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Full text of "Byzantinische Zeitschrift"

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BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT 


JAHRGANG 1892 


BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT 





Unter Mitwirkung 


von 


Bibliothekar O. de Boor-Breslau, Prof. J. B. Bury-Dublin, Prof. Ch. Diehl- 
Nancy, Abbé L. Duchesne-Paris, Membre de l’Institut, Hofrat Prof. H. 
Gelzer-Jena, Prof. G. N. Hatzidakis-Athen, Hofrat Prof. V. Jagic-Wien, 
Prof. N. Kondakov-Petersburg, Prof. Sp. Lambros-Athen, Prof. E. Legrand- 
Paris, Prof. J. Müller-Turin, Prof. J. Psichari-Paris, K. N. Sathas-Venedig, 
korr. Mitgl. d. k. bayer. Akad. d. Wiss., G. Schlumberger-Paris, Membre de 
l’Institut, Prof. J. Strzygowski-Graz, Rev. H. F. Tozer-Oxford, Gymnasialdir. 
M. Treu-Breslau, Prof. Th. Uspenskij-Odessa, Prof. A. Veselovskij-Petersburg 


herausgegeben 
von 


KARL KRUMBACHER, 


A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN 


I. Band. Jahrgang 1892 


eh 


LEIPZIG 
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 
1892 


05. 
Bi. 


Inhalt des ersten Bandes. 


I. Abteilung. 


Seito 
Vorwort. Von Karl Krambacher . ................... 1 
Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung. Von Carl de Boor . 13 
Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens. Von 
Heinrich Gelzer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 
Der Chronist Iulios Polydeukes. Von Theodor Preger . . . . . . . . . 50 
The identity of Thomas the Slavonian. By J.B. Bury. . . . . . . . .. 56 
Demetrios Kydones. Von Max Treu. .. 2.2: 2: . m . . . . . . .. 60 
Die byzantinische Kunst. Von Josef Strzygowski . . . . . . . . . . .. 61 
Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl ............. 74 
Mazaris und Holobolos. Von Max Treu. ...........2...02.. 86 
Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen Autoren. Von G. N. 
Hatzidakis . . . > 2 2 oo 000 rn 98 
Der weise Akyrios. Von V. Jagié . . . . . 22 . . . . . . . . . . ee 107 
Zum weisen Akyrios. Von Ernst Kuhn. ................ 127 
Dictys Cretensis. Von Edwin Patzig . ................. 131 
Byzantinische Desiderata. Von Spyr. P. Lambros ............ 185 
Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Von Th. Biittner-Wobst . . . . . 202 
Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse der orientalischen 
Kirche. Von H. Gelzer. .................. o... 245 
Zur Anna Komnena. Von Spyr. P. Lambros. .............. 282 
Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale. Von (. Frick ...... 283 
Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos. Von A. Ludwich 293 
Eine volkstiimliche Kaiserchronik. Von A. Kirpitsehnikow . . . . . . .. 303 
Über den Verfasser des Spaneas. Von John Schmitt. (Mit einer Tafel)... 316 
Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios. Von E. Kurtz. . . . 332 
Die Synoden von Sidon und Tyrus. Von Th. Nöldeke . ......... 333 
Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfü. Von Konst. Jirecek 336 
Michael Haplucheir. Von M. Treu ................... 338 
Mosaiques byzantines de Nicée. Von J. Strzygowski. .......... 340 
Noch einmal Iulios Polydeukes. Von K. Krumbacher .......... 342 
Ein Kritiker des Timarion. Von M. Treu. . .. ............ 361 


Über die urkundlichen Quellen zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen 
Beziehungen vornehmlich im Zeitalter der Komnenen. Von Carl Neumann 


(Mannheim) ............................ 366 
Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im Mittelgriechischen. 

Von D.C. Hesseling. ........................ 379 
Zu Phlorios und Platziaphlora. Von N. Köstlin . . . . . . . . . . . .. 392 
Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien. Von K. Praechter . . . 399 


Handschriftliches zu Ignatius Diaconus. Von Carl Friedr. Müller . . . . . 415 


VI Inhalt des ersten Bandes 


Nikolaos von Methone. Von J. Dräseke. . ............... 
Apyula elnwy Tod peyadoudorvegos Gyiov Anuntelov tod xoluoëyov Beccalo- 

vinns éxl ¿lepavrocréov. ‘Trò IT. N. Hanayswoylov . . . . . . .. 
Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement du 18° siècle. Par 

Ch. Diehl . ............................ 
Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl . ............ 
Reimprosa im 5. Jahrhundert. Von Al. Kirpitsehnikow. . . . . . . . .. 
L'Illyricum ecclésiastique. Par L. Duchesne. .............. 
Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos. Von Spyr. P. 

Lambros. . 2:2: .. onen 
TIeAaroygagınn orazuoloyla Eu tv vayınav Bıßllos. ‘Tad N. I. Hodizov. 
A source of Symeon Magister. By J.B. Bury. ............. 
Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit. Von J. Strzygowski. . . . . . 
Dictys bei Arethas. Von À. Sonny. .................. 
Zu Theophanes. Von C. de Boo. ................... 
Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Nachtrag. Von Th. Büttner-Wobst 


II. Abteilung. 


Dr. B. A. Mystakides, Byzantinisch-deutsche Beziehungen. Besprochen von 
F. Hirsch 2. 22 oo on 
Joh. Driiseke, Gesammelte patristische Untersuchungen. Besprochen von 
Carl Weyman. . .......................... 
A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae, V. Jagié, Razum i filosofija etc., 
V. Jagié, Die Menandersentenzen etc. Besprochen von M. S.. . . .. 
D. Béljajev, Byzantina. Besprochen von 6. Destounis. . ........ 
H. Brockhaus, Die Kunst in den Athosklüstern. Bespr. v. J. Strzygowski. 
P. Batiffol, L'abbaye de Rossano. Besprochen von Ch. Diehl . . . . . . 
Georgii Cyprii descriptio orbis Romani, ed. H. Gelzer. Besprochen von 
G. Gundermann. . ........ +... . 0...» 
Fr. Loofs, Studien über die dem Johannes von Damaskus zugeschriebenen 
Parullelen. L. Cohn, Zur indirekten Überlieferung Philos. Besprochen 
von P. Wendland. . : .............,........ .. 
Choricii orationes ed. Rich. Foerster. Besprochen von K. Praechter. 
C. W. C. Oman, The Byzantine empire. Besprochen von H. F. Tozer. . . 
La Revue biblique trimestrielle (Jan.—Juli 1892). Bespr. von P. Batiffol 
K. E. Zacharii von Lingenthal, Geschichte des griechisch -römischen 
Rechts. Besprochen von Paul Krüger . ............... 


ILL. Abteilung. 
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen... . . . 163. 352. 


604 
609 
612 
614 


017 


618 


Verzeichnis der Autoren 
der in der III. Abteilung erwähnten Schriften. 


Adamek 179. Goetz 169. 

Ajnalov 182. Goldstaub 626. 

Allen 622. Hatzidakis 171. 

Aninger 164. Haury 164. 620. 

Batiffol 179. | Heinrich 621. 

Batjuskov 175. Jagié 626. 

Bauer, Joh. 630. Jannopulos 637. 

Beljajev 181. 637. 646. ' Ihm 362. 

Benjamin 636. Jireéek 180. 639. 641. 
Bogdan 638. Jorio 625. 

Boissevain 166. Judeich 636. 

de Boor 166. 352. Ivancov-Platonov 356. 633. 
Boysen 627. Kampuroglus 180. 
Buresch 169. 627. Karnejev 356. 

Busse 163. Kattenbusch 629. 
Castellani 165. Khalifat, Patriarcat etc. 180. 
Cohn, Leop. 165. Kirpiénikov 646. 

Crusius 165. Kondakov 183. 367. 
Costomiris 360. Kontogonis 352. 
Cozza-Luzi 353. 635. Kors 646. 

Delehaye 634. Kozak 172. 

Destunis 167. 168. 173. 646. Krasnoseljcev 646. 

Diehl 182. Krumbacher 169. 170. 631. 
Dieterich 172. Kuhn, Fr. 628. 

Dilthey 164. Kuppas 640. 645. 
Dmitrijevskij 355. Kurtz, E. 165. 168. 
Dobbert 644. Kutorga 354. 

Dräseke 630. Lambros 641. 

Ehrhard 624, Laskin 179. 

Elter 618. Latysev 640. 

Förster 352. Legrand 166. 168. 363. 354. 365. 
Frauberger 644. Leval 640. 

Frey 642. Lipovskij 179. 

Funk 636. Livre d'or Phanar. 368. 
Gelzer 166. 358. 638. Lombard 181. 

Gerber 167. Loparev 169. 


van den Gheyn 173. 174, Ludwich 167. 


VIII Verzeichnis der Autoren der in der III. Abteilung erwähnten Schriften 


Mabillis 165. Rohrbach 636. 
Mercati 637. Romanos 180. 183. 
Meyer, G. 171. 184. de Rossi, G. Batt. 643. 
Meyer, W. 164. 170. Sakellarios 171. 
Millet 646 ff. Sakkelion, A. 624. 
Millingen 640. Sakkelion, J. 169. 624. 
Minasi 635. ' | Schlumberger 181. 359. 644. 
Mitteis 183. Schneck 620. 
Monnier 645. Schrader 621. 
Mordtmann 181. 636. 637. 639. Semenov 353. 619. 
Morosi 170. Sideridis 640, 
Muller 171. Sideropulos 640. 
Murko 354. Simonsfeld 688. 
Neumann (Mannheim) 359. Sozonovic 169. 
Nicole 362. Spata 638. 
Nifsl 645. Stanjek 164. 
Noiret 639, Sternbach 164. 619. 620. 
Nolhac 354. Strzygowski 181. 359. 643. 
Omont 625. 626. 627. 636. 638. Syrku 689. 
Papadimitriu 646. Tannery 621. 
Papadopulos, G. J. 172. Ter-Mikelian Arsak 635. 
Papadopulos-Kerameus 167. 173. 355. | Thomas 176. 

622. 628. 624. 627. Thumb 171. 
Paranikas 629. Tolstoi, Iw. 183. 
Pastreck 634. Treppner 635. 
Pastrnek 646. | Treu 166. 621. 
Patzig 164. Usener 174. 
Pavlovskij 183. Uspenskij 176. 177. 180. 635. 646. 
Pitra 178. Weigand. 641. 
Pokrovskij 182. 643. Wendriner 626. 
Pomjalovskij 174. 632. Wentzel 618. 
Popruzenko 646. Wirth 172. 173. 
Psichari 170. Wotke 172. 618. 
Reber 641. Xenopol 638. 
Regel 167. 355. Zachariä von Lingenthal 183, 
Reiter 168. Zdanov 355. 
Rhodius 165. S. Z. 178. 


Rjedin 182. 


Vorwort. 


Indem ich Leser und Mitarbeiter der byzantinischen Zeitschrift 
herzlich begrüfse, halte ich es für meine Pflicht, an der Schwelle unseres 
Unternehmens über die Entstehung und Absicht desselben einige Auf- 
klärungen zu geben. Dafs bei der heutigen Überproduktion von wissen- 
schaftlichen Zeitschriften jeder neue Ankömmling zunächst mit Abneigung 
oder Gleichgiltigkeit aufgenommen werde, konnte nicht zweifelhaft sein. 
Es bedurfte ‘der lebhaften Anregung eines so erfahrenen und kühl ur- 
teilenden Fachgenossen wie De Boors, dafs ich dem Plane der Begrün- 
dung eines Organs für die byzantinischen Studien näher trat, und erst 
nach reiflicher Überlegung der wissenschaftlichen und materiellen Vor- 
aussetzungen und nach wiederholter mündlicher Beratung mit zehl- 
reichen Byzantinisten, zu welcher mir eine im verflossenen Jahre aus- 
geführte Studienreise Gelegenheit bot, habe ich mich, noch immer 
zögernd, zur Verwirklichung des Gedankens entschlossen. Wie sehr 
derselbe aber schon in der Luft lag, habe ich aus einem Briefe meines 
Freundes Sp. Lambros in Athen entnommen, der mir mitteilte, dafs 
er vor längerer Zeit selbst eine Zeitschrift Bvfuvríg begründen wollte 
und seine Absicht nur aufgab, weil er die materiellen Schwierigkeiten 
nicht zu überwinden vermochte. So sehr ich nun auch das Scheitern 
seines Planes bedaure, mufs ich doch die Überzeugung aussprechen, 
dafs Griechenland als lokale Basis für das Gedeihen und die Wirksam- 
keit eines solchen Organs weniger geeignet wäre als „Europa“; wie 
ungünstig der griechische Boden solchen Unternehmungen ist, hat die 
kurze Lebens- und Leidensgeschichte des von M. Deffner im Jahre 1880 
begründeten „Archivs für mittel- und neugriechische Philologie“ bewiesen, 
das trotz des ins Programm aufgenommenen internationalen und viel- 
‘ sprachigen Charakters nach dem Erscheinen des ersten Doppelheftes 
entschlafen ist. 

Auf allen Gebieten der philologisch-historischen Wissenschaften hat 
sich infolge der intensiven und mannigfaltigen Thätigkeit der letzten 


Jahrzehnte eine solche Fülle von Stoff angesammelt, dafs das Aussehen 
Byzant. Zeitschrift I 1. 1 


9 Karl Krumbacher 


der alten Fächer völlig verändert worden ist. Die hergebrachten Wissens- 
komplexe haben sich in mehrere Disziplinen gespalten, für deren Ge- 
samtheit niemand mehr die Verantwortlichkeit zu übernehmen wagt, 
und ganz neue Studiengebiete sind hinzugewachsen. Nur auf dem un- 
geheuern Gebiete der griechischen Kultur ist die Einheit bis jetzt 
gewahrt geblieben; doch beruhte diese Einheit nicht darauf, dafs die 
Gräzisten die gesamte Geschichte der griechischen Sprache und Litte- 
ratur beherrschten, sondern vielmehr auf der willkürlichen Beschränkung, 
die sie ihren Studien und ihrem Lehrvortrage auferlegten. Die meisten 
gingen wenigstens in ihrer offiziellen Thätigkeit nicht über die klassische 
und alexandrinische Epoche hinaus. Die späteren Zeiten blieben dem 
Privatstudium überlassen, und auch diese privaten Studien wurden meist 
mit Beziehung auf irgend ein anerkanntes Wissensgebiet durchgeführt, 
ja oft mit dem Hinweis auf diese Beziehungen förmlich entschuldigt. 
Zwar haben diese zerstreuten Bemühungen im Laufe der letzten Jahr- 
zehnte immer mehr an Umfang und innerem Werte gewonnen; es 
fehlte ihnen aber die Idee ihres Zusammenhanges und das Bewulstsein 
von ihrer selbständigen Bedeutung. Man kam nicht auf den Gedanken, 
das ganze spätgriechische, byzantinische und neugriechische Zeitalter 
etwa vom fünften Jahrhundert nach Chr. bis auf den heutigen Tag 
als .ein selbständiges, unentbehrliches Glied in der Geschichte der 
Menschheit zu studieren. Das Bedürfnis nach Herstellung des geschicht- 
lichen Zusammenhanges, das den Entwickelungsgang der verwandten 
Fächer bestimmt hat, schien hier seine Wirkung zu versagen. Diese 
auffallende Thatsache läfst sich aus verschiedenen Gründen erklären. 
Die Byzantiner und die von ihnen kulturhistorisch abhängigen Völker 
sind durch die kirchlichen und politischen Ereignisse von der west- 
europäischen Entwickelung so lange und so gründlich losgetrennt worden, 
dafs ihre Nachkommen und Erbfolger sich noch heute nicht zu Europa 
rechnen. Der orthodoxe Osten bildet eine Welt für sich, die als ein 
eigenartiger, halb gebildeter, halb wilder Staaten- und Völkerkomplex 
zwischen dem civilisierten Europa und dem barbarischen Asien liegt. 
Dieses vielgestaltige Völkergewirr, das in der Vergangenheit die Schutz- 
mauer Europas gegen die asiatische Barbarei bildete und für die Zukunft 
berufen scheint als Kulturbrücke von Europa nach Asien zu dienen, ist 
bis auf die neueste Zeit wenig beachtet: und viel verkannt worden. 
Das hat auch auf die wissenschaftliche Berücksichtigung der genannten 
Völker und ihrer Sprachen und Litteraturen hemmend eingewirkt. 
Selbst die slavische Philologie, an deren Bedeutung heute niemand 
mehr zweifelt, hatte unter dieser Mifsachtung des Ostens viel zu leiden. 
Miklosich hat sein ganzes arbeitsreiches Leben daransetzen müssen, 





4 Karl Krumbacher . 


Altertum stammenden profanen Sentenzen achtete, ist dem Byzanti- 
nisten jedes Florilegium zunächst ein Ausdruck der geistigen Strömung 
und Geschmacksrichtung der Zeit, in welcher es aus älteren oder jüngeren 
Quellen zusammengestellt wurde; er beginge also einen groben Fehler, 
wenn er eine bestimmte Gruppe von Sentenzen, z. B. die christlichen 
beiseite legte. Ein Eustathios gilt, um noch ein Beispiel zu nennen, 
dem altklassischen Philologen als trockener Sammler und breiter Scholiast, 
dessen Werke ihm nur wegen der in ihnen aufbewahrten alten Gold- 
körner beachtenswert scheinen; der Byzantinist sieht in Eustathios 
eine an sich hochbedeutende und für die Würdigung des 12. Jahr- 
hunderts mafsgebende Persönlichkeit; er betrachtet ihn im engsten 
Zusammenhange mit den kirchlichen, sozialen, politischen und litterari- 
schen Bewegungen seiner Zeit; er studiert in ihm den verdienten Lehrer, 
den eifrigen Erhalter und Beschützer der alten Litteratur, den klugen 
Politiker, den freimütigen Theologen, den gewandten Redner, den 
geistreichen Essayisten. Daher kann er sich völlig aufrichtig für einen 
Mann erwärmen, dessen Namen im Jünger der klassischen Philologie 
nur die fade und peinliche Vorstellung einer endlosen, auf schlechtem 
Löschpapier abgedruckten Scholienmasse zu erwecken pflegt. So wirft 
die byzantinistische Betrachtungsweise einen belebenden Sonnenstrahl 
auf historische Personen, auf Erzeugnisse der Litteratur und Kunst, auf 
Thatsachen der politischen und kirchlichen Geschichte, die dem Ferner- 
stehenden in gleichgiltiges Dunkel gehüllt erscheinen. Neben der selb- 
ständigen Bedeutung der Byzantinistik kommen dann in zweiter Linie 
ihre mannigfaltigen Beziehungen zu den übrigen philologischen und 
historischen Studiengebieten in Betracht. Wenn man sich somit stets 
bewufst bleiben mufs, dafs jedes byzantinische Ding von einem doppelten 
Standpunkte aus studiert werden kann, von dem der Byzantinistik und 
von dem irgend eines Nachbarfaches, so wird in der Praxis diese doppelte 
Betrachtungsweise natürlich häufig verknüpft werden und zusammen- 
fliefsen. Eine kurze Darlegung der Ziele und Aufgaben der Byzanti- 
nistik und namentlich ihres Verhältnisses zu den verwandten Disziplinen 
soll die obigen Darlegungen im einzelnen bestätigen und aufklären. 
Die enge Verbindung der mittelgriechischen Sprache, und Litteratur 
mit dem Altertum ist so offenkundig, dafs nur auf die allgemeine, 
von niemand bestrittene Thatsache hingewiesen zu werden braucht. Es 
giebt kaum din Gebiet der alten Philologie, welchem das vertiefte 
Studium der Byzantiner nicht irgend einen Nutzen brächte. Der Zu- 
sammenhang mit dem Altertum ist bei den Griechen in sprachlicher, 
literarischer und politischer Hinsicht bis ins 15. Jahrhundert viel mehr 
gewahrt geblieben als bei den Abendländern. Die Beziehungen der 





y Vorwort 5 


Byzantiner zum Altertum sind denn auch in der neueren Fachlitteratur 
immer deutlicher zum Ausdruck gekommen, wobei freilich das allzu 
entschiedene Verharren auf dem klassischen Standpunkt und der Mangel 
an Vertrautheit mit den in der Sprache und Kultur eingetretenen Wan- 
delungen zu manchen Milsgriffen geführt hat. Einen sehr beträcht- 
lichen Raum haben sich die mittel- und neugriechischen Studien in der 
Sprachwissenschaft erobert, Durch die Arbeiten von Mullach, Mau- 
rophrydes, Deffner, G. Meyer, Foy, Dossios, Hatzidakis, Psichari, Oeko- 
nomides und Thumb ist das Vulgärgriechische als ein sehr wesentlicher 
Faktor in der griechischen Sprachgeschichte erwiesen worden, und es 
wird seit geraumer Zeit auch in den zusammenfassenden Darstellungen 
der griechischen Grammatik und Etymologie dankbar beigezogen. Der 
von Brugmann und Streitberg herausgegebene „Anzeiger für indoger- 
manische Sprach- und Altertumskunde“ bringt für das Vulgärgriechi- 
sche ein eigenes von A. Thumb besorgtes Referat. 

Das wahre Seitenstück der mittel- und neugriechischen Studien 
bildet die romanische Philologie. In der mittelalterlichen Sagen- 
und Erzählungslitteratur des Abendlandes spielen die Byzantiner als 
Urheber, Vermittler und Entlehner von Stoffen und Motiven eine sehr 
erhepliche Rolle, Die Erforschung der internationalen Wechselwirkungen 
bildet eines der wichtigsten Kapitel der allgemeinen Litteraturgeschichte 
des Mittelalters, das nur durch die vereinten Bemühungen der auf 
jedem einzelnen Litteraturgebiete Kundigen aufgeklärt werden kann. 
Eine zweite Seite, auf welcher die romanische Philologie von der By- 
zantinistik neues Licht zu erwarten hat, ist die Sprachgeschichte; 
denn die romanischen Sprachen und das Vulgärgriechische haben den- 
selben Entwickelungsgang durchgemacht, und viele Erscheinungen in 
beiden Sprachgruppen können nur durch eine vergleichende Betrach- 
tung völlig begriffen werden. In der richtigen Erkenntnis dieser engen 
Beziehungen hat der Herausgeber des Jahresberichtes für romanische 
Philologie, K. Vollmöller, eine eigene, von J. Psichari übernommene 
Abteilung eingerichtet, in welcher die auf das Romanische bezüglichen. 
Arbeiten über mittel- und neugriechische Sprache und Litteratur be- 
sprochen werden- sollen. Besonders eng verknüpft ist mit der Byzan- 
tinistik die rumänische Philologie; denn die Rumänen sind infolge ihrer 
geographischen Lage von den Byzf®tinern so nachhaltig beeinflufst 
worden wie die Südslaven, 

Noch mehr als die romanische ist die slavische Philologie 
Schritt für Schritt auf die Beachtung der byzantinischen Arbeiten hin- 
gewiesen. Weder die Litteratur und Kunst der Südslaven und Russen 
noch ihre politische und kirchliche Geschichte kann ohne das ein- 





6 Karl Krumbacher | u 


gehendste Studium ilırer geistigen Vorväter, der Byzantiner, verstanden 
werden. Der „Grekoslavjanskij mir“ ist das Schlagwort für die histori- 
schen und philologischen Bemühungen der Süd- und Ostslaven geworden, 
aus denen schon eine grofse Zahl ernster, methodisch durchgeführter, 
aber leider in Westeuropa meist unbekannt gebliebener Arbeiten hervor- 
gegangen sind. Übrigens mufs bemerkt werden, dafs nicht blofs die 
slavische Vergangenheit durch das Studium der Byzantiner aufgehellt 
wird, sondern umgekehrt auch das Verständnis des byzantinischen 
Wesens durch die Kenntnis der slavischen Formen manche Förderung 
erhält. Es entspricht mithin den natürlichen Verhältnissen, dafs zu 
den Gelehrten, welche ihre Mitwirkung für die byzantinische Zeitschrift 
zugesagt haben, die Russen und übrigen Slaven das gröfste Kontingent 
stellten. 

Neben den Beziehungen der Byzantinistik zur romanischen und 
slavischen Philologie kommt noch der rege geistige Tauschverkehr in 
Betracht, welcher die Spätgriechen und Byzantiner mit den mannig- 
faltigen Völkern des Orients, mit den Armeniern, Juden, Syrern, Arabern, 
Agyptern, Kopten, Persern und Indern verbindet. Die unter römischer 
Herrschaft vereinigte griechische und gräzisierte Völkermasse bildete viele 
Jahrhunderte lang das wichtigste Durchgangsgebiet für den geistigen 
und materiellen Verkehr zwischen Orient und Occident. Wie schon im 
vorliegenden Hefte ein syrischer Chronist behandelt wird, so wird sich 
auch in Zukunft voraussichtlich oft Gelegenheit ergeben, orientalische 
Erscheinungen zu erörtern, die auf das byzantinische Gebiet Licht 
werfen, und andrerseits vom byzantinischen Ufer aus den Blick nach 
dem Orient zu richten. 

Kein Merkmal unterscheidet das byzantinische Zeitalter schärfer 
vom altgriechischen und römischen als der christliche Charakter, und 
die originellste Litteraturgattung dieser Epoche sind die kirchlichen 
Werke in Poesie und Prosa. Darin liegt die hohe Bedeutung der 
byzantinischen Studien für die Theologie begründet. Nirgends findet 
diese Wissenschaft ein so wenig bebautes und so viel versprechendes 
Feld als bei den Mittelgriechen; denn infolge der Kirchenspaltung ist 
die Litteratur und Geschichte der orthodoxen Kirche im Abendlande 
wenig beachtet worden. Man beruhigte sich mit der gläubig hin- 
genommenen Versicherung, dafs st Johannes von Damaskus der Lebens- 
geist in der griechischen Kirche erloschen sei, und man übertrug die 
Abneigung gegen die Orthodoxie sogar noch auf vorschismatische Jahr- 
hunderte. Zwar haben sich einzelne Gelehrte mit glücklichem Erfolge 
in den Urwald der späteren Dogmatik, Ethik und Mystik gewagt; aber 
es mufste selbst die kirchliche Litteraturgattung der Griechen, die in 


R Karl Krumbacher 


Bedeutung der Siebenhiigelstadt am Bosporus kommt allmählich auch 
den Kurzsichtigsten zum Bewufstsein, seitdem die Seele von Byzanz 
neue, muskelstarke, glaubensverwandte Körper belebt, die drohend am 
Ostrande von Europa emporwachsen. Wer sich um Völkerpsychologie 
bekümmert, beachtet vielleicht die verschiedene Weise, in welcher die 
Kulturnationen sich jetzt in die Bearbeitung der byzantinischen Ge- 
schichte geteilt haben. Die Deutschen wie Tafel, Hopf, F. Hirsch, 
De Boor, Gelzer, Karl Neumann, Seger u. a. haben sich die kritische 
Zubereitung des Quellenmaterials und sonstige philologische Kleinarbeit 
ausgesucht, die Russen und Franzosen wie Vasiljevskij, Uspenskij, Kon- 
dakov, Rambaud, Diehl, Schlumberger widmen sich vornehmlich der 
innern Geschichte, dem Verwaltungs- und Finanzwesen und der Kunst- 
geschichte, die Engländer (Gibbon, Finlay, Bury) beschränken sich fast 
ausschliefslich auf die zusammenfassende, durch philosophischen, staats- 
männischen Geist belebte Darstellung der Hauptmomente. 

Wie die Geschichte so empfängt auch die mittelalterliche Geogra- 
phie, Ethnographie und Topographie der Balkanhalbinsel, West- 
asiens, Nordafrikas und selbst Südrufslands aus den byzantinischen 
Autoren, Inschriften, Bullen und Münzen reiche Aufklärungen, die von 
Krause, W. Tomaschek, G. Heyd, H. Gelzer u. a. schon in bedeutendem 
Umfange verwertet worden sind. Eine orientierende Skizze über die 
Bedeutung der Byzantinistik für die Geographie werden wir in einem 
der nächsten Hefte bringen. 

Über keine Seite des byzantinischen Zeitalters haben bis in die 
neueste Zeit so unklare und irrige Vorstellungen geherrscht wie über 
die bildende Kunst. Die Anschauungen bewegten sich in Extremen; 
während man eine Zeit lang alles mittelalterliche Kunstwesen in Bausch 
und Bogen für byzantinisch erklärte, haben Schnaase und Springer die 
Hypothese vom byzantinischen Einflufs mit grolser Schärfe bekämpft 
und die byzantinischen Elemente in der abendlindischen Kunst auf 
ein Minimum beschränken wollen. Doch gebrach es diesen beiden 
Meistern unserer Kunstgeschichte an genügender Kenntnis der byzan- 
tinischen Denkmäler, und die jüngeren Forscher scheinen nun doch 
eine Art von Mittelweg einzuschlagen. Das nächste Bedürfnis ist eine 
brauchbare Veröffentlichung und Inventarisierung der zerstreuten und 
meist schwer zugänglichen Denkmäler, die mit der Erklärung und 
stilistisch genealogischen Betrachtung Hand in Hand gehen werden. 
Auch hier hat es sich gezeigt, dafs die Teilung der Arbeit zur tieferen 
Erkenntnis unumgänglich ist; während die älteren Kunsthistoriker die 
byzantinische Kunst nur nebenbei beachteten, haben neuerdings eine 
Reihe von Forschern derselben ihre ausschliefsliche oder doch vorwiegende 


Vorwort 9 


Aufmerksamkeit zugewendet, Die Arbeiten von Kondakov, N. Barsov, 
Buslaev, Pakrovskij, Diehl, Bayet, Schlumberger, Strzygowski u. a, 
lassen ahnen, dafs die Geschichte der byzantinischen Architektur, Plastik 
und Malerei mit ihren mannigfaltigen Beziehungen zur orientalischen, 
slavischen und abendländischen Kunst sich bald einen recht ansehnlichen 
Platz erobern wird. Es ist hocherfreulich, dafs diese Abteilung der 
byzantinischen Studien sich demnächst auch der materiellen Unter- 
stützung, der sie vor allem bedarf, zu erfreuen haben wird. Auf An- 
regung des Herrn Th, Homolle sollen künftig bei den Arbeiten der 
französischen Schule in Athen auch die byzantinischen Denkmäler ins 
Auge gefalst werden, und ein jüngeres Mitglied der Schule ist beauf- 
tragt, sich ausschließlich dem Studium der byzantinischen Kunst zu 
widmen. Ebenso wird das archäologische Institut in Konstantinopel, 
dessen Begründung von der k. russischen Regierung seit einiger Zeit 
vorbereitet wird, seine Hauptthätigkeit auf dem byzantinischen Boden 
suchen. Wenn es nun auch vorerst nicht möglich sein wird, in der 
byzantinischen Zeitschrift umfangreiche, von kostspieligen Illustrationen 
begleitete Arbeiten zu bringen, so wird sie der byzantinischen Kunst 
doch durch kleinere Aufsätze und durch gewissenhafte Berücksichtigung 
der einschlägigen Litteratur in der zweiten und dritten Abteilung zu 
dienen suchen, 

Am wenigsten Freunde hat in Westeuropa bis jetzt die byzan- 
tinische Jurisprudenz gefunden, Es lifst sich zwar nicht leugnen, 
dafs für die juridische Dogmatik und Exegetik aus den Basiliken und 
aus den Novellen der byzantinischen Kaiser bis jetzt wenig Gewinn 
geflossen ist; dagegen ist die Geschichte des byzantinischen 
Rechtes, ohne welche weder das türkische noch das heutige griechische 
noch die slavischen Rechte verstanden werden können, ein fruchtbares 
und ernster Arbeit würdiges Forschungsgebiet. Wenn dasselbe auch 
naturgemäls den griechischen und slavischen Rechtshistorikern am näch- 
sten liegt, so ist doch gerade der Gelehrte, welcher auf diesem von den 
meisten ängstlich gemiedenen Gebiete die grofsartigsten, in ihrer bahn- 
brechenden Bedeutung bei uns wohl noch nicht genügend gewürdigten 
Arbeiten geliefert hat, ein Deutscher, E. Zachariae von Lingenthal. 
Im übrigen scheint unter den deutschen Rechtsgelehrten die Kieler 
Doktorthese: „Ilud Graeca non leguntur cum verum esse tum proban- 
dum, cum res Graecae philologorum sint, Latinae iuris eonsultorum“ 
zu fast allgemeiner Anerkennung gelangt zu sein. Noch ausschliefslicher 
als die Jurisprudenz haben die übrigen Fachwissenschaften wie die 
Medizin, Chemie, Mathematik und Astronomie im byzantinischen Zeit- 
alter nur historisches Interesse. Doch mufs bei der geschichtlichen 





10 Karl Krumbacher 


Darstellung dieser Wissenschaften die byzantinische Litteratur und na- 
mentlich ihre ungedruckten Teile in Zukunft ganz anders herangezogen 
werden, als es bis jetzt in den bekannten Werken von Sprengel, Darem- 
berg, Häser, Cantor, Montucla geschehen ist. 

Die Begründung eines Zentralorgans, welches die mannigfaltigen 
Bemühungen auf den eben skizzierten Gebieten und namentlich in der 
byzantinischen Litteraturgeschichte zusammenfafst, enthält die Mündig- 
keitserklärung der Byzantinistik. Sie erhebt sich dadurch äufserlich 
wie innerlich zu einem selbständigen Fache; sie trennt sich endgiltig 
von den Nachbardisziplinen, in deren Organen sie bis jetzt, selten 
freundlich eingeladen und meist nur ungern gesehen, zu Tische ge- 
gangen war. Wenn ihr aber auch eine eigene Heimstätte errichtet 
wird, so wollen wir doch in gemeinsamer Anstrengung mit den alt- 
bewährten Zeitschriften der verwandten Disziplinen auf das hohe Ziel 
der geschichtlichen Erkenntnis der Menschheit hinstreben. Die byzan- 
tinische Zeitschrift soll das gesamte griechische Geistesleben vom Aus- 
gang des Altertums bis an die Schwelle der neueren Zeit umfassen, und 
zwar soll in der chronologischen Abgrenzung nach oben wie nach 
unten einiger "Spielraum gewährt und in zweifelhaften Fällen weniger 
nach der Jahreszahl als nach dem Inhalt des behandelten Vorwurtes 
entschieden werden. Läfst sich ja doch die kirchliche Litteratur der 
früheren Jahrhunderte unmöglich von der späteren Entwickelung los- 
reifsen und hängen ja auch manche litterarische und geschichtliche 
Erscheinungen, die später als 1453 datiert sind, mit Thatsachen der 
byzantinischen Ära aufs engste zusammen. Innerhalb des Gebietes, 
welches in der Zeitschrift berücksichtigt wird, mufs der Zusammenhang 
der Forschung gewahrt bleiben; daher sind aufser der Litteratur und 
Sprache auch die Philosophie und Theologie, die äufsere und innere 
Geschichte, die Geographie und Ethnographie, die Kunst und ihre 
Ililfsficher, die Jurisprudenz, Medizin und die übrigen Fachwissen- 
schaften in den Rahmen des Programms aufgenommen worden. 

Jedes Heft wird, wie schon im Prospekt dargelegt worden ist, in 
drei Abteilungen gegliedert, von welchen die erste selbständige Artikel, 
die zweite eingehende Besprechungen, die dritte eine möglichst voll- 
ständige, von orientierenden Notizen begleitete Bibliographie enthalten 
soll. In der ersten Abteilung ist auch auf die Veröffentlichung 
wichtiger Texte Bedacht genommen, falls der Herausgeber gewillt 
ist, die Bedeutung und litterarhistorische Stellung des betreffenden 
Textes dureh eine orientierende Einleitung oder einen Kommentar zu 
erläutern. Ohne eine solehe Beigabe können byzantinische Inedita, von 
denen ja die meisten Handschriftensammlungen wimmeln, in unserer 





12 ‘Karl Krumbacher: Vorwort 


noch fast alljährlich irgend ein wissenschaftlicher Wechselbalg sich ans 
hellste Tageslicht herauswagen darf! Der noch immer stark verbreitete 
Dilettantismus ist nicht zum wenigsten an der Gleichgiltigkeit und 
Abneigung schuld, mit welcher so manche ernste Gelehrte unseren 
Studien gegenüberstehen. Hoffentlich bleibt die Konstitution der By- 
zantinistik als einer selbständigen Disziplin und die Begründung eines 
wissenschaftlichen Organs für dieselbe auch in methodischer Hinsicht 
nicht ohne wohlthätige Folgen. 

Zum Schlufs noch ein Wort über den Titel der Zeitschrift. Manche 
möchten vielleicht das Wort „byzantinisch“ ganz vermieden wissen; 
denn bekanntlich ist dasselbe bis zum Falle des römischen Reiches 
niemals in dem Sinne gebraucht worden, welchen wir ihm heute bei- 
legen. Byzanz hat seinen alten Namen gerade um die Zeit verloren, 
in welcher die in der byzantinischen Zeitschrift berücksichtigte Epoche 
beginnt. Auch die griechischen Unterthanen des römischen Reiches 
nannten sich stets Römer, nie Byzantiner. Doch hat sich die konven- 
tionelle Bezeichnung „byzantinisch“ und „Byzantiner“ in allen modernen 
Sprachen so fest eingebürgert, dafs es bedenklich wäre an ihr zu 
rütteln, zumal da ein genügender Ersatz nicht zu finden ist. Manche 
haben auch die Verbindung des Wortes „byzantinisch“ mit dem Sub- 
stantiv „Zeitschrift“ getadelt und „hyzantinische Studien“ oder „Zeit- 
schrift für byzantinische Philologie und Geschichte“ oder Ähnliches 
vorgeschlagen. Ich wollte aber das Wort „Studien“, welches als Titel 
von periodischen Erscheinungen jetzt meist etwas anderes bezeichnet, 
als unsere Zeitschrift sein will, vermeiden und um jeden Preis einen 
möglichst kurzen und doch völlig deutlichen Titel bekommen. Unsere 
deutsche Sprache ist hinsichtlich solcher Verbindungen ungemein elastisch 
und hat manches derartige aufgenommen, was der strengen gramma- 
tischen Logik widerstrebt; einen ganz analogen Fall bietet z. B. die 
deutsch geschriebene „Russische Revue“. Und schlielslich würde man 
die Zeitschrift, so wohlgesetzt auch ihr Titel wäre, doch in der Praxis 
kurz als byzantinische Zeitschrift zitieren. * 


München, im März 1892. 
Karl Krumbacher. 





14 I. Abteilung 


Wenn ich trotz des Mifserfolges der bisherigen Anstrengungen, 
welcher zu dem Glauben veranlassen könnte, dafs eine Lösung der 
Schwierigkeiten überhaupt mit dem uns zu Gebote stehenden Material 
nicht zu erreichen sei, die Frage von neuem aufnehme, so geschieht 
es, weil ich glaube für eine der aufgestellten Hypothesen einige bisher 
nicht beachtete oder nicht hinreichend gewürdigte Gesichtspunkte bei- 
bringen, die gegen dieselbe ins Feld geführten Gründe entkräften, und 
dadurch zu ihren Gunsten freilich keine absolute Gewifsheit, aber doch 
die höchste an Gewifsheit grenzende Wahrscheinlichkeit erreichen zu 
können. Doch zunächst will ich eine kurze Übersicht des Verlaufs 
der Forschung geben; aus dieser wird man am besten ersehen, auf 
welche Fragen es ankommt, und wie der Stand der Diskussion augen- 
blicklich ist. | 

Die ersten Herausgeber, Mai und Niebuhr, hielten die Excerpte 
bis Elagabal wegen ihrer offenbaren Ähnlichkeit mit Dio trotz der 
. enormes lectionum varietates für Teile des Dionischen Werkes, welche 
von den übrigen in der Sammlung enthaltenen Dio-Excerpten, welche 
bis zur Schlacht bei Cannae reichen, nur durch eine zufällig ent- 
standene, bei der Art der Überlieferung leicht begreifliche Lücke ge- 
trennt seien. Der Rest sei von den Excerptoren selbst aus einem 
andern Autor beigefügt, in welchem Mai 1. 1 p. 234 den Johannes 
Antiochenus, Niebuhr (Dexippi etc. quae supersunt. ed. Bonn. p. XXIV) 
Petrus Patricius zu erkennen glaubte Einen Schritt vorwärts that 
Müller (Fragmenta Hist. Graec. Tom. IV p. 191), indem er mit Recht 
geltend machte, dafs die Annahme einer solchen stillschweigenden Fort- 
setzung eines Werkes durch die Excerptoren selbst im Widerspruche 
mit dem sonst ohne Ausnahme befolgten Prinzip stehe, den Beginn 
einer neuen Quelle ausdrücklich durch eine Überschrift zu konstatieren. 
Die nach-Dionischen Abschnitte müfsten also demselben Werke ent- 
nommen sein, wie die vorhergehenden. Aber indem er an der Zu- 
sammengehörigkeit der beiden Excerptreihen aus der republikanischen 
und aus der Kaiserzeit festhielt, stellte er die neue Hypothese auf, die 
Excerptoren hätten ein überarbeitetes und über den Schlufs fortgeführtes 
Exemplar des Dionischen Werkes benutzt, dessen Urheber nicht mehr 
zu ermitteln sei. Den entscheidenden Schritt zur Aufklärung des wahren 
Sachverhalts that Mommsen (Hermes VI p. 82 ff.), indem er nachwies, 
dafs die beiden Dionischen Excerptreihen gar nicht mit einander in 
Verbindung ständen, dafs vielmehr nur die Excerpte aus der republi- 
kanischen Zeit, deren Text nur geringe Abweichungen von unserm 
Dio-Texte zeigen, aus Dio entnommen seien, die gesamten Stücke 
über die Kaiserzeit einem späteren Autor, welcher Dio und nach ihm 





16 I. Abteilung 


barischem Griechisch finden, sind natiirlich irrelevant und kaum zur 
Bestätigung eines durch sonstige Gründe nahezu sichergestellten Ver- 
wandtschaftsverhältnisses zu verwerten. Der zweite Grund, dafs das 
Werk des Petrus und die Excerpte im Vaticanus wahrscheinlich in der 
Zeit der Triumvirn begannen und bis zur Regierung des Constantius 
reichten, beruht auf zwei Vermutungen, zu deren näherer Begründung 
von Boissevain nichts Neues beigebracht wird. Die Angabe über den 
Umfang der Geschichte des Petrus ist eine Kombination Niebuhrs 
daraus, dafs die aus ihm entnommenen Excerpte de legationibus in der 
Regierung des Kaisers Tiberius einsetzen und mit Constantius schliefsen, 
die beiden einzigen aufserdem erhaltenen Citate (Bekker Anecd. p. 149 
und p. 130) sich auf den Triumvir Antonius und auf Caesar beziehen. 
Sicheres wissen wir also über den Umfang des Werkes nicht, und 
wenn auch Niebuhrs Ansicht als wahrscheinlich ziemlich allgemeine 
Billigung gefunden hat, so darf dabei doch nicht vergessen werden, 
dafs die Constantinschen Excerptreihen oft sehr bedeutend später ein- 
setzen und früher abbrechen, als mit dem Beginn und Schlufs der 
excerpierten Werke. Noch weniger sichergestellt ist aber, dafs der 
Umfang des von den Excerptoren de sententiis ausgezogenen anonymen 
Werkes diesem Umfange des Werkes des Petrus entsprach. Allerdings 
sind die erhaltenen Abschnitte auf zwei Quaternionen überliefert, von 
denen je die äufsere Lage fehlt, so dafs am Anfang und am Ende der 
Excerpte in ihrem jetzigen Umfange nur je ein Blatt weggefallen ist; 
aber die Annahme, dafs die ursprünglichen Excerpte genau dem Um- 
funge der beiden Quaternionen entsprachen, ist einstweilen völlig will- 
kürlich, und durch nichts bewiesen, dafs der Schreiber der oberen 
Schrift des Palimpsests, welcher sich aus den auseinandergerissenen 
Lagen des alten Codex das Material für seine neue Handschrift zu- 
sammenlegte, nicht ganze Quaternionen beiseite liefs, welche sich vorn 
oder hinten den erhaltenen Resten anschlossen. Die von Boissevain an- 
geführte Kombination Mais p. 246 A. 8 und p. 247 A. 1, dafs sich die 
Excerpte aus Eunap an die des Continuator Dionis angeschlossen hätten, 
ist in jeder Beziehung. ein reines Hirngespinst, und wird thatsächlich 
von Mai selbst durch die Angabe p. 462 widerlegt, aus der sich zeigt, 
dafs das erste Blatt aus Eunap allerdings das letzte eines Quaternio 
war, dafs aber das entsprechende erste Blatt dieses Quaternio nicht die 
vor p. 221 Mai fehlenden Stücke des Continuator Dionis, sondern Ex- 
cerpte aus Arrian enthält. Wirklich beachtenswert bleibt der dritte 
Grund, welchen Boissevain von Niebuhr entlehnt hat, dafs die Art 
der Zitierung der beiden erwähnten Stellen des Lexikons in Bekkers 
Aneedota darauf schliefsen lasse, dafs das Werk des Petrus nach den 


©. de Boor: Römische Kuisergeschichte in byzantinischer Fassung 17 


Regierungen der Kaiser eingeteilt war, und dafs unsere Excerpte die 
gleiche Einteilung zeigten. Vergleicht man die Citate Jlérgos sig tè 
asgl "Avrwviov, Iéroos sig tè rie uovupyiag Kalo«gog mit den sonst 
üblichen Citaten des Lexikons, so kann es keinem Zweifel unterliegen, 
dafs das Werk des Petrus keine Bucheinteilung hatte, sondern in Ab- 
schnitte gegliedert war, welche Überschriften in der Fassung der Zitate 
hatten. Niebuhr fügt allerdings vorsichtig hinzu, sein Grund sei nur 
stichhaltig, si exploratum esset imperatorum nomina, quibus ista apud 
Maium pro lemmatis distinguuntur, in codice sie posita esse, aber da 
Boissevain diese Beweisführung sich zu eigen macht, nachdem er selber 
die Handschrift neu verglichen, so fällt dieser Zweifel fort, ° * 
Einen absolut unbestreitbaren Beweis für die Persönlichkeit des 
Autors der fraglichen Excerpte de sententiis weils nun auch ich nicht 
zu erbringen, wie bereits oben gesagt, aber ich glaube doch meine 
seit vielen Jahren gehegte Überzeugung, dafs Niebuhr bei der Nennung 
des Petrus Patricius das Richtige geahnt hat, besser begründen und 
der Wahrscheinlichkeit näher bringen zu können, als es von Boissevain 
geschehen ist. Vor allen Dingen mufs einmal klar die Sehlufsfolgerung 
ausgesprochen werden, welche unausgesprochen und instinktiv alle die- 
jenigen, welche für Petrus oder Johannes Antiochenus eingetreten sind, 
zur Nennung dieser Namen bewogen hat. Dieselbe war offenbar fol- 
gende: Wir haben es ünzweifelhaft mit einém Reste der historischen 
Eneyklopädie des Constantinus Porphyrogennetus zu thun; nichts ist, 
wenn wir einen namenlosen Autor innerhalb derselben bestimmen wollen, 
natürlicher, als dafs wir uns zuerst unter denjenigen Schriftstellern um- 
sehen, welche wir in den übrigen erhaltenen Teilen dieser Eneyklopädie 
benutzt sehen. Nun ergiebt sich als hervorstechendstes Kennzeichen 
unsres Anonymus, dafs er Dio Cassius; stilistisch ziemlich frei über- 
tragend, aufs gründlichste ausgenutzt hat. Genau dieselbe Eigenschaft 
zeigen unter jenen Schriftstellern zwei: Petrus Patrieius und Johannes 
Antiochenus, einer von beiden mufs es also sein. Nachdem mittlerweile 
durch den Nachweis von Widersprüchen zwischen den Excerpten und 
der Darstellung des Johannes letzterer ausgeschlossen ist, dürfen wir 
sagen: also ist Petrus Patrieius der gesuchte Autor. Diese Schlufs- 
folgerung hat ja zweifellos ein Loch, da uns die erhaltenen Reste der 
Eneyklopädie nicht in den Stand setzen, mit voller Sicherheit den 
ganzen Umfang der Litteratur, welche die Excerptoren benutzen konnten, 
festzustellen, die Möglichkeit also nicht ausgeschlossen ist, dafs der 
Anonymus nur zufällig in den geretteten Teilen der Sammlung nicht 
verwertet war. Aber auf diese Suche nach einem zunächst, völlig in 
der Luft schwebenden Dritten, der noch dazu sondexbarerweise wieder 
Byzant. Zeitschrift 11. 2 . 





18 ° I. Abteilung 


dieselben Eigenschaften haben miifste, wie Petrus und Johannes, sollte 
man sich doch nicht begeben, bevor man, wie es bei Johannes ge- 
schehen ist, mit ernsten Gründen die Unmöglichkeit oder auch nur 
Unwahrscheinlichkeit nachgewiesen hat, dafs Petrus der Autor sei. 
Hierzu sind bisher, wie unten nachgewiesen‘ werden soll, nur unge- 
nügende Versuche gemacht; mit der Phrase, dafs für Petrus kein ein- 
ziger Grund spreche, ist's nicht gethan. Die Thatsache, dafs sich in 
der Bibliothek des Kaisers ein Autor befand, der in gleicher Weise 
wie der Anonymus den Dio benutzte und dessen Werk in gleicher 
Weise eingeteilt war, ist an sich ein Grund, der ermstlich in Erwägung 
gezogen zu werden verdient. Dazu ist jenes auch sonst beliebte Argu- 
ment von unsrer Unkenntnis über den Umfang des jenen Excerptoreu 
zu Gebote stehenden Materials keipeswegs so unbeschränkt benutzbar, 
wie es scheint,. wenn man die thatsächlichen Verhältnisse berücksichtigt. 
Ganz erhalten ist uns zwar nur die Abteilung, welche .die Gesandt- 
schaften behandelté, daneben aber doch zur Hälfte der Titel de virtu- 
tibus, in sehr bedeutenden Resten die Sammlung xeegl yvouóv, in 
geringeren die xegè émfovi&v. In den drei unvollständig erhaltenen 
Abteilungen finden wir nur folgende Schriftsteller, welche nicht auch 
für die Gesandtschafts-Excerpte benutzt sind: Xenophon, Nicolaus Da- 
mascenus, Malalas und lamblichus, aber von diesen kommen die drei 
ersteren wieder in je zwei der anderen Sammlungen vor, völlig isoliert 
steht nur — charakteristisch genug — der in den gnomischen Excerpten 
benutzte Roman des lamblichus. Also miifste schon der Zufall merk- 
würdig gespielt haben, wenn er diesem in unserm Anonymus einen wirk- 
lichen Historiker zugesellt hätte, der nirgends anders vertreten wäre. 
Auch eipe Betrachtung des Suidas, der unzweifelhaft mehrere Bände 
der Encyklopädie benutzt hat, führt zu dem gleichen Resultat, dafs 
das uns unbekannte Mehr des Büchervorrats der Excerptoren nur sehr 
geringfügig gewesen sein kann. Nachweisen lassen sich aus ihm nur 


wenige Schriften von geringem Umfang, wie Herodian — falls dieser 
nicht durch Vermittelung eines späteren Benutzers hineingekommen 
ist — und die ferogia des Nicephorus, alles übrige anonyme Material 


bei ihm läfst sich häufig nicht mit Sicherheit einem bestimmten Autor 
zuweisen, zwingt aber in keiner Weise über die uns bekannten Ge. 
währsmänner Constantins hinauszugehen. _ 

Diesen ganz allgemeinen Grund, der bis zum Beweise des Gegen- 
teils wahrscheinlich macht, dafs Petrus Patricius der gesuchte Conti- 
nuator Dionis sei, glaube ich nun dadurch stärken zu können, dafs ich 
dem zweiten Grunde, den Boissevain nach Vorgang Niebuhrs geltend 
gemacht hat, neye Stützen gebe, indem ich sowohl für die Annahme, 


C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 19 


dafs das Werk des Petrus!) nicht wesentlich vor Begründung der 
Kaiserherrschaft begann, wie dafür, dafs im Vaticanus am Anfange der 
in eben dieser Periode beginnenden Excerpte nur wenig fehlt, neue 
Argumente beibringe Für die erste Seite der Frage beziehe ich mich 
auf den von mir im Hermes XX p. 328 erbrachten Nachweis, dafs die 
Reihenfolge der Schriftsteller in dem uns erhaltenen revxog des Titels 
mepl dostÿc xal xaxias so geordnet ist, dafs das zweite reüyog nur 
solche Autoren enthalten haben kann, deren Darstellung sich auf die 
Zeiten der römischen und byzantinischen Kaiser beschränkte. Da nun 
Petrus Patricius im ersten Bande nicht excerpiert ist, so haben wir 
zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen: Entweder die Excerptoren 
haben das Werk desselben für diese Abteilung gar nicht benutzt, oder 
es war im zweiten tevyog benutzt, begann also erst mit der Kaiser- 
geschichte. An sich sind beide Möglichkeiten äquivalent, allein wenn 
wir sehen, dafs im ersten Bande nicht nur sämtliche dahingehörigen 
Werke, die im Titel de legationibus benutzt sind, sich wiederfinden, 
sondern auch drei von den vier dort nicht excerpierten Autoren, Xeno- 
phon, Nicolaus Damascenus und Malalas, dafs ebenso im Suidas die 
oben erwähnten Autoren, die in unsern Resten der Encyklopädie nicht 
vorkommen, dem Charakter der Glossen nach dem Lexikographen offen- 
bar durch Vermittelung des ihm zur Verfügung stehenden zweiten 
Bandes negl dperÿg zugekommen sind, so ergiebt sich daraus, dafs 
gerade in dieser Sammlung die Mannigfaltigkeit des benutzten Ma- 
terials eine besonders grofse war. Damit neigt sich aber die Schale 
sehr zu Gunsten der Annahme, dafs auch Petrus nicht übergangen, 
sondern eben im zweiten Bande unter den Kaiserhistorikern ver- 
wertet war. 

Zu Gunsten der Annahme, dafs aus dem Codex, aus dessen Fetzen 
der Vaticanus zusammengestellt ist, in der That nicht viel vom Texte 
des Anonymus vor dem jetzigen Beginn verloren gegangen sei, also 
auch der Anfang des excerpierten Werkes ungefähr mit dem jetzigen 
Anfang der Excerpte zusammenfalle, mache ich auf einen Umstand 
aufmerksam, der bisher noch keine Beachtung gefunden hat. Es fehlen 
nämlich bei fast sämtlichen Autoren die Anfänge, von diesen aber 
nachweislich nur Stücke von sehr geringem Umfange So beginnen 
die Excerpte aus Polybius, Dio Cassius, Menander, Simocatta innerhalb 
der Vorreden der Autoren selbst, von Eunap fehlt nur die Überschrift, 
von Procop, Arrian, Agathias, Dexippus und so gut wie sicher von 

1) Oder, was in diesem Falle das gleiche ist, das den Excerptoren zu Üe- 


bote stehende Exemplar des Werkes. 
9* 


20 I. Abteilung 


Appian, am Anfange höchstens ein Blatt.') Das heifst: von sämtlichen 
in den Fragmenten uns erhaltenen Autoren bleiben, aufser unserm 
Anonymus, nur drei Schriftsteller übrig, von denen es nur bei Diodor 
ganz sicher ist, dafs anfänglich ein gröfseres Stück verloren ist; bei 
Xenophon bin ich leider über den Anfang der Excerpte nicht orien- 
tiert, bei Iamblichus, dessen Fragmente auf dem ersten Blatte eines 
Quaternio beginnen, fehlt die Möglichkeit einer Entscheidung, da uns 
sein Werk nicht genügend bekannt ist. Die ganze Erscheinung ist um 
so 'auffälliger, als die Lücken innerhalb der Excerptreihen von geringem 
Umfang sind und sich grofsenteils daraus erklären, dafs die fehlenden 
Stücke auf solchen Blättern standen, welche mit den Blättern, auf 
denen ein Autor begann, eine Lage im Quaternio bildeten.”) Die 
einzig mögliche Erklärung dieser Thatsache scheint mir darin zu liegen, 
dafs die prächtige alte Handschrift am Anfang eines jeden Abschnittes 
mit einer grofsen bunten Initiale geschmückt war, und dafs der Schreiber 
der.neuen Handschrift die auf diese Weise gezierten Blätter teils ab- 
schnitt, meistens samt dem daranhängenden Blatte ausschied, sei es, 
dafs er Freude daran hatte, sei es, dafs er sie verkaufen konnte, sei es 
endlich nur, dafs ihm diese grofsen Initialen für seine Absicht das 
Pergament neu zu beschreiben hinderlich schienen. Dafs so wenig 
andere Blätter fehlen, zeigt, dals der Schreiber im übrigen mit seinem 
Material sparsam umging. Unter diesen Umständen ist es zwar keines- 
wegs bewiesen, immerhin aber doch wahrscheinlich, dafs unser Fall 
sich der grofsen Majorität der Fälle anschliefse und in der That nur 
ein geringes Stück am Anfange aus demselben Grunde weggefallen sei. 
Mit Sicherheit liefse sich dies nur aussprechen, wenn wir wülsten, 
welcher Autor unserm Anonymus in der alten Handschrift vorausging, 
und wenn die Excerpte aus jenem auf dem letzten Blatte eines Qua- 
ternio kurz vor dem Schlusse des excerpierten Werkes abbrächen. Dies 


1) Vom Diodor besitzen wir sieben ganze ununterbrochene Quaternionen, 
von denen nur das Schlufsblatt des letzten abgeschnitten ist. Da das Erhaltene 
offenbar unmittelbar vor dem Schlufs des Epilogs abbricht, so schlofs schon Mai 
daraus, dafs das verlorene Blatt auch noch den Anfang des folgenden Autors 
enthalten haben werde, und nimmt als diesen Dio an, dessen Excerpte auf dem 
ersten Blatte eines Quaternio in der Vorrede beginnen. 

2) Zum Beispiel in folgendem Falle: 

Pag. 297/8. 291/2. x. 187/8. 143/4 x. 277,8. 303/4. 
zu . ma Si” , > 
Auf p. 277 beginnen verstiimmelt die Excerpte aus Agathias, auf den vorher- 


gehenden Blüttern ist Xenophon excerpiert, und die Lücke mitten im Texte dieses 
Autors erkliirt sich auf die oben angegebene Weise. 





22 | I. Abteilung 


Zosimus-Ausgabe von Mendelssohn p. XXXIV A. 1. Es handelt sich 
um die Berichte über die Gefangennahme des Kaisers Valerian durch 
die Perser. Die Erzählung des Zosimus, führt Mendelssohn aus, stimmt 
hier mit der des Petrus frg. 9, zum Teil sogar in identischen Ausdrücken, 
überein, während Zonaras zwei verschiedene Berichte giebt, von denen 
der eine aus Dexippus stammt, der andere aus einem unbekannten 
Autor, also jedenfalls aus der Hauptquelle des Zonaras, dem Anonymus - 
post Dionem. Da nun dieser zweite Bericht des Zonaras mit dem des 
Zosimus unvereinbar ist, so ist der Anonymus nicht gleich Petrus. 
Zugegeben, dafs die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dafs Zonaras den 
zweiten Bericht dem Anonymus verdanke, sehr grofs, die Möglichkeit, 
dafs er hier den Bericht des Anonymus übergangen und zwei andere 
Berichte zu Rate gezogen habe, so unwahrscheinlich ist, dafs sie nicht 
in Erwägung gezogen zu werden verdient, so beruht die Richtigkeit 
der Schlufsfolgerung auf der Zuverlässigkeit der Prämisse: Zosimus «= 
Petrus. Aber gerade hier liegt der schwache Punkt. Denn thatsächlich 
wissen wir von dem Ereignis, auf welches es bei der Vergleichung 
ankommt, der Art der Gefangennahme des Kaisers, gar nicht, wie Petrus 
es erzählt hat, denn frg. 9 handelt nur über eine dieser Katastrophe 
vorhergehende Gesandtschaft; erst daraus, dafs diese bei Zosimus identisch 
erzählt ist, folgert M., dafs auch das Weitere bei beiden Autoren über- 
eingestimmt habe. Zwingend ist diese Schlufsfolgerung aber keines- 
wegs, denn wenn, wie M. in der Anmerkung zu Zos. I 36 sagt, Petrus 
und Zosimus aus derselben Quelle schöpften, so ist die Möglichkeit, 
dafs Petrus aus der gemeinsamen Quelle nur den Bericht über die 
Gesandtschaft entnahm und ihn in eine andere Erzählung einschob, 
keineswegs ausgeschlossen, ja die Art, wie die Nebenumstände bei 
beiden Autoren berichtet sind, läfst dies Verfahren vielmehr als das 
wahrscheinlichere erscheinen. Petrus sagt Baisgıavöos evlaBndels tv 
Epodov tay Ileoo@v, edoiuwke yap To otodtevux avrob, .. xovolov 
épatov ovvayayiv ¿meupe moeoBerg mods Lanwony, éxl weydicıs dó- 
ceo Tov nbdeuov xaradvoa. Boviduevos. Hier ist also die Pest, welche 
das Heer dezimiert, als Grund angegeben, weshalb Valerian lieber den 
Frieden erkaufen als schlagen will. Die Pest wird nun zwar auch bei 
Zosimus erwähnt, aber als Beweggrund des Kaisers erscheint nicht sie, 
sondern in herbster Weise sein Charakter, seine uaZaxia xal Biov qav- 
vôrns, infolge deren er Bonjour rois xpáyuaciv dnoyıvaoxsı, ein 
Ausdruck, der gerade mit dem evlaafeïo®a des Petrus, der wohl- 
erwogenen Besorgnis, wenig stimmt. Dieser ungünstigen Stimmung 
gegen Valerian entspricht denn auch die Art, wie dieser in die grobe 
Falle der Perser aufs plumpeste hineinfállt. Auch der weitere Verlauf 


24 Î, Abteilung 


die Benutzung des Anonymus wie fiir die des Petrus finden, nach wie 
vor für ein weiteres Wahrscheinlichkeitsmoment, dafs beide nur eine 
Person sind, halten. Dafs Zonaras von der Gesandtschaft kein Wort 
erwähnt, ist bei einem Autor, der seine Quellen so stark verkürzt, 
überhaupt nicht duffallend, hier aber noch weniger. Denn der Ver- 
gleich mit der Dexippschen Erzählung bei Syncellus p. 715 f. zeigt, dafs 
diese bei Zonaras in extenso wiedergegeben ist, also die Hauptquelle 
war, in welche die zweite Erzählung nur als Variante des Berichts 
über die Art der Gefangennahme Valerians eingeschoben war. Wenn 
man das Fragment des Petrus hinter die Worte des Zonaras: Odade- 
puavos Dl lever rgospita toîg xodeucorg — welche mit dem ¿0la- 
Antels riv ¿podov tov Iegoòv jedenfalls bedeutend besser stimmen, 
als die Art der Erzählung des Zosimus — einschiebt, so bekommt 
man einen nirgends in Widerspruch stehenden, wohlverständlichen Be- 
richt, bei dem ‚man den weiteren Vorteil hat, dafs man nicht anzu- 
nehmen braucht, dafs, was Mendelssohn selbst als permirum bezeichnet, 
plötzlich mehrere Schriftsteller an derselben Stelle ihre Quelle gewech- 
selt haben. _ 

Das Resultat, zu welchem die Untersuchungen von Sotiriadis ge- 
führt haben, dafs der Anonymus ein Chronist frühestens aus der zweiten 
Hälfte des 9. Jahrhunderts, ein Geistesverwandter der Leo Grammaticus 
und Cedrenus sei, wirkt von vorneherein befremdend, wenn wir be- 
rücksichtigen, dafs Mai nur aus einer einzigen leisen Andeutung über 
Diocletian konstatieren konnte, dafs der Autor der Excerpta de sen- 
tentiis überhaupt Christ gewesen, wenn wir den Ton, in dem diese 
über, Diocletian, Licinius, Constantin berichten, mit dem jener späten 
Chronisten vergleichen, und es wäre unbegreiflich, dafs angesichts dieser 
Verhältnisse nicht 8. selbst stutzig geworden ist, wenn nicht die ganze 
Arbeit an yorschnellen, auf oberflächliche Schlüsse gebauten Urteilen 
reich wäre und «ein tieferes Eindringen in die Probleme vermissen 
liefse. Eine Erklärung des innern Widerspruchs zwischen der von So- 
tiriadis gemachten Beobachtung, dals bei Zonaras und Leo gerade da 
die Berichte über kirchliche Dinge wörtlich übereinstimmen, wo sie 
in den Erzählungen über weltliche Angelegenheiten unzweifelhaft auf 
den Anonymus als gemeinsame Quelle zurückgehen, und dem durchaus 
unkirchlichen Charakter der Excerpte de sententiis läfst sich nur durch 
näheres Eingehen auf die Quellen jener Autoren erreichen. Ich will 
mich hier vorläufig nur mit einem Abschnitt aus Zonaras beschäftigen, 
der zur Klarstellung des vorliegenden Problems und zur Widerlegung 
der S'schen Hypothese vollständig hinreichen und zugleich interessante 
Schlaglichter auf allerlei andere Quellenzusammenhänge werfen wird. 








26 l. Abteilung 


wir schliefsen, dafs der Anonymus sich von Dio, der bis zum Schlusse 
eine seiner hauptsächlichsten Quellen gewesen zu sein scheint, zum 
Werke Herodians gewendet und ähnlich wie bei jenem dasselbe mit 
geringen stilistischen Änderungen seiner Schrift einverleibt habe, und 
es ist klar, dafs damit die Annahme Schmidts, dafs bereits bei Zonaras 
XII 15, sofort nach dem Schlusse des Dionischen Werkes, der später 
so. reichlich ausgezogene Anonymus zur Verwendung gekommen sei, 
eine solide Basis erhält und weit wahrscheinlicher wird, als die Hypo- 
these direkter Benutzung Herodians. 

Wie aber bereits oben bemerkt, geht nicht der ganze Umfang 
des 15. Kapitels von Zonaras’ zwölftem Buche in Dio und Herodian 
auf. Aufser den christlichen Zusätzen am Schlusse fehlen die beiden 
Stücke über den Übergang des Partherreichs an die Perser p. 572, 7—10 
yévos, und p. 572, 22 sira—573, 2 NiouBuv, welches letztere Schmidt 1. 1. 
noch dem Dio zuschreiben möchte Für die -kirchenhistorischen Ab- 
schnitte nımmt man gewöhnlich als Hauptquelle die Kirchengeschichte 
des auch hier zitierten Eusebius an; sehen wir mit welchem Rechte. 
Bereits Schmidt hat darauf aufmerksam gemacht, dafs der Name Sar- 
dianus für den Bischof von Jerusalem p. 575, 6 bei Eusebius nicht so 
laute, sondern Gordius, und dafs er so auch bei Zonaras p. 559, 8 schon 
einmal vorkomme, während der Name Sardianus sich sonst nur bei 
Syncellus p. 674, 11 findg. Aber auch sonst begegnen tiefgreifende 
Abweichungen von Eusebius. In dem Berichte über die den Christen 
geneigte Kaiserin Mammaea stimmt mit dem Wortlaute dieses Autors 
in der Weise, wie sonst Zonaras seine direkten Quellen auszuschreiben 
pflegt, nur der dem Citat unmittelbar vorhergehende Ausdruck &e00e- 
Beotatn. yeyovev, während der Schlufssatz 69:v où udvoy 6 xara xot- 
Otiavv dosunoev ÖLwyuos Tore, dida nai tits NEimvro pcdvore où 
oeßdusvoı tov Xpiotév nicht einmal sachlich bei jenem eine Parallele 
hat. Ebenso spricht Eusebius VI 22 wohl über Hippolytus, bezeichnet 
ihn aber nicht, wie Zon. p. 575, 3, als Bischof von Portus. Ebenso 
ist von dem am Anfange der Regierung Maximins (p 575, 8—576, 4) 
stehenden Bericht über die Christenverfolgung dieses Kaisers nur ein 
Teil aus Eusebius’ Kirchengeschichte entlehnt; die Doppelerzählung 
über die Veranlassung der Verfolgung zeigt, dafs zwei Quellen zu- 
sammengearbeitet sind, denn nur die zweite (575, 17) stammt aus 
Eusebius VI 28, während die erste p. 575, 13 Asyeraı dè xatà phyev 
thy mods Altkavögov xıvicaı tov diwayudy ws exetvou TLUÓVTOS tobe 
oeßouevovs Xgueróv deutlich auf die oben ausgeschriebene nicht-Euse- 
bianische Stelle zurückweist. Da diese Mischung zweier Berichte ganz 
gegen das Verfahren des Zonaras ist, so hat er hier offenbar gar nicht 


C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 27 


Eusebius direkt benutzt, sondern eine Quelle, welche die Erzählung 
des Eusebius mit anderen zusammengestellt hatte. Hier geht nun die 
Beziehung zu Syncellus weiter als auf die auffällige Übereinstimmung 
im. Namen des Sardianus; man vergleiche namentlich 


Zon. p. 515, 2. Sync. p. 674, 15. 


Kai InndAvros Avdeı, dvno 
[EEWTATOS xal COPUTATOS, ENi- 
0x0onos tov xatà Popny ITóp- 


‘Inadavtog [spos PıAdcopos 
exioxonog Ildgrov Tod xare 
tiv Pounv oqpddea dianpenüs 


TOV yEVÓMEVOS. ver Ev th xara Xouotov quio- 
Copia. ° 
Zon. p. 577, 18. Sync. p. 675, 17. Euseb. VI 21. 
Meuoia — uereneu- uerareuvauevn avróv Avanaleitar 

paro ¿E ‘Adekav- avrov éx tov Dapov. (ohne Ortsbezeichnung). 
dpelag avróv. 

Für den Bericht über die Christenverfolgung Maximins ist diese Ver- 
gleichung nicht anzustellen, da Syncellus sich auf die einfache Kon- 
statierung der Thatsache beschränkt. Aber, was das Wichtigste ist, 
nicht nur diese kirchlichen Abschnitte, sondern auch gerade die beiden 
Notizen aus der politischen Geschichte, die sich, wie oben bemerkt, in 
unserm Dio und bei Herodian nicht finden, lesen wir aufserordentlich 


áhnlich bei Syncellus. 


Zon. p. 572, 1. 

ApratepEns pwévroe 6 Iléo- 
ons, dc ¿E dpavóv xal addkov 
nv, thy tóv Il6080v Baoı- 
Astav ITépouis rEPLETOLÑCATO 
xal avtav éBacthevoev. ag’ 
ov Asysıaı xal to Xoogdov 
AUTAYECTOL YEVOS. 


Zon. p. 572, 22. 
(Zwischen Stiicke aus Dio und 
Herodian eingeschoben.) 


sita Kannadoxiav 6 Agrakéo- 


Syne. p. 677, 13. 

Mera Où ’Apreßavov to yévos 
Xosedov Bacrdevev fotato. Hokaro 
dì obras. "ApratépEns Ilépons 
dpavis te nal ¿doos ddooicas 
üvöpas ardarovg aveihev “Aorafa- 
vov xal meouedero xidagiv, xal 


addis IliQuars ¿xaviyayev 
nv Baoıleiav. 
p. 678, 6. 


EE éxelvou toívvv tod Agraëepëov 
— 10 Xoopdovxatayetar yevos. 
| Sync. p. 674, 1. 
Ovodvios de tig év Edéon ris 
Ocoonvis avroxpórop dvayopev- 
Belg xal xara ‘Alstavdpov tveav- 


vicas diapdeipera “>” '-oö, 
uixa xal Ilépar 


28 I. Abteilung 


Eng ovros ovv toig Tléigoatg rag Kannadoxiav xai Nior- 
xatergege nal éxodidoxer rv fivraolioprobviagAAttavdoos 
Nic: fiv. ¿Ebdyoev. 

Daraus ergiebt sich sonnenklar, dafs die Quelle, aus der hier Zonaras 
die kirchenhistorischen Ereignisse entnahm, nicht nur nicht die Kirchen- 
geschichte des Eusebius selbst, sondern überhaupt kein kirchengeschicht- 
liches Werk im engen Sinne war, vielmehr eine die kirchlichen und 
weltlichen Ereignisse gleichmälsig berücksichtigende Schrift. 

Gerade wie hier die Regierung Alexanders ist aber auch der oben 
betrachtete Bericht des Zonaras über die Regierung Valerians zusammen- 
gesetzt. Hier ist p. 593, 4—12 + 594, 1—15 + 595, 7—22 in allem 
wesentlich gleich, bald etwas kürzer, bald etwas ausführlicher als Syn- 
cellus p. 715, 8ff Von den beiden dazwischen liegenden Stücken 
p. 593, 12—22 und p. 594, 15—595, 6 wird das erste, wie wir sahen, 
auf den Anonymus zurückgeführt; dafs sie beide ıhm gehören, ergiebt 
sich wohl aus den freilich unendlich kurzen Sätzen bei Leo Gramm. 
p. 78, 5, Cedrenus p. 454, 3 oùrog 6 Ovadepuavos addguov pera Zu- 
zwgov tov Ilégoov nouous xal Öopıdiwrog yeyovios Ev Kacageta 
Eyov uvpgiddas tTeccagéxovra ind Launwgov Exbagels érelevrnoev. Es 
ist daraus zu ersehen, dafs der Anonymus jedenfalls berichtet hat, dafs 
Valerian nach einer Schlacht kriegsgefangen wurde, also weder mit 
Dexippus noch mit Zosimus, wohl aber mit der zweiten Erzählung des 
Zonaras stimmte; sodann ist die Angabe, dafs die Schlacht, oder die 
Gefangennahme, bei Caesarea mit 400000 Mann geschah, allerdings bei 
Zonaras nicht zu finden, aber in diese Form offenbar nur durch ein 
Kabinettsstück byzantinischer Epitomierungskunst geraten. Zweifellos 
steckt darin die Angabe bei Zonaras p. 594, 19, dafs die von den 
Persern nach der Gefangennahme des Kaisers belagerte Stadt Caesarea 
400000 Einwohner hatte. 

Wie ist nun der Zusammenhang zwischen Zonaras und Syncellus 
zu denken? Dafs die mit dem Chronographen übereinstimmenden Ab- 
schnitte dem Zonaras weder direkt noch indirekt durch die Chrono- 
graphie zugekommen sein können, ergiebt sich daraus, dafs Syncellus 
vieles auf die gleiche Quelle Zurückgehende gar nicht, anderes kürzer 
hat als Zonaras. Somit bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig. Die erste 
ist die, dafs die ganzen Berichte des Zonaras aus dem Anonymus ent- 
nommen sind und auch Syncellus diesen excerpiert hat; dann wäre der 
Anonymus jedenfalls nicht mit Sotiriadis in die zweite Hälfte des 
Y, Jahrhunderts, sondern spätestens gegen Ende des 8. Jahrhunderts 
anzusetzen. Aber diese Kombination erweist sich überhaupt als un- 
haltbar, da sich bei Syncellus keine Spur von den vom Anonymus 


€. de Boor: Römische Kaisergeschiehte in byzantinischer Fassung 29 


vorzugsweise benutzten Autoren, Dio und Herodian, findet und auch 
spüter nirgends eine Ähnlichkeit zwischen den sicheren Resten seines 
Werkes und Syncellus hervortritt. Demnach kann nur die zweite der mög- 
lichen Annahmen in Betraeht kommen, dafs eine Quelle kirchlich-weltlichen 
Charakters, aus welcher sich bei Zonaras den rein weltlichen Berichten 
des Anonymus Stücke beigemischt finden, auch von Syncellus benutzt 
worden ist. Die Quelle kann somit spätestens der zweiten Hälfte des 
8. Jahrhunderts angehören, ist aber wahrscheinlich bedeutend früher, der 
Zeit des Heraclius nahe, anzusetzen, da in ihr noch lebhaft das Interesse 
für den gewaltigen Bedränger von Byzanz, den jüngeren Chosroes, hin- 
durchklingt. 

Nachdem wir so die Bestandteile des Werkes des Zonaras aus- 
einandergelegt und gezeigt haben, dafs der Anonymus mit den kirch- 
lichen Stücken gar nichts zu thun hat, stürzen natürlich auch die von 
Sotiriadis auf diese Stücke gebauten Schlüsse über Zeit und Person : 
jenes Autors zusammen, und auch dieser Widerspruch gegen das oben 
gewonnene Resultat, dafs Petrus Patrieius der sogenannte Continuator 
Dionis sei, ist widerlegt. Eine andere sehr wichtige Frage ist die, wie 
es sich erklärt, dafs in der That Zonaras in seinen beiden Bestandteilen 
mit Cedrenus und Leo Grammaticus Übereinstimmung zeigt. Die ein- 
fachste Erklärung wäre die, dafs Zonaras diese Mischung der beiden Quellen 
nicht selber vorgenommen, sondern bereits vorgefunden habe (so dafs 
er also nach dem Aufhören Dios zunächst nur eine Quelle benutzt hätte, 
und die Frage nach seinen Quellen vielmehr eine Frage nach den Quellen 
seiner Quelle wäre), und dafs dieses Werk auch von Cedrenus und Leo 
zu Rate gezogen worden sei, doch bietet diese Annahme Schwierig- 
keiten, auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Diese Mischung 
des Anonymus mit einer anderen Quelle könnte man eher einem Chro- 
nisten der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zuweisen, doch auch bei 
dieser Frage wird man besser mit der Entscheidung zurückhalten, bis 
die viel komplizierteren Quellenuntersuchungen über die Zeiten nach 
Diocletian sowohl für Zonaras wie für Cedrenus und Leo gemacht sind; 
denn nicht die wenigen meistens aus Eusebius geschöpften Notizen über 
die Kirchengeschichte zur Zeit der heidnischen Kaiser sind für die 
Schriftstellerei jener späten Jahrhunderte charakteristisch, sondern die 
Darstellung der Periode, in welcher die siegende Kirche sowohl ihre 
letzten heidnischen, wie ihre sektiererischen Gegner zertritt. 

Ich knüpfe an meine Darlegungen über die Quellen des Zonaras 
noch einige kurze, nicht eng zum Thema dieses Abschnitts gehörige 
Bemerkungen, um zu zeigen, dafs dieselben auch für weitere Fragen 
nieht unwiehtige Gesichtspunkte eröffnen. Zunächst darf ich wohl darauf 





30 I. Abteilung 


hinweisen, dafs sie zu einer Revision der Untersuchung über die direkten 
Quellen des Syncellus auffordern. Das bisherige Resultat, dafs man als 
wirkliche Quellen des Syncellus nur Panodorus und Annianus und die 
heilige Schrift nennen könne, und er die Abschnitte aus der Kirchen- 
geschichte des Eusebius und Dexippus wesentlich dem Panodorus ver- 
danke“), erscheint nicht wohl haltbar, nachdem nachgewiesen worden, 
dafs ein sicher viel später als Punodorus geschriebenes Stück über 
die Gründung des neupersischen Reiches und seine Herrscher nicht eine 
einzeln stehende Episode, sondern gerade mit Stücken aus Eusebius 
und Dexippus auf das engste verknüpft ist, ein Verhältnis, welches 
sich auch für die ältere Kaiserzeit wiederholt nachweisen läfst. Sodann 
aber regt die Erkenntnis, dafs Zonaras hier in dem von uns betrachteten 
Abschnitt die Kirchengeschichte des Eusebius nicht direkt benutzt hat, 
zu erneuter Prüfung der Frage an, ob dies in den früheren Büchern 
geschehen sei, und nicht vielmehr auch hier schon dieselbe Quelle ver- 
wendet worden ist, der er sich später zuwandte. Ich möchte dies um 
so bestimmter annehmen, als sich die Schwierigkeiten in den früheren 
Büchern, welche sich auch in den neuesten Untersuchungen von Büttner- 
Wobst in den Commentationes Fleckeisenianae p. 123 ff. teils gar nicht, 
teils nicht befriedigend haben heben lassen, wiederholt gerade da ein- 
stellen, wo die Kirchengeschichte des Eusebius in Frage kommt. So 
macht Büttner-Wobst p. 162 A. 1 mit Recht darauf aufmerksam, dafs 
Zonaras p. 489, 5 ff. gegen seine Gewohnheit drei Schriftsteller neben- 
einander benutzte, Dio, Eusebius und Josephus. Die Schwierigkeit wird 
dadurch vermehrt, dafs bei Zonaras die Worte des Eusebius keineswegs, 
nach der Art dieses Schriftstellers, übereinstimmend oder verkürzt 
wiedergegeben sind, sondern stark erweitert, so dafs man, wenn es sich 
um eine Stelle des Dio handelte, ohne Zweifel unsern Dio-Text danach 
herstellen zu können glauben würde; weiter dadurch, dafs mitten in die 
Eusebius-Stelle ein Citat aus Appian hineingeschoben ist, wie man es, 
namentlich in dieser genauen Form, doch wohl nicht als aus Dio ent- 
nommen annehmen darf. Ganz ähnlich findet sich mitten in einer Euse- 
bius-Stelle p. 504, 1 ff. Philostratus citiert; dafs aber Philostratus zu den 
in der gemeinsamen Quelle des Syncellus und Zonaras verwerteten Autoren 
gehörte, ergiebt sich aus dem Vergleich von Syncellus p. 649, 10ff.+ 655, 1 
mit Cedrenus p. 431, 2 ff Die Schwierigkeiten dieser Stellen würden 
also völlig behoben sein, und daraus natürlich auch die zweite Nennung 
Appians p. 908, 16 und des Philostratus p. 503, 11 (wo man das todro 
di xal è Did. — avépyayer hinter dem Dionischen Bericht beachte) 


1: Krumbacher, Gesch. d. byzant. Litteratur p. 118 f. 





32 1. Abteilung 


richte von Staatsaktionen, Verhandlungen, Friedensschlüssen u. s. w., 
nicht weil das Werk des Petrus nur oder vorwiegend solche bot — 
aus dem geringen Umfang der Excerpte könnte man eher das gerade 
Gegenteil schlielsen —, sondern weil die Excerptoren das übrige für 
ihren Zweck nicht brauchen konnten. Ebensowenig ist aus dem Cha- 
rakter unserer Excerpte der Schlufs zu ziehen, dafs das Original ledig- 
lich eine Anekdoten-Sammlung war, Was für Görres der grundlegende 
Unterschied zweier Werke ist, ist in der That nur der grundlegende 
Unterschied im leitenden Gesichtspunkte bei der Anlage der beiden 
Bünde der Eneyklopädie, und mit dem gleichen Argument könnte man 
noch manche andere Autoren für verschiedene Persönlichkeiten erklären. 
Sotiriadis L L p. 35 Anm. erwähnt nur kurz, dafs der Anonymus 
sprachlich von Petrus Patrieius ebenso streng zu scheiden sei, wie von 
Johannes Antiochenus, ohne später, wo er die Abweichungen zwischen 
Johannes und dem Anonymus genauer durchgeht, die Reste des Petrus 
zu berücksichtigen. Wie schwankenden Charakters dies Argument ist, 
geht schon daraus hervor, dafs Niebuhr und Boissevain, letzterer unter 
Beifügung einiger Beispiele, in den sicheren Excerpten aus Petrus und 
beim Anonymus das gleiche barbarische Griechisch finden, und daraus 
auf die Identität beider Autoren schliefsen. In Wahrheit wird man in 
unserm Falle auf das sprachliche Moment in den Excerpten aus dem 
Anonymus überhaupt weder nach der einen, noch nach der andern 
Seite erhebliches Gewicht legen, wenn man das Verfahren der Excerp- 
toren dabei in gebührende Erwägung zieht. Im ganzen und grofsen 
wollten diese allerdings wesentlich die ihnen vorliegenden Texte wieder- 
geben; freilich kopierten sie sie nieht mit gleicher Treue, wie man die 
ganzen Texte vervielfältigte, Fälle von Nachlässigkeiten und Flüchtig- 
keiten, von unwillkürlichem Hinübergleiten in die Sprache ihrer Zeit 
sind zahlreich, aber doch nicht derart, dafs nicht Schlüsse auf die 
Sprache der excerpierten Autoren aus den Excerpten an sich vollständig 
berechtigt wären. Aber ein Umstand ist dabei nicht aus den Augen 
zu lassen. Indem die eclogarii einzelne Abschnitte aus den ihnen vor- 
liegenden Werken herausschnitten, nicht selten auch innerhalb der ex- 
cerpierten Stücke nicht zum Thema gehörige Partien fortliefsen, dabei 
aber doch das Bestreben hatten, ein sprachlich abgerundetes und in- 
haltlich verständliches Excerpt zu bieten, waren sie häufig in der 
Lage die Anfänge und Schlüsse, sowie die Überbrück 
in der Mitte, selbst, also natürlich in ihrer Sprache, 
Diese Teile sind daher immer nur mit gröfster V 
Deduktionen zu verwenden. Aber gerade diese Tei 
de sententiis bei den meist ganz kurzen Excerpten, be 





C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 33 


Thema nach eigentlich nur auf die Sentenzen, Witzworte und sonstigen — 
mündlichen Äufserungen ankam, den gröfsten Raum ein. Die Umstände, 
unter denen ein Wort ausgesprochen wird, kann der Excerptor häufig 
nicht entbehren, aber sie sind für seinen Zweck Beiwerk, und wo die 
Erzählung derselben viel Haug einnimmt, giebt er sie eben nur kurz 
mit seinen. Worten. Somit wird nur selten möglich sein, mit Sicherheit . 
zu entscheiden, wo der Anonymus selbst, wo seine Bearbeiter reden. 

Nachdem sich somit die Versuche, die Ansprüche des Petrus Pa- 
tricius auf die Autorschaft der anonymen Excerpte der Sammlung zeol 
yvouóv abzuweisen und andere Kombinationen an ihre Stelle zu setzen, 
als vergeblich erwiesen haben, glaube ich die Niebuhrsche Hypothese 
von der Identität des Petrus und des Anonymus hinreichend gestützt 
zu haben, um sie in die Reihe der wissenschaftlichen Thatsachen ein- 
zuführen. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, den Umfang 
des Einflusses, den das Werk des Petrus auf die Darstellung der rö- 
mischen Kaiserzeit in der späteren byzantinischen Litteratur gehabt hat, 
genauer als bisher zu bestimmen und die Fäden der litterarhistorischen 
Entwickelung desselben klarzulegen. 


Breslau. Carl de Boor. 


Ryzant. Zeitschrift I L 


Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien 
des Ostens. 


Abbé Martin im Vorwort zu seiner Ausgabe der Chronik des Sty- 
liten Josua (p. V) äufsert sich über dessen Glauben, wie folgt: „Quelle 
était sa croyance religieuse? Etait-11 monophysite ou orthodoxe? — 
Assémani, dans un but très-louable, a voulu le classer parmi les écri- 
vains catholiques, mais, malgré son autorité, nous avons de la peine à 
nous ranger à son avis. Sans avoir aucun fait ou aucun texte précis à 
alléguer, nous croyons que Josué était monophysite. A cette époque, en 
effet, la Syrie chrétienne avait cessé a peu près toute entière, d'être ortho- 
doxe.“ Ihm stimmt Alfred von Gutschmid bei (Kl. Schriften II S. 565): 
„In dem ganzen Buche kommt, was bei einem syrischen Mönche sehr 
anzuerkennen ist, nichts von theologischem Gezänk und keine Silbe 
von den zwei Naturen vor, was es Assemani möglich gemacht hat, ihn 
als Katholiken zu reklamieren; der Herausgeber hat vollkommen recht, 
dies im Hinblicke auf die damaligen kirchlichen Zustände Syriens für 
sehr unwahrscheinlich zu erklären und in ‚Josua einen Monophysiten zu 
erkennen.“ Ebenso urteilt Th. Nöldeke (Z. D. M. G. XXX S. 352): 
„Was die konfessionelle Stellung Josuas betrifft, so urteilt Martin mit - 
Recht, dafs man bei einem damaligen Edessener monophysitischen 
Glauben voraussetzen mufs, so lange man nicht starke Gründe für das 
Gegenteil hat.“ 

Indessen die Sache ist keineswegs so klar, als es nach diesen Ur- 
teilen den Anschein hat. Schon der Satz Martins, dafs in Anastasius’ 
Zeit fast das ganze christliche Syrien aufgehört habe, orthodox zu sein, 
bedarf gar sehr der Einschränkung. Mit Recht betont deshalb Nöldeke 
seine edessenische Abkunft; denn am ehesten mag diese Anschauung 
das Richtige treffen für die östlichen Kirchenprovinzen des Patriarchats 
Antiochien'), Osroéne und Mesopotamien. Immerhin möge man be- 
denken, dafs noch keine zwanzig Jahre seit der Schliefsung der per- 


1) Natürlich sehe ich hier ganz von der Patriarchaldiöcese Jerusalem ab, 
wo aus Kyrillos von Skythopolis und der Zeitgenossen Mónchsviten die orthodoxe 
resp. nestorianisierende Richtung der Mönchskolonieen genügend bekannt ist. 


H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 35 


sischen Schule in Edessa verstrichen sind. Sollte ein so kurzer Zeit- 
raum genügen, eine völlige Ausrottung der nestorianisierenden Richtung 
in der edessenischen Kirche zustande zu Bringen? Das Kloster unsres 
Edesseners Zuknin liegt allerdings in der eifrig monophysitischen Diöcese 
Amida'); allein dafs auch unter dem dortigen Adel noclf chalcedonen- 
sische Gesinnung vorhanden war, zeigt das Beispiel des comes Orientis 
und nachherigen Patriarchen Ephraim, Appians Sohn. Xenaias ferner 
beschuldigt die Mönche von Amida, dafs sie „den Eifer des Glaubens 
vernachlässigten“ und vergleicht sie mit dem Verräter Judas, was, wie 
bereits Assemani (B. O. II 37) gewifs richtig erklärt hat, auf geringen 
- Eifer für die monophysitische Sache deutet. Dafs aber in der Euphra- 
tensis und speziell in Hierapolis die Synoditen sehr einflufsreich waren, 
ja zeitweise die Oberhand hatten, bezeugt für die Basiliskos- und Zeno- 
zeit der monophysitische Historiker Johannes 6 diaxgivöwsvos (Miller, 
revue archéol. XXVI, 1873 p. 402): roig év ‘Tegurdder ueprugst sal 
po) Délov brr rods uapiorgiavods tods évéyxavrag to Edixtov rod 
Baoıklorov Epsvevoav: rowüroı jouv xegh viv dv Xaduydévi doto- 
do&lav diéxvgor. Dasselbe bestätigt für die Zeit nach Anastasius’ Tode 
ein gewils vollgültiger Zeuge, Xenaias von Mabbög selbst, welcher 
“diese Gesinnung in den von Assemani (B. O. II 44) publizierten Aus- 
zügen bitter beklagt: „Während überall viele als würdige Bekenner für 
Christus aufgetreten sind, hat diese Stadt, deren geistliche Leitung mir 
anvertraut war, sich dieses Gutes unwürdig gezeigt, damit ich nicht 
das Gegenteil sage. Denn etliche unter ihnen sollen lieber die Zahl 
der Verfolger als der Verfolgung Leidenden haben vermehren wollen.“ 
“Ferner: „Nun aber, uneingedenk ihrer Thaten, schreiben sie an den 
Usurpator des antiochenischen Stuhles (Paulus), wie mir gemeldet worden 
ist, sie seien die ganze Zeit, wo wir als Hirten ihre Leitung hatten, 
in Finsternis gehüllt gewesen; jetzt aber, nachdem sie die Synode an- 
erkannt hätten, seien sie zum Lichte durchgedrungen.“ Die thätlichen 
Anfeindungen, welche, wie er klagt, ihn sowohl in seiner Metropolis, 
als im westlichen Teil seines Sprengels, in der Kyrrestike, betroffen 
haben, zeigen klar, dafs zum mindesten der Erzbischof mit einer sehr 
starken synoditischen Minorität zu rechnen hatte, Vollends in den 
westlichen Eparchieen der antiochenischen Diöcese blieben zahlreiche 
Bischöfe, Klöster und Gemeinden, nachdem Severus von Anastasius zum 
Patriarchen eingesetzt worden war, in ständiger Opposition. Euagrios 
(III 33) gedenkt in Phönizien der Bischöfe von Tyros und Berytos, 


1) cfr. Assemani B, O, Ip. 260, Joannis Ephesi de beat verterunt 


= - van Douwen et Land p. 111 u. 130, 


d 





36 1. Abteilung 


im libanensischen Phönizien des Bischofs von Damaskos und in Arabien 
des von Bostra. Besonders Syria II zeigte eine scharfe antimonophy- 
sitische Richtung. Die Bischöfe von Epiphaneia und Arethusa finden 
dabei einen starken Anhalt an der Bürgerschaft ihrer Städte'), weshalb 
Anastasius in sehr verständiger Weise von jeder gewaltthätigen Mafs- 
regel Abstand zu nehmen gebietet. Als Xenaias mittelst der Mönchs- 
scharen von Syria I eine geistliche Revolution gegen Flavian von An- 
tiochien zu inscenieren versucht, werfen die Antiochener die Mönche in 
den Orontes, und die Mönche von Syria II, unter denen Flavian einst 
als Ascet geweilt hatte, eilen als seine Leibgarde nach der Haupt- 
stadt.*) 

Auf die den Monophysiten hüchst feindseligen Eingaben der oriän- 
talischen Mönche an die Synoden unter Justin I. und Justinian mit 
ihren zahlreichen syrischen Unterschriften wird man schwerlich viel 
geben können. Denn man sieht zu deutlich, dafs man hier bestellte 
Arbeit vor sich hat. Immerhin mögen einige der thatsüchlichen Mit- 
teilungen, wenn sie auch stark gefärbt sind, nicht geradezu erfunden 
sein. In Tyros, dessen Erzbischof, der Protothronos von Antiochien, 
dem Severus sehr hartnäckig widerstanden hatte, soll dieser die anfüng- „ 
lich zu ihrem Ordinarius haltenden, nachher freilich sich fügenden ” 
Presbyter zu Diakonen degradiert haben. Ähnliche Gewaltthätigkeiten 
werden aus den Diöcesen Arke, Tripolis, Antarados gemeldet (Mansi 
VII 1075 sq). Aus den Berichten über die zahlreichen Verfolgungen _ 
der Orthodoxen in Phönizien geht jedenfalls hervor, dafs auch unter 
Severus ihre Zahl nicht unbeträchtlich war. Aus den inhaltlich wenig 


erheblichen Akten gegen Petros von Apameia ergiebt sich wenigstens, | 


dafs die Lektoren seiner Kathedralkirche nicht zu seiner Partei hielten 
(Mansi VII 1107 sq.). Das Bisherige, so fragmentarisch es ist, mag 
immerhin beweisen, dafs von einem Aufhören des orthodoxen Bekennt- 
nisses in Syrien für diese Zeit noch nicht gesprochen werden kann. * 

Was nun Josua speziell betrifft, so sind wir inbetreff seiner Glaubens- 
riehtung auf die eigenen Aussagen desselben über die gleichzeitigen 
Bischöfe angewiesen. Die Bischöfe Stratonikos von Karrae und Bar- 
hadad von Konstantine-Tellä, Thomas und Nonnos von Amida, von 


1) Euagr. III 34: udla re yevinds abröv dvrimosovpivas ras cpov xéles. 

2) Jakob von Sarüg im Briefe an die Mönche sters von Mär Bassus 
bemerkt, dafs im Gegensatze zu Ägypten gerade Syrien das Chalcedonense an- 
nahm ,à cause de l’Archevèque Jean d'Antioche, Jean, 
de limpie Nestorius.“ Z. D. M. G. XXX p.268. Fast 
dals Jakob den Johannes von Antiochien noch als lebeı 
mense ansah, Jedenfalls kann dies Zeugnis nicht sehr in: 





"Hr. Gelzer: Jovun Stylites und die damaligen: kirchlichen Parteien. den Ostens 37 


denen die beiden erstern wahrscheinlich, die letztern sicher Monophy- 
siten waren, erwähnt er so, dafs seine Bemerkungen nach keiner Seite hin 
entscheiden. Dagegen werden mehrere Monophysiten mit augenschein- 
“licher Hochachtung behandelt, so Jakob von Batnae (Wright S. 43), 
der damals freilich erst, Periodeut war, und vor allem die beiden Bischöfe ~ 
von Edessa: Kyros und Petros. Nach Assemanis (B. O. I 292) wenig 
wahrscheinlicher Behauptung ist letzterer ein Orthodoxer, während Kyros 
ganz sicher Monophysit war. Josua jedenfalls lobt den religiösen Eifer 
des einen wie des andern (the chronicle of Joshua the stylite by 
W. Wright p. 19, 23, 27, 29). Daneben vergleicht er auch den palästi- 
nensischen, also höchst wahrscheinlich orthodoxen Bischof von Niko- 
polis, der allein mit seinen beiden Syncellen dem Erdbeben entrann, 
„dem gerechten Lot, als er aus Sodom entkam“ (Wright p.25). Von 
Wichtigkeit sind allein die Aussagen über Xenaias und Flavian, welche 
letztere schon Assemani ins gebührende Licht gestellt hat. Bei Anlaß 
des Todes des Bischofs Johann von Amida sagt Josua (Wright p. 66): 
„Und sein Klerus kam zu dem heiligen und gottliebenden, mit allen 
göttlichen Schönheiten geschmiickten, trefflichen und erlauchten Mär 
Flavian, Patriarchen von Antiochien, um ihn zu bitten, ihnen einen 
Bischof einzusetzen.“ Dagegen des Xenaïas gedenkt er bei der Wieder- 
kehr des oft von ihm getadelten und beklagten „heidnischen“ Festes 
(p: 21): „Aber obwohl Xenaïas, der Bischof von Mabbög, zu dieser Zeit 
in Edessa war, von dem man eher als jedem andern denken konnte, 
dafs er die Mühe des Unterrichts auf-sich genommen hätte, sprach er 
mit ihnen (den Edessenern) nur einen einzigen Tag über diesen Gegen- 
stand.“ Das warme und sehr wortreiche Lob Flavians ist.in der Chro- 
nik.ganz singulär; keiner der zahlreich erwähnten Kirchenfürsten wird 
von dem Annalisten irgend ähnlich ausgezeichnet. Die hohe Stellung 
des Patriarchen erklärt das allein nicht; denn er war in seiner Diöcese 
starken Anfeindungen ausgesetzt. Um so mehr sticht dagegen die recht 
kühle Behandlung des Xenaîas ab, welche, wenn auch in zurückhalten- 
der Weise und in bescheidenen Ausdrücken, den Tadel der Menschen- 
furcht ausspricht. Xenaïas als kluge Diplomat hielt es offenbar für 
angezeigt, gegenüber der im Dogma so korrekten Bürgerschaft von 
Edessa im Punkte der Moral etwas weitherzig -zu sein; solche schlaue 
Parteitaktik war nun freilich nicht nach dem Sinne des aufrichtigen 
Josua, dem seine strenge Mönchsmoral entschiedene Herzenstiberzeugung 
war. Es kommt hinzu, dafs Flavian und Xenaias erbitterte Feinde 
waren; wer aber dem Flavian so hohe Verehrung bezeugt, kann un- 
möglich ein. korrekter Monophysit in der Art des Severus und Xe- 
naïas sein. 





38 © 1 Abteilung 


Die damaligen kirchlichen Verhältnisse Ostroms und besonders 
Syriens waren so verwirrt als möglich. Wenn die palästinensischen 
Mönche an Alkison schreiben (Euagr. III 31), dafs die Zahl der prin- 


zipiellen Dioskorianer sehr zusammengeschwunden sei, so zeigt der Zu-* 


sammenhang, in dem die Worte stehen, deutlich, dafs allein vom Osten, 
d. h. der Diöcese Antiochien die Rede ist. Dicesi Mönche sagen 
unmittelbar vorher, dafs gegenüber dem chalcedonensischen Westen und 
dem mehr vermittelnden Osten Ägypten und Alexandria eine vollkommene 
Sonderstellung einnahm, d. h? hier herrschten die entschiedenen Mono- 
physiten, welche auch stets den Rückhalt für ihre Gesinnungsgenossen 


in Syrien und Mesopotamien bildeten. Die beiden zeitgenössischen 


Patriarchen Johannes I 6 povéfov und sein Nachfolger Johannes II 


6 Nixawóras ( 516) gehörten durchaus dieser Richtung an.') Die 


monophysitischen Berichte betonen, dafs sie dabei mit der Zentral- 
regierung stets im besten Einvernehmen lebten. Bei der bedeutenden 
Stellung, welche das damalige alexandrinische Patriarchat einnahm, lohnt 
es sich, die Lebensbeschreibungen der beiden aus der noch nicht ver- 
öffentlichten Hälfte des koptisch-arabischen Synaxars, welche ich der 
Gefälligkeit des Herm Professor Wüstenfeld in Göttingen verdanke, hier 
zu veröffentlichen. 


4. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 29. April) « 

An diesem Tage verschied der heil. Vater Anba Johanná, Patriarch 
von Alexandria. Dieser Vater war ein Kind aus den gläubigen Ein 
wohnern von Alexandria und widmete sich von Jugend auf dem Mönchs“ 
leben in dem Askit des Abu Makarios. Nach dem Tode des Vaters 
Athanasios wurde er durch den Willen der sämtlichen Bischöfe pnd 
Gelehrten zum Oberhaupte gewählt, und er nahm die Stelle mit Wider- 
streben an, da er sie nicht wünschte, sondern erst durch vieles Bitten 
bewogen wurde, es keinem andern zu überlassen an der Spitze des 
Volkes zu stehen und es zu leiten. Als er sah, wie die Bischöfe und 
Ältesten ihn baten, gab er ihnen demütig nach, indem er sagte: „Viel- 
leicht ist es der Wille des Messias.“ Sobald 


das Henotikon acceptierte, während Volk und Klerus an. 
dammung des Chalcedonense festhielten Notices et extı 





H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 39 


diesem Heiligen eng verband und seine Hand über das Land ausbreitete, 
so dafs der feste Glaube in allen Gebieten von Ägypten öffentlich ver- 
kündigt wurde. Der Herrscher schiekte in jenen Tagen in die Wüste 
des Makarios Ladungen von Getreide, Wein und Öl, um davon das, was 
sie zum Lebensunterhalt nötig hatten, zu bestreiten. Die ganze Zeit 
dieses Vaters verlief in Ruhe und Frieden, und Gott segnete die Men- 
schen durch das Gebet dieses Vaters und durch seine Unterweisung. 
Dann suchte ihn der Herr heim durch eine kurze Krankheit und nahm 
ihn zu sich, nachdem er acht Jahre auf dem Throne gesessen hatte, 
Sein Gebet sei mit uns, Amen! 


27. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 22. Mai). 


An diesem Tage ging zur seligen Ruhe der heil. Vater Patriarch 
Anba Johannà. Dieser Heilige war in seinem Glauben und Wandel 
ein christlicher Mann, welcher sich schon von seiner Jugend an dem 
Mönchsleben gewidmet und sich selbst in jeder Art des heil. Kampfes 
geübt hatte und sich dann selbst in ein Kloster einschlofs. Der Ruf 
seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit verbreitete sich, und er wurde 
für das Patriarchat in der Stadt Alexandria gewählt. Er schrieb in 
seinen Tagen viele Verordnungen, und Gott richtete zur Zeit dieses 
Vaters die Säule der Kirche auf, weil der gläubige, gottesfürchtige 
Anastasius Herrscher und der Vater Anba Severus Patriarch auf dem 
Throne von Antiochia war. Da erliels der heil. Severus ein Synodal- 
schreiben an diesen Vater Johanna über die Übereinstimmung im 
Glauben und setzte ihm darin auseinander: „Siehe, Christus ist unser 
Gott, nachdem er eine einzige eigene Natur ohne Teilung in sich ver- 
einigt hat, und wir sind des Glaubens des Vaters Kyrillos und des 
Vaters Dioskoros Dies nahm der Vater Johannà mit seinen Bischöfen 
an, und sie liefsen Dank- und Lobgebete zu Gott aufsteigen für die 
Wiedervereinigung der getrennten Glieder an ihrer Stelle. Dann schrieb 
ihm der Vater: Johannä als Antwort auf seinen Brief mit Worten voll 
aufrichtigen Dankes, womit er die Einheit des Wesens Gottes, die Drei- 
faltigkeit seiner Person, die Verkörperung des Sohnes von Ewigkeit in 
der menschlichen Natur bezeugte, und dafs beide durch die Vereinigung 
einer, nieht zwei geworden seien. „Fluch dem, welcher Christus teilen 
oder seine Natur vermischen will, und allen denen, die da sagen, dafs der, 
welcher gelitten hat, gekreuzigt worden und für die Menschheit gestorben 
ist, ein einfacher Mensch gewesen sei oder die Schmerzen und den Tod 
nach der Natur einer Gottheit erlitten habe; vielmehr ist der feststehende 
Glaube, dafs wir bekennen, dafs Gott das Wort für uns gelitten habe 
in dem Körper, in welchem er mit uns eins geworden ist, und dies ist 





40 1. Abteilung 


der königliche Weg, welcher den nicht irre führt und straucheln macht, 
der auf ihm wandelt.“ — Als der Vater Severus dieses Schreiben ge- 
lesen hatte, nahm er es wohlgefüllig auf und verkündete es von dem 
Throne in Antiochia, und die Einigkeit und Übereinstimmung zwischen. 
beiden blieb eine bestiindige. Dieser Vater blieb als Prediger und 
Hüter seiner Gemeinde die Zeit von elf Jahren, dann ging er in Frie- 
den zur Ruhe. Sein Gebet und seine Vermittlung sei mit uns, Amen! 

Ein Vergleich dieser Angaben mit den übrigen koptischen Be- 
richten; vorab mit Ibn Rahib (chron. or. p. 99) und der von Renaudot 
(hist. patr. Alex. p. 125 ff.) gegebenen Übersetzung der Angaben des 
Severus von Aëmunin und dem von demselben gefertigten kurzen Aus- 
zuge aus dem ersten unveröffentlichten Teile des Elmakin zeigen, dafs 
der Bericht des Synaxars auf diese Quellen zurückgeht. Ob er freilich 
die Auszüge aus den Briefen des Severus und des ‚Johannes aus Elmakin 
hat, läfst sich bei der Knappheit von Renaudots Aussage nicht mit 
Sicherheit feststellen. Auffällig ist, dafs alle diese Berichte den Jo- 
hannes I. zum Zeitgenossen Zenos machen. Das stimmt nicht mit der 
Chronologie; Le Quien setzt ihn ‘496—507 und Gutschmid 496—505, 
also unter Anastasius. Ausdrücklich erwähnt auch Liberatus (breviar. 18) 
noch Johanns Vorgänger Athanasios als Zeitgenossen des Anastasius, 
Obschon auch eine von diesen koptischen Berichten durchaus unab- 
hängige Quelle, das gg0v0y9«peiov osvropov (Euseb. chron. ed. Schöne I 
app. 74) Johannes gleichfalls unter Zeno setzt (él Zijvovos zul “Ava 
otesiov), scheint doch hier ein allerdings recht alter Fehler vorzuliegen; 
denn die Chronologie auch der vorangehenden Patriarchen schliefst jede 
Gleichzeitigkeit von Johannes und Zeno gebieterisch aus. *) 

Über die gleichzeitigen syrischen Verhältni i 
Euagrios III 30 Auskunft, welcher dieselben nicht ohne Ironie schil- 
dert*), aber zugleich mit einer für einen orthodoxen Schriftsteller an- 
erkennenswerten Objektivität die Tendenz von ius” Kirchenpolitik 
in dessen früheren Jahren klarstellt. 
unter den damaligen Kirchenfürsten. 
Entschiedenheit an den Beschlüssen von Chalco 


1) Vielleicht. wird die Erklärung durch die An 
wonach Johannes früher Mönch des Makarioskl 
Zenos wird in die Zeit gefallen sein, wo er 
tümlich in die Epoche seines Patriarchats ve 
2) Durch den 160jührigen Streit über die zwi 
Tagen die Gebildeten in Syrien (Euagrios war dazu Jurist) voll] 
geworden. Es ist aber nicht richtig, wenn man deshalb in Euagrios einen ver- 
kappten Heiden hat sehen wollen. Y 





H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 41 


nur in einem Buchstaben nachzugeben; vielmehr kündigten sie jedem 
die Kirchengemeinschaft, der das Chalcedonense nicht annahm. Andere 
dagegen verwarfen nicht blofs das Chalcedonense, sondern sprachen über 
seme Definitionen und Leos Tomos das Anathem aus. Endlich die 
dritten hielten sich an das Henotikon Zenos hauptsächlich aus Liebe 
zum Frieden; indessen auch diese Henotiker zerfielen in chalcedonensisch 
und mehr monophysitisch Gesinnte. Anastasius verfolgte die Politik, 
alle Richtungen möglichst gewähren zu lassen; an jedem Orte sollte 
die in den letzten Dezennien ausgebildete Tradition mafsgebend sein. 
Nur wo ein Kirchenfürst einen dem örtlichen Herkommen widersprechen- 
den Standpunkt einnahm, schritt er mit Absetzungen ein, um die Ruhe 
herzustellen. 

Vor allem ist nun wichtig, die dogmatische Stellung des Flavian 
möglichst genau zu präzisieren, was nicht ganz ohne Schwierigkeit ist. 
Johannes von Nikiú (Le. p. 497) läfst die orientalischen Bischöfe in 
Byzanz Klage führen, dafs Flavian trotz seiner Annahme des Henotikons 
verkappter Nestorianer sei und das Chalcedonense, wie Leos Tomos 
acceptiert habe. Ebenso sagt Johannes von Ephesos (I 41), dafs er 
der Häresie der zwei Naturen überführt worden sei. So einfach liegt 
die Sache keineswegs. Die palistinensischen Mönche in ihrem Briefe 
an Alkison und Theophanes, welcher dem Theodorus Lector folgt, 
erzählen, dafs er, eingeschüchtert durch Xenaias und die korrekt mono- 
physitischen Bischöfe, sich allmählich immer entschiedener monophysi- 
tisch gefärbte Glaubensbekenntnisse habe abdringen lassen. 

Theophanes berichtet (S. 151, 11, vgl. den Parallelbericht bei Euagr. 
TIT 31), dafs er auf Befehl des Kaisers, — nach dem Bericht der Mönche 
auf Instigation des Xenaïas — 508/9 eine Synode (wohl in Antiochien) 
versammelte, und deren Beschlüsse dem Kaiser in einem ausführlichen 
Schreiben mitteilte. Darin bekannte er sich, getreu dem Henotikon 
folgend, zu den Synoden von Nikäa, Konstantinopel und Ephesos; da- 
gegen das Chalcedonense überging er mit Stillschweigen. Aufserdem 
hat er über Diodor und Theodor (und nach den Mönchen auf Verlangen 
des Xenaïas schliefslich auch über zahlreiche angebliche oder wirkliche 
Gesinnungsgenossen derselben) das Anathem ausgesprochen und zum 
Schlusse vier Sätze (zepdAaı«) verkündigt, welche der Lehre von Chal- 
kedon, namentlich dem &v do puossw widersprachen. 

Indessen auch damit begnügte sich Xenaias nicht; er verlangte 
eine ausdrückliche Verdammung des Chalcedonenst; allein der Patriarch 
willfahrte nur in Bezug auf die diphysitische Glaubensdefinition; da- 
gegen die daselbst vollzogene Verurteilung des Nestorios und des Eutyches 
billigte er ausdrücklich, Man sollte meinen, damit hätte er allen billigen 





42 I. Abteilung 


Anforderungen genügt; aber nichtsdestoweniger betrachteten ihn fortan 
die Strengen als Kryptonestorianer. Umgekehrt kündigte ihm auch 
Makedonios in Konstantinopel die Gemeinschaft.) 

Xenaïas suchte nun durch eine feierliche Provinzialsynode des 
Ostens Flavian zu diesem letzten Schritte moralisch zu zwingen. Auf 
Betrieb des Xenaïas und auf Befehl des Kaisers wurde denn die Synode 
offenbar sehr wider Flavians Wunsch nach Sidon berufen. Über diese 
besitzen wir einen ausführlichen Bericht in der syrischen Kirchen- 
geschichte des sog. Zacharias von Mitylene, welche in erwiinschter Weise 
die Angaben des Kyrillos in der vita des heil. Sabas, des Marcellinus 
comes und des Theophanes ergiinzt.*) 

Es heifst da im X. Kap. des VII. Buches: „Aber auch über Fla- 
vian schrieb er (Xenaîas) an Anastasius, dafs er ein Häretiker sei, und 
riet deshalb die Abhaltung einer Synode in Sidon an. Und er "befahl, 
und sie versammelte sich in der Zahl der Antiochener 560 (= 511/12). 
Und er instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und 
den Kosmas, einen beredten Mann aus dem Kloster des Mar Akiba von 
Kinnesrin (Chalkis), welcher in Antiochien wohnte. Und er machte eine 
Thesis und produzierte sie vor Flavian und der Versammlung der 
Bischöfe, welche mit ihm in Sidon waren, weislich und konsequent, Be- 
schuldigungen in 77 Sätzen und viele zerjoeg der heil. Lehrer, welche 
bewahrheiteten die Anklagen gegen die Synode von Chalcedon und den 
Tomos des Leo. Er liefs (es) schreiben und gab (es) an die Synode. 
Sie überzeugten die Priester und liefsen sie schwören, dafs sie Berich- 
tigungen machten und abthäten die Anstôfse gegen die Gebräuche der 
Kirche, und sie reinigten sie, indem sie öffentlich die Synode 
verdammten. Flavianus aber, welcher das Haupt der Priester war, 
und die Anhänger desselben unter den Priestern hinderten ihn an der 
Ausführung, indem sie sagten: „Es genügt uns, dals wir die Schrift der 
Partei des Diodoros bannen und die Widerlegungen, welche waren von 
den Leuten gegen die zwölf Kapitel des Kyrillos und von (für?) Nesto- 
rios, auf dafs wir nicht aufwecken den untern Teil, der schläft, und 
durch sein Gift schädigen die Menge. Solchermafsen wurde die Synode 
beendigt.“ À 

Wie man sieht, ist sie ein vollkommener Mifserfolg des Xenaias; 
damit stimmt der Bericht Kyrills im Leben des heil. Sabas überein, 
welcher dies Resultat dem energischen Eintreten des gleichfalls anwesen- 


1) Die Synoditen strikter Observanz hatten ihn schon bei seinem Regierungs- 
antritt als verdächtig angesehen. (Theophan. 142, 11.) 

2) Ich verdanke die Übersetzung von Land Anecdota III $, 225 u. 228 der 
erprobten Gefälligkeit meines verehrten Kollegen Stickel. 





H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 43 


den Elias von Jerusalem für Flavian zuschreibt (Cotelerius eceles. gr. 
monum. II p. 301). Flavian lehrte wie die Monophysiten; aber eine 
Verdammung des Diodoros, Theodoros und Nestorios genügte ihm; eine 
ausdrückliche Verurteilung des Chaleedonense — und das war Xenaïas' 
Ziel — hielt er für überflüssig und gefährlich. Schliefslich soll er 
doch noch, bedrängt durch die vom Kaiser aufgehetzten Mönche, auch 
das Anathem über Chaleedon ausgesprochen haben (Theophanes153,29ff.). 
Übrigens halfen ihm alle diese Konzessionen nichts; er ward abgesetzt, 
bre orduerı udvov viv cúvodov dveteucrioer, xal où xagdie (Theophan. 
156, 12). Damit hat er übrigens seine Reputation als Sanctus gerettet"); 
die Fragmente aus seiner Homilie über Johannes V 23 und die Himmel- 
fahrt (Mai: Script. vet. nova coll. VI 135) lauten in der That korrekt 
diphysitisch, und werden deshalb auch von Leontios in seiner Streit- 
schrift gegen die Monophysiten unter die Zeugnisse unserer auserwählten 
Väter mit aufgenommen. 

Flavians Brief an Anastasius und ebenso seine Taktik auf dem 
Konzil von Sidon entsprechen so ziemlich dem später zu erwähnenden 
ersten Briefe des Jakob von Sarüg an die Mönche von Mar Bassus, 
worin dieser Diodoros, Theodoros und Theodoret verdammt. Man sieht, 
es ist System in diesem Vorgehen; die Verdammung des Nestorios ge- 
niigte «nicht, auch alle Häupter der antiochenisehen Schule und die 
nestorianisierenden Väter?) mufsten mit verdammt werden. 

Was ist nun das ursprüngliche Bekenntnis Flavians? Offenbar ge- 
hörte er zu der von Euagrios geschilderten dritten Gruppe der wahren 

. Henotiker im Sinne des Akakios, welche sich stricte an das Unions- 
edikt hielten und über die alles spaltende Frage der einen oder der 
zwei Naturen eine sehr verständige Zurückhaltung beobachteten. (Unter 
Umständen nennen das auch die Heiligen „eine kluge Ökonomie zur 
Rettung vieler Seelen“) Um es kurz zu sagen, Flavian gehörte zu den 
mods rd Elgnvixóregov uälkov éxoxAivuvreg. Das Henotikon, wie alle 
Vermittlungsversuche, konnte es den Eiferern beider Parteien nicht recht 
machen. Damit stimmt, dafs sowohl der streng monophysitische Alexan- 
driner Johannes IL, als das in seinen Vorstehern vor Timotheos gut 
synoditische Konstantinopel Flavian die Gemeinschaft kündeten. Mit 
der Annahme der ersten Forderung des Xenaias, der Verdammung der 


1) Baronius hat von seinem Standpunkte aus ganz recht, wenn er die Heilig- 
keit Flavians und des Elias von Jerusalem verwirft; und Tillemonts Proteste sind 
zwar gut gemeint, treffen aber neben das Ziel. 

2) Ein ähnliches Verzeichnis giebt Victor Tunnunensis bei der Aufzählung 
© der auf dem konstantinopolitanischen Konzil im Jahre des Johannes Gibbus (499) 
Verdammten. 





44 T. Abteilung 


nestorianisierenden Väter, hat Flavian kein Opfer weder seines Intellektes, 
noch seines Gewissens gebracht, Diese Unionsfreunde des Ostens waren 
allezeit streng antinestorianisch. Die Ironie des Schicksals wollte es, 
dafs, was sie damals als ihre Konfession formulierten: Festhalten an 
den drei ersten Konzilien und Verdammung des Theodoros, Theodoret 
u, s. f. im schneidendsten Gegensatz zu den Beschlüssen von Chalcedon 
und zur gerechten Entrüstung” des korrekt diphysitischen Abendlandes 
Justinian auf dem fünften Konzil zur orthodoxen Lehre erhob, So 
ehrfürchtig man dort auch im allgemeinen von Chaleedon sprach, that- 
sächlich hat man dasselbe in der Hauptsache eskamotiert; auch darin 
trifft die spätere Orthodoxie mit diesen Vermittlern zusammen, dafs 
beide gleichmäfsig einer unbedingten und vollständigen Verdammung 
des Chalcedonense bis zum äufsersten sich widersetzten. 

Es war nun ein überaus verhängnisvoller Fehler des Anastasius, 
dafs er jene so überaus nützlichen Männer der Mittelpartei nicht halten 
konnte oder wollte. Dem Reiche wären ohne den jetzt eintretenden 
Umschwung die verhängnisvollen Wirren der nachfolgenden fünfzig 
Jahre erspart worden. Aber die byzantinische Regierung hat in den 
so zart anzufassenden kirchlichen Dingen oft eine recht unglückliche 
Hand gehabt. Der Kaiser liefs sich von fanatischen Ratgebern (Ma- 
rinos von Apameia) beeinflussen. Er war alt und abgenutzt und offen- 
bar mehr geschoben, als selbständig handelnd, als er 512 sich zu einem 
entschiedenen Systemwechsel entschlofs und die Mittelpartei den Ex- 
tremen opferte. Flavian ward exiliert, und an seine Stelle trat das 
Haupt der strengen Monophysiten, Severus, fragelos die bedeutendste . 
theologische Kapazität dieser Epoche. Jetzt endlich wurden auch die 
langjährigen Bemühungen des Xenaïas mit Erfolg gekrönt. Was Fla- 
vians Autorität noch in Sidon verhindert hatte, wurde unter Severus 
mit Glanz durchgesetzt. Auf einer grofsen Synode der orientalischen 
Bischöfe zu Tyros wurde das Chalcedonense feierlich verdammt. - Über 
diese Synode hatten wir bisher nur den Bericht des Dionysius von 
Tell Mahré (Assemani B. O. II 19), welcher aber, wie schon Assemani 
bemerkt, eine falsche Zeitangabe hat (J. d. Seleuciden 826 = 515). * 
Sie kann nicht später als 513 fallen, da Elias von Jerusalem noch im 
Amte ist. Der Bericht ist auch völlig unhistorisch; er erwähnt die 
Anwesenheit von Vikarien der Erzbischófe von Konstantinopel und 
Jerusalem und des Erzbischofs von Alexandrien, ja sogar des Papstes 
Symmachus. Man sieht deutlich die Absicht der Spätern, dem orien- 
talischen Diöcesankonzil ökumenischen Charakter zu verleihen. Auch 
soll das Henotikon verflucht worden sein, was keineswegs der Fall war; * 
es wurde nur „richtig“ interpretiert. Den Bericht über die wahren 





H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 45 


Vorgänge verdanken wir wiederum der syrischen Kirchengeschichte 
(Land, Anecdota III p. 228): 

„Zwölftes Kapitel über die Synode in Tyros, Kundmachung in den 
Tagen des Severus und des Xenaïas, der Lehrer und Bischöfe, die mit 
ihm waren und deutlich und öffentlich die Synode und den Tomos ver- 
dammten. - 

Severus aber, der nach Flavian in Antiochia war, war ein Mann 
durch das Lesen der Weisheit der Griechen beredt und freiwillig arm, 
erprobter Mönch, auch eifrig im wahren Glauben und bewandert, und 
las mit Verständnis auch in den heil Schriften und deren Auslegungen, 
von den alten Aufzeichnungen der Schüler der Apostel: Hierotheos und 
Dionysios*) und Titus, auch Timotheos und derer nach ihnen, Ignatios 
und Clemens und Irenäus und der Anhänger des Gregorios, Basileios 
und Athanasios und des Julius und der übrigen Häupter der Priester 
und rechtgläubigen Lehrer der heiligen Kirche, und wie die Schrift, die 

ward für das Himmelreich, hervorgegangen aus den alten und 
neuen Symbolen. Solchermafsen und durch viele Mitteilungen unter- 
richtete er sich, fest gegründet in seiner Überzeugung von klarer 
Einsicht. 
Und jener Xenaias war auch ein syrischer Lehrer und bewandert 
in dem, was in dieser Sprache vorhanden ist. Auch er beschäftigte 
sich mit Fleifs mit ihnen, auch in der Lehre der Anhänger des Dio- 
doros und Theodoros und der übrigen war er bewandert. Wie nun 
diese Gottesverehrer lehrten die getrennten Gläubigen, so war jener ehr- 
wiirdige und eifrige Mann für die Wahrheiten. Solches that man kund 
dem Kaiser Anastasius, der aus voller Überzeugung das Konzilium von 
Chalcedon ausdrücklich verdammte. Er verordnete, dafs zur Berich- 
tigung dessen, was verlangt würde, eine.Synode der Orientalen in Tyros 
versammelt werde. Und sie versammelten sich von Bischöfen aus der 
Gegend von Antiochia und Apameia und Euphratensis und Assyrien und 
Arabien und Phönizien am Libanos, und so war der Osten für den 
wahren Glauben. Und er (Xenaias) erläuterte seine Schrift über dus 
Henotikon Zenos, welches zur Beseitigung dessen diente, was in Chal- 
cedon festgestellt wörden war. Und daselbst verdammten sie öffentlich 
die Zusätze, die zum Glaubensbekenntnis gemacht worden waren. Und 
die Bischöfe, welche mit Severus und Xenaias versammelt waren, pro- 


1) Die Stelle ist interessant als eines der ältesten Zeugnisse für die Schriften 
des Dionysius Areopagita, Noch älter ist das bei Liberatus im breviarium X, 
wonach schon Kyrillos in seinen vier Büchern gegen Diodoros und Theodoros ihn 
unter den Vätern citierte. Freilich bestritten die Orthodoxen Kyrills Autorschaft; 
dem fünften Jahrhundert wird aber das Werk gleichfalls angehören. 





46 1. Abteilung x 


mulgierten die volle Wahrheit. Gläubige Männer und Lehrer, welche 
an der Spitze der Bischöfe waren, traten eifrig auf und schrieben Briefe 
der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und an Timotheus 
in der Residenzstadt. Auch Elias, zu dieser Zeit in Jerusalem, stimmte 
ihnen bei. Nach kurzer Zeit wurde er abgesetzt, und Johann folgte 
ihm. Solchermafsen vereinigten sich die Priester aufser dem sus der 
Römischen über diese Glaubensunion.“ 

Ich brauche nicht des nähern auszuführen, wie sehr dieser Be- 
richt gegenüber dem des Dionysius von Tell-Mahrè den Vorzug verdient. 

Ich glaube nun nicht zu irren, wenn ich der vermittelnden Gruppe 
der Friedensfreunde im Sinne Flavians, welche in Tyros so entschieden 
zurückgewiesen werden, auch den Styliten Josua beizähle. So erklärt 
sich am besten seine begeisterte Verehrung für den irenischen Flavian 
und seine nicht undeutliche Abneigung gegen den entschiedenen und 
fanatischen Xenaias. Dieser Standpunkt, wenn wir so sagen dürfen des 
Kryptomonophysitismus, erklärt auch seine für die damalige Zeit aufser- 
gewöhnliche Zurückhaltung in dogmaticis; er wollte mit seiner Chronik 
nach keiner von beiden Seiten Anstofs erregen. 

Dadurch erhalten auch die sonderbaren Worte des 101, Kapitels 
(Wright p. 76) die richtige Beleuchtung: „Wenn dieser Kaiser gegen 
das Ende seines Lebens in einem andern Lichte erscheint, so soll sich * 
niemand an diesen Lobpreisungen (die im Texte vorangehen) ‘stofsen, 
sondern dessen gedenken, was Salomo am Ende seines Lebens that.“ 
Mit Berücksichtigung dieser Stelle nimmt von Gutschmid (Kl. Schriften 
II $. 566) an,. dafs die Chronik zwar unter dem frischen Eindrucke der 
Ereignisse, also wohl noch 507 verfafst, aber erst nach dem Tode des 
Anastasius 518 veröffentlicht worden sei. Wright (preface $. IX) da- 
gegen verlegt die Abfassung in den Winter 506 und den Anfang des 
folgenden Jahres, Nöldeke (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 352) bald nach 
November 506. Beide betrachten das Urteil über Anastasius als einen 
spätern Zusatz. Wright vermutet, dafs derselbe vielleicht von Dionysius 
von Tell-Mahré herrühre. Nöldeke (Z. D. M. G. XXXVI, 1882 S. 689) 
stimmt-ihm darin bei, dafs diese Angabe von einem Spätern herrühre, 
und hält auch die Vermutung bezüglich des Dionfsius für sehr wahr- 
scheinlich. Er erklärt das absprechende Urteil über Anastasius daraus, 
dafs die sehr diphysitische Gesinnung der europäischen Provinzen dem 
monophysitischen Fürsten gelegentlich diese oder jene Konzession ab- 
prefste, welche seinen strengen Glaubensgenossen als Verleugnung der 
reinen Lehre erscheinen mufste. Indessen die Worte des 101. Kapitels 
lassen auch eine andre Deutung als möglich zu. Es ist ja gewils 
richtig, dafs die Worte unmöglich zu Anastasius' Lebzeiten geschrieben 





H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 47 


sein können; aber müssen sie darum unbedingt dem Josua abgesprochen 
werden? Die Autorschaft des Dionysius ist doch nur eine unsichere, 
von Wright mit aller Reserve in einer Note ausgesprochene Vermutung. 

Was wir von Josua sicher wissen, ist seine grofse Verehrung für 
Flavian. Nun wird dieser 512 durch Anastasius abgesetzt, und an 
seine Stelle tritt der streng monophysitische Severus, der zwar das 
Henotikon recipiert, aber unter gleichzeitiger Verdammung des Chalce- 
donense, und mit Johannes von Alexandria und Timotheos von Kon- 
stantinopel Gemeinschaft hält. Für Syrien bezeichnet dies das Aufgeben 
der bisherigen Friedenspolitik des Anastasius; es ist eine Konzession 
an die strengen Monophysiten, welche jetzt mit derselben fanatischen 
Intoleranz ihre Herrschaft ausüben, wie später bei der unter ‚Justin ein- 
tretenden Reaktion die Orthodoxen. Was ist nun natürlicher, als dafs 
der milde Josua zur Zeit der drakonischen Mafsregeln Justins und Vi- 
talians, welche die irenischen Henotiker, wie die korrekten Monophy- 
siten gleichmäfsig hart trafen, in dieser Verfolgung aller nichtsynoditisch 
Gesinnten die Strafe für die Exzesse der Monophysiten strengster Ob- 
servanz erkannte? Der von ihm einst so gefeierte Kaiser Anastasius 
trug mit Schuld an der Katastrophe, weil er die Absetzung des fried- 
liebenden und zwischen den Parteien vermittelnden Flavian zum min- 
desten hatte geschehen lassen; er war eben ‘in seinen letzten Jahren 
nieht mehr der von Josua bewunderte „allmächtige gläubige Kaiser“, 
sondern wie Salomo in seinem Alter, thöricht geworden. In einem sol- 
chen Gedankenzusammenhange scheinen mir die Worte auch als nach- 
trüglicher Zusatz des Josua selbst nicht auffällig oder unverständlich; 
man hat dann nicht nötig, die Worte einem spätern Interpolator zuzu- 
schreiben, wenn man an der auch aus historiographischen Gründen 
empfehlenswerten Vermutung Gutschmids festhält, dafs die Chronik zwar 
507 (oder kurz vorher) verfafst, aber erst nach Anastasius Tode mit 
dem nachträglichen Zusatze sei veröffentlicht worden. È 

Josua steht übrigens mit seiner Gesinnung keineswegs allein. Wir 
haben dafür das sehr interessante Zeugnis eines spätern entschiedenen 
Monophysiten, des Jakob von Sarüg. Dieser wird gleichmäfsig von 
den Orthodoxen,-den Maroniten und den Jakobiten als ihr Heiliger in 
Anspruch genommen. Dafs er zur strengen Richtung der Monophysiten 
sich öffentlich bekannte, geht aus den von Martin publizierten Briefen 
ganz zweifellos hervor. Indessen scheint diese Überzeugung bei ihm 
nicht immer in der gleichen Stärke vorhanden gewesen zu sein, was 
Assemani zu dem Versuch veranlafste, ihn als orthodox hinzustellen: 
Freilich die von ihm angeführten Excerpte zeigen zum Teil eine bedenk- 
lieh monophysitische Färbung; bei anderen allerdings kann eine ortho- 





48 I. Abteilung 


doxe Auslegung, wie sie Assemani beliebte, nicht von vornherein als 
ausgeschlossen bezeichnet werden. Auch zeigt der Briefwechsel mit 
den Mönchen von Mar Bassus, vor allem die schroffe, fast grobe Ant- 
wort auf seine Verdammung des Nestorios, Eutyches, Diodoros, Theo- 
doros und Theodoretos, wie wenig man in streng monophysitischen 
Kreisen ihm traute. Obschon er seit seiner Jugend, seit 45 Jahren, den 
Diodor von Tarsos verabscheut zu haben behauptet, verl sie — 
und das ist charakteristisch — noch eine ausdrückliche Verdammung 
von Leos Tomos, vom Konzil von Chalcedon und Annahme des Heno- 
tikons u. s. £ Das neue Glaubensbekenntnis, welches Jakob jetzt nicht 
ohne Verdrufs und leisen Hohn ablegt (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 249) 
zeigt deutlich, dafs Lazarus und seine Mönche ihn flavianischer Gesin- 
nung für verdächtig hielten. Darum prüft er nun die Frage über das 
Konzil von Chaleedon „im Lichte der übernatürlichen Wissenschaft“ 
und kommt zu dem Resultate, dafs die Annahme des Henotikons die 
Verdammung des Konzils in sich schlösse. Von Flavian, „dem Zer- 
trenner Christi“, sagt er sich los und bekennt sich zu Severus. Was 
das Henotikon nur in dunkeln und rätselhaften Worten ausgesagt hat, 
das hat dieser klar und präzis gefafst. Seine Interpretation des Heno- 
tikons, wonach dasselbe „geschickt und ohne Lärm“ das Konzil vertilgen 
soll, ist die allein richtige, von der Synode von Tyros approbierte und 
von den Alexandrinern von Anfang an vorgetragene Lehre. Sauer 
genug wird dem Jukob diese „löbliche Unterwerfung“ geworden sein; 
allein er befand sich den fanatischen Mönchen gegenüber in einer ähn- 
lichen Zwangslage, wie Theodoret in Chalcedon, als er seine Stellung 
zu Nestorios definieren mufste. Von ihrem Standpunkte aus scheinen 
auch die Mönche mit ihrem Mifstrauen nicht ganz unrecht gehabt zu 
haben; denn mit der Thronbesteigung Justins mufs Jakob wieder einen 
kleinen Frontwechsel gemacht haben; anders vermag ich wenigstens das 
Faktum nicht zu erklären, dafs, während sonst in den östlichen Pro- 
vinzen die monophysitischen Bischöfe massenhaft entsetzt wurden, er 
selbst 519 auf den Stuhl von Batnae befördert wurde.') Sein baldiger 
Tod erlöste ihn von weitern Drangsalierungen, wie sie nach Dionysius 
von Tell-Mahré Paulus von Antiochien in chalcedonensischem Eifer be- 
reits gegen ihn begonnen hatte. Bei der leidenschaftlichen Schärfung 
der Gegensätze war eben für die Mittelpartei kein Platz mehr. Männer 
wie Josua, welche die Traditionen Flavians und der wahren Henotiker 


1) Vgl, auch Abbeloos et Lamy, Gregorii Barhebraei chron. eceles. I p. 924, 
926, deren Schlufsfolgerunggn ich freilich nicht beizutreten vermag. Die Ver- 
mutung, dafs die Mar Bassusbriefe gefülscht seien, ist lediglich eine Verlegenheits- 
auskunft, 





H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 49 


aufrecht erhielten , mufsten sich immer mehr vereinsamt fühlen; sie 
standen auf einem verlornen Posten, oder wenn sie, wie Jakob von 
Sarüg, der jeweiligen Zeitströmung Konzessionen machten, traf sie nicht 
mit Unrecht der Vorwurf der Charakterschwäche. Für das Reich war 
es aber ein unersetzlicher Verlust, dafs die Mittelpartei völlig ausstarb. 
Denn als Justinian bei seinen zahlreichen kirchenpolitischen Experi- 
menten schliefslich zu der Einsicht kam, dafs seines Oheims unbedingtes 
Eintreten für das Chalcedonense ein schwerer Mifsgriff gewesen war, 
und als er demgemäfs zur. Entrüstung des Occidents das Programm der 
alten flavianischen Mittelpartei plötzlich für die allein orthodoxe Reichs- 
religion erklärte, da war es schon zu spät. Die Extremen hatten in 
Syrien und Ägypten bereits die unbedingte Herrschaft erlangt und 
verwarfen den neuen Unionsvorschlag mit Hohn. Das folgende Juhr- 
hundert hatte die traurigen Folgen zu tragen. 


Jena. | Heinrich Gelzer. 


Byzant. Zeitachrift 1 1. L 


Der Chronist Iulios Polydeukes. 


Eine Titelfälschung des Andreas Darmarios. 


Ein gut angelegter Katalog aller in den europäischen Bibliotheken 
befindlichen Handschriften byzantinischer Chronisten und Historiker 
wäre von dem gröfsten Werte, nicht blofs als Vorarbeit für die nötigen 
kritischen Ausgaben verschiedener Schriftsteller; es würden sich viel- 
mehr auch manche andere Fragen mit seiner Hilfe schnell erledigen 
lassen, die jetzt viel Zeit und Briefe erfordern. Wir können dies leicht 
an dem folgenden Beispiel sehen. Der Unterzeichnete hat an dem Re- 
sultat geringes Verdienst; dasselbe gebührt den Herren, welche so 
freundlich waren, ihn mit Auskunft über die verschiedenen Handschriften 
zu unterstützen. 

Ign. Hardt gab im Jahre 1792 eine byzantinische Chronik aus der 
Münchner Handschrift Nr. 181 heraus, wo sie den Namen des Iulios 
Polydeukes trägt. Sie reicht von Erschaffung der Welt bis zum Be- 
ginn der Regierung des Kaisers Gratianus, ist übrigens am Ende ver- 
stiimmelt. Dieselbe Chronik war schon 1779 — was Hardt übersah 
— von Bianconi aus einem Ambrosianus publiziert worden, doch ohne 
Verfassernamen. Denn in der Mailänder Handschrift fehlt aufser dem 
Schluls auch der Anfang. Aufser diesen zwei Handschriften wurde in 
der Litteratur noch auf einige andere aufmerksam gemacht: Fabricius- 
Harlefs, Bibl. graec. VI 144, spricht von einem Palatinus und einem 
Schleusingensis. Ersterer trägt jetzt die Nummer 399 und soll unten 
noch erwähnt werden; letzterer ist nach gütiger Mitteilung des Herrn 
Gymnasialdirektors Dr. Schmieder zur Zeit nicht mehr in Schleusingen 
vorhanden; auch ergaben Nachforschungen über seinen Verbleib kein 
Resultat. Ferner spricht Heyne in der Rezension von Hardts Ausgabe 
(Gött. Anz. 1794 II S. 1495) von einem Gottingensis. Dieser (Philol. 74) 
ist im vorigen Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Münchener Exemplar 
abgeschrieben und deshalb wertlos.') Endlich hat B. Hase in den Noten 
zum Leo Diaconus (S. XXVII und 414 der Bonner Ausgabe) auf eine 


1) Die Notiz über die Handschrift und den Verfasser der Rezension verdanke 
ich Herrn Prof. Dr. W. Meyer in Göttingen. 





52 I. Abteilung 


puorodoyixòv ris étanuegov (a. R. + von Darm.): F. 3° ré40g rev 
mivaxos tig napovong BiBiov. — F. 4° ’loukiov trohudeúxouc ‘Ictopia 
pucıkn | eic Thy Kocnonolav Ex TC yevecewc Kai xpoviKdv ÉpEEñC. | mpo- 
oinov. | Inc. Beds 6 äypovos urd. Expl. f. 143" medio: éxl rovroıg dè 
yeienög. Am Rande: G.oluaı éddints iv | Ind tig dpyaı drnrog. — 
F. 144" ohne Überschrift inc.: ¿Oéurog' puuoddsos* Peóuidos xrA., am 
Rande obrog esige dv tH dopyerino. Es ist das im Pinax Toropla 
puoi) ’IovAlov moAvösvxovg genannte Stück, in Wirklichkeit das vorn 
verstümmelte erste Buch von Pollux Onomastikon (p. 6 Bekk.). F. 172" 
folgt das zweite Buch: TovAlov xodvdevxovs óvoparixóv BıßAlov (B' 
fehlt). Expl. f. 184" .. wuxrnetgev Avoias (p. 74, 2 Bekker). — F. 185" 
Huciohdoyixóv tic éZanuépou (von Allatius unter dem Namen des Eusta- 
thius Antiochenus herausgegeben, Lugd. 1629). Inc. Kiruns uèv oùv 
xal “Appixavos «rd. Expl. f. 214" 4 cadea... elonoi (sic; = p. 41 All). 
Hierauf oörwg elqev év tò xrpororóxco to télog. Am Rande steht: 
uereypapdtv tnd | tie faordixijg PuBAcobyxns Balordéas | lone'vürv, 
und wieder in der Mitte der Seite: bx0 avöpeov dapuagiov rob éxe 
davotov. 

Cod. Palat. gr. 399 chart. in 8 quadr. saec. XVI ff. 294 ist eben- 
falls von der Hand des Darmarios, wenngleich er keine Unterschrift am 
Schlusse beigefügt hat. Die zwei Bücher des Onomastikon sind in dieser 
Handschrift nicht enthalten; sonst stimmt sie völlig mit der Münchner 
überein. 

