  die  Vermehrung  der  wässe- 
rigen Niederschläge  daselbst.  (Ztschr.  Deutsch.  Palä- 
stina-Veroins,  1885,  Bd.  VIII,  S.  101.) 

In  Deutschland  bereitet  der  Entscheidung  dieser  Frage  der  Umstand 
unüberwindliche  Schwierigkeiten,  daCs  unbewaldete  Gebirge  von  gröfsemi 
Umfange  fehlen.  In  dieser  Beziehung  ist  Palästina  ein  günstige«  Land. 
Der  Verloset  kam  durch  aeiue  Forschungen  zu  dein  Resultate,  dafs  die 
Gebirgswaldungon  Nord  palastina*  die  Regenmenge  daselbst  wahrscheinlich 
nicht  unerheblich  vermehren.  Er  benutzte  Chaplins  meteorologische  Beob- 
achtungen von  1860/61  bis  1881/82  und  Var  tan*  zehnjährige  von  1869/70 
bi*  1878’ 79.  Nach  Umrechnung  der  englischen  Zoll  (in  den  Original« 
arbeiten)  in  Zentimeter  erhielt  er  folgende  Übersicht: 


Jerusalem. 

Nazaretl 

Regenzeit 

Rcgeahüho 

Kcgeuhöho 

Scpt. — Mal  cratehliefelich) 

mm 

nun 

1869  70  . - - 

412 

1870/71  . . . 

. . 486 

660 

1871/72  . . . 

683 

1872/73  . . . 

374 

1873/74  . • ■ 

849 

1874/75  . - - 

773 

1876/76  • • - 

406 

1876/77  . . . 

744 

1877/78  • • • 

896 

1878/79  . • • 

419 

Jahresmittel  des  10jährige« 

Zeitraumes  . . • 

612 

Also  in  Nazareth  42  mm  mehr  als  in  Jerusalem. 


Den  Beweis  seines  Satze*:  „Die  Gegend  von  Jerusalem  i*t  weit  und 
breit  «>  gut  wie  waldkahl , ein  grofser  Teil  der  Gebirge  bei  Nazareth  da« 
gegen  mit  ansehnlichen  Waldungen  bedeckt“,  liefort  der  Verfasser  auf  den 
Seiten  104  — 116.  /.an'/LmW. 

105.  Muromzow,  Der  Kaukanus.  (Mit teil.  Geogr.  Gos. 
Wien,  1884,  Bd.  XXVII,  S.  321.  393.  498.  529.) 

Mit  der  Bezeichnung  „eine  phyxiograpbische  Studie“  hot  Muromzow 
eine  Keihe  von  Artikeln  in  den  Mitteilungen  der  Wiener  Geographischen 
Gesellschaft  veröffentlicht , in  welchen  er  „unter  Benutzung  de*  neuesten 
Qucllonmnterial*  und  auf  Grund  persönlicher  Anschauungen  eine  gedrängte 
Studie  über  die  physiogruphisehen  Verhältnisse  des  Kaukasus  vorlegt“. 
Leider  entspricht  diese  Arbeit  jenen  Erwartungen  nicht,  welche  einer  *y*to« 
mntisch  angelegten,  umfassenden  Arbeit  über  das  bedeutsame  Gebiet  de» 
Kaukasus  entgegengebracht  werden;  und  ich  fühle  die  laicht,  im  Hinblick 
auf  den  Ort  des  Erscheinen«  dieser  Arbeit,  welcher  derselben  sich  be- 
dauerlicherweise öffnete,  im  Interesse  der  Hintanbaltung  dessen,  dafs  diese 
in  deutscher  Sprache  erschienenen  Aufsätze  vielleicht  als  Quellen  benutzt 
werden,  dieselben  einer  Besprechung  zu  unterziehen. 

Der  Verfasser  lut  in  seiner  Artikelreihe  eine  Menge  russischen  Publi- 
kationen entlehnte.«  Material  ohne  System,  ohno  Berücksichtigung  einer 
chronologischen  Entstehung,  «ich  widersprechend  und  kreuzend,  mit  un- 
zähligen Wiederholungen,  aneinandergefügt;  die  Verbindungsglieder  sind  wohl 
Herrn  Muromzow*  Mache,  strotzen  aber  auch  dafür  von  Unrichtigkeiten, 
Verwechselungen  und  zeigen  von  einen  Mangel  naturwissenschaftlicher  Kennt- 
nisse, insbesondere  der  Gletscherkunde,  der  uuglaublich  ist. 

Es  ist  schwer,  diese*  ('Irans  zu  analysieren.  Ich  will  mich  darauf  be- 
schränken, aus  der  Darstellung  dos  mir  am  besten  bekannten  zentralen 
Teiles  des  Gruben  Kaukasus  einiges  herauszugreifen.  Es  ist  auch  hier 
schwer,  dem  Verfaul«  r zu  folgen,  der  ohne  System  vom  Elbrus  zum  Kasbek, 
dann  wieder  nach  Daghestan,  hinüber  in  das  Hochland  von  Armenien  und 
wieder  zurück  zu  Elbrus  und  Kasbek  springt,  kt  es  glaublich,  dafs  in  einer 
langatmigen  Arbeit  über  deu  Kaukasus,  in  welcher  au*  untergeordneten 
Berggnappen  eine  Unmasse  von  Namen  verhältnumiifsig  unbedeutender  Funkt« 
zusammengewürfelt  ist,  dor  höchsten  Granitgipfel  des  Kaukasus,  des  Kosch- 
tantau,  des  zweithöchsten  Gipfel*  de»  Gebirges  überhaupt,  des  Dycbtau, 
de*  Berge*  Uwhlxi  (de*  kaukasischen  Matterhorn*),  de»  Tau  Tetnuld,  de* 
Dongussorun  und  andrer  keine  Erwähnung  geschieht,  dafs  der  grofse 
Zentralkaroro  des  Kaukasus  filr  den  Orographen  Muromzow  nicht  existiert? 
Des  so  bedeutenden  Knotenpunkte*  ira  Hauptkamme,  de*  Adai«Chi>ch  wird 
in  verwirren  Aster  Form  gedacht.  Und  »o  wird  Admi-Uhoch  dargcstcllt,  an 
welchen  sich  das  für  die  Urographie  des  Kaukasus  »o  wichtige  Moment 
knüpft,  dafs  die  Fortsetzung  der  gnuiitischen  Hauptkeite  östlich  vom  Adai- 
Choch,  dio  bis  dahin  die  Wasserscheide  bildet,  aufhört,  der  Haaptkomm 
de*  Gebirges  zu  »ein,  indem  die  Wasserscheide  sich  vom  Adai-Choch  süd- 
wärts wendet  und  dem  Thonschiefer  nun  diese  Rolle  zufallt.  Zum  Überflüsse 
findet  e«  der  Verfasser  nngozoigt,  seine  Berge  in  den  Himmel  wachsen  zu 
lassen;  er  macht  Uimaioi-Choch  5091  m,  Adai-Choch  4952  m und  Tcbulos 
I Dagh  4680  m hoch!  Es  scheint  ihm  das  Malheur  passiert  zu  sein,  die 
russischen  Fuf*  mit  Farixor  fiir  gleichlraltnnd  in  Meter  übersetzt  zu  haben. 

Würdig  schliefet  eich  dem  Vorstehenden  die  hydrographische  Skizze 
des  Rion,  Ingur  and  'Rtchcnis • Squali  an.  insbesondere  ihrer  Quellhezirke , 
trotzdem  gerade  da  die  ausgezeichnete  Arbeit  Kaddcs  über  die  drei  ]<*ngen- 
hochthiler  dieser  Flüsse  vorliegt. 

In  einer  Studie  von  acht  Druckbogen  Uber  den  Kaukasus  rüurat  der 
Verfasser  solchen  Nebendingen,  wie  Schneegrenze,  allgemeine  Charakteristik 
de«  Gletscherphäuomeus,  Einflufs  der  südlichen  und  nördlichen  Abdachung 
auf  dasselbe  &c.  keinen  Raum  ein.  Nur  wenige  Gletscher  haben  seine 
Aufmerksamkeit  erregt,  keinerlei  bestimmte  Daten  über  ihre  Qröfse,  Aus- 
dehnung, Höhen  ihrer  Enden  werden  geboten.  So  sehr  die  Blätter  von 
Namen  wimmeln,  scheinen  die  Gletscher  de*  Zentralkaukasus  bei  Herrn 
Muromzow  namenlos  zu  »ein.  Das  Wenige,  was  wir  losen,  wirkt  geradezu 
komisch:  „der  Elbrus  webt  genügende  Ktusenkuogen  auf,  um  Schnee  an- 
zuhäufen — auch  Ut  er  zur  Bildung  von  Gletschern  »ehr  geeignet,  wie 
dies  jene  ThSler  der  Mnlka.  des  Kuban  und  des  Balkan  beweisen*.  . . . 
Und  diese  Darstellung  wird  mit  folgender  Charakteristik  geschlossen:  „der 
letztgenannte  Gletscher  erinnert  durch  seine  Qröfse  an  jene  der  Schweiz 
und  von  Tirol.  . . . der  Gletscher  reicht  bis  in  die  Waldzone,  woselbst 
er  am  entwickeltsten  ist  (!)  . . . er  befindet  sich  gegenwärtig  (1884?  oder 
1849?  D.)  in  den  Periode  de*  VorwKrtsichraitens,  was  man  an  den  in  die 
Ki*mos*en  eingefromen  Baumen  deutlich  wahmehmen  kann“ ! ! — Folgen- 
den Schlufesatz  empfehle  ich  aber  der  Beherzigung  unsrer  Glotschoifor- 
acber:  „Es  wiire  interessant,  den  Binfiufs  zu  kennen,  welchen  die  Vegeta- 
tion auf  das  Fortachreiteu  der  Gletscher  auszuüben  vermag;  vielleicht  könnte 
man  daraus  einen  praktischen  Nutzen  ziehen,  um  dio  Vorrückung  der  Glet- 


32 


Litteraturbericht  Nr.  106 — 112. 


»eher  zu  hemmen,  wie  die*  die  Natur  selbst  an  jenen  Gebirgen  thatsäch- 
lieh  erwiesen  hat,  in  welchen  die  Wilder  das  Weiterechreiten  der  Gletscher 
in  die  Thiler  aufgehalteu  haben*  . so  in  Tirol“  (!!). 

So  sehr  M.  seine  eignen  touristischen  Vordionste  hrrvorzuheben  weit» 
— er  scheint  über  Eisenbahnen  und  Fahrxtrafaen  nicht  hinausgekommen 
und  bei  der  K&sbekbesteiguug  etwa  7000  Huf*  unter  dem  Gipfel  umge- 
kehrt au  sein  — , *«  wem«  versteht  er  es,  die  Arbeiten  andrer  xu  würdi- 
gen! Unser  Verfassor  erwähnt  zwar:  „dafs  der  englische  Tourist,  Herr 
Douglas  W.  Freabfield,  den  höchsten  Gipfel  erreichte“,  beeilt  «ich  aber  hin- 
/uzufugen,  „ohne  jedoch  irgend  eine  wissenschaftliche  Beobachtung  hinter- 
lassen zu  haben*.  Und  gerade  das  an  geographischem  Material  so  reiche 
Huch  FresliHeU  bildet  mit  die  Grundlage,  von  welcher  ansgehond  wir  die 
„Studien“  Muroroxows  turiiekweUen  müssen  ' 

Kennen  wir  doch  das  Verzeichnis  von  Höhen  und  Positionen,  welche 
1881  der  russische  GeneraLstab  herausgab  und  welches  deT  Verfamer  ver- 
ständnislos plünderte.  Um  so  auflallender  ist  es,  dafs  der  Verfasser  nicht 
nur  dieses  Verzeichnis  nicht  anführt,  sondern  überhaupt  in  seiner  acht 
Druckbogen  umfassenden  Arbeit  d«  russischen  GcncraDUbe*  und  »einer 
ausgezeichneten  taDlungcn  kaum  gedenkt.  Gerade  in  letzter  Zeit  sind  dort 
unter  der  Leitung  de«  gelehrten  General*  Stcbnitzky  ausgezeichnete  Resul- 
tate der  neuen  Mappierung  zu  Tage  gefördert  worden.  Di«  neuem  Arbei- 
ten von  Radde  und  Abich , die  das  Hochgebirge  behandelnden  und  eigner 
Anschauung  entspringenden  vortrefflichen  Berichtet  Dinniks  und  Iljins,  welche 
die  Mitteilungen  mit  richtigem  Verständnisse  deutschen  I^sem  zugänglich 
xu  machen  wufsten , scheinen  dem  Verfasser  gleichfalls  unbekannt  gewesen 
zu  sein.  Dichy. 

106.  v.  Seidlitz,  Der  transkaspiflehe  l^ndatrich.  (Kuss. 
Revue,  St.  Petersburg  1885,  Bd.  XIV,  S.  445.) 

Die  politische  Einteilung  dos  transkaspischen  Gebietes  ist  folgende: 


qkm 

Bcw. 

Dichtigkeit 

K reis  MuigixliUk  . . 

. . 207  862 

34  500 

0,16 

. Kiawui'wodik  . 

. . 105  Cll 

15  300 

0,14 

„ Aehll  -Teke  . . 

. . 36  396 

42  600 

1,2 

LUiirk  Merw  | 

_ TedKhon  j 

? 

167  600 

5 

Die  Gesamtsumme  der  Bevölkerung  betragt  demnach  nur  260  000 
(nach  andrer  Angabe  sogar  nur  2 1 4 000)  und  weicht  sehr  beträchtlich 
von  andern,  ebenfalls  aus  russischen  Quellen  stammenden  Angaben  ab. 

Dio  Hauptorte  der  drei  Kreise  sind  Aloxandrowsk  394  K.,  Knusno- 
wodsk  333  E.  und  At-chab»d  3700  Einwohner. 

Der  Viehstand  der  drei  Kreise  betrug  1883:  76  254  Kamele,  44  392 
Pferde  und  628  406  Schaf«.  Dio  Ernte  im  Kreis  Achal-Teko  betrug  1883 
in  Mill.  Hcktol.;  3,9  Weizen,  1,1  Gerste  und  o»?  Dschugarä  (Sorghum 
cemuum).  Sujxm. 

107.  Leist,  Georgion.  Leipzig,  Friedrich,  1885. 

Schilderung  einiger  Ortschaften,  die  der  Verfasser  besucht  hat,  haupt- 
sächlich TiHis*.  Sie  beschränkt  sieh  fast  uusschlicfslich  auf  Beobachtungen 
eines  Touristen  über  das  Leben  und  Treilien  der  Hcwohner.  Einiges  In- 
tereave  bietet  das  letzte  Kapitel,  welches  von  der  georgischen  Litteratur 
handelt  und  xeigt,  wie  energisch  sich  das  Geutecdcben  dieses  Volkes  ent- 
wickelt. Slipon. 

108.  Griesbach,  Geologische  Notizen  aus  Afghanistan. 
(Vcrh.  Geol.  Roichsanstalt,  Wien  1885,  S.  314.) 

Geologisch  scheinen  Hindukasch,  die  Gebirge  von  Herit  und  Cho- 
ra&ian  und  der  Klburs  ein  zusammenhängende«  System  zu  sein.  Bei  Herit 
besteht  das  Gebirge  aus  parallelen  Antiklinalketten.  Die  zentnüasiatische 
Wasserscheide  ist  hier  auch  eine  wichtige  geologische  Grenze:  südlich  davon 
nicht»  Altere«  als  Kreide , nördlich  davon  eine  ununterbrochene  Reihe  von 
Karbon  oder  Devon  bis  Plioeön.  Supan. 

109.  Roskoschny,  Afghanistan  und  seine  Nachbarländer. 
2 Bde.  Leipzig,  Gressner  & Schramm,  1885/86. 

Das  Buch  gehört  zu  jenen,  für  unser  realistisch«*  Zeitalter  charakte- 
ristischen „Prachtwerkcu“,  in  denen  die  Illustrationen  die  Hauptsache  sind, 
leider  sind  die  Bezugsquellen  der  letztem  nicht  genannt.  Das  Buch 
würdo  dadurch  nur  gewinnen,  denn  es  weif»  ja  ohnehin  jeder,  dafs  die 
Bilder  nicht  original  sind.  Der  Text  ist  eine  geschickte  Kompilation  neue- 
rer Heisebeschreibungen.  Das  1.  Kapitel  schildert  Rufslands  Vordringen 
gegen  Indien , besonder»  dou  letzten  Turkmenenkrieg , das  2.  das  afghani- 
sche Turkestan,  das  3.  gibt  eine  orientierende  Übersicht  Über  Afghanistan, 
das  4.  behandelt  Kaftristan.  Der  zweite  Hand  ist  wesentlich  geschichtlichen 


Inhalts  (1.  Ältere  Geschichte  Afghanistans,  3.  der  letzte  englisch • afghani- 
sche Krieg,  4.  der  afghanische  Grenzstreit)  und  greift  im  2.  Kapitel  weit 
über  die  afghanischen  Grenzen  nueh  dem  Indualand  hinüber,  wobei  eine 
Gm-chichta  Indien«  und  besonders  der  Entwickelung  der  englixchon  Herr- 
schaft eingefügt  wird.  Supan. 

110.  Vambäry,  Der  Zukunftskampf  um  Indien.  Aus  dem 
Engl,  übers,  von  Waiden.  Wien,  Gerold,  1886. 

Ks  ist  nichts  dagegen  einzuwendon,  wenn  jemand  aus  subjektiven  Grün- 
den Kuftdaud  liufst  und  England  bewundernd  liebt,  aber  die«  auch  objektiv 
xu  begründen,  gelingt  nicht  einmal  Vambery.  Der  gegenwärtige  Zustand 
einos  uralten  Kulturlandes,  wie  es  Indien  Dt,  kann  gerochterweise  nicht  in 
Vergleich  gesetzt  werden  mit  jenem  der  russischen  Besitzungen.  Wie  aber 
die  Engländer  dort,  wo  sie  sich  ansiedeln  konnten  (wie  in  Australien)  die 
Kingobomen  behandelt  haben,  verschweigt  dor  Verfasser  wohlweislich,  denn 
es  würde  zu  schlecht  zu  seiuer  Auffassung  der  Briten  als  Apostel  der  Huma- 
nität stimmen.  Übrigens  gesteht  er  selbst  xu,  welchen  grofsen  Dienst  Rufs- 
land der  Zivilisation  mit  der  Unterwerfung  der  Turkmenen  geleistet  hat, 
und  auf  8.  111  *igt  er  von  Henri:  „Eben  jetzt,  wo  der  grofao  Fluch  de# 
I/indcs,  der  sogenannte  Uhouf-i-Tourkrnen,  d.  i.  die  Turkoraanenfurcht,  be- 
hoben und  durch  die  Stellung,  dio  Rufaland  einnimmt,  den  überflutenden 
ltäubercinfillen  ins  I.aml  ein  Damm  gesetzt  Dt,  kann  für  dasselbe  eine 
Zeit  drr  Wohlfahrt  und  des  Wohlstandes  heranbrechcn,  wie  es  niemals  eiue 
ähnliche  gekannt."  Sehr  beachtenswert  ist  das  Kapitel  über  die  Bedeutung 
von  Hemt,  dem  wenige  Gegenden  der  Erde  an  Fruchtbarkeit  gleiehkom- 
men,  und  in  doasen  Bevölkerung  alle  Elemente  zur  friedlichen  Ausbeutung 
der  Naturschätze  einerseits,  zur  Heranbildung  einor  tüchtigen  Lsndwehr 
anderseits  vorhanden  sind.  Die  bcigegebcuc  Karte,  welche  die  Fortschritte 
Rufslandv  in  Zentralasien  seit  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  darstellen 
| soll,  enthält  manche  Unrichtigkeiten.  E«  figurieren  z.  B darauf  die  Pro- 
vinz Amu-Darja  und  das  transkaspische  Gebiet  als  Erwerbungen  des  Jah- 
res 1884  ! Supun. 

111.  Wissenschaftlicher  Anhang  zu  Lansdeils  Rusaisch- 

Zentrnlasion.  Loipzig,  Hirt  & 1885. 

Enthält  Listen  aller  buher  in  Zeutralasieu  aufgefundeneti  Tier-  und 
Ptlanzeiiarten  mit  Angabe  dor  horizontalen  und  vertikalen  Verbreitung, 
meist  in  Übersichtlicher  tabellarischer  Form.  Die  einzelnen  Abschnitte  sind 
entweder  Reproduktionen,  oder  für  vorliegendes  Werk  von  einigen  Spezia- 
listen bearbeitet.  Die  Einleitungen  zu  denselben  geben  meist  in  Kürze 
über  die  Beziehungen  der  zantral&siatDchen  Lebensweisen  zu  denen  der 
benachbarten  Gebiete  Aufscblufs  und  sind  daher  für  den  Geographen  von 
besonder™  Interesse.  Dankenswert  ist  auch  eine  sehr  vollständige  Zusam- 
menstellung der  Bibliographie  über  Zentralasien.  Swpan. 

112.  Regel,  A.,  Die  einheimischen  und  angohauten  Kultur- 
pflanzen dos  obern  Amu-daria.  (Gartenflora  1885, 
Sep.-Ahdr.) 

Berücksichtigt  wenien  l»esonders  die  Izuidschaften  Darwas,  Uosehan 
und  Schugnau,  doch  werden,  wo  es  notwendig  ist,  auch  die  benachbarten 
Gegenden  in  den  Krub  der  Betrachtung  gezogen.  In  Darwas  liegt  die 
Sohle  der  Hauptthälor  in  lo70  — 1800  m Seehöhn.  Drei  Monate  haben 
Schnee,  der  Sommer  ist  aber  heifs.  Weizenfelder  und  menschliche  Woh- 
nungen kommen  bis  2700  m Seehohe  vor.  In  Rosclian  hat  die  Thalsohlc 
eine  Seehöhe  von  ca  2100  m.  Da»  Klima  von  Schugnan  ist  gleiehmifai- 
ger  und  feuchter  als  das  der  andern  Landschaften.  Die  Temperaturroiniraa 
erreichen  —20°.  Der  Schnee  bleibt  von  Dezember  bD  März  liegen:  in 
südöstlicher  Richtung  nimmt  or  ab,  aber  auch  in  westlicher;  die  Gegenden 
von  Schirabad  und  am  Faisabad  in  Buchara  gelten  als  fast  schneefrei.  Einige 
wichtige  Höhengienxen  am  Schechdiirri  sind:  2700  ni  für  den  Apfel-  und 
Birnbaum,  3000  m für  den  Aprikosenbaum,  dor  aber  in  den  hohem  Lagen 
»eine  Früchte  nicht  mehr  zur  Reife  bringt;  und  3200m  für  den  Weizenbiu. 
Spuren  menschlicher  Ansiedelungen  finden  sich  noch  bis  3350  m Höhe. 

Die  Benutzung  des  Bodens  Dt  eine  sehr  sorgfältige.  In  den  engen  Felsen- 
thälern  von  Darwas  Dt  auch  der  kleinste  Krdfteck  bebaut,  und  die  Dörfer 
schweben  wie  Adlerucster  über  dem  Abgrund.  Im  obern  Teil  von  Darwi* 
und  in  Schugnan  ist  dna  Terrain  breiter,  und  die  Ansiedelungen  bestehen 
hier  aus  abgesonderten  Häusergrappen,  deren  jede  von  verwandten  Familien 
bewohnt  wird  und  unter  einem  gemeinsamen  Oberhaupt  »leht.  Von  deu 
wildwachsenden  fruchttragenden  Hoixgcwäcbscn  wird  die  Mehrzahl  auch 
kultiviert.  Die  Nordgreuz«  des  Weinbaues,  die  am  Südg«hänge  des  Ih* 
thales  liegt,  springt  weiter  westlich  bi»  nach  Fcrghana  hinab  und  zieht 
daun  über  Taschkent  zum  Nordabhang  dos  westlichen  Karatau.  Granatcu- 
•traueher  Überwintern  in  Darwas  ohne  .Schutz,  in  Taschkent  aber  nicht  mehr. 


Digllized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  118 — 117. 


83 


Ähnliche*  gilt  von  den  Feigenxth&uc  hera , die  nur  kleine  Früchte  liefern. 
Die  MundelbSume  and  Pistazien  sehen  bU  in  da*  Syrgcbiet.  Die  Apri- 
kosen, die  eine  ähnliche  Verbreitung  besitzen,  reifen  spat  und  bleiben  klein. 
Die  gewöhnliche  Pflaume  Wcitturkcatans  ist  die  buchariiche,  ebenso  ver- 
breitet sich  die  Sauerkirsche  über  das  ganxe  westturkestanuche  Qebirgsl&nd, 
während  die  Sü&kirsche  in  grobem  Mengen  nur  in  Hiuar  vorkommt.  Apfel 
und  Birne  sind  in  zahlreichen  Sorten  vorhanden;  aehr  beliebt  sind  auch 
die  Dattelpflaume  und  Blaeagnu*  hortensi«.  Der  schwarz-  und  weifsfrüch- 
tige  Maulbeerbaum  gibt  von  Sanfichüo  bis  zuro  Amu-Darja  nicht  blofs  der 
Landschaft  ein  bestimmtes  (icprigc,  sondern  liefert  auch  ein  wichtiges  Nah- 
rungsmittel; die  Beeren  de«  rotfriiehtigen  werden  als  Arznei  gebraucht. 
Die  Kultur  des  Nokbautue*  reicht  n'ördlieh  bis  zur  Thianschsnlinie. 

Alle  genannten  Ilolzgewkchse  kommen  nebst  mehreren  andern  auch 
wild  im  nbom  Amu-Darja-Gebiet  vor;  «1»,  gilt  abor  nicht  com  Pfiraichbaum, 
dessen  Heimat  da*  nördliche  Persien  bi,  iura  Kaukasus  hin  i*t , dessen 
Kultur  »ich  aber  über  gan*  Zcntnlasien  bis  zum  lligebict  im  N und  bis 
Afghanistan  und  Tschitral  im  S verbreitet.  Südfrüchte  und  immergrüne 
Laubbölzer  verbannt  der  muhe  Winter;  angeblich  gedeihen  aber  Orangen 
auch  in  Buchara  und  Kanch.  Vnn  andern  KulturpUanzen  seien  noch  er- 
wähnt; Kürbis*«,  Gurken,  Melonen,  verschiedene  Gemüscartcn  und  beson- 
der* HüUenfrüchte.  Da*  Hauptgetreide  Mittelasiens  ist  der  Woizen.  Wild 
kommen  vor  der  Koggen  in  Sehngnan,  die  Gerate  am  Sarafsehau  und  der 
Hafer  am  Ili. 

Von  Ölgewächsen  werden  genannt  eine  schwarzkemig«  Form  der  Sonnen- 
blume in  Darwas  und  Koechan,  Kroca  «ativa  in  der  Dsungarei  und  im  Sar- 
tenland,  der  Dein  (ziemlich  allgemein)  und  der  Semun  in  den  wännera 
Gegenden  des  »entliehen  Turkcstan,  und  in  der  Umgebung  von  Torfan  die 
wichtigste  Erwerbsquelle.  Tabak  ist  allgemein  verbreitet  und  wird  in  Tasch- 
kent verarbeitet,  aber  auch  viel  au*  China  eingefiihrt.  Der  indische  Hanf 
wächst  in  Jasgulam , Roschan  nnd  Schugnan.  In  Darwa*  und  Roechan  ge- 
deiht auch  noch  die  Baumwollstaude;  Farbpfianzcn  und  Ziergehölze  sind 
wenig  vertreten.  Su pan. 

113.  Spork,  Das  Rufsland  de9  fernen  Ostens.  (Zapiski  der 
allgetn.  Geogr.  der  K.  R.  Geogr.  Qos.,  Bd.  XIV.) 

Die*  ist  eine  Monographie  über  da*  Amurland,  die  Frucht  eines  lang- 
jährigen Aufenthalt«  des  Verfassers,  wie  auch  der  Benutzung  gedruckten  Ma- 
terials. Kadi  einer  allgemeinen  überzieht  der  I.itteratur  folgt  eine  histo- 
rische übersieht  (Kap.  I),  dann  die  Topographie  und  Geologie  (Kap.  II), 
die  Hydrographie  (Kap.  III).  Interessant  sind  in  diesem  Kapitel  die  Be- 
merkungen über  das  Hochwasser  des  Amur.  Ea  kommt  nicht  im  Früh- 
ling*, »indem  im  Juli  und  August,  wie  auch  in  den  Flüssen  Chinas  (}  19b), 
lat  aber  nicht  regelmütsig.  Von  1855  bi*  1882  waren  acht  grofae  Über- 
schwemmungen, die  gröfste  war  1872.  In  Blagowestechensk  war  da* 
höchste  Wasser  vom  3.  — 4.  Juli,  es  erhob  sich  11  m über  den  Mittel- 
stand, wobei  zu  bemerken  ist,  dats  hier  das  Thal  sehr  breit  ist.  Die  Hälfte 
der  Stadt  war  unter  Wasser.  Viele  Stanitzen  oberhalb  der  Stadt  wurden  ganz 
vernichtet,  einige  wurden  gar  nicht  wieder  aufgefuoden.  Einen  Monat  später 
war  ein  zweites  Hoehwaaser,  da*  besonders  vom  Argun  ausgiug;  von  dieaem 
litten  besonder*  die  Stanitzen  Poklrowskaja  und  Albasin,  das  Wasser  war 
16  m über  Mittelstand!  Im  Jahre  1861  wurden  die  Überschwemmungen 
durch  die  Seja  verursacht,  und  litten  besonders  dio  l'fer  unterhalb  Blagowest- 
achrnsk.  Im  Kap.  IV  (Klima)  werden  teilweise  eigne  Beobachtungen  dos  Verfas- 
sers  in  Blagnwestscheiuk  benutzt.  Interessant  sind  die  Bemerkungen  Uber  die 
Winde,  wobei  die  häufigen  Windstillen  im  Wintet  und  die  starken  Tages- 
winde des  Frühlings  und  liechst«  hervorgehoben  werden.  Im  Kap.  V wird 
die  Flor»  und  Faun*  behandelt,  im  Kap.  VI  die  Ethnographie  und  Bio- 
logie. Di«e  enthalt  manches  Intenuaaute  und  auf  eignen  Studien  Beruhendes, 
namentlich  über  Kolonisation  und  Biostatistik.  In  15  Jsbrcu  (1863 — 1877) 
war  die  mittlere  Natalitit  4,7  Fror.,  dio  Sterblichkeit  2,9,  also  ein  bedeu- 
tender Cbcracbufs  der  erstem.  Eine  Ehe  kommt  auf  116  Einwohner,  wo- 
bei beroorkt  wird , daf»  die  Ehen  hier  seltener  aind  als  im  europäischen 
Kufsland,  weil  die  männliche  Bevölkerung  stark  vorwiegt.  Das  VII.  nnd 
letzte  Kapitel  behandelt  die  ökonomische  Lage  des  Amurlandes. 

W&4ikO*0, 

114.  Trautschold,  Traces  de  l’Etage  Tongrien  pr&s  de 
Kamysohloff.  (Sep.  aus  SapiBok  der  Uralischen  Ge- 
sellscb.  von  Freunden  d.  Naturkunde.  Russisch  und 
französisch.  Jekaterinburg  1882.) 

Auf  den  bisherigen  Karten  ist  da*  gesamte  Terrain  östlich  des  Ural 
entlang  dieser  Kette  bis  zum  Aralsee  zur  kupischen  Stufe  (mithin  zum 
jüngsten  Tertiär)  gerechnet,  ohne  irgend  eine  Spur  älterer  Schichten.  Dor 
Fund  von  Zähnen  dreier  Hsifisehe  (Leront  cospidsta,  I.  contortideus  und 

Petermanns  Geogr-  Mitteilungen  1886,  Litt.-Bericht. 


Otodus  denticulstu*)  beweist  das  Vorkommen  «eit  älterer  Mecre-oc luchten 
(Oligocän  oder  Tongrien).  Bereits  in  früher  Tertiärzeit  trennte  mithin  ein 
Meeresarm  die  europäischen  Festlandsteile  von  der  Kontineutalraasse  Asien*. 

Jentuth. 


115.  Jürgens,  Expodition  nach  der  Lenamündung.  (ls- 
westija  K.  Russ.  Geogr.  Ges.  1885,  S.-A.) 

Dio  sngefügten  Tabellen  geben  ausführlich  die  meteorologischen  Be- 
obachtungen 1882  — 83.  Dio  nachfolgenden  Mittelwerte  sind  21#tündig* 
Mittel  und  weichen  vou  den  im  lütter. -Ber.  1885,  Kr.  340,  mitgeteilten 
etwas  ab. 

Temperatur. 


Luftdruck 
700  mm  - 


Sept.  1882 
Okt.  . 
Nor.  „ 
Dez.  » 
Jan.  1883 
Febr.  . 
März.  „ 
April  „ 
Mai  . 

Juni  „ 
Juli  . 

August 

Jahresmittel 


53,9° 

59.4 

53.7 

81.7 

61.4 

64.9 

63.9 

65.8 

55.4 

52.9 
57,8 

56.4 

59.4 


Luft. 

+ 0,1° 
— 15,t 
—27,9 
—33,8 
—36.9 
—42,0 
—33,9 
—21,0 
— 8,8 
+ 0.7 
•!■  4.» 
+ 3,4 

—17,4 


Boden. 

+ 0,1° 
— 15,0 
— 27,4 
-32,8 
—35,6 
—39,9 
— 32, t 
—20,4 
— 7.8 

4-  3fi 
+ 7.0 
T 5,4 
— 16,3 


40  cm 
Tiefe. 

+ 0,0* 

— 5.1 
—14,8 

— 18,9 
—21.7 
—24,7 
—22,8 
—18.4 
—11,0 

— 2,9 
+ 2,4 
+ 2,1 

— 11,9 


Relattee 

Peuch* 

Ufkrlt. 

89.0 
89,4 

87.3 

81.0 
83,9 

80.7 

83.8 

86.9 

91.4 

91.9 

92.9 
90,6 

87.4 


Wind- 
stärke 
m pro 
Sek. 
G.7 
6.6 

5.8 

5.9 
4,1 

5.0 

4.7 

5.8 

6.« 

6.8 

8.9 

7.0 

6,t 


Maximum  . . 81,8  +12,8  +30,0  + 5,1  100  22 

Minimum  . . 19.«  —53,9  -49,8  —26,7  56  O 

Der  kälteste  Ttg  war  der  8.  Februar  (—52,0*).  der  wärmste  der 
24.  Jnli  (9,6°).  Die  Minus  - Periode  dauerte  ununterbrochen  vom  21.  Sep- 
tember bi*  27.  Mai,  die  ununterbrochene  Plus-Periode  endete  em  18.  Sep- 
tember 1882  und  begann  wieder  am  17.  Juni  1883  Im  ganzen  gab  e* 
274  Minus-  und  91  Plustage. 

Sehr  beachtenswert  ist  die  anormalo  jährliche  Periode  der  relativen 
Feuchtigkeit ; sic  erklärt  »ich  aber  leicht  aus  der  jahresieitlichcn  Windver- 
teilung. Diese  hat  einen  ausgesprochenen  Monsunebaraktor:  im  Winter 
Und-,  im  Sommer  Seewindo.  Folgende  Tabelle  ist  ein  auf  acht  Kichtun- 


©■*"  

N 

MF. 

£ 

sc 

8 

8W 

w 

KW 

Cal. 

Herbst  1882 

4,3 

5,4 

12it 

8,0 

15,8 

21,0 

22,1 

9,5 

1.« 

Winter  1882/3 

M 

3.8 

8,0 

17,4 

27,7 

19,0 

8,3 

8,9 

4.« 

Frühling  1883 

2,9 

5,9 

27,4 

16,1 

10.1 

8,6 

20,3 

8,0 

0,4 

Soramor  „ 

7,8 

14,3 

32,7 

18.0 

6,1 

6,1 

7,4 

8,4 

04 

Monaunwechael 
(Winter — 
Sommer)  — 

-5,8 

— 10,7 

—23,7 

—0,4  +8t,l 

4-0,8  +0,6  +4,3 

Monsun- 

•Index 

41,6. 

Supan. 

116.  Bunge,  Bericht  Uber  fernere  Fahrten  im  Lena-Delta. 
(Bull.  Acad.  imper.  des  Sc.,  St,  Petersburg  1885, 
Bd.  XXX,  S.  228.) 

Hierin  finden  sich  einige  bemerkenswerte  Nachrichten  über  das  Treib- 
holz im  Lena -Deila.  Die  gröfste  Höhe  dor  Trribholzablagoningen  ist  ca 
6 m über  dem  gewöhnlichen  Wasserspiegel.  Die  Treibholzatellen , wohin 
da*  Friihjahrawaaser  nach  den  Aussagen  dor  Jakuten  oder  nach  den  zwei- 
jährigen  Beobachtungen  des  Verfassers  nicht  mehr  steigt,  aind  entweder 
alte  Stromarme  oder  liegen  in  der  Mitte  niederer  Inseln  1 } — 3 ra  über 
dem  höchsten  beobachteten  Waaseratand.  Ea  ist  aber  daraus  nicht  mH 
vollkommener  Sicherheit  auf  eine  negative  Nivcauvcriinderaug  zu  schliofsen, 
wenn  auch  noch  andere  Moment«,  nie  starke  Verwitterung  des  Holzes  in 
den  obein  Schichten,  und  Abwesenheit  von  bearbeitetem  Holz  in  diesen 
(während  in  den  untern  Schichten  «olebe*  vorkommt)  dafür  sprechen.  Denn 
es  ist  immerhin  möglich,  dafs  bei  aufaerordentlich  hohem  Wasserstand  und 
Starkem  Wellenschlag  Hol*  an  Stellen  gelangen  kann,  die  scheinbar  dem 
Wasser  unzugänglich  sind.  Snpan. 

117.  Brauns,  Nachträgliche  Bemerkungon  Uber  japanische 
Säugetiere.  (Mitteil.  Ver.  f.  Erdk.,  Halle  a/S.  1885, 
S.  24  ; vgl.  Lilter.-Ber.  1885,  Nr.  53.) 

Eine  Mitteilung  von  Doederlcin  scheint  Brauns  Ansicht,  dafs  der  japa- 
nische Hase  (Uaagi)  nicht  eine  eigne  Art  (L.  brachyurus),  sondern  mit 

f 


:u 


Litteraturbericht  Nr.  118—123. 


L.  varabili.  (Sthneshas*)  zu  v«rraig«i  ixt.  zu  bestätig«).  Der  Hatschi  ist 
keine  Varietät  der  Mu.trla  sibirica,  sondern  eine  solche  unsres  Nön. 

Sujw». 

118.  Griffis,  Corea,  witliout  and  witliin.  Philadelphia  1885. 

Dies  Bnch  ist  zur  greisere  Hilfte  ein  Auszug  aus  dem  umfangreichem 
Werke  desselben  Verfassers:  .Cores,  tbe  bereut  nalion“,  New  York  1882. 
Neu  sind  die  Darstellung  der  Ereignisse  seit  18S2  (Kap.  19),  die  Angaben 
über  die  wohl  inzwischen  unterbrochene  Tbitigkeit  der  amerikanischen 
Missionare  (Kap.  23),  und  die  rollsUndige  Gbersetzuug  Ton  llamels  „Onge- 
luckige  Voyagie  ron  ’t  Jacht  de  Spcrwor“  (Kap.  4—14,  p.  87  — 160). 
Die  Schilderung  llamels,  welcher  rolle  U Jahre,  von  1653 — 1667,  in 
koreanischer  Uefangenschaft  zubrachte,  ist  noch  heute  durchaus  zutreffend. 
Da  sein  Originalbericht  (Rotterdam  1GG8)  und  dessen  Obersetzungen  (Paria 
1670,  Niimberg  1672  [unvollständig],  Amsterdam  1718,  London  1732) 
»ehr  selten  geworden  sind,  da  ferner  Hitler,  Asien  III , und  Siebnld,  Ar- 
chiv VII,  nur  kurze  Auszüge  daraus  geben , darl  diese  Zugabe  dos  Uriffis- 
seben  Ruches  als  eino  äufserst  dankenswerte  bezeichnet  werden.  Der  Ab- 
druck ist  nach  der  englischen  Ausgabe  von  1732  besorgt.  — Oriffis  selber 
war  nie  in  Korea;  seine  Kenntnis  des  Lande»  beruht  wesentlich  auf  japa- 
nischen Quellen.  Es  darf  daher  nicht  überraschen,  wenn  der  Verfasser 
manches  durch  die  japanische  Brille  ansieht,  uiu  so  mehr,  als  sein  pro- 
japanischer  Standpunkt  von  den  offiziellen  Kreisen  der  Union  durchaus  ge- 
teilt wird.  Trotzdem  kann  das  gewandt  geschriebene  Büchlein  mit  gutem 
Gewissen  allen  empfohlen  werden , welche  sich  über  Kore»  orientieren 
wo",n'  (IciinJic. 

119.  LoW6lt , Chosön , Tho  Lnud  of  the  Morning  ('ulro. 
Boston,  Ticknor  & Co.,  1886. 

Der  Verfasser  bat  im  Winter  1883,84  einige  Monate  in  Säul,  der 
Hauptstadt  von  Korea,  angebracht.  Gbcr  die  nächste  Umgebung  der  Resi- 
denz ist  er  uicht  hinausgekommen.  Die  37  Kapitel  des  prätentiös  ausge- 
»tatteten  Buches  handeln  wesentlich  vou  dem  leben  der  Koreaner,  ent- 
halten aber  kaum  irgend  etwas , wn»  nicht  bereits  durch  frühere  Autoren 
bekannt  geworden  vriire.  Das  Buch  fordert  daher  weniger  zu  einem  Referat, 
als  zu  einer  Kritik  auf.  Und  da  soll  von  vornherein  zugestanden  weiden, 
dafs  die  Albortotypien  , welche  das  Buch  begleiten,  ganz  vorzüglich  sind; 
namentlich  die  Ansichten  der  .Atidienzhalle“ , des  .ÜoRinierpatastes“ , der 
„Pagodo' , sowie  einige  der  Strafsensxcncn  verdienen  das  vollste  Lob. 
Ebenso  ist  anzuerkennen,  dal»  der  Verfasser  seine  eignen  Beobachtungen 
mit  viel  Witz  und  Gewandtheit  wiedergibt.  Die  enifsen  Schwierigkeiten, 
mit  denen  noch  vor  zwei  Jahren  die  kleine  Reise  von  Chemulpo  nach 
Söul  verknüpft  war  (Kap.  V!  u.  VII),  das  bunte  Stratseutreiben  in  der 
Hauptstadt  (Kap.  XXI).  der  langwierige  Charakter  eines  koreanischen  Fest- 
esten» (Kap.  XXIII)  sind  in  höchst  ansprechender  Weise  geschildert.  Auch 
was  über  den  Beamtenapparut  und  die  Hofetikette  (Kap.  XI  u.  XVI),  über 
die  soziale  Stellung  der  Frau  und  den  Aberglauben  (Kap.  XV  u.  XX), 
somit!  über  don  Umfang  der  mathematischen  Kenntnisse  (Kap.  XXIV)  mit- 
geteilt wird,  ist  recht  lesenswert;  aber  den  übrigen  28  Abschnitten  des 
umfangreichen  Buche»  würde  etwas  mehr  Sorgfalt  seitens  des  Verfassers 
schwerlich  zum  Schaden  gereicht  haben.  Zur  Begründung  dieses  Urteils 
stelle  ich  hier  einige  seiner  Behauptungen  meinen  eignen  Erfahrungen 
gegenüber.  Seite  20:  Der  Hafen  von  Wonan  iet  ron  November  bis  April 
zugefrureD  (gerado,  tlafs  die»  nie  der  Fall  ist.  macht  ihn  den  Russen  be- 
gehrenswert). S.  42:  Die  Bevölkerung  ist  hinsichtlich  de»  Brennmaterials 
auf  lloli  angewiesen,  da  die  Regierung  die  Ausbeutung  der  Kohlenlager 
untersagt  hat  (bauwürdige  Kohlenlager  sind  bis  dato  nicht  in  Korea  ent- 
deckt). S.  71:  Die  arbeitende  Bevölkerung  trinkt  Tbee  (in  ganz  Korea 
■wird  weder  Theo  gebaut  noch  getrunken:  selbst  die  Mandarine  schlürfen, 
abgesehen  von  einigen  Sybariten  in  der  Hauptstadt,  unter  dieiem  Nomen 
nur  einen  mit  Ingwer  gewürzten  AufguCs  von  Weilsdornblattero).  S.  184: 
Die  japanische  Invasion  dauerte  30  Jalire  (nach  allen  mir  bekannten  Quel- 
len nur  von  1592—1598).  S.  188:  Die  achtstöckige  Pagode  besieht  ans 
zwei  Monolithen  von  weifsem  Granit  (Wän-Gak-Sa,  das  älteste  Bauwerk 
der  Stadt,  ursprünglich  II  m hoch,  hat  13  Stockwerke  und  besteht  aua 
neun  Monolithen  von  weifsem  Marmor;  dafs  sie  neben  den  Skulpturen  in- 
teressante Sanskrit insohriften  aufweist,  ist  dem  Verfasser  entgangen).  S.  294 : 
Der  ..alte  Palast“  datiert  ron  der  Gründung  Säuls  (das  wäre  1392;  man 
sah  aber  noch  1894  an  vielen  Teilen  desselben,  z.  B.  in  der  S.  270  ab- 
gebildeten Säulenhalle,  die  Kicbtalriehe  de»  Steinmetzen).  S.  353:  Die 
Erfindung  dos  önmun,  des  koreanischen  Alphabets  fällt  in  dieselhe  Zeit, 
wie  die  Einführung  der  beweglichen  Lettern  ans  Metall  (letztere  «folgte 
1403  unter  Tai  Chong,  dem  dritten  Herrsch«  der  gegenwärtigen  Dynastie; 
dss  (»nimm  dahingegen  wird  auf  Chul  Chong,  um  das  Jahr  750  König 
von  Shinra,  zurückgeftibrt). 


Nach  dieser  Blumenlese,  die  beliebig  ausgedehnt  werden  könnte,  noch 
ein  Wort  über  die  beiden  Karten.  Die  erste,  eine  Reduktion  der  bekann- 
ten japanurhrn  Karte  von  1876,  enthält  bei  23  X 33  cm  vierzehn  (!) 
Namen ; die  andre  ist  das  Faksimile  einer  int«csaanten  koreanischen  Welt- 
ksrte.  Der  europäische  Kinflufs  ist  unverkeuubar;  Amerika  fehlt  zwar, 
doch  wird  in  einer  pikanten  Pu  knote,  deren  Obenetaung  rieh  S.  IG  findet, 
die  Existenz  einet  fünften  Erdteils  .jenseits  de»  Südpols“  aogedeutet.  Ein 
Vergleich  mit  der  1828  von  Klaproth  in  seinen  .Mtmoires  relatiCs  a UAsic“, 
Vol.  III,  rmtgsteilten  japanischen  Weltksrte  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
17.  Jshrhuuderts  macht  cs  mir  mehr  als  wahrscheinlich,  dafs  die  koreani- 
sche Ksrtc  nicht  nach  chinesischen,  sondern  Dich  japanischen  Originalen 
kopiert  ist.  BotlmJu. 

120.  Scott,  Land  und  Leute  auf  Hainan.  Übors.  v.  Rudow. 
Ilfeld  a.  H.,  Fulda  1886. 

Kurze  und  hont  durcheinander  gewürfelte  Schilderung,  teils  nach 
eigne;  Anschauung,  teils  nach  den  Berichten  von  Henry  und  Polder.  Der 
Norden  ist  fiaeh,  die  Mitte  und  der  Süden  gebirgig.  Die  Bewobnor  .sind 
teils  Chinesen  (Hakkaa),  die  im  vorigen  und  diesem  Jahrhundert  eingevran- 
tlcrt  sind,  teils  Kingeborne  (Li),  die  nach  d«  Ansicht  des  Verfasser»  den 
Malaien  verwandt  sind.  Die  Chinesen  unterscheiden  Scbuk-lei , die  zivili- 
sierten, und  Schang-lei,  die  wilden  Li,  welche  im  unzugänglichen  Gehirgs- 
land  fast  ausschließlich  ton  Jagd  leben  und  den  Chinesen  nur  nominell 
unterworfen  sind.  Die  Insel  ist  »ehr  fruchtbar;  ausgeführt  weiden  Zucker, 
Enlnufsö!  und  Kokosnüsse.  Der  wichtigste  Hafen,  Hoi -bau,  geht  leider 
»einer  völligen  Versandung  «itgegen;  besser  ist  Ju-lin-kan  im  S. , aber 
diese  Gegend  liefert  höclistens  einige  Waldprodokts.  5tipan. 

121.  Kanitz,  Prof.  Dr.  A.:  Die  botanischen  Resultate  der 
zentralasiatischen  Expedition  des  Grafen  BtSla-Szt'chenyi. 
(Mat hem . u.  naturwissensch.  Berichte  aus  Ungarn, 
Bd.  in.  Budapest  1886.) 

Der  Botaniker  an  der  Universität  Klausenburg,  A.  Kanitz,  legt«  im 
Mürz  der  Ungaritcheu  Akademie  einen  gedrängten  Bericht  über  seine 

mühsame  Bearbeitung  der  von  LAezy,  als  Mitglied  der  bekannten  Sxochenyi- 
sehen  Expedition,  gerammelten  Pflanzen  vor,  welche  hauptsächlich  aus  der 
Provinz  Kanin  stammen  und  eine  sehr  interessante  Ergänzung  za  den 
Sammlungen  PrzcwaUki*  bieten,  da  «io  an  andern  Orten  veranstaltet  wur- 
den und  auch  nur  ein  kleiner  Teil  vom  Kuku-nor  stammt.  Den  Haupt- 
bestandteil bilden  endemische  Arten  in  der  Klont  Katuus  (von  Holzgewüch- 
»n  eine  l’kppel,  drei  Bhododendren,  drei  Lonicoren,  sine  Johannisbeere 
und  zwei  Berberitzen,  von  Krautern  u.  a.  Anemonen,  Astragalus,  Sunecio, 
sechs  Enziane  (!),  Pediculari*,  eine  Orchis,  Iris  &c.),  und  außerdem  solche 
Arten,  welche  in  Tibet  und  im  Himalaja  weiteT  verbreitet  sind  und  sich 
oft  tief  nach  einzelnen  Punkten  Ostindiens  erstrecken . Zwar  finden  sich 
auch  aufserdem  mongolische  und  chinesische  Klorenclemente;  doch  scheinen 
diese,  auch  unter  Berücksichtigung  der  Verwandtschaft  jener  endemischen 
Arten  mit  andern  Galtungsgenossen , zurückxutreten  und  den  Schlafs  zu 
gestatten,  dufs  die  Klont  von  h’anv.i  als  der  letzte  Ausllufer  des  Himalaja, 
bezüglich  Nordtibets  anzusehen  sei.  Dieser  Anschluft  au  den  östlichen 
Himalaja  wird  naturgemHfs  in  Szc-lschuan  noch  inniger.  J>rudt. 

122.  Jourdy,  Note  sur  ln  Geologie  de  l’Est  du  Tonkiu. 
(Bull.  Soc.  geolog.  de  France,  1886,  Bd.  XIV,  S.  14, 
mit  2 Taf.) 

Das  östliche  Tongkin  besteht  aus  steil  aufgerirhteten  Schiefern,  darüber 
liegenden  Sand-  und  Kalksteinen,  welche  in  steiler  Schichtenstellung  die 
Gebirgo  an  der  Bai  von  Along  und  im  N ron  Bac-I/  bilden  und  hier  mit 
einem  Steilabfall  das  niedriger  gelegene  I#«nd  zu  Seiten  des  Lorh-nam  be- 
grenzen. Alle  drei  gcogncotischcn  Elemente,  zu  denen  sich  noch  als  unter- 
geordnetes Porphyrmaasen  gesellen,  sind  einer  weitgehenden  Metamorphose 
unterworfen  und  von  quarz-  und  eisenhaltigen  Adern  durchzogen.  Die 
Uuimdem  sind  ea  auch,  die  im  abrasierten  Schicfcrterrain  Bodcoerhebun- 
geu  bilden.  Den  Bau  bedingen  Kaltungen  und  Verwerfungen.  Die  erstem 
streichen  in  nordöstlicher  Kichtung  (entsprechen  also  dem  sinischcn  System 
v.  Richthofen-) , und  in  derselben  verlaufen  auch  Verwerfungen,  die  das 
gefaltete  Gebirge  in  einzelne  Schollen  auflösten;  ein  zweites  Bruchs) stem 
vcrlliuft  aber  senkrecht  darauf  in  nordwestlicher  Richtung  (also  identisch 
mil  dem  hinterindischen  System  v.  Richthofens).  Supan. 

123.  Tenison  - Woods,  The  Geology  of  Malaysia,  Southern 
China  &c.  (Nature  1886,  Bd.  XXXIII,  S.  231.) 

Das  südöstliche  Asien  zeigt  eine  bemerkenswerte  geologische  Gleich- 
förmigkeit. Cberall  findet  sich  1)  Granit  mil  ültera  vulkanischen  Gangen, 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  324 — 129. 


&> 


2)  piUoioUcb*  Schiefer,  3)  an  den  AuCwnucitcn  Kalkstein,  der  wahrschein* 
lieh  der  Steiokohlenforroation  angehört,  und  4)  kohlenfUhremle  Schichten 
Ton  verschiedenem  Alter.  Eine  kleine  negative  Niveauverindcrung  förderte 
euch  mioeftne  und  pliocänc  MoeresebUgcrungon  (»uni  Teil  kohlenfShrend) 
zu  Tage.  — Von  Ioteresae  Kind  einige  kurxe  Notizen  Uber  d&i  noch  wenig 
gekannte  nördliche  Borneo  und  einige  Teile  des  Philippinischen  Archipels. 
Die  Malagou- Insel  daselbst  zeigt  als  Beweise  für  eine  rezente  negative 
Niveaaveründerung  vom  Meere  ausgewaschene  Höhlen  in  ca  3 m Seehühe. 

.su  pan. 

124.  Jnurboek  van  het  Mijnwezen  in  Nederlandsch-Oost- 
Indie.  Amsterdam  1885.  Bd.  XIV,  I.  Teil. 

P.nneroa  berichtet  über  dar  K oh  len  t «r  r»in  am  den  llnkit  Sanar 
(581  m hoch),  westlich  ron  lienkulen  im  südwestlichen  S n ra » t r ».  Eine 
hypsometrisch. geologische  Karto  in  1 : 110  (K>0  und  zahlreiche  Wofile  sind 
beigegeben.  Die  Hauptmasse  des  Gebirges  besteht  aus  Audcsit  mit  mich- 
tigen  Khvolithgängen.  Darüber  breitet  sieh  eine,  durch  Denudation  viel- 
fach zerstörte  Decke  ron  literalen  Mioninablagerungen  aus.  Die  östliche 
Facies  derselben  besteht  ron  unten  nach  oben  aus  1)  Kohlenschiefer, 
2)  Kohle,  3)  Konglomerate  und  4)  Sandsteinen,  welche  die  Hauptmaste 
bilden.  Die  Schichten  sind  beträchtlich  disloziert,  sowohl  durch  allgemeine 
Bodenbewegung,  als  auch  lokal  durch  Ilaaaltauebrüche.  Die  westliche  Facies 
(Konglomerate  und  Sandsteine  mit  kalkigem  Bindemittel,  die  in  Mergel 
und  Mergelkalkstoine  übergehen)  entbehrt  der  Kohlen  uml  hat  weniger 
gestörte  Lagernngaverbiiltnisse.  Diskordant  auf  dem  östlichen  Miöcän  hegt 
Ftiocin , dann  Diluvium , ein  l’Uteou  bildend , in  das  die  Plufsthiiler  ein. 
geschnitten  sind.  Die  Kohle  dieser  Gegend  könnte  ent  dann  von  Bedeu- 
tung werden,  weon  sich  eine  Industrie  sn  der  Westküste  ron  Sumatra  ent- 
wickelt. 

Cordee  berichtet  über  das  Zinnerz  Vorkommen  des  Distriktes 
Koba  im  südöstlichen  Baugka.  Die  Totalprodaktion  im  Zeitraum  1833 — 83 
betrug  60  704  Pikuts.  Beigegeben  ist  eine  geologische  Karte  in  1:60  f>00. 

Den  Scblufs  bildet  der  Bericht  ron  v.  Scholle  über  eine  goldfüh- 
rende Quarzader  im  eiten  Thonschiefer  bei  Melassen  in  Westborneo. 
Der  geringe  Goldgehalt  (O.ooot — 0,0006  Proz.)  lülst  eine  bcrgmSnnische 
Unternehmung  als  nicht  rätlicli  erscheinen.  Sujxin. 

125.  Raulin,  Vortoilung  der  Niedorscblage  iu  Nioderlän- 
disch-lndien.  (Ostorr.  Motoor.  Ztschr.  1885,  Bd.  XX, 
S.  498.) 

Wir  erwähnen  diese  Zusammenstellung  als  Ergänzung  zu  Woeikows 
Abhandlung  (s.  I.itter.  - Her.  1885,  Nr.  -24)  nur  in  Kürze.  Der  Verfasser 
betrachtet  lediglich  die  Verteilung  des  Bogens  auf  die  Jahreszeiten,  und 
unterscheidet  acht  verschiedene  Uegimes.  ron  denen  aber  das  erste  (Som- 
mer regenreich,  Winter  arm  an  Niederschlägen)  weitaus  die  groCste  Ver- 
breitung besitzt.  Die  Tabellen  enthalten  die  Summen  dir  die  Jahreszeiten 
und  das  Jahr  von  127  Stationen.  Supait. 


126.  Klima  vou  Batavia,  1866 — 82.  (Observations  made 
at  tbo  magnet.  and  meteor.  Observatorv  at  Batavia, 
Bd.  VI,  1885.) 


Luftdruck. 

mm 

Tempe- 

Mittlere 

tätliche 

Rela- 

tive 

Kegen  1864  — 82. 

ratur. 

Schwan* 

Feuch- 

mm 

750  -b 

kung. 

tigkeit. 

läge. 

Dezember  . . 

8,84 

25,4° 

3,2° 

8.0,0 

24.3 

18,4 

Januar  • . . 

8*70 

25, s- 

4,4 

87,7 

*v> 

28,1 

Februar  . . . 

B.f.ß 

25,4 

4,4* 

87.9 

316 

20,9 

März  .... 

8,71 

25,4 

5,1 

86,2 

198 

16,9 

April  .... 

8,72 

26,3 

6,7 

85,4 

129 

13,9 

Mai  .... 

8,15* 

26,1 

e,t 

84,0 

83 

9,8 

Juni  .... 

8,71 

25,9 

6,1 

84,1 

100 

9,2 

Juli  .... 

9,00 

25,7* 

6,6 

81,7 

63 

7,4 

August  . . . 

9,10 

25,9 

7,3 

78,6* 

47» 

5,7* 

Hepteiuber  . 

9,20 

26,7 

7,1 

78,6* 

83 

8,0 

Oktober  . • . 

8.61 

25,4 

6,9 

79,9 

108 

9,8 

November  . . 

8.00 

26,7 

6,2 

82,1 

120 

12.4 

Jahr  .... 

8,66 

25,9 

5.9 

83.4 

1875 

154,1 

Tage»- Maximum 

13,92 

28.7 



100,0 

186,6 



Tum-Minimum 

3,00 

22,6 

— 

26,2 

— 

— 

Daa  täglich«  Maximum  (1er  Temperatur  tritt  im  Jahresmittel  uro 
lh  p.  m. , da*  Minimum  um  6*  ».  ra.  ein.  Die  einzelnen  Jahrestempera- 
turen weichen  nur  um  ä- 0,2°  vom  17 jährigen  Mittel  ab;  von  den  Mo- 


naten ist  am  variabelsten  der  Oktober  (4^  0,41°)  und  ara  konstantesten  der 
April  (i  0,14®)-  liic  Winde  von  NNW  - KSK  erhöhen,  die  aus  den  übri- 
gen neun  Himmelsgegenden  erniedrigen  die  Tem|>eratur.  Am  kältesten  ist 
der  S,  am  wärmsten  der  NNK.  Das  tägliche  Maximum  der  relativen  Feuch- 
tigkeit tritt  uro  6b  o.  m.,  da*  Minimum  um  lh  p.  m.  ein;  die  mittlere  täg- 
liche Schwankung  beträgt  24,1.  Trocken  sind  die  Winde  ron  NNW— KSE. 
Die  gröfst«  jährliche  Regenmenge  war  240,  die  kleinste  132  cm,  die  mitt- 
lere Abweichung  mm  Normalen  ^ 302  roro.  Supan. 

127.  Journal  of  tbe  Straits  Rrancli  of  the  R.  Asiatic  Soc., 
Nr.  12.  Singaporo  1884. 

Kelham  beachliefst  seine  ornithologischcn  Notizen  von  den  Stroit» 
Settlements  und  den  westlichen  Staaten  der  MalaiUcjran  Halbinsel.  Wray 
berichtet  über  die  Guttapercha- Baume,  von  denen  er  14  Arten  oder  Varie- 
täten kennen  gelernt  hat.  Der  wichtigste  derselben  (Isonandra  gutta)  wächst 
in  den  Ebenen  von  Perak,  andre  steigen  aber  im  Gebirge  bis  800  m See- 
höhe an.  Dio  Methode  der  Gewinnung  der  Guttapercha  (gutta,  korrum- 
piert aus  mal.  götah  ==  Saft ; perchah,  mal.  = Stück,  Streifen)  ist  äufaerst 
primitiv  und  löfst  eine  Menge  des  wertvollen  Stoffes  verloren  gehen.  Max- 
well schildert  ausführlich  seine  Beobachtungen  Uber  den  ScbamauHmus 
in  Perak,  und  Ferguaso»  gibt  eine  längere  Liste  von  Worten  zum  Nach- 
weis der  Konsonontcnübergiinge  in  verschiedenen  malaiiwhen  Dialekten. 

Supan. 

128.  Branfill,  Notos  on  tbe  Physiography  of  Southorn  In- 
dia.  (Proc.  It.  Geogr.  Soc.  London  1885,  Bd.  VII, 
S.  719.) 

Vorderindien,  eüdl.  von  15°  Br.,  besteht  aus  drei  Teilen:  die  Mala- 
barküstc,  diu  Hochland  und  die  breiten  Ebenen  von  Carnalic  im  0.  Die 
Malabarküste  wird  in  Kürze  alz  eine  niedere  und  Hache  Lat-ritbank  bezeich- 
net. Die  Ghita  sind  nur  die  Abfälle  des  Plateaus ; die  Westghäts  bilden 
den  Steilabfall;  von  0 gesehen,  erscheinen  ihre  Hohenpunktc  als  eine  hori- 
zontale Linie.  Daa  Plateau  ist  eine  wellige  Fliehe  von  600  bia  1000  ro 
Höhe  und  übersiet  mit  rundlichen  Granilhügeln  bü  über  1800  in  Höbe,  die 
entweder  vereinzelt  oder  grup|>enweise  anftreten  und  eine  mit  den  West- 
ghits  parallele  Anordnung  erkennen  laasen.  Die  grbfaom  Flüsse  sind  peren- 
nierend, aber  wegen  der  Tiefe  ihrer  Tliäler  weder  zur  Schiffahrt  noch  zur 
künstlichen  Bewässerung  sehr  geeignet.  Desto  wichtiger  sind  in  letzterer 
Beziehung  die  kloincn  Flüsse , die  durch  Querdämme  in  eine  Beide  von 
Teichen  aufgelöst  werdon.  ln  Moisur  gibt  es  deren  ca  40000,  nnd  dio 
Gesamtlänge  dor  künstlichen  Kanäle  erreicht  1000  km.  Die  Kilagiri  sind 
ein  fast  isoliertea  Massiv ; die  Elefanten-  und  Trawancore-Berge  jenseita  der 
unter  90  m hohen  uud  ca  40  km  breiten  Senke  ilea  Pdlghdt  Gap  halsen  allein 
eehten  Gebirgscharakter.  Pdt  die  flstkiüto  sind  die  langen  Dünen*  alle  be- 
zeichnend. Sie  erleidet  vielfache  Veränderungen,  teils  Zerstörung  durch  die 
Cyklonen,  teils  gewinnt  sie  an  Land.  Das  heutige  Korkai,  5kro  landein- 
wärts. ist  identisch  mit  dem  alten  Kolkai,  da«  vor  2000  Jahren  eine  be- 
deutende  Seestadt  am  Golf  von  Manaa;  war. 

Man  unterscheidet  in  Südindien  drei  Jahreszeiten:  die  Zeit  dos  SW- 
Monsuns,  Mai  bis  September;  die  Zeit  des  NO -Monsuns,  Oktober  bis 
Pcbmar,  und  die  heifse  Zeit,  März  bia  Mai,  die  abet  durch  häufige  Gewitter 
abgekdhlt  wird.  Der  SW -Monsun  ist  sohr  regelra'afsig , der  liegen  aber 
trotzdem  mit  Ausnahme  der  Wostgb.its,  unsicher.  Interessant  ist  die  Notiz, 
dafs  der  SW-Monsun  auf  der  Ostaeito  häufig  fölinzrtigen  Charakter  annimmt. 

Supan. 

129.  Maclagan,  The  Rivers  of  tho  Pundjah.  (Proc.  R. 
Geogr.  Soo.  1885,  Bd.  VII,  S.  705,  mit  1 Kurte.) 

In  den  ältesten  Zeiten  wurde  das  Land  als  Siebenstromland  bezeichnet, 
indem  man  den  Indus  einerseits  und  den  Saraawati  anderseits  hinzurech- 
nete.  Der  letztere  wird  in  den  Vedaa  als  der  gröfste  aller  Ströme  gepriesen ; 
jetzt  ist  er  ganz  unbedeutend  und  verschwindet  im  Sand.  Nene  Gesichts- 
punkte zur  Erklärung  dieses  Phänomens  werden  nicht  beigebracht,  über 
das  Gefälle  des  Indus  finden  sieh  folgende  Angaben  vor: 


Länge 

Fall  pro  km 

Quelle  bis  Skardo  . . . 

4,84  ra 

Skardo — Attok  . . . 

3.22 

Altok — Kalabagh  . . . 

0.79 

Kalabagb — Mittan-kot  . . 

. 600 

0.19 

Miltan-kot— Mündung  . . 

. 760 

0,09 

Das  Gefälle  (in  ra  pro  km)  der  übrigen  Flüsse  innerhalb  der  Berg- 
region ist  folgendes:  1)  D>chihlam.  Islamabad  — Srinagar  (64  km)  0,76. 
Srinagar  — Baramnla  (69  km)  0,«.  Bararoma  — Musaferabad  (119  km)  6.63. 
von  da  bis  Mirkur  ‘4,00:  2)  Tschinab,  Tschandra— Tsndi  (185  km)  1.1,74, 

f‘ 


Litte  ratairbericht  Nr.  130—133. 


3ti 

Tandi—  Kiiehtwar  (185  km)  6,44,  Kuehtwat— Aknur  (290  km)  1,«;  3)  Kavi 
(210  km)  21, 1«:  4)  Bia» — Laidvchi  (120  km)  23,48,  Lardachi — Mandi 
(40  km)  7 ,M,  Ton  da  bis  mm  Austritt  in  dis  Ebene  (240  km)  2,08 ; 5)  Sat- 
Isdscb  — Kupar  (870  km)  6,04. 

laufveränderunsen  kommen  jedev  Jahr  ror,  am  häufigsten  beim  Ravi, 
dem  kleinsten  der  fünf  Flüsse.  Das  Wasser  steigt  infolge  der  Schneesehmelse, 
die  Anfang  Mürs  beginnt,  langsam  und  regelmüfsig,  aber  bei  verschiedenen 
Flüssen  in  verschiedenem  Grade.  Das  iweite  Hochwasser  tritt  aur  Zeit  der 
Somraerrcgon  ein.  Bei  Attok  betrügt  der  Hochwaaseiatund  des  Indus  lim 
über  dem  niedrigsten  VVaucntand  (mit  einer  Geschwindigkeit  von  20  km  in 
der  Stunde),  bei  Mari  aber  nur  mehr  5 m,  bei  den  übrigen  Flüssen  inner- 
halb der  Ebene  3 — 4^m.  Der  Fandaclinad  (so  helfsen  die  fünf  Zutlüasc 
des  Indus  nach  ihrer  Vereinigung)  ist  doppelt  so  breit  als  der  Indus,  aber 
beträchtlich  seichter,  und  (liefst  um  etwa  ein  Drittel  langsamer.  Bei  niedrigem 
Stand  führt  er  pro  Sekunde  ca  1950,  der  Indus  aber  2600  cbm  Wasser;  bei 
Hochwasserstand  führt  der  Indus  nach  seiner  Vereinigung  mit  dem  l’andach- 
nad  ca  10800  cbm.  Der  Gehalt  des  letztem  an  Sinkstotfen  (Schlamm  und 
feiner  Sand)  beträgt  zur  Hochwasaeneit  V®  Gewicht«  oder  >/110  des 
Volumens,  bei  Niedrigwasser  bzw.  Kleine  Rollsteine  findet 

man  untorhalb  8 km  unter  Kalabogb  nieht  mehr.  Dampfachilfahrt  besteht 
ron  Tatta  (Delta)  bis  Multen.  Supan. 

Afrika. 

130.  Ebers,  Cicerone  durch  das  alte  und  neue  Ägypten. 
2 Bdo.  Stuttgart-Leipzig.  Deutsche  Verlagsanstalt 
1886. 

Wenn  man  sieb,  durch  den  Titel  Ycrfübrt,  dies»  Work  als  ein  Reise- 
handbuch Yorstcllcn  würde,  so  würde  man  sehr  irre  gehen.  Es  ist  viel- 
mclir  eine  umgearbeitete  und  vermehrte  Neu- Herausgabe  de«  Testes  zum 
Prachtwcrk  „Ägypten  in  Wort  und  Bild-,  dos  wegen  Miner  Kostspieligkeit 
nur  wenigen  luginglich  ist.  Man  findet  hier  ausführliche  Schilderungen 
der  Xgyptisehen  Städte  und  ihres  Charakters  in  der  antiken  und  arabischen 
Kulturperiode  und  in  der  Gegenwart,  vor  allem  eelbstTcratiindlich  Beschrei- 
bungen der  grofeen  Denkmäler,  mit  eingestreuten  Kzkurzionen  über  die  Ge- 
schichte des  Landes.  Vom  kulturhistorischen  Standpunkt  aus  betrachtet, 
ist  dos  Buch  sicherlich  von  hohem  Werte,  schon  deshalb,  weil  es  v iele  Züge 
des  eigenartigen  muslimischen  Ieebcns,  das  immer  mehr  und  mehr  verschwin- 
det, festhält  Sein  eigentlich  geographischer  Gehalt  ist  aber  nicht  nennens- 
wert; die  wenigen  Bemerkungen  bringen  entweder  nichts  Neues  oder  ent- 
halten sogar  Irrtümer.  Mit  Erstaunen  liest  man  in  Band  II,  S.  192,  fol- 
genden Sati:  „Derselbe  Gelehrte  (Zittel)  hat  auch  erwiesen,  dafs  die  Libysche 
Wüste,  bevor  eie  ihr  heutiges  Ansehen  erhielt,  voreinst  vom  Meere  bedeckt 
war,  und  dafs  die  Wellon  eines  grofsen  Ozeans  alle  die  flachen , mulden- 
förmigen Vertiefungen  und  trocknen  Hufsbetten  (Wadis)  mit  ihren  sanft 
abgerundeten  Hindern  herrorgerufen,  die  Maasen  von  Band  und  Kieseln 
herbeigeschwemmt  und  den  Untergrund  bis  auf  die  imclnrtig  zurückgeblie- 
benen .Zeugen1  ausgewaschen  haben“.  Jeder,  der  die  Arbeiten  von  Zittel 
kennt,  weife,  da(s  gerade  dieser  Forscher  hauptsächlich  dazu  beigetragen  hat, 
die  Hypothese  zom  diluvialen  Saharamecr  zu  beseitigen,  .lafs  er  die  Ober- 
fiicbcngestaltung  durch  die  vereinigte  Wirkung  von  SUfawaaser  und  Atmo- 
sphärilien erklkrt,  und  die  .Sandmaswn  von  der  Verwitterung  des  nubischcn 
Sandstein«  herleitet.  Ich  habe  mich  aber  bemüfaigt  gesehen,  auf  jene 
Stelle  aufmerksam  zu  machen,  einerseits  damit  sie  nicht,  gestützt  auf  die 
Autorität  zweier  allgemein  anerkannter  Gelehrter,  wieder  die  Köpfe  in  Ver- 
wirrung bringe,  und  anderseits  um  denjenigen  vor  einer  unbegreiflichen 
Unterstellung  su  schützen,  dem  wir  so  viote  Belehrung  über  den  geolo- 
gischen Bau  der  Sahara  verdanken.  Sujuh. 

131.  Navilte,  Egypt  Exploration  Fund.  The  Store-City 
of  Pithora  and  the  route  of  the  Exodus.  Mit  13 
Tafeln  uud  2 Karten.  2.  Aufl.  London  1885. 

Selten  haben  archäologische  Entdeckungen  einen  so  hohen  Anspruch 
auf  die  Beachtung  der  Geographen  wie  die  erfolgreichen  Ausgrabungen, 
welche  Naville  in  den  Ruinen  Teil  el  Maskutab,  14  km  westlich  von  Ismailia, 
im  Frühling  1883  auiführte.  Er  fand  hier  nicht  nur  die  durch  altägyp- 
tische  Inschriften  genügend  beglaubigten  Koste  des  biblischen  Pilhom,  son- 
dern auch  lateiniacho  Inschriften,  die  den  Beweis  für  die  von  der  koptischen 
Bibelübenetznng  und  der  Septuaginta  angenommene,  aber  von  den  moder- 
nen Gelehrten  verworfene  Identität  Pithoms,  mit  der  später  (seit  Theo- 
phrast)  oft  genannten  Stadt  Ero,  Hera,  Ileropolis  mit  voller  Sicherheit  lie- 
ferten. Das  ist  höchst  überraschend,  weil  zahlreiche  alte  Schriftsteller  Hero- 
pulis  in  die  Nähe  des  innsrsten  Winkels  des  Boten  Meeres  verreisen,  und 
der  Golf  von  Suez  im  Altertum  geradezu  Golf  von  Ileropolis  hirfs.  Deshalb 


batte  man  Heropolis,  das  ihm  offenbar  dicht  benachbarte  Arsinoö,  die  End- 
etation de«  Ptolemierkanati , und  auch  das  Fort  Klysma,  das  nachweislich 
nahe  bei  Arsinoc  gelegen  hat,  in  der  Gegend  von  Suez  geeucht  und  einige 
unbedeutende  Ruinenstätten  unweit  Suez  unter  diese  antiken  Orte  verteilt. 
Nun  wird  auf  einmal  Ileropolis  75  km  nördlicher,  etwa  auf  der  Mitte  des 
Isthmus  wiedergefunden,  und  zum  Pberfiufe  des  Erstaunlichen  in  seinen 
Ruinen  noch  ein  römischer  Meilenstein  „ab  Ero  in  Cliuma  milia  V1III*  (die 
Zahl  steht  ganz  fett,  es  steht  auch  das  griechische  Zahlzeichen  (V  für  9 da- 
bei). Also  auch  Klysma  lag  in  der  Mitte  de«  heutigen  Isthmus,  nicht  weit 
von  Ismailia.  Damit  ist  die  ganze  antike  Topographie  dieser  Gegend  in 
andres  Licht  gerückt,  und  es  entsteht  vor  allem  die  Frage:  Wie  konnte 
der  iinfeerrte  Zipfel  de«  Koten  Meeres  nach  einer  Stadt  benannt  werden, 
welche  10  Meilen  nördlicher  lag,  und  wie  konnte  Arainoä  Ausgangspunkt 
der  ptolemäirehen  Seelahrten  werden,  wenn  cs  mitten  auf  dem  Ietbmus 
lag?  Narille  ist  schnell  mit  der  Antwort  bei  der  Hand;  „Das  Kote  Meer 
reichte  noch  zu  ADfang  unsrer  Zeitrechnung  viel  weiter  nordwärts,  über  das 
Becken  der  Bitterzeen  hinaus  bis  aum  Timasli-See“.  Dafür  liefert  die 
augenscheinlich  dem  Boten  Meere  entstammende  Fauna  junger  Ablagerungen 
am  Ufer  des  Timsah-Sees  natürlich  keinen  chronologisch  genügend  bestimm- 
ten Beweis.  Die  alten  Schriftsteller  bieten  manchen  ernsten  EiDwand  da- 
gegen. Wahrscheinlich  wird  sich  zeigen,  dafe  an  Stelle  des  Timaah-Sce« 
und  der  Bitterseen  im  Altertum  Lagunen  lagen,  deren  Verbindung  mit 
dem  Roten  Meere  noch  wenig  beschränkt  war,  orst  spitcr  stärker  unter- 
bunden wurde.  Für  diese  Annahme,  welche  es  denkbar  macht,  dafs  die 
Gewässer  in  der  Gegend  des  Timath-Sees  als  Zubehör  des  Roten  Meere« 
gelten  konnten,  bietet  eine  grofee  ägyptische  Inschrift  zu  Ehren  des  1‘tule- 
ralius  l’hilsdelphus  unverkennbare  Anhaltspunkte.  Vielleicht  gibt  diese  In- 
schrift künftig  noch  Klarheit  über  die  ganze  Frage,  wenn  ca  gelingt,  einige 
besonders  wichtige,  aber  gerade  unleserliche  Zeilen  eicber  zu  entziffern. 

JtsWscA. 

132.  Colombo,  Klima  von  ßiskra.  (Bull.  Soc.  Güogr. 
Constantine  1885,  Bd.  III,  S.  204.) 

Mitgcteilt  werden  die  Temperaturraciuungcn  für  dio  Jahre  1866 — 08 
und  1875  — 84  (12 ’ Jahre),  die  ifogenmessuugen  von  1860  — 68  und 
1875—84  (19  Jahre,  davon  zwei  unvollständig  und  bei  der  Berechnung  der 
Mittelwerte  ausgeschlossen) , und  endlich  die  Zahl  der  Hochwastontände 
1864 — 68  und  1875 — 84  (15  Jahre).  Aus  dienen  Tabellen  habe  ich  nach« 
folgende  Mittelwerte  abgeleitet.  Von  besonderer  Wichtigkeit  »eheint  mir 
die  bisher  noch  niemals  durchgcfiihrte  Berechnung  der  Wahracheiulichkeit 
gänzlicher  Regenlosigkeit : wichtig  hauptsächlich  für  trockne  Gegenden.  BUkra 
liegt  am  Ramie  der  algerischen  Sahara  unter  34°  51'  N und  5*  40'  O, 
und  in  122  m Seehohe. 


Temperatur 

fugen. 

Wahrscheinlichkeit 

mltllere 

min 

totaler 

von  Hoch- 

Min. 

Max. 

Regenlosigkeit 

WAKIf  r 

Dezember 

. 7,2 

17,6 

16 

0,?4 

0,M 

Januar  • 

. 6,9 

17»* 

13 

0,99 

0,40 

Februar  . 

. 8,6 

20,0 

19 

0,1? 

0,67 

März  . . 

« 10,6 

22,7 

20 

0,16 

1,07 

April  . • 

. 14,6 

26.» 

31 

0,1? 

0,7? 

Mai  . . 

. 18.4 

31,  V 

16 

0,16 

2,00 

Juni  . . 

. 22,6 

35,4 

10 

0,47 

1,60 

Juli  . . 

. 26,6 

40,* 

4 

0,76 

0,?? 

August  . 

. 25,9 

39, J 

3 

0J6 

0*9? 

September 

. 22.« 

34,4 

15 

0,47 

1,67 

Oktober  . 

. 16,? 

27,4 

20 

0,24 

1,10 

November 

. 10,6 

21,7 

tl 

0,15 

0,40 

Jahr  . . 

. 15,9 

27,4 

177 

— 

— 

Die  gröfste  jährliche  Regenmenge  war  414  mm  (1884),  die  kleinste 
62  mm  (1878).  Supan. 

183.  Brun-Renaud,  Les  possessions  franyaises  de  l’Afrique 
occidentale.  Paris,  Baudoin  & Co.,  1886. 

Ein  gutes  systematisches  Handbuch  der  Geographie,  Statistik  und  Bnt- 
deckungsgeechiebte  der  französischen  Besitzungen  am  Senegal,  in  Oberguinea, 
am  Gabun  und  am  Ogowe.  AngefUgt  sind  Kapitel  Uber  die  Berliner  Kon- 
ferenz, dm  Kongostaat  und  die  deutschen  Besitzungen  in  Afrika,  Neu- 
guinea uud  Polynesien  (zu  denen  fälschlich  auch  die  Samoa-Inseln  gezahlt 
werden).  Et  mufs  henrorgehoben  werden,  dafs  dieses  letzte  Kapitel  ganz 
objektiv  gehalten  ist,  wenn  auch  seine  Existenz  schon  beweist,  dafs  die 
Fraozoien  die  Entwickelung  der  deutschen  Kolonialmacht  nicht  ganz  ohne 
Besorgnis  verfolgen.  Die  beiden  Kartenbeilagen  sind  recht  dürftig. 

Supan. 


Digilized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  134 — 139. 


37 


134.  v.  Danckelman,  Die  Ergebnisse  der  meteorologischen 
Beobachtungen  der  Herren  Soyaux  und  Schran  im 
Sibange  - farm,  Gabun.  (Mitteil.  Ver.  f.  Erdk.,  Leip- 
zig 1884  11886],  S.  388.) 

135.  , Bemerkungen  zu  den  Resultaten  der  meteoro- 

logischen Stationen  im  Herero-  und  Kamaqualand. 
(Ebendas.,  8.  394.) 

Die  folgenden  Mittel  für  Gabun  sind  mehrjährige,  und  zwar  Air 
Temperatur  3—4  Jahre  und  für  den  Kegen  4 — 5 Jahre,  t'nter  liegen* 
tagen  sind  hier,  wie  im  folgenden.  Tage  mit  mefsbarem  Niederacblag  (über 

Vi rDfn)  twrtanden. 


Dezember 

Temp. 

24,»“ 

mm 

224 

Hegen' 

tage 

16 

Juni  . . . 

Temp. 

23,»“ 

nun 

7 

R*gcn 

lajrc 

1 

Januar  . 

25,8 

155 

11 

Juli  . . . 

22,4* 

1 

0,4 

Februar  . 

25, » 

217 

13 

August  . . 

23,1 

11 

4 

März  . . 

25,» 

349 

17 

September  . 

24.» 

40 

8 

April  . . 

25,4 

381 

17 

Oktober  . . 

24,4 

288 

21 

Mai  . . 

25,» 

189 

11 

Norember  . 

24,4 

423 

22 

Mittlere  Jahrestemperatur  24, 6*%  absolute  Extreme  33,6°  und  16,0°. 
Jährlicher  Niederschlag  2265  mm  in  141  Tage».  Gewitter  an  87  Tagen. 
Die  Originaltabelle  enthält  außerdem  die  Mitte!  für  Luftdruck  und  Bewölkung. 

Die  Kcaultatc  der  Beobachtungen  der  Missionare  im  Herero*  und  Na* 
rnaqualand  sind,  soweit  sie  din  Temperatur  betreffen,  Ton  zweifelhaftem 
Werte,  weil  die  Thermometer  nicht  genügend  vor  Strahlung  geschützt  waren. 
So  lange  in  dieser  Beziehung  keine  sichere  Methode  gefunden  ist , werden 
die  Beobachtungen  sistiert.  Immerhin  ist  die  enorme  W&rracsteigcrung  land- 
einwärts, trotz  der  bedeutenden  Seehöhe  bei  gleichzeitiger  Zunahme  der 
Schwankungen  durch  gleichzeitige  Beobachtungen  au  der  Walfischbii  im 
Oktober  1884  sichergeatellt.  Die  Kcgenmcasungcn  ergaben  folgende  Jahres- 
mengen: für  Omaruru  (21°  35'  S,  I8W  13'  0)  354  mm  an  37  Tagen, 
und  in  demselben  Jahr  für  Rohoboth  (23°  10'  S,  16u  63'  0)  104  mm 
an  28  'Digen.  Kegenlos  waren  die  Monate  Juni  bis  September.  Zum 
Schlufs  sei  noch  bemerkt,  dafs  die  Seehohe  ton  Otjimbingue  barometrisch 
auf  rund  880  m bestimmt  wurde.  Supan.  * 

136.  Reymond,  Note  sur  la  Geologie  du  centre  de  l’Afrique. 
(Bull.  Soc.  Geolog,  de  France,  1886,  Bd.  XTV, 
S.  37.) 

Bestimmung  der  Gesteine,  welche  V.  Giraud  von  seiner  Keise  1881 — 82 
mitgebracht  hat.  Sie  stammen  tod  dem  Westufer  des  Tanganjika  zwischen 
Mpala  und  l'ambetc  and  aus  der  Gegend  zwischen  dem  Tanganjika  und 
Nyassa.  Der  weitaus  gröfsto  Teil  besteht  aus  Graniten,  Gneifsen,  ver- 
schiedenen Glimmerschiefern,  Dioriten  und  Porphyren.  Die  abgerundeten 
Grauitblöcke,  welche  am  'Ruigaojika  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  Vorkommen 
und  auf  der  englischen  Karto  irrtümlich  als  erratisch  bezeichnet  werden, 
sind  Produkte  der  Verwitterung,  dio  den  Spalten  entlang  bis  in  das  Innero 
des  Gesteins  eindringt  und  dasselbe  bis  auf  die  unversehrten  Kerne  (eben 
jene  Blöcke)  in  Grus  verwandelt,  der  dann  gelegentlich  abgcochwcramt 
wird.  Echte  Sedimentgesteine  (Sandsteine  und  Thontcbiefcr)  kommen  nur 
zwischen  Jendwe  sm  Tanganjika  und  Mpata  (wohl  Mpasa?)  auf  der  Koute 
xum  Nxassa  vor.  Fossil  führende  Schiefer  in  der  Näh©  des  letztem  Ortes 
werden  von  Bertrand  als  möglicherweise  eoeän  oder  oberkretazeiach  be- 
zeichnet. Sujmn. 

137.  Felkin,  Note  on  tho  For  Tribe  of  Central  Africa. 
(l’roc.  R.  Soc.,  Edinburgh,  1885,  Bd.  XIII,  S.  205. 
Mit  1 Tafel.) 

Sciuer  schönen  Monographie  über  dio  Modi  hat  Felkin  eine  ähnlich 
eingehende  Arbeit  Uber  dio  Für  folgen  lauen , deren  Land  er  1879  bei 
der  Rückkehr  au«  Hubaga  besuchte.  Kr  schildert  «ie  ul«  einen  die  HKtft» 
der  auf  3—5  Millionen  zu  schallenden  Bevölkerung  Dnrfur»  snsmaehenden 
unvcrmiaehten  Negerstamro.  AI«  Neger  lauen  «ie  die  körperliehen  Merk- 
male, »weit  «ie  mitgeteilt  sind,  erkennen  (Körperhöhe  Ton  *5  Männern 
durchschnittlich  173,0,  ron  )5  Werbern  168,7,  Farbe  47  und  43  der 
Brocaselien  Tafel,  Haar  wollig),  während  die  ethnographischen  Merkmale 
den  KinHuf«  der  nördlichen  Nachbarn  deutlich  anfwoisen.  Ke  fehlen  körper- 
liche Verunstaltungen  mit  Ausnahme  der  Durchbohrung  des  linken  Nasen- 
flügels der  Weiber,  welche  darin  »inen  kleinen  Kristall  oder  ein  h ehern». 
Stübchen  tragen,  es  wird  nicht  tättowiert  und  kein  Zahn  uusgwchlagen. 
Neben  einigen  Biencnkorbhütten  aus  Grus  sieht  rnan  eine  Mehrxahi  ron 
Lehm-  und  Steinhütten.  Ausser  Uhurra,  welch»  die  Hauiduahrung  abgibt, 


wird  Weiten  und  Heu  gebaut,  ersterer  auffallendcrweiae  nicht  rar  Nahrung, 
sondern  nur  zur  Ausfuhr.  Es  gibt  eigene  Vornitshütten  für  getrocknetes 
Fleisch , andere  für  Getreide.  Allgemein  und  in  grofsera  Mals«  wird  spa- 
nischer Pfeffer  als  Gewürx  genossen.  Aus  Durrba  wird  meist  Grütie, 
seltener  Fladen  bereitet.  Auch  Biet  UDd  eine  Art  gekochten  Weinea  werden 
gebraut.  Abfälle  werden  auf  einem  besondere  Fleck  tor  dem  Dorfe  zu- 
sammengeworfen und  alz  Dünger  benutzt.  Tabak  wird  nur  gekaut  und 
geschnupft,  das  Bauchen  der  Araber  dagegen  mit  Verachtung  angesehen. 
Unter  dem  oberflächlichen  Firnis  des  Moharoraedanismua  lebt  der  Glanbo 
an  einen  Gott  Molo , den  Himmel  (Jouel)  und  die  Holle  (Uddu).  Einige 
steinerne  Hütten  sollen  noch  vorhanden  »ein,  in  denen  einst  Molu  verehrt 
wurde.  Der  Silz  der  Seele  (Kilma)  ist  dio  Leber.  Weiber  sind  seelenlos. 
Für  die  Braut  zahlt  der  Bräutigam  eine  reiche  Entschädigung  an  den 
Schwiegervater,  bei  dem  er  bu  zur  Geburt  des  »raten  Kindes  zu  wohnen 
hat.  Die  Hochzeitszeramouien  sind  ebenso  wie  die  Begräbnugrbrtiucb» 
abgeschliffen,  wohl  durch  arabischen  KinHufs.  Es  gibt  besondere  Dörfer, 
wo  Priester  mit  jungen  Männern  wohnen,  die  sie  unterrichten , uod  aus 
diesen  sind  die  Weiber  ausgeschlossen;  und  andere,  in  denen  um  den 
Hluplling  sich  die  Krieger  (Dalimar)  samt  ihren  Familien  arharen;  aufser- 
dem  wohnen  als  verachtete  Klane  die  Schmiede  in  besonderen  Dörfern. 
Die  Welfen  sind  Speer  nnd  Bogen,  doch  werden  letztere  wenig  mehr  ge- 
braucht. Fische  werden  mit  Harpunenpfeilen  geschossen.  Jede«  Dorf  ist 
mindestens  durch  eine  Dornhecke  befestigt.  Eine  feste  Hauptstadt  hat 
Darfur  erst  seit  der  ägyptischen  Eroberung,  früher  hiefs  Kl  Fascher  der 
Platz,  den  der  Herrscher  jeweils  bewohnte.  Tuusehmittel  sind  Baumwollen- 
Stoffe,  teils  einheimische,  teils  eingeführtc.  Eisen  wird  mittels  thünemer 
Toplblssehälge  ausgevchmolzen.  Der  Gerbproxefs  ist  bekannt,  die  Töpfer- 
scheibe dagegen  nicht.  Zahlwörter  gibt  es  bis  zu  100.  — Von  beson- 
derm  Wett  sind  noch  einige  Tiergeschichten  mythologischen  Hintergrundes, 
die  an  die  der  Hottentotten  erinnern,  dann  die  Beschreibungen  von  Spielen, 
nnd  die  Angaben  über  Krankheiten  und  Heilmittel.  — Die  ganze  Arbeit 
ist  eine  der  vollständigsten  Sammlungen  ethnographischer  ThaUaehen,  die 
wir  ühor  irgend  ein  afrikanisches  Volk  besitzen,  und  trägt  durchaus  den 
Stempel  tleifsiger  und  nüchterner  Beobachtung.  Beigegeben  ist  das  Bild 
des  Furknaben.  den  Felkin  nach  Europa  brachte,  und  ein  kleines  Vokabular. 
Wir  beben  zum  Schiufa  hervor,  ilfifa  Felkin  die  Schilderung  Dnrfura  bei 
Mohamed  el  Tuniai  als  .erstaunlich  genau"  bezeichnet.  Raiiti. 

138.  Johnston,  Tho  Peoplo  of  Eustern  Equatorial  Africa. 
(Journ.  Anthropol.  Inst.  London.  1885,  Bd.  15,  S.  3.) 

Der  Verfasser  beschreibt  die  Hamen,  welche  in  Ostafrika  zwischen 
1*  N.  Br.  uwl  5*  8.  Br.  und  von  34*  Ö.  L.  bis  zum  Indischen  Ozean 
wohnen,  sm  ausführlichsten  aber  jene  io  der  Nähe  des  Kilimanjaro. 
Zwischen  den  Stämmen,  welche  zur  Bantu  - Familie  und  zur  äthiopischen 
gehören,  haben  sich  manche  andere  eingcaehoben , so  an  der  Ostaeite  des 
Victoria  Nyania  eine  Niederlassung  der  Nilneger,  die  den  Scbilluk  nahe- 
stehen,  über  die  wir  eher  nur  äufserst  dürftige  Nachrichten  besitzen,  und 
dann  jene  zwerghaften  Hassen,  deren  Namen  das  Swahili-Präfix  Wa  führen 
(Wa-boni,  Wa-sauia,  Wa-ta,  Wa-ndurobo  Ae.).  In  der  zweiten  Hälfte 
seine«  Aufsatzes  gibt  der  Verfasser  eine  ausführliche  Beschreibung  der 
Körperformcn , der  Gebräuche  und  Sitten  der  Wa-taite,  der  Kwuri  und 
Wa-taveita  im  herrlichen  Waldlaude  Taveila,  der  meist  Ton  Vegotabilicn 
sich  nährenden  Wa-chaga  am  Kilimanjaro,  wenngleich  sie  als  Haustiere 
Buckelrinder,  Ziegen,  Schafe,  Hübner  nnd  bisweilen  Hunde  besitzen,  und 
schlielzlicb  der  Masii  und  Gallas.  Langk utW. 

139.  Buchanan,  Tho  81iire  Highlamlg.  Edinburgh-London, 
Bhickwood  1885.  (Mit  1 Karto.) 

Iler  Verfasser,  der  9 Jahre  als  Pflanzer  in  Zomba  lebte,  hat  das 
Buch  zu  dem  Zwecke  geschrieben,  um  seinen  Landsleuten  die  Besitz- 
ergreifung des  untern  Zambeeigebietes  zu  empfehlen.  30  Jthrc  sind  zer- 
gangen, seit  Liringstone  zuerst  dieses  Land  betrat ; seitdem  sind  im  Schira- 
gebiet und  am  Nyaasa-See  schon  zahlreiche  britische  Missionsstationen 
gegründet  worden;  die  African  Iokea  Company,  denen  die  beiden  kleinen 
Dampfer  auf  dem  Nyavsa  und  Scbire  gehören,  hat  bereit»  festen  Fufa  ge- 
falzt, und  die  Gebrüder  Buchanan  haben  Kaffecpflaniuugeu  ftlr  den  Export 
und  ZuekerpHanxungen  für  den  einheimischen  Bedarf  angelegt.  Der  Ver- 
fasser glaubt,  dafs  die  Zukunft  des  Landes  auf  der  Kaffeckultur  beruhe. 
Schon  jetxt  besteht  sie  in  Blaut  vre,  Mandala  und  Zomba,  und  mit  jedem 
Jahre  breitet  sie  sich  weiter  ans.  C,  liberica  eignet  sieb  vorzüglich  für 
die  tief  gelegenen  Thäler,  C.  arabica  für  das  Hochland.  Außerdem  em- 
pfiehlt sich  noch  für  Gegenden  ron  mehr  als  900  m Seehöhe  die  Ein- 
führung des  Chinirindrn-Baumos;  die  Thiler  des  Zambezi  und  Sebirc  liefern 
eine  Menge  Sesam  und  Erdnüsse,  und  Indigofen  tinctoria  wichst  hier 
wild;  auch  das  Zuckerrohr  kann  ron  Bedeutung  werden. 


Digitized  by  Google 


38 


Litteraturbericht  Nr.  140—143. 


Sehr  ausführlich  sind  die  botanischen  und  ethaegraphbehen  Kapitel. 
Die  Flor»  det  tiefer  Belesenen  Flufstbäler  unterscheidet  »ich  wesentlich 
Ton  jener  de»  lioehUude»,  int  nicht  in  besug  auf  den  allgemeinen  tro. 
piechcn  Charakter,  sondern  nur  in  he*«*  auf  ihre  Bestandteile.  Nur 
wenige  Arten,  wie  Araarautus  eaudatua  oder  Jatropba  1. 'accus , reib  reiten 
»ich  ron  der  Seeküste  bis  ru  Hohen  von  1000  — 1200  ra.  Die  Mehrcahl 
gehört  entweder  nnt  dem  Tiefland  (Boabab  und  Tamarinden  t.  B.  nnr  bis 
600  m flöhe)  oder  nur  dem  Hochland  an.  Dichte  Wilder  scheinen  den 
letalem  au  fehlen:  die  Baume  sind  mit  wenigen  Ausnahmen  »ehr  klein. 
Die  wichtigsten  unter  diesen  »ind  die  Napaca  Kirkii  (Msuku),  die  vier 
Fünftel  des  Nutzhnlae»  liefert,  nnd  mehrere  Brachystegia-Arten , besondera 
B.  longifoiia  (Njombo),  deren  Binde  und  Boat  benutat  wird. 

Die  klimatologbeheo  Notixen  erwecken  Bedcuken.  Daft  die  mittlere 
Jahrestemperatur  von  Blantyre  (600  ro  boeh)  nur  ra  lu“  betrügt , Dt 
unmöglich.  Ai»  absolute  Extreme  während  »eines  neunjährigen  Aufenthalte« 
gibt  er  35  und  — 1.7  *,  und  als  die  beobachteten  Grenzwerte  der  jährlichen 
Kegenmongo  76  und  132  cm  an. 

Von  den  Stämmen  des  Scbiregebiete«  sind  die  tu  den  Makololoe 
gehörigen  Koroakukon,  deren  llauptort  Ttrhimla  ist,  jetat  am  mächtigsten. 
Da»  Uauptoneugnb  des  Ackerbaues  Dt  der  Mai-,  leider  hat  die  Agrikultur- 
inetbode  einen  extrem  eatensiren  Charakter,  indem  alte  2—3  Jabre  ueaer 
Boden  in  Angriff  genommen  wird.  Die  Folge  davon  ist  rücksichtslose 
Bntwaldaug,  ilie  in  i .ändern  mit  periodischem  Kegen  doppelt  »on  Nachteil 
Dt.  Die  indnatrielle  Thätigkeit  der  Kingeboroen  Dt  eine  siemlieh  lebhafte. 

Die  letaten  Kapitel  sind  den  britischen  Missionen  in  Ostafrika  gewidmet. 

Ssjns. 

140.  Götz,  Untersuchungen  oiner  Gestcinasuite  aus  der 
Gegend  von  Marabastad  im  nördl.  Transvaal.  (Neues 
Jahrb.  f.  Miner.  &c.,  Stuttgart  1885,  Beilage,  Bd.  IV, 
S.  110.) 

Nach  der  geologischen  Einleitung  rem  Cohen  wird  das  tirundgebirgo 
im  N,  in  der  (fegend  tod  MarabsSitad  und  Uerstoling,  von  Gneifs  (aichäisch  [:]) 
und  verschiedenen  mcUmorpliischcn  Schiefem  (wahrscheinlich  paläozoisch), 
im  S aber,  von  Naboomfontoin  über  da«  Boshveld  bD  nach  Pretoria  hinüber, 
von  Granit  gebildet.  Die  iu  den  Kriegen  zwischen  den  Kaffem  und  Buren 
viel  genannten  .Höhlen"  dos  isolierten  Oronitgcbirgeo  ljtkalakale  »ind  keine 
eigentlichen  Höhlen,  sondern  Klüfte.  Auf  den  »teil  »ufgenrbteten  kriital- 
linDchen  Schiefem  ruht  diskordant  und  nnr  mit  schwacher  südlicher  Neigung 
die  Sand ,tc Information  des  Mokopons-Gcbirges,  die  sieb  mit  fast  senkrechtem 
Absturz  über  den  Schtefenoekel  erhebt.  Ilie  verschiedenen  Varietäten  der 
Sandsteine  dürften  nur  al»  Facieabildungen  aufaufaasen  sein.  Ober  dem 
Ssndv.ein  Hegt  im  westlichen  Teil  des  Mskapous-fiebirgc«  Dolomit  mit 
charakteristischen  Einlagerungen  hieseliger  Schichten.  Sandsteine  und 
Dolomit  (letzterer  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  von  Ljdeuburg)  dürften 
auch  paläozoisch  »ein.  Die  l’utersnehungcn  der  Schiefer  durch  Gütx 
liefern  einen  intereamnten  Beitrag  tur  Theorie  des  tektonischen  Metamor« 
phbmus.  Aupon. 

141,  Gamble,  Klitna  der  Kapkolonie.  (österr.  Meteor. 
Ztschr.,  1885,  Bd.  XX,  S.  394.) 

Eiue  Reproduktion  au*  dem  Cape  Goremement  Blucbook.  Mits?ttwlt 
worden  die  jährlichen  Niederschlagsmengen  r«n  76  Stationen  nnd  die 
monatlichen  ton  (6  Stationen.  Auf  Grund  derselben  habe  ich  nachstehende 
Skizze  der  KegonTcrtcilung  in  Südafrika  entworfeu,  der  natürlich  immerhin 
nur  ein  promurucher  Charakter  zukvmrot. 


Aot  den  Tempmturtdbellen  teile  ich  folgenden  Auuug  mit.  Die 
Mittel  sind  aut  den  täglichen  Extremen  abgeleitet.  Die  Zahlen  der  Be- 
obaehtungsjabre  »ind  in  Klammern  heigefögt. 


Mtttl. 

Temper.* 

Äeöli'iUe  WÄnuAier  Kältester  Schwan- 


m 

Mouat 

Jahr 

kuog. 

Küste. 

Kapstadt  (B.  Obs.  B'/s)  • 

12 

Jan. 

20.6* 

Juli  12,7* 

le,«“ 

10,9° 

Simonstowa  (9)  . . . 

6 

Fobr. 

23,0 

„ 14,1 

18,4 

8,1 

Mowel-Bai  (9)  . . . . 

32 

Jau. 

21,3 

„ 14.1 

17.« 

*,« 

Port  Elisabeth  (18)  • • 

65 

21,6 

„ 14.0 

17,  • 

7,9 

Hast  London  (7) 

6 

21,1 

„ 14.8 

18.* 

8.4 

Durban  (5)  .... 

45 

» 

23,» 

. 17,* 

20,  • 

Ui 

WeStl.  GebirgalanA. 

Wellington  (8) . . . , 

122 

Febr. 

2°  7 

» 11,7 

17,7 

10,9 

Worcester  (10).  . , . 

238 

Jan. 

22,» 

• 11.6 

17,7 

13,8 

Clan  William  (9)  . . , 

91 

• 

23,« 

H 10,6 

17,6 

17.« 

Südl.  Karroo. 

Aranlienstein  (6)  . . , 

407 

H 

24.4 

. iu 

17.» 

12,6 

Centrale  Karroo. 

NeD  Poort  (5) . . . . 

945 

23.0 

Juni  10,8 

17,1 

15.7 

Somerset  Kost  (12)  . , 

730 

m 

21.» 

Juli  11,7 

16,6 

11.1 

Graharostown  (5)  ■ . . 

650 

Febr. 

21.« 

* 11.7 

17,1 

10.» 

K.  William'»  Town  (9)  . 

410 

f» 

21.1 

. 11.» 

IC.? 

14,1 

Konti.  Karroo  Ae. 

Alivral  North  (10)  . . 

1320 

Jan. 

23,0 

* 6,5 

15.« 

15»? 

Bloamfonteiu  (6)  . . . 

1400 

Dux. 

22,« 

7,8 

16,7 

14,6 

l’ietarmariuburg  (6)  . . 

640 

Jan. 

22,1 

Juni  12,7 

18,2  9,8 
Supan. 

Australien  und  Polynesien. 

142.  Lubbock,  Ou  tlie  customs  of  Marriage  and  Systems  of 
Rolatiouship  among  tlie  AuatraUans.  (Journ.  Anthrop. 
Instit.,  London  1885,  S.  292.) 

So  selbstverständlich  für  uni  die  Begriff»  von  Heirat  und  Verwandt- 
schaft sind,  so  scheinen  sie  doch  verhältoisniäfsig  neuen  Ursprungs  zu  scm. 
Der  bekannte  Verfasser  rekapituliert  hier  nicht  die  Ansichten  Bachofen», 
McLeimans,  Morgan.«,  Taylor»  n.  n. . sondern  saebt  mit  austchliefslDbct 
Berücksichtigung  der  »nstralisehen  Kingeboroen  seine  Behauptungen  im 
.Origin  of  CiTilisation"  gegvn  Fisons  und  Howitts  .Karailnroi  and  Kurnai" 
neu  au  begründen.  Au»  den  Sitten  und  Gebräuchen  der  Australier  be- 
antwortet or  die  Fragen:  „Wie  entstand  die  indisidnnl  marriage3*  und: 
„Unter  welchen  Umständen  wurde  die  Abstammung  durch  die  Mutter  ersetat 
dnreh  die  vom  Vater?"  Da»  Ilceultat  ist:  „Uonsmunal  martiage“  scheint  di» 
ursprüngliche  und  in  d»u  natürlichen  Instinkten  begründete  xu  sein ; von 
ihr  kann  nicht  die  „individual  marriage"  abgeleitet  werden.  Zonpkmvl. 

* 

143.  Mc  Kerrow,  Koport  of  the  Survey  Department,  New 
Zealand  for  Year  1883/84.  Wellington  1885.  (Mit 
13  Karten.) 

Triffooonietriftch  und  topographisch  aufgtnommen  wurden  1 1 665  qkm. 
Die  geodätischen  Arbeiten  betrafen  hauptsächlich  die  Laogenbaetimniung 
Tom  Mount  Cook  (Wellington).  Durch  telegraphische  Verbindung  mit  Syd- 
ney ergab  eich  die  Uinge  örtlich  ton  Greenwich  1*4’'  4ßf  21}“;  die  Be- 
obachtung der  Mooiikulminationeu  ergab  34"  mehr.  G.  Müller  nahm  du 
biaher  noch  unbekannte  Waldgebirge  im  südlichen  Teil  der  l*rormj  Wnt- 
land , an  der  Jackeon-  und  Martine- Bai  topographisch  auf;  eine  «chüne 
Karte  dickes  Gebietet«  Ut  dem  Keport  beigegeheo;  eine  andre,  detaillierte 
tojM>graphi*rhe  Karte  stellt  da*  Konigriand  in  der  Grafschaft  Kawhia  {Sord- 
ineei) dar.  Von  dem  für  Ansiedelungen  bestimmten  Lande  wurden  1778  qkm, 
von  dem  Gebiete  der  Eingubornm  2252  qkro  aufgtnommen.  .5.17  km 
Straften  wurden  angelegt  und  47G  kra  aur  Strafaenanlage  vorbereitet.  In 
aller  Kürze  wird  auch  über  die  l-ntersuchungcn  der  Goldwäsche  auf  der 
Sudinsct  berichtet.  $„!***. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  144 — 146. 


39 


144.  Guppy,  Qbservations  ou  tho  recent  Calcaroous  formu- 
tious  of  the  Snlomou  Group,  müde  during  1882 — 84. 
(Nature,  1885,  Bd.  XXX111,  S.  202.) 

Schon  im  litt. -Her.  Nr.  18  wurde  »uf  Guppy.  Untersuchungen  ver- 
wiesen;  und  nun,  da  ein  ausführlichem  Bericht  darüber  voriiegt,  kommen 
wir  erat  recht  zur  Überzeugung,  welche  epochemachende  Wichtigkeit  den- 
selben innewohnt.  Die  Gruppe  der  Saloraon-Inseln  enthält  alle  drei  Haupt- 
formen von  Hilf bildungen , aber  daneben  auch  dieselben  Einbildungen  im 
gehobenen  Zustand.  Wir  haben  also  auch  hier  wieder  angebliche 
Beweise  für  eine  rexonte  positive,  und  sichere  Beweise  für  eine  rezente 
negative  Niveau  Veränderung  unmittelbar  netancinandex.  Schon  das  stimmt 
mifstrauisrh  gegen  Darwins  Senkungstheorie ; wir  müfsten,  wollten  wir  die 
letztere  beibehalten,  eine  entgegengesetzte  vertikale  Bewegung  benachbarter 
Schollen  tumehmeu.  Die  negative  Niveau  Veränderung  der  überseeischen 
Kalkinseln  betrug,  gering  geschätzt,  1600 — 2500  in ; einige  Anzeichen  für 
eine  gegenwärtige  Hebung  im  Betrog  von  1-J  m sind  auch  vorhanden,  und 
cs  wurden  zum  Zwecke  künftiger  Kontrollierung  Marken  angebracht. 

Das  Hauptgewicht  ruht  auf  der  geologischen  Untersuchung  der  gehobenen 
Inseln,  deren  Bau  bestehende*  Idealprofil  nach  Guppy  versinnlicht.  Wir 
haben  drei  Bestandteile  zu  unterscheiden:  1)  Den  Kern  bildet  eine  alte 


vulkanische  Insel.  Auf  vielen  Inseln,  wie  auf  Treasury,  Alu,  St.  Christoval 
(ßauro),  ist  der  Kern  durch  die  aufserordentlieh  starke  Denudation,  dio 
auf  den  Sulomon-Inseln  herrscht  (380  cm  Regenmenge  an  der  Küste),  blofs- 
gelegt  worden.  Petrographische  Untersuchungen  scheinen  nicht  augestellt 
worden  zu  seiu;  auf  der  Alu -Insel  herracht  Quart -Diorit  vor.  2)  Den 
vulkanischen  Kern  bedecken  in  grofsei  Mächtigkeit  Tiefseeablagerangeo, 
bestehend  aus  vulkanischen  Tuffen  mit  Besten  von  Forominifercn,  Ptcropoden 
und  andern  Mollusken.  Sie  sind  geschichtet,  tragen  im  allgemeinen  den 
Charakter  des  .vulkanischen  Schlammes",  den  der  ..Challenger*  Ln  der 
Kühe  mariner  Vulkane  fand,  und  einen  verschiedenen  petrographtschen 
Charakter,  je  nachdem  die  Tuffe  oder  die  organischen,  kalksteinbildenden 
Überreste  vonriegen.  3)  Der  äußere  Korallenriff,  dessen  Mächtigkeit 
45 — #o  ra  nie  Übersteigt  und  somit  mit  der  Tiefengrenze  des  Korollen- 
lebens  übereinstinunt.  Wir  haben  uns  also  die  Entstehungsgeschichte 
folgendermaßen  vorzust eilen : die  Insel  (Bestandteile  1)  und  2))  steigt 
empor  und  gelangt  endlich  in  die  Konülcnxone.  Es  bilden  sich  um  dieselbe 
Rifft  Ton  einer  Mächtigkeit,  die  der  Tiofe  der  Korallenxone  entspricht,  und, 
indem  die  Insel  immer  hoher  steigt,  gelangen  wiedor  andere,  tiefer  liegende 
Teile  derselben  in  die  Korallenzone , so  dafs  sich  ein  Riffring  unter  den» 
andern  um  die  Insel  legt.  Auf  der  ca  150  m hohen  Cgi -Insel  reichen 
die  Korallenriffe  bi»  ca  130  m Scehühe,  und  auf  der  ca  350  m hohen 
Treasury- Insel  bis  120  m Seehobo  und  in  Fragmenten  bis  270  m Sechohe. 
Die  Alu-Insel  (150  m hoch)  ist  eiii  gehobenes  Barricreriff,  die  Santa  Auer- 
Insel  (140  m hoch)  oin  gehobenes  Atoll  mit  einem  geschlossenen  Siißwasser- 
beeken,  dessen  Boden  etwa  30  m unter  detu  Meeresniroau  liegt.  Auch 
hier  ist  dor  eigentliche  Korallenfels  nicht  mächtiger  als  45  m,  und  auch 
hier  bilden  die  Hauptmasse  dio  weichen  Tiefseeachichten  und  der  vulka- 
nische Kern. 

Ihre  Hauptstütze  faud  die  Darwinsche  Theorie  in  der  großen  Mächtig- 
keit der  Korolienriffo,  aber  alle  Berechnungen  derselben  beruhen,  wie  ich 
an  andrer  Stelle  nachwies,  auf  hypothetischen  Grundlagen.  Untersuchungen 
wurden  bisher  nur  an  gehobenen  Korallenriffen  angrstcllt,  und  diese  lehren 
das  Gegenteil  vor  dom,  was  Danriu  annahm.  Es  wäre  nun  an  der 
Zeit,  durch  Tiefenbohrungen  auf  Atollen  nach zuw eisen,  ob 
die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  an  gehobenen  Riffen 
auch  auf  die  jetzigen  Riffe  Anwendung  finden  oder  nicht. 
Ist  — wie  wahrscheinlich  — - dos  eratcre  der  Fall,  dann  gelangt  man  zu 
dem  Schlüsse,  dafs  das  Vorkommen  der  Riffe  nicht,  wie  Darwin  meinte, 
auf  Senkung»-,  soudem  auf  Hebungsgcblete  sich  beschränkt.  Sujmto. 

145.  Kubary,  Ethnographische  Beiträge  zur  Kcnntim  der 
Karoliniüchen  Inselgruppe  und  Nachbarschaft.  Heft  I. 
Die  sozialen  Einrichtungen  der  Pelauer.  Berlin, 
A.  Ashcr  & Ko.,  1885. 

Eine  sehr  eiugehende,  wertvolle  Studie,  deren  Lektüre  jedoch  durch 
eine  unnötige  Häufung  polynomischer  Bezeichnungen  und  nicht  unerhebliche 
äußere  Mängel,  wie  zahlreiche  schlechte  tattern,  häufige  Formfehler,  hier 
und  da  undeutsche  Redewendungen  erschwert  wird.  Wohl  infolge  großer 


Abgeschlossenheit  sind  die  sozialen  Gebräuche  auf  dieser  Inselgruppe 
besonders  scharf  ausgeprägt  wurden;  altertümliche  Verhältnisse  haben  sieh 
hier  zum  Teil  mit  gTofser  Zähigkeit  behauptet.  In  der  That  ist  es  hohe 
Zeit,  dieselben  näher  zu  studieren,  da  die  Pelauer  einem  raschen  Untergang 
geweiht  zu  sein  scheinen.  Als  Ursachen  des  Hinsch winden»  gelten  dem 
Verfasser  nicht  sowohl  die  häufiger  auftretenden  Krankheiten  (Influenza  u.a.), 
als  vielmehr  die  vorzeitige  physische  Erschöpfung  dos  weiblichen  Geschlechtes, 
die  allgemein  verbreitete  Sittenlosigkeit , die  abnormen  Verhältnisse  der 
Ehen,  welche  durchschnittlich  eine  große  Unfruchtbarkeit  aufweisen.  Aus 
den  Ermittelungen  über  dreizehn  Gemeinden  eines  Bezirks  ergaben  sich 
für  ein  Jahr  (1882/83)  auf  kaum  400  Seelen  58  Todesfälle  und  nur 
7 Geburten!  Da  zwei  Fülle  auf  die  Sitte  des  „Blobäol*  (Kopfnehmens) 
kommen , war  dio  Sterblichkeit  14  Prozent  der  Bevölkerung,  die  Geburten 
nur  1,?  Prozent.  Die  vom  Verfasser  für  diese  abnorm  hohe  Sterblichkeit 
angeführten  Ursachen  sind  jedoch  schon  seit  langer  Zeit  vorhanden  und 
hätten  daher  schon  längst  vor  der  Berührung  mit  den  Europäern  zum 
Aasstcrben  flihreu  müssen. 

Der  Name  der  Inselgruppe  kommt  nnch  Kubary  von  pelti  (l.ond),  womit 
die  einzelnen  Dörfer  bezeichnet  werden;  dieselben  sind  unabhängig  regiert, 
jede  Gemeinde  bildet  daher  einen  Staat  ftir  sich.  In  derselben  sind  die 
einzelnen  Familien  numerisch  geordnet.  Der  älteste  Munn  einet  jeden 
(„Rupak")  ist  ibr  Repräsentant,  die  älteste  Frau  heifat  „Kupekeldil" ; die 
übrigen  Mitglieder  der  Familie  bilden  zusammen  das  Volk,  dessen  beide 
Geschlechter  separat,  der  sozialen  Ordnung  wegen  in  einzelne  Regimenter 
oder  Vereine,  die  „KaldebCkeU"  geteilt  sind.  Eine  solche  Familie  leitet 
der  älteste  Mann,  der  mit  einem  für  immer  unveränderten  Namen  der  »o- 
und  so  vielste  „Kupak"  wird.  So  wird  der  Name  zum  Titel,  der  von  dem 
Namen  des  Stammplatzes  der  Familie  genannt  wird  und  zugleich  die 
Bcnenuung  für  die  ganz«  Familie  gibt.  Sein  Wohnhaus  heifat  „Blay  a dny", 
das  Titelhaus,  und  wird  zum  Mittelpunkt  des  ganzen  Familienlebens;  des- 
halb heifat  auch  die  Familie  „Blay",  weil  sie  sich  alle  auf  das  eine  Haupt- 
haus beziehen.  Ein  i*lauiscbcr  Blay  ist  ein  nur  durch  die  Frauen  erhaltener 
Stamm ; diese  allein  auf  den  Karolinen  noch  am  deutlichsten  erhaltene 
primitive  StammesverfsMung  existierte  nach  Kubary  einst  überall  in  Poly- 
nesien und  bildete  den  Ausgangspunkt  für  die  nachträglich  veränderte 
Gestaltung  der  Gesellschaft.  Mehrere  Blay  treten  zu  einer  Gemeinde 
zusammen,  mehrere  Gemeinden  zu  einer  zentralen  Gemeinde,  einem  „Klon 
pelü“,  einem  ..großen  Land**.  Verfasst  stellt  nun  die  Grundlage  des 
Ganzen,  das  Familienleben,  eingehend  dar,  wobei  jedoch  dio  zur 
Erleichterung  der  Übersieht  ursprünglich  beigegebenen  Tabellen  leider  fehlen, 
da  sie  bei  den  nach  Berlin  eingesaudten  ethnographischen  Sammlungen  sich 
nicht  mit  vorfanden.  Besonders  eingehend  sind  die  Angaben  über  das 
weibliche  Geschlecht,  das  „Armengol "-Wesen  nnd  andere  tief  einschneidende 
soziale  Einrichtungen. 

In  dem  zweiten  Abschnitt  über  die  Verhältnisse  innerhalb  dor 
Gemeinde  betont  Kubary,  dafs  hier  die  genauo  Unterscheidung  der  so 
zahlreichen,  gebräuchlichen  Namen  große  Schwierigkeiten  bereite  und 
genaueste  Konnlnis  erfordere,  ehe  man  die  eigenartigen  Verhältnisse  richtig 
zu  beurteilen  vermöge.  Bei  dem  ausgearbeiteten  Formenwesen  nehmen  die 
Angelegenheiten  für  die  Gemeinde  den  Mann  vollauf  in  Anspruch.  Man 
erstaunt  in  der  That,  wie  das  Lehen  dieser  Insulaner  geradezu  aufgeht  iu 
der  Erfüllung  eines  weitentwickelten , durch  die  Sitte  starr  befestigten 
Komments.  Besonders  interessant  sind  die  Angaben  Über  die  „Kaldcbtkels" 
mit  ihrem  starkausgeprägten  Korpsgeist.  — ln  den  Beziehungen  der 
Gemeinden  zu  einander  treten  sowohl  die  „Rupak«**  (Regierung)  wie 
die  „KaldcbGcels*“  (das  Volk)  der  einen  Gemeinde,  welche  in  abfallend 
numerierter  Bezeichnung  geordnet  sind,  jsdoch  jetzt  die  früher  übliche 
Zahl  von  20  meist  nicht  mehr  erreichen,  mit  den  entsprechenden  Nummern 
einer  andern  Gemeinde  in  ein  spezielleres  Verhältnis,  was  sich  bei  vielen 
Gelegenheiten  kundgibt.  Hier  findet  auch  die  Sitte  des  „ Kopfnehmen*  ** 
nähere  Berücksichtigung.  Fr.  R<?d  (Jena). 

146.  Dutton,  Hawaiian  Volcanoes.  (Powell,  fourth  aunual 
Rep.  U.  St.  Geol.  Survey,  Washington  1884,  S.  75, 
mit  30  Karten  und  Abbildungen.) 

Der  Verfasser  besuchte  im  Jahre  1882  die  Sandwich-Inseln,  deren 
Vulkane  wegen  ihrer  ruhig  verlaufenden,  von  häufigen,  ober  nur  schwachen 
Erdbeben  begleiteten  Ausbrüche,  ihrer  enormen  Auswurßmasscn  (jene  des 
Mauna  Loa  rom  Jahre  1855  könnten  einen  Veisuv  aufbauen',  und  der 
Flachheit  ihrer  Kegelforroen,  die  durch  die  Seltenheit  lockerer  Produkte  und 
durch  den  fast  ausschließlichen  Aufbau  aus  basaltischer  Lava  bedingt  ist, 
stets  wieder  za  neuem  Studium  anffordem.  Die  großen  Lavaseen  in  den 
Ualderen  des  Mauna  Loa  und  Kilauea  sind  Phänomene,  wie  man  sie  sonst 
nirgends  wieder  findet,  und  es  ist  von  hohem  Interesse,  ihre  Veränderungen 


40 


Litteraturbericht  Nr.  147 — 148. 


von  Zeit  zu  Zeit  fwtxusteilen.  Der  „neue  See4*  auf  dem  KiUuea  öffnete 

sich  ent  im  Mai  1881.  Dio  LaraobertUrhe  den  gröfsem  Sees  befand  sich 

1841  ca  300  ra  unter  dem  höchsten  Tunkt  des  Caldcrawulle«;  bei  Duttons 
Besuch  war  sic  uro  120  m gestiegen.  Ka  wurde  oben  ton  Ualdorcn  ge* 
sprechen ; der  Verfasser  zieht  diesem  Ausdruck  den  gewöhnlich  gebrauchten 
„KrateT*  vor,  und  denkt  »ich  die  Caldcren  entstanden  nicht  durch  Ezplo* 
sion,  sondern  allmählich  aas  kleinen  Vertiefungen,  wie  sie  der  Kilsuea  noch 
in  grofsen  Mengen  aufweist,  durch  Schmelzung  de*«  dem  Schlote  benachbarten 
Gesteins  und  durch  Einsturz.  Den  Kilauea  betrachtet  er  als  einer»  selb* 
ständigen  Vulkankegel,  der  allmählich  mit  dem  Mtunu  Loa  verwuchs.  Im 
Hinblick  auf  dio  gewaltigen  Lavacrgüsse  de*  Mauna  Lea  (der  Strom  ton 
1865  ist  72  km  lang,  in  den  untern  30  km  6 — 7 km  breit  und  im  Mittel 

20,  stellenweise  aber  gegen  80  m mächtig)  ist  er  geneigt,  dio  Erklärung 

der  grofsen  Larafslder  im  westlichen  Nordamerika  durch  abnorme  Spalten- 
ergibst  alizülehneo.  Die  Lava  der  Sandwich-Inseln  tritt  jo  nach  der  gröfaero 
oder  geringem  Neigung  der  Gehänge  in  zwei  Formen  auf:  als  Ai  und  ab 
Pahoehuc;  nach  der  Beschreibung  scheint  entere  mit  der  Block letztere 
mit  deT  Fladcnlava  des  Vesuvs  identisch  zu  sein. 

Wir  konnten  hier  nur  einige  Tunkte  aus  der  umfangreichen  Monographie 
herausgreifen.  Es  ist  begreiflich,  dafs  der  Verfasser  sich  die  Gelegenheit 
nicht  entgehen  lief»,  über  dos  Problem  des  Vulkanismus  selbst  sich 
ausxusprechen.  Diese  Partie  kanu  aber  nieht  ohne  Widerspruch  bleiben. 
Allerdings  mit  Kocht  betont  er,  dafs  vor  allem  die  Frage  zu  beantworten 
sei,  woher  jene  grobe  Menge  von  Wärme  stamme,  weiche  die  Vulkane  nicht 
blofs  während  der  Eruptionen,  sondern  auch  in  den  Ruhepausen  aua- 
»trahlen,  während  die  meisten  Theorien  sich  damit  begnügen,  die  Kraft  zu 
suchen,  welche  das  Magma  zu  Tage  fördert.  Von  diesem  Standpunkt  aus 
mufs  er  natürlich  di«  bisherigen  Erklärungsversuche  ab  ungenügend  be- 
trachten (die  Annahme  gesonderter  Lavaherde  bezeichnet  er  garadoxu  ab 
„einen  Appell  an  ein  Mysterium"),  aber  seine  Kritik  ist  doch  in  vielen 
Fällen  unzureichend.  So  ist  es  z.  B.  ganz  unrichtig,  wenn  er  meint, 
Denudation  könne  allein  den  Druck  der  Schichten,  die  über  dem  dem 
Schmelzpunkt  nahen  Magma  (Revers  Theorie)  liegen,  vermindern,  als  ob  nicht 
Spaltenbildung  infolge  Schichtenatörungcn  dasselbe  bewirken  könnte  und 
die  geographische  Verbreitung  der  Vulkane  auch  dafür  spräche.  Auch  i 
sein  eigner  Erklärungsversuch  ist  ganz  ungenügend , schon  deshalb , weil 
er  auf  Darwiu*  Ansicht  beruht,  dafa  Vulkane  nur  in  Hebuugsgebieten  Vor- 
kommen. Anzeichen  einor  negativen  Niveauverändcrung  sind  aller- 
dings auf  den  Sandwich*Inaeln  nachzuweisen.  Die  Südkibte  von  Hawaii 
umaäumen  Terrassen,  bestehend  aus  Flufasedimenten,  die  nur  zu  einer  Zeit 
abgelagert  werden  konnten,  ab  die  betreffenden  Teile  dor  Inseln  tiefer  lagen, 
und  da»  Gefalle  daher  ein  geringeres  war.  Untergeordnet  nehmen  auch 
Zwischenlager  von  Lora  teil  an  der  Zusammensetzung  der  Terrassen,  die 
jetzt  durch  die  Fluberotsion  in  einzelne  llüge)  aufgelöst  sind.  Die  untere 
Terrasse  hat  eine  Seehöhe  von  150  — 300  m,  die  obere  eine  solche  Ton 
560 — 760  ro:  Andeutungen  einer  dritten  finden  sich  noch  in  einer  Höhe  von 
1040  m.  Einen  direkten  Beweis  für  eine  negative  Niveau  Veränderung  fand 
der  Verfasser  auf  Maui.  Diese  Insel  besteht  aus  zwei  Vulkanbergen,  die 
durch  eine  flache  Landenge  verbunden  sind.  Am  Ostgehinge  de*  west- 
lichen Berges  in  einer  Seehöbt  von  ca  60  m Anden  sich  Ablagerungen  von 
Korallenaandstein  mit  rezenten  fossilen  Kinvhlüwn.  Die  Neigung  der 
Schichten  nach  O scheint  zugleich  anzuzeigen,  dafs  Ost-Msui  an  der  Be- 
wegung des  westlichen  Hauptstücke*  nicht  toilnahro. 

Häufig  begegnen  wir  Schilderungen  ausgezeichnet  »ehöner  Abrasions- 
und Erosionsformen.  SteiUbstürxc , echte  (’aüona  und  Überhaupt 
scharfe  und  eckige  Können  kommen  hier  und  auf  den  Übrigen  hohen  Inseln 
dor  Südsee  ebenso  vor,  wio  im  westlichen  Nordamerika;  und  Dutton,  der 
beide  Verbreitungsbeiirke  genau  könnt , ist  somit  wohl  berechtigt,  die 
vielfach  verbreitete  Ansicht  xuriickxuwcisen , dafs  jene  Erosionaformen  nur 
Gegenden  mit  trockenem  Klima  eigentümlich  seien. 

Aus  den  klimatalogischen  Bemerkungen  greifen  wir  nur  eine  heraus. 
Die  hohen  Vulkane  von  Hawaii  ragen  ebenso  wie  der  Tic  von  Teneriffa 
über  die  Passatrcgion  hinaus.  Diwe  roicht  bis  2400  — 3000  m Höhe:  in 
Höhen  von  3700*—  4000  ro  beginnt  die  Herrschaft  des  Antipassates. 

Supcm. 

Nord-  und  Zentralamorika. 

147.  Marcel,  Cartographie  de  la  Nouvolle  France  (Rev.  de 
Geogr.  1885,  Bd.  XVI,  S.  186,  282,  359,  412;  Bd. 

xvn,  s.  so). 

Bin  K«naur*  Vemicbni»  von  114,  iura  Teil  um; «druckten  Karten  der 
einstigen  franz>.siscbeu  Besitzungen  in  Nordamerika,  als  Kreatinins;  zu 
üarmse»  „Bibliutheea  amcricana  ictuitiwima4-.  Die««  Karten  stammen  aus 
ien  Jahren  1607—1700. 


148.  Geological  and  Natural  History  Survey  of  Canada. 

Report  of  Progress,  1882 — 84.  Montreal  1885. 

a)  Di«  erste  Abhandlung,  von  Bau  er  man,  hat  die  Geologie  de« 
Hochlandes  westlich  vom  Felsengobirgc  und  in  der  Nähe 
des  4 9.  Parallel»  zum  Gegenstand.  Folgendes  Profil  (von  W nach  0) 
gibt  Aufachlufs  über  die  l(öh«nvnrhältni*«c,  die  allerdings  nur  approximativ 
mittels  Barometer  bestimmt  wurden. 


Westkette  des  Ka*kaden*Gebirgos  (Kulmination)  . 2650  ni 

Skagit-Thal 490  . 

Ostkette  dos  Kaskaden  »Gebirges  (Kulmination)  . 2300  . 

Quellen  des  Similkameen  . . . . ca  1460  „ 

Ashtnoulou*  oder  Okanagan-Gebirge  (Kulmination)  2300  „ 
Okanagan-Thal,  Osoyoos-Seo  . . . • 230  » 

Kettle-Gcbirge  (Kulmination)  ....  1500  « 

Columbia -Thal,  Fort  Shepherd  ....  430  » 

Pom!  d’Oreille-Gebirge  (Kulmination)  . . . 1980 

Kootanie-Flufs,  westliche  Grenzkreuzung  . . 520  .. 

Gebirge  Östl.  vom  Yokh-Flufs  (Kulmination)  . 2560  „ 

Flathcad-Thal  an  der  Grenze  ....  1200  „ 

Felsengebirge,  höchste  Punkte  in  dar  Nähe  der 

Grenze  ......  8000 — 3700  * 

Wasserscheide  am  Ostende  der  Grenzlinie  . . 2270  n 


Das  Land  Ut  dicht  bewaldet,  die  Baumgrenze  liegt  im  FcUengebirge 
in  2000 — 2100  m Höhe  und  wird  durch  Zwerglärchen  gebildet.  Trotz 
der  Höhe  der  Grenzgebirge  erhalten  »ich  nur  wenige  Schneeflecke  Über 
den  Sommer.  Dz*  Kaskadengebirge  hat  einige  kleine  Gletscher;  die  nach 
N gelegenen  steigen  bis  1370  m,  die  östlichen  bia  1500  m Seehöhe  herab 
(im  Folsengebirge  nicht  unter  2100  ro).  Mit  Ausnahme  einiger  unter- 
geordneten Partien  von  Kreidpjchiefem  und  - Sandsteinen  und  tertiären 
Sandsteinen,  besteht  dos  ganze  Gebirgwratem  nnr  aus  Graniten  und  anderen 
Maaiengesteinen , Gncif*  und  kristallinischen  Schiefem  und  palüoxoiechen 
Schiefern,  die  allerdings  mit  Ausnahme  karbonischcr  Gesteine  keine  Fossilien 
enthalten.  Tektonisch  besteht  das  Gebirge  im  allgemeinen  aus  flachen, 
stehenden  Falten.  Die  Quartärxeit  ist  vertreten  durch  glaziale  Ablagerungen 
(AusfUllungatomuwen , Scitengebirge) ; Über  denselben  Anden  »ich  rezente 
Muschelablagerungen  (auf  Voncouvtr  bi»  ca  15  ra  Seehöhe  und  1600  m von 
der  Küste  entfernt : hei  New  WeHtmÜnster  bis  c*  9 m Höhe),  welche  eine 
moderne  negative  Niveauverändcrung  anzeigen. 

b)  Dawsons  Bericht  über  das  Gebiet  deT  Bow-  und  Bellv- 
Flüsse  im  südlichen  Teil  von  Alberta  und  angrenzenden  Asriniboia,  mit 
zwei  Karten  (l  ; */t  Mil!.).  Vgl.  dazu  Utt.-Bcr.  1885,  Nr.  69»  Genanntes 
Gebiet  ist  bisher  das  einzig  systematisch  untersuchte  des  ganzen  NW- 
Territorium* , da  es  durch  die  Parificbahn  und  den  Kohlenreichtum  «ine 
besondere  praktische  Bedeutung  erlangt  hat.  Die  geologischen  sind  von 
oben  nach  unten  folgende: 

Quartärbitdun  gen,  stellenweise  über  60  m mächtig : 

Geschichteter  Sand,  Thon  und  Gerolle; 

Oberer  Geschiebelehm,  Moränen  in  der  Höhe  des  Gebirges: 

Feingnschichtete  Interglazialablagerungen  mit  Torfbildungen: 

Unterer  Geschicbclohm ; 

Quarxgerölle,  deren  Altor  noch  nicht  bestimmt  nachgewiesen. 

Lara mieformation  (Süfswasserbildungen),  kohlenflihrend : 

Procupiue- Schichten,  vorherrschend  Sandsteine,  bis  760  ro  mächtig; 

Willow-Schichten,  Randsteine  uud  verschiedene  Schiefer,  bis  140  m 
mächtig ; 

St.  Mary  - Schichten , wechsollagemdo  sandige  Schiefer  und  Thon- 
sebiefer,  bia  860  m mächtig. 

Kreideformation : 

Fox- Randsteine,  brackische  Bildung,  25  ra  mächtig; 

Pierre-Schiefcr,  marin,  kohlenfuhrcnd,  bis  230  m mächtig; 

Bel  ly- Schichten,  wechaellagemde  Sandsteine  und  Schiefer,  kohlen- 
führend, bi*  280  m mächtig ; 

Unten?  dunkle  Schiefer,  bis  240  m mächtig. 

Die  vorquortären  Schichten  fallen  sanft  nach  W ein,  so  dafa  vou  0 
nach  W immer  jüngere  Glieder  den  Untergrund  bildeu.  Die  l«aramie- 
fonuation  bildet  im  W eine  flache  Mulde.  Orographisch  lassen  sich  von 
0 nach  W folgende  Glieder  unterscheiden ; 

1)  Die  wellige  Ebene,  über  welche  «ch  einzelne  Plateaus  (fälschlich 
„Ridgw*  genannt)  30—60  m hoch  erheben.  Den  Untergrund  bildet  vor- 
wiegend die  Kreide,  die  aber  nur  in  tiefem  Thaleinschnitten  zu  Togo  tritt: 
darüber  breiten  sich  ununterbrochen  die  Glaxitiablagerungen  aus,  welche  die 
frühem,  durch  Denudation  geschaffenen  Niveauunterschiede  aasglichen  und 
somit  eigentlich  erat  die  einförmige  Kbeno  schufen.  Die  Seehöhe  ist  östlich 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  149. 


41 


vom  113.  Meridian  meist  unter,  westlich  davon  meist  über  900  m;  der 
Milk  River -Rücken  nahe  der  Grenze  ca  1300  m hoch.  Der  Boden  ist 
fruchtbar;  die  Vegetation  besteht  meist  aus  kurzem  Büffelgras,  der  ßautu- 
wuchs  ist  auf  dio  ThäUr  beschränkt. 

2)  Die  Proenplne-HÜgel,  der  Lararaieroulde entsprechend,  erstrecken 
sich  80  km  weit  nach  NNW,  sind  ca  30  km  breit  und  etwa  1300  m hoch. 
Die  Niederschläge  nehmen  nach  W zu,  bessere  Grasarten  treten  auf,  der 
höhere  westliche  Teil  ist  echtes  Waldland. 

3)  Die  Vor  höhen  des  Felacngebirgea  (gefaltete  Gesteine  der  Laxamie- 
und  Kreideformation),  bestehend  aus  langgestreckten  Kücken  und  Parallel- 
thälern,  bald  felsig,  bald  gans  mit  schöner  Weide  und  Waldnogen  bedeckt. 
Diese  20—40  kro  breite  Zone  eignet  sich  vorzüglich  für  die  Landwirt- 
schaft: das  Klima  ist  bedeutend  milder  als  das  der  Ebene,  was  als 
eine  Folge  des  föhnartigen  Charakters  der  Westwinde  (.Chinooks*)  be- 
trachtet wird. 

Die  Kreide-  und  Laramieformation  nehmen  auch  noch  am  Baue  des 
benachbarten  Pelsengebirges  Anteil  und  unterscheiden  sich  von  jenen  der 
Vorhöhen  nur  durch  bedeutende  Zwischenlageruugeu  vulkanischen  Gesteins, 
ln  bezug  auf  die  Glazialablagerungen  ist  wichtig,  dab  Östliche  laurentinische 
und  huronische  Geschiebe  bis  zum  Felsengebirge  und  bis  1340  ro  Seehöhe 
reichen.  Das  Landeis  muGite  entweder  nach  W sich  bewegen  oder  es 
sandte  jene  Geschiebe  mit  mächtigen  Eisbergen  in  einen  Binnensee,  der 
die  Ebenen  von  Alberta  einnahra ; auf  jeden  Fall  aber  scheint  es  dem  Verf. 
als  erwiesen , dafs  die  letztem  einst  tiefer  logen  als  jetzt  Mit  jenen  Ge- 
schieben steht  auch  das  Vorkommen  von  Goldalluvionen  in  Verbindung.  — 
Die  Kohle  kommt  in  enormer  Menge  vor  und  ist  stellenweise  von  ausge- 
zeichneter Güte. 

c)  Beils  Bericht  Über  den  Athabaska-Plufs  zwischen  55  und 
C0V  Br.,  mit  einer  Karte  (l:*/a  Mill.).  Der  geologische  Bau  besteht  aus 
drei  Ilsuptgliedern : 1.  die  archäische  Fonnation  (laurcntinisch  und  huro- 
nisch),  2.  devonischer  Kalkstein,  3.  die  Kreideforroation , vorwiegend  aus 
Mergeln  und  Sandsteinen  bestehend  und  im  ganzen  etwa  200  m mächtig. 
Die  Lagerangsform  von  2.  und  3.  ist  meist  eine  horizontale  und  konkor- 
dante, nur  ist  das  devonische  Niveau  eine  Denudatiousfiäche.  Die  Ober- 
fläche ist  mit  Gloxitlablagerungen  bedeckt,  auch  einige  GlrUchcnchliffe 
wurden  gefunden.  Das  Land  ist  im  allgemeines  dach,  die  PtUsae  haben 
aber  ziemlich  tiefe  Rinnen  eingegraben.  Die  teilweise  bewaldeten  Ttul- 
gehinge  steigen  am  Athabaska  15  — 60,  ja  bis  90  m,  und  am  Clcarwater 
150—  180  m hoch  an.  Hinderaime  der  Schiffahrt  sind  die  wiederholten 
Stromschellen.  Der  See  la  Biche  ist  ein  flaches  (nicht  über  6 m tiefes), 
in  geschichteten,  thonigen  und  sandigen  Ablagerungen  nachtertiären  Alters 
eingesenkte«  Becken.  I>er  Athabaska -See  wird  im  S von  horizontalen 
Schichten,  im  N von  archäischen  Hügeln  begrenzt.  Wirtschaftlichen  Wert 
haben  besondere  die  petroleumführenden  Schichten;  die  Kreide  enthält 
auch  Lignite. 

d)  La  fl  am  me  berichtet  über  seine  geologischen  Untersuchungen  an? 
Saguenay-  und  St.  John-See  (Provinz  Quebec).  Die  laurentinische  For- 
mation besteht  aus  zwei  Hauptgliedern:  der  Gneifsreihe  und  den  Labrador- 
geateinen.  Die  karabrorilurische  Formation  ist  weiter  verbreitet  als  Logau 
unnohra.  Die  Einteilung  der  nachtertiären  Bildungen  in  zwei  Gruppen,  die 
Dawson  (Geology  of  Ganada  1863)  voraahm,  wird  bestätigt. 

e)  Bell  berichtet  Über  die  Lab rador -Expedition  vom  Jahre  1884, 
deren  Hauptzweck  die  Errichtung  meteorologischer  Stationen  war.  Solcher 
wurden  fünf  angelegt:  am  Kap  Chudley  (oder  Chidley),  auf  der  Biginsel, 
am  Kap  l^rinx  von  Wales,  auf  der  Nottingham- Insel  und  auf  einer  der  Digge- 
inseln.  Bell  war  mit  geologischen  und  naturhistorischen  Untersuchungen 
betraut.  Die  I^bradorküste,  die  Gebiete  der  Hudsonsstrafse  und  die  West- 
küste der  Hudsonsb«i  bestehen  vorwiegend  aut  Urteils,  doch  wurden  stellen- 
weise auch  huronische  Gesteine  und  horizontal  geschichteter  Kalkstein  beob- 
achtet. Mit  grofscr  Sorgfalt  wurden  alle  Glaxialspuren  registriert : Uletscher- 
atreifen,  Rundhöcker,  Geschiebelehm.  Bell  ist  der  Ansicht,  dafs  das  ganze 
Gebiet  in  der  Eiszeit  ein  höhere«  Niveau  einnahm  als  jetzt,  und  dafs  die 
Vergletscherung  etwa  bis  500  m jetziger  Seehöhe  reichte ; darüber  hinaus 
sind  die  Bergforroen  eckig.  Die  Bewegung  des  Lund  eite*  war  im  N eine 
Östliche  bis  südöstliche,  im  S eine  südliche.  An  der  NO*Küsto  Labradors 
erhebt  sich  ein  Gebirgszug,  der  etwa  110  km  südlich  vom  Kap  Chudley 
1800  m erreicht,  dann  aber  niederer  wird  (am  Kap  Chudley  nur  mehr 
460  m).  Die  Fjorde  sind  40— 60km  lang,  Hamilton  Inlet  ausnahmsweise 
260  km.  Zur  Inlandebenc  fällt  das  Küstengebirge  steil  ah.  Das  Geb  et 
der  in  die  Ungavabai  mündenden  Plüste  ist  eine  Moostundra.  Die  Küste 
ist  nicht  ganz  baumlos  (Picea  nigra.  Larix  americana),  der  eigentliche  ge- 
schlossene Baumwuchs  beginnt  aber  erst  30  krn  landeinwärts.  Bei  Nain 
werden  verschiedene  Gemüse  angebaut.  Angefügt  sind  Verzeichnte  der 
gesammelten  Pflanzen  und  Tiere. 

0 Berichte  von  Ellis  und  Low  über  die  geologischen  Untersuchungen 
Petennnnns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bericht 


der  Prinz  Ed wards-lnsel  und  der  Gasp4-Halbin*el.  Ersterebe- 
steht aus  Gesteinen,  die  als  permo-karbonitch  bezeichnet  werden.  Obwohl 
die  Lagerung  im  allgemeinen  eine  horizontale  ist,  lafst  sich  doch  erkennen, 
dafs  die  flachen  Antiklinalen  von  Neu-Braunscbweig  herüber  streichen.  Die 
produktive  Steinkohlenformation  fehlt  wahrscheinlich  ganz.  Bin  durch  die 
Gaspö-Halbinsel  von  N nach  S gezogenes  Profil  ergibt  folgende  goognostische 
Anordnung:  1.  a)  Karubrisclie  Formation,  b)  Vorkambrische  kristallinische 
Gesteine,  c)  Silur;  2)  Devon;  3)  Silur;  4)  Devon.  Im  grofsen  und  ganzen 
scheinen  1 und  3 Antiklinalen  und  2 und  4 Synklinalen  zu  entsprechen, 
aber  jedes  dieser  tektonischen  Hauptglieder  Ut  wieder  in  xohllose  sekun- 
däre Kalten  gelegt.  Von  orognpbisehem  Standpunkt  sind  noch  die  Granit- 
durchbräche  als  hergbildcnd  wichtig.  Das  innere  devonische  Tafelland  steigt 
im  Gebiete  des  St.  Anne  des  Monts- Flusses  bis  über  400  m an  und  ist 
wegen  häufiger  Sommerfröste  für  den  Ackerbau  wenig  tauglich. 

g)  Zur  Geologie  von  Neu- Braunschweig  liefern  Bailey  und 
Chalmers  Beitrüge.  Erstem  beschreibt  die  geognostische  Be^cb Offenheit 
der  an  Maino  angrenzenden  Counties,  letzterer  schildert  ausführlich  die 
Glazialablagerungeo  im  westlichen  Neu-Braunschweig  und  die  damit  zusam- 
menhängenden Oberfliichenorscheinungen.  Die  zahlreichen  Seen  dieses  Gebietes 
sind  Abdämraungsseen,  meist  in  vorglazialen  Thälern ; Beweise  für  eine  direkte 
Soenbildung  durch  Gletschererosion  im  festen  Untergrund  Buden  sich  nicht. 
Bemerkenswert  sind  ferner  die  Ausfullungsterrassen  des  St  John - Thaies, 
deren  Vorkommen  im  geraden  Verhältnis  zur  Geschwindigkeit  de*  Flusses 
steht.  Der  St.  John-Fall  entstand,  ähnlich  wie  der  Rheinfall  (s.  Litt.- Be r. 
Nr.  58)  durch  Verschüttung  eine«  vorgltzialeu  ThaUtückes  und  Ablenkung 
des  Flusse«.  Dis  Gletachrrstreifsn  deuten  auf  eine  Bewegung  nach 
8S0  — SO. 

h)  Fl  et  »eher,  Geologie  von  Cape  Breton  (mit  einer  vielblätterigen 
Karte  im  Mafsstab  1:63000).  Abgesehen  von  den  alluvialen  und  glazialen 
Oberfiächcnbildungen  besieht  die  Insel:  1)  aus  archäischen  Gneifsen,  Syeniten 
und  andern  Feldspatgesteinen  nebst  kristallinischem  Kalkstein;  2)  aus  Ge- 
steinen der  Karbonformation  (untere:  Konglomerate  und  Kalkstein;  mittler«: 
MiliMtonegrit  und  produktive  Steinkohlenformatinn).  Die  archäische  For- 
mation bildet  vorwiegend  den  rauhen,  unfruchtbaren,  gebirgigen  und  von 
tiefen  und  steilen  Schluchten  durchschnittenen  Nordteil,  die  karbonische 
dagegen  den  tiefer  gelegenen,  fruchtbaren  und  dicht  bevölkerten  Süden  und 
Westen.  Die  Küsten  sind  meist  steil,  und  an  guten  Häfen  leidet  die  Insel 
empfindlichen  Mangel,  daher  auch  dis  Ausbeutung  der  auf  die  Westküste 
beschränkten  Kohlenlager  keine  erheblichen  Fortschritte  machen  konnte. 

i)  Den  Schlafs  bilden  bergmännische  Berichte  yoq  Torrance  über 
die  Apatitlager  des  Ottawa-County  (Quebec),  von  Coat«  über  die  wenig 
aussichtsreichen  Goldminen  am  Lake  of  t he  woods.  von  Willimott  Über 
seine  bergmännischen  Beobachtungen  in  Ontario,  Quebec  und  Neu -Schott- 
land, denen  sich  endlich  Hoffmanna  chemische  Beiträge  anschliefsen. 

Supan. 

149.  Nicolas,  Lob  lies  Saint- Pierre  et  Miqnelnn.  (Rev. 
marit.  et  coloniale,  Paris  1880,  Bd.  LXXXYTTI,  S.  15 
u.  338.) 

Kino  ausführliche  Monographie  dieser  (Ur  den  Kobcljaufang  so  «ich- 
tigen  Inseln,  geschichtlichen , geographischen,  politischen  und  statistischen 
Inhalts.  Ui«  Inseln  sind  grbtatenteita  gebirgig:  die  Herge  erreichen  auf 
St.  rierre  eine  Hohe  von  ISO— 200  in  und  auf  Miquelon  eine  solche  von 
185  m.  Sie  tragen  auf  deu  Gipfeln  eine  Decke  von  Moosen  und  Flechten, 
ihre  Abhänge  sind  entwaldet  und  machen  einen  traurigen  Kindruck.  So- 
viel man  aus  deu  etwas  konfoeen  Notizen  über  den  geologischen  Bau  ent- 
nehmen kann,  bestehen  sic  vorzüglich  aus  kristallinischen  Schiefern  und 
»Item  Massengesteinen.  Auch  paläozoische  Schiefer  und  Quarzite  scheinen 
vorzukommen ; von  Erzen  wurde  Bleiglanz  gefunden.  Die  Verbindung  von 
Grofs-  und  Klein-Miquelon  (oder  Langlade)  vollzog  sich  durch  Anschwem- 
mung ent  im  Jahre  1757.  Das  Klima  ist  rauh,  alter  selten  fallt  das 
Thermometer  22  — 24°  unter  den  Nullpunkt:  als  Teraperaturmaximum 
wird  24“  angegeben.  Der  Winter  dauert  bi«  Mai  oder  Juni,  dann  aber 
entwickelt  eich  die  Vegetation  mit  Überraschender  Schnelligkeit.  Im  Fe- 
bruar und  März  ist  die  Küste  oft  dicht  mit  Eis  besetzt.  Stürme  sind 
selten,  Nordlichter  häufig.  Miquelon  scheint  mehr  begünstigt  zu  sein,  ata 
St.  Pierre ; während  hier  die  Taimen  nur  2 m Rühe  erreichen,  wachsen  sie 
dort  12  — 15  m hoch.  Man  tarnt  vorzüglich  Gemüse,  der  Ackerbau  wird 
aber  im  allgemeinen  zu  gunsten  der  Viehzucht  vernachlässigt-  Den  urbar 
gemachten  Boden  schätzt  man  jetzt  auf  2550  ha.  Die  Jagd  ist  reichhaltig. 
Die  Bevölkerung,  die  1831  nur  1025  betrug,  stieg  1885  auf  5765:  davon 
sind  4360  «efshaft.  Der  Handel  nahm  »eit  1860  einen  bedeutenden  Auf- 
schwung: Ausfuhr  1859  4.M,  1884  I6.M:  Einfuhr  1859  3.M,  1884 
12,49  Millionen  Frank.  Sujun. 

g 


Littcraturbericht  Nr.  150—154. 


42 

150.  Schott,  Tables  and  Rosults  of  the  Precipitation, 
in  Rain  and  Snow,  in  tho  United  States.  2.  ed. 
(Smithsoninn  Contributions  to  knowledgo,  Bd.  XXIV, 
Washington  1885 , mit  5 Karton  und  mehreren  Dia- 
grammen.) 

AU  im  Jahre  1872  die  erst«  Auflage  diese»  Werke»  erschien,  wurde 
dieselbe  mit  grobem  Beifall  aufgenotnraen.  Heutzutage  stellt  nun  an  ein 
klimatographiscbcs  Sammelwerk  ganz  andre  Anforderungen,  denen  die  zweite 
Auflage  der  genannten  Tabellen , die  bi»  zum  Jahre  1874,  bzw.  187C  fort* 
ge  führt  sind,  nicht  genügt.  Ohne  Unterschied  sind  alle  Beobachtungen 
tu  (genommen  worden , mögen  dieselben  einen  Monat  oder  So  Jahro  und 
darüber  gedauert  halten.  Aber  nicht  genug  damit ; sämtliche  Beobachtungen 
einer  Station  sind  zu  Mittelwerten  vereinigt  worden,  ohne  jede  Rücksicht 
auf  die  Jahrgänge,  in  denen  jene  Beobachtungen  stattfanden.  Bei  Loubi&ua 
z.  B.  stehen  mehr  als  zehnjährige  Mittel  aus  der  ersten  Hälfte  unsres  Jahr- 
hunderts ruhig  neben  solchen  aus  den  letzten  Dezennien.  Für  AU  any  z.  B. 
werden  Beobachtungen  von  1826— 1852,  18C5—  1870  und  1874 — 1876  zu 
einem  Mittelwert  vereinigt,  und  das  ist  Doch  nicht  einmal  das  krasseste 
Beispiel.  Hs  muh  daher  vor  kritikloser  Benutzung  dieses  Werkes  ernstlich 
gewarnt  werden  ; auch  die  Karten,  welcho  die  Verteilung  der  Niederschläge  im 
Jahr  und  in  den  vier  Jahreszeiten  darstellen , bieten  kein  ganz  zuver- 
lässiges Bild.  Die  erste  Forderung  ist  Gleichzeitigkeit  der  Beobach- 
tungen ; kürzere  Keilten  können  dann  auf  längere  reduziert  werden.  In 
dieser  Beziehung  liefert  der  Verfasser  allerdings  Material  für  eino  zukünf- 
tige Bearbeitung,  wenigstens  hinsichtlich  der  jährlichen  Niederschlags- 
mengen, die  für  die  einzelnen  Jahrgänge  mitgeteilt  worden.  Aber  eine  ge- 
nauere Durchsicht  der  Tabellen  lehrto  mich , dafs  eine  solche  Arbeit  sich 
nur  für  einzelne  Teile  der  Union  lohnen  würde.  Die  meisten  Beobachtungen 
fallen  in  die  Zeit  1855 — 1874  ; abcT  nur  14  Stationen  (davon  nur  drei  im 
Miwiwippigebiet  und  nur  eine  irn  paciftschen  Westen)  liefern  eine  kon- 
tinuierliche zwanzigjährige  Itcihe.  Beschränkt  man  sich  aber  nur  auf  das 
Dezennium  1865—1874,  so  erhält  man  zwar  allerdings  56  Stationen,  auf 
die  »ich  die  kurzem  Beobachtungen  benachbarter  Stationen  reduzieren 
Heben,  aber  auch  mit  Hilfe  dieser  könnte  man  nur  eine  ltegenkurle  der 
zentralen  und  der  nördlichen  und  mittlern  atlantischen  Staaten  entwerfen.  — 
Die  Darstellung  der  jährlichen  Bogen periode  ist  au»  der  ersten  Auflage  un- 
verändert aufgenommen  worden.  Su;«™. 

151.  Mothods  and  Rcsults  Longitmles  determined  by  eloctric 
Telegraph  between  1846  and  1885.  Washington  1885. 
(Mit  2 Karten.) 

Eine  Übersicht  über  die  bisherigen  telegraphischen  Uingenhestimmungcn 
der  Union  gibt  folgende  Tabelle.  Die  Stationen  zweiter  Ordnung  sind  mit 
dem  Hauptnelz  nur  durch  eine  Linie  allein  oder  durch  andre  von  unter- 
geordnetem Charakter  verbunden. 

Stationen. 


1.  OrU. 

2.  Ord. 

Summ«*. 

Oitliche  Staaten 

14 

37 

51 

Zentrale  „ 

und  Territorien  . 13 

42 

55 

Westliche  „ 

* - . . — - 

12 

12 

Summa  27 

Öl 

118 

Dz«  amerikanische  System  ist  nun  »o  weit  in  Übereinstimmung  mit  dem 
europäischen  gebracht , dafs  die  mittlern  wahrscheinlichen  Fehler  beider 
nicht  mehr  erheblich  voneinander  abweichen.  Supan. 

152.  v.  Rath,  Vorträge  und  Mitteilungen.  Das  Kaskaden- 
gobirge.  Bonn  1885.  (Sep.-Abdr.,  Sitz.-ßer.  Nieder- 
rhein. Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde.) 

Da»  Kasladengcbirge  ist  uicht  nur  geographisch,  sondern  auch  geo- 
logisch eine  Fortsetzung  der  Sierra  Nevada,  obwohl  eratere  vorzugsweise 
aus  jungem  vulkanischen  Maasen,  und  letztere  vorwiegend  uus  granitbchem 
Gestein  besteht.  Die  Sierra  Nevada-Grxteino  scheinen  im  Kaskodengebirge 
nur  verdeckt  zu  sein;  nach  eignen  Beobachtungen  spricht  der  Verfasser  die 
Überzeugung  au»,  dafs  die  mittlern  und  untern  Gehänge  des  Mt.  Ta- 
coma  aus  dioritkbnlichcn  Graniten  und  Thonaliten,  und  nur  die  Gipfcl- 
mo»*e  aus  Andcsit  (und  Dolerit)  bestehe;  die  olympischen  Berge  sind  nach 
einer  Mitteilung  von  Willi»  hauptsächlich  aus  Granit,  niloritachiefcr  und 
Serpentin  zusammengesetzt,  und  nördlich  von  48“  Br.  herrschen  wieder 
die  altem  Gesteine  allgemein,  nur  vereinzelt  ton  Vulkankcgclii  unterbrochen. 
Auch  sonst  machen  sich  zwischen  der  S.  Nevada  und  dem  Krukadenge- 
birge  Analogien  bemerkbar:  die  ThiÜer  de»  Cowlitz  und  Willnmctte  ent- 


sprechen jenen  des  Sacra  mento  und  S.  Joaquin,  und  der  Paget  Sound  ent- 
spricht der  Depression  der  Colorado- Wüste.  Den  eigentümlichen  Charakter 
der  Kaakadenkotten  bestimmten  die  schönen,  spitzen,  schneebedeckten  An- 
desitkegrl,  welche  in  einer  langen  Beihe  vom  Mt.  Shasta  bis  Britisch -Co- 
lumbia über  das  Waldgebirge  sich  erheben.  Urwälder  mit  herrlichen,  den 
columbischra  Bilanzen provinzeu  eigentümlichen  Nadelhölzern  bedecken  den 
regenreichen  westlichen,  lichte,  parkartige  Wälder,  vorzugsweise  aus  Pinro 
ponderota  bestehend,  den  trocknen  Ostabhang,  an  den  sich  das  waldlose 
Binnengebiet  anschlicfst.  Das  Durchbruehsthal  des  Columbia  (Lange  ca 
105 km,  während  das  Gebirge  nur  80km  breit  ist;  Gefälle  24m,  wovon 
18  auf  die  5 km  lange  Koskadenxtrecken  kommen;  gröfster  Fall  10  tu)  ent- 
hüllt den  Bau  des  Gebirges,  das  aus  horizontalen  Lagen  von  Dolerit,  Kon- 
glomeraten und  Tuffen  besteht.  Nur  auf  eine  kurze  Strecke  macht  sich  eine 
Schichtenstöiung  bemerkbar.  Dio  Unterlage  bildet  eine  Kongloroeratbank 
mit  einer  Vegetatiuusachiebt  miocineu  oder  jüngsten  eoeänen  Alten.  Der 
der  Horixonteiität  der  Schichten  entsprechende  Plateaueharaktcr  ist  in  Ore- 
gon nur  in  beschränkten  Teilen  erhalten,  meist  aber  durch  eine  gTofaartige 
Krosionsarbeit  verwischt.  Auch  Gletscher  scheinen  daran  teilgenommen  za 
haben;  zahlreiche  Hochgebirgween , Cirques,  Glättung  und  Streifung  d« 
Felsen,  die  sich  in  der  Umgehung  von  Victoria  (Vaucouver)  bis  zum  Meeres- 
spiegel herab  verbreitet  mit  vorherrschend  meridionaler  Streifenrichtung. 
Auf  beiden  Seiten  des  Washingtoner  Kaskadengtbirgea,  aber  in  gröfaerer  Aus- 
dehnung im  W,  breitet  sich  die,  in  Wiikeaon  und  Uarbonado  in  Abbau  ge- 
nommene Kvhlenformatton  (Sandstein  mit  Kohlenflözen)  aus,  die  man  bis- 
her für  tertiär  hielt,  die  aber  wahrscheinlich  der  obern  Kreide  angehört. 

* Ihre  Mächtigkeit  wird  im  W auf  2400—4000  m geschützt.  Sie  bildet  einen 
Sattel,  dessen  Achse  »ich  nach  N senkt.  Sehr  eingehend  werden  die  vul- 
kanischen llochgipfel  de»  Kaskadengebirgos  geschildert,  namentlich  der 
Mt.  Taeonrn  (älterer  Name  Mt.  Kainier),  den  der  Verfasser  selbst  besuchte. 
Seine  Höhe  wurde  trigonometrisch  auf  4400  m bestimmt  (=  11440  F.,  in 
Stielen  Handatlas  12  360  F.).  Von  jetziger  vulkanischer  Thütigkeit  weifs 
man  wenig.  Am  Mt.  Hood  sollen  heifse  Dämpfe  ausströmen,  von  Mt.  Helens 
wird  ein  Ausbruch  im  Jahre  1842  und  vom  Mt.  Baker  ein  solcher  im 
Jahre  1843  gemeldet.  Kino  gröfscre  Itcihe  geologischer  Beobachtungen, 
die  freilich  noch  kein  zusammenhängendes  Bild  geben,  verdanken  wir  dem 
Verfasser  an  der  Weatseite  des  Kaskadengebirges  im  groben  Langst  hal  von 
Oregon.  Supan. 

153.  Russell,  A Geological  Reconnaissance  in  Southern 
Oregon.  (Powell,  Fourth  Animal  Report  U.  St.  Geol. 
Survey.  Washington  1884,  S.  431.  Mit  2 Karten.) 

Wir  verweisen  auf  den  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  344,  3,  und  fügen  dem- 
selben nur  einige  Bemerkungen  noch  hinzu.  Mit  Ausnahme  von  lueus- 
trischen  und  tuburrbrhen  Ablagerungen  besteht  der  siidorcgonisclie  Teil  de» 
Great  Basiti  nur  aus  Basalten  und  Khyolitheu  und  den  dazu  gehörigen 
Tuffen.  Die  isolierten  Hügel  von  konischer  Form  und  300  — 760  m rela- 
ti\er  Höhe,  »ehernen  zum  Teil  Beste  alter  Vulkane  zu  sein.  Sonst  ist  aber 
auch  hier  die  oTographischo  Form  bedingt  durch  Verwerfungen.  Im  Great 
Basin  lassen  sich  überhaupt  zwei  Störungsperioden  unterscheiden ; eine  ältere 
Faltung*-  und  eine  jüngere  Vcrwerfung*perindc.  Die  grofsen  vulkanischen 
Ergüsse  im  nördlichen  Teil  fallen  zwischen  beide  Perioden  hinein.  Die 
Verwerfungsperiode  begann  in  der  letzten  Tertiürzeit  und  ist  noch  nicht 
abgeschlossen,  denn  die  Brüche  setzen  auch  durch  rezente  Ablagerungen 
durch.  Da»  Resultat  ist  eine  Auflösung  in  eine  Unzahl  von  Schollen,  die 
fünfzigm»!  und  mehr  länger  als  breit  sind.  Die  Verwcrfuogdiuic  bt  meist 
40 — 70"  gegen  den  Horizont  geneigt.  Zwei  grobe  Bruchlinien  grenzen  an 
das  Great  Basin  gegen  die  Sierra  Nevada  und  da»  FoUcngrbirgc  an : die 
dazwischenliegenden  laufen  mit  den  erstem  parallel,  also  nach  N— NO.  Wäh- 
rend die  Kandgebirge  dieser  grofsen  Bruchregion  durch  seitliche  Zusammen- 
Pressung  entstanden,  scheint  letztere  ein  Beaultat  seitlicher  Ausdehnung  (und 
iufolgedcjuen  Einsturzes)  zu  »eiu.  — (‘her  die  Geschichte  der  Seen  wird 
nicht*  wesentlich  Neue*  genagt.  Z«  den  wenigen  bekannten  Beispielen  von 
abtlufalnsen  Stifawasaorseeu  kommt  nun  noch  der  Silbersee  hinzu. 

Supan. 

154.  Reyer,  Über  die»  Goldgewinnung  in  Californien.  (Zeit- 
schrift f.  Borg-,  Hutten-  u.  Salinen  wesen,  Bd.  XXXIV. 
Sep.-Abdr.) 

Der  Inhalt  ist  vorwiegend  bergnünnbrh-tcchnbch,  einige  Bemerkungen 
sind  aber  von  allgemeinem  Interesse.  Der  mittlere  Reichtum  der  wichtigsten 
Goldquarzgänge,  der  am  Beginn  de»  »ochsten  Jahrzehnt»  3-  bis  800  Mark 
pro  Tonne  l>ctnig,  nahm  in  den  letzten  20  Jahren  von  etwa  80  auf  60  Mark 
ab.  liier,  wie  in  Australien  und  einst  in  Kurona,  zeigt  die  (loldpruduktion 
geringe  Nachhaltigkeit,  und  bt  im  grofsen  und  ganzen  seit  jeher  pas- 
siv gewesen.  Das  üoldflebcr,  da»  durch  den  Umstand,  daf»  die  Werke 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  155 — 161 


43 


Gegenstand  der  Börsenspekulation  sind,  noch  immer  künstlich  genährt  wird, 
wirkt  nationalökonomisch  und  moralisch  sehr  schädlich.  Infolge  der  hy- 
draulischen Wäschen  empfing  die  kalifornische  Ebene  io  den  lotsten  Jahren 
doppelt  soviel  Schutt,  als  früher  durch  die  natürliche  Erosion.  Der  grofso 
Prozefs  der  Farmer  gegen  die  Bergleute  ist  zu  gunsten  der  erstem  ent- 
schieden (1884):  Halt  empfiehlt  die  Anlage  von  TbaUpenren;  der  Verfasser 
ist  der  Ansicht,  dafa  diese  Mafsregel  den  Eintritt  der  Katastrophe  nur 
verzögern  könne , und  schlägt  Plufsregultcrungen  und  Beschränkung  der 
Wüschen  vor.  .Vupan. 

155.  Fuchs,  Edm.,  Notes  sur  les  Graviere  auriförcs  de  la 
Sierra  Nevada  de  California.  (Bull.  Soc.  geol.  de 
France,  1885,  Bd.  XIII,  S.  486.) 

Die  goldführende  AusfUllungsruasse  alter  Thalcr  in  der  Sierra  Nevada 
hat  denselben  Charakter  wio  der  schwedische  Krowtens-  und  RulDtervsgros 
und  ist  daher  glazuloo  Ursprungs,  wenn  auch  Gletscherspuren  im  anste- 
henden Gestein  noch  nicht  gefunden  wurden.  Die  Art  des  Goldvorkom- 
mens  spricht  ebenfalls  für  eine  Ablagerung  unter  hohem  Druck. 

SMpan. 

156.  Curtis,  Silvor-Lead  Deposits  of  Eureka  Nevada. 
Mouogr.  U.  St.  Geol.  Surv.,  Bd.  VII.  Washington 
1884.  (Mit  16  Tafeln.) 

Von  den  zahlreichen  Gebirgen,  die  das  abfiufsluse  Recken  des  west- 
lichen Hochlandes  der  Union  durchziehen,  ist  das  über  2700  m hohe  Pro- 
spekt -Gebirge,  ein  südlicher  Ausläufer  der  Diamantenkette,  wegen  seines 
Krzreichturas  (1882  ca  60  Hill.  Dollar  Gold  und  Silber  und  etwa  225  000 
Tons  Blei)  eins  der  bekanntesten  (vgl.  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  344,  4).  An 
seinem  Aufbau  beteiligen  sich  Quarzite,  Kalksteine  und  Schiefer  der  kam- 
brischen,  silurischen  und  devonischen  Formation,  und  außerdem  auch  Kar- 
bon; ferner  Granit  (Huby  Hill),  wahrscheinlich  mesozoischer  Quarzporphyr 
und  lthyolith,  denen  sich  in  der  Nachbarschaft  auch  Basalte  und  Hornblende- 
Andesite  zu  gesellen.  Dos  Gebirge  bildet  eine  (mit  Ausnahme  vom  Huby 
Hill)  rocridional  streichende  Antiklinale,  deren  Achse  westlich  vom  Gebirgs- 
kämme  liegt-  Nur  die  massigen  Kalksteine  haben  sich  nicht  dem  seitlichen 
Drucke  anbequeml,  der  hier  gtofse  Bruche  und  Verwerfungen  hervorrief. 
Ebensolche  St<>rungsfonnen  wurden  wahrscheinlich  durch  die  Rhrolithaus- 
brilche  bewirkt,  während  der  Granit  sich  passiv  verhielt.  Kr  bildete  wahr- 
scheinlich eine  uoteneeiaeho  Erhebung,  auf  der  sich  die  oben  genannten 
Schichten  ablagerten,  und  wurde  am  Mineral  Hill  durch  Abtragung  blofs- 
gelegt. 

Die  Erze,  die  durchschnittlich  15  Prot.  Blei,  0,079  Pro*.  Silber  und 
0,00248  Prox.  Gold  enthalten,  kommen  mit  Ausnahme  der  silurischen  Quar- 
xitc  nur  in  den  Kalksteinen,  und  zwar  in  untersilurDcheu , vor  ullrm  aber 
in  den  kambrischen  Kalksteinen  vor.  Es  hängt  dies  ursächlich  mit  der 
oben  erwähnten  Zcrberstung  und  Spalten-  und  Höhlenbildtmg  im  Kulkstein 
zusammen,  die  den  Mincrallasungcu  den  Weg  wies.  Die  letztem  stehen 
wieder  in  urstichlichctu  Zusammenhang  mit  der  aolfutar Uchen  Thätigkeit  in 
der  Ausbruchsperiode  der  Hhyolithe.  Supan. 

157.  Leclercq,  Jxjr  Geysirs  de  la  terre  dos  merveillos. 
(Bull.  Soc.  R.  Beige  de  Gcogr.  1885,  Bd.  IX,  S.  393.) 

Eine  Schilderung  den  Geysirgcbictes  am  Vellowstono  nach  eigener 
Anschauung.  Der  Verfasser  bestätigt,  dafs  mit  Ausnahme  des  Old  faithful,  der 
seit  mehr  als  10  Jahren  mit  grüfster  Pünktlichkeit  seine  Ausbrüche  wieder- 
holt, alle  Geysir«  von  Jahr  zu  Jahr  «ch  ändern.  Der  Ricscngeysir  hatte 
1871  noch  täglich  zwei  Eruptionen,  jetzt  aber  nicht  einmal  mehr  zwei  itu 
Monit.  Der  „Splendide*  galt  1871  als  erloschen  und  trat  seit  1881  wieder 
inThätigkeit;  desgleichen  der  „KxcclsiorN,d«r  1883  sich  nieder  in  den  Ruhe- 
stand zu  begeben  schien.  Die  Theorie  erfährt  keine  Bereicherung.  Viel 
Gewicht  wird  auf  den  Umstand  golegt,  dafs  sieh  alle  Geysir*  in  «1er  Nahe 
von  Seen  und  Flüssen  befinden : eine  Bemerkung,  welche  Fort» es  bereits  in 
Island  gemacht  hatte,  und  dio  ihn  zur  Annahme  eines  oberirdischen 
Ursprungs  des  Geysir  was»«»  veniuluvite.  Supan. 

158.  Newberry , Notes  011  the  Surface  Goology  of  tlio 
country  bordoring  the  Nortiiorn  Pacific  Hailroad. 
(Amor.  Jour,  of  Sc.  1885,  Bd.  XXX,  S.  337.) 

Bei  Sims  in  Dakota  hört  das  Gebiet  der  östlichen  GUzialablagcnmgen 
auf;  es  folgt  nun  dio  Prärie,  deren  Oberfläche  Verwitteruugsboden  des 
anstehenden  Gesteins  ist,  und  im  Yellowxlonethal  betritt  man  das  westliche 
Glaziulgcbict  der  Rocky  Mountains.  Die  Bestandteile  der  hiesigen  Glazial- 
ahlageningetj  sind  [»elrogmpliDcli  schwer  ron  jenen  der  östlichen  Grund- 


morfino  zu  unterscheiden , daher  manche  Irrtüroer  in  bezug  auf  ihre 
Abgrenzung.  — Die  Kaskaden  des  Columbia  in  dessen  grofsartigem  Durch- 
bruchthal sind  nicht  Zeugen  unvollendeter  Erosion,  sondern  durch  einen 
rezenten  Felssturz  veranlagt.  Das  untere  Columbia  ist  ein  Astuarium 

infolge  pociitivcr  Nireauveränderung;  ebenso  sind  die  San  Juan  de  Fuca- 

Strafae  und  der  Pudget  Sound  (ebenso  wie  die  nördlichen  Fjorde)  unter 
Waaver  gesetzte  Thiter,  die  in  der  Eiszeit  noch  reit  Gletachcm  ungefüllt 

waren.  Marine  Terrassen  im  Pudget  Sound  in  ca  500  m Höhe  zeigen  eine 

spätere  negative  Bewegung  an.  — Die  Schneelinie  liegt  an  der  Westseite 
der  Gebirge  von  Washington  in  ca  2000  m Höhe  (im  0 etwas  höher) ; die 
Bedingungen  zu  einer  bedeutenden  Gletscherentwickelung  sind  also  hier 
gegeben.  Supan. 

159.  Rath,  v.,  Arizona.  Heidelberg,  Winter  1885.  (Samm- 
lung von  Vorträgen,  herausgeg.  von  Frommei  u.  Pfaff.) 