Das Exemplar, aus dem — direkt oder indirekt — diese beiden 
Abschriften des Darmarios stammen, ist uns noch erhalten in der Mai- 
länder Handschrift, aus der Bianconi die Chronik herausgab. Ich setze 
die Beschreibung dieses alten Codex, die ich Herrn Prof. Dr. R. Schöll 
verdanke, her: Cod. Ambros. D 34 sup. (n. 2) membr. 4° saec. X pulchre 
scriptus (4e quaternionum, sed deest quat. xy); Tarenti emptus a. 1606.1) 
1) Compendium historiae (primum folium [cum titulo] periit). Inc. | gov 
dneiowg xa) dxdéros = Jul. Poll. chron. p. 8 Hardt. Expl. éxi rov- 
tog dè yadexnds 7 |; cetera desunt unius quaternionis defectu. Ex- 
cipit 2) Pollucis Onomastici (initio eadem de causa mutili) lib. I et II. 
Inc.: éSéunros uuoddeos* Deduicos «rd. Expl. pvxtnoiterv db Avoías. 
Sequitur 3) Duaioioyuxdr tig étanueoov averi yoapov. Inc.: KAÿuns 
uty oùv xtA.; des. y oavea... elacıcı. 

Dafs der Ambrosianus der Archetypus der Darmarioshandschriften 
ist, geht deutlich daraus hervor, dafs in ihm das Fehlen des Endes der 
Chronik und des Anfangs des Onomastikon nicht ursprünglich, sondern 


1) Verwechslung von » und o sowie Itacismusfehler sind sehr häufig. _ 


Th. Preger: Der Chronist Iulios Polydeukes 53 


durch den Ausfall eines Quaternio verursacht ist. Hingegen war das 
erste Blatt, das jetzt im Ambrosianus fehlt, damals, als Darmarios oder 
— wenn wir ein Mittelglied annehmen — sein Vorgänger kopierte, noch 
vorhanden. ') 

Hätten wir einen andern Gewährsinann als diesen leichtfertigen 
Griechen, so würden wir annehmen, dafs der mit dem ersten Blatt 
verlorene Titel der Chronik in seiner Vorlage ebenso lautete, wie jetzt 
im Monacensis und Palatinus. Aber des Darmarios Zuverlässigkeit ist 
so gering, dafs Zweifel an der Richtigkeit des Autornamens, der uns 
in byzantinischer Zeit sonst nirgends begegmet, wohl berechtigt sind. 
Zufällig kann man die Fälschung in unserem Fall klar beweisen. 

Darmarios sagt auf der letzten Seite der Münchner Handschritt, 
er habe dieselbe aus einem Codex der Bibliothek des Königs von Spa- 
nien, d. i. der von Philipp II gegründeten Bibliothek im Escurial, ab- 
geschrieben. Jetzt ist dort keine Handschrift mehr desselben Inhalts 
vorhanden, aber in dem noch erhaltenen Katalog des 16. Jahrhunderts 
(cod. gr. Escur. X 1, 16) lesen wir unter der Rubrik ‘Toropia éxx4n- 
ciuctiri) xal Bio &yiwv ¿v 6” folgende Notiz (nach dem Auszug von 
Miller, catal. des mss. gr. de l'Escur. $. 322): ‘n. 806: Histoire eccle- 
siastique anonyme — histoire physique par Pollux — physiologie de 
l'hexaemeron par Anonyme” Erinnern wir uns daran, dafs Darmarios 
in dem zive& der Münchner Handschrift das verstümmelte erste Buch 
des Onomastikon mit Torogia pvorxi) TovAiov IToAvdevxovs bezeichnet, 
so ergiebt sich ohne weiteres, dafs die Handschrift Nr. 806 des alten 
Kataloges mit der Vorlage des Darmarios identisch ist. Im Katalog 
des Escurial war eben dem an zweiter Stelle stehenden akephalen 
Werke, dessen Überschrift unbekannt war, der nicht völlig zutreffende 
Titel fotopia pvorx% gegeben worden. Den Verfasser kannte man vom 
darauffolgenden zweiten Buche. Darmarios aber hat, um seiner Hand- 
schrift erhöhten Wert zu verleihen, den Verfassernamen und den 
Titel des zweiten Werkes vor das erste gesetzt. 

Als ursprünglicher Titel des Pseudo-Polydeukes bleibt also übrig: 
eis Tv xoouonoulav Éx tig pevéosws xul qoovixòv Epebijs, eine Fas- 
sung, zu der wir die Parallele haben bei Theodosios Melitenos. Bei 
ihm lautet die Überschrift in dem -einzig bekannten Monacensis 218: 
elg tiv xoouoxoulav Ex tis pevéoswg xal ¿E Gllwv lorogıxav Epebiis 
cvvayoyr xa) diapógov ypovıröv. Es ist bekannt, dafs Theodosios, 
Pseudo-Polydeukes und Leon Grammatikos, zu denen nun auch Vat. 163 


1) Die Annahme, dafs Darmarios den Anfang aus einer ähnlichen Chronik 
ergünzte — wie es im Vat. 163 geschehen ist — halte ich nicht für wahrscheinlich. 


54 I. Abteilung. Th. Preger: Der Chronist lulios Polydeukes 


kommt, unter den byzantinischen Chronisten eine nahe verwandte Gruppe 
bilden (Hirsch, Byz. Studien 89—115). Bei Leon und im Vat. 163 ist 
der Anfang mit dem Titel verloren gegangen; er wird auch bei ihnen 
ähnlich gelautet haben wie bei den zwei anderen.* Auch das Werk 
des Symeon Magistros gehórt teilweise zu dieser Gruppe; im. Vindo- 
bonensis 91 trägt seine Chronik den Titel: síg tiv xoguoxoav &x rüs 
pevéceos xal yoovixdy Epetijs ovileyiv mapa Lupedvos payiergov xal 
Aoyo®érou êx diupdprv yoowxdy xul forogedv (Gelzer, Jul. Africanus 
I 57; ganz ähnlich im Parisin. 1712, s. ebenda II 1, 281). 

Ich habe oben die Möglichkeit offen gelassen, dafs zwischen dem 
Ambrosianus und den Handschriften des Andreas Darmarios noch ein 
Mittelglied sei. Da jedoch das Exemplar des Escurial nach dem Ka- 
talog in quarto war, wie es der Ambrosianus ist, so besteht wenigstens 
die Möglichkeit, dafs dieser selbst, bevor er im Jahr 1606 in Tarent 
für Mailand angekauft wurde, im Escurial war und dort die Vorlage 
des Darmarios bildete. 

Zum Schlufs mag daran erinnert werden, dafs unsere byzantinische 
Chronik nicht das einzige Werk ist, welches dem Verfasser des Ono- 
mastikon fälschlich beigelegt wurde. Am Anfang desselben Jahrhun- 
derts, in dessen zweiter Hälfte Darmarios den Palatinus und den Mo- 
nacensis schrieb, kopierte sein Landsmann Georgios Hermonymos aus 
Sparta die anonyme Schrift xepl x«dnuegivig bpuidlas und -setzte als 
Verfasser an die Spitze den Polydeukes (cod. Par. 3049). Seine Autor- 
schaft hat warme Verteidigung gefunden durch Boucherie, ist aber ge- 
wifs ebenso falsch, wie wir es bei der Chronik nachgewiesen zu haben 
glauben: vgl. Krumbacher, Abh. aus dem Gebiet der Altertumswissen- 
schaft, W. v. Christ dargebracht, S. 307 ff. und Corpus glossariorum 
Latin. ed. G. Goetz, vol. III S. XX und 223. 


München. Theodor Preger. 


1) Von den vier Chronisten bricht Ps -Polydeukes am ehesten ab. Denn 
wenn wir seinem Werk auch den grölseren Teil des verlorenen Quaternio zuweisen 
müssen, so kann es doch kaum weiter als bis zum Jahr 400 gereicht haben. 


The identity of Thomas the Slavonian. 


The civil war between the Emperor Michael II and Thomas the 
Slavonian has never been fully treated in detail. I hope, with the 
permission of the Editor, to contribute an account of this episode to 
a future number of the Byzantinische Zeitschrift. In the meantime 
this preliminary paper deals with some difficulties, which meet us at 
the outset, touching the early career ot the hero ot the rebellion. 

In reading the biographical statements of our authorities concer- 
ning him, it is almost impossible to know where one is. One is never 
sure that one has really got him. Sometimes one is tempted to adopt, 
as a desperate expedient, the suggestion thrown out by Finlay that 
two distinct persons were confounded. Even three Thomases would 
not surprise us. 

The first question touching this Proteus is his race. It is distinctly 
stated by Genesius (p. 8 ed. Bonn.) that he was born by the waters 
of lake Gazürus. This doubtless means that his birthplace was Gaziura 
on the river Iris in Pontus, a town to the southeast of Amasia, and 
to the west of Komana.') But while Genesius goes on to tell us in 
the same passage that Thomas was an Armenian, in another place he 
states that he was a „Seythian“ (oxu@ifov 146 yéva, p. 32), in other 
words, of Slavonic origin. The latter statement is confirmed by the 
Continuer of Theophanes (p.50 ed. Bonn.): 

¿E donuov te povecov nai mevigo@vr, úldos bt xal ZxAafo- 

yevy, tiv noAlaxıs Eyaıocsevdevrov xara tv “Avarodyy, 
where the last words are intended to explain the presence of Slaves in 
Pontus. But what does Genesius mean by saying that Thomas was 
an Armenian? May it have been that his mother’s family was Arme- 
-nian? Or was Genesius guilty of an error when he wrote the earlier 
passage? Or were there two Thomases, one an Armenian, the other a 
Slave? On this point the Letter”) of Michael II to Lewis the Pious 


1) See Kiepert's Iliva& rod pecarmvinxod 'Eldnvicuod xara tiv dexatny ina- 
tovraetnoida published 1883 by the Syllogos at Athens for the Diffusion of Hellenic 
literature. 

2) See Baronius, Annal. Ecclesiast. XIV 62—66. 


56 I. Abteilung - 


(whose authority would have been decisive) does not help us. From 
it we only learn that Thomas was a disciple of the old devil and a 
ready performer of his work. Nor can we draw any inference from 
Simon Magister's ‘Popatos !), which would apply to any Roman subject, 
whether Armenian or Slave. 

The next difficulty concerns the career of Thomas before his revolt. 
Here the Letter of Michael gives us a detailed story. According to 
this document, he was the servant of a great Patrician in the days of 
the Empress Irene, and proved treacherous to his master, and lay with 
his master’s wife. When this became known, fearing punishment he 
fled to the „Persians“, as the Saracens of the East were usually called 
in Western Europe. He abode among the unbelievers until the reign 
of Leo the Armenian, and during that time was recreant to the chri- 
stian faith, becoming a Mohammedan in order to gain influence with 
the Saracens and „other nations“. Further he persuaded them that he 
was Constantine the son of Irene, that another had been blinded in 
his stead, and that he had escaped with his eyesight. 

In regard to this sketch of the tyrant’s career by the Emperor 
who subdued him, the following points may be noted. (1) The name 
of the great Patrician whom Thomas served is not given. (2) Thomas 
is said to have actually committed adultery with the Patrician's wife. 
(3) The length of his sojourn among the Saracens is not stated. 
(4) No mention is made of the position which he held under Leo V. 
(5) No reference is made to his having played a part in the revolt of 
Bardanes under Nicephorus. 

Let us now‘turn to another source, Genesius. Here we must dis- 
tinguish two different accounts which he gives in differents parts of his 
work. It will be convenient to designate them as A and B. 

(A). On p. 35, in his account of the reign of Michael II, he re- 
cords that Thomas, sprung of humble parents, went to the City of 
Constantine to seek his fortune. He attached himself there to the 
Patrician Bardanes, but, having attempted to commit adultery with his 
lady and being charged of the treachery, he fled to Syria, where he 
denied the faith of Christ and abode twenty five years. Genesius also 
makes the extraordinary statement that the disloyalty of Thomas to his 
master was prompted by the then reigning Emperor Nicephorus, who 
was jealous of the virtues of Bardanes. 

It is clear that this story does not hang together. A man‘ who 
fled to Syria in the very first month of the reign of Nicephorus (De- 


1) ed. Bonn, p. 621. 


‘J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 97 


cember 802)') and remained there five and twenty years could not be 
in Romania rebelling against Michael in the year 821. Therefore, 
either it is untrue that Thomas fled to Syria in the reign of Nicephorus 
owing to treachery to his master, or he did not remain there so long 
as a quarter of a century. | 

It would be easy enough to assume that some error in the date 
had crept in, but there is another nest of contradietions in Genesius, 
and these must be pointed out before we compare his evidence with 
the story of the imperial Letter. 

(B). In an earlier passage of his work, where he digresses to 
record the revolt of Bardanes, Genesius explicitly states (p. 10) that 
Thomas not only served Bardanes in that unsuccessful enterprise, but 
distinguished himself from his two comrades Leo and Michael, the 
future Emperors, by faithfully clinging to his master, while they de- 
serted to Nicephorus. This story is hopelessly at variance with that 
told in the later passage (A). In the one story, Thomas is conspicuous 
by his faithfulness to his master in the hour of need; in the other 
account, he distinguishes himself by perfidy and flees — we must sup- 
pose, before the revolt breaks out — to Syria. The only fact common 
to the two accounts is that he was in the service of Bardanes, and to 
this fact we may safely hold fast. And in either case he cannot have 
been twentyfive years in Syria or anything like it. 

We may now compare the two conflicting uccounts in Genesius 
with the Letter of Michael. (1). The tale of Genesius, which I call (A), 
gives the name of the Patrician, who is not named by Michael. 
(2). While Michael says that adultery was committed, it is expressly 
stated in (A) that Thomas tried to commit the act but did not suc- 
ceed.”) (3). The time of the sojourn of Thomas in Syria, not stated 
by Michael, is given in (A) as 25 years. (4). Genesius states in the 
1* Book of his work that Leo V created Thomas turmarch of the 
Federate troops and his words at least suggest that this appointment 
was made immediately after that Emperor's accession (813).*) (5). The 
part played by Thomas in the rebellion of Bardanes is described in 
(B), but is inconsistent with (A).*) 





1) I am bere taking the story on its own merits, without regard to the fact, 
otherwise known, that Thomas aided Bardanes in his revolt in 803. 

2) Deóyo» dì chy ¿ml ej porzela dluny fiv narangdkaodaı piv éxereadn, vi» 
eig Hoyov dè xooëBn, sis Zvolar énédou. 

8) p.12. ávagondels dì Inuocla Adwy 6 Baouests Oouty x. y. 1. 

4) For the connexion of Thomas with the revolt of Bardanes see also Life 
of Leo V in Theoph. Contin. 


58 I. Abteilung 


It is evident that the testimony of Michael agrees with (A) except 
in a minor point, and that neither squares with (B). When Michael 
says that Thomas entered the service of the Patrieian in the reign of 
Irene this is not inconsistent with the statement of (A) that he left 
the service of his master in the reign of Nicephorus. The only point 
in which the stories are slightly inconsistent is that according to 
Michael the adultery was consummated, according to (A) it was mot. 
Here we naturally give the preference to Genesius, even though Michael's 
testimony in that of a contemporary. But the difference is of no im- 
portance. If we had only these two accounts before us we should have 
no diffieulty in reconstructing the career of Thomas. We should say 
that he fled to Syria early in the reign of Nicephörus, owing to the 
discovery of an intrigue with the wife of his master Bardanes and that 
he remained among the Saracens until some time in the reign of Leo. 
We should say that the „25 years“ in Genesius was a slip of the writer 
or an error in the Ms. 

But we cannot get rid of these 25 years so easily. The same 
period is mentioned in the Continuation of Theophanes (p. 51, Zrog 
pdo nov dinvdero todro zeunrbv zal elxoorsy),.. The compiler, who 
put together the history of Michael the Amorian by the orders of 
Constantine Porphyrogennetos, felt, like us, considerable perplexity as 
to the facts about Thomas. He states that there are two different 
stories about the tyrant (durrdg Adyog pégercr) and declares in favour 
of that which corresponds to (A) of Genesius. But he tells us one im- 
portant fact about this version, which we do not learn from Genesius, 
He tells us that he derived it from a written source, — ¿E éyyodpor 
tvov &yav th Pefawov (p. 50). We might have suspected this, but we 
could not have known it, from Genesius' dxguBéoregor dettorogetota 

But there is one very important difference between the account 
of the Continuer and that of Genesius. The Continuer writes thus of 
the connexion of Thomas with Bardanes: 

x0l dij tivi tov GvprANTIZOV Eunngsreiv te nal Aerrovopetv 
noAAndelg ur. A, 
not stating, or seemingly knowing, who the ovyxAnrızdg or Senator in 
question was. Genesius, on the other hand, knows that he was Bar- 
danes. Yet the word xoAAndeis, which both writers use, betrays that 
they got their facts from a common source — the &yygapa mentioned 
by the Continuer. Genesius puts it thus: 
x0l xoZAnBels tivi tov zergıxlov (Bugódwns obros iv 6 
AeyBeis) x. 1, A. 
Here, I believe, we have the key to unlock the true story of 





J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 59 


Thomas. The author of that common source was as ignorant of the 
name of the master whom Thomas wronged, as were the authors of 
the Continuation of Theophanes. It was only Genesius who knew that. 
The parenthetical way in which he introduces the name Bardanes ıs 
significant. It would be too much to say that this identification was 
entirely due to Genesius himself; he may have supplemented what he 
found written by some popular story, in which, as is the way in po- 
pular stories, different people were confused. The intfoduction of Bar- 
danes into the tale brought with it as a matter of course the intro- 
duction of Nicephorus. 

The key to the problem is that the Patrician from whose 
vengeance Thomas fled to Syria was not Bardanes. It is ex- 
pressly stated by Genesius and the Continuer that Thomas was an old 
man when he rebelled.') Supposmg him to have been sixty years of 
age in 820, he would have been born in 760. We might suppose that 
he came to the City when he was about twenty years old and entered 
the service of the nameless Patrician at the beginning of Irene’s reign 
(780); that he was soon obliged to flee to Syria, where he spent the 
rest of that reign among the Saracens, and, at the accession of Nice- 
phorus returned to Romania and attached himself to the fortunes of 
Bardanes, so as to take part in the rebellion of 803. The difficulty 
still remains that the period of twenty five years is not completely 
accounted for. If he fled to Syria in 781 and returned in the first 
months of 803, twenty three years would be an accurate description; 
but twenty five would not be a very serious exaggeration in a case of 
the kind. If such an exaggeration seem unlikely — to me, for one, 
it seems by no means unnatural —, we have the alternative of suppo- 
sing that Michael was inaccurate in stating in his Letter to Lewis that 
the incident of the adultery took place in Irene’s reign. Either mistake 
might have been made; but the number given by the later writers is 
more likely to be wrong, as Michael who had known Thomas when 
they both served Bardanes, probably knew the fact more accurately 
and had no motive to misrepresent the date. Yet another alternative 
is possible. After the suppression of the revolt of Bardanes, Thomas 
may have returned to his Saracen friends. Indeed it seems almost 
certain that he found a refuge there, for, as he had supported Bardanes 
to the end, he was not safe within the borders of the Empire. If so, 
the period of twenty five years may represent the sum total of the 
lengths of both his sojourns in the dominions of the Caliph. 


nn ee _ 


1) Genesius p. 82, roûs dé xal ynearog dv. 


60 I. Abteilung. M. Treu: Demetrios Kydones 


To sum up. The accounts of Thomas given in (1) the Letter of 
Michael to Lewis, (2) Genesius, Book I, and the Life of Leo V in 
Cont. Theoph., (3) Genesius Book II and the Life of Michael II in 
Cont. Theoph., can be brought into general harmony, if we recognize 
that the identification of Bardanes and the Patrician whom Thomas 
wronged was due to the inconsiderate fancy of Genesius. 


J. B. Bury. 


Demetrios Kydones. 


Ein Demetrios Kydones hat seinem unmündigen Neffen Johannes 
testamentarisch als Legat 50 Hyperpyra vermacht. Der Patriarch von 
Konstantinopel Matthaios I bestimmt im Mai 1400, dafs diese Summe 
Johannes’ Mutter, der Protomaistorisse, übergeben werde. Er bestimmt 
dies auf Veranlassung ‚eines der Testamentsvollstrecker, des Michael 
Gabalas, welcher Höfling des Kaisers Manuel II Palaiologos war — 
olxetoz To xputtoto xal ayia avroxpgdropl. Vergl. Fr. Miklosich et 
los. Müller, Acta patriarchatus Cpolitani, tom. II pag. 390 f. Ich 
glaube in jenem Demetrios Kydones den berühmten „Essayisten“ wieder- 
zuerkennen. Auch er ist ein Höfling. Noch im letzten Jahrzehnt des 
14. Jahrhunderts stand er mit seinem Schüler und Freunde, dem Kaiser 
Manuel II, in Briefwechsel, und dieser Briefwechsel ist überhaupt die 
letzte Thatsache, welche wir aus seinem Leben kennen. Vergl. K. Krum- 
bacher, Gesch. der byz. Litteratur S. 205. Wir werden also schwerlich 
irren, wenn wir annehmen, der bekannte Demetrios Kydones sei im 
ersten Drittel des Jahres, 1400 gestorben. — In jenen Akten werden 
noch zwei Leute Namens Kydones erwähnt, beide ohne Vornamen: der 
eine war 1394 Protonotar in Christopolis (dem alten Amphipolis), der 
andere, der Schwiegervater des Bäckers Theotokes, starb, wohl auch 
im Jahre 1400, &v ’Avaroin. Vergl. jene Akten S. 204 und 416. 


Breslau. Max Treu. 


Die byzantinische Kunst. 


Krumbacher hat in seiner , Geschichte der byzantinischen Litte- 
ratur“ die versprengten Arbeiten auf byzantinischem Gebiete zusammen- 
gefafst und schafft heute in der „Byzantinischen Zeitschrift“ ein Organ, 
welches diese Vereinigung aufrecht erhalten und fortführen soll. Was 
sich seit Jahren auf allen Wissensgebieten ankündigte, hat dadurch 
greifbare Gestalt angenommen: das Studium der Byzantiner um ihrer 
selbst willen, nicht wie bisher im Zusammenhange der klassischen, 
mittelalterlich-abendländischen und orientalischen Kultur, soweit die 
Kenntnis des Byzantinischen zur Herstellung eines Zusammenhanges 
derselben untereinander notwendig war, sondern als der einzig dastehen- 
den Erscheinung einer Kultur, die Antike und Christentum, Orient und 
Hellenismus in sich vereinigt, ohne dafs barbarische Einwanderungen 
die alte Volksmasse wesentlich verändert hätten. Das byzantinische 
Reich führt vielmehr äufserlich den Kampf der Graeco-Italiker gegen 
die anstürmenden Völkermassen des Orients und die nordischen Bar- 
baren fort, seine endliche Niederlage in diesem Ringen ist zugleich sein 
eigener Untergang und der Untergang des letzten Restes direkter an- 
tiker Tradition. Insofern setzt die Geschichte von Byzanz diejenige der 
klassischen Völker fort und unterscheidet sich darin wesentlich von 
den neuen Kulturen des Abendlandes und des Islam. 

Die Kunstgeschichte ist vielleicht am weitesten zurück in der 
Kenntnis der byzantinischen Welt. Was in Spezialwerken und Hand- 
büchern darüber berichtet wird, baut sich auf ein paar zufällig bekannt 
gewordene Denkmäler auf, die überdies für die spätere Zeit nicht ein- 
mal zu den mafsgebenden gehören. Nur Bayet und Kondakoff') haben 
Versuche systematischer Forschung gemacht, der eine, indem er die 
Skulptur und Malerei in vorikonoklastischer Zeit untersuchte, Kondakoff, 
indem er der in den europäischen Bibliotheken so glänzend vertretenen 
Miniaturenmalerei, die ihrer absoluten Bedeutung nach am Schlusse 
daran kommen sollte, eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung 


— 


1) Man vgl. für die Litteratur Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 30 f. und | 
Kondakoffs Einleitung zur Hist. de Part byz. 


62 T. Abteilung 


angedeihen liefs. Die Bedeutung der byzantinischen Kunst wird zwar 
allseitig anerkannt, aber es geht ihr niemand ernstlich zu Leibe. Dobbert 
in Berlin, der durch seinen Zusammenhang mit der russischen Schule 
darauf geführt wurde, ist beim Abendmahl stehen geblieben. Brock- 
haus in Leipzig entwickelt neuerdings eine sehr schätzenswerte Kenntnis 
der griechischen Kirchenlitteratur, besitzt aber noch zu wenig Erfah- 
rung auf dem Gebiete der byzantinischen Kunst. Bayet läfst leider 
gar nichts mehr von sich hören. Daher bleiben nur Kondakoff in Peters- 
burg und seine Schüler, Schlumberger in Paris, Charles Diehl in Nancy, 
Tikkanen in Helsingfors und der Verfasser. Es wäre sehr zu wünschen, 
dafs man auf deutschen Universitäten der byzantinischen Kunst gegen- 
über nieht riete “Lassen Sie einstweilen die Hand davon’ (Grimm), son- 
dern junge versprechende Kräfte zur Ausfüllung dieser bedeutendsten 
Lücke der Kunstwissenschaft anspornte und unterstützte. Solange die 
Kunstforschung das Studium des Byzantinischen umgeht und nicht als 
Pflicht erkennt, fehlt ihr in der That der wissenschaftliche Charakter; 
‘denn dann sucht sie sich aus, was ihr schmeckt, macht Mode und folgt 
derselben. Die Verleger wissen das. 

Allerdings, das Studium der Kunst der Byzantiner ist nicht so be- 
quem und kostspieliger als das der abendländischen Kunst, Aber bei 
einiger Konzentration der Kräfte und Mittel könnte doch ein Scherflein 
für Byzanz abfallen, ohne dafs wir deshalb auch nur entfernt in das 
Extrem der klassischen Archäologie zu verfallen brauchten, welche Grie- 
chenland und den Orient durchwühlt und die Kunst Roms fast gänzlich 
vernachlässigt. Mit der Topographie von Konstantinopel hat sich seit 
Gyllius kein europäisch geschulter Gelehrter an Ort und Stelle be- 
fafst. Ducange, Unger, Labarte konstruieren lediglich auf Grund der 
litterarischen Quellen. Paspati, den Arbeiten des 'EAAnrıxög DıAoAo- 
yırbg Dadoyog in Konstantinopel, sowie Dethier, Mordtmann, Mühl- 
mann, Millingen u. a. fehlt die vor allem durch die Bearbeitung der 
Topographie von Rom und Athen erzielte Schulung dieser Art For- 
schung und der kunsthistorische Standpunkt. Dies gilt bis zu einem 
gewissen Grade auch von den einschlägigen Arbeiten Kondakoffs, 
Destunis’, Ljuksas u. a., obwohl sie jedenfalls in erster Linie anerkannt 
werden müssen, Bearbeitet sind eigentlich nur die Mauern der Stadt; 
doch fehlt hier jede Publikation des Hauptdenkmals: des goldenen Thors, 
welches für sich allein imstande ist, eine Vorstellung der Bedeutung 
der Theodosianischen Zeit für die Entwicklung der byzantinischen Kunst 
zu geben. Für die Mauern des Septimius Severus und Konstantin sind 
wir nicht über das Stadium zum gröfsten Teil haltloser Konjekturen 
heraus. Die Ansichten über Lage und Abgrenzung der Regionen sind 





I. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 63, 


durchaus schwankend, es fehlt jede klare Darstellung der Fundamental- 
sütze der Überlieferung. Von irgend einem Versuche einer systema- 
tischen Aufarbeitung der Denkmäler kann nicht die Rede sein. Kon- 
dakoff hat zwar neuerdings nochmal die Nachrichten gesammelt, und 
sein Buch hat speziell für die Kirchenstatistik Wert. Aber er bringt 
auch nicht eine Detailaufnahme, sondern beschränkt sich ausschließlich 
darauf, die Platten der Photographen von Konstantinopel zu reprodu- 
zieren. Dazu kommt, dafs die von Architekten gemachten Aufnahmen 
ihnen zufällig zugänglicher Denkmäler unzuverlässig sind. Von Pulgher 
ganz zu schweigen, trifft dieser Vorwurf auch Salzenberg, der die by- 
zantinischen Formen ähnlich sah, wie das vorige Jahrhundert die An- 
tike: damals erschien alles barock, für Salzenberg schillert alles roma- 
nisch, Um Beispiele zu nennen, zeichnet er das glatte, von Unger 
Trichter genannte Kämpfer-Kapitell stets als romanischen Würfel (so 
häufig auch Choisy u. a.) und giebt zumeist Acanthus mollis, wo der 
so charakteristische Acanthus spinosus sitzt. Das goldene Thor mit 
seinem Propylaion, die Reste der Palastarchitektur, die Cisternen und 
Säulen, eine ganze Anzahl von Kirchen, darunter sehr wertvolle wie 
Kalender, Gül und Fetije Dschami sind so gut wie unbekannt; dafür 
kommt man immer wieder auf die sog. Theotokos- oder Theodoroskirehe 
am Wefa Meidan zurück, die weder datiert noch einheitlich erbaut ist 
und hölzerne Kuppelstützen hat. Wo finden sich Abbildungen der zahl- 
losen Architekturstücke und Skulpturfragmente, die im Museum und 
sonst allerorten ihr Stillleben führen? Die Mosaiken, soweit sie nicht 
durch die gewerbsmäfsigen Photographen veröffentlicht sind, blieben 
unbeachtet. Und was von Konstantinopel gilt, das gilt ebenso für die 
ganze Türkei. Für Saloniki und Trapezunt sind wir noch immer auf 
die unzuverlässigen Aufnahmen Texiers angewiesen, Bayet hat gezeigt, 
was dort an Schätzen zu heben ist. Über Kleinasien wissen wir nur, was 
Choisy aus Ephesus, Sardes und Philadelphia berichtet hat. Vogüés 
Arbeiten über Syrien und Jerusalem haben keine Nachfolge gefunden, 
Ägypten ist noch völlig terra incognita. Inzwischen wüsten die Türken 
und christlichen Händler weiter, jeder Tag bringt den Verlust neuer 
wertvoller Überreste. Architektonische Denkmale stürzen ein oder 
drohen mit dem Einsturz (Tekfur Serai) oder sie werden auf Abbruch 
verkauft, skulpierte Marmorstücke wandern in die Hände der Steinmetzen 
oder werden zu Kalk verbrannt, und neuerdings verschwinden figürliche 
Bildwerke um Gott weils wann im Abendlande wieder aufzutauchen, 
ohne dafs dann noch jemand ihre Provenienz kennt oder eingesteht. 
Die Türken, so sehr die leitenden Behörden scheinbar dem europüischen 
Drucke folgen, sehen es gern mit an, wenn die Zeugen der christlichen 





Gi * È T. Abteilung 

Vorzeit verschwinden. Ist doch der dem Verfasser gegentiber einst 
von der Behörde geltend gemachte Grundsatz, dafs es vor den Türken 
in Konstantinopel überhaupt nichts gegeben habe und jeder, der dar- 
über etwas zu sagen habe, ein Schwindler sei, bezeichnend genug. Die 
besseren Elemente unter ihnen müssen dem von der Mehrheit aus 
geübten Zwange aus Rücksichten der Selbsterhaltung folgen. 

Etwas besser steht es in Griechenland; aber auch dort möchte 
man das christliche Mittelalter gern vollständig eliminieren. Bei der 
grofsen Masse ist das verständlich. Aber die Gelehrten sollten die Be 
schäftigung mit der christlichen Kunst nicht in den Händen eines 
Lambakis allein lassen. Sein Buch über Daphne, Kremos' resp. Diehls 
Werk über Hosios Lukas und die schleuderhaften Aufnahmen von 
Couchaud: das ist ziemlich alles, was über Hellas gearbeitet worden 
ist. Und doch hat der Europäer hier mit gar keinen Schwierigkeiten 
zu kämpfen, die Behörden kommen ihm entgegen, das Land ist leicht 
zugänglich. Und es stehen hier die allerwertvollsten Denkmäler der 
mittel- und spätbyzantinischen Zeit aufrecht, von denen eines allein im- 
stande wäre, die landläufige Voreingenommenheit gegen die byzantinische 
Kunst, so weit sie die Architektur betrifft, in Scham über die mafslose 
Verblendung umzuwandeln. Keines dieser Denkmäler, nicht einmal die 
Marksteine byzantinischer Kunst, Daphne, Hosios Lukas, Mistra sind 
in Abbildungen publiziert. Wer wagt die Mittel dafür bei dem noto- 
risch schlechten Absatz, der bei dem, oft lediglich geheuchelten Interesse 
für diese Zeit zur Erfahrung geworden ist? Ich habe solehe Tafelwerke 
zum Teil fertig bearbeitet liegen; aber wer verlegt mir denn die „By- 
zantinischen Denkmäler“! Halb gezwungen habe auch ich unglück- 
licherweise mit der Kleinkunst begonnen, statt das Niveau der Betrach- 
tung von vornherein auf die monumentale Kunst zu erhöhen. Schliefslieh 
wird nicht nur der Laie, sondern auch der Fachmann glauben, dafs die 
byzantinische Kunst lediglich eine Werkstatt für Miniaturen, Emails, 
Elfenbeinschnitzereien und dergleichen, d. h. eine Produktionsanstalt für 
Kunstgewerbemuseen gewesen sei. Die Krüfte des einzelnen werden 
hierin nur langsam Wandel schaffen. Möchte vor allem die klassische 
Archäologie bei ihren kostspieligen Expeditionen mehr Rücksicht auf 
die byzantinischen Denkmäler nehmen und die altehristliche Archäologie 
ihr Interesse bald intensiv auch dem Oriente zuwenden! ; 

Nachdem ich so beiläufig versucht habe, den niedrigen Stand der 
byzantinischen Kunstforschung und die allgemeine Schuld daran zu 
charakterisieren, wende ich mich der Frage zu, welche eigentlich Anlafs 
zu diesen Zeilen gegeben hat. Krumbacher benutzt in der Einleitung 
zu seiner Geschichte der byz. Litteratur S. 5 eine von Springer wieder- 





J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 65 


holt ausgesprochene Ansicht als unterstützenden Beleg dafür, dafs man 
den Beginn der byzantinischen Kultur um die Mitte des ©. Jahr- 
hunderts ansetzen müsse. Bis zum 6. Jahrhundert wandle die christ- 
liche Kunst im Orient und Occident gemeinsame Bahnen und zeige 
eine grofse Gleichförmigkeit des Stils; eine Trennung lasse sich bis zu 
dieser Zeit nicht durchführen, eine eigenartige Richtung der christlichen 
Kunst im Osten werde erst später (seit Heraklios etwa) bemerkbar. 
Ungefähr das Gegenteil davon ist richtig. Bis auf Konstantin bzw. 
Theodosius wandelt die Kunst im Orient und Occident gemeinsame 
Bahnen, dann übernimmt die in Konstantinopel neu erstandene byzan- 
tinische Kunst die Führung und dringt in .Justinians Zeit zum Höhe- 
punkt und allgemeiner Herrschaft durch. Das, was sie bis dahin ge- 
schaffen hat, wird, von der figürlichen Monumentalplastik abgesehen, 
zu allen Zeiten in Byzanz festgehalten, der Occident aber unterliegt 
seiner Altersschwáche und der Invasion der germanischen Barbaren, 
deren Ornamentgeschmack im 8.— 10. Jahrhundert auch die monumen- 
tale Kunst beherrscht. Springer wiederholt seine Ansichten präziser 
formuliert in den Grundzügen der Kunstgeschichte (II. das Mittelalter). 
Wenn ich wage gegen die Autorität des verehrten Meisters meine 
Überzeugung geltend zu machen, so geschieht dies mit dem Hinweis 
darauf, dafs Springer immer nur vom Standpunkte des Abendländers 
aus urteilte. Er hat nie von der Hochburg des Byzantinismus, von 
Konstantinopel aus auf die Denkmälerwelt des christlichen Orients herab- 
geblickt, nie mit dieser intimen persönlichen Verkehr gepflogen und 
von ihr ausgehend den Blick zurück nach dem Westen gerichtet. 

Springer stellt an die Spitze des Mittelalters A. die altchristliche 
Kunst, indem er mit Recht kleinliche Bedenken beiseite läfst und in 
einem für die Allgemeinheit berechneten Handbuche der Antike I gegen- 
über die christliche Kunst II zusammenfafst. Die wissenschaftliche 
Kunstgeschichte aber muls, wie dies Sybel gethan hat, den Titel A 
zur Antike ziehen und hat dann zwei Perioden zu scheiden, wie Sybel 
empfunden, aber nicht durchdrungen hat — nach dem Stande der For- 
schung auch nicht durchdringen konnte: 

1. Die altchristliche Kunst, die neben der Antike besteht!) und 
wie diese lokale Verschiedenheiten, aber im allgemeinen einheitlichen 
Grundchargkter zeigt: in Rom wie in Italien überhaupt, in Gallien, 
Hispanien, Afrika und im Osten, für den Bayet die vorhandenen, noch 
spärlichen Belege gesammelt hat. Ihr Charakter ist anerkannt ein naiv 


1) Ich würde sagen schmarotzend, wenn ich " = milfste, mils- 
verstanden zu werden. Bayet (Recherches ' "Ue 
sogar auf die Bezeichnung ,,byzantir* 

Byzant. Zeitechrift I 1. 


66 I. Abteilung 


symbolischer. Sie vegetiert nach dem +4. Jahrhundert kraftlos weiter 
in Italien sowohl wie im Orient, wo sie, scheint es, z. B. noch in der 
koptischen Kunst einen Ausläufer fand. 

2. Die altbyzantinische Kunst, welche nicht neben der Antike be 
steht, sondern die Traditionen derselben aufnimmt und fortführt, daher 
die antike Kunst selbst in ihrem letzten Blütestadium ist. Sie ‘ent- 
wickelt sich nicht der altchristlichen gleichwertig neben gleich inten- 
siven Strömungen in Rom und den andern Gebietsteilen, sondern sie 
saugt wie die antiken, so auch die altchristlichen Kräfte aller Gebiets- 
teile auf, nimmt dann eine eigene, völlig selbständige Richtung und 
beherrscht schliefslich alle Lokale, in denen die altchristliche Kunst 
einst blühte und noch vegetiert. Ihr Charakter ist ein historisch- 
dogmatischer, der Tag ihrer Geburt die Gründung Konstantinopels. 
Ohne letztere hätte die altehristliche Kunst, vielleicht etwas aufgefrischt 
durch die Befreiung der Kirche, allein weiter gewirkt, bis Mohamedaner, 
Germanen und Slaven ihr und damit der antik-christlichen Kunst über- 
haupt das Ende bereitet hätten, das sie thatsächlich fand. Konstantinopel 
aber wird der Stützpunkt der neuen christlichen Welt, seine Rolle ist 
eine viel bedeutendere als die Alexandrias in hellenistischer Zeit. 
Mögen auch im 4. Jahrhunderte die alten Zentren, vor allem Rom und 
Alexandria noch Geltung haben, seit Theodosius tibernunmt doch das 
neue Rom am Bosporus die Führung und steht bald ohne jede Kon- 
kurrenz da. 

Die Gründe für die rasch erreichte Weltstellung Konstantinopels 
sind oft genug besprochen worden. Für die Entwicklung einer neuen 
mächtigen Kunstrichtung kommen vornehmlich zwei Momente in Be 
tracht. Konstantinopel wird im 4. Jahrhundert der Universalerbe der 
antiken und altchristlichen Kunst. Was in den einzelnen Gebiets- 
teilen des weiten Reiches an lebensfähigen Kräften übrig geblieben 
war und dort versprengt allmählich dahinstarb, das wurde zugleich 
im 4. Jahrhundert von dem Überschufs an künstlerischen Kräften auch 
nach dem Bosporus übertragen. Römer, Griechen, Alexandriner, Syrer 
und Kleinasiaten traten hier, angelockt durch die Begünstigungen des 
grofsen Kaisers, zu gemeinsamem Wirken zusammen. Sie brachten die 
geistige Kraft mit -— der Boden selbst lieferte ihnen die Mittel, die- 
selbe unabhängig von der Heimat weiter zu entwickeln. Dieses wich- 
tige Moment ist bisher völlig übersehen worden. Man wird zugeben: 
wären die neuen Römer in der Materialbeschaffung auf die Mutterlande 
angewiesen gewesen, so hätten sie sich nicht in dem Mafse vom Alten 
lossagen können, wie dies bei Einschlagung neuer Bahnen naturgemäfs 
notwendig ist. Nun lagen aber so zu sagen in Konstantinopel selbst, 


J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 67 


vor den Thoren der Stadt die uralten Marmorbriiche der prokonnesischen 
Insel, sie waren es, welche, der Architektur und Plastik wenigstens, 
von vornherein ein unabhängiges Vorwärtsschaffen sicherten. Es ist 
nicht unwahrscheinlich, dafs Konstantin auf diese unerschöpfliche 
Materialquelle bei Gründung der neuen Hauptstadt Rücksicht nahm, 
wenigstens bewegt er sich nach den Berichten der Historiker mit seinen 
Plänen auffallend im Umkreis derselben, wenn er zuerst Troja, dann 
Chalcedon, endlich Byzanz wählt. 

Man berücksichtige die beiden geltend gemachten Momente, dazu 
die stets zu raschem, frischem Schaffen antreibende Bausucht Kon- 
stantins und seiner Nachfolger, die Fülle allseitiger Aufgaben — es 
miifste nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, wenn diese gärende 
und drängende Kunstmasse nicht mit der Zeit eine eigene Richtung 
genommen hätte. Dafs dieselbe Dauer erhielt und nicht mit dem sin- 
kenden Bedürfnisse wieder verschwand, dafür sorgte nach einer Haupt- 
richtung der allmählich kräftig entwickelte Betrieb in den Steinbrüchen 
der Prokonnesos. Sobald Konstantinopel nicht mehr die ganze Leistungs- 
fähigkeit derselben in Anspruch nimmt, werfen sich die dortigen Händler 
auf den Export. Doch davon später. Man fasse ferner im allgemeinen 
die grolsen zeitgeschichtlichen Faktoren ins Auge, vor allem, dafs der 
Zeitpunkt der Gründung Konstantinopels zusammenfällt mit dem Augen- 
blick, in welchem der gewaltigste Bildner und Konservator aller Kunst- 
formen, die Religion, wechselte. Zwar gilt dies ebenso gut für Rom, 
wie für die anderen Gebiete. Dort aber wurzelten die Künstler dauernd 
im heimischen Boden und in seiner jede freie Regung niederdrückenden 
Tradition. Daher läuft dort die Kunst im altchristlichen Geleise weiter 
bis zu ihrem mehr oder weniger seligen Ende. In Konstantinopel 
aber hängen die Auswanderer nur durch ihre eigene Person an den 
überlieferten Formen fest, mit jeder neuen Generation mulste die Nach- 
wirkung derselben schwinden. Und nicht nur ist diesen Künstlern die 
Religion zugleich mit dem heimischen Boden unter den Füfsen weg- 
gezogen, sie bilden zudem keine einheitliche Masse, sondern ein Kon- 
glomerat, zusammengewürfelt aus aller Herren Länder, so dafs die Art 
des einen vom andern nur in den Grundzügen verstanden wird, woraus 
denn mit der Zeit ein Schwanken entstehen mulste, ein Aufgeben, Zu- 
sammenschliefsen, endlich ein neuer Stil. Dazu kommt, dafs die antike 
Kunst selbst noch eine ganze Reihe latenter Kräfte aufzuweisen hatte. 
Noch war ihr Kreislauf nicht vollendet; die Anforderungen des christ- 
lichen Kultus entwickelten diejenigen Seiten, nach denen sie noch einer 
Entwicklung fähig war: im Ausbau und Schmuck des Innenraumes, in 
der Anwendung des Bogens bzw. der Kuppel, die in hellenistischer Zeit 


68 I. Abteilung 


begonnen hatte, aber bei den festgewurzelten Aufsenformen nicht vor- 
wärts rückte, endlich in dem Siege der Malerei über die Plastik, den 
jede natürliche Entwicklung schliefslich mit sich bringt. Und wie das 
byzantinische Reich selbst zur Zeit Justinians den vollen Umkreis der 
damaligen Kulturlande umfafst, so erstreckt sich um dieselbe Zeit auch 
der byzantinische Einflufs in der Kunst, soweit ich bis jetzt beobachten 
konnte, auf die gesamten Küstengebiete des Mittelliindischen und Schwarzen 
Meeres. 

Ich denke, diese Erwägungen, erst einmal ausgesprochen, müssen 
die Behauptung, dafs die Kunst im Orient und Oceident bis zum 
6. Jahrhundert gemeinsame Bahnen beibehalten und im Osten erst 
nach dieser Zeit eine eigenartige Richtung eingeschlagen habe, a priori 
als unwahrscheinlich erscheinen lassen. Soweit ich nun die Denkmäler 
von Konstantinopel kenne, bestätigen sie die aprioristische Wahrschein- 
lichkeit durchaus, ja ich bin von ihnen ausgehend, nachträglich erst 
zum Durchdenken der Verhältnisse angeregt worden. Ich greife nur 
das eklatanteste Beispiel heraus: die Entwicklung des byzantinischen 
Kapitells. 

Für. das 4. Jahrhundert fehlen datierte Beispiele. Wahrscheinlich 
ist, dafs die antiken Formen angewendet wurden und zwar in ihrer 
vollen Reinheit, denn ich habe keine Spur so roher Bildungen wie in 
Syrien gefunden. Das erste datierte unter den erhaltenen Denkmälern 
ist das goldene Thor, entstanden kurz nach 388. Die Pilaster-Kapitelle 
haben korinthische Form, der Acanthus ist der alte römische Acanthus 
mollis, doch sind seine Lappen wie noch später an der Marcianssäule 
sehr scharf geschnitten und die Rippen nur oberflächlich vertieft, Bei 
genauem Zusehen entdeckt man ein merkwürdiges Detail: das oben 
überfallende Blattende ist in einem andern Acanthusschnitt, dem des 
Acanthus spinosus ausgeführt. Dieser fette, zackige Schnitt, hier und 
in zwei anderen Fällen wie ein witziger Einfall des Steinmetzen wir- 
kend, verdrängt den antiken Acanthus fast vollständig in der Zeit 
Theodosius' II. Es bildet sich ein typisches Kapitell heraus von kom- 
positer Grundform, mit acht Blättern des Acanthus spinosus in zwei 
Reihen, oben zwischen den Voluten statt des antiken Eierstabes einer 
Reihe aufrechtstehender, fünfzackiger Blätter, unten einem Wulst von 
schräg gestellten Blättern des Acanthus spinosus, das Ganze von denk- 
bar zierlichster Bildung. Sie herrscht ein volles Jahrhundert; statt der 
Voluten treten öfter Adler auf und in Justinianischer Zeit wird daraus 
das sog. Korbkapitell. Während dieses zu Hunderten in allen Küsten- 
gebieten des Mittelländischen Meeres nachweisbare Theodosianische 
Kapitell bisher völlig unbeachtet geblieben ist, hat man eine andere 





J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst "69 


Neuerung der byzantinischen Kunst, den Kimpferstein, längst als ein 
Merkmal der Kunst des Ostens im 5. Jahrhundert erkannt. Das an 
den Ecken tief unterarbeitete, wie überhaupt jedes Volutenkapitell be- 
durfte, sobald man statt des graden Architravs die Archivolte aufsetzen 
liefs, eines Zwischenstückes, welches den Druck von den Ecken ab- und 
auf den Kern allein überleiten sollte. Das Theodosianische Jahrhundert, 
welches sich von der antiken Tradition noch nicht völlig loslösen 
konnte, hilft sich durch Einschiebung des Kämpfers. Das Zeitalter 
Justinians aber, welches, im Gegensatz zum 5. Jahrhundert, in erster 
Linie konstruktiv wirksam ist, findet auch die Lösung dieses Wider- 
streites in dem von Unger Trichter- genannten Kämpferkapitell. Es ist 
wahrscheinlich, dafs die Erfindung desselben im Jahre 528 von dem Er- 
bauer der Cisterne in der Basilika des Illus gemacht wurde. Zugleich 
wirft auch das Ornament den alten, plastisch profilierten Charakter ganz 
ab und überspinnt das neue Kapitell mit wechselnden Pflanzen- und Gitter- 
motiven in flachdurchbrochener Arbeit. In mittel- und spätbyzantini- 
scher Zeit wird das Kämpferkapitell neben dem korinthischen, wie wir 
es z. B. von S. Apollinare nuovo in Ravenna her kennen, beibehalten, 
nur wird das Ornament immer flauer und schlechter gearbeitet. Neue 
selbständige oder auch nur irgendwie veränderte Kapitellformen treten 
in der Monumentalarchitektur nicht mehr auf. Man halte dagegen das 
unten achteckige Kapitell der Longobarden und den Würfel der roma- 
nischen Kunst, um zu erkennen, wer im Mittelalter neue Wege ein- 
schlägt, ob auch der Osten, wie Springer meint, oder der Occident 
allein, und um welche Zeit dies geschieht. 

Ich kann im Rahmen dieses Aufsatzes nur das Resultat meiner 
Forschungen geben. Das Belegmaterial liegt fertig da, es soll sich 
nur ein Verleger für die Publikation desselben finden. Ich bemerke 
ausdrücklich, dafs Ravenna keine mafsgebende Rolle spielt. 

Springer trennt unter dem Titel A. die altchristliche Kunst. 1. Rom, 
2. Oströmisches Reich, 3. Ravenna. Er stellt unter 2. Konstantinopel . 
und Syrien nebeneinander. Das Verhältnis ist aber so, dafs Syrien, 
von Konstantinopel teilweise aufgesaugt, nachher unter den Einflufs 
der byzantinischen Kunst gelangt. Im 4. Jahrhundert strömen syrische 
ebensogut wie römische und alexandrinische Elemente nach dem Bosporus. 
Konstantin giebt dem alten Rom eine griechische Schwester Ne« ‘Pour, 
der römischen Flora eine griechische ’4r8oüex an die Seite, er teilt die 
neue Stadt nach dem Muster der alten in 14 Regionen, versetzt römi- 
sche Magister und Patrizierfamilien an den Bosporus, ja später fand 
man dort sogar die sieben Hügel wieder. Aber Konstantinopel mufs 
doch mehr den Typus hellenistischer Levantestädte gehabt haben als 


10 I Abteilung 


rein römischen. Unger schon hat aufmerksam gemacht auf den syri- 
schen Ursprung jener Portiken, welche die Hauptstrafsen der Stadt 
einsäumten, und auf den ebenfalls in Syrien gebräuchlichen Mesom- 
phalos, welcher mitten zwischen den drei östlichen und den vier west- 
lichen Hügeln stand. Auch die Wasserversorgung der Stadt wurde 
nach orientalischem Muster eingerichtet. Zwar für die Zuleitung be- 
diente man sich des römischen Aquäduktes; ob auch Druckleitungen 
verwendet wurden, läfst sich noch nicht mit Sicherheit feststellen. Sicher 
orientalisch aber war die Art, wie das Wasser in der Stadt aufgespeichert 
wurde. Syrische Baumeister führten schon im 4. Jahrhundert die offenen 
Weiher, Alexandriner wahrscheinlich um 400 die Súulencisternen ein. 
Von beiden Gattungen findet sich auf italischem Boden keine Spur. 
Die „Byzantinischen Denkmäler“ werden dafür die Belege bringen. 
Ebenso werden sie zeigen, dafs auch sonst in der Profanarchitektur 
orientalische Elemente nicht ausgeschlossen gewesen zu sein scheinen. 
Die riesigen Pylonen, welche das goldene Thor Theodosius’ d. Gr. 
beiderseits flankieren, weisen auf ägyptische Einflüsse hin. Dazu 
kommen kleinasiatische und syro-ägyptische Details an den Zierstücken 
der Architektur. Im Kirchenbau machen sich schon nn Basilikenschema 
Unterschiede zwischen dem Osten und Italien geltend, welche sich aus 
der Verschiedenheit des Ritus und der strengeren Scheidung der Ge- 
schlechter im Osten erklären. Die Anordnung des Narthex vor dem 
Naos, von Emporen über den Seitenschiffen, von zwei kleineren Ap- 
siden zu Seiten der Hauptapsis gehören hierher. Wieweit dabei Kon- 
stantinopel oder Syrien schöpferisch beteiligt ist, läfst sich bei der 
Lückenhaftigkeit des Materials heute noch nicht entscheiden. Die Ent- 
wicklung des Zentralbaues spielt sich, wie es scheint, ganz im Osten 
ab. Zwar Baptisterien und Grabdenkmäler werden auch in Italien als 
Kuppelbauten errichtet, aber die Übertragung des zentralen Systems 
auf den Kirchenbau vollzieht sich doch zuerst im Osten. Und es sind 
kleinasiatische Baumeister, welche in Konstantinopel die Krone aller 
_Kuppelbauten, die Sophienkirche, aufführen. Andererseits läfst sich 
beobachten, wie seit dem 6. Jahrhundert von Konstantinopel aus Zen- 
tralbauten in den Provinzen, in Ravenna und Jerusalem z. B. aufgeführt 
werden, wie die prokonnesischen Steinmetzen die Küsten des ganzen 
Mittelmeerbeckens mit fertig zugearbeitetem Marmor versorgen. In 
Kleinasien so gut, wie in der Krim, in Syrien, Palästina, Alexandria, 
Tunis, Italien und Griechenland finden wir byzantinisches Säulen- 
material, das nicht nur nach der Marmorsorte und den Kapitellformen, 
sondern öfter auch in den Stemmetzzeichen seinen prokonnesischen 
Ursprung verrät. 


J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 11 


Plastik und Malerei zeigen die gleichen Schicksale. In der Plastik 
macht sich der byzantinische Charakter schon z. Z. Konstantins an den 
Friesreliefs des Konstantinsbogens in Rom geltend. Die Diptychen 
sind typische Beispiele dafür. In Konstantinopel sind die frühesten 
monumentalen Belege die Reliefs am Fufsgestell des Hippodrom-Obe- 
lisken. Die religiöse Plastik beginnt mit Darstellungen in antik-alt- 
christlichem Geiste: die Statuetten des guten Hirten in Konstantinopel, 
Athen und Sparta, der diesbezügliche Bericht des Eusebius und er- 
haltene Sarkophagfragmente Konstantinopels bezeugen das. Aber der 
zuerst in der Profanplastik nachweisbare byzantinische Charakter schlägt 
auch hier im 5. Jahrhundert durch. Die Ambonen in Salonik, die 
Panagia in Chalkis, der prächtige Sarkophag mit der Darstellung der 
Verkündigung und Heimsuchung in Ravenna, das afrikanische Relief- 
fragment mit der Anbetung der Magier und viele andere noch un- 
publizierte Beispiele zeigen die charakteristische Formengebung und 
den ceremoniösen Ernst der byzantinischen Kunst. Das überzeugendste 
Beispiel der neuen Richtung lieferte ich neulich in der Gegenüber- 
stellung der Elfenbeinschnitzerschule von Mailand, welche altchrist- 
lichen Traditionen folgte, und derjenigen von Ravenna, welche so gut 
wie byzantinisch ist. Für die statuarische Plastik ist zu beachten, dafs 
sie in ihrer Entwicklung durch den Import antiker Bronzebildwerke 
wesentlich gehindert wurde. 

Für die Malerei hat Bayet mit grofsem Fleifse die Belege ge- 
sammelt. Ich möchte nur ganz besonders betonen, dafs sich der in 
Konstantinopel konzentrierte ceremoniös-dogmatische Charakterzug der 
byzantinischen Kunst schon kurz nach 431 in Rom in den Mosaiken 
am Triumphbogen von S. Maria Maggiore ankündigt. Ravenna ist 
nicht, wie es Springer gethan hat, Rom und Konstantinopel selbständig 
gegentiberzustellen, sondern als das wertvollste Zeugnis dafür zu be- 
nutzen, wie der Einflufs Konstantinopels allmählich unumschränkt Boden 
gewinnt. Am Beginn des 5. Jahrhunderts zur neuen Residenz Italiens er- 
hoben, können wir es als Gegenstück zu Konstantinopel benutzen und 
recht deutlich sehen, wie ohnmächtig der alte Boden Italiens für die 
Schaffung neuer Bahnen ist. Die Miniaturenmalerei scheint wie der 
Kuppelbau vorwiegend im Osten gefördert worden zu sein. Was hat 
Italien an christlichen Denkmälern dieser Art den syrischen Evangeliaren 
von Etschmiadzin, Florenz und Paris, der vielleicht alexandrinischen 
Handschrift von Rossano, der Genesis und dem Dioskorides von wahr- 
scheinlich konstantinopolitanischer Provenienz in Wien entgegen zu 
stellen? Und wie deutlich sind dagegen die byzantinischen Züge schon 
im Kalender von 354. 


72 T. Abteilung 


Und zu alledem kommen die geradezu mathematisch klaren Be- 
weise, welche die Verfolgung der Entwicklung einzelner Bildtypen in 
den letzten Jahren für den Eintritt der neuen byzantinischen Art ge- 
liefert hat. Es giebt auch nicht eine Darstellungsreihe, welche im 
5. Jahrhundert nicht eine Wandlung erfahren hätte. Für die Scenen 
aus der Jugend Christi sind ausführliche Untersuchungen in dieser 
Richtung geführt worden. Das Konzil zu Ephesus im Jahre 431 
scheint eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Maria tritt seither 
stets in bestimmten Typen und in Gesellschaft der Engel auf. Bei 
der Anbetung der Könige insbesondere macht sich dieser ceremoniöse 
Zug zur steten Erinnerung an ihre Gottesmutterschaft auffallend geltend, 
Das gleiche Streben zeigt sich in der Einführung der Engel m die 
Taufe Christi. Bei der Verkündigung tritt mehr der historische Zug 
in der Anlehnung an die Apokryphen hervor, ebenso bei der Wandlung, 
welehe die Darstellung der Geburt durchmacht, bei der Reise nach 
Bethlehem, der Prüfung der Jungfräulichkeit Mariae u. a. Scenen, vor 
allem auch in der Einführung der Darstellung des Leidens Christi und 
der > 

Ich kann hinblieken wohin immer, überall dieselbe Erscheinung, 
das Hervortreten zweier einander ablösenden Kunstweisen: der altchrist- 
lichen, naiy-symbolischen und der byzantinischen, historisch-dogmatischen. 
Beide gehören an den Schlufs der antiken Kunst, die eine als neben 
dieser bestehend, die andere als dieselbe beerbend und weiterentwickelnd_ 
Das eigentliche Mittelalter der Kunst beginnt nach 568 mit der Unter- 
jochung Italiens durch die Longobarden und 640 mit der Ausbreitung 
des Islam im Orient. Springer scheidet mit Recht nach der Mitte des 
vorigen Jahrtausends drei Kunstströme nebeneinander, den byzantini- 
schen, die Kunst des Islam und die abendländische Kunst. Es frügt 
sich nur, ob seine Zusammenfassung derselben unter dem Gesamttitel B. 
„die Scheidung der orientalischen und oeeidentalen Kunst“ dem Zeitpunkt 
nach richtig gewählt ist. Mir will scheinen, dafs es klarer wäre, wenn 
man an den Schlufs der Antike 1, die altchristliche, 2. die byzanti- 
nische Kunst setzte und das Mittelalter mit 1. der Kunst des Islam, 
2. der Kunst des Abendlandes fortsetzen liefse. Die byzantinische 
Kunst reicht zwar zeitlich weit in das Mittelalter, ja in ihren Aus- 
läufern sogar in die Neuzeit herein, aber sie gehört ihrem Wesen nach 
doch stets zur christlichen Antike. Sie spielt eine vermittelnde Rolle 
und könnte sehr gut vorweggenommen werden, bevor man die Kunst 
der arabisch-türkischen und germanischen Stämme in ihrer ununter- 
brochenen Entwicklung vornimmt. Damit stehen wir nun vor dem 
zweiten Punkt, in dem ich entschieden gegen Springer Stellung nehmen 





J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 13 


mufs, der Trennung einer byzantinischen Kunst des Mittelalters von 
einer oströmischen der altchristlichen Zeit, d. h. nach den Resultaten 
der vorhergehenden Untersuchung die Scheidung zweier generell ver- 
schiedenen Teile der byzantinischen und vor allem konstantinopolita- 
. nischen Kunst. Diese Trennung würde so viel bedeuten, als wenn man 
einem ohnedies nicht recht lebensfrischen Menschen auch noch den 
Kopf abschneiden und dann verlangen würde, dafs er weiterlebe. Krum- 
bacher hat sehr richtig betont, dafs zwischen dem Altertum und dem 
Mittelalter der byzantinischen Kultur zwei Jahrhunderte (von 650—850 
etwa) völliger Stagnation liegen. Das gilt zwar für die Kunst nicht 
. in dem Mafse, wie für die Litteratur, immerhin ist dies jedoch die 
trübe Zeit des Bildersturmes. Aber mit Basilius Macedo setzt die rege 
Kunstthätigkeit nicht etwa mit einer neuen Richtung ein, sondern mit 
der Restauration der in den letzten Jahrhunderten vernachlässigten 
Kirchenbauten und schon unter seinen nächsten Nachfolgern mit dem 
eifrigen Aufsuchen der Überreste der antiken Kultur. Ich gestehe, dafs 
ich mir die trotz der Arbeiten von Kondakoff und der Ikonographen 
noch immer nicht ausgemerzte Ansicht von dem allgemein vernichtenden 
Einflusse des Bildersturmes, auf die Springers Einteilung schliefslich 
doch wieder hinausläuft, nur aus der herrschenden Unkenntnis des 
Materials erklären kann. Es wird daher gut sein, wenn wir erst 
einmal ein wenig mehr oder besser überhaupt etwas von demselben 
kennen lernen, bevor über diesen Gegenstand, d. h. die mittel- und 
spätbyzantinische Kunst und ihre Ausläufer gesprochen wird. Mögen 
alle, jeder nach seinen Mitteln dazu beitragen, dafs dies bald möglich wird. 


Mailand, im April 1892. Josef Strzygowski. 


Mosaiques byzantines de Nicée. 


Nicée, Pantique métropole de la Bithynie, est aujourd'hui bien 
dechue de sa splendeur passée. De la place d’armes redoutable qui 
repoussa tant de fois l'attaque des Ottomans et soutint si longtemps 
les assauts des croisés, de la florissante capitale où les Lascaris et les 
Paléologues recueillirent au XIII® siècle les débris de la civilisation by- 
zantine, il ne reste plus guère qu’une vaste enceinte fortifiée; et der- 
rière Ces puissants remparts, comme perdue au milieu des jardins ver- 
doyants et des grands espaces vides, la petite ville turque d’Isnik 
occupe à peine la partie centrale de l'ancienne cité byzantine. Les 
monuments qu'éleva jadis à Nicée la piété ou le luxe des empereurs 
d'Orient, les palais somptueux, les basiliques illustrées par le souvenir 
des conciles ont disparu sans laisser de trace; de ces magnificences 
évanoules il ne subsiste d'autre vestige qu'une modeste petite église, 
située dans la partie méridionale du quartier grec et consacrée sous le 
vocable de la Dormition de la Vierge (Kolunoıs ris Iavaytas). L'aspect 
extérieur en est assez misérable; des réparations nombreuses ont altéré 
en maint endroit le caractère primitif de l’edifice; pourtant les dispo- 
sitions essentielles du monument attestent une date assez ancienne, et 
les remarquables mosaïques qui décorent une partie des murailles mé- 
ritent une place importante dans l’histoire de Part byzantin. 

Si Pon regarde par le dehors l’église de la Ko£uxors, tout de suite 
on y reconnaît l'influence des. principes nouveaux qui commencèrent 
vers le X° siècle à régir la construction byzantine.!) Suivant l'usage, 
une coupole couronne l’édifice; mais ce n'est plus la lourde et massive 
coupole de Sainte-Sophie, directement appuyée sur les quatre grands arcs 
qui la supportent; elle s'élève, plus hardie et plus svelte, sur un tam- 
bour polygonal à douze faces, au-dessous duquel apparaît, saillant sur 
la toiture, le plan carré qui marque les lignes maîtresses du monument. 
Au-dessus des façades se dresse en frontons triangulaires l’amortisse- 
ment des voûtes surlevées correspondant aux quatre grands ares qui 


1: Bayet, l'Art byzantin, 130—136. Salzenberg, Alt-christliche Baudenkmäler 
in CP. p. 26. 


= 


Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 75 


soutiennent la coupole, et dont l’exhaussement dessine sur le faite la 
forme de la croix.!) Enfin, à la façade orientale, la grande abside fait 
à l'extérieur une saillie polygonale. Ce sont là quelques-uns des partis 
qu'adoptèrent vers le X° siècle les architectes grecs, désireux de don- 
ner à leurs ouvrages plus de pittoresque et de légèreté; et par la 
l'église de Nicée ne saurait être antérieure à cette époque. . Mais ces 
principes ont régi si longtemps la construction byzantine qu'ils ne sau- 
raient suffire à déterminer une date précise. Si l'église de la Kodunsıs 
est à coup sûr postérieure au milieu du IX° siècle, elle peut, si nous 
n’y observons d'autres traits plus caractéristiques, voir indifféremment 
reculer sa date depuis le X* jusqu’au XIV* siècle. Il faut done chercher 
ailleurs des données plus significatives. Or, les murailles de l'édifice 
n’offrent plus, comme les beaux monuments du X° siècle, ces combi- 
naisons ingénieuses où la brique, alternant avec la pierre, s'arrange en 
mille dessins pour égayer la monotonie des façades: la brique seule y 
apparaît, disposée en assises uniformes et régulières, comme dans les 
églises de Constantinople postérieures au milieu du XI° siècle.) Ce 
detail a donc une réelle importance chronologique: pourtant il n'en 
faut point exagérer la valeur. En effet, l'on ne trouve point à Nicée, 
comme dans les constructions d’une date un peu basse, ces coupoles 
répandues à profusion sur le sommet de l'édifice; seule l’abside laté- 
rale de droite est couronnée d'une petite coupole sur pendentifs, d'ail- 
leurs singulièrement deprimée et basse.®) Franchissez d'autre part le 
narthex, qui par trois portes s'ouvre dans l’intérieur: vous verrez une 
toute petite église, où l’abside se rattache directement au plan carré 
du monument, où les nefs latérales sont extrêmement réduites; et pour- 
tant, dans cette construction de dimensions si modestes, ce n’est point, 
comme dans les églises du XII° siècle, sur des colonnes que repose la 
coupole“); les grands arcs qui la soutiennent appuient directement leurs 
naissances sur quatre maîtres piliers, renforcés au nord et au sud par 
deux couples de piliers supplémentaires, sans qu’on ait fait -nul effort 
pour dégager et alléger l'aspect intérieur de l'édifice. Ce parti, moins 

1) Sur importance chronologique de ces dispositions, cf. Salzenberg, p. 16 
et 26. 

2) On peut citer en exemple l'église de Pantepopte (XI° siècle) au]. Eski- 
Imaret-Djami (Pulgher, Les anciennes éylises de CP., pl. 13. Paspati, Bufavrivai 
Meitra:, p. 313), l’église du Pammakaristos (fin XIe siècle) au). Fethije-Djami 
(Paspati 298), celle du Pantocrator (XIIe siècle), celle de Kachrieh-Djami. Cf. 
Salzenberg, p. 37. 

3) Sur la date de la multiplication des coupoles, cf. Salzenberg, p. 117. 

4) Cf. l'église de la Theotokos è CP., celle du Pantocrator, et pour la date 
de ces dispositions, Salzenberg, p. 17. 


16 1. Abteilung 


élégant et plus lourd, atteste sans doute une date assez ancienne: sans 
donc attacher trop d'importance à la disposition froide et nue des 
murailles extérieures — dès le XI° siècle on en trouve des exem- 
ples à Constantinople même — on peut sans grandes chances d’er- 
reur assigner au XI° siècle environ la construction de l’église de la 
Kotunous. 

Jadis ce petit édifice était décoré avec quelque splendeur. Le 
narthex conserve encore de beaux fragments de pavement en marbre; 
au linteau de la porte principale, aux chapiteaux des colonnes, des mo- 
nogrammes difficiles à interpréter sont sculptés sur la pierre; une porte 
curieusement fouillée met la grande abside en communication avec 
l'abside laterale de droite. Enfin, à la conque de l'abside principale et 
dans la courbe de Parc triomphal qui la précède, à la voute du narthex 
et dans le tympan de la porte qui conduit dans l’église, subsistent des 
restes importants de la decoration en mosaique qui sans doute couvrait 
autrefois la coupole entière et les murailles du temple. Déjà signalées 
par Texier'), mais décrites par lui d’une manière peu complète et sin- 
gulièrement inexacte, mentionnées par Kondakoff*) en des termes qui 
semblent attester une connaissance plus qu'insuffisante du monument, 
ces mosaïques mal connues méritent une étude attentive, et parmi les 
oeuvres si peu nombreuses que nous a léguées l’art byzantin, elles ont 
droit è une place éminente. L'occasion — assez rare — d'un voyage 
à Nicée m'a permis en 1884 de les examiner d'assez près; et déjà, 
dans un autre travail”), j'en ai marqué sommairement la valeur arti- 
stique et l'importance iconographique. Il convient peut-être aujourd’hui 
de décrire plus complétement, d'apprécier, de dater, s’il se peut, cette 
remarquable décoration; et quoique je ne puisse, à mon vif regret, 
accompagner d'une reproduction l'étude que j'en veux faire, peut-être 
pourtant des notes prises sur place et sous l'impression immédiate de 
l'oeuvre, sembleront-elles de quelque utilité. 

Suivant un usage fréquent dans les églises byzantines, et confor- 
mément aux traditions iconographiques qu'enregistre le Guide de la 
Peinture“), l'image de la Panaghia brille sur un fond d'or à la conque 
de l'abside.) Mais tandis qu’en la plupart des églises byzantines, à 

1) Texier, Asie Mineure, I, 50—51. Cf. Bayet, loc. cit., p. 145. 

2) Kondakott, Hist. de P. Art byzantin (trad. française), t. II, p. 13, 17. 

3) Diehl, l’Église et les mosaïques du couvent de St. Luc en Phocide, y. 62—63. 

4) Didron, Manuel d'Iconographie chrétienne, p. 426. Brockhaus, die Kunst 
in den Athos-Kléstern, p. 106. 


5) Au pourtour de l’abside, derrière l'autel, court le long de mur un banc 
demi-circulaire de pierre; un trône élevé de sept marches s'adosse au milieu de 


Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 11 


St. Luc de Phocide!) à Daphni?), à Monreale, la Vierge apparaît comme 
la reine céleste (7 Upriorepa T@v ovegaviv), assise sur un trône étin- 
celant, è Nicée au contraire la Madone est debout, enveloppée tout 
entière d'un grand manteau d'un bleu sombre; un voile de même cou- 
leur, liseré d'or, et portant une croix d’or sur le devant, encadre son 
visage; autour de sa tête un nimbe dor resplendit. Sur sa poitrine, 
à deux mains, la Vierge serre le Christ enfant; une des mains de la 
mère s'appuie sur l'épaule droite du fils; l’autre se pose au bas de la 
longue tunique dorée qui enveloppe le corps de ‚Jesus. Suivant la 
coutume, l’enfant, dont la tête est ceinte du nimbe crucigere, tient de 
la main gauche un volumen et de la droite levée donne au monde la 
bénédietion. Sous les pieds de la Theotokos, sur la large bande verte 
qui court au bas de la conque de l'abside, un tabouret d'or est posé, 
tout constellé de pierreries; au sommet de l'abside, un demi-cercle d'or 
est tracé, et trois rayons s'en échappent, dont l’un vient se poser sur 
la tête de la Vierge. Enfin, sur le fond d’or de la mosaïque on lit 
cette inscription: 


+ EFFACTPOCTTPOEOC®OPOVEFENHCACE 
é  yaotoùs 700 Ewspdpov ÉVÉVVNON 68. 


C'est le texte que le Guide de la Peinture inscrit sur le cartel de Dieu 
le Père dans les tableaux qui représentent la divine liturgie?) et la 
sainte Trinite‘): on verra tout à l’heure quel intérêt il offre pour l’inter- 
prétation du sujet figuré dans les mosaîques de Nicée. 

De quelle image célèbre de la Panaghia byzantine la figure de 
Nicée est-elle la representation plus ou moins fidèle? quelle épithète 


l’hémicycle. Dans le pavé, on lit sur une pierre employée à une réparation assez 
récente, cette inscription: 

TYPFTOCMI 

XAHAMETA 

AOYBACIAE 

WCEN XW & 

TOK PATOPOC 

ETOVCSTES 


Ilvgyos Mıyanı peyahou Pacildéos Ev X(ororja adtoxearugos. 
"Erovs StEd. 
L'an du monde 6366 correspond à l’année 858. L'empereur nommé est 
Michel III. La pierre provient probablement des murailles tcf. Texier, p. 42. 
1) Diehl, loc. cit., p. 71. 72. 
3) Lampakis, Xosoriavini; Aegarodoyia rijg Movijs Aagvivv, p. 136. 
8) Didron, loc. cit. p. 229. 
4) Ibid. p. 458. 


78 I. Abteilung 


spéciale convient à ce type particulier?') On hésitera entre la Vierge 
Hodigitria ou la Panaghia Kyriotissa*): aucun nom en effet n'est inserit 
sur la mosaïque. Mais l'œuvre à coup sûr est d'une exécution encore 
remarquable. Sans doute nous sommes loin déjà des belles madones 
du IX° et du X* siècle*); le type de la Vierge a perdu cet ovale plein 
et calme d'un art si noble et si simple; le visage s'est allongé et 
amaigri, l'expression est devenue plus insensible et plus dure. Les 
proportions du corps n'ont plus leur exactitude ancienne; la taille s’est 
élancée à l'excès, par une recherche d'élégance qui déjà touche au ma- 
nierisme; et les draperies, disposées en plis parallèles d’une raideur un 
peu monotone, accroissent encore, malgré l’habileté de leur disposition, 
l'amincissement un peu mièvre de la figure. Sans doute aussi les plis 
du vêtement qui enveloppe le Christ sont d'un arrangement assez mé- 
diocre, et la tête ronde et molle de l'enfant est d'un type fort insigni- 
fiant. L'œuvre pourtant est belle encore: si elle n’a plus le faire large 
et ample, l'allure naturelle et vivante des ouvrages byzantins du 
X° siècle, si l’on y sent l'influence, déjà puissante, de l'école monastique 
du XI° siècle”), pourtant l'attitude majestueuse et grave, la savante 
harmonie de la draperie, l'éclat du coloris produisent une impression 
puissante. 

Sur Pare triomphal auquel s'adosse la conque de l'abside, on lit, 
au-dessus d’une bande d’ornements en mosaïque, une inscription toute 
semblable à celle qui figure en même place au monastère de St. Luc.*) 

+ TW OIKWCOY TTPETTEI ATIACMAKE ElC MAKPOTHTAHMEPG)N, 


Enfin, dans le grand arc qui s'ouvre à Ventrée de l’abside, d'autres mo- 
saiques s’etagent du sommet à la base de l’arcade. A la clef de voûte, 
dans un cercle à fond bleu, brille un trône d'or sans dossier, aux 
larges bras, aux supports richement sculptés, que précede un marche- 
pied dor. Sur le coussin rouge qui recouvre le siége, le livre des 
Evangiles est posé, tout étincelant de pierreries; une étoffe de couleur 
bleue l'enveloppe, dont les plis retombent sur le devant du trône, re- 
levés par une fibule d'or. Sur le saint livre se dresse la croix grecque, 
cantonnée à la croisée des branches d'une colombe à l’allure héraldique, 


1) On sait que les attitudes diverses de la Vierge ne sont probablement que 
des représentations plus ou moins fidèles d'images célèbres de la Panaghia. 
(Schlumberger, Sigillographie byzantine, p. 16, 37). 

2) Cf. Schlumberger, loc. cit.. p. 37, 39. Ducange, Dissert. de inf. aeri nu- 
mismatibus, no. XXXVIII (dans le Glossarium, t. VII, append. p. 165). Brockhaus, 
loc. cit., p. 107—108. 

3) Cf. sur les caractères de cette école Bayet, loc. cit., 164 --168. 

4) Diehl, loc. cit., p. 71. 


Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 19 


à la tête ceinte du nimbe crucigère; et de cette croix des rayons 
s’echappent, resplendissants. C'est là un sujet bien connu dans l'ico- 
nographie byzantine, où il est d'ordinaire désigné sous le nom d'Héti- 
masie (étopuacia tod Gpóvov); il symbolise le triomphe de l'Église 
céleste, il annonce la prochaine venue du Juge universel; en face du 
Christ souffrant et crucifié tel que le représente le drame de la Passion, 
il exprime, sous une forme plus abstraite que l’image du Pantocrator 
trônant au sommet des coupoles, le triomphe glorieux de Jésus ressus- 
cité.) Aussi figure-t-11 dans la plupart des églises byzantines, à la 
chapelle palatine de Palerme, dans les cathédrales de Monreale et de 
Messine, dans les mosaïques du couvent de Daphni’), à la place même 
qu'il occupé à Nicée, au sommet de Parc triomphal; et dans ces églises 
comme à Nicée, au pied de l’image symbolique du Christ, les anges 
s'inclinent pieusement devant le trône du roi des cieux. De chaque 
côté de Parc triomphal, deux anges en effet sont debout. Ceux de 
droite sont désignés par des inscriptions sous les noms de APXE 
(dezac) et de AVNAMIC (0uvápers), ceux de gauche sous les noms 
de KVPIOTITEC (Kvgdrnres) et de EEOVCIE (¿Eovaías); ils repré- 
‘sentent quatre des neuf chœurs d’anges que la (Guide de la Peinture 
groupe autour du Sauveur dans les tableaux de la divine liturgie ou de 
la réunion de tous les esprits*): et en effet, sur la large bande verte 
qui court sous les pieds des figures de droite, une inscription, celle-là 
même dont Moïse salue dans le Guide la venue du Christ), explique et 
définit leur attitude de pieuse adoration: 


+ KAI TTPOCKVNHCATWCAN AVTW TTANTEC ANFEAOI 


3 


mai TQOOXVVYOATOOAY avrò = navtes &ypyedor. 


Jadis, à la partie inférieure de gauche, on lisait sans doute le début 
de l’acclamation prophetique: Edpour®nre oùgavoi Gua «bro: mal- 
heureusement la mosaïque, fort endommagée à cette place, a été re- 
staurée à grand renfort de peinture, d'ailleurs assez maladroitement; au 
lieu de la bande verte qui supporte les figures, on a placé sous les 
pieds d'un des anges un tabouret enrichi de pierreries. 

Suivant les traditions constantes de l'iconographie byzantine”), 
les quatre personnages sont richement vêtus d'une ample et longue 


1) Cf. sur le sens symbolique de l’Hétimasie Kondakott, II, 17, 20. On ren- 
contre la même représentation dans les peintures qui figurent la Pentecôte (ef. 
Diehl, loc. cit., p. 70, 71, et les références citées). 

2) Lampakis, loc. cit., p. 137. 

3) Didron, Manuel, p. 229—230, 234—236. Brockhaus, loc. cit., p. 69-71. 

4) Didron, loc. cit., p. 136— 137. 

5) Cf. Didron, loc. cit., p. 74. 


80 I. Abteilung 


tunique de pourpre violette, sur laquelle etincelle un large orfroi en 
drap d’or historie, descendant des épaules jusqu’au bord inférieur de la 
tunique; une ceinture de mème étoffe s’enroule autour de la taille; des 
bottines de pourpre complètent ce costume éclatant. De grandes ailes 
de couleur blanche, éclairées dans le haut d'un resplendissement d’or, 
se déploient largement pour retomber très bas, jusqu'aux pieds des 
archanges. D'une main, d’un geste aisé et noble, ils élèvent une haste 
d'or, en haut de laquelle est fixée une tablette portant l’acclamation 
triomphale: 


AFIOC 
AFIOC 
AFIOC 


de l’autre, ils soutiennent un disque fleuronné posé sur une pièce 
d’etoffe aux vives couleurs, dont les plis retombent par-dessus le bras. 
Le nimbe d'or ceint leur tête; des bandelettes blanches traversent leurs 
cheveux bouclés; leur visage juvénile, au teint légèrement bistré, à 
l'ovale ferme et plein, est d'un type assez beau. Quoique les corps, 
par un raffinement d'art un peu maniéré, tendent déjà à s'allonger et 
à s’amaigrir, pourtant les proportions générales sont justes encore, les 
figures bien construites et bien posées: dans ces beaux adolescents, à 
la taille élégante et souple, au visage régulier empreint d'une grave et 
sereine beauté, on reconnait comme un souvenir lointain de l'inspiration 
antique.!) Aussi bien l'art byzantin a-t-11 en tout temps traité avec 
une prédilection particulière ces nobles figures d’anges et d’archanges, 
et jusque dans ses plus médiocres ouvrages il a su leur conserver un 
fier et imposant aspect. Sans doute les anges de Nicée n'ont plus la 
sobre élégance, l'attitude naturelle et vivante, la souriante jeunesse qui 
caractérisent telle œuvre du VI° siècle?) et dont le X° siècle garde en- 
core la mémoire*); ils rappellent plutôt les figures tracées au XI° siècle 
par les peintres du Menologe‘) ou les mosaïstes du couvent de St. 
Luc’): déjà on y sent, malgré des qualités d'exécution fort remarquables, 
l'influence de ces traditions monastiques qui bientôt vont enchaîner en 
des règles précises l’imitation trop libre des modèles antiques; et par 
lá il y aurait imprudence à vouloir faire remonter, comme d’abord je 
l'ai cru, la date de ces ouvrages jusqu’au milieu du X* siècle. Mais 


1) Bayet, loc. cit., p. 182—183. 

2) Cf. Labarte, Hist. des arts industriels, I, pl. 3. Salzenberg, pi. 21. 

3) Salzenberg, pl. 27. Bibl. Nat., ms. 278. (Bordier, Description des peintures 
des mss. grecs, p. 95; Labarte, loc. cit., pl. 46). 

4) Menol., f. 168 (ed. Albani, I 174.) 

5) Diehl, loc. cit., p. 61—62. 


Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 81 


qu'on les compare d'autre part aux lıieratiques et sèches figures d'ar- 
changes, à ces précoces vieillards qu'a représentés aux parois de la 
Chapelle Palatine') ou de Monreale l’art du XII° siècle, et Pon n’hesitera 
point, je pense, à attribuer les mosaïques de Nicée à cette période, glo- 
rieuse encore, du XI° siècle byzantin. 

Une indication, malheureusement bien obscure, permettrait peut- 
&tre de préciser ces données chronologiques. Entre les deux anges de 
la paroi de droite, on lit cette inscription: 


a+ 


C+ 
+ Ztndoî Navxoatios tas @elag eludvas. + 

Je ne pense pas qu'il faille chercher ici nulle allusion au sujet 
fameuse que le Guide?) désigne sous le titre de Y Exaltation des saintes 
images (avaotiimos tüv ayiav etxdvav), et dans le nom de Nau- 
cratios®) mentionné par l'inscription, jinclinerais à reconnaître l’auteur 
de la décoration en mosaïque qui orne l'abside de Nicée. J'avoue 
pourtant que la formule est inusitée et singulière; elle conviendrait 
mieux au IX* siècle, aux jours triomphants qui suivirent le retablisse- 
ment de l’orthodoxie, qu'au XI° siècle plus dégagé des passions de la 
querelle iconoclaste; et elle aurait au IX° siècle un sens particulièrement 


1) Terzi, la cappella di S. Pietro nella reggia S. Palermo, p. 16—17. 
2) Didron, loc. cit., p. 351—362. 
8) Le nom est assez rare: on le retrouve pourtant. Cf. Constantin Porphy 
rogenit, De Thematibus, ed. Bonn, t. III, p. 22. 
Byzant. Zeitschrift I 1. 0 


82 . I. Abteilung 


significatif en cette ville de Nicée, où jadis le septième concile oecu- 
ménique avait remis en honneur le culte des saintes images. Mais le 
style des mosaïques, on l’a vu, ne permet point de leur assigner une 
date aussi ancienne, et il faut se résoudre à ne point trop vouloir serrer 
les termes de l'inscription. 

Telle est la décoration de l'abside de Nicée: on en voit sans peine 
l'unité et l'intention symbolique. L'art est ici, comme toujours à By- 
zance, en un rapport étroit avec la liturgie; les prières et les hymnes 
expliquent les mosaïques et en fournissent le vivant commentaire.) 
„Le Seigneur, dit le Psaume 102, a préparé son trône dans le ciel.“... 
Et le prêtre dit: ,0 Seigneur, toi qu'adorent (xgooxvvodpevog) toutes 
les puissances célestes.“ ... Et le chœur psalmodie: „Les Chérubins 
chantent en l’honneur de la Trinité vivifiante l'hymne du Trisagion.“ 
Et en effet les trois personnes de la Trinité apparaissent dans la mo- 
saique; les choeurs des anges adorent le Seigneur et le proclament trois 
fois saint; et au-dessus du Christ enfant porté dans les bras de la 
Vierge, le trône préparé pour le souverain juge symbolise l’image et le 
triomphe de l’Église céleste. 

Les mosaïques du narthex ne sont pas moins curieuses. A la 
voûte de la coupole surbaissée qui précède la porte principale de l’église, 
une grande croix d'or à huit branches est inscrite dans un cercle; dans 
les pendentifs les quatre évangélistes sont assis, et entre eux quatre 
médaillons représentent en buste le Christ, Saint Jean Baptiste et deux 
saints. Malheureusement cette décoration, fort enfumée, apparaît de 
manière assez indistincte et se prête mal a l'étude archéologique. Il 
en est tout autrement de Padmirable figure qui domine la porte 
d'entrée du temple. La Vierge y est représentée à mi-corps, les mains 
étendues et levées dans l'attitude de la prière; un manteau violet liseré 
d'or l'enveloppe de ses souples et harmonieuses draperies; un voile de 
même couleur, également bordé d'or, encadre son visage. La tête, 
d'une grave et calme beauté, offre un caractère de grandeur remarquable; 
les yeux grands ouverts, le nez droit et mince, la bouche élégante et 
fine, oval régulier du visage donnent à l’ensemble de la physionomie 
une belle et vivante expression de grâce et de majesté. L’exécution 
est simple et sobre, le modelé des chairs ferme et franc, les draperies 
excellentes, l'attitude pleine de naturel. 

Dans cette figure on reconnait sans peine la Vierge orante, tant 
de fois représentée par les artistes byzantins*), la Panaghia, placée par 


1) Cf. Brockhaus, loc. cit., p. 50—51. 
2) Brockhaus, Joc. cit., p. 108—-109. 


Ch. Diebl: Mosaiques byzantines de Nicée 83 


ordre de Basile I°° dans les mosaïques de la Nouvelle Eglise du palais, 
»étendant, suivant l’expression de Photius, ses mains immaculées sur 
nous et priant pour le salut de l'empereur et pour son triomphe sur 
ses ennemis.«') (C'est dans cette attitude qu'était figurée sans doute 
la fameuse Vierge des Blachernes*); c'est sous ce type que l'art byzantin 
du X° et du XI° siècle s'est particulièrement complu à représenter 
l'image de la Theotokos. Elle apparait sur les monnaies de Léon VI”), 
de Jean Zimiscés*), plus fréquemment encore sur celles des empereurs 
du XI° siècle, des Constantin Monomaque°), des Michel Stratiotikos®) 
et des Alexis Comnène; elle prend place dans les décorations en mo- 
salque”) comme dans les œuvres de la sculpture byzantine *) Plus 
tard encore, on la rencontre, singulièrement expressive et belle, dans 
les mosaïques de Kachrieh-Djami: pourtant c'est aux œuvres du 
XI° siècle que la Madone de Nicée se rattache par les plus étroites 
analogies; par l'attitude, le costume, les qualités de l'exécution, l’ex- 
pression du visage, elle rappelle à s’y méprendre la Vierge orante de 
la mosaïque de Torcello ou des monnaies de Michel Stratiotikos, ou 
la Panagia représentée sur l’admirable pierre gravée de Nicephore Bo- 
toniate”); comme elles, elle date du XI° siècle, et en est assurément un 
des monuments les plus considérables. 
Sur le fond d'or de la mosaïque, on lit cette inscription: 


+ KE BOHOH W CW ASAW NIKHOOPW 
TTATPIKIW KAI TIPWTWBECTH KAI 
METAAU ETAIPIAPXH 


K(vpi)e Border tO 06 dovio Nixnpdow raro xal npwroßeorN 
xal ueydlo Eraipidoxn. '°) 

On voit quel grand personnage était le fondateur de l’église de Nicée; 
car sans doute c'est à ce titre que son nom figure au-dessus de la 





1) Photius, Novae Ecclesiae descr., p. 199. 
2) Schlumberger, loc. cit., p. 15, 37. 
3) Sabatier, Descr. gen. des monnaies byz., pl. 45, no. 11. 
4) Ducange, loc. cit., p. 165. 
5) Schlumberger, loc. cit., p. 15. 
6) Sabatier, loc. cit., pl. 49, no. 11. 
7) A Torcello p. ex. (Mémoires du 6° congrès urchéologique d’Odessa [en russe] 
p. 290). 
8) Cf. un bas relief de Ravenne (Bayet, 185—186) et une coupe en ophite 
de l’Athos (Bayet, 199—200; Brockhaus, p. 50) datant du XIe siècle, 
9) Ducange, loc. cit., p. 164—165 et pl. III. 
10) Texier a lu peu exactement, à la seconde ligne: rargınio, mouızucıro 
Beor (tagla). 


q? 


84 L Abteilung 


porte principale. Revêtu de la haute dignité de patrice, investi de la 
grande charge palatine de chef du Vestiarium impérial’), il était en 
outre le commandant suprême des contingents étrangers de la garde,*) 
Aussi, en trouvant dans une église de Nicée la mention de ce haut 
dignitaire, songe-t-on tout d'abord à l'époque où la cour byzantine, 
chassée de Byzance par les croisés latins, avait transporté, dans la 
métropole bithynienne les splendeurs de son cérémonail et les compli- 
cations de sa hiérarchie; pourtant, on l'a vu, il est impossible de faire 
descendre jusqu'au XIII° siècle la date des mosaïques, et c’est bien avant 
ce temps qu'il faut placer l'existence du grand hétériarque Nicéphore. 
Les textes malheureusement sont muets sur ce personnage; seule, une 
bulle de plomb nous fait connaître un Nicéphore, chef de la grande 
hétairie, qui, d'après les types et le style de son sceau, devait vivre 
vers le X* ou le XI° sidele.*) Cedrenus nomme d'autre part un Nicé- 
phore, élevé en 1025 par l'empereur Constantin VIII aux hautes fone- 
tions de protovestiaire*); et peut-être ce favori du prince remplaga-t-il 
plus tard le grand hétériarque Eustathe, que les textes désignent vers 
le mème temps comme chef suprème de la garde impériale. Du reste, 
entre les nombreux personnages du nom de Nicéphore que mentionnent 
les annales byzantines, il serait sans doute malaisé de choisir; et j'ai 
voulu simplement montrer qu'à la date où nous a reporté l'étude ico- 
nographique des mosaïques, l'histoire connait un Nicéphore, revêtu de 
Tun au moins des titres que lui donne notre inscription, 

Ce n’est là qu’une hypothèse, sur laquelle il serait imprudent de 
trop insister, mais à défaut du fondateur, peut-être l'histoire du XI° siècle 
byzantin permet-elle d'entrevoir les circonstances de la fondation. Michel 
Attaliote raconte que, sous la règne de Constantin X Ducas (1059—1067), 
la ville de Nicée fut presque entière renversée par un tremblement de” 
terre”); les églises les plus grandes, les plus célèbres furent ruinées 
par la catastrophe, les édifices civils eurent le même sort, les murailles 
mêmes furent partiellement endommagées. Après un tel désastre, une 
reconstruction générale de la cité était inévitable: est-il trop aventureux 
de eroire que l'église de la Koiyyots s'éleva au cours de ces travaux ?f) 

1) Cf. Constantin Porphyrogénète, De Cerimoniis, t. I, p. 466—468, 484 et 
passim; Codinus, p. 8—9 et la note p. 178, Schlumberger, loc. cit., 601—60, 

2) Schlumberger, ibid. 346 sqq. 

3) Schlumberger, ibid. p. 348. 

4) Cedrenus, p. 719. 

5) xénov®e arde ... nal ravodettolav wixgod delv na) naraorgopiv may 
reli. (Michel Attaliote; éd. de Bonn, p. 91.) 

6) Ce serait en tout cas antérieurement à 1081: à cette date Nicée fut livrée 
aux Tures par Nicéphore Melissenos. 





Ch. Diehl: Mosaiquex byzantines de Nicée R5 


Par son architecture, elle se rapporte à merveille à la seconde moitié 
du XI° siècle; le caractère iconographique et le style des mosaiques ne 
conviennent pas moins è cette époque, et quelques-unes des figures 
de cette décoration rappellent tout particulièrement certains monuments 
de ce temps. Sans doute, par plus d’un détail, les mosaiques de Nicée 
semblent parfois supérieures à des œuvres de date un peu antérieure, 
aux mosaïques de St. Luc en Phocide, par exemple. Il ne faut point 
trop s’en étonner. Saint-Luc, malgré sa splendeur, n'est après tout 
qu'une église de province; à Nicée, on sentait mieux l'influence toute 
proche de la capitale byzantine. Pour la florissante métropole bithy- 
nienne les empereurs eux-mêmes avaient plus d'une fois marqué leur 
sollicitude.*) Quoi d'étonnant si un grand personnage de la cour a 
voulu, dans la cité consacrée par le souvenir des grands conciles, 
élever un monument de sa piété, et si à cette fondation pieuse nous 
devons une œuvre remarquable de l’art byzantin au XI° siècle? 


Nancy. Ch. Diehl. 


1) Voir p. ex. l'inscription de 912 (Texier, Asie Min. I 41). 


Mazaris und Holobolos. 


Das Totengespräch "Extdnuia Mafuoi Ev "Aıdov mit seinen An- 
hängen war bisher nur aus der griechischen Handschrift 2991 der 
Pariser Nationalbibliothek bekannt und ist aus ihr, nachdem C. B. Hase 
im Jahre 1813 zuerst auf dasselbe aufmerksam gemacht, 1831 von 
J. Fr. Boissonade herausgegeben, 1860 auf Grund seines Textes von 
A. Ellissen wieder abgedruckt. Aus G. Haenels Catalogi librorum ma- 
nuscriptorum, Lips. 1830, S. 841, wufste ich längst, dafs noch eine 
andere Handschrift des Totengesprächs in der Phillipps’schen Bibliothek 
zu Middlehill existiere. Durch meinen Freund Leopold Cohn erfuhr ich 
nun, dafs sich diese unter denjenigen Handschriften befände, welche 
aus jener jetzt in Thirlestame House in Cheltenham aufgestellten 
Bibliothek für die Berliner Königliche Bibliothek vor einigen Jahren 
angekauft worden sind. Es ist dies der Codex Phillippieus 1577 und 
wird von Leopold Cohn beschrieben in dem 1890 zu Berlin gedruckten, 
aber noch nicht herausgegebenen Katalog: Codices ex Bibliotheca Meer- 
manniana Phillippici Graeci nune Berolinenses descripserunt Guilelmus 
Studemund et Leopoldus Cohn, S. 75 ff. Unsere Schrift steht auf den 
ersten 42 Blättern der Handschrift. Die Blätter sind mit den griechischen 
Zahlen & bis uf bezeichnet; aber schon vor der Bezeichnung sind zwei 
Blätter verloren gegangen, sodals im Texte der Handschrift fehlen die 
Worte: [Boiss. S. 129, El. S. 200] dè xarayoyreudele — [B 130 E 202 
o BdEdvypiag nai Awxodvrns und [B 137 E 207] xaítov del’ Möge — 
[B 139 E 209] adroxecrogos roócrayua deior. 

Die Berliner Handschrift ist von der Pariser vollständig unabhängig 
und steht ihr an Wert ungefähr gleich. Sie unterscheidet sich aber 
von ihr wesentlich dadurch, dafs sie am Schlufs noch einen Brief 
folgenden Wortlautes bringt: Ty tod cod xgarovg xpoorage pevvardrarte 
deoxoróv, nallav pe u&lloy à oxovddlav, ws olóv te, tavıl yéyoapa” 
TÍ puo ovveyei xovvarvia Ti) per” edepyeoías: «al ti pera OvvEdswg TE 
xai yadnvorytos oty Goa Ovvovaic, Ei ue Hal xara tov Pegatrny 
EXELVOV dggioaoda. HOOGÉTUTTES, Oudiwg Unooxabwv, Eroiovv Av tobro* 
togodtov El'Axvous Gs meo Ev ipy padnvotare: xal xoldóv xal us- 





88 1, Abteilung 


befindet sich im Peloponnes. Es gefällt ihm aber dort ganz und gar 
nicht, Als ihm daher Holobolos im Traum erscheint, macht er ihm 
die bittersten Vorwürfe. Holobolos wundert sich darüber, dafs es auf 
der Halbinsel jetzt so ganz anders geworden sein soll, und ersucht 
jenen, «er solle ihm doch über die jetzigen Verhältnisse daselbst brieflich 
Näheres berichten. Mazaris leistet dieser ihm im Traum gestellten 
Forderung folge und setzt ihm in einem Briefe die schlimmen Zu- 
stände des Peloponnes auseinander. — Der dritte Teil, B 182 E 247— 
B 186 E 250, besteht aus zwei Briefen, deren Überschriften nach 
Hase und Boissonade kaum noch lesbar sind; sie sind aber in der 
Berliner Handschrift gut erhalten und lauten da: free diofólov sv 
rorg úguéros, TO dolor zul daurgordro doxiymiadov, xvod vixy- 
pó0o dovra: mahaordyo ta wardayy und: + xadaoddyou Jovxe rod 
warden, Quorfata xgdg xvgbv pavov)i tov dAdposov+ Jener Arzt 
-Malakes, welcher aus der byzantinischen Hauptstadt nach Sparta ge 
zogen, fühlt sich im Peloponnes ebenfalls höchst unbehaglich. Holo- 
bolos rit” ihm, er solle Lethewasser trinken, dann vergiifse er alles 
Ungemach. Tener tadelt ihn wegen dieses Rates; beweise doch sein 
Brief, dafs er, obgleich er aus der Lethe getrunken, seine irdischen 
Leiden doch nicht vergessen habe. 

Diese beiden Teile schildern nun’ allerdings die peloponnesischen 
Zustände in der abschreckendsten Gestalt, nur diese beiden Teile kann 
Mazaris in seinem Begleitbriefe im Auge haben, nur diese, nicht aber 

. die 'Emnuia, hat er mit jenem dem Kaiser überreicht. 

Und in der That haben zwar der zweite und dritte Teil zum vollen 
Verständnis den ersten zur Voraussetzung, sie hängen aber formell gar 
nicht mit ihm zusammen und müssen geraume Zeit nach ihm ge 
schrieben sein. 

+ In der ’Emönuie sagt Macias er sei nach schwerer Krankheit 
sarà rov Tavovdguov ris viv épdduyg ivdixtov [B 115 E 189] in den 
Hades gekommen, das ist, wie allgemein richtig erklärt wird, im Januar 
des Jahres 1414. In dasselbe Jahr, also vor Oktober 1414, ist mit 
Notwendigkeit die ganze Ansprache zu setzen: denn sonst wäre das 
vöv sinnlos. 5 

Der Traum des zweiten Teiles fällt erst 14 Monate nach Mazaris® 
Ankunft in dem Peloponnes [B 164 E 230], und ganz in Übereinstim- 
mung damit datiert er den Brief, welchen er infolge des Traumes an 
Holobolos nach dem Hades schreibt, zg&rn xal sixoorjj Zerrsußgiov 
ivóvrióvos évrérne [B 173 E 238], das ist: am 21. September 1415. 
Denn 1415, nicht aber, wie bisher überall fälschlich angenommen 
worden ist, 1416, ist die richtige Jahreszahl unserer Zeitrechnung. 








90 1, Abteilung 


natürlich bei jenen Schilderungen mit, aber sonst sind es malslose 
Übertreibungen und Karikaturen, die jeder der Zuhörer als solche zu 
erkennen und auf das richtige Mafs zurückzuführen in der Lage war. 
In keinem Falle waren diese Schmähschriften für eine Weiterverbreitung 
oder für die Öffentlichkeit bestimmt: fernerstehende und solche, die 
den Peloponnes nicht kannten, hätten allerdings pri 
stellung von demselben gewinnen müssen. Aber gerade deshalb will 
Mazaris durchaus nicht, dafs mit seinen Scherzen Mifsbrauch getrieben 
werde, gerade deshalb bittet er den Kaiser, r1jg160v ro éxnyyeduévov. 
Man wird also gut thun, die Bedeutung des Mazaris für die Beurteilung, 
vielmehr Verurteilung der wirklichen Verhältnisse auf Morea nieht zu 
hoch anzuschlagen. Mazaris' Schilderungen sind nicht, wie Ellissen 
S. 32 meint, ein mit der subjektiven Bürgschaft der Wahrheit seiner 
Schilderungen entworfenes Bild, noch weniger mit K. Sathas, Doeu- 
ments inédits tome I (Paris 1880) 8. IX, für eins der kindischen 
Pamphlets zu halten, mit welchen die Byzantiner gegen die Pelopon- 
nesier stritten, sondern es sind sehr derbe in übermütigster Laune 
für die vorübergehende Unterhaltung der Hofkreise hingeworfene Ge 
legenheitsschriften. 

Aber den ersten Teil hat Mazaris dem Kaiser sicher nicht über- 
reicht. Dafs Manuel II jene Satire gekannt und dafs gerade sie ihn 
veranlafst hat den Verfasser zu einer ähnlichen Behandlung der Pelo- 
ponnesier aufzufordern, scheint mir freilich zweifellos; sonst wäre der 
innere Zusammenhang zwischen den Schriften nicht gewahrt, Aber 
sollte der Kaiser jene Satire wirklich gebilligt haben? Sollte auch sie 
in der Hofgesellschaft “vorgetragen sein? Das scheint mir völlig un- 
glaublich. Denn mögen in derselben auch viele Klatschereien, welche 
die Eigenheiten und auch wirklichen Schwächen mancher, unvermeid- 
liche Eifersiichteleien und allerlei kleine pikante Hofgeschichten geilseln, 
uns noch erträglich erscheinen — müssen doch oft allein schon die 
Familiennamen herhalten, damit den Trägern derselben ein Hieb yer-* 
setzt werde —, es kommen darin doch eine Menge so nichtswürdiger 
Anziiglichkeiten vor, dafs von selbst plumpem Scherze nicht mehr die 
Rede sein kann, dafs sich die Betroffenen in ihrer Ehre auf das 
tiefste verletzt fühlen mufsten. Ich stehe da vor einem Rätsel, dessen 
Lösung ich durchaus noch nicht finden kann. Wohl aber glaube ich 
schon jetzt zur Erklärung der wunderlichen Schmähschrift dadurch 
etwas beizutragen, dafs ich einige der zahlreichen Persönlichkeiten, 
welche Mazaris herunterreifst — denn heruntergerissen werden aufser den 
Mitgliedern der kaiserlichen Familie alle, die er erwähnt —, als wirk- 
liche, nicht blofs erdichtete, nachweise. 





M. Treu: Mazaris und Holobolos 91 


Das Unglück will es, dafs wir gerade über jene Zeit recht dürftig 
unterrichtet sind. Daher sind alle Versuche, die im Mazaris vorkommenden 
Personen anderweitig nachzuweisen, bis jetzt ziemlich erfolglos gewesen. 
Hase, Boissonade und Ellissen haben aufser dem Kaiser, seinem Sohn 
Theodor und seinem Neffen Johannes eigentlich nur drei Männer mit 
einiger Wahrscheinlichkeit bestimmt: Evdecuov [B 117 E 191], em 
«vio ovvermraros xal Badvyvouov, der im Peloponnes lebt, ist wohl 
Logiavis Evduipov "Iodvvys, weoatov des Despoten vom Peloponnes 
im Jahre 1446 [E 319]; DıAouuararog, oder wie die Berliner Hand- 
schrift schreibt Diloudraios [B 123 E 195], wohl der yoauuareds 
Anurroros “Ayyedos 6 Didouuaras, der 1421 als Gesandter zum Sultan 
ging [E 325], und Kvd@veios, 0 tig ôxopus Kudaviov 7) xeopdérov 
[B 145 E 214] hält Boissonade, nicht Ellissen, für den bekannten De- 
metrios Kydones [E 335]. 

Die Briefe Kaiser Manuels II, von denen Ellissen Aufschlüsse 
erhoffte [E 33], sind schon 1853 von Berger de Xivrey in seinem 
Mémoire sur la vie et les ouvrages de l'empereur Manuel Paléologue 
benutzt, bieten aber, soviel ich sehe, keme Ausbeute. Brauchbar sind 
dagegen die Acta patriarchatus Cpolitani aus der Zeit von 1315—1402, 
welche Fr. Miklosich und Jos. Müller 1860 und 1862 in zwei Bänden 
herausgegeben. Namentlich sind es mehrere der dort erwähnten olxeto: 
des Kaisers, welche wir im Mazaris wiederfinden. 

Holobolos erzählt dem Mazaris, einer der evyeveits, Tfauniaxov 
éxetvog 6 KaBadadgcos, hätte ihn betrogen [B 121 E 193]. Boissonade 
und Ellissen [E 323] hielten xafudAdoros für einen Titel. Als solcher 
kommt das Wort in dieser Zeit allerdings vor. So im Jahre 1394 ein 
xaßerAidpıos xde ’Ioavuns 6 KovroovAng [Acta II 210], vielleicht auch 
1400 xafañidocos è Kovrocrégavos [Acta II 395]. Aber das Wort 
ist ganz gewifs auch Familienname: so lebt 1316 ein ’Iodvvng und ein 
Baoliaiog 5 KaBaddcguos [Acta I 61 f.], 1325 ein Tewoyıos è Kafad- 
Agios [Acta I 139 f.]. Vgl. Geo. Pachym. I 65, 9. Und so ist unser 
Mann sicher derjenige xvods ‘AAdEvos Thaunidxov 6 KaBaAAcpios, welcher 
im Oktober 1396 als Mitglied der ovyxAnrog bei der Aufnahme eines 
Inventars der ueyaAn éxxAnoia zugegen ist [Acta II 566]; es ist der- 
selbe, welcher im Jahre 1383 vom Patriarchen 6 olxetog tH dayia Baoı- 
Asta pov xdp "AAétios 6 KafaAAcpios genannt wird [Acta II 57], und 
1399 6 olxetos tH xparíóro xal cpio pov adroxpdropr, Ev ayia xvev- 
pati dyannrès vlog tie fuov peroudtytos, xdors ‘AAgkiog Tíauridiov 
(sic!) 6 KeaBeddcguog [Acta II 324]. 

O dodds dios 'Agyvoós [B 145 E 214], welche Namen Ellissen 
S. 334 richtig als eine Auflösung des Namens "Apyvgóxovios erkennt, 


92 . I. Abteilung 


ist wahrscheinlich jener zUgıog 'Avdgéas 5 ‘Agyvedxoviog, welcher 1400 
olxeios des Kaisers ist [Acta II 374], derselbe, welcher in einem anderen 
Aktenstück derselben Zeit als ¿xo rjg moAıreieg dey6vrov erscheint 
[Acta I 472]. 

Ein anderer ofxetog des Kaisers vom Jahre 1400, Xpvooxiperog 
[Acta II 424] wird wohl jener Duguertatos 6 Xovoosyxépados 
sein [B 145 E 214], welchen Ellissen S. 336 nur des Vornamens wegen 
für Matthaios Laskaris hält. 

Der Höfling BovAwryjg oder, wie er in der Berliner Handschrift 
heifst, Bov22or%s [B 147 E 215] ist wohl jener oíxetog des Kaisers, 
der in einem Aktenstück des Jahres 1401 xp Anwirgıog 6 Boviorís 
[Acta II 509], in einem anderen xig Anwirgıog 6 Bovidorás genannt 
wird [Acta II 513]. 

Der zupiv virtov Mvpovitys [B 145 E 214] heifst natürlich 
in Wirklichkeit Iyy@virng, und so steht auch in der Berliner Hand- 
schrift. Das kann 6 Imyavirng éxeivog xd Amwirgiog sein, der 1400 
starb, oder sein damals noch junger Sohn Kovoravrivog [Acta 1 386]. 

‘O’Asnittuog[B152 E 219] kann 'Avópéus oder ’AAEEıog à “Aomeerns 
sein [Acta II 301. 400]. 

Unter den Arzten heifst einer X«goıavirng [B 146 E 215, B 150 
E 218], ein &xdAoros und otvópive, der sich em Nebenweib hielt 
Das ist 6 Kanzddo& Xagosıwvirng, 6 lurgós, der um 1401 mit seinem 
Schwiegervater in Erbschaftssachen prozessiert [Acta II 476. 485]. 

'O & zoraulov fevudro» ‘Taxerdg (das heifst „der Uralte“) ¿xetwos 
Horduiog, 6 xebg UPesis drjrag demós [B 150 E 218] ist jener Rhetor 
Theodoros Potamios, welcher 1391 eine Monodie auf den Kaiser Johannes V 
schrieb. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. der byz. Litt. S. 207. Auch zu 
Kaiser Manuel II stand er sicher in Beziehung. Jener Mordung, an 
den der Kaiser um 1404 schreibt [Berger de Xivrey S. 192], ist wohl 
Hordwog. 

Ein recht schlagender Beweis, dafs nicht nur die Verstorbenen, 
sondern auch die Lebenden mitgenommen wurden, ist Mavix@it@os 
ovAopévos, einer der broygauuereis des kaiserlichen yoaupereds Holo- 
bolos [B 139 E 209]. Denn. das ist zweifellos jener Iedgywos 6 Ma- 
vıxeteng, welcher in den Jahren 1418—1442 selber Baoıkızög vordgrog 
war [Acta III 162. 163. 171. 173. 185. 186. 194. 215] 1447 hat er 
das Amt nicht mehr, sondern ein Georgios Galesiotes [Acta III 223]. 

Am wenigsten hat es bis jetzt gelingen wollen, eine der Haupt- 
personen als geschichtlich nachzuweisen. Man hegt sogar noch Zweifel, 
ob denn der Name des Schriftstellers ein wirklicher sei. Ellissen S. 27 
weils nur einen Mönch ähnlichen Namens aus Du Canges Glossar, 





M, Treu: Mazaris und Holobolos 93 


Maximus Mazarus, anzufiihren. Ein Ménch mit gleichem Namen, 
’Iodvvns Mataons (sic!) lebte im Jahre 1357. Vgl. Acta I 371. Ich 
halte den Namen entschieden für echt. Holobolos redet seinen bös- 
artigen Feind Iladidryg mit Mravriétra an [B 134 E 204, B 138 
E 208], und dieser nennt ihn nie, wie andere OAdßwAog, sondern 
OidBodog [B 134 E 204, B 135 E 205, B 137 E 207, B 139 E 209); 
ebenso wird in seinem Munde aus Mefagig Merbdons [B 134 E 204, 
B 134 E 205]. Diese Verdrehungen der beiden letzteren Namen haben 
zwar die Herausgeber nicht beachtet, sie sind aber, wenigstens nach 
meiner Handschrift, ganz sicher. Wie also nach Boissonades wohl 
richtiger Bemerkung aus Padiates ein Bandit wird, so hat man bei 
Holobolos’ Schmeichelnamen an ßoidıov, B6dıov, buculus, zu denken, in 
Me.f-éeng ist die Anspielung auf einen Habsüchtigen unverkennbar. 
Diese Wortverdrehungen haben doch nur dann einen Sinn, wenn es 
sich um wirkliche Namen handelt. 

Ebenso schlimm steht es mit der Persönlichkeit des IIadıarns. 
Der Name ist in jener Zeit nicht selten. Kvgıxos und Miyanı 6 
IIadıdrng sind im Jahre 1357 Mönche. Acta I 370. 371. Schwiegersohn 
des dopéorixos tv Övrıxav Feuaroav ist 1330 6 ITadvarns xdo Teogyios; 
ein olxetog des Kaisers in demselben Jahre @eddagos 6 Iladvdıns 
[Acta 1 151 f.]. Unser Mann stammt offenbar aus der Familie dieser 
beiden. Endlich finden wir bei Phrantzes, ed. Bonn. S. 135 f., im Jahre 
1429 einen ‘Avdodvixos Adoxagig 6 Iledıdıns. Das mag der Sohn 
unseres Padiates sein, von dem er B 140 E 210 spricht. 

Nirgends endlich eine Spur von der wichtigsten Persönlichkeit, 
welche Mazaris im Hades trifft, von Holobolos. Hase hat wenigstens 
festgestellt, dafs es nicht jener Manuel Holobolos sein kann, der von 
der Grausamkeit des Kaisers Michael I Palaeologos so viel zu leiden 
hatte, nicht der Rhetor Manuel Peloponnesios (aus dem Anfange des 
16. Jahrhunderts). Aber Positives weifs man nicht von ihm. Es ist 
daher nicht zu verwundern, wenn man seinen Namen schliefslich für 
fingiert hielt. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 375. 

Ein glücklicher Zufall setzt mich in den Stand seine Existenz 
erweisen zu können. Der Mönch Joseph Bryennios schreibt folgenden 
Brief: 

(fol. 112") Tó eddoxtua xal ev—vet xal oxovdalo Ev latoixi, 
xal fyropux nal pidocopía xvo@ Mavoviji ro Olofôlo ev 
Oscoalovixr'): 

Oise cov tv dyanınv thy punotav xal Deouÿv, oùddevi pagaivo- 


1) Pecadoviny 


94 I. Abteilung 


uévny tóv boa tavryv Avuaiveodar!) répuxev: cida, bg xal drodnunoas 
vocuuata Bovis Aafetv mao’ ¿uod xal radvd’ ebosiv xatà Adyov avv- 
tedsiueva, exsivo did td mods uè qpiAtoov, tovro did toy QOS tods 
Adyovg Depuórarov ¿pura, uällov dt xal tovto dv’ ewe. arodegdpevos 
yao evdomiuetv ue Ev ünacı trois xadois yaipois dev ue Hal téqun 
oby os ¿ruge yodpovra. did Tor rodto xdpol yodpev «vdyxy xeds 
ot xal Émioroluaio ting nepäcdeı tour xoveiv, Ems Ebearıv, Ö di 
noueiv uèv xpodvnos ¿quo xal éperós. aAjy 000 obras co. Övvaucı 
thy éndvuiav xAnoody’ où uty yap xéllos émvoroliv édéloss dv Kap’ 
Heav, TO O muérepov népow Tod ÖVvaodeı tavta morsiv. Spas 8 
odv, das logia morsiv, dn rorò, aainep ¿dvvaeróv TS xddde rv ev 
toîs yoduuaciv dvouatav evpodvar de. did yoüv Tv Eyxsrmevav Ev 
ToÚTOLS dyyel@v teowai fovAouai, iva, Qoreo, el ye Mais, Exoıvaveıs 
dv Muiv tOv yo0yoróv, odro xal ndepw didyav énolaupavévror hay 
ovvanoldéBns dildos tev ayadóv. 

(fol. 112") re@rov oùv yivwoxe, bg oùx Ruvnuovò Tic ang Kperis, 
Gvaxnovrro dt tavımv xal uéuvnual cov dinventig: xal bg xagdy xal 
yapuévros Gvvouióv oor, oÙro oe xal do@ xal qpaviatouei trois puy- 
xoig buuaoi xal tov túxov xal rdv qodvov xal tods Adyous xal tà Hm 
xual TOY TOD NEO6WNOV yaouxtijou xal aniòbg knavra tà Où, 0g Exaotov 
Agdexto 1 menpaxtar 9) éotiv, oÙro tadra xara vodv dTswoò* xal 
ovdè ras 6 rodoxaipos ovros") alcv, oiucı dè ovd 6 uéllor loxtoe 
— OÙv ded elojoda — Tv TIPOS GE pov gidiay ¿dns fvdos ra0a- 
meuye, 7) dAlocbga. TO Gúvolov. tTouodrog ¿yw diamvoos qilog xal 
EOROTNS Depuóraros xal uvnuovixotartos. 

éxerto lodi, ag Ev elojvn padela a Evraüde?) — dl nai tà EoneQua —, 
Ev evdmuia nol1ÿ änavra tè vis Bacıkidos, Ev oradepá*) buovota ta 
tov pido xai Ev ueydAn xaraotaoe tà Tic nad” Huis cefacuias movie. 
xauol dè (dia 5 uepal6dagos reooridmowv del raiz dv wor roLovoass 
tov Blov «qopuais, xal un Tí Euavrod mods Exeivov ELOTEOPT uóvov 
YOsoPar, ¿dla nai ri tov adv Euol ¿delpúv?) nagéyer’ obs Pléxov Tis 
Ev Xouotò xexovupevns Eoñs éxopévovs xal xovobvras adv NÖovi 
névous, ov 6 xapros ¿vdotos xal toîs vovv Eyover Eniwtós, inerme 
qelgo. al yapıraz buodoy® (fol. 113%) tH deondry, dti xa Dons fuas 
TO Avto@ tod xdouov TH a«vrod aîuari bxd ris ¿Olas ATELQOU qoyaró- 


£ 
1) lvpévec das 

2) oùtog, aus ovros geündert. 
3) &v tabra 

4) oradnes 

5) «delo 


M. Treu: Mazaris und Holobolos 95 


Toros Évéyoape tH qoodò Tüv éxeivou dovisudvrov xal usAldvrov 
amoleioda. dnd ayvotag xal ¿dovz ual Aypoıxias!), Gros TE toUTov 
regupevoineda avteddBeto Embyeipodol TE TL Tig CGoryoles Eoyav Ed de 
Ovvspanteraı, Oudove navrayov oy dei toe «Ùròv Deparevon oxov- 
ddfovov. Év tovtois fúuev xul ovtwg ¿youev, dorote Qidov xal 
quaowatare: Ev ¿ori udvov TO navy tovyov Huds xa, daxvov, 1) tov 
xpatiotov xal ayiov facies Nuov «novo xal orepmoıs, bv, DEov 
aooaravie Adye, TayEwg ldouuer navres, ws fovileras. 

eins wor Ev Gnadiv byiaivov evduudy evextÓv. nai ye ÖLRERNS 
Yvundsie zapein co. tod TÜV oùv Enawverov xal punoiov doe pilov 
uovayoù ’Inarip, $ Bevevvios rd Enwvuuov: — 

Eine Sammlung von 16 Briefen jenes Mönches befindet sich, so- 
weit mir bis jetzt bekannt, im cod. Taurin. 329 c. II 32 (nach der 
neuen Zählung B. IV 38) aus dem 15. Jahrhundert (nach Pasini) und 
im cod. Hierosolym. 276 aus dem 16. Jahrhundert (nach dem Katalog 
von Papadopulos Kerameus, Teil I S. 352); ebenso im cod. Oxon. 
Misc. 242, doch fehlt der 12. Brief in dieser Handschrift. Jener Brief 
ist der vorletzte der Sammlung. Wir lernen aus ihm einen hoch- 
angesehenen Freund des Bryennios kennen, Manuel Holobolos, der 
zugleich Arzt, Rhetor und Philosoph war, der seinen Wohnsitz in der 
Baosis, d. h. in Konstantinopel, hatte und sich nur zeitweilig in 
Thessalonich aufhielt. Gleichzeitig war auch der Kaiser auf der Reise. 
Dafs Holobolos sich in dessen Begleitung befand oder sonst Beziehungen 
zu ihm hatte, geht aus dem Briefe nicht hervor. — Der Holobolos des 
Mazaris ist erst ums Jahr 1399 dem Kaiser näher getreten. Er be- 
gleitet ihn auf seiner grofsen Reise nach Italien, Frankreich, England 
und dem Peloponnes 1399—1403. Er war dessen yoappareds, viel- 
leicht ist er es erst in Italien geworden [B 139 E 209, B 163 E 229]. 
Vorher war er 6 ris Kovotavrívov utv énrop devds, tóv 0° lato@v 
6 féldrioros [B 120 E 193], als yoxuueredg aber hat er seine ärztliche 
Praxis aufgegeben [B 121 E 194]. Wenn also jener Holobolos des 
Bryennios unser Holobolos sein soll, dann mülste jener Brief ge- 
schrieben sein, ehe Holobolos Höfling wurde, sicher vor 1400. 

Eine eingehende Untersuchung über Joseph Bryennios’ Leben und 
Werke fehlt noch. Nach Andronikos Demetrakopulos, Graecia orthodoxa 
S. 90, ist er zwischen 1431—1438 gestorben. Das glaube ich nicht; 
er mufs früher gestorben sein. Sicherlich gehört die Briefsammlung 
einer früheren Zeit an. Es sind 16 Briefe mit folgenden Adressen: 

1. T& ueyaim oaxeAlapim tig éyiorérns tod deod ueydAns éx- 





1) dyerxias 


96 1. Abteilung . 


xinoles dggidiazivo xa didaoriio xvoio Osoddoa@ TO Medri 
vıorn dv vi] mode: — 

2. To ediafeoráro zul Aoyıwrdrp Ev lepedoi xvod Nexijrg ro 
Mvgouwwiorn Ev Pódo: — 

-3. TO peydlo yaoroptien vie dy. t. Deo wey. xx. doy draxdva 
2096 Tadvvn 19 OlofBólo év ri, Paordsvoson tov xóleow: — 

4. T6 coporéro ¿bdgov xved Anuntoip to Kvddvy & 
Beveriaug: — 

5. To xoveyuoréro por deoxérn Awgo®éo ro av Tegocodipay 
zergıdoyn Ev ‘Tegovouiu: — 

6. To coporéro dvögl, dgeriig re éxoo pilo zul mioreng xvgd 
NıxoAdo 15 KaBaciha èv Krabi: — 

7. T6 coporéro xal loyworéro rargi, audmyovusvo ris cepuoulas 
„ul Buordixîjg povijs od Erovdiov, üpguavdgirn re xa) aporocvyxéldo 
xvoò Ebdvuio év Bvtevtip: — 

8. Tó tov deyegéov kom, tovoxcidexcro tov éxoordiav moment 
xouévov xa) xpuri vis olxovuevns, Mdgxo 1a xdxg Adekavdgiag Ev 
Alpina: — 

9. To olxovpevind: — 

10, To ¿xd ov Tour Irate édelpo Mattuo, ris tebews 
TOY ANQUXOV: — 

11. TO ev dmondmorg eblafet xvod Maxagio, 10 rie "Auoàd 
orov év Kiro: — 

12. TO dv kgyovow ebyever — 096 Todvvy 1 Zvpiavò dv ri 
Kom: — 

13. Buoilixóv: — 

14. T6 hopardrm dvdeav xves Mavov)i to 168m dv Auxe- 
darpovig:i — 

16. To xovegoréro umroomokirn KvéBov xa) xéons ‘Pocius 
Dorip 15 bregriuo — év ‘Pooig: — 

Der erste Briefempfänger lebte 1361. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. 
d. byz. Litt. S. 384; für das Jahr 1360 vgl. Acta I 394. Im Jahre 
1400 hatte er das Amt eines wéyag oaxeAAdgıog bestimmt nicht mehr; 
denn es heifst in einem Aktenstück dieses Jahres von einem früheren 
Ereignis: yéyove poùv tobro maga tod Tore ueydAov ouxsAduglov, rod 
Meliriiórov dxeivov. Acta II 330. 

Der dritte hatte die in der Adresse angegebenen Ämter 1389—1397. 
Unter dem Patriarchen Matthaios (1397—1410) aber war er bereits 
unrgoroAleng Tordieg und starb vor 1410. Denn er wurde in Gegen- 
wart jenes Patriarchen begraben. Vgl. Le Quien, Oriens christiana 
I 1246. Acta II 132. 292. 304. 324. 348. 377. 383. 392. 417. 





M. Treu: Mazaris und Holobolos 97 


Der vierte ist der bekannte Kydones, der, wie ich anderswo ye- 
zeigt, wohl 1400 gestorben ist. 

Der fünfte war Patriarch von Jerusalem von 1382—1418. Vgl. 
Papadopulos Kerameus’ Analekta, Teil I S. 246. 

Der sechste starb vor Mai 1371 als Patriarch von Thessalonich. 
Vgl. Andr. Demetrakopulos, Graecia orthodoxa S. 83. 1350 wird er 
als oëxstog des Kaisers erwähnt. Acta I 298. 

Die anderen Adressaten sind mir zwar zum Teil anderweitig be- 
kannt, ich kann aber ihre Zeit nicht genauer bestimmen. Von den 
Briefen aber, deren Empfänger ich nachgewiesen, mufs der sechste vor 
1371, der erste, dritte, vierte mufs vor 1400 geschrieben sein, der 
fünfte braucht nicht nach 1400 geschrieben zu sein. Daraus folgt, 
dafs auch der 15. Brief nicht nach 1400 geschrieben zu sein braucht, 
dafs also der Holobolos des Bryennios und der des Mazaris auch der 
Zeit nach zusammenfallen. 


Breslau. M. Treu. 


Byzant. Zeitschrift I 1. 7 


Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen 
Autoren. 


Die kritische Wiederherstellung eines mittelgriechischen Sprach- 
denkmals hat mit viel grölseren Schwierigkeiten zu kämpfen als die 
jenige eines altgriechischen. Denn, während wir über das Zeitalter und 
die Heimat alter Schriftsteller in der Regel gut unterrichtet sind und 
aus zeitgenössischen oder späteren Quellen über die inneren wie äufseren 
Zustände und über die Bildung der betreffenden Zeit mehr oder we- 
niger erfahren, trifft das bei einem mittelalterlichen Autor selten zu. 
Wir wissen oft von der Epoche, von der Heimat, von der Bildung und 
den anderen Verhältnissen dieser Autoren nichts oder fast nichts. Viele 
‚Texte sind sogar ohne Autorennamen. 

Während wir ferner bei der Beurteilung der alten Autoren, be- 
sonders der Attiker, aus der Epoche eines jeden Verfassers ein festes 
Urteil über den Sprachcharakter und umgekehrt aus den Sprachele- 
menten ein solches über das Zeitalter desselben fällen dürfen, und so 
von vielen Sprachbestandteilen mit absoluter Bestimmtheit behaupten, 
dafs sie einem Autor ganz fremd sind, vermögen wir so etwas über 
die Sprache eines mittelgriechischen Textes fast niemals festzustellen. 
Denn wir sind im Mittelalter nicht im stande, wie es im Altertum 
mittels der Iuschriften, der Grammatiker, der Scholiasten, der Lexiko- 
graphen u. dergl. gewöhnlich der Fall ist, die Sprachentwickelung nach 
den Jahrhunderten und Jahrzehnten genau zu verfolgen; denn während 
des ganzen Mittelalters und der neueren Zeit wurden die alten und die 
neuen Sprachelemente stark durch einander geworfen und die Summe 
der alten oder der neuen Bestandteile ist meist nieht von der Epoche 
der Verfasser, sondern von der Bildung und Absicht derselben ab- 
hängig. Darüber vergleiche K. Krumbacher in K. Z. XXVII 494 f. und 
Hatzidakis in seiner „Einleitung in die neugr. Grammatik“ S. 234 f. 

Da sie nun stets vieles den älteren Litteraturdenkmälern entnehmen 
und die entlehnten Stücke oft falsch gebrauchen oder mifsverstehen, so 
ist es von nöten, dals man beim Lesen und bei der Beurteilung dieser 
Spätlinge die älteren, vor allem die kirchlichen Texte stets vor Augen 
hat; und da sie andererseits aus dem Volksgriechischen ihrer Zeit vieles 


G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren | 99 


in ihre Werke aufgenommen haben, so mufs man zum richtigen Ver- 
ständnis derselben auch das Neugriechische kennen lernen. Zwei Bei- 
spiele mögen meine Behauptung verdeutlichen, Glykas V. 76 schreibt 
fis (sc. yldoou pevónyópos) els pry xartate ra diaBruare pov. Da 
weder die Verleumdung noch irgend etwas die Schritte des Verfassers 
brechen oder zerbrechen konnte, so würde man geneigt sem, xaréagev 
eis piv als fehlerhafte Lesart anzusehen und anstatt dieser xarıiyayev 
«6 yîjv zu schreiben; oder xaréate als Synonym von xareonaoe (cf. 
MATRONAV ein, ONueta, olxovg) und von xarúyaye (= xarefifaoe) 
aufzufassen. Dieses letztere scheint in der That das Richtige zu sein, 
da man in diesem Jahrhundert @oow (= &yvvui) und 6x, xatdocw 
und xarey® für gleichbedeutend gehalten hat, und so den Aorist 
mattata st. xatéonaca (= Bia xariyayov, xarefifaoa, herabstiirzte) 
gebraucht zu haben scheint.*) Indes bleibt doch immer der Ausdruck 
„die Schritte jemands in die Hölle herabstürzen“ ziemlich sonderbar. 
Das Rätsel läfst sich lösen, wenn man bedenkt, dafs der Verfasser hier 
den biblischen Ausdruck Psalm 118, 133 „ra diafruara wou xatevtuvov 
xatà to Adpidv cov Hal pui xuraxvgisvoden pov nioa Avouie“ vor 
Augen gehabt hat. Von Gott kann sehr gut gesagt werden, dafs er 
die Schritte des Menschen d. h. den Menschen selbst den heiligen 
Geboten gemäfs leiten möge, von der Verleumdung natürlich nicht so; 
indes hat der archaisierende Spätling den biblischen Ausdruck für 
seinen Zweck zurecht gemacht und tà diaffuard uov xrarevbuvov 
xatà th Adyidy cov in tà diaffiuara pov xatéaëe in die Hölle 
(= eig yîv) verändert. Nur so, denke ich, läfst sich die Existenz des 
Wortes diafiuara hier verstehen. | 
Prodromos versichert uns, dafs er gern ein hausierender Verkäufer 
wäre und auf den Strafsen rufen möchte: éxdpere dgovßavıardv dEvya- 
Aov, xveddes VI 190. Über dévyadov hat Koraes in seinem wichtigen 
Kommentar zu Prodromos 8. 183 gehandelt; es mag hinzugefügt werden, 
dafs d¿vyada(v) heutzutage noch im, Pontischen bekannt ist. Allein 


*) Der Aorist xarsaéa im Sinne von xerjyayov findet sich öfter in der 
Vita Euthymii ed. C. de Boor (Berlin 1888), Kap. 2, 22; 13, 15; 18, 11; 21, 6; 
22, 7 und 8. — Beachtenswert ist, dafs das Augment in diesem Verbum schon 
früh in die augmentlosen Formen und selbst in den Priisensstamm einzudringen 
begann; vgl. aufser den in den Wörterbüchern und von Kontos, Aöyıog ‘Eeuîjs 
S. 75 ff. angeführten Beispielen: xars«&avr« im Martyrium Petri, Acta aposto- 
lorum apocrypha, pars prior, ed. R. A. Lipsius, p. 82, 31 und xaredosercı ebd. 
p. 84,1. Das Lexicon Vindobonense ed. A. Nauck lehrt p. 110, 4: rd dè 
natéaya kyrl rod narsaysıy! Zur Erklärung dieser Formen s. Hatzidakis, 
Einleitung in die neugriechische Grammatik S. 63 ff.; 390 ff. 

Anmerk. des Herausgebers. 


mk 
é 


100 1. Abteilung 


über doovfevioròv weils er ebenda $. 184 nichts zu sagen. Das Wort 
ist aber heute noch im Pontos und in Thrakien üblich, wo die Leute 
desyede Ögovßerıordv das nennen, was in Athen gewöhnlich oexzov- 
Moro drcovgri heifst; und dgovßdvı oder dovgßdvi bedeutet daselbst 
den Milcheimer, der zur Bereitung der Butter dient. 

Dafs die doppelte Forderung, man müsse sowohl das Alt- wie 
auch das Neugriechische gründlich kennen lernen, um das dunkle Mittel- 
griechisch zu verstehen, nicht leicht zu erfüllen ist, sieht jedermann 
ein; dazu kommt bee noch, dafs wir durch cha handschriftlichen 
Apparat bei der Wiederherstellung der mittelgriechischen Texte, be 
sonders der vulgären, wenig unterstützt werden; bei dem Abschreiben 
derselben sind nämlich die Kopisten bei weitem unaufmerksamer ge 
wesen als bei der Vervielfältigung eines alten Textes; deshalb sehen 
wir, dafs die Differenzen der Handschriften oft so stark sind, dafs sich 
verschiedene Versionen ergeben. Aufserdem besitzen wir in der Regel 
nur ein Manuskript für jeden vulgären Text oder für jede Version, so 
dafs vom Kollationieren keine Hilfe zu erwarten ist. 

Endlich sind diese meist unbedeutenden Werke weder in den yer- 
gangenen Jahrhunderten noch in der letzten Zeit fleifsig und methodisch 
erforscht worden; wir haben infolge dessen weder Kommentare noch 
andere Hilfsmittel, wie Lexika, Paraphrasen u. dergl. dieser Werke; 
daher wissen wir oft den Sinn vieler verlorener Wörter und Ausdrücke 
nicht mehr. Dieser üble Zustand wiegt furchtbar schwer; das griechische 
Mittelalter bleibt uns noch sehr dunkel; man denke, was zur allgemeinen 
Erkenntnis des alten Hellas oder Has seit der Renaissance geleistet 
worden ist, und man halte dem gegenüber das Quentchen, was wir 
über das mehr als tausendjährige griechische — gewöhnlich byzanti- 
nisch genannte — Mittelalter wissen! Hier treffen wir auf Schritt und 
Tritt Ausdrücke, Spriehwörter, Thatsachen ete., von denen wir keine 
Alınung haben, und die wir vorläufig unmöglich in ihrer ganzen Trag- 
weite begreifen können. 

Wir sind also oft in Unkenntnis über die Heimat, das Zeitalter, 
die verschiedenen Verhältnisse, ja selbst den Namen der mittelalter- 
lichen Autoren; ebenso dürfen wir infolge der unaufhörlichen Mischung 
der alten und neuen Sprachelemente wenig Bestimmtes über die Not- 
wendigkeit oder die Ausschliefslichkeit dieser Sprachbestandteile be 
haupten; wir besitzen fast keine Hilfsmittel zum riehtigen Verständnis 
derselben; wir kennen sehr oft die Thatsachen nicht, und endlich läfst 
uns in der Regel auch die Hilfe der Handschriften sehr im Stich. Das 
sind wohl die Hauptursachen, weshalb die Kritik dieser Texte so sehr 
zurüekgeblieben ist und weshalb die Herausgeber bei der Veröffent- 





G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zú einigen mittelgriech. Autoren 101 


lichung dieser Texte in der Regel sehr eilig sind, und einfach abdrucken 
lassen, was sie vor sich finden oder zu finden meinen. Cf. K. Krum- 
bacher in K. Z. XXVII 495. 

Unter solchen Umständen werden wir leider nur allzu oft zu der 
Konjekturalkritik unsere Zuflucht nehmen müssen, allein auch hier 
stehen uns Gefahren entgegen. Was nämlich von den alten Griechen 
gesagt worden ist, dafs sie die Feder in den Verstand getaucht haben, 
das darf niemand von diesen Spätlingen behaupten. Wenn man nun 
also infolge dessen einen geschraubten, unnatürlichen, oft recht unver- 
ständlichen Ausdruck findet, so darf man nicht von vornherein mit 
Bestimmtheit, wie es bei der Beurteilung eines Alten immer der Fall 
ist, behaupten, hier müsse ein Fehler vorliegen, und noch weniger 
sicher kann man über die Emendation sein. Behutsamkeit ist dabei 
stets am Platze, und besonders nur dann wird man mit einiger Sicher- 
heit vorgehen, wenn die vorgenommene Anderung eine leichte ist, wenn 
z. B. Trennung in zwei Wörter oder umgekehrt Vereinigung zweier 
Wörter in eines genügt, oder wenn nur ein Buchstabe zu verändern 
oder zu tilgen oder hinzuzufügen ist u. dergl.; oft scheint aber leider 
das Übel viel tiefer zu liegen und da werden wir a priori auf die Mifsgriffe 
der Konjekturalkritik gefafst sein müssen; indessen ist sie gewöhnlich 
unsere [epa &yxvoa, und wir müssen von ihr Gebrauch machen, wenn 
wir jemals zu einem richtigen Verständnis der mittelgriechischen Schrift- 
steller gelangen wollen. 

Ich teile einige Korrekturen mit, bei welchen durch eine leichte 
Veränderung der richtige Sinn hergestellt wird. 

Spaneas (ed. Legr.) 150—4 

Thy dostmv xal naldevov ayanı xal Tv yvocır, 

alovrovu mavtds éxméxeiva xal Onoavodv peyadov' 

éxelva yag ovderote mods tods xx dodge Imayovv, 

éxelva magauévovoiv, 6 rAoÙTos Ó WdE pevet. 
Von der Tugend, der Bildung und den Kenntnissen wird gesagt, dafs 
sie niemals zu den guten Menschen gehen, dafs sie standhaft (oder 
ewig) sind, der Reichtum aber stehen bleibt. Das ist aber offenbar 
völlig sinnlos. Alles wird klar, sobald wir in dem zweiten Verse 
xaxovg st. xxdovg und im dritten 00 où ueve st. Ode wever schreiben: 
die genannten guten Eigenschaften kommen nie zu den schlechten 
Menschen, sie sind aufserdem standhatt, der Reichtum dagegen bleibt 
nicht stehen, sondern flieht, geht vorüber. 

Prodromos VI 254—8 

— xeradınadovoiv de 
els ox@dAnxay Axoluntov, Elg TÁPTADOV) — - 


102 I. Abteilung 


'Eyw dé, xo0uoxpdrwp pov, tavtas tag toEig xoldoeg 
évradda tag xoddfomar anal x00 tig tedevrijge pov. 
ZudAnza TOY Kxoiuntov uiuoduar tiv HEVLAV, 
Der Verfasser behauptet, dafs er alle drei. Höllen (nämlich ox@Anxa 
tov Guoiuntov, táprapov, oxdrog) hier auf der Erde leidet; und diese 
seine Behauptung weiter erklärend sagt er, dafs er für 0x64Anxa &xot- 
untov die Armut hält, und im Verse 260 für r«erapov die schreck- 
liche Kälte, woran er leidet, und im V. 263 als 0xdros dpspyks xplves 
tov oxoraoudy, den er hat, so oft er hungrig ist. Es ist also klar, 
dafs yodua st. wuoduc zu schreiben ist, wie es in der That in der 
Parallelstelle V 155 gelesen wird. 
Ebd. IV 340—3 
teroada ual nupasxevN Enpopayoüvreg 0406, 
(div yao oùx Eodiouev, val, rocÓs Ev rovrorg, 
dumm ... 
Die Rede ist von Vers 340—356 nicht von den armen Mönchen, son- 
dern von den reichen Äbten, die zwar nicht Fische, allein eine Un- 
masse exquisiter Speisen und Getränke geniefsen; auf die Mönche 
kommt er im V. 357 f. 
nuds dè xootrPécor xvauovs Pefoeypevovs ... 
zu sprechen. Es ist also offenbar ¿odíouev in ¿odíovo. zu ändern; 
wohl auch E&ng0opayoodcı zu schreiben. Ebd. IV 408° ist BAaßovueı 
im BAußoöus(v) (sc. of xeAdyegor) zu emendieren; denn die Rede ist 
wieder von den armen Mönchen im Gegensatz zu den Abten. 
Roboam 38—? 
vié uov, UETÉ TOVNQÓV, METE xuxòv UN EGUÉYNS, 
un OUVTOOPEVONS ET” UVTOV, UN Ovvodonoıyans, 
schreibe un ovvodorzoenons, du sollst mit den schlechten Menschen in 
keinen Verkehr kommen. 
Ebd. 99— 100 
auun elg tov Dedv tot oveavod xal xrioryv TOv Andvrwv 
dede Toüto dunvexds nal xoiver ıyv GA eur 
Es heifst, man müsse einem armen Menschen in den Gerichtshöfen 
durch das Bestechen des Richters nicht sein Recht wegzunehmen suchen; 
denn als armer Mensch vermag er nicht dem Richter etwas zu geben, 
um sein Recht zu erlangen, sondern er (der Arme) überläfst es immer 
Gott, er ruft immer Gott zum Richter an, und Gott fällt ein gerechtes 
Urteil. Es ist also &ere st. Séce zu schreiben. 
Glykas 129 03 ögveov meickeraı schreibe merdferar; der Freie, 
der nicht ins Gefängnis gesteckt ist, der keine Seelenschmerzen fühlt, 
der fliegt wie ein Adler. 





G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 103 


Ebd. 133—4 
El tug dv heyy ,,wevderai, pAvapet, un tov miotevns!“ 
Kávelg nor oùx éxdvecev, oùx oide ti ive xôvos, 
Glykas will sagen, wenn jemand von ihm behaupte, er (Glykas) lüge, 
er schwatze und man solle ihm nicht glauben, so habe jener, der so 
etwas von Glykas sagt, nie gelitten und wisse nicht, was Leid ist. 
Um diesen Smn aber zu erlangen, müssen wir den zweiten Vers so 
schreiben: xsivog morì ovx éxdvecev, oùx oide ti ¿ve növog und darnach 
einen Punkt setzen. 
Ebd. 186—8 
OÙ nôvor Einvasyuvrnoav els tovtag tag Mueoas* 
ay EDOOVY elo XUTOPOQOY YUYNV avayxacuevnv, 


\ 
éxel repuéuvayovra xa) noAsuoöv thy xvii». 


Das Verb roleu& mit einem Substantiv verbunden bedeutet etwas als 
Geschäft treiben, oder für etwas sorgen etc., z. B. rodeuò ry(v) 
dovisid pov, moleuò ta yoduuara, rmoleuò ta nEOBaTE Nov, xolsud 
ti(v) téyvy uov, rmodeutò to rmepiBóli uov, modeuò nv) Yapızn ete. 
modeuò tiv zvikıv würde also heifsen: ich treibe das Würgen oder ich 
sorge für das Würgen. Alles wird klar, sobald wir xal xodguody riv 
(duyNv sc.) avífeiv = die Schmerzen streben die Seele zu erwürgen. 
Ebd. 245 
foo ot Erw, xdoovpe, dogeñs xal onapragikes. 
dopeas bedeutet nichts, es 8 wird Öwperv = vergebens, umsonst (gota) | 
zu schreiben sein; cf. 
eis «OTOLAOV surarcionis. eis Mouy adixias 
N uavva uov y EyEevvnde, Owoecy xul neouarito, 
Ebd. 274—5 
eidxrısev 6 yoardapos, xal degover TO dayua, 
va yivn xadoraidevtov, Aldo va un Aaxtion. 
Zu schreiben &llov vee uy Aaxtion, da doch der Esel gegen einen 
Menschen, nicht gegen einen Sattel ausgeschlagen hat. Umgekehrt ist 
im V. 483 to xédov st. tòv nedov und in Roboam 28 ro yofjuav st. 
toy qeñuav zu schreiben. Wie aber das auslautende v von &Alov 
wegen des anlautenden v des folgenden Wortes ausgelassen ist, so ist 
auch im V. 389 ein o nach oxorevoîs weggefallen Ev oxoteuvois 0° 
éxdt8ios yuuvóv, TOOYLEVOV. 
Ebd. 312 
Déleug où Peleg Endekaı, matter x oe Y TÚLN, 
xtc teva bedeutet: ich spotte über jemand, ich mache ihn lächerlich, 
dagegen xaífo pé tiva: ich treiber ‘ einem, ich quale 





104 I. Abteilung 


ihn u. dergl.; es ist mithin zu schreiben watfer u’ éotv n turn, da 
N tugn uE tiva nuiferv Övvaraı, tiva maiterv ovye. 
Ebd. 490 
ò uèv yap Éxxoldéerar xoopdder th tov pdvov 
zu schreiben éxoldésro, wie gleich é4éyero (491), éxaoze (193) und so 
immer Imperfecta; alle diese Verse erläutern den Inhalt des Verses 476 
xal yvods ro ado xal dati xai dia nolov Adyov 
(sc. al puyal xoAdfovrac yodvorg où pergovpevoLg). 
Ebd. 470 
tavtas dy tag pulaxas x’ Exeivnv thy Mueoav 
og Evavras dAoyifoua xal ovyyevelg tag xpivo 
zu schreiben getrennt dg ¿va(v) tas Aoyifoua:; er behauptet, dafs er 
das Gefängnis und den Tag des Begräbnisses für em und dasselbe (63 
Eva) halte. Auf dieselbe Weise ist zu trennen x&pwixa im V. 122 in 
xüv Yiya, wie es in der That in V. 202 steht; xv pego od yvadaıg = 
du verstehst nicht ein Krümchen, Bifschen. Dasselbe x@v Yiya steckt 
vielleicht auch bei Prodromos I 84 
Dupuy ovx fidabds mote, ouvidiv 00x EVPÚYEL, 
wo 00% ebwuye völlig sinnlos ist. Eine Trennung ist vorzunehmen 
auch bei Prodromos I 2 und zu schreiben ôxotav di st. dxofavde; und 
IV 542 
xul artexetv à tov modeuei, nal ATEXELV di TOY napver 
. zu schreiben st. dréxerva ... dminecva... cf. INI 542 xal dréxei 
ta tov nodeuei nai Anexeı ta Tor xauvet. Und umgekehrt ist zu 
schreiben IV 477 
uudopeoduv tarmevdv OUOUÉELS ... 
st. xadov yepaxıv, und Belth. 630—631 
erjonoa tods opTaluods, x09n, tove idixovs Gov, 
xul eg TO vegov tod Eowrog xaldvBa moAsuoddı, 
zu schreiben xoAvuforo4euodor = sie versuchen zu schwimmen (xo- 
Asuovor va xolvuBüor), wie er gleich nachher sagt 
va eines ALVÓVVEÑOVOLY, Moata, ve xviyovor, 
Glyk. 529 
éxelvos Ügeı tov xAowòv xai tà deocud OVVTQLYEL, 
Dafs ps: als Futur gebraucht ist, ist klar, cf. auch das folgende ovr- 
toíye: und yagroerer. Indes dürfen wir nicht «per betonen, sondern 
müssen coy, d. h. den Konjunktiv des Aor. in futuraler Bedeutung. 
schreiben, «der im Mittelalter sehr gewöhnlich ist. 
Ebd. 524 
EXUVKAWOKY ue OuEQOY DÔives tod Havdrov. 
Es ist zu schreiben 


G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 105 


ExinAmoov GE ouepov dives tod Havarov; 
wie auch 528 
mapides xegieozyov de xal xAet8oa rod Bavarov; 
beide Verse sind mit Fragezeichen zu versehen, da der Fragesatz an 
Stelle des Vordersatzes gebraucht wird. Umgekehrt ist V. 531 ohne 
Fragezeichen zu lesen 
ovx HAGE els uerdvorav nadégar todo dixalovs, 
todo 0° ¿E dndıns Óqems moddanig émtanóras. 
cf. Matth. IX 13 où ye fidov xadéca: dixalovs dii’ Gueoralods (els 
peravorav) und Mark. II 17, Luk. V 32. 
Ebenso ist V. 181 zu interpungieren: 
ros amavtàs, raocdotov, müs ovx Eppayns, Eëvor. 
d. h. xagddofóv Earı, müs dnavräs, EEvov, mög oùx Éoodyns. Das 
Verbum dauvräv findet sich auch in V. 189 
puri, TEQiomoevPyoa, xal ws Numopeis, drravra, 
und 195 
wal Öxdrı Ösıdkıdlo de, pofodpa: où un aravifons 
wo dauvıo so viel als dvreyo, standhalten, aushalten, ausharren, be- 
deutet. 
Ebd. 353 
Kal töre bs qioros pOelperas, be &vdos TÓTE mintet, 
Dafs der Verfasser róre auch im zweiten Satz der Konzinnität wegen 
gebraucht hat, ist zwar immer möglich, allein nicht wahrscheinlich, da 
er von solchen Feinheiten nicht viel zu wissen scheint; deshalb schlage 
ich vor og &v®oc xaraxinteı zu schreiben. 
Ebd. 301 
un ma&ns ti pixedpvyor xal va yapodv ol éydeoi oov' 
Es ist pa) zd®ng ti zu schreiben; ähnlich ist Prodromos II 98 
dv ovx «voléns Ivpav wor x6dev rs evonkayyviag 
zu betonen dvoay wot nodev oder Svgay uo robiv ... 
Glyk. 414 
où oröua Agdov Övvaraı, xa) yAdoou Guxopévtrns 
Die spätere fem. Form ist ovxope«vrig und so mufs geschrieben werden. 
Ebenso schreibe 189 xeguompevdyos st. negusompevdyoue und Prodro- 
mos I 220 dasgaperisev st. Eneyaıpeındav und Prodromos II 99 
xod pévopas ... ui) xeoeupo st. yEvouaı.... repéuxo, und IV 202” 
oxovuagıd oder xo vufpia st. xova pid und 223 cxovuropiv st. xo va piv 
wie es VI 96 steht; denn vom alten oxdußgos ist oxovußglv mit uf 
gebildet und da wir heute noch skumbri aussprechen, so kann man im 
Mittelalter nicht oxouxoiv ausgesprochen haben; ebenso ist zu schreiben 
Pest. 107 xaAouopporvunapeis = al xadov nal ebuogpov tirov Eyovaaı 


106 1. Abteilung. G. N. Hatzidakis: Krit. Bemerkungen zu einigen mittelgr. Autoren 


st. xaZopuoggpotizagoes; und Spaneas 126 xouions st. xoıunjans, 
und Glyk. 63 vpódev st. pater etc. 
Glyk. 297 

uétnv, dun uov, Aönuovelis, udıyv meQuotaretoat. 
Wie die Seele umstanden oder umgeben wird (xepiotaretta:), kann kein 
Mensch ausfindig machen; indes wie ferner «dnuoveis zeigt, handelt es 
sich hier um ein innerliches Leid der Seele; es ist also xapaxovetoc 
zu schreiben. Prodromos VI 29—30 

AV yao Tıvss THY EV dogî) TOY UN xalds poovovytar, 

TO xa® ues poorvijewo: xual rEg. PoavPyoaor... 
Ohne Zweifel ist xe0189a0vv8d0. zu schreiben; auch xa® Ayes 
-mufs entweder als gleich mit x«®’ ju&v verstanden werden, was nichts 
Befremdliches hat (cf. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische 
Grammatik S. 224 f.) oder es ist in tato Huds zu ändern. 

Glyk. 348 

6 Eñáos ..... xul GE KUTRPUYETO. 
Wer das biblische 6 $7405 tod oixov cov xuragayerai ue Psalm 68, 10 
und Joh. II 17, welches in der Kirche sehr oft gehört wird, weifs, der 
wird leicht die Ergänzung vorschlagen 

O E7A0g olxov tod Deod xal 08 xutapayEeto 
oder 

6 Ejdog 6 tod oixov Tov . 
Auch den V. 154 möchte ich nicht mit xgoc|xoovas], sondern mit 
zgoo|BAeneıs]| ergänzen 

add Tv vinta Ösıdıäg, TO TÉ va peon oùx oides, 

Orevoyaoeions, Gyavanteis, 00 x Exei noo6[Baëxeic|, 
Da der ins Gefängnis Gesteckte in seiner Einbildung allerlei Marter 
leidet, allein bei Nacht unbeweglich bleibt, so stölst er (xpooxpova) an 
nichts, sondern xooofléxet. Ähnlich ist V. 177 nicht mit dyvoo, son- 
dern mit ovvexós auszufüllen. 

noon navdavo [cvvegòs], mag [ets «dy»]| od pdavw 
und Prodromos I 207 ist wohl nicht mit yiveraı, sondern mit éyecgetae 
zu ergänzen 

Bon tes äpvw |éyeiperar] nai tagayy ueycAn. 
Dagegen ist Glykas V. 244 allzulang und muls so geschrieben werden 

Kal tore Aéy(er) avrod Bederg, ovd(é) cid(«) oddE yvwgita 
st. Kai tore ¿eye adrod Beles, oddè otda ovdt va éyvootto. 


Athen. G. N. Hatzidakis. 


Der weise AKyrios. 


Nach einer altkirchenslavischen Übersetzung statt der unbekannten byzantinischen 
Vorlage ins Deutsche übertragen. 


In einer Redaktion von „Tausend und einer Nacht“ wird die „Ge- 
schichte des weisen Haikar“ erzählt. In der Ausgabe von Habicht, 
van der Hagen und Schall (Breslau 1827, XIII 86—126) bildet sie die 
561.—568. Nacht; in einer volkstümlichen Wiener Ausgabe (Wien, 
Dorfmeister 1854, VI 300—333) die 968.—978. Nacht. In der Aus- 
gabe von Dr. G. Weil (Stuttgart 1866) kommt die Erzählung gar nicht 
vor. Ich darf, glaube ich, ihren Inhalt als bekannt oder leicht zu- 
gänglich mit Stillschweigen übergehen. 

Auch in der altkirchenslavischen Litteratur ist diese Erzählung 
und zwar in mehreren Redaktionen vertreten. In Rufsland stand die 
älteste Redaktion derselben in jener einzigen in Moskau beim berühmten 
Napoleonischen Brand zu Grunde gegangenen Handschrift, welche auch 
das russische Igorlied enthielt. Doch während für das Igorlied seitdem 
ein gleichwertiger Ersatz in einer anderen Handschrift nicht wieder 
gefunden wurde, ist für unsere Erzählung ein ziemlich nahe stehender 
Text, so weit man das nach den kurzen aus jener später vernichteten 
Handschrift vom Historiker Karamzin mitgeteilten Auszügen beurteilen 
kann, in einem Moskauer Codex saec. XV erhalten, von dem wir zwar 
seit dem Jahre 1861 grofse Auszüge (in der historischen Chrestomathie 
der russischen Sprache von Th. Buslajev) kennen, eine genaue voll- 
ständige Ausgabe aber noch immer vermissen. 

Die Erzählung führte in der vernichteten Handschrift die Über- 
schrift: „Sinagrip car’ Adorov i Nalivskija Strany“ und ebenso heifst 
es in der erhaltenen Moskauer Handschrift: „Sinagrip c(e)sar’ Adorov 
i nalivskoj strany“, also: Sinagrip König (oder Kaiser) Adors und des 
Naliv-Landes. Nach dem arabischen Text wird wohl darunter Assyrien 
und Ninive-Land zu verstehen sein. In der serbischen Handschrift steht 
dafür: „car’ adorski i analavsky car’“, in der südslavischen glagolitischen 
„odorski i nalevski gospodin’“, und in der cyrillischen „odorski gospodin’ 
i livanski“. Der Name des Königs lautet übereinstimmend Sinagrip, 


108 1. Abteilung 


und sein Minister wird sonst in allen Handschriften Akir, nur in der 
serbischen Akyrie, also Akyrios, geschrieben. In der rumänischen Re 
daktion (Gaster, Chrestomathie Roumaine II 133) heifst der König 
Sanagrid und der Minister Arkiri. Der Zusammenhang mit Sencharib 
und Haikar ist überall unverkennbar. 

Diese Erzählung war in Altrufsland schon wegen ihres sententiös- 
belehrenden Inhalts ungemein populär. Man hat schon sehr früh, mit 
Aufserachtlassung des eigentlichen Erzählungsstoffes, bloß die Sentenzen 
herausgezogen und aus diesen „Belehrungen“ gemacht. Eine solche 
„Belehrung“ steht in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts, wo ohne 
Nennung irgend eines Namens nur die Sentenzen, mit welchen Heykar 
seinen Neffen Anadan unterrichtete, so ziemlich in derselben Reihe, 
wie in dem vollen Text der Erzählung, aufeinanderfolgen. Den slavi- 
schen Text einer solehen „Belehrung“ hat Prof. Suchomlinoy im IV. Band 
der einstigen akademischen „Izvöstija“ (St. Petersburg 1855, S. 151—3) 
herausgegeben. 

Aber auch die ganze Geschichte Heykars, mit ihrem Detail, bildete 
eine Lieblingslektüre Altrufslands, die Erzählung wurde in nationalem 
Stile umgearbeitet und fleifsig Dear etre) A. N. Pypin zählte im 
Jahre 1858 nicht weniger als sieben Handschriften, worin die Geschichte 
des „weisen Akir“ vorkommt; sie sind alle jung, aus dem 17. und 
18. Jahrhundert, und erzählen mitunter mit rührender Einfalt den 
gröfsten Unsinn, der durch zunehmende Verunstaltung des Textes ent- 
standen ist. Gegenwärtig würde man aller Wahrscheinlichkeit nach die 
Zahl der Handschriften der Geschichte des weisen Heykar auf ein ganzes 
Dutzend und darüber bringen können. 

Diese Thatsachen würden an und für sich kaum eine besondere 
Beachtung aufserhalb des engeren Rahmens der russischen Litteratur- 
geschichte verdienen, wenn nicht die Art und Weise der Verbreitung 
dieses Erzählungsstoffes in Rufsland dafür spräche, dafs man es mit 
einem Texte zu thun hat, dessen griechisches in das soge- 
nannte byzantinische Zeitalter fallende Original entweder 
verloren gegangen ist oder noch jetzt irgendwo unbeachtet 
steckt. Der Wunsch, die Byzantinisten des Westens und Ostens zur. 
Forschung nach dem griechischen Original anzuregen, diktiert mir diese 
Zeilen: mögen sie von Erfolg sein. 

Erzählungsstoffe orientalischen Ursprungs, und an einem solchen 
kann beim „weisen Akyrios“ nicht gezweifelt werden, falls sie blofs in 
der altrussischen Litteratur nachweisbar sind, bieten noch keine Gewähr 
für die Annahme der Entlehnung aus dem Griechischen. Nach Rufs- 
land konnten solche Motive, sei es auf dem Wege mündlicher Über- 





V. Jagié: Der weise Akyrios 109 


lieferung, sei es durch das weifsrussische und polnische Medium aus 
dem Lateinischen, ja selbst aus dem Deutschen vorgedrungen sein. 
Anders jedoch steht das Verhältnis dort, wo nachgewiesen werden kann, 
dafs eine russische Redaktion auf einer südslavischen Vorlage beruht. 
Bei der letzteren ist der byzantinische Einflufs infolge der bekannten 
Kulturbeziehungen der Bulgaren und Serben zu den Griechen von selbst 
gegeben. Nun war man allerdings bis in die neueste Zeit nicht in der 
Lage anders als durch theoretische Kombinationen den Beweis zu führen, 
dafs die russische Version der Geschichte des weisen Heykar aus einer 
südslavischen Quelle geflossen ist; denn ein südslavischer Text dieser 
Erzählung, der genau zur russischen Redaktion stimmt, war thatsächlich 
nicht vorhanden. Wohl hatte ich bereits vor dem Jahre 1868 zwei 
serbokroatische Texte dieser Erzählung gefunden und im besagten Jahre 
im IX. Band des „Arkiv za povjestnicu jugoslavensku“ herausgegeben: 
der eine Text ist datiert vom Jahre 1520, aus Ragusa, in cyrillischer 
Schrift geschrieben, der andere ist im Jahre 1468 in glagolitischer Schrift 
abgefafst und stammt aus dem kroatisch-dalmatinischen Küstenland. 
Beide Texte gehen, ungeachtet mancher Abweichungen (der glagoli- 
tische ist etwas reichhaltiger), auf eine gemeinsame Quelle zurück, die 
in der Sprache zwar schon stark national gefärbt, doch im Grunde aus 
einer kirchenslavischen Vorlage geflossen war. Dafür sprechen in beiden 
Texten die noch nicht ganz verwischten Spuren kirchenslavischer Aus- 
drücke und Sprachformen. Damit ist zwar die Bekanntschaft der ser- 
bischen Litteratur mit der Geschichte des weisen Heykar erwiesen, aber 
die gewünschte Vorlage für die russische Redaktion noch nicht ge- 
wonnen. Denn vergleicht man jene für die beiden soeben erwähnten 
serbokroatischen Texte anzusetzende gemeinsame Quelle mit der alt- 
russischen Redaktion des 15. Jahrhunderts, so wird man zur grofsen 
Enttäuschung so wenig Übereinstimmung bemerken, dafs man sich 
schwerlich entschliefsen dürfte an einen unmittelbaren genetischen Zu- 
sammenhang zwischen den beiden Versionen zu glauben. Der äufsere 
Schauplatz der Erzählung ist wohl in beiden Texten derselbe, allein 
in den dem weisen Akyrios in den Mund gelegten Sentenzen herrscht 
doch grofse Verschiedenheit: die Zahl der Übereinstimmungen bleibt 
entschieden hinter der der Abweichungen zurück. 

Erst im Jahre 1886 entdeckte E. V. Barsov in der Moskauer 
Stadtbibliothek einen neuen kirchenslavischen Text serbischer Redaktion, 
den er auch mit anerkennenswertem Eifer in den Moskauer „Vorträgen“ 
(Ctenija), Jahrgang 1886 Band III, herausgab. Die Ausgabe läfst zwar 
in kritischer Beziehung viel zu wünschen übrig, doch ist sie höchst 
willkommen als der lang erwartete thatsächliche Beleg einer wirklichen 


V. Jagié: Der weise Akyrios 111 


Originals geltend macht. Wenn Prof. Veselovskij auch noch den Na- 
men der Frau Akyrios Theodule dazu rechnet, so ist dazu nur das zu 
bemerken, dafs die ältere Redaktion, auf deren Grundlage wir allein 
berechtigt sind den byzantinischen Text wiederherzustellen, von diesem 
Namen nichts weils. Freilich ist damit noch nicht die Frage beant- 
wortet, woher der Name in die späteren russischen Bearbeitungen der 
Erzählung gekommen sein mag; die beiden serbischen Texte kennen 
ihn nicht. 

Eine Reihe von merkwürdigen litteraturgeschichtlichen Fragen 
knüpft sich an diesen Text, die alle erst dann mit Hoffnung auf be- 
friedigende Lösung aufgeworfen werden können, wenn es uns durch 
diese Nachfrage gelingen sollte den griechischen Text zu entdecken. 


Erzählung und Belehrung über den Verstand und die Weisheit des 
weisen Akyrios. 


Sinagrip (war) König von Assyrien und Niniveland. Zu dieser Zeit 
war ich Akyrios sein Minister (Schriftgelehrter). Und es wurde mir von 
Gott geoffenbaret: dir wird kein Kind geboren werden. Ich besafs nämlich 
Vermögen, mehr als alle Menschen, und hatte eine Frau geheiratet, mein 
Hausstand war geordnet und ich lebte 60 Jahre ohne Kind. Da errichtete 
ich Altäre und zündete Feuer an und sprach: Herr mein Gott, wenn ich 
sterben soll ohne einen Erben zu haben, was werden die Menschen sagen? 
„Akyrios war ein gerechter Mann, er diente Gott in Wahrheit. Wenn er 
stirbt, so wird sich kein männlicher Nachkomme finden, der auf seinem 
Grabe stehen und kein weiblicher, der ihm Thränen nachweinen würde, und 
er wird ohne Erben bleiben.“ Darum flehe ich zu dir, Herr mein Gott, 
gieb mir einen männlichen Nachkommen, damit er nach meinem Hinscheiden 
Staub streue auf meine Augen. Und der Herr erhörte meine Stimme, es 
ertönte vom Himmel herab: O Akyrios, alle deine Bitten will ich erfüllen, 
doch ein Kind sollst du nicht erbitten. Sieh’ da, du hast einen Neffen 
(Schwestersohn) Anadan, diesen nimm an Sohnes Stelle an. Als ich die 
Stimme des Herrn vernahm, sprach ich: Herr mein Gott. 

Ich nahm meinen Neffen Anadan an Sohnes Stelle, dieser war noch 
ganz jung, ich liefs ihn an der Brust aufziehen und nährte ihn mit Honig 
und Wein, und ich kleidete ihn in Seide und Purpur. Nachdem er heran- 
gewachsen war, unterrichtete ich ihn in jeder Weisheit und Schriftgelehrsamkeit. 
Da sprach zu mir der König: O Akyrios, mein Ratgeber, wenn du in deinen 
alten Tagen hinscheidest, wo finde ich einen zweiten solchen Ratgeber? und 
ich erwiderte: Ich habe einen Sohn, den ich in jeder Weisheit und Schrift- 
gelehrsamkeit unterrichtet habe. Der König sagte: Bringe deinen Sohn zu mir, 
damit ich sehe, ob ich Gefallen an ihm finde; dann will ich dich entlassen, 
dafs du deine alten Tage zu Hause verlebst. 

Ich nahm meinen Sohn Anadan und brachte ihn zum König. Wie der 
König meiner ansichtig wurde, sagte er: Gesegnet sei der heutige Tag, o 


112 L Abteilung 


Akyrios, der dich im Wohlsein zu mir geführt hat. Ich y er mich 
vor dem König und sagte: Du weilst es selbst, wie treu ich dir IE 
Gedulde dich (noch einige Zeit), bis deine Gnade über mein Alter und über 
die Jugend Anadans kommt. Als der König das hörte, sprach er 

früheren Verdienste wegen soll kein anderer deine Stelle BR. 
Anadan). 

Ich Akyrios behielt den Sohn bei mir und nachdem ich ihn mit guten 
Lehren, gleich Brot und Wasser, genährt, sprach ich zu ihm: Mein Sohn, 
höre auf meine Worte, nimm vergnügt jede Belehrung an und sei folgsam 
alle Tage des Lebens: 

Hörst du etwas beim König oder siehst du etwas in seinem Hause, 
das möge in deinem Herzen verschlossen bleiben (eig. verfaulen), teile es 
niemandem mit. Wenn du es aber mitteilst, so mag es gleich glühenden 
Kohlen auf dich fallen; Tadel wirst du dir zuziehen und später es bereuen. 

M. $. was du hörst, das erzähle niemandem, und was du siehst, das 
offenbare niemandem. Einen gebundenen Strick sollst du nicht lösen und 
einen gelösten nicht binden. 

Auch das lafs dir gesagt sein, m. S.: blicke nicht auf die Schönheit 
der Frau. Wenn du ihr auch dein ganzes Vermögen opferst, wirst du zu- 
letzt den Schimpf ernten und in die Sünde verfallen, 

M. 8. sei nicht hart, wie Menschenknochen, und nicht weich wie ein 
Schwamm. 

M. S. deine Augen mögen zu Boden blicken und deine Stimme sanft 
sein. Wenn eine starke Stimme allein den Ausschlag gübe, so würde der 
Esel mit seinem Brüllen zwei Häuser in einem Tage aufbauen. 

M. 8. besser ist es mit einem Weisen Steine zu wälzen, als mit einem 
Thôrichten Wein zu trinken. Treibe keinen Unsinn mit einem verständigen 
Menschen und einem unverständigen offenbare nicht deinen Verstand. 

M. $. sei weder übermäfsig siifs, damit man dich nicht aufilst, noch 
übermäfsig bitter, damit dir nicht die Freunde davonlaufen. 

M. 8. wenn du eine Wunde am Fufs hast, so tritt nicht fest auf. 

M. S. der Sohn eines Reichen verschluckte die Schlange, die einen 
sagten: aus Hunger, die anderen: als Arznei.') 

M. 8. wenn ein Mensch sich hervorthut, beneide ihn nicht; wenn ihn 
ein Mifsgeschick ereilt, freue dich nicht darüber. 

M. 8. bewahre das Eigne, strebe nicht nach dem Fremden (oder auch 
so: gieb vom Eigenen her, aber entleihe nicht vom Fremden). 

M. 8. wer keinen Rat annehmen will, mit dem begieb dich nicht auf 
den Weg, und mit einem Betrüger setze dich nicht an denselben Tisch. 

M. S, wenn ein Höherstehender als du fällt, freue dich nicht über- 
mälsig, verrate dich nicht durch Reden vor anderen, die es ihm über- 
mitteln könnten; denn jener könnte wieder emporkommen und an dir Rache 
nehmen. 

M. S. nähere dich nicht einer schamlosen- Frau und blicke nicht auf 
ihre Schönheit. À 


1) Nach anderer Version: Der Sohn eines Armen verschluckte die 
und die Menschen sagten: aus Hunger. Der Sohn eines Reichen verschluckte 
Schlange, und die Menschen sagten: als Arznei. 





V. Jagié: Der weise Akyrios 113 


M. S. mag auch der Freund dir mifsgönnen oder dich tadeln, du be- 
willkommne ihn mit Brot und Wein. | 

M. S. ein Mensch, der das Gesetz mifsachtet, geht dem Fall entgegen, 
der Gerechte aber wird emporsteigen. 

M. S. entziehe deinen Sohn nicht der Züchtigung; wenn man den Sohn 
züchtigt, so ergiefst sich das Wasser über den Weingarten (die Weinrebe?). 

M. S. halte den Sohn von der Kindheit an in Zaum; wenn du ihn nicht 
streng hältst, so wird er dich vor der Zeit alt machen. 

M. S. halte weder einen geschwätzigen noch einen diebischen Sklaven 
im Hause, damit er dir nicht das Vermögen, verzehrt. 

M. S. wer über seinen eigenen Freund loszieht, den höre nicht an; er 
wird aûch deine Mängel vor anderen blofsstellen. 

M. S. wenn dir jemand begegnet und dich anredet, antworte ihm mit 
Zurückhaltung; ein in Schnelligkeit unüberlegt ausgesprochenes Wort bereut 
man später. 

M. S. ein Lügner findet anfangs Anklang, doch zuletzt wird er ver- 
höhnt und ausgeschimpft. Eines Lügners Rede ähnelt dem Zwitschern der 
Vögel, nur Unverständige hören sie an. 

M. S. ehre deinen Vater, denn er hinterläfst dir sein ganzes Ver- 
mögen. 

M. 8. ziehe dir nicht den Fluch des Vaters und der Mutter zu, sonst 
wirst du an eigenen Kindern keine Freude erleben. 

M. S. befällt dich ein böser Zorn, so sprich kein Wort, um nicht un- 
verständig genannt zu werden. 

M. S. gehe nicht Nachts unbewaffnet aus, denn du weilst nicht, wem 
du begegnen könntest. 

M. S. wer niedriger Abkunft ist, der wird vor allen beschimpft. 

M. S. sprich nicht: mein Herr ist unvernünftig, ich bin vernünftig. 

M. S. die Unterweisung deines Herrn lafs dir gefallen und du wirst 
in Gnaden sein, auf eigene Weisheit verlasse dich nicht; so viel du ertragen 
kannst, ertrage ohne Ubles nachzusprechen. 

M. S. sei nicht geschwätzig, sonst versündigst du dich vor deinem Herrn. 

M. S. wenn man dich mit einer Botschaft absendet, säume nicht, „damit 
nicht kurz darauf ein anderer dir nachgesendet werde. Dein Herr soll 
nicht sagen: weiche von mir, und du würdest schmerzlich berührt sein, 
sondern: komm zu mir, und du wirst erfreut werden. 

M. S. an einem Feiertage lafs dir den Besuch der Kirche nicht 
entgehen. 

M. S. suche auf die Häuser der Dahingeschiedenen, besuche sie und 
sei eingedenk, dafs auch du sterben mufst. 

M. S. wenn du kein eigenes Pferd hast, reite nicht auf einem fremden, 
wenn es erlahmt, wirst du ausgelacht werden. 

M..S. wenn der Leib nicht hungert, ifs nicht das Brot, um nicht 
gierig zu erscheinen. 

M. S. mit einem dir Überlegenen lafs dich in keinen Streit ein; du 
kannst nicht wissen, wie er über dich herfällt. 

M: S. ist dein Haus zu hoch, so mache die Wände niedriger und 
dann tritt hinein. 

M. S. wenn du mit grofsem Mafse empfängst, so verkaufe nicht mit 

Byzant. Zeitschrift I 1. 8 


114 I. Abteilung 


kleinem; sage nicht, darin bestehe der Gewinn. Das ist schlimm. Gott, 
. der alles weils und sieht, wird dir grollen und dein Haus zu Grunde 
richten. 

M. S. schwöre nicht beim Namen Gottes, damit nicht die Zahl deiner 
Tage verringert werde. 

M. S. gehe hin zum Traurigen und tröste ihn mit Worten; das ist 
mehr wert als Gold und Silber. 

M. S. enthalte die Zunge von böser Nachrede und die Hände von 
Diebstahl. 

M. S. fliehe die Unzucht, 

M. 8. wenn du einen weisen Mann anhörst, so ist das, als ob du am 
(heifsen) Tag durstend mit kühlem Wasser dich labtest. 

M. S. wenn Versuchungen und Leiden von Gott über dich kommen, 
ärgere dich nicht, das führt zu nichts, damit wirst du nicht die Oberhand 
gewinnen, sondern er wird deinen Unmut hören und es dir nach Wahrheit 
erwidern. 

M. $. urteile gerecht und du wirst im Alter geehrt werden. 

M. S. deine Zunge sei siifs und dein Mund öffne sich um Gutes zu 
sprechen. 

M. S. wünsche nicht deinen Nächsten niederzutreten, damit dir nicht 
das gleiche widerfahre. 

M. S. dem Weisen sage ein Wort und er wird es sich zu Herzen 
nehmen, den Thor magst du mit dem Stocke prügeln, auch damit bringst 
du ihm "nicht Vernunft bei. 

M. S. einen klugen Mann magst du schicken ohne ihn viel zu be- 
lehren; schickst du aber einen unverniinftigen, so mufst du selbst nach- 
gehen, damit er dir keine Schande macht. 

M. S. deinen Freund prüfe zuerst mit Brot und Wein, dann soll er 
zum Bessern zugelassen werden. 

M. S. ruft dich jemand zum Gastmahl, so erscheine nicht auf den 
ersten Ruf; wenn er dich zum zweitenmal ruft, dann siehst du, dafs er 
dich hochschätzt, und du wirst mit Ehren bei ihm eintreten. 

M. S. nimm (fürs Rechtsprechen) keine Belohnung, denn die Belohnung 
blendet die Augen der Richter. 

M. S. Galle und Bitterkeit hab’ ich gekostet und das war nicht 
schlimmer als die Armut; Salz und Blei erscheinen leichter. 

M. S. Eisen und Stein hob ich und das scheint mir leichter zu sein 
als einem gesetzkundigen Mann mit seinem Niichsten Prozefs zu führen. 

M. S. liebe das Weib aus ganzem Herzen, denn es ist die Mutter 
deiner Kinder. 

M. S. wenn in deinem Hause kein Anlafs dazu vorliegt, so bringe es 
nicht in Aufruhr, damit du nicht vor den Nachbarn blofsgestellt werdest. 

M. S. besser ist es einen betrunkenen Weisen anzuhören, als einen 
nüchternen Dummkopf. 

M. S. besser ist ein Blinder an Augen als an Herzen; ein Augen- 
blinder übt sich durch das Herumtappen und findet zuletzt seinen Weg, 
ein Herzensblinder wird fortwährend vom rechten Wege abweichen und 
sich verirren. | 

M. S. besser ist es für eine Frau den eigenen Sohn durch den Tod 


V. Jagié: Der weise Akyrios 115 + 


zu verlieren, als einen fremden zu nähren; denn was sie diesem Gutes thut, 
das vergilt er ihr mit Bösem. 

M. S. besser ist ein treuer Sklave, als ein treuloser freier Mann. 

M. S. besser ist ein Freund, der in der Nähe wohnt, als ein Bruder 
in der Ferne. 

M. S. der gute Ruf ist ehrsamer für den Menschen, als die persön- 
liche Schönheit; der Ruhm verbleibt für immer, die Schönheit des Gesichts 
verwelkt mit dem Tode. 

M. S. besser ist dem Menschen ein guter Tod als ein schlechtes Leben. 

M. S. besser ist ein Fufs vom Schaf in deiner eigenen, als die ganze 
Schulter in fremder Hand; besser ist ein Schäflein in der Nähe, als ein 
Ochs in der Ferne; besser ist ein Sperling in der Hand festgehalten, als 
tausend Vögel, die in der Luft herumfliegen; besser ein Gewand aus Hanf- 
leinwand, das man hat, als ein Purpurgewand, das man nicht hat. 

M. S. wenn du einen Freund zur Mahlzeit einladest, komme ihm mit 
heiterem Antlitz entgegen, damit auch er in heiterer Stimmung heimkehre. 
Wenn du ein Mittagsmahl giebst, tritt nicht vor den Freund mit finsterem 
Gesicht, damit dir nicht dein Gastmahl zur Schande werde, indem man?” 
dich für einen nicht guten Menschen ausgiebt. 

M. S. weder preise den einen noch verdamme den anderen, bevor du 
nicht die Sache geprüft hast; erst nach reiflicher Erwägung fälle das 
Urteil. 

M. S. besser ist es in der Fieberhitze zu liegen, als mit einem bösen 
Weib zu leben. Halte keine Beratungen in deinem Hause (sc. in Gegen- 
wart des bösen Weibes) und teile diesem keine Herzensangelegenheiten mit. 

M. S. wenn du Wein trinkst, sollst du nicht viel sprechen. 

M. S. lache nicht einen unvernünftigen und auch nicht einen tauben 
Menschen aus, denn auch diese sind Geschöpfe Gottes. 

M. S. ein grofses Wort deines Herrn suche nicht zu erniedrigen und 
ein geringes (niedriges) nicht zu erheben. 

M. S. willst du zu jemand ein Wort sprechen, so rede nicht unüber- 
legt, sondern erwäge in deinem Herzen und dann sprich, was notwendig 
ist; denn es ist besser mit dem Fufse als mit der Zunge anzustolsen. 

M. S. wenn du dich unter dem Gesinde befindest, lache herantretend 
nicht; denn das Lachen erzeugt leicht Mifsverständnis, aus Mifsverständnis 
entsteht der Zank, dem Zanke folgen gegenseitige Beschuldigungen und 
Schlägereien, die Schlägerei kann den Tod zur Folge haben und im Tode 
vollzieht sich die Sünde. 

M. 8. ein lügenhaftes Wort ist anfänglich schwer wie Blei und zuletzt 
schwimmt es auf dem Wasser. 

M. Sr willst du den Freund in Versuchung bringen, so teile ihm ein 
Geheimnis mit. Nach wenigen Tagen zanke dich mit ihm. Wenn er dein 
Geheimnis nicht verrät, dann liebe ihn aus ganzem Herzen, denn er ist ein 
verläfslicher Freund; wenn er aber dein Geheimnis ausplaudert, so kehre 
ihm den Rücken. 

M. $. besser ist es, dafs du bestohlen wirst, als dafs du selbst stiehlst. 

M. 8. wenn du vor den Richtern für deinen Freund ein Wort der 
Fürbitte einlegst, so hast du gleichsam ein Lamm aus dem Rachen des 
Löwen entrissen. 


g* 


116 1. Abteilung 


M. $. wenn du auf Reisen gehst, rechne nicht auf fremdes Brot, son- 
dern trage dein eignes Brötchen bei dir; wenn du es aber nicht hast und 
doch den Weg machst, so wirst du dir Vorwurf zuziehen. 

M. S. wenn jemand, ae I 


besser wäre es, wenn er lebte und wenn ihn Gott erniedrigt hätte, dafs 
mit der Bitte um Verzeihang zu dir kime und du würdest gie Tha a GRIS 
und Gott würde dich dafür mit Gnade beschenken. 

M. $. wenn du einen Greis erblickst, stehe vor ihm auf; wenn er 
deinen Grufs nicht erwidert, so wirst du von Gott Dank dafür erhalten. 

M. 8. wenn du jemanden zum Gastmahl geladen hast, so setze ihm 
nieht mit anderen Dingen zu, um nicht für verlogen zu gelten. 

M. S. wann das Wasser bergauf zu flielsen oder der Vogel rücklings 
zu fliegen beginnt, wann ein Neger oder Sarazene weils und die Galle 
wie frischer Honig süfs sein wird, dann wird der Unvernünftige Vernunft 
lernen. he 

M. S. bist du zum Nachbarn geladen, so siehe dich in seiner Kammer 
nicht nach Winkeln um; das ist nicht schicklich. 

M. $. wenn Gott jemanden bereichert hat, beneide ihn nicht, sondern 
erweise: ihm Achtung. 

M. $. trittst du in ein Haus der Trauer ein, so rede nicht von 
Speisen und Getränken; trittst du aber in ein Haus der Fröhlichkeit, so 
erwähne nicht der Trauer. 

M. 8. die Augen des Menschen, wie ein sprudelnder Quell, sind un- 
ersättlich und würden den Ochsen verschlingen; doch wenn der Mensch 
stirbt, werden sie von Staub gesiittigt. 

M. 8. wenn du dich in neues.Gewand kleidest, so sei auch ansehnlich 
und beneide einen anderen, der etwas besitzt, nicht: wessen Kleidung glün- 
zend, dessen Rede soll achtungswert sein. 

M. 8. bist du wohlhabend oder nicht, verharre nicht in Kummer; 
welchen Nutzen bringt dir der Kummer? 

M. $, wenn du Vermögen hast, lafs dich nicht von Hunger oder 
Durst quälen. Stirbst du, so wird sich ein anderer an deinem Vermögen 
ergötzen und du hast dich vergebens abgemüht. 

M. S. wenn ein Armer etwas stiehlt, begnadige ihn. 

M. 8. kommst du auf eine Hochzeit, verweile nicht zu lange, damit 
man dir nicht vor dem Ende die Thüre weist. 

M. 8. wenn ein Hund, seinen Herrn im Stiche lassend, einem anderen 
nachgeht, so wird sich dieser umsehen, einen Stein nehmen und auf ihn 
werfen: ebenso (geschieht es auch dem) der dich verlüfst und einem anderen 
nachläuft. 

M. 8. wenn dein Nachbar sich dir feindselig zeigt, höre nicht auf ihm 
mit Liebe zu begegnen, damit er nicht ohne dein Wissen einen Anschlag 
gegen dich ausführe. 

M. 8. wenn ein dir feindlich gesinnter Mensch dir etwas Gutes thun 
will, fasse nicht zu schnell Vertrauen, damit er dich nicht überliste und 
seinen Groll an dir auslasse. 

M. 8. wird jemand für ein Vergehen bestraft, so sage nicht, er sei 
ohne Grund bestraft worden, damit du nicht in dieselbe Strafe verfallest. 

M. S. besser ist es von einem weisen Menschen geschlagen, als von 





V. Jagié: Der weise. Akyrios 117 


einem thérichten gesalbt zu werden; ein Weiser, wenn er dich auch ge- 
schlagen, denkt darüber nach, wie er dich trösten soll; ein Thörichter ver- 
langt für eine einmalige Salbung Gold von dir. 

[*) Der erste Grundsatz sei dir die Gottesfurcht. Dann sei schnell im 
Gehorchen, bedächtig im Antworten. Im Zorn sei geduldig. 

M. S. Anadan, wenn dir dein Herr sagt: tritt heran, freue dich nicht 
darüber, und auch wenn er sagt: weiche von mir, verfalle nicht darüber in 
Kummer. 

M. S. Anadan, sei kein Trunkenbold, besser ist ein tobsüchtiger als 
ein dem Trunk ergebener Mensch; denn jener tobt nur zum Neumond, 
dieser aber artet zu jeder Zeit aus. 

M. S. A. sitzt du bei jemandem zu Gast, sinne nichts Böses über 
deinen Freund, damit dir nicht das Brot im Munde bitter werde. 

M. S. A. wenn man sich zu Tische setzt, dränge- dich nicht vor, damit 
du nicht ausgestofsen werdest und bleibe nicht zurück, um nicht vergessen 
zu werden. 

M. 8. A. wenn dich ein Kummer béfallt, rufe einen weisen Mann zum 
Trösten herbei; ein wirrer Geist kann kein klares Wort hervorbringen. 

M. S. A. es ist leichter auf ungesatteltem Rofs über weites Feld zu 
reiten, als von einem Unvernünftigen Rat zu erbitten. 

M. S. A. wolltest du den sterblichen Körper pflegen und die Seele 
vernachlässigen, so würdest du dem Menschen gleichen, welcher eine edle 
Frau im Stiche läfst und eine Sklavin pflegt. 

M. S. A. wolltest du nach dem Irdischen streben und das Himmlische 
vergessen, so würdest du dem Menschen gleichen, der den Ackermann auf 
die Wand gemalt hat, statt dafs er ihm das Land ackert und Frucht 
bestellt. 

M. S. A. wenn wir auch hundert Jahre und noch mehr leben, das ist © 
so viel wie ein Tag. 

M. S. A. wie leid es thut einen guten Menschen tot vom Pferde 
herabhängen zu sehen, so leid thut es einen bösen Geist im guten Körper 
zu sehen. 

M. S. A. ein gerechter Richter kann mit einem guten Sieb verglichen 
werden; wie ein gutes Sieb die Spreu von den Körnern trennt, so scheidet 
der gerechte Richter das Unrecht vom Recht. 

M. S. A. willst du ein grofses Gefolge um dich sehen, so mufst du 
süfsen Mund (Zunge) und freigebige Hände haben. 

M. S. A. besser ist es in der Hütte als gerechter Mann, als im Palast, 
als Schuldbelasteter zu leben. 

M. S. A. vernachlässige nicht den Geist mit Büchern zu pflegen, denn 
man sagt: wie ein Zaun ohne Stütze sich nicht gegen den Wind wehren 
kann, so kann auch ein Mensch ohne Bücher nicht bis ins Alter Weis- 
heit pflegen. 

M. S. A. in der Welt geht es so: spricht ein armer Mensch kluge 
Worte, hört man ihn nicht, sondern sagt, er sei Narr und spreche dumme 
Sachen. Ist aber ein Mensch reich, so wird er angehört, selbst wenn er 


—  ——- —— — 


Die in eckigen Klammern hinzugefügten Sprüche kommen nur in den 
zwei dschriften südslavischer Provenienz saec. XV vor. 





120 1. Abteilung 


König. Als mich der König erblickte, sprach er: Bist du A 
Akyrios, mein Ratgeber und Minister? Ich habe dich mit Ruhm und Ehren 
ausgestattet, du aber erhobst die Waffen gegen mich! Und indem der König 
dies sprach, übergab er mir die Briefe und ich sah, dafs sie meinen Schrift- 
ähnlich und mit meinem Siegelring versiegelt waren. Als ich sie 

auseinanderfaltete und durchlas, lösten sich meine Gebeine auf und meine 
Zunge war gebannt; ich suchte weise Eingebung und fand sie nicht, und 
ein grofser Schrecken befiel mich. 

Mein Sohn Anadan, den ich beim König eingeführt hatte, fiel jetzt 
über mich her mit den Worten: O-du unsinniger Greis, warum antwortest 
du dem König nicht? Wo ist deine Kraft, wo dein Verstand? Und er 
sprach zum König: Sprich ihm, o König, das Urteil. Der König aber sagte: 
Du Anadan sollst ihm nach Recht und seinen Thaten das Urteil sprechen. 
Da sprach Anadan: Akyrios, mein leiblicher Vater, jetzt hat dich dein 
Schicksal, deinen Thaten entsprechend, erreicht! Und mein Sohn Anadan 
sprach zu mir so: Der König befiehlt deine Hände zu binden und deine 
Fiifse in Fesseln zu schlagen, dann soll man dir den Kopf abhauen und ibn 
hundert Ellen weit vom Körper tragen. Als ich die Antwort des Königs hörte, 
fiel ich vor ihm nieder, verbeugte mich und sprach: O mein Gebieter, in 
Ewigkeit sollst du leben, warum willst du mich hinrichten? keine Antwort 
vernahmst du aus meinem Munde, doch Gott weifs es, dafs ich mich durch 
nichts vor deiner königlichen Macht versündigt habe. Nun, dein Urteil soll 
vollzogen werden, doch wenn es dein Wille ist, befiehl, dafs man mich in 
meinem Hause hinrichtet, damit mein Leichnam begraben werde. Der König 
gab diesen Befehl und ich wurde einem Mann ausgeliefert, mit welchem 
ich von früher her Freundschaft hatte, und dieser führte mich zur Hinrich- 
tung. Ich schiekte in mein Haus Boten voraus und meldete meiner Frau: 
Komm mir entgegen und bringe mit dir Mägde mit dem ganzen Gefolge, 
sie sollen alle in Sammetgewündern gekleidet sein, um mich zu beweinen, 
da ich auf Königs Befehl den Tod erleiden soll. Doch bereite früher ein 
Gastmahl, damit ich mit den Männern der Begleitung in mein Haus ein- 
tretend Brot und Wein geniefse und dann den Tod empfange. Meine Fran 
that alles so, wie ich ihr befohlen. Sie kamen mir entgegen, führten mich 
ins Haus hinein und als der Tisch vorgesetzt war, fing man zu essen und 
zu trinken an und alle wurden betrunken und begannen der Reihe nach 
einzuschlafen. 

Da stiefs ich, Akyrios, aus der Tiefe meines Herzens einen Seufzer 
aus und sprach zu meinem Freunde, der mich zur Hinrichtung führen sollte: 
Mein treuer Freund, blicke zum Himmel empor, habe Gottesfurcht in dieser 
Stunde und gedenke der Freundschaft, in welcher wir viele Tage hindurch 
miteinander lebten. Erinnere dich, wie auch dich einst der König in meine 
Hände übergeben hatte zur Hinrichtung“ wegen eines angeblichen Vergehens; 
ich aber rettete dich und beschützte dich als schuldlos, bis der 
vom König entdeckt wurde. Dafür richte auch du jetzt mich nicht hin, 
da ich mich in derselben Lage befinde, sondern übe deine Gnade an mir 
aus, und verwahre mich wie ich dich einst. Vor dem König aber sollst 
du keine Furcht haben. Denn im Gefängnisse sitzt ein Mann, alt wie ich, 
im Gesicht mir ähnlich, und den Tod hat er verdient. Ziehe mir meine 
Kleider aus und thue sie diesem an, führe ihn hinaus, haue ihm den Kopf 








122 I, Abteilung 


Stimme vor dem König: Wahrhaftig, das vermag ich nicht auszuführen, es 
mögen andere gehen. Auf diese Worte wurde der König sehr traurig, er 
stieg vom goldenen Throne herab, kleidete sich in einen Sack, fing an zu 
trauern und sagte: O Akyrios, warum hab’ ich dich, meinen weisen 

getötet, einem thörichten Knaben Gehör schenkend? Dich hab’ ich in einer 
Stunde getötet und jetzt kann ich deinesgleichen nicht finden. Wo soll ich 
dich, o Akyrios, nun wiederfinden, «len ich in meiner Besinnungslosigkeit 
getötet habe! 

Als mein Freund diese Worte des Königs hörte, sprach er zu ihm: 0 
König, man soll nicht die Befehle seines Herrn übertreten; allein jetzt 
magst du mit mir thun, was dir beliebt, ich habe Akyrios gerettet und er 
lebt! Da antwortete der König und sagte: Herr, mein Gott, wenn das, 
was du sprichst, wahr ist und ich den Akyrios wieder sehe, so will ich 
dir 100 Kübel Gold geben. Und mein Freund erwiderte: Gilt es. dein 
Ehrenwort, dafs du ihm nichts Böses zufügen wirst? Der König sprach; 
Es gilt mein Ehrenwort, und er hiefs Akyrios zu sich 

Und ich, Akyrios, kam vor den König und verbengte mich vor ihm. 
Das Haar meines Hauptes reichte bis zum Gürtel, mein Körper (Gesicht?) 
hatte sich unter der Erde verändert und meine Nigel glichen jenen des 
Adlers. Als der König mich ansah, brach er in Thränen aus und fühlte 
Scham vor mir; und nach Verlaufe einer Zeit sprach er zu mir: O Akyrios, 
nicht ich habe mich an dir versündigt, sondern dein Sohn Anadan. Und 
ich sagte: O mein Herr, nun hast du selbst gesehen, dafs ich mich an dir 
nie vergangen habe. Und er schickte mich in mein Haus und ich blieb 
dort 20 Tage, und dann kam ich von neuem vor den König, mein Körper 
war wie vorher. 

Und der König sprach zu mir: Hast du, o Akyrios, gehört, was für 
ein Sendschreiben der ügyptische König gegen das assyrische Land gerichtet 
hat? Alle hat der Schrecken erfafst und viele sind von mir davongelaufen. 
Und ich sagte ihm: Ich pflegte in jenen Tagen so zu handeln: wenn einen 
Menschen irgend ein Unglück traf, so kam ich und befreite ihn. Nun 
hatten sie gehört, dafs ich gestorben sei, darum liefen sie auseinander. Be- 
fiehl dem Volke kund zu geben, dafs Akyrios am Leben sei. Und das Volk 
versammelte sich betreffs des Sendschreibens Pharaos, und ich, Akyrios, 
sprach zum König: Sei unbekümmert, o König, ich will jenem "antworten 
und noch einen dreijührigen Tribut ihm abgewinnen und dir bringen, Als 
der König dies gehört, war er hocherfreut, sammelte seine Weisen, die ihm 

(2) waren, um sich, gab ihnen Geschenke und meinem Freund, der 
mich ihm wiedergegeben, wies er den Platz vor allen anderen an. 

Da schiekte ich, Akyrios, in mein Haus und sagte: Suchet zwei junge 
Adler und füttert sie; befehlet meinen Falknern sie das Auffliegen zu lehren; 
bauet einen Käfig und unter meinem Gesinde suchet einen munteren Knaben 
aus und setzet ihn in den Käfig zu den Adlern und so lehret sie das Auf- 
fliegen. Das Kind soll schreien: „Bringet Kalk und Steine, siehe die Ar- 
beiter sind bereit.“ Und bindet Stricke an ihre Fiifse. Und die Sklaven 
verrichteten meinen Befehl und das Volk Assyriens und Ninives kehrte heim 
in seine Häuser. 

Als die Adler eingeübt waren, sprach ich zum König: Nun schieke 
mich zum König Pharao, Er schickte mich und ich nahm Krieger mit 








124 I, Abteilung 


und unsere Stuten fohlen? Als ich das hörte, befahl ich meinen | 
einen Iltis lebendig zu fangen und zu mir zu bringen. Sie 
brachten ihn. Da sagte ich ihnen: Schlaget ihn, dafs das ganze 
Land es hört. Und sie fingen an ihn zu hauen, und als das 
hörte, sprach es zu Pharao; Akyrios macht sich über unsere Götter 
Als Pharao dies hörte, rief er mich und sprach: Was thust du, 
und ich sagte: Dieser Iltis hat viel Böses gestiftet. Der König Si 
hatte mir einen Vogel gegeben, den ich an der Hand trug, und 
mir vor, zu welcher Stunde ich es wollte, und weckte mich auf, 
dem König rechtzeitig zu erscheinen. Nun ging in dieser Nacht dis 
ins Assyrerland und erwürgte mir den Hahn und kam wieder 
sprach Pharao zu mir: Ich sehe, Akyrios, du bist alt geworden 
Verstand ist schwach. Von Ägypten bis zum assyrischen Land sind 
Stadien, wie kann dieser Iltis in einer Nacht deinem Hahn den Kopf 
gebissen haben? Ich, Akyrios, sagte zu ihm: Und wie konnte man 
als im Assyrerlande die Esel schrieen und hier deine Stuten fohlten? 
Ägypten bis zum assyrischen Land sind tausend Stadien. 

Als Pharao diese Rede hörte, wunderte er sich und sprach 
Beantworte mir dieses Rätsel: was ist das, eine Eiche und auf dieser 
zwölf Säulen, und auf jeder der Säulen dreifsig Rider, und in jed 
zwei Mäuse, eine schwarz, die andere weils. Und ich sagte ihm: Nun, 
unserem Lande wissen das die Hirten, und ich beantwortete die Frage 
Die Eiche ist das Jahr, zwölf Säulen sind zwölf Monate, dreifsig Räder sind 
dreifsig Tage im Monate, und die zwei Mäuse, die eine schwarz, die andere 
weils, das sind Tag und Nacht. 


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Sonne, nahm dann den Sand und schüttete ihn in die Aushöhlung, und der 
Sonnenstrahl drehte sich wie ein Strick. Und ich sprach zu Pharao: Be- 
fiehl deinen Sklaven den Strick zusammenzulegen, damit ich den zweiten 
auf derselben Stelle winde. Als Pharao dies gesehen, lächelte er und 
sprach: Gesegnet sei du, o Akyrios, für diese deine grofse Weisheit. Und 
er veranstaltete ein grofses Gastmahl und gab mir einen dreijährigen Tribut 
vom ägyptischen Lande und entliefs mich zu meinem König. 

Als König Sinagrip von meiner Rückkehr hörte, zog er mir entgegen 
und die Freude war sehr grofs, und er sprach zu mir: Was willst du, dafs 
ich dir Gutes thue? Ich sagte ihm: Diese Geschenke gieb meinem Freunde, 
der mich gerettet, mir aber liefere meinen Sohn Anadan aus, der meine 
Lehren, die früheren Mahnungen und die ganze Weisheit vergessen hat, Und 
man brachte ihn zu mir und der König sprach: Da ist dein Neffe Anadan, 
ich übergebe ihn dir, thue mit ihm, was du willst. Ich brachte ihn zu 
mir nach Hause und schlug eine eiserne Kette um seinen Hals und warf 
seine Fülse in den Block und fing an ihn zu schlagen und zu foltern. 
Auch gab ich ihm blofs mäfsig Brot und Wasser zur Nahrung und sprach 
zu meinem Sklaven, dessen Name Nagubil: Schreibe, was ich zu Anadan 
reden werde; È 





V. Jagic: Der weise Akyrios 125 


Mein Sohn Anadan, ich hatte dich auf den Thron der Ehre gesetzt 
und du warfst mich in den Kot. Du warst mir wie die Ziege, welche 
Gelbholz weidete, und das Gelbholz sprach zu ihr: Warum weidest du 
mich, Ziege? womit wird man dir das Fell reinigen? Und die Ziege 
sprach: Ich will deine Blätter abfressen und die Wurzel wird mir das 
Fell reinigen. _ 

Du warst mir, o Sohn, wie ein Mensch, welcher gegen den Himmel 
den Pfeil abschofs; der Pfeil erreichte zwar den Himmel nicht, jener aber 
beging eine Sünde. 

Du warst mir, o Sohn, wie jemand, der seinen Freund in Wut geraten 
sah, und er gofs über ihn das Wasser aus. Mein Sohn, du beschlossest 
meine Stelle einzunehmen, aber Gott wollte deine bösen Anschläge nicht 
erhören. 

M. S. du warst mir, wie ein Wolf, der dem Esel begegnete und sprach: 
Sei gegrülst, Esel! jener aber sagte: So mag mein Herr gegrüfst sein, der 
mich schlecht anband (d. h. so, dafs ich mich befreien konnte und ins Freie 
laufen) und nun willst du mich auffressen. 

M. S. du warst mir, wie eine Falle, zu welcher ein Hase kam und 
sie fragte: Was thust du hier? Sie sagte ihm: Ich verrichte Gebete zu 
Gott. Was hast du im Munde? Sie sagte: Ein Brötchen. Der Hase kam 
näher und wurde gefangen. Da sagte er: Dein Brötchen ist schlimm und 
deine Gebete nimmt Gott nicht an. 

M. S. du ähnelst einem Hirsche, der den Kopf in die Höhe hob und 
das Geweihe zerbrach. 

M. S. du warst mir wie ein Kessel, dem man eine goldene Kette an- 
schmiedete, während er selbst nie vom Ruls befreit wurde. 

M. S. du warst mir wie ein Apfelbaum über dem Wasser wachsend. 
Was er immer als Frucht brachte, das trug das Wasser davon. 

M. S. du warst mir wie ein Iltis, zu dem man sagte: Gieb das Stehlen 
auf. Er sagte aber: Hätte ich goldene Augen und silberne Hände, ich 
könnte es nicht aufgeben. 

Ich sah ein Fohlen, das seine Mutter zu Grunde richtet. 

M. 8. ich zog dich auf, nährte dich mit Met und Wein und du mich 
nicht einmal mit Wasser. 

M. S. ich hatte dich mit kostbarer Salbe gesalbt und du beschmutztest 
meinen Körper mit Erde. 

M. S. du warst mir wie ein Maulwurf, der herausgekrochen in der 
Sonne lag: ein Adler kam und trug ihn davon. 

Mein Sohn sprach: Herr, sprich nicht weiter, sondern begnadige mich. 
Auch gegen Gott sündigen die Menschen und man verzeiht ihnen. Ich will 
deine Pferde bedienen und deinen Schweinen Hirt sein. | 

M. S. du warst mir, wie man dem Wolfe sprach: Warum folgst du 
den Schafen auf der Spur, dafs der Staub deine Augen anfülle? Jener aber 
sagte: Der Staub der Schafe ist gesund für meine Augen. 

M. S. man lehrte den Wolf das Abe und man sagte ihm: Sprich A. 
B.; jener aber sagte: Zicklein, Böcklein. 

M. 8. ich unterrichtete dich im Guten und du sannst mir Böses; allein 
Gott thut nur Gutes und verhilft der Gerechtigkeit zum Sieg. 

Man hat eines Esels Kopf auf die Schüssel gelegt und er kollerte in 


126 I. Abteilung. V. Jagié: Der weise Akyrios 


die Asche, und man sprach zum Kopf: Du sinnst nichts Gutes, da du der 
Ehrenbezeugung ausweichst. 

M. S. man sagt: Was du geboren, das wird Sohn genannt; ein Fremd- 
geborener ist Sklave. 

In dieser Stunde war Anadan tot. Ja, Brüder, wer Gutes thut, wird 
auch, Gutes finden, und wer anderen eine Grube gräbt, wird selbst in die- 
selbe hineinfallen. 

Ende der Erzählung von Akyrios. Unserem Gott sei Ehre in alle 
Ewigkeiten. Amen. 


Wien. V. Jagié. 


Zum weisen Akyrios. 


Im Anschlufs an den voranstehenden Artikel des Herrn Professor 
Jagié mag es dem Unterzeichneten gestattet sein, einige Notizen, welche 
er sich gelegentlich über die Haikär-Geschichte zusammengestellt hatte, 
hiermit in thunlichster Kürze zum Abdruck zu bringen. 

Die beiden Persönlichkeiten Haikär und Nädän, wie sie in den 
arabischen Texten heifsen, entstammen nach G. Hoffmanns treffenden 
Bemerkungen, Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer (= Ab- 
handl. f. d. Kunde des Morgenl. VII. Nr. 3) p. 182 — vgl. auch A. Müller 
in den Beitr. z. Kunde der indogerm. Spr. XIII 233 f. — dem Buche 
Tobit!), und zwar ist Haikär, syr. Ahikar der ‘Axiagegos von Tobit 
AC = ?4ysıyapos ’Aysırapos ’Ayıxapos "Ayıayep von Tobit B, Nádán 
der Nafad Nadaf von B = Naßas von C, welcher in A 11,17 zu 
Neoßes und in A 14, 10 zu "4uav entstellt ist und in A 11, 17 als 
éEddedpog (Neffe) des ’Aysayagos bezeichnet wird. Die Grundlagen der 
Erzählung selbst sind einerseits A 1, 21: [Tobit erzählt] xat &ßaoiAsvos 
Zazsodovòs vids a«vrod [des Zevvagnoiu] dvr’ avrod, xal Eratev 
‚Ayıdyapov rdv “Avari vidv tod &delgpod uov éxl näcav tiv Euio- 
yıoriav tío PaorAsias avrod xal Ent nücav tiv didixnowv. 22. xal 
Melmoev ’Ayıayapos nepl Euod, xal NADOYv eis Nivevi.. ’Ayıdyagos dè 
Av 6 oívoxóos xal ¿xxl rob ÖaxrvAlov xul diouxnris xal éxloyiotg, xual 
xutéornoev avrov 6 Zayepdovds dx desvrépas (wesentlich ebenso B, 
jedoch mit dem Zusatz ¿xi Zevvayngelu Baoiléog “Acovei@y hinter 
éxA0y0t1j5) und andrerseits A 14, 10: [Ermahnung des alten Tobit an 
seinen Sohn] rexvov, ide ti énoinoev ‘Audy ’Agiagcoo® tH doéwavi 
adrdv, de Éx Tod gatos fyayev avròv elg to oxdtog xal boa dvran- 
Edaxsv würd" xal ’Ayıdyapov piv Eowoev, éxeivo dè To dvranddoue 
áxedódy, xal avros xaréfn Eis to ondros. Mavacoîs*) Enolnosv 


a. — 





1) Beiläufig mag auf die nicht unwichtigen, den Theologen und Orientalisten 
— wie es scheint — giinzlich entgangenen Bemerkungen hingewiesen sein, in 
denen Simrock, Der gute Gerhard und die dankbaren Todten p. 131 f. auf den 
Zusammenhang des Tobit-Buches mit dem weitverbreiteten Mirchen vom dank- 
baren Toten aufmerksam gemacht hat. 

2) S. Fritzsche zur Stelle. 


128 I. Abteilung 


¿lenuocóvw sa) Lob du mapidos Davdrov ig éxyter «bro. “Andy 
dè Evensoev elg viv napida xa) daódero = B: 106, rediov, bon Nedèf 
Exolnoev “Azeindom 15 Exdotvavii adröv, oval Lov xarnvézin eis mv 
piv; sa) dxédanev 6 Beds tiv dripiav xurd mobcozov «vrod, xal 
eEnAdev eig th pos Ayixugog, xo) Nadaß eloridev sig th oxdrog rod 
al@vog bre Erjenaev dxoxretva “Aysixagov. Ev tH movjoul pe édenuo- 
cúvqu ¿Enidev de ris mapidos rod Bavdrov jv Zanker «dro Nudèf, 
xe Nadep Eregev elg viv xayida rod Pavdrov xual dxdiecev abrov. 
Man sieht: eine bei dem Mangel anderweitiger Angaben für uns 
ziemlich rätselhafte Intriguengeschichte, von der sich thatsächlich eben 
nur sagen läfst, dafs sie offenbar in ihren Grundzügen mit der Haikär- 
Geschichte übereinstimmt. Letztere schliefst sich übrigens zunächst 
an den überarbeiteten Text B, da sie wie dieser den Haikär zwei 
Königen, Vater und Sohn, dienen läfst; freilich hat sie mit Sen- 
charib, dem Sohne Sarchadoms (Bresl. Übers. d. 1001 Nacht (1836) XII 
76. 87), das in Buch Tobit korrekt beobachtete historische Verhältnis 
von Zaysgdovög (Assarhaddon) als dem Sohne des Zevveynolu geradezu 
umgekehrt.') Ich trage kein Bedenken, mit. Hoffmann a. a. O. der 
Geschichte von Haikär syrischen Ursprung zuzuschreiben. Denn dieser 
wird nahe genug gelegt durch das syrische Fragment weiser Sprüche 
Ahikars, welches Hoffmann aus Brit. Mus. Add. 7200 fol. 114 nach- 
weist, nebenbei wohl auch durch den Umstand, dafs die Handschriften 
des arabischen Textes zum Teil karsúnisch, d. h. arabisch in syrischer 
Schrift abgefafst sind (wenn auch z. B. die Gothaer Handschrift nach 
Cornill am unten anzuführenden Orte p. 40.43 erst aus einem rein 
arabischen Texte umgeschrieben ist). Ich habe deren folgende ver- 
zeichnet gefunden; J. S. Assemani, Bibliotheca Orientalis Clementino- 
Vaticana. T. II 508° („Hicari Philosophi Mosulani praecepta“ in Nr. XL 
— geschrieben anno Graecorum 1766 — der arabischen Handschriften, 
die durch Andreas Scandar, resp. Innocenz XIII. in die Vaticana ge 
kommen sind). III 1, 286%. Nr. XXI („Historia Hicari sapientis, et 
quae ipsi contigere cum Nadan sororis sune filio, et cum Rege Aegypti* 
in Cod. Arab. Vatie. 55).2) — $. E. et J. S. Assemani, Bibliotheene 
Apostolicae Vaticanae Cod. Man. Catal. Partis primae T. II 315 

1) Auf Ahikar als Repräsentanten der Weisheit mag nebenbei auch der 
chaldäische Weise ‘xlxegos oder “Axígagos bei Theophrastus und Pseudo-Demo- 


eritus von Einfluls gewesen sein (s. Gruppe, Die griechischen Kulte und Mythen 
I 335 f). 


2) An letzterer Stelle macht Assemani bereits die Bemerkung: „De Hicaro 


eadem fere narrantur, quae de Aesopo Phryge. Er ist demnach der erste, dem 
diese Beziehung aufgefallen ist. 





E. Kuhn: Zum weisen Akyrios 129 


(„Hicari Sapientis Fabulae . .. Arabice litteris Syriacis“ Nr. XXXII, 
fol. 160—166 des Cod. CLIX in fol., der 1628 und 1632 geschrieben 
ist, ,inter Codices Syriacos Beroeenses olim Primus“). — J. Forshall, 
Catalogus cod. man. Orient. qui in Museo Brit. asservantur. P. I p. 111* 
Nr. 14 (,Historia Haikari sapientis Assyrii, qui Sennacheribi regis 
tempore floruisse dieitur“, fol. 182”—212 des Cod. Carshun. Nr. VIII 
in kl. 4°). — Codices orientales bibl. regiae Hafniensis. P. II p. 139f. 
(„Historia fabulosa “Haigári, Persici philosophi, qui San'háribi aetate 
vixisse fertur“, fol. 1—41 des arabischen Cod. CCXXXVI in kl. 8°, „ex 
libris Sancti Montis Carmeli. 1670“, von einem syrischen Priester in 
Aleppo geschrieben). — W. Pertsch, Die arabischen Handschriften d. 
Herz. Bibl. zu Gotha. IV 405 (Geschichte Haikärs des weisen Philo- 
sophen, Vezirs des Königs Sanhärib, und Nädäns des Sohnes seiner 
Schwester, fol. 47°— 64? der Handschrift 2652, karäünisch — vgl. 
Cornill, Das Buch der weisen Philosophen p. 32. 40 ff). — Dazu 
kommen die Handschriften, welche den sogleich zu nennenden Uber- 
setzungen zu Grunde liegen. 

. Gedruckt ist ein arabischer Text syrischen Dialektes neuerlich in 
den Contes arabes edites par le pere A. Salhani, S. J. Beyrouth, Im- 
primerie catholique 1890 (s. Trübner’s Record. Third Series. Vol. II 
p. 77°. 97°), einen früheren Druck besitzt Professor A. Socin in Leipzig. 

Übersetzungen im Anschlufs án „1001 Nacht“, in deren Hand- 
schriften die Erzählung jedoch nicht begegnet, finden sich bei Chavis- 
Cazotte Bd. II, resp. Cabinet des Fées XXXIX 266—362 (Pariser 
Handschrift, s. Breslauer Übers. der „1001 Nacht“ (1836) Bd. XIII 
p. XXIII Anm.**), bei Galland-Caussin de Perceval Bd. VIII 167 ff. 
(nach der gleichen Handschrift); bei Galland-Gauttier nach Agubs 
Übersetzung aus zwei arabischen Handschriften („beide durch einander 
berichtigt und ergänzt“) undedanach deutsch in der Breslauer Übers. 
(1836) Bd. XIII 73—110 (vgl. p. XXXV und p. 304. 325); ferner in 
Sir Richard Burton’s Supplemental Nights (nach Trübners Record 
a. a. O. p. 77°). 

Aus dem Arabischen stammt der äthiopische Text der Sprüche 
Haikárs, s. Mashafa Falásfáa Tabibán. Das Buch der weisen Philo- 
sophen nach dem Äthiopischen untersucht von Carl Heinrich Comill. 
Leipzig 1875, p. 19—21, 40—44 (15 Sprüche in Übersetzung und im 
äthiopischen Original nach einer Frankfurter und einer Tübinger Hand- 
schrift mit den karëûnischen Parallelen aus der Gothaer Handschrift). 

Indische Parallelen und die in den mittelalterlichen Biog Aloaxov 
aufgenommene Bearbeitung erörtert Benfey in seinem Aufsatz „Die 


kluge Dirne. Die indischen Märchen von den klugen Räthsellösern und 
Byzant. Zeitschrift I 1. 9 


130 I. Abteilung. E. Kuhn: Zum weisen Akyrios 


ihre Verbreitung über Asien und Europa“ im Ausland 1859, p. 457 ff, 
jetzt- wiederholt im seinen Kleineren Schriften. Zweiter Band. Dritte 
Abtheilung p. 156ff.; vgl. daselbst namentlich p. 164ff. 173 ff. 181ff. 185 ff. 

Die Texte des mittelalterlichen Bios Aloanov bedürfen einer neuen 
zusammenfassenden Untersuchung auf Grund des gesamten handschrift- 
lichen Materials. Der in einigen Handschriften dem Planudes zuge- 
schriebene Text, welcher schon früher mehrfach gedruckt ist und als 
die Vulgata bezeichnet werden kann, ist neuerlich von Alfred Eberhard 
in den Fabulae romanenses graece conscriptae, Vol. I (Lipsiae 1872), 
226—305 herausgegeben worden, hauptsächlich nach Cod. Marcianus 
11, 2 und Vindobonensis Philosophicus 192. Ziemlich abweichend ist 
der Text in: Vita Aesopi. Ex Vratislaviensi ac partim Monacensi et 
Vindobonensi codicibus nunc primum edidit Antonius Westermann, 
Brunsvigae 1845, p. 7—57 (die der Haikär-Geschichte entlehnten Ab- 
schnitte übersetzt bei Benfey a. a. O. p. 187 ff.); er beruht in erster 
Linie auf einer modernen Abschrift eines gewissen Cober von unge 
wisser Herkunft in der Breslauer Universitätsbibliothek, die jedoch mit 
Codex Monacensis 525 im wesentlichen übereinstimmt, und ist in den 
Weisheitssprüchen ziemlich stark namentlich aus Menander interpoliert, 
wie schon Westermann in den Anmerkungen zu p. 46 ff. nachwies (vgl. 
jetzt auch Wilhelm Meyer in den Abhandlungen d. philos.-philoL CL 
d. K. Bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. XV 423 ff). Eine dritte, der 
eben genannten nahestehende Rezension liegt vor in der nach 1448 
verfafsten lateinischen Übersetzung des Rimicio, richtiger Rinuceio 
d’Arezzo, welche oft gedruckt und in mehrere abeudländische Sprachen 
übersetzt worden ist, worüber man aufser Grässe, Lehrbuch einer all- 
gem. Literärgesch., Zweiter Band, Zweite Abtheilung, p. 1113—1116 
und Goedeke, Grundrifs zur Gesch. d. deutschen Dichtung 1? 369 £. 
noch Grässes Tresor des livres rares et précieux I und Brunets Manuel 
du libraire I unter dem Wort „Aesopus“ vergleichen mag. 

Über rumänische Bearbeitungen sowie über mehrere Einzelheiten 
der Erzählung überhaupt sehe man noch die Bemerkungen von M. Gaster, 
Literaturà popularà romana p. 104-- 113. 


München, Mai 1892. Ernst Kuhn. 


Dictys Cretensis. 


Der Ephemeris Belli Troiani des Dictys Cretensis geht ein Brief 
eines L. Septimius an einen Q. Aradius voraus, worin der Verfasser 
nach einigen Angaben über die Auffindung des griechischen Originals 
folgende Mitteilung über sich und seine Thätigkeit macht: nobis cum 
in manus forte libelli venissent, avidos verae historiae cupido incessit 
ea uti erant Latine disserere, non magis confisi ingenio, quam ut 
otiosi animi desidiam discuteremus. itaque priorum quinque volumi- 
num, quae bello contracta gestaque sunt, eundem numerum servavimus: 
residua quinque (Dederich schrieb quatuor nach Suidas) de reditu 
Graecorum in unum redegimus. Die Richtigkeit dieser Mitteilung ist 
in neuerer Zeit ernstlich in Zweifel gezogen worden. A. Joly ist in 
seinem Werke „Benoit de Sainte-More et le Roman de Troie“ II, 1871 
S. 184 ff. für die Ursprünglichkeit der lateinischen Ephemeris einge- 
treten; als dann G. Körting in seinem Buche „Dietys und Dares“ 1874 
ihn zu widerlegen unternahm, hat H. Dunger in seiner Abhandlung 
„Dietys-Septimius“ 1878 den Nachweis zu führen gesucht, „dals es weder 
eine griechische, noch eine ausführlichere lateinische Ephemeris gegeben 
hat, dafs wir vielmehr in dem angeblichen Übersetzer L. Septimius den 
eigentlichen Verfasser des Werkes zu erkennen haben“ (S. 3). Die 
Beweisführung ruht im ganzen auf drei Gründen, denen ich folgende 
Fassung geben zu dürfen glaube. 1) Septimius hat durch die Nach- 
ahmung Sallusts, Vergils und anderer Lateiner seiner Erzählung eine 
so selbständige Fassung und seiner Sprache eine so echt lateinische 
Färbung gegeben, dafs die lateinische Ephemeris die Übersetzung eines 
griechischen Originals nicht sein kann. — 2) Die Zeugnisse, die sich 
bei Byzantinern über Dictys finden, beruhen auf Kenntnis der latei- 
nischen Ephemeris, denn aus dem Zeugnisse im Violarium der Kaiserin 
Eudokia ed. Villoison S. 128: Zexrnuivós ris ‘Pouatos sopos Exaregav 
thy yi@brtav eis ınv ‘Poualxÿv qœoviv períveyxev ergiebt sich, dafs 
das Werk des Septimius im 11. Jahrhundert in Konstantinopel gelesen 
wurde und der Eudokia ein griechischer Text nicht bekannt war. — 
3) Aller Dictysstoff bei Byzantinern geht auf den einen Malalas zurück, 
der die lateinische Ephemeris benutzt hat. 

9* 


132 . + L Abteilung 


Die Beweisführung Dungers ist so bestechend, dafs nur K. Lehrs 
in den „Wissenschaftlichen Monatsblättern“ VI, 1878 S. 131 # und 
L. Schwabe in Teuffels Rôm. Litt-Gesch. 5. Aufl. 1890, II Nr. 423 
schwankend geblieben sind. Die anderen zahlreichen Beurteiler haben 
sich für Dunger entschieden, R. Peiper im „Anzeiger für deutsches 
Altertum und deutsche Litteratur“ VI, 1880 S. 76 ff. sogar mit den 
Worten: ,G. Körting wird, so gründlich widerlegt, nicht mehr als Gegner 
auftreten... und besondere Lust zum Widerspruch kann das schwere 
Geschütz, das Herr Dunger ... gegen ihn und etwaige Nachfolger in 
Thätigkeit setzt, nicht erregen.“ 

Eins von den schweren Geschützen ist indessen schon längst ver- 
stummt, denn das Zeugnis der Eudokia hat jeden Wert verloren, seit- 
dem P. Pulch in seiner Dissertation „De Eudociae quod fertur Violario® 
1880 S. 54—58 nachgewiesen hat, dafs der Artikel zegl Aíxrvog aus 
dem codex Paris. 2600 stammt, der zwischen 1475 und 1496 von Mich. 
Suliardus geschrieben ist, und dafs der Auszug aus der lateinischen 
Ephemeris im Violarium $. 402/3, den übrigens die Dietysforscher 
übersehen haben, auf Cyriacus Anconitanus zurückgeht. Obgleich mir 
diese Sachlage bekannt war, habe ich mich doch in meiner Abhandlung 
über „Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalasfragmente* 1891 
S. 5 auf Dungers Seite gestellt, weil mir dessen Beweisführung durch 
die Entwertung des Zeugnisses der Eudokia nicht erschüttert zu werden 
schien. Seitdem bin ich mit den Erzählungen der trojanischen Sagen 
bei Kedren und in der ’ExAoyn lorogı@v nüher bekannt geworden, und 
da sind so schwere Zweifel an der Richtigkeit von Dungers übriger 
Beweisführung in mir aufgestiegen, dafs ich auch ohne genügende 
Kenntnis der mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojanersage diese 
Zweifel den Dietysforschern vorzutragen mich entschlossen habe. 

Die ’Ex40p)) foroguow liegt seit 1839 in Cramers Anecdota Paris. 
II S. 165 ff. gedruckt vor, trotzdem ist sie dem letzten Herausgeber 
des Dietys, F. Meister, ebenso unbekannt geblieben, wie Joly, Körting, 
Dunger und anderen Dictysforschern. Nur H. Haupt erwähnt sie bei 
der Besprechung von Dungers Dictys-Septimius im „Philol. Anzeiger“ 
X, 1880 8. 539 ff. und in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Sisyphos* 
im Philologus XL, 1881 5. 107. Gleichwohl wird sie von Dunger auch 
in der Abhandlung „De Dietye-Septimio Vergilii imitatore“ 1886, worin 
er S. 1—7 Nachträge zu seiner früheren Arbeit liefert, nicht erwähnt. 
Es mag sich dies daher erklären, dafs Haupt trotz mancher gewichtigen 
Einwände doch Dungers Hauptergebnis anerkennt und zuletzt noch im 
Philologus XLIII, 1884 S. 546 „Zu Dietys und Jornandes“ die Dietys- 
frage als endgültig durch Dunger gelöst bezeichnet. 





E. Patzig: Dictys Cretensis 133 


Auch W. Greif, der „Die mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojaner- 
sage“ in E. Stengels Ausgaben und Abhandlungen LXI, 1886 eingehend 
behandelt hat, steht so sehr unter dem Banne von Dungers Beweis- 
führung, dafs er auf den 95 Seiten, die er den Byzantinern widmet, 
zwar viele wertvolle Einzelheiten beibringt, aber nichts von dem erwähnt, 
was bei Kedren und in der Ekloge gegen ihn und Dunger spricht. 
Die Arbeit von E. Collilieux „Etude sur Dictys de Crète et Darès de 
Phrygie“ 1886 war mir nicht zugänglich. 

Die Ekloge ist der Anfang einer Chronik, die um das Jahr 889 
abgefafst worden ist; fast die Hälfte von dem, was uns erhalten ist, 
stammt aus Malalas. 

1) S. 191, 31—192, 14 = Mal. ed. Dindorf 8. 174, 18—175, 15 = 
Chron. Pasch. ed. Dindorf S. 207—208; letzteres bietet ein Homoiote- 
leuton, wodurch Oinomaos statt Erichthonios zum Begriinder des Wett- 
kampfes mit Viergespannen wird. | S. 192, 19—33 = Mal. 175, 20 (vgl. 
173, 7)—176, 11 = Chr. 208—209. || S. 193, 1—9 = MA. 320, 4 und 
321, 15 = Chr. 528. | S. 193, 9—19 = Mal. 174, 9-14 4-9 u 3 = 
Chr. 206—207. 

2) S. 194, 28—195, 20 = Mal. 77, 3—79, 9. | S. 195, 22—24 dea 
td qQvosov, depas — Exvbias aus Mal. 79, 11—13 in ein fremdes Stück 
eingeschoben. 

3) S. 197, 8—227, 5. Dieses Stiick behandelt die trojanischen Sagen: 
S. 197, 8—200, 23 == Mal. 91, 3—98, 23. | S. 200, 24—201, 16 = Mal. 
107, 12—108, 9. Der Schifiskatalog ist umgestellt. | S. 201, 17 = Mal. 
98, 23. Weiterhin hat der Eclogarius die Absicht gehabt, die Ereig- 
nisse von der Landung der Griechen bis zur Zerstörung der Stadt zu 
übergehen, denn er erzählt zuerst S. 201, 17—22 nach Mal. 99, 1—6, 
knüpft daran Mal. 99, 13—15 und 18—19 und schliefst dann mit der 
Bemerkung ab, dafs nach vielen Kämpfen Troja zerstört worden sei 
(über das Zitat xadws Ev ti tod Aixtvos ¿upepera xQaty Gapwodia 
vgl. u. S. 150). Da besinnt er sich eines Bessern; mit den Worten 
S. 201, 29 ds ¿oxégas eloñidov of To@es nimmt er die Malalaserzählung 
wieder auf und berichtet nun $. 201, 29—204, 12 ausführlich mit Malal. 
99, 6—103, 10 die Ereignisse, die er schon kurz zusammengefalst hatte; 
dabei ist er gezwungen, die Angabe $. 201, 22—24 auf S. 202, 4 zu 
wiederholen. Bei Malalas findet sich S. 103 eine Lücke von ungefähr 
31 Druckzeilen (vgl. J. Neumann im Hermes XV, 1880 S. 359); sie 
wird vollständig ausgefüllt durch den in der Ekloge $. 204, 10—12 
erhaltenen Abschlufs der Erzählung und durch die neun Heroenbilder 
bei Isaak Porphyrogennetos, dessen Werk IIegi tüv xareAsıpdevrwv 
dad rod Ouriçgov H. Hinck mit Polemonis declamationes etc. 1873 her- 


134 I. Abteilung 


ausgegeben hat. Vgl. Körting S. 36 und Dunger 8. 23. | S. 204, 12— 
213, 12 = Mal. 108, 13—122, 2. Hier ist folgendes zu bemerken: Der 
Eclogarius schiebt S. 204, 16—24 eine trojanische Königsreihe ein; er 
übergeht S. 204, 32 die Angabe bei Mal. 109, 4—8, schiebt dieselbe 
aber S. 207, 30 ein; er leitet S. 212, 1—6 die S. 215 folgende Telegonie 
ein; er giebt S. 212, 30—213, 2 eine rationalistische Erklärung der Si- 
renen, die bei Malalas fehlt. || S. 213, 13—216, 5 bietet eine bei Malalas 
ausgefallene Telegonie. || S. 216, 6—221, 24 = Mal 122, 3—133, 2. Um 
aus anderer Quelle das Stück S. 221, 25—222, 15 einzuschieben, hat 
der Eclogarius Mal. 132, 15—1 19 hinter 13: 2, 133, 2 gesetzt. | S. 222, 16 
— 227,5 = Mal. 133, 3—143, 3. Am Schlufs der Entwicklungsgeschichte 
der Tragödie fehlt bei Mal 143, 3 die wichtige Quellenangabe: ag 
Osdpılog ovveyodwaro. 

Die Bedeutung des eben zergliederten Stückes für die Dietysfrage 
beruht darauf, dafs die in der Ekloge erhaltene Telegonie mit einem 
Zitat des Dictys abschliefst und dafs der Malalastext, dessen Unsicher- 
heit mancher Vermutung Raum liefs, gerade in der Erzählung von den 
trojanischen Sagen in einer Weise gesichert wird, dals an Stelle von 
unsicheren Vermutungen Sichere Beweise treten. Der Eclogarius läfst 
zwar überall grüfsere und kleinere Stückchen weg, namentlich die 
Personalbeschreibungen, von denen er nur die der Briseis 8. 203, 10 
aufgenommen hat, aber er hat einen vollständigen Malalas benutzt 
und hält sich aufser auf S. 2223, wo die Fassung etwas freier ist, 
überall so streng an dem Wortlaut, dafs sein Text an einer grofsen 
Zahl von Stellen den Text des Oxoniensis verbessert und ergänzt. Wie 
wichtig diese Thatsache für die Dictysfrage ist, werden wir später 
sehen, hier sei nur im Vorübergehen auf eins hingewiesen. Dunger 
hat (S. 21/2) mit Hülfe mehrerer Stellen zu beweisen gesucht, dafs 
Malalas eine lateinische Vorlage mifsverstanden habe. Auf das Unhalt- 
bare in dieser Beweisfiihrung hat schon Lehrs S. 132/3 hingewiesen; 
die Ekloge liefert jetzt den Beweis, dafs die meisten dieser Stellen ihre 
jetzige Fassung nicht durch die mangelhaften Lateinkenntnisse des 
Malalas erhalten haben, sondern einfach durch Textentstellung. Die 
beiden Stellen aus Dictys I 9 finden sich in der Ekloge S. 199, 20 ff. 
richtiger überliefert; die Verwirrung bei Mal. 117,17 = Dictys VI 5 
erklärt sich durch den Ausfall eines Homoioteleuton, das in der Ekloge 
S. 210, 16—18 av vjoav — tOv vicov erhalten ist; statt der Worte 
Mal. 125, 16 Bertovowv avrov ¿Em naga To teiyog tod ’IAlov = Dict. 
IV 1 sepelivere eum haud longe a tumulo Ili regis quondam lesen wir 
in der Ekloge S. 218, 6 darrovoı maga To telyos ¿Eo rijg nôlews 
JAtov. Aus der letzten Stelle müssen wir vielmehr schliefsen, dafs 





E. Patzig: Dietys Cretensis 135 


Septimius eine griechische Vorlage benutzt hat, in der die Worte tige 
aôdeog, wie bei Malalas, vor rod 'TA¿ov fehlten, und unter den Worten 
to tetyog tod Jlov einen tumulus Ili regis verstanden hat. Zu dieser 
Vermutung sind wir deshalb berechtigt, weil in der folgenden Stelle 
eine eigene Verbesserung des Septimius ganz zweifellos vorliegt. Ma- 
lalas erzählt S. 127,9 pera dé dAiyag vuépas 6 Tidov tig Ovduerı darò 
tod IIgıauov nupexindels napayiverar = Ek). S. 219,5 wer’ où rod 
dè Tidov tig Övduarı napayiveraı bad IIpıcuov xedtéegoy napaxindeis. 
Bei Dictys IV 4 heifst es: sequenti die Memnon, Tithoni atque Aurorae 
filius, ... supervenit. Da weiterhin bei Malalas wiederholt Memnon, 
nicht Tithon, als Feldherr der Inder genannt wird, so hat Lehrs hier 
an eine Textverderbnis gedacht und deshalb verbessert: 6 Ti9ovov 
(bz. Tidóvos) viòs óvóuar: Méuvov. Indessen die Übereinstimmung 
zwischen Malalas und der Ekloge schliefst die Annahme einer Text- 
verderbnis aus, und da Johannes Antiochenus im Fr. 24 Nr. 3 Salm. 
in C. Müllers Fragm. Hist. Graec. IV unter Berufung auf Dictys erzählt, 
dafs Priamus von David und Tautanes Hülfe erbeten und der letztere 
die beiden Feldherren Tithonos und Memnon entsendet habe (6 dè 
Tavrdvns ixeupe rdv Tidovov xul row Méuvova pera nAndovs 'Iv- 
d@v), so wird man in dem Wechsel der Feldherrnnamen nur eine Flüch- 
tigkeit des Malalas bei Benutzung seiner Dictysvorlage sehen dürfen. 
Man könnte einwenden, dafs das Hiilfegesuch des Priamus bei David 
(s. Dunger S. 13) byzantinischen Ursprungs sei und das ganze Zeugnis 
des Johannes Antiochenus entwerte; aber da es byzantinische Gewohn- 
heit ist, Schriftwerke mit Zusätzen auszustatten, so kann die Dietysvorlage 
des Johannes recht wohl den König David erwähnt haben, natürlich 
könnte sie dann nur eine griechische gewesen sein. Die Worte Ti- 
thoni et Aurorae filius sind eine durch den Namen Ti9ovós veranlafste 
mythologische Reminiscenz des Septimius, denn Dictys kennt keine 
Menschen von göttlicher Abstammung und aufserdem heifst bei ihm 
VI 10 die Mutter Memnons gar nicht Aurora, sondern Hemera. Die 
letzte der von Dunger angeführten Stellen IV 2, worin Malalas aus 
den Teucris des Dictys einen Teukros gemacht haben soll, hat Lehrs 
S. 132 behandelt. Mir scheint Septimius die ganze Stelle absichtlich 
geändert zu haben, um Teukros, der bei ihm in den troischen Kämpfen 
nur hier und III 1 im Chor der Bogenschützen als Statist erscheint, 
nicht plötzlich eine Hauptrolle spielen zu lassen. 

Neben der Ekloge kommt für die Behandlung der Dictysfrage auch 
die Erzählung Kedrens (ed. Bekker I S. 216 ff.) in Betracht. Körting 
hat S. 23 ff. in dieser eine Reihe von Angaben nachgewiesen, die mit 
der Ephemeris übereinstimmen, aber bei Malalas nicht stehen, und hat 


136 1. Abteilung 


daraus geschlossen, dafs Kedren aufser Malalas auch die griechische 
Ephemeris gekannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt habe. Dunger 
nennt dies $. 26 eine Paradoxie und spricht S.27 dem, was Körting 
zur Begründung seiner Ansicht vorbringt, jede Bedeutung ab; aber er 
selbst befindet sich da in einem verhängnisvollen Irrtum. Die Erzäh- 
lung von der Ermordung der Hekabe, die bei Kedren S. 232 also 
lautet: ry ExdByv xerapopevnv tO otgurò ol wert Odvacéos Alors 
Béddovor xal ri Paddoon gixrovorv eis yoouy Asyouevnv Mapaveren, 
iv nel xvvdg due dvöucoev, findet sich auch bei Suidas y. Kuvbg 
oñua, worin der Vorgang genauer und richtiger als bei Kedren und 
mehr in Übereinstimmung mit Dietys V 16 erzählt wird. Man ver- 
gleiche : 

Odvoosdg nate thy dxómiovv Ceterum post abscessum Ulixi 
megunkeboag el Mugôveruv xe) Hecuba, quo servitium morte sol- 
wi) svpyogovuevog tüv vebv dxo- veret, multa ingerere maledicta im- 
Piva, draxgiverai tovrorg xoAgum precarique infesta omina in exer- 
xal Auußdver tov xAoÙrov «drow  citum: qua re motus miles lapidibus 
&navia. ¿net dè thy ‘ExdBnv xeta- obrutam eam necat sepulehrumque 
gaudy td orgero xa) dogúBovs apud Abydum statuitur appella- 
mvodoav Aldav Podaîts &vetde xal tum Cynossema. 
nage thy Dálacouv uedvate, dvo- è 
udoas tov róxov Kuvds oñue. 

Die Übereinstimmung zwischen Dietys und Suidas ist, abgesehen 
von den Namen Abydus und Maroneia, eine so vollständige, dafs uns 
nur die Frage übrig bleibt: Wer hat hier Anlafs gehabt, den Schau- 
platz der Handlung zu ändern, der von Kedren und Suidas benutzte 
Chronist, der den Vorgang in der zusammenhängenden Erzählung der 
Irrfahrten des Odysseus berichtet hat, oder Septimius, der die letzten 
Bücher seiner griechischen Vorlage in eins zusammengezogen und des- 
halb im sechsten Buche auf die ausführliche Erzählung der Irrfahrten 
des Odysseus verzichtet hat? Wir werden den Zusammenhang der eben 
besprochenen Stelle mit der Erzählung der Ephemeris um so weniger 
leugnen dürfen, je sicherer die Herkunft einer anderen Stelle ist, Kör- 
ting weist 8.24 darauf hin, dafs Kedren mit Dictys angebe, dafs im’ 
Aulis der Oberbefehl dem Palamedes übertragen worden sei und aufser 
Kalchas auch eine Seherin die Opferung der Iphigenia verlangt habe. 
Von Palamedes’ Oberbefehl meldet in der That weder Malalas noch die 
Ekloge etwas und die Annahme Dungers $. 27, es könne etwas davom 
in der Personalschilderung des Palamedes gestanden haben, mufs zurück- 
gewiesen werden, weil bei Isaak Porphyrogennetos S. 82 nichts davon 
steht, Was aber die Angabe von der Opferung Iphigenias anlangt, 





E. Patzig: Dictys Cretensis 


137 


so ist in Wirklickeit nicht blofs diese, sondern es sind alle Angaben 


bei Kedren S. 210, 9—24 aus Dictys genommen. 


dii puy xel yuvi) ovvade td 
KéAqavr xapopryrevovoa Einev ds, 
el un nv xeatny ‘Ayautuvovos 
Duyaréga ti Apreuudı r9000yd- 
yodiv, 6 yEpoy ov Audijoeraı. 


Man vergleiche: 
mulier quaedam deo plena Dianne 
iram fatur: eam namque ob necem 
capreae ... non leniri, priusquam 
auctor tanti sceleris filiam natu 
maximam ... immolavisset (I 19). 


Bei Malalas wird die Abfahrt der Griechen durch einen Sturm ver- 
hindert, bei Dictys durch eine Pest, die bald, nachdem Agamemnon 
eine wilde Ziege (capream circa lucum Dianae pascentem) getötet hat, 
im griechischen Heere ausgebrochen ist. Bei Kedren gehen die Worte 
6 geuov où Avdiioereı noch auf den Malalasbericht zurück, gleich 
nachher aber wird eine andere mit Dictys stimmende Quelle, woraus 
schon die yuri) ovvoda tH Kaiyavıı apopyrevovoa genommen ist, mit 
den Worten eingeführt: of dè où dia rov yauava todId pad: ovp- 
Brive, ¿dla did to aiya ueyiornv mapa td lepdv tie "Apréuidos To- 
Eevoar xal dveletv tov ‘Apautuvova, xal ¿xl tosto u&ällov Aouuxÿv 
vócov yeveodaı. „Hierbei ist zu beachten, dafs Agamemnon nicht wie 
sonst eine Hirschkuh der Artemis erlegt, sondern alya &ypiav; auch 
Dictys kennt nur eine caprea.“ Mit diesen Worten weist Dunger S. 44 
auf die Übereinstimmung zwischen Dictys und Ptolemaeus Chennus 
hin; ich benutze sie, um die Herkunft der Angabe Kedrens aufser 
Zweifel zu stellen. Dictys bleibt Quelle Kedrens auch weiterhin. Zuerst 
folgt die Angabe über Palamedes, dann heifst es: 


dp’ oig Odvoceds devas Óna- 
redels xpooxoretrar piv xods Tv 
(dav qogav knonileiv, ragapiverai 
dt xeds Kivrauuviorgav ... elg 
to “Agyog xal xAaotoîs yocuuaoi 
thy "Ipipéverav AaBov (airy yoo 
Av xoarn tev rod “Ayauéuvovos 
Dvyarégov), og ‘Ayddet xara To 
oreatéxedov dpıorsvovriı dof yoo- 
pévnv yuvalxa drootpepet. 

Ehagos vtr’ avriis evpEdr 7000- 
corapéva 19 Poyo. 


Ulixes simulata ... iracundia et 
ob id domuitionem confirmans ... 
profectus ... Mycenas falsas litte- 
ras perfert.: Iphigeniam (nam ea 
maior natu erat) desponsam Achilli 
etc. Confecto negotio ... ad exer- 
citum revenit (I 20). 


cerva ... ante ipsam aram in- 
trepida consistit (I 22). 


In allen den angeführten Stellen ist die Übereinstimmung zwischen 


-Kedren und Dictys eine vollständige, und da bei Malalas S. 98 und in 
der Ekloge S. 200 die Erzählung ganz anders lautet, so hat thatsäch- 
lich aufser Malalas noch ein anderer Byzantiner den Dictys benutzt 
und es entsteht die Frage: Woher stammt der Dictysstoff bei Kedren? 


138 I, Abteilung 


Die nüchste Quelle ist eine ältere, im codex Paris. 1712 erhaltene 
Chronik, über deren Beschaffenheit H. Gelzer „Sex. Tul. Africamus II, 
1885 8. 357 ff. Aufschlufs giebt. Der unbekannte Chronist hat mehrere 
Quellen, darunter Malalas und Johannes Antiochenus, in der Weise 
kompiliert, dafs er öfters Stücke und Stückchen aus der einen Quelle 
in den Text einer andern eingeschoben hat. Auf die bunte Mischung 
eines gröfseren Abschnittes habe ich in meiner Abhandlung „Johannes 
Antiochenus und Johannes Malalas“ im Programm der Thomassehule- 
Leipzig 1892 S. 18 hingewiesen; hier will ich noch einige Stellen hin- 
zufügen. In einen Bericht aus Mal. S. 40 ist bei Kedr. 8. 42, 15—17 
die Angabe über Teiresias aus Leo Gramm. 259, 5 eingeschoben; in 
einen kirchengeschichtlichen Text, dessen Ursprung ich nicht 

ist 8. 50, 6—8 die Bemerkung über den Jordan aus Joh. Ant. Fr. 10 
Salm. und $. 19,6—9 die Angabe über die Giganten aus Joh. Ant 
Fr. 2 Nr. 13 eingefügt. Es darf uns deshalb nicht wundern, wenn wir 
Stellen aus Johannes Antiochenus auch in Malalasstücke eingeschoben 
finden, wie z. B. 5. 32, 11—13 in den Malalasbericht im Chron. Pasch. 
80—81 Angaben aus Joh. Ant. Fr. 6 Nr. 4 u. 6. Besonders zahlreich 
sind derartige Einschiebsel in der trojanischen Sagengeschichte, die 
hauptsächlich nach Malalas erzählt ist. Auffallend ist dabei überall, 
dafs die Erzählungen nur kurze, im Wortlaut meist vollständig ver 
änderte Auszüge aus Malalas sind, während in den Einschiebseln der 
Wortlaut der betreffenden Quellen meist festgehalten ist. Zwei Stellen 
lassen sich direkt als johanneisch nachweisen: $. 2334 wird die 
Rückkehr Agamempons wörtlich wie in Fr. 25 Ins. erzählt; 8. 

stimmen die Worte mög dè toîs EVAoıg EmißaAAdusvov oùy hater, pros 
vuro dé mit Fr. 24 Nr, 8 Salm., während die betreffende Stelle bei 
Mal. 112,3 und in der Ekl. 206, 24 ganz anders lautet. Drei andere 
Stellen eh als johanneisch durch Suidas bestimmt, dessen Ab- 
hängigkeit vom salmasischen Johannes ich im Programm 1892 $. 20 
erwiesen habe und hier durch folgende Artikel noch besonders erweisen 
will: “Equis 6 Tevouéyicros = Fr. Salm. bei Cramer II $. 387, vgl 
zul zveöue advra meguéyov; Quelle ist Mal. 27 = Chron. Pasch. 85,7 
Oidtxovg = Fr. 8 Nr. 2—5 Paris. aus Mal. 50 ff. | Xavadv— Fr. 11 
Nr. 5 Paris. + Fr. 12 Salm. aus Procop. B. Vand. II 10. || Kégg = 
Fr. 13 Nr. 2 Paris. und Fr. Salm. bei Cramer S. 389 aus Mal. 62.7 
Ildgiov (zur Trojasage gehörig) = Fr. 23 Virt. + Fr. 24 Salm, vel. 
Tzetzes Prooem. in Iliadem v. 237; Quelle ist Mal. 92 = Ekl. 197. Es 
mufs also Kedren die folgenden Angaben, die er mit Suidas gemeinsam 
hat, aus Johannes haben. Die Angabe über die Gründung Benevents 
8.234, 12—16 stimmt mehr mit Suidas v. Beveßevrög als mit der Ekl. 216,7 





E. Patzig: Dictys Cretensis 139 


(Malalas fehlt, vgl. aber Mal. 167, 5 og zgoyeyoanraı); die Angabe S. 233, 
3—10 Xagvßdıv xal Zxrvidlao, Tres dv orevó xrà. stimmt wörtlich mit 
Suidas v. Xdgvßdıs (anders Mal. 121 und Ekl. 213); über Suidas v. 
Kuvòs ciua habe ich oben gesprochen. Die letzten beiden Glossen 
nun geben uns Aufschlufs, woher der Dictysstoff in das Werk Kedrens 
geflossen ist. Da wir in ihnen Angaben aus Dictys VI5 und V 16 finden 
(Körting S. 26 Nr. 14 u. 15 Skylle), so stammt er aus Johannes An- 
tiochenus und von diesem gilt das, was Körting von Kedren behauptet 
hat; Johannes hat aufser Malalas auch die griechische Ephemeris ge- 
kannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt. Infolgedessen gewinnen 
die vier Dictyszitate bei Johannes Antiochenus in den Fragmenten 23 
Virt. und 24 Salm. eine ganz selbständige Bedeutung, namentlich die, 
denen der *Eroberungszug des Aiax, der mit der Tötung Polydors 
schliefst, und das Hülfegesuch des Priamus bei David und Tautanes 
unterstellt ist. 

Der Dictysstoff bei späteren Byzantinern geht also auf 
mindestens zwei ältere Chronographen zurück. Aus Malalas 
hat Isaak Porphyrogennetos geschóptt, aus Johannes Antiochenus 
Konstantin Manasses (vgl. Progr. 1892 $. 12/3 und Greif S. 265, den 
ich früher nicht zitieren konnte, weil mir nur seine Dissertation 1885 
bekannt war) und Johannes Tzetzes (vgl. Progr. 1892 S. 17), dessen 
“von Körting S. 43/4 besprochene Quellenangaben aus Johannes An- 
tiochenus genommen sein müssen. Die Troica des Anonymus in der 
Bibliotheca Uffenbachiana 1720 col. 655 gehen. zum Teil auf Tzetzes 
zurück (Greif S. 262), nur stehen sie dem von P. Matranga in den 
Anecd. Gr. I, 1850 veröffentlichten Provemium in Iliadem niiher als 
den Antehomerica. Von den vulgärgriechischen Bearbeitungen der 
Trojasage, die K. Krumbacher Byzant. Litt.-Gesch. S. 429 ff. erwähnt, 
verdient die Ilias des Hermoniakos, die E. Legrand in der Bibliothèque 
grecque vulgaire V, 1890 veröffentlicht hat, hier genannt zu werden. 
Hermoniakos hat aufser Tzetzes, den Legrand S. IX erwähnt, auch 
Konstantin Manasses benutzt, denn die Angabe II 88—95 = Man. 
1145—48, dafs Paris wegen der Ermordung eines Verwandten nach 
Sparta zu Menelaos geflohen sei, findet sich nach Greif S. 266 in den 
mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojasage nirgends sonst als bei 
Konstantin Manasses. Aus diesem hat Hermoniakos die Angaben von 
dem Hülfegesuch des Priamus bei David und von der Ermordung 
Achills übernommen, vgl. XXI 47—80 und 285—93 mit Man. 1357 —73 
“und 1405—9. 

Mit dem Nachweise, dafs dem ‚Johannes Antiochenus im 7. Jahr- 
hundert die Ephemeris ebenso bekannt gewesen ist, wie im 6. Jahr- 








140 I, Abteilung 


‘ 
hundert dem Malalas, bricht eine weitere Hauptsäule der Dungerschen 
Beweisführung zusammen. Nun könnte man einwenden, dafs auch Jo- 
hannes nur eine lateinische Ephemeris benutzt habe. Aber wo kümen 
wir dann hin! Des Nachweisens, dafs die Byzantiner den lateinischen 
Dietys gekannt, gelesen und verstanden haben, wäre dann kein Ende, 
Von Malalas hat man es nachweisen müssen, von Johannes miifste man 
es noch nachweisen, bei Syrianos, dessen Zeugnis in die erste Hälfte 
des 5. Jahrhunderts fällt, mufs man die Kenntnis der lateinischen 
Ephemeris voraussetzen und bei Suidas miifste man dasselbe thun, 
wenn man nicht sein Zeugnis als höchst unklar einfach beiseite schübe 
(Dunger $. 10). Bisher hatte man dazu einige Berechtigung, weil 
Eudokias Zeugnis zu beweisen schien, dafs zur Zeit des Suidas der 
lateinische Dietys in Konstantinopel bekannt gewesen sei; seitdem wir 
aber durch P. Pulchs Aufsatz im Hermes XVII 1882 wissen, dafs 
Konstantin Palaeokappa in der Bibliothek Franz’ I das Violarium sogar 
mit Hilfe gedruckter Bücher angefertigt hat, läfst sich die erste Suidas- 
glosse, ohne dafs man ihrem Verfasser die Kenntnis des lateinischen 
Dietys nachweist, nicht mehr beiseite schieben. Sie stammt wahr- 
scheinlich aus einem älteren Lexikographen, nach J. Flach aus dem 
Onomatologos des Hesychius Milesius. Ihre Anfangsworte 4íxrug foro- 
gundg. Epoupev ’Epnuegide sind ganz klar und unanfechtbar; darauf 
folgen die allerdings verderbten oder verstellten Worte: gore 0% rà 
ue? "Oungov xaraloyddnv év Pifàiors #' ’Iralixè Towıxod drexdopov, 
aber diese Worte haben nur den Wert einer erklirenden 

wie die gleichartigen, mit ¿ori dè eingeführten Sätze in folgenden Ar 
tikeln beweisen: ’Agıpvorn, 'Aguoréas, “Aogrevés. Wie nun z. B, in der 
niichstverwandten Glosse "Apgievds ¿xoxorós . . . Aretavdoidda (¿ori dè 
tà serà tov Maxeddva Ev guyodímg xd’) ets “Arrudo rdv Heoyapn- 
vov xouuara eine etwaige Verderbnis der Parenthese nicht im min- 
desten die Angabe entwerten würde, dafs ein griechischer Schriftsteller 
Arrian eine Alexandrias geschrieben hat, ebensowenig kann die wirk- 
liche Verderbnis der Parenthese in der Dictysglosse das Zeugnis he 
einträchtigen, dafs ein griechischer Schriftsteller Dictys eine Ephemeris 
geschrieben hat. Die Schlufsworte der Glosse: obros Zygayz tè xegl 
ris dorayîs 'EAkung zul reg) Meveddov al néons erg brodeoens 
entstammen einer anderen Quelle und haben einen ganz sell n 
Wert (vgl. Hesych. Miles. ed. Flach 1882 y. 4íxrug Anm.). Sie sind als 
Zeugnis für den Inhalt der Ephemeris ebenso wertvoll, wie die Anfangs- 
worte als Zeugnis für ein griechisches Original. Fast schlagender noch 
als die direkten Zeugnisse griechischer Schriftsteller beweist ein in- 
direktes Zeugnis den griechischen Ursprung der Ephemeris, die That- 





E. Patzig: Dictys Cretensis 141 


sache nämlich, dafs Malalas nirgends seinen Dictys als ein lateinisches 
Buth bezeichnet. Körting hat dies S. 63 hervorgehoben, aber niemand 
hat darauf geachtet; damit dies bei einer Verteidigung der lateinischen 
Ephemeris nicht wieder geschehe, will ich die schlagende Beweiskraft 
der Quellenangaben bei Malalas hervorheben. Aufser Sallust (vgl. aber 
S. 212, 18) und Florus, die nur an je einer Stelle genannt werden, sind 
alle lateinischen Quellen als solche gekennzeichnet: S. 187 Zxdeoıs 
Beovvigiov ‘Papaiov qeovoyedpov, 209 Ebredzios 6 ovyyoxpeds “Poo- 
paloy Ev tí uerappaosı adrod, 263 TovBevallou tod mromtod tod 
‘Popalov, 215 AiBios à copos "Pouciwv . . lorogınds, 224 Aovxavds 6 
copos ‘Popatayv rotas, 178 TMivios è ‘Pauatwy [oropuoyedpos, 162 
u. 181 Zépfros 6 ‘Pouatos und 6 ‘Popatay ovyypaqpeús, 34 Touyxvddados 
Porueiov forogixds, 162 (216, 285) Bepytlliog 6 copos ‘Pouaiov xou;- 
ts. Da also Malalas überall seine Quellen als lateinische bezeichnet, 
den sechsmal erwähnten Vergil dreimal als römischen Dichter anführt 
und von Eutrop ausdrücklich bemerkt, dafs er ihn in einer Übersetzung 
benutzt habe, da kann er den siebenmal erwähnten Dictys, über den 
er an zwei Stellen ausführliche litterargeschichtliche Angaben macht, 
unmöglich in lateinischer Fassung gekannt haben. Hier heifst es: cum 
tacet, clamat. _ 

Ebenso sorglos wie an dem bei Kedren erhaltenen Dictysstoffe, an 
der Suidasglosse und den Zitaten lateinischer Autoren bei Malalas sind 
die Verteidiger eines lateinischen Originals an dem bei Malalas erhal- 
tenen Dictysstoffe vorübergegangen; sie haben trotz ıhres Zugeständ- 
nisses, dafs Malalas mit Dictys in ganzen Stücken zum Teil wörtlich 
übereinstimme, nicht den Versuch gemacht, die Erzählung bei Malalas 
mit Hülfe der eingestreuten Quellenangaben zu zergliedern und ein Bild 
von der Beschaffenheit seiner Quellen zu gewinnen. Wiederum ist es 
H. Haupt gewesen, der in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Dictys“ 
im Philologus XL zuerst in dieser Richtung gegangen ıst, ihm ist dann 
Greif S. 181 ff. gefolgt; aber beide halten Dungers Hypothese für 
erwiesen und weisen deshalb dem Sisyphos von Kos auch solchen Stoff 
zu, für den von Malalas Dictys als Quelle genannt wird. Es gilt also 
hier die Erzählung bei Malalas ohne jede vorgefafste Meinung zu zer- 
gliedern, unter Zuhülfenahme der Ekloge, deren entscheidende Bedeu- 
tung im folgenden überall hervortreten wird. 

Wie bestimmt die Quellenangaben lauten, beweist die Erzühlung 
von Odysseus’ Irrfahrten S. 114— 122 = Ekl. 208—213, die in folgende 
Abschnitte zerfällt: 1) 114, 5—116, 23 Odysseus’ Fahrt zu den Kyklopen, 
&riva 5 doporarog Ziovpos 6 Kéos £&edero; daran schliefst sich eine 
rationalistische Erörterung über die Kyklopen, fjivrıva Epunveiav 6 


142 I. Abteilung 


oopwrerog Derdias 6 Kopivdiog etetero S. 117, 13. — 2) 117, 17 
—119, 22 Odysseus bei Kirke, regi ng Kiguns ¿Esdevro tadra of copú- 
tutor Ziovpog Kaos xal Aixtvs éx tig Kertns; darauf folgt eine 
Umdeutung der Erzählung mit der Angabe: Œadalog 6 Kogivduos 
¿bébero Tv oma tavenv ovvrativ Egunvevoas ovras S. 120, 5. — 
3) 121,3—122, 2 Odysseus bei Kalypso, in der Unterwelt, bei den Sirenen, 
in der Charybdis und seine Rettung durch phönizische Schiffer, äzıya 
xat 6 Gopdg dixrvg nage tod Odvootws kxnxowg svvEeyedwaro; 
in der Ekloge S. 212, 30 steht auch eine rationalistische Erklärung der 
Sirenen mit der Angabe: 6 dì vewregog IlAovrapyos ¿Esdero. — Auf 
den Inhalt der von Malalas benutzten Dictysvorlage läfst sich aus den 
genannten Zitaten kein sicherer Schlufs ziehen, wohl aber auf das 
Werk des Sisyphos; denn da dieser zuerst allein, im zweiten Abschnitt 
an erster Stelle genannt wird und auch im dritten Abschnitt wegen 
des eingefügten xal als Hauptquelle anzunehmen ist, so mufs die Er 
zählung in der Hauptsache aus Sisyphos genommen sein. Von Dictys 
wird man aber annehmen dürfen, dafs er von Sisyphos abhängig ge 
wesen ist (s. Haupt S. 119, Greif S. 181 ff). — Die trojanischen Er- 
eignisse werden von Malalas teils vor, teils nach der eben erwähnten 
Odyssee in eigentümlicher Weise erzählt. Einen Teil erfahren wir 
S. 108, 15—114, 5 aus dem Munde des Aiax und Odysseus, als diese 
bei dem Streite um das Palladium vor den Griechen sich ihrer Thaten 
und Verdienste rihmen. Da der Streit mit dem Tode des Aiax und 
der Flucht des Odysseus endet und dessen Irrfahrten die Fortsetzung 
bilden, so mufs die Quellenangabe hinter dem ersten Abschnitt der 
Odyssee: Gtiva 6 copatatos Liovgos 6 Kôog ¿Esdero auch für die vor- 
ausgehende Erzählung vom Streite um das Palladium gelten. Einen 
anderen Teil der Ereignisse erfahren wir S. 122—132 aus dem Munde 
des Teukros. Dieser will von Cypern aus seinem Bruder Aiax zu Hülfe 
kommen, findet aber an der trojanischen Küste von den Griechen 
nur Neoptolemos noch vor, der eben den Telamonier bestattet hat. 
Beim Mahle erzählt er dem Neoptolemos die Grofsthaten Achills; nach 
dem Mahle segelt er wieder ab, nachdem er von Neoptolemos roy 
Alavriönv tov ano TAuvang .. xal tov Edovodunv ròv «xb tig Tex- 
uioons xl «Ùt)v Téxunoouv erhalten hat. Nach ihm verläfst Neopto- 
lemos als letzter die trojanische Küste, wie er als letzter nach dem 
Tode Achills gekommen war (Mal. 104/5, Dictys IV 5). Auf diese 
Erzählung folgt bei Mal. 132, 19 (Ekl. 221) das Zitat: raòra dè Xi- 
cupos 6 Kaos ouveygéparo Ev tH rmoléuo drdgyor ody tH Tevxpo" 
furtiva Gvyyoapir evenxcws “Ounoos 6 rotas tiv ’IAıada ¿Eédero, xal 
BeoyiAhios ta dona.  üriva xal Ev taig tod Alxtvos Épgpepera. ovy- 


E. Patzig: Dictys Cretensis 143 


pepate, Óxeg aóvqua pera moAla ¿rn Oungov xal BeoyiAAiov yioedy 
¿al Kiavdtov Négwvog fuovléns Ev xıßorio. Wiederum wird Sisyphos 
an erster Stelle genannt, und wenn wir die ganze Erzählung der Seiten 
108—132 überblicken, so läfst die Anordnung der Erzählung keinen 
Zweifel, dafs wir es mit ihm zu thun haben. Man beachte zuerst die 
Haupthandlung: Nach der Zerstörung Troias erhebt sich der Streit um 
das Palladium, der den Tod des Aiax und die Flucht des Odysseus zur 
Folge hat; darauf verlifst Diomedes mit dem Palladium die trojanische 
Küste, nach ihm Agameınnon und die übrigen Griechen, nur Neopto- 
lemos bleibt zurück, um den getöteten Aiax zu bestatten; seine Heim- 
kehr wird durch die Ankunft des Teukros verzögert, dann erfolgt die 
Abfahrt des Teukros, zuletzt die des Neoptolemos. In diesen Haupt- 
gang eingewoben sind die Erzählungen von den Ereignissen vor Troia 
und von den Irrfahrten des Odysseus. Diese ganze immerhin kunst- 
volle Ausgestaltung der Erzählung, die nach bekanntem Muster vor- 
genommen ist, kann unmöglich eine Erfindung des Chronographen Ma- 
lalas sein (s. Dunger S. 28); wir haben es offenbar mit dem Gewebe 
eines trojanischen Schwindelbuches zu thun, und da Sisyphos von Kos 
bei Mal. 116, 23 allein und dann wiederholt als erste Quelle genannt 
wird und Dictys den Stoff anders gestaltet hat, so mufs Sisyphos als 
der Erfinder dieses Gewebes angenommen werden. Warum Malalas, für 
dessen Chronographie die zusammenhängende Erzählung des Dictys ge- 
eigneter gewesen wäre, gerade an Sisyphos sich hält, ist klar. Da er 
in der oben angeführten Quellenangabe mit Nachdruck hervorhebt, dafs 
Homer und Vergil die Erzählung des Sisyphos ihren Dichtungen zu 
grunde gelegt hätten und dafs Dictys erst lange nach Homers und 
Vergils Zeiten aufgefunden worden sei, so hält er offenbar Sisyphos 
als den älteren für wertvoller und zuverlässiger. Nun stimmt aber 
Malalas mit Dictys gerade in solchen Thatsachen überein, die von 
Teukros berichtet werden und deshalb in der Hauptsache dem Sisyphos 
entnommen sein müssen (vgl. bes. III 15,6, 24/7; IV 2/3, 6, 11). Das 
Rätsel löst sich sehr einfach. Wenn Sisyphos, wie man nach dem 
Urteile des Malalas schliefsen mufs, vor der Abfassung der Ephemeris 
bekannt gewesen ist, so konnte deren Verfasser, da die Erzählungen 
des Sisyphos als die eines Augenzeugen galten, gar nicht anders als 
dem Sisyphos nacherzählen. Dafs er dies wirklich gethan hat, darauf 
deuten nicht blofs die vereinten Quellenangaben bei Malalas, sondern 
auch noch folgender Umstand. Der Tod der Hekabe wird von Sisyphos- 
Malalas in schönstem Zusammenhange mit den Irrfahrten des Odysseus 
erzählt, in fast noch schönerem die Übergabe der Söhne des Aiax an 
dessen Bruder Teukros; dem gegenüber sehe man, wie ungeschickt 


144 ‘ 1. Abteilung 


diese Ereignisse von Dietys V 16 aufser jedem Zusammenhange erzählt 
werden. Hätte Malalas sie nicht aus Sisyphos, sondern aus Dietys ge 
nommen, so erschiene Dietys als Erzähler dem Malalas gegenüber wie 
ein elender Stümper. 

So unsicher bisher die Bestimmung des aus Dietys genommenen 
Stoffes sein mufste wegen der zweifachen Quellenangaben, so sicher 
läfst sich anderer Stoff auf Grund von drei einfachen Zitaten auf Dictys 
zurückführen. Eins von ihnen bezieht sich nur auf eine einzelne An- 
gabe. In der Orestie, die Malalas, um Orest und Pylades in seine 
Heimat Syrien führen zu können, abweichend von Dietys erzählt und, 
wie es nach $. 142, 20 scheint, aus Domninos genommen hat, wird der 
Bericht von der Entsühnung Orests S. 135, 6—12 mit dem Zitat ab- 
geschlossen: reör« Aixrug dv ti) Exry ubrod Gupoôte eédero. Dieser 
Bericht, der so locker in der Erzählung hängt, dafs ihn der Eclogarius 
8.223,12 und Kedren 8.234,20 ohne Störung weglassen konnten, weicht 
so stark von Dietys VI 4 ab, dafs die Dietysvorlage des Malalas gunz 
anders ausgesehen haben mufs, als die uns vorliegende Ephemeris des 
Septimius. 

Von den andern zwei Zitaten folgt das erste S. 107, 1 unmittelbar 
hinter den Personalbeschreibungen: zadüg 6 copérerog Aixrus è de 
ris Kors üreurmudrioe werd dAndeías tè apoyeyocuuéva zul th 
lok advra trav dal ro "Thiov Eniorgerevadvrov 'EXhjvov xr Das 
Zitat scheint falsch zu sein, weil die Heroenbilder in der Ephemeris 
fehlen; Dunger S. 25 hält sie deshalb für Erfindungen des Malalas 
Haupt weist sie im Philol. XL $. 118 dem Sisyphos zu (vgl. Greif 
S. 177); er vermutet, dafs die Erwähnung des Sisyphos bei Malalas 
ausgefallen sei, weil in Tzetzes Chiliad. V 830 das auf Sisyphos e 
Epigramm auf ein dem Palamedes gewidmetes folge, dessen 
unter den Heroenporträts sich finde. Aber ganz abgesehen davon, dafs 
dasjenige Zitat, worauf sich Tzetzes bezieht, bei Malalas $. 132, 19 vor 
handen ist und an ganz anderer Stelle steht, es wird auch von Kedren 
8. 223 und von Isaak Porphyrogennetos 8. 87/8 für die Heroenbilder 
Dietys ausdrücklich als Quelle genannt. Wäre dies möglich, wenn in 
ihren Malalasvorlagen Sisyphos als Quelle gestanden hätte? Aufserdem 
liegen ja auch die Quellenverhältnisse ganz anders, als man bisher an- 
genommen hat. Denn Tzetzes hat nicht Malalas, sondern Johannes 
Antiochenus, der Kompilator bei Kedren hat neben Malalas auch Johannes 
Antiochenus und dieser wiederum neben Malalas den griechischen Dictys 
selbst „sozusagen subsidiär“ benutzt. Hier hilft kein Handeln und 
kein Feilschen, die Heroenbilder verbleiben unter dem Zeugnis, das 
Dietys als Quelle nennt. Dann aber hat die Dictysvorlage des Malalas 





E. Patzig: Dietys Cretensis 145 


anders ausgesehen, als die uns vorliegende Ephemeris des Septimius. 
Zu demselben Ergebnis kommen wir, wenn wir die dem Zitat voraus- 
gehende Erzählung ins Auge fassen, auf die sich die Worte r« xpo- 
yeyoapuévo mit beziehen müssen. Dafs die Entführung der Helena von 
Septimius I 3 nur ungenügend erzählt wird und der Zusammenhang 
erst durch Malalas 94, 22—96, 4 ganz verständlich wird, das hat schon 
Perizonius cp. XI betont und nach ihm Körting S. 51 und Meister in 
seiner Ausgabe S. X (vgl. Greif S. 186 ff). Da nun auch Suidas mit 
den Worten: odrog ¿ppaye ra mepl vis donayüs ‘Elevns xal xegl 
Maeveldov (ohne zegl würde Meveldov von tijg Gpnayüs abhängig 
sein) xal xéonç Tliaxijs bxoPécews die Angabe macht, dafs Dietys den 
Raub der Helena ausführlich behandelt habe, so haben wir doppelten 
Grund, die lateinische Ephemeris an dieser Stelle für einen Auszug 
aus einer vollständigeren Vorlage zu halten. Auch weiterhin stimmt 
Malalas 96/7 mit Septimius I 9 und 10, Malalas 100/1 und 102, 
11—13 mit Il 16—18 in der Weise, dals er vielfach reichhaltiger ist 
als Septimius (vgl. Greif S. 199 ff). Das Stück Mal. 101, 2—102, 11 
fehlt bei Septimius ganz; dieses steht aber innerhalb der Erzählung 
von den Beuteziigen des Achilles und des Aiax, von denen der 
des Aiax bei Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate steht, 
so fest in den Zusammenhang gekeilt, dafs es Malalas aus derselben 
Quelle genommen haben mufs, wie den übrigen Dictysstoff dieser drei 
Seiten. 

Unmittelbar hinter dem eben behandelten Zitate folgt auf S. 107 
die Angabe, dafs Dictys als der ovyypaqpevs des Idomeneus an dem 
Kriege teilgenommen habe, dann folgt das dritte Dictyszitat: Gores 
EEEDsro xal rods rpootpartvras Úxo ‘Ayapeuvovos xal MevsiAdov Baoi- 
Aéov xal tods brAicapevovs xa) xareldóvras pera Tod orddov éxi 
ro "IMov, Exuotov ¿xovra idiov otparòdv xal vais. Der sich an- 
schliefsende Schiffskatalog mufs also der des Dictys sein und als 
solchen haben ihn auch der Kompilator bei Kedren S. 223, 12 und 
Isaak Porphyrogennetos S. 88 angesehen. Aber dieser Schiffskatalog 
hat mit dem des Septimius nichts gemein. Die Fassung, die er ur- 
sprünglich bei Malalas gehabt hat, läfst sich mit Hilfe der Ekloge 
gewinnen. Diese bietet zwei Homoioteleuta: 1) S. 200, 30 4iug 6 Te- 
Aaporiog &x tijg Zalauivos oùv vnvol [dwöex«. TountéAeuos éx Alggov 
Gùv vquolv évvéa. ‘Avriuagos xal Odixios xal Adons oùv vnvol] 
recougéxovra. Bei Mal. 108, 4 wird TAnndisuos abv vyvoir ëvvéc 
erwähnt, der an dieser Stelle in der Ekl. 201, 10 fehlt. Da Tlepolemos 
aus Lindos stammte (Il. II 656), so müssen wir mit Cramer Toınro- 


Aseos dx Aíxgov in Tiynöieuos dx Aívdov ändern. Es hat also eine 
Byzant. Zeitschrift I 1. 10 


E. Patzig: Dietys Cretensis 147 


einige Namen hinzu und hat dabei das Unglück den für die Erzählung 
ganz unerläfslichen Palamedes zu vergessen, der in seiner griechischen 
Vorlage steht. 

Bevor ich weiter gehe, möchte ich auf das systematische Verfahren 
des Malalas hingewiesen haben. Die bis zur Tötung Polydors reichende 
Erzählung aus Dictys schliefst er mit dem Hinweis auf die Zerstörung 
Troias ab, um 108, 18 mit den Worten werd oùv tiv &Awoıv die aus 
Sisyphos genommene Erzählung anschliefsen zu können. Ehe er aber 
seinen Dictys beiseite legt, hält er es für seine Pflicht als Historiker, 
aus der nicht von ihm benutzten Erzählung des Dietys die Heroen- 
bilder auszuziehen und den Schiffskatalog abzuschreiben als authentische 
Mitteilungen eines Augenzeugen (S. 107). Einige Helden hat er dabei 
übersehen, wie den Telamonier Aiax, den schon Isaak Porphyrogennetos 
vermifst hat, und Teukros, der, nach dem Schweigen der lateinischen 
Ephemeris zu schliefsen, auch im griechischen Original nur wenig 
hervorgetreten sein kann. Sisyphos scheint keine Porträts geboten zu 
haben, da Malalas weder die Kyklopen noch Kirke (S. 115, 18 und 
118, 1) nach Art des Dietys beschreibt. Wie sie bei diesem in die 
Erzählung eingestreut gewesen sind, zeigen die Bilder der Diomeda, 
Astynome, Hippodameia (S. 100/1) und Tekmessa (S. 103). Septimius 
hat sie weggelassen, aber Spuren haben sich bei ihm I 14 im Bilde 
Achills erhalten (vgl. Greif S. 192). Auch die genauen Zeitangaben 
(Dunger S. 25 u. 30/1) hat Malalas aus Dietys übernommen, denn bei 
Kedren 223, 9 heifst es: Aixrug..tods yaouxtijous trav 1poudgoar, de 
xavrag Eopaxds, Urtoyoave xal dupiBic breurnuetios. toda dè 10 6- 
vovs xal térovs xal toóxovs .. pera axgıßeiag loropioyoapóv xri. 
und dieses Zeugnis scheint aus Johannes Antiochenus, der selbständig 
den Dictys benutzte, zu stammen, denn im Fr. 23 Virt. wird Homer, 
den Johannes ebenfalls benutzte (s. Fr. 24 Nr. 6 Salm. über Rhesos), 
neben Dictys ebenso genannt wie bei Kedren 223, 13. Nach dem 
Porträt der Helena bei Manasses v. 1157 und den anderen bei Tzetzes 
zu schliefsen, mufs die Chronik des Johannes Antiochenus auch die 
Porträts enthalten haben. 

Die Betrachtung desjenigen Stoffes, der durch drei Zitate bei Ma- 
lalas als Dictysstoff bezeichnet wird, hat ergeben, dafs die Dictysvorlage 
des Malalas verschieden gewesen ist von der Ephemeris des Septimius; 
sie hat die Heroenporträts enthalten, einen anderen Schiffskatalog ge- 
boten und, entsprechend der Inhaltsangabe bei Suidas, den Raub der 
Helena ausführlicher erzählt, ebenso die Beutezüge des Achilles und 
des Aiax. Da nun Septimius selbst angiebt, dafs er die letzten vier, 


bez. fünf Bücher seiner Vorlage in eins zusammengezogen habe, so 
10* 


148 T. Abteilung 


kann er auch an anderen Stellen die Erzählung seiner Vorlage gekürzt 
und geändert haben. Man hat die Angabe‘ des Septimius über die 
Zusammenziehung der letzten Bücher für Flunkerei gehalten, aber sie 
ist lautere Wahrheit, denn in der Ekloge S. 213, 13—216, 5 ist uns 
eine mit einem Dictyszitat abschliefsende Erzählung über die Heimkehr 
und die letzten Schicksale des Odysseus erhalten, die viel reichhaltiger 
ist als die des Septimius, obgleich auch sie doch blofs ein noch oben- 
drein durch den Eclogarius gekürzter Auszug ist. Ich führe nur zwei 
Stellen aus der Telegonie zum Beweise an. In der Ekloge und ebenso 
in der Ephemeris wird erzählt, dafs Odysseus zur Deutung eines 
Traumes kundige Männer berufen und diesen seinen Traum vorgelegt 
habe; darauf heifst es in der Ekloge 214, 26 ff: of di xad” Eavrods 
yevduevor ¿oxóxouv Tv diynowv xal Epacev, iva dx nod@v yévmrai 
Ô TnAsuagos. tod de droywopfoavros Epnoav Ind tdtov xmardos mA 
yévra vehevtyjoayv (i. e. tov Odvocta). 6 dè evddo Oounoev ¿xl rdv 
TnAfuagov, avedsiv avrov BovAdpevos. Deacduevos dt rdv vidv da- 
xQuovra xal deduevov, elo Èvvorav matgixiv EAPdov, rooÉxpuvey «elvas 
tov maida. éexédevoe dì aúrov puiarteoda.* sita uercxioev abrdv els 
ta Eoqara tig Kepainvies yogia, Gvuoduevos avròv tig barovolas 
tod Bavdrov. Septimius VI 14 bietet nur einen ganz kurzen Aus- 
zug: Quam rem cuncti qui aderant uno ore exitialem pronuntiant ad- 
duntque, caveret ab insidiis filii. quo casu suspectus parentis animo 
Telemachus agris, qui in Cephalenia erant, relegatur additis ei quam 
fidissimis custodibus. — In dem folgenden Stücke verhalten sich die 
Erzählungen zu einander, wie zwei verschiedene Auszüge aus derselben 
Vorlage. 

Ekl. 215, 9: rov xarepa éxin- 
tay (i. e. Telegonos) xal uadov 
adrdv selva Kar’ &yody rapayíveral 


Sept. VI 15: edoctus, ubi Ulixes 
ageret, ad eum venit. ibi per cu- 
stodes agri patrio aditu prohibitus, 


éxetoe, fraufópevos rove œpuAxo- 
covtas ldsiv tov mutéga. of dé 
dyvoodvteg avrov uällor avdi- 
otuvto. tov dè TnAsy6vov Peovg 
AUAODVUTOS paprvoas, Ste 6 NATO 
abtov Éori, xat toùtov ldeiv x0- 
Averaı, ¿ri uäAlov dvdiotavtro, 
tov TnAéuagov txodapBevor| tes] 
eivaı nat Ove vuxtòs EAnAvdevaı, 
iva dnoxteivn tov nutépu. ovdels 
yao irioctato étegoy natda rov 
ODóvocéa £yeın. 


ubi vehementius perstat et e di- 
verso repellitur, clamare oceipit 
indignum facinus prohiberi se a 
parentis complexu. ita credito Tele 
machum ad inferendam vim regi 
adventare acrius resistitur: nulli 
quippe compertum esse alterum 
etiam Ulixi filtum. | 


dem iuvenis 


E. Patzig: Dictys Cretensis 149 


e... 
ubi se vehementius et per vim 


repelli videt, dolore elatus multos 
custodum interficit aut graviter 
sagazis dè pevouéves Eyvapıoav vulneratos debilitat. | 
t@ Oövooel, bri Tydéuayos, éodijra 
Eevnv ugreouévos, vuxtòs #19ùv 
Bıdferon ‘pis. | 
6 dì tavra pata xal dxepééous quae postquam Ulixi cognita 
to Bupd ¿EnADE pera dóparos xaì sunt, existimans iuvenem a Tele- 
edDéog dxovtitet To Ödgv xur’ macho immissum egressus lanceam, 
avrov. xal tov piv anorvyyave, quam ob tutelam sui gerere con- 
th dì zapaxsıuevn uns mıjyvvoı,  sueverat, adversus Telegonum iacu- 
xl 6 TuAéyovos, un Eidos te 6 latur. sed postquam huiusmodi 
zato adrod Tv 6 To Ödpv dxov-  ictum iuvenis casu quodam inter- 
ticas, later nai adbros xal Övorv- cipit, ipse in parentem insigne 
yeotatny edruyfous ebrugiav ti- iaculum emittit infelicissimum ca- 
zowoxeı tov Odvocta xatà rot sum vulneri contemplatus. 
AEVQOD. 

Die Übereinstimmung und die Verschiedenheit in den angeführten 
Erzählungen machen es zur Gewilsheit, dafs Malalas nicht den Septi- 
mius, sondern beide ein gemeinsames Original benutzt haben. Wäre 
wirklich noch jemand schwankend in seinem Urteil, so miifste das 
Dictyszitat, womit die Telegonie in der Ekloge abschliefst, jeden Zweifel 
bannen. Denn dieses sichert nicht blofs die Herkunft der ganzen Er- 
zählung, sondern hat auch durch eine mit ihm verknüpfte erzählende 
Angabe eine ganz selbständige Beweiskraft. Zum Verständnis seiner 
Wichtigkeit müssen wir auf das Erzählungsgewebe im sechsten Buche 
der Ephemeris etwas näher eingehen. Dictys hat, um dem Leser die 
Kenntnis von Vorgängen erklärlich erscheinen zu lassen, deren Augen- 
zeuge er nicht mehr gewesen sein kann, zu den verschiedensten Er- 
findungen seine Zuflucht genommen. Die ersten Schicksale einiger 
griechischer Helden nach ihrer Rückkehr in die Heimat werden ihm 
dadurch bekannt, dafs sich die heimkehrenden Könige bei Korinth um 
Idomeneus versammeln, um, wenn nötig, die Heimkehr zu erzwingen 
(VI 2). Weitere Nachrichten erhält Dictys in Kreta. Dort “erscheint 
zuerst Menelaus, der von Teukros’ Staatengründung in Sulamis und den 
Wundern Agyptens — nichts — erzählt (VI 3,4); späterhin kommen 
aus Griechenland Orest und Menelaos, um sich — man erfährt nicht, 
aus welchem Grunde — durch Vermittelung des Idomeneus zu ver- 
söhnen (VI 4); um dieselbe Zeit erscheint, von phönizischen Schiffern 
gerettet, Odysseus, der von seinen Irrfahrten — so gut wie nichts — 


E. Patzig: Dictys Cretensis 151 


durch Verschiebung aus Malalas 107 an seine jetzige Stelle gekommen 
sein, aber mancherlei spricht doch dagegen. Erstens fehlen bei Mala- 
las 107 die Worte &v ti) xpóry dawodla, zweitens hat der Eclogarius 
sein Zitat nicht, wie man erwarten sollte, zum Schiffskatalog gestellt, 
sondern hinter den Eroberungszug des Ajax und dieser steht auch bei 
Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate. Es kann also in die 
grofse Lücke bei Malalas 103 gehören und sich dort, wie in der Ekloge, 
auf den Beutezug des Aiax bezogen haben. Dann würde Septimius 
Erzählungen, die in der griechischen Vorlage im ersten Buche standen, 
auf seine ersten beiden Bücher verteilt haben. Das ist nicht unmöglich, 
erwähnt er doch den Traum der Hecuba, mit dem nach Joh. Ant. 
Fr. 23 Virt., Manasses und Tzetzes der griechische Dietys begonnen 
haben mufs, erst im 26. Kapitel des dritten Buches. — Der Widmungs- 
brief — und damit kommen wir zur dritten Hauptstütze der Dunger- 
schen Beweisführung — sagt uns ferner auch, wie wir über die selb- 
ständige Fassung der lateinischen Ephemeris und ihre Stilfärbung zu 
urteilen haben. „Die Ephemeris, sagt Dunger 5. 3 mit Hinweis auf 
den Inhalt des Briefes, behauptet eine Übersetzung aus dem Griechi- 
schen zu sein“ Das ist nicht richtig. Denn die Worte ea uti erant 
Latine disserere sprechen nicht von einer Übersetzung, sondern von 
einer Bearbeitung; auch mit den Worten non magis confisi ingenio 
quam etc. giebt Septimius zu erkennen, dafs er nicht blofs für einen 
Übersetzer gehalten sein will Wir werden die lateinische Ephemeris 
um so mehr für die Bearbeitung einer griechischen Vorlage halten 
dürfen, als aus demselben +. Jahrhundert eine ähnliche, sallustisch ge- 
färbte Bearbeitung von Josephus Geschichte des jüdischen Krieges in 
dem vermeintlichen Hegesipp vorliegt. Ich berufe mich auf Teuffels Rom. 
Litt.-Gesch. II S. 1077 u. 1110: „Das griechische Original ist nicht wörtlich 
übertragen, sondern teils gekürzt, teils durch Zusätze aus anderen Quellen 
(aus des Josephus dey«ıoAoyi«, dann besonders aus römischen) sowie 
durch rhetorische Zuthaten (namentlich in den Reden, welche zum Teil 
ganz neu sind) erweitert.“ 

Ich habe den Dictysforschern gegenüber nur Bedenken aussprechen 
wollen und bin, durch den Stoff veranlafst, in eine Beweisführung gegen 
Dunger eingetreten. Sie mag auch als solche gelten, soweit die eigent- 
liche Beweisführung Dungers (S. 1—28) in Betracht kommt, denn von 
den dort vorgebrachten Gründen hat heute keiner mehr beweisende 
Kraft. Aber zu einem vollgültigen Urteil in der Dictysfrage gehört 
auch eine Prüfung von Dungers eingehenden und höchst wertvollen 
Quellenstudien. „Dafs eine solche die Sache ändern könnte, glaube ich 
freilich nicht. Denn Dunger selbst hat in seinen Quellenforer+ - n 


152 I. Abteilung. E. Patzig: Dictys Cretensis 


eine Stütze für seine Hypothese nicht gefunden und aufserdem ist ein 
sicheres Ergebnis kaum zu gewinnen, da die Feststellung verwandt- 
schaftlicher Beziehungen nicht ohne weiteres die Annahme direkter 
Abhängigkeit gestattet (vgl. Haupt, Phil. Anz. X S. 542/3). Wären aber 
wirklich die von Dunger genannten Schriftsteller Quellen gewesen, so 
würde in dem Umstande, dafs es aufser Vergil ausschliefslich griechi- 
sche sind, nur ein neuer Beweis dafür zu finden sein, dafs der Römer 
Septimius einen griechischen Dictys benutzt und bearbeitet hat. 


Leipzig. Edwin Patzig. 


II. Abteilung. 


Dr. B. A. Mystakidis, Byzantinisch-deutsche Beziehungen zur 
Zeit der Ottonen Stuttgart. Druck von Alfred Müller & Co. 1891. 
8°. XVIII u. 99 S. 