Auf  Grund  eingehender  Studien  und  eigner  Wahrnehmungen  entwirft 
dorVeifawer  ein  farbenreiche«  Gemälde  jene«  90  merkwürdig  gestalteten  Landes, 
das  ihm  als  Geologen  ein  besonderes  Interesse  einllöfsen  mufstc.  Leider 
scheint  die  Kürze  des  Aufenthaltes  den  Verfasser  gehindert  zu  haben,  den 
Arbeiten  der  amerikanischen  Geologen  wesentlich  Neues  hinzuxufugen. 
Arizona  teilt  sich  morphologisch  in  eine  nordiwtliche  Hälfte,  welche  dem 
durch  »eine  Denudationsformen  ausgezeichneten,  stufenförmig  aufgebauten 
Colorudoplateau  angehört,  und  in  eine  südwestliche  Hälfte  mit  ihren  aus 
filtern  kristallinischen  Gesteinen  bestehenden  und  durch  breite  Thulraulden 
voneinander  getrennten  Sierren.  Sehr  eingehend  ist  die  Schilderung  des 
Coloradothal«« , auch  über  die  Grenzen  Arizonas  hinaus.  Es  wird  hinge- 
wiesen  auf  die  noch  deutlich  erkennbaren  Strandlinien  der  Colorado-Wüsten- 
dcprcsüon,  einer  ehemaligen  Meeresbucht,  dio  durch  die  Ablagerungen  des 
Colorado  abgedämmt  wurde.  Wenig  bekannt  sind  die  „Montexuma  und 
Jakobs  Well“,  gewaltige  Einsturztrichter  (Dolincn,  offenbar  ähnlich  der 
Macorha  bei  Brünn).  Der  Bergbau  liefert  Gold,  Silber  (Pinal  Coudy), 
Kupfer,  Kohlen  im  NO  und  Türkis;  in  bezug  auf  RdelmoUll  nahm  das 
Territorium  i.  J.  1880  noch  die  7.,  1881  und  82  aber  bereits  die  4.  Stelle 
ein.  Das  Klima  ist  extrem  und  trocken.  Prescott  (1620  m hoch)  hat 
nach  zweijährigen  Beobachtungen  etwa  3°  Winter-,  20,8°  Sommer-  und 
1 1 9 Jahrestemperatur.  Dio  mittlere  Regenmenge  Dt  hier  30  cm  (3  J.), 
in  Turson  15—17  cm,  iu  Yuma  11  cm  (7  J.).  Mehr  als  die  Hilfto  des 
Werkcbens  Dt  den  Kingcbomen  gewidmet,  ihrer  jetzigen  Lage  und  ihrer 
einstigen  Kultur,  von  der  zahlreiche  Ruinen  in  nun  verödeten  Gegenden, 
sowie  auch  dio  Berichte  der  spanischen  Conquistatnren  Zeugnis  geben.  Mit 
warmen  Worten  tritt  der  Verfasser  für  die  ausgestoDeneu  Erben  des  amerikani- 
schen Bodens  ein;  er  rühmt  ihren  Flcifs,  ihre  Lcmbogicrdc , ihre  Kultur- 
fahigkeit,  ihre  tiofo  Religiosität.  Nicht,  wie  Peschei  meint,  eine  gewisse 
Naturnotwendigkeit , sondern  die  Brutalität  der  angelsächsischen  Rasse,  die 
ansteckenden  Krankheiten,  der  Branntwoin,  die  sinnlose  Vertilgung  der 
Bülfel,  der  betrügerische  Handel,  die  Entdeckung  der  Edelmetalle  des 
Westens,  die  eine  Menge  raubgieriges  Oorimlel  anzogen,  haben  den  Ur- 
bewohnern den  Untergang  gebracht.  Auch  religiös  lief»  man  die  Indüner 
verkommen  trotz  der  Ticlen  MDsionsgcsclDchaftcn.  Weitaus  humaner  war 
die  Behandlung  durch  dio  Spanier  und  Franzosen,  und  besonders  segensreich 
die  Wirksamkeit  der  katholischen  Missionare;  auch  die  Mormonen  zeichnen 
sich  durch  mildo  Behandlung  der  Indianer  aus.  Die  Herrschaft  der  Union 
bedeutet  iu  diesem  Punkte  überall  einen  Rückschritt,  und  erst  jetzt  zeigen 
sich  einige  Anzeichen  einer  Besserung.  Supan. 

160.  Gardiner  jun. , A Arizona  natural  Bridge.  (Science, 
1885,  Bd.  VI,  S.  67.) 

In  der  Nähe  der  Grenze  zwischen  Arizona  und  Neu -Mexiko,  wo  die 
südliche  l*aeificbahn  dieselbe  durchschneidet , erbebt  sich  ein  Bergrücken 
von  ca  200  m Höhe,  der  aus  roten  Sandstcinon  und  einer  unvollständigen 
Decke  von  feinem  Konglomerat  oder  grobem  Sandstein  besteht  und  von 
tiefeu  Schluchten  durchschnitten  wird.  An  dem  Auxgang  eine*  derselben 
befindet  sich  die  natürliche  Brücke,  welche  20  m lang  und  an  der  engsten 
Stelle  4rJ  m breit  ist.  Sie  Dt  ein  Oberrest  jener  Konglomeratdecke,  während 
der  rote  Sandstein  durch  Erosion  entfernt  wurde.  Supan. 

161.  Barcena  y Perez,  Estudios  de  Meteorologie  coropa- 
rada.  Tomo  I.  Mexico.  Miuisterio  de  Fomento  de 
la  Kepublica  Mexicuna  1885. 

ln  einer  Reihe  von  Bänden,  welche  in  kurzen  Zwischenräumen  zu  er- 
scheinen bestimmt  sind,  sollen  dio  «eit  1881  veröffentlichten  Beobachtungen 
der  meteorologischen  und  phänologbclien  Stationen  der  Mexikanischen  Re- 
publik zuMtfumengefafst  werden.  Da  dio  bisherige  Veröffentlichung  derselben 
im  „Bolclin  del  MinDterio  de  Fomento“  unhandlich  war  und  keine  sehr 


Digitized  by  Google 


44 


Litteraturbericht  Nr.  182—164. 


weit«  Verbreitung  fand,  so  ist  diese  Neuausgabe  willkommen  zu  hoifscn. 
Der  Torliegende  Band  bringt  die  Beobachtungen  ton  Januar  — Mürz  1881 
und  zwar  für  jeden  Monat  zuerst  mit  grober  Ausführlichkeit  diejenigen  des 
Zentral  • Obscrratoriums  der  Stadt  Mexiko  unter  den  Abteilungen:  Tempe- 
ratur der  Luft,  Temperatur  des  Bodens,  Barometer  bei  0°»  Dampfspannung, 
relative  Feuchtigkeit,  Bewölkung,  Winde,  Verdunstung,  Hegen,  allgemeine 
Beobachtungen  (Proste,  Nebel,  Regenbogen,  Meteore,  Erdbeben,  vorherr- 
schende Krankheiten,  Phäuotogisehe« , Ernten),  ln  verschiedenen  Graden 
von  Ausführlichkeit  folgon  dann  die  Beobachtungen  von  Aroeca,  Guoymaa, 
Leon,  Mazatlan,  Oaxaca,  Fabelion,  Patzcuaro,  Fuebla,  San  Luis  Potooi, 
Texiutlan,  Tuxpam,  Veracrux,  Zacatecas,  und  den  Beachlub  macht  eine  ver- 
gleichende Betrachtung  aller  erwähnten  Erscheinungen  in  ihrer  Verbreitung 
über  das  Beobachtungsgebiet.  Leider  reicht  letzteres  über  die  Breite  von 
Oaxaca  nicht  hinaus,  ao  dab  besonders  die  hochinteressante  Region  des 
Isthmus  von  Tehuantepec  mit  seinen  in  Entfernung  von  wenigen  Meilen 
so  scharf  unterschiedenen  Klimaten  am  atlantischen  und  pacifischen  Abhang 
nicht  zum  Ausdruck  kommt.  Es  wäre  »ehr  wünschenswert,  wenn  Angabon, 
die  durch  ihre  Allgemeinheit  wissenschaftlich  unverwertbar  sind,  wie  .Die 
Berge  uro  das  Thal  von  Mexiko  erscheinen  mit  Schnee  bodockt“,  oder 
„OszilUtorisches  Erdbeben  am  3.  Januar  in  S.  Carlos  YautepecM  u.  dgl.  mit 
der  Zeit  durch  genauere  ersetzt  worden  könnten.  Das  ganze  Cntemehmcn 
begrüben  wir  als  einen  tröstlichen  Beweis,  dab  höchst  ungünstige  V«r- 
hültniftie  das  tüchtige  Streben  einiger  Männer  der  Wissenschaft  im  schönen 
Mexiko  nicht  zu  lähracn  vermögen.  p.  Ralul. 

162.  Carta  General  de  log  Estados  Unidoe  Mesicanog  for- 
mada  en  el  Departament«  de  Cartografia  con  los 
datos  raas  recioDtes  do  Orden  del  ofieial  Major  de  la 
Secretaria  de  Fomento  ,. Manuel  Fernandoz“,  1883, 
bajo  la  direccion  del  Ingeniero  I.  Molina,  const.  y 
dibuj.  Mauricio  C.  Castro  y Ricardo  Tangassi.  Escala 
de  1:3000000. 

l)«r  \V,rt  dinwr  toio  Ministerium  fUr  ufTratliohe  Arbtit-n  in  Mexiko 
heniUKegebenen  Karte  dürfte  wohl  atuMhlwbUrb  in  Angaben  tun  Kiienbatm- 
t raren  und  longa  denelben  entatandenen  Ortschaften  tu  auehen  sein.  Ab* 
geaehen  daton,  dab  schon  die  saut«  Manier  der  Zeichnung,  wie  bei  den 
meisten  Karten  der  amerikanischen  Staaten  romanischer  Abstammung,  den 
Eindruck  grofscr  Flüchtigkeit  macht,  so  sind  bei  dieser  Karte  weder  die 
KUiteuaufaahmen  der  englischen  und  amerikanischen  Marine  noch  die  ver- 
schiedenen Speiialarbeiten,  welche  von  den  Landstrichen  twiacbcn  der  Kilste 
und  Mexiko  existieren,  oder  die  Karte  der  Halbinsel  Yucatan  nach  Ilübbe, 
Perex  und  Berendt,  in  I’ctermamu  „Ocographischen  Mitteilungen"  1879, 
Total  11,  benutzt,  ja  nicht  einmal  die  einzige  gtttbero  topographische  Ver- 
messungsarbeit, welche  in  Mexiko  gemacht  wurde  und  in  der  .Carte  du 
Mrxiqur.  Pia— ja  an  Pep.lt  de  la  Quem  par  Mr.  Niox",  MaCutab  1 : 3000 000, 
Paris  1873,  als  Resultat  der  Aufnahmen  der  Offiziere  der  franxfisivch-mcxika-  I 


I machen  Expedition  niedergelegt  wurde,  ist  der  in  Rede  stehenden  Karte  tu 
Grunde  gelegt.  jr.  HoboiWr. 

163.  Corthell,  Tho  interoceatiic  Problem  and  its  scientific 
Solution.  (Amer.  Ass.  for  tho  Advanc.  of  Sc.,  1885, 
Sep.-Andr.) 

Der  VetÜMtr  ist  der  Ansicht,  dab  eine  SehiffxeUonhaho  über  den 
| Isthmus  von  Tehuantepec  einerseits  die  sicherste  und  billigste  (daher  auch 
rentabelste)  Verbindung  zwischen  beiden  Ozeanen  wäre,  und  anderseits  den 
Interessen  der  Union  am  meisten  dienen  würde.  In  Nordamerika  baut 
man  am  billigsten  Holxschiffe , England  baut  die  billigzten  Eisenschiffr. 
Eine  interozeanische  Verkchnurtrafsc,  welche  die  SegoUchifTe  auwchliebt 
(Kanal  von  Panama,  von  Nicaragua),  würde  den  amerikanischen  Handel 
schwer  schädigen.  Supan. 

164.  Wyse,  Le  Canal  de  Panama.  Paris,  Hachette  &Co., 
1886.  (Mit  2 Kartell.) 

Der  Verf.,  bekanntlich  der  Chef  d«T  Expeditionen,  welche  in  der  zweiten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrzehntes  den  amerikanischen  Isthmus  zum  Zwecke 
von  Kanalunlagen  zu  untersuchen  hatten,  gibt  in  diesem  Werke  eine  Gesamt- 
darstellung seiner  darauf  bezüglichen  Arbeiten.  Der  I.  Teil  enthält  einen 
geographisch -geologischen  Überblick  Uber  den  Isthmus,  der  durch  eine 
grob«  Karte  im  Mafsstab  von  l : 500  000  erläutert  wird.  K*  acheint  aber 
diese  Karte  an  einer  etwas  allzu  schematisehen  Terraindarstellung  zu  leiden. 
I)en  gunxen  Isthmus  erfüllt  ein  zusammenhängendes  Kettengebirge, 
das  nur  in  der  Panama-Enge  eine  kleine  Unterbrechung  erfahrt , und  von 
dem  zahllose  Äste  auslaufra,  während  et  auf  S.  8 ausdrücklich  heifst,  es 
gäbe  hier  beinahe  ebonsoviele  Erhebungen,  als  verschiedene  Namen.  Auf 
die  Höhen-  und  ßüschungsverhültnisse  ist  keine  Rücksicht  genommen,  und 
die  ganze  Darstellung*« eise  erinnert  auffallend  an  die  ehemalige  und  auf 
englischen  und  amerikanischen  Karten  x.  T.  noch  übliche  Raupenmanier. 
Die  geologischen  Notizen  sind  dürftig;  eingehender  studiert  ist  auch  nur 
die  Panama-Enge.  Im  Isthmus  von  San  Blas  herrschen  Gneib  und  meta- 
morphische  Schiefer  vor.  Im  südlichen  Dtrieu,  wo  rezente  Vulkanspuren 
nicht  gefundon  wurden,  bestallt  das  Plufsgeröllc  hauptsächlich  aus  kristalli- 
nischen Petsarten,  die  man  aber  durch  Bohrungen  vergebens  zu  erreichen 
suchte,  und  aus  sehr  wenigen  Sandsteinen  und  Schiefern.  Aus  denselben 
Gerollen  beatehen  die  Küsten  der  Inseln  des  S.  Miguel-Golf« ; das  anstehende 
Gestein  ist  hier  ein  weicher  Sandstein  mit  nahezu  horixoutaler  Schichtung. 
Der  Verfasser  Tcrmutot  eine  doppelto  Meercsverbindung  in  vcrhältnUmäfng 
junger  Vergangenheit,  eine  zwischen  den  Golfen  von  Uraba  und  S.  Miguel 
und  eine  in  der  Panama-Enge;  die  Pottilien  in  den  Sedimenten  des  nörd- 
lichen Teil«  der  letztem  entsprechen  genau  den  noch  jetzt  in  dem  einen 
oder  andern  Meer  lebenden  Mollusken. 

Der  II.  Teil  enthält  die  Erforachungsgwchichte  de«  Isthmus*  der  III. 
ist  den  verschiedenen  Kanalprojekten , die  in  nachfolgender  Tabelle  über- 


Atlantischer 

Pacifischer  Endpunkt. 

u n e 
tx~ 

M £ 

■3  jc  | v 

H 5X.i 
«Zf- 

■|S 

Ls- 
|s-3 
33  5 

M 

4_l 

5 *i  v 

•fis 

U* 

3 S 
< 

C S 
3 — - 

I1-- 

9 S 
< - 

b S 

*S 

-■ 

*3  2 

6 

3 8 
la 

| 

v — • a 

is| 

l«f 

a ‘ 

C § e 

t §2*  c 

£ 3 

5;5S- 

£ li 

£■*5  j 
£ S%'- 

1.  Tehuantapee- Kanal . 

. Minalitlan  .... 

. Stlina  Crux  . . 

280 

280 

120 

30 

140 

— 

2000 

30 

20 

2.  Nicaragua-Kanal 

. San  Juan  del  Nortc  . 

. Bucht  von  Brite. 

292 

195 

CO 

10 

21 

— 

750 

15 

10 

3 •-  Panama-Kanal  . . 

. Liraon-Bai  .... 

. Panama  . . . 

72 

72 

50 

6 

25 

— 

600 

10 

.ul 

3 *■ 

. 

. ... 

75 

75 

90 

— 

— 

— 

800 

4 

8 

3<-  . . . 

. . . . 

• - ... 

72 

50 

50 

— 

11 

— 

450 

6 

5 

4.  8.  Btas-Kanal  . . 

. Golf  von  San  Blas  . . 

. Chepillo  . . . 

53 

42 

45 

— 

— 

15 

750 

4 

10-12 

5.  Daricn-Kanal  . . 

. Acanti 

. Golf  San  Miguel 

125 

74 

85 

— 

— 

17 

1250 

6 

15 

6.  Attato-Kana!  . . 

. Golf  von  l'rab»  . . . 

286 

128 

90—100 

10 

22 

2 oder  0 

1000 

16 

12 

7.  . ... 

. Humboldt-Bai 

210 

90 

120 

— 

— 

8 und  3 

1250 

8 

14 

8 „ ... 

• - ... 

. Uupica-Bai  . . 

290 

50 

60 

5 

22 

C 

800 

12 

10 

8 *>•  . ... 

. - ... 

• » • • 

290 

50 

100 

— 

o 

11 

1000 

8 

IS 

sichtlich  zusaro  men  gestellt  aind,  gewidmet.  Von  diesen  können  Nr.  1 and  < 
als  ans  technischen  uad  finanziellen  Rücksichten  undurchführbar  bezeichnet 
werden.  Der  Nicaragua -Kanal  ist  nur  als  Schleusenkanal  ausführbar;  ein 
Schiff  würde  4 — 5 Tage  brauchen  , um  denselben  zu  durchfahren.  Mit 
Ausnahme  von  Nr.  1 — 2 besitzt  Wyse  die  Konzession  für  alle  Projekte  für 
99  Jahre.  Derzeit  in  der  Ausführung  begriffen  ist  Nr.  3 b,  mit  dem  sich 
aus  geographischen,  kommerziellen,  technischen  und  finanziellen  Gründen 
nur  das  Projekt  Nr.  4 messen  kann.  Die  Projekte  Nr.  5 u.  ff.  haben 


nur  den  Vorzug,  dafs  sie  schon  auberhalb  jenes  Gebietes  liegen,  in  welchem 
ein  Kanal  nur  im  Einverständnis  mit  der  Panama -Eisenbahngesellschsft 
gebaut  werden  kann ; sie  leiden  aber  an  bedeutenden  technischen  Schwierig- 
keiten und  nur  Nr.  8 h kann  als  ein  relativ  günstige*  bezeichnet  werden. 

Der  IV.  Teil  enthält  die  Grachichte  der  politischen  und  privaten  Ver- 
handlungen bezüglich  des  Isthmus,  und  der  V.  gibt  eine  übersieht  über 
den  gegenwärtigen  Stand  der  Arbeiten.  Angefügt  sind  mehrere  Aktenstücke. 

Supan, 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  165 — 172. 


45 


165.  Anuario  Estadfstico  de  la  Repdblica  de  Costa -Rica. 
Tomo  n°.  Ailo  de  1885.  San  Jose  de  C.-R. 

Da*  statistische  Amt  der  Republik  Costa -Rica,  welche»  der  Leitung 
des  Herrn  Dr.  Enrique  Villaviccncio  untersteht,  besteht  noch  nicht  zwei 
Jahre.  Es  verdankt  seine  Gründung  der  genialen  und  eifrigen  Thätigkcit 
de»  Historikers  und  Lizentiaten  D.  Leon  Fernande/,  des  Vertreter»  der 
Republik  in  Madrid.  Zieht  man  diesen  kurzen  Bestand  des  statistischen 
Amtes  in  Betracht,  so  ist  der  Inhalt  des  vorliegenden  zweiten  Bandes  des 
* Statistischen  Jahrbuches  der  Republik  Costa  - Rica-  als  ein  sehr  reicher 
zu  bezeichnen  uud  von  hohem  wissenschaftlichen  Werte.  Waren  doch  die 
frühem  Angaben  über  diesen  Freistaat  sehr  unsicher  und  widersprechend.  — 
Nach  dem  Zensus  vom  80.  November  !883  betrug  die  Bevölkerung 
182  073  Seelen.  Das  Gebiet  der  Republik  wird  auf  59  570  qkm  geschätzt, 
was  3 Einwohner  pro  qkm  ergibt.  Am  31.  Dezember  1831  belief  sich  die 
Einwohnerzahl  auf  187  889.  Auf  je  20  Einwohner  kommt  pro  Jahr  ein 
Geburtsfall.  Von  den  Gebomen  kommt  1 uooheliche  auf  4,»o  eheliche 
Geburten.  Die  Kinder  unter  5 Jahren  bilden  61  >3*  Prozent  der  Gesamt' 
einwohncrzahl.  — Der  Import  belief  «ich  im  J.  1884  auf  3 621  921  Pesos 
und  69  Centavos,  der  Export  auf  4 219  617  Pesos  und  1 Centavo.  Me- 
teorologische Beobachtungen  sind  nur  in  der  Hauptstadt  gemacht,  ober 
noch  in  diesem  Jahre  werden  in  andern  Städten  meteorologische  Stationen 
angelegt  werden.  Ks  existieren  ca  23*  Millionen  Knffeebäumc  im  Lande, 
und  diese  ergaben  in  der  letzteu  Ernte  (November  1883  bis  April  1884) 
405  063  Quinta!  (n  46  kgr)  Katfee  im  Werte  von  3 925  330  Pesos. 

//.  IWakotcsty. 

Südamerika. 

166.  Martin,  Ileiae  nach  den  Niederländisch -westindischen 
Besitzungen.  (Rev.  Colon.  Internat.  1885.  Sep.-Abdr. 
mit  handschriftl.  Ergänzungen.) 

Von  den  Inseln  unter  dem  Winde  wurden  geologisch  untersucht  Cura<;ao, 
Arubt»  und  Bonair«.  Sie  sind  losgetrennte  Fertlandftücke,  bestehend  l)  aus 
einer  steil  aufgerichteten,  von  Dioriten  durchbrochenen  ailurischen  Schiefer- 
formntion,  zu  der  sich  auf  Aruha  noch  Syenit  gesellt ; und  2)  aus  tertiären 
Korallenkalken,  die  auf  Curacoo  prächtige  Ufertermsen  toigen.  Ein  andres 
Anzeichen  einer  negativen  Niveau  Veränderung  sind  die  rezenten  Korallen- 
riffe. Auch  über  seine  Reise  nach  Surinam  macht  der  Verfasser  einige  vor- 
läufige Mitteilungen,  woraus  sich  ergibt,  dufs  der  geologische  Bau  des 
durchreisten  Gebietes  mit  jenem  von  Englisch -Guyana  übereinstimmt.  An 
der  Küste  liegen  in  jüngster  Zeit  gehobene  Muxchelbänke  (auf  einer  solchen 
ist  auch  Paramaribo  erbaut),  die  nnr  lebendo  Arten  enthalten. 

Supan. 

167.  Gatchet,  The  Arubft  and  the  Papiamento  Jargon. 
(Amor.  Philos.  Soc.  Philadelphia  1884.  Sop.-Abdr.) 

Die  Arubasprache,  wahrscheinlich  identisch  mit  der  auf  Cunu^o  ge- 
sprochenen und  verwandt  mit  der  auf  Paraguana,  ist  seit  1800  ausgestor- 
ben ; die  Bewohner  haben  seitdem  die  Papiamentosprache  angenommen,  die 
jetzt  auf  den  Inseln  unter  dem  Wmdc  ausschliefslieli  herrscht  und  ein 
Gemisch  aus  spanischen,  holländischen  und  indianischen  Worten  ist,  von 
denen  die  erstem  den  Hauptbestandteil  bilden.  Sprachenproben  sind  au- 
gefugt,  such  vom  Karibigi-  (Surinam),  Cu  na-  (Panama)  und  Choco - Dialekt 
(Columbien).  Suyxm. 

168.  Emst,  Über  dio  Koste  der  Ureinwohner  in  den  Ge« 
birgon  von  Mdrida.  (Ztschr.  f.  Etbnol.,  Berlin  1Ö85, 
Bd.  XVH,  8.  190.) 

Ein  Auszug  aus  einer  handschriftlichen  Abhandlung  von  Lar  es  aus 
Mcndu  (Venezuela).  Dieser  nennt  die  Ureinwohner  nach  ihrem  bedeutend- 
sten Stamm  Tirootes.  Sie  waren  Ackerbauer  und  Jäger:  der  Ackerbau 
wurde  auf  künstlichen  Tcmissen  an  den  Abhängen  der  Beige  betrieben. 
Die  weitem  Mitteilungen  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  die  Nutzpflanzen 
und  die  Sprache,  die  mit  dem  Cliibcha  verwandt  sein  soll.  Von  den 
78  200  Bewohnern  der  Sektion  Mcrida  (1881)  sind  nur  etwa  80U0  Wcifse. 

Supan. 

169.  Nehring,  Eine  neue  Grison-  Art.  (Sitz.-Ber.  Ges.  d. 
naturforsch.  Freunde,  Berlin  1885,  S.  167.) 

Die  neue,  gmfszähnige  lirison* Art,  Galtet:*  entssiden*  ernannt,  scheint 
Surinam  und  die  tropischen  Teile  von  Brasilien  zu  bewohnen. 

Supan. 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen  1886,  Litt.-Bericht. 


170.  Martin,  Boricht  über  eine  Reise  ins  Gebiet  des  obern 
Surinam.  (Bijdrngou  Taal- , Land-  en  Yolkenkunde 
van  Nederl.-Indiii,  V.  Folge,  Bd.  I.  S.  1.) 

Unter  ilen  BuchneRem,  ditren  Gr.nzg«biet  d,r  Keiwnde  b«i  Toledo, 
seiner  Endstation , noch  lange  nicht  erreicht  hatte , unterscheidet  man  ge- 
genwärtig folgende  Stämme: 

1.  SaTaroakkaner , antihrig  am  obern  Surinam  und  dem  Granmanu  von 
Gansoe  untergeben,  früher  am  Saranukka  wohnhaft. 

2.  Aukaner , wohnhaft  am  Marowijno  (Maroni)  und  Sarakreek  mit  Ein- 
schlufs  von  KofHekarap,  genannt  uach  Auka,  dom  Ort,  wo  1762  mit 
ihnen  Frieden  geschlossen  wurde. 

3.  Boni-Neger,  wohnhaft  am  Lava,  dem  Oberlauf  de*  Maroni. 

4.  Paramakkaner,  am  Paramaklukreek,  Nebenfluf*  des  Maroni. 

6-  Matuari-Neger,  am  obern  Saramakka,  früher  am  (oppename. 

6.  Beku*  und  Musinga-Ncger,  beide  am  untern  Teile  des  obern  Saramakka. 

In  allen  Buschnegerdbrfem  fir.den  sich  zwei  verschiedene  Arten  von 
Wohnungen,  geschlossene  und  offene,  nur  mit  einem  Dach  verscheno  Hüt- 
ten. Als  Zierat  tragen  die  Leute  an  Schnüren  um  das  Handgelenk  Cy- 
praea  moneta  und  C.  annulus,  in  ein  oder  zwei  Exemplaren  an  je  einer 
Schnur.  Mifsbildungen  in  Form  eines  überzähligen  Fingers  {g**hhulich  an: 
kleinen  Fiuger,  und  zwar  an  dessen  unterstem  Gliede  an  gesetzt)  sind  ziem- 
lich häutig.  In  oinor  Familie,  in  deren  Adern  noch  Indianerblut,  war  sie 
so  erblich,  dafs  sie  bei  jedem  der  zahlreichen  Kinder  auftrat,  durch  Ope- 
ration entfernt  werden  muf«tc.  Ilei  den  Heiden  unter  den  Negern  herrscht 
noch  das  Matriarchat.  Verfasser  sah  auch  Albinos  mit  rötlich  weifser 
Haut,  die  Augen  waren  „grau  und,  wie  cs  schien,  ohne  rötlichen  Schein“. 

Langkavd. 

171.  Derby,  O.  A.,  Contribni^äo  para  o estudo  da  guo- 
graphia  physica  do  Volle  do  Rio  grande.  (Boletim  da 
Soc.  de  Geogr.  do  Rio  de  Janeiro,  T.  I,  Nr.  4,  1886.) 

Obwohl  der  wasserreiche  Rio  gnade  oft  als  Uuellstrom  des  Parana 
bezeichnet  wird  und  dann  dessen  Namen  trägt,  so  ist  er  doch  nach  der 
Form  des  Becken»  des  Parana  nur  als  Nebenfluß  desselben  zu  betrachten ; 
er  und  die  übrigen  östlichen  Nebenflüsse  des  Parank  südlich  bi*  zum  Iguassü 
entspringen  in  der  bergigen  Küstenkette,  welche  aus  archaischen  Schichten, 
raetamorphen  Schiefern  und  Quarziten  besteht  und  eine  mittlere  Höbe 
von  1000  m besitzt.  Im  Mittel-  und  Unterlauf  durchströmen  diese  Flüsse 
ein  aus  Schichten  von  Thonichiefoni  und  weichen  Sandsteinen  mit  hori- 
zontaler Lagorung  aufgebautes  Plateau,  in  welches  sie  sich  mehr  oder  min- 
der tief  eingeschoitteD  haben.  Es  »ind  hier  zwei  Zonen  au  unterscheiden: 
in  der  örtlichen  mit  Pclrefakteu  des  Devon  und  Carbon  treten  mächtige 
Diabasgänge  auf,  in  der  wörtlichen,  vielleicht  permischen  oder  t russischen 
Alters,  treten  MeUphyre  in  Gängen  und  Lagern  auf;  diese  Eruptivgesteine 
beeinflussen  in  hohem  Grade  dos  Relief  der  Gegend.  Der  Ackerboden  im 
Gebiet  dieser  Flüsse  ist  Überall  durch  Verwitterung  der  Gerteine  in  situ 
entstanden;  dio  Meinung,  dafs  er  nur  da,  wo  jetzt  Wald  steht,  fruchtbar 
sei,  Ut  ein  Vorurteil ; der  geschätzteste  Boden  ist  eine  rote  Erde,  das  Zer- 
setzungsprodukt der  erwähnten  Eruptivgesteine. 

Mehr  als  die  Hälfte  de»  Laufe»  des  Rio  grande  liegt  in  der  gebirgigen 
Zone  kristalliner  Schiefer;  »eine  Quelle  liegt  cs  2640  m hoch  in  der 
Sem  de  ItatUia  (dieser  Berg  und  einige  andre  in  dem  dortigen  Gebirgs- 
knnten  scheinen  vulkanischen  Ursprungs  zu  sein).  Der  Rio  grande,  dessen 
Schiffbarkeit  noch  nicht  genügend  untersucht  ist,  bildet  iu  seinem  Ober- 
lauf mehrere  Wasserfälle ; da»  Thal  ist  reich  an  Mineralquellen  jeder  Art 
und  ausgezeichnet  durch  landschaftliche  Schönheit.  Im  Gebiete  der  Thon- 
schiefer und  Sandsteine  tiiefst  der  Rio  grando  in  einem  tief  eingeschnitte- 
nen Thalc;  die  sedimentären  Formationen  verlieren  westwärts  an  Mächtig- 
keit, und  es  treten  im  Thalbodcn  schlicfslich  sogar  die  Gesteiue  der  ge« 
birgigon  Zone  hervor.  Kalkowtky. 

172.  Förster,  B.,  Deutsche  Kolonien  in  dem  obern  La- 
plata  - Gebiete  mit  besonderer  Berücksichtigung  von 
Paraguay.  2.  Aufl.  Mit  1 Karte.  Leipzig,  Fock,  1886. 

Dio  modernen  Bestrebungen,  den  deutscheu  Auswandere ratrom  in  Ge- 
biete abzulenkeu,  wo  die  Bewahrung  heimischer  Sprache  und  Sitte  nicht 
so  sehr  gefährdet  ist,  als  in  den  Vereinigten  Staaten,  lauen  den  gemäßigten 
und  subtropischen  Teil  von  Südamerika  immer  mehr  in  deu  Vordergrund 
des  IntcTcwc*  treten.  Wie  Toppen  (vgl.  „Mitteilungen“  1885,  S.  809) 
empfiehlt  auch  Förster  Paraguay,  das  er  1883  — 86  bereist,  und  wo  er 
einige  Zeit  selbst  ah  Ackerbauer  gelebt  hat,  wegen  seine*  gesunden  Klimax, 
seiner  Fruchtbarkeit  und  seiner  besondere  Eignung  für  Viehzucht;  verfehlt 
aber  auch  nicht  hinzuzufügen,  dafs  nur  die  dünn  bevölkerten  TeUe  des 

h 


Digitized  by  Google 


46 


Litterattirbericht  Nr.  173  — 174, 


Landes  für  eine  Kolonisation  im  gTöCscrn  MaOutab  günstig  »eien,  nnd  dof» 
nur  Kapitalisten  (10-  bia  12  000  M.),  Bauern  und  Handwerker,  die  nebenbei 
auch  Landwirtschaft  treiben  wollen  und  können,  Aussicht  auf  Erfolg 
haben.  Die  polemischen  Partien  de«  Buches  machen  ihre*  Tone*  wegen 
einen  unangenehmen  Eindruck.  Supan . 

173.  Stelzner,  Beiträge  zur  Geologie  und  Paläontologie 
der  Argentinischen  Republik.  I.  Geologischer  Teil. 
Kassel  und  Berlin,  Th.  Fischer,  1885.  (Mit  einer 
geologischen  Karte  in  1:1500000  u.  3 Profiltafeln.) 

Der  Autor,  der  1871 — 74  als  l*tofe«or  an  der  Nationaluniversität  in 
Cordoba  wirkte,  fafst  in  diesem  wichtigen  Werke  nicht  blofs  die  Resultate 
seiner  Forschungsreisen  in  der  Argentinischen  Republik  und  in  der  Chile* 
nischen  Cordillert  (Thal  de?«  Rio  Putaendo)  zusammen,  sondern  liefert  auch 
durch  kritische  Benutzung  der  geologischen  Littcratur  wcrtrolle  Bausteine 
zur  Entwickelungsgeschichte  de«  ganzen  südameiikanischeu  Kontinentes.  Die 
Karte  trägt  allerdings  einen  fragmentarischen  Charakter  an  «ich,  indem  die 
geognostische  Kolorierung  sich  nur  auf  die  untersuchten  Landesteile  be- 
schränkt, aber  gerade  dadurch  wird  sie  brauchbarer,  aU  voreilige  Genera- 
lisierungen. 

Geographisch  besteht  die  Argentinische  Republik  au«  drei  Hauptteilen : 
die  Cordillere  (Andee),  die  Pampa  und  die  inselartig  aus  der  letztem  oder 
halbioselartig  von  den  Anden  in  dieselbe  hineinrageuden  Sierren.  Die  letz- 
tem teilt  der  Verfasser  in  parapino  Sierren,  die  hauptsächlich  aus  archäi- 
schen Gesteinen  bestehen,  und  in  Vorketten  der  Cordilleren  („Anticor- 
dillere*),  an  deren  Bau  sich  auch  Silur  beteiligt.  Die  Pampa*  sind  nur  schein- 
bar eine  ununterbrochene,  rauft  nach  SO  sich  neigendo  Ebene ; in  der  Tbnt 
besitzen  sie  einen  welligen  Bau,  und  die  Depressionen  liegen  in  Mulden  des 
archäischen  l'ntergrundes. 

Die  archäische  Fonnation  zeigt  auch  in  Argentinien  deutlich  eine 
Zweiteilung  in  eino  l’rgncif*-  und  CrschiefcTformution.  Daneben  treten  iu 
grober  Menge  Granite  auf,  deren  Ausbrüche  sicher  vorsilurischen  Alters  sind. 
Die  paläozoische  Abteilung  ist  nach  den  bisherigen  Erfahrungen  nur  durch 
das  Silur  vertreten.  Die  Angaben  Durmcisters  über  das  Vorhandensein 
paläozoischer  Formationen  io  den  Provinzen  Mendoxa  und  (uUrearca  »ind 
unrichtig,  dagegen  konnte  Stelzner  an  vielen  Stellen  in  der  Anticordillere 
dos  Silur  mit  positiver  Gewifsheit  nach« eisen,  wodurch  ein  Verbindungs- 
glied zwischen  den  Silurgebieten  der  Falklandsinseln  einerseits,  von  Peru 
und  Bolivia  anderseits  hergestellt  ist.  In  der  Anticordillere  zwischen  31  und 
33°  S tritt  rin  »chaTfer  Gegensatz  zwischen  den  innrrn  (weltlichen)  und 
äußern  Ketten  zu  Tage.  Die  errtorn  bestehen  vorwiegend  aus  silurischen 
Thönse  hie  fern,  auf  denen  sieh  nur  hier  und  da  klippenartige  Reste  einer 
jüngem  Kalkformation  erhalten  haben ; dio  letztem  dagegen  aus  Mimischem 
Kalk  und  Dolomit.  Dieser  geognortiseke  Gegenratz  bedingt  einen  ebenso 
scharf  ausgesprochenen  landschaftlichen:  dort  runde,  hier  zackige  Formen; 
dort  eine,  wenn  auch  dürftige  Vegetationtdecke,  hier  nackte  Felsen.  In 
der  Provinz  Mendoxa  ist  die  äußere  Anticordillere  nur  mehr  in  einigen 
Andeutungen  eikennbar,  und  in  La  Kioja  tritt  das  Silur  nicht,  wie  zu  er- 
warten, im  W,  sondern  im  O der  Sierra  de  Famatino  auf.  Wahrscheinlich 
kommt  Silur  auch  mitten  in  dcT  Hochcordillero  vor.  Wie  die  archäischen 
Schichten,  so  waren  auch  die  silurischen  durchaus  einem  intensiven  Pal* 
tungspTozofs  unterworfen. 

Die  mesozoische  Schichtenreihe,  die  in  Argentinien  — soweit  man 
sie  bisher  kennt  — erat  mit  dem  Rhät  beginnt,  und  das  ältere  Tertiär  ist 
vorwiegend  durch  Sandsteino  vertreten,  die  nicht  blofs  wegen  ihrer 
Mächtigkeit  und  ihrer  weiten  Verbreitung  in  gunz  Südamerika,  sondern 
auch  wegen  ihrer  orographischen  Formen  (schroffe  Ketten  oder  durch  De- 
nudation isolierte  Kegel-  und  Tafelberge)  und  der  Farbenpracht  ihrer  fast 
immer  nackten  Wände  bedeutungsvoll  wirken.  Das  Rhät,  das  in  der 
Cordillere  und  Anticordillere  vorkomrat,  ist  die  einzige  kohlenführende  For- 
mation Argentiniens.  Die  Abbauwürdigkeit  der  Kohlenlager  ist  aber  noch 
nicht  nachgewiesen;  am  sichersten  dürften  darauf  bezügliche  Versuche  in 
der  Gegend  zwischen  dem  Pst  de  Pullo  und  der  Sierra  de  la  Huerta 
anxustcllcn  sein.  Wichtiger  sind  die  ebenfalls  rhitbchcn  Petroloumquel- 
len  von  Mendoaa.  Wahrscheinlich  rhitiicheu  Altera  sind  mehrere  Krap- 
tivgesteine  (Olivindiabase,  Diabase  und  Melaphyre),  viel  wichtiger  sind  aber 
die  Porphyre,  die  an  dem  Aufbau  der  Anden  einen  so  hervorragenden 
Anteil  uehmen.  Der  Verfasser  unterscheidet  1)  vorju russische  Uuaraporphyre, 
die  nur  am  Ostabbaug  der  Cordillere  Vorkommen,  and  2)  decken  förmige 
PorphyrergUwe  der  Jura-  und  Kreidezeit  mit  den  dazu  gehörigen  Tuffen  und 
Konglomeraten,  die  einen  «hroalon  Streifen  im  W der  Längsachse  der  Cor- 
dillere mindestens  von  13  — 33°  Breite  bilden,  und  die  von  Darwin  u.  a. 
als  metamorphUche  Gesteine  betrachtet  wurden : eine  Ansicht,  die  eich  nicht 
mehr  als  stichhaltig  erweist.  Jura- Sandsteine  uni  -Kalksteine  (litorale 


facies)  schlichen  sieh  in  einem  schmalen  Bande  den  Granit-  und  voxjuras- 
aischen  Qaaraporphyren  im  W an,  kommen  aber  merkwürdigerweise  am  West- 
abhang der  Ande*  nicht  oder  vielleicht  nur  in  wenigen,  der  Denudation 
entgangenen  Resten  vor.  Überall,  wo  Jura  bekannt  ist,  kommt  auch  die 
Kreide  (ebenfalls  Kalk-  und  Sandsteine)  mit  konkordanter  Auflagerung 
vor,  aber  letztere  breitet  sich  noch  weiter  aus,  nicht  blofs  in  den  Ande*, 
sondern  auch  über  zentrale  und  östliche  Teile  von  Südamerika.  Das  Ter- 
tiär wird  eingeteilt  1)  in  ein  älteres,  welche*  noch  an  dem  letzten  Pal- 
tuogsproxefs  der  Cordillere  teilgenommen  hat  (gipshaltige  Sandsteine,  d’Oi- 
bignys  tertiaure  guaranien),  das  in  Argentinien  sich  nicht  blofs  in  der  Antieor- 
dillere,  sondern  auch  in  den  pampinen  Sierren  und  in  den  östlichen  Pro- 
vinzen findet  und  ursprünglich  wahrscheinlich  eine  zustra menhängende  Decke 
gebildet  hat,  und  zu  dem  endlich  auch  der  größte  Teil  des  sogenannten 
brasilianischen  Sandsteines  gehört  (a.  Peterraanns  Mitteil.  1856,  Tafel  11); 
2)  in  ein  jüngeres  Tertiär  (tertiaire  patagonien,  »andige  und  kalkige  Schichten), 
in  ungestörter  Lagerung  und  wenig  über  dem  Meeresspiegel.  Es  kommt  io 
den  beiderseitigen  Küstern  «ginnen  vor  and  erscheint  außerdem  noch  als 
Sediment  einiger,  von  der  atlantischen  Seite  aus  tief  eingreifender  Golfe. 
Die  Periode  vom  Jura  bis  zum  jüngern  Tertiär  war  also  für  Südamerika  eine 
Periode  stetig  fortschreitender  positiver  Niveauveiänderung  ; seit  dem  jüngern 
Tertiär  beginnt  die  rückläufige  Bewegung,  die  mit  lokalen  Ausnahmen  (am 
La  Plata  über  dem  Löfs  roarino  Ablagerungen)  ebenfalls  stetig  fortschreitet. 
Daneben  lassen  aieh  drei  grofse  Eruptionxpcrioden  unterscheiden:  die  vur- 
ailurische  Granit-,  die  Porphyr-  und  die  tertiäre  Andeaitpcriode.  In  den 
beiden  letztem  Fallen  war  die  Cordillerenspalte  (wie  auch  heute  noch)  der 
Hauptsitz  der  vulkanischen  Kraft,  aber  im  Osten  bis  zum  Atlantischen  Ozean 
hin  erfolgten  zahlreiche  kleinere  Ausbrüche,  die  jedoch  keine  selbständigen 
Gcbirgihildungcn  zur  Potgo  hatten.  In  bezug  auf  die  Anderite  de*  West- 
abhanges der  Cordilleren  und  die  sie  begleitenden  Trümmergerteine  kommt 
dor  Verduner,  der,  namentlich  gestützt  auf  die  Lagerungsverhältnisite  im 
Valle  hermoeo,  entschieden  für  ihr  frühtorttires  Alter  eintritt,  zu  ganz  an- 
dern Resultaten  als  Darwin  und  fast  alle  andern  Geologen,  welche  die  Ande- 
aitformation  mit  der  Porpbyrformation  susammenwerfen  und  daher  auch 
jene  für  vorjuramuch  erklärten.  Im  Orten  der  ozeanischen  Wasserscheide 
gehören  d«r  Tertiärperiode  zahlreiche  Tracbyte,  Andesitn  und  Baaalte  an; 
den  sogeuauuten  Andengesteinen  (Granite,  Syenite  und  Diorite)  wird  spät- 
mesozoische«, zum  Thcil  sogar  spittertiärex  Alter  xucrkannl.  Ein  längeres 
Kapitel  handelt  von  den  zahlreichen  Erzgungen  der  argentinischen  Ge- 
birgo  (edle  Silliererze,  silberhaltige  Bleierze,  gold-  und  silberhaltige  Kupfer- 
erze und  reine  Golderze),  die  sich  in  der  Nähe  von  Kruptionsherden  in 
Zonen  intensiverer  Schichtensturung  entwickelt  haben,  uud  denen  eine  grofse 
Zukunft  bevorateht.  Auch  Mineralquellen  sind  aohr  reichlich. 

In  bezug  auf  den  Löfs,  der  den  Boden  der  Pampas  bildet  und  sich 
vom  chinesischen  Löfs  nur  durch  geringere  Mächtigkeit  und  Mangel  an 
iAndschnecken  unterscheidet,  spricht  der  Verfasser  die  Ansicht  aus,  dafa 
er  oino  äolische  Bildung  ist,  xu  der  dos  Material  aber  hauptsächlich  durch 
die  Gcbirgsriüase  geliefert  wurde  (wodurch  die  Annahme  einer  abflußlosen 
Periode  unnötig  wird).  Dio  Lößbildang  dauert  noch  immer  fort,  ebenso 
wie  die  der  Salcsteppen,  Salzseen  und  Salinen.  Wichtig  ist  das  Vorkommen 
von  Lagunen  und  Brunnen  mit  äußern  Wasser  inmitten  der  salxgeschwänger- 
ten  Ebene.  Von  rezenten  Bildungen  sind  außerdem  noch  zu  nennen  die 
Sehotterbildungen  im  Gebirge,  die  auf  eine  Periode  der  Tbalausflillung 
(Glazialzeit)  binweisen,  und  dio  merkwürdigen  „Sandgletscher“,  Flugsand- 
bildungen  in  Schluchten  des  Hochgebirges,  desien  Material,  wie  Pflanxeo- 
samen  zeigen,  von  den  benachbarten  östlichen  Ebenen  stammt. 

Supnn. 

174.  Uribe,  M.,  Geograf!»  general  y compeudio  hietdrioo 
del  Estailo  de  Antiöquiu  eu  Columbia.  Mit  2 Karten. 
Paris  1885. 

I)cr  Verfasser  ist  kein  Geograph  von  Fach,  sondern  ein  Lai«,  welcher 
«in«  Mnfsestunden  benntxt  hat,  um  all««  Wissenswerte  über  »eine  engere 
Heimat  AnttAqoi»  tuaamnienautragen.  Sein  Buch,  das  durchaus  den  Geist 
untrer  alten  Landeskunden  atmet , darf  daher  nicht  mit  wissenschaftlichem 
MafuUbe  Sememen  werden.  Die  Oro-  und  Hydrographie  »ind  durch«!» 
nnch  dem,  auf  don  Arbeiten  ron  Codaxzi  beruhenden  Buche  ron  Felipe  lVm 
(„Jeografia  fl  sie»  y polltica  de  los  Estados  Unido.  de  Colombia-,  2.  T.,  Bogoti 
1863)  gearbeitet,  der  historische  Teil  geht  nieht  über  .Aeosta  histor.s  d«t 
descubrimiento"  fee-  (Baris  1848)  hinaus,  llie  Voraeiehnisse  der  Pflana.n 
und  Tiere  sind  gana  unrollstindig  und  höchstens  für  die  Kenntnis  der  Vulgär* 
nameu  interessant.  Gans  lehrreich  sind  dagegen  einige  Mitteilungen  über 
Sitten  and  Sprache  der  wenigen  noch  heute  in  Antioquia  lebenden  wilde» 
Indianer,  and  die  Beschreibung  der  Gute«,  d.  h.  der  altindianuchen  Grü- 
bet, welche  um  ihrer  Goldschätze  willen  eifrig  ausgebeutet  werden.  Hin* 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  175 — 178. 


47 


lUihe  (Urin  gefundener  Gold-  und  Thongegemttude  sind  auf  34  Tafeln,  aber 
leider  ohne  Angabe  des  Fundortes , gegenwärtigen  Aufenthalten,  Mafastabes  Are. 
abgebildet.  Der  eigentliche  Wert  de»  Buche«  ruht  in  dem  topographischen 
Teil,  welcher  zwar  weitschweifig  und  ungleichroäfsig  gearbeitet  iat,  aber 
interessante  Daten  über  die  Besiedelung  des  Lundes,  Vorkommon  Ton  Gold, 
Kohle,  Salzquellen  kc.  enthält.  Für  die  Betölkerungaangaben  konnte  ein 
neuer  Zensus  vom  Jahre  1883  benutzt  worden.  Die  erste  der  beigegebenen 
Karten  ist  die  in  Peterra.  Milt.  18HU,  Tafel  3,  veröffentlichte  mit  einigen 
Nachträgen,  die  zweite  stellt  anf  derselben  Grundlage  die  Züge  der  Kon- 
quistadoren und  dio  alten  Ansiedelungen  der  Indianer  dar.  Der  Behandlung 
des  Klimas  sind  die  meteorologischen  Beobachtungen  von  Tomas  Herrin 
in  Medellin  Ton  1875 — 78  beigefugt,  aus  denen  wir  die  folgenden  Werte 
entnehmen : 


Beobachtungen  zu  Medellin,  6°  8'  N,  75°  55'  W,  1479  m hoch. 
(Beobachter  Toraas  Herrin,  Zeit  1875 — 78.) 


LuftünKk  Toap„m. 

Niederschlag 

Relative 

mm 

Tage 

tigkclt 

Dezember  . . . 

38.8* 

21,0° 

G8 

12 

72 

Januar  . . . . 

39,1 

21,6 

55» 

11* 

69 

Februar  .... 

39,2 

21,9 

64 

12 

69 

Min 

39, f 

81.» 

100 

18 

71 

April 

39,8 

21,4 

141 

17 

73 

Mai 

39,8 

21,6 

21S 

18 

75 

Juni 

30.7 

21,7 

153 

16 

72 

Juli 

39.4 

21,4 

21,8 

97 

18 

68 

Ausruf  .... 

39,7 

100 

16 

67* 

September  . . . 

39.» 

21,4 

174 

19 

74 

Oktober  .... 

39,4 

21,0 

176 

21 

<< 

November  . . . 

39,0 

20,4* 

155 

20 

77 

Jahr 

39,8 

21.» 

1600 

198 

72 

Absolute«  Maximum 

43,6 

31,7 

— 

— 

— 

„ Minimum 

34,8 

13,8 

— 

— 

HHtntr. 

175.  v.  Tschudi 

, Das 

Lama  in 

seinen 

Beziehungen  znm 

altperuaniscben  Volksleben.  (Ztschr.  f.  Ethnologie, 
Berlin  1885,  Bd.  XVII,  S.  93.) 

Du  Lama  ist  eine  der  vier  bestimmt  geschiedenen  Auchenia-  Arten 
(Lama,  Alpako,  Wanoko  und  Wikuna),  von  denen  Wanoko  den  grdfsten 
und  Alpako  den  kleinsten  Verbreitungebezirk  hat.  Du  Lama  war  einst 
nach  X und  nach  W weiter  verbreitet , aber  ohne  jemals  in  die  warmem 
Gegenden  jenseits  der  Küsteuoordilicre  oder  io  den  heifsen  Osten,  wie 
Humboldt  gUubte,  hinabzuslcigen.  Nach  der  spanischen  Eroberung  ver- 
minderten sich  dio  Lamahorden  sehr  rasch,  teile  infolge  von  Obcranitren- 
gung  und  sinnloser  Ausrottung,  teils  iufolge  einer  verheerenden  Hautkrank- 
heit, und  endlich  infolge  der  Einführung  andrer  Xutztiero.  Vor  dor  Inka- 
zeit spielto  es  eine  äufserat  wichtige  Rolle  aowohl  im  religiösen  Kultus, 
wie  ira  Staatshaushalt.  Es  machte  die  Puoaregion  eigentlich  erst  be- 
wohnbar und  kulturfäbig.  Es  gab  Fleisch  und  Wolle  für  den  eignen  Be- 
darf und  war  gleichzeitig  ein  hervorragender  Handelsartikel  iura  Eintausch 
gegen  andre  Lebensartikel , besonder*  Mais.  Als  Milchtier  wurde  cs 
wegen  seines  störrigen  Naturells  nicht  benutzt.  Die  Exkremente,  die  es 
mehrere  Tage  lang  an  einem  und  demselben  Orte  ablagert,  dienten  als 
Feuerungsmatcriol,  besonders  beim  Schmelzen  der  Metalle.  Soit  den  ältesten 
Zeiten  wurdo  es  als  Lasttier  benutzt  (es  trägt  höchstem  50  kg  und  legt 
damit  täglich  höchstens  18 — 22  km  zurück),  aber  niemals  als  Zugtier  bei 
dem  Ackerbau  uud  nur  vereinzelt  seit  der  spanischen  Eroberung  als  Reittier. 

Supan. 

176.  Reck,  Geographische  Skizzen  über  das  Hochland  der 
Republik  Bolivia.  (VI.  Jahresber.  Geogr.  Ges.,  Hanno* 
ver  1885,  8.  I.) 

Zum  gTofaten  Teil  ein  Auslug  aui  den  Aufsitzen  des  Verfassers  in 
lVtcrroanni  Mitteil.  1805  — 67.  lnteressnnt  sind  die  Bemerkungen  über 
die  Wüste  Alarnma,  wo  der  Salpeterboden  nur  eine  Kruste  Uber  reinem, 
feurhtem  Sandbuden  mit  Ikouigera  Bindemittel  bildet,  der  den  schönsten 
Ackerboden  liefert.  Wisset,  dessen  Stand  Tim  den  Zuflüssen  der  Andes 
abhängig  ist , findet  man  in  1 } — 6 m Tief*.  Bei  der  Seltenheit  racleoro- 
l<'*i«eher  Beobachtungen  auf  dom  Andeshoehland  sind  auch  nachfolgende, 
ru  Huinrhzoa  (ea  16“  B. , 4102  m hoch)  und  zu  Sucre  (2839  m hoch) 
trotz  ihrer  kurzen  Dauer  ron  einiger  Wichtigkeit.  Die  Temporaturmittei 

7 2 | . $ 

sind  aus  ohne  Korrektur  gebildet. 

3 


lluanchaea. 

Sucre. 

Mai  1882 

6,7° 

Jan. 

1883  10.»° 

Juli 

1883  12,7°  i Jan. 

1884  16,1° 

Juni  . 

6,0 

Febr. 

m 

9,6 

Aug. 

„ 13,7  ! Febr. 

„ 15.8 

Juli  . 

5.» 

Min 

W 

10,0 

Sept 

, 14,7  März 

. 15.6 

Okt.  „ 

13,6 

April 

m 

8,4 

Okt. 

. 18.»  ' April 

. 15.8 

Not.  . 

11,7 

Mai 

5,8 

Not. 

. 17,1  Mai 

. (U.8) 

Dez.  . 

12,6 

Juni 

m 

2,8 

Dez. 

. 16,1  : 

?b  5.» 

\ 2b 

12,»°, 

9b  6,»° 

7b 

11,6°,  2b  80,8°, 

9b  144° 

Von  411  Tagen  waren  in  lluanchaea  251  trocken  und  stürmisch, 
75  trocken  und  windalül,  85  mit  NiederachUgen  (daron  59  Januar  bis  Min). 
In  Sucre  waren  ron  321  "Eigen  210  schon ; Ton  111  Tageu  mit  Kegen 
und  Hagel  kamen  77  auf  die  Monate  November  bis  Mora.  .supan. 

177.  Zum  Klima  von  Cochabamba  in  Bolivien,  (österr. 
Meteor.  Ztschr.  1885,  Bd.  XX,  S.  370.) 

Die  Beobachtungen  zu  Cochabamba  (17°  21,»’  S,  05°  52'  W, 
2208  m hoch)  wurden  ron  Eugen  t.  Boeek  angestellt,  und  sind  daraus 


folgende  Mittelwerte  1 

beneehnet  worden: 
Temperatur 
1882  1883 

Regen 

1883 

mm 

1883 

Januar  . 

. 19»*° 

18,0° 

169 

164 

Februar  . 

. 20,0 

18,0 

33 

116 

März 

. 19,0 

17,4 

G3 

87 

April 

. 19,5 

18,0 

4 

12 

Mai  . . 

. 17,6 

16,0 

2 

38 

Juni  • . 

. 14,1 

14.0 

13 

0 

Juli  • . 

# — 

15,2 

— 

14 

August  . 

. — 

16.9 

— 

6 

September 

. — 

17,8 

— 

18 

Oktober . 

. — 

20,0 

— 

22 

November 

. — 

19.0 

— 

47 

Dezember 

• — 

17,0 

— 

118 

Jahr  . . 

. IS, 3 

17,3 

405 

636 

Absolutes  Temperaturmaxiraum  31°, 

Minimum 

-5". 

Supan. 

178.  Bertrand,  A.,  Memoria  sobre  las  cordilloras  del  De- 
»iorto  de  Atacama  i rejiones  limitrofes  prosontada  al 
Seöor  Miuistro  del  interior.  Mit  (>  Karten.  San- 
tiago 1885. 

Die  Regierung  Chile«  beeilt«  »ich,  sofort  nach  Beendigung  des  pacifi- 
schen  Krieges,  die  durch  die  Erfolg«  der  chilenischen  Waffen  definitiv  für 
Chile  gewonnenen  ehemaligen  Provinzen  tou  Bolivia  (Autofagasta)  und  Peru 
(Turapaeä)  geographisch  aufnehrnen  und  auf  ihre  natürlichen  Keichtiimer 
untersuchen  zu  lasten.  Auch  die  vorläufig  (bis  1893)  von  den  Chilenen 
besetzte  und  administrierte,  zwischen  dem  Rio  Soma  und  dem  Rio  Coroa- 
roncs  belegene  Provinz  Tacna  ist  exploriert  und  nufgenommen  worden. 
Tacna  ist  vom  Ingenieur  Villanucva  im  J.  1883  bereist  worden,  die  Küste 
derselben  und  der  von  Tarapacü  bat  das  Kanonenboot  »Pilcomayo“  aufge- 
nommen.  Die  Schluchten  von  Camarones  und  Tarapocä  und  einige  minder 
wichtige  Waoerlttofe  bat  der  Artillcriekapitin  Jorge  Boonen  R.  aufgenom- 
roen.  Die  Errichte  und  Karten  beider  Expeditionen,  welche  auf  Befehl 
des  Kriegsministers  ausgeführt  aind,  sollen,  noch  im  J.  1885  publiziert 
werden. 

Das  vorliegende  Werk  zeigt  auf  dor  dritten  Karte  die  neuerworbenen 
Provinzeti.  Interessant  ist  di«  ThaUache,  dafs  auch  der  östlich  von  der 
Yulkancnrcihe : Licancaur — Miniques— Socompa — Uullaülaco  belegene  Teil 
von  Autofagasta  an  Chili  fällt.  Man  mufste  nach  den  bisherigen  Nach- 
richten über  die  Frieden  Verhandlungen  mit  Bolivia  glauben,  dafs  die- 
ses Gebiet  bei  Bolivia  verbleibe.  Herrn  Alej.  Bertrand  fiel  die  Aufgabe 
zu,  dieses  Gebiet  von  Antofagasta  zu  untersuchen.  Er  hat  dieselbe  in  kur- 
zer Zeit  glänzend  gelöst  und  unser  Wissen  über  diese  bisher  fast  unbe- 
kannten Teile  des  frühem  Bolivia  wesentlich  bereichert.  Besondere  Aner- 
kennung verdient  die  prompt«  Veröffentlichung  des  Berichte».  Die  Inter- 
suchungskommiesion , an  deren  Spitze  Hctt  Bertrand  stand,  arbeitete  vom 
20.  Januar  bis  Ende  April  1884  ; am  25.  August  desselben  Jahres  war 
der  Bericht  fertig  und  im  Juli  1885  bereits  gedruckt.  — Seit  Ende  1884 
ist  Herr  Bertrand  mit  deT  Aufnahme  der  an  Chile  gefallenen  westlichen 
Seite  des  Feuerlaodes  beschäftigt.  Gleichfalls  steht  noch  der  Bericht  von 
Herrn  San  Raraon,  welcher  1883  und  1884  die  Gegend  nördlich  von  C.'o- 
piapö  bereiste,  aus.  Rezensent  behält  «ich  vor,  über  alle  diese,  die  Erfor- 
schung der  Atacama  und  der  angrenzenden  Territorien  bezweckenden  Expe- 

h* 


Digitized  by  Google 


48 


Litteraturbericht  Nr.  179 — 185. 


ditioneu  und  die  Resultat«  derselben  spater  in  dieser  Zeit«hrilt  ausführlich 
und  unter  Beifügung  einer  Karte  des  nördlichen  Chile  zu  berichten. 

H.  P<.Iakou$hy. 

179.  Klima  vou  Santiago  de  Chile.  (Osterr.  Ztschr.  f. 
Meteor.  1885,  Bd.  XX,  S.  365.) 

Die  Daten  gründen  sich  auf  die  Beobachtungen  Yerganix  von  1800  — 81. 
Ira  folgenden  nur  ein  kurzer  Auszug  aus  der  reichhaltigen  Tabelle.  Die 
Beehöhe  der  Station  betragt  519  ru. 

Januar  April  Juli  Oktober  Jahr 
Temperatur  20, l*  13.0°  7,6°  13.«°  13,«ü 

Mittleres  Minimum  30, *°,  Minimum  — 1,7°. 

Sommer  H**rb»t  Winter  Frflhliog  Jahr 
Kegen  nun  . . 9 76  185  58  328 

Regentag«  ♦ . 2,8  10,0  20,8  11,8  44,9 

Erdbeben  tage  . 3,8  4,J  0,8  6,3  20,4 

Supan. 

180.  v.  Danckelman,  Zum  Klima  vou  Port  Stanley,  Falk- 
lands -Inseln.  (Annal.  d.  Hydrogr.  Berlin  1885, 
Bd.  Xm,  S.  676.) 

Nach  den  Beobachtungen  in  den  Jahren  1875  — 77  und  1883  — 83 
hat  der  Vertaner  folgende  Mittelvert«  berechnet,  die  um  so  wertvoller 
sind,  als  l’ort  Stanley  die  iwlnichete  Station  mit  mrhrjthriKcr  Heobach- 
tungedauer  im  Gebiete  des  antarktischen  Seeklima»  ist.  Die  Temperatur- 
mittel  sind  Mittel  der  Extreme,  die,  nach  den  Beobachtungen  auf  Süd- 
Georgien  xu  schliefscn,  nieht  wesentlich  von  wahren  Mitteln  abweichen 
dürften. 


Temperatur 

Regen 

Bewölkung 

xnm 

Togo 

Dwmbfr  . . 

. . 8.3“ 

64 

20, & 

7,2 

Januar  . . . 

72 

20,6 

7,3 

Februar  . . . 

61 

16.8 

7,4 

More  . . . 

67 

20.« 

7,0 

April  . . . 

. . 6,0 

63 

22.« 

6,8 

Mai  . . . . 

. . 4,2 

61 

21.4 

7,0 

Juni  . . . . 

iS 

20.6 

7.« 

Juli  . . . . 

51 

20.5 

7,9 

August  . . . 

37 

20,8 

0,7 

September  . . 

. . 4.2 

36 

17,7 

7,0 

Oktober  . . . 

37 

16.6 

7.0 

November  . . 

42 

16,6 

7,3 

Jahr  . . . . 

632 

235,6 

7,1 

Die  ruittlem  Temperaturextrrme  sind  19,4''  und  — 5,4*,  die  absoluten 
waren  24,4*  und  11,,*;  die  Extreme  der  Jahresmengen  des  Kegens  waren 
77  uud  52  cm.  Supan. 

Polarländer. 

181.  Chart  of  the  Arctic  Oeeao.  1:7500000,  publiziert 
durch  das  hydrographische  Amt,  Washington  1885. 

Zummmenfaaaende  Darstellung  unsrer  bisherigen  Kennlniwe  ron  der 
arktischen  Beginn  innerhalb  de»  75.  Parallel«.  Da»  Land  bat  einen  gelb- 
lichen Ton  und  hebt  sieh  »ehr  klar  ton  der  weiften  Meere-dtäeho  ab;  Ter- 
rainxeiehnung  fehlt.  Die  Tiefenmessungen  sind  sehr  sorgfältig  eingetragen. 
Von  den  Koordinaten  sind  nur  Tier  Meridiane  und  der  75.  Parallel  einge- 
tragen; die  Einteilung  derselben  in  Viertelgrade  gibt  aber  die  Mtiglichkeit 
an  die  Hand,  da»  Netz  nach  Bedürfnis  in  genügend  detaillierter  Weite  ru 
Tenrollständigen.  Auffallend  abweichend  ron  den  sonstigen  Darstellungen 
ist  jene  de»  Eskimosee»  östlich  von  der  Mackentiemündung,  der  hier  fast 
wie  eine  grofs«  Meeresbuehl  erscheint.  Supan. 

182.  Coutributions  to  our  knowletlge  of  the  Meteorology 
of  the  Arctic  Regions.  Part  IV.  London  1885. 

Mit  diesem  Hefte  itt  der  erste  Band  des  vom  Meteorologie«!  Council 
herautgegebenen  wichtigen  Uuellenwerke»  vollendet.  Er  enthalt  die  Be- 
obachtungen an  28  Stationen  xwitchen  20  und  145*  W uud  60—80*  N. 
Die  Beobachtungen  itamraen  am  der  Periode  1819 — 60;  die  Dauer  der- 
selben beträgt  in  8 Füllen  weniger  als  1 Jahr,  in  20  Füllen  1 volle»  Jahr 
und  darüber,  an  2 Stationen  2 Jahre  und  an  einer  (Predeitkahaah)  4 Jahre. 

Supan. 


183.  Breon,  Notes  pour  servir  it  l’etude  de  la  geologio 
de  l’Islande  et  des  iles  Faeroe.  Paris,  F.  Savy,  1884. 
(Mit  9 Tafeln  in  Farbendruck.) 

Die  Reise,  welch«  der  Verfasser  im  Auftrag«  des  französischen  t’nter- 
richUministcrs  von  Juui  bis  September  1880  nach  den  genannten  Gegen- 
den unternahm,  uud  deren  geologische  Resultat«  in  der  vorliegenden  Schrift 
enthalten  sind,  zerfällt  in  vier  Teilt : 1)  Exkursion  von  Reykjavik  nun,  um 
den  Hvolfjord  nach  Saurboer  und  von  dort  nach  Koykolt,  auf  dem  von 
Preyer  und  Zirkel  benutzten  Wege,  südwärts  nach  Tbiugvellir  (Austlug  tum 
Geysir,  der  wahrend  40  Stunden  keine  Eruption  neigte,  ja  nach  der  Aus- 
sage der  loindleute  oft  Wochen  uud  selbst  Monate  fast  völlig  ruht),  dann 
auf  der  WesUeito  des  Thingralltuers  nach  Süden  tum  Zirkus  von  Hengiil 
und  zurück  nach  Reykjavik;  2)  Exkursionen  von  Isafjord  aus  in  die  noch 
wenig  erforschte,  sehr  gegliederte  Nordwesthalbinsel  nach  Amuli  und 
dem  DrangajÖkull , dann  zwischen  letztem  und  dem  Glamujökull  durch 
Larawluteu  südwärts  nach  Djupidalr  (wo  »ich  ein  ziemlich  bedeutender  Cal- 
citgang im  Basalt  findet>,  uud  auf  demselben  Wege  zurück  nach  Is&Qord; 

3)  von  Akurerri  (dem  nichstbedeutendwi  Hafen  nach  Reykjavik)  zuro  My- 
vatn,  der  Krabla  und  dem  Hrafntinnurbiggr  und  wieder  nach  Akurerri; 

4)  von  Thnrshavn  auf  den  Paeroer,  Exkursion  nach  den  einzelnen  Inselo 
dieses  Archipels. 

Gesteine  vortertiären  Altera  konnte  Br*on  nicht  konstatieren1);  er 
nimmt  folgende  Altersfolge  der  Eruptivmassen  an  : 1)  die  rhyoli  t hischea 
Gesteine,  welche  sich  am  Fufse  der  Krabla  und  bei  Saurboer  (anscheinend 
nur  in  losen  Blöcken)  finden,  und  den  Baulakegei  bilden,  den  Brion  nicht 
selbst  besuchte;  2)  basaltische  Gesteine,  in  wechselnden  Lagen,  bald 
mit  automorphem,  bald  mit  xenomorphem  Augit,  in  Ictztcrm  Palle  mit  por- 
phy risch  ausgmcbiedenen  Feldspatindividuen,  die  einzelnen  Decken  oft  durch 
schwächere  Tufflagen  getrennt  und  bei  tcilweiser  Zerstörung  dann  oft  trep- 
penähnliche Abhänge  bildend;  3)  ächte  Augitandosito  (Hoogil,  Stile - 
kisholrn  &«.),  welche  bisher  von  Island  nicht  bekannt  waren  (von  den  viel- 
fach dort  rorkommenden  „olivinfreien  Basalten**  werden  dieselben  unter- 
schieden): 4)  andlxites  aeides,  pauvres  en  pyroxene  mit  gTofscn  Oligoklas- 
(Bamdin*)  kristallen;  5)  glasreiche  rhvolithische  Gesteine,  Obsidiane:  G)  ba- 
sische Gesteine,  verbunden  mit  grofxen  Tuffmaasen  und  übergehend  in  die 
rezenten  vulkanischen  Produkte  Irlands. 

Auf  den  Kncrocr  finden  sich  aussehliefxlieh  die  unter  2)  erwähnten 
altem  basischen  Gesteine;  dio  vulkanischen  Kräfte  müssen  hier  schon  seit 
sehr  langer  Zeit  ruhen,  selbst  heilte  Quellen  oder  ähnliche  Reste  ihrer 
ThKtigkeit  fehlen  gänzlich,  nur  auf  Ostcroe  soll  eine  kohlenslurehaltige  Quelle 
existieren. 

Hinsichtlich  der  Lignitvorkommen  (surtuibrandur)  auf  Island  sowohl 
wie  auf  den  Paeroer  schliefst  sieh  der  Verfasser  der  Ansicht  derjenigen  Geo- 
logen an,  welche  das  Material  derselben  als  Treibholz  auffawen,  das  durch 
den  Golfstrom  angeschwemmt  wurde.  Jtohrbach. 

184.  Schmidt,  C.  W.,  Die  I.iparite  Islands.  (Ztschr.  Deutsch. 

Geol.  Gcb.  1885,  Bd.  XXXVII,  S.  737.) 

Die  Liparite  sind  in  der  ganzen  Küstrnzon«  von  Island  za  finden, 
selten  aber  an  der  SüdkiUte  und  im  grofsten  Teil  tod  Nordland,  d.  b. 
dort,  wo  die  Oberfläche  durch  jüngere  Kruptionsprndukte  oder  glaziale  Ab- 
lagerungen gebildet  wird.  Die  Uparitausbriicho,  die  zum  Tnil  tertiär,  zum 
Teil  aber  jünger  sind,  nehmen  an  dem  Aufbau  der  Insel  nur  eiuen  unter- 
geordneten Anteil  und  treten  vorherrschend  als  Ginge  oder  Koppen  auf. 
Die  letztem  sind  entweder  Donudationsreite  von  Stratovulkanen  (Kjeiulft 
Theorie),  teils  aber  homogene  Vulkane.  Die  Metamorphose  der  Liparite, 
deren  Verbreitung  di«  Kart«  auf  Tafel  XXX  zeigt,  steht  mit  der  Solfataren- 
thätigkeit  in  utaicbüchor  Verbindung.  Supan. 

185.  Keilhaok,  Islands  Natur  und  ihre  Einflüsse  auf  die 
Bevölkerung.  (Deutsche  Geogr.  Blätter,  Bremen  1886, 
Bd.  IX.  S.  1,  mit  1 Karte.) 

Sehr  wertvoll  ist  die  beigegebene  Karte  in  l : 1 920  000,  welche  die 
Ausdehnung  der  menschlichen  Niederlassung  in  klarer  und  präziser  Weite 
darstellt.  Bewohnbar  aind  in  Itdaud  nur  der  Küstenaaura  von  wechselnder 
Breite,  die  untern  Flafxtbülcr  (im  X und  0 ziehen  sich  hier  dio  Ansiede- 
lungen tief  in  das  Innere  der  Insel  hinein),  und  vor  allem  die  Tiefebenen 
ira  W und  $.  Unbewohnbar  sind  aufser  den  Gletschern  und  den  Hoch- 


l)  Sehirlitz  (Tschermaks  min.  und  petrogT.  Mitt.  1882)  glaubt  be- 
konntlich  gewissen  Gesteinen  vom  Bsjfc  und  einigen  andern  Orten  im  Wnsten 
und  Norden  der  Insel  ein  solches  auf  Grund  ihres  petTograpbischen  Ha- 
bitus zusprechen  zu  müssen. 


Litteraturbericbt  Nr.  186 — 192. 


4'J 


platcau*  oberhalb  der  WcidegTcnze  die  Tuff  nicken  und  Lsvastrüme  wegen 
langsam  fortschreitender  Yorwittoning  und  die  „Sandr-,  Hache  Sand-  und 
Kiesablagerungen  der  Gletacberstrümc.  Bewohnbare  Gebiete  werden  durch 
die  vulkanische  Thätigkeit  häufig  verwüstet,  entweder  direkt  durch  den 
Ausbruch  selbst  oder  indirekt  durch  die  Staubitürme,  welche  vulkanisch« 
Asche  mit  sich  fuhren.  Der  letztere  Vorgang  ist  besonders  interessant, 
weil  sonst  Wüstenbild ung  auf  iolUchcm  Wege  meist  nur  ouf  niederschlags- 
arme Gegenden  sich  beschränkt.  Lesenswert  sind  auch  die  übrigen  Par- 
tien des  Aufsatzes,  wenn  sie  auch  nichts  wesentlich  Neues  enthalten. 

Supan. 

18(5.  Krahmer,  Über  die  Sunde,  welche  Grönland  in  west- 
licher Richtung  durchschneiden  sollen.  Halle  &.  S. 

1885. 

Infolge  irrtümlicher  Auffassung  der  Entdeckungen  Probishcrs  (157 G — 
1578}  und  auf  Gruud  falscher,  nach  Beschreibungen  entworfener  Karten 
erscheint  seit  dem  Ende  des  16.  oder  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  auf 
den  Karten  von  Grönland  , meist  in  der  Breite  des  Senoiliareuk-Fjoides, 
die  du*  ganze  Land  durchschneidende  Probisherstnifse;  seit  dem  2.  Jahr- 
zehnt dra  17.  Jahrhunderts,  spätesten*  aber  seit  1706,  eine  2.  Straf*« 
zwischen  66  u.  69v  N.  Br.  Spatere  Heisende,  wie  Egidi,  Gieaecke,  Cranz, 
Scoresby  Äc-  hielten  auf  Grund  von  Eskimoberichten  an  der  Anschauung 
fest,  dafs  solche  Me©rc»traf*cn  (zu  denen  sie  noch  andre,  wie  in  der  Vor- 
längerung des  Kisijordes  nach  IkareKik  unter  72}°  N.  Br.  hinxufUgteu) 
wirklich  bestanden  haben  und  zum  Teil  noch  bestehen,  zürn  Teil  ober  in 
historischer  Zeit  unter  der  fortschreitenden  Eisdecke  begraben  wurden. 
Der  Verfasser  weist  das  Irrtümliche  dieser  Ansicht  nach,  bezeichnet  auch 
die  neuer«  Hypothese,  duf»  Grönland  ans  mehreren  Inseln  bestehe,  die  durch 
eine  gemeinsame  EUdecke  verbunden  sind  (Payer,  Brown)  als  unhaltbar, 
und  kommt  aus  geognostüchen  und  topographischen  Gründen  zu  demselben 
Schlüsse,  wie  Heliand  mit  Rücksicht  auf  dio  Fjordennatur  der  Küst«,  dafs 
nämlich  Grönland  eine  ununterbrochene  zusammenhängende  Fratlaodascholle 
ist  oder  wenigsten»  gewesen  ist.  Smjmi*. 

187.  Engler,  A.,  Die  Phanerogamenflora  von  Süd-Georgien. 
Nach 'den  Sammlungen  von  Dr.  Will  bearbeitet.  (Eng- 
lers  botanische  Jahrbiioher,  B<1.  VII,  Heft  3,  März 

1886,  S.  281.) 

Zum  erstenmal  wird  di«  Flora  von  Neu -Süd -Georgien  aus  den  For- 
schungen der  deutschen  „Venus" -Expedition  bekannt.  Die  13  aufgefunde- 
nen  Blutenpflanzen  »teilen  wahrscheinlich  den  ganzen  Bestand  dieser  insu- 
laren Blütenflora  dar,  während  eine  sehr  viel  gröbere  Zahl  von  Sporen- 
prtan7.cn  (Algen!,  Moose  und  Flechten ! Farne  fehlen)  um  Gestade  und 
auf  den  Klippen  der  Insel  gewimmelt  wurde,  deren  Bearbeitung  noch  nicht 
vollendet  ist.  Die  Blutenpflanzen  setzen  sich  zusammen  aus  vier  Gräsern 
(Airn  ontarctica,  Phleum  alpinum,  Festuca  ereflu,  Fob  tlabellaU  gewöhn- 
lich Dactylis  cac*pito«a  benannt  und  durch  ihr  Vorkommen  auf  den  Palk- 
londsiuseln  als  „Tussack- Gras“  berühmt),  zwei  Birnen  (Hostkovia  magella- 
nica  und  Juncus  Novae  Zeolundize),  drei  Garyophyllincn  (Montiu  foutona, 
Colobauthus  subulatus  und  crosrifoliu«),  «in  Hahnenfufs  (Kanuuculus  bitoma- 
tu«), zwei  Sanguisorbeen  (Aeaena  adscendtn*  und  loevigata)  und  endlich 
dio  weitverbreitet©  ( all  i triebe  versa,  welche  zusammen  mit  der  Montia 
und  dem  Phleum  die  drei  mit  der  deutsch-alpinen  Flora  gemeinsamen  Arten 
bildet.  Keine  dieser  genannten  Arten  ist  auf  Süd -Georgien  allein  be- 
schränkt, zwölf  davon  Anden  »ich  auch  auf  Feuerland  oder  auf  den  Falk- 
landinseln oder  auf  beiden,  die  dreizehnte  auberdem  nur  auf  den  neu- 
seeländischen Alpen;  nnun  Arten  sind  im  antorkti«chcn  Florenreich  auch 
sonst  weiter  verbreitet  (Kerguelen,  Campbell  - 1. , neu*6eländische  und  tas- 
manisch- australische  Bergländer),  drei  Arten  dagegen  (P<xa  Habollata,  Colo- 
banthus  crasrifolius,  Aeaena  Ueviguta)  sind  nur  auf  dA»  antarktische  Süd- 
amerika beschränkt.  Itrudt. 


Ozeane. 

188.  Thouvenin,  Explication  nouvello  du  phenomene  des 
marees.  Cause  des  courant«  atlantiques  et  des  vents. 
Warschau,  Gebethner  & Wolff,  1885. 

Der  Mond,  bzw.  die  Sonne  erzeugen  2 Flutwellen,  die  eine  auf  der 
ihnen  zugekehrten,  die  andre  an  der  entgegengesetzten  Seite  de»  Erdkörpers. 
Nach  der  Ansicht  de»  Verfassen  ist  nur  die  entere  durch  die  Anziehungs- 
kraft des  Mondes  (bzw.  der  Sonne),  die  letztere  aber  durch  die  Zentrifugal- 
kraft zu  erklären.  Die  Strömungen  und  Winde  werden  als  ein  Austausch 
polarer  und  äquatorialer  Massen,  der  ebenfalls  durch  die  Zentrifugalkraft 
bewirkt  wird,  betrachtet.  Supan. 


189.  Ferrel,  Sea-level  and  Ocean-currents.  (Science,  1886, 
Bd.  VII,  S.  75 ; vgl.  dazu  ebendas.  8.  102.) 

Ferrel  versucht  auf  Grundlage  der  angeblichen  Thatsache,  dafs  der 
Spiegel  des  Golfe«  an  der  Mississippi  -Mündung  1 m höher  ist  als  jener 
des  Ozeans  bei  New  York,  und  das  Meeresniveau  bei  Brest  1 m höher  als 
bei  Marseille,  eine  neue  StTömuogstheorie  zu  entwickeln.  Wesentlich  neu 
ist  dieselbe  allerdings  nicht,  denn  sie  geht  von  der  alten  Annahme  einer 
Mcercuirkulation  zwischen  dem  Äquator  und  den  Polen  aus  und  sucht 
eigentlich  nur  jene  angeblichen  Niveauunterschiede  durch  die  Strömungen 
au  erklären  (WasserauhSufung  an  den  Westküsten  in  den  hohem  und  an 
den  Oxtkiisten  in  niedem  Breiten).  Indes  ist  von  berufener  Seite  darauf 
aufmerksam  gemacht  worden,  dato  jene  Niveaudifferenz  an  der  atlantischen 
Küste  Nordamerikas  nicht  sicher  nachgewirscn  ist.  .Vujton. 


190.  Braun,  Fauna  des  Finnischen  Meerhusens.  (Sitzungs- 
bericht d.  naturforsch.  Ges.  Dorpat  1885,  Bd.  VH, 
8.  140.) 


I)in  Fauna  dir*  Finnischen  Meerbusen*  besteht  aus  45  marinen  Arton, 
71  SUfovanartieren  und  5 endemiMhen  Arten.  Die  Verbreitung  ist  folgende: 

8ttf*w4M«r- 
tlere. 


Marin«  A. 


Litoralzone 21  G8 

Zone  der  gröCstcn  PHanxenentwickelung  (2  bis 

13  m Tiefe) 28  8 

Zone  d.  abgestorbenen  Pflanzen  (13  b.  21m  T.)  21  3 


Pelagisch  leben  7 Arten.  Vergleicht  man  diese  Resultate  mit  jenen 
der  Pommerania-Hxpedition , so  könnte  man  zu  dem  Schlafs  verleitet  wer- 
den, dafs  die  Verarmung  der  Ostsee  an  marinen  Arten  erst  im  Finnischen 
Busen  beginne.  Die»  Ut  aber  unrichtig,  denn  von  den  267  in  der  Ostsee 
gefundenen  marinen  Spezies  kommen  die  meisten  im  salxrcichen  westlichen 
Teil  vor,  nur  64  im  eigentlichen  Baltischen  Becken  und  50  im  Finnischen  Golf. 

Supan. 


191.  Mill,  Pbysical  conditions  of  water  in  estuaries.  (Scott. 
Geogr.  Mag.,  1886,  Bd.  II,  S.  20.) 

Die  Beobachtungen  über  Salzgehalt,  Temperatur,  Farbe  Ärc.  wurden  in 
der  Mittellinie  des  Firtb  of  Forth  angestellt.  Ein  Auszug  au»  den  Tabellen 
enthält  die  wichtigsten  Ergebnis»«. 

(r«  Obnfliichentrn.prr.tur  *C. 
oiiorfDchc  Novbr.  1684  Mal  1886 


1.  Allo. 

1,00027 

7,2$ 

— 

2.  Kincardine  .... 

1010 

7 M 

9, «7 

3.  Hen  und  t'hicken*  . . 

1PS1 

8,28 

9,06 

4.  Hlackness  ..... 

2167 

8,44 

8,44 

5.  Inchgarvie  .... 

2664 

8,78 

7,94 

6.  Oiear  • 

2418 

8,72 

7,69 

7.  Inchkoith 

2467 

9,0« 

7,69 

8.  — 

2496 

9,11 

8,28 

9.  — 

2609 

9,39 

8,00 

10-  gegenüber  von  Fiddra  . 

2614 

9,78 

7,94 

1 1.  gegenüber  von  Boss  Rock 

2691 

— 

— 

12.  Insel  May  .... 

2626 

— 

— 

Die  Dichtigkeit  de»  Oberfliichenwasscrs  war  an  allen  Stationen 

im  Winter 

grofsar  als  im  Somm«T,  aber  die  Differenz  nimmt  «©«wart«  stetig  ob.  Di© 
Dichtigkeit  ist  ferner  am  Boden  gröfser  als  an  der  Oberfläche,  und  auch 
hier  nimmt  der  l’nterachied  seewärts  ab  und  ist  im  Sommer  gröfser  als 
im  Winter.  Im  Firth  of  Tay,  der  kürzer,  enger  und  seichter  ist  und  einen 
grüfsem  und  reibendem  Fluh  aufuimmt  al»  der  Firth  of  Porth,  ist  di© 
Dichtigkeit  des  Wasser»  beträchtlich  geringer,  aber  die  Zunahme  vollzieht 
sich  in  beiden  Ästuarien  in  gleicher  Weise.  Die  Temperaturbeobaebtungen 
zeigen  »ehr  deutlich  die  Abnahme  des  kontinentalen  Einflusses  mit  der 
Entfernung  von  der  Küst«.  Es  ergibt  sich  daraus,  dafs  Wännemessungen 
des  Seewassers  erst  in  ca  2 km  Entfernung  von  der  Küste  brauchbare  Re- 
sultat« liefern.  .Supan. 


192.  Tiefenmessungen  deB  * Albatross“  im  Nordatlantischen 
Ozean  8.  August  bis  21.  September  1885.  (Notice 
to  Mariners  1885,  Nr.  361.) 

Der  Kur»  bewegte  «ieh  Ton  40°  K,  70,4“  W nach  SO  bi*  37,4°  N, 
68°  W,  und  dann  nach  KO  bia  41°  N,  85°  W.  Grüble  Tiefe  am  Kunde 
de*  Nordatlantischen  Knsel*  (37°  45'  K,  66°  56'  W)  4994  m.  Eine 
»weite,  kleinere  Measungareihe  bewegt  «ich  um  321°  N und  77“  W,  die 
Tiefen  Ton  452 — 966  m ergab.  Supan. 


50  Litteraturbericbt  Nr.  193—198. 


193.  Temperatur  und  Färbung  des  Wassers  in  der  Hum- 
holdt-Strömung.  (Anna),  d.  Hydrogr.  u.  marit.  Met. 
1885,  Bd.  XIII,  S.  385.) 

Die  Tabelle  enthalt  »Kindliche  Auheichnungen  iler  Oberfliehentemp«- 
retur,  stugeführt  von  S.  M.  8.  „Prinz  Adalbert*  auf  der  Fahrt  von  Calla» 
nach  Valparaiso  , 14 — 30.  März  1885.  K»  soll  daraus  henrorgehen,  dafa 
die  kalte  Stibmung  in  dieser  Gegend  im  Widerspruch  zu  den  bisherigen 
Darstellungen  lieh  lediglich  auf  einen  sehr  schmalen  Streifen  entiang  der 
Küste  beschranke.  Auch  die  FSrbung  steht  in  innigem  Zusammenhang  mit 
der  Temperatur.  Das  strömende  kalte  Wasser  ist  ostseegrün , das  ruhige 
wärmere  Warner  blau.  Sprunge  oder  allmähliche  Übergänge  der  Wärme 
rufen  gleiches  Verhalten  der  Färbung  herror.  Supan. 

194.  Soudages  oxdcut«8  par  l’aviao  „le  Bruat“ , pour  ex- 
perimeuter  une  machiue  h sonder  Thomson.  (Anna], 
hydrogr. , Paris  1885,  2.  Ser.,  Bd.  VH,  S.  34,  mit 
2 Karben.) 

195.  Rapport  sur  les  sondages  executes  par  „le  Bruat“ 
entre  la  Nouvelle-Caledooie  et  TAustralie.  (Eboudas. 
8.  43,  mit  1 Karte.) 

I)i«  Versuch*me«ungen  worden  ausgeführt  1)  xwischen  der  SUdoit- 
spitz«  von  Neucaledonien  und  der  Pininn-Insel  (Boden  wellig,  bis  89  m tief, 
mit  Ssnd  und  Trümmern  von  Muschelschalen  bedeckt).  S)  zwischen  Yatt 
(Neucaledonien)  und  der  Mart-  Insel  (I/iyalty- Gruppe'.  ln  der  Mitte  der 
Strafe«  fehlen  die  Beobachtungen . der  Boden  scheint  aber  ein«  ziemlich 
regelmäfsige  Mold«  zu  bilden:  tiefste  gerne*!*»«  Stelle  2100  m.  Boden- 
bedeckung schlammiger  Sand  und  MuscheUaod.  Auch  durch  die  39.  ziem- 
lich gleichroäftig  verteilten  Messungen  zwischen  Gomen  (Neucaledonien)  und 
dem  Sandy  Cap  (Australien),  die  mit  der  südlichen  Messungsreihe  der  Tusca- 
rora  annähernd  parallel  laufen,  wird  Peterraanns  Tiefenkartc  (Mitteil.  1877* 
Tafel  7)  erheblich  korrigiert.  Auf  der  australischen,  wie  auf  der  neucale- 
donUchen  Seite  fallt  die  Küste  sehr  steil  zu  beträchtlichen  Meerestiefen 
ab:  die  Patterson-  und  di«  Gazelle  - Tiefe  Petermann»  setzen  sieh  nach  N 
fort  (tiefste  Stellen  in  der  Fortsetzung  der  Patterson -Tiefe  4390  m in 
24°  24'  S,  154°  44w  O und  in  24°  17'  S,  15ft°  9'  0;  tiefst«  Stelle 
in  der  Fortsetzung  der  Gazelle- Tiefe  3870  m in  21°  13'  S,  163'  34'  0). 
Zwischen  diesen  beiden  Kinnen  erhebt  sich  stufenförmige*  Plateau  : die 
westliche  Stufe  (136' — ICO*  0)  hat  eine  ziemlich  gleichmafaigc  Tiefe  von 
2300  m im  Mittel,  die  östlich«  (160 — 162ju  0)  eine  mittlere  Tiefe  von 
1600  ra,  steigt  aber  am  Ostende  bis  800  m empor.  Die  Bodeubedeckung 
besteht  vorwiegend  aus  klebrigem  gelben  Sand.  Supan. 

196.  Tiefenmessungen  des  U.  S.  S.  „Enterprise“,  ('omni. 
Barker,  im  Sudpacifischen  Ozean,  6.  November  bis 
15.  Dezbr.  1885.  (Notice  to  Marinem,  1886,  Nr.  9.) 

Die  Messungen  sind  ziemlich  gleichroäfsig  über  den  Oxean  zwischen 
der  Nordinsel  von  Neuseeland  und  der  Magellan-  Strafe*  verteilt,  also  über 
einen  bathometrisch  bisher  noch  unbekannten  Teil  der  Süds*«.  Sie  stim- 
men Überein  mit  d«T  nördlichen,  parallelen  Serie  der  „Gazelle“,  nament- 
lich in  der  Lage  der  Erhebung  östlich  von  ca  123°  W.  Der  Meeresboden 
war  im  Westen  bis  168°  W vorwiegend  mit  grauem  und  östlich  davon 
mit  braunem  Schlamm  bedeckt,  mit  Aufnahme  der  Strecke  150 — 106°  W, 
wo  Sand  herrschte.  In  die  nachfolgende  Tabelle  sind  nur  die  Messungen 
in  der  Flacbseo  bei  den  Chntham- Inseln  nicht  au/genommen  worden. 


41° 

41'  S 

175° 

OK 

637  Fd. 

1165  ra 

43 

37 

175 

34 

1192 

2180 

43 

7 

178 

19 

1320 

24 14 

44 

41 

178 

53  W 

751 

1373 

45 

3 

178 

21 

996 

1821 

45 

11 

177 

53 

1381 

2526 

45 

45 

176 

37 

2180 

3987 

4$ 

19 

174 

34 

2237 

4091 

46 

80 

172 

34 

2782 

6088 

46 

50 

170 

34 

3002 

5489 

47 

8 

168 

0 

2972 

5435 

46 

52 

166 

46 

2881 

5269 

47 

22 

164 

84 

1798 

5108 

47 

54 

162 

°2 

2750 

5029 

48 

16 

160 

17 

2533 

4631 

48 

25 

159 

5 

2796 

5113 

48 

51 

156 

43 

2789 

5100 

48 

57 

154 

21 

2509 

4588 

49“ 

9“  8 

152® 

2'  W 

2650  Fd. 

4846  <n 

49 

6 

150 

0 

2915 

5331 

49 

4 

147 

97 

2506 

4583 

49 

8 

145 

11 

2522 

4612 

49 

4 

142 

55 

2584 

4726 

49 

14 

140 

33 

2613 

4773 

49 

21 

137 

27 

2383 

4353 

49 

27 

134 

53 

2646 

4839 

49 

28 

132 

28 

2467 

4512 

49 

26 

129 

18 

2423 

4431 

49 

25 

127 

48 

2239 

4095 

49 

37 

125 

33 

2253 

4120 

49 

36 

123 

0 

1964 

3499 

49 

39 

120 

54 

1895 

3466 

49 

49 

118 

38 

1690 

3091 

49 

51 

117 

36 

1562 

2857 

50 

0 

115 

60 

1583 

2895 

50 

6 

114 

26 

1847 

3378 

50 

15 

112 

0 

2162 

3954 

50 

21 

109 

32 

1848 

3380 

50 

30 

107 

36 

1997 

3652 

50 

35 

105 

51 

2197 

4018 

50 

42 

103 

52 

2224 

4067 

50 

42 

101 

9 

2324 

4250 

50 

43 

98 

55 

2291 

4190 

50 

44 

97 

20 

2383 

4358 

50 

50 

95 

14 

2540 

4645 

50 

54 

93 

40 

2711 

4958 

50 

58 

91 

33 

2677 

4896 

6t 

1 

89 

30 

2579 

4716 

51 

7 

87 

0 

2516 

4601 

51 

13 

84 

38 

2477 

4530 

51 

18 

82 

81 

2378 

4349 

61 

67 

78 

34 

2162 

3954 

52 

10 

77 

8 

2167 

3963 

52 

16 

76 

Q 

1200 

2195 

8mpan. 

Allgemeines. 

197.  RecllJS,  Elis^e,  Nouveüe  Geographie  universelle.  Bd.XI. 
L’Afrique  septentrional.  II.  Teil.  Paris,  Hachette 
& Co.,  1885. 

Dieser  Band  behandelt  TripoliUnien,  Tunesien,  Algerien,  Marokko  und 
die  Sahara.  Es  scheint  mir  von  methodischem  Standpunkt  aus  nicht  ganz 
richtig,-  dafs  auch  hier  bei  der  Einteilung  die  politischen  Grenzen  fe»t ge- 
halten wurden,  so  dafs  diejenigen  Teile  der  mediterranen  Länder,  die  zur 
Sahara  gehören  (z.  B.  Fess&n),  bei  den  erstem  zur  Besprechung  gelangen, 
obwohl  hier  die  politische  Zusammengehörigkeit  von  ganz  untergeordneter 
Bedeutung  ist.  Fälschlich  wird  sogar  die  Kufra-Oase  zu  Tripolis  gerechnet. 
Algerien  nimmt  die  Hälfte  des  Bande*  in  Anspruch.  Veraltet  sind  hier 
die  klimatischen  Angaben;  Angnt  ist  noch  nicht  benutzt  worden.  Sonst  ist 
bekanntlich  die  Quellenkenntnis  des  Verfasser*  eine  aufserordeotlich  um- 
fassende; um  so  mehr  befremdet  es,  dafs  er  z.  B.  Zittels  Arbeiten  über 
die  Geologie  der  Libyschen  Wüste  nicht  zu  kennen  scheint.  Auf  S.  788 
sagt  er  ganz  richtig,  dafs  die  Sahara  kein  ausgetrockneter  Meeresboden 
ist;  auf  S.  136  sehen  wir  aber  auf  einer  kleinen  Karte  das  Saharamcor 
nach  der  Hypothese  Ton  Bourguignat,  und  Reclus  bemerkt  nur  hierzu, 
dafs  „dieses  Meer  schon  seit  langem,  wenigstens  seit  den  ersten  Zeiten 
j der  Miocänpeviode,  ausgefroeknet  ist“.  Die  Wüsten  bi  Idung  wird  nicht  be- 
friedigend erklärt:  der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dafs  die  Winde  der  Sahara 
auf  ihrem  Wege  durch  ganz  Europa  ihren  Feuchtigkeitsgehalt  eingebüfst 
haben.  Ein  flüchtiger  Blick  auf  eine  gut«  Windkarte  hatte  ihn  von  der 
Unrichtigkeit  dieser  Ansicht  überzeugen  können.  Supam. 

198.  Reclus,  Onesimc.  La  terre  a vol  cToiseau.  Paris, 
Hacliütto  & Co.,  1886. 

Unter  obigem  Namen  verbirgt  sich  eine  populäre  Länderkunde,  in 
welcher  der  Schwerpunkt  auf  den  zahlreichen  (616)  schön  ausgeführten, 
wenn  auch  selten  neuen  Illustrationen  liegt.  Der  Text  ist  recht  dürftig, 
man  merkt  es,  dafs  der  Verfasser  mit  der  Geschwindigkeit  eine*  Vogels 
über  die  Länder  liinfliegt.  Er  bemerkt  einige  auffallendo  Einzelheiten,  ver- 
steht aber  nicht , dieselben  zu  einem  Gesamtbild  zusammenzufaasen.  Ein« 
systematisch«  Darstellung  der  physischen  Verhältnisse  sucht  man  eben*» 
vergehen.*,  wie  des  Zusammenhangs  von  Natur  und  Volk,  ja  nicht  einmal 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  199 — 200. 


51 


wirtschaftliche  Notizen.  Dafür  bietet  der  Verfasser  Schilderungen  der  ver- 
schiedenen Volkacbaraktere , natürlich  — wie  in  den  meisten  derartigen 
Fallen  — stark  »objektiv  getobt.  Außerdem  macht  »ich  auch  noch  fran- 
zösischer Chauvinismus  unangenehm  bemerkbar.  Ks  ist  lächerlich,  wenn 
ein  geschniegelter  Leutnant  mit  ziemlich  einfältigem  Gesicht  als  deutscher 
Typus  hiogeetellt  wird,  oder  wenn,  um  die  Zahl  der  „Francophooen"  zu 
erhöhen,  sämtliche  Bewohner  von  Algier  und  Tonis  als  französisch  sprechend 
aufgeführt  werden.  Supan. 

199.  Löffler,  Haandbog  i Geographien.  3.  Auf].  Kopen- 
hagen. 1885. 

Dos  Buch  verdient  von  methodischem  Standpunkt  besonders  deshalb 
unsre  Aufmerksamkeit,  weil  der  Verfasser  der  einzige  akademische  Vertreter 
der  Geographie  in  Dänemark  ist.  Wesentlich  neue  Gesichtspunkte  haben 
wir  in  demselben  nicht  gefunden.  Das  Buch  zerfällt  in  einen  allgemeinen 
und  einen  speziellen  Teil  (Länderkunde),  von  denen  der  erste  nicht  ganz  */7 
des  ganzen  Werkes  einnimmt.  In  der  Länderkunde  der  außereuropäischen 
Kontinente  ist  eine  strenge  Scheidung  der  physikalischen  und  politischen 
Geographio  vorgenomroen ; Kuropa  wird  dagegen  in  einzelne  Gruppen  zer- 
legt, und  bei  jeder  Gruppe  zuerst  die  Bodenbeschaffenheit  und  das  Klima 
und  dann  die  politiseho  Geographie  abgehandelt.  Auf  dio  geognostischen 
Verhältnisse  wird  nur  ausnahmsweise  mehr  Rücksicht  genommen.  Die  po- 
litische Geographie  besteht  vorzugsweise  in  Städtebeschreibung ; der  Ethno- 
graphie und  PToduktenkunde  wird  nur  ein  verhältnismäßig  kleiner  Raum 
gegönnt.  Auf  die  geographische  Ijtge  der  Städte  wird  nicht  eingegangen; 
sie  werden  charakterisiert  nach  Handel,  Industrie,  Bauten  u.  dgl.,  und 
auch  die  Mehrzahl  der  Illustrationen  stellt  denkwürdige  Gebäude  dar.  Be- 
kanntlich hot  der  Verfasser  schon  an  einer  andern  Stelle  (Ztschr.  f.  wiw. 
GeogT.  II.  Bd.)  die  Beibehaltung  des  aus  alter  Zeit  überkommenen  Bädccker- 
Anhingsels  verteidigt.  $ujx»n. 

200.  v.  Richthofen,  Führer  für  Forschungsreisendo.  Berlin. 
Oppenheim.  1886. 

Wenn  schon  der,  von  demselben  Yerfaastr  herstammendc  Artikel  .Geo- 
logie“ in  Neomaytra  .Anleitung  zu  wissenschaftlichen  Beobachtungen  auf 
Reisen**  eine  lteihe  allgemein  wichtiger  Bemerkungen  enthielt,  so  gilt  das 
in  noch  viel  hüherm  Grade  von  dem  vorliegenden  Werke,  das  uns  al»  be- 
deutende Erweiterung  des  oben  genannten  Artikels  entgegentritt.  Nament- 
lich bemerkenswert  sind  dio  vielfachen  Versuche  einer  systematischen  Ein- 
teilung der  Oberfliichenformen  auf  genetischer  Grundlage,  und  die  Einfüh- 
rung charakteristischer  Bezeichnungen  für  dineclben ; und  außerdem  ist  es 
von  hohem  Interesse,  zu  orfahren,  wie  eüi  so  hervorragender  Vertreter  der 
geographischen  Wissenschaft  den  brennenden  theoretischen  Tagesfragen  eich 
gegenüberstellt. 

Der  einleitende  Teil  bespricht  die  Reiaevorbereitung  und  die  Kciso- 
roethoden,  Messung  und  Zeichnung,  klimatische  und  biologische  Beobach- 
tungen. Wichtiger  sind  für  uo»  die  beiden  folgenden  Abteilungen.  Die 
zweite  enthält  Beobachtungen  über  üufsorlich  umgestaltende 
Vorgänge.  Hier  sei  zunächst  auf  die  mechanischen  Wirkungen  des  Grund- 
wasser»  aufmerksam  gemacht.  Durch  Fortführung  fester  Bestandteile  bei 
genügendem  Gefälle  des  Üruorfwa&ser»  und  Kachsinken  der  Oberflächen- 
schichten  entstehen  wahrscheinlich  die  flachen  Terrainwcllcn  im  Schwemm- 
land, ebenso  wie  die  LöCstcrraasen,  dio  der  Verfasser  früher  durch  Abson- 
derung in  horizontale  Bänke  zu  erklären  verauebt  hatte.  Sehr  ausführlich 
ist  natürlich  dus  Kapitel  über  die  mechanische  Arbeit  des  fließenden  Was- 
sers, und  von  großem  Interesse  namentlich  die  Schilderung  des  „Kampfes 
um  die  Wamerscheide“,  der  bedeutende  Veränderungen  im  Entwässerungs- 
system einer  Gegend  verursacht.  Wichtig  erscheint  mir  auch  der  Paasu» 
über  den  Einfluß  der  Periodizität  der  WMtenntsso  auf  die  Erosionsarbeit 
und  über  die  Wirkung  heftiger  Regengüsse  in  der  Wüste;  wichtig  deshalb, 
weil  dadurch  die  Annahme  gänzlich  veränderter  klimatischer  Bedingungen 
zur  Erklärung  der  Wadis  Ac.  überflüssig  wird,  und  die  Annahme  eines  vom 
jetzigen  nur  graduell  verschiedenen  Klimas  als  ausreichend  erscheint.  Die 
Canonform  wird  noch  al»  die  Thalform  tTockner  Gegenden  betrachtet;  vgL 
dazu  Litter.-Ber.  Nr.  146.  Daß  der  Verfasier  ganz  auf  Seiten  der  Theorie 
der  Thalbilduog  durch  Erosion  steht,  erscheint  heutzutage  fast  wie  selbst- 
verständlich, aber  auch  er  gibt  zu,  daß  Zerklüftung,  besonder»  bei  erup- 
tivem Granit  und  horizontalem  Ȇckbankigcn  Sandstein  der  Erosion  be- 
stimmte Wege  vorgezeichnet  haben  kann.  Die  Eroaionaarbeit  wird  bis  in  ihre 
Details  verfolgt,  und  der  Einfluß  verschiedener  äußerer  Verhältnisse  aus- 
führlich erörtert.  Namentlich  zwei  Punkte  erregten  unsre  Aufmerksamkeit: 
die  Theorie  von  der  „diagonalen  Stromzerlegung**,  die  dadurch  entsteht, 
daß  ein  Fluß  ein  aus  aufgerichteten  hiirteru  und  weichem  Schichten  be- 
stehendes System  diagonal  durchschneidet,  wobei  er  das  Bestreben  bat,  in 
den  weichem  Schichten  möglichst  lange  zu  verharren  und  die  harten  Schich- 


ten auf  möglichst  kurzem  Wege  zu  durchqueren,  und  somit  ein  aus  kurzen 
Läng»-  und  Querstrecken  bestehende«  Thal  schafft ; — und  femcT  die  Theorie 
Ton  der  „epigtmcttschen"  Thalbildung.  Auf  dem  Abrasionsplateau  ist  das 
Querthal  die  vorherrschende  Form,  die  Löngsthüler  sind  meist  antiklinal. 
Die  transgTedierenden  Schichten  eint«  Abnuioosplateaus  können  eine  schiefe 
Ebene  bilden,  während  die  verborgene  Oberfläche  des  letztem  »ehr  unregel- 
mäßig sein  kann;  indem  nun  ein  Fluß,  dem  Gefalle  der  erstem  folgend» 
bis  in  da*  Abrasionsplateau  eingreift,  und  die  Sedimentdecke  ganz  oder  zum 
größten  Teil  der  Denudation  anheimfallt , kann  ein  Thalsystem  entstehen, 
das  mit  der  gegenwärtigen  ObcrfUchengestaltung  im  Widerspruch  zu  stehen 
scheint.  Es  können  dann  auch  noch  Sehiehtenstörangen  stattflnden,  aber 
io  langsam,  daß  der  Fluß  nicht  abgelenkt  wird ; und  der  Yerfoaer  ist  ge- 
neigt, manche  Durchbruchthäler,  wie  z.  B.  jene  des  Himalayu,  durch  epi- 
genetische  Bildung  zu  erklären.  Die  Querstufen  der  Gebirgttbäler  teüt  er 
ein  in  1)  Gestciawtufen,  bedingt  durch  den  Wechsel  härterer  und  weicherer 
Gesteine  in  Krosionsthälern , 2)  Dzromstafen,  durch  stauende  Wälle  ent- 
standen, und  3)  Ablenkungsstufen,  erzeugt  durch  eine  Änderung  der  Ge- 
fiUlsverhältniase , wodurch  eine  Absturzstrecke  geschaffen  wird  (x.  B.  der 
Absturz  eine«  Ncbentlialos  in  das  in  der  Erosion  fortgeschrittenere  Haupt- 
thal). Queratufen,  die  »ich  in  entsprechender  Höhe  als  Längsstufen  (Ter- 
rassen) fortsetxcn,  bezeichnet  er  al»  Stromheckenstufen. 

Der  Verfasser  bekennt  »ich  auch  zur  Theorie  von  der  üieUchererosion, 
aber  mit  Einschränkungen.  Die  wichtigste  Einschränkung  ist  aber  nicht 
genügend  klargelegt.  Die  Erosionsarbeit  de»  fließenden  Wasser»  besteht 
au»  Ablation  („Uxffüauog  gelockerter  fester  Stoffe  durch  die  Kraft 
de»  Wassers  allein“,  S.  135)  und  Korrosion  (Reibung  der  suspendierten 
Teile  gegen  die  Wände  des  Kanals).  Auch  bei  der  Glctschcrerosion  werden 
diese  beiden  Faktoren  unterschieden,  aber  unter  Ablation  versteht  hier  der 
Verfasser  die  „Fortscbatfung  des  von  dem  Gletscher  Vorgefundenen 
außerordentlich  bedeutenden  Bestandes  un  gelockertem  Material“  (S.  243), 
also  mit  einem  Wort:  die  Ablation  besteht  bei  dem  Flusse  in  Loslösung, 
beim  Gletscher  nur  in  Fortschaffung.  Es  erklärt  sich  daraus,  daß  der  Ver- 
fasser bei  der  aashöhlenden  Tbätigkeit  der  Gletscher  immer  nur  von  Kor- 
rosion, nicht  von  Erosion  spricht.  Als  Hauptbestandteil  der  Grundmo- 
Tunen  der  diluvialen  Gletscher  muß  er  demnach  den  präglszialen  Vorwitte- 
ruugsachutt  betrachten.  In  bezug  auf  das  Problem  der  Seebildung  durch 
Gletscher  gelangt  er  zu  folgendeu  Schlüssen : 1)  Gletscher  vermögen  See- 
becken in  lockerm  Schutt  au*zngraben;  2)  sie  vermögen  dies  aber  auch 
im  festen  Gestein  (besonders  infolge  der  Unterschiede  de»  Druckes,  den 
sie  auf  eino  unregelmäßig  gestaltete  Neigungsfläche  aasüben),  ober  der  Ver- 
fasser neigt  zu  der  Ansicht  hin,  daß  die  dadurch  entstandenen  Becken  nur 
relstir  flache  Mulden  sein  können,  aufser  dort,  wo  Veranlassung  zu  einor 
rotiercudeu  Bewegung  des  Eises  gegeben  war  (kleine,  aber  tieß  runde  See- 
becken). In  bezug  auf  die  Felsenbecken  ehemals  vergletscherter  Fischland- 
gebiete hält  er  noch  an  der  Theorie  Pumpellys  fost.  Auch  dio  Entstehung 
der  „Kesselböden“  des  Hochgebirges  (Botner,  Kare  A*c.)  setzt  er  in  gene- 
tische Verbindung  mit  der  Vergletscherung  und  führt  sie  hypothetisch  zu- 
rück auf  „örtliche  Verschiedenheit  in  der  Intensität  und  Richtung  der  Kor- 
ration  infolge  von  Unterschieden  des  Druckes  and  der  Bewegung*. 

Die  Seen  werden  eingeteilt  in  1)  Schuttlandbecken  (entstanden  durch 
unebene  Ablagerung) , 2)  Abdiraraungsbecken  (Abdämmung  von  fließendem 
Wasser),  3)  Abgliederongsbecken  (Abschnürung  von  Meeresbuchten  und  Teilen 
von  Landseen),  4)  Ausräumungsbecken  (Aushöhlung  durch  von  außen  wir- 
kende Agentien),  5)  Kxplorionsbecken  (Entstehung  «ine»  Kingwalle»  durch 
vulkanische  Thätigkeit),  6)  Einbruchsbecken  (örtliche  Entziehung  der  Unter- 
lage), 7)  tektonische  Becken  (Entstehung  durch  gebirgabildcnde  Vorgänge), 
leb  habe  schon  wiederholt,  zuletzt  im  Litter.-Ber.  Nr.  59,  darauf  hingo- 
wiesen,  daß  dio  Abgliedcrungsbccken  nicht  als  gleichwertig  den  andern  Kate- 
gorien an  die  Seite  gestellt  werden  dürfen.  Von  don  kleinem  Becken  trennt 
der  Verfasser  die  ausgedehnten  Hohlräume  des  Featlonde«,  die  er  aß  Becken 
der  kontinentalen  Gliederung  bezeichnet,  obwohl  «ine  solche  Trennung,  wie 
er  selbst  zugibt,  nur  aus  äußern,  gewissermaßen  didaktischen  Gründen  zu 
rechtfertigeu  ist.  Hs  werden  hier  wieder  unterschieden : 1)  Meer«re»te 
im  Binnenland,  2)  Zentralbecken  der  Kontinente,  entweder  auf  Hochflächen 
oder  Depressionen  zwischen  Hochlandgebieten.  Mit  wenigen  Ausnahmen 
treten  die  Seen  gesellig  auf,  und  zwar  an  Ktistenstrecken , in  Flußniede- 
rungen, in  Pultungflgcbirgcn,  in  Bruchgebieten,  in  vulkanischen  Gegenden, 
in  Gebieten  ehemaliger  Vergletscherung,  und  endlich  in  abflußlosen  Räumen 
im  Innern  der  Kontinente. 

Eins  der  lehrreichsten  Kapitel  de»  Buche»  ist  jenes,  welches  von  den 
Küstenbildungen  handelt,  also  von  einem  Gegenstand,  dem  mtn  bis- 
her noch  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat.  Die  Küsteulinien  »tehen 
entweder  in  intimen  Beziehungen  zur  Plastik  des  Festlandes,  oder  sie  sind 
davon  unabhängig.  Die  erstem  verlaufen  entweder  parallel  zu  dem  näch*t- 
gclegcnen  Gebirge  (Längsküsten),  oder  schneiden  dasselbe  unter  einem  rech- 


52 


Litteraturbericht  Nr.  201. 


tcn  oder  spitzen  Winkel  (Quer-  oder  Tramvcrsalküsten).  Vom  praktischen 
Standpunkt  aus  sind  dio  LingakÜsten  sh  Absperrung*  und  die  Querküsten 
als  Aufschliefsungsktisten  zu  betrachten.  Genetisch  stehen  die  Längsküsten 
in  Verbindung  mit  Verwerfungen  sn  Lüngabrüchen,  die  Querküston  zum  Teil 
mit  solchen  an  Querbrüchen.  zum  Teil  sind  sie  aber  eine  einfache  Abra- 
siouserachoinung.  Kino  ü bergangast clluog  nehmen  die  Bcckenrandküstcn 
an  der  Innenseite  ron  Faltengebirgen  ein.  Ohne  Beziehung  zürn  Verlauf 
ton  Gebirgen  sind  die  neutralen  Hochkürten  oder  Schollenküxtcn  (*.  B.  Süd- 
afrikas) und  die  weit  sich  ausdehnenden  Bchweramlandküaten.  In  bezug  auf 
die  Dctailgliederung  unterscheidet  der  Verfasser  Typen,  welche  auf  dem  Kin- 
gTcifen  des  Meeres  in  die  Tbüler  beruhen,  und  solche,  welche  auf  dem  An- 
satz von  Schwemmland  beruhen.  Zu  den  erstem  zählt  er  die  Fjorde,  Rias,  den 
dalmatinischen  Typus,  die  Limine  &c.  Es  ist  dies  eine  Vermittelungstheorie 
zwischen  der  ältem  Anschauung,  welche  die  Fjorde  streng  ton  allen  ihn*  | 
liehen  Erscheinungen  an  nicht  glazialen  Küsten  trennt,  und  derjenigen,  die 
alle  jene  Gestaltungen  als  gleichartig  betrachtet.  Sicherlich  wird  die  Ver- 
gletscherung auf  die  Form  der  Küsten  einwirken,  aber  man  mag  theoretisch 
noefy  so  sebarfo  Unterschiede  aufstellen,  in  der  Natur  werden  sieh  jene 
Typen  doch  nicht  immer  auseinanderhalten  lassen.  Sehr  bemerkenswert 
ist  auch  der  Versuch  einer  morphologischen  Einteilung  der  Seehäfen.  Ein- 
gehend ist  die  Schilderung  der  mechanischen  Wirkung  der  Brandungswelle 
und  Meere*«tröm ungen,  namentlich  des  Vorgang«,  den  der  Verfasser  schon 
in  »einem  China-Werk  als  Abrasion  bezeichnet  lut,  und  der  damit  in  Ver- 
bindung stehenden  transgredierrndm  Ablagerung  der  Zerstöningsprodukt«. 

Die  Inseln  werden  nach  geologischen  Gesichtspunkten  eingeteilt  in 
Kontincutalinselu  (Teile  des  Grundhaucs  der  Krdoborlliche) , parasitische 
Inseln  (vulkanische  und  korallinuche)  und  Schwemmmselti.  Bei  der  Re- 
konstruktion der  Eutwickelungsgcsehichte  einer  Insel  werden  sich  ober  wohl 
auch  die  biologischen  Gesichtspunkte  nicht  auwhliefsen  lassen.  Die  oben 
genannten  Hauptgruppen  reichen  wohl  im  grofsen  uud  ganzen  aus;  dals 
aber  die  Untereinteilung  noch  der  Klärung  bedarf,  geht  schon  daraus  her- 
vor, dnf*  Jn|xan  den  sclhstiimligen,  wie  den  uunelbttündigcri  Kontincntalinsetn 
zugezählt  wird.  Das  Kapitel  Uber  die  Korallenbauten  bringt  mancherlei  Neues. 

Die  Existenz  eines  tlachcn  unterseeischen  AufscliüttungskegeU  wird  als  not- 
wendig dnrgetban,  wenn  auch  die  mangelhaften  Beobachtungen  damit  nicht 
Ubereinstimmen.  Der  Verfasser  neigt  der  Darwinschen  Theorie  zu,  will 
aber  »Ult  „Senkung-  den  allgemeineren  Ausdruck  „Zunahme  des  Vertikal- 
absUndos  zwischen  Obertliche  und  llodon  des  Meeres**  gesetzt  haben. 

Die  allmähliche  Abdachung  des  Meeresbodens  an  der  Küste  bis  zur 
200  m -Linie,  und  der  dann  folgende  raschere  Abfall  wird  dadurch  erklärt, 
dafs  jene  Flachboden  Gebiete  der  Ablagerung  sind,  und  dafs  die  Uniloge- 
rungslÜhigkeit  der  Meereswellen  sich  bis  200  m 'IWo  erstreckt. 

Von  besonderra  Interes««  sind  da*  Kapitel  über  die  mechaui»eheu  Wir- 
kungen des  Windes,  den  bekanntlich  der  Verfasacr  zuerst  als  einen  hoch 
bedeutsamen  geologischen  Faktor  klar  erkannt  hat,  und  jene*  über  dio  Boden- 
arten, ihre  Entstehung  und  Verbreitung,  das  die  fruchtbarsten  Keime  einer 
geographischen  Bodenkunde  enthält.  Auch  in  diesem  Funkte  hat  dor  Ver- 
fasser schon  in  »einem  China-Werk  bahnbrechend  gewirkt,  aber  auch  dieser 
Gegenstand  wird  in  vorliegender  Schrift  wesentlich  gefördert. 

Das  16*  Kapitel  enthält  den  Versuch  einer  möglichst  vollständigen 
Systematik  der  Bodenformen  von  genetischem  Standpunkte  aus. 
Unter  den  Hohlfonneu  der  Gebirgsglioderung  unterscheidet  der  Vertaner 
Laudxenken  und  Thälcr,  und  unter  den  letztem  wieder  tektonische  und 
Sknlpturthälor  (reine  Erosiouathäler).  In  der  Detailgliederung  schliefst  er 
sich  vielfach  an  Löwl  an,  ersetzt  aber  dessen  hypergelehrte  Terminologie 
durch  eine  verständlichere.  Die  Hauptkategorien  der  ObcrHSchonformon 
sind  nach  seinem  System  folgende; 

I.  Gebirge. 

1.  Tektonische  Gebirge; 

a.  Bruch-  oder  Schollongobirge; 

a)  Einseitige  Schollengebirge  oder  Schollcnrandgobirgc , Abart 
das  Flexurgebirge ; 
ft)  Horstgebirge ; 

b.  Faltungsgebirge; 

a)  horoooroorphischc  mit  zonalem  (z.  B.  Schweizer  Jura)  oder 
regionalem  Typus  (südöstliches  China); 
ft)  hetromorphische  (z.  B.  Alpen,  Karpathen  &c.); 

2.  Abrasion»-  oder  Rumpfgebirge; 

3.  Aufgesetzte  oder  parasitische  Gebirge; 

a.  Ausbruchsgebirge; 

b.  Aufcehüttungsgobirge  (DUneo,  Glazialschutt  4cc.); 

4.  Krosionsgebirge  (aus  Flachböden  hervorgegangen). 

H.  Klachboden:  1)  Ahrasionsplatten,  2)  Marine  Flachländer,  3)  Schichtung*- 

tafellund,  4)  (vulkanische)  f'bergufstafelländer , 5)  Stromflachland, 

C)  Flachbödeu  der  atmosphärischen  Aufschüttung. 


Wie  man  sieht,  ist  der  genetische  Gesichtspunkt  nicht  überall  als  der 
allein  mafsgebende  festgehalton  worden,  sonst  miifst«*n  AbntMon«pl*tten  nicht 
so  weit  von  den  Rumpfgebirgen  getrennt  werden ; wieder  ein  Beweis  dafür, 
dafs  der  Geograph  mit  dem  genetischen  Standpunkt  allein  nicht  nusreicht. 
Zu  beachten  ist  ouch , dafs  manche  Gebirge  sowohl  zur  Kategorie  1*  wie 
2 gehören,  ferner,  dafs  einzelne  Teile  eines  Gebirges  zu  verschiedenen  Kate- 
gorien gehören  können.  Auch  dio  Elemente  de*  äuforn  Gebinrabauea,  wie 
die  Kämme,  Wasserscheiden,  Pässe  und  Übergänge  versucht  der  Verfasser 
in  ein  foetos  System  zu  bringen,  und  macht  damit  die  Ergebnisse  seiner 
Studien,  zu  welchen  ihm  die  akademische  Lehrthätigkeit  nötigte,  weitem 
Kreisen  zugänglich.  Man  kann  ihm  dafür  nicht  genug  dankbar  «ein. 

Supan. 

201,  de  Lapparent,  Traite  de  geologie,  2ra®  ed.  Paris, 
Savy.  1885. 

Nachdem  erst  Ende  1882  die  erste,  3000  Exemplare  starke  Auflage 
des  genannten  Werk«  als  ein  Teil  des  bei  Savy  in  Paris  verlegten  ^Coura 
complet  d'histoire  naturelle**  erschienen,  liegt  bereit«  jetzt  nach  Verlauf 
von  drei  Jahren  eine  zweite,  von  1261  auf  1504  Beiten  vermehrte,  viel- 
fach unbearbeitete  Auflage  vor.  Bicher  beweist  schon  das  für  ein  Werk 
von  solchem  Umfang  ungewöhnlich  schnelle  Vergriffensein  der  ersten  Auf- 
lage , wie  »ehr  ein  solches  Ruch  Bedürfnis  in  der  französischen  Fach- 
Literatur  war,  und  zugleich,  wie  richtig  der  Autor  seine  Aufgabe  erfafst, 
wia  vortrefflich  er  sie  gelöst;  allein  auch  in  der  Bibliothek  deutscher  Geo- 
logen und  Geographen  renitent  das  Work  Lapparent*  einen  Platz  recht 
bequem  zur  Hand,  und  wird  selbst  durch  längst  bewährte  Lehrbücher  wie 
Uredners  „Elemente"  nicht  ontbehrlich  gemocht. 

Die  ganze  Anlage  ist  eine  umfassendere  als  bei  allen  Ihnlichco  Wer- 
ken ; hier  haben  wir  eine  allgemeine  Erdkunde  im  weitesten  Sinne  des 
Wortes;  behandelt  doch  dor  gesamte  erste  Teil  (S.  31 — 559)  au**chliefslich 
dio  gegenwärtigen  Verhältnisse  der  Erde,  und  ent  nachdem  hier  die  ein- 
zelnen Phänomene  und  ihre  Faktoren  bis  ins  Detail  studiert  sind , wendet 
sich  der  Verfasser  dor  Erdgeschichte,  der  „eigentlichen  Geologie*  zu.  Zahl- 
reiche Hinweise  verknüpfen  beide  Teile  zu  einem  Ganzen.  Dor  :iu (ser- 
ordentliche  didaktische  Wert  dieser  Anordnung  liegt  offen  zu  Tage,  doch 
sei  hier  uocli  besonders  auf  das  hingewtesen,  was  der  Verfasser  in  der 
Einleitung  in  seiner  aufscrordentlich  klaren,  treffenden  Weise  über  die  Methode 
der  Uoologie  sagt.  Wir  geben  zunächst  eine  kurze  Cbersicht  über  die  ge- 
samte Anordnung  des  Stoffe*. 

Die  Einleitung  (1  — ,10)  behandelt  Begriff,  geschichtliche  Eutwicke- 
lung  und  Methode  der  Geologie,  ihre  Beziehungen  zu  andern  Gebieten  des 
Wissens  und  des  praktischen  Lebens. 

Erster  Teil:  I.  Buch:  Morphologie  terrestre  (31—140).  Die 
Erde  als  Himmelskörper,  ihre  Gestalt  und  Dimensionen,  ihre  Dichtigkeit 
und  die  Methoden  zur  Bestimmung  derselben;  die  Atmosphäre,  Verteilung 
von  Land  und  Wasser;  Relief  der  Kontinente  und  de«  Meeresgrundes, 

Eigentümlichkeiten  desselben,  allgemeine  Sätze  darüber. Verteilung 

der  Wirme  auf  der  Erde,  Isothermen,  Winde,  Meerestemperaturvn , Strö- 
mungen Are.;  Erdmagnetismus;  Verteilung  des  organischen  Lebens. 

II.  Buch:  Dynamique  terrestre  externe  (141—342).  Mechani- 

sche Wirkungen  der  Atmosphäre ; des  Meeres;  des  fliehenden  Wassers 
(57  Seiten);  des  unterirdischen  Wassers;  des  Eises  (62  Seiten)  als  Glet- 
scher, Polaren,  Klufxcix  &c.,  Theorien  über  Fjord-,  Seen-  und  Zirkusbil- 
dung.   Chemische  Veränderungen  d«  Meerwaum  und  grober  Seen, 

Salzgehalt:  chemische  Wirkungen  des  Wassers  auf  dem  festen  lande. 

Thätigkcit  der  Organismen  auf  deru  Lande:  im  Meere,  Korallen  und  Ko- 
ralleninseln (24  Seiten). 

III.  Buch:  Dynamique  terrestre  interne  (383  — 559).  Aus- 
führliche Darstellung  der  geothermischen  Verhältnisse  und  der  einschlägigen 
Bcobachtungsmethoden ; warme  Miuernli}uelleD  mit  Ausschluß  der  Ocuirs. 
— — Vulkanische  Erscheinungen,  Entstehung  der  Vulkaue,  ihre  Verbrei- 
tung dcc.  — — Solfataren , Geisir*.  heifac  Quellen  vulkanischer  Natur 

und  Mofctten. Dislokationserscheinungen : Erdbeben,  Methoden  dcT 

Untersuchung  Uber  dieselben,  ihre  Verbreitung  und  ihre  Ursachen;  säku- 
lare Niveauveranderungen,  Beobachtung  der  Erscheinungen,  Strandlinien, 
Interpretation  der  Beobachtungen. 

Zweiter  Teil:  Eigentliche  Geologie.  I.  Buch:  Sutions  fonda - 
mentales  nur  la  composition  de  tVcorce  terrestre  (564  — 679). 
Hier  wird  zuerst  eine  Übersicht  über  dio  Petrographie  der  Eruptivgesteine 
gegeben,  ein  Anhang  behandelt  die  Meteoriten,  dann  wird  das  Grundgebirge 
besprochen,  in  welchem  Lapparent  die  ursprüngliche  Erat&rrung&rinde  der 
Erde  sehen  zu  müssen  glaubt. 

II.  Buch:  Description  des  formations  d' origine  externe  ou 
Si’dimnitaircs.  Hier  werden  der  .«yslematiscben  Behandlung  der  einzel- 
nen (680—  1284)  Formationen  zahlreiche  Einzeldarstellungen  über  ihre 


v 


Litteraturbericht  Nr.  202 — 205. 


53 


Verbreitung  (zunächst  natürlich  in  Frankreich)  eingereiht:  auf  eine  ein- 
gehendere Inhaltsangabe  diese«  überaus  reichhaltigen  Buche«  mn(s  jedoch 
hier  verzichtet  werden. 

111  Buch:  Formation«  d 'origine  interne  ou  Eruptives  (1285 

bi«  1390).  Darstellung  der  wichtigsten  Kruptivbildungen. Krzlager- 

« lütten. 

IV. Buch:  Dislocatiom  du  globcet  throrie« geogrnigue«  (1391 
bb  1473).  Dislokationen  im  allgemeinen;  Alpen  nnd  Jura,  andre  Beispiele 
zuniiehst  au«  Frankreich,  dann  aui  andern  Landern.  Gebirgsbüdungsthco- 
rien.  — — Pentagonalsystem  ftlie  de  Beanmonts;  Tet  mode  rarstem  Low- 
thian  üreen's;  Veränderungen  der  klimatischen  Verhältnisse  und  ihre  Ur- 
sachen; geologische  Zeitbestimmungen. 

Ein  Register,  welche«  unter  ca  4000  Stichworten  mehr  als  die  dop- 
pelte Zahl  ron  Hinweisen  entliilt,  erleichtert  wesentlich  die  Benutzung 
des  Buchet. 

Von  besonderen  Interesse  für  den  Geographen  ist  die  rnn  1 parent  mit 
größter  Sorgfalt  durchgeführte  Neuberechnung  der  mlttlern  Hohen 
der  Kontinente.  Zum  Zwecke  dieser  Berechnung,  die  sieb  auf  die  Karten 
des  Stielerwhen  Handatlas  und  auf  die  Arbeiten  ron  Sjdow  und  Leraaseur  stützt, 
werden  zunächst  fünf  Häbensonen  unterschieden:  0—2OO  m,  200 — 500, 
500 — 1000,  1000—2000,  Uber  2000.  Die  mittlcm  Hohen  der  rier  ersten 
Zonen  werden  angenommen  sn  1O0,  300  , 700,  1300  und  die  der  letzten 
je  nach  den  Verhältnissen  des  einzelnen  Falles  zu  2000,  2500  oder  3000  m. 
Dem  aus  diesen  Mittclbohen  erhaltonon  Resultat  wird  jedesmal  noch  ein 
Minimalwert  gegenübergeetellt , dadurch  gewonnen,  dafs  jeder  Zone,  mit 
Ausnahme  der  ersten,  nur  die  Höhe  ihrer  untern  Grenz«  gegeben  wird. 

Die  Resultate,  zu  denen  Lappareut  kommt,  und  denen  wir  zur  Ver- 
gleichung die  Ton  Krümmel  gegebenen  Zahlen  (I.apparent  zitiert  für  die- 
selben Andreei  Handatlas)  gegenüberstellen,  sind  folgende: 


Mittler«'  Höhe 
au»  den 

Mit  ol-  J Minimal* 
höben. [ höben. 

Pror-ent 

de« 

Fest- 

lande«. 

Höhe  der  Ober  die 
Geuatntfiäche  de«  Fest- 
land*» autgehreiteten 
Masse  des  Kontinent« 
aus  den 

Mittel-  1 Minimal- 
höben.  { höhen. 

KrflmmeU 

Schätzung. 

i 

Europa  . . 

292,0  I 228.0 

7 

20,7 

16,0 

3001) 

Asien  . . 

879,0  662,0 

32 

281,0 

212,0 

500 

Afrika  . . 

602,o  453,0 

21,4 

130,0 

98,0 

500 

Nordamerika 

595,0  454,0 

20 

120,0 

89.0 

j 410 

Südamerika 

537,4  397,4 

13,4 

72,4 

54,0 

Australien  . 

| 277,0 

ß 

22,0 

17,0 

250 

I 

100 

646,7 

480,0 

440 

Pür  die  Ausdehnung  der  einzelnen  Zonen  ergeben  sich  folgende  Pro- 
zentzahlen : 

tost- 

Europa  Asien  Afrika  Nord-  Mit}-  Auatra-  Und 

emprika  amnptka  Ken  tlliar-  ....  V* 

haupt  ,läch0 

40.4  32,0  8,0 

87,0  19,0  5,0 

14.4  28,0  7,4 

7.0  16,0  4,3 

1.0  5,0  l.a 

26,7  ~ 

Die  mittlere  Meerestiefe  wird  nach  einer  ziemlich  oberflächlichen 
Schatzung  zu  4000  m angenommen.  RoArbocA. 

202.  Neumayr,  Die  geographische  Verbreitung  der  Jura- 
formation. (Denkschr.  Wien.  Akad.  d.  Wiss.,  Math.- 
nat.  Abteil.,  1885,  Bd.  L.  I.  Abt.  S.  57,  mit 
2 Karten.) 

Ks  ist  hier  zum  erstenmal  der  Versuch  gemacht  worden,  die  Verbreitung 
einer  Formation  Uber  die  ganze  Erde  tu  verfolgen;  und  wenn  auch 
eelbetreratändlich  einem  derartigen  Versuch  noch  viel  Hypothetisches  an- 
haftet, ao  ist  er  doch  immerhin  fiir  die  Entwicklungsgeschichte  der  Erd- 
oberfläche aufsernnlnntlich  wertvoll.  Die  erste  Karte  stellt  die  Verteilung 
von  Wasser  und  Land  zur  Zeit  der  gröfsten  Mceresausdehnung  (oberer 
Jura)  mit  der  klimatischen  Zoneneinteilung  dar,  die  andere  zeigt  In  drei 
Farben  diejenigen  Teile  der  Kontinente,  welche  während  der  ganzen  Jura- 
periode Festland  waren , diejenigen , welche  schon  zur  Liaszeit  vom  Meere 
bedeckt  waren,  und  endlich  diejenigen,  in  welche  da»  Meer  erst  in  der 
Malmperiode  eindrang.  Zwei  Resultate  von  allgemeiner  Wichtigkeit  ergehen 

>)  abgerundet  aus  l^ipolds  296,64. 

Fetcrmanna  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bericht. 


sich  daraus.  1)  Die  Ansicht  von  der  Permanenz  der  Kontinente  und 
Meeresbecken  ist  unrichtig.  Die  Malmperiode  hatte  Festländer  vorwiegend 
in  den  raittlern  Breiten:  brasilianisch -äthiopischer  Kontinent  mit  der 

indo-raadagasaisehen  Halbinsel,  und  sinn  • australischer  Kontinent  ln  den 
hohem  nördlichen  Breiten  nur  der  neoarktische  Kontinent  (westliches  Nord- 
amerika, Grönland  nnd  bis  Island  und  Körner)  und  an  der  Stelle  von 
Europa  und  dem  benachbarten  Asien  mehrere  Inseln,  von  denen  die  skan- 
dinavische und  turaniache  die  gröfsten  waren.  Der  Atlantische  Ozean 
ezistiert«  noch  nicht;  dafür  zog  sich  aber  ein  breiter  Meeresarm  (zentrales 
Mittelmoer)  vom  Pocifiscben  Ozean  über  Zentralamerika,  Mittel-  und  Süd- 
europa und  Vonlerasien  zur  indischen  Bucht  des  Antarktischen  Ozeans. 
2)  Die  Lehre,  dafs  die  Klimaänderungen  nur  eine  Folge  von  Änderungen 
in  der  Verteilung  von  Wasser  und  Land  sind,  wird  nicht  bestätigt,  da 
die  grofse  Transgression  des  Malm  in  den  nördlichen  Breiten  ohne 
Eintlufs  auf  die  (klimatisch  bedingte)  Verbreitung  verschiedener  Meeree- 
bewohner  blieb.  Aüpon. 

203.  Löwl,  Die  Ursache  der  säkularen  Verschiebungen  der 
Strandlinie.  Prag,  Dorainicus,  1886. 

Den  beiden  bestehenden  Theorien,  von  denen  die  eine  die  Verschiebungen 
der  Strandlinie  kontinentalen  Hebungen  (die  jetzt,  sofern  sie  nicht  mit 
Faltung  in  Verbindung  «teilen,  von  der  Mehrzahl  der  Forscher  dir  unmög- 
lich erklärt  worden)  und  Senkungen,  die  andre  Schwankungen  des  Meeres- 
spiegels zuschreibt,  gesellt  nun  der  Verfasser  eine  dritte  hinzu,  welche  auf 
der  immer  mehr  sich  klärenden  Erkenntnis  von  der  Wichtigkeit  der  Ver- 
werfungen oder  Einbrüche  gröfserer  und  kleinerer  Scholien  entlang  von 
Bruchspalten  basiert.  Dieser  Theorie  zufolge  sind  die  Verschiebungen  der 
Strandlinie  bedingt  durch  die  fortgesetzten  Einbrüche  der  Meeresräume 
(vgl.  dazu  in  Litt.-Ber.  1885,  Nr.  89,  die  Bemerkung  vou  Sueis  über 
das  Auftauchen  von  Tafelländern  infolge  von  solchen  Einbrüchen).  Die 
nächste  Folge  davon  wäre  ein  allgemeiner  Rückzug  de«  Meeres  von  den 
Küsten,  wenn  nicht  die  Randspalten  örtlich  in  da«  Festland  eingriffen, 
und  das  Verhalten  der  KUalenachotten  nicht  je  nach  dem  Betrag  ihrer 
Senkung  bald  eine  stationäre  I-agn  der  Strandlinie,  bald  sogar  eine  positive 
Verschiebung  derselben  verursachen  würde.  Leider  ist  die  Grundlage  der 
ganzen  Theorie,  die  Lehre  von  der  fortgesetzten  Senkung  der  Meeres- 
becken, noch  nieht  vSIlig  gesichert;  sie  beruht  nicht  auf  Beobachtung, 
sondern  ist  aus  gewissen  theoretischen  Anschauungen  hervorgegangeu  und 
kann  mit  diesen  wieder  verschwinden.  Aber  immerhin  wird  Löwl«  Theorie 
ihren  Platz  in  der  Wissenschaft  behaupten ; man  mufa  e«  ihr  n&clisagen, 
daf«  sie  gerade  Tür  dasjenige  Moment  eine  Erklärung  gibt,  welche«  bi«her 
so  rätselhaft  erschien,  nämlich  das  ungleiche  Verhalten  benachbarter  Küsten- 
strecken  and  Inseln,  welche  als  Horste  anfgefafsl  werden.  Nur  darf  man 
sich  ihr  nieht  sogleich  als  einer  alleinseligmachenden  Theorie  vertrauuugs- 
voU  in  die  Arme  werfen,  vielmehr  wird  ihre  Anwendbarkeit  in  jedem  einzelnen 
Falle  durch  eingehende  geologische  Untersuchungen  zu  erweisen  sein. 

Supan. 

204.  Winchell,  Sources  of  Trend  and  Crustal  Surplusage 
in  Mountain  Structures.  (Amer.  Journ.  Sc.  1885, 
Bd.  XXX,  S.  417.) 

Der  Verfasser  ist  der  Ansicht,  dafs  di#  ältesten  Gebirge  und  Fest- 
Undslinien  eine  meridiontle  Richtung  benafsen,  und  sucht  den  Gzund  hierfür 
einerseits  in  der  Tidenbewogung  in  den  frühesten  Perioden  der  Rinden* 
bildung,  anderseits  in  der  Abnahme  des  Äquatorialumfangs  (vgl.  Litt.-Ber. 
Nr.  11).  Supan. 

205.  Becker,  G.  P.,  The  geometricftl  form  of  volcanic  cones 
and  tho  olaatic  limit  of  lava.  (Amor.  Journ.  of  Sc» 
1885,  Bd.  XXX,  S.  283.) 

Io  jedem  horizontalen  Querschnitt  eine«  rulkaniachcn  Kegel*  darf  der 
auf  die  Flächeneinheit  entfallende  Druck  der  darüber  liegenden  Maste 
nirgends  die  Elastizitätsgrenze  überschreiten,  wenn  nieht  eine  allmähliche 
Deformation  cintreten  soll.  Dadurch  iat  flir  die  Steilheit  der  Gehänge  eine 
obere  Grenze  gegeben.  Infolge  der  fortgesetzt  am  obern  Ende  erfolgenden 
Aufschüttung  könnte  diese  Greozfonn,  meint  der  Verfaßter,  unter  günstigen 
Umständen  wirklich  erreicht  werden.  Eine  einfache  Berechnung  ergibt 
als  solche  eine  unendlich  hohe  logarithraache  Säule,  dio  durch  Umdrehung 

einer  logarith mischen  Kurze  (y  = e *)  ura  ihre  vertikalo  Axe  (y  so)  ent- 

2 x 

steht.  AU  lüngeneinheit  flir  x und  r dient  dabei  die  länge  c = — -♦ 

wobei  x die  Grenze  der  Druckel«utiz!t<it , ^ die  Masse  der  \ olumeneinheit 
dw  den  Vulkan  xusaruraeneetxenden  Gestein*  bezeichnet.  Dafs  die  Säule 

i 


0 — 200 

60.» 

27,0 

18.0 

33,0 

45,0 

200—  500 

24,0 

10,0 

20,0 

24,4 

20,0 

500—1000 

10,0 

31,0 

47,0 

20,4 

17,4 

1000—2000 

5,0 

22,6 

14,0 

17,® 

12,4 

über  2000 

1,0 

9,6 

1,0 

5,0 

5.0 

54 


Litteraturbericht  Nr.  206—211 


«ine  unendliche  Höhe  besitzt,  zeigt  an,  dafs  der  oberste  Teil  dea  Berg« 
ton  der  ermittelten  theoretischen  Form  wesentlich  abweichen  reufa.  Die» 
ist  indessen  ton  vornherein  tu  erwarten,  da  für  die  Gestalt  des  Vulkan- 
kegcls  noch  manche  andere  Faktoren  maßgebend  sind,  welche  gerade  an 
den  obere  steilsten  Böschungen  am  meiatrn  zur  Geltung  kommen.  Der 

Verfasser  wird  jedoch  durch  diesen  Umstand  veranlagt,  die  Lösung  y=  e 1 
Oberhaupt  für  unmöglich  tu  erklären  und  an  Stelle  derselben  eine  andro 
aufiusucben,  bei  welcher  der  Druck  an  jeder  Stelle  de»  Innern  der 
Elastiiitätsgrenze  möglichst  naho  kommen  soll.  Eigentlich  müsste  ihn  dies 
wieder  auf  die  soeben  verworfene  Lösung  führen ; durch  eine  mathematisch 

nicht  gant  einwurfsfreie  Deduktion  6ndct  er  statt  dessen  j = ^e  1 e*^. 

Hiermit  vergleicht  er  nun  die  Form  einiger  bekannten  sehr  regelmüfsig 
gebauten  Vnlkane  (Fusiyama,  Komagatako,  ML  Shasta,  Mt  Hood,  Popo- 
catepetl,  Sogar  Loaf).  Er  findet  bei  passender  Wahl  der  Längeneinheit 
ein«  in  der  That  recht  gute  Übereinstimmung.  Nur  die  obersten  abge- 
rundeten Teile  weichen  von  der  theoretischen  Form  ab.  Für  dio  Richtig- 
keit der  letztere  liegt  indessen  in  dieser  Übereinstimmung  kein  Beweis; 
— a 

die  einfachere  Gleichung  jr  = e gibt  die  wirklich  beobachteten  Formen 
ebenso  gut  wieder.  Für  die  weitere  Betrachtungen,  die  der  Verfasser  an 
die  gewonnenen  Ergebnisse  anschliefst,  ist  die  Inkorrektheit  der  obigen 

x 

Gleichung  übrigens  unerheblich,  da  der  Term  e nur  in  der  Kühe  des 
— x 

Gipfels  einen  im  Verhältnis  zu  e merklichen  Wert  besitzt.  Insbesondere 
wird  die  Bestimmung  der  Elastizitätsgrenze  z (n  j e p),  aus  den  ermittelten 
Werten  ton  e,  dadurch  kaum  berührt.  Di«  für  x gefundenen  Zahlen, 
welche  allerdings  mit  Rücksicht  auf  die  der  ganzen  Untersuchung  zu  Grunde 
liegende  Voraussetiung  nur  als  untere  Grenzen  gelten  dürfen,  Bibern  sieh 
in  der  That  den  durch  direkte  Messung  ermittelten  Werten  genügend,  um 
eine  Bestätigung  der  Theorie  liefern  zu  können.  .VÖriML 

20C.  Milne,  Seismic  Experiments.  (Transact ions  Seisniolog. 
Soc.  of  Japan,  1885.  Bd.  VIII,  S.  1.) 

Die  Versuche  wurden  1881 — 83  in  der  Nähe  ton  Tokio  teils  mittel« 
Sprengstoffen,  teils  dadurch,  dafs  man  schwere  Gewichte  aus  verschiedenen 
Höhen  auf  den  Boden  fallen  lief« , »gestellt.  Hügel  erwiesen  sich  als 
schwache,  Hohlräume  aber  als  starke  Hindernisse  der  Fortpflanzung  der 
Bodenbewegung.  Nur  im  lockere  Boden  wurden  Bewegungen  von  merk- 
barer Größe  erzeugt;  im  feuchten  Boden  dauerte  die  Bewegung  länger, 
als  in  trocknen).  Die  Seismographen  (Kurvenzeiehner)  brachten  eine 
doppelte  Bewegung  zur  Darstellung : eine  zur  Fortpflanzrichtung  normale 
und  eine  transversale.  Die  Eigentümlichkeiten  derselben  werden  eingehend 
besprochen  und  durch  Diagramme  erläutert ; da  die  letztere  zum  Verständ- 
nis wesentlich  sind , mufs  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

$ujKzn. 

207.  Le  Conto,  Earthequake-shocks  roore  violent  ou  the 
aurfuco  thon  in  reine«.  (Science,  1885.  Bd.  VI, 
S.  540.) 

Für  genanntes  l’binomen  arird  folgende,  auch  vom  Verfaarcr  nur  als 
hypothetisch  betrachtete  Erklärung  gegeben.  Die  vom  Erdbebenscntrura 
ausgehenden  Wellen  brechen  sieh  an  der  Erdoberfläche.  Sobald  sie  nun 
dieselbe  unter  einem  spitzen  Winkel  treffen,  müssen  sie  nach  dem  Gesetz 
von  Airr  als  kräftige  Wellen  entlang  dem  Hindernis;«  und  unmittelbar 
an  demselben  «ich  weiterbewegen,  wäbrend  die  tiefem  Schichten  Verhältnis- 
mäfsig  ruhig  bleiben.  Swjxm. 

208.  Plantamour,  Des  mouvements  periodiquos  du  sol 

accuses  par  les  niveaux  h bullo  d’air.  (Archives  des 
Sciences,  Genf  1885.  Bd.  XIV,  S.  443.) 

Dar  Jahr  188.r>  hatte  nichte  Besonderes  aufzuweisen.  Wie  immer, 
waren  die  Bodenschwankungen  den  mittlere  Lufttemperaturen  parallel. 
Ausnahmen  boten  allein  die  NS. Schwankungen , hauptsächlich  für  zufällig« 
Tcmperaturitadcruogrn  io  einer  und  derselben  Jahreszeit  Di«  Südseite  der 
Niveaumesser  sinkt  Im  Winter  und  wild  im  Sommer  allmählich  gehoben, 
parallel  dem  allgemeines  Temperuturgang. 

Um  den  lg.  Oktober  1881,  sowie  im  ganzen  Juni  1888  und  um  den 
SB.  September  1885  wurde  ein  Gegenaatz  zwischen  Boden-  und  Temperatur- 
Schwankungen  beobachtet.  Diese  Anomalie,  welche  jedoch  nie  im  Osten 
■lattfand,  vermsg  der  Verfasser  nicht  su  erklären.  Die  Bodenbewegungen 
finden  immer  etwas  später  statt,  als  die  Würmcschwankungen.  So  wurde 


das  letzte  Jahr  das  Maxitnslsinken  der  Ostseite  mehr  denn  vier  Monate  später 
wahrgenommen  als  jenes  der  Temperatur.  Während  der  letzten  »eben 
Jahre  bitte  der  Ost  eine  allgemeine  Tendenz  zu  zinken;  nur  im  ersten 
und  im  vierten  stieg  er  ein  wenig. 

Was  den  Süden  anbelangt,  so  fällt  mit  einer  starken  Steigung  des 
Bodens  du  plötslicbe  Sinken  der  Temperatur  am  28.  September  1885  zu- 
sammen; darin  besteht  die  Anomalie.  Darauf  gestützt,  betrachtet  der 
Verfasser  dieses  Maximum  nicht  als  du  jährliche,  denn  es  folgt  nicht  sos 
einet  sllmähiiehen  Ternperatursteigung  im  Sommer,  die  ihren  Höhepunkt 
erreicht  hätte,  sondere  im  Gegenteil  aus  einer  plötzlichen  Erkältung,  als 
die  Südseite  sieh  schon  seit  mehr  als  einem  Monate  in  einer  Senkungs- 
Periode  befand.  HaütarA. 

209.  Ravenstein,  On  Batlry - liypsographical  Map«.  (Proc. 
R.  Geogr.  Soc.  London  1886.  Bd.  VIII,  S.  21, 
mit  Kartanbeilagen.) 

Die  H6hcniuigab*n  der  englischen  Generalstabskarten  und  die  Tiefen* 
angaben  der  Adrniraiitütsk&rten  beziehen  sieh  auf  verschiedene  Nullpunkte: 
jene  auf  oin  ideales  mittleres  Mceresnivesu,  dieses  auf  das  normale  Niedrig* 
nwr  an  dem  betreffenden  Orte,  wo  dio  Messung  vorgenommen  wurde. 
Die  Different  kann  stellenweise  ziemlich  betriehtlich  sein,  und  es  wird  der 
Vorschlag  gemacht,  eine  neuo  hfpeobethometrische  Karte  mit  gemeinsamem 
Nullpunkt  tu  entwerfen,  zu  welchem  Zwecke  vorerst  systcmstiiehe  Tiden- 
beobachtoogcn  angestellt  werden  müssen.  Supan . 

210.  Zenger,  Die  Meteorologie  der  Sonne  und  ihres 
System«.  Wien,  Hartleben  1886. 

Durch  zehn  Jahre  avztematiseh  fortgesetzte  photographische  Aufnahmen 
der  Sonnenseheib«  zeigten,  daß  letztere  bei  starken  atmosphärischen  und 
magnetisch«)  Störungen  von  rasch  wechselnden  weiften  Gebilden  umgeben 
ist.  Es  wird  engenommen,  dafs  diese  Gebilde  atmoephäriachen  Wirbeln  in 
den  obersten  Schichten,  die  allmählich  zur  Erde  hernbsteigen , ihre  Ent- 
stehung verdanken ; es  wird  ferner  auf  Grund  eines  bekannten  Kzperiracntes 
angenommen,  dafs  dio  gedachten  Wirbel  durch  elektrische  Entladungen, 
die  aus  dem  Himmelaraum  kommen,  entstehen,  nnd  dafs  diese  wieder  mit 
Störungen  in  der  Photo-  und  Chroraosphäre  in  genetischer  Verbindung 
stehen.  Das  letztere  sucht  der  Verfasser  durch  die  Beobachtungen  im 
Jahre  1883  zu  beweisen  (paralleler  Gang  irdischer  und  solarer  Störung»). 
Es  wird  hierauf  der  Versuch  gemacht,  ntchzuweiaen,  data  die  magnetischen, 
atmosphärischen  und  endogenen  Störungen  (Erdbeben  und  Vulkanausbrüche) 
eine  Periodizität  zeigen,  welche  mehr  oder  weniger  mit  der  Dauer  einer 
halben  Sonnenrotation  ( 12,«  Tag«)  zusammenßillt ; es  mufs  «her  hervor- 
gehoben werden,  dafs  einerseits  das  statistische  Material  dürftig  ist,  ander- 
seits in  der  Kombination  der  Zahlen  Willkür  herrscht.  Ein  Beispiel  möge 
genügen.  Süditalienische  Erdbeben  kamen  im  Monat  Jannnr  vor:  am  9. 
(in  den  Jahren  1639  und  1826).  am  19-  (im  Jahre  1873)  und  22.  (im 
Jahre  1842).  Daraus  worden  kombiniert  als  mittlere  Erdbebentage  des 
Januar,  der  9.  und  20, a,  woraus  sich  ein  Intervall  von  lli  lägen  ergibt. 

Ebenso  wenig  beweiskräftig  ist  die  Zusammenstellung  aller  Störung» 
der  Atmosphäre  und  de«  Erdinnere  für  da«  Jahr  1885,  die  auffallend  an 
die  Tabellen  Falbs  erinnert.  In  beiden  Fällen  wird  es  als  gleichgültig  be- 
trachtet, ob  die  Störungen  mehrere  läge  vor  oder  nach  der  theoretisch 
besliruraten  Epoche  fallen ; und  da  bekanntlich  Störungen  aufserordentlieh 
häufig  sind,  so  läfit  sieh,  wenn  msn  sich  mit  jener  laxen  Methode  begnügt, 
jede  beliebige  Periodizität  herausfinden,  und  die  Itcehnung  wird  scheinbar 
um  so  heuer  stimmen,  je  kleiner  die  angenommene  Periode  ist.  Wer  an 
wissenschaftliche  Beweise  strengere  Anforderungen  stellt , wird  daher  die 
weittragenden  Schlußfolgerungen  de«  Verfassers  nicht  als  zwingend  annchmeo 
können.  5spas 

211.  Woeikow,  Exaroination  of  Dr.  Croll’s  Hypothesen  of 
Geological  climates.  (Amer.  Journ.  Sc.  1886,  Bd. 
XXXI,  S.  161.) 

Ka  mufs  auf  die»  scharfe . aber  zutreffende  Kritik  beaonden  deshalb 
aufmerksam  gemacht  werden,  weil  Grolls  Theorie  auch  in  Deutschland 
immer  mehr  Anhänger  tu  gewinnen  ech«int.  W.  weist  nach,  dafs  di« 
ganze  Methode  der  Teraperaturberechnungen  Grolls  eine  verfehlt«  isL  weil 
sie  einerseits  auf  die  Diathermaoität  der  Luft  unter  verschiedenen  Bedingun- 
gen, anderseits  auf  die  verschiedet)«  Fähigkeit  der  Wärmeaufnahme  von  Waaaer 
und  Land  keine  iiücksicht  nimmt.  Daher  kommt  es,  dafs  die  Ditfercnsra 
lwisehen  den  ton  ihm  berechneten  und  den  wirklichen  Temperaturen  gröfser 
sind,  als  der  Wärmennteraehied  von  Äquator  und  Nordpol  im  Jahresmittel. 
Die  Frage,  welche  Temperatur  einem  Punkt  der  Erdoberfläche  in  einer  be- 
stimmten Jahreszeit  zukommt,  je  nachdem  er  der  Sodo«  nabe  ateht  oder  ent- 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  212—216. 


55 


fernter  von  ihr  bt,  läßt  steh  nicht  beantworten : nur  <o  ric!  U fit  lieh  sagen, 
dafs  der  Einfluß  der  grfifseni  oder  geringem  Sonnenferne  eich  im  Innern 
des  Festlandes  mehr  geltend  machen  taufe,  als  auf  dem  Oiean  und  an  den 
Küsten.  Ein  nordbemisphlirierber  Winter  im  Aphel  würde  die  Tcmpentur 
der  grofseu  Festländer  erniedrigen,  aber  der  Gletaeherbildung  noch  un- 
günstiger sein,  als  der  gegenwärtige  Zustand  (rgl.  Ztaehr.  Ges.  f.  Erdkunde, 
Berlin  1881.  S.  254).  Ei  wird  endlich  nachgewinen , dsf«  der  Übertritt 
der  südhemisplüfriachen  Strömungen  auf  die  nördliche  Halbkugel  der  Herbei- 
aiehung  astronomischer  Ursachen  zur  Erklärung  nicht  bedarf,  und  dals  die 
Vergletscherung  der  Westküsten  des  aufsertropischen  Südamerika  und  Ton 
Neuseeland  durch  die  Lage  an  grofsen  Meeresflächen,  die  Seewinde  und  die 
Hube  der  Gebirge  beding«  ist.  öüpan. 

212.  Woeikow,  Ou  the  influence  of  accumulationg  of 
snow  on  climato.  (Quat.  Journ.  K.  Meteor.  Soo. 
Lomlon  1885,  IM.  XI,  S.  299.) 

Eine  Schneedecke  erhöht  einerseits  die  Temperatur  des  Bodens,  indem 
sie  dessen  Ausstrahlung  hindert  und  die  Wärmeleitung  TCrlangaamt,  und  er- 
niedrigt anderseits  aus  den  schon  angeführten  Gründen,  wie  auch  deshalb, 
weil  sie  selbst  rasch  und  intensiv  Wärme  auastrahlt,  die  Temperatur  der 
untern  Luftschichten.  An  der  Hand  der  Beobachtungen  in  den  arktischen 
Gebieten  srird  nsebgewieaen,  dafs  der  Tauproxets  des  Schnees,  wenn  dieser 
ausgedehnte  Teile  eines  Festlandes  mit  einer  zusammenhängenden  Decke 
bekleidet,  nicht  durch  die  Sonnenstrahlen,  sondern  durch  warme  Winde 
eingeleitet  wird;  daher  bleibt  im  antarktischen  Gebiot , wo  warmo  Winde 
nicht  eindringen  können,  der  Schnee  das  ganze  Jahr  hindurch  liegen,  und 
auch  ira  Sommer  steigt  die  Temperatur  nicht  über  den  Nullpunkt.  Ein 
Vergleich  der  Stationen  in  Kufsland  und  in  Sibirien  seig«,  dafs  bei  gleicher 
monatlicher  Mitteltcroperatur  die  winterlichen  Maxims  in  schneearmen 
Ländern  bedeutend  höher  sind  als  in  schnccreichen ; ebenso  erxeugt  die  Scbnee- 
schmelze  kalten  Frühling  und  hindert  eine  rasche  Temperatursteigerung. 
Des  Einlluases  der  Schneeschmelxe  auf  die  jährliche  Periode  der  Flüsse  wurde 
bereits  im  Litt--Ber.  1885,  Nr.  284,  gedacht.  Supon. 

213.  Weihrauch,  Über  die  Berechnung  meteorologischer 
Jahresmittel.  (Sitz.  • Her.  Naturforsch.  Ges.  Dorpat, 
1886,  Sep.-Abdr.) 

Die  Jahresmittel  sind  das  arithmetische  Mittel  Ton  den  Mittelwerten 
für  die  zwölf  bürgerlichen  Monate.  Der  Verfasser  weist  nun  nach,  dafs 
diese  Methode  einen  systematischen  Fehler  zur  Folge  hat,  indem  die 
so  gebildeten  Jahresmittel  für  dio  Lufttemperatur  auf  der  nördlichen 
Hemisphäre  kleiner,  und  auf  der  südlichen  gröfscr  sind,  als  die  wahren 
Jahresmittel  (Snmmen  der  Tagmmittcl,  dividiert  durch  365),  und  2)  dafs 
dieser  Fehler  wenigstens  0,1  Frosent  der  jährlichen  Schwankung  {Unter- 
schied der  extremen  Monatsmittel)  betragt.  Stipan. 

214.  Buys  Ballot,  Tho  anomalies  in  the  annual  ränge  of 
temperature.  How  to  dctect  thom.  (Quarterly  Journ. 
R.  Met.  Soc.  Kd.  Xr,  1885,  Sep.-Abdr.) 

Es  läfst  sich  gegenwärtig  noch  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen,  ob  in 
dem  jährlichen  Ginge  der  Temperatur  an  einem  bestimmten  Orte  wirkliche 
Anomalien  Vorkommen  oder  nicht.  Einerseits  ist  es  nicht  möglich , den 
normalen  Verlauf  theoretisch  zu  berechnen:  anderseits  gestatten  auch  dio 
längsten  bis  jetzt  vorliegenden  Bcobacbtungzreihen  nicht,  die  durchschnitt- 
liche Temperatur  eines  jeden  Tages  im  Jahre  so  genau  su  ermitteln,  dafs 
eine  Trennung  wirklicher  und  nur  scheinbarer  Anomalien  ausführbar  wäre. 
Zur  Erhärtung  dieser  Behauptung  gibt  der  Verfasser  eine  Tabelle,  aus 
welcher  iu  ersehen  ist,  wie  oft  während  118  Jahren  in  St.  Petersburg 
jede«  überhaupt  mögliche  (auf  ganze  Grade  abgerundete)  Tagesmittel  that- 
sächlich  rorgekoramen  ist.  (Beispielsweise  schwanken  diese  Tigcsmitte!  im 
Januar  zwischen  den  Grenzen  —37°  und  -j-  4°.)  Man  kann  demnach 
zunächst  nur  die  Abweichungen  von  dem  noch  unvollkommen  bekunuton 
durchschnittlichen  Temperaturvprlaufo  aufsuchen,  also  ermitteln,  ob  gewisse 
Tage  stärkere  Störungen  aufweisen  als  andere.  Zu  dieeem  Zwecke  ge- 
nügt die  Betrachtung  von  Fentadenmitteln  nicht,  seihst  wenn  alle  366 
Fentaden  (nämlich  die  fünf  mit  dem  1.,  2.,  3.,  4.  und  5.  Januar  beginnen- 
den Keihon  derselben)  benutzt  werden;  man  mufs  vielmehr  möglichst  auf 
die  Temperaturen  der  einzelnen  Tage  zurückgehen.  Um  Unregclmäßig- 
keiten  im  jährlichen  Gange  derselben  aufzudeeken,  kann  man  in  verschiedener 
Weise  verfahren.  Man  kann  die  Differenzen  der  mittlern  Temperaturen 
je  zweier  entweder  unmittelbar  oder  in  bestimmtem  Abstande  aufeinander 
folgender  Tage  berechnen  and  alle  diejenigen  als  onorast  bezeichnen,  denn 
Vorzeichen  dem  zu  erwartenden  entgegengeeetzt  izt.  Man  kann  auch  zu- 
nächst Summen  mehrerer  Tagesmittel  bilden  und  diese  alsdann  in  ähnlicher 


Weise  auf  ihre  suceessive  Änderung  prüfen.  Es  kommt  dies  letztere  Ver- 
fahren  im  wesentlichen  auf  eine  teilweise  Ausgleichung  der  durch  die 
Beobachtungen  gelieferten  Tagesmittel  hinaus.  Die  zufälligen  l'nregel- 
mäfeigkeiten  werden  dadurch  gemildert  oder  ganz  eliminiert,  — aber  freilich 
zum  Teil  auch  die  etwa  existierenden  wahren  Anomalien.  Der  Verfasser 
entwickelt  nun  eine  Methode  der  tabellarischen  Berechnung,  durch  welche 
man  alle  diese  verschiedenen  Zahlenreihen  schnell  und  bequem  erhalten 
kann.  Kr  bildet  zunächst  durch  Zusammenfassung  von  je  drei  aufeinander- 
folgenden Tageamilteln  Triadensummen,  die  er  in  drei  Kolonnen  (mit  dem 
1.,  2.  und  3.  Tage  beginnend)  anordnet.  Durch  passend«  Addieren  oder 
Subtrahieren  erhält  er  dann  eus  diesen  weitere  Reihen,  welche  mehr  oder 
weniger  geeignet  sind,  cur  Beurteilung  dos  jährlichen  Temperaturrerlaufs 
zu  dienen.  Bin  vollständig  abgedzuckt«  Beispiel  (auf  den  Mai  in  St. 
Petersburg  bezüglich)  erläutert  das  Verfahren.  Kino  andere  Tabelle  enthält 
für  sämtliche  Monate  (und  denselben  Ort)  swei  Differenareihen , die  gleich 
der  für  den  Mai  gegebenen  ausführlichen  Tabelle  seigen , dafs  gröfsere 
Anomalien , dio  sich  noch  in  den  Mitteln  mehrerer  Tage  auaprägen  , selten 
sind.  Ira  Anacbtufs  bicrau  gibt  der  Verfasser  für  achtzehn  (größtenteils 
in  Mitteleuropa  gelegene)  Orte  ein  Verzeichnis  sämtlicher  Unregelmißig- 
keiten  der  Jabraetemperaturkurven , soweit  dieselben  durch  die  bisherigen 
Beobachtungen  festgeatclit  sind.  Von  besonderem  Interoaee  ist  noch  eine 
kleine  Tabelle,  welche  zeigt,  wie  vielen  dieser  Orte  irgend  eine  Anomalie 
gemeinsam  ist.  Die  vollkommene  Regellosigkeit  der  bier  mitgcteilten  An- 
zahlen untcralützt  die  Vermutung,  dafs  wenigstens  viele  Unregelmäßigkeiten 
nur  zufällige  seien,  die  in  der  noch  unvollkommenen  Ausgleichung  der  in 
den  einzelnen  Jahren  atxttllndcndcn  Störungen  ihren  Grund  haben. 

ScJu*ütl. 

215.  Woeikow,  Etudo  »ur  In  temperature  des  eaux  et 
sur  leg  Variation»  de  la  temperature  du  Globe.  (Aroh. 
Sc.  phya.  et  nat.  Genf  1886,  Bd.  XV,  S.  5.) 

Die  stehenden  Gewässer  werden  nach  ihren  Wärmeverhältniasen  in 
zwei  Kategorien  eingeteilt.  1)  Die  Salxwataeraeen  mit  wenigen  Ausnahmen, 
die  Süfswasaerseen  der  wärme  m Gegenden  und  die  nahezu  isolierten 
Meeresbeckeu.  Ihre  Temperatur  ist  immer  höher,  als  die  der  Maximal- 
dichtigkcit,  und  die  Oberlläclientempenitur  schwankt  jährlich  um  mehr 
als  5°.  Zwischen  der  Temperatur  der  Luft  im  Jahresmittel  (t),  der 
Wasseroberfläche  (la),  der  ganzen  Wassersäule  (ta)  und  des  Grund«  («0 
bestehen  folgende  Relationen : 

t < ts,  t > ta,  ta  > ta,  ta  > tf,  ts-ta  > ta-tf. 

Diese  Relationen  sind  eine  Folge  der  Wärmeausgleichnng  durch  auf-  und 
niedersteigende  Strömungen.  2)  Einige  Salzseen  und  die  Süfswisseraeen 
der  kältem  Gegenden  haben  eine  Geaamttemperatur , welche  gleich  oder 
geringer  ist  ab  die  der  Maximaldiehtigkeit.  Hier  ist  ts  < ta  und  ta  < tf, 
d.  b.  die  warmem  Schichten  befinden  sieb  unten.  Die  Beziehungen  von 
t und  ts  sind  sehr  veränderlich ; ts  kann  wegen  Eisbildung  im  Winter  sehr 
niedrig  werden. 

Die  Ozeane  geboren  in  die  erste  Kategorie.  Ihre  mittlere  Temperatur 
betrügt  in  den  niedera  und  mittlern  Breiten  ca  4 ®.  Es  ist  dies  be- 
kanntlich eine  Folge  der  untern  antarktischen  Strömung,  die  nach  der 
Ansicht  des  Verfassers  durch  Dicbtigkeitsunterschiede  erzeugt  wird,  und, 
weil  dio  lctztom  sehr  gering  sind  und  nur  säkular  wirken,  sehr  langsam 
sein  mufs.  Das  Uauptnauitat  ist,  daß  di«  Abkbhlong  des  Krd- 
körpers  «ich  hauptsächlich  im  Ozean  und  vor  allem  im  Ant- 
arktischen Ozean  vollzieht,  während  das  Festland  wegen  der 
Unbeweglichkeit  seiner  Teilchen  nur  wenig  an  diesem  Prozeß  teilnimmt. 
Die  Abkühlung  der  tiefem  Schichten  der  Ozeane  ist  die  Folg«  ein«  lange 
dauernden  ErkäUungsprozesu«  in  den  polaren  Meeren.  Sujmh. 

216.  Weihrauch,  Anomoraotrigche  Skalen  für  Dorpat,  Ein 
Beitrag  zur  Klimatologie  Dorpats.  (Arch.  f.  d.  Naturk. 
Liv-,  Ehst-  und  Kurlands.  Bd.  IX,  Sep.-Abdr.) 

Das  in  den  letzten  Dezennien  erfolgte  Zurücktreten  der  rein  klimati- 
schen Untersuchungen  in  der  Meteorologie  gegenüber  den  auf  synoptisch« 
Betrachtungen  gerichtebn  bat  dio  früher  so  häufig  vorgeaommene  Berech- 
nung von  Windrosen  für  die  einzelnen  meteorologischen  Elemente  «ehr  ein- 
geschränkt. Und  doch  find  dieselben  von  großem  Werte  für  di«  Darstellung 
d«  Klimas  ein«  Ortes.  Allerdings  ist  eine  durchgreifende  Vervollkommnung 
der  Methode  nötig : « muß  nicht  allein , wie  es  bisher  stets  geschah , die 
Windrichtung,  sondern  auch  die  Windstärke  sum  Ausdruck  gebracht  werden. 
Dies«  Ziel  läßt  sieh  nnr  erreichen,  wenn  man  der  Berechnung  di«  wahren 
auemoraetrischen  Mittel  der  einzelnen  Komponenten  zu  Grunde  legt.  Aus 
allgemein  mathematischen  Gründen  erscheint  es  dabei  unthunlicb,  du  sum 


Digitized  by  Google 


56 


Litteraturbericht  Nr.  217—223. 


Winde  in  Beziehung  gesetzte  meteorologische  Element  als  Funktion  dieser 
Komponenten  daizusteUen ; man  mult  vielmehr  umgekehrt  fragen : welche 
Mittelwerte  der  Windkomponenten  entsprechen  gegebenen  Mittelwerten  jene» 
Elemente?  Da  die  au»  den  erhaltenen  Komponenten  zu  berechnenden 
Windrichtungen  nicht  alle  Quadranten  erfüllen,  sondern  »ich  um  eine 
mittlere  Bichtung  gruppieren,  so  kann  Ton  Windrosen  nicht  mehr  die  Bede 
»ein.  Der  Verfasser  bezeichnet  deshalb  diese  neue  Zuordnung  der  Wind- 
komponentenmittel zu  den  übrigen  meteorologischen  Blementen  als  an  emo- 
metrische  Skalen. 

Nach  dem  angegebenen  Prinzip  bearbeitet  nun  der  Verfasser  die 
14jährigen  Dorpater  Beobachtungen  (1870 — 1883}  de»  Luftdruck«,  der 
Lufttemperatur,  der  Bewölkung  und  des  Niederschlags,  sowohl  für  die  ein- 
zelnen Monate  wie  für  das  Jahr.  Die  Resultate  sind  rollatändig  in  aus- 
führlichen Tabellen  angegeben,  zu  deren  Heratellung  im  wesentlichen  das 
folgende  Verfahren  führt.  Sämtliche  beobachtete  Tagesmittel  einen  Elements, 
z.  B-  der  Temperatur,  werden  nebst  den  zugehörigen  Tsgesmitteln  der 
Windkomponenten  ihrer  Uröfse  noch  in  eine  Reihe  geordnet,  und  diese 
wird  in  lt>  Gruppen  von  je  gleich  vielen  Beobachtungen  geteilt.  Die 
Mittelwerte  der  einzelnen  Gruppen  stimmen  alsdann  mit  den  (aus  praktischen 
Rücksichten  auf  etwas  andre  Weise  berechneten)  Zahlen  der  betreffenden 
Tabelle  überein.  (Bei  der  Niederschlagsmenge  und  teilweise  auch  bei  der 
Bewölkung  ist  die  Zahl  der  Gruppen  geringer.)  Dem  angegebenen  Ver- 
fahren haftet  ein  Übelstand  an,  der  die  Übersicht  über  die  Resultate  etwa» 
erschwert.  Die  Werte  des  Arguments  einer  jeden  Tabelle  sind  keine  runden, 
oder  auch  nur  äqcdistanten  Zahlen,  und  ain  sind  in  den  Tabellen  der 
cinselnen  Monate  und  des  Jahres  nicht  dieselben.  Dagegen  besitzen,  was 
der  Verfasser  besondere  betont , sämtliche  mitgeteilten  Werte  gleiches  Ge- 
wicht, da  sie  auf  gleich  vielen  Einrelbeobzchtuogen  bomben.  Darin  liegt 
in  der  That  ein  nicht  zu  unterschätzender  Vorteil,  besonders  wenn  es  sich 
um  weitere  wissenschaftliche  Verwertung  des  lleohachtungsmatensls  handelt. 

Die  Resultate  selbst  können  auszugsweise  natürlich  nicht  wieder- 
gegeben werden;  ee  sei  nur  erwähnt,  dsfs  sie  im  allgemeinen  einen  sehr 
deutlich  ausgeprägten  Zusammenhang  der  verglichenen  meteorologischen 
Elemente  zeigen.  &Amfdr. 

217.  Hann,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Verteilung  des  Luft- 
druckes auf  der  Erdoberfläche.  (Meteor.  Ztaclir.  1886, 
Bd.  III,  S.  97.) 

Die  Bearbeitung  von  Isobarenkarten  für  die  neue  Ausgabe  ton  Berg- 
baus' Physikalischem  Atlas  gab  dem  Verfasser  Veranlassung  zu  einer 
kritischen  Untersuchung  des  vorhandenen  Materials  und  zur  Berechnung 
neuer  Mittelwerte,  von  denen  jene  aus  der  arktischen  Region,  von  Oztasien, 
Australien,  Westindien  und  dem  südöstlichen  Teil  des  Mittelmeere»  hier 
mitgeteilt  werden.  Pur  die  Methode  der  Berechnung  ron  Normalwerteo 
enthält  der  Aufsatz  einige  sehr  wichtige  Bemerkungen.  Das  Endresultat  in 
bezog  zuf  die  Zuverlässigkeit  der  Isobarenk»rten  ist  folgendes:  »die  Kur- 
ven, die  mit  dem  vorhandenen  guten  Material  konstruiert  werden  können, 
hedürfen  so  umfassender  Interpolstionen,  dsfs  sie  eigentlich  mehr  eine 
Darstellung  unserer  Vorstellungen  von  der  Verteilung  des  Luftdruckes 
sind,  als  der  Ausdruck  von  Thatsachen" . Niemand  wird  aber  bestreiten, 
dafs  die  bisherigen  Isobarenkarten  trotz  ihrer  Mangelhaftigkeit  (bei  den 
meisten  war  sogar  die  Schwcrckorrektion  vernachlässigt)  dor  Wissenschaft 
schon  grobe  Dienste  geleistet  haben.  gupan. 

218.  Hildebrandsson , Die  mittlere  Bewegung  der  obem 
Luftströme.  (Meteor.  Ztaclir.  1886,  Bd.  HI,  S.  19.) 

Dectievrcni,  Direktor  des  Observatoriums  zu  Zikawei,  hat  jüngst  nach- 
gewiesen, dafs  auch  in  Ostasien  dio  Cirruswatken  das  ganze  Jahr  hindurch 
vorherrschend  (in  69,4  i*roz.  aller  Beobachtungen)  ron  W kommen,  und 
zwar  im  Winter  häufiger  (70,1  Proz.)  als  im  Sommer  (48,7  Proz.).  Dieses 
Resultat  ist  besonders  deshalb  wichtig,  weil  in  China  die  Cirrutbewegung 
entgegen  den  Forderungen  der  Theorie  vom  barometrischen  Maximum  zum 
Minimum  hin  erfolgt.  Für  Europa  fafst  Hildebrandsson  die  Ergebnisse  der 
bisherigen  Untersuchungen  in  folgende  Sätze  zusammen.  »1)  Die  mittlere 
Richtung  der  Cirri  ist  in  ganz  Europa  aus  den  Kompafs-Strichcn  zwischen 
SW — NW.  2)  Im  Winter  kommen  die  Cirri  aus  einer  mehr  nördlichen 

Himmelsgegend,  als  im  Sommer.  3)  Die  nördliche  Kompasante  ist  im 
Winter  besonders  grob  über  Schweden  und  den  nördlichen  Küsten  des 
Mittelländischen  Meeres.  4)  Die  Hiehlung  dieser  obern  Strömung  fällt  mit 
der  mittlere  Richtung  der  Zugatrabe  der  Minima  nahe  zusammen“.  Zum 
weitern  Studium  dieser  für  eine  allgemeine  Windtheorie  hochwichtigen 
Krage  empfiehlt  der  Verfasser  Wolkenbeobaehtungen  und  -messungen  an 
irgend  einem  Punkte  an  der  Polargrcnze  des  lhzotatcs:  besonders  geeignet 
hierzu  wären  die  Aroren  und  Kaprerdisrhen  Inseln.  Slipon. 


219.  Abercromby , Clouda  and  Upper  Wind-Currunts  ovor 
the  Atlantic  Doldrums.  (Naturo  1886,  Bd.  XXXIII, 
S.  294.) 

Nach  Beobachtungen  auf  zwei  Seereisen  kommt  die  ober«  Luftströmung 
über  den  Südost  - Passat  aus  einem  Punkte  rechts  vom  Überdachen-  Wind, 
also  etwa  aus  ESE,  über  dem  NE-l’assat  aber  aua  einem  Punkte  links  vom 
Oberfiächenwind,  d.  h.  von  E,  SE  bis  S und  SSW.  über  dem  SW-Monsun 
des  Golfs  von  Guinea  sichen  die  Wolken  von  E bis  SE;  ein  Beweis,  dafs 
jenor  nur  eine  in  den  untersten  Luftschichten  sich  vollziehende  Ablen- 
kung des  SE-Paasates  ist.  Supan. 

220.  Dinklage,  Die  Staubfälle  im  Passatgebiet  des  Nord- 
atlantischeu  Ozeans.  (Annal.  Hydr.  und  marit.  Meteor. 
1886,  Bd.  XIV,  S.  69  u.  113.  Mit  Karten  auf  Taf.  2.) 