Die vorliegende Schrift ist die Frucht mehrjähriger Studien, welche 
der jetzt als Direktor einer griechischen Klosterschule zu Kaesarea in Kappa- 
dokien lebende Verfasser, wie er selbst in der griechisch abgefafsten Vor- 
rede angiebt, in Tübingen getrieben hat; er hat dieselbe 1889 der dortigen 
philosophischen Fakultät vorgelegt und ist auf Grund derselben zum Doktor 
promoviert worden. Dieselbe liefert in der That den Beweis, dafs er dort 
fleifsig studiert hat, sie ist in sehr gutem Deutsch, welches kaum den aus- 
ländischen Verfasser erkennen läfst, geschrieben, in ihr ist ein reichhaltiges 
Quellenmaterial, neben den byzantinischen auch die deutschen und italieni- 
schen Quellen, Chroniken sowie Urkunden, benutzt und auch die neuere 
Litteratur, aufser den gröfseren Werken von Ranke, Giesebrecht, Muralt, 
den Jahrbüchern der deutschen Geschichte u. a. auch die kleineren mono- 
graphischen Arbeiten, ziemlich vollständig herangezogen worden. Doch kann 
man nicht sagen, dafs die Wissenschaft durch diese Arbeit erheblich ge- 
fördert sei. Einmal nämlich hat der Verf. sein Thema keineswegs voll- 
ständig behandelt. Er beschränkt sich darauf die einzelnen diplomatischen 
Verhandlungen und die kriegerischen Verwickelungen, welche unter den drei 
Ottonen mit den byzantinischen Kaisern stattgefunden haben, aufzuführen, 
dadurch aber erhält der Leser kein klares Bild der Beziehungen der beiden 
Reiche zu einander. Bei diesen handelt es sich neben gewissen allgemeineren 
Fragen, namentlich der Anerkennung des abendländischen Kaisertums durch 
die byzantinischen Kaiser und der Anknüpfung verwandtschaftlicher Bande, 
hauptsächlich um das beiderseitige Verhältnis zu denjenigen italischen Ge- 
bieten, in welchen sich fortgesetzt die Interessen beider Reiche berührt. 
und gekreuzt haben, Venedigs und der unteritalischen Fürstentümer, sowie 
zu dem Papsttum, dieses Verhältnis hätte im Zusammenhange dargelegt 
werden müssen, dann wären die einzelnen Vorgänge deutlich und verständlich 
geworden. Aber auch sonst sind gerade solche Punkte, auf welche es be- 
sonders ankommt, zu wenig ausgeführt worden, so z. B. die Kaiserin 
Theophano, die Gemahlin Ottos II. In betreff ihrer Herkunft verweist der 
Verf. einfach auf die Schrift von Moltmann, welcher nachzuweisen versucht 
hat, dafs sie nicht, wie früher allgemein angenommen wurde, eine Tochter 
des Kaisers Romanos II, sondern eine Nichte des Kaisers Johannes Tzimisces, 





Besprechungen 157 


jüngsten Ausführungen Gelzers als entscheidend gelten.!) — Anhangsweise 
sei auf einige neuere, in den Rahmen dieser Zeitschrift fallende Arbeiten 
Drüsekes aufmerksam gemacht. In einem „Zu Marcus Eugenicus von Ephesus“ 
betitelten Aufsatze (Zeitschr. f. Kirchengesch. XII 91 ff.), den Krumbacher 
für seine Litteraturgeschichte nicht mehr benützen konnte, schilderte er 
ausführlich den Lebensgang und die schriftstellerische Thätigkeit des Metro- 
politen und lieferte eine neue Ausgabe von vier Briefen desselben, in der 
Zeitschr. f. wissensch. Theol. XXXIV 325 ff. stellte er den gescheiterten 
Kirchenvereinigungsversuch des Kaisers Michael VIII Paläologos dar, wobei 
er, wie in der vorher erwähnten Abhandlung, besonders aus den zu wenig 
beachteten Quellenpublikationen von Simonides und Demetrakopulos Nutzen 
zog, und in der nämlichen Zeitschrift XXXV 177 ff. beschäftigte er sich 
mit einem wegen seiner Beziehungen zu den Revelationen des Pseudo- 
Methodius (Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 394 f.) auch für die byzan- 
tinischen Studien wichtigen Texte, einer lateinischen, aber auf ein griechisches*) 
Originad zurückgehenden eschatologischen Predigt Pseudo-Ephräms, welche 
kürzlich Caspari, der unermüdliche Quellenfinder, im Universitätsprogramm 
von Christiania 1890°) veröffentlicht hat. Dräseke findet auch hier die 
Spuren seines, Apollinarios und hält es für wahrscheinlich, dafs der Ver- 
fasser der griechischen Urschrift aufser Ephräm die beiden gegen Dionysios 
von Alexandria gerichteten Bücher des Laodiceners als Hauptquelle be- 
nützte „und dafs auch für Pseudo-Hippolytus das gleiche Abhängigkeits- 
verhältnis anzunehmen sich empfiehlt“. Ich schliefse mit dem Wunsche, 
dafs Herr Dräseke seine bewährte Arbeitskraft noch recht häufig in den 
Dienst der byzantinischen Kirchen- und Litteraturgeschichte stellen möge! 


München. . Carl Weyman. 


A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae cum appendicibus. Pars I. 
Sexti sent. 1—451 cum versione Rufini; pars II. Sexti app. sent. 452—610 
et Clitarchi epitome (Index scholarum Univ. Bonnensis — Natalicia imper. 
Guilelmi II.) Bonnae 1892. I—XXX und XXXI—XLII S. 4°. 

V. Jagié, Razum i filosofija iz srpskih knjizevnih starina. Srpska 
kraljevska akademija, Spomenik XIII. Belgrad 1892. XXXI u. 103 S. 4". 
(Verstand und Philosophie aus alten serbischen Denkmälern. XIII. B, 
des „Spomenik“ der königl. serbischen Akademie.) 

V. Jagié, Die Menandersentenzen in der altkirchenslavischen 


- -— 





1) Wochenschr. f. klass. Philol. 1892 Nr. 4 und 5. Vgl. von Neueren: Funk, 
Lehrb. der Kirchengesch. S. 200*; Christ, Gesch. d. griech. Litt. S. 749 f.?, der 
sich auf Dillinger beruft. Gegen die Annahme einer bewulsten Fiktion erklärt 
sich Möller, Lehrb. d. Kirchengesch. I 431. Bei Fefsler-Jungmann, Instit. patrol. 
I p. 635 sqq. wird zwar der Areopagite unter den Vätern des 4. Jahrhunderts be- 
handelt, aber in die ersten Dezennien oder die Mitte des 5. Jahrhunderts gesetzt. 
— Die S. 48 f. erwähnte Metaphysik des Herennios ist eine ganz späte Kompi- 
lation; vgl. Krumbachers Litteraturgesch. S. 183. 

2) „resp. syrisches, falls diese Predigt identisch ist mit einem preudo- 
ephraemischen Gedicht über den Antichrist in: S. Ephraemi Syri hymni et ser- 
mones ed. t. III; s. Wiener Zeitschr. f. d. K. des Morgenlandes IV 245 f. E. Kuhn. 

8) Eine rsicht über den reichen Inhalt dieser Publikation habe ich in 
der „Literarischen Rundschau“ XVII (1891) 233 ff. gegeben. Ich ahnte nicht, dafs 
es seine letzte Gabe sein sollte! 





Besprechungen 161 


Das zweite slavische Denkmal der Untersuchung des Prof. Jagié bildet 
die sogenannte „Philosophie“. Das ist die Übersetzung eines griechischen 
prosaischen Florilegiums (XIX—XXVIII, der Text auf S. 21—68 der serb. 
Ausg.) Wie man aus der Einleitung des Verfassers ersieht, war das 
Original dieses Florilegiums ein Text, der seinem Charakter nach etwas 
mit den sogenannten Sentenzen des Epiktet gemeinsam hatte (Florileg. Mon., 
Meineke, Stobaeus IV 227 u. ff, Wachsmuth, Studien p. 166 u. ff. u. s. w. 
vgl. p. XIX und Schenkl, Epiktet. Fragm. 1880, p. 10 sqq.), doch bereits 
eine besondere späte Redaktion vorstellte, eine kombinierte Redaktion, in 
deren Bestand Eingang fanden: Sentenzen des Nilus, eine Auswahl aus einem 
Florilegium, das der „Melissa“ ähnlich war, ein dem Flor. Monac. ver- 
wandtes Florilegium und endlich irgend ein alphabetisches Florilegium. 
_ Spuren dieser Bestandteile sind im Denkmal nur noch schwach sichtbar, 
was vielleicht auf seine lange (teschichte hinweist. Der slavische Text 
ist in der ältesten Handschrift (13. Jahrhundert, in derselben Hand- 
schrift, aus welcher Menander herausgegeben wurde) nicht in seiner vollen 
Gestalt erhalten (s. den Text S. 21—32), weshalb er durch andere Texte 
rekonstruiert wird (Appendix A, B, zusammengestellt aus Handschriften 
des 14. u. 17. Jahrhunderts). Im ganzen erhalten wir ein Florilegium 
mit mehr als 200 Sentenzen. Seine Wichtigkeit besteht, darin, dals es 
ein zwar relativ .spites Florilegium, das aber bisher in dieser Gestalt 
in den griechischen Handschriften nicht gefunden worden ist, vorstellt, 
weshalb auch ungefähr 30 Sentenzen vom Verfasser in den bisher be- 
kannten griechischen Texten nicht nachgewiesen werden konnten. Aufserdem 
ist es in der Hinsicht interessant, dals darin Sentenzen gefunden wurden, 
welche denjenigen ähnlich und verwandt sind, die in den Bestand der „Lehren 
des weisen Akyros“ aufgenommen worden sind, eines Denkmals, das in 
der slavischen Litteratur sehr bekannt, in der griechischen aber, aus der es 
unbedingt in die slavische überging, bisher nicht gefunden worden ist (vgl. die 
Sentenzen 61 (p. 27), 2, 12, 48 (Append. B) und die Einleitung p. XXIV). 

Der als Append. C herausgegebene Text (p. 54, Einl. S. XXVI) stellt 
wieder eine andere Gestalt eines Florilegiums vor; doch seinem Charakter 
nach konnte es wohl auf slavischem Boden zusammengestellt worden sein; in 
seinem Bestand kann man Sentenzen der „Melissa“ schon in der slavischen 

ersetzung nachweisen, in eben derselben, die auch selbständig bekannt 
ist, Aussprüche des Sirach und Salomon, die ebenfalls in Einzelübersetzungen 
vorhanden sind, und endlich Spuren irgend eines Florilegiums, das dem 
unter dem Titel „Philosophie“ herausgegebenen ähnlich, doch der Uber- 
setzung nach von ihm unabhängig war. 

Die folgende Beilage (App. F, p. 81) bildet einer jener Auszüge, die 
in der slavischen Litteratur ziemlich zahlreich sind, aus einer vollständigen 
Übersetzung der „Melissa“. Die Übersetzung dieses serbischen Auszuges 
und des vollen Textes der russischen ,,Péela“ ist eine und dieselbe. Deshalb 
bietet das gedruckte Bruchstück Interesse für die Geschichte der Über- 
setzung der griechischen Melissa ins Slavische. 

Die Ergänzungen D und E (S. 69 u. 79) endlich enthalten die slavi- 
sche Übersetzung der Sprüche Sirachs und einer aus seinen Sprüchen zu- 
sammengestellten Belehrung; beide Denkmäler sind in der slavischen Litteratur 
schon seit dem 11. Jahrhundert bekannt. 

Bysant. Zeitschrift I 1. 11 


162 II. Abteilung. Besprechungen 


Folglich beweisen schon die ersten Arbeiten auf dem Gebiete der 
slavischen Florilegien, die V. Jagié unternahm, was fiir eine Rolle diese 
Sentenzen für den Geschichtschreiber der byzantinischen Litteratur, aber 
auch der griechischen, spielen müssen, da in ihnen neue Denkmäler oder 
neue Redaktionen bisher bekannter zum Vorschein kommen. Andererseits 
weisen diese Arbeiten auch auf die nicht genügend allseitige Erforschung 
der Denkmäler der byzantinischen Litteratur hin, was auch Jagié mehr als 
einmal in seinen Untersuchungen bemerkt (S. XIX—XX), da er keine Er- 
klärung der slavischen Texte in den Ausgaben derjenigen findet, die sich 
nicht für das Denkmal in seinem ganzen Umfange interessierten, sondern 
nur für jenen Teil, der einige Ergänzungen zu unserer Kenntnis auf dem 
Gebiete der klassischen Litteratur liefern kann.  ” | 


Rom. M. S. 


III. Abteilung. 
Bibliographische Notizen und kleinere Mifteilungen. 


Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind 

von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem 

Herausgeber. Als chronologische (Grenze ist (mit wenigen besonders motivierten 

. Ausnahmen) der Beginn des Jahres 1891 angenommen worden. Zur Erreichung 

möglichster Vollständigkeit werden die HH. Verfasser höflichst ersucht, ihre auf 

Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun selbständig oder in Zeitschriften 
° erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen. 


1. Litteratur. 


Adolf Busse, Die neuplatonischen Ausleger der Isagoge des 
Porphyrius. Progr. d. Friedrichsgymn., Berlin 1892. 23 S. 4% Dieser 
wertvolle Beitrag zur Geschichte des Fortlebens der aristotelischen 
Philosophie handelt über die Kommentare eines Kommentars, nämlich 
über die späteren Erklärungen der wêit verbreiteten Isagoge zu Aristoteles’ 
Organon von dem Neuplatoniker Porphyrios. Den ersten uns erhaltenen 
Kommentar verfafste Ammonios, Sohn des Hermeas, der in der zweiten 
Hälfte des 5. und im Anfang des 6. Jahrhunderts lebte. Ob der frucht- 
bare Johannes Philoponos auch die Isagoge kommentierte, läfst sich 
noch nicht sicher entscheiden. Olympiodoros mufs als Verfasser des ver- 
lorenen Kommentars angesehen werden, aus welchem die beiden uns erhal-. 
tenen Schriften seiner Schüler Elias (Helias) und David geflossen sind. 
Die Blütezeit des Elias fällt in die Mitte des 6. Jahrhunderts, und sein 
Werk beweist, dafs er, als er dasselbe abfafste, noch nicht dem christlichen 
Glauben angehörte. Bedeutend ferner steht seiner Quelle das unter dem 
Namen des David, auch Niketas David erhaltene Werk. Höchst wahr- 
scheinlich ist diese griechische Schrift eine breitere Ausführung des von 
dem armenischen Philosophen David verfafsten Kommentars und wohl aus 
Lehrvorträgen desselben hervorgegangen. Ist diese Annahme richtig, so ist 
der griechische Verfasser nicht identisch mit dem bekannten Philosophen 
Niketas David, der eine Paraphrase zu den ‘Andgonta ¿mn des Gregor 
von Nazianz schrieb und nicht vor 880 starb. Im Anhange veröffentlicht 
Busse Proben aus dem Kommentar eines Pseudo-Elias, über den er $. 8 ff. 
handelt. Die höchst verwickelten handschriftlichen Verhältnisse, mit denen 
der Verf. zu operieren hatte, bieten ein lehrreiches Beispiel jener mafslosen 
Verwirrung von Texten und Autornamen, die den Erforscher der byzan- 
tinischen Litteraturgeschichte so oft der Verzweiflung nahe bringt. 

1 


164 III. Abteilung 


J. Haury, Procopiana. Gymnasialprogr., Augsburg 1891. 37 S. 8°. 
Der Verfasser gelangt auf Grund einer scharfsinnigen Untersuchung zu neuen 
Ergebnissen über die Abfassungszeit der Werke des Historikers 
Prokop. Die Geheimgeschichte, deren Echtheit H. gegen L. Ranke ver- 
teidigt, ist nach ihm im J. 550 geschrieben. Vgl. Felix Dahn, Wochen- 
schrift f. class. Philologie 1892 Nr. 6. 

E. Patzig, Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalas- 
fragmente. Progr. d. Thomasschule, Leipzig 1891. 26 S. 4% Der Ver- 
fasser legt uns hier die glückliche Entdeckung vor, dafs einige von A. Mai, 
Spicilegium Romanum II (1839) pars 3, veröffentlichte Palimpsestblätter 
aus der Klosterbibliothek von Grotta-Ferrata Fragmente des Malalas ent- 
halten. Vgl. H. Gelzer, Berliner philol. Wochenschrift 1892, 141 ff. 

Edwin Patzig, Johannes Antiochenus und Johannes Malalas. 
Progr. der Thomasschule, Leipzig 1892. 32 S. 4° Wird in der byz. Z. 
besprochen werden. 

J. Stanjek, Quaestionum de sententiarum septem sapientium 
collectionibus pars I. Diss. Breslau 1891. 32 S. 8°. Der Verfasser 
handelt über das Verhältnis der späteren Bearbeitungen der Sprüche der 
Sieben Weisen, gelangt u. a. zu dem Ergebnis, dafs die von E. Wölfflin 
in den Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 1886 
S. 287 ff. veröffentlichte Sammlung vor Georgios Pisides entstanden sein 
müsse, und giebt zum Schlufs eine neue kritische Ausgabe derselben. 

teorgii Pisidae carmina inedita ed. Leo Sternbach, Wiener Stu- 
dien 13 (1891) 1—63. Auf diese wichtige Publikation werden wir zurück- 
kommen, sobald der vom Herausgeber versprochene Schlufsteil erschienen 
sein wird. 

K. J. Aninger +, Abfassurgszeit und Zweck des pseudo- 
lucianischen Dialogs Philopatris. I. Teil. Histor. Jahrbuch der 
Görresgesellschaft 12 (1891) 463—491. Die von einem Freunde des im 
Jahre 1890 verstorbenen jungen Gelehrten der Öffentlichkeit übergebene 
Arbeit setzt sich zum Ziel, die Abfassungszeit des Philopatris endgültig fest- 
zustellen. Der Verfasser bekämpft besonders die Ansicht A. v. Gutschmids, 
der den Dialog in die Regierungszeit des Kaisers Heraklios versetzt hatte, 
und kommt zu dem Ergebnis, dafs er unter Kaiser Johannes Tzimiskes 
(969— 976) entstanden sei. Der zweite Teil der Abhandlung ist noch nicht 
erschienen. 

Wilh. Meyer aus Speyer, Nachlese zu den Spruchversen des 
Menander und Anderer, Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. der k. bayr. 
Ak. d. Wiss. 1890 Bd. II 355—380. Der Verf. behandelt eine nach seiner 
Ansicht um das 9. Jahrhundert entstandene Sammlung jambischer Sen- 
tenzen, die in dem berühmten aus dem Nachlafs des Minoides Mynas stam- 
menden Cod. Paris. suppl. gr. 690 erhalten ist, und die von H. Wölfflin 
edierten jambischen Sprüche der sieben Weisen. Vgl. die obige Notiz über 
J. Stanjek. 

C. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex 
libris manu scriptis petitae. Ind. lect. für d. Sommersemester 1891, 
Göttingen 1891. 23 S. 4°. Der grölste Teil dieser wertvollen Abhandlung 
bezieht sich auf die byzantinische Rätsel- und Epigrammlitteratur, 
insbesondere auf Johannes Geometres, Konstantin Psellus, Christophoros Pa- 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 165 


trikios, Eustathios Makrembolites, Manuel Moschopulos u. a. Zum Schlufs 
giebt der Verfasser eine kritische Ausgabe und Erklärung des berühmten, 
in verschiedene Chroniken eingeschalteten und auch selbständig überlieferten 
Epitaphs auf die Gemahlin des Kaisers Maurikios Konstantina Augusta, 
die mit ihrem Gemahl und ihren fünf Söhnen im J. 602 von dem blutigen 
Usurpator Phokas ermordet wurde. 

‘0. Crusius und L. Cohn, Zur handschriftlichen Überlieferung, 
Kritik und Quellenkunde der Paroemiographen. E, Kurtz. Die 
Sprichwörter des Eustathios. Philologus 50 (1891) 203—324. Die 
unter dem obigen Titel zusammengefafsten Abhandlungen von Crusius und 
Cohn betreffen allerdings vorzugsweise die altgriechische Litteratur, doch 
sind sie auch für manche Byzantiner, wie Suidas, Gregor von Cypern, 
Makarios und Apostolios beachtenswert. Ganz in unser Gebiet fällt die 
Arbeit von E. Kurtz (Riga), der die lückenhafte und vielfach fehlerhafte 
Übersicht der bei Eustathios vorkommenden Sprichwörter, welche A. Hotop, 
De Eustathii proverbiis, Leipzig 1888, gegeben hatte, vervollständigt und 
berichtigt. Kurtz hat aufser den Homerscholien, auf welche sich Hotop 
beschränkte, auch den Kommentar zu Dionysios Periegetes und die 
Opuscula beigezogen und so zum erstenmale eine vollständige Übersicht 
des bei Eustathios erhaltenen parömiographischen Materials gegeben. 

Bruno Rhodius, Beiträge zur Lebensgeschichte und zu den 
Briefen des Psellos. Gymnasialprogr., Plauen 1892. 26 S. 4°. Eine 
Besprechung dieser Studie wird das nächste Heft enthalten. 

L. Mabillis, Zwei Wiener Handschriften des Johannes Sky- 
litzes. Diss., Breslau 1890. 31 S. 8°. In dieser brauchbaren Vorarbeit 
für die von H. Seger seit längerer Zeit vorbereitete erste Ausgabe des 
Skylitzes sind zwei Wiener Hss. für die Textkritik verwertet. Vgl. die 
Besprechung von P. Bezobrazov, Journ. d. Min. d. Volksaufklär. 1891 
Bd. 278, Novemberheft S. 230—236. 

U. Ph. Boissevain, Zonaras' Quelle für die römische Kaiser- 
geschichte von Nerva bis Severus Alexander. Hermes 26 (1891) 
440—452. B. sucht im Gegensatze zu der von Th. Büttner-Wobst in 
seiner Abhandlung: Die Abhängigkeit des Geschichtschreibers Zonaras von 
den erhaltenen Quellen (Commentationes Fleckeisenianae, Leipzig, Teubner 
1890 8. 123—170) vertretenen Anschauung nachzuweisen, dals Zonaras 
etwa von 11, 21 an nicht mehr den vollständigen Dio, sondern die 
Epitome des Xiphilinos als Quelle benützte und demnach für die Epoche 
von Trajan (oder Nerva) bis Severus Alexander mit sehr geringen Aus- 
nahmen für den Historiker vollkommen wertlos ist. 

Epitalamio di Teodoro Prodromo per le nozze di Giovanni 
Comneno e.... Taronita .... di €. Castellani. Venezia, Fratelli Vi- 
sentini 1890. 39 S. 8°. Schon E. Miller hatte im Recueil des historiens 
grecs des croisades II 288 ff. aus Cod. Marc. 22 Cl. XI ein von Theodoros 
Prodromos in politischen Versen abgefafstes Gedicht auf die wahrscheinlich 
im Jahre 1172 vollzogene Vermählung des Johannes Komnenos, des 
erstgebornen Sohnes des Sebastokrator Andronikos (des i. J. 1142 verstorbe- 
nen älteren Bruders des Kaisers Manuel) mit einer Jungfrau aus der Familie 
Taronites herausgegeben. Der bekannte Präfekt der Marcusbibliothek legt 
nun eine Spezialausgabe dieses Epithalamions vor, in welcher dasselbe von 


166 III. Abteilung 
eirigen Fehlern der früheren Ausgabe gereinigt und mit einer orientieren 
den Einleitung und italienischer Übersetzung versehen ist. 

Les exploits de Basile Digenis Acritas, epopee byzantine, publiee 
d'après le manuscrit de Grotta-Ferrata par Emile Legrand (= Bibliothèque 
grecque vulgaire t. VI). Paris, H. Welter 1892. XXII, 146 S. gr. 8°. Von 
den Redaktionen des byzantinischen Nationalepos Digenis Akritas, welche 
nach der von Sathas und Legrand besorgten Veröffentlichung der trapezun- 
tischen Hs. nach und nach bekannt wurden (vgl. Krumbacher, Gesch. d. 
byz. Litt. S. 415 f.), hat gerade die wahrscheinlich älteste, die in einer 
schönen Hs. des 14. Jahrhunderts in Grotta- Ferrata aufbewahrt ist, am 
längsten auf einen Herausgeber warten müssen. Zwar hatte Prof. J. Müller 
in Turin vor vielen Jahren eine Ausgabe versprochen, aber verschiedene 
Umstände verzögerten die Erfüllung dieses Versprechens. Erst im ver- 
gangenen Jahre hörte man, dafs er im Vereine mit A. Veselovskij eine 
Ausgabe des Werkes (zusammen mit slavischen Texten) vorbereitet habe. 
Wie dem nun auch sei, Legrand ist ihm jetzt zuvorgekommen und meint 
mit Beziehung auf den Plan der erwähnten zwei Gelehrten: „Deux éditions 
ne seront pas de trop pour une: ceuvre si remarquable à tous égards.* Die 
Ausgabe beruht auf einer von Legrand i. J. 1887 angefertigten Kopie, die 
er mit Hilfe J. Psicharis sorgfältig mit der Hs. nachverglichen hat. Die 
Brauchbarkeit des Buches erhöht ein Register der Eigennamen und der be- 
merkenswerten Worte. 

C. de Boor, Nachträge zu den Notitiae Episcopatuum. Zeit- 
schrift f. Kirchengeschichte 12 (1890) 303—326. Eine fruchtbare Weiter- 
führung und Ergänzung der Untersuchungen von H. Gelzer in den Jahr- 
büchern für protestantische Theologie 12 (1886) und Ramsay, Journal of 
Hellenic studies 8 (1887). 

Georgii Cyprii descriptio orbis Romani etc. ed. H. Gelzer. Leipzig, 
Bibl. Teubner. 1890. LXXII, 246 S. und 4 Karten. Eine Besprechung 
hoffen wir im nächsten Hefte bringen zu können; vorerst vergl. G. Destunis, 
Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891 Bd. 276, Juliheft S. 204—213 und 
F. Hirsch, Wochenschrift f. class. Philol. 1892 S. 10 ff. 

H. Gelzer, Analecta Byzantina. Ind. lect. für das Wintersemester 
1891/92, Jena 1891. 185. 4°. Diese Abhandlung enthält 1) Die vom 
Kaiser Isaak Angelos festgestellte Rangordnung (Takis reoxadedolas) der 
Metropolen und erzbischöflichen Sitze. 2) Ein Verzeichnis der Bischöfe von 
Nauplia und Argos. 3) Nachtrüge zur Ausgabe des Georgius Cyprius 
(s. 0.). 

Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maxi- 
milianus Treu. Progr. des k. Friedrichsgymn., Breslau 1892. 50 S. 8°. 
Nikephoros Chrysoberges, dessen Lebenslauf sich von der Mitte des 12. Jahr- 
hunderts bis in den Anfang des 13., jedenfalls über das Jahr 1203 hinaus 
erstreckte, hat panegyrische Reden an Kaiser Alexios III und IV, an 
die Patriarchen Niketas Muntanes und Johannes Kamateros und an 
den éxi tod xavınleiov Konstantinos Mesopotamites, sowie einen Brief 
und rhetorische Progymnasmata hinterlassen. Max Treu, dem dieser fast 
verschollene Autor seine Einführung in-die byzantinische Litteraturgeschichte 
verdankt, hat aufser den im vorliegenden Programm veröffentlichten Reden | 
auch die meisten anderen Schriften desselben abgeschrieben, so dafs wir 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 167 


wohl bald vollständig über den vielfach interessanten Vertreter des litte- 
rarischen Aufschwungs der Komnenenzeit unterrichtet sein werden. Beson- 
dere Anerkennung verdient es, dafs Treu, der hierin so manchen schnell- 
fertigen Herausgebern byzantinischer Texte zum Vorbilde dienen 
könnte, abermals durch einen gelehrten und sorgfältigen Kommentar das 
Verständnis der Texte erleichtert hat. Den Schlufs bildet ein Index der 
in den Wörterbüchern fehlenden oder mit keiner Stelle belegten Wörter. 

Theodorus Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio 
in Hermogenem scriptis vetustiorum commentariorum vestigia 
deprehendi possint. Diss. Kiel 1891. 53 S. 8% Gerber handelt nach 
einigen Bemerkungen über die Scholien des Johannes Tzetzes und Maxi- 
mos Planudes zu Hermogenes über das Verhältnis der zwei Redaktionen 
des dem Gregor von Korinth zugeschriebenen Kommentars und über die 
in ihm benützten Quellen. Von besonderer Wichtigkeit für die byzantinische 
Litteraturgeschichte sind des Verfassers Ausführungen über Iohannes Geo- 
metres (S. 29—41), der von Tzetzes als Erklürer des Hermogenes genannt 
wird und in der That dem Gregor von Korinth als Quelle gedient hat. Zum 
Schlufs folgen Emendationen zu dem Kommentar Gregors. 

W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891. CLIV, 
153 S. und 4 Facsimiletafeln. 8% Eine eingehende Besprechung dieser 
namentlich für die Beziehungen der russischen Kirche zu den Griechen 
wichtigen Sammlung unedierter Texte wird eines der nächsten Hefte ent- 
halten. 

Moschopuli in Batrachomyomachiam commentarii pars I. IL 
ed. A. Ludwich. Ind. lect. f. d. Sommersemester 1890 und das Winter- 
semester 1891/92, Königsberg 1890. 1891. 7 und 26 S. 4°. Nachdem 
Ludwich im ersten Programm einen Teil des bisher unedierten Kommentars 
des Moschopulos aus einem Codex Ottobonianus (im Vatikan) hervor- 
gezogen hatte, fand er eine zweite Hs. in der Ambrosiana (zu Mailand). 
Im zweiten Programm teilt er für den schon veröffentlichten Teil die Va- 
rianten dieser Hs. mit und giebt den Rest des Kommentars mit den Les- 
arten beider Hss. Aufser den Varianten enthält der Apparat auch kritische 
Bemerkungen. Den Namen des Moschopulos trägt der Kommentar nur im 
Codex Ottobonianus. 

Anonyme Beschreibung des heil. Landes aus dem Ende des 
14. Jahrhunderts, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kera- 
meus mit russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. 
Palästinagesellschaft, 26. Heft. Petersburg 1890. XVI, 31 S. 8°. (Einlei- 
tung russ.) 

Perdikas, Protonotar von Ephesus, Ekphrasis der Wunder 
und Sehenswürdigkeiten in Jerusalem, ein Gedicht aus dem 14. Jahr- 
hundert, ediert von Papadopulos Kerameus mit russischer Übersetzung von 
@. Destunis. Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 29. Heft. Peters- 
burg 1890. XVI, 22 S. 8°. (Einleit. russ.) 

Paisios Hagiapostolites, Metropolit von Rhodos, Geschichte des 
Berges Sinaï und seiner Umgebungen, ein zwischen 1577 —1592 ver- 
fafstes Gedicht, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kerameus mit 
russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. Palästina- 
gesellschaft, 35. Heft. Petersburg 1891. XX, 205 8. 8°. (Eini-it es.) 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 169 


K. Krambacher, Geschichte der byzant. Litteratur. München 
1891, besprochen von Th. Uspenskij, Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891, 
Bd. 274, Märzheft S. 199— 218. 

I. Zaxxellwr, IIeruıaxn Biflio9 xn. Athen 1890, besprochen 
von G. Destunis, Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 274, Aprilheft 
S. 426—437. 

Blofs verzeichnet (als eben erschienen) sind im Journ. d. Min. d. Volks- 
aufklär. folgende selbständige Werke: 

Chr. Loparev, Der byzantinische Dichter Manuel Philes. Zur 
Geschichte Bulgariens im 13. u. 14. Jahrh. St.-Petersburg 1891 (russ.). 
) Sezonovié, Die byzant. romantische Poesie. Warschau 1891 
russ.). 


2, Sprache, Metrik und Musik. 


K. Buresch, Iéyovev und anderes Vulgärgriechisch. Rhein. 
Mus. 46 (1891) 193—232. Nachdem Buresch bei einer früheren Gelegen- 
heit über die Form yéyovav „ebenso unzureichend als kurz“ geurteilt hatte, 
giebt er nun, durch seine Kenntnis der neugriechischen Umgangssprache 
trefflich unterstützt, eine eingehende Untersuchung über diese Form, die man 
bis dahin kurzer Hand aus einer Inschrift entfernt hatte (CIL VI 1 342 und 
X 6886), und erörtert im Anschlufs daran einige vulgärgriechische Verbal- 
formen (&laußdvooav, éxorotoav, eVonnav, Ewes), die schon in vorchrist- 
licher Zeit auftauchen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, 
inwieweit für solche „Verwilderung des Sprachgutes“ im Evangelisten- 
griechisch die Verfasser oder die Überlieferung verantwortlich zu machen 
seien. Es bedarf kaum des Hinweises, dafs diese Frage auch für die Text- 
kritik der byzantinischen Schriftsteller von höchster Bedeutung ist. 


Hermeneumata Psendodositlieana edidit Georgins Goetz (= Corpus 
glossarioram Latinorum vol. III). Leipzig, Teubner 1892. XXXVI, 659 $. 8°. 
Dieser dem hellenischen philologischen Syllogos in Konstantinopel gewid- 
mete Band ist mit den byzantinischen Studien enger verknüpft, als man 
nach dem Titel des Sammelwerkes, dem er einverleibt ist, vermuten sollte. 
Er enthält nämlich die bis ins Mittelalter hinein viel gebrauchten grie- 
chisch-lateinischen Konversationsführer, die man früher ohne genü- 
genden Grund dem Magister Dositheos, neuerdings ganz irrig dem Attizisten 
Julios Polydeukes zugeteilt hat. Sie bestehen gewöhnlich aus drei Teilen: 
1) einem alphabetisch geordneten Wörterverzeichnis mit eingesprengten De- 
klinations- und Konjugationsbeispielen, 2) einem nach Materien disponierten 
Vokabular, 3) einer Sammlung von Gesprächen über Vorkommnisse des all- 
täglichen Lebens. In einer Redaktion sind auch andere zweisprachige 

ungsstücke eingefügt wie eine Fabelsammlung, Anekdoten, ein juridisches 
Traktätchen usw. Das grofse Ansehen, dessen sich diese praktischen Lehr- 
bücher im späteren Altertum und im Mittelalter erfreuten, beweisen die 
zahlreichen auf uns gekommenen Bearbeitungen. Da in diesen Werken der 
rein praktische, Zweck verfolgt wurde, die Griechen in die lateinische und 
die Lateiner in die griechische Umgangssprache einzuführen, sind gelehrte 
puristische Tendenzen ziemlich ferne geblieben; das in den ‘Eounvevpara 
(Interpretamenta) erhaltene Material gehört im grofsen und ganzen der 
lebendigen Sprache an, wie sie eben zur Zeit der Abfassung des Werkes 


170 II. Abteilung 


oder der Neubearbeitung einer älteren Redaktion gesprochen wurde. Das 
beweisen namentlich die zu dem Werke gehörigen Colloquia, in denen so- 
wohl das Lateinische als das Griechische von Vulgarismen aller Art wim- 
melt. Hierauf beruht die grofse Bedeutung dieser früher wenig beachteten 
Denkmäler für die spätere Geschichte der lateinischen und griechischen 
Sprache. Sowohl für die Laut- und Formenlehre als für die Syntax ge- 
winnt man aus ihnen neue Aufschlüsse; von besonderer Wichtigkeit sind 
sie wegen der stets beigegebenen Übersetzung für die Bedeutungslehre. 
Sowohl diejenigen, welche der sprachlichen Form spätgriechischer und byzan- 
tinischer Autoren für textkritische oder exegetische Zwecke näher treten, als 
auch die, welche sich vom rein linguistischen ‚Standpunkt mit der Geschichte 
des Vulgärgriechischen beschäftigen, werden diesen Band des Corpus gloss. 
Latin. wie auch den zweiten, der die lateinisch-griechischen Glossen des 
Pseudo-Philoxenos und die griechisch-lateinischen des Pseudo-Kyrillos 
enthält, fortan als unentbehrliche Hilfsmittel beiziehen müssen. 

Colloquium Pseudodositheanum Monacense ... edidit Carolus Krum- 
bacher in „Abhandlungen aus dem Gebiet d. klass. Altertums-Wissenschaft, 
W. v. Christ dargebracht.“ München, Beck 1891 S. 307—364. Die Mün- 
chener Gespriichsammlung; ein Teil der oben genannten Hermeneumata, 
ist hier mit einer Einleitung, einem vollständigen kritischen Apparate und 
einem Kommentar, der mehrere Bemerkungen zur vulgärgriechischen 
Formenlehre und Etymologie enthält, zum erstenmale nach den besten 
Hss. veröffentlicht. Den von Krumbacher konstituierten Text hat G. Goetz 
mit unwesentlichen Änderungen wiederholt; doch hat er den Apparat ver- 
einfacht und den mit der Einrichtung des Corpus gloss. Latin. nicht ver- 
träglichen Kommentar weggelassen. 

W. Meyer, Der accentuierte Satzschlufs in der griechischen 
Prosa vom IV. bis XVI. Jahrhundert. Wilh. Christ gewidmet zum 
2. August 1891. Göttingen, Kommissionsverlag der Deuerlichschen Buch- 
handlung in Göttingen 1891. 288. 8°. Eine Besprechung dieser für die 
stilistische Beurteilung und für die Textkritik der byzantinischen Pro- 
saiker bahnbrechenden Schrift wird das nächste Heft enthalten. Vgl. in- 
zwischen die Anzeigen von L. Havet, Revue critique 32 (1891) 207 ft. 
und G. Meyer, Berliner philol. Wochenschrift 1892 S. 182 f. 

Jean Psichari, Le Roman de Florimont, Études Romanes, dediées 
à Gaston Paris. Paris, E. Bouillon 1891 S. 507 — 550. Der Verfasser 
unterzicht die in diesen altfranzösischen Roman eingesprengten griechi- 
schen Verse (z. B. O theos offenda calo -— Salua cuto vassilleo, d. h. @ 
Beds apévta nad — ZalBae toro Bacided) einer sorgfältigen, ‘auf eine 
wiederholte Vergleichung der Handschriften gestützten Untersuchung und 
kommt zu dem Ergebnis, dafs das mittelalterliche Vulgärgriechisch des Flo- 
rimont durch Unwissenheit verballhornt und für sprachwissenschaftliche 
Zwecke wertlos ist. Diese Einschiebsel sind also offenbar ähnlich zu be- 
urteilen wie etwa das französische oder italienische Kauderwelsch, welches 
zuweilen in Theaterpossen komische Wirkungen erzielen muls. 

€. Morosi +, L’elemento greco nei dialetti dell’ Italia meri- 
dionale. Parte prima: Provincia di Reggio. Archivio glottologico Ital. 12 
(1890—91) 76—96. Der so früh verstorbene treffliche Erforscher der 
byzantinischen Kolonisation in Unteritalien und ihrer sprachlichen 


| 


1 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 171 


Überreste spricht einleitungsweise über die Bedeutung des griechischen Ele- 
mentes in Unteritalien (Altertum und Mittelalter) und zählt dann über 300 
griechische Wörter auf, welche in unteritalienische Dialekte eingedrungen sind. 

6. Meyer, Alcune aggiunte all’ articolo del Morosi sull’ ele- 
mento greco nei dialetti dell’ Italia meridionale. Archivio glotto- 

logzico Ital. 12 (1890—-91) 137-140. Etymologische Berichtigungen zu 
der ebengenannten Abhandlung Morosis. 

A. A. Sakellarios, Ta Kuregiaxd, ropog devreoos. "Ev "Ad jveas, 
Wow xal dvalónoo: IT. 4. Zaxellaglov 1891. ne”, 896 el. 8'. Der aus- 
#@]bliefslich dem Dialekte Cyperns gewidmete zweite Band der bekannten 
MI omographie enthält auch für die byzantinischen Studien reiches Ma- 
te rial. Unter den Texten, welche S. mitteilt, kommen besonders mehrere 
©Posartige Volksgesinge in Betracht, denen mittelalterliche Stoffe zu 

x-unde liegen, die Lieder vom Andronikos, vom Theophylaktos, vom Digenis, 
Yn den drei Brüdern Diaphylaktos, Aliantris und Manolis u. a. Für die 
ET ammatische und lexikalische Darstellung des mittel- und neucyprischen 
DM julekts werden auch die von Sathas veröffentlichten Assisen und Chroniken 
“amd verschiedene von de Mas Latrie herausgegebene Urkunden beigezogen. 
on grofsem Nutzen für das Studium cyprischer, ja überhaupt vulgär- 
Rriechischer Denkmäler des Mittelalters ist das cyprische Lexikon, 
n welchem S. nicht weniger als 9300 Wörter erklärt. 

H. C. Muller, Historische Grammatik der hellenischen Sprache 
oder Übersicht des Entwickelungsganges der altgriechischen zu den neu- 
griechischen Formen, nebst einer kurzen Geschichte der mittleren und neuester 
Litteratur, mit Sprachproben und metrischen Übersetzungen. 1. Band, Gram- 
matik; 2. Band, Chrestomathie. Leiden, E. J. Brill 1891. 1892. 225 
und 171 S. 8°. Das Werk mufs hier genannt werden, weil der Titel zum 
Glauben verführt, dafs es auch über die byzantinische Gräcität Aufschlüsse 
enthalte. Leider bringt es weder für die byzantinische noch für die frühere 
oder spätere Gräcität Brauchbares. (+. Meyer, der in der Berliner philol. 
Wochenschrift 1892, 437 ff. eine Warnungstafel vor diesem Elaborat auf- 
gerichtet hat, mufste gestehen, dafs er sich nicht entsinnen könne, viele so 
schlechte Bücher in seinem Leben gelesen zu haben, und mit seinem Ur- 
teile stimmt das meinige vollständig überein (Neue pilol. Rundschau 1892, 
105 ff.). Leider kann auch der jetzt vorliegende zweite Band an diesem 
Urteile nichts ändern; der Verf. konnte hier nicht so viel Böses anrichten, 
da°er nur eine Blumenlese von griechischen Texten von Homer bis auf die 
Gegenwart mit (freınden) Übersetzungen und Anmerkungen giebt, aber er 
hat selbst die spärliche Gelegenheit, das frühere Böse gut zu jmachen, wenig 
benützt. Die Idee, die griechische Sprache und Litteratur als ein Ganzes 
zu betrachten, ist an sich ja recht vernünftig; sie mufs aber ganz anders 
durchgeführt werden, als es hier geschehen ist. 

6. N. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische Grammatik 
(== Indogermanische Grammatiken, Band V). Leipzig, Breitkopf u. Härtel 
1892. XVI, 464 S. 8°. Eine eingehende Besprechung dieses auch für das 
Studium der mittelalterlichen Gräcität, sowie für die Textkritik und 
Exegese byzantinischer Schriftwerke unentbehrlichen Werkes wird eines 
der nächsten Hefte enthalten. 

Albert Thumb, Die neugriechische Sprache. Freiburg, Mohr 1892. 


172 IM. Abteilung 


36 8. 8°. Das aus einem Habilitationsvortrage hervorgegangene Schriftehen 
behandelt die wichtigsten Thatsachen der Geschichte und des | se 
Standes der wissenschaftlichen Erforschung des Neugriechischen mit ziem- 
lich reichhaltigen bibliographischen Nachweisen, und ist daher zur 
Einführung in das Studium der vulgärgriechischen Abteilung E 
zantinischen Schrifttums zu empfehlen. 5 

6. J. Papadopulos, EvuBolal eig mv AL en BL 
ixnlynoracrints povorxos nal of énd tov dxocrolixóv 
Nusqov adv drudoavres Erupevioregor Wehndol, 
wovoıxoAöyor. Athen, Karl Beck 1890. XXVI, 592 8. 8° mer 
aber leider viel zu wenig durchgearbeitete, im "Einzelnen ret E 
Materialiensammlung. Ex ungue leonem: Aus Lukians Mulag 
unter der Hand des Verfassers, der wohl durch den lateinischen 
Muscae encomium verführt wurde, ein Eyxdpsov tis q 
worden! Vgl. die Besprechung von Cr(usius) im Litt. Contrelblatt 1 


3. Theologie, 

Albrecht Dieterich, Abraxas. Studien zur Religi se 
späteren Altertums. Leipzig, Teubner 1891. VI, 2218. 8°. 
fasser veröffentlicht und erläutert die merkwürdige, i 
J 395 erhaltene Kosmogonie, handelt im Zusammenhange damit 
orphisch- gnostische Kulte usw. und giebt zum Schlufs eine 
gabe der in demselben Papyrus überlieferten B/Bhog feoù 
5) 'Oydón Mwüotwg. Das Buch bezieht sich somit mniichst auf die, 
Strömungen, die den Übergang vom Heidentum zum Christentum 
und begleitens doch ist es Auch für die spätere. Zeit: von: hokek 
denn der Einflufs der orientalisch-griechischen Mystik reicht tief ins 
tinische Zeitalter herein. Namentlich wird man bei der genetischen 
suchung der byzantinischen Orakel, der kabbalistischen, re 
logischen und sonstigen geheimwissenschaftlichen Litter: 
selbst des neugriechischen Volksglaubens, auf das von Dieterich | 
botene ältere Material Bedacht nehmen müssen. 4 


Eugen Kozak, Bibliographische Übersicht der biblis > 
kryphen Litteratur bei den Slaven, Jahrbücher f. A 
logie 18 (1892) 127—158. Diese reichhaltige und methodische a 


stellung, welcher die von Prof. V. Jagié in Wien im J. 1887 gehi enen | 
Vorlesungen über südslavische Litteraturgeschichte zu Grande 


dient auch von seiten der Byzantinisten die höchste Beachtung. 
slavischen Übersetzungen, die zum Teil bis ins 10.—11. J: 
rückreichen, sind sowohl für die litterarhistorische wie für die De 
Untersuchung der griechischen Apokryphen von Nutzen. -— 
K. Wotke, Die griechische Vorlage der lateinischen Krenz- 
auffindungslegende. Wiener Studien 13 (1891) 300—311. Die früher 
gedruckten griechischen Texte stimmen mit der von A. Holder e 
lateinischen Fassung nur dem Inhalt nach überein. Nun hat Wotke in 
Cod. Vaticanus gr. 866 die würtliche Vorlage des i use 
gefunden und veröffentlicht dieselbe mit einem kritischen A) 
Acta SS. Nerei et Achillei graece edidit Albrecht 
G. Fock 1890. 42 8. 8% 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 173 


Albrecht Wirth, Danae in christlichen Legenden. Wien, F. 
Tempsky 1892. VI, 159 S. 8°. Eine Besprechung dieses Buches bringt 
das nächste Heft. 

Acta Sancti Theognii episcopi Beteliae Paulo Elusensi et 
Cyrillo Scythopolitano auctoribus ex cod. Paris. Coisl. Nr. 303 nunc 
primum, cum interpretatione Latina, graece edita (a P. J. van den Gheyn 
S. IL). Analecta Bollandiana 10 (1891) 73—118. 

Ileviov tot ‘Elladinob xal Kvolllov Zxvdonolliov ouyyoapéor tic 5’ 
Enorovrasrnolôog Plor tot óclov Beoyviov Enıoxonov Bmrullou exdidopevor 
viv rd mebrov pera ngolöyov dd À. Iarmadorotiov Kegapéws noi ouv- 
odevopevor pera Goo puerapo@cens tod x. ITaBori E. Asoroóvo. 
Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 32. Heft, Petersburg 1891. IV, 
66 S. Gr. 8°. (Einleitung russ.) Ungefähr gleichzeitig haben J. van den 
Gheyn und Papadopulos Kerameus aus dem Cod. Coisl. 303, einer der wert- 
vollsten aller Legendenhandschriften, die Acta des heil. Theognios zum 
erstenmale der Öffentlichkeit übergeben. Dieselben stehen in enger Bezie- 
hung zu den zwei Lebensbeschreibungen des heil. Theodosios, die man 
durch Useners Ausgabe (s. unten) kennen gelernt hat. Der hl. Theognios 
lebte eine Zeitlang im Kloster des heil. Theodosios, dann in einer Höhle 
in der Nähe der Laura Kalamon; später gründete er selbst ein Koenobion; 
endlich berief ihn der Patriarch von Jerusalem um das Jahr 495 auf den 
bischöflichen Stuhl von Betelia, einer kleinen Stadt südlich von Gaza. 
In dieser Stellung verblieb Theognios bis zu seinem Tode im J. 522. Sein 
Leben ist wie das seines kappadokischen Landsmannes, des heil. Theodosios, 
von zwei jüngeren Zeitgenossen beschrieben worden, von dem Abte Paulos 
von Elusa, der sicher identisch ist mit dem von Johannes Moschos im 
Pratum Spirituale erwähnten Hotdog 'Eldedixós, und von dem bekannten 
Kyrillos von Skythopolis, der auch die kurze Biographie des heil. Theo- 
dosios und mehrere andere Legenden verfafst hat. Die Acta des heil. 
Theognios sind ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Wüstenklöster in 
Palästina, für welche unsere lebhafteste Teilnahme schon durch das erwähnte 
Buch von Usener erweckt worden ist. In philologischer Hinsicht verdienen 
beide Ausgaben manche Anerkennung; freilich vertragen sie keine so scharfe 
Beleuchtung wie Useners Ausgabe der Biographieen des heil. Theodosios. 
Namentlich stören die ziemlich häufigen Druckfehler im griechischen Texte; 
Papadopulos Kerameus hat dieselben nachträglich in den gedruckten Exem- 
plaren mit Tinte berichtigt, auch in einem an mich gerichteten Briefe kor- 
rigiert. Doch ist selbst nach dieser privaten Superrevision ein so starkes 
Stück wie dv dei (nachträglich aus dy korrigiert) today statt dv dei roó- 
ov (8. 8, 16) stehen geblieben, eine Lesung des Coisl., die der belgische 
Herausgeber (91, 14) sofort richtig gestellt hatte. Ebenso hat Papadopulos 
S. 10, 23 die unmögliche Lesung des Coisl. yalgsıs éxi rovro in den Text 
aufgenommen, während in der belgischen Ausgabe richtig ¿xi rovro (95, 13) 
steht. Auch der kritische Apparat scheint nicht vollständig zu sein; der 
griechische Herausgeber schreibt z. B. xezosworquévas (6, 27), der belgische 
an derselben Stelle xezeyornuévas (88, 10); da nun aber keiner von beiden 
eine Variante verzeichnet, wissen wir nicht, was in der Hs. steht. Kurz, 
etwas mehr Zaudern hätte beiden Ausgaben, besonders aber der griechischen, 
wohl gethan. Überhaupt wird es niemand zweckmälsig finden, dals auf 


174 II. Abteilung 


einem Gebiete, wo noch so viel zu thun ist wie auf dem 
dieselbe Arbeit gleichzeitig zweimal ausgeführt wird. | Die 
der Acta des heil. Theognios ist in dieser kurzen B 
vierte Beispiel solcher Konkurrenzarbeiten; vgl. die 2 
ed. Legrand (S. 166), zu den Briefen des Philelphus ed. Legrand 
8.1 168) DER zu. Rjedin, Das Diptychon der Bibl. zu Eén ) 
ms liegt in diesen Thatsachen ein neuer Beweis dafür, CY 
den byzantinischen Studien bisher an innerem 
sation gefehlt hat. Hoffentlich werden die in der Byz. Z. gegi 
graphischen Übersichten und ihre sonstigen Mitteilungen über den je 
Stand der byzantinischen Studien dazu beitragen, künftig die 
zwecklosen Doppelarbeiten herabzumindern. 
J. van den Gheyn; 8. L, Saint Théognius, SET de | 
Palestine. Revue des questions historiques 50 (1891) 5 
Studie über das Leben des heil. Theognios und seine E B 
welcher die schon in der lateinischen Einleitung und im Ko 
oben genannten Ausgabe enthaltenenen Bemerkungen weiter ausg 
Hermann Usener, Der heilige Theodosios. Schrifte: 
doros und Kyrillos herausgegeben von H. U. Leipzig, Te r 18 
XXII, 210 $. 8° Aus dem wertvollen Codex Laurentianns pl. 2 
(des 11. Jahrhunderts), der für die Geschichte des griechischen 
wesens eine hervorragende Rolle spielt, hat Usener zwei Schrifter 
Leben des berühmten Klostergründers Theodosios aus Mog 
Kappadokien ($ 529) hervorgezogen und zuerst in zwei 


schriften, dann mit einer litterarhistorischen Einleitung über die | 


ne 


Verfasser, Theodoros Bischof von Petrae und Kyrillos v 
polis, einem sehr genauen kritischen Apparate und erklärenden 
in einem hübschen Büchlein veröffentlicht, das er als ehemali 
dem Gymnasium zu Weilburg zur Feier "seines. dreihund 
Bestehens gewidmet hat. Wer in unserem Zeitalter des li 
politischen Realismus den historischen Sinn nicht verloren hat, 
an der Hand dieser unscheinbaren Legenden gerne in jene Zeit der 
Begeisterung, der zahllosen Klostergründungen, der unablässi 
gegen die noch übrigen unvertilgbaren Reste heidnischer We 
menschlicher Sinnenlust zurückversetzen. Er wird aus diesen 
Klosterakten über den wahren Geist jener merkwürdigen 
Aufklärung gewinnen als aus gelehrten Abhandlungen über Di 
er wird sich endlich mit wachsender Teilnahme in die gesamten p 
sozialen und sprachlichen Grundlagen jener eigenartigen Kult 
senken. Wenn die Ausgabe Useners in diesem Sinne zweifellos 
Zeit befruchtend wirken wird, so bezeichnet sie auch in p 
Hinsicht einen bedeutenden Fortschritt. Usener hat mit der 
eingewurzelten als kurzsichtigen und verderblichen Anschauung, d 
„späten“ Texte einer sorgsamen Behandlung gar nicht würdig 
lich ‘gebrochen und beide Biographien durch wiederholte Ve 
Abschrift und der Druckbogen mit dem Codex und durch eine 
Kritik von ausgesprochen konservativer Richtung bis zu einem. 
Sauberkeit gebracht, der früher bei solehen Werken kaum 

J. Pomjalovskij, Das vom h. Kyrillos von Sky! hopolig 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 175 


fafste Leben des h. Sabas des Geweihten in einer altrussischen 
Übersetzung. Mit Beifügung des griechischen Originals und einer Ein- 
leitung. St. Petersburg 1890 (russ.), besprochen von P. Syrku, Journ. d. 
M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 547 —551. 

Th. Batjuskov, Die Erzählungen über den Streit zwischen 
der Seele und dem Körper in der mittelalterlichen Litteratur. 
Ein Versuch einer historisch-komparativen Untersuchung. Journ. d. Min. 
d. Volksaufkl. 1890, Bd. 271, Septemberheft S. 158—204; Bd. 272, No- 
vemberheft S. 105— 134; 1891, Bd. 273, Februarheft S. 326— 342; Bd. 274, 
Märzheft S. 147—179 u. Aprilheft 5. 324— 351; Bd. 275, Juniheft S. 418 
— 442; Bd. 276, Juliheft S. 57—85 u. Augustheft S. 394—433 (russ.). Die 
Frage über den Ursprung der in den verschiedensten Sprachen bearbeiteten 
alten Legende über den Streit der Seele mit dem Körper (zunächst in der 
typischen Form der Vision eines Einsiedlers) wird mit umfassender Kenntnis 
dieser weitschichtigen Litteraturgattung zum Teil auf Grund bisher unbe- 
kannter Texte in acht Artikeln ausführlich untersucht und die sehr kom- 
plizierte Geschichte derselben dargestellt. Die Legende gehört zu einer 
Reiße von Erzählungen mit eschatologischem Charakter, deren verschieden- 
artigste Bearbeitungen in der westeuropäischen und slavischen Litteratur 
bald als Homilie und Predigt, bald als episches oder lyrisches Gedicht, 
oder auch als geistliche Dichtung, ja selbst in dramatischer Form auf- 
treten. Alle diese Bearbeitungen sucht der Verf. zu“klassifizieren und ihre 
genetische und historische Verwandtschaft zu bestimmen. 

Aus der griechischen Litteratur gelangen zur Besprechung: im ersten 
Artikel 1) die von einem gewissen Einsiedler Alexandros beschriebene 
Vision, die bei Migne Bd. 77 unter dem Namen des Makarios des Jüngeren 
aus Alexandria steht, während Makarios nicht Verfasser der Vision, son- 
dern vielmehr handelnde Person in derselben ist; 2) die Rede des Kyrillos 
von Alexandria über den Ausgang der Seele und die zweite Wiederkunft, 
bei Migne Bd. 77; 3) die Vision des Makarios über die Engel, bei Migne 
Bd. 34; 4) eine hierher gehörige Episode aus der apokryphischen Vision 
des Apostels Paulus. — Desgleichen im dritten Artikel zwei byzantinische 
Denkmäler des 10.—11. Jahrh. über den Ausgang der Seele: 1) die Vision 
der Theodora, nach einer Moskauer Handschrift von A. Veselovskij 1889 
herausgegeben, und 2) das von E. Auvray, Paris 1875, herausgegebene 
lyrische Gedicht Kiav@uof des Einsiedlers Philippos, das sich meist am 
Anfang oder am Ende seines (griechisch bisher noch nicht edierten) um- 
fangreichen theologischen Traktats in dialogischer Form mit dem Titel 
Alonrea findet und von Batjuskov gegenüber der zum Teil dasselbe Thema 
behandelnden Alormrga für eine frühere Arbeit des Philippos erklärt wird; 
von den KAev@yol existiert ‘auch eine kirchenslavische Übersetzung (z. B. 
in einer Handschrift der Petersburger öffentlichen Bibliothek), aus der mehrere 
Stellen mitgeteilt werden. . 

Im vierten Artikel bespricht der Verf. die Denkmäler des altrussischen 
Schrifttums, welche seit friihester Zeit, sei es in der Form von Uber- 
setzungen oder von verschiedenartigen Umarbeitungen, die griechischen Dar- 
stellungen über den Ausgang der Seele (bes. die Vision der Theodora und 
die von Alexandros beschriebene des Makarios) wiedergaben. 

Die Aufsätze von Batjuskov sind hernach auch als selbständiges 











Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 179 


fassende Index ahnen. Nach dem griechischen Texte, den Pitra aus dem 
cod. Monacensis gr. 62 gezogen hat, folgen eine summarische Inhalts- 
angabe der einzelnen Responsa in lateinischer Sprache, ein Verzeichnis der 
Zitate aus den Basiliken, endlich Indices und Nachträge zu den Bäsiliken. 
Za dem Erzbischofe von Kerkyra, welcher S. XXXV fälschlich Peladitas, 
im Index S. 887 Peladita, S. 39—40 Iledatns, ebenda lateinisch Pe- 
dade, endlich S. 787 im Texte Pedadita genannt wird, wozu in der 
Note „fort. melius Iledıedirng“ vermutet ist, vgl. Krumbacher, Gesch. d. 
byz. Litt. S. 192, wonach die Form Iedıaöirng die einzig richtige ist. 
Ich werde versuchen, in einem der nächsten Hefte eine ausführliche Be- 
sprechung des für die Erforscher der byzantinischen Geschichte, des grie- 
chischen und slavischen Kirchenrechtes und der slavischen, besonders bulga- 
rischen Kirchengeschichte unentbehrlichen Werkes vorzulegen. Griechische 
Leser mögen inzwischen auf das eingehende Referat von A. Monferratos, 
"Eqnpeols (muda) 1892 Nr. 56—60 verwiesen werden. 


4. Äufsere und innere Geschichte, Geographie und Topographie. 


Otto Adamek, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen 
Kaisers Mauricius (582—602). I. II. Gymnasialprogramme, Graz 1890. 
1891. Je 32 S. 2% Der Verfasser behandelt in den bis jetzt vorliegenden 
. zwei Teilen die griechische Überlieferung über Maurikios: Theophy- 
laktos, Theophanes, Georgios Monachos, Leo Grammatikos, die Osterchronik, 
Kedrenos und Zonaras; dann besonders ausführlich den Euagrios und seinen 
Ausschreiber Nikephoros Kallistos; endlich noch den Michael Glykas, Ma- 
nasses, Joel und Ephraem. Das Ziel dieser Quellenuntersuchung, an die 
sich wohl noch eine Prüfung der orientalischen und abendländischen Quellen 
schliefsen wird, ist eine Darstellung der Kämpfe, welche unter Maurikios 
gegen die Avaren geführt wurden. 

G. Laskin. Heraklios. Das byzantinische Reich in der ersten 
Hälfte des VII. Jahrhunderts. Charkow 1889. XL, 160 $. 8° (russ.). 
In der Einleitung charakterisiert der Verfasser die alten Quellen, die er in 
byzantinische, orientalisch-christliche (meist armenische), muhamedanische 
und westeuropäische einteilt, und die neueren auf Heraklios, bezüglichen 
Werke, besonders die Monographie von Drapeyron. Grofses Gewicht legt 
er auf die geographischen Verhältnisse, für welche er die Werke von 
Ritter, Kondakov, Drinov u. a. benutzt. Eine schärfere Kritik der Quellen 
liegt dem Verfasser fern; sein Ziel ist mehr eine hübsch geschriebene, für 
weitere Kreise bestimmte Zusammenfassung dessen, was man bis jetzt von 
der Regierung des Heraklios weils. j 

Pierre Batiffol, L'abbaye de Rossano. Contribution à l'histoire 
de la Vaticane. Paris, Picard 1891. XL, 182 S. 8°. Eine Besprechung 
dieses für die Geschichte der Byzantiner in Unteritalien wichtigen 
Buches bringt das nächste Heft. 

A. Lipovskij, Aus der Geschichte des griechisch-bulgarischen 
Kampfes im 10. und 11. Jahrh. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891, 
Bd. 278, Novemberheft S. 120—141 (russ... Auf Grund des in den letzten 
Jahrzehnten bekannt gewordenen neuen Quellenmaterials (Gedichte des Joh. 
Geometres; Die Ratschläge und Erzählungen des byzantinischen Magnaten 
Kekaumenos; besonders aber armenische und arabische Geschichtschreiber) 


180 IM. Abteilung 


wird eine eingehende Darstellung der Kimpfe zwischen | dent Kaiser Ba- 
silios IT und dem Bulgarenfürsten Samuel geliefert. & 

Th. Uspenskij, Byzanz und die Krenzfahrer (Eroberung Kon- 
stantinöpels durch die Lateiner). Südliche Sammlung (Juánoi sbornik) zu 
gunsten der von der Hungersnot Betroffenen, herausgegeben von der Odessaer 
Unterstützungsgesellschaft der Litteraten und Gelehrten, Odessa 1892. 
8.195—222 (russ). Ein im Jahre 1890 gehaltener populärer 
in welchem jedoch früher unbenutzte Quellen, besonders die Noygorodschen 
Chroniken beigezogen sind. > 

Const. Jirecek, Zur Würdigung der neuentdeckten È 
Chronik. Arch. f. ‘slay. Philol, 14 (1891) 255—277. J. handelt 
die von J. Bogdan im Arch. f. slav. Philol. 13, 526 ff. bi 
bulgarische Chronik, deren Verfasser zu Anfang des A 
lebte. Die Bedeutung dieser Chronik, in welcher man die bisher nur ge- 
abnte slavische Quelle des rumänischen Chronisten Michael Moxa | 
erkennt, beruht namentlich darauf, dafs sie Details über eine Periode 
für welche es in der sonst so reichen griechischen Litteratur keine 
gleichzeitigen Geschichtswerke giebt, nämlich über die letzten Dezennien 
des 14. Jahrhunderts. Von besonderem Interesse ist der wortkarge 
Berieht über den Fall des bulgarischen Reiches von Trnovo, den Zug 
König Sigmunds im Jahre 1396 und die Schlacht bei Nikopolis. 

Joh. A. Romanos, ‘H Eßoeixh xoıwörng tig Keouboas. “Borla 
1891, rónos A’, do. 24—25. Der jüngst verstorbene hervorragende Ge 
lehrte schildert in dieser kleinen Abhandlung auf Grund gedruckter und 
ungedruckter Quellen die Schicksale und besonders die der 
Judengemeinde in Korfu vom 12. Jahrhundert bis auf die neueste Ze 

Dim. Gr. Kampuroglus, Torogi« ròv 'A9yvalov ¿xi To 
ties. Band I "Ev ’A@ijva 1889. Band II (bis jetzt Heft 1—4 er 
schienen). "Ev Adv 1890. Dim, Gr. Kampuroglus, Mwmnpere + 
ioroplug trav 'Adyvalov. Band I IL "Ev “Adyjveg 1889. 1890. 
schon beide Werke erst die Periode nach der Eroberung Athens Fee 
Türken (1458) betreffen, so enthalten sie doch auch für die byzantini- 
schen Studien manches wichtige Material. Das zuerst genannte Werk, 
in dessen Erscheinen leider eine Stockung eingetreten zu sein scheint, bildet 
eine Fortsetzung der Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter von Gre- 
gorovius; das zweite enthält Volkslieder, Chroniken, Briefe, Verträge, 
Firmane und sonstige Quellen für die Geschichte Athens in der neueren 
Zeit, die der Verfasser mit grofser Sorgfalt aus der gedruckten Litteratur 
und aus Archiven zusammengetragen hat. Es ist zu wünschen, dafs das 
inhaltsreiche Werk bald seinen Abschlufs finde. 

*+* Khalifat, Patriarcat et Papanté. Etudes historiques par * =# 
Paris, F. Salmon — Athönes, Karl Beck 1892. VII u. 231 S. kl 8° Das 
Werkchen hat nur eine indirekte Beziehung zu den byzantinischen Studien 
Es enthält die französische Übersetzung einer Reihe von Briefen, die während 
des schweren Konfliktes zwischen der hohen Pforte und dem ee > 
Patriarchat im Jahre 1890 in den Zeitungen ‘Egmuzols (Athen) und 
‘Hudoa (Triest) erschienen sind. Indem aber der Verfasser die damals 
aktuellen kirchenpolitischen Fragen erörtert, nimmt er naturgemäfs Ve 
anlassung auch das Verhältnis des Patriarchats zum Papsttum und zum 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 131 


Chalifat in seiner historischen Entwickelung zu prüfen. Eingehend 

bespricht er die Unionsversuche im 15. Jahrhundert, besonders den Kampf 

zwischen dem Fiihrer der griechischen Partei, Markos Eugenikos von 

Ephesos, und dem zur römischen Kirche übergetretenen Kardinal Bessarion. 

Zur Charakteristik der Stimmung der Griechen in der ersten Hälfte des 

15. Jahrhunderts werden namentlich die Werke des Joseph Bryennios ‘ 
beigezogen. 

D. Beljajev, Byzantina. Skizzen, Materialien und Notizen über 
byzantinische Altertümer. I. Übersicht über die Hauptteile des Grofsen Pa- 
lasts der byzant. Kaiser. Beilage: Materialien und Notizen über die Ge- 
schichte der byzant. Rangklassen. Mit einem Plan (v. Labarte) des Grofsen 
Palasts, des Hippodroms und des Tempels der h. Sophia. St. Petersburg 
1891. Separatabdruck aus dem 5. Bande der Abhandlungen der k. russ. 
archäologischen Gesellschaft in Petersburg (russ.). Eine Besprechung wird 
das nächste Heft bringen. Vorerst vgl. G. Destunis, Journ. d. M. d. Volks- 
aufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 532 —547. 

Mordtmann, Esquisse topographique de Constantinople. Revue 
de l’art chrétien 9 (1891) 22 ff., 207 ff., 363 ff., 463 ff. mit zahlreichen 
Textillustrationen und Plinen. Die byzantinische Zeitschrift wird auf diese 
Abhandlung zurückkommen. 

Lombard, Byzance. Dieser Roman möge Erwähnung finden, weil er 
wie Sardous Theodora, Kleon Rangabés Heraklios, Walter Scotts Count 
Robert of Paris u. a. Werke der schönen Litteratur zur Popularisierung 
der Kenntnis vom byzantinischen Zeitalter beitragen mag. Eine 
besondere Merkwürdigkeit des Romans, dessen Stoff dem 8. Jahrhundert 
entnommen ist, besteht in der auf Echtheit des Kolorits abzielenden Über- 
ladung: mit griechischen Wörtern (hénioque, les eikones, le sagion, 1'hyali- 
nité), die nur ein Kenner der byzantinischen Litteratur zu verstehen vermag. 
Freilich dürfte gerade durch diese übermäfsige „Echtheit“ der Zweck des 
Romanes, Interesse für Byzanz zu erwecken, stark beeinträchtigt werden. 
Vgl. die Beurteilung in der „Zeitschrift für franz. Sprache und Litteratur” 
13 (1891) 243 ff. 


5, Kunstgeschichte und Numismatik. 


Joseph Strzygowski, Byzantinische Denkmäler. I. Das Etsch- 
miadzin Evangelihr. Beiträge zur Geschichte der armenischen, ravenna- 
tischen und syro-ägyptischen Kunst. Wien 1891. VIII, 128 S. mit 18 
Illustrationen im Text und 8 Doppeltafeln. 4° Der Verfasser behandelt 
die Architektur der Klosterkirche zu Etschmiadzin, die alten Elfenbeindeckel 
und die Miniaturen des in dem Kloster aufbewahrten Evangeliars vom J. 989 
und im Anschlufs daran die Geschichte der armenischen Malerei. Im An- 
hang bespricht er zwei Goldenkolpien aus Adana, die jetzt im kais. otto- 
manischen Museum zu Konstantinopel aufbewahrt sind, und zwei enkaustische 
Heiligenbilder von Sinaï im Museum der geistlichen Akademie zu Kiew. 
Vgl. die Desprechungen von Fr. Müller, Wiener Zeitschrift für die Kunde 
des Morgenlandes 5 (1891) 169— 174 ( der bemerkt, dafs eigentlich Edzmi- 
atsin oder Edschmiatsin geschrieben werden müfste), und F. X. Kraus, 
Deutsche Litteraturzeit. 1892 S. 371 f. 

6. Schlumberger, Un triptyque byzantin en ivoire, Gazette des 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 183 


herausgegebene Arbeit stellt sich die Aufgabe einer kirchlich-archäologischen 
Erklärung aller, bes. byzantinischen und rüssischen bildlichen Darstellungen, 
die sich auf die neutestamentl. Geschichte (von der Geburt und Kindheit 
Jesu an bis zur Ausgiefsung des h. Geistes) beziehen; der Verf. hat nicht 
nur die vorhandene Litteratur vollständig verwertet, sondern auch auf eige- 
nen Reisen durch Rufsland, Griechenland u. s. w. eine Masse von zum Teil 
bisher unbekannten Denkmälern der altchristlichen Ikonographie (Bilder, 
Mosaiken, Miniaturen, bildliche Darstellungen in den Katakomben, auf 
Sarkophagen und Gefäfsen) registriert, bei deren Erklärung er stets die 
historische Entwicklung jedes einzelnen Sujets, von der ältesten und ein- 
. fachsten Form ausgehend, darlegt. Vgl. die Besprechung von J. Cvetajev, 
Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1892, Bd. 279, Februarheft S. 494-—500. 

Nikodim Kondakov, Beschreibung der Altertumsdenkmäler in 
einigen Kirchen und Klöstern Georgiens, ausgeführt auf kaiserlichen 
Befehl. Die georgischen Inschriften sind gelesen und erklärt von D. Ba- 
kradze. Petersburg 1890. II, 179 S. mit 82 Textillustrationen. 4° (russ.). 

Nikodim Kondakov, Histoire de l'art byzantin. Edition frangaise 
originale, publiée par l’auteur, sur la traduction de M. Trawinski. Tome 
second. Paris, Librairie de l'art 1891. 184 S. mit 13 Textillustrationen. 
Auf diesen Band, mit dem die französische Ausgabe des bekannten Werkes 
abgeschlossen ist, wird die B. Z. zurückkommen. 

Graf Iwan Tolstoi und Nikodim Kondakov, Russische Altertümer 
in den Denkmälern der Kunst. 4. Lieferung, Christliche Altertümer 
in der Krim, im Kaukasus und in Kiew. Petersburg 1891. 176 $. mit 
168 Textillustrationen. 4° (russ.). Eine Besprechung dieser und der vor- 
hergehenden Publikation hoffen wir in einem der nächsten Hefte bringen 
zu können. 

A. A. Pavlovskij, Die Malerei der palatinischen Kapelle in 
Palermo, nach den Kopien der Stipendiaten der kaiserlichen Kunstakademie 
A. N. Pomeranzev und Th. J. Tschagin, herausgeg. von d. k. Kunstakademie. 
Petersburg 1890. IV, 226 8. mit 112 Textillustrationen. 4° (russ.). Der 
Inhalt dieses für die byzantinische Kunst wichtigen Werkes gliedert 
sich in folgende Kapitel: 1. Die ikonographischen Darstellungen der pala- 
tinischen Kapelle. 2. Alttestamentliche Szenen 3. Neutestamentliche Szenen. 
4. Thaten der heil. Apostel Petrus und Paulus. 5. Die ikonographischen 
Typen. 6. Stil, Technik und Ornamentik der Mosaiken. 7. Deckengemilde. 


6. Fachwissenschaften. Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin. 


Ludwig Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen 
Provinzen des römischen Kaiserreiches. Leipzig, Teubner 1891. 
XIV, 562 S. 8° Eine Besprechung dieses auch für das byzantinische 
Recht wichtigen Werkes wird das nächste Heft enthalten. 

De Dioecesi Aegyptiaca lex ab Imp. Iustiniano anno 554 lata, 
quam addita versione latina et notis edidit (. E. Zachariae a Lingenthal. 
Leipzig, Bibl. Teubner. 1891. 75 S. Wird besprochen werden. 


(Ein Teil der Bibliographie mufste wegen Rauminangels für dan nächste Heft rurtickyuatolit 
werden.) 





I. Abteilung. 


Byzantinische Desiderata. 


Im Beginn unseres Jahrhunderts schien das Interesse der wissen- 
schaftlichen Welt für die byzantinischen Dinge fast völlig ausgestorben 
zu sein. In der That war nach den mühevollen und verdienstlichen 
Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, unter deren Urhebern die 
Namen von Ducange, Allatius, Combefis und Gibbon obenan stehen, 
eine lange Pause eingetreten. Was Schlözer 1802 von Göttingen aus 
in seinem Nestor an die Historiker Rufslands schrieb „die byzantinische 
Litteratur scheint in unsereu Tagen völlig eingeschlafen zu seyn“, 
konnte mit eben demselben Rechte von der Geschichte und Kunst der 
Byzantiner gesagt werden. Deutschland und Rufsland kommt das Ver- 
dienst zu, dieses eingeschlafene Interesse in den ersten Jahrzehnten 
unseres Jahrhunderts wieder erweckt zu haben; Franzosen und Griechen 
sind dann in der letzten Zeit mit ebenso grofsem Eifer in die Schranken 
eingetreten. Dieser wachsenden Teilnahme ging aber leider eine grofse 
Zersplitterung der einzelnen Bestrebungen zur Seite; bei der allmihlichen 
Erweiterung des Forschungsgebietes war kein gemeinsamer Mittelpunkt 
vorhanden. Die Forscher wollten, aber konnten einander nicht die 
Hände reichen. Dieses Mifsstandes eingedenk schrieb im Jahre 1886 
der rühmlichst bekannte russische Byzantinist Prof. Th. Uspenskij, in 
der Zeitschrift des Athener historischen und ethnologischen Vereins 
folgendes: „Damit es aber den byzantinischen Studien, welche in 
vielen Ländern betrieben und in zahlreichen Schriften in verschiedenen 
Sprachen veröffentlicht werden, möglich werde, zur Bearbeitung eines 
einheitlichen Programms und zur Förderung von bestimmten Aufgaben 
zu gelangen, müssen die Mittel zur Leitung der wissenschaftlichen 
Forschung vereint werden. Dazu ist aber die Stiftung einer internatio- 
nalen Gesellschaft und eines den byzantinischen Studien gewidmeten 
Zentralorgans erforderlich.*!) 


1) Ieirloy sis ‘Iorogixfis «ul ’Edvoloyınig éxaiging II ARI 
Byzant. Zeitschrift I 2. 


186 I. Abteilung 


Uspenskij führt des weiteren aus, dafs eine solche Initiative sowohl 
aus wissenschaftlichen als auch aus historischen Gründen den Griechen 
anheimfallen müsse. Diese Aufforderung war nur eine Ermunterung 
für die in Griechenland besonders seit den letzten zwanzig Jahren schon 
herrschende Stimmung für die Förderung der byzantinischen Studien. 
Nicht nur hatten die griechische Regierung und musenfreundliche Privat- 
leute die Arbeiten von Sathas mit reichlicher Hand unterstützt und auch 
meine Bestrebungen nicht unberücksichtigt gelassen, sondern es hat auch 
die Stiftung von drei speziellen Vereinen, dem historisch-ethnologischen, 
dem der christlichen Altertümer zu Athen und der Gesellschaft der 
mittelalterlichen Studien zu Konstantinopel, den byzantinischen For- 
schungen einen neuen Boden bereitet. Die von der historisch-ethnolo- 
gischen Gesellschaft begründete Zeitschrift, das AeArtlov, war vorzugs- 
weise den byzantinischen Studien gewidmet, und fing an durch die 
Beiziehung von Franzosen, Deutschen, Osterreichern und Russen ein 
internationales Organ zu werden. Mit alledem noch nicht zufrieden 
dachten wir schon an die Stiftung einer speziellen, ausgesprochen inter- 
nationalen byzantinischen Zeitschrift und hatten begonnen, uns über 
die Bekämpfung der mit einem solchen Unternehmen verbundenen 
Schwierigkeiten klar zu werden, als aus München die Nachricht kam, 
dafs Prof. K. Krumbacher die Sache in die Hand genommen hatte. 
Es war uns höchst erfreulich, dafs Deutschland, dessen Gelehrte durch 
die Bonner Byzantina zunächst dazu beigetragen hatten, in unserem 
Jahrhundert den byzantinischen Forschungen neues Leben einzuflöfsen, 
auch jetzt wieder die Arbeit in Angriff nahm. Dass eben dasjenige 
Land, dessen namhafte Philologen und Geschichtschreiber mit Recht 
geradezu als die Träger der philologischen und historischen Kritik und 
Methode unserer Zeit gelten, den Schutz, die Zentralisierung und 
Leitung der byzantinischen Studien übernimmt, ist für unsere gemein- 
same Arbeit ein vielversprechendes Omen. 

Allerdings ist noch viel zu schaften, und man kann sich kaum 
vorstellen, ein wie weites Feld den Byzantinisten noch offen bleibt. 
Weder die Quellen sind gehörig aufgefunden und erforscht, noch ist 
die philologische Kritik bei der Veröffentlichung derselben streng durch- 
geführt, noch kann man sagen, dafs für das Studium der byzantini- 
schen Geschichte, Litteratur und Kunst der Boden geebnet sei; deun 
es fehlen gerade manche von denjenigen Vorarbeiten, ohne welche selbst 
die Erforschung der analogen Gebiete der Altertumswissenschaft oder 
gar der mittelalterlichen und neuen Zeiten der aufserbyzantinischen 
Welt nicht so leicht von der Hand gegangen wäre. 

Jeder weils ja, dafs au den schon publizierten Quellen noch sehr 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 187 


viel auszusetzen ist; sowohl in kritischer als in exegetischer Hinsicht 
stehen die byzantinischen Autoren weit unter dem Niveau der Aus- 
gaben der klassischen Schriftsteller. Die Bonner Ausgabe darf wohl 
schon durchaus als veraltet gelten, und es giebt wenige Arbeiten, 
welche denen de Boors zur Seite gestellt werden können. Es ist an 
der Zeit, an eine neue Byzantina zu denken. Bei einer solchen 
neuen Ausgabe wird man aber wıbedingt zweierlei vor Augen haben 
müssen. Einerseits muls man des Abhängigkeitsverhältnisses der by- 
zantinischen Historiker von einander eingedenk sein. Ein solches Ver- 
fahren würde auch für die Herstellung des Textes höchst förderlich 
werden. Um nur drei Beispiele anzuführen, würde es bei Kedrenos I 
776,3 nicht xaì eig tov Bovvov xatayayóvres xuraxelovoı, sondern 
richtig Body heifsen, so wie es auch in der lateinischen Übersetzung 
steht, wenn man die betreffende Stelle des Theophanes I 566, 10 xal 
sis tov foùv dáxayayóvres xatéxavoav herangezogen hätte. Ebenso 
wäre bei Kedrenos II 10, 15 &v t6 vis Zvoiag nalatio in Teosiag zu 
korrigieren nach Vergleich mit Theophanes I 659, 13. Auch würde 
nicht bei Malalas 475, 13 Beoratov to üyıov peyadetov stehen, da sich 
im Chronicon Paschale I 623, 14 die riehtige Lesart edaæyyéliov vor- 
findet. Andererseits aber wiire bei einer neuen Bearbeitung der byzan- 
tinischen Texte das neugriechische Sprachelement nicht aufser acht zu 
lassen. Malalas, Theophanes, Konstantinos Porphyrogennetos, Dukas, 
Phrantzes u. a. sind jedenfalls ohne die Kenntnis des Neugriechischen 
kaum herzustellen und zu verstehen. Dasselbe Prinzip gilt aber auch 
von den anderen Autoren. Im Byzantiner steckt selbst unter der anti- 
kisierenden Verkleidung weit mehr der Neugrieche als der Abkomme 
des Thukydides und Xenophon. 

Eine neue Byzantina hätte weit mehr heranzuziehen, als die Bonner 
Ausgabe. Ich brauche kaum daran zu erinnern, dafs wir eine neue 
kritische Ausgabe des Symeon Logothetes und Georgios Monachos 
brauchen und dafs selbst Skylitzes trotz der Wiederholung des gröfsten 
Teiles seines Geschichtswerkes bei Kedrenos vollstündig herausgegeben 
werden mufs.!) Ebenso mufs nun einmal die Chronik des Johannes 
Doxapatres studiert, in ihrem Verhältnis zu Georgios Monachos unter- 
sucht und vielleicht auch veröffentlicht werden. Aufserdem steckt noch 
manches unedierte geschichtliche Werk in den Handschriften. Ich er- 
wähne nur die von Thrämer m einem jetzt in Moskau befindlichen 
Coislinianus aufgefundene Chronik eines bis jetzt unbekannten Petrus 


= PP | 


1) Wie ich zu meiner Freude vernahm, hat IH. Seger eine Ausgabe dieses 
Autors in der Bibliotheca Teubneriana angekündigt. 


188 I. Abteilung 


Alexandrinus, die bis zum Jahre 912 reichen soll!), und die wichtige, 
bis jetzt ganz unbekannte Chronik des Theodoros Kyzikenos von 
Adam bis auf Michael Paläologos, über die ich mir eine spätere ge- 
naue Mitteilung vorbehalte.?) 

Man darf sich aber nicht auf die gröfseren Geschichtswerke be- 
schränken. Es ist an der Zeit, dafs alle die Reden, Monodieen und 
Briefe geschichtlichen Inhalts nun „einmal gesammelt und verwertet 
werden. Schon Tafel?) hat vor mehreren Dezennien darauf aufmerksam 
gemacht, wie wichtig diese Schriften als historische Quellen sind. Noch 
immer ist aber in dieser Richtung wenig geschehen. Mit Ausnahme 
der kleinen Werke des Michael Psellos*), des Michael Akominatos") und 
des Johannes Mauropus von Euchaita®), einiger Reden des Nikephoros 
Chrysoberga”), der Briefe des Romanos Lakapenos®), Maximos Planu- 
des”), Michael und Arsenios Apostolios!) und etlicher griechischen 
Humanisten des 15. Jahrhunderts!!) ist seitdem kaum eine andere 
zusammenhängende Arbeit auf diesem Felde zu verzeichnen. Selbst 
von den Reden des Theodoros Metochites sind nur einige durch 
Sathas!) und von denen des Patriarchen Philotheos nur wenige durch 





— 


1) Beilage der Münchener Allgemeinen Zeitung vom 4. Jan. 1892. 

2) Die vermeintliche Chronik von Laomedon Lakapenos, welche im Escurial 
aufbewahrt wird, habe ich längst als mit dem Geschichtswerke von Glykas iden- 
tisch nachzuweisen versucht. Vgl. meine “Iorogin& uslermuata. Athen 1884 
S. 145 ft. Meine Beweisführung hat sich seitdem, einer gütigen Mitteilung von 
Prof. Uspenskij zufolge, durch Einblick in den Codex bestätigt. 

3) Komnenen und Normannen. 2. Ausg. Stuttgart 1870 S. VII ff. 

4) Migani Pellos “Iorogiuol Aoyoı, Enıorolal nal lla &véudota. Paris 1876 
(Sathas’ Mecawwvınn Bıßluodnen Band V). 

5) Mıyanı ’Anowıvarov tod Xwmeatov ta coboueva. Ausg. von Spyr. P. Lam- 
bros. Athen 1879—80. 

6) Iohannis Euchaitorum metropolitae quae . . . supersunt ... Paulus de 
Lagarde edidit. Gottingae 1882. 

7) Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maximilianus 
Treu (Programm des K. Friedrichs-Gymnasiums zu Breslau). Breslau 1892. 

8) ‘Pouavod Paciléos tod Acxunnvod Enıorolei herausg. von Sakellion im 
deitioy ig ‘Iorog. xad ’ESvol. irarelus B. I 666— 675. II 38—48. 385—409. 

9) Maximi Planudis epistulae herausg. von M. Treu. Vratislaviae 1890. 

10) Noiret, Lettres inédites de Michel Apostolis. Paris 1889. Vgl. Treçiôov 
Miyoriov ’Anooröin movnuetia tela. Smyrna 1876 und Legrand Bibliographie 
hellénique II 233—259. 337—346. 

11) Legrand, Cent-dix lettres de Francois Filelfe. Paris 1892. Daran schliefsen 
sich Briefe von Bessarion, Johannes Eugenikos, Matthaeos Kamariotes, Georgios 
Scholarios, Georgios von Trapezunt, Theodoros Gazes, Johannes Argyropulos, De- 
metrios Chalkokondyles, Emmanuel Adramyttenos und Janos Lascaris. 

12) Mecatcovinì; Bıßluodnan. B. 1139 ff. Venedig 1872. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 189 


Triantaphyllis und Grapputo!) der Öffentlichkeit übergeben worden. 
Es bleibt aber von Briefen und Reden noch des Interessanten recht 
viel unediert. Es genügt, auf die drei von Tufel®) angemerkten Hand- 
schriften hinzuweisen; ich meine den Parisinus Gr. 1182, den Baroceianus 
CXXXI und den Escurialensis Y—Il—10; aufserdem aber ist viel 
derartiges sowohl in athonischen Handschriften als auch im Vindobo- 
nensis Gr. Phil. CCCXXI, Vindobonensis Gr. Phil. CCCXLII, im Mona- 
censis 145, 198 und 199, im Laurentianus Plut. LIX cod. 35 und 
mehreren anderen enthalten. Einen ganz besonderen Wert haben die 
Briefe des Demetrios Kydones, welche ich aus dem Londoner Cod. 
Burn. 75 abgeschrieben und mit anderen Codices kollationiert habe, 
die des Kaisers Manuel II Paläologos im Parisinus Gr. 3041 und die 
des Michael Gabras im Marcianus 440. 

Der Herausgabe und kritisch-exegetischen Verwertung von solchen 
und ähnlichen byzantinischen Texten muls vor allem die volle Kennt- 
nis des vorhandenen Materials und der bisherigen Errungenschaften der 
Wissenschaft auf diesem Gebiete vorangehen. Dazu ist die Veröffent- 
lichung der Kataloge aller handschriftlichen Schätze und eine 
vollständige byzantinische Bibliographie erforderlich. Was nun das 
erste betrifft, haben wir nicht mehr so sehr zu klagen wie früher. Die 
letzten zwanzig Jahre haben durch die Arbeiten von Blafs, Gardthausen, 
Graux, Em. Miller, Omont, Pitra, Rocchi, Stevenson, Blafs, Treu und seinen 
Breslauer Genossen und durch das Bestreben der griechischen Gelehrten 
Sakkelion, Sathas, A. Papadopulos Kerameus, Miliarakis, Katramis, Kre- 
mos und Lambros die Kenntnis des Bestandes der Bibliotheken des 
Occidents und des Orients weit und breit gefördert. Was übrig bleibt, 
ist weit weniger als die schon vollzogene Arbeit. Anders verhält es 
sich aber mit einer byzuntinischen Bibliographie. Es fehlt an einer 
systematischen Bibliotheca scriptorum Byzantinorum, in der man 
nicht nur die Ausgaben der Schriften der einzelnen byzantinischen 
Autoren nebst deren etwaigen Übersetzungen, sondern auch ein volles 
Verzeichnis der über jeden derselben veröffentlichten Kommentare und 
Aufsätze finden milíste. Der bei Engelmann-Preufs den byzantinischen 
Litteraturwerken gewidmete Teil ist ein spärlicher; auch war es nicht 
die Aufgabe von Krumbacher, welcher seine byzantinische Litteratur- 
geschichte mit dichten bibliographischen Notizen für jeden einzelnen 
Autor ausgestattet hat, eine systematische Bibliographie zu geben. Ein 
solcher alphabetisch geordneter byzantinischer Engelmann-Preuls wäre 
geeignet, der byzantinischen Forschung erhebliche Dienste zu leisten. 

1) Zulloyi) élinrixdr avexddrov. Venedig 1874. 

2) À. a. O. 


190 T. Abteilung 


Eine grofse Aufmerksamkeit mufs noch den kaiserlichen Gold- 
bullen und den Silberbullen der griechischen Despoten, sowie 
den Akten und Verordnungen der Patriarchen gewidmet werden, 
Was in dieser Beziehung während unseres Jahrhunderts und ganz be 
sonders in der letzten Zeit durch Zachariä von Lingenthal, Miklosich 
und Müller, Sakkelion, Ternovskij, Florinskij, Gedeon und andere ge 
than worden ist, kann nicht rühmlich genug erwähnt werden. Es ist 
aber nicht alles. Noch bergen die Klöster des Orients, besonders aber 
die Archive des Heiligen Berges, manchen wertvollen Schatz, dessen 
Wichtigkeit nur unvollkommen aus Miklosichs von Langlois') wieder- 
holtem Verzeichnis der Archivstücke erhellt. Es heifst aber nicht nur 
die Dokumente selbst vollständig publizieren. Ebenso wichtig und not- 
wendig ist deren Erforschung und Verwertung, wodurch nicht nur ver- 
schiedene geschichtliche und topographische Fragen gelöst, sondern 
auch manche Seiten des politischen und sozialen Lebens der byzantı- 
nischen Welt aufgehellt werden können. 

Dasselbe gilt von den Heiligenleben, welche ebenfalls geschicht- 
lich sowohl wie topographisch von grüfstem Interesse sind. Von Vitae 
wie diejenige des Demetrios von Thessalonike, des heiligen Nikon und 
des Patriarchen Euthymios kann man geradezu behaupten, sie gehören 
unter die bedeutendsten Quellen der griechischen Geschichte in der 
byzantinischen Zeit. Nicht von allen ähnlichen Produkten des religiösen 
Eifers der Byzantiner kann dasselbe verlangt werden. Wohl aber 
könnte. und mülste man dieser reichhaltigen Litteratur manche Berei- 
cherung unseres Wissens über Religion, Gesittung und Gebräuche bei 
den Byzantinern abgewinnen. Selbst die Altertumswissenschaft und 
die Kunstgeschichte würde bei einer systematischen Erforschung der 
Heiligenleben nicht mit leeren Händen ausgehen. Die historische Ver- 
wertung der obengenannten Vitae durch Hopt?), Tafel?) und de Boor*), 
sowie Tougards”) und Useners®) Winke genügen wohl, um zu be 
weisen, in wie weit die Acta sanctorum und die noch unedierten 
Heiligenlegenden als geschichtliche Quellen benutzt werden können. 

Einem anderen Gebiete wird die Auffinlung und Veröffentlichung 
der byzantinischen Volkslieder, Rätsel, Sprichwörter und Fabeln 
1) Le Mont Athos. Paris 1867 8. 29 fl 

2) Geschichte Griechenlands im Mittelalter in der Encyklopiidie von Ersch 
und Gruber I 85 S. 123ff. 136 ff. 

3) De Thessalonica ejusque agro S. LXXII ff. LXXX ff XXXXV ff, 

4) Vita Euthymii $. 79 ff. 

5) Quid ad profanos mores dignoscendos augendaque lexica conferant Acta 
SS. graeca Boll. Paris 1872. — De l'histoire profane dans les Bollandistes. Paris 1874 

6) Der heilige Theodosios. Leipzig 1890. S. XX und allenthalben. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 191 


zu gute kommen. Was bisher in dieser Richtung geschehen, ist kaum 
erwähnenswert. Erst in der allerletzten Zeit hat man für diese Gat- 
tungen ein regeres Interesse bekundet. Und doch ist das Studium der- 
selben aus zweierlei Gründen von Bedeutung. Nicht nur gestattet die 
Erforschung des byzantinischen Folk-lore einerseits einen Rückblick auf 
den altgriechischen, ja auf den indogermanischen und beleuchtet anderer- 
seits die ersten Anfänge des neugriechischen Wesens, sie ist auch an 
sich recht wichtig für die Erkenntnis des inneren Lebens und der ganzen 
Kultur der Byzantiner. Man kann bei diesen freien und sowohl von 
religiöser und politischer Tendenz als auch von jeder Schulüberlieferung 
so wenig als möglich abhängigen Aufserungen des byzantinischen Ich 
das untere Volk in seiner ungebundenen geistigen Bewegung, in seiner 
Lebensfreude und seinem Humor belauschen. Auf solche Weise können 
wir den besten Weg zur Ergründung der Volksseele auffinden; dieses 
Resultat wäre aber von grifster Bedeutung für ein Volk, welches Kir- 
piénikoy mit Recht das abergläubigste aller litterarisch gebildeten 
christlichen Völker genannt hat.!) 

Eine weit grölsere Bedeutung hätte die Sammlung der byzan- 
tinischen Inschriften. Die Byzantiner waren eines der schreib- 
seligsten Völker der Welt; zum Glück für uns: denn aus ihren an 
Wänden und Kunstwerken, an Mauern und Kirchen, überall an- 
gebrachten Inschriften können wir reiche historische Aufschlüsse 
gewinnen. Nur müssen wir das Material geliörig sammeln und ver- 
werten. Was der Schlufsband des C. I. G. von byzantinischen In- 
schriften enthält, entspricht keineswegs mehr unseren Anforderungen 
und vertritt bei weitem nicht unseren Vorrat. Wir müssen nunmehr 
unser eigenes Corpus Inscriptionum Byzautinarum haben. Unsere 
Aufgabe wäre die Inschriften zu sammeln, nach bestimmten Kategorieen 
und Zeiten zu ordnen und kritisch zu publizieren. Zwar ist, was schon 
herausgegeben vorliegt, nicht wenig; das Material ist aber sehr zer- 
streut. Mehrere Hunderte von byzantinischen Inschriften stecken in 
der Zeitschrift des philologischen Vereins von Konstantinopel, in der 
"ASnva, im Ilagvacoós, in der ’Agyacodoyixh “Epnuegis, im AeAriov 
der historisch - ethnologischen Gesellschaft, in den Mitteilungen des 
deutschen archäologischen Institutes, im Bulletin de correspondence 
hellénique, im Annuaire de l'association, im Journal of hellenic studies; 
aber auch in Gesamtausgaben von lokalen Inschriften, ganz besonders 
bei Lebas und Sterrett, in russischen Publikationen; selbst in griechischen 


— _-———y—_w = 


1) „Woher mufs man das Material zur Geschichte der byzantinischen Litte- 
ratur nehmen“ im Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufkliirung. Mai 
1889 $. 26. Griechisch im Jeiriov rig ‘lotog. xal *Edvol. Erasolas B. Il 539. 


192 I. Abteilung 


topographischen Werken und in Tageszeitungen ist manches zerstreut. 
Erst wenn dieses ganze Material gesammelt und gesichtet wird, kann 
man einen klaren Begriff von der Wichtigkeit der byzantinischen In- 
schriften für die Kenntnis der Geschichte und des Kulturlebens von 
Byzanz gewinnen. Zur kritischen Herstellung dieser Inschriften wird 
aber vor allem nicht vergessen werden dürfen, dafs die Byzantiner 
ihre Inschriften meistens metrisch verfafsten. Das Prinzip der Be- 
nutzung des Choliambus, des geläufigsten Versmafses der Byzantiner, 
und der häufigen Anwendung von einigen oft wiederkehrenden Formeln 
wird von höchstem Belang für die Richtigstellung der inschriftlichen 
Texte sein. 

Dasselbe Prinzip der metrischen Form gilt auch für die byzan- 
tinischen Bleibullen.') Das Studium dieser Gattung von Monumenten, 
welche in der früheren Zeit kaum beachtet wurde, hat in den letzten 
Dezennien einen erfreulichen Aufschwung genommen. Es ist besonders 
das Verdienst Schlumbergers?) die byzantinische Sigillographie zu einem 
ganz speziellen Studium erhoben zu haben. Nunmehr haben wir ein 
ganzes Corpus von Bleibullen vor uns, dem sich alle späteren Arbeiten 
leicht anreihen können. Durch die Sammlung und Verwertung dieser 
auf den ersten Blick wenig beträchtlichen Monumente ist der Forschung 
ein unberechenbar reiches Feld eröffnet worden. Die Bleibullen sind 
nicht nur für die Kunst von Interesse, sondern beleuchten auch reich- 
lich die Familien- und Kirchengeschichte und die Titulatur der Beamten 
und werfen ein mittelbares Licht auf die Verfassung des Reiches selbst. 
Mordtmann hat jüngst mit den Bleibullen in der Hand die allmähliche 
Erweiterung der Machtsphäre des Konstantinopolitaner Patriarchats, in 
so weit sie sich durch die Titel Bischof, Erzbischof und Patriarch 
erweisen läfst, auseinandersetzen können.”) Ein nächstens erscheinen- 
der Aufsatz von mir über die Verwaltung der Themen Hellas und 
Peloponnesos wird zur Genüge zeigen, dafs die von den Bleibullen zu 
erwartende Ernte eine recht willkommene genannt werden darf. 

Aber auch die byzantinische Münzkunde verspricht noch viel 
Licht zu bringen. Sabatiers für die Zeit ihres Erscheinens recht 
gediegene Arbeit mufs nunmehr noch einmal vorgenommen werden. 





1) Dieses Prinzip habe ich zuerst in meiner Collection de romans grecs, 
Paris 1880 S. XLVI aufgestellt. Später, aber unabhängig von mir, ist Fröhner 
(Bulles métriques. Paris 1882) derselben Richtung gefolgt, welche dann Schlum- 
berger systematisch durchgeführt hat. 

2) Sigillographie de l'empire byzantin. Paris 1884. 

3) Mitteilung in der Sitzung der Gesellschaft der mittelalterlichen Studien 
zu Konstantinopel, vom 4/16. November 1890. 


Spyr. P. Lambros: Byzuntinische Desiderata 193 


Nach der. grofsen Erweiterung der Sigillographie können und müssen 
die Münztypen von neuem untersucht und kunstgeschichtlich studiert 
werden. Mit der Kaisergeschichte in der Hand ist die Chronologie der 
Prägung zu revidieren; metrologische Untersuchungen müssen geführt, 
die allmähliche Verschlechterung oder die zeitweilige Erhöhung des 
Metallgehaltes mufs geschichtlich geprüft und erklärt, die auf die 
Numismatik bezüglichen Stellen der Autoren müssen gesammelt werden. 
Aber auch anderweitige Belehrung darf man von den Münzen erwarten. 
Um nur eines zu erwähnen, wird durch sie am besten die Beschaffen- 
heit der byzantinischen Krone in ihren verschiedenen Formen, wie sie 
sich im Laufe der Zeit für den Kaiser, die Kaiserm und andere An- 
gehörige des Thrones ausgebildet haben, ermittelt werden können. Es 
ist das sicher eine interessante Frage, welche, so viel ich weils, neuer- 
dings nur Regel, zunächst von einem anderen Standpunkte aus, an- 
geregt hat.') | 

Die Münzen sind aufserdem als eine der wichtigsten Quellen für 
die Zusammenstellung der Kaiserbilder zu benutzen. Die byzantinische 
Ikonographie befindet sich nicht einmal in ihren Anfängen; sie muls 
aber zu einer der Hauptaufgaben der Zukunft werden. Bernouillis 
Dienste für die römische Ikonographie können nicht ohne Nachahmung 
für die griechische bleiben, welche die ihr von Visconti vorgezeichneten 
Bahnen kaum noch hinter sich gelassen hat. Weit schlimmer steht es 
aber bis jetzt mit der Ikonologie der byzantinischen Kaiser, Patriarchen, 
Magnaten und Gelehrten. Es genügt, einen Blick in die mit Ilustra- 
tionen versehenen Geschichtsbücher über Byzanz aus der letzten Zeit 
zu werfen, um zu sehen, dafs man meistenteils noch immer mit dem 
aus Gori, Banduri, Montfaucon und Seroux d’Agincourt überkommenen 
Material hantiert. Kaum ist Schlumberger in seinem Nicéphore 
Phocas einen Schritt weiter gegangen. Und doch ist in dieser Be- 
ziehung viel zu schaffen. Münzen, Manuskripte und andere Denkmäler 
liefern ein überaus reiches Material. An den Münzen ist trotz des 
schlechten Geprüges das Porträthafte ‘in den meisten Fällen nicht zu 
verkennen. Wo wir imstande sind, die auf den Münzen eingepriigten 
Porträts durch die Darstellung bei den Autoren zu kontrollieren, können 
wir uns überzeugen, dufs die Stempelschneider nach besten Kräften der 
Wirklichkeit nachgegangen sind. Einige Rätsel wird nur eine syste- 
matische Forschung lösen können. So wird z. B. der Kaiser Zeno von 
Kedrenos?) als überaus häfslich beschrieben und diese Hifslichkeit des 


min 


1) Analecta byzantino-russica. Petropoli 1891 S. LXXVI ff. 
9) I 615, 14, 


194 I. Abteilung 


Kaisers wird auch von Zonaras') bestätigt. Nun stimmt. eine der 
Münzen”) mit diesen Darstellungen überein; auf den anderen aber ist 
sein Gesicht weit hübscher. Keine Münze weist die von Kedrenos 
bezeugte daovrns des Kaisers auf; im Gegenteil erscheint er auf allen 
bartlos, so dafs man geneigt ist, die dacúrng auf die anderen Körper- 
teile, nicht aber auf das Gesicht zu beziehen. Das Gegenteil gilt von 
Zenos Vorgänger und Schwiegervater, Leo dem Grofsen. Kedrenos’) 
sagt von ihm, er sei xdrıayvog piv to cua, vadoxavos thy yeverdda. 
Nun mager erscheint er auch auf den meisten Miinzen*); aber was den 
Bart betrifft, so trägt er entweder gar keinen*), oder, wo er bärtig dar- 
gestellt wird, ist der Bartwuchs ein ziemlich bedeutender.°) Dafs aber 
sonst dem Stempelgepriige der byzantinischen Münzen trotz aller Un- 
beholfenheit der Schneider voller Glaube zu schenken ist, beweist der 
Vergleich der Münzen mit anderen Kunstwerken, worauf Kaiserbilder 
vorkommen. Man vergleiche z. B. die Miinztypen Julians‘) mit dem 
grofsen Intaglio Nr. 161 aus der Sammlung des Herzogs von Luynes 
im Pariser Cabinet des medailles®), der schönen Miniatur aus dem 
berühmten Codex des Gregorios des Theologen zu Paris (Cod. Gr. 510)°) 
und dem grofsen Standbilde des Kaisers im Pariser Palais des Thermes.!°) 
Dasselbe gilt aber auch von anderen Kaiserbildern. So kann man die 
sonst ganz unbeholfenen Münzbilder des jugendlichen Leo VI!!) mit 
der vor kurzem von Schlumberger herausgegebenen Elfenbeindarstellung 
desselben Kaisers vergleichen.) Noch gröfser ist die Ähnlichkeit der 
Münz- und Miniaturbilder in der Komnenen- und Paläologenzeit. Und 
umgekehrt würde der Vergleich der Miinztypen des Heraklios!?) mit 


1) Ed. Dindorf Il 255, 2. 

2) Sabatier Band I pl. VII 11. 

3) I 607, 12. 

4) Sabatier B. I pl. VI 20, 21,24. PL VII 5, 15. 

5) A. d. O. 

6) A. a, O. pl. VI 29. Pl VI 1. 

7) S. besonders das Bronzemedaillon bei Cohen B. VI pl. XI 73. 

8) Duruy, Histoire Romaine B. VII 331. 

9) Bordier, Description des peintures et autres ornements contenus dans ler 
ms. grees de la bibliothèque Nationale. Paris 1883 8. 85. 

10) Duruy, Histoire Romaine B. VII 293. Schlechte Abbildung bei Clarac 
Pl. 978 Nr. 2528, Nur der Kopf bei Baumeister, Denkmäler I 763 Nr. 817, wo 
unrichtig angegeben wird, die Statue stiinde noch im Louvre, wo sie wirklich 
cinmal gestanden hat. 

11) Sabatier B. I pl. XLV 13, 15. 

12) Un ivoire byzantin du IX siècle, Gazette des Beaux Arts 1892 S. 121. 

13) Besonders der Kupfermiinze bei Sabatier B. I pl. XXVIII 30. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 195 


der bekannten bronzenen Kolossalstatue zu Barletta'), welche gewöhn- 
lich für Heraklios gehalten wird, genügen, um dieselbe diesem Kaiser 
abzusprechen. 

Was aber den Glauben an eine Porträtähnlichkeit und eine streng 
durchgeführte Individualität der Darstellung noch mehr zu verstärken 
scheint, ist die trotz der Verschiedenheit bei der Ausführung bemerk- 
bare durchgehende Gleichförmigkeit der Gesichtszüge in den mir be- 
kannten Miniaturen eines und desselben Kaisers. Wenn man sich nun 
erinnert, wie grols bei den Byzantinern die Verbreitung der Kaiser- 
statuen (rl) war und wenn man bedenkt, dafs die Grofsmalerei und 
Mosaikkunst sich oft mit der Ausschmückung von Kirchen und Palästen 
durch die Bilder von Angehörigen der kaiserlichen Familien beschäftigte, 
kommt uns ganz natürlich der Gedanke, dafs die Dluminatoren bei der 
Ornamentierung der Handschriften jene Vorbilder selbst vor Augen 
hatten. Wir müssen daher dazu schreiten, nicht nur die Münzen für 
die byzantinische Ikonographie auszubeuten, sondern auch alle noch 
vorhandenen Mosaiken, Miniaturen, Kirchen- und Gerätsbilder von 
Kaisern, Despoten, Patriarchen, Magnaten und Gelehrten zu sammeln, 
mit einander zu vergleichen und zu kommentieren. Der Anfang zu 
einer solchen Sammlung ist auf meinen Vorschlag hin von der hie- 
sigen historisch-ethnologischen Gesellschaft gemacht worden. Es ist 
aber nur ein kleiner Anfang, und die Sammlung besteht „bis jetzt aus 
nur wenigen kunstvollen Facsnniles von Miniaturbildern aus München, 
Paris und Stuttgart. Wie grols aber die Ausbeute werden könnte, 
kann man aus Waagens Schriften, aus Bordiers detailreichem Werk 
über die Pariser Miniaturen und aus den Angaben von Brockhaus in 
seiner verdienstvollen Schrift über die Kunst in den Athosklöstern 
schließen. 

Neue Sorgen müssen auch der byzantinischen Chronographie 
und Chronologie zugewandt werden. Es war zwar ein nicht hoch 
genug zu schätzendes Verdienst der Petersburger Akademie der Wissen- 
schaften, dafs sie in den fünfziger Jahren die Redaktion und Publika- 
tion des Essai de Chronographie byzantine von Eduard von Muralt 
angeregt hat. Kann man sich aber jetzt auf jenes Werk verlassen und 
sich mit demselben begnügen, nachdem durch einzelne Arbeiten so viel 
Altes berichtigt und so viel Neues hinzugekommen ist? Bedarf nicht 
vielmehr die ganze byzantinische Chronologie und Quellenkunde einer 
erneuten Erforschung? Ist ja noch nicht einmal durchgehend der alte 
Fehler aus der Welt geschaftt worden, dafs man bei einem Datum nach 


1) Schulz, Die Kunst des Mittelalters in Unteritalien, Atlas Tafel XXVIL 


196 L Abteilung 


den byzantinischen Weltjahren einfach 5508 subtrahiert, ohne zu be- 
achten, ob man es mit den acht letzten Monaten des Indiktionsjahres 
oder mit den vier ersten zu thun hat, in welchem Falle doch ein 
Unterschied von einem ganzen Jahre herauskommt. Wenn wir sagten, 
die ganze byzantinische Chronologie müfste in dieser Beziehung noch 
einmal revidiert werden, wäre es keine Übertreibung: so häufig kommt 
dieser Fehltritt vor. Aber auch das Verhältnis der Konstantinopolitaner 
zur alexandrinischen Weltära wäre nunmehr einmal ordentlich bis zu 
seinen letzten Konsequenzen zu untersuchen. 

Auch ein anderes wird nicht immer beachtet. Ich meine den Zu- 
sammenfall von bestimmten Wochentagen mit einem gegebenen Datum 
in Fällen, wo wir bei Autoren oder auf Inschriften sowohl Weltjahr 
und Indiktion als auch Monats- und Wochentag mit angegeben finden. 
Es wird z. B. allgemein angenommen, Konstantin der Große sei im 
Mai 337 am Pfingsttage gestorben.) Und doch mufs diese Angabe 
falsch sein. Denn, indem die griechische Kirche den geheiligten Kon- 
stantin am 21. Mai feiert, welches Datum sich augenscheinlich auf 
seinen Todestag bezieht, können wir durch Berechnung ausfindig machen, 
dafs der 21. Mai 337 nicht der Pfingsttag selbst, sondern der Vortag 
dieses Festes war. Auf dieselbe Weise hat der Bischof von Korfu, 
Msgr. Eustathios Vulismas, bewiesen?), dafs der 29. Mai 1453 (Dienstag), 
an welchem Tage die Einnahme Konstantinopels durch die Türken statt- 
gefunden hat, nicht in die Pfingstwoche fällt, wie man gewöhnlich an- 
nalım, sondern auf die unmittelbar darauf folgende Woche. 

Eine ähnliche Revision des Zusammenfalls von ausdrücklich be- 
zeugten Wochentagen mit bestimmten Daten, welche ich an den bischöf- 
lichen Inschriften des mittelalterlichen Athens vorgenommen habe und 
worüber ich mir auf ein anderesmal eine gelegentliche Mitteiluf®& vor- 
behalte, hat eine neue Stütze für die von Hopf“) bekanntlich angezweifelte 
Echtheit dieser wichtigen Dokumente der mittelalterlichen Geschichte 
Athens gewährt. 

Auch sonst kann die besonnene Benützung von kirchlich bezeugten 
Daten eine wünschenswerte Bereicherung der chronologischen Ansätze 


— [m nr 


1) S. die Quellen bei Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit II 237 
Anm.5. Vel. auch Burkhardt, Die Zeit Constantins des Grofsen S. 339. Zu 
beachten ist, dafs das Chron. Pasch. I 532, 22 den 22. Mai als Pfingst- und Todes- 
tag des Kaisers angiebt. 

2) Agovoloyixòv rapepyov in der Zeitschrift Dorje B. XIV (1891) 25 ff. 

3) Geschichte Griechenlands, vom Beginn des Mittelalters bis auf unsere 
Zeit (Allgemeine Encyklopidic von Ersch und Gruber I 85, 114). — Vgl. Grego- 
rovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter I 208 Anm. 2. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 197 


für die politische Geschichte liefern. Wir wissen z. B., dafs Kaiser 
Marcianus im Februar 457 gestorben ist; unbekannt blieb aber sein 
Todestag. Warum sollen wir denn nicht annehmen, dafs dieser Tag 
der 17. Februar ist, an welchem die griechische Kirche das Andenken 
des geheiligten Kaisers feiert? 

Bei der weitgehenden Einmischung der Kirche und der Mönche 
in die politischen Angelegenheiten von Byzanz kann ich die Not- 
wendigkeit der Abfassung einer byzantinischen Monasteriologie nicht 
genug betonen. Die Geschichte der Kirchen und Klöster Konstanti- 
nopels ist schon der Gegenstand von speziellen Arbeiten geworden, in 
denen sich besonders Paspatis') hervorgethan hat. Ebenso hat Hagion ' 
Oros, der Klosterberg xer’ é£oyv, die Aufmerksamkeit von griechischen 
und ausländischen Gelehrten auf sich gezogen. Damit ist aber nicht 
alles gethan. Litteratur und Kunst, Politik und Kirche sind in der 
byzantinischen Welt mit dem Klosterleben so sehr verwachsen, dafs 
man nicht umhin kann, eine genaue Erforschung aller während des 
‚ Mittelalters in den griechischen Ländern vorhandenen Klöster zu er- 
heischen. Topographie und Geschichte, Bibliotheken und Archive, Ver- 
waltung und Einfluís jedes wichtigen Klosters auf die politische, die 
Kirchen- und Kulturgeschichte von Byzanz und ein vollständiges Ver- 
zeichnis der sonstigen nur dem Namen nach bekannten Klöster wäre, 
der Gegenstand und der Zweck einer solchen Monasteriologie, welche 
wegen der häufigen Erwähnung von Klöstern in Subskriptionen auch 
für die geschichtliche und geographische Erforschung der griechischen 
Paläographie von höchster Bedeutung werden miifste. 

Ebenso wäre eine Vervollständigung und Erweiterung der Bischofs- 
kataloge erforderlich. Seitdem Lequiens Oriens christianus erschienen, 
ist lange Zeit verstrichen; das Material ist durch die inzwischen ge- 
machten Studien und Entdeckungen reichlich angewachsen, und vieles 
ist berichtigt worden. Von den Patriarchen Konstantinopels abgesehen, 
für welche nun Gedeons Werk?) vorliegt, sind selbst die Patriarchen- 
stühle der griechischen Kirche in der letzten Zeit nicht der Gegenstand 
von zusammenhängenden Arbeiten geworden, A. v. Gutschmids Arbeit 
über das Patriarchat von Alexandrien?) ausgenommen. Weit mehr noch 


1) Bufayriva) peletar. "Ev Kovoravrıvovnölsı 1877. 

2) IIergınpzınol mlvanes. Elönosız iorogixal Broyeagixal rep! TÜV ratoraogòv 
Keverartivovzdismg áxo ’Avdotov tod nowronintov pézots “Imaxelu I” rod áxo 
@sacalovixng 36—1884. Konstantinopel. Lorenz und Keil. Zwei Bünde 1885—90. 

8) A. v. Gutschmid, Verzeichnis der Patriarchen von Alexandrien. Kl. 
Schriften II 395 ff. Leipzig 1890. Hier sind auch die dare ~ ~ han Arhoiten 
des Griechen Mazarakis zu erwähnen. 


198 I. Abteilung 


kann das von den Bischofsstühlen gesagt werden, mit Ausnahme von 
nur wenigen. Trotzdem sind mehrere Hunderte von Bischöfen dem 
Lequienschen Oriens christianus hinzuzufügen und viele seiner Daten 
zu berichtigen. Von einer neuen Ausgabe dieses grofsartigen Werkes 
wird man zwar vorläufig absehen müssen; wohl könnte man aber an einen 
mit den neuen Funden versehenen Auszug von Lequien denken. An 
diese Arbeit wäre aber noch etwas anderes anzuschliefsen, eine neue 
so weit wie nur möglich vollständige Ausgabe der Notitiae episco- 
patuum. Partheys Ausgabe ist für die jetzigen Anforderungen unge- 
nügend. Seit 1866, dem Jahre ihres Erscheinens, sind mehrere neue 
Notitiae bekannt gemacht und herausgegeben worden; vieles steckt 
noch unbekannt in den Bibliotheken. Gelzer') hat indessen den rich- 
tigen Weg zur kritischen Benutzung dieses reichen Materials vor- 
gezeichnet. | 

Von alledem abgesehen, mufs man auch an ein Wörterbuch der 
byzantinischen Eigennamen denken. ‚Jeder versteht, was ein solcher 
byzantinischer Pape-Benseler den byzantinischen Studien für Dienste zu - 
leisten geeignet wäre. Man weils ja, wie unvollständig die meisten der 
Namenindices der Pariser-Bonner Byzantina sind; und dazu- vertreten 
keineswegs die Historiker allein den grofsen Vorrat von Familien- und 
„Ortsnamen, welche aus Kirchenschriftstellern, aus den Acta Sanctorum, 
aus Schriftstellern jeder Art, aus Bleibullen und sonstigen Quellen zu- 
sammengebracht werden können. Es genügt, blofs daran zu erinnern, 
dafs allem in dem jüngst aus dem Nachlasse des Kardinals Pitra?) von 
Battandier herausgegebenen Werke des Demetrios Chomatianos gegen 
vierhundert Familiennamen vorkommen. Was es aber hiefse ein gutes 
Wörterbuch von Eigennamen zu haben, kann derjenige verstehen, 
welcher mitten in weitläufigeren byzantinischen Studien begriffen oft 
ratlos dasteht und die mühsame und zeitraubende Arbeit des Selbst- 
aufsuchens übernehmen mufs. Erst dann aber, wenn ein solches Wörter- 
buch existieren wird, kann man zur Abfassung einer byzantinischen 
Genealogie schreiten, deren Wert für die Geschichte ein unberechen- 
barer sein wird. | 

Ebenso interessant wäre es, cine vollständige und kritisch ge 
säuberte Sammlung von vergleichenden Tabellen geographi- 
scher Namen herzustellen. Einige Specimina von solchen für die 
byzantinische geographische Nomenklatur wichtigen Denkmälern giebt 


1) Georgii Cyprii descriptio orbis Romani. Accedit Lconis imperatoris diaty- 
posis genuina adhuc inedita. Lipsiae 1890. 

2) Analecta sacra ct profana Spicilegio Solesmensi parata. Turis ecclesiastici 
(iraecorum selecta paralipomena. Parisiis 1891. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 199 


Parthey.!) Es wird aber weit mehr ähnliches in den Handschriften 
aufbewahrt. Damit wären die interessanten, wenn auch spärlichen, 
meistens dem Coislinianus entnommenen Randscholien zur Geographie 
des Ptolemäus zu vergleichen, welche ähnliches Material enthalten. 
Um endlich noch eines unserer allerwichtigsten Desiderata nur 
kurz zu berühren, wer sieht nicht ein, wie sehr die historischen Studien 
durch den Mangel eines byzantinischen Marquardt-Mommsen ge- 
hemmt werden? Der byzantinische Staat fulst zwar, was Organisation 
und Verwaltung betrifft, auf dem römischen, dessen Nachkomme er im 
Orient ist. Aber das kann nur bis zu einem gewissen Punkte gelten. 
Nach Diocletian kommt Konstantin, aber nach Konstantin kommt Ju- 
stinian und diesem folgen die Bilderstürmer, deren segensreiche Insti- 
tutionen von der Reaktion abgelöst werden. Die Genesis und der 
Verfall des byzantinischen Iteiches können ohne die eingehendste Ver- 
fassungs- und Verwaltungsgeschichte nicht gehörig verstanden und ge- 
würdigt werden. Was wir in dieser Richtung an Vorarbeiten zu 
verzeichnen haben, ist überaus dürftig. Die Rechtsgeschichte aus- 
genommen, welche in Mortreuil, Heimbach und besonders Zuchariá 
von Lingenthal ihre Meister gefunden hat, sind zu einem Hand- 
buch der Staatsaltertiimer von Byzanz nicht einmal die Grundrisse 
gezeichnet. Erst in neuester Zeit haben die Russen begonnen, für 
die ökonomischen Fragen, für die Feldwirtschaft, für das Feudal- 
wesen bei den Byzantinern sich zu interessieren. Solche Arbeiten, 
welche sich der von Kalligas über die Adscripticii bei den Byzan- 
tinern?) würdig zur Seite stellen, sind höchst willkommen, sind aber | 
leider noch äufserst spärlich. Kaum haben wir aufser den erwähnten 
Schriften einige Monographieen, worunter die von O. Ellissen über 
den Senat?) und die von Eduard Gebhardt über das Verpflegungs- 
wesen von Konstantinopel.*) Kann aber auch nur annähernd gesagt 
werden, dafs wir eine definitive Untersuchung der wichtigen Frage über 
die Entstehung und Fortbildung des Themenwesens bei den Byzan- 
tinern besitzen? Wissen wir auch nur, waun die in den Chrysobullen 
und bei Autoren der späteren Kaiserzeit gelegentlich vorkommenden 
kleineren Themen?) entstanden sind, welche nur Bruchstücke der grofsen 


— 





1) Hieroclis Synecdemus etc. Berolini 1866 S. 311 ff. 
2) ITsgl dovloxaeorxiag mage 'Popoiors nal Butavtlorg nal regl pocoloyix&r 
Biaradisoy in Kalligas’ Melérou xo) Aoyoı. Athen 1882 S. 183—304. 

8) Der Senat im oströmischen Reiche. Göttingen 1881. 

4) Studien über das Verpflegungswesen von Rom und Konstantinopel. 
Dorpat 1881. 
5) Ich erwähne z. B. das Thema Bovsaıya in Thessalien, welches in der von 
mir im J4sirloy 155 ‘lorog. ual ’ESyol. érarging I 113 ff. herausgegebenen Gold- 


200 I. Abteilung 


aus Konstantin Porphyrogennetos bekannten sein dürften, und welches 
ihre Namen und ihre Anzahl sind? Ein ganzes höchst wichtiges Gebiet, 
das Zoll- und Steuerwesen bei den Byzantinern, ist meines Wissens 
durch nicht eine Arbeit vertreten, obschon Autoren, Goldbullen und 
Bleisiegel soviel darauf bezügliches Material bieten. Dasselbe aber gilt 
von vielen anderen Aufserungen des Staatslebens, die Bevölkerung» 
statistik des Reiches nicht ausgenommen. 

Selbst mit zeitlicher oder örtlicher Beschränkung ist die Ver- 
waltungsgeschichte des byzantinischen Reiches selten der Gegenstand 
von einzelnen Arbeiten geworden. Rambauds einschlägige Schrift 
über den byzantinischen Staat in der Zeit des Konstantin Porphyro- 
gennetos'), Calisses?), Diehls*) und Hartmanns‘) Untersuchungen 
über die Verwaltung Italiens unter den Byzantinern und Courets 
Arbeit über Palästina unter den griechischen Kaisern*) bleiben noch 
immer die einzigen Proben solcher Detailforschung. Ganz besonders 
bedarf die Entwickelung einzelner byzantinischer Hofämter noch sehr 
der Aufklärung. 

Auch der griechische Handel während des Mittelalters mufs der 
Gegenstand von neuen Untersuchungen werden. Man wird mir nicht 
entgegnen, dafs Heyds epochemachende Schrift jede weitere Arbeit 
überflüssig mache. Besonders ist der orientalische Handel der Byzan- 
tiner neu zu untersuchen und ihre Seidenindustrie vollständiger zu 
studieren. In mancher Hinsicht sind wir in der Geschichte des byzan- 
tinischen Handels nicht weiter gekommen als Hüllmann.®) 

Was wir aber von den Staatsaltertümern gesagt haben, gilt auch 
von den Privataltertümern. Die Byzantiner in ihrer Kleidung, in 
ihrem Hausleben, bei ihren Mahlzeiten und ihren Begräbnissen sind 
nur beiläufig betrachtet, nie der Gegenstand einer speziellen Unter- 
suchung geworden.) Von Dürftigkeit des Materials kann keine Rede 





bulle von Andronikos Paliologos (1239) angeführt wird. Hierher gehört auch das 
Thema ‘Paurößov aus dem Jahre 1282 bei Sakkelion Tarpon? Bıßlıodnan Cod. 
noe. S. 141. 

1) L'empire Grec au dixième siècle. Constantin Porphyrogénète. Paris 1810. 

2) Il governo dei Bisantini in Italia. Torino, Bocca 1885. 

3) Etudes sur Padministration byzantine dans l’exarchat de Ravenne (568—751). 
Paris 1888. 

4) Untersuchungen zur Geschichte der byzantinischen Verwaltung in Italien 
(540--750). Leipzig 1889. 

5) C. A. Couret, La Paléstine sous les empereurs grecs. Grenoble 1869. 

6) Geschichte des byzantinischen Handels. Frankfurt 1808. 

7) Krause, Die Byzantiner des Mittelalters, gehört zwar hierher, entspricht 
aber den Anforderungen einer streng wissenschaftlich durchgeführten Arbeit nicht. 


Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 201 


sein. Die Quellen sind reich genug, besonders wenn man sich nicht 
nur auf die Autoren beschränken, sondern auch die Monumente heran-* 
ziehen möchte. Vor allem ist dieses vom byzantinischen Kostüm zu 
bemerken, welches einer eingehenden Detailforschung bedarf und bei 
Weifs nur nebenbei berücksichtigt wird. Die Autoren würden aller- 
dings kaum genügen, uns einen klaren Einblick in das Kleidungswesen 
der Byzantiner zu gewähren; was aber die Litteratur nicht .geben 
kann, vermögen reichlich die Münzen, die Elfenbeinschnitzereien, die 
sonstigen Skulpturwerke, vor allem aber die Mosaiken und Miniaturen 
zu ersetzen. | | 

Ähnliche Aufgaben könnte ı man für das Studium der Kirchen- und 
Kunstgeschichte aufstellen; ich erachte es aber für zweckmälsiger, solche 
Andeutungen auf Erweiterung der Forschung den kompetenten Fach- 
gelehrten ans Herz zu legen. Doch freut es uns zu sehen, dafs das 
Iüteresse für die byzantinische Kunst schon so weit gediehen ist, dafs 
selbst Fernerstehende zu erkennen begonnen haben, wie wichtig die 
allgemeine Förderung des Studiums derselben worden kann. Man hat 
ja neulich französischerseits angedeutet, dafs die Beschäftigung mit der 
byzantinischen Baukunst zu einer der Hauptbedingungen für die Sti- 
pendiaten des Prix de Rome werden mufs.') Und ist es andererseits 
nicht ein sehr günstiges Zeichen der Zeit, dafs jüngst die Grazer und 
die Leipziger Universität Professuren der Kunstgeschichte mit Byzanti- 
nisten, aneinen Freunden Strzygowski und Brockhaus, besetzt haben? 

Es war nicht mein Vorhaben, hier ein systematisches Programm 
der byzantinischen Studien aufzustellen; ich wollte mich vielmehr darauf 
beschränken, einige Gedanken über die Mängel unserer Hülfsmittel und 
unserer Forschungen auseinanderzusetzen, wie sie mir gerade in die 
Feder flossen. Es ist nicht alles neu, was ıch hier bemerkt habe. 
Mancher Fachgenosse hat sich ohne 7, weifel bei seiner Arbeit über 
dieselben und ähnliche Steine des Anstofses zu ärgern gehabt. Vieles 
ist noch pium .desiderium und wird noch lange ein solches bleiben. 
Aber von manchen der erwähnten Desiderata darf man wohl hoffen, 
dafs sie in Bälde erfüllt werden. Nur müssen wir erst ordentlich zum 


Bewulstsein unserer Aufgaben gelangen. 
Athen. Spyr. P. Lambros. 


a OU nn en me mn 


1) Salon 1891 8. 42. 
Byzant. Zeitephrift I 2. 


Studien zur Textgeschichte des Zonaras. 
Kapitel 1. ° 
Die editio princeps. 


Als Hieronymus Wolf das Geschiehtswerk') des Zonaras zum ersten 
Male im Jahre 1557 herausgab, richtete der fleifsige?) und unermüd- - 
liche Gelehrte ein ziemlich umfangreiches Vorwort?) an Anton Fugger 
(1493—1560), dessen Bibliothek er verwaltete; war es ja doch über- 
haupt erst durch die freigebige Unterstützung jenes Maecenas möglich 
geworden, den Byzantiner Zonaras, dessen Bedeutung man ‘in jener Zeit 
in gewisser Weise zu überschätzen pflegte, dem‘ gelehrten Publikum 
zugänglich zu machen. Auf der neunten Seite dieser praefatio?) nun 
giebt Wolf über die fünf Handschriften, welche er bei seiner Ausgabe 
zu Grunde legte, genaue Auskunft mit den Worten: ... nisi plures 
mihi codices suppeditati fuissent: quorum tres e tua bibliotheca ac- 
cepi, magnis sumptibus Constantinopoli comparatos, opera atque mdustria 
egregil viri, et prudentia longinquis peregrinationibus, Vlyssis exemplo, 
ac multo rerum usu parta clari, IOANNIS DERNSCHVVAM°), qui 

1) Der richtige Titel desselben ist nach den besten Handschriften ¿xeropi) 
iotogLoòv (s. mein. Aufs. i. d. comment. Fleckeis. S. 123 Anm. 1). 

2) Ducange (praef. Zon. p. XVIIF Bo) citiert aus der Vorrede der Ausgabe 
des Nonus, welche Hieremias Martius 1568 veranstaltete, derselbe, der einst dem 
Hieronymus Wolf bei der Edition des Zonuras wacker geholfen hatte: (Wolf 
praef. Zon. p. 9: quem [seil. codicem Viennensem] totum, adiutore Hieremia 
Martio, praeclarae indolis adolescente (cuius in hoc Opere Graece Latineque ex- 
seribendo, solerti et fideli opera sum usus) contuli) folgende den Fleifs Wolfs 
ehrende Worte: |Wolfius] ob afflietam "vuletudinem, a qua fere nunquam ob 
assiduum in litteris studium, ut ego quidem existimo, liber est. 

3). Wolf datiert dasselbe genau: Augustae Vindelicorum, ex Bibliotheca 
herili: Calendis Nouembris, Anno a natiuitate Domini MDLVI. | 

4) Dumit stimmien genau seine Angaben in den castigationes et variae lec- 
tiones in primum tomum loannis Zonarae nach $. 223 des 1. Bandes der Ausgabe. 

5) Johann Dernschwam von Hradiczin geb. am 23. Mai 1494 (s. Lambecius I 
p. 70 ff.) hatte auf seinen weiten Reisen (5. von Mosel, Gesch. d. k. k. Hof bibl. 
zu Wien $. 26) eine kostbare Bibliothek gesammelt, welche zum. grofsen Teil 
nach seinem Tode der kaiserlichen Bibliothek zu Wien zufiel (a. a. O. S. 26). 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 203 


in fronte uetustissimi illius codicis haec verba seripsit: „Chronicon 
IOANNIS ZONARAE, duobus Tomis distinctum, quorum prior histo- 
riam Iudaicam potissimum, ab exordio mundi usque ad Hierosolymorum 
excidium, alter Imperatorum tam Graecorum quam Romanorum res 
gestas usque ad Alexii Comneni obitum complectitur: anno Domini 
1554. Constamtinopoli in Pera siue Galata (quam olim Kégag siue 
Cornu appellatam putant) 150 ducatis Hungaricis emi, a magnifico 
domino Antonio Cantacuzeno!): cuius familia, dum res Byzantina stetit, 
Imperatoria fuit, nunc sub Tureico dominatu ad priuatam conditionem 
- redacta est, ab eoque rogatus sum, ut hoc opus aliquando excuderetur, 
et impressi codicis sibi copia fieret ob Zonaram conseruatum. — Prae- 
terea secundum Zonarae Tomum de Imperatoribus, conferendi gratia 
ab Alexandro Chartophylace*) triginta ducatis Hungaricis comparaui. — 
Alium item Zonarae libellum de rebus Imperii et Ecclesiae, a Constan- 
tino usque ad Iustinianum imperatorem ex uetusto codice transscribendum 
curaui.“ Allein aufser diesen drei Fuggerschen Handschriften konnte 
Wolf noch zwei andere Codices benutzen; denn er fährt fort „Quartum 
codicem, qui a Constantino Magno incipiebat, omnibus ornamentis 
amplissimi uiri, domini et Mecoenatis mei, IOANNIS IACOBI FUG- . 
GERI bibliotheca instructissima suppeditauit. Denique praeter omnem 
spem et expectationem meam accessit Viennensis bibliothecae codex 
integer, benignitate singulari clarissimi uiri et senatoris regii, domini 
GASPARI a NYDPRUG, etc. ultro suppeditatus: quem totum .. con- 
tuli et multas nostri codicis lacunas expleui.“ Da nun die alten Fugger- 
schen Bibliotheken schon seit langer Zeit veräufsert worden smd, im 
Fuggerschen Familienarchiv aber eine Handschrift des Zonaras, wie mir 
auf Bitten der Privatsekretär Seiner Durchlaucht des Fürsten Fugger- 
Babenhausen freundlichst mitteilte, nicht vorhanden ist, so war es 
natürlich die Codices in München zu suchen. In der That weist die 
Münchner Hof- und Staatsbibliothek drei Handschriften der Annalen 
des Zonaras auf, deren genaue Kenntnis und Kollation mir durch die 
gütige Vermittlung des Direktors derselben, des Herrn Dr. Laub- 
mann, möglich geworden ist. Da nun aber auf dem ersten Blatte des 
cod. graec. Monac. Nr. 324 der oben genannte Dernschwam fast das- 
selbe?) notiert hat, was Wolf a. a. O. angiebt, so schliefst Hardt 
scheinbar mit gröfstem Rechte p. 306 „Ex praefatione editionis Basi- 
leensis 1557 f. ubi haec etiam notata sunt, constat, hunc librum ad 


1) 8. Crusius, Turcograecia p. 203. 
2) S. Crusius, Turcogruecia p. 203. 
3) 8. Hardt catal. p. 306. 


204 I. Abteilung 


bibliothecam Anton. Fuggeri esse emptum opera atque industria ... 
Ioan. Dernschwam. Ex hac enim bibliotheca Hier. Wolfio editori sup- 
peditatus hic liber fuit“ Jedoch findet sich in der Vaticana ein codex. 
Palatinus des Zonaras'), über welchen Stevenson (Codices mseti Pala- 
tini Graeci bibl. Vat. Rom. 1885) S. 148 f. folgende Auskunft giebt: 
271. Bombyc. in f. varia manu saec. XIII, fol. 287; madore male ha- 
bitus, pluribus etiam foliis avulsis. Olim lo. Dernschwamii (de Hradiczin). 
Ioannis Zonarae chronicon, in tufuara duo divisum, quorum prius f. 1 
posterius f. 125. Lemmata plura in margine, aevo fere deleta, restituit 
Sylburgius, qui textum etiam pluries rescripsit. Clauditur nobilissimus ‘ 
codex his possessoris verbis „Emi ego Io: Dernschwam CPoli anno Dni 
1554 in Pera siue Galafa, a Magnifico Dno Antonio Kantacuseno pro 
Centum et Quinquaginta Ducatis Hungaricis in auro. Fuerunt autem 
familiae Kantacusenorum olim Imperatores CPolitani, nunc vero priuati 
homines. Et ut liber iste aliquando inprimatur, rogavit dictus Anto- 
nius Kantacusenus, atque sibi impressi Exemplaris copia fieret in gra 
tiam conseruati Authoris Zonare (sic). Nactus sum propterea secundum 
tomum Zonare de Imperatoribus iterum, quem conferendi gratia emi a 
Dno Alexandro Chartophilaco (sic) pro Triginta Ducatis Hungaricis in 
auro. Item et alium Libellum Zonare de Rebus Imperii et Ecclesiae 


1) In dem Kataloge der griechischen Handschriften der Palatina, welchen 
Sylburg nach Erwerbung des reichen Bücherschatzes von Ulrich Fugger (geb. 
20. April 1526, + 25. Juni 1584) im Auftrage des Kurfürsten Friedrich IV verfafste 
(s. |Mieg] Monumenta Pietatis et Literaria . . Francof. ad M. 1701 Ip. 1 ss.), 
verzeichnet der sorgsame Heidelberger Bibliothekar S. 57 Nr. 202 Ioannis Zonarue 
pars ca quae est de Caesaribus historia ab Augusto usque ad loannem Comnenum 
fol. (s. S. 208 f) und S. 82 Nr. 271 Ioannis Zonarae chronicon vetus et bonae 
notae, sed madore obliteratum et mutilum fol. Dafs auch in der Vaticana die- 
selben Handschriften dieselbe Bezifferung behielten, ist nicht wunderbar; denn es 
befand sich in dem büchergierigen Rom schon vor der grauenvollen Katastrophe 
vom Jahre 1622 die Abschrift eines Katalogs der griechischen Handschriften 
(8. Serapeum VI 136) der Palatina, welcher bei der Ordnung der geraubten 
deutschen Schätze in Rom zu Grunde gelegt ward. Allein es liefse sich nun 
weiter vermuten, dafs bei den nahen Beziehungen Dernschwams zum Geschlechte 
der Fugger derselbe sich auch mit Ulrich Fugger ‘in Verbindung gesetzt und 
diesem den cod. 271 verkauft habe, zumal bei dem gespannten Verhältnis 
Ulrich Fuggers zu all’ seinen Verwandten kaum daran gedacht werden konnte, 
dafs je der listize Handel Dernschwams an das Licht kommen würde. Jedoch in 
dem Inventarienverzeichnis des Besitzes Ulrich Fuggers, welches sich in der 
Hamburger Stadtbibliothek befindet, ist — wie mir gütigst der Direktor derselben 
mitteilt — nur eine Zonarashandschrift p. 533 mit den Worten angeführt: “Zonarae 
historia in quart’ (em. in ‘fol.’) ‘num 10. Auff Pergament geschriben’. Dieselbe 
könnte, wenn man aus dem Material schliefsen dürfte, sehr alt gewesen sein: wo 
sie hingekommen ist, vermag ich zur Zeit nicht zu sagen. 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 205 


a Constantino usque ad Iustinianum Imp: quem ex vetusto codice 
transscribere feci. Extat apud quemdam Cpoli sacerdotem Liber Zonare 
de Rebus Ecclesiasticis Regalis etc. (sic) Es liegen somit zwei im 
allgemeinen’ vollständige Handschriften des Zonaras vor, welche beide 
einst Dernschwam!) besessen und beide mit fast denselben Einträgen 
über die von ihm erfolgte Erwerbung versah. Wahrscheinlich hat er 
beide Handschriften angekauft und durch seine handschriftlichen Be- 
merkungen jede einzelne zu einer Seltenheit gestempelt, am dann 
schlau wie der viel verschlagene Odysseus, mit dem ihn oben Wolf ver- 
glich, die einzelnen recht teuer an verschiedene Bücherfreunde zu ver- 
kaufen. Mag dem sein, wie ihm wolle, aus der Übereinstimmung der 
Angaben Dernschwams in der Wolfschen Handschrift mit den Kin- 
trägen im Münchner cod. Nr. 324 darf durchaus nicht ohne weiteres 
gefolgert werden, dals Wolf gerade die genannte Münchner Handschrift 
benutzte und nicht vielleicht den Palatinus. Allen wir sind in der 
glücklichen Lage die Münchner Handschrift ganz genau zu kennen; 
denn es ist dieses Manuskript erstens. von Pinder in seiner Zonaras- 
ausgabe für die praefatio und Buch 7—12 kollationiert worden (Zo- 
narae annales ex rec. Mauricii Pinderi I p. VI); dann hat auch Dindorf 
denselben Codex fiir das ganze Werk des Zonaras verglichen und eine 
Reihe wertvoller Nachtrige gegeben (Zonarae epitome historiar. ed. Lud. 
Dindorfius V p. II—CXLVI); endlich .hielt ich es für geboten für 
das 13. bis 18. Buch diese Handschrift, die wir mit Pinder kurz C 
nennen wollen, nochmals zu vergleichen. Es giebt nun Wolf über 
seinen codex Constantinopolitanus, wie er diese Handschrift gewöhnlich 
nennt, in seltneren Füllen ausführliche Angaben in den dem 1. Bande 
S. 224 ff. angefügten castigationes et variae lectiones. Um diese genau 
zu kontrollieren, stelle ich Dindorfs Angaben über C gleich gegenüber. 
I p. 6, 16 W (I p. 16, 11*)): elg Épyor tic ¿vdvurozos: Beds gore wiv] 


Wolf I p. 225. | Dindorf p. V. 
Cpolitanus codex hic mutilus - post illud ¿vdvuxozws . . codex 
est .. Haec autem sunt lacunis eodem versu continuo pergit his 
interpolata: ¿vdvuosos xark toy sex versibus, quos ego repeti ut . 
Gvtos oùpavourxy BeoAdyov yey- sunt in illo divisi 


1) Die Übereinstimmung der Handschrift im Münchner cod. gr. 324 und 325 
l&fst einen Zweifel an der Echtheit dieser Einträge nicht aufkommen; die hand- 
schriftlichen Züge im Palatinus habe ich nicht gesehen, doch glaube ich auch 
hier an einen wirklichen Eintrag von Dernschwams Hand. 