Die  Darstellung  beruht  vorzugsweise  auf  den  Berichten  deutscher 
Schiffe  aus  den  Jahren  1878—84  und  ergänzt  räumlich  die  Abhandlung 
von  Bellmann  (Monatsber.  Akad.  Wias.,  Berlin  1878),  welche  nur  du 
Gebiet  südlich  von  20  * N berücksichtigt.  Der  Verfusar  kommt  aber  zu 
demselben  Sehlufs  wio  Hellmaun,  deb  der  Prep  rungsort  der  nordatlantisehen 
SUubfälle  die  Szhara  ist,  und  nicht,  wie  Khrenberg  annahm.  Südamerika. 
Pur  die  saharische  Abstammung  spricht  zunächst  der  Verbrcitungsbezirk, 
der  im  N etwa  durch  den  Parallel  von  Kap  Juby,  im  W durch  40°  W.  Gr. 
und  im  S durch  eine  ron  Kap  Verde  nördlich  von  SL  Paul  ziehende 
Bogenlinie  begrenzt  wird.  Die«  Grenzen  beziehen  zieh  aber  nur  auf  du 
Vorkommen  ron  Staubfällen  überhaupt;  du  Gebiet  gvöfster  Häufigkeit 
erstreckt  sich  nur  von  der  afrikanischen  Küste  zwischen  K»p  Verde  und 
Kap  Blaneo  über  die  Kapverdischen  Inseln  zum  30.  Meridian.  Die  Süd- 
grenee  verschiebt  sieh  mit  dem  NO-l'azsstgfirtel  im  laufe  des  Jshres  um 
mehrere  Grade,  nicht  aber  die  Nordgrenze,  die  durch  die  Inge  der  Sahara 
bestimmt  ist.  Wirkliche  Staubfille  kommen  aeltcnor  vor,  häufig  dagegen 
Staubneiiel ; meist  hei  trockoner  Witterung.  Dafs  der  Staubnebel  auch  aus 
der  Ssbara  stammt,  geht  daraus  herrnr,  dafs  er  sieh  ebenfalls  fast  nur  auf 
du  östliche  Pusatgebict  beschränkt.  Wirkliche  Staubfille  kamen  in  den 
Jahren  1878  — 84  nur  an  00  Tagen  vor,  also  durchschnittlich  an  8 — 9 Tagen 
im  Jahre.  Von  den  60  Tagen  entfallen  18  auf  den  Januar  und  20  auf 
den  Februar,  und  ebenso  prononciert  zeigt  »ich  du  Wintermaximura,  wenn 
man  die  vom  Meteorologie»!  Office  angeführten  Rille  in  die  Hechnung  ein- 
besieht. Im  Winter  finden  sich  also  die  günstigsten  Bedingungen , wie 
anch  die  Wetterkarten  lehren:  hoher  Luftdruck  über  Nordatrika,  steifer 
Passat,  der  an  der  Saharakäste  aua  dem  lande  webt.  Die  Seltenheit  der 
Staubtalle  südlich  von  Kap  Verde  wild  durch  die  Pllanzenbedeckung  des 
Küstenlandes  in  dieser  Breite  erklärt.  Unentschieden  bleibt  die  Herkunft 
der  African  Smokes  der  Ouineabucht.  Eine  der  ausgebreiteUten  staub- 
falte  wurde  am  12.  Februar  1882  beobachtet ; er  bedeckte  ein  Gebiet  von 
ca  627  300  qkm.  gupan. 

221.  Hoffmann,  Phänologische  Stadion.  (Meteor.  Ztaclir. 
1886,  Bd.  III,  S.  113,  mit  Taf.  6.) 


222.  Ihne,  Kurte  der  Aufblülizeit  der  Syringa  vulgaris  iu 
Europa.  (Ebendas.  S.  121,  mit  Taf.  5.) 

Tafel  6 »teilt  die  Aufblübzeit  des  Apfel-  und  Birnbaumes  in  Europa 
im  Vergleich  zu  jener  in  Giefsen  dar.  Die  Isophanen  (Kurven  gleicher 
Verspätung  oder  Verfrühuug)  verlaufen  im  allgemeinen  WKW — SSO,  und 
zeigen  nur  zwischen  40  nnd  60  * Br.  eine  Übereinstimmung  mit  dem  Fort- 
sebrriten  der  9°  - Isotherme  (nach  Hildebrandsson).  Die  Verspätung  gegen 
Giefsen  (in  Tagen)  für  den  kontinentalen  Teil  östlich  Ton  10°  Ö.  Gr.  zeigt 
folgende  Tabelle; 


Birnbaum  Apfelbaum 
über  60°  Br.  40.»  41,8 

65—60  32,7  31, t 

60 — 55  14,0  16,8 

45  — 60  3,3  3.» 


Ihnes  Karte  befolgt  eine  neue  Methode;  der  Vergleich  mit  einem 
Ausgang-vort  fällt  weg,  und  man  ersieht  sofort  au»  der  Karte,  in  welcher 
Monatshälfle  die  SyriDga  vulgaris  in  irgend  einer  Gegend  zur  Blüte  ge- 
langt. Es  unterliegt  keinem  Zweifel , dafs  dieso  Neuerung  acht  zweck- 
entsprechend ist,  und  die  ältere  Methode  Vordringen  dürfte.  Smjmh. 


223.  Shufeld , Ib  the  dodo  au  oxtinct  birdV  (Science, 
1886,  Bd.  Vn,  S.  145.) 

Enthält  die,  allerdings  nicht  ganz  verbürgte  Nachricht,  ilafs  der  Dodo 
(Didus  ineptus)  auf  den  Samoa-Inseln  noch  lebe.  Supun. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  224 — 227. 


57 


224.  Schröter,  Der  Bambus  und  seine  Verwendung  als 
Nutzpflanze.  Mit  1 Tafel.  Basel,  Goorg,  1885. 

Der  Bambus  (vom  indischen  Marabu  oder  Barabu)  ist  osch  der  Syste- 
matik von  Bentham  eine  der  13  Tribus  der  Familie  der  Gräser,  deren 
charakteristische  Eigentümlichkeiten  ein  holziger,  verzweigter  Halm,  da* 
Gelenk,  an  dem  sich  die  Blottspreite  von  der  Scheide  abgliedert,  und  die 
Dreizahl  der  Saftschüppchen  (lodiculae)  sind.  Die  gtofsten  bekannten 
Exemplare  erreichten  eiue  Hohe  von  nahezu  4ü  m;  die  dicksten  haben 
einen  Durchmesser  von  *29  cm.  Die  Tribus  enthält  22  Gattungen  und 
171 — 174  Arten,  von  denen  nur  eine  (Bambus*  vulgaris)  in  den  Tropen 
der  Alten  und  Neuen  Welt  vorkoramt;  aber  auch  diese  scheint  iu  Amerika 
erst  eingeführt.  Von  den  Gattungen  ist  nur  die  Arundaria  kosmopolitisch. 
Amerika  besitzt  80  Bainbusarlen,  und  zwar  Nordamerika  1.  Zentralaiuerika 
und  Westindien  13,  das  tropische  Südamerika  64,  Chile  7,  Paraguay  1. 
Die  äufsersten  Grenzen  der  horizontalen  Verbreitung  sind  4*2*  S.  und 
40*  N.,  in  den  tropischen  Anden  steigen  sie  bis  gegen  4600  rn  Hohe  au. 
Auf  der  Östlichen  Hemisphäre  fehlen  sie  vollständig  in  Europa  und  Austra- 
lien. Da*  Zentrum  ist  Indien  mit  5G  Arten;  China  hat  15,  Japan  5,  die 
Molukken  *.»,  die  Philippinen  7,  Tahiti  uud  Hawaii  je  1,  Bourbon  3,  Mau- 
ritius 2,  Madagaskar  3 — 4,  Afrika  einige  wenige  Arten.  Die  Grenzen  der 
horizontalen  Verbreitung  sind  in  Afrika  32°  S.,  in  Asien  ca  10°  S..  Poly- 
nesien (Tahiti)  17°  und  auf  drr  Nordhalbkugel  46°  B.  (Kurilen).  Die 
Höbengrenze  liegt  im  HimaUra  in  3000 — 3400  rn. 

Im  Vergleich  zu  den  Nutzpflanzen  der  gemüßigten  Zone  sind  die 
tropischen  zum  Teil  schon  von  Natur  aus  für  den  menschlichen  Gebrauch 
besser  vorbereitet , zum  Teil  auch  in  viel  mannigfaltigerer  Weise  zu  be- 
nutzen. Die  universellsten  Nutzpflanzen  sind  aber  die  Palme  und  der 
Bambus,  der  namentlich  in  Indien  und  (Müden  eine  allgemeine  Verwen- 
dung gefunden  hat.  Düs  betreffende  Kapitel,  welches  sich  nn  die  Darstel- 
lung vom  Wallare  (im  Malcy  Archtpelago)  auschlicNt,  ist  sehr  ausführlich 
und  vollständig.  Der  Bambus  dient  zum  Hüttcnhau,  zur  Umzäunung,  zur 
Herstellung  der  verschiedenartigsten  Gerätschaften,  als  Papier,  als  Nahrungs- 
mittel. als  Medizin,  zur  Herstellung  von  Kleidungsgegensläuden  und  Waf- 
fen, beim  Schilf-  und  Brückenbau,  beim  Landbau  und  in  der  Industrie  Are. 
Die  Bambuskultur  spielt  in  Japan  und  China  eine  hervorragende  Holle  und 
hat  auch  in  Europa,  besonders  in  Südfrankreich  (Departement  des  Basses- 
Pyrtnre«)  schon  festen  Fuß  gefaßt.  Die  Zahl  der  kultivierten  Arten  in 
Europa  beträgt  jetzt  11;  data  sie  auch  ein  kältere.*  Klima  vertragen,  be- 
weist ihr  üppiges  Wachstum  bei  Schlieren  im  Limmattbal.  .viipun. 

225.  Peter,  Ursprung  und  Geschichte  der  Alpenflora. 
(Ztschr.  1).  u.  ö.  Alpenverein,  1885,  Bd.  XVI,  S.  1.) 

Um  den  Ursprung  der  Alpenflora  »u  erklären,  .teilt  der  Vertaner  eine 
Theorie  auf.  die  gleichsam  zwischen  der  Balls  und  der  Heers  u.  o.  vermit- 
telt. Auf  den  Gebirgen  des  arktischen  Gebietes,  das  seit  der  Devonzeit 
Festland  gewesen  »ein  soll,  entwickelte  sieh  iu  der  Tertiärperiode  aus  den 
Elementen  der  umgebenden  Tieflandflora  die  arktische  Flora,  und  auf  die- 
selbe Weise  entstand  auf  dem  Hochgebirgswall,  der  seit  dem  Tertiär  Asien 
und  Europa  durchzieht,  die  alpino  Flora.  Beide  Floren  drangen  in  der 
Glazialzoit  in  die  Ebenen  vor  und  mischten  sich  ira  eisfreieu  Gürtel  zwi- 
schen dem  nordischen  uud  dem  alpinen  Izrndr:«.  Noch  Ablauf  der  Eiszeit 
begann  die  Rückwanderung,  aber  nicht  der  alpinen  nach  S,  der  arktischen 
nach  N,  sondern  der  Mischflora  nach  N und  8.  Daraus  erklärt  sich 
dt*  Vorhandensein  endemischer  und  arktischer  Arten  in  der  Alpen-,  ende- 
mischer  und  alpiner  Arten  in  der  arktischen  Flora.  Dafs  die  Zahl  der 
endemischen  Pflanzen  in  der  Zirkumpolarzono  ungleich  geringer  ist  als  in 
dm  alpinen  Floren,  führt  der  Verfasser  darauf  zurück,  dafs  die  ursprüng- 
liche arktische  Flora  dem  zerstörenden  Kinflufs  der  Eiszeit  in  viel  inten- 
siveren Grade  erlag  als  die  ursprünglich  alpine.  Aber  auch  von  der 
letztem  seien  die  Ptlsnzen  der  untersten  (montanen)  Gebirgsregion  voll- 
ständig vernichtet  worden;  und  daraus  erkläre  sich,  dafs  nach  der  Eiszeit, 
als  die  alpinen  und  subalpinen  Pflanzen  sich  au  ihre  frühem  Standorte 
zunickzogeu.  die  roouttne  Region  nur  spärlich  von  passenden  Elementen 
der  eingewanderten  Kbenonflora  besiedelt  werden  konnte.  Daher  die  Exi- 
stenz einer,  an  Individuen  reichen,  un  Arten  ober  armen  Pflanzen region, 
die  in  den  Alpen  zwUchen  11(K)  und  1400  ni,  in  den  Beskiden  zwischen 
1040  und  1365  m liegt  und  in  Norwegen  schon  ln  35  m Seehöhe  be- 
ginnt. Der  Verfasser  versucht  auch  dio  Thatsache,  daf*  der  Kaukasus  weniger 
Arten  mit  den  Alpen  gemein  hat  als  der  entferntere  Altai,  durch  die  An- 
nahme zu  erklären,  dafs  der  erstere  von  Meeren  oder  Salzsteppen  umgeben 
war.  welche  eine  Konservierung  der  in  der  ersten  Eiszeit  von  den  Alpen 
in  den  Kaukasus  cingewamlerten  Pflanzen  in  der  zweiten  Riueit,  ab  die 
•norm  sich  entwickelnden  Gletscher  die  Flora  abwärts  drängten,  unmöglich 
machten.  Supan. 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1880,  Litt.-Bericht. 


226.  Wagner,  Moritz,  Die  Kulturzüchtung  des  Menschen 
gegenüber  der  Naturzüchtuug  im  Tierreich.  (Kosmos, 
1886,  Bd.  I,  8.  19.) 

Die  Darwinsche  Selektionsthoorie  reicht  nicht  aus,  um  die  Bildung 
der  menschlichen  Russen  zu  erklären.  Sie  steht  beispielsweise  im  »chrotfen 
Widerspruch  mit  der  Thatsache,  dafs  ganz  Amerika  trotz  der  grundver- 
schiedenen natürlichen  Bedingungen  seiner  einzelnen  Teile  doch  nur  eine 
einzige  Rasse  beherbergt.  Sie  erklärt  sich  aber  1)  aus  der  unausgesetzten 
Kreuzung  zwischen  den  einzelnen  Stämmen  infolge  der  Scheu  vor  Blut- 
schande, und  2)  au«  dem  Mangel  orogruphischer  Schranken  in  äquatorialer 
Richtung.  Die  Scheu  vor  Blutschande  ist  ailen  Völkern  gemein,  aber  es 
wird  vorausgesetzt,  dafs  dieselbe  zu  einer  Zeit  nicht  bestand,  als  der  Mensch 
gleich  dem  Tiero  noch  nicht  dauernde  Familienbande  kannte.  Zu  dieser 
Zeit  bildeten  sich  die  Rassen  „durch  fortgesetzte  Inzucht  isolierter  Familien 
in  riinmlirli  gesonderten  Wohnbezirken*.  Die  Ratsenhiidung  nahm  ein  Ende 
mit  der  Eiszeit,  als  die  Klimaäuderung  zu  Wiuderungeu  zwang.  Dauerndes 
Zusammenleben  der  Familienglitder  ertötete  die  geschlechtliche  Neigung  zwi- 
schen Geschwistern.  Andre  Faktoren,  wie  die  Fähigkeit,  künstliche  Werk- 
zeuge zu  bereiten  uud  durch  Kleidung  die  Einflüsse  des  Klimas  zu  ver- 
ringern, und  die  Ausbildung  der  Sprarho  und  damit  auch  des  Denkver- 
mögens, erhöhten  die  Migratiousfihigkeit  des  Menschen  und  begünstigten 
Majuenwnnderung  und  Maxscnmixrhung.  An  die  Stelle  der  Naturzüchtung 
tritt  die  KultarzUchtung;  die  RüMenbildung  hört  auf,  und  es  entstehen 
Uiitemuuen  und  Völkertypen  mit  schwankenden  Merkmalen,  welche  die  anthro- 
pologischen Messungen  zu  keinen  scharfen  Resultaten  gelangen  lassen. 

Supan. 

227.  Ratzel,  Fr.,  Dr.,  Völkerkunde.  Erster  Band.  Die  Na- 
turvölker Afrikas.  Mit  494  Abbildungen  im  Text, 
10  Aquaroiltafelu  und  2 Karten.  Leipzig,  Bibliogra- 
phisches Institut,  1885. 

, Zur  Einführung  in  die  geplante  ganze  Serie  völkerkundlicher  Bande 
werden  zunächst  in  einem  voranstehenden  allgemeinen  Teil  die  ..Grundzüge 
der  Völkerkunde**  dargelngt  (8.  1— 96  in  besonderer  Paginierung).  Der 
nachfolgende  afrikanische  Hauptteil  (S.  1 — 648)  behandelt  dir  sämtlichen 
Völker  Afrika*  außerhalb  de*  Kulturbereiches  der  Mittolnicerländer : ihm 
geht  wiederum  eine  kiirzore  Einleitung  (S.  1 — 36)  voraus  Uber  die  Natur 
und  dir  Bewohner  Afrikas,  und  bespricht  dann  in  29  Abschnitten  die  drei 
giofsen  Gruppen  der  Südafrikaner,  der  Zeutralafrikauer  und  Westalrikaner, 
wobei  die  Sudauländer  nur  in  ihrem  westlichen  Drittel,  und  auch  diese* 
weniger  eingehend,  zur  Behandlung  kommen.  Der  Darstellung  der  Unter« 
gruppen  sind  stets  zusammenfawendc  .Schilderungen  der  betreffenden  Schau- 
plätze, auf  welchen  jene  Stumme  sich  bewegen,  vorangestellt.  — Dieses 
gesamte,  überaus  reiche,  mit  größtem  Fleifse  und  Beherrschung  der  ausge- 
dehnten I.itterutur  zuxammengelrageue  Material  über  die  Naturvölker  Afri- 
kas ist  wohl  als  eine  Frucht  der  ausgebreiteten  Studien  anzusehen,  welche 
der  Verfasser  bei  Ausarbeitung  »einer  AnthropogeogTaphie  angestellt  hat,  so 
dafs  die  in  Angriff  genommene,  auf  fünf  Bände  berechnete  Völkerkunde  ge- 
wissermaßen eine  spezielle  Ausführung  der  dort  in  einem  abgerundeten  Ganzen 
niedergelegten  Gruudgcdanken  zu  werden  bestimmt  ist.  Diese«  Vorherr- 
schen der  an  thropogeograp  hi  sehen  Gesichtspunkte  ist  ex,  wel- 
ches der  neuen  Völkerkunde  ihr  besonderes  Gcpriigo  aufdrückt ; eine  Fülle  von 
Gedanken  und  anregenden  Hypothesen  wird  hier  geboten,  ohno  dafs  der  Ver- 
fasser darauf  ausgeht,  dieselben  nun  auch  sämtlich  bi*  in  alle  Einzelheiten 
aus-  und  durchzuführen.  Liegt  hierin  einerseits  das  ungemein  Anregende 
dieses  Werkes,  welches  ja  in  erster  Linie  für  weitere  Kreise,  für  alle 
Gebildeten,  bestimmt  ist,  nicht  speziell  für  die  Fnchgcnossen , die  es 
jedoch  zu  weiterer  Spezialforschung  mannigfach  anregon  dürfte,  so  wird  man 
demselben  anderseits  einen  gewissen  methodischen  Vorwurf  insofern  machen 
können,  als  die  vorangeschickten  „Grundzüge"  sowohl , wie  der  umfang- 
reiche sechste  Abschnitt  („Allgemeines  über  die  Neger")  gewisse  in  der 
Entwickelung  der  Völker  nacheinander  aufhetende  Phasen  systematischer 
hätten  henrorheben  müssen,  um  dann  bei  den  Einzelschildernngen  der  zahl- 
reichen Stämme  kurz  und  bestimmt  anxugcben,  auf  welcher  Entwickelungs- 
stufe der  hetToffcndo  Stamm  nun  seinerseits  gerade  steht.  So  vermiet  min 
iu  den  speziellen  Abschnitten  oft  die  nähere  Auskunft  über  bestimmte,  bei 
dem  Mangel  durchgreifender  anthropologischer  Unterscheidungsmerkmale  in 
der  grofsen  Menge  afrikanischer  Völker  doppelt  wichtiger  ethnographischer 
Thatsachen,  wie  Matriarchat,  Art  de«  Erbrechtes  den  Grad  der  Seßhaftigkeit 
u.  a.  rn. 

Ein  ganz  besonderer  Reifs  ist  auf  die  iiufsere  Ausstattung  de* 
Werk«#  und  die  bildliche  Veranschaulichung  verwendet,  gerude  bei  ethno- 
graphischen Darstellungen  ein**  besonders  wichtige  Seite.  Sowohl  die  Schätze 

k 


58 


Litteraturbericht  Nr.  228. 


der  groben  öffentlichen  Sammlungen  (insbesondere  von  Berlin,  Lon- 
don, Mönchen  und  Stockholm)  sind  für  die  Abbildungen  verwertet  worden, 
wie  auch  namentlich  die  schwerer  zugänglichen,  nur  durch  ausgehreitctc 
persönliche  Beziehungen  zu  gewinnenden,  in  Privatbesitz  befindlichen 
ethnographischen  Gegenstände  und  bildlichen  Darstellungen  (besonders  von 
R.  Rurhta,  M.  Büchner,  Fabri,  Falkenitein,  Techuel-Loesche,  Wangeimnn  u.  a.) 
in  ausgiebigster  Weise  herangezogen.  E«  treten  daher  in  den  schön  aus- 
geführten  — zum  Teil  jedoch  etwas  zu  lebhafte  Farben  bietenden  — Bunt- 
drucken und  ebenso  in  den  Hunderten  von  meist  vortrefflich  gelungenen 
Holzschnitten  die  Reproduktionen  schon  vorhandener  Abbildungen  gegen 
die  Fülle  der  Originalbilder  sehr  zurück.  Als  nicht  genügende  Holz- 
schnitte sind  die  Nachbildungen  einiger  Photographien , z.  B.  der  Negerin 
von  der  Lnangokiiste  (S.  227),  zu  bezeichnen.  Die  Quelle,  aus  welcher  die 
Abbildungen  herrühren,  ist  stets  genannt,  was  unentbehrlich  ist,  da  ja  dio 
Abbildungen  gerade  für  ethnographische  Zwecke  einen  sehr  verschiedenen 
Wert  besitzen. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  einzelnen  Abschnitte  des  spezieller.  Teil« 
würde  hier  zu  weit  führen,  in  manchen,  s.  B.  den  Ostafrika  behandelnden 
Abschnitten,  wird  man  nicht  allen  Behauptungen  des  Verfassers  zustimmen 
können;  auch  über  die  von  ihm  getroffene  Auswahl  der  Sudanbcvölkorung 
(in  dem  letzten  Hauptteil : .Die  Westafrikaner“)  wird  man  andrer  Meinung 
sein  dürfen;  denn,  so  gut  wie  die  Hnussa  genannt  wurden,  waren  doch  auch 
die  Bewohner  von  Sokoto.  Bornu  und  Wadai  zu  erwähnen.  Es  genüge  da- 
her, zu  einigen  Punkten  der  „Grundzugc“  der  Einleitung  und  des  wichtigen 
Abschnittes  6 Stellung  zu  nehmen. 

Grotte  Vorsicht  ist  geboten  in  den  schwierigen  Fragen,  welche  die 
Abstammung  der  Religion  und  des  Kulturbesitzes  bei  Naturvölkern  betrelfon. 
Verfasser  neigt  hier  der  Anschauung  zu,  dafs  auf  diesen  Gebieten  viel«, 
was  wir  heute  hei  diesem  oder  jenem  Naturvolke  Terlinden,  von  andershcr 
eingedrungene  Lehren,  bezüglich  Erfindungen  seien,  welche  sich  in  redu- 
zierter Form,  oder  als  verderbtes  Überbleibsel  erhalten  haben.  Somit  wäre 
das  geistige  Leben  der  Naturvölker  eher  ein  verkümmertes,  rückwärts  ge- 
gangenes als  der  Entwickelung  zustrehendes,  der  heutige  ärmliche  Koltur- 
besitx  nur  der  Rest  einer  grofsern  Summe  von  Besitztümern.  So  zutreffend 
das  in  einzelnen  Pillen  ist,  scheint  die  Verallgemeinerung  dieser  Anschauung 
auf  alle  Naturvölker  dem  Referenten  doch  ab  eine  allzugewagte. 

Vorsichtiger  verhält  sich  der  Verfasser  der  Frage  gegenüber,  ob  dis 
Bekleidung  aus  Befriedigung  der  Gefallsucht  oder  aus  Schamgefühl  hervor- 
gegangen sei,  da  er  keine  Möglichkeit  sicht,  die  Priorität  eine*  der  beiden 
hier  in  Fragt«  kommenden  Gefühle  zweifellos  festzualellen.  Aus  den  That- 
sachcn  ergibt  sich  xwar  dos  Übergewicht  der  Lust  zum  .Schmucke  über  das 
Schamgefühl,  aber  daraus  folgt  nicht  auch  das  höhere  Alter  derselben. 

' In  dem  letzten  Abschnitt  (.der  Staat-,  S.  87  u.  ff)  hätte  die  Anordnung 
syitematischer  »ein  können;  bei  der  Ausbildung  der  Staaten  spielt  denn 
doch  wohl  die  Rassenbegabung  eine  gröfsere  Rolle,  ab  ihr  der  Verfasser 
einrüumt. 

In  der  Einleitung  zum  speziellen  Teil  wird  die  auffallende  RosKcnarmut 
des  Erdteils,  die  Herkunft  deT  hellen  Südafrikaner  und  dunklen  Zentral- 
afrikaner behandelt,  und  sodann  ein  kultureller  Gegensatz  der  Küstenvölker 
betont  im  Vergleich  zu  den  Bewohnern  des  Innern,  indem  die  Kultur  nach 
den  Binnenländern  hin  zunehme.  Schon  in  der  Antbrnpogcographio  findet 
»ich  die  Ansicht  ausgesprochen,  dafs  die  hellfarbigen  Südafrikaner  und  die 
im  Innern  zerstreut  auftretenden  Zwergvölker  ab  die  ältesten  Einwanderer 
des  Erdtoils  aufxufosuen  seien,  denen  dann  die  dunkelfarbigen  Negerstärame 
folgten,  weiche  ihrerseits  wiederum  von  den  Hamiten  nach  Süden  gedrängt 
worden  seien.  Beweise  für  diese  Hypothese  waren  bis  jetzt  nicht  zu  ge- 
winnen. Die  Annahme  von  einer  Steigerung  der  Kultur  mit  dem  Eindringen 
in  das  Innere  darf  wohl  nicht  *o  allgemein  auf  die  gesamte  Kultur,  ab 
vielmehr  auf  go wisse  Seiten  der  Industrie  bezogen  werden;  hier 
ist  ja  allerdings  durch  die  langandauemdc  Berührung  mit  den  Erzeugnissen 
europäischer  Kultur  so  manche  blühende  Industrie  dahingotch wunden  oder 
doch  stark  zuruckgegangen.  Daher  machen  manche  Stämme  des  Innern, 
welche  erst  in  den  letzten  Dezennien  in  ihrer  ursprünglichen  Kulturroin- 
heit  aufgefnnden  wurden,  wie  dio  Waganda,  Njarn-Njam,  Monbuttu,  den 
Eindruck,  ab  acicn  sie  Träger  einer  hohem  Kultur,  wie  dio  heutigen  Küsten- 
völker. Interessant  aind  die  Beziehungen  zwischen  den  Njam-Njam  uud 
den  westafrikanbehen  Fan. 

Sehr  eingehend  gibt  der  Verfasser  die  allgemeine  Charakteristik  der 
Neger  in  Abschnitt  6,  wenn  schon  manche  Seiten,  wie  x.  B.  das  Matriarchat 
(S.  152)  entschieden  zn  kurz  kommen.  Nicht  Überall  jedoch  steht  das 
hier  Gesagte  in  vollem  Einklang  mit  manchen  der  spatem  Ausführungen. 
So  wird  z.  B.  S.  225  behauptet,  dos  gewobnheitaraäfsige  Nacktgehen  er- 
strecke «ich,  wo  es  überhaupt  unter  den  Negern  voikomme,  nur  auf  das 
männliche  Geschlecht,  während  doch  nach  den  Mitteilungen  auf  S.  494, 
■53'J  und  575  bei  manchen  Stämmen  gerade  die  Wtibor  viel  mehr  ent- 


blöfst  geben  ab  dio  Männer.  — Auffallend  sei  (nach  S.  222)  dio  Unkenntnis 
de«  Gerbens  bei  diesen  berdenreichen  Völkern,  ein  Proxefs  der  nur  im  Sudan 
sich  finde.  Auf  S.  388  wird  dann  aber  von  den  Hatoka  am  Sambesi  mit- 
geteilt, dafs  sie  diese  Fertigkeit  besitzen  und  dieselbe  mit  gTofitcra  Erfolge 
veimittcbt  der  Rinde  eines  Omkura  genannten  Baumes  ausüben.  (Man  ver- 
gleiche hierzu  das  S.  511  über  die  Bongo  Gesagte.)  Sehr  überraschend 
ist  die  Auffassung  der  Beschneidung  ab  ein  Rest  der  Menschenopfer 
(S.  172,  vgl.  dagegen  „Grundzüge“  S.  68).  Dieser  Gebrauch,  düsen  Vor- 
kommen übrigens  bei  den  Stämmen,  welch«  sie  üben,  nicht  überall  erwähnt 
wurde,  ist  doch  wohl  weiter  nichts,  ab  das  fortdauernde  Hufserliche  Sicht- 
barroschen  der  abgetretenen  Mannbarkeit,  welch«  sich  durch  dos  Hervor- 
treten d«T  Eichel  aus  der  Vorhaut  dokumentiert.  — - Auch  di«  S.  181  aus- 
gesprochene, ab  wahrscheinlich  hiugestellte  Ansicht,  dafs  „der  Fctischglaub« 
aus  der  Seeltnverohrung  heraus  einem  reinem  Götterglauben  xugewachsen 
sei,  ähnlich  wi«  bei  hohem  Völkern  der  Bilderdienst  geistigere  Vcrehrung*- 
formen  überwuchert“,  ist  keineswegs  ohne  weiteres  zuzugeben. 

Es  mögen  diese  Andeutungen  genügen ! Ist  es  ja  doch  leicht,  an  einem 
grob  angelegten  Werke  einzelne  Stellen  zu  bemäkeln,  besonders  auf  einem 
vielfach  so  hyt>otheti8fhen  Gebiete,  wie  die  Völkerkunde  cs  zur  Zeit  noch 
ist.  Kommt  doch  das  hier  vorliegende  gedankenreiche  und  nach  den  ver- 
schiedensten Richtungen  anregende  Buch  gerado  jetzt  gelegen  und  wird  vielen 
in  dem  Drange  nach  Befriedigung  ihrer  Kenntnisse  über  die  Bewohner  Afri- 
kas ein  guter  Führer  sein,  welcher  die  in  der  Fachliteratur  vorhandenen 
monographischen  Arbeiten  von  G.  Fritsch,  R.  Hartroaun,  G.  Schweinfurth, 
G.  Nachtigal  u.  a.  wesentlich  ergänzt  und  von  allgemeinem  Gesichtspunk- 
ten aus  zu  umspannen  versucht.  jy.  R<gtl  (Jena). 

228.  Schneider,  "W. , Die  Naturvölker,  Mißverständnisse, 
Mißdeutungen  und  Mißhandlungen.  1.  Teil.  Pader- 
born und  Münster,  Ferd.  Schöning!),  1885. 

Der  VerfesMr  nimmt  in  »inet  Diskussion  öos  Wesens  der  Nnturrolker 
Stellung  gegen  die  Darwinistische  Auffassung  der  Entwickelung  des  Men- 
schengeschlechts aus  niederen  tierihnlichcn  Anfängen.  Er  betont  mit  Recht, 
dafs  nirht  jeder  niedere  Entwickelungszustand  eines  Volkes  auf  seit  alters 
geringfügigem  Fortschritt  beruhen  raufs , dafs  er  vielmehr  auch  die  Folge 
von  Rückschritt  »ein  kann.  So  sehr  man  aber  auch  den  Satz  de«  Ver- 
i fassen  billigen  mag,  dab  die  gräf&te  gegenwärtig  zu  findende  Verkommen- 
heit eines  Naturvolkes  nicht  ohne  weitere«  ab  ein  Spiegelbild  de«  Urzu- 
standes unsres  Geschlecht«  zu  gelten  hat,  ist  doch  der  Standpunkt  de« 
Verfassers  nicht  weniger  dogmatisch  als  der  von  ihm  bekämpfte,  wenn  er 
Überhaupt  die  Kulturarmut  der  sogenannten  Naturvölker  ab  eine  Rück- 
schrittswirkung auffafst  und  die  Gleichung  aufstellt:  „Wildheit  = Ent- 
artung“. Nur  bei  sehr  gläubigen  Gemütern  wird  dos  Urteil  de«  Verfassers 
Anklang  finden:  „Jedenfalls  ist  die  Bevorzugung  de«  Urmenschen  in  Form 
göttlicher  Belehrung  oder  einer  aufcerordentlichen  Führung  bis  zur  Mög- 
lichkeit der  eignen  Fortbildung  unvergleichlich  anmutiger  und  wissenschaft- 
lich annehmbarer  ab  dio  Herabwürdigung  desselben  zum  tierischen  Ur- 
erzeuger“.  Ganz  ungereimt  ist  die  Alternative  des  Verfassers,  man  müsse 
entweder  „göttliche  Einleitung  und  Begleitung  der  menschlichen  Entwicke- 
lung“ (warum  nicht  gleich  tapfer  theologisch  „UrofTenbarung“  ?)  annehmen 
oder  .den  Urmenschen,  dem  es  einfiel,  die  Kunst  des  Feuerzündens  und 
de«  Kochens,  der  Tierzähmung  und  des  Ackerbaues  za  erfinden,  ab  ein 
Universal-  und  Sükulargcnio  anschen“.  Als  ob  irgend  ein  Vernünftiger  di« 
genannten  fundamentalen  Fortschritte  unsres  Geschlecht«,  welche  sicherlich 
vielen  Jahrtausenden  und  unzähligen  glücklich  verwerteten  Zufälligkeiten 
zu  danken  sind,  auch  ganz  zweifellos  in  Australien  und  Amerika  noch  vor  !00( 
beziehentlich  400  Jahren  zum  Teil  noch  völlig  anbekannt  waren,  einem 
einzigen  Adam  andichtete! 

Trotzdem  ist  das  in  Rode  stehende  Ruch  keineswegs  unTordienstlich. 
Sein  Hauptwert  liegt  in  dem  zweiten  nnd  dritten  Drittel  seine«  Inhalt«, 
wo  der  Verfasser  mit  immer  genauer  Angabe  der  Belegstellen  teilweise 
nahezu  erschöpfende  Übersichten  gibt  Uber  Kannibalismus,  über  Hinschlach- 
ten von  Menschen  am  Grabe  andrer,  denen  sio  das  Geleit  ins  Jenseits  geben 
sollen,  über  Geisterglauben  und  Hexenwahn,  über  Stellung  des  Weib«  und 
Vielweiberei,  über  Trägheit,  geschlechtliche  Ausschweifung  und  Kindcrroord 
der  Naturvölker. 

Bei  der  ansehnlichen  Belesenheit  des  Verfassers  fallen  mancho  selt- 
same Verstöfsc  gegen  bekannte  Thatsachen  nur  um  so  mehr  auf.  Blofs 
einige  derselben  seien  hier  erwähnt.  So  ist  die  von  Uhonykow  allerdingi 
behauptet«  Verwandlung  der  blonden  Haare  und  blauen  Augen  unsrer  schwä- 
bischen Ansiedler  Transkaukatiens  ins  Schwarze  (S.  12)  längst  ab  ein  auf 
Verwechselung  beruhender  Irrtum  erkanut  worden.  Dafs  die  Germanen 
jemals  unter  polaren  Naturbedingungen  gelebt  hätten  (S.  60),  ist  völlig 
nnerweislich.  Ein  ..VÖlkerrückfall*'  wird  S.  67  zu  beweisen  versucht  durch 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  229—234.  59 


4ie  gtnt  unstatthafte  Aufstellung  einer  Deszendenz  der  heutigen  Beduinen« 
Stämme  Arabiens  Ton  dem  altspanisehoo  Kulturvolk  arabischer  Zuuge.  S.  121 
wird  die  Zahl  der  jetzt  lebenden  Menschen  entschieden  zu  niedrig  auf 
1400  Millionen  bestimmt.  Die  'llinkiten  oder  Koluschen  bewohnen  nicht, 
wie  S.  282  zu  lesen,  die  ganze  K liste  vom  Kkssbcrg  bis  zum  Kolumbiu- 
strom,  sonden»  sie  reichen  nicht  Ober  den  55.  Parullelkreis  südwärts. 

Kirtkhoff. 

229.  Reclus,  l5lie,  Lee  priinitifs.  Ütudes  d’ethuologie 
coraparee.  2.  Aufl.  Paris,  Chamerot,  1885. 

Auf  dem  Hintergrund  der  landschaftlichen  Szenerie  des  betreffenden 
Wohn  raumes  entwirft  der  Verfasser  lebhafte,  farbenreiche  Schilderungen 
der  Sitten  einiger  von  der  europäischen  Kultur  noch  wenig  oder  gar  nicht 
berührter  Volker  und  Völkcrgruppcit:  der  Eskimos  und  der  Aleuten,  der 
Apotschcn,  dor  Natrs  (oder  Najer)  au  der  Mulubarküxte,  der  Bergvölker  in 
den  Nilgiria,  der  kolumchen  Stimme  (Kolhs)  in  Bengalen.  Ks  ist  eine 
Darstellung  nach  Litteratuiqaellen,  die  der  Verfasser  leider  nur  in  allge- 
meinster Weise,  niemals  mit  genauer  Stcllcnnngabo  zum  Beleg  anführt. 
Kinmal  stöfst  man  sogar  auf  das  Citat  .Adolf  Bant  nur  ohne  jegliche  Angabe 
des  Werkes,  welches  gemeint  ist;  da»  könnte  wie  Vergoltuug  erscheinen. 

Die  Hauptabsicht  scheint,  wie  auch  der  Titel  zeigt,  in  dem  Nachweis 
gewisser  unredlicher  Sittenzüge  bei  gegenwärtig  noch  fortlebenden  Natur- 
völkern, ja  in  Uberlebseln  selbst  bei  hochgelegenen  Kulturvölkern  zu  be- 
stehen. Es  fehlt  daher  nicht  au  mancherlei  Vergleichen , die  jedoch  bis- 
weilen der  unkritischen  Methode  huldigen,  als  inüfsten  irgend  welche  Bräuche 
darum  Cberlebsel  aus  dem  höchsten  Altertum  sein,  weil  sie  solchen  hei 
heutigen  Naturvölkern  von  weitem  ähnlich  sehen.  Was  soll  man  z.  B. 
dazu  sagen,  wenn  der  Verfasser  das  Cicisheat,  wie  es  gelegentlich  argen 
HittenverfalU  in  Italien  allerdings  hier  und  da  legalisiert  wurde,  als  ein 
solches  uraltes  Erbteil  neben  bekannte  schamlose  Brauche  der  Aleuten  stellt ! 
Auch  ob  dio  „Muttcrfamilio“  der  Natrs  aU  Uberlebael  der  Urzeit  zu  deu- 
ten, dUrfte  nicht  so  zweifellos  sein,  ab  der  Verfasser  annimmt.  Sie  ist  ja, 
wie  er  selbst  ausfuhrt,  auf  den  Kricgtadel  beschränkt;  Kriegerkasten  aber 
sind  häufig  sexueller  Verwilderung  anhcimgcfallon , wie  di#  Snporogen  und 
die  Sulu»  unter  Tscbzks  beweisen. 

Von  Kinzehcrstößcn  sei  nur  der  .ständig  wiedorkehrende  Irrtum  einer 
Kcbeneinandnrstellung  von  Koloschen  (Koluschen)  und  Tlinkiten  erwähnt, 
was  doch  nur  verschiedene  Namen  für  dasselbe  Volk  sind , sowie  die  Be- 
hauptung, dio  Körpergröße  der  Eskimos  schwanke  zwischen  l,s  und  1,7  m; 
tlut sächlich  geht  letztere  selbst  bei  Frauen  kaum  jemals  auf  1,5  m herab, 
bei  Männern  aber  steigt  sio  bis  auf  1,8  m.  Kirckhojf. 

230.  Firmin,  Do  lYgalite  des  races  humaines.  Paris, 
Pichon,  1885. 

Das  Interessanteste  an  diesem  Buche  ist,  dato  es  ein  haftischer  Neger 
geschrieben  hat,  der  es  zum  Advokaten,  zum  Schulinspcktor  in  seiner  Hei- 
mat und  noch  zu  andern  Würden  gebracht  hot,  während  seines  Pariser 
Aufenthalte»  auch  Mitglied  der  anthropologischen  Gesellschaft  daselbst  ge- 
worden ist. 

Das  Buch  selbst  ist  eine  weitschweifige  Erörterung  über  die  Frage 
der  Gleichheit  oder  Ungleichheit  dor  Menschenrassen,  wobei  nirgends  weder 
eine  neue  Thatsache  noch  ein  neuer  Gedanke  zum  Vorschein  kommt.  Dem 
Vcrfawer  Ut  cs  vornehmlich  Herzensbedürfnis  nachzuweisen,  dafs  die  Neger- 
rass*  durchaus  nicht  zu  den  uiedera  Kassen  zähle  und  dafs  ihre  Entwiche- 
lungsfthigkcit  nach  Ausweis  der  in  Haiti  erzielten  Fortschritte  eine  sogar 
außerordentliche  sei.  Einesteils  sind  die  hier  geführten  Beweise  für  diese 
Thesen  unnütz,  indem  sie  Wahrheiten  verfechton,  die  in  wissenschaftlichen 
Kreisen  nirgends  auf  Widerspruch  »toben  dürften,  anderseits  schießen  sie 
weit  über  das  vernünftige  Ziel  hinaus  uud  sind  nur  zu  oft  kritiklos.  So 
wird  allen  Ernstes  die  Kulturfahigkeit  des  Negers  damit  zu  erhärten  ver- 
sucht , dafs  die  aUägvptische  Nation  der  Negerrasse  eioverleibt  wird  (ge- 
lehrte Citate  werden  dafür  beigebraeht,  die  aber  eben  nur  von  „äthiopi- 
scher* ira  Sinne  von  ost-hamitiecher  Verwandtschaft  reden).  Die  Griechen 
•ollen  uns  ein  Muster  in  ihrer  Hochachtung  vor  den  Negern  sein,  denn 
schon  Homer  rede  von  den  „untadeligen  Athiopen"  (!).  Aus  Haiti  be- 
kommen wir  nicht  blofs  den  wirklich  bedeutenden  Toussaint  • Louvcrturc 
vorgefiihrt , sondern  eine  ganze  Reihe  noch  jetzt  lebender  duukler  Ehren- 
männer, die  als  bittersten,  Dichter  Ärc.  daheim  oder  in  Paris  glänzen,  bzw. 
geglänzt  haben.  „Innerhalb  eines  Jahrzehnts**,  versichert  der  Verfasser  mit 
patriotischem  Stolz,  „wird  man  in  Haiti  ausgezeichneten  Spezialisten  in 
jeglichem  Zweige  des  Wissens  begegnen**.  Wie  man  sieht,  dürfte  Beschei- 
denheit nicht  zu  den  Tugenden  zählen,  welche  die  lloehkultur  der  schwar- 
zen Kasse  dereinst  erlangen  mag.  Der  Verfasser  beweist  das  ziemlich  deut- 
lich, indem  er  die  Neger  mit  französischem  Pathos  nennt:  „die  Enterbten 
der  Gegenwart,  die  Riesen  der  Zukunft*.  Kirchhoff. 


I 231.  Originalmitteilungen  aus  der  Ethnologischen  Abteilung 
der  Kgl.  Museen  zu  Berlin.  1885. 

Mit  dem  vorliegenden  Hefte  beginnt  eine  Publikation,  welche  zunächst 
i den  Zweck  hat,  weitore  Kreise  rasch  mit  den  eingelaufenen  Vermehrungen 
der  Sammlung  bekannt  zu  machen,  die  ober  auch  kürzere  ethnologische 
Aufsätze  enthalt  (T'dcnbestattung  auf  den  Pelau- Inseln , Reisebericht  von 
Uohde  aus  Südamerika,  Notizen  zur  lamaislischcn  Ikonographie,  Vokabular 
der  Colondos  von  Ecuador  — nicht,  wie  das  Inhaltsverzeichnis  fiibchlich 
meldet,  aus  Costa  Rica).  Auch  Abbildungen  sind  beigegeben.  Supan. 

232.  Andree,  Bich.,  Die  Masken  in  der  Völkerkunde.  (Arch. 
f.  Anthropologie,  Braunschweig  1886,  Bd.  XVI,  S.  478.) 

Masken  sind  bei  außerordentlich  vielen  Völkern  in  Gebrauch;  es  las- 
sen sich  aber  doch  gewisse  Zentreu  finden,  wo  dieser  Gebrauch  besonder* 
intensiv  ist  und  von  wo  aus  er  in  die  Nachbargebiete  üborgreift.  Solche 
Zentren  sind  Ostasien.  Melanesien  und  die  Nordwestküste  von  Amerika. 
Die  Masken  dienen  entweder  ira  Kultus,  oder  im  Kriege,  in  der  Toten- 
ausstattung, in  der  Rechtspflege  und  bei  Schauspielen  und  'Pinzen;  im 
letztem  Falle  stehen  sie  zuin  Teil  auch  in  Beziehungen  zum  Gottesdienst. 
Jede  Kategorie  findet  eine  sehr  eingehende  Besprechung.  .supan. 

233.  Mähly,  Akklimatisation  und  Klimafiebor.  (Deutsche 
Kolonialzeitung  1886,  Bd.  HI,  S.  72.) 

D«  Verb»«,  Anl  von  Beruf,  hielt  «ich  1882 — 84  an  der  Ooidküste 
auf,  um  im  Aufträge  der  Baseler  Mission  die  dortigen  Gcsundhcitsvcrhätt- 
nisse  zu  studieren.  Seiner  Überzeugung  nach  ist  das  tropische  Klima  an 
sich  und  direkt  für  die  Gesundheit  der  weißen  Einwanderer  nicht  gefähr- 
lich. Es  gibt  kein  Kliroafiebcr,  sondern  nur  «ine  Malaria,  die  eine  In- 
fektionskrankheit ist  (auch  die  Bezeichnung  Sumpffieber  ist  unrichtig,  da  die 
Malariukeime  nicht  ausschlicfsiich  an  das  Vorhandensein  von  Sümpfen  ge- 
bunden sind).  Dafs  die  Malaria  nichts  mit  dem  Klima  zu  thuu  hat,  ist 
dadurch  erwiesen,  dafs  sie  übemnpfbar  ist,  wohl  aber  spielt  dabei  der,  nn 
sich  ungefährliche  Prozofs  der  Akklimatisation  insofern  eine  Rolle,  als  er, 
je  nach  der  individuellen  Disposition  die  Aufnahme  des  Kranhintskoimo* 
begünstigen  kann.  Bei  den  Kingcbomcn  fällt  einerseits  diese  Nebenursache 
weg,  anderseits  ist  schon  früh  eiue  Auslese  eingetreten  (große  Kindersterb- 
lichkeit infolge  von  Malaria);  daher  sind  sie  dem  Fieber  weniger  zugäng- 
lich. Die  Hauptursache  der  großen  Kolonistensterblichkeit  in  den  Tropen 
kann  somit  nicht  beseitigt  werden,  auch  nicht  durch  Ausbreitung  der  Boden- 
kultur; wohl  aber  liegt  es  in  der  Macht  des  Menschen,  durch  passende 
Auswahl  von  Stationspliitzen  und  zweckmäßige  Lebensweise  (einige  Vor- 
schriften werden  gegeben,  der  Genuß  von  Wein  und  Bier  nicht  apodik- 
tisch verboten)  die  Hilfxuraachen  zu  beschränken.  Supan. 

234.  Rink,  H.,  Om  do  Eskimoisko  Dinlecter.  (Aarb.  f.  nord. 
Oldk.  og  Hist.  Kjöbenhuru  1885,  p.  219.) 

Die  vorliegende  Untersuchung  der  Eskimodialekte  in  bezug  auf  die 
Lüauug  der  Frage  nach  der  Verwandtschaft  der  Stamme  stützt  sich  auf  das 
ungemein  reiche,  vom  Verfasser  in  langjähriger  Arbeit  zusimraeugetragene 
Material,  welches  bückst  wertvolle  Aufschlüsse  Über  die  Beziehungen  der 
Stämme  zueinander  gewährt.  Nachdem  ein  kurzer  Überblick  über  den  Bau 
der  Sprache  gegeben  ist,  werden  mit  Beziehung  auf  die  Dialekte  die  zahl- 
losen Kskimostamme  in  fünf  Gruppen  vereinigt : die  Grünländer,  dio  Labra- 
dor-, zentralen,  Mackenzie-  und  westlichen  Eskimos,  und  cs  wird  die  vom 
Vorfassor  schon  früher  vortrefflich  entwickelte  Ansicht,  dafs  die  Eskimos  ehe- 
mals Flußbewohner  im  Innern  der  nordamerikanischen  Kontinente  gewesen 
seien,  als  die  wahrscheinlichste  hervorgehoben.  Referent  glaubt,  daß  die 
Kopfzahl  der  raittlcrn  Stämme,  welche  Rink  auf  4000  schätzt,  zu  hoch 
angenommen  ist,  und  oino  Zahl  von  3000  kaum  überschritten  werden  dürfte. 
Ferner  würde  er  vorziehen,  die  Bewohner  des  Smithsundee  und  wenigstens 
von  Nordlabrador  in  diese  Gruppe  einzubegreifen,  da  in  bezug  auf  Sprache 
und  Sitten  diese  Stämme  einander  näher  stehen  ab  den  Grünländern.  Die 
Vergloichung  der  Dialekte  führt  den  Verfasser  zur  Aufstellung  einer  über- 
sichtlichen Verwandtschaftstafel,  nach  welcher  die  Aleuten  sich  zuerst  vom 
Hauptstamro  getrennt  haben,  der  sich  »einerseits  in  einen  östlichen  und  einen 
westlichen  Arm  spaltet.  Der  östliche  teilt  sich  in  den  Mackenzie-  und 
roittlcm  Stamm,  von  denen  der  letztere  die  Labrador- Eskimos  und  dio 
Grönländer  ausstrahlen  läßt. 

Auf  Grund  der  vorhandenen  Wortverzeichnisse  vergleicht  der  Verfasser 
die  Dialekte  zunächst  in  bezug  auf  die  Ausdrücke  für  gewisse  Begriffsklassen, 
wie  Körperteile,  Gerätschaften,  Tierarten,  Verwandtschaft  A*e.,  und  findet, 
daß  die  Namen  der  Gerätschaften  die  größten  Unterschiede  zeigen.  Von 
großem  Interesse  sind  seine  Bemerkungen  über  die  Verbindung  fabelhafter 

k • 


Digitized  by  Google 


60 


Litteraturbericht  Nr.  235 — 239. 


Vorstellungen  mit  Tier-  und  Völkernamen,  welche  einzelnen  Stämmen  un- 
bekannt geworden  find,  sowie  über  die  eigentümliche  Thatsache,  duf*  com 
Mackenzie  bis  Grünland  die  Europäer  *1*  Qavdlunaq  bezeichnet  werden,  ob- 
wohl die  erste  Berührung  in  relativ  junger  Zeit  stattfand.  Es  möge  hier 
die  Bemerkung  verstauet  sein,  dafs  der  Name  alla  (S.  242)  für  Indianer 
auch  unter  den  südlichen  Stammen  von  Bxffin  - I.anl  vorkoramt,  und  von 
dem  Worte  adla,  Fremder,  verschieden  ist.  Diese  Alla  sind  identisch  mit 
den  Hrqigdlit  von  Lancaster- Sund  und  Grönland,  wahrend  das  gleiche  Wort 
im  Westen  Indianer  bezeichnet. 

Zu  wichtigen  Schlüssen  wird  der  Verfasser  durch  eine  Vergleichung 
der  in  den  einzelnen  Dialekten  gefundenen  Stammworte  geführt,  deren  Re- 
sultate in  einer  übersichtlichen  Tabelle  xusammengeslrllt  sind.  Referent 
glaubt,  dafs  eine  l'nUTfuchung  der  Lautwandlung  in  den  einzelnen  Dialekton 
nicht  zu  vernachlässigen  ist,  und  kann  daher  dem  Vorschläge  des  Verfassers, 
die  grönländisch«  Form  der  Worte  als  normalo  anzuoebraen,  nicht  bei- 
ttimiuen. 

Bei  der  unvergleichlichen  Kenntnis  der  eskimoischen  Sprache  und  Cher* 
lieferungen,  welche  der  Verfasser  besitzt  uud  den  aufserordentlich  wertvollen 
Resultaten,  zu  welchen  seine  Arbeiten  schon  geführt  haben,  rau (s  man  seinen 
Untersuchungen  Uber  das  reiche  ntue  Material,  welches  au9  Ostgronlnnd, 
Labrador,  den  zentralen  Gebieten  und  Alaska  in  don  letzen  Jahren  zusum- 
mengetragen  ist,  mit  Spannung  entgegensehen.  li  -as. 

235.  Xoticos  coloniales  publiees  a Uoccasion  de  Texposition 
universelle  d'Anvers  en  1885.  3 Bde.,  mit  mehrern 
Karten.  Paris,  Chullamel  aine,  1885. 

236.  Mager,  Atlas  colonial.  Paris,  Bayle,  1885. 

Das  erstgenannte  bildet  ein  vollständiges  geographisch-statistisches  Hand- 
buch der  französischen  Kolonien  und  Schutzstiutcn  mit  Ausnahme  von 
Algier  und  Tunis.  In  regclrnäfsiger  Reihenfolge  werden  besprochen  die  geo- 
graphische I,oge.  das  Klima,  die  Bevölkerung,  die  wichtigsten  Städte,  die 
Häfen  und  Märkte,  die  Schiffahrts-  und  HandeUbewcgung  in  den  letzten 
Jahren,  die  innem  und  äufsern  Verkehrsmittel,  die  Frachtpreise,  die  Geld- 
vcrhältni*<*,  die  öffentlichen  Arbeiten,  die  Bodenkultur,  die  den  Kolonisten 
überlassenen  Gründe,  die  Industrie,  die  einheimischen  Arbeitskräfte,  die  Ein- 
wanderung, besonder*  die  europäische  Are.  Jede  Kolonie  ist  durch  eine  oder 
mehrere  Karten  im  gröfsem  Matsstab  (von  H.  Mager)  vertreten,  wodurch  das 
Werk  einen  noch  höhern  Wert  erhält,  wenn  auch  nicht  alle  Karten  (wie 
z.  B.  die  der  Insel  Reunion  mit  seltsamer  Terrainzeichnung)  uneingeschränktes 
Lob  verdienen.  Das  Buch  triigt  zwar  nicht  einen  ausgesprochen  offiziellen 
Charakter,  aber  da  es  von  der  französischen  Koionialverwaltung  heruusgegeben 
ist,  und  die  einzelnen  Artikel  meist  von  offiziellen  Persönlichkeiten  bear- 
beitet wurden,  so  verdient  es  immerhin  das  vollste  Vertrauen.  Manche 
Zahlen  siud  sogar  neuem  Datums  als  jene  des  jüngsten  Bandes  der  Statis- 
tiques  coloniales,  und  nur  einige  wenige  (wie  z.  ß.  die  Bevölkerungsdaten 
flir  Senegal)  veraltet.  Der  ernte  Band  enthält  die-  Schilderung  der  asia- 
tischen und  madagassischen  Besitzungen;  als  Nachtrag  hierzu  bringt  Bd.  II 
eine  Beschreibung  Annams  ▼.  Seh illeroans.  AD  geognostische  Haupt- 
bestandteile Annam«  werden  angegeben:  rötliche  Schiefer  und  Sandsteine 
der  Perroforruatiou , rote  und  graue  Sandsteine  und  Schiefor  des  Kohlen- 
terrain*, und  endlich  die  aus  Kalkstein  {Devon  nachgewiesen)  bestehende 
Gebirgskette.  Cber  das  Klima  von  Hut*  (vgl.  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  316) 
werden  neuere  Beobachtungen  von  Philip  und  Maugin  mitgeteilt.  Die  mitt- 
lem  Monatstemperaiureu  waren : 

Aug.  1882  29,0°  Dez.  1882  18j°  Febr.  1884  20,3°  Juni  1884  28,«° 

Sapt.  „ 26,9  Jan.  1883  19,1  März  „ 24,6  Juli  „ 28,4 

Okt.  „ 25,*  Febr.  .,  18,9  April  * 25,4  Aug.  „ 28,4 

Not.  .,  21,4  März  „ 20,7  Mai  „ 27,5  Sept.  „ 28,0 

Aus  den  folgenden  Banden  ist  namentlich  aufmerksam  zu  machen  auf 
die  offiziellen  Berichte  über  da*  obere  Senegalgebiet  und  über  die  projek- 
tierte Seneguleiscnbahn;  eine  Karte  zeigt  die  alte  und  neue  Trace.  Von 
Med  ine  werden  die  meteorologischen  Beobachtungen  im  Jahre  1884  mit- 
geteilt ; die  Temperaturmittcl  weichen  von  jenen  in  der  Östcrr.  Meteor. 
Zeitschrift,  Bd.  X,  S.  375,  mitgeteilten,  ziemlich  beträchtlich  ab: 

Januar  25,1°  April  . 34,1*  Juli  . 27,8°  Oktober  28,6* 

Februar  28,1  Mai  . 33,7  August  26,4  Novbr.  27,4 

Mürz  . 29,7  Juni  . 30,0  SeptÖT.  27,5  Dczbr.  24,4 

Es  ergibt  sich  daraus  ein  Jahresmittel  von  28,57*  (1875:  29,9°).  In 
der  Regenzeit.  Juni  bis  Oktober,  herrschen  Westwinde,  in  der  trocknen  Zeit 
Ostwindc.  Temperaturangaben  von  St.  Pierre  (ca  47°  N,  Beobachtungi- 
jabre  1879—83)  linden  sich  im  dritten  Bande.  Die  extremen  Monate  sind 
Januar  mit  — 6.5*  und  Aüguat  mit  16",  da*  Minimum  war  —16,8°,  das 


Maximum  21,*°,  das  Jahresmittel  Dt  4,7°.  Von  den  KulturverhältnDseo 
Guianas  wird  auch  in  diesem  halb-offiziellen  Werke  ein  sehr  ungünstige« 
Bild  entworfen;  die  beiden  Sätze:  „La  Ouunr  n'est  pa*  cultivfe.  Elle 
pourrait  l’fltre*  enthalten  ein  Urteil,  wie  es  schärfer  und  prägnanter  nicht 
ausgedrückt  werden  kann.  Dagegen  wird  nachgewicseo , daf*  der  Buf  der 
Ungefundheit  nicht  begründet  Dt:  die  Sterblichkeit  betrug  in  der  Periode 
1857 — 79  6,6  Prot,  und  ülwirstieg  niemals  9,9  l'roz.  Dafs  auch  dio  Ker- 
guelen zu  den  französischen  Besitzungen  gezählt  werden,  dürfte  wohl  die 
meuten  I^ser  überraschen. 

Der  Atlas  colonial  enthält  dieselben  Karten,  wie  das  früher  ge- 
nannte Werk,  nur  sind  die  Karten  von  Guianu  und  die  Übersichtskarte  der 
französischen  Kolonien  in  der  Ausführung  etwas  verschieden  (letztere  enthält 
z.  B.  eine  groben*  Anzahl  von  Hafen  pliinen);  an  Stelle  der  Karte  von  ganz 
Zentralafrika  in  Nr.  235  tritt  hier  eine  Karte  des  französischen  Kongo- 
gebiete*,  und  die  Karle  der  Neuen  Hebriden  und  eine  Darstellung  der  pro- 
jektierten ostindisch -chinesischen  Eisenbahnen  sind  neu  hinzugekomrueu. 
Jede  Karte  wird  ton  eiuem  Artikel  begleitet,  und  der  Umstund,  dafs  die 
Verfasser  dieser  Artikel,  unter  denen  wir  don  glänzendsten  Namen,  wie 
Grandidier,  Faidherbe,  Lesseps  Are.  begegnen,  entweder  ForschungsTcDcnde 
sind  oder  in  amtlichen  Beziehungen  zu  den  Kolonien  stehen,  bürgt  für  die 
Gediegenheit  uud  Zurerl&ssigkeit  de*  Textes,  der  allerdings  an  Reichhaltig- 
keit mit  dem  unter  Nr.  235  genannten  Werke  sich  nicht  messen  kann.  Es 
durchweht  denselben  eine  frischt*  BegeUteruug  Tür  die  Ausbreitung  und  Be- 
festigung der  französischen  Kolonialmacht ; auch  für  die  Ausbreitung,  daher 
auch  Gebiete,  wie  nichtfranzüsbche  Teile  von  Hinterindien,  die  Neuen  He- 
briden und  Solomon- Inwln  in  den  Kreis  dor  Betrachtungen  gezogen  werden. 
Wir  fürchten  nur,  dafs  diese  patriotische  Begeisterung  «ich  zu  krankhaftem 
Chauvinismus  steigern  werde,  denn  ein  folgender  Band  soll  aufser  Algier 
und  Tunis  auch  Elsafe-Lothringen  uud  die  aufserfranzöxDchen  Gebiete  mit 
französisch  redender  Bevölkerung  in  Europa,  sowie  die  verloren  gegangenen 
Kolonien  enthalten.  Der  Begriff  ..La  plus  grando  France*'  erhält  somit, 
wie  man  sieht,  einen  für  die  europäischen  Nachbarstaaten  unangenehmen 
Beigeschmack.  Su^an. 

237.  Tho  „Howard  Vincent**  Map  of  tho  British  Empire. 
Edinburgh  und  London,  W.  & A.  K.  Jobneton,  1886. 

Die  vierblätterige  Karte  in  Mercators  Projektion  uud  im  Mafatab  von 
1 : 22.:  Mill.  gibt  ein  deutliches  Bild  von  den  britischen  Kolonien,  die  das 
rote  rlichenkolorit  sehr  scharf  henrorhebt.  Auch  die  neuesten  Erwerbun- 
gen, wie  ßirmn,  Port  Hamilton,  dio  Kalahari  sind  verzeichnet;  ebenso 
auch  die  Kohlen-  und  SchiffahrUstationen.  Kurze  statistische  Notizen  sind 
beigrgeben,  und  eine  Nebenkarte:  „die  britischen  Besitzungen  ira  J.  1786** 
zeigt  uni,  wie  gewaltig  sich  die  britische  Kolonialmacht  seit  luO  Jahren 
entwickelt  hat.  Siipan. 

238.  Salmon,  The  Crown  Colonies  of  Great  Britain.  Lon- 
don, Cassell  & Co.,  1880. 

Kurse  hsndclsgeographischc  unil  statistische  Schilderung  der  zwölf 
Kronkolonien.  Es  bitte  die  Cbetsichl  sehr  gefördert,  wemi  die  vielen 
Zahlenangabon  in  Tabellen  vereinigt  worden  vrSren.  Supan. 

239.  Duro,  Cesäreo  Fermindez,  Colon  v la  HiBtoria  Postum». 
Examen  de  la  que  escribiö  el  Conde  de  Boseliy  de 
Lorgues,  leido  ante  la  Real  Academia  de  la  Historia. 
Madrid  1885.  304  pp. 

Die»«,  neueste  Werk  de»  fleifsigen  Autors,  welcher  un«tr*ilig  iu  den 
bedeutendsten  der  leitenden  Historiker  Spaniens  gehört,  verdankt  »ein«  Ent- 
stebung  der  Publikation  der  „llistoire  Posthume  de  Christophe  Colomb  par 
!e  Comtc  ltoselijr  de  Lorgues“  , Pari*  1885.  Der  Graf  KoseUy , ein  über- 
eifriger Verehrer  des  Columbus,  ist  bekanntlich  »eit  vielen  Jahren  bemüht, 
die  römische  Kurie  zur  Heiligsprechung  de»  Christ.  Columba»  au  bestim- 
men. Das  ietate  Huch  de»  Herrn  Grafen  hat  aber  — mehr  als  alle  frü- 
hem — ilaau  beigetmgen,  durch  Cbciticibungen  und  Entstellungen  das 
Ansehen  de»  Columbus  als  Menscheu  au  schädigen.  Weil  Graf  Itoselly  die 
Fehler  des  grofsen  Seefahrers  und  Entdeckers  verdeckt  und  seiner  Ein- 
gebung zur  Last  legt,  besonders  aber  Veit  er  das  Benehmen  Ferdinands  des 
I Katholischen  gegen  Columbus  als  das  eines  ehrlosen  und  undankbaren  Heuch- 
lers darstellt,  sah  sieh  Herr  Duro  als  Historiker  und  als  Spanier  genötigt, 
die  Wahrheit  schonungslos  ru  enthüllen.  Es  ist  ihm  in  glanzender  Weise 
gelungen,  alle  gegen  Ferdinand  und  Isabetla  und  Carl  V.  wegen  ihrer  Un- 
dankbarkeit gegen  den  Columbus  und  seine  Nachkommen  gerichteten  Klagen 
und  Angriffe  au  widerlegen.  Da»  kleine  Werk  bereichert  unsre  Kenntnis 
der  Entdcckungsgescbichle  wesentlich.  u.  /WokoK.kp. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  240 — 246. 


til 


240.  Ba\mer , Studien  Ubor  den  Seeweg  zwischen  Europa 
und  West  Sibirien.  Mit  1 Karte.  Hamburg,  Friedrich- 
sen  & Co.,  1886. 

Der  erste  Teil  der  Inaugural-Dissertation  enthält  einen  geschichtlichen 
Überblick  der  Nordostfahrten  und  der  darauf  gegründeten  Ansichten.  In 
vielen  Fullen,  wie  2.  B.  bei  der  Beurteilung  der  sogenanuten  Orofsen  Nor- 
dischen Kxpedition  (1734  — 43)  oder  der  Äufserungen  Harra  über  die  Kura- 
See  und  der  daraus  sieh  entwickelnden  Polemik,  machte  sich  eine  selb- 
ständige Auffassung  geltend.  Der  zweite  Teil  handelt  von  den  physischen 
Verhältnissen  der  Meere  zu  beiden  Seiten  ton  Nowaja  Serolja,  und  ist 
eine  rocht  sorgfältige  Zusammenstellung  des  vorhandenen  Materials,  aus  der 
sich  allerdings  keine  weittragenden  Resultate  ergehen;  doch  sind  die  Vor- 
schläge , welche  darauf  ahziclcn , sich  am  Anfang  des  Sommers  ein  l ’rteil 
Uber  die  zu  erwartenden  Eisverhältuixse  der  Kara-See  zu  bilden,  beachtens- 
wert. Die  Frage  nach  der  Schiffbarkeit  der  Kars -Sen  zu  1 lundeiszwecken 
lüfat  der  Verfasser  unentschieden,  und  ebenso  skeptisch  verhält  er  sich 
gegenüber  den  Projekten  einer  Ijind Verbindung  zwischen  Kufsland  und 
Westsibirien.  Das  sibirische  Getreide  konnte  seiner  Ansicht  nach  wegen 
der  hohen  Frachtsätze  nicht  nl*  konkurrenzfähig  auf  dem  europäischen 
Madct  auftreten,  und  Überhaupt  seien  (in  diesem  Punkte  schliefst  er  sich  Petri 
(Ui)  die  wirtschaftlichen  und  administrativen  Verhältnisse  Sibiriens  noch  so 
trauriger  Natur,  dafs  auch  bessere  Verbindungswege  mit  Europa  die  schlum- 
mernden Produktionskräfte  nicht  zu  wecken  vermochten.  Supan. 

241.  Nordenskiöld,  Bemötando  af  anmärkningar  som  rik- 
tats  mot  min  skildring  af  Vegas  färd  kring  Asien  och 

Europa.  (Yraer,  Stockholm  1885,  S.  246,  Sep.-Abdr.) 

Dies«  Verteidigungsschrift  richtet  sich  zuerst  gegen  Pr.  Schmidt,  der 
dem  Verfasser  Zurücksetzung  der  russischen  Forscher  vnrgoworfcn  hatte, 
und  Lnuridscn,  der  diese  Vorwürfe  wiederholt  hatte.  Nordenskiöld  hält 
seine  Darstellung  aufrecht,  wenn  er  auch  zugestebt,  dafs  dieselbe  wegen 
ITnvolUtändigkcit  des  (Juclleumaterial*  mauche  I.Ücke  aufweist.  Die  Frage, 
ob  Wrangel  an  die  Existenz  des  noch  ihm  hemmnten  lindes  gcglautt  hat 
oder  nicht,  liifst  er  unentschiedeu,  und  weist  darauf  bin,  dafs  eino  voll- 
ständige Analogie  zwischen  der  Entdeckung  de*  Wrangel-  und  jener  des 
König  Karl  - Landes  besteht,  ohne  dafs  die  schwedische  Expedition  von  iöf.4 
die  Entdeckung  des  letztgenannten  Landes  für  sich  in  Anspruch  genommen 
hatte.  In  der  Polemik  gegen  Stejneger  berührt  N.  wieder  die  Frage  nach 
dem  Zeitpunkt  der  Ausrottung  der  Seekuh  auf  der  Beringsinsel.  N.  halt 
an  der  Jahreszahl  1779  oder  1780  (nach  Stejneger  1775)  fest,  und  cbonso 
an  der  Jahreszahl  1854,  die  letzterer  ganz  verwirft,  und  zwar  auf  Grund 
von  Aussagen  derselben  Gewährsmänner,  die  N.  befragt  hatte.  In  einem 
Punkte  wird  da«  „Vcgn“ -Werk  berichtigt.  Münsters  Karte  von  Kufslaud 
(1544)  iat  nicht  die  älteste,  sondern  jene,  von  N.  erat  kürzlich  entdeckte,  die 
einer  1538  in  Basel  gedruckten  Ausgabe  der  Soliuua  beigegeben  ist.  Sie 
zeichnet  sich  durch  besonders  korrekte  Darstellung  aus.  Dasselbe  Buch 
enthält  auch  eino  Karte  von  Asieu,  auf  welcher  der  gegenüberliegende  Teil 
von  Nordamerika  als  .Terra  incogniUr  erscheint.  Smjain. 

242.  Hans  Sohiltbergers  Reisebuch.  Nach  der  Nürnberger 
Handschrift  heransg.  von  Dr.  V.  Langmantel.  Tübin- 
gen 1885.  (Bibliothek  Litt.  Ver.,  Stuttgart.  CLXXII.) 

Die»  Nenausgabe  ein«  der  hervorragendsten  deutschen  It.iscwerke 
des  15.  Jahrhunderts  beruht  auf  brwerra  Handsebriftenmaterial  als  die  bei- 
den frühem,  welche  für  wissenschaftliche  Zwecke  in  Botracht  kommen 
können,  nämlich  die  deutsche  von  K.  P.  Neumami  (1859)  und  die  engli- 
sche von  J.  B.  Telfer  (1859).  Sie  konnte  eine  ganze  Reihe  von  Fehlem 
vermeiden,  zu  welchen  der  üble  Zustand  der  Handschrift  die  Vorgänger 
verleitete,  und  vermag  aus  demselben  Grunde  schwierige  oder  dunkle  Stol- 
len richtiger  zu  deuten.  Auch  trägt  sie  durch  den  Nachweis  des  weit- 
gehenden Nutzens,  welchen  Schiltbcrger  von  den  Arbeiten  seiner  Vorgänger 
zog,  zur  Klärung  der  Stellung  bei,  welche  diesem  bayrischen  Reisenden 
in  der  Geschichte  der  Reisen  und  Kcisebochrcibungcu  gebührt.  Das  H.iupt- 
rerdienzt  der  Neuau&gabe  ist  jedoch  ohne  Zweifel  die  Herstellung  eines 
mit  den  heutigen  Hilfsmitteln  kaum  richtiger  zu  gebenden  Textes  eines 
wichtigen  Quellenwerkes  zur  historischen  Geographie  Vorder-  und  Mittel- 
asiens im  Mittelalter.  FrUdrich  Saint. 

Europa. 

243.  Pfaff,  Die  Gletscher  der  Alpen,  ihre  Bewegung  und 
Wirkung.  Heidelberg,  Winter,  1886.  (Frommel  & Pfaff, 
Sammlung  von  Vortrügen,  Bd.  XV.) 

Das  Schriftehen  scheint  durch  die  G!et*ehorknndc  von  Heim  und  die 


moderne  Glazi&ltheorie  hervorgerufen  worden  zu  »ein.  ileim  gegenüber 
erörtort  der  Verfasser  weitläufig  die  Ansicht,  dafs  die  Temperatur  im  In- 
nern des  Gletscher»  in  einer  gewissen  'Hefe,  wo  sie  konstant  wird,  nicht 
über,  sondern  unter  der  mittlcm  Lufttemperatur  liege,  gibt  aber  zu,  dafs 
sie  von  da  ab  mit  der  Tiefe  wieder  zunehme.  Durch  Rechnung  gelangt 
er  zu  dem  Schlafs,  dafs  die  Abschmclxung  nicht  ausrcichc,  um  die  GleUcher- 
bSche  zu  ernähren,  und  er  nimmt  an,  dafs  dieselben  hauptsächlich  durch 
Quellen,  die  am  Glctschcrgnind  hervortTctcn  und  auch  die  Abzogsrinne 
schaffen,  gespeist  werden.  Dafs  Pfaff  ein  Gegner  der  Gletschererosion  ist, 
wird  niemand  wundernebraen,  der  weif»,  dafs  er  gegen  alle  neuem  Theo- 
rien sich  ablehnend  verhält;  aber  seine  Einwände  sind  auch  in  diesem 
Falle  nicht  zutreffend.  Der  Hinweis  auf  sogenannte  physikalische  Unmög- 
lichkeiten imponiert  nicht  mehr,  und  man  erwartet  auch  nicht  mehr,  dafs 
jeder  AlpenglrUchcr  während  seines  periodischen  Vorstofses  ein  Seebecken 
ausbobele.  Non  kann  man  aber  von  der  Theorie  der  Glotacheierosion  nicht 
ragen,  dafs  sie  allein  aus  Spekulation  hervorgegangen;  sie  stützt  sich  im 
Gegenteil  auf  zahlreiche  Beobachtungen,  und  diese  darf  der  Gegner  nicht 
ignorieren.  Der  populäre  Zweck  des  Schriftcheus  kann  auch  nicht  als 
Entschuldigung  dienen;  cs  würde  damit  nur  bewiesen  sein,  dafs  der  Ge- 
genstand für  eine  Erörterung  corara  populo  noch  nicht  reif  ist.  — Zum 
Scblufs  sei  noch  erwähnt,  dafs  der  Verfasser  mit  anerkennenswerter  Offen- 
heit seine  Beobachtungen  über  zeitweilige  vertikale  und  rückläufige  Bewe- 
gungen des  Firns  als  nicht  gesichert  erklärt.  Supan. 

244.  Lang,  Der  säkulare  Verlauf  der  Witterung  als  Ur- 
sache dor  Gletscherschwaukuugon  in  den  Alpen, 
(österr.  Meteor.  Ztßchr.  1885,  Bd.  XX,  S.  443.) 

Die  Voruntersuchung  ergab,  dafs  der  s&kulare  Verlauf  der  Witterung 
auf  beiden  Seiten  der  Alpeu  der  gleiche  ist,  woraus  gefolgert  werden  kann, 
dafs  er  sich  auch  in  den  Alpen  selbst  in  gleicher  Weise  vollzieht.  Die 
biüden  mufsgebenden  Faktoren  bei  den  Gletscherachwankungen  sind  die 
Niederschläge  und  die  Temperatur.  In  bezug  auf  dio  erstem  kommt  der 
Verfasser  zu  dem  Resultat,  dafs  eine  Reihe  niederscbl&gsreicher  Jahre  dem 
Gletechorvorstofs  vorangeht . während  die  niedcrsrhlngrarmen  Perioden  mit 
jenen  des  Gletschenrückzugs  nahezu  zuKammenfallen.  Die  Perioden  hoher 
Jahrestemperatur  geben  jenen  de»  Glct*eherrüekzugs,  und  die  Perioden 
niederer  Jahrestemperatur  jenen  de»  GletwhervoT$tof*e*  etwas  voran,  über 
die  Extreme  der  Jahrestemperatur  fallen  fast  genau  in  die  Mitte  der  ent- 
sprechenden Gletscherschwnnkungen.  Geringer  ist  die  Übereinstimmung 
zwischen  den  Kurven  der  Somraerteroperatur  und  der  Gletscherschwankung, 
und  der  Verfasser  glaubt  daraus  den,  für  die  Frage  nach  den  Ursachen 
der  Eiszeit  wichtigen  Scblufs  ziehen  zu  dürfen , dafs  die  Niederschläge  in 
bezug  auf  die  Gletscher  ein  wichtigerer  Faktor  sind,  als  die  Temperatur. 

8upan. 

245.  Reichelt,  Beiträge  zur  Geschichte  des  ältesten  Wein- 
baues in  Deutschland  und  dessen  Nachbarländern  bis 
1000  n.  Chr.  Reutlingen,  Kocher,  1886. 

Die  allmähliche  Ansbreitung  dos  Weinbau«*  bi»  zum  Jahre  1000,  wo 
er  den  Höhepunkt  erreich!,  wird  in  diesem  Sehnlichen  au.scblief.lich  an 
der  H.nd  Ton  Erkunden  fcstgestellt.  In  der  HiSroereeit  wurde  höchsten* 
am  linken  Kbcinufrr  spärlicher  Weinbau  getrieben;  seine  eigentlichen  An- 
fange  im  westlichen  Rheingau  füllen  aber  erst  in  die  Zeit  des  australi- 
schen liciches,  wie  schon  Bodmaun  dargethan  hat.  östlich  vom  Rhein 
wird  er  zuerst  im  Jahre  G28  oder  038  (Gegend  um  Iadcnhurg  am  untern 
Neckar)  genannt,  und  ins  Innere  von  Deutschland  dürfte  er  im  7,  Jahrhun- 
dert wahrscheinlich  noch  nicht  vorgedrungen  sein.  Einen  bedeutenden 
Aufschwung  nahm  er  im  8.  Jahrhundert,  hauptsächlich  durch  das  reiche 
Kloster  Fulda:  nach  0 finden  wir  ihn  bereit*  bi*  in  die  Gegend  zwischen 
Main  und  J*it  und  bi*  zur  mitllern  Donau  vorgedrnngen.  Im  9.  Jahr- 
hundert haben  sich  die  Weinorte  am  Rhein , besonder*  um  Oberrhein  und 
um  den  Bodensec  bedeutend  vermehrt,  and  ebenso  auch  an  der  obern 
Donau  und  deren  südlichen  Zuflüssen,  Vom  Main  au*  erstreckt  »ich  da* 
Rcbeogcbict  bereit*  in  ds*  Saalethal  und  nach  Thüringen,  und  auch  in 
Württemberg  erscheinen  Gegenden  al<  Weinbauern),  die  e»  jetzt  nicht  mehr 
sind.  Noch  nu*gcbreiletcr  Ul  der  Weinbau  ira  10.  Jahrhundert  (Thürin- 
gen. Brandenburg,  Niedexbavem).  Wesentlich  trug  dazu  der  Gebrauch  de* 
Weines  bei  der  Mene  bei.  Je  mehr  sich  der  Geschmack  und  die  Ver- 
kehrsmittel begleiten , desto  mehr  zog  »eh  der  Weinbau  in  Gegenden  zu- 
zück, wo  er  noch  als  lohnender  Zweig  der  landwirtschaft  betrieben  werden 
konnte.  $»pan. 

246.  Jentzsch,  Beiträge  zum  Ausbau  der  Glazialhypothese 
in  ihrer  Anwendung  auf  Norddeutsehland.  (Jalirb. 


Digitized  by  Google 


62 


Littcraturbericht  Nr.  247—253, 


Preufa.  Geolog.  Landesanstalt  f.  1884,  Berlin  1885, 
S.  438,  mit  3 Tafeln.) 

Die  Relicfformen  des  diluvialen  L'ntcrgrunde«  stimmen  xum  Teil  mit 
denen  der  heutigen  Oberfläche  überein.  PrigUziale  Thüle;  existierten  in 
der  Gegend  des  Pregelthule*  bei  Königsberg  und  des  Weiciueltkale*  bei 
Tliorn,  wie  eich  *a*  dem  welligen  Verlauf  der  thonigen  Schichtengrupp« 
und  ihrer  zunehmenden  Mächtigkeit  in  den  Senkung^gebieten  schliefen 
liiUt.  Am  Beherberg  (bei  Königsberg)  steigen  und  senken  sich  die  liegen* 
den  Tertiir-  und  Kreidexchichteu  ganz  konform  mit  der  diluvialen  Ober- 
fläche. Der  Verfasser  kann  eich  dies  nicht  ander*  erklären  als  durch  post- 
glaxiale  Hebung  und  vermutet  als  1‘rsoche  der  letztem  die  klimatische 
Veränderung  (also  Ausdehnung  des  Bodens  durch  Erwärmung  nach  dem 
Verschwinden  der  Eisdecke).  Vorläufig  müssen  wir  es  aber  wohl  dahin- 
gestellt sein  lassen,  ob  diesem  Faktor  wirklich  eine  geologische  Bedeutung 
xukoromt.  Mehrere  Beispiele  von  erheblichen  Schichtenstörungen  des  Di- 
luviums sowohl,  als  der  liegenden  Schichten  durch  den  tangentialen  Druck 
des  Eises  werden  angeführt. 

Wichtig  sind  die  Bemerkungen  über  die  Gliederung  des  Diluviums. 
Die  von  Berendt  durehgefiihrte  in  ein  oberes  und  untere*  Diluvium  hat 
praktischen  Wert,  entspricht  aber  nicht  einer  doppelten  Vereisung.  Dage- 
gen wird  naebgowieson,  daf»  die  tieschiebemergel  (Gruiidmoränen)  im  nörd- 
lichen Teil  von  Norddeutschland  durch  wenigstens  eine  iutcrglaxiulc  Mee- 
ressebicht  mit  Nordscefaunu  getrennt  wird,  der  im  südlichen  Teil  oinc 
Land-  und  Sufswnsserbildurig  entspricht.  Beachtenswert  ist  in  dieser  Be- 
ziehung das  Profit  von  Punnallcu  ($.  512): 


2.  Vergletscherung, 
3 m mächtig 


J a.  Diluvialsand  und  Grand. 
| b.  Geschiebemergel. 


Interglazial, 

21, fl  ui  mächtig  | 

l.  WTgDtscherung,  | 

27  m mächtig  | 

Vorläufer  der 

1.  Vergletscherung,  J 
27  m mächtig  | 


c.  Kohle  mit  Sanddecke. 

d.  feinkörniger  Sand, 

e.  geschiebefreier  Thonmerge’.. 

f.  Geschicbemergol, 

g.  Sand  uud  Grand  mit  Gerollen, 

h.  Geschiebemorgcl. 

i.  Sand,  Grund  und  Gorüilt. 
h.  Glnukonitmerge), 

k.  Sand  und  Urand. 


Neben  den  geschichteten  intcrglaxialcn  und  Rendbildunsen  gibt  cs 
auch  solche  von  subgiiiialen  Gewässern  {vgl.  Ult.-Ber.  1885,  Nr.  182). 
Die  alleinige  Wiuerabfuhr  unter  dem  Eite  bildet  noch  der  Ansicht  de* 
Verfasser*  den  Hauptgegeniatz  zwi**cheo  den  diluvialen  nordischen  und 
den  Landeisbildungeo  der  Gegenwart.  Im  nördlichen  Hufsland , Finnland 
und  Esthland  fehlen  geschichtete  Zwischenlogen:  die  letztem  werden  nach 
S zu  um  su  reichlicher,  je  mehr  das  Diluvium  an  Mächtigkeit  zunimmt. 
Der  L>fs  aiu  Bande  des  LtmleUc*  ist  äolisch  umgolegerter  GleUcher- 
achlamm;  durch  diese  Erklärung  wird  die  ältere  Lifstheorie  dev  Verfassers 
mit  der  t.  Richthofens  verknüpft.  Supan. 


247.  Dames,  Die  Glazial  bi)  düngen  der  norddeutschen  Tief- 
ebene. Merlin,  Habel,  1886.  (Virchow  & Holtzen- 
dorff.  Snmml.  wissensehafU.  Vorträge,  Heft  479.) 

Eine  populäre  Darstellung  des  norddeutschen  Diluviums  auf  Grund 
der  neuesten  Forschungen , )ind>evondcre  Berendt*  und  seiner  Mitarbeiter, 
sowie  Credners , Nehring»  und  Pencks.  Bedauerlich  *ind  einzelne  Un- 
genaoigkeiten  in  der  Darstellung  der  PrioritiDTerhiltnUs« , z.  B.  betreffs 
der  Entdeckung  der  Diatomeenschichten.  Bezeichnend  ist  der  Satz,  mit  wel- 
chem die  schwebende  Frage  nach  der  Eutstehung  der  preufsiveh- mecklen- 
burgischen Seen  gelöfst  wird  (S.  38 — 33):  .Nach  Ansicht  des  Verfusm 
ist  die  einfachste  Erklärung  die,  dafs  das  auf  den  Plateaus  liegende  und 
iu  der  Abichruelsung  begrilfcne  Eis  seine  Schmelzwiioer  nicht  samt  und 
sonder*  in  die  Thäler  hcrabgevchickt  bat,  sondern  dafs  sich  ein  Teil  der- 
selben in  Bodenvertiefungen  aiworamelte  und  nach  dem  gänzlichen  Ver- 
schwinden des  Eises  als  Seen  zurückgeblieben  ist".  Je  tu  st  cA. 


248.  Berendt,  Geschiebe- Droikautcr  odor  Pyramidalge- 
schiebe.  (Jahrb.  Preufs.  Geolog.  Lnudesanstalt  f.  1884, 
Berlin  1885,  S.  200.) 

Die  dreikantigen  Geschiebe,  .reiche  im  Gebiet  de»  nordische»  l)iln. 
vinnw  rorwiegeod  auf  Anhöhen  oder  hohen  Thalrändern  und  im  innigen 
Zuvimmeuhang  mit  dem  Ge«chiebedeeks«iid  reichlich  Vorkommen , werden 
für  ein  Produkt  der,  weite  Fliehen  bedeckenden  SehmeUwässer  beim  Rück- 
zug dev  Inlandeise«  eritUit.  Soiwo. 


249.  Geinitz,  Diu  mecklenburgischen  Höbenriicken  (Ge- 
sebiebestreifen)  und  ihre  Beziehungen  zur  Eiszeit. 
Stuttgart,  Eugelhorn,  1880.  (Forschungen  zur  deut- 
schen Landes-  uud  Volkskuude,  Bd.  I,  Heft  5.) 

Die  mecklenburgische  Seenplatte  besteht  au«  einer  Anzahl  paralleler, 
nach  SW  (also  hexeynbch)  streichender  Falten  dos  Flotzgeblrges,  da»  aber 
nur  steiler.. eure  au.«  »einer  mächtige»  unterdiluvialcu  Dockt  von  Sanden, 
Granden,  Getblllnscn  Are.  anftaueht.  Anf  oder  au,  manchmal  auch  hinter 
diesen  urspr i» n tz  1 ic h en *)  liodenwellen  lagert  oberdiluvialer  gcschiebe- 
reicher  Moränenschutt  in  1 — 5,  «eiten  8 m,  manchmal  anch  weniger  als 
1 m Mächtigkeit,  welcher  als  endmorinenartige  Anhäufung  der  Grundroo- 
rlitie  hei  dem  allmählichen  Rückzug  der  letzten  Vereisung  zu  betrachten  ist. 
Geinitz  weist  die  Kzistenz  von  10  solchen  parallelen  Geschiebestreilen,  die 
zum  Teil  durch  Querriegel  verbunden  sind , in  Mecklenburg  und  von  je  3 
in  Pommern  mul  Rügen  einerseits  und  in  der  I.ünehurger  Heide  anderseits 
nach,  und  hat  dieselben  auch  auf  zwei  Kärtchen  dargestellt.  Der  markan- 
teste dieser  Geschiebes! reifen  ist  jener,  der  von  der  Insel  Fiel  im  }!  der 
groben  Seen  nach  Feldberg  zieht.  Die  charakteristischen  Eigentümlichkeiten 
der  Morünenlandschaft  sind  innerhalb  dieser  Ge  Ulli  lebest  reifen  meist  noch 
deutlich  entwickelt.  Die  laindstriche  zwischen  den  (leschiebestreifcn  liegen 
entweder  niedriger,  oder  in  gleicher  lfoho  oder  eogar  hiiher  als  die  letzten 
und  sind  sandiger  lieideboden  verschiedenen  Altere : entweder  aus  untern 
Senden,  wie  die  Lüneburger  Heide,  oder  aus  untern  Sanden,  gemischt  mit 
oberdituvialem  Mergel  und  Deckenkies,  oder  eudlich  aus  jungdiluvialcn,  bzw. 
altalluviuicn  Thaltandrn  bestehend.  Der  Verfeaser  weist  nach,  dafs  die  ge- 
nannten untern  Sande,  die  man  bisher  dem  Unterdiluvium  zuwies,  zua 
grofsen  Teil  wenigstens  als  eiue  oberdiluviale  Facies,  nahezu  gleichalterig 
mit  dem  geschiebereichen  Grnndmnränenschutt , zu  betrachten  sind.  E« 
verdient  noch  bemerkt  zu  werden,  dafs  der  Verfasser  sich  immer  mehr  der 
Ansicht  von  einer  zweimaligen  Vereisung  des  europäischen  Nordens  nähert 
(vgl.  Litter.-Ber.  1885,  Nr.  26C).  Supa». 

250.  Berendt,  Das  uuterdiluvialo  Alter  dos  Jouchimsthal- 
Oderberger  Goscbiobowallos.  (Zeitschrift  Deutsch. 
Geolog.  Gesellschaft  1885,  8.  804 — 807. 

l'iiterdilnvisles  Alter  ist  nunmehr  lieber  fealgestellt  für  den  genannten 
Geschicbewill,  der  sich  durch  Mecklenburg  bis  Kliitzerort  über  ca  •' SO  km 
verfolgen  läfst,  und  den  man  bisher  als  Rndmoräue  der  letzten  Vergletsche- 
rung auffafste.  Da  nunmehr  dieso  Deutung  unmöglich*),  eo  neigt  Verfasse 
zu  der  Ansicht,  dafs  dieser  ganze  mecklenburgisch • ruirkitche  Landrücken, 
und  ebenso  der  preuCsische  nnd  pommorsche,  als  Inseln  au«  der  zweiten 
I Vereisung  hervorragteu.  Jmtir*. 

251.  Keilhack,  Über  ein  interglaziales  Torflager  im  Dilu- 
vium von  Lanenburg  a.  d.  Elbe.  (Jahrb.  Geol.  Landes- 
anstalt  für  1884,  Berlin  1885,  S.  211.) 

Du  Torflager  ruht  auf  Getchicbclchm  (Grundmoräue)  und  wird  über- 
lagert von  zum  Teil  mächtigen  Sanden  und  diese  wieder  von  oberem  Ge- 
echicbelrlim.  Dafs  das  Torflager  nicht  während  einer  Oszillation  des  Land* 
eises,  wildem  während  einer  langen  I n t e rglazial zci t mit  gemdfeig- 
tarn  Klima  entstand,  beweist  seine  Flora.  Sujssn. 

252.  Wahnschaffe,  Mitteilungen  ilbor  das  Quartär  am 
Nordrande  des  Harzes.  (Zeitschrift  Deutsch.  Geol. 
Gesellschaft  1885,  Bd.  XXXVII,  S.  897.) 

Von  allgemeinem!  Interesse  ist  das  Resultat,  dafs  der  Südrand  des 
skandinavischen  Iziudcise*  den  Harz  nicht  erreichte,  eondera  nördlich  roo 
den  Vorbergen  desselben  lag.  Supan. 

253.  Wahnschaffe,  Die  geologischen  Verhältnisse  der  Um- 
gegend von  Bathenow.  Mit  1 Karte.  Rathenow,  Ba- 
heu  zien,  1886. 

Dir*«»  kleinen  populären  Seliriftchens  »ei  hier  deshalb  gedacht»  weil 
Rathenow  an  der  Havel  insofern  unter  Intercue  erweckt,  als  c«  an  der 
Vereinigung  des  alten  Welchen!-»  Oder-  und  Elbcthale»  liegt.  Di«  Elbe 
benutzte  danult,  wie  die  zahlreichen  KiezeUchiefer-  uud  Milchquartgerölle 
beweisen,  du  untere  Havelthal.  Supam. 


*)  Die«*  Erklärung  «tebt  im  direkten  Gegensatz  zur  Aufpre**ung*theohe 
ron  Brrendt.  S. 

Wenn  nämlich  „entc  Vcrglettcherung-  und  „l?nterdilu?iuni**  «tül- 
Khweigrnd  zeitlich  portUelttiert  werden.  J. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  254 — 260. 


63 


254.  Wahnschaffe,  Die  Quartärbildungen  der  Umgegend  von 
Magdeburg.  (Abhandlung  zur  geologischen  Spezialkarte 
von  Preufsen,  Bd.  ATI,  Heft  1,  1885.  Mit  1 Karte.) 

Dio  Hnuptclcmento  Her  OborHächetigcbilde  und  : 1)  im  Elboth&l  io  einem 
Streifen  ton  durchschnittlich  10  km  Breite  Alluvium,  teil*  au#  iütcrm  Thai- 
land, teils  aus  jungem  Flu  CwblagcrunRen,  meist  Schlick,  bestehend;  2)  west- 
lich vou  der  Elbe  das  wellige,  nach  W ansteigende  LÖf#lond  der  Börde; 

3)  das  nördliche,  östliche  und  westliche,  höher  liegende  Randgebiet  aus 
unterm  Diluvium.  Dem  Alter  nach  werden  in  ansteigender  Linie  folgende 
Quartärbildungen  unterschieden : 

1)  Eine  prüglaziale  Paludinenscbichte  ist  nicht  vorhanden;  iV.udina 
diluviana  wurde  aber  auf  sekundärer  Iurgerstüttc  gefunden. 

2)  Altglaxialer  Flufsschotter  von  Uellnitz. 

3)  Unterer  Oceehiebemcrgcl,  der  ernten  Vereisung  entsprechend.  Da  die 
Gletecheratreifen  von  Gommern  eine  südliche  Richtung  des  Eises  anzcigen, 
*o  erklärt  ca  sich,  dafs  die  Grundmoränc  nur  von  X stammende  Geschiebe 
enthalt.  Durch  kleine  Oizillatiauen  des  Eises  dürften  sich  die  geschichteten 
Einlagerungen  erklären  Ir  wen. 

4)  AU  interglazial  dürften  der  Kalktuff  bei  der  Sudenburg,  und  die 
Sande  und  Grande  mit  von  S stammenden  Kioclsrhicfcr-  und  Milchquarz- 
gerollen,  wie  sie  die  Elbe  heute  noch  fuhrt,  zu  bezeichnen  sein. 

5)  Oberer  tieschiebemrrgel  ist  nicht  vorhanden,  e#  wird  aber  ange- 
nommen, dafs  der  obere  Geschiebeeand  und  die  Steinsohle  des  Bördelöfscs, 
welche  aus  groben  nordischen,  zum  Teil  mit  GlcUcherslreifuug  versehenen 
Blöcken  besteht,  Denudationsreste  der  obern  Grundmoräne  sind. 

C)  Der  Bördelüfs  wird  trotzdem,  dafs  er  vollkommen  ungeschichtel  ist 
(der  Verfasser  schliefst  eich  in  dieser  Beziehung  der  Erklärung  von  Fe#ca 
an,  demzufolge  Schichtung  nur  bei  stetiger  Änderung  der  Strorage*chwmdig- 
keit  möglich  sei),  als  eine  fluwatile  Ablagerung  betrachtet,  und  zwar 
hauptsächlich  aus  drei  Gründen  : 1)  wegen  seiner  gleichmiifsigen  Ausbildung 
trotz  grofscr  Mannigfaltigkeit  in  der  Gesteinabejchaffenheit  der  nahem  und 
weitern  Umgegend  (vgl.  dazu  Litter.-Ber.  246),  2)  wegen  seiner  gleichmSfsigen 
Mächtigkeit,  und  3)  weil  er  nach  unten  nicht  Vertiefungen  ausfüllt,  Kin- 
dern mit  einer  ebeucn  Flache  abschncidrt.  Gegenüber  Penck  hebt  der  Ver- 
fasser hervor,  dafs  der  Löfs  nicht  interglazial  sein  könne,  weil  erratische# 
Material  gänzlich  fehlt.  Im  allgemeinen  betrachtet  er  ihn  als  ein  Altera- 
äquivalent  de#  obern  Gescbiobetande»,  oder  genauer  genommen,  als  etwas 
älter.  Der  Absatz  erfolgte  im  ruhigen  Wasser,  dessen  Ablauf  der  nördliche 
Eisrand  hinderte.  Der  Kalkgehalt  stammt  von  dem  zerstörten  obern  Go- 
achiebemergel.  In  der  auf  die  arktische  Periode  folgenden  Steppenperiode 
überzog  sich  deT  Löfs  mit  Grasvegetatiou,  welche  den  Humus  zur  Bildung 
der  obern,  humosen  Lüfsdecko  lieferte.  Seine  Fruchtbarkeit  verdankt  der 
Löfsboden  hauptsächlich  seiner  mechanischen  Zusammensetzung , während 
sowohl  der  Humusgehalt,  wie  der  an  Pflanzcnuährstntfcn  kein  hoher  ist. 

Das  heutigo  Elbctbal  bildete  »eh  aus,  als  dex  Geschiebemergel  zwischen 
Wolroirstedt  and  Hohenwarthe  durchbrochen  war.  Früher  war  der  Ahtlufs 
nach  NW  gerichtet,  aber  nicht  (wie  Fr.  Hoffroann  meinte)  durch  das  Obie- 
tlutl,  das  zu  schmal  ist,  um  den  Elbeetrom  aufzunehmen,  und  nur  vorüber- 
gehend bei  Hochwasser  Elbewasser  aufnuhm  (Vorkommen  von  Elbegeröllen 
im  Ohrethal).  Supan. 

255.  v.  Wienkowski,  Die  pommerseben  Kassuben.  (Mittei!. 
Geogr.  Ges.  Wien  1885,  Bd.  XXVIII,  S.  537.) 

Echt«  Kassuben,  d.  b.  mich«  wendischen  .Stammet,  mit  denen  die 
angesiedelten  Polen  häufle  identifiziert  werden  (wie  auch  umgekehrt),  sind 
die  «vangcliieben  Slawen,  welche  in  Ilinterponnmern  zwiachen  den 
Flüsschen  Lupow  and  Leb*  in  einer  Kopfzahl  vou  ca  450  leben.  Katho- 
lischc  Kaatuben,  die  Ton  den  mit  ihnen  lebenden  Polen  schwer  zu  tren- 
nen »ind,  wohnen  noch  im  angrenzenden  Pommerelleu  in  einer  Zahl  von 
ca  3000.  In  nicht  ferner  Zeit  dürfte  dieser  spärliche  wendische  itest 
gänzlich  verschwunden  sein,  und  ethnographische  und  sprachliche  Mittei- 
lungen (dio  Sprache  steht  zwischen  dem  Czcchischen  and  Polnischen)  sind 
daher  dankenswert.  Supan. 

256.  Lossen,  Über  das  Auftreten  metamorphiseber  Gesteine 
in  den  alten  paläozoischen  Gebirgskernen.  (Jahrb. 
Preufs.  Geolog.  Landesanstalt  f.  1884,  Berlin  1885, 
S.  56.) 

Obwohl  dieaer  Aufsatz  aomchliefstich  geologisches  Interesse  bietet,  ao 
sei  doch  auch  an  dieser  Stelle  darauf  hingewiesen,  weil  er  zahlreiche, 
nicht  nur  für  die  Tektonik  der  mitteldeutschen  Gebirge  von  den  Sudeten 
bie  zn  den  Ardennen , sondern  aach  für  die  Lehre  von  der  Gebirgsbildung 
überhaupt  wichtige  Beobachtungen  enthält  Es  ergibt  sich  daraus,  dafs 


der  Faltungsprorefs  nicht  alle  Teile  eines  Gebirgskörper»  gleichzeitig  und 
mit  gleicher  Intensität  ergriff,  und  dsts  Störungen  von  verschiedenem  Alter 
und  in  verschiedenen  Sichtungen  innerhalb  ein«  und  desselben  Gebirges 
vcrUnfend,  eine  in  den  mitteldeutschen  Massivs  allgemein  verbreitete  Er- 
scheinung ist,  wodurch  die  eigentümlichen  unter  Zug-  und  Druckwirkung 
durch  Tonion  verzerrten  Falten  entstanden  sind.  Supan. 

257.  v.  Koenen,  Über  Dislokationen  westlich  nnd  südwest- 
lich vom  Harz.  (Jahrb.  Preufs.  Geolog.  Landesanstalt 
f.  1884,  Berlin  1885,  S.  44.) 

Die  mindestens  900  km  lange  DislokntionsÜnie , die  von  Osnabrück 
über  Coburg  nach  Ijnr  reicht  und  sich  in  Faltungen  und  Verwerfungen  der 
sonst  flach  geneigten  mesozoischen  Schichten  üusfert,  ist  jünger  als  das 
marine  Oligociin,  zum  Teil  auch  jünger  als  die  Braunkohlcn/orraation,  und 
steht  im  Zusammenhang  mit  den  Basaltausbriichen.  Die  meridionalen  Spal- 
ten im  Westen  des  Hanes  und  die  senkrecht  darauf  stehenden,  vom  Han 
ausgehenden  Radialspalten , welche  zur  Bildung  von  Hinbruch -Thäiern 
(Leinethnl  zum  Teil)  und  -Becken  (z.  B.  Leinebecken  bei  Greene  an  einer 
Kreuzungsstelle  von  Spalten)  and  von  Seen  mit  Lehmablagerungen  Ver- 
anlassung gaben,  sind  dagegen  erst  nach g lazialen  Alters  nnd  stehen 
im  Zusammenhang  mit  einem  Schub  von  0 nach  W , wodurch  einerseits 
der  Abstsnd  des  Harzes  vom  rheinischen  Schiefergebirge,  anderseits  die 
Länguchso  des  llnrzes  verkürzt,  also  eine  Aufwölbung  des  letztem  bewirkt 
wurde.  Der  Verfasser  spricht  die  Ansicht  aus , dafs  auch  dio  tiefen  Seen 
der  Mark  Brandenburg  und  „vermutlich“  auch  von  Pommem  und  Preufsen 
durch  nachglaziale  Einstürze  infolge  tektonischer  Veränderungen  entstunden 
seien.  äupan. 

258.  Bücking , Gebirgsstöruugen  südwestlich  vom  Thürin- 
ger Wald.  (Jahrb.  Preufs,  Geolog.  Landesanstalt  f. 
1884,  Berlin  1885,  S.  546,  u.  Taf.  30.) 

Der  südwestliche  Abhang  de»  Thüringor  Waldes  wird  von  zahlreichen 
Verwerfungen  durchschnitten , über  welche  der  Verfasser  zura  Teil  schon 
im  Jahrbuch  für  1880  Bericht  erstattet  hat.  Dio  Verwerfungen  streichen 
Lrn  allgemeinen  parallel  mit  dem  Gebirgszug ; einige  bezeichnen  die  Gienzo 
zwischen  Gebirge  und  Vorland,  andre  gehören  ganz  einer  dieser  Zonen  an, 
und  wieder  andre  gehen  aus  einer  Zone  in  die  andrr  über.  Einige  Ver- 
werfungen »teilen  «ich  als  Überachicbungen  dar,  was  auf  seitlichen  Druck 
hindeutet,  andre  stehen  mit  vertikalen  Senkungen  (und  Hebungen-)  in  Ver- 
bindung. Es  besteht  auch  ein  Zusammenhang  zwischen  diesen  Störungen 
uud  der  Herausbildung  dew  nordwestlichen  Thüringer  Walde»;  und  da  dio 
erstem  tertiären  Alter»  sein  dürften,  #o  Ut  anzunehmen,  dafs  auch  der 
nordwestliche  Thüringer  Wald  er*t  in  der  Tertiincit  «eine  heutige  Gestalt 
erhielt.  Supan. 

259.  V.  Fritsoh,  Das  Pliocüu  im  Thalgebiet  der  Zahmen 
Gera  in  Thüringen.  (Jahrb.  Preufä.  Geolog.  Landes- 
anstalt f.  1884,  Berlin  1885,  S.  389.) 

SO  — 50  ra  über  dem  heutigen  Thslboden  der  Gera  liegen  pnläonto- 
logisch  als  Pliocün  sich  erweisende  Flufsablageruugcn , welche  anzeigen, 
dafs  der  Flufs  damals  in  grüCrero  Serpentinen  «ich  bewegte  als  jetzt.  Di« 
Windungen  hingen  von  der  damaligen  Verteilung  weicherer  und  härterer 
Schichten  ah.  Anzeichen,  dafe  der  Flufs  damals  wasserreicher  war,  fehlen 
ganz.  Es  ist  Grund  zur  Annahme  vorhanden,  dafs  anch  andre,  für  düu- 
vial  gehaltene  Thon-  und  Gerollablagernugen  Thüringens  pliocüu  sind. 

Supan. 

260.  Proe8choldt,  Geologische  und  petrographischo  Beiträge 
zur  Kenntnis  der  Lungen  Rhön.  (Jahrb.  Preufs.  Geolog. 
Landesanstalt  f.  1884,  Berlin  1885,  S.  239,  u. 
Taf.  12.) 

Xach  älterer  Anschauung  besteht  das  Plateau  der  Langen  Rhön  (Ast- 
lieh vom  LTstertbal)  aus  Tertiärablagerungcn , Tuffen  und  Braunkohlen  in 
Wechsellagerung  mit  Basaltdeckon,  welche«  Schichtcnsystcra  auf  einer  Un- 
terlage von  ungestörten  Triasschichten  aufruht.  Die  Untersuchungen  des 
Verfassers  ergaben  aber  das  Vorhandensein  einer  lteihe  von  Verwerfungs- 
s palten ; diese  bedingen  »einer  Ansicht  nach  auch  ein  treppenförraigea  Ab- 
setzen der  Tertiärschichten,  wodurch  der  Eindruck  der  Wechaellagerung, 
die  in  der  That  nicht  existiere,  hervorgemfen  wird.  Von  den  genannten 
Spalten  »ind  die  nach  NW  und  NO  streichenden  die  Mtern,  die  meridionalen 
die  jüngem  (vgl.  Litt.-Ber.  Nr.  257).  An  der  Krcuzungsntelle  der  erstem 
erfolgten  die  grofsen  Basaltausbrüche;  das  Profil  am  Gangoltsberg  zeigt 
deutlich,  dafs  die  Eruptionen  durch  Verwerfungespalten  erfolgten,  also  eine 


Digitized  by  Google 


64 


Litteraturbericht  Nr.  261 — 267. 


Folgeerscheinung  der  Dislokation  sind.  Jüngere  lUsuite  dürften  auch  mit 
dem  meridinnalen  Spalten«jr»tom  in  Verbindung  stehen.  Die  heutige  oro- 
graphi»che  Gestalt  ist  aber  eiu  l’rodukt  der  Erusinn.  $»pan. 

261.  Honsell,  Der  deutsche  Oberrhoiu  iu  vorhistorischer 
und  historischer  Zeit.  (Korr.-Blutt  Go*,  f.  Anthropo- 
logie &c.,  Hraitnschwcig  1885,  Bd.  XVI,  S.  100.) 

Die  Ansichten  über  die  Dreiteilung  des  Rheins  oberhalb  des  Kaiser- 
Stuhl«  (Hypothese  von  Tulla)  und  die  Laufverüuderung  des  Neckar,  der  bei 
Ladenburg  rechts  abgebogen  und  bei  Trebur  gemundet  haben  «oll,  werden 
als  unbegründet  luriiekgcwiesen.  Die  Hauptstromrinne  hat  sich  in  der 
Richtung  des  gröfsten  Gefalle«,  d.  h.  dort,  wo  sie  jetst  liegt,  entwickelt, 
aber  sie  war  nicht  immer  so  beschaffen,  wie  am  Beginn  unsres  Jahrhun- 
derts, als  die  Flufskorrektionen  begannen.  Die  Hanptphasen  sind : Bildung 
eine«  Thaies  innerhalb  de»  ausgetülltco  Seebodens  dutch  seitliche  Erosion, 
Wiederverschüttung  de«  Thalee  tom  Kaiserstuhl  bis  gegen  die  RenchmUn- 
dung,  uud  unterhalb  derselben  Itückiug  der  Serpentinen  rou  den  alten 
Hochufcrn  bi»  unterhalb  (Jertuersheim.  wo  der  ltheinlauf  keine  wesent- 
lichen natürlichen  Veränderungen  mehr  erfahren  hat.  Bis  hierher  reicht 
auch  die  Reihe  jener  Orte,  welche  teils  durch  Untergrabung  der  llochufer, 
teils  durch  Verschüttung  zu  Grunde  gingen.  Ehe  der  Mensch  hier  eiu- 
grilf,  bestand  da«  Rheinthal  aus  einer,  ron  einem  unsteten  Strom  durch- 
zogenen Niederung:  aus  Roehufcm,  die  wohl  Schutz  gegen  den  Flufs, 
ober  nur  kärgliche  Nahrung  boten ; uud  ron  da  bi»  an  den  Gebirgerand 
sumpfige  Ebene.  Entsumpfung  der  letztem  und  endlich  Flufskorrektion, 
wodurch  uueh  die  Strnnmiederung  der  Kultur  gewonnen  würde,  war  der  Inhalt 
der  viele  Jahrhunderte  dauernden  Kulturarbeit,  die  das  ehemals  fteber- 
auahauchende  Surapfgebiet  in  eine  der  fruchtbarsten  und  gesundesten  Ge- 
genden Deutschlands  umwandelt«.  Sopan. 

262.  Kinkelin,  Geologische  Tektonik  der  Umgebung  von 
Frankfurt  a./M.  (Ber.  Seuckeuberg.  nuturf,  Gesell- 
schaft 1885,  S.  161.) 

263.  , Senkungen  im  Gebiet  des  Uutermaintkales 

unterhalb  Frankfurts  und  des  Uuterniedthales.  (Ebend., 
S.  235.) 

In  der  Umgebung  des  Taunus  luasen  »ich  mehrere  Senkuugsfelder  nach- 
weUeu.  Ss»  sank  die  Landschaft  östlich  vom  Taunus  im  mittlem  Mitteloli- 
gorSn  so  tief,  dafa  die  anfangs  seichte  Bucht  160 — 30<>m  tief  wurde;  west- 
lich son  Nockenheim — Flörsheim  setzte  sich  diese  Senkung  noali, später  fort. 
Da*  untere  rntermainthal  bildet  vom  l'ntermiocin  bis  zum  l’ostpiiocän  eiu 
13  km  breites,  von,  den  Rheinspalteu  parallelen  Verwerfungslinien  begrenztes 
Senkungsfeld,  das  mit  mächtigen  Sandcn  undThoncn  des  Pliocän  erfüllt  ist. 
In  der  Wetterau  begannen  gleichzeitig  mit  den  Basaltrrhcbungen  in  der 
Miocänzeit  Senkungen,  welche  naeh  Verfasser  bis  in  die  jüngste  Zeit  fort- 
dauern ; aueli  ein  Senkungsfold  zwischen  Hanau  und  Aschaffenburg  mag  mit 
Basaltergüssen  in  Beziehung  stehen.  Jrnturk. 

264.  Schottky,  Beitrage  zur  Kenntnis  der  Diluvial-Ablage- 
rungen  des  Hirschberger  Thaies.  Mit  1 Karte  iu 
1:100000.  Bruslau,  Koehnor,  1885. 

Der  Kernet  von  Hirschberg  am  NonlfuCs  des  Biesengebirgo»  entstand 
durch  Einsturz  am  Ende  der  Teftiörxcit.  Die  Stonsdorfer  Hügel,  die  das 
Warmbrunncr  vom  Krdmannsdorfer  Becken  scheiden,  werden  als  „Horst“ 
aufgefafst.  Seehohe  des  Siidendcs  des  Wamibrunner  Thaies  363  m (Hemis- 
dorf),  des  Erdmannsdorfer  Thaies  428  m (Schmiedeberg),  von  Hirschberg 
328  ra.  Die  Ausfüllungsmasscn  des  Kessels  sind  alluvialen  und  diluvialen 
Alters  und  bestehen  von  oben  nach  unten  au«  folgenden  Schichten: 

4.  Alluvium, 

3.  Flufjsobolter  oder  Geschiehelehm  mit  nordischen  uud  einheimi- 
schen nördlichen  und  südlichen  Geschieben, 

2.  geschichteter  Thon, 

1,  tboniger  Sand,  darunter : 

Granit,  meist  mit  einer  Verwittcrungikrume. 

Die  Glieder  l und  2 enthalten  nur  einheimisches  Material  und  sind 
Ablagerungen  des  vorglezialen  Binnensees.  Der  Gcsehicbelobm  entspricht 
der  unteiu  GrutidmorXne  Norddeutsehland».  Nordische  Geschiebe  reichen 
höchsten«  lii»  ca  400  m Seehöhe ; da«  Thal  südlich  von  Erdmannsdorf  ist 
daher  frei  davon.  Indem  das  nordische  Inlandeis  das  breite  Thal  bei 
Gruunu  sperrte,  zwang  e»  dio  Bober,  eiucn  andern  Abzugskanat  sich  zu 
schaffen.  Dieses  in  die  in  Gncif*  eingewlmittene  Schlucht , .Sattler“  ge- 
nannt. Es  bestand  hier  allerdings  schon  in  der  Diluvialreit  «Io  Thal,  da« 


aber  gegen  W hin  geschlossen  war:  daher  fremde  Geschiebe  hier  keinen 
Eingang  fanden.  Supsw. 

265.  Hammer,  Über  den  Verlauf  der  Isogonen  im  Mitt- 
lern Württemberg.  Mit  1 Karte.  Stuttgart,  Metzler, 
1886. 

I.amonts  magnetische  Karten  von  Deutschland  vom  Jahre  1854  stützen 
«ich  für  dos  mittlere  Württemberg  nur  auf  rin«  sehr  geringe  Anzahl  ton 
Beobacbtungastationcn;  und  au*  diesem  Grunde,  sowie  auch  deshalb,  weil 
die  Annahme,  dafs  die  säkulare  Veränderung  für  grofseTC  Gebiete  eine  gleich- 
mäßige «ei,  sich  nicht  als  ganz  zutreffend  erweist,  war  eine  neue  Bearbei- 
tung der  Isogoueukartc  für  da*  in  Hede  stehende  Gebiet  wünschenswert. 
Die**»  Gebiet  orstreckt  sich  ron  48°  16'  bis  49°  15*  N und  von  8°  15' 
bis  10°  15'  O r.  Gr.;  die  Beobachtungen  wurden  im  Herbst  1885  an  38 Sta- 
tionen ange*tellt,  und  die  gefundenen  Werte  auf  die  Epoche  Anfang  Oktober 
1885,  10h  a.  in.  reduziert.  Die  Isogonen  sind  ron  5 zu  6 ' gezeichnet; 
schraffierte  Fiiicheu  umfassen  die  mittlere  Unsicherheit  der  Lage  der  10'- 
Kurven,  welche  iu  inaximo  i 1,»'  und  ira  Durchschnitt  i 0,7'  betrügt; 
und  p*  sind  auch  die  lokalen  Abweichungen  rom  regelmäßigen  Verlauf, 
die  wahrscheiulich  durch  die  geognostUchr  Beschairenheit  des  Bodens  be- 
dingt sind,  zur  Darstellung  gebracht.  Da*  mittlere  Württemberg  liegt  zwi- 
schen den  Isogonen  13°  25'  im  W und  12°  30'  ira  O (es  ist  hier  di« 
ältere  iKustcllungsweise  derselben  nach  absoluten  Werten  beibehalten 
worden);  die  Grüße  der  mittlem  näkularen  Abnahme  pro  Jahr  ergab  sich 
7'.  Suy<m. 

266.  Gehre , Die  deutschen  Sprachinseln  in  Österreich. 
Grofsenlmin,  Hentze,  1886. 

Zweck  des  Schriftchcns  ist  die  ziffermHßige  Feststellung  der  deutschen 
Bevölkerung  innerhalb  der  Sprachinseln  im  slawischen  und  romanischen 
Österreich  nach  der  letzten  Zahlung  (auf  Grund  der  Ortsrepertorien)  und 
di«  Untersuchung,  welche  Verluste  hier  dos  Deutschtum  in  den  letzten 
Jahrzehnten  trfahron  hat.  Wo»  den  ersten  Punkt  betrifft,  so  darf  man 
nicht  vergessen,  daß  der  letzte  Zensus  die  Nationalitäten  nach  der  „Um- 
gangssprache“ zählt«,  und  daß  dieser  Begriff  vielfacher  Deutungeu  fähig 
ist,  besonders  in  Zeiten  lebhafter  nationaler  Streitigkeiten.  Indes  war 
vielleicht  für  die  vorliegende  Frago  gerade  der  Begriff  „Umgangssprache" 
besser  gewählt,  als  „Muttersprache“.  Es  mag  manche  Deutsche  gegeben 
haben,  dio  dos  (’zechischo  unbedenklich  als  Umgangssprach«  angaben,  aber 
sich  vielleicht  doch  geschämt  hätten,  es  als  Muttersprache  zu  bekennen; 
um!  man  kann  annchmen,  daß  diese  samt  ihren  Nachkommen  dem  Deutsch- 
tum verloren  sind. 

Dio  Darstellung  der  dcutschon  Sprachinseln  ist  in  der  oben  genannten 
Schrift  eine  sehr  vollständige,  auch  für  Galizien,  welches  noch  kein  Orts- 
reportorium  für  dos  letzte  Zensusjahr  besitzt.  Der  Verfasser  beschränk: 
sich  nicht  uur  auf  die  grüßen:  Sprachinseln,  unter  denen  die  SchÖnhengstler 
in  Mähren  und  dem  benachbarten  Böhmen  mit  194  Ortschaften  und 
122  249  Deutschen  die  bedeutendste  ist,  sondern  berücksichtigt  auch  überall 
die  deutschen  Minderheiten  in  underttsprachigon  Orten.  Fast  überall  tritt 
uns  die  Tlmtsache  entgegen,  daß  di«  deutscheu  Sprachinseln  im  Ver- 
schwinden begriffen  sind.  In  Pilsen  z.  B.  stieg  di«  czechische  Bevölkerung 
seit  1850  von  27  auf  mehr  al*  82  Prozent,  und  iu  Prag  seit  1850  von 
41  auf  ca  80  Prozent.  Der  K» ln at tonal ixicrungsproxefs  kann  nur  durch 
Errichtung  deutscher  Schulen  aufgehaltcu  werden.  In  einem  Punkt  be- 
darf die  Schrift  einer  Berichtigung.  Die  „Deutschen44  der  Bukowina  sind 
zum  großen  Teil  Juden,  und  zwar  Juden  mit  einem  ausgesprochen  selb- 
ständigen nationalen  Typus.  Muu  kann  sie  heute  noch  unmöglich  als 
Deutsche  gelten  lassen,  aber  man  kann  sogen,  dafs  sie  ein  geeignetes  Ma- 
terial für  dio  Gcrmaniiierung  bilden.  Supan. 

267  Krejci  u.  Feistmantel,  Orographisch - geotektonische 
Übersicht  des  sibirischen  Gebietes  im  mittlem  Böhmen. 
Mit  1 geol.  Karte  u.  Profilen.  Prag,  ltivniiö,  1885. 

Schon  vor  25  Jahren  veröffentlichte  Krejit  im  12.  Bd.  der  Jahrb. 
der  Geologischen  ltoichunstalt  ein«  umfassende  Studie  über  den  nördlichen 
Teil  de«  böhmUehen  Silurgebietes.  Zu  neuen  Aufladungen  (mit  Ausnahme 
einer  noch  zu  erwähnenden  neuen  Attgrcnrnng  im  Untersilur)  führte  dio 
im  Jahre  1883  angeführte  Lntersuehun-  de«  westlichen  Teile,  nicht:  wohi 
nber  erhalten  wir  in  obon  genannter  Schrift  mm  erstenmal  eine  Gesamt- 
darstellung der  Silurmulde,  wie  eine  solche  von  Barrande  leider  vergeben, 
erwartet  wnrde. 

Die  Azoische  Grupiie  (Bamndea  Etagen  A uud  B),  die  wahrscheinlich 
dem  liurmi  entspricht,  achliefsen  die  Verfasser  von  der  Darstelinng  aus, 
doch  tielien  sie  auf  Grund  von  Braehiopodenfunden  ira  Jahre  1884  die 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  268—270. 


65 


Konglomerate  und  quarzigen  Grauwackenschichteu  der  Etage  B (Pribraraer 
Grauwacke  auf  ▼.  Hauer»  Übersichtskarte)  zum  Silur  hinüber.  Dieses 
wird  in  droi  Hauptglieder  eingeteilt,  welche  infolge  der  muldenförmigen 
Anordnung  auch  geographisch  gesondert  auftreten. 

1)  System  der  Primordialfauna  (oberes  B und  Etage  C).  Die 
obengenannten  Konglomerate  und  Grauwacken  treten  in  Tcreimelten  Streifen 
innerhalb  der  südwestlichen  azoischen  Schiefer  auf,  über  deren  tlachwellige 
Oberfläche  sic  sich  in  scharf  ausgeprägten  Bergzügen  erheben.  Es  lassen 
aich  unterscheiden:  1)  die  Hügelzüge  von  Duhenrr,  die  aber  Ton  den  be- 
nachbarten  Granithi>hen  überragt  worden;  2)  die  kleinen  Gebirge  Tremain 
(825  m)  und  dterbina  (751  m)  nnd  in  ihrer  Fortsetzung  der  25  km  lange  * 
Pribramer  Höhenzug  (Vojna  $22  m);  3)  das  ca  40ftqkm  grobe  Tremo* na- 
Bergland  zwischen  Pribram,  Kokycan  und  Jinec,  das  durch  LüngsbrUehe 

in  fünf  nach  NO  streichende  Parallelrücken  mit  steilem  Südfall  zerteilt 
ist  Die  höchste  Kuppe  ist  Tok,  857  m;  im  allgemeinen  tffst  sich,  wie 
in  der  ganzen  Silurmulde,  eine  Hühenabnohme  nach  NO  erkennen.  Die 
die  PTiroordialfnuna  beherbergenden  Schiefer  kommen  nur  an  zwei,  weit 
voneinander  entfernten  Stellen  (bei  Jinec  und  Skreje)  vor  und  sind  ohne 
Einfhif*  auf  die  ObcrtitichengestnltuDg. 

2)  Mittelsilur  (Etage  D).  Gegen  das  Innere  der  Silurmulde  folgen 
auf  die  Konglomerate  der  Primordialfauna  oder  auf  die  nzoischen  Schiefer: 
a)  Grauwacken  und  Schiefer  mit  Diabas-  und  Eisenstein-Einlagerungen : 
flaches  Terrain,  b)  Die  darauf  folgenden  Quarzite,  nach  NO  an  Mächtigkeit 
abnehmend,  sind  von  hervorragender  orographUcber  Bedeutung,  die  ihrer 
Widerstandsfähigkeit  zuzuschreiben  ist.  Aus  dem  grofsen,  vom  Kokyzaner 
Becken  bis  Cemovirc  sich  ausbreitenden  Gebiet  der  sub  a)  genannten 
Schichten  erheben  sich  isolierte  Quarzitkuppen  zwischen  Plxenee.  und  Mauth 
und  zwischen  Zbirov  und  Althütteo.  Noch  wichtiger  ist  der  nach  NO 
»ich  erstreckende  Grof.se  Brdarüekcn,  der  im  Pisek  688  m erreicht,  in  den 
Höhen  bei  K<>nig*nnl  auf  358  m heraboiukt  und  jenseits  der  Moldau  nur 
wenig  mehr  hervortritt  (ca  300  in  hoch).  Der  Schichtenfall  ist  gegen  NW 
gerichtet,  in  dem  rechtwinkelig  davon  abzweigenden  Hühenzug  der  Ple&ivec 
aber  nach  NO.  Sein  Gegenstück  auf  der  nordwestlichen  Seite  ¥ der  Ober- 
silurmulde  ist  der  kleine  Brdarücken  («-der  Brdatka),  der  bei  Zebrik  mit 
der  Kravi  Horka  (400  m)  beginnt,  im  Kalcc-fierg  (504  m)  kulminiert  und 
mit  dem  Zizkaberg  (267  m)  bei  Prag  endet.  Der  letzte  Quarzitriicken 
ist  endlich  der  racridional  streichende  Querriegel  westlich  tod  Hoforict 
mit  Östlichem  Schichtenfall,  der  durch  die  Antiklinale  de»  Porphyrberges 
Irina  cntzwcigc*rhnitten  wird,  c)  An  der  Innenseite  schmiegen  sich  an 
die  Quarzitberge  Tonschiefer  an,  denen  Gmuwaekenschiefer  (mit  dem  Eisen- 
erzlager von  Kladno  und  Kdnigshof)  folgen,  wolche  eine  kontinuierliche  De- 
pression zwischen  dem  Quurzitriicken  und  dem  obentilu rischen  Plateau 
bilden.  Das  letzte  Glied  sind  endlich:  d)  weiche  Tonschiefer  und  härtere 
qtiarzitische  Grauwacken  und  Sandsteine,  welch  letztere  nls  die  Hand  kämme 
des  obersiluriseben  Plateaus  ebenfalls  orographisch  bedeutsam  hervor- 
taten. 

3)  Obersilur  (Etage  K,  = Graptolithen  - Schiefer  und  Diabase, 
Etagen  E.^,  F und  G = Kalksteine,  Etage  H = Schiefer).  Die  Schichten 
F»,  0 und  H führen  xwar  noch  eine  Fauna  von  vorherrschend  ailuriichera 
Charakter,  enthalten  aber  bereits  auch  devonische  Typen,  deren  Vorhanden- 
sein durch  die  Kolonien-Tbeorie  ßarrandes  erklärt  wird.  Orographisch 
individualisiert  erscheinen  nur  dio  Graptolithcn-Schiefcr,  nnd  zwar  als  eine 
elliptische  Aufsenfurche,  Uber  die  sich  dz»  ziemlich  einförmige,  wellige 
Kalksteinplulcau  (ca  37  km  lang,  4 — 8 km  broit,  350—400  m hoch) 
erhebt,  das  nur  in  den  tief  eingeschnittenen  Querthälem  Gehirgscharakter 
zeigt.  Frühere  Höhenunterschiede  sind  durch  Schutt,  dem  letzten  R«t  der 
einst  das  ganze  Plateau  bedeckenden  Kreideschichten  zum  Teil  ausgeglichen. 

Der  ursprüngliche  tektonische  Charakter  des  Silurgebiete«  ist  der  einer 
Mulde,  wie  sie  das  berühmte  Idealprotil  von  Barrande  darstcllt.  Faltungen 
und  grob«  Verwerfungen  von  paläozoischem  Alter  haben  aber  die  ursprüngliche 
Gestalt  wesentlich  verändert.  Sechs  grofte  Ungibrüche  (SW — NO)  durch- 
setzen die  Silurmulde;  daneben  gibt  es  noch  zahlreiche,  teils  nach  NO, 
teils  nach  N streichende  Querbrüche.  Alle  dies«  DUlokationslinien  ge- 
langen auf  der  Karte  zur  Darstellung.  Krejci  schreibt  diese  Störungen 
meist  dem  seitlichen  Druck  zu  und  setzt  sie  in  genetische  Verbindung 
mit  den  Porphyr-,  Diabas-  und  Gmnitausbrüchen,  denen  er  an  andern 
Stelten  eine  aktive  Holle  bei  der  Gebirgsbildung  zuerkennt.  Der  Ausbruch 
der  roittelbühmischen  Granite  fallt  in  die  letzte  Zeit  der  Ablagerung  der 
Etage  D.  Der  Verlauf  der  Thäler  ist  zum  Teil  durch  Bruchlinien  bestimmt, 
so  z.  B.  das  Querthal  der  Berauu,  oder  das  der  Moldau  von  Vrane  bis 
unterhalb  l*T»g.  In  der  Nähe  von  Prag  kreuzt  sich  dieser  Querbruch  mit 
einem  Längsbruch,  dem  nun  die  Moldau  folgt.  Aus  dieser  Interferenz 
entspringt  nach  der  Ansicht  Krejcis  die  malerische  Gruppierung  der  Hügel 
und  Berglehnen,  welche  die  Gegend  der  böhmischen  Hauptstadt  auszeichnet; 
er  ist  auch  geneigt,  den  Namen  Praha  aus  Porogv  (Katarakte  oberhalb  1 
Petermanns  üeogr.  Mitteilungen.  1886.  Litt. -Bericht. 


Prags),  die  den  ersten  Ansiedlern  aus  ihrer  Heimat  am  Dnjepr  bekannt 
waren,  abzuleiten.  $uj>an. 

268.  Dimitz,  Diu  Jagd  in  Österreich.  Linz,  Korb,  1886. 

Diese  Schrift  ist  für  uns  deshalb  wichtig,  weil  sie  neben  einer  be- 
achtenswerten historischen  Einleitung  eine  genaue  Jagdstatistik  der  cis- 
leithaniftchen  Länder,  mit  Ausnahme  von  Dalmatien,  wo  noch  freie  Jagd 
besteht,  für  die  Jahre  1874  — 82  enthält.  Wir  können  aus  demselben  nur 
kleine  Auszüge  bringen,  ziohen  es  aber  vor,  die  relativen  Werte  nicht  (wie 
der  Verf.)  auf  die  Flüche,  sondern  auf  die  Bevölkerung  zu  beziehen. 

Jährliche  Durchschnittswerte  in  Gulden. 

Auf  1000  Bewohner  entfallen: 


Gesamtertrag. 

Hoho  Jagd. 

Nieder»  Jagd. 

SuGDUiO. 

Böhmen  . . . 

*58  SS4 

38,7 

98,1 

136,8 

Möhren  . . . 

321  048 

42.1 

lüi.o 

149,1 

Schlesien  . . . 

44  057 

39,» 

55.» 

95,1 

Niederusterreieh  . 

295  297 

47.4 

79.S 

126,7 

Oberöste  rreich 

126  523 

83,7 

83,o 

166,7 

Tirol  .... 

51  239 

30,6 

25,6 

56,7 

Salzburg  . . . 

23  241 

107.1 

35,4 

142.» 

Steiermark . . . 

144  268 

73.7 

45,7 

118.» 

Kärnten  . . . 

38  756 

78,1 

33,7 

111,8 

Knin  .... 

16  499 

13.» 

20,8 

44,7 

Küstenland  . . 

24  282 

1,*« 

35.6 

37,5 

Galizien  . . . 

115  437 

7.8 

11.6 

19,3 

Bukowina  . . . 

7 297 

4,6 

8.7* 

12,6* 

Cislcithamcn  . . 

l 976  168 

33,7 

58,0 

91.7 

In  vorstehender  Tabelle  ist  namentlich  zu  achten  auf  das  Verhältnis 
von  hoher  und  niederer  Jagd;  entere  herrscht  vor  im  alpinen  Hochgebirge, 
letztere  im  Mittclgebirgo  und  Flachland.  Die  zweite  Tabello  gibt  Aufschiufa 
über  das  Vorkommen  einiger  besonders  bemerkenswerten  'Here,  von  denen 
da«  Damwild  ausscbliefslich  in  Tiergärten,  und  das  Schwarzwild  vor- 
wiegend in  geschlossenem  Kaum  verkommt.  Der  Biber  wird  nur  noch 
auf  der  Schwarxcnbergschen  Domäne  Krumau  gehegt. 


Stückzahl 

in  9 

Jahren  (1874- 

-82). 

Dam- 

wild 

Schwarz- 

wild 

Büren 

Wölfe 

Luchse 

Murmel- 

tiere 

Adler 

Böhmen  . . 

14  219 

9 755 

— 

i 

— 

— 

76 

Mähren  . . 

3 623 

1 993 

o 

3 

t 

— 

158 

Schlesien  . . 

474 

168 

— 

o 

i 

— 

44 

Niedcroaterrcich 

1 639 

2 433 

— 

— 

— 

— 

80 

Oberasterreich 

72 

338 

— 

— 

l)  - 

116 

Tirol  . . . 

— 

1 

52 

1 

— 

1866 

299 

Salzburg  . . 

— 

— 

— 

— 

i 

51 

29 

Steiermark . . 

231 

8 

— 

i 

s 

8 

228 

Körnten  . . 

131 

— 

— 

— 

1 

— 

28 

Knin  . . . 

1 

— 

38 

129 

3 

— 

73 

Küstenland 

— 

— 

4 

10 

6 

— 

159 

Galizien  . . 

145 

6 907 

183 

1205 

129 

1 

1658 

Bukowina  . . 

— 

142 

30 

889 

42 

— 

364 

Cisleithauicn  . 

20  535 

21  740 

309 

1680 

188 

1926 

3312 

Supan. 

269.  Gsaller,  Über  alpine  Nomenklatur  und  ihre  Fest- 
setzung. (Ztschr.  D.  u.  ö.  Alpenvurciu,  1885,  Bd. 
XVI,  S.  131.) 

Die  Feststellung  der  alpinen  Nomenklatur  begegnet  aufserordentlichen 
Schwierigkeiten,  einerseits  aus  dialektischen  Gründen , anderseits  weil 
ein  und  derselbe  Habenpunkt  in  versehiedenen  Thilorn  verschiedene  Namen 
führt.  Die  neue  österreichische  Generalstabskarte  enthält  in  dieser  Bo- 
sichung  viele  Verrtöfee.  Der  Verfasser  setit  die  Grundsätze  auseinander, 
die  ihn  in  dieser  Frage  leiteten,  und  die  Methode,  welche  er  anwendete, 
um  die  richtigen  Namen  tu  finden.  Supan. 

270.  Bittner,  Aua  dem  Ennsthaler  Knlk-Hochgebirge.  (Verb. 
Geol.  Reichsanstalt,  1886,  S.  92.) 

Nach  v.  Hauers  geologischer  Karte  von  Österreich  besteht  das  Kalk- 
und  Doloniitgebirge  von  der  Saliach  bis  über  die  Enns  hinaus  aus  rhil- 
tischeu  Gebilden:  ent  östlich  davon  treten  wieder  (russische  Hoebgebirgs- 
massen  auf.  Diese  Auffassung  scheint  unrichtig  zu  sein;  im  Kalkgebirge 
zu  beiden  Seilen  des  Durchbruchsthales  der  Enns  kannte  ltittner  nach- 


•)  tu  den  offiziellen  Listen  fälschlich  6 angegeben. 

1 


Digitized  by  Google 


66 


Litteraturbericht  Nr.  271 — 276. 


weisen,  dafs  der  grofste  Teil  de«  sogen,  Hauptdolomites  unter  den 
Karditatehichten  liegt,  also  der  Ttias  aogehört.  Die  Oliedorung  ist 
hier  ron  unten  nach  otien : 1)  Werfener  Schichten,  i)  Dolomilfacies  aller 
Schichten  zwischen  den  Werfend  Schiefem  und  Karditasehicbten,  S)  Kar- 
ditaschichtcn,  4)  ilauptdolemit  und  Dachsteinkalk ; für  das  zweite  Glied 
fehlt  bisher  ein  bezeichnender  Name.  Hs  ist  klar,  dafs  diese  Entdeckung 
das  geologische  Knrtenbild  und  die  Auflassung  der  geotektonischen  Ver- 
hältnisse stündlich  umgestaltet.  s„paii. 

271.  Vacek,  Über  den  geologischen  Bau  der  Zcntralalpou 
zwischen  Enns  und  Mur.  (Verh.  d.  Gool.  Reicks- 
anstalt,  1880,  S.  71.) 

Wir  erhalten  hier  wieder  einen  wichtigen  Ueitmg  zur  Stratigraphie 
der  sogen.  „Grtiuwackenzonc*  am  Nordabhang  der  östlichen  Zeutralalpeu 
(«gl.  Litt. -Bor.  Nr.  63),  aus  dem  bervorgebt,  ilafa  nur  «in  geringer 
Teil  dieser  Zone  dem  Silur  angehört,  und  ferner,  dafs  die  ältere  Ansicht 
«on  einer  regelmsfsigen  Aufeinanderfolge  immer  jüngerer  Glieder  am  Aufson- 
rand  der  Zentralalpen  unrichtig  ist.  Zwischen  Kottenmaun  und  Bruck  n.  M. 
besteht  das  Gebitge  aus  folgenden  Teilen:  1)  Gueifs,  in  einem  nach  N 
geöffneten  Bogen  erst  nach  SO,  dann  nach  0 und  endlich  nach  NO 
streichend  und  stets  nach  der  Innenseite  des  Bogens  einfallend.  2)  Gra- 
naten-Glimmerschiefer,  nur  auf  die  Südseite  des  Gneitunassiv*  beschränkt 
und  diskordant  verschiedenen  Gliedern  desselben  auflagerud.  3)  Auf  der 
Nordseite  des  Gueifsbogcns  tritt  eine  (luArzpbyllit-Zone  auf,  aus  der  einzelne 
Gceiiskerne  inselartig  auftauchen.  Auf  diesen  «der  auf  den  Phylliten 
lagert  unkonform  4)  Silurischcr  Kalkstein.  Ganz  unabhängig  von  dessen  Ver- 
breitung, zum  Teil  direkt  dem  Gneifs  (1)  aufgelagert  sind  5)  die  Ablagerungen 
der  Steinkohlonforroation.  ö)  l)ie  berühmten  Eisenerze  und  ihre  Begleit- 
gesteine, die  man  bisher  für  siluruch  hielt,  sind  entschieden  jünger  als 
Obersilur  und  älter  als  untere  Tri»»;  der  Verfasser  glaubt  sie  der  penuschen 
Formation  zuweisen  zu  dürfen.  Sujion. 

272.  Teller,  Zur  Eutwickelungegeechiohte  dos  Thaibeckuns 
vou  Ober- Seeland.  (Verh.  Geol.  Reichsanstalt,  1886, 

S.  102.) 

Am  Südabhaug  des  Seeberges,  über  den  eine  der  besuchtesten  Alpen- 
strafsen  aus  dem  Drauthal  in  das  obere  Savcthnl  (von  Eisen -Kappel  nach 
Kruiuburg)  führt,  liegt  das  sumpfige  Berken  von  Ober-Seeland,  das  noch 
gegen  Ende  de*  17.  Jahrhunderts  ein  See  war.  Es  wird  nschgewicsen, 
dafs  die  Bichtung  des  Seebachlhales  (NO  — SW)  und  der  einmündenden 
Koi-nathäler  (SO  — NW)  tektonisch  bedingt  ist,  indem  »ic  mit  Ising»,  und 
Guerbriicheu  zusammenfailen , während  die  Seebildung  selbst  erst  in  der 
jüngsten  Entwickelungsphase  des  Thaies  durch  Absperrung  des  Hauptthnles 
bei  St.  Oswald  vemulaf.it  wurde.  Oie  Iticgel  sind  mächtige,  wohl  durch 
Bergstürze  gelieferte  Schuttmassen,  die  aus  dem  Thal  der  untern  Kocna  i 
kommen  und  hl*  auf  das  rechte  Gehänge  des  Scebaehthales  hiuanreichen. 

Supan. 

273.  Richter,  Beobachtungen  an  den  Gletschern  der  Ost- 
alpen. II.  Die  Gletscher  der  Otzthaler  Gruppe 
im  J.  1883.  (Ztsehr.  D.  u.  Ö.  Alpenverein,  1885, 
Bd.  XVI,  8.  54.) 

Das  wichtigste  ltesultat  ist  die  Vermessung  des  durch  seine  Oszilla- 
tionen merkwürdigen  Veruagtgletschers.  Das  Areal  des  Gesamtgletschers 
betrug  nur  mehr  1706  ha;  nimmt  man  die  Isohypse  von  2600  m als 
Greuzo  zwischen  Firn  und  Gletscherzunge  au,  so  entfallen  auf  letztere  nur 
mehr  103  ha,  und  sie  Torhält  sich  zum  Firn  wie  1 : 16,7.  Dieses  abnorme 
Verhältnis  zeigt , dafs  die  oben  angenommene  Grenzbestimmung  nicht 
richtig  sein  kann,  sondern  dafs  sieh  die  Firnlinie  ebenfalls  verschiebt,  und 
zwar  iu  diesem  Falle  ziemlich  beträchtlich.  Ganz  aufeergewöhnlich  ist 
auch  das  Verhältnis  der  noch  eisbcdeckteu  Fläche  (b)  zu  der  seit  dem 
letzten  Votstofs  vom  Eis  verlassenen  Fläche  (Q: 


t. 

b. 

f : b s 

Mittclberggletseher  . . 

. 23  ha 

1602  ha 

1 : 69.« 

Obersolzbachgletscher  . 

. 50  „ 

1568  „ 

31,7 

Rhonegtetacher  . . . 

. 106  , 

2370  „ 

22,3 

Suldeugletscher  . . 

33  „ 

700  , 

21,3 

Vernagtgletjcher  . . 

. 157  . 

1706  „ 

10.» 

Der  lineare  Rückzug  des  Gletscherendea,  das  Ende  1648  in  ca  2120  m 
und  1883  in  ca  2480  tu  Seehöhc  lag,  betrügt  »eit  1847  2093  m.  Die 
llnnptursaclie  der  gewaltigen  Oszillationen  des  Vernagtgletsehers  sieht  der 
Verfasser  in  der  plötzlichen  Erweiterung  und  GefälDteigerung  der  Thal- 
sohle beim  Austritt  des  Gletschers  in  da*  Kofcnthal,  und  verspricht  ein- 


gehendere Untersuchungen  über  den  Zusammenhang  «on  Olctschcrbctt  und 
Glctsehrrschwnnkungen.  Nicht  zu  überschau  ixt  die  Beobachtung  «on 
ErdpymmideubiUlung  in  der  offenen  Grundmotäne  des  Vernagtgletsehers.  — 
Boi  den  iibrigon  besuchten  Gletichorn  wurde  nur  der  Rückzug  des  Gletscher, 
ende»,  der  meist  150 — 18(1  tn,  beim  Mittelberggletscher  aber  seit  1878 
718  ro  beträgt,  und  die  Verminderung  der  Eismächtigkeit,  die  als 
Maximum  90 — 100  m ergab,  gemessen  oder,  geschützt.  Supan. 

274.  Seeland,  Studien  am  Eusterzen-Gletscker,  VI.  (Ztscbr. 
I).  und  Ö.  Alpenveroin  1885,  Bd.  XVI,  S.  79.) 

liu  J.  1879  wurden  4 Marken  an  dcu  Ufern  der  l’astcrze  angebracht, 
und  zwar  a und  b an  der  Ostscitc,  e an  der  SW- Beite  und  d auf  der 
Felsiusel  des  unteru  Gletscher«,  und  jede*  Jahr  wurde  Ende  September 
über  den  Rückzug , bzw.  das  Einsiukeu  dea  Eiaes  ein  Protokoll  aufge- 
nommen. Das  Miuuszeichen  zeigt  im  folgenden  das  Schwinden,  das  Plus- 
zeichen das  Anwachsen  de*  Eite*  in  m an. 


il 

b 

c 

d 

Mittel 

179—80 

— SiOO 

— 8,80 

— 7 ,40 

— 10,00 

— 8,05 

80- 

-81 

— 8,87 

— 4,00 

— 8,05 

— 6,00 

— 0,37 

81-82 

— 7,4* 

— 6.45 

— 7,40 

— 10,00 

— 7,60 

82- 

-83 

-4*  2,« 

— 2,80 

— &t#0 

— 2,00 

- 2,1« 

80*^84 

— 0,90 

— 4,50 

— 1,00 

— 3,77 

— 2,54 

Supan. 

275.  Diener,  Studien  an  deu  Gletschern  des  Sckwarzen- 
steingrundes.  (Ztscbr.  D.  und  ö.  Alpenveroin,  1885, 

Bd.  XVI,  S.  66.) 

Au  den  3 grofsen  Glotschern,  welche  in  den  Zemrogntnd  (Zillezthal) 
hinahsteigen,  hat  der  Verfasser  in  den  letzten  Jahren  genaue  Messungen 
Torgeuoramon.  Der  Rückgang  betrug: 


1881 

1882 

1883 

Summe 

— 82 

— 83 

— 84 

Schwarzenstein-Kee«  . 

. $ QI 

2,1  tn 

12  m 

22  ru 

Horo-Km  . . . . 

8 

27 

52 

Waxeck-Kees  . . . 

. ii 

6 

10 

32 

Das  Minimum  iu  der 

zweiieu  Periode  wild 

durch 

die  reichliche 

•SchnccbcdeckuDg  der  QleUchmuog*  im 

Frühjahr 

1883 

cikUrt.  Mine 

Zunahme  der  Firumasae  läfst  sich  hier  ebenoo,  wie  in  der  Dachsteingruppe, 
seit  1882  konstatieren.  Der  Voluroverlust  des  Uorngletscher*  bis  zur 
Isohypse  vou  2400  nt  beträgt  seit  1850  331-  Millionen  cbm.  Die  jährliche 
Zufuhr  war  durchschnittlich  um  1 Million  cbm  geringer,  als  der  Verlust 
durch  Ablatiou. 

Die  Allurinllliiche  vor  dem  Schwarzcustein-Kccs  besteht  nur  aus  Grund- 
rnoiäue,  die  wenigstens  2 m mächtig  ist.  Da  eine  Mitlelmorüue  nicht  vorhanden 
ist  und  die  Spaltenlosigkeit  des  Eise*  das  Eindringen  der  Seitenrooräne  nicht 
gestattet,  so  wird  angenommen,  dafs  die  Qrundmorüue  ein  Erosion- produkt 
des  Gletschers  ist.  Die  AUuvialfiächo  wird  nach  anfsen  von  einem  Riegel 
au«  anstehendem  Fels  abgeschlossen , so  dafs  sie  eine  13 — 15  m tiefe 
Mulde  bildet.  Es  ist  möglich,  dafs  diese  durch  Gletschererosion  entstand. 

Ssjian. 

276.  Ravenstein,  Karte  des  Krainisch-  Kroatischen  Gebirgs- 
laucles.  Frankfurt  a.  M.  1886. 

Das  in  Lithographie  sauber  gearbeitete  Blatt,  71:46  em  grofs  uud 
im  Mafsstab  von  1:250000  der  natürlichen  Länge,  gehört  der  wiederholt 
auf  das  günstigste  beurteilten  Karte  dor  Ostalpen  in  9 Bl.  au,  welche  der 
Verfasser  .unter  Mitwirkung  des  Deutschen  und  Österreichischen  Alpcn- 
vcrcins"  bearbeitet  hat,  und  von  der  die  benachbarten  Sektionen  über  die 
Steirischen  Alpen  und  deu  Wiener  Wald  bereits  im  vorigen  Jahre  erschienen 
sind.  In  der  gesamten  Situation,  also  im  Flufs-  und  Wegenctx  — das 
entere  blau  — , wie  in  den  Ortschaften  bis  berub  zum  Weiler  und  dem 
einzeln  liegenden  Wirts-  und  Jagdhaus,  der  Ouelle  und  Höhle,  dem  Bad 
und  Bergwerk  die.,  ist  auch  dieses  Blatt  der  Hauptsache  nach  eine 
Reduktion  der  österreichischen  1 : 75  OOO-  Militämufnabmc,  uoter  besonderer 
Berücksichtigung  und  Hervorhebung  der  beim  Touristenverkehr  in  Betracht 
kommenden  Merkmale.  Ebenso  sorgfältig  ist  das  Tertuinbild  auf  Grund 
derselben  Aufnahme  in  Schichten  von  250  m Vcrtikalnbstand  dargestcllt, 
welche  in  brauner  Abtönung,  je  höher,  je  dunkler,  die  Lesbarkeit  der 
Karte  nicht  beeinträchtigen.  Darin  steigen,  abweichend  von  ähnlichen 
Darstellungen,  dio  Ebenen  und  Tbalwcitcn  bis  hinauf  zur  Höhe  von 
1000  m in  Grün  empor,  so  dafs  man  dcu  Eiudrnck  des  Thatsächlichen  und 
Natürlichen  in  «erstarktem  Mafso  erhält.  Denn  viel  klarer,  als  dies  durch 
Schraffierung  zu  erreichen  wäre,  treten  dudurch  auch  die  im  südlichen 
Teil  von  Krain,  im  Küstenland  und  in  den  kroatischen  Distrikten  Fiume 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  277 — 278. 


67 


und  Oguliu  *o  zahlreich  verkommenden  charakteristischen  Bodensenkungen 
heraus,  welche  dem  ganzen  Karstgcbirge  das  Gepräge  des  Besondern  ver- 
leihen. Viele  Höhenzahlen  aufserhalb  der  Niveaulinien  und  cino  reiche 
Nomenklatur  erhöhen  den  Wert  dos  Kartenbildes.  Vielleicht  wäre  es  am 
Platz«  gewesen,  die  stark  iru  Hau  befindliche  uud  ihrer  Eröffnung  in  Bälde 
entgegensebendo  Eisenbahn  von  Zapresic  durch  das  Kropint -Thal,  welche 
am  ober»  ltand  der  Karte  das  Ivanscica- Gebirge  mittel»  Tunnels  durch- 
bricht, um  über  Yarasdin  bei  i'sakathum  die  österreichische  Südbahn  zu 
erreichen,  sowie  die  Zweigbahn  derselben  von  Zabok  nach  Krapina  noch 
aufzunchmen.  Sonst  repräsentiert  die  Karto  den  neuesten  Zustand,  und  es 
hätte  sich  daher  wohl  gehört,  daß  die  Jahreszahl  1880  irgendwo  erkenn- 
bar gemacht  worden  wäre.  Welche  l-nzutriiglichkoiten  mit  der  Unter- 
lassung dieser  einfachen,  eigentlich  ganz  selbstverständlichen  Anforderung 
verknüpft  sind,  das  ist  ja  wohl  bekannt  genug. 

Das  Matt  reicht  im  N bis  Krainburg,  Cilli  und  Krapina,  in  S bi« 
zum  Golf  von  Fiume  und  an  die  bosnische  Grenze,  im  W bis  Pinguente 
auf  der  Istrischen  Halbinsel,  Divacca  und  Idria,  und  im  0 bis  weit  hinter 
Agram  nnd  Giina.  Wir  möchten  dasselbe  als  «hypsometrische  Touristen- 
karte*  l»ez«ichnen  und  wünschen  ihm,  soiner  fleißigen  Durcharbeitung 
wegen,  eine  weitere  Verbreitung.  Vogel. 

277.  Lehmann,  Paul,  Die  Südkarpateu  zwischen  Rotjezat 
und  Königastein.  (Ztaclir.  Ges.  f.  Erdkunde,  Berlin  1885, 
Bd.  XX,  8.  325,  mit  1 Karte  in  1:600000.) 

Das  tüdlichc,  fast  auaschliefslich  aus  vielfach  wechsellageruden  und 
daher  kartographisch  schwer  auszuscheidenden  Uncifscn  und  kristallinischon 
Schiefem  bestehende  Randgebirge  von  Siebenbürgen  zwischen  dem  Törx« 
burger  Paf*  und  der  das  Gebirge  durchsetzenden  Terogovaer  Furche  ist 
erst  in  jüngster  Zeit  in  bezug  auf  seine  tektonischen  Verhältnisse  etwa« 
genauer  bekannt  geworden.  Das  Hauptverdicnst  gebührt  den  ungarischen 
Geologen  Primics  und  Iukey,  mit  deren  wenig  zugänglichen  Arbeiten  Paul 
Ixhmanu  uns  hier  bekannt  macht.  Der  Verfasser  hat  wiederholt  jeno 
Gebirgsgegenden  besucht , und  vereinigt  eigne  und  fremde  Beobachtungen 
zu  einem  höchst  interessanten  Gesamtbilde. 

Zwischen  dem  Törzburger  Puls  und  dem  Altdurchbruch  erheben  sich 
die  Fogarascher  Alpen.  Dafs  die  nördlich«  Mauptkette  ein«  etwa«  nach 
N Gbf rschobenc  Antiklinale  ist , hält  Lehmann  auch  jetzt  noch  fest ; eine 
zweite  Falt«  lullt  mit  der  südlichen,  vom  Pspungebirge  nach  SW  zu  den 
Koziabcrgcn  streichenden  Hauptkette  zusammen;  und  zwischen  beiden 
liegen  noch  zwei  Falten,  die  aber  orognphisch  nicht  zum  Ausdruck  kommen. 
Die  vier  Falten  setzen  jenseits  des  Altdurchbruch«  in  das  Mühlbacher 
Gebirge  hinüber;  nur  ist  die  nördliche  Falte,  die  dem  de«  Fogaruicher 
Gebirges  entspricht,  nach  NO  abgelenkt  und  orographisch  ohne  Bedeutung, 
und  der  nördliche  Hauptkamm  liegt  in  der  zweiten  Faltung,  der  südliche  aber, 
wie  östlich  vom  Alt,  in  der  vierten  Falte.  Auch  im  Vulkangebirge  (westl. 
vom  Schyl)  läßt  sich  die  vierte  Falte  (in  Kombination  mit  der  dritten  nach 
Iukey)  verfolgen,  während  der  hoho  Kamm  des  Itetjezatgebirges  eine 
stellvertretende  Falte  darstellt.  In  einem  derartigen,  trotz  aller  l'nklarkeit 
in  den  Details  doch  einfach  großen  Faitcnhau  sucht  man  natürlich  zuerst 
rach  grofsen  tektonischen  Lüngsthälem , und  solche  finden  wir  auch  in 
den  von  neogenen  Ablagerungen  erfüllten  Thälera  des  Schyl  und  Lotru; 
ober  merkwürdigerweise  fehlen  sie  in»  Fogartscher  Gebirge,  obwohl  auch 
hier  zwei  Parallelkämme  sehr  scharf  hervortreten.  Einfache  Guerthäler  ziehen 
hier  parallel  miteinander  von  N rach  S und  zerschneiden  di«  südlich« 
Kette  in  einzelne  Gruppen.  Di«e  Gegend  erscheint  mir  als  aufserordent- 
lich  wichtig  für  das  Studium  der  Thalbildung  überhaupt.  Der  Verfasser 
betont , dafs  mit  Ausnahme  jener  Llngsthäler  alle  Thüle:  der  SÜdkarpalhen 
»ich  als  einfache  Erosionsthäler  erweisen;  nur  in  bezug  auf  die  binden 
DurchbruchrthÄler  (Alt  und  Scbyl)  ist  er  geneigt,  Störungen  noch  unbe- 
kannter Art  als  primäre  Ursache  anzunehraen.  Dafs  solche  Störungen  noch 
in  der  späten  Tertiärxeit  cintraten,  zeigt  die  Dislokation  der  Neogcn- 
schichte»  sowohl  innerhalb  des  Gebirge«,  wie  am  lUnde  desselben;  und 
für  ihre  Fortdauer  scheinen  häufige  Erdbeben  zu  sprechen.  Gletscherapuren, 
die  Lehmann  in  den  Südkarp&tben  zuerst  entdeckt  hatte,  ging  er  auch  in 
den  letzten  Jahren  eifrig  nach,  und  allenthalben  mehrten  sich  die  Zeugen 
der  Glazialzeit , so  in  den  Fogarascher  Alpen , wo  jedes  Hochthal  Rund- 
höcker und  wannenartige  Vertiefungen  zeigt;  im  Mühlbacher  Gebirge  am 
Uindrelu,  Surian  (wo  der  Gletscher  bis  1650  m Seehöhe  herabreichte), 
besonders  aber  am  Nord-  und  Ostabhang  des  Pnrcngstockes , und  endlich 
auch  am  Südabhang  des  Retjezat.  Bezeichnend  ist  besonders  das  Vor- 
kommen der  Zirken  (die  der  Verfasser  als  die  durch  Eis  ungestalteten 
Sammelbezirke  der  Gletscher  auffafst),  die  an  keine  Gwteinaart  gebunden 
erscheinen,  aber  nur  an  Bergen  von  mehr  als  2000  m Höhe,  und  um  Süd- 
abhnng  sogar  erst  jenseits  der  Isohypse  von  2400  m auftTeten.  Es  ist 
mit  allen  unsern  Erfahrungen  in  Übereinstimmung,  dafs  diese  charakteristische 


ObcrtÜLchenform  am  SÜdabliange  weniger  weit  nach  0 reicht  als  am  Nord- 
abhang; und  besonders  wichtig  erscheint  mir  dos  Resultat,  dafs  an  den 
raeridionalen  Querkäromeo  die  Ostseite  mehr  Zirken  besitzt  als  die  West- 
seite , was  mit  den  Ergebnissen  von  Heiland  und  Partseh  auffallend  über- 
einstimmt. Hochseen , zum  Teil  Moränenseen,  zum  Teil  auch  echte  Fels- 
beckcn,  kommen  meist  in  1900 — 2100m  Seehöbe  vor,  und  an  der  nörd- 
lichen Abdachung  etwas  tiefer  als  an  der  südlichen. 

Die  Südkarpathen  sind  ein  energisch«  Verkehrshindernis ; bis  1885  führt« 
auf  einer  Strecke  von  240  km  Lang«  nur  der  RotcTurm-Pafs  nach  Rumänien. 
Sein«  Bedeutung  i«t  seit  dor  Eröffnung  der  Tömöt-  Eisenbahn  stark  ge- 
sunken, und  er  würde  ganz  au  her  Verkehr  gesetzt  werden,  wenn  die 
Scbylbalin  (wichtig  für  die  Kohlenausfuhr  von  Petroscny)  zu  Stande  kirne. 
Eine  Fahrstraße  wird  jetzt  hier  angelegt.  Soust  gibt  es  nur  Thalwege 
neuern  Datums  zur  Holzabfuhr  und  die  uralten  Saumwege  auf  den  Höhen 
d«  Gebirg«,  auf  denen  der  Schmuggel  lebhaft  betrieben  wird.  Trotz 
Höhe,  Geschlossenheit  und  Rauheit  sind  die  Südkarpathen  aber  keine 
VölkergTünzo.  Mit  Ausnahme  der  beiden  grofsen  Längsthäler  und  d« 
nördlichen  MühlUicher  Gebirge»  sind  sie  im  Winter  unbewohnt ; im  Sommer 
aber  entwickelt  »ich  ein  bewegtes  Uirtenleben  auf  den  Anhöhen,  wo  in 
13  — 1700  m Höhe  die  Stinen  (Sennhütten)  stehen.  Aufser  im  Schyl- 
that  kommen  nutzbare  Mineralien  nicht  vor;  auch  die  alten  Goldwäschen 
würden  »ich  nicht  mehr  rentieren.  Die  wirtschaftlichen  Verhältnisse,  die 
eingehend  erörtert  werden,  bieten  kein  erfreuliches  Bild;  auch  Hermann- 
stadt ist  im  Niedergang  begriffen.  Da«  starre  Festhalten  der  Sachsen  am 
Dreifeldersystem  wirkt  ebenfalls  schädlich.  Die  Wald  Verwüstung  ist  eine 
alt«  Klage.  Die  untere  Zone  bis  durchschnittlich  1300  m Höhe  (rach  0 
und  N sinkt  die  Grenze  etwas)  ist  Buchenwald;  darüber  folgt,  einst  bis 
1800  m Hohe  und  stellenweise  noch  höher,  der  Fichtenwald,  an  dessen 
oberer  Grenze  sich  hier  und  da  die  Zirbe  einstellt ; endlich  folgt  der 
Strauchgürtel  stellenweise  bis  2200  m Höhe.  Supern. 

278.  Lang,  Statistik  der  Bevölkerung  Ungarns.  (Budapest, 
Athenaeum,  1885.) 

Dieses  Werk  i*t  ein  Auszug  aus  der,  in  ungarischer  Sprache  erschie- 
nenen Darstellung  der  Krgehni»n  der  Volkszählung  vom  Jahre  1880*  Es 
besteht  lediglich  aus  Tabellen  und  20  farbigen  Kärtchen,  welche  mit  Zu- 
grundelegung des  Komitates  ul»  Einheit  die  verschiedenen  statistischen 
Verhältnisse  veranschaulichen.  Wir  können  hier  nur  nuf  einige  geographisch 
interessantere  Punkte  binweisen.  Di«  neuen  Zahlen  für  di«  Nationalitäten 
mit  Kinschlufs  der  sprachlosen  Individuen  sind  dieselben  wie  in  Peter- 
roonns  Mitteilungen  vom  Jahre  1885,  S.  41.  Bezeichnend  ist,  daß  nur 
die  Magyaren  und  Deutschen  in  der  Stadtbevölkorung  mit  großem  Prozent- 
sätzen vertreten  *ind , als  in  der  Gesamtbevolkernng.  Von  den  143  un- 
garischen Städten  hat  nur  in  13  kein«  Nationalität  die  absolute  Mehr- 
heit; von  den  übrigen  130  sind  74  vorwiegend  magyarisch,  24  deutsch, 
24  slowakisch,  6 rumäoisch,  1 (Zombor)  serbisch  und  1 (Vinga)  bulgarisch.  Von 
den  Nichtmagyaren  (Ungarn)  sind  der  magyarischen  Sprach«  mächtig  1 1,4  Pro- 
zent (von  den  Armeniern  88,4,  von  den  Deutschen  21,  von  den  Rumänen 
und  Rutheuen  weniger  als  6 Prozent).  Seit  1869  haben  angenommen  die 
Magyaren  um  4,46.  die  Slowaken  um  i,M  und  die  Deutschen  um  0,to  Prozent, 
dagegen  nbgenomraen  die  Ruthenen  um  24,76,  die  Rumaoen  um  7,94  und 
die  Kroato- Serben  um  0,47  Prozent.  Diese  Zahlen  zeigen  klar,  wie 
energisch  die  Magyarisierung  fortsebreitet.  Das  Verhältnis  von  Religion 
und  Nationalität  zeigt  (für  den  ganzen  Ungarischen  Staat)  folgende  Tabelle : 


Ms* 

Deutsche 

8lo- 

ltu- 

Kuthe* 

Kroate» 

zyaren 

tvakcQ 

mänen 

non 

Serben 

V 

r o z e n t e 

Römisch-Katholisch  . . 

56, n 

06,8 

68.» 

0,8 

0,6 

62,3 

Griechisch-Katholisch 

2,? 

0,1 

5,5 

36,8 

96.» 

0.4 

üri«hi.ich-Orienta!i«h  . 

CM 

0,8 

0,1 

62,8 

0,9 

37,0 

Augsburger  Konfession  . 

4.0 

20.8 

23,8 

— 

— 

— 

Helvetische  Konfession  . 

30.» 

1*3 

0.« 

O.t 

— 

— 

Unitarier 

0,8 

— 

— 

— 

— 

— 

Israeliten 

5,7 

11,4 

1,1 

0.4 

3,0 

0.» 

Sonstige  Konfessionen 

0.» 

0.1 

— 

— 

— 

0,1 

Summ« 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

Diese  Tabelle  bedarf  insofern  einer  Ergänzung,  als  die  Juden  bei  der 
Volkszählung  nicht  national  ausgeschiedeu  wurden.  Von  denselben  be- 
kannten sich  65,*  Prozent  zur  magyarischen  und  33,7  Prozent  zur 
deutschen  Nationalität;  gewiß  eine  recht  bemerkenswerte  Thatsache!  Was 
die  Ücschlechtsveih&ltni»«  betrifft,  so  kommen  im  ganzen  Bereich  der 
Stefanskmne  auf  1000  Männer  1031  Weiber;  über  diwen  Durchschnitt 
steht  das  Verhältnis  nur  bei  den  Slowaken  (1094),  Deutschen  (1081)  und 
Armeniern  (1054),  bei  den  Magvaren  beträgt  es  1030*  und  bei  den  Ru- 

I • 


68 


Litteraturbericht  Nr.  279—281. 


münto,  Slowenen,  Zigeunern  und  andern  kleinern  Nationalitäten  iat  die  i 
Zahl  der  Weiber  geringer  »1»  die  der  Männer.  Cber  die  Volksbewegung 
für  die  einzelnen  grbfrern  Gebiete  gibt  nachfolgende  Tabelle  Aafschlub: 

Durchschnitt  1876 — 80 


Auf 

1000 

Kinder- 

Abnahme  (— ) 

Bewohner 

Sterblich- 

keit 

oder 

Zunahme  (-f-) 
in  Prozenten 

Gehörten 

Sterbe- 

falle 

auf  1000 
Geburten 

1869-80 

Ungarischer  Staat  .... 

44 

37 

422 

+ 1.« 

Abweichung  vom  Mittel 

Wwt-I'uearn  nnrdl.  d.  Donau 

0 

-f-  1 

—37 

4-  1,54 

. ȟdl. 

0 

— 3 

— 3 

Lund  zw.  Donau  u.  Tbeifs 

-r  6 

■4”  2 

-f-24 

-j-  0,48 

Ob.  Tbtifsgebiet  ireatl.  Teil 

— 2 

— l 

— 15 

— 3,  JO 

<•  „ 8*U.  , 

0 

0 

— 5 

— 3,i7 

Thsifs- Maros -B«k*n.  . . 

-j-  4 

+ 4 

*~34 

— 1,84 

Siebenbürgen 

— 5 

— 4 

— 43 

— 3,20 

Fiume 

+ 2 

0 

— 7 

4- 17. *a 

Zivil  • Kroatien 

— 1 

—34 

4"  4,41 

Ebemal.  Militlrgreore  . . 

-T-  1 

0 

— 29 

4-  O.ai 

Zu  bedauern  ist,  dafs  die  Beschäftigung  der  Berolkerung,  eins  der 
wichtigsten  geographischen  Momente,  für  die  einzelnen  Kornitste  nicht 
nachgewicscn  ist.  Slipon. 


279.  Becker,  Die  blaue  Grotte  von  Busi.  (Mitteil.  Geogr. 
Ges.,  Wien  1885,  Bd.  XXVIII,  S.  529.) 

Das  kleine,  ans  Iiudistonkalk  bestehende  Felseneiland  üusi  (Ldeherin- 
sel),  SW  von  I.iaaa,  hat,  soweit  bekannt,  10  nur  au  Schiff  zugängliche 
Grollen,  unter  denen  die  blaue  Grotte  die  interessanteste  ist.  Sie  ist  31m 
lang,  15  — 17  in  breit  und  hat  eine  Wsaserliefe  ron  16 — 18  m.  Zum  l'nter- 
sehied  von  der  Grotte  ron  Capri  erhält  sie  das  Lieht  durch  eine  unter- 
seeische Öffnung  ron  10)  ni  Breite  und  18  ni  Höhe.  Eine  zweite  bleue 
Grotte  daselbst  empfängt  aber  direktes  Sonnenlicht.  Supan. 

280.  Heer,  Dio  uivale  Flora  der  Schweiz.  (Neuo  Denk- 
schriften Allg.  Schweiz.  Naturf.  Gos.  1885,  Bd.  XXIX.) 

Es  seien  hier  nur  einzelne  Stellen  dieses  wichtigen  Werkes  berück- 
sichtigt, die  ron  einem  allgemeinen  Interesse  sind.  Osw.  Heer  bearbeitete 
es  drünitir  in  seinem  letzten  Lebensjahre;  leider  ist  es  unvollendet  geblie- 
hen, und  der  Verfasser  hat  die  Schlüsse  der  von  ihm  klsrgelcgtcn  That- 
sachen  nicht  selbst  xiehen  können.  So  weit  ist  es  aber  vorgeschritten,  dafs 
einige  dieser  Folgerungen  sich  von  selbst  aufstellnn. 

Wir  kennen  in  der  Schweiz  337  Arten  Blütenpftanzcn , welche  von 
2600 — 4200  m verbreitet  eind.  Zwölf  wurden  noch  über  3900  m ge- 
funden. Ein  Zehntel  gehört  dor  Kbencntlora,  neun  Zehntel  den  Ge- 
birgspflanzen an;  von  diesen  bildet  ein  Viertel  die  eigentliche  nirale 
Flora.  Das  Monte  lloia- Gebirge  onthält  die  reielute  Sammlung  dieser  letzten 
Kategorie,  welche  hier  den  höchsten  Funkt  über  dem  Meere  in  der  Schweiz 
erreicht.  Die  Mehrzahl  der  Arten  ist  durch  die  ganze  Schweiz  verbreitet. 
Nur  ein  kleiner  Teil  findet  sich  auischliefslich  im  Osten  vom  Ortler  bis 
zum  Gotthard,  oder  im  Westen  vom  Gotthard  bis  nach  Savoyen.  Etwa  die 
Hilfto  der  Arten,  d.  h.  150.  finden  wir  ebenfalls  in  det  arktischen  Zone; 
Skandinavieu  allein  zählt  davon  134,  Sibirien  91,  Island  70,  Grönland 
84,  Arktisches  Amerika  75  &c.  122  Arten  fehlen  überall  im  dazwischen- 

liegenden Tiefland,  und  können  als  arktisch-alpine  Arten  bezeichnet  werden. 
Diese  gtofse  Verbreitung  ist  durch  die  Gleichförmigkeit  der  Folarfiora  be- 
dingt. Dafs  sich  aber  such  eine  so  grofve  Anzahl  arktischer  Arten  in  unsren 
Alpen  findet,  beweist,  dafs  diese  Flora  von  Nord  nach  Süd  gewandert  ist 
und  nicht  umgekehrt,  sonst  niüiste  die  europäische  von  der  asiatischen  und 
amerikanischen  sehr  verschieden  sein,  was  gerade  nicht  der  Fall  ist.  (Vgl. 
Litt.-Ber.  Nr.  225.)  In  Amerika  ist,  dank  der  günstigen  NS-Richtung  der 
Kordilleren,  die  eine  nicale  Brücke  bildeten,  die  arktische  Flora  viel  weiter 
nach  Süd  vorgerückt  als  bei  uns. 

Die  mioeüne  arktische  Flora  rückte  schon  zur  Tcrtiärzeit  nach  Europa 
vor,  und  die  europäische  Tertiärflora  erhielt  von  ihr  die  Typen,  welche 
heute  die  gemäfsigte  Zone  charakterisieren;  sie  erlangten  mehr  und  mehr 
das  Übergewicht  über  die  l'rcinwohnet,  tropische  und  subtropische  Formen, 
und  standen  zu  diesen  in  demselben  Verhältnis  wie  jetzt  die  alpine  Flors 
zu  der  der  Ebenen.  Derselbe  Frozefs  hat  sich  übrigens  in  verschiedenen 
Wcltaltcni  vollzogen.  Die  endemische  Flora  entstand  in  unsren  Alpen.  Ihre 
Mutter  war  wahrscheinlich  die  Flora  des  tertiären  Gebirgslandcs.  Was  die 
Höhe  über  dem  Meere  anbelangt,  so  stehen  die  Insekten  der  Flora  gegen- 
über weit  zurück.  Heer  beobachtete  keine  Insekten  über  2900  m,  so  dafs  | 


die  Befruchtung  der  Pflanzen  in  diesen  Höhen  wohl  ohne  deren  Hilfe  vor 
•ich  gehen  rauf«.  Hai Uart. 

281.  Forel,  La  Faune  profonde  des  lacs  Suisses.  Basel, 
Georg,  1885. 

l)ei  erste  Teil  dieser  preisgekrönten  Monographie  bandelt  von  den 
physischen  Verhältnissen  der  Schweizer  Seen.  Die  Tiefengrenze » bis  zu 
weicher  die  Wellenbewegung  im  Genfer  See  noch  io  energischer  Weine  »ich 
geltend  raucht,  betrügt  2 — 6m;  iu  einer  Tiefe  von  über  10m  herrscht 
nahezu  absolute  Hube,  ln  den  übrigen  Seen  dürften  diese  Grenzen  noch 
höher  liegen.  You  der  normalen  Strömung,  die  wegen  ihrer  geringen  Ge* 
schwindigkeit  keine  nennenswerte  mechanische  Arbeit  ausxufuhrcn  im  stände 
ist,  sind  zu  unterscheiden  die  vorübergehenden,  durch  Wfcrracunterschicde 
und  Winde  bewirkten  Strömungen,  von  denen  die  letztem  für  die  Ver- 
mischung der  Wuscncbichten  von  grofser  Wichtigkeit  sind.  Die  jährliche 
Wärmeschwankung  nimmt  mit  der  Tiefe  rasch  ab  und  ist  in  ca  100  m Tiefe 
in  allen  Seen  uahezu  gleich  Null.  Die  Teraperaturdifferenzen  zwischen  den 
einzelnen  Seen  sind  nur  in  den  obersten  Schichten  beträchtlich,  übersteigen 
aber  in  den  ticfern  1 — 2W  nicht.  Eine  Bodenteraperatur  von  l*  findet 
man  nur  in  Seen  von  mehr  als  100  m Tiefe  und  in  klütern  Gegenden,  wo 
die  Winterterapemtur  auf  A"  herabsinkt.  Die  groben  Schweizer  Seen  ge- 
frieren selten,  über  raun  kann  einen  solchen  Fsll  nicht  abnormal  nennen. 
CnteT  somt  gleichen  Umständen  bildet  sich  eine  Eisdecke  um  so  rascher  und 
häufiger,  je  geringer  die  Tiefe  und  je  kleiner  der  Böschungswinkel  der  Wände 
und  Thalgehänge  ist.  Für  das  Tierleben  ist  sie  von  besonderer  Bedeutung, 
weil  sie  auch  die  hohem  Waaerschichten  vor  dem  Eintluf*  der  äufsern 
Luft  schützt  und  bei  längerer  Dauer  einen  Mangel  an  Sauerstoff  im  Wasser 
herbeiführt.  Die  mittlere  Tiefengrenze  der  Sichtbarkeit  im  Genfer  See  bei 
Morge*  ist  10,1  m,  im  Winter  (Oktober  bis  April)  betrügt  sie  12,Tm.  im 
Sommer  (Mai  bis  September)  6*«  ni ; das  Maiimum  war  1 7 in.  Die  jahres- 
zeitlichen Schwankungen  hiingen  zusammen  mit  dem  Gehalt  des  Wassers 
an  suspeudierten  Stoffen.  Die  „Grenze  absoluter  Finaler  ni»*,  bei  welcher 
dio  Sonnenstrahlen  Chlorsflber  nicht  mehr  Offizieren,  liegt  im  Sommer  in 
Ab  und  im  Winter  in  100  m Tiefe.  Die  chemische  Beschaffenheit  des  See- 
wassers  bleibt  sich  in  den  verschiedenen  Tiefen  nahezu  gleich.  Aufser  den 
gelbsten  Bestandteilen  enthält  das  Seewas*er  auch  schwebende  Staubteilchen 
organischen  und  mineralischen  Ursprungs.  Verschiedene  Analysen  de*  See- 
wassern  und  Bodenablage run gen  werden  mitgeteilt. 

Folgende  Tabelle  gibt  eine  Übersicht  über  die  verschiedenen  Regionen 
und  Zonen  der  Schweizer  Seen: 

0 — 25 m Tiefe:  Litorale  Region*). 

Otn  Tiefe:  Jährliche  Wärmeschwankung  15 — 20°. 