2) Die Zitate aus byzantinischen Schriftstellern sind, wenn nichts anderes 
ausdrücklich bemerkt wird, nach der Bonner Ausgube gegeben. 


206 


yó0u0v ovta diayoa vodv Ta 
natéqu xal viòv xal nvedpa TO 


äyıov. & Y Bedtns yonyogiov ovras - 


to Beiov xowror uèv etc. 


I. Abteilung 


x: 
ta tov Övrog ovpavouxn Deodó-: 
yov yonyderov (4 fere litt. spat.) 

- obra de Siarpa-j 

(8 fere litt. spat.) voöv (6 fere litt. 

spat.) ra (8 fere litt. spat.) 

toa xal viov xal ave to Eyuov: à 

4 deóras (3 fere litt. spat.) 

(dimidius versus vacuus) yenydgsor 

oros” td Belov | aPÓTOV pir 
ete. 


- Lp. 6, 54 W (Ep. 19, 1): avsd6dn xal onéquara. ¿Der yag Exocuor 
oveay thy piv xoounBijvar taîs MES... 


Wolf a. a. 0. 

Cpolitanus codex habet dvedd On, 
oo EVTEÜDEV avapaivestat nodre- 
gov Uxoouov obdav Tv yiv, xo- 
oundeloav tais nda etc. 


Dindorf a. a. 0. 
xol onéguara’ ¿der yop] ds év- 
teddev avapaiveddar rpóregor. 
x06u79 iva] dev margo r., quum 
deberet sioav. 


I p. 7, 14°W (Ip. 19, 14): ch xéurry d abdıs tóv fused ... 


Wolf a. a. O. 

Cpolitanus mutilus est hoc loco. 
ce . . . x ‘= | x 
Sic enim in eo legitur xerd dè Tv 
MEUNTNV uéQuv te piv data Mav 
JÉVOZ AtTHV@Y HQOÏYAYOV, Y Vi] 
puyav Eó0xv, tetocmoda oa Tu 
Delov ¿Eñxto GUunavra TOÓGTAY UL. 


Dindorf a. a. O. £ 
xara O& THY nEunTNv Tuépav rà 
uëv dara mv yevos TTNVÍÓV xgo- 
iyayov, Y yh O adds puxa» 
Éooav, Terganode fa: To Heiov 
eENATO OÚUTAVEO TPÓCTOY UL. 


I p. 9,5 W (Ip. 24, 14): ¿xevónos nai moóros Opovs érnéaro. 


Wolf I p. 226. 

Alter codex hoc loco mutilus, 
haec dumtaxat habet: ¿mevónse, 
tovta yevvärcı maig Évog & od 
paidad, ag’ où padedeni. tò dl 
padovocla tixreta. Aapiy vids. 


Dindorf p. VI. 
ENEVONGEV" TOUTO Yevvata mais 
Eva, EE ob yaldad, dp’ ob uale- 
leña: TO dè padovodia tixrera 
Acueg vids. 


Gegenüber diesen offenbaren Ubereinstimmungen des Constantinopoli- 
tanus mit der Münchner Handschrift C — die kleinen Abweichungen 
erklären sich daraus, dals Wolf, wie wir auch anderwärts sehen werden, 
nicht mit der uns geläufigen Genauigkeit zu Werke ging — könnte 
man mit Berücksichtigung der oben gegebenen Anhaltepunkte wohl 
schon jetzt ohne weiteres zugeben, dafs Cpolitanus und C identisch 
sind. Jedoch es kommt noch eins hinzu. Wie nämlich bereits Dindorf 
bemerkte und ich aus Autopsie bestätigen kann, findet sich vom Anfang 


Th, Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarar 207 


bis zum Schlufs der Handschrift eine manus recens, welche bald mehr, 
‘bald weniger nachträgt oder durch eigentümlich geformte Sternchen 
eine Stelle fixiert. Die schwarze Tinte, mit welcher diese Korrekturen 
geschrieben sind, ist bald glänzend schwarz, bald merkwürdig verblafst; 
da aber die Schriftzüge dieselben sind, ja es sich sogar findet, dafs 
mitten im Worte die schwarze Färbung allmählich schwindet und in 
eine eigentümlich gelbliche Farbe übergeht, so wäre es verkehrt an 
zwei verschiedene Hände zu denken. Walrscheinlich war diese schwarze 
Tinte nicht gut gemischt, so dafs der Schreiber, wenn er die Gänse- 
feder stark gefüllt und bis -auf den Grund des Tintenfasses eingetaucht 
hatte, glänzend schwarz schrieb; tauchte er jedoch nur flüchtig ein, so 
begann sich die Tinte rasch zu entfärben und zu vergilben. Schon 
Pinder hat nun, wie die mir vorliegenden Zettel und kurze Notizen 
von seiner Hand beweisen, vermutet, dafs die korrigierende Hand die 
Wolfs sei; diese Vermutung können wir zur Sicherheit erheben. Auf 
der Münchner Hof- und Staatsbibliothek findet sich ım Briefwechsel 
des Camerarius (Band 20 der collectio Camerariana) unter Nr. 297 ein 
Brief von Hieronymus Wolf aus dem Jahre 1566, in welchem eine 
Reihe griechischer Worte angeführt sind. ‘Vergleicht man nun Wolfs 
griechische Schrift (s. S. 216 Nr. 1) mit den auf Seite 537" des codex C 
(s. ebd. 2) oben von der manus recens ergänzten griechischen Worten 
zo ¿delo adrod EneAddvri, xal megwuevao brayayeodor tods Éxel 0 
6ov-. (Zonar. XVIII 18: vol. IV Dind. p. 226, 7), so ist es aufser allem 
Zweifel, dafs jene manus recens, welche die ganze Handschrift C nach 
einer anderen Vorlage!) durchkorrigierte, die Hand Wolfs ist. 

Diese andere Vorlage aber muls für die jüdische Geschichte und 
die römische Geschichte bis 146 v. Chr., d. h. von Buch 1 bis zum 
Ende des neunten Buches der codex integer Viennensis bibliothecae 
gewesen sein; denn alle übrigen Handschriften, die dem Herausgeber 
Wolf vorlagen, enthielten jene ersten neun Bücher nicht.*) Die Wiener 
Hofbibliothek®) nun besitzt zur Zeit drei Handschriften der Annalen 
des Zonaras. ,,1) Cod. hist. graec. XVI, Pergament, sehr schön ge- 


1) Die annotatio critica meiner Ausgabe der Bücher 13—18 wird wenigstens 
fiir diesen Teil des Zonaras zeigen, dafs an Konjekturen Wolfs im seltensten 
Falle zu denken ist. 

2) Wolf Ip. 224 “In hoc primo tomo [I—VI 29 weg) dv ev rois idioug ioroen- 
Orcera] duo tantum codices, Cpolitanus et Viennensis, usui mihi fuerunt. Nam 
reliqui tres, historiam ludaicam non habebant.’ 

8) Diese Notizen verdanke ich der gütigen Mitteilung des Herrn Hofrats 
Prof. Dr. Schenkl in Wien (vgl. aufserdem die ausführlichen älteren Angaben von 
Kollar, supplem. lib. I p. 632—642). 


208 I. Abteilung ° 


schrieben, ein Exemplar, wie sie im 15. Jahrhunderte!) für Fürsten 
ausgeführt wurden, folio, 478 Blätter. 2) Cod. hist. graec. XLIII, Papier, 
folio, 237 Blätter, saee. XV, enthält blofs die Geschichte des Zonaras | 
am Anfang verstimmelt. Beginnt mit xadov éx dt toúrov povaggeiodu * 
avdis angıBös fotavro (Zonar. X 32:-II p. 408, 15). Auf fol. 1 steht 
von einer jüngeren Hand (16. Jahrhundert) ein Monogramm, das sehr . 
schwer lesbar ist. Der mittlere Teil scheint, wenn man Gardthausen 
gr. Pal. S. 116 und 250 vergleicht, Tewgytov; in den beiden Buch- 
staben zu beiden Seiten könnte rod ZxvAiríy stecken — wenigstens 
ten ist so ziemlich sicher. Am Ende: ¿uxúgevpa. del dè ely Ded zag 
¿uv, danach von einer anderen Hand ein z. Z. nicht zu entzifferndes 
griechisches Wort, wahrscheinlich der Name des Besitzers. 3) Cod. 
hist. graec. LXVIIL, Papier, folio, saec. XV, 333 Blätter, von ver 
schiedenen Händen geschrieben, Zonaras aber von einer. Der Codex 
ist melrfaéh defekt, im Anfang verstiimmelt. Er enthält f. 1—201 
die Geschichte des Zonaras, f. 202—280 die Geschichte des Georgios 
Akropolites, f. 281 bis zum Sealuls ne prete des Isidoros Pelusiotes. 


Auf f 201" steht ¿rovs A 0X $ dazu bemerkt Lambecius 
(denn es ist seine Hand) 

1093 / 1586 

6909 

180 

Ergo seriptus hie liber anno Christi 1402.2) F. 1" beginnt &v atta 
qonuatitovia Tv ui xextquevov olxovg (Aonar. XIV 1: vol. II Dind. 
p. 253, 5).“ 

Der an zweiter Stelle erwähnte cod. XLIII mufs in irgend welchem. 
sehr nahen Zusammenhange mit einer Handschrift stehen, über welche 
bereits Leo Allatius*) (Ducange praef. p. XIX Bo) berichtet: “et inter 
codices Palatinos Romam advectos se vidisse eiusdem Zonarae historiam 
principio mutilam*) a monarchia Romana incipientem, in qua, etsi notis 

1) Diesem vorsichtigen Urteile gegenüber, das sich auch in der Vergleichung 
mit noch älteren Handschriften durchaus bestätigt hat, müssen wir die Angaben 
Kollars (p. 633 mihi quidem certum compertumque est, scriptum hunc librum 
nostrum facile esse omnium sui generis principem, et ipsimet Zonarae, nisi me 
omnia fallunt, couevum) als Übertreibungen zurickweisen. 

2) Wohl richtiger Kollar p. 642: ‘subnectitur nota chronica .. haec: ¿rovs 
SPD ivdix. # Anno ab orbe condito sexies millesimo nongentesimo nono (Christi 
1401) Indictione nona’. Man vergleiche aulserdem Gardthausen a. a. O. S. 457. 

3) de Georgiis p. 339. 

4) Leo Allatius giebt an der Anm. 3 angeführten Stelle auch die Nummer 
der Handschrift an: cod. 262 (wahrscheinlich ein Versehen oder ein Druckfehler 
für cod. 202, s. S, 204 Anm. 1). 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 209 


ab historia diversis, praefixum est Teagyiov tov ZuvAlrtin” Denn was 
jener Grieche angiebt, stimmt genau mit Stevensons Bericht, welcher 
a. a. O. S. 101 über einen cod. Palatinus des Zonaras in der Vaticana 
schreibt: 202 Chart. in f. varia -manu saec. XVI fol. 246 (Ioannis Zo- 
narae Annalium fragmentum, initio mutilum, ab Augusto usque ad 
Ioannem Comnenum) Inscribitur: Tewpyiov tod Zxviirín. Inc. .... 
zadov. dx dt tovtov uovapyeiota. addio dxgußüs Nokevro. Des. «el 
di ein sd yapıs, ¿uv (s. oben S. 208). 

Woher nun die verkehrte Überschrift Teweyiov tod Zxviirén in 
jenen beiden Handschriften, welche entweder auf ein gemeinsames Ori- 
- ginal zurückgehen oder von denen die eine aus der andern abgeschrieben 
ist, ihren Ursprung datiert, läfst sich, ohne Einblick in den Palatinus 
genommen zu haben, nicht bestimmen; gewifs hat aber unser Wolf zu 
seinem Zwecke diese Wiener. Handschrift ebenso wenig brauchen können, 
als die andere, welche die Nr. 68 trägt und, wenn man aus einer Stich- 
probe schliefsen darf, zu den jüngeren wertlosen Manuskripten zu 
zählen ist. 

Somit verbleibt nur der cod. hist. gr. XVI, der dem Herausgeber - 
Wolf ganz willkommen sein mufste, da diese Handschrift den ganzen 
Zonaras enthielt. Dieses Manuskript wurde auf Befehl des deutschen 
Kaisers Maximilian I, der Kunde von der Existenz dieses Codex erhalten, 
von Cuspinianus, welcher oft!) als Gesandter an den König Wladislaus II 
von Ungarn gesendet wurde, in der königlichen Bibliothek zu Ofen im’ ' 
Frühjahr des Jahres 1513 gesucht und gefunden.*) Der Kaiser, welcher 
ebenso wie Cuspinianus ängstlich um das kostbare Werk besorgt war, 
das nur entliehen wurde und baldigst nach Ofen an die Bibliothek 
zurückgeschickt werden sollte’), wünschte nun sebnlichst eine lateinische 


. 1) In einem Briefe vom 20. August 1515 an Jakob Villinger sagt Cuspinianus 
(de Caesarilus p. DCCXL) selbst über diese seine diplomatische Thätigkeit: ‘quin- 
que enim annis, ut scis, uoluo hoc saxum, quibus uigesies et quater in Hungariam 
Orator ivi.’ 

2) Aufser dem Zeugnis Cuspinians selbst (in Cassiod. Coss. p. 569: “Sie nuper 
cum Oratorem agerem Caesaris Maximiliani ad Hungariae regem Vladislaum, 
Diodori Siculi, Procopii, et Ioannis Monachi historias, hactenus latinitate non do- 
natas, et nostris incognitas, e tenebris erui?. p. 160 “Sex ego libros Graecos 
[Diodori] a decimo sexto usque uigesimum, reperi Budae, in Bibliotheca regia, 
cum illic oratorem Cacsaris agerem’. p. 487 ‘vetustus annalium codex qui ad 
meas manus pervenit') zerstreut alle Bedenken der Briefwechsel Maximilians und 
Cuspinians, den Kollar p. 634 ff. veröffentlicht. 

8) Maximilian schreibt (Kollar p. 635) am 5. Februar 1513 an Cuspinianus: 
* Et librum integrum remittemus ad dictum bibliothecam quanto citius’; als Cus- 
pinian gemeldet hat, dafs Joannes Monachus gefunden sei, erwidert der Kaiser — 
am letzten März 1513: ‘Gratissimum nobis fuit, quod habueris loannem Monu- 


210 I. Abteilung 


Ubersetzung des Zonaras zu haben; jedoch lehnte Pirckheimer (s. S. 209 
A.3 u. Kollar p. 639 f.) den Auftrag am 16. Mai 1515 ab. So ist denn, 
wie es die Gewohnheit Cuspinians war (s. Aschbach a. a. O. S. 302), 
die Bearbeitung griechischer Autoren seinen gelehrten Freunden zu 
übertragen, Angelus Cospus dazu veranlafst worden, welcher bereits im 
Jahre 1516 nach unserer Handschrift!) ein Stück des Zonaras (das 
Leben Alexanders des Grofsen, Zonar. IV 8—15, I p. 329, 17— 
355, 3: Philippi Macedoniae regis ex Olympiade uxore filius fuit 
Alexander, licet fabuloso quodam commento .... quaecunque ab se 
petebantur, -Iudaeis liberalitér concessit*)) lateinisch erscheinen liefs.*) 
Allein da Cospus bereits am 2. Nov. 1516 verstorben war, scheint der 
rastlose Cuspinianus seinen anderen humanistischen Freund Philipp 





chum, auctorem Graecum, pro quo mittemus unum nuntium specialem, cui cum 
bene occlusum et obvolutum dabis ad nos deferendum, quem faciemus fieri lati- 
num, et-postea ad te remittemus, ut possis Serenissimo Regi, fratri nostro, illum 
restituere.” Endlich als am 20. August 1514 Pirckheimer vom Kaiser beauftragt 
. worden ist (s. Pirckheimeri opera p. 93 und von Khautz, Versuch einer Gesch. der 
Österr. Gelehrt. S. 115) den Zonaras ins Lateinische zu übersetzen, schreibt Maxi- 
milian noch an demselben Tage an Cuspinianus (x. Kollar p. 636 f.), die Hand- 
schrift sofort an Pirekheimer zu senden, quem traductum ad te remittet, ut possis 
restituere, ubi accepisti. Andrerseits schreibt Cuspinianus offen und ehrlich (Kollar 
p. 638): ‘Toannem Monachum .. impetravi nomine Cacs. M. V. quo me obligavi 
‘et inseriptionem dedi manu propria, nec unquam redire in Hungariam auderem, 
si liber is amitteretur. Kt quia magnus est et gravis in pergameno scriptus. .. 
Hungari pluris faciunt et magni aestimant et profecto esset lactura, si amitte- 
retur.? — Ich hielt es für meine Pflicht, ausführlich der gewissenhaften Fürsorge des 
Kaisers und Cuspinians für fremdes Eigentum zu gedenken da es nach Schier. de 
reg. Budens, bibl. Math. Corv. ortu, lapsu, interitu p. 36 f., Budik, Entsteh. und 
Verfall der... von Corvinus gestift. Bibl. zu Ofen, Wiener Jahrb. 88 (1839) S. 47, 
. Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. S. 296 Anm. 4 und Kink, Gesch. d. Univ. Wien 
I 206 Anm. 237 scheinen könnte, als wäre man allgemein mit den Schätzen der 
Ofener Bibliothek weniger sorgsam umgegangen. Hierdurch wird auch die unge- 
gründete Behauptung Budiks (a. a. O, 8.53) widerlegt, dafs Cuspinianus diese 
Handschrift des Zonaras geschenkt erhalten habe. (Die neuere Litteratur über 
die alte Ofener Bibliothek findet sich bei O. v. Gebhardt, ‘ein cod. Corvinianus in 
Göttingen’ im Centralblatt für Bibliothekwesen I [1889] S. 133 ff.) 

1) Wenn Aschbach a. a. 0. S, 282 Anm. 2 behauptet, dafs Cospus selbst in 
der Übersetzung in seiner Zuschrift an die studiosi seine Handschrift beschreibe, 
so ist dies ein Irrtum, wie mir Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl, welcher auf mein 
Bitten das seltene Werk in Wien einsah, giitigst mitgeteilt hat. Jedoch würde 
trotzdem an keine andere Handschrift als an unseren Viennensis XVI gedacht 
werden können. . 

2) Auch diese Mitteilung verdanke ich Herrn Hofrat Prof. Dr. Schenkl. 
3) Denis, die Merkwürdigk. de garell. otf. Bibl. usw., Wien 1780 beschreibt 
263—265 dieses seltene Werk (s, Aschbach a. a. O. S. 280 Anm. 2). 


U 


Th. "Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 211 


Gundel (s. Aschbach a. a. O. S. 319 ff.) gewonnen zu haben, den Zo- 
naras in die lateinische Sprache zu übertragen. Derselbe hat auch in 
der That im Jahre 1520 Zonar. XVII 11 bis zum Schlufs nach unserer 
Handschrift!) in das Lateinische übersetzt; gedruckt ist meines Wissens 
diese Übersetzung nicht, sie ist auch in den Schützen der Wiener 
Bibliothek, welche Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl mit den Herrn Be- 
amten daselbst mit gewohnter Freundlichkeit auf diese Notiz hin durch- 
forschte, nicht aufzufinden und muls bis auf weiteres als verloreu gelten. 
Gundel hat jedoch diese Handschrift bald wieder an Cuspinianus ab- 
geben müssen, dessen ängstliche Sorge um das Kleinod wir oben kenn- 
zeichneten; denn als Cuspinianus 1529 verstarb, kam dessen ansehnliche 
Bibliothek (s. Aschbach a. a. O. S. 296 f. Kink a. a. 0. 15.243 Anm. 283. 
S. 206 Anm. 237) durch Kauf an den späteren Wiener Bischof Johann 
Fabri. Unter den vielen Büchern Cuspinians befand sich aber auch 
jene nur entliehene Ofener Handschrift (der im Jahre 1526 eintretende 
Einbruch der Türken, welche nach der Schlacht bei Mohäcs ganz 
Ungarn überschwemmten, machte eine Rückgabe des Manuskripts zur 
Unmöglichkeit), welche nunmehr in den rechtlichen Besitz Fabris über- 
ging. Daher trägt unser Codex zu Anfang und Fol. 477" den Ver- 
merk Liber est Rmi patris et d. doctoris Ioannis Fabri usw. Als nun 
Fabri am 21. Mai 1541 verstarb (Lambecius I p. 70. Kink a. a. O. I 
S. 243 Anm. 283), war Universalerbin seine Stiftung von S. Nikolaus; 
- insbesondere bekam dieselbe auch seine ganze Bibliothek. Doch ist 
diese Stiftung selbst bald eingegangen, und es mufs die Bibliothek 
frühzeitig an die Universitätsbibliothek gekommen sein; denn Wolf 
wandte sich vor dem Jahre 1557 an den Nachfolger Cuspinians im 
Amte als Vorstand der Universitäts- und Hofbibliothek Caspar Nyd- 
pruck®\, um unsere Handschrift zu erhalten. Nachdem nun dieselbe 
auch von Wolf benutzt und an die Universitätsbibliothek wieder zurück- 
gestellt worden ist, ist sie dann, als die Universitätsbibliothek mit der 
Hofbibliothek im Jahre 1756 vereinigt wurde”), an letztere gekommen 
und in derselben -bis jetzt verblieben.*) 


1) In derselben folgt auf Blatt 478% ein unnumeriertes Pergamentblatt, auf 
dessen zweiter Seite steht: uerépoa£oy tym Dilinxog 6 Fovvdellus els rb dopatuòy 
&nd puyanl (durchstrichen und in gouevoò korrigiert) rod deyveorúlov eis rd 
zélos. apr. 

2) von Mosel a. a. O. S. 25 schreibt Nydbruck. . 

8) von Mosel a. a. O. S. 155. . 

4) Wem es vergónnt wire, in Wien selbst mit den nur dort zu findenden 
handschriftlichen Hilfsmitteln diese Pergamenthandschrift durchzustudieren, würde . 
gewils die Spuren der Benutzung von Seiten der oben genannten Gelehrten finden. 


212 


I, Abteilung ° 


Unser Wolf nun hat diese Wiener Handschrift nicht blofs benutzt, 
sondern giebt auch dann und wann Rechenschaft über dieselbe Zum 


Vergleich!) führe ich folgendes an: 


ripe codicis Viennensis. 


Wolf I p. 22 


Enio) (otogL.öv vvileyetoe xo * 


ovyyoagpeion rusa tov dogarc- 
TOV uovayod tov Cwovaod, TOD ye- 
yovóros ueydiov Opouyyagiov tis 
Biylas nal xgwtoaonxeiris. 


Mekler. 

’Erıroun (orogudy avAlsyeioe xal 
ovyyoupelon nage lodvrou po- 
vauyod tod favapà, rod yeyovóros 
peyddov dpovyyapiov ts Piylas 
xal apuro«oyxpíteis. So der Titel 
in Rotschrift; dagegen éxiropi 
[OTOQLKOV 6. x. 0. X. TO COQO- 
rerov u. t. E. t. y. p. do. 7. $. 
tov xal TOMTOKONKE1rNO HLOOULOY 


‘roc xobyoauux ris Bing BißAov 


von junger Hand auf dem Vor- 
blatt * unter dem lat. Besitztitel. 
Die erste Hand hat blofs xpoo:- : 
uosov (sic).*) » 


I p. 8,10 W. (1 p. 22, 5): tv TIvduxhy dur ri. 


Wolf I p. 225. 

Paulo post pro tv ¿vórxyv uv 
ywoav, Viennensis codex haec ha- 
bet: mv ivdexio dur, xl Exdt- 
‘dots eg to méduyog. veov Ól xu- 
letra 6 devregos, onuaiver dé 1 
xÂÏoig tov dmò Tig avatodijs EX- 
didóuevov, Ov vetdov 6 loonzos 
deyer tgocapogevev toùs EAAnvas, 
6 Ô ¿ml tovto tipors Eorlv dv 
nal dipidd nxadetodui pur 6 aù- 
tog, xal rd pera orevdtytog ¿EN 
éupaivesdar rH óvópare. 6 dk 
Aoiuxdg edpoarns éotir, fro. pop, 
n &v90g Y oxeduouds. Hal Up 


Mekler. 
tv lvdınyv dudov, xat Exdidods * 
eis to médayog. yewv dè xaleîre 
Ô devtegos, Gnuaives Ot y xAñors 


toy ano ris dvarohiis Endıddusvor, 


Ov veidov 6 lo6nxog déyer xQ00- 
«yopeverv toda ¿ddnvas, 6 0” éxi 
tovt@ tiyoLs (ns corr.) éorly, ov 
xal duylad xadeiodat por 6 av- 
TOS, xal TO pera ortevéentos 66V 
¿upalveoda to. óvóuare. 6 dè 
Aoınög edpodrns éotiv, fro. pogà, 
y ävdos, 7) cxEdacuòs. xal &upa 
dE odroı elg tv éoudgdv elopal- 
dove. Ddlacoav. 


‘ 1) Die Wiener Handschrift ist seit Wolf kollationiert worden von Pinder, 
jedoch nur für die praefatio and Buch 7—12, und von Herm Dr. Siegfried Mekler 
in Wien aufser an den gleich anzuführenden Stellen für Buch 13—18 zu meinem 


Gebrauche. 


2) Ungenau Pinder (Ducang. pruef. p. XIV ann. 2 Bo). 


Th. Büttner-Wobst.: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 


83 obo: sig viv tevdeàv stofdi- 


lover Pddacoay. 


213 


I p. 10, 8 W (I p. 27,11) pera zulıdda dixo exer. . o 


Wolf I p. 225. 

pera yıllovs ¿Emxoclovs reevrí- 
xovra nai FE ¿vvuvrodva 6 rxara- 
xAvouds Tic ys émevavexro. ¿q 
niégase, Teoougdxovtra, AaBood 
AUTOJEQUÉVOO TS VS deroù, ws 
bmepßivaı to bdwo éxl névre xal 
déxa miges tà tev dgav vpyaó- 


Mekler. 

pera yıllovs Ebanodiovg TEVTÍ- 
xovta xal EE Eviavrobs 6 xata- 
xAvoudg ths vis émevivexto. Ep’ 
MUÉQUIS, TECOaQcxovta, Zavgov 
xatageomevov Tis Ye VETOÙ, we 
vreofijvar to Op éxi nevre nal 
dexa migere ta trav dov vwnad- 


tega ... Ita Viennensis codex habet. rege. 


Aber auch Korrekturen hat sich Wolf nach der Art der Gelehrten 
jener Zeit in diese Handschrift einzutragen gestattet; ich fiige zum Be- 
weise die Nachbildung der ersten Zeile von $. 389" der Handschrift 
(s. S. 216 Nr. 3) bei (Zonar. XV 25 = II p..401, 28 Dind.): éx yuvarxds 
¿god tà pañla: Y È Noéua xal pera osuvod Eovdmuearog evordyas. 
Das übergeschriebene ¿ovdoeyueros stammt zweifellos von Wolfs Hand, 
‘ wie der Vergleich deutlich zeigt. 

Vom 10. Buche der Annalen an hat jedoch unserem Herausgeber 
aufser den Handschriften C und B, wie wir mit Pinder- den Wiener 
Codex nennen, noch ein drittes Manuskript zur Verfügung gestanden; 
denn es muls jener Codex, von welchem Wolf kurz angiebt, dafs er 
de imperatoribus handle, mit dem 10. Buch seinen Anfang genommen 
haben, da Wolf selbst mit diesem Buche die Kaisergeschichte (tom. II 
p. 118) anfangen läfst. Es existiert nun in der Münchner Hof- und 
Staatsbibliothek eine in der neueren Zeit noch nicht benutzte Bombyein- 
handschrift der Annalen des Zonaras Nr. 325, welche wir kurz E be- 
nennen wollen. Dieselbe stammt, wie es scheint, aus dem 14. Jahr- 
hundert und enthält auf 296 Seiten das Geschichtswerk des Zonaras 
vom 10. Buche bis zum Schlusse. Die Überschrift dieses Manuskripts, 
welches ich selbst für die byzantinische Geschichte (Buch 13—18) 
verglichen habe, lautet in Rotschrift: 7 xporépa BißAog wegueéyer tà 
ÉBfeatxà xl tà nepl rie Guns xa) Tor brareov: adın dè Tag negli 
thy adroxpurépor loropías te xal dinyyjoes.') Auf dem Vorblatt der 


. 1) Danach ist Hardt p. 307 zu berichtigen, welcher als Überschrift fülschlich 
angiebt: ’Indyvov tod fovapd (sic) yoovindy eq) trav atbroxgatdguy Sopaloy. 
Der Parisinus 1715 (A) hat die ähnliche Überschrift (8. II p. 298, ann. cr. 8): 


î) pio rooréga Blflos wegiézer rù iBoaink nal rá tis Gouns nal tà ray dxeredy, 


214 I. Abteilung 


Handschrift!) befindet sich vorerst die nach Zonar. XIV 19 zurecht- 
gestutzte Notiz ¿xi tijg Bactdetag awvoruvrivov Tod Exybvov MeaxAetov 
¿dafov bi tig &yao thy vijoov óddov, bre xal tov mepinvotov Ev dvrj 
ordogovta n0Av000v xadnoinacıv, dv tov yaAxdv lovdaiog tig ¿uxogos 
- zgıautvos evvaxocdiarg xaprdois Acysraı tobrov uerevepxetv. Darauf 
folgt, wie es scheint von Dernschwams Hand, die nicht ganz zuverlässige 
lateinische. Übersetzung: Rhodus nobilissima Insula a Saracenis op- 
pugnata est. quam capientes plurimum ex ea auri avexerunt. Et Co 
lossum Solis nobilem altum 110 ped. Ex cuius aere Iudeis uendito 
non ingentos (sic) Camelos onerasse dicuntur. Zwei Blätter später 
hat dann Dernschwam folgendes eingetragen: Hunc Secundum tomum 
Ioannis Monachi Zonare (sie) de imperatoribus Romgnorum et graeco- 
_ rum emi ego Io: D: Constantinopoli ab Alexandro Chartophilaco (sic) 
Anno Dini 1554 — Primus vero tomus eiusdem Zonare de Rebus Iu- 
daicis habetur una cum prescripto Secundo tomo in eo magno codice, 
quem -emi a Dno Antonio Kantacuseno in pera, sive Galatia. 

Nach den oben gemachten Erfahrungen dürfte es nun gewagt 
erscheinen, infolge der Übereinstimmung jener Notiz mit Wolfs oben 
angeführten Worten den Codex E ebenfalls für eine von Wolf benutzte 
Handschrift zu halten, wenn nicht wiederum ein unterstützendes Mo- 
ment in den Korrekturen jenes Münchner Manuskripts zu finden wäre. 
Auf p. 1407 der Handschrift E befindet sich (s. S. 216 Nr. 4) auf 
der achten Zeile: Zonar. XIV 5 = II p. 267, 18 Dind. ovorivog xodg roy 
dilpa rrrxrrr ¿otetde moéopers xual Odea Gvuuagiav die Ausfüllung 
einer Lücke von etwa sieben Buchstaben durch die Worte av oùvvor. 
Dies ist jedoch, wie der Vergleich mit den übrigen Schriftproben zeigt, 
Wolts Hand, und somit ıst der Beweis erbracht, dals wirklich dieser 
Codex E bereits von Wolf benutzt ward.?) 

Allein noch einen vierten Codex hat Wolf aus der Bibliothek 
Johann Jakob Fuggers (1516—1575) nach seinen eignen Angaben zur 
Ausgabe benutzt, welcher mit Konstantin dem Grofsen begann und bis 
ans Ende sich erstreckte. Nun besitzt die Münchner Bibliothek eine 


Papierhaudschrift des 16. Jahrhunderts Nr. 93 (s. Gardthausen gr. Pal 


avry dì rag rep) roy abrongaroow» icrogias (s. S. 235 Nr. 7). Ducange (p. XV Bo) 
führt. als Überschrift cines cod. regius Parisinus an: ’Ev zeoreex Biflo reoréze 
tà Eßoaina nal tà neo ‘Popatov raro», To Ô TRS THY «vtongatoRa icrogics. 

1) Es sei nebenbei bemerkt, dafs zum Bekleben des innern Teils des Holz- 
deckels, welcher die Handschrift umschhefst, ein Pergamentblatt benutzt war, welches 
ein Stück des 26. Kapitels des Evangeliums Matthäi enthält. 

2) Natürlich wird diese Thatsache an unzähligen Stellen bestätigt, wie der 
apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird. 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 215 


S. 320 u. Emmanuel Embenes), die wir D benennen wollen, welche 
Buch 13 bis zum Schlufs enthält; auf 239 Blättern wird dieser Ab- 
schnitt des Zonaras dargestellt, dann folgt von Blatt 240" bis Blatt 546 
die Historia des Nicetas Choniata von derselben Hand. Der letztere 
Teil der Handschrift ist bereits von Immanuel Bekker in seiner Aus- 
gabe des Nicetas benutzt worden (s. dus. praef. V) und derselbe hat 
auch erkannt, dals Wolf in seiner Ausgabe des Nicetas diese Hand- 
schrift benutzte. Ist es also nun von vornherein wahrscheinlich, dafs 
Wolf, welcher in demselben Jahre 1557 den Nicetas und Zonaras 
herausgab, die Handschrift, welche beide Schriftsteller ganz oder zum 
Teil enthielt, auch für beide Ausgaben benutzte, so wird diese Wahr- 
scheinlichkeit wiederum zur Gewilsheit dureh die Korrekturen, welche 
D im Texte des Zonaras und Nicetas enthält. Dieselben gehen alle!) 
auf eine Hand, die Wolfs?) zurück, wie eine Probe (s. S. 216 Nr. 5) 
bestätigt. Dort. findet sich am Rande von:S. 127" der Handschrift 
folgende Ergänzung einer Lücke: 6 pév Ev rodovroıg (sic) wg péya rl 
xatogd av éBoev&vero, tois 0° &Aloug avonrulveıv Exgivero xal uioos 
Exiorpepeiv xar” abroö (Zonar. XVI 5 = IV p. 17, 3 Dind.). Der Ver- 
gleich mit der Handschrift Wolts bestätigt, dafs nur er diesen Zusatz, 
der nebenbei aus E stammt, gemacht haben kann. Diese Handschrift D, 
welche Wolf stellenweise zur ganzen Unterlage für den Text machte, 
ist jener codex noster, von welchem der Herausgeber sagt, dafs er 
viele Lücken desselben ans B ausfüllte. 

Somit bliebe nur noch die Untersuchung übrig über die fünfte 
und letzte Handschrift Wolfs, welche Dernschwam ex vetusto codice 
hatte abschreiben lassen und die bei Konstantin dem Grofsen begann 
und bis Justinian reichte, also Zonar. XIII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin. 
. enthielt. Leider ist es mir nicht gelungen, diese Handschrift, die ich W 
zu nennen pflege, irgendwo zu erlangen; es ist aber der Verlust 
derselben, wenigstens was die Textgeschichte betrifft, leicht zu ver- 
schmerzen, da Wolf ganz selten diesen Codex eingesehen hat, wie der 
apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird. — Fassen wir nun 
zum Schlufs das Ergebnis unserer Untersuchung über die editio prin- 
ceps zusammen, so lautet dasselbe: 


1) Nicht allzu häufig hat der Schreiber Emmanuel selbst Nachträge am 
Rande gemacht, wenn er aus Flüchtigkeit dies oder jenes aus dem Original weg- 
gelassen hatte. 

¢ 2) Ein künftiger Herausgeber des Nicetas dürfte dies auch beachten müssen; 
so ist z. B. in diesem Schriftsteller p. 660, 23 8. xal mue” ’Avdgovinov tvpimwtevres, 
«lid dij nai 6 tal cy delgi) «bróv yauBedg von Wolf in D, wahrscheinlich aus 
cod. Monac. 450, am Rande ergänzt. 


I. Abteilung 


216 


"2. Cod. € 


. Cod. B 


. Cod. E * 


5 Cod. D 


+ Wolfs Hand ‚IE wit A rr Oude ig ihrer Anais 


Tp iylapeere rs Re wagte 20V pensa, rule à Pr. 
tte VENETE 35 mita parpadeo 

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7, 


Pi sive diventar 
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OPS erg fp 


Th. Bittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 217 


Hieronymus Wolf benutzte bei seiner Ausgabe des Zonaras für 
die Vorrede, Buch 1 bis zum Ende des neunten Buches den cod. 
Viennensis Nr. 16 (B) und den cod. Monacensis Nr. 324 (C). Für 
Buch 10 bis zum Ende des 12. Buches kam noch aufserdem hinzu 
der cod. Monacensis Nr. 325 (E); für die byzantinische Geschichte 
endlich zog Wolf aufser den drei genannten Handschriften noch heran 
den cod. Monacensis 93 (D) und eine verschollene Handschrift, welche 
jedoch nur Buch XII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin. enthielt. In 
alle diese Handschriften, soweit dieselben jetzt noch bekannt sind, 
machte Wolf mit eigener Hand Einträge, indem er Lesarten, Korrek- 
“turen, Ergänzungen u. s. w. aus einer Handschrift in die andere über- 
trug. Der Quellenwert der editio princeps ist also, wenn man von 
jener verlorenen Handschrift absieht, gleich Null. 


Kapitel 2. 
Die Pariser Ausgabe. 


Nach Hieronymus Wolf ist die Epitome des Zonaras auf Grund 
neuen handschriftlichen Materials wieder im Jahre 1686 £ von Charles 
du Fresne, Sieur du Cange, in Paris herausgegeben worden. Natürlich 
hat dieser Gelehrte die Schätze der Pariser Bibliothek zu seiner Aus- 
gabe herangezogen, wie er selbst (praef. p. XX Bo) ausführlich mit- 
"teilt: „Graeca contulimus, maxime in locis qui dubietatem quandam 
praeferebant, cun: quattuor codicibus Regiis et uno Colberteo. Regiorum 
duo .integros Annales complectuntur,. praeterquam quod horum alter 
duobus foliis initio mutilus est: tertius secundam Annalium partem: 
quartus demum, isque recentiori descriptus manu, eosdem Annales ab 
imperio Diocletiani ad Alexium continet. codex Colberteus sat bonne 
notae, paucis etiam paginis initio mutilus, desinit in huiusce editionis 
sectionem 34 libri 12, in Maximini scilicet et Licinii imperium.“ Ver- 
.gleicht man nun die Angaben iiber den jetzigen Bestand der Pariser 
Bibliothek an Handschriften der Annalen des Zonaras nach den Be- 
richten des älteren Katalogs, Omonts und nach den schriftlichen Notizen, 
welche von Sinner im Jahre 1832 an Pinder geschickt hat, so lassen 
sich mit Leichtigkeit, wie es schon Pinder im allgemeinen richtig in 
den Noten zu der oben angeführten Stelle gethan hat, die Handschriften 
Ducanges identifizieren. 

Zwei Pariser!) Handschriften enthalten den ganzen Zonaras und 
zwar a) Nr. 1714 ein bombycipus in fol. des 13. Jahrhunderts, ge 


1) Über die Handschriften 1714, 1768, 1716, 1718 vgl. noch Omont, catal. 
d. manuscr. Grecs de Fontainebleau, Paris ‘1889, Nr. 237, 238, 240, 241. . 
Byzant. Zeitschrift I 2. 1. 


218 I. Abteilung ° 


schrieben auf 349 Blättern zu zwei Kolumnen mit je 37: Zeilen die 
Seite; b) Nr. 1716 ein chartaceus des 15. Jahrhunderts, der in fol. 
335 Blätter zu 45 Zeilen die Seite enthält; derselbe ist am Anfang 
der Vorrede und gegen Ende der Annalen verstiimmelt. Diese beiden 
Handschriften sind identisch mit den duo Regii, welche Ducange am 
Antang anführt. 

Ein Parisinus Nr. 1768, em chartaceus des 14. Jahrhunderts, der 
in Oktav 348 Blätter zu 24 Zeilen die Seite enthält, beginnt erst mit 
dem 10. Buche. Dies ist der codex tertius Ducanges. 

Ferner diejenige Handschrift, welche von jüngerer Hand geschrieben | 
ist und von Diokletian (Zonar. XII 31 (II p. 613, 14)) bis zum Schlufs 
reicht, kann nur der Parisinus Nr. 1718 sein. Dieser Codex ist ein 
chartaceus in fol. des 16. Jahrhunderts und enthält den angegebenen 
Abschnitt auf 240 Blättern, die Seite zu 30 Zeilen. 

Endlich aber benutzte Ducange einen guten codex Colberteus, der 
jedoch bei Zonar. XII 34 (II p. 625, 12) aufhörte. Dies ist der Pariser 
codex bombyeinus Nr. 1717, welcher im 13. oder 14. Jahrhundert in 
Quart geschrieben 418 Blätter, die Seite zu 28 Zeilen enthält und am 
Anfang ebenfalls verstümmelt ist. 

Demnach hat Ducatige benutzen können für: 


pract. Buch 1—IX fin. 774, Nr. 17161), Nr. 17174) 








Buch ras XII 30 fin. | _ Bu _ si 
(IL p. 208, 8613, 12)] Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1768 


Buch XII 31—-34 med. | Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1718, 
(II p. 613, 13—625, in] Nr. 1768 . 

Buch XII 34 med.—XII 34 fin.) Nr. 1714 oder Nr. 1716*), Nr. 1718, 
(II p. 625, 12—628, 10) Nr. 1768 

. Buch XIJI— XVIII fin. Nr. 1714, Nr. 1716°), Nr. 1718, Nr. 1768. 

Die Methode, nach welcher Ducange seine Handschriften benutzte, ist 
eine rein eklektische, wie er selbst andeutet; er legte den Wolfschen 
Text, welcher für die ersten 12 Bücher sich hauptsächlich an C an- 





1) Doch war Nr. 1716 und 1717 (s. 0.) am Anfang nicht ganz vollständig; 
dagegen mufs es ein offenbares Versehen Ducanges sein, wenn er zu Buch V 
cap. 26,(1 p. 463, 9) in den not. hist. p. 14 bemerkt: verba Zonarae Wolfio men- 
dosa videntur, tametsi ita etiam praeferant tres MSS Regii et Colberteus ... 
Denn vier Handschriften, welche das 5. Buch enthielten, lagen gar nicht vor, 
nur die oben angeführten drei; daher ist wahrscheinlich zu schreiben ... prae- 
fgrant tres MSS: Regii et Colberteus. 

2) II p. 625, 12 ann. cr.: quae deinceps adduntur, absunt ab uno e codi- 
cibus Regis. 

3) Gegen Ende des 18. Buches war Nr. 1716 (s. 0.) verstümmelt. 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 219 


lehnte, dagegen in der byzantinischen Geschichte bald D bald E be- 
vorzugte, ohne weiteres zu Grunde!), um nur an Stellen, welche ihm 
zweifelhaft erschienen, Einsicht von seinen Handschriften zu nehmen. 
Ja selbst diese immerhin wenigen Angaben Ducanges über seine Hand- 
schriften, die um so seltner werden, je mehr sich das Werk dem 
Ende nähert, sind nicht ganz zuverlässig. So giebt er Zonar. X 13 
(II p. 339, 9) zu xal Ilias an: „ita alter e Regiis et Colberteus: alter 
Regius Ilíovg, Pius“. Jedoch ‚nach Haases Notizen, welcher für diese 
Stellen die vier Handschriften, die in Frage kommen, einsah, haben 
alle deutlich x(«g. Trotzdem nun also eine gewisse Vorsicht selbst 
gegenüber ausdrücklichen Angaben Ducanges geboten erscheint — still- 
schweigendes Übereinstimmen®)' mit dem Wolfschen Texte berechtigt 
im allgemeinen nur zu der Annahme, dafs Ducange seine Handschriften 
nicht eingesehen hat — so wäre es doch ungerecht, gewisse Verdienste 
des französischen Gelehrten um die Förderung des Textes (denn nur 
davon ist jetzt die Rede) zu verkennen. Der Fortschritt nämlich, den 
Ducange gegenüber der editio princeps an einzelnen Stellen wirklich 
gemacht hat, liegt begründet in der Beschaffenheit seiner Iland- 
schriften, auf die wir näher einzugehen hätten. Da giebt uns nun für 
die Qualität jedes Manuskripts den besten und sichersten Mafsstab der 
vortreffliche codex Parisinus Nr. 1715. „Diese Handschrift“ — so 
teilt Haase mit nach den Notices et Extr. VIII 2 p. 19 — „wurde von * 
Girardin 1687 in Konstantinopel gekauft, 1688 auf der Bibliothek von 
Tesnier in Empfang genommen, nachdem er dem Girardin bei der 
Wahl, der Altershestimmung u. s. w. beirätig gewesen und dann nach 
Paris zurückgekehrt war. Die handschriftlichen Bemerkungen auf dem 
Vorsatzblatt der Handschrift rühren entweder von Jean Boivin oder von 
Sevin her, von Ducange nicht, obgleich dieser erst am 23. Oktober 1688 
starb und alsö die Bemerkungen wohl geschrieben haben könnte — 
allein sie sind nicht von seiner Handschrift.“ Zum ersten Male wurde 
dieser Bombyeineodex, welcher in folio im Jahre 1289 geschrieben 
ist”), von Friedrich Haase im Winter 1838/1830 genau verglichen. 
Diese Kollation, die mir handschriftlich vorliegt, ist m Dindorts Zona- 





_— —_—— — 


1) Sogar Druckfehler der editio princeps werden sehr oft belassen (ich fiihre 
nur aus dem 18. Buche einiges an) z. B. Zonar. XIII 4 (vol. III Dind. p. 187, 1) 
gederedrynxe für rereleórnxe, XIII 7 (vol. III Dind. p. 194, 18) modvv für sold; 
XIII 16 (vol. III Dind. p. 221, 12) wird das bei Wolf aus Versehen ausgefallene 
3” ebenfalls weggelassen. Weitere Belege bringt der app. crit. meiner Ausgabe. 
2) Auch das muls in Betracht gezogen werden, dafs der Pariser Text sehr 
unkorrekt gedruckt ist. 
3) S. Zonar. ann. ex rec. M. Pinderi vol. Ip. V. 
15* 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 991 


Handschriften Ducanges und sämtliche Manuskripte Wolfs ein Bild zu 
geben. Wir haben daher das 5. Kapitel des XVII. Buches!) ausgewählt, 
das für die Beurteilung der Handschriften besonders wichtig erscheint. 
Allein noch zur rechten Zeit bin ich durch die Güte der Herren Prof. 
Dr. Mau und Dr. Tschiedel in Rom m die glückliche Lage versetzt worden, 
zu den Varianten sämtlicher Pariser Handschriften und der Handschriften 
Wolfs für den ausgewählten Abschnitt noch die Abweichungen aller‘) 
Handschriften des Zonaras, welche dem 13. und 13—14. Jahrhundert 
angehören, also die ältesten sind, zu denen zwei jüngere vatikanische 
Handschriften kommen, hinzufügen zu können; ja auch die beiden oben 
(3. 208) erwähnten Wiener Handschriften, wurden von Herrn Dr. Mekler 
in Wien für das ausgewählte Kapitel verglichen. 
Die Bezeichnungen der Handschriften sind folgende» 
Parisinus Nr. 1715 A 
Alle übrigen Handschriften werden zusammengefafst R benannt; 
im einzelnen sind es: 
Viennensis Nr. 16 
Monacensis Nr. 324 
Monacensis Nr. 9% 
Monacensis Nr. 325 
Parisinus Nr. 1714 
Parisinus Nr. 1716 
Parisinus Nr. 1718 
Parisinus Nr. 1768 
Vaticanus Nr. 136 
| bedeutet Zeilenende. 
Wird ein kleines s hinzugefügt (z. B. U*), so bedeutet dies cin 
Zeugnis ex silentio. 
Tritt zu BCDE ein kleines w (z. B. C*), so bedeutet dies, dafs 
Wolfs Hand diese Lesart in die betreffende Handschrift eingetragen hat. 
m in’Verbindung mit BCD u. s. w. (z. B. D") bedeutet, dafs diese 
Lesart sich am Rande findet. 
Die Wolfsche Ausgabe wird mit w, die Pariser Ausgabe mit p, 
die Dindorfsche Ausgabe mit Di bezeichnet. 


Palatinus Nr. 271 J 
Vaticanus Nr. 135 M 
Vaticanus Nr. 981 G 
Vaticanus Nr. 980 
Urbmas Nr. 95 
Palatmus Nr. 202 
Viennensis Nr. 45 
Viennensis Nr. 68 


SCHVOBBIa 
N< 6 2 


1) Ein erschöpfendes Urteil über die Quellen des Zonaras für diesen Absehnitt 
zu geben, ist erst möglich, wenn Segers Ausgabe des Scylitzes vorliegen wird; 
die Hauptquelle scheint eben Scylitzes zu sein, der uns in seinem Ausschreiber 
Cedrenus (II p. 416 ff.) vorliegt. 

2) Natürlicherweise konnten die beiden Handschriften, welche unten (S. 234 
a. 236) unter Nr. 5 u. 9 aufgezählt werden, nicht berücksichtigt werden, da sic 
den ausgewählten Abschnitt gar nicht enthalten. 


= 


a 


20 


222 I. Abteilung 


Zonar. epit. lib. XVI cap. 5. 
(HI p. 172w, Il p. 215 Dp, IV p. 104 Di) 


"Anoxaréoty toivuv to tv Pouclov oxfntroov Tolg tovra xara yévos 
roocixovor, TH Baoılslo xa) td Kovoravtivo qui, ov È wey elxo- 
otòv Hvve rie MArxias Eviavrdv, 6 de ye Kovotavrivos éxtaxad&éxarov. 
ald’ oùtor phy tà tic BaorAstas mepiexeivto ovupola, tiv d ¿Eovoíav 
5 xmpósdpos BaotAsios mequééwoto ètegvos. iveíyero dì 5 BaotAewog 
ufro nenoudos Ecvtd, xal olov xadoreiBy TE naguxouuouévo xpos- 
sige xal Eavrov ¿ppúduile ngög tV éxeivou tdHv Onuoolov xeay- 
udrov usrayeigicıv xal diolangiv, wo dv xapod xalovyrog obras xal 
aúrog ta xegl rodg Orperiwrxoüg xateddyoug xal tie” moditixi)g 
evvoulag weräyeiplontei. iv yo to dog Eyonyopng xal deaotipios, 
GAN odx dveruevos xatà thy adelpov® xal regi tov agyov Biov £ayo- 
lang. tote yodv elo toùs duatuovag tovtovs TEQLÉCT TO xoKTog xal 
avrixa & tig Urepopíus TV tovtovs xatayer texodoav 6 mpdedpos xal 
roîs viots anodidwoıv. drontevov dè tov payiotgov Bagdav tov LxAn- 
ody, Oroatnddryy dvra al ados bp’ Exvtdy Exovta tas Edas Övvdusıs, 
épageirar uty «drod Tv rod OrgarnAdtov dov, dodxa dt Mecoxo- 
tapius abvrov ngoxeıgitereı. todro opddga Mviuoe tov ZxAmodv, xt 
üAlog del teépovre mag’ Éaur® tie BaorAeius tov ¿puta mobs &xo- 
oracíav Moédioe. xatalapov o0v rhv dex%v eis Av xooeBéBAnto 
nollois dvendlupe To kndogntov. «uiovuevos dè did tag dpuoretas 


1 dxexaréotn H  voivvr om. T*(?)p onnmeov» H toîs rovrm—2 reocruovor 
om. G tovro D 2 Kovoravrivo] avroo kdelpò G ponut om. G 8 if’ & 
5 momronededgog EwpU°G &regvos. fvelgeto — 10 sdvoulas perayerolonto: om. H 
áteyvós AEwpU*0G, om. R 6 Baoilsıog AEUOG, 6 faoldesog Pacidevg D, 
6 Baoılevg Baoilsıog Rwp 6 wadoreiper D xequuornogevo O (cf. vs. 55. 72. 
75. 90) 8 uerageionoıw DEwpQPV® otro R (partim ex silentio) wp 9 abrobg 


BQT tc ante weg) om. T 2 C, Wolfius supra add. weg) robg ex rod corr. J 


ta unte rjg om. AO, add. R (ex roy corr. J) wp 10 peragstoronta: D, perayergl- 
Orta ex perageignontai corr. Q, wetazergioaito VO 79 yae—11 fiov eoyolands 
in textu omissa add. Hm 10 1d 7905] à Bœorleds facileros H™ dyenyopds TP 
11 dveınevog ex áveiuévos corr. J xal wegl — écyolaxos. om. G éyedy D 
éoyolunog AEwpU*0, wepunasg R (in marg. C add. Wolfius: doxolaxw5) 12 xaì 
«brixa — 13 6 moosögog om. E aberrans ab altero xa) ad alterum 13 rij» rovrovg 
naraysı texotoay AUG, xaraysı y. rovr. ten. R (rt. rovr. rex, narayer U, aarkıcı y. 


rovr. tex. Z) wp 14 áxodidoc:: D 15 orearibenv V, orpario ©  xdous $, 
névrag BQTPJ 16 rot om. EwpG*@* dovxa AM, dovxav VO pe pecoxoraplas 
A (pe| fol. 428” extr) 17 &vicoe U 18 &llo C ated Q post Sowre add. 
xal J 19 igidnos D, joéFifce Jody omisso add. toivvy post dexhy O xgo- 
Béfinro Ewp, reovfefinto G 20 «xógenrov] uvorioco» G, 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarus 223 


vxo” xavtds tod orgurevuaros nerdnviovs elye oxedov Gravras. Su 
d iv Ev ch facidid. Tüv xóleov 6 maig «bmod ‘Pouavds, éonevos 
cer xdxeivov zug Exvtd, na) oretlag Adon tiva Növvidn xal 
tov viov ladóvra vrayayeodas, xal adrixa ti Tupuvvfdı Émixeyelonue, 

: tuvia te faocdeio tiv xepaidyv dvadeltar xal @Yorvixoig rediAois 25 
tods addag Úxodeiras, xal eüpnueitwı wg Buordeds, xal yorpara ovi- 
Aten motettar onovönv, xal ovuudyous xoocedype, Toy te tic 
"Amöns, dunpäv, obra yag to "Euer xoheiter, xa) tov tig Mugrv- 
govxólsos, dì Mucpeoxelu óvopdteras, dll pevror xal “Apufas. 

- tovrovs OdV ovurapalafitov mreiyero xpds thy Kovoravtivov, Él- 30 
WO. yEnoTaig almpovuevos, As xal UARodEv ¿Dadzre, uällov pevroL ¿E 
GvEiQoy tivòs uovazod dperiv ueridvros. ¿dote yao Éxstvos dgav tov 
Zreinpbv yuvauxé tive Ep’ dynlie xadnuevn reponse pocsldeiv, tiv 
dE pdoriya adri Eyysipiocı Bacıkınıjv. Y uaorıE d°, wo Évuxev, Tv ovp- 
PoAov ris Belag doyis ual tie ex tov Eupviiov noléuor av ‘Po- 35 
uaxcov pdopàs, nv 6 ZxAnods Ondoòv Tv Puordeiav Evipite mode Tv 
olaeziav Epeory apivov td Öpuue. tig dè megl tig Tugavvidog tod ZxAn- 
00D Yung pdacdons reds tods xparodvras yropudbero to REQLAELPBiV 


21 Gr d° fr — 24 1abóvra dnayaæyéoor om. H 22 Paoılidı tov róleov) 
peyadoxzóles V, peyadn node D 28 oyeiv xdxsivoy map” éœvr® AEwpU*0G, zag’ 
tevrá xáxelvoy noıjoaodaı R oreidldas J 24 tvpavidi D Enınszeigine T 25 tarvicg 
te Buordetm ti) v xepaliv &vadeltar AEwpU°OG, rasta te (82 D) rv xedaAnv 
ivradriras Bacılınn (Pacidixiy ST) R 25 xal qpovinoîs — 26 dg Baoleds om. G 
25. 26 xedilous rove módas dnodstras AEwpU®0O, tobe xddag dnodelraı medidos R 
26 rà ante yearn add.G  geiuara T 27 zeoceingn T re om. G 
28 dunöns ®, ápeións J otra — xalsircı om. H otro yùo — 29 dll pévror om. 
G 28 Zuss AECDYQVM (ex ceteris libris nil enotatum), Ewer s. acc. et spir. p, 
Ends Di, "Euer. videtur esse tenendum conferenti et Cedren. II p. 419, 18 et 
Cedren, I p. 237, 1. Constant. Porphyrog. III p. 114, 2. Leon. Diac. p. 161, 19 

pagropovaddeme AR (rvgonöisng U) wp, Magrvgomdisag Cedren. II p. 419, 18; 
est forma Maœgrvçéxoluç sollemnis (Zongr. XIV 12. Cedren. I p. 726, 13. Malal. 
P. 427, 15. Procop. I p. 42, 17. 107, 22. 262, 7. III p. 221, 7..248, 14. 249, 1 sacp.) 
que tamen ubique revocanda 29 7 dt — dvouafera. om. H wiegpeoxelu ARwp 
cod. Coisl. Cedreni II p. 419, 19, wi) épeoxeslu E &coofas E, deafiag B 30 cvu- 
*olafoy EwpT'U*G vnyyero U tig K. J avoraveıvodmolır D 30.31 &Arioıv 

enKEvog zenoralz VS 31 alogovuevos corr. ex ¿wgovuevos E, éwigovuevos D 
ds xa) — péveos om, G ae nal — 36 facrdetav évouize om. H 31 PBaime DE 
de Rovazoò om. initio versus C éxeivo EG 32. 33 r0v ZxAnçdr om. C 33 re 0 
*ó0tozh5 MZ 34 ¿ygetoroa: ADQ yucorı&) tavry O 35 ig Belag — tijg Eu om. 
G lpuifow J rólepov D 35. 36 td» ‘Poualor phodds] ximijoemg G 36 p9oeas] p 
“Patio Y litter. relicto O y 6 oxAneès AEwpU!OG, ó dè oxdneds nv pactiya R 

mas VO meds thy — 37 +d Geapa om. G, om. in textu add. Hm 37 dè 
m. A 38 poacaons Q  roûg tovs xqarovvras om. G xgaroùrtos TO nei 

‘ity ATP 


Th. Büttner -Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras ° 225 


0801 xal rıualg rovg xepl rov ZxAnodv ÉmOndou dd wg À avyvvrotg so 


Eyvo émyergelv, nageldoag vuntòs toy ZxAngòv éyaoer TIPOS + * * * * Év- 
teüdsv dios tods xegh tòv ZxAnpdv elle xal xepl rüwquiréror «dr@v, 
xl roy axoordryy xataliprevovies tH neWToßesTtupim TPOSEGAV. AA 
covrov delcas 6 ZxAngòs tov uéyioroov Miyand tov Bosprinv xpos- 
HEY OONROT EL avr xal ‘Popavoy xateinioy tov Tagwvirmv usta oroatias es 
ÉXEUVE Kara Tod reorofeoruglor, OÙ zgooßuAovres Exelvo Hrridycar. 
ds 6’ Eyvaodn 16 ZxAneò À Tv neupdeviwv Nrra, advog ody navel To 
val avrdv OTONTEUUUTL xatà tod newtoßeotiapiov Xwpel, xal guppripvurau 
tH per” adrod otpatià xal vixà. xal 6 uty otoaroredaoyns IIergos 
dvgonto, 6 di nowroßeoriapıog EaAwxeı. UT" 1 víxy éxl péyo uèv dos 10 
tà tod LxAnood, tà de t@v faordécov sis andyvadıv fvepxe, nol uällov 
Ste xa) ¿Dadacooxpdre: 6 arootarns. ordiov ovy 6 xagaxomuouevos 
étomudoag exxéuner xara tov OTOÂAOU TOD anootcrov, xal vavpagias pevo- 
uévns 6 orólos à Tod ZxAngod xorevavuayjdn ual disostdaoto. wg odv 
HOME ta xara tiv dedaccav, ta AUTO TV ÂTELQOV 6 HAQUXOUWLOLEVOS 15 
Öısridero xal rdv ’Egwrınov eis Nixaev imeppe Tv tig Biduvias 
untodzoiwv, tadınv pooveñoovra, 7) npoaßeAmv 6 ZxAneds drexpovodn 
sal Au tovg Ev aÙùti npododvaL tavtyy nAnixeı HO MÉVTOL EXE0VoTgQL- 
60 robs] ta D émondéaod ou D os devini (cum nota nom. propr.) à” 
&ynvérow D sed david posthac a D deletum, dvusyros À 61 napedoag B, xe- 
lacas VB éneyoger J meds tòv rólepoy món add. ante éydeee H (v. infra) 
zoös... dvrsößes cum lac. VI fere litter. A, cum lac. XII fere litter. C, sine 
lacuna EG, cum lacuna TU, cum lac. X fere litter. OP; reds tó»... ivteddey 
cum lac. XII fere litter. BM, cum lac. XXII fere litter. D, cum lac. III fere 
litter. J; mods ro... tvreddev cum lac. XV fere litter. 9, cum lac. XX fere 
litter. V; xeòs ra... évrevder cum lac. VII fere litter. Q; reos 1° érredtev Sp 
mods t...érre68sy cum lac. XII fere litter. Z; dvrevdev, omisso weds nullaque 
lacuna H (v. supra); weds * x Evreüden w mods (tiv ‘Avarodny). évredder Di ex 
Gedren. II p. 424, 23, ego praetulerim reos ré ‘Avarodixe). Evrebdev 62 elye 
Vd sal ante zegh om. Rwp, ten. AUOV adroig VO 63 xatadipravovia Q 
áfeoxagio J (v. vs. 66) 64 mpgocxezognxoros VO 65 |adrdv A ruguseirny G, 
saçorienr ex raçpovséenr corr. J 66 «feoriapiov C (v. vs. 63) rewmrofeoricelov 1) 
(v. vs. 70) zgooßalövreg ex npooßallovres corr. E  éxeivo om. DM 67 dè yvoc9n D 
oby xavtl| ovunasıı S, cvuraviì H 68 oveovyynra: Ewp 69 oroariós 
(= orçgari& nal) D sed punctis ad ereands additis repetit DM creerà, ne quis 


ergariás intellegat 70 &yresto T, dvnen V, ¿rienta: H — rewrofecrnceros D 
(v. vs. 66) piv om. O ee O 71 Baoledy Q, Pacilsioy J 72 reprnoruopevos O 
(v. vs. 6) 78 cod orólov om. G yivouévns Ewp 74 cè nal DM 75 civ pr. add. 
AG, om. Rwp zegıxoıuouevog O (v. vs. 6) 76 vixnay O rijvom.Ewp tiv — 77 
unreémolir om.G 77 Bnduvias Dw, Büßüriag E 77 peoveisorrar E, peovercauvra J 
xgoofelov D pro ¿xexgovcdn — 87 ris óleos omissis praebet roüroy éxet®ev 
áxélace (sic) Lpò mistouevov H 78 no pértor nal goeovore:fijocas Rwp; equidem 
proposuerim: xed pévro: Eygovorgeußnön enel, Ciel)... xageoxedacer 


226 I. Abteilung 


Prin éxeî ortodeta toda ¿vdov meteoda. rupeoxevacev. Eyva poùv 0 
"so ’Epwrixög Anden xataotoatnyijoai tov Evavriov xal toda citOvas wippov 
Enijowos xal 19 vauuov dito éxéyouoev, wo Öoxelv toy Syxoy Exavra 
citoy elvaı. Eymv obv tivas &Aatods dx tod orpxroxédou ray évavriaær, 
abrois toda Giras odd’ Muidesto Gvras bnéderte mal de adra@v ¿Sima 
tO ZxAno® un dediévar tv noliopxiav tv Ex Aipod. „ec de por ¿pr 
"85 „mioreis doing ped” Ov Bovkoucı nupaywojoud por dre sir, Uxexarijóo 
paí 001 tie no6Aewmg TA où Poovey. repiyapg®s tovrav fuovosv 6 ZxArços 
xal riore AUTO nagégye xdxeivos toús te nAstovg tig xólsog xal ro 
oby AUTÁ Orparıwrag ruperdnpos tijg móleows EkEror xal pos THY pepa- 
Adnoiıv demeror, xal 6 ZxAngos elascorv ele tv Ninxacav xal cde Eyvo 
% Keraorgarnyndeis. 0 dé ye mapaxroruduevos, tod ZxAnooù Exeider 
ancpuvtos xal ri) faordevovon av leo rAnciatovros, aungavòv Ar. 
pvogiuagious odv dv Duxiv Bdodav && tîs brspoplas dvexadlégaro, 
xal Goxors avrov goixadeciy Evönodusvos xal raluuvarotata:s dpais 
un &v more ti) fuorAsia Enidioda. und: xara av Pacrlevévroy Bovier- 
95 6a0d., tals mepuioirors dvvaueoi toy tvdoa Éqpiotnor uayiaredv ti 
tipyoag xal yofuara day mapuogouevos xal thy xara tod ZxAngod 
ucyny «brò «vadénevos. ünsov ovv 6 Doxüs. 6 ZxAnedg dè toùro 
padov tr Éyvo uagecaoda. EOS avrayovothy aEıdunyov xul &pas, 
amer xa regi TO ’Audorov Gvundexeta TS Doxt, xa ylverae udyn 
100 TOY OTOLTEVULTWV, xul Mov drreprepodvres Of rod ZxAngod, of dè xegl 
tov Doxäv Tu vata ETPENAVTO. xal OVTO TU Tig payne tavens Gvu- 
79 ro Evdov Q Evdotey C yoòv AR, otv EwpCQT+U:VOD 80 ro évarrior 
E, tóv ¿vavriov DTM  p«¿uuov Eninowoe — 81 rdv dyxov in textu omissa add. En 
80.81 rods oiróvas pupuov érlyooce AE ıyauu él. E") wpUSOG, roög... erro- 
Bolúvas paupov ... remineoxos Cedren. II p. 428, 12, eig rots ciróvoas wappor 
cuvexouce R 81 tiv waupov cito AE"wpUS0(, cito (oirov G) thy pappos R 
tréyoooey AEMwpU®0:*G, ¿xiygemoas Cedren. TI p. 428, 14, Éréyggooé re xal 
érsuadvyev R, éméyeucs te xa) nénuye S, éxéyocer p tóvom. T 82 ov» in textu 
omissum in marg. add, CW post «Aorods add. «broîs Q 83 odd’ AEwpUOG, 
om. Rwp  édniwor] dreéderte D 84 Öedomevu D dì difvar D rod. ante Amor 
add. DUM 85 post zioreıg add. ed V@ 87 uexetvovs OG _ ve post wZelovs U 
nal tobg — 88 ris móleog:om. T 88 crearióras Ewp ueyælomoly AR, 
ueycAnv modi EwpTsU*Ps 89 arsıcv AV, ansıcı RA, Eresıco B 6 om. Z eslosıc 

omisso sequenti dsg xal — 90 xaraoroutrnyn® sis om. H 90 nur orgurnyndeis D 
muousopopevog À (v. vs. 6) udusidev QJ 91 facidevovoy tov xoewr| peyudo- 
mute VD 92 dvunaltsaro J 93 peruodeciv om. DMZ  perxbôeciv — duis 

om. S &£rövoausvos DOTII nal ralavavroráras «exis AEwpULOG, om. lì 
14 rara roy Baclevovtwy] pera tev emiBovlevortor Z Povisvcacdar] Baucriet- 
caota: () 97 Extiouwy U ante 6 oxdneds add, nai EwpUtG, om. AR 9% ante 
ucgecuoda: add, péllov Rwp pauygcdor DT, weyjcacta D 99 reguriéneras VJ 
101 pœu& D rau pr AEwpU*0G, om. KR  ¿orgépavro D Ergepar Di post 

ovzw add. piv Rwp  taórns ovuBeBnxe om. G cvuféBrzuev J  * 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 997 


Beßnas. cH d° ¿Eng ol tóv orparevuarov ¿Edpyovres abrol pos dAANA0vg 
uagicaoda. Eilovro xal toy ayava roy dato tod mavrds dvadétacdu.. 
¿xñidov oùv didídoss, xal Ipúros ¿pde nulsas tov Daxkv 6 ZxAnods, * 
dog pty Evioı Aéyouor, xopuvn xara The repudio, ds 6’ Eregor, Elpos 
dxavereívero xaı’ abro, rod dl xAdEvros mods Dárepov uépog xl Tv 
zAnyny ¿xxdivavros, ¿pduozs rd rod Eipovg Unpov ro obs Exreueiv rob 
taxov tod tod Doxû. 6 dé ye Doxàs cvréndyte tov ZuAnoòv xoovvy 
xara vis xepalís, xal 6 nAnyels oxorodividoas vo Tod Innov td«yAo 
éneneoev: Sv ol xegl avtòv xuxòg Eyovra Pecocpevor xal tO &x rijg 110 
xAnyîg alpari TEQPUQUEVOV, NEQLOTEVTES OUVEOIOV nal Émipapov eis AY, 
dvaxtyoduevol te Acınoyvyoüvre tov &vdoa TO Vdar: a) To xurapgsdoav 
Tod aluaros exopeuyovres' xal tod innov Exsivov dnoßıßdoavres Erolovv 
ta sionueva. ¿v tovro d 6 innog 6 tod ZxAngod tòv xaréyovra Expuyiov 
xal dnooxıprioag Enıßarov ywols éxodarvev ava TO orparóredov aluatı 115 
nv. qaitnv diefpogos: Ov (dovra Ta tod ZxAngod oro«tevuata — 
éxionuos yao Tv 6 Innos xexAnuevos Alyvntios — xl olydévra néeosiv 
toy favròv Nyeudve, dxparós bourxesav roda puyív. xatavorcus Ot ro 
yırdusvov 6 Donûg ÈnELOL rois pevyover roves olxeiovs xaguPagovvac’ 
xal xolloi psy dvnonvio Ind tay avrınol&uwv, xollol dì xl NALOXOVTO, 120 
mAelovs d ia’ dddijdoy dxreívovro Hvumarovusvor. ¿vrevdev 6 Lxdnods 

¿faxopndels wera Tov rep pdevcor xatTapevye. ngog Xoggdynv tov 
Bafivióviov. xal Toüro padov è faordeds Exeupe pos Koogdnv, «Eniv 
un apoodetactt toy Tvpavvifoavta xatà tod olxelov deomórov yevd- 


bed 


05 


102 zede om. BQTJP 104 fpôn in textu omissum add. DD relces toy — 
106 xas” aùzod AEWpTOG (v. tamen vs. 105), xara tod pou 6 oxinods Elpos 
Exavarelvaodaı R 105 post Eregor add. Aeyovar U 106 éraversivuro E wp ÜrOrG® 
post de add. paxa VD ulioderros J 107 exdivavrog AD cd pr.] ro D rod om. U 
&xod D £6 005 Eureusiv rod innov tod rod pœox& ALOU, rod inzov tod pare 
TO 005 tursuelo R, tò oùg Éxreueïr tod Innov Tod por wpls(?) 108 xoeivn D 
109 fig om. UVE 111 xepvouéro D, zeqpuouevov corr. J  éxiyayov AO, 
«xúyayor Rwp 112 dvanrıoduevol te E, dvanınodusvoi ve U, «vuxrnoouevóv te Q 
118 axoggdwarres Ewp, crogeiwavres Ui, «xmopevparres superscripto oJ xel 
cod —114 za sienpeva om. (+ 114 rocovro DM, rodbro DH œquywrC 115 droounernoag 
Q, éxocoxgrioag ex &rocunetioas corr. H éxedarvev AR (¿xpóueve DMZ), éxpóavev 
wp évà AR, ¿vá superacripto xara J, xara DMZ 117 érionpos ye — Alyórrios 
om. G éxiengos ex corr. J aiyúxrrios EB 118 éavróv A, B corr. ex ¿avróv, 
CQP, Cedren. II p. 432, 23 vouicavres thy tavròr &ogorra wenroxéver, ¿avróv 


09H, atsdx DEwpR® éxgáros J 119 yevóuevov HD Enero VD apa do púvas 
P 120 óx0 AR, ¿xd EwpS*, rage H, om. G xa ante ritoxovro om. H nAlonovro 
Q 121 cvurrarodueyo: éurelyovro C 122 toy Bafvibviov — 123 reds Xocgón» om. © 

128 xal ante roöro om. Di (cum Haasius ad vol. II ed. Parisinae p. 218 
lin. 47 recte annotasset xa) in codice A esse omissum, Dindorfius id perperam 
retulit ad xa) lineolae antecedentis) 124 rugavvicaria E ante xara udd. xal 
Rwp oixsiov] idiov B i 


228 I. Abteilung 


125 MEVOV, Iva un) xal xa® Exvtod vróderyua Join ovx qyadóv. Epege Y 
O neupdels xel mods tov ZxAngòv xal rodg per” avrod Eyypape ti 

- Bach Beßarwdevre zEoi, auvnotiav avrols tOv rexoayuévov fpa- 
Bevovta, Ei Anooreiev ris Eyysıojoeng xal td Baordet daoxdpusr. 
tudra TR dg tov Txdynody xal rodas per” énsivov Baoileux yodupara 

150 08 Eyvo 6 Bafvióvios, avróv te tòv tiv rmosofziav xringobvrae xal 
rdv ZxAnpov xal rodg per” adrod orparióras xadeloyvuoiv. ivradia 
uty obv tóte TÀ tig dnooradiag ¿Ante td ZxAno®. 


125 xa) ante xad° tenent AEwpOS*Us, om. R den G 126 Eyyoador VO 
127 Befeodévra T duvnorelav EwpH 128 éyzyetoíceos BQSTP 129 raòre 
tà — yedpuara om. H ra om. D pereneivoy A, per” éxtivov Rwp, ¿xelvov DMZ 
Bacilera yodupara om. (+, yocpuare facilita DSMZ, 130 ag ¿y»ow] d yvov; 
H re om. G 131 crearibrag D, om. DSMZ 132 róre post éxosrucias 
ponunt DMZ 


Überschauen wir nun die Variantenangaben zu diesem Kapitel, so 
ergiebt sich als eine unleugbare Thatsache, dafs alle achtzehn Manuskripte 
dieselbe Lücke (ann. er. 61) haben. Es würde deshalb nun sehr nahe 
liegen — um zuerst den Wert der Handschriften Wolfs zu besprechen —, 
die älteste der vorliegenden Handschriften, den codex A, als den arche 
typus anzusehen, aus welchem alle jüngeren Handschriften geflossen 
wären. Allein es finden sich zahlreiche Stellen (II p. 3, 7. 31, 13. 
221, 7. 251, 22. 255, 1. 395, 19. 405, 1. 440, 5. 462, 12. 471, 11. 
551, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9 u.a. m.), an welchen A offenbar 
Lücken hat, deren Ursprung nebenbei sich öfter (so II p. 31, 13. 
395, 19. 440, 5. 462, 12. 471, 11. 531, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9) 
ohne weiteres erkennen liifst; da aber BC dieselben Lücken nicht auf 
zeigen, sondern vielmehr die vom Schreiber dieses ältesten Parisinus 
irrtümlich übergangenen Worte klar und deutlich geben, so können 
diese beiden Tlandschriften nicht aus A selbst direkt geflossen sein. 
Da jedoch BC dieselbe Lücke (s. ann. er. 61) wie A zeigen, so müssen 
sie auf dieselbe Quelle, aus der A flofs, zurückgehen. Aus diesem ge 
meinsamen archetypus, von welchem uns A das treueste Bild giebt, 
sind also, wie die Übereinstimmung aller jüngeren Handschriften im 
allgemeinen und besonders in Bezug auf die ann. cr. 61 erwähnte Lücke 
zeigt und wie sich im speziellen für DE noch genauer aus meiner 
Ausgabe ergeben wird, eine Reihe von Handschriften geflossen, die ball 
mehr, bald weniger durchgearbeitet waren und Erklärungen und stili- 
stische (seltener sachliche) „Verbesserungen“ enthielten, welehe den Zweck 
verfolgten, den Text leichter lesbar zu machen. Dies sind die Quellen 
der jüngeren Handschriften. 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 229 


Unter denselben ist am wenigsten von der korrigierenden Thätig- 
keit die Handschrift E beeinflufst, und es spricht sehr für Wolfs philo- 
logisch-kritische Beanlagung, dafs er gerade diesen Codex für viele 
Bücher des Zonaras zu Grunde gelegt hat; unter den vier Pariser Hand- 
schriften aber, welche Ducange für die byzantinische Geschichte be- 
nutzen konnte, findet sich, wie es scheint, nur eine einzige Handschrift, 
welche sich mit E vergleichen läfst, aber natürlich viel geringwertiger 
ist: der Parisinus 1768, den wir U benannten. Hätte Ducange diesen 
Codex in Verbindung mit Q und T (S ist D sehr ähnlich und kommt 
weniger in Betracht) ausgenutzt, so hätte er für die Bücher der by- 
zantinischen Geschichte, bei welchen Wolf leider D zu Grunde legte, 
den Text kritisch fördern. müssen. Allein dies hat der Pariser Gelehrte 
verabsäumt, sich vielmehr zumeist ohne weiteres dem Texte Wolfs an- 
geschlossen, ohne seine Handschriften einzusehen, und somit, für die 
Bücher XII bis XVIII kritisch äufserst wenig geleistet.) Höher ist 
jedoch sein Verdienst um die Textkritik für die ersten zwölf Bücher 
des Zonaras anzuschlagen. Bei denselben legte Wolf meist C zu Grunde, 
eine jüngere Handschrift, welche sich nicht selten stark von dem ur- 
sprünglichen Texte entfernt und auch öfter durch Lücken entstellt ist. 
.Ducange aber hatte für jene Bücher nach der oben gegebenen Über- 
sicht zur Verfügung die uns bereits bekannten Handschriften QS bez. 
TU und den cod. Colberteus (= Paris. Nr. 1717). Aus diesen Manu- 
skripten, die zum Teil (bes. der Colberteus) viel besser waren als C, 
hat nun Ducange allerdings an vielen Stellen den Text nicht unwesent- 
lich gefördert. So wies er — um nur einiges anzuführen — darauf 
hin, dafs QS und der Colberteus die Interpolation I p. 15, 16 — 16, 11 
nicht haben, so dafs Pinder, weil auch AB übereinstimmen, mit Recht 
jenen ganzen Passus in Klammern schliefsen konnte. An der oben 
(S. 212) aus B angeführten Stelle I p. 22, 5 verláfst Ducange richtig 
Wolfs Text, der aus C stammte, und schlielst sich der besseren Uber- 
lieferung seiner Handschritten, der auch AB und die epitome losephi 
8 38 s., Zonaras’ Quelle, zustimmen, an; I p. 154, 6 und II p. 76, $ füllt 
er aus dem Colberteus die Lücke genau so, wie auch A liest; I p. 166, 2 
wird in treffender Weise für gesuav, wie Wolf nach C schrieb, aus dem- 


1) Aus jenen Erwägungen folgt zugleich für einen künftigen Herausgeber 
des Zonaras, dafs derselbe nur insoweit die jüngeren Handschriften zu berück- 
sichtigen hat, als dieselben einerseits geeignet erscheinen den Text zu fórdern — 
dies geschieht selten genug —, andrerseits für die Textgeschichte von Wichtigkeit 
sind. Somit würde es eine unnötige Belastung des apparatus criticus sein, die 
oben benannten vier Pariser Handschriften bei einer Ausgabe der Bücher XII bis 
XVII in Betracht zu ziehen. 


see 


230 I. Abteilung 


selben Colberteus, dèm auch A und die LXX zustimmen, éseud® ein- 
gesetzt. 

Allein solche Verbesserungen bilden doch immerhin nur die Aus 
nahme; im Gegenteil finden sich wohl ebensoviel Stellen, an denen Du- 
cange zwar die gute Lesart seiner - Handschriften angiebt, „aber die 
schlechte, von Wolf aus C übernommene beibehält. So hat z. B. C und 
mit ihm Wolf I p. 87, 8 regupógovs, dagegen die Handschriften Du- 
canges [auch AB] das richtige zegıpößovs. Trotzdem behält Ducange 
im Texte das verkehrte zegıpögovs. Ferner fügt der cod. Colbert. 
[auch A] I p. 211, 2 hinter &xAıxun®üveı noch hinzu xe oxeduc diver; 
weder Ducange noch Pinder nehmen dies auf. Erst Dindorf hat mit 
Recht den guten Handschriften den Vorzug gegeben. Eine gewisse 
Flüchtigkeit zeigt sich I p. 259, 18. 297, 7. 300, 11: hier geben die 
Handschriften Ducanges bez. der Colberteus eine Lesart, deren unbe- 
streitbare Richtigkeit der Vergleich mit der Quelle des Zonaras lehren 
mufste. Allein Ducange unterläfst es hier, dieses vorzügliche Hilfsmittel, 
das er senst anzuwenden pflegte, heranzuziehen und verbleibt daher 
bei der schlechten Lesart Wolfs. 

Fassen wir somit unser Urteil über den kritischen Wert der Pa 
riser Ausgabe zusammen, so würde dasselbe dahin lauten, dafs Ducange: 
trotz seiner vielen und stellenweise guten Handschriften an nicht allzu 
vielen Stellen den Text gefördert hat und dafs daher seine kritische 
Leistung hinter der Wolfs im ganzen genommen zurücksteht. Ein zu- 
künftiger Herausgeber der ersten zwölf Bücher des Zonaras, welcher 
sich der Mühe unterzóge, aulser A BC auch noch die von Ducange in 
diesem Abschnitte häufig benutzten Handschriften, bes. den Colberteus 
zu kollationieren, dürfte zu einem noch härteren Urteil über den kri- 
tischen!) Wert der Arbeit Ducanges geführt werden.*) 

Fügen wir schliefslich diesen Betrachtungen eine Besprechung der- 
jenigen vatikanischen und Wiener Handschriften hinzu, von denen wir 
oben ein genfigendes Bild glauben gegeben zu haben, so fällt von den 
beiden Wiener Manuskripten dasjenige, welches die Nr. 68 trägt (Z) und 


1) Noch schärfer urteilt W. A. Schmidt (über die Quellen des Zonaras usw. 
S. 285 bei Dindorf vol. VI p. LIX): Ducange freilich erklärt einen genauen Kom- 
mentar .. für überflüssig (praef. ad not. “hist.): bei solcher Ansicht kann es uns 
aber nicht wundern, wenn er, wenigstens beim ersten Teil, für das kritische und 
historische Moment so wenig oder vielmehr nichts leistet. 

2) Der Text von Migne in dessen Patrologia (iraecn ist ein blofser Abdruck 
der Pariser Ausgabe; über die Venediger Ausgabe von 1729 kann ich mir kein 
selbständiges Urteil bilden, da sie mir nicht zur Hand ist. Doch scheint auch 
diese nur eine Wiederholung der Ausgabe Ducanges zu sein. 


Th. Büttner-Wobat: Studien zur Textgeschichte dea Zonaras 931 


aus dem 15. Jahrhundert stammt, ohne weiteres hinweg, da es für die 
Textgestaltung ohne Belang ist.') Ebenso ist die demselben Jahr- 
hundert angehörende andere Wiener Handschrift Nr. 43 (V) für die 
Feststellung des Textes wertlos; für die Geschichte der Überlieferung 
des Zonaras ist sie deshalb beachtenswert, weil aus ann. er. 122 her- 
vorgeht, dafs dieselbe aus der so ähnlichen Palatiner Handschrift des 
Vatikans Nr. 202 (9) nicht stammen kann. Damit stimmt vortreff- 
lich die Angabe, nach welcher die Wiener Handschrift aus dem 15. Jahr- 
hundert stammt, die genannte Palatiner etwa em Jahrhundert jünger 
ist. Daher ist entweder das Wiener Manuskript der Archetypus oder 
beide entstammen einem gemeinsamen Originale. 

In ähnlicher Weise müssen aus den sieben oben verglichenen vati- 
kanischen Handschriften ohne weiteres als für den Text wertlos aus- 
geschieden werden: der- Palatinus Nr. 271 (J), der Vaticanus Nr. 135 — 
(M), der Vaticanus Nr. 980 (P), der Urbinas Nr. 95 (H), der oben ge- 
nannte Palatinus Nr. 202 (®). Damit bleiben als bessere Handschriften 
nur zwei übrig: der Vaticanus Nr. 136 (0) und der Vaticanus Nr. 981 (G). 
Letztere Handschrift, dem 13.—14. Jahrhundert entstammend, stimmt 
im allgemeinen gewöhnlich mit der guten Überlieferung, welche A 
öfter auch E bietet, überein; allein die vielen Weglassungen (s. ann. 
er. 1. 2. 11. 25. 27. 28. 30. 35. 36, 38, 40 u 6.) und eigenmächtigen , 
Änderungen (s. ann. er. 2. 20. 35), welche sich in diesem Codex finden, 
sind nicht danach angethan, seine Glaubwürdigkeit in günstigem Lie hte 
erscheinen zu lassen. Es kann daher G weder einen Vergleich mit E, 
noch gar mit A aushalten, und dürfte somit durchaus nicht geeignet 
erscheinen, den Text im wesentlichen zu fördern. 

Ein bei weitem günstigeres Urteil ınüssen wir aber über die 
älteste Zonarashandschrift der Vaticana fällen, den Pergamenteodex 
Nr. 136 (0) aus dem 13. Jahrhundert. Zwar hat auch diese Hand- 
schrift, wie alle angeführten Codices, die bekannte Lücke (s. ann. er. 61), 
jedoch stimmt sie so auffallend allein mit dem treftlichen Parisinus A 
öfter (s. ann. cr. 9. 111) überein, dafs ‘es fast scheinen könnte, als 
käme sie demselben wie scheinbar an Alter, so auch an Wert gleich. 
Allein sieht man näher zu, so finden: sich doch in dem einen Kapitel, 
welches wir oben angeführt haben, Verschreibungen (s. ann. cr. 6. 55. 
72. 75. 90; 33. 45. 87. 99. 118), eigenmächtige Verbesserungen (s. ann. 
cr. 19. 34 [ganz merkwürdig]), Lücken (s. ann. er. 36) und sogar be- 
reits „bessernde“ Beeinflussungen (s. ann. er. 98. 101), wie sich dies 


1) Diese Handschrift zeigt mannigfache Ähnlichkeiten mit dem älteren Va- 
ticanus ‘Nr. 135 (M), wie u. a. aus ann. cr, 51. 61. 93. 131 erhellt. 


232 | I. Abteilung 


bei A durchaus nicht zeigt. Wenn daher der Vaticanus O in dem 
Satze (s. ann. er. 70) «dry % vixn Enl péya uèv jee tá Tod ZxAnood 
die Partikel piv wegläfst, so ist die Möglichkeit nicht zu bestreiten, 
dafs diese Lesart die richtige ist. Da sich jedoch in dem weit zuver- 
lissigeren Codex A, der noch keinen korrigierenden Einflüssen unter- 
legen ist, dieses u&v findet, so bin ich geneigter, die Lesart des überall 
verläfslichen A dem öfter flüchtigen O vorzuziehen, obwohl ich nicht 
leugme, dafs der Zufall auch eine Rolle spielen kann und nicht immer 
das Wahrscheinlichste gerade auch das Richtige ist. Wie dem auch sein 
möge, ich glaube zu der Ansicht vollkommen berechtigt zu sein, dafs 
der Vaticanus Nr. 136 aus demselben Archetypus wie A entstammt, 
zwar unter den jüngeren Handschriften bei weitem die beste ist, dafs 
er sich jedoch an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit mit A nicht 
messen kann. Daher halte ich es auch für nicht recht wahrscheinlich, 
dafs aus der Kollation dieser Handschrift etwas für die Förderung des 
Textes gewonnen werden könnte, was eine methodische Kritik, welche 
sich auf A stützt, nicht bereits aus dieser Handschrift bez. den jüngeren 
Geschwistern derselben finden könnte. 

Sind diese Erwägungen, welche sich freilich zum Teil nur auf ein 
einziges aber entscheidendes Kapitel des Zonaras stützen, richtig, so 
‚steht fest, dafs keine der uns bekannt gewordenen Handschriften an 
Güte und Zuverlässigkeit dem Parisinus A gleichgestellt werden kaun, 
dieser demnach zur Grundlage des Textes zu nehmen’ ist. — Somit 
würden sich für einen künftigen Herausgeber des Zonaras folgende 
Grundsätze ergeben. 

Für das gesamte Werk des Zonaras dient als Führer der 
cod. Parisinus 1715 (A); für Buch 1 bis einschliefslich 9 ist 
daneben der Viennensis Nr. 16 (B), der Monacensis Nr. 324 (C) 
auf jeden Fall zu benutzen, wünschenswert wäre es auch, den 
Parisinus Nr. 1717 heranzuziehen. Für Buch. 10 bis 12 käme 
aufserdem der cod. Monacensis Nr. 325 (E) hinzu. Endlich 
für die byzantinische Geschichte (Buch 13 bis 18) sind neben 
dem grundlegenden A die jüngeren Handschriften B, C, E 
und der Monacensis Nr. 93 (D) zu vergleichen. 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 233 


Anhang. 


Zusammenstellung der wichtigsten!) Ilandschriften der 
Epitome des Zonaras. 


A. Text. 
I. Handschriften des 13. Jahrhunderts. 


1) Parisinus Nx. 1715, vollendet im Jahre 1289 (A) s. >. Of ff. 

2) Vaticanus Nr. 136 membran. form. 4 fol. 216 (0) (s. 5.221.231 ff). 

1" xgonyod tov ¿uv rovyuero al. m.: fovugas. 

Evordyoo &v to ...(1p.3,1).. 7000 tò pidoriuotegov (I p. 6, 8). 

1" allerlei nicht Zugehòriges. 

folgen zwei moderne Papierblätter. 

2" Enıroun nalarov lorogidy ovileyeión xul ovyyeageion rapa 
¿odvvov povayod tod fwvapk. Yeyovöroo peyddov dpovyyagiov tija 
Biyiao (-yo m. 2) xal aporeanxpirio: — (s. Ip. 3 ann. er.*) and 

-S. 212). ° 

Everdyao dv tio ... (I p. 3, 1). 

3" 89 fou ply... (Ohne Überschr. s. I p. 17, 1). 

14° rédoo tio óxtarexov. 

“Aqq) wav Pacılsıwv.”) 

21" Baoulela coldouúvroo.*) 

37° xepl tio lovoro:*) — 

69" émiroun tío dAwoead tijo lAîju.") . 

13 xsgl douno xal Gouviou xual toy fouciwr. 

101”... ¿gorro à yeupi (11 p. 298, 7 Ende des neunten Buchs). 

101” Gedicht: y&gıou« xparoo Tüv uaxpüv róvov yéguo (20 Verse) 
... Aoû mod to Asinov Yijo uedigpoiuo Axfo. 

1) Absolute Vollständigkeit zu erreichen war ans verschiedenen Gründen 
nicht möglich; ich wollte hiermit nur eine Grundlage für weitere Forschung geben 
und bin für alle Nachträge daher sehr dankbar. 

2) ‘yaveds mods tH pià diaguicaci: — (I p. 96, 6). Inc. novum cap. cum hac 
inscr.: dx tig éxtarevyou: — do av Bacleay: — xegl tod nAel tod lspéws Hal 
say abrod xaidoy” A (nach Han); s. aufserdem S. 234 u. daselbst. Anm. 4, $. 236 
u. daselbst Anm. 1. 

3) “post cvvexideroer: — (I p. 143, 3) relinquitur spatinm lineae vacuum, et 
sequitur inser. in media lin. posita, additis ab utraque parte ornamentis: Bacilsic 
colou@yrog” A (nach Haase); x. aufserdem $, 235. 

4) "post xar” abri» (1 p. 247,.4) in media linea est operosior inscriptio: 
¿o0v899: o? A (nach Haase); e. anfserdem $. 234. 

5) “post rod Négovos (1 p. 523, 16) in integra linea utrimque ornámentis ap- 
positis ent inser.: éxeroun Tic «lmoews tig ‘Im :. A (nach Haase), 

Ryzant. Zeitschrift I 2. 16 


234 | I. Abteilung 


Namensziige oder dergl. nicht lesbar. 

102° Ersıtoun lorogı@v ovddeyeion nai ovyypapeión naga ¿mdvvov 
uovagod tod Cavagk yeyovóros ueydlou dpovyyapiov Tio fiyiuo: 
meguézer dì adın tas reel tOV avroxparógor loropiao: — (8. II p. 298,8 
ann. cr. und S. 213 mit Anm. 1). 

¿E dexîs uèv ody .. (II p. 298, 8) 

216" uvmune éurnvgevua’ (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der 
Epitome). [Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom. 

3) Monacensis Nr. 324 (C) s. S. 203 ff. 

4) Parisinus Nr. 1714 .(Q) 8. S. 217 f. 

5) Venetus Nr. CCCCI in 4 chartaceus, foliorum 262, saeculi cir- 
citer XIII. ') Zon. ann. libri IX priores (Zanetti p. 196). 


II. Handschriften des 13.—14. Jahrhunderts. 
6) Palatinus Nr. 271 (J) bombyc. form. 4 maj. foll. 285 (nach der 


Numerierung, die stellenweise, nicht konsequent, die verlorenen mitzählt). 
Durch Nässe beschädigt, am Anfang stellenweise unlesbar (s. S. 204 ff 
u. S. 221 ff). 

1 (ohne Überschrift) sboréz000 &y vo... (I p. 3, 1). 

2... xaryerodeoav (1 p. 14, 10). 

desunt duo folia (adser. Sylburg). 

2 weilse Blätter (gezählt). — 

Y rov tóxov toto «puevioro”) (I p. 28, 7 

“OY ... ai dedoexvia | (I p. 39, 21). 

desunt quatuor folia (adscr. Sylburg). 

1 weifses Blatt. 

11" xal y öyıo rod xgos@rov (1 p. 63, 12)... 

15"... “‘suaoxtouow) (I p. 96, 6) té106 tod OXTUTEÑIOV" KEY} 
TV BusıAsuov. 1) piel dè ...(I p. 96, 7). 

21" Baordeta colouGvroo (s. S. 233 und daselbst Anm. 3). codoper 

. (I p. 142, 4). 

39" ..xat avrav (1 p. 247, 4) | Jovdijd. Ev Ere... (ibid.). 

107" | yorw& yeo (IL p. 199, 17): ine. al. man. 

125" man. post.: tod avrod Oevrepov Tuijuu. neol TOV Ev Goui 
povagygniaviav. 


1) Dieses Alter dürfte wohl zu bezweifeln sein. 

2) A giebt toy ronov ts kopevias, während C andere Wortstellung hat: es 
scheint also dieser Palatinus der ältesten Überlieferung näher zu stehen als € 

3) Auch hier ist der Palatinus A näher verwandt als C (s. T p. 96, 6 ann. er.. 

4) S. S. 233 und daselbst Anny, 2. 


‘Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 235 


al. man. post.: @077) xepl rio tay avroxparópov [oropíxo. 
(Urspr. ohne Überschrift). 
143" | re Övvaoreiuıo mévie ... (II p. 408, 14) inc. al. man. 
158" | buoA6ynta: : ev dè œiriav (IL p. 529, 13) mit tiv beginnt 
wieder die Hand von fol. 107 ff. 
166" | & & tovrov ¿viavrovo (II p. 564, 4) inc. al. man. 
171" ... 9%o0a | 172" | Badév avetdev (II p. 600, 14). 
172” ... Kiavdiov Bvyargıöng (II p. 606, 5). 
deest folium cuius initium: %» x@voreo (Sylburg). 
173 | Paddy éverdev (II p. 600, 14).... 
200" | 9 dE (vol. II Dind. p. 272, 6) — 207 al. man. 
208—213 die Hand von 107 ff. 
214—227 die Hand von 200 ff. 
228—275 al. man. 
.276—285 die Hand von 107 ff. 
285 ... uviung éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der 
Epitome). 
_ [Nach den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.] 
7) Vaticanus Nr. 135 chart. form. 4 maj. foll. 311 initio mutilus 
(M) (s. S. 221 ff.). 
1" | ovvdijxarg xal poroso... (1 p.9, 4). 
2" Ohne Überschrift. 06 ¿ori uèv ... (I p.17,1). 
19° rédoo tod dararevyov: 
don tüv Paola &r.!) 
29" faordeia dolou&vtos.!) 
1147 ... uviunv ph dcapdyoey (I p. 562, 14 Ende des 6. Buches). 
114" xegl Gœoualov xal ro fauno avrijo.*) 
Atvetao ... (11 p. 3,1 Anfang des 7. Buches). 
167" ... éyouro Y your + (IL p. 298, 7 Ende des 9. Buches). 
168" Y uty xrporéga PißAoo meguéyer ta EBpoxa xul tà neol río 
bouno xal tà tóv daarudv. airy dè Tao meol tiv avroxparópov 
istogiac (s. S. 213 und daselbst Anm. 1). 
"EE dexñs ... (II p. 298, 8 Anfang des 10. Buches). 
222" ... Zoynxev: — (Il p. 620, 2).°) 


1) 8. 8. 238 und daselbst Anm. 2 und 3, S. 234 und daselbst Anm. 4. 

2) ‘Lib. VII. Sequitur inscriptio in media linea posita, ornamentis utrimque 
additis zeol fopaloy xal rijo ¿ouns adrfis: —’ A (nach Hause). 

3) Es scheint somit diese llandschrift den Schlufs des 12. Buches nicht ganz 
enthalten zu haben; derselbe fehlt vollständig (s. II p. 626, 12 ann. crit.) in zwei 
Puriser Handschriften (s. S. 218) und wird wohl mit Recht für einen späteren Zu- 
satz gehalten. . 

16* 


236 _ I Abteilung 


0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0 0,0000000, 

Bactdsia tod pmeydhov xaovoravilvov. 

255" ... 6 uèv yap, rvgixavorov avrò Akysı dógar (vol. III Dind. 
p. 355, 7) in mg: zegì tod [egod Asıydvov rio xravevpyuov pegrvpos 
sòpnpiao (genau ebenso CE). 

256—257 chart. saec. XV. | 

258" | dv xwvorevrıvovndisı roosdpsúbaviso éxxdnotac: Sre dva- 
etecios (vol. III Dind. p. 360, 24).... 

3117 ... uvquno Eumvgevue (vol IV Dmd. p. 260, 28 Schlufs der 
Epitome). 

Alles von einer Hand. Korrekturen (meist in Rasur) m. 1. {Nach 
den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.] 

8) Vaticanus Nr. 981 chart. form. 4 foll. 249 (von fol. 170 an mit 
Pauspapier überklebt) (G) (s. S. 221 ff). 

1-4 nicht zugehörig. 

5 (ohne Uberschr.) zgoreo« BiBoo meoueye TA Époxixà vol tà 
megi ro Gowns xal toy trated peyor xai Tov avroxparópor ¿E ar 
“OYETAL Y rapodo (s. 8 8. 213f£ mit Anm. 1). 

"EE ¿exo uèv obv... (II p. 208, 8 Anfang des 10. Buches). 

145° ... uvnuno ¿uxvpevpa (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der 


Epitome). 
&x TOV xouvanrov peroo «yyédov qoveirov TO Uvaxri ddetín 
. (Nicet. Choniat. p. 8, 1). . 
184% ... xaxwv (AAvyov meravoou ... [undeutlich]. 


yemoylov uovagoò loyoderov tod «xporolírov róvyua yoovixe') ... 
[unlesbar] (Georgi Acropolitae annales). 

ro tijo iorogiag yorouor (Georg. Acropol. ann. Anfang p. 3, 1). 

240" ... elo TÓDE xUTUOTADEDO TU Ts douaixijo dvvaotelao Zorn 
07406 TOAvO. 

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 

9) Vaticanus Nr. 982 bombye. forma 8 toll. 207 m fine mutilus, 
negligenter seriptus. 

I" mporeoa BißAoo mepiegei ta EBoaina nai Ta reol tie fauno xa 
TOY brareróv. UT di tas meol tv abvroxgatdoav (otogiao (s. S. 213 f. 
mit Anm. 1). 

"EE doyîs utv ovv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches). 

207" ...8 10 Papda oùx iv dvextòv: GA’ ¿ml rovro xal ¿Bupv- 
Pupe xal unvia.?) Ex /jjjj atevoavroo di rod Buorléoë wo elgnrar 6 

1) róovyua yoovindy mutelig giebt Dousa (s. Bekkers Ausgabe p. 3 ann. cri 

2) Nach dieser Probe scheint diese Handschrift zu den jüngeren zu gehören, da 
niu diese mit Ausnahme von E an der angeführten Melle xat &unvia hinzufügen. 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 937 


pr Hi | deficit (XVI 7: vol. IV Dind. p. 21, 11). [Nach den Mitteilungen 
des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 


IT. Handschriften des 14. Jahrhunderts. 


10) Vaticanus Nr. 980 chart. a. 1323 forma 4 min. foll. 309 (P) 
(s. S. 221 ff). 

1° &xıroun lorogidy ovddeyeion xal ovyyoageion mega lo uovazod 
tov $wvap& rod yeyovóros peydlov dpovyyaglov tijo PiyAno xal mpurt- 
acmonro dpyopeva and tio faordetao dioxAntiuvod xal uakıuavod‘ xl 
Arjzovoa ueygı uo Buordsias xvpiov dAsbiov rod xouvnvoo (s. I p. 3 
ann. cr.). 

2° BaorAela ne xol uatiuiavod. 

AoxAntiavdo dì . . (II p. 613, 14). 

303" ... todg avróv Pooveodytae ueyadaro | (XVIII 27: vol IV 
Dind. p. 253, 3). 

Folgt ein nicht num. weifses Blatt. 

r allerlei. Darunter: 


y BißAoo abrn Eorıv lepewo rob Boat al. m.: ¿yevv9y 6 vido uov 
6 vt Ev tO mpoınodorndEevr woe vixfuari xard TV x Tod tov unvoo 


rjo 9 N toò 8040" Erovo [1326 p. Ch.]. 

304" | dvrooyéoeor wetoag (vol. IV Dind. p. 253, 4 lückenlose Fort- 
setzung von ggovgoùviao usyaiuo 8. 0.). 

308" ... uvuno éunvosvpa: + (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs 
der Epitome). 

drslsıhdn To mopov BußAlov Ev Ere saad N Extns: +!) [1323 
p. Ch.]. 

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 

11) Escorialensis Nr. 162. In fol. en papier de coton, et d'une 
tres-belle écriture du XIV* siècle. Chronique de Zonare jusqu’au règne 
d’Alexis Comnène, incomplète à la fin. Les marges contiennent quel- 
ques additions d'une main plus moderne [Fabric. VII p. 465]. (Miller 
p- 134.) 

12) Venetus Cod. CCCC in folio minori, chartaceus, foliorum 343. 
Zonarae annales initio et fine mutih. [Zanetti p. 196.] 

13) Florentinus. Plut. LXX cod. IV. ’Erıroun loropròv ovhie 
yetou xa) ovyypaysica nage ’Ioavvov povazod tod Zavagà, tod yeyo- 
vótos usyeiov Agovyyapiov tijg Biyias nai nowrouoixpgnrs (s. I p. 3 


1) Diese Handschrift umtafst genau denselben Abschnitt, wie der Parisinus 
Nr. 1718 aus dem 16. Jahrhundert (s. S. 218). 


238 I. Abteilung 


ann. cr.*) u. S. 212). Inc. svordywos dv el vis [Anfang I p. 3, 1] desi- 
nit imperfecte in verbis: xal elg ta Ev ti uovÿ tv Mayyavav Paci- 
devo. | XVIII 21: vol. IV Dind. p. 236, 29. 30]. Alia eiusdem Opera 
persequitur Fabric. vol. X p. 242 ss., ubi codicem hunc memorat, de 
quo notandum, nullam librorum divisionem adesse, sed capitum tantum- 
modo titulos apponi, qui desiderantur in editione. In primo folio legi- 
tur auctoris nomen litteris intricatissimis exaratum, cui tabella subicitur 
generationum veterum Patriarcharum ab Abraham usque ad Jacob. 

Codex bombycinus Ms. in 4 saec. XIV ineuntis, multis in locis ve- 
tustate consumtus. Constat foliis scriptis 206. [Bandini II p. 658.) 

14) Parisinus Nr. 1717 (s. S. 218 f.). 

15) Monacensis Nr. 325 (E) (s. S. 213 £f.). 

16) Parisinus Nr. 1768 (U) (s. S. 218 f£.).!) 

17) Taurinensis Nr. CCXX b II 31. Bombycineus, constans foliis 
235, multis tamen in locis, ubi vetustate “detritus erat, a recentiore 
scriba suppletus. Continet eam Zonarae annalium partem, qua Roma- 
norum Imperatorum historia describitur a libro nimirum X ad Theo 
phylum usque Michaelis filium [XV 25], cuius Imperii pauca dumtaxat 
exscripta sunt, adeo ut sex tantum habeantur libri. [Pasinus p. 310.] 

18) Cromwellianus Nr. 24. Codex bombycinus, in folio, ff. 245 
sec. XIV ineuntis; olim Mardarii monachi, cognomento Alleluiae [ol. 280]. 
Johannis Zonarae, monachi, Annalium pars secunda: initio mutil. Incip. 
im verbis: gofov übiov évouitov To tig ébovoiug amegtAnaxtov xai 
adguotov |X 3: 11 p. 306, 7]. Desiderantur in fine lineae undecim no- 
vissimae, quae in impressis exstant, ipsa puta auctoris totius operis 
clausula. In calce doûlos tüv JovAmv tod #eoù Magddguog, povayds, 
Extxdnyv 6 ‘AdAndovias, nomen forsan possessoris, qui quoque ultima 
septem folia manu sua supplevit. [Coxe I p. 453.] 

19) Codex musei Britannici Nr. 28828. 1) The annals of Johannes 
Zonaras, comprising sacred, general and Byzantine History. from the 
creation to a. D. 1118. Imperfect; wanting the Preface, B. i. $ 1—7. 
B. 11. $ 21 — B. iv. § 8 [Migne „Patrologia Graeca“ vol. CKXXIV coll. 
40—76 e, 205 D — 337 B] and a few lines at the end f. 1. 

2) Byzantine annals of Georgius Acropolita: 1204—1260. Imperfect: 
wanting two leaves at the end. Printed in Migne vol. CXL vol. 969 f. 
402. On the fly-leaf at the end, f. 440, are the oracles of the Emperor 
Leo, in Greek. Paper XIV th cent. In wooden boards covered with 
leather. Quarto. [Catalogue of additions to the manuscripts in the 
British Museum in the years 1854—75: vol. II (1877) S. 562.] 


1) S. S. 239 Nr. 21. 


Th. Büttner-Wobut: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 239 


IV. Handschriften des 15. Jahrhunderts. 

20) Viennensis Nr. 16 (B) (s. S. 207 ff). 

21) Parisinus Nr. 1716 (S) (s. S. 218 ff.). 

22) Venetus Cod. CCCXCIX in 4, chartaceus, foliorum 657, Zo- 
narae annales in duos tantum libros divisi, qui in editis in XVIII scissi 
sunt. Subsequitur nota: ’Ereisiadn Y xapovor PißAos did ysıpög 
Teogyiov lepews éuaprwlod rod BaotpaArtov, xura uva Toúviov. tijg 
ep” dvd. ree San (1420 p. Ch.) [Zanetti p. 196.) Textus cum co- 
dice Reip. Parisiensis DCV [jetzt Nr. 1768]') a Cangio allato potissi- 
mum convenit, tum quoad operis in libros duos distributionem, tum 
quoad prologum, qui nonnisi ad verba tv yeveoww (I p. 15, 15) per- 
‘ venit, tum vero etiam quoad libri primi initium Heós ¿ori wiv av- 
evdens quos (I p. 17, 1). Erroribus equidem scatet, at variis etiam 
lectionibus, quae probari possunt, abundat. In ipso prologi initio pro 
Evdorôyos dv tig elmo est Novvegüg dv tig siro. | Morelli p. 265.] 

23) Urbinas Nr. 95 (H) chartaceus fol. 133 2 voll. (s. S. 221 ff.). 

1 Xenoph. Oeconomicus. 

alia 

84" ohne Überschrift ¿vdéxarov vırög Evigvrov (XII 33: II p. 622, 16). 

105° ... taveny tiv itrav tod anooretov Üoov Ex Tod orddov 
abrod mepuedédernto Éyvoxüg TODE Tor ut nvtouddAnoev | (XV 23: 
vol. III Dind. p. 396, 4). 

106 modernes weilses Blatt. 

107° cegytov de rod tòv Hodvov EYovroo xmvotaviivov rólewo THY 
Carly xaraotpépavtoo mvego0 avrov diedetato. ta avra Exeivo dotabcv 
mai tà osvioov xal xvoov 0Eßwv te xal xvp@v (XIV 17: vol. III Dind. 
p- 311, 12).?) 

180" ... uviuno éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28, Schlufs der 
Epitome). 

éx tov Adyou tod negli tev Eni puodò ovvdytov. 


180" rot godíov sy eds tov yoıgoopaxıyv Afovta bis 183" an- 
deres von Constant. Rhodius (s. Jacobs, Anthol. Graec. IIT p. 217). 


1) Dies mufs ein Versehen Morellis in der Nummer sein; denn der damalige 
Parisinus 605, jetzt 1768, beginnt erst vom 10. Buche ab. Ob er 1714, früher 638, 
1716, früher 435, oder 1717 früher 5090, dann regius 2503. 2. 2 gemeint hat, ver- 
mag ich jetzt nicht zu entscheiden. 

2) Es läfst sich ohne weiteres schon aus diesen Mitteilungen vermuten, dafs 
in der Aufeinanderfolge der Blätter dieser Handschrift irgend welche Störung ein- 


gewirkt hat. 








240 I. Abteilung 


184° ¿xirouy éx Tod qoovixod tod qaverarod (Excerpte aus Nicetas 
Choniata). 
220" éx tod (worjnov Ev entropy’ 
Ev Gpxÿ ... 235. 

236— 238 weils, 

239" Io. Damascus sig ro &yıov céfBarov (alius codex). 
Seqq. alia. * ° 

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 

24) Vaticanus Nr. 1199. 

chartaceus form. fol. — foliis non numeratis. 

l" 7 mgorege BißAoe meguéyer ta EBouixd, xal ra xmepl ro ÉOUN6, 
nal TOY ÚTOTLOV, avery dè tao meol TÜV abroxparópc lorogiao: — 
(s. S. 213) | 

"EE &eyîis wiv oùv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches.) 

. El UN TLO pain noò TO Eniorgopijo avro xovydyjvae tovtoy 
thy Ovyyoapv, siontar yao Ev TO xoaxtixd Tio rpwrye Guvddov 
UÚrepuayóv tov 00900 dóyuaros (XIII 4: vol. III Dind. p. 185, 22).") 
hört mitten auf der Seite auf, folgt weilses Blatt. 

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.] 
25) Viennensis Nr. 68 (Z) (s. 8. 208 u. 221 ff). 
26) Viennensis Nr. 43 (V) (s. ebenda).*) 


1) Nach dieser Probe scheint der Vaticanus Nr. 1199 zu den besseren Hand- 
schriften zu gehören, da die jüngeren Manuskripte (mit Ausnalime von E) sferra: 
(für etenrar) yao — de%od dóyueros hier weglassen und an einer früheren Stelle 
etwas verändert einsetzen. 

2) Montfaucon führt in der bibl. Coisliniana, olim Segueriana S. 208 folgendes 
an: Cod. CXXXVI, olim CCCXX, bombycinus, XV. saeculi, constat foliis 345. 
Ioannis Zonarae Monachi Chronographia s. Annales cum Niceta Choniate et Nice- 
phoro Gregora. Initio habetur index capitum 202 Historiae Zonarae, cui prae- 
mittitur haec nota: 6 0d» Zwvagés «eyeror darò tig drarelas, roy atroxeardeor, 
EE abroò rod Ilouxniov Mayvov nal Lxinlwvog xal Seda nal Kaicagog [lib. X) 
nal Anyer uegor tig Paordetag ‘Alebiov tod Kouvnvod: [lib. XVII Schlufs] 6 ôt 
Xovetarns usw. Init. ¿E cezijs uty 009, bs Év tH wootéga fipiw por reororópntas, 
Bacthedory Y tov ‘Pouaimv &veiro [X: II p. 198, 8]. In fine Hist. Zon. fol. 148 
legitur hace Calligraphi nota: ’Ereisındn 7 ragodoa Biflos, %tis mequéyes ris icro- 
play tod Zaovaed doyouévnv «xo tod ueyalov Pacidiog Kovorayrivov [unrichtig] 
nal Arjyovoav utyer ts Paoıleing xveod AlsEiov tod Kouvnvod unvi Zenrefoiw 
N a” Eovg sa’ i. e. indictione prima anno 6931 (i. e. Christi 1423). Dieselbe 
Handschrift beschreibt von Sinner in einem an Pinder aus Paris gerichteten 
Schreiben vom 7. Dezember 1832 wie folgt: „Von Zon. Annales giebt es hier, wie 
Sie wissen, in allem auf der Regia sieben Mss.; fünf hat Ducange benutzt, niim- 
heh 1714, 1716, 171%, 1768, 1717. Fürs erste habe ich Ihnen die von Ducange 
nicht verglichenen genauer zu beschreiben, a) der Coislinianus, jetzt 137, früher 
320, ist aus dem 14. Jahrhundert, enthält für den Zonaras 148 Blätter, jedes zu 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 941 


V. Handschriften des 16. Jahrhunderts. 

27) Escorialensis Nr. 247. In fol. en pupier, de 339 feuillets; ma- 
nuscrit provenant de la bibliothèque de Hurtado de Mendoza, et tres- 
bien relié. | | 

Chronique de Zonare. 

Ce manuscrit figure parmi ceux qui ont été donnes par Soliman II 
à Hurtado de Mendoza. 

[Fabric. VII p. 467.] 

(Miller p. 189.) 

28) Palatinus Nr. 202 (0). 

chartac. form. fol. min. foll. 246 initio mutilus (s. S. 208 u. 221 ff). 

1 (rot) yewpyiou rob oxvAtrin: nudov Ex dè tovrov ... (X 32: 
TI p. 408, 15). 

.... puiuno Eundgevua' (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epi- 
tome) del di ein Ded yous «un». 

[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom; s. aufser- 
dem S. 208 f.] 

29) Monacensis Nr. 93 (D) (s. S. 214f). 

30) Parisinus Nr. 1718 (s. S. 218 ff‘). 

31) Meermannianus Nr. 391. 

loan. Zonarae annalium lib. XII usque ad XVIII a Constantino 
M. ad Alexii Comneni mortem. (Fänel p. 845.) 

32) Taurinensis cod. V h. IV 5 Chartaceus, habet folia 488. Histo- 
riam exhibet Zonarae usque ad regnum Diocletiani et Maximiani. 
Deest initio folium, ideoque mutila est praefatio, cuius fragmentum in- 
cipit ab iis verbis: odd? mods puyxÿv Oqpélecav (1 p. 7, 18). 

Sectio inter praefationem, et initium operis divisa est ab ea, quae 
in editione Veneta anni 1729. Nam initium operis in Codice nostro 
est ab ils verbis: Beds 0” ¿ori piv avevdeng pes (1 p. 17,1) quod 
minus recte') factum videtur, aptiusque in laudata editione ducitur a 
verbis “Agxtsov (sic) de po: tig 0vyyoupîjs castns (1 p. 15, 12 u. ann. 
cr.). [Pasinus p. 69.] 


40 eng geschriebenen fortlaufenden Zeilen...“ Allein diese Handschrift, welche 
von Sinner selbst in der Hand gehabt haben mufs, war bereits 1839 in Paris nicht. 
mehr zu erlangen; Haase schreibt 1839 darüber: „der Coislinianus 137 ist ver- 
liehen“, und als Pinder 1843 in Paris danach forschte, war diese Handschrift nicht 
aufzufinden und galt al: verloren. Es scheint dieser Coislinianus demnach zwi- 
schen 1832 und 1839 in Verlust geraten zu sein. 

1) Natürlich hat Pasinus ganz Unrecht; die Einteilung der Venediger Aus- 
gabe, welche sich an Ducange anschliefst, widerspricht allen Handschriften und 
wurde mit Recht von Pinder und Dindorf verworfen. 


242 . I Abteilung 


33) Canonicianus Nr. 82 in folio, ff. 73, chartaceus. * [lohannis Zo- 
narae monachi] Annalium liber decimus et libri XI pars prior. 

Tit. «exny ris xeol róv avroxparópcv ¿oropías. Desin. cum verbis 
xal ebapyediotiv Mépxov ’Aviavòs yéyove (XI 13: II p. 482, 5). [Coxe 
HI p. 79.] 


VI. Handschriften, deren Zeit unbestimmt ist. 


34) Venetus cod. XIII CL VII Zonarae Annales a. 1 VIII ad 
finem. [Nachtragskatalog der Marciana, eingesehen in Venedig von Herm 
Dr. Richard Wagner aus Dresden.] 

59) Codex bibl. Univ. Lugd. Bat.: Zonarae tomus tertius, incipiens 
ab Constantino Magno et Helena ad Alexium Comnenum fol. 244 in 
chart. [Catalogus librorum tam impressorum quam mss. bibliothecae 
publ. Universit. Lugduno-Batav. 1716 p. 334.] 


B. Excerpte u. ii. 

36) Baroccianus Nr. 25 bombycinus, in 4“ minori ff. 296 saec. XIV 
ineuntis haud una manu scriptus; dieser Miscellancodex enthält: 
‘ 10 anonymi cuiusdam chronicon de rebus ad ecclesiam Cpolitanam 
pertinentibus, in quo agitur de Patriarcharum successione et expulsione, 
e Zonarae, Choniatae, Methodii aliorumque chronicis confectum. Prae 
termissis lineis VII prioribus, hodie paene evanidis incip. — rùv 
auadeotatov éuuadéotatov nolsıv, &obounı de tig ano tod XQvoootd- 
uov torogtas, ds éyévero davo usyus xal dbnadg, étéler dÈ vd tov 
’Avrioyeias Bodvoyv, nai Eysıgotovjdn Uno tod “Avriogeras MeAettov 
dıaxovog. Desin. bg 6 Züyxellos Eúvdipos xal Eregoı, alla usw. [Coxe 
p. 32 £.] 

37) Parisinus Nr. 689 bombycinus XIV—XV saec. Zonarae historia 
romana abbreviata. [Omont p. 1.] 

38) Vaticanus Nr. 975 chartaceus saec. XVI, forma 4, foll. 167. 

1—28 Bioo xal noAıreia ... XOVOTAVTIVOV. 

30" EE [oropiúv (wxvvov Tod Éovagü. 

avtohoyiae avAksysiocı tivio. — fagrdeia tod peydiov xavorav- 
TIVOV: 

Otto utv oùv ... (XII 1: vol. HI Dind. p. 172, 1). 

37" Heoddovos 6 ueyao (XII 18 ff.). 

82 ¿ml &Astiov rod xouvyvo (XVIII, 22 ff). 

83" ¿ml tod avrod. 

84" ¿xl rod abrod. 

85 ... meva tv dedódotov ziorıv períveyxev (XVIII 26: vol. IV 
Dind. p. 251, 6 s.). 


Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 243 


86" xavordytios 0 tov peydlov xwvoravrivov nano: Kovoravrıoo 
& yvuvxwo (XII 33: II p. 622, 16). 
86" "Tovitavóo (XIII 12 ff). 
88" Lofravoo (XIII 14). 
ovéiyo (XIII 15 ff.). ° 
89" Beoddo100 6 weyao (XIII 18 1f.). 
907 kpxddioo xed Övopıwo (XIII 20 ft.). 
03" Heoddoıoo Ó uéyao (s. o.). 
95" ¿ld pœuavod rod deyveod (XVII 11) .... 7 ¿Adoos mage- 
muôyouro (XVII 11: vol. IV Dind. p. 129, 1). 
97" xagexBodal Ex Trio BiBlou tod ygovıxwÜ, mel TÜV xatolav 
To xwvoravrıvovndAEwo xal nödEV ¿xd Oy Bıbavrıov. Ovvredeioa maga 
yzopyiov tod xwdivod (Georgii Codini excerpta) aol uév tiveo ... 
(Codin. p. 3, 1). 
114" ... wal iva xıvovusvn Y Pélaoou xaradeaverar (sic) tato 
JEETQALO ouyvvpevn xal yadnvidon npooneidke (sic) Toio telyeoiv: m 
(Codin. p. 129, 5). 


dE 


Ilivat 
meol TO tetewo toy dEmudrov... 

114" xepql TÜV nargıagyav to «dro xwvorevrvovndisıog did 
oriyav lapfixòv. 

‘Toréov dti TA yovooxoxavacniadia. 

159: 

podias avdig tt nélov ¿E Ögove. 

159" weils. 

160° zepl rio «yiao copias 

Ty peyadny ExxAnowev (sic) fipovv Tv dpiav oopiev (Codin. 
p- 130, 1). 

166" ... xal fag pév Ode to népuo tov xara tiv weydinv éxxin- 
olav (Codin. p. 147, 1). 

reepl tod vaod TÜV «yiov ¿xmocrólov 

rodg dèi ayiovo anoorödovg .. (Codin. p. 147, 2). 

167" ... éve o0xodounos Tv veav xual tov pógov (Codin. p. 148, 18) 
TÉÀ00 Tod negli TÜV natgiwv TO ÓLEO. 

39) Miscellanhandschrift der Bibliothek von Valenciennes Nr. 459 
Papier, 16. Jahrh. enthält: 

I. Collecta quaedam ex Ivannis Placentii chronico. 

II. Excerpta ex Flavii losephi antt. iudd. 

III. Ex Iosepho de bello lud. libro II et II 

IV. Excidii Hierosolymitani epitome ex Ioannis Zonarae 
annalium tomo I. 


0 
244 I. Abteilung. Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 


V. Ex Eiusdem Zonarae annalium libro secundo de Ro- 
mana historia. 

[Mangeast catalogue des manuscrits de la bibl. de Valenciennes. 
Paris 1860 $. 456.] 

40) Parisinus Nr. 545, chartaceus, XVII saec.: excerpta e chronicis 
Ioannis Zonarae. [Omont p. 60.] 

41) Venetus CI. II Cod. CIII Zonarae Epitome de Hierusalem. de- 
structione. [Nachtragskatalog der Marciana in Venedig, -eingesehen von 
Herrn Dr. Richard Wagner aus Dresden.] 

42) Florentinus Plut. LXXIV cod. XIII eine Miscellanhandschrift, 
welche enthält: 

p. 341" éx tig yoovoyoaplas tod Zovapa xeol Imorazov tod 
Eßoalov té pro: xegl Xguorov. 

Inc. év dè rH mods "EiAnvag adrod Adym, ds xarà ITAaravos Exi- 
veyroanta. nepl tig Tod xavrdg ovotag ... [VI 4:°I p. 479, 15]. 

Des. ... tod Oeoù xaxdoa voy Hoddnv Sélovros | VI 6: I p. 486, 12]. 

p. 342 &x tod avrod Saag ’Alttavdoog roda ’Iovdadovg drlunen, 
N puowv Ioonnovs. 

Inc. 6 ur ovv ‘Alékavôgog eis peya turns xouzBels’) évedevrn- 

. [IV 14: I p. 353, 9s.]. « 

Des. ... xab Hoon tn «bri xa) Soa nrfoxvro öl?) Tovdaloı éxAi- 
goose [IV 16: 1 p. 355, 2s.]. 

[Bandini t. UI p. 115.] 


Dresden. Theodor Büttner-Wobst. 


1) Lies mgoay#elg (s. dl. angef. Stelle). 
2) ot fehlt in den Handschriften. 


Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse 
der orientalischen Kirche. 


I. 


In meiner Abhandlung: „Zur Zeitbestimmung der griechischen 
Notitiae episcopatuum“ (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 556 ff.) konnte 
ich nur sehr ungenügend über die drei orientalischen Patriarchate han- 
deln, da das damals mir zu Gebote stehende Material in kemer Weise 
ausreichte. Ich komme jetzt auf diesen Gegenstand zurück, da ich 
aus gedruckten und ungedruckten Quellen reiche Nachträge zu liefern 
vermag. | 

Was die erstern betrifft, so hatte ich übersehen, dafs Richard 
Pococke im ersten Teile seiner Beschreibung des Morgenlandes!) 8. 423 ff. 
eine sehr ausführliche Notitia von Alexandria abgedruckt hat unter dem 
Titel: @gdvog AAstavöpivog. Karéloyos tv nôlewv uytooróleov xal 
éxoxoxóv Ind tod narpidoyov ’Ahsbavöpeiag. Diese Notitia?) ist von 
einem orthodoxen Geistlichen angefertigt worden. Eine Übersicht der 
Katholikoi, Metropoliten und Bischöfe, welche unter dem Patriarchalstuhl 
Grofsantiochien stehen, giebt die Fortsetzung der armenischen Geschichte 
‚des Sparapet Smbat, welche am besten von Dulaurier im appendice è 
la chronique du connétable Sémpad (recueil des historiens des croisades, 
documents arméniens I 673 ff.) publiziert ist.*) 

Reiches bisher ypediertes Material aus vatikanischen Handschriften, 
welche Herr Dr. J. Tschiedel verglichen hat, und aus emem sehr wert- 
vollen Berolinensis, welcher durch das Entgegenkommen der General- 
direktion der Kgl. Bibliothek mir nach Jena zur Benutzung übersandt 
WOrden ist, bringe ich hier zum Abdruck: 

1) Aus Codex Vaticanus Graecus 1455 (s. XV— XVI) fol. 243": 


mm — 

1) Ich benutze die deutsche Übersetzung, Erlangen 1754. 

2) Über die Herkunft sagt Pococke nur: „the Bishopricks of Egypt and 
ler countries under the patriarch of Alexandria; from the patriarch’s Map.“ 
Bei der Beschreibung des Besuches, welchen R. Pococke dem Patriarchen Kosmas II 
M Rosette macht, sagt er nichts von dem Manuskript. e 

8) Ich benutze daneben die Moskauerausgabe «von Smbats Chronik $. 125 ff. 


246 I. Abteilung 


tati Toy dard TO narguagyeiov ‘Avtiogzias xadolixiv, uyrooxôkecr, 
doyenrononay xal éxroxondr. 

und fol. 245": regis tóv Ind rd rarpiapyetov ‘TegocoAvpaov pytgo- 
nOAEWY, KOYLEMLOXONaY xual Excoxonay. 

Ferner 2) aus Biblioth. Reg. Berolin. cod. Phillipp. 1477 (einst 
H. 55. colleg. Clarom. Paris. soc. Jesu, s. XV) vgl. Codices ex biblio- 
theca Meermaniana Phillippici (eher Phillippsiani, worauf mich Kollege 
Gundermann aufmerksam macht) Graeci nunc Berolinenses descripserunt 
Guil. Studemund et Leop. Cohn. Berolini 1890. 

fol. 947: af daoxeluevar untgondisıs xal dpyıerıononel tH dova 
tic Kovorevrıvovndisoe. 

fol. 95": al dnoxeluevm untpondAELS nai dpyıszıoxonel tb Heóvo 
ts “Adekavdgelac. 

al vnoneluevar unrgondisıg xal dpyıenioxonel tH Dodvo rs 
"Avrioyeias. 

fol. 95": al broxsipevar unrgondisis xal dpyemoxozal tH Doors 
tay TegoooAdumv. 

al daoxeluevor Enıoxonal Ta Dove tie Boviyapías. 

al bro thy Oeccalovixnr Éxboxoral. 

Einen vollkommenen Paralleltext für die Stücke II bis V mit 
Weglassung von Cpel und Thessalonike bietet der sehr schwer leserliche 
Codex Vaticanus 1897 (s. XV) fol. 1; identische Fehler, wie a&vrevo, 
Beoroa, fapfa, zeigen, dafs wir es nur mit zwei Abschriften einer 
Rezension zu thun haben. 

Zu der Beschreibung Bulgariens findet sich — ein übrigens gänzlich 
unabhängiger — Paralleltext in dem Vaticanus Graecus 828 (s. XV—XV]) 
fol. 354" als Anhang zu Not. II Parthey. Ebenderselbe Text steht auch 
im Ambros. A 53 p.-1088, aber mit dem Vermerk von ganz junger 
Hand: Ex codice bibliothecae Vaticanae sub no. vetere 544 | novo autem 

828 folio 354 |; ich habe daher diese Abschrift unberücksichtigt gelassen. 

Ich gebe nun im folgenden zuerst den Text des Vaticanus Gr. 
1455. Es ist das griechische Original zu der in lateinischer Übersetzung 
längst bekannten Notitia Antiochiae ac lerosolymae patriarchatuum, 
zuletzt abgedruckt bei Tobler und Molinier: itinera Hierosolymitana I 
343. Der lateinische Text ist dort nach vier Handschriften 
und dem verlorenen, in der Ausgabe von Poyssenot Basel 1540 be 
nutzten Dolensis gegeben, ob freilich mit hinreichender Zuverlässigkeit, 
läfst sich nach der Art, wie Theodosius und die Reise des bl. Willibald 
ediert sind, emigermalsen bezweifeln. Ich habe daher zu dem griechi- 
schen Texte | der Notitia von Antiochien nur eine beschränkte Auswahl 
lateinischer Varianten nach den drei ältesten, von den Herausgebern 





10 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 


247 


cai ER 
benutzten Handschriften (Paris. Lat. 17801 s. XII exeunt.; Vatic. Reg. 
690 s. XII; Vatic. 2002 s. XIII-XIV) gegeben. Für den Text des 
Patriarchats von Jerusalem habe ich die Angabe der lateinischen Va- 
rianten unterlassen, da uns hier in den Handschriften von Georgios 
Kyprios und Notitia V Parthey viel bessere Paralleltexte zu Gebote 
stehen. 

Darauf lasse ich die Notitia des Berol. Phillipp. 1477 folgen mit 
den Varianten des Vatic. 1897 und im Anschluß daran die bulgari- 
schen Diöcesen des Vatic. 828. Die Berliner Notitia ist interessant, 
weil sie die einzige vollständige Übersicht der orthodoxen Diöcesen 
bildet. Es fehlt nur das autokephale Erzbistum Kypros, welches ich 
nach dem Vaticanus 2184 (s. XIV— XV?) gebe. Dort bildet es den 
Anhang zu Notitia I Parth. (= Georg. Cyprius hinter v. 1110 Kagraow). 

Zum Schlusse folgt die Übersetzung der armenischen Notitia aus 
Smbats Fortsetzung. 


I y Ootacids 
; i “Agoda 

y ‘Avrdégados 
y Ilaverds 
y Agdydn 

y Toiroàs. 


(Vatican. Gr. 1455 fol. 243") 
Tate tóv Uno To natoiao- 
getov ‘Avriogetas xadodrzxary, 
UYTELOTÓAOV, KEXLEenıLoKonWv 


xal éxuoxornòv. , a 
i ? Ooóvos B, y Tapods. 


xearos. O xudolixos ‘Popapvoeos 
- “ro ITegoias. 
B. O xadolixos Elonvoundicas 
fitor tov Baydé. 
Ooedvog &, y Tueos. 
eloly Ind toy toLovroy Fouvov 
éxioxoxal dira Toeis’ 
n IToggvgedv 
Y “Aqun 
y Iroleuais 
i) Lidov 
i Zapurtn 
% Biflos 
y Borguwv 


elolv Uno Tor ToLODTOV Poóvov 20 
émioxonal € 


y Zefaori 

y MuAAös 

ul OjfBar 

y Kaogvxos 

y ITodavdos. 25 
Ooóvos y, y Edeooe. 


elolv b20 toy TOLOUTOv Fodvoy 
Enıoxonal La 


y Bigdy 

y Kovoravrıa 

y Keeoav su 
 Magrovrols 


3 babylonià von junger Hand am Rande des Vatie. Gr. 1455 zugefügt 


6 xoegueter 13 detoadg 


14 Arados 15 dyrdoll 


so die ältesten und besten Handschriften (ABC) 


è 17 Aracli 


28 Virchi codd. 


23 Thiva, 
30 xapode 


248 1. Abteilung 


y Zepóyeva 
y Oeluagov 
y Ifegia 
y Keoxeia 
y Aavoagwv 
y KaAAivixos 
y Néa Ovalevria. 
Opóvos d, y Andpeca. 
eiolv bro toy torobtov Bedvoy 
émoxona) È 
y Ermpavea 
y DedevudByde 
y Aderoca 
y Balavéos 
y Magıcun 
y Popavéns 
y Agédovoa. 
Wodvog e, 7 leganokıg. 
* slolv bro tov toLovrov Bedvor 
éxioxonal 7° 
TO Zevyua 
y Lovoouy 
y BaoBadis 
y Neoxarcagera 
y Iltogn 
y Qetpov 
y Aodtqí 
y Evgarós. 
@odvog S, y Béotoa. 
sloly bad tov tocovtoy Boedvoy 
emonoraì 18° | 
y T'eouooös 
y PiiadéAgpera 
7 Adoaov 


f. 2437 


40 


50 


60 


quensia 38 fehlt im lat. Text 44 Vlanea 
60 Gerasson (Gerason) 


nolon. Austundon) 65 Delmundon 


n Diafres 


46 Raphania 
63 Midavon (Mydanon) 
66 Zoroima (Zozoyma) * 


y Midavov 

y Avoróvdovos — 
y AdaAiuovvdav 

Y Zwpovvía 

1 “Egon 

y den . 
n Evriun 

y Kavoraviza 
y Iagsußory 

y diovvotas - 

y Kovvaadov 

y MatuovadAeas 
y Xgvodnolıs 

y NenA@v 

y Aovpéa. 


@odvos E, y 4vátapBa. 
eloly bad roy toLoùrov Peón 
enıöxonel 9 


y Erıpavsın 

y Añegavópós 

y Elonvovrodis 
y KaufvoovaoMis 


y Pwoós 
y KaorafdAn 
y Aiyas 
n Zlosa. 


Opóvos 7, Y Sedevxeta. 
elolv Und thy Touodrov Bede 
ETTLOKOTOL 10 * 


y Kiavdvovxods 
M. dioxarsdgera 
n Opóxy 


32 Vatnon (Varnon) 34 Schreibfehler für “Iusgla, ‘Husel«. Ymeria 35. Quei 


50 Zeuma 57 steli 
64 Austanidon (Austa 
68 Yeevi 


73 Conaathon C. Zwischen 74 und 75 hat die lateinische Not. noch Philippoli 


78 Anavarza 
93 i) ogorn 


77 Lorca 
87 Eguas 


(l’hylippolis) 
85 Rossos 


83 Cambrisopolis (Cabrisopolis) 


+«lzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 249 


y dadidavddg Opóvos i, 7 “Auda. 

y Lépnia elolv dd tov torodrov Hpdvov 

y Kelévdegis - éxioxonal È 

y Avepóguos y Liv f 2447 
y Tirvovaoiıs y Badlevrivy 180 
y Adpos y Agoupdoara 

% Mixga "Avrióxeta y Zoqpívy 

y Nepeñids y Kidagis 

y Kiorec y Knpa 

y Zelevodvra ro Zevyua. 185 
4 Oranı Opóvos ta, y Zepyıodmokıs. 

i Mixed Didadedpere elolv bad tov roLovrov Bedvow 

y Elonvovrolis Enıononal E° 

y Tequavixovrols 4 Zavofidg 

y Movofada y Ogicov 

Y Aopetcovxodrs ÿ "Epguyévn 140 
7 ZBlda y Opayitov 

n Zyvavovmolıs Y Aypınnıda. 

i Adga0ods 


Opóvos ıß, Geodocrovxodcs. 


9 Milan elolv dard tov toLroùrov Hpóvov 
y Neéxodes. ¿ Ee 
moxorai € 
y Ogreds 145 
Bo6vos 9, 1 4apacrós. y Muatvovfn 
elolv dard roy toLodtov Hodvov to Maveóxacroov 
ı0x0ral E: y Apia Magia 
y Avy y Abeen 
y Ilaluvoôs y Tapovita 150 
y Auodíxeto y IToAvupos. 
y Ebçorx | Opôvos ty, ) “Eweooa. 
y Xouoyé elolv Und toy toLoVrov Poóvov 
y T¿fpovda Enıoxonal d* 
N Aavafn N “AQxY 
y Kapadea y Maguovrodis 155 
7) Agddvy y Bawvedain 
y Zovgasım). y Eouévea. 


101 Nefelia A (Nefelya C) 104 Yotapi 110 Sbidi (= Zfiôn) 117 Abli 


121 Konokola 122 idBeorAc 125 Hardani 128 roı////” Rest verlöscht 
129 Ynilon (Ynylon) 136 Zeuma 141 Urogison 142 Fehlt im lat. 
xt 146 Maznuni 149 Axieri 160 Taroza 


Byzant. Zeitachrift I 2. 17 


250 I. Abteilung 


MatgondAers adroxépailor 8. 


7 Bnovrés =. yy’) 
160 7 HAwovrodis wiles 

y Auodixsıa rado du! 

y Lapdoare ble 

y Kvgos Um) > 

1) Megrvpovrodis ya bl 
165 y Mouwoveotia mane 

y “Adava 20) 


ñ Tlopxytovmodig dpi”). 


Agyısnıoxonal if. 


y Bégoorx > 
170  XaAdxis capó 
ta Ta fala duo 


y Zelevxia ad nilo 33 I Ji RAA 5) 
ris Ilısgias 
345 1 Avetaoda 


159 BJRWT, Bairüt 160 B'LBK, Ba'albek 161 ’LE’DKIH, al-Ládakija 

162. SMJST Sumaisät 163 KWRS, Kürus 164 MJ’F’RKJN, Mijäfürikin 
165 MSSII, Massisa 166 ’DNII, Adana 169 HLB, Haleb 170 KNSRJN, 
Kinnasrin 171 GBLH, Gabala 


1) Von 7 Bnevrög V. 159 bis y ‘P«ocog Y. 179 sind sämtlichen griechischen 
Städtenamen mit Ausnahme von V. 173, 178 und 180 die arabischen Namen bvi- 
geschrieben, welche J. Tschiedel zweimal mit skrupulöser Genauigkeit für mich 
kopiert hat. Es fehlen mehrfach die diakritischen Zeichen. Die Vokalisierung 
ist selten und inkonsequent angegeben. Angemerktes Tasdid ist in der Tran- 
skription durch einen Strich über dem Buchstaben wiedergegeben. 

2) V. 167. BWNBJWBWLS, Bünbijübülis. Über diesen Namen schreibt mir 
W. Pertsch: „Was die arabischen Geographica betrifft, so ist zunächst das zu 
7 TIounnıornodıg geschriebene Wort nichts anderes, als die arabische Unischrift 
eben dieses Namens, unvollständig punktiert; es ist nämlich zu lesen: uni giri gd ~ 

3) „Die Worte endlich, welche zu y Zedevxia vis Iltepiag geschrieben sind, 
dürften kaum anders gelesen werden können, als: Lil LS a, ) pl sl. 
Round „das Seleucia auf dem Festlande, welches bei as-Suwaidijah liegt.“ Statt 
des gewöhnlichen El Selúkijah ist hier RAU, Selefkijah geschrieben. 
Über as-Suwaidijah vgl. die Übersetzung des Abülfidä II 2 p. 12. Die Kreuz- 
fahrer nannten es Suetium* W. Pertsch. „Es scheint die Neustadt (gegen- 
über der verwüsteten Hafenstadt) gemeint zu sein, die nach Ibn Khordädbeh 


175 


130 


45” 


10 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 251 


y IldAtog 34!) 
ta Iafovàa Jun 
y Teguavixeıa esa 
y Zalauas el 
i Bagxovods 
n Paooög odi 
ta “Avaf&yaga 
Atiia,IegoodAvpa, Ayianddis Tatigstovinbtòratoraggetov 
Dedvog ratpaggiads E. TegoooAvuwv unrgondiswr, 
slolv ixd tov totodrov Ppóvov UOLLETLOXOTÓV nal Enıoxon@v. 
unteoroAîta 3° Ooóvos &, y Kaoapetu. 
Exaoyta IHaravotivas eiolv bad tov TOLODTOv DPpóvov 
a. Y Kaocpera tijg Didinzov emonoral 1" 
"Exagyla Hadad B 6 Aagov 1 
B. Zxvdénolus ro Back. 6 Avrındagov 
, e - 6 Iauvias 
_ Enaogia IHaicua Y 6 Nixovadieog 
y. y erga tig “Apafias. 5 Ovovs 
Enapyia ’Apaßius 6 Lwfovors 20 


a. y Bôotoa. 5 ‘Papias 


176 GBWLH, Gabúla 176 MR'S, Maras 177 SLMJH, Salamija 
178 ’LR’S, ar-Rás(u) 


3 Hgonolli 4 Der Text lautete urspriinglich: 
"Ex. Ilakaıorivng A. 

a. Y Kausdosie ris Dillrrov 
"Ex. Ilakaıorivng B. 


. Zuvbdorolis fro. Bacay 


RI 


"Ex. Ilalarotivns I. 
a. 1 Iléteu vis Aoafias 


11 fósreas 12 auch 15 doeov 17 iauvias 

p. 117 Z. 15 vier Meilen vom Meere entfernt in einer Ebene lag und vermutlich 
die ist, welche al-Walîd befestigte. Belädhori p. 148 vgl. auch Baedeker- 
Socin? 452‘ (*389) de Goeje. Pertsch vermutet scharfsinnig, dafs in al-barr (el- 
berr) vielleicht eine volksetymologische Umdeutung von INegia stecken könne, 
worin ihm Th. Nöldeke beistimmt. 


1) Das sb, welches zu 7 IIdirog geschrieben ist, ist saß, welches von 
Jäküt ed. Wüntenfeld I 718 = Murásid I 170 so erklärt wird: „Baldah ist eine 
von den Städten an der Küste des syrischen Meeres nahe bei Dschabalah“. 


W. Pertsch. 
17° 


959 1. Abteilung 


6 Ilogpveür : Ogdvog à, % Bécrou. 
6 deyswv Arattovs elolv vad toy tovobrov Bedvoy 
6 deyewv Tepiyó Enıoxonal Ae 
25 6 deysov Außvas 5 Agusos 
6 geyeov JDégayv $ Aias 
Ô Akorns Iluparias $ Medéuov 60 
6 Atos 1%s ‘Inarvod $ Teodocov 
6 Evxoudfor $ Nevi 
30 6 Airrvuliov 6 Duladelpeiag 
6 Touxopilas 5 ‘Iohoës 
. 6 Tößov . 6 NeandAe0s 65 
6 Lddrov Kovoravriavixñ. 5 Tegurólecos 
Opóvos B, y Baca». 6 Didinnovadieas 
35 éoly bad tov towodrov Doóvov 6 Davovorove 
ExLoxomal E° Ô Kovoravtivns 
f. 245Y 6 Ilseilóv 6 Jıiovvoias 70 
6 BilAns ° ö Ilevraxouias 
ò Inzov 6 Toixaopias 
6 Terpaxapias 6 Kavodedos 
40 6 xAua TavAavns ó Dadrav 
6 xœuns Nats 6 Bardvews 75 
Ooóvos y, y Iléroa: 6 Efuxopuias 
elolv Ind voy toLobtov Ppóvov 6 Evvaxouiag 
Enıoxonal 18° Ô xouns Iwviag 
6 Adyovorönolıs 6 xœouns Xegovs 
45 6 Algıvönins 6 xouns Taves 80 
6 Xapayuvons 6 xouns Moayapegó 
6 ‘Isgandiewe 5 xouns Kopéagas 
ò Mauydos 6 xouns BrAiBavods 
6 "Edovons 6 xouns Kéxngov 
50 6 Zadeov 6 xounçs Ilveyoarperóv 85 
6 Bipoodußov 6 xwuys Zetvns 
6 Ilevraxœuias Ô xopns Aguagiv 
ò Mauayovov 6 Neörns 
6 Ama “Avarolixoy xaif > 


ò Myteoxmpiag 
6 Zdirov Tepariróv 


a 
a 


Avopay 


23 geyser 24 geyeay 32 Der letzte Buchstabe halb verlöscht, wahr- 
scheinlicher y als v 38 Der viertletzte Buchstabe verléseht, darüber xeg statt 


MEC 


ng, so Kovoraytiap -© 48 papypdoc 54 peoxoptas 


55 lsparinor 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 253 


90 6 xouns “Apicdas Éyovoa nées xal xdotoa xal xAl- 
ó xouns Todyavos para diaxdora. 
ö xbuys Bdauovs IT 
Elo bxd tov rouoërov Dod- (Bibl. Reg. Berolinensis codex 
vov ITsg000Adumv adroxépa- Philipp. 1477) 


Aou apgieniononai xe 


Al dnoxet oar 
5 Miooxdismg fro. Tsagyiov- vroxsinevar WNT QOMOAELG f. 94 


nal deyrencoxonal td Podvo 


wOAEDS . 
95 6 Aondicvos tis Kavotavrivovadiesas. 
$ Iban a. y Kavodpera 
6 Degne B 4 pans 
6 Avdmdäwvog your Marovue n Herder 
6 AvoxAnriavoëxolis | 6. 1 Ayxvgu 5 
0 6 "Edevtsodxodtg en Kußınos 
n Nedaolıs 5 À Zügdenv 
y Esfdorero 6 n Nixoprdewa 
6 tov &ylov Iogdévov rotauod N. 9 Nina 
6 Tußeorddos 9. y Xadundav 10 
5 6 Aoxercagzias Ly Ziön 
6 Ma&ımavovnoiıs ua. y Zefaorera 
6 Kanxerwdcedoc if. Y Auaozia 
ö Múgov ty. y Meditynyy 
6 Tadaoav ud. ta Tuava 15 
10 6 Nakagér ie. Y Téyyox 
6 tov Spovs BaBoo ts. Y @ecoadovixy 
6 Kuvoiaxovrodis uf. y Kiavdovxodis 
6 Aplas in. 1 Neoxardagera 
6 Tüße ı$. 4 Ilıooyvoüg 20 
15 6 Aihia x. ta Mvoa 
6 Dagév xe. Y Zravpovrodis 
6 tod dylov Ögovs Livd xB. Y Acodixsca 
6 ’EAsvovadAeoe xp. tà Xúvada 
"Exagzla Meydins Aquevias. xò. to Tróviov 25 
so Set eldevar Su ara avroxepa- xe. Y Avridyea 
Ads Éoti, un telovoa bxd dxosro- xs. y Ilowdia 
Acxòv Doévor, ll tiundelca duc xt. à Iéoyn 
cov &ywv TIpnyópov "Apuevias, x. Y Kóguvdos 


92 Póaudd 103 lopdavov 120 ab nachher ole 
22 am Rande: jjros Y xagla 28 am Rande: 7ro tó cülouoy. 


45 


I. Abteilung 


xD. al A&fvai Ey. y Arrádero 
_4. 1 Moxto00s Ed. 4 Natia 
ha. à ZE EÚXELO 


fe. y Acedo uovia 


nà n Dino» tie KaAafoias Es. 12 Múdure 
. al Ilaronı os 
n ST. e | Ef. 4 “Apudog 
40. oamelovds En $ Kedeo 
Ae. y Adgıooe E y Ke ° wa 
As. y Noúxaxros 6d. î Koimvsue 
AE. y Dilxnodrols o: a Pooote 
_— , va. y Añavio 
An. 7 Toatavovrodis — , 
2. Le of. Y TiBegiovrodis 
19. y Podog — + 
vi oy. Y Ayala 
u. y Didiciov od. à Kepusods 
ua. Eh AVÒ ovxoÀ _ 
pe 7 y en 1 6 oe. Y Naxodeta 
uß. ro Aogiotosov os.  Teguavia 
uy. TO Avogayıov of. y Andusır 
pò. i Euvevn oy. to BadoiAerov 
pe. y Ken — , 09.  Natavtds 
ps. y Kardvn vis Zunehiag x. à Mf®vyvo 
ps. TO Aupògiov ne. Y Xootiavoviodis 
u. y Kapayos nf. to Povovov. 
ud. ro Koricgiov Al RQYLENLOXONAL. 
y. y Apia LeByquavy ci. n Bitún 


roc Y Nixorodig 


B. 7 Aeovréxodis 

va. 1 Muvlivn 7. y Mugwrveıa 

vB. al Neo Ilérou d. 4 Aguadiovitolis 

vy. tà Eügdıra e. to Ilagıov 

vò. af Oa <. y MiAntos 

ve. af Zeogui E. 4) Iloorx6vnoos 

vs. i) Aivos n. y ZnAvßoie 

vt. ta Kéoxvoa 9. y Kiog 

vn. y MeonuBora 1. 9 Argos 

vd. i) "Apaotors ia. ta Kvypula 

E. al Xövaı ¿B. 7 Nin 

Ex. y Tôgods ey. y Neanokıs 

EB. 1 ITourniovrodis cd. y Zeldyn 

33 xalavoias 37 vémaxros 44 diegdgior  5l pirulivy 64 dra 
67 padita 81 pidvuva 85 putin 87 uavoovera 89 rage» 


91 meoınövvooo 92 cvivfela 


100 


105 


f. 957 


Ib 


125 


Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 9255 


te. Y Xepodv . AU vroxesiuevar untooródesns 130 
ıs. i Meorvy xal dogiemioxorai td Fedvm 
st. à TapéAAa tis ‘Adckavdgetas. 
m. y Bodas . al wnteorddets: 
©. y dégxogs &. to IIniovovov 
x. Y Kogaßıbun B. Y Aeovto 
xa. ñ Añuvos y. 6 ÆVQILOS 
xB. y Asvxas Ô. Y ‘Avievò 135 
xy. Y Miode E. y IIroleuais 
x0. Y Zornocovrods 5. Y Daguvéw 
xe. Y IlndagBav E. y Magiar 
xs. y Tepun n. TO Tevéov 
xt. 4 Béoxogos Y. Y Saura 140 
xn. n Koroddis 59 Zara 
xi. al Kó8pos a. y THs Egvdgäs Sahcoons 
1. y Táforvo Lai ° “ew 
_ ty. Y An 
la. y Koreo 


AB. 4 Tapıkd 


ly. Y Kéora® 
y. à Kégraÿos xal coyrenroxonzal td dodvo 


10. 4 Tordía 7? 

te Ts AVTLOYELAS. 
le. Y Zovydala 

— al untroondicıs 
As. ol Bodio _ , 

E 4 vi a. 4 Tugos 

4 à Meyda B. à Tapods 

An. y Alyıva y. Y "Edeocu 

19. TO Diooaia é. N ‘Arauera 

E va Mérouya ë. ÿ Tepdmodıg 

pa. y Egoivi 5. ) Bdoroa 

up. y Zıyie 6. y AbaoBa 

uy. tà ‘Povoiava ris Kada- q. 7 Ledevusver 

_ Bolas Y. Y Aauacrós 

ud. y “Ayyic dos i. Y Awlön 

pe. tà “HoaxAéas. ta.  Legyovmodrgs 


104 xagafvtin 115 x0r00 130 Von hierun gebe ich die Varianten des 
Vaticanus 1897 (V); Lesarten des Berolinensis (B) tijg fehlt in V 134 dEveyzos 
136 xrolspor:: V 137 Aagiv= hinter 144 fügt V hinzu: óuob 5 


140 delfidra B 143 qeedy B. gag’ V 144 V fügt hinzu: duo) 5 145 tig 
fehlt in V 146 fehlt in B 147 Tue B 152 = Bóorga 1583 = ‘Avatagfa 


AU ÚTOXELUEVAL MNTOOTÓAELS 145 


150 


155 


160 


165 


170 


f. 95" 


176 


180 


185 


256 I. Abteilung 


10. Y Brovtôs 

ts.  Hlovrols 

Ls. Y Aaodtxein 

uf. ra Zaudoara 

in. Y Kveos 

©. Y Magrvodrolis 
x. Y Mouwoveatia 
xa. y Adava 

xB. ñ Ilouxytoúxodes. 


al dpqiemiononat 

. Y Béogoa 

.  Xaduts 

ta TI fala 

y Zedevxewa vis Ileçias 
y Avaccoda 

y ITeAtos 

y TafovAiav 


e 


y Baicau 

. y Zaicun 

y Beoxos 

n Puods 

if. 1 Avayadı 
LY. y Tepuavixena. 


RI ~ PLS Pe NI DINI TIRI 


Al daoxeluevar untoondAets 


al goyrexncoxoxal: 


. Y AuboroAıg fro: I'ewpyıov- 
TOÁLG . 
B. 1 Aondiov 
. Y Idan 
. Y Tega 
ñ Avdıdav 
. Y Aouditcavodxodts 
y EdevdepóxoAts 
. Y Neanolıg 
9. y Zefaory 
i. 6 ‘Togdavng 
ta. y Tißepids 
uB. Y Avoxcvocosra 
y. Y MeEıuavodmolıe 
10. 4 Koxerodiás 
ve. ta Muoa 
is. tà T&daga 
it. y Natapér 
tn. to OaBaguoyv Seog 
Ld.  Kvpraxovrodis 
x. Y) Adgla 
xa. te Tapade 
xp. Abdia 
xy. y Paoav 
x0. y 'EAsvovnolıs 
KE. TO Zivà 0008 


RI 


xal depyuemiciozal TO douvao AL úvrroxeípevas Excoxoxal 16 


tav Te90007Vvuav. 


af untoeondAets 


do0vo tig Boviyagías. 
o. 7 Kaorogta 


. Y Exvdóxzodis roc y Bacdvr B. ta Zxonia 


e 
B. ñ Iléroc 
y. y Béoroa to: n Apafia 


y. ro BeAsßovodıv 
9. y Towddırke 


158 ¿daga B 163 cauocara B 168 rouriovrolis B 173 xtsonag V 


175 maxrog B 181 vayadn V 


182 yeouavixia V, darauf: óuod Gxacas le 


183 ray fehlt in V 185 facava B 187 y vor ‘Ae. fehlt in V; nach 
‘Agafta hat er: öuoö y 194 = dioxAntiavovarolig 196 vicxolis B 202 necn Et V. 


nameter B 203 uveov V, p und : fiir oy sind teilweise durch Löcher im 
. = Q 
Papier zerstört 204 Ta: V V | 212 ¿ldevoúrolig 213 oıwd B. Nach 213 hat 


V noch: ó406 .xe, 0uod ünaoaı x7 


217 Bedefovdiv V 


210 


- H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 257 


gr 


E. % MaAécofa ta. y av Bagdaguatay Frou 
5. ta Möyiaıva Tovexov. 

£. 4 IleAayovia I 

7 vo Hgrodolava: (Vaticanus Gr. 828 fol. 3541) 
9. y Lrgovuperio TaEıs trav FHoovov Ts TOMTNG 
4 n Nioos Tovotiviavis. 

ia.  TAaPrvirga a. 6 Kaoropías 

¿B. Y Boaviréofa B. $ Exoricw 

UY. rà Behtyoada y. 6 BedeBovodiov 

«0. y Buddy 6. è Laodixijs fro: Torvadittns 5 
tE. to Ainageix &. 6 Mogofttodiov 

ts. TO Zrouauov c. 6 'Edecons ro Moydévwv 
ef. ro ‘Pioov t. 6 ‘HoaxAeias fro: ITeAayo- 


in. Y deaBodis vias 


19. 4 DOAdvrla i. 6 IIguodıcvov 
x. to Tosfevóv 9. è TifepiovasAecas fior 10° 
xa. ta Kavıva Zroovuiténs 
xB. al AéBoos i. 6 <Nioov) 
xy. à Biéyov . rx. 6 KepauAnvias ro TiaBi- 
virens 
At xd THY Oecoahovixny tp. 6 Mogafov fror Bowvırka- 
éxtoxonat: Bov 
a. to Kiroog ty. 6 Auyyddv ro Belayoa- 
B. à Béggor dor 
7. Y Agovyoupiteca 0. 6 Bidivns 15 
d. ca Zéofia Le. 6 Ligucov fito. Zrertuov 
E. Y Kacavdosia tS. 6 Ainacviov 
5. y Kaurévex | it. è ‘Pdoov 
E. $ Iéroa in. è Ledaopdgov 
n. 7 Epxovicov fro: ’Aodaue- 19. 6 Xiaviring Sto: IleAlov x 
0808 x. 6 ’TAAvgıxod trou Kavivov 
9. i) 'Eguocds fro: To "Ayıov xa. 6 Tpefuvod 
8008 xp. ö Aevons 
i.) Accs xp. 6 Bpeavóras fito. Bldyov. 


oa 





219 polérofa V 221 xelayovía B 223 orgovusria V 224 7] 6 V 
P 
225 ylaßırı. „mehr ist nicht zu erkennen, auch nicht sicher, ob noch etwas folgt; 


denn das Papier ist hier so schwarz, wie die Tinte.“ J. Tschiedel. 229 uy 
230 orelapor V 232 didBolig V 237 zum Schlufs fügt V bei: donot xy 
11 Loch im Pergament 


958 I. Abteilung 


IV. 
(Vaticanus Gr. 2184 fol. 174") 


Kal xatà uèv vd maddy al möAsıs tis Kúxpov elqov obras, viv dé 

Tauacia (codex tè uacia) 

Kiriov 

"Apattods 

Kovgıov 5 

IT&qog 

’Apoıvon 

Zodiac 

AdnvIog 

Kvenvera 10 

Totprdovs 

Kvtégeca 

Kagndaıov 

Asvaovoia 

Neueoös. 15 

fol. 175". tédog TtOV materagyixoy dodvav xal thy wyteoxoiitay 

(cod. untgonoisrav), dopuemionbnav TE xal Eroxinav xal Aocınav 
éragygiov nara TUELY IQEMÓVTOG. — 


V. 


(Aus des Sparapets Smbat, Bruders Het'úms I, Königs der Armenier, 
Geschichte der Griechen in Konstantinopel und der Grofsarmenier nach 
der Ordnung der Zeiten. Fortsetzung S. 673 Dulaurier, S. 125 der 
Ausgabe von Moskau 1856.) 

Unter dem Befehle des Patriarchalstuhls von Grols- 
Antiochien sind diese Diöcesen. 

Katholikoi und Metropoliten und erste Bischöfe, welche Katholikoi 
und Bischöfe sind, und ihre Stäbe. 

Der Katholikos!) vom Hause Virk“ (Iberien). 

Der Katholikos von Irinapölis, das ist PaAtat (BaAdad). 

Der Katholikos von Erömikeriös?), das ist Parsikk' (Persien). 

1) Der Verf. schreibt Kat'ñlikos. Ich umschreibe die Eigennamen nach der 
ost-armenischen Aussprache der mediae und tenues, obschon der Verf., als Zeit- 
genosse der rubenidischen Epoche, schon vielfach die jetzige konstantinopolitani- 
sche Aussprache angenommen hat. Indessen ist keine Konsequenz vorhanden; er 
schreibt z. B. Pasrénn (Bootga), Terüt“ (Brevros), aber Palt'os (ITeZrog) u. 8. f. 
Bei den demgemäls entstehenden Wortungeheuern habe ich die riehtigen Formen 
in Klammern beigesetzt. 

2) So Dulaurier, welcher eine Kopie von Tchamoufdji-Oglu benutzte. Die 
Ausgabe von Moskau (B) hat: Eromi kiriös, 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 259 


- Metropoliten sind diese: 


Sar!) hat 13 Bischöfe 
Tarsús?) » 1) y 
Urha » 11 » 7 
Hama » A » 
Irapòlis » 8 » 
Pasrènn*) (Bostra) „ 19 » 
Anavarza*) » 9 » 
Selevkia „ 24 » 
Dmsy y 10 y 
Amita (Amida)‘) , 10 » 
Trapôlis » 4 » 
T'avréz*) » | » 
Hams „4 » 


Pèrùt (Berytos) , 9 2) 
Diapölis, das ist Padlpak (Badbak’) 
Latikn 
Tar Samösada, das ist Samison 
Kiros”) 
Martirupôlis ) 
Msis 
Atana 
Bampólis!”) 
Erste Bischófe, welche kleine Katholikoi sind: 
1. Xaikis 
2. Aavala 
3. Selevkia'*) in Sambné 

1) Sroj B. Srojn die Ausgabe von Paris 1859. 

2) Formen wie Tarsüs, Basrèn (= Bosra) lassen auf eine syrische oder 
arabische Vorlage schliefsen. Freilich kann auch der armenische Übersetzer die 
griechischen Namen bekannter Städte in der bei den kilikischen Armeniern 
üblichen, der einheimischen Aussprache mehr sich annähernden Form wieder- 
gegeben haben. 

8) Dulaurier cinq évêchés, im Texte richtig boßL 

4) Psrenn B. 

5) Anavarzaj B. 

6) Hinter Amitu hat B: „das ist Meltini.“ 

7) Davrèz A (Tchamoufdji). 

8) Perit’ B. Die Worte: „hat 9 Bischöfe“ sind Unsinn und fehlen in B, 

9) Kiriös B. 

10) Mardirupölis B. 

11) Banpölis B. 

12) Salevkia B. 


260 I. Abteilung 


4. Nuzarét' 

5. Paltos') 

6. Ermanopòlis 

1. Aavúza 

8. Salamias*) 

9. Varkûsa 

10. Rasús?) 

11. Tanavada‘) . 
Grofse Katholikoi <3>*) 
Metropoliten 22 
Kleine Katholikoi 11.5) 

Mit Hiilfe des neuen Materials soll nun vor allem der Versuch 
gemacht werden, das Alter der Notitia von Antiochien zu bestimmen. 
Tobler und Molinier schreiben S. 329 dieselbe dem 6. Jahrhundert zu, 
obschon sie p. XLIX der Praefatio sich ungleich vorsichtiger ausdrücken 
und selbst eingestehen, dafs auf die von dem Verfasser der lateinischen 
Notitia berichtete angebliche Abgrenzung von Antiochien und Jerusalem 
auf dem V. Konzil wenig zu geben sel. 

Wir können von der tntiochenischen Notitia mit Sicherheit jeden- 
falls soviel aussagen, dafs sie beträchtlich jünger ist, als die Übersicht 
der antiochenischen Diöcese, welche in die ovvagidundıs tóv ópodec dv 
verarbeitet ist und sich am genuinsten bei Pseudoeusebios (Euseb. 
chron. ed. Schoene I App. 83) und nahezu gleichlautend in Not. V 
Parth. vortindet. Leider zählt diese Diöcesanbeschreibung nur die 
Metropoliten, Autokephalen und Eparchioten auf und giebt die Zahl, 
nicht aber die Namen der den Metropolen unterworfenen Bistümer an, 
sodals für die Zeitbestimmung wenig Anhalt gegeben ist. Diese Be- 
schreibung der Patriarchaldiöcese widerspricht nirgends der unter Ju- 
stinian geltenden Kirchenordnung. Neben den zehn schon aus früherer 
Zeit als bestehend nachweisbaren Metropolen erscheinen noch Sergiu- 
polis und Därä. Erstere ist nach Johannes dixxowópevos (Cramer: 


1) Eapalt'as B. 

2) Salamia B. 

3) Zrasüs A und C (schr. z Rastis; z = nota Accusativi). Arasüs B. 

4) Tanavaday B. Tanavarzaj A. 

5) Die Zahl fehlt im Text; Dulaurier zühlt 29 Metropoliten zusammen, was 
ich nicht verstehe. 

6) Die Abhandlung über die fünf Stäbe, da sie für unsern Gegenstand 
weniger in Betracht kommt und bereits von Dulaurier übersetzt ist, lasse ich 
hier wer, obschon ich sie gleichfalls übersetzt Babe. Dr. A. Ter Mikelian teilt 
mir brieflich mit, dafs Listen von Antiochien und Cpel sich auch bei Myit'ar 
Ajrivane¢i finden, Leider besitze ich diesen Historiker noch nicht. 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 261 


Anecd. Paris. II 109, 12) bereits von Anastasios Zur Metropolis er- 
hoben worden und unterzeichnet als solche auf dem V. Konzil. Därä 
fehlt daselbst in den Präsenzlisten und erscheint in den Subskriptionen 
(Mansi IX 395) ganz am Schlusse; allein die * Worte: „Stephanus 
misericordia Dei episcopus metropoleos Iustinianae novae sive Darasi 
similiter“ erweisen, dafs die Stadt damals bereits Metropolis war. Der 
Bischof unterschreibt an so niedriger Stelle offenbar nur, weil er 
erst nachträglich zu den Konzilverhandlungen eingetroffen ist. Von 
den fünf in eben diesem Verzeichnisse aufgezählten Autokephalieen be- 
sitzt Laodikeia sicher um 553 und Kyros wahrscheinlich schon früher 
diesen Rang. Dagegen heifst Abramios merkwürdigerweise noch 944 
Bischof von Samosata: "Aßoauov tov DeoqedAi tod Lapoodrov éxioxo- 
xov. F. Combefis, originum rerumque CP manipulus p. 94. Indessen 
durch das 150 Jahre ältere yoovoygapsiov ovvtouor steht der Titel 
avroxepalos oder doyıenioxonos völlig fest; damit stimmt überein, dafs 
der Verfasser der Translationsgeschichte des Christusbildes unmittelbar 
darauf (S. 96) Samosata und Edessa gleichen Rang zuschreibt, und 
beide Prälaten deyısgeis tituliert. Vielleicht rührt das éxéoxoxog von 
einer dem Verfasser bekannten Synodalunterschrift des längere Zeit in 
Konstantinopel weilenden Abramios her; bekanntlich haben sich in da- 
maliger Zeit auch höhere Prälaten einfach als Bischöfe unterschrieben. 
Das qgovoygagetov ovvrouor ist unter dem Patriarchat des hl. Nike- 
phoros (806—816) verfafst worden; indessen nichts nötigt zu der An- 
nahme, dafs die in demselben erstmals benutzte Notitia von Antiochien 
erst aus dieser Zeit stamme. Vielmehr scheint dieselbe, wenn nicht 
unter Justinian, doch sicher in der Epoche vor dem Einbruche der 
Araber angefertigt worden zu sein. 

Unsere Notitia Antiochena ist nun jedenfalls bedeutend jünger. 
Sie hat 13 Metropolen; Dari fehlt, dafür sind Theodosiopolis und 
Emesa angehängt. Die Fünfzahl der alten Autokephalieen ist auf neun 
erhöht, indem jetzt auch Heliopolis, Martyropolis'), Mopsuhestia, Adana 
und Pompeiopolis als solche erscheinen. 

Was das Verhältnis der lateinischen Notitia zu der neuen griechi- 
schen betrifft, so zeigt sich auf den ersten Blick, dafs der lateinische 
Text nicht etwa Original, sondern eine Übersetzung aus dem Gricchi- 
schen ‘ist. Formen, wie Sebasti, Virchi, Varvalis, Perri, Dolichi u. s. £. 
erweisen dies klar genug. Unzählige Fehler und Wortungetüme der 
Notitia Latina beseitigt der griechische Text ohne weiteres; nichts- 
destoweniger ist der lateinische Text von dem Archetypus unsrer 


1) Dieses fehlt in der lateinischen Notitia; dagegen hat es Smbats Fortsetzer. 


262 I. "Abteilung 


sehr jungen griechischen Handschrift unabhängig; denn neben zahl- 
reichen Fehlern bietet er auch mehrfach andres oder das Richtige. So 
hat er Arados und Antarados, der Grieche “4gda, aber ’Avrdgadog (Avrap- 
tods auch Anna Komnena). Für ’Ißegi« hat der Lateiner besser Ymeria. 
Zwischen Maximopolis und Chrysopolis bietet er ganz richtig noch 
Philippopolis, was der Grieche wegläfst. Der Verfasser der griechischen 
Notitia scheint übrigens des Griechischen nur notdürftig mächtig ge 
wesen zu sein; eine Reihe Namensformen verraten den Syrer. So ge 
braucht er statt Barvaı (der Lateiner hat Vatnon) die einheimische 
Namensform Zyedyeve = Sarúig; für Bupfalicoós sagt er Bapfadis 
(= BRBLS), für Kigxijovov Kegueía (= KRK’). "Agéyan für ‘HodxAeu 
ist alt; schon im 6. Jahrhundert neunt sich der Inhaber des Sitzes 
én. Payiyvov. Für die Zeitbestimmung ist nicht unwichtig, dafs der 
Verfasser statt Balavéar und ‘Pupavéæ die im 11. Jahrhundert ge- 
bräuchlichen Formen Badevéws und “Pupavews anwendet; vgl. Anna 
Komnena II 241,8: ta te orgarnyéra BaAavens xal Magaxécog. II 105, 2: 
to dé ye Magaxéws xal to Bulavews. 

Zur Namenserklárung im Einzelnen habe ich bei der Erläuterung 
der lateinischen Liste (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 560 ff.) bereits 
einiges beigebracht. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, ver- 
weise ich auf das dort Ausgeführte und besehränke mich auf noch 
nicht oder unrichtig erklärte Namen. 

In der Provinz Tarsos hat die lateinische Notitia Thiva und Pode- 
rados, der Grieche af Oña. und y Iodevdos. Dadurch erledigt sich 
letztere Stadt von selbst; es ist Podandos (JIodavddg oder IToderöos) 
an den Tauruspässen, das Butrentum der Kreuzfahrer. Thebai ist 
wahrscheinlich das xcorgov ®rP«oa, welches Theophanes melırfach 
(469, 20; 481, 9; 482, 6, 20 de Boor 11 619 hat falsch @rf«cev) in 
den Kämpfen der griechischen Kaiser mit Harán ar-Rasid erwähnt, und 
welches bei Kedrenos IL 35, 21 @yBa host. Für Cedmaron bietet der 
Grieche Oesluagwr = Tell Mahré'), das damit zum erstenmale auch 
als (orthodoxes) Bistum nachgewiesen wird. Gleichzeitig wird dadurch 
in glänzender Weise die Vermutung G. Hoffmanns bestätigt, welcher 
Georg. Cypr. v. 901 für Oyoiuegor Onkıudxowv zu lesen vorgeschlagen hat. 

Das neunte Bistum von Bostra 7 @eën, wofür der Lateiner Yeevi 
und die Akten von Chalkedon Aivov (eine latein. Hands. Eni) haben, 
erledigt sich durch die Parallelstelle des Georgios Kyprios v. 1064; es 


1) Das heutige Tell Elmenächir (Sachau, Reise 240, 250) ist nach G. Hof- 
mann aus Tell Mahré modernisiert, vl. auch B. Moritz, zur antiken Topographie 
der Palmyrene 1889. I. Tafel. Das mesopotamische noraorre109 Oedgpeayns, Pro- 
cop, de aedif. V 9, gehört schwerlich hierher wegen der Provinz. 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 263 


ist Neun, das als Bistum wohlbezeugt ist, vgl. meinen Kommentar zu 
Georg. Cypr. S. 203. In der Provinz Anazarbos ist ‘Ade&tvdgeva Ka- 
Broods (Scabiosa, Kafimoa, n xar’ ”Iooov, catisson, y Kaußvoov vgl. jetzt 
auch Th. Noeldeke, Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans 8. 9 
Nr. 1) in die zwei Städte 7 "A2sEavdoós und y Kaufvooúxodis zerlegt 
worden, in welcher Trennung schon die Handschriften des Georgios 
Kypriostextes mehrfach vorangegangen waren. Die Einschiebung von 
Etexvoúxodig zeigt aber, dafs in der Notitia nicht em Versehen der 
Abschrift, sondern des Verfassers selbst vorliegt. Die Erwähnung von 
Zioaa-Sîis erweist den jungen Ursprung der Notitia. St. Martin (mé- 
moires sur l’Arménie I 201) sagt: il paroit qu'elle existait déjà dans 
le dixième siècle. Indessen die Stadt ist bedeutend älter; bereits z. J. 
6196 = 704 erwähnt Theophanes 372, 24 10 Zíciov rxaorgov, welches 
Jezid auf seinem Feldzuge gegen Kilikien vergeblich belagerte. Die 
politische und kirchliche Bedeutung der Stadt datiert aus der Zeit, als 
sie Residenz der Ruböniden wurde. Ein armenischer Erzbischof von 
Sis ist z. B. bei der Krönung König Levons 1195 gegenwártig (Smbat 
p. 99). Syrische Bischöfe von Sis werden im 13. Jahrhundert erwilmt. 
(Barhebraeus, hist. eccl. 1 670; Assemani dissertat. de Monophysitis 
s. v. Sis.) Wann das orthodoxe Bistum Sis gegründet worden ist, 
läfst sich nicht bestimmen. Nach unserer Notitia bestand es aber 
jedenfalls schon im 11. Jahrhundert. 

Die Städte der Diöcese Amida sind leicht zu identifizieren; sie 
liegen sämtlich in Armenia IV und Arzanene. Für 'TAtvy hat die 
lateinische Notitia richtiger Yuilon = "IyyıAa (arm. Anged, Akl). Ba- 
lentine ist BaAaßırıvf, Balofita (Balahovitk), von dem ein Bischof 
Kaocica tijg Belapirnvis 536 (Mansi VII 975) erwähnt wird. Arsa- 
mosata, Sophene und Kitharis (= Kıdagitov Kirors) sind als Bischofs- 
sitze bekannt, ebenso Kyp& = Husan Kèf. Zeugma wird einer der 
obern Euphratübergänge bei Tomisa oder Barzalo sein. (Ritter, Erd- 
kunde X 984 ff.) Martyropolis fehlt, weil es zur Zeit der Abfassung 
der Notitia bereits Autokephalenrang erlangt hatte. Im 6. Jahrhundert 
war jedoch Dadima die Metropolis von Armenia IV gewesen: Jadiuov 
viv unreóxolis Georg. Cypr. v. 949 vel. p. 170. Die Stadt war geist- 
liche Metropolis noch zur Zeit Justinians II; 692 unterzeichnet nämlich 
beim Quinisextum nach den sehr alten und guten Handschriften: "Hicag 
éAdyvorog éxioxonos Jadiuwv untgunöisws tig À Iovoriviavijs') dpioas 
vxéyocpa. Dadurch wird in schlagender Weise die Angabe des Johannes 


1) Die Handschriften haben diovoriviavijs, woraus die Konzilsausgaben ganz 
verkehrt devregug ’lovor. gemacht haben, wie sie auch unrichtig Jaciuov bieten. 


264 I. Abteilung 


Katholikos (c. 17 p. 47 der Ausgabe von- Jerusalem 1843) bestätigt, wo- 
nach Armenia IV durch Maurikios den Namen Justiniana (Justianunist) 
empfangen haben soll. Weil aber unsere Notitia Amida als geistliche 
Metropolis von Armenia IV kennt, mufs sie später, als 692, abge- 
fafst sein. 

In den Provinzen Sergiupolis und Emesa weichen der lateinische 
und der griechische Text stark von einander ab; ich stelle sie einander 
gegenüber: 


Opóvos ta, Y Esoyiodzolis. Sedes XI, Sergiopolis. 
elolv Uno tov toLOdTOv Hodvov sub hac sede sunt episcopi IV 
enioxonal E* 
y Zmvoßıas Bizonovias 
y Ogioov Marcopolis 
y Egıyevn Venethali 
y Ogpayitov Ermenia 
y Ayorrrrids 
Ooóvos ty, y Eusdoa. -— Sedes XIII, Emissa. 
elolv Úxo tov totobrov Fodvov sub hac sede sunt episcopi IV 
Enıoxonal 6° 
y dom Arqui 
y Maguovrodis Orison (v. l. Ariston) 
y Bawetady Herigeni (v. 1. Herigen) 
y Equévera | Orogison 


Wie man sieht, haben m einer Redaktion die Städte II—IV den 
Platz gewechselt; es fragt sich, welche das Richtige bewahrt hat. 
ZegpiovroAis ist Rusáfa (Rosafa, Risapha Georg. Cypr. p. 151) 
in der Euphratensis auf dem linken Euphratufer unweit von Sara ge 
legen. Die fünfte Stadt, welche der griechische Text aufzählt, fehlt in 
der latemischen Rezension. Es spricht für die Güte des griechischen 
Textes, dals die älteste Rezension der Notitia von Antiochien; das 
xo0voyo«@eiov ovvrouov des Pseudoeusebios, gleichfalls Sergiupolis fünf 
Suffragane zuschreibt. Dazu kommt, dafs die meisten Suffragane sich 
in der Nachbarschaft von Busäfa mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit 
nachweisen lassen. Zenobias ist Zenobia am Euphrat, welches dem 
heutigen Halebi (Tschelebi) entspricht, während sein Name in dem gegen- 
über auf dem linken Euphratufer gelegenen (Zelübiä) Zelebi fortlebt, dem 
’Avvovxag-llänüka der Alten. Vgl. B. Moritz, zur antiken Topographie 
der Palmyrene 1880 8.39 ff. G. Hoffmann, archäol. Ztg. XXXVI 26f 
Orison ist Ogiéa des Ptolemäos (V 14, 24), die dritte Station auf 
der Strafse von Palmyra nach Rusäfa und Stra. Kiepert identifiziert 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 265 


dasselbe mit dem heutigen et-Taijibe; vgl. auch die Ausführungen von. 
B. Moritz, S. 27 ff. Ebenso schreibt mir G. Hoffmann: ,¡Opícov ist 
wahrscheinlich “Urd got, Oruba? der Tab. Peut.; das o erklärt sich 


nach aramäischer Schrift und Aussprache = pry. Dieses “Urd ist 
identisch mit et-Taijibe: denn Jákút unter Suhnat (Suchna, Sichna der 
Karte) setzt letzteres zwischen Tadmur und ‘Urd, und el-Bekri 412, 3 
erwähnt die Strafse: Tadmur, ‘Urd, er-Rusäfa, er-Rakka. — Ritter 
X 1097 u. s. w.“ 

Ebenderselbe schreibt mir über Erigene: „Egıyevn = ‘Aràgîn 
(vielleicht erst plurafisiert aus ‘Ergin) liegt nach el-Belädori (futüh) 150, 
vgl. Jâkût (der betreffende Teil des Tabari über die Eroberungen ist 
noch nicht da) auf dem Wege von Palästina-Syrien her nach Bälis 
(Barbalissos), vor diesem. Dafs es am Euphrat liege, wird nicht er- 
wähnt. Es könnte identisch sein mit ‘Adadis des Ptolemäos V 14, 25 
(Ritter X 1002) falls dies Alägi-s, 444ATIZ (T = A) zu lesen??') Die 
Lage unterhalb Bälis pafst. Athis (4918 v. L ‘Adds, ’Avdig Ptolem. 
V 14,17) vergleiche ich mit ‘Abdin bei Belädori, sehr nahe bei Bális 
gelegen, ein peoverov der Römer, jetzt “Afdin (Aff Dien Ritter X 1110); 
über Bälis hinaus, also aufwärts, liegt dann nach Belädori L c. Käsrin, 
Neoxavodpere bei Prokop und sonst.“ 

Bei Oragizon denkt man an das ptolemäische ’Epayita (v. 1. ’Eo- 
oafiya, “Eod&ya V 14, 14; Eraiza Rav. an. 11 15 p. 88, 12. Ritter 
X 1000), welches Sachau (Reise in Syrien und Mesop. 136) in Abú 
Hanäjä wiedergefunden hat. Indessen macht G. Hoffmann nicht mit 
Unrecht Bedenken wegen der Lage geltend; Eragiza liegt nördlich von 
Barbalissos, das noch zur Kirchenprovinz von Hierapolis (Mabbüg) ge- 
hört; demnach wäre die Zugehörigkeit jener Stadt zur Kirchenprovinz 
von Sergiupolis mindestens auffällig; unmöglich ist sie freilich nicht; 
denn in der Geographia sacra verdankt die Provinzialeinteilung oft 
mehr dem siegreichen Ehrgeize eines Prálaten, als der natürlichen 
geographischen Grenze ihren Ursprung. 

Endlich das rätselhafte '4yoınnıds erinnert an die in den Akten 
des Mär Muain (Hoffmann, Auszüge aus syrischen Akten persischer 
Märtyrer S. 31) näher beschriebene, unweit des Flusses Präth gelegene 
Stadt, „welche Agripös hiefs, die der König Agripös gebaut hatte“. 
Hoffmann 1 c. S. 161 nimmt an, dafs der Name dem griechischen 
Eögwzog entspricht. Ein von Eveards = Garäbis verschiedenes, südlich 
von Karkisiá (Kirkesion) gelegenes Huropos erwähnt Isidoros Charakenos 





en un 


1) Moritz (Palmyrenc 31) kombiniert mit Mallo das Adiazane des Anon. 
Rav. II 15 p. 88, 16, was gut passen würde 
Byzant. Zeitschrift I 2. +10 


s 


266 . I. Abteilung 


(Müller, geogr. Gr. minores I p. 248): Jodea Nix&vogos x6Ais xrioua 
| Mexedévav, vd dì 'Eddivov Edgwnog xadetrat. Indessen von 
dieser Stadt ist Agripòs zu trennen; vielmehr entspricht dem .4oipga 
Isidors „eine verödete Stadt, welche Dari (DWR') heilst“ Akten’ $. 28 
cfr. Zosim. III 14,2. Dará sowohl, wie ‘Anat (ro "AveéPav peovgior), in * 
dessen Nähe der Heilige sieben Jalıre verweilte (Auszüge S. 30), gehören 
zum persischen Gebiete (vgl. Theophyl. Simoc. IV 10, 4); dagegen Agripis : 
und das benachbarte Dorf SDW” rechnet die Legende (S. 31) zum rómi- 
schen Reiche. Zu jener Zeit war auf Befehl des guten Andenkens 
würdigen Kostantinos das Horn des Heidentums btreits zerbrochen und 
aus Furcht vor den Christen feierten sie ihre Tänze und Feste für die 
Götzen heimlich.“ Ferner Europos-Garäbis wird syrisch "WRWPWS 
geschrieben, z. B. chronicle of Joshua the stylite ed. Wright p. 84; 
Agripòs dagegen wird ’GRPWS geschrieben (Auszüge S. 31). Auf 
fállig bleibt die Endung ce. G. Hoffmann schreibt mir darüber: 
„Zwar würde eine Lage südlich von Rusáfa zu der Geschichte des 
Mu‘ain, der sonst in Dora und Siggàr angesehen ist, wohl passen, 
ebenso wie zu Ag"röpös, wie es in einer Unterschrift von Bischöfen 
zur Zeit des Patriarchen Severus (512—518) hinter einem Bischofe von 
Sarà bei Wright, Cat. Mus. Brit. 970 e. 2 (Auszüge S. 161) vor- 
kommt; doch spricht gegen diese Gleichung die Auslassung des zweiten 
ein sag in allen syrischen Fällen.) Wenn auch Euröpos, nördlich 
vam Ságúr, angesichts dieser neuen Eventualität, noch nicht sicher in 


der Variante Ag"röpos oder Agr(ipôs bei den Syrern nachgewiesen 
ist, so ist doch die Einschiebung des g an Stelle des v durch arabisch 
Girbäs (Jakat giebt die Lage genau an), wovon Garäbis der Plural ist, 
mittelbar auch für das Syrische gesichert. Die Zurückführung auch dieses 
nördlichen Euröpos auf den Agrippa des N. T. lag für einen bibel- 
festen Syrer sehr nahe, wie auch sonst das Etymologisieren von Namen 
nicht selten ist, ohne dafs das sachlich eme Bedeutung hätte. 7 ’4yoix- 
mus könnte übrigens auch eine archaisierende Bezeichnung eines Ortes 
sein, der sich um ein Kloster des II. Agripös, der in Syrien gefeiert 
wurde, angesiedelt hätte. Die Sache bleibt also unsicher.“ 

Noch mehr Schwierigkeiten bereiten die Suffraganate der Dideese 
von Emesa. Als erstes Bistum erscheint m beiden Rezensionen Arke; 
man denkt zunächst an das libanensische Arke (Arka), das von Emesa 
nicht zu sehr abliegt. Allein Arke gehört zur Diöcese des Proto- 

1) Dies fiele ins Gewicht, wenn der Verfasser der Notitia ein Grieche wire. 
Bei den Unformen, welche dieser gräzisierte Syrer sich ohne die leisesten Gewissens- 
skrupel leistet, kann ich diesen Umstand eben nicht als sehr erheblich ansehen. 


. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 267 


thronos, dessen zweiter Suffragan es ist. Es liefse sich nun denken, 
dafs die antiochenische Notitia dieselben Orte unter verschiedenen 
benachbarten Sprengeln gelegentlich aufzähle, weil in eine ältere Liste 
ein neuer. Bestand interpoliert wäre; indessen ach finde in der Liste 
sonst keinen Beleg dafür. Bistümer z. B., welche die alte Liste noch 
als Suffragane und die neue als Autokephalen kennt, sind in dieser 
letztern ganz richtig in den Metropolitanprovinzen weggelassen, so 
z. B. Martyropolis in Mesopotamien, Mopsuhestia in Kilikia II u. s. f. 
In. dieser Beziehung erscheint die Notitia recht sorgfältig redigiert, 
und da hat ’es sein mifsliches, hier einen Irrtum anzunehmen. Ich 
lasse also diese Stadt, wie Markupolis, mit dem ich nichts anzufangen 
weils, unerklärt. | 

Über BaveSéAn Venethali und Eguévece schreibt mir G. Hoffmann: 
„Wright Cat. 86” kommt im Jahre 534 ein „Dorf Sas (BTL) 
der yaoa der Stadt Hemes“ vor. Für das Jod , ist aber wohl 3, d.h. 
Nun zu lesen; denn Jaküt hat Dair (= Kloster) BYantal (BNTL); 
welches nach diesem Orte benannt scheint, weniger als ein mil ab 
Güsija, eine Tagereise (6 Farsach) südlich Tlims, links vom Wege (durch 
die Bik& a) nach Damask, mit einer sehr merkwürdigen prachtvollen 
Kirche und einem Marienbilde. Güsija (syr. Güsijat Wright Cat. 
2, 613°) südlich Ribla ist bekannt, vgl. Socins neuester Baedeker u. s. w., 
also 1 Byvetad, welcheg, wie ich vermute, eine Metathese von Be'eltan 
oder Bwaltan ist = Nas (B'LTN) „unsre Belthis“, auch Ortsname 
in Syrien. 

"Eguévero ist etwa el-Harmel, ein Dorf nahe dem Orontes, stidlich von 
Güsija in Cölesyrien, nach welchem das Denkmal „Kamüat el-Harmel 
heifst. Socin-Bacdeker 1891 p- 350 u. s. w. Dies mit allem Vorbehalt.“ 
Als Metropolis ist Emesa bereits im 8. Jahrhundert bezeugt. In der 
vita des hl. Stephanos, des Sabaiten (fF 794)!) wird AA SS m. Jul T. 
III p. 577 der Metropolit von Emesa?) erwähnt: xal BAero tov Seopégor 
unroonodirmv Tig nuvevöaiuovos "Eutons ¿evyeruóvos Eoraru. Die 
Christen waren daselbst auch unter arabischer Herrschaft sehr zahlreich. 
760 können sie es wagen, das Haupt des Täufers Johannes unter 


1) Im J. d. W. 6286; nach der byzantinischen Ära ist das 778, nach der 
koptischen in Palüstina gebräuchlichen 794; das Begräbnis geschah Montag den 
3. April. Die Entscheidung ist darum schwierig, weil sowohl 778 als 794 der 
8. April ein Montag ist. Immerhin halte ich die letztere Rechnungsweise, da 
Kyrillos von Skythopolis nach ihr rechnet, für die in den palástinensischqn Lauren 
gebräuchliche und also wahrscheinlichere. 

2) Den Namen Theodorus hat die lateinische Übersetzung cingeschwiirzt und 
Le Quien daraus übernommen. 

. . 18* 


268 I. Abteilung 


grofsem Gepränge aus „dem Hohlenkloster in die ihm geweihte pracht- 
volle Kirche zu Emesa“ zu übertragen (Theophanes 431, 16); noch zu 
Theophanes’ Zeiten (um 815) war das Heiligtum eine gefeierte Wall- 
fahrtskirche. Die Hauptkirche der Stadt, eine der gröfsten in ganz 
Syrien, war zu Istachris Zeit Simultankirche, zur Hälfte christliches 
Gotteshaus, zur Hälfte Hauptmoschee der Muhammedaner, ein Beweis, 
dafs dort noch eine ziemlich starke christliche Bevölkerung vorherrschend 
gewesen sein mulste. Auch heute ist die Zahl der griechisch orthodoxen 
Christen in Hims sehr ansehnlich. Ebenso mufs das Land grofsenteils 
von Christen bewohnt gewesen sein. Die überall zerstreuten Ruinen 
von Kirchen, Klöstern und christlichen Gebäuden setzen die Reisenden 
„in wahres Erstaunen“. Ritter XVII 2, 1009, 1015, 1026. So hat es 
durchaus nichts Auffälliges, wenn noch in arabischer Zeit Emesa den 
Rang einer Metropolis erhält, und in der umliegenden Landschaft eine 
Reihe Bistümer gegründet werden. 

Wir kommen endlich zu dem 11. Thron: Theodosiupolis mit seinen 
sieben Bistiimern: Ortros, Maznube (lat. Maznuni), Maurokastron, Hagia 
Maria, Axiexe (l. Axieri), Tarutza (l. Taroza) und Polytimos. Es wird 
zum Teil schwierig sein, diese Städte genauer zu fixieren. Theodosiu- 
polis tritt an die Stelle von Därä, welche Stadt seit dem 10. Jahr- 
hundert aus der Geschichte verschwindet. Sie wird 638 (Theophanes 
340, 25) oder 641 (Dionysios von Tell Mahré bei Assemani B. O. II 103) 
von den Arabern erobert. Eines Bischofs David von Dara gedenkt 758 
Barhebraeus hist. eccl. I 322, derselbe wurde später zum Patriarchen 
der Monophysiten erwählt. Um 820 erwähnt derselbe Schriftsteller 
Le. 1354 die Stadt wieder. Johannes von Därä, welcher 837 blühte, 
heifst Metropolit (Assemani B. O. II 119); die Stadt hatte also bei den 
Monophysiten denselben kirchlichen Rang, wie bei den Orthodoxen, 
erlangt. Elmakin und Abu-l-Mahasin erzählen, dafs die Griechen unter 
Johannes Kurkuas Okt. 942 Arzen, Dara, Mijafärikin und Nisibis. 
(Weil, Gesch. d. Khalifen II 690) eroberten.) Mär Joannes (1125— 
1165), der Metropolit von Mardîn, welcher zugleich die Diöcese von 
Dara verwaltete, zählt diesen Ort unter den ehemals glänzenden, jetzt 

1) Die Griechen gedenken dieses Feldzuges nicht, ebensowenig Step*anos Asolik 
III 7 p. 179 ed. Malyaseane. Barhebraeus chron. syr. p. 192 zählt Dard nicht 
unter den damals eroberten Städten auf; auch der Verfasser der Erzählung von 
der Translation der elxwy &ysıgomoinrog nach Cpel läfst den „Auneäs“* von Edessa 
nur verlangen, dafs der Kaiser sich durch Chrysobull verpflichte rod ur zols- 
niovs Enkoysoduı tà róv ‘Popuiov orgarssuare nurù Tor TE00LEW9 TOVTOY xülsor. 
prul dì tot Poyav (= lo Jf), oreo ti» "Edeocav i BaeBagos dvopate: gov, 


toi Xagav, tod Zaparovs xal trav Zapocárov. Combefis, manipulus p. 94. 
o 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 269 


verödeten Städten auf Assemani B. O. II 223; ebenso wissen die spä- 
tern Araber nur noch von seiner ehemaligen Grüfse. (Die Stellen bei 
Ritter XI 404.) Das an Däräs Stelle tretende Theodosiopolis kann 
nun nicht Theodosiopolis-Rès'ainà sein, sondern ist @&odosiovzoiıg tie 
ueyaing ’Aouevtag = Karin-Arzrün (Ersirum).') Tarutza ist sicher 
Tabriz; Tavoétov*) wird im 14. Jahrhundert als antiochenisches Bis- 
tum erwähnt. (Miklosich et Müller: acta et diplomata II 476 p. 228.) 
Die Stadt wird von den spätern Griechen mit Dara identifiziert: Ædoëg 
to viv Tadees. Hierocles ed. Parthey App. 122. Damit stimmt nun 
in eigentümlicher Weise Smbats Fortsetzer überein, welcher an Stelle 
von Dara einfach T'avréz aufführt. Die Stadt wird bereits von Faustus 
von Byzanz erwähnt T’avres (IV 25; V 2) oder T'avrèz (IV 39) und 
zwar ausdrücklich als in Atrpatakan gelegen (IV 25).5) In der ersten 
arabischen Epoche wird die Stadt nicht erwähnt; sie soll aber 791 aufs 
neue aufgebaut worden sein; 858 und 1042, durch Erdbeben zerstört, 
ward sie immer wieder hergestellt; ihre eigentliche Glanzzeit beginnt 
erst mit den Mongolen. Jedenfalls gehört das orthodoxe Bistum Tabris 
frühestens der islamitischen Epoche an, und wird schwerlich vor dem 
10. oder 11. Jahrhundert entstanden sein. 

Maurokastron ist dann natürlich nicht dus mesopotamische Castra 
Maurorum (Ammian. Marcellin. XVIII 6,9; XXV 7, 9), sondern das 
Mavooxdergov poovpiov Eis Eva tov Agueriuxov rénov ¿ml Adq—ov 
xeiusvov byniod xal dvoxaregycorov (Michael Attaleiat. 125, 6 = Cedr. 
II 679, 16), vgl. Ramsay, the historical geography of Asia Minor 267. 

’A&ıetn oder wie der Name beim Lateiner lautet Axieri*) klingt 
entschieden türkisch. Bei Barhebraeus chron. Syr. p. 482, 12 des syri- 
schen Textes wird die Stadt Aksiré CKSR) geschrieben. Dukas 
(204, 19) erwähnt die Stadt als in Karaman gelegen: év toîs decoeg 
Tod Kapauav. xal yeowocuevos modes Ovo (7 pla xadeiro nacre Tv 
‘rey Tovexav yAürrav ’Axcıdon, 7 dè étéou Ileyoudon. dv dè % mölıg 

1) Noch heute.ist der vierzehnte Metropolit von Antiochien 6 @sodoowv- 
óleos (td "Eopfovpovur) drforiuog nual ¿Expyos Meyalns "Aguevias. 

2) Taßestıvy bei Cedren. IL 573, 20. Toforén Chalcoc. 167, 5. 

3) Ganz irrig identifizieren St. Martin (mémoires I 129) und Ritter damit 
Gancak (Gandzak, Tafgaxa, Kovgdxwv), welches Faustus gleichfalls mehrfach 
(iz. B. V 4 und Gantak Atrpatakani II 7; IV 21; V 1) erwähnt, mit welcher 
Stadt es jedoch nichts zu thun hat. Vgl. Noeldeke, Tabari S. 100 Nr. 1. 

4) Axieri ist noch in diesem Jahrhundert als römisches Titularbistum ver- 
liehen worden. Mac Closkey z. B., der Kardinalerzbischof von New-York war, ehe 
er 1847 Bischof von Albany wurde, Bischof von Axieri 1. p. Die neuesten Aus- 
gaben der Gerarchia cattolica führen dus Bistum aber nicht mehr auf. Wuhr- 
scheinlich kam der barbarische Name den Gelehrten des Cracus verdächtig vor. 


270 | I. Abteilung 


«tn éyydg tod Ixoviov, «xéyovoa dio Tusoay 606v). ’Axordei, wofür 
der Italiener S. 455 Aaxiari hat, also genau entsprechend unsrem 
Axieri, ist das türkische Aksehr'), das antike Philomelion; Ieyotdgy 
dagegen ist Beifehr am Ostufer des Beisehr Goel, welches Ramsay 
S. 300 mit Karallia identifiziert. Indessen erhebliche Bedenken muß 
die für einen Suffragan von Ersirum viel zu westliche Lage erregen. 
An Akserai-Koloneia (tà Tetuoa, € gorev à nddar Aepopévn Koléven 
Nicet.. Chon. 72, 7; KoA@vewa 7 viv Tenga Aëyero 68%, 10) kann 
nicht gedacht werden einmal, weil der Name verschieden ist, und 
dann, weil nach Hammer (bei Ersch. und Gruber II 303) die Stadt 
angeblich erst 1202 von den Selgükensultan Aseddin Kilidsch Arslan 
ben Messud erbaut worden ist. Allein es giebt auch ein armeni 
sches Ak Sehr. G. Weil, Geschichte der Chalifen V 207 giebt nach 
Makrizi und Abusl-Mahäsin den Bericht von einem Feldzuge, welchen 
unter der Regierung des Mamelukensultans Almelik Alaschraf Bursbai 
(1422—1438) dessen Feldherr Inal nach Kleinasien unternahm. Den 
1. Dùlkädè (26. Apr. 1438) kam er m Ablestin (Al-Bostan = Arabissos) 
an. Am IT. brach er wieder auf und kam nach einer Festung, welche 
Aksehr hiefs, und belagerte sie (1. Dv] Higé). Hasan Alitaki, der 
Herr von Aksehr, ergriff die Flucht am folgenden Tage, und Inal 
besetzte die Stadt. Weil Lo e. N. 2 bemerkt: „Bei J. Hadjr £ 256 
heifst die Festung Akschar. Ich habe eine Festung dieses Namens .. 
in keinem geographischen Werke finden können. Sie mufste nicht . 
weit von Erzingan liegen; denn Mahrizi berichtet „dafs die Truppen 
am 22. von Akscheher aufbrachen und nach Erzingan marschierten und 
dort ihr Lager autschlugen. Die Bewohner der Stadt Kamen zu ihnen 
heraus und verkauften ıhnen, was sie brauchten, und wer von den 
Truppen wollte, ging in die Stadt, ohne etwas zu plündern oder die 
Bewohner zu belästigen, und das dauerte fort bis zum Ende des 
Monats“ Dulaurier (recueil I 545) läfst die Mongolenschlacht vom 
27. April 1299 geschlagen werden „dans la plaine d'Ak-Scheher d'Er- 
zendjan“, ohne emen Beleg anzufiihren; Weil (L e. IV 224), arabischen 
Quellen folgend, sagt nur, die Schlacht habe im Mon. Ragab (April 
1299) in der Nähe von Siwas stattgefunden. Auf der von Schabin- 
Karahissar nach Siwas südwestlich sich abzweigenden Strafse, welche 
Vietor Fontanier und Henry Suter zuerst erforscht haben, erreieht man 
in 6 Stunden Enderes (Andras). Der grofsenteils von Armenien be 


1) Von den Turkomannen wird der Name auch Akschar, Anschar und Achi- 
schar gesprochen. « Hammer in Kirsch und Grubers Encyklopiidie II 302; über die 
Stadt vgl. auch Weil, Gesch. d. Chalifen V 66, 69, 97, 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 271 


wohnte Ort liegt am Südrunde der $ Stunden weit von O. nach W. 
sich ausdehnenden Ebene Aschher Owassy. Bereits Inéitean (Neu- 
Armenien $. 237) erkannte, dafs die Namensform bei Suter aus Aksehr- 
Owa (Weilsstadt-Ebenc) korrumpiert sei. Armenische Berichte des 
15. Jahrhunderts erwähnen noch die Stadt Aksehrabad, welche das 
Aksehr der Araber ist. Durch Inschriften ist Enderes-Aksehr als mit 
dem antiken Nikopolis identisch erwiesen. Ritter XVIII 210 ff. Mit 
gewohnter gründlicher Gelehrsamkeit und erprobter Gefälligkeit teilt 
mir W. Pertsch noch folgendes mit: „In der von Ilnen bezeichneten 
Gegend liegt em Aksehräbäd, eine. sehr ungeschickte, pleonastische 
Bildung, welche wahrscheinlich durch Mifsverstiindnis aus Aksehr-owa 
entstanden ist. In dem persisch-türkischen Wörterbuche Farhang-ı 
Schu’üri (I Blatt 67”, Anfang) nämlich wird bemerkt, dafs owa als 
zweites Glied. türkischer Composita nicht selten durch den gelehrten 
Unverstand verbesserungssüchtiger Schreiber in ábád wngewandelt 
werde (was dazu beigetragen haben mag, der Bedeutung „Ebene“ für 
pers. 4bad in manche Wörterbücher Eingang zu verschaffen). Mag dem 
nun sein, wie ihm wolle, so sagt C. Mostras, Dictionnaire géographique 
de Pempire ottoman. St. Petersbourg 1873 8.21: ,Ak-Schélur-A bad. Ville 
de la Turquie d'Asie, dans leyalet de Trebizonde, Hiva de Kara-Hissari- 
Scharki Und in einem von zwei Syrern in Beirut herausgegebenen 
(leider stecken gebliebenen) geographischen Wörterbuche steht (p. 11,12) 
ein Artikel, der wörtlich übersetzt folgendermafsen lautet: ,,Akschràbad 
ist- eine Gemeinde (u>L) im Gerichtsbezirk Su-schehri (d. i. Wasser- 
- stadt), welcher seinerseits zum Livá Ost-Karahisàr im Wiláyet Siwás 
gehört. Diese Gemeinde (Áksehrábid) ist 6 Stunden von der Haupt- 
stadt des Gerichtsbezirkes (Su-schehri) nach Osten, und 8 Stunden von dem 
Mittelpunkte des Liwä (Ost-Karahisär) nach Südwesten entfernt. In dieser 
Gemeinde giebt es eine Anzahl von Orten (55), zwei grofse und eine 
kleine Moschee (Asus, place). Iiermit ist die Lage des Ortes 
hinlänglich genau bestimmt. “ Asxieri ist fragelos mit Nikopolis-Akschr- 
Aksehràbad-Enderes identisch. 

MafvovBn, wofür der Lateiner Maznuni hat, erinnert an Mecntinik‘, 
einen der Gaue von Vaspurakan (Geogr. des Moses St. Martin Il 364: 
Thomas Arcrûni III 29 p. 251 ed. Patkemian mit der Variante Meznünik‘). 
Auf dem Konzil zu Dvin unter Nerses HI 645 unterzeichnet als 17. Bischof 
Samuel Bischof von Mehnunik’: episkoposn Mehnuneac') codex Berol. 





1) In Maurikios' Zeit erwähnt Ugtanès 11 37 auch einen Bischof Aharon 
von Mehnúnik'; wenigstens liest Brosset Méhénounik; er benutzte eine 1847 ge- 
machte Abschrift der Handschrift von Ejmiacin. Die Ausgabe von Vadardapat 
1871, Il p. 64 bietet jedoch: Y 4Simbkuwy. 


272 I. Abteilung 


or. Peterm. T. 34 fol. 269'), welches Bistum Intiéean storagrátiwn 
p. 212 N. 2 mit Mecnünik‘ kombiniert. 

H “Ayia Magix wird, eines der zahlreichen armenischen Kloster- 
bistümer sein, vgl. 6 tod “Ayiov NıxoAcov, 6 tod “Ayiov Temeyiov, è 
tov Ayiov ’EAısociov, è tod Ledodx tig Heordxov u. s. f. 

- Über Ortros*) und Polytimos vermag ich keine Auskunft zu geben. 
Ehe wir versuchen die Zeit, wo diese nordarmenische Provinz Theodo- 
siopolis errichtet wurde, genauer zu bestimmen, ist noch die eigentüm- 
liche Liste der Katholikoi zu betrachten, welche beim Griechen, beim 
Lateiner und bei Smbats Fortsetzer abweichend überliefert ist. 


Vat. Gr. 1455. Notitia Latina. Smbats contin 

a. è xaSoluxdg Poue- Der Katholikos vom 
yvoews fito: Ileooias. Hause Virk°. 

B. 6 xaBodixdg.Eton-  Catholicus Irinopolis Der Katholikos von 
vouxélemg ro Tod que est Baldac. Irinapölis, welche ist 
Baydü. | PaAtat. . 

j Catholicus Ani qui Der Katholikos von 
est Persidis. Erömikeriös, welches ist 
Parsikk‘. 


Der Katholikos von Romagyris hat zu den tollsten Erklärungsversuchen 
Anlals geboten. Neilos Doxapatres 57 versetzt ihn nämlich nach 
Indien und dazu bemerkt Parthey: „Pouoyvgewg sanser. Ramagiri, 
mons Ramae, hodie Ramgir“ und Dulaurier, recueil I p. 674 erklärt: 
„le mot prodpytippow est la transcription du latin primicerius“ und er 
übersetzt: „le catholicos primicier“. 

In den Unterschriften der Synode von Antiochien, welche wohl 
dem Jahre 1365 angehört, finden wir: „o taxeurdg l'eguavòs xal xado- 
Aixde “Pouoyíosws (so die Handschrift nach praef. p. X) xal ZE&oyos 
néons Ißnoiest“.”) Acta patriarch. CP. 1207 p. 465 vgl. 464. Danach 
ist wenigstens im 14. Jahrhundert „Katholikos von Romagyris“ Titel 
des Exarchen von Georgien. Allein Smbats Continuator, welcher allein 

1) Mitteilung von Dr. A. Tér Mikelian, dem Verfasser von” ‚Die armenische 
Kirche in ihren Beziehungen zur byzantinischen“. Leipzig 1872. 

2) Ein Ordro, wie es scheint, in Basen gelegen, wird in der Geschichte 
Georgiens erwähnt, I 323. Eines ebenfalls im (römischen) Iberien gelegenen 
Ortes Osurtru gedenkt Cedren. 11 576, 4: év ’Ifnoix nata tiva nediada Eyyapios 
Ocovoteov Asyopévnv. 

3) Die Herausgeber haben jedenfalls cine Konfusion gemacht; denn 464, 8 
steht 149 Feguavod nai nadolinod (ti) ounyvesms. 465, 12 xutodindg (ri) 
öpoydgewg und doch schreiben sie praef. p. X: 465, 12: nota in codice legi: 
ucdodinod Gwpoynesag. 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 273 


drei Katholikoi aufzählt, unterscheidet deutlich den Katholikos von 
Virk (= Iberien) von dem Katholikos von Romagyris oder Persien, in 
letzterer Doppelbezeichnung mit dem Griechen übereinstimmend. Dies 
wird nun schlagend durch einen möglichst authentischen Zeugen, den 
Patriarchen von Antiochien selbst, Petros III, in seinem Briefe an den 
Patriarchen Dominicus von Grado 1054 bestätigt (Coteler. eccl. gr. mo- 
num. I 116): BaßvAov à ueydAn xed ‘Pœoudyvgus (v. 1. ‘Pouoyvoés, ‘Pu- 
uörnoss, ‘Pouaysons) iro. To Xwgocäv (v. 1. Xwoooav, Xwoved, Xwoc- 
car) xal al Avınal 15 Sang (v. 1. &Alns) dvarodis Enapyia, Ev als 
doxuEnioxonot rag nuov nEunovra xal xadolixoi, yegoto- 
vowvreg Ev éxetvoss Toig uégeoL uNntogoroXitas, Eyovras br’ avroda ént- 
ox6xovs xoddovs. Hier werden also im Gegensatz zu „Jen Synodal- 
akten von 1365, aber in Übereinstimmung mit der Notitia Romagyris 
und Horäsän identifiziert. Den Schlüssel zur Erklärung gewährt eine 
Angabe der georgischen Chronik (Brosset, histoire de la Géorgie I p. 472). . 
Danach hat zwischen den Jahren 1210 und 1212, also in Georgiens 
Glanzzeit, die Königin Thamar die Stadt Romgouar (Romgor, Romgui- 
aros) erobert.') Diese Stadt hat bereits Brosset L e. p. 472 n. 2 in 
einer bei-Jäküt erwilnten Stadt wiedererkannt. G. Hoffmann schreibt 


” 6 


mir darüber: ,, La, bei Brosset, zu sprechen ‘Ramdschar’, transkribiert 
etwa ‘Ramgàr’, würde persisch' Ramgàr oder Ramgér lauten können. 
Jäküt sagt s. v. ‘Ramgär(u) eine mahalla in den Gegenden von Nisá- 
bar, nach welcher eine Anzahl Gelehrte Ramgárenser heilsen ete.’ 
Kürzer hat as-Sojûti, Lubb-al lubáb ed. Veth 118 “Ramgár eine ınahalla 
in Nisábúr [als der Stadt oder der Landschaft]. Mahalla bedeutet so- 
wohl Stadtquartier, wie Weiler für sich, auch Distrikt; ich finde es 
sonst nirgends erwähnt. Es stammt eben aus biographischen Wörter- 
_ biichern, als Geburtsort von Gelehrten, an sich gewils sehr unbedeutend, 
am ehesten möchte es ein Quartier von Nisäbür, der Stadt, sein, und 
gewifs ist es identisch mit Pou«yne als Hauptort llorásáns.* Der 
Glanz Nisabors datiert aus dem ©. Jahrhundert,, wo nach Ibn Haukal 
die Tahèriden es zu ihrer Hauptstadt erhoben haben. Glänzend war 
es auch unter den Seléûken. Das Zusammenströmen der griechischen 
Kaufleute in diesem Zentrum Iràns wird den Patriarchen von Antiochien 
veranlafst haben, in Nisábúr ein Katholikat zu errichten, welches nach 
dem Quartier, wo dieser Dignitär residierte, benannt wurde. Nach 
der Eroberung der Stadt durch die Georgier ist wahrscheinlich Iberiens 
höchster Prälat mit dem Titel eines Katholikos von Persien geschmückt 


1) ‘Popdyvers fro: ro Xweocdy sagt Petros III; ebenso lesen wir bei Wakh- 
tang 1. c. 472 und 541: Romgouaro ou Khorasan. | 


274 . . I. Abteilung 


worden. Als dann die Stadt wieder in islamitische Hände gekommen 
war, blieb die Titularunion der beiden Katholikate bestehen. 

Wie kommt es aber nun, dafs gerade Smbats Continuator drei 
Katholikate: Iberien, Bagdád und Romagyris aufzählt, während Petros II 
und die Notitia nur die beiden letzteren kennen? „Da im 14. Jahrhundert 
Romagyris und Iberien urkundlich uniert sind, erwartet man im’ Gegen- 
teil von einem Schriftsteller des 13. Jahrhunderts, dafs er die Zustände 
seiner Zeit darstelle, wo faktisch nur- zwei Katholikate (wenn Bagdäl 
überhaupt noch vorhanden war) existierten. Da sein Text das Gegenteil 
bezeugt, muls er nicht aus einer zeitgenössischen, sondern aus einer 
wesentlich ältefen Quelle geschöpft haben, eine Annahme, welche, wie 
wir sehen wegden, durch die folgenden Ausführungen sich bestätigt. 


Bezüglich Iberiens steht es nämlich vollkommen fest, dafs -dessen ' 


Katholikat zum Patriarehat von Antiochien gerechnet wurde. Die ovr- 
. «gidunors tov óp0dec.óv zählt Iberien ausdrücklich zur anatolischen 
-.Diöcese. (Euseb. chron. ed. Schöne I App. 82, 21 = Not. V 39 Parth.) 
Damit stimmen auch die einheimischen Chronisten der Georgier über- 
ein; sie erzählen, dafs auf Befehl des Kaisers und des Patriarchen (von 
Konstantinopel) der Patriarch von Antiochien im Jahre 473 dem Petré 
den Katholikat von Therien übertragen und gleichzeitig daselbst zwölf 
“Bistümer errichtet habe (Brosset, histoire de la Géorgie I 192). Durch 
einen Kanon des VI. Konzils von 656 (6801 ist gemeint) soll dann der 
Katholikos von Georgien vollkommene Unabhängigkeit und gleichen 
Rang mit den Patriarchen erhalten haben (. c. 256); indessen bereits 
Brosset (Le. 256 n. 5) erklärt diese nur in einer Handschrift sich 
vorfindenden Berichte itber die georgische Kirche für moderne Ein- 
schiebsel. Es kommt hinzu, dafs die Armenier den iberischen, wie den 
albanischen Katholikos ausdrücklich als dem Sitze Gregors des Erleuch- 
ters unterstehend ansehen. Die aktenmälsigen Belege des Bischofs 
Uytanös von Edessa!) in seiner Geschichte der Kirchentrennung der 
Iherier und Armenier suchen nachzuweisen, dafs im 5., wie im 6. Jahr- 
hundert die Iberier mit den monophvsitischen Armeniern Kirchengemein- 
schaft hielten und dafs ihr Katholikos von dem armenischen in Dvin 
geweiht ward. Erst Ende des 6. Jahrhunderts soll der in Koloneia 
erzoyene und dadureh für die Orthodoxie gewonnene Kürön (Kyrion)*) 
sich und seine Nation von der’ Kirchengemeinschaft mit Armenien los- 
gelöst haben. Kyrion jedoch in seinem Schreiben an den armenischen 


1) Ugtanès lebte allerdings erst im 10. Jahrhundert unter dem Katholikos 
Xacik (972 — 992). ° 

2) Quiricus in einem Briefe, welchen 601 IV Ind. Gregor I von Rom an ihn 
adressiert. Jatfé 1844. 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekaunte Bixtümerverzeichn. d. orient. Kirche 275 


Katholikos Ter Abraluun' stützt sich stets auf den Glauben von Jeru- 
‘salem: „Unsre und eure Väter waren unter der Herrschaft des Königs 
der Könige und hielten als Glauben den von Jerusalem fest.“ (Uzta- 
nes II 45 p. 77 der Ausgabe von Valarsapat) und „.. das Buch (girk 
touos) der vier Synoden, an welches die Romäer sich halten; dasselbe 
wird in der heiligen Anastasis (Anastas) und in dem heiligen Sion 
verkündigt® (II 51 p. 87). Die engen Beziehungen der Georgier zu 
Jerusulem') sind auch sonst bekannt; es ist aber klar, dafs Kyrion, 
‚wenn er nur das Verhältnis zu Jerusalem betout, noch nieht mit seinem 
Lande in die Obedienz von Antiochien eingetreten war. Brosset sucht 
den Widerspruch zwischen den armenischen und den einheimischen 
Quellen so zu-lósén, dals er annimmt, es habe bis auf Kyrions Zeit 
neben dem einheimischen, allein von den yeorgischen Annalisten er- 
wähnten Katholikos noch emen armenischen Atajnord für die zahlreichen 
unter georgischer Herrschaft stehenden monophysitischen Armenier ge- 
geben. Ich kann in dieser Lösung nur einen unglücklichen Harmoni- 
‘ sierungsversuch des gelehrten und scharfsinnigen Mannes erkennen, 
“welcher in seiner trefflichen Introduction zur histoire de la Géorgie 
selbst die Mittel zu einer richtigeren Auffassung an die Hand gegeben 
hat. Die georgische Chronik hat ihre endgültige Redaktion erst durch 
König Wakhtang im Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten. Indessen 
hat dieser in bedeutend frühere Zeit zurückreichende Materialien benutzt. 
Der armenische” Auszug aus der iberischen Geschichte ist im 14. Jahr- 
hundert angefertigt worden. Schon König Bagrat HT soll 991 eine 
Geschichte abgefafst haben; jedenfalls ist die Königsgeschichte vom 
Beginn der Bagratiden an (786) glaubwürdig. Dagegen die Liste der 
Ratholikoi: wimmelt bis ins 11. Jahrhundert von Verstöfsen und Aus- 
lassungen (vgl. Introduction passim, besonders S. XV, XVIII LIT, LIV; 
histoire moderne II 2 p. 452, 455). “Unter solehen Umständen muls 
diese Quelle für die ältere Geschichte einfach beiseite gelassen werden. 
Man kann aus der Erzählung von der Stiftung des Katholikats durch 
Antiochien 475 nur schliefsen, dafs im 9. und 10. Jahrhundert, wo eme . 
im ganzen glaubwiirdige gleichzeitige Geschichtschreibuyg in Georgien 
beginnt, der dortige Katholikos unter Antiochien stand, wie uns dies 
auch die Griechen bezeugen.) Ein griechisches Zeugnis meldet uns 


-—"——————_——————— _———_ 


1) Auch Tèr Abraham bemerkt nur, dafs die Armenier mit Jerusalem 
keine Gemeinschaft mehr hielten, weil Juvenalis das Chaleedonense angenommen 
habe; über Antiochien schweigt er. 

“ 2) Ich will damit natürlich nicht ohne weiteres für die unbedingte Zuver- 
lässigkeit der sehr einseitigen urmenischen Berichte eintreten. Wie Uytanés be- 
richtet, dafs die Iberier bis auf Kyrion Monophysiten gewesen seien, so sugt Moses 


276 I. Abteilung 


auch, wann die Kirche von Iberien autokephal wurde. Theodorus Bal- 
samon, der Patriarch von Antiochien, zählt in seiner Erklärung zum 
2. Kanon des Constantinopolitanum I (Beveridge, ovvodixdy I 88) drei 
autokephale Kirchen auf: Bulgarien, Kypros und Iberien. Bulgarien 
hat Justinian und Kypros das ephesinische Konzil selbständig gemacht. 
Über Iberien bemerkt er: tov dèi Ißmolag Eriunde dıdyvmaıg - vio dv 
Avrioysia ovvddov. leyera yde, dti nl TV Nuspdv tod a&p~rarcrov 
natoidgyov Osovadisos peyddns Avrioysiag xupov Ilérpov yéyovev 
olxovopía ovvodixh ¿devdepav sivar xal adroxépalor tiv exxdyotay ris 
Ißneias, broxsıuevnv Tore tH nargıdoyn Avriogeixs. Diese Angabe wird 
allerdings von Balsamon mit einem Aéyeras eingeführt; indessen ich sehe 
keinen Grund, sie.zu bezweifeln. Natürlich ist Petros HI gemeint, welcher 
1053 den Thron bestieg und 1054 an Dominicus von Grado schrieb. 
In diesem Brief erwähnt er nur die Katholikate Romagyris und Bagdad; 
also mufs die Synode, welche Iberien für autokephal erklärte, einer 
früheren Zeit angehören. Wir gewännen damit für dieses Ereignis das 
Datum 1053.) 

Die Vita des grofsen georgischen Nationalheiligen Giorgi Mthats- ' 
midel berichtet, dafs dieser Heilige zwischen 1056 und 1059 mit Glück 
die Unabhängigkeit der georgischen Kirche gegen den Patriarchen 
Johannes von Antiochien verteidigte, welcher die iberische Kirche, 


Kadankatuaci 117 p. 98 ed. Emin, dals der Katholikos Tér Abas von Albanien 
um die Mitte des 6. Jahrhunderts die Chalkedonianer aus dem Lande getrieben 
habe. Moses gehört gleichfalls dem 10. Jahrhundert an. Allein eine sehr wohl- 
unterrichtete Quelle des 7. Jahrhunderts, die narratio de rebus Armeniorum (Com- 
befis, hist. haeres, Monothelit. 280) meldet im Gegenteil, dafs sowohl Abas als 
die Iberier Mitte des 6. Jahrhunderts allen Unionsvorschlägen der Armenier wider- 
standen hätten. Die Sache ist also keinesfalls vollkommen klar. Das Verhältnis 
von Iberien zu Antiochien scheint aber jedenfalls viel jünger zu sein, als die 
Georgier berichten. 

1) Patriarch Kyrillos von -Cpel behauptet, dafs Herakleios einen zweiten 
Katholikat in Abchasien gegründet habe; ebenso meldet Dositheos von Jerusalem, 
dals Leo der, Isaurier 720 den Katholikos von Nieder-Iberien und Konstantinos 
Monomachos 1045 den von Ober-[berien eingesetzt habe. (Brosset, introduction 
p. EMI) Mit letzterer Angabe stimmt überein die 1802 publizierte russische 
Kirchengeschichte von Grusinien, welche angeblich „nach den georgischen Annalen“ 
die Gründung der Patriarchalwiirde unter Konstantin Monomachos ansetzt. Dafs 
auf diese Angabe nichts zu geben ist, zeigt Brosset (histoire 11 2, 433). In Brossets 
Übersetzung der Chronik findet sich auch nirgends eine solche Angabe. Der 
russische Verfasser ist so unwissend, dafs er den von Prokop erwähnten armeni- 
schen Katholikos von Dvin für den georgischen hält. Auch die Angaben der 
modernen Griechen lasse ich unberücksichtigt, da derartige ohne Beleg mit 
seteilte Notizen gewöhnlich auf Erfindung oder verkehrter Kombination beruhen. 


Dositheos-z. B. leistet in- «dieser Beziehung Erhebliches. 
o 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 277 


als von keinem Apostel gegründet, sich wieder unterwerfen wollte. 
Brosset hält diese Angabe für unrichtig; denn aus der damaligen Zeit 
sei kein Patriarch von Antiochien Namens Johannes bekannt. Allem 
unsere Quellen für die Patriarchenreihe des 11. Jahrhunderts, die Syno- 
dika und Assemanis arabischer Katalog, sind notorisch so lückenhaft, 
dafs sie gegenüber der bestimmten Angube einer zeitgenössischen Quelle 
‘durchaus nicht in Betracht kommen (vgl. Brosset, histoire de la Géorgie 
I 339 u. 341). Vielmehr-dient die Nachricht des georgischen Biographen 
in erwünschter Weise zur Bestätigung der Angabe des Balsamon. Wir 
können demnach als feststehend anschen, dafs der bisher unter 
Antiochien stehende Katholikat von Iberien 1053 zur Autokephalie er- 
hoben wurde und diese gegen einen Versuch Antiochiens, das alte Ab- 
hängigkeitsverhältnis herzustellen, siegreich behauptete. 

Dadurch wird nun auch das Zeitalter der verschiedenen Redaktionen 
unserer Notitia bestimmt. Der Armenier, welcher drei Katholikate: 
Iberien, Bagdäd, Ramgär aufzählt, mufs eine Vorlage benutzt haben, 
welche jedenfalls vor 1053 fällt; umgekehrt kann die ‘uns vorliegende 
griechische Notitia frühestens in diesem Jahre entstanden sein. Da- 
durch erledigt sich von selbst die wunderliche Vorstellung Dulauriers 
(Journal Asiatique V Ser. XVII T. 1861 p. 430 und recueil 673 n. 674 n.), 
als stelle der armenische Text eine Kombination der armenischen und 
lateinischen Bistümer des Patriarchats Antiochien zur Zeit der Kreuz- 
fahrer dar. Seine Annahme, dafs der Armenier sein Original von den 
Lateinern empfangen habe, ist unhaltbar. Aus den Worten des Lateiners: 
Catholieus Ani qui est Persidis, schliefst nämlich Dulaurier — vielleicht 
richtig —, dafs man in Antiochien gegenüber dem die Suprematie des 
dortigen lateinischen Patriarchen nicht anerkennenden Katholikos von Sis 
seinen Rivalen in Ani begünstigt habe. Aber der Armenier kennt ja gar 
nicht diese freche Fälschung der lateinischen Kleriker, sondern er stimmt 
mit den Griechen in der Nennung von Romagyris überem. Zu bemerken 
ist auch, dafs im Gegensatz zu den Lateinern die Griechen die Auto- 
kephalie des grofsarmenischen Katholikats trotz der Glaubensspaltung 
stets feierlich anerkannt haben. 

Rätselhaft bleibt nun freilich, wie Iberien, für das die Einheimischen 
im 11. und die Griechen im 12. Jahrhundert die Autokephalie ausdrück- 
lich als bestehend bezeichnen, im 14. doch wieder als Antiochien unter- 
geordnet erscheint. Vielleicht hat die Vere inigung der Katholikate von 
Romagyris und Iberien den Inhaber wieder in engere Beziehungen zu 
Antiochien gebracht. - 

Ganz kurz können wir uns über den zweiten Katholikos fassen. 
Der Name Etgnvosrolis für Bagdad ist Übersetzung der arabischen 


278 I. Abteilung 


Benennung. Said Ibn Batrik und Elmakin berichten, dafs der Chalif 
Mansûr, als er die Stadt Bagdad im Jahre 145 der Hegra (762) gründete, 
dieselbe „Friedensstadt“ (Medinatu-ssalámi) genannt habe. Der gewóhn- 
liche Name bei Griechen und Armeniern ist Babylon, wie auch Pe 
tros HI und die latemische Randnotiz im Vaticanus Gr. 1455 haben 
Step'anos Asuaik III 38 p. 265 erklärt dies des genaueren: „Dieses Ba- 
belön ist nicht das im Lande Senèar im Reiche der Chaldäer, wo der 
Turm gebaut wurde, welches Nabùgodonoser, der Sohn des Nabupal- 
lasar 15 Jahre (l. in 15 Tagen) ummauerte. Die Stadt ist jetzt nach 
einem etwas davon entfernten Platze verlegt worden und heifst Baádat* 
Über die Zeit der Errichtung des orthodoxen Katholikats in Bagdad 
sind wir gleichfalls unterrichtet. Barhebraeus (hist. eccl. II 236) er- 
zählt, dafs wegen der grofsen Zahl der in Bagdäd ansässigen Griechen 
zuerst 910 durch den Patriarchen Elias von Antiochien ein Katliolikos') 
hingesandt worden sei; allein auf die Vorstellungen der Nestorianer 
erlaubte die arabische Regierung nur, dafs von Zeit zu Zeit ein Bischof 
die dortige Griechengemeinde: visitierte. Wahrscheinlich ist aber später 
dies Verbot in desuetudinem gekommen; denn sonst könnte Patriarch 
Petros 150 Jahre später nicht mit solcher Bestimmtheit das Gegenteil 
bezeugen. 

Die Abtassungszeit unserer Notitia ist nach oben schon bestimmt. 
Sie fällt nach 105%. Damit stimmt, dafs Dara, welches seit dem 
10. Jahrhundert jede Bedeutung eingebülst hat, nicht mehr als Metro 
polis auftritt. Schwieriger ist die Fixierung nach unten. Indessen ist 
sie jedenfalls älter, als die lateinische Übersetzung, deren älteste Hand- 
schritt bereits dem Ende des 12. Jahrhunderts angehört. Wilhelm 
“von Tyrus (ATV 12) gedenkt des catalogus pontificum suffraganeorum 
qui ad ceclesiam Antiochenam respiciunt schon bei emem den dreilsiger 
Jahren des 11. Jahrhunderts angehörigen Ereignisse. 

Einen Schritt welter bringt uns vielleicht der Versuch, die Zeit 
der Errichtung der Metropolis Theodosiopolis — Karin zu bestimmen. 
Basileios Bulgaroktonos und Konstantinos Monomachos hatten nach 
der Annexion der Bagratiden- und Arerünierreiche in Armenien eine 
zahlreiche Hierarchie unter der Metropolis Keltzene eingerichtet. Smbats 
Quelle, welche, wie wir gesehen haben, älter, als- 1053 ist, setzt an 
Stelle von Theodosiupolis Tavrez, das in der Notitia und un 14. Jahr- 


1) 1. e. 236 steht allerdings Metropolit; allein 235: katölikä oder Metropolit. 
Der erste Katholikos heifst PNJ & Jani, loavvis. Die Abkürzung ‘épis ist 
bei den Griechen bereits im 9. Jahrhundert gebräuchlich. Johannes "Tzimiskes 
heilst. bei den Armeniern stets: hhepsuh, ° 


H. Gelzer: Ungedr, u. wenig bekannte Ristiimerverzeichn. d. orient. Kirche 279 


hundert wieder einfachen Bischofsrang einnimmt. Wahrscheinlich hat 
das seit Mitte des 10. Jahrhunderts wieder oströmische Antiochien die 
Glanzzeit von Byzanz und dessen grofse Erfolge im Osten benutzt, um 
auch den Christen im Gebiete der islamitischep Fürsten durch Organi- 
sation einer Hierarchie eine angesehenere Stellung zu gewähren. So 
wurden in Horäsän der- Katholikat Romagyris und in Ádrbaigán die 
Metropolis Tabriz errichtet. Nachdem 1070 die Herrschaft der Byzan- 
tiner in Ostkleinasien definitiv zusammengebrochen war, hat dann der 
Patriarch von Antiochien zu retten gesucht, was noch zu retten war, 
indem er im den Gebieten der Selgükenfürsten sich der orthodoxen : 
Christen durch Stiftung einer Reihe von Bistümern, wie Axieri und 
Maurokastron, annahm. Dats er damit erhebliche Eingriffe in das Ge- 
biet des ökumenischen Patriarchats machte, ist klar; indessen solche 
Vorgänge zählen in der griechischen Kirchengeschichte durchaus nicht 
zu den unerhörten.') 

Nach unseren Ausführungen würde demgemäls die Provinz von 


| Theodostupolis sich über folgende Landschaften egstreekt haben: . 
1) Theodosiupolis Diöcese von Hocharmenien. 
2) Ortros » von Iberien und Pasén? 
3) Maznune » von Vaspurakan. 
4) Maurokastron » im Gebiete des Danismend. 
5) Hagia Maria | 7 | 
6) Axiere »  Nikopolis-Aksehr (Enderes). 
7) Tarutza » von Adrbáigán. 
8) Polytimos | ? 


Wie man sieht, bildet die Kirchenprovinz ein geographisch leid- 
"lich zusammenhängendes (Ganze; H. Maria und Polytimos wird man 
etwa in Karabagh und in Van (Taron) suchen müssen. Ä 

Wir können demnach unsere Resultate bezüglich der Notitia An- 
tiochena kurz dahin zusammenfassen: 

1) Die älteste Fassung der antiochenischen Diöcesanbeschreibung 
liegt uns in der armenischen Übersetzung hinter Smbats Chronik vor; 
das Original gehört der Zeit vor 1053 an. 

2) Der jetzige griechische Text ist in der zweiten Hälfte des 
11. Jahrhunderts redigiert worden. 





= — —— 


1) Seleukeia in Isaurien ist seit der Ikonoklastenzeit mit Upel vereinigt und 
die Redaktion von Leos Diatyposis, welche unter Alexios Komnenos angefertigt 
worden ist, zühlt dasselbe auch wirklich als 30. Metropolis auf; das hindert den 
ungefähr gleichzeitigen Verfasser der Notitia Antiochena durchaus pi °° "laukeia 
nach der alten Ordnung mit seinen sämtlichen Suffraganen als as ‘nn 
Antiochien aufzuführen. Vgl. oben S. 254, lu und S. 20F 


280 | I. Abteilung 


3) Die lateinische Übersetzung gehört sicher der ersten Hälfte des 
12. Jahrhunderts an. 
- Sehr viel kürzer können wir uns über Jerusalem fassen. Vaticanus 
Gr. 1455 fol. 245" ff. gigbt den griechischen Text zu der von Tobler 
und Molinier edierten lateinischen Notitia Itin. Hieros. 1 339—343. Der 
ganze Bericht (5. 338 —339) über die angeblichen Beschlüsse des 
V. Konzils, wonach sowohl Alexandrien als Antiochien je zwei Pro- 
vinzen an Jerusalem abtraten'), fehlt vollständig im griechischen Texte 
und ist eine mülsige Erfindung unwissender lateinischer Prälaten der 
Kreuzfahrerzeit. Mit dieser Beschreibung der vier Provinzen von Jeru- 
salem stimmt wörtlich überein die descriptio parrochiae Jerusalem Itin 
Hieros. I p. 321 ff. Die Herausgeber lassen das griechische Original 
dieses Machwerks der Kreuzfahrerzeit circa 460“ entstehen, woran 
natürlich nicht entfernt zu denken ist. Offenbar hat man in Jerusalem 
überhaupt kein aus alter Zeit herrührendes Verzeichnis der Metropolitan- 
diöcesen mit ihren einzelnen Bistümern besessen. Derselbe Text, welchen 
«Wir in der Notitia ggiechisch und in den Itinera Hieros. zweimal latei- 
nisch haben, erscheint schon als Anhang der ’Avaxepalaio0is tov 
éporérov ratguaggiov (= Notit. V).*) Hier ist die Beschreibung der 
Provinzen von Jerusalem einfach aus des Basileios’ Bearbeitung von 
Georgios Kyprios Reichsbeschreibung entlehnt. Die wertvolle „de 
seriptio parrochiae Jerusalem“ entpuppt sich demnach als eime profane 
Aufzählung der Städte und Komenverbände der drei Palästina und 
Arabiens. An dem Mifsverständnis der Späteren ist übrigens Basileios 
selbst schuld, welcher bereits Georgs Reichsbeschreibung kirchlichen 
Charakter zuschrieb; mteressant ist aber, dafs diese Anschauung von 
Konstantinopel aus auch nach Jerusalem drang und von dem dortigen 
Klerus in aller Naivetät als historische Thatsache hingenommen wurde. 
Denn das ist nicht zu bezweifeln, dafs die recht alte descriptio par- 





rochiae Jerusalem — vier Handschriften gehören noch dem 12. Jahr- 
hundert an — auf Veranlassung des lateinischen Patriarchats von Jeru- 


salem übersetzt worden ist; das Original mufs sich demnach in der 
griechischen Patriarchalkanzlei von Jerusalem vorgefunden haben. Ja 
das Ansehen dieses einem Mifsverstiindnis semen Ursprung verdanken- 
den Machwerkes war so grofs, dafs auch das in seinen Privilegien durch 
die descriptio beemträchtigte Antiochien dasselbe als gültige Urkunde 
anerkannte und demgemiifs auf die ihm rechtmäßig zustehende Provinz 


1) Die Herausgeber des lateinischen Textes schreiben ihn dem Wilhelm 
von Tyrus zu. 
2) Partheys Text ist nnvollständig und, wie gewöhnlich, nicht zu brauchen. 


H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 281 


Bostra verzichtete. Theodoros Balsamon nämlich bemerkt zum sechsten 
Kanon von Nikäa (Beveridge, ovvodixóv I 66), dafs unter Antiochien 
Syrien, Cölesyrien, Mesopotamien und beide Cilicien ständen, unter 
Jerusalem aber die Eparchieen von Palästina, Arabien und Phönike 
(rdv dè TepocoAspav tay Ev ti IleAnorivn enagyav, tüv ¿v ’Apaßie 
ral tiv Ev Dowixn). Allerdings weils er, dafs in Chalkedon beide 
Phönikien und Arabien Antiochien, dagegen Jerusalem nur die drei 
Palästina zugesprochen wurden. Aber heute hat sich das geändert: 
mal tére pty obrog deioty. ojuepov 6 Y tev nouyudıov évallayi) 
de Foe xal raüra uermuerpev. Die von der römischen Kurie und den 
Patriarchen des lateinischen Ritus vollzogene Grenzverschiebung zwischen 
den Patriarchaldiócesen Antiochien und Jerusalem ist demnach im 11. Jahr- 
hundert auch griechischerseits als zu recht bestehend anerkannt worden. 
Nach dem Zusammenbruch der Lateinerherrschaft ist jedoch von den 
Griechen schleunig alles auf den alten Fufs gesetzt worden. Unter den 
Unterschriften der Diöcesansynode von Antiochien vom J. 1365 findet 
sich auch: +6 taxevig unrooxolirns Bóotoas “Apoévios xel bxéoripos fF. 
Acta patr. CP.1465. Noch Chrysanthos zählt im Beginne des 18. Jahr- 
hunderts Bostra als antiochenische Metropolis auf, wührend es heute 
eingegangen ist. Dagegen haben die unierten Griechen vom melchi- 
tischen Ritus noch gegenwärtig ein Bistum Busra (Bostra) und Hauran, 
welches unter Antiochien steht. (Gerarchia cattolica 1892 S. 45. Mis- 
siones catholicae descriptae in ann. MDUCCXCI, Romae 1891 p. 578.) 

Viel wertvoller ist in derselben Notitia der Anhang von v. 93 an, 
welcher die 25 autokephalen Erzbistümer von Jerusalem aufzählt. Die- 
selbe Liste haben auch der Berolinensis Phillipp. 1477 und der Vati- 
canus 1897. Sie zählen vorher die drei Metropolen Skythopolis, Petra 
und Bostra auf; Kaisareia fehlt nur durch ein Schreiberverschen; denn 
Neilos Doxapatres, welcher diese Notitia stark benutzt hat, fand in seinem 
Exemplar Kaisareia (v. 142) vor. Die vier Metropolen und 25 Erzbistümer 
sind der wirkliche Bestand der Patriarchaldiócese Jerusalem im 11. Jahr- 
hundert. Der Verfasser der lateinischen Notitia Itin. Hieros. p. 330 be- 
merkt: Et quoniam iterum eumdem patriarcham oportebat habere preter 
supradictos metropolitanos familiares suffraganeos, quos Greci cincellos 
(v. 1. cancellos, cyncellos) vocant, subtraxerunt predictis metropolitanis 
quosdam episcopos et quosdam de novo creaverunt usque ad viginti quin- 
que. Offenbar waren zu der Zeit, als der Übersetzer der Notitia lebte, 
eine Reihe dieser angeblich autokephalen Erzbischöfe einfache Titulare 
ohne Diöcese, welche als oùyxellot des Patriarchen in Jerusalem weilten, 
wie ja auch heute die meisten der angeblichen Suffragane von Jerusalem 
Titulare ohne Herde sind, welche irgend einen Dienst in der Patriarchal- 


Byzant. Zeitschrift I 2. 19 
U 


282 I. Abteilung. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bek. Bistümerverz. d. orient. Kirche 


kanzlei oder an der hl. Grabeskirche versehen. So wird es. auch im 
11. und im beginnenden 12. Jahrhundert gewesen sein, bis die Un 
duldsamkeit der Lateiner allmählich wenigstens den höheren Mitgliedern 
des griechischen Klerus den Aufenthalt in Jerusalem nahezu unmöglich 
machte. So ist die Autokephalenliste ein interessantes Verzeichnis der 
wirklichen Bischöfe und Titulare, welche im hl. Lande in der Zeit un- 
mittelbar vor dem ersten Kreuzzuge vorhanden waren. 

Der zweite Teil dieser Abhandlung wird sich mit dem Patriarchat 
Alexandria und dem autokephalen Archiepiskopat Bulgarien beschäftigen. 


Jena. Heinrich Gelzer. 


Zur Anna Komnena. 


I 233, 14—16 (ed. Bonn) ’Erapinu tó te Avogdziov xal 108 
Avióva nal rag lomas néAes nal vijoovs, Seas pOdoas aros top ral 
dógari xaréoyov. An dieser Stelle ist TouS in Trou zu ändern. Dae 
Emendation ist evident und braucht, meine ich, nicht weiter gerech t-- 


fertigt zu werden. 


Athen. Spyr. P. Lambros. 


Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale. 


Die von dem Bischof Idatius') in seiner Chronik ausgiebig be- 
nutzte und derselben beigegebene Fastenquelle zerfällt — darüber ist 
man sich jetzt einig — in drei grolse Abschnitte, von denen der erste 
unzweifelhaft in Rom, der zweite ebenso unzweitelhaft in Konstan- 
tinopel, der dritte wieder in der westlichen Reichshälfte verfafst ist. 
Wo die konstantinopolitanische Fortsetzung anhebt und aufhört, kann 
ebenfalls im wesentlichen als ausgemacht gelten. Nach Holder-Eyger 
(Neues Archiv Il 68) fällt der Anfang zwischen 330 und 356, das 
Ende zwischen 3%) und 395, während Mommsen sich neuerdings (Mon. 
Germ. Auct. ant. IX p. 199 ff.) für die Jahre 330 und 395 als Anfangs- 
und Endpunkt entschieden hat. Jedenfalls spricht für 395 als Schluß 
der Umstand, dafs mit diesem Jahre die dauernde Trennung der beiden 
Reichshälften begann, ferner dafs die Fastenchronik von da einen ganz 
andern Charakter annimmt; ebenso läfst sich für 330 als Anfang die 
Thatsache geltend machen, dafs damals die Neugründung von Byzanz 
erfolgte und damit der Schwerpunkt des Reiches nach dem Osten ver- 
legt wurde. 

Die beiden ersten Abschnitte der Fasti Idatiani liegen in griechi- 
scher Fassung in der Fastenchronik des Chronicon Paschale vor. Es 
ist lehrreich beide Versionen mit einander zu vergleichen, um ihr 
&tgenseitiges Verhältnis festzustellen. Zunächst ist soviel sicher, dals 
die griechische nicht aus der lateinischen, in ihrer jetzigen Gestalt, ge- 
fossen sein kann, sondern dafs die Verwandtschaft beider Versionen 
vielmehr aus der Benutzung einer gemeinsamen Vorlage zu erklären 
ist. Diese Vorlage war in lateinischer Sprache geschrieben, eine An- 
tahme, für die Mommsen (a. a. O.) mit den triftigsten Gründen ein- 
getreten ist. Nur sind die Gründe gerade nicht neu. Der erste, dals 
der Paschalschreiber zum Jahre 430 irrtümlich dictator durch dvri- 





1) Mommsen hat neuerdings, wie es scheint auf die Autorität der Berliner 
Handschrift hin, dem Bischof den Namen „Hydatius“ beigelegt: ich bediene 
mich der biéher gebrituchlichen Form, solange für die neue eine ausreichende 
Begründung fehlt. 

19* 


284 I. Abteilung 


yoapevg übersetzt habe, ist bereits von Ducange in seinen Notae zum 
Chron. Pasch. vorgebracht, und den zweiten, dafs zum Jahr 307 p. Chr. 
die lateinische Konsulatsbezeichnung Novies et Constantino in der grie- 
chischen Version mifsverstindlich durch NoBiov Kovoravtivov Aúyoverov 
wiedergegeben sel, hat schon Holder-Egger (a. a. O. p. 60 ff.) im Verein 
mit dem ersten für die Priorität der lateinischen Version geltend ge 
macht. Auf alle Fälle müssen diesen Gründen gegenüber die von 
Bricker') und Cichorius*) erhobenen Bedenken schweigen, doch ver 
langen sie wenigstens ihre Erklärung.. Abgesehen nämlich von Dingen, 
die sich auf Kigentiimlichkeiten der spätern Latinität oder auf Versehen 
der Abschreiber zurückführen lassen, scheint für die Priorität der grie 
chischen Fassung zu sprechen, dafs zum Jahre 486 das Cognomen des 
P. Sempronius Sophus in der lateinischen Version durch Sapiens!) 
wiedergegeben ist, und ferner dafs zum Jahre 558 der Konsul L. Furius 
Purpureo beim Idatius Porphyrius und im Chron. Pasch. I7opgvero; 
heifst. Ich erkläre diese auffallenden Erscheinungen daraus, dafs der 
zweite Teil der Fastenchronik ja in Konstantinopel entstanden ist, und 
der oder die Bearbeiter mit ihrer Kenntnis der griechischen Sprache 
Spielerei getrieben haben werden. . 

Wenn demnach nicht daran gezweifelt werden kann, dafs die ge 
meinsame Vorlage beider Versionen in latemischer Sprache vertafst 
War, so wird man nun weiter fragen müssen, wie dieselbe in ihren 
Ableitungen wiedergegeben ist. Könnte man der von Mommsen (a. a. 0.) 
aufgestellten Ansicht beipflichten, so wäre der Archetypus eine umfang- 
reiche Chronik gewesen, der gegenüber das uns vorliegende lateinische 
Exemplar als ein dünnes Excerpt gelten miifste. Mommsen stützt sich 
für seme Annahme teils auf eine Augabe der Fasti Idatiani selbst, in 
welcher das gröfsere Werk zitiert sein soll, teils auf die angebliche 
Thatsache, dafs in der Fastenchromk des Chronicon Paschale weit um 
fingreichere Auszüge aus der Quelle enthalten seien. 

Was zunächst den ersten Punkt betrifft, so handelt es sich um 
eine Notiz zum Jahre 167 p. Chr., die folgendermafsen Jautet: „re 
chronico his conss. passos legis*. Diese Notiz bezieht Mommsen gan > 
richtig auf die kurz vorher zum Jahre 161 gemachte Angabe: „Hr = 
conss. orta persecutione passt Polycarpus et Pronius“, und folgert dan n 
weiter, dafs das von Idatius zitierte chronicon eben die umfangreich - 
Vorlage seiner Fastenchronik gewesen sei. Schwerlieh dürfte die 

1) Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der ultrómischen Geschich A € 


p. 265. 
6 


C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 285 


Deduktion Beifall finden! Das fragliche chronicon ist nämlich nichts 
anderes als die Chronik des Hieronymus, wie das übrigens längst 
J. M. Garzon!) und unabhängig von diesem Pallmann?) und Ilolder- 
Egger?) erkannt haben. Hieronymus bringt zum J. A. 2183 (= 167/8 
p. Chr.) folgende Bemerkung: Persecutione orta in Asia Polycarpus et 
Pionius fecere martyrium*), und Idatius hat also in seiner Notiz nur 
der Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, dafs sein von ihm so 
hochverehrter Vorgänger in Bezug auf die zeitliche Bestimmung jenes 
Martyriums erheblich von den Angaben seiner Fastenchronik abwich.") 


— mn me -—.- 


1) Idatii episcopi chronicon illustratum a Joanne Matthaeo Garzon, edidit 
P. F. X. de Ram, Bruxellis 1845 p. 41 ff. 

2) Geschichte der Völkerwanderung ll 211. 

3) Neues Archiv Il 69. 

4) Dufs Hieronymus sowohl bei der Abfassung dieser Notiz als auch sonst 
ein Exemplar derselben Fastenchronik benutzt hat, deren Überlieferung wir dem 
Idatius verdanken, konnte letzterer freilich nicht ahnen. Und doch ist diese 
Thatsache «durchaus sicher und, wenn man erwägt, dafs die Chronik des Hiero- 
nymus im Jahre 380 verfalst ist, dafs also damals bereits eine Redaktion der 
Fastenchronik im Buchhandel war, für die Erkenntnis der suecessiven Ent- 
stehungsweise derartiger Chroniken von höchster Bedeutung. Übrigens 
hat auf die Beziehungen des Hieronymus zu den Fasti Idatiani im allgemeinen 
bereits Holder-Egger (Neues Archiv II 86 unter Zustimmung von Sceck in Fleck- 
ersens Jahrbüchern f. Phil. 1889 p. 607) hingewiesen, ohne freilich die für die 
Abfassung der konstantinopolitanischen Fortsetzung der Fastenchronik notwendigen 
Konsequenzen duraus zu ziehen, auch ist er im Irrtum, wenn er die Benutzung 
der Fastenquelle auf den letzten, selbständigen Teil der hieronymianischen Chronik 

beschränkt, in welchen: sie allerdings ganz besonders hervortritt. So hat Hiero- 
nymus zZ. B. seine Angube zum J. 1983 cp. 139, x) Lunae secundum KRomanos 
cursus inuentus aus dieser Quelle, wie Idatius 721 Cursus lunae inuentus est 
zeigt, und man wird Mommsen nicht zustimmen können, wenn er meint, «dafs 
die Bemerkung des Idatius auf Interpolation aus Hieronymus zurückzuführen 
sei. Ferner ist, wie schon erwähnt, für «die Notiz über das Martyrium des 
Polyearpus und Pionius die Fastenchronik von Hieronymus herangezogen, 
daneben freilich auch Eusebius a. Abr. 2183 (vgl. Syncell. 664, 20), dessen 
influfs auch die dem Idatius auffüllige Abweichung hinsichtlich der Chrono- 
logie zufallt. Eine Verarbeitung der Fastenquelle mit Eutrop liegt vor bei 
er. 2311 (p. 187, n) = Eutrop. 9, 25 + Idatius 295; Hier. 2321 (p. 189, e) = 
Utrop. 9, 27 + Idatius 304; Hier. 2324 (p. 189, 1) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 308; 
er. 2328 (p. 189, s) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 312; Hier. 2329 (p. 189, D = 
Utrop. 10, 5 + Idutius 314; dagegen ist die Fastenquelle allein benutzt in 
em ersten Teil der Angube des Hier. 2333 (p. 191, ¢) = Tdatius 317, ferner 
Hier - 2839 (p. 191, g) = Idutiux 324. Die letzte überhaupt nuchweisbare Ver- 
Wertung der Fastenchronik findet sich bei Hieronymus zum drittletzten Jahr seiner 
Chronik — 2393 (p. 198, «) 

5) Wie Idatius zu der Gleichung des hieronymianischen Jahres 2183 mit 

dem Konsulat des Verus und Quadratus gekommen ist, läfst sich nicht mehr 


286 1. Abteilung 


Die sonderbare Art und Weise aber, die Chronik des Hieronymus ein- 
fach als chronicon zu zitieren, erklärt sich daraus, dafs die eigene 
Chronik des Idatius nicht nur eine Fortsetzung der hieronymiani- 
schen war, sondern, wie dies ebenfalls schon Garzon mit Scharfblick 
erkannt hat!), offenbar mit dieser verbunden von ihm veröffentlicht 
wurde.?) 

Ebenso hinfällig ist der zweite Grund Mommsens, dafs der Paschal- 
schreiber weit umfangreichere Auszüge aus der Fastenchronik bewahrt 
habe als Idatius. Sieht man die Ausgabe Mommsens an, in welcher 
die griechische Version der lateinischen gegenübergestellt ist, so sollte 
man allerdings der Behauptung Glauben schenken. Thatsächlich aber 
hat vielmehr bei der Ausscheidung der in Betracht kommenden Stücke 
aus der Paschalchronik ein cigenttimliches Mifsgeschick obgewaltet. 
Nicht blofs, dafs einzelnes versehentlich übergangen ist, nein, seiten- 
lange Excerpte, die der Paschalschreiber aus seiner bevorzugten Quelle, 
der Chronographie des Ioannes Malalas, übernommen hat, dazu auch 
ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius haben sich in die 
Consularia Constantinopolitana eingeschlichen. 

Ganz aus Malalas stammt zunächst folgende Reihe von Excerpten”): 

1) Zum Jahre 716. 

Malalas 217, 1s—20. 218, 1—6. Chron. Paschale 359 


, 13360, 3, 


Ev de th Pour éiddvr 6 «bros 
Kaióao ¿opayy vo tod devtégov 
Boovrov xal úddov per” adtod 
OVUTOLNOUUEVOV CVYALNTIADO. 

Mera dì tov Kaicao« Tétov 
"IovAtov émedegaro Y 60yxAntos 
Pouns tov Abyovorov Oxtaßıavov 


erkennen. 


Nach seinem eigenen Fastenexemplar verlaufen 
gerechnet) von Christi Geburt bis zum genannten Konsulate 170 Jahre: 


Tütog ’IovAıLos Katoao aneidor 
> e , ? [4 € > ’ 
Ev Pour Espayn VIO TOD dervregor 
Boovtov, ovunoinecvreav usr’ «bro 
nal &Alwov tIVOV GvyxANTIxD. 

Meta to tedevtijoui tov Ketouo« 
T&iov ‘Iovivov éxelétauro i) ovyxhy- 
tog ‘Pouatwoy tov Avyovorov Oxtt- 


(alle Versehen mit- 
wahr- 


scheinlich liegen also chronologische Irrtümer zu Grunde. 


1) À. a. O. p. 48 À. 4, p. 
2) Das beweisen in 
Kusebius = 


dem 


59 A. 4. 
Prooemium der 


idatianischen Chronik die ¡nf 


Hieronymus bezüglichen Worte sanctorum et eruditissimorm patrum 


in praecedente opere suo, ferner in der Chronik selbst die Angabe zum 


Jahre 407: post supradictos sane 


Arrianos, 
cpiscopi fuerint, Idatius qui haec scribit seire non potuit. 


qui Iicrosolymis ante Toannem 
Richtig bemerkt Garzon 


dals unter den supradieti Arriani episcopi die von Hieronymus zum J. A. 2364 
(p. 194, b) genannten Bischöfe zu verstehen seien. 


3) Nur von den ersten stelle ich, um den Raum nicht unnötig in Anspruch 


zu nehmen, den Wortlaut der 


Texte einander gegenüber. 


C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 


tov 0vypevi] tod Kaicapos xal tov 
Avtavıov roy Tod Adyovorou 
yaußpov éx’ adeApi; xal roy AE- 
zıdov, xal ¿yévovro of tpeîs tot- 
oußvocrogss, xal avrol duaxovy 
ta ‘Popeiov xpdyuero nooßel- 
Aduevor xar' Erovs daarous. 


287 


Boy tov ovyyevéa tod Kaioagog 
xal toy "Avróviov toy tod Ad- 
yovotov yaufodv eri ddelpî) xal 
Asnidiov. xal éyévovro of tosis 
tpiovuforetoges, of ¿dvolxovv tè 
Pouelin« noaypuara ¿mg Bavarov 
adrüv nooßeiAdusvor ÚraTovs. 


Abweichend von Malalas setzt der Paschalschreiber die Ermordung 
Cäsars nicht ins Jahr 713, sondern 716. Hierzu ist er veranlafst durch 
die nebenbei benutzte Chronik des Eusebius, mit welcher er dem Cäsar 
fünf Regierungsjahre giebt (cf. Euseb. Chron. a. Abr. 1973 = p. 136, i): 
das fünfte Jahr ist aber eben das Jahr 716. 

2) Zum Jahre 67 p. Chr. 


Malalas 257, 22—23. 

Ext di trav qpóvov ig Bac 
Asías adtod (sc. Négwvog) Aov- 
xecvoc è coporaros %v mage ‘Pw- 
paio péyag xal exavvovpevos. 


Chron. Paschale 450, 8—10. 

Kata todrov tov yodvov Aov- 
xavog rege Popalors uéyas mv xol 
EMULVOVMEVOS. 


Dafs der Paschalschreiber diese Bemerkung an das Jahr 67 gekniiptt 
hat, erklärt sich ebenfalls aus Malalas, bei dem unmittelbar darauf die 
Bemerkung folgt: ¿mi dè rie dnarelug ’Irogınod xal TolmiAlavod Tod 


xal Toogélov (68 p. Chr.) épavÿs éyévero Nepov. 


3) Zum Jahre 97. 
Malalas 268, 16—18. 
aoavrag dè ¿ml rijg avrod (sc. 
tod Neofà) faciAsius éxwmdvdyouv 
of wovouayoı xa) af Béar atta: 
mai Exrevoidn ave’ avTOv Tüv 
xuvnyiov Y Deu. 
4) Zum Jahre 176. 
Malalas 282, 1—5. 

O dt abròs Mápxos facrdeds 
éÉepovnde tòv dixardratov vipov, 
Gore xal ¿E ddaderov xANgovo- 
pelv tov xmarégo ta téxva xal To 
ayaqurovpeva mal To téraprov 
ueoos didocda tig marguxijs re- 
gLovoias. 

Ent dì ris fPacidsias œdrod 
vaétake td ¿bvos tOv Tepuavór. 


Chron. Paschale 469, 12—13. 

Ev toro TO yoda exalvoncav 
of uovoutyor nai al Bear (Peal 
cod.) avr@v, xal dvr abr@v Ene- 
von9n Y TÓV xuvvnyiov Bea. 


Chron. Paschale 489, 6—9. 
Exl tovrtov tev Únrdtov vouog 
¿redny, More ¿E ddtaderov xAngo- 
vouslv tov maréga ta TEXVA" xal 
tH dyapioro di mal ro terpa- 
ovyxiov didoota. tig matewas 
MEQLOVOLAS. 


O dt aúros Bactieds brérate rd 
Edvos TÜV Tepuavov. 


288 I. Abteilung 


Die Ansetzung dieser Angaben unter das Konsulat des Jahres 176 be 
ruht auf reiner Willkür. 


5) Zum Jahre 28%. 
Malalas 306, 15. Chron. Paschale 511, 11—13. 

Metà dè toca ¿rn tig Baordecas Tovro 1 êtes AuoxAgtuavòs tis 
avrov énoince Kaicaga tov viov Eavrod faordetas xotvavòv &vedete 
avrov Matiuiavòv tov nal ‘EquovA- Makiucavov “EpuovAiov, &ezopevov 
lavé. | toitov Erovg tic avrod facidelas, 

napayeuudoas Ev Nixoundela. 

Die überschiefsenden Worte xapayeudons Ev Nixoundeix sind schwer- 
lich einer anderen Quelle als Malalas entnommen, der dem Paschal- 
schreiber ja noch unverkürzt vorlag. 

. 6) Zum Jahre 328. 

Die umfangreichen Stücke Nr. 2. 3. 4 (Mommsen) stammen sämt- 
lich aus Malalas, wie dies auch die Herausgeber richtig bemerkt haben: 
Nr. 2 (Chron. Pasch. 527, 18—528, 18) = Malal. 319, 20—320, 19; 
Nr. 3. 4 (Chron. Pasch. 528, 19—529, 7) = Malal. 321, 6—14. 

7) Zum Jahre 330. 

Von Nr. 1 (Mommsen) ist nur der erste kleinere Teil (= Chron. 
Pasch. 529, 11—18 &vapogevoas) aus der Fastenquelle des Idatius ab 
geleitet, doch sind auch hier selbständige Zuthaten des Paschalschreibers 
zu vermerken, so vor allem die Berechnung nach der Himmelfahrtsära. 
Der ganze übrige grölsere Teil der Notiz (= Chron. Pasch. 524, 18— 
550, 11) ist dagegen wieder lediglich Excerpt aus Malalas und zwar in 
folgender Weise: 


Chron. Pasch. 529, 18—10 = Malal. 321, 16—19 
» » 929, 20—530, 11 = „ 321, 22—322, 15. 


Ebenso ist die unter Nr. 2 von Mommsen mitgeteilte Angabe (= Chron. 
Pasch. 530, 12—16) keineswegs aus der Fastenquelle entnommen, son- 
dern aus Malal. 323, 3—7. 

8) Zum Jahre 369. 

Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 557, 18—558, 5 aus Malal. 
339, 20— 340, 4. 

Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 559, 4— 10 aus Malal. 341, 1 —x. 

9) Zum Jahre 378. 

Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 15—16 aus Malal 341, 
12— 13. 


Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 17—18 aus Malal. 341, 
9—11.') 





1) In unserm jetzigen Malalas liest man irrtümlich BeZepiovòs für Mooriavds, 
ob durch Versehen des Excerptors oder der Abschreiber, bleibt dahingestellt. 


C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 289 


10) Zum Jahre 379. 

Chron. Pasch. 561, 6—9 = Malal. 344, 14—16. 19—20. 

Nur Zusätze aus Malalas haben folgende Angaben der Fasten- 
quelle erhalten: 

1) Zum Jahre 273. 

Die letzten Worte des Excerptes %v yde tó yodvm poapévra 
(= Chron. Pasch. 508, 14) stammen aus Malal. 299, 21. 

2) Zum Jahre 282. 

Aus Malal. 302, 15 sind die Worte &v ér@v v’ (= Chron. Pasch. 
509, 13) zugesetzt. 

3) Zum Jahre 297. 

Die lateinische Version hat die Angabe: His conss. uicti Persae. 
Mommsen stellt gegenüber Chron. Pasch. 512, 18—19: ITegocı xara 
xgdrog Evinndnoav dnd Kovoravriov nal Matiuivov ToBiov und Chron. 
Pasch. 513, 19—20: ‘Ent rév a«vrov vdadrov Evinndnoav Tlegocı bro 
Matsuevod EoxovAlov Avyovorov. Von diesen beiden Bemerkungen 
dürfte die zweite ganz und von der ersten wenigstens der Ausdruck 
xatà xodrog aus Malal. 308, 6—7: O dè Kutoug Makimeavog GnEAD 
xara Ilepoñv xal vinfoas a«vrode xart xoctog entnommen sein. 

4) Zum Jahre 364. 

Von Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 555, 10—19 sind nur die 
Schlufsworte xal ér09" — uaotiov aus der Fastenquelle entnommen, 
der Anfang Pouaiov An’ Eßaoilevoev Odalevriviavds Abyovarog stammt 
aus dem von dem Paschalschreiber benutzten Imperatorenverzeichnis, 
alles übrige von Zadovoriov bis ag adrés aus Malal. 337, 14—-338, 2. 

Wie dies alles mit Sicherheit auf Malalas zurückzuführen ist, so 
lassen sich vermutungsweise, wie schon Gelzer (Africanus II 159) her- 
vorgehoben hat, noch zwei Nachrichten zu den Jahren 243 und 250 
(= Chron. Pasch. 501, 13—17 und 502, 14—19) über die durch Gordian 
und Philippus gegründeten Scholen der Senioren und Junioren aus 
demselben Autor herleiten. Man mufs eben bedenken, dafs in unserm 
heutigen Malalas der ganze Zeitraum vom Tode des Caracalla (+ 217) 
bis zur Regierung des Valerianus (253—260) fehlt. Jedenfalls ist es 
höchst verdächtig, dafs sich die Angaben über die Gründung jener 
scholae gerade bei den Nachtretern des Malalas, Georgios Monachos 
(355, 7) und Cedrenus (451, 7), und zwar bei ihnen allein wiederfinden. 
Aufserdem passen die Angaben, die ja, wie auch Mommsen zugiebt'), 
durchaus apokrypher Art sind, wohl zu einem Skribenten von der 
Sorte des Malalas, nehmen sich dagegen schlecht aus in einer Chronik, 


1) Hermes 24 (1889) 222 A. 2. 


290 I. Abteilung 


die von solchen Schwindeleien nachweislich ganz frei geblieben ist. 
Endlich hat Mommsen, wie schon oben angedeutet wurde, auch noch 
ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius in die Consularia 
Constantinopolitana aufgenommen, nämlich die Angabe zum Jahre 324 


(= Chron. Pasch. 524, 11—16). Man vergleiche: 


Euseb. H. E. X 9, 4. 5. 

Aiò di 1% prdaycda uitas To 
uicordunoov 6 tay «yadiv aowyods, 
rodsıcıv Gua audit Kotonw Baot- 
het quavdpwnorato, OWTNigLoV 
debidv nace totic a&noddvutvors 
Exteivag' Eid” ola raufaordet Bec, 
Deod nad corti. andvrav r0- 
OnyG xal OVUpdyo yowmEevor, TUTO 
Gua nai vlog, Cupa xvxio dreddv- 
TEC THY ANTE TOY Peopoay TAQA- 


Chron. Paschale. 

IIooAußar 6 tüv olxelcov puyóv 
montis nal pedwilös GATTE toi: 
niow EnAdurag Kovoravtivor qui 
medi Kotonw repacxeváte xvxlo- 
diva «meo xareîgev péon Atxtvios, 
xaneivog otevadels navrazddev 
TOLÜTOV annvéeynaro TÉÂAOG 6qpa- 
yels!) oldvasp abròs side na 
fxovoe Gvußev tots reo avtoò 
uxoòv TUQAVVÑOUOL. 


tags, dudiav Tv vixny arogpéoov- 
TUL .. .. xò @ tots . 
ado. OveceBece tugévvols Eveidev 
avroig optcdpots Arxivvivs, tad te 


duot@s xal AUTOS Eroe». 


Nach Entfernung dieser aus Malalas und Kusebius stammenden Stücke 
bleiben in der Ausgabe Mommsens überhaupt nur noch wenige um- 
fangreiche Excerpte übrig, die zu der Annahme einer ausführlicheren 
Fassung der benutzten Fastenchronik berechtigen. Aber auch von 
diesen können einige schon aus innern Gründen nicht thren Platz in 
der Fastenchronik gehabt haben. Teh meme zunächst das merkwürdig 
Excerpt über die Thronerhebung des Vetranio zu Naissus durch Con- 
stantia, die Schwester des Constantius (Chron. Pasch. 539, 4—16 = 
Mommsen a. 350 Nr. 2). Denn dieser Bericht steht in direktem Wider- 
spruch zu der früheren zum Jahre 340 gemachten und dort wegen der 
Übereinstimmung mit Idatius (zum Jahre 350) sicher aus der Fasten- 
ehronik stainmenden Angabe des Paschalschreibers (p. 535, 9), dafs die 
Erhebung des Vetranio zu Sirmium in Pannonien und zwar natürlich 
Woher der 


Paschalsehreiber den zweiten Bericht entnommen hat, weifs ich nicht 


consensi militon, wie Eutrop sich ausdrückt, erfolgte. 


anzugeben, jedenfalls aber ist die nämliche Quelle von Theophanes 
(p. 67 Bonn. = I 44, 7 ed. de Boor) benutzt, wie dies auch der neueste 


1) Nur dies eine Wort stammt aus der Angabe der Fastenquelle a. 325 Hi 
cunss. occisus Licinius. 


C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 291 


Herausgeber durch Vergleichung der Stelle des Chron. Paschale ganz 
richtig angedeutet hat. Da nun mit diesem Berichte auch die zu dem- 
selben Jahre unter Nr. 1 und Nr. 3 (= Chron. P. 536, 15—17 und 
539, 17—540, 6) von Mommsen aufgenommenen Excerpte in engster 
Verbindung stehen, so ist auch über diese zugleich mitentschieden, und 
es ist bemerkenswert, dafs dieselben Excerpte sich in ähnlicher Fassung 
wieder bei Theophanes (p. 44, 4. 22 ed. de Boor) finden. 

Ein anderer Doppelbericht liegt zum Jahre 337 Nr. 1 und 2 
(Momms.) = Chron. P. 532, 7—21 und 532, 22—533, 17 vor. In beiden 
Excerpten nämlich wird der Tod Constantins erzählt, und zwar in Nr. 2 
übereinstimmend mit Idatius unter Beifügung des gleichen römischen 
Datums unvì uaïm xB’ mod va’ xchavder lovviov, während in Nr. 1 
vielmehr der 11. Artemisius (= 11. Mai) und zwar ohne Tinzutiigung 
des römischen Datums als Todestag angegeben wird. Daraus folgt, 
dafs der erste Bericht aus einer von der Fastenchronik verschiedenen 
Quelle herrührt. Es ist, wenn man Ioannes Malal. p. 324, 5 ver- 
gleicht, durchaus nicht ausgeschlossen, dafs dieser der Gewährsmann 
war: was wir von dem in der Paschalchronik Berichteten hei ihm 
jetzt nicht lesen, kann in dem vollständigen Malalas recht wohl ge- 
standen haben. 

So sind denn von sämtlichen Stücken, die zur Begründung der 
Hypothese Mommsens dienen könnten, nur zwei ührig geblieben, niim- 
lich Nr. 2 zum Jahre 335 (= Chron. Pasch. 531, 16—532, 3) und Nr. 2 
zum Jahre 337 (= Chron. Pasch. 532, 22—533, 17), aber auch diese 
sind so beschaffen, dafs sich die aus der Fastenchronik entnommenen 
Bestandteile leicht von den anderweitigen Zuthaten trennen lassen. In 
dem ersten Stücke nämlich endigt die Fastenquelle mit den Worten 
zoo n xalavdóv dxroßerwv, in dem zweiten mit den Worten xadavddr 
lovvios, alles übrige verrät in beiden Stücken einen ganz anderen 
Charakter der Darstellung. Und damit kommen wir zum Schlufs noch 
auf ein Bedenken allgemeiner Art, welches sich gegen Mommsen geltend 
machen läfst. Läge nämlich die Sache wirklich so, wie er sie sich 
denkt, so würde es doch auffallend sein, dafs der Paschalschreiber zwar 
in den meisten Fällen die chronikalischen Angaben des Idatius in der- 
selben knappen Form, wie dieser, einfach wiedergegeben, an einzelnen 
Stellen dagegen plötzlich in die Breite gehend einen grundverschiedenen, 
erzählenden Ton angeschlagen hätte. 

Vergleichen wir jetzt, nach Ausscheidung der ungehörigen Bestand- 
teile, die lateinische und griechische Version der Fastenchronik, so er- 
giebt sich, dafs sie ihrem Gesamtcharakter nach wohl mit einander 
harmonieren, dafs dagegen jede von beiden einzelne Stücke aufweist, 


292 I Abteilung. C. Frick: Die Fusti Idatiani und das Chronicon Paschale 


die in der andern fehlen: keine von beiden hat also die Quelle voll- 
ständig wiedergegeben. Hier und da ist auch wohl die griechische 
Fassung die genauere: so ist beim Idatius zum Jahre 365 und 366 
nur allgemein von einem hostis publicus die Rede, während der Paschal- 
schreiber richtig den Namen desselben Ilgoxóxios mitteilt. Als eigene 
Zuthat des griechischen Bearbeiters ist dagegen wohl die Hinzufügung 
der griechischen Daten zu den römischen, resp. die Ersetzung der 
letzteren durch erstere anzusehen. 


Höxter. Carl Frick. 


Ein neuer Beitrag zur Charakteristik°des Jakob 
Diassorinos. 


Die „philologischen Abhandlungen, M. Hertz zum 70. Geburtstage 
von ehemaligen Schülern dargebracht“ enthalten (S. 123—143) einen 
ebenso interessanten als wertvollen Aufsatz von Leop. Cohn über zwei 
Neugriechen des 16. Jahrhunderts, Konstantin Paläokappa und Jakob 
Diassorinos, von denen der erstere die gelehrte Welt mit dem Violarium 
der Eudokia und anderen Machwerken!) täuschte, während der zweite 
aller Wahrscheinlichkeit nach für den angeblichen Draco Stratonicensis 
xeql péromy woımtıxöv (ed. G. Hermann Lips. 1812), das As&ıxov reyvo- 
A071x6v des Philemon (ed. Fr. Osann Berol 1821) u. a. verantwortlich 
zu machen ist. Die letztgenannten beiden Schriften hatte bereits Lehrs 
aus gewichtigen inneren Gründen als unecht erkannt und für Er- 
findungen spätester Zeit erklärt (Herodiani scripta tria emendatiora 
S. 402 ff. 439 und Pindarscholien $. 164 ff.): die jetzt hinzugekommenen 
äufseren Gründe werden jedenfalls auch die allerletzten Zweifel zer- 
streuen, wo etwa solche gegen die Richtigkeit seines Resultates sich 
noch geregt haben sollten. 

Gewifs hat Cohn recht, wenn er S. 142 bemerkt: „Wir sind jetzt 
gewohnt, Werke wie die Eudokia, Drakon und Philemon kurzweg 
Fälschungen zu nennen. Fälschungen waren sie nur insofern, als sie 
mit falschen antiken Autornamen ausgestattet wurden; im übrigen sind 
sie für jene Zeit anerkennenswerte gelehrte Leistungen, die kaum weit 
hinter den Arbeiten eines Moschopulos oder Thomas Magister zurück- 
stehen.“ Wo immer diese Männer eigene Vermutungen an die Stelle des 
Überlieferten einsetzten — sei es nun in einzelnen Buchstaben oder in 
ganzen Worten und Sätzen —, handelten sie wohl meisthin in demselben 
guten Glauben, dessen sich heutzutage jeder Textkritiker, der eine Kon- 
jektur aufnimmt, getrösten wird: die Wiederherstellung des Verlorenen 
nach bestem Willen erstrebt, wenn auch vielleicht nicht erreicht zu haben. 
Schädlich wirken solche Restaurierungen erst dann in vollem Umfange, 
wenn sie als solche gar nicht mehr klar erkennbar sind und den 


a nn E en ni 


1) Vgl. L. Cohn in der Berl. philol. Wochenschrift 1889 $. 1419 f. 


294 I. Abteilung 


Nimbus völlig ursprünglicher Echtheit bekommen: dann können sie 
Unheil über Unheil anrichten vermöge ihrer angemafsten Autorität. 
Das hat sich bei den genannten pseudonymen Produkten, solange sie 
nach ihrer wahren Herkunft noch nicht entlarvt waren, deutlich genug 
gezeigt. Wer also heutzutage genötigt ist, sich mit Handschriften zu 
befassen, die aus der Feder des Paläokappa oder Diassorinos her- 
rühren, wird — so wenig angenehm es auch ist, Männern, die zweifel- 
los einst zu den Gelehrteren ihrer Zeit gehört haben, mit unverhohlenem 
Mifstrauen zu begegnen — doch unmöglich umhin können, ihnen scharf 
auf die Finger zu passen. Wie notwendig das sei, mag ein neues 
Beispiel lehren, das sich den bereits von auderen beigebrachten eben- 
bürtig an die Seite stellt. 

Am 10. August 1379 schickte mir der leider so früh dahingegangene 
liebenswürdige ungarische Gelehrte Eugen Abel einige, wie er selber 
gestand, ,jiufserst flüchtige“ Notizen, die er auf meine Bitte in Paris 
aus den dortigen Handschriften der Psalter-Paraphrase des Apollinarios 
ausgezogen hatte. Ich verwertete dieselben für meine Ausgabe der 
ersten drei Psalmen, die im nächstfolyenden Jahre in einem Programme 
der hiesigen Universitit’) veröffentlicht wurde. Dort findet sich denn 
auch die lediglich auf meinen eben genannten Gewährsmann zurück- 
gehende Angabe, dafs der Cod. 2868 (von mir mit J? bezeichnet) dem 
15. Jahrhunderte und die übrigen Codices, nämlich 2743 (2), 2782 (Q) und 
2802 (5), noch dem Ausgange desselben Jahrhunderts angehören. Diese 
Watierungen sind img. Alle vier Handschritten stammen vielmehr aus 
dem 16. Jahrhunderte. Diese Thatsache hat IH. Omont in seinem lu- 
ventaire sommaire des iss. grees de la bibliothèque nationale (ancien 
fonds) bereits richtig gestellt. Ihm verdanken wir auch die noch viel 
wichtigere Nachricht, dafs die Papierhandschritten P und R von dem 
Rhodier Jakob Diassorinos geschrieben sind (der sich eine Zeit lang 
in Venedig, Brüssel und wahrscheinlich auch in Frankreich aufhielt 
und im Jahre 1563 auf der Insel Cypern als Verschwórer von den 
Venetianern hingerichtet wurde). Mir steht zwar nicht, das gesamte 
Material zur Verfügung, um die Richtigkeit dieser Nachricht selber zu 
prüfen, aber der Name des frauzösischen Gelehrten, der auf palüogru- 
phischem Gebiete eme anerkannte Autorität ist, bürgt mir vollauf für 
die Zuverlässigkeit seiner Behauptung*). Die fraglichen Handschritten 
habe ich — dank dem stets bereitwilligen Entgegenkommen der Pariser 

1) Ebenda erschienen 1881 die Psalmen IV—VIIL 

2) H. Omont ist es auch gewesen, der zuerst bemerkt hat, dafs ‘Draken’ 
und “Philemon? von der Hand des Jakob Diassorinos herrühren: s. Cohn in den 
sehon genannten philol. Abhandlungen S. 137, 


A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 295 


Nationalbibliotheksverwaltung — in den Jahren 1881 (R) und 1888 (P) 
selber in Händen gehabt und beide für Apollinarios vollständig ver- 
glichen. Ich berichte zuerst über den Cod. R, der nach meinem Dafür- 
halten früher geschrieben ıst als P. 

Dieser Codex R (2368), der ehemals die Signatur Fontebl.-Reg. 
2917 führte, enthält auf 164 Folioblättern weiter nichts als den Psalter 
in der hexametrischen Bearbeitung des Apollinarios, und zwar ohne die 
einleitende zgo®ewgi« (die ich im Hermes XIII 336 ff. neu herausgab), 
auch ohne die Schlufsverse aivov &yw ool Beiov u. s. w. Ursprünglich 
scheint Diassorinos nicht beabsichtigt zu haben, schon hier seine Arbeit 
abzubrechen; denn seine Überschrift lautet: AroAıvapiov uerépouois 
eis tòv wadrtijga «al Todvvov Pemuérgov: év cis Eygaype xa) Eddoxia 
aœdyovorov [so], xal de’ léuBov Awedteog TegoooAvuirnz. Allein die 
Metaphrase des Johannes Geometres hinzuzufügen hat er unterlassen. 

Im Druck erschien des Apollinarios Metaphrase zuerst 1552 *Pa- 
visiis apud Adr. Turnebum typographum regium’ und aus dieser editio 
princeps (V*) sind alle übrigen Ausgaben geflossen, aufser den zwei 
Proben der meinigen. Jene beginnen sämtlich mit dem nach Art der 
bekannten versifizierten droPessıg abgetalsten Trimeter: 

david ngopijrov xal Puordecos pedos, 
nur dafs V* die Form ZJapiô vorgezogen hat. Von den zwölf bis 
jetzt für diesen Psalm verglichenen Handschriften*), deren Kollationen 


1) Aufser den schon genannten vier Pariser Codices (von denen ich S zur 
Zeit noch nicht näher kenne) sind es folgende: O = Oxoniensis inter Baroccianos 
bibliothecae Bodleianae 25 aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts (alle übrigen 
sind erheblich jünger), B = Florentinns bibliothecae Laurentianae LIX 17 (ent- 
hält nur den ersten und letzten Psalm), C = Romanus bibliothecae Angelicae 
C 4, 5 (olim Passioneae), D = Romanus bibliothecae Casanatensis G V 6, kb = 
Mutinensis bibliothecae Estensis II B 13, ZL = Florentinus bibliothecac Lauren- 
tianae V 37 (aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts), Jf = Monacensis 65, N = 
Neapolitanus II A a 11. Hinzu kommt 7 = Romanus bibliothecae Vaticanae 
gr. 1268, welchen Dr. Hugo Rabe auffand, dessen Freundlichkeit ich die nach- 
stehenden Notizen verdanke. Der Cod. ist ein chart. von 132 Blättern aus dem 
Ende des 15. Jahrhunderts (,,Ant." Car. Carafue bibliothecarii munus ex testa- 
mento“). Die zu Anfang verstiimmelte Paraphrase des Apollinarios beginnt mit. 
Fol. 8" xoy laze Bvuov. ovdi dans rongeur ind d. i. mit Ps. VII 26f. Aus der 
Schreibung dieser ersten Zeile ersicht man, dafs auf regelmälsige Absetzung der 
Verse kein Gewicht gelegt ist. (Dem Fehler 006% dung st. 06 dedaws stehen viele 
ühnliche zur Seite: 2% érvuorarov st. éropuórarov, 21 élouevod st. odlouévor, 
céucny Ev st. téutnvev, En’ adròv st. En’ aro, 30 slo yùe st. tuici de, x«gxopo- 
pévorg st. xaegpoyévos, Béleuor st. Pédeuva, 31 7 Ng st. Eis, 32 xvcacro st. xvo- 
caso, téusy st. teus 0’, drdaninv st. duxlanin»y, dddeyervijy st. Glsyesvnr, 33 pè st. 
péy”, tboquésve nt. Sébovke, déaio. st. d Eo. Darnach dürfte sich eine vollständige 
Kollation des Codex kaum lohnen, um so weniger als T sich mehrfach augen- 


296 I. Abteilung “” 


mir zu Gebote stehen, ist R die einzige, die den Vers stützt; alle 
anderen kennen ihn nicht. Auch in der Schreibung 4afld stimmt R 
mit V* überein. Dadurch ist erwiesen, dafs R und die gedruckte 
Vulgata (V) aufs engste zusammenhängen. Noch deutlicher wird 
das durch den Anfang der eigentlichen Metaphrasis, den R und V 
einhellig folgendermafsen geben: 

SABtos où nendgevrar Övooeßenv Evi Boviÿ 

000” Exvog éotigitev alırgoratodı xedevdouc, 
während er in der älteren Überlieferung so lautet: 

öAßLog Doris avg &yognv Ôd où vicost’ aliteav 

ovO” ¿xl dv origıkev draodain lyvos drapno. 
Ich habe die letztere wieder in ihr Recht eingesetzt; denn abgesehen 
von ihrer weit besseren äufseren Beglaubigung erweist sie sich ganz 
augenscheinlich auch durch innere, besonders metrische, Vorzüge als 
die ursprünglichere. Woher aber rührt die erstere, offenbar stark 
interpolierte Fassung der früheren Ausgaben? Vermutlich stammt 
sie von Diassorinos selbst her; wenigstens über ıhn hinaus 
lälst sie sich vor der Hand nicht sicher verfolgen, wohl aber 
bis zu ihm hinauf, wie wir soeben sahen. An ihm bleibt sie dem- 
nach zunächst haften. 

Die andere aus seiner Feder stammende „Rezension“ desselben 
Werkes (P) steht der Vulgata etwas ferner. Als éxédecg bringt sie 
über dem ersten Psalm das nagelneue schwungvolle Distichon: 

mowtov üvub ueAtesoı peyas Auvidos ketGEr 

mvevuari DVeorifov rovtl uédos Acyvedv, 

und der Psalm selbst beginnt: 

vABros Goti «vo dpognvò’ où viooer dlırgoig 

000 îyvos sorioitev aAırgoratocı xedevdors. 
keines dieser beiden Stücke findet sieh genau so in irgend 
einer meiner älteren Handschriften wieder. Die versifizierte 
Überschrift mangelt überhaupt allen ohne Ausnahme, und auch Dias- 
sorinos selber hatte früher, wie wir sahen, eine ganz und gar al» 
weichende aufgenommen'). Den ersten Vers des Psalms, den er in lì 


seheinlich mit L deckt, welcher letztere jedoch bedeutend korrekter geschrielen 
ist.) Winter der auf Fol. 128" sebliefsenden Paraphrase des Apollinarios folgt wir 
gewöhnlich die des Johannes Geometres. 

1) Ein ähnlicher Fall begegnet uns bei Ps. XCVTI, dessen Überschrift in 
RV lautet: xal rode dup’ évevnuooròà FBdouov 768 Jaßidog (in der Ausgabe 
‘apud Toannem Benenatum? Paris 1580: Javidog code aug’ évenocr® EBdouor 36%, 
woran E, Sylburg 1596 nur &vevmaocto gebessert hat), während in P steht: dug’ 
ersunnuoto ¿fd0ouov nov uélog | Savidov Aıyvoj; uslmoutvou xivvey (ganz wie zu 
Ps. NCVIID. Und dergleichen liefse sich mehreres anführen. 


A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 297 


willkürlich umgestaltet hatte, liefs er freilich in P unangetastet (denn 
den Dativ &Airgoîs teilt er mit mehreren älteren Quellen); mit dem 
zweiten aber verfuhr er in P genau ebenso eigenmächtig wie 
schon in È. 