10  „ Grenze  der  Wellenthütigkeit,  der  Sichtbarkeit  und  der 

täglichen  Wärmeschwankung. 

20  ••  Grenze  der  chlorophyllhaltigcn  Flora.  Jährliche  Wärme- 

Schwankung  6 — 8U. 

25  — 00  m Tiefe:  Tiefenregion , Obere  Zone. 

30  m Tiefe:  Jährliche  Wärmeschwankung  S— 5°. 

50  * Grenze  der  chemischen  Sonneuwirkung  im  Sommer, 

jährliche  Wärmeschwankung  2 — 3*. 

über  60m  Tiefe:  Tiefenregion , Untere  Zone. 

100  m Tief«:  Grenze  der  Chornischen  Sonnenwirkung  im  Winter,  jähr- 
liche Wärmeschwankung  1*. 

150  « Grenze  der  jährlichen  Wärmeschwankung. 

250  i*  Wärmeschwankung  in  Ungern  Zeiträumen 

Die  Fauna  der  obern  Wasacrschicht  ( — 25  m Tiefe)  ist  zura  Teil 
eine  Ufer-,  zum  Teil  eine  pelagische  Fauna  (Fauna  der  offnen  See).  Unter  den 
pelagischen  Tieren  sind  die  Muschelkrebse  deshalb  von  hervorragender  Wich- 
tigkeit, weil  dieselben  Spezies  sich  nicht  blofs  über  dio  alpinen,  sondern 
auch  über  die  skandinavischen  und  kaukasischen  Seen  verbreiten.  Die  Kennt- 
nis von  der  Existenz  einer  reichen  Labewdt  in  der  Tiefenrogion  der  sub- 
alpinen Schweizer  Seen  verdanken  wir  Forel,  der  sie  zuerst  im  Jahre  1869 
im  Genfer  See  entdeckte.  Für  den  Geographen  ist  nur  das  Resultat  der 
zoologischen  Untersuchungen  von  Interesse,  dafs  nämlich  die  Tiefseefauna 
nochglazialcn  Ursprungs  ist  uud  von  der  Litoralfuuna  abstamrot,  ebenso  wie 
die  pelagische  Fauna,  die  l’avesi  noch  im  Jahre  1883  für  eine  Relikten- 
fauna  erklärte.  Ein  Zuströmen  litoraler  Tiere  in  die  Ticfenregion  findet 
auch  jetzt  noch  statt.  Jene  Theorie  hat  nur  für  zwei  blinde  Arten  keine 
Gültigkeit,  die  wahrscheinlich  von  Bewohnern  unterirdischer  Gewässer  ab- 
stammen : Niphargus  Forelii  Ton  N.  puteancus,  und  Asellus  Forelii  von  A.  cara- 
ticu«.  Unaufgeklärt  ist  das  Herkommen  von  Plagioetoroa  Lcmani  (aufsex  in 
dem  Genfer  noch  in  sieben  andern  Seen  gefunden),  der  einzigen  bekannten 

*)  Der  Name  ist  nicht  glücklich  gewählt,  weil  er  auch  die  obere 
Schichten  der  offnen  See  cinschlicfst. 


>, 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  282 — 290. 


69 


Süfswasscrform  des  marinen  Geschlechtes  lnagjostnraa,  und  vorn  Genna  Acao- 
thopus  (im  Genfer  See),  das  zur  marinen  Familie  der  Ovtberideen  gehört. 
Die  Untcnachuogrn  .Kapere  in  den  italienischen  Alpenaoen  ersten  keine  lle- 
Uktenfauna,  ähnlich  jener  des  Gardasees;  nur  Paveri  betrachtet  AIom  vul- 
pan*  des  Lugancr  See*  als  eine  Reliktcnfoma.  .Vujmm. 

282.  Loua,  Lea  accroissements  de  la  populatiou  on  France 
depuis  le  commeuceinent  du  siede.  (Journ.  Soe.  do 
Statist.,  Paris  1886,  Bd.  XXVII,  S.  84.) 

Am  Ende  des  17.  Jahrhunderts  hatte  Frankreich  eine  Bevölkerung 
von  19C94  000,  176t»  nach  Mewancc:  23  109  000,  1784  nach  Necker: 
24  800  000,  uud  1790  nach  Young:  26  303  O00.  Die  Zählungen  in  un- 
seren Jahrhundert  ergaben  in  runden  Zahlen: 


Innerhalb  der 

Steigerung  ln 

heutigen  Grenzen: 

Fror. 

1801  . 

. 27  349  OOO 

26  931  000  ( 

0,64 

1821  . 

. 30  462  OOO 

29  871000  | 

1831  . 

. 32  569  000 

- i 

O.tt 

1841  ■ 

. 34  230  000 

33  407  000  ( 

1851  . 

. 35  783  000 

— 1 

0,37 

1801  . 

. 37  386  OOO 

35  845  000 

1872  . 

. 36  103  OOO 

— 1 

0,26 

1881  . 

. 37  672  000 

37  672  OOO  1 

Der  Verfasser  tröstet  sich  damit,  dafs,  wenn  auch  die  andern  Nationen 
sich  stärker  vermehren,  die  mittlere  Zunahme  doch  allmählich  geringer  wird, 
und  endlich  bei  allen  Völkern  ein  Stillstand  eintreten  müsse. 

Vergleicht  man  die  Zahlungen  von  1801  und  1881,  so  ergibt  sieh, 
dafs  eine  Zunahme*  Uber  das  Durchschnittsmala  nur  in  folgenden  Gegenden 
stattfaod:  l)  Paris;  2)  im  N die  Departements  Nord  und  Fas  de  Calais; 

3)  im  W die  KÜstengegendeu  Fmislöre,  an  der  I.oire  dio  Departements  Loire 
inffricurc,  Maine  et  Loire  und  Vend/*e,  endlich  Gironde;  4)  im  O Meurthe 
et  Moselle  und  Beifort;  5)  im  Zentrum  die  Departements  Cher,  Nicvre. 
Allier,  Loire  und  Rhönc;  6)  an  der  Mittelmeerkiiste : Fyrfn4et  orientale«, 
Aude,  lierauld  und  Bouches  du  Rhöno.  Geringer  ist  die  Bevölkerung  jetzt  \ 
als  im  Anfang  d«sc  Jahrhunderts:  1)  in  den  normannischen  Departements 
Manche,  Calvados,  Orne  und  Eure;  2)  in  den  örtlichen  Gebirgsdepirtements 
Jura  und  Basses  Alpes;  3)  nn  der  Garonne  in  den  Departements  Lot  et 
Garonne  und  Tarn  et  Garonne.  Sujmm. 

283.  Trouraire,  Sur  les  monvements  orogeuiques  en  Au- 
vergne. (Bull.  Soc.  Geolog,  do  France,  1885/86, 

Bd.  XIV,  S.  113  und  Tafel  VII.) 

284.  # Sur  certains  details  de  la  configuration  des 

montagnes  du  Cantal.  (Ebendas.,  S.  117  u.  Taf.  VII.) 

ln  der  osten  Mitteilung  sucht  der  Verfasser  an  einem  Prodi  nördlich 
von  Clermont  nachzuweisen,  dafs  nach  Abschluß  der  Basal Uusbrüche  noch 
Faltungen  und  Verwerfungen  erfolgten.  lu  dem  zweiten  Aufsatz  weiden  die 
grofien  Zizken,  welche  im  Cantalgcbirgc  die  meisten  Thiiler  an  ihrom  Ur- 
sprung abscblief*»»,  und  jene  merkwürdige  dünne,  schroffe  und  gleichmäfsig 
hohe  Felsraauer,  welche  vom  Puy  Man1  zum  Puy  PeyTO-Arae  hinüberzieht, 
geschildert,  und  auf  sekundär*  Kraterbildungen  an  deu  Abhängen  des  groben 
Aufschüttungakegels  zurückgefiihrt.  Siijoan. 

285.  Kromhout,  Atlas  van  Nederland  in  43  koarten,  mot 
toelichtenden  tekst.  ’s  Gravenhage , Gebr.  van  Clcef, 
1885. 

Schon  beim  ersten  Aublick  rauchen  die  Karten  dieses  Atlasses,  in 
1 : 200000,  einen  angenehmen  Eindruck.  Sie  enthalten  in  Schwarzdruck 
die  Grenzen  de«  Deiche* t der  Provinzen  und  der  Gemeinden,  die  Namen 
der  Gemeinden  mit  den  dazu  gehörenden  Weilrm  \c.,  die  Eisenbahnen 
mit  den  Stationen,  die  vornehmsten  Schutzsehleusen  und  die  Stationen 
der  Rettungsboote,  uud  in  Uotdruck  die  Kunstwege,  Städte  und  Leucht- 
türme.  Zu  der  saubem  Darstellung  gesellt  sich  noch  eine  seltene  Voll- 
ständigkeit; sogar  die  kleinsten  Dörfchen  und  oft  anch  die  Namen  für 
kleine  Häusergruppcn,  wie  man  sio  so  vielfach  in  Holland  findet,  sind 
auf  diesen  Karten  angegeben.  So  haben  wir  z.  B.  auf  dem  Blatt  Nord- 
holland mit  der  größten  Anstrengung  nicht  mehr  als  ein  paar  Nomen 
finden  können,  deren  nicht  Erwähnung  geschieht,  und  dafs  diese  unbedeutenden 
Flecken  weggelaaen  sind,  ist  der  Karte  eher  als  ein  Verdienst  denn  als 
ein  Nachteil  anzarechnen,  di  durch  die  Fülle  ton  Namen  an  einigen  Stellen 
die  Übersichtlichkeit  doch  schon  mehr  oder  weniger  gelitten  bat.  Dies 
ist  aber  m>  geringfügig  und  hat  »o  wenig  zu  bedeuteu,  dafs  wir  diese  Karten 
als  Gemeinden-  und  Wegekarten  nicht  genug  empfehlen  können,  ja,  dafo 


wir  nicht  wissen,  warum  in  der  Folge  den»  bekannten  .Topographische 
atlas  van  het  Koniukrijk  der  Nederlanden*  (1  : 200  000),  welcher  obendrein 
zweieinhalbmal  mehr  kostet,  der  Vorzug  gegeben  werden  toll. 

Ein  halbes  Dutzend  kleinerer  Karten  (Mafsstab  i : l 500  OOO)  sind 
diesem  Atlasse  noch  hinzugefügt,  und  zwar:  a)  Höhenkartc,  b)  die  Nieder- 
lande, ohne  Deiche  gedacht  und  überschwemmt  bei  der  gewöhnlichen 
Flut  vom  MeereswaKtcr  und  beim  höchsten  bekannten  Wasserstande  vom 
Flufswasser;  c)  die  Waterstaat- Einteilung  des  Reiches  und  die  Namen 
der  alten  Landschaften ; d)  die  gerichtliche  Einteilung  des  Reiche».;  e)  die 
militärische  Einteilung  und  die  zentralen  und  Garntsonsmagazine , und 
f)  Bisenbahukarte.  Man  riebt  also,  dafs  dieser  Atlas  besonders  geeignet 
ist,  um  sich  eingehend  zu  unterrichten.  Dazu  dient  aufserdera  ein  aus- 
fdhrlieher  erläuternder  Text,  eigentlich  ein  autistisches  Handbuch,  dast 
ohne  auf  Vollständigkeit  Anspruch  zu  machen,  doch  mehrere  höchst  lehr- 
reiche Angaben  enthält  in  bezug  auf  Lage,  Gröfse,  llühenverhältniase, 
SUatseinrichtuugeu,  Unterricht,  Marine,  Finanzen,  Heer,  Flüsse,  Eisenbahnen, 
Handel  und  Industrie  und  Kirchgenossenschafteii. 

Falls  dieser  Atlas  eine  zweite  Ausgabe  'erleben  würde,  was  unsres 
Erachtens  nicht  unwahrscheinlich  ist,  so  möchten  wir  darin,  um  von 
kleinem,  weniger  wichtigen  Verbesserungen  nicht  zu  reden,  eine  grofso 
Veränderung  gern  eingeführt  seheu,  nämlich  die  moderne  Orthographie, 
sowohl  hinsichtlich  der  geographischen  Namen  (die  Niederländische  Geo- 
graphische Gesellschaft  bat  sich  bemüht,  dieselben  in  einem  Büchleiu  zu 
summe*. u und  hcrau-vtugeben , und  warum  sollten  wir  dies  nicht  dankbar 
benutzen?)  als  des  Titels  der  Karten.  Andri<$*ni. 

286.  Posthumus  & van  Bemmelen,  Atlas  van  Nedorland 
en  zijn  bezittingon.  3.  Auf].  Amsterdam,  C.  L. 
Brinkman. 

Schon  die  Namen  der  beiden  Verfasser  bieten  Gewähr  für  die  Güte 
des  Werkes,  und  bei  Benutzung  desselben  wird  man  auch  nicht  enttäuscht. 
Dr.  von  Brramclcn  besorgte  den  geologischen  Teil  und  eine  Erläuterung, 
welche  als  ein  kurzer  I«cit faden  der  Geologie  der  Niederlande  bezeichnet 
werden  darf.  Die  erste  Karte  gibt  eine  gute  Übersicht  über  das  Relief, 
die  zweite  über  die  geognostischc  Beschaffenheit  der  Niederlande.  Auch 
von  jeder  der  Provinzen  sind  zwei  Karten  nebeneinander  abgedruckt,  wo- 
von die  erste  mehr  fürs  Studium  der  politischen  Geographie  bestimmt  ist. 
Mit  roten  Buchstabeu  werden  aufserdera  auf  dieser  Karte  die  verschiedenen 
Erwerbsmittel  angegeben.  Die  zweite  Karte  ist  geologisch  koloriert  und 
enthält  außerdem  Angaben  über  die  Verteilung  der  Bodenprodukte.  Wie 
man  rieht,  sind  diese  Karten  sehr  reichhaltig,  und  zu  bedauern  ist  nur  die 
mangelhafte  Darstellung  des  Flufsnetzcs.  Auch  dio  Karten  der  überseeischen 
Besitzungen  der  Niederländer  sind  gewifa  nicht  die  schönsten.  Im  ganzen 
verdient  aber  das  Werk  alle  Anerkennung.  Andri<tt<n. 

287.  Hult,  ßlekingos  Vegetation.  (Meddelesler  af  Societas 
pro  Fauna  et  Flora  fennica,  1885,  Bd.  XII,  S.  163.) 

Der  Verfasser  entwirft  nach  deu  in  Nr.  293  geschilderten  Prinzipien 
ein  rloriitisches  Bild  von  Blekingc*  Flora,  wo  das  Anziehende  und  Lehrreiche 
auch  in  der  Gliederung,  in  der  analytischen  Behandlung  des  Gesamt- 
bildes beruht.  Ke  treten  hier,  im  südlichen  Schweden,  die  Eichen-  und 
Buchenformationeu  zu  den  nordische»  Gruppen  hinzu  und  legen  die  Ver- 
gleiche mit  der  holstein  - pommerschcn  Küste  dem  deutschen  Pflantcngco- 
grapheu  besonders  nahe,  da  die  ausführlichen,  nach  Häufigkeit  geordneten 
Register  vielfältig  ganz  genau  übereinstimmen.  — ln  dieser  Schrift  ist 
den  Moosen  und  Flechten,  die  vielfach  gröblich  vernachlässigt  oder  als 
etwas  ganz  andres  wie  die  Blutenpflanzen  betrachtet  werden,  eine  ihrer  Be- 
deutung entsprechende  Berücksichtigung  zu  teil  geworden.  &rwU. 

288.  Prince  Roland  Bonaparte,  Not«  on  the  Lapps  of 
Fiumark ; 

289.  Keane , The  Lapps,  thoir  Origin,  Etknical  Affimties, 
Pliysical  and  Mental  Characteristics,  Usagos,  Present 
Status,  and  Futur«  Prospects ; 

290.  Garson,  On  the  pliysical  characteristics  of  the  Lapps. 
(Journal  Antlirop.  Institute,  1885,  Bd.  XV,  S.  210.) 

Nach  einer  Serie  von  101  Photographien  erläuterte  der  erste  Ver- 
fasser die  MaGe  der  einzelnen  Körperteile  der  brachyccphalcn,  durchschnitt- 
lich i,w  m (Frauen  1,47  re)  gxofsen  Lappen. 

Keane  bespricht  zuerst  die  Gruppierungen: 
in  Rufsland:  Fischer-  und  Berg-Lappen ; 
in  Schweden:  Fischer-,  Wald-  und  Berg-Lappen; 
in  Norwegen:  Soe-,  Flufs-  und  Berg-Finnen. 


Digitized  by  Google 


TO 


Litteraturbericht  Nr.  291—293. 


Der  Name  .Lappen6  ist  verhältnismäßig  neuem  Datum«  (vom  Jahre 
120U  und  1*230)»  .Finnen*  ist  sowohl  vom  anthropologischen  als  nationalen 
Standpunkt  aus  korrekter  und  außerdem  die  deutsche  ('bcrtragung  des 
nationalen  .Same“  (Flur:  Samelats.  wörtlich:  Fin- Minner).  Nicht  ton 
Süden  her  kamen  nach  dem  Zuriickgehen  der  Gletscher  die  Lappen  mit 
ihrem  Reu  in  jenen  Landstrich,  sondern  von  Osten,  vom  Altai-Baikal.  Nach 
einer  Beschreibung  ihrer  Körpercigentümlichkciten , ihrer  Trennung  von 
den  Eskimos  gibt  Verfasser  einen  interessanten  kurten  historischen  Huck- 
blick über  die  Lappen,  ihr  sozial«  und  häudichos  Leben  (Hen,  Lappen- 
hund, Schlitten,  Schneeschuhe)»  ihre  geistigen  Eigenschaften,  Religion 
und  Sprache. 

Garsou  gibt  genauere  Maße  der  einzelnen  Körperteile. 

Lanjrtatcf. 

291.  Bucharow,  Reise  iu  Lapplund  im  Herbst  1883.  (Sa- 
piski  Kuss.  Geogr.  Ges.,  1885,  ßd.  XVI.) 

Die  am  2.  (140  Mai  182C  zwischen  Hufslaud  und  Norwegen  abge- 
schlossene Grenxkonventinn  hatte  dem  freien  Umherrtreifen  der  Lappen  auf 
dem  beiden  Staaten  gemeinsamen  Gebiet,  den  sogenannten  Faelledsdistricter» 
durch  Festsetzung  einer  bestimmten  — noch  jetzt  bestehenden  — Grenze 
ein  Ende  gemacht.  Durch  eine  besondere  Klausel  war  nun  einem  oder 
dem  andreu  der  beiden  Staaten  xugeteilten  Familien  versuchsweise  auf 
sechs  Jahre  dis  Hecht  zuerkanut  worden,  unter  Beobachtung  der  be- 
stehenden l’oiizei-  und  /ollvcrorduungen , zur  Ausübung  der  Jagd  und 
Fischerei  wie  früher  auf  das  Gebiet  des  andren  Staates  Übenugeheu.  Die- 
ses Recht  war  jedoch  nur  den  angesiedoltcn  Kingcbomcn  dieser  Gegend, 
nicht  aber  den  russischen  oder  norwegischen  Zuzüglern  und  ebensowenig 
den  Kenticrnomadcu  Vorbehalten. 

Durch  eine  neue  Konvention  vom  6.  (18.)  August  1834  wurde  auch 
dieses  Hecht  beseitigt,  und  nur  die  russischen  Lippen  des  Dorfbezirks 
Pasiezki  behielten  die  alte  Freiheit,  den  Lachsfang  in  der  Paramündung 
und  dem  Jarfjord,  beide  Norwegen  gehörig,  zu  betreiben.  Diese  Bestim- 
mungen haben  noch  gegenwärtig  Gültigkeit. 

Bucharow.  geleitet  durch  das  Intercne,  welches  die  durch  die  po- 
litischen Verhältnisse  geschaffenen  Lebensbedingungcn  der  russischen,  fiun- 
Undisrheu,  norwegischen  und  schwedischen  Lappen,  der  alte  Kampf  zwischen 
der  nomadisierenden  und  der  unttfsigeo  Bevölkerung  und  die  wenigen, 
aber  eigentümlichen  Schönheiten,  sowie  die  Srhrecken  der  Tundra  wach- 
gerufen,  beschloß  im  Herbst  1883,  eine  Heise  durch  Lappmarken  zu  unter- 
nehmen und  namentlich  die  Kirchspiele  Knarr,  Ißchiok,  Pohuak,  Kant- 
schok,  Kautokcino,  Knontcki*  und  Muniom««ko  zu  besuchen.  Kr  wendete 
seine  Aufmerksamkeit  besonders  den  ökonomischen  Verhältnissen  der  diese 
Wildnisse  bewohnrndon  Menschen  zu  und  beschreibt  sie  sehr  ausführlich. 

Kr  kommt  schließlich  zu  der  Erkenntnis,  daß  die  Zahl  der  Lappen 
sich  allerdings  vormindert,  aber  weniger  durch  Aussterben  infolge  der 
harten  Arbeit  im  Kampfe  ums  Dasein,  als  durch  die  NermUchuug  mit 
Norwegern  und  besonders  mit  Finnen.  Die  verhältnismäßig  stärkere  Ab- 
nahme der  nomadisierenden  Bevölkerung  wird  hauptsächlich  durch  den 
(’bergang  zum  ongesiedetten  Leber.,  und  dieser  wieder  durch  die  Er- 
schwerung den  freien  l'mherciehens  der  Hentierherden  bedingt.  Da  nun 
die  finnUndisrhe  Tundra  einen  unerschöpflichen  Reichtum  an  Henticrraoo« 
hat,  während  von  letztenn  in  Norwegen  nur  so  viel  vorhanden  ist,  dafs 
die  Rentiere  zwar  erhalten,  aber  nicht  stark  vermehrt  werden  können, 
ist  es  trotz  aller  gesetzlichen  Bestimmungen  bei  der  Schwierigkeit  der 
Kontrolle  nicht  zu  verhindern,  daß  die  Rentiere  der  Norweger  auf  finn- 
Kindisches  Gebiet  übertreten. 

Im  allgemeinen  sind  Hoden,  und  klimatische  Verhältnisse  derartig,  dafs 
die  Lappen  zwar  kümmerlich  ihr  Leben  fristen,  aber  kaum  zu  einer  höhern  ! 
Entwickelung  gelangen  können.  r.  St«iu. 

292.  Ignatius,  Finlands  Geografi.  I.  ADmnn  öfverblick  af 
laiid  och  folk.  Heft  1 u.  2.  Helsingfora,  G.  W. 
Edluud,  1881  und  1885. 

Von  dem  großartig  angelegten  Werke  über  die  Geograph ic  Finnlands, 
das  die  tinuländische  Litteratuigevelßchaft  angeregt  hat,  liegen  bis  jetzt  nur 
zwei  Hefte  vor.  Das  sehr  langsame  Erscheinen  der  Einzelhefte  berechtigt 
zur  Besorgnis,  daß  es  dem  Verfasser  nicht  vergönnt  werden  wird,  das 
Riesenwerk  zu  vollenden.  Der  erste  Teil  allein,  der  „Überblick  über  Land 
und  Volk“,  soll  dem  Plane  gemäß  35  Druckbogen  betragen.  Jedenfalls 
bilden  die  vorhandenen  zwei  Hefte  gewissermaßen  ein  abgeschlossenes 
Ganze  für  «ich.  indem  sie,  nebst  einer  Einleitung  über  die  Geschichte  der 
Geographie  des  Landes,  dir  Darstellung  der  physischen  Geographie  vollendet 
haben.  Die  neuo  Kapitel  umfassen  in  üblicher  Reihenfolge  die  Er- 
örterung 1)  des  Namens,  der  Lage  und  der  Grüß*  des  Großfiirrteulums 


2)  der  umgebenden  Meere,  3)  der  Konfiguration  und  des  landschaftlichen 
Charakter*  de»  Lande*,  4)  der,  geologischen  Verhältnisse,  5)  der  Gtbirge, 
6)  der  Hydrographie,  7)  des  Klimas,  8)  der  Flora  und  9)  der  Fauna.  Ver- 
fasser ist  mit  der  Littenitur  des  Landes  gut  bekannt  und  hat  sich  viel, 
focher  Unterstützung  der  Fachmänner  zu  erfreuen,  weshalb  seine  Angaben 
immer  sehr  beachtenswert  sind,  soweit  sie  sich  auf  den  Boden  der  Thit« 
sarhen  beschränken.  Die  Stärke  des  Verfassers  liegt  jedoch  eigentlich  in 
dem  statßtßcben  und  historischen  Fache  (er  ist  ehemaliger  Chef  des  Sta- 
tistischen Amtes  und  jetzt  Mitglied  des  Senats  für  Finnland),  weshalb  sein« 
Tüchtigkeit  sich  hier  wenig  bewähren  konnte.  Seine  theoretischen  Aus- 
einandersetzungen sind  dunkel  und  vielfach  auf  veraltete  Anschauungen 
gegründet. 

Hin  Cm «.tand,  der  weniger  dem  Verfasser  als  der  noch  allzuwenig 
fortgeschrittenen  Erforschung  de«  Lindes  zugeachricben  werdeu  muß,  wird 
dem  Fachgelehrten  sofort  auffallen.  Es  ist  das  die  Lückenhaftigkeit  des 
Stoffes.  In  einigen  Beziehungen  i«t  die  Arbeit  sehr  ausführlich,  so  be- 
sonders in  topographischen  1 Mails.  Der  Verlauf  der  Lande-sgrenxe  wird  eia 
gehend  erwähnt.  Die  Namen  violcr  auch  ziemlich  unbedeutender  Mmj 
buseti,  Inseln,  Binnengewässer  und  Hügel  sind  gewissenhaft  verzeichnet 
worden.  Die  florUtischen  und  faunirtischcn  Abschnitte  tragen  den  Cha- 
rakter botanischer  und  zoologischer  Verzeichnisse.  Dagegen  vermißt  nun 
die  Angaben  über  die  Regime  und  die  Wawcrma-vse  der  Ströme,  die  Tiefen* 
und  Bodenverhältnisse  der  Seen,  Sowie  eine  übersichtliche  Darstellung  der 
Pflanzen-  und  Tierwelt.  Weder  von  dem  landschaftlichen  Charakter  der 
Vegetation,  noch  von  der  regionalen  uud  provinziellen  Gliederung  der 
organischen  Welt  wird  etwas  getagt.  Ebensowenig  werden  den  gegen- 
wärtigen Forderungen  der  geologischen  Darstellung  Rechnung  getragen. 
Besonders  befremdend  wirkt  die  übertriebene  Bedeutung,  die  den  Wasser- 
scheideliuien  zugemessen  wird,  und  die  Verwechselung  derselben  mit  den 
Geröll-  und  Saudanbäufungen , die  unter  dem  Namen  „Äaar“  bekannt 
sind.  Cbcrhaupt  herrscht  in  der  skandinavischen  Litteratur  wegen  der 
verschiedenen  Bedeutungen  dieses  Wortes  grobe  Begriffsverwirrung.  Bald 
bezeichnet  das  Wort  einen  Höhenzug  im  allgemeinen,  bald  wird  darunter 
ein  Cferwall  verstanden,  bald  wieder  alto  Moränen  oder  verschiedenartige 
Hrdwälle  unbekannten  Ursprungs.  Dersellten  Unsicherheit  begegnet  man  im 
vorliegenden  Werke.  Daher  kommt  es,  daß  Verfasser  den  „As"  Salpens* 
zelki  §1«  Außtaucr  der  wcst-tanda*tlandisrhcn  Gpw.Uvt  wirken  läßt,  ob- 
gleich die  ganze  Wassermasse  sich  90  km  nördlicher  iu  eiuem  Zeutralbecken 
sammelt,  folglich  90  km  in  nördlicher  Richtung  von  dem  .Af“  wegfließt, 
ehe  sie  sich  einen  Weg  zum  Meere  sucht.  Diese  ganze  Gegend,  wo  der 
Pelsgruud  überall  zu  Tage  tritt,  hat  also  eine  freilich  seichte  Noigung  gecea 
Norden,  und  der  „As“  Ist  nur  dem  südlichen  Höhenrücken  des  Lindes 
aufgesetzt.  Da,  wo  »ich  der  „As*  von  dem  Höhenrücken  entfernt,  wird 
er  vielfach  von  ganz  unbedeutenden  Blichen  durchbrochen.  Hiermit  wird 
nicht  behauptet,  daß  die  „Asar"  niemals  als  Wasserscheider  fongieren 
können. 

Die  Arbeit  Ut  von  Karten  uud  einigen  Bildern  begleitet.  Unter  den 
Karten  mag  eine  Höhenschichtenkarte , eine  von  Fachmännern  hergrsteüte 
geologische  und  eine  ebenfalls  von  einem  Spexialßten  ausgearbeitete  pflanzen- 
geographische  Karte  besonders  hervorgehoben  werden.  Auch  die  hydro- 
graphische Karte  ist  lehrreich.  Die  pflanzengeographisebe  Karte  Ut  insofern 
irreführend,  nU  die  Isothermen  nicht  mit  den  Angaben  im  Texte  übcrein- 
atimmen.  Die  Isothermen  der  Karte  nehmen  eineu  allzu  geradlinigen  Ver- 
lauf. 22.  HuU. 

293.  Hjalmar  Hjelt  & Hult,  Vegetationen  i eu  del  af  Kemi 
Iiappmark  och  Norra  Osterbotten.  Helsingfors  1885. 

Die  beiden  Verfasser  hatten  itn  Bummer  1877  eine  Reise  nach  dem 
nördlichen  Finnland,  zwischen  Torneä-Klf  und  dem  Ounas-Joki  in  den 
Breiten  66*  bis  68w  N zu  naturwissenschaftlichen,  besonder«  floristischen 
Studien  unternommen.  Ara  19.  Jnni  von  Torneä  nordwärts  aafgebrochen, 
folgten  sie  dem  Torncä-Klf  und  wandten  «ich  zu  der  wenig  östlich  von 
ihm  gelegenen  Bergkette,  die  endlich  in  die  große  Fjeldkette  nordwärts 
cinUufl;  ihr  höchster  Punkt,  den  sie  bestiegen,  war  der  760  m hohe 
Yllästunturi;  hier  konnten  sie  auch  nach  ungefähren  Abschätzungen  die 
Grenze  der  Nadelholzregion,  von  Pious  dlvestris  und  Abie«  (Picea)  excelsa 
gebildet,  zu  451)  m bestimmen,  die  sich  von  da  zu  dem  nördlichsten  auf 
dieser  Reise  besuchten  Gebiete  um  100  m senkt.  Dim  Abecbätzungeo 
sind  nur  ungefähre,  weil  die  Reisenden  kein  Höhcnmeßinstrunient  bei  »ich 
führten,  sondern  ihre  Notizen  nach  der  topographischen  Karte  Finnlands 
machten.  — In  diesem  Gebiete,  wo  am  18.  August  der  erste  starke  Frort 
die  Vegetation  unterbrach,  wurden  bis  in  den  Herbst  hinein  zahlreiche 
Aufzeichnungen  und  .Sammlungen  gemacht.  Da  die  Flora  schon  lange  im 
Bestände  ihrer  Arten  und  deren  Häufigkeit  bekannt  ist,  handelte  es  sich 


Digitized  by  Google 


Litteraturberichfc  Nr.  294 — 299. 


71 


hauptsächlich  darum,  di*  Vegetatiousfnrroationeu  in  ihrer  Zusammensetzung 
genau  zu  »tudicren,  außerdem  auch  Notizen  über  die  Aufbluh-,  Reblättc- 
rungs-  und  Knlblätterungsxeiteu  der  wichtigem  Pflanzen  zu  machen,  mit 
«eichein  Gegenstände  sich  besonders  Huit  schon  lange  ausführlich  be- 
schall  igle  und  atu  seinen  Studien  schon  ein*  wertvolle  Abhandlung:  ..  Re- 
cherche* sor  les  Phenorocne*  p6riodiqo«$  des  plante»*  (Upsala  1881)  der 
Gesellschaft  d.  Wiss.  in  Upsala  im  November  1870  vorgelegt  bat.  ln 
der  hier  zu  besprechenden  Brcuchiirc  werdon  Einzelheiten  daraus  roitgcteilt, 
die  vielfaches  Interesse  erregen,  besonders  daß  die  Früh*omruer-Vege- 
tatioubphasen  im  uurdiirhen  Lappland  höhere  Mittcltempcraturen  erfordern, 
als  im  südlichen  tapplund  resp.  Norrbotten,  während  es  sich  bei  den 
Hochsoiumerph&*eu  umgekehrt  verhält.  Beispiel: 

Blattent Wickelung  von  Prunus  | Nonbotten  3.  Juni  bei  9,2*  C. 

P.ulu*  in  ( nördl.  Lappland  13.  Juni  bei  10*4*  C. 


Blnttcntwickclung  von  Populus  ( Norrbotlcn  12.  Juni  hei  11,1°  C. 

trexuula  in  f nördl.  Lappland  19.  Juni  bei  13,0°  C. 

. Al-,  • I Nonbotten  25.  Juli  hei  15,0*  C. 

% * | nordl.  Lipp.und  15.  Aug.  bei  11,0"  C. 

Die  Erklärung  dafür  liegt  in  dem  deshalb  mit  hinzugefügten  Datum. 
Die  Schilderungen  der  Vcgctutionsfonuatiouen  bringen  die  Verfasst?  nach 
folgenden  Abteilungen:  Kiefernwälder,  Fichtenwälder,  gemischte  Wälder, 
Daubholxwiilder,  2>umpfinoostljchen,  Moore,  KietlUrheo,  ürusltächcn,  kulti- 
vierte Orte  und  Anbaustellen,  Fehenvegetation , Waaserläufe  mit  Teichen, 
JPjeldvegelation.  Die  Prinzipien  dafür  sind  von  Hult,  eben  nach  den  auf 
dieier  Reise  gemachten  Beobachtungen,  ausführlich  ausgearbeitet  und  schon 
früher  in  einer  besondem  Schrift:  „Fbrsük  tili  analytuk  bchandling  ul 
Västfonuatiouerna*  (Meddel.  af  Societas  pro  Fauna  et  Flora  teunica,  8: 
Hclsingfors  1881)  erschienen.  Bme  Schrift  war  »ehr  lehrreich  für  die 
Methode  der  ptUnzengeogniphischen  Schilderung  mit  Berücksichtigung  aller 
BorUtiscbcn  Einzelheiten  der  geselligen,  häufigen  oder  als  seltnere  Genossen 
eingesprengten  Pflanzen,  da  die  Schilderung  bekanntlich  trotz  ermüdender 
namentlicher  Aufzählungen  kein  klares  Bild  zu  liefern  vermag,  wenn  nicht 
der  ganze  Gegenstand  in  klare  Disposition  gebracht  ist.  Die  Vorteile  seiner 
Methode  zeigt  nun  die  hier  zu  besprechende  xusammcnfaxÄcndc  Schrift;  der 
deutsche  Botaniker  entnimmt  z.  ß.  ohne  weiteres  aus  der  Schilderung  der 
Kiefernwälder  im  nördlichen  Finnland  mit  Unterwuchs  von  Prcifsolbcerc 
und  Heidelbeere  nebst  Linnucu  horealis  als  häutigsten  Halbsträuchern,  ein- 
gestreuten  andern  Halbstriuchcrn,  wie  gewöhnliche  Heide  und  Empctrum 
nigrum,  vielen  deutschen  Gräsern  und  bekannten  Stauden  ( z . ß.  Hierariuin 
murornm,  Epilobium  angustifolium , Solidago  virgauren),  daf»  dieselben 
ziemlich  so  ausseh en  müssen  wie  im  nördlichen  Deutschland,  ausgenommen 
hinsichtlich  der  seltnen  oder  au  andern  Standorten  lebenden  Halbsträucher 
Linnaea  boreulix  und  Kmpctrum.  Die  nahen  Beziehungen  solcher  For- 
mationen ebenso  wie  einzelne  Verschiedenheiten  werden  also  dadurch  klar- 
gelegt,  untl  die  FlorcnvcTglcichung  erhält  eine  bessere  Stütze,  als  durch  die 
eiufachcu  Pfl&nzeukatologe.  Deuu  wir  finden  sogleich  bei  Berührung  der 
GebirgxvcgoUtion , die  den  Fjoldon  in  geringerer  Ausdehnung  entspricht, 
mit  Charakterge wachsen:  Linnucu  borealis,  Phyllodoce  coeruleu,  PedicuUris 
lapponica,  dafs  diese  Genossenschaft  als  solche  ganz  und  gar  in  Deutsch- 
land fehlt,  dafs  «©  eine  spezifisch  arktische  ist.  Die  Auflösung  des 
systematischen  Pflanzenkatal  oges  in  Forroationsglieder 
und  Art-Genossenschaften  ist  cino  wesentliche  Forderung  der  mo- 
dernen päonzengeogruphischcu  Floristik,  und  diese  Forderung  haben  die 
Verfasser  in  diesem  Berichte  erfüllt.  Es  sind  daher  ihre  Schriften  auch 
methodisch  für  ühuliche  Untersuchungen  im  Bereich  des  ganzen  nördlichen 
Florenreich»  *von  Wichtigkeit.  2>rudc. 


294.  Sarmaticus,  Von  der  Weichsel  zum  Dnjepr.  Mit  1 
Karte  u.  14  Skizzen.  Hannover,  Mierzinsky,  1886. 

Das  Buch  zerfällt  in  einen  militür-  geographischen  und  einen  kriega- 
geschichtlichen  Teil.  Als  polnischer  Kriegsschauplatz  werden  die  Gouverne- 
ments Warschau,  Kowno,  Wilna,  Grodno,  Minsk,  Wolhynien  und  Podolien 
und  die  österreichischen  Provinzen  Galizien  und  Bukowina  bezeichnet. 
Wenu  der  Verfasser  den  preußischen  Anteil  an  Polen  deshalb  davon  aus- 
geschlossen hat,  weil  hier  das  Deutschtum  schon  feste  Wurzel  geschlagen 
hat,  so  ist  er  durch  die  jüngste  Vergangenheit  widerlegt  worden.  Die 
geographische  Beschreibung  ist  sorgfältig;  der  Ilnuptschwcipunkt  liegt  na- 
türlich auf  der  Hydrographie,  da  die  Flüsse  hier  die  wichtigsten  Beweguugs- 
hindernisso  sind;  zahlreiche  Skizzen  stellen  die  bedeutendsten  Flüsse  und  ihre 
Cbrrgangspunkte  dar.  Beachtenswert  ist  besonder»  der  Hinweis  auf  die 
militärische  Bedeutung  der  Entwässerung  der  Pripet-Sümpfe , die  noch  in 
diesem  Jahrhundert  nufhören  werden,  den  nord*  und  südpolnischen  Kriegs- 
schauplatz zu  trennen,  wodurch  dünn  das  Hauptmerkmal  des  polnischen 
Kricgvtheaters,  die  ungeheuren  Räume,  die  man  beherrschen  muf»,  in  einem 


viel  höheru  Grade  herrortreten  werde.  Endlich  möge  noch  auf  das 
i Festung» • Kapitel  aufmerksam  gemacht  werden,  da  auch  Stielen»  HundatU* 
in  dieser  Beziehung  veraltet  ist.  Festungen  sind  jetzt  an  der  Weicbsel- 
linie:  1)  Iwangoroi,  eine  reine  Militirachöpfung;  2)  Warschau;  3}  Novo 
Georgiewsk;  ferner  4)  Goniadz  am  Bobr;  5)  Brest  litowsk  am  Bug; 
6)  Kowno  tun  Niemen;  7)  BobruUk  ander  Beresina  und  8)  Luzk-Michai- 
lograd  am  Styr.  Zamosc  im  Gouvernement  Lublin,  das  Stielers  Handatlas 
noch  als  Festung  angibt,  ist  als  solche  aufgelassen.  Supan. 

295.  Aggeenko , Bericht  über  Untersuchungen  im  Gou- 
vernement Nisehny-Nowgorod.  (Trudy,  St.  Petersburg. 
Ges.  d.  Naturforscher,  Bd.  XVI,  S.  287.) 

296.  Niederhöfer,  Über  den  Einflufs  von  Bodeu  und  Klima 
auf  dio  Verbreitung  der  Pflanzen  im  Gouvernement 
Nischny -Nowgorod.  (Ebend.  S.  416.) 

Dies  sind  Resultate  der  wissenschaftlichen  Reisen  zweier  junger 
Österreicher,  welche  von  der  genannten  Gesellschaft  in  das  Gouvernement 
Nbchny-Nowgorod  geschickt  wurden.  Neben  lloristischen  Untersuchungen  wird 
auch  manches  über  Einwirkung  des  Bodens  Standortes  und  Kümos  auf 
die  Pflanzen  berichtet.  Die  Gegend  bietet  viel  Interesse,  weil  ein  Teil  zu 
der  Schwarzerde- Region  gehört  und  also  den  Einflufs  dieser  Bodenart  auf 
die  Pflanzen  zu  studieren  erlaubt.  Auch  der  Kontrast  der  Flora  des  Waldes 
und  der  offenen  Flächeu  ist  interessant.  Schade  nur,  dafs  die  Höhe  über 
dem  Meerctnivftau,  auch  die  der  Hügel  und  Plnte-aus  über  den  Tbälcrn  &c. 
nicht  berücksichtigt  wurde,  und  dafs  die  Reisenden  sich  nicht  mit  einem 
der  w bequemen  Taachcn-Ancrofdc  versahen.  Wonkotc. 

297.  Nikolskij,  Ornithologische  Beobachtungen  am  WuiTsen 
Meere  und  der  Munnanküsto.  (Trudy,  St.  Petersburg. 
Ges.  d.  Naturforscher,  Bd.  XVI,  S.  337.) 

Die»  ist  die  Frucht  der  Beobachtungen  während  dor  von  der  Gesell- 
schaft im  Jahre  1880  entsandte»  Expedition  nach  dem  Norden.  Neben 
raunist  ischctn  Material  enthält  dio  Abhandlung  manche»  Interes-ante  in 
zoogeograph i.-M'her  Hinsicht.  Besonders  lebhaft  ist  die  Schilderung  dor 
i Stille  und  Öde  der  Tundra,  d.  h.  der  waldlosen,  felsigen  Region  am  Meere 
und  in  den  hfihcrn  Teilen  des  Innern,  mit  dem  iiu  Sommer  so  lebhaften 
Meere.  Hier  werden  zwei  Regionen  unterschieden,  diejenige  de»  Weißen 
Meeres  und  des  Ozeans  östlich  toü  Swj&tul  Noii  mit  ihrer  an  Individuen 
reichen,  aber  artenarmeu  Fauna,  und  dio  artenreichere  an  dem  wäricem 
Meere  wörtlich  von  dem  Vorgebirge.  Wotikcto, 

298.  Felizin,  Kurze  Darstellung  dor  Besiedelung  desKuban- 
schen  Gebietes.  (Iswostija  d.  Kuukus.  Sektion  d.  K. 
Kuss.  Geogr.  Ges.,  Bd.  VIII,  S.  250,  mit  Karte  im 
Mafsstabe  von  1 : 840  000.) 

Verfasser  bringt  zur  Ergänzung  seiner  hauptsächlich  das  kulturgoogra- 
phisekr  Element  berücksichtigenden  Karte  eine  historische  Studie  über  dio 
Besiedelung  des  Kubatischen  Gebietes;  leider  beschränkt  er  sich  dabei  vor- 
nehmlich auf  die  administrative  und  militärische  Besiedelung.  Die  seit 
1808  begonnene  freie  Kolonisation,  welche  bis  1882  bereits  240  000  An- 
siedler (30  Prozent  der  Gesamtbevölkexung)  geliefert  hat,  wird  nur  kurz  be- 
sprochen. Die  Karte,  welche  keineswegs  fehlerlos  reproduziert  ist  (der 
Verfasser  notiert  selber  S.  283—284  einige  wichtige  Fehler),  erscheint  ah 
Vervollständigung  der  1874  vou  der  railit.-topograph.  Sektion  de»  kauLss. 
Militärbezirk»  hcrousgfgcbcnen  Karte,  auf  welcher  die  neuen  Niederlassungen 
(87  an  Zahl),  Straßen,  Angaben  der  Entfernungen  und  die  neuen  admi- 
nistrativen Einteilungen  eingetragen  sind.  Der  Karte  ist  eine  kleine 
statistische  Tabelle  über  Ar«ad  und  Bevölkerung  beigegeben.  Petri. 

299.  Krassnow,  Geo-  botanische  Forschungon  in  den  Kal- 
myken - Stoppen , nebst  Verzeichnis  der  gesammelten 
Pflanzen.  (Iswestija  d.  K.  Ituss.  Geogr.  Ges.  1886. 
S.  1.) 

Verfasser  hat  lssi  bei  seinem  viermouatlichen  Aufenthalt  in  den 
Kalmykea-Stcppen  ein  reiches  Material  gesammelt , welches  er,  wie  er 
selber  zugibt , zu  c. wissen  kühnen  Schlüssen  verwertet.  Er  unterscheidet 
mehrere  botanische  Provinzen:  I)  Die  Küstenregion:  etwas  nordlieh  von 
Jcnolajcwsk  an  der  Wolga  bis  zum  Delta  und  von  hier  aus  dem  Kaspischen 
Küstensauin  entlang  bis  zur  Mündung  der  Kuma;  charakterisiert  durch  die 
.Flora  der  CberschwemmUDgswicsen•^  zu  */,  dem  mittlern,  ja  sogar  dem 
nordliehen  Kulsland  angehörig  (Tab.  I.  sub  1.),  zu  */s  einen  südlichem 
und  für  das  Delta  typischen  Charakter  tragend  (Tab.  2.  sub  2.).  Die  sogen. 


Digitized  by  Google 


72 


Litteraturbericht  Nr.  300 — 301. 


Iljmeni  (die  Seen  «wischen  «Jen  Bienchen  Hügeln)  besitzen  einen  ton 
Hamas  gefärbten  Ufereaum  mit  einer  spezifischen  Flora  (I.  »ub  3).  wogegen 
die  Hügel  die  Flora  der  Steppenregion,  die  .Wermut-Flora“  (Tab.  III.  sab  I.) 
aufwerien;  nach  Süd  und  West  werden  die  Seen,  welche  hier  von  den  j 
nbcrsehweniniuugen  «ier  Wolga  nicht  mehr  erreicht,  und  deren  Wasser  darum 
nicht  mehr  erfrischt  wird,  bruckisch;  die  Ufer  gewinnen  eine  ..Salzflora“ 
(Tab.  II.  sub  1.).  Das  bezeichnet*  Gebiet  ist  wenig  für  Ackerbau  geeignet. 

Die  heftigen  Winde  wirbeln  die  leichten  kaspischen  Ablagerungen  auf;  der 
Sand,  der  mit  dem  Vorechreiten  der  Menschen  immer  mehr  uru  sich  greift, 
bildet  Barchanen  (Tab.  IV.  sub  1.):  Verfasser  schildert  S.  1»  die  Residuen 
.äolischer  Korraaion“.  Übrigens  wäre  dem  Vorrücken  des  Sandes,  wenn  j 
man  die  Abneigung  der  russischen  Bevölkerung  gegen  BaumznptUnzur.gen 
uiul  Gartenbau  überwinden  wollte,  Einhalt  zu  tliun. 

II)  Innere  Steppe  — charakterisiert  durch  die  „Wcrniutllora“  (III. 
sub  2.).  In  den  einzelnen  Niederungen  (ehemalige  Seebecken?),  welche, 
je  näher  2u  CUigan-Gaschun,  um  so  häufiger  werden  und  weiter  nördlich 
zu  den  Füf»en  der  Jergeni  in  eine  auf  mehrere  Dutzend  Werst  sich 
erstreckende  Niederung  übergehen,  Huden  wir  die  „Uamphorosraische  Flora“ 
(nach  dem  Verwiegen  von  Camphorusraa  ruthenicum) ; die  gleiche  Flora 
vermittelt  den  Übergang  von  der  Wiesen-  oder  Sulzflora  an  den  Ufern  der 
Secu,  der  Cberrcstc  der  eiust  so  zahlreichen  Becken  (Tab.  1.  4.,  II.  2.  4.) 
zu  der  Wermutttora,  gerade  so  wie  das  mitunter  in  «ler  Region  I.  in  dein 
Hügel  gebiet  zu  beobachten  ist.  Der  Gedauke  liegt  nahe,  «lafs  die  vier 
Formationen : Wiesen-,  Salz-,  Coniphorosma-  und  Werroutfioni  die  einzelnen 
Stadien  der  allmüligen  Auslaugung  und  Austrocknung  der  aralo-kaspischen 
Niederung  repräsentieren.  Die  Steppe  wird  von  Kalmyken  bevölkert, 
über  dereu  Niedergang  infolge  der  Ausbeutung  von  seiten  der  laimtu,  der 
Kosaken  und  der  unaufhaltsam  vordringenden  russischen  Kolonisation  der 
Verfasser  zahlreiche  Angaben  bringt.  Hervorzuheben  ist  die  Bemerkung 
des  Verfasser«  über  die  Fortschritte  der  Kalmyken  in  der  Schulbildung. 
.Man  mag  es  keum  glauben",  heilst  es  u.  a.,  „dafs  die  Kalmykeukiuder  in 
einem  Jahre  ganz  tüchtig  russisch  lesen  und  schreiben  lernen“.  (S.  20.) 

Die  Mission  hat  geringe  Erfolge.  Mit  «lern  Ackerbau  der  Küssen  steht  es 
schlecht;  sie  folgen  vielmehr  dem  Beispiel  der  Kalmyken  und  sind  Vieh- 
züchter geworden. 

III)  Gebiet  dev  Hügelzugs  dor  Jergeni  — charakterisiert  durch  das 
Auftreten  einer  „Flora  der  Schwarzerde“  (Tfcb.  V.).  Typisch  sind  die 
Übergänge  der  Flora  in  den  Schluchten  (Balki)  des  östlichen  steilem 
Abfalls:  der  Oberlauf  der  Flüsse  in  diesen  Sehluchten  hat  eine  nördliche 
Uferflora,  im  Unterlauf  tritt  allmählich  der  Steppcnrharakter  hervor;  sämt- 
liche Floren  sind  reicher  und  Üppiger  vertreten  al»  in  den  andern  Regionen 
(Tab.  auf  S.  31,  Schwarzerde  der  Schluchten  Tab.  V.  sub  • in  Niederungen; 
Salzdora  II.  3.:  WermutHora  III.  3.;  Saudtlora  IV.  2.).  Die  Schwarzerde 
von  bloft  3 Prozent  Humus  ist  zumeist  an  I.öf*Torkoramcn  gebunden  und  fiudet 
sich  in  «itu  auf  der  Wasserscheide  des  Don  und  Kaspi,  sowie  in  Schluchten 
und  Niederungen.  Von  Interesse  ist  die  reiche  (5  Prozent  Humus  und  lj 
Arschin  Mächtigkeit)  Schwarzerde  am  Fufse  der  Kurganen,  welche  energisch 
bebaut  wird.  Das  relativ  geringe  Alter  der  Kurganen  (ca  600  Jahre), 
somit  also  die  rasche  Ausbildung  der  Schwarzerde  unter  günstigen  Be- 
dingungen — Feuchtigkeit,  Schutz  vor  Wind  uud  Sonuenhitze  — , spricht 
gegen  das  ungemein  hohe  Alter  der  mittel russichcn  Schwarzerde  (Rupert). 

Die  russische  Bevölkerung  des  Gebietes  beschäftigt  sich  mit  Acker-  und 
Gartenbau  und  mit  Viehzucht. 

Ein  Abstecher  zum  Manytsch  bewies,  dufs  die  Vorposten  der  kauka- 
sischen Flora  erst  im  Thale  der  Kuma  zu  finden  sind. 

Die  Flora  der  Jergeni  ist  nach  Anschauung  des  Vtzfeum  die  ältctto ; 
ihr  folgen  die  Salz-  und  die  Campbnroimentlora,  daun  die  WermutHora  und 
schließlich  die  Sandflora.  Wir  bemerken  noch,  dafs  der  Verfasser  seine  , 
Sammlung  keineswegs  für  vollständig  gelten  lassen  will.  Die  Schlufstsbelle  j 
bezieht  sich  auf  die  von  Menschen  verpflanzten  «vier  verschleppten  Arten. 

Petri. 

300.  Dehn,  Deutschland  nach  Gaten!  I.  Land  uud  Leute 
der  Balkauhalhinael.  München  - Ixüpzig , Roth,  1886. 

Eine  kurze  Schilderung  der  wichtigsten  Volksstämme  der  Balkinhalb- 
insei  und  Ausblicke  in  die  Zukunft,  die  durch  die  jüngsten  Ereignisse  in 
Bulgarien  angeregt  wurden.  Vollständige  Befriedigung  der  christlichen 
Völker  in  bezug  auf  |wlitische  und  nationale  Selbständigkeit,  und  Erhal- 
tung des  Türkischen  Reiches  mit  dem  Schwerpunkt  in  Asien,  aber  mit 
Konstantinopel  als  Hauptstadt,  erscheint  dem  Verfasser  als  die  beste  Losung 
der  gegenwärtigen  Wirren.  Supan. 

30 1 . Zujoviö,  Geologische  Übersicht  des  Königreichs  Serbien. 
(Jahrb.  Geol.  Reichsanstalt,  Wien  1886,  Bd.  XXXVI, 

S.  71,  mit  einer  geol.  Kurte  in  1 : 750000.) 


* 

Die  Karte  von  Zujovic,  die  Frucht  fünfjähriger  Beobachtungen,  ergänzt 
in  dankenswertester  Weise  das  geologische  Bild  von  der  nordwestlichen 
Balkanbalbinsel,  in  weichem  nur  noch  der  Distrikt  von  Nori  Bazar  eine 
unangenehme  Lücke  bildet.  Ein  Vergleich  mit  der  geologischen  Übersichts- 
karte von  Toula  in  Petermnnns  Mitteil.  1882  zeigt,  wie  wesentlich  ZujoviA 
unsere  Kenntnis  gefördert  hat.  Er  unterscheidet  auf  seiner  Karte  folgende 
Formationen : 

1.  Kristallinische  Schiefer,  vorwiegend  Glimmerschiefer,  setzen 
fast  ausschliefftlich  das  Gebirge  im  W des  meridionalen  Morawathales  bis 
Kragujevac  und  im  S des  Thaies  der  westlichen  Morawa  zusammen,  jedoch 
so,  dafs  das  Thal  der  südlichen  Morawa  ganz  in  die  archäische  Formation 
hineinfillit.  In  gröfaerer  Ausdehnung  treten  sie  noch  zu  Tage  am  Nord- 
ende des  ostserhuehen  Kalkgebirges , südlich  von  der  Donau,  im  unmittel- 
baren Anschlufs  an  das  Banater  Gebirge,  und  im  Bukuljamaasir  südlich  von 
Belgrad,  sowie  an  ein  paar  Punkten  im  westserbuchen  Gebirge.  Das 
StTeichen  der  Schichten  ist  fast  überall  ein  meridionales,  steht  also  nicht 
im  Einklang  mit  dem  Streichen  der  Gebirgszüge.  Von  den  nutzbaren 
Mineralien  sind  MognctitcinUgcrungen  am  wichtigsten. 

2.  Paläozoische  Schiefer,  hauptsächlich  im  westlichen  und  süd- 
westlichen Serbien.  Bestimmbar  erwiesen  sich  nur  die  Karbonschichten 
zwischen  Pek  und  Mlava  im  nordöstlichen  Serbien. 

3.  Kote  Sandsteine,  bestehend  aus  einem  Komplex  von  roten 
Sandsteinen,  Konglomeraten  und  Schieferthouen,  und  wahrscheinlich  in  das 
Niveau  dm  Perm  und  der  untern  Trias  gehörig,  werden  meist  nur  in 
kleinern  Ausbissen  und  KntblÖfsungen  sichtbar.  Im  Gebiet  von  Rigrcnica 
(östlich  von  Jagodina,  44  ° B.)  enthalten  sie  mächtige  Kohlentlötze. 

4.  Die  Trias,  durch  Kalksteine  vertreten,  ist  auch  in  Serbien  nur 
unvollkommen  entwickelt.  Einen  nennenswerten  Anteil  nimmt  sie  nur  atu 
Bau  des  wostlichen  Grenxgebirg**,  wo  sie,  wie  in  Bosnien,  Karstterrain  bildet. 

5.  Der  Jura  fiudet  sich  in  mannigfaltiger  petrographiseber  Ausbildung 
fast  nur  im  Hstlichon  Gebirge,  ist  aber  auch  da  geographisch  von  keiner 
Bedeutung. 

6.  Die  Kreideformation,  hauptsächlich  aus  Kalksteinen,  daneben 
aber  auch  aus  Mergel , Saudsteinen  uud  Schieferthonen  bestehend . ist  in 
Serbien  zur  vollständigen  Entwickelung  gelangt.  In  bezug  auf  Verbreitung 
und  Anteilnahme  am  Üebirgsbau  können  sich  nur  die  archäischen  Schiefer 
mit  der  Kreide  messen. 

7.  Der  eoeäne  Flytch  ist  nicht  so  verbreitet  als  man  früher  glaubte. 
Von  geographischer  Bedeutung  ist  nur  die  Flyschzone  der  Cer-  und  Vtisic- 
Planina  an  der  Drin«. 

8.  Das  Neogen,  zum  Teil  Lignit  führend,  setzt  einerseits  die  breite 
Hügellandzono  südlich  von  dor  Save  und  Donau,  an  die  nur  bei  Belgrad 
und  zwischen  Moldova  and  Orsova  ältere  Gebirge  herantreten,  zusammen, 
und  zwar  im  unmittelbaren  Anschlufs  an  die  Neogenablagerungen  dm 
ungarischen  und  walacbisehen  Beckens;  anderseits  bildet  es  Ausfüllungen 
ehemaliger  Süftwaxterbcckon , unter  denen  die  der  Morawa  zwischen  den 
Durchbrüchen  von  Bagrdan  und  Stulac,  der  westlichen  Morawa,  und  jenes 
von  AlcksinaoN « die  wichtigsten  sind.  Letzteres  enthält  hei  Jclalnica 
mächtige  Kohlentlötze.  Alle  Stufen  des  ungarischen  Neogens  sind  auch  in 
Serbien  paläontologisch  nach  gewimen. 

9.  Quartäre  Sedimente  sind  außer  dem  Thalalluvium  besonders  zu 
nennen  u)  Sec-Ablugcrungen  von  Pirot,  ßeU-Palanka,  Alekrinac-Nis,  Becken 
von  Leskovac  Are.;  b)  Löes  an  den  Ufern  der  Save  und  Donau,  dem  im 
Innern  dm  Landes  Thon  ebeufalla  mit  Laudtierrwten  entspricht;  c)  die 
Flugsandbildungen  nn  der  rumänischen  Grenze  bei  Negotin  und  zwischen 
Kam  und  Üradiste  (Fortsetzung  des  Banater  Gebietes). 

10.  Die  Massongestcine  Serbien»  worden  eingeteilt:’  a)  in  grani- 
toide  Gesteine  (Granite,  Diorite,  Diabase,  Dolerite,  Kcroantite),  die  in  Ver- 
bindung mit  den  kristallinischen  Schiefern  Vorkommen:  b)  Euphotide  und 
Serpentine,  meist  zusammen  vorkoromend,  treten  in  zahlreichen  gröfsern 
uud  kleinern  Inseln  auf,  von  denen  hier  nur  die  Stolovi-PLanina  am  Ibar, 
das  Zlatiborgebirge  und  die  Maljen-PUnina  im  westlichen  Gebirgslam! 
genannt  werden  mögen.  Noch  zahlreicher  und  ausgebreiteter  siod  die 
Ausbrüche  c)  der  verschiedenen  trochytoidcn  Gesteine;  so  x.  B.  am  Tirook, 
am  Ibar,  besonders  aber  im  Gebirge  westlich  von  Kragujevac,  wo  sie  den 
nach  NNW  streichenden  Hauptkamm  aufbaucn. 

Eine  rohe  Einteilung  des  serbischen  Gebirges  vom  geologischen  Stand- 
punkt wäre  etwa  folgende.  1)  Ikt»  ostterbische  Kreidekalkgebirge,  östlich 
von  der  Morawa;  2)  dos  kristallinische  Schiefergebirge  zwischen  den  beiden 
Morawa»  und  zwischen  der  Morawa  einerseits  uud  den  Thallinien  im  Meri- 
dian von  Kragujevac  anderseits;  3)  das  wwtsorbiache  Gebirge,  liestehend 
aus  palüo-  und  mesozoischen  Kalksteinen  uud  Schiefern,  Eruptivgesteinen 
u.  s.  w.;  4)  das  nördliche  neogene  Hügelland,  aus  dem  sich  ein  meridio- 
naler  Kreidekalkzug,  den  man  vielleicht  dis  Kosmajgebirge  nennen  könnte, 
erhebt.  Sufan. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  802—308. 


78 


302.  Carta  geologico  dell’  isola  d’  Elba.  1 :50  000.  Herausgeg. 
vom  Ufficio  geologico,  Rom  1885. 

Elba  besteht  aus  2 geologisch  wesentlich  Toneinander  verschiedenen 
Haupttcilen,  die  durch  die  Einschnürung  zwischen  den  Buchten  von  Porto« 
ferrajo  und  della  Stella  getrennt  werden.  l>er  östliche  hat  seine  L&ngwchse  in 
meridionaler , der  westliche  Teil  in  äquatorialer  Richtung.  Jeder  der 
Hauptteile  zerfallt  wieder  in  2 nnvgraphisch  gesonderte  Gruppen.  Der 
östliche  ist  ein  einseitiges  Kettengebirge  mit  Gipfeln  von  ca  3«  bis  400  tu 
Höhe;  nördlich  ton  deT  Bucht  von  Longone  treten  an  der  Ostkfiite 
kristallinische  Schiefer  zu  Tage,  dann  folgen  gegen  W Silur  und  Perm 
(vorwiegend  Schiefer),  dann  Lins  (vorwiegend  Kolk)  und  endlich  die  coc&ntn 
Kalksteine  und  Flysch,  neben  welchen  auch  eoeäne  Diabase  und  Serpentine 
eine  hervorragende  Rolle  spielen.  Das  nach  NW  streichende  Gebirge  süd- 
lich von  der  Bucht  von  Lougoue  (Mte  Calamita  415  m ht*h)  besteht  der 
Hauptsache  nach  aus  kristallinischen  Schiefern  t welche  ein  mächtiges  Ge- 
wölbe bilden.  Die  oben  genannte,  durch  eine  Depression  gekennzeichnete 
Grenzlinie  zwischen  beiden  Hauptteilen  fällt  nahezu  zusammen  mit  eineT 
Bruchspalte,  längs  welcher  die  paläo-  und  raMozoisehen  Gesteine  noch  ein- 
mal in  einer  schmalen  Zone  zu  Tage  treten.  Im  westlichen  Hauptteil 
herrschen  vulkanische  Gebilde  eocouen  und  naeheoeänen  Altera,  neben 
welchen  nur  noch  Hociinsedimente  Vorkommen.  Schreiten  wir  von  O nach 
W vor,  ao  treffen  wir  zunichst  auf  die  Diabasmasae  des  Mte  Orello  (877  ra 
hoch)  und  dann  auf  ein  ausgedehntes  Gebirge  aus  nacheoc&nem  Granit- 
und  Quanporpbyr.  (‘benetzen  wir  dann  die  Kinaenkung  zwischen  den 
Golfen  di  Carapo  und  di  Procchio,  so  stehen  wir  tot  dem,  durch  seine 
rtgelmkfsige  kreisrunde  Gestalt  ausgezeichneten  Granitmassiv  des  Mte  Cajx&nne 
(1019  m hoch;  ebenfalls  nacheocSn),  das  fast  genau  in  seinem  geometrischen 
Mittelpunkt  kulminiert.  Supan. 

303.  Carta  geologica  della  Sicilia.  1:500000.  Herausgeg. 
vom  Ufficio  geologico.  Rom  1835. 

östlich  von  der  Eisenbahn  Termini— Girgcnli  dacht  aich  Sizilien  von 
dem  hohen  Nordrand  allmählich  nach  S ab.  Im  N tritt  noch  das  Grund- 
ge rüste  der  Intel , die  kristallinischen  Schiefer  und  Granite,  welche  die 
unmittelbare  Fortsetzung  des  Aspromonte  • Massivs  bildon , weiter  nach  W 
hin  aber  nur  noch  stellenwei»e  da»  triassische,  jurassische  und  kretazeische 
Kalkgebirge  zu  Tage.  l)or  gTöfitt  Teil  dos  Grundgeriist«  ist  aber  auch 
hier  unter  einer  tertiären  Decke  begraben.  Die  ganze  lange  Südabdachung 
ist  raioeän  und  plincän;  dio  Schichten  fallon  allmählich  nach  S und  find  au  for- 
dern in  Hache  Wellenfalten  gelegt,  in  deren  Antiklinalen  tiefere  Tertiär- 
achichten  auftreten.  Don  östlichen  Bruchrand  charakterisieren  der  Ätna 
und  die  Dasaltmitiaen  den  Mte  Lauro  (085  m horh).  Westlich  von  der 
Linie  Termini— Girgonti  ist  der  Bau  insofern  ein  anderer,  als  zwei  oder 
drei  parallele  mesozoische  Aufbruchswellen  Vorkommen,  die  breite  Tertiär- 
mulden cinwhlicf*cn.  Der  nördliche  dieser  Aufbrüche  ist  die  Fortsetzung 
der  Östlichen  (nebrodischen)  Antiklinale,  aber  zum  Unterschied  von  dieser 
fast  ganz  von  der  Tortilrdecke  befreit.  Supan. 

304.  Gillebert  - Dhercourt , Rapport  sur  U Anthropologie 
et  l’Ethnologie  des  populotions  Sardes.  (Arcb.  Missions 
ßcient.  et  litt^r.  Paris  1885,  6d.  XII,  S.  33,  mit 
mehreren  Abbildungen.) 

Die  alten,  wie  die  jetzigen  Sardinier  sind  ilolirhoctphal.  Von  47  unter- 
suchten Schädeln  hatten  nur  G einen  Breit emndez  von  77  und  darüber, 
und  der  Mittelwert  beträgt  7*2,0.  Messungen  an  98  Lebenden  ergaben 
55  dolichocephole  (65—  76),  36  Meaocephale  (77 — 92)  und  7 Brachycephale 
(83 — 84),  und  einen  Mittelwert  von  76,4.  Von  den  Personen  mit  einem 
Breitenindez  von  Über  80  gehörten  6 der  Küste,  5 dem  Binnenland  und 
C dem  Bcrgland  an:  d.  h.  ihre  Zahl  beträgt  in  Prozenten  sämtlicher  Ge- 
messenen für  die  Kürte  24,9,  für  dos  Binnenland  21,1  und  für  das 
Gebirge  9,?.  Folgerungen  in  bezug  nnf  Völkermischung  lassen  sich  aber 
nach  der  Ansicht  dos  Verfassers  daraus  nicht  ablaiten.  Jm  allgemeinen 
aind  die  Sarden  als  eine  homogene  dolichocephale  Rasse  zu  betrachten; 
dnlichoccphal  waren  sowohl  die  ursprünglichen  borborischen  Bewohner,  wie 
die  ersten  Kolonisten  Die  Ausicht,  die  Zanetti  zuerst  ausgesprochen  bat, 
dals  die  Schiidelkapazität  seit  dem  Altertum  abgenommen  habe,  erweist 
«ich  als  unrichtig.  Die  Hautfarbe  ist  weifa  und  nur  an  den  unbedeckten 
Körperteilen  brenn;  die  linare  sind  schwarz.  Die  ürüfse  betrügt  im 
Mittel  wahrscheinlich  1586  mm  und  ist  geringer  als  in  Italien;  der  Ver- 
fasser bestreitet,  dafs  dies  mit  der  Mangelhaftigkeit  der  Ernährung  Zu- 
sammenhänge, die  durch  häufige  Hungerjahre  bedingt  ist.  Bemerkenswert 
ist  jedenfalls,  daf*  dieselbe  Erscheinung  auch  bei  den  ViorfUfsern  zu  Tage 
tritt,  und  der  Verfasser  erklärt  sie  durch  RasaeneinHiiase.  Wohl  aber  mag 
Pctermunna  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Litt.-Bcricht. 


die  durch  altertümliche,  unrationelle  Wirt*chaft  bewirkte  Ungleichheit  des 
Bodenertrages  mit  eine  Ursache  der  langsamen  Volksvermehrung  sein.  Die 
Intel  beherbergt  jetzt  nur  ca  600000  Menschen,  wahrend  ihre  Bevölkerung 
in»  römischen  Altertum  doppelt  «o  grofs  war.  Sehr  eingehend  ist  die 
Schilderung  des  Charakter«,  der  Lebensweise,  der  Sitten  und  Anschauungen 
der  Sarden.  Die  Hirten  sind  zum  Teil  jetzt  noch  Höhlenbewohner.  Die 
Sarden  aind  ein  gesundes,  abgehärtetes  Volk,  «tehen  aber  kulturell  noch 
auf  einer  tiefen  Stufe.  Von  der  männlichen  Bevölkerung  sind  87,9,  von 
der  weiblichen  95, t Prozent  Analphabeten,  und  nur  3 Prozent  der  Kinder 
besuchen  die  Schule.  Das  Käubcr  Unwesen  hat  sich  durch  alle  Perioden 
der  Geschichte  hindurch  erhalten,  wenn  es  auch  jetzt  etwas  abgenommen 
hat.  Auch  die  merkwürdigen  kegelförmigen  Steinbauton  (Nur-aghos)  Hnden 
eine  eingehende  Erörterung;  der  Verfasser  hält  aie  fllr  wesentlich  ver- 
schieden von  deu  rohen  Truddhi  von  Otranto,  die  aie  Zufluchtsstätten 
dienten,  während  die  erstem  Air  Semaphore  erklärt  werden.  Sup-in. 

305.  Bertrand  und  Kilian , Rapport  sur  leg  terrains  secou- 
daires  et  tertiaires  de  l’Andalousie  (provinces  de 
Grenade  et  de  Malaga).  (Compt.  rend.  20.  April  1885, 
Sep.  - Abdr.) 

306.  , Le  bas8in  tertiairo  de  Grenade.  (Compt.  rend. 

20.  Juli  1885,  Sep. -Abdr.) 

307.  , Sur  leg  terrains  jurassique  et  crdtace  des 

provineeg  de  Grenada  et  de  Malaga.  (Compt.  rend. 
18.  Januar  1886.  Sep. -Abdr.) 

Gegen  du  End«  d«r  peläozoiwhen  Zeit  vollzieht  »ich  die  Scheidung 
zwßehen  der  epanUeb  - ItuiUnl.chcn  Scholle  (MeeeU)  and  dem  endlichen 
Teile  von  Spanien.  Die  Depresrion  zwischen  Spanien  and  Afrika  setit  das 
Mittelmeer  mit  dem  Atlantischen  Ozean  in  Verbindung;  and  «ährend  die 
Meseta  keine  Faltung  mehr  erfahren  hat , dauern  die  Schichten itSrangen 
in  der  genannten  Depression  bis  «am  Ende  der  Tertiiirzeit  fort.  Es  erheben 
sich  hier  der  Atlas  und  die  bitbehe  Kette,  und  die  mesozoischen  und  tertiä- 
ren Schichten  sind  im  Korden  der  letztem  bis  zum  Guadalquivir  gefaltet. 

Schoo  in  der  Trias  kommt  der  Gegenutz  der  beiden  geologischen 
Provinzen,  des  raitttern  Spaniens  (Keupermergel , mames  irislee)  und  des 
südlichen  Spaniens  (Schiefer  mit  krutsllinitchem  Kalk)  zum  scharfen  Aus- 
druck. Die  Jura*  und  Kreideablagerungen  (vorwiegend  Kalk)  des  Südens 
zeigen  einen  ausgesprochen  alpinen  Charakter,  analog  dem  in  Sizilien  und 
in  Südtiml.  Am  Scblufs  der  Kreidezeit  erfuhr  die  biituchc  Kette  dje  erst« 
Faltung;  du  Kocanmeer  umgab  das  Gebirge,  und  die  N u mm oliten schichten 
lagern  durchaus  diskordant  auf  den  Kreidrachiehtfn.  Eine  zweite  Storungs- 
periode  faltete  die  Nummulitcnschiehten  des  Nordabhanges,  aber  etwas 
unregelmäßiger  als  die  Kreideachieliten.  Dann  folgte  die  Transgcssion 
des  Miocünmeeret;  nach  dem  HUckzng  des  Meeres  der  helvetischen  Stufe 
entlang  der  Guadalquivir  • Linie  folgte  Hebung  des  Gebirges  und  Thal- 
bildung und  endlieh  wieder  Senkung,  Bintritt  des  Meeres  in  die  Tbäler 
und  Ablagerung  mariner  Schichten  bis  zu  einer  Seehöbe  von  960  m (tor- 
tonische  und  sarmatisebe  Stofe),  worauf  dann  wieder  allmähliche  Hebung 
eintrst  (brackisrhe  Ablagerungen , Gips  der  mittlern  mcasenischen  Stufe, 
endlich  lakustrische  Ablagerungen).  Es  ist  bezeichnend,  dafs  das  Zer- 
storungsgebiot  des  großen  Erdbebens  von  1884  in  dies«  Zone  wiederholter 
und  junger  Schichten  Storungen  fällt.  Supan. 

308.  Häbler,  Dio  Nord  und  Westküste  Jlispaniens.  (Progr. 
d.  Kgl.  Gymn.,  Leipzig  1886.) 

Mit  grnfsem  Fl  cif  sc  unterwirft  der  Verfasser  di«  unsäglich  abweichenden 
Angaben  der  alteu  Geographen  Uber  Gestalt  und  Ausdehnung  von  Hispanien 
einer  vergleichenden  Kritik.  Von  den  verloren  gegangenen  Berichten  de« 
Uimileo  aasgehend,  bespricht  er  nacheinander  Hecntaeu«,  Kratorthenes, 
dessen  Angaben  wohl  auf  Pytheas  fufsen,  Hipporch,  Potybiu«,  dessen  geo- 
graphische Begabung  stark  in  Zweifel  gesogen  wird,  Artemidor,  Posidonius, 
Strabo,  Ptolemaeus,  Pomponiua  Melo,  Plinins,  Varro.  Bl  ist  sicher  wissen- 
schaftlich interessant,  die  allmähliche  Klärung  der  Ansichten  der  alten 
Geographen  über  die  Gerillt  und  Ausdehnung  der  Oikumcne  und  ihrer 
einzelnen  Teile  zu  verfolgen,  doch  ist  bei  der  traurigen  handschriftlichen 
Überlieferung  der  meisten  Zahlenangaben  und  dem  Fehlen  der  den  meisten 
Schriftstellern  sicherlich  einst  vorliegenden  Originalkarten  ein  Erzielen  von 
sichern  ltosultaten  von  vornherein  fast  ausgeschlossen  und  die  Freude, 
ganz  Falsche*  durch  eine  glückliche  Konjektur  in  etwas  weniger  Falsches 
aich  verwandeln  zu  aehen,  eine  sehr  mäfeige.  Wichtige  Fragen,  i.  B.  nach 
der  Iaige  de«  Ncrionvorgebirges  und  des  Artabrerhsfens , die  Häbler  nach 
der  Ria  von  Conto*  versetzt,  «ind  auch  hier  noch  nicht  zweifellos  eut- 

m 


74 


Litteraturbericht  Nr.  309 — 311. 


rtbi«den.  Kino  rnrnaM*  ron  Namen  spotten  noch  ihrer  Fixiria&g  ebenso* 
•ehr  wie  der  richtigen  Schreibart«  und  man  kann  wohl  behaupten,  daf», 
wenn  nicht  zur  peinlichsten  Beachtung  der  modernen  Topographie  noch 
zufällig  glückliche  Funde  sich  gesellen , wir  in  zahllosen  Fallen  bei  geo- 
graphischen Angaben  der  Alten  ober  eine  mehr  oder  weniger  wahrschein- 
liche Vermutung  nicht  hiuaiukommen  werden.  Zum  Schiufa  verweist  der 
Verfasser  noch  auf  die  Bedeutung  gewisser  mittelalterlicher  Karten,  ron 
deren  einer,  der  Fiaaner  Weltkarte  aus  dem  14.  Jahrhundert,  er  das  Spa- 
nien betreffende  Stuck  auf  beiliegendem  Blatte  in  halber  Originalgröße 
skizziert  wiedergibt.  Möglich  ist  ea  ja,  dafs,  wenn  alles  vorhandene  Material 
dieser  Art,  das  sicherlich  noch  reichlich  aufgefunden  werdeu  wird 
(denn  nichts  versteckt  sich  auf  Bibliotheken  leichter  uud  wird  öfter  über- 
sehen, als  eine  einzelne  Karte),  einmal  zn  asm  men  fassend  bearbeitet  sein 
wird,  auch  einiges  für  die  Erklärung  der  alten  Geographen  dabei  »Wällt. 
Allzuviel  wird  es  nicht  sein.  Bia  jetzt  wenigstens  ist  ein  direkter  Zu- 
sammenhang der  mittelalterlichen  Karten  mit  denen  des  Altertums  noch 
nicht  erwieaen,  und  wenn  schon  die  Alten  in  der  verkehrten  Schreibart 
fremdländischer  Namen  aus  Hochmut  gegen  alle«  Barbarische  das  Menschen- 
mögliche Icutctcn,  so  werden  aie  darin  vom  Mittelalter  aus  rnwissenschaft- 
lichkeit  womöglich  noch  übertroffen.  Möge  von  dem  sorgfältigen  Ver- 
fasser noch  manche  dankbarere  Aufgabe  gelöst  werden.  tmn  Kampm. 

Asien. 

309.  Die  Reise  S.  M.  Kanonenboot  „Albatross*4  ira  Roten 
Meere , in  den  ostindisebeu  und  chinesischen  Ge- 
wÜ8sern  in  d.  J.  1884 — 85.  Pola  1885. 

Der  Zweck  der  Reise  war  in  erster  Linie  «in  maritim-instruktiver,  in 
zweiter  Linie  eia  handelspolitischer.  Der  beschreibende  Teil  enthüll  »öfter 
navigatorischen  Bemerkungen  auch  Schilderungen  der  Städte  Aden,  Bombay, 
Hongkong  und  Tschifu.  Der  zweite  Teil  beschäftigt  sich  haupUichlich 
mit  der  Frage,  auf  welche  Weise  der  österreichisch- ungurische  Handel  in 
Biid-  und  Ostasien  mehr  Boden  gewinnen  könne,  und  zu  diesem  Zwecke 
werden  die  Handels  Verhältnisse  von  Dschidda,  Bombay,  Colombo,  Batavia 
und  Schanghai  ausführlich  erörtert.  Von  allgemeinem)  Interesse*  ist  die 
Bemerkung,  dafs  der  Verkehr  zwischen  Europa  uud  Indo-China  sich  zwar 
noch  an  einige  wenige  Zentra  (Bombay,  Calcutta.  Singaporo,  Batavia,  Hong- 
kong, Schanghai)  bindet,  dafs  aber  bereits  das  Bestreben  unverkennbar  zu 
Tage  tritt,  auch  Plätze  zweiten  Ranges  in  den  unmittelbaren  Verkehr 
hineinzuiirhen.  Supan. 

310.  Wiselius,  Do  Opium  iu  Neilerlandsch-  en  in  Britsck- 
Indiü.  's  Gravonhage,  Xijlioffj  188G. 

So  intereuant  der  Inhalt  dieses  Huches  im  allgemeinen  ist,  würde 
dies  jedoch  noch  keine  Veranlassung  sein,  dasselbe  sn  dieser  Stelle  zu  er* 
wähnen,  wenn  dasselbe  nicht  auch  einen  für  den  Kthnognphen  wichtigen 
l'unkt  berührte.  Dem  Opiumgebraueh  wird  im  allgemeinen  ein  so  tief 
greifender  Einflufa  auf  das  Leben  der  orientalischen  Völkerschaften  zuge- 
tchricben,  dafs  ein  neuer  Beitrag  zu  dieser  Frage  (über  welche  allerdings 
oehou  viel  geechrieben  ist)  aus  der  Pedet  des  Verfassers,  der  dieselbe  nicht 
nur  durch  jahrelangen  Aufenthalt  in  Holländisch-  Indien  gründlich  kennen 
gelernt,  sondern  sieh  auch  auf  seinen  lteiwn  im  südlichen  und  südwest- 
lichen Asien  eingehend  mit  derselben  bekannt  gemacht  hat,  auch  in  weiten 
Kreisen  Interesse  erregen  wird. 

Die  Verteidiger  des  Opiumgebrauches  gehen  gewöhnlich  davon  aus, 
dafs  durch  denselben  der  Staatskasse  ein  ungeheurer  Vorteil  erwächst,  in 
Britisch-lndicn  sowohl  als  in  Indonesien  etwa  V,  der  ganzen  Staatseinkünfte. 
Trotz  dieser  ziemlichen  Cbereinstimmang  wird,  wie  beläufig  erwähnt  sein 
möge,  dieser  Vorteil  in  ganz  vsrsehiedener  Weise  erzielt.  In  Britisch- 
Indien  ist  es  der  Verkauf  des  im  Lande  gezogenen  und  zubereiteten  Pro- 
duktes. in  Niederländisch- Indien  der  Verkauf  der  importierten  Ware,  welcher 
dem  Staat  eine  so  reiche  Einnahme  abwirfl.  Der  Verfasser  stellt  sieh  nicht 
auf  den  eben  angedeuteten  Standpunkt.  Sein  Gedtnkengang,  soweit  er 
hierher  gehört,  ist  etwa  folgender.  Dafs  der  Opiumgebraueh  zugenommen 
hat,  ist  durchaus  nicht  erwiesen,  da  uns  alle  Mittel  fehlen,  denselben  des 
ausgedehnten  Schmuggels  wegen  (für  Holländisch- Indien)  mit  einiger  Ge- 
nauigkeit fcstaustellen.  Ebensowenig  läfst  sich  jetzt  oder  auch  in  der 
Vergangenheit  hinsichtlich  dos  Wohlstände«  ein  irgendwie  nennenswerter 
Unterschied  zwischen  solchen  Distrikten,  wo  der  Opiumverkauf  erlaubt  und 
solchen,  wo  er  verboten  ist,  narbweiten.  Thataäcblieh  ist  der  Opinra- 
gcbranch  weder  in  körperlicher  noch  in  ökonomischer  Beziehung  so  schäd- 
lich wie  häufig  angenommen  wird;  die  schrecklichen  Beispiele,  von  denen 
man  erzählt,  können  ja  wahr  sein,  aber  sie  bilden  nicht  die  Regel.  Im 
allgemeinen  kann  man  (mit  Ausnahme  gewisser  Gegenden)  tnnehmrn,  dafs 


sowohl  in  Britisch-  wie  in  Holländisch -Indien  etwa  10— SO  Prozent  der 
Mtnnor  dem  Opiumgebraueh  fröhnen.  Der  tägliche  Verbrauch  kann  in 
Holländisch  - Indien  annähernd  auf  eine  halbe  Mato  (100  Mata  — 1 Tael, 
16  Tscl  — 1260  Gramm,  126000  Gramm  = 1 Pilcol)  geschätzt  werden, 
was  eioen  Wert  von  16—20  Pfennigen  repräsentiert.  Wenn  der  Opium  in 
so  kleiner  Quantität  gebraucht  wird,  kann  man  ihn  nur  ala  Gennfzmittel 
betrachten,  welches  dem  Bewohner  heifser  Länder,  der  sieh  im  allgemeinen 
drj  Alkohols  enthält,  wohl  zu  gönnen  ist.  In  Bzitiach-Indien  ist  der 
Verbrauch  allerdings  giöfser. 

Im  allgemeinen  können  wir  une  mit  dem  hier  Gesagten  ganz  gut 
vereinigen,  doch  iat  unsrer  Ansicht  nach  das  Verfahren  der  Regierung, 
welche  dieser  — fassen  wir  ex  nur  vom  finanziellen  Standpunkt  aus  — 
Qeldvergendung  Vorschub  leistet,  noch  keineswegs  gerechtfertigt;  eine 
jährliche  Ausgabe  von  etwa  3 Mark  und  mehr  per  Kopf,  zu  welcher 
die  Regierung  die  Anregung  gibt,  scheint  uns  doch  vom  wirtschaftlichen 
Gesichtspunkt  aus  nnrenintworttirli.  Xttrytr. 

311.  Hüll,  The  Survey  of  Western  Palestino.  Published 
for  the  Cormu.  of  tho  Palest.  Explor.  Fund.  London, 
1886.  Mit  3 Karten  und  vielen  Profilen. 

Die  geologischen  Haiiptresultate  der  Forschungsreise  von  Hüll  worden 
bereits  im  Litteratur  - Bericht  ron  1886,  Nr.  211,  mitgeteilt.  Ans  vor- 
liegendem wissenschaftlichen  Bericht  haben  wir  aber  noch  einige  wichtige 
Ergänzungen  naehzutragen. 

Es  wurde  schon  im  frühem  Heferat  darauf  aufmerksam  gemocht,  dafs 
die  FntlaDdspeiivde  mit  der  Miocän  begann,  und  dafs  in  diese  Zeit  auch 
die  grofsen  Dislokationen  fallen.  Die  wichtigste  unter  den  letztem  ist  dio 
Jordan-Arnbali-Spalte,  die,  wie  ebenfalls  schon  erwähnt,  am  Ostabhang  d« 
gtofsen  Thaies  liegt.  Mit  diesem  Bruch  war  nicht  nur  eine  Senkung  des 
westlichen  Tafellandes  verbunden,  sondern  auch  beträchtliche  Schichten. 
Störungen  in  der  Nähe  der  Brnchlinie,  die  sich  entweder  in  sekundären 
Verwerfungen  oder  in  Faltung  und  Cberkippung  Hufnern.  Entfernt  man 
sich  von  der  Hiuptapalte,  so  nehmen  die  Schichten  wieder  ihre  söhlige 
Lagernng  an,  die  sie  mit  einigen  untergeordneten  Ausnahmen  bis  nach 
Afrika  einerseits,  bis  nach  Arabien  anderseits  beibehatten.  Die  Bildung 
des  Jordanthale*  fuhrt  der  Verfasser  nicht  auf  einen  plötzlichen  Binsturz, 
sondern  anf  allmähliche  Faltung  durch  eine  in  äquatorialer  Richtung 
Mitlieh  wirkende  Kraft  zurück.  Die  Falten  sind  flach,  daher  die  Schichten 
auf  grofse  Strecken  horizontal  erscheinen;  an  den  schwächsten  Stellen 
erfolgten  Einbrüche,  ln  der  Richtung  von  0 nach  VV  unterscheidet  der 
Verfasser: 

Synklinale:  Jordanthal,  Bruch. 

Antiklinale:  Zentrales  Tafelland  von  Palästina. 

Synklinale:  Plateau  Et  Tih. 

Antiklinale:  Isthmus  und  Golf  von  Suw. 

Synklinale:  Arabisch«  Wüstenplatte  in  Ägypten. 

Antiklinale:  Niltbal,  Bruch. 

Suess  erklärte  auf  Grund  der  Angaben  von  Frnos,  der  von  tTepjien- 
förmigen  parallelen  Verwerfungen  an  der  Ostabdachung  dos  jüdischen  Pla- 
teaus spricht,  dos  Jordtn- Arabah-Thal  für  eine  Grabensenkung.  Mulls 
Profile  stimmen  dagegen  mehr  mit  jenen  Lartets  überein,  insofern  sie 
nämlich  am  westlichen  Gehänge  keine  Verwerfungen  zeigen.  Wohl  thut 
di»  aber  die  Karte  an  zwei  Stellen  des  Wadi  el  Arnbsh,  aber  an  der 
markantesten,  am  Golf  von  Akabnh  ist  der  Treppenabfall  nicht,  wie  man 
erwartet,  nach  O,  sondern  nach  W gerichtet.  Hnll  scheint,  obwohl  er 
sich  nirgends  klar  darüber  auaspricht , die  Jordonfurche  als  den  an  eitzet 
Brnchlinie  ungleichmäßig  abgesunkenen  Boden  einer  Synklinale  zu  be- 
trachten. Aber  auch  diese  Auffassung  begegnet  erheblichen  Schwierig- 
keiten, namentlich  stimmt  damit  die  vielfach  beobachtete  horizontale 
Sehichtenlagcrung  am  Westgehänge  d»  Thaies  nicht  überein. 

Der  ersten  Entstehung  nach  betrachtet  der  Verfasser  das  Tote  Meer 
und  den  Tiberiowce  als  Relikteuseen , und  die  Fische  des  Jordan  ira  An- 
■chlufs  an  die  Theorie  von  Solls«  als  die  den  veränderten  Lebensbe- 
dinguogen  ongejinfstcn  Abkömmlinge  der  Faun«  des  KocänraMne. 

Auf  die  mioeüne  Fcitlzndxperir.de  folgte  die  dem  obersten  Plioein  and 
der  Olszialzrit  entsprechende  Pluvtalperiode,  in  der  dos  Land  etwa  70  m 
tief  unter  sein  jetziges  Niveau  «ank.  Eine  Karte  stellt  die  Verteilung  von 
Wasser  and  Land  in  dieser  Zeit  dar.  Im  Wadi  »1  Arabah  sind  jung* 
Meeresabsätze  bis  29°  45'  N nsehgewiesen ; ebenso  auf  den  Strandlläehen 
nördlich  und  südlich  vom  Berg  Karmel  und  im  Nilthal.  Die  Karte  zeigt 
uns,  daß  Asien  und  Afrika  damals  durch  einen  Meerexarm  getrennt  waren, 
und  dafs  das  Meer  nicht  nur  das  ganze  ägyptische  Deltaland  bedeckte, 
sondern  anch  in  Form  ein»  schmalen  Golfes  in  das  Nilthal  emdrang. 
(Die  Erklärung  der  Differenzen  der  Faunen  des  Koten  und  Mittelmeere« 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  312 — 316. 


im  Litt.-Ber.  1886,  Nr.  212.)  Im  Jordanthal  zeigt  di«  K«rte  einen  grofsen 
See,  der  eich  von  30°  32'  S (soweit  reichen  die  eiten  Ablagerungen  den 
Salzsees)  bis  sum  Tiberiaseee  ausdehnte,  und  dessen  Spiegel  etwa  400  m 
Uber  dem  jotzigcn  lug.  Zu  dieser  Zeit  wer  du  Wenter  noch  tüf«  genug,  um 
Molluakenleben  xu  gestatten;  bei  einem  Stunde  von  180  m Über  seinem 
gegenwärtigen  Niveau  (Djebel  l’sdura,  der  Selxberg , Rest  einer  alten  Aua- 
füllongs-Terrasse)  war  er  aber  bereit«  mit  Salx  gesättigt.  Alte  Salxabl.igo- 
rungen  worden  auch  auf  der  Sinai-Halbinsel  und  Wadi  el  Arabah  in  der 
Nähe  der  Wasserscheide  naehgewicsen.  Noch  jetzt  eaialiert  hier  ein  rische« 
Becken  (et  Tahä),  du  im  Winter  ein  See  ist.  Die  allmähliche  Itegen- 
abnahme  führt  der  Verfaascr  einerseits  auf  koimiiche  Crsacheu,  anderseits 
auf  Entwaldung  zurück. 

Von  den  beiden  geologischen  Karten  nmfafst  die  erste  in  1 : 1960000 
Palästina,  die  Sinaihalbinael  and  du  nordöstliche  Ägypten;  die  andre,  in 
1 : 380000,  du  Wadi  el  Arabah  bis  sum  Südende  des  Toten  Meeres. 
Beide  setchnen  sieh  durch  Gbcrsichtliebkcit  and  sauberes  Kolorit  atu. 

Suprs. 

312.  Noetling,  Über  das  Alter  der  Lavaströme  im  Dscho- 
lön.  (Neues  Jabrb.  f.  Mineralogie  &c.  1886,  Bd.  I, 
S.  254.) 

Die  LATiströra«  de«  Dsehol&n  und  des  mit  dfottm  Valkangebiet  in 
unuulerbroelieDem  Zusammenhang  stehenden  Haurun  (Ottjordaulond)  aiud 
tertiär,  rum  Teil  aber  auch  diluvial  oder  (rar  altalluvial.  Supan. 

313.  Diener,  Ein  Beitrag  zur  Geographie  von  Mittel-Syrien. 
(Mitteil.  Geogr.  Ges.,  Wien  1886,  Bd.  XXIX,  S.  1, 
87  und  156.  Mit  1 Karte  in  1:500000.) 

314.  , Das  Gebirgssystera  des  Libanon.  (Verb.  Ges. 

f.  Erdkunde,  Berlin  1886,  Bd.  XOT,  8.  64.) 

315.  , Die  Struktur  des  Jordan-QnellgebietoB.  (Sitz.- 

Ber.,  Wiou.  Akad.  d.  Wiss.,  Math.-naturwisB.  Kl.,  1885, 
Bd.  XCII,  Abteil.  I,  S.  633,  mit  2 Tafeln.) 

In  der  ersten  Höfte  des  Jahr«  1885  unternahm  der  Verfasser  eine 
geologische  Forschungsreise  nach  Syrien,  wobei  er  den  Libanon  und  Antiliba- 
non  wiederholt  durchquerte,  und  auch  die  östlich  davon  gelegene  Wüsten* 
landachnft  auf  der  Tour  Damaskus  - Palmyra — Hora*  kennen  lernte.  Da  er 
über  die  tektonischen  Verhältnisse  diese«  ebenso  interessanten  aU  wenig 
bekannten  Gebiete«  ein  grüDerea  Werk  in  Aussicht  stellt,  so  können  wir 
uns  jetzt  kurz  fassen. 

Im  8 der  taurischen  Faltungszone  breitet  sich  ein  Gebiet  ans,  in  dem 
Brüche  und  treppenförtnige  Verwerfungen  die  Yorherracbendc  Störungsform 
sind.  Der  Libanon  und  Antilibanon  sind  Horste,  durchschnitten  von  NNO 
bis  NO  streichenden  Längsbrüchen , entlang  welchen  der  Libanon  in  ziem* 
lieh  regelmäfxigcn  Stufen  zum  Moore  absinkt.  Die  Bekda  ist,  wie  das  Jor- 
danthal nach  der  Auffassung  vou  Suees  (s.  Litter.-Ber.  Nr.  311)  eine  Graben- 
senkung; zwischen  beide  schiebt  sich  ein  stehengobliebenw  Gcbirgwtück, 
die  bis  zu  OtlO  rn  hohe  Hügelkette  Dahar  Litäni  (das  Quellgebiet  des  Jor- 
dans) ein;  es  iat  bezeichnend,  dafs  diese  tektonisch  begründete  IVtn- 
nungssteUc  sich  dort  befindet,  wo  die  Bruchlinieu  aus  dem  meridionalen 
Streichen  (in  Palästina)  in  das  nordöstliche  (in  Syrien)  üborgehen.  Der 
Hermen  Dt  ein  breites,  kuppelförraiges  Gewölbe,  der  übrige  Antilibanon  ist, 
wie  der  Libanon,  ein  Staffel  förmig  gebrochener  l*1ateaurucken.  Im  Osten 
treten  die  Htorungslinicm  fächerförmig  auseinander,  und  damit  lüat  sich 
auch  das  Gebirgnsystera  in  einzelne,  strahlenförmig  angeordnete  Gebirgsketten 
auf.  In  drei  Stufen,  die  ebenso  Tielen  Verwerfungen  entsprechen,  fällt  der 
Antilibanon  zur  Kbone  von  Damaskus  ab.  Die  beiden  untern  entwickeln 
sich  zu  den  nach  NO  ziehenden  antiklinal  gebauten  Höhenzügen  Djebel 
Kor  hi  und  Djebel  Wosttni.  Zu  diesen  gesellt  sich  im  0 noch  eine  dritte : 
Djebel  euch  Scherki,  der  unter  verschiedenen  Nomen  bis  über  Palmyra  hin- 
aus zieht  und  allein  die  nördlich  vorgelagerte  Tafelraaase  Djebel  e*ch  Schu- 
raerijeh  erreicht,  während  Libanon  und  Antilibanon  von  derselben  im  Kin- 
»tuntfeld  von  lloms  (Wasserscheide  nur  510  m hoch,  wichtigstes  Eingang»* 
thor  nach  Syrien)  und  in  der  Barallniederung  Nähr  el  Kebir  abbrechen. 

Die  Querthäier  des  Libanon  stehen  in  keinen  genetischem  Beziehungen 
zur  Tektonik ; auch  das  Durchbruchsthal  des  Leontes  erweist  aich  als  ech- 
te« Erooiomqirodukt. 

Aufser  Basalt  beteiligen  sich  vor  allem  die  Glieder  der  Kreideformation 
an  dem  Aufbau  det»  Iibanonxystcms.  Interessant  Ut  folgender  Vergleich  der 
sedimentären  Gesteine  in  den  1‘ntersuchungsgebieten  vou  Hüll  und  Diener ; 
besonders  auffallend  iat  das  Fehlen  des  Anija-  Kalksteins,  der  im  Libanon  bis 
400  m Mächtigkeit  erreicht,  in  den  südlichen  Gegenden,  wo  der  nubische 


75 


Libanon  nach  Diener. 


Sandstein  entweder  dem  Karbon,  oder  direkt  der  kristallinischen  Unterlage 
auflagert. 

Südlich«*«  Palästina  u.  Sinai- 
Halbtnsel  nach  Holl. 

Archäische  Formation  Granit,  GneiG»  und  kristalli- 
nische Schiefer. 

I Wüiten  Kimlatein  und  Kon- 
Unteres  Karbon  . . j gloroerat. 

| Kalkstein. 

Brauner  und  weifser  Jura  — 


Kreide  . 


| Kubischer  Sandstein. 
Kreide-Kalkstein  . 


KotiLn 


(Von  Fraas  nach  gewiesen.) 
Ariija- Kalkstein. 
Trigouien-Sandateiu. 

) Libanon-Kalkstein. 

| Feuerstein-Kalkstein. 
Nummuliten-Kalkstein. 


I Nuromuliten-Kalkstein. 

' * * | Philistaischer  Sandstein.  — 

Sehr  beachtenswert  sind  die  Bemerkungen  über  die  angeblichen  Glazial- 
eneheinungen  im  Libanongebirge.  Nicht  blofs  die  Beobachtungen  von  Gir- 
ard  und  Burton  erweisen  sich  als  hinfällig , auch  Fran*  Henuonmoränen 
sind  nur  Donudationaresto  alter  Schutthalden,  und  selbst  die  Hügel  des 
Kadbchahtbalea,  die  den  Zedernbain  tragen,  können  nur  als  „wahrscheinlieh- 
glazialen  Ursprung»  bezeichnet  werden , da  gekritzte  und  geschrammte  Ge- 
schiebe so  gut  wie  ganz  fehlen.  Wenn  also  auch  der  Arz-Libnän,  der  Kul- 
minationspunkt des  Libanon  (bis  3066  m hoch)  in  der  Eiszeit  Gletscher 
trug,  so  waren  es  doch  nur  wonig  entwickelte  Kiratrörac,  die  in  ca  2000  m 
Seehöhe  endeten.  Auch  jetzt  tragen  hier  die  höchsten  Gipfel  noch  ewigen 
Schnee,  and  an  geschützten  Stellen  liegen  kleine,  aber  echte  Pirnfelder  mit 
Moriineti.  AD  Sclmeelinie  im  Libanon  wird  die  Hohe  von  3050  — 3100  m 
angenommen. 

Dattelpalmen,  Bananen,  Sykoraoren  und  die  Baumwollstaude  verbreiten 
sich  am  Wcstnbbang  des  Libanon  bis  zu  einer  Seehöhe  von  150  — 200  m. 
Darüber  folgt  die  Kulturregion  der  Olive,  der  Poigc  und  de«  Maulbeerbaums 
(daneben  auch  Wein  und  Tabak).  Die  Waldbestände  »ind  fast  ganz  ver- 
nichtet; die  Baumgrenze  liegt  in  1000—2000  m Höhe.  Darüber  folgt  dio 
Kegion  der  Juniperusbüsehe  und  Tragacanthus-Strüucher.  In  Höben  von 
4QO — 1800  m liegen  dio  »Stein wüsten"  mit  charakteristischen  Karrenbil- 
dungen, die  Übergänge  zum  Dolinentypus  zeigen.  Während  der  Libanon 
auch  auf  »einer  Ostsaito  noch  hohes  und  dichtes  Buschwerk  zeigt.  Dt  der 
Antilibanon  ganz  kahl,  und  Geretenfeldcr  (bD  11)00  m hoch)  bilden  die 
einzige  Abwechselung,  ltcineberichte  aus  dem  16.  Jahrhundert  lasten  ihn 
aber  noch  als  dicht  bewaldet  erscheinen,  und  der  Verfasser  ist  der  Ansicht, 
dafs  eine  Aufforstung  auch  jetzt  keiuen  klimatDchen  Hindernissen  begegnen 
würde. 

•Zum  Schluss«  »ei  noch  erwähnt  der  auf  offizielle  handschriftliche 
Quellen  aich  stützenden  Notizen  topographisch-politischen  Inhalts  über  das 
Gouvernement  Djebel  Libnän  (in  Nr.  313).  Dio  Zahl  der  maronitDchen 
Christen  beträgt  jetzt  cu  200  — 250000;  die  der  Drusen  ist  infolge  Aus- 
wanderung in  stetiger  Abnahme  begriffen.  £ujra». 


316.  Koskul,  v.,  „Der  Naphtha -Berg1“.  (Iswestya  Kaukas. 
Sektion  d.  K.  Hubs.  Googr.  Ges.,  Bd.  VIII,  S.  244.) 

Dm  .Naphths-Ilorg"  liegt  e»  30  Weist  »tätlich  von  der  transkaspischen 
Eisenbahnstation  Bala-Isehim  und  an  76  Werst  östlich  ton  der  Iruel 
Tschelekenj;  er  besteht  atu  einem  schlanimsprudcltragenden  Uauptkcgel, 
einem  Atrium  und  einem  Zirkus  und  umfahrt  ein  Areal  von  ca  4 Werst  im 
Längen-  und  3 Werst  im  Querdurehmesser  (Erhebung  nicht  angegeben). 
Der  Hauptkegel  aus  jüngerm  tertiären  Gestein  besitzt  eine  antiklinale 
Schiehtenlugc ; naphthatragend  iat  lockerer  Sandstein  (Molasse) ; die  Ober- 
fläche des  Kegels  ist  mit  Kies  und  Flugsand  bedeckt.  Das  Vorkommen 
von  Oxokerit  ist  wohl  kaum  ein  bedeutendes.  Der  Naphthaertrag  scheint 
hingegen  ein  reicher  zu  sein:  das  erste  Bohrloch.  1882  von  Konschin  an- 
gesetzt,  hat  drei  naphtbatragonde  Schichten  durchdrungen  und  liefert 
ca  400  Pnd  per  'lüg.  Das  Vorhandensein  von  Naphtha  an  diesem  Ort  ist 
von  griifster  Bedeutung  für  die  transkaspische  Bahn;  die  Kohlenlager  der 
Halbinsel  Mangytchlek  sind  nicht  anbuulohnend;  die  Donoskisehe  Kohle 
kommt  hier  sehr  teuer  su  stehen;  das  Bakunaphtha  wird  nunmehr  über 
10  Jahre  in  unsinniger  und  «ahrhaft  bedrohlicher  Weise  ausgebeutet  (in 
den  letzten  10  Jahren  Ut  der  Naphthagewinn  auf  der  Apeeheronsehen 
Halbinsel  van  600000  Pnd  bU  auf  70000000  l*ud  gestiegen).  Die  Ge- 
winnung von  Brennmaterial  an  Ort  und  Stelle  sichert  die  Existenz  der 
transkaspischen  Bahn ; allerdings  ist  hier  die  Gewinnung  von  Naphtha  für 
den  angedeuteten  Zweck  eine  Sache  der  Zukunft.  Es  sei  noch  bemerkt, 
dafs  der  Verfasser  trotz  der  Mangelhaftigkeit  dea  Materials  in  der  Streichung 
der  Hnheniüge  .Naphtha-Berg",  Bnja-Dag,  Kleiner Balehan  und  Kjurren-Dag 
ein  ähnliche«  Verhältnis  vermutet,  wie  cs  für  die  Schlammsprudel  zwischen 


76 


Litteraturbericht  Nr.  317 — 322. 


der  Halbinsel  Apscheron  and  der  Mündung  der  Kura  und  den  Inseln  Du- 
wenyj , Bull»,  Olinjanoj , Loaj,  Sewinoj,  Obliwnoj  und  l’ogoijelaj»  Plita  beeteht. 

PHri. 

317.  Die  deutschen  Kolonisten  in  Transkaukasien.  (Hubs. 
Revue,  1886,  Bd.  XV,  S.  108.) 

Die  deutschen  Kolonisten  in  den  Kreisen  Tiflis,  Bortscholin  und  Ilis* 
sawotpol  stammen  aus  Württemberg  und  waren  in  den  Jahren  1817  und  1848 
eingewandert.  Ihr  wirtschaftlicher  Zustand  wird  als  ein  durchaus  berrio- 
digender  geschildert.  Folgende  Zahlen  beziehen  »ich  na(  das  Jahr  1884. 


Landbesitz 

J>e«*Jatln. 

Hofland. 

Javon 

•V 

1 

o 

in  Pr 

VS 

0 

0 

9 

3 

< 

ozente 

c 

■ 

s 

5 

: 

•o 
a . 

P V 

C-2 

2 * 

* 

M 

0 

i 

* 

1 

P 

Aek«rb»u-Ko)onien: 

Alexandersdorf  . • . 

163G 

0.4 

0.» 

28,9 

35.« 

34.« 

365 

Minenfeld  .... 

1842 

0,4 

4,0 

02,7 

— 

2.« 

300 

Hetendorf  .... 

711 

0,5 

2,5 

88.7 

— 

8.4 

135 

Fnudenthtl  .... 

304 

0,4 

3,4 

96,3 

— 

— 

82 

Weinbau-Kolonien: 

Klis&beththal  . . . 

4480 

n.t 

3,* 

33.« 

18,7 

44.4 

1043 

Katharinenfcld  . . . 

4200 

1,0 

4.4 

41,0 

IS, 4 

41,1 

1006 

Haimendorf  .... 

8446 

0,4 

3.3 

30.1 

— 

57,1 

1268 

Anncnfeld  .... 
Viehzucht-Kolonie: 

4272 

0,3 

1»* 

21.4 

7»' 

»•0,4 

356 

Aleunderohilf  . . . 

2126 

0,4 

0,9 

7,5 

22,5 

69,1 

286 

Summe 

27  607 

- 

- 

- 

- 

— 4031 

Supan. 

318.  Jadrinzew,  Verminderung  de»  Wassorstaudo»  in  der 


Aralokaspisohen  Niederung  im  Gebiete  von  Westsibi- 
rien. (Iswestija  K.  Kuss.  Googr.  Ges.  1886,  S.  53.) 

Ein  Vergleich  der  Karten  dar  Obj-Irtysch- Niederung  aus  verschiedenen 
Zeiträumen  bestätigt  in  Überraschender  Weise  die  Klagen  der  lokalen  Be- 
völkerung über  das  Verschwinden  dor  Seen.  Verfasser  hat  aus  der  Heiho 
der  Karten  des  Seegebiete«  Tschany,  Abyschkan  und  Ssuroy  die  Jahre  1786, 
1813  — 24,  1850—60,  1880  auserlesen  und  in  schematicher  Zeichnung 
auf  einem  höchst  instruktiven  Kaxtenbüde  vereinigt.  Der  Effekt  ist  eia  um  so 
entscheidenderer,  als  ea  sich  hier  um  die  kurze  Spanne  von  kaum  100  Jahren 
handelt,  abo  um  einen,  geologisch  gesprochen,  verschwindend  geringen  Zeit- 
raum. Abgesehen  von  der  bedeutenden  Ucduktion  des  Tschony  und  Abysch- 
kan,  sohen  wir,  dafs  der  See  Ssumy  - TVhebakh , der  im  Längendurchrnesser 
seine  100  Werst  betragen  haben  mochte,  gegenwärtig  auf  einige  acht 
kleine  und  verstreute  Seen  von  6 — 0 Werst  im  Ltfngendurchmesser  reduziert 
ist ; auch  diese  aber  sind  im  Schwinden  begriffen.  Der  See  Tachany,  welcher 
seine  Zuflüsse  von  Ost  erhält,  reduziert  eich  namentlich  im  Weiten  io  der 
Richtung  von  SW  nach  NO.  — In  Ergänzung  seiner  Cntersuehungen  Über 
das  Tschony- Gebiet  verweist  der  Verfasser  darauf,  dafs  ähnliche  Induktionen 
in  der  gesamten  Seeregion  Weataibiriens  vor  sieh  gehen.  Im  Westen  von 
Tsehany  sind  bis  1860  allein  im  Bezirk  I&cbim  300  Seen  verschwunden; 
das  gleiche  Phänomen  hat  Jadrinzew  in  der  Kubischen  Buraba  beobachtet, 
abo  im  Norden  von  Tachany;  in  Süd  und  Ost  beziehen  sich  die  Be- 
obachtungen auf  die  Kulundinscbeu  und  Burlinschen  Seen  &c.  Der 
Verfasser  schliefst  seino  Skizze,  welche  wir  wohl  als  erstes  Glied  einer 
fortlaufenden  Reihe  von  Mitteilungen  betrachten  dürfen,  mit  dem  Hinweis 
auf  die  Verbreitung  dos  in  Rede  steh  enden  Phänomens  in  der  Aralokaspi- 
schen  Niederung  uud  hebt  die  wuaeiuchaftliche  Bedeutung  hervor,  welche 
dom  Studium  desselben  zukommt.  Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  der  Ver- 
fasser mit  richtigem  Tu  kt  sein  Hauptaugenmerk  stets  der  Gruppierung  der 
8ecn  und  ihrer  ehemaligen  Verbindung  xu wendet.  Prfri. 

319.  Griesbach,  Afgh&n  and  Per&iun  fiold  notes.  (Records 
Geol.  S.  Indian,  1886,  Rd.  XIX,  S.  48.) 

Aut  dietem  vorlaute»  Bericht  ist  als  Ergänzung  zum  Litter.-ßer. 
Nr.  108  nur  weniges  zu  erwähnen,  da  jedenfalls  seiner  Zeit  eine  zusammen- 
hängende Darstellung  mit  Karte  folgeu  wird.  Die  Gebirge  des  nördlichen 
Afghanistan  und  angrenzenden  Chorassan  .«ehernen  allerdings  einen  sehr 
regelmäßigen  Faltenbau  zu  besitzen,  werden  aber  auch  von  Brucblinten 
mit  »ehr  bedeutenden  Verwerfungen  durchzogen.  Die  breiten,  trogförmigen 


ThÜler  zwischen  den  Antiklinulkcttcn  sind  mit  tertiären  und  nachtertiären 
Ablagerungen  auagefüllt.  Karbonitcbe  und  ältere  paläozoische  Gesteine 
treten  verhältnismäßig  selten  zu  Tage,  am  volbtändigaten  im  Profil  durch 
die  Binalut-  Kette.  Die  Hauptmasse  der  Gebirge  besteht  aber  aus  den 
Schichten  des  „pfianxenführenden  Systems"  und  der  Kreideformation.  I>aa 
pllanzenführeiide  System,  eine  littorale  Facies,  enthält  abwechselnd  Sand- 
und  Kalksteine  von  permischem,  triassischein  und  jurassischem  Alter  bis 
zum  Tilhon  und  Melapbyre  und  Felsitporpbyre.  Die  Kreide  erscheint  vor- 
wiegend in  kalkiger  Ausbildung;  gleichaltrig  sind  Syenit- Granite  und 
basal  tue  he  Gesteine.  Supan. 

320.  Petri , Sibirien  als  Kolonie.  (Mitteil,  ostsehweiz.  geogr.- 
kommerz.  Ges.  1886.  Sep.- Abdr.) 

Die  rufiEsifrchen  Kolonisten,  4,9  Mill.  an  Zahl,  denen  4,5  Mül.  Eingeborne 
gegenüberstchen,  bestehen  — abgesehen  von  den  Deportierten  — au«  zwei 
Elementen : einem  abenteuernden , da«  die  plaulose  und  raubmäfaige  Aus- 
beute des  sibirischen  Reichtums  an  Pelztieren  und  Gold  bozweckt,  und 
einem  seßhaften  und  ackerbauenden,  dos  zieh  aus  der  russischen  Bauern- 
schaft entwickelt  hat,  uod  dem  unzweifelhaft  die  Zukunft  gehört.  Wcst- 
sibirien  lieferte  im  J.  1879  21,4  Millionen  hl  Getreide,  das  bereite  den 
ersten  Rang  unter  den  sibirischen  Exportartikeln  erobert  hat.  Die  an- 
baufähigen Ländereien  werden  in  Westsdbinen  auf  0,7  Millionen  qkm 
(32,4  Prozent  de»  Gesomtareaß)  und  in  Ostsibirien  auf  1,7  Millionen  qkm 
geschätzt.  Das  Waldaroai  ist  io  den  Gouvernements  Tomsk  und  Tobolsk 
612  000,  und  in  Sscraipalatinsk  und  Akmolinsk  19  O00  qkra  groß.  Der 
Viehstand  ist  besonders  in  der  südlichen  Steppe  von  Weitsibirien  ein  sehr 
bedeutender.  Die  großen  Ströme  bieten  die  Möglichkeit  bequemer  Kanal- 
verbindung, und  damit  der  Herstellung  einer  Wasserstraße  in  ost- westlicher 
Richtung.  Der  sibirische  Kolonist  (Ssibiijak)  hat  unter  dem  Einfluß  der 
geänderten  Lebeimerhült  niste  und  der  eingeboroeu  Bevölkerung  seinen 
ursprünglichen  Charakter  sehr  geändert,  und  es  bildet  sich  in  Sibirien  ein 
eigner  Volkstypus  aus,  der  sich  zum  russischen  in  Ihulicher  Weise  ver- 
hält, wie  der  Yankeetypus  zum  angelsächsischen.  Praktischer  Sinn  und 
Energie  zeichnen  den  Sibirier  aus  und  sichern  ihm  die  Zukunft , wenn 
auch  der  gegenwärtige  wirtschaftlich©  Zustand  Besorgnisse  einllößt.  Eine 
Hcbnng  desselben  wird  aber  nicht  durch  eine  Erschließung  von  Absatz- 
gebieten für  sibirisch©  Produkte,  etwa  durch  Anlage  einer  I*aeifichahn  ber- 
boigeführt,  sondern  nur  durch  Beseitigung  des  auf  dem  Lande  lastenden 
administrativen  Drucke«.  Supan. 

321.  Velain,  Notes  geologiques  sur  la  Siberie  orientales, 
d'aprüa  les  obsorvutious  faites  par  M.  Martin.  (Bull. 
Soc.  geol.  de  France,  1885/86,  Bd.  XIV,  S.  132.) 

Da  Martin  seino  geologischen  Beobachtungen  noch  nicht  veröffentlicht 
hat,  so  miiaseu  wir  uns  vorläufig  mit  kurzen  Notizen  begnügen,  die  Velain 
seiner  petrographischen  Abhandlung  voraunchickt.  Am  Baikals«©  finden  wir 
gefaltete  kriitalliniseh©  Schiefer,  dio  von  Granit  und  Granulit  durchsetzt 
sind.  Granulit  bildet  auch  die  Wasserscheide  gegen  den  Amur  hin.  Dann 
folgt  bei  Tschita  roter  Sandatein  mit  Quarxporphyr  (wahrscheinlich  Penn) 
uml  gegen  NerUchinsk  hin  das  Steinkohlengebiet  mit  zahlreichen  und  ver- 
achiedeuartigen  Eruptivgesteinen.  An  der  Vereinigung  der  Sehilka  und  des 
Argun  erscheint  wieder  der  graue  Gneiß,  der  den  Amur  bis  zu  seinor 
Nordbiogung  begleitet;  kurz  vor  derselben  durchbricht  der  Strom  in  seinem 
engen  Detileö  eiu  ausgedehntes  Granitroosvir.  Nun  wandte  sich  Martin 
durch  das  grofs©  Synklinalthal  des  l-suri  zum  Chan  könne , der  nirgends 
tiefer  ist  aß  10m,  aber  ebenso,  wie  er  an  Tiefe  verliert,  an  Umfang  ge- 
winnt (über  3000  qkm).  Gneiß  bildet  auch  hier  die  Bodenuntcrlage. 
Eruptivgesteine  sind  im  ganzen  Amur  gebiet  ‘•ehr  zahlreich.  Supan. 


322.  Stejneger , Result»  of  ornithological  Exploration»  in 
tho  Commander  Island»  and  Kamtschatka.  (Rull. 
U.  St.  National  Museum,  Nr.  29,  Washington  1885.) 

Der  größto  Teil  dos  Bande*  ist  der  Benchreibung  der  in  Kamtschatka 
und  auf  den  östlich  davon  gelegenen  Commander  - Inseln  gesammelten 
Vogeßpczies  gewidmet.  Von  den  Commander  - Vögeln  gehören  nur  II  nicht 
zur  Kamtschatka -Fauna:  von  diesen  sind  5 amerikanisch  (3  nur  gelegent- 
liche Besucher),  3 nautisch  uud  3 endemi«ch.  Von  den  176  Kamtschatka- 
Vogelspezxcs  sind 


44  ostasiatisch 
39  zirkumpolar 
37  puläoarktisch 
. 28  |»»rifi»ch 

)9  Spezies  gehören  den 
krten,  dio  sich  in  den 


10  endemisch 
9 sibirisch 
8 amerikanisch. 


Wasservögeln  an.  Die  Abwesenheit  zahlreicher 
benachbarten  Gebieten  finden,  ist  nicht  an« 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  323—327. 


77 


klimatischen  Ursachen  tu  erklären,  sondern  erfordert  die  Annahme,  dafs  Kam- 
tschatka noch  in  vorhältnismafsig  junger  Vergangenheit  eine  Insel  war. 
Die  übliche  kartographische  Darstellung,  die  das  Gebirge  der  Halbinsel 
über  diese  hinaus  in  den  Festlandsrampf  fortsetxt,  ist  unrichtig;  an  der 
engen  Ansatutelle  erstreckt  sich  vielmehr  nach  Kennan  das  Flachland  von 
der  Ost-  bis  sur  Westküste,  Unterstützt  wird  die  Annahme  einer  spätere 
Angliederung  auch  durch  Beweise  für  eine  gegenwärtig  sieh  noch  voll- 
aiehende  negative  Kivcauverindcrung  der  Beringinsel.  Supern. 

323.  Eggermont , Le  Japon.  Histoire  et  religion.  Mit 
1 Karte.  Paris,  Delagrave,  1885, 

Der  erste  Altschnitt  bespricht  die  religiösen  Zuvtinde  de«  Laude«. 
Kapitel  I gibt  einen  kurzen  Auslug  aus  dor  im  Kojiki  niedergelegten 
Udtterlcgcmle,  welche  die  Grundlage  des  Shinto  - Dienstes  bildet  und  nach 
welcher  der  erste  Mikado,  Jimmu  Tenno,  der  Urenkel  eines  Knkels  der 
Sonnengott  in  Amateraau  ist.  Trutz  des  offiziellen  Charakters  der  Shinlo- 
Keligion  spielt  der  Buddhismus  eine  bedeutende  Bolle,  da  er  1875  noch 
über  208  000  Ordenageistliche  beider  Geschlechter  verfügte. 

Der  Versuch,  die  Geschichte  Japans  auf  lud  Seiten  in  kl.-8u  zusam- 
menzudrängen , mufste  notwendig  Schwierigkeiten  begegnen  und  bat  eine 
ungleichförmige  Rehandlnng  des  Gegenstandes  zur  Folge  gehabt.  Die  Zeit 
vor  der  Kotdeckung  Japans  durch  1‘into  (1543)  ist  stark  auf  Kosten  der 
letzten  Jahrhunderte  liemrzagt,  sogar  Episoden,  wie  derjenigen  von  Tokiwa, 
der  Mutter  Voehitaunes,  ist  ein  Platz  eingerkumt.  Im  Schlobkapitel,  wel- 
ches die  seit  der  Eröffnung  Japans  vorgegangenen  Umwälzungen  schildert, 
wird  angegeben,  die  Pensionen  der  daimio  und  samurai  beliefen  sich 
aul  jährlich  108  Millionen  Mark,  — rin  Irrtum,  der  dahin  zu  berichtigen 
ist,  dafs  diese  Pensionen  seit  der  Konvertierung  in  Uentenbriefe  (1870)  nur 
etwa  54-  Millionen  Mark  betragen.  — Deutschen  Lesern,  welche  sich 
über  den  von  Herrn  Kggermont  behandelten  Gegenstand  unterrichten  wol- 
len, sei  Beins  lichtvolle  Bebilderung  (Japan  I,  8.  243  — 443)  auf  das  an- 
gelegentlichste empfohlen.  — Die  .neue"  Karte,  welche  dem  Büchlein  bei- 
gegeben ist,  verdient  diese  Beseichnung  insofern,  als  sie  einzelne  Teile 
Japans,  sowie  namentlich  Korea  in  neuer,  uugearohuter  Pomi  darstellt. 

OoffecAc. 


324.  Seikei  Sekiya,  New  System  of  Earthquake  Observa- 
tious  in  Japan.  (Nature  1886,  Bd.  XXXIII,  S.  603.) 

Die  Krdbcbenbeobachtungen  werden  jetat  an  der  meteorologiachen 
Station  in  Tokio  mittels  Pendels  für  die  horizontale  und  der  Seismographen 
von  Milne,  Graf  und  Ewing  für  die  vertikale  Bewegungskomponente  an- 
gestellt. Ähnlicher  Instrumente  bedient  sich  die  Universität  in  Tokio,  die 
von  Zeit  zu  Zeit  detaiUierte  Berichte  über  interessante  Beben  veröffent- 
licht. Die  bestimmten  Grüben  sind  z.  B.  für  das  Tokioer  Beben  vom 
28-  Dezember  1885; 


Grofste  halbe  Amplitude  der  horizontalen  Bewegung  (a,)  1,8  mm 
Ganze  Dauer  der  grofsten  horizontalen  Bewegung  (T,)  l,e* 

Richtung  der  grübten  horizontalen  Bewegung  . . E — W 

Oröfatc  halbe  Amplitude  der  vertikalen  Bewegung  (aj)  0.»  mm 

Ganze  Dauer  derselben  (Ta) o.s* 

Daraus  ergibt  sieh  die  Mizimaigeschwindigkeit  der  Erdbebenwelle 


(V 


2*a\ 

Y) 


und  ihre  MaximalbMchieuoigung 


beide  in  mra 


per  Sekunde. 


Die  Vertikalbewegung  int  immer  kleiner  aU  die  horizontale,  und  die 
Mtxima  und  Minima  derselben  treten  nicht  gleichzeitig  ein.  Die  Zahl  der 
japanischen  Erdbeben  im  J.  1886  war  482;  daron  waren  235  lokal,  d.  b. 
sie  betrafen  kein  grofseres  Gebiet  als  100  Q.-infl.  (=  259  qkm):  das 
grüfste  Erdbebengebiet  umfaue  89  900  qkm.  Die  meisten  Beben  kamen 
▼or  in  Jeaeo  und  der  pazifischen  Seite  des  nördlichen  und  mittler ri  Nippon. 

Supan. 

325.  Balz,  Zur  Ethnographie  Japans.  (Korr.-Blatt  Ges.  f. 
Anthropologie  &c.  Brauuschwuig  1885.  Bd.  XVI, 
S.  140.) 

Im  wesentlichen  eine  Wiederholung  des  Artikels,  Uber  welchen  schon 
im  Litt-Ber.  1885,  Nr.  446,  referiert  wurde.  Nur  wird  die  Gegensätz- 
lichkeit des  feinem  und  des  niederu  Typus  hier  noch  mehr  betont.  Ob- 
wohl aber  der  Verfasser  bemerkt,  dofs  gemeinsame  Eigenschaften  auf  einen 
gemeinsamen  Ursprung  hinweiten,  lafst  er  doch  wenige  Zeilen  später  die 
feinen  Japaner  aus  dem  Kuphrat-Tigris-Land,  und  die  Japaner  ron  niederm 
Tfpus  in  späterer  Zeit  aus  der  Gegend  von  Tonking  oder  »sonst  ans 
Hinterindien**  eingewandert  sein.  Die  Möglichkeit,  Japaner  mongolischer 
Peterm&nna  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Ütt.-Bericht. 


und  solche  malaiischer  Abstammung  zu  unterscheiden , leugnet  er  ganz, 
weil  malaiische  und  mongolische  Schädel  und  Beckon  überhaupt  keine 
l'nlerscbicde  zeigen.  Supan. 


326.  Brauns , Die  Bewohner  des  japanischen  Inaulreiches. 
(Jahresber.  Ver.  f.  Geogr.  u.  Statistik,  Frankfurt 
a.  M.  1885,  S.  1.) 

Der  Verfasser  wendet  eich  (fegen  die,  noch  vielfach  verbreitete  An- 
sicht, def*  die  Ainu*  einet  die  japanischen  Inseln  bewohnt  hüben.  Den 
Beweis  dafür  findet  er  (wächst  in  der  gänzlichen  Verschiedenheit  der  prä- 
historischen Überreste  bei  Tokio,  deren  kulturelle  Chenktcriüge  durch 
ganz  Japan  hindurch,  auch  im  nördlichen  Nippon  sich  gleich  bleiben,  uud 
jenen  auf  der  Insel  Jc.nu.  Allerdings  zeigen  letalere  aber  wieder  wesent- 
liche Unterschiede  zwischen  ehemaliger  und  jetziger  Kultur  (gänzlich  ver- 
schiedene Bauert,  die  'lüpferkunat  verloren  gegangen),  aber  trotzdem  be- 
trachtet der  Verfasser  euch  die  Träger  der  vorgeschichtlichen  Kultur  all 
Amo*  und  schreibt  die  Umwandlung  den  Einflüssen  de«  mildern  Klimas 
zu.  Ferner  erklärt  der  Verfasser,  dafs  Ainosnamen  in  Japan  nicht  Vor- 
kommen, wohl  aber  jajianuche  auf  Jesso,  und  endlich,  dafs  auch  im  nörd- 
lichen Nippon  keine  Annäherung  an  den  AiDoetypus  zu  beobachten  sei 
(vgl.  dagegen  Litt.-Bcr.  1886,  Nr.  44G),  uud  dafs  dort  auch  keine  Misch- 
formen  vorküracn,  wie  im  südlichen  Jesso.  Die  Tsugarustralse  wäre  dem- 
nach die  ursprüngliche  Greose  zweier  körperlich . sprachlich  und  in  bezug 
auf  den  Charakter  grundverschiedener  Völker.  Die  Japaner  sind  nach  der 
Ansicht  des  Verfassers  die  Abkömmlinge  der  Koreaner  mit  „mongolischem1- 
Typus,  mit  denen  sie  körperlich  Sbereinstiramen,  und  sind  von  S über  die 
damals  noch  landfeale  Koreastnfse  eingewandert : die  Aiuos  sind  die  Ab- 
kömmlinge der  Koreaner  mit  „kaukasischem1'  Typus,  die  ehemals  weiter 
nördlich  gewohnt  haben  sollen  (besonders  wird  auf  den  Charakterzug  der 
übergnslsen  Friedensliebe  hingewinen),  und  sind  über  Sachalin  eingewandert. 
(Vgl.  Litt.-Ber.  Nr.  338.)  Supan. 

327.  Fesca,  Die  landwirtschaftlichen  Verhältnisse  Japans 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Provinz  Kai. 
(Mitteil.  Deutsohe  Gesellsoh.  f.  Natur-  u.  Völkerkunde 
Ostasions,  1886  Bd.  IV,  8.  163.) 

Die  Icuidwirtschaft  wird  durch  uatürliehe  und  wirtschaftliche  Fakto- 
ren bedingt.  Die  letztem  entziehen  sich  grüfstentetlz  der  geographischen 
Betrachtung:  es  sei  daher  hier  nur  in  Kürze  erwähnt,  dafs  die  Steuerlast 
in  Japan  faat  ausschliefslich  auf  dem  Grundbesitz  ruht,  dafs  der  Zinxfub 
ein  sehr  hoher  ist,  uud  dafs,  weuigstens  im  mittlera  Teil  der  Hauptinsel, 
die  Verpachtung  häufiger  zu  sein  feheint  als  die  Selbstbewirtsehaftung. 
Halb  geographischer  Natur  iat  jener  wirtachaftlicbo  Faktor,  welchan  man  in 
Kürz«  als  Entfernung  vom  Markte  bezeichnen  kann,  und  worunter  man 
das  Verhiltnia  der  Transportkosten  zum  Verkaufspreise  zu  verstehen  hat. 
Er  ist  direkt  abhängig  von  der  Anzahl,  Mannigfaltigkeit  und  Güte  der 
Verkehrswege,  die  in  Japan  noch  viel  zu  wünschen  übrig  lassen.  Es  er- 
klärt sich  daraus,  dafs  hier  die  Ez-  und  Iutensität  der  Landwirtschaft 
von  der  Küste  noch  dem  Innern  zu  rasch  abnimmt,  und  dafs  nar  der 
Anbau  von  wertvollem  Handelsgewschsen  uud  die  darau  sieh  knüpfende 
Hausindustrie  im  Binnenland  mit  Erfolg  betrieben  werden  kann. 

Nachstehende  Tabelle  gibt  die  Flächen  der  einzelnen  wirtschaftlichen 
Formationen  in  Prozenten  der  Gesamtfläche  für  das  Jahr  1882,  Unter 
Hora  versteht  man  unkultiviert«,  aber  kulturfähiges  Land , meist  magere 
Weide  uml  meist  nnr  zur  Aufforstung  geeignet.  Ein  Teil  desselben  dürfte 
in  den  Ausweisen  bereits  in  die  Rubrik  Wald  einbezogen  sein. 


iteisl&ud 
Ackerland 
Theeplantagen 
Maulbeerplantagen  . 
LandwirlscliaflstUche 
Wald  . 

Ödland  (Hora) 

Salzgärten  an  den  Küsten 
Baugründe  4c.  , . 


Japan 

überhaupt 

23,8  % 
15,4 
0,4 
1,0 

Provinz 

Kai 

17,4  % 
23,6 
0,01 
6,9 

40.« 

47,81 

49,4 

38.« 

6,8 

9,8 

0,« 

— 

3,14 

3,7 

Die  landwirtschaftliche  Bevölkerung  betrug  im  Jahre  1876  in  ganz 
Japan  44  und  in  der  Kaiprovin«  56,4  l’roz.  der  Geamtbevölkemng.  Pro 
Kopf  der  erstem  entfallen  io  ganzen  Reich  nur  25  und  in  der  K&iprovinz 
31  a landwirtschaftlich  benutzte  Fläche.  Die  Löhne  sind  verhältnis- 
milbig  höher  als  in  Deutschland,  daher  auch  die  aozitlen  Gegensätze  noch 

n 


Digitized  by  Google 


78 


Litteraturbericht  Nr.  328 — 332. 


nicht  schroff.  Von  ücm  Ackerland  werden  ca  42  ITn«.  mit  Gerate,  16  mit 
Sojabohnen,  15  mit  Weilen,  14  mit  Uine,  5 mit  Buchweiaen,  4 mit  Bataten 
und  nicht  ganz  1 Proz.  mit  U&ia  bebaut.  Der  Ertrug  der  Felder  iat  durch- 
scbnittlich  um  die  Hälfte  geringer  »U  in  Deutectand,  und  der  Reingewinn 
pro  Kupf  der  landwirtaduftlicben  Bevölkerung  beträgt'  nur  4 Yen  = 

14  Mark.  Die  Cerealien  reichen  eben  dir  den  einbeimiachen  Bedarf  aaa, 
und  eine  Steigerung  der  Produktion  derselben  dürfte  im  gegenwärtigen 
Obcrganguztsdium  ebensowenig  rentabel  nein,  wie  eine  eolcbe  der  Bauproduk- 
tion. Ober  die  letztere  besitzen  wir  »ehr  genaue  und  vollständige  Auf- 
zeichnungen, welche  bis  in  da«  10-  Jahrhundert  zurückreichen,  und  aus 
denen  ee  sich  ergibt,  dafs  eich  seit  der  Regierung  des  Kaizen  Sencho 
(923 — 30)  das  Reiureal  um  136,  die  KeUpradnklion  aber  um  64  Proz. 
vermehrt  hat.  Ka  erklärt  eich  dies  daraus,  dafi  sich  die  Reiskultur  auf 
immer  weniger  geeignete  Landstriche  ausdehnte.  Alz  Ziel,  dem  die  japa- 
nische Landwirtschaft  zunächst  zuzustreben  hat,  bezeichnet  der  Verfasser 
eine  Erweiterung  der  Kultur  der  HandeUgewächs* , besonders  des  Theos 
und  des  Maulbeerbaumes. 

Die  Nahrang  der  Japaner  ist  bekanntlich  fast  auaschliefslich  eine 
vegetabilische.  Sie  besteht  durchschnittlich  aus  33  l*roz.  Reis,  27  Proz. 
Gerste  und  Weizen,  13,*  Proz.  Hirse  und  andern  Kbmerfrttchten , 6 Proz. 
Bataten  und  Gemüsen,  0,ns  Proz.  Obst  und  0,04  Proz.  Seepflanzen  (Algen). 

Nor  an  der  Küste  werdon  Fische  und  andre  Seetiere  in  gröfsern  Mengen 
verzehrt.  Die  Viehzucht  ist  infolgedessen  seit  alters  her  unbedeutend ; es 
weiden  fast  nur  Pferde  nnd  Kinder  gehalten , und  diese  dienen  nur  als 
Last-  und  Zugtiere.  Auf  1000  Bewohner  entfielen  1877  35  Pferde  und 
33  Kinder,  und  1879  41  Pferde  und  29  Rinder.  1880  zählte  man 
1 609  293  Pferde  und  1 124  564  Rinder.  Die  Versuche  in  der  Schaf- 
zucht schlugen  des  feuchten  Klimas  wegen  fahl.  Auch  die  vielfachen  An- 
strengungen, die  Viehzucht  überhaupt  zu  heben,  blieben  infolge  ungeeig- 
neter Mafsregelu  (Errichtung  von  Weidewirtschaften,  Einfuhr  fremder  Ros- 
sen)  reaultatlos.  Trotzdem  darf  man  davon  nicht  oblassen,  schon  dm  Dün- 
gen wegen:  aber  vorent  dürfte  ein  Reingewinn  höchstens  in  der  Nähe  1 
europäischer  Orte  zu  erzielen  sein.  Supa». 

328.  Gottsohe,  Land  und  Leute  in  Korea.  (Verh.  Ges.  f. 
Erdkunde.  Berlin  188(5.  Bd.  XIII,  8.  245.  Mit 
1 Karte  in  1 : 4 Milt.) 

Da  wir  es  hier  nur  mit  einer  vorläufigen  Mitteilung  zu  thun  haben, 
so  beschränken  wir  um  nur  auf  die  Hervorhebung  einiger  besonders  wich- 
tiger Punkte.  Granit,  Gneifs  und  kriatallinieche  Schiefer,  vielfach  von 
altem  Eruptivgesteinen  durchbrochen,  setzen  hauptsächlich  den  Boden 
Koreas  zusammen.  Der  mittlere  Teil  wird  von  ausgedehnten  Doleritdecken 
eingenommen.  Thitige  Vulkane  fehlen,  und  auch  von  Erdbeben  wird 
nichts  berichtet.  Der  tertiäre  Küstensaum  iat  nur  noch  in  wenigen  Bruch- 
stücken vorhanden;  dies  nnd  der  Mangel  an  Strandlinien  deuten  auf  eine 
positive  Niveauvorürderung  hin.  Löfs  und  Glazialoblagerungen  fehlen.  Von 
Metallen  kommt  nur  Eisen  in  reichlich»  Menge  vor.  Die  wichtigsten 
FRlsee  sind  Amnokgang  im  N und  Noktonggong  im  8,  280,  bzw.  230  km 
aufwlrts  schiffbar.  Häfen  gibt  es  nur  wenige;  an  der  Westküste  iat  der 
Gezeitenunterachied  beträchtlich  und  nimmt  nach  N tu.  Beobachtungen 
im  J.  1884  geben  ein  Bild  von  den  charakteristischen  WKrroeunterschie- 
den  an  der  Ost-  und  Westküste: 


Westküste 

Oatküete 

Chain  ulpho 

\V\'l  nun 

Fasan 

N.  Br.  . 

. . 37'*  29’ 

39°  10’ 

35°  $' 

Januar 

. - — 4,4° 

- I,s° 

Ansaat 

. . 25,4 

21,4 

23,7° 

Jahr  . . 

. . 9,4 

10,5 

IM 

Maximum 

. . 31,7 

31,7 

31.2 

Minimum . 

. . —16,7 

— 10,0  — 6,7 

Dar  Sommer 

bringt  sehr  beträchtliche  Regenmengen ; 

der  ostasiatischo 

Monsuncharaktcr  scheint  auch  hier  deutlich  ausgeprägt.  Die  prächtigen 
Wälder  von  einst  sind  mit  wenigen  Aasnahmen  vernichtet.  Die  organische 
Welt  stimmt  im  allgemeinen  mit  der  Japans  überein,  aeigt  aber  doch  auch 
einige  bemerkenswerte  Unterschiede,  aum  Teil  durch  das  kältere  Klima  be- 
dingt. An  Nutzpllanzcn  enthält  Korea  60.  Die  Bewohner  zeigen  am 
meisten  Ähnlichkeit  mit  den  Nordchinesen,  aber  die  Sprache,  zur  tatari- 
schen Familie  gehörig,  ist  grundverschieden  von  der  chinesischen.  Mehr- 
fache Einwanderungen  haben  den  einheitlichen  Volkscharakter  etwas  ver- 
wischt , aber  trotzdem  machen  die  Koreaner  einen  gleichmütigen  Ein- 
druck. und  es  sind  nicht  greisere  Unterschiede  bemerkbar,  als  überall  zwi- 
schen den  besitzenden  und  arbeitenden  Klaaien  (vgl.  Litt. -Ber.  Nr.  326). 
Die  Geaaratberülkerung  wird  auf  12  Millionen,  jene  der  Hauptstadt  Söul 
(1861)  auf  220000  geschätzt.  Slipon. 


329.  Rousset,  A travers  la  Chine.  2.  Aufl.  Paris,  Hachette 
4 Co.,  1886. 

Der  Verfasser,  der  die  Ursache  de»  geringen  Einflusses  Frankreichs 
aufacrbilb  Europas  in  der  Teiloahmlosigkcit  seiner  Landsleute  für  fremde 
Völker  erblickt,  schildert  die  Städte  und  die  Sitten  und  Anschauungen 
der  Uhioasen , die  er  in  Fatschou,  Schanghai  und  llankow  und  auf  seiner 
Reise  von  da  über  Siang-jang  und  dem  als  militärische  und  kommerzielle 
Einbruchstation  wichtigen  Singon  nach  Lutachou-fa  kennen  gelernt  hatte. 

SupM. 

330.  Macgowan,  Note  on  Earthquakes  in  China.  (Na- 
ture 1886,  Bd.  XXXIV,  S.  17.) 

Die  Nachrichten  von  Erdbeben  mehren  rieh  in  den  chinesischen  An- 
nalen, besonders  Mit  der  Periode  der  Han  - Dynastie.  Pottdom  ist  kaum 
minder  erdbebenreich,  wie  Japan,  obwohl  gegen würtig  dort  die  vulkanische 
Tbltigkeit  eine  sehr  geringe  ist  (drei  Solfataren  bei  Kelnng,  ein  aktiver 
Vulkan  im  S wird  nur  in  einem  chinesischen  Geschichtswerk  genannt). 
Hainen  bat  dagegen  verhältnisroSfrig  wenig  Beben.  Die  insularen  Erschüt- 
terungen machen  sieh  selten  an  den  Küsten  von  China  und  An  rum  be- 
merkbar; wohl  wird  aber  tonst  die  chinesische  Küste  häufig  von  solchen 
heirogesucht,  aber  nur  in  harmloser  Weise.  Die  Haupt  - Erdbebenregion 
Chinas  sind  die  westlichen  Prnrinxen,  dann  aber  auch  die  Nord-  und  Zen- 
tralprovinzen  (häutige  Spaltenbildungen  im  Lila  als  Folgeerscheinungen) ; von 
da  erstreckt  rieh  die  seismische  Zone  über  Turkestan,  das  mit  auffallender 
RegelmSfrigkeit  vier  bis  fünf  Erdbeben  im  Jahre  hat,  bis  zu  den  Ufern 
des  Kaspbee*.  Korea  ist  fast  ganr  erdbebenfrei;  ebenso  nimmt  die  seismi- 
sche Kraft  nach  S ab,  in  Südchina  und  noch  mehr  in  Hinterindien.  Eine 
deutliche  jahreszeitliche  Periode  lüfst  sich  in  den  chinesischen  Erdbeben 
nicht  bemerken,  doch  scheint  auch  hier  die  kalte  Jahreszeit  die  beben- 
reichere ZU  sein.  Supern. 

331.  Hosie,  Trade  Routes  to  Western  China.  (Journ.  China* 
Branch  R.  Asiat.  Soc.  for  1884,  Bd.  XIX,  S.  103.) 

Der  Hauptverkehrsverrnittler  Dach  dem  westlichen  China,  worunter 
hier  die  Provinzen  Szeteehuan,  Kweitschow  und  Yünnan  verstanden  wer- 
den, ist  der  Jangtse -kiang,  Ein  regelmüfriger  Daropferrerkehr  hat  rieh 
jetzt  auch  auf  dem  Flufmtück  Haukow — Itschang  etabliert;  zur  Zeit  dos 
Sommemonsuns  könnten  Dampfer  auch  aufwärts  bis  Sai  fahren.  l>ss  mitt- 
lere und  nördliche  Szetschuan  steht  reit  dieser  Hauptverkehrsader  mittels 
der  FIüjcic  Kialing,  To  und  Min  in  bequemer  Verbindung.  Nach  S,  nach 
Kweitschow,  geht  die  eine  Hauptroute  von  Haukow  aus,  und  benutzt  den 
bis  Tichinyüen  schiffbaren  Yüen;  dann  erreicht  der  Cberlandweg  in  sieben 
Tagen  die  Hauptstadt  Kweiyang.  Die  Fortsetzung  nach  Yünnan-fu  ist  zeit- 
raubend nnd  beschwerlich  und  daher  ohne  Bedeutung.  Von  geringerer 
Wichtigkeit  sind  die  nun  nach  W folgenden  Routen  am  Wu  (die  nur  einen  be- 
deutenderen Handel  thalabwirts  vermitteln),  die  Cberlandroute  von  Tschung- 
king  nach  Tschitschiang- Urin  und  die  ltoute  am  TscbiUchni.  Eine  Haupt- 
strafse  ist  dagegen  wieder  jene,  welche  von  Lutschou,  dem  grofseo  Salz- 
depot,  ausgeht,  und  nach  Yungkiog  und  der  blühenden  Handelsstadt  Pi- 
tschich  führt;  von  da  führt  eine  ausgezeichnete  Strafse  nach  Yünnan-fu. 
Von  Yünnan-fu  ist  Lutschou  auf  diesem  Wege  in  22  Tagen  zu  erreichen, 
während  die  umgekehrte  Iteise  wegen  der  auf  die  Thalfahrt  beschränkten 
Schiffbarkeit  des  Yungling  langer  dauert.  Die  übrigen  Straften  nach 
Yünnan  gehen  von  Sui-fu  aua:  a)  noch  S über  Lanyalan  nach  Yünnan-fu 
(sehr  beschwerlich);  oder  b)  zuerst  nach  NW  bis  Ya-tachou-fu  und  dann 
nach  8 über  Ningyuen-fu  und  Huili-Uchu  nach  Yünnan-fu,  oder  von  Ning- 
yuen-fu  über  Yünpei-fu  nach  Tali-fu  (letztere  Route  wird  sis  sehr  ungünstig 
bezeichnet).  Die  nicht  vom  JangUe-kiang  ausgehender.  Houten  nach  Yünnan 
sind:  1)  Bamo  am  Irawaddi  nach  Tali-fu  (ca  24  Tage,  Handelsumsatz 
ca  Va  Will.  £.);  2)  vom  Koten  Fluft  aus  (von  Hanoi  nach  Laokai  30  bis 
40  Tage,  von  Lookai  nach  Manhao  10  bi*  12  'rage,  Handelsumsatz  1870 
3,2  Mül.  Frank);  3)  vom  Sikiang  aus;  Schiffahrt  bis  P£*£  im  westlichen 
Kwacgsi,  und  von  da  Cberlandweg  nach  Yüonsn-fa.  Der  Verfasser  ist  der 
Ansicht,  dafs  die  HandeUatrafsen  vom  Jangtse  - kiang  nach  dem  nördlichen 
Yünnan  stets  dominieren  werden,  und  dafs  dieser  Handel  einer  aufser- 
ordentliehen  Entwickelung  fähig  ist,  wenn  ent  einmal  der  obere  Jangtse- 
strom der  DaropfsehifTahrt  geöffnet  ist.  Supon. 

332.  Kleinwäohter , Researches  into  tbe  Geology  of  For- 
mosa. (Journ.  North -China  Branch  R.  Asiat.  Soc. 
f.  1883,  Bd.  XVm,  S.  37,  mit  1 Karte.) 

Das  Gobiet,  über  welches  sich  die  Untersuchungen  des  Verfassen 
erstrecken,  liegt  südlich  vom  23.  Parallel  und  zerfällt  geologisch  iu  drei 
Abteilungen. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericbt  Nr.  333 — 336. 


79 


Der  nördliche  Teil,  von  '*3'  Br.  bi»  zur  Breite  von  Kamehteh  (oder 
Izunbay  - Ineel)  iat  im  0 Gebirge,  im  IV  alluviale  Ebene.  Das  Gebirge, 
welches  in  dem  vom  Verfasser  besuchten  Kueilci-Berg  2760  m Höhe  er- 
reicht, besteht  in  seiner  höchsten  Zentrelraam«  aus  kristalliniscben  Schie- 
fern, die  von  Eruptivgesteinen  (Porphyr)  durchbrochen  sind,  während  die, 
die  Zentralinasse  im  NW,  W und  SW  begleitenden  Gebirgszüge  aus  Sctaiefor- 
gesteinen  von  wahrscheinlich  siluriscbem  Alter  zusunraengeietzt  sind.  Aus 
der  Küstenzone  der  Ebene  erhoben  sich  einige  isoliorte  tldhenzüge,  meist 
(ebenso  wie  die  Lambay  - Insel)  aus  Kalkstein  bestehend;  der  Apeshill  wird 
seiner  Hauptmasse  nach  dem  Jura  zugewiesen.  Eino  Ausnahme  macht  nur 
der  aus  verschiedenfarbigen  TuflUgen  anlgebaute  Chihshan  (bekannt  auch 
unter  dem  Namen  Ananasberg),  dessen  letzte  Eruption  nach  chinesischen  Quel- 
len im  J.  1722  stattfand.  Der  Landzuwachs  der  Ebene  ist  ziemlich  be- 
deutend ; Kuahia,  vor  IAO  Jahren  an  der  Küste  erbaut,  liegt  jetzt  1600  m 
landeinwärts. 

Der  mittlere , schmale  Teil  bis  zur  Breite  von  Langchiso  ist  ein  Sand- 
steingebirge. Die  Quarzite  halt  der  Verfasser  für  silurisch,  die  andern 
Schichten  fllr  devonisch  und  karbonisch,  ohne  palsontologiscbc  Beweise 
beizubringen. 

Der  südlichste  Teil  ist  eine  angegliederte  Kornitoninsel.  Zwei  Kalk- 
gebirge, von  denen  das  östliche  bis  zu  600  m ansteigt  und  sich  plateau- 
artig ausbreitet,  erheben  sich  an  den  Küsten  und  umscbliefscn  einen  Al- 
luvialstreifcn.  der  mit  der  Kualiang-Bai  endet.  Es  ruufs  darauf  aufmerksam 
gemacht  werden,  dafs  auf  der  rohen  Kartenskizze  ein  Teil  des  südlichen 
Gebirges  als  vulkanisch  koloriert  ist , wie  auch  der  Pängachan  im  K , was 
jedenfalls  nur  auf  einem  Irrtum  in  der  Zeichnung  beruht.  Supon. 

333.  Dodd,  A glimpso  at  thu  mauuors  aud  cuatoms  of 
the  Hill  Tribea  of  North  Formosa.  (Journ.  K.  Asiatic 
Soc.  Straits  Brauch  1885,  8.  69.) 

Die  meisten  Männer  sind  unter  1676  mm,  di«  Hautfarbe  der  dunkel- 
sten ist  nicht  so  gebräunt  wie  die  vieler  Spanier,  Sudfranzosen  oder  Italiener, 
das  Haar  schwarz  und  schlicht,  die  Augenbrauen  schwarz  und  voll,  aber 
nicht  überhängend,  Backen-,  Knebel-  und  Schnurrbart  meist  fehlend,  die 
schwarzen  Augen  nicht  wie  bei  den  Chineseu  schräg  gestellt,  die  Lippen 
nicht  so  dick,  die  Nase  nicht  so  tisch  wie  bei  den  Malaien,  der  Kopf 
meist  schmal  und  rund,  das  Geeicht  nicht  besonders  breit  oder  voll.  In 
ihrem  gsnzen  Typus  erinnert  nichts  an  die  Chinesen,  ihre  natürlichen 
Feinde,  vieles  aber  an  die  Malaien.  Stirn  und  Kinn  werden  mit  horizon- 
talen Linien  tättnwiert.  ln  den  weit  durchbohrten  Ohrläppchen  tragen  aio 
Bambusstücke , und  die  alten  Männer  und  jungen  Krieger  Halsbänder  von 
den  Zähnen  des  Wildschweins  oder  andrer  Tiere.  Sit  sind  bewaffnet  mit 
Pfeil  und  Bogen  und  dem  laläo,  dem  Langen  aus  China  importierten  Met- 
ier. Tabak  wächst  wild  in  vielen  Teilen  und  wird  geraucht  von  jung  nnd 
alt  aus  Bambuspfeifen.  Die  Kleidung  der  in  der  Nähe  des  chinesischen 
Territoriums  auf  den  niedero  Hügeln  lebenden  „Wilden*  bildet  der  lokua, 
gleichsam  eine  sus  vier  geraden  Zeugatreifen  zusammengcniihto  Art  Mantel, 
welcher  an  der  Seile  Öffnungen  für  die  Arme  frei  lifst.  In  den  Sommer- 
monaten gehen  Männer  und  Kinder  häufig  nackt.  Longkawt. 


Werken,  mit  deren  Inhalt  derjenige,  welcher  den  südöstlichen  Teil  von 
Asien  oder  den  malaiischen  Archipel  zum  Gegenstand  seiner  Studien  erwählt 
hat,  sich  notwendigerweise  schon  des  historischen  Interesses  wegen  bekannt 
machen  mnfa. 

So  ist  x.  B.  der  achon  erwähnte  Bericht  des  Mr.  Jesse  hinsichtlich 
der  Schritte,  die  er  gethsn,  nm  Handels-  und  Freundschaftsverhältnisse 
mit  den  Eingebornen  suzuknüpfen,  von  höchstem  Interesse.  Es  wäre  ge- 
wils  in  wünschen,  dafs  die  Streits  Brauch  der  lloyal  Asiatic  Society  auf 
dem  eingeschlagenen  Wege  fortfahren  und  noch  oft  uns  mit  ähnlichen 
Sammlungen  erfreuen  möge:  Material  ist  noch  genug  vorhanden. 

äfclrpvr. 

335.  Brien,  Apercu  sur  ls  province  de  Battambaug.  (Couhiu- 
chine  freue.  Excureions  1885,  Bd.  X,  S.  341 ; 1886, 
Bd.  XI,  8.  5.) 

Die  ca  10  000  qkm  grofsc  siamesische  Provinz  Battambaug  kann  im 
allgemeinen  als  das  Becken  des  Song  Ko  bezeichnet  werden.  Die  block- 
beaäcten  Kalkgebirge  im  W und  S sind  noch  wenig  bekannt;  sie  enthalten 
zahlreiche  Höhlen,  und  dio  darin  angehäuften  Gnanolager  dürften  einst 
eine  kommerzielle  Bedeutung  erlangen.  Mit  Aumahme  der  Ebene  zwi- 
schen dem  Heuptort  Battambang  und  Mongkolborey  und  der  unmittelbaren 
Nähe  der  Ortschaften  ist  das  ganze  Land  mit  dichten  Wäldern  bedeckt, 
die  jedes  Jabr  von  absichtlich  angelegten  Bränden  heimgesucht  werden. 
Das  Klima  izt,  wie  sieh  aus  ein  paar  Monate  dauernden  Beobachtungen 
ergibt,  beträchtlich  exzessiver  alz  in  Satgun.  Die  Bevölkerung  wird  auf 
lOä  200  geschätzt;  davon  sind  80  000  Csrnbodscher  (20  000  sprechen  auch 
xiaraetiseh),  6000  Annamilen,  6000  Laosier,  6000  Chinesen  und  3000  Bir- 
maner;  der  liest  ist  siamesisch  und  malaiisch.  Das  Christentum  bat  nur 
io  der  Hauptstadt,  wo  eine  Kirche  aus  der  Parlugieeenieit  besteht  (es 
300  Chrieten)  und  in  zwei  unbedeutenden  Dörfern  festen  Pufs  gefafst. 

Das  Haupterzeugnis  des  Ackerbaus  ist  Reis,  der  auch  unter  den  Aos- 
fnhrgegenstiinden  den  ersten  Rang  pinnimmt.  In  zweiter  Linie  sind  die 
in  den  höher  gelegenen  Teilen  gedeihenden  Kardamomen  zu  nennen.  Die 
Kaffeeknltur  könnte  eine  grofee  Zukunft  haben,  wie  überhaupt  der  Boden 
in  reichlicherer  Weise  ausgebeutet  werden  könnte,  wenn  nur  genügende 
Arbeitskräfte  vorhanden  wärm.  Im  Grotten  See  wird  in  der  Trockenzeit 
(Ende  Februar  bis  Anfsng  Juni)  ergiebiger  Fischfang  getrieben:  eingesalzene 
Fische  bilden  den  zweiten  Hanptausfnhrartikel , und  von  xwoi  Fischarten 
wird  auch  Thran  gewonnen.  Unter  den  J&gdtieren  sind  Hirsche  und  Büffel 
die  wichtigsten.  Anch  die  Bienenzucht  und  die  Waehttuzfuhr  sind  von 
einiger  Bedeutung.  Der  Minendiztrikt  von  Payrinb,  der  3-  bis  4000  Ar- 
beiter beschäftigt,  bietet  Saphire,  Rubine,  Topase  und  Smaragde;  die  erst- 
genannten sind  am  häutigsten,  aber  von  geringer  Güte.  Unter  den  Manu- 
fakturerzengnissen,  die  inegesamt  nur  eine  lokale  Bedeutung  heben,  stehen 
die  Oewebe  obenan.  Der  Handel  leidet  unter  annemitisebera  und  chinesi- 
schem Firatenunweten  auf  dem  Grofsen  See.  Die  Hanpteusfnhrartikei  wor- 
den schon  genannt;  unter  den  Gegenständen  der  Einfuhr  sind  Salz,  Baum- 
wollwaren  (besonders  aus  Bombay),  Seide  aus  China  Ae.  am  hervor- 
ragendsten. .Supern. 


334.  Miacollaneoua  Papers  relating  to  Indo-China.  Reprin- 
ted  for  the  Streits  Brauch  of  the  Royal  Asiatic  So- 
ciety. 2 Bde.  London,  Triibner  & Co.,  1886. 

Im  ganzen  werden  dem  Leser  durch  Dr.  Bost,  den  Bibliothekar  der 
Indian  Oflice,  39  ältere  Arbeiten  nnd  atz  10.  einige  Bemerkungen  de« 
Generals  Tremenheere  als  Nachtrag  zu  verschiedenen  frühem  Aufsitzen 
vorgelegt.  Dieselben,  in  sehr  ungleichem  Umfing  — der  erste  Band  ent- 
hält 34,  der  zweite  nur  C Arbeiten  — , beschäftigen  sieh  räumlich  nicht 
nur  mit  Indo-Cbina,  sondern  behandeln  auch  einen  grofsen  Teil  der  indi- 
schen Inselwelt;  der  Zeit  nach  umfassen  sie  eine  lange  Periode;  mehr  als 
hundert  Jahre  sind  verflossen,  seit  Mr.  Jcssc  am  20.  Juli  1776  seinen 
Bericht  Uber  Borneo  proper  an  den  Rat  der  Direktoren  schrieb  (aus  Dal- 
rvmples  Oriental  Kcpertory);  dem  Inhalt  nach  werden  die  verschiedensten 
Gegenstände  behandelt;  Geograph isehe»,  Naturwissenschaftliche».  Linguisti- 
sches, Ethnographische»,  Paläographisches  hat  einen  Platz  gefunden. 

Ira  ersten  Augenblick  mag  manches  als  veraltet  erscheinen , so  t.  B. 
sind  die  „Traces  of  the  Hindu  Lenguage  and  Literatuie  extant  araong  the 
Malaya*  by  Mr.  W.  Marsden*  (aus  Asiatic  Researches,  Vol.  IV)  doch  wohl 
nicht  mehr  ganz  zeitgemäfa,  und  auch  die  Reihe  von  naturwissenschaft- 
lichen Aufsätzen,  welche  den  Kaum  des  zweiten  Teiles  beinahe  vollständig 
einnehmen,  dürfte  wohl  hier  nnd  da  nicht  mehr  ganz  zutreffen.  Jeden- 
falls aber  ersetzen  diese  Miseellaneous  Papers,  die  bei  genügender  Teilnahme 
fortgeaetrt  werden  »allen,  eine  schwer  zugängliche  Reihe  von  verschiedenen 


336.  Wheatley,  Furtber  Notes  on  the  Rainfall  of  Singa- 
pore.  (Journ.  Straita  Brauch  R.  Asiat.  Soc.  1885, 
Nr.  15,  8.  61.) 

Mitgctcilt  werden  alle  Monats-  und  Jahressummen  für  die  Periode 
1869  — 84.  Die  Extreme  in  der  ziemlich  regclmäfsig  verlaufenden  Knrre 
der  Jahresmengen  sind  : , 


Jahr 

1870  1872 

18 

•5  1877  1879 

1883 

ram 

3130  1910 

2386  1483  2950 

1782 

Die  Extreme  in  der  Zahl  der  Regentage  waren  209 

(1870)  und 

119 

(1877),  Die 

läjthrigen  Mittelwert«  sind  folgende: 

Regen- 

ltcgon- 

Menge 

Tage 

Menge 

Tago 

mm 

mtn 

Dezember 

17 

Juni  .... 

. 173 

13 

Jannur  . . 

...  200 

14 

Juli  ...  . 

12 

Februar  . . 

13 

August  . . . 

u 

März  . . . 

13 

September  . . 

. 184 

13 

April  . . . 

13 

Oktober  . . . 

. 218 

15 

Mai  . . . 

13 

Norember  . . 

. 257 

18 

Jabr  2344  mm 

und  167  Tage. 

Digitized  by  Google 


80  Litteraturbericht  Nr.  337—341. 


337.  Montero  y Vidal,  E)  Archipiolago  Filipino  y las  Ialan 
Marian »s,  Carolinas  y Palaos  su  historia,  geografia 
y ostadistica.  Madrid,  Tello,  1886. 

Verfasser  beklagt  io  der  Vorrede,  dal*  die  Teichen  and  greisen  Besitz- 
tümer , welche  Spanien  in  Asien  besitzt,  nicht  nur  der  groben  Majorität 
selbst  der  gebildeten  Spanier,  sondern  such  den  reit  der  Verwaltung  dieser 
Kolonien  beauftragten  Beamten  fu*t  völlig  unbekannt  sind,  und  bezeichnet 
es  als  ein«  Hauptaufgabe  »eines  Werkes , das  Interesse  der  spanischen  Kapi- 
talisten, Kaufteute,  Auswanderer  «Vc.  auf  die  Reichtüener  und  die  Bedeu- 
tung der  schonen  Philippinen  zu  lenken,  wo  dieselben  reit  grobem  Ge- 
winne für  »ich  selbst  and  für  das  Mutterland  ihre  Thütigkeit  entfalten 
könnten.  Das  Werk  ist  nach  eignen  Erfahrungen  und  Studien  des  Autors 
auf  den  Philippinen  mit  Benutzung  einer  zahlreichen  Litteratur  verfallt 
und  klar  und  übersichtlich  geschrieben. 

Die  verschiedenen  Kapitel  behandeln:  1)  Historischer  Rückblick,  2)  Geo- 
graphie und  Statistik  der  Philippinen.  8)  Meteorologie.  4)  Mineralien, 
6)  Flora,  6)  Fauna,  7)  Bevölkerung,  8)  I-andwirtaehaft , 0)  Industrie, 
10}  Handel.  Die  folgenden  Kapitel  beschäftigen  sich  speziell  reit  den 
Handels-  und  Verkebrsverhaltniasen  und  geben  eine  Cbersicht  der  admini- 
strativen Einteilung  der  Philippinen  and  eine  speziellere  Beschreibung  der 
gröfsero  Inseln  derselben.  Die  letzten  Kapitel  sind  den  Marianen-,  Chro- 
linen-  und  Palaos- Inseln  und  dem  deutsch-spanischen  Konflikte  gewidmet, 
letztem  bespricht  der  Autor  in  einer  zwar  weniger  heftigen  Weise,  als  cs 
*.  B.  tod  der  Geograph  »eben  Gmellschaft  in  Madrid  geschehen  ist , aber 
auch  er  gibt  seinem  Unraute  über  den  Versuch  Deutschlands  resp.  des 
Reichskanzlers,  sich  der  Carolinen  zu  bemächtigen,  in  stellenweise  sehr  ge- 
reiztem Tone  Ausdruck.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  sich  wenigstens  die 
Männer  der  Wissenschaft  in  Spanien  endlich  über  diese  Angelegenheit  be- 
ruhigten, da  in  Deutschland  von  unabhängigen  und  unterrichteten  Leuten 
die  Thatauche,  dafa  die  Carolinen  &c.  Ton  den  Spaniern  entdeckt  worden 
sind  und  nach  fast  allen  unsem  Lehrbüchern,  Karten  Are.  stets  zu  Spanien 
gehört  hoben,  nie  beetritten  worden  ist.  Wir  hätten  deshalb  erwartet,  dafs 
die  Schlufswortc  des  Werke»  (S.  409)  etwas  versöhnlicher  gewesen  wären. 

H.  iXJakowiky. 

338.  Metzger,  Europäische  Kolonisation  in  Holländisch- 
Ostindion.  (Rev.  colon.  internst.  1886,  Bd.  II,  S.  60. 
89  n.  203.) 

Der  V.rfawr  halt  den  rielUrh  brasprochroen  l*l«n  «in,r  g.ackloi- 
senen  europäischem,  speziell  holländischen  Kolonisation  auf  Sumatra  und 
Neuguinea  für  unausführbar.  Zunächst  würde  das  Material  hierzu  fehlen: 
die  Scheu  vor  Indien  ist  allgemein  verbreitet  und  auch  dadurch  gerecht- 
fertigt, dnfs  selbst  unter  normalen  Verbaltniaien  die  Sterblichkeit  der  Kin- 
gtwanderten  gröfser  ist,  als  der  in  Indion  Gehörnen.  Ei  wird  darauf  hinge- 
wieaen,  dafs  die  Malaria  auch  hochgelegenen  Gegenden  nicht  fremd  ist. 
Noch  schwieriger  ist  ober  die  Anpassung  an  die  veränderten  Lebeusbedin* 
gungen  und  das  Aufgeben  der  gewohnten  Lebensweise,  besonders  in  ge- 
sfhlotdnen  Kolonien.  Möglich  wäre  überhaupt  nur  Ansiedelung  auf  einzel- 
nen isolierten  Inseln,  wo  einheimische  Arbeitskräfte  vorhanden  sind,  aber 
nicht  so  -zahlreich,  um  gefährlich  zu  werden.  Die  Kosten  der  Kolonisation 
sind  enorme,  besonders  da  der  Kolonist  in  den  Tropen  nicht  Pionierarbeit 
verrichten  kann , sondern  den  Aufenthalt  in  der  neuen  Heimat  vorbereitet 
flndeu  raub.  Feldarbeit  in  den  Tropen  ist  für  den  Europäer  unmöglich ; der 
Kolonist  ist  nur  als  „Herr- Bauer**  mit  einheimischen  Arbeitskräften  denk- 
bar, und  als  solcher  kann  er  nur  bcsteheu , wenn  er  für  »«eine  Produkte 
Absatz  findet.  Je  gTöfoer  aber  solche  Kolonien  sind,  desto  schwerer  findet 
sich  eine  entsprechende  Zahl  von  Konsumenten.  S\*pan. 

339.  Tiele,  De  opkomst  van  bet  Nederlandsch  Gezag  in 
Oost  Indio.  Eerste  deel.  's  Gravenbage,  Nyhoff,  1886. 

Dieser  Band,  der  erste  einer  Serie,  welche  Beiträge  aus  dem  to ge- 
nannten alten  Kolonularchiv  zur  Geschichte  der  Besitzungen  außerhalb 
Javas  bringen  »oll,  wird  durch  eiue  sehr  wertvolle  Einleitung  von  der  Hand 
eine»  Autor»,  der  durch  »eine  Arbeiten  auf  diesem  Felde  sich  einen  wohl- 
begründeten  Ruf  erworben  bat,  eröffnet.  Durch  dieselbe  werden  manche 
charakteristische  Lichter  auf  ein»  Zeit  geworfen,  welche  wohl  erst  dann 
vollständig  aufgoklirt  werden  kann,  wenn  die  Regierung  aich  zu  einer  Ver- 
öffentlichung aus  den  im  Haag  und  zu  Batavia  deponierten  Archiven  in 
grofsem  Mafatab  entschliefst,  w wohl  noch  lange  Zeit  zu  den  frommen 
Wünschen  gehören  wird.  Solche  partielle  Veröffentlichungen  wie  die  vor- 
liegende, »ei  die  Hand,  welche  die  Auswahl  getroffen,  noch  «o  beru- 
fen fUr  die  Aufgabe,  mögen  eine  Annäherung  sein;  die  ganze  volle  Wahr- 
heit  vermögen  nur  die  Originale  in  ihrer  Gesamtheit  zu  bieten.  Trotzdem 


aber  wird  jeder,  der  sich  mit  der  Geschichte  de»  malaiischen  Archipels 
beschäftigt,  da»  hisr  GflbottM  mit  Freuden  btgTÜfsen.  Jfrrsgvr. 

340.  Pleyte,  Jets  ovor  mnomouisebo  eu  audoro  teekenen 
bij  de  Volkeu  vau  den  Oost  Indischen  Archipel. 
(Bijdragen  tot  de  Taal-,  Land-  eu  Volkenknnde  von 
Noderlandsch-Indie,  Bd.  XXXV,  S.  127.) 

Der  Verfasser  behandelt  in  ähnlicher  Woks  wie  R.  Andree  iu  seinen 
«Ethnographische  Parallelen  und  Vergleiche'  dies  gethan,  und  im  Anschluß 
an  die«  Buch,  die  ihm  aus  dem  malaiischen  Archipel  bekannt  gewordenen 
Zeichen,  schliefst  aber  die  Merke  am  Körper  aus,  was  er  dadurch  begrün- 
det, dafs  die  übrigen  als  Ursprung  der  Schrift  zu  betrachten  sind,  was  ja 
bei  den  zuletzt  erwähnten  Merken  nicht  der  Fall  ist.  Diesem  Plane  ge- 
rnäfs  bespricht  er  zunächst  die  Kuotenschrift , die  man  bei  den  Papuas, 
auf  Timor,  anf  Celebes , auf  Sumntrn,  allerdings  in  veraebiedeuer  Wetse 
gebraucht,  antriflt.  Auch  das  Kerbholz  und  der  einfache  Botenstab  wer- 
den angewendet,  letzterer  besonders  zur  Beglaubigung  de«  Boten  'Sumatra, 
Borneo).  Ein  eigentümlicher  Gebrauch  findet  sich  bei  den  Kubus1).  Der 
Stammeshäuptling,  welcher  ein  auxtchlieftlichcs  Recht  hat,  sich  diese»  Mit- 
tels. da»  die  den  Kubus  unbekannte  Schrift  ire  Verkehr  ersetzen  »oll,  zu 
bedienen,  schneidet  nämlich  ein  Merk  auf  ein  kleines  Stückchen  Bambus, 
welches  Übrigens  in  verschiedener  Weise,  je  nach  der  Bedeutung  der  Sache, 
deren  Mitteilung  cs  vermitteln  soll,  eingekerbt  wird.  In  ähnlicher  Weise 
werden  auf  Borneo  Ihippen  und  Pfeile  geschnitzt;  bei  dem  Gebrauch  der 
erstem  folgt  mündliche  Erläuterung  durch  den  Boten ; durch  Porm  und 
Gröfse,  durch  Kinschneidung  und  Farbe  der  Pfeile  wird  die  Zahl  und  Aus- 
rüstung der  Mannschaft  und  die  Weise  der  Kriegführung  verabredet.  Auch 
die  Kombination  verschiedener  Gegenstände,  welche  symbolische  Bedeutung 
haben,  kommt,  wie  schoo  Valentijn  berichtet,  vor.  Ein  ähnlicher  Gebrauch 
findet  sich  ebenfalls  bei  Moka&sarcn  und  Bugincsen,  namentlich  aber  ist  er 
bei  deu  Battis  häufig,  wo  besonders  die  Gewohnheit  herrscht,  einem  deT 
auf  Bambus  geschriebenen  Briefe  durch  Beifügung  einiger  zur  Erläuterung  aa- 
gehingter  Gegenstände  mehr  Nachdruck  zu  geben;  besonders  bei  Absage- 
briefen ist  es  sehr  gebräuchlich,  durch  entsprechend«  Symbole  mit  Mord 
und  Brand  zu  drohen. 

Die  eigentliche  Zeichenschrift  (vgl.  A.  B.  Meyer»  Bilderschriften  Are.) 
kommt  in  Menado  und  auch  auf  Neuguinea  vor.  Was  letztere  Insel  be- 
trifft, so  kann  man  den  einzelnen  Zeichen  keine  bestimmte  Bedeutung  bei- 
legen; ein  und  dasselbe  Ereignis  kann  in  verschiedener  Weins  dargeitellt 
werden,  und  eigentlich  rauf*  erst  der  Verstand  durch  Kombination  der 
Zeichen  diejenige  Bedeutung  zu  enträtseln  suchen , welche  die  richtige  ist. 

Der  Verfasser  hat  ein  Feld  betreten,  welche«,  soviel  wir  wissen,  was 
dsn  malaiischen  Archipel  betrifft,  noch  wenig  bearbeitet  ist  und  noch  Ge- 
legenheit zu  reichlicher  Nachlese  bietet. 

341.  Riedel,  De  sluik-  on  kroesharige  Rassen  tusschenSelebes 
en  Papua,  ’s  Gravenhago,  Nijhoff,  1886. 

In  14  Kapiteln  behandelt  der  den  Lesern  dieser  Blätter  wohlbe- 
kannte Herr  J.  G.  F.  Riedel  ebensoviel  Inselgruppen  mit  ihrer  Bevölkerung. 
Das  gante  Gebiet,  welche»  wir  mit  ihm  besuchen,  wird  durch  Timor  und 
die  Timoraee,  Neuguinea,  Halrnaheira  und  die  Sulaimeln  begrenzt,  von 
welch  letztem  die  Grenzlinie  etwas  südlich  weiter  läuft ; die  eben  genannten 
Jnselu  sind  ausgeschlossen.  Im  ganzen  behandelt  das  Buch  also  dasselbe 
Gebiet,  über  welches  in  dieser  Zeitschrift  1881,  S.  113,  eine  kurz»  Mit- 
teilung gemacht  wurde,  und  gibt,  um  dies  gleich  hier  anxuschliefseu,  auch 
die  dort  xugeaagte  verbesserte  Orthographie  der  geographischen  Namen. 
Als  I'robc  der  Schreibweise,  gleichzeitig  als  Obersicht  der  vom  Verfasser  ange- 
nommenen Einteilung,  lassen  wir  hier  die  fberschriften  der  Kapitel  folgen. 

Buru — Ambon  und  Uliasa.  — Serang  oder  Nusaina.  — Scranglso-  und 
Gorong- Archipel.  — Watubeia- Inseln.  — Kcei-  oder  Ewaabu- Inseln.  — 
Aaru-  Inseln.  — Tanembar-  und  Timorlao-  Insoln.  — Die  Luang  - Sermzta- 
G rappe.  — Babar- Archipel.  — Die  Inseln  Leti,  Moa  und  Lakor.  — Die 
Inseln  Kciaar  oder  Maküar.  — Die  Insel  Kctar  oder  Wetnr.  — Die  In- 
sclu  Rotnang,  Dama,  Teun,  Nila  oder  Lina  und  Serua.  Der  den  verschie- 
denen Gruppen  gewidmete  Raum  ist  durchaus  nicht  gleich;  während  ein 
Kapitel  9 Seiten  enthält,  finden  wir  ein  andres  von  59  Seiten;  die  Be- 
handlung des  Stoffe«  ist  jedoch  insofern  ziemlich  gleichreif-og , als  jedes 
Kapitel  eigentlich  eine  Monographie  der  betreffenden  Gruppe  gibt  und 
diese  verschiedenen  Abhandlungen,  ohne  innerlich  verbunden  zu  sein,  auf* 
j einander  folgen. 

Ina  allgemeinen  erhalten  wir  in  jeder  derselben  eine  geographische 

l)  Mulden  Sumatra,  reizen  en  ouderzoekingen  de  Sumatra  Expeditie 
< uitgerust  door  het  Aardnjkakundig  • GenooUchap  beachreveu  door  de  leden 
i der  expeditie,  onder  torxieht  van  Professor  P.  J.  Veth. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  342 — 343. 