Aus dem Bisherigen erhellt, 1) dafs die beiden Pariser A pollinarios- 
Handschriften R und P eine völlig isolierte Stellung in der handschrift- 
lichen Überlieferung des Dichters einnehmen; 2) dafs ihre eigentüm- 
lichsten Abweichungen, die meist den Charakter der Interpolation so 
offenkundig wie nur möglich an sich tragen, ausschliefslich an Dias- 
sorinos eine Stütze finden, und 3) dafs die gedruckte Vulgata aufs 
engste mit R verwandt ist, etwas weitläufiger zwar mit P, aber immerhin 
näher mit dieser als mit irgend einer der anderen Handschriften. Mit 
mathematischer Sicherheit beweisen lälst es sich ja nun allerdings nicht, 
dafs kein anderer als Diassorinos selbst es war, der die gesamte Vulgata 
der Apollinarios-Metaphrase in der angegebenen Weise mit argen Inter- 
polationen infiziert hat, aber der Indicienbeweis gegen ihn ist doch, 
denke ich, derartig gravierend ausgefallen, dafs mein Verdacht nicht 
ungerechtfertigt erscheinen ‚wird. 

Von den beiden Apollinarios-Handschriften, die Diassorinos her- 
stellte, hat er der einen, nämlich P, ganz besonderen Fleifs zugewandt. 
Es mag daher gestattet sein bei ihr noch etwas länger zu verweilen. 
Sie führt die älteren Signaturen Cod. Colb. 1476 und Regius 2292 
(jetzt 2743) und enthält auf 207 Folioblättern folgendes: Fol. 17—2* 
Anokıvagiov ngodewpia eg tv tod palrioos uerépoacir. Fol. 3° 


eis tov Heiov Aavid. 

oiynoov, Ooged' 6iwov, 'Eounj, tV Avouv' 

toinovs 6 Aelpois, dbvov eig Andyny Et 

Aavid yao Muiv avevynatos xoovav Adour 

TOQUVET TA HQUATU TOV Teod uvornoiar, 

rindiv nahady [OTOPEL TEQUOTELDY, 

ALVET TOUS Vuvoy TOD ATLOUVTOS TV ATÍOLV, 

Gxavras omlav uvorayoyel xai podes, 

UMOAQTAVOVTAS és ENLOTOOPNV eos 

noddoig odv idos, xal xpurod ÖNAwv xoicur 

ounyeıv ddaorer Puyixds auaorddac. 
Koouä 'Ivdixoxievorov éEÿypnois sls tovg paduoda fotoguxae TE 
xul dvapoyixòs, od uv note Guvéyeiav él mavtov roy tie fBiplov 
qoglav, aid’ éxi tOV qulenateoav, ¿Espaviodelóa Ex Tüv tig éx- 
xAnoius Evöökov, Gv xal tà óvóparo Ev times émurndeiors exvyocper. 
xal xpúrov xooPemola rig nai frag rod adtod xegl ovordoeas 

Byzant. Zeitschrift I 2. 20) 


A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 299 


XXVIII 17 aygovduovs EAapovs te xaraprite: 060$ &yvod 
(LXX gar) xvpiov xuruprifouéva EAdpovs), 

XXXIV 47° Zyoso, naußacılsd, xa) ¿unv xotow edye quÂdooo!s 
(wie oben; LXX g£eyepdnrı, xvpue, xal noôoyes ti xpioeL uov), 

XLVIII 30* xvdeog adavérov operéporó te ndaunav drdodev [so] 
(wie oben; LXX éx rg Öuäng avróv EEnodnouv), 

LXVII 30 oxdla diuov disdéota. Mparórete ¿ños 
(LXX ti] úgaróryt: tov olxov dtedéoPar oxdia), 

LXIX 1° xal oxevdov xeginvoeroy dpmyv avrixa méuyov 
(wie oben; LXX xvpue, eis ro Bondioal wou oxedoov), 

LXX 48° oxevdeot te paduoto teÿv vrusgrea BovAir 
(wie oben; LXX év oxevecr Yaluod thy adj dey oov), 

LXXVI 16° & yeveng yevenvde pap Adyos ¿Estela dy 
(LXX ovveré4Aeoe diuu and yeveüs els yevedv), 

LXXVI 31° ödara Uniouvró de Géynodv T° sldóvra 
(LXX eidooav de Doura xal Épopi9nouv), 

XCV 12° al xargial Baoulii Édvov uéya oloate xddos 
(wie oben; LXX évéyxate td xvpio al matpial trav Éÿvov), 

CI] 39° arosxdov pIdyyav ¿Ov yiovv Saws te rúboLrro 
(wie oben; LXX rob axovoau 1% parvis tüv Adpwv abrod), 

CXIII 40 olg faordevs re uéundev, x’ tocîv’ tinida Dévro 
(LXX of pofovuevor rdv xvguov Minıocav ¿ml xJpiov), 

CXVIII 270% éx Duuod foxuoxov, val, où dè xéxivdi «vds 

270 eddirias moanidecoi offer, Laxco, (yvEedooiut 

(wie oben; LXX é¿xéxpaña Ev GAn xeodia uov, Erduovosv pov, xÚQLE, 
za dixauduare Gov éxfnty6o), 

CXXXVIII 38° xal yao xacyyv épuoral tupyaver’ sis émvorcs 
(LXX Sri Epioral dore sis dicdoyropovs), 

CXLIV 15 xAf9ous uscdigins uvnuniov ¿Enpopevcel 
(LXX uvquqy tod xAd0vs tig yonordtytdés dov egevgovrac), 

CXLIV 27 os BaorAsins xddos «xipurov Fuata mavra 

27% xal ev xoigavin naong pedéovoa yevédàns 
(LXX 9 Bactdeta cov Paoideia advrov tov aldvov, xa. i Ösonorei« 
cov év xdon yeveà nai yeved) u. a. Ott sind sie, wie oben bemerkt, 
erst nachträglich in den Text eingeschoben, vermutlich zu derselben 
Zeit, als die Übersetzung der LXX beigeschrieben wurde; denn das 
Bestreben, mit dieser so viel wie móglich die Metaphrase des Apolli- 
narios in Einklang zu bringen, lifst sich gar nicht verkennen. In R, 
der anderen Kopie von Diassorinos Hand, fehlt die Übersetzung 
der LXX und mit ihr die sämtlichen eben zitierten neuen 
Verse. Aber wir sahen bereits, dals R trotzdem von eigentümlichen 
20* 


300 I. Abteilung 


Interpolationen keineswegs frei geblieben ist, vielmehr eine Anzahl 
brüderlich mit P teilt. Zu dieser letzteren Gattung gesellen sich 
z. B. hinzu 

LXXIX 35 osto 0° óxoxañs ansılij, vat navuntetar’, diobvrat: 

36 ojg éxl para ye dettregijis yelo ceio yevéo® 

(LXX éxo éxmriuqoeos tod npoownov 00V dxolodvra yevndijta N 
zeig dov Er’ &vdga delta cov). Schön sind die Verse wahrlich nicht, 
und man sollte erwarten, dafs wenigstens das itacistisch als Amphi- 
brachys zu lesende óxroxñs gerechten Anstofs bei den Herausgebern 
erregt hätte: aber das ist durchaus nicht geschehen; die Verse sind 
vielmehr unbehelligt allmählich zur feststehenden Vulgata geworden. 
Jetzt zeigt es sich, dafs sie auf die beiden Handschriften des Diassorinos 
zurückgehen, und zwar nur auf diese. 

Indessen trotz ihres auffällig engen Anschlusses an Diassorinos 
weicht die Vulgata mitunter doch von ihm ab. So haben die Aus- 
gaben CI 17 xal yospois ériov nôux daxovo’ duod ye xegdooas, da- 
gegen Diassorinos xal yospoîs mou” mov dexovo’ duod ye [so in R, 
in P guotîor st. óuod ye] xepdo(o)æs, und 19 die Ausgaben odvexev ÚpOoas 
u’ ¿E aldégos ExBales «dde, Diassorinos odvexa w’ aldepos ¿E dyoouc 
ucufadee [xaBBaZes P| avdrs. Die ganze erste (iambische) txdéHeorg 
zu Ps. L steht zwar nur in RPV (die älteren Handschriften kennen 
das Machwerk nicht); doch der letzte Vers heifst in V zepvxs(v) 
nevtyxootov O valuòs pedos, in RP revinzootov nepvxev à waduòs 
pedos. Für IV 4 úvepes, és ti t6oov toëpete faovaruova Fuudv, wie 
V übereinstimmend mit den älteren Handschriften liest, schrieb Dias- 
sorinos, den oftenbar die Verlängerung der letzten Silbe von roépere 
verdrofs, &véges, é¢ tí tÓCOV toëpéeo® dpınıjuova dvuov; CXXVI 8 
evre yde olor pikoıcı uddor repividupos [oder weg vjdvuos] vavos V: 
u’ Flow RP st. uddoe. CXXXVIII 14 jv cidnvd” ¿idorur, xai ev 
vexveco» avdgoss V: Ev vendeociv avdooes, Av aiönvö foun R; 
ebenso P, nur am Anfange xal éy st. év (auch sind hier die Buch- 
staben ov &véo unterstrichen, ich weils nicht, warum). Turnebus oder 
sein Helfershelfer benutzte also, als er die editio princeps herstellte, 
noch andere Quellen als R(P), und hier und da haben ihm vermutlich 
selbst Konjekturen aushelfen müssen. 

Letzteres schliefse ich z. B. aus CLI 10 xed pev malo Oéuas 
«bros Eyoıcev élaio, einer Stelle, die mir besonders lehrreich erscheint, 
weil sie zugleich den Beweis liefert, dafs Diassorinos nicht etwa 
aus der ed. pr. schöpfte, sondern umgekehrt diese von ihm ab- 
nängig ist. Hätte nämlich Diassorinos den zitierten Vers so vorgefunden, 
wie die Vulgata ihn bietet, so würde er ılın ohne Zweifel unverändert 


A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 301 


heriibergenommen haben; denn seine eigene Lesart xai pev malén 
deuas Eggioev élaiov ist fehlerhaft und sinnlos (LXX xal éypios ue év 
rd ¿leí tig qelczos avrod), aber aus der älteren Überlieferung xed 
pev œualéoco deuas Eygıcev élaiov leicht genug erklárlich. CXVIII 177 
findet man in V xavroívig évinoa tedos xoamideoo Bioro: Diassorinos 
hingegen nahm in R die sichtlich nur leicht aus zavrorng verdorbene 
Lesart der älteren Handschriften xevrotns unbeanstandet auf, während 
er in P diesem unverstandenen xavroíng zuliebe Bıavng aus Bloro 
korrigierte. Dies würde er sich wahrscheinlich erspart haben, wenn er 
de gedruckte Vulgata gekannt hätte. Dals CXVIII 311 evveoias 
ipviata reas xal Kpuoviag Egarerves, wie RP übereinstimmend schreiben, 
kein Hexameter ist, war nicht schwierig einzusehen; in V fehlt natürlich 
reds ebenso wie in den älteren Handschriften. Der unmögliche Genitiv 
CXIX 10 s0orvns pera näcı pidontodéguoroe diwxov ist in V vielleicht 
nur durch einen Druckfehler hineingeraten; RP haben mit den besseren 
Quellen richtig eiorjvyv. Für LXXVII 108 exi Terganddwv dyeiag 
évoquée yodetys V zu wagen xal Bla rergaródov «y. (RP) konnte 
gewils nur demjenigen einfallen, dem jene erstere Lesart völlig fremd war. 
Bei alledem ist es mir doch durchaus nicht leid, die beiden Hand- 
schriften des Diassorinos vollständig durchkollationiert zu haben; denn 
erstlich habe ich auf diese Weise den mutmafslichen Urheber einer 
grofsen Anzahl seltsamer Verse und Lesarten der Apollinarios-Vulgata 
näher kennen gelernt und zweitens fand ieh unter seinen Varianten ab 
und zu eine, die immerhin soviel Beachtung verdient wie jede andere 
Korajektur. Und so will ich denn, damit es diesem kleinen Beitrage 
zur Charakteristik des merkwürdigen Mannes nicht gänzlich ay einem 
ver>söhnenden Momente fehle‘), zum Schlusse noch ein paar Stellen mit- 
teilen, die Diassorinos gar nicht ungeschickt behandelt hat. LIV 15 


—. 
= -—__ —— —— 


1) Anerkennung verdient auch, dafs er mehrfach bemüht gewesen ist, die 
iles te Überlieferung zur (Geltung zu bringen. RP stimmen mit O überein in 
XXI 6 foówmvros (DLM Bodwyro), XXXVI 6 varerasıg (V und andere vareraorg), 
XXX VII 6 abres (V mit den übrigen avdis), XLIV 30 ¿¡2eciojarvro (st. iAdooovruı), 
LU 20 rerig®o (st. rterózdov), LXV 28 piv (st. pev), LXXXV 18 avros crak 
Oros (V mit anderen abros uodvos ¿vaE), CVI 80 augen: 26fn (Ve Sup’ éme- 

Bn, D dupexslofn, L éupére Afin), in der Auslassung von CXXXIV 35 ovdé 
©s pogfovo: regel Éeatfjoiv énœorÿs und so öfter, was freilich nicht immer zu 
dem erwünschten Ziele geführt hat. (LIV 25 steht in O dsg È ov mit einer 
kleinen Lücke nach % in der laut der sonstigen Überlieferung ey gestanden haben 
mus: aber RP geben ¿bos aiov, P mit der Interlinearglosse Servos. Darnach 
scheint es fast, als wenn O die eigentliche und hauptsächlichste Vorlage des 
Diassorinos gewesen ist. LXVII 32 Gras nalë arega melsing ORF spricht eben- 
falls dafür.) 


302 I Abteilung. A. Ludwich: Ein n. Beitrag z. Charakteristik d. J. Diassorinos 


yldsoug opurépas od wegiocduevog Béls xévro V (xavaxdvriooy, 
xúpes, xa) naradiede tag yAoodag adr®y LXX): das Flickwort où wird 
durch keine meiner Handschriften gestützt, die alle, mur opeurégas 
ungıodusvog oder og. unpvoadusvog oder og. us Évodusvog haben. 
Diassorinos’ erster Besserungsversuch fiel nicht glücklich aus (yAdoons — 
cpautépug psguidpevog ¿vbeo xévro R), um so besser aber der zweite: 
yAaooug opatégas uoupnodusvog Pcie x6vro (P), der entschieden den 
Vorzug vor der Vulgata verdient. CXXXIV 15 terdy «idée doregoxàs 
onmia Diner V wie R (dorgamag sig berov Exolnoev LXX): derby 
aldeglas orepordg a. Y. die älteren Handschriften, hingegen Diassorinos 
in P veroù aldégpia [g ausradiert] orepoxds o. Y. Der Genitiv vercd 
ist allerdings verwerflich, sehr gut hingegen die Konjektur aigue 
Oregoxas anuiia Oñxev, auf die viel später auch Fried. Ritter verfallen 
ist (De Apollinarii Laodiceni legibus metricis, Episcopii 1877, S. 8). 
CXLV 11 lesen die Handschriften einstimmig xovrov ¿guepdgaydor 
(nur D ¿osvop.) und ebenso V*: schon P verbesserte dies richtig in 


z6vrov Epıaudpayov. a 
Königsberg in Pr. Arthur Ludwick. 


Eine volkstiimliche Kaiserchronik. 


Herr Prof. Psichari hat mir kürzlich 41 gewissenhaft durchge- 
pauste Seiten einer Handschrift des 16. Jahrhunderts überlassen, aus 
welcher er schon vor vier Jahren eine sehr interessante kleine Mittei- 
lung unter dem Titel: Le miroir importun (Extrait du Recueil de Textes 
etrangers. Paris 1888) gemacht hatte. Die Handschrift befindet sich 
in Konstantinopel, in dem Metochion des h. Grabes, jetzt unter Nr. 462 
(früher Nr. 569). 

Diese Handschrift, in welcher die obengenannte Chronik mehr als 
den dritten Teil einnimmt, hat schon im Jahre 1872 Sathas in Meoatov. 
Be fi. III p. co” erwähnt: [gatos yoovoyedqos tod &v K-ndAsı nargucg- 
1Edov ¿yevero Aapuoxyvig à Zrovditns, unteonoditns Navadxrov xal 

A@ans, yodyas év ire 1572 »teol TÓV, door émargidoyevoay els 
«dE ÿy, ¿pod civ tornos 6 uéyas Kovorevrivog fag tv ofuegor, Óxoú 
deren yodvor tx’ ivómrióóvos Le unvì Maio xal xdoovg yedvovs Exaue 
Breves ele tov bpniórarov Bedvoyv xal motor EEeßAndnoav ¿x tod 
t@Svov In der Anmerkung fügt Sathas hinzu: To dvexdorov todro 
OB nuctıov andaeırcı Ev ti BıßAuodriun rod Ev K-ndAer uerogiov tod 
soezrayiov Tépov (apıdu. 569) pera xal GAlov dvo YLlonovnudtwv 
10 è Aoylov tovrov Bédoahoviniws, for avexddtrov yoovo- 
VE Œpou and utiosos vis Pouns uéyor ris dAQoecos K-xé- 
le os, ds xal éxdedouévou ¿v Beveria Néov DvaioAöyov.!) ‘0 xbdnt 
«etandoav nıdavdrnra avréyeagos tod Zrovditov xoocgo- 
Vetta slg tòv diafbnrov Miyaÿà viv Kavraxovinvóv, drsofeAA6vras 
Iyaempınköusvov na) did Tod rporaccouévov Eri poduuaros. "Aupdregor 
ol xgovoyedpo: odroı Soov obxw InwoorevPjoorra. 

Auf meine Bitte hatte Herr Georg Begleris in Konstantinopel 

die Gite, mir folgende Beschreibung dieser Handschrift zu schicken: 
Néos &Riduòs xodnxos 462, aynuaros 8°. ’Enıypapn ¿xl rijs Ocyews 
100 zepıxaiduuaros: ,Auuaoxmvod "Agtns puorodopia xa) yoovodoyixoy 
drop. Ä 

1) Dieser Physiologus ist zu Venedig 1696 gedruckt worden; s. Krumbacher, 
Geschichte der byz. Litteratur S. 456. 


304 I. Abteilung 


Zei. 1. Dvovodoyia vea tod navwegoratov pyteoxodtrov Nav- 
nextov zul "Aotns xvood «dauyaciqvod els nebNv pedos. 

Deh. 2. ’Eripoagi: Kérwvos, ’Eniypaupa oweleyelov agodg tv 
evdototatov xverov Miyund tov Kavraxovinvorv. 

Zei. 3. "O Ev Enionbnos éldyuoros dapacunvos TO edyevectara 
xul évdobotara Ev doyovor xveò Mizand tò Kavraxovinud xal us- 
pio dopeotino ED TORTTEU. 

Zed. 6. Ievab trav fó00v, onxoù mepuéyer tovro to PußAlov (rote 
Tinte): 

ITsgl ’Astod xep. A’ etc. 

(im ganzen 85 Kapitel). 

Led. 133° réloc tie puoroloyies. 

Zed. 134% nepl tv faordécov ris nosoßvrepans ‘Pouns, ôxoù ¿pa- 
oílevoav els adriv (rote Tinte). 

Hier folgt unsere Chronik bis fol. 257° 

‚ei. 238%, OÙ rergiapyaı Ts Koveravrivovadleos Néas ‘Pos 
0001 Erarpidoyevoav «br» ap Grov tiv Eurıoev è Meyag Kovorur- 
tivos ¿mg rr onuegov bmod Eivaı yodvor Ex ivdixtiovos uE uni 
pois xal méoovg qosvovs Exauerv nadevas els rov byyddtatoy xarqi- 
«oyuxdv Bodvov xal motor ÉEeplijômoav Ex rod Fedvov (rote Tinte). 

"Aogetei 6 xarchoyos uegrgi Tig Ged. 245°. 

245". Todroe of margitogu Erargidgyevoav avrov toy Hoover 
rig Kovotavrivovidleos apod ériger of Tovgxor abryy tv nor 
(rote Tinte). 

dujpyows tov TE06CEWV maTQ.agyav Zyoiagiov, IovdoQov, Tacoug 
xl Mdgxov rod Evdoxuoapar ueyoi tig Ged. 203". 

254% Totroe of téocges raroicoyar 6 Lyodcgwoz, 5 "T6tdwgog. 
> loto xl EvAoxapapas Eyırar margiceyar yooig ve dwosovy roi 
Zvvirévou xavera dbogov, uôvor Eyırav xattog xat EIS tov AULQÓV tis 
puordeías rar ‘Pouctov oxod éydguéer 6 Bactlevg tod xnargrcéeyzor 
yeotouctra x. t. A. (rote Tinte). 

Kurcdoyoz TOV xuromıv HOTOIRQYOV pete diryoeov wExoL Toü 
‘Tegeuce tod ano Augl66ys 06718 amd elg tov Fodvor tov TaTOL- 
COYLAOY HAUTE TO ExXTUKLOYALWGTa OydoyxoGTH yodrea (sic!) Ev pyri 
Maio € futon devtéoa. 

Auf der letzten Seite der Handschrift (283") lesen wir: 

„Ken TOTI lerrovoyía tig dútod Ilavayióriros EyEvero Ev ri, 
EOQTÍ T is aplag net ¿vdótov 'Avalit'ews Tod Kvgrov yubv Iyoot Xerorot 
ele tag 15 (sic) rod abrod uatov unvos, peroperig naponotas (lies zagov- 
Gius) uepciys Ovrééews copegeor, xAngix@r, (eQéarv, duxbvar, àp- 
givrwv xl kihov moli@ov yoiotiar@ov. Iorio (!) de avrov Küguos è 


A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 305 


Beds zoAvyodviov tod xowaivery Tv Tod Beod usyadAnv “ExxAnotav, 
Ev neon vyela wuyîs te xal awuaros xal dpdortouodvra tov Adyov Tic 
Anders Eis Opelevav Tod yorotwovbpov Axod. ‘Aurv. 

Erl vis natpiupyetas toúrov Tod xvpod Tegeucov dnédave 6 «vros 
Zovirèr Zediuns xai Eyıvev 6 vios «drod ZovAtàv Movedtns, xal wg 
Exadıoev ele tov Bodvoyv, Emijyev 6 avros Oeondtys 6 rarordoyys xal 
éagooxv (der Schlufs felılt). 

Aus dieser Beschreibung erhellt zunächst, dafs nicht der ganze 
Codex, sondern nur die ®votodoyia dem Kantakuzen gewidmet ist: 
Widmung und Epigramm stehen hinter dem Titel: ®vocoZoyia u. s. w. 
Ferner, dafs die Handschrift nicht ein Autograph von Studites sein 
kann: 6 év émoxônots EAuyıoros Jaucoxyjvös, wie er sich in der Wid- 
mung nennt, konnte nicht sein Werk betiteln: Duvroloyia ver tod 
TAVLEEDTETOV untoozroditov Navzextov etc. Endlieh obgleich wir 
nicht viel über Damaskenos Studites wissen (s. Fabricius-Harles VIII SS 
und XI 602—3 und Legrand, Bibliogr. hellen. II 12— 15), und sein 
Physiologus von keiner sehr hohen Bildungsstufe zeugt, eine so grobe 
Unwissenheit, wie sie in der Chronik zu Tage tritt, und solche ortho- 
graphische Fehler und Widersprüche, wie sie hier fast auf jeder Zeile 
begegnen, können wir diesem „gelehrten Thessaloniker“ nicht zumuten. 
Kurz, die Hs. ist ein Sammelwerk, und die Inschrift emi rijg Oazews 
Tod requualvupuaros: Aauaoxnvod etc. ist eine auf dem Titel des ersten 
Bestandteiles beruhende Konjektur des Buchbinders. 

Wer der Verfasser der Chronik ist, bleibt also unbekannt; auch 
ist die Frage darüber nicht sehr interessant, da auf dieses Werk die 
Worte Krumbachers') über die byzantinischen Chroniken überhaupt, 
diese Produkte des „litterarischen Kommunismus“, vortrefflich passen. 
Dagegen ist der Inhalt der Chronik, welcher die volkstümlichen Vor- 
stellungen der späteren Byzantiner von ihren Kaisern darbietet, und 
auch der Ideenkreis und der Ton der Erzählungen für die folklore 
überhaupt und für die byzantinische Volkspoesie insbesondere nicht 
unwichtig. 

In der Hoffnung, dals ich eine Gelegenheit finde, die Kopie dieser 
Chronik zu vervollständigen, lasse ich einige Bemerkungen über den 
mir vorliegenden Teil folgen. 

Die Chronik zerfällt in zwei sehr ungleiche Abteilungen. Die 
erste, die von den Königen und Kaisern des älteren Rom handelt, um- 
fafst nur 16 Seiten. Am Anfange dieses Teiles folgt der Chronist 


1) A.a.0.118. Eine kurzgefalste Charakteristik der späteren Chronisten s. in 
Gedeons Einleitung zur Ausgabe der Chronik des Kógiddos .faverotne, Adnyaroy 
VI (1878) 630 ff. 





A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 307 


Es ist klar, dals der Chronist hier (wie später auch) das Chron. 
Pasch., wenn auch nicht direkt, benützte.') 

Sehr kurz behandelt der Chronist alle anderen römischen Kaiser 
bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.*) Diocletian ist nach unserer 
Chronik der 56. König der Rômer; sie sagt von ihm: 

AoxAetiavòs xal Matiuiavòds yedvovs x. Todror of duo qouv xar- 
oxntieas (!) rod diaBddov xal Exapav noAbv dpaviouòv elg td yévog 
tay ypıorıavav xal ele rag ÉxxAmolag nai bpiouòv Exauav, dre nad 
qoiotiavoò yecuuara ve undiv pavPdvy. Eis tas yuégas rovra@y irov 
6 &yiog ZiAfeotoos 6 nanus Tic ‘Pouns eEoguouevog xal drwyuévos. 

Nach der abendlindischen Auffassung (z. B. Legenda Aurea) rettet 
sich der Papst Silvester auf den Berg Soracte vor Konstantins Ver- 
folgungen; die byzantinische Tradition strebte, wo möglich, den heiligen 
Kaiser zu rechtfertigen. 

Über den Tod des Diocletian und seiner Mitregenten wiederholt 
der Chronist die Fabel, welche wir bei Georgios Monachos (S. 376) 
finden: “Emece dì dey) Peri) eis toda dio tovrovs tods Baotdeis zul 
axédavov: Tod évdg Élvoav al ouexes tov xal róvov éBodunoev, Ste 
&vdomnos div jundgee (Hs. badgque) ve Tod ciUddOn and tov Bo@pav 
mal xo rà oxwAnxın ... O dì Makturavos Deod magayweryjoe Epovoxiody 
Delnuarix@c.*) 

Das Hauptgewicht dieser Abteilung der Chronik fällt aut Kon- 
stantins Thronbesteigung, welche in folgender Weise erzählt ist: 

Baotleds Makévriog Ó viòs tod fiodavov xal dosfeotatov Mabi- 
puavoùò. Tobros xadds ¿laffs tiv Baoıkeiav nollas ddixias nai naga- 
vopias ¿xouev: Óuos ol EAssıvol qoiotiavoi un Övvauevor aAgov và 
Baordkovv) ta nain ai tà xaxd tod dosBeordruv Paordéas Eorsılav 
weds tov péyay Kwvoravrivov óxod yrov facrdeds elg To uépos tod 
IIowroydilov slg tov Bedvoy Tod marods avrod deduevor xal rapa- 
xalodvtes iva ¿ld xarà tod doepods Makevtiov va tov Enodeuion 
prxos xal onikayyviodn 6 Beds va vixndij va EAevdegwdouv ano ta 

1) Über solche „chronologische Feinheiten“ s. Krumbacher a. a. O. 119. 

2) Nach ihm ist Tiberius der Sohn des Augustus, wie Nero Sohn des Clau- 
dius. Über Nero sagt er nur: Négov 6 vids aôroÿ zodvoug 18’. Todrog éuaegri- 
enos Ilérgoy xal Ilatloy toùs &noorélous, diari eévixnoay nal Edavarwoay Ziuoy 
zöy Mayov. Diese Legende fehlt im Chr. Pasch. und bei Zonaras, ist aber sehr 
ausführlich erzählt bei Georg. Monuchos (278), Malalas (Bonn. 255) und Glykas 
(Bonn. 439). Über ihre verschiedenen Redaktionen und ihre weite Verbreitung s. 
Mafsmann a. a. O. III 662 ff. 694 ff. Art. Graf a. a. O. 1 348 u. ff. (auch Anmerk.), 
besonders aber R. A. Lipsius: Acta Petri, Acta Pauli etc. Lipsiae 1891. 

3) Dasselbe Zonaras auch nach Eusebius (XII, cap. 33). Uber die Verbreitung 
dieser Fabel im Abendlande s. Graf. I 271—272. 


308 1. Abteilung 


’ 


nolâd tov xaxa. Tore 6 uéyag Kovoravrivos copia xal fovAî (roi 
Deo) Üxovoe Tv denow avriv xal éovvate povodra nal vdañye els 
nv ‘Pounv ve govevoy tov Mutévtiov. xal bg NAdev ele æôdeuor, 
erıundn 6 péyas Kovoravrivos xal «veymonos xal Execev ele ueydAry 
dOnuoviav xal Avnnv, pofovuevos tov Magevriov, Ste fésvpev avroy 
ueyav udyov xql bre uè tag uayelag tov éxarép®ove 10420. ‘AU 6 
dxoíuntos ópdaduos Tod Ozod div üpnxe rov uéyav Koveravrivor, vi 
«önuovn xal va Avxíra: dun thy vorra Exsivnv tod Eösıkev elg row 
oveavov Gestor, orxod yoav els doyiua, %yovv eis buoiopa otavpod xa 
yvoduuara pera «orga», ta Omoîa ¿deyov: Kwovotavrive, pera toùro to 
onusiov Dédeig vırnon. Tore Qoàv nidev Y nuéga, Ögıde xal Exauar 
Eva OTavedv aonuéviov xadds Mrov Onueropévos els tov oveavoy nè 
ta &oron xal ¿Buádv tov ele Eva xovragı xa eine, Ste raw danyévour 
ele tov addguov, avro to onustov va banyévn durods. O di Baci 
Ma£ëvriog HAGE pera maoonoias weyaing ve noAsunon tov peyav Kor- 
oravrivov, Aéyovta Ste él vixon abvrov ag xal note, rl ¿xelvov 
ytov tov Geod eos toy péyav Kovoravrivor dit va tov Édoxiudor. 
Kai xodguov yevopévov Evianoev 6 péyas Kovoravrivos tov Makevriov 
ua) mavrelós tov «pávoev avrov xa. tov povodrov a«vrod. O di 
Acog rie ‘Pours wg eldev tiv xparacev Ovvauiv tod Beov, óxob 
ema 0 Muñévtios, Elafe yapa» weycdyy, Eogtag Exapav Kal Evye- 
oiotovv ohoytyos TH Ged. 

Wie Konstantin von den Römern gegen Maxentius zum Kaiser 
ausgerufen wurde, erzählt Theophanes!); noch deutlicher schildern es 
Georgios Monachos”) und Zonaras?); beide erwähnen die Zauberkunst 
des Maxentius, wie auch Theophanes (ed. Bonn. 19, 21 nach Eusebius 
I 36—- 57). Das Kreuz am Himmel erscheint dem Konstantin nach 
Malalas nur im Traume: efde xar” bveg Ev TO oùg«r& otavgov (ed. Bonn. 
316), bei Theophanes: év Gea éxty rie nuéoes (Bonn. 19), bei Georgios 
Monachos: xegt usonufoltav. Der Widerspruch erklärt sich vielleicht 
aus Kusebius De vita Const., Migne 1 28, wo dieses Kreuz erscheint: 
cugi wedsußgırag NAlov Mes, idr Tis yutocs anoxkıvoVong. Nach 
der abendliindisehen Legende ereienete sich dieses Wunder nicht bei der 
Thronbesteigung Konstantins, sondern, wie bei Malalas (ed. Bonn. 316), 
viel später (s. Graf. a. a. O, U 77 u. 78). 


1) 19—20 ed. Bonn.: Oi dè molirou ris Poung, og alrmoausvor adròv dtava- 
orijvar elg tiv Bonderuv avróv ete. 

2) Mur. 384 —385: Oi di ‘Pouator oluítopes dénorv mod: avroy torsilayto ete. 

8 MII 1: 4 (die Tyrannei von Maxentius) pi) qpépovres ot tv ti 'Pouy dia- 
miumovro neds tov Kwvotavrivoy analldkaı opis ris tuecvvidog tod Matevtior 
deópevos ute. 


A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 309 


Uber die Regierung des Konstantin erzählt unser Chronist folgendes: 

Ecréloauv dè viv ‘Popyy 6Anv of ‘Poudvo!), xal Eunijnev 6 péyos 
Kovoravrivos pion og fuordeds xal Éxddioev elg tov Baoıdınov Dod- 
vov HET TOD vixozoLoD otpatod sul Olog 6 Aaòds tov Wedv éddéacar, 
oxod axtdaBay Bacidéa Eipvonowv xal &yiov. Bacrdevoug rovtog 
0 svosféotatos Eyıvav no ayada Es tods EboeBeig yorotiavods, xal 
els tog algetixods xatadixy peyadyn xai apaviomos. “Hrov 
de 6 uéyas Kavoraviîvos úvdporos elonrixosg, Hevceßijs xal èAeruoov. 
HidE tov dè elg Evduunow tod Kvolov Ev bgduarti, btu ve xtion xó- 
div ti Oeoróxo slg tov ténov, oxod dele tov delén xal bripevev 
dxò ténov ele tóxov xal éyvosve va even tomov énitydecov. “Hide 
zul eis tv Oscoadovixnyy xal ügese tov 6 témog. Kal Enaue êxei yoó- 
vovs dvo xal Extice Davuacroda vaovs nal Zostoù xual vepa ebuopqu 
ipepev. Kal Tore Éniuoev Exei Davarixdr xal éuicevoe xul nidev 
els tiv Xadunddva rig Bidvvias, Tv óxolav Npavıcav xul eycda- 
Gay of Ilegocı xui Gode nai Extidev: xal xarifovra adriv Eoyovran 
of derol xal ckonctovy ta Addora, xal ta Unıjyevav nal Ta ÉporxTur 
als to Bvfaávriov. Logpia dì Osod ¿vag und tovg banoérug Tod 
Pacritov dvdpare Edpourüs eine tov BacıAkov, Sti 6 Xoiotòs xl 
Y Epia avrod pieno, | mevayvos Oeoróxog éneî Délourv elg vo Bv- 
lüvrov Pa xucbdi y nés. Kai Ev tò Gua daiyer Ò Baorheds els 
10 Bufavrıov xal side tov tóxmov evuoppórartov xal Enıtijösiov xul 
äpsst tov xoddd xal Evdvunjdn xai ro Soaua óxov sidev, Grav HOEdE 
va xtioy tiv Toodda, brod tov énexuAvpIn, to Bvtavriov và xtions 
xal duel và dune módiev. Kal ovrog bniye ual tiros avrnv Tv 
xEpipuveorario xal ¿Exxovorr»v mél, tv Önolav èviuace Kavoravti- 
vovxaoliv sig Ovoux avrod: Exrıos dì «briv yosvov and Adam Edd 
pmi Maio. 

Also die Gründung Konstantinopels ist das Hauptereignis und der 
Zentralpunkt der Regierung Konstantins; obgleich die Erzählung darüber 
schlecht verfalst und, wie es scheint, vom Kopisten verdorben ist, kann 
man in ihr folgende Momente unterscheiden: 1) lm Traume erhält der 
fromme Kaiser den Gottesbefehl, eine Stadt zu Ehren der Jungfrau 
Maria zu gründen. 2) Zuerst will er eine solche bei dem alten Troja 
erbauen, aber er läfst diese Absicht fallen, wahrscheinlich auf einen 
wiederholten Gottesbefehl hin. 3) Dann versucht er Thessalouike um- 
zubauen, aber er wird dort gefährlich krank. 4) Darauf geht er nach 
Chalkedon in Bithynien und versucht diese von den Persern zerstörte 
Stadt wiederherzustellen, aber die Adler tragen die dazu bereit gelegten 


1) Vgl. Theophanes ed. Bonn. 20 und dasselbe bei Georg. Mon. 386. 


A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 311 


und dem alten Troja, „wo die Griechen einen so grofsen Sieg über die 
Franken errungen hatten“; endlich hört er im Traume die Stimme, 
welche ihm Byzanz umzubauen befichlt. 

Über diesen Traum haben wir eine ausführlichere, im Abendlande 
verbreitete Erzählung, die ohne Zweifel byzantinischen Ursprungs ist. 
S. Aldhelmus (8. Jahrh.) in seinem Buche De laudibus virginitatis sagt: 
... Imperator in civitate, quae Byzantium vocabatur, cum membra 
sopori dedisset, et debitum naturae solveret, apparuit ei in visione 
nocturna quaedam anicula satis decrepita, etiam pene mortua, quam 
imperante Sylvestro suscitare orando iubetur. Orante autem Constan- 
tino, illa anicula surrexit, et facta est iuvencula pulcherrima, velut rubi- 
cundo venustae pubertatis flore pubescens; quae cum casta contempla- 
tione regalibus placuisset obtutibus, induit cam chlamydem suam, et 
diadema auro obryzo gemmisque purpureis ornatum posuit super caput 
eius. . Helena autem mater eius dicebat ei: Haec tua erit et non mo- 
rietur nisi in fine mundi etc. (c. XXV, Migne 89, p. 123). Dasselbe 
erzählt nach dem heil. Aldhelmus Wilhelm v. Malmesbury IV $ 354 
(Migne 129, p. 1307— 1308). Vergl. dieselbe Legende in der Repkauischen 
Chronik und bei Heinrich von Miinchen.') Es ist bekannt, dafs in 
der byzantinischen Dichtung, wie in der Kunst, die Städte immer als 
weibliche Figuren dargestellt sind.?) 

Der Anteil, welchen die Adler an der Gründung einer Stadt nelımen, 
ist ein episches Motiv aus der klassischen Epoche, welches wir auch in 
byzantinischer Zeit sehr oft finden. Vgl. u. a. Malalas bei der Gründung 
von Antiochia (Bonn. 199 — 200), bei der Gründung von Laodikea 
(203) u. s. w. Woher der Diener Euphratas kommt, bin ich aulser 
stande nachzuweisen. 

Hier schliefst der erste Teil unserer Chronik; der zweite hat seinen 
eigenen, mit roter Tinte geschriebenen Titel: 

°Ed@ sivaı of fuorisis yeyoauuévor nag’ Övoue Goo ¿Buoílevouv 
chy ab) v Kavoravıvovnoiıv xal xócovs yodvovg è xad” Evas. 

1) S. Mafsmann, Kaiserchronik III 868—869, 871. Die Kaiserchronik selbst. 
kennt die Legende über die Begründung von Konstantinopel nur in ihrer ein- 
fachen Gestalt: 

10, 445. Troie wolde er (Konstantin) búwen; 
dò erschein im in triuwen 
der engel von himele etc. 

Dass. in der prosaischen Redaktion: Mafsmann III 842. 

Uber die anderen abendländischen Legenden von Konstantinopel vgl. Graf 
a. a. O. II 99. 

2) Vgl. Symeon Metaphrastes, Migne 116, 1296, wo die Stadt Thessalonike 
im Traum als die Tochter des Erzbischofs erscheint. 


312 I. Abteilung 


Der Chronist fingt mit demselben Konstantin an. 

Orav obv NHEANOEV «bros 6 ueyas Kovoravrivos ve Edy eis tè 
uéon tic ’Avaroiijs va xtion vadv rijg apius Osoróxov, Expate Zil- 
Beoroov tov mara ‘Pouns nal érapryyerdev avrod xodAd xal adv tot 
tors ¿Etyoev edyv rap avrod xual ovtwsg tov 019 dlovdzas 
TÜTE Tov Eyupıoev Ot. va Pooh piroav elo tiv xepadiv xal và in 
xai ébovorav ste tiv ‘Piounv xal Eis OAnv chy éxagylav avr và fu 
OLAEUN og nvevuarixdg marie xul tod facidéov éxiteoxos mi 
todro éxov ¿dwxev EEovoiav è peyas Kovoravtivos wg Baciledg xal 
étiunde LiABeorgoy rdv nanuv, To Ëxaue Dédovra và ruon rip 
doyueowovvnr, xal nica abioua Puordixòv dxod Eiyev 6 adrdg ypiou- 
avixwturos Basıkevg to (Hs. ra) Edwxe “al to (Hs. ta) Eyapıce va ti 
éyy «bros 6 nénag LiABeoroos xal ol diddoyo: adrod, Óxod và ap: 
yıegsVoovv toy Bodvoy rijs aùrijt Pouns‘ 6 de delos ZiAßeorgos div 
NPEANGE và qual tay pirpav xal dik Toüro rod Edaxe ve Yopi; ro 
A@gov Tor facrdixov els tv xepadiy dxod roy ¿pópuev 6 facidet;. 
Kal dxovoare tí Equeveveras ¿pos (rote Tinte). Agog Aéyeru 
Eva Aovpl mAutò orpoyyvlov Y Eva Eovdpr, TO dxoiov épogodoar el: 
THY xepodiv pera ALPav tipiov xal papyaprrápor. 

Der Anfang der Erzählung ist eme andere Redaktion der Legende 
über die Gründung Konstantinopels, wo dieselbe mit der Silvesterlegende 
verbunden war; aber der Verfasser bemerkt bald die Wiederholung und 
vermeidet sie auf ziemlich naive Weise, indem er vaòv tig dpius Os 
róxov statt addi ris ayiag Oeordxov einsetzt. 

Über die Silvesterlegende sagt Graf a. a. O. II 86: 

La leggenda che fa Costantino battezato e guarito da San Silvestro, 
comparisce già prima dell'anno 530, negli Acta Silvestri, giudicati 
apocrif nell Opus Carolinum, dove Carlo Magno confutò le decisioni 
del secondo concilio di Nicea, Di questi atti esiste una versione greca 
(pubblicata dal Combetis, Illestrium Christi Martyrum lecti triumphi. 
Parigi 1660 p. 258—336), la quale procacciò la diffusione della leg- 
senda in Oriente. 





Theophanes sagt: wot dè a«lydeoregov paivere rd Ind ZiApéeorgor 
ev Pour PePanticita «drv (sc. Kovoravrivov, Bonn. 25, val. i. 
Georgios Monachos bringt die ganze Legende ausführlich (383 fi: 
Kedrenos (ed. Bonn I 475) wiederholt sie, freilich sehr verkürzt u. s. w. 
Es ist bemerkenswert, dafs trotz dieser Autoritäten die Erzählung 
von Konstantins Aussatz und Genesung sich in den byzantinischen 
Chroniken der späteren Zeit nicht findet !); m unserer Chronik ist davon 
1, Aulser der Ehrfureht vor dem heiligen Konstantin und dem Hasse gegen 
Rom hat bier auch wahrscheinlich der Widerspruch zwischen der Rreuzerscheinung 


A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 313 


nur noch eine leichte Spur vorhanden in den Worten: ¿Exrtnoev edyhy 
xag’ adrov. 

Weiters ist in der oben angeführten Erzählung interessant das 
Bestreben, die Tradition über die berühmte Schenkung Konstantins 
griechisch zu färben: Silvester werde in Rom und in seinem Gebiet 
herrschen, aber nur als row Baordéov éxiteoxos. 

Was den „Loros“ betrifft, so ist er nur das äufsere Zeichen der 
Schenkung!); diadema imperiale als solches ist natürlich im Occident 
gut bekannt.?) Den Abschnitt über Konstantin den Grofsen schliefst 
der Chronist mit der kurzen Erzählung von der Auffindung des Kreuzes 
und mit noch einer kürzeren von der ersten Synode. Also findet sich 
in unserer Chronik keine Erwähnung davon, wann Konstantin getauft 
wurde und warum er die Weltstadt verliefs; in der volkstümlichen Tra- 
dition des katholischen Abendlandes ist die Ursache dafür sein Wunsch, 
Rom dem Papst zu übergeben. In der Kaiserchronik (10, 426) sagt 
er dem Silvester: 

Ich bevilhe dir min riche, 
Unz ich wider zu dir kom ete.°) 

Das byzantinische Morgenland kennt einen anderen Beweggrund; 
nach Chron. Pasch. (ed. Bonn. 517): Kuvoravrivos Exrıoe to Bvfdvriov, 
xonoudv eiAnpws Ot. andAluo®ar pelle. Y Baotdeca “Pouns. 

Über die Nachfolger Konstantins des Grofsen giebt unsere Chronik 
meistens nur sehr kurze Notizen, mit der Chronologie, welche gewöhn- 
lich mit jener des Chron. Pasch. übereinstimmt und mit der Angabe, 
ob der erwähnte Kaiser orthodox oder häretisch war (wenn häretisch 
— von welcher Häresie er befleckt war; wenn orthodox — in welchem 
Grade: 6o8ddotos, ¿edodotdraros, evosfeotatos; der tiefste Grad ist 
bezeichnet durch afgerixdg didBodog oder tod duapBôlov xarorxntyeLoy). 
Solchen Kaiserkatalogen mit ähnlichen Bemerkungen begegnen wir sehr 
oft in byzantinischen Miscellenhandschriften.*) 

In unserer Chronik finden sich bei einigen Kaisern, und nicht 
immer bei den berühmtesten, kleine, bisweilen sehr interessante Er- 
zählungen. Über Julianus zum Beispiel giebt die Chronik nur eine vage 


und dieser abendländischen Legende ‚Einflufs gewonnen. Diesen Widerspruch 
vermeidet die spätere französische Tradition; sie läfst den Konstantin mit dem 
Aussatze bestraft werden dafür, dafs er nach der Kreuzerscheinung sich nicht zur 
christlichen Religion bekehren wollte. Graf a. a. O. 11 80. 

1) S. Ducange, Gloss. s. v. 

2) Graf a. a. O. II 98 u. Anmerk. 

3) Cf. Graf II 99 und eine andere Überlieferung ebenda 109. 

4) 8. z. B. Cramer, Anecdota Oxon. IV 249 ff. (ex cod. Bodl.). 

Bysant. Zeitschrift I 2. 21 


A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 315 


Leider sagt J. Psichari nicht, auf welchen Kaiser sich die von ihm 
gedruckte Erzählung von dem Wunderspiegel bezieht; aber es muls 
wohl Michael, Sohn des Theophilos, sein, und die Anekdote hat daher 
eine historische Grundlage: die Vernichtung einer gewissen Art tele- 
graphischer Verbindung, die gegen die Sarazenen Kleinasiens gerichtet 
war; hierüber erzählt Theophanes Continuatus (ed. Bonn. 198): 68ev tva 
pre tig TÓV aAvTOD dyavwmv anokıundvoro wir ido re tv Exsidev 
évuapüy xpocxmixtov yalagorégous moujon toùs Beards, unxéri Tode 
xAnowttovras pavods évepyeiv npodttatev dida oy Badeia xal Andy 
tà tovebra aaguxalvpO var paxod. 

Zum Schlusse móge ein Inhaltsverzeichnis der letzten Kapitel unserer 
Chronik folgen. 

Zei. 204° IloAsuog xara tig Kovoravrivovadisos. 205° Teyvn 
Davuxorn tóv ‘Popoiov. 205° Meyadntega reyvn tüv Tovoxor. 
207° Kaxn avußovAn. 209" Ildre Enaodn y rmóles. 212° "Y tije peya- 
Aopuytas xal dvdgiag tod BacılEws. 213% ’Ain9ès Toüro, Ste roy 
Baoılda ¿xopav; 214° “Ore tv xepainv rob Baotdéag Epegav ets tov 
ZiovArdvov. 215° "2 rode EAssıvodg üpyovras. 216" Tevea adrod tod 
Zovirdvov xródev xarayeraı, xal note ¿dafov tiv Bacideiav ol xgo- 
aétoges a«vrod xal Sti ano tovtoy tov ’Uruavnv itoquoev À faordeia 
zóv Tovegrov. — BaorAeia Oruavn. 211” Buordeia Opyévn. — leet 
andre Entodn % Iloodoa xal xôcov Biov sigev. 218° Buoideia ’Auov- 
odın. 219 Bacileia Mrapiatitn. uadyn. 220° Iléleuog xai ón 6 
Zovirdvog Evinndn. 220° Buorleia Mequetn. 221° Buoileía ‘Auov- 
on‘ nédeuos Oeooalovixns. 221" "2 tig xoddoewg tdHv xaloyiçor. 
224° "QQ xaxn ovußovin xul doy) Eis voy Ödeonornv. 227% Buordeta 
Mzapiotitn. 228° To xara ris Medovns. 228” @oîjvos. 220” Kare 
rod Navaklov. 230° Bacideia Zediun. 231% Baordeta Zovisiuevn. 
231” dre &ndodn n Pódos. 232" Mdyn pera tüv Beverinwv. 233° Ayer 
tov Zovirdvov pera tov Bevetixov. 234° BaorAeia Zediun. 235° Magn 
peta tv Beverixov. 235° Ilôre éxdgdy y Kúxgos, xal zó00s Auòs 
Frov. 237° Baardela Zovirav Movoarn. 


München. Alex. Kirpitschnikow. 


21? 


Uber den Verfasser des Spaneas. 


Bekanntlich weifs man nicht, wer den Spaneas verfafst hat, noch 
an wen er gerichtet ist. Sathas meint, der Verfasser sei nicht der 
Kaiser Alexios, sondern sein Enkel, der Sohn des Kaisers Johannes, ge 
wesen!); doch Legrand (Bibl. gr. vulg. I p. IX) läfst diese Annahme 
nicht ohne weiteres gelten und glaubt, es sei vorläufig verlorene Mühe 
die Frage weiter zu verfolgen. Psichari?) glaubt, der Titel dieses Ge 
dichtes sei eine Art Etikette geworden, die man nach Belieben für 
jede Sammlung paränetischer Verse verwenden konnte. Bestärkt wurde 
er in dieser Annahme durch die Oxforder Version, welche zwar den 
Namen und Titel beibehält, im übrigen aber ihre eigenen Wege geht. 
Psichari hält den von Legrand veröffentlichten Text für den wiehtigsten 
und die Sprache für altertümlicher als die des Prodromos; er schliefst 
daraus, dafs die Abfassung nach aller Wahrschemlichkeit in das Ende 
des 11. Jahrhunderts zu setzen sei; doch sei die Frage, ob Alexios I 
Komnenos als Verfasser gelten dürfe, noch emgehender zu untersuchen. 
(Essais I 22.) Dazu mufs noch bemerkt werden, dafs die Prodromos- 
handschriften stark von einander abweichen; die Texte haben von 
später lebenden Skribenten eine Verjüngung erfahren, so dafs es nicht 
möglich ist die Chronologie dieser Sprache genügend festzustellen. 
Karl Krumbacher (Gesch. der byz. Litt. 397) bestätigt, dals über die 
Frage nach dem Autor und dem Adressaten noch undurchdringliches 
Dunkel herrsche. Dieses Dunkel beginnt sich jetzt, nachdem einige 


bisher unbekannte Handschriften ans Licht gekommen sind, aufzuklären, 

1) Kar’ éuè montis sivar’Arébiog, oby) à adroxgaroo, «id? vidg tod avroxgdrogos 
"Imavvov tod Kouvnvoù, Erousvog de avepids tod Ouwvyvuov aitoxeatogos. Kare xäcur 
di BeBcadtnta énoreiver tag Éuuéroovs vovdecias adrod eig roy A veYLÒv abrow Nixy- 
000» Bovévriov, tòv viòv tod Niunpogov Bevevviov xa tijs"Avvns Kouvn vis. Wagner, 
Carm. gr. med. aevi, p. 1 Anm. Wir bemerken dazu, dafs Nikeph. Bryennios Il 
der Cousin, und nicht der Neffe des Alexios K. gewesen ist; es fragt sich, ob 
Gvepiós im weiteren Sinne zu fussen ist. Sathas hat hier den von ihm kopierten 
cod. Marc. el. XI 24 vor Augen, auf den wir ausführlicher zu sprechen kommen. 

2) Mélanges Renier, Bibl. de l'Ecole des Hautes-Etudes, fasc. 73, Paris 1887 
p. 261—283. 


J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 317 


und es wird sich im Folgenden zeigen, dals die Vermutung von Sathas 
das Richtige getroffen hat. 

Veröffentlicht sind bisher folgende Handschriften: codd. Paris. 396 
und 2027 von Legrand; cod. Paris. 2909 von Maurophrydis, cod. Marc. 
el. XI 24 und cod. Vindob. theol. 244, beide von Wagner. Ferner sind 
bekannt: cod. Neapol. III A. a. 9 und cod. Cryptoferratensis Z a 44, die 
Lambros herausgeben wollte; dazu der erwähnte Oxoniensis. Der freund- 
lichen Mitteilung von Prof. Krumbacher verdanke ich die Kenntnis von: 
Cod. Vindobon. theol. 193, cod. Vindobon. Suppl. 77, cod. Vallicellianus 
C 46 und cod. Marc. Cl. VII 51; zu diesen kommt noch hinzu: Cod. 
Palat. 367, cod. Vaticanus gr. 1276, cod. Barberinus II 99 und eine 
freie Bearbeitung von Falieri im erwähnten cod. Vallic. Wir hätten 
somit sechzehn Versionen desselben Gedichtes, eine Zahl, die 
sich, wie ich glaube, durch eine sorgfältige Prüfung der Bibliotheken 
Italiens noch erhöhen lifst. Diese stark von einander abweichenden 
Versionen bieten ein nicht geringes Interesse für den Sprachforscher — 
und für den Kulturhistoriker. Man kann die Wandlungen dieses Ge- 
dichtes vom 12. bis zum 16. Jahrhundert verfolgen, die Entwicklung 
des Vulgäridioms während dieser Zeit beobachten und den Niedergang 
des geistigen Lebens in Griechenland an diesem einen Beispiel klar 
genug erkennen. Es wird sich daher lohnen die Sammlung dieser 
Texte noch weiter fortzusetzen; es ist auch meine Absicht dieselben 
in einer Gesamtausgabe zu vereinigen. 

Betrachten wir zunächst in dem schon gesammelten Material die 
vorangehende Widmung, um einigen Aufschlufs über die noch offen 
stehende Autorfrage zu erlangen. 

Der älteste Text ist nach aller Wahrscheinlichkeit der von Legrand 
publizierte; doch da er sich als ein Fragment ausgiebt (éx tod Zravéa), 
ohne Einleitung ist und, wie ich glaube, auch im Innern Lücken hat, 
so läfst sich aus ihm nichts für die Chronologie gewinnen. Nach 
Inhalt, Form und Sprache kommt ihm am nächsten der Vat. 1276, 
der andererseits eng verwandt ist mit dem sehr lückenhaften Text im 
Basilianerkloster von Grottaferrata. In diesen beiden Texten ist die 
Einleitung klar und deutlich, während sie in allen andern schlecht 
überliefert ist, und bisher nur Mifsverständnisse erzeugen konnte. Wir 
sind durch sie, wenn ich nicht irre, auf die richtige Spur geführt 
worden. Die einleitenden Verse lauten im letzteren (fol. 73”) 

Igual xal oriyoı didagiio xal vovteciag Adyoı 
"Areklov tod Kouvnvod tod paxagiov Exstvov, 

tov Övrog peyddov Eis podvndıv nal svveciv mavtolav, 
mods toy Tod apiyannog viòv xal xouvnvòv untgddev, 


J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 319 


Schwester Maria und starb; hier ist die Zeitangabe zuverlässiger, da 
es sich zweifellos um ein kurz nach Johannes’ Tod erfolgtes Ereignis 
handelt. Da die Stelle des Kinnamos ausführlich über diejenigen han- 
delt, welche wir als Vater und Mutter unseres Spaneas bezeichnen 
möchten, teilen wir sie in der Übersetzung mit (ed. Bonn. S. 36, 
20—38, 5). 

„Als das Werk im Gange war (es handelt sich um die Gründung 
eines Städtchens in der Gegend von Melangia), wurde dem Kaiser 
Manuel mitgeteilt, dafs des Johannes älteste Tochter, die Gattin des 
Cäsaren Rogerios, lebensgefährlich erkrankt sei. Um das begonnene 
Werk so weit als möglich zu fördern, verweilte er noch ein wenig 
und eilte dann nach Byzanz. Aber inzwischen hatte jene schon dem . 
Tode ihren Tribut gezollt. Sie war eine hochsinnige Frau, von starken, 
männlichem Charakter. Da ich auf diesen Punkt zu sprechen ge 
kommen bin, fällt mir eine von dieser Frau vollbrachte That ein, über 
welche man noch in künftigen Zeiten staunen wird. Zu jener Zeit 
nämlich, als nach Johannes’ Hinscheiden der neue Kaiser sich noch 
nicht in der Hauptstadt gezeigt hatte, heifst es, habe der Cäsar 
Rogerios die Blicke nach der Königswürde gerichtet und eine Anzahl 
Soldaten und sonstiger Anhänger um sich gesammelt, unter denen sich 
auch einer seiner Landsleute aus Italien befand, ein Jugendgenosse, 
den er schon von den Zeiten seines Vaters her gekannt hatte. Die 
Zahl seiner Anhänger belief sich auf vierhundert. Der Italiener ent- 
stammte einer glänzenden und ruhmreichen Familie; er hatte einst 
über Capua, eine wohlbevölkerte und glückliche Stadt, geherrscht. Der 
Grund seines Aufenthaltes in Byzanz war folgender: Zur Zeit als 
Roger, der Herrscher von Sizilien, dessen wir später gedenken, wenn 
wir über die italienischen Kriege berichten werden, sich nach der 
Herrschaft über Capua gelüsten liefs, bedringte er ihn mit Kriegen. 
Darauf entfloh dieser (der Italiener), nachdem er den Mut verloren 
hatte, nach Byzanz. Solches wurde also zu Gunsten des Cisaren be- 
trieben. Nachdem aber seine Gemahlin sah, dafs er trotz wiederholter 
Warnungen hartnäckig blieb, mit aller Macht nach der Herrschaft 
strebte und nicht gesonnen war, es ereigne sich, was da wolle, von 
seinem Plan abzustehen, zeigte sie den Anschlag der Behörde an, 
indem sie sich als die Melderin zu erkennen gab. Dabei bemerkte sie: 
entweder überliefert ihr mir den Gatten, oder ihr werdet auf alle Weise 
Sorge tragen müssen, dafs die königliche Würde für meinen Bruder 
gewahrt bleibt. Dies waren ihre Worte; jene aber benutzten alle 
Mittel, um des Cäsaren habhaft zu werden, und als dies gelang, führten 
sie ihn unter einem Vorwande nach einer unweit von Byzanz liegenden 


320 I. Abteilung 


Vorstadt. An diesem Ort angelangt, liefsen sie ihn daselbst zurück 
und gingen dann wieder nach der Stadt.“ 

Ich glaube hier des Zusammenhangs wegen Baotdeta lesen zu 
miissen'); die lateinische Übersetzung sagt: oder ihr werdet die Kônigs- 
tochter für meinen Bruder erhalten müssen. Kinnamos will doch hier 
ein Beispiel von Marias männlichem Mut anführen, weswegen er diese 
sagen láfst: mit meinem Gatten will ich schon selbst fertig werden, wenn 
ihr ibn mir überlalst; wenn nicht, so wahrt die Rechte meines Bruders. 
Du Cange, der in der Anınerkung zu diesem Passus mit grolser Ge 
lehrsamkeit nachweist, dafs der aus Capua vertriebene Fürst nicht 
Roger, sondern Robert geheifsen habe, scheint hier zu irren. ’IreAıarrs 
‚kann sich doch nicht auf “den Cäsar Roger, der durch seine Ver- 
schwägerung mit Manuel als Rhomäer gelten mufste, sondern nur auf 
den kurz vorhergenannten Jugendgenossen Rogers beziehen. Wozu 
hätte Kinnamos überhaupt den „Italiotes“ in Erwähnung gebracht, 
wenn er nicht etwas Besonderes von ihm zu berichten hätte? Wie 
dem auch sei, an der Sache wird dadurch nichts geändert, da von Du 
Cange an der nämlichen Stelle der historische Beweis geliefert wird, 
dafs der Cäsar Johannes Rogerios nie über Capua geherrscht habe; 
dieser Fürst hiefs, wie gesagt, Robert, und es ist in derselben An 
merkung von einem Prinzen Robert die Rede, der am Hofe Manuels 
gelebt haben soll. Die Frage über die Herkunft des Cäsar Rogerios 
und seine Verwandtschaft mit Roger von Sizilien bleibt aber immer 
noch im Dunkeln. 

Die von Rogerios angezettelte Verschwörung scheint für diesen 
keine nachteiligen Folgen gehabt zu haben.”) Politische Gründe schei- 
nen hier mafsgebend gewesen zu sein; denn nach dem Tode Marias 
tritt er noch einmal auf. Manuel will um ‘das Jahr 1152 um jeden 
Preis Antiochien gewinnen, und diesmal nicht durch Waffengewalt, 
sondern durch eine Verschwägerung mit seinem Hause; nun wird 
Rogerios, der immer noch als ein Mitglied des kaiserlichen Hauses be 
trachtet wurde, vorgeschoben; dieser gräzisierte Lateiner sollte sich mit 
Konstanza, der Erbin von Antiochien, vermählen; doch Konstanza fand 
wenig Gefallen an dem schon allzureifen Manne. Damit hatte Roger 
seine Rolle in der Familienpolitik der Komnenen ausgespielt; von einer 
Krankheit befallen, liefs er sich die Haare scheren und legte das 


1) Im cod. Vat. 163 f 221 steht an dieser Stelle 7° Baot4; die nämliche 
Abkürzung auch einige Zeilen weiter oben: quoi tóv xalsaga ‘P. tH BaotA. 

2) Bei einer feierlichen Gelegenheit: nämlich als 1144 der Patriarch Kosmas 
Attikus abdankte, nalım Rogerios den Ehrenplatz neben dem Kaiser Manuel ein. 
Du Cange, in der schon erwähnten Anm. 


J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 321 


schwarze Gewand an (d. h. er zog sich in ein Kloster zurück. Kinn. 
S. 123 ed. Bonn). Doch auch andere und wichtigere Gründe kamen 
in Betracht; an einer andern Stelle heifst es: Konstanza änderte ihre 
Gesinnung und vermählte sich mit Rinaldus; dies that sie in Überein- 
stimmung mit ihren Unterthanen, welche fürchteten, sie würden, wenn 
die Ehe mit Rogerios zu stande käme, dem Kaiser zinspflichtig werden. 
(Kinn. S. 178.) Schliefslich bemerkt noch der Herausgeber des Recueil, 
hist. grecs II 284 C, Johannes habe dem aus Capua vertriebenen Roger (?) 
die Cäsarenwürde verliehen, weil er hoffte, durch ihn seinen Plan zu 
verwirklichen und in die italienischen Angelegenheiten eingreifen zu 
können. 

Von Alexios wissen wir sehr wenig; er teilte mit seinem Vater 
die Königswürde, doch wohl nicht auch die königliche Machtvoll- 
kommenheit, und begleitete ihn auf seinen Kriegszügen in Kleinasien. 
Kinnamos falst sich sehr kurz: die Krone sei Alexios, dem ältesten 
Sohne, zugefallen (S. 23); aber noch nicht hatte Johannes Kilikien er- 
reicht, als er seiner beiden ältesten Söhne beraubt wurde, und bald 
darauf selbst infolge eines Jagdunfalles seinen Tod fand (S. 24). Ni- 
ketas berichtet das Nämliche, aber in echt byzantinischer Weise hebt 
er die Attribute der königlichen Würde hervor!) und fügt blofs hinzu, 


1) Kal rare è opérer naidov 6 Bactleds odrog pavels To uèv roonuovie 
xr yéveaio (AllEıog Tode To dvopa) roppveldos perédane, nal mediloıg Épv- 
Boots dxodeloPar dıapime tà &pden rod chuatos, nal cvvevpnusicdai ol rapeiyev, 
danvina ‘Poualov abroxedctme Exsivos Ind tay ovveleypévoy Sylov «»nyogevero. 
Niketas 23, 16. — ’Ev dè rols xarpols roiode rdv Blow pernilatev Ö memtotoxos 
viög rod Bactléing ’Aldkıos, © na) perédwnev obros Éoudood redllov xal porve- 
aldog facilixis: av 3° bkéov Tv nal un qoovícov tó véonua, td dt Eidog mvestòs 
exarylfmy nal os &ugordier ti) nepalÿ émidéuevos. Nik. 51, 10. Die Purpurschuhe 
als Abzeichen der königlichen Würde spielen in Byzanz eine ebenso wichtige 
Rolle als bei uns die goldene Königskrone. Itankabes schickt dem Prätendenten 
Leon als Zeichen seiner Abdankung tè tijg Baolelag ovufola ro dıadnnua, nV 
cloveyida (Purpurmantel) xal tè noxxofap nédila. Kedren. II 47, 14. Auch 
Manuel träumte als Knabe, dafs er seine blauen Schuhe mit purpurnen vertauscht. 
habe, zddıla óxota Pacilevorv brodedio dar vouos. Kin. 23,10. Die hohe Bedeutung 
der Purpurschuhe ist immer dieselbe geblieben, vom Anfang bis zum Ende des 
byzantinischen Reiches. Und sie sind nicht in Byzanz aufgekommen, sondern 
von den römischen Kaisern übernommen worden, und diese wiederum haben diese 
uralte Sitte von den Königen von Alba Longa entlehnt, wenn man sich verlassen 
kann auf das, was Dio Cassius XLIII 43 über Julius Cäsar berichtet. Sie spielen, 
wie gesagt, eine hochwichtige Rolle in der ganzen byzantinischen Geschichte, 
wie es sich leicht durch zahlreiche Belege darthun liefse; sogar im Moment selbst, 
als das Reich in Trümmer sinkt, treten sie noch einmal in höchst tragischen 
Umständen auf. Bei der Einnahme von Konstantinopel konnte unter den vielen 
Gefallenen die Leiche des letzten Konstantin Paläologos nicht anders als durch 


322 I. Abteilung 


Alexios sei rasch von einem Fieber dahingerafft worden, und sein 
Bruder Andronikos sei ihm bald nachgefolgt. Du Cange berichtet 
noch in den Familiae byz. p. 179, indem er sich auf Anna Komnena 
II 149, 18 beruft, Alexios und seine Zwillingsschwester Maria seien 
um 1106 zu Balabista in Makedonien geboren worden, und Alexios 
sel in Attalia, der Hauptstadt Pamphyliens, dem Fieber erlegen. Bei 
der nämlichen Gelegenheit bemerkt er noch, dafs unter Isaak Angelos 
ein falscher Prätendent aufgetreten sei, der sich für Alexios ausgab 
und mit grofser Geschicklichkeit dessen blondliches Haar, sowie sein 
Stottern in der Rede nachgeahmt hätte. Dies ist ein Irrtum, denn in der 
Stelle des Niketas, p. 549, 10, auf die er verweist, heifst es ausdrücklich: 
avríxa yao tig "ARÉEL08, Eavrov Acyav eivar viòv tod av ‘Popaiar 
adragyhoavros Kouvnvoo MavovnA ... Es kann sich natürlich nur 
um Manuels Sohn, Alexios II, handeln. Der Alexios, mit dem wir 
hier zu thun haben, stirbt um 1142; er hätte also das Lebensalter von 
36 Jahren erreicht. Weitere Notizen über das Leben von Alexios und 
Maria finden sich bei Miniati: Le Glorie cadute dell’ Antichissima ed 
Augustissima Famiglia Comnena etc. in Venetia M. DC. LXII. Leider 
erfahren wir hier nicht die Quellen; überhaupt ist dieses Werk mit 
der gröfsten Vorsicht zu benutzen. Es enthält ein kunterbuntes Ge 
misch von Widmungen, Gedichten und Dissertationen, die sich jedoch 
alle in irgend einer Weise auf den Dominikanermönch Vincentius 
Comnenus beziehen.') Die beiden auf Alexios und Maria beziiglichen 
Stellen lauten: 

Alessio Comneno, Protostratore, primo genito di Giouanni Impe- 
radore, riuscì Prencipe molto saulo, e Religioso, che perciò fu amato 
da tutti generalmente, et in particolare dall’ Imperadore suo Padre, il 
quale Phaueua honorato delle calze rosse, ch'erano insegne della futura 
dignità Imperiale. La morte intempestiua li tronc il filo di così alte 
speranze sul bel fiore de’ suoi Anni, compianto vniuersale di tutto 
l'Imperio. O che gran beneficio ne sarebbe risultato (s'Egli hauesse 


das wesentlichste Abzeichen der königlichen Würde, die Purpurschube, erkannt 
werden. Phrantzes 291, 6 ed. Bonn. Damit sind sie aber noch nicht abgethan; 
von den byzantinischen Kaisern gingen sie auf die Fürsten der Bulgaren über, 
wie Korais, Atakta I 92 versichert. — Jetzt scheinen sie im Orient von allen 
Ständen und am meisten von den niedrigen getragen zu werden, wenn sie das- 
selbe sind wie die heutigen réegovyie, die auch aus rotem Leder gefertigt sind. 
Doch sind diese vielleicht durch die Türken eingeführt worden. Es ist mir jetzt 
nicht möglich diese Frage weiter zu verfolgen. 

1) Für den letzten Spröfsling des Kaiserhauses wird Johannes (1657 —1719, 
der Verfasser einer Biographie, gehalten. Vgl. Krumbacher, Gesch. der byz, 
Litt. p. 99. 


J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 323 


soprauissuto;) non solo all’ Imperio; ma ancor’ & tutta la Christianità, 
per le sue Religiose, e sauie risolutioni. Lassò della sua Moglie Elena 
Canthacuzena figliuola d’Alessio Protostatore, Prencipessa degna d’vn . 
tal marito, due figliuoli, Andronico e Maria. Parte I p. 38. 

Maria Comnena quinto genita dell’ Imperadore Giouanni, la quale 
non fù niente inferiore nelle doti, così di corpo, come d'animo, e di 
tutte Valtre nobili prerogatiue, all’ altre Prencipesse Comnene. Fü data 
dall’ Imperadore Manuele suo fratello, per Moglie a Costantino Lascari, 
famoso Capitano, per hauerlo difeso valorosamente da’ nemici, in com- 
pagnia de’ Caualieri Costantiniani, in quella perigliosa battaglia, che 
faceua contro Saladino Re Turco. Da questa hebbe Costantino alcuni 
figliuoli, ma quelli, che soprauissero furono cinque, cioè Manuele, An- 
dronico, Alessio, Theodora et Anna. p. 30. 

Nirgends finden wir, heifst es in einer Anmerkung des Recueil, 
hist. grecs II 187, Johannes gemeinschaftlich mit seinem Sohne auf 
Münzen abgebildet. Doch für das, was uns hier fehlt, finden wir in 
einer der vatikanischen Bibliotheken eine reichliche Entschädigung. 
Im cod. Urb. 2, einer Pergamenthandschrift aus dem 12. Jahrhundert, 
die viele vorzügliche Miniaturen enthält, ist Johannes und Alexios zu- 
sammen abgebildet. Das Bild nimmt die ganze Seite von fol. 19" ein. 
Oben ist Christus entblöfsten Hauptes auf einem Throne sitzend, zwi- 
schen zwei stehenden allegorischen Figuren abgebildet. Die eine links 
ist, wie die Überschrift meldet: % édejpoodvy, die rechts: 1) dıxauoodvn; 
über dem Haupte Christi: ICXC. Alle tragen blaue Mäntel; die beiden 
Figuren neben Christus haben eine hohe mit Perlen besetzte Krone 
auf dem Haupte. Christus breitet seine [inde wie zum Segnen aus, 
indem er sie auf die Häupter der unter ihm stehenden Kaiser legt; 
rechts von ihm steht Johannes, links Alexios. Beide tragen goldene 
Kronen, ein wohl ursprünglich dunkelrotes, jetzt braunes mit Gold 
durchwirktes und reich mit verschiedenfarbigen Edelsteinen und Perlen 
besetztes langes Gewand, aus dem die üblichen Purpurschuhe, ebenfalls 
mit Perlen besetzt, hervortreten. Johannes hat einen langen dunkeln 
Vollbart; Alexios ist bartlos; man erkennt in Johannes sofort den 
Älteren; sein Scepter ist auch länger als das seines Sohnes. Das Scepter 
halten beide in der rechten Iland und in der linken eine Purpurrolle. 
Beide stehen auf einer Art von Pfühl, der ebenfalls mit Edelsteinen 
und andern Ornamenten verziert ist. Alle Figuren sind mit grofser 
Feinheit ausgeführt, und die der Kaiser dürfen wohl als Porträts zu 
betrachten sein. Das Ganze hebt sich von einem reichen Goldgrund 
ab. Neben den beiden Kaisern stehen die Worte: (odvvys Ev yorora 
tb ded motos faordeds noppvpoyevvnrog xal avroxpatag tüv 6w- 





J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 325 


ahnen können. Nur läfst sein gänzliches Schweigen über die Ursachen 
seines Kummers vermuten, dafs er sich etwas habe zu Schulden kommen 
lassen, einer Intrigue zum Opfer gefallen sei oder sich mit seinem 
Vater entzweit habe. Die Worte rot oxdétove pov ¿auxdda, die er an 
seinen Neffen richtet, klingen fast, als ob sie im Kerker geschrieben 
wären. Der Grund des namenlosen Schmerzes des unglücklichen Fürsten 
wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. — Das dem Pseudoisokrates 
xeog Anuóvixov nachgebildete Gedicht konnte schon früher vorhanden 
gewesen sein, da es einen durchaus nüchternen, praktischen und ob- 
jektiven Charakter zeigt; man miifste dann annehmen, dafs Alexios, als 
er sich dem Tode nahe fühlte, in wehmütiger Erinnerung die Einleitung 
dazu verfafst habe, um dem Ganzen einen persönlichen Charakter zu 
geben. Das Gedicht läfst sich nach dem Vorhergehenden in drei Teile 
gliedern: 1) die wenigen Verse, welche die Widmung enthalten, 2) die 
darauf folgende Einleitung, in welcher der Verfasser sein persönliches 
Verhältnis zu dem mit aacdévy uov oder vie pov angeredeten Ver- 
wandten darlegt, 3) den Hauptteil, wo in ganz sachgemälser Weise 
Vorschriften erteilt werden, wie man sich in den verschiedenen Lagen 
des Lebens zu verhalten habe. In diesem Teile begegnen wir einer 
relativen Gleichförmigkeit in allen Versionen; das persönliche Element 
tritt fast immer hinter den in natürlicher Ordnung folgenden Mahnungen 
zurück. Alle Versionen beginnen hier mit dem gleichen Verse: 

IIgd navrav ¿ye tod Veod tov Poßov elg tov vovy dov 
welcher auch den Anfang zu dem von Legrand edierten Spaneas- 
fragment bildet. Dieses wäre, wenn nicht anderweitige Gründe vor- 
lägen, als ein selbständiges Ganzes zu betrachten. — Nach diesem 
dritten Teil findet sich oft noch eine kurze Aufforderung, der Knabe 
möge sich die guten Ratschläge zu Herzen nehmen. 

Es fragt sich jetzt, ob alle uns bisher bekannten Versionen darin 
einig sind, das Gedicht dem nämlichen Verfasser zuzuschreiben. Dazu 
wird es nötig sein, die allen voranstehende Widmung näher zu be- 
trachten; man wird dann aus allen einen mehr oder minder deutlichen 
Anklang an die ursprüngliche Version erkennen. Wir beginnen mit 
dem cod. Neapol., wo die Widmung schon in Prosa aufgelöst und von 
einem unzuverlässigen Skribenten durcheinander gebracht ist. 

Ilagawvécsos Adyoı tod scopurárov xal Bavuaotod xvo dleËlou 
zoo oxavia"*) xal otizor didaxñs: xal rapoameécsms dAetiov rod 
xOMYNVOD' Tod uaxapiatetov Exsivov tod peyddov elo godvEoy xal 
xaidevoy 3 HUYTOLAV" Èyybvov TOV HAVEVTULODS ÓNYOS TiS OLAE- 





1) In | dieser Handschrift werden bestündig ı und & verwechselt. An dieser 
Stelle ist eher s zu lesen. 


J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 327 


Auch hier ist im letzten Verse ein verworrener Nachklang des Vati- 
canus und des Cryptoferratensis zu erkennen, wo unroödev und éy- 
yóvov eine befriedigende Erklärung finden. 

Der Vindob. Theol. 193 ist von Blatt 218 an sehr schadhaft, von 
Blatt 221" bis 223" in zwei Kolumnen geschrieben (27—30 Zeilen), zur 
Hälfte abgerissen. Der mit den übrigen Versionen verwandte, in ver- 
einzelten Versen sich treffende Text ist 221" von der ersten Zeile an 
lesbar, und beginnt: 

dotoùv dx Tüv borewv pov xal pedos Tic 0apxds pov 
Eine Einleitung ist offenbar auf der ersten, leider abgerissenen Ko- 
lumne gestanden. Das Stück, das wohl nur ein Fragment ist, schliefst 
f. 223" auf der halben Seite (Zeile 15) ab. 

Der cod. Vindob. Suppl. gr. 77 enthält die sogenannten Monita 
Spaniae an erster Stelle ff. 1—8. Die Überschrift lautet: río xup- 
auverixol tov yégou tov onavia, der Anfang: "Axovourte ti Enugpijyyeılev 
tov vlóv tov 6 onaviag üpywv elrov evyevixds ElaBe xal ro pads etc.!) 
Dieser Text, der übrigens Zravias als Verfasser nennt, wird jedenfalls 
auch eine metrische Bearbeitung sein, wenn die Verse auch in der mir 
vorliegenden Probe nicht deutlich als solche zu erkennen sind. Im 
Inhalt scheint er nach den eben mitgeteilten Anfangsversen von den 
übrigen Versionen erheblich abzuweichen. 

Der cod: Marc. VII 51, 13. Jahrhundert, nimmt eine selbständige 
Stellung ein; der Bearbeiter setzt den vulgären Text in die Hoch- 
sprache um und verwischt dadurch den ihm eigentümlichen Charakter, 
so dafs nur noch Übereinstimmung im Inhalt, aber nicht mehr in der 
Form besteht. Die Widmung wird nicht mitgeteilt; Titel und Anfangs- 
verse lauten (fol. 136”): 

Kalod mareos nupaivesis pds pilratov vita. — 

Téxvov uov nodmvorarov TÉXVOV NYanyuEvov 

xagdlas mou puyayaynua, puxijs rupupogia 
Der Text ist unvollstiindig erhalten und bricht plétzlich am Schlufs 
der Handschrift, fol. 137°, bei der Einleitung zur Roboamepisode, mit 
den Worten ab: 

Og thy Bovdny roovriunde véov tig TÓV yeodvt@Y 

Der cod. Barberinus II 99, 16. Jahrhundert, enthält ein Gedicht 
unter dem Namen des Spaneas: otiyoı xoditixol tod oxavia, das 
inhaltlich von den übrigen Versionen völlig verschieden ist; jedoch 





1) Die Notizen über die Wiener Handschriften wurden mir von Herrn 
Dr. A. Göldlin von Tiefenau, Custos der k. k. Hofbibliothek, mitgeteilt. Bei 
dieser Gelegenheit erlaube ich mir demselben meinen verbindlichen Dank für die 
mir erwiesene Gefälligkeit auszusprechen. 











J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 331 


haben. Wenn sich also diese Stelle auch sonst findet, wie z. B. im 
cod. Palat. 367, so entspricht sie keinem Bedürfnis, sondern ist ledig- 
lich aus der älteren Vorlage herúbergenommen; es läfst sich doch 
schwerlich annehmen, dafs z. B. der Sekretär Georg mit dem Cäsaren 
auf vertraulichem Fufse stand? Eine weitere Frage, welcher wohl der 
genannte Cäsar sei, ist nicht leicht zu beantworten; aufser Roger 
kommt nur noch N. Bryennios in Betracht. Die Verse: 

KOAAG Eye peya Övoun 0 xaîoag tov dovAeveLe 

eis dia tà Orgarıwrına xal Eis td xepadodiziv 
können sich eher auf N. Bryennios (der nach 1137 starb) und seine 
Feldherrnstellung, als auf den ziemlich unbekannt gebliebenen Rogerios 
beziehen. Es wird ausführlich gesagt, dafs der junge Prinz dem Cäsar 
diene, und damit wird wohl in diesem Zusammenhang seine Stellung 
in dem Heere gemeint sein; es war ja auch in Byzanz Sitte, dafs die 
Prinzen von königlichem Geblüt zum Heeresdienst herangezogen wurden.!) 
Wäre der Vater des Spaneas damit gemeint, so hätte sich der Dichter 
anders ausgedrückt. 

Wir müssen hier noch eines bisher unbekannten Gedichtes ge- 
denken, welches nicht als eine Version, sondern als eine Weiterbildung 
des Spaneas zu betrachten ist. Es enthält eine grofse Anzahl prak- 
tischer Ratschläge, auch über die Wahl einer Ehegattin, das cheliche 
Leben überhaupt und sogar über Kindererziehung. Der Verfasser, 
Marino Falieri?), richtet seine Ermahnungen an einen gewissen Marco; 
das Ganze ist ziemlich lang und bildet die Fortsetzung und Ergänzung 
zu der schon erwähnten Version im cod. Vallicel. Der Titel lautet: 
moimua tov evyeveotétov doyovtos uoio Magi Daudiégov und es beginnt: 

nica ayude didaoxchia xal ¿py xadoò mocyucrov f 411" 

diderar bx0 tod narodg viow Kal TOD @yiov IVEVUATOV: 

div dvapepro To Aouròv tig uodoes tóv EAANvo' 

0° adri» Tv Toda tiv Gyièv Tv TOOCEVIA uov xAivw... 
der Schlufs lautet: 

va unis els tov mapddercov uè trode «yuode ve wdAys f. 424 

TO QAAndoviu aloviov, noté va ui) TO OpdAns' 


1) So mufste der Sohn der Sebastokratorissa im Heere dienen, Neumann p. 69. 

2) Über diesen Autor vgl. Krumbacher S. 408 und Legrand, Bibl. gr. vulg. 
II, LXII. Im cod. Neapel. IT B 27 fol. 101"—118 findet sich ein neuer Text 
der allegorischen Traumgeschichte, welcher ziemlich genau mit den von 
Legrund aus dem cod. Ambros. Y 89 sup. mitgeteilten Bruchstücken überein- 
stimmt, nur ist der Schlufs in der neapol. Handschrift. vollständig erhalten. Die 
in dieser folgenden kleineren Liebesgedichte sind ihrer Spraehe und ganzen An- . 
lage nach wohl auch von Falieri zusammengereimt. Darüber ein anderes Mal. 

22” 


332 I. Abt. J. Schmitt: Ub. d. Vf.d.Span. E. Kurtz :jKrit. Nachl. z. Br. d. J. Bryennios 


txopovn x av ¿deumes, donida x Av Eyddm, 

va fovAnoci Óxov x av nd va anyévng ord Bad. 
Die Verse sind, wie man sieht, paarweise gereimt und die Sprache ist 
so volkstümlich, wie sie sich der Sprachforscher nur wünschen kann. 
Man erkennt auch gleich, dafs damals schon das geistige Leben auf 
einem niedrigen Niveau stand; das Gedicht ist im 15., vielleicht sogar 
im 16. Jahrhundert in einem von den Venetianern besetzten Teil von 
Griechenland entstanden. Wir haben es in ihm mit einem der letzten 
Ausläufer des vielgelesenen, vielkommentierten und Jahrhunderte lang 
als Erziehungsmittel verwendeten Spaneasgedichtes zu thun; das Werk 
Falieris, so bescheiden es auch ist, findet den ihm gebührenden Platz 
neben den andern Versionen und bildet den Schlufsstein des Ganzen. 


Rom. John Schmitt. 


Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios. 
(Vgl. Heft 1 S. 93 ff) 


Zeile 9 lies qacoets statt yacoors. 

. 171. zeons (späte Form für zagjode). 

. 19 L aad’ de statt &A1wg (“wenigstens so”). 
. 23 L róxov statt rúxov. 

. 30 1. ¿du statt do. 

. 31 behalte das überlieferte oradryoé bel. 

. 39 1. avroù statt «Vroòd. 

Z. 40 1. Exeivo (?) statt éxervou. Vor xal uellôvrov empfiehlt 
sich eine kleine Interpunktion; denn weAAörrwv ist nicht mit tev éx. 
dovAsvovr@v zu koordinieren, sondern bildet für sich (mit Ergänzung 
von nuóv) einen genet. absol. 

Z. 42 | éoyov statt ¿oyov. 


NNNN NN 


Riga. E. Kurtz. 


Die Synoden von Sidon und Tyrus. 


Vorbemerkung: Zu meinem Aufsatze: „Josua Stylites und die 
damaligen kirchlichen Parteien des Ostens“ B. Z. I 1, 34—49 hat mir 
Th.. Nöldeke eine Anzahl Berichtigungen übersandt, welche sich auf 
die Übersetzung der zwei Kapitel aus der syrischen Kirchengeschichte 
bezogen. Kurz darauf stellte mir derselbe Gelehrte eine vollständig 
neue Übersetzung beider Kapitel zu. Bei dem grofsen Interesse, welches 
diese Ausführungen des Zacharias von Mitylene!) sowohl für die Ge- 
schichte der monophysitischen Bewegung, wie für die Beurteilung der 
oströmischen Kirchenpolitik beanspruchen, habe ich, im Einverständnis 
mit der Redaktion, geglaubt, den Lesern der Zeitschrift einen Dienst 
zu erweisen, wenn ich ihnen die Übersetzung des berufenen Orienta- 
listen mit seinen Erläuterungen in extenso hier mitteile. H. G. 


I. Die Synode von Sidon (512). 
Land, Anecdota Syr. II 225 (Buch VII 10): 


... Er meinte aber auch von Flavianus, dafs er ein Häretiker sei. 
Und er schrieb und sandte Antreiber an Kaiser Anastasius, um ihn zu 
bereden, dafs eine Synode in Sidon abgehalten werde. So versammelte 
sich diese auf seinen Befehl im Jahre 560 der Antiochener. Und er 
instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und den Kozmas, 
einen dialektisch gewandten Mann aus dem Kloster des hl. Aqîbà von 
Qennesrin, der in Antiochia wohnte, und machte eine denaıs und legte 
sie dem Flavianus und der Versammlung der Bischöfe vor, die mit ihm 
in Sidon waren, und stellte weislich und konsequent?) in 77 Kapiteln 
schriftlich Vorwürfe zusammen und viele Aussprüche”) der heiligen Lehrer, 
welche die Vorwürfe wider die Synode von Chalcedon und den Tomos 
des Leo als richtig erwiesen, und gab [diese Schrift] der Synode; indem 


1) Über den syrischen Text schreibt mir Th. N.: „Der Text ist nicht überall 
in Ordnung; eine Revision der Handschrift würde vielleicht noch hier und da 
eine kleine Verbesserung ergeben, aber ein paar Fehler stecken wohl tiefer.“ 

2) == axolovdos. 

3) zeroes, eigentlich „Ausdrücke“. 


334 L Abteilung 


sie!) die Priester beredeten und beschworen, dafs sie Richtigstellungen 
machten, die Anstôfse aus den Wegen der Kirche fortschafften und sie 
(die Kirche) säuberten, indem sie offen die Synode verdammten. Aber 
Flavianus, der Oberpriester war, und einige der Priester, die mit ihm 
waren, hinderten die Sache mit den Worten: „Es genügt uns, das Buch 
des Diodorus?) zu verdammen und die Vorwürfe, welche von einigen 
wider die zwölf Kapitel des Cyrillus erhoben sind, und den Nestorius 
[zu verdammen|*), auf dafs wir nicht den schlafenden Drachen‘) auf 
wecken, und er durch sein Gift viele verderbe.“ Und so ward die 
Synode aufgelöst. 


II. Die Synode von Tyrus (513). 

Land, Anecdota Syr. III 228 (Bugh VII 12): 

Zwölftes Kapitel, welches über die Synode Kunde giebt, die in 
Tyrus stattfand in den Tagen der Lehrer Severus und Xenäjä und der 
Bischöfe, die mit ihnen waren, welche ausdrücklich und offen die 
Synode und den Tomos verdammten. 

Severus aber, der Nachfolger des Flavianus in Antiochien, war ein 
Mann, durch das Studium der griechischen Weisheit dialektisch ge 
wandt und weltentsagend und ein erprobter Mönch; ferner war er ein 
Eifrer im wahren Glauben, war gebildet und hatte auch mit Verständnis 
die heilige Schrift gelesen, sowie deren Auslegungen aus diesen alten 
Schriftstellern, den Apostelschülern: Hierotheus, Dionysius, Titus und 
auch Timotheus, und [die Auslegungen| der Spätern: Ignatius, Clemens, 
Irenaeus, Gregorius, Basilius, Athanasius, Iulius und der sonstigen 
Oberpriester und wahren Lehrer der heiligen Kirche, und wie ein 
Schriftgelehrter, der in der Kenntnis des Himmelreichs unterwiesen ist 
und aus seinen Schätzen Altes und Neues ausgiebt*), so hatte er auch 
viele Geschichten durchgemacht‘), und sie‘) waren in seinem Geiste 
klärlich festgegründet. 

Und dieser Xenájá war ein syrischer Lehrer‘), und was in dieser 
Sprache vorhanden, hatte er seinerseits mit Fleils durchgemacht; dazu 
war er in der Lehre des Diodorus und Theodorus und Sonstiger he- 

DD. h. er und die Mönche. 

2) „des Hauses des Diodorus* = ot reel tov Jıodapor. 

3) Der Text ist hier — aber nicht hier allein — nicht sanz richtig. 

4) Lies Ithanniná. 

5) Mtth. XIII 52. 

6) = studiert. 

MD. h. die Geschichten. 

8) Es wird der Gegensatz zwischen Xenájá und Severus hervorgehoben. 
Severus ist griechisch gelehrt, Xenájá nur syrisch. 


Th. Nöldeke: Die Synoden von Sidon und Tyrus 335 


wandert. Aber, wie die Thaten den Verständigen zeigten, war dieser 
alte eifrige Mann ein wahrhaft Gläubiger.') 

Dieses that man dem Kaiser Anastasius kund?), der mit voller 
Überzeugung die Synode von Chalcedon ausdrücklich verwarf. Da be- 
fahl er, dafs sich zur Feststellung des Nötigen eine Synode der Orien- 
talen in Tyrus versammle, und so versammelte sich [die Synode] der 
Bischöfe des Gebietes von Antiochien, Apamea, Euphratensis”), Osroëne, 
Mesopotamien, Arabien und Phónicien am Libanus. Und indem er?) 
die Wahrheit des Glaubens aufgehen liefs, legte er das Buch des Heno- 
tikon *) Zenons so aus, dafs es zur Abschaffung dessen gemacht sei, 
was in Chalcedon geschehen, und verdammte dort offen den Zusut, 
der zum Glauben gemacht war. 

Und die ganze Wahrheit verkündigten die Bischöfe, so versammelt 
waren mit Severus und Xenäjä, den gliubigen Männern und Lehrern®), 
die mit Eifer an der Spitze der Bischöfe standen. Und sie‘) schrieben 
‘Briefe der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und Timo- 
theus in der Hauptstadt. Auch Elias von Jerusalem stimmte damals 
zu; freilich ward er nach ganz kurzer Zeit vertrieben, und Johannes 
ward sein Nachfolger. Und so waren, mit Ausnahme des römischen 
Stuhls, die Priester wieder in dieser Glaubensübereinstimmung einig. 


Strafsburg. Th. Nöldeke. 








1) Die Pluralpunkte sind zu tilgen. 

2) So, wenn der Text in Ordnung ist, was ich bezweifle. 

3) „Euphratensia“ mit n. 

4) Wohl Xenájá [oder besser Severus IL G.]; überall steht hier der Sing. 
masc., sodafs die Synode, welche fem. ist, nicht Subjekt sein kana. 

6) Identitàtsgenitiv, d. h. wenn der Text in Ordnung ist. 

‘6) Apposition zu Severus und Xenájá. 

7) D. h. die Bischöfe insgesumt. 





K. Jirecek: Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfu: 337 


sowie ungewöhnliche Wörter, wie ‘loquia’ für ‘verba’. Zum Schlusse 
sei bemerkt, dafs dies unter den lateinischen politischen Korrespondenzen 
des 13. Jahrhunderts im k. k. Archiv zu Ragusa die einzige Papier- 
urkunde ist; auch die Notarialakten von Durazzo aus der Zeit vor 
König Manfred und den Angiovinen, die wir nächstens besprechen 
werden, sind auf Pergament geschrieben. 


—$—$<——— 


Nobili et sapienti viro d(omi)no Nicolao Tonisto comes!) Ragusii, 
iudicibus et consiliariis et uniuerso populo Ragusii ego Kalaiani, Komiano, 
Vatazi et cunto*) populo Corfianesi salut(em) et sinceram dilectio(nem). 
Literas, q(ue) uos misistis aput nos, libenter suscepimus eas et cum gaudio 
inteleximus ea et nobiles conciues nunziis u(est)ris loquia, q(ue) nubis 
loquta sunt, discrete et onorabiliter inteleximus, sieut sapientisimi et no- 
biles omines*) a d(omi)no Paulo Bozinoli et diomi)no Grubesca Balislaue 
audiuimus. Scias (sic) magnitudine u(estire, q(ui)a ila pax, que est inter 
nos et uos, firmiter fieret et modo per g(rati)a deo firmauimus ila melius 
quam unquam fuit. Sciat nobilitatem u(est)ra (sie), si aliquit (sic) practor 
fuit aput Corfus et fecit, qualiter qua non fuit razio(ne)*), nos nula audi- 
uimus, q(ui)a nos eredimus, q(ui)a omines Ragusii sunt in Corfus sicut 
Corfiatesis”). Et nos cuntof) populo Corfianesi, maiores et minores, in 
perpetuum firmiter stamus, et nos locuti sumus cum discertis (sic) nuziis 
(sic) u(est)ris omnia loquia n(ost)ra et omnia que dixerint ex parte nostra, 
loquia nostra sunt. Et credo in deo, q(ui)a d(omi)n(u)s Komiano et 
d(omi)no Vatazi multum amat uos, sicut lectis antea, et nos Corfiatensis 
credimus, ut ila amor, q(ue) abet d(omi)no Komiano super nos, similiter 
eredimus, ut abeat super uos, ut ciuitas Ragusii‘) et ciuitas Corfus sit una 
et omines Ragusei, qui ueniunt in partibus nostris, bene posu(nt)*) uenire, 
sicut in domo u(est)ra. Et deus det sanitas uobis et nobis. 

Rückseite (wenig lesbar: + ó6x..... tod Kogupod . . . .. 

Um den undeutlichen Rest eines kleinen schwarzen Wachs- 
siegels herum: 16 mav<evyeves?)ráto xóvro tig ¡weas tod ‘Payovotov 
T.. À0t..... oo. + 

Original auf Papier, 18,5 cm breit, 11,5 cm hoch mit 16 Zeilen stehender 
runder Schrift, links etwas verwischt, im k. k. Archiv zu Ragusa, Urkunden 
1200—1300 fasc. II Nr. 200. 


Prag. © Konst. Jirecek. 


————__ 





1) Orig. comes. Der Schreiber macht viel überflüssige Striche über Vokalen: 
m;ıgnitudine, nos. 

2) cüntö. 

8) omes, so auch weiter unten. 

4) raziò. 

5) Ohne Abkürzung ausgeschrieben. 

6) ciito. 

7) Ohne Abkürzung. 

8) posü. 


Michael Haplucheir. 


Das kleine dramatische Gedicht, welches seit Fr. Morels ersten 
Ausgaben allgemein einem Michael Plochiros zugeschrieben wird, habe 
ich in dem Programm des Gymnasiums zu Waldenburg 1874 mit Be 
nutzung einer neapolitanischen Handschrift neu herausgegeben. In jener 
Handschrift heifst der Dichter Miyan4 6 “Arrdoúxeie. Ich habe mich 
damals darauf beschrinkt den sonst nicht vorkommenden Namen Plochiros 
als eine offenbare Verunstaltung des verständlichen Haplucheir zu er- 
klären. Ich freue mich meine Ansicht, Haplucheir allein sei der richtige 
Name, insofern bestätigt zu sehen, als ich einen Byzantiner dieses 
Namens nachweisen kann und zwar in einer Zeit, in welcher nach An- 
sicht der Sachverständigen das Gedicht entstanden ist. Vgl. K. Krum- 
bacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374. Ein Michael Haplucheir gehört 
zu den wenigen Senatoren, welche im Jahre 1183 Andronicus Comnenus 
in seinen Intriguen gegen den unglücklichen jungen Kaiser Alexius IL 
Comnenus unterstützten. Das meldet Eustathius in seiner Geschichte 
der Eroberung der Stadt Thessalonike Vgl. Th. L. Fr. Tafel, Eustathn 
opera, 8. 277 ff. und die Bonner Ausgabe 8. 403 fl. Es heilst da 
(Tafel 5. 278, 26 ff, Bekker ed. Bonn. S. 405, 1 ff): xai écouter Kocdepor 
Ev rovroes (unter den Mitgliedern der ovpxdnrog) ol ris Mueoas Exeivo 
miotot, Kwvoravrivog 6 Ilutgnvos, TO tig xohaxetag Nxo1Bauevor 
cpldgvua, xal è anAovysıg Mıyank, amo yAvıog utv nolırsdouchk, 
srevgvor de roryoevoacda. Zwar druckt Tatel sowohl, wie Bekker 
jenen Namen mit kleinen Anfangsbuchstaben, und demgemafs übersetzt 
ihn auch Eduard Brockhoff bei Bekker: simplicis manus ille Michael. 
Das ist aber ein starker Irrtum; Haplucheir kann nur Familienname 
sein. Zum Beweise dafür kann ich noch emen Mann aus jener Zeit 
anführen, welcher diesen Familiennamen führte Unter den Unter- 
schriften der Akten der Cpolitanischen Synode von 1166, welche Angelo 
Mai (Scriptorum veterum novae collectionis tom. IV) herausgegeben, 
befinden sich S. 57: of xgırat rod flou xal éxt tod Inmoögouev 
Owuáús è Ankovyesıg au Afwov 6 Movacrngrorns. Jener Thomas 
wird der Vater oder der Bruder unseres Michael gewesen sein, — 


"M. Treu: Michael Haplucheir 339 


Weder Maittaire, noch Diibner, die späteren Herausgeber jenes Ge- 
dichtes, konnten eine Handschrift desselben auffinden. Ich bemerke, 
dafs es sich aulser in dem erwähnten Neapolitanus noch in einer Wiener 
und einer Vatikanischen Handschrift befindet. Vgl. Adami Frane. Kollarii 
(ad Petri Lambecii commentariorum ete.) Supplementorum liber primus 
posthumus, Vindob. 1790, 5. 140, und Stevenson, Codices mss. Palatini 
Graeci bibl. Vaticanae, Rom. 1885, cod. 122. — Jenes von Matranga 
(Anecdota Gr. vol. II p. 622 ss., vgl. vol. I p. 21) unter Tzetzes’ Namen 
herausgegebene Gedicht, welches zu unserem Gedichte in nächster Be- 
ziehung steht (vgl. K. Krumbacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374), habe 
ich noch im cod. Vallicellanus B 99 saec. XVI, fol. 172’— 173°, gefunden, 
ohne Angabe des Vertassers, unter dem Titel: oréyou (aufixol: aaibovtes 
tov fiov: — 


Breslau. M. Treu. 


Mosaiques byzantines de Nicée. 


Unter diesem Titel hat Ch. Diehl S. 74 ff. dieser Zeitschrift die 
Mosuiken der Ko‘unois-Kirche zu Isnik-Nicia einer Besprechung unter 
zogen. Ich habe aus eigener Anschauung nichts an seinem Berichte 
zu ändern, möchte aber, gerade weil seine Beschreibung gut ist, dieselbe, 
soweit es mir in Kürze möglich ist, abrunden. Diehl hat übersehen, dafs 
am Anfang und Schlufs der Mosaikinschrift des Triumphbogens nicht 
einfache Kreuze stehen, wie er sie S. 18 giebt, sondern Kreuzmono- 
gramme. Dieselben sind auf beiden Seiten gleich und von dieser Form: 


1. 


A 


An dem Monogramme links am Anfang ist das K weggefallen. 
Ich würde sie in NixoAcov auflösen. Dasselbe Monogramm kommt 
nun auch an den Kapitellen der Pilaster vor, welche den mittleren 
Kuppelraum von den Seitenschiffen trennen und zwar an den beiden 
südlichen. Das Monogramm des westlichen Kapitells der Nordseite 
wird durch die Kanzel verdeckt, das an dem östlichen Kapitell der- 
selben Seite sieht so aus: 


AOL 
A 


Die Lösung desselben ist mir bisher nicht gelungen. Ich empfehle # € 
den Freunden dieser Zeitschrift. Das Monogramm gieht vielleicht Auf“ 
schlufs über die Stellung oder den Zunamen des Nikolaos, welcher 
wahrscheinlich der Stifter der Kirche sowohl, wie der Apsismosaker! 
ist. Damit erfährt die Deutung der merkwürdigen Inschrift zwischen 
den beiden Engeln der rechten Apsisseite: + ZrnAoi Navagatıos 18: 
delas elxóvas + auf den auteur de la décoration en mosaïque, qu 
orne l'abside, wie Diehl p. 81 will, eine Einschränkung dahin, dafs 


J. Strzygowski: Mosaiques byzantiner de Nicée 341 


mur der Mosaicist selbst, nicht der Besteller darin genannt sein könnte. 
Was scheint mir nun nicht wahrscheinlich, weil für eine solche Nennung 
_3ede Analogie fehlt. Ich glaube vielmehr, dafs diese Inschrift doch 
‘a rgendwelchen Bezug auf die Wiederaufrichtung der Bilder nach den 
"Wagen des Ikonoklasmus hat. Auch in dieser Richtung wende ich 
z=mich an das Urteil der Leser der Zeitschrift. | 
Von den Narthexmosaiken werde ich die Panagia-Orans in der 
æ—-mischen Quartalschrift nach einer eigenen photographischen Auf- 
mr ahme publizieren. Bezüglich des Deekenmosaiks habe ich zu be 
=" merken, dafs die Aktion der einzelnen Evangelisten noch deutlich zu 
e=- erkennen ist: sie sitzen vor ihren Pulten, Matthäus (no) fafst mit der 
1 = mken Hand nach der auf dem Pulte liegenden Schrift, Markus (nw) 
= M—ützt den Kopf in die rechte Hand und läfst die linke mit einem 
== uche auf dem Knie ruhen. Lukas (sw) bückt sich vor und schreibt, 
35 hannes (so) sitzt im Gegensatz zu den übrigen Evangelisten, deren 
= ztze niedrig und ohne Lehne sind, in einem geflochtenen Lehnstuhl, 
le—gt die rechte Hand mit der Feder auf das Knie, die linke auf die 
Y _„«ehne. Die Typen entsprechen also bereits durchaus den nach dem 
JJ aemhr 1000 ca. üblichen, wie ich sie Cimabue und Rom $. 66 ff. zu- 
saammengestellt habe. Christus im Ostmedaillon hat die drei Kreuz- 
arme um das Haupt ohne Nimbus, im Nordmedaillon ist noch die 
Beishrift H ATIA zu erkennen. Über die Datierungsfrage werde ich 
iss anderem Zusammenhange zu sprechen haben. 


Graz J. Strzygowski. 


Noch einmal Iulios Polydeukes. 


Andreas Darmarios hat es nicht an sich fehlen lassen, um seinem 
Chronisten Polydeukes die Unsterblichkeit zu sichern. Aufser den von 
Th. Preger in dieser Zeitschrift I 51 ff. besprochenen codd. Monae. 
gr. 181 und Palat. gr. 399 existiert noch eine dritte von Darmarios 
verfertigte Handschrift, welche die Chronik des angeblichen Iulios 
Polydeukes enthält: der codex Barberinus gr. I 56. 

Die Handschrift ist 14,5 em breit, 20,3 em hoch und enthält 34) 
beschriebene und zweı unbeschriebene Blätter des in den Handschriften 
des Darmarios gewöhnlichen von oben nach unten gerippten, die Schrift 
durchscheinen lassenden Papiers. Auf dem Vorlegeblatt steht von später 
Hand die Notiz: 530 (wohl die alte Codexnummer) Iulii Polideuces (so) 
sive Pollucis historia, et onomasticon; ejusdemque commentarius in Hrxae- 
meron. NY. 1": “Továtov TIoAvdsvxovg torogia | puoi. | xtvak: | xpo- 
OLULOV TOD 6vyyoupeas Elo Tv xoduoroiav | xal qoovixdv Eqetijs. — 
negt tov oregemuctos usw.; der Pinax schliefst: mûre dvóutoz x 
odalertivog xi ¿regor aiperizot: — Darauf folgt f 3": + férogit 
proxy Tovitov rolvdevxovs. | regi ôrouérTov 6vrariuor usw.; f 4" 
Tovatov molvdeuxoug Oropatixòv (so) | BußAlor: --; dann weiter unten: 
+ qpuotodopicxòov (so) tig ébamueégou:  ; 1 4: rélog TOD xévaxos: — — 
f. 5": ’IovAlov modvdetnove lotogiu pve): usw. wie im cod. Monza. 
eensis. Das Werk sehhefst f 228" Zeile 5 von oben mit: ¿xi rotroæ 
dì qaderós. Auf derselben Seite Zeile 6 von oben fährt der Schreibe 
nach einem kaum bemerkbaren Abteilungszeichen (_P) weiter: 7 aéwro 
u669eog usw. Am linken Rande ein + von der Tland des Darmarius 
und von ganz später Hand die Notiz: Ich. Te. 1 $ 21 sine principe 
Am rechten Rande von der Hand des Darmarios: of ode | + otr=a 
elyev Ev TO doyerunwo: +. Am oberen Rande von f. 228" steht veo = 
einer späteren Hand -- nach dem handschriftlichen Katalog der Bibliothe = 
ist es die des Holstenius: ich hätte sie für die des Allatius gehalten —— 
die Notiz: In Ms codice Palatino post verba, éxt tovtors dè qaderin= 
desinit hoe opus, nec qudquam er Pollucis onomastico subiungitur 
notat Darmarius exemplar originale pro vetustate in fini manenm ac n 
tilum esse: cum tamen idem hic contrarium affırmet. Diese Bemerkumm - 
erklärt sich daraus, dafs Darmarios im barberinisehen Exemplar € El 
Randnotiz von der Verstümmelung des Originals (s. Preger a. a. 0. À Dz 


K. Krumbacher: Noch einmal Tulios Polydeukes 


343 
wxeglieís und nur die im Palatinus 300 fehlende Angabe, so stehe es 
mm Originale, an den Rand schrieb. Es folgen nun wie im Monac. 
«-lie zwei Bücher des Onomastikon; Schluß f. 293": uvxmnottev dè 
—Hvciasg: — Der untere Teil dieser Seite ist leer gelassen. Daran 
=== chliefst sich f 294" wie im Monac.: + gvoioAoyınov Tg éEcarjuéoo. | 
"= uns pty oùv usw. Darüber steht von einer späteren Hand, die 
ze sit den in der Biblioteca Barberina aufbewahrten Autographen des 
MY eo Allatius völlig übereinstimmt, die Notiz: Est Eustathii epi An- 
t” wochen: commentarius | in Hezaemeron, sed imperfectus. Die aus der 
"ko. ergleichung der Schrift gewonnene Wahrscheinlichkeit, dafs diese 
==" eilen von Allatius herrühren, wird noch dadurch erhöht, dafs Allatius 
(_ ===. Preger S. 52) dieses Werk Unter dem erwähnten Namen heraus- 
Ez” —egeben hat, auch dadurch, dafs viele barberinische Handschriften be- 
= <anntlich aus dem Nachlafs des Allatius stammen oder von ihm benutzt 
ss —orden sind. Das Werk des Eustathios schliefst f. 340° mit dem 
We" orte: slo: — Darunter steht in der Mitte der Seite folgende Sub- 
em Milxription: + | + o&rws size Ev 1H newrorino | ro tTélog: — | TE- 
RE ec: — | + dard évôpéov dapuogiov: — | Am linken Rande: pera- 
PA apapiiv Ex | ris Buotdinijs | BiBliodi ans: — | + | foravov: — | Ganz 
ta amten in der Ecke hat Darmarios notiert: qu 342. 
Die barberinische Handschrift stimmt also, von einigen Varianten 
im» den Randnotizen und der Subskription abgesehen, ganz mit der 
Feel ünchener überein. Einige Anzeichen deuten darauf hin, dafs sie vor 
A «=r Münchener geschrieben worden ist: während z. B. Darmarios im 
E aarberinus f. 228" die Chronik vom Onomastikon nur durch einen 
di = innen Haken trennte, begann er im Monacensis, wohl auf die Un- 
Z a æ kömmlichkeit des früheren Verfahrens aufmerksam geworden, mit 
d «=m Onomastikon eine neue Seite, und während er im Barberinus nur 
le «=i dem verstümmelten Anfang des Onomastikon sagte, so stehe es im 
O> weiginale, hielt er es im Monacensis zur besseren Aufklärung für not- 
= «=ndig, anzumerken, dafs im Originale auch der Schluls des vorher- 
g ==> henden Werkes unvollständiss sei. Im Barberinus hat er die nähere 
P< eichnung der königlichen Bibliothek „Tor«vav“ erst nachträglich 
Um ten angefügt, im Monacensis dagegen ist dieselbe von Anfang an in 


da Subskription aufgenommen und noch durch den Genetiv Bacilos 
v«= ardeutlicht. 


Minchen. 


K. Krumbacher. 


II. Abteilung. 


D. Béljajev, BYZANTINA. Esquisses, matériaux et notes concer- 
nant les antiquités byzantines. I. Exposé des principales parties du Grand 
palais des empereurs de Byzance, etc. St. Pétersbourg, 1891. (En russe: 
Obzor ... 1—200. — Dans le tome V. des Mémoires De la Société Im- 
périale Archéologique russe.) 

S'étant proposé d’etudier les Cérémonies, décrites dans le célébre 
ouvrage de Constantin Porphyrogénète, M. D. Beljajev, professeur à l'uni- 
versité de Cazan, crut devoir entreprendre des recherches sur la topographie 
du Grand palais de Constantinople. C'est ce qu'il annonce dans les pre 
mières pages du livre dont nous allons nous occuper. Il commence ses 
investigations par la salle du trône, appelée XovoorgıxAlviov, c'est à-dire 
salle Wor, laquelle était le centre d'activité du palais. (C'est à cette salle 
qu'était annexé l'appartement qu'habitaient les empereurs (xosrr). En 
sortant du Coiton, ils entraient immédiatement dans la salle du trône. 
C'est là qu’avaient lieu la réception et la promotion des hauts fonction- 
naires, la réception des ambassadeurs; c'est là aussi que commengaient et 
se terminaient les processions des empereurs vers les églises et les autres 
salles du trône. Une description détaillée du Chrysotriclinium et de ses 
absides (xaudom) est suivie de celle des pièces que les empereurs traver- 
saient, en sortant de cette salle, par le Lausiacos, le triclinium de Justinien 
et les Skyla pour se rendre à l’Hippodrome.!) Cette voie, qui allait 4 
peu près de l'est à l'ouest, voie méridionale, était la plus rapprochée de 
la Propontide et la plus éloignée de l’église de Ste. Sophie. Des hui 
absides adjacentes à la salle d'or nous ne nous arrêtons qu'à deux, à celles dont 
la position est contestée. C’est d'abord l'abside du Panthéon, que M. Bel- 
jajev place du côté septentrional de la salle susmentionnée, en contra- 
diction avec l'opinion de Labarte, qui la place du côté occidental de cette 
salle.*) L'opinion de Labarte, dit M. Béljajev, semble être basée sur la 
supposition, que l'entrée du préposé et du patriarche dans la salle d'or se 
faisait toujours du côté occidental, c’est-à-dire par l’Horologion, et qu'ils 
attendaient toujours le moment de leur entrée dans cette même abside. 
C'est une erreur. Ces personnages faisaient leur attente dans le Pantheon 
seulement. lorsqu'ils entraient dans le Chrysotriclinium du côté septentrional, 


1) Béljujev, chap. 2. 
2) Labarte, Le palais... p. 166, 75. -- Béljajev, Exposé... p. 24—25. 


Besprechungen 345 


après avoir passé précédemment par les péripates du Triconque et des 40 
martyrs. Voilà la raison pour laquelle M. B. place le Panthéon sur le 
côté septentrional de la salle d'or, et non pas sur le côté occidental.) 
Passons à l'abside de St. Théodore: nouvelle divergence d'opinions. Labarte 
la place au sud-est de la salle d'or; tandis que, d'après MM. Paspatis et. 
Béljajev, elle se trouvait à l'angle nord-est, sur le côté gauche de cette 
salle, entre les absides orientale et septentrionale. Quoique cette position 
ait été établie avant M. Béljajev par M. Paspatis, ce dernier ne l'avait 
point justifiée par des preuves.*) Quant à M. B. il se base sur le passage 
suivant de Constantin Porphyrogénète: ,yéyovev 1 éxxAnoiaotixi) mica cxo- 
lovdla tod xovpevparos Ev To evxrnolw Tod aylov ueyaloucorugos Beodegov 
tod Ev tH mods Avarolmv daoistegd péger TOD yguootpixàivov.*") Outre les 
absides, le Chrysotriclinium avait, comme on sait, son héliacon et sa phiale. 
Pendant la bénédiction que donnait l'empereur aux dèmes, il était assis sur 
son trône dans l'héliacon, tandis que les dèmes, qui le célébraient par 
leurs chants, étaient places plus bas, dans la phiale. Cette même céré- 
monie se reproduisait dans l'héliacon et la phiale du triclinium de Justinien. 
Lorsqu'il décrit la cérémonie qui avait lieu dans l'héliacon et la phiale de 
ce dernier triclinium, Labarte relève le mot deog, qu'il prend arbitrairement 
dans l’acception de peuple rassemblé dans l'Hippodrome. Mais il ne s'agit 
point ici des habitants de la capitale; Awog n'est employé ici que comme 
synonyme de ta péon, c'est-à-dire des partis, des dèmes, qui étaient places 
dans la phiale et non pas dans l'Hippodrome. Cette interpretation arbi- 
traire du texte de Constantin Porphyrogénète donne à ce savant la pos- 
sibilité d’assigner à l'héliacon de Justinien une hauteur extraordinaire, 
puisque l’empereur était en etat de voir de là le peuple rassemblé dans 
l’Hippodrome. La description de la cérémonie qui avait lieu dans l'hé- 
liacon et la phiale de la salle d'or, est semblable à la précédente; nous y 
trouvons le même mot dedg: or il serait impossible de lui donner ici la 
signification de peuple rassemblé dans l'Hippodrome, puisque le Chrysotri- 
clinium avec ses annexes se dirigeait vers l'est. Après ces arguments de 
M. B. qu'il me soit permis de présenter pour ma part quelques observations. 
Je présume que Mr. Unger, savant d'ailleurs très circonspect, s'était laissé 
entrainer par le ton assuré de Labarte, lorsqu'il éerivit les lignes suivantes: 
„Auf der Südseite (des Justinianus) trat man auf eine Terrasse hinaus, die 
sich längs derselben hinzog, und von der man in den Hippodrom 
hinabsehen konnte; denn hier wurde bei gewissen Gelegenheiten ein 
Thron aufgeschlagen, von dem aus der Kaiser das im Cirkus ver- 
sammelte Volk segnete.“*) Observons bien que sur ce point M. Paspatis 
n’est pas d’accord avec Labarte: ,0éy ¿óvvaro, dit-il, 0 decos Ev TO percio 
Exexodgoum forápevos, v axoun tov Baoıkda dnunyogodvra, és ürvordaemg 133 
péreov, zul did tv vyniov EModllov tod immodeduov ax’ avrod yoorloue- 
vov“.°) En réalité l'empereur, restant dans l'héliacon de Justinien, ne 


1) Bel. ib. 

2) Lab. 76, 167 (Pl. 3. N. 95 D); Ilaoxarn 167, voy. son plan; Bel. I 30. 

3) Const. Porphyr. Cer. IT 23, 622. 

4) Unger, Christlich-griechische oder Byzantininche Kunst, Vv. d. Griechenl. 
(Ersch u. Gruber) p. 415. 

5) Ilaordens, Te Bvt. &vaur., cel 260, onu. 3. 


Byzant. Zeitschrift I 2. 23 


Besprechungen 347 


avec celui du même nom à l'Hippodrome. Passons enfin à la troisième 
voie: c'est celle des processions qui d'abord allaient du Chrysotriclinium, 
par le Triconque et Daphné (comme à la procession précédente), mais qui 
se dirigeaient ensuite de l'Augusteus non vers le Cathisma de l'Hippodrome, 
mais vers Ste. Sophie, en passant préalablement par l'Onopode, le Consi- 
stoire, les Scholes et la Chalcé. L'auteur se base dans sa restitution sur 
une foule de details que nous ne saurions signaler dans ce court aperçu. 

Ce que nous devons surtout relever dans la monographie de M. B,, 
c'est la méthode rigoureuse qu'il a suivie. Il réunit les passages des 
textes grecs qui ont trait à telle question topographique et les place sous 
les yeux de ses lecteurs. De cette manière, il leur facilite le moyen de le 
suivre dans le dédale des difficultés que présente l'étude de la topographie 
du Grand palais de Byzance. j 

Nous sommes d’avis que de nouvelles recherches sur le livre des 
Cérémonies et sur ses commentateurs ne pourront désormais étre faites 
sans le secours des Bvdavrıva du professeur Béljajev. 


St. Pétersbourg, le 29. Avr. 1892. G. Destounis. 


Heinrich Brockhaus, Die Kunst in den Athosklöstern. Mit 
19 Textabbildungen, 1 Karte, 7 lithogr. und 23 Lichtdrucktafeln. Leipzig, 
Brockhaus 1891. Gr. 8°. XT und 305 8. 

Die Reihe der Periegeten, welche ausführlich über den Athos handeln, 
beginnt 1701 mit Johannes Komnenus und hat in neuerer Zeit in Curzon 
1227, Neyrat 1880 und zuletzt in Riley Vertreter gefunden. Mit Zachariä 
von Lingenthal setzt 1830 die wissenschaftliche Durchforschung ein. Um 
1840 stand der Athos im Mittelpunkte des Interesses: Griesebach machte 
damals natur-, Didron kunstwissenschaftliche, Bischof Porphyrius Uspenskij 
und Fallmerayer historische Studien. Neuerdings hat Gedeon die letzteren 
fortgesetzt und Spyr. Lambros die von Miller und Langlois begonnenen 
Handschriftenforschungen in seinem im Erscheinen begriffenen Kataloge zu- 
sammengefalst. Die kunstgeschichtlichen Arbeiten schienen zwanzig Jahre 
nach Didron durch Sewastianoff einer umfassenden Lösung zugeführt werden 
za sollen. Was er mit grofsem Aufwand an künstlerischen Kräften und 
Geldmitteln gesammelt hat, liegt zersplittert in Petersburg und Moskau, 
niemand kümmerte sich eingehender darum. So blieben Didrons Publikationen 
die einzige Quelle. Da dieser aber rein antiquarischen Interessen folgte und 
statt der Entwicklungsgeschichte der byzantinischen Kunst mehr die Her- 
stellung eines Zusammenhanges mit der französischen Kunst des Mittelalters 
im Auge hatte, so konnte von seinen Arbeiten eine einschneidende Bedeutung 
nur die Edition des Malerbuches vom Berge Athos gewinnen. Dasselbe war 
denn auch bis heute unser 4 und £ in der Kenntnis der athonischen Kunst. 

Da kommt nun Brockhaus und publiziert frischweg Notizen, die er 
sich am Schlusse einer Orientreise während eines circa zweimonatlichen 
Aufenthaltes im Jahre 1888 auf dem Athos gemacht hat. Dieselben ent- 
standen, wie er in der Vorrede angiebt, nicht in der Absicht, etwas Um- 
fassendes zu schreiben, sondern grofsenteils aus der Gewohnheit, sich von 
der Kunst der Gegenden, die er kennen lernte, zur eigenen Belehrung 
Rechenschaft zu geben. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Er sieht davo» 


22° 


Besprechungen 349 


an Ort und Stelle nachzupriifen sein. Auf S. 60ff. gelangen diese Wand- 
malereien nach Inhalt und Anordnung, S. 99ff. nach ihrer Auffassung zur 
Untersuchung. Es folgt S. 151 die Besprechung des Malerbuches. Im 
dritten Abschnitte S. 167 ff. werden die Miniaturen nach dem Inhalte vor- 
geführt und S. 196ff. ihre Beschreibung und geschichtliche Betrachtung ge- 
geben. Der vierte Abschnitt endlich falst die Kunst der neueren Zeit zu- 
sammen. Er ist wie der erste recht dürftig gehalten. 

Es würde zu weit führen, wollte Referent jeden Abschnitt oder gar 
das Detail besprechen und seine zahlreichen Einwürfe vorbringen. Soweit 
Brockhaus zu den athonischen Denkmälern allein aufblickt und das berichtet, 
was er aus ihnen heraussieht, schaltet er gut — wenn nicht zur Erklärung 
der Erscheinungen die ältere Kunst notwendig berücksichtigt werden muls. 
Steigt er aber gar einmal in die Höhe und wirft den Blick über den Athos 
weg ins weite Land der byzantinischen Kunst, da verhüllt ihm ein dichter 
Nebel schon den nächsten Umkreis. Dafür einige Beispiele: Es ist gewils 
sehr anerkennenswert, dafs Brockhaus, in den Bahnen Springers fortschrei- 
tend, die kirchliche Litteratur für die Erklärung der Denkmäler herange- 
zogen hat. Aber er geht m. E. zu weit in der Ausdehnung des Einflusses 
der gottesdienstlichen Gesänge auf die bildende Kunst. Hätte er die Ent- 
wicklung einzelner Bildtypen seit dem 5. Jahrhundert verfolgt, dann würde 
er vorsichtig geprüft haben, ob nicht bisweilen umgekehrt. die älteren Typen 
der bildenden Kunst die jüngeren Hymnendichter angeregt haben. Referent 
hat einen solchen Einflufs der Malerei auf die Litteratur in dem (rebiete 
der Monatstypen bereits nachgewiesen (Repert. f. Kunstwiss. XT S. 23#f.). 

Paradox ist eine den byzantinischen Kuppelbau betreffende Bemerkung 
(8.20): „Da der Kuppelbau der Malerei ein tretfliches unersetzliches Wirkungs- 
mittel darbietet, so ist die Beliebtheit der Kuppelkirchen, welche auf dem 
Athos wie im ganzen Bereiche der byzantinischen Kunst die Herrschatt 
haben, vermutlich der Rücksicht auf den üblichen Bildschmuck zu grofsem 
Teile zu verdanken.“ Brockhaus scheint durch das eifrige Studium der 
Kirchenlitteratur etwas irre gemacht worden zu sein. Der byzantinische 
Kuppelbau beginnt seine Entwicklung zur Zeit Konstantins d. Gr. damit, 
dafs genau so wie beim Dominicum durch Einschiebung von Säulenreihen 
ein ausgedehnterer Innenraum von basilikalem (Querschnitt geschaffen wird. 
Diese Form war fertig ausgebildet, während die bildenden Künste, noch 
ganz unreif, allmählich die byzantinische Richtung nahmen. Als sich, 
und zwar sehr spät, ein fester Kanon für den Kirchenschmuck ausge- 
bildet hatte, denkt kein Grieche mehr daran, dafs es neben dem Zentralbau 
noch eine zweite Kirchenform gübe. Nur die Lateiner bringen auch die 
Basilika vereinzelt (Mistra) wieder zur Geltung. 

S. 19 konstatiert Brockhaus, dafs die kleeblattförmige Bildung des 
Grundrisses die Athoskirchen als eine geschlossene Gruppe innerhalb der byzan- 
tinischen Kirchen erscheinen lasse. Richtig, nach dem Jahre 1204. Wohin 
aber gehören die trikonchen Anlagen der Chodscha Mustafa Pascha Dschami in 
Konstantinopel, die Eliaskirche in Salonik und die Apostelkirche in Athen, 
die zerstörte Muttergotteskirche in den Blachernen und der sog. Trikonchos des 
kaiserlichen Palastes? Wohin im Zusammenhange mit der basilikalen Grundform 
die Marienkirche in Bethlehem? Und die Hauptfrage: wie erklärt sich die Ein- 
führung der trikonchen Anlagen auf dem Athos? Aus dem Gottesdienst etwa? 


Besprechungen 351 


von ebenfalls occidentaler Provenienz im Kloster Chilintari Erwähnung ge- 
than. Es ist darauf Rhea Sylvia mit Merkur und Romulus und Remus bei 
den Hirten in guter Barockarbeit dargestellt. 

Der vierte Abschnitt über die athonische Kunst seit dem 16. Jahrhundert 
ist ohne alle Rücksicht auf die vorhandenen Wandinalereien geschrieben. Um 
zu zeigen, welcher Schatz da noch zu heben ist, will ich diejenigen Cyklen 
— gewifs nicht alle — anführen, über die ich eingehende Notizen besitze: 

1615 Johannes Theologos-Kapelle in Dionysiou 1635 Trapeza in 
Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1635 Phiali in Lawra. 1643 Michael 
Synnadon-Kapelle in Lawra. 1686 Teile des Protatons in Karyiis. 1687 
Vorhalle der Georgskapelle in Pawlos. 1692 (?) Taxiarchenkapelle in 
Sographou. 1700 Trapeza in Dochiariou 1708 Konstantins-Kapelle in 

Pawlou. 1713 Vorhalle der Portaitissa in Lawra. 1717 Katholikon in 
Karakallou. 1719 Portaitissa-Kapelle in Lawra. 1739 Allerheiligen-Kapelle 
im Gregoriou 1744 Vorhalle in Kutlumus. 1750 Narthex in Karakallou. 
21752 Katholikon in Philotheou 1760 Esonarthex in Watopiidi. 1765 
Narthex in Philotheou und Phiali in Dochiariou. 1767 Vorhalle in Kara- 
kallou. 1773 Narthex in Xiropotamou. 1776 Prodromoskapelle in Philo- 
theou. 1778 (?) Phiali in Xiropotamou. 1779 Nikolauskirche in Gregoriou. 
1 780 Panagia-Kirche in Sographou. 1783 Katholikon in Xiropotamou. 
1785 Trapeza in Watopädi. 1788 Exonarthex in Dochiar. 1795 Vorhalle 
în Iwiron (erneut 1888). 1802 Narthex der Nikolauskapelle in Watopädi. 
1 804 Vorhalle in Chilintari. 1812 Taxiarchen-Kapelle in Iwiron. 1814 
Worhalle in Lawra. 1815 Prodromos-Kapelle in Iwiron. 1817 Katholikon 
im Sographou. 1818 Katholikon in Esphigmenou. 1819 Teil des Exo- 
xaarthex in Watopädi. 1832 Âulsere Vorhalle in Dochiariou. 1840 Vorhalle 
An Watopädi. 1840 Exonarthex in Esphigmenou. 1842 Phiali in Watopädi. 
4846 Phiali in Chilintari. 1846 Nikolauskapelle in Iwiron. 1850 Narthex 
in Chilintar. 1853 Portaïtissa in Iwiron erneut. 1854 Narthex, Vierzig 
>Märtyrer- und Erzengelkapelle in Lawra. 1854 Katholikon von Pantokrator. 
2 861 Eingangshalle des Klosters in Esphigmenou. 1861 Katholikon in 
Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1868 Koimisiskapelle in Pantokrator. 
1 869 Vorhalle in Simonpetra (inzwischen abgebrannt). u. s. f. 

Die neuesten Malereien sind nicht ohne Beeinflussung von seiten der 
€uropäischen Kunst entstanden. Einige Maler thun sich etwas darauf zu 
Bute, „modern“ zu sein, und haben in ihren Ateliers die Bibeln von Over- 
beck, Schnorr von Carolsfeld oder Doré aufliegen. Doch haben immer 
noch die alten Typen bei weitem die Oberhand. 


Graz. Josef Strzygowski. 





III. Abteilung. 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen. 


Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind 
von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem 
Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver- 
fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun 
selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen. 


1. Litteratur. 


C. de Boor, Die véw ¿xdoo:g des Eunapios, Rhein. Museum 47 
(1892) 321—323. Der Verf. erbringt aus dem den Eunapiog-Excerpten 
im konstantinischen Titel De sententiis vorausgeschickten IIgoolusov den 
positiven Beweis für die von Niebuhr geäufserte Ansicht, dafs die von den 
Ausfällen gegen das Christentum gesäuberte spätere Ausgabe des Eunapios 
nicht von Eunapios selbst herrührt, sondern als das Werk einer buch- 
händlerischen Spekulation späterer Zeit zu betrachten ist. 

Sp. D. Kontogonis, Koırıxai rapatnenocers xal dıiogdmoesıs Els 
ta Edvixú Zrepévou tov Bufavrlov. "Adijvyow, ddedlp. Iepoîj 1891. 
84 S. &" Die Abhandlung, von welcher ein Teil zuerst in der griechischen 
Zeitschrift ‘A&nvà erschienen war, enthält zahlreiche, namentlich auf gram- 
matikalische und paläographische Beobachtungen gestützte Emendationen 
zu Stephanos von Byzanz, von denen A. Fick in einem an den Verf. 
gerichteten Briefe manche durchaus einleuchtend gefunden hat. 

Jules Nicole. Un traité de morale payenne christianisé. Genève 
1892. 38 S. kl 8”. Der durch seine Ausgabe der Genfer Iliasscholien und 
andere Studien bekannte Verfasser behandelt in dieser kleinen Schrift eine 
im christlichen Sinne gearbeitete, anonyme Epitome des vielgelesenen Kom- 
mentars des Hierokles zu den goldenen Sprüchen des Pythagoras. Die 
Epitome steht. im cod. Genevensis 41 (15. Jahrh.), der aufserdem auch 
sechs Kapitel (228— 233) aus dem vierten Buche der Chronik des Georgios 
Monachos enthält. Die Bedeutung der Epitome für die Textkritik des 
Hierokles verspricht Nicole später zu untersuchen. 

Duae Choricii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero, 
Ind. lect., Breslau 1891. 24 S. 4° Duae Choricii in Brumalia Iusti- 
niani et de Lydis orationes primum editae a Rich. Foerstero. Index 
lect., Breslau 1891. 188. 4°. Ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis des durch 
Boissonade, Graux und Förster selbst allmählich bekannt gewordenen Rhe- 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 353 


tors aus der Zeit des Kaisers Anastasios. Vgl. E. Kurtz, Neue philol. 
Rundschau 1891, 385 f. und Joh. Draeseke, Wochenschrift f. klass. Philo- 
logie 1892, 375 ff. 

M. Ihm, Die Hippiatrica, Rhein. Museum 47 (1892) 312—318. 
Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs der gewöhnlich als Redaktor der 
Geoponica betrachtete Cassianus Bassus aus Bithynien wahrscheinlich 
nicht unter Konstantin VII Porphyrogennetos, sondern einige Jahrhunderte 
früher lebte und dafs der (uns unbekannte) konstantinische Redaktor wohl 
nur diese ältere Sammlung überarbeitet habe. Dann wendet er sich zu 
den Hippiatrica, berichtigt einige Angaben, die Krumbacher in seiner 
Gesch. der byz. Litt. S. 67 über die Quellen und Bearbeiter dieser Samm- 
lung macht, und bespricht die von der einzigen Ausgabe des Simon 
Grynaeus (Basel 1537) stark abweichende Fassung der Hippiatrica im Col. 
Paris. 2322 (saec. XI), die E. Miller in den Not. et extr. 21, 2 (1865) 
1—161 veröffentlicht hat. Zum Schlufs betont der Verf. nachdrücklich, 
dafs es für die Annahme, die eine oder die andere der zwei Hauptredak- 
tionen (die in zahlreichen Handschriften erhaltene des Grynaeus oder die 
Pariser) sei aus einer Anregung des Konstantinos Porphyrogennetos 
hervorgegangen, durchaus an einem positiven Beweise gebricht, und dals 
wahrscheinlich beide Redaktionen in früherer, nieht näher bestimmbarer 
Zeit von verschiedenen, unbekannten Redaktoren hergestellt worden sind. 

La Cronaca Sienlo-Saracena di Cambridge con doppio testo 
greco scoperto in codici contemporanei delle biblioteche Vaticana e Pari- 
gina, per €. Cozza-Luzi con accompagnamento del testo arabico pel Ca n. 
B. Lagumina. Documenti per servire alla storia di Sicilia, quarta serie, 
vol. II. Palermo 1890. Die in einer Handschrift zu Cambridge auf- 
bewahrte längst bekannte und herausgegebene arabische Chronik, welche 
über die sizilianischen Ereignisse von 827--965 berichtet, ist nun von 
Cozza als die Übersetzung einer griechischen Chronik erwiesen worden, 
welche in zwei Handschriften des 10. Jahrhunderts, im cod. Vatie. 1912 
und im cod. Paris. suppl. gr. 920, überliefert ist. Der vorliegende Band 
enthält den griechischen Text des Vaticanus und ihm gegenüber den arabi- 
schen des Cantabrigiensis, dazu eine italienische Übersetzung beider Texte, 
dann den dem Verf. erst. zuletzt bekannt. gewordenen griechischen Text des 
Parisinus ebenfalls mit italienischer Übersetzung, endlich einen Kommentar 
Und vier Facsimiletafeln. Vgl. die Berichte von C. Cipolla, Atti della R. 
accademia delle scienze di Torino vol. 27 (1892) 24. April, und Ts. Ca- 
Mini, Di alcuni lavori ed acquisti della biblioteca Vaticana nel pontificato 
di Leone XIII, Roma 1892 8. 143—151. 

V. Semenov, Zwei Worte in betreff der „Biene“ (russ.). Journ. 
d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft 8. 386f. -- Gegenüber der 

häuptung von Jagiè, dafs unter den von serbischen Handschriften ge- 
otenen Bruchstücken der „Biene“ (peela, vyl. die Méliwoca des Antonios) 
‘ich mehrere Aussprüche finden, die in der russischen „Biene“ fehlen, liefert 
rVerf. den Nachweis, dafs die von Jagié zum Beweise dessen angeführten 
“ei Aussprüche Epiktets ebenso auch in den russischen Sammlungen zu 
fnden sind. 

E. Legrand, Poésies inédites de Théodore Prodrome. Revue 
des ét. gr. 4 (1891) 70— 73. L. veröffentlicht hier nach einem von 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 355 


E. Legrand, Bulle inédite de Gabriel patriarche d’Achrida. 
Revue des ét. gr. 4 (1891) 182—188. Der Verf. veröffentlicht das bei 
der Erhebung zum Erzbischof verfafste Diözesanschreiben des im Oriens 
christianus von Lequien und in dem Buche von Dimitsas, Tu wegi rg adto- 
xspdlov dpyiemioxonig tie modtne Tovorivievng ‘“Ayoldos xai BovAyaglas, 
Athen 1859, nicht erwähnten Erzbischofs Gabriel von Achrida, der im 
Jahre 1587 eine Reise nach Deutschland und Italien ausführte und unter 
anderen auch den Professor Martin Crusius in Tübingen besuchte. 


E. Legrand, Contribution è la biographie de Simon Portius. 
Revue des ét. gr. 4 (1891) 74—81. Der Verf. giebt im Anschluls an 
eine das Leben des Portius betreffende Notiz von G. Ledos, Bibliothèque 
de l’école des chartes 1889, 678ff. weitere Mitteilungen über den Verf. 
der jüngst von W. Meyer-Lübke neu herausgegebenen vulgär-griechischen 
Grammatik. Er weist nach, dafs Simon Portius ein aus Trapezunt ge- 
bürtiger Grieche war und dafs er nicht nur in der Theologie, sondern auch 
in der Philosophie und Medizin die Doktorwürde erlangt hat. Von der 
Familie Portius sind aus dem 16.—17, Jahrhundert drei Zweige bekannt, 
einer in Trapezunt, ein zweiter in Neapel, ein dritter in Kreta. Den Bei- 
namen Romanus, welchen S. Portius führte, hält Legrand für den dem 
Familiennamen beigefügten Namen der Mutter. Zum Schlusse teilt Legrand 
ein Gelegenheitsepigramm des S. Portius mit, das derselbe dem von dem 
Kaiser Leopold im Jahre 1667 zum Po&ta laureatus ernannten Jacobus 
Albanus Ghibbesius gewidmet hatte (zum erstenmale gedruckt in ,,Car- 
minum Jacobi Albani Ghibbesii, poetae laureati Cacsarei, pars lyrica“, Ro- 
mae 1668 p. 210). 


W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891, be- 
sprochen von 8. R—skij im Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280, 
Aprilheft 8. 420—431. 


A. A. Dmitrijevskij, Johann Sakkelion und sein Katalog der 
patmischen Handschriften. Bibliographische Notizen 1 (Moskau 1892) 
253—259 (russ.). Giebt Berichtigungen und Zusätze zu dem S. 169 der 
byz. Zeitschr. erwähnten Katalog. 

"A Haxadéxovios- Kepapuets, "IeooooAvuırızn Bıßkrodnan. I. 
Petersburg 1891, besprochen von D. Beljajev im Journ. d. Min. d. Volks- 
aufkl, 1892, Bd. 281, Maiheft S. 184— 207. 


2. Theologie. 


J. Zdanov, Das Gespräch der drei heiligen Väter und die 
Ioca monachorum. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 279, Januar- 
heft S. 157—194 (russ.). Es sind in der altslavischen Litteratur drei von- 
einander unabhängige Denkmäler derartiger Gespräche zu unterscheiden: 
1) Fragen und Antworten des Gregorios Theologos und des Basilios, mit 
streng-einheitlichem, dogmatischem Inhalte; 2) Fragen und Antworten über 
evangelische Sprüche (= Gleichnisse Christi); 3) die in zwiefacher, nicht 
selten ineinander hinübergreifenden Gestaltung (als Gespräch dreier heil. 
Vater oder als namenlose Fragen und Antworten) auftretenden Denkmiiler, 
mit sehr buntem Inhalte, biblische Personen und Ereignisse betreffend und 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 357 


als Vork&mpfer für ihre Selbständigkeit gegenüber den Ansprüchen des 
Papsttums und speziell die russische Nation nicht nur als ihren ersten (ie- 
schichtschreiber, sondern auch als Miturheber der Christianisierung der Slaven 
verehrt. 

Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs die zeitlich dem Photios am 
nächsten stehenden griechischen und lateinischen Schriftsteller, deren Mit- 
teilungen bisher meist anstandslos als Quellen zur Geschichte des Photios 
benutzt sind, geradezu zum Teil fanatische Feinde desselben waren und 
daher entweder als zur Oppositionspartei des Ignatios gehörig (Theognostos, 
Metrophanes, Stilianos u. a.), oder als Parteigänger der makedonischen Dy- 
nastie (Konstantinos Porphyrog. und andere byzantinische Historiker), oder 
als von römischen Tendenzen beherrscht (Anastasius Bibliothecarius) wenig 
befähigt: und geneigt waren, den grofsen Mann richtig zu beurteilen, son- 
dern ihn vielfach angeschwärzt haben. 

In der (soweit. sie vorliegt, sieben Seiten langen) Rede selbst. kann 
der Verf. natürlich nur eine kurze Darlegung seiner Behauptungen geben, 
die er aber in den beigegebenen umfangreichen Anmerkungen genauer aus- 
führt, begründet und mit vollständigen Litteraturangaben versieht. 