81 


Skizze  der  luwd  xesp.  der  Gruppe;  daran  schliefsen  «ich  Mitteiiunzen  üb«T 
die  Abstammung , die  Geschichte  and  die  Überlieferung  der  Eiugebornen, 
ihre  Eigenschaften,  Gebräuche,  Religion  und  Aberglaube,  Wohnplltz# ; die 
Arbeit  von  Männern  und  Fmuen,  soziale  und  geschlechtliche  Verhältni«e, 
Krankheit,  Tod,  Begräbnis  und  was  damit  verbunden  ist,  endlich  Spie)  und 
Tanz  und  zum  Schlafs  Kosmologie  oder  Koaraognorie.  Data  der  Inhalt 
hochinteressant  ist,  bedarf  wohl  keiner  Versicherung;  der  Verfasser  spricht 
beinahe  nur  aus  eigner  Erfahrung  und  scheint,  mit  Ausnahme  einiger  Ge* 
schichtaschrtiber , aufser  der  eignen  nur  der  Ansicht  seiner  eingchornea 
Gewährsmänner  eine  Stelle  einzuriiumen , so  dafs,  wenn  jemand  allein  aus 
dem  Kiedelschen  Werke  Belehrung  über  jene«  Gebiet  schöpfen  wollte , er 
Gefahr  laufen  würde,  sich  in  mancher  Hinsicht  etwas  einseitig  zu  unter* 
richten.  Cm  nur  ein  Beispiel  anxufuhren,  spricht  Riedel  über  die  weifse 
(Mestizen-)  Bevölkerung  von  Kiegar  ziemlich  in  derselben  Weise,  wie  die 
Leser  dieser  Blätter  sie  bereits  aus  Jahrgang  1882,  8.  384,  kennen;  viel- 
leicht hätte  aber  gerade  in  unsrer  Zeit  der  kolonialen  Begeisterung  die 
Ansicht  l)r.  C.  L.  van  der  Burgs  Erwähnung  verdient,  der  da«  Fortbo- 
stehen dieser  Nachkömmlinge  von  Europäern  auf  amerikanische  Walfisch- 
fahrer xuiückfübren  will. 

Die  Anordnung  dieses  Stoffes  wirkt  etwas  ermüdend;  die  Unterschiede 
zwischen  den  verschiedenen  Gruppen  sind  zum  Teil  nicht  so  bedeutend, 
dafs  manches  sich  nicht  wiederholen  müfste.  Dies  scheint  auch  der  Ver- 
fasser gefUhlt  zu  haben , denn  manche  Sachen  werden  nur  bei  der  einen 
oder  der  andern  Gruppe  erwähnt;  ich  nenne  beispielsweise  nur  Lataisrnus 
und  Hypnotismus,  die  doch  vermutlich  in  den  Molukken  ebenso  verbreitet 
sind,  wie  dies  im  ganzen  Archipel  der  Fall  ist. 

Die  Illustrationen  (44  Tafeln)  sind  zum  Teil  sehr  schön;  intrrewant 
ist  die  Mitteilung,  dals  sie  teil  weise  durch  einen  jungen  Eingrbornen  ge- 
zeichnet sind,  welcher  die  Schule  zu  Ambon  mit  Erfolg  besucht  hatte; 
hier  und  da  ist  wohl  etwas  zu  viel  gegeben,  und  so  freundlich  die  leb- 
haften Farben  dem  Leser  entgcgenleuchten , ist  es  doch  wohl  ein  gewisser 
Luxus,  wenn  auf  demselben  Blatt  dieselben  Gitji-Gitji  (Flaggen)  in  ganz 
gleicher  Form  und  genau  denselben  Farben  vier-  oder  fünfmal  Vorkommen. 
Die  Kartenskizzen  sind  durch  Herrn  Riedel  auf  Keinen  Reisen,  teilweise 
unter  Benutzung  der  Mitteilungen  intelligenter  Eingebomer , xummmenge- 
Btcllt,  wahrscheinlich  werden  sie  noch  lauge  für  manche  dieser  Inseln  das 
beste  Material  darstellen.  Jedenfalls  liegt  hier  eine  sehr  bedeutende  Arbeit 
vor,  der  wir  viele  Lwer  wünschen.  J fef/gcr. 


342.  Posewitz,  Die  Zinninseln  im  Indischen  Ozean.  II. 
Das  Zinnerzvorkommen  und  die  Zinngewinnung  in 
Bangka.  (Jahrb.  Ungar.  Gool.  Anstalt  1886,  Bd.  VIII, 
8.  57,  mit  1 Karte).  Vgt.  Utu-Bor.  1885,  Kr.  *52. 

Das  Zinnerz  kommt  auf  Bangka  teils  auf  primärer,  teils  auf  sekundärer 
Lagerstätte  vor.  Letztere  wird  allein  ausgebeutet,  und  es  ist  die  Frage,  oh  sich 
nach  ihrer  Erschöpfung  die  Ausbeutung  der  primären  lagerst itten  lohnen  würde. 

Ursprünglich  findet  sich  das  Zinnerz  in  Klüften  und  Spalten,  oder  Butzen 
und  Nester  bildend  im  Granit  und  dessen  quarotischen  Nebengesteinen, 
oder  als  Imprägnation  im  Granit,  oder  vielleicht  auch  in  Gängen. 

Die  sekundären  I«agcTxtättcn  oder  die  Zinnseifen  befinden  sich  entweder 
im  Thal  oder  auf  hoher  gelegenem  Terrain.  Die  letxtern  — Be rgz Um- 
lage r oder  K u 1 i t*  M inen  — sind  örtlich  entstandenes  Vcnritterangvpro- 
dukt.  Die  Mächtigkeit  derselben  schwankt  von  einigen  Dezimetern  bis  3 — 4 m ; 
da«  liegende  bildet  angehendes  zersetztes  Gestein,  meist  Granit,  in  dessen 
Vertiefungen  die  reichsten  Zinnlager  Vorkommen.  Die  Thalzinnlager 
oder  Kollo ng -Minen  sind  angeschwcmrot.  Das  Hangende  besteht  aus 
Humus,  Thonlagen  und  Sand ; dann  folgt  ohne  scharfe  Grenze  das  Erzlager 
(ilutrx-  und  Zinnerxkornchen) , und  endlieh  als  Liegende*  das  anstehende 
Gestein.  Das  Erzlager  erreicht  gewöhnlich  eine  Mächtigkeit  von  30 — 60  cm ; 
es  tritt  selten  in  der  ganzen  Thalbreite  auf,  sondern  erscheint  — seiner 
Entstehung  durch  Anschwemmung  entsprechend  — bald  da,  bald  dort,  ist 
auch  sehr  variabel  in  seinem  Krxreichtum  und  ist  selten  mehr  als  10  km  lang. 

Am  erzreichsten  sind  der  nördliche  Granitzug,  die  Mittelgebirge,  der  Mangkol 
und  das  rieh  ihm  anschliefsende  Luddi*Gebirgc  und  das  südliche  Granittuaarir 
vonToboali.  Die  folgendeTabelle  zeigt  die  Verteilung  auf  die  einzeluenDistrikto : 


jährlich«*  Ausbeute  Zahl  der  Arbeiter  1882: 
iD«=-  1000  k,.  «‘»»'•“'I»«'"  SIR.».  I-Tlv... 

IlUlriklc.  183* — 6*.  1881—8«.  mlaen.  rainfn. 

Muntnk  (wit  1888)  ...  25  20  — — — 

Djrtn» 380  360  15  *93  102 

Blinjo 1070  827  12  907  *91 

SuDgei  Liat 662  950  30  1528  305 

Mwamnig 760  630 12  937  20* 

Koid-Bangka  . . . . 2897  2792  69  3865  1102 


I 


t 


Distrikte. 

Pangkal  - Piuang  . . 
Suogfi  Slan  . . . 

jährliche  Ausbeute 
in  t — 1000  kg. 
1836  — 84.  1881-8«. 
. 708  732 

. 412  389 

Zahl  der 
8taat«minen 
1882. 

20 

8 

Atbeiter 

Blaalt- 

mlnen. 

1035 

642 

1882: 

Privat- 

mitten. 

105 

112 

M ittrl-Uangka  . 

. 

. 1120 

1121 

28 

1677 

217 

Koba 

86 

3 

131 

65 

Tuboali 

227 

9 

33G 

61 

Süd-Bau gka  . . 

. 420 

31*3 

12 

*67 

126 

Bangka,  Summe  . 

. 

. 4*87 

4226 

109 

6009 

1*46 

Supon. 

343.  Neumann,  Het  Pane-en  Bila  Stroomgebiud  op  bet  oi- 
land  Sumatra.  (Tijdscbrift  AardrijkskuudigGoiiootschap 
Tweed«  Serie  II , weer  uitgebreide  urtikeleu  1885.) 

I)er  Verfasser  hat  sich  vorgenommen,  eine  Studie  über  Land  und  Volk 
der  Rata  zu  liefern,  welche  nach  uud  nach  durch  die  niederländische  Geo- 
graphische Gesellschaft  verütfentlicht  werden  soll.  Der  erste  uns  vorlie- 
gende Teil  gibt  auf  133  Seiten  eine  abgeschlossene  geographische  Beschrei- 
bung des  Pane-  und  Bila- Stromgebietes  mit  zugehöriger  Karte  im  Mafs- 
stab  von  1 : 200000,  welche  annähernd  den  Raum  von  99°  6'  — 100°  20' 
ö.  L.  v.  Gr.,  und  von  Uw  52'— 21*  48'  N.  Br.  umfafst ; die  Grenzen  der 
eignen  Aufnahme  des  Verfassers  sind  etwa  die  Meridiane  von  99  15*  und 

100°  5',  und  die  Breitenkreise  von  0°  62'  und  2°  16'.  Der  nördliche 
lauf  d«  Pane  und  Bila  ist  nach  andern  Aufnahmen  eingetragen,  der  Reet 
der  Karte  weif»  gelassen ; etwa  20  Skizzen  geben  uns  Urorimc  der  wich- 
tigem Hcrggroppen,  wie  sie  von  gcwiweu  Punkten  her  erblickt  werden. 
Die  Aufnahme  dieser  Karte  uud  die  Bearbeitung  derselben  hat  Herrn  Neu- 
mann etwa  6 Jahre  Arbeit  gekostet,  wobei  berücksichtigt  werden  mufs,  dafs 
er  sich  die  praktische  Fertigkeit  im  Aufachmen  erst  durch  eigne  Übung  zu 
erwerben  hatte.  Im  owten  Kapitol  seiner  Arbeit  berichtet  er  ausführlich 
Uber  das  von  ihm  bei  der  Messung  eingeschlagene  Verfahren.  Hieraus  er- 
gibt sich,  und  der  Verfasser  erkennt  dies  auch  selbst  an,  dafs  die  Arbeit 
auf  absolute  Genauigkeit  mir  wenig  Anspruch  erheben  kann,  schon  weil  ihr 
kein  trigonometrisches  Netz  zu  Gründe  lag;  zum  Toil  nur  konnten  einige 
Ortsbestimmungen  Junghuhua  als  feste  l’uukte  benutzt  werden,  die  ober 
(besonders  weil  nach  unsrer  eignen  Erfahrung  auf  Java,  so  vorzüglich  auch, 
wenn  man  die  gebrauchten  Mittel  uud  die  verfügbare  Zeit  berücksichtigt, 
die  Details  bei  Junghuhn  dargeatellt  sind,  doch  der  Zusammenhang  zu 
wünschen  übrig  läfst)  auch  mit  Rücksicht  auf  die  gebrauchten  Instrumente 
diesem  Zweck  nur  unvollkommen  dienen  konnten.  Jedenfalls  aber  haben 
wir  ca  mit  einer  fleißigen  Arbeit  zu  thuo,  die  eine  weitere  Annäherung  an 
die  genaue  Darstellung  eine«  Gebietes  bildet,  in  welches  Franz  Junghuhn 
uns  zuerst  einigerraafseo  eiugefUhrt  hat. 

Eine  Vergleichung  der  Karte  Neumanns  mit  derjenigen,  welche  der 
genannte  Gelehrte  (die  Battalätider  auf  SumatTt)  gibt,  und  dem  Atlas  von 
J.  W.  Stemfoort  und  J.  J.  ton  Siethoff  zeigt  ziemlich  bedeutende  Unter- 
schiede, die  sich  allerdings  zum  grofsen  Teil  nur  mit  der  Kart«  in  der 
Hand  erläutern  lassen.  (Beiläufig  bemerkt  kommt  in  der  die  Arbeit  von 
Neumann  begleitenden  Karte  die  Bedeutung  des  südlichen  Zuflusses  des 
Pane,  des  Baromun,  nicht  vollständig  zur  Geltung.)  Bila  liegt  im  mitt- 
lern  Lauf  gegen  10'  östlicher,  als  im  Atlas  von  Niederländisch -Indien 
angegeben  ist,  der  untere  lauf  von  Pane  ist  6* , die  Mündung  ebenfalls  gegen 
10 ' in  derselben  Richtung  icrschoben. 

In  dem  Text  wird  zunächst  die  Ausführung  der  Vermessung  besprochen, 
darauf  die  Grenzen,  die  politische  Einteilung,  wie  sowohl  Kingeborae  als 
Europäer  sie  trelTen,  Berg  und  Thal.  Flüsse,  Seen,  Moräste,  Dörfer  und  Ver- 
bindungswege behandelt.  Hieran  schliefsen  sich  Mitteilungen  über  die  Geo- 
logie des  lindes  und  höchst  interessante  und  ausführliche  Bemerkungen 
über  das  Klima,  die  Pflanzen  und  Tierwelt;  der  Umstand,  dafs  so  bedeu- 
tende Unterschiede  in  der  Art  und  den  Erzeugnissen  des  besprochenen  Lan- 
des zu  verzeichnen  aiud , macht  es  »ehr  schwer,  eine  Übersicht  Über  den 
wirklich  reichen  Inhalt  in  wenige  Worte  xussmmengefafct  zu  gelten ; wir 
müssen  uns  begnügen,  einzelne*  herauszugreifen,  wobei  wir  jedoch  nieht 
sicher  sind,  immer  das  Richtige  getroffen  zu  haben. 

Bei  der  Flutsbeechreibung  wird  eine  eigentümliche  Erscheinung,  die 
Cena  oder  Cenft  der  Kingebomen,  erwähnt,  die  Flutwelle,  welche  einigen 
Flüssen  der  Ostküste  tod  Sumatra  eigentümlich  ist  (Neumann  teilt  mit,  dafs 
ric,  soweit  ihm  bekannt,  außerdem  nur  noch  auf  dem  Putih-  oder  Kokan- 
und  dem  Kamporflufs  vorkommt)  und  m die  Mündungen  eiotritt,  worauf  sie 
mit  einer  Schnelligkeit  von  6 — C Meilen  ihren  Weg  bis  Labuan  Batu  ver- 
folgt. Von  weitem  schon  hört  man  sie  ankommen,  und  der  Flufs  steigt 
sofort  uro  einige  Pufs;  das  ganze  Bett  erscheint  der  Dünung  des  Meeres  gleich. 


Digitized  by  Google 


82 


Litteraturbericht  Nr.  344 — 348. 


Dm  Klima  ut  zum  Toil  so,  wie  nun  es  kaum  in  Niederländisch- Indien 
erwarten  sollte;  Nächte  von  14 — 15°  R.,  Tage  von  29 — 31°  K.  sind  an 
einzelnen  Stellen  und  xu  gewi»ter  Jahrexzeit  nicht  selten.  Auch  in  diesem 
Gebiete  lassen  sich  teilweise  regelmäfaige  Monsuns  erkennen. 

Bei  der  Beschreibung  des  iltanxenreirhcs  teilt  der  Verfasser  das  Ganze 
in  fünf  Gruppen : die  dichten  Wilder,  welche  sich  vom  Meer  bis  rum  Pufa 
der  Berge  ausbreiten,  die  Fläche  von  1'adang  Bolak,  die  fruchtbare  Steppe 
von  Alu  Baruraun,  die  Berggegcnden  und  di«  Hochfläche  von  Garoga;  die 
Beschreibung  dieser  Gruppen  ist  — mag  sie  auch  den  Botaniker  nicht  ganz 
befriedigen  — unsrer  Ansicht  nach  sehr  gut  geglückt  und  charakteristisch. 
Ktwas  kurzer  wird  dss  Tierreich  behandelt;  namentlich  bei  den  uiedero 
Klassen  beschränkt  sich  Neumann  beinaho  ausschliefalich  auf  eino  Aufzäh- 
lung der  einheimischen  Namen.  Wir  haben  hier  mit  einer  sehr  tüchtigen 
Arbeit  Bekanntschaft  gemacht,  die,  welche  Veranlassung  zu  Bemerkungen 
sic  dem  speziellen  Fachmann  von  seinem  Standpunkt  aus  auch  geben  mag, 
doch  hohes  Lob  verdient.  Kinmnl  lernen  wir  ein  uns  neue»  Gebiet  kennen, 
dessen  Charakter  sehr  von  dem,  was  wir  im  allgemeinen  von  einem  Tropen- 
lande .erwarten,  abweicht,  und  die  uns  gegebene  Schilderung  ist  gut,  in 
einzelnen  Zügen  selbst  Überraschend  plastisch ; dann  aber  ist  dieser  Aufsatz 
die  Arbeit  ein««  Mannes,  der  jahrelang  seine  dem  indischen  Beamten  karg 
bemessenen  Mufaeatuuden  der  BewchreibuDg  seiner  nähern  Umgebung  wid- 
mete. Möchte  die«  Beispiel  Nachahmung  finden  und  möchte  die  Regierung 
solches  Streben  in  jeder  Hinsicht  unterstützen.  Derartige  Monographien 
müssen  das  Material  liefern,  wenn  unsre  Kenntnis  Indonesiens  noch  jemals 
eingehende  Fortschritte  machen  soll.  Mitiyrr. 

344.  Fennema , Obor  rezent«  LavaBtröme  auf  Java.  (Neues 
Jahrb.  f.  Mineralogie  &c.  1886,  Bd.  I,  S.  87.) 

Die  Ansicht  de«  Verfassers  von  der  Wichtigkeit  seiner  Nachrichten 
bedarf  einer  kleinen  Berichtigung.  Allerding«  sag t Janghuhn  (Deutsche  Aus- 
gabe, Bd.  II,  S.  800)  ausdrücklich,  dafs  die  javanischen  Vulkane,  seitdem 
Menschen  die  Insel  bewohnen,  nnr  mehr  lockere  Auswürflinge  liefern,  aber 
er  vergab,  dafs  er  selbst  an  ein  paar  Stellen  von  historischen  Lavaergiissem 
gesprochen  bst  (z.  B.  S.  211.  324,  wo  von  echten  Lavastrumen  des  Merapi 
bei  der  Bruption  im  Jahre  1846  berichtet  wird,  oder  S.  598).  Auf  S.  841 
erwähnt  Junghuhn  den  Lavastrom  des  Vulkans  auf  Ternate  vom  Jahre  1840, 
der  bis  an  das  Gestade  Hofe  Die  Meinung  Fenneroas,  dafs  «an  den  Vul- 
kanen de«  indischen  Archipels  rezente  Laraströme  bis  jetzt  nieht  nachge- 
wiesen seien*,  ist  also  unrichtig;  nichtsdestoweniger  sind  aber  seine  Nach- 
richten von  LavacrgÜssen  am  Semeru  im  Jahre  1885  und  am  Laxnongan 
in  den  Jahren  1849,  69,  77  and  83  dankenswert,  da  solcho  Ereignisse  auf 
Java  immerhin  «eiten  sind.  Interessant  ist  auch,  dafs  diese  beiden,  nur 
48  km  voneinander  entfernten  und  fast  immer  thitigen  Vulkane  ganz  ver- 
schiedene Laren  liefern : Semeru  anderitische  und  Lamongan  basaltische. 

Supan. 

345.  Mailet,  The  Volcanoes  of  Barren  Island  and  Nar- 
condam.  (Mom.  Gool.  Survey  of  India  1885,  Bd.  XXI, 
4.  Teil,  mit  3 Karten  in  1 : 253  500.) 

Die  beiden  genannten  Inselvulkane,  östlieh  von  den  Andamanen,  liegen 
in  der  Fortsetzung  der  Sunda-Linie,  deren  Abschlufs  der  Verfasser  in  den 
Schlaimwprudeln  von  Arakan  (die  aber  nach  Blanford  in  gar  keinem  Zu- 
sammenhang mit  Vulkanismus  stehen)  erblickt.  Im  allgemeinen  betrachtet 
er  vulkanische  Ausbrüche  als  ein  Ergebnis  örtlicher  Steigerung  der  Erd- 
wärme. 

Barren  Island  (8 qkm)  besteht  au»  einem,  nur  an  einer  Stelle  im 
W geöffneten  Ezploaionskrater,  in  dessen  Mitte  sich  der  jüngere  Aachenkegel 
erbebt.  Der  äufsero  Ringwall,  der  an  ein  paar  Stellen  durch  Erosion  zwei- 
geteilt ist,  hat  seine  höchste  Erhebung  im  SO  (353  m),  und  sehe  geringste 
Höhe  (193  m)  im  NW,  was  der  Verfasser  einer  Senkung  des  nordwestlichen 
Teile«  zosehreibt.  Die  äufeere  Böschung  hat  ca  25* ; aie  ist  dicht  bewaldet, 
und  es  ist  nicht  anzunehroen,  dafs  diese  Vegetation  ganz  jungen  Datums  ist. 
Der  Körper  de»  Ezploaionakraters  besteht  vorwiegend  aus  alter  doleritischer 
Lava;  die  lockern  Auswurfsprodukte  sind  an  der  Seeseite  meist  denudiert; 
die  höchsten  Teile  de*  Ringwalle»  sind  mit  rezenter  Asche  u.  dgl.  bedeckt. 
Die  Depression  zwischen  dem  äufsem  Ringwall  und  dem  Innern  Kegel  hat 
im  0 eine  Seehöho  von  ca  100,  im  W aber  nur  eine  eolehe  von  ca  30  m. 
Din  Ansicht,  dafs  sie  vor  nicht  langer  Zeit  noch  unter  dem  Meere  lag 
— eine  Ansicht,  die  rieh  noch  in  Lehrbüchern  findet  — , beruht  offenbar  nur 
auf  optischer  Täuschung;  Beweise  für  Hebung,  die  Lyell  annahm,  finden 
rieh  nirgends.  Der  vegetationslose  innere  Kegel  hat  eine  Seehühe  von 
309  m und  ist  sehr  regelmäfrig  aufgebaut.  Seine  mit  schwarzer  Asche  be- 
deckten und  unter  einem  Winkel  von  ca  32°  ansteigenden  Gehänge  sind 
vegetationslos.  Der  Gipfel  ist  oval,  und  der  gegenwärtige  Krater  liegt  im 


östlichen  Teil  der  seichten  Vertiefung.  Die  rezenten  Lavaströme  traten  an 
drei  Stellen  des  Abhanges  hervor:  im  0,  N und  8;  die  beiden  letztem 
ergossen  rieh  durch  die  westliche  Öffnung  in  das  Meer.  In  ihrer  minera- 
logischen Zusammensetzung  unterscheiden  sie  sich  von  den  alten  Laven  nicht; 
ihre  gänzliche  Vegetalionslosigkeit  zeigt,  dsfs  sie  wahrscheinlich  erst  dem 
letzten  Jahrhundert  angeboren.  Die  letzte  Eruption  fand  1857  und  1858 
statt;  jetzt  befindet  sich  der  Vulkan  im  »olfataren  Zustand.  Heils*  Quellen 
sind  zahlreich,  und  ihre  Schwefelablagerangen  vielleicht  verwendbar. 

Die  oval  nach  NNO  rieh  erstreckende  Insel  Narcondam  (7  qkm)  ist 
wesentlich  anders  gestaltet.  Der  höchste  Gipfel  steigt  710  m über  die  8«« 
an ; die  Abhänge  sind  durch  eine  grobe  Anzahl  von  Thilern  in  ein  Gewirr 
von  Borg-  und  Hügelkotten  aufgelöst  und  mit  Ausnahme  einiger  steilen 
Kiistenpartieu  dicht  bewaldet.  Ein  Krater  ist  nicht  vorhanden;  die  drei 
Erhebungen,  aus  denen  der  höchste  Gipfel  besteht,  sind  vielleicht  die  letzten 
Reste  eine«  solchen.  Die  Lava,  neben  der  rieh  nur  noch  vulkanische  Kon- 
glomerate am  Aufbau  beteiligen,  ist  ein  Hornblende- Aodeait.  Der  Verfasser 
betrachtet  Narcondam  als  einen  alten  homogeneu  Vulkan  ; dafs  er  noch  in 
historischer  Zeit  thätig  war,  ist  ein  Irrtum,  der  mit  der  Erklärung  des 
Namens  (Naraka-Kundam  = Höllenpfubl)  zusammenhingt.  Supan. 

346.  Ceuteuary  Review  of  the  Aßiatic  8ociety  of  Bengal. 
Published  by  the  Socioty.  Calcutta  1885. 

Am  15.  Januar  1784  gründeten  auf  Anregung  des  Sir  William  Jone« 
30  Männer,  die  Elite  der  europäischen  Gesellschaft  in  (falcutta,  die  Asia- 
tin Society*,  deren  jetziger  Name  (zum  Unterschied  von  der  1829  gegrün- 
deten gleichnamigen  Gesellschaft  in  Luudou)  erst  seit  1843  allgemein  in 
Gebrauch  kam  und  erat  1851  auch  von  der  Gesellschaft  angenommen  wurde. 
Da»  vorliegende  Werk  enthält:  1)  eine  Geschichte  des  Vereins,  2)  eine 
Geschichte  der  wissenschaftlichen  Thätigkcit  desselben  auf  dem  Gebiete  der 
Archäologie,  Münzenkunde,  Geschichte,  Sprachwissenschaft  und  Utteratur- 
geschieht*,  der  mathematischen  und  physikalischen  Disziplinen  (darunter 
auch  der  Meteorologie),  dor  Geologie,  Zoologie,  Botanik,  Geographie,  Ethno- 
logie und  Chemie.  Ist  schon  dieser  Teil  ebenso  wichtig  als  interessant , so 
gestaltet  sich  der  3.  Teil,  die  Verzeichnisse  sämtlicher  von  der  Gesellschaft 
veröffentlichten  Werke  und  Aufsätze,  von  denen  da«  eine  alphabetisch,  das 
andre  noch  Fachern  geordnet  ist,  za  einem  unentbehrlichen  Hilfsmittel  für 
alle,  welche  rieh  mit  der  Geschichte,  Sprache  und  Naturkunde  von  Britisch- 
indien beschäftigen  wollen.  Supan. 

347.  King , Sketch  of  the  ProgreBa  of  Qeological  work  in 
the  Chhattisgarh  Division  of  the  Central  Provinces. 
(Records  Geol.  Survoy  of  India  1885,  Bd.  XVIH, 
S.  169,  mit  1 Karte  in  1:1014  000.) 

Vergleicht  man  Kings  Karte  de«  Mahanadi- Beckens  oberhalb  Sambalpur 
mit  jener  von  Ball  iro  10.  Band  der  .Records",  so  nimmt  man  sofort  ein« 
bedeutenden  Fortschritt  wahr.  Derselbe  besteht  hauptsächlich  in  der  karto- 
graphischen Ausscheidung  der  beiden  Glieder  des  Vindhra-  Systems  und 
in  der  Darstellung  der  Verbreitung  der  Chilpi- Schichten.  Das  Vindhya- 
System  nimmt  da»  ganze  Mahanadi-Bechen  ein:  die  Ebene  besteht  aus  flach* 
gelagerten  Kalksteinen  (und  Schiefern),  die  gröfetenteils  von  einer  alluvialen 
Hülle  bedeckt  sind ; der  Gebirgzrand  im  Nt  0 und  S besteht  dagegen  so« 
einer  Schichtengrappe,  deren  Hauptbestandteil  Sandstein  ist.  Die  Zweite.- 
lang  des  untern  Vindhya-Systems  dieses  Gebiet«»  und  der  Nachweis,  dsfs 
die  (Uaipur-)  Kalksteingrappe  jünger  ist  als  die  (Chandarpar-)  Sandstein- 
gruppe, ist  das  Hauptergebnis.  Dagegen  liefs  sich  die  geogno«ti»che  Stellung 
der  rbtlpi-Schichteo,  welche  den  Bergrand  des  Beckeus  im  W bilden,  noch 
nicht  mit  «Sicherheit  ermitteln ; es  wird  angenommen,  dafs  rio  ebenfalls  tum 
untern  Vindhra  gehören  und  älter  sind  als  der  Chandarpur  • Sandstein. 

Slipon. 

348.  Hughes,  Southern  Coal  -Fields  of  the  Rewah  Gond- 
wana Basin.  (Mem.  Geol.  Survey  of  India,  Bd.  XXI, 
3.  Teil,  1885.  Mit  1 geol.  Karte  in  1:253  500.) 

Das  untersuchte  Gebiet,  ein  hügeliges  Plateau,  gehört  dem  nördlichsten 
Teil  des  Dekanhochlande«  an  und  liegt  zwischen  23°  und  23‘  35'  N und 
80°  45'  und  82°  55'  0.  Die  Formationsfolge  bt  folgende: 

I.  Da»  unterste  Glied  bilden  die  metamorphisebeu  Gesteine, 
welche  am  Südrand  und  insular  im  W und  0 zu  Tage  treten. 

II.  Bijüwar-  Sandstein,  nur  am  Ostrand  de*  Untersucbungsfeides  an- 
getroffen. 

III.  Du  Gondwana-System: 

I.  Die  Ta lc hi r- Gropp«  bildet  in  grofser  Ausdehnung  im  südlichen 
Teil  der  Osthalfte  die  Oberfläche.  Stets  lagert  sie  unmittelbar  auf  raets- 
morphischem  Gestein  und  besitzt  «ine  Mächtigkeit  von  90— 120  m. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  349—356. 


83 


2.  Die  kohlenführende  Baräkar*  - Gruppe,  an  welch«!  auch  die 
Schichten  mit  der  Kabarbäri-Flota  gezählt  werden,  welche  die  Verfasser  des 
Meuuel  bekanntlich  mit  dem  TMchir  vereinigten.  Hin  gelblich-grauer  Sand- 
stein int  dos  Hauptgeitein  dieeer  Gruppe,  und  miige  hingewieten  werden  auf 
die  Abbildungen  der  Riesentöpfe  und  de«  Kirwahi-Wasserfalles  im  Hestho- 
thale.  welche  in  diesem  Sandxteingebiet  Vorkommen.  Die  Lagerung  ist  in 
der  Kegel  eine  schwach  gegen  den  nördlichen  Quadranten  geneigte:  im  0 
wurde  aber  auch  beträchtliche  Verwerfung  mit  sekundären  Schichtrastö- 
rungen  konstatiert. 

Das  gräfite  Gebiet,  wo  die  B&rükars-Grnppe  die  Obertläche  bildet,  dehnt 
sich  östlich  vom  Schagptir  aus  und  wird  danach  als  da«  Schkgpiir- Kohlen- 
feld (4 110  qkm)  bezeichnet.  Westlich  daron  liegen  die  beiden  Irbilla-Koh- 
lenfelder  (36  qkm),  das  Konir-  (23  qkm)  und  das  Omiri-Kohlengcbiet  (I6qkm) ; 
östlich  liegen  die  Kohlenfelder  Kürasia  (124  qkm),  Korfigarh  (16  qkm)  und 
Ihilmili  (lt)6  qkm).  Die  Kohle  ist  ron  ausgeseichncter  Güte,  meist  nur 
10 — 40  m unter  der  Oberfläche  gelegen  und  stellenweise  bis  zu  6 m mächtig 
(die  Zwischenlager)  abgerechnet).  Der  Kohlenreichtum  ist  ein  enormer. 

3.  luter  de®  Namen  Obere  Baräkars-Gruppe  werden  alle  Schich- 
ten (vorherrschend  ist  ein  grober  Sandstein)  zusammengefafst , welche  zwi- 
schen der  kohlenflibrenden  und  der  Laroeta-Gruppe  liegen.  Sie  nehmen  den 
ganzen  Norden  des  untersuchten  Gebietes  ein. 

IV.  ln  Betreff  der  jiingern  Formationsglieder : Lame ta- Gruppe  und 
Trapp  wird  nichts  bemerkenswertes  Neuen  berichtet.  supan. 

349.  Middle  miss,  Ileport  on  t-he  Bengal  Earthquake  of 
July  14,h  1885.  (Records  Geol.  Survey  of  India, 
1885,  Bd.  XVIII,  S.  200.) 

Der  Er«chüttcrungibezirk,  ca  596  700  qkm  grofs,  hatte  eine  elliptische  i 
Gestalt  mit  nordöstlicher  Längsachse : die  Hauptzerstorung  lag  NNO  von  Cal- 
cutta  und  hatte  eine  verhiltnismUfsig  geringe  Ausdehnung.  Aus  der  Fäll- 
richtung umgesliirzter  Fabrikschlote  zu  Serajanj  und  der  Richtung  der 
Sjmlten  in  den  Gebäuden  zu  .Sherpur,  Jamslpur  und  Mairucruiug  (womit 
nur  die  Beobachtungen  in  Muktigarchia  nicht  Übereinstirnmen),  lag  das  Epi- 
zentrum in  23“  S9 ' 20*  K und  90“  6'  30'  0.  Die  Städte  Sherpur,  Bogra 
und  Nattorc,  wo  das  Erdbeben  heiliger  wütete  als  anderswo,  gehören  einem 
Kreisbogen  on,  dessen  Mittelpunkt  nahezu  mit  dem  Epizentrum  zusammen- 
fäilt.  Aber  nur  in  der  nördlichen  Partie  dieaer  Kreisfläche  war  das  Beben 
besonders  stark,  und  der  Verfasser  sucht  die  l'rsaehc  dieser  lokalen  Be- 
schränkung dann,  daß  hier  die  AUuvialflächc  durch  Höhenzüge  im  W und 
0 beträchtlich  lusaromengeschn&rt  wird,  und  daher  wahrscheinlich  der  feate 
Felsgrund  in  geringerer  Tiefe  liegt  als  weiter  südlich.  Die  Tiefe  des  Zen- 
trums wird  nach  dem  Radius  des  Kreises  gröfster  Erschütterung  (74  mil., 
Tiefe  = J^2  r1  = 104  mil.  oder  167  km)  und  nach  dem  Kmergenzwinkel  be- 
rechnet. Letztere  Methode  liefert  offenbar  ein  besseres  Resultat  (60 — 51  mil.) ; | 

und  wenn  mau  ca  10  Pro*.  für  die  ltefraktion  der  Erdbebcnwcllc  bei  dem 
Übergang  aus  dem  festen  l’ntergrund  in  die  los«  Alturialdecke  in  Abzug  bringt, 
so  erhält  man  als  wahrscheinliche  Tiefe  des  Zentrums  45  mil.  — 72,4  km. 

Als  Geschwindigkeit  der  Welle  pro  Sekunde  ergibt  sieb  1430  m,  doch  ist 
diese«  Resultat  wegen  mangelhafter  Zeitangaben  höchst  zweifelhaft. 

SufOH. 

350.  Jones,  Report  on  the  Kashmir  Earthquake  of  May  SO* 
1885.  (Records  Geol.  Snrvey  of  India  1885, 

Bd.  XVIIl,  8.  221,  mit  2 Karten.) 

Dieses  Erdbeben,  bei  dem,  hauptsächlich  infolge  unzweckmäßiger  Bau- 
art der  Häuser  3000  Menschen  das  I.eben  verloren,  ging  von  der  Alluvial- 
ebene  von  Kaschmir  aus,  die  von  vielen  Oeologen  als  ein  Einsturzbceken 
betrachtet  wird.  Nach  Mallcticlier  Methode  wird  die  Richtung  der  Erd- 
bcbenwellc  für  mehrere  Orte  festgestellt : die  einzelnen  Linien  vereinigen 
sich  aber  nicht  in  einem  einzigen  Punkte  (Epizentrum),  sondern  die  Schnitt- 
punkte fallen  io  eine  elliptische  Fläche,  in  dessen  Mitte  Jarapur,  19km 
westlich  von  Srinagar,  liegt.  Diese  „me«o seismische“  Fläche,  wo  die  Zer- 
störung eine  fast  vollständige  war,  hat  eine  westöstliche  Achse  von  16  und 
eine  nordsüdliehe  von  10  km  Länge  und  ist  122  qkm  grofs.  Die  Tiefe  des 
Zentrums  wird  nach  dem  Bmerganiwmke!  zu  Srinagar  zu  7,smil.  ==  12,1  km 
berechnet.  Innerhalb  der  ersten  isoaeismischco  Linie  (im  Sinne  Mallets) 
liegt  eine  Fläche  von  1300,  innerhalb  der  zweiten  eine  solche  von  7800  qkm; 
die  dritte  überschritt  einerseits  das  grofse  Lingsthal  des  Indus  im  N und 
drang  anderseits  bis  in  das  nördlichste  PemDcbab  vor.  Supan. 

351.  Freshfield,  Notes  on  Colonel  Tsnner’s  Report.  (Proc. 

R.  Geogr.  Soc.  1885,  Bd.  VII,  S.  753,  b.  auch  Al- 
pine Journ.  1886,  Bd.  XII,  S.  448.) 


352.  Walker,  Notes  on  Mont  Everest.  (Proc.  R.  Geogr. 
Soc.  1886,  Bd.  Vm,  S.  88.) 

353.  Fre8hfield,  Further  Notes  on  Mont  Everest.  (Eben- 
das., S.  176.) 

354.  Waiker,  A Last  Note  on  Mont  Everest.  (Ebendas., 
S.  257.) 

An  Pteshficlds  Bemerkung  in  Nr.  351 , dafs  man  dis  einheimisehco 
geographischen  Namen  nicht  durch  willkürliche  Ncuschöpfungen  verdrängen 
solle,  entzündete  sich  ein  langwieriger  und  in  dar  Hauptsache  resultatloacr 
Streit  darüber,  ob  der  Natne  „Mt.  Everest“  oder  der  indische  „Gaurisankar* 
vorzuziehen  sei.  Wolkof  behauptet,  dafs  der  Berggipfel,  den  man  1856 
nach  Sir  George  Everest  tauft«,  gar  keinen  einheimischen  Namen  hatte; 
dafs  die  Bezeichnung  „Devudhunga“,  die  llodgton  als  die  einheimische  ao- 
gab,  nicht  zweifellos  der  höchsten  nntet  den  gemessenen  Bergspitzen  der 
Erde  sngshöre;  und  dafs  Hermann  v.  Schlsgintweit,  der  den  Namen  „Oau- 
risankar*  in  die  Litteralur  ciuführtc,  den  Makalü  für  den  Mt.  Everest  und 
den  Sihsur  für  den  Makels  gehalten  liabe.  Die  Ausführungen  Freshfinlds 
in  Nr.  853  haben  zwar  die  letztere  Ansicht  einigermafaen  erschüttert,  aber 
doch  nicht  jeden  Zweifel  über  die  Möglichkeit  einer  Verwechselung  zer- 
streut, so  dafs  mau  dem  Rate  Walkers,  den  Namen  Mt.  Everest  bis  zur 
Austragung  diese«  Streite«  allein  zu  gebrauchen,  wohl  beistimmen  kann. 


355.  Atlas  von  Afrika,  50  kolorierte  Karten  auf  18  Tafeln, 
mit  einem  geographisch  - statistischen  Text.  Wien, 
Pest  und  Leipzig,  Hartleben,  1886. 

Dieser  anonym  erschienene  kleine  Atlas  bietet  für  den  billigen  Preis 
tod  3 M.  in  sauber  ausgeführtcu  Karten  und  Test  manchem  ein  willkom- 
menen Orienticrnngsmittcl,  besonders  in  den  dem  Schwciger-Lercbenfeldsehen 
Buch  entnommenen  pbyaischon  Cberaichtskärtchen.  Auch  die  Spezialklrt- 
clten  einzelner  Gebiete  sind  gewiß  manchem  willkommen,  nur  läßt  die  Aus- 
wahl hier  und  da  zu  wünschen  übrig.  So  erscheint  z.  B.  die  (französische) 
Ogowe- Mündung  in  bedeutend  grüßerra  Mafiatab,  als  die  Benitzungen  der 
D«utscb-Ostafrikanischcn  Gesellschaft,  obgleich  in  dem  Prospekt  die  deut- 
schen Kolonien  besonders  hervorgehoben  wurden.  Das  Kspland  ist  nur  iu 
dem  vollkommeu  ungenügenden  Mafsstah  von  1 : 20  OOO  000  vertreten.  Die 
Hilfe  eine»  kundigen  Kartographen  Bebeint  bei  Zusammenstellung  de«  Werk- 
cbens  gefehlt  zu  haben,  sonst  würden  kleine  lrrtümer  in  der  Angabe  der 
Mafsvtäbc  wie  53  anstatt  56  Millionen  der  überaiehtakärtchen,  oder  12  an- 
statt 12J  Millionen  der  Tafel  12  wohl  vermieden  worden  sein.  Zur  Be- 
nutzung bei  eingehender  geographischer  Lektüre,  s.  B.  Reisebeschreibungen, 
ist  der  Atlas  jedenfalls  nicht  ausreichend,  sowohl  wegen  de«  Mangel,  an 
Reiserouten,  als  auch  wegen  des  kleinen  Mafsatabw  der  meisten  Karten.  Die 
ausgiebige  Benutzung  von  Karten  desselben  Mafsstabes  hätte  es  wohl  gerecht- 
fertigt erscheinen  lassen , wenn  dem  Test  einige  Quellenangaben  beigefügt 
worden  wären,  auch  ist  es  dem  Herausgeber  nicht  immer  gelangen,  die 
Kärtchen  auf  den  treuesten  Stand  der  Kenntnis  tu  bringen. 

H.  HaUnicht. 

356.  Johnston,  The  Commercial  Prospect  of  tropical  Africa, 
(Journ.  Manchester  Geogr.  Soc.  1885,  Bd.  I,  S.  179.) 

Ein  guter  Überblick  Uber  die  natürlichen  Hilfsquellen,  die  wichtigsten 
Handelsstraßen  und  Handelsemponen  Afrikas,  und  aß  solcher  sohr  empfeh- 
lenswert für  alle,  die  sich  über  diesen  Gegenstand  rasch  orientieren  wollen. 
Der  Verfasser  bekennt  sich  xu  optimistischen  Anschauungen,  und  diene 
sind  insofern  beachtenswert,  als  er  das  westliche,  wie  das  östliche  Äqua- 
torialafrika kennen  gelernt  hat.  Besonders  darauf  möge  aufmerksam  ge- 
macht werden,  daß  er  eine  Verminderung  des  Blfenbeinreichtums  in  naher 
Zukunft  nicht  für  möglich  hält.  Neu  ist  der  Versuch  einer  ethnographi- 
schen .Statistik. 

Semiten  (Araber  und  Abessinier) ....  9 Mill. 


Berber  3 „ 

Nubier 2 > 

Galla«  und  Somali 9 „ 

Fulah 10  „ 

Europäer 3 „ 

Mischbevölkeruug 4 . 

Eigentliche  Neger 80  „ 


Bantu,  Massai,  Hottentotten  und  Buschmänner  . 80  T 

Summe  200  Mill. 

Supan. 


Digitized  by  Google 


84 


Litteraturbericht  Nr.  357—364. 


357.  Princ«  Ibrahim  - Hilmy,  Tlie  Literature  of  Egypt  and 
the  Soudan  from  the  earliost  times  to  the  year  1885 
inclusive.  I.  Bd.  A — L,  London,  Trübner  & Co.,  1886. 

Die  Zeit  der  Verbannung  verwendet  der  Sohn  des  Rx-Kedive  zu  einer 
uru lassenden  bibliographischen  Arbeit,  von  woteber  der  erste  Band  in  prächtiger 
Ausstattung  vor  wenigen  Monaten  erschienen  ut.  Dieselbe  enthalt  nicht 
blof*  die  gedruckten  Werke,  Aufsätze  und  Karten,  sondern  auch  dio  alten 
Papyrus,  Manuskripte.  Entwürfe  kc.,  welche  sich  auf  die  Geschichte, 
Ethnographie  und  Naturkunde  von  Ägypten  und  Sudan  beziehen,  in  alpha- 
betischer Reihenfolge.  Diese  Anordnung  beschrankt  natürlich  den  Ge- 
brauch; wir  erhalten  hier  eine»  Zettelkatalog  der  kryptologischen  Biblio- 
thek, aber  keinen  Fachkatalog.  Absolute  Vollständigkeit  ist  zwar  nicht 
erzielt  worden,  wie  Eben  in  seiner  Anzeige  in  der  Münchener  Allg.  Ztg. 
nachwies;  aber  nichtsdestoweniger  ist  das  Werk  ein  ebenso  wichtiges 
Hilfsbuch  für  alle,  welche  sich  mit  dem  Nilgcbiot  beschäftigen,  wie  ein 
chrendos  Zeugnis  Tür  die  wissenschaftliche  Bildung  und  die  patriotische 
Gesinnung  de»  prinzlichen  Verfassers. 

358.  Schweinfurth,  Sur  uuu  ancienne  digue  en  pierre  aux 
onvirona  de  Hclouan.  (Bull.  Institut  egypt.  1885,  mit 
2 Karton.  Sop.-Abdr.) 

Die  Reste  des  alten  Dammes  linde»  sich  mit  Uuiueu  eiucr  alten  Nie- 
derlassung im  Wadi  Gerraui,  welches  südlich  von  Ileluan  vom  östlichen 
llateau  her  in  das  Nilthal  mündet.  Dieser  aus  Quadersteinen  erbaute 
Damm,  dem  ebenso  wie  den  genannten  Ruinen  ein  hohes  Alter  zuzuerken- 
nen ist,  diente  einerseits  dazu,  um  das  Nilthal  von  zeitweilig  im  Winter  < 
eintretenden  Wildftuten  des  Wadi  Gerraui  zu  schützen,  anderseits  um  die 
Arbeiten  in  den  oberluüb  des  ll.inimrs  befindlichen  alten  Alabosterbrüchen 
mit  dem  nötigen  Wasser  zu  versorgen.  In  der  Nähe  des  Austrittes  des 
Wadi  Gemui  entdeckte  man  die  Reste  einer  alten  Strafte,  die  in  ihrer 
Verlängerung  direkt  zu  den  Pyramiden  von  Gizeh  hin  führt.  Supa*. 

359.  Schweinfurth,  Sur  la  decouverte  d’uno  fauue  paleo- 
zoique  dans  le  gres  d’Egypte.  (Bull.  Institut  Egypt. 
1885,  Sep.-Abdr.) 

In  erfreulicher  Weise  mehren  sich  die  palznntologUchen  Beweis«'  dafür, 
dafs  der  sogenannte  „Nubifrche  Sandstein*4  mehreren  geologischen  Niveaus 
angehört.  Hüll  (t.  Iitt.-Ber.  1885,  Nr.  211)  hatte  die  Entdeckung  Bauer- 
manns, dals  der  „Wiwtensandstein*4  des  Wadi  Naab  (SinaThalbinsel)  einem 
Kalkstein  mit  unterkarbonUchcn  Pctrefxkten  unterlagcre,  durch  ncua  Fundo 
bestätigt;  und  nun  entdeckte  Schweinfurth  auch  im  Sandstein  des  ägypti- 
schen Wadi  Araba,  das  unter  29”  N.  Br.  in  den  Golf  von  Suez  mündet, 
eine  unzweifelhaft  devonische  Fauna.  Der  Sandstein  dieses  Thaies  ist 
also  mit  Ausnahme  der  obersten  Schichten,  dio  unmerkbar  in  echt  kreta- 
zeischea  Temin  übergehen , nach  Hüll«  Terminologie  Wüstenmndstein ; 
gleichzeitig  wird  aber  dadurch  auch  die  Ansicht  Ilulls  (West.  Palostine,  8.  Litt.- 
Kcr.  1886,  Nr.  311),  der  auf  Grund  der  Lagerungsrorhältnittf  den  Wüstensand- 
stein  des  Wadi  Nash  für  unterkarbonisrh  erklärte,  berichtigt.  Supan. 

360.  Schweinfurth , Reise  iu  das  Depressionsgebiet  im 
Umkreise  des  Fajurn.  (Ztschr.  Gesellsch.  f.  Erdkunde, 
Berlin  1886,  Bd.  XXI,  8.  96.) 

Zu  den  Spuren  pliocaner  Meercobcdeckung  dos  Niltlulc*  bei  Kairo 
(8.  Litt.  -Ber.  1886,  Nr.  211)  gesellen  sich  nun  noch  zwei  andre  Fund- 
stellen pliocäner  Meexcstiere : die  eine  im  S der  Pyramiden  von  Gizeh.  die 
andre  bei  Ssedment  (ea  S0°  10  * Br.).  Die  lliihe  von  60 — 70  m stimmt 
mit  jener  von  Kairo  überein.  Im  Fajrtim  sind  solche  Spuren  noch  nicht 
entdeckt  worden.  Die  untorsuchten  geologischen  Profile  im  Fayümer  Becken 
geben  ein  ununterbrochene*  System  vom  obersten  Kocin  bis  zum  Miocün, 
und  ergänzen  somit  die  Koiro-Pioflle,  die  durch  Denudation  gelitten  haben. 

Die  Schichten  fallen  nach  NW.  Das  alte  Ufer  des  Hirket-el- Qerün  (bis 
zur  griechisch  • römischen  Zeit)  liegt  40  ra  über  dem  See  (also  in  Meer er- 
höhe). Seit  den  letzten  10  Jahren,  namentlich  seit  dem  Eingehen  der 
ZuckcmthrkuUnr  am  Südufer,  steigt  der  Seespiegel  wieder  jShrlich  um 
3 cm.  In  der  Oase  von  lUj.in  wurden  keine  Siitswasforabtagerungen  ge- 
funden.  Supan. 

361.  Möllinger,  Referat  über  dio  Thätigkoit  der  Soeiete 
d’Etudas  du  Nil.  (Geogr.  Nachrichten,  Basel  1886, 
Sep.-Abdr.) 

Die  genannte  Getcllschift  beantragte  bei  der  iigyptischeu  Regierung 
die  Errichtung  eines  groben  Stauwerkes  bis  Dscbcbcl  ScUclch  unterhalb 


Assuan,  und  die  Anlage  eine*  natürlichen  Bassins  oberhalb  diese«  Stau« 
werke*,  bei  Kum  Orobo*,  welches  zweimal  im  Jahre  gefüllt  werden  toll, 
und  zwar  vor  der  Überschwemmung,  um  dieselbe  je  nach  dem  gering« 
oder  starken  Steigen  in  dem  betreffenden  Jahr  zu  regulieren,  und  dann  ro 
den  Monaten  November  bis  Januar,  um  in  der  Zoit  tiefsten  Wautrstaude* 
(Mai  und  Juni)  das  Wasserquantum  des  Nil  zu  verdoppeln.  Durch  die 
Anlage  eines  solchen  Stauwerkes  würde  aber  nicht  nur  Ägypten  vor  Hanget« 
j ähren  bewahrt  bleiben,  sondern  es  würden  auch  die  Stromschnellen  von 
Assuan  das  ganze  Jahr  hindurch  schiffbar  werden,  und  es  würde  endlich 
die  Anlage  eines  BcwässerungskanaU  oberhalb  der  Barragc  zwischen  dem 
Nil  und  dem  libyschen  Plateau  ermöglicht  werden.  Fraglich  wird  die 
Ausführung  dieses  grofaartigen  Projekten  durch  den  Kostenpunkt  (100  Md« 
lionon  Frank)  und  durch  einige  technische  Schwierigkeiten.  Supan. 

362.  Hansen , Alg^rie  et  Tunisie.  Mafast&b  1 : 1 800  000. 
Comitl  Orauais  du  Congros  d’Algor,  1885. 

Die  Karte  macht  durch  das  blaue  Flufsnetz,  da»  braun  gestrichelte 
Terrain,  die  deutliche  Schrift  und  dos  Kolorit  der  Meereaticfeu  einen 
freundlichen,  säubern  Eindruck.  Die  schiefe  Beleuchtung  kommt  der  Dar« 
Stellung  der  südlichen  Randgebirge  des  Plateaus  sehr  zu  statten;  da  tie 
aber  einseitig  durchgefuhrt  worden  ist,  kommen  bei  den  nördlichen  Rand« 
gebirgen  die  schroffen  Abfälle  nach  der  Küste  zu  nicht  zur  Geltung,  die 
Abhänge  nach  dem  Innern  treten  viel  mehr  vor  und  der  Eindruck  do 
Plateaus  wird  dadurch  sehr  beeinträchtigt.  Die  Karte  enthalt  riele  liohru- 
zahlen;  diejenigen  in  dor  Schott- Depression,  welche  deutlicher  sichtbar  sein 
müffttc,  entbehren  des  Minuszeichens.  Eine  Erklärung  dor  angewandten 
Zeichen  und  der  häu6g  gebrauchten  arabischen  uud  berbemcheu  Worte 
wäre  am  Platze  gewesen.  Algerien  ist  sorgfältig  und  nach  guten  Quellet) 
gezeichnet.  Die  Benutzung  der  bisher  erschienenen  Blätter  der  Karte  von 
Algerien  in  1:50  000  hätto  nur  wenige  auffallende  Verbesserungen  erge- 
ben. Auf  derselben  wird  im  J.  1884  der  Lac  Fetzaiu  noch  angegeben, 
nach  Hansen  wurde  er  1880  trockengelegt.  Die  Darstellung  von  Tune- 
sien Ut  veraltet;  din  jetzt  bis  auf  die  vier  südlichsten  Blätter  vollendete 
Karte  de»  Depot  de  la  üuerre  in  l : 200  000  hätte  als  Grundlage  benutzt 
werden  müssen.  Dio  Hisenbahnstrecken  von  Oran  bis  Ain-Temoucbcnt, 
von  Sidi  - bei  - Abbe*  bis  Ras  el-Ma,  rou  Mciiervillc  bu  Palostro  und  von 
Arzew  bis  St-Uloud  sind  in  Betrieb.  Domon*. 

363.  Leroy-Beaulieu,  L’Aigiärie  ot  la  culture  de  la  vigne. 
(L’Economiate  1886,  Bd.  1,  8.  661.) 

Von  d«n  vier  lUiuptkulturen  Algiers,  tlcr  Viehzucht,  «er  Onngva- 
kultur,  den  Korkeichen  and  dem  Weinbau,  ist  letiterer  allem  eine;  raschen 
Zunahme  fähig , und  ihm , sowie  den  Eisenbahnen  verdankt  die  Kolonie 
den  groben  Aufschwung  in  den  letztoD  Jahren.  Folgende  Zahlen  teigen 
dies  am  besten : 

167»  isst 

Weingärten,  ha 17  737  65  708 

Zahl  der  Eigentümer . . . G 946  33  804 

Wein,  hl 348  OOO  890  9l>0 

Trotzdem  ist  die  Wcineinfuhr  noch  gtdfser  als  die  Ausfuhr.  1884 
betrug  die 

Einfuhr  ....  157  458  hl,  Wert:  7 454  000  Frank 
Ausfuhr  ....  149  886  . „ 2 906  (HK) 

Derzeit  hangt  die  Zukunft  Algiers  lediglich  ilaron  ab,  ob  dio  J’bji- 
loaera.  die  »ich  in  der  Umgebung  von  Tlemeen  und  Sidi-bel-Abhcs  gezeigt 
hat,  Fortschritte  macht  oder  nicht. 

Tunis  hat  erst  ca  2000  ha  Weinlaod.  Summ. 


364.  Regenmenge  in  Uran,  1865 — 85.  (Bull,  de  Geogr.  et 
d’Archeologie.  Oran  1886.  Bd.  IX.  8.  27.) 

Die  am  Militurspital  gemessenen  Itogenmengen  werden  hier  für  alle 
Monate  der  21jährigen  Periode  raitgeteilt,  und  dies  versetzt  uns  in  di» 
Luge,  den  Mittelwerten  (Kolonne  a)  noch  zwei  andere  Ilerechnungen  anru- 
fügen,  die  — wie  ich  schon  im  Ulter. -Ber.  Kr.  132  betonte  — für  den 
klimatischen  Charakter,  besonders  gewisser  (legenden  fa-t  mehr  Wert  haben, 
als  die  mittlcrn  Regenmengen.  Unter  Kegenarmut  »erstehe  ieh  eine  mo- 
natliche Itegenmenge  von  weniger  als  20  mm : die  Bezeichnung  Regenlosig- 
keit beschranke  ich  aber  auf  diejeuigen  Monate,  wo  gar  kein  mefsbarcr 
Niederschlag  ziel. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  365 — 368. 


85 


Mittler« 

Regenmenge 

mm 

(») 

Dezember  . ...  81* 


Januar 53 

Februar  ....  41 

März 64 

April 49 

Mai 37 

Juni  ....  7 

Juli 1* 

AugUVt 1 


September  ...  16 
Oktober  ....  47 
November  ....  49 


abrschclniichkcit  der 

Summe 

Regen* 

snnu: 

Regen- 

loitjfkei? 

ron  b 4-  c 

(b) 

(0 

<•» 

0.14 

— 

0,14* 

0.29 

— 

0,19 

0.19 

— 

0,1* 

0.14 

— 

0,14* 

0.44 

0,05 

0.« 

0.»* 

— 

0.38 

0,71 

0.19 

0.40 

0.« 

o,w 

1,00* 

0,4* 

0,67 

1.00 

O.M 

0.74 

0,77 

0,19 

0,05 

0.*4 

0.» 

0,05 

0.84 

Die  mittlere  jährliche  Menge  ist  446  mm; 
betrug  638,  (tu  Minimum  (1867)  246  mm. 


das  Mnzimura  (1870) 
Supan. 


365.  Stutfield,  El  Maghreb : 1200  mile«’  rido  through  Ma- 
rocco.  London,  Sumpson  Low  & Co.,  1886. 

Der  Verfasser  kennt  aus  eigner  Anschauung  einerseits  du  ganze 
Küstenland  von  Tanger  bis  Mogailor,  anderseits  einen  beträchtlichen  Teil 
dea  Binnenlandes  bis  Fes  und  Marokko;  eine  recht  dürftige  Kartenskizze 
gibt  seine  Reiserouten  (1882- -85)  an.  Kr  gehört  zu  jener  groben  Schar 
von  Reisenden,  für  die  der  Bewohner  des  fremden  Landet  fast  dm  aus* 
schliofslichen  Gegenstand  de«  Interesses  bildet;  die  Geographie  im  strengem 
Sinne  wird  durch  sein  Buch  nicht  wesentlich  gefördert.  Sein  Zweck  ist, 
naehzuweisen.  dal»  Marokko  ein  rou  der  Natur  außerordentlich  gesegnetes 
Land  ist,  daß  sich  aber  in  einem  erbärmlichen  Zustand  befindet,  aus 
dem  es  nur  durch  eine  britische  Annexion  geriueu  werden  könne.  Dos 
Klima  ist  gesünder  und  das  knltnrfähige  Land  großer  als  in  Algier.  Alle 
Cerealien  gedeihen  hier,  aber  der  Ertrag  reicht  jetzt  nicht  einmal  mehr 
für  den  einheimischen  Bedarf  aus;  Baumwolle  wird  kaum  mehr  gewonnen, 
mit  der  Weiukultur  ist  es  schlecht  bestellt  und  noch  mehr  mit  der  Kul- 
tur von  vegetabilischen  Ocnnfsmittelo  und  sonstigen  Nutzpflanzen.  Mine- 
ralische Hilfsquellen  sind  reichlich  vorhanden,  aber  nicht  erforscht.  Die 
Bevölkerung  lut  seit  der  Zeit  des  Leo  Africanus  abgenommeu,  wie  die 
vielen  Städteruinen  und  Wüsteneien  zeigen.  Die  ausgezeichnete  tiefe 
Wasserstraße  des  Sebu,  in  dem  die  Flut  50  km  weit  landeinwärts  dringt, 
bleibt  unbenutzt.  Die  Angaben  Über  den  Handel  sind  unrichtig  oder  ver- 
altet; er  beträgt  nicht  20,  sondern  30  Millionen  Mark,  und  nicht  Eng- 
land, sondern  Frankreich  steht  unter  den  Yerkehrsländem  obenan.  Den 
Hauptinhalt  bilden  Schilderungen  der  Städte  und  der  Bewohner.  Zwi- 
schen Berbern  und  Arabern  findet  der  Verfasser  keine  wesentlichen  Unter- 
schiede; die  blonde  Varietät  hält  er  noch  für  vandalischeu  Ursprungs.  In 
bezug  auf  die  statistischen  Notizen  s.  Nr.  367.  Für  den  gegenwärtigen 
Zustand  macht  er  die  schlechte  Hegieniug  verantwortlich.  Beachtenswert 
aind  seine  Bemerkungen  über  den  Unfug,  den  Einheimische,  besonders 
Juden  mit  dem  konsularischen  Schutz  treiben,  und  der  nach  seiner  An- 
sicht nur  durch  Errichtung  eines  internationalen  Konsulsrtribunals  beseitigt 
werden  kann.  Den  Engländern  wird  die  Besitzergreifung  Marokko«  em- 
pfohlen, einmal  als  Kornkammer,  dann  zur  Sicherung  der  Gibraltarstrufse. 
Gibraltar,  das  weder  als  Hafen  noch  als  Kohlendepot  genüge,  müsse  durch 
Ceuta  ersetzt  werden.  Supan. 


366.  De  Campou,  Un  Empire  qui  croulo.  Le  Maroc  con- 
tomporuio.  Paris,  Plou,  Xourrit  & Co.,  1886. 

In  der  Ansicht,  dal.  der  gegenwärtig«  Zustand  in  Marokko  auf  die 
Dauer  unhaltbar  ist,  stimmt  de  Camixru  mit  Stutfield  überein,  setne 
Schrift  macht  aber  nicht  Propaganda  für  eine  Annexion.  Sie  beateht  aus 
einer  Itcihe  kleiner  Aufaätae,  die  selbst  in  ihrer  Aneinanderreihung  ein 
System  vermissen  lassen , aber  unsre  Kenntnis  des  Landes  mehr  fordern, 
als  das  Buch  von  Stutfield.  Den  tiefen  Stand  der  Bodenkultur  im  Ver- 
gleich :u  ehemals  erklärt  der  Verfasser  einerseits  durch  den  schweren 
Steuerdruck,  der  eine  Ausdehnung  derselben,  seihet  auf  ausgezeichnetem 
Terrain,  verhindert,  und  anderseits  durch  den  völligen  Mangel  an  Dünger. 
Fast  regelraitäig  tritt  alle  acht  Jahre  eine  Hungersnot  ein.  Charakteristi- 
sche Züge  sind  die  Argarwälder  awischen  Mogador  und  Marokko  und 
zwischen  Mogador  und  Agtdir,  welche  — da  jeder  Baum  10  1 öl  lie- 
fert — eine  hoho  wirUehaftliche  Bedeutung  erringen  könnten;  ferner  die 
ca  50  km  breite  Makrone  des  Litoralgebietes,  wo  iu  der  trocknen  Zeit 
die  künstliche  Bewässerung  reichlich  durch  Tau  ersetzt  wird,  und  endlich 
die  Hannapflanzungen  iu  Tafilet  und  im  Gebiet  der  Zaires.  Die  Folgen 
der  Entwaldung,  die  auch  jetzt  noch  auf  allen  Punkten  fortschrcitct,  zeigen 
Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  Utt.-Bo  rieht. 


lieh  im  Verschwinden  von  Quellen  und  im  Wildbachcharakter  der  Flüsse 
zur  Hochwasserzeit.  Der  Hydrographie  iat  ein  eigne«  Kapitel  gewidmet, 
dem  beaonders  mehrfache  Messungen  des  Wasseratandes,  der  Breite  und 
Tiefe  der  Flüsse  Wert  verleihen.  Die  drei  bedeutendsten  Flüsso,  der  Mu- 
luja,  Sebu  und  Um  er  Uebiah  führen  im  Winter  durchschnittlich  4000 
und  im  Sommer  100  cbm  io  der  Sekunde  in  das  Meer  ab.  Die  Bedeu- 
tung dei  Sebu  als  Wasserstrafae  wird  auch  hier  betont:  er  wüte  bis  Sok 
el  Haid  das  ganze  Jahr  und  im  Winter  bis  Fes  schiffbar  und  ira  Ober- 
lauf riöfsbtr.  Den  Schlufs  bilden  das  Itinorar  von  Fcs  narh  l'dsehda, 
des  gmr.en  Verkehrsweges  nach  Algier,  der  nur  in  der  Westbälfte  auf  eine 
Strecke  von  120  km  wawerreieber  und  daher  auch  dichter  bevölkert  ist; 
und  endlich  Beschreibungen  der  Küstenorte  mit  statistischen  Angaben 
(s.  Nr.  367).  Suj»n. 

367.  Erckmann,  Le  Maroc  moderne.  Paris,  Challamel 
aine,  1885. 

Was  dieses  Buch  vor  den  beiden  eben  genannten  auszeichnet , ist  die 
systematische  Bebilderung  det  gegenwärtigen  staatlichen , wirtschaftlichen 
und  religiösen  Verhältnisse ; besonders  dürfte  das  ausführliche  Kapitel  über 
die  Armee  in  allen  Kreisen,  die  mit  begehrlichen  Blicken  nach  Marokko 
hinUbenchieleD , Anklang  finden.  Eine  saubere  Karte  in  1 : 1^  Million 
«cigt  die  Reiserouten  des  Verfassers  in  den  Jahren  1877 — 83;  auch  Pläne 
von  Fes,  Marokko,  Agadir  und  Tarudant  sind  beigegeben. 

Es  erübrigt  nur  noch,  der  statistischen  Angaben  zu  gedenken,  welche 
sich  in  den  Werken  von  Erckmann,  de  Campou  und  Stutfield  linden.  Nach- 
stehende Tabelle  zeigt,  wie  wenig  Sicheres  wir  über  die  Seelensahl  der 
Städte  «rissen.  Bezüglich  Marokkos  gibt  Stutfield  an,  dafs  die  Bevölke- 
rung ln  gewöhnlicher  Zeit  etwa  60000  betrage,  dafs  sie  aber  auf  mehr 
als  100  000  «teige,  wenn  der  Sultan  mit  seinem  etwa  40  000  Köpfe  räh- 
lenden  Gefolge  hier  Hof  halte.  Dies  erklärt  zum  Teil  wohl  auch  die  ko- 
lossalen Differenzen  in  den  Angaben  über  die  Bevölkerung  von  Fes.  Die 
Geoamtbevölkerung  dea  Reiches  schätzt  Stutfield  auf  6,  Erckmann  auf  8 Milt. 


Krckmann 

de  Campou 

StatOeM 

Tanger  . . 

15-  bis  20  000 

uooo 

— 

El  Araucli  . 

8-  bis  10  000 

5 000 

— 

Mrhdlia  . . 

— 

400 

— 

Sela  . . .1 
Rabat  . . . J 

30-  bis  40  000 

6 000 
12  000 

30  OOO 

Dar  el  Beida 

10-  bi*  15  000 

6 000 

5 000 

Aaemmur . . 

10  000 

— 

— 

Masagan  . . 

15-  bis  20  000 

5000 

— 

Sali  . . . 

9-  bi»  10000 

8 000 

— 

Mogador  . . 

12-  bis  15  000 

UOOO 

15  000 

Fes  . . . 

60  000 



1O0-  bi*  150  000 

Mekines  . . 

20  OCK) 

— 

unter  50  000 

Marokko  . . 

55  000 

— 

60-  bi*  100000 

Tarudant . . 

6-  bin  7 000 

— 

— 

.Vupan. 


368.  van  Leyk,  Die  uordafrikanischen  Handels-  und  Kara- 
wanenstrafson.  (Export,  Berlin  1885,  Bd.  VH,  S.  659. 
767.  779.  816.  831.  861.  877.  893;  Bd.  VIH,  1886, 
S.  114.  129.) 

Die  nordafrikanischen  Straf sen  lassen  sieh  in  drei  Kategorien  teilen: 
1)  die  vom  Mittelmccr  nach  dem  Sudan , 2)  die  lokalen  Strafseu  zwischen 
den  einzelnen  Handelsplätzen,  3)  die  in  östlicher  Richtung  verlaufende 
Strafse  der  grofsen  Piigerkarawane  nach  Mokka.  Der  Verfasser  behandelt 
in  aciner  Artikelreihe  nur  die  Stratsen  der  ersten  und  zweiten  Kategorie, 
und  von  denen  der  ersten  in  ihrem  ganzen  Verlauf  nur  jene,  welche  nach 
WodaV,  Bornu  und  den  Hausustuten  führen. 

Die  wichtigeten  nördlichen  Ausgangxpunktc  sind  Kairo  (Strafso  über 
die  Siwah- Oasen  nach  Audschila  und  Murxuk),  Bengasi,  von  wo  aus  die 
direkt#  Route  nach  WudaT  führt:  Tripoli,  das  jetzt  ia  hohem  Grade  den 
sudanesischen  Karawanenhandel  beherrscht,  seit  die  französische  Herrschaft 
in  Algier  und  jetzt  auch  in  Tunis  den  Sklavenhandel  einerseits  nach  Tri- 
poli, anderseits  nach  Marokko  gedrängt  hat;  Gäbe«,  Tunis,  die  algerischen 
Hafenplätze,  Rone,  der  eigentliche  Eiporthafen  von  Constantinc  und  mit 
«richtiger  KoraUenßschcrei;  Philipperille,  der  Importhafen  von  Constan- 
tino;  Algier  und  Oran,  das  die  Bedeutung  von  Tlemsen  ganz  in  den 
Hintergrund  gedrängt  hat.  Von  deq  marokkanischen  Mittclmeerhäfen  kommt 
nur  Tetuan  in  Betracht;  weitaus  wichtiger  sind  aber  die  atlantischen: 
Tanger  mit  tiefem  und  stets  zugänglichem  Hzfen;  Rabat,  die  Perle  der 

0 


Digitized  by  Google 


86 


Litteraturbericht  Nr.  369—371. 


marokkanischen  Küstcustädte,  dem  eine  große  Zukunft  bcvnrstoht,  wenn 
einmal  Marokko  das  Verbot  der  Getreideausfuhr  aufliebt,  ein  Verbot,  das 
allein  für  Maugan  nicht  besteht;  ferner  Safi,  der  »eichte  und  wenig  ge- 
schützte Hafen  der  Hauptstadt  Marokko,  und  endlich  Mogador,  der  Haupt- 
markt  für  den  sudanesischen  Straußfvderhandel. 

Die  biutienländiachen  Endpunkte  sind  Wadat,  Bornu,  die  Haus**- 
Staaten  und  die  NigerlÜndcr,  vor  allem  Timbuk  tu. 

Cberblickt  man  die  Strafienxuge  auf  einer  Karte,  so  fällt  einem  sofort 
das  dichte  Netz  nördlich  rom  25.  Parallel  auf.  Hier  haben  sich  eine 
Reihe  von  Handelsplätzen  entwickelt,  die  ihre  Bedeutung  teils  ihrer  iand- 
wirtschaftlichen  und  industriellen  Thiitigkrit,  teils  ihrer  I*ge  am  Kreuzung»* 
punkte  viel  besuchter  Straften  verdanken.  Audschila;  ferner  Murauk, 
Ghit  und  Ghadamr-t,  die  drei  Mittelpunkte  des  Handels  nach  dem  mitt* 
lern  Sudan;  Wargla,  das  durch  eine  Eisenbahn  mit  Constantine  verbunden 
werden  soll;  Suf  mit  ausgedehntem  Wollhandel;  das  ebenso  fruchtbare,  als 
in  Weberei  tüchtige  Biskra;  Laghunt  (oder  El  Aghuat),  wo  die  Boden* 
kultur  rati«Deller  betrieben  wird,  als  an  irgend  einem  andern  Wüstcoort;  die 
wichtigen  TransitbandeDplütze  Ain  Saiah  und  lamentit;  Tarudant  im  Silz, 
der  einzige  Industricort  der  marokkanischen  Sahara  4c.  Der  jährliche 
Warenumsatz  von  ühit  wird  auf  20»  von  Ain  Saiah  ebenfalls  auf  20,  von 
Mursuk  auf  15  und  von  Ghadames  auf  12  Millionen  Frank  veranschlagt. 

Smjmn. 

369.  De  Crozals,  Lu  commerce  du  sei  du  Snlmra  au  Sou- 
dun.  (Revue  du  Geogr.,  Paris  1886,  Bd.  IX,  S.  241  i 
und  326.) 

Eine  der  wichtigsten  Naturgabcu  der  nordafrikaniichen  Wüste  ist  be- 
kanntlich das  Salz,  das  einen  ausgedehnten  Exporthandel  nach  dem  Sudan 
unterhalt.  In  der  weltlichen  Sahara  wird  in  der  zweiten  Hulfte  des  15.  Jahr- 
hundert» Tegazza  als  wichtiges  Salzwerk  genannt,  and  Barth  identifiziert 
damit  das  bereits  im  11.  Jahrhnudert  erwähnte  Tatental.  Im  11.  Jahr- 
hundert wurden  auch  die  Malzminen  von  Tauteck  und  im  10*  Jahrhundert 
die  von  Aulil  ausgebeutet.  Im  Jahre  1590,  ob  Tegazzu  aus  unbekannten 
Ursachen  verschwindet,  tritt  das  Stcinmlzlogcr  von  Tandem  (nach  Barth  | 
70  milra  S von  Tegazza)  die  Erbschaft  von  Tegaxxa  an  uud  hat  bis  zum 
heutigen  Tag  den  ersten  Hang  in  der  westlichen  Sahara,  wo  außerdem  noch 
die  Salzpfanne  von  Idvrhil  (Hauptinarkt  'IW hu)  ausgebeutet  wird,  behauptet. 

Die  mittlere  Sultan  liefert  neben  Kochsalz  auch  Natron.  Von  geringer  Güte 
ist  das  Natron feld  von  Air.  Wichtig  sind  dagegen  die  Salzraincn  von  Aroad* 
gbör,  die  einen  Jahrhunderte  alten  Handel  unterhalten.  Aus  den  Natron* 
aeen  in  Fessan  wird  Tripoli  versorgt ; stark  salzhaltigen  Boden  findet  man 
auch  in  der  Hofra,  und  auch  die  Kufra* Oasen  besitzen  Salzseen,  denen  i 
aber  nur  eine  lokale  Bedoutung  xukorarat.  Was  Tandem  für  den  Westen 
i«t,  ist  Bilroa,  dessen  Salzhandel  in  den  Händen  der  Tuareg»  liegt,  für 
die  mittlere  und  Östliche  Sahara.  Weiter  nach  O finden  wir  Salz  in  der 
Oase  Uudu  in  ßorku  und  Natron  zwischen  den  Oasen  RHrbo*  und  Wun. 
Noch  woit«?r  östlich  liegen  die  geschätzten  SalxDg<r  von  Demi  und  Fodi- 
Integiding,  deren  Handel  nach  Wadzf  Billia  vermittelt.  Für  Darfor  sind 
die  Salzbrunnen  Bir  el  Attron  und  Bir  el  Malha  von  gröberer  Bedeutung; 
letzteres  liefert  auch  Ägypten  schönet  Natron. 

Ganz  salzlos  ist  auch  der  Sudan  nicht.  Salzlachen  finden  sich  im  Thal 
von  Fogha  in  der  Provinz  Kubbi,  und  Natron  im  nördlichen  Bomu  bei  Neu* 
Bunc,  Magadjiri  und  Gadabnni.  Ein  Natronsee  liegt  auch  in  Kauern  zwi- 
schen Galo  und  Mao,  aber  er  liefert  nur  eine  geringe  Ausbeute.  In  Bu- 
manda  am  Rennt*  (Ausfuhr  nach  Adamaua),  in  Miltu  in  Bagirmi,  in  Lagone 
und  östlich  vom  Tsadaee  wird  Sali  aus  der  Asche  gewisser  Pflanzen  gewonnen. 
Einer  ähnlichen  Industrie  begegnen  wir  im  östlichen  Sudan,  die  zur  Zeit 
Kotechy*  besonders  in  der  Umgebung  des  Djebel  Araich-Kol  (14°  B.,  west- 
lich vom  Weiften  Nil)  blühte  und  auch  für  einen  beträchtlichen  Eiport 
arbeitete.  Im  Altertum  wurden  auch  dio  Salzlager  in  der  Nähe  von  Schcndi 
(Mcroe)  ausgebeotet.  Suport. 

370.  Christ,  Eine  Erlihlingsfnhrt  nach  den  Canarisohen 
Inseln.  Basel,  Georg,  1886. 

In  höchst  anziehender  Weise  schildert  der  bekannte  schweizerische 
Püinzengeograph  Land  and  taute  der  Uauarcn,  namentlich  aber  die  Püan-  j 
icnwelt,  und  unterstützt  seine  Erzählung  durch  eine  Heihe  gut  autgefuhrter 
Abbildungen  nach  eignen  Skizzen  ; kurze  Teito  bezeichnen  jeden  henorra- 
genden  Gegenstand  ouf  den  Bildern  — ein  sehr  nachahmenswertes  Beispiel. 

Die  Phoncrogamenflora  der  Omaren  zählt  (nach  Webb  und  Berthclot,  1842) 

977  Arten;  davon  sind  386  eingewandcTte  oder  «ungefiihrte  Unkräuter,  269 
nur  canarßch  und  332  atlantisch  (gemeinsam  mit  Azoren  und  Madeira). 

Die  Herkunft  der  Mitteiraeerelemexite  »ö  der  endemischen  Flora  (Holunder, 
Arabis,  Fcatuca)  UCst  »ich  weder  durch  eine  Laudverbindung  mit  Afrika,  1 


wo  dies«  Formen  fehlen,  noch  durch  Strömungen,  noch  durch  Winde  er- 
klären; daß  aber  Beziehungen  mit  dem  Mittelmeer  bestanden,  zeigt  auch 
die  niedere  Tierwelt.  Das  Klima  hat  diese  nordischen  Elemente  zu  perrn- 
nietenden,  baumartigen  Gewächsen  mit  groben  Blättern  und  Blüten  um  ge- 
staltet. Andre  einheimische  Pflanzen  weisen  auf  Süd-  und  Ostafrika,  auf 
die  Antillen,  Amerika  4c.  hm.  Mit  der  europäischen  MiocünÜora  hat  die 
canarischc  nur  wenig  gemein.  Ganz  im  Gegensatz  zu  den  andern  Inselfloren 
finden  sich  hier  gerade  die  charakteristischen  Geschlechter  durch  zahlreiche 
Artenrrihen  vertreten.  Größtenteils  im  Anschluß  an  Webb  und  Berthelot 
unterscheidet  der  Verfasser  folgende  Hegionen ; l)  Kegiou  unter  den  Wolken, 
bis  ca  700  m Höhe,  afrikanische  Strand*  und  StcppcnHanxeo , die  meisten 
endemischen  Strnucher , Succulenten  und  der  Drago ; Hegion  der  Kultur- 
ptlunzm,  die  der  Bewässerung  bedürfen;  2)  Wolktnregion,  700  — 1600 m 
(untere  Grenze  des  Winterschnees),  Kegion  des  atlantischen  Lorbcerhainm 
(eine  Trennung  in  Wald*  und  Buschrnginn  ist  aber  nicht  statthaft.  Hoch- 
wald in  den  Tbllcrn,  Buschwald  auf  den  offnen  Holden);  Getreide,  Kartoffel 
und  Lupinen  bis  1100  m;  3)  Region  über  den  Wolken,  1600  — 2800  m, 
BU  2000  m reicht  doT  Waldgürtel  der  canarischen  Fohre,  die  zwischen  den 
zentralamerikiuibchen  dreinadeligen  Kiefernarten  und  der  mediterranen  See* 
stTanduföhie  vermittelt  (im  obem  Tertiär  auch  in  Südeuropa},  und  dann  folgt 
die  Hegion  der  Ketania-fk&tände. 

Das  kurze  Kapitel  über  das  Klima  enthält  die  Temperatu rmesmngen 
von  Honegger  in  Puerto  de  Orotava  (1872  — 76),  die  allerdings  schon  iss 
Buch  Ton  Morcet  (1883)  mitgcteilt  wurden.  Jahr  20,15°,  Januar  16,7*, 
April  18,6V,  Juli  23,6°  (August  243°),  Oktober  21,4**. 

Von  dem  Charakter  der  Bewohner  weifs  der  Verfasser  nicht  genug 
Rühmenswertes  zu  erzählen.  Er  ist  der  Ansicht,  dufs  die  Urbevölkerung 
besonders  auf  Palma,  Gomert  und  Hieno  noch  ziemlich  rein  erhalten  ist, 
und  dafs  nur  der  Adel  vorwiegend  spanischer  Abstammung  ist.  l)ic  jetzigen 
wirtschaftlichen  Zustände  sind  ziemlich  trauriger  Natur:  Zwiebel  und  Kar- 
toffel, die  in  kleinen  Barken  mit  lateinischem  Segel  nach  Cuba  und  Puerto 
Rico  verschifft  werden,  sind  die  einzigen  Ausfuhrartikel.  Noch  immer  h<»lft 
man  auf  eine  neue  Bliiteperiode  der  Koehenillenzueht,  und  venÄumt  e>,  an 
Stelle  der  KaktuskuHurcn  einträgliche  Wein-  und  Maulbcerpflonzuugen  zu 
setzen.  Supan. 

371.  Körper,  Mission  agricole  et  zoot-echnique  dans  lo  Sou- 
dan  Occidental,  1884 — 85.  Paris,  Cballamel  aine,  1886. 

Boden  und  Klima  machon  die  französischen  Besitzungen  am  obern  Se- 
negal und  Niger  zn  einem  außerordentlich  fruchtbaren  Luid.  Der  Boden 
ist  in  den  hohem  Partien  sandig-tonig  und  mit  starkem  Humusgehalt , in 
den  übrigen  Teilen  aber  tonig-sandig.  Der  Mangel  an  Kalkgehalt  erklärt 
es,  dafs  die  Aubauversuche  mit  Weizen  und  Gerste  mißglückt  sind.  Das 
Klima  wird  durch  eine  scharfe  Einteilung  des  Jahres  in  eine  trockne  und 
eine  Regenzeit  (Juli  bis  November)  charakterisiert.  Zwei  Driltel  des  Lande* 
können  noch  kultiviert  werden;  das  übrige  Drittel  ist  teils  schon  bebaut, 
teils  wird  es,  wenn  auch  wahrscheinlich  mit  Unrecht,  als  steril  angesehen. 
Unsicherheit  und  die  Faulheit  der  Kingebomen  bindern  hauptsächlich  die 
Entwickelung  des  Ackerbaues;  der  erstere  (‘bei stand  ist  durch  die  Okku- 
pation gTÖfstcnteils  behoben,  und  in  der  Th&t  bat  sich  die  Fläche  des  be- 
bauten Landes  um  die  Hälfte  vermehrt.  Am  obern  Senegal  wird  im  Juni 
und  Juli  gesäet  und  im  September  oder  Oktober  geerntet;  es  liefse  sich 
aber  noch  eine  zweite  Ernte  im  Januar  oder  Februar  (Aussaat  iro  Oktober) 
erzielen.  Dos  einzige  Ackergerät  der  Kingebomen  ist  eine  Art  Hac-ke  mit 
kurzem  Stiel;  ein  andrer  CboUtand  ist  die  ungenügende  Aufbewahrung  der 
Ernte. 

Die  wichtigsten  Ackcrbauprndukto  sind  Reis,  der  fast  überall,  besonders 
aber  ln  der  inundierten  Thalebene  d«  obem  Niger  angebaut  wird,  Mais  io 
zwei  Arten  (der  gelbe  dient  für  dio  Menschen,  der  weifse  für  die  Tiere 
alz  Nahrung)  und  Erdnüsse.  Von  den  Hondelsptianzen  gebührt  der  erste 
Hang  dem  Tabak,  der  jetzt  noch  eine  untergeordnete  Rolle  spielt;  die  zweit« 
der  Baumwolle,  die  im  wilden  Zustand,  wie  kultiviert  vorkommt.  AD  Rein- 
gewinn pro  Hektar  wird  berechnet  fUr  Tabak  1515,  Reis  400,  Banrowolle 
300,  Mais  160,  Erdnüsse  135  Frank.  Die  Garteokultur  Dt  am  obere  Niger 
mehr  entwickelt  als  am  obem  Senegal;  Versuche  lehrten,  dafs  alle  euro- 
päischen Gemüsearten  hier  gedeihen. 

Aufser  dem  Ackerbau  beruht  die  Zukunft  der  Kolonio  auf  der  Riodvieb- 
uod  Schafzucht ; namentlich  dürfte  die  Woll Produktion  sehr  wichtig  werden. 
Die  Hauptfrage,  die  hier  zu  loten  Dt,  Dt  die  Futteibearhaffung.  Die  Tiere 
sind  nur  auf  die  Weide  angewiesen,  welche  (mit  Ausnahme  des  feuchtem 
obem  Nigerthaies)  gegen  Ende  der  Trockenzeit  keine  Nahrang  mehr  bietet. 
Abhilfe  konnte  durch  künstliche  Bewässerung  getroffen  werden:  schneller 
fuhrt  zum  Ziele  die  Anlage  von  Silo»  (unterirdische  Korngiuben)  zur  Auf- 
bewahrung von  Mai»  und  dem  Stroh  der  Erdnüsse;  für  den  Transport  wird 
die  Maultierzucht  mit  Hilfe  von  Guinea -Zuchteaeln  empfohlen.  Endlich 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  372 — 378. 


87 


fordert  der  Verfasser  im  Interest«  der  Kolonie  dir  Anlage  vor.  Ackerbau- 
Stationen  und  die  Eröffnung  von  Handelswegen  nach  Nioxo  und  Timbo. 

$UJKM. 

372.  Bois,  Senegal  et  Sondan.  Paris,  Challamel  atne,  1886. 

Die  erete  Hilft«  der  Schrift  des  frühem  Betriebschef*  der  Eisenbahn 

Dakar — St.  Louis  ist  eine  hDtortehe  Darstellung  der  öffentlichen  Arbeiten  in 
der  Senegalkolonie : der  Militäratationeo,  Strafsen-  und  Brückenbauten,  Eisen- 
bahnen und  Telegraphen,  Brunnenbohrungen  und  der  Hafenanlage  von  Dakar. 
An  der  Eisenbahn  Dakar — St.  Ixmis,  welche  die  reichste  Ackerbauzone  durch- 
•chneidet , haben  sich  Tinos,  Tiruuane  und  M'Pnl  bereits  zu  wichtigen  Han- 
delszentren entwickelt.  In  der  zweiten  Hälfte  werden  die  Bahnprojekte  nach 
dem  Sudan  und  koloniale  ZukunflspUoe  besprochen.  Der  Bahn  Kayes — Baut- 
mako,  die  nach  abwärts  bis  Mafu,  bis  wohin  dor  Senegal  das  ganze  Jahr 
befahrbar  i st,  verlängert  werden  raubte,  um  aber  auch  dann  noch  unter  den 
Kämpfen  mit  den  Puts  zu  leiden,  wird  das  Projekt  Thies — Fatik — Koolak — 
Baiumako  entgegengoidoUt.  Durch  die  Buhn  nach  Ktudak  würden  die  reichen 
Länder  Sine  und  Salum  ungleich  besser  erschlossen  werden,  als  jetzt  durch 
die  geführdete  Schiffahrt  auf  dem  Salum.  Die  Verlängerung  nach  Uonnnako 
führt  zwar  durch  die  ungastlichen  Länder  der  Niunti  und  Woti,  deren  Wert 
sich  aber  unter  dem  starken  französischen  Schutz  heben  dürfte.  Das  fran- 
zösische Kolonialreich  der  Zukunft  denkt  sich  der  VerÜMMT  östlich  bis  zum 
Tsadsec  und  südlich  bis  zum  Beuuü  und  parallel  von  Bu&saug  ausgedehnt. 

Supatu 

373.  Binger,  Essai  sur  la  langue  Bambara.  Paris,  Mai- 
sonncuve  freras  & Ledere,  1886. 

Auf  eine  kurze  ethnographische  Einleitung,  die  von  einem  Kärtchen 
der  Verbreitung  der  Mandingo  und  Falbe  begleitet  wird,  folgen  eine  Grammatik, 
eine  Sammlung  von  Redensarten  und  ein  Wörterbuch  der  Baiubamspracbe, 
wie  sie  in  Kaarta  und  Bcledugu  gesprochen  wird.  $ujxim. 

374.  Chaper,  Kapport  sur  unu  mission  scientifiquo  dans 
le  territoire  d’Assinie.  (Ardi.  Missions  scientif.  1885, 
Bd.  XII,  S.  1,  mit  1 Kart«  in  1:400000.) 

375.  , Note  sur  la  Geologie  de  la  possession  fran^aise 

d’Assinie.  (Bull.  Soc.  geol.  de  France,  1885/86, 
Bd.  XIV,  S.  105.) 

376.  , Constatation  de  l’existence  du  terrain  glaciaire 

dans  l’Afriquo  equatoriale.  (Comptes  rendus  Aoad. 
d.  Sc.  1886,  Bd.  CIT,  S.  126.) 

Der  Strand  der  Oberguinca-Küste  wird  gebildet  von  feinem  Quarziond, 
der  unter  Beihilfe  der  nach  0 laufenden  Kiistenstronmng  angehauft  ist. 
Kur  stellenweise  Dt  die  Küste  felsig.  Das  Kap  Palmas  besteht  aus  Amphi- 
bolit-Diorit  mit  einer  horizontalen  Einlagerung  von  Quarz  und  einem  eisen- 
haltigen Gestein,  und  die  Vorsprünge  zwischen  Axim  und  dem  Kap  St.  Paul 
aus  Granit.  Die  Klippen  an  der  Küste  von  Drcwin  bestehen  im  Liegenden 
ans  einem  weiten  Gestein  und  iu  Hangenden  aus  uahexu  horizontal  ge- 
lagerten roten  Schichten  (Sandstein  ?).  Bei  Assini  Dt  die  Brandung  schwächer 
und  die  Wassertiefe  bedeutender,  als  bei  Grofs-Baasom,  und  etwa  9 Monate 
des  Jahres  können  Dampfboote  in  die  fischreicho  Lagune  einlau/en.  Die 
wahrscheinlich  ältesten  Gesteine  des  Untergrund»  wurden  nur  in  den  Strom- 
schnellen bei  Aboipo  beobachtet;  cs  sind  roetamorphische  sandsteioartigo 
Schiefer  mit  Hornblende  und  Epidot,  welche  in  eine  Falte  eines  epidot- 
reichen  Granulit*  cingeprefst  erscheinen.  Sonst  finden  sich  als  Untergrund 
nur  stark  zersetzte  blätterige  Schiefer  and  Glimmeraehiefer  mit  mächtigen 
Quarzaderc.  Die  jüngem  Bildungen,  dio  man  m den  Fluteinschnitten  beob- 
achten kann,  aind  a)  im  Liegenden  horizontal  geschichteter  Thon  ohne  Ge- 
rolle, und  darüber  b)  eine  homogene  Lehmma»«  mit  regellos  zerstreuten 
eckigen  Kieselgeechieben  von  den  verschiedensten  Dimensionen,  die  Cluper 
ihrer  Beschaffenheit  wegen  für  glazialen  Ursprungs  erkürt.  (Es  sei  hierzu 
noch  bemerkt,  dafs  die  Felsen  bei  Aboisso  wohl  durch  das  Wasser  geglättet 
sind,  aber  keino  GleDehcrspuren  zeigen.)  Lehm  erscheint  somit  alz  die  vor- 
herrschende Bodenart;  nur  der  Strand,  einige  Partien  der  Laguneuebene 
und  die  Flufsbette  bestehen  aus  Quaraand,  der  ebenso,  wie  dor  Geschiebe- 
ühm  goldhaltig  Dt.  Sie  werden  auch  von  den  Negern  ausgebeutet,  sind 
ober  für  europäische  Begriffe  wertlos. 

Die  Bewohner  zeigen  sich  schon  der  oberflächlichen  Beobachtung  als 
eine  Miwhrasse.  Sie  stehen  unter  einem  absolut  regierenden  König.  Die 
Sklaven  sind  teils  gekauft,  teils  Kriegsgefangene.  Die  Ehe  wird  ohne  Zere- 
monien und  nur  auf  Zeit  geschlossen,  doch  scheint  die  Frau  einigen  Kinlinfs 
zu  besitzen.  Der  Verfasser  behauptet  zwar,  die  Eingebornen  hätten  keine 


Religion,  aber  er  spricht  von  Fetischen  und  vom  Glauben  an  böse  Geister. 
Das  Volk  ist  sehr  reinlich;  Seife  Dt  ein  wichtiger  Einfuhrartikel.  Die  Nah- 
rung besteht  fast  atuwhlie  blich  aus  Bananrr. ; Piment  spielt  nicht  nur  als 
Gewürz,  sondern  auch  als  Arznei  eine  grote  Rolle ; freilich  erweDt  rie  rieh 
machtlos  gegen  die  weitverbreitete  Syphilis.  Geld  ist  unbekannt.  Die  Haupt- 
anafuhrartikel  sind  Palmöl  und  -kerne.  Goldstaub  und  etwas  Elfenbein.  Kaut- 
schuk dürfte  in  Znkunft  von  Bedeutung  werden.  — Ziemlich  reichhaltig 
sind  die  zoologischen  und  botanischen  Notizen.  Die  Elefanten  streichen 
manchmal  bD  in  die  Nahe  der  Lagune.  Dir  Flufspferde  der  Lagune  sind 
wahrscheinlich  schon  ausgestorben.  Die  Zahl  der  gesammelten  Pflanzen- 
arten  beträgt  08;  davon  sind  31—37  Farne.  Supan. 

377.  Pechuel-Loesche,  Zur  Geologio  dos  westlichen  Kongo- 
gebiotes.  (Deutsche  Kuudschau  f.  Geogr.  u.  Statistik, 
188G,  Bd.  VIII,  S.  289,  mit  1 Karte  in  1 : 3 Mül.) 

Die  Karte  stellt  die  geographische  Beschaffenheit  dw  Küstenstriches 
von  3U  25'  bis  7°  45'  S.  und  die  unmittelbare  Umgebung  des  Kongo  bis 
Stanley  Pool  hinauf  dar.  Das  Gebiet  zerfällt  io  zwei  Hauptteile:  l)  dos 
KIDtenvoriaud,  ein  flachwelligc*  Hügelland  von  ca  100  m mittlerer  Höbe, 
aufgebout  aus  dichtem  Latent  in  sekundärer  Laserung.  Au  einigen  Stellen 
südlich  dem  Kongo  stehen  auch  dichte  Kolke  ou,  und  östlich  von  Muserra 
erhebt  sich  an*  dem  Latent  ein  Granitstock  ; 2)  das  Randgebirge,  welches  vom 
Kongo  durchbrochen  wird,  besteht  aus  zwei  tektonisch  verschiedenen  Teilen. 
Vom  FetDchfelscn  unterhalb  Roma  bD  lazngila  reicht  die  Zone  der  kristalli- 
nischen Schiefer  (vorherrschend  Glimmer-  und  Homblendeschiofer).  Der 
Fall  bei  Isangila  wird  durch  einen  mächtigen  DiabasrifT  verursacht.  Dann 
folgt  bb  Kalubu  die  Zone  der  kalkreichen  Tonschiefer  und  der  Grauwacke, 
die  eben«o  wie  die  kristallinischen  Schiefer  gefaltet  sind  und  nach  SW  ein- 
fallen.  Oberhalb  Kalubu  beginnt  die  Zoue  des  horizontal  gelagerten  roten 
Sandsteines.  Die  erste  und  zweite  Zone  wurde  ebenso  südlich  bei  Bentbe 
und  nördlieh  am  Kuilu  wieder  gefunden.  Das  ganze  Rand  gebt  rgr  wird  von 
Latent  (in  ursprünglicher  JAgcrnng)  bedeckt.  Supu*. 

378.  Pechuel-Loesche,  Die  Vegetation  am  Kongo  bis  zum 
Stanley  Pool.  (Ausland  1886,  Bd.  LIX,  S.  381  und 
403.) 

ltw  <l*in  Inter*«*,  welche«  der  Kongo  für  «ich  in  Anspruch  nimmt, 
beginnen  die  Fragmente  «einer  Flora  und  Kulturen  «ich  tu  mehren.  Im  vorigen 
Jahre  brachten  die  „Happort*  prtliminaires*  de*  internationalen  Kongress« 
für  Botanik  und  llortikultur  tu  Antwerpen  (S.  377)  einen  Bericht  Uber  die 
Vegetation  »m  Kongo  von  Baiun»  bi»  tum  Stanley  Pool  ton  Monkemeyer, 
der  mit  Spezialanftrag  «1«  Agronom  von  der  Association  internationale  du 
Congo  dorthin  gesendet  war;  wir  linden  darin  eine  kurte  Lanrivhafts-Schil- 
derung  de*  Flufslhales  und  Aufzählung  der  wichtigsten  Pllanzen.  — Eine 
ricl  umfassendere  Schilderung,  wolchc  ton  dem  Flufathaln  selbst  weit  hin- 
Ubergreilt  tu  den  Plateau«  und  BergUindem  des  Innern,  hat  jetzt  Dr.  Pechuel- 
Loesrho  geliefert,  der  durch  seine  ptlantengoogruphischen  Arbeiten  in  dem 
Loango-Hspeditioniwerke  dazu  berufen  war.  Wie  die  Eingebornen  dort  nur 
Urasfloron  {Kampinen)  und  Wald  unteracheiden  — vgl.-Geogr.  Jahrbnch  für 
1884,  S.  183  — , »o  gibt  es  auch  hier  im  Bereich  einer  ausgeprägten  Trocken- 
seit  nur  Grasland,  da,  wo  Grundfeurhtigkcit  in  Thslem  und  Senkungen 
der  Vegetation  Uber  die  Trockcnaeit  hinweghilft,  Galerie  Wälder,  und 
nur  im  Gebiet«  steter  Niederschläge  eehte  ltogcnwiilder.  letztere  sind 
im  Kongogebiete  «eiten,  nur  als  Buschwidder  an  einigen  Stellen  des  Ge- 
birges vertreten,  wo  sie  in  Form  von  Waldkappen  wenige  Gipfel  der  höchsten 
Bergzüge  schmucken  (s.  S.  4080-  Mit  „Savanne“  bezeichnet  Verfasser  hier 
dos  Cbergangsglied  zwischen  Steppe  und  Wald,  waldbedeckte* , aber  durch 
grobe  Grastlüehen  unterbrochene*  Gelände  von  paikaitigem  Aussehen;  da- 
gegen bezeichnet  rr  die  Grasfluren  kurzweg  als  „Steppen“,  obwohl  hohe 
Gräser  überall  in  ihnen  zerstreut  sind ; allerdings  wild  ihr  Aussehen  als  das 
von  offnen,  die  Aussicht  nicht  auf  enge  Känme  beschränkenden  Land- 
schaften charakterisiert,  ja  os  linden  sich  stellenweise  sogar  vegetationslose 
Stellen;  aber  dennoch  sieht  Referent  nicht  ein,  warum  Verfasser  hier  von 
dem  bezeichnenden  Ausdruck  der  „Kampinen*  abgewichen  ist,  auroal  buschige 
Holzpllanzen  zerstreut  oder  gesellig  die  Grasduren  durchsetzen. 

Alle  hervorragenden  Pflanzenarten  dieser  Formationen  werden  anfgo- 
zälilt  und  in  ihrer  Verbreitungsweiae  geschildert. 

Von  Einzelbemeikungan  ist  der  Hinweis  für  die  Reisenden  wichtig, 
dafs  mehr  Mühe  auf  die  Schilderungen  in  der  natürlichen  Vegetationsan- 
ordnung  der  Formationen  zu  verwenden  »ei  als  auf  vereinzelte  meteoro- 
logische Beobachtungen,  um  den  Kulturwert  eines  Gebiete«  rasch  zu  be- 
urteilen. Ferner  dio  Andeutung,  dafs  in  den  Kola-Nüssen  und  dem  Neger - 
kiffte  von  Cassia  occidentilia  Genufsmittel  enthalten  sind,  die  vialleicht 
auch  über  das  tropische  Afrika  hinaus  Verwendung  verdienen.  Drude. 


Digitized  by  Google 


88  Litteraturbericht  Nr.  379—384. 


379.  Zintgraff,  Kurpermussungen  von  Negern  am  Kongo. 

(Verh.  Berlin.  Oes.  f.  Anthropologie  &c.  1886,  S.  27.) 

Mit  Auinohroe  von  Felkin  hat  noch  niemand  *o  eingehende,  cyitema- 
tische  und  umfangreiche  Korpermewungen  iro  tropischen  Afrika  angestellt 
als  Zintgraff.  Wir  können  uns  hier  nnr  auf  einige  allgemeine  Resultate 
beKhranken,  wobei  wir  uns  auf  Welkere  Einteilung  stütxen. 


M'Bonu  . . . 

Dollcho- 

ccpbal. 

G 

Meio- 

ccphal. 

5 

Mlttlorvr  Mittler»  Körper- 

Breltrnladcx.  hiihc. 

75.S  1644  mm 

8.  Salvador  . . 

5 

— 

70,7 

1664  . 

Loango  .... 

1 

t 

— 

— m 

Kabinda  . . . 

2 

— 

— 

— w 

Kru-KiUte . . . 

2 

2 

78.0 

1703  „ 

Lu  man)  i , . . 

— 

1 

— 

H 

Unterer  Kougo 

1 

— 

— 

380.  Diu  Reise 

S.  M. 

Korvette 

„Frundsberg“ 

Supan. 

im  Koteu 

Meer  und 

nn  der  Ostküste  Afrikas , 

1884  — 85. 

Pola  1885. 


Die  Hauptaufgabe  war  die  Untersuchung  der  HandeUvcrhaltnuse.  In 
dieser  Beziehung  unterscheidet  steh  das  Kote  Meer  mit  seinem  schon  lange 
erschlossenen  Handel , der  wesentlich  in  den  Bereich  der  Levante  fällt, 
gänzlich  von  Ostafrika,  wo  alles  erst  im  Werden  begriffen  ist.  Am  Koten 
Meere  ist  der  erste  Importhafen  noch  immer  Djidde,  während  ihm  im  Ex- 
port Suakin  und  Massauu  den  lUng  abgelaufeu  haben.  Noch  werden  in 
Djidde  jährlich  etwa  60uo  Sklaven  aus  Kordofan  und  dem  Innern  Afrikas, 
meist  Kinder  bis  zu  12  Jahren  durch  arabische  Schrouggelschiffe  (Sambuks) 
cingeführt.  Der  Sklavenliandcl  blüht  auch  noch  in  Suakin  nnd  Mocam- 
bique. An  der  ostafrikaaischen  Küste  wurden  Mombasa , das  gänzlich 
verödet  ist,  aber  wegen  günstiger  Lage  bedeutend  werden  könnte,  Sansibar, 
Mocambique  (ein  Hauptmittel  gegen  die  gänzliche  Stagnation  dieses  Orte« 
wäre  dessen  Verlegung  an  dio  Festlandsküsto),  ferner  (otnoro,  Johanna-Insel, 
Mjyottc,  Mojanga,  das  durch  dm  französische  Invasiou  sehr  gelitten  hat, 
aber  der  natürliche  Hofen  der  Hauptstadt  von  Madagaskar  ist,  Bossi-B4 
und  Mähe  besucht,  über  die  Handelsartikel  und  auch  sonstige  interessante 
Verhältnisse,  wie  Bodenbau,  Industrie  und  Bevölkerung  wurden  sorgfältige 
Aufzeichnungen  gemacht.  Von  Bevölkerungsaugalmn  linden  sieh  folgende: 
Hodcidah  (Arabien)  25-  bis  30  000  (41  Europäer,  meist  Griechen),  Suakin 
5000,  Mussaua  3-  bis  4U00  (62  Europäer,  meist  Griechen),  Mombasa  6000, 
Bagamoyo  10*  bis  12  000«  Mocambique  8000  (180  bis  200  Europäer), 
Mroni  (Insel  Comoro)  8000«  Mojanga  (Madagaskar)  2000  Kinwohncr. 

Supati. 

381.  Aubry,  Happort  sur  1«  Cboa  et  les  pavs  Oallas. 
(Archiv.  Missions  scient.  1885,  Bd.  XII,  S.  407.) 

382.  , Observations  geologiques  sur  les  pays  Dana- 

kils,  Somalis,  le  lloyaurae  du  Cboa  et  les  pays  Gal- 
las. (Bull.  Soc.  G<$ol.  de  France  1885 — 86,  Bd.  XXV, 
S.  201 , mit  2 geolog.  Karten  u.  mehreren  Profilen.) 

383.  Douvilie,  Examen  des  fossiles  rappories  du  Choa  par 
M.  Aubry.  (Ebend.  S.  223.) 

Die  Beobachtungen  Auhrys  auf  seiner  Forechungsreiae  von  Obock  nach 
dem  *udalic*sini*cheu  Hochland  in  den  Jahren  1883 — 85  ergänzen  in  er- 
wünschter Weise  jene  von  Blanford  in  Nordabcwimen  (1868),  so  daf*  wir 
jetzt  sogen  können,  dafs  wir  den  geologischen  Bau  Abeasiuiens  in  »einen 
Grundlagen  keimen. 

Die  tektonische  Hauptlinie  dieses  Gebietes  ist  die  grofse  Verwerfung, 
welche  den  Steilabfall  des  abessinischen  Hochlandes  gegen  das  Danakil- 
plateau  bildet,  und  die  — wie  dio  Beobachtung  bei  Farrc  in  der  Nähe 
von  Ankober  zeigt  — mit  beträchtlichen  Schichtenstörungen  in  Verbindung 
steht.  DourilU  vermutet,  dafs  diese  Bnichlinie  sich  einerseits  bis  Mombas 
fortsetzt,  anderseits  mit  den  Grabenversenkungeu  des  Boten  Meeres,  des 
Jordanthaies  und  Cölesvriens  zuiamraenhängt.  Auch  die  Verteilung  der  jun- 
gen Vulkanberge  Abessiniens  ist  an  meridionale  Bruchlinicn  gebunden. 

Die  Grundlage  des  abeminischen  Hochlandes  bilden  kristallinische 
Schiefer,  welche  ira  ganzen  Sudan  bis  zum  Lande  der  Niam-Niara  herr- 
schen and  auch  in  Nordabeminicn  an  der  OberflScheugestaltuug  teilnehmen, 
während  sie  in  Schoa  und  im  Gallasiand  nicht  zu  Tage  treten.  Auf  den- 
selben ruht  das  (paliontologisch  nachgewiesene)  mesozoische  System,  wel- 
ches am  Nord-  und  Westrande,  sowie  durch  die  Erosion  in  den  tief  eingo- 
achnittencn  Thälcrn  des  Blauen  Nil  und  seiner  Nebenflüsse  Dschatnma  und 


Muger,  und  des  Gibbi  erschlossen  ist.  Dasselbe  besteht  in  zufsteigemler 
Linie : a)  aus  Sandsteinen  in  Verbindung  mit  Dolomit  und  Gips,  «t- 
sprechend  Blanford«  Sandstein  von  Adigrat  (Trias,  vielleicht  auch  noch 
Lias);  b)  aus  jurassischen  Kalksteinen,  teils  kristallinischer,  teils  mergelig- 
sandiger  Beschaffenheit  und  gleichalterig  mit  dem  Antalo- Kalkstein  in  Nord- 
abexsinien.  Sie  gehören  den  Etagen  Bajocian,  Bathonian  (unterer  und 
mittlerer  Dogger)  und  Corallian  nach  Aubry  oder  Astartien  nach  Dourülä 
an.  Wie  die  TViawandsteine  und  die  vulkanische  Decke  sind  auch  sie 
horizontal  gelagert;  da  sie  aber  bei  Antalo  in  Nordtbeasinira  in  2600  n 
und  in  Schoa  aehou  in  I80i>  m Seehöhe  erscheinen,  so  haben  sie  in 
Wirklichkeit  eine  kleine  südliche  Neigung  von  ea  0°  7'.  Auf  diesen  Sedi- 
mentgesteinen lagert  sich,  die  obersten  Partien  des  abessinischen  liochlis- 
des  bildend,  die  vulkanische  Decke,  welche  der  Magdala-  Gruppe  Blacfonb 
entspricht,  wahrend  die  Asehangui-Gruppe  (mit  geneigter  Schichtenstellung) 
in  Südabessinien  fohlt.  Diese  Decke  besteht  von  unten  noch  oben  a)  m 
Konglomeraten  und  Tuffen,  b)  aus  Khyolithen,  Obsidian  und  Trachytec, 
und  c)  aus  Änderten,  Labradoriten  und  Basalten,  und  wird  als  gleichalterig 
mit  dem  Dekan-Trapp  bezeichnet.  Am  Blaueo  Nil  (1200  m Seehöhe)  ist 
die  Mächtigkeit  der  drei  Hauptglieder  folgende:  Trias  5UU  m,  Jura  700  ra, 
vulkanische  Gesteine  300  m (an  andern  Stellen  5-  bis  900  m). 

Bin  vollständiges  geohvgischcf  Profil  des  Gebietes  östlich  von  der 
abessinischen  Bruehlinie  erhielt  Aubry  am  Assalsee  (170  m unter  dem 
Meeresopicgel).  Das  Gebirge  daselbst  besteht  aus  basaltisch  - trochytiaehec 
Massengesteinen  und  Schlackenanhäufungen  in  horizontaler  oder  geneigter 
Lagerung,  in  welche  sandig  - mergolige  Tuffe  mit  jungpliocänen  Süf*was»er- 
Konehylicn  eingeschaltet  sind,  und  welche  auf  ältern  pliodtuen  Tuffen  und 
Süfs-  oder  Brackwasserablagerungen  ruhen.  Der  offenbar  im  Austrocknen 
begriffene  Armüjmw  ist  ringsum  von  einem  Gipsrand  und  im  W außerdem 
noch  von  einer  SalzabUgernng  begreozt.  Die  jnngplioeänen  Tnfle  setxea 
nur  das  Danakilplatcau  (ca  800  m hoch)  bis  Schoa  zusammen.  Hier  er- 
scheint das  Pliocän  in  einem  mehrere  hundert  Meter  tiefem  Niveau,  als 
| die  Trias  in  Südabcninieti. 

Eine  negative  Nivcauvertindcrung  in  quartärer  Zeit  lwzrugen  dio  Ko- 
rellenfelsterrassen  bei  Obock,  welche  rezente  Fossilien  enthalten.  Die  erste 
Terrasse  hat  eine  Seehöhe  von  15  — 25  m;  250  m landeinwärts  steigt 
die  zweite  Terrasse,  die  «ich  25  km  landeinwärts  bis  zum  vulkanischer. 
Gebirge  erstreckt,  40—50  m über  dem  Meeresspiegel  nn.  Der  spalten- 
reiche  Korallenfels  wird  von  Löfs  überlagert  und  ruht  auf  einer  gelblichen 
Thonschicht,  welche  die  artesischen  Brunnen  speist.  Suyin. 

384.  Johnston,  The  Kilitnu-Njuro  Expedition.  Mit  6 Kar- 
ten und  zahlreichen  Abbildungen.  London,  Kegan, 
Trench  & Co.,  1886.  — Autorisierte  deutsche  Aus- 
gabe von  W.  v.  Freeden.  Leipzig,  Brockhaus,  1886. 

Um  ui  höher  die  Flat  der  KeUebericbte  anschwillt , am  so  empfeh- 
lenswerter ist  es,  euch  «ritterlich  die  wisseruchiftlicheu  Ergebnisse  von  der 
Hciseschilderung  tu  trennen,  wie  die«  Johnston  getban  hat:  ein  Beispiel, 
wetehe«  freilich  nur  diejenigen  nachahmen  können,  die  Uber  etwas  mehr 
als  über  Abenteuer  and  dürftige  ethnologische  Beobachtungen  tu  berichten 
haben. 

Seine  Hauptaufmeiksamkoit  hat  der  Verfasser  der  Vegetation,  der  Tier- 
welt nnd  den  Menschen  angewandt.  Die  wenigen  Qesteinsproben , die  er 
rom  Kilima-Ndarharo  raitgebracht , wurden  meist  als  Andesite  orkannt. 
Von  «einen  Thermometrrablesuugen  teilt  er  die  Maxima  und  Minima  mit: 


nabe  Max.  Min. 

m 

Ebenen  zwischen  der  Küste  und 

dem  Kilinia-Ndseharo  ...  — 32.S''  — 

Taweta — 32, , IW® 


Kilima-Xdscharo,  Moschi  . . . 1501)  26, T 12.) 

„ höhere  Stationou  3U50— 3350  18,1  — 1.7 

In  Mosclii  am  Südabhang  de«  Gebirges,  wo  er  von  Juni  bis  September 
verweilte,  ergaben  «ich  folgende  Mittelwerte : G-  14,4°,  mittag*  21, 7C» 
8P  IW“.  Zwei  Hegenzeiten,  die  «in«  im  nordhemisphSrischeu  Spltherbst, 
die  andre  im  Frühjahr,  lassen  sich  sowohl  au  der  Küste,  wie  im  Binnen- 
land erkennen,  aber  dort  gibt  cs  nur  eine  eigentliche  Trockenzeit  (Jnni 
bis  September).  Im  Ndscharo-  Gebirge  regnet  es  in  allen  Jahreszeiten. 
Der  höchste  Gipfel,  Kibo  (5760  ®),  trägt  immer  Schnee,  aber  dessen  uo* 
toro  Grenze  Ixt  fortwährenden  Schwankungen  unterworfen,  so  dafs  nur. 
von  einer  eigentlichen  Schneelinie  nicht  wohl  sprechen  kann.  Der  zweite 
Gipfel,  Kimawentl  (4950  m),  hüllt  »ich  nur  vorübergehend  nach  Kegen  in 
Schnee,  und  gelegentlich  auch  der  im  SW  gelegene  Berg  Mern.  An  den 
westlichen  Abhängen  sind  die  Schnccmassen  bedeutender  and  reichen  tiefer 
herab  als  auf  den  östlichen. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbcricht  Nr.  385—388. 


89 


Der  Vf getationscharakter  schliefet  sich  eng  au  die  Uegenrerteilung  an: 
die  Küste  und  die  Gebirge  Waidland,  die  trockne™  Ebenen  (Sjika)  halb 
wüste  Savannen  und  nur  in  den  Flußthüleru  mit  Wald  bedeckt.  Die  un- 
teni  Abhänge  des  Kilima-Ndxcharo  mit  ihrem  saftigen  Grün  erinnern  an  die 
südwestlichen  Gegenden  von  England.  Auf  die  echt  tropische  Region  folgt 
nach  oben  die  Region  der  Wilder  von  Bnumfarnrn  (bi*  2400  m),  Drachen- 
bäumen  und  Mimoson ; dann  die  gemäßigte  Region  mit  Heidegewucbsen,  Hunds- 
zungen. Vergißmeinnicht,  Veilchen,  Butterblumen,  Karnen  (bU  4000m)  &c. 
Über  4.500  m Hohe  findet  man  nur  noch  Arteiuirien,  Heiden  und  Stroh- 
blumen. die  endlich  der  allcinherrechcndcn  Flöchte  weichen.  Die  Flora 
der  hbhoro  Regionen  bat  ebensoviel  Verwandtschaft  mit  der  südafrikanischen, 
wie  mit  der  abcssinischco ; intere*«ant  ist  die  Beobachtung,  wie  Pflanzen  der 
hohem  Regionen  nach  abwärts  uud  tropische  Gewächse  nach  aufwärts  Vor- 
dringen. und  sieh  dabei  den  veränderten  klimatischen  Verhältnissen  anpassrn. 
Von  den  485  Arten,  die  Oliver  und  Baker  bearbeitet  haben,  kommen  nur 
80  in  3000m  Höhn  und  darüber,  und  nur  13  in  mehr  ala  4000  m Hohe  vor. 
Zwei  Arten,  mouotypßchen  Familien  ungehörig,  sind  ganz  neu  (die  L#gu- 
ruinöse  Hormolutu*  Johnstoni,  und  die  Composito  Axtephani«  africana),  eine 
Art  (Anisotes  parrifolius)  ist  auch  neu,  gehört  aber  einer  in  Arabien  und 
auf  Soeotra  einheimischen  Gattung  an ; endlich  ist  die  Existenz  der  Fa- 
milie Valeriana  im  tropischen  Afrika  hier  zum  erstenmal  nachgo  wiesen.  Auch 
die  zoologischen  Sammlungen,  die  ebenfalls  von  Spezialisten  bearbeitet  wur- 
den, sind  ziemlich  reichhaltig;  neu  sind  3 — 4 Arten  von  Schmetterlingen, 
6 Insekten,  3 oder  4 Vögel  und  l Varietät  der  Affenart  ColobtLI  guereza. 
Die  Leopardeu  kommen  bis  2450  ui,  die  Schmetterlinge  bis  2500 — 2800m, 
die  Elefanten  bis  40<H)m,  die  Kudu-Antilope  bis  4300m  Höhe  vor,  und 
dieselbe  Höheogreuxe  haben  auch  die  Bienen  und  Wespen.  Sehr  bemer- 
kenswert ist  die  fast  gänzliche  Abwesenheit  giftiger  Schlangen  und  schäd- 
licher Insekten. 

Die  Waldgcbietc  werden  vor.  einer  ackerbautreibenden,  die  Njika  von  eiuer 
b&lbnomadischen  HirtenbevÖlkerong  bewohnt.  Die  erstere  gehört  vorzugs- 
weise den  Bantu*,  die  letztere  den  MosxAi*  an.  Doch  sind  von  den  letztem 
die  uuter  dem  Namen  Wakuaß  bekannten  bereits  rutn  Ackerbau  Ubergo- 
gangen,  und  zu  einer  solchen  Veränderung  der  ]«cl>encwci*e  werden  sieh 
auch  die  andern  Massais,  hauptsächlich  gezwungen  durch  die  Viehseuche 
und  durch  die  Unmöglichkeit  die  Haubxügc  weiter  uuszudehnen,  bald  be- 
quemen müssen.  Die  Bantu  werden  als  ein  im  hohen  Grade  kulturfähigea 
Volk  bezeichnet.  Ein  merkwürdiger  Obcnest  früherer  Völkerverbreituug  ixt 
die  ganz  isolierte  Schilukbevölkerung  von  Kavirondn  (östlich  vom  Ukerewe) ; 
ebenso  isoliert  und  unerforscht  sind  die  Wumbugu  westlich  und  nordwest- 
lich von  Usamb&n.  Überbleibsel  einer  alten  Bevölkerung  sind  auch  die 
unter  den  Maxjuis  und  Gallas  zerstreuten  Helntenstämtne,  die  sich  körper- 
lich und  sprachlich  von  ilireu  Herren  unterscheiden,  aber  auch  der  Sprache 
der  letztem  sich  bodionen.  Zwei  Kärtchen  stellen  die  Verbreitung  der 
Massai-  und  Bantusprachen  dar:  letztere  weicht  von  der  Karte  in  Ratzels 
, Völkerkunde  • nur  östlich  vom  Ukerewe  etwas  uh.  Zu  den  Maxsaisprachcn, 
als  deren  nächste  Verwandte  der  Verfasser  die  Dinka-  und  Schiluk-Dialekte 
und  die  Gallaxprachc  erklärt,  zählt  er  (nach  Lcpsius)  auch  den  Buri-  und, 
im  Widerspruch  zu  Emin-Bei,  den  Latula-  Dialekt.  Die  Einwanderung 
der  Bantus  nach  Südafrika  und  ihre  Zersplitterung  in  einzelne  Sliinmie  er- 
folgte nach  seiner  Ansicht  erst  vor  2000—2500  Jahren:  er  schliefst  dies 
daraus,  dofs  der  Ausdruck  für  Hausbuhn,  dessen  Domestizierung  verhält- 
nismäßig jungen  Datums  ist,  ullen  Bantu  - Dialekten  gemeinsam  ist.  Die 
Vergleichung  der  letztem  belehrte  ihn  auch,  daß  der  ursprüngliche  Wohn- 
sitz  der  Banlu  das  Waldland  des  westlichen  Zenlrulafrika*  war.  Die  ruit- 
gctciltcn  Vokabulare  zeichnen  sich  durch  Reichhaltigkeit  aus. 

Das  Schlußkspitel  Uber  die  kommerzielle  Bedeutung  des  äquatorialen 
Ostafrikas  erregt  besonder«  deshalb  unser  Interesse,  weil  die«*  Gebiet  von 
der  «Mtufrikanivriion  Gesellschaft  beansprucht  wird.  Es  genügt  hier  aber 
die  Bemerkung,  dafs  der  Verfasser  diesem  Lande  eine  glanzende  Zukunft  in 
Aussicht  stellt.  Sujtan. 

385.  O'Neill,  The  aucient  civilisation  traile,  and  commerce 
of  eastern  Africa.  (Scottisk  Geogr.  Mag.  1880,  Bd.  II, 
S.  92.) 

Der  obige  AufaaU,  in  da»  Geuatid  eines  unterbauenden  Vöttings  ge- 
kleidet  und  daher  nur  gelegentlich  mit  kurzen  Quellenangaben  besonders 
aus  der  Bibel  versehen,  sucht  die  Aufmerksamkeit  der  Engländer  auf  die 
nach  dem  Verfasser  unerschöpflichen  Goldfelder  im  Gebiete  der  Amuduma, 
Maxchona,  Manica  und  Batoka  südlich  vom  Zambese  zu  lenken,  wo  aufser- 
dein  höchst  eigenartige  Ruinen  von  höchstem  Alter  auch  den  Altertums- 
forscher  durch  das  noch  ungelöste  Rätsel  ihres  Ursprungs  Anziehen.  Ob, 
wie  Manch  (Peterm.  Mitt.,  Erginzungsheft  Nr.  37)  meint,  Ophir  in  jenen 
Gegenden  zu  suchen  *ci,  will  O’N.  unerörtert  lu*»eu,  aber  er  versucht, 
PeUrmaims  Geogr.  Mitteilungen.  1880,  Litt. -Bericht. 


indem  er  uns  mit  dem  Autor  des  Periplus  nmrU  Hrythrac:  eine  Reise  ton 
Ägypten  bis  nach  Kap  Prasum  mache»  läßt  (welches  er  nach  15°  30' 
S.  Br.  in  die  Gegend  von  Mozambique  verlegt),  wahrscheinlich  zu  midien, 
daß  seit  unvordenklicher  Zeit  der  Goldreichtutn  der  genannten  Gegenden 
durch  Vermittelung  der  Araber  nach  dem  Norden  abgcllossen  sei.  Die 
Araber  hatten  nach  ihm  die  Küftonfabrt  von  Adulis  bis  Kap  Prasum.  dem 
am  Roten  Meere  gelegenen  Hafen  von  Nordäthiopien  und  Azuma  ausschließ- 
lich in  Händen,  während  im  Norden  die  Ägypter  den  Verkehr  vermittelten, 
und  eine  andre  Handelsstraße  ging  quer  durch  Arabien  nach  Gerrha  am 
Persßchen  Meerbusen.  Es  dürft«  sich  hiergegen  nichts  ein  wenden  lassen. 
Zweifelhaft  ist  aber,  ob  sich  Äthiopien,  wie  Ö'N.  meint,  bi*  16°  30’  S.  Br. 
erstreckte;  unsicher  bleiben  dis  Bestimmungen  von  Rbapta  uud  Prasum, 
denen  aber  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  nicht  abxusprcchen  bl,  und 
unerklärt  vor  allen  Dingen  dio  Urheberschaft  jener  wunderbaren  Ruinen- 
felder bei  Zirubabyc  und  Manica,  die,  rnit  Mauch  in  eine  Beziehung  zum 
»aloroonßchcn  Tempolbau  zu  setzen,  der  Verfasser  wohl  rnit  Recht  ein  nur 
zu  gegründetes  Bedenken  getragen  hat.  tun  A'anipcn. 

386.  Tripp,  South  Africa,  its  physical  Configuration  and 
Rainfall.  (Scott.  Geogr.  Mag*.  1886,  Bd.  II,  S.  257.) 

Dem  Aufsatz  sind  zwei  klar  gezeichnete  Karten  der  Kapkolonie  bei- 
gegeben,  von  denen  die  oiue  die  Uöhenstufen  unter  2000 2000  — 4000  P- 
und  über  400U  P.,  die  andre  die  ltcgcnrertcilung  (unter  5,  5 — 10.  10 — 20, 
20— 30  und  über  30")  darstellt.  Der  Text  enthält  meist  nur  Bekanntes, 
und  nur  eine  Stelle  möge  hervorgehoben  werden.  Der  Hegen  ist  zwar  im 
Kapland,  und  besonders  in  den  mittler»  Gegenden,  vorwieeeud  Gewitter- 
regen; aber  daß  dies  nicht  immer  der  Fall  ist,  zeigen  die  Beobachtungen 
des  Verfassers  in  King  William’«  Town  1880  — 83;  unter  1 (=  13  tum) 

pro  Tag  hatten  242  Tage  (Summe  708  mm,  Durchschnitt  pro  Tug  3 mm), 
V*—  i"  hatten  28  Tago  (Summe  505  mm,  Durchschnitt  18  rutn),  und  1" 
und  darüber  halten  13  Tage  (Summe  505  mm,  Durchschnitt  30  mm).  Dio 
griißto  Regenmenge  innerhalb  24  Stunden  betrug  52  mm.  Super.. 

387.  Baron,  Noten  on  the  Geology  of  tko  Interior  of 
Madagaskar.  (Antananarivo  Annuai  1885,  Nr.  IX, 
S.  59,  mit  1 Kartenskizze.) 

388.  , Notes  on  the  Volcanic  Phonomcua  of  Central 

Madagaskar.  (Nature,  1886,  Bd.  XXXI II,  S.  415.) 

Das  zentrale  Hochland  von  Madagaskar,  etwa  von  Moranunga  im  G 
bis  über  den  Itaxr-See  im  W.  und  von  Autougodrahoja  im  N bU  zur 
äußersten  SiidgTcnzc  von  Brtsileo,  besteht  vorwiegend  aus  Gneiß,  der  ebenso, 
wie  das  Gebirge,  in  der  Richtung  der  Längsachse  der  Insel  streicht,  und 
nur  im  N der  Hauptstadt  lokal  eine  wc*tö*tlicho  Streichrichtung  oinschlägt. 
Bis  zu  Tiefen  von  50  m uud  darüber  ist  er  in  Laterit  umgewandelt.  Neben 
dem  Gneiß  kommen  untergeordnet  vor:  a)  kristallinische  Schiefer  (Glimmer-, 
Thon-,  Hornblende  und  Chloritschiefer),  Quarzite.  Graphit  uudkrisulliniselier 
Kalkstein;  b)  Granit,  und  zwar  einerseits  eruptiver  Granit,  der  x.  B.  das 
Yorabohitni-Gcbirge  nördlich  von  Antananarivo  zusammcnxelxt ; anderseits  meta- 
morphiacher,  durch  allmähliche  Übergänge  mit  dem  Gneiß  verbundener  Gra- 
nit; endlich  e)  basaltische  Gesteine  in  der  Form  von  Gängen,  Plateaus, 
Lavnstrnmen  und  Kegeln. 

Vulkankegel  kommen  in  Madagaskar  mehrfach  vor,  aber  nur  die  beiden 
Gruppen  in  der  Nähe  der  Hauptstadt  sind  besser  erforscht.  Die  größte 
Gruppe  liegt  im  Distrikt  von  Mandridrano  westlich  vom  Itasy-See;  sie  er- 
streckt sich  etwa  30  km  lang  von  N nach  S und  5 ^6^  km  von  W noch 
0,  und  besteht  aus  einer  großeu  Zahl  selbständiger  Aschenkogel,  deren 
höchster  der  Käsige  sein  dürft«  (263m  übcT  der  Ebene;  Seehöhe  also 
1796  m,  Böschung  40°,  der  Krater  74  ra  tief  eingesenkt).  Stets  ist  der 
Kraterrand  im  NW -Quadranten  höher,  als  nn  den  andern  Seiten,  was  sich 
aus  der  Einwirkung  de«  SO-Pawate*  erklärt.  Aus  den,  an  eiuer  Beite  ge- 
borstenen Kratern  orgossen  sich  schwarze,  kompakte  Lavaströmo  (Basalt). 
Die  gute  Erhaltung  der  Aschenkegel  und  die  geringe  Verwitterung  der 
Lava  spricht  für  das  jugendliche  Alter  dieser  Berge,  wenn  auch  historische 
Nachrichten  ron  Eruptionen  fehlen.  Neben  deu  Aschenkegeln  finden  sich 
auch  einige  homogene  Kegel  aus  hellem  Gestein  (Trachyt),  unter  denen  der 
Ingolofoßjr  der  höchste  ßl  (203  m relative,  1603  m absolute  Höhe,  Bö- 
schung 50°)*  Bodensenkungen  sind  geschichtlich  beglaubigt;  die  Seen  und 
Sümpfe  (der  größte  der  letztem,  Ifanja,  ßt  400  m tief  eingeaenkt)  dürften 
zum  Teil  solchen  Einstürzen  ihre  Entstehung  verdanken ; der  Itasy-See  ist 
aber  ein  durch  vulkanische  Ergüsse  abgediramler  Thaßec.  Der  zweite,  klei- 
nere Vulkandistrikt,  der  wahrscheinlich  keine  Tracbytkcgol  besitzt,  liegt 
südlirh  von»  erstem,  bei  ßrtafo.  40  — 60 km  nördlich  von  Antananarivo 
befindet  sieh  eine  Gruppe  von  kleinen  roaarenähnlichen  Ringwällen  oder 

P 


90 


Littcraturbericht  Nr.  389—390. 


Kxplosionskratern,  die  nur  ehr**  Schlacken  und  Lapilli  enthalten.  Warme 
Quellen  sind  in  Zentral-MAilagaskar  häutig;  einige  derselben  setzen  Kalk- 
odex  Kieseltuffe  ab. 

Die  grofsern  Ebenen  de»  mittlere  Madagaskar  sind  als  ausgefüllte  Seo- 
becken  zu  betrachten.  Die  grüfste  derselben,  die  von  Ankny,  besteht  aus 
einem  Komplex  von  Sonden,  Thoncn  und  Biaenstein  mit  Bilanzen resten ; in 
der  Ebene  von  Antairobe  wurden  kürzlich  von  Hildebr.uidt  Reste  des  jetzt 
in  Madagaskar  nicht  mehr  lebenden  Hippopotumus  in  halbfosailem  Zustand 
gefunden. 

Nutzbare  Mineralien  sind  Gold  (ziemlich  häufig),  Eisen  (besonders  in 
groben  Mengen  Magneteisenstein),  Schwefel,  Salpeter,  Graphit,  Pyrit  Ärc. 

Supan. 

389.  Staniland  Wake,  The  raco  elementa  of  the  pooples  of 
Madagascar.  (Antananarivo  Annual  Nr.  IX,  1885, 

S.  1.) 

Der  Verfasser  wendet  sieh  gegen  einige  Aufstellungen  iiher  die  auf 
Madagaskar  vertretenen  Hassenelemenle,  welche  der  norwegischo  Missionar 
Dahle  in  derselben  Zeitschrift  (Jahrgang  1883)  veröffentlicht  hatte.  Nach 
Dahle  erfolgte  die  erste  Besiedelung  der  Insel  seitens  ostafrikanischer 
Stimme,  unter  welche  er  die  Wasimbox  (Vozimba)  rechnet;  später  folgten 
mehrfache  Einwanderungen  malaiischer  luselstamme,  welche  die  Küsten  in 
Besitz  nahmen  und  sieh  mit  den  Vorgefundenen  Negern  vermischten ; du# 
Innere,  insbesondere  die  Landschaft  Inn'-rina.  erst  nur  von  geringzähligen 
Watimbax  bewohnt,  fiel  zuletzt  den  gleichfalls  über  den  Indischen  Ozean 
aus  Nordost  gekommenen  Iioras  zu,  vor  denen  die  Wasunbaa  sich  gen 
Westen  zurückzogen. 

Wake  bezweifelt  die  ufrikunitche  Herkunft  der  Wasimbax,  obwohl  sie 
doch  das  pluralische  Volkinameii-Frlfix  der  Bantus  fuhren,  und  ihr  Volks- 
name  sogar  unter  den  Östlichen  BanluvOlkem  des  benachbarten  Festlandes 
wiederkehrt.  Er  gibt  xu,  daU  sic  bei  ihrem  wolligen  Haar,  ihrer  dunklen 
Hautfarbe  und  platten  Nuse  den  Sakataven  naht*  verwandt  erscheinen,  dafs 
ihre  Sprache  auch  im  Wortschatz  Übereinstimmung  mit  den  Hantusprachen 
des  Festlandes  aufweUt;  jedoch  möchte  er  letztere  Thatoarho  auf  Übertra- 
gung . durch  wechselseitigen  Verkehr  xuriiekführen  und  hält  os  vielmehr 
für  wahrscheinlicher,  dafs  die  Wasinibas  Negrito»,  also  Einwanderer  aus 
dem  fernen  überseeischen  Nord  osten  statt  aus  Westen  sind.  Den  Beweis 
dafür  vermixten  wir  jedoch. 

Die  Hova«  (mit  „olivenfarbigrr"  Haut  und  schlichtem  Haar)  erklärt 
auch  Wake  für  spätere  Ankömmlinge  auf  Madagaskar,  nur  dafs  sie  die 
allerspätestei;  gewesen  wären,  sei  nicht  sicher.  Unwahrscheinlich  dünke 
Dahles  Behauptung  einer  Einwanderung  der  Hovnx  von  der  Westküste 
ins  Innere  der  Insel,  wo  ihuen  die  seit  alters  mit  ihnen  verfeindeten 
dunkelfarbigen  Voibenohncr  den  Zutritt  gewehrt  haben  würden ; die  Über- 
lieferung der  Hovas  selbst  weist  auf  die  SUdostküste  als  den  Ausgaugsort 
ihres  erobernden  Eindringens  in  das  Hochland  des  Innern ; schon  Sibrco 
raachto  darauf  aufmerksam,  dafs  die  Hora»  als  Spuren  ihres  Wanderzuges 
ton  der  Ostseite  Madagaskars  her  die  Überbleibsel  ihrer  eigentümlichen 
Kiaemchmeliöfcn  hier  hintcrlassen  haben. 

Die  hcllerfurbigcu  Bevolkerungselemente  Madagaskars  überhaupt  will 
der  Verfasser  nicht  als  malaiisch  anerkennen;  er  erklärt  es  sogar  für  eine 
noch  offene  Frage,  ob  die  Hovas  wirklich  den  Malaien  ähneln.  \V.  ▼.  Hum- 
boldts gewichtigen  Nachweis,  dafs  die  durch  die  Hovas  fast  über  ganz 
Madagaskar  verbreitete  Sprache  eine  echt  malaiische  ist,  mufs  er  zwar  an- 
erkennen, indessen  er  stützt  sich  auf  den  Salz,  dafs  die  Sprache  nicht  go- 
nüge,  um  dio  Herkunft,  die  ursprünglichen  Vcrwandtachaftsbeziehungen 
eines  Volkes  klarzulegeu.  Er  kommt  (wie  schon  früher)  aus  xitlcnkuud- 
liehen  Gründen  anf  die  Hypothese  siamesischer  Beziehungen  zu  Madagaskar, 
ja  er  rechnet  die  Malaguasen  geradezu  zu  den  „mongoloYdcn  Völkern  von 
!mln.('hinau,  auf  deutsch  zu  den  hintcrindiachon  Mongolen,  und  führt  ihre 
raalnihehe  Spruche  darauf  zurück,  dafs  sie  denselben  Einflüssen  ausgesetzt 
gewesen  seien,  unter  welchen  auch  die  Malaien  eine  andre  Sprache  als  die 
ihrer  „mongoloiden  (soll  heifsen:  mongolischen)  Vorfahren“  anoahmen. 

Dem  papuanischen  oder  melunrs:»ch«n  Element  rüumt  der  Verfasser 
xchlicfslich  rino  so  grofsc  Bedeutung  für  Madagaskar  ein,  dafs  er  Codring- 
ton»  Ansicht  zuneigt,  das  Volk  von  Madagaskar  und  das  von  Fiji  seien 
sowohl  anthropologüch  nU  sprachlich  so  eng  untereinander  verknüpft  wie 
verschiedene  Zweige  eines  und  desselben  Stammes,  abgesehen  von  den 
Hovas,  die  er  als  „wahrscheinlich  arabische“  Zuzügler  betrachtet. 

Offenbar  liegen  hier  unvereinbare  Widersprüche  vor:  ist  Mdlagassiseh 
eino  popuanische  Sprache,  so  kann  es  nicht  zugleich  eine  malaiische  sein, 
und  deichen  die  Muingxwn  den  höchst  dolichokephalcn  Fiji- Insulanern, 
so  stammen  sie  nicht  von  den  bmchykephtU*»  Mongolen  Hintcrindiens. 
Wohl  mangelt  es  noch  sehr  au  auskömmlichen  anthropologischen  Messun- 


gen der  typisch  so  verschiedenartigen  Volksstämme  der  grofaen  .fcstland- 
haflcn“  Insel,  aber  nicht»  ist  wahrscheinlicher,  als  dafs  die  kraushaarigen, 
dunklem  Madagassen  festländisch-afrikanischen,  die  schlicbihaangen,  hellem 
dagegen  asiatischen  Ursprung»  sind,  und  dafs  es  zwischen  beiden  mannig- 
faltige Mischungen  von  recht  verschiedenerlei  Typua  geben  wird. 

Kirthhoff. 

390.  Jorgensen,  Notes  on  the  tribes  of  Madagascar.  (Anta- 
nanarivo Annual,  Nr.  IX,  1885,  S.  51.) 

Zuerst  werden  einige  madagassische  Völkernamen  besprochen.  Die 
meisten  beziehen  »ich  auf  den  Wohnsitz  des  betreffenden  Volksvtamme» 
(z.  B.  Tanäla  = Waldbewohner,  Antaihänaka  = Volk  am  Sec,  Antanki- 
rana  = Yolk  der  Klippen,  Antannsy  = Inselvolk,  eigentlich  Anwohner  einer 
Küste  mit  vielen  vorgelagerten  Eilanden,  nosy)  oder  auf  seine  Beschäftigung, 
z.  ß.  Taisäka  (von  mis&ka,  Wortwurzel  sika  = mit  der  Haud  fangen)  = eia 
Stamm , der  kleine  FUche  u.  dg!,  mit  der  Hand  fängt.  Andre  Namen 
gehen  auf  Berühmung  geschichtlicher  Thaten ; so  heifst  das  grofse  längs  der 
Ostküste  wohnende  Volk  der  Bftsimiaäraka  .die  sich  nicht  trennende 
Schar“ , das  Volk  im  Süden  von  Imerina  Bötsilto  .die  unüberwindliche 
Schar“.  l>cr  weit  durch  Nord-  und  Westmadagnskar  verbreitet«  Stammea- 
verhand  führt  den  Naroeu  Säkalira,  was  man  gewöhnlich  übersetzt  „lango 
(Idva)  Katzen  (suka)“ , in  welchem  Falle  es  wohl  eine  Schelterwiderung  sei- 
tens der  Hovas  wäre,  welche  von  den  Sakataven  den  drastischen  Scheit- 
na  men  Acoböal&robo  (tmho*  = llund,  limbo  = Eber , Wildschwein)  ange- 
hängt  bekommen  haben;  jedoch  behaupten  dio  Sakalavcn,  sic  hiofatn  „Be- 
wohner der  breiten,  langen  Ebenen“,  von  snkauy  = Breite,  lavanr  =r  Länge. 
Das  Wort  Hova  bedcnlctc  früher  nur  eine  bestimmte  Bevölkerangsklssse  in 
der  Landscltaft  Imerina  (noch  heute  nennt  der  Sklave  in  Antananarivo  sei- 
nen Herrn  soinen  „llova“);  erst  die  Europäer  stifteten  diesem  Worte  die 
umfasse tide  ethnUche  Bedeutung. 

Übergebend  zur  Kosvcnfrage  bekennt  sich  der  Verfasser  zu  der  so  gut 
wie  allgemein  verbreiteten  Ansicht  einer  teils  festländisch  - afrikanischen, 
teils  malaiischen  Herkunft  des  malugassischcn  Volkes,  läfst  aber  unentschie- 
den, ob  die  Zuwanderung  von  der  einen  oder  andern  Ausgangsstclle  früher 
erfolgte,  findet  es  vielmehr  natürlicher  anzunehruen,  dafs  afrikanische  und 
malaiische  Stämme  durch  lange  Jahrhunderte  hindurch  in  einzelnen  Haufen 
nach  und  nach  anlumun,  also  nicht  das  letzte  Boot  mit  Negern  erst  ge- 
landet wäre,  ehe  die  erste  Malaien- Frau*  naht«.  Annehmbarer  als  di«  ge- 
wöhnlich« Annahme,  es  »eien  die  afrikanischen  Ansiedler  Madagaskars  erst 
durch  die  nachgekommenen  Malaien  über  di«  Küsten  hinaus  in»  Lande*- 
innere  gedrängt  worden,  dünkt  auch  des  Verfassers  Meinung,  dafs  die  Wa- 
sirabas,  wahrscheinlich  die  frühesten  Einwanderer,  aus  eignem  Antriebe  über 
Madagaskars  Küste  ins  gesündere  zentrale  Hochland  oiogedrungen  seien. 
Die  Hotus  und  ßetsilco*  selbst  behaupten  (und  Gräberfunde  bekräftigen  es), 
dafs  die  Wasirobas  die  jetzt  von  jenen  oiD genommenen  innern  Landesteile 
inne  hatten ; gegenwärtig  bewohnt  nur  noch  eiu  kleiner,  offenbar  westwärts 
verscheuchter  Best  der  Wasinibas  eine  tandschaft  mitten  im  Sakalaven- 
lunde,  redet  die  Sprache  der  Sakaluveu  und  ist  förmlich  eingereiht  unter 
die  übrigen  Sakalnvenstämme.  Der  Verfasser  meint  unverständticherweive, 
dieses  Schicksal  liefse  sich  eher  erklären,  wenn  man  di«  Wasimto*  nicht 
für  ursprüngliche  Fcstland-Afrikanor,  sondern  für  „ursprüngliche  MahigAvtcn" 
hielte.  Sehr  wohl  können  doch  die  Wosimbas  die  frühere,  die  Sakaluvcn 
dio  spitcro  Welle  gewesen  sein,  di«  über  den  Mocambique  - Kanal  an  Mada- 
gaskars Strand  schlug;  di«  frühere  Welle  pflanzte  sich  naturgomiifs  weiter 
ostwärts  fort. 

Vercinignngen  von  Stämmen,  wie  dir  der  Sakalavcn,  ßetsilco»,  Bet- 
aimiaarakav,  sind  lose  Aggregate,  die  Grenzen  zwischen  denselben  oft  sehr 
unbestimmt,  so  dafs  manch«  Ortschaft  von  dem  einen  wie  ton  dem  andern 
Volk  bewohnt  wird,  Stimme  desselben  Volks  (zumal  der  Sakalavcn)  unter- 
einander Krieg  führen,  während  sie  mit  denen  de»  andern  in  Frieden  leben. 
Das  afrikanische  Element  war  offenbar  das  An  Zahl  überlegene : es  gab  dem 
Mulaga.-txenvolk  wesentlich  seinen  Typus,  da»  obsiegende  malaiische  tct- 
breitote  dagegen  seine  Sprach«  und  Gesittung.  Nur  dio  Besiegung  der 
Wosimbas  kliugt  noch  heute  al»  eine  kriegerisch  vollzogen«  nach;  sonst 
scheint  mehr  die  natürliche  Überlegenheit  ihrer  Kultur  die  Mtilnicn  zu  Herren 
über  die  Neger  gemacht  zu  haben , weshalb  auch  beide  Elemente  gegen- 
wärtig wenig  scharf  mehr  voneinander  geschieden  sind.  Typus  uud  Mund- 
art deckt  sich  nicht:  Hovas  und  Betsileos  sohen  überein  aus,  reden  aber 
verschieden«  Mundarten;  die  Sakalavcn  sind  kaflcebmuu , reden  indessen 
rnalniibcho  Mundarten  ao  gut  wie  heller«  Inxolstlmmc.  Dio  Hovas  zeichnen 
sich  zwar  im  ganzen  vor  allen  übrigen  Malogasseu  durch  lichte  Hautfarbe 
aus,  doch  sicht  man  unter  ihnen  recht  oft  dunkothiiutige.  ln  der  Haupt- 
stadt Antananarivo  findet  man  alle  möglichen  Hautschattierungen  vertreten, 
Hovas  von  voller  Negerschwärvc  neben  solchen,  deren  Wangenrot  durch 
die  durchscheinende,  schwach  pigmentierte  Haut  vchimmort. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  391—392. 


91 


Di«  grobe  phraiognomitche  Verschiedenheit  unter  ii«n  cinrelnen  Völ- 
kern Madagaskar*  möchte  der  Verfasser  auf  Herkunft  nur  der  Hovas  au* 
dem  Malaien  - Archipel,  andrer  aus  Polynesien  «urllekfUhren.  PolynMisehe 
Zuwanderung  üit  jedoch  nicht  erweisbar,  und  schon  die  malaiischen  Insula- 
nervblker  Südoetaaieos  sind  untereinander  verschieden  genug,  so  dafs  wir 
darum  uns  nicht  genötigt  sehen,  das  nmdagamischo  Malaienelement  mit  dem 
Verfasser  als  ein  „raalafo-polynesisches-  zu  bezeichnen.  Kirthkof. 

Australien  und  Polynesien. 

391.  Codrington,  The  melnnosian  languages.  Oxford,  Cla- 
rendon Press,  1885. 

I)or  V erfahr r hatte  io  der  Missionsschule  auf  der  Insel  Norfolk  von 
Zeit  zu  Zeit  Zöglinge  Tod  den  papuanUchen  Inseln  im  Südasten  von  Neu* 
guinca,  auf  welche  er  den  Begriff  Melanesien  beschränkt  sehen  will.  Haupt- 
sachlich  von  diesen  Zöglingen  (welche  glücklicherweise  außer  ihrer  Mutter- 
spräche  alle  der  Motasprache  von  der  Binksgnippe  mehr  oder  woniger 
mächtig  waren,  so  dafs  vermittelst  di«er  die  wechselseitige  Verständigung 
bewerkstelligt  werden  konnte)  sammelte  er  den  Stoff  zu  seinem  nrichlualti- 
gen  Werke,  welch«  dio  grundlegende  Arbeit  unsres  Hans  Conon  v.  der 
Gabelcntx  Über  die  melanesischen  Sprachen,  die  sich  naturgemäß  nur  auf 
achriftlich«  QuollcnraateriAl  zu  stützen  vermochte,  beträchtlich  weiter  führt. 

Die  Sprachwissenschaft  erhält  hier  ein  ausgeführtes  System  der  ver- 
gleichenden Grammatik  und  Phonologie  der  melan«isclten  Sprachen  über- 
haupt in  dem  soeben  bezeichneten  Orenzumfang  (Bismarck  - Archipel  bis 
Nrucaledonien  und  Fiji),  sodann  Einzeldarstellungen  zahlreicher  Insulaner- 
sprachen von  den  Salomonen,  der  Santa  Cruz-,  Torres-,  Banksgruppe,  den 
Neuen  Hebriden  und  dem  Loyalitäts-Archipel,  endlich  von  Kotuma  im  Nor- 
den von  Fiji,  während  die  Fijispraoheu  selbst,  als  schon  anderweitig  von 
englischen  Missionaren  fleißig  behandelt,  von  dieser  Sonderdarstellung  aus- 
geschlossen worden. 

Ohne  den  rein  linguistischen  Teil  dw  Werk«  hier  einer  Besprechung 
unterziehen  zu  können,  seien  doch  die  ethnologisch  bedeutsamen  Schluß- 
folgerungen kurz  zusammengestellt,  zu  welchen  der  Verfasser  geführt  wurde. 

Sie  gipfeln  in  der  gründlichen  Erhärtung  der  bereits  von  v.  der 
Gabelentz  gefundenen  Thatsachc,  dafs  die  Melanesier  sprachlich  den  Ma- 
laien und  Polynesiern  eng  verbunden  erscheinen.  Die  Verwandtschaft  ist 
eine  viel  zu  allgemeine  und  innige,  nicht  nur  Vokabulare,  sondern  auch 
phonetische  und  grammatische,  als  dafs  man  an  gelegentliche  Entleh- 
nung denken  könnte.  Trotz  aller  ihrer  bunten  Mannigfoligkeit , zumal 
im  Wortschatz,  welche  die  melancsisebcn  Idiome  (und,  dürfen  wir  hinzu- 
«etsen,  die  mikronesischen)  in  so  scharfen  Gegensatz  bringt  zur  Einheit- 
lichkeit  des  eigentlich  nur  in  Mundarten  gesonderten  polynesiscbon  Insol- 
laumt,  zeigt  uns  der  Verfasser  deutliche  Verwandtschaftsxüge  unter  den- 
selben, welche  sie  zu  einer  geschlossenen  Sprachcnßmilic  stempeln;  diese 
melaneslschr  Fsmilie  aber  stellt  er  vottenschaftlieh  zur  Seite  der  malaiisch 
polyuesitchen.  Ein  großes  Problem  ist  demnach  nun  sicher  bezeugt:  die 
braune  und  die  dunkler  gefärbte  (wenn  auch  keineswegs  tinten schwarze) 
Rasse  der  Inselwelt  von  Malakka  bis  zur  Osterinsel  und  zur  Neusceland- 
gruppe  einerseits,  Madagaskar  anderseits,  diese  zwei  anthropologisch  deutlich 
voneinander  geschiedenen  Rassen  — reden  Sprachen,  welche  auf  einen  und 
denselben  Untamm  zurückweiaen.  Dos  ist  ein  ganz  einzig  dastehender  Fall. 

Eine  Vielzahl  von  Wörtern  gebt  durch  jene  ozeanischen  Oden  hindurch, 
Inselvölker  miteinander  verknüpfend , dio  sich  kaum  jemals  berührt  haben 
können.  Gerade  der  Bedeutungswandel,  der  dabei  mitunter  über  ein  und 
daasclbe  Wort  gekommen  ist,  IHfst  auf  uralten  Qcmcinschatx  an  Worten 
xurückschließen , der  bei  allmählichem  Auseinanderweichen  der  Insulaner 
verachiodene  Umprägung  erfuhr.  So  bedeutet  ln  Polynesien  rangi  oder  ein 
davon  nur  dialektisch  unterschiedenes  Wort  den  Himmel;  auf  San  Criato- 
val  (in  der  Salomonsgroppe)  ist  rani  mit  der  nimlichcn  Bedeutung  erhalten 
geblieben;  auf  Mota  lautet  das  Wort  lau  und  bedeutet  Wind;  auf  den 
Fijia  braucht  man  cagi  (dhangi)  für  Wind  und  Luftkreis  im  allgemeinen. 
In  dem  lehrreichen  Verzeichnis  von  70  Wörtern,  verfolgt  durch  40  raelane* 
suche  Sprachen,  auf  S.  39— -52,  welch«  der  Verfasser  mit  dem  aus  dem 
Malaien* Archipel  von  Wallace  heimgebrachteu  ähnlichen  Verzeichnis  ver- 
gleicht* finden  wir  ferner  schlagende  Beweise  sprachlicher  Urverwandtschaft 
zwischen  Braunen  und  Schwarzen  sowohl  in  fortlaufenden  VerwwndtschafU- 
reihen  als  in  Diaspora- Erscheinungen,  welche  aus  der  heutigen  VÖlkcrTer- 
toilung  unrrklärbar  wären.  Die  Kokosnuß  z.  B.  heißt  niu,  nihu  oder  ni 
durch  Polynesien,  Mikronesien,  Melanesien,  den  Malaien- Archipel  bis  nach 
Madagaskar  (mit  nur  unbedeutenden  Örtlichen  Unterbrechungen):  ähnlich 
Torhült  «*§  sich  mit  dem  Wort  für  Feuer,  obwohl  dasselbe  lautlich  viel 
chamgileonhafter  au  ft  ritt  (als  api,  all.  ahi,  efl,  yaf,  yap  A'c.):  lautlich  be- 
ständiger wieder  ist  das  Wort  für  Fisch  (ikan,  ika  und  iwa  im  Malaiischen 


und  Jaranischen,  ika  auf  Neuseeland,  iek  auf  den  .Marschall- Inseln , iek, 
ie,  io,  ian  im  Melanesischen,  ij«*o  im  Mafoor  Neuguineas),  — auf  einmal 
aber  springt  in  der  Banksgruppe  das  Wort  mab,  masi,  mes  auf  (teils  allein 
für  Piscb,  teils  für  Pisch  und  Vogel  gebraucht),  und  seltsam  genug  begeg- 
net offenbar  derselbe  Piaclmame  als  mesia  in  Kojara  auf  Neuguinea,  als 
masik  im  Inuem  von  Borneo!  Letzteres  liegt  von  don  Banks-Inseln  so  weit 
ab  wie  Lappland  vom  Tsadacr,  und  die  Bewohner  von  Zentrmlbornoo  sind  keine 
Seefahrer.  Uralte  Völkerapaltung  spricht  also  aus  solchen  Resterhaltungen 
eines  Wortes  in  nie  unmittelbar  untereinander  verbunden  gewesenen  Landen. 
Schlagend  sind  vor  allem  die  vom  Verfasser  dargelegten  Ähnlichkeiten  des 
malaiischen  und  melanesischen  Sprachstammes  in  Redeteilen  wie  Fürwör- 
tern, Präpositionen , Zahlwörtern,  dem  ganzen  innere  Bau  der  Sprache. 
Doch  entzieht  sich  das  auch  nur  beispielsweise r Aushebung  an  dieser  Stelle. 
Erwähnt  sei  nur  die  Fülle  von  Zohlenausdrürkcn,  die  Dichtigkeit,  Haufen 
von  Beutnen  oder  Kokoanüsien  bis  tausend  und  nach  Mehrfachen  von  Tau- 
send abzuzihlon,  was  wieder  die  Melanesier  den  Malaien  samt  den  Poly- 
nesiern zugesellt,  sie  hingegen  streng  scheidet  von  den  an  Zahlenausdrücken 
äußerst  armen  Australiern.  Dabei  deuten  die  Numeralsystemc  der  Mela- 
nesier sämtlich  auf  das  primitive  Abzählen  an  Fingern  und  Zehen:  sie 
sind  quinär  (nach  den  fünf  Fingern  einer  Hand,  daher  lima,  d.  h.  Hand, 
auch  häufig  das  Zahlwort  für  ß;  auf  Fiji  seltsamerweise  liga  = Hand 
neben  lima  = fünf)  oder  dezimal  (nach  beiden  Händen)  oder  vigeaimal 
(nach  Händen  und  Füßen).  Hundert  heißt  in  der  Eroraangu-Sprachc  kon- 
sequent im  Pünferaystcm  narolim  - Barolim,  d.  h.  (2  X ß)  X <2  X f>)»  von 
naro-lira  (wörtlich:  zwei  fünf)*  in  der  vigesiroal  zählenden  Ncngone- 
Sprache  der  Loyalitäten**! n aber  ae  dongo  re  ngome,  d.  h.  fünf  Minner 
(fünfmal  die  je  zwanzig  Finger  «amt  Zehen).  Auch  hübsche  Oberginge 
begegnen  vom  quinären  zum  dezimalen  Zählen,  so  auf  Mota: 


1 tuwalc 

2 nirua 

3 nitol 

4 nivat 

ß tavelima 


G larcatea 

7 lavcarua 

8 laveatol 

9 laveavut 
10  sanural. 


Daß  « hier  ein  selbständig«  Wort  für  die  Zahl  14»  gibt,  lat  schon  ganz 
im  dezimalen  Sinne,  aber  trotzdem  nennt  man  6 «eins  an  der  andern 
Seite"  (lavea  bedeutet  „anderseits4*,  an  der  zweiten  Hand,  tos  ist  ein  andrer 
Ausdruck  für  „eins"),  7 „zwei  an  der  andern  Seite-  (nirua  also  wohl  = 
„zwei  an  der  orsten  Hand")  u.  s.  f. 

Zur  Lehre  von  der  Sprachorhaltung,  bzw.  Sprachübertragung  bei  wechsel- 
seitiger Berührung  verschiedener  Völker  mit  oder  ohne  sichtliche  Spuren  von 
Blutmischung  bringt  dieses  Werk  gleichfalls  schätzbar*  Beiträge.  Die  in  der 
Regel  nicht  über  zwei  oder  drei  hinausgebeode  Zahlenbezeichnung  der  Austra- 
lier hat  aich  trotz  ihrer  Schwerfälligkeit  offenbar  durch  den  Verkehr  über  die 
Torrcsstraße  hinüber  Tom  Kap  York  her  eingebürgert  bei  den  Papua*  von 
Erub,  vom  Flystrom  und  von  Tauan,  woselbst  man  ausschließlich  zählt  «ins, 
zwei , zwei  - ein* , zwei  - zwei.  Samoaniacbca  und  noch  mehr  tongani- 
sches  Polynesierblut  ist  seit  langer  Zeit  eingedrungen  gerade  in  die  höhern 
Ständo  der  Fiji- Insulaner;  dennoch,  versichert  unser  Verfasser,  ist  die 
Sprache  letzterer  rein  roelanesüch.  Kleinere  Scharen  von  Polynesiern  (an- 
scheinend lauter  Touganer)  sind  heimisch  geworden  auch  auf  wwtlichern 
Eilanden  Xiolanesiens:  von  Uea  bei  Neucaiedonien  bis  Ontong  - Dschawa 
nordöstlich  von  den  Salomonen;  sie  haben  auf  so  einsamen  und  wahr- 
scheinlich von  ihnen  unbewohnt  Vorgefundenen  Inseln  wie  Ttcopia  (südöst- 
lich von  der  Santa  Cruz -Gruppe)  oder  Renneil  und  Bellona  (weit  westlich 
Ton  derselben  Gruppe)  Sprache,  Au»chen  und  Sitte  bewahrt,  dagegen  findet 
sich  auf  dem  Dreihüget- Inselchen  des  Neuhebriden -Archipels  in  der  Mitte 
ein  Bezirk  Mae,  dessen  Bewohner  tonganUehc  Sprache,  auch  polrnwi»che 
Kultgebräuche  verbinden  mit  völlig  demselben  pspnaabehen  (melanesischen) 
Aussehen,  wie  es  die  in  unmittelbarer  Nähe  (in  Seaake,  dem  Ostbezirk  des 
nämlichen  Eilands)  hausenden  und  rein  melancsisch  redenden,  von  alters 
her  papuamaeben  Nachbarn  aufweison,  — von  letztem  holten  sich  jene 
die  Weiber,  und  diese  mußten  tongauisch  sprochcn  wie  ihre  Kinder. 

Kirekhoff. 


392.  Hager,  Kaiser  Wilhelms-Land  und  der  Biemarck- Archi- 
pel. Mit  1 Karte.  Leipzig,  Greasner  & Schramm, 
ohne  Jahreszahl. 

Zur  Orientierung  über  di«  jetzige  KenntnU  ron  d«r  westlichen  Süds«  ist 
diene  für  du  gröbere  Publikum  be»tin>mte  Schritt  wohl  geeignet , «u  an- 
dern Zwecken  »ber  nicht  braucht)«,  da  « versäumt  wurde,  di«  (Quellen 
eufiuführcn.  lleraelbe  Manuel  macht  sich  bei  den  Illustrationen  — grofsten- 
teils  alten  Bekannten  — bemerkbar.  Der  (iberblick  über  die  Entdeckungs- 
gcochichte  Neuguineas  ist  trotx  der  Kürac  aiemlieh  erschöpfend.  Die  hurte 
ist  eine  lteproduktion  der  Aufnahme  von  Finsch  und  Dallmann  an  der 

P* 


92 


Litteraturbericht  Nr.  393—404. 


Norükiute  tod  Neuguinea,  welche  1885  in  den  Nachrichten  für  Kaiser 
Wilhelms- Land  veröffentlicht  wurde.  }{.  WiVAmanw. 

393.  Hectop,  New  Zealand  Geol.  Survey  Department. 
Catalogue  and  Guide  to  the  Geological  Exhibits. 
Wellington  1886. 

394.  Haast,  On  the  Geological  Survey  of  the  Southern 
Alps  of  New  Zealand.  (Transactions  and  Proc.  New 
Zealand  Institute  1884,  Bd.  XVII,  S.  332.) 

395.  Hector,  Note  ou  Geological  structure  of  the  Canter- 
bury  Mountains.  (Ebendas.  S.  337.) 

Die  unter  Nr.  393  genannt«  Schrift  enthalt  eine  geologische  Cber- 
tiebts karte  Ton  Neuseeland  und  einen  kurzen,  Ton  Tielen  Profilen  untl 
paläontnlogieehen  Abbildungen  begleiteten  Abrif»  der  geologischen  Zusam- 
mensetzung dic,ee  Landen.  Vergleicht  men  diese  neue  Karte  mit  jener 
Tom  Jahre  1873.  »o  fällt  einem  «ofort  die  veränderte  Auffassung  des  Baue» 
der  mittlern  und  nördlichen  SUdalpen  auf.  Hector  hatte  im  J.  1873  die 
breite  östliche  Abdachung  auf  Grund  der  rnteraurhungen  von  Haast  als 
paläozoisch  koloriert ; jetzt  erscheint  innerhalb  dieser  Zone  ein  breiter 
und  langer  Streifen  mesozoischer  Bildungen.  Die  Streitfrage  ist  zunächst 
eine  rein  paläontologische : Haast  nimmt  (in  Kr.  394)  noch  immer  »eine 
Auffassung  in  Schutz,  während  Hector  dieselbe  als  unhaltbar  zn  erweisen 
sucht  (Kr.  395).  Aber  dies«  Frage  hat  doch  auch  KinBufs  auf  die  Tek- 
tonik der  Südalpen.  Haast  betrachtete  dieselben  ul»  eine  grohir  Antikli- 
nale, deren  Weatlliigel  in  da«  Meer  gesunken  ist ; nach  der  jetzigen  Dar- 
stellung des  Geologischen  Amte»  ist  aber  der  Ostubhang  der  SUdalpen  eine 
mächtige  mesozoische  Synklinale.  Aufscrdem  zeigen  die  Profile  eine  Auf- 
einanderfolge vieler  steiler  und  stehender  Palten  in  Vcrtilndung  mit  Ver- 
werfungen. Slipon. 

396.  Crawford,  On  Change»  in  the  Hataitai  Valley.  (Trans* 
actions  and  Proc.  New  Zealand  Jnst.  1884,  Bd.  XVII, 
S.  342.) 

Das  Hataitai -Thal  (Kordinsel,  Port  Kiehobun)  liegt  his  zu  4 m über 
dem  Meeresspiegel  und  ist  ausgcfiilU  mit  Kies  und  Sand,  welch  letzterer 
viele  rezente  Meereskoneliyüen  enthält:  ein  Beweis  für  eine  negative  Niveau- 
Veränderung  an  der  nördlichen  Cook-Strafse.  Supun. 

397.  Park,  The  Ascent  of  Mount  Franklin.  (Transactions 
and  Proc.  New  Zealand  Iust.  1884,  Bd.  XVII,  S.  350.) 

Dem  Mt.  Franklin,  dem  höchsten  Punkt  des  Sjcucer*  und  St.  Arrmud- 
Gebirge»  (42“  S.)  wird  auf  den  Karten  11)000  Puls  gegeben:  nach  Parka 
Aneroid  - Messung  beträgt  die  Höhe  aber  nur  7850  Fahr  (2393  m).  Die 
Sehneelinie  liegt  in  0500  Fufs  oder  ca  20OU  m Hohe.  Glazialmuränen 
wurden  mehrfach  gefunden.  Der  Berg  besteht  aus  Chloritschiefern  und 
Quarziten  und  einer  diskordant  daruuf  lagernden,  wahrscheinlich  karboni- 
sehen  Gruppe  von  Schiefem  ,Ve.  Die  Waimu-Schlucht  ist  ein  ausgezeich- 
neter Canon  mit  steilen,  ca  1070  m hohen  Thalwänden.  Supan. 

398.  Die  Maori  -Bevölkerung  in  Neuseeland.  (Ztschr.  Ges. 
f.  Erdkunde,  Berlin  1886,  Bd.  XXI,  S.  83.) 

Koch  dem  Zensus  von  1881  betrug  die  Maori  - Bevölkerung  onf  der 
Kotdinse!  41  fiOl,  auf  der  Siidinsel  2öt!l  und  auf  den  Chatham-Inncln  125, 
zusammen  mit  den  gefangenen  ltebellen  44  097.  Nach  offizieller  Angabe 
ist  aber  diese  Zahl  beträchtlich  zu  hoch  gegriffen,  und  werden  die  Maoris 
auf  höchstens  30  000  geschätzt.  Der  auffallend  geringe  Prozentsatz  der 
weiblichen  Maoris  unter  15  Jahren  iäfst  auf  keine  starke  Vermehrung 
»chliefsen.  Der  jetzige  Maori  ist  körperlich  und  geistig  degeneriert;  er 
hat  die  eigne  Kultur  vergessen,  aber  von  der  europäischen  nur  dio  Laster, 
besonders  die  Trunksucht  angenommen.  Aufserdem  wirken  auch  stark  die 
importiertet!  ansteckenden  Krankheiten.  Aus  den  christlichen  Klemmten 
haben  sie  neue  Keligumen  gebildet.  Die  Unabhängigkeit  des  Manrikönigs 
anf  der  Kordinsel  ist  auf  die  Dauer  nicht  haltbar,  und  mit  dem  Kindnngeu 
der  Angelsachsen  in  das  geschlossene  Maorigebiet  wird  der  Vernichtung«- 
prozeCf  sich  hier  ebenso  rasch  ahspielen,  wie  au  andern  Orten  unter  briti- 
scher Herrschaft.  Dafs  sich  die  Engländer  dabei  keiner  Gcwaltmafsrcgeln 
bedienen,  wie  der  anonyme  Verfasser  annimrat,  ist  eine  durch  die  Ge- 
schichte genugsam  widerlegte  FabeL  Supon. 

399.  Alexander,  The  Crntcrs  of  Mokuaweowoo,  on  Mauna 
Loa.  (Nature  1886,  Bd.  XXXIV,  8.  232.) 

Der  Verfasser  gibt  hier  die  l'.ejultate  einiger  Exkursionen  im  Herbst  1885. 
Der  Mokuaweowe»  ist  nicht  ein  einfacher  Krater  oder  ein  System  von 


4 bis  5 Kratern , deren  Bandwälle  zerstört  sind , und  die  auf  dies«  Weise 
zu  einer  Vertiefung  verschmolzen.  Dieser  Krater  ist  5800  m lang,  bis 
zu  2700  m breit  und  bis  240  m tief;  dis  Fläche  hat  980  ha.  Die  Lara- 
ergraue  kommen  aus  Spalten  der  höchsten  Teile  des  Bandes , während  man 
erwarten  sollte,  ilafs  sie  aus  den  tiefsten  Teilen  des  Kraters  oder  aus  dem 
3000  m liefern  Kiluueu  ausbreeheu  würden.  Der  Verfasser  erklärt  dies 
damit,  dafs  die  loira  um  so  hoher  ansteige,  je  enger  die  Kanäle  siud; 
eine  unterirdische  Verbindung  zwischen  Kilauea  und  Mauna  Iam  sei  daher 
nicht  ausgeschlossen.  Die  An-Form  der  Laven  (s.  Litt.-Bcr.  Kr.  14t'.)  führt 
er  auf  äufsere  Hindernisse  zurück,  welche  den  ruhigen  Lavaltuf»  unter- 
brachen; er  erklärt  daraus  die  Thataacheo , dafs  die  Aa-Lava  stets  höher 
ist  als  die  benachbarte  Pahoehoe  - Lava , und  dafs  die  älteni  fatroergüise 
stets  dieselbe  Form  haben,  wie  die  darauf  liegenden  jüngern.  Supnn. 

Nord-  und  Zontralamerika. 

400.  Kiepert,  H. , Phyikalitsclie  uud  politische  Wandkarten 

von  Nordamerika.  1:8000000.  3.  Aufl.  Berlin, 

Reimer,  D.  1886. 

Diese  Korten  sind  durch  ihre  taubere  und  klare  Darstellungswetse  der 
Bodenhesehulfcnheit  schon  lange  vorteilhaft  bekannt,  wenn  auch  der  Mab- 
stab  für  den  Schulgebrauch  vielleicht  etwas  zu  klein  ist.  Man  muh  aber 
bedauern,  dafs  bei  der  Eiuxeicbuuug  verschiedener  ptlanzcngoographischcr 
Polargrenzen  neuere  Quellen  nicht  zu  liato  gezogen  wurden.  So  ist  z.  B. 
die  Maislinie  ganz  unrichtig.  Die  Maiskultur  verbreitet  sieb  jetzt  bis  über 
die  NordgTcnzc  Washingtons  hinaus,  über  das  ganze  Unlunibialhal  und  das 
obere  Missourigebiet  bis  nach  Nordmanitoba,  über  die  Südufer  des  Obern 
Sees,  und  auch  in  Maine  viel  weiter,  als  die  Karte  ergibt.  Die  Piliuen- 
gronze  stimmt  im  W mit  der  von  Drude  angegebenen  gar  nicht  überein. 
Auch  die  Baumlinie  weicht  wesentlich  von  jener  Sargcnts  ab.  Es  möge 
endlich  noch  bemerkt  werden,  dafs  auf  der  politischen  Karte  die  Grenie 
zwischen  Oregon  und  Washington  fehlt.  £upun. 

401.  Horsford,  John  Cabot's  Laudfall  in  1479  and  the 
Site  of  Norumbuga.  Cambridge,  Wilson  & S.,  1886. 

Der  Yerfatier  dieser  mit  Karten  und  Abbildungen  reich 
Schrift  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  1)  Cabot  erblickte  da»  Land  zuerst 
bei  Kap  Ann  (Ctbot*  Kap  Breton)  und  nahm  du  Land  iu  ltasiu  bei  Sdem 
(alter  indischer  Nwm*  Xnuiukeu#  oder  Xuhumbcuk,  daraus  Cabot*  Nnrum- 
bega)  in  42”  32*  X.  Br.  Kr  betrat  somit  da»  amerikanische  Festland 
früher  als  l'ulunsbu».  2)  Die  Stadt  und  das  Fort  Xorambc^a  oder  Nora»* 
beipio  von  Kapitan  Ingram , und  AlUfontt  und  der  Ort  Agency  Thevet’s 
lag  am  Charles  Kiver  zwischen  Kiverside  uud  Waltlura  in  42*  21*  X. 

Supstn. 

402.  Chaume,  Terre-ueuve  et  los  Terre-nouviennes.  Paris, 
I’lon,  Nourrit  & Co.,  1886. 

Eine  angenehme  Lektüre  für  eine  miifsige  Stunde , aber  sonst  ohne 
alle  Bedeutung.  Einiges  Interesse  Böfst  höchstens  die  Unterredung  mit 
dem  Kolonialoekretir  übet  dos  französische  Fischerrecht  cm.  Supern. 

403.  Macomb,  Tables  of  Goographical  Positious,  Azimutks 
and  Distancog  Ac.  Washington  1885. 

Diese  wichtige  Publikation  gibt  die  Endresultate  der  geographischen 
Landesuntersuchung  der  Staaten  und  Territorien  westlich  vom  100-  Meridian 
in  nachstehender  lleihenfolge:  1)  die  astronomischen  Stationen,  Basislinien 
und  die  Positionen  der  Bergspitzen,  Niederlassungen  und  Militärstationen; 

2)  die  Azimute  und  Distanzen  von  den  ersten  Triangulationsstatiunen: 

3)  die  barometrischen  Höhenmessungen  der  Militürslaturaen , Berggipfel, 

Niederlassungen,  Sceu,  Quellen  Öre.,  und  Gebirgspässen,  ca  2400  an  der 
Kohl;  4)  dio  Itinerare  der  wichtigsten  Honten.  Supoi*. 

404.  Finley,  Tornado  8tudius  for  1884.  Washington, 
Signal  Office,  1885. 

Diese  Abhandlung  eothäU  2 Karten  der  geographischen  Verteilung 
der  Tornados  in  den  Vereinigten  Staaten,  und  72  Witterungskarten  für 
18  Tornadotage,  von  denen  je  3 die  Luftdruck-,  Temperatur-  und  Wind- 
verteilung für  die  Stunden  7 a.  3 p uud  11  p und  je  eine  den  Gang  des 
barometrischen  Minimums  und  die  Verbreitung  der  Tornado«  darstelit.  Alle 
Karten  werden  von  autführliehen  Tabellen  begleitet.  Tornado«  treten  im 
südlichen  oder  südöstlichen  Oktsnten  der  Bsrometerdepressionen,  und  süd- 
lich und  östlich  von  den  Zonen  bedeutender  Gegensätze  in  bezug  auf  Tem- 
peratur und  Taupunkt  auf,  iu  denen  sich  die  kalten  nördlichen  und  die 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  405—410. 


93 


nntn  südlichen  Winde  berühren.  In  der  Mehrzahl  de;  Falle  hatte  die 
Achte  der  Baroraetcrdepresaion  eine  nördliche  bis  nordöstliche  Richtung. 
Aua  den  Gesagten  ergibt  sich,  data  vorwiegend  die  südlichen  Staaten  von 
den  Tornados  heimgeeucht  werden:  Georgia  881ml,  Südcarolina  22mal, 
Alabama  lSmal.  Die  folgende  Tabelle  gibt  die  Zahl  der  Tornado«  (a)  and 
der  Tornadotage  (b): 


a 

*>  i 

a 

b 

a 

b 

a 

b 

Januar 

— 

— ! April  . 

. 21 

7 

Juli  . . 31 

15 

Oktober  . 

1 

1 

Februar 

45 

2 | Mai  . 

. 8 

6 

August  . 8 

7 

November 

1 

1 

Mürz 

30 

8 i Juni  . 

. 5 

& 

September  7 

4 

Dezember 

6 

8 

Jahr  1884  : 1*2  Tornados  an  68  Tagen. 


Am  hantigsten  sind  die  Tornados  zwischen  4 und  j>tb  p.  m.  Die 
Tomadowolke  hat  eine  trichterförmige  Gatalt,  ihre  Wirbelbewegung  er- 
folgt meist  gegen  den  l'hrseiger,  und  ihre  Fortbewegung  meist  gegen  NO. 
Ober  einige  andre  interessante  Momente  gibt  folgende  Zusammenstellung 
Auferhlufs : 


Max. 

Min. 

Mittel 

Dnrchmeaser  des  Tomadofelde»,  m 

1G10 

20 

316 

lain^c  de*  Torondowegen,  km  . • 

210 

8 

58 

Fonbeweguog*-Ge»cbwiudigkeit  der 
Tomadowolke,  km  pro  Stunde  . 

130 

24 

68 

Dauer  des  Tornados  an  einem  Orte 
in  Sek 

1*0 

.Ein  Augen- 

45 

blick“ 

Welche  zerstörende  Kraft  den  Tornados  innewohnt,  zeigen  folgende 
Zahlen  : an  den  16  wichtigsten  Tomadotagen  wurden  durch  den  Wirbel 
über  1000  Menschen  gelotet,  nahezu  4000  verwundet,  und  der  Gesamt- 
schndcn  betrag  über  1.3  Mül.  Dollar.  Supau. 

405.  Reyer,  Kupfer  in  den  Vereinigten  Staaten.  (Österr. 
Ztöchr.  f.  Berg-  u.  Hüttenwesen  1880,  Bd.  XXXIV, 
Sep.-Abdr.) 

Ans  Obern  See  wurde  roher  Bergbau  auf  Kupfer  schon  vor  der  Ent- 
deckung Amerikas  betrieben.  Seit  1843  wurde  derselbe  von  den  Weiften 
in  Angriff  genommen,  und  in  den  &Uor  Jahren  erlebte  er  die  erste  Blüte- 
Periode.  Bis  Ende  1882  produzierten  die  Werke  Calumet- Hecla  158  000« 
Quincy  32  000,  7 Bergwerke  durchschnittlich  15  000  und  CO  Werke 
durchschnittlich  1000  met.  Tons;  das  ganze  Kupfergebiet  am  Obern  See 
aber  357  000  met  Tons.  Die  Gange  und  Lager  sind  hier  an  paläozoische 
Melaphyre  und  Konglomerate  gebunden.  Bis  zu  Ende  der  7uer  Jahre  deckte 
dieses  Kupfcrgebict  fast  die  ganze  Produktion  drr  Union,  seitdem  ist  os 
aber  von  Arizona  (Cop per  Mountain,  Clifton  District;  die  Vorkommnisse 
halten  «ich  hier  an  deu  Kontakt  von  Porphyr  und  Sedimenten)  und  Mon- 
tana (wichtigster  Distrikt  Butte)  überflügelt  worden.  In  der  Weltproduktinn 
sind  die  Vereinigten  Staaten  rasch  an  die  erste  Stelle  gerückt: 


1880 

1882 

1884 

Cirofn-Tons  ii  101C  kg 

Vereinigte  Staaten 

25  060 

41000 

64  000 

Chili 

42  000 

41  600 

Spanien  und  Portugal 

34  000 

37  000 

43  700 

Deutschland  . . . 

10  800 

13  200 

14  800 

Australien  .... 

9 700 

8 900 

13  000 

Supern. 

Davis , Eartkquakos  in 

New  England. 

(Appalachi 

1886,  Bd.  IV,  S.  190.) 


Auf  Grund  des  Erdbebenkatalogs  von  Bockwood  wird  die  geographi- 
sche Verbreitung  d«  Beben  in  Neu -England  in  den  Jahren  1872 — 84 
kartographisch  dargestellt;  doch  ist  diese  Skizze,  wie  der  Verfasser  be- 
merkt , wegen  der  l'ngen&uigkeit  und  Unvollstind igkeit  der  Quellen  nur 
eine  mangelhafte.  Indes  scheint  dos  südöstliche  New  Hampshire  und  das 
angrenzende  Massachusetts  der  Hauptherd  der  neuengli^hm  Erdbewegung 
zu  sein.  Dieses  Gebiet  war  auch  der  Schauplatz  des  Bebens  vom  17.  Ja- 
nuar 1886,  das  sich  Uber  ca  500C*  ijkrn  verbreitete,  und  dessen  Zentrum 
etwas  nördlich  von  Nashua  lag.  Eino  zwoitc  Kartenskizze  stellt  auf  Grand 
eingehender  Erkundigung  den  Umfang  dieses  seismischen  Gebietes  dar. 

.Smjmn. 

407.  Lecleroq , La  Terro  des  Merveilles.  Mit  2 Karten. 
Paris,  Huchette  & Co.,  1886. 

Das  Buch,  «in«  erweitert«  Ausgabe  des  sehor.  im  Utter.-Bei.  Nr.  157 
angezcigten  Artikels,  hat  den  Zweck,  da»  friuiz&SMChe  Publikum  mit  den 
Henliehkeiten  des  Nationalpark«  bekannt  iu  machen.  Sehr  lehrreich  sind 


die  beigegebenon  Illustrationen,  und  besonders  dankenswert  ist  das  am 
Schluls  angefügte  vollständige  Verzeichnis  der  amerikanischen  Schriften  über 
du  Geysirgebiet.  supon. 

408.  Gilbert,  Tho  Indikation  of  Scientific  Method  by 
Example,  with  an  Illustration  from  the  Quaternary 
Geology  of  Utah.  (Amer.  Jonrn.  of  Sc.  1886,  Bd.  XXXI, 
8.  284,  mit  Taf.  8.) 

Die  Strondlinien  des  ehemaligen  Bonnerille-Sees  (dessen  Rest  der 
Grofrc  S»1  zwo  ist)  liegen  bekanntlich  nicht  in  einer  horizontalen  Linie, 
w&i  auf  Bodenbewcguug  nach  Austrocknung  des  Seea  hinweist.  K*  werden 
in  obigem  Aufsatz  die  drei  Hypothesen  besprochen,  welche  die  Bodoo- 
bewegung  als  eine  Folge  der  Seeaustrocknung  selbst  erklären  wollen,  ohne 
dafs  der  Verfasser  zu  einem  positiven  Resultat  gelangt.  Der  Umstand  aber, 
dafs  die  höchste  Erhebung  der  Stnndlinie  in  der  Mitte  des  alten  See« 
liegt,  ISfst  ihn  der  hydrostatischen  Theorie  sich  znncigcn,  welche  die  Er- 
hebung des  Bodens  der  Entfernung  des  Wasserdruckes  zusebreibt. 

Supern. 

409.  Dutton,  Crator  Lako,  Oregon,  a proposed  National 
Reservation.  (Scionce  1886,  Bd.  VII,  S.  179.) 

Der  durch  «eine  ultramarinblaue  Farbe  ausgezeichnete  Krotcraee  im 
Kaakadengebirge  ist  12  km  lang  und  8 km  breit,  und  somit  eins  der 
gröfsten  Phänomene  dieser  Art.  Steile  Iarafelsen  umgeben  den  See, 
2*1)  — 600  m über  denselben  ansteigend.  Nur  einige  Quellen  münden  in 
denselben;  ein  Austlnfs  ist  nicht  sichtbar,  aber  ein  solcher  mufs  unter- 
irdisch vorhanden  »ein,  da  die  Verdunstung  hier  geringer  ist  als  der  Nie- 
derschlag. In  der  Nähe  de»  SW- Ende»,  etwa  800  m vom  Wer,  erhebt 
sieh  an»  dem  Wasser  ein  Aschenkegel.  Die  Aufsenseite  der  felsigen  See- 
umrahmung bietet  alle  charakteristischen  Eigentümlichkeiten  eines  abge- 
stutzten vulkanischen  Berga  mit  liadialthälern.  Ring»  um  denselben  ist  der 
Boden  mit  andesitisch.n  Bimssteinen  und  Tuffen  bedeckt.  Ob  diese  ge- 
waltige Kratervertiefung  („Caldera“  nach  Duttons  Terminologie,  s.  Utt.-Ber. 
Nr.  140)  auf  dieselbe  Weis*  entstand  wie  auf  den  Sandwich -Inseln,  oder 
durch  Explosion,  läfst  der  Verfasser  unentschieden.  .lupan. 

410.  Reyer,  Zwei  Profile  durch  die  Sierra  Nevada.  (Neues 
Jahrb.  f.  Mineralogie  de.,  IV.  Beil.-Band,  1886,  S.  291 ; 
mit  2 Kartenskizzen.) 

Dio  l'rolilo,  welche  hier  beschrieben  werden,  veranschaulichen  uns  die 
Gegensätze  im  Bau  der  9udliehen  (l'roßl  Mariposa-Mono)  und  nördlichen 
Nevada  (Profil  Nevada  City-lteno).  Im  südlichen  Profi!  folgen  in  der  Rich- 
tung von  W nach  O folgende  Hauptronen  aufeinander : 1)  ln  der  Zone  der 
Vorhügel  bodecken  ungefaltoto,  ober  wahrscheinlich  durch  Brüche  dislo- 
zierte Trachvt-Tulfe  und  Inr» batike  den  steil  aufgerichteten  weichen  PhylliL 
2)  Die  Schiefer-  und  Dioritzone.  Die  bald  weichem,  bald  hartem  Schie- 
fer, weich«  im  Streichen  der  Dioritzüge  von  Feldspat  - Sandsteinen  vertre- 
ten werden,  sind  steil  aufgerirhtet  und  fallen  nach  O (also  gegen  die  zen- 
trale Granitmasse  L ln  der  Nähe  von  Mariposu  fand  King  darin  Jura- 
foasitieu.  Grötsere  und  kleinere  DioritmaMon  durchsetzen  die  Schiefrrione ; 
hei  Maripnsa,  wo  Diorit  mit  dem  Zenlralgranit  Zusammentritt! , weist  der 
Verfasser  nach,  dal»  ersterer  älter  iat.  Aufser  Diorit  unterbrechen  auch 
Mnrmnrlsger  die  Schieferzone.  3)  Die  Oranitxune  der  Huchsiena.  4)  Die 
östliche  Zone  mit  paläozoischen  Quarziten  (und  Schiefem).  An  Stell«  der 
Faltung,  die  am  Westabhang  herrscht,  treten  hier  längs-  und  Querbrüche 
mit  Stufensenkuttgen.  Die  Senkungsfelder  sind  mit  Granit  aiugelüllt,  der 
hier  älter  ist  als,  der  ebenfalls  verkommende  Diorit.  Daran  sehiiefst  »ich 
endlich  5)  da»  Senkungilcld  de»  Monosee».  Die  Senkungen  im  0 hntien 
erst  den  Gegensatz  von  Gebirge  und  Flachland  geschaffen.  Für  ihre  Fort- 
dancr  sprechen  die  durch  Verwerfung  stufenförmig  verschobenen  Gletschcr- 
schtilfe  und  dio  häufigen  Erdbeben  (vgl.  dazu  Litt.  -Ber.  1885,  Nr.  74). 
1m  S des  Monosee»  befindet  sieh  eine  Reihe  von  Bimsstoinvulknnen  mit 
Obsidianstrünieu,  und  iru  N erhebt  »ich  dio  tufitosa,  homogene  Andoitmosse 
von  Bodio. 

Die  nördlidie  Sierta  unterscheidet  »ich  von  der  südlichen  hauptsäch- 
lich in  zwei  Funkten.  Die  Andcsite  treten  in  das  Hochgebirge  ein  und 
überdecken  mit  ihren  Tuffen  und  Strömen,  wenn  auch  ohne  festen  Zuxitn- 
menhang  auf  gröfseto  Strecken  die  Granit-  uud  Schiefetzouo.  Dio  tturia- 
I tilen  Goldablagerungen  (tertiär  bi*  diluvial)  sind  in  der  südlichen  Sierra 
unt>edeutcnd ; ihre  Mächtigkeit  wuchst  in  der  rnittlem  Sierra  bedeutend 
(50 — ioo  m),  und  sie  kommen  fast  in  der  ganzen  Sierra  vor,  werden  aber 
teilweise  von  Investruinen  überlagert,  dio  weiter  im  N Goldschntt  und 
Grundgebirge  iiberkieiden.  Die  mittlere  Sierra  ist  also  am  wichtigsten. 

An  die  geologische  Schilderung  der  Sierra  knüpft  der  Verfuser  Be- 


Digitized  by  Google 


94 


Litteraturbericht  Nr.  411 — 416. 


merkungen  ron  allgemeiner  Bedeutung.  Er  verwirft  die  Injektions- 
und Intrusion» -Theorie  und  erkürt  im  (iegensati  tu  dieser  die  Massen- 
«rgüaae  für  älter,  als  die  ältesten  konkordant  angcla&erten  Sedimente;  im 
Laufe  der  Zeit  schwoll  die  Etuptivmssse  infolge  intrusirer  Nachschübe 
immer  höher  an  and  schob  die  Sedimentdecke  bei  Seite,  indem  sie  die- 
selbe sogleich  faltete.  Diese  Theorie  ist  wesentlich  in  swei  Punkten  neu : 
1)  in  der  Altersbestimmung  der  Eruption,  und  2)  in  der  Annahme  einer 
langen , durch  Formationen  hindurch  fortgesetzten  Dauer  eine»  Magma- 
ergumes,  während  welches  Infolge  beständiger  Wärmezufuhr  die  ganze  Masse 
als  plastisch  bleibend  gedacht  srird.  Der  zweite,  tektonische  Teil  der 
Theorie  greift  dagegen  auf  die  älter«  Ansicht  ron  der  aktiren  Beteiligung 
der  Eruptirgesteine  an  der  Gebirgsbildung  zurück. 

In  der  Tertiärzeit  hatte  die  Sierra  bekanntlich  Längsthäler , während 
jetzt  fast  austchliefslich  Querthaler  rorkomraen.  Daran  anknüpfend  spricht 
der  Verfasser  den  allgemeinen  Satz  aus:  „Io  jungen  Gebirgen  prädominie- 
ren Längstliäter  (wegen  des  Wechsels  harter  und  weicher  Gesteinszonen  in 
der  Streichrichtung),  in  alt  erodierten  Gebirgen  kommen  die  Üuerthiler 
zur  Hcrnchaft;  die  letztem  sind  also  in  der  Kegel  die  jüngern  Bildungen“. 

Supan. 

411.  St.  John,  Hayti  or  the  Black  Ropublic.  London, 
Smith,  Eider  & Co.,  1884.  — Französische  Ausgabe 
von  West,  Paris,  Pion,  1886. 

Die  fr*nzoti»ehe  Aufgabe  gibt  uru  Ycrunlxvmn^ , autnabrmweiae  auf 
ein  alleres  Werk  zuriiekzukoraraen.  Der  Verfasser  war  12  Jahre  (seit  1863) 
Ministcrrmidcnt  und  Generalkonsul  in  Haiti«  und  seine  Schilderungen  ver- 
dienen schon  aus  diesem  Grande  alle  Beachtung.  Den  Hauptinhalt  bilden 
die  Ueachichte  der  Republik  vor  und  nach  dem  Unabhängigkeitskrieg,  die 
Bevölkerung,  Religion  und  Erziehung,  staatliche  Hinrichtungen,  Sprache, 
Iitteratur  und  Volkswirtschaft.  Die  VoUuuhl  hat  sich  »eit  1825  wahr- 
scheinlich verdoppelt.  Trotzdem  ist  das  Land  noch  dünn  bevölkert,  nach 
den  Auslagen  von  Eingcbornen  wegen  der  durch  Vernachlässigung  erzeug- 
ten grofsen  Kindersterblichkeit.  Die  reinnlicho  Bevölkerung  verhüt  sich 
zur  weiblichen  wie  2:3.  •/„  sind  Neger  » 1 10  Mulatten.  Die  letztem 
sind  höher  bewnlagt,  aber  moralisch  verkommen;  der  Satz:  .sie  liamcn 
ihre  Väter  und  verachten  ihre  Mütter*  ist  ein  trefflicher  Amdruck  für 
ihre  Zwitterstellang.  Der  Neger  füll,  wenn  er  nicht  in  beständigem  Kon- 
takt mit  dom  Weiften  sieb  befindet,  in  seine  frühere  Unkultur  zurück. 
Dafür  spricht  unter  andern»  die  grofse  Ausdehnung  des  geheimen  Yaudoax- 
oder  Schlangonkultus,  dor  unter  den  untern  Volksklassen  aufserordentlich 
stark  verbreitet  und  auch  heute  noch  mit  Kannibalismus  (Kinderopfer  „Zie- 
gen ohne  Hörner4*)  befleckt  ist.  In  allen  Laodesteilen  findet  man  die  klei- 
nen Tempel  der  Vaudoux  („Humforts*),  deren  Wände  mit  Bildern  Mariens 
und  andrer  Heiligen  geschmückt  sind.  Dor  Rinflufs  der  katholischen  Geist- 
lichkeit auf  die  unteru  Volksklassen  ist  daher  gering,  aber  ebenso  auch  auf 
die  obem,  unter  denen  die  harmlose,  aber  von  der  Kirche  verpönte  Frei- 
maurerei stark  verbreitet  ist.  Die  Regierung  ist  noch  immer  nach  der 
Regel  des  berüchtigten  Dessalines  „Plumez  la  poule,  mais  prenez  garde 
qu'clle  ne  crie*  eingerichtet.  Das  Französische  ist  die  Staats-  und  Schrift- 
sprache, die  Sprache  des  gewöhnlichen  Lebens  ist  das  Kreolische,  ein  ver- 
derbtes Franiütüch  in  afrikanischer  Form.  Der  Ackerbau  ist  stark  ver- 
nachlässigt, obwohl  alle  natürlichen  Bedingungen  dafür  vorhanden  sind. 
Zur  Zeit  der  franxöiitebcn  Herrschaft  war  Zuckerrohr  das  Hauptprodukt, 
jetzt  sind  es  Kampeseheholz  und  Kaffee.  Der  Koflcebaum  wächst  in  allen 
Gebirgen  wild,  von  150—2100  ra  .Seehöhe.  Aufgeldern  werden  noch  Kakao, 
Tabak,  Zuckerrohr  und  Baumwolle  gepflanzt.  -Supan. 

412.  Deloncle,  La  Martinique.  (Bull.  Soc.  Bretonno  de 
G^ogr.  1886,  Bd.  V,  S.  1.) 

Im  J.  1625  kam  Martinique  in  Besitz  einer  französischen  Handelsgesell- 
schaft, und  mit  kurzen  Unterbrechungen  (englische  Herrschaft  1759—6$ 
und  1794—1814)  blieb  es  von  da  ab  französisch.  Tabak  bildete  hier, 
wie  auf  den  Autillen  überhaupt,  die  Hauptkultur;  ent  nach  dem  Aufstand 
deT  Kolonisten  (1647 — 50)  führte  Duporquet  dos  Zuckerrohr,  und  ira  J.  1727 
Declicu  den  Kaffee  ein,  und  damit  begann  eine  neue  wirtechaftliche  Periode. 
Der  Anbau  des  Zuckerrohrs  beschränkt  sich  aber  nur  auf  die  warme  Re- 
gion; die  Bergregion  bleibt  den  europäischen  Getreidearten  Vorbehalten. 
Die  Bevölkerung  setzt  sich  aus  drei  Elementen  zusammen : die  Weifseu 
(10  000),  Nachkommen  der  französischen  Einwanderer  ira  18.  Jahrhundert, 
die  Neger  und  Mulatten  (l 3 1 000),  von  denen  die  erstem  wenig  kulturfähig 
und  seit  Aufhebung  der  Sklaverei  faul  srad,  während  letztere  mit  steter 
Unterstützung  der  Weifsen  eine  zivilisatorische  Rolle  spielen  könnten ; — 
endlich  die  eingewanderten  Indianer  und  Chinesen  (27  000).  Neben  Gel- 
bem Fieber  suchen  auch  Cyklonen  häufig  die  Insel  heim;  Erdbeben  schei- 
nen aber  selten.  Hauptstadt  ist  Fort-de-France  (12  00u  Einwohner),  Handels- 


metropole aber  St.  Pierre  (17  000  Einwohner).  Die  Eisenbahnen  haben 
eine  Gesamtlänge  von  194  km.  Die  Zuckerkrise  hat  auch  Martinique 
schwer  betroffen;  eine  neue  Bedeutung  wird  dieee  Kolonie  durch  den 
Panama!; anal  erhalten.  Supan. 


Südamerika. 

413.  Bruyker,  Le  VrSnezuele.  (Ball.  Soo.  R.  de  Geogr. 
d’Anvora  1886,  Bd.  X,  8.  302.) 

Seit  14  Jahren  hat  Venezuela,  unter  der  Regierung  von  Guxratn 
Blanco,  einen  bedeutenden  Aufschwung  genommen.  Die  Staatseinnahmen 
wurden  fast  verdreifacht,  die  uufsere  Staatsschuld  fiel  von  276  auf  68  Mil- 
lionen Frank.  Obligatorischer  und  unentgeltlicher  Elementarunterricht  hoben 
die  verkommene  Bevölkerung,  die  zum  grüfxten  Teil  au*  Mestizen  und 
Quarteronen  (Mischlinge  von  Weifseu  und  Mestizen)  besteht , auf  einen 
hohem  Grad  geistiger  und  sittlicher  Bildung.  Die  materielle  Kultur 
schreitet  aber  verbältnismafsig  langsam  fort.  Von  der  Ackerbauzone 
(350000  qkm)  ist  erst  V«  kultiviert.  Die  zweite  Zone  ist  die  der  Llanos 
(ca  400  000  qkm),  die  dritte  die  der  Urwälder  am  Orinoko  und  aüdlich 
davon,  ln  der  Ackerbauzone  unterscheidet  man  wieder  drei  Regionen : 
1)  die  heifse  Region  bis  600  oder  800  m Seehöbe,  die  Region  der  Pal- 
men und  Bananen;  2)  die  gemüfsigte  Region,  800 — 2000  m Höhe,  oder 
die  Regiou  der  Fnrnbäume  oder  Orchideen,  wo  sich  Kulturen  der  heifseo 
und  gernäfsigten  Zone  vermischen  (Zuckerrohr  und  Banane  gehen  bis  2000  m 
Höhe);  3)  die  kühle  Region,  über  2000  m Höhe,  die  Region  der  Wachs- 
palme und  Andakartotfel,  wo  man  europäische  Getreidearten  uud  Kartoffel 
pflanzt.  Zu  den  für  die  Weltwirtschaft  wichtigsten  Bodencrzeugm***n  ge- 
hören der  Kakao  (25  000  ha,  ca  8 Mill,  kg  Ertrag,  davon  7 Mill.  aus- 

geführt),  Kaffee  (140  000  ha,  ca  55  Mill.  kg  Ertrag,  davon  49  Mill.  aus- 

geführt),  ltohrzueker  (77  Mill.  kg,  Ausfuhr  700  000  kg  Zucker  und  170  hl 
Rum)  und  endlich  Tabak  (60O0OO  kg  Ausfuhr).  Der  Viehstand  ist  ein 
sehr  bedeutender:  300  000  Pferde,  248 O00  Maultiere,  658  000  Esel, 
976  500  Schweine,  3~  Mill.  Schafe  und  Ziegen.  Die  beiden  Ackerbau- 

kolonirn  Guaman  und  Bolivar  gedeihen  gut.  Wie  gesund  die  höbern 

Regionen  sind,  beweist  die  geringe  SterblichkeitszifTer  (1:58);  im  letz- 
ten Jahre  zählte  mau  199  Individuen  mit  mehr  als  100,  und  115  mit 
120  — 125  Jahren.  Unter  den  Montanschätzen  ist  Gold  (in  Venrzuelisch- 
Guyanti)  am  wichtigsten,  doch  ist  der  Bergbau  noch  wenig  entwickelt. 
Von  den  Häfen  sind  Puerto  Cabello  und  La  Guaira  am  wichtigsten;  io 
zweiter  Line  kommen  Maracaibo  und  Carüpano.  Suytn. 

414.  Sievers,  Über  Schneevorhiiltuiase  in  dor  Cordillere 
Yeuozuelas.  (Jahresbor.  Geogr.  Ges.  München  1886, 
10.  Heft,  S.  54.) 

Aul  der  Sierra  Nevada  d«  Merida  wird  di«  Hohe  der  Schneelinie 
mit  4100  m angegeben  (nach  Cnduii  nahm  man  bisher  4550  m nn).  Der 
ire  NO  Merida»  gelogene  Pan  de  Aiurar  ist  schneefrei,  obwohl  er  ca 
4400  m hoch  ist.  Sttyjn. 

415.  Stübel , Skizzen  aus  Ecuador,  dem  VI.  Deutschen 
Geographentag  gewidmet.  Berlin,  Asher  & Co.,  1886. 

Die.«  reich  and  elegant  ausgestattet«  Schrift  bildet«  den  illustrierten 
Katalog  au  den  heim  VI.  Deutschen  OeographenUg  ausgestellten  Original- 
gemildert,  welche  auf  der  Kipedition  ron  Rein  and  Stübel  nach  Columbien 
und  Ecuador  ron  dem  Maler  Kabel  Troja  au»  Uuito  angefertigt  warden. 
Was  diese  Gemälde  besondere  ausieichnet,  ist  einerseits  ihr  wissenachaft- 
licber  Charakter  — da»  geologische  Moment  ist  für  die  Aufnahme  grdfaerer 
Londachlftabilder  stets  allein  mafsgebend  gewesen  — , anderseits  ihre  Natur- 
treue, die  dadurch  eraielt  wurde , dafs  die  Bilder  stete  an  Ort  and  Stelle 
gemacht  wurden.  I'm  so  dankbarer  luüsMn  wir  ca  anerkennen,  dafs  diese 
Bilder  jetzt  durch  Federzeichnungen  dem  Publikum  allgemein  ruglnglich 
gemacht  wurden.  Jedem  Bildchen  iat  ein  kurier  erläuternder  Text  beige- 
geben; sehr  wcrtroU  sind  auch  die  Höhenangaben,  wenn  dieselben  auch 
noch  nicht  als  definitiv  angesehen  werden  können.  Der  am  Schiufa  der 
Vorrede  autgnprochene  Gedanke  der  Begründung  ein«  Geographischen 
Museums  iat  im  höchsten  Grade  beachtenswert.  Supam. 

416.  Bresson,  Bolivia.  Sept  anuoos  d’explorations , de 
voyagea  et  de  sejoura  dans  l'Amdrique  Australe. 
Mit  zahlreichen  Karten,  Ansichten  und  Bildern.  Paris, 
Challamel  aine,  1886. 

Wenn  die  ehaurioiatiach«  Anlage  des  Verfassers  in  dem  imp.oant  aus- 
gestatteten  Werke  weniger  durchbliekte,  und  die  Dantellungeo  der  Zustände 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  417 — 420.  95 


südtmfrikanischer  Iöindcr  nicht  in  grellen  Tcndcnxfarbcn  louchtctcn,  so 
könnte  der  Leser  wohl  glauben,  eine  ernsthaft  verfafst«  Reisebescbreibung 
ror  sich  zu  haben.  Wohl  hätte  Bresson  in  «einer  Eigenschaft  als  Inge- 
nieur während  seines  langjährigen  Aufenthalts  in  Südamerika  — er  be- 
reiste einen  grafsen  Teil  ßnlivias,  des  Amaxonengehicts , die  Landenge  Ton 
Panama  &c.  — Gelegenheit  genug  gehabt,  viel  Wissenswertes  Über  jene 
ko  wenig  gekannten  Gegenden  anfxuxeichncn , und  sein  Werk  hätte  xu 
einer  der  wichtigsten  Quollen  über  jene  Gegenden  gestaltet  werden  kön- 
nen; er  bat  es  jedoch  vorgezogen,  »eine  xura  Teil  ganz  richtigen  und 
wertvollen  Beobachtungen  mit  einer  starken  Dosis  von  Mythe  und  Dich- 
tung xu  verquicken.  Der  Geograph  findet  nur  spärliche  Brosamen  in  die- 
sem Werke,  trotzdem  der  Verfasser  seine  eignen  topographischen  Arbeiten, 
an  deren  Brauchbarkeit  die  beigegebenen  Karten  ernste  Zweifel  aufkommen 
lassen,  überall  in  den  Vordergrund  zu  stellen  sucht.  So  kann  die  unrich- 
tige Karte  der  Atacama- Wüste  (S.  312—313)  jetzt  nur  noch  verwirrend 
wirken,  wo  seit  mehr  dem»  einem  Dezennium  richtigere  Darstellungen  der 
Gegend  existieren  Hs  wird  dem  Leser  zugemutot,  die  längst  als  Erfin- 
dung erkannte  Wienersche  Besteigung  des  Illimani  zu  glauben  u.  dgl.  mehr. 
Auch  scheint  es  dem  Verfasser  gänzlich  unbekannt  zu  »ein,  dafs  während  des 
letzten  pacifischen  Krieges  die  Koute  Rosario— Tucumao — Salta — Tupisa — 
Potoai— Sucre  der  wichtigste,  ja  fast  der  einzige  Handelsweg  für  Bolivia 
war ; sie  würde  sonst  wohl  nicht  auf  der  Karte  der  Handelswege  (S.  263 — 264) 
fohlen. 

Vergeblich  sucht  der  Verfasser  dem  Panamakanal  - Unternehmen  durch 
eine  aufsemt  optimistisch  gefärbte  Darstellung  desselben  «inen  Liebesdienst 
zu  erweisen  — das  Buch  ist  Herrn  v.  Lettseps  gewidmet,  und  er  selbst 
hat  eine  Vorrede  dazu  geschrieben;  — die  jüngsten  Vorgänge  in  Paris  reden 
eine  zu  deutliche  Sprache,  als  dafs  das  Publikum  sich  noch  durch  der- 
artige Übertreibungen  fangen  liefse. 

Für  unsre  Nachbarn  jenseits  der  Vogesen  besitzt  da»  Buch  eine  be- 
sondere Bedeutung,  insofern  ihnen  dir  traurige  Wahrheit  mit  klaren  Wor- 
ten vorgebalton  wird,  dafs  sie  in  Südamerika,  speziell  in  Bolivia,  gegen 
die  Deutschen  nicht  aufzukommen  vermögen,  sic  überhaupt  alle  Ursache 
haben,  sich  der  Kolonisation  energischer  als  bisher  zu  widmen,  wenn  ihr 
Kinflufs  im  Auslände  nicht  auf  ein  ganz  tiefes  Niveau  hcmbgcdrückt  wer- 
den soll. 

Da»  eine  Lob  müssen  wir  dem  Buche  immerhin  spenden : cs  ist  unter- 
haltend geschrieben.  Zahlreiche,  meist  nach  Photographien  ang<*fertigte 
Bilden  beleben  den  Text  und  regen  den  I**cr  an.  Doch  vergesse  man 
nicht,  dafs  der  Titel  eine«  bekannten  Goetheschen  Werke»  kein  uii]ussend«s 
Motto  für  das  Werk  abgegeben  haben  würde.  Sfrlitui.irm. 

417.  Dio  Keise  S.  M.  Korvette  „Aurora“  naoh  Brasilien 

und  don  La  Plata- Staaten,  1884 — 85.  Pola  1885. 

Auch  iliei«  Expedition  hätte,  wie  die  in  Lilt.-Uer.  Nr.  309  u.  380  er* 
wüli  nteu,  dio  Aufgabe,  kommoniello  Studien  bchuls  Anknüpfung  ran  Han- 
dels‘Beziehungen  mit  Österreich  - Ungarn  xu  machen.  Von  tallgnmeinrrm  In* 
tere&se  sind  nur  einige  Bemerkungen ; so  der  Hinweis  nuf  die  beachtenswerte 
Stellang,  die  sich  die  Deutschen  in  den  btasiliunischen  Seeplätzen  erwor- 
ben haben,  und  auf  den  steigenden  Kinflufs  der  Italiener  im  La  i’lal.i-üebiet, 
wobei  noch  besonders  darauf  aufmerksam  gemacht  wird,  dafs  die  Italiener 
ihre  Nationalität  außerordentlich  sähe  festhalten.  Neu  ist,  dafs  trotz 
strengen  Verbotet  noch  immer  SkUten  naeh  Brasilien  eingeführt  worden. 
Der  Stab  der  Korvette  besuchte  auch  La  l'lata , die  ueue  bei  Kiueuada  ge- 
legene Hauptstadt  der  Provinz  Buenos  Aires,  xu  der  erst  am  19.  Dezem- 
ber 1882  der  Grundstein  gelegt  wurde,  und  die  jetzt  schon  26  000  Ein- 
wohner zählt.  Supun. 

418.  Dent,  A Year  in  Brazil.  Mit  2 Karton.  London, 
Kegan,  Trench  & Co.,  1886. 

Dero  Reisebericht  sind  einige  ztuammentssoende  Darstellungen  über  die 
Provinz  Mini»  Geraes  und  Fernando  de  Noronha,  über  die  religiöien  uud 
politischen  Vcrhiiltniwe  Bjwliciu  {das  Kapitel  über  die  Sklaverei  Ut  le- 
senswert), and  eudlich  naturwissenschaftliche  Bemerkungen  angefügt.  Die 
letztem  beschränken  sich  al>er  meist  uur  auf  leisten  gesammelter  Tiere 
und  Bilanzen,  abgerissene  meteorologiache  Beobachtungen,  seitenlange  Aus- 
züge aus  dem  Werk  tod  Liais  (Paris  1872)  und  allgemeine  antidsrwini- 
stische  Auseinandersetzungen,  die  einen  »ehr  beschränkten  kirchlichen  Stand- 
punkt verraten.  Nicht  neu,  aber  doch  beachtenswert  sind  die  Beobachtungen 
über  die  säkulare  Verwitterung  der  Gneifsfonmtion,  die  stellen  weil«  bi»  zu 
eiuer  Tiefe  von  mehr  als  270  m Torgedrungen  ist,  und  über  dio  gewaltige 
Hrosionskraft  der  Wildbäche.  In  Eisenbzhneiuschnitten  sah  der  Verfasser 
den  Gneifs  zu  einer  völlig  plastischen  Thonmasse  verwandelt,  dio  aber  noch 
alle  Details  des  tektonischen  Aufbaues  treu  bewahrt  hat.  Härtere  Schichten 
bewirken  allein  einige  Abwechselung  im  Land  schaft  »bild.  Sup*n. 


419.  v.  d.  Steinen,  Durch  Zentralbrasiiien.  Leipzig,  Brock- 
haue,  1886. 

über  die  Schingü- Expedition  von  Claufi  und  v.  d.  Steinen  sind  die 
Leser  der  .Mi Heilungen*  schon  durch  die  Originalberichte  von  Dt.  Clsufs 
(S.  129  u.  162)  unterrichtet.  Aus  dem  reich  ausgestatteten  Kcisewerk 
v.  d.  Steinen»  seien  noch  die  wichtigsten  ethnologischen  Ergebnisse  in 
Kürze  nochgetrogen. 

Der  Schingü  dielst  durch  eiu  von  den  verschiedensten  Völkerschaften 
bewohntes  Land.  Im  Qucllgcbict  des  Schingü  und  Tapsjos  wohnen  die 
zahmen  und  wilden  Bakairi,  deren  Sprache  sich  als  ein  alter,  Tom  Tupi 
gänzlich  verschiedener  Karibcndiolekt  erwies.  Diese  epochemachende  Ent- 
deckung führte  zu  einer  völligen  Umgestaltung  unsrer  bisherigen,  haupt- 
sächlich auf  dio  Autorität  v.  Martius'  sich  stützendes  Anschauungen  Über 
die  VerwandtschaftsverhältnUae  uud  Wanderungen  der  Stämme  der  N'ord- 
hilfte  von  Südamerika,  v.  Martius*  Guck-  oder  Coco -Theorie,  die  alle 
Stämme,  welche  den  Vaterbruder  mit  Guck,  Cuccuh  oder  Coco  bezeichnen,  zu 
einer  Gruppe  zusnmmcnfaCrt,  wird  als  unhaltbar  nachgewiesen,  v. d.  Steinen 
baut  seine  Theorie  zwar  ebenfalls  auf  rein  linguistischer  Grundlage  auf 
— und  er  erklärt  die«  auch  als  dio  dorzeit  einzig  mögliche  Methode  — , 
aber  »eine  Basis  ist  eine  viel  breitere.  AU  die  wichtigsten,  weil  konstan- 
testen Sprachclcmento  bei  don  festländischen  Stämmen  (aber  auch  nur  bei 
diesen)  bezeichnet  er  die  Benennungen  der  Körperteile  (aufserdem  noch 
lür  Sonne,  Mond,  Feuer);  und  er  unterscheidet  nun  kognate  Stämme, 
welche  in  bezug  auf  die  wichtigsten  Worte  Übereinstimmung  zeigen , und 
affine  Stamme,  dio  nur  in  Wörtern  von  untergeordnetem  Wert**  Über- 
einslirome».  Der  Irrtum  von  Martius  bestand  darin,  dafs  er  in  scino 
Guck- Gruppe  kognate  und  affine  Stämme  zusamroenfafste. 

v.  d.  Steinen  unterscheidet  im  uördüchen  Südamerika  fünf  kognate 
Gruppen,  deren  Verbreitung  er  auch  kartographisch  dargestellt  hat.  Es 
muf»  aber  hinzugefllgt  werden,  daf»  einige  Stimme  noch  uuberhulb  seines 
System*  stehen. 

Im  N finden  wir  zunächst  die  Nu- Volk  er  (so  genannt  nach  dem 
Präfix  nu-),  welche  «ich  über  das  obere  Orinoko-  und  Amnxonasgebiet  ver- 
breiten, aber  vereinzelt  auch  uoch  auf  dem  xcntralbrasilianwchen  Plateau, 
da»  wahrscheinlich  ihre  ursprüngliche  Heimat  ist,  wohnen  (Parecis  am 
obern  Tepojos,  Kustenon  am  obern  Schingü  und  Guano»  unter  20°  Br.);  — 
und  die  ihnen  untergeordneten  Aruak,  welche  bis  zum  17.  Jahrhundert 
die  Küsten  Guyanas,  Venezuela  und  die  Kleinen  Antillen  besetzt  hatten. 
Die  Herrschaft  der  No-  uud  Aruak  im  N kennzeichnet  die  erste  geschicht- 
liche Periode,  während  die  zweite  dnreh  die  Machtentfaltung  der  Ka- 
riben,  mit  der  xura  Teil  gleichzeitig  dos  Vordringen  der  TupUtäxnmo  nach 
dem  N stattfand,  eingeleitet  wird.  Die  Kariben  bewohnen  (aufser  den 
Kleinen  Antillen)  in  kompakter  Mas*«,  aber  in  zahlreiche  Stämme  zersplit- 
tert, das  Hochland  von  Guyana,  wo  sich  nur  im  Zentrum  noch  ein  paar 
versprengte  Stämme  der  Nu-Gruppc  (Wapisiana  und  Atorai)  erhalten  haben. 
Isolierte  Kariben  sind  die  Carijona  am  Yapura  in  den  Andes,  die  erat  in 
historischer  Zeit  hierher  gekommen  sind,  die  Palmcllax  im  obom  Madeira- 
gebiet, ebenfalls  ein  Wandenrolk,  und  endlich  die  Bakairi.  Auch  da» 
Pimenteira  im  r*tbmilianiftchcn  Binnenland  Ut  wahrscheinlich  ein  verderb- 
ter Karibendialekt.  Als  Urheimat  der  Kariben  wird  da»  Land  südlich  vom 
Amar.onus  angenommen;  die  Bakairi  wären  demnach  ein  zurückgebliebener 
Stamm.  Daf»  die  Trennungen  vor  1600  {>•  Uhr.  »ich  vollzogen,  beweisen 
die  Bezeichnungen  für  Banane,  die  erst  von  den  Konquistadoren  eingeführt 
wurde.  Nördlich  vom  Amazonas  herrscht  im  O da»  Wort  paratam,  im  W 
banala  (daneben  kommt  auch  paruru  vor),  südlich  vom  Amazonas  nennt 
man  die  Banane  pacoba.  Die  wilden  Bakairi  kennen  die  Banane  gar  nicht ; 
die  zahmen  haben  dafür  das  portugiesische  Wort  bsnana.  Dio  Volker  des 
brasilianischen  Binnenlandes  Östlich  vom  Schingü  (mit  Ausnahme  der  Piinen- 
teirn  und  der  nicht  klassifizierten  Kiriri  und  Snbuja)  fafst  v.  d.  Steinen 
unter  dem  Namen  Tapuya-Gruppe  zusammen;  sie  urofafst  Martins’ 
Oto-  und  Gnyntnen-  Gruppen  und  dio  Botocuden.  Ziemlich  bedeutende 
Unterschiede  veranlagen  ihn  aber,  hier  wieder  Unterabteilungen  zu  unter- 
scheiden. I)io  fünfte  Gruppe  bilden  dio  Tupi  der  brasilianischen  Küste, 
zu  deuen  aber  auch  mehrere  Stämme  im  Binnenland  zwischen  dein  Schingü 
und  Topsjo»,  und  einige  Reste  am  Ostfuf*  der  Andes  gehören.  Eine  Klä- 
rung der  noch  vielfach  dunkeln  Tupifrage  ist  erst  von  der  Zukunft  xu  er- 
warten; von  gröfstem  Einflüsse  darauf  dürfte  eine  Untersuchung  der  Sprachen 
aru  rechten  Quellami  de«  Schingü,  am  Kulis^u  werden.  .S^jian. 

420.  Bianconi,  Carlos  commorciales.  Sor.  VI,  Xr.  1: 
Uruguay.  Paris,  Impr.  Cbaix,  1885. 

Der  Text  enthält  für  uns  nichts  wesentlich  Neues;  ja  manche  Zahlen 
(2.  B.  Bornlkerung,  Schiffsverkehr)  sind  älter,  als  die  Angaben  des  letzten 
Gothaer  Holkslenders.  Einiges  Interesse  bietet  dagegen  die  Karte,  welche 


% 


Litteraturbericht  Nr.  4 '21 — 423. 


u.  a.  aorgfaltig  die  über  da«  ganze  Land  zentreuten  Kstancix«  (Viehzucht- 
Etablissements)  and  Salad^ros  (Anstalten  zum  Abbäuten  de«  Viehes  und 
Fleischeimalzen)  angibt.  Da«  ganze  Lind  erscheint  fast  aU  ein  einziger 
Weideplatz,  nur  ein  verhültuismlfsig  schmaler  Streifen  im  südlichen  Küsten- 
land ist  kultiviert , vorwiegend  mit  Getreide,  Mais  und  Haifa.  Suyan. 

421.  Hariot,  Rapport  sur  uno  missiou  scioutifique  outro- 
prigo  (laug  leg  rvgiong  Magellaniqueg , 1883.  (Arcli. 
Misgions  sciont.  Paria  1885,  Bd.  XII,  S.  413.) 

Aufser  einer  speziellen  Pfianrenbesehretbuug  enthält  der  Bericht  noch 
einige  allgemeine  Bemerkungen.  Die  Wälder  dw  Feuerland  - AichipoU  be- 
stehen nur  aus  fünf  Arten:  Drimy*  Winteri,  den  «immergrünen  Buchen 
P.  antarctica  (bis  300  m Hoho  auf  der  Hennito-  Insel)  und  P.  obliqu«,  der 
immergrünen  Buche  F.  betuloidas,  welche  die  littoralen  Waldungen  be- 
herrscht, und  endlich  aus  eingeztreuten  Liboccdrus  tetragona.  Enorrao 
Feuchtigkeit , welche  die  Bäume  verfaulen  Ufat,  und  Stürme  schaffen  im 
Wald  ein  chaotisches  Durcheinander.  Über  der  Grenzo  des  zusammenhän- 
genden Walde«  nimmt  das  Pflanzenlebcn  rasch  ab;  auf  der  Hcrmite- Insel 
findet  man  in  500  m Hohe  nur  mehr  11,  und  in  550  m Hohe  nur  mohr 
4 Blutenpflanzen.  Die  Schneegrenze  wird  in  1000  m Hohe  (nicht  etwas 
tiefer  «chon.1)  «reicht.  Die  grofso  Feuchtigkeit  Lfst  schon  in  1‘unta  Are- 
na« keine  Frucht  mehr  zur  Keife  gelangen , uud  mit  Ausnahme  von  Kohl- 
rübe und  Gartenkresse  geben  die  Küchengcwich*c  nur  «eiten  guten  Samen; 
die  englische  Mission&statiou  Cschuvia  ruufs  jährlich  neueu  Samen  aus 
Kuropa  beziehen,  über  dio  Qeottil  der  Feucrinnd- Flora  und  ihre  Bezie- 
hungen zu  den  der  übrigen  antarktwehen  Imieln  spricht  «ich  der  Verfasser 
nur  flüchtig  au«.  Kr  nimmt  einen  kontinentalen  Zusammenhang  mit 
Tristan  d’Acunha  und  den  Kerguelen,  anderseits  über  auch  einen  eolcheu 
zwischen  Feuerland  und  dem  Festland  von  Amerika  un.  Nupan. 

422.  Garson,  On  tko  Inhabitants  of  Tierra  del  Fnogo. 
(Jouru.  Antkropul.  Iust.  1885,  Bd.  XV,  S.  141.) 

Von  den  vier,  einst  ton  Capt.  Fitxroy  untrrschiodcr.cn  Stämmen: 
dem  Yacana  • Kunny  (jetzt  genannt  Onaa),  Tekeenica  (jetzt  Yahgans),  Alik- 
boolip  (j«t*t  Alaculoofs)  und  dem  Pacheray , scheint  der  dritte  »einen  kör- 
perlichen Merkmalen  uud  seiner  Lebensweise  zufolge  sich  nahe  au  den 
zweiten  auzuschliofccn.  Der  Verfasser  gibt  die  Abbildung  eine«  männlichen 
Schädels  de»  Y ah  gau -Stamme»  en  face  uud  von  der  Seite.  Ob  die  Peche- 
rayt  als  ein  besonderer  Stamm  zu  betrachten  sind , rauf»  künftigen  For- 
schungen Vorbehalten  bleiben.  Nach  ltev.  Bridges  Schätzung  im  South 
Amer.  Mission.  Magazine,  Oktober  1884  , besteht  der  Yahgan -Stamm  au» 
ca  1000  Seelen  (273  Männer,  314  Frauen,  413  Kinder),  die  Onaa  aus  500, 


die  Alaculoofs  und  ihre  Verwandten  aus  vielleicht  1500.  B»  betrögt  die 
durchschnittliche  Grobe  der  Yahgan-Manner  1612  mm,  ihrer  Frauen  1650» 
i der  Alaculoofs  1612  und  1516  mro.  Die  genauem  Mafee  für  Schädel  uni 
andre  Körperteile  befinden  «ich  auf  2 Tafeln  und  am  Schlnfs  der  Ab- 
handlang.  Langkavti. 

Polarländer. 

423.  Dio  österreichische  Polarstation  Jan  Mayen.  Beob- 
achtungsergehnisse, herausgeg.  v.  d.  Kais.  Akad.  d. 
Wiss.,  T.  Bd.  Mit  4 Karten  &c.t  Wien  1886. 

Der  V.  lld.  enthält: 

a)  einen  Vorbericht  von  B.  v.  Wolilgemutb. 

b)  Astronomie,  bearbeitet  von  K.  v.  G*id el- Basso.  Die  Potitioa 
der  Sternwarte  ergab  sich  zu  70°  W'  48"  N und  8°  28'  8"  W.  Gr. 

«)  Aufnahme  und  Beschreibung  der  Insel  von  A.  v.  Bobrik,  mit 
einer  Karte  der  Insel  in  1 : 100  000  und  einer  l.’mgebungskarte  der  Bcob- 
achtungsstation  Wücxek  - Thal  in  1:25  000-  Die  Iiuel  (371,8  «ikm)  er- 
streckt sich  in  SW — XO-Kichtung  und  iu  einer  Lange  von  53,1  km  vorn 
8üdwc«tkap  (70*  49,*'  X,  9°  1,4'  W)  /.um  Nordostkap  (71°  9,7'  X, 
7*  57,7'  W)  und  besteht  aus  einer  kleinern  Gcbirgsmasse  im  SW  (Kluabeth- 
spitze  813  m hoch)  und  einer  grüfsern  im  NW  (Bcoronborg  2545  m hoch), 
die  durch  einen  schmalen,  im  SO  rou  einer  Lagune  begleiteten  niedem 
Gebirgnisthmus  (tiefster  Gipfel  Nimmaycrherg  204  m hoch)  verbunden  sind. 
ParaMtii-cho  Kraterbildüfigen  sind  »ehr  häufig.  Ein  Vergleich  der  heutigen 
Küstengestaltung  mit  der  holländischen  Beschreibung  au«  dem  Jahre  1650 
ergibt  bedeutende  Veränderungen,  welche  sich  im  allgemeinen  als  Land- 
Zuwachs  durch  Sandanliiiufungen  erweisen.  Die  bedeutendsten  derselben 
i «ind  dio  Landvcrüstigung  der  Kioriusel  und  die  Entstehung  der  SUd- 
lagune.  die  wahrscheinlich  mit  den  von  Scorcuby  im  Jahre  1818  beobach- 
teten Eruptionen  zuaaminenhiinKt.  Auch  einige  Gletscher,  wie  der  SÜd- 
gletscher  und  ein  paar  der  Ostseite  de»  Beercuberge»  worden  in  der  alten 
Beschreibung  nicht  erwähnt.  Beachtenswert  ist,  dafs  die  östlichen  Glet- 
scher keine  Seitemnoräueu  besitzen,  wohl  aber  ausgebildctc  Gmndmorincn, 
die  xur  Erweiterung  der  Küatc  beitragen.  Andre  Gletscher  haben  <>ber- 
fliichonmoräueD.  Merkwürdigerweise  zeigte  der  grof»e  Südgictscher  während 
243  Tagen  keine  wie  immer  geartete  Bewegung;  hei  dem  westlicheu  Glet- 
scher betrag  das  Vorrücken  in  24  h;  Wevprecht- Gletscher  (Mai  und  Juli) 
3 m,  Kjerulf- Gletscher  am  Bande  (Juli)  19  cm,  Svend  - Foyo- Gletscher  im 
Eisfall  (Juli)  6}  ro. 

d)  Meteorologie  von  Sobiecxky.  Die  wichtigsten  Ke«nltate  sind  in 
folgender  Tabelle  zusammengrstcllt ; 


I.aft- 

dntrk 

700-}* 

m 

Temperatur  der 

miii.i  Absolut« 

*mel  Extrem« 

Obe  rfl  iichen -Temperatur 
k°ft.  des  Secwassers. 

8'p»-  •">«<•>  Extremo  8p*- 

kuog  kuutf 

Salz- 

gehalt 

Z - 5 3 

?Ss£ 

c aÜ  B 
= 5 *•  = 

£i_ 

fl  ” V 

3 2* 

— 3, 

Niederschlag 
mm  Tage 

Sicht- 

bare» 

Polar- 

Hebt. 

Tage 

Mittlrer 
Wind- 
gcichtvin- 
digkrit 
1 Meter 
per  8ek. 

Vor* 

licrr- 

„ h.’Oitfl 

WiQdo 

Aug. 

1882 

54,0 

3,1* 

9,»“  — 1,3“ 

1.3° 

2.9V 

4,4* 

0,0° 

1.3“ 

— 

48.3 

U&o 

53 

23 

— 

6,1 

K,  SE 

Sept. 

N 

52,» 

1,9 

i.»  — 4,8 

1,7 

1,4 

3,o 

0,0 

1.7 

3,179 

54,3 

89,7 

14« 

22 

16 

8,1 

SE.  E 

Okt. 

•» 

56.« 

2»» 

8.«  — 5,3 

V.« 

ia 

1,9 

0,4 

0,4 

3,402 

27,1 

92.» 

124 

25 

15 

8,1 

SB.  E 

Nov. 

52,1 

— 1.9 

5.«  —15,* 

0,4- 

0,4 

1,6 

— 1,5 

0,3 

3,411 

1J4 

85.3 

59 

21 

23 

7,7 

SK 

Dez. 

5 '.1,1 

— 9.6 

3.3  —30.« 

O.C 

— 1.3 

0,0 

—2,4 

0,3 

3,447 

— 

91,3 

10 

19 

24 

7,3 

s 

Januar  1883 

47,n 

— 7,« 

2.«  —28,« 

1.0 

— 1,7 

— 1,0 

— 2,1 

0,3 

3,417 

— 

91,9 

13 

20 

13 

7,4 

SE.  E 

Februar  „ 

4 1,0- 

— 4,5 

2.7  — t9.l 

1,3 

— 1.« 

—0,0 

—2,4 

0,3* 

3,411 

11.1 

88.« 

14 

22 

13 

11.8 

SK.  E 

Mörz 

1)1.4 

— 10.3* 

2.1  - 22.4 

1.» 

— 1,5* 

— 1,0 

—2,3 

0,4 

3.430 

1KS.7 

82.3* 

1- 

13" 

23 

7.« 

N.  NW 

April 

m 

55.9 

— 2.7 

4.3  —12.» 

1.3 

— 1.3 

—0,8 

— 1,8 

0.3 

3,4 14 

58.4 

80.0 

23 

23 

0 

8.9 

SE 

Mai 

m 

5*5,4 

— 4.0 

3,7  —14.4 

2,4 

— 1.3 

0,1 

-2,3 

0.« 

3.1W 

80.4 

80.» 

21 

25 

— 

7/ 

N 

Juni 

„ 

«0,4 

1.9 

7.1  — 2,3 

1,4 

0.3 

3.1 

— 1,3 

0,9 

— 

75,7 

92,3 

7 

u 

— 

0.0* 

SK 

Juli 

.. 

6*  *,S 

&5 

8.«  — 1,0 

1.« 

8,0 

5.1 

-0,1 

1.3 

— 

09,7 

91,4 

6 

13 

— 

0,9 

SK 

Jahr 

55.« 

— 2.» 

9,0  —30,0 

0,9 

0,03 

5.1 

—2,4 

0,7 

— 

488.3 

89,3 

480 

240 

133 

7,9 

SH 

Die  Extreme  de»  Luftdruckes  waren  782  und  720,6  mm,  ein  Beweis 
für  die  Greuzstellung  Jau  Mayens  zwischen  den  grönländischen  Anticyklo- 
nen-  und  dem  nordatlantuchcn  Dcpressionsgcbiet.  Die  tägliche  Periode 
zeigt  da»  Hauptminimuni  um  5*,  da«  Hauptiiuximum  mittags,  ein  sekun- 
däre« Minimum  um  5P  und  ein  sekundäres  Minimum  um  91*  ; die  mittlere 
Tagesschwankung  betragt  abor  nur  0,1  mro.  Der  höchste  Thcrroometer- 
stand  trat  im  Jahresmittel  um  1P,  der  niedrigste  um  3*  und  5*  ein:  die 
einzelnen  Monate  zeigen  aber  grof«c,  offenbar  auf  Winde  zurückzuführende 
Anomalien.  Das  24«tündigv  Maximum  der  Niederschläge  war  2S  mm;  die 
Zahl  der  heitern  Tage  betrag  nur  7.  Sturrutagr  gab  es  54,  davon  10  Itn 
Fcbraur.  Die  vorherrschende  Windrichtung  war  ziemlich  konstant  SK, 
und  die  Winde  aus  N,  NE,  K und  SK  überwogen  jene  au»  den  entgegen- 
gesetzten Himmelsrichtungen.  Bemerkenswert  ist  die  durch  di«  insulare  [«age 


bedingte  bedeutend'*  Windstärke;  das  mittlere  Maximum  (9,3  ru)  eutfrltt 
auf  den  K-,  das  mittlere  Minimum  (4.6  m)  auf  den  W-Wind.  Die  östlichen 
Winde  «ind  die  wärmsten,  die  nördlichen  die  kältesten.  Angefügt  irt  noch 
eine  DiskuMion  der  holländischen  Beobachtungen  1633  34,  ferner  die  Be- 
obachtungen auf  See  im  Juli  1882. 

e)  Temperatur  and  spezifisches  Gewicht  de»  Seewax»ers,  von  J.  Lukseh 
und  J.  Wolf.  „Der  Hauptwert  de«  vorliegenden  Materials”  — bemerken 
die  Verfasser  — „ist  in  der  Ausdehnung  der  Untersuchung  auf  alle  Jahres- 
zeiten und  in  der  zum  grofsen  Teil«  durchgeführten  stTongen  Einhaltung 
der  Periodizität  bei  den  Ablesungen  zu  suchen“.  Einige  der  wichtigsten 
Kmultat«  »ind  in  obige  Tabelle  eingefiigt  worden.  Der  mittlere  Salzgehalt 
der  obersten,  nicht  unter  1 3 m reichenden  Meeresschicht  bei  Jan  Maye« 
dürlte  3,47  bi«  3,4a  Proz.  Entsprechend  dem  sp*xifi«chon  Gewicht  Ton  l.ofM 


% 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  424—425. 


1*7 


Az»  1,0940  bei  17,6°  C.)  betreiben  heben,  lra  Juni  und  Juli  1883  nuhm 
der  Salzgehalt  bie  mindestens  200  m Tiefe  ununterbrochen  tu,  in  den  Mo- 
naten Dezember,  Januar,  April  und  Mai  trat  aber  ein  Maximum  in  ca  5 m 
Titfe  auf,  eingeschlossen  von  den  Minima  in  0 m und  in  10 — 30  m Tiefe. 
Wahrscheinlich  ist  aber  auch  im  Zeitraum  Dezember  bis  Mai  die  Wosier- 
sehiebt  von  30  bis  ca  200  m Tiefe  aalxreieher  gewesen,  als  die  darauf  lie- 
gende Schicht. 

0 ChemDehe  U ntersuchungen  der Seewnserproben  von  Kliemetschek 
und  Snbieczky. 

g)  Ebbe-  und  Flutbeobachtungen  von  A.  v.  Bbbrik.  Bisher  wurden 
im  arktischen  Teil  des  Ostgrünländischon  Meeres  nur  von  der  zweiten  deut- 
schen Folareipedition  regelrechte  Beobachtungen  augestellt,  und  um  so 
dankbarer  mufs  der  hier  gebotene  Beitrag  entgegengenommon  werden,  be- 
sonders da  störende  Eüidiisae  auf  die  reine  ozeanische  Flutwelle  bei  Jan 
Mayen  nicht  bemerkbar  sind.  Supoa. 

424.  .Report  of  the  international  Polar  Expedition  to  Point 
Barrow,  Alaska.  Washington  1885. 

Inhalt:  a)  Erzählender  Teil  Ton  llay,  der  von  der  Station  aus  im 
Jahre  1882  eine  Reise  nach  SO  zum  Nackay  Inlet,  und  1883  eine  solche 


nach  S zum  Mcado-Flufs  unternahm.  Eine  Kartenskizze  stellt  die  topo- 
graphischen Ergebnis»  dar.  b)  Eine  ethnographische  Skizze  der  Emge- 
bnmen  von  l’oint  Barrow,  von  Ray.  Die  Kingebomen  sind  ein  kräftiger, 
gesunder  und  auch  moralisch  gut  beanlagtcr  Menschenschlag  mit  braunen 
Augen  und  schwarzen,  straffen  Maaren,  schmalen  und  schön  gestalteten  Händen 
und  Ftlfsen.  Die  mittlere  Manneshöke  betragt  1G16,  die  mitttere  Weiber- 
höhe 1318  mm.  Ruinen  alter  Dörfer  und  Winterhutten  zeigen  an,  dab  diese 
Gegenden  schon  seit  langer  Zeit  bewohnt  sind.  In  kurzer  Zeit  dürfte  die 
Bevölkerung  aber  ausgestorben  sein  ; ein  Vergleich  mit  deD  Angaben  Dr.  Simp- 
sons aus  dem  Jahre  1864  zeigt  überall  Abnahme  der  Bevölkerung,  und 
im  Dorf  Uglanmie  kamen  während  des  zweijährigen  Aufenthaltes  der  Ex- 
pedition nur  zwei  Geburten  neben  18  Todesfällen  vor.  Ein  kleines  Voka- 
bular ist  beigegeben,  c)  Systematische  Beschreibung  der  zoologischen  Samm- 
lungen von  Murdoch  uud  der  botanischen  Sammlung  von  Asa  Gray, 
d)  Die  zweite  Hälfte  des  reich  ausgestatteten  Bandes  bilden  die  meteoro- 
logischen, magnetischen  und  Gezeiten-Beobachtungen.  Die  wichtigsten  Re- 
sultate der  Landbeobachtungen  (18.  Oktober  1881  bis  27.  August  1883) 
sind,  in  metrische  Mafse  übertragen,  in  folgender  Tabelle  zusammen- 
gestellt. 


Beobachtungen 

au  fglaamie,  c* 

71°  23' 

N,  156° 

40'  W. 

Mittlere 

Vor- 

berr* 

sehender 

Wind«) 

Luft- 
druck *) 
T00  4* 
mm 

Temperatur  der  Luft 
\t  Abiolute 

Mm#l  Extreme 

Oberflüchentemperatur  d.  Meeres. 
>"lwl  Bxt'rcmc 

Keimt  Ire 
Feuch- 
tigkeit 

Nieder- 

»chlmg 

tum 

Wind- 
getchurln* 
digkeit 
m pro  Sek. 

Zahl  der 
Polmr- 
ileliter 

November 

1881 

69,3 

—17,8° 

— 0,9“ 

—33,3“ 

— 

— 

— 

81.4 

18,6 

8,0 

NE 

23 

Dezember 

M 

68,4 

—27,8 

—11,4 

—47,0* 

— 

— 

— 

73,  e* 

11,3 

3,8 

NE 

27 

Januar 

1882 

67,3 

—26,4 

— 0,5 

—43,1 

—1,»° 

• — 1,70# 

—2,3“* 

82.9 

11,3 

7,4 

K.  W 

27 

Februar 

m 

65,0 

—30,6* 

— 19,1* 

-46,9 

—1,8 

— 1,8 

—1,8 

78,8 

1,0* 

5,3 

SW 

28 

März 

63t* 

— 20,3 

— 6,1 

—34.« 

— 1,8 

—1,6 

—1.8 

82,8 

13,0 

7,9 

W,  SE,  E 

27 

April 

N 

61,5 

—20,2 

0.» 

—Sogs 

—1.7 

—1,2 

-1,8 

82,3 

9.» 

4P» 

SE.  W 

14 

Mai 

64,0 

— 6,5 

2,9 

—18,7 

— 1,7 

— 1,6 

— 1,7 

82.7 

11,9 

6,2 

NE 

— 

Juni 

68,9 

1,4 

11.» 

18.« 

— 4,9 

— 0,7 

0,6 

— 1,7 

86,3 

15,5 

4,0 

NE 

— 

Juli 

_ 

57  to 

6,3 

— 2.7 

8.0 

9,7 

—0,7 

+ 1.9 

83,5 

35,3 

4,8 

E.  SW 

— 

August 

M 

57,2 

3.2 

14.» 

— 3,0 

5,8 

9,5 

86,5 

37.1 

6,8 

E,  NE 

— 

September 

n 

57,2 

— 0,3 

10,7 

— 6.9 

0,7 

3,1 

—1.9 

88.1 

27,9 

6,9 

B 

9 

Oktober 

M 

59,4 

—13,0 

4,3 

—29,0 

— 1.8 

0,0 

—2,9 

85,9 

26,7 

6.3 

NE,  E 

15 

November 

n 

67,« 

—21,7 

— M 

—37,5 

— 1,7 

— 1,8 

— M 

84,1 

8.« 

8-5 

E 

26 

Dezember 

65,0 

—27,8 

— 13,3 

—41,1 

—1,8 

—1,4 

— 1,7 

87,1 

6,1 

3.8* 

E,  WE 

30 

Januar 

1883 

61,1 

—27,2 

— 10,9 

—41,0 

— 

— 

— 

85,1 

3.« 

6,2 

E,  W,  N 

29 

Februar 

rr 

67  .s 

—21,8 

— 4,9 

— 36.» 

— 

— 

— 

80,1 

25,9 

5,8 

W 

25 

März 

n 

02.7 

—26,3 

— 3,9 

—46,3 

— - 

— 

— 

76,5 

3,6 

5,3 

E 

27 

April 

n 

02,7 

—19,8 

— 8,9 

— 33,9 

— 

— 

— 

78,9 

14,0 

3.8 

W.  E 

8 

Mai 

m 

69,0 

— 4,9 

3.9 

—25.« 

— 

— 

— 

85,3 

7.» 

5.8 

NE,  E.  W 

— 

Juni 

n 

60,» 

0,2 

10.5 

— 7,7 

— 

— 

— 

87,5 

7.» 

5,4 

NE,  E 

— 

Juli 

i» 

50.0 

2,3 

11,0 

- 2.« 

— 

— 

— 

87,7 

00.7 

26,4 

5,4 

NB,  E 

— 

August  3) 

» 

56,1* 

2,7 

15,0 

— 5.3 

— 

— 

— 

42,2 

6.7 

B 

— 

Jahr 

1882. 

59, S 

—12,9 

18,4 

—46,9 

—0,4 

9,7 

—2,3 

84,1 

203,5 

9,0 

NB,  E 

176 

*)  Seehöhe  des  Barometers  5 m.  Die  Barometerstände  sind  nicht  auf  das  Meeresnivenu  reduziert.  *)  Nur  27  Tage.  *)  Nach  der  achtteiligen  Skala. 

Supan. 


425.  Vogel,  Über  die  Schnee-  und  Gletaoherverhältuisao 
auf  Südgeorgien.  (Jahresbericht  der  Geographischen 
Gesellschaft  in  München  für  1885,  S.  78.) 

Die  ersten  genauem  Beobachtungen  über  antarktische  Gletscher  in 
höhom  Breiten.  Dieselben  wurden  auf  und  nahe  der  Station  der  lloyal-Bai 
in  54°  31'  8.  Br.  und  30“  5'  W.  L.  vom  16.  September  1882  bis  ».Sep- 
tember 1883  angestellt  Bei  einer  mittlcm  Temperatur  von  -j-l,4°  (wärm- 
ster Monat:  Februar,  -{-5,4,  kältester:  Juni,  — 2,9,  tiefste  beobachtete  Tem- 
peratur — 12,3,  höchste  t- 1 7 ,8),  ointr  mittlcm  relativen  Feuchtigkeit  von 
74  Pros,  und  einer  Niedcrschlugasumme  von  1007  mm,  welche  dos  ganze 
Jahr  über  meist  in  Form  von  Sebnee  fiel,  sind  die  Bedingungen  der  Schnee- 
ansammlung und  Oletscherliildung  sehr  günstig.  Die  Schneedecke  des  Win- 
tern. welche  1 m Tiefe  erreicht,  schmilzt  sn  der  Nordseite  der  Insel  im 
Frühjahr  auf  dem  Vorlande  und  den  niedrigem  Bergen  fast  vollständig  weg, 
und  wo  das  Schmelzwasser  abflieben  kann  und  llnmus  liegt  entwickelt  sich 
bis  zu  80  m Höhe  das  Tnsaokgras  in  üppiger  Fülle.  Die  Angabe  Cooks, 
dafs  Südgeorgien  auch  im  Sommer  unter  Eit  und  Schnee  begraben  sei,  er- 
klärt sich  Dr.  Vogel  dadurch,  dafs  Cook  die  Insel  gesehen  habe,  als  eben 
ein  Soramersehnee  gefallen  war,  der  im  allgemeinen  rasch  wieder  wegsehmilzt. 
Als  Föhnwinde  treten  auf  dor  von  NW  nsch  SK  sich  erstreckenden  Insel 
die  Winde  au»  W und  SW  nicht  selten  auf  uud  erktäreu  wohl  die  That-  . 
«ache,  dafs  im  September  1882  der  Wintcrechncc  noch  nahezn  metertief 
Petermanua  Geogr.  Mitteilungen.  1880,  I.itt.-Be rieht. 


lag,  während  im  September  1883  die  l'mgebung  der  Station  nahezu  schnee- 
frei war.  Im  Auguvl  1883  war  Föhn  häufig  gewesen.  Die  Schneegrenze 
ist  als  bis  ans  Meer  herabrtichcnd  za  bezeichnen,  wenn  man  erwägt,  dafs 
selbst  an  der  der  Mittagxsonne  ausgesetzten  Bergscite  der  Schnee  in  einzelnen 
Jahren  das  ganze  Jahr  hindurch  liegen  bleibt.  Allein  cs  werden  Berge 
von  mehr  als  700  m grüfstenteils,  besonders  auf  dem  Gipfel  schneefrei,  wo- 
bei allerdings  aufser  der  Sommerwärme  auch  Stürme,  die  den  Schnee  weg- 
fegen, in  Wirksamkeit  treten.  Da  nun  daneben  auf  der  nicht  über  050  m 
hoheu  Doppelspitze  ein  richtiger  Gletscher  zweiter  Ordnung  vorkommt,  und 
auf  dem  ltofsglctscher  die  Piralinie  in  360  m liegt,  so  macht  Dr.  Vogel 
den  Vorschlag,  die  Schneegrenze  anf  550m  anzusetzen.  Wir  glauben  in- 
dessen, dafs  auch  diese  Zahl  nur  eine  lokale  Bedeutung  beanspruchen  kann, 
weil  aus  so  beschränkten  und  so  wenig  zahlreichen  Beobachtungen  kein  für 
die  gnnxe  Insel  gültiger  Wert  abzuleiten  ist.  Die  2000  m hohen  Gipfel 
sind  fast  beständig  mit  einer  vom  Winde  aufgewirbelten  Schneewolke  ver- 
hüllt, und  nächtige  donnernde  Lauinen  stürzen  von  den  steilem  Hängen 
zu  Thal.  Aber  die  gröfste  Menge  des  Schnees  Hiebt  als  Thal-  und  Hänge- 
glotaeher  den  tiefem  Teilen  zu.  Leider  ist  von  diesen  Gletschern  nur  der 
nach  Hob  benannte  einigennafsen  genau  untersucht  worden. 

Derselbe  setzt  sieb  aus  mehreren  Strömen  zusammen.  Von  der  Pafshöbe, 
welche  die  Scheide  nach  der  stark  vergletscherten  Südseite  bietet,  bis  zu 
der  Stirne  des  Gletschers  sind  es  13  km.  Die  Stirne  taucht  4,5  km  breit 
in  das  GO  m tiefe  Wasser  der  Royal -Bai  mit  100  m hohem  senkrechten 

4 


»8 


Litteraturbericht  Nr.  42G— 427. 


Abfall.  Dip  Hauptmasse  des  Schmelxwassers  fließt  wohl  direkt  ins  Meer, 
nur  auf  der  linken  Seite,  wo  die  Stirne  auf  einem  Sandstrand  aufruht, 
mündet  ein  kloiner  GloUchcrbach.  Das  mittlere  Drittel  de«  ganzen  Glet- 
scher» ist  ca  600  m weit  ein  Gewirr  von  unzugänglichen  Eispyramiden. 
Dr.  Vogel  vermutet,  dmfs  hier  derselbe  über  eine  Stufe  unter  den  Meeres- 
spiegel horabrückt.  Die  Masse  steigt  dann  plötzlich  und  bekommt  den 
gewöhnlichen  Zusammenhang.  Im  allgemeinen  ist  der  Habitus  des  Rofs- 
gletschors  in  bezug  auf  Spalten  und  Moränen  dem  der  unsrigen  ähnlich. 
Mittelmorir.cn  ragen  wenig  über  die  Oberfläche  hervor.  Uletschertischähn- 
liche  Bildungen  sah  Dr.  Vogel  nur  einmal  und  schreibt  deren  Seltenheit 
der  infolge  fast  ununterbrochener  Bewölkung  geringen  direkten  Schmelz- 
wirkung der  Sonnenstrahlen  zu.  Auch  wurden  grüfaere  Schmelzbache  nicht 
beobachtet ; vielleicht,  d&fs  das  Eis  dieses  Gletschers  von  besonder«  greiser 
Porosität  ist.  Das  UlcUcherkorn  schien  von  normaler  Grobe  zu  sein,  die 
Farbenerscheinuugeu  in  den  Spalten  glichen  denen  alpiner  Glnt«chcr.  Der 
Gletscher  ging  in  der  einjährigen  Beobachtuugszeit  um  1 100  m zurück,  und 
alte  Moränen  in  gletscherfreien  Thiilern  zeigen,  dafs  einst  die  Vergletsche- 
rung ausgedehnter  war  als  heute.  Die  Messung  der  Geschwindigkeit  des 
Kofsgletschers  ergab  eine  mittlere  tägliche  Bewegung  von  0,35  m.  Jahreszeit- 
liche Verschiedenheiten  der  Bewegung,  die  in  den  einzelnen  Beobachtungen 
angedeutet  sind,  konnten  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt  werden. 

l'n  gern  ein  häufig  wurde  das  Abbrechen  mächtiger  Stücke  der  Kisstirne 
beobachtet,  die  mit  donnerähnlichem  Getöse  in  da»  Wasser  herabfielen  und 
oftmals  den  griifsten  Teil  der  Oberfläche  der  Bucht  mit  Treibciastücken  er- 
füllten. Ks  entstanden  dabei  Wellen,  die  beinahe  im  stände  waren,  das 
1,5km  davon  vor  Anker  liegende  Boot  der  Station  umzuwerfen,  l'nmittel- 
bar  nach  dem  Sturze  sah  man  an  der  Bruchstelle  eine  Art  von  Wasserfall 
herabtiiefaen,  ob  von  Wasser  odcrKisstanb  konnte  nicht  entschieden  werden. 
Von  der  Station  und  Umgegend  aus  sah  nun  am  meisten  Eisberge  Ende 
April.  Von  einer  70  m hohen  Anhöhe  wurden  am  24.  April  deren  30  ge- 
fühlt, die  zum  Teil  von  sehr  beträchtlichen  Dimensionen  waren.  Am  28.  Mai 
sah  nun  einen,  dessen  Hohe  auf  200  m geschätzt  ward,  und  mehrere  ver- 
irrten »ich  auch  in  die  Bucht ; die  Gestalt  der  Mehrzahl  von  ihnen  war  die 
für  die  antarktischen  Eisberge  charakteristische  tafelförmige.  Von  S.  M.  8. 
„Moltke“  aus  sah  man  in  62  j°  8.  Br.  und  42^#  W.  L.  einen  Eisberg  Ton 
1200  m Länge,  1000  m Breite  und  36  m Höhe.  Niemals  sah  man  Stein- 
oder  SchuUm&iScu  oder  Schmclxbirhe  auf  den  Eisbergen.  Leider  konnte 
zur  Entscheidung  dor  Frage,  ob  diese  Eisberge  mehr  aus  Gletscher-  oder 
Salzwaaserei»  bestehen,  nichts  beigetrogen  werden.  Raltd. 


Ozoano. 

426.  Krümmel,  Der  Ozean.  Leipzig  und  Prag,  Frey  tag« 
Terapsky,  1886.  (Das  Wissen  der  Gegenwart,  52.  Bd.) 

In  klarer,  einfacher  Weise,  die  nur  selten  mehr  AnkUnge  an  den 
Peschelschen  Stil  zeigt,  werden  die  Ergebnisse  der  modernen  ozeanogro- 
phischen  Untersuchungen  dem  gebildeten  Publikum  vcrgclegt.  Der  auf 
diesem  Gebiete  boebgearhteto  Name  dos  Verfassers  macht  die  Bemerkung 
überflüssig,  dafs  sein  Buch  den  neuesten  Standpunkt  der  Wissenschaft  re- 
präsentiert, wenn  wir  auch  z.  B.  in  dom  kurzen  Kapitel  über  das  Meeres- 
niveau den  Namen  Helmert  ungern  vemiifat  haben.  Im  morphologischen 
Teil  steht  der  Verfasser  ganz  uuf  eignem  Boden;  wesentlich  Neues  findet 
»ich  hier  nicht,  nur  werden  die  Mittelmcerc  in  inter-  und  intrakontinen- 
tale  geschieden , und  die  mittlere  Tiefe  des  Japanischen  Meeres  wird  auf 
1600  m reduziert.  Nicht  ganz  einverstanden  kann  man  mit  der  Ansicht 
sein . dafa  die  Tiefen  Über  3000  m „sehr  alt*4  seien.  „Alt“  ist  in  der 
Geologie  ein  »ehr  relativer  Begriff.  Dafa  der  Atlantische  Ozean  in  der 
Jurazeit  nicht  existierte,  hat  Neumayr  gezeigt  (*.  Litt.-Bcr.  Nr.  202).  Die 
Erklärung  de*  kalten  Küsten wassers  an  den  Westseiten  der  Kontinente  zwi- 
schen 30  und  10°  Br.  und  auch  der  gelegentlich  an  der  Obrrguinea-Kü«to 
wie  im  Golf  von  Panama  zu  beobachtenden  niedern  Küstenteniperaturen 
durch  Anfsteigen  des  kalten  Tiefenwa&scrs,  welch«  das  vom  Passat  nach  VV 
getriebene  Oberllächenwawer  ersetzen  »oll,  ist  unsere«  Wissens  neu  und 
jedenfalls  sehr  beachtenswert , wie  da*  Kapitel  über  die  Meeresströmungen 
Oberhaupt.  Supan. 

427.  William  Ferrel,  Soa-lovel  and  Ocean-cunrents.  (Science 
1886,  Bd.  VII,  Nr.  160,  S.  187.) 

Ferrel  setzt  die  mit  Davis  über  die  Ursachen  der  Moeresitrörac 
begonnene  Diskussion  fort,  indem  er  die  von  ihm  »eit  30  Jahren  behaup- 
tete Abhängigkeit  der  Strorao  von  den  Temperaturunterschieden  de»  Wassers 
verficht,  während  Davis  die  Windtheorie  vertritt.  Narb  Zoppritz'  be- 
kannter Rechnung  sind  230  Jahre  erfortierlicb,  um  in  einer  Tiefe  von  100® 
unter  der  Oberfläche  erst  die  halbe  Stromgeschwindigkeit  der  letztem  zu 


I 


erzeugen.  Ferrel  setzt  nun  die  gTÖfate  mm  Wind  erzeugte  Oberflächen- 
geschwindigkeit im  offnen  Ozean  zu  10  Seemeilen  (mite*)  im  Tage,  und 
glaubt  den  Geszrateffekt  der  Windwirkung  auf  die  ganze  Wassersäule  gleich- 
setzen  zu  dürfen  dem  Bewegungsmoment  einer  Oberflächeuschicht  von  100  m 
Dicke  und  10  Seemeilen  täglicher  Stärke.  Dem  gegenüber  berechnet  ct 
au»  den  Bestimmungen  der  Cballenger-Eipedition  eine  Überhöhung  der  äqua- 
torialen Wavmrsäule  gegenüber  der  polaren  um  6,1  ftet  — 1,5  m,  indem  ct 
nur  die  Temperaturen  zu  Grunde  legt,  vom  Salzgehalt  absieht.  Es  wird 
vielleicht  nicht  uninteremant  sein,  dafa  Zoppritz  selbst  diesen  Drucküber- 
schufa  am  Äquator  gegenüber  dem  Polarkreis  mit  Zugrundelegung  der  von 


Bachanan  gegebenen  wahren  spezifischen  Gewichte 


über  der  Niveau- 


fläche von  2000  m Tiefe  auf  nicht  woniger  als  6 m berechnet  hat.  Die 
Dichte  der  polaren  Säule  wurde  nach  den  Bestimmungen  der  Norweger  tu 
1,028  gesetzt,  die  Dichte  in  der  Kalmcnzone  von  2000  m abwärts  ebenfalls 
zu  l,0fet  angenommen,  aber  von  da  an  uach  der  Oberfläche  bis  zu  l.Ott 
kontinuierlich  abnehmend  gedacht,  was  ein  Mittel  von  1,025  ergibt,  darau» 
danu  2000  (1,02h — l,o»)  = 6m  gefuuden.  Gleichzeitig  aber  hat  Zbpprits 
auf  die  Versuche  Dubunts  ( HydraulujXif.  Parin  JAK) , Vol.  I , p.  64) 
hiugewiesen,  welche  schon  für  ein  Gefälle  von  1 : 500000  keinen  mefabaren 
Strom  mehr  ergaben,  während  bei  einem  Abstande  vom  Äquator  turo  Polar- 
kreis von  7400  km  ein  Gefalle  von  1 zu  1200000  herauskommt.  Ferrol 
«einerseits  »etxt  da»  Gefalle,  welches  an  der  Oberfläche  &,1  ftet  auf  5000 
milc*  (Seemeilen  ?)  beträgt,  in  allen  Schichten  bi«  zum  Boden  in  2500  Faden 
Tiefe  durchschnittlich  zu  l : 18G0U0O0.  So  weit  liefae  aich  gegen  Ferrels 
Rechnung  nicht»  cinwendcn.  Wenn  er  aber  nun,  ohne  die  DctAils  oder 
sonst  ein«?  Motivierung  beizubringen,  die  au»  diesem  ganz  verschwindenden 
Gefälle  sich  ergebende  Stromgeschwindigkeit  in  4 Tagen  bis  zu  10  See- 
meilen täglich  wachsen  läfat,  uud  zwar  für  die  ganze  Wa«errna.wo  von  2500 
Faden  Tiefe,  so  wird  man  doch  Bedenken  trogen,  die»«»  Resultat  ohne  wei- 
tere» als  richtig  auzuuehmen,  auch  wenn  eine  so  eminente  Autorität  wie 
Ferrel,  einer  der  Begründer  dor  dynamischen  Meteorologie,  dahinter  steht. 
Es  scheint  dem  Berichterstatter,  als  wenn  Ferrel  aas  dem  vorhandenen 
kleinen  Gradienten  eine  stetig  beschleunigte  Bewegung  ableitet,  wäh- 
rend doch  von  einer  solchen  im  gegebenen  Fälle  nicht  die  Rede  sein  kann, 
sondern  bei  dem  konstanten  Unterschied  der  Dichten  in  der  Kalmen-  und 
Folarzone  nur  an  eine  „stationäre*,  d.  b.  von  der  Zeit  unabhän- 
gige Bewegung  ge«lacht  wer  len  darf.  Eine  Deutung  des  Weges,  auf  dem 
Ferrel  tu  dem  obigen  Resultate  gelangte,  scheint  dadurch  nnr  erschwert 
zu  werden,  dafa  Ferrel  sich  zum  Vergleiche  auf  die  Gezeiten  bezieht,  wo 
doch  selten  ein  grofseres  Gefälle  als  von  15  fett  auf  6000  tni/en  gegeben 
»ei,  und  dies«  doch  den  ganzen  Ozean  bis  zum  Grunde  in  ti  Stunden 
nach  de^  einen,  in  andern  6 Stunden  nach  der  andern  Richtung  zu  ver- 
schieben vermöchte:  die  Gezeitenströme,  welche  das  Flutpbänorocn  beglei- 
ten, können  nicht  lediglich  als  Ausgleich  eine»  vorhandenen  Niveauunter- 
schiedes gelten,  sondern  sind  doch  nur  der  Ausdruck  einer  im  Wasser 
sieh  vollziehenden  Wellenbewegung.  — Es  wäre  also  sehr  wünschens- 
wert, wenu  W.  Ferrel  seine  auf  die  Wirksamkeit  der  Dichte- Unterschiede 
bezüglichen  analytischen  Untersuchungen  baldigst  in  extenso  der  Öffent- 
lichkeit vorigen  wollte.  — Der  Unterzeichnete  i»t  keineswegs  etwa  der 
Ansicht,  dafa  Dichte- Unterschiede  im  offnen  Meer  als  Stromursnche  ganz 
zu  verwerfen  seien;  noch  den  neuen  Untersuchungen  von  Mohn  (Peter- 
manns Mitteilungen,  Ergknxungsbeft  Nr.  70)  wird  das  niemand  mehr 
behaupten.  Ks  handelt  »ich  nur  uro  daj  Mafa,  welches  dieser  Ursache 
gegenüber  den  sonst  wirksamen  andern  Kräften  zukoromt,  und  da  rauf* 
durchaus  da»  auch  Ton  Zöppritz  Gesagte  wiederholt  werden:  „Der  Dichte- 
Ausgleich  findet  tbatsächlich  statt,  er  gebt  nur  *o  langwara  Ton  statten, 
dafs  »eine  Stromgeschwindigkeit  im  Ozean  unmefabar  ist,  und  wird  durch 
die  übrigen  Bewegungen  der  Oberflichomchichten  de»  Meere*  völlig  ver- 
deckt, namentlich  aber  durch  die  grofaen  meridionalen  Meeresströmungen 
vielfach  gefördert“.  Ein  Mehrere*  wird  über  die«  ganze  Problem  ia  der 
von  Zöppritz  begonnenen,  vom  Unterzeichneten  fortgesetzten  Bearbeitung 
eines  zweiten  Teil»  xu  BoguslawskU  Ozeanographie  gesagt  weiden.  — Die 
von  Ferrel  dann  weiter  der  Erdrotation  zugeschriebcno  Anhäufung  warnen 
Wassers  in  der  $orpa»*o*eo  lifat  »ich  unmittelbar  auf  Windwirkung  xuriiek- 
führeu.  Ob  die  hohen  Temperaturen  im  Verein  mit  dem  hohen  Salzgehalt 
diese»  Meeresteils  eine  „Dichtigkeifatlarke'  (im  Sinne  Mohns)  ergeben,  welche 
der  „WiudtÜebe*  parallel  oder  entgegengesetzt  ist,  wird  einer  besondern 
Berechnung  bedürfen;  ob  Buchanun»  Tabellen  schon  dazu  ausreichendes 
Material  gewähren,  scheint  freilich  nicht  sicher.  Die  Einwirkung  der  Erd- 
rotation auf  die  langsame!!  Meeresströme  scheint  Ferrel  ebenfalls  zu  über- 
schätzen: im  Luftmeer  zeigen  Windstärken  von  1 — 2 m pro  Sekunde  keine 
solche  Einwirkung,  die  äquatorialen  Meeresströrae  aber  haben  höchsten«  nur 
1 Seemeile  stündlich,  also  0,51  m in  der  Sekunde,  und  nur  der  Golf-trora 
dürfte  lieh  durchschnittlich  auf  1 m erheben , so  longo  et  die  Länge  der 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  428 — 434. 


99 


Bermudas  nicht  überschreitet.  Das  Ulst  der  ablenkenden  Kraft  der  Erd- 
rotation, Tollend«  in  diesen  niedrigen  Breiten  (ron  deren  & Unu4  sie  ja 
abhängig  ist),  wenig  Wirkung  zukoumien.  AVunmW. 


428.  Hamberg , Beiträge  zur  Chemie  des  Meorwaeser*. 
(Journ.  f.  prakt.  Chemie,  1866,  Bd.  XXXI11,  S.  140 
u.  433.) 

Dir  Mrrrwproben,  welche  diesen  Untersuchungen  zu  Grunde  liegen, 
stammen  ton  Nordenskiblds  Expedition  nach  Grönland , 1883 , her.  Zu- 
nächst wurde  dos  Verhältnis  von  Schwefelsäure  und  Chlor  bestimmt,  und 
dadurch  die  Dichtigkeit  der  Ansicht  von  der  gleichmäßigen  chemischen 
Zusammensetzung  des  Mrenrawers  bestätigt.  Anderseits  zeigt  sich  aber, 
wie  schon  Petteraon  atinahtt) , ein  Eintlufs  der  Eisbildung  auf  den  Gehalt 

an  Schwefelsäure  und  Chlor,  deren  mittlere  Verhältniszahl  ^ 1 ' 


(K^) 


am  grüßten  war  in  dem  zwischen  dem  Treibeis  gewonnenen  Oberflächen- 
w&sser.  Der  Stickstolfgebalt  ist  nicht  blofs  von  der  Temperatur,  sondern 
auch  von  dem  Salzgehalt  abhängig;  dadurch  wird  Tornöes  bekannte  Schluß- 
folgerung, daß  dos  Tiefenwassor  des  norwegischen  Eismeerbecken.«  und  der 
Färöer-  Kinne  atlantischen  Ursprungs  »ei,  cimgermafsen  problematisch.  Die 
im  Meerwaster  gebundene  Kohlensäure  ist  abhängig  von  der  Temperatur 
und  außerordentlich  veränderlich ; die  Untersuchung  mitgebrachter  Wasser- 
proben  ist  daher  trotz  aller  Vorsichtsmaßregeln  nutzlos.  Supa*. 


429.  North  Atlantic  Occan,  U.  S.  Hydrographie  Office. 
2 grofse  Blätter.  Washington  1886. 


430.  North  Atluutic  Ocean.  4 Blätter.  Ebendas.  1884 
und  1885. 


Erstgenannte  Karte,  rou  31° — 60°  und  von  lv  0 bis  81°  4ü'  W 
reichend,  enthält  außer  der  in  Isogonen  für  das  Jahr  1885  ausgedrückten 
Mißweisung  als  Übersichtskarte  verhältnismäßig  wenige,  sber  um  so  deut- 
licher gestochene  Namen,  und  neben  den  Sonden  oberhalb  der  100- Faden- 
linie nicht  viele  Zahlen  für  die  Tiefste.  Desto  mehr  bietet  da»  nach* 
benannte  von  0°  bis  04°  N and  0 bis  97*  W begrenzte  Werk  von 
beiden.  Durch  Abstufung  der  Uröfse  nach  ihrer  Bedeutung  und  in  kls* 
rem  Stich  bleiben  die  Kamen  bei  grofser  Anzahl  doch  sehr  deutlich,  und 
nur  gelegentlich  kommen  sie  fsst  in»  Gedränge  mit  dicht  stehenden  Tiefen- 
zahlen.  Auch  diese  Karte  zeigt  die  Limen  gleicher  Mißweisung  und  auf 
deT  Neufundland*  Bank  Grenzen  des  Treibeise»  zu  verschiedenen  Monatm. 
Angaben  Über  Stromrichtung  kommen  nur  einzeln  vor,  z.  B.  in  den  westindi- 
schen Gewiß**™,  dem  Schsuplitxe  mehrjähriger  Untersuchungen  der  nord- 
amenkanischen  Flotte,  die  sich  hier  zugleich  in  den  dichter  stehenden  Tiefen- 
messungen offenbaren.  Hier  sind  di«  Lotungen  des  „Albatros«**  bis  zum 
Jahre  1884  in  den  wichtigem  Zahlen  vertreten,  wo  für  alle  Sonden  der 
Kaum  nicht  ausgereicht  haben  würde,  lro  Ksraibischeo  Meere  ergaben 
diese  Messungen  nahe  einer  auf  der  englischen  Seekarte  Nr.  <02  (von  1882) 
„Tribüne*  genannten,  aber  auch  als  im  J.  1878  nicht  bemerkt  bezeichneten 
Untiefe  eine  Tiefe  von  3762  m und  fast  an  Stelle  der  Arcona  - Brecher,  suf 
der  eben  genannten  Karte  aß  „Ancona-Breakers*  früherer  Karten  bezeichnet, 
5062  m Seetiefe.  Auch  die  Albatros»* Bank  OSO  von  Jamaica  zeigt  sich,  wenn 
such  ohne  Namen,  in  ihrer  geringsten  Tiefe  von  31  m.  Dagegen  steht  WSW 
der  Betrau  das- Ime  In  5 Meilen  von  einer  Messung  des  Al  bst  tom  zu  5087  rn 
noch  die  l’craevcranu  Shoai.  Auch  Meinungen  jene«  Schiffe»  im  Gebiet 
des  Golfstroms  N von  30w  N Iwii  sich  vermissen.  Während  die  Lo- 
tungen ora  Farads?  * Hügel  vom  Jahre  1879  der  Hauptsache  nach  berück- 
sichtigt erscheinen,  haben  die  Meaiuugcn  de«  „Triton*  vom  Jahre  1882 
auf  dem  Wvville Thomson- Kücken  keine  Vertretung  gefunden.  Dies  wird 
jedoch  kaum  als  Mange!  an  einem  Werke  gelten,  da»  nicht  gerade  eine 
Tiefenkarte,  vielmehr  zunächst  für  die  Schiffahrt  bestimmt  ist,  fUr  die  Un- 
tiefen wichtiger  als  Ticßeerneiuangen  sin*!.  Btrykaui. 

431.  Kasparek , Studien  über  die  physikalischen  Verhält- 
nisse des  Schwarzen  und  Azowisehen  Meere».  (Mitteil, 
aus  d.  Gebiete  des  Seewesen»  1886,  Bd.  XIV,  S.  327.) 

Verfasser  gibt  den  Anfang  seiner  Auszüge,  bxw.  Bearbeitungen  der  im 
Lauf«  des  letzten  Dezennium*  in  der  Petersburger  Mannexeitvehrift  „Morakoi 
Sbornik"  erschienenen  wichtigen  Abhandlungen  über  die  bydrogrsphiwheo 
Verhältnisse  obiger  zwei  Meere  nebst  einer  Tabelle  der  Temperatur  und 
Dichtebeitimmungen  des  Wassers  und  zwei  Karten  (de»  Schwarzen  Meere«, 
der  Straße  ron  Kertach).  Da«  spezifische  Gewicht  des  Srewav*ers  :tn 
Schwarzen  Meere  ist  vergleichsweise  tu  jenem  andrer  Gebiete  des  Itnmani- 
sehen  Meeres  ein  außerordentlich  niedrige*,  da*  Wasser  also  stark  aus- 


gesüßt.  Die  für  die  Hochsee  gewonnenen  Ziffern  des  spezifischen  Gewichts 
überschreiten  nicht  l,oi«s,  entsprechend  einem  Salzgehalt  von  1,10  Prozent; 
für  dos  Azowische  Meer  betragen  die  gefundenen  Werte  l,oo»s,  was  «men 
Salzgehalt  ron  l,a*  Prozent  ergibt.  Für  die  SeewasoeTdicht#  in  der  Straß« 
Ton  Kertach  geben  22  Ablesungen  als  Minimum  1,0091,  aß  Maximum  l.Olft. 
Im  südlichen  und  mitUern  Teile  des  Asowisthen  Meeres  schwanken  die 
Werte  zwischen  l,oö*S  und  l,**»i;  erst  im  Golf  von  Taganrog  stößt  man 
auf  bedeutend  geringere  Salinität.  Höchst  regelmäßig  erscheint  die  Ver- 
teilung des  spezifischen  Gewichts  läng»  der  kaukasischen  Küste,  wo  sieh 
die  Beträge  ähnlich  wie  längs  der  Knm  zwischen  1,014  t and  1,0143  be- 
wegen und  den  geringen  Einfluß  der  kleinen  Süßwasserxuttüue  bezeugen. 

AowgfocW. 

432.  Lo  Princo  Albert  de  Monaco,  Sur  le  Gulf-Stream. 
Paris,  Gauthiora- Villars,  1886. 

Der  gesellschaftlichen  Stellung  des  Verfassers  ist  cs  wahrscheinlich 
zuzuschreiben,  daß  sich  die  Keklsme  schon  vor  einem  Jahr*  seiner  angeb- 
lich epochemachenden  Entdeckungen  bemächtigt  hat.  Der  offizielle  Bericht 
befriedigt  leider  nicht  die  gespannten  Erwartungen,  welche  die  Keklame 
hervorgerufen  hat,  und  zu  welchen  auch  die  weitschweifige  und  anspruchs- 
voll auftretende  Schrift  »elbst  Veranlassung  gibt.  Die  Thatsschr  ist  ein- 
fach folgende:  Im  Sommer  1885  jetzt»*  die  „Hironüelle"  NW  von  den 
Azoren  179  flottierende  Gegenstände,  wie  hohle  Kapferkugeln , Fißchen 
Ton  Eichenholz  uud  Flaschen  aas.  Noch  51  bß  183  Tagen  wurden  11 
davon  suf  den  Azoren  sufgeßngen,  welche  zwischen  42"  12'  und  43"  21 ' N. 
und  zwischen  31®  53'  und  32°  19'  W.  Gr.  ausgeaetzt  worden  waren. 
Sie  sind  also  in  nahezu  südöstlicher  Richtung  geschwommen,  während  die 
bisheriger.  Karten  die  Umbiegung  der  DordatUutischcn  Verbindungsströme 
etwas  weiter  nach  0 verlegen.  Das  ist  aber  auch  das  einzige  neue  Mo- 
ment , und  auch  diese  Entdeckung  ist  nicht  Uber  allen  Zweifel  erhaben, 
da  Meeresströmungen  zeitweucn  Ablenkungen  ausgsaetzt  sind.  Zu  weit- 
tragenden  Schlüssen  (daß  der  Golßtrom  den  40-  Parallel  nicht  über- 
| schreite,  und  dafa  di«  aus  SW  kommende  Strömung  an  den  europäischen 

Küsten  nur  eine  Olterri  sehen  tritt  sei)  berechtigen  jene  Fla«chenpoetcn  nicht. 

I Zum  Teil  sind  diese  Schlüsse  auch  geradezu  falsch  und  stehen  im  Wider- 
spruch mit  der  Temperaturverteilung  besonders  der  tiefem  Schichten,  wel- 
cher der  Verfasser  und  sein  w:t«en»ehattlicher  Berater  leider  gor  keine 
Aufmerksamkeit  geschenkt  hoben,  obwohl  gerade  *ic  den  Haupl»chlü«sel 
zu  onsrer  Kenntnis  von  der  ozeanischen  Wauervernetsung  liefert.  Es  ist 
i auch  sehr  zu  bedauern,  daß  die  Krümmeßche  Terminologie  (Florida- , An* 

I tillen- , Golßtrüraung)  nicht  allgemein  durch  gedrungen  ist;  sie  könnte 

manche  Verwechselungen  und  Irrtümer  beseitigen.  Supan. 

433.  TicfseemuasutiKOu  des  C.  S.  S.  „Albatross “t  Comm. 
Tannor,  im  Nordatlantischcn  Ozean,  23.  Februar  bis 
6.  Mai  1886.  (Notice  to  Marinen»,  Washington  1886, 
Nr.  24,  S.  204.) 

Im  ganzen  181  Messungen  zwischen  23"  34'  und  32®  40'  N und 

I zwischen  74®  35'  und  80"  6*  W;  eine  kleine  Serie  entfällt  suf  die 
Straße  zwischen  Florida  und  Cuba.  Wir  heben  daraus  nur  ein  paar  Zah- 
len herror,  welche  die  Karte  im  Srgelhandburh  de»  Atlantischen  Ozeans, 
herausgegeben  voo  der  Deutschen  Seewarte,  wesentlich  korrigieren. 


1.  28" 

43'  J 

!.  76" 

27  * 

W,  2845  Fad., 

52t  »3 

S.  28 

35 

76 

to 

3196 

5945 

3.  2; 

30 

75 

35 

2761 

5049 

4.  2« 

9 

75 

6 

2194 

4012 

5.  24 

S 

74 

56 

2482 

4539 

6.  24 

8 

74 

45 

2255 

4124 

7.  25 

43 

76 

59 

2222 

4U64 

Nr.  1 — 3 zeigen  beträchtliche  Vertiefungen,  die  kart'»  graphisch  noch 
nicht  dargratellt  «ad.  Die  übngen  Nummern  zeigen  Abiturs*  de«  Bodens 

Idee  Bahamo-ArrbtpcU;  die  Iwibathen  dringen  »ich  hier  eben»»  dicht  anein- 
ander, wie  auch  an  andern  Stellen  in  N der  westindischen  Inselwelt. 

Supam. 

434.  Tiefenmessungen  tlo«  U.  S.  8.  „Enterprise“,  Comm. 
A.  8.  Barker,  im  Atlantischen  Ozean,  11.  Januar 
bi»  10.  Marz  1886.  (Notice  to  Mariner* , Washing- 
ton 1886,  Nr.  13,  S.  97.) 

DuMibe  Schiff . ii.ro  vir  bereit*  .in«  S.tk  mfhtt.er  Urussftn  im 
Sbdprtcifivlmi  Onvn  rrrdatikra  (.,  I.itt.-lUr.  Nr.  196),  bat  wir»  Ts.f.o- 
brrvthunf  auch  im  AlUntnelrea  Otna  auf  d*t  Fahrt  >.m  Uonltrtdeo  r.irh 
den  B.rb.d>>e«  und  i..a  St.  Thomu  ntch  New  York  fort,e«*Ut.  Km*  dar 

q* 


100 


Litteraturbericht  Nr.  435 — 438. 


wichtigsten  Änderungen,  welche  die  von  der  Deutschen  See  warte  heraus- 
gegebenen  TtcfcnkArtcn  dadurch  exleiden,  ist  eine  beträchtliche  Versehie- 
bong  der  Westgrenze  des  Brasilianischen  Beckens  (Isobathe  von  5000  na) 
gegen  die  südanacrikiurischc  Küste  zu.  Ebenso  wichtig  ist  die  Entdeckung 
einer  Sandbank  von  weniger  als  1000  Faden  Tiefe  südlich  von  30°  8 
und  zwischen  35u  42'  und  33°  52'  W.  Hier  drängen  sich  die  Messungen 
dichter  aneinander,  von  denen  wir  aber  io  nachstehender  Tabelle  nur  die 
End*  und  Kulminationspunkte  aufgmommen  haben.  Beachtenswert  ist  end- 
lich auch  die  Mewung  im  X von  Puerto  Rico,  die  auf  eiue  ziemliche  Aus- 
dehnung der  Senke  von  mehr  als  80U0  na  Tiefe  hinwoUt. 


8.  Br. 

w 

.L. 

F.dcn 

Mci.r 

Boden 

8.  Br. 

W.L. 

Fadca 

Meter  1 

35 

* 6 

62*  5 

761 

1392 

c 

13" 

10‘ 

30“ 

26 

2814 

6146 

84 

49 

51 

83 

1126 

2059 

11 

35 

31 

0 

2892 

5289 

84 

SO 

50 

47 

1633 

2986 

<*i 

3 

10 

o 

31 

1 

2887 

6280 

34 

4 

49 

49 

1589 

2906 

«4 

CG 

8 

26 

31 

31 

2878 

5263 

83 

45 

48 

48 

1775 

3246 

6 

54 

32 

13 

2620 

4791 

88 

18 

47 

53 

1859 

3400 

a 

4 

28 

33 

7 

2280 

4170 

St 

58 

47 

22 

1976 

3614 

ß 

3 

8 

33 

BS 

2202 

4027 

38 

38 

40 

48 

2088 

3818 

■ jO 

1 

11 

35 

2 

2222 

4063 

8t 

24 

45 

82 

2192 

4009 

.2 

0 

22 

35 

46 

2443 

4468 

88 

14 

44 

14 

2132 

3899 

I 

31 

57 

48 

16 

2145 

3923 

N. 

Br. 

81 

48 

41 

65 

2036 

3723 

© 

1 

12 

36 

32 

2152 

3986 

81 

40 

40 

28 

1999 

3656 

"c 

3 

2 

8 

38 

13 

2407 

4402 

31 

35 

39 

8 

2334 

4268 

3 

14 

39 

49 

2405 

4398 

81 

89 

38 

6 

1949 

8564 

».  S 

4 

9 

41 

9 

2235 

4087 

81 

82 

36 

39 

1469 

2686 

if 

5 

14 

42 

9 

2580 

4718 

81 

13 

35 

42 

547 

1000 

.£  Ü 

6 

35 

43 

32 

2546 

4656 

81 

8 

35 

8 

400 

732 

c *3 

7 

29 

44 

40 

2547 

4658 

31 

7 

35 

3 

867 

1586 

*-“5 

8 

19 

45 

62 

2682 

4905 

31 

5 

34 

48 

1095 

2003 

-O  3 
i - « 

8 

50 

47 

6 

2552 

4666 

31 

2 

34 

27 

378 

691 

'in  * 

9 

30 

48 

89 

2593 

4742 

SO 

58 

33 

52 

584 

1068 

Je 

10 

6 

60 

0 

2728 

4989 

80 

48 

33 

21 

956 

1748 

IcM 

10 

52 

61 

23 

2697 

4932 

80 

39 

32 

48 

1827 

3341 

*?3 

n O 

11 

25 

52 

41 

2714 

4963 

80 

88 

31 

80 

8113 

3864 

3 C 
tc 

11 

43 

54 

0 

2673 

4888 

30 

81 

30 

40 

1894 

3353 

3 S 

11 

6$ 

55 

1 

2560 

4682 

80 

5 

29 

88 

1296 

2370 

$% 

12 

17 

56 

10 

2496 

4435 

t9 

54 

29 

0 

1766 

3229 

CG 

12 

31 

57 

s 

2421 

4427 

23 

88 

28 

11 

2539 

4643 

12 

38 

58 

14 

1204 

2202 

27 

84 

27 

32 

2851 

5214 

19 

53 

SB 

45 

4529 

8282 

84 

14 

27 

80 

3002 

5489 

21 

0 

66 

U 

2990 

5468 

82 

56 

27 

22 

2995 

5477 

22 

6 

66 

44 

3079 

6631 

81 

43 

27 

19 

2865 

5239 

i 

23 

7 

67 

8 

3101 

5671 

80 

34 

27 

40 

2727 

4987 

3 

H 

24 

23 

67 

68 

3133 

5730 

18 

58 

28 

9 

2924 

5347 

CG 

25 

22 

68 

41 

3006 

5497 

17 

48 

29 

1 

2839 

5192 

> © 

26 

33 

69 

80 

2880 

5267 

16 

10 

29 

67 

2678 

4896 

3 

27 

36 

70 

w 

3004 

5494 

14 

49 

30 

10 

2770 

5067 

2 

es 

29 

36 

71 

83 

2966 

6406 

Supen 

435. 

Mil 

, 

Physical  Exploration 

of  the 

firth 

of  CI 

S 


(Scott.  Geogr.  Mag.  1880,  Bd.  II,  S.  347.) 


436.  Murray,  The  phy»ical  and  biological  Condition»  of 
the  Seas  and  Eatuaries  about  North  Britain.  (Ebend. 
S.  354.) 

Nr.  435  ist  vorläufiger  Bericht  Uber  die  Untersuchungen  der  .Medusa“ 
im  April  d.  J.  Der  Firth  of  Clyde  ist  durch  eine  Bodenschwelle  von  37  — 46  m 
Tiefe  zwischen  Mull  of  Uantire  und  Girvan  vom  Nordkoual  getrennt;  ein 
Seitarm  dieser  Barriere  crstrockt  sich  bis  zur  Insel  Amn.  Jeder  Loch  ist 
gleichfalls  durch  eiue  Untiefe  in  der  Nähe  seines  Ausgang»  individuali- 
siert. Von  oiner  Tiefe  von  18 — 27  cm  bis  zum  Boden  blieb  sich  die 
Temperatur  Überall  gleich  oder  variierte  um  weniger  als  0,1°  C.  Im  Nord- 
kanal  betrug  sie  5,6°,  im  Firth  of  Clyde,  östlich  von  Arron,  5,1°,  ira 
Dunoon  - Becken  (('uiubrae  bis  Loch  Long)  6«*°.  In  dem  abgeschlossenen 
Locbbeckcn  schwankte  sic  zwischen  5,?  und  5,4°. 

Murray  teilt  gleichzeitige  Metaungen  im  Loch  Fyne  und  Loch  Lomond 
(Süfs wassersee)  mit.  !m  Miirz  war  die  Xem|>eTatur  von  der  Oberfläche  bis 
zum  Boden  gleich:  im  Loch  Fyne  5,!*,  im  Loch  Luraoud  3,9W;  Ende 
August  war  dort  die  Bodenternperatur  auf  8,9°  gestiegen,  während  sie  hier 
noch  3,9°  betrug.  Die  gröbere  Jahreumplitude  dns  Loch  Fyne  ist  eine 
Folge  der  Wasscrraischung  durch  die  Tidenbewegung  und  de*  Hernbsinkens 
des  erwärmten  Salzwassert. 


Die  marine  Lebeweit  Ut  au  der  Ostküste  bedeutend  artenarmer  als  an 


der  Westküste,  wohl  aber  individuenreicher.  Die  atlantische  Einwanderung 
in  nachglazialer  Zeit  ging  um  die  Xordkiute  von  Schottland  herum.  An 
der  Ostküstc  leben  einige  arktische  Relikten,  die  *u  der  Westküste  nur  als 
glaziale  Fossile  bekannt  sind;  hier  hat  also  die  atlantische  Fauna  die  ark- 
tische ganz  verdrängt.  Supan. 

437.  Verbeek,  Over  de  Tijdsbepaling  der  grootste  Ex- 
ploeie  van  Krakatau  op  27  Augustus  1883.  (Ver- 
siegen en  Modedeelingen  K.  Akad.  van  Wetenschappon, 
Abt.  Natuurkunde,  UI.  Reihe,  I.  Teil  1885  , S.  45.) 


Die  Erdbebeuwelleo , 

welche  vom  Krakatau 

Ausgingen,  gaben  Ver- 

anla**une  zu  einer  Berechnung  der  mittlern  Tiefe  des  zentralen  Teiles  des 
Indischen  Ozeans. 

Erdbebenwelle 

Mittlere  Gcschwlndlgk. 

Mittlere  Tiefe 

Krakatau  — 

Meter  pro  Sek. 

m 

ltodngucz  . . 

202,9 

4208 

Mauritius  . . 

194,(1 

3885 

Port  Eliiubet . 

. 201,3 

4142 

Die  mittlere  Tiefe  beträgt  also  rund  4000  ro,  was  mit  der  in  der 
äquatorialen  Zone  verlaufenden  Lotungsliuie  von  U.  S.  S.  Knlerpriso  (*.  Pctcr- 
manns  Mittei).  1884,  S.  HG)  gut  übereinstirarot  und  die  Darstellung 
Krümmels  bestätigt.  Die  Erdbebenwelle  Krakatoa — Ceylon  ergab  nur  2-  bis 
2500  ro  Tiefe:  Zahlen,  die  nicht  ganz  zuverlässig  erscheinen.  Supan . 


Allgemeines, 

438.  Marinelli,  G.,  La  terra.  Trattato  popolare  di  geografia 
universale.  Vol.  I.  Bologna,  Mailand,  Neapel,  Turin, 
P.  Vaflardi,  1883—1886. 

Aus  Italien  ist  sicher  noch  kein  so  umfassend«  Werk  über  Geographie 
zu  uns  gelangt,  wie  die  vorliegende  Encyklopädie,  welche  Prof.  Marinelli 
in  Padua  im  Verein  mit  einer  Anzahl  von  Facbgenossen  herausgibt.  Die- 
selbe erscheint  in  Heften,  und  es  ist  einstweilen  der  erste  Band  zum  Ab- 
schlüsse gelangt,  welcher  seinem  Inhalto  nach  ungefähr  dem  entspricht, 
was  wir  in  Deutschland  als  „allgemeine  Erdkunde“  bezeichnen.  Mit  bild- 
lichen Darstellungen , mathematischen  Figuren , Kartenskiszen  ist  dieser 
erste  Teil  verschwenderisch  ausgestattet;  wir  zählen  in  ihm  nicht  weniger 
als  29  Tafeln  und  493  Zeichnungen  im  Texte,  die  allerdings  nicht  von 
der  gleichen  Güte  der  Ausführung  sind.  Obwohl  populär  geschrieben  und 
nicht  für  engere  Getehrtcnkrcisc  berechnet,  wird  doch  auch  den  Wünschen 
dieser  letztem  durch  zahlreiche  und,  soweit  wir  im  einzelnen  prüfen  konn- 
ten, auch  vollständige  und  zuverlässige  Littcraturnngaben  ausgiebig  Rech- 
nung getragen.  Wir  geben  im  folgenden  eiue  Gberaicht  über  die  einzelnen 
Bestandteile  des  Werkes. 

I.  Das  erste  Buch  behandelt  die  Stelluog  der  Erde  ira  Kosmos,  hält 
sich  aber  dabei  keineswegs  au  die  im  engern  Sinne  mathematisch  -geogra- 
phischen Fragen,  sondern  greift  über  di«e  weit  hinaus  und  kann  als  ein 
LebrbegrifT  der  populären  Astrouomie  überhaupt  angesehen  werden.  Wir 
lassen  dahingestellt,  ob  die  vom  Bearbeiter  dieses  Kapitels,  von  Herrn  Mari- 
nelli selbst , dem  Gegenstände  gegebene  Ausdehnung  vom  rein  geographi- 
schen Standpunkte  aus  zu  billigen  ist  (vgl.  Wagners  methodologischen  Be- 
richt in  drasen  „Jahrbuch“ , X.  Baud,  S.  569),  «schlich  ist  die  Darstellung 
jedenfalls  eine  gut  geordnete  und  korrekte  tu  nennen.  Manche  Punkte 
siud  mit  grofser  Ausführlichkeit  behandelt,  so  z.  B.  die  Frage,  weshalb  die 
Sonne  nahe  am  Horizonte  oft  einen  so  ganz  andern  Anblick  gewährt  als  in 
gröftern  Hohen.  Ein  Gleich«  gilt  für  die  Meteorbahnen  und  die  physi- 
sche Konstitution  dieser  kleinen  Himmelskörper.  Dagegen  hätten  wir  den 
Gegensatz  zwischen  den  durch  die  Parullaze  und  durch  die  Lichtabirrung 
bedingten  Verschiebungen  eines  weit  entfernten  Objekts  goro  etwas  weniger 
schematisch  zum  Ausdruck  gebracht  gesehen. 

If.  Als  Autor  de»  xweiten  Buchs,  welch«  der  Erde  und  ihrem  Monde 
gewidmet  ist,  stellt  sich  wiederum  der  Herausgeber  selbst  dar.  Die  neue- 
sten Forschungen  über  Gestalt  und  Grüfte  unxr«  Planeten  sind  sorgfältig 
berücksichtigt,  und  « sind  die  bezüglichen  Prägen  in  jeder  Hinsicht  »o  weit 
erörtert,  aU  es  sieh  ohne  Hinzuziehung  eines  mathematischen  Apparat«  ir- 
gend machen  liefe.  Auch  Ebbe  und  Flut  finden  hier  bereit»  ihren  Plitz, 
was  insofern  gerechtfertigt  erscheint , sls  in  den  Gezeiten  allerdings  die 
Wechselwirkung  zwischen  dem  Haupt-  und  Nebenplaneten  am  kräftigsten 
zieh  auxxpricht.  Auläfslich  der  Möglichkeit,  dal»  auch  eine  Tidonbewegung 
der  nicht  völlig  »tonen  Erdkruste  «gelassen  werden  müfste,  hätten  neben 
den  nicht  immer  streng  wissenschaftlichen  Spekulationen  von  ürablowitz 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  439—442, 


101 


wohl  auch  die  Untersuchungen  der  englischen  Geophysiker  Uber  solche 
„Dilferentialtiden*’  Erwähnung  verdient. 

III.  Auch  die  xwoi  ersten  Kapitel  der  physischen  Geographie  stam- 
men aus  Marinellis  Peder;  sie  bringen  eine  generelle  Charakteristik  der 
ObertÜohenbeechaffenheit  unsrer  Krde,  ohne  vorerst  die  kausalen  Berichun- 
gon anders  als  nur  im  Voriibcrgchen  zu  streifen.  Mit  grober  Umsicht  ent- 
ledigt sich  der  Verfasser  meiner  Pflicht,  indem  er,  wie  von  ihm  nicht  andern 
zu  erwarten  war,  auf  die  orographischcn  Begriffs-  und  Mafstiestimmungen 
groben  Flcif*  verwendet.  Obwohl  wir  in  dom  Studium  dessen,  was  seit 
Francis  Bacon  unter  dem  Namen  „airoilitudinos  phvsicae  in  configuratione 
mundi**  läuft,  nicht  Tiel  mehr  als  «ins  geistreiche  Spielerei  erblicken,  *o 
billigen  wir  es  doch  vollkommen,  dafs  auch  von  diesen  Bestrebungen,  die 
Besonderheiten  der  KrdknnHguration  a priori  zu  konstruieren,  Akt  genom- 
men und  dabei  manches  iu  Deutschland  wenig  bekannten  Versuches  dieser 
Art  gedacht  wird.  — Das  von  Schnee  und  KU  handelnde  dritte  Kapitel 
bat  den  bekannten  Geologen  Stoppani  zum  Verfasser,  der  anhangsweise 
auch  über  die  Eisverbältnixse  der  Polarzonen  sich  verbreitet.  Der  glazial- 
physikalische  Teil  genügt  allen  Ansprüchen,  wogegen  freilich  der  glazial- 
geologische  sehr  zu  kurz  gekommen  Ut.  Die  Namen  Heim  und  Penek 
werden  in  dem  ganzen  Abschnitte  nicht  genannt,  und  es  wird  deshalb  in 
diesem  bei  einer  zu  erhoffenden  zweiten  Auflage  ziemlich  viel  nachzu- 
bessern  sein.  — Die  Hydrographio,  das  vierte  Kapitol  erfüllend,  hat  in  Mari- 
nclli  einen  hiugebeuden  Darsteller  gefunden;  auch  dem  Sachkenner  wird 
hicT  manche  ihm  noch  neue  und  wissenswert  erscheinende  Thatszche  be- 
gegnen. — Nunmehr  beginnt  im  fünften,  aus  zwei  Abteilungen  bestehen- 
den Kapitel  G.  Mercalli  seine  eingehende  Schilderung  der  vulkanischen 
und  seismischen  Erscheinungen,  zu  deren  besserm  Verständnis  vielfach  auf 
die  Geschicke  des  mit  derartigen  Vorkommnissen  nur  allzu  reich  bedachten 
Vaterlandes  hingewieeeu  wird.  Hübmend  hervorzuheben  Ut  die  gründliche 
und  durch  zahlreiche  Illustrationen  gestützte  Detailbeachreihung  der  nord» 
amerikanUchcn  Gejsir-  Gebiete.  Die  Theorie  der  Erdbeben  nimmt  zu  aus- 
achliefslich  auf  die  iltem  Hypothesen,  zu  wenig  auf  die  vom  Magma  ab-  ) 
sehenden  Anschauungen  nouorer  Geologen  (Mailet,  Suess,  Keusch)  Rück- 
sicht. — Eben  Mercalli  knüpft  an  die  Erdbebcnlehrc  im  sechsten  Kapitel 
auch  eine  übersieht  über  die  schwachen  Bewegungen  der  Erdrinde,  zu 
welchen  er  die  Landhebuugen  und  b&ndseukungen  rechnet.  — Dagegen  ist 
das  siebente*  geognostischc  Kapitel  wieder  von  Stoppani  horgestellt,  der  in 
sehr  ansprechender  Form  und  mit  steter  Anlehnung  an  paUontologische 
PorsehungscrgchnU&c  den  Sehichtenaufbau  der  Erdrinde  darlegt.  Man  kann 
darüber  streiten,  ob  die  deskriptive  Geognosie  auch  wirklich  ein  Teil  der 
Geographie  sei ; innerhalb  der  weiten  Grenzen , welche  Marinelli  seinem 
Arbeitspläne  gesteckt  bat,  konnte  sie  gewifs  nicht  entbehrt  werdeu,  und  so 
wie  sie  ist,  bildet  sie  eine  Zierde  des  Werkes. 

IV.  In  der  Moeretkonde  sehen  wir  wieder  den  unermüdlichen  Heraus- 
geber auf  dem  Platze  erscheinen;  hinzugezogen  wird  auch  jener  wichtige 
Teil  der  Krdphysik,  für  welchen  der  Referent  die  Bezeichnung  „Dynamische 
Wechselbeziehungen  zwischen  Meer  und  FestlandsküsteM  vorzuschlagen  sich 
erlaubt  hat,  so  dafs  also  insondorhoit  auch  von  dor  eiosiven  Tbätigkeit  der 
Meereswoge  hier  schon  die  Rede  ist.  Dafs  die  Gezeiten  nochmals  bespro- 
chen werden,  erscheint  als  ein  kleiner  Fehler  in  der  Anlage  dev  Ganzen. 

Von  Interesse  aber  sind  die  dynamischen  Betrachtungen,  durch  welche  die 
Möglichkeit  des  Zustandekommens  unbewegter  Käumo  im  Innern  von  Wirbel- 
bewegungen verständlich  gemacht  werden  soll. 

V.  In  die  Meteorologie  haben  sich  mit  Marinelli  seine  beiden  Kol- 
legen G.  Roberto  und  E.  Millosevich  in  der  Weiso  geteilt,  dafs  erstem 
mehr  die  allgemeinen  Lehren  von  der  Zusammensetzung  unsrer  Lufthülle, 
von  den  Meteoren  im  weitesten  Sinne  dieses  Wortes  und  vom  Luftdruck 
vnrtrügt,  während  Roberto  die  Begriiuduug  der  dynamisch  -meteorologischen 
Gesetze  und  Milloccvieh  die  Klimatologie  auf  sich  genommen  haben.  Für 
die  letztere  hat  natürlich  Hanns  weltbekanntes  Handbuch  zur  taitschnur 
gedient.  Auch  die  Lehre  vom  Erdmagnetismus  erscheint  als  Bestandteil 
der  Atmosphirologie ; sie  ist  jedoch  gar  zu  kurz  und,  wenn  der  Ausdruck 
gestattet  ist,  apiefsbürgerlich  gehalten.  Ihr  Verfasser,  Agoxtini,  hat  sich  mit 
13  Seiten  begnügt,  was  doch  in  einem  so  stattlichen  Baude  allzu  wenig 
besagen  will.  Doch  »oll  nicht  in  Abrede  gestellt  werden,  dafs  das  unum- 
gänglich Notwendige  ganz  gut  gegeben  ist. 

Zwei  Anbüuge  beschlichen  den  Band.  Einsichtig  und  gewandt  macht 
zunächst  Millosnrieh  seine  Leser  mit  den  geodätischen  Operationen  bekannt, 
deren  man  zur  Lösung  des  Fuudaiueutalproblems  der  mathematischen  Geo- 
graphin bedarf.  An  zweiter  Steilo  gibt  Turazxa  einen  Überblick  über  die 
wichtigsten  Methoden  der  Kartenprojektion,  der  sich  durch  eiueu  wahren 
Reichtum  an  geschichtlichen  Nachweisungen  auxzcichnot. 

Alles  in  allem  macht  das  Marinellische  Werk  seinem  Herausgeber, 
dessen  treuen  Mitarbeitern  und  der  Yerlogshandlnng  alle  Ehre.  Wir  bitten 
nur  die  Anfrage  zu  stollon,  ob  es  denn  nicht  möglich  wäre,  die  Menge  der  5 


in  den  Eigennamen  (Autoren  und  Buchtitel)  gar  zu  häufig  vorkommeuden 
Druckfehler  in  der  Fortsetzung  der  verdienstvollen  Unternehmung  auf  ein 
bescheideneres  Mafs  herabzudrücken?  s.  Gunthar, 

439.  Blink,  Onzo  aurdc,  Handbock  der  nntuurkundige  Aard- 
rijkskunde.  Mit  150  Kupfern  und  20  Karton  iu  be- 
gouderm  Atlas.  Groningen,  Nourdlioff  & Smit,  1885. 

Es  kann  nicht  geleugnet  werden,  dafs  es  für  diejenigen  Niederländer, 
welche  « vorziehen,  die  physische  Erdkunde  in  ihrer  Muttersprache  zu 
studiereu,  sehr  nötig  war,  dafs  ein  neues  Handbuch  erschion.  Wie  grofac 
Verdienste  r.  B.  das  bisher  meist  gebräuchliche  Werk  von  Krecke  auch 
hatto,  als  es  vor  ungefähr  zehn  Jahren  erschien,  so  gibt  es  doch  fast  kein 
Kapitel , das  nicht  veraltet  wäre.  Es  versteht  sich , dqfs  der  Verfasser 
andre  Handbücher,  welche  auf  diosem  Gebiete  schon  einen  wnhlbcgründeten 
Ruf  habe»,  zu  Rate  gezogen  hat  Man  glaube  aber  nicht , dafs  er  dabei 
sklavisch  verfahren  sei,  vielmehr  bietet  er  sowohl  in  bezug  auf  Anordnung 
und  Methode,  a»wie  auch  in  bezug  auf  Inhalt  manche*  Neue.  So  z.  B. 
in  der  Erklärung  der  Tidenbewegung.  Die  bisher  gültige  Theorie  hult  er 
für  ungenügend  , weil  Sonne  und  Mond  wohl  an  der  ihnen  zugewandten, 
aber  nicht  an  dor  entgegengesetzten  Seite  der  Krde  Flut  erzeugen  können, 
und  er  führt  in  seiner  Erklärung  neben  der  Anziehungskraft  der  Himmels- 
körper die  tangentiale  Bewegung  infolge  der  Fortbewegung  der  Erde  im 
Raume  als  Hauptfaktor  ein.  Die  Verspätung  der  Flut  erklärt  er  für  eine 
Folge  der  Rotation.  Auch  im  Kapitel  über  die  Meeresströmungen  ent- 
wickelt er  manebon  neuen  Gesichtspunkt ; in  der  Erklärung  der  Ober- 
flächenformen schliefst  er  sich  Suesa  an. 

Am  Schlofft  widmet  er  in  dankenxwerter  Weise  einige  Seiten  den  geo- 
graphischen Einflüssen  auf  die  Entwickelung  deT  Menschheit,  dagegen  hätte 
das  ethnographische  Kapitel  wcggcliuxen  werden  können,  einerseits  weil 
es  nicht  iu  ein  Handbuch  der  physischen  Erdkunde  gehört,  anderseits  weil 
der  Verfasser  auf  dioxem  Gebiete  weniger  bewandert  ist.  Auch  die  Be- 
handlung der  Pflanzen-  und  Tiergeographie  kann  uns  wenig  gefallen.  Es 
scheint  uns  überdies,  dafs  der  Verfasser  diejenigen  Probleme,  welche  ihn  per- 
sönlich sehr  interessieren,  viel  zu  umständlich  behsndelt  hat  auf  Kosten 
andrer,  welche  in  Wirklichkeit  ebenso  oder  noch  mehr  interessant  sind, 
ein  Fehler,  der  in  Handbüchern  nicht  genug  vermieden  werden  kann. 
Auch  die  Quellenangaben  sind  dürftig.  Dagegen  mufft  dem  Verfasser  der 
Dank  ausgesprochen  worden  für  die  Klarheit  der  Darstellung,  und  ist  ira 
allgemeinen  sein  Werk  warm  zu  empfehlen.  Andritstm. 

440.  Wildermann , Jahrbuch  der  Naturwissenschaften. 
I.  Jahrgang  1885/86.  Freiburg  i.  B.,  Herder,  1886. 

441.  v.  Hellwald,  Die  weite  Welt.  Ein  geogr.  Jahrbuch. 
Berlin,  Spemann,  1886. 

Wilderroznnft  Jahrbuch  ist  nach  dem  Muster  von  L'Annge  scientiftque 
eingerichtet;  es  bringt  von  Fachmännern  geschriebene  Artikel  aus  dem  gan- 
zen Gebiete  der  Naturwissenschaften  cinschlie Glich  der  Länder-  und  Völker- 
kunde. Es  kommt  dabei  natürlich  zunächst  auf  die  Auswahl  des  Wich- 
tigsten an , und  in  dieser  Beziehung  läfxt  der  I.  Band  noch  manches  zu 
wünschen  übrig.  So  ist  z.  B.  nirgends  auf  dio  neuesten  Suraasehen  Ar- 
beiten eingegangen,  die  Frage  nach  den  Niveau  Veränderungen  ist  nicht  be- 
rührt, ebensowenig  die  Korallenriff  - Frage  &c.  Streng  roufs  auch  Quellen- 
angabe, resp.  Angabe  der  sekundären  Quellen  gefordert  werden. 

v.  Hellwalds  Werk  kündigt  sich  als  ein  geographische*  Jahrbuch  an; 
richtiger  wäre  der  Titel:  Jahresbericht  über  Entdeckungsreisen,  denn  sonst 
findet  man  nur  einige  zufällige  Notizen,  wie  Geologie  von  Afghanistan, 
Fauna  des  Baikalsee*  u.  dgl.  Bilder  dürfen  natürlich  nicht  fehlen,  und 
auf  die  Aaswahl  kommt  cm  dabei  ja  nicht  viel  an!  v.  Hellwald  versteht 
bekanntlich  gut  und  uuterhaltend  zu  erzählen,  und  dieses  Talent  wird 
auch  seinem  Jahrbuch  in  der  Luienwelt  Freunde  erwerben.  Wünschens- 
wert wäre  aber  eine  systematische,  d.  h.  geographisch  geordnete  Anord- 
nung der  Berichte.  Supan. 

442.  Thomson  & Murray,  Report  on  the  scientific  Reanlto 
of  the  Voyago  of  H.  M.  S.  „Challenger“.  Narrativo, 
Vol.  I:  Narrativo  of  thu  Cruise.  London  1885. 

Diener  Band  enthält  nicht  nur  eine  detaillierte  Schilderung  der  Reise 
und  der  hydrographischen  Arbeiten  d«  „Challenger* , sondern  auch  über- 
sichtliche Darstellungen  der  übrigen  wissenschaftlichen  Resultate  aus  der 
Feder  der  betreffenden  Fachmänner,  wodurch  dieser  umfangreiche  Band  den 
Charakter  ein«  in  sich  abgwchlowenen  Ganzen  erhält.  Beigegeben  sind 


m 


Litteraturbericbt  Nr.  443. 


eine  grofse  Tiefenkarte  der  Ozeane,  die  aber,  obwohl  auch  spatere  Lotun- 
gen benutzt  wurden,  doch  nicht  einen  ganz  befriedigenden  Kindruck  macht 
(mau  vergleiche  damit  nur  die  roo  der  Deutschen  Seewarte  herausgegeben© 
Tiefenkarte  des  KordatUntbchen  Ozeans,  wahrend  die  Darstellung  des  i’aei  ■ 
fischen  Ozeans  der  phantasievoUern  Petermanns  vorxuziehen  sein  dürfte); 
ferner  Kurskarten  im  grofsern  Mafia lub,  Karten  der  besuchten  Iuseln,  Dia- 
gramme zur  Darstellung  der  Tiofeoverhältoisse  und  vertikalen  Temperatur- 
Verteilung  des  Meeres,  die  sehon  bekannte  Karte  Ton  Buchaotn  (Verteilung 
der  Dichtigkeit  de«  Obertiächcnwasaers),  zahlreiche  und  prächtig  ausgeführto 
I^mdschalUphotographien  und  zum  Teil  kolorierte  ethnographische  Abbil- 
dungen. 

Da  ein  groCeer  Teil  des  Inhalte  dem  wissenschaftlichen  Publikum  be- 
reite bekannt  ist,  so  begnüge  ich  mich  hier,  auf  einige  der  wichtigsten 
Punkte  aufmerksam  zu  inacbeu. 

Den  roten' Tiefsoethou  (wie  die  „rote  Erde"  von  Herrouda)  hielt 
Tbomaou  für  organischen  Ursprungs.  Eine  genaue  Analyse  der  Foramini- 
feren-, llctcxopoden-  und  Pleropodcmsehalen  zeigte  aber  nicht  die  geringste 
Spur  von  Thonerde,  und  auch  in  den  Korallen&keletten  wurde  bisher  keine 
entdeckt.  Murray  ist  datier  der  Ansicht,  dafs  der  Tiefseethon  durch  Zer- 
setzung des  stellenweise  massenhaft  auf  dem  Meere  schwimmenden  Bims- 
steines entsteht.  Cher  den  Kuro  Schi  wo  linden  wir  die  Bemerkung, 
dafs  derselbe  zur  Zeit  des  NO- Monsuns  von  einer  kalten  aus  dem  Japani- 
schen und  Gelben  Meer  kommenden  uud  nach  S fiiefsendeu  Strömung  nach 
0 gedrängt  wird  uud  dann  wenig  entwickelt  ist , während  boi  SW-Monxun 
die  kalte  Strömung  aufhört  und  der  Kuro  Schiwo  danu  durch  eine  Ober- 
flüchendrift  verstärkt  wird.  Sobr  eingehend  ist  das  Kapitel  über  das  ant- 
arktische Eismeer.  Dos  kalte  Tiefen waaier  des  tropischen  Ozeans 
stammt  wahrscheinlich  von  der  Oberfläche  zwischen  40  und  55°  S;  anf 
die  aus  den  warmem  Gegenden  kommende  Enatzatromung  ist  wahrschein- 
lich die  warme  Schicht  zurückzuführen,  die  man  unter  65°  S in  300  Faden 
(~  ca  600  m)  Tiefe  fand.  Dafs  die  von  Rom  entdeckte  antarktische  Eis- 
mauer nahe  an  der  iAndgrenxe  liegt,  wird  aus  dem  Verhältnis  ihrer  Hohe 
(45—60  m)  zur  Meerestiefe  (475  m)  geschlossen;  nach  dem  bekannten 
Gesetze,  d.  h.  wenn  00  Prozent  von  der  Grsaratmschligkcit  der  KUhorge 
unterseeisch  sind,  mufs  jene  Eismauer  nuf  dem  Meeresboden  festiitzen.  Der 
Durchmesser  der  Eisberge  betrug  gewöhnlich  Vs  Seemeile  (470 — 930  tn), 
der  längste  hatto  3 Seemeilen  (4,6  km):  die  Hohe  betrug  durchschnittlich 
cs  60  m,  der  höchste  hatte  72  m.  Die  Tafelform  war  weitaus  die  vor- 
herrschende, alle  flachen  Berge  batten  zahlreiche  OborlUchenspalten.  Sie 
sind  sämtlich  geschichtet  und  bestehen  aus  wechselnden  Lagen  weiften 
und  blauen  Eises.  Nach  unten  zu  werden  die  Schichten  dünner  und  sind  l 
horizontal,  während  die  nbern,  die  keinen  Druck  erleiden,  leicht  gebogen 
sind.  Die  Mcereiwhollcn  hatten  nur  9 — Iß  m Durchmesser.  Einjähriges  | 
Meereis  war  ca  90  cra  dick,  altes  dagegen  2— m.  Sehr  zahlreiche  Eia- 
berge  traf  man  östlich  von  92°  0;  ihro  Abwesenheit  zwischen  70  und 
80u  0 deutet  darauf  hin,  dafs  hier  kein  Polarland  sich  befindet. 

Wichtig  sind  die  Schilderungen  einiger  ozeanischer  Inseln.  Der  at- 
lantische 8 t.  Pa  ul -Fels  ist  20  m huch  und  besteht  aus  Olivtufelz,  der 
wahrscheinlich , aber  nicht  zweifellos  vulkanischen  l’rapnwgx  ist.  Der 
Gipfel  des  basaltischen  Fernando  Norouha  erreicht  eine  Seehöhe  von 
300  m;  die  Kcgenzcit  währt  hier  von  Jonuur  bis  Juli.  Die  Höhlen  an 
Steilküsten  der  Nachtigallen -Insel  deuten  auf  eine  negative  Niveau  Verände- 
rung, während  die  beiden  andern  Inseln  der  Tristan  da  Cunha- 
Gruppe  keine  derartigen  Anzeichen  enthalten.  Das  Fundament  der  ca  1300  m 
hohen  Marion-Insel  bildet  alte  Iavo,  über  die  rezente  vulkanische  Go- 
bilde  (gut  erhaltene  Aacheukegel  und  Krater)  sich  ausbreiten.  Den  ersten 
zerstreuten  Schneedecken  begegnet  man  schon  in  2400  m Höhe;  dio 
VegetationagTenze  liegt  io  ca  600  m Hohe.  Ausführlich  ist  die  Schilde- 
rung der  Kerguelen.  Sie  sind  die  Spitzen  eines  untergetauchten  Pla- 
teaus, denen  Südende  wahrscheinlich  die  Heard- Insel  bildet.  Sie  bestehen 
aux  horizontalen  Ha«altlagcn , die  stellenweise  fossiles  Holz  enthalten  und 
von  Phonolitgkngcn  durchsetzt  werden.  Die  über  die  Hochfläche  sich  er- 
hebenden Gipfel  sind  Erosiousreste.  An  der  Westseite  befindet  sich  noch 
ein  thitiger  Vulkan.  Die  NW- Winde  herrschen  in  ollen  Jahreszeiten  vor; 
die  auf  der  Windseite  gelegenen  Höhen  (ca  1070  m hoch)  sind  immer  mit 
Schnee  und  Eis  bedeckt,  die  leewärts  gelegenen  (Uber  1000  tu  hoch)  olier 
im  Sommer  davon  freu  Mittlerer  Luftdruck  wahrscheinlich  754  mm  mit  ; 
Schwankung  zwischen  770  und  721  miu;  als  mittlere  Snmmertemperatur 
wird  ca  7°,  als  mittlere  Wintnrtomperatur  ca  2*  angenommen.  Von  eini- 
gen Orten  werden  detaillierte  klimatologische  Mittelwerte  mitgeteilt;  drei 
davon  teile  ich  unten  mit  (jene  von  Punta  Arena«  nur,  weil  sie  so  auffal- 
lend von  den  achtjährigen  Temperaturmitteln  in  Harms  Klimatologie,  S.  664, 
abweichen);  uufserdem  finden  sich  auch  noch  Tabellen  für  Hongkong 
(1861—74),  Honolulu  (1837  — 1338  und  1869  — 72)  und  für  Manila 
(1866—71). 


Missionshaus  zu  Nukalofa  auf  Tongatabu.  Beobachter  * ~ 
Baker  1872-74.  1 3 


I.uft- 

T « 

m p 

e r a 

t u r 

K e 

gen 

* 0 

druck >) 
700  mm  — 

Mittel 

Max. 

Mia. 

Mittl.  taRt. 
Schwank*. 

mm 

Tage 

= a. 
> S 

^ M 

Dei. 

59,7 

23,7” 

31,5° 

12,7° 

8.4“ 

113 

tu 

6,1 

Jan. 

57,7 

26,1 

32,7 

10.» 

8,6 

233 

10 

6.4 

Febr. 

55,«* 

26.1 

36,7 

10,« 

8,3 

173 

n 

5.« 

Min 

69, 7 

25,1 

31,8 

10.« 

9*» 

162 

8 

6.8 

Apiil 

69,7 

24,7 

38,1 

13.» 

8,9 

258 

11 

2 9* 

Mai 

60,7 

22,« 

32,1 

10,1 

8,3 

208 

9 

4,1 

Juni 

62,5 

21,7 

38,5 

10,0 

9,7 

206 

9 

3,: 

Juli 

60,7 

20,7 

32,7 

10,1 

10.2 

42* 

3* 

3,9 

Aor. 

61,7 

20,  »* 

28.7 

10,7 

8.« 

93 

6 

5,5 

Sept. 

61,7 

20, > 

28,7 

10,7 

8.« 

180 

8 

6,8 

Okt. 

60,7 

22,1 

31,7 

11,7 

8,.i* 

182 

5 

6,1 

Not. 

60,5 

22,« 

31,1 

13,4 

8,7 

91 

f 

5,6 

Jahr 

59,0 

92,8 

36,7 

10,0 

8,7 

1971 2) 

97 

5,6 

Häufigkeit  der  Winde  (lüge). 


S 

NE 

B 

8E  8 

8W  W 

NW 

C»l. 

Dezember  bis  Februar  . 

23 

32 

13 

8 6 

2 2 

ö 

0 

Mürz  bis  Mui .... 

18 

24 

21 

9 8 

2 4 

7 

0 

Juni  bis  August  . . . 

11 

12 

18 

17  20 

2 3 

5 

4 

September  bis  November 

11 

20 

85 

11  8 

2 0 

2 

2 

Amboin  o. 

4 Jahre  (ahne  genau«  Zeitangabe). 

Trockne*  Therm. 

Kegen 

Trockne»  Therm. 

Kegen 

Max.  Min. 

mm  Tago 

Max. 

Min. 

nun  Tage 

I>C7- 

31,3°  23,4° 

234 

14 

Juni 

29,«” 

23, 4P 

984 

22 

Jan. 

80,4  23,7 

171 

13 

Juli 

28,« 

23,4 

781 

20 

Fcbr. 

30,9  22, h 

108 

10 

Aur. 

28,9 

22,6 

618 

22 

Mira 

31,1  23,7 

229 

18 

Sept. 

29.« 

22.7 

566 

19 

April 

31,1  23,7 

184 

13 

Okt. 

31,1 

23,2 

246 

16 

Mai 

29,7  23, & 

450 

20 

Not. 

31,4 

23,5 

299 

10 

Jahr:  Tecup.-Maz.  30,2°,  Min.  23,4“,  Kegenmenge  4870  mm,  Regentage  197. 


Punta 

Ar  enax, 

nahezu  10  Jahre. 

Dezember 

11,*° 

März 

. 8,»” 

Juni  . , 1,9” 

September 

5,#” 

Januar  . 

12,7 

April 

. 6,7 

Juli.  . . 1,9 

Oktober  . 

8,5 

Februar 

12,4 

Mai. 

. 4,7 

Augiut . . 3,0 

November 

10,4 

Jahr  7,4°.  Supan. 


443.  Blink,  H. , Bernhard  Varenius,  de  grondlegger  der 
wotonschappolijko  goographie.  (Tijdschrift  Aardrijks- 
kundig  Genootschap,  2°  Serie,  ITL  Meer  uitgebreide 
artikelon,  1886.) 

Die  Aufgabe,  welche  sich  der  Verfasser  gestellt  hat,  besteht  darin, 
•einen  Laudsleutnn  die  Bedeutung,  welche  der  in  Holland  beinahe  unbe- 
kannte Varenius  fUr  die  Geographie  besitzt,  deutlich  zu  machen  und  eine 
Übersicht  über  den  Lebenslauf  desselben  zu  geben.  Letzteres  geschieht 
im  Anschluf»  an  Dr.  Breusing  (Peterraanns  Mitteilungen  1880)  und  Gtih- 
rauer  (Joachim  Jungiua  und  ©ein  Zeitalter  1850),  oraleres  selbständig  auf 
Grund  des  Werkes  von  Varenius;  die  Geographia  Generalis  war  sein 
Schwonengpaang ; der  Yerfiunr  starb  in  demselben  Jahre,  in  welchem  die- 
selbe erschien;  Über  sein  Ende  weifs  man  nichts,  und  der  Ort,  wo  seine 
Asche  ruht,  izt  unbekannt. 

Aus  der  Beurteilung,  die  der  Vttfaner  gibt,  wäre  folgendes  hervonu- 
heben.  Dio  Schule  der  holländischen  Geographen  und  Kartographen  bl  auf 
Varenius  nicht  ohne  Kinflufs  geblieben;  vom  geographischen  Standpunkt 
aus  kann  er  den  Unterschied  zwischen  G.  comparativa  und  G.  respectiva, 
wie  ihn  V.  erklärt,  nicht  ganz  fassen,  glaubt  aber  diesen  Begriffen  nicht 
die  Bedeutung  beiroejuen  zu  können,  welche  sie  für  uns  haben.  Das  Auf- 
treten dieser  .vergleichenden  Geographie*',  welche  sich  hauptsächlich  mit 
der  Schiffahrt  und  der  Ortsbestimmung  beschäftigt,  sucht  or  dadurch  zu 
erklären,  dtf»  V.  den  Geixt,  welcher  in  Holland  lebte,  zu  gut  orkannt 
hatte,  als  dafs  er  zieh  nicht  bewufst  gewesen  wäre,  einen  wieviel  grobem 
Beifall  sein  Buch  durch  diese  Beigabe  finden  müsse.  Dagegen  aber  ist  er 
der  Ansicht,  dafs  V.  durch  die  Methode,  welche  soinc  allgemeine  Geogra- 

t)  Keduxiert  auf  0°  und  das  Meeresnivtau. 

2)  = 77, mT,  nach  den  Munataummen  aber  nur  76,59**  — 1946  mm. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  444 — 450.  103 


phie  dnrchdringt,  d»i  t'rhebcr  der  heutigen  Tergleichenden  lieogruphio  ue- 
worden  ixt.  Die  auxpjhrliclie  UenprechuDg  der  von  V.  angeregten  Fragen, 
»o  «io  der  Weise,  wie  er  eie  behandelt  hat,  können  wir  hier  übergehen. 

iltitgtr. 

444.  Blink,  De  Geographie  als  Wetenachap.  (Vragen  des 
Tijds  1886,  Sep.-Abdr.) 

Den  Niederlanden  wird  der  Ruhm  gewahrt,  die  üeburtsaitätte  der  geo- 
graphischen Wissenschaft  zu  «ein  (Vartniu*,  Struyck  und  Lulofs  als  Schrift- 
atelier , die  beiden  letztem  im  18*  Jahrhundert,  der  Amsterdamer  Bürger- 
meiner  Witsen  als  Förderer  geographisch«  Entdeckungen),  während  ron 
Deutschland  die  „Renaissance'  ausging.  Die  Entwickelung  der  Wissenschaft 
wurde  aber  hier  durch  die  Nachfolger  Kitters  in  cinn  falsche  Richtung  ge- 
bracht. In  bezug  auf  den  Inhalt  und  Begriff  der  Geographie  schliefst  sich 
der  Verfawr  ▼.  Richthofen  an.  Das  Objekt  ist  die  Erdoberfläche , ein- 
achlieblich  der  Atmosphäre;  die  GeogTaphie  ist  daher  eine  reiu  naturhisto- 
rischo  Disziplin,  die  sieh  nur  methodisch  in  eino  Erd-  und  eine  Länder- 
kunde (allgemeine  und  spezielle  Geographie)  teilt.  Mit  der  Meteorologie 
ist  bekanntlich  die.  Auseinandersetzung  Uber  die  Grenzen  leicht,  schwieriger 
dagegen  mit  der  Geologie,  und  über  diesen  heiklen  Punkt  geht  der  Ver- 
fasser auch  auffallend  rasch  hinweg.  Die  Lehre  von  der  Bewegung  der 
Sonue,  Erde  und  des  Mondes  (» Astronomisch o Geographie“)  betrachtet  er 
als  eine  Hilfswissenschaft.  Die  organische  Welt  kommt  nur  iu  den  zwei 
Richtungen  in  Betracht : sofern  »io  die  Physiognomie  einer  Landschaft  be- 
dingt und  sofern  sie  von  der  Erdoberfläche  als  einem  aktiven  Element  be- 
cintlusft  wird.  In  allen  diesen  Kragen  ist  aber  der  Geograph  von  der 
Botanik,  Zoologie  und  den  Wissenschaften  vom  Menschen  abhängig;  sein 
eigentliches  Uutersuchungafcld,  auf  dem  er  selbständig  arbeiten  kann,  ist 
Morphologie  der  Erdoberfläche , Hydrographie,  Klimatologie.  Die  .politi- 
sche Geographie“  ist  ein  Teil  der  Völkerkunde,  die  nur  in  der  Schule  mit 
der  Erdkunde  vereinigt  werden  darf.  Supan. 

445.  Reiter,  Der  Entwickelungsgnng  der  Wissenschaften 
von  der  Erde.  Freiburg  i.  B.,  Wagner,  1886. 

In  seiner  Antrittsvorlesung  unterwirft  der  Verfasser  alle  bisherigen 
Bestrebungen  zum  Aufbau  einer  geographischen  Wissenschaft  einer,  wio  or 
selbst  sagt,  „herben“  und  .«abfälligen“  Kritik.  Dieselbe  trifft  auch  die 
Geophysik  im  Sinne  von  Zoppritz’  und  Marthcs  Choroaophie,  weil  sich  die 
Abgrenzung  der  2 to{wi  nicht  naeh  einem  einheitlichen  Prinzip  Tollliehen 
lasse.  Der  Verfasser  sieht  sich  einer  Reihe  ron  Spezialwiwenschafteu  gegen- 
über, und  ist  in  Verlegenheit,  welche  er  als  eigentliche  Geographie  be- 
zeichnen soll.  Wenn  er  meint,  das  sei  eino  reine  Formwche,  so  ist  dos 
doch  wohl  nur  eine  Umgehung,  nicht  eine  Lösung  der  Frage.  Sein  Schoroa, 
welches  er  schon  a.  a.  0.  aufgcstcllt  hat,  bietet  in  der  That  nichts  we- 
sentlich Neues,  wenn  man  von  der  Namengebung  abeieht;  es  möge  nur 
bemerkt  werden,  dafs  er  die  Erdkunde  als  „Geologie  im  weitesten  Sinne 
de«  Wortes“  bezeichnet , was  zwar  sprachlich,  aber  nicht  historisch  richtig 
ist  uml  zur  Klarstellung  der  Sachlage  nichts  beiträgt.  Doch  thäte  man 
dem  Vertaner  Unrecht,  wenn  mau  meinte,  er  hätte  nichts  Positive.«  ge- 
bracht. Seiner  Ansicht  nach  ist  die  „Geographie  der  Völker  und  Staaten“ 
oder  dio  „Anthropogeograpbie“  die  eigentliche  Geographie  — wenn  er 
auch,  wie  schon  bemerkt,  meint,  dafs  jeder  andre  Teil  seiner  .Geologie“ 
auch  auf  dioien  Namen  Anspruch  machen  könne  — , und  diese  Geographie 
unterscheidet  sich  von  der  lAndcrkundc  dadurch , dafs  «io  dio  Beschrei- 
bung der  Örtlichkeit  (Boden bau,  Klima  fte.)  ausschlicf.it.  Das  sei  Aufgabe 
der  andern  Teile  der  „Geologie“ , von  denen  jeder  wieder  in  einen  allge- 
meinen und  speziellen  Teil  zerfällt.  .s’upan. 

446.  Holzels  Geographische  Charakterbilder.  10.  (Schlafs-) 
Lieferung.  Wien  1886. 

Die  letzte  Lieferung  bringt  eine  Ansicht  von  der  irischen  Basaltküste 
(oinc  Partio  de*  „Riesendamme«“),  eino  Ansicht  aus  der  Puszta  Hortobdgy 
bei  Debrvozin  und  ein  Bild  des  Colorado -Canon*.  Dir  Sammlung  von 
SO  Färbend  ruckblätt«n,  welche  cinigo  der  wichtigsten  erd  physikalischen 
Begriffe  erläutern  sollen,  liegt  nun  abgeschlossen  vor  uns,  und  wir  stehen 
nicht  an,  dicuclbc  als  rin  höchst  verdienstvolle.«,  ja  für  den  geographischen 
Unterricht  geradezu  epochemachendem  Werk  zu  bezeichnen.  Es  bezieht 
eich  dieses  Urteil  auf  alle  Punkte : auf  dio  Auswahl , auf  die  Darstellung 
und  auf  den  Text,  wenn  im  einzelnen  auch  manch««  zu  tadeln  ist.  Nur 
eine  Frage  drängte  sich  mir  immer  wieder  auf:  sind  die  Bttdor  für  den 
Schulgehrauch  auch  giofs  genug?  Die  Verlagshandlung  beabsichtigt  übri- 
gens, reduzierte  Abdrücke  ais  Handexemplare  für  die  Schüler  herzustellen ; 
natürlich  kann  nur  ein  «ehr  niedriger  Preis  dieses  Unternehmen  fördern. 

Supern. 


447.  B08,  Platen  voor  Aanachouwelijk  onderwijs  in  Aar- 
drijkskunde.  I.  Teil.  Groningen,  Wolters,  1886. 

.Siobcn  Farbeudruckbilder  und  zwei  Karten  von  niederländischen  Küxten- 
uud  Biimengogendon , beiläufig  von  derselben  Grüfte  wio  llüisels  Charakter- 
bilder und  sehr  sauber  aujgefUhrt.  Zum  Unterschied  ron  den  letztem 
haben  sie  nicht  blofs  den  Zweck,  Rodonformcn  Torzufuhren,  sondern  auch 
die  Abhängigkeit  der  menschlichen  Arbeit  von  den  geographischen  Bedin- 
gungen zu  vordeutlichen,  und  der  Tezt  weist  besonder*  darauf  hin.  Alle 
Bilder  sind  belebt,  überall  sehen  wir  Menschen  in  der  der  betreffenden 
Gegend  eigentümlichen  Tlutigkcit.  Ob  die  folgenden  Teile  tich  auch  auf 
die  Niederlande  beschränken  werden,  ersieht  man  aus  den  Begleitworten 
nicht;  die  vorliegenden  Bilder  sind  wohl  ausschliefslieh  für  niederländische 
. Schulen  bestimmt.  Supan. 

448.  Bliss,  Clasaificd  Index  to  the  Maps  in  the  K.  Geogr. 
Soc.  Publications.  1830  — 83.  (Windsor,  Biograph. 
Contr.  Nr.  17,  Cambridge  M.hsb.  1886.) 

Dero  Verzeichnis  der  in  Petormanns  Mitteilungen  enthaltenen  Karten 
(a.  Mitteilungen  1884,  S.  278)  Ufst  der  Verfasser  nun  eine  ebenso  dan- 
, kenswerte,  wohlgeordneto  Zusammenstellung  der  in  den  Procecdings , ira 
Journal  und  in  den  Supplementarv  Papers  der  Londoner  Geogr.  Gesell- 
schaft, sowie  in  „Ocean  Highways“  nnd  im  „Geographica!  Magazine“  ent- 
| haltcnen  Karten  folgen.  Es  sind  im  ganzen  902  Nummern ; davon  kommen 
auf  Darstellungen  der  ganzen  Erde  13,  auf  Europa  50  (Balkanhalbinitl  32), 
Asien  342,  Afrika  241,  Australien  57,  Nordamerika  G5,  Südamerika  87, 
Polarrcgionen  70,  Ozeane  und  Inseln  47,  Physikalische  Karten  70.  Bei- 
gegeben ist  auch  eiu  alphabetisches  Verzeichnis.  Supon. 

449.  Heims,  Unter  der  Kriogsflagge  des  Deutschen  Reichs. 
II.  Reihe.  Leipzig,  Hirt  & S.,  1886. 

Dan  Skizzen  von  der  Weltreise  S.  M.  S.  „Elisabeth“  (1884)  läfst  nun 
der  Maritiepfarrer  Heims  eine  zweite  Serie:  „Bilder  und  Skizzen  von  der 
Keiso  S.  M.  Kreuzer* Korvette  »Nymphe4  nach  Amerika,  1884  — 85“,  folgen. 
Auch  hier  begegnen  wir  wieder  einer  Reihe  allerliebster  Genrebilder  und 
stellenweise  feinen  Bemerkungen  über  I,and  und  Leute:  alles  ohne  Auf- 
dringlichkeit, als  ob  es  sich  um  Entdeckungen  handelte,  und  überall  von 
wackorm  Streben  zeugend,  das  objektiv  Geschaute  auch  objektiv  wieder- 
zugeben. Man  kann  cs  dem  Verfasser  auch  nicht  verübeln,  dafs  manchmal 
«ein  kirchlicher  Standpuukt  etwas  mehr  in  den  Vordergrund  tritt. 

Supan. 

450.  Stieltjes,  Quelques  remarques  sur  la  Variation  do  la 
densifo  danß  Tinteriour  do  la  torro.  (Vorsl.  on  Medod. 
der  K.  Ak.  van  Wetenscbapen.  Amsterdam  1885. 
Abteil.  Natuurkunde,  III.  Reihe,  I.  Toil,  S.  272.) 

Die  empirische  Grundlage  all«  Spekulationen  über  dio  Verteilung  der 
Dichtigkeit  im  Innern  der  Erde  wird  im  wesentlichen  durch  drei  Zahlen 
gebildet;  es  sind  di«  die  durchschnittliche  Dichtigkeit  and«  Erdoberfläche 
(d),  die  mittlere  Dichtigkeit  der  ganzen  Erde  (£)  und  dos  aus  astrono- 
mischen Beobachtungen  erschlossene  Verhältnis  dor  HaupttrüghciUmoraente 
des  KnLsphiiroid.«,  von  denen  dos  grofscre  (C)  auf  die  Rotationsachse,  dos  klei- 
nere (A)  auf  ciuen  Durchmesser  des  Äquator«  bezogen  ist.  Zur  Hestiro- 
ranng  der  in  jedem  Punkte  herrschenden  Dichtigkeit  sind  diese  Daten 
indessen  unzureichend,  seihst  wenn  man  die  nicht  wohl  zu  umgehende  An- 
nahme macht,  dafs  die  Erde  aus  homogeuen  ellipsoidiichen  Schichten  be- 
steht, dafs  also  die  Dichtigkeit  in  gleicher  Tiefe  unter  der  Oberfläche  überall 
nahezu  die  gleiche  ist.  Der  Verfasser  untersucht  nun  die  Frage,  ob  mau 
nicht  wenigstens  für  jede  Tiefe  zwei  Grenzwerte  der  Dichtigkeit  ermitteln 
kann.  Auch  dies  i«t  nur  auf  Grund  gewisser  Hypothesen  möglich;  os  zeigt 
sich  jedoch,  dafs  schon  sehr  allgemeine  Annahmen  zu  hinreichend  bestimm- 
ten Resultaten  führen.  Die  vom  Verfasser  angewandte  Methode  stützt  «ich 
auf  einen  allgemeinen  von  ihm  bewiesenen  Satz,  der  sich  so  ausapreehen 
läfst:  Vergleicht  man  irgend  zwei  Gesetze  der  Dichtigkeitsünderung , die 
beide  zu  denselben  Werten  von  ^ und  C:A  führen,  so  kann  mau  min- 
destens drei  Schichten  ira  Innern  der  Eide  angeben,  in  denen  abwechselnd 
das  eine  und  das  andre  Verteiluugsgesetz  grö Caere  Werte  ergibt.  Für  zwei 
Fälle  führt  der  Verfasser  die  Untersuchung  vollständig  durch.  Zuerst  setzt 
er  nur  voraus,  dufs  die  Dichtigkeit  von  der  Oberfläche  bis  zum  Mittelpunkt 
fortwährend  sunimmt;  dazu  fügt  er  alsdann  dio  weitere  Hypothese,  daf« 
diese  Zunahme  immer  geringer  wird,  je  näher  man  dem  Mittelpunkt  kommt. 
Die  im  zweiten  Falle  erhaltenen  Formeln  benutzt  er  zu  einer  numerischen 
Berechnung  unter  Zugrundelegung  der  Weite  d = 2,4;  & = 5,56:  C:A 
= 1,00324266.  Für  den  Erdmittelpunkt  «geben  sich  z.  B.  die  Grenz- 


Digitized  by  Google 


104 


Litteraturbericht  Nr.  451 — 456. 


werte  11,00  und  7,00  für  einen  in  der  Ticfo  de«  halben  Erdradius  gelegenen 
Punkt  die  bedeutend  näher  aneinander  liegenden  7,8«  und  7,oo.  Deo  Schluß 
der  Abhandlung  bildet  eine  Diaktusinn  der  von  Legendre  und  Lipschitz  auf- 
gestellten  Formeln.  .s-Arwuir. 

451.  Penck,  Das  Verhältnis  dos  Land-  und  Wasseraroals 
auf  dor  Erdoberfläche.  (Mittoü.  Googr.  Ges.  Wien, 
1886,  Bd.  XXIX,  8.  193.) 

Als  Vcrhältniszahl  zwischen  Land«  und  Wasserareal  gilt  jetzt  die  von  Wag- 
ner gefundene  1 : 2,78.  Dabei  werden  aber  irrtümlich  die  unbekannten  Polar- 
räum«  zum  Wuoer&real  geschlagen ; beschränkt  nun  sich  auf  die  bekannte 
Erdoberfläche,  so  erhält  man  den  Quotient  1 : 2,69.  Auch  dieser  ist  noch 
in  seiner  ersten  Dezimale  unsicher:  1)  wegen  mangelhafter  Küstenvennes- 
aungeu,  2)  wegen  der  Unsicherheit  in  bezug  auf  die  Dimensionen  des  Erd- 
körpers, und  3)  weil  die  Erdoberfläche  kein  reines  Sphäroid  ist,  die  plani- 
metrischen  Messungen  sich  aber  auf  ein  solches  beziehen.  Wie  wichtig  aber  , 
eine  richtige  Verhältniszahl  wäre,  geht  aus  folgenden  Erwägungen  hervor. 

Aus  Lapparent»  Angaben  (*.  Litter.-BeT.  Nr.  201)  leitet  der  VerfttMt  fol- 
gende Zahlen  ab : 


über  2000 

m 

1,3  l’roxcnt 

der 

Erdrinde. 

1000 — 2000 

„ 

4,2 

„ 

0—1000 

* 

20.« 

Meeresspiegel 

* 

* 

- 

0—1000 

rn 

5,9  Prozent 

der 

Erdrinde. 

1000—2000 

„ 

4,« 

m 

„ 

2000—3000 

w 

7s« 

* 

m 

m 

3000—4000 

„ 

10,4 

* 

4000—6000 

„ 

15,& 

„ 

„ 

m 

5000—6000 

M 

21,4 

„ 

„ 

„ 

6000—  7000 

7,4 

„ 

H 

„ 

unt.r  7000 

„ 

1,5 

„ 

m 

„ 

Die  Maxima  des  Areals  falle»  also  auf  die  Stufen  0 — 1000  m über  und 
5-  bis  6000  m unter  dem  Moerrcnivcau  (zusammen  42  Pro»,  der  Erdrinde). 
Daraus  schliefst  der  Verfasser  — was  übrigens  schon  jede  gut«  Tiefenkarte 
lehrt  — , dafs  Festland  masten  und  Mceresriame  nicht  allmählich  ineinander 
übergehen,  sondern  ziemlich  scharf  voneinander  getrennt  sind.  Sie  sind 
also  „in  der  Struktur  des  Erdballs  vorgozeichneto  Areale”.  Steigt  der 
Meeresspiegel  um  1000  m,  so  wird  die  Landfläcbe  um  60  Proz.  (nicht  8, 
wie  auf  S.  202  steht)  verkleinert;  fällt  jener  um  lOOOra,  so  wird  diese 
nur  um  30  Proz.  vergröbert.  Es  kaun  also  leichter  das  Meer  auf  Kosten 
des  Landes,  als  dieses  auf  Kosten  des  Meeres  wachsen.  Die  Geologie  lehrt, 
dafs  in  der  That  Truusgreatious-  und  Festlaudsperioden  miteinander  wech- 
selten. und  dafs  die  letztem  meist  den  Schluß  geologischer  Zeiträume  bil- 
den. Die  Veränderungen  des  Meeresniveaus  denkt  sich  der  Verfasser  dabei 
durch  Hebungen  und  Senkungen  der  Landpfeiler  und  Erhöhungen  und  Ver- 
tiefungen des  Meeresboden*  entstanden  (die  bekannte  Kontroverse !).  Das 
Verhältnis  von  Wasser  und  Land  ist  kein  konstantes,  und  das  gegenwärtige 
Gleichgewicht  beider  Massen  ein  zufälliges.  In  Feetlandspenoden  entfaltet 
sich  das  organische  l*cben,  weil  die  Räume  gröfser  sind;  iu  Tmugreaaioo». 
periodeu  findet  Zusarumendrängung  auf  einen  kleinem  Raum  statt  : infolge- 
dessen heftiger  Kampf  ums  Dasein  und  Untergang  schwächerer  Formen. 

Supam. 

452.  Toula,  Das  Wandern  und  Schwanken  der  Meere. 
(Deutsche  Revue  1886,  8.  173  und  311.) 

Der  Vertaner  gibt  einen  Oberblick  über  die  verschiedenen  Theorien 
zur  Erklärung  der  geologischen  und  rezenten  Verschiebungen  der  Strand- 
linie. Er  gelangt  zum  Schlüsse,  dafs  Schwankungen  des  Meeresniveaus  vor- 
wiegend seien,  dafs  man  aber  auch  „tektonische  Niveau  verändern  ngeaM  der 
Kontinente  nicht  leugnen  dürfe.  Wenn  er  aber  noch  daran  festhält,  dafs 
die  Niveauunterschiede  des  MeeraupiegeU  (nach  den  Schwcremesxuugen  auf 
ozeanischen  Inseln)  einen  Betrag  von  1300  m erreichen,  so  ist  zu  bemerken, 
dafs  diwes  Resultat  seit  don  Ausführungen  von  Helmert,  den  der  Verfasser 
kennt  und  auch  citiext,  doch  nicht  mehr  als  ganz  gesichert  betrachtet  wer- 
den darf.  Sujmh. 

453.  de  Lapparent,  Le  Niveau  <lo  la  Mer.  (Bull.  Soc. 
gdolog.  de  France  1885/86,  Bd.  XTV,  S.  368.) 

454.  I»  tho  Ocean  Surface  depressed?  (Science  1886, 
Bd.  Vn,  8.  419.) 

Lapparent  macht  in  Nr.  453  seine  Landsleute  mit  der  in  Frankreich 
noch  w«*nig  gewürdigten  !*hre  von  den  Abweichungen  der  Meeresoberfläche 


von  der  Gestalt  eines  Rotationsellipsoids  infolge  der  Anziehungskraft  der 
Kontinentalmasten  bekannt.  Er  hat  diese  Lehre  vollinhaltlich  angenommen, 
auch  mit  der  Anwendung  derselben  auf  die  Eiszeit  (Penck),  und  spricht  die 
Vermutung  aus,  dafs  iu  den  Mittelmecr-Gegenden  die  Lavu- Ergüsse  eiuec 
ähnlichen,  wenn  auch  bedeutend  geringem  EinHufs  auf  da*  Mrcreenivrau 
ausüben,  wie  einst  das  diluviale  BinneneLs  der  hohem  Breiten.  Leider  kennt 
er  das  Werk  von  Helmert  nicht,  das  in  dieser  heiklen  Frage  nicht  umgangen 
worden  darf.  Die  erste  Hälfte  seines  Vortrages  ist  eine  Polemik  gegen  die 
Hypothese  von  Fayc,  der  bekanntlich  behauptet,  dals  der  Untergrund  der 
Ozeane  dichter  sei,  als  die  Kontinente,  weil  dort  die  Abkühlung  im  Kontakt 
mit  dem  kalten  Ticfoeewaatcr  rascher  fortgeschritten  sei  und  die  Erdkruste 
sich  mehr  verdickt  habe.  Lapparent  hält  dein  entgegen,  dafs  dann  auch  in 
Ostsibincn  die  Erdkruetc  dicker  und  dichter  sein  roüfste , was  aber  durch 
dus  Pendel  nicht  angozeigt  wird,  und  dafs  überhaupt  die  geringe  Würree- 
leitungsfthigkeit  der  Gesteine  einen  Eintlufs  der  Temperatur  an  der  Außen- 
seito  der  Erdkruste  auf  jene  an  der  Innenseite  nicht  gestatte.  Kr  beruft 
sich  besonders  auf  liohrvcrzuchc  in  Sibirien,  die  lehrten,  dafs  hier  die 
Krdw&rme  dreimal  rascher  zunimmt  als  anderswo,  d.  h.,  dafs  die  niedrige 
Jahrestemperatur  nur  in  die  obersten  Schichten  eindringt.  Er  wiederholt 
seine  Argumentation  auszugsweise  auch  in  Nr.  454 , der  eine  Entgegnung 
von  Fave  folgt.  Ohne  steh  auf  die  sibirischen  Yerhültxuxie  einzulameu, 
hält  dieser  seine  Hypothese  aufrecht,  gibt  derselben  aber  eine  etwas  andre 
Grundlage.  Ausgehend  von  der  I.chrc  einer  allmählichen  Abkühlung  des 
Erdkerns  behauptet  er,  dafs  dieser  Prozeß  sich  rascher  im  marinen  Teil  der 
Erdoberfläche  vollziehen  könne,  weil  hier  das  Warner  die  Stelle  einer  mäch- 
tigen (icstcinmcbicbt  vortrete  und  diotes  oin  guter  Wärmeleiter  »ei , wozu 
außerdem  »och  komme,  dafs  kaltes  Wasser  unter  dem  hohen  Drucke  iu  den 
Meeresboden  eind  ringen  müsse.  Diese  Beweisführung  ist  nicht  ganz  stich- 
haltig; denn  zugegebeu,  dafs  die  Abkühlung  des  Erdkerns  unter  dem  Wasser 
rascher  und  intensiver  ist,  so  müßte  »ich  hier  die  Erdkruste  mehr  ver- 
dicken, und  damit  die  Abkühlung  immer  mehr  verlangsamen,  bi»  endlich 
em  Gleichgewicht  mit  der  Abkühlung  unter  den  Kontincntflichon  «ich  b er- 
stellte. Keineswegs  ist  aber  mit  dem  obigen  Argument  bewiesen,  dafs  die 
ozeanische  Erdkruste  dicker  (und  daher  dichter)  ist,  als  die  kontinentale. 

Supatu 

455.  Le  Conte,  ()n  tho  Permanence  of  Continenta  and 
Oceau-Baains.  (Geolog.  Mag.  1886,  Dec.  III,  Bd.  LU, 
S.  97.) 

Der  Verfasser  bekennt  sich  zur  Lehre  von  der  Permanenz  der  Fest- 
länder und  Meere,  aber  mit  Einschränkung.  Nimmt  ruau  an,  dafs  die  ar- 
chäischen Gesteine  in  ganz  Amerika  und  Europa  den  Untergrund  bilden 
(und  ferner,  dafs  sie  »odimentüron  Ursprung»  sind,  was  der  Verfaseor  für 
die  ganze  archäische  Gruppe  aß  selbstverständlich  roraussetzt) , so  waren 
damal«  ganz  Amerika  und  Europa  Meeresboden,  und  das  Festland,  das  die 
Sedimente  liefert , nahm  wahrscheinlich  die  Stelle  des  heutigen  nordatlau- 
tischcn  Ozean»  oin.  Am  Ende  der  archäischen  Zeit  wurde  ganz  Amerika 
(und  Europa)  Lund;  als  Beweis  dafür  fuhrt  der  Vertaner  an,  dafs  die  pa- 
läozoischen Schichten  überall  diskordant  auf  erodierter  archäischer  Unterlage 
ruhen.  Diese  kontinentale  Zwischenpcriode  nennt  er  „Lost  InterTal“,  weil 
wir  aus  derselben  keine  Sedimente  haben.  Solche  „Lost  Intervals*  wieder- 
holen sich  auch  »pater,  aber  nur  lokal.  Bei  Beginn  der  paläozoischen  l'e* 
riode  tauchte  Nordamerika  wieder  unter,  mit  Ausnahme  einiger  Partien, 
beuouder*  im  N (s.  Dana»  Geologv,  Fig.  206  auf  S.  149,  die  in  Wahrheit 
die  Verteilung  von  Wasser  und  land  in  der  Primordial-,  nicht  iu  der  ar- 
chäischen Zeit  darstellt),  und  von  diesem  kanadischen  Kern  aus  wisch» 
allmählich  der  nordameriksnischfl  Kontinent,  wenn  auch  nicht  stetig.  Die 
Permanenz  der  Festländer  und  Meere  datiert  also  nach  I.«  Conte  (der  leider 
Neumayrs  Arbeit,  ülter.-Ber.  Nr.  202,  noch  nicht  kannte)  erst  »eit  dem 
Ende  der  archäischen  Zeit.  Supan. 

456.  Girard,  Recherohes  sur  l'instabilitc  des  contioents  et 
du  niveau  des  raers.  Paris,  Loroux,  1886. 

Das  erste  Kapitel  handelt  von  dem  Relief  der  Erdoberfläche,  wobei 
auf  Daubrtee  Lithoklasen  mehr  Gewicht  gelegt  wird,  als  die«»  geometrischen 
Konstruktionen  meiner  Ansicht  nach  zukommt.  Eine  gute  Kritik  der  w»ge- 
uaunteu  Hebung»-  und  Senkuogsb« weise  liefert  das  zweite  Kapitel ; d«T  Ver- 
fasser geht  sogar  so  weit,  die  Aufeinanderfolge  mehrerer  Strandlinien  ledig* 
lieh  der  Brandungswelle  r uzuschreiben,  er  erklärt  die  AuafUUung  des  alte» 
Golfe«  von  Poitou  ausschließlich  durch  Anschwemmung ; er  verhält  sieb 
auch  skeptisch  gegen  Flutmarken  (au  Steilküsten) , die  jetzt  nicht  mehr 
vom  Wasser  berührt  werden,  weil  ira  Hintergründe  der  Buchten  oder  an 
Flußmündungen  die  Bewegungen  des  Wasser»  vielfachem  Wechsel  unter- 
worfen sind;  er  betont  endlich,  dafs  Wälder  und  Bauten  lediglich  durch 


Litteraturbericht  Nr.  457 — 462. 


105 


VferantcrirMchuns  und  Ab^leitunn  unter  den  Seejpie*el  geUiiRen  können.  i 
Men  erwartet,  im  dritten  Kapitel,  «eichet  too  den  Cnregelradltigkeiten  de« 
Meercsniresus  handelt,  «ine  Uiakuaion  der  Theorien  rnn  Schmidt,  Sueta  u.  a. 
zu  finden ; allein  der  Verfaxter  scheint  dieselben  nicht  su  kennen.  Einen 
kleinen  Emts  bietet  hierfür  die  Zusammenstellung  einiger  wenig  bekannter 
Beobachtungen  über  den  Zusammenhang  der  Tiden  des  Mittelmeeres  mit  der 
tkglichen  Luftdruckperiode  und  der  Nireaurrtinderungen  der  kanadischen 
Seen  mit  den  Perioden  der  Sonnenlleckeu.  Solche,  wenn  auch  unrolltUn- 
dige  Zusammenstellungen  geben  auch  dem  fünften  und  sechsten  Kapitel 
Wert:  mikroseismiache  Bewegungen,  gegenwärtige  Niroaurerinderungcn  in- 
nerhalb der  Kontinente,  z.  U.  in  Frankreich  und  in  Böhmen,  Veränderun- 
gen infolge  ron  Erdbeben,  bei  deren  Besprechung  allerdings  etwas  mehr 
Kritik  am  Platze  wäre ; periodische  Veränderungen  infolge  der  Temperatur- 
Wechsel  Sic.  Den  Küstenterinderungen  der  Niederlande  und  Skandinavien» 
werden  zwei  Kapitel  gewidmet,  an  denen  manches  auszusetzen  ist.  Am  Schiufa 
werden  die  verschiedenen  Theorien  besprochen:  Lagercriinderung  der  Erd- 
achse, Senkung  unter  dem  Druck  von  lnndei*  und  Hebung  nach  Entfer- 
nung des  letztem,  Einflufs  der  BarumeterTeründerungen  auf  das  Niveau  des 
Festlandes.  Man  erstaunt,  die  Hauptfrage:  wird  die  Verteilung  von  Wasser 
und  Land  durch  Bewegungen  des  Festen  oder  d«s  Flüssigen  verändert,  nicht 
einmal  berührt  su  finden.  Su  pan. 

457.  Geikie,  J.,  Mountains : their  Origin,  Growth  and  Decay. 
(Scottish  Geogr.  Mag.  1886,  Bd.  II,  S.  145.) 

Der  Verfasser  unterscheidet  drei  Hauptarten:  1)  Auffchüttungsgebirgo 
(Mountains  of  Accnmulation),  wozu  er  zwei  sehr  verschiedene  Gebirgsbil- 
dungen zählt , nämlich  die  Vulkano  und  die  aus  einem  horizontal  geschich- 
teten Plateau  hcrauxgeschnittenen  Tafelgebirge.  2)  Brhebungsgebirge  (M.  of 
Elevation),  identisch  mit  den  jnngon  Faltengebirgen.  3)  Denudation*gcbirgo 
(M.  of  Circumdenudation) , alte  Faltengebirge  f welche  ihre  Gestalt  durch 
lange  dauernde  Denudation  gänzlich  verändert  haben,  und  deren  jetzige 
Gestalt  lediglich  durch  den  Charakter  der  Gesteine  und  die  Art  ihrer  An- 
ordnung bedingt  ist.  lTntor  Denudation  versteht  hier  der  Verfasser  nur 
Erosion  und  Verwitterung;  von  Abrasion  spricht  er  nirgends.  Bei  lauge 
andauernder  ObertUchenzerstörnDg  mästen  in  der  Kegel  die  Synklinalen  in 
Erhebungen  und  die  Antiklinalen  in  Vertiefungen  umgewandelt  werden. 

Supern. 

458.  Löwl,  Spalt«»  und  Vulkane.  (Jahrb.  Geol.  Reicbs- 
anstalt,  Wien  1886,  Bd.  XXXVI,  S.  315.) 

Seiner  ersten,  au  eiuen  speziellen  Fall  anknüpfeuden  Streitschrift  gegen 
die  allgemein  verbreitete  Ansicht  von  der  Passivität  der  Ytilkanergüsrc  und 
dem  Aufsteigen  de«  Magmas  iu  pr «existierenden  Spalten  (s.  Litter.-Ber.  1885» 
Nr.  372)  liifst  der  Verfasser  nun  eine  zweite,  allgemein  gehaltene  folgen. 

Er  gibt  zu,  dafs  die  Ausbrüche  an  solche  Erdräurue  gebunden  sind,  die 
entweder  selbst  eine  Vorwcrfung  erlitten  haben  oder  doch  an  Senkungsfcldcr 
grenzen,  aber  er  beistreitet  die  Richtigkeit  der  daraus  gezogenen  Schlußfol- 
gerung, dafs  sie  an  Bruchlinien  gebunden  seien.  Vielmehr  hat  das  Magma 
sich  selbst  seinen  Weg  gebahnt,  und  nur  die  regelmäßigen  blattförmigen 
Lavugüuge  sind  Ausfüllung  vorher  bestandener  Spalten.  Als  positive  Be- 
weise dafür  führt  er  an:  das  gewaltsame,  mit  Erdbeben  verbundene  Em- 
pordringen des  Magmas,  die  Auswiirfo  losgerissener  Fragmente  des  Unter- 
grundes, die  Beobachtungen  Dutten»  auf  dem  Coloradoplatcau,  die  von  deu 
Anhänge»  der  herrschenden  Anschauung  in  unrichtiger  Weise  gedeutet  wor- 
den seien , dir  Formen  der  durchgreifenden  Lagerung  und  der  intrusiven 
Einschaltung.  Gegen  die  Annahme  von  Spalten,  in  denen  das  Magma  eropor- 
atieg,  und  die  bis  zum  Vulkanherd  reichen,  spricht  nach  der  Ansicht  des 
Verfassers  der  große  Abstand  der  einzelnen  Kruptionspunkte  voneinander, 
der  zickzackförmige  Verlauf  der  Yulkanreihtu  und  ihr  »tollenwcUc«  An* 
schwellen  in  der  Breiteudirucosion  (bisherige  Annahme  sich  kreuzender  Spal- 
ten), vor  allem  aber  (noch  Heim)  die  Lehre  von  der  durch  don  Gebirgsdrack 
bewirkten  Plastizität  der  Gesteine  der  Tiofenregion.  Daher  könne  — wie 
Heim  schon  erklärte  — der  Gehalt  der  Lava  an  gesättigten  Lösungen  nicht 
vom  Meere  stammen  (dafür  spricht,  wie  auch  schon  ron  andern  hervorge- 
hoben  wurde,  einerseits  das  Fehlen  von  Vulkanen  an  tischen  Küttcnrttndern, 
anderseits  der  mehrere  100  km  große  Abstand  t listiger  Vulkane  vom 
Meer),  aondem  entweder  aus  der  Tiefe  selbst,  oder  zum  Teil  auch  von 
Grund wasscr  in  der  Nähe  des  Vulkans.  Keineswegs  ist  aber  die  Dampf- 
ausschciduDg  die  Ursache  der  Eruption,  sondern  ein  seknndiirer,  bei  vielen 
Ausbrüchen  fehlender  Vorgang.  Aus  der  Gebundenheit  der  Vulkane  an 
Bruchgebictc  und  ihrem  roihenförmigen  Auftreten  schließt  der  Verfasser,  daß 
die  letzte  Ursache  der  Ausbrüche  irn  örtlich  gesteigerten  Druck  der  Erd- 
kruste zu  suchen  sei,  aber  ohne  die  Ursache  solcher  Druckunterschiede  an- 
geben zu  können.  Supan. 

Petermanns  üeogT.  Mitteilungen.  1886,  Litt. -Bericht. 


459.  Fuchs,  C.  W.  C.,  Statistik  der  Erdbeben  1865 — 1885. 
(Sitz.-Bor.  Akad.  d.  Wiss.  Wien,  math.-naturw.  Kl., 
1886,  Bd.  XCII,  Abt.  I,  S.  215.) 

Seit  1865  sammelte  der  Verfasser  alle  ihm  zugänglichen  Nachrichten 
über  Erdbeben  uud  veröffentlichte  sie  im  Mineralogischen  Jahrbuch,  später 
io  Tschermaks  Mineralogischen  Mitteilungen.  Die  vorliegende  Schrift  repro- 
duziert diese  Jahresberichte  mit  mehrfachen  Erweiterungen;  die  Anordnung 
ist  einerseits  eine  geographische,  anderseits  — innerhalb  der  Lander  — eine 
chronologische.  Ira  ganzen  sind  nahezu  8000  Beben  verzeichnet ; die  mikro- 
seismischen  Bewegungen  sind  streng  ausgeschieden.  29  Erschütterungen 
werden  ab  gewaltige  Katastrophen  besonders  benorgeboben,  ebenso  wird 
versucht,  für  einzelne  Gegenden  Erdbebenperioden  festzustetlcn.  Statistische 
Übersichten  hat  der  Verfasser  venuiedeu,  und  auch  mit  Recht.  Seine  Statistik 
reicht  hierzu  nicht  aus,  man  müßte  sich  höchstens  mit  der  Verzeichnung  von 
Krdbebentagen  begnügen ; aber  wie  verschieden  sind  diese  Einheiten  in  bezog 
auf  die  lleftigkoit  and  Ausdehnung  des  seismischen  Phänomens! 

Supam. 

460.  Lallemand,  Sur  l’origiuo  probable  Job  tremblemcnta 
de  terre.  (Comptes  rondus  1886,  I,  S.  715.) 

Der  Verfasser  gibt  zunächst  eine  kurze  Darstellung  von  Lowtbian  Green* 
Tetraedertheorie;  die  Ecken  (Himalaja,  Alpen,  Fcbengebirge)  und  Kanten 
des  Tetraoders,  sowie  die  äquatoriale  Mittelmeerdopression  sind  ihm  als 
minder  widerstandsfähige  Zonen  Hauptgebiete  für  Erdbeben , diese  letzte», 
eben 01  wie  die  Vulkane,  nur  sekundäre  Erscheinungen  gegenüber  der  von 
Tag  zu  Tag  mit  der  Abkübluug  fortschreitenden  Qestaltainderung  der  Erde. 
Der  „durch  eine  Störung  des  Gleichgewichte«  an  einem  gegebenen  Punkte 
zur  gegebenen  Zeit  bewirkte  Stoß**  wird  sich  nach  allen  Richtungen  fort- 
pflanxrn,  aber  seine  Hnuptwirkungrn  längs  der  priexistierenden  Dislokation*- 
iinien  hervorbringen.  Die  Erschütterungen  mit  kurzer  Kcliwingungsdauer 
sollen  sich  rasch  über  ein  beschränktes  Gebiet  als  zerstörende  Erdbeben 
verbreiten,  die  langsamen  Schwingungen  dagegen  mit  wechselnder  Geschwin- 
digkeit und  Intensität  auf  weite  Strecken  (als  mikroscUmische  Bewegungen  ?). 

Als  Veranlassung  der  „GleichgewicliUditörung*  wird  eine  Gezeitenbewe- 
gung des  Rnlinnera  angenommen.  So  scheint  der  Vsrfauor  mehr  der  Perroy- 
Falbschen  Hypothese  zuzuneigen  als  der  gegenwärtig  wohl  von  der  Mehrzahl 
der  Forscher  geteilten  Ansicht,  nach  weicher  die  meisten  größere  Erdbeben 
als  tektonische  aufzufesacn  sind.  Bohrba<h. 

461.  Meunier,  Sur  )a  theoriu  des  tremblements  de  terre. 
(Comptes  rendus  1886,  I,  S.  934.) 

Der  Verfasser  wiederholt  seine  schon  früher  aufgcsteUte  Erdbebentheorie, 

{ nach  welcher  dieselben  dadurch  entstehen,  dafs  mit  Feuchtigkeit  durch- 
tränktc  Gcrteinsmawen  längs  Spalten  sich  loslösen  uud  *0  plötzlich  in  tiefer 
liegende  Zonen  der  Erdrinde  geraten,  bei  deren  höherer  Temperatur  das 
Wasser  nicht  mehr  flüssig  bleiben  kann,  sondern  durch  seine  plötzliche  Ver- 
dampfung den  Erdstoß  veranlaßt.  Daß  in  jüngere  Gebirgen  Erdbeben  in 
besonderer  Häufigkeit  auftreten,  erklärt  aich  Meuuier  dadurch,  dafs  bei  der 
unter  denselben  stattfindenden  Neigung  der  ('hthonisotbermen  gegen  die 
Horizontale  die  betreffenden  Masseu  auch  ohuo  Vertikalvcrvchiebung  plötzlich 
die  notige  Erhitzung  erfahren  können.  Da  er  Anhänger  dor  Hypothese  von 
U.  Faye  ist,  findet  für  ihn  dasselbe  Verhältnis  in  deu  Küstenregionen  der 
Ozeane  statt.  Die  Mehrheit  dor  Stof»  bei  den  meisten  Erdbeben,  sowie 
das  so  oft  beobachtete  Fortschreiten  des  Erdbebenherdes  würden  sich  durch 
succcasive  Ablösung  einzelner  Blöcke  längs  einer  Spalte  erklären.  Schließ- 
lich wird  der  Rolle  gedacht,  welche  die  Wasaerdäropfe  hei  vulkanischen  Aus- 
brüchen zu  spielen  pflegen;  letztere  sind  für  Meunior  einfach  Kpiphänoracne 
der  Erdbeben. 

Mug  man  der  ganzen  Hypothese  gegenüboratchen  wie  man  will,  so  sind 
doch  die  Teile  derselben,  welche  sich  auf  llorizontalvenchiebungen  beziehen, 
wohl  kaum  annehmbar,  wenn  man  berücksichtigt,  wie  gering  die  betreffen- 
den Neigungen  der  Chthoniaothennen  gegen  die  Horizontale  schon  in  einiger- 
maßen beträchtlicher  Tiefe  worden,  welche  außerordentliche  Gröfse  daher 
die  plötzlichen  Dislokationen  erreichen  müßten,  um  überhaupt  in  Betracht 
kommende  Tcmpcraturändorungcn  zu  bewirken.  E.-hrlsich. 

462.  Davison,  O»  the  Occurence  of  undiBturbed  Spots  iu 
Eurthquukeshaken  Areas.  (Geolog.  Mag.  1886,  Dec.  III, 
Bd.  III,  S.  157.) 

Der  Verfasser  sucht  nochiuweisen,  daß  unter  der  Voraussetzung  einer 
homogenen  und  gleichmäfsig  elastischen  Erdkruste  bei  einem  durch  Sinken 
eine*  Teiles  der  Kruste  entstandenen  Erdbeben  die  unmittelbare  Nachbar- 
schaft der  Bruchtinie  in  Ruhe  verbleiben  müsse.  A und  B seien  zwei 
Schollen,  durch  eine  Yenrerfuogsspolte  getrennt;  B sinkt  plötzlich.  Die 

r 


106 


Litteraturbericht  Nr.  463—467. 


an  der  Spalte  gelegenen  Partikclchon  von  A werden  durch  Reibung  nach 
abwärts  bewegt,  die  von  B nach  aufwärts  (wohl  nur  relativ,  d.  h.  cs  tritt 
eine  Hemmung  der  Bewegung  nach  abwärt»  ein):  die  Etdbebeuwelleu  be- 
finden sich  in  beiden  Schollen  in  entgegengesetzten  Phn&en,  und  ihre  Intor- 
fereux  wird  an  der  Bruchlinie  Ruhe  erzeugen.  In  Wirklichkeit  trifft  die 
oben  genannte  Voraussetzung  nicht  zu,  daher  auch  die  Folge  nur  zum  Teil. 
Der  Verfasser  beruft  sich  aiicr  auf  das  schottische  Erdbeben  vom  28.  No- 
vember 1880  (untersucht  von  Stevenson),  dtwn  Epizentrum  in  der  Nähe 
der  Schottland  von  Interne««  nach  SW  durchachueidenden  Bruchliuie  lag,  und 
wobei  in  der  That  mehrere  Orte  entlang  dieser  länic  und  in  der  nächsten 
Nähe  des  Epizentrums  ruhig  verblieben. 

Im  allgemeinen  kann  man  DavUona  Beweisführung  nicht  zutreffend 
nennen.  Es  ist  ein  wuoder  Funkt  seiner  Theorie,  daf*  die  Interferenz  an 
der  Stelle  cintreten  soll,  von  der  die  Wellenbewegung  nusgeht.  Aber  olles 
zugegeben,  so  kann  von  relativer  Ruhe  doch  nur  an  der  mathemati- 
schen Bruchlinie  die  Rede  sein,  und  es  ist  sehr  roifslich,  solche  auf  ein* 
gebildeten  Voraussetzungen  beruhende  Theorien  auf  thatvdchliche  Verhält- 
nis*« anzuwenden,  wenn  es  auch  scheinbar  bequem  ist,  di«  Nichtüberein- 
stimmung mit  der  Erfahrung  den  komplizierten  natürlichen  Bedingungen  iu 
di«  Schuhe  zu  schieben.  Supan. 

463.  Sacco,  Des  pheuoraOnes  altimdtriques  observes  dans 
l'interieur  des  continout*.  (Bull.  Soc.  geolog.  de  Franco 
1885/86,  Bd.  XIV,  S.  128.) 

Man  ist  in  den  letzten  Jahren  wiederhott  auf  Hühenverinderungen  im 
Innern  des  Festlaoden,  welche  sich  meist  durch  Veränderungen  der  Aua- 
sichtsweite  dokumentieren,- aufmerksam  gemacht  worden,  und  inan  ist  ge- 
neigt, darin  Beweise  fUr  eine  fortschreitende  Dislokation  zu  erblickon.  Wio 
sehr  es  aber  not  thut,  in  jedem  einzelnen  Falle  eingehende  Ixikalunterauchun- 
gen  vorzunehmen,  um  nicht  zu  voreiligen  und  falschen  Schlüssen  zu  ge- 
langen, weist  der  Verformt  au  einem  Beispiele  nach.  Die  ca  1 km  von- 
einander entfernten  Bergdörfer  Montalto  Koero  und  Montcu  Rocro  nordwest- 
lich von  Alba  (Provinz  Cunoo,  Piemont)  wurden  in  den  letzten  30  Jahren 
immer  mehr  einander  sichtbar.  Dio  sic  trennende  pliocunr  Erhebung  be- 
steht von  unten  nach  oben  aus  Mergel,  dann  wechselnden  Mergel  und 
Sonden.  und  endlich  Sandeu,  die  Iris#  nach  NW  goneigt  sind,  und  ist  von 
tiefen  Schlachten  durchschnitten.  Sie  verändert  allmählich  ihre  Form  und 
Höhe  lediglich  durch  Gleitungen  und  Rutschungen  besonders  in  Zeiten 
andauernder  Niederschläge,  und  die  scheinbare  Niveau  Veränderung  der  ge- 
nannten Dörfer  ist  in  der  That  nur  anf  einen  lokalen  Denudationsprvnefs 
zurückzufilhreu.  Supan. 

464.  Gilbert , *The  topographic  festeres  of  lake  shoros. 
(Papers  accompanyiug  the  animal  Report,  U.  S.  Gool. 
Survey  for  1883 — 84.  Washington  1885.) 

Diese  mit  prächtigen  Allbildungen  geschmückte  Schrift  des  berühmten 
Verfasser«  bringt  di«  Resultate  eigner  Beobachtungen  an  den  Uftm  dor 
grofsen  amerikanischen  Seen  und  an  den  Resten  der  ausgetrockneten  Was- 
serbecken de®  Great  Darin.  Litteratur  wurde  nur  wenig  zu  Rate  gezogen. 
ZunHchst  winl  die  Tliltigkeit  der  Wellen  an  den  Geraden  der  Binnenseen 
besprochen.  1>«t  Verfasser  findet  dieselbe  nur  der  Gröfse,  nicht  dem  Wesen 
nach  verschieden  von  der  an  den  Meeresküsten  beobachteten.  Deo  Gezei- 
ten spricht  er  dahor  einen  zerstörenden  Einfluß  ab.  Die  littorale  Emsion 
geschieht  durch  den  Ansturm  der  Welten,  und  zwar  allein  durch  die  Hilfe 
d«s  im  Warner  enthaltenen  Detritus.  Das  zerstörte  Material  wird  von  dem 
nach  jeder  Brandungswelle  erfolgenden  Rückzug  (undertow)  des  Wassers 
hinjhgetrugen.  So  entstehen  die  UfoTklippen  mit  horizontaler  Basis  und 
daran  sich  schließender  Terrasse.  Wenn  die  vorherrschenden  Winde  und 
Wellen  schief  zum  Ufer  gerichtet  rind,  so  wird  ein  Strom  parallel  der 
Küste  erzeugt.  Dieser  transportiert  das  erodierte  Material  dem  Ufer  ent- 
lang. Auf  dem  Wege  bildet  dasselbe  «len  Strand,  dessen  Profil  jedesmal 
dem  Gleichgewichte  zwischen  der  Kraft  der  Wogen  und  des  Rückzuges 
(undertow)  entspricht  und  im  allgemeinen  zunächst  dem  Ixmdo  konvex  ist, 
um  dann  in  konkaver  Krümmung  in  den  Seeboden  übenruerben.  Bei  Bie- 
gungen des  Ufer»  löst  sich  der  Strom  vom  Lande  ab,  cl«mo  der  Strand; 
denn  auf  dor  Grenze  zwischen  dem  bewegten  Strom-  und  dem  ruhigen 
Baiwasser  tindot  dort  Ablagerung  des  traaspoxlierlen  Materiale«  stau , wel- 
ches eine  ebenhahndammähnlichn  Barre  aufbaut,  dio  unter  verschiedenen 
Bedingungen  dio  üwtalt  einer  Spitze,  eines  Hakens,  Riegels  oder  Fastoos 
annebmeu  kann.  Durch  die«!  stets  länger  werdenden  Dämme  werden 
schließlich  Ligunen  abgeschlossen.  Verschieden  von  diesen  Barren  sind 
dio  SceterraMcn,  welche  entstehen,  wo  der  Küatenstrorn  sich  verbreitert 
und  verlangsamt  und  so  seinen  Detritus  anf  eine  breitere  Fische  nlederfal- 
len  läßt,  ««der  die  *m  Endo  dreieckiger  Buchten  sich  ansetien,  in  welch« 


der  Wind  hincinweht.  Die  Terrassen  sind  zwar  im  einzelnen  vielfach  ge- 
rippt, im  grofsen  aber  doch  ebenftärhig.  So  sondern  sich  die  Seeofer  in 
Strecken  der  Erosion,  des  Transportes  und  der  Ablagerung.  Alle  drei  Iba- 
tigkeiteu  haben  das  Bestreben,  die  Kilstenlinie  zu  vercinfachcii.  Bemer- 
kenswert erscheint  unter  dm  fernem  Ausführungen  (Über  die  Bedeutung 
der  Flüsse  und  des  Eises  für  die  Seeufer,  über  Senkung  und  Hebung)  be- 
sonders der  Aufbau  der  Scetormsscn  bei  allmählichem  Steigen  des  See- 
Spiegels.  In  diesem  Falle  wächst  nämlich  die  Tcrrasso  nicht  glmchmäfsig 
nach  oben,  sondern  erfährt  einen  rythmischen  Zuwachs,  wodurch  sie  ein« 
Treppcnfoim  nnnimmt.  Schließlich  werden  übersichtlich  die  Merkmale  an- 
geführt , durch  welch«  »ch  die  durch  Seen  erzeugten  Klippen  , Terrassen 
und  Kücken  von  ähnlichen,  aber  anders  entstandenen  Gebilden  unterschei- 
den — - ein  für  die  Diagnostik  erloschener  Seen  höchst  wertvoller  Abschnitt. 

Pkilippj/on. 

465.  Pechuel-Loesche,  Flachküsten,  Meeresströmungen  und 
Brandung.  (Globus  1886,  Bd.  L,  S.  39  u.  55.) 

Der  Verfasser  sucht  nochxu weisen , dafs  die  Meeresströmungen  an  der 
Strandvergröfserung  sich  nicht  beteiligen  können.  Die  Lago  vieler  Bänke« 
Nehrungen  und  1/mdzuugcn  stimmt  mit  dcT  Richtung  der  Strömungen 
nicht  überein.  Die  Geringfügigkeit  der  landbildenden  Kraft  der  letztem 
hat  verschiedene  Ursachen;  zunächst  ihr  wechselnder  Verlauf  — • der  Ver- 
fasser führt  aus  eigner  Erfahrung  an,  dafs  die  Guinea  - Strömung , die  ge- 
wöhnlich zwischen  den  Baien  von  Yuraba  und  Ixtango  ihr  Endo  findet, 
häufig  noch  über  die  Kongo- MUudung  hinnusreicht  — , dünn  ihre  durch 
kein  Gefällt*  und  keine  Reibung  an  festen  Grenzen  gestört«  ruhige  und  meist 
langsame  Fortbewegung,  ferner  die  experimentell  fcrtge>tellte  Thatsuche,  dafs 
SinkslufTc  im  Solz-  und  Brackwasser  rascher  zu  Boden  fallen  als  im  Süßw&s- 
ser;  endlich  die  Entfernung  der  Strömungen  von  den  Flachküsten,  so  dafs 
nur  mehr  die  feinsten  Sedimente,  die  sich  am  Aufbau  von  Neuland  nicht 
beteiligen,  in  ihren  Bereich  gelangen.  Die  Umgestaltung  der  Flachküste  ist 
iu  erster  Linie  ein  Produkt  der  Brandung,  die  aufbaut,  wenn  nie  gleich- 
mäßig wirkt,  und  xerstört,  wenn  sie  in  Stärke  und  Richtung  beträchtlich 
wechselt.  Der  Verfusser  ist  auch  geneigt,  manche  Rätsel  in  der  Verbrei- 
tung der  Deltas  dadurch  zu  erklären.  Supan. 

466.  Waagen,  Notes  on  aorao  Palnoozoic  fossils  rocenfcly  col- 
lected  by  Dr.  JT.  Warth  in  the  Olivo  group  of  the  Salt- 
Range.  (Records  Geol.  S.  India  1886,  Bd.  XIX,  S.  22.) 

467.  Oldham,  Memoraudum  on  the  Correlation  of  the  Indian 
aud  Australian  coal  bearing  beds.  (Ebendas.  S.  29.) 

An  den  Fund  von  mehreren  Uonularia-Arten  in  dem  Geschiebekonglo- 
morat  der  (nach  der  Gerteinsfarbe  benannten)  Olivengruppc  der  östlichen 
Salt  Range  knüpft  Waagen  einige  Folgerungen  von  allgemeiner  Bedeutung. 
Es  wird  durch  jene  Fosrilienfuude  bewiesen,  dafs  die  bisher  ganz  der 
Kreide  zugczxhlte  Qlivcngruppe  aus  zwei  Etagen  besteht,  einer  wahr- 
scheinlich oberkretazeischcii  und  einer  karbonischcn , welch«  ihrem  ganxen 
Charakter  entsprechend  schon  früher  als  unter  dein  Eintlufs  von  Eis  ge- 
bildet aufgefaßt  wurde.  Im  westlichen  Salt  Range  entspricht  diesem  karbo- 
nischcn Geschiebekonglomerat  der  „Fleckcnsindsteiu"  (.Speckled  samlstoue"). 
Auf  dor  vurderindischen  Halbinsel  ist  die  unterst«  Stuf«  des  Gondwana-Sy  rtems, 
dos  Talrhir,  ebenfalls  nach  der  Auffassung  der  indischen  Geologen  giaxialcn 
Ursprungs.  Für  seine  Altersbestimmung  sind  vor  allem  dio  Untersuchungen  der 
australischen  Koblcnformation  duich  Oldham  entscheidend  geworden,  der 
dos  Talchir  in  das  gleiche  Niveau  versetzt,  wie  die  ebenfalls  durch  glaziale 
Drift  gebildeten  Bacchus  Marsh -Schichten  von  Victoria  und  die  marinen 
Karbonschichten  von  Neusüdwulcs  (Waagen  hält  zwar  wegen  gemeinsamen 
PtUnzenvorkommnissen  in  den  Karbonschichten  Australiens  und  im  Talchir 
und  wegen  des  Vorkommens  von  Uonulurien  in  den  erstem  den  Talchir 
auch  für  karbonbeh,  die  Bacchus-Maish-Sehichten  aber  für  permisch).  In 
Südafrika  dürften  die  gleichfalls  geschtcbcfiihrenden  Kcca  - Schichten  als 
gleichalterig  zu  betrachten  seiti,  und  wir  gelangen  somit  — die  Richtig- 

keit der  Ansicht,  dafs  die  genannten  Schichten  unter  dem  Einfluß  von 
Eis  entstanden  seien,  vorausgesetzt  — zur  Annahme  einer  kanoni- 
schen Glazialzeit  auf  dem  grofsen  Südkontinent,  der  Australien, 
Vorderindien  bis  zum  Salt  Range  aud  Südafrika  unifafste. 

Die  geologische  Stellung  der  einzelnen  Stufen  des  Gondwana  - Systems 
ist  nach  Waagen  folgende: 

Cuteh  und  Jabulpur Jura. 

RAjmabiil  und  Mahiidev» | 

Fauchet  . . j 

Daniüdn Perm. 

Talchir Kartton. 

Supan. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  468—473. 


107 


468.  Oldham,  Probablo  Chauges  of  Latitude.  (Geolog, 
Mag.  1886,  Deo.  III,  Vol.  m,  8.  300.) 

Der  Verfasser  weixt  darauf  hin,  daft  Indien  wiederholt«  Eiszeiten  hatte 
(vgl.  Litt.-Ber.  Nr.  466  und  467).  In  Gegenden,  welche  jetzt  27°  vom 
Äquator  entfernt  liegen,  »liegen  üleUeher  bi*  zum  Meeresniveau  herab. 
Zur  Erklärung  dieses  Phänomen*  reichen  jene  Hypothesen,  welche  mau 
inf  den  Wechsel  der  arktischen  Klimate  (Groll,  Wallac«)  mwandte,  nicht 
aus.  Oldham  denkt  »ich  (mit  Fisher)  den  Krdköxpcr  aus  drei  Teilen  b«- 
stehend,  einem  festen  Kern  und  einer  festen  Kinde,  welche  durch  eine 
fiUsxige  oder  halbfiüssige  Zwischenlage  getrennt  sind,  und  gibt  der  Erd* 
kruste  die  Fähigkeit,  selbständige  Bewegungen  in  toto  auf  der  Zwischen* 
läge  suszufuhren,  ao  dafs  einmal  die  polaren  Gegenden  am  Äquator  und 
die  äquatorialen  an  den  Polen  liegen  können.  Die  Lehre  von  der  Perrua- 
neuz  der  Kontinente  lieft«  sich  damit  vereinigen,  aber  der  Verfasser  hält 
jene  überhaupt  nicht  dir  begründet  und  sucht  den  einstigen  Zusammenhang 
Südafrika*  mit  Indien  geologisch  nachzuweisen.  Als  positive  Zeugnisse  für 
soino  (wohl  sehr  kühne)  Hypothese  führt  er  die  beobachteten  Breiteuäude- 
mögen  (s.  Litt.-Ber.  1885.  Nr.  244)  und  die  Thatxtfhc  an,  dafs  die  Pyra- 
miden von  Gizeb,  trotzdem  sie  in  der  Orientierung  der  Seiten  bis  auf  30“ 
miteinander  übcrcrastiraraen , doch  insgesamt  über  5'  von  dem  wahren 
Meridian  nach  W abweichen,  was  dor  Verfasser  durch  eine  Verschiebung 
des  Meridian*  selbst  »eit  dem  Pyramidenbau  erklärt.  Sujxm. 

469.  Penck,  La  Periode  glaciaire  dane  lo«  Pyreiieos.  Ubers, 
von  Braemer.  (Bull.  Soc.  d'bist.  nat.  Toulouse  1885, 
Bd.  XIX,  S.  107.) 

Die  franrösiiehe  Ausgabe  der  schon  im  Litt.-Ber.  von  1885.  Nr.  41, 
besprochenen  Abhandlung  enthält  (auf  S.  162  f.)  «inen  wesentlich  neuen 
Psxsus.  Der  Verfasser  kommt  rum  Schlafs,  dafs  die  Eiszeit  ein  über  dio 
frsnzo  Erde  verbreitetes  Phänomen  war,  and  sacht  an  der  Hand  einer 
tabellarischen  Zusammenstellung  nachzuweisen , dafs  damals  überall  dio 
Schoeegtenu  ca  1000  ra  (die  Angaben  schwanken  zwischen  500  und 
1300  m)  tiefer  lag  als  heutiutage.  Svpam. 

470.  Blaas,  Ein  Beitrag  zu  den  paeudoglazialen  Erschei- 
nungen. (Verb.  Geolog.  Reicbsanstalt , Wien  1886, 
S.  155.) 

Nicht  alle  gekritzten  Gesteine  sind,  wie  schon  Penck  und  Böhm 
nachgewiesen,  glazialen  Ursprungs.  Blaa*  fügt  den  schon  bekannten  Fällen 
noch  einen  neuen  hinzu:  gekntzte  Geschiebe  und  Gesteiusfragmeiite , die 
durch  Irwinen  hcrgcstellt  wunlen.  Sie  unterscheiden  sich  von  den  glazia- 
len durch  den  Parallel ixraus  der  Schrammen,  die  außerdem  meist  nur  auf 
einer  Soite  Vorkommen.  Supern. 

471.  Geistbeck,  Dio  Eisverbältnisse  dor  Isar  und  ihrer 
Nebenflüsse.  (Jabrosbor.  Gcogr.  Ges.  München  1886, 
Heft  X,  8.  1.) 

Nach  der  Beanlagung  zur  Eisbildung  teilt  der  Verfasser  die  Fl  (Lue 
in  1)  Plaue  ohne  Eisbildung  iufolge  starken  Gefälles  (Alpenbäche)  oder 
chemischer  Beimengungen  (Moorgcwiüscr)  oder  klimatischer  Verhältnisse, 
2)  Flüsse  mit  blofter  Troibeftbildung,  3)  Flüsse  mit  teilweiser  Kisbedeckung, 
und  4)  Flüsse  mit  totaler  Kisbodeckung.  Supan. 

472.  Schwalbe,  Ober  Eishöhlen  und  Eislöcher.  (Festschrift 
dos  Dorothoenstädtor  Realgymnasiums,  Berlin  1886.) 

Alle  hierher  gehörigeu  Phänomene  lauen  sich  in  drei  Haupt-  und 
sechs  Untergruppen  bringen:  1.  Eishöhlen,  und  zwar  a)  die  eigentlichen 
Eishöhlen  nebst  den  einführenden  Stollen  und  Eisbruunen,  und  b)  die  Eia- 
dolinen,  d.  h.  weite,  oben  nffno  Höhlen  mit  steil  abfallenden  Wänden  und 
bis  zu  80m  tief;  2.  Eislöcher,  a)  Eisleiten,  d.  h.  Eisbildungen  in 
ofYnen  Spalten  und  zerklüftetem  Gestein,  und  b)  EisgtröU,  d.  h.  Eisbil- 
dungen im  Geröll  mit  mehr  oder  weniger  groben  Hohl  räumen : 3.  abnorm 
niedrige  Bodentemper  sturen,  a)  Ventarolon  und  Windlöcher,  d.  h. 
Gesteinöffaungen,  die  im  Sommer  eisig  kalte  Luft  aus&trömen,  und  h)  Kalt- 
böden.  In  den  beiden  letztem  Fällen  findet  keine  Eisbildung  statt.  Von 
der  liauptgruppe  l.  zählt  der  Verfasser  100  (mit  den  gefiornon  Brunnen 
129),  von  2.  25  und  von  3.  35  Vorkommnisse  auf.  Sie  gehören  alle  der 
geroEfsigten  Zone  der  Alten  und  Neuen  Welt  an. 

Eingehender  beschäftigt  sich  dann  der  Verfasser  mit  den  Eishöhlen. 


In  Lage,  GrÖfsc  und  Gestalt  herrscht  die  gröftte  Mannigfaltigkeit;  ein  wich- 
tiger gemeinsamer  Charakterzug  scheint  die  Bodensenkung  unmittelbar  hinter 
dem  Eingang  zu  sein.  Die  üesteimart  ist  gleichgültig,  nur  rauft  dieselbe 
einen  gewissen  Grad  von  Porosität  besitzen.  Aus  der  Höhenlage  läfst  sich 
schliefsen,  dafs  die  Lufttemperatur  am  Eingang  über  0°  im  Jahresmittel, 
ober  unter  0°  im  Winter  (Jauuar)  liegt.  Eine  gröbere  Menge  sommer- 
licher Niederschläge  vermindert  die  Eisbildung,  die  vorzugsweise  durch  die 
Schnccachmclze  int  Frühjahr  bedingt  wird.  Das  Material  liefern  ausschliefs- 
lich  die  Sickeiwasser.  Den  Boden  bedeckt  eino,  oft  mehrere  Meter  dicke 
Eiskruste  (daher  eine  albeitige  und  gleichmäftige  Betropfung  des  Bodens 
voraoszQsctzen) , demnächst  ist  die  Eisbildung  an  den  SeitenwäDden  am 
mächtigsten,  ( her  die  physikalischen  Verhältnisse  innerhalb  der  Eishöhlen 
sind  verhältnisniifsig  nur  spärliche  Beobachtungen  angestellt  worden.  Die 
mittlere  Jahrestemperatur  der  Luft  scheint  unter  0U,  die  sommerliche  über 
0°  zu  liegen;  die  jährliche  Schwankung  ist  sehr  gering.  Uber  die  Ge- 
j sleinsteroperatur  ist  nichts  Sicheres  bekannt ; die  Temperatur  der  Sieker- 
wiiser  beträgt  nach  Schwalbe  0 — 1°*  Korber  fand  ($.  Litter.-Ber.  1 885, 
Nr.  415).  Wichtig  ist,  dafs  die  Luft  nahezu  oder  ganz  mit  Feuchtigkeit 
gesättigt,  und  dafs  kein  Luftzug  vorhanden  ist  (wodurch  sich  die  Eis- 
höhlen von  den  Eislöchern  unterscheiden).  Die  alte  Theorie,  welche  die  Eis- 
bildung durch  kalte  Luftströmo  und  Verdunstung  erkürt,  ist  daher  unhalt- 
bar. Viele  Anhänger  zählt  jetzt  die  Kaltlufltheor.e,  die  von  Deluc  (1822) 
herstammt  und  das  Eis  durch  die  Wioterkälte  sich  bilden  und  durch  lokale, 
abkühlcndc  Ursache  auch  wahrend  des  Sommer»  sich  rrlultrn  läfst  (s.  Peter- 
manns Mitteil.  1883,  S.  16).  Der  Verfasser  findet  auch  diesem  Erklärungs- 
versuch unzureichend  und  setzt  dafür  die  Sickertheorie,  welche  die  dau- 
ernde Kältequelle  im  Gestein  selbst  sucht  und  im  Sickerwaiucr  findet,  dos 
auch  im  Sommer  eine  niedrige  Temperatur  besitzt.  Er  stützt  sich  dabei 
auf  den  Nachweis  von  Jungk,  dafs  Wasser  von  weniger  als  4°  Wärme  beim 
Durchsickern  ubgekühlt  wird  und  sogar  Überkältung  erfährt.  Supan. 

473.  van  Bebber,  Handbuch  der  ausübenden  Wittoruugs- 
kuude.  II.  Teil.  Gegenwärtiger  Zustand  dor  Wetter- 
prognose. Stuttgart,  Enke,  1886.  (I.  Teil,  «.  Litt.-Ber. 
1885,  Nr.  252.) 

Dm  zweite  Kapitel  dos  vorliegenden  Schluftbandex,  welches  die  Grund- 
lagen der  ausübenden  Witterungskunde  behandelt,  hat  fUr  den  Geographen, 
nicht  minder  wio  für  den  praktischen  Meteorologen  Wert  und  Bedeutung. 
Ex  gilt  dies  namentlich  von  der  Darstellung  der  erklonischcn  und  anti- 
cyklonischen  Luftbowogungrn,  die  sowohl  oino  geschichtliche  Entwickelung 
der  Lehre  gibt,  als  auch  ein«  Fülle  eigner  Untersuchungen  enthält.  Es  Ut 
von  Interesse,  zu  sehen,  wie  dio  Vorstellung  von  eiuer  allgemeinen  Luft- 
xirkulation,  der  gegenüber  unsre  Cyklonen  nur  nebensächliche  Erscheinungen 
der  untersten  Luftschichten  sind,  immer  mehr  Raum  gewinnt  und  auch 
praktische  Bedeutung  erhält  (vgl.  Litter.-Ber.,  Nr.  16).  Man  hat  rechne- 
risch die  Druckverteilung  in  den  obern  Luftschichten  festgostellt  und  spricht 
auf  Grund  derselben  von  einem  Ahllufx  der  Luft  von  der  Äquatorialzone 
nach  den  Polen,  welche  sie  in  Form  zweier  gewaltiger  Cyklonen  in  wext- 
östlicher  Richtung  umkreist.  Aber  diese  Theorie  trat  etwas  Nebelhaftes, 
so  lange  der  dem  Äquatorialstrom  entsprechende  Polarstrom  nicht  gefunden 
ist.  Man  muft  sich  auf  die  Beobachtung  beschranken,  dafs  die  f'irruswolken 
von  W nach  0 ziehen,  und  dafs  dieselbe  Richtung  in  der  Kegel  auch  von 
den  ektopischen  Cyklonen  eingeochUgen  wird ; was  darüber  hinausgeht,  ist 
Hypothese,  aber  als  Zeugnis  von  dem  Streben  nach  der  Erkenntnis  profter 
und  einfacher  Gesetze  höcht  beachtenswert.  Mit  Perrel  nimmt  auch  van 
Bebber  an,  dafs  die  Cyklonen  von  der  fundamentalen  Luftströmung  fort  ge- 
tragen werden ; die  in  jenen  aufsteigende  warme  Luft  wird  von  der  allgemei- 
nen Strömung  nach  0 fortgeriwn,  infolgedessen  der  Luftdruck  vor  der  Depres- 
sion abnehmen  rauft.  Nicht  dicNelbe  Luftmasse  ist  es,  die  in  rotierender 
Bewegung  nach  0 fortschreitet,  sondern  dio  Wirbelbewegung  überträgt  sich 
auf  immer  neue  Luftmassen.  Die  borometnschen  Maxims  entstehen  durch 
das  Herabsinken  der  allgemeinen  obern  Luftströmung  (schon  1881  sprach 
ich  dies  aus  und  erklärte  die  Anticyklonen  für  das  Primäre  und  die  Cyklo- 
nen für  dns  Sekundäre). 

Die  Cyklonen,  als  da»  aktive  Witterungselement,  erregen  natürlich  das 
prüfst©  Interasso,  und  die  darauf  bezüglichen  Abschnitte  des  Buches  sind 
besonders  empfehlenswert.  Durch  die  Feststellung  ihrer  gewöhnlichen  Zug- 
strafteu  in  Europa  hat  sich  der  Verfasser  schon  früher  eiu  hohes  Verdienst 
erworben;  er  zeigt  nun.  wie  gerade  auf  diesen  Straften  dio  Bedingungen 
einer  gröfaern  Tiefe  und  Intensität  und  eines  raschem  Fortschreitens  gege- 
ben sind.  Anormale  oder  erratische  Bohnen  liefsen  sich  1876 — 84  in  76 
Fällen  konstatieren:  nach  NW  26,  N 17,  S 14,  W 10,  SW  9.  Mit  we- 
nigen Ausnahmen  liefsen  sieh  diese  Fälle  durch  die  jeweilige  Temperatur- 
und  Druckverteilung  erklären.  $upan. 


Litteraturbericht  Nr.  474—478. 


108 


474.  Augustin,  Über  die  jährliche  Periode  der  Richtung 
des  WindeB.  (Sitz.- Rer.  Rohm.  Ges.  d.  Wiss.  Prag 
1886.  Separ.-Abdr.) 

l)ie  WindrrrteiluDZ  au  einem  bestimmten  Orte  lli fit  «ich  mcli  zwei 
Seite«  betrachte« : nach  den  vorherrschenden  Windrichtungen  innerhalb  be- 
stimmter Zeiteinheiten  (Monate  oder  Jahreszeiten),  oder  nach  den  Hiiufig- 
keiUmaxiraa,  «eiche  jede  Windrichtung  in  einer  bestimmten  Zeiteinheit 
erreicht.  Indem  der  Verfaasor  die  lotztere  Methode  befolgt,  findet  er,  dafs 
die  Häufigkeitsmaxiraa  mit  den  Jahreszeiten  in  regolroärsiger  Abwechselung 
um  den  Horizont  eine«  Orte«  kerumwandero,  und  der  Wind  im  Laufe  ein« 
Jahren  somit  eine  vollständige  Umdrehung  macht.  Die  Haupt  re  sul  täte  sind 
in  schematischer  Darstellung  folgende: 

Hs  erreichen  die  HäufigkeiUioaiirua  die  Winde  aus  folgenden  Quadranten  : 
HllaDikugel.  8-Halbkuge). 


Winter  . . 

. . SK 

Westküsten : 

NE 

Sommer.  . 

SW 

Winter  . . 

. . NW 

Ostkliften: 

SW 

Sommer . . 

. . SK 

NE 

Winter  . . 

Nordküsten: 

SE 

Sommer . . 

. . NE 

NW 

Winter  . . , 

SüdkiUten: 

NW 

Sommer . . 

SE. 

An  den  West-  und  SUdkUsteu  beider  Halbkugeln  erfolgt  die  Wind- 
drehung vom  Winter  zum  Sommer  nach  links  (gegen  den  Uhrzeiger),  an 
den  Ost-  und  Nordküsten  aber  nach  rechts. 

Der  Verfasser  untersucht  auch  die  monatliche  Wind  Verteilung  fiir  Prag 
und  Berliu,  die  zwei  Maxim*  fiir  die  östlichen  und  westlichen  Winde  zeigt ; 
die  Zusammenfassung  nach  Jahreszeiten  verdeckt  eben  manche  Eigentüm- 
lichkeiten der  jährlichen  Periode.  In  Berlin  uud  Prag  führt  der  Wind  eine 
doppelte  Drehung  aus  uud  zwar  bei  nördlicher  Deklination  der  Souue  nach 
links  und  bei  südlicher  nach  rechts.  Nwpon. 

475.  Hericht  der  Direktion  der  Seewarte  über  die  Cyklone  | 
im  Golf  von  Aden,  1. — 3.  Juni  1885.  (Anna),  der 
Hydrogr.  u.  marit,  Met.  1886,  Rd.  XIV,  S.  185  u. 
229,  init  1 Karte.) 

476.  Clouö,  L'ouragan  do  juin  1885,  dang  )e  golfo  d’Adeu. 
(Rev.  marit.  ot  coloniale,  1886,  Rd.  LXXX1X,  S.  69, 
mit  1 Karte.) 

Diner  Orkan,  dem  wnlinelieinlieh  auch  der  deutsche  Kriegsdampfer 
„Augusta"  tum  Opfer  fiel,  hat  nicht  blofs  wegen  seiner  Zerstörungen  eine 
traurige  Berühmtheit  erlaugt,  sondern  ist  uueh  deshalb  wichtig,  weil  er 
Hegenden  duichiog,  die  als  urknnfrei  oder  wenigstens  orluinurm  gelten  (Aden, 
Arabisches  Meer).  Cykloneu  treten  hier  bei  dem  Übergang  des  NE-  in 
den  SW-Monsun  ein.  und  nuch  obiger  Fall  bestätigt  diese  Kegel.  Vor  Be- 
ginn des  Orkan»  war  eine  Zone  uiedem  Luftdruckes  in  ca  IS"  B.  rorlian- 
dtn.  Das  Sturmientrom  bewegte  »ich  nördlich  »sin  Socotra  in  westlicher 
Richtung  ewischen  IS  und  13"  Br.,  und  tog  endlich  nördlich  von  Obock 
vorbei;  nach  dem  Eintritt  in  Afrika  schlug  es  eine  WSW -Richtung  ein. 

Der  Durchmesser  des  eigentlichen  Orkanfeldes  betrug  höchstens  100  See- 
meilen; er  lerkiiretc  sich  — und  dies  iat  neben  der  Richtung  das  zweite 
außergewöhnliche  Moment  — mit  dem  Fortachreiten  nach  W : bei  Sokntra 
ea  150.  bei  Obock  nur  50  Seemeilen.  Die  Längsachse  war  anfangs  nach 
NW  geriehtot,  nach  dem  Eintritt  in  den  Golf  von  Aden  aber  nach  W. 

Supait. 

477.  Taifun-Rahn  vou  Ostasien  nach  Europa.  (Attnal.  f. 
Hydrogr.  und  marit.  Met.  1886,  Rd.  XIY,  8.  222.) 

Die  Crklone  wird  ruertt  östlich  von  den  Philippinen  am  27.  Septbr.  i 
1882  erwähnt;  sie  zog  hierauf  übor  die  Altiuten  2ur  Küste  von  Oregon 
(10.  Oktober),  überschritt  da»  Felscngebirge,  tog  hierauf  über  die  Hud- 
aonsbai- Linder  und  Labrador  zum  Kap  Karewell,  erreichte,  mit  einer  aas 
S kommenden  Depression  vereinigt,  am  24.  Oktober  England  uud  im  27. 
Oktober  Frankreich,  und  löste  sich  endlich  in  der  Ostsee  auf.  Eine  so 


laugt  Dauer  uud  eine  so  lange  Babu  über  Ozeane,  llncbgebirge  und  Kon- 
tinente ist  wohl  noch  bei  keiner  Depression  naebgewiesen  worden. 

Supern. 

478.  Holdinghausen,  Die  Sonno  als  Ursache  der  Schwan- 
kungen des  Erdmagnetismus  und  der  Polarlichter. 
(Ann.Hydr.  und  marit.  Meteor.  1886,  Rd.  XIV,  S.  137.) 

Die  vorstehend  genannte  Abhandlung  zerfällt  in  eine  Theorie  der 
elektrischen  Strömungen  auf  der  Sonne  und  in  die  Untersuchung  de«  Ein- 
flusses, den  diese  auf  den  magnetischen  Zustand  der  Erde  haben  müssen. 

Der  Verfasser  denkt  sich  die  Sonne  aus  mehreion,  nach  ihrem  spe- 
zifische« Gewicht  geordneten  Schichten  bestehend.  Eine  mittlere,  die  Elektri- 
zität nicht  leitende  (metalloide)  Schicht  zirkuliert  zwischen  beiden  Polen,  — 
auf  der  innern  Seite  von  Nord  nach  Süd , auf  der  äußern  von  Süd  nach 
Nord.  Die  Existenz  einer  solchen  Strömung  wird  durch  die  Betrachtung 
der  an  den  Sonnenfiecken  nachweisbaren  meridionalen  Bewegung  wahr- 
scheinlich gemacht  und  durch  kalorische  und  elektrolytische  Vorgänge  zu 
erklären  gesucht.  Unterhalb  der  zirkulierenden  Schicht  befindet  sich  ein 
schwererer  metallischer  Kern,  oberhalb  eine  hauptsächlich  aus  permanenten 
G&scu  bestehende  Hülle.  Der  erster*  ist  negativ,  di«  letzter*  positiv  elek- 
trisch. Beide  wirken  auf  die  strömende  Schicht  influcnzicrend,  so  dafs  die 
innere  Seite  derselben  positiv,  die  iiuOiere  negativ  wird.  An  den  Polen, 
vro  die  untere  Strömung  in  die  obere,  oder  diese  in  jene  übergeht,  findet 
auch  ein  Übergang  des  innem  elektrischen  Zustandes  in  den  andern  statt. 
Diesen  Übergang  denkt  sich  der  Verfasser  dadurch  vermittelt , dafs  die 
vorhandene  Elektrizität  der  strömenden  Schicht  nn  den  Polen  durch  die 
poaitive  Gashülle  hioduxchbricht  und  in  die  äußerste,  am  besteu  leitende 
Sphäre  eindringt,  ln  letzterer  entsteht  infolgedessen  ein  konilanter,  auf 
allen  Meridianen  vou  Süden  nach  Norden  gerichteter  Strom.  Die  Stärke 
denselben  wird  im  Laufe  der  Zeit  etwas  variieren,  wenn  di*  zirkulierende 
Schicht  nicht  vollkommen  homogen  ist.  Aus  den  von  Carrington  ermit- 
telten Zahlen  schliefst  der  Verfasser,  dafs  eine  volle  Umwälzung  jener 
Schicht  11  Jahre  betragen  mag,  ein  Umstand,  der  gestattet,  die  Periode 
der  magnetischen  Erscheinungen  mit  der  Ton  ihm  entwickelten  Theorie  io 
Einklang  xu  bringen.  Nebenbei  wird  die  grofsere  Winkelgeschwindigkeit 
der  dem  Äquator  benachbarten  Teile  der  Sonnenoberiliiche  aU  eine  elektro- 
dynamische Wirkung  des  Sonnenstroms  erklärt. 

Dieser  elektrische  Strom  wirkt  nun  einerseits  direkt  auf  eine  an  der 
Erdoberfläche  befindliche  Nadel,  anderseits  indirekt,  indem  er  in  der  rotie- 
renden Krdo  Induktionsström«  hervorruft.  Auch  durch  schnelle  Änderungen 
seiner  Intensität  müssen  Ströme  in  der  Erde  induziert  werden;  auf  diese 
führt  der  Verflixter  die  Störungen  der  erdmagnctbchen  Element*'  zurück. 
Die  luduktiousatröme  sind  teils  meridional,  teils  verlaufen  sie  in  der  Dich- 
tung der  Breitenkreise.  Letztere,  welche  hauptsächlich  auf  die  Intensität 
des  Erdmagnetismus  verändernd  einwirken,  ISfft  der  Verfasser  außer  acht ; 
die  erstem  im  Verein  mit  der  direkten  Wirkung  de*  Sonnen  atroma  benutzt 
er,  um  die  tagliehou  Variationen  der  Deklination  und  Inklination  zu  er- 
klären. Es  zeigt  sich,  dafs  wenigstens  die  charakteristischen  Züge  der 
beobachteten  Erscheinungen  durch  die  entwickelt*  Theorie  erklärt  werdeo 
können.  Allerdings  liegt  den  Betrachtungen  des  Verfassers  die  stillschwei- 
gende Voraussetzung  zu  Grunde,  dafs  die  direkte  Einwirkung  des  Sonnen- 
atron)* und  diejenige  der  von  ihm  induzierten  Ström*  nahezu  von  gleicher 
Groß«  seien,  so  dafs  das  Verhältnis  ihrer  Summe  und  ihrer  Differenz 
merklich  von  der  Einheit  abweicht.  Im  Anschlufs  an  diese  Bemerkung 
möchte  der  ltefercnt  noch  darauf  binweisen,  dafs  zu  einer  scharfem  Be- 
gründung «1er  vorgetragenen  Theorie  ein  Eingehen  auf  die  quantitativen 
Verhältnis*«  unerlässlich  ist.  Hauptsächlich  deshalb,  weil  mehrere  Kräfte 
auf  die  Magnetnadel  wirken,  ist  os  durchaus  nötig,  dafs  man  deren  Gröfaen- 
verkiiltuis  in  Betracht  zieht;  ohne  dieses  zu  thun,  Ut  man  nicht  im  Stande, 
auch  nur  den  qualitativen  Charakter  der  remitierenden  Erscheinungen 
theoretisch  abzuleiten.  Nebenbei  bemerkt,  kounte  der  Deferent,  der  seit 
längerer  Zeit  mit  einer  ähnlichen  Untersuchung  auf  mathematischer  Grund- 
lage beschäftigt  ist,  bisher  nicht  dazu  gelangen,  die  magnetischen  Variation»- 
erschcinungen  in  allen  ihren  Einzelheiten  auf  einen  elektrischen  Sonnen- 
strom zurückzuführen.  Besondere  Schwierigkeiten*  bereitet  di*  Erklärung 
der  jährlichen  Periode  de«  Phänomen». 

Endlich  ist  noch  die  Frage  aufzuwerfen,  ob  di*  Intensität  des  Sonnon- 
stroros  hinreichend  sei,  um  die  beobachteten  Wirkungen  hervorzurufen.  Es 
ist  nämlich  der  Umstand  übersehen,  dafs  die  von  der  zirkulierenden  Schicht 
transportierte  Elektrizität  eine  Femwirkung  ausübt,  welch*  diejenige  der 
ausschließlich  betrachteten  üufseru  Strömung  fast  vollständig  aufhebt.  Die- 
ter Umstand  scheint  dem  Deferenten  die  Zuräckfiihruug  der  erdmagnetuchen 
Variationen  auf  Sonnenströro*,  die  auf  allen  Meridianen  in  gleicher 
Dichtung  verlaufen,  ziemlich  problematisch  zu  machen.  ScAmU/. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  479—481 


109 


479.  Palacky,  Verbreitung  der  Vügel  auf  der  Erde.  Wien, 
Walliebauser,  1885. 

Zehn  Jahre  »iud  vergangen,  seit  uns  Wallace  mit  seiner  .Geogra- 
phischen Verbreitung  der  Tiere*  Ixwchenkt  hat.  Viele«  neue  Material  Ut 
seitdem  berbeigeschaift , mancher  Irrtum  des  Forschers  wartet  auf  Berich- 
tigung, nicht  wenig  Abschnitte  des  bedeutenden  Werkes  erheischen  eine 
Neubearbeitung.  Materielle  Rücksichten  haben  wohl  den  Verleger  von  einer 
Neuauflage  absehen  latseu.  Um  so  dankbarer  müssen  wir  Herrn  Palackr 
»ein,  wenn  er  aus  dem  Bom  seines  umfassenden  Wissens  schöpfend  und 
über  die  Kenntnis  aller  einschlägigen  Littcrutur  gebietend  sich  der  grofaeu 
Mühe  unterzieht,  uns  die  RnsulUit«  seiner  kritischen  Forschungen  mono- 
graphisch zu  übermitteln,  wobei  wir  allerdings  nicht  umhin  künoen,  unterm 
lebhaftesten  Bedauern  Ausdruck  zu  geben,  dafs  sein  Verleger  ihm  eine  gur 
tu  grofse  Beschränkung  auferlegt  hat.  Es  liegt  uns  zunächst  die  Vorbrei- 
tung der  Vögel  vor.  Was  der  Verfasster  von  dem  ersten  Teile  seiner  Arbeit 
sagt,  dafs  sie  ein  t'rwald  von  Daten  sei,  möchten  wir  auf  das  ganze  Werk 
ausdebueu.  Deshalb  wird  und  rnufs  wohl  ein  Zoolog  mit  dankbarem  Eifer 
an  das  Studium  der  Monographie  gehen , der  Geograph  wird  grob*  Mühe 
haben,  sich  durch  den  Urwald  einen  Wad  tu  bühnen,  t'ud  doch  kamt  man 
nicht  umhin,  sich  mit  dem  Inhalt  der  .Schrift  bekannt  zu  machen,  da  sie 
für  das  betreffende  Fach  der  physischen  Erdkunde  als  grundlegendes  Werk 
tu  betrachten  ist. 

Nach  einer  kurzen  Einleitung,  welche  eine  Koiho  fundamentaler  Sätze 
über  die  Ursachen  der  heutigen  Verbreitung  der  Vögel  in  gedrängter  Form 
bietet,  behandelt  der  erste  Teil  die  geographische  Ornithologie,  in 
welcher  Verfasser,  Gray  8 Handlist  folgend,  sämtliche  Vogelfamilien  und  -sippen 
mit  ihrer  Verbreitung  aufz&hlt,  wie  Wallaro  Bd.  II.  Der  zweite  Teil  be- 
schäftigt sich  mit  der  zoologischen  Geographie  — wohl  richtiger 
ornithologischen  Geographie.  Es  werden  nur  vier  Hegionen  angenommen : 

1)  Amerika,  2)  paliüuktischc  Region,  3)  äthiopische  Hegion,  4)  Australasien. 

Wallaces  nearktbche  Hegion  kommt  in  Wegfall,  du  ihre  Vogel  weit  innig 
mit  der  neotropischen  übercinstimmt  und  die  Unterschiede,  welche  nur  den 
zehnten  Teil  der  Ornb  aogehen,  nicht  grober  sind  als  die  Differenten  zwi- 
schen Aus? ruhen.  Polynesien  und  China.  Zwölf  von  Wallace  für  die  neurk- 
tische  Region  aufgozäblto  typische  Formen  sind  nicht  charakteristisch.  Bei 
der  Bildung  von  Subregionen  ist  maßgebend,  dafs  der  mcridionale  Zug  der 
Gobirgc  und  die  breiten  Tiefländer  Nordamerikas  ein  Vordringen  südlicher 
Formen  bis  in  hohe  Breiten  gestatten;  mithin  füllt  der  arktischen  Subregion 
nur  das  Gebiet  um  den  amerikanischen  Kältepol  tu,  und  die  Ton  Wallace 
angegebene  Südgrenze  dieser  Subregion  wäre  weiter  nördlich  tu  legen.  Ferner 
bilden  die  Kockv  Mountains  und  der  ganze  Westen  nur  «ine  Subregion, 
deren  Unterschiede  ron  der  östlichen  nicht  in  den  Gattungen,  sondern  nur 
in  den  Arten  liegen.  Wallaces  , Kalifornien*  rauf*  fallen,  da  die  von  ihm 
für  diese  Subregion  als  charakteristisch  boxeichneten  Vögel  mit  Ausnahme 
eines  Monotyps  von  weiterer  Verbreitung  sind  oder  auch  sich  gar  nicht 
im  Gebiet  befinden.  Zentru.amerika  steht  in  «einer  Vogelwclt  den  Tropen 
weit  naher  und  ist  deshalb  von  Mexiko  2u  trennen,  dessen  tierra  tempUda  , 
und  fria  den  Übergang  mit  dem  Norden  vermittelt. 

Auch  in  Südamerika  lassen  sich  Wallaces  Subregionen  nicht  festhaiton. 
Verfasser  stellt  auf:  1}  nördliche  Anden,  2)  Maranon,  3)  Östbrafflien.  4)  süd- 
liche Anden,  5)  Pampa«,  6)  antarktische  Subregion.  Auf  den  nördlichen 
Anden  ßndet  sieh  dis  Maximum  der  Trochiliden  und  Tanagriden ; jede  neotro- 
pbche  Familie  hat  hier  eigne  Spezi«.«,  von  denen  500  endemisch  sind.  Di* 
Maranongobiet  verdankt  seine  Besonderheiten  den  ausgedehnten  Urwäldern, 
welchen  andine  Formen  ebensogut  wie  die  nördlichen  Wanderer  fehlen. 
Ostbnuilieo  rühmt  sich  zwar  keiner  ihm  lasfchliefslich  angehörenden  Fa- 
milie, es  ist  aber  durch  das  Maximum  der  Forxnicuriiden,  Tyruuniden,  Cotra- 
giden,  Uracciden  und  Tinaniiden  hinreichend  charakterisiert.  Für  die  Sud- 
anden ist  der  grobe  Formenreichtum  d*r  Ostseite  gegenüber  der  Armut  der 
Westseite  bezeichnend.  Die  Pumpu*  sind  von  den  südlichen  Anden  wegen 
der  nördlichen  Wanderer  tu  trennen,  und  die  Selbständigkeit  der  antark- 
tischen Subregion  ixt  schon  tot»  Milne- Edwards  und  Sevcrzow  hinlänglich 
begründet. 

Die  paläarktiacbe  Hegion  ist  fast  nur  durch  negative  Merkmale 
boxtimmt.  AD  Sammelplatz  von  Vertretern  au*  den  übrigen  drei  Hegionen 
nimmt  ffe  einen  universellen  Charakter  an,  der  sie,  abgesehen  von  ihrer 
Ähnlichkeit  im  Norden  mit  Amerika,  eigentlich  zu  einer  Dependcnx  der 
paläotropischen  Hegionen  heruhdrUeken  nlftte.  Streng  arktisch  sind  Thi- 
myrlind,  Spitzbergen,  Nowujn  Srmlja,  Franz  Josef • Land , Island  und  Grön- 
land, welches  wegen  der  amerikanischen  Wanderer  »ich  in  den  I^indvögeln 
der  Kegiou  I nähert,  aber  durch  sein«  pulöarktbchen  Wawervöget  zwei  Drittel 
Majorität  für  den  Anschliffs  an  die  Hegion  II  gewinnt.  Die  Färöer,  Nord- 
»ibirien  und  Nordrubltnd  bilden  den  Übergang  tum  Waldgebiet  der  Alten 
Welt,  der  Heimat  der  Pariden  und  Tctruoniden.  Für  das  Mittelmecrgcbiet 

Petennauua  Geogr.  Mitteilungon.  1886,  Litt.-Bcricht. 


sind  die  Gallineu,  ferner  die  Alaudiuen  und  besonders  die  Lusciniden  be- 
zeichnend, welche  sowohl  an  Zahl  dor  Spezies,  als  auch  der  Individuen 
gegen  Mitteleuropa  beträchtlich  wachsen.  Von  Makaronesien  stellt  der  Ver- 
fasser merkwürdigerweise  die  Kapverden  tu  Afrika,  obwohl  sie  nach  dor 
Ornb  entschieden  paläarktisch  sind  (s.  auch  Wallace).  Japan  ist  paläark- 
tisch,  nicht  weil  die  Mehrzahl  seiner  Genera,  wohl  aber  seiner  Spezies  dies 
verlangt.  Berberei,  Sahara,  Nubien  und  Sind  müssen  als  Ubergangsgebiete 
aufgefafst  werden,  während  Arabiens  Stellung  nach  dem  Stunde  un*rer  Kenntnis 
noch  zweifelhaft  bt.  E*  bleiben  also  die  Wallaccschon  Subregionen,  welche 
allerdings  nicht  immer  glücklich  charakterisiert  sind,  mit  Ausnahme  der 
•Mandschurei" ; denn  in  den  Tiefländern  und  ira  Sommer  herrschen  tio- 
pbehe  Formen  vor,  im  Winter  und  im  Hochlande  nordische,  wie  sich 
ja  hier  auch  Barabuscn  und  Ilhododendren  begegnen.  Die  von  Wallucc 
gezogene  Grenze  zwischen  der  mandschurischen  Subregion  und  der  orien- 
talischen Region  i»t  als  Tollständig  willkürlich  2u  verwerfen,  wir  müssen 
vielmehr  Ostaffen  als  Ubergangsgebiet  betrachten. 

Die  äthiopisch«  Hegion  zeigt  wohl  keine  grofsen  Differenzen  in 
ihren  Familien  und  Gattungen.  So  sind  die  zwei  für  Ostafrika  eigentüm- 
lichen Genera,  welche  Wallace  angibt,  Halncniccp*  und  Hypocolius,  auch  noch 
anderweit  zu  finden,  und  von  12  Gattungen,  die  Wallace  ula  endemisch  in 
Südafrika  angibt,  heimaten  sieben  auch  im  Westen,  und  drei  sind  als  Gattun- 
gen zweifelhaft.  Der  wxwexreicheTo  Westen  ist  vor  allem  durch  seinen  Reich- 
tum an  kleinen  Sängern  ausgezeichnet , aber  der  Süden  ixt  nach  lloltthx 
Sammlungen  nicht  mehr  als  Subregion  zu  haiton.  So  lange  unsre  Kenntnis 
der  ufrikaniwhon  Tierwelt  noch  so  unzureichend  Ut  wie  heute,  ehe  nicht 
wissenschaftlich  geschulte  Forscher  an  Ort  und  Stello  eingehende  Studien 
und  Beobachtungen  besonders  auch  über  die  Wanderungen  gemacht  haben, 
wird  cino  Gliederung  in  Subregionen  nur  eine  willkürliche  sein  können. 

Australasien  umfafst  die  orientalische  und  australische  Region 
Wallace«,  da  ihre  Ornb  in  den  wesentlichen  Charakteren  übercinxtimmt  und 
nur  in  der  pacitbehen  Inselwelt  ärmer  wird.  Die  Subregionen  sind:  1)  Vor- 
derindien und  Coylon,  2)  SUdchiua,  der  östliche  Himalaja  und  Hinterindien 
ohne  Malakka,  3)  Malakka.  Suzida-Inxcln  und  Philippinen,  4)  Popuaffcn  mit 
Queensland,  5)  der  Hext  von  Australien,  G)  Neuseeland,  7)  Polynesien.  Nach 
Kiwes  wild  Ceylon,  welches  noch  nicht  einmal  ein  endemische»  Genus  habe, 
mit  Vorderindien  wieder  vereinigt,  abweichend  von  Wallace.  Subregion  2 
und  3 stimmen  mit  den  Waltaceschen  überein.  Die  neuen  Untersuchungen 
von  Ranisay  uud  Meyer-Salvation,  nach  denen  der  nordöstliche  Teil  von  Auxtra- 
lieu  160  VogeDpezics  mit  Neuguinea  gemein  hat,  vorlangen  eine  Verbindung 
von  Queensland  mit  Papua.  Australien  bt  aufser  durch  seine  bekannten 
Spezialitäten  durch  «eine  Armut  an  Gallinen  und  Raubvögeln  und  durch  das 
Fehlen  der  Geier,  Steinschmätzer,  Bachstelzen,  Spechte  und  Hornvögel,  •wegen 
Mungel  au  grofsen  Obstlxiuroen  und  der  Bast  zerstörenden  Inwkten**,  merk- 
würdig. Neuseeland  ist  arm  an  Vogelspczi«,  von  denen  dio  Hälfte  eigen- 
tümlich, aber  keine  einzige  Familie  bt  auf  die  Inseln  beschränkt,  ln  Poly- 
nesien haben  die  Wawcrrögtl  vor  den  Lnndvögeln  das  Übergewicht.  Obwohl 
Sclater  deu  pucitbchen  In  »ein  den  Namen  Ornithogea  .wegen  de» 
Mangel»  an  Säugetieren“  gegeben  hat,  wir  Verfasser  will? 

WVyft*. 

480.  Andree,  Ethnographische  Karten.  (Mitteil.  Vor.  f. 
Erdkundo.  Leipzig  1885.  Sop.-Abdr.) 

Ein  Katalog  ron  170  ethnographischen  Karten,  meist  begleitet  von 
wertvollen  kritischen  Bemerkungen  oder  allgemeinen  historisch-ethnographi- 
schen Auseinandersetzungen.  lleigegeben  sind  zwei  neue  ethnographische 
Karten  des  Verfassers:  Graubünden  und  Bretagne,  die  durch  Klarheit  und 
«mbere  Ausführung  »ich  auazeichxien.  Supan. . 

481.  Dallas,  On  the  Priinary  Division»  and  Geographical 
Distribution  ol*  Mankind.  (Journ.  Anthrop.  Inst.  1886, 
Bd.  XV,  S.  304.) 

Der  verdiente  Kurator  de»  Albert  Memorial  Museum,  Harter,  meint  aus 
geographischen  *und  anthropologischen  Gründen  nicht  mehr  als  drei  Haupt- 
gruppen nnnohmen  zu  dürfen:  die  Leucochroi,  vertreten  durch  die  Eu- 
ropäer, die  Mesochroi,  vertreten  durch  Mongolen  und  amerikanische  In- 
dianer, und  die  Acthoch  roi,  vertreten  durch  Neger  und  Australier.  Zu 
diesen  letzten  gehören  aufseidem  noch  di«  Berber  mit  den  Libyern  und 
Nubiern,  gewiss«  Stämme  in  Arabien,  Dekkan  und  lliuterindien,  die  Bewohner 
der  Audam&nen,  Philippinen,  des  Östlichen  Teil»  des  Malaiischen  Archipel»; 
Ausläufer  von  ihnen  gehen  bis  Neuguinea,  Fidschi  und  Tasmanien.  Würdo 
im  Osten  »ich  der  Meeresboden  um  100  Faden,  im  Roten  Meer  und  bei 
Ostafriku  um  noch  nicht  1000  Faden  heben,  so  würden  wir  ein«  Länder- 
masse erhalten,  und  die  Acthochrobche  Gruppe  im  Norden  begrenzt  »ein 
durch  da»  Mittel-  uud  Schwarze  Meer,  den  Kaukasus  und  Himalaja.  Von 


S 


110 


Litteraturbericht  Nr.  482 — 487. 


Säugern  leben  in  diesem  Teil  der  Alten  Welt  die  kotnrhinen  Allen,  Loopar- 
den,  Civcttcn,  Ichneumon»,  Kdcntats  und  Rhinocemten. 

Die  Leucochroische  0 nippe  umfafst  ganz  Europa  mit  Ausnahme  einiger 
Teile  im  Norden,  in  Ungarn  nnd  in  Entstand;  sic  findet  sich  iro  Kaukasus, 
Armenien,  Persien,  Afghanistan,  Kaschmir,  Hindu>tan,  Kattiwar,  Hindu  Kusch, 
am  Amur,  auf  den  japanischen  und  kurilischen  Inseln  nnd  im  Süden  Kam« 
tschatka*.  Von  Sängern  hausen  in  diesem  Teile  besonders  die  Wolfe,  Lutra, 
Ovis,  Maulwurfe,  Murmeltiere. 

Zur  Mcsochroischen  Gnippe  gehören  alle  mongolischen  und  amerika- 
nischen Völkerschaften,  die  Eskimos  und  wahrscheinlich  auch  die  Basken. 
Aus  der  Klause  der  Siiugctiero  repräsentieren  diesen  Teil  der  Erde  da«  foe- 
«ilo  Rhinoceras  und  dos  Pferd.  Langkxnvl. 

482.  Schneider,  Die  Naturvölker.  2.  Teil.  Paderborn  und 
Münster,  F.  Scböningh,  1886.  (Vgl.  Litt. -Der.  Nr.  228.) 

In  dieser  zweiten  Ilrilfto  »eines  Werke»  beschäftigt  «ich  der  Verfasser 
mit  der  Widerlegung  der  vermeintlich  tierischen  Züge  in  der  Körpcrbil- 
düng,  der  geistigen  Beanlagung  und  den  Sittcnzustünden  der  Naturvölker. 

Sein  dogmatischer  Standpunkt,  von  welchem  aus  ihm  die  Völker- 
entwickelung im  streng  biblischen,  nicht  im  Darwinschen  Sinne  erscheint, 
tritt  in  diesem  Teile  weniger  störend  hervor  als  im  früher  erschienenen 
ersten , obwohl  er  überall  als  das  eigentliche  Leitmotiv  dor  l’ntcrsuchung 
erkennbar  bleibt.  Nur  im  Schlufskapitcl , welches  der  Widerlegung  ur- 
sprünglicher „ Gemein  ich  aft.se die*  der  Menschheit  gewidmet  ist,  spielt  da« 
Dogma  wieder  eine  starke  Rolle;  es  führt  zu  dem  nicht  genügend  gestütz- 
ten Endergebnis,  die  bei  den  Naturvölkern  bestehenden  BhererhaltnUse 
bestätigten  „nicht  die  Entwickelungxthcoric,  sondern  die  Lebre  vom  Rück- 
schritte oder  Sündenfalle“. 

Gründlich  und  woblthuend  sachlich  wird  auf  der  Grundlage  eine« 
umfassenden  (und  abermals  im  cinsclnon  korrekt  citiorton)  Quellenmiterial« 
der,  wenn  auch  nicht  neuo,  Nachweis  erbracht,  dafs  es  nirgends  auf  Erden 
tierische  oder  tierisch  lebende  Menschenhorden , auch  nirgends  religions- 
lose Volkastäiwne  gibt;  insbesondere  werden  die  Australier  und  Tasmanier, 
die  Buschmänner  und  die  Neger  ausführlich  besprochen,  uro  zu  zeigen,  wio 
voll  und  ganz  diceolboo  menschliche  Würde  wie  menschliche  Begabung  mit 
den  andern  Kassen  unsres  Geschlechts  teilen,  bzw.  geteilt  haben,  und  wio 
unh&rrohcrzig  de«  öftem  europäische  Nationen  »ich  hcrabwilrdigeuder  Ver- 
gewaltigung gegen  dieselben  schuldig  gemacht  haben. 

ln  dem  die  Körpormnrkraal«  behandelnden  Kapitel  solito  neben  dem 
Hinweis  auf  die  fabulceen  Berichte  von  Reisenden  über  „geschwänzte  Völ- 
ker' nicht  verschwiegen  sein,  dafs  die  Ausbildung  echter  Schwanzwirbel 
doch  thataichlich  nnd  bei  sehr  verschiedenen  Völkern  vorkomiut,  selbst  in 
Europa  (bei  Griechen , Albanesen , Deutschen).  Das  vor  einigen  Jahren  in 
Deutschland  gezeigte  Haarmüdchen  „Krao*  war  keine  Negerin  (S.  20), 
sondern  stammte  aus  dem  Innern  von  Hinterindien,  war  übrigen«  ein  klassi- 
scher Beweis  *ogar  hoher  intellektueller  Begabung,  durch  Erziehung  ge- 
förderter untadolhofter  Sittlichkeit  neben  entschieden  an  AtTcnnatur  erin- 
nernden Merkmalen  des  Körpers  (echten  Backcntaschcn , völliger  — und 
nicht  wie  bei  der  Pastrana  und  ähnlichen  pathologischen  Fällen  mit  Zahnrer- 
küramerung  verbundener  — Behaarung).  Die  auf  9.  48  nach  dem  Wciabach- 
»chon  Katalog  Tora  Jahre  I8C7  gegebene  übereebau  der  Körpergröfse  ver- 
schiedener Völker  steht  nicht  mehr  auf  der  Höhe  der  Zeit;  insbesondere 
darf  di«  Xlittclgröfse  der  Eskimos  nicht  unter  diejenige  der  Buschmänner 
gestellt  werden. 

Hut  der  Verfasser  sein  Werk  auch  anscheinend  auf  don  weitem  Leser- 
kreis der  Gebildeten  überhaupt  berechnet,  so  leistet  dasselbe  doch  auch 
dem  Fachmann  gute  Dienxte  in  seiner  flnifxigen  und  wohlgcsichteton  Samm- 
lung dos  Tbatsacbenstott’s.  Ein  ausführliche«  Sachregister  macht  es  in  die- 
ser Beziehung  als  Nachschlagebucb  gut  geeignet.  Kirchhv/f. 

483.  Petri,  Unser  Verhältnis  zu  den  Völkern  niederer 
Kultur.  (Globus  188G,  Bd.  XLIX,  S.  279  u.  298.) 

484.  Kulischer,  Der  Dualismus  der  Ethik  bei  den  primi- 
tiven Völkern.  (Ztschr.  f.  Ethnol.  1886,'  Bd.  XVII, 
S.  205.) 

Die  »«genannten  „Naturvölker“  unterscheiden  «ich  von  den  „Kultur- 
völkern* durch  eine  einseitigo  Entwickelung  physischer  Fähigkeiten;  dafs 
dieselbe  aber  die  geistige  Entwickelung  nicht  ganz  auuchlicfst , beweist, 
dafs  bei  keinem  Volk  die  Pflege  dor  schönon  Künste  ganz  fehlt.  Dafs  die 
fälschlich  sogenannten  „Wilden“  im  Prinzip  nicht  al«  kulturunfthig  betrach- 
tet wurdeu  dürfen  and  dafs  sic  unter  günstigen  Umständen  (und 
darauf  kommt  o«  hauptsächlich  ao)  in  der  That  Kultur  angenommen  haben, 
zeigt  Petri  an  der  Hand  der  Geschichte,  und  seine  Auseinandersetzungen 
aind  sehr  loacnswert,  da  noch  iinmor  eine  grofse  Zahl  vou  Schriftstellern 


die  entgegengesetzte  Meinung  predigt.  Beachtenswert  ist  namentlich  die 
Polemik  gegen  jene,  die  den  „Wilden“  die  sittliche  Befähigung  ab* 
sprechen.  Ich  möchte  bei  dieser  Gelegenheit  auf  Kuliwhow  Aufsatz  hin* 
weisen.  Auf  den  primitiven  Kulturstufen  und  auch  noch  spater  machen 
sich  zwoi  diametral  entgegengesetzte  Sitten»? »tem«  geltend.  „Das  erste 
schreibt  Milde,  Güte,  Solidarität,  Liebe  und  Frieden  vor,  das  andre  Mord, 
Kaub,  Hafs,  Feindschaft.  Da«  cino  gilt  für  die  Zugehörigen  der  Gemein- 
schaft, das  andre  gegen  die  Fremden.“  Unter  diesem  Gesichtspunkte  ist 
die  Moral  dor  niedem  Kulturvölker  zu  betrachten,  es  lösen  sich  dann  zahl- 
lote Widersprüche  in  den  Berichten  de«  Reisenden,  und  es  zeigt  sich,  dafs 
die  meisten  „Wilden“  nicht  schlechter  sind  als  unsre  Vorfahren.  Ich 
glaube  aber,  dafs  jener  Dualismus  auch  hei  uns  noch  nicht  überwunden 
ist,  nur  der  Begriff  der  „Gemeinschaft*  hat  sich  erweitert,  wenn  auch 
nicht  hoi  allen  Mentchcn  in  gleicher  Weise.  An  Stcllo  «Im  Stammes  tritt 
die  „Nation“ ; zeitweise  wird  die»e  ethnographische  Gemeinschaft  auch  von 
konfessionellen  oder  sozialen  ahgslöst,  und  in  den  sozialen  Bewegungen 
der  Jetztzeit  tritt  jener  Dualismus  sogar  mit  der  ganzen  ursprünglichen  Ro- 
heit hervor.  Es  mogo  aber  betont  werden , dafs  auch  jene , welch«  die 
Grenzen  zwischen  Kultur-  und  Naturvölkern  möglichst  scharf  gezogen  wis- 
sen wollen,  diesen  Dualismus  noch  nicht  ganz  überwunden  haben. 

Supan. 

485.  De  Rosny,  Los  Religious  de  1'extrOme  Orient.  Paris 
1886. 

Kurze  Charakteristik  der  vier  Hauptreligionen  des  Ostens:  Sinto,  Lehre 
des  Kongfutse,  TUolebre  (von  welcher  der  Verfatser  aber  das  rein  philo- 
sophische System  des  I-Aotxe  unterscheidet)  und  Buddhismus.  Supan. 

486.  Semler,  Die  tropische  Agrikultur.  I.  Bd.,  1.  Hälfte. 
Wismar,  Iiinstorff,  1886. 

487.  v.  Hammerstein,  Der  tropische  Landbau.  Berlin, 
Parcy,  1886. 

Erst  ein  paar  Jahr«  sind  vergangen,  »eit  die  Deutschen  tropische 
Kolonien  erworben  haben,  und  schon  besitzen  wir  zwei  auf  Wissenschaft 
und  Erfahrung  gegründete  Lehrbücher  über  den  Plantogonbau ; ein  Beweis, 
wie  ernst  die  Deutschen  ihre  neuen  Aufgaben  uehmen. 

SomicT»  Werk  nennt  aich  ein  Handbuch  für  Pflanzer  und  Kauf- 
leute; es  ist  aber  auch  dem  Geographen  zum  Studium  angelegentlichst  zu 
empfehlon.  Die  erste  Abteilung  handelt  von  den  allgemeinen  Kulturarbei- 
ten. AU  erato  Bedingung  dw  Gedeihens  einer  Ansiedelung  wird  mit  Recht 
die  leichte  Angliederuug  an  den  Weltverkehr  bezeichnet;  die  Kolonisation 
mufs  daher  von  der  Küste  landeinwärts  fortfchreilen  und  hier  wieder 
hauptsächlich  entlang  den  WaxserstraCsen , die  selbst  dort  die  vornehmste 
Beachtung  verdienen,  wo  eine  Bahn  vorhanden  ist,  besonders  da  seit  Er- 
findung der  amerikanischen  Darapfbootc  auch  Büche  von  mindestens  60  cm 
Tiofc  und  360  cm  Breite  ab  Strafsen  benutzt  werden  können.  Sodann 
kommen  als  Faktoren  in  Frage  da»  Klima,  die  physikalischen  und  chemi- 
schen Eigenschaften  der  Bodenart,  dos  Auftreten  «ier  Schädlinge  und  der 
Umfaug  ihrer  Zerstörungen,  die  politischen  Verhältnis»«  des  Iuinde«,  die 
Zoll-  mul  Steuergesetze,  das  Verhalten  der  Eingebornen  gegenüber  den 
Kolonisten  &c.  Der  Verfasser  begleitet  dann  den  Ansiedler  durch  alle 
Stadien  seiner  Kulturarbeit  Er  belehrt  ihu  zunächst  Uber  den  Häuserbau 
— Papiorhäuscr  wären,  fall«  sie  sich  bewähren,  ein  wahrer  Segen  für  die 
Tropen,  »oust  werden  al«  Material  die  grofsen  Lohmstcinn  („Adobe“),  wie 
sie  in  Mexiko  und  Zentralaraorika  gebräuchlich  sind,  empfohlen  — « über 
den  Wegebau,  der  sogleich  in  Angntf  zu  nehmen  ist,  und  über  die  Urbar- 
machung d«  Bodens.  Ausführlich  verbreitet  er  sich  über  dio  Hilfsmittel ; 
als  Grundsatz  der  tropischen  und  subtropUchon  Agrikultur , der  bisher  lei- 
der so  wenig  befolgt  wird , ist  zu  betrachten  möglichst  weitgehende  Er- 
setzung dor  menschlichen  Arbeitskraft  durch  tierische  und  mechanisch# 
Hilfskräfte.  In  den  Tr«>pen,  wenigstens  unter  I2(H>  m Seehöhe,  sollte  der 
Weif»«  niemals  anstrengende  Arbeiten  im  Freien  ausüben,  und  auch  in  den 
hnlbtropischen  Gegenden  ist  »eine  körperliche  Arbeit  möglichst  zu  be- 
schränken. Ein  gmfscr  Cbolstand  ist  die  niedrige  Stufe  dor  tropischen 
Viehzucht , dem  alloin  durch  Stallfutterung  in  der  Trockenzeit  abxuhclfen 
ist.  Ausführlich  werden  dann  zwei  unerlifsürhe  Kulturarboitou  behandelt : 
di«  künstliche  Bewässerung  und  die  Entwässerung,  wodurch  einerseits  neuer 
Kulturboden  gewonnen,  audereoit»  der  Gesundheitszustand  verbewert  wird. 
Die  entsuropfende  Kraft  der  Eukalypten  - Pflanzungen  i*t  bedeutend  über- 
schätzt worden.  Der  letzte  Abschnitt  der  allgemeinen  Abteilung  handelt 
von  dem  Kampf  gegon  dio  schädlichen  Tioro  und  Pflanzen.  Nun  noch 
grofeorcr  Bedeutung  für  den  Geographen  ist  die  zweite  Abteilung,  welche 
die  Spcxialkulluren  (in  vorliegendem  Bande  Katfe«.  Kakao,  KoUn linse  und 
Guarana)  bespricht , denu  «ie  enthalt  möglichst  vollständige  Aufzeichnungen 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  488—493. 


111 


über  die  Lebentbedingungen  der  Kulturpflanzen,  ihre  gcograpische  Verbrei- 
tung und  die  Produktionsslatistik,  und  gestaltet  »ich  somit  zu  einer  Samm- 
lung höchst  wertvoller  Monographien,  die  aber  leider  der  Angaben  der 
Quellen  entbehren.  Bei  einem  *o  umfangreichen  und  möglichst  erschöpfen- 
den Handbuch  ist  dieser  Mangel  empfindlich.  Nach  Abschluß  des  ganzen 
Werkes  werden  wir  nochmals  auf  dasselbe  zurückkommen. 

v.  H ammnrstnins  Werkchen  ist  ein  kurzer  Leitfaden,  welcher  spe- 
ziell die  deutschen  Kolonien  im  Auge  hat.  Er  befürwortet  das  portugiesi- 
sche System  der  Negerarbeit,  aber  „in  deutscher,  humaner  Weise*.  Be- 
sonderes Gewicht  legt  er  auf  eine  klare  Sachführung,  deren  Mangel  er 
hauptsächlich  die  Mißerfolge  der  Plantngenwirt&chaft  zuschreibt.  Der  spe- 
zielle mit  Abbildungen  der  Pflanzen  versehene  Teil  beschränkt  sieh  nur 
auf  die  echten  tropischen  K ult urgo wüchse , Ton  denen  aber  nur  Kaffeo, 
Kakao,  Cinchonen  und  Kautschuk  eingehender  behandelt  werden.  Als 
Nachscblagebuch  kann  auch  v.  Hammersteins  Werkchen  dem  Geographen 
gute  Dienste  leisten.  , Supan. 

488.  Zoppi  & Torrioelli,  Light  artificiali  dell’  Algeria, 
Julia  Fnincia  e del  Holgin  con  24  fig.  intercalate  nel 
tosto  c con  uu  At lunte  a parte  di  19  tavole  e una 
carte  geologica  doll'  Algeria.  (Annali  di  Agricoltura 
1886.) 

Dio  italienische  It^icnin;  beabsichtigt  besonders  im  Süden  die  Küjten- 
ebenen  und  Tbnlmüudungen  durch  großartige  Be-  und  EntwiUserungsbauton 
aus  fteberaushauchendcn  Sümpfen  in  Garten  zu  verwandeln,  wie  69  die 
spanischen  Vegas  sind,  und  läßt  deshalb  die  entsprechenden  Anlagen  in 
auderu  Ländern  studieren.  Der  vorliegende  reich  ausgestattete  Band  ent- 
halt Beschreibung  und  Flioe  der  wichtigsten  Barrageanlagen  in  Algerien, 
Südß&nkreich  und  Belgien.  Aus  Algerien  werden  vorgoflihrt  die  Wehran- 
lage am  tfed  Flaraix,  welche  einen  Teil  der  fruchtbaren  Metidscha  bewässert, 
dio  berühmte  Barrage  der  Habra,  die  beiden  Anlagen  am  Sig,  der  verun- 
glückte Versuch  am  Peil  Muley  Maguo  bei  Arxrw-le-port,  die  Bzrrageu  von 
tVlat  und  Djidionia  bei  Oran,  die  am  l'ed  Murad  bei  Marengo  am  West- 
rand der  Metidscha,  und  da*  große  Scheliifwchr  bei  Orl<fansville.  Die  Bauten 
in  Frankreich  werden  kürzer  behandelt:  besprochen  werden  das  Becken  von 
Flourens,  das  St.  Etienne  mit  Trinkwasser  versieht,  die  ähnlichen  kleinern 
Bauten  am  Pa»-du-Hiot,  hei  St.  Chamond,  Tcroav,  Cotatay,  an  der  Tuche 
bei  Hoanne,  das  große  Klärbassin  von  St.  Cristophe  an  der  Wasserleitung 
von  der  Durance  nach  Marseiile,  das  verschlammte  Becken  von  Zola,  das 
vor  der  Anlage  des  Verdun-Kanals  Aix  mit  Trink waxser  versorgte,  der  Damm 
von  Douzey  bei  Epinal,  die  verschiedenen  Speisebecken  des  Kanals  von  Bur- 
gund und  des  Kunuls  zwischen  Marne  und  SaAne.  In  Belgien  hat  der  künst- 
liche See  von  Gileppe  bei  Vertiert  die  Aufmerksamkeit  der  Italiener  auf 
sich  gezogen.  Ein  besondere.«  Studium  haben  sie  natürlich  deu  in  neuerer 
Zeit  mehrfach  vorgekommonen  Darumbrüchen  gewidmet ; die  Ursachen  der- 
selben werden  eingehend  erörtert , den  erzielten  Resultaten  uud  besonders 
der  Rentabilität  hatte  etwas  mehr  Beachtung  geschenkt  werden  können. 

KoMl. 

489.  Übersichtskarte  der  internationalen  Telegraphen-Ver- 
bindungen  mit  einor  Übersicht  der  Zeitunterschiede 
zwischen  wichtigem  Orton  des  Weltverkehrs.  Berlin 
1886. 

Unter  diesem  Titel  ist  in  dem  Tclegraphcnbetriebs-Büreau  des  Reichs- 
postamt* in  Berlin  eine  Weltkarte  in  Meicators  Projektion  bearbeitet,  wclcho 
mit  der  angehefteten  Tabelle,  beide  in  Buchform  gefaltet,  eine  so  klare 
Übersicht  über  den  gegenwärtigen  Stand  des  telegraphischen  Weltverkehre 
gewahrt,  daß  sie  von  jedem  sich  dafür  Interessierenden  augenblicklich  ver- 
standen wird.  Ihre  häutig«  Benutzung  im  Staats-  und  HaiidcUinteressc  dürft« 
dalier  auch  unzweifelhaft  sein.  Die  Karte,  47:84cm,  scheidet  zunächst 
in  zwei  Farbentönen  „die  dem  internationalen  Tclcgnrphenvertrag  beige- 
tictenen  Staaten"  von  den  „demselben  nicht  beigetretenen  Staaten“.  Wäh- 
rend alle  Land  • Telegraphenlinien  mit  schwarzen  Strichen  vermerkt  sind,  aus 
welchen  nur  die  große  indo-ouropäuehe  Leitung  durch  breitere  Fassung  sich 
bcmerklich  macht,  sind  die  unterseeischen  Kabel  noch  26  verschiedenen 
Gesellschaften  farbig  ungelegt  und  in  einer  Zeichenerklärung  am  untern 
Hand  nach  ihrer  Zugehörigkeit  erklärt.  Diesen  im  Betrieb  befindlichen 
Kabel  stehen  noch  „die  in  Aussicht  genommenen  unterseeischen  Telegraphen- 
linien",  dies«  aber  unkoloriert,  zur  Seite,  während  die  einfach  rote  „Linie 
de*  DotunwweehseU*'  das  sonnt  durch  nicht*  gestörte  Kartonbild  abschließt. 
Dadurch  wirkt  die  zwischen  einzelnen  Stollen  des  Erdballs  auf*  höchste 
gesteigerte  Ausbreitung  des  internationalen  Telegmphennctxo*  für  den  weniger 
Eingeweihten  so  überraschend,  während  wieder  ganze  Erdteile,  in  Inner- 


asien und  Afrika  desselben  entbehren.  Die  zugehörige  Tabelle  gibt  die  ge- 
bräuchliche „Ortszeit“  von  65  der  wichtigsten  Orto  in  allen  Wclttcilon,  so 
zwar,  daß  der  Zeitunterschied  zwischen  jeder  dieser  Stationen  in  Stunden 
uud  Minuten,  und  ob  früher  odcT  später,  ohne  weitere*  abgelesen  werden 
kann.  rcsrl. 

490.  Rambaud,  La  Franco  coloniale.  Paris,  Colin  & Cie, 
1886. 

Das  Eigentümliche  dieses  Werkes  besteht  darin,  daß  jede  Kolonie  von 
einem  Augenzeugen  geschildert  wird;  es  beruht  also  auf  einem  ähnlichen 
Prinzip,  wie  Mager«  Atlas  colonial  (a.  I.itter.-ßcr.  Nr.  236).  Jeder  Artikel 
bespricht  die  Cioschichte,  die  geographischen,  ethnographischen,  politischen 
und  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  betreffenden  Kolonie.  Die  Kärtchen 
find  ziemlich  schematisch  gezeichnet  und  leiden  unter  dem  Umstand,  daß 
dio  Grenzen  der  französischen  Herrschaft  nicht  farbig  eingezeichnet  sind. 
Den  Schluß  bildet  ein  überblick  über  die  Kolonien  und  der  Nachweis  der 
Nützlichkeit  derselben  für  das  Muttorland.  Dio  Zahlen  für  das  Areal  und 
die  Bevölkerung  sind  zum  Teil  ganz  unzuverlässig.  Sn  wird  z.  B.  das  Areal 
von  Senegal  (ohne  die  Schutzländer)  mit  3000(10  und  von  den  Besitzungen 
in  Guinea  auf  960  000  qkm  angegeben,  während  dos  neueste  Jahrbuch  der 
Pariser  Sternwarte  dafür  30000  und  370  200  qkm  enthält.  Tongkin  erhält 
12  Millionen  Bewohner  statt  der  bisherigen  6 oder  9,  ohne  eine  nähere 
Angabe  über  die  Herkunft  dieser  hohen  Zahl.  Quiana  hatte  nach  offizieller 
Angabe  im  Jahro  1883  26  157  Bewohner,  Rimbaud  gibt  ihm  128  000 
(vielleicht  ein  Druckfehler  r).  Diese  Beispiele  werden  genügen. 

Supan. 

491.  Joret,  Jean-Baptiste  Ta vernier.  Paris,  Pion,  Nourrit 
& Cie,  1886. 

Auf  Grand  eingehender  Quellenstudien  und  zum  Teil  neuen  Materials 
„ gibt  uns  der  Verfasser  ein  leben  voll«  Gemälde  von  dem  ebensoviel  ge- 
schmähten als  überschätzten  französischen  Reisenden,  der,  im  Jahro  1605 
in  Paris  geboren,  in  dcu  Jahren  1630—33,  1638—43,  1643 — 49,  1651 — 55, 
1657 — 62  und  1664 — 68,  sechs  Reisen  nach  der  Türkei,  Syrien,  Arme- 
nien, Persien,  Vorderindien  und  Java  unternahm,  gelegentlich  Ruch  in  d» 
Kapland  verschlagen  wurde  und  diese  Reisen  in  einem  großen  Werke  auch 
beschrieben  hat.  Ebenso  verfaßte  er  nach  Schilderungen  seine*  Bruder* 
Daniel  einen  Bericht  über  Tongkin.  Wenn  er  auch  vor  allem  Kaufmann 
war,  und  wenn  auch  seine  Schilderungen  manchmal  verworren  und  unklar 
sind,  so  rechtfertigen  sie  doch  nicht  den  Vorwurf  der  Ignoranz  und  Leicht- 
gläubigkeit. Im  Jahre  1684  trat  er  — nicht  als  hugenottischer  Flücht- 
ling — in  Beziehungen  zum  Großen  Kurfürsten,  der  den  Rat  de*  Vielge- 
reisten für  seine  weittragenden  überseeischen  Handclsplüne  benntxen  wollte. 
Di«  Darstellung  Friedlinders  (Munatsber.  Verh.  d.  Ge»,  f.  Erdkunde  in  Berlin 
1850,  S.  89)  wird  in  diesem  Punkte  mehrfach  berichtigt.  Auch  «U*  Dunkel, 
welche*  die  letzte  Zeit  Tavermers  bisher  verhüllte,  lichtet  Joret ; die  stets 
angezweifolte  Nachricht  von  dem  Tode  Tavernier*  in  Moakau  ira  Jahre  1689 
wird  nun  als  wahrheitsgetreu  nachgewiesen.  Supan. 

Europa. 

492.  Penck,  Thalbildung  in  den  Alpen.  (Mitteil.  D.  u. 
ö.  Alpou-Verein  1885,  S.  83.) 

In  diesem,  uns  sehr  spät  zugekommtnen  Aufsatz  wendet  sich  der  Ver- 
faßter gegen  die  Theorie  Löwls  von  dem  höhern  Alter  der  großen  Längs- 
thiler  der  Alpen  (s.  Petormann*  Mittoil.  1882,  S.  405)  und  dom  jungem 
Alter  der  Durrhhruchthaler,  di«  von  außen  nach  inneu  sich  vergrößerten. 
Einen  derartigen  Prozeß,  ein  „Anzapfen“  eines  Flußgebiete*  durch  ein 
andres,  leugnet  Penck  im  gedachten  Fallo  und  weist  auf  das  hohe  Alter 
alpiner  Qucrthälcr  hin.  Vorschiebungen  der  Wasserscheiden  konnten  nur 
durch  ZuschUtlung  alter  Thallüufc  in  der  Glazialzeit  oder  durch  Niveau- 
veränderung de*  Lande*  in  den  Randzonen  stattflnden.  Neben  einer  Thal- 
bildung durch  Erosion  nonnt  der  Verfasser  auch  ein«  solche  durch  Dona- 
dation,  dio  durch  ungleiche  Widerstandsfähigkeit  der  in  langgestreckten 
Zonen  aufeinander  folgenden  Gesteine  bedingt  ist.  Supan. 

493.  Heim  und  Penck,  Aus  dem  Gebiet  doa  alten  Isar- 
glotschers  und  doe  alten  Linthgletschers.  (Zeitschrift 
Deutsch.  Geol.  Ges.  1886,  Rd.XXXVITI,  S.  161.) 

Die  Verfasser,  Vertreter  Ton  entgef.-engesetiten  Anrichten  über  den  Ur- 
sprang  der  großen  Alpcnseen,  haben  sich  zu  gemeinsamen  Untersuchungen 
auf  ihren  speziellen  Beobachtuugsgebieten  vereinigt,  um  in  ganz  objektiver 
Weis«  die  Klärung  der  Streitfrage  zu  fördern.  Das  wichtigste  positive  Re- 
sultat ist  der  Nachweis  der  grofsen  Verschiedenheit  in  deT  Ausbildung  der 
oberbayrischen  und  schweizerischen  Quartärablageraugen:  im  bayrischen  Secn- 


Digitized  by  Google 


112 


Litteraturbericht  Nr.  494 — 498. 


gebiet  lagern  Uber  deru  Obermiocän  (Plins)  und  unter  den  Moränen  regelmäßige 
Echottarablagerungcn  (diluviale  Nagelfluh  und  unterer  Glazialschottcr),  dio 
im  Gebiet  des  Züricher  See«  so  unregelmäßig  und  in  so  geringer  Entwiche* 
lang  Vorkommen,  daß  sic  sich  nicht  mit  Sicherheit  als  Reste  einer  einst 
zusammenhängenden  Decke  erklären  lassen.  Die  Moränen  sind  in  Bayern 
Grundmoränen,  während  diese  in  der  Schweiz  gegenüber  den  Obcrrooränen 
eine  untergeordnete  Rolle  spielen.  Die  geringe  Entwickelung  der  Schotter 
schließt  die  Möglichkeit  einer  exakten  Altersbestimmung  des  Züricher  Soce 
aus,  und  Ponck  erkennt  an,  daß  die  Dislokationen,  welche  das  alte  Seethal 
betrafen  (die  Molxvto  liegt  nicht  horizontal,  sondern  bildet  eine  Hache  Mulde 
zwischen  Alpen  und  Jur»),  mit  der  Seebildung  in  ursächlichem  Zusammen- 
hang stehen,  wenn  er  auch  eine  Wiederaiuhühlung  des  verschütteten  Beckens 
durch  Gletscher  für  wahrscheinlich  hält.  Dagegen  gibt  Heim  als  wahrschein- 
lich zu,  daß  die  bayrischen  Seen  dadurch  entstanden,  daß  die  Glctacher 
die  mit  unterm  Glezialschottor  zugeschütteten  Thäler  wieder  aushöhlten, 
wobei  sie  auch  den  im  Liegenden  sich  befindlichen  weiche»  Flinz  beträcht- 
lich aiuticflcn.  Den  Stoffel-  und  Riogsee  betrachten  beido  Verfasser  als 
reexkawerte  Dislokatiomtbecken.  — Wie  mau  aus  dem  Gesagten  ersieht,  hat 
Heim  seine  Zugeständnisse  (vgl.  Litter.-Bcr.  188.r»,  Nr.  174)  ein  wenig  er- 
weitert, und  ist  Penck  auf  den  Standpunkt  Mortilleta  zurückgekehrt. 

Swpon. 

494.  Rzehak , Dio  Glazialablngerungon  im  europäischen 
Rußland  uud  um  Nordabhang  der  Karpathen.  (Aus- 
land 1886,  Bd.  LIX,  S.  301  u.  331.) 

I>em  Berichte  über  die  Glsxialforechung  schliefst  der  Verfasser  einige 
Hypothesen  zur  Erklärung  auffälliger  Thutsachen  an.  Die  Karpathen  nimmt 
er  als  vollständig  vergletschert  un  und  erklärt  die  Abwesenheit  von  Glotscher- 
spuren  außerhalb  der  Hohen  Tatra  und  der  Cxeroagora  durch  die  Beschaffen- 
heit des  Gesteins  und  die  Anwesenheit  vorglazialen  Bcrglchn».  Dio  Seo- 
höho  der  Krratica  um  Nordrand  der  Karpathen,  400  in,  also  200  m höher  4 
als  die  Seehöhe  von  Russisch- Polen,  erklärt  er  durch  eine  postglnzinlc 
Hebung  der  Karpathen.  Zur  Deutung  mehrerer  Vorkommnisse  hält  er  eine 
Kombination  der  Glazial-  und  Trifttheorie  für  zweckmäßig.  Supan. 

495.  Auszug  aus  den  Nivellements  dor  Trigonometrischen 
Abteilung  der  Landesaufnahme,  Heft  1 — 5.  Berlin, 
Mittler  & Sohu,  1886. 

Das  mit  der  Ausführung  vorliegender  Arbeit  beauftragte  „Büreau  des 
Zentraldirektoriums  der  Vermessungen"  bat  dua  zu  bearbeitende  Lönderge* 
biet,  also  das  Deutsche  Reich  mit  Ausnahme  der  Südstaaten  Bayern,  Würt- 
temberg und  Baden  und  des  Königreichs  Sachsen  in  sechs  Bezirke  einge- 
teilt,  von  welchen  nur  noch  die  auf  lieft  6 entfallenden  Provinzen  Ost-  und 
Wcstproußcn  im  Rückstand  sind,  wahrend  Elsaß-Lothringen  und  die  Bay- 
rische Pfalz  gleich  im  ersten  Heft  erscheinen.  Die  in  handlichem  Format 
bergc*tclltcn  Auszüge  aus  don  Publikationen  der  preufsischcn  Landesauf- 
nahme betreffs  der  Höhenbestimmungen  haben  den  Zweck,  die  gewonnenen 
Resultate  der  Allgemeinheit  zugänglicher  zu  machen,  da  es  keinem  Zweifel 
unterliegt,  dafs  z.  B.  bei  Font-  und  Flurvorraer«*ungcn,  bei  Eisenbahn-  und 
Straßenbauten , sowie  bei  sonstigen  technischen  Anlagen  dadurch  den  Be- 
hörden, Gemeinden  und  lMvaten  oft  mühsame  und  ko&tspiolige  Vorarbeiten 
erspart  werden.  Jede»  einzelne  Heft  bringt,  gewissermaßen  als  Einleitung: 

1)  „Vorbemerkungen“,  2)  eine  Auseinandersetzung  „Cbcr  dos  Absolute  des 
Längenmaße»,  welches  den  llöhtnmoMungon  der  Trigonometrischen  Abteilung 
der  Landesaufnahme  zu  Grunde  hegt“,  und  3)  eine  ..Zusammenstellung  von 
MittclwawcThöhcn  der  Ost-  und  Nordsee,  do8  Kanals,  des  Atlantischen  Oze- 
ans und  des  Mittelländischen  Meeres*.  Dann  erst  folgt  4)  das  „Verzeichnis 
der  Bolzenhöhen",  zu  welchen  wir  das  Folgende  bemerken.  Die  mit  Hilfe 
einer  in  jedem  lieft  befindlichen  Cbentichtskarto  leicht  zu  verfolgenden 
„Hauptnivcllcments*,  welche  sich  fast  auaichliefalich  nur  auf  Chausseen 
bewegen,  geben  für  jeden  Festpunkt  die  Höhe  über  Normolnull  bis  zu  1 mm 
genau.  Aus  don  ..Vorbemerkungen"  entnehmen  wir  hierzu,  daß  die  regel- 
mäßigen Festpunkte  an  diesen  Linien  in  Grundpfeilern  mit  seitlich  einge- 
lassenem cUemeu  Bolzen  bestehen.  Der  höchste  Punkt  des  Bolzenkopfes 
ist  der  Festpunkt.  Die  normale  Entfernung  der  Festpunkte  ist  2 km.  Der 
Platz,  auf  welchem  der  Granitpfeilcr  steht,  ist  in  einer  besondern  Kolumne 
des  Verzeichnisses  toj>ogiuphisch  beschrieben  und  der  Regel  nach  auf  dem 
Körper  der  Chausseen,  in  dor  Nähe  eines  Nuraraeretcius,  einige  Dezimeter 
vom  innern  Grabenrande  entfernt.  Jeder  Bolzen  ist  mit  einer  oingeschla- 
genen  Nummer  und  zwar  mit  derjenigen,  durch  welche  er  in  dem  Verzeichnis 
aufgeführt  ist,  versehen.  Diesem  „Hauptnivcllcmrnt“  folgt  dos  „Signal- 
nivellemcnt"  mit  ß)  einem  „Verzeichnis  der  Höhen  der  trigonometrischen 
Punkte".  Für  die  Auffindung  der  „Union  des  Hauptnivcllcmenß“  and  „der- 
jenigen Linien,  an  denen  die  durch  Sigoalnivelteraent  bestimmten  trigonome- 


trischen Punkte  gelegen  sind",  dienen  unter  6)  und  7)  zwei  „C bereichten", 
während  8)  ein  „Alphabetisches  Verzeichnis  der  Knotenpunkte  und  derje- 
nigeu  wichtigem  Ortschaften,  welche  durch  die  HauptnivellcmenUlinicn  be- 
rührt werden",  und  9)  ein  .. Alphabetisches  Verzeichnis  sämtlicher  durch 
Signalnivellement  bestimmten  trigonometrischen  Punkto",  jedes  Heft  ab- 
»chlicßcn.  Das  bei  der  trigonometrischen  Abteilung  angewandte  Verfahren 
uud  die  Über  jeden  Zweifel  erhabene  Genauigkeit  der  benutzten  Instrumente, 
insbesondere  die  von  der  kaiserlichen  Norraalaichungs-Kummiwiou  in  Berlin 
verifizierten  Nivellicrlatten  geben  den  gewonnenen  llöhenxahlcn  die  denkbar 
größto  Sicherheit,  und  in  dieser  unantastbaren  Genauigkeit  liegt  der  Wert 
dieser  Publikationen.  ropri. 

496.  Assmann , Dor  Einflufe  der  Gebirge  auf  das  Klima 
von  Mitteldeutschland.  Mit  10  Profilen  uud  7 Kärt- 
chen. Stuttgart,  Engelhorn,  1886.  (Forschungen  zur 
deutschen  Landes*  und  Volkskunde,  Bd.  I,  Hoft  6.) 

Diese  Schrift  kann  geradezu  als  Muster  einer  lokalklimatologUchen 
Studie  bezeichnet  werden.  Der  Eiullufs  der  Gebirge  auf  sämtliche  Kliraa- 
faktoren  ist  noch  niemals  in  so  cingehondcr  Weise  betrachtet  worden  als 
hier.  Da*  Hauptergebnis  von  allgemeiner  Wichtigkeit  ist  dio  Erkenntnis 
des  bedeutenden  klimatischen  Gegensatzes  zwischen  der  Wind*  und  l^ccseite 
von  Gebirgen,  die,  wie  der  Harz  und  TMringerwald , senkrecht  von  den 
herrschenden  Luftströmungen  getroffen  werden.  An  diesem  Gegensätze  neh- 
met! auch  noch  die  benachbarten  Niederungen  teil.  An  der  NO-  oder  N- 
Seitc  beider  Gebirge  liegen  lokale  Gebiete  niedem  Luftdruckes,  die  sich 
hauptsächlich  daraus  erklären,  daß  bei  dem  im  allgemeinen  nach  N gerich- 
teten Gradienten  nördlich  rorbeixiehende  Depressionen  die  Luft  an  den  Nord- 
seiten der  Gebirge  rascher  in  Bewegung  setzen,  als  an  den  Südseiten.  Die 
mitteldeutschen  Gebirge  sind  nicht  genug  hoch,  um  die  allgemeine  Luft- 
zirkulation zu  beeinflussen ; Winde  aus  dem  südwestlichen  Quadranten  herr- 
schen auch  hier,  wie  im  Tiefland  vor,  aber  die  zweithäufigsten  Winde  zeigen 
»ich  abhängig  von  lokalen  Verhältnissen,  ebenso  wie  die  Windstärke  und 
die  Verteilung  der  Kalmen.  Thal-  und  Bergwinde  sind  auch  in  Mittel- 
deutschland eine  regelmäßige  Erscheinung,  die  sich  auch  auf  die  benach- 
barten Niederungen  ausdehnt;  ebenso  ist  der  Föhn  weder  dem  Thüringcr- 
wald  noch  dem  Harz  fremd,  wenn  auch  seine  Intensität  wegen  der  geringen 
Höhe  der  Gebirge  keinen  alpinen  Charakter  aunimrot.  Das  mitteldeutsche 
Bergland  liegt  im  allgemeinen  zwischen  den  Jahrcsisothermen  von  9 und  10°, 
Mitteltemperaturen  über  9,6*  kommen  nur  iu  den  im  Windschatten  gelege- 
nen Niederungen  vor.  Die  Mazima  sind  auf  der  Leeseite  höher,  und  die 
Minima  niedriger  als  auf  der  Windseite;  die  Gebirge  von  oben  genannter 
Kategorie  machen  also  du  Klima  dor  Leeseiten  kontinentaler.  Tempe- 
raturumkehr findet  unter  den  bekannten  Bedingungen  auch  in  Mitteldeutsch- 
land statt  (z.  B.  im  Dezember  1879)*  Die  Indiern  Wintortemperaturcu  an 
der  Südsoite  der  Gobirgo  sind  eine  Folge  der  Lage,  jonr  an  der  NonLoito 
direkte  und  indirekte  Wirkungen  des  Föhn  (heiterer  Himmel,  weniger  Schnee 
und  weniger  Verdunstung).  Im  Sommer  verwischen  sich  dio  Gegensätze  von 
Nord-  und  Südscito  etwas.  Jrn  Windschatten  treten  abgeschlossene  Gebiete 
von  verhältnismäßig  geringer  Bewölkung  auf.  Die  Kondensation  de»  Wasser- 
dampfes erfolgt  auf  der  Windjeite  schon  in  einer  gewissen  Entfernung  vom 
Gebirge,  aber  cs  scheinen  hier  die  Niederschläge,  wenn  auch  stürkor,  so 
doch  seltener  zu  sein,  während  sie  auf  der  Leeseite  häufiger,  aber  schwächer 
sind.  Als  klimatische  Bezirke  von  Mitteldeutschland  werden  bezeichnet: 
die  Mulde  des  westlichen  Harxrorlaudes,  dio  des  nördlichen  H&rzvorlandos, 
dio  Hraunaehwcigcr  Niederung,  dio  Börde,  (las  Thünngcr  Becken  (kontinen- 
talstes Gebiet)  und  das  Werrathal.  Su pan. 

497.  Haushalter,  l)io  Grenze  zwischen  dem  oberdeutschen 
und  dem  niederdeutschen  Sprachgebiete  östlich  der 
Elbe.  Mit  2 Karten.  Halle  a.  S.,  Tausch  & Grosso, 
1886. 

Wwentlich*  B«richti(jung  der  Karte  ron  Andrer  im  1'hyjukolUch  - Sta- 
tiatischen  Atlas  de»  Deutschen  Reichs  (Tafel  10),  indem  das  Spreegebiet  von 
Spandau  aufwärts,  das  Odergebiet  oberhalb  KUstrin  und  dro  Land  südlich 
von  der  Netze  zum  oberdeutschen  Sprachgebiet  gezogen  wird.  Eine  Sprachen- 
karte der  Provinz  Brandenburg  um  das  Jahr  1450  zeigt,  wie  wesentlich  »eit 
dieser  Zeit,  hauptsächlich  unter  dem  Einflüsse  dor  Regierung,  das  Nieder- 
deutsche hier  an  Boden  verloren  bat.  £ujttn. 

498.  Jastrow,  Dio  Volkszahl  deutscher  Städte  am  Ende 
des  Mittelalters  und  zu  Beginn  der  Neuzeit.  Berlin, 
Gaortner,  1886. 

Bewegung  uud  Verteilung  der  Bevölkerung  sind  ein  wichtiges  antbropo- 
gcographischcs  Moment,  welches  aber  ebenso  entschieden,  wie  die  wirt- 


Litteraturbericht  Nr.  499 — 503. 


11» 


vehaftiichen  Verhältnisse  dor  historischen  Vertiefung  bedarf.  J&atrows  Werk, 
die  erat«  zuxammcnhiJisende  Darstellung  der  historisch-statistischen  Studien 
über  die  Einwohnerzahl  der  deutschen  Städte  in  alter  Zeit,  verdient  daher 
die  eingehende  Beachtung  aller  derjenigen,  welche  sich  mit  deutscher  Lau- 
deskunde  beschäftigen.  Dor  Verfasser  fafst  die  Zeit  von  1350 — 1618,  d.  h.  ton 
der  Zeit  des  „Schwanen  Todes“  bis  iura  Beginn  des  Drcüsigjährigen  Krieges 
vom  statistischen  Standpunkt  als  eine  einheitliche  Periode  auf,  „als  eine 
Zeit  beständigen  Wachstums,  welch«  nur  geringo  Unterbrechungen  und  höch- 
stens auletxt  ein  gewisses  Stagnieren  zeigt1*.  Die  Quellen  siud  1)  Volks- 
zählungen xura  Zweck  der  Verproviantierung  belagerter  Stftdto  (Nürnberg, 
Stuttgart)  und  Ucborollcn  über  allgemeine  Personalsteuern  (s.  unten  Rostock, 
Danxiger  KeehUstadt) : 2)  Aufnahme  über  einseine  Teile  der  Bevölkerung; 
3)  Anschrcibnngnn,  besonders  die  Tauf-,  Trau-  und  Beerdiguugsbücher.  Die 
Kirchenbücher  gehen  bis  io  das  16.  Jahrhundert  zurück.  Dio  sub  2 und  3 
genannten  Quellen  dienen  als  Grundlage  für  Berechnungen.  Die  Resultate 
wirklicher  Zählungen  sind  mit  einem  • bezeichnet;  alle  Zahlen  sind  abge- 
rundet. 

Danxig,  KeehUstadt,  1416  8 500* 

„ Anf.  16.  Jahrh.  . 50  000 
Rostock,  1378,  Minimum  . 10  800 
* 1410,  » . 13  900 

„ 1594/95  „ . 14  900* 

Hamburg,  Ende  14.  Jahrh.  20  000(0 
„ 1529  . . . 12  000  (?) 

„ Ende  1 6.  Jahrh.  20  000  (?) 

Prenxlao,  Anf.  17.  „ 6-  bis  7 000 
Ruppin,  „ ,,  .6- bis  7 000 

Stendal,  „ „ „ . 8 000 

Brandenburg,  Anf.  17-Jhrh.  10  000 
Spandau,  Auf.  17.  Jhrh.  4- bis 5 000 
Berlin — Kölln,  Anf.  17.  Jrh.  14  000 
Frankfurt  a/O.  „ „ , 10  000 

Leipzig,  Auf.  17.  Jahrh.  . 15  000 

Ein  genaues  Studium  des  statistischen  Qucllonroatcrials  der  Mark  Bran- 
denburg am  Aufaug  des  17.  Jahrhunderts  ergibt  folgende  Gröfseneintoilung 
der  mit  vollem  Stndtrccht  begabten  Gemeinden,  die  für  ganz  Deutschland 
Gültigkeit  xu  haben  scheint:  1)  bis  zu  1200—1500  Einwohner  („Städtloin“); 
2)  von  1200—1500  bis  4-bia5O0O  Einwohner;  3) die  Hauptstädte  mit  mehr 
als  4-  bis  5000  Einwohner , die  aber  weit  übertroffeu  werden  4)  ron  den 
grofsen  Handelsstädten.  In  Brandenburg  zählt  der  Verfasser  zur  ersten  Ka- 
tegorie 42,  zur  zweiten  26,  zur  dritten  7 Städte.  Supan. 

499.  Wahnschaffe,  Dio  löfsartigen  Bildungen  am  Rande 
des  norddeutschen  Flachlandes.  (Ztsobr.  Deutsch. 
Geolog.  Gesollsch.  1886,  Bd.  XXXVUI,  S.  353.) 

Die  Lüfftthcorie  des  Verfassers  wurde  schon  im  Litter.-Ber.  Nr.  254 
kurz  srwabnt;  im  oben  genannten  Aufsatz  finden  wir  neben  historischen  Er- 
örterungen eine  ausführlichere  Begründung  der  Theorie.  Der  Verfasser 
denkt  «ich  im  Norden  des  iÄifsgobicto«  den  Slauwall  des  Binnen™*«;  dio 
Schmelzwässcr  desselben  vereinigen  sich  mit  den  vom  Mittelgebirge  herab- 
kommenden Flüssen  zu  einer  nach  W strömenden  Iloehitut,  welche  in 
geschütztem  Buchten  den  Lofa  ohlagerte.  Als  Beispiel  ungeschichteter 
Flufaabwtze  führt  er  den  Schlick  de»  alten  Elbethal«  an,  und  das  Vor- 
herrschen der  Laodschnccken  im  Lofa  erklärt  er  mit  dem  Hinweis  auf  deu 
HocbflutecbUmm  des  Mains  vom  19.  Februar  1876,  der  ebenfalls  infolge 
Abschwemmung  fast  nur  Landschncckcn  enthielt.  Ist  aber  die  Vorstellung 
ron  Hochfluten  mit  der  Voraussetzung  einer  konstanten  Strorageschwindig- 
keit,  welche  zur  Erklärung  der  ungcuchichteten  Lagerung  notwendig  ixt, 
verträglich  ? Supern. 

500.  Berendt,  Die  bisherigen  Aufschlüsse  des  märkisch- 
pommerschen  Tortiärs.  Berlin  1886.  (Abhandl.  zur 
geol.  Spezialkarte  von  Preusfen  &c.,  Bd.  VII,  Heft  2.) 

Im  Gegensatz  zur  Provinz  Sachsen  und  zum  Harzrand,  wo  die  Braun- 
kohlenformation  unter  dem  Snptarienthon  auftntt,  lagert  xie  in  der  ganzen 
Mark  Brandenburg,  in  Mecklenburg  und  Pommern  über  dem  oberoligoeänen 
Meeressandc.  Die  Reihenfolge  von  oben  nach  unten  hin  ist  folgende: 

7.  Alluvium  und  Diluvium. 

6.  Braunkohlen  formatton,  in  der  Lausitz  durch  den  Fl&scheuthon  in 
2wei  Abteilungen  getrennt. 


Meilsen,  1480  . . . . 2 000 

Dresden,  15.  Jahrh.  . . 4 900 
Freiborg  i/S.,  1599  . . 12  200 
* » 1622  . . 10  000 
Breslau,  Anf.  17.  Jahrh.  . 30  000 
Nürnberg,  1449  . . - 20  000* 

. Anf.  17.  Jahrh.  50  000 
Frankfurt  a M.,  1387  . 10  000 

n 1440,  nicht  ganz  9 000 
Mainz,  15.  Jahrh..  5-  bis  6 000 
Strafsburg,  zwischen  1473 

und  1477  . 20  700*  *) 

„ Anf.  17.  Jahrh.  30  000 
Basel,  15- Jahrh.,  nicht  über  15  000 
Tübingen,  1598  ...  4 500 

Stuttgart,  „ ...  8 000 


5.  Obcr-Qligocän,  feine  Quarz-  bis  Gliramnrsandc. 
4.  Mittel-Oligoeän,  Stettiner  Sand. 

3.  „ Septaricnthon. 

2.  Unter-Oligocün,  Glaukonitsande. 

1.  Alter«  Gebirge. 


Marin. 


Sehr  wichtig  für  den  Bau  des  nordo*td*ut*chrn  Flachland«,  das  eine 
grofsc  Tertiärmulde  bildet,  sind  die  beiden  Profile  auf  S.  49.  Man  ersieht 
daraus,  dafs  die  Aufbiegung  in  der  nördlichen  Seeplattc  schon  im  Tertiär 
Torgezeichnet  war.  Supvn. 

501.  Berendt  & Dames,  Geognostische  Beschreibung  der 
Umgegend  von  Berlin.  Mit  1 geolog.  Übersichtskarte 
in  1:100  000.  Berlin  1885.  (Abhandl.  zur  geolog. 
Spezialkarte  von  Preufsen  &c.,  Bd.  VIII,  Heft  1.) 

Die  Umgebung  von  Berlin,  namentlich  der  südliche  Teil  deraelbeu,  ist 
ein  durch  breite  nnd  zum  Teil  tote  Thalrinnen  zerstückeltes  Diluvialplatcau. 
Die  drei  grossen,  von  0 nach  W ziehondon  altalluvialen  Läugstbiiler  de« 
nordöstlichen  Deutschlands  : dos  Glogau — Baruther,  Warschau— Berliner  und 
Thorn — Kbercwalder  Thal  (a.  Ztachr.  Deutsch.  Geolog.  GesolUch.  1879, 
Tafel  1)  bestimmen  zunächst  die  Oberflächengestaltung.  Einerseits  der 
Umstand,  dafs  sich  diese  drei  Thiler  unterhalb  Berlin  vereinigen,  um  mit 
der  Elbe  nach  N zu  ziehen,  anderseits  die  Einengung  jler  miltlem,  ver- 
sumpften Thalnicdcrung  bei  Berlin  sind  dio  natürlichen  Uauptraoracnto 
der  geographischen  Lage  dieser  Stadt,  die  ursprünglich  wohl  eine  Fähr- 
stcllc  war.  Neben  diesen  Längxthüleru  ciud  nach  SSW — S ziehende  Thal- 
hnnen,  welche  dio  Schmelzwasser  des  diluvialen  Biuneneiaes  aufuahraen, 
die  wichtigsten  Momente  der  Terraingwtaltung , die  sich  aber  nur  durch 
dio  Annahme  erklären  läfst,  dafs  das  Baruther  Läogsthal  das  älteste  ist 
und  gleichalterig  mit  der  Entstehung  der  meridionalen  Kinnen.  Mit  dem 
Zurückweichen  des  nordischen  Rinncncises  verlegte  «ich  auch  der  Längs- 
strom etappenweise  nach  N;  Stellen  der  einst  nach  S sich  abdachrndon 
Meridionalthäler  wurden  nun  von  noch  N ziehenden  Flüssen  eingenommen, 
während  die  Durchbrüche  bei  Potsdam,  Friederadorf  und  den  Müggelsbcrgcn 
grofse  Thnlstreckcn  wamorlox  machten.  Die  allmähliche  Umgestaltung  der 
hydrographischen  Verhältnisse  wurde  also  maßgebend  für  die  Tcrrninbil- 
düng.  Die  H oben  Verhältnisse  sind  wechselnd,  und  die  Bezeichnung  Ebene 
ist  daher  nicht  passend.  Zwei  nach  NNO  streichende  Krhebungwtreifen  sind 
bemerkbar,  und  die  Haupthöheupunkte  liegen  im  allgemeinen  um  Rand  der 
alten  Meridionalthälor.  Dio  Seen  sind  eng  an  dio  TTialbildung  geknüpft. 

Die  Th&ler  sind  mit  Alluvionen  erfüllt  (Jung -Alluvium  in  der 
Sohle  der  heutigen  Flufsläufo,  Alt  - Alluvium  in  den  hohem  Teilen  der 
alten  Thiler),  die  Plateaus  sind  diluvial.  Die  Oberfläche  bildet  meist 
ober«  Diluvium  (G«chiebemergel  und  -sand);  das  untere  Diluvium  tritt 
in  den  Thäiern  zu  Tage,  oder  bildet  auch  die  Oberfläche  d»  Plateaus  und 
wird  in  den  meisten  Fällen  als  cino  lokale  Anschwellung  dor  untern  Sand- 
ablagerung aufgefafst.  Tertiär  tritt  nur  an  zwei  Stellen , Muschelkalk  nur 
bei  Rüdersdorf  au  die  Oberfläche.  Letzter«  ist  bekanntlich  jene  klassische 
Stelle,  wo  die  Glazialtheone  deu  ersten  Sieg  Uber  die  DriAtheorio  erfocht. 

Supan. 

502.  Beifsel,  Der  Aachener  Sattel  und  die  aus  demselben 
verbrechenden  Thermalquellen.  Aachen,  J,  A.  Meyer, 
1886. 

Wir  heben  aus  diesem,  auf  jahrelangen  eingehenden  Untersuchungen 
gegründeten  Werko  nur  einen  Punkt  von  sUgomeinorm  Interes«*  hervor. 
Du*  schematische  Profil  in  Crednera  Geologie  (S.  454)  stellt  den  Bau  der 
merkwürdigen  Aachener  AbrasionxpUtt«  alx  einfache  Faltung  dar.  Die 
Beobachtungen  Beifsel*  ergaben  dagegen,  dafs  der  Aachener  Sattel  eigent- 
lich aus  zwei  sekundären  Antiklinalen  besteht,  und  dafs  die  zwischen  den 
devonischen  Kalkzügeu  von  Burtscheid  und  Aacheu  auftretenden  Gesteine 
ober-,  nicht  unterdovoniseh  sind  und  eine  Synklinale  bilden.  Mit  dem 
Aachener  Sattel,  der  von  SW  nach  NO  streicht,  verbindet  sich  außerdem 
noch  cino  senkrecht  darauf  stehende  Qucraufwölbung.  Die  beiden  Aufsen- 
seiten  d»  Sattels  sind  nicht  symmetrisch  auagebildet;  auf  der  Norüseite 
fehlt  der  Kohlenknlk,  und  die  Aachener  Falte  ixt  hier  läng*  einer  nach  S 
einfalleudeu  Spalte  Uber  das  Karbongebirge  überschoben.  Auch  die  Kohlen- 
rauldo  südlich  von  Burtechcid  ist  nicht  einfach  gebaut,  sondern  besteht 
aus  einer  Reihe  sekundärer  Anti-  und  Synklinalen.  Sujhm. 

503.  Carthaus,  Mitteilungen  über  di©  Triusformation  im 

nordöstlichen  Westfalen  und  in  einigen  angrenzenden 
Gebieten.  (Verh.  Phys.-Mediz.  Ges.  Würzburg  1886, 
Bd.  XIX.  Mit  2 Profilen.  Sep.-Abdr.) 


I)  Als  Minimum  nach  Atueehlufc  aller  Zugewanderten  16  500. 


114 


Litteraturbericht  Nr.  504—509. 


Dora  Triasgebiet  zwischen  der  Weser  einerseits  und  der  Egge  und 
den  angrenzenden  Teilen  de*  Teutoburger'-tVald«  anderseits  ist  bisher  noch 
wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden*,  und  sind  daher  die  vorwiegend 
stratigraphischen  Untersuchungen  des  Verfassers  sehr  beachtenswert.  Uns 
interessieren  hauptsächlich  die  Bemerkungen  über  die  Tektonik,  welcho 
freilich  durch  die  Beigabe  einer  Übersichtskarte  »der  eine*  da*  ganze  Ge- 
biet darstellenden  Profil«  wesentlich  gewonnen  hatten.  Verwerfungen  bo- 
dingeu  vorzugsweise  die  geologische  Beschaffenheit  des  Gebiet«:  zunächst 
jene  große  Bruchlinio  der  Hggc  and  des  Tbitoburger  Walde«,  wo  die 
Kreideschichten  des  MUosterbeckens  plötzlich  ihr  Ende  finden.  Östlich 
davon  ist  die  mesozoische  Periode  nur  durch  Trias  und  Jura  vertreten. 
Dos  älteste,  hier  zu  Tage  tretende  Fonnationsglied , der  Huntauidsteio, 
findet  sich  aber  nur  an  den  Kündern  dieses  Trinsbcckcns  und  entlang  von 
Vorwcrfungslinien : im  0 an  dem  in  seinem  Verlaufe  tektonisch  bedingten 
Weserthal,  und  im  W entlang  einer  parallel  mit  dor  Hnuptbruchliuie  der 
Egge  laufenden  Verwerfangslinie.  Neben  Brüchen  finden  sich  auch  Fal- 
tungen; so  bildet  z.  B.  die  Egge  im  Altenbeckcncr  Tunnel  (Profil  2)  eine 
einfache  Antiklinale,  Ton  der  abor  nur  die  Westhälfte  von  Kreidcschichten 
überlagert  wird.  Diese  Störungen  traten  zu  verschiedenen  Zeiten  ein  uud 
beeinflussen  namentlich  die  Verbreitung  und  Ausbildungsweise  der  Tria*- 
schirhteu.  Suj> mm. 

504.  Leioher,  Orometrie  dos  Harzgebirges.  Halle  a.  S., 
Tausch  & Grosse,  1886. 

Für  Mawcngobirge , wie  der  Harz,  ist  die  Sonklareche  Methode  nicht 
anwendbar.  Lcipoldts  Methode  leidet  nach  der  Ansicht  des  Verfassers  an 
cinor  falschen  Aufladung  d«  Begriffs  der  Höhenstufe,  worunter  letzterer 
den  Teil  des  Gebirges  zwischen  den  durch  zwei  aufeinanderfolgende  Iso- 
hypsen bestimmten  horizontalen  Flächen  versteht.  Als  Grundlage  der  Be- 
rechnung diente  die  Uöbenschichteukarte  der  prcufsixnhcn  Geologischen 
Landcsanstult  in  1 : 100  000.  Im  N und  W deckt  sich  die  geologische 
Gronze  nahexu  mit  der  Isohypse  von  800  Par.  P.;  als  Oxtgrcnzc  wurde 
die  Grenz«  des  Grauwackengcbirg«,  als  SüdgTonze  die  des  Zechsteins  an- 
genommen. FIKcbo  24*18  qkm,  größte  Länge  95  km,  größte  Breite  34  km; 
mittlere  Höhe  des  Nordrondcs  258  m,  des  Süllrandes  2*1C  m.  Die  Haupt- 


Tcsultato  der  Höhenberechnung  sind  folgeude: 

Hochfläche  von  Klausthal,  mittlere  Ma«euerhcbung  . 585  m 
Brockenfeld  „ „ .817 

(Brockon 1141) 

Acker  und  Bruchhcrgo,  mittlere  Kammhühe,  . . . 774 
Plateau  d«  Unterharzes,  mittlere  Massenerhebung.  . 390 
M.  Höhe  (d.  1».  mittl.  Musscncrh.)  d.  ganzen  Harzes . 442 
Kubikinhalt  bis  zum  Meeseiniveau 1091  ebkm 


Thälcr. 

Lingo  Höhe  in  ra  Jjm).  u,  Mittl. 


km 

Urtpr. 

Ende 

111 

Gefalle 

rds.it»  (von  W nach  O) 

Innerste  

32,2 

601 

208 

386 

0° 

43 

Ocker 

10,3 

838 

210 

409 

1 

52 

Radau 

838 

246 

497 

o 

54 

Ecker  

885 

251 

600 

2 

<0 

Ilse 

10,4 

042 

264 

622 

8 

43 

Holzemme  .... 

11,1 

861 

237 

473 

3 

14 

Bode  (mit  d.  Kalten  B.) 

57,5 

868 

179 

403 

0 

42 

Seiko  ...... 

38,0 

608 

180 

312 

U 

29 

Wipper 

43.« 

459 

172 

269 

0 

23 

1 soite  (von  0 nach  W) 

Thyra 

546 

178 

306 

1* 

3 

Zarge 

20,6 

620 

217 

332 

1 

7 

Wieda 

15,» 

593 

245 

351 

1 

16 

Oder 

829 

236 

433 

1 

1 

Sieber 

23,1 

885 

243 

443 

1 

86 

SSse 

16,0 

745 

215 

373 

1 

48 

Dio  Abdachung  von  der  Brockengegend  nach  W und  0 kommt  auch 
in  den  Thalhöhen  deutlich  zum  Ausdruck;  ebenso  beachtenswert  ist  dor 
Gogcnxalz  des  Gefälles  auf  der  Nord-  und  Südseite.  Zum  Scblufs  noch 
ein  Wunsch:  die  Anfügung  von  2,  3 und  noch  mehr  Dezimalen  möge  bei 
derartigen  Arbeiten  künftighin  unterlassen  werden.  Es  wird  dadurch  nicht 
nur  die  Cberaichtlichhoit  gewinnen,  sondern  auch  der  Schein  einer  Exakt- 
heit vermieden  werden,  die  geradezu  unmöglich  ist.  £i«jx>n. 


505.  Reuss,  Karte  des  nordwestlichen  Harzes  in  1:40  000. 
Goslar,  Koch,  1886. 

In  dem  ansehnlichen  Format  von  50:77  cm  uud  iu  deutlicher  litho- 
graphischer Ausführung,  herrorgegangen  aus  der  renommierten  Anstalt  von 
Wagner  & Debes  in  Leipzig,  macht  das  am  östlichen  K&ud  genau  bis  an 
das  Brockenhaus  reichende  Blatt  zunächst  den  Eindruck  dos  Zuverlässigen. 
Und  wenn  wir  unter  dem  Titel  lesen,  daß  dasselbe  „unter  Benutzung  der 
Kevier-  und  Generalstabskarten  nach  eignen  Messungen  von  dom  Verfasser 
boarbeitet  wurde,  dor  städtischer  Oberförster  ist*,  so  haben  wir  keine  Ur- 
sache, an  dem  Vorhandensein  und  der  Kichtigkeit  mancher  ganz  neuer 
Wege  und  Wegebeneonungen,  sowie  andrer  Neuerungen  zu  zweifeln.  Dos 
sehr  vollständige  Wegenetz  und  die  Schrift  sind  schwarz  gehalten,  Flüsse 
und  Teiche  blau,  während  das  Terrain  durch  braune  Höhenkurven  in  20  m 
Vertikalobstund  ausgedrückt  ist,  dem  noch  Ttele  eingedruckte  Hühenxahleu 
beistehen.  Hätte  sich  der  Verfasser  dazu  entschließen  könuon,  diese  Höhen- 
kurven durch  eine  feine  Schummerung  zu  unterstützen,  wenn  auch  nur  an 
den  steilorn  Stellen,  so  würde  das  Gante  mehr  Körper  bekommen  haben 
und  dadurch  anschaulicher  geworden  sein.  Vielleicht,  dafs  er  sich  bei 
einer  gowif*  bald  nötig  werdenden  Neuauflage  noch  dazu  entschließt. 

Vogel. 

506.  Liebe  & Zimmermann,  Die  jungem  Eruptivgebilde 
im  Siidwesten  Ostthiiringens.  (Jabrb.  preufs.  Geolog. 
Landesanstnlt  f.  1885,  S.  178.) 

Qqpn  das  Ende  der  Kulraseit  vollzog  sieb  die  FaltOübilduug  Ostthü- 
ringen*;  von  der  Keuporzoit  ab,  stellenweise  aber  noch  früher,  begann  die 
Denudation*-  und  Thalbildungsperiode.  Jünger  als  das  altere  Kohlen- 
gebirgo  sind  die  meist  als  Gänge  vorkommenden  Granite,  I*araproplmc, 
Melapbyre  und  quarzführenden  Porphyre,  welche  den  südwestlichen  Teil 
Ostthüringens  im  Gegensatz  zu  dem  übrigen  auszeiehnen.  Supun. 

507.  Venediger,  Das  Unstrutthal  uud  seine  geschichtliche 
Bedoutung.  Halle  a.  S.  1886. 

Die  Bedeutung  des  Unstrutthaies  im  frühem  Mittelalter  erklärt  der 
Verfasser  durch  die  Lago  nn  der  Grenz«  d«  Slawenland«  (Saale)  und  die 
durch  den  wcstcutlirheu  Lauf  der  Unstrut  und  Helme  vermittelte  Verbin- 
dung mit  dem  sächsischen  Kcrnland.  Supart. 

508.  Kinkelin,  Zur  Geologie  der  untern  Wetterau  und  des 
untern  Mainthaies.  (Jahrb.  Nass.  Ver.  f.  Nat.  1886, 
Bd.  XXXIX,  S.  55.) 

Das  untere  Mainthol  und  die  untere  Wetterau  sind  die  nördliche  Fort- 
setzung der  oberrheinischen  Grabensenkung.  Die  sio  westlich  und  Östlich, 
am  Taunus  und  an  der  Huheu  Straße,  begrenzenden  Bruchlinieu  verlaufen 
nach  NNO.  Das  Scnkungafcld  wird  durch  Uuerbrüche,  die  über  äufserlich 
nur  durch  da*  Anstößen  ungleicher  geologischer  Horizonte  iu  der  Thal- 
ebene kenntlich  werden,  in  Schollen  geteilt,  die  ungleichförmig  zur  Tiefe 
sanken,  und  zwar  um  so  tiefer,  je  näher  sie  dorn  Kheintbal  liegen.  Vgl. 
dazu  Utt.-Ber.  Nr.  262  uud  263.  Supan. 

509.  Platz,  Geologische  Skizze  des  Grofshorzogtums  Ba- 
den. Mit  1 geolog.  Karte  iu  1:40000.  Karlsruhe, 
Biolofeld,  1886. 

An  dor  geologischen  Zusammensetzung  des  Landes  nahmen  teil  : Gneiß 
und  der  eng  damit  verbundene  eruptive  Granit,  Devon,  Karbon  und  Perm, 
die  Trio»,  der  Jura,  vom  Tertiär  Oligocün  uud  Miocäu  (Koriin  nur  ou 
einer  Stelle  nachgewiesen)  uud  endlich  das  Diluvium.  Bei  der  Besprechung 
aller  einzelnen  Bestandteil«  wird  auch  ihr«  Einflusses  auf  die  Oberflächen- 
gestaltung  gedacht,  ein  Umstand,  der  die  Schrift  besonders  für  geographi- 
sche Zweck«  wertvoll  macht.  In  der  Eutwickelungsgeschichte  dos  in  Rede 
stehendeu  Gebiet«  lassen  sich  nach  dor  Darstellung  von  Platz  raehreic 
Perioden  unterscheiden  : 1)  die  paläozoische  Pe»tland*j»eiiode  des  kristallini- 
schen Gebiete*,  Ablagerungen  nur  an  den  Rändern,  Eruptionen  von  Granit 
und  Porphyr.  2)  die  mesozoische  Meeresperiode,  in  welcher  aber  der  Ver- 
fasser doch  nicht  d&s  ganze  Grundgebirge  untergetaucht  sein  läßt.  Am 
Krfde  der  Buntsandsteinperiode  erste  Anlage  d«  Kheiuthales  und  Abtren- 
nung des  Odenwald«  vorn  Schwarzwald  durch  Senkung  d«  Zwischen- 
stückes. Allmähliche  Hebung  seit  Beginn  der  Jurazeit.  3)  Festlands periode 
in  der  Kreide-  und  altera  TeitiärzeiL  4)  Oligocinc  und  miocone  Süfs- 
und  MocrwaascrabUgcrangen  in  den  Randgebieten,  Eruptionen  ton  Basalten 
und  Fhonolithen,  besonders  an  zwei  Stellen:  im  Höhgau  und  iro  Kaiser- 
stuhl.  5)  Dislokationen  am  Schluß  der  Tertiärzeit:  Absiuken  einzelner 
Schollen  am  Aufsenrand,  und  zwar  um  so  tiefer,  je  größer  die  Entfernung 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  510—518. 


Toro  Schwarxwald  ist , wobei  aber  die  einfache  muldenförmige  Anordnung 
nicht  gestört  wird,  wahrend  am  Innenrande  (rheinische  Seite)  die  mesozoi- 
schen und  tertiären  Schichten  in  einzelnen  Stücken  ohne  Zusammenhang 
und  regelmäßige  Anordnung  au*  dem  Senkung»fcld  aufragen.  6)  Herstel- 
lung de*  jetzigen  Huf* netze*  in  der  Diluvialzeit. 

Die  Karto  ist  teila  nach  den  offiziellen,  teils  nach  eignen  Aufnahmen 
des  Verfassers  entworfen  nnd  wird  von  zahlreichen  Profilen  begleitet. 

Supan. 

510.  Gruber,  Moorkolonien  in  Bayern.  (Jnhresber.  Geogr.  ! 
Ge«.  München  1885,  Heft  X,  S.  8.) 

Geschichte  der  Moorkolonien  an  der  Donau  (letztes  Dezennium  des 
vorigen  und  Anfang  dieses  Jahrhundert»),  Rosenheim  (Anfang  unsres  Jahr- 
hundert») und  bei  Preising  (Kolonie  Hallbergmoos,  1S28).  Alle  diese  Kolo- 
nien zeigen  wenig  erfreuliche  Verhältnisse.  Supan. 

511.  Bayberger,  Der  Inudurchbruch  von  Schärding  bis 
Passau.  Tnaug.-Dis«.  Kempten  1886. 

Etwa  von  Gara,  wo  der  Inn  eine  östliche  Richtung  einschligt,  Hief*t 
er  entlang  einer  geologischen  Grcnilinie:  im  N naogeno  Konglomerate  mit 
streng  östlichem  Gefälle,  im  S die  glazialen  Ablagerungen  (Nagelfluh,  un- 
terer Glaxialschottcr , Moräne)  mit  nördlicher  Abdachung.  Das  engo,  in 
Granit  und  (inrifs  des  böhmischen  Massivs  eingeschnittene  Durchbruchsthal 
zwischen  Schärding  und  Passau  ist  ein  Erosiowprodukt  „intcrglozialcn** 
Alters  (nach  Penck  priigUxial).  Ehe  der  Durchbruch  vollendet  war,  stauten 
aich  die  Gewässer  oberhalb  demselben  seeartig  auf;  daraus  erklärt  der  Ver- 
fasser die  beträchtliche  Drcito  des  Thaies  und  dia  regelmäßige  Geradlinigkeit 
der  nördlichen  und  südlichen  Hochterraase  (letztere  nnr  von  Nebenflüssen 
durchschnitten).  Supan. 

512.  Ratzel,  über  die  Sclinee Verhältnisse  in  den  bayri- 
schen Kalkalpen.  (Jahresber.  Geogr.  Ges.  München 

1885,  Heft  X,  S.  24.) 

Dimc,  lirtichitiick  einer  grofwm,  nnreräffentlichten  Arbeit  behandelt 
zunächst  die  Obertticheuforraeu  de»  Schnee*,  die  Verschiedenheiten  deT 
Aufhäufung,  die  Rippelungen  durch  den  Wind,  da»  ungleichmäßige  Zu&am- 
mensinken  in  den  Tauperiixleu ; ferner  die  Schichtung  des  Schnees,  die  in 
erster  Linie  durch  da*  Tauen  erzeugt  wird,  während  aufeinanderfolgende 
und  durch  Tauperioden  getrennte  Schneefalle  und  Dichtigkeitsunterschiede 
nur  sekundär  wirksam  sind;  ferner  die  Dichtigkeit  des  Schnees  und  dio 
Methoden  der  Bestimmung  derselben;  endlich  dio  Wirkung  des  Sehne« 
auf  das  Schuttmaterial,  das  er  in  moriinenartiger  Weise  umlagert. 

Supan. 

513.  Loso  Blatter  aus  Abazia.  Wien,  Hölze),  1886. 

Reizende  Federzeichnungen  von  künstlerischem  Werte,  begleitet  von 
kurzen  Schilderungen,  die  allerdings  dem  Geographen  keine  Ausbeute  ge- 
währen, aber  all  poetische  Stimmungsbilder,  als  Ausdruck  reinster  Natur- 
freude und  edler  Gesinnung  des  hohen  Verfassers  (Erzherzog  Ludwig  Sal- 
vator) stets  ein  dankbares  Publikum  finden  werden.  Supan. 

514.  Jahrbuch  de»  Ungarischen  Karpathen- Vereins.  XHL 
Jahrgang,  Iglo,  1886. 

Die  Mehrzahl  der  Aufditze  (über  die  Hohe  Tatra,  das  Liptauer  und 
da»  Vihorlat- Gebirge,  „da*,  einer  Spalte  entquollen,  durch  unterirdisches 
Feuer  gehoben  wurde“  (!!],  und  die  Pojäna-Ruszka  und  dereu  Eisenwerke) 
dienen  vorwiegend  nur  touristischem  Interesse ; man  kann  sie  in  Kürze  als 
ausführliche  Räderker- Artikel  bezeichnen.  Staub  setzt  »eine  Untersuchun- 
gen über  dio  Zeitpunkte  der  Vegetation»- Entwickeluug  in  Obeningam  fort, 
Steiner  gibt  eine  Analyse  der  Mineralquellen  bei  Winjchensdorf  in  der 
Zips,  G reisiger  berichtet  über  da»  einstige  und  gegenwärtige  Vorkom- 
men deT  Himhfamilu*  in  der  Tatra,  und  Kolbenhcycr  gibt  eino  Zusam- 
menstellung der  von  ihm  im  Mongtdorfcr  Thal  gemachten  trigonometrischen 
Messungen  mit  kritischen  Bemerkungen  Über  die  kartographischen  Darstel- 
lungen der  Tiitruspitze  (2557  m hoch)  und  ihrer  UrogobuDg.  All«  Lob 
verdienen  die  artistischen  Beilagen.  Supan. 

515.  Gesell,  Geologische  Verhältnisse  des  Salzbergbau- 
GohieteB  von  Soovar.  (Jahrb.  Ung.  Geolog.  Anstalt 

1886,  Bd.  VIT,  S.  195,  mit  4 Tafeln.) 

An  der  Innenseite  de»  karpathischen  Waldgebirge*  zieht  sich  vou  der 
Marmaro*  bis  Eperies  eine,  den  Mcditerrmnschichten  angchörigo  Steinsalz-  i 
Zone,  welche  teil»  durch  charakterwtische  Gesteine,  teil»  durch  Salzquellen 
markiert  ist.  An  dem  nordwestlichen  Ende  liegt  dos  Solxwerk  von  Soövär  , 


115 

bei  Kperie«,  dessen  Salzbrunnen  schon  im  13.  Jahrhundert  erwähnt  wird, 
und  wo  der  Steinsalzbergbau  im  15.  Jahrhundert  von  deutschen  Bergleuten 
eröffnet  wurde.  Die  Grube  wurde  1752  ertränkt,  und  der  Steinsalzbergbau 
nun  aufgelatsen,  während  der  Sudbetrieb  noch  weiter  fortgesetzt  wurde. 
Der  Sulxatock,  welcher  von  einer  mächtigen  Tegelschicht  umhüllt  wird  und 
in  einer  Tiefe  von  113 — 132  m erreicht  wurde,  füllt  eino  Mulde  dea 
Karpatbensandsteius  au»,  au»  deren  Mitte  ein  mächtiger  Trachytstock  auf- 
steigt.  Dio  ca  200  tn  tiefen  Schichte  erreichten  nirgend»  da»  Liegende, 
und  es  ist  zu  erwarten,  dafs  io  größerer  Teufe  und  in  gröfserer  Entfernung 
von  dem  wahrscheinlich  jungem  tTachytischeo  Durchbruch  gröbere  Salz- 
korper  sich  erschlichen  lassen  werden.  Supan. 

516.  Egli,  Die  Schweiz.  Leipzig -Prag,  Froytag-Tempsky, 
1886.  (Das  Wissen  der  Gegonwart,  Bd.  53.) 

Rin  verläßlicher,  mit  guten  Abbildungen  versehener  Führer  für  all« 
Schweizer  Touri»ten,  welche  »ich  nicht  bloß  mit  dom  Radeckcr  begnügen, 
sondern  Land  und  Leute  in  ihren  Hauptzügen  kennen  lernen  wollen.  Wir 
werden  über  all«*  mögliche  unterrichtet,  sogar  über  da»  Militär,  dagegen 
bleiben  weniger  interessante  Dinge,  wio  Bau  de»  Gebirge«,  Entwickelungs- 
geschichte df*  Boden*  u.  dgl.  selbstverständlich  uuerürtert.  Supan. 

517.  Forel , Sur  l'inclinaison  des  couches  isothermes  daus 
los  eaux  profondes  du  lac  Ldman.  (Comptes  reudus 
Ao.  Sc.  1885,  8.  712.) 

618.  f La  tomperature  dos  eaux  profondes  du  lac 

Leman.  (Ebendas.  1886,  S.  47.) 

TnmperaturmoMnngcn,  welche  Ford  im  Juli  1885  bei  Chillon  und  bei 
Yvoire  ausflihrte,  gaben  ihm  das  Uberroachende  Resultat,  dafs  das  Wasser 
de»  See.»  in  30*  *60  m Tiefe  an  letzterm  Orte  ca  2°  kälter  war,  aU  bei 
gleicher  Tiefo  in  der  Nähe  der  Khoncmündung;  weitere  Messungen  bei 
Evitn  und  Morg«  sowie  in  der  Mitte  des  Se«  ergaben  mittlere  Tempera- 
turen , welche  keinen  Zweifel  darüber  liehen , daß  raun  es  hier  nicht  mit 
einer  lokalen  Erscheinung  (wie  »ie  etwa  durch  kalte  Quellen  veranlaßt 
»ein  könnte)  au  thun  hat,  sondern  dafs  in  der  That  die  isothermen  Schich- 
ten d«  See»  gegen  die  Horizontale  geneigt  sind,  sich  mit  zunehmender 
Entfernung  ton  der  Klion ernünd ung  heben.  Forel  erklärt  diese  höchst  iu- 
tereeennto  Erscheinung  in  folgender  Wein:  Do*  Wasser  der  Rhone  sinkt 
in  dem  de*  Ser*  abwärts  bis  in  die  Schicht,  welcho  mit  ihm  gleiches  spezi- 
fische* Gewicht  besitzt,  um  .»ich  hier  „cn  nippe  horizontale,  entre  deux  eatux“ 
auaxubreiten.  Nun  »ei  aber  das  Wasser  d«  Glct<clicr*trom« , woil  mit 
Detritus  beladen,  schwerer  als  gleich  warmes  klar«  Wasser  des  See»,  und 
daraus  erkläre  »ich  sein  Uerabsinken  bi*  in  größere  Tiefe,  als  ihm  allein 
»einer  Temperatur  nach  zukomraen  würde.  Forel  berechnet  die  Detritus- 
rnengo,  welche  dieselbe  Dichtigkeitsänderung  hervorbringen  soll,  wie  eine 
Abkühlung  um  2°,  auf  100  Gramm  pro  cbm.  Von  der  im  Atlantischen 
Ozean  beobachteten  Senkung  der  lnothermentläcken  gegen  die  Pule  unter- 
scheidet sich  die  hier  besprochene  Erscheinung  nach  Forel  dadurch,  dafs 
man  für  dm  Genfer  See  stabile  Gleichgewichtszustände  annehmen  mufft, 
was  für  den  Ozean  nicht  zulässig  ist.  Schließlich  webt  der  Verfasser 
darauf  hm,  dafs,  wenn  seine  Ausführungen  zutreffend  »eien,  man  in  der 
Temperaturmewung  ein  Mittel  habe,  xu  konstatieren,  ob  das  Wasser  in  der 
liefe  ein«  Sees  Detritus  als  Trübung  führe  oder  nicht. 

Nur  ein  Punkt  de»  jedenfalls  sehr  interessanten  Erklärungsversuche« 
scheint  näherer  Prüfung  zu  bedürfen,  ob  man  nämlich  wirklich  annehmen 
darf,  daß  eine  Flüs&igkeit  durch  mechanische  Trübung  spezi- 
fisch schwerer  werden  könne,  eine  Vorstellung,  diu  aich  mit  den  Be- 
griffen der  Hydrodynamik  zunächst  nicht  recht  in  Einklang  bringon  läßt; 
man  müßte  sonst  die  Teilchen  so  klein  annehmen,  daß  sie  Grüßen  von 
gleicher  Ordnung  mit  deu  Molekülen  de*  Wasser*  würden.  Salbst  wenn 
man  die  festen  Teilchen  noch  so  klein  annimmt  (nach  Forel  sollen  sie 
Wocheu,  ja  Monate  schweben  bleiben),  so  wäre  d«>ch  cr*t  experimentell  zu 
prüfen,  wie  weit  die  Analogie  zwischen  einer  solchen  getrübten  HUssigkeit 
und  einer  Salzlösung  geht. 

Wie  alle  frühem  Beobachtungen,  ergab  auch  eine  Reiho  durch  don 
Verfasser  mit  Hilfe  ein«  Tiefseethermometer*  von  Negretti  -Zambra  wäh- 
rend der  Jahre  1879—86  ausgeführter,  sehr  genauer  Messungen,  daß  auch 
io  den  größten  Tiefen  d«  Genfer  Sees  die  Temperatur  stet»  über  4° 
bleibt.  Diwelbe  sank  in  dem  kalten  Winter  1879/80  von  5,7  auf  4,6, 
um  dann  bis  1885  (5,6)  jährlich  ca  i),?°  zu  steigeu,  worauf  dor  strenge 
Winter  1885/8G  wieder  eine  Abkühlung  auf  5,3*  bringt. 

Ixtatere  ist  »tets  durch  Konvektionsströmungen  leicht  zu  erklären; 
dio  Erwarmung  könnte  direkt  bewirkt  werden  1)  durch  Leitung  von  seiten 
der  erwärmten  Luft;  2)  durch  Sonnenstrahlung;  3)  durch  Umwandlung 
dar  Wellen  in  Wurme,  drei  mechanische  Wirkungen,  welche  ganz  auf 


116 


Litteraturbericht  Nr.  519. 


die  überföchcn-ichichteo  beschränkt  sind;  auch  4)  das  von  Ford  (siehe 
Kr.  517)  vorausgesetzte  üntersinkcn  trüben  warmen  Rhonewassers  unter 
das  klare  kältere  Wasser  des  Sees  marht  sich  höchstens  bis  zu  70  in 
Tiefe  boracrklich;  5)  die  Wärmeabtrabe  des  Detritus;  6)  die  Wirkung  der 
innern  Krdwirme;  7)  die  durch  Atmung  der  Tiere  und  sonst  organische 
Vorgänge  frei  werdende  Warme  sind  ohne  Fehler  su  vernachlässigen , da 
sie  nur  äufseret  minimale  Beträge  erreichen. 

So  bleibt  nur  eino  indirekte  Ürsacho,  die  mechanische  Mi- 
schung der  verschiedenen  Wasserschichteu  durch  den 
Wind,  welche  ihre  Wirkung  in  beliebige  Tiefen  erstrecken  kann.  Als  Be- 
weis dienen  zwei  Temperaturreihen  vom  10.  Marx  und  10.  Mai  188G;  zwi- 
schen beide  Zeitpunkte  füllen  die  heftigen  Nordwinde  des  0.  und  io,  April 
und  des  2.  und  0*  Mai  (die  Oberflächenteraperuiur  hatte  vor  den  letztem, 
gegen  Kn  de  April,  14u  betragen). 


Ticfo 

0 ni 

20 

40 

80 

100 

UO 

180 

300 

16.  März  6.1 

6.9 

6,3 

6»s 

5,3 

— 

— 

5.» 

IO-  Mai 

8,9 

8.« 

7,7 

5,7 

6.» 

5,3 

5,3 

— 

Die  gleiche  Erklärung  findet  natürlich  auf  andre  Soen  Anwendung, 
Porel  will  sie  auch  auf  die  abgeschlossenen  Mittelmeero  übertragen  wiaseu. 

RohrkicÄ. 


519.  Voisin-Bey,  Die  Seehäfen  Frankreichs.  Deutsche  auto- 
risierte Ausgabe  nebst  Anmerkungen  von  G.  Franzius. 
Mit  12  Tafeln.  Leipzig,  Engelmann,  1886. 

Vorliegendes  Werk  ist  die  Übersetzung  eines  vom  französischen  Mini- 
sterium der  öffentlichen  Arbeiten  heraiugegebenon  Werkes,  «las  unter  dem 
Titel:  ,,/.£<  Travaux  Public*  de  la  France , Zorne  IV:  lt$  Port»  de 
JJerf  Paris  1883 44 1 in  zwei  Bänden  Hochfolio  erschienen  ist  und  seiner 
Kostspieligkeit  wegen  nicht  allzu  weite  Verbreitung  gefunden  haben  wird. 

Dor  Übersetzer  verzichtet  auf  Wiedorgabe  der  den  ganzen  zweiten  Band  des 
Originals  füllenden  photographischen  Ansichten  französischer  Häfen,  zum 
Ersatz  dafür  ist  die  Zahl  der  Hafenpläne  nach  andern  (auch  offiziellen  fran- 
zösischen) Publikationen  vermehrt.  Ferner  hat  der  Übersetzer  in  oinor  Anzahl 
Anmerkungen  Nachträge  zu  dein  Original  geliefert  oder  abweichende  Ansichten 
entwickelt.  Dem  Berichterstatter  fohlt  cs  an  Sachkenntnis,  um  die  tech- 
nischen Dctuiß  des  Werkes  beurteilen  zu  können,  dagegen  findet  derselbe, 
dafs  es  doch  eine  große  Zahl  von  höchst  interessanten  Beobachtungen  über 
die  Vorgänge  an  den  Küsten  enthält,  soweit  sie  von  der  Einwirkung  der 
Wellen  und  der  Moercsströmo  abhängig  sind,  wenn  es  auch  in  dieser  Be- 
ziehung gegenüber  dem  bekannten  großartigen  Buche  G.  Hage  na  oder  der 
Monographie  Kellers  über  die  Sandkästen  nicht  allzuviel  Neues  bietet. 

Der  Stoff  wird  in  zwei  Abschnitten  behandelt,  einem  historischen  und  | 
einem  tcchnUchcn.  Der  erster«  gibt  einen  kurzen  geschichtlichen  überblick 
über  die  maritime  Machtstellung  Frankreichs  und  seiner  Häfen  vom  Alter- 
tum an  bis  in  urmo  Tage,  danebon  auch  dio  Beziehungen  zu  andern  see- 
fahrenden Völkern  beachteud.  Soweit  ich  nuchkomme,  finde  ich  in  dieser 
Übersicht  nichts  geradezu  Unvorüßlich« , wenn  auch  manches  Fragliche. 
Der  Hauptwert  de«  Buchte  liegt  irn  zweiten  Abschnitt,  „H&fenbauten".  Auch 
hier  wird  mit  einigen  geschichtlichen  Bemerkungen  begonnen,  welche  sich 
auf  den  Hafenbau  im  Altertum  beziehen  und  von  zahlreichen  Siluations- 
plänon  untorsttitxt  dio  maritimen  Bauwerke  in  Sidon,  Tyrus,  Cartbugo,  Pi- 
räus, Alexandria,  Ostia,  (.'entum  Cellae  (Civita  Vecchio)  und  Antiura  schil- 
dern. Hier  sind  besonders  ausführlich  die  bekannten  und  noch  heute  wirk- 
samen Preschen  behandelt , welche  die  Tihermündung  alz  ungeeignet  zur 
Anlage  künstlicher  Häfen  erscheinen  liefsen  und  zu  den  Enatzbsuten  in 
Antium  und  Ücntutu  Üellac  führten.  Alsdann  folgen  technische  Erörterungen 
über  die  Erfordernis»  der  Beeden  und  Häfen,  das  bei  Hafenbauten  ver- 
wendbare Material,  die  Ausführung  von  Molen,  Dämmen  und  andern  Schutz- 
Vorrichtungen.  Aus  der  Fülle  des  hier  gebotenen  Stoffes  scheint  folgendes 
von  allgemeiner  geographischem  Intcrcaso  zu  sein. 

Zunächst  die  Definition : der  Begriff  „Hafen*'  erscheint  in  zweierlei  Bedeu- 
tung, einer  weitem  und  einer  engem.  Die  weitere  Bedeutung  versteht  darunter 
„eine“  (mehr  oder  weniger  abgeschlossene,  setzen  wir  hinzu)  Fläche,  welche 
dos  Meer:  im  Ozean  bei  jeder  Flut,  im  Mittelmcer  jederzeit  ausfüllt,  wo 
die  Schiffo  geschützt  vor  Sturm  erbaut  und  ausgebewsert , beladen  und  ge- 
lascht werden  können“.  In  der  engern  Bedeutung  tritt  das  Wort  „Hafen“ 
in  Gegensatz  zur  „Heede“.  Der  „Hafen“  begreift  alsdann  nur  diejenigen 
. durch  Kunstbauten  alter  Art  besondere  adaptierten  Töilo  des  ganzen  Hafens, 
in  welchen  die  Schiffe  tatsächlich  in  der  Zeit,  wo  sic  gebaut,  uusgebessert, 
beladen  oder  gelöscht  werden,  sich  befinden,  also  in  den  an  den  ozeanischen 
Küsten  meist  durch  Schleusen  abgeschlossenen  Hafenbauin*.  Die  Keede 
dagegen  ist  jedor  vor  diesem  nafen  gelegener  Teil  des  Meeres,  auf  wel- 
chem die  Schiffe  den  günstigen  Moment  zur  Einfahrt  erwarten  oder  sich  in 
Sicherheit  zur  Ausfahrt  vorbcTcitcn  können,  wie  ja  das  deutsche  Wort 


„Heede"  mit  „bereit*  denselben  Stamm  hat.  Es  gibt  viele  „Häfen", 
welche  nur  „Reeden"  sind,  die  also  der  Kunstbauten  zum  Festlegen  der 
Schiffe  während  des  Löschens  und  Laden*  entbehren;  dagegen  gibt  ca  kaum 
einen  Hafen  ebne  Heede,  und  wo  keino  natürliche  Einbuchtung  der  Küste 
eine  solche  herstellt,  kann  sie  durch  geeignet  angelegte  Molen,  also  künst- 
lich, geschaffen  werden.  Bei  Flüssen  nennt  man  den  von  künstlichen  Hafen- 
bauteu  frei  gelassenen  Teil  die  „Heede*  (zl  B.  in  Hamburg  die  südliche 
Hälfte  der  Nonler-Klbe,  während  die  andre  Hälfte  durch  Pfähle  zum  Fest- 
machen der  Schiffe,  sogenannte  Duc  d’Albcn,  die  in  mehreren  Reihen  parallel 
dem  lifer  angebracht  sind,  den  „Hafen“  bildet,  überdies  Air  Dampfer  noch 
besondere  Hafenbassins  auagegraben  sind).  Die  Kccdcn  werden  in  „offne“ 
und  „geschützte“,  eingcteilt,  eretcre  meist  gegen  den  Seegang  durch  lang- 
gestreckte Bänke  oder  Riffe  genügend  geschützt,  während  die  andern  in 
Einbuchtungen  des  Landes  liegen.  — Kino  besondere  morphologische  Klassi- 
fikation der  Hafen,  wie  sie  der  Berichterstatter  versuchte,  wird  nicht  gegeben, 
nur  auf  den  Gegensatz  zwischen  gebirgigen,  stark  gegliederten  (oder  wört- 
lieber  „dislozierten“,  dUloquits)  hafenreichen  Küsten  und  hafenannen  Flach- 
und  Sandkästen  hingewiejcti,  endlich  ebenso  kurz  dargolegt,  dafs  Flußmün- 
dungen zur  Anlage  von  Hiifcn  günstig  seien.  Dagegen  ist  eine  hieran  ge- 
knüpfte Bemerkung  nicht  als  allgemein  gültig  anznerkennen : „Häfen  an 
Plufsmündungen  fehlen  dagegen  an  Binnenmeeren  allgemein,  namentlich  im 
Mittelmeer,  dort  fehlt  z.  B.  ein  Hafen  an  der  Mündung  der  Rhone.  Der 
große  Unterschied,  wolcheT  bei  der  Anlegung  eines  Hafens  an  Flufsraün- 
dungeu  zwischen  den  Fiüsseu  des  Ozeans  und  denen  des  Mittelmceres  be- 
steht, liegt  darin,  daß  dio  Flußmündungen  im  Ozean  Buchteu  bilden  (Yoisin 
font  (fol/e),  im  Mittelraeer  dagegen  Vorsprünge  (font  saillie).  Dies 
kommt  daher,  weil  an  don  Flußmündungen  des  Ozeans  die  bei  Ebbe  durch 
das  Oberwasser  (tes  eaux  du  puys)  unterstützten  wechselnden  Tidcstriv- 
mungen  hinreichen,  um  immer  eino  gewisse  Wassertiefe  auf  den  vor  den 
Mündungen  liegenden  Barren  zu  erhalten,  wahrend  im  Mittelmeer  dio 
•Strömung  des  Fiumes  allein  nicht  hinreicht,  um  die  einerseits  vom  Ober- 
wasser zugeführten,  anderseits  vom  Meere  zuriiekgeworfeoen  frtjeJec*)  Sink- 
stoffe fortzufiihren,  so  dafs  sich  Ablagerungen  bilden,  die  unaufhörlich  wachsen 
und  dieDeltAS  erzeugen."  Hier  ist  die  (trotz der  paar  Ausnahmen  Sulina, 
Damiettc,  Rosette)  im  romanischen  Mittclmeer  allgemein  gültige  Kegel,  daß 
die  Hafeuorte  dio  Flußmündungen  meiden,  unnötig  mit  dem  Problem  dor 
Deltabildung  vermengt,  uueh  die  Regel  selbst  zu  allgemein  gefaßt,  denn  in 
jedem  Mittel-  oder  Binnenmeer  gibt  es  doch  einige  Flußhäfen,  die  Flüsse 
müssen  nur  groß  genug  sein. 

Die  Kunsthäfen  worden  in  zwei  Klassen  geteilt:  1)  solche,  die  durch 
Wellenbrecher  geschützt  oder  geschulten  werden  und  2)  in  solche,  deren 
Einfahrtskonal  durch  zwei  (parallele  oder  nur  schwach  konvergierend«)  Lcit- 
dlrarae  gebildet  wird.  Hier  findet  Yoitin  Gelegenheit  das  Verhalten  der 
„waodomden  Geschiebe“  an  den  Küsten  im  allgemeinen  und  in  der  NHhe 
von  vorgeschobenen  Molen  im  Ixunndcrn  systematisch  zu  untersuchen;  die 
Kteultato  sind  mit  deneD  bei  Keller  identisch,  nur  die  Zahl  der  Beispiele 
eine  sehr  viel  beträchtlichere.  Bei  diesem  Phänomen  kommt  es  nicht  so- 
wohl auf  die  Richtung  der  vorherrschenden  Winde  an,  welche  den  „Küsten- 
strom“  erzeugen,  als  besonders  uuf  die  Richtung  der  stürmischen  oder  über- 
haupt stärksten  Winde,  welchen  dio  Küste  aufgesetzt  ist.  Auch  hier  findet 
das  von  ! lagen  ausführlich  geschilderte  Schicksal  des  Hafens  von  Cette  be- 
sondere Beachtung.  So  langn  nur  dio  xwei  vom  Lande  ausgehenden  einen 
Vorhafen  mit  breiter  Einfahrt  abgrenzenden  Molen  vorhandeu  waren , sah 
man  die  von  Osten  her  an  der  Küste  entlang  sich  schiebenden  Wandersande 
nur  in  der  Osthai fte  des  Vorhafens  sich  uhlagcrn  und  hatte  nur  jährlich 
etwa  45000  cbm  hinwegzubaggern,  um  die  Einfahrt  gehörig  tief  zu  halten. 
Dos  geschah  regelmäßig  irn  vorigen  Jahrhundert  bis  zur  Revolution.  Als- 
dann unterblieb  dos  Baggern,  der  liafcu  versandete  an  dor  Einfahrt  zu- 
sehends, die  während  der  Kaiser/eit  voTgenommeuen  Ausbaggerungen  waren 
unzureichend,  so  daß  1814  die  Einfuhrt  nur  eine  größte  Tiefe  von  6,4  m 
hatte,  statt  8—9  m wie  100  Jahr«  vorher.  Da  die  Einfahrt  nach  Südosten, 
der  Richtung  der  Stürme,  völlig  offen  lag,  verlängerte  man  die  Ostmole  und 
baute  parallel  der  Küste  in  See  einen  frei  liegenden  lange«  Wellenbrecher. 
Das  batte  aber  nur  zur  Folge,  daß  in  dem  nun  ruhiger  gemachten  Wasser 
dio  Ablagerungen  um  so  schneller  fortschritten , und  gegenwärtig  lediglich 
durch  mühsames  Baggern  die  Kinfahrteu  Uber  7 m nusgetieft  worden  können, 
während  ihre  TSefo  am  Ende  jedes  Winters  kaum  6,9  — 6,3  m beträgt  und 
ein  einziger  Sturm  sie  um  1 m zu  verringern  im  stände  ist.  Die  Küsten- 
slrömung  bei  Cette  ist  noch  eine  westliche,  gleichzeitig  erzeugnn  aber  die 
Südosßtümie  an  der  Küste  von  Roussillon,  welche  von  S nach  N verläuft 
einen  nördlichen  und  nordöstlichen  Strom,  der  unfern  der  Mündung  des 
Hfrault-Fluaste  mit  dem  andern  Strom  Zusammentreffen  muß.  Was  dann  ge- 
schieht, und  ob  der  K fisten  roreprung  von  Agde  hiermit  zusammenhängt  odor 
nicht,  hat  Voisin  leider  nicht  angedeutet. 

Eine  intcrennnte  Kategorie  von  Häfen  der  zweiten  Art  bilden  diejenigen. 


Litteratorbericht  Nr.  520 — 530. 


117 


deren  Einfahrt  durch  landeinwärts  gtltgeot  natürliche  Wasserhosen*  rein- 
gespült wird,  indeiu  die  Flut  das  Berken  füllt,  der  Ebbestrom  es  entleert 
und  dabei  zwischen  den  Lcitdiiinrorn  gröbere  Wasaertiefen  herstellt  und 
konserviert.  Auch  im  Miltelmeergebiet  fehlt  es  nicht  an  einem  Beispiel: 
der  Hafen  von  Malamocco,  an  einer  der  Öffnungen,  welche  die  Nehrung 
vor  den  Lagunen  Venedigs  durchbrechen.  Schon  in  der  Glanzperiode  Ve- 
nedigs ging  düs  Bestreiken  dahin,  eine  Verminderung  der  Flache  und  Tiefe 
dieser  Lagune,  welcher  Voisin  52000 ba  Areal  gibt,  zu  hindern,  indem 
alle  einktrömenden  Flüsse  aufgefangen  und  seitlich  dem  Adriatischen  Meere 
zugofuhrt  wurden.  Trotzdem  ist  eine  Verdachung  der  Lagune  nicht  aus- 
gebliebeo,  so  dafs  sich  eine  Art  Watt  an  der  Landseite  derselben  gebildet 
bat,  das  bei  Niedrigwasser  trocken  fallt,  und  dem  man  den  Namen  der 
N toten  Lagune",  ira  Gegensatz.  zur  „lebendigen  Lagune",  der  stets  unter 
Wasser  bleibenden  Fliehe,  gegeben  hat.  Nach  der  im  Jahre  1870  been- 
deten Anlage  zweier  Leitdämme  bei  Malamocco  hat  sich  nun  nicht  nur  die 
Kraft  der  Gezeitenströme  verstärkt  (der  Ebbestrom  hat  bei  SpriDg-Ge-zeit 
1,7  m,  hei  Tauber-Gexeit  0,5 — 0,6  m pro  Sek.),  sondern  die  Tiefen  de*  durch 
diesen  Kanal  von  Malamocco  entwässerten  Teils  der  Lagune,  der  ein  Areal 
Ton  15000ha  hat,  sind  seitdem  stetig  gewachsen,  so  dafs  auch  benach- 
barte Lagunenstücke  durch  die  foitach reitende  Bodenerosion  diesem  Thor 
zur  Entwässerung  zufallen,  ln  der  Fahrrinne  selbst  sind  statt  5 m,  nun- 
mehr 9 m Wassorticfo.  l)a  indes  auch  an  dieser  Küste  die  Wanderwndc, 
die  von  Norden  herkoniraen,  nicht  fehlen,  so  wird  sich,  wie  schon  der  gegen- 
wärtige Poilungsplon  zeigt,  diese  günstige  Tiefe  durch  Ablagerung  der  um 
die  Nordraole  herurowandernden  Geschiebe  schwerlich  auf  die  Dauer  halten. 
Doch  ist  in  abaohbarcr  Zeit  eine  Verlängerung  der  Dämme  nicht  notwendig. 
Was  Voisin  über  die  Einwirkung  der  Wellen  auf  die  liafeniUmme  sagt, 
ist  gegenüber  den  Untersuchungen  von  Thomas  Stevenson  nicht  exakt  genug. 
Zura  Schlüsse  folgen  statistische  Tabellen  über  den  Hafenverkehr  und  oino 
kurze  Erläuterung  der  zahlreichen  nafenplnnc. 

Das  Buch  ist  klar  und  auch  dem  Nichttechniker  überall  verständlich 
geschrieben  und  ebenso  übersetzt ; nur  einige  „berechtigte  Eigentümlichkeiten" 
des  Franzosen  hatte  der  Deutsche  vielleicht  vermeiden  können.  Bo  die  Be- 
zeichnung des  Pariser  Friedens  von  1814  als  einen  „uureligen  Vertrag  (um 
Convention  (ifratfrcutcj*,  oder  die  Behauptung,  dafs  Karatschi  „am  Indus" 
liegt.  A'rüMittW. 

520.  Vemon-Harcourt,  The  River  Soine.  (Miuutoe  of  Proc. 
Inst,  Civil  Engineers.  London  1886,  Bd.  LXXXlV, 
2.  Teil.  Mit  4 Tafeln.  Sep.-Abdr.) 

Vom  Seine-Becken  bestehen  3,\  aus  durchlässigen,  ca  Va  au*  undurch- 
lässigen flachen  und  tyg  au*  undurchlässigen  geneigten  Schichten.  Nur 
die  letztem  haben  einen  bedeutenden  Htnflufs  auf  die  Abflufsmemren,  und 
nur  das  obere  Yonne-Becken  und  dio  obere  Marne  tragen  einen  Torrenten- 
charakter.  Der  Abfluß -Koeffizient  (d.  h.  die  abfliefsende  Wasrermcngc, 
dividiert  durch  die  Kcgcnmengc  des  ganzen  Beckens)  beträgt  für  Paris  im 
Winter  0»4J,  im  Sommer  0,17;  obwohl  im  Sommer  die  Jtegenmcnge  eine 
gröbere  ist,  fuhrt  doch  die  Seine  infolge  der  größere  Verdunstung  und 
der  Trockenheit  des  Bodens  fast  um  dio  Hilft«  weniger  Wasser  ab  als  im 
Winter.  Der  Abflofs-Koeffizienl  ist  also  fUr  einen  und  denselben  Boden 
wechselnd,  und  ebenso  wechselt  er  unter  sonst  gleichen  Bedingungen  mit 
den  Bodenarten  (t.  B.  Granit  von  Morvan  0,44  im  Sommor,  0,9*  im  Win- 
ter, 0,7&  im  Jahresmittel ; Tertiärschichten  des  Kurebeckens  im  Mittel  (M4, 
Sande  von  Fontaincblreu  nahezu  0).'  Auf  den  Wasserstand  in  Paris  halten 
daher  die  obere  Yonne  und  Marne  den  gröfaten  Eiullufs.  Hochfluten  sind 
aber  in  Paris  selten,  weil  sie  meist  nur  durch  ein  ZuKunmonwirkcn  mehre- 
rer Ursachen  entstehen;  in  dem  Zeitraum  1732 — 1883  stieg  (nach  Lerooioo) 
das  Wasjcr  nur  31  mal  5 — 6 m,  1 3 mul  G — 7 in  und  nur  2mal  über  7 m 
über  den  Nullpunkt  des  Pegels  von  Tou melle.  Der  Schiffahrt  hinder- 

lich sind  die  groben  und  wechselnden  Serpentinen  (die  Länge  des  Flufs- 
laufes  ist  zwischen  Montereau  und  Paris  l,4mal,  zwischen  Paris  und  Boucn 
2,lmal  und  zwischen  Kauen  und  der  Mündung  l,?raal  gTöfser,  als  die  di- 
rekten Distanzen  d«T  genannten  Orte),  das  geringe  Gefälle  (Montereau  — 
Paris  229,  Paris— St.  Aubin  106  mm  pro  km),  und  das  unregelmäßig« 
Bett.  Im  untern  Seineltecken  begannen  die  systematischen  Flußk«»rrektio- 
nen  1804.  1838  — 66  wurden  zwischen  Paris  und  St.  Aubtn  7 Wehr- 

dämme und  Schleusen  errichtet,  zu  denen  später  noch  ein  paar  hinzu- 
gefügt wurden,  und  wodurch  Schiffen  von  250  — 500  Tons,  bei  Hoch- 
wasser auch  solchen  von  800  Tons,  der  Zugang  erüffnot  wurde,  und  der 
Handel  eine  beträchtliche  Steigerung  erfuhr.  Nach  Vollendung  aller  Wasser- 
werke wird  die  untere  Seine  für  Schiffe  too  1000  Tons  befahrbar  »ein. 
Dagegen  hat  der  Plan,  einen  Schiffahrtskanal  mit  Flutbewegung  bis  Poissy 
zu  leiten,  wenig  Aussicht  auf  Realisierung.  Im  obem  Seinebcckcn  begann 
die  Anlage  der  Wohrdimme  1860- 

Petermanns  Geogr.  Mitteilungen.  1886,  LitL-Bericht 


Im  Äxtuarium  ist  die  Strecke  ltoucn  — La  Mailleraye  von  genügender 
Tiefe;  dann  aber  beginnt  die  »eichte  Flufwtrecke  mit  wechselndem  Laufe. 
Bei  Azirr  und  Villcquior  betrag  die  Tiefe  zur  Flutxcit  nur  3 m , so  dafs 
nur  Schiffe  von  100 — 200  Tons  passieren  konnten,  und  man  wenigstens 
4 Tago  braucht,  um  ron  Havre  nach  Koucn  zu  gelangen.  1848  begann 
der  Bau  der  groben,  aus  Kollkalksteinen  errichteten  Walle  von  38  km 
Länge  am  linken  und  49  km  Länge  am  rechten  Ufer,  welche  den  Schiff- 
fahrtsknnal  zwischen  La  Mailleraye  und  Berville  cintchliofsen.  Das  Fluß- 
bett bat  »ich  beträchtlich  vertieft,  Schiffe  von  2000  Tons  können  den  Strom 
befahren;  Heuen  bat  als  Hafenplatz  einen  mächtigen  Aufschwung  genom- 
men, und  ca  10  000  ha  l’ferlaud  wurden  gewonnen.  Die  Verlängerung 
der  Wille  flußabwärts  ist  noch  eine  grobe  ZukuofUarbeil ; Lavoinnes  Pro- 
jekt ist  in  dieser  Beziehung  das  wichtigste.  Supan. 

521.  Choffat,  Excursion  a la  cbaine  de  l’Euthe.  (Bull. 
Soc.  geol.  de  France  1885,  Bd.  XIII,  S.  683.) 

522.  Girardot,  Excursion  a Chatelneuf.  (Ebendas.  S.  688.) 

523.  Bertrand,  Excursion  ontro  Morez  et  Saint-Claude. 
(Ebendas.  S.  785.) 

524.  Bourgeat,  Excursion  au  Pontet  et  ii  Montepile. 
(Ebendas.  S.  808.) 

Aus  der  großen  Anzahl  von  Berichten  über  die  Exkursionen , welche 
im  Sommer  1886  im  französischen  Jura  unternommen  wurden  und  vorwie- 
gend stratigraphischen  l'ntersuchungen  und  der  Peststellung  der  Facies- 
greozen  gewidmet  waren,  heben  wir  nur  die  oben  angeführten  hervor, 
welche  durch  gute  Profile  auch  wichtigere  tektonische  Verhältnis««  illustrie- 
ren. Choffat  gibt  eine  Reihe  intcremntcr  Profile  aus  dem  Plattenjura 
(Dep.  Jura),  welche  mächtige  Verwerfungen  zum  Teil  in  Verbindung  mit 
vertikaler  Schichtenstellung  einzelner  Schollen  zeigen.  Das  Profil  von 
Girardot  ist  einer  Gegend  entnommen,  wo  der  Faltenjura  in  die  wenig  ge- 
neigte Lagerung  des  Plattenjura  übergeht.  Nr.  523  und  524  beschäftigen 
sich  mit  einigen  besonders  abnormen  Faltungserscheinungen.  Supa*. 

525.  Martei,  Le  Causse  uoir  et  Montpellier -le- Vieux. 
(Extr.  Annuaire  du  Club  Alp.  frans-  Bd.  XI,  1885. 
Mit  1 Karte  in  1:10  000.) 

526.  — , l’roraenade  et  recherches  dans  les  Cevennes. 

(Extr.  Club  alp.  fran;.,  section  de  la  Lozere,  1885.) 

527.  , La  rdgion  des  Causses.  (Soc.  de  Topogr.  1886.) 

528.  , Sur  les  massos  pittoresques  de  rochers  dont 

rensemble  a re^u  lo  nora  de  Montpellier  - le -Vioux. 
(Compt.  rend.  Acad.  de  Sc.  26.  Juli  1886.) 

529.  et  de  Launay,  L’homme  palüolithique  et  la 

poterie  paldolitliiquo.  (Extr.  Bull.  Soc.  d’Anthropol. 
1885.) 

Die  io  ihren  LogerungsrerhältoiweD  wenig  gestörten  Kalkplatean»  der 
obem  Tungebiete«,  dio  «(»genannten  C.uuee,  eind  roieh  an  pittoresken 
Schönheiten,  welche  insgesamt  ein  Werk  der  Erosion  eind  (»gl.  Litt.- Der. 
1885,  Nr.  27).  Die«  eilt  nsmentlieh  »nn  dem  mittlere,  dem  Cuuase  noir, 
«wischen  den  Schlachten  der  Jonte  nnd  Dourhie.  Im  Thal  der  Ictitern 
hat  die  Brosion  den  Hateauabfall  in  tahllose  Einsclmawn  aufgel<»»t,  welche 
Hainen  reenachlieher  Bauwerke  auffallend  gleichen  und  daher  den  Namen 
de»  alten  Montpellier  erhalten  haben.  Besonders  Iwachtenawert  sind  die 
Karte  und  die  Abbildungen  in  Nr.  525.  Nr.  520  enthält  auch  eine  Schilde- 
rung der  basaltischen  Montagnee  d’Aubrac.  In  der  Nabriga«- Höhle,  cben- 
falta  im  Dep.  Loxere,  fanden  Märtel  und  de  I-flunay  1884  in  ursprüng- 
licher, ron  Tropfsleingebilden  geichiilxteo  Lagerung  menschliche  Knochen 
und  Artefakte  (Scherben)  im  Verein  mit  Resten  Tom  Höhlenbären. 

Supan. 

530.  Velain , Sur  la  presenco  (Tune  rangee  de  blocs  erra- 
tiqueg  echoues  aur  la  cöte  do  Normandie.  (Compt. 
rond.  Ac.  Sc.  1886,  I,  S.  1586.) 

Der  Verfasser  hat  an  der  Ostkürte  de«  Grand -Camp  nördlich  von 
Carentau  auf  einer  nur  bei  tiefster  Ebbe  entblöfrten  Terrasse  de»  Strande* 
einige  ««ranzig  Blöcke  tun  1 — 2,4  m Durchmesser  gefunden,  welche,  au» 
Granit  rerschiedener  Varietäten,  Amphibolit  und  einer  roten  Arkoae  (1  Block) 
bestehend,  offenbar  erratischen  Uraprunga  sind  (die  Klippen  der  Kiiaten 

t 

/■ 


118 


Litteraturbericht  Nr.  531 — 538. 


bestehen  aus  jurassischen  Kalken).  Es  ist  Banois  gelangen,  die  fraglichen 
Gesteine  mit  solchen  zu  identifizieren,  welche  in  der  Betmgne  and  beson- 
der*  im  Cotentin  anstehend  Vorkommen,  während  Gcikic  drei  derselben 
übereinstimmend  mit  Blöcken  des  Geschiebelehroa  von  SeUy-BtU  an  der 
gegenüberliegenden  englischen  Küvto  fand.  Verfasser  nimmt  auf  Grund 
dieeer  Beobachtungen  an,  dafs  in  der  Glazialzeit  das  Gebiet  des  Cotentin 
bei  größerer  Erhebung  über  den  Meeresspiegel  ein  Ausstnzhlungsgebict  für 
Gletscher  gewesen  »ei,  zerschnitten  durch  Fjorde,  welche  nach  erfolgter 
Senkung  des  Landes  mit  Sedimenten  ausgefüllt  wurden.  /frArWA. 

531.  Kano,  Los  populations  Bretonnes.  Paris,  Pion, 
Nourrit  & Co.,  1886. 

Nachdem  der  Verfasser  flüchtig  die  geographischen  Gegensätze  von 
Küste  und  Binnenland,  Plateau  und  Thal  berührt  hat,  schildert  er  ein- 
gehend  die  verschiedene!!  Be volkerungskl aasen  der  Bretogue,  aber  leider 


ohne  auf  die  lokalen  Besonderheiten  cinzugehcn,  so  dafs  seine  Bilder  des 
bretoniseben  Kleinbürgers,  Bauer».  Fabrikarbeiters,  Priesters  so  ziemlich 
auf  dir.se  Volkstypen  in  ganz  Frankreich  und  zum  Teil  auch  bei  uns  passen. 
Auch  die  Kapitel,  welche  die  Fortachritte  der  geistigen  Bildung  und  de» 
materiellen  Wohlstände«  behandeln,  erregen  mehr  das  Interesse  des  Staats- 
mannes, als  das  des  Geographen.  Supan. 

532.  Booth,  Occupations  of  tbe  People  of  the  United 
Kingdom  1 BO  1 — 1881.  (Journ.  Statist.  Soc.  1886, 
Bd.  XLIX,  S.  314.) 

Au»  der  umfangreichen  Arbeit  entnehmen  wir  nachfolgende  Tabelle 
über,  die  Bcrufsstatidtik  der  britischen  Inseln  »eit  1841.  in  welchem  Jahre 
sie  zum  ervtcnmal  systematisch  durrhgrfuhrt  wurde.  Die  Zahlen  sind  Pro- 
zente der  selbständigen,  d.  h.  »ich  selbst  erhalteudeu  Bevölkerung. 


E 

n g 1 a n 

d u u d 

Wale. 

Schott!* 

n d 

I r ) * n 

d 

1841 

1831 

1861 

1871 

1881 

1841 

1851 

1861 

1871 

1881 

1841 

1851 

1861 

1871 

1881 

Ackerbau  . . . . 

19,4 

20,9 

18,o 

14.2 

11.» 

23,4 

22,7 

20,1 

17,2 

14,2 

50,9 

46.4 

42,9 

40.7 

4M 

Fischfang  . . . . 

0,2 

0,3 

0.» 

0,2 

0,3 

i,a 

1.» 

1,7 

1.8 

1.» 

0,2 

0.4 

0,3 

0,4 

0,5 

Bergbau 

3 ,2 

4.0 

4,& 

4,5 

4,8 

2,4 

4,0 

4,5 

5,1 

5,0 

0,2 

0,4 

0.4 

0,3 

0.4 

B»u«r«vtn  . . . . 

5.4 

3,3 

5,8 

6,3 

6,8 

5,4 

5,2 

5.9 

6.3 

6,7 

2,0 

2,0 

2,4 

2,2 

2.4 

Industrie  . . . . 

27,1 

32,7 

33,0 

31.« 

30,7 

31.« 

36.S 

35,0 

34.7 

33,8 

27, J 

22,8 

20,7 

19, S 

16,1) 

Verkehr  

2,2 

4.1 

4,* 

4,p 

5.« 

2,3 

3,0 

4,1 

4,9 

5,2 

0,» 

1,4 

1.8 

2.1 

2,2 

Handel 

0,1 

7,1 

7,8 

7,8 

4,4 

5,8 

6,5 

7,1 

7,3 

2,0 

3,4 

4,1 

4,0 

4,h 

In  produkt.  Dienst  . 

5,4 

4,5 

4,0 

6,0 

G,7 

4,3 

3,8 

3,9 

4.» 

6,2 

1,2 

2.3 

7,3 

7.3 

6,7 

Unproduktiv  . . . 

31. 7 

21,0 

22,8 

24.» 

25,8 

25,0 

17,1 

18,3 

18.9 

19,5 

15,1 

18,7 

19.9 

22,7 

25,9 

Summe  der  selbstiiuö. 
Bevölkerung  . . 

UM) 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

Sttpd». 


533.  Hicks , Evidonco  of  Man  and  pleistoceue  Animais  in 
North  Wale»  prior  to  glucial  Deposits.  (Naturo  1886, 
Bd.  XXXIV,  S.  216.) 

Der  Fund  von  Uvanen-,  Kentior-  und  Hhinozerois-Arten  im  Verein  mit 
einem  künstlich  bearbeiteten  Feuerstein  in  der  Hohle  von  Treraeischion, 
welche  durch  Wasser  umgelagert  und  dann  von  marinen  Sanden  und  dem 
darauf  folgenden  obern  Geschiebelehm  bedeckt  wurden,  zeigt  dio  Anwesen- 
heit de«  Menschen  und  plcUtocäncr  Tiere  in  einem  Teil  von  Nordwales 
vor  der  grölten  mittelglazialen  Senkung.  5i*pan. 

534.  Bartholomew,  Tourist'»  Map  of  Scotlaud.  1 : 126  732. 
Edinburgh,  A.  & Ch.  Black,  1866. 

Vier  neue  Karten  von  den  durch  ihre  Naturschönheiter,  berühmten 
Inseln  an  der  Westküste  Schottland« , und  zwar  Nr.  2-4 : Outer  Hebridcs 
(N.  u.  S.  l’ist  u.  Barn  25:  Mull,  Staffo,  Jona  dcc.,  26:  Islay,  Jura, 
CoUmsay  &c.  und  27:  Arasaig  District,  Hum,  Eigg  &c. , deren  vorausgo- 
gangeoe  Sektionen  bereits  in  den  Geogr.  Mitt.  1885,  S.  316,  auf  da» 
günstigste  beurteilt  wurden,  zeigen  inhaltlich  und  aufserlich  den  englischen 
Geschmack.  Sie  sind  unter  Vermeidung  jeder  Schraffur  und  Schummerung 
nach  llöbenschichten  und  im  Wegenett  koloriert,  während  das  Meer  blau 
erscheint.  Dadurch  ist  bei  den  manchmal  von  zahllosen  Seen  und  Ein- 
buchtungen bedeckten  Stellen  und  bei  der  Iteicbbaltigkeit  der  Nomenklatur 
eine  Deutlichkeit  und  Lesbarkeit  erzielt  worden,  die  sich  sonst  nicht  hätte 
erzielen  lassen.  s Yog d. 

535.  Cadell,  Tbe  Dumbartonshiro  Highlands.  (Scott  Geogr. 
Mag.  1886,  Bd.  II,  S.  337,  mit  l Karte.) 

Der  Verfasser  stellt  die  Hypothese  auf,  dafs  die  Wasserscheide  des 
Forth,  welche  jetzt  im  0 des  Loch  Lomond  liegt,  einst  beträchtlich  weitcT 
nach  W,  auf  das  den  Loch  Fyne  im  0 begleitende  Gebirge  gerückt  war. 
Er  schliefst  dies  aus  dem  Umstand,  dafs  die  Thäler  zwischen  der  alten 
und  neuen  Wasserscheide  in  deT  Fortsetzung  der  Thälcr  des  heutigen  Forth- 
Systems  liegen  (die  Karte  stellt  diese  Verhältnisse  und  das  alte  Forthsystero 
dar).  Die  Herstellung  der  heutigen  Wasaerverteilung , welche  er  in  prä- 
glaziale  Zeit  versetzt,  ist  nach  «einer  Ansicht  ebenfalls  ein  Werk  der  Denu- 
dation; auf  welche  Weise  sie  aber  zustande  kam,  wird  leider  nicht  mit 
genügender  Klarheit  auseinandergesetzt.  Supan. 

536.  Hepite»,  Annalo»  de  rinstitut  metdorologique  de  Rou- 
manie.  I.  Bd.  Bukarest  1886. 

Di«  rumänische  Meteorologische  Zentralanstalt  wurde  im  Jahre  1884 
in  Bukarest  unter  der  Leitung  von  Stefan  C.  Hepitcs  gegründet.  Anfner 
Bukarest  wurden  noch  meteorologische  Stationen  eingerichtet  in  Uiurgtwo, 


Galats , C(in»touce . Turnu  • Severin , Balota , Striharetz , Slatina , Craiova, 
Pancesci- Drugomircsci,  Koman  und  Jassy;  der  erste  Jahresbericht  enthält 
aber  nur  die  Beobachtungen  an  der  Zentralstation.  Besonders  aufmerksam 
möge  auf  die  Einleitung  gemacht  werden,  welche  «ine  Geschichte  der  bis- 
herigen Untersuchungen  Uber  das  Klima  Rumäniens  und  eine  darauf  be- 
zügliche Bibliographie  enthalt.  Mit  der  Einrichtung  des  rumänischen  Be- 
obachtungsnetiea  wird  eine  empfindliche  Lücke  autgcfUllt;  sind  doch  unsre 
Kenntnisse  vom  Kontinentalklima  SO-Europ*s  noch  außerordentlich  mangel- 
haft. Supan. 

637.  Oberhummer,  Zur  Geographie  von  Griechenland. 
(Jahresber.  Geogr.  Ges.  München  1885,  lieft  X,  S.  1 15.) 

Mitteilungen  über  die  italische  Binnenebene  und  den  trichooUehen 
See,  in  dessen  östlichem  Teil  der  Verfasser  Tiefen  bis  zu  67  ra  rnafs  — die 
ganze  atolische  Biunenebene  war  wahrscheinlich  ein  grofser  Binnensee  mit 
Ausrtufs  durch  dio  Kliwura  — ; ferner  über  den  Kiriusoe  im  nordöst- 
lichen Akarnanien,  welcher  der  Darstellung  der  französischen  Karte  nicht 
mehr  entspricht;  über  die  Verschiedenheit  dcT  echten  Liguna  von  Miseolungi 
und  des  bis  60  m tiefen  Sees  von  Actoliko ; und  endlich  Uber  den  See  von 
Janina,  dessen  'Hefe  wahrscheinlich  11  tn  nicht  überschreitet,  und  der 
— wie  Ablagerungen  rou  Kalkschlarnra  mit  Süfswasserroollusken  zeigen  — 
noch  in  rezenter  Zeit  das  ganze  Thalbecken  erfüllte.  Die  Seehöht  von 
Dodona  wird  annähernd  mit  662  m angegeben.  Supm. 

538.  Partsch , Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Ergeb- 
nisse seiner  Reisen  auf  den  Inseln  des  Ionischen 
Meerep.  (Sit&.-Ber.  Akad.  d.  Wis».  Berlin  1886, 
Bd.  XXXVI,  S.  615.) 

AU  seine  Hauptaufgabe  bezeichnet  der  Verfasser  die  Berichtigung  und 
Vervollständigung  der  topographischen  und  hypsometrischen  Kenntnis.  Am 
vollständigsten  wurde  dieselbe  auf  Korfu ' gelöst , wo  außerdem  auch  noch 
wichtige  geognostische  Entdeckungen  (Nachweis  der  Lias,  eines  Tertiär- 
gebietes  im  NW  ist.)  gemacht  wurden.  Wir  gehen  nicht  näher  darauf  ein, 
weil  der  Verfasser  die  Leser  der  N Mitteilungen*4  durch  einen  ausführlichen 
Originalbericht  mit  Karte  erfreuen  wird.  Die  Gebirge  von  Kephalonia  be- 
stehen aus  oberer  Kreide formation  (Hippuriten  und  Kudistenkalk)  and  wer- 
den durch  zwei  grofse,  mit  Tertiirbildungen  erfüllte  Tbuler  in  drei  Züge 
geteilt.  In  diese  Tliilor  drang  das  Meer  ein,  und  zwar  im  westlichen 
von  S und  im  östlichen  von  N , wodurch  llhaka  ganz  von  Kephalonia  ab- 
getrennt wurde.  Das  inzwischen  liegende,  1000—1600  m hohe  Gebirge 
schied  irn  Altertum  die  Insel  Kephalonia  in  zwei  selbständige  Gebiet«. 
Ober  die  Lage  nnd  Ausdehnung  der  antiken  Siedelungen  und  Befestigungen 
wurden  eingthendo  Untersuchungen  angestellt.  Supan. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  539—544. 


119 


539.  Gambino,  Grande  Cartu  murale  della  Sicilia,  fiaica, 
politica,  storica  o commerciale.  Palermo  1886. 

Es  sind  6 Blätter  im  MafciUb  von  1:200  000,  welche  zufararacn- 
gwetzt  eine  Wandfläche  von  beinahe  2)  qm  einnehmeu,  da  jedes  Blatt 
1,3  m hoch  und  1*8  m breit  oder  lang  ist.  Bin  dem  grofeon  Mafsstab 
entsprechender  Reichtum  der  Angaben,  namentlich  in  bezug  auf  den  Ver- 
kehr, würde  kaum  irgendwo  einen  Zweifel  uufkommen  lassen,  wenn  die 
Terraindarstellung  nicht  umgekehrt  nur  ganz  grobe  Umrisse  zeigte,  welche 
ein  näheres  'Eingehen  nicht  vertragen.  Nur  aus  der  Entfernung  gesehen, 
kommt  das  Terrain  einigermafsen  xur  Geltung,  obgleich  auch  hier  in  der 
Anwendung  der  schrägen  Beleuchtungsmethnde  sich  oft  der  Standpunkt  des 
Laien  vcTriit.  So  boschrankt  sich  das  physikalische  Bild  auf  die  brauno, 
vielfach  undeutliche  Terrainschummorung  mit  Zuhilfenahme  einzelner  Hohen* 
zahlen,  während  die  Thilcr  und  die  Ebenen  ein  muttes  Grün  zeigen.  Da* 
gegen  sind  woder  die  Flüsse  dahin  unterschieden,  ob  sie  „beständig-  oder 
nur  „nach  Regen*  Wasser  führen  — ein  uuf  Sicilien  und  in  ganz  Unter- 
Italien  lange  noch  nicht  genügend  erforschtes  Moment  — , noch  ist  das 
Bild  des  angrenzenden  Meeresbodens  xur  Darstellung  gebracht,  während 
doch  wenige  Niveaulinien  in  blauer  Abtönung  genügt  haben  würden,  den 
Zusammenhang  mit  den  vorliegenden  Inselgruppen  &c.  wirksam  zur  Au* 
achauong  zu  bringen.  Die  politische  Einteilung  zeigt  die  Provinzen  und 
die  Bezirke  mittels  rot  eingedruckter  Grenzen , wie  denn  auch  die  Haupt- 
städte derselben,  wo  der  Sitz  der  Verwaltungsbehörden  ist,  rot  überdruckt 
sind.  Das  Eisenbahnnetz  ist  sehr  vollständig  und,  wie  es  scheint,  nach 
genauen  Tracers  eingetragen;  wir  unterscheiden  Eisenbahnen  in  Betrieb, 
im  Bau  und  projektiert«.  Ebenso  sind  zweierlei  Fahrwego  und  aufserdom 
noch  ein  Netz  vou  lteitwegou  (mulattiere)  unterschieden , wie  denn  das 
ganze  Gepräge  der  Kurte  auf  die'  Blätter  der  Viooooo'^^H^Bibskarto 
hinweist.  Als  Zugabe  erscheinen  die  Linien  der  Küsteuschiffahrt  mit  den 
Kilometcrlnngcn.  Von  besouderra  Wert  sind  die  historischen  Daten,  indem 
die  Namen  aus  antiker  Zeit  zum  Unterschied  von  der  sonst  schwarzen 
Schrift  rot  eingedruckt  sind.  YogH. 

540.  Walther  & Schirlitz,  Studien  zur  Geologio  <1ob  Golfes 
vou  Neapel.  (Zeitschr.  Deutsch,  Geolog.  Ges.  1886, 
Bd.  XXX Vm,  S.  295.) 

Die  auffallendste  Erscheinung  ist  die  senkrecht  zu  den  A|»enninen  ste- 
hende Streichrichtung  des  Gebirge«  der  Halbinsel  von  Sorrent,  welches  aus 
wohlgeschicbteten  Kalkbänken  aufgebaut  ist.  Die  erste  Dislokation  trat  in 
der  Tertiärzeit  ein,  sie  bestand  in  Brüchen  und  Senkungen  im  Sinno  des 
apenninischen  Systems : Scnknngegcbiet  zwischen  Nocera  und  Salerno  (in 
dtttseu  Verlängerung  der  Vesuv  liegt),  Gebiet  von  Sorrent  und  Mas»  lub- 
rens«,  Bocca  piccola,  mittlerer  Teil  von  Capri,  welche  Insel  die  geologischo 
Fortsetzung  des  Sorrcntogebirges  ist.  In  dm  gesunkenen  Steilem  wurde 
diskordant  auf  dem  Apenninonkalk  Macigno  abgelagert,  der  nach  Fossile  n- 
funden  oligoeän  ist  (bisher  für  eoeän  gehalten).  Die  nacboligoc&ne  Dislo- 
kation, wobei  einigo  jener  gesunkenen  Schollen  wiedor  über  das  Mocresnivcau 
gelangten,  bestand  dagegen  in  Brüchen  senkrecht  xura  Apenmnensystem ; 
die  Monte  Massici  und  dus  Sommtogcbirge  sind  die  stabeogobiiebenen 
Grenxhorato  dos  neapolitanischen  Senkungsfeldes , das  sich  von  dem  syn- 
klinal  abfallenden  Sorreotohontt  ganz  allmählich  nach  N bis  300  m ver- 
tieft, während  nach  S der  Sorrontohorst  in  zwei  antiklinalen  Brüchen  schroff 
zu  den  beträchtlichem  Tiefen  des  Golfs  von  Salomo  abfällt.  Diese  Dislo- 
katioasperiode  scheint  bis  in  die  Gegenwart  anzudauera  (alte  Strendlinien 
auf  Capri  bis  200  m Höhe.)  An  den  Kreuzungastellen  dor  altem,  apenni- 
nisehen,  und  jüogera,  tyrrhenischen,  Sprünge  entwickelten  sich  Vulkane.  Nach 
einer  eingehenden  Untersuchung  der  charakteristischen  Eigentümlichkeiten 
der  Trocken-,  Wasser-  und  SedimenttuUe  gelangen  die  Verfasser  zum  Schlosse, 
dafs  die  ältesten  Vulkane  des  neapolitanischen  Senkuugsfelde«,  welche  keine 
Lara  ergosseo,  submarin  waren,  und  dafs  die  Eruption  der  gelben  Tuffe  noch 
fortdauerte,  als  die  der  blauen  Tuffo  bereits  ihr  Ende  erreicht  hatte.  Durch 
die  Brandung  wurden  zahlreiche  Tulfkegel,  teilweise  (z.  B.  Nisita,  Kap  Miseno) 
oder  gänzlich  zerstört  (*.  B.  Secca  d’Ischia,  die  Seccen  dee  Golfe  von  Neapel). 
Um  die  chemische  Einwirkung  des  Meerwaatera  auf  die  Gesteine  festzu- 
stellen, wurden  eingehende  Untersuchungen  über  den  Luft-,  Kohlensäure* 
und  Salzgehalt  des  Golfwassers  an  gestellt.  Sujxi*. 

541.  Palagi,  Dolla  Moteorologia  in  generale,  et  in  parti- 
colare  del  clima  di  S.  Marino.  S.  Marino  1886. 

Beobachtungsdauer  1878,  1879  und  Man  1882  bis  Februar  1883. 
Mittelwert«  für  B (=  Barometerstand  700  mm  -f-,  in  den  beiden  ersten 
Jahren  mit  einem  Aneioid  gemessen)  und  T (=  Temperatur , Mittel  der 
Extreme) : 


B. 

T. 

B. 

T. 

B. 

T. 

B. 

T. 

Dubi. 

2.9 

3.4° 

März 

4,4 

6,1® 

Juni 

6,S 

18, o“ 

Scptbr. 

4,7 

17,1° 

Januar 

4,6 

2.» 

April 

3.» 

8,7 

Juli 

4.9 

20,7 

Oktbr. 

3.0 

13,4 

Februar 

4.9 

5,1 

Mai 

5.» 

IM 

Augu»t 

5.1 

31,, 

Norbr. 

1,4 

6,8 

Mittlerer  Luftdruck  701/2  mm,  woraus  sich  eine  Seehöhe  von  ca  630  in 
ergibt.  Mittlere  Temperatur  11,7°,  absolut«  Extrem«  —3,7°  und  31,4°. 


Supan. 

542.  Polloncra , Molluscbi  fos9ili  post-pliocenici  del  Con- 
torno  di  Torino.  [Aub  Memor.  R.  Acad.  Torino  (2), 
XXXVirr.  40,  34  pp.,  mit  1 Tafel.] 

Die  Erforschung  der  quaternären  Mollaskenfaunen  in  den  di«  Alpen 
umgebenden  Ländern  hat  neuerdings  für  die  Lehre  von  der  Eiszeit  erheb- 
liche Bcdcutnng  gewonnen,  besonders  durch  die  Arbeiten  von  Locard  über 
die  Poatpliocänfauna  des  Kbönethal«*.  Die  Untersuchung  der  Quaternär* 
founa  von  Piemont  hat  nun  Polloncra  rorgenoromen ; sie  ergibt  cino  nahezu 
vollständige  Übereinstimmung  mit  der  heutigen  Fauna  der  piemontesiseben 
Alpen,  insbesondere  durch  das  Vorherrschen  der  CI  ausi li en- Untergattung 
Charpentieria,  und  einen  scharfen  Unterschied  von  der  heutigen  Hügel- 
und  Bbenenfauna,  der  besouders  im  Fehlen  d«  heut«  so  gemeinen  Cy- 
eloitomn  elogans  hervortritt.  Also  auch  hier,  wie  im  Rhönethal , ein 
Niedersteigen  der  alpinen  Fauna  iu  die  Ebene  zur  Quaternärxeit.  KcMt. 

543.  Barbey , Florao  Sardoae  Compendium.  (Cataloguo 
raisonnu  dos  vegetaux  obsorvus  dans  l'ilo  do  Sardaigne. 
Avoc  2 BupplemoniB.)  4°,  mit  7 Tafelu.  Lausanne 
1885. 

Es  wird  uns  ein  ausführlicher  Katalog  aller  in  Sardinien  beobachteten 
Blüten-  und  Sporenpflanzen  geboten ; demzufolge  besteht  unter  Hinzurech- 
nung der  in  den  beiden  Nachträgen  enthaltenen  Entdeckungen  die  Blüten- 
pflanzenflora aus  fast  1800  Arten,  von  denen  47  streng  endemisch  (zur 
Hälft«  an  nur  wenigen  oder  an  einem  einzigen  Standort  bisher  beobachtet), 
und  38  nur  mit  Corsic«  als  uächslor  gleichartiger  Inselflora  gemeinsam  sind. 

Zur  Belebung  der  langen  Register  vou  Namen  und  Standorten  dient 
ein  Kciscjoumal  von  Schweinfurth,  welches  derselbe  auf  einer  vom  17.  März 
bis  17.  April  dos  Jahre«  1858  veranstalteten  botanischen  Expedition  durch 
Sardinien  führte.  Es  gibt  die  Eindrücke  wieder,  welche  der  botanisierend* 
Mittolouropier  hoi  seinem  ersten  Eintritt  in  die  mediterrane  Frühlingswelt 
empfindet,  malt  die  Zusammensetzung  der  Vegetation,  ohne  jedoch  jemals 
in  analytische  Einzelheiten  einxudringen,  und  gibt  ein  anmutige«  Bild  dor 
damaligen  sardini&ehco  Reisezostände.  Für  die  Pflanze ngoographie  wäre  es 
freilich  einer  solchen  wissenschaftlichen  Abhandlung  entsprechender  gewesen, 
wenn  die  Vegetationsformationen  in  ihrer  Zusammensetzung  und  Entwicke- 
lung klargelegt,  oder  wenn  auch  nur  die  hohen  Gebirgsstöcko  der  Insel 
nach  Regionen  analysiert  wären;  aber  an  letztem  führte  die  Reisolinio 
Schwoiufurtha  leider  vorbei.  Wo  der  Reisende  im  Südteil  dor  Insel  bei 
Sanluri  in  den  etwa  500  m hoch  ansteigenden , kalkgcröllreichon  Hügeln 
sein«  Notizen  entwarf,  gehen  sie  sogleich  Über  das  allgemeinste  Interesse 
hinaus;  er  schildert  die  Zusammensetzung  der  Vegetation  aus  meterhohen 
Büschen  von  Euphorbia  dendroidea,  die  über  l}m  hohen  Grainueu  von 
Ampelodesmo« , die  Cyclamen- Vegetation  in  den  Felsspaltnn,  die  Ocbüsehe 
von  der  im  westlichen  Teilo  der  Mittelraeerländer  weit  verbreiteten  Papilio- 
nacee  Anagyiia  foettda  Äc.  — Am  Me«re  bei  Porto  Torrts  fand  sieh  Chn- 
macrops  humilis  zusammen  mit  dom  so  charakteristischen  Arfodill  (Aspho- 
delus  microcarpns),  stundenweit  dicht«  Gestrüpp«  bildend.  Drude. 

544.  Penck,  Einteilung  und  mittlere  Kammhöhe  dor  Pyre- 
näen. (Jahresber.  Geogr.  Ges.,  München  1885,  Heft  X, 
8.  58.) 

Dio  Vereinigung  von  Pyrenäen  und  kan  tab  risch  ein  Gebirgo  zu  einem 
Pyrenäensystem  ist  weder  geognostiseh  (verschiedene  Faltungsrichtung  der 
paläozoischen  Schiefer)  noch  geographisch  (crxtCTo  Scheidegebirge  zwischen 
Tiefländern,  letzteres  Randgebirge  eine«  Mafeivs)  begründet.  Die  Pyrenäen 
selbst  bestehen  aber  wiedor  aus  drei  «ebr  verschieden  gearteten  Teilen: 
1)  Westpyrenden  von  S.  Sebastian  (westlich  davon  das  Kreidegebirge)  bis  zum 
Pio  des  Bsealicra  oder  Iratitbal,  wo  der  Zusammensein afs  der  nördlichen 
und  südlichen  Kreidezone  über  den  Kamm  dos  Gebirges  hinweg  auch  eino 
geognostiseh«  Abgrenzung  bildet ; 2)  die  Mittel-  oder  Hochpyrenäen  bis  zum 
Col  de  la  Pore  he ; 3)  die  Ostpyreiucn.  Dio  östlichen  und  westlichen  Teüe 
unterscheiden  sieh  vom  mittlere  durch  veränderte  Streichrichtung  und  Mittel- 
gebirgweharakter , daher  sie  weder  klimatisch , noch  ethnographisch,  noch 
politisch  die  Rolle  eine«  Scheidegebirges  spielen,  welche  den  Hochpyrenäen 
allein  zukommt.  Di«  Ansicht,  dafe  die  letztere  (durch  das  Thal  von  Aron) 


120 


Litteraturbericht  Nr.  545 — 548. 


io  zwei  Ketten  «ich  spalten,  ist  durch  Schräders  Untersuchungen  hinfällig 
geworden.  Die  höchsten  Gipfel  folgen  genau  der  Wasserscheide , und  das 
Südgehänge  ron  Arao  ist  bedeutend  höher  als  das  nördliche.  Behufs  Bostirn- 
mung  der  rnittlem  Komrohöhe  wird  die  Sonklarsche  Methode  wesentlich 
verändert,  indem  auch  der  Abstand  ron  Gipfel  und  Tab  in  die  Rechnung 
cingcfübrt  wird.  So  erhält  man  als  Kammhöbc  der  lloehpyrenäen  2488  m. 

An  Stelle  der  rnittlem  Pafshohe  setzt  Penck  die  mittler«  Hohe  der  nieder- 
sten Pisse  in  den  Stammthiilem  (1887  m),  und  die  Differenz  derselben  und 
der  rnittlem  Hohe  der  dazwischen  gelegenen  höchsten  Gipfel  (hier  2860  rn) 
nennt  er  die  mittlere,  tiefste  Schaltung  (hier  873  m),  welche  er  als  den 
richtigen  Ausdruck  für  die  Durchgängigkeit  eines  Gebirge«  betmehtet.  Die 
lloehpyrenäen  lauen  sich  nicht  mit  den  Alpen  überhaupt,  sondern  nur  mit 
den  Tauern  vergleichen.  Die  erstem  sind  niederer  und  tiefer  eingeschnitten 
als  letztere;  aber  jene  biden  8/ö,  diese  nur  wenig  Uber  V4  der  Gwamt- 
entreckuug  des  Gebirges,  daher  die  Pyrcnäon  mauerartiger  und  weniger 
gangbar  erscheinen,  als  die  Alpen.  Supun. 

545.  Schräder,  Pyren^es  centrales.  Paris,  Hachette  & Cie, 
1886. 

ln  dem  Gcogr.  Monatsbericht  des  Jahrgangs  1884  dieser  liUitter,  8.71, 
begrüfsten  wir  die  erste  Sektion  diwer  secb  »blätterigen  Karte  der  spanitchcn 
/entralpyrenien  mit  „freudigster  Gvuugtbuungu,  und  nannten  sie  sogar  ein 
„kartographisches  Ereignis".  Die  daran  sich  knüpfende  Beurteilung  konnte 
schon  damals  konstatieren,  dafs  „eine  auch  nur  oberllächliche  Betrachtung 
sofort  wesentliche  Verschiedenheiten  von  unsrer  bisherigen  Kenntnis  und 
Vorstellung  die***  Teiles  der  Pyrenäen  beraustreten  lief»  &c".  Inzwischen 
ist  im  vorigen  Jahre  eine  zweit«  Sektion  erschienen  und  gegenwärtig  ist  es 
Sektion  3.  „das  Thal  von  Aran  mit  den  umgebenden  Höben**, 
bei  desseu  Vergleichung  mit  altern  Karten  sich  unser  zuerst  ausgesprochenes 
Urteil  über  die  Bedeutung  dieser  hochvcrdicnstlir.hcn  Arbeit  vollauf  bestätigt.  j 
Das  Thal  von  Aran,  am  Ursprung  der  Garonne  und  auf  der  frauzosischtn 
Abdachung  der  Pyrenäen  liegend,  gehört  bekanntlich  noch  zu  Spanien  und 
ist  aus  diesen»  Grund  in  der  französischen  Generalstabskarte  nicht  enthalten. 

Wir  bemerken  nuu  sofort,  dafs  sich  südlich  dieses  Thaies,  eingekeilt  in  zwei 
fast  parallel  verlaufende  Bergketten,  mehrere  bedeutende  Seen  belinden,  von 
denen  der  größte  eine  Längenausdehnung  von  Über  2 km  hat,  und  von  dereu 
Vorhandensein  bis  heute  nicht«  bekannt  gewesen  ist.  Tod  doch  ist  gleich 
westlich  derselben  ein  Haupldurchgang  nach  Spanien  hinein,  Port  de  Bios 
in  Höhe  von  2370  ra,  vorhanden.  Südlich  und  westlich  von  dieser  Gegend, 
alio  in  dem  unter  dem  Namen  Maladotta  bekannten  Höhenzug  sehen  wir 
noch  verschiedene  Ketten  bi«  zu  3000  n»  Erhebung , welche  ebenfalls  in 
•iicvcT  Verbindung  bisher  unlxkannt  waren  und  noch  auf  keiner  Karte  ver- 
zeichnet gewesen  sind.  Wenn  man  ferner  hört,  dats  eine  bestimmte  Region 
örtlich  von  Salardu,  von  der  bisher  angenommen  wurde,  dofs  ihre  Gewässer 
dem  Mittelländischen  Meer  tributpflichtig  seien,  dieselben  vielmehr  mittel« 
de«  Rio  Mulo  in  die  Garonue  und  durch  diese  in  den  Atlantischen  Ozean 
entsendet,  wodurch  sich  ein  ganz  andrer  Verlauf  der  Wasserscheide  zwischen 
beiden  Meeren  au  Port  de  Berel  ergibt,  so  werden  diese  Beispiele  allein 
genügen , um  die  außerordentliche  Wichtigkeit  dieser  unter  den  Auspizien 
d«  französischen  Alpenklubs  mit  Unterstützung  des  Unterrichtsministeriums 
entstandenen  neuen  Aufnahme  zu  kennzeichnen.  Au«  einem  Vortrag,  wel- 
chen Herr  Sehrader  in  einer  Sitzung  der  Geogr.  Gesellschaft  zu  Inaris  über 
die  Konstruktion  seiuer  Karte  hielt,  erfahren  wir  ferner,  dafs  derselbe  nach 
einer  neuen  Methode  und  mit  eiuem  neuen  Instrument  arbeitet,  welche  cs 
ermöglichten,  daf«  die  Fehlergrenze  twischeu  der  französischen  Höheuauf- 
nähme,  welche  ihm  uls  Ausgangspunkt  diente,  und  derjenigen  der  «panischen 
Geodäten,  welche  ihm  erst  später  übermittelt  wurde,  auf  dio  ganze  Breite 
der  Xcntmlkettn  der  Pyrenäen  nur  eine  Ditrcrcnz  von  1 tu  ergab.  Angesicht« 
so  ausgezeichneter  Leistungen  erinnern  wir  nur  ungern  daran,  dafs  ein  Kilo- 
mctermsf»Ub  in  1:100000  am  Rand  der  Karte  zur  Beurteilung  der  Eut- 
fernnngon  nicht  vorgCMon  werden  durfte.  Vielmehr  geben  wir  dom  bereit« 
vor  2 Jahren  ausgesprochenen  Wunsch  erneuten  Ausdruck,  dafs  es  dem 
unermüdlichen  Pyxcninnforschcr  gelingen  möge,  da«  vorzügliche  Werk  dem 
baldigen  Ende  zuzuftihrcu,  damit  endlich  einmal  die  falschen  Darstellungen 
der  .«panischen  Abdachung  der  Zcntralpyronüen  auf  deu  Landkarten  und  in 
Atlanten  verschwinden.  Yogtl. 

546.  Barrois  & Offpet,  Sur  la  structure  stratigrapbique 
do  la  chnine  betique.  (Compt.  rend.  Ac.  8c.  1886, 

I,  S.  1341.) 

Nachdem  die  Verfasser  bereits  früher  in  deu  ersten  Berichten  der  von 
der  frauzömchen  Regierung  1885  zur  Untersuchung  dra  süiUpanitchcn  Erd- 
htbcngebiflte*  autgesaudteu  Expedition  eine  Mitteiluug  über  die  in  der  spe- 
ziell von  ihnen  uutcrsuchten  Gegend  um  Velez  Malaga  auftrctendcu  Forma- 


tionen (Archäische  Schichten,  Cambrium,  Trio.«)  gebracht  haben,  veröffent- 
lichen dieselben  nunmehr  ihre  Beobachtungen  über  die  Tektonik  dieser  und 
der  benachbarten  Gebiete. 

Das  von  Westen  nach  Osten  streichende  Faltensrstem , welchem  die 
gwamte  butische  Gebirgskette  ihren  Ursprung  verdankt,  erscheint  durch  ein 
System  von  meridionml  verlaufenden  Querverwcrfungen  in  einzelne  Sierra« 
zerstückelt.  Geht  man  von  Westen  nach  Osten,  so  beobachtet  man  zunächst 
in  der  Sierra  de  Honda  zwei  untereinander  parallele  Antiklinalen  der  archä- 
ischen Schichten,  etwa  N 60°  0 streichend  die  nördliche  auf  Yunquera 
gerichtet,  die  südliche  in  der  Sierra  de  Mijas  sich  fortsetzend,  da«  Thal  des 
Guadalhorcc  bezeichnet  eine  ernte  in  der  Richtung  Alora  Malaga  verlaufcndo 
Verwcrfungsip&lte.  Jeuaeit  derselben  finden  wir  in  der  Sierra  Tejeda  die 
Strcichrichtung  N 4uv  W,  welche  zwischen  Vclc*  Malaga  und  Tonoz  nach 
scharfer  Umbiegung  wieder  westöstlich  wird.  Der  zweite  Querbruch  verläuft 
in  der  Richtung  von  Zafarraya  nach  Motril  und  Ut  mit  ciucr  bedeutenden 
Vcrtikalvcrschiobung  verbunden,  durch  welche  dio  oben»  Glimmerschiefer  <1« 
hcrabgesuukenen  örtlichen  Flügel«  in  ein  Niveau  mit  den  kristallinen  Schich- 
ten der  Sierra  Almijarn  gerückt  werden.  Dio  Hauptßltc  der  Sierra  Nevada, 
in  welcher  überall  die  kristallinen  Schichten  (Gneifs  und  Dolomit)  de« 

Westens  durch  die  Schiefer  verdeckt  «ind,  zeigt  die  Richtuug  N 70°  0. 

Östlich  von  der  Sierra  Nevada  auf  der  Linie  durch  Kap  Gats  und  Guadix, 
welche  zugleich  die  Verlängerung  des  Tertiärbecken«  von  Guadix  darstellt, 
neuer  Wechsel  der  Strcichrichtung  in  N 60°  0. 

Die  einzelnen,  durch  besondere  Lokalbezeichnungen  voneinander  unter- 
schiedenen Glieder  der  Gesamtkette  sind  demnach,  obwohl  der  Oberllüehen- 
charukter  derselben  ein  durchaus  gleichförmiger  Ut,  tiefer  begründet;  es 
sind  nicht  zufällige  Krosiooslinicn.  welche  die  Grenzen  bezeichnen,  sondern 
jene  Brüche,  welche  in  der  triaiaiichcn  Epoche  die  grofso  Gobirgsfaltc  io 
einzelne  gegeneinander  gestaute  Abschnitte  zerstückten  und  die  durch  die  ter- 
tillreu  und  posttertiären  Denudationen  nur  noch  schärfer  markiert  wurden. 

Verlängert  man  die  drei  untereinander  parallelen  N 60"  W gerichte- 
ten Quenpalteu,  so  trifft  die  von  Malaga  die  vulkanische  Insel  Alboran, 
die  von  Guadix  da*  vulkanische  Massiv  ron  Kap  Gata,  während  die  tod 
Motril  in  der  Gegend  vou  Zaff&rreya  das  Epizentrum  de«  letzten  Erdbebens 
bezeichnet.  Letztere«  entspricht  genau  dem  Scheitel  der  gebrochenen  Anti- 
klinale, welche  die  Schichten  der  Sierra  Tejeda  mit  denen  der  Sierra 
Nevadn  bilden. 

Diese  drei  Linien  scheinen  prädestiniert  dazu,  dafs  eich  alle  Gleich- 
gewichtsstörungen der  Gcbirgsmassen  in  di«cn  Regionen  längs  denselben 
zum  Ausdruck  bringen.  Die  Vorfaaser  vorgleichon  die  Berge  von  Velez 
Malaga  einem  gespannten  Bogen,  dessen  Enden  sich  einerseits  auf  das 
Massiv  der  Sierra  do  Honda,  anderseits  auf  das  der  Sierra  Nevada  stützen. 

Itohrbdch. 

547.  Lcvy  & Bergeron,  Sur  los  roohoa  Eruptives  et  les 
terrnins  stratifies  de  la  serrania  do  Honda.  (Compt. 
rend.  Ac.  Sc.  1886,  I,  S.  640.) 

548.  f Sur  les  roches  cristallopliylliacros  ot  archä- 

cuues  do  l’Audalusio  occidentale.  (Ebendas.  S.  709.) 

Als  ältestes  Glied  der  archäischen  Schichteureihe  tritt  in  der  Ser- 
rania de  Honda  Kordieritgneiß  längs  der  Küste  zwischen  Benolmadcu  und 
Marbella,  sowie  zwischen  ]»tan  und  Mumla  auf,  in  den  oborn  Partien 
wechsellagernd  mit  Amphiboliten  und  Dolomiten,  letztere  teils  in  dickon  i 

Bänken,  teiU  in  außerordentlich  mächtigen  Massen,  stcllenweUe  reich  an  * 

accessorUchcn  Mineralien.  Die  hierauf  den»  Alter  nach  folgenden  kristalli- 
nen Schiefer  »ind  als  Andaluait-  und  Turraalinglimmcr*chiefer  insbesondere 
in  der  Sierra  Nevada  verbreitet , aber  auch  in  der  Serrania  de  Honda  ver- 
treten, z.  B.  zwischen  Benalmadena  uud  Fuengirola  bei  Kerja  mit  Einlage- 
rungon von  Kklogit  und  kristallinem  Kalkstein.  Jüngere  dunkle  Glimmer- 
schiefer herrschen  vor  vou  Tolox  bi»  nördlich  von  Yuuque»  und  bilden 
einen  schmalen  Streifen  an  der  Küste  zwischen  Benalmadena  und  Fuengi- 
rola,  woraus  di«  Verfasser  den  Schluß  ziehen,  daß  die  archaischen  Schichten- 
komplexe  Andalusiens  eine  große  Autikliuale  darstellen.  Die  jüngste  Abtei- 
lung dtT  archäischen  Schichten,  vertreten  durch  Sericit-  und  Chloritschiefer, 
zeigt  eine  bedeutende  Entwickelung  von  Mnloga  über  Alora  hinzu«  gegen 
Chorro  sowie  gegen  Colmenar,  zum  Teil  zweifellos  klastische  Bestandteile 
enthaltend. 

Uutcres  Perm,  vertreten  durch  rote  Sandsteine  und  Konglomerate, 
findet  sich  in  einxelnen  Partien  sowohl  an  der  Küste,  z.  B.  bei  MaUga, 
als  auch  im  Innere,  so  dafs  dies«  Formation  im  Süden  von  Spanien  oine 
größere  Ausdehnung  besessen  zu  haben  scheint,  als  man  ihr  bisher  zu- 
Hchrieb.  Dieselbe  wird  von  der  Trias  diskordant  überlagert.  Das  Pliocän 
besitzt  bei  San  Pedro  d’Alcantara,  abweichend  ron  den  litoralen  Ablagerungen 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  549 — 555. 


121 


di«*»  Alten,  bei  MaUga  eine  enbtehioilen  marine,  eohr  reicho  und  inter- 
eeAonto  Fauna. 

Was  die  Eruptivgestein*  der  Serrania  de  Honda  betrifft,  eo  «nd  die* 
gelben  vertreten  durch  Oliriogeateine , Granit , Diorit  und  Diabas.  Die 
alterten  unter  ihnen,  Lherxolitite  und  durch  Gberg&nge  mit  diesen  verbun- 
dene Noritc,  besitzen,  vrie  die  aus  beiden  durch  Zersetzung  herrorgegange* 
neu  Serpentine  eine  bedeutende  Verbreitung  in  der  SerTania  de  Honda  so- 
wohl als  gröbere  Masten  wie  als  kleine  Gänge  in  den  archäischen  Schiefern. 
Der  turmalinfUhrcnde  Granit  durchsetzt  den  Ser|>entin  an  einer  Stelle  und 
seheint  somit  jungem  Altem  als  dieser. 

Zahlreiche  Gänge  von  Diorit,  im  allgemeinen  in  der  Richtung  von  SW 
nach  KO  verlaufend,  durchbrechen  die  archäischen  Schiefer  hei  Bcnaimn- 
dena  und  Malaga. 

Die  Diabase,  zum  Teil  mit  Olivin,  stellenweise  mandelsteinartig  aus* 
gebildet,  durchbrechen  zwischen  Gobante*  und  Archklona  die  Trias,  bei 
Montillana  auch  den  Lias.  tfcArWA. 

Asien. 

549.  v.  Luschan , Dio  Waiidorvölker  Kleinasiens.  (Verh. 
Goß.  f.  Anthropologie  &c.,  Berlin  1886,  S.  167.) 

Der  Begriff  Nomade  rouf*  in  Kleinasien  schärfer  gefafst  werden  als 
anderswo,  weil  unter  der  mohammedanischen  Bevölkerung  die  Sitte  sehr 
allgemein  verbreitet  ist,  im  Sommer  höher  gelegeue  Ortschaften  aufzu- 
suchen, so  dafs  man  zwischen  Sommer-  (Jaillah)  und  Winterdorf  (Kischiah) 
unterscheidet.  Wirkliche  Nomadenvölker  sind  dagegen  die  Jü rücken, 
welche  in  Zelten  aus  Ziegen  wolle  wohnen,  vorwiegend  mit  Viehzucht,  An- 
fertigung von  Teppichen,  Matten  u.  dgl.  sich  beschäftigen  und  ihrem  ana- 
tomischen Bau  nach  den  Zigeunern  a?hr  nahe  stehen;  ferner  die  Taeh- 
tadschya,  Gebirgsbewohner  und  Holzarbeiter,  und  im  Gegensatz  zu  den 
JÜriickcn  nur  äubcrlich  dem  Islam  angehörig;  endlich  die  Kurden, 
wirkliche  oder  Halb- Nomaden  de*  östlichen  Klcinosiens.  Körpermessungen 
ergaben,  dafs  die  Tschtadschr*  and  einzelne  Irkische  Gebirgebauen»  und 
Derebeji  (angesehene  Grundherren)  Nachkommen  der  Torgriechieehcn  Be» 
völkerung  sind,  deren  Typus  mit  dem  armenischen  ubereinstimrat. 

Supan. 

550.  Dio  Strafsouaulagon  in  der  Asiatischen  Türkei.  (Ztschr. 
Go»,  f.  Erdkunde,  Berlin  1886,  Bd.  XXI,  S.  165, 
mit  1 Karte  in  1:4  Mill.) 

Die  Karte  unterscheidet : Eisenbahnen  (mit  Ausnahme  der  Strecke 
Menina-  Tarsus  nur  in)  westlichsten  Teil  Ton  Kleinuien),  vor  188»  und 
bis  Kode  1885  ausgebaute  Chausseen,  und  endlich  im  Hau  befindliche 
oder  projektierte  Chausseen.  Die  Grundlage  bildet  eine  im  türkiachon 
Arbeitsministcrium  hergestellte  Straßenkarte.  Der  Text  weist  besonders 
auf  die  auffallende  That«achc  hin,  dafs  der  fruchtbare  westliche  Teil  Klein- 
nsiena  weniger  durch  Strufsenanlageu  begünstigt  erscheint,  als  der  mitllere 
und  östliche,  und  daß  in  westöstlicher  Richtung  die  Halbinsel  durchzie- 
hende Chausseen  gänzlich  fehlen.  Kupon. 

551.  Noetling,  Meine  Reite  im  Ostjordanlande  und  in  Sy- 
rien im  Sommer  1885.  (Zeitschr.  Deutsch.  Palästina- 
Ver.  1886,  Bd.  IX.) 

Die  Resultate  sind:  eingehende  Erforschung  des  geologischen  Anf- 
baues  des  Dschötän,  das  Jnravorkomracn  am  Hermon,  Untersuchung  und 
geologische  Aufnahme  des  ganzen  nördlichen  ’Adschlün,  Untersuchung  der 
fossilienreichen  Fundorte  bei  Aböh  und  der  altberühmtcn  Fiscbscbiefer  bei 
Sobil  ‘Alma  und  ILikel , Entdeckung  einer  neuen  Lokalität  für  die  inter- 
essante Fauna  der  obem  Kreide. 

Einzelheiten:  die  Untersuchung  der  Jesrecl  - Ebene  ergab,  dafs  ein« 
ehemalige  Verbindung  des  Miltelmceres  mit  der  Jordanspaltc  auf  diesem 
Wege  nicht  atattgefunden  hat;  bei  Samaeh  am  Tiberiaaaeo  findet  sich  eine 
Konchylionfauna  mit  vorherrschender  Melanopsis  sp. , desgleichen  im  tiefen 
Flufseinachnitt  des  ilieromai;  zwei  gewaltige  Laraströme  ergossen  sieh  hier 
einst  ins  Jnrdanthal,  Auffindung  einer  alluvialen  (diluvialen:)  Geröllschicht 
mit  gleicher  Faune,  überlagert  vom  jüngsten  Lavastrom.  Eine  Karte  gibt 
die  Routen  Noetling«.  /.anglawi. 

552.  Sprenger,  Babylonien.  Heidelberg,  Winter  1886. 

Die  wUserocbaftliche  Bedeutung  dieser  Schrift  besteht  in  dem  genauen 
NzchweU  der  Ertrafpfihigkeit  Babylonien*  in  frühem  Zeiten.  Iin  Ver- 
gleich zu  Ägypten  empfingt  Babylonien  etwa*  mehr  Niederarblügo,  aber 
Kuphrnt  und  Tigris  treten  seltener  au*  uivi  führen  weniger  Schlamm.  Die 
Fläche  des  AUuvulland«  wird  auf  245  000  qkm  geschützt;  seine  Krtrags- 

l’etermamis  Geogr.  Mitteilungen.  Iftfcc.  Litt. -Bericht. 

i 


fihigkeit  beruht  bekanntlich  aunrhliefclich  auf  der  künstlichen  Bewäh- 
rung. Die  Geschichte  und  Konstruktion  der  Kanäle,  welche  zwischen 
Anbar  und  Bagdad  begannen,  wird  eingehend  behandelt.  Unterhalb  Baby- 
lon* dofi  der  Euphrat  weiter  weltlich  und  der  Tigris  weiter  Östlich  als 
jetzt;  die  Ablenkung  de*  letztem,  die  noch  im  7.  Jahrhundert  n.  Chr. 
bestand,  wurde  aber  wahrscheinlich  durch  Menschenhand  bewirkt.  Zur  Zeit 
Maxudi*  (um  944)  fand  aber  schon  die  Vereinigung  bei  Kama  statt.  Unter 
der  Regierung  Chonow  I.  (531 — 579)  scheint  das  fand  am  blühendsten 
gewesen  zu  »ein;  die  bebaute  Fläche  war  223  000  qkm  grofi.  Im  10.  Jahr- 
hundert war  sie  schon  auf  160  000  qkm  reduziert,  und  die  Sümpfe  hatten 
»ich  bedeutend  erweitert.  Schlechte  Verwaltung  und  die  stetigen  räuberi- 
schen Beduineneinfille  hatten  das  Lund  schon  vor  der  Osmanenherrschuft 
ruiniert.  Jetzt  sind  nicht  mehr  als  10  000  qkm  behaut.  Nur  cino  kom- 
pakte Ansiedelung  von  Kolonixten,  die  »ich  selbst  zu  schützen  vermögen, 
kann  Rettung  bringen.  120  000  qkm  können  der  Kultur  gewonnen  wer- 
den; Wetzen  würde  die  Hauptfrucht  sein.  Nach  den  Verhältnissen  des 
indischen  Distriktes  Mirnth  berechnet,  kann  der  Ertrag  pro  ha  auf  25 
Doppelzentner,  d.  h.  160—200  Mark  brutto,  berechnet  werden.  Europäer 
können  nach  der  Ansicht  des  Verfassten  überall  wohnen,  mit  Ausnahme 
der  Sümpfe  und  des  eigentlichen  Deltas ; doch  wäre  im  südlichen  Teil 
l'lantagenwirtschaft  zu  treiben.  Die  Kolonisation  von  Assyrien  und  Meso- 
potamien rnüfsto  vorangchen;  die  Lobpreisung  de*  Klima*  dieses  zura 
♦oramerheifseaten  Gebiet  der  Alten  Welt  gehörigen  Landes  scheint  mir  aber 
nicht  ganz  zutreffend.  Im  allgemeinen  betrachtet  der  Verfasser  das  Eu- 
phrat- und  Tigrisland  und  Syrien  Östlich  vom  Libanon  als  das  wichtigste 
Kolonisationxfcld  der  Zukunft.  Supan. 

553.  Götz,  \V.,  Dio  vorderasiatische  Reichspoststrafso  der 
persischen  Grofsköuigo.  (Jahresber.  Geogr.  Ges.,  Mün- 
chen 1886,  Heft  X,  S.  90.) 

Oboe  uus  in  Detail«  cinlassen  zu  können,  »ei  hier  nur  erwähnt , daß 
— wie  dia  beigogebene  Kartenskizze  zeigt  — Götze..  Route  stellenweise 
sehr  beträchtlich  von  dem  bisher  angenommenen  Straßenrcriauf  abwoicht. 
Er  gelangt  zum  Schlüsse,  daß  diejenigen  Grundsätze,  nach  welchen  alle 
spätem  Hauptverkehrswege  angelegt  wurden,  auch  für  die  porsischo  Reich*- 
■traße  maßgebend  waren,  deren  Verlauf  durch  die  Terrainbilduog , die 
klimatischen  VerhittnUae  und  die  wirtschaftliche  Bedeutung  der  durchzoge- 
nen Gegenden  bedingt  war.  In  Kürze  bespricht  der  Verfasser  auch  die 
Methode  der  Messung,  und  erwähnt  dabei  einet  kleinen,  von  ihm  erfunde- 
nen Meßrädchens.  Supan. 

554.  Radde,  Roisett  an  der  persisch-russischen  Grenze  Ta- 
lysch  und  seine  Bewohner.  Mit  Abbildungen  und 
einer  Karte  in  1:840  000.  Leipzig,  Brockhaus,  1886. 

555.  Die  Fauna  und  Flora  des  Büdwostlichon  Kaspi- 

Gebietes.  Izeipzig,  Brockhaus,  1886. 

Das  vorliegende  Werk  (Nr.  554)  faßt  alle  Erfahrungen  zusammen, 
welche  der  hochverdiente  Tilliser  Gelehrte  auf  seir>en  wiederholten  Reuen 
im  Taly*ehgeh)et  gesammelt  hat.  Die  wichtigsten  geographischen  Resul- 
tate. soweit  sie  sieh  auf  Talysch  »elbot  beziehen , hat  der  Verfasser  bereit, 
seihst  den  Lesern  vorliegender  Zeitschrift  (1885,  S.  254)  mitgeteilt,  und 
ea  sind  denselben  nur  noch  einige  Notizen  hiniuxufügen.  Das  Werk  ent- 
hält auch  Berichte  über  einige  Gegenden  de«  Kaukasus  — die  blühenden 
Kupfer-  und  Kobaltwerkc  der  Gebrüder  Siemens  in  Kedabeg  im  Kleinen 
Kaukasus  und  die  gesunde  and  fruchtbare,  aber  häufig  von  Erdbeben  heim- 
geeuchte  Gegend  von  Schemacha  im  Großen  Kaukasus  — und  übor  die 
Muganatcppc , deren  Vegetationstypen,  die  Achilleagcbiet«,  die  damit  wech- 
selnden Mohnsteppen  und  die  Wennutstoppe  an  einer  Stelle  anschaulich 
geschildert  werden.  Der  letztgenannte  Typus  vermittelt  überall  den  Ober- 
gang vou  den  llalophylenllichen  zu  den  nutzbaren  Gras-  und  Kräuterlluren, 
zu  denen  sieh  hier  uml  da  auf  gutem  Boden  ausgezeichnete  Kleewieeen  ge- 
sellen. straboa  Angaben  über  die  Fruchtbarkeit  der  Araicaebeuc  erweisen 
sch  über  aß  Fabel.  Der  Ka.piaee  verliert  an  seinem  Weatnfer  stetig  an 
Terrain ; das  Akuschadelta  ist  in  den  letzten  33  Jahren  3 — 4 km  weit 
vorgerürkt.  und  nördlich  vom  Kura  beträgt  der  Landsuwachs  11  — 13  km. 
Die  Talyseher  TWebcno  irt  dem  See  abgemngen , wie  die  wiederholten 
Funde  kaspUcher  Muscheln  bezeugen;  und  die  Bas«  der  Sari-Intel  — als 
Mecrcogeburt  ohne  vierfüßige  Raubtiere  — wird  von  .aufgeworfenen  Kar- 
dien“  gebildet,  die  auch  jetzt  noch  zur  stetigen  Vergrößerung  der  Insel 
beitrageu.  Sehl  anziehend  ist  die  Schilderung  des  Sawalan  - Gebirge« , wo 
die  reiche  untere  Kulturzone  bi«  2300  m Hoho  ieicl>l-  Die  Robo  kommt 
bis  1370  m Höhe  vor;  der  Wolf  streift  noch  bis  3060  m Höhe.  Ardebil 
treibt  lebhaften  Rosinonhandel  nach  Rußland.  Lehrreich  sind  auch  dio 

U 


Digitized  by  Google 


122 


Litteraturln rieht  Nr.  556 — 558. 


Berichte  aber  die  KulturTersuche  in  Talvscb.  Fremdartige  Kulturen  sind 
teils  aus  klimatischen  Gründen,  teils  wegen  Mangel»  an  geeigneten  Arbeits- 
kräften xu  Grunde  gegangen.  Bas  UbarakterDtDctie  der  Tolyscher  Flora 
und  Fauna  ist  die  Mischung  südlicher  Formen  mit  den  vorwiegenden 
kaukasischen.  Für  die  Tierwelt  sind  Tiger,  Aibhirach  und  Zebu  charak- 
teristische Beispiele.  Auch  die  menschlichen  Bewohner  weisen  zum  Teit 
auf  Süd-  oder  Südost- Asieo;  wenigstens  besteht  ein  deutlicher  anthropo- 
logischer Unterschied  zwischen  den  Bewohnern  des  Tieflandes  und  jenen 
de«  Gebirge*.  Dio  Verschiedenheit  der  Lebensweise  ist  geographisch  be- 
dingt; die  Tttlyacher  des  Tieflandes  find  Waldleute  und  leben  getrenut,  die 
Gebirgsbewohner  aber  in  gcKhloiwencn  Dörfern.  Heia  Dt  bei  erstem  die 
Hauptnahrung.  Den  Anhang  bildet  eino  Schilderung  de«  vor  etwa  300 
Jahren  cingcw änderten  Nomadenvolkes  der  Scliahscwcnxcn  (in  Sawalao) 
nach  einem  Manuskripte  des  Grcnxkommissan»  Oberst  Ogranowitsch. 

Nr.  555  ist  ein  »rstematbche* , teils  von  Rodde,  teils  von  andern 
Spezialisten  besorgtes  Verzeichnis  sämtlicher  bisher  bekannt  gewordener 
Tiere  uud  TAauzen  des  südwestlichen  Kaspigebietes.  &u{ki*. 

556.  Venukoff.  Du  deBSuchemont  dos  lacs  dans  l’Aaie  cen- 
trale. (Rot.  do  Gdogr.  Paris  1886,  Bd.  X,  S.  81.) 

Die  Steppen  im  N und  NO  des  Kespiiees  haben  Mlbst  in  der  kunen 
Periode  1850—75  ihr  Aussehen  wesentlich  verändert,  die  Sandflächen 
haben  an  Ausdehnung  gewonnen,  mehrere  kleine  Seen  sind  verschwunden, 
die  Vegetation  i*t  spärlicher  geworden.  Der  See  Atochi-kul,  320  qkm 
groß,  Ut  zwUchcn  1859  und  1873  ausgetrocknet.  Dasselbe  Schicksal 
traf  die  beiden  Golfe  d«  Aralsees:  Barsut.  der  noch  1741  existierte,  war 
1846—  1847  eine  SandtUchc  von  2230  qkm  Flüche;  uud  der  2800  qkm 
grofse  Aibughir  Ut  twUcheu  1850  und  1874  ganzlieh  verschwunden. 
Auch  ira  Gebiet  des  Bai ka*c h -See.«  und  seiner  östlichen,  nun  getrennten 
Fortsetzungen  schreitet  der  Auttrocknungsproxefs  stetig  fort,  und  dasselbe 
gilt  von  Wwßibirien  («.  Utt.-Ber.  Nr.  318),  von  Arabien  und  Iran.  Der 
Harnuruee  erscheint  noch  auf  einer  Korto  de«  Jahres  1857  (von  Weiland) 
als  ein  einheitliches  Becken  von  wenigsten*  70  km  Ijingc  und  ea  9000  qkm 
Flüche;  schon  1871  Irland  er  aber  aus  zwei  getrennten  Becken,  deren 
Areal  $00  qkm  nicht  überschreitet.  Als  einzige*  Mittel  gegen  diesen  fort- 
schreitenden Austrocknungsproxcfo,  der  das  südöstliche  Rußland  schon  er- 
reicht hat,  rroplichlt  der  Verfasser  die  Vergröberung  de*  KuspDcc*  durch 
Verbindung  demselben  mit  dem  Schwarzen  Meer  und  durch  Ableitung  des 
Don  zur  Wolga.  Supvn. 

557.  Heyfelder,  Dio  Transkaspi  - Bahn  und  der  Wog  nach 
Indien.  (Kuss.  Revue  1886,  Bd.  XV,  S.  168.) 

Die  Atrcklinio  wurde  nicht  gewählt,  weit  Txrbikisctiljft  eine  offene 
flache  Rhede  ist.  Kraßnowodsk  Dt  zwar  ein  ausgezeichneter  Hafen,  aber 
dio  Bahn  hätte  auf  dieser  Linie  einen  Gobiigsrüeken  durchbrechen  müssen  und 
daher  nicht  *o  rasch  hcrg*stc!lt  werden  können,  als  es  die  militärischen 
Rücksichten  verlangten.  Daher  wurde  Michailowsk  gewählt,  obwohl  auch 
hier  der  Zugang  von  der  Secseite  mit  Schwierigkeiten  verknüpft  Dt.  Die- 
sem Cbelstand  wurde  aber  dadurch  abgcholfcn , difi  man  die  kospisebt 
Kopfstation  13  kru  weiter  westlich,  nuf  dio  Insel  Usun-Bzda  verlegte. 
Am  ungünstigsten  sind  dio  Verhältnisse  auf  der  westlichsten  Strecke  bis 
Kysyl  -nrwat : Wassermangel  und  unbewohntes  und  unproduktives  Land. 
Zur  Sicherung  der  Bahn  wurden  Kolonien  angelegt,  die  aber  unter  sanitären 
Kalamitäten  leiden.  Von  großer  Wichtigkeit  sind  die  Naphthoquellen 
bei  Michailowsk  und  auf  Usuo-Kada,  welche  sowohl  Bclouchtungs-  uD 
HekungsmaterUl  liefern.  Die  Bahn  Dt  jetzt  bis  Dusthok  (ca  37°  io*  N 
nnd  59*  50'  E,  640  km  vom  Kaspisee)  fortgeführt;  dio  Linio  Msnr  — 
Tschardsehui  am  Amu  Dt  im  Bau  begriffen.  Dio  Balm  wird  nach  Bucham 
fortgesetzt  und  soll  dann  S.imttrkand  uod  Taschkent  erreichen ; gerade  die 
letzte  Strecke  wird  die  kulturell  wichtigste  und  die  einträglichste  «ein. 

Snjmm. 

558.  Jadrinzew,  Sibirien.  Nach  d.  Rubb.  bearb.  u.  ver- 
vollständigt von  Petri.  Jena,  Costenoble,  1886. 

Bei  unsrer  lückenhaften  Kenntnis  der  russischen  Fachliteratur  ist  da* 
Unternehmen  Pelris,  um  mit  dem  Werke  Jadrinzew*,  wohl  d«  tiefsten 
Kenner*  der  kulturgeographbehen , «poziell  wirtschaftlichen  Verhältnisse 
seines  sibirischen  Heimatlandes,  vertraut  zu  rauchen,  betende!»  dankenswert. 
Schon  im  Litt. -Her.  Nr.  320  wurde  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  der 
oibüiseho  Kolonist  sich  auch  körperlich  verändert  habe,  und  wir  gelangen 
nun  zur  Cbcrzcugung,  dafs  diese  Veränderung  hauptsächlich  dor  Vermischung 
mit  den  Kmgcborncu  zuzuschreibrn  ist,  und  dafs  trockenes  Klima  und 
Nahrung  höchstens  als  untergeordnete  Faktoren  in itge wirkt  haben  könnon. 
Der  helle  großrussische  Typus  verwandelt  sich  in  einen  bräunlichen;  außer- 


dem wird  in  den  Grenzgebieten,  besonders  im  nördlichen,  auch  der  Wuchs 
kleiner,  und  die  physische  Kraft  und  dio  Fruchtbarkeit  vermindern  sich. 
Es  ist  besonders  beachtenswert , daß  auf  die  Kolonisten  turn  Teil  auch 
körperliche  Fähigkeiten  der  Kingebomcn,  z.  B.  das  scharfe  Auge  der  Tun- 
gusen , übergegangen  sind.  Der  weiche , zur  Nachahmung  geneigte  ru«*i- 
eche  Volkscharakter  lief*  die  ohnehin  rohen  KolonDten  auch  kulturell  auf 
die  Stufe  der  Kingebomen  hcrabxinkcn,  und  nur  dcT  beständige  Zufluß 
aus  dem  Westen  hindert  die  völlige  Verwilderung.  Trotzdem  steht  aber 
im  großen  und  ganzen  der  freie  sibirische  Bauer  höher,  als  der  noch  in 
Leibeigenschaft  aufgewaebseno  russische  Bauer. 

Die  Eingebornen  wurden  in  den  ersten  Zeiten  der  Eroberung  massen- 
haft vernichtet;  später  bewirkten  Epidemien,  Hungersnot  und  völlige  Ver- 
armung infolge  sinnloser  Wildvernichtung  uud  Verminderung  der  Kcntier- 
lterdcn,  sowie  der  sklavischen  Abhängigkeit  der  Eingebornen  von  wucheri- 
schen Kaufleuten  eine  beständige  Abnahme  der  ursprünglichen  Bevölkerung. 
Nur  die  Burjaten,  Kalmyken  und  Kirgisen  sollen  nicht  an  Zahl  zurückge- 
gangen sein,  aber  auch  hier  hat  dio  Not  schon  Eingang  gefunden.  Unter  der 
schlechten  Verwaltung  und  drückenden  Besteuerung  leiden  natürlich  auch 
die  Eingebornen , während  anderseits  der  Staat  wenig  zu  ihrer  geistigen 
und  sittlichen  Hebung  beigetragen  hat.  Die  christlichen  Missionare  konn- 
ten im  S nicht  mit  den  weitaus  rührigen  mohammedanischen  und  budd- 
histischen konkurrieren,  und  die  Ostjoken  ur.d  Woguten  sind  auch  jetzt  nur 
noch  scheinbar  Christen.  Dio  griechischen  Missionare  waren  überdies  selbst 
sittlich  nicht  immor  ihrer  Aufgabe  gewachsen.  Der  Schulzwang  und  der 
Gebrauch  der  russischen  UntcrrichUwprarhc  haben  dem  Eingobornen  den 
.Schulbesuch  verleidet. 

Die  Einwanderung  freier  KolonDten  Dt  eine  stetige,  wenn  sie  auch 
in  einzelnen  Perioden  (x.  B.  1847  — 1855)  be«ondcr»  anschwoll.  Die  Ansie- 
delung hielt  sich  meist  an  die  Flußläufe  und  die  Hauptstraßen : zwischen 
diesen  Streifen  ist  Wildnis.  Besonders  aufgesucht  werden  jetzt  dxs  Altai- 
gebiet,  Ssemirjetsehiruk  (Ili-Balchasch-  Gebiet)  und  der  Bezirk  Minussin«k, 
die  Kornkammer  des  Gouvernements  Jcnisscisk.  Für  die  kulturelle  Ent- 
wickelung de*  Landes  ist  die  Freiheit  der  Auswanderung  eino  Grundbe- 
dingung, ebenso  aber  auch  die  Einschränkung  oder  Aufhebung  der  Depor- 
tation. Be»  der  minimalen  Vermehrung  und  großen  Sterblichkeit  der  De- 
portierten tragen  diese  zur  Bevölkerung  de*  Lande«  nicht«  bei.  Freiwillig 
oder  durch  die  Umstünde  gezwungen  setzen  sie  ihr  Yagnbundcntcbon  fort, 
eine  beständige  Gefahr  für  die  Sicherheit  des  Lebens  und  Eigentums.  Die 
Zahl  der  Verbrechen  nimmt  in  Sibirien  zu,  ur.d  sie  werden  raebt  von 
Dejiortierten  an  (geführt. 

Für  eine  intensive  Ausbeutung  der  reichen  Naturschätze  Dt  die  Be- 
völkerung viel  xu  wenig  zahlreich.  Auf  allen  Gebieten,  ira  AckeThut», 
Bergbau  und  in  der  Jagd  herrscht  lediglich  Kaub  Wirtschaft.  Daher  Ab- 
nahme der  ProduktionskniU,  anderseits  aber  auch  wegen  Mangels  an  Ab- 
satz ein  Überfluß  an  Erzeugnissen , ao  daß  das  Getreide  jetzt  vielfach  zur 
Schnapdirennerei  verwendet  wird.  An  diesem  Überfluß  nehmen  aber  ver- 
hältnismäßig wenige  Anteil ; Reichtum  uud  Armut  stoben  sich  unvermit- 
telt gegenüber,  und  der  Arme  sank  zum  Sklaven  des  Reichen  herab,  da 
er  durch  die  bcstcchlicho  Verwaltung  nicht  geschützt  wurde.  Der  Handel 
besteht  im  Austausch  der  Natur-  gegen  Tudustricprodukt*  : die  ersten»  sind 
außerordentlich  billig,  die  letztem  abnorm  teuer,  da  die  Konkurrenz  fehlt, 
und  der  Handel  Monopol  einiger  Kauflcato  ist,  dio  daher  auch  die  Ver- 
besserung und  Ausbreitung  des  Koniinunikatioruuetzes  mit  scheelen  Blicken 
betrachten. 

Das  letzt«  Kapitel,  .Dio  Erschließung  Sibiriens1*,  stammt  ausschließ- 
lich von  Petri  her.  Von  den  Küsten  Dt  die  des  Japanischen  Meeres  um 
wichtigsten,  einerseits  wegen  ihrer  Beschaffenheit  selbst,  anderseits  wegen 
ihrer  Igige  und  der  — allerdings  noch  nicht  erschlossenen  • — Produktions- 
fahigkeit  ihres  Hinterlandes.  Ein  Hindernis  sind  nur  die  HDvorhältnissc ; 
selbst  der  pzciflsche  Haupthafeu  Wladiwostok  ist  1 bis  Monate  zuge- 
froren. Auch  die  Zugänglichkeit  der  nördlichen  Küste  glaubt  der  Ver- 
fasser nicht  ganx  in  Abrede  «teilen  zu  dürfen.  Im  W haben  wir  die 
Ssibirjakowache  Route  über  den  nördlichen  Ural  (Petschora— Sehtschugor— 
üb)  uml  die  Eisenbahn  Perm — Tjnmen,  zu  der  »ich  noch  die  Route  Sn- 
mara — Ufo — Slatoust — Tjumeu  gesellen  wird.  An  der  «üdlichen  Gebirgs- 
grenxe  wird  das  dsungarischo  Völkerthor  von  Bedeutung  worden;  der  Han- 
del mit  Uhina  bewegt  »ich  auf  mehreien  Routen:  Tschuj- Route  (Bi  bk— 
Kohdo),  Duchtarrninskaja , Kracht*,  Maimxtschin  Are.  Die  Landwege  im 
Innern  von  Sibirien  sind  schlecht  und  unsicher.  Die  Schiffahrt  auf  den 
großen  Strömen  begann  erat  in  den  20er  bis  30er  Jahren;  Dampfer  sind 
»cit  1843  eingeführt.  Aus  den  genauen  Angaben  geht  hervor,  daß  dio 
Flüsse  5}  bi»  6 Monate  zugefroren  sind;  der  Amur  veraeicht  außerdem  im 
Sommer  bei  Regcnmangol.  über  dio  Verkchrsvorhältnissn  vgl.  auch  Litt.- 
Ber.  1885,  Nr.  43,  50  und  441.  Zum  Schluß  möge  auch  auf  die  aus- 
führlichen statistischen  Tabellen  verwiesen  werden.  Supan. 


Digitized  by  Google 


Litteraturbericht  Nr.  559 — 564. 


559.  Sibirskij  Sbornik  (Sibirischer  Sarnmelband).  Wissen- 
schaftlich -litterarische  Beilage  zur  „Wostotschnoje 
Obosrenijou.  St.  Petersburg  1886.  Bd.  I (russisch). 

Der  erste  Hand  der  mit  diesem  Jahrgang  periodisch  in  mehreren  Küm- 
mern erscheinenden  „Sboroiki"  kann  nicht  nur  alt  ein  wertvolles  Quellen- 
werk  für  da«  Studium  Sibirien«,  sondern  gleichseitig  auch  als  niu  er- 
freuliche« Symptom  für  den  rüstigen  Fortschritt  de«  Landes  gellen:  die 
erste  periodische  wissenschaftlich -littcrarischo  Revue  i*t  für  eine  junge 
Kolonie  ein  bemerkenswert««  Kreignis.  Der  vorliegende  Band  enthalt  nebst 
einigen  Literarischen  Beiträgen  von  streng  lokalem  Gepräge  und  der  Über- 
setzung von  eiuigen  Kapiteln  aus  Summier«  „Un  «state  in  Siberia**,  sowie 
einer  Studie  über  die  auf  den  Eroberer  Sibiriens,  Jermak  Timofcjew,  be- 
züglichen Volkslieder,  einen  wertvollen  Beitrag  zur  KoloniaaUonsgoscbichte 
Sibiriens  von  Jadrinxew:  „Die  Sckticrcrgemeindcn  an  der  chinesischen 

Grenze“.  Der  Verfasser  beschreibt  die  von  ihm  persönlich  besuchten  An- 
siedelungen im  Altaj  - Gebiete , welche  vorzeiten  gegen  den  Willen  der 
russischen  Regierung  hart  an.  ja  sogar  jenseits  der  chinesischen  Grenze 
von  flüchtigen  Sektierern  begründet  wurden.  Eine  selbständige  Kolonisation 
der  Kachbargebiete  (ein  typisches  Vorgehen  für  den  russischen  Kolonisten!) 
findet  noch  heutzutage  statt:  der  See  Marko- Kul  befand  sich  bereit«  vor 
sechs  Jahren  de  facto,  wenn  auch  nicht  de  jure,  in  Händen  der  Kolo- 
nisten. Der  Ausgang  der  freien  Kolonien  ist  «teta  der  gleiche : die  Annexion 
des  Gebiete«  durch  die  russische  Regierung  und  somit  auch  der  Ver- 
lust der  Unabhängigkeit  oder  der  ursprünglich  gewährten  Privilegien 
für  die  Kolonisten  (die  „Kamenschtschiki*  an  der  Buchtnrma  galten  bis 
1878  für  _Inon>dzy~  = Kingebnrno  und  wnren  vom  Militärdienst  befreit), 
überaus  charakteristisch  tritt  in  den  Schilderungen  Jadrinzews  die  bemer- 
kenswerte Begabung  der  Russen  zur  Koloniaatiomarbeit  hervor. 

Von  kolonialgeschichtlichera  Intorewo  ist  ferner  ein  Aufsatz  Micbnj- 
low«  über  die  Leibeigenschaft  in  Sibirien,  welche  «ich  in  extremer  Weise 
in  der  bis  182G  ausgeübten  Versklavung  der  Eingebornen  manifestiert  bat, 
im  allgemeinen  aber  von  entschieden  geringerer  Bedeutung  war  als  im 
Mutterland«;  sio  hat  sich  hauptsächlich  nur  auf  dio  zu  den  Ländereien  der 
Klöster  und  Bergwerke  gehörenden  Bauern  erstreckt.  Bemerkenswert  ixt 
ferner  eine  kleine  Arbeit  über  das  Koue  Kalifornien  am  Amur  («ich« 
„Gcngr.  Mitt.“  1885,  S.  29  u.  181),  deren  Verfasser  daa  Geschick  hatte,  einige 
Zeit  als  Präsident  der  Goldwäacher-Republik  zu  fungioren.  Der  Band  ent- 
hält »chlicfftlich  zahlreiche  Referate,  sowie  eine  Bibliographie  der  neuesten 
Werke  über  Russisch- Asien.  Die  nächsten  Bände  versprechen  ein  roichca 
ethnographische!«  Material.  Sehr  zu  empfehlen  wäre  eine  eingehendere  Be- 
rücksichtigung der  Naturkunde  Sibiriens.  An  Mitarbeitern  auf  die«om  Ge- 
biete wird  cs  der  Zeitschrift  nicht  fehlen.  Ptiri. 

560.  v.  Tillo,  Magnetische  Horizontal -Intensität  in  Nord- 
sibirien. (Rep.  f.  Meteor.  St.  Petersburg  1886.  Bd.X, 
Nr.  7,  mit  Karte.) 

Der  Verfasser  hat  c«  unternommen,  auf  Grund  der  magnetischen  Be- 
obachtungen der  „Vega“-  uud  russischen  „Lena“-Kxpeditioo,  «owio  älterer 
Beobachtungen,  die  grofse  Lücke  auf  der  von  der  Deutschen  See  wart«  für 
die  Epoche  1880,0  herausgegeboneu  Karte  gleicher  magnetischer  Horizontal- 
intensität (Aitnal.  f.  llydrogr.  u.  mar.  Meteor.  1880)  auxzufiillcn  und  such 
die  dort  ganz  ausgezogenen  Kurven,  soweit  sie  Sibirien  betreffen,  teilweise 
zu  berichtigen  (so  im  Gebiet  dos  Beringsmceros,  wo  dio  Linien  nach  S 
verschoben  werden).  Die  mittlere  jährliche  Änderung  ist  so  gering,  dafs 
an  den  Beobachtungen,  von  denen  die  älteste  aus  dem  Jahre  1818  stammt, 
mit  Rücksicht  auf  den  Matostab  der  Karte  eine  Korrektion  für  die  Sikulzr- 
Ändcrung  nicht  anzubringen  war.  £mp<im. 

501.  Macalister,  Description  of  a skull  from  an  Ancient 
Burying  Place  in  Kamtschatka.  (Journ.  Autkropo). 
luBtit.  1886.) 

über  den  Kasiencharaktcr  der  Bewohner  des  nordöstlichen  Asiens  sind 
wir  bisher  noch  wenig  genau  unterrichtet.  Auf  Kamtschatka  wohnen  drei 
Stämme:  Im  Korden  gegen  7000  brachyccphalo  Tschuktschen  mit  ovalem 
Gesiebt,  in  der  Mitte  Koriaken,  im  Süden  die  von  ihren  Nachbarn  völlig 
verschiedenen  eigentlichen  Karotacbadalcn  oder  bewer  Helmen.  Der  auf- 
gefundene Schädel  «lammt  von  einer  erwachsenen  Frau,  dessen  genauere 
Mafse  der  Verfasser  mittcilt.  Langiund. 

562.  Gottscho,  Geologische  Skizzo  von  Korea.  (Sitz.-Ber* 
Akad.  d.  Wiss.  Berlin  1886.  Bd.  XXXVI,  Sep.-Abdr.» 
mit  1 geolog.  Kart«  in  1 : 4 MUL) 


563.  Roth,  Beiträgo  zur  Petrographie  von  Korea.  (Ebendas., 
Sep.-Abdr.) 

Der  grüble  Teil  de«  Luide«  besteht  au«  gefalteten  kristallini- 
schen Schiefern,  welche  sowohl  da«  wasae scheidende,  bis  ST'"  Br. 
parallel  uud  nahe  der  Ostkiute,  dann  aber  nach  $W  ziehonde  Hauptgebirge 
und  Hm  den  laogen  Westabfall  einnehmende  niedere  und  vielfach  zerschnit- 
tene Bcrgland  xusaromensetzen.  Besonders  beachtenswert  ist,  «Li  die  un- 
tere Gneito-Gliroroewchiefer-Gruppe  mit  unbedeutenden  lokalen  Ai  iah  men 
von  KO  nach  SW,  dio  obere  l’hyllitgTuppe  aber  von  KKW  nAh  SSO 
oder  von  KW  nach  SO  streicht.  (Ahnlicho  Verhältnisse  beobachtete  r.  lticht- 
hofen  auf  Schantung.)  An  der  chinesischen  Grenze  zwischen  40J-  und 
41°  Br.  lagern  auf  der  kristallinischen  Unterlage  ca  mb  rische  Sandsteine, 
Mergelschiefer  und  Kalksteine,  die  auch  sonst  noch  kleinere  Becken  erfül- 
len. Von  gröberer  Bedeutung  sind  auch  die  paläozoischen,  vielleicht 
kar  tonischen  Mergel  und  Konglomerate,  welche  das  Hache,  vom  Kok- 
tonggang  mit  sanftem  Gefälle  durchströmte  Hügelland  der  SO-Provinz  bil- 
den. Der  Kaktonggaug  besitzt  unter  allen  koreanischen  Flüssen , die  eia 
rasches  Gefalle  und  einen  unentwickelten  Unterlauf  haben,  ein  ousge- 
dehnte«,  fruchtbare«  Delta.  An  ein  paar  Stellen  der  Ost-  und  Westküste 
kommen,  lokal  boschrankt,  jüngere  kohlenführende  Schichten  vor,  die 
möglicherweise  tertiär  sind.  Die  Eruptivgesteine,  die  eine  ziemlich 
grofse  Rolle  spielen,  lassen  sich  in  zwoi  Hauptgruppen  scheiden:  die  äl- 
tere umtobt  Granite,  Porphyre,  Diorite,  Diabase  und  Gabbro;  die  jüngere 
besteht  aus  deckoobildondom  Basalt  bzw.  Dolcrit.  Supan. 

564.  Milne,  The  Volcanoes  of  Japan.  (Transact.  seismol. 
Soc.  of  Japan,  Bd.  IX,  II.  Teil,  1886.  Mit  1 Karte 
und  mehreren  Skizzen.) 

Dtx  Verfasser  unterscheidet  drei  Vulkanzonen:  l)  Die  nördliche,  die 
Kurilen  und  Juso  umfassend,  in  der  Richtung  von  KO  nach  SW.  Die 
Kurilen  sind  durchaus  vulkanischen  Ursprungs,  ohne  Sedimcntürgesteinc, 
und  auch  die  erloschenen  Vulkanberge  sind  gut  erhalten.  Der  V erfasser 
halt  sie  daher  für  jünger,  als  die  Vulkane  von  Kamtschatka  und  Japan, 
Iturup  und  Kunaschir  aber  für  die  ältesten  der  Reihe.  Die  erstgeuauute 
Insel  zeigt  eine  ausgeprägte  Strandtorm***  in  40  m Hoho.  Dafs  Lara- 
strome nicht  Vorkommen,  ist  unrichtig,  wenn  anders  die  Angabe  bezüglich 
Chirirakotan  (S.  109)  auf  Wahrheit  beruht.  2.  Dio  mittlere  Zone  um- 
fatot  den  grü  toten  Teil  von  Kipon  (Uooshiu)  und  die  senkrecht  darauf 
stehende  (KKW— SSO)  Oshima • Gruppe  (die  sogenannten  7 Inseln  südlich 
von  Tokio);  vgl.  dazu  Litt. -Her.  1885,  Kr.  810.  Die  Fortsetzung  der 
Oshima-Liuie  sieht  der  Verfasser  in  den  Mariannen.  3.  Die  südliche  Zone ; 
die  SaUuma- Linie,  die  Kiusbiu  durchschneidet,  bringt  der  Verfasser  in 
Verbindung  mit  der  Philippinischen  Vulkuulinie.  Die  Höhen  der  Vulkan- 
berge sind  sehr  verschieden;  auf  den  Kurilen  schwanken  sie  meist  zwi- 
schen G00  und  1500  m ; die  nördliche  Insel  erreicht  aber  eine  Höhe 
von  2160  und  dio  südlichste  eine  solche  von  2250  m.  Auf  Jeso  liegen 
die  Höhen  zwischen  600  und  2300  m.  Auf  Xipon  ist  dio  niedrigste  An- 
gabe 980  m,  und  mehr  als  3000  ro  erreichen  drei  Vulkane,  darunter  der 
bekannte  Fuji-yoroi,  dessen  Messungen  sorgfältig  zusamracngestellt  werden. 
Dio  Extreme  sind  4321  und  3265  m ; eine  barometrische  Messung  des 
Verfassers  im  August  1884  ergab  3880  m,  und  der  Mittelwert  aller  Mes- 
sungen betragt  3780  bis  3795  m;  dio  entere  Zahl  nimmt  Milne  als  die 
relativ  richtigste  an.  Auf  Kiushiu  ist  der  Aso-san,  1500  m,  der  höchste  Vul- 
kan. Auf  die  theoretischen  Erörterungen  übor  die  Form  der  Vulkanbergc 
(vgl.  Litt.  - Ber.  Kr.  205)  wollen  wir  nicht  näher  eingehen.  Eine  Periode 
besonders  heftiger  Thiitigkeit  war  dio  Zoit  von  1780  bis  1800;  ein  Teil 
d«  Berges  Isen  wurde  zerstört,  wobei  viele  Tauseude  von  Menschen  um- 
kamen; mehrere  Inseln  in  der  SaUuma -See  entstanden;  der  Sakurojima 
warf  so  viel  Bimsstein  aus,  dato  das  Meer  bis  zu  einer  Entfernung  von 
35  km  damit  bedeckt  wurdo,  und  der  Asama  stiefs  Steinblöcke  von  12 
bis  30  m Durchmesser  aus  und  ergofs  einen  Lavastrom  von  68  km  Länge. 
Bemerkenswert  ist,  dafs  sieh  mehrere  eidbebenfreie  Gegenden  in  der  Nach- 
barschaft thätiger  Vulkane  befinden.  Auf  die  jahreszeitliche  Verteilung  der 
Eruptionen  (Winter,  hier  vom  Dezember  bis  Februar  gerechnet,  48,  Früh- 
ling 39,  Sommer  32,  Herbst  34),  die  der  Verfasser  stark  betont,  ist  nicht 
viel  Gewicht  zu  legen,  einmal  wegen  der  geringen  Differenz  zwischen  dom 
Winter-  und  Sommerhulbjahr  (80  und  73)  und  anderseits  wegen  der 
gmtoen  Zahl  von  Eruptionen  (80),  für  welche  keine  Zeitangaben  vor- 
l :eg<m,  und  die  vielleicht  alle  theoretischen  Erörterungen  über  den  Haufen 
werfen. 

Der  Hauptinhalt  der  Schrift  ist  eine  qucllenmätoigr  Geschichte  der 
wichtigen!  Vulkane.  Einige  Resultate  sind  in  nachfolgender  Taltelle  nieder- 
gelegt worden. 

U* 


Digitized  by  Google 


124  Litteraturbericht  Nr.  565—569. 


v S 

si 

i? 

V 

05 

3flÄ 

* £*2 
jz  a a 

-52 

•9S  3 

7.*, 

7 a 

Vor 

11. 

h 1 d 
u. 

o r 
12. 

b © k 

13. 

a n n t o u Ei 

U.  15.  16. 

Jahrhundert. 

■ u p 
17. 

t i o 
le. 

n © n 

19. 

Zelt 

nicht 

genannt 

Summe 

Kurilen  . 

... 

23  ') 

IG 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

8 

8 

10 

2G 

Jeso  . • 

. 

28 

u 

i 

5 

— 

G 

Nördliche  Zoue 

. 

61 

27 

9 

13 

10 

32 

Iwaki*aan 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

i 

4 

8 

— 

8 

übrige  Vulkane 

von  Nord'Honsliiu  . 

18 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

i 

— 

1 

— 

2 

Asuma-vama 

• • . • 

1 

1 

i 

— 

i 

— 

— 

— 

3 

7 

9 

1 

— 

oo 

Fuji-yaroa 

. . . . 

I 

1 

7 

4 

— 

— 

2 

— 

1 

2 

2 

— 

— 

18  2) 

übrige  Vulkan. 

von  Zontral-Honshiu 

31 

T 

I 

1 

— 

2 

Oshimu-Gruppe 

. 

7 

3 

2 

— 

— 

— 

— 

o 

— 

2 

4 

8 

— 

18 

Zentrale  Zone  . 

. 

59 

14 

11 

4 

l 

— 

o 

2 

4 

13 

19 

14 

— 

70») 

SÜd-Honsbiu 

. 

2 

Asösan  . 

.... 

1 

1 

8 

— 

— 

ii 

10 

3 

13 

s 

3 

10 

— 

67 

Kirisbinw-vama 

.... 

1 

i 

6 

— 

•> 

— 

— 

— 

13 

2 

3 

— 

— 

25 

Sukura*jima 

. 

1 

1 

4 

— 

— 

— 

— 

7 

— 

1 

14 

1 

— 

27 

Hirakiki-vama  . 

.... 

1 

— 

6 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

— • 

— 

6 

übrig«  Vulkane 

ron  Kiurbiu 

7 

4 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

— 

2 

Südliche  Insolo 

. 

G 

6 

Q 

— 

l 

— 

— 

— 

— 

— 

7 

1 

— 

ii 

Südliche  Zone. 

. 

19 

13 

25 

— 

3 

11 

10 

10 

2G 

13 

28 

12 

— 

138 

Japan  . 

• • • • 

129 

513) 

3G 

4 

4 

11 

12 

12 

30 

20 

66 

39 

10 

240  *) 

Slipon. 

*)  Ober  50  Kegel,  wovon  ca  IS  thätig.  — 2)  Die  Tabelle  auf  S.  175  des  Original*  fafst  einige  Eruptionen  zusammen  und  zählt  nur  11,  daher  für 
die  ganze  Zcntmlzonn  G3  und  als  Endsumme  233.  — *)  Die  Karte  uud  die  Tabellen  geben  für  die  zentrale  und  südliche  Zo»o  nur  24  , in  Summa  also 
nur  5t  thülige  Vulkane  an,  was  aber  mit  den  Details  der  Tabelle  nicht  übereinstimrat. 


5*35.  Jourdy,  Not©  complementaire  sur  la  Geologie  de 
l’Est  du  Tonkin.  (Bull.  Soc.  geol.  de  Franco  1880, 
Bd.  XIV,  S.  445.)  (Vgl.  Litt.-Ber.  Nr.  122.) 

Beschreibung  dreier  Profile:  1)  Die  steilen  Anhöhen  nördlich  von 
^lanoi  (Garn  bi*  zum  Fort  der  7 Pagoden)  bo*tehcn  atu  (luarnandstcin 
(und  zum  Teil  Arkose),  der  im  WNW  nach  NW  fällt,  in  der  Mitte  fast 
vertikal  steht  und  im  OSO  nach  SO  fällt,  »omit  eine  ßTofto  Antiklinale 
damtellt.  2)  Au*  dem  lMtuland  von  Hzt-Phong  erheben  sich  zwei  aus 
Sandstein  und  gctchiohtctein  Karhonknlk  begehende  Bcrggrupp«» , Ton 
denen  die  südliche  den  Namen  „Elefaritenberge"  trügt.  Nach  0 begrenzt 
da*  Delta  ein  Hohciixug,  der  aus  östlich  falleuden  Schiefern,  dann  Sand* 
deinen  und  endlich  Arkoie  zusammengesetzt  ist.  3)  Die  wegen  ihrer 
Kohlen  wichtige  Bai  ton  Hone -Guy  (im  N der  Along.Bai)  bildet  eine 
DoppelmnMe,  in  deren  Mitte  die  Antiklinale  der  Insel  Unne-Üay  skufoteigt. 
Die  Unterlage  besteht  um  dem  im  N und  S zu  Tage  tretenden  Kohlen- 
kalkslein : darauf  lagert  die  Arkoje  (identisch  mit  jenen  in  den  beiden 
frühem  Profilen),  in  welchen  die  infraliasiische  I*tlanxen  führenden  Schie- 
fer  mit  den  Kohlenflözen  eingelagert  sind.  SMjmn. 

566.  Gouin,  Lea  Rivii*rea  «lu  Tonkin.  (Rev.  niarit.  ot  col. 
1886,  Bd.  XC,  S.  5.) 

Bei  Hanoi  marht  sicii  der  Kinfluf*  der  Gezeiten  nur  noch  durch 
Stauung  bei  Niedrigwusser  geltend.  Der  Wamerstand  differiert  hier  um 
0 — 8 in  zwischon  August  bis  September  und  Dezember  bi*  Januar.  Der 
Strom  lut  hier  bei  Hochwasser  einen  echten  Torrenlciicharakter,  daher 
Veränderungen  des  Klufslaufcs,  mächtige  Ablagerungen,  wechselnde  Tiefeu- 
verhiUtnisse  bei  allmählicher  Erhöhung  de*  Bett**,  die  auch  eine  Erhöhung 
und  Verstärkung  der  Dämme  nötig  marht.  Die  Iktmpfschifffahrt  ist  ober- 
halb Hanoi  wahrscheinlich  unmöglich,  und  der  Handel  wird  sieh  hier 
leichter  Dschunken  bedienen  müssen.  Die  Pliicho  des  Deltas  wird  auf 
12SOO  qkm,  und  dosten  Bevölkerung  auf  7 Millionen  geschätzt,  was  eine 
Dichtigkeit  von  über  500  pro  qkm  ergeben  würde.  Die  Mündungastcllen 
sind  für  die  Schilfihrt  noch  wenig  geeignet ; auch  ist  der  gänzliche  Mangel 
von  .Schutzvorrichtungen  für  die  Schiffe  auf  der  langen  Strecke  von  Turon 
bis  Haiphong  «ehr  empfindlich,  besonders  in  der  Zeit  der  Taifun«.  Ala 
Khcgdiafen  ist  die  Along-Bai  ausgezeichnet;  der  wichtigste  Kuchcrhafcn, 
wo  im  Winter  Tauaende  von  chinesischen  Dschunken  sich  rorsarumelu,  ist 
Usch».  Als  Handelshäfen  genügen  weder  Haiphong  noch  das  beträchtlich 
dichtere  Guang*y4n;  nur  die  Ticfenverhaltniss*  von  Hongay  in  der  Bai  von 
Jialong  würde»  den  modernen  Anforderungen  entsprechen.  Supa». 


567.  Bureau&Franchet,  Premier  apor$u  do  la  Vegetation  du 
Tonkin  nidridional.  (C.  rend.  Ac.  Sc.  1886,  I,  S.927.) 

Es  werden  857  Pllaoxcnspezie.s  aus  den  Ebenen  und  modern  Gebirgen 
südwestlich  vom  Songkadelta  mich  Familien  gruppiert.  Die  dortige  Flora 
erscheint  danach  wesentlich  verschieden  von  der  des  nordöstlichen  Tonkin, 
soweit  dieselbe  bekannt  ixt. 

Während  dort  dio  Gramineen  die  grüble  Zahl  von  Spexic«  besitzen, 
kommt  im  SW  den  Leguminosen  (7.?  Prozent)  die  erste  Stelle  zu;  e*  fol- 
gen (’yperocecn,  Compotiten,  Hubiacecn,  Kuphorbuccen  mit  je  40  und  mehr 
Arten,  di«  Gramineen  erst  an  siebenter  Stelle.  Neun  Familien  des  NO 
fehleu  im  SW , der  dafür  37  andre  allein  vertreten  zeigt , darunter  eine 
Anzahl  spezifisch  tropischer.  überhaupt  zeigt  die  Flora  d«  südwestlichen 
Tonkin  grofse  Ähnlichkeit  mit  der  indischen;  die  Einführung  von  Gutta- 
perchftbäumen  würde  daher  nach  Ansicht  der  Verfasser  hier  eher  Aussicht 
auf  Erfolg  bieten,  als  in  der  Gegend  von  Haiphong.  Sohrlach. 

568.  Blanchard , Aporyu  touclmnt  la  fauuo  do  Tonkiu. 
(Compt.  rend.  Ac.  Sc.  1886,  I,  S.  791.) 

Der  Verfasser  teilt  die  allgemeinen  Resultate  mit,  welche  dio  l'nter- 
Buchung  einer  gröbern  Sammluog  von  Insekten  aus  Tonkin,  gesammelt 
durch  einen  Arzt  der  Fremdenlegion  daselbst,  Lwguc,  ergehen  hat.  Die 
Arten  gruppieren  »ich  in  zwei  Abteilungen : einerseits  solche , welche  im 
indochinesischen  Gebiet  überhaupt  eine  grobe  Verbreitung  besitzen,  und 
anderseits  neue  Arten , vielleicht  den  untersuchten  Gegenden  eigentümlich, 
aber  jedenfalls  andern  Spezies  au«  dem  genannten  Gebiet  sehr  nahestehend. 
Unter  den  90  Arten  von  Schmetterlingen  (meist  Papilionidcn  und  Nyrnpba- 
liden)  befindet  sich  überhaupt  keine  neue.  Dio  Käfer,  von  denen  567  Spe- 
zies verbogen,  sind  vorzugsweise  durch  ptlnnxenfre wende  Formen  (Chrysome- 
lideu,  Curculioniden,  Cerambyeiden)  vertreten,  doch  fehlen,  entsprechend 
dem  Mangel  an  sehr  groben  Uiiumou,  dio  besonders  grubeo  Arten;  auch 
die  Sc-arabehlen  sind  recht  verbreitet,  wogegen  di«  Hauhkäfer,  insbesondere 
dio  Uarabidcn,  mehr  zurücktroten.  Im  allgemeinen  bestätigen  die  Unter* 
Buchungen  eine  gewisse  Einförmigkeit  der  Insektonfauna  des  indochinesischen 
Kü*tengebicto*;  eino  weitere  Einteilung  desselben  wird  erat  möglich  »ein, 
wenn  ein  reicheres  Material  aus  dem  Innern,  besonders  uus  den  Gebirgen 
Toriicgt.  Bohrbach. 

5G9.  Rollet  de  l'lsle,  Tonkin  ot  dana  lea  mors  de  Chine. 
Paria,  Pion,  Nourrit  & Co.,  1886. 

TagebuchbUtter  ein*«  Marine- Ingenieurs,  der  über  die  Küste  nicht 
hinautkum,  und  hauptsächlich  den  kriegerischen  Ereignissen  im  letzten 


Litteraturbericht  Nr.  570—577.  125 


Jabio  gewidmet.  Mehr  Gewicht  scheiut  der  Verfasser  auf  die  zahllosen, 
im  Huch  verstreuten  Skizzen  zu  logen.  Mit  einem  scharfen  Blick  für  dos 
Komische  begabt,  zeichnet  er  die  Menscheu  im  Stile  des  „Journal  umuiunt“, 
und  wird  damit,  beiondora  mit  den  kolorierten  Bildchen,  grofson  und 
kleiueu  Kindern  sicherlich  viel  Vergnügen  bereiten.  leider  sind  auch 
seine  landschaftlichen  Skizzen  meist  Karikaturen.  Supan. 

570.  Bulletin  do  la  Soc.  des  utudes  indocliinoisoa.  Annue 
1885.  Saigon  1886. 

Ti  ran  t beschreibt  dio  wohlriechenden  Hölzer  von  Cochinehina,  von 
denen  er  7 Arten  oder  Varietäten  aufzäblt;  Viaud  empfiehlt  die  Ptlauzen- 
gattung  Sansericre  (4  Arten  in  Pochinchina)  zur  Textil- Industrie;  und 
Tran-Nguyen-Hauh  schildert  die  iu  Cochinehina,  Airaro  und  China 
gebräuchliche  BorcitungswcUe  einer  Art  K&io  aus  Bohnen.  Supan. 

571.  Bodens,  Rapport  Bur  la  Situation  econoniiquo  du 
Cambodgo.  (Cochiucbiuo  frau«;.  Saigon  1886.  Bd.  XI, 
S.  161.) 

572.  Campion,  Los  lies  et  los  cötos  fran^aiscs  du  golfo 
de  Siam.  (Ebendas.  S.  173.) 

Kaum  dor  100.  Ted  du  kultivierbaren  Bodens  ist  wirklich  bebaut, 
Kino  Besserung  ist  auch  nicht  zu  erwarten,  so  lange  die  Bevölkerung,  wie 
bisher,  stationär  bleibt.  Die  Ansiedelung  der  Abnamiten  gelang  nicht,  da 
sie  sich  nicht  mit  den  Kingcbornnn  vermischen,  wie  z.  B.  die  Chinesen. 
Hnuptcrxcugnioc  sind  Kcis,  dio  Fische  des  Grofson  Seos  und  KUcn. 
Baumwolle,  Indigo,  Tabak  und  Muulheerbuum  würden  im  fruchtbaren  Al- 
luvialland do*  Mekong  ausgezeichnet  gedeihen.  Zu  beachten  ist  nament- 
lich, dafs  Frankreich  noch  keine  Indigokolonic  besitzt. 

Die  hohen,  mit  reichem  Grün  geschmückten  Fclsoninscln  de»  Golfs 
von  Siam,  die  submarinen  Ausläufer  der  Klcfantnnkctte,  sind  unbewohnt, 
werden  aber  von  den  Fischern  während  des  NO- Monsuns  vielfach  besucht. 

Supan . 

573.  Bryce,  Burma.  (Proc.  R.  Geogr.  Soc.  1886,  Bd.  VT1I, 
S.  481.  Mit  1 Karte.) 

Durrh  die  Anuexton  von  Oherbiriua  wurde  <!*•>  britische  Kolonialreich 
um  ca  360  000  qkm  vermehrt.  Das  Dcltaland  des  Irawidi,  der  bis  Bhamo, 
also  auf  eine  Strecke  von  1400  km,  mit  Dampfern  befahren  werden  kann, 
ist  bekanntlich  einer  der  gröfsten  Krixproüuxentcn  der  Erde,  weun  auch  nur 
l/7  des  kultivierbaren  Bodens  bebaut  ist.  Die  obern  Irnnadithälcr,  im 
Windschatten  des  SW-Monsuns  gelegen,  sind  zwar  vcrliultuumüßig  regen- 
arm,  werden  aber  durch  regelmäßige  Fluküberschwemmungen  befruchtet, 
und  liefern  RcU,  Baumwolle,  Weizen  &C.  Auch  das  vom  Verfasser  be- 
suchte Kyendwin - Flußgebiet  enthält  nicht  blofa  im  Haupt-,  sondern  auch 
iu  den  Nebeutbiilern  große  und  fruclitbare  Khenen.  Dos  Kubothol  dürfte 
die  reichste  Gegend  von  Oberbirma  sein.  Die  Bevölkerung  von  ganz  Birma 
wird  auf  Millionen  geschützt;  davon  kommt  etwa  die  Hälfte  auf  die 
Birmanen,  einschließlich  der  Arakaner.  Sie  bewohnen  vorzüglich  die  alte 
britische  Provinz;  nur  den  südlichen  Teil  von  Pegu  bewohnen  zum  Teil 
oder  ausschließlich  die  Tading  oder  Mon,  welche  rieb  aber  meist  nur  kör- 
perlich, aber  nicht  in  bezug  auf  Religion,  Charakter  und  Gewohnheiten 
von  den  Birmanen  unterscheiden.  In  den  Thallandschafton  des  obern  Ira- 
wadi  dürften  die  athletisch  gebauten  Schon  die  Mehrzahl  der  Bevölkerung 
bilden.  Ihnen  körperlich  verwandt  sind  die  ebenfalls  buddhistischen  Yaus 
des  untern  Kyendwingcbietc*,  dio  abrr  einen  birmanischen  Dialekt  sprechen. 
Das  üebirgo  bewohnen  noch  unziulirierto,  nicht  buddhistische  Stämme:  im  S 
die  Karen,  die  nach  Ansicht  des  Verfasser*  aus  SW-China  stammen,  im  W 
bis  ea  24j°  Br.  dio  Khyen,  und  im  O und  NO  die  Kakhyen.  Supan. 

574.  Dru , La  peniusido  malaiso.  (Bull.  8oc.  acad.  indo- 
chinoise.  Paris  1883—85.  II.  Ser.,  Bd.  II,  S.  152, 
mit  5 Karten.) 

Besprechung  de*  Projekts  eine*  Durchstichs  des  Isthmus  von  Kroli» 
wodurch  der  Weg  von  Calcutta  mich  Hongkong  um  03  Stunden,  üct  von 
Ceylon  nach  Hongknug  um  60  Stunden  abgekürzt  wordon  soll.  Unter 
I0£°  N.  wird  der  Isthmus  von  zwei  Flüssen  durchströmt:  der  westliche 
(Krolj)  mündet  in  den  Paktscham,  dessen  Tiefe  noch  26  km  von  seiner 
Mündung  *j  m beträgt  und  sich  aufwärts  auf  1.8—2  m verringert;  der 
östliche  (Tachomphaun)  ergießt  sich  in  den  Golf  von  Siam.  Der  höchste 
Punkt  des  Isthmus  wird  auf  30  m geschützt.  Dct  Kanal,  dessen  Verlauf, 
wie  den  der  projektierten  Bisenbahn  die  Karten  teigen,  dürfte  eine  Lange 
von  101»  km  bositzen  (al*o  beträchtlich  länger  als  der  Panaroakanal) ; das 
auszuhebende  Matena]  wird  auf  30 — 38  Millionen  cbm  und  die  Kosten 
werden  auf  80 — 100  Millionen  Frank  geschützt.  Supan. 


575.  Plant,  Notes  on  the  Philippines.  (.Journ.  Manchester 
Geogr.  Soc.  1886,  Bd.  n,  S.  19.) 

Der  Verfasser  gibt  einen  summarischen  Abriß  der  Eotdeckungsgeschichte, 
Länder-  und  Völkerkunde  des  Philippinon-Archipels,  um  sich  dann  etwas  ein- 
gehender mit  der  Insel  Kegros,  seinem  Stationsort,  su  beschäftigen.  Letztere 
Abteilung  »einer  Schrift  bietet  auch  manches  Nenn  und  Interessante,  so  über 
den  Vulkan  MtUspinu  (von  dem  Verfasser  Ca  ul  «an,  tL  h.  the  Grand 
Old  Man,  genannt,  während  andre  Quellen  ihn  Canloon,  D’ Almoute  in 
seinem  Croquis  der  Comandancia  Escalante  Canlaou  heißen).  Scino 
Höhe  wird  auf  2497  m berechnet.  Was  dio  ethnographischen  Notizen 
anbelangt,  so  sind  jene  über  die  wilden  Stämme  des  Binnenland»  sehr 
dankenswert,  da  gerade  über  diese  so  gut  wie  nichts  bekannt  ist.  Sehen 
wir  von  den  Kingcwandcrten  — den  Spauiern  und  Chiuesen  — sowie  deren 
Mischlingen  ab,  so  «ctxt  sich  die  Bevölkerung  der  !n<cl  au*  Malaien  (im 
weitem  Sinne  de*  Wortes)  und  Negritos  zusammen.  Letztere  rind,  obwohl 
sie  ein*4,  ihrer  Häufigkeit  wegen  die  Spanier  veranlaßt  haben,  diese  Insel 
lala  de  los  N eg  ros  zu  nennen,  jetzt  nur  noch  iu  geringer  Anzahl  vor- 
handen. Die  Malaien  zerfallen  in  dio  christlichen,  halbzü vibrierten  V isnyas 
der  Küslenluudschaften  und  die  heidnischen  Stämme  des  Innern,  welche  der 
Verfasser,  einem  gpani*chcn  Mißbrauch«  folgend,  unter  dem  Namen  Ygor- 
rotea  xustmmenfaßt,  obwohl  der  Name  Carolanoa  näher  gelegen  wäre. 
Diese  Heiden  erinnern  in  ihren  Charaktcrxügcn  sehr  an  einzelne  Borgst  im  me 
der  Insel  Mindanao.  Blutrache  ßt  die  Veranlassung  zu  steten  Morden  und 
Fehden.  Dio  Annahme,  dafs  die  im  Inocm  wohnenden  Heiden  mit  den 
Vifayas  stammverwandt  bxw.  Abkömmlinge  von  diesen  wären  (sogenannt* 
Kcmontudos),  ist  durch  die  Angaben  Plant.*  hinfällig  geworden:  jene 
Heiden  bilden  einen  Stamm  oder  Zweig  der  philippinischen  Malaien  für 
sich.  Der  nationalen  Vorliebe  für  Kuilersport  danken  wir  eine  Beschreibung 
der  dort  briiuchlichen  Schilßgattuugen.  Die  Kapitel  über  Vegetation  und 
Tierrcirh  sind  die  »rh wachsten,  darüber  rind  wir  aus  deutschen,  englischen 
und  spanischen  Werken  sehr  gut  unterrichtet,  nicht  einmal  die  wissenschaft- 
lichen Namen  der  angeführten  Pflanzen  und  Tiere  werden  genannt,  das  Vor- 
, zeichni*  selbst  ist  lückenhaft;  ebenso  dürftig  und  zum  Teil  unrichtig  sind 
die  Bemerkungen  über  die  Sprüchen  der  Philippinen. 

Von  den  zwoi  boigegebonen  Karten  ist  dio  eine  eine  Kopie  dos  betreffen- 
den Blattes  von  Stieler»  Handatlas  (mit  Wiedergabe  der  unrichtigen  Loge  von 
Puerto  l'rinccxa),  dio  andre  eine  Spezialkarte  der  Insel  Xegrox  kompiliert 
aus  der  Karte  von  Moutexo  y Gay  und  der  iu  l'etermanns  Mitteilungen  1885, 
Tiifcl  7,  publizierton  Karto  dor  Comandancia  Kvralunto  von  Almontc. 

Blumentritt . 

576.  Wilken,  Het  tollon  bij  nachten  bij  do  volkun  van 
hot  maleisch-polynusischo  rus.  (Bijdragou  tot  do  Taal-, 
Land-  en  Volkenkunde  van  Nedorl.-Indiü  1886,  V°  roeks, 
I,  S.  378.) 

Die  Anfälle,  welche  der  Vertaget  »ich  gestellt,  wird,  wie  es  scheint, 
durch  folgenden,  am  Schlafs  de»  Auftutxe*  verkommenden  Satz  ausgeslrüekt : 
„Wir  sehen,  wie  allgemein  das  Zahlen  nach  Nächten  bei  den  Völkern  der 
malaiisch- pol ynwischen  Kasse  ist.  Die»  Verfuhren  Ul  ihnen  eigentümlich 
und  nicht  ven  den  Arabern  entlehnt;  ein  ausführlicher  Ke» eis  des  (jesagten 
ist  überflüssig,  denn  die  Sache  erklärt  »ich  von  seihst  durch  den  Oebranch 
des  Mondes  als  Zeitmesser."  Mit  der  Bemerkung,  dafs  der  Mond  bei  Natur- 
völkern eine  bedeutende  ltolle  für  die  Zeitbestimmung  spielt,  fängt  der  Auf- 
satz auch  an;  unsre  germanischen  Voreltern,  Gallier,  die  alten  Indier,  die 
Amber,  verschiedene  malaiisch -polyncsisehe  Stämme,  liefern  die  Beispiele, 
die,  wie  man  es  hei  dem  Verfasser  gewöhnt  ist,  durch  ssblreicho  Citate  be- 
lebt sind.  Die  beiden  „Bataksehen  Brandbriefe“,  die  nugehängt  sind,  stehen 
mit  dem  Inhalt  des  Aufsatzes  nur  insofern  in  Verbindung,  als  auch  in  den- 
selben von  vier  „Nächten“  gesprochen  wird.  tut iger. 

577.  Tiete,  I)e  Europäers  in  dun  maleischon  Archipel. 
81'  gcdeelto  1611  — 1618.  (Bijdragcn  tot  do  Tnal-, 
Land-  en  Volkenkunde  van  Nederl.  Indie  1886, 
V"  recke,  I,  S.  259.) 

' freies  Arbeit  über  die  Geschichte  der  Europäer  im  ruslsiisehen  Archi- 
pel wird  weit  Uber  die  Grenzen  Hollands  hinaus  hochgeschätzt ; cs  bedarf  daher 
hier  keiner  Beurteilung  derselben,  und  es  genügt,  den  Inhalt  des  vorliegen- 
den Abschnittes  liier  anznzeigeu.  Derselbo  beginnt  mit  der  Ankunft  Pieter 
Botbs,  des  ersten  Gencralgouvemeurs , in  Bantam  und  besehreibt  aeine 
weitere  Heise  nach  den  Molukken.  Im  zweiten  Kapitel  sehen  wir  znm 
Verdrufs  der  Holländer  wieder  einige  Engländer  in  verschiedenen  Teilen 
des  Archipels  snftreten : die  Eroberung  der  Ports  anf  Tidoro  und  auf  Solor 
bildet  den  Schluff.  Das  dritte  Kapitel  gibt  zunärlut  eiue  Übersicht  der 


Digitized  by  Google 


126 


Litteraturbericht  Nr.  578 — 583. 


Sachlage  auf  Java;  Reynst  nimmt  die  Stelle  Boths  ein,  besucht  Ambon,  1 
kehrt  aber  wieder  nach  Jara  mriick,  wo  die  Engländer  ihm  Sorge  berei- 
ten; mit  seinem  Tode  schliefst  das  Kapitel.  Das  nächste  Kapitel  beschäf- 
tigt sich  ausschließlich  mit  molukkischen  Xuständen,  während  das  fünfte 
uns  noch  Atjeh  und  Malakka  führt;  dasselbe  schliefst  mit  dem  Tode  des 
Juan  de  Silva  und  dor  Rückkehr  der  Flotte  nach  Manila  ab.  Nachdem 
in  den  beiden  nächsten  Kapiteln  wieder  ausschließlich  Angelegenheiten  der 
Molukken  (bis  1618)  besprochen  sind,  gibt  das  Schlußkapitel  eiue  allge- 
meine Übersicht  der  Sachlage  und  der  Vorgänge  auf  Java  und  bereitet 
UD8  so  auf  die  wichtigen  Ereignisse,  die  wir,  hoffentlich  bald,  im  nächsten  i 
Abschnitt  kenuen  lernen  werden,  vor.  Mtitfftr. 

578.  Cotteau,  Voyage  aux  Voloans  de  Java.  (A.nuuairo 
CI.  alp.  frang.,  Bd.  XII,  1885.  [Sep.-Abdr.]) 

Kurze  touristisch«  Notizen  über  einige  Vulkane.  Hervorbeben  wollen  wir 
die  Messungen  der  Kulturgrenxe : Tankubnn-Prau  IGUOm,  Merapi  1800  ra, 
Bromo  ca  2300  m,  Dörfer  noch  in  2200  m Höhe.  — Dio  Holzschnitte 
sind  nach  Photographien  aiwgefuhrt , nur  passierte  dabei  eine  kleine  Ver- 
wechselung zwischen  den  Vulkantu  Salak  uud  Merapi.  Supan. 

579.  Poensen,  Brieven  over  den  Islatn  uit  de  ßinueulandon 
van  Java.  Leiden,  J.  Krill,  1886. 

Der  Verfaaser,  dem  wir  so  viele  wichtige  Mitteilungen  übor  den  Ja- 
ranen  und  namentlich  Uber  das  Geistesleben  desselben  verdanken,  veröffent- 
licht hier  eiue  Reihe  von  (zuerst  in  einer  indischen  Zeitung  erschienenen, 
von  Professor  Veth  durcbgcschcnen  und  in  Kuchfunn  herau»gegebcnen)  Briefen 
über  die  Form  und  da*  Vorkommen  des  Islam  auf  Java.  Charakteristisch 
wird  der  Inhalt  bezeichnet  durch  den  Titel,  welcheu  dieselben  bei  ihrem 
ersten  Erscheinen  in  Indien  tragen,  sic  hießen  du:  „Briefe  eines  Deta- 
mauncs“  (das  letzte  Wort  mit  Dorfbewohner  wiederzugeben).  Sie  sind  wirk- 
lich in  einfacher  Form  geschrieben  und  bestimmt,  ohne  gelehrten  Apparat 
eine  Darstellung  des  Islam  zu  geben,  wie  er  sich  auf  Java  faktisch  gestaltet 
hat.  Diesen  Zweck  erfüllt  das  Buch,  trotz  ciuzeluer  Irrtümer,  die  der 
Herausgeber  übrigens  in  der  Vorrede  erörtert  hat,  vollkommen;  eine  Studie 
Uber  oder  ein  tiefer*»  Eingehen  auf  deu  Islam  im  allgemeinen  lag  nicht  im 
Plan  des  Verfassen!.  Für  denjenigen,  welcher  sich  mit  dem  Ringehornen 
von  Java  bekannt  zu  machen  wünscht,  verdient  di*»  kleine  Buch  die 
wärmste  Empfehlung.  Xldigtr. 

580.  Neumann , Het  Pane  en  ßila  Stroomgebied  op  bet 
eiland  Sumatra.  (Tijdschrift  Aardrijkekundig  Gonoot- 
schap,  Serie  II  und  III,  raeer  uitgebreide  artikelen 
1886.)  [Vgl.  Litt.-Ber.  Nr.  343.J 

Der  zweite  Teil  der  Abhandlung  beschäftigt  eich  mit  der  Geschichte 
der  Batahs,  die  beigegebono  Karte  zeigt  die  verschiedenen  Stammgebiete. 
Eine  allgemeine  Geschichte  des  Stammes  bildet  dio  Einleitung,  hierauf 
folgt  eine  Übersicht  der  ältesten  Geschichte  de«  Stromgebietes  uud  der 
Wauderungen  der  verschiedenen  Stimme.  Wiowohl  hei  einem  einzelnen 
Stamme  sogar  schriftliche  Überlieferungen  angetrotfen  werden,  ist  e«  doch 
nicht  roiiglich,  das  Chaos  zu  entwirren , in  welchem  die  ältere  Geschichte 
versinkt.  Anders  gestaltet  sich  die  Sache  seit  dem  Anfang  diese»  Jahrhun- 
derte etwa,  seitdem  die  Batahs  von  den  Padric«  unterdrückt  wurden;  darauf 
folgt  die  Geschichte  der  ersteu  Niederlassung  der  Holländer  in  ihrem  Ge- 
bicto  und  dio  weitem  Vorgänge  bis  zum  Jahre  1879  bilden  den  Schlufs 
des  Ganzen. 

Hier  und  da  wäre  wohl  etwas  mehr  Übersichtlichkeit  zu  wüuscheo;  es 
ist  manchmal  schwer,  aus  den  vielen  roitgcteiltcn  Angaben  immer  diejenigen 
hernuszufinden,  auf  welche  der  Autor  »eiue  Ansichten  begründet  hat.  Daß 
die  ältere  Geschichte  vollständig  im  Dunkel  lag  und  auch  jetzt  noch  liegt, 
kunn  ihm  natürlich  nicht  zum  Vorwurf  gemacht  werden,  wohl  aber  rechnen 
wir  cs  ihm  xum  Verdienst  an,  dafs  ct  wiederholt  auf  MiCsvcrstandnisso,  dio 
sich  «ingeschlichen  haben,  aufmerksam  gemacht  hat. 

Als  eine  Mutmaßung  stellt  er  hin,  dafs  die  Batalxs  mit  andern  Stäm- 
men Sumatras  von  Malakka  gekommen  seien,  er  widerspricht  der  Ansicht, 
welche  ihren  Stammbaum  von  Menangkarbau  ableiten  will.  In  älterer  Zeit 
streckte  sich  ihr  Gobiot  bis  nach  Malakka  aus,  im  13.  Jahrhundert  um- 
faßte daHclbo  das  Land  von  Dolok  Pasoman  und  vom  Uuellengebiet  des 
Kampur  im  Süden  bis  zum  Gebiet  von  Atjeh  im  Norden,  da  ouch  die  Oajo« 
zu  ihnen  gehören.  Heutzutage  dehnt  sieh  dasselbe  aus:  längs  der  West- 
küste bis  Natal  und  Ajar  Bangis,  im  Norden  bis  zu  dem  Fluß  von  Singkcl 
und  denen  von  tangkat  und  Doli,  auf  der  Ostküste  Ton  dor  Mündung  der 
Pane  bi«  zur  Mündung  der  lledagci  und  im  Südeu  bis  nach  Ajar  Bangis, 
Tjubad&k,  Klein  - Mandholing,  der  Abteilung  Hau  und  Sott. 


Im  dritten  Teil  liefert  Neumann  in  zwei  Büchern  Beitrag«  zur  Kennt- 
nis der  Ethnologie  der  Batahs,  und  zwar  bespricht  er  im  ersteu  Ruche  die 
Bevölkerung  iro  allgemeinen  und  im  zweiten  Buche  die  gottesdienstlichen 
Vorstellungen  der  heidnischen  Batahs.  Begreiflicherweise  können  wir  hier 
nur  ninzclno  Punkte  des  reichen  Inhalts  berühren. 

Dor  Autor  spricht  mit  Bestimmtheit  von  einem  batabschen,  von  den» 
malaiischen  verschiedenem  Typus  der  aber  immer  mehr  verschwindet.  Die 
guten  und  bösen  Charaktereigenschaften  werdon  hervorgehobon , und  das 
Urteil,  wie  meistens  das  derjenigen  Personen,  welche  sogenannte  Naturvölker 
näher  kennen  gelernt,  ist  im  allgemeinen  ein  günstiges;  namentlich  sucht 
Herr  Naumann  — und  unsrer  Ansicht  nach  mit  großen»  Recht  — hervor- 
zuheben , daß  man  nicht  das  in  Europa  oder  vielmehr  in  irgend  einem 
speziellen  Lande  des  HrdtoiU  herrschende  Moralgesetz  als  Maßstab  der 
Beurteilung  unlegen  darf.  Auffallend  sind  die  vielen  Ausdrücke  zur  Be- 
zeichnung der  verschiedenen  Entwiekclungsstufen  d«  Kindes  (lti),  wäh- 
rend für  da«  höhere  Alter  nur  drei  vorbimleu  sind.  Der  Zustand  der 
batahschen  Frau  wird  ausführlich  erörtert,  und  hieran  schließen  rieb 
weitere  Bemerkungen  über  die  Lubus,  die  schon  im  vorigen  Abschnitt  er- 
wähnt wurden.  Weiter  folgen  noch  Mitteilungen  übor  die  Wohnungen, 
den  Hausrat,  die  Nahrung,  die  Kleidung,  Waffen,  Spiele  und  Vergnügungen. 
Hervorheben  möchten  wir  den  Bericht  über  dai  (dieser  Umstand  ist  wohl 
nur  wenig  bekannt)  häufige  Vorkommen  von  Kröpfen  bei  den  Batahs  dor 
Berggegeuden ; über  die  Ursache  dieser  Erscheinung  ist  nichts  Sicheres  be- 
kannt, kalkhaltige«  Wasser,  die  Uerglufl,  eine  gewis««  Melonenart  werden 
hierfür  verantwortlich  gemacht ; andre  suchen  die  Ursache  in  den  schweren 
Lasten,  welche  die  Batahs  von  Jugend  an  auf  dem  Kopfe  tragon.  Häufig 
fangen  die  Kröpfe  schon  bei  Kindern  von  4 — 5 Jahren  an  sich  zu  bilden, 
bei  Erwachsenen  erreichen  sie  manchmal  eine  sehr  ansehnliche  Größe, 
Neumann  erzählt  von  einem  Manne,  dem  er  bis  zur  Brustwarze  reichte. 

Das  zweite  Ruch  ist,  trotzdem  Uber  denselben  Gegenstand  schon  eine 
Arbeit  (des  l)r.  B.  Hagen  in  Tijdschr.  Ind.  T.  L.  en  V.  XX VIII)  vorliegt, 
oder  vielmehr  gerade  mit  Rücksicht  auf  das  Bestehen  derselben,  sehr  wich- 
tig; Neumann  weicht  von  Hagen  vielfach  ab,  wie  er  ausdrücklich  hervor- 
hebt  und  beweist,  wenn  es  noch  nötig  seiu  sollte  auß  neue,  daß  es  sehr 
wünschenswert  ist,  die  Anrichten  verschiedener  Berichterstatter  über  den- 
selben Gegenstand  zu  Rate  zu  ziehen. 

581.  Hunter,  The  Indian  Empire.  Sec.  Ed.  London,  Trüb- 
nor  & Ko.,  1886. 

Die  zweite  Auflage  dieses  vorzüglichen,  zuerst  im  4.  Band  vom  üazcttcer 
of  India  (1881)  erschienenen  historisch-geogiaphischen  Werkes  ist  nament- 
lich in  den  geschichtlichen,  kulturhistorischen  und  wirtschaftlichen  Kapiteln 
bedeutend  erweitert  (um  mehr  als  200  Seiten)  und  hat  fast  durchaus  die 
neuern  Publikationen  zu  Rate  gezogen.  Namentlich  wird  die  sorgtältige 
Verarbeitung  der  Ergebnisse  de«  Zensus  von  1881,  wobei  nur  ein  etwas 
tieferes  Eingehen  in  die  Details  wünsch  entwert  gewesen  wäre,  dor  zwei- 
ten Auflage  diese«  unentbehrlichen  Handbuches  dio  größte  Verbreitung 
sichorn.  Supan. 

582.  Foote,  Notes  on  tho  Geology  of  parte  of  Bollary  and 
Anantapur  Districts.  (Hoc.  Gool.  S.  of  India  1886, 
Bd.  XIX,  S.  97,  mit  1 Karto.) 

l)aa  genannte  Gebiet  liegt  unter  ca  15 — IG*'  N und  75 — 78°  0.  I)i« 
Unterlage  und  auch  den  gTüßtcn  Teil  der  Oberflächo  bildet  Granitgnciß. 
ln  einigen  nordwestlich  streichenden  Bändern  lagert  darauf  muldenförmig, 
aber  unkonform  die  Dharwar-Sdiiefcrgrupp«,  welche  sicher  nur  ein  Rest 
einer  weitverbreiteten  Ablagerung,  uud  deren  Faltung  und  Denudation  älter 
ist,  als  dio  KaludgUchichten,  die  das  Handbuch  von  Modlicott  und  Blanford 
zu  den  obem  submetamorphi&ehen  oder  Übergaogs-Geeteinen  rechnet.  An  den 
Rändern  tritt  die  Yindhyan»Form«tinn  und  der  Dekan-Trapp  auf.  Die  Tuff* 
agglomcrate  von  Wadjra  Knrur,  so  ähnlich  dem  diamantonfübrendon  Gestein 
von  Kimherlej,  enthalten  keine  Diamanten.  .S’upon. 

583.  King,  Geological  Sketch  of  tho  Vizagapntaro  District, 
Madras.  (Roc.  Geol.  S.  India  1866,  Bd.  XIX, 
S.  143.) 

Ausläufer  der  OstghiU  streichen  hier  in  nordöstlicher  Richtung  bis  au 
die  Küste  heran  und  geben  derselben  im  Gegensatz  zur  Übrigen  Ostküste 
ein  ganz  eigentümliche«  Gepräge.  Sie  bestehen  uu.«  verschiedenartigem  Gneiß: 
in  iaolierten  Massen  tritt  auch  kristallinischer  Kalkstein  zu  Tage,  der  neben 
andern  Hahlen  such  die  xicmiu'h  umfangreiche  Borragrottc  enthält.  Sonst 
kommet)  nur  noch  postpliocäne  Ablagerungen  vor,  nnter  denen  der  rote  Sand 
der  Waluir-Uiigcl  ein  besonderes  wenn  auch  uur  lokale«  Interesse  in  An- 
spruch nimmt.  Supan. 


Littcraturbcricht  Nr.  584—593.  127 


584.  Oldham,  Prospects  of  find  ine;  coal  in  Western  Ray- 
putann.  (Rec.  üeol.  S.  India  1886,  Bd.  XIX,  S.  122.) 

585.  , Preliminary  Note  on  tho  Geology  of  northern 

Josalmer.  (Ebendas.,  S.  157,  mit.  1 Karte.) 

Die  indische  Wüste  ist  noch  sehr  wem?  durchforscht,  daher  sind  die 
Angaben  de«  Verfasser»,  wenn  auch  skizzenhaft,  doppelt  beachtenswert.  Kr 
unterscheidet  in  der  Richtung  von  0 nach  W drei  geographische  Zonen: 
am  Fufs  des  Arawali- Gebirge»  eino  Aiiurialebene  mit  zerstreuten,  steilen 
und  felsigen  Erhebungen ; dann  ein  welliges  Land  mit  ausgedehnten  Knt- 
blöfsuogen  der  GcsteinsuntciUgc,  ondlich  die  Gebirgsoase  von  Dschesalraer, 
bestehend  tos  zahlreichen  parallelen  Höhenzügen,  die  durch  sanft  geneigte 
Ebenen  getrennt  werden.  Nur  zum  Teil  fallen  diese  drei  geographischen 
Zonen  mit  ebenso  vielen  geognostischen  Zonen  zusammen.  Diese  sind, 
ebenfalls  von  0 nach  W:  1)  Isolierte  Anhöhen  der  Alluvialebene , welche 
aus  steil  uufgeriehteten  ölten  Übergangs-  oder  submcUraorphUchen  Gesteinen 
bestehen,  wie  das  Arawalt-Gebirge;  2)  dio  bis  Kap  und  Pokaran  reichende 
Zone  tluchgclogertcr  Sand-  und  Kalksteine  der  Viudhya- Formation,  und  end- 
lich 3)  die  Zone  mesozoischer  und  tertiärer  Ablagerungen,  mit  welchen  der 
Verfasser  sich  speziell  beschäftigt.  Am  Ostrande  derselben  li«^t  eine  Ge- 
schicbeablagorung  glazialen  Ursprungs  mit  Fragmenten  von  Vicdhya-Kalkstcin 
und  offenbar  identisch  mit  dem  Gestein,  das  Blanford  1876  bei  Fokaran 
fand;  dann  folgt  westwärts  eine  Ueihe  von  Sandsteinon  mit  sanftem  Fall 
nach  WNW.  Im  Dschcsalrocr-Gebiot  folgen  dio  Gesteine  ihrem  Alter  nach  bei- 
läufig Ton  S nach  N : Ldthi-Sandsteiii,  Dschesalmer  Kalkstein  (wahrschein- 
lich mittlerer  Jura),  ßedesir-  und  Parihar-Sandrtoine  (Oberer  Jura?),  die 
schon  bekannte  Kctsrhri -Ammonitenzone  (hier  Aburgruppc  genannt),  end- 
lich Nummulitenwhiehten. 

Dünen  kommen  überall  vor,  besonders  zwischen  Nagore  und  PbalodL 
Während  in  der  Breite  von  Dschcxalmer  die  felsige  Unterlage  häutig  zu 
Tage  tritt,  verschwindet  sic  in  der  Breite  von  Bikaner  unter  der  Band-  und 
Alluviuldeckc.  Die  sandlosen  Distrikte  könnten  noch  der  Ansicht  des  Ver- 
fassers wenigstens  in  regenreichem  Jahren  bebaut  werden.  Brunnen  sind 
selten,  und  es  wird  ein  Fall  angeführt,  wo  auch  iu  160  :u  Tirfo  kein  Wiuser 
gefunden  wurde.  5upu». 

58G.  La  Touche,  Geology  of  tho  Upper  Dohing  basin. 
(Rec.  Geol.  8.  of  Jüdin  1886,  Bd.  XIX,  S.  111, 
mit  1 Karte.) 

Der  Dehing  (Dihing)  int  eiu  Zutlufs  des  Brahmaputra  im  obom  AOam. 
Da.*  ihn  im  S.  begleitende  Gebirge  besteht  auaschlieMich  aus  »teil  aulge- 
riehteten  Gesteinen  des  obem  Tertiärs  und  von  subhiroaUiischcm  Typus; 
im  nördlichen  Gebirge  folgt  auf  das  Tcrtiiirgehäuge  Gneifs,  weicher  die 
hohem  Partien  und  die  Kiirnme  zusaranieusctzt.  Das  Dihingthal  ist  nus- 
gezrirhnot  durch  diluviale  Ausfüllungstemissen , und  die  erneute  Erurtoiu- 
tbütigkeit  des  Flume»  schreibt  der  Verfasser  einer  Senkung  des  Krehnui- 
putra-ThalPS  xu.  Supan. 

587.  Oldham,  Note  on  tbe  Olive  Group  of  tho  Salt-rungo. 
(Rec.  Gool.  S.  India  1886,  Bd.  XIX,  S.  127.) 

Der  Verfasser  bestreitet  die  im  Iitter.-Bcr.  Nr.  466  mitgeteilte  Auf- 
fassung N\  sagen»,  indem  er  danruthun  sucht,  dafs  die  paläozoischen  Fossile 
der  Olircngruppo  sich  auf  sekundärer  I.uger*tätto  befinden  und  daher  für 
die  Altersbestimmung  untauglich  sind.  Die  Olivengruppe  ist  eino  einheit- 
liche Gruppe,  welche  innig  verbunden  ist  mit  Schichten  von  anerkannt  nu« 
mulitüchem  Alter,  und  wahrscheinlich  gleich  alt  ist  mit  den  infranumu- 
litischcn  Glazialschichten  von  Ltdok.  Supan. 

Afrika. 

588.  Dawson , Tho  goologicnl  Rolations  of  RocIcb  front 
AsBounn  and  its  Neighbourhood.  (Gool.  Mag.  1886, 
Dec.  UI,  Bd.  UI,  S.  101.) 

589.  Bonney , Tho  Structure  of  tho  Rocks  of  Assouan. 
(Ebendas.,  S.  103.) 

Es  werden  unterschieden  eine  ältere  (lamcnlinischc)  Gneifsgruppe  mit 
Streichen  zwischen  NNW— ONO  und  steilem  Schichtenfall,  und  einejüngero, 
dem  Norian  und  Iluronian  entsprechend  horizontal  gelagerte  Scrio  von  Por- 
phyren und  Graniten , welche  auf  der  Biggeh-Inael  gefunden  wurde,  über 
iu  der  .Arabischen  Wüste  noch  besser  entwickelt  oder  erhalten  ist. 

Supatu 


590.  Ardagh,  Tho  Red  Sea  Petroleum  Deposits.  (Proc. 

R.  Geogr.  Soc.  1886,  Bd.  VIII,  S.  502.) 

Dft9  Voikoron>en  von  Steinöl  an  der  Westküste  des  Roten  Meeres  war 
schon  den  Alten  bekannt.  Bei  Dschebel  Zeit  unter  27°  51  * N lagert  an 
der  Porphyrmasse  gegen  0 hin  ein  Kalkstein  mit  marinen  Muschelschalen, 
Fucoiden  und  kleinen  Korallen  an,  welcher  180 — 240  m über  dio  See  sich 
erhebt,  worauf  dio  rezente  litorale  Korallenbitdung  folgt.  Ein  Bohrloch  im 
Strand,  45 — 90  m vom  Meer,  füllt  sich,  sobald  man  den  Seeapiegel  erreicht, 
mit  Solxwwwer,  welches  von  einer  PetToleumschicht  bedeckt  ist.  Der  Ver- 
fasser vermutet,  dafs  das  öl  schon  in  sehr  geringer  Tiefe  erreichbar  ist, 
um)  dafs  es  von  organischer  Ablagerung  innerhalb  des  Kalksteines  herstamrot, 
deren  Zersetzung  durch  dio  vom  eruptiven  Porphyr  auagestrahlte  Hitze 
bewirkt  wurde.  Bohrungen  auf  dor  Dscheimah- Halbinsel  (ca  27°  40'  N) 
ergaben  1886  ebenfalls  günstigo  Resultate.  Der  Verfasser  glaubt  dem  Ägyp- 
tischen Steinöl  eine  grofse  Zukunft  versprechen  zu  dürfen,  namentlich  als 
Heizmaterial  für  Dampfschiffe  und  Eisenbahnen.  Sup.m. 

591.  Schweinfurth,  Alto  Baurosto  und  hioroglyphische  In« 
Schriften  im  Uadi  Ghsüs.  (Abhnndl.  Ak.  d.  Wiss. 
Berlin  1885.  Mit  2 Tafeln.  Soji.-Abdr.) 

Vidi  üusüs  ol-foqäui,  unter  26°  36'  lir.  in  das  Kot«  Meer  mündend, 
i»t  neben  dem  lradi  Hamamat  die  einzige  Stelle  der  üslltehcn  Wüste,  die 
Hieroglyphen  aufweist.  Dor  Verkehr  war  im  griechisch-römischen  Zeitalter 
ein  ungleich  regerer,  als  heutzutage;  ca  1 km  vom  Meere  entfernt  zog  der 
Küste  entlang  eine  Kürocrstrafsc,  deren  Reste  besonders  unter  20i°  Br.  gut 
erhalten  sind.  Die  beigegebene  Karte  in  1 : 200  000  verzeichnet  such  dio 
rezenten,  bis  zu  80  m hohen  Koniilenritic,  die  jetzt  stellenweise  7 krn  von 
der  Küste  entfernt  sind.  Supan. 

592.  Rolland,  Sur  hi  gcologic  do  1»  Tunisio  centrale,  du 
Kef  aKairouan.  (Compt.  rend.  Ac.  Sc.  1886, 1,  S.  1345.) 

In  dem  zentralen  Tunis  herrschen  durchweg  Schichten  senonbehen  Alter» 
vor,  mit  zahlreichen  Wcchsellagerungcti  von  Mergeln  und  Kalken  mit  Ino- 
ccraracn,  in  den  obem  Schichten  mit  Hctorocerus  polyplorum  Rocrn.  Das 
im  ganzen  ca  300  in  mächtige,  vielfach  gefaltete  Senon  wird  stellenweise 
durch  mächtige  Ablagerungen  von  Kalksteiue»  überlagert,  welche  ganz  von 
Nummuliten  erfüllt  sind.  Dieselben  scheinen  zusammen  mit  den  aus  Algier 
bekanut  gewordenen  eine  besondere  Fauna  zu  bilden,  welche  durch  eino 
Reihe  eigentümlicher  Arten,  sowohl  von  der  der  nördlichen  MiltclmeorUnder, 
als  auch  von  der  arabisch -ägyptischen  verschieden  ist.  Während  in  der 
Hamid»  c!  Kessere  untere»  und  mittlere»  Kocün , in  der  Kalua  el  Harrath 
nur  das  untere  vertroten  ist,  finden  sich  im  Dyr  el  Kef  auch  dio  oben» 
eoeäuen  Schichten  und  »ogar  ein  Stück  MiocÜn  mit  Ostrea  craasiwimu. 

Noch  unter  den  untern  Nummulitcnkalkon  wurden  coeänc  Phosphorite 
von  ziemlich  grofser  Verbreitung  nach  Ost  und  West  gefunden,  im  Orten 
fehlen  die  untern  Nummulitenkalkrtrinn , dagegen  werden  die  Phosphorite 
hier  zunächst  durch  eine  mächtige  Schichteureiho  von  Sandsteinen  und 
gipsführenden  Mergeln  überlagert. 

Bei  Kef,  am  Djebel  Znfran  und  Dj.  Lorbens  finden  »ich  Siifswasser- 
bildungcu,  welche  dem  oberu  Miocän  oder  dem  Pliocun  angehöreu. 

Rohrlach. 

593.  Lataste,  Cataloguo  provisoire  des  Muramifcrea  apela* 
giques  sauvagos  do  Barbario  [Algdrio,  Tuuisio,  Maroc]. 
(Extrait  dos  Actos  Soc.  Lina.  Bordeaux,  Vol.  39, 

S.  129.) 

Der  Autor  reduziert,  indem  er  20  Arten  von  Loche  in  die  Synonymie 
verweist,  die  Artcnxahl  der  wildlebenden  nordafrikanischeu  Laudniugetiere 
von  1)8,  die  ich  (Zoo).  Garten,  Juni  1886)  aufgeführt,  auf  83,  von  denen 
aber  vier  fort  sicher  (Ursus  Crowtheri,  Alactaga  arundinis,  Bos 
atlanticu»  und  Oryx  leucoryx),  xwei  weitere  (Polis  catus  und 
Putorius  putorius)  seht  wahrscheinlich  zu  streichen  sind.  Von  den 
übrigbleibenden  77  Arteu  kommen  34  auch  in  Europa  vor,  also  J/7. 
Löwen  wir  aber  dio  wondomden  Fledermäuse  (17),  dio  kosmopolitischen 
Mäuse  und  Ratteu  (4),  und  die  Überall  hin  verschleppten  kleinen  Insekten- 
fresser (4)  aus  dem  Spiele,  »o  bleiben  nur  9 Arten  beiden  Ufern  gemein- 
sam, und  davon  sind  noch  die  beiden  Hirsche  als  wahrscheinlich  angcsiedelt 
und  der  Alle  und  das  Ichneumon  als  vermutlich  in  Andalusien  verwildert 
abzuziehen.  Als  gemeinsame  Arten  bleiben  somit  nur  noch  die  Gcnotta 
(die,  weil  den  Mauren  früher  die  Hauskatze  ersetzend,  auch  durch  Men- 
schenhand nach  Europa  gebracht  »ein  könnte),  der  Gartenschläfer  (Klioxuys 
quercinua),  Stachelschwein,  Kaninchen  und  Wildschwein;  die  Fischotter 
ist  eine  eigne  Art,  dos  Vorkommen  der  Wildkatze  erscheint  sehr  zweifelhaft. 


128 


Litteraturbericht  Nr.  504 — GOU. 


Aus  der  geosrapbbehen  Verbreitung  der  Säugetiere  12bt  sich  eoruit  ein 
Luidxu&iinmenhang  zwischen  Europa  und  Nordafrika  seit  dem  Beginn  der 
gegenwärtigen  Epoche  nicht  nachweisen.  Ebensowenig  eine  frühere  Weg- 
8amkeit  der  Sahara,  denn  aufeer  den  Raubtieren,  die  auch  durch  das  Nil- 
thal eingewandert  sein  können,  wären  höchstens  Ctenodactylua  Gun  di 
und  Macroseelides  Kozeti  als  afrikanische  Anklänge  zu  deuten. 

KvMt. 

594.  Rinn,  Nos  frontioros  Sahariennes.  Mit  1 Karte  in 
1 : 5 Mill.  Alger,  Jourdau,  1886.  (Paris,  Challamel  ainü.) 

Mit  der  Botschaft  Grevys  vom  6.  Dezember  1880  begann  eine  neue 
Aora  in  der  Verwaltung  Algiers,  insofern  als  man  nun  mit  staunenswerter 
Energie  daran  ging,  im  S der  Kolonio  eine  festere  Stellung  zu  gewinnen: 
eine  Tbat,  der  eine  gröbere  Ausdehnung  der  Haifakultur  auf  den  Hoch- 
plateaus unmittelbar  folgte.  In  8 Monaten  wurden  die  neue,  1 16  ktn  lange 
Bahnstrecke  nach  Mescheria  hergeulellt,  GhardaVa  wurde  init  Algier  telegra- 
phisch verbunden,  Afn  Safra  wurde  militärisch  besetzt.  Wenn  man  aber 
an  dem  Grundsatz  festhält,  dafs  Frankreich  die  Aufgabe  habe,  alle  franzö- 
sischen und  einheimischen  Ansiedelungen  zu  schützen,  so  genügen  jene 
M&fsregeln  nicht,  denn  die  französische  Kolonisation  ist  (im  N von  Wargla) 
bereits  in  die  Sahara  hinabgestiegen.  Aueh  darf  dieser  Schutz  nicht  mehr, 
wie  bisher,  sich  auf  diplomatische  Mittel  (ein  grofser  Teil  de*  Buches  beschäf- 
tigt sich  mit  der  Geschichte  der  französischen  Politik  in  diesen  Grenzge- 
bieten) beschranken,  sondern  er  mufs  durch  militärische  Maßregeln  und 
durch  die  Anlage  von  Eisenbahnen,  welche  die  vorgeschobenen  Posten  an 
den  tabarischcn  Verkehrslinien  mit  dem  Kulturland  (Teil)  verbinden,  be- 
festigt werden.  Im  0 ist  allerdings  die  ausgezeichnete  Organisation  der  Suf- 
Konfödcrntinn  eine  genügende  Grcnzdeckuug;  im  mittlem  Teil  ist  aber  die 
militärische  Besetzung  dos  wichtigen  strategischen  Punktes  llassi-Infilet  not- 
wendig. Eisenbahnen  nach  Wargla  und  Ghardaia  (oder  besser  nach  Metlili) 
würden  vorläufig  genügen.  Ira  Westen  hat  sich  zwar  AVn  Safra  als  Militär- 
posten  ausgezeichnet  bewährt,  aber  eine  Eisenbahnverbindung  mit  Mescheria 
ist  nötig  zu  seiner  Kräftigung.  Auch  hier  rät  der  Verfasser  zu  einem  Vor- 
stofs nach  dem  S,  wobei  er  besonders  die  Besitzergreifung  von  Igli  ins  Auge 
faCst.  Es  würde  dieso  Mabregel  auf  keinen  Widerstand  von  seiten  Marokko« 
stofsen,  da  im  Vertrag  von  1845  ira  8 von  lach  und  Figig  keine  Grenze 
festgesetzt  wurde. 

Die  beigegebeoe  Karte  stellt  dio  Küsten-  und  Tellzone  (Zone  der  in- 
tensiven Kolonisation),  die  Hochplateaus  (Zone  der  „industriellen  und  Vieh- 
zucht-Kolonisation*), die  Sahara  (Zone  der  „artesischen*  Kolonisation),  die 
Sandwüsten  und  das  Tuareg-Hochland  in  verschiedenen  Farben  dar ; ferner 
dio  „diplomatischen  oder  unbestrittenen*  Grenzen  Algiers,  wobei  besonders 
hervorzuheben  ist,  dafs  (im  Gegeuaatz  zur  allgemein  Üblichen  Dantelluug 
der  Karten)  im  W im  Vertrag  von  1845  die  Grenze  nur  zwischen  dem 
Meer  und  dem  Teniet  Sawy,  also  nur  im  Teil  genau  filiert  wurde. 

Ä’Mpan. 

595.  Bruneau,  Carte  du  Sud  Oranais.  1 : 400  000.  DroBsco 
au  burcau  topographique  de  la  division  d’Oran.  Paris 
1884. 

Die  vorliegend«  Ausgabe  der  im  Döpöt  de  la  guerre  1855  geieichne- 
ten,  zuletzt  1883  unter  Colonel  Perriers  Direktion  mit  bedeutenden  Nach- 
trägen herausgegebene  Karte  (vgl.  GeogT.  Mitteil.  1883,  S.  4C4)  erinnert 
nur  noeh  durch  gleichen  Titel  und  Mafsstab  an  ihre  Vorgängerinnen.  Auf 
vier  Blatt  verteilt , reicht  sie  jetzt  im  N , O und  8 etwas  weiter  und  ist 
durchweg  neu  bearbeitet.  Als  hervorragende  Quellen  werden  erwähnt : die 
auf  General  Thomawius  Befehl  autgeführten  Koutenaufnahmen,  dio  Arbeiten 
der  Kapitäne  Joum*e  und  de  Cast  ries  und  Leutnant  Gangloffs,  sowie  die 
vom  Kapitän  Bruneau  selbst  vermessenen  8000  km  Weges.  Von  den  meisten 
wichtigen  Punkten  sind  durch  diesen  Länge  and  Breite  astronomisch  be- 
stimmt worden.  Die  von  ihm  und  Kapitän  Journle  barometrisch  gemesse- 
nen Höhen  sind  zahlreich  eingetragen  und  bedeuten  allein  schon  einen  grofsen 
Gewinn  gegen  die  letzte  Ausgabe,  welche  keine  Höhenzahlen  enthielt.  Die 
auffallendsten  Veränderungen  weist  der  Chott  cch  - Chergui , welcher  jetst 
viel  gTöfser  erscheint,  und  das  Gebiet  K davon  bis  Saida  und  Tiaret  auf. 
Auch  der  Chott  el-Gharbi  und  der  Oued  el-Qhorbi  zeigen  besonders  deut- 
lich, wie  wesentlich  diese  Karte  unsre  Kenntnis  der  algerischeu  Topographie 
bereichort.  Die  Tclegmphcnlinien  fehlen  auf  dieser  Ausgabe,  übrigens  auch 
die  Gradzahlen.  Die  Darstellung  de*  Terrains  in  brauner  Schummerung  und 
mit  schiefer  Beleuchtung  ist  sehr  anschaulich.  Domann. 


596.  Merle,  La  Poche  de  la  monio  sur  la  cote  occidentale 
d’Afriquo.  (Rev.  de  Geogr.,  Paris  1886,  Bd.  X, 
S.  87.) 

Hinweis  auf  die  reichen  Fischereigründe  an  der  NW-K fiste  von  Afrika 
zwischen  Kap  Ghir  und  der  Gambia- Mündung,  welche  jetzt  nur  von  den 
Kanariern  ausgcbcutet  werden.  Es  findet  sich  hier  aber  nicht  der  echte 
Kabljau,  sondern  andre,  wenn  auch  nicht  minder  wertvolle  Arten  aus  der 
Familie  der  Schellfische.  Smjxin. 

597.  Merensky,  Wie  erzieht  man  am  besten  den  Neger 
zur  Plantagenarbeit?  Koriin,  Walther  & Apolaut,  1886. 

Afrika  ist  noch  iu  dünn  bevölkert,  als  dafs  der  Neger  viel  <u  arbeiten 
brauchte.  Es  handelt  sieh  also  um  die  Frage,  wie  er  trotzdem  zur  Pl&u- 
tagenarbeit  im  Dienste  des  weifsen  Kolonisten  xu  bewegen  sei.  Die  Skla- 
verei aueh  in  der  mildesten  Form  würde  nicht  zu  diesem  Ziele  führen,  da 
der  Neger  sich  stets  — wie  die  Geschichte  von  Transvaal  lehrt  — - dem 
Arbeitszwang  zu  entziehen  weifs,  und  ebensowenig  die  Weckung  von  Be- 
dürfnissen. Der  Verfasser  stellt  nun  ein  auf  Erfahrung  begründetes  und 
sauber  ausgearbeitctc*  System  auf,  auf  welche  Weise  Kolonien  einzuriebten 
seien.  Er  unteracheidet  innerhalb  derselben  drei  Rechtsgruppeii : 1)  Die 
Gebiote  der  freien,  nur  unter  dem  Protektorate  der  Kolonialregicrung  ste- 
henden Häuptlinge,  au*  welchen  Arbeiter  nur  mit  Genehmigung  der  Häupt- 
linge zu  entnehmen  sind.  2)  Lokationen,  d.  h.  Landstriche,  in  welchen  Ein- 
gebomo  wohnen,  die  der  Kolonialregierung  ganz  unterworfen  sind,  und  wo 
die  Häuptlinge  nur  noch  als  Unterbeamto  fungieren.  Zwang  darf  höchstens 
bei  Landotarbciien  ausgeübt  werden,  bei  Privatarbciten  aber  nur  indirekt 
durch  Besteuerung  (am  geeignetsten  die  Besteuerung  der  Hütten),  welche 
den  Neger  zur  Lohnarbeit  nötigt.  Da  die  Weiber  die  eigentliche  Arbeit*- 
klaase  sind,  so  ist  der  Polygamie  durch  eino  Hciratsstouer  entgegenzuarbeiten, 
wodurch  die  Männer  zu  regerer  Tbätigkeit  gezwungen  würden.  3)  Hörige, 
welche  auf  dem  Eigentum  der  Weifsen  leben,  und  die  gleichsam  den  Grund- 
stock der  Arbeiter  bilden.  Der  Ausdruck  ist  eigentlich  nicht  ganz  richtig, 
da  sie  nicht  als  an  der  Scholle  gebunden  gedacht  werden.  Solche  „Hörige* 
werden  sich  immer  finden,  vorausgesetzt,  dafs  sio  den  wirksamsten  Schutz 
finden  und  für  ihr  Wohlsein  nach  ihrer  Art  gesorgt  ist.  Der  Verfasser 
spricht  zum  Schlufs  dio  Überzeugung  aut,  dafs  nur  (1a*  Christentum  im  «tando 
sei,  die  Verhältnisse  in  Afrika  dauernd  zu  bessern,  und  dafs  man  nicht  vor 
der  Frage  stehe,  ob  die  Neger  Christen  werden  oder  Heiden  bleiben  sollen, 
sondern  vor  der,  ob  sie  Christen  oder  Mohammedaner  werden  sollen. 

Supern. 

598.  Wills,  The  cultivable  Area  of  the  Egyptian  Sudan. 
(Scott.  Geogr.  Mag.  1886,  Bd.  II,  S.  411.) 

Der  Verfasser  glaubt  die  Darstellung  des  Kulturlandes  in  Ägyptiscb- 
Sudan  auf  UabenirhU  Karte  vnn  Afrika  berichtigen  zu  müssen.  Die  Nnrd- 
grente  des  tropischen  Regens  verlauft  von  Kawa  über  Kamlin  nach  Filik, 
und  toweit  dehnt  »ich  auch  mit  Ausnahme  des  tungenartig  twischen  dem 
Weifsen  und  Blauen  Nil  vorgestreckten  Wüsten  striche»  reicher  Alluvüilboden 
aus.  Man  hielt  ihn  Tür  öde,  weil  ihn  die  Roisenden  nur  in  der  Trocken- 
zeit durchstreiften.  Dagegen  enthalte  das  Gebiet  »wischen  Kassala  und  der 
Küste  nur  kleine  und  serstreutc  Kulturllichcn.  Supern. 

599.  Last,  Polyglott*  africana  orientalis.  London  1886. 

Eine  Sammlung  von  250  Warten  und  Redensarten  in  48  Sprachen 
und  Dialekten  des  südöstlichen  tropischen  Afrikas  (etwa  zwischen  1 ” N und 
16"  S,  und  östlich  von  28"  O),  worauf  noch  ein  weniger  avatematisclies 
Würtervemiehnis  in  19  andern  Sprachen  desselben  Gebietes  folgt.  Mit 
Ausnahme  des  Massai,  Kwafi  und  Kamba,  das  der  Verfasser  zu  den  Ku- 
bischen Sprachen  rechnet,  und  des  Sakalava,  das  er  seltsamerweise  für  ma- 
laiisch hält,  amd  es  nur  Bantusprachen.  .Vujsass. 

600.  Nipperdey,  The  Industrial  Products  and  food-stuffs 
of  the  Congo.  (Scott.  Googr.  Mag.  1886,  Bd.  II, 
S.  482.) 

Die  beiden  einzigen  l’fltnscnprodukle  des  untern  Kongo  von  industriel- 
ler Bedeutung  sind  l’almöl  und  Erdnüsse.  Nahrungsptlinscn  sind  Maniok, 
Mais,  der  indische  Bohnenstrauch,  Batate  und  Vamswurtel  und  mehrere 
Küehengcwiielue.  Von  den  Früchten  eind  am  wichtigaten  die  Banane  und 
die  allgemein  verbreiteten  raeionenähnlichen  Früchte  der  Carica  Papaya. 
Von  den  Genufspflanven  iet  der  Tabak  am  bedeutendsten,  aber  auch  der 
indische  Ilanf  erwähnenswert.  Supan. 


Druck  der  Engolliarit.Reyherschcn  llofbuchdnickercl  ln  Gotba. 


v 


DK  A.  PETERMANNS 


‘:vi. 


$ • : 


MITTEILUNGEN 


i - 


AUS 


JUSTUS  PEETSES’  GEO&EAPHISCIEE  AESTAIT. 


} 


'S  • f'g 

' v.  ' -;qj-  .?  ~ p. 


HERAUSGEGEBEN  von 


, - J ; • 1 V —I 

Kx".  ’ : 


H-fl 


PROF.  Da  A.  SUPAN. 


*W 

W.T  i 


J Ä ' ‘ 4j'  «t  4- 


v.  ■ 


32.  BAND,  1886. 

XII. 


INHALT: 


Ml« 

Titel  und  Inhalt  «um  Jahrgang  XXXII. 

Alphabetisches  Register  zu  den  Monatsberichten. 
Druckfehler  und  Berichtigungen. 

Die  Erforschung  des  Ulanga- Flusses.  Von  Joachim 

Graf  Pfeil 

Vorläufiger  Bericht  Ober  die  Expedition  zur  Auf- 
findung Dr.  Junkers.  Von  Dr.  G.  A.  Fischer  f . 563 
Die  letzte  Hungersnot  in  Indien  und  ihr  Einfiufs  auf 
die  Bewegung  der  Bevölkerung,  nach  den  offiziellen 
Zensusberichten  dargestellt  von  Dr.  Emil  Jung 
(Schiufa) ass 

Cbronologlacho  Zaaaxnmanfttrllunjc  lnill»rb*r  HnogtranotJaUre 


373 


Geographischer  Monatsbericht 

Europa 


uropa 373 


Aaian 


373 


Afrika 373 


Litteratnrnotizen. 

Amerika 

PolargebitU  .... 
Oc«ko« 

Beilage:  Littcraturbericht 

Tll.l  unO  tnli.lt. 

Alpb.tMtl.ctiM  Autorcorcßl.ler. 
Aalan  ...... 

Afrika 


i 

■-  ; : \ i - ' -*  • ~ vr.  ' 


* v 


Salta 

37« 

376 

376 


543-W? 


KARTEN 

unter  Krdaktlon  von  B.  IIABSRXBTEIÜS 

Tafel  18.  Originalkarte  von  Joachim  Graf  Pfeils  Reifen 
in  Ostafrika,  Oktobor  1886  bis  Februar  1886.  MaTfiBtab 
1:1760000. 

Tafel  19.  Vorläufige  Skizze  von  Dr.  G.  A.  Fischers  dritter 
Reise  im  Äquatorialen  Ostafrika,  8.  August  1886  bis 
14.  Jnni  1886.  Mafsstab  1 : 4000000. 


GOTHA:  JUSTUS  PERTHES. 


Preis  1 Mark  BO  Pf. 


QfrtchioMua  wo  30.  Novtobor  IHM. 


Als  Beiträge  für  diese  Zeitschrift 

werdon  Abhandlung m,  Aufsätze,  Notizen,  Litteraturberichte  und  Karten  in  ausgeführter  Zeichnung  oder  skizziert,  welohe  sioh 
anf  die  Gebiete  der  Geophysik , Antliropogeographio , speziellen  Landeskunde , astronomischen  Geographie , Meteorologie, 
Nautik,  Geologie,  Anthropologie,  Ethnographie,  Stantenkundo  und  Statistik  beziehen,  erboten.  Ganz  besonders  sind  vor» 
läfsliohe  Notizen  oder  briefliche  Boricbto  aus  den  aufsereuropäitchen  Ländern,  wenn  auch  noch  so  kurz,  nicht  nur  von 
Geographen  von  Faoh,  sondern  auch  von  offiziellen  Personen,  Konsuln,  Kauflouton,  Marino-Offizioren 
und  Missionaren,  duroh  weloho  uns  bereits  so  wertvollo  und  mannigfaltige  Berichte  zugegangen  sind,  stets  willkommen. 

Rtisejoumah  zur  Einsicht  und  Benutzung,  »owio  die  blofson  unberechneten  Eleniente  astronomischer , hypsometrischer  und 
anderer  Beobachlungen  und  Nachrichten  über  momentane  Ereignisse  (z.  B.  Erdbeben,  Orkano),  sowie  übor  politische  Territorial- 
Veränderungen  etc.  worden  stets  dankbar  entgogengonommen.  Ferner  ist  die  Mitteilung  gedruckter,  aber  seltener  oder  sohwor 
zugänglicher  Karten,  sowie  außereuropäischer , geographische  Berichte  enthaltender  Zeitungen  oder  anderer  mehr  ephemerer 
Flugschriften  sehr  erwünscht. 

Die  Beiträge  sollon  womöglich  in  deutscher  Sprache  geschrieben  sein,  doch  steht  auch  die  Abfassung  in  einer 
andern  Kultnrsprache  ihrer  Benutzung  nicht  im  Wege. 

Originulboitrilgo  werden  pro  Druokbogon  in  Bourgeois-Schrift  mit  68  Mark,  Übersetzungen  oder  Auszüge  mit 
der  Jlälfte  dieses  Betraget,  Litternturberlchte  mit  10  Pf.  pro  Zeile  in  Kolonei  - Sohrift , jode  filr  die  „Mitteilungen“ 
geeignete  Original  karte  gleich  einem  Druckbogen  mit  68  Mark,  Knrteniuaterinl  und  Kompilationen  mit  der 
Hälfte  dieses  Betraget  honoriert.  In  aufsergewöhnliohen  Fullen  behält  sich  die  Redaktion  die  Bestimmung  dos  Honorars  für 
Originalkarton  vor. 

An  Verlagsbuchhandlungen  und  Autoren  riohton  wir  die  Bitte  um  Mitteilung  ihrer  Verlagsartikel  boz.  Werke,  Karten 
oder  Sep&ratabdrlioko  von  Aufsätzen  mit  Ausschluß  derjenigen  lediglich  schulgeographischen  Inhalts  behufs  Aufnahme 
in  don  Littoratur-  oder  Monatsbericht,  wobei  wir  jedooh  im  vorhinein  bemerken,  dnfis  übor  Lieferungswerke  erst  naoh 
Abschluß  derselben  roforiert  werden  kann. 

FOK  DIE  REDAKTION:  Pnor.  Da.  A.  Scr am.  JUSTUS  PERTHES’  GEOGRAPHISCHE  ANSTALT. 


Verlag  von  Justus  Perthes  in  Gotha, 


Soeben  erschien: 

BERGIIAUS’ 

PHYSIKALISCHER  ATLAS. 

(Begründet  1836  durch  Heinrich  Berghaus.) 

75  Karten  in  sieben  Abteilungen, 

enthaltend  mehrere  Hundert  Darstellungen  tibor 

Geologie,  Hydrographie,  Meteorologie,  Erdmagnetismus,  Pilanzenverbreituug, 

Tierverbreitung  und  Völkerkunde. 


Vollständig  neu  bearbeitet  und 
* unter  Mitwirkung' 

Dr.  Gustav  Hartlaub  & Or.  W.  Marshall, 

Dr.  mcd.  in  ItretnOQ,  Prof,  an  der  GnlvorxtlM  in  LolprJg, 

Dr.  Georg  Neumayer, 

Geheimer  Admlr«lltJ»t«rAl  und  Direktor  der  Deutichon 
Socwarto  ln  Hamburg, 

Dr.  Karl  v.  Zittel, 

Profeaior  au  «lor  l’olvcrtlUI  lu  München, 

heraasgegeben 

ron  * 

Prof.  Dr.  Herrn.  Bergbaus. 


Dr.  Oscar  Drude, 

ProfitMor  am  Polytechnikum  In  Dresden. 

Dr.  Georg  Gerland, 

Profauor  an  der  Unlrenltüt  ln  ßtrahburg, 

Dr.  Julius  Hann, 

Direktor  dor  K.  K.  Centralanatult  für  Meteorologie 
und  KrdcnAiraetljmoi  ln  Wien, 


* Erste  Lieferung. 

Prospcctus.  , 

Nr.  24.  Mittelländisches  und  Schwarzes  Meer,  von  Dr. 
II.  Berghaus. 

Nr.  27.  Jahres-Isothermen,  von  Dr.  «T.  Hann. 

Nr.  47.  Flo*enkarte  von  Europa,  von  Dr.  0.  Drude. 

Zweite  Lieferung. 

Nr.  37.  Jährliche  Regenmenge,  von  Dr.  J.  Hann. 

Nr.  46.  Vegetatiouszoneu  der  Erde,  von  Dr.  0.  Drude. 
Nr.  70.  Die  Völker  Ozeaniens , vou  Dr.  G.  Ger- 
laud. 

Dritte  Lieferung. 

Nr.  16.  Land-  und  Wasserverteilung,  von  Dr.  H.  Berg- 
haus. 

Nr.  28.  Januar-Isothermen,  von  Dr.  J.  Hann. 

Nr.  52.  Verbreitung  der  Säugetiere  I,  von  Dr. 
W.  Marshall. 


Vierte  Lieferung. 

Nr.  5.  Eisverbreitung,  vou  Dr.  II.  Bergbaus. 

Nr.  29.  Juli-Isothermen,  von  Dr.  J.  Hann. 

Nr.  53.  Verbreitung  der  Säugetiere  II , von  Dr. 
W.  Marshall. 

Fünfte  Lieferung. 

Nr.  23.  Nord-  und  Ostsee,  von  Dr.  II.  Berghaus. 

Nr.  35.  Witterungs- Anomalien  in  Europa,  von  Dr. 
J.  Hann. 

Nr.  54.  Verbreitung  der  Vögel  I,  vou  Dr.  A.  Reichenow 
und  Dr.  G.  Hartlaub. 

Sechste  Lieferung. 

Nr.  36.  Wetterkarten  und  Zugstrafsen,  von  Dr.J.  Hann. 
Nr.  45.  Areale  ausgewählter  Ordnungen  des  Pflanzen- 
reichs, vou  Dr.  0.  Drude. 

Nr.  55.  Verbreitungder  Vögel  II,  von  Dr.A.  Reichenow 
und  Dr.  G.  Hartlaub. 


Der  Physikalische  Atlas  erscheint  in  25  Lieferungen  (jede  mit  3 Karten)  ä 3 Mark. 

Alle  6 bis  8 Wochen  erscheint  eine  Lieferung. 


Verlag  von  Justus  Perthes  in  Gotha. 


Soeben  erschienen : 

Gothaische  Genealogisch  - Diplomatisch  - Statistische 

Tasehenbüeher  1887. 


Almanach  de  Gotha. 

Annuaire  {fenettlog,i<iue,  et  statisti<iue. 

Parait  depuis  1763  chaque  annee  au  rnois  de  Decembre. 

Prix  rel.  6 Mark  80  Pf. 

Gothaischer  Genealogischer  Hofkalender 

nebst  diploraatiseh  - statistis(*hcin  .Tiilii'l>uc*li. 

Erscheint  seit  1763  alljährlich  im  Dezember, 

Preis  geb.  6 Mark  8o  Pf. 

Der  Hofkalender  wird  auch  ohne  den  astronomischen  Kalender  ausgegeben  unter  dem  Titel : 

„Gothaisehes  Genealogisches  Taschenbuch“. 

Bezüglich  der  statistischen  Angaben  sei  hier  speziell  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs  der  Almanach 
besser  als  irgend  eine  andere  Publikation  den  Bedürfnissen  derer  entspricht,  welche  möglichst  neue  Daten  über 
Areal,  Bevölkerung,  Bewegung  der  Bevölkerung,  Finanzen,  Armee,  Handel  und  Verkehrsmittel  der  verschiedenen 
Länder  der  Erde  suchen.  Die  oft  gehörte  Frage,  wo  solche  Nachweise  neu  und  übersichtlich  zusammengestellt 
sind,  läfst  sich  nur  durch  Hinweis  auf  den  Almanach  beantworten,  dessen  statistischer  Inhalt  noch  vielfach 
unbekannt  geblieben,  weil  viele  meinen,  in  dem  Buche  sei  nur  die  Genealogie  der  regierenden  und  andrer  hoch- 
aristokratischen Familien  nebst  don  Personalien  der  obern  Behörden  und  der  diplomatischen  Körperschaften  zu 
finden.  Durch  die  Gunst  der  Ministerien,  der  Statistischen  Büreaus  und  durch  zahlreiche  wichtige  Verbindungen 
sieht  sich  aber  der  Almanach  in  der  Lage,  jährlich  die  neuesten  statistischen  Ermittelungen  über  die  erwähnten 
Gegenstände,  oft  noch  vor  deren  Veröffentlichung,  in  knapp  zusammengefafsten  Übersichten  zu  bringen,  und 
wenn  er  dabei  hier  und  da  mit  vorläufigen  Angaben  sich  begnügen  mufs,  so  ersetzt  die  Neuheit  reichlich  die 
bisweilen  erst  nach  Jahren  mögliche  definitive  Feststellung  der  Zahlen. 

Genealogisches  Taschenbuch  der  Gräflichen  Häuser. 

Erscheint  seit-  1825  alljährlich  im  Dezember. 

Preis  geb.  8 Mark. 

Genealogisches  Taschenbuch  der  Freiherrlichen  Häuser. 

Erscheint  seit  1848  alljährlich  im  Dezember. 

Preis  geb.  8 Mark. 

Verlag  von  Justus  Perthes  in  Gotha. 

A.  Su pan. 

Archiv  für  Wirtschaftsgeographie. 

I.  Nordamerika,  1880—1885. 

Mit  2 Karten.  Geb.  Preis  5 Mark. 

(Ergdnsungfthoft  Kr.  8*1  zu  „Potorninnns  Mitteilungen 


Neuer  Verlag  der  J.  G.  Cottaschen  Buchhandlung  ln  Stuttgart. 

Surinam. 

Sein  Land,  seine  Natur,  Bevölkerung  und  seine  Kulturver- 
hältnisse  mit  Bezug  auf  Kolonisation. 

Ton 

August  Kuppler, 

frrtlj.TOui  boUUmltxclK-u  Kolooialbeatnten. 

^Ilt  l'Iobtaolmittoxi  und  ein«*r  Kurte 
OkUv.  IV.  u.  384  Seiten.  M.  5.—. 


Druck  der  Engelhard  Reybcrechcn  Hofbacb<1ruck*r«|  in  Gotha. 


1 


1 


mW» 


CSC 


8SSC0  51.06  C 

■ : 

„ _ JBi 

tb  /ar&flÄSNr 


Digitizsd  by  Google 


f Vj'-y 

K'äva 


|,AÄ 

■ä  a'Itä,'5'  A Ap  : 

5 

Ä, 

/^S 

Arm- 

A £V'>'  '*'  .jN 

p\ 

Digitlzed  by  Google