Im zweiten Artikel (4 Seiten Text und 68 Seiten Anmerkungen) be- 
spricht der Verf. die über Photios von den ihm feindlich gesinnten zeit- 
genössischen Schriftstellern vorgebrachten Erzählungen (über seine Herkunft 
und seine Studien), zum Teil so abenteuerlicher Art, dafs sie deutlich die 
unwissende Bosheit und den abergliubischen Fanatismus dieser Leute be- 
zeugen. Dieselben müssen ferner selbst die hohe geistige Begabung und 
Bildung des Photios, seinen tadellosen Lebenswandel, seine segensreiche 
Wirksamkeit für die Kirche und das Volk anerkennen, aber sie bemühen 
Sich so wenig als möglich davon zu sprechen oder diese glänzenden Eigen- 
schaften und Erfolge auf satanische Einflüsse und Zauberei zurückzuführen 
oder ihnen niedrige Motive und Mittel (intriganten Ehrgeiz, tyrannische 
Selbstsucht, Heuchelei und Schmeichelei) unterzuschieben, wobei sie sich 
Widersprüche aller Art zu schulden kommen lassen. -- Im dritten Artikel 
(4 Seiten Text und 12 Seiten Anmerkungen) weist der Verf. darauf hin, 
dafs, da keine grölseren Werke seitens der zahlreichen Anhänger des Photios 
vorliegen, wir den auf den Synoden v. J. 869/70 und 879/80 von ihnen 
(Zacharias v. Chalkedon, Euschemon v. Cisarea, Prokopios v. Chalkedon) 
gehaltenen Reden desto grólsere Beachtung schenken müssen; durch diese 
Reden werden denn auch trotz ihrer Kürze sehr wiehtige Umstände in der 
Geschichte des Photios in ein ganz anderes Licht gerückt. Eine beachtens- 
werte Quelle bietet ferner der in Sachen des Photios geführte offizielle 
Briefwechsel zwischen der römischen Kirche und der konstantinop. Regierung, 
obwohl auch dieser mancherlei Zweifel erweckt, da 1) von den den Photios 
beschuldigenden Schreiben der römischen Pápste sich viel mehr erhalten 
hat, als von den ihn verteidigenden Antworten der byz. Kaiser und 2) die 
päpstlichen Briefe (überhaupt: mehr allgemein gehaltene, auf den Primat 
des Papstes pochende Dekretalschreiben dogmatischen Charakters) es mit 
der Verdrehung von historischen Fakten ziemlich leicht nehmen. 

N. Kondakov, Eine Bemerkung in Anlals des Berichts über 
die Disputation des Herrn Pavlovskij (russ.). Journ. d. Min. d. Volks- 
aufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft S. 438--440. —- Im Sbornik (Sammelwerk) 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 359 
0 


4, Kunstgeschichte und Numismatik. 

J. Streygowski, Byzantinische Denkmäler. L: Das Etchmiadzin- 
Evangeliar. Wien 1891, besprochen von A. Pavlovskij im Journ. d. Min. 

d. Volksaufkl. 192, Bd. 280, Aprilheft S. 3x8 - -405. 

6. Schlamberger, Un ivoire byzantin du IX* siècle, représentant 
le couronnement de l'empereur d'Orient Léon VI. Gazette des beaux arts 
1892. S. 118—122. Der Verf. bespricht eine im Privatbesitz befindliche 
Tafel, welche auf der Vorderseite Christns mit Petrus und Panlus, auf der 
Rückseite die Krönung eines durch Beischrift als Leo bezeichneten Kaisers 
dargestellt enthält. 

6. Schlumberger, Sceaux byzantins inédits (séconde serie). Re- 
vue des ét. gr. 4 (1891) 111—142. Schlumberger veröffentlicht als Fort- 
Setzung eines im Jahrgang 1889 der Revue des ét gr. enthaltenen Artikels 
68 weitere unedierte byzantinische Siegel aus verschiedenen meist griechi- 
sschen Sammlungen (Athen, Smyrna). 

6. Schlumberger, Amulettes byzantins anciens destinés à com- 
Bs attre les maléfices et maladies, Revue des études grecques 5 (1892) 73—-93. 

De Verf. beschreibt eine Anzahl höchst interessanter byzantinischer 
<aubergehenke seiner eigenen Sammlung und fügt dazn Notizen über 
andere aus der Litteratur bekannte Exemplare. Diese kleinen, aus Kupfer 
“der Bronze bestehenden Denkmäler tragen aufser den griechischen Inschriften 
Xmxist Darstellungen des Königs Salomon, als des Beschützers vor Krank- 
eit und Behexung, und verschiedener Tiere, wie Löwen, Schlangen, Skor- 
X> ionen. Da manches in den Darstellungen und Inschriften noch dunkel 
2 leibt, bittet der Verf. seine Leser, ihm ihre Beobachtungen zur Verwertung 
== iner späteren Publikation mitzuteilen. Ich möchte mit Beziehung darauf 
*a ur die allgemeine Bemerkung anfügen, dals man wohl am ehesten aus der 
SS pitgriechisch-byzantinischen kabbalistischen und sonstigen Geheim-Litteratur 
Aufklärung erwarten darf. Vgl. z. B. das S. 172 erwähnte Buch von 
X _3jeterich „Abraxas“. Der Name Abraxas kommt. übrigens auf einem 
“1 er Amulette (Nr. 11) wirklich vor (ABPAX: cag»). 
Carl Neumann (Mannheim), Die Marcuskirche in Venedig. 
Ma reufsische Jahrbücher 69 (1892) 612--657 und 737— 760. Der Vert. 
"= ertritt in diesen vielseitigen und im besten Sinne des Wortes geistreichen 
ntersuchungeu die Grundansicht, dafs ungeachtet des Stilgemenges der 
> Marcuskirche ihre Gesaniterscheinung als einheitliches Gebilde byzanti- 
Ma jsch-venezianischen Charakters in Anlage und Aussehmückung zu 
igen sei. Die einzelnen Epochen ihres Werdens treten in der Dar- 
=“ @-ellung mit grolser Klarheit hervor und es wird besonders Genugthuung 
“= wrregen, dafs in der Frage der Zeit der Inkrustation und Mosaizierung zum 
“esten Male der Löwenanteil des 13. Jahrhunderts mit zuverlässigen Daten 
*A =achgewiesen wird. Ein Zeugnis des Albertus Magnus und ein von de Rossi 
"Weröffentlichter päpstlicher Brief geben jetzt endlich die feste Stütze, welche 
“agleich den Resultaten der stilkritischen Prüfung Tikkanens zu gut kommen 
"Wird. Auch auf die späteren Jahrhunderte ist die Betrachtung ausgedehnt 
"and die Urkundensammlung des Organia'schen Prachtwerkes, über deren 
Wissenschaftlichen Wert der Verf. ungünstig urteilt, benützt worden; so 
hat der Mosaikprozefs von 1563 eine neue Darstellung erfahren. Sehr zu 
merken sind die Darlegungen über den Umbau der Kirchenfagade, für 


360 TIT. Abteilung: Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 
® 


dessen Planmäfsigkeit und künstlerische Bedeutung N. mit Entschiedenheit 
eintritt. Das Hauptinteresse der Arbeit beruht indessen wohl auf den 
Teilen, welche das seit Burkhardts Cicerone nicht mehr mit Ernst ange 
griffene Problem einer ästhetischen Würdigung der Marcuskirche 
nen und umfassender erörtern. Der abweichende Standpunkt des Verf. 
wird einmal durch das Urteil bezeichnet, dafs Burkhardt eine gründliche 
Antipathie gegen den „malerischen Charakter“ der Architektur zu haben 
scheine. Von den feinen und tiefgehenden Untersuchungen über das De- 
korationsprinzip der Marcuskirche, die Polychromie und die Beleuchtung 
(hier ist besonders die Kritik des Siidlichtes in der Kirche zu notiereni 
kann auszugsweise nicht gut berichtet werden. Wir müssen uns damit 
begnügen auf die nach Form und Inhalt gleich hervorragende Schrift, in 
der für die ästhetische Betrachtung der byzantinischen Kunst neue Bahnen 
vorgezeichnet sind, so energisch als möglich die Aufmerksamkeit unserer 
Leser hinzulenken. 


5. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin. 


G. A. Costomiris, Etudes sur les écrits inédits des anciens 
médecins grecs. Revue des ét. gr. 4 (1891) 97—-110 und 5 (1892: 
61--72. In der ersten dieser zwei Fortsetzungen seiner in den Jahrgängen 
1889 und 1890 der genannten Revue veröffentlichten Studien über die 
Inedita der griechischen Mediziner behandelt Costomiris von byzantinischen 
‘Autoren den Timotheos Grammatikos, der einem Kaiser Anastasios 
(wir wissen nicht welchem) einen Traktat über die Tiere gewidmet hat. 
den Leon Philosophos, den Theophanes Nonnos, endlich ziemlich au 
führlieh die 'Epodıac trot erodnuoürrog, cine in zahlreichen Handschriften 
überlieferte, gegen das Ende des 10. Jahrhunderts entstandene griechische 
Übersetzung eines nieht viel älteren arabischen Werkes von Abou Djafar. 
Im zweiten Artikel bespricht er die Überlieferung der Inacerorad, für die 
er eine neue kritische Bearbeitung wünscht; dann des Michael Psellos 
kleine Schriften zur Medizin, so die in mehreren Handsehriften dem Psells 
zueeteilte Schrift über die Nahrungsmittel, die dem Symeon Seth als Vor 
lage diente, den Traktat seat tod mg af ouvddaw wes yivovræ, der teils von 
Fabricius in der didaoxaita marroderi des Psellos, teils von Ruelle, An 
nuaire de Vassoe. 1879, 267 269 herausgegeben worden ist, und den Km: 
mentar zur vom «4004618 des Aristoteles; endlich mehrere dem Symeot 
Seth zugeschriebene Arbeiten, wie die Schrift. De alimentorum faeultatilus. 
einen Traktat Duocopirt zei "leroıxd, ein botanisches Lexikon, eine Syno- 
psis de urinis, eine Geschichte der There u. s. w.; zuletzt eines nicht näler 
bekannten Damnastes Sehrift über die Behandlung der schwangeren 
Frauen und der Embryone. Dafs die Aufzählung der Handschriften der 
einzelnen Werke von der Vollständigkeit weit entfernt ist, werden die mit 
der Fülle dieses Materials auch nur einigermafsen Vertrauten dem Vert 
nicht zum Vorwurfe anrechnen. Dagegen hätte er die Meinung, der yrie- 
ehische Text des Stephanites und lehnelates, den er S. 70 unter den Wer- 
ken des Seth erwähnt, sei noch nicht veröffentlicht, durch Einsicht in 
Krumbachers byz. Litteraturgesch. 5. 475 berichtigen können, wo er auch 
erfahren hätte, dals unter den drei Herausgebern dieser Übersetzung sth 
sogar cin Landsmann von ibm, der Sanskritkenner D. Galanos, befindet 


/ ——a PSA ino. — 


I. Abteilung. 


Ein Kritiker des Timarion. 


Der als Geschichtschreiber genugsam bekannte Grofßslogothet 
Georgios Akropolites [1220-1282] hinterliefs zwei Söhne. Den 
einen lernen wir fast allein aus den Briefen seines Freundes, des 
Mönches Maximos Planudes, kennen. Er war ebenfalls Mönch und hiefs 
als solcher Melchisedek. Er starb im Juni 1296. Es ist sehr schade, 
dafs wir über ihn keine nähere Kunde erhalten; denn nach dem Bilde, 
welches wir von ihm aus den Aufserungen seines Freundes gewinnen, 
mufs er in der That ein ganz ungewöhnlicher Mensch gewesen sein. 
Feind eines zurückgezogenen beschaulichen Lebens in der friedlichen 
Klosterzelle, wie es der gelehrte und fleifsige Planudes so sehr liebte, 
war er geistig regsam und von vielseitigem Interesse, aber auch leiden- 
schaftlich und unternehmend, eigenwillig und stets zu Widerspruch 
geneigt; vgl. besonders den 113. Brief seines Freundes. Auch in 
religiösen Fragen scheint er recht selbständige und freie Ansichten 
entwickelt zu haben, der schlichtfromme Planudes wenigstens, trotzdem 
er sich sonst zu dem unberechenbaren thin geistig überlegenen Manne 
hingezogen fühlt, vermeidet es ängstlich mit ihm über theologische 
Dinge zu sprechen: Brief 113, 41: xul viv uëv quoxdg tore au xov 
moi lareımiic mugutuver: viv dè DFeoldoyixós — Greg ¿yw uéliotu 
zdvımv dido zul OÙX ÉOTIV OTE TOUTO THOÓGELUL AAV avayaız. 

Einen vollständigen Gegensatz zu ihm bietet sein Bruder Kon- 
stantinos. Wie sein Vater bekleidete er in der Reichshauptstadt 
hohe Staatsámter. Er war, wahrscheinlich von 1282 an, doyotérns 
Tod yevixoò und später, sicher erst nach 1296, ebenfalls uézUs 2o7o- 
Sérns; als solcher kommt er noch im Jahre 1521 vor. Derselbe war 
uns bisher eigentlich nur als Verfasser einiger Heiligengeschichten be- 
kannt; vgl. meine Ausgabe der Planudesbriefe S. 24% f. Aus denen 
aber war schwerlich ein Urteil über seine Persönlichkeit zu ger 

Byzant. Zeitschrifi I su. 4. u 





M, Treu: Ein Kritiker des Timarion 363 


sig cov piyav Kovoravrivov ngonovndevre por (Adyov)' éxel d à Tic 
cefacuius adrod uviuns Muégu Epeoınxe, wediioe oor xévtme, tls TE 
imavayvodeta. tobrov xul xo di) toîs mapatvyodor tas ÉurepierAnu- 
uévag av tnodicosewmy anayyelei xoadupurepov. Doch denkt er über 
seine Arbeiten, besonders in späterer Zeit, wie es einem demütigen 
Christen geziemt, recht bescheiden: Hage nv Alkiav, iv «peri xoopets 
ddnyas, où xçpouaxpod yeyovias “ul piiogpocuvns NOLS Ts dî tugdv 
apıdınros, énelneg oùx elqov GAlog uusipacdeı, toy Gnavtayh piv 
uuduevoy, raga Ot ti) où rider xal uadiota, Ilgoxdaıdv pur tov Ev 
Himals xEQuovupoy, Auyoıs ws Evov yepäqui moorjenuar: Touoiode xai 
yo quiperv uällov tv oy Eyvaxey uaxapıöınra. xal dx doi nese 
td Giyyoaupa ¿pá ye, el pavein Dextóv, mapa ti tod’ pderveos éxw- 
vino uovÿ xara tiv exérecoy evdodijvar tovtov pryuny davayivoore- 
oda ef 0” ovv, rapopadíjva xal dore TOY ayorjorwy rots Onolv 
exıppipivaı xatefooua. Solcher Heiligengeschichten sind uns über 
zwei Dutzend erhalten. Auch seine anderen litterarischen Erzeugnisse 
bewegen sich fast nur auf religiösem Gebiete; alles, was er schreibt, 
Bfst uns den frommen und rechtgliiubigen Christen erkennen. Man 
mußs sich daher wundern, wie es möglich war, dafs dieser Mann zeit- 
lebens Staatsbeamter gewesen ist und nicht die stille Zurückgezogenheit 
des Klosterlebens vorgezogen hat. 

So recht bezeichnend für seine allem Irdischen abgewandte Denk- 
weise ist ein Brief, den er an einen, übrigens unbekannten Freund 
richtet. Dieser hatte ihm den Timarion zugesandt und ihn um sein 
Urteil über diese Schrift gebeten. Der Grofslogothet giebt ihm nun 
in seiner Antwort eine Kritik derselben. 

Die Sprache des Timarion, welche ja allerdings den Formen und 
der Syntax des Attischen oft Hohn spricht, mag ihm mit Recht zu 
Tadel Veranlassung geben; denn er ist selber ein trefflicher Stilist. 
Ich mufs sagen, dafs ich unter den späteren Byzantinern kaum einen 
gelesen habe, welcher sich in seiner Kunstsprache korrekter und un- 
gekünstelter auszudrücken verstände, als er. Aber er tadelt nicht blofs 
die Sprache, er findet an der Schrift überhaupt nichts zu loben, für 
alle Vorzüge derselben ist er blind. Für die lebendig anschauliche, an 
originellen Gedanken und Situationen so reiche, oft volkstümliche Dar- 
stellung, welcher der urwüchsige, kräftige und wechselnde Ausdruck wie 
auf den Leib zugeschnitten ist, für den übermütigen, zwar derben, 
aber oft treffenden Witz, für den souveränen Humor, mit dem der ge- 
lehrte und freidenkende Beobachter auf die Schwächen und Fehler 
seiner Zeitgenossen herabsieht, hat er nicht das geringste Verständnis. 

Christophoros von Mytilene hat im 11. Jahrhundert Iamben zum 

24° 


M. Treu: Ein Kritiker des Timarion 365 


Ogcxrelpo tov Evdponov, el ye déov xaleiv adrdv Uvdearor, xal uvodt- 
reota dé nos xQocyouce ois dti pera tocuvryv didacxadiav, pera 
Touvrny tic evoeBetas xardoracıv tovabra 0% tiva nepinvapnxe xal 
tois sig véora xaradchoine. To dì xal naïdag “Eddfvov dixuotas 
zerdicn xal tnd spas yey, ovs avros 6 Onuroveyos xal deondrng 
rad oixsio ¿Enyópucev aipare xal oig tiv tipiav Euvrod xal pepiorgv 
Año axeyagionto, noliav ovy txegBadlov dxóvotav, 7 tivi tig TOV 
EOLO0ÚTOLS exizeroyjoarvra tóv ¿ml uopia yvopiuwv rapafudet; obros 
wach rove Dovilovusvovg éxetvovs, Mapypitnv Aéyo xal Kópufov, Urep- 
wexaxev. 0 pty yao Éxav, of O dexovres tod nédous yeyÜva our. 
&puéie. to xal of uty éléovs dy dx tod dixaiov meds t@V ¿p” Euvr@v 
ExelOnoay Eros obros 8 os oiumı xal rots Ep’ Éavroù te xal per 
wbrov puónteos Gre xal Bdedvxtéog ÉDOËE te nai doterev, WE THY Tapa- 
poeoovtyny où xadav, 44d” Elduevog, ExFATE wor «brina tH diedBeiv 
zagartuypeı TVEL, WS ui TOD Aoınod xQdS Deav tüv Xgrorovdpov 
EAGor tivi xav elg Epyov reofefnxe te rod Aoyıouod, el ur wor pé- 
povev éuxodoy iv Ex paxgod TES TOV memotevadta Gvvripeiv nP0Y- 
Péuny adds’ Trig Goreo Enıkaßousvn wor Ts yerodg due uèv aveorecie 
ing Sopiis, to dt Anpúdes tovrol BıßAiov tig dixarotdetns wg olouce 
xatadixns éoovouto. 
yo pév, &veo Beonéore, mos OF regi tod eyyerquodevtos yocu- 
patog yvauns ¿oyov, dedyAwxa, col d° 0 nepl adrod doxet padeiv 
BowAopor: — 


Breslau. M. Treu. 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 367 


Es sind griechische Kaiserurkunden für Venedig, die wir zu be- 
trachten haben. Die Originale sind nicht erhalten. Vielmehr entstam- 
men die vorhandenen Texte teils den offiziellen Sammlungen von 
Staatsurkunden, die zum Gebrauch der venetianischen Regierung seit 
dem 13. Jahrhundert und zumal im 14. durch den Dogen Andreas 
Dandolo angelegt wurden und die, solange die Republik bestand, sekret 
blieben (libri pactorum und liber albus), teils einem Sammelcodex ähn- 
licher Kopieen (codex Trevisanus), über dessen Entstehung nichts Ver- 
lässiges bekannt ist.') 

In solchen Kopieen sind vier Gruppen von Urkunden erhalten, 
und zwar alle blofs in lateinischer Übersetzung, keine einzige in grie- 
chischer Sprache.?) 

1) Die kaiserliche Goldbulle von 992; 2) die Goldbullen Manuels 
Komnenos von 1147 und 1148 (irrigerweise werden in der ganzen 
vorhandenen Litteratur beide Urkunden in das Jahr 1148 gesetzt); 
3) die Goldbullen des Isaak Angelos von 1187 und 1189; 4) die Gold- 
bulle Alexios’ III von 1198. Dafs uns aufserdem die Goldbullen der 
zwei ersten komnenischen Kaiser, des Alexios I und Johannes, bekannt 
sind, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dafs sie sich zweimal 
(und zwar in verschiedenen Originalübersetzungen) inseriert finden, in 
den Goldbullen von 1147 und 1187.?) 


1) Die Litteratur über diese Urkundensammlungen bei Fanta, Die Verträge 
der [deutschen] Kaiser mit Venedig bis 983 im 1. Ergänzungsband (1885) der 
Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, $S. 54 Anm. 1. 

2) Gedruckt in Fontes rerum austriacarum, 2. Abteilung, Bd. XII, herausge- 
geben von Tafel und Thomas. Daraus wiederholt von Zachariae, Ius graeco- 
romanum, Bd. III, doch so, dafs seine Konjekturen mir in vielen Fällen glück- 
licher zu sein scheinen als die der Herausgeber in den Fontes. Für die Urkunde 
von 992 wäre eine Neuausgabe sehr zu wünschen. Dafs die lateinischen Über- 
setzungen, die im folgenden allein zitiert werden können, auf authentischen 
Ausfertigungen beruhen, wird wohl genügend durch den Dorsalvermerk eines pisa- 
nischen Originals bewiesen, womit der Logothet rot deopov die lateinische 
Version als lsoy beglaubigt und als mit dem Goldsiegel mitbesiegelt bezeichnet 
(Documenti sulle relazioni delle città toscane coll’ Oriente 8. 58). Kaiserliche 
Dragomane (disqunvevrís, interpres) sind wiederholt nachweisbar. Als cine Aus- 
nahme mufs wohl der Text des venetianischen Privilegs von 992 bezeichnet werden. 
Bedenkt man das allgemeine Interesse, sich von solchen Privilegien genaue Kennt- 
nis zu verschaffen, so wird wahrscheinlich, dafs zahlreiche Kopieen davon kursiert. 
haben werden. Der vorliegende Text beruht nach meiner Meinung auf einer 
solchen Kopie, und zwar einer sprachlich vulgarisierten, die später korrigiert und 
verdorben wurde. 

8) Wenn Tafel und Thomas (Fontes XII 49) die aufregende Bemerkung machen, 
dafs der von ihnen gegebene Text des Alexianums non ab omni parte überein- 
stimme mit gewissen in Lebrets venetianischer Geschichte mitgeteilten Fragmentan 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 369 


tianern wie von der kaiserlichen Regierung durchgängig in der dritten 
Person gesprochen war. Indem aber diese Festsetzung von den vene- 
tianischen Gesandten beschworen werden mufste — die Eidesformel ist 
wörtlich in die Bulle Alexios’ III aufgenommen —, hat sich der 
subjektive Charakter dieser Formel an einigen Stellen auch in die ein- 
zelnen Paragraphen übertragen, so dafs z. B. im 4. und 6. Alinea von 
dem venetianischen Flottenkontingent als einem stolus noster ge- 
sprochen wird. Der Schlufssatz der conventio lautet (Fontes XII 201): 


igitur hec omnia Venetici observabunt .... quousque et ab imperio 
eius et futuris imperatoribus integre conserventur ea que promittuntur 
nobis a domino imperatore Romanorum ... per chrysobulum imperii 


eius. Wie wenig die kaiserliche Kanzlei der stilistischen Schwierigkeit 
Herr wurde, zeigt noch krasser der entsprechende Satz in der Bulle 
Alexios’ III (Fontes XII 255 der unterste Satz): hee autem omnia 


custodient Venetici... quamdiu ab Imperio eorum et imperatoribus 
qui deinceps erunt, integre conservantur, que nobis promissa sunt a 
sanctissimo Imperatore ... per crisobullo imperii eius (hier ist die 


venetianische conventio zu Ende, und es sollte ein alinea folgen; aber 
der Kanzlist fährt im Satz fort:) et que quidem suprascripti legati 
nobilissimi et fidelissimi Imperio meo protosevasti et ducis Venetie 
... ad Imperium meum pepigerunt et juraverunt u. s. w., was auf 
deutsch also heifsen würde: die Venetianer werden diese Bestimmungen 
einhalten, so lange das Reich die uns (den venetianischen Gesandten) 
zugesicherten einhält, und die venetianischen Gesandten haben uns (dem 
Kaiser) auf jene Bestimmungen geschworen. 

Was ist nun der Grund solcher stilistischen Monstrositäten? Die 
alte Präceptform giebt nur noch den äufserlichen Rahmen ab, in dem 
eine venetianische promissio mit einer kaiserlichen promissio durch 
einen verbindenden Text zusammengebunden ist, und ein solches Doku- 
ment miifste seinem Inhalt nach als Vertragsinstrument, als pactum 
bezeichnet werden. Das novum, welches die alte Form zersprengt hat, 
liegt darin, dafs in diesen beiden Goldbullen von 1187 und 1198 zum 
erstenmal venetianische Gegenverpfliehtungen verzeichnet stehen, wäh- 
rend alle früheren, den Venetianern erteilten Bullen nichts anderes als 
Gnadenerweisungen enthalten, und venetianischer Pflichten nur in all- 
gemeinen Wendungen, keineswegs aber in genauen Stipulationen ge- 
denken. 

Hier ist die Frage zu erheben, ob die neue Form der Ausdruck 
einer neuen Sache ist oder ob nicht vertragsmäfsige Verpflichtungen 
der Venetianer viel früher formuliert als in den Text kaiserlicher 
Bullen aufgenommen worden sind. Es wäre das oberflächlich Nächst- 


370 I. Abteilung 


liegende, anzunehmen, bis dahin hätten die Venetianer nur Rechte 
genossen und erst seit 1187 hätten sie sich zu einem Vertrag und 
gewissen Leistungen bequemen müssen. Oder auch: jene Rechte seien 
die einfache Bezahlung postnumerando gewesen für kriegerische Hülfe, 
welche Venedig in gewissen Momenten den Byzantinern geleistet habe 
nach dem Satze des do ut des, und die so an Venedig verliehenen 
Rechte hätten kein weiteres onus mit sich geführt, sondern man sei 
einfach quitt gewesen, nachdem Venedig kriegerische Hülfe geleistet, 
und die griechische Regierung dafür dem venetianischen Handel Privi- 
legien erteilt habe. Diese Anschauung ist allen bisherigen Dar- 
stellungen stillschweigend zu grunde gelegt. Ich bin überzeugt, 
dafs sie falsch ist. 

Wenn die Einzelaufzählung venetianischer Verpflichtungen erst 
gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Text der Goldbullen sich findet, 
so kann man daraus nicht schliefsen, dafs sie nicht früher formuliert 
wurden; man kann nur sagen, dafs es bis dahin nicht Kanzleitibung 
war, sie in den Bullen für Venedig zu wiederholen. Es ist demnach 
so, dafs die Urkunden über venetianische Verpflichtungen für die ältere 
Zeit nur eben fehlen, dafs das auf uns gekommene Urkundenmaterial 
unvollständig ist. War mir einmal aus verschiedenen Gründen der 
Verdacht aufgestiegen, es möchten von Anfang an den venetianischen 
Rechten sehr bestimmte Verpflichtungen entsprochen haben, so schien 
die nächstliegende Aufgabe, nach äufserlichen Spuren und Anhaltspunkten 
zu suchen. Bei einer Prüfung des Textes der Privilegien fand sich nun 
auch bereits in der Bulle des Kaisers Johannes (1126) die gesuchte 
Spur. Es heifst dort: die kaiserliche Gnade werde den Venetianern 
mit der Goldbulle geschenkt für ihr Gegenversprechen — pollicentibus 
et rursum ex toto corde pro Romania pugmare..... quedamque spe- 
cialia servitia scripta per conventiones celsitudini nostre et Romanie 
observare pollicitis, secundum quod conventio (symphonia) a nun- 
ciis eorum facta de his latius narrat (Fontes XII 116 und 182). 
Da nun conventio (ovupovía) die übliche Bezeichnung ist für Ver- 
träge, so hat hier eine Gegenurkunde bestanden zu dem Präcept der 
kaiserlichen Goldbulle von 1126. 

Ohne ausdrückliches Zeugnis wäre die Annahme voreilig und 
unerlaubt, es miifsten bei einem Vertragsgeschäft Urkunden, seien 
es gleichlautende, seien es verschiedene, zwischen den beiden Paci- 
scenten ausgetauscht worden sein. Für die älteren Verträge zwischen 
fränkischen Fürsten und Päpsten meint Sickel nicht annehmen zu 
können, unerachtet des bilateralen Charakters des Vertrages, dafs 
der kaiserlichen Urkunde eine päpstliche Gegenurkunde entsprochen 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 371 


habe.!) Von dem Staatsvertrag zwischen dem östlichen und westlichen 
Kaisertum zur Zeit Karls des Grofsen meint Fanta, der jener Ansicht nicht 
widerspricht, dafs zwar eine Auswechselung von Schriftstücken statt- 
gefunden habe, dafs aber der Inhalt dieser Urkunden „ein im wesentlichen 
gleichlautender” gewesen sein müsse.) Für die venetianischen pacta mit 
den deutschen Kaisern und Königen von Italien wies dann Fanta als 
das Charakteristische nach, dafs aus dem beiderseits verbindenden, die 
Form eines capitulare bewahrenden pactum sich ein einseitiges könig- 
liches Präcept entwickelt habe. Betrachten wir darnach von den 
byzantinisch-venetianischen Dokumenten das älteste von 992, so finden 
wir darin mit keiner Silbe erwähnt, dafs ihr eine venetianische Gegen- 
urkunde Voraussetzung sei. Wo venetianischer Verpflichtungen gedacht 
wird, sind sie als ein altes Herkommen und gewohnheitsmiifsige Ver- 
pflichtung bezeichnet, so dafs kein Anlafs vorliegt, ihre schriftliche 
Feststellung anzunehmen. Anders in den Zeiten des Alexios I Kom- 
nenos, der den Venetianern das erste ihrer grofsen Privilegien verliehen 
hat. Bei zwei grofsen Verträgen, die er abgeschlossen hat, ist eine 
Einsicht in den diplomatischen Hergang möglich. Der eine Fall he- 
infft die Verhandlungen mit dem Normannen Bohemund, der 1108 
nach dem Mifslingen seines Angriffs auf das Reich sich dazu verstehen 
mulste, semem grofsen Feind den Lehenseid zu schwören für seinen 
syrischen Besitz. Die kaiserliche Goldbulle, die ihn mit Antiochien 
und Edessa investierte, ist nicht erhalten, wohl aber die Urkunde über 
die Lehensverpflichtung Bohemunds. Anna Komnena teilt sie in der 
Alerias mit.*) Diese Urkunde stellt sich dar als ein durchgängig 
subjektiv gefafster Akt über den Eid Bohemunds (ovupovò xal éx- 
pou), worin die ihm aus seinen Gnaden und Rechten erwachsenden 
Verpflichtungen spezifiziert und in umständlichen Wiederholungen nach- 
dricklich festgestellt sind. Unterfertigt ist der Akt von den Zeugen 
der Eideshandlung und Beurkundung, welche aus beiden Parteien ent- 
nommen sind. Dafs nun diese promissio Bohemunds und die kaiserliche 
Goldbulle gegen einander ausgetauscht wurden, geht nicht nur aus dem 
tenor des genannten Aktes ausdrücklich hervor, sondern Anna Komnena 
selbst fügt dem Schlufs hinzu: tov uèv oùv Zyygapov Ögxov.. ¿la Bev 





1) Sickel, Das Privileg Ottos I für die römische Kirche vom Jahr 962. S. 84. 

2) Fanta a. a. O. S. 118. Für die völlige Identität des Kontextes bei aus- 
wechselnden Vertragsurkunden bietet aus dem 12. Jahrhundert der venetianisch- 
Pisanische Vertrag von 1180 ein Beispiel. Documenti S. 20 ff. Ebenso die pacta 
der Venetianer mit den Fürsten des vierten Kreuzzuges vor Konstantinopel (1204). 
Fontes XII 444 ff. und 449 ff. 

8) Anna Komnena (ed. Bonn.) II 228—246. 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 373 


Ist sonach die Existenz jener venetianischen ,symphonia“ festge- 
stellt und ihr Charakter durch Analogieen vom Anfang des 12. Jahr- 
hunderts aufgeklärt, so wird es für das Verständnis von Wichtigkeit 
sein, sich den Gesamtablauf des diplomatischen Geschäfts, innerhalb 
dessen jenes Aktenstück seine Stelle findet, soweit möglich, in seiner 
normalen Folge zu vergegenwärtigen. 

Dieses Geschäft begann, wie jene Zeit denn noch keine ständige, 
beglaubigte Vertretung der fremden Mächte kannte, mit der Sendung 
von Gesandten (legati, apocrisiarii, missatici), denen jedenfalls zweierlei 
Dokumente mitgegeben wurden. Das eine für die fremde Regierung 
bestimmt, das andere die Geheiminstruktion. Dafs die Gesandten, welche 
ausgeschickt wurden, zunächst ein Schreiben überreichten, ist mehrfach 
bezeugt.') Es war das Kreditiv und gab als solches den Umfang der 
Vollmachten an, auf Grund deren die Verhandlungen geführt wurden. 
Da keine Urkunde dieser Gattung aus dieser Zeit erhalten ist, ver- 
mag ich nicht bestimmt zu sagen, ob mit dem Kreditiv vereinigt war 
dasjenige Aktenstück, welches Punkt für Punkt die Ansprüche und 
Forderungen enthielt, die von der auftraggebenden Regierung als un- 
umgängliche Basis des abzuschliefsenden Vertrags angesehen wurden. 
Man findet eine solche Liste von Forderungen, die wohl als petitio 
(démos, tà Enrovneva) zu bezeichnen ist*), in dem pisanischen Privileg 
von 1192 und in einem genuesischen vom gleichen Jahr); über den 
grofsen Umfang und die weitgehende Unverschämtheit solcher For- 
derungen darf man sich nicht wundern; man mufste auf ein Herunter- 
bieten im Lauf der Verhandlungen gefalst sein und forderte deshalb 
um so mehr von Anfang an. Die zwei genannten Urkunden enthalten 


1) Genuesische Instruktion von 1201 (Lod. Sauli, della colonia dei Genovesi 
in Galata II 196 ff.): litteris honorificentia debita traditis imperatorie majestati. 
Umgekehrt von Konstantinopel aus: axéoreiley 7 Pacideía wov roy olxsioy... 
perc nal yedpuaros abris. tod dé axeldóvros xal tà yocupata rüg Bacillus 
pov xçonouiouvrog ubroïs .. (Documenti 43/52 von 1111.) Über den Inhalt solcher 
Schreiben giebt eine Stelle Auskunft in einem Brief des Isaak Angelos an Genua 
1192 (acta et diplomata graeca II] 24 f.): yocuuu, di’ où nal xAnçopoen®siow y 
Pueailela pou évdedopivov tyev abrovs (die Gesandten) ¿E vuov teaurautca: 
pera zig abviijs tijs Pacidelus pov regi tay Helntdov vuiy xual narà Te Gpécayra 
tH Pacsdzia pov xai adtoîs norijo«cı. In einem Brief von 1191 hatte sich der 
Kaiser beklagt über die ungenügende Vollmacht eines Gesandten (acta II 2f.). 

2) Brefslau, Handbuch der Urkundenlehre I 680 ff. Zachariae, Geschichte 
des griechisch-römischen Rechts. 2. Aufl. S, 332. Die petitio im Präcept zu 
wiederholen, ist mannigfache Übung. L. M. Hartmann z. B. macht auf eine solche 
Verbindung in ravennatischen emphyteutischen Urkunden aufmerksam. (Mittei- 
lungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung XI (1890).) 

3) Documenti 41/60. ucta et diplomata graeca III 27. 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 375 


seits, in der deutlichen Absicht herbeigeführt werden, den natürlichen 
Druck einer günstigeren politischen Konjunktur abzuwarten, eine Menge 
vergeblicher Gesandtschaften einander ablösen, bis die Vereinigung ge- 
lingt oder als unmöglich sich erweist. Für die Form des Abschlusses 
ist zu unterscheiden, wo die Hauptverhandlung geführt worden ist. 
Denn von dem seltenen, zuvor erwähnten Fall eines Vertragsabschlusses 
in Gegenwart beider Paeiscenten, wie 1108 zwischen Alexios und Bohemund 
in Deaboli, können wir absehen. Ist die Verhandlung auswärts geführt 
worden, so sind die Formalitäten diese. Nachdem in Gegenwart des 
kaiserlichen Gesandten die eidliche promissio geleistet ist von seiten 
der fremden Macht in ihren kompetenten Vertretern (je nachdem: Re- 
gierung, Geistlichkeit, Volk), wird darüber ein schriftlicher Akt aufge- 
nommen, in dem also sämtliche Verpflichtungen niedergelegt sind, 
scripta conventio, Eyygapov oVupwvov, von Zeugen unterfertigt und 
von einer Gesandtschaft nach Konstantinopel überbracht zugleich mit 
einem besonderen Schreiben des Inhalts, dafs diese Gesandten bevoll- 
mächtigt seien, das noch am Vollzug Fehlende zu erfüllen. Demgemäls 
haben sie nochmals das in der promissio Enthaltene zu beschwören, 
worüber abermals ein schriftlicher Akt aufgenommen und von den 
Gesandten unterschrieben und besiegelt werden mufs. Erst danach 
wird ihnen die kaiserliche Goldbulle ausgehändigt, welche Handlung 
die endgültige Ratifikation seitens der kaiserlichen Regierung in diesem 
Fall bezeichnet.!) Sie ist die Bestätigung dessen, was der kaiserliche 
Gesandte kraft seiner Vollmacht als Gegenleistung seiner Regierung 
zugesichert hat. 

Analog ist das Verfahren, wenn die Hauptverhandlung in Konstan- 
tinopel zum Abschlufs kam; doch mufs es gesondert betrachtet werden, 
weil bier ein völkerrechtlich merkwürdiger Fall in den Annalen ver- 
zeichnet wird. Ist der Vertrag ‚von dem fremden Gesandten beschworen, 
so wird über den Eid sowohl als den Vertrag ein schriftlicher Akt 
aufgenommen, und der Vertrag in doppelter Ausfertigung von dem 
Gesandten unterschrieben und besiegelt. Das eine Exemplar bleibt in 
Konstantinopel, das andere geht an die andere paciscierende Macht zu- 
gleich mit der Goldbulle, welche den Vertrag erwidert und bestiitigt.*) 
Die Form der Ratifikation ist hier diese, dafs eine kaiserliche Gesandt- 
schaft die Bulle überbringt und dafür eine Urkunde in Empfang zu 
nehmen hat über einen Eid, womit die fremde Regierung definitiv den 


1) Diese Darstellung griindet sich auf das pisanische Privileg von 1111. 
Dafs die Verhandlungen aufserhalb von Konstantinopel zu Ende kommen, ist der 
seltenere Fall. 

2) Besonders deutlich acta et diplomata graeca III 24 f. 


C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 377 


Bulle regelmäfsig im Perfectum erwähnt (zguoösdopnrai, ta év tO 
¿evcofovlico Adya éyyeyoaupeva). 

Mit der Ratifikation ist das diplomatische Geschäft noch nicht 
völlig erledigt, der Komplex der Urkunden nicht abgeschlossen. Von 
den notwendigen Formalitäten der Kopierung oder Registrierung in 
verschiedenen Archiven der Hauptstadt und dem vorgängigen, dazu den 
Befehl erteilenden kaiserlichen zırraxıov soll hier nicht die Rede sein. 
Nur von gewissen Ausführungsverfügungen, die in kaiserlichen Ver- 
leihungen bereits vorgesehen sind. So war zumal bei der Gewährung 
von Zollerleichterungen eine Benachrichtigung der Lokalbehörden durch 
die Zentralregierung vennóten, welche wohl in Form eines Rund- 
schreibens geschah.!) Sodann werden Schenkungen von Immobilien 
(áxévyta) in die Goldbulle meist nur summarisch emgefügt und so 
gegen jeden Anspruch rechtlich gesichert, die Besitzeinweisung aber 
wird einer Spezialbehörde vorbehalten, welche das Terrain zu vermessen, 
abzugrenzen und rechtsfórmlich zu übergeben hat. Ein Akt darüber 
mit detailliertem Verzeichnis der Liegenschaften und darauf befindlichen 
Bauten, manchmal verbunden mit dem Reskript der vorgesetzten Be- 
hörde oder gar dem kaiserlichen xpgóorayue«, wird in mehrfacher Aus- 
fertigung aufgenommen. Dieser Akt heifst roaxrixdv xagaddoeag.”) 
Besonders deutlich findet sich das Verfahren bezeichnet in einer Ur- 
kunde des Johannesklosters auf Patmos, wo ein kaiserliches Reskript 
dem lokalen Strategen vorschreibt: ,,r01j0aodta. tiv tay xınudtov 
zapddocıv.... xal moimoov xal mpaxrixa Ovo tijg «Tor nagaddoeas 
prorfopeva xal Asdopioueva. xal toúrow to uèv Ev éxidog rois 
povayois tig dopaierav, to dè Eregov amöoreıdov elg TO Géxgeror, 
Öpeilov dnorsdijvaı Ev avrò dt’ sidyow Tüv rapadodevrov 1H wege 
ris povijs“*) 

Dafs xpaxrixa dieser Art, die ursprünglich nur mit Unterschrift 


1) Im pisanischen Privileg von 1111 ausdrücklich zugesichert; so auch den 
Genuesen 1155. Um die Notwendigkeit ganz besonderer Instruktionen an die 
Lokalbehòrden zu begreifen, mufs man sich erinnern, dafs nach dem Zeugnis des 
Konstantin Porphyrogennetos einzelne Provinzen die Zolleinnahmen nicht an die 
Reichskasse ablieferten, sondern den Gehalt ihres Gouverneurs davon bestritten. 
So wenigstens zu Anfang des 10. Jahrhunderts. 

2) In dieser Form sind zwei genuesische sgaxtixe erhalten in lateinischer 
Version, von 1170 (Desimoni, a. a. O. 178 ff.) und 1192 (acta et diplomata graeca 
III, Einleitung VI ff.); dazu eines von 1202 im griechischen Original (acta et dipl. 
gr. II 49ff.; lateinisch liber jur. I 496 ff). — Brefxlau, Handbuch der Urkunden- 
lehre I 713 Anm. 1 traditionis actio ist wohl der entsprechende abendländische 
Ausdruck. 

3) acta et diplomata VI 34. 

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 25 


Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im 
Mittelgriechischen. 


Die ersten vom klassischen Paradigma des Personalpronomens ab- 
weichenden Formen, denen wir in der Litteratur begegnen, sind: good 
im Papyr. Dresdens. aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (verso lin. 3), in 
einem ägyptischen Papyrus des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Pap. Lup. 18, 
10) und in C. I. G. 48661); ogy in einer der von Nerutsos-Bey gefun- 
denen alexandrinischen Inschriften des 2. oder 3. Jahrh. (7) n. Chr. 
(Revue Archéol. 1887, I p. 199) und guev in C. I G. 3440 (Kaibel 
322). Das letzte Beispiel ist vom Jahre 214 n. Chr. Es kommen 
aber diese jüngeren Formen in den ersten nachchristlichen Jahrhun- 
derten nur ganz vereinzelt vor; mir sind nur die oben genannten Fälle 
bekannt. Erst im 10. Jahrhundert erscheint eine neue Form in ziem- 
lich grofser Frequenz; es ist dies o&g, das man bei Konstantinos Por- 
phyrogennetos sehr oft liest: De caer. 5. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8; 
44, 22; 51, 13; 61, 2; 380, 15, 16, 17; 353, 1, 2,3; 384, 5; 650, 12; 
651, 11. Dies ods ist gewils eine Pluralbildung von 60€, die sich ver- 
gleichen lässt mit der altgriechischen Form éavrovg nach ¿uvróv, 
welches das ältere ogàs avrovg verdrängte (Kühner-Blafs S. 59%). 
Merkwürdig ist es, dafs unter den ältesten Beispielen von odg die 
Mehrzahl den altgriechischen Gen. Plur. tuóv vertritt. So steht in 
der Schrift über das Ceremonienwesen des byzantinischen Hofes 14mal 
ods für den Genetiv gegen 2mal für den Accusativ (S. 380, 16 und 17). 
Von den Stellen, wo o@3 = vuóv ist, sind die meisten identisch. 
S. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8; 44, 2 22; 51, 13; 61,2; 650, 12; 651, 11 
lautet es immer: modvyoóviov ronde 0 eg THY «yiuv Buordecer Oks 
elg xodda étn. Der Gebrauch von o@s an diesen Stellen ist wohl aus 
der eigentiimlichen metrischen Form der Acclamationen zu erkliren. ?) 





1) Wessely in Wiener Studien VII p. 77. 

2) Wir finden in derselben Schrift (S. 36, 14 und 370, 215, als Übersetzung 
der lateinischen Worte: Christus Deux noster conservet imperium vestrum per 
multos annos et bonos, den Inhalt dieser Acclamation in geänderter Form und 
in nicht volksmiifsigem Stile: Agıoros 0 Osds sav pidge riv Paadelav vuñv 
¿mi molluig Èreci nal uadoîs. 

26° 


380 I. Abteilung 


Den Gebrauch von oég für du&v kann man sich, meine: ich, nur so 
erklären, dafs man in diesem oäg nicht einen eigentlichen Genetiv sieht, 
sondern einen Accusativ, der für den Dativ steht.) Eine Redensart 
wie xodvyodvioyv monoer 6 eos ınv ayiav facideiav duiv wurde zu 
x. x. 6 @ +t. &. B. vuäc und für dieses tyes steht oûc. Auf diese 
Weise bekam dieser den Dativ vertretende Accusativ die Kraft eines 
Genetivs; man vergleiche hiermit das deutsche: „Dies ist dem Vater 
sein Haus“ für „Dies ist das Haus des Vaters“. Dafs nun dies oäc 
schliefslich den ganzen Genetiv des Plurals der Pronomina verdrängt 
hat, dazu wird auch kräftig mitgewirkt haben die Verwirrung, welche 
im Gebrauche der verschiedenen Casus herrschte So liest man bei 
Konstantin auf derselben Seite (De caer. S. 196, 1, 2, 3, 4 und 5, 6, 7; 
368, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 und 16, 17): woddat vuiv yesvor und 
zcoAAoi 00v yedvor. Foy, Bezzenbergers Beiträge 12 (1887) S. 59 und 
Wilhelm Meyer, S. Portii gramm. linguae graecae vulg., S. 165, haben 
als die Ursache der Entstehung von oég das Gleichlautendwerden von 
ques und bus genannt. Es ist hiergegen von Hatzidakis, ‘A@yvà I 
(1889) S. 520 angeführt worden, dafs oäg schon öfters vorkommt zu 
einer Zeit, wo das v noch nicht denselben Laut als y hatte; man 
bedenke aber, dafs die neue Form entstanden sein wird nicht, als 
die zwei älteren identisch. geworden waren, sondern schon viel früher, 
zu einer Zeit, da auch v sich dem ¿-Laut näherte und dadurch das 
Bedürfnis einer schärferen Unterscheidung zwischen „uns“ und „euch“ 
hervorrief. 

Wie zum Singular og em Plural 6%g gebildet wurde, entstand aus 
we ein Plural uás, der ebenfalls sowohl Genetiv als Accusativ ist. 
Gewöhnlich wird dies wäg anders erklärt: man hält es für eine Aphäresis 
von wäg.”) Die Fälle von Aphiresis sind aber höchst selten in der 
Zeit, wo uös vorkommt; auch findet die obige Erklärung eine Stütze 
in dem ganz analog gebildeten o&g aus oe. Màs gehört wohl derselben 
Zeit an als o@s. Es findet sich sehr oft in der trapezuntischen Version 
des Digenisliedes (z. B. V. 23, 46, 56, 67, 72, 73 als Genetiv; V. 16, 
45, 70 als Accusativ). In diesem Lied ist es mit odg die einzige mo- 
derne Form des Personalpronomens der ersten und zweiten Person. 
Auch kommt es vor in den von Krumbacher veröffentlichten byzantini- 
schen Sprichwôrtern (Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wissensch., phil.- 


1) Es ist ja bekannt, dafs schon in der xoıv der Dativ sehr bemerklich zu 
verschwinden anfängt, und dafs der gröfsere Teil seiner Funktionen auf den Ac- 
cusativ übergeht. 

2) Z. B. Psichari, Essais II S. 227; Gustav Meyer in Rivista di Filologia IV 
(1876) S. 270; Wilhelm Meyer (Simon Portius $, 164). 


D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 381 


hist. Kl. 1887, 43—96)5): ‘H oxvla pas orovdatovoa tupla xovrtovdia 
yevynoe (Nr. 14). 

In den Spracherzeugnissen des 11. und 12. Jahrhunderts begegnen 
uns beinahe alle modernen Formen des Personalpronomens. Wir finden: 
lov, good, éuéva, écéva, éosig u. s. w. Versuchen wir die Entstehung 
dieser Formen uns zu erklären. Es gab im Altgriechischen neben êué, 
¿uod, ¿polí die enklitischen Formen we, pov, wor, wodurch für das Sprach- 
gefühl die Prothese von e eine emphatische Kraft bekam. Dadurch 
wurde dann dies & auch anderen Formen vorgefiigt. Das früheste Bei- 
spiel einer solchen Bildung mit heterogenem & nennt Wilhelm Meyer 
(Simon Portius S. 165) ¿uóv, das er liest in den Italograeca von Zam- 
belios (Athen, 1864, S. 89); allein es ist deutlich, dafs man hier mit 
dem Genetiv Plur. des Possessivpronomens zu thun hat. Dals wir hier 
nach rî judy fovAî den Gen. Plur. der ersten Person des Sing. lesen, 
braucht uns bei diesen Dokumenten keineswegs zu wundern; die Phrase 
toy éu@v xingovóuov ist eben eine sehr gewöhnliche am Ende dieser 
Akten, und man schrieb einfach dem gangharen Modell nach. In der 
ganzen Litteratur ist mir mit Ausnalime dieser Stelle und einer anderen 
bei Trinchera (wo man alles Mögliche findet) kein Beispiel von ¿uov 
bekannt; wie wir sehen werden, kommt es vor in den Grammatiken 
von Simon Portius und Girolamo Germano, der auch ein g6@v angieht. 

Die Formen éuév, éoev zeigen das dem Accusativ angehängte », 
welches, nach Analogie der Wörter der ersten und zweiten Deklination 
schon seit hellenistischer Zeit den Wörtern der dritten Deklination zu- 
gefügt wurde (Gustav Meyer, Gr. Gr.” $ 520). Bei ¿uéva und ¿oéva 
finden wir dann eine nochmalige Anfügung des Accusativzeichens; 
solche pleonastische Kasusbildungen kommen im Altgriechischen, sowie 
in den meisten modernen Sprachen vor, diese sind aber deshalb höchst 
interessant, weil sie überzeugend darthun, dafs im Mittelgriechischen 
die Accusativendung « noch als solche empfunden wurde. Wenn nicht 
das heutige Griechisch das Volkstümliche dieser Formen unwidersprech- 
lich bewiese, so möchte wohl mancher geneigt sein, auch sie dem Halb- 
wissen byzantinischer Gelehrten zuzuschreiben; jetzt aber sind sie ein 
Beispiel, wie die Mischung antiker und moderner Formen nicht nur eine 
Eigenschaft der xa&agevovo« des Mittelalters ist, sondern auch in der 
lebenden Volkssprache des Mittelalters stattfand. — Neben ¿uéva, ¿oéve 


— 
— 


1) Es ist nicht bekannt, welcher Zeit diese Sprichwörter angehören. Krum- 
lacher (a. a. O. S. 65) schreibt sie der „frühbyzantinischen Zeit“ zu aus (iründen, die 
er dem Inhalt entnimmt. Mir kommt es wahrscheinlich vor, dafs nicht alle der- 
selben Zeit angehören. Man vergleiche über solche Sammlungen wie die Sprich- 
wörter, was Legrand im Vorwort zu den *largocópta sagt (Bibl. gr. vulg. II S. X.) 





D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 383 


Formen der Personalpronomina in Gebrauch mit einer Ausnahme. 
Diese Ausnahme ist (é)ueîe, das bis tief ins 15. Jahrhundert sehr selten 
ist. Bevor wir durch eine Tabelle diese Thatsache beweisen, wollen 
wir versuchen die Sache uns klar zu machen. Als dueis eliminiert war, 
wurde nueig nicht unmittelbar bedroht. Da keine Konfusion möglich 
war zwischen queïs und éoeîs, that keine andere Form für den Plural 
der ersten Person not. Nur einer Gefahr war fuels ausgesetzt: dem 
Einflufs der Analogie. ‘Eué, éuéva, Euod, £oE, ¿céva, éovd, éosîs und 
vor allem ¿ués (emphatische Form von puàs, welches erst spit eg 
ganz verdringte) haben Queîs mitgerissen. Es ist wahr, dafs man zur 
Erklärung von weis auch von pués ausgehen könnte und annehmen, 
dafs man zum Accusativ us einen Nominativ pets gebildet hätte, wie 
zu oa¢ einen Nominativ oeis. Allein es bleibt bei dieser Annahme die 
auffallende Seltenheit von (Öueig während der Periode vom 11. bis 
15. Jahrhundert unerklärt; dagegen ist die sehr langsam zunehmende 
Frequenz dieser Form in schönster Übereinstimmung mit dem lang- 
samen Fortschreiten aller Analogieprozesse. Auch soll man nicht ver- 
gessen, dafs nach dem Gleichlautendwerden von v und 7 ein anderer 
Nominativ Plural der zweiten Person notwendig wurde, nicht aber ein 
Nominativ Plural der ersten Person. In der folgenden Tabelle nenne 
ich erst die Texte, deren Entstehungszeit bekannt ist, dann die nicht 
datierten; ich gebe Zeit, Verszahl und alle Stellen an, wo weis, 
quäs, ¿nes und (E)weis vorkommen. Dazu bei den Stücken, wo (eis 
fehlt, einige Stellen, die zeigen, dafs der betreffende Autor die modernen 
Formen der Pronomina nicht meidet und es also keine puristische 
Tendenz ist, die ihn statt éueîs mueïs schreiben läfst. Hierbei über- 
gehe ich oä&g und ps, da, wie wir gesehen haben, diese Formen auch 
in Texten vorkommen, die keine anderen modernen Formen aufweisen. 
Ich schliefse die Tabelle mit dem 16. Jahrhundert, weil in dieser Zeit 
(¿)pets ebenso häufig vorkommt wie weis, was nicht nur aus den 
Texten, sondern auch aus dem Zeugnis der ersten neugriechischen 
Grammatik (Sophianos) zu ersehen ist. Ich habe mit Ausnahme einiger 
kleinen Gedichte, die mir nicht zugänglich waren, alles benutzt, was 
bis ins 16. Jahrhundert in mittelgriechischer Sprache geschrieben und 
uns überliefert ist. Hievon fiel einiges aus, weil kein Personalpro- 
nomen der ersten Person Plural darin vorkommt, z. B.: Prodrom I, II, V 
(Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 33— 47, 48—51, 101—106), Els Beve- 
ztav (Wagner, Carmina S. 221 — 223), die cyprischen Liebeslieder 
(Legrand, Bibl. gr. vulg. II S. 58—93), Spaneas I und II (Legrand, 
Bibl. gr. vulg. 1 S. 1—10 und Wagner, Carmina S. 1—27), Recueil 
de Chansons pop. grecques publ. p. Legrand, Paris 1874 (1. Teil, 


384 I. Abteilung 


griechische Gedichte des 15. Jahrhunderts), ITepl yégovros va un xdon 
xogitor (Wagner, Carmina S. 106—111), Heol ris Eeviretas (Wagner, 
Carmina S. 203— 220). 

Mit dieser tabellarischen Übersicht beanspruche ich durchaus nicht 
zu beweisen, dafs (é)ueîs nicht gesagt worden ist im eigentlichen 
Griechenland vor dem 14. Jahrhundert (wo es zum erstenmal in den 
Texten vorkommt), und noch viel weniger will ich meine Angaben be- 
nutzen als eine Statistik zur Datierung der Texte; dazu ist ja die 
Frequenz der Personalpronomina viel zu gering, auch wire es milslich, 
aus der Untersuchung eines so geringen Details weitere Schlüsse zu 
ziehen. Nur glaube ich, dafs die auffallende Seltenheit von (é)ueïg in 
Stücken, die alle anderen modernen Formen ohne Skrupel aufnehmen, 
genügend beweist, dafs bis ins 15. Jahrhundert nicht Zweig, sondern 
nweig die gewöhnliche Form war. 

12. Jahrhundert. Prodrom III (Legrand, Bibl. gr. vulg. IS. 52—76, 
655 V.) HMEIZ: 377, 409, 411, 413, 414, 416, 418, 420, 425, 427,- 
504. EMEIZ: V. 76 steht &uweis, aber die Stelle ist verdorben. Le- 
grand notiert: „Pas plus que Coray, je ne comprends rien à ce vers.“ 
Es scheint, dals statt &ueig ein Substantiv hier gestanden hat; eins ist 
sicher, nämlich dafs em Personalpronomen, es sei denn quetg oder Zueis, 
hier gar keinen Sinn hat. HMAZ: 290, 299, 336, 357, 422. EMAZ: 
fehlt. Moderne Formen: Eueva: 321, 330; ¿uév: 631; ¿oév: 501. In 
der zweiten Redaktion dieses Gedichts, Prodrom IV (Legrand, Bibl. gr. 
vulg. I S. 77— 100) steht V. 76 weis, wovon dasselbe gilt wie von 
£usig in der ersten Redaktion. Übrigens stimmen die beiden Versionen 
darin überein, dafs sie nur eig und nues, nicht guests und ¿us auf- 
weisen. 

12. Jahrhundert. Prodrom VI (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 107 
bis 124, 397 V.). HMEIZ: 303, 306. EMEIX: fehl. HMAZ: 30. 
EMAZ: fehlt. Moderne Formen: éuévav: 289; ¿oév: 365, 366; 
éoevav: 360. 

12. Jahrhundert. Glykas (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 18—37, 
581 V.). HMEIZ: 45. (E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 100. EMAX: 
fehlt. Moderne Formen: éov: 119, 124, 125; ¿oév: 242, 312, 369. 

14. Jahrhundert. Die Chronik von Morea (Buchon, Recherches 
historiques sur la principauté française de Morde et ses hautes baron- 
nies, Paris, 1845 T. II, 9219 Verse‘) HMEIZ: Prolog: 428, 606. 

1) Herr Dr. John Schmitt, der eine kritische Ausgabe der Chronik von Morea 
vorbereitet, hat mir in höchst liebenswürdiger Weise seine Kollation des Kopen- 
hagener Codex zur Verfügung gestellt. Eine Vergleichung mit dem gedruckten 
Text wird zeigen, dals an sehr vielen Stellen die hundschriftliche Lesart stark 


D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 385 


Gedicht: 267, 762, 764, 1051, 1307, 2512, 2516, 2540, 2664, 2937, 
3661, 3801, 3814, 3815, 3858, 3805, 3046, 3055, 4033, 5354, 5653, 
6130, 6571, 7074, 7081, 7299, 7793, 7832, 7833, 7838. EMEIZ: 
Prolog: 349. Gedicht: 5626. HMAZ: fehlt. EMAX: Prolog: 275, 
473, 697, 760, 771, 1121. Gedicht: 1053, 1371, 1380, 1384, 2226, 
2247, 2668, 3656, 3793, 3806, 3848, 3861, 3054, 4329, 4586, 4701, 
102, 4729, 5353, 5422, 5504, 6139, 6038, 6042, 7296, 7694. Moderne 
Formen: épeva: Prolog: 74, 192, 280; éov: Gedicht: 52, 1057, 1174; 
éood: Prolog: 288. Gedicht: 2581, 2006; ¿oé: Prolog: 1003. Gedicht: 
326, 2123; éoéva: Gedicht: 471, 1178, 4315; éoeîs: Prolog: 710, 1122. 
| Gedicht: 289 u. s. w. Das häufige Vorkommen von „weis (32 mal 
gegen zweimal ¿uesto) ist hier sehr bezeichnend, weil die Kopenhagener 
Version der Chronik die ausgesprochene Tendenz hat, volksmälsige 
Formen zu geben, wie John Schmitt gezeigt hat (a. a. O.) und in unserem 
Falle durch die Vorliebe der Chronik für &uäs statt qu&g treffend be- 
stitigt wird. John Schmitt hat bewiesen, dafs die Pariser Version der 
Chronik eine Überarbeitung des Originals ist, das uns am treuesten 
vorliegt im Kopenhagener Codex (John Schmitt, Die Chronik von 
Morea, Diss. München, 1889, S. 76—96). In dieser späteren Redaktion 
begegnet uns nun neben ques auch einige Male ¿uerg. Buchon') hat 
den Versen der Pariser Version keine Nummer gegeben; ich werde die 
Verse der Kopenhagener Version angeben, mit welchen die Verse in 
der Ausgabe des Pariser Codex übereinstimmen, und füge die Seite 
und die Spalte hinzu. HMEIZ: Prolog: 428 (S. 12, 2), 606 (S. 16, 2). 
Gedicht: 762 (S. 52, 1), 1051 (8.58, 1), 2516 (8. 90, 1), 2540 (S. 00, 2), 
2664 (S. 93, 1), 2037 (8. 98, 2), 3661 (S. 115, 1), 3801 (S. 118, 2), 
3815 (S. 118, 2), 3895 (S. 120, 2), 3946 (S. 121, 1), 5354 (5. 156, 2), 
5626 (S. 162, 1), 5653 (S. 162, 2), 6130 (8. 174, 2), 6571 (8. 185, 1), 
1074 (S. 212, 1), 7081 (8. 212, 1). EMEIZ: Prolog: 349 (S. 10, 2). 
Gedicht: 267 (S. 39, 2), 764 (S. 52, 1), 1307 (S. 64, 2), 2512 (5. 90, 1), 
3858 (8. 119, 2), 3955 (S. 121, 2), 4033 (S. 123, 2). Die Handschrift 
der Pariser Version ist nach Omonts Ansicht in den Anfang des 
16. Jahrhunderts zu setzen (John Schmitt, Zur Überlieferung der 
Chronik von Morea S. 535). 

14. Jahrhundert. Die Ilias des Hermoniakos (Legrand, Bibl. gr. 
vulg. V, 8800 Verse). HMEIZ: Prolog 75; VII 120; XIII 3, 436; 
von dem Buchonschen Texte abweicht. Hierüber: John Schmitt, Zur (berliefe- 
rong der Chronik von Morea in: Romanische Forschungen, herausgegeben von 
K. Vollmöller 5 (1890) 519 ff. 

1) Buchon, Chroniques étrangères relatives aux expéditions françaises pendant 
le 13. siècle. Paris, 1840, 


D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 387 


die Verhältnisse nicht so klar, da in diesen Stücken die Aphäresis 
schon sehr stark entwickelt ist (Mondry-Beaudouin, Étude du dialecte 
Chypriote, Paris 1884, S. 52). Bei Machaeras (ed. Miller und Sathas, 
2 voll, Paris 1881—1882) fand ich zweimal quete (S. 135 Mitte und 
147 oben), sonst éusig (z. B. S. 106 Mitte, 129 Mitte, 139 oben, 
147 oben, 148 unten u. s. w.); bei seinem Fortsetzer Bustrone (Sathas, 
Mec. BiBXo8xy II, Venedig 1873, S. 413— 543) las ich nur Zueis 
(z. B. S. 450 oben, 511 unten, 519 unten, 532 unten, 537 oben). 
Machaeras gehört dem 15., Bustrone dem 16. Jahrhundert an. In den 
von Cusa, Zambelios und Trinchera herausgegebenen griechischen Diplo- 
men ist die Frequenz der ersten Person des Plurals des Personalpro- 
nomens sehr grofs. Bei Cusa (I Diplomi greci ed arabi di Sicilia, 
Palermo 1882, 2 voll. 4°) liest man fast auf jeder Seite Aueig, nur 
zweimal dagegen ¿uste und zwar S. 307 und 523. Da in diesen 
Sammlungen sich Stücke befinden von sehr verschiedenem sprachlichem 
Gehalt, gebe ich hier keine vollständige Liste aller Stellen, wo muets 
u. 8. w. vorkommen. Nur sei erwähnt, dafs in den beiden Stücken, 
wo £ueig steht, auch queto vorkommt; im ganzen zählte ich in der 
Sammlung von Cusa mehr als 150 Fälle von nueis. Die beiden Akten, 
welche ¿uetg aufweisen, sind vom 12. Jahrhundert. 

Bei Zambelios (Italograeca, Athen 1864) fand ich kein einziges 
Mal Zueis, aber öfter queto. 

Auch bei Trinchera (Syllabus Graccarum Membranarum, Neapel- 
Cataneo, 1865) kommt wets aufserordentlich häufig vor; dagegen fand 
ich nur zweimal éueig (S. 16 (1015) und 101 (1114)). Ich habe die 
Sammlung Trincheras nur während eines kurzen Aufenthalts in Paris 
benutzen können und also nicht so genau untersucht wie das Werk 
von Cusa; es würde mich aber sehr wundern, wenn man mehr als zwei 
Fälle von éuetg bei Trinchera nachweisen könnte. Noch ist zu be- 
tonen die grofse Anzahl Schreib- oder Druckfehler, die namentlich bei 
Trinchera vorkommen. Bei einer so fehlerhaften Überlieferung der 
Texte ist es erlaubt zu fragen, ob den ca. 200 Fällen von queis gegen- 
über die zwei Stellen mit Zweig unserer Beachtung wert sind. 

Von den Texten, deren Entstehungszeit nicht näher bekannt: ist, 
kommt zuerst in Betracht das Digenislied. In der Version von Trape- 
zunt (Sathas et Legrand, Coll. de mon. N. S. vol. 6, Paris 1875) findet 
man von nicht klassischen Formen des Personalpronomens nur uäg und 
vús (z. B.: us (Genetiv): V. 23, 46, 56, 67, 72, 73; pág (Accusativ): 
V. 16, 43, 70; 0%g (Genetiv): V. 94, 1366). Psichari (Essais II S. 35) 
glaubt, dafs der Verfasser dieses Gedichts eine in lebender Sprache 
‚verfalste Vorlage in archaisierender Sprache wiedergegeben hat. Wenn 


388 | I. Abteilung 


seine Vermutung das Richtige trifft, so können wir aus dem Vorkommen 
von o&g und ug sehen, dafs auch den Griechen des Mittelalters diese 
Formen älter und mehr dem klassischen Griechisch sich zu nähern 
schienen als ¿ueva, ¿oéva u. s. w. — Die Version von Grotta-Ferrata 
(Legrand, Bibl. gr. vulg. VI) bietet neben us und o%g schon einige 
moderne Formen n. 1. éuevav: 11 129; II 225; éuéva: IV 733; &oe: 
II 279; IV 97; oéva: IV 452; muerte kommt oft vor, z. B. I 110, 
265, 273, 324; IV 1090; VI 383. Die modernen Formen sind noch 
selten; Legrand meint (Préface, XX), diese Version gehöre vielleicht 
dem 11. Jahrhundert an. In der Version von Andros (Ed. Ant. Milia- 
rakis, Athen 1831) finden wir: HMEIZ: 487, 555, 783, 867, 872, 
058, 2426, 2580, 3131, 3337, 3559. (E)MEIZ: fehl. HMAZ: 513, 
176, 919, 957, 1109, 2200, 2353, 3025, 3252, 3253, 3255, 3366, 3406, 
3439, 4249, 4463, 4588, 4665. EMAZ: 2174. Moderne Formen: 
éuevav: 1095, 2005, 2573, 2770; weve: 2104, 2113, 2505, 2683; ¿oéva: 
863, 3313, 4436; oéva: 1741, 1876, 1893, 1068 u. s. w. Man sieht, 
dafs diese Tabelle sehr wohl stimmt zur Vermutung Psicharis (Essais I 
S. 9 und II S. 46), der diese Version nicht früherer Zeit als der ersten 
Hälfte des 14. Jahrhunderts zuschreibt. 

Kallimachos und Chrysorrhoe (Lambros, Romans Grecs S. 1—19, 
2607 Verse), HMEIZ: 118, 135, 880, 968, 1375, 1645, 1729, 2027, 
2268, 2411, 2418, 2422, 2435. (E)MEIE: fehlt, HMAE: 117 EMAX: 
fehlt. Moderne Formen: &uevev: 1072, 1171, 1257, 1258; éov: 1078, 
1081; ¿oé: 1171, 2081; oeis: 2218 u. s. w. Krumbacher (Gesch. der 
Byz. Litt S. 441) setzt den Roman in das 12. Jahrhundert, Psichari 
(Essais I S. 6) in das Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts. 

Lybistros und Rhodamne (Wagner, Trois poémes gr. du moyen-äge, 
Berlin 1881, S. 242— 349, 3841 Verse): HMEIZ: 1732, 2452, 2487. 
(E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehl. EMAZ: 2976. Moderne Formen: 
éuévav: 68, 376, 381; éosva: 66, 81, 88; écé: 3581, 3704, 3823; écets: 
875, 980. Der Roman ist wohl nicht jünger als das 14. Jahrhundert 
(Krumbacher a. a. O. S. 449). Die Stellen mit fueíg habe ich mit 
der Leidener Handschrift verglichen. 

Belthandros und Chrysantza (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 125 
bis 168, 1358 Verse). HMEIZ: 153, 173, 193, 964, 1217, 1343. 
(E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 189, 1257. EMAZ: fehlt. Moderne 
Formen: ¿uéva: 203, 760, 900; gov: 1270; écév: 172; écéva: 65, 838, 
884. Entstehungszeit ist wahrscheinlich das 15. Jahrhundert (Krum- 
bacher a. a. O. S. 444 und Psichari, Essais II S. 17). 

Phlorios und Platziaphlora (Bekker, Abhandl. der Berliner Akad. 
der Wissensch. 1845 S. 127—180, 1874 Verse). HMEIZ: 806, 828. 


D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 389 


(E)MEIZ: fehl. HMAZ: 1741, 1789. EMAX: fehlt. Moderne 
Formen: éuéva: 236, 278; êcé: 266, 348, 449; écéva: 412, 551 u. s. w. 
„Der Verfasser des Gedichts (gehört) wohl der zweiten Hälfte des 14. oder 
dem Beginn des 15. Jahrhunderts (an)“ (Krumbacher a. a. O, S. 451). 

Achilleis (Wagner, Trois poémes gr. S. 1—55, 1820 Verso). 
HMEIZ: 401, 492, 520, 798. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 148, 519. 
EMAZ: 1352. Moderne Formen: éwéva: 483, D4G, NOT; doév: 5 
303, 309; éeetg: 545, DAI u. 8. w. 

Belisarroman (Wagner, Carmina S. 304— 321, reimlose Version, 
556 Verse). HMEIZ: 47, 185, 537. (E)MEIE: fehlt. HMAR, 
EMAZ: fehlen. Moderne Formen: épéva: 21, 363; ‘éoev: 14; éoeîs: 
159, 385. 15. Jahrhundert? (Psichari, Essais II S. 13). 

Belisarroman (Wagner, Carmina 8. 348 — 378, spätere gereimte 
Version, 997 Verse). HMEIZ: 62, 295, 542, 695. EMEIZ: 67, 964. 
HMAZ: 331, 385. Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts? (Psichari, 
Essais II S. 13). 

Physiologus: (Legrand, Coll. de mon. vol. 16 (1873), 1131 Verse). 
HMEIZ: 146, 270, 533, 631, 665, 670, 920, 1038. (E)MEIZ: fehlt. 
HMAZ: 632, 668, 916. EMAX: fehlt. Es kommen in dem Gedicht 
so gut wie keine Pronomina der ersten und zweiten Person Singular 
vor. Nur gov: 96, 194, 430, 743, 859, 1073. Anfang des 15. Jahr- 
hunderts? (Krumbacher a. a. 0. S. 456, Psichari, Essais I S. 17). 

Der Pulologos (Wagner, Carmina 8. 159— 198, 650 Verse). HMEIZ: 
136, 169. (E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehlt. EMAX: 528. Moderne 
Formen: ¿uévav: 79, 119, 115; ¿oév: 225; cov: 26, 43; og: Th. Ende 
des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 20 
und Krumbacher a. a. O. 5. 450). 

Die Legende vom Esel (Wagner, Carmina 8. 112—123, 893 Verse). 
HMEIZ: 15, 68, 85, 366. EMEIE: 14. HMA: 101, 109, 111. 
EMAZ: fehlt. In der späteren gereimten ausführlicheren Version 
(Wagner, Carmina S. 124—140) kommt nur einmal das Personalpro- 
nomen der ersten Person Plural vor; es lautet weis (126). „Die 
kürzere Bearbeitung dürfte um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die 
ausführlichere am Ende desselben oder erst im 16. Jahrhundert ent- 
standen sein“ (Krumbacher a. a. O. S. 463). 

Das ABC der Liebe (Ed. Wagner, Leipzig 1879, 707 Verse). 
HMEIZ: 50, 4; 86, 7. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 43, 6. EMAX: 
fehlt. Moderne Formen: ¿uéva: 16, 3; 25, 2; 27, 3; god: 6, 4; 12, 1; 
15, 11, 12; éoéva: 2, 1; 6, 2; 6, 4; éoé: 2, 2; 24, 6 ues. w. Ende 
des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts (Krumbacher a. a. 0. 5. 405); 
Ende des 15. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 4). 


I, 


D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 391 


Texte uns ein treueres Bild des Gebrauchs der Pronomina geben als 
diese Grammatiken, die doch, für Missionszwecke geschrieben, die wirk- 
liche Umgangssprache zu lehren beanspruchten. Sogar das Vocabulario 
des Girolamo, dessen Verfasser am schärfsten diesen Zweck betont, läfst 
Wichtiges beiseite; das ¿uóv bei ihm und Portius ist vielleicht so zu 
erklären, dafs im Munde des Volkes die Form nuóv, welche in For- 
meln wie 6 xvpios judy in Gebeten u. s. w. vorkam, zu éu@v wurde. 
Allein dies rechtfertigt keineswegs die Aufnahme dieser Form in das 
Paradigma. 

Es wäre nun sehr interessant, zu untersuchen, ob in den heutigen 
Dialekten noch Spuren des mittelalterlichen Gebrauchs der Pronomina 
enthalten sind, ob wirklich, wie W. Meyer behauptet (Portius-Meyer 
S. 165) éoé nie vorkommt (ich lese es bei Passow S. 487, 50 und im 
"Tuvos elg Tv EAevdegiav des Solomos, Str. 27), inwiefem David 
(Methode pour étudier la langue grecque moderne, Paris 1827, S. 28) 
und Russiades (bei Mullach $. 183) recht haben, wenn sie quets neben 
Zusig anführen‘), — allein es würde dies nicht nur den Rahmen dieser 
Monographie zu weit überschreiten, sondern es scheint mir auch bei dem 
gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis der Dialekte für jeden, der nicht 
über zuverlässige lokale Mitteilungen, sowie über eine reichhaltige 
Sammlung einschlägiger Werke verfügt, geraten, sich hier der Ent- 
haltsamkeit zu befleifsigen. 


Leiden. D. C. Hesseling. 


1) In der ersten und zweiten Nummer der “Eoría dieses Jahres findet. man 
eine Novelle von Papadiamantis (Zrò Xpuoró ord Kaoreo), worin der in der Volks- 
sprache geschriebene Dialog weder Zueig noch éu@g, sondern immer nueig und 
judas bietet. Beruht dies auf einer Kigentümlichkeit des betreffenden nord- 
griechischen Dialekts? 


7 Phlorios und Platziaphlora. 


Wilhelm Wagner hat in den „Carmina graeca medii aevi“ — ich 
weifs nicht aus welchem Grunde, denn in der Vorrede verweist er 
deshalb auf eine spätere Auseinandersetzung — das kleine Epos Die 
quos xul ITAatéaglopa, das er in den „Medieval greek texts“ heraus 
gegeben hatte, nicht wieder abdrucken lassen. Da nun gewils andere 
Gelehrte die Arbeit Wagners aufnehmen werden, so will ich einige 
Beobachtungen, die ich bei diesem Gedichte und zum Teil auch bem 
Apollonios gemacht habe, in Form emer kleinen Studie vorlegen. So 
verwildert auch die volkstiimliche Schriftsprache der damaligen Zet 
sein mag, recht viel trägt auch die vernachlässigte Überlieferung dazu 
bei, diese Dichter, wenn man sie so nennen will, ungeniefsbar zu mache. 
So sehr man sich hüten mufs in eine Sprache, welche die jetzt Lebenden 
doch nicht bis auf den Grund kennen, hineinzukorrigieren, als ob man alt- 
griechische Verse vor sich hätte, so läfst sich dennoch viel zur Besserung 
der Texte in aller Bescheidung und Bescheidenheit thun, wenn mai 
sich nur ohne Hochmut in die Art der Erzähler hineinzuversetzen ver 
mag. Sie erzählen besser, als der Text zeigt, und tragen nicht ganz 
die Schuld, wenn uns ein gerechter Unwille das Buch aus der Hand 
legen heilst. 

Der Text des Phlorios ist durch eine Reihe von Versen entstellt. 
welche vom Rand in den Zusammenhang der Erzählung hineingeraten 
sind; sonst bilden verkleidete und daher verkannte Palillogien, scheinbare 
und vielleicht wirkliche Lücken und das gewöhnliche Leiden aller 
Handschriften, nachlässige und gedankenlose Wiedergabe, die Klippen 
für den Leser und besonders für den Herausgeber. 

Schon der Titel des Gedichts 

Aijyyou e&atoeros éporixy xai Fern 

DPiootov tod ravevrvjods xi xdoys ITMAursıapAwers 
lälst die Vermutung aufkommen, dafs an den Seiten des Buches oder 
zwischen den Reihen sich Inhaltsangaben und Bemerkungen in Versen 
befunden haben, welche zum Teil dann in die Erzählung übergegangen 
sind und unerträgliche Tautologien hervorgerufen haben. Es sind im 


H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 393 


Phlorios so viele, dafs man dariiber gar nicht in Zweifel sein kann. 
Könnte man alle diese lahmen und lähmenden Einschiebsel beseitigen, 
so wäre dem Texte wenigstens nach einer Seite hin auf die notwen- 
digste, einfachste und durchgreifendste Weise geholfen, wie schon 
Wagner durch eckige Klammern an mehreren Stellen versucht hat. 

Ich will zuerst nur drei anführen, welche ihren Ursprung auf dem 
Gesichte tragen und den Flufs der Erzählung auf unangenehme Art 
stören. 1425. Der Kastellan läfst ein Schachbrett holen, beide spielen, 
und Phlorios siegt; dazwischen steht, was wir ja schon wissen, 6 
Piopıos maiter To Taviiv pera tod xaoteAdvov, eine unverkennbare 
Randbemerkung. 1473. Als sie gegessen haben, giebt Phlorios dem 
Kastellan Geschenke, die dann folgen xovrav ded)v 64A6X0vonv ye- 
patnv tè Oovxära, und dazwischen steht 1474 6 logos Eyagıoev 
dbea rov xaotelavov; scheidet man diesen nichtsnutzigen Vers aus, 
so ist alles ebenso verständlich wie vorher und zugleich verständig. 
1230. 4 Éevoddmodx Aadet tov Dlogiov pavdarov, eine Inhaltsanzeige, 
welche die Worte des Phlorios auseinanderreifst und auf die späteren 
Worte der Wirtin hinzeigt. 

Mehrere dieser Verse hat Wagner schon durch eckige Klammern 
gestempelt, so 674. 904 f. 929 f. 1084 f.—1206 Bursian. 

Ich zähle dazu auch 6. 311, sodafs 307 an seine Stelle träte und 
die Lücke wegfiele. 840—43. 857 f. 978. 1123 Gre noAlaxıs éopallav 
xaideg thy pepiotrevav, Bemerkung zu 1125 und 1126: man beseitige 
den Vers und halte sich sonst an Bursians Umstellung: 1141—46 ist 
ein Gemisch von Text und Rand, das ich nicht entwirren kann. 1163 
und 1165 sind auszuscheiden; dann geht die Erzählung vom Wunderringe 
sehr hübsch weiter. 1183 und 84 sind textstörende Seitenbemerkungen 
zum Folgenden. Auch 1255 und 56 rechne ich unter dieselbe Rubrik. 

Gewifs sind noch manche andere Reihen diesen zuzuzählen, aber 
ich möchte nur auf das, wie mir scheint, Auffälligste hinweisen und 
anderen nicht etwa durch Zuweitgehen unnötige Schwierigkeiten be- 
reiten. 

Ganz vorziiglich wichtig ist die Palillogie, welche selbst von Wagner 
fast tiberall verkannt ist, besonders im Apollonios, aber auch an einigen 
Stellen des Phlorios. Zuerst einige Beispiele, wo die Handschrift die 
Figur, welche in diesen Gedichten eine nicht geringe Rolle spielt, ganz 
ausdrücklich und unwiderleglich uns entgegenträgt. 

Apollon. 633 £. 

x bolter và éuxodr quels piduxoveov xal onuadiv 
qoels Onuddıv piduxoveoy Bio pavpogpogodoar. 
So ganz richtig die Handschrift: „er befiehlt, sie sollen in den Hafen 


Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 26 


H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 395 


id. ‘759 éxoù ue xolxev Tb xadòv xaiòv tiv nowrnv vixta (W. 
elok Tv ne. v.) 
id. 775 ¿qu 0° ¿qu 0°, Ouudrix pov, Exo GE, pis xual dota. 
Hier schliefst sich W. Bursian und mir an: er hatte vorher ¿xo 
GE THQ. 
Phlorios 325. revpjoaı ¿yw pera o&, pera ot nal Siepe. (W. xai 
[prdixbs] dıayeıv.) 
id. 385. rdya ro 6jkev, raya To, iva un ¿xy Ô610v. 
Wagner iva un [paveo@s] Eyer dóldov, wo doch qavegós, man kann 
wohl sagen qavepós em Lückenbülser ist, ebenso wie 325 quiixós 
und besonders 1155 opó0ga. 
id. 1155. ro ulosvua dov Dempú, Temp x dvaotevabo 
üneld, vie pov, ÜneAdE pera xal tig eUyîjs uov, 
de Mv i noatis cov xx, &s Tv’ Muegopévn. 
Für das zweite 8500 vor x avaotevato liest W. x dvaorevabo 
[opódoa], obgleich hier drei Palillogien auf einander folgen: 8509 
Pop ünside GneÂde und ag Mv ds mv. 
id. 1187. el tig civ’ obta ng6dvuog va EAP pera uéve, 
%) En ujvag pera pev 1) yoovoy diafaon. (W. dúvaras.) 
id. 619. Havarov dvexAdAntoV Evanıov TÜV xdvrov 
ÉXETVOV VA yapidwunı, EVITLOV TÜV HAVIOV 
và Ad davarov avros x 1 xdon per” Exsivov. 
So liest die Handschrift ganz richtig, sogar recht hiibsch und aus- 
drucksvoll. Wagner, der seltsamerweise gerade diese Eigentümlichkeit 
nicht anerkennen wollte, sagt: &vanıov tóv mavrov has got into this 
line from the end of the next. The words originally concluding this 
line have of course been lost. Im dritten Verse streicht er per’ 
éxetvov und setzt: did va AcBy Sévarov adrôg te xal 1) «ven. Da 
ruft man denn doch unwillkürlich: Ista quidem vis est! 

Auch mit den Lücken mufs man sich in acht nehmen. Im 
Apollonios hatte W. ursprünglich 19, sage neunzehn angenommen, 
welche aber in den Carmina fast alle verschwunden sind, bis auf die 
ganz wenigen, welche die schwer zu lesende Handschrift wohl für 
immer hinterlassen hat, und die, welche man durch Palillogie füllen, 
also beseitigen mufs. Auch auf die im Phlorios gebe ich nicht viel, z. B. 
Phlorios 301. Any thy yaou Exeivnv 

GAN’ eigév tv os oxvBaha, oùx EBlexev eis abra». 
Warum da eine Lücke nach &xeivmv? &A1à ist ein lebhafter Uber 
gang; oder 
id. 1022. ¿Esvitevdy N uavva pov, x eyo acd toradita 
wo, wie mir scheint, ein Punkt hinter rocæüra helfen würde. 


26* 


H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 397 


auch gern der goldbefiederte übersetzen mag. persica heifst der Pfirsich. 
Platziaphlora ist rot und weils und frisch wie ein Pfirsich. 
id. 1625. ñoav xal tà waddirfa tov ’Apeoaiodu Tv rocya. 
Dafs hier ein Fehler stecke, sah zuerst Wagner; daher sagt er: perhaps 
cav "Apalodu tiv toiya. Es mufs heilsen vixnoav tà uallirka rov 
AfBecalodu xiv tetra. Als Vorbild diente offenbar ein Vers aus 
Tzetzes Chiliaden, dem damaligen Schulbuche, aus dem man Ge- 
schichte lernte: xal rov ‘AfecaZbou adroy slo roiywav vixdyras 
Chil. 1 211. 
id. 1626. ¿:dapurós. 
Sollte es nicht Aıdapwndg heilsen? er hatte ‘Augen glänzend wie 
Edelsteine’? 
id. 1686. xal ro ovußav 6 dunoûc xoods ovdiv HEEvoEL. 

HOOOTÈTTEL META Opiouòv LAVE MQVG TO x0pAGLOV 

va nà va dî xal to vepov cv ¿var Bovexwpevor. 
Der zweite Vers muls heilsen: zgo6&r«rnv pera dpiouòv unv& mods 
zo xogecuwov. Der Emir ahnt nichts vom Vorgefallenen; aber “er 
schickt einen von den Grofsen, vielleicht einen Imam, um zu sehen, 
ob das Zauberwasser getrübt sei”. 

id. 1865. x’ y ‘Poun diadéyerar ‘Pouatov Basılsiov (ob nicht Ba- 

sılcov Red.). 
Das soll doch gewils heilsen: x 7 ‘Poun dvadéyer tov ‘Popatov Ba- 
ouléav. 

So lassen sich noch viele, viele Verse bessern, ohne dafs man den 
Vorwurf des Leichtsinns zu befürchten brauchte Zum Schlufs möchte 
ich nur noch auf eins aufmerksam machen, auf die Namen und zwar 
in allen diesen Gedichten. Davon hier nur eine Andeutung. Im 
A pollonios 548 heifst der Knecht des Kupplers Haxegaaa, doch wohl 
weil er nur poca roba hat; er würde englisch John Lackshirt heifsen, 
bei uns Hans Ohnehose; im Phlorios 1263 heifst ein Wirt Iedeoxvra, 
doch wohl von pelare und oxùros, also ‘Schinder, Hautabzieher’; wir 
würden an der Börse ‘Kehlabschneider’ sagen, eine Benennung, die aus 
dem italienischen Original stammen mufs, aber deren Humor in der 
griechischen Bearbeitung, also im griechischen Auszuge, bis auf den 
Namen verloren gegangen ist. Dals auf diese Dinge zu achten ist, 
zeigen ja gleich im Anfang Phlor. 145 die Namen des Helden und 
der Heldin Flor und Blancheflor; sie sind sinnbildlich; beide sind ein- 
ander ähnlich zum Verwechseln an Leib und Seele: eine Blüte der 
Rose und der Lilie, rot und weils wie die beiden Blumen, diari ray 
Evin ui tod 6ddov xal rod xpivov, so lese ich, während die 
Handschrift hat &v&iua rod 60008900 xpivov. &v9n ud stammt von 


398 I. Abteilung. H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 


Mullach; Wagner hat diari rav Evdy pià Tod dposegod Tod xpivov, 
wo, wie er selbst sieht, das rod vor xpívov verdächtig ist; er schlägt 
deshalb vor tod dgocegddovg xgívov; der Fehler steckt aber nach 
meiner Meinung in dem unerwarteten und sehr zweifelhaften dgocegei. 
Im Phlorios 111 geben die Königin und die Mutter der Platziaphlon 
einander offenbar Schmeichelnamen, und das geht von der Königin aus; 
sie heifsen eigentlich anders; daher sagt der Dichter: pd@e xal re 
óvópara tiv dio xal Esvífov, “lerne auch ihre Namen kennen und 
erstaune’. Und erstaune! Worüber soll der Hörer erstaunen? über 
die nichtsbedeutenden, scheinbar ganz sinnlosen und sinnlos in die Er- 
zählung hineingefügten langweiligen Namen? Aber es sind, so scheint 
mir, Schmeichelnamen, welche das vertraute Verhältnis der beiden durch 
das Schicksal verbundenen Frauen bezeichnen. Bei Toxartía könnte 
man an ein Deminutiv von topo ‘Maus’ denken, aber gewifs näher 
liegend ist die Ableitung von roxd£ıov aus dem Sprichwort txt 
qevooy xal roxdtiov (rd dt toxdidév ¿ori Aldog tiv zoasoreden) 
Tiérfov Xilidd. 8, 964 und 969, und sollte Kadsorvéga oder Kel- 
luotéoa — ich frage hier nur und wünsche Belehrung — nicht vie 
leicht Kaddsoavéga heifsen von irgend einem Lieblingsvogel? Wem 
ich die dunkele, verworrene Stelle recht verstehe, so haben sie sogar 
ihre Kleider getauscht, aber das lifst sich aus den untereinander- 
gemischten Versen schwer beweisen und also leicht abweisen. 


Hamburg. Heinrich Köstlin. 


Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien. 


Es ist ein grofses Verdienst Krumbachers, die traditionelle An- 
schauung von einem unaufhaltsamen Verfall der griechischen Litteratur 
vom 6. bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. von Grund aus erschüttert und 
auf die aufsteigende Entwickelung hingewiesen zu haben, welche mit 
dem erneuten Studium der Alten im 9. Jahrhundert beginnt und im 
12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht.') Das rege Inter- 
esse für Byzantinistik, welches durch Krumbachers schönes Werk er- 
weckt worden ist, wird ohne Zweifel auch Spezialarbeiten über Art 
und Umfang der klassischen Studien jener byzantinischen Renaissance 
zeitigen. Bis jetzt fehlt es, wie Krumbacher”) bemerkt, noch an allen 
Vorarbeiten zur Lösung der Frage, was die Byzantiner von der alten 
Litteratur besafsen, und welche Werke ihre Lieblingslektüre bildeten. 
Einen kleinen Beitrag hoffe ich im Folgenden dadurch bieten zu können, 
dafs ich die Benutzung des Dion Chrysostomos und des Themistios 
durch Theophylaktos nachweise und die des Synesios und des Julian 
wahrscheinlich mache. 

Ein Vergleich der Fürstenspiegel des Agapetos und des Basileios 
einer- und des Erzbischofs Theophylaktos*) andererseits bestätigt voll- 
kommen Krumbachers Charakteristik der beiden Hauptperioden der 
byzantinischen Litteraturgeschichte. Basileios*) gehört zwar dem Beginn 
der neuen Epoche an; seine xepaiaıa raparverixt tragen aber noch 
das Gepräge der vorhergehenden Zeit. Agapetos und Basileios bringen 
nur sehr allgemein gehaltene Regeln. Die Beziehung auf den Fürsten 
und sein Amt ist grofsenteils nur sehr lose. Von den Gedanken, die 


1) Geschichte der byzantinischen Litteratur $. 8. 

9) A. a. O. S. 217. 

8) Ich berúcksichtige von Theophylaktos' rcıdel« Bacs hier nur den 
zweiten paränetischen Teil. 

4) Krumbacher $. 187 hält. das Schriftchen für untergeschoben und vermutet 
den Verfasser in einem Manne der Umgebung des Kaisers, vielleicht Photios. 
Doch möchte ich bezweifeln, dafs Photios bei seiner grofsen Belesenheit nicht 
mehr antikes Material verwendet haben, und dafs das Ganze unter seiner Hand 


so dürftig ausgefallen sein sollte. 


400 I. Abteilung 


sich in den Abhandlungen der Alten über das Fürstenideal immer aufs 
neue wiederholen'), findet sich in beiden Schriften nur ein geringer 
Bruchteil, und auch davon scheint manches erst durch Vermittelung 
christlicher Schriftsteller auf die antiken Quellen zurückzugehen. Nur 
Isokrates und Pseudo-Isokrates zpdg Anuóvizov”) sind von Basileios 
stark herangezogen; Isokrates wird c. 66 zur Lektüre besonders 
empfohlen. Beide Werke tragen ein hervorragend christliches Geprige; 
namentlich bei Agapetos geht die Benutzung von Kirchenschriftstellen 
sehr weit,*) 

Ganz anders Theophylaktos. Während Basileios seinen Vorgänger 
Agapet stark ausgebeutet und seine Schrift im wesentlichen in desen 
Geiste gehalten hat, legt Theophylakt einen ganz neuen Grund. Von 
einer Anlehnung an seine beiden byzantinischen Vorgänger findet sich 
nichts.“) Statt dessen geht er wieder auf die Alten zurück. Beseitigt 
man einiges wenige Christliche’), so könnte die ganze Schrift ihrem 
Inhalte nach von einem antiken Verfasser herrühren. An den 
Stellen freilich läfst sich Benutzung eines bestimmten alten Vorbildes 
nachweisen. Fast überall treffen wir auf Gedanken, die sich in einer 
Reihe einschlägiger Arbeiten des Altertums von Xenophon bis auf 
Synesios vorfinden; auch ihre Anordnung und die Form, in welcher 
sie auftreten, verraten in seltenen Fällen eine bestimmte Quelle. Offen- 
bar hat Theophylakt in der Weise gearbeitet, dafs er sich bei der 
Lektüre Gedanken, die er glaubte verwerten zu können, anmerkte, sie 
in eine neue Form umgofs und an dem lockeren Faden der Kapitel- 
einteilung aufreihte. Dieses Blütensammeln hat Theophylakt mit Agapet 
und Basileios gemein; nur sind die letzteren weit unfreier und ver- 
ändern den Wortlaut ihrer Quellen wenig oder gar nicht. Natürlich 


1) Eine fleifsige Zusammenstellung des hierher Gehörigen aus einer Anzahl 
antiker Schriftsteller enthält die Arbeit von Barner, comparantur inter se graec. 
de regent. homin. virtutib. auctores, Marpurgi 1889, die zum Folgenden zu ver- 
gleichen ist. 

2) Diese Schrift war auch sonst bei den Byzantinern beliebt, vgl. Krum- 
bacher $. 289. 

3) Einiges Nähere über christliche Quellen des Agapetos gedenke ich dem- 
nächst zu veröffentlichen. 

4) Agapet. c.22 (rdv cœoudroy rag oxic pepotpevor von den Schmeichlern gesagt) 
berührt sich mit Theophyl. c. 15 (onı&g Egyov noı@v); Basil. c. 22 mit Theophyl. 
c. 13 (der König wird durch seine Freunde gleichsam vervielfacht). In beiden 
Füllen liegt aber nur gemeinsame Verwertung eines überlieferten Gedankens vor, 
nicht Benutzung seiner Vorgänger durch Theophylakt. 

5) So der Schlufs von c. 18. Am Ende des ganzen Werkes sind christ- 
liche Anklänge durch die Bezugnahme auf die persönlichen Verhältnisse des An- 
geredeten herbeigeführt. 


K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 401 


bietet ein nach der Art Theophylakts gearbeitetes Werk der Quellen- 
forschung ein weit schwierigeres Problem als eine Schrift, in welcher 
gröfsere Abschnitte nach einem einheitlichen Vorbilde verfafst sind oder, 
wie bei Agapet und Basileios, in den entlehnten einzelnen Sätzen die 
Ausdrucksweise des Originals treuer festgehalten ist. In den meisten 
Fällen läfst sich bei Theophylakt nur nachweisen, dafs der Gedanke 
antik ist; verhältnismäfsig selten führt die Beibehaltung einer be- 
stimmten Wendung des Gedankens weiter. So enthalten c. 7 ff. die 
üblichen Ausführungen über die Tyrannis, ohne dafs zu Tage träte, 
wem der Verfasser die einzelnen Züge verdankt. Die Anwendung der 
Gewalt ist das Charakteristische der Tyrannis im Gegensatze zum König- 
tum c. 7 und 11; vgl. Xen. memor. 4, 6, 12; Plat. pol. 276 d, 291 e, 
Dio Chrys. or. 3 p. 46 Dind. u. a.? Auch die bekannten oopiouara 
rvgavvırd fehlen nicht. Der Tyrann beseitigt die hervorragenden Bürger?): 
0.8 xdrte tóv dotayvev roda xootyorrae; vel. Arist. pol. VII (vulg. V) 
c.10 p.1311a; 111 13 p.1284 a; Herod. V 92, 6; Themist. or. 19 p. 232 a; 
in römischer Umbildung Liv. I 54. Er bringt seine Unterthanen in 
Armut und versenkt sie in Leid und Trübsal, damit sie keine Mulse 


1) Von einer Ausnahme in c. 8 wird unten die Rede sein. 

2) Die Einteilung der Verfassungen, wie sie in c. 7 und 11 zu grunde liegt 
und in c. 6 eingehender entwickelt. wird, ist im wesentlichen die des platonischen 
Politikos; nur fehlt das Idealkónigtum. Wie bei Platon scheiden sich die rich- 
tigen und die verfehlten Verfassungen darnach, ob nach Gesetzen oder ohne 
Gesetze, und ob mit. dem Willen der Bürger oder gegen denselben regiert wird, 
Unter den zoAAol &eyovres, welche in der Aristokratie am Ruder sind, können 
natürlich nur viele im Verhältnis zu einem, d. i. mehrere, verstanden sein, da 
sonst der Unterschied zwischen Aristokratie und gesetzlicher Demokratie wegfiele. 
Die Terminologie ist von der platonischen verschieden. Die ungesetzliche Demo- 
kratie trägt, wie auch sonst bei Späteren, den Namen Ochlokratie; für dduyaeyia 
tritt óliyoxgaría cin; das Verbum ölıyoxeareiv finde ich bei Themist. or. 2 p. 35 Db. 
Ein genau entsprechendes Schema vermag ich nicht nachzuweisen. Vel. für die 
nacharistotelische Zeit die Zusammenstellung bei Henkel, Studien zur Geschichte 
der griech. Lehre vom Staat S. 100 Anm. 4, wo noch Sallust de deis et mundo 
c. 11 hinzuzufügen wäre. An Dion Chrysostomos erinnert die Definition der Ochlo- 
kratie als ovyxezvuévov rod nAndovs cvvélsvors &vouog te nal ravranagiv èrantos; 
vgl. Dio Chr. or. 3 p. 47 Dind.: zorxidn al mavrodari) qpooc nindous ovôtr 
elddrog driòs taparrouevov dé dei. Doch gehen im übrigen die beiderseitigen 
Ausführungen zu weit auseinander, als dafs an eine Benutzung Dions zu 
denken wäre. 

3) Häufiger noch ist der Gedanke in der erweiterten Form, dafs der Tyrann 
die Guten (Besten) überhaupt aus dem Wege riiumt. Einige Stellen hat gesammelt 
Ellinger, die antiken Quellen der Staatslehre Machiavellis S.55 ff. Vgl. aufser- 
dem Xen. Cyrop. V 4, 35; Plat. rep. VIII 567 b; Eurip. Suppl. 444 f.; Isocr. Hel. 33. 
Verwandt Xen. Cyr. VIII 8, 12. Daus Gegenbild Plat. leg. III 694 b. 


K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 403 


c. 17!) der Rat, den wenn auch bisweilen bitteren Zurechtweisungen der 
Freunde stille zu halten (vgl. Themist. or. 10 p. 129d u. a.). Das 
18. Kapitel betrifft die Auswahl der Freunde, welchen wichtige Ämter 
übertragen werden sollen. Drei Stufen sind es, auf welchen jeder sich 
zu bewähren hat. Sie lassen sich bezeichnen durch die drei Worte: 
Mensch, Haus, Staat. Wer sein eigenes Selbst nicht in der Gewalt hat, 
kann sein Haus nicht richtig leiten; wer dies nicht vermag, ist als 
Staatslenker unmöglich. Wer andererseits auf der ersten Stufe sich 
erprobt hat, kann zur zweiten, und, wenn er auch da sich bewährt, zur 
dritten befördert werden. Diese Darlegung erinnert an die von Platon 
und Xenophon vertretene, von Aristoteles im Eingange der Politik be- 
kämpfte Anschauung, nach welcher der Staat nur eine vergrölserte 
Hausgemeinde, und zwischen dem Staatsvorsteher und Hausverwalter 
kein Wesensunterschied ist; s. Plat. polit. 258 e f. u. ö., Xenoph. mem. 
III 4, 6 u. 6.; von anderen wäre etwa zu vergleichen Phil. lud. de creat. 
prince. 7, 366 M; 12, 372 M. Eine der theophylaktischen genau ent- 
sprechende Forderung vermag ich nicht nachzuweisen. Das Verlangen, 
dafs, wer den Staat regieren will, zunächst sich selbst beherrsche (wobei 
von der zweiten Stufe des Theophylaktos nicht die Rede ist), ist sehr 
allgemein und fehlt in keiner Ausführung über die Pflichten des Fürsten; 
auch unser Verfasser spricht sich ebendahin aus in c. 4. Von den 
ungezählten hierher gehörigen Stellen führe ich als unserm 4. Kapitel 
durch die Entgegensetzung von facoidevg und dodAos (Tüv dover) 
besonders nahestehend an: Isocr. ad Nicocl. 29, Themist. or. 1 p. 6a, 
Synes. or. de regn. 11 p. 11a. Vgl. sonst noch etwa Democr. fr. 247 
Mull., Dio Chrys. or. 1 p. 3, or. 62 p. 200, or. 13 p. 251, Themist. or. 1 
p. 5b, or. 9 p. 126a. Den Satz, dafs nur der tüchtige Haushalter zum 
Staatsmann tauge (Verbindung der dritten und der zweiten Stufe des 
Theophylaktos) läfst Polyb. 10, 22 (25), 5 den Philopoimen von einigen 
vorher genannten Männern, unter welchen auch die Arkesilaosschüler 
Ekdemos und Damophanes, empfangen.?) Die richtige Verfassung des 
einzelnen Menschen (erste Stufe) wird, wie bei Platon, darin gefunden, 
dafs &vyés und ¿xidvuia im Gehorsam gegen den Aoyıoudg verharren. 
In der Rede an Alex. Comn. c. 2 p. 551 b rühmt Theophylakt von 
dem Angeredeten: Baoılda dt tov Adyov qerporovioas thy Hvuov avr 
dogvp6gov érédnxas, ein platonischer Gedanke (rep. 441 c ff.), den der 
Verfasser vielleicht Themist. or. 2 p. 35c verdankt: — rod gudoodgov 


1) Über einige Stellen in diesen Abschnitten wird unten gehandelt werden. 
2) Vgl. Ps.-Isocr. ad Demonic. 36; Iamblich. vit. Pyth. c. 30 p. 359 Kiessl.; 
Paul. ad Timoth. 3, 5. 


K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 


405 


eine Benutzung von Dion Chrysostomos aus einer Vergleichung von 
dessen dritter Rede p. 49 f. mit Theophylakts 21. Kapitel. 


Theophyl. 

det dì oùyi tev Povey xAé0v 
Eqevv tiv Baucideiav, rüv de n6- 
var xal ray ppovridwv ro Bagos 
ePelovehy. davaridz08a. 

N ody beds xal tov xupegvirnv 
Same del ¿vepyós tori 

xal Toy &llov OD xadevddv- 
roy xal fatò xoua drayévicov 


aÚTOS ti Aypunvia TPOSTÉTAAE, 


aay MUÉQUS Urvdon xagov 
doabdusvos, reis diaxormaîs 0 Vavos 
eis yornpogoiv avr meguiotatar 

Gore TUVAVÓG AÚTOV Acysıv 
tiv d8&dvnv negiorsılov, tov 
aóda E&aniAwoov, 

ro aNÎKAL0v negıayays, «Ad 
volfer To xéoas dalla xogoflita 
cxóxelov Expvye. 

xai ogeddv ts nAEovV évepyel 
TOY Eyeonyogörwv aros xei 
xOLUOULEVOS. 


Dio Chrys. 

TO oye ovdautos brdunor .... 
ovdt rAgovextoùv èvéceac xal 
oyoAijs, «dia peovridav xal 
adévav.') 

aúrixa Ev vai 


émfaras ¿Esoriv duedetv . . of 
dé vives naduavacavrées ovdt 
AVEGTNOAV EWS ...... 

uova dè éxsiva tig piv vuxrds 
Mrrov teoria xadvavoai 3) vois 
VILOUEVOLS" 

nuégas dì ef mov Tu Poayù 
KÄEWELE TOD VAVOV, xal TOÙTO us- 
téwooy xal «upiBolov 

ws avaforv roldddaxis Y ro 
¡otiov oréldelv 


N] rmapayerv to aNÒeALov À 
&Alo TL TÜV vavrixüv. 


OTE xxl xoıumuevog ÉxETVOS 
púllov éniueleïitar tig veos 
i) trav Kddov of opddou ¿yon- 
yopótes. 


Auch die Worte oxéxelov éxpvye sind vielleicht veranlafst durch 


das bei Dion L 11 vorhergehende: od pay ovdè ra Ev rd Budo zei] 
davddverv abröv À Aosta mepurreciov dpdlois mérpars Y KörAoıg Equa. 

Der auch bei anderen häufig wiederkehrende?) Satz, dafs der Tyrann 
ohne Freunde lebe, erhält bei Theophylakt in c. 8 eine Begründung, 
die sich völlig mit der von Dion Chrysostomos or. 3 p. 61 gegebenen 
deckt und offenbar aus dieser Stelle geflossen ist. 

1) Der Gedanke ist nicht selten; a. Xen. Cyr. 1, 6, 25 (vgl. 2, 2, 22); Dio 
Chrys. or. 1 p. 5, 11; Jul. or. 2 p. 86c; Synes. de regn. 15 p. 15c; Sopat. in 
Stob. flor. 46, 55. 

2) So z.B. Plat. rep. IX 576 a; bei Dion aufser an der gleich anzuführenden * 
Stelle auch or. 6 p. 107, 32. 


406 
Theophyl. 


. ovdevl miorevav, oddéva 
pidov Eywmv, navras ex pode 
xa l TOLOÚMEVOS xal HyovpEvos. 

Tovs uèv dyatods bre vopite 
tao tovt@yv piosiodar’ ayatol 
yao Övres!) uomoovor tovs &vo- 
potovs. 

rove dè movngods dt’ «dtd robro 
MAVTAS, OT movygol xal ray 
avtay EÉqpuemevo ayowug po 
un tug AVTOD movyngedtEegos ti aeg 
éxtdy4oorro.*) 


I. Abteilung 


Dio Chrys. 

Kavray yao ANOXWTaTOg EOTL 
pıliag túpavvos: ovOE yap Ôv- 
vata moveiofar piiovs. 

. ÚNO dè tev dvouoiwv xal 
ayutay uuceîltur..... ol uty 
yao Ouxaias uuonoovorv a«vróv. 


of de tOv avrOv Enıdvuoürv- 
TES 
ExtBovievovetyv. 


Bekanntschaft des Theophylaktos mit Themistios ergiebt eine 
Vergleichung von Them. or. 8 p. 119d mit Theophyl. in Alex. Comn. 
c. 7 p. 556b. Erstere Stelle lautet: xai dijra Into cswapooovvns «pa 
av Adyou xoçoodendeinte, oÙtog va” avrod nıeböusvov TO CÓMO 
dpvreg diywn, Aud, tats donpégar Fvoavdlars; Os ye xal edvyv 
uiav ¿yaxá, y ovvebvyn. Damit deckt sich die theophylaktische 
Stelle in folgenden Worten: .. nıEdovra rd COMA... TATG EXUOTOTE 
Puvpavilars...06ye nai uiav EE «exis ¿orepte tiv naiv év 
puvarti tiv Bacıleiag abiav ovEvyov. 

Eine zweite Stelle findet sich in der gleichen Rede unseres Autors 
c. 8 p. 556e. Wie unzählige Male von den Alten der gute König mit 
dem sorgsamen Hirten verglichen wird, so erscheint der schlechte Regent 
als Verderber der Herde. So schon bei Xen. mem. 1, 2, 32; 37; darnach 
Dio Chrys. or. 43 p. 111, 25. An der erstgenannten xenophontischen und 
an der dionischen Stelle besteht das Vergehen darin, dafs der gewissen- 
lose Hirte die Tiere der Herde an Zahl verringert und schlechter, 
d. i. schwächer (so Dion) macht. Diese beiden Elemente des Gedankens 
werden in der Folgezeit gesondert, und es entstehen zwei verschiedene 


1) So ist wohl statt övrwg zu schreiben. 

2) Vielleicht hat auch für eine Stelle in c. 2 Dion vorgelegen; freilich ist 
die Übereinstimmung hier nicht so frappant, und ich möchte deshalb die Sache 
in der Schwebe lassen. Theophylakts Worte sind: un y&e otov ty facrdstay cor 
mods Oóca» cvufaltiodar, el un nul tov roonor Bactdindy Emidelkaig ..... ¿llo 
rocovro uälloy yelacdjoy tiv Pacideiaev dPoigov, Dow «al thoibeis repgrpavécrepo». 
Damit stimmt im Gedanken überein Dio Chrys. or. 1 p. 10: (die Königsgewalt 
ist ein göttliches Geschenk); 05 0” «v ragafi nal drıuaon toy émirotparyra nai 
dovra tiv dweray tavrnv, ovdtv «xovaro rg mollijg ¿ovolas nai dvyiuems 7 
_rocobrov povov 0009 qpavegds nücı yeriodaı roig 100” abróv nal rolg Torepoy 
TOYNQOS xal kuodectog wy. | 


K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 407 


Fassungen des Vergleichs. Entweder wird gesagt, der Fürst schlachte 
die Herde, um sie zu verzehren. So Plat. rep. Ip. 345c und nach 
ihm („ag ¿qu tig“) Dio Chrys. or. 1 p. 3; vgl. auch Dio or. 3 p. 46. 
In diesem Sinne heifst der selbstsiichtige Regent uayegos und sein 
Treiben paysgexy: Dio Chrys. or. 4 p. 12; Themist. or. 13 p. 171c; 
Synes. de regn. c. 5 p. 5d. Oder er wird mit einem Hirten verglichen, 
der die Herde (durch Darreichung zu geringer Nahrung, durch zu 
häufiges Melken) schwach und elend macht, um sich selbst zu mästen. 
Hierher gehört (neben Plat. Theaet. 174d) namentlich Themist. or. 1 
p. 10a. Synes. de regn. 6 p. 6 b vermittelt beide Wendungen. Unser 
Autor nun hat sich beide Fassungen des Gedankens angeeignet, und 
zwar die erstere in der wad. Boots. c. 20, wo als die Schlächter die 
Beamten auftreten, welche der eigennützige Fürst zum Unheil des 
Volkes gewähren lälst (xal didwoe Tovroıg xarauuyeıpevev tè apparu, 
pövov el adrd Ta Aınapwrega peporev); die erste und die zweite an 
der oben genannten Stelle der Rede an Alexios Komnenos, und zwar 
die letztere, wie die Übereinstimmung im Ausdruck zeigt, unter Be- 
nutzung von Themist. or. 1 p. 10a. Bei Themistios lauten die be- 
treffenden Worte: aúrov piv miovu xatuoxevatdpevos xal nayuv, tas 
Béag dì éxtijuav te xal ¿Enoyvaivov, bei Theophylakt: «brods piv 
zıalvovras, toùs dè moditus loyvalvovras. 

Noch an einer dritten Stelle der nämlichen Rede hat der Verfasser 
Themistios als Vorlage benutzt. C. 8 p. 556d wird die Beamtenhierarchie 
des Staates zu der Hierarchie der Engel im Weltall in Parallele gesetzt. 
Von den himmlischen Königen heilst es: &AAoıg Ogios üyyelov &Alor 
¿Dviv Entomnoe ndvras npüg Exeivov ereotguuuevovs. Themistios be- 
spricht or. 8 p. 118c das für die Wohlfahrt des Volkes erforderliche 
Verhalten der Beamten und führt dann 118d fort: rovovrovg di vrdp- 
yey dvayın TOÙS LÉQOUS ÉTITOUTEVOUVTUS TH TO GÚNTOV AVjpTnuEvo. 
Goxeo ye xal tod oúuxavros rovde è xbopos voya nogEnoV Eoriv' aAAC 
TO dv xepadarov Es tov Deov avijata Tijg owryelus, Ta ueon dè 
&llos Aho xvfepva tev bn’ Exeivov mpooretuypeviov. Mg tateos àxo- 
dauvewv oler delv xual todrov tov xiouov ov mpoorarevets.') 


1) Die Dämonen erscheinen als Hirten der einzelnen Völker, während die 
Gottheit sich um das Ganze bekümmert, auch Plat. leg. IV p. 713cd, vgl. pol. 271d, 
aber ohne mit den Gliedern der Beamtenhierarchie des einzelnen Staates vergli- 
chen zu werden. Ps.-Anstot. de mundo e. 6 vergleicht die Ordnung des Weltalls 
mit der des Staates unter ausführlicher Berücksichtigung des persischen Beamten- 
wesens. Aber die Gottheit bedient sich nicht der Hülfe untergeordneter Geister 
— in dieser Beziehung wird eine Parallele mit dem Stautsleben ausdrücklich ab- 
gelebnt —, sondern ihre durch die ganze Welt sich erstreckende dövenig bewegt 


408 IL Abteilung | . 
| In o 14 der xudeía fasilimi sielli Theophyiakt den Bete es 
nichts sei so schwach, wie ein Mann, der von. vielen gehafsi werde, 


wenn er auch über eine starke Leibwache gebiete, und. fährt dam 
fort: xgocxuvet pty long 5 xodivng xal psyalóves zul ebpupet zul 
poc dr Musodv alrstra: mapa vot xpetrrovog* dil' $ yes’ épé- 
poz, $ 8% porv ¿or évóporos. Der Zusatz xul zpocdfew fpspdr 
alvelro mapa rod xpsírrovos zeigt, dals an ein Fest, vielleicht das Ge 
burtsfest des Herrschers, gedacht ist. Völlig tibereinstimmend führt 
Themist. or. 8 p. 102b aus: sí 8’ 4 dxavOquala nab zaiszdeng crise 
bxodvoiro faciisias, % zadıng diaroifi) xa) $ ravene zeóvos dvedere- 
orog tolg bxnudoss: .... xal sópnuodo: uly Evodey dxd cile yiébrre, 
ca dè slow pecrà sdvopor. 

Im 2. Kapitel, für welches wir oben die Benutzung einer Stelle 
Dions glaubten vermuten zu dürfen, scheint gleichzeitig Themistios - 
herangezogen zu sein. Doch läfst sich auch hier wieder über eine 
blofse Vermutung nicht hinsuskommen. Zwischen den beiden oben sb 
gedruckten Sätzen des Kapitels stehen die Worte: ¿xsl oUre ye mal 6 
uawwöpsvog Kaußdang xal 6 Oñive Zagdavdzaloc Aquessiboo mi 
Exapeiváówvdov ¿apxpóregos. In ähnlichem Zusammenhange (voran geht 
die Behauptung, nicht die Tiara noch auch der sonstige Schmuck 
mache den König) sagt Themistios or. 2 p. 36c: tatra yèg dxavra 
xal Kaußvon vañoge TO uavouevo. Am Schlusse des Kapitel 
wird die von den Alten sehr häufig betonte!) Wahrheit eingeschirft 
dafs beim Fürsten jeder Fehler weit mehr in die Augen falle als beim 
Privatmanne. Dieser Abschnitt beginnt mit den Worten: édiérov pr 
yao addyas Biwoxovrog ...xüv Ó vertovov dyvonrssıcev. Themistios 
bezeichnet or. 1 p. Gbf. die Menschenliebe als die charakteristische Tr 
gend des Königs, die seinem Stande eigne wie andere Tugenden andere 
Ständen. Es heifst dann weiter: éxel té osuvòv yemgydv elvas xpior 
Y oxvrotduov; ti yao Y xeadtys aÙrod todg xoddovdg dries, dy oi 
peltoves dvoxdias éxtytv@oxover. Möglich ist es ja gewils, das 
die sprichwörtliche Wendung, in welcher beide Autoren übereinstimmen, 
bei Theophylakt eine Reminiszenz aus anderweitiger Lektüre ist; vgl 
Plat. Ale. 121cd und d. Schol. zu d. Stelle; Plat. Theaet. 174b. En 


und leitet alles. Auch Synes. de regn. c. 30 bedient sich zur Veranschaulichung 
der Staatsverwaltung durch dem Könige untergebene Männer der Analogie der 
Weltleitung, aber auch bei ihm bilden nicht Geister das Werkzeug Gottes, 90- 
dern die voi. Vgl. auch Plut. praec. ger. reip. 15,6; ad princ. iner. 6, 1; a 
seni sit ger. resp. 18, 6. 

1) So Xen. Cyrop. VIII 7, 23; Plut, praec. ger. reip. c. 4, 10; Dio Chrys. or. 1 
p. 10, 4f.; 21f.; vgl, or. 3 p.41, 1f.; Cass. Dio 52, 34; Jul. epist, ad Themist. 262dî. 








K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 409 


ähnlicher Zweifel besteht für die Worte & tijg yovlag dvaondası mgos 
tà ueigaxıe Yidvottovtas in c. 17. Plat. Gorg. 485d hat nera ueıgaxiwv 
Ev pavia tardy Y rerrdewv Widvettovra; Themist. or. 22 p. 265b: &v 
pavia udvn mods tà uescgéxia yidvoitev; darnach wäre die Über- 
einstimmung mit Themistios vollständiger; doch möchte ich darauf 
nicht allzu viel geben. 

In der Rede an Alex. Comn. c. 6 p. 555df. bespricht der Verfasser 
die Versöhnlichkeit des Angeredeten: xal Boyer uällor dad goes 
Eysiv tods ele of rmAnupelroavras wg nodvd uèv ôpeilovtrag rod 
dè dpedévrag xal To dixciov dparioovias tocobrov Goov dpeidm- 
cav. Benutzt ist Themist. or. 7 p. Ace: 6 tiv Tıuwgiav dapuywov 600 
dixaudtegov pde, tocovta uällor bxdyoEwWS pivera TH 0vyYO- 
Qqquoavti. 

Ich lasse einige Stellen folgen, an welchen Dion oder Themi- 
stios benutzt zu sein scheint, ohne dafs sich ausmachen liefse, welcher 
von beiden vorgelegen hat. In c. 20 der mud. furor. sagt Theophy- 
lakt von dem gewinnsüchtigen Fürsten: Ilépgo«W. 0° dv xannkov einoLev, 
Goxeg éxsivov Jagstoyv. Diesen Spitznamen des Dareios bringen in 
ähnlichem Zusammenhange Dio Chrys. or. 4 p. 82 und Themist. or. 19 
p. 233 a. Im Anschlufs an Dion deutet Jul. or. 2 p. 85d den Namen 
an, ohne das Wort x&zndog zu nennen; Synes. de regn. 28 p. 28a ver- 
rät Bekanntschaft mit dem Vergleich des habsüchtigen Fürsten und 
des Krämers, nennt aber nicht den Dareios. So bleiben die beiden 
erstgenannten als mögliche Quellen übrig. Zwischen ihnen eine Ent- 
scheidung zu treffen, fehlt es an Anhaltspunkten. 

C. 11 heifst es in der Charakteristik des guten Königs: doerís 
yao atiov Tv Paordetav exdéyerar xul mavtes Úroyopovo. TÜV 
EQELTTÓVOV TH xoELTTOVI. OUTO xav uelicccis è faoideds avro- 
puñs sor xal xnav to nANdos Nyeudva tovtov rmexoíntal. Der Ver- 
gleich des Königs mit der Bienenkónigin*) war sehr verbreitet*) und 


1) Oder nach antiker Bezeichnung dem Bienenkönig; denn „den Alten 
ist der Weisel nicht weiblichen, sondern männlichen Geschlechts“, Glock, die 
Symbolik der Bienen, Heidelberg 1891 S. 185; vgl. jedoch Charit. 3, 10 p. 32 
Hercher. 

2) Er fand sich schon bei den Agyptern; vgl. Glock a. a. O, S. 121 ff. und 
die ebenda $. 127f. angeführten Stellen Horapoll. I 62 und Amm. Marc. XVII 6, 11. 
Von Griechen kommen in Betracht Xen. Cyr. 5, 1, 24 (vgl. auch oec. 7, 16; 32; 38; 
Hellen. III 2, 28); Plat. pol. 301 d (nach Henkel a. a. O. S. 8 gerichtet gegen 
Xen. Cyrop. 5, 1, 24). Plat. rep. VII 520 b ist die Bienenkönigin nicht Beispiel 
für das natürliche Königtum, sondern steht zu diesem geradezu im Gegensatze. 
Vgl. sonst noch Sen. de clement. 1, 19, 2; Basil. M. or. 8 in hex. p. 173, de 
iud. dei p. 655 M., homil. 18 p. 489 M.; Charit. 3, 10 p. 32 Hercher. 

Bysant. Zeitschrift I S u. 4. 27 


K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 411 


Immerhin wird sie ausreichen, um eine nach dieser Richtung gehende 
Vermutung zu rechtfertigen, zumal zahlreiche Thatsachen lehren?), dafs 
Synesios in der byzantinischen Zeit keineswegs verschollen war. 

An einer andern Stelle wird ähnlich wie oben hinsichtlich des 
Dion und des Themistios, so hier hinsichtlich des Themistios und des 
Synesios ein Zweifel bestehen bleiben, welcher von beiden dem Ver- 
fasser vorgelegen hat. C. 13 wirft die Frage auf: Wie wird der König 
der Menge der Geschäfte sich gewachsen zeigen und alles, was an ver- 
schiedenen Orten geschieht, verfolgen und beaufsichtigen können? Die 
Antwort lautet: did rod trav gYiAwmv ategwrod Gguaros. «avros uty 
yao sig goti, noAlunicorog dì die TÜV piiAmv piverai. Die allmähliche 
Ausgestaltung dieses Gedankens läfst sich noch deutlich in der griechi- 
schen Litteratur verfolgen. Xen. mem. 2, 3, 19 (und nach ihm Dio 
Chrys. or. 3 p. 58) erklärt Brüder (Dio Freunde) für mehr wert als 
Hände, Füfse und Augen, da diese Organe nicht auf grifsere Ent- 
fernung hin wirken, wie jene es thun. Ist dies richtig, so kann von 
den Freunden gesagt werden, dafs sie — mindestens — die gleichen 
Dienste leisten, wie jene körperlichen Organe: Xen. mem. 2, 4, 7 (vgl. 
Cyrop. VIII 2, 10); Dio Chrys. or. 3 p. 61, 15”); or. 1 p. 7. Zu Augen 
und Ohren fügt Dion an der letztgenannten Stelle noch den Verstand, 
der die von den Sinnesorganen übermittelten Empfindungen verwertet, 
und gelangt nun zu dem Satze, jemand, der Freunde besitze, sei gleich 
einem, dem ein Gott einen Leib und viele Seelen verliehen habe. Ein 
solcher kann, wie or. 3 p. 58 ausgeführt wird, an vielen Orten zugleich 
sein, was selbst den Göttern Schwierigkeiten bereitet. 

Sachlich ist also schon Dion von der Behauptung einer Verviel- 
faltigung des Menschen durch die Freundschaft kaum mehr einen Schritt 
entfernt. Doch hat er diesen Gedanken mit direkten Worten nicht 
ausgesprochen. Wohl aber that dies Themistios; vgl. or. 22 p. 281 b 
(vom brüderlichen Verhällis or. 6 p. T4c; 82a). Ebenso spricht 
Synes. de regn. c. 11 p. 11d von einem moddenxdacrefery — allerdings 
nicht der Person, sondern der Wirkungsfähigkeit — durch die Freund- 
schaft.?) 


— 





1) Vgl. Krumbacher an den im Index unter „Synesios“ angeführten Stellen. 

2) Die Quelle Dions vertrat die von Xen. Cyr. VIII 2, 11 bekümpfte Ansicht, 
nach welcher der Perserkönig einen sog. óp9aduós faciléos hatte — eine That- 
sache, die vielleicht für die Frage nach den Quellen Dions nicht ohne Be- 
deutung ist. 

3) Unter den Byzantinern wäre zu vergleichen Basil. Maced. exhort. c. 22: 
Eieus ceavrdy nollarloër xal tion play pvyiv xolloyv qilo» xal dpPuluar 
noxio diapviaztonevnv. 


27* 


414 I Abteilung. K.Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 


legentlich in seinen Schriften mit dem Christentum in Berührung kam, 
sondern selbst der gewaltige kaiserliche Feind der Kirche, dessen ganzes 
Streben der Unterdrückung der neuen Lehre galt, in dieser zweiten 
Epoche der byzantinischen Litteraturgeschichte auch in anderer als 
polemischer Absicht gelesen und, wo er Brauchbares brachte, verwertet 
wurde. So weit hatte die neuerwachte Freude an der Antike eine vor- 
urteilslose Beschäftigung mit ihren Vertretern gefördert. 


Bern. Karl Praechter. 


Handschriftliches zu Ignatius Diaconus. 


In der Rezension meiner Abhandlung über Ignatius (Kiel 1886), 
die Fr. Hanfsen im Philol. Anzeiger 1387, p. 141 u. 142 veröffent- 
lichte, wird es als bedauerlich bezeichnet, dafs für die von mir edierten 
Texte der testrasticha iambica und der versus in Adamum kein neues 
handschriftliches Material beigebracht ist, mit dem Bemerken: „es wäre 
unschwer zu beschaffen und keineswegs überflüssig gewesen“. So 
richtig die letztere Behauptung ist, so entschieden möchte ich die erstere 
zurückweisen. War es an sich schon eine mühsame Arbeit, die Persön- 
lichkeit des Ignatius Diaconus einigermafsen sicher zu stellen und die 
von diesem Ignatius herrührenden Schriften zu bestimmen, so bedurfte 
es zur Beschaffung und Sichtung des handschriftlichen Materials nach 
einer sorgfältigen und zeitraubenden Durchsicht der in Betracht kom- 
menden Kataloge griechischer Handschriften in den wichtigsten Biblio- 
theken Europas der Vermittlung der deutschen Iteichskanzlei, um die 
ermittelten Handschriften zur Benutzung zu erhalten, und im Falle, 
dafs diese wirkungslos blieb, einer Reise ins Ausland, um an Ort und 
Stelle die Handschriften zu vergleichen, oder der hülfreichen Unter- 
stützung von Gelehrten, die das erforderliche Material zur Verfügung 
stellten. 

Im Verlauf der letzten fünf Jahre habe ich mir nun eine Kollation 
der oriyoı zig tov ‘Addy in einer Pariser Handschrift aus dem 11. Jahr- 
hundert verschafft, ferner für die tetrasticha iambica sechs Pariser 
Handschriften, eine Kopenhagener, eine in London befindliche und den 
(von A. Eberhard in seiner Babrius-Ausgabe benutzten) cod. Gudianus 
aus der Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel selber verglichen und von 
zwei Wiener Handschriften genaue Kollationen erhalten. An der Hand 
dieses Materials habe ich aufs neue den Text jener beiden Dichtungen 
des Ignatius herzustellen versucht und bin dabei — wenigstens in 
Bezug auf die tetrasticha — auf eine von der früheren vielfach ab- 
weichende Gestalt geführt, mufs ferner die Ansichten über Stil und 
Verstechnik des Ignatius, wie ich sie in meiner oben zitierten Schrift 
entwickelt hatte, in einigen Punkten modifizieren und einzelne Kon- 


416 I. Abteilung 


jekturen zu Gunsten handschriftlich besser beglaubigter Lesarten zurück- 
nehmen. Im ganzen und grofsen freilich scheint das, was ich, derzeit 
blofs auf Grund der mir vorliegenden vielfach fehlerhaften Drucke und 
Ausgaben, über Ignatius und seine Bedeutung in der byzantinischen 
Litteratur festzustellen versucht habe, durch das neugewonnene hand- 
schriftliche Material seine Bestätigung zu finden. 


L ’Iyvarlov orlyoı eis tov "Addu. 


Die zuerst von Boissonade (anecd. Graeca I p. 436—444)"), dann 
von Dübner (im Anhang der Didotschen Ausgabe der Frgm. Euripidis 
von Wagner, Paris 1846, p. 91—94) herausgegebenen Verse waren 
dem cod. Paris. 1630, fol. 213. 214 entnommen. Dieser cod. bomby- 
cinus stammt aus dem 14. Jahrhundert, wie im Catal. codd. mser. 
biblioth. regiae II p. 378 (Paris. 1749) angegeben ist, eine Miscellan- 
handschrift, welche 144 Schriften der verschiedensten Art aus der 
Profanlitteratur, wie christlich-religiösen Inhalts in buntem Gemisch 
vereinigt: als Nr. 115 „Ignatii versus iambici in Adamum“. Nun fand 
ich bei H. Omont (inventaire sommaire des manuscrits du supplém. 
grec de la bibl. nationale, p. 80) m Bezug auf den cod. Paris. suppl. 
gr. 690, der von ihm ins 11. Jahrhundert gesetzt war, die Angabe, 
er enthalte fol. 107 die versus in Adamum Igmatii Constantinopolitani. 
Die Vermutung lag also nahe, dafs wir in dieser relativ alten Hand- 
schrift eine wesentlich bessere Niederschrift der Verse finden würden, 
als sie die bisher allein bekannt gewordene des viel jüngeren cod. 
Paris. 1630 zu bieten schien.”) Allein der Versuch, den cod. 690 zu 
geschickt zu erhalten, schlug fehl; die im übrigen ja höchst liberale 
Verwaltung der -Pariser Nationalbibliothek erklärte auf Anfrage, dals 
dieser wertvolle Codex nicht nach auswärts verliehen würde. Da erwies 
mir nun Alfred Schöne in Königsberg (jetzt in Kiel) die grofse Gefällig- 
keit, gelegentlich eines Aufenthalts in Paris die betreffende Handschrift 


1) Wieder abgedruckt bei Migne, patrol. Graec. tom. 117, Paris 1864. 

2) €. Dilthey (in den Symbolae eriticae ad anthol. Graecam ex libris ma- 
nuscriptis petitae, ind. schol. acad. Gotting. 1891, p. 5) ist geneigt, den von 
Minoides Menas aus Griechenland gebrachten cod. 690 dem 12. Jahrhundert zu- 
zuschreiben; nach seiner Angabe ist er rerum copia et facie splendida quam 
maxime insignis, und als seine Vermutung fügt er hinzu: manu nitidissuna 
scriptum volumen cum titulis et aliis quibusdam auro pictis in usum nobilis 
alicuius sive regii adulescentuli confectum esse mihi videtur, sed artifici 
nitorem librarius haud acquavit seripturae fide. Die letztere Bemerkung 
wird, wie mir scheint, auch durch die Niederschrift der versus in Adamum 
bestätigt. 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 417 


an Ort und Stelle zu vergleichen und mir die Kollation in liebenswür- 
digster Weise zu übermitteln. Der Name dieses Gelehrten giebt für 
die unbedingte Zuverlässigkeit seiner Angaben die sicherste Gewähr. 

Aus der Vergleichung der Lesarten beider Handschriften ergiebt 
sich, — was ja auch an sich wahrscheinlich, da bis jetzt wenigstens 
keine weitere handschriftliche Überlieferung der versus in Adamum be- 
kannt geworden ist, — dafs die jüngere Handschrift aus dem 
14: Jahrhundert direkt aus der älteren des 11. (oder 12.) Jahr- 
hunderts stammt; ich bezeichne im folgenden jene als P?, diese als P!. 
Es finden sich in beiden dieselben Auslassungen einzelner Wörter 
(v. 49 8%, von Dibner richtig nach dè eingesetzt, v. 88 te, das vor 
tod yvovæ wohl mit Recht von Boissonade hinzugefügt ist), das Iota 
subser. oder adser. wird in beiden nur selten gesetzt, das v éqedx. 
fehlt häufig, wo es durch das Metrum gefordert erscheint (z. B. v. 6 
edge, v. 11 poso); mehrere offenbare Verschreibungen in P! kehren 
genau in derselben Form in P* wieder, und an einigen — freilich 
wenigen — Stellen bietet die ältere Handschrift in Kleinigkeiten eine 
Abweichung von P?, die wir als zweifellos richtige Textgestalt anzu- 
sehen haben. An zwei Stellen bestätigt P! die Richtigkeit einer von 
mir früher vorgeschlagenen Emendation: v. 61 goeol Baños (P* und 
die Ausgaben Aaßoö), v. 119 magovorav (P? und die Ausgaben von 
Boissonade und Diibner x«ggyotav). 

Die sonstigen geringfügigen Abweichungen des P' vom bisherigen 
Text sind folgende: 

v. 4 xoAvdgVAntov, P? noAvdgVAANTor. 

v. 15 Xepovfelu ... Zepaqelu, P° Xepovßlu ... Zeoapiu. 

v. 31 tédyto, P? rédero. 

v. 37 Eoriorwv, P? &otıwvrov. 

v. 50 gayoısv mit ausradiertem ». 

v. 55 nuäs, P? tye. 

v. 59 udvnv, P? udvor. 

v. 64 xpo0ÿ19e, P* r0007A858. 

v. 65 ele éué, P? we ¿ué. 

v. 73 u. 74 von m! ausgelassen, aber am Rande beigeschrieben. 

v. 93 éxdaZnag (-:littera erasa), P? éxdémye. 

v. 99 eioneooı, P? elonéon. 
v. 116 ruxovuévou (x a m! suprascriptum), P? xrvrovuévov. 
v. 130 © tela, P? © rédav. 
v. 142 geovrioı, P? ppovricv. 

Von diesen Lesarten ist aufser der Schreibung zolv9çgvAnror (v. 4) 
nur beachtenswert v. 59 u0vnv, das, auf das vorangehende ysdow 


C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 419 


sine Jugendarbeit des Diaconus ansehen, die Dichtung der versus in 
Adamum einer späteren Periode seines Lebens zuweisen müssen. Aus 
lieser Annahme lassen sich vielleicht auch Eigentümlichkeiten in Bezug 
auf Prosodie und Metrik in den Tetrasticha erklären, welche in den 
versus in Adamum nicht mehr vorkommen. 

Wie dem auch sein mag, so viel ist gewifs, dafs die Tetrasticha 
in der Folgezeit viel Beifall fanden. Das ergiebt sich nicht blofs aus 
dem Umstande, dafs sie uns in ziemlich vielen Handschriften überliefert 
sind, sondern auch daraus, dafs vielfach Umarbeitungen und Nach- 
bildungen derselben bis etwa ins 14. Jahrhundert vorgenommen wurden. 
So mag es zu erklären sein, dafs wir in den Handschriften nicht nur 
manche, zum Teil auffallende Varianten des Textes haben, die uns die 
Herstellung der ursprünglichen Fassung erschweren, sondern auch eine 
Anzahl von Tetrasticha finden, die aus verschiedenen Gründen unmöglich 
ron Ignatius herrühren können, sondern offenbar einer weit späteren 
Zeit ihren Ursprung verdanken. In den meisten Fällen führt die sorg- 
fáltige Beobachtung der ignatianischen Verstechnik zu einer sicheren 
Unterscheidung der echten Tetrasticha von den jüngeren Nachbildungen. 

Die Prüfung des handschriftlichen Materials, das ich in den letzten 
Jahren allmählich zusammengebracht habe, ergab, dafs von den 53. 
Tetrasticha, welche ich auf Grund der Ausgaben von Nevelet, Corais u. a. 
1886 als ignatianische edierte, nicht alle echt sein können; bei den 
übrigen hat sich an nicht wenigen Stellen eine korrektere Gestalt des 
Textes ergeben, hier und da auch eine Bestätigung der von mir vor- 
geschlagenen Emendationen. 

Über die verglichenen Handschriften habe ich folgendes zu be- 
richten: 

In der Bibliothek von Paris befinden sich sechs Handschriften, 
welche die Tetrasticha enthalten; sie haben mir sämtlich vorgelegen 
und besonders wertvolle Ergebnisse geliefert. Es sind dies nach der 
Bezeichnung im Catal. codicum mser. bibl. regiae, vol. II (Paris 1740): 

1. Cod. 2571, chartac., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur. 

2. Cod. 2991 A, chartac., a. 1420 exaratus in monasterio S. Ana- 
stasiae. 

3. Cod. 1140 A, bombye., saec. XIV ut videtur. 

4. Cod. 1788, bombye., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur. 

5. Cod. 583, chartac., olim Baluzianus, saec. XVI—XVII. 

6. Cod. 522, chartac., olim Mazarinaeus, a. 1443 exaratus. 

Von diesen sechs Handschriften hat die beiden ersten bereits 
A. Eberhard für die Herausgabe einiger neuer Tetrasticha (in einer 
Gratulationsschrift an Dr. Suffrian, Magdeburg 1875) benutzt und sie 


420 I. Abteilung 


mit P und Q bezeichnet. Diese Sigla sind im folgenden beibehalten 
und nach diesem Vorgang die oben unter 3, 4, 5 und 6 aufgeführten 
codices R, S, s und T genannt. 

In der kaiserlichen Bibliothek in Wien befinden sich zwei Codices, 
nach dem Catal. codd. Graec. bibl. Caesar. Vindobonensis (IV p. 102 
u. 124) 178, Nr. 34, chartac., und 225, Nr. 4, chartac. et bonae notae, 
beide „a Busbeckio olim Constantinopoli comparati“. Von diesen Hand- 
schriften, die ich im folgenden als V und W bezeichne, haben mir 
zwei Gelehrte, die Herren Dr. Schwencke, Custos an der Universitäts- 
bibliothek in Göttingen, und Dr. J. Petter in Wien, freundlichst Kol- 
lationen besorgt, während eine an den Direktor Dr. Knoell in Wien 
gerichtete Anfrage über Alter und Wert dieser Handschriften ohne 
entsprechende Beantwortung blieb. 

Aus einer Dissertation von A. Kall, Hafniae 1762, erhielt ich 
Kunde von der Existenz eines Codex, der aufser den Fabeln des 
Aphthonius, einer vita und den Fabeln des Äsop, sowie der Abhand- 
lung des Palaephatus de incredibilibus und Hori Apollinis hieroglyphica 
auch die Fabeln des „Chabrias“ enthält und nach der Angabe des 
Verfassers jener Dissertation im Besitz seines Vaters, des Professors 
der hebräischen Sprache Joh. Chr. Kall, gewesen ist. Weitere Nach- 
forschungen ergaben, dafs sich dieser Codex jetzt in der Königl. Uni 
versitätsbibliothek in Kopenhagen befindet (additamenta Nr. 215, 
in 4%; von hier aus wurde er mir durch den Etatsrat Bruun u 
bereitwilligster Weise auf längere Zeit zur Benutzung geliehen. Der 
Codex ist ein chartac. des 14. oder 15. Jahrhunderts, aufserordentlich 
sauber und schön geschrieben, er stammt, wie von jüngerer Hand be 
merkt ist, e bibliotheea C. Thomae Bartholini. Ich bezeichne diese 
Handsehrift als H. 

Die Durchmusterung des Handschriftenverzeichnisses im British 
Museum in London ergab nur das Vorhandensein emes Cod. chartac. 
des 15. Jahrhunderts (addit. mss. 17015) in K°, der hinter einer vita 
und 131 Fabeln des Asop auf fol. 57 und 58 „Eregoı uvdo dia 
oriyav“, 14 Tetrasticha des Ignatius enthält, dann abbricht. Auf der 
ersten Seite dieser Handschrift steht: „vita di Esopo Frigio e sue 
Favole con altrune altre di Gabria, MS greco che offre infinite e im 
portantissime varianti dalli stampati. La mano di seritto di questo 
codice e la stessa del celebre Omero Laurenziano.“ Für Ignatius sind 
die geringen Abweichungen dieser Handschrift ohne jede Bedeutung. 
Im folgenden ıst sie mit L bezeichnet. 

Schliefslich wurde mir auf ein Gesuch an das Herzogl. Ministerium 
in Braunschweig durch die Güte des Oberbibhothekars Prof. Dr. von 


C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491 


Heinemann aus Wolfenbüttel der Codex übersandt, den A. Eberhard 
in seiner Ausgabe des Babrius (Berlin 1875) verwertet hat. Er be- 
zeichnet diesen cod. Gudianus als G, und diese Bezeichnung habe ich 
im folgenden beibehalten. Es ist ein chartac. saec. XVI exeuntis!) 
ohne Wert; auf den ersten 20 von seinen 66 Blättern stehen Tafpiov 
"Eiinvos teredarıya (links der Text, rechts ein versio Latina), 41 an 
der Zahl aufser den angefügten oxcfovres meol yelrdóvos xal anddvos, 
die sich auch in Nevelets Ausgabe finden, mit geringen Varianten. 

Es ist mir wahrscheinlich, dafs in ihm uns eine Abschrift einer 
gedruckten Ausgabe vorliegt, wenn auch nicht der mythologia Aesopica 
des Nevelet, von der G hier und da abweicht. Es folgen dann noch 
11 Hexameter M&gxov Movoovgov tot Kontos, 4 Distichen rod adrod 
elg Movoatov und Movoaíov tè xar” Hew xai Ascvdgov (p. 22—38) 
nebst lateinischer Übersetzung, endlich adnotationes ad Musaei carmen 
conscriptae und aufser einigen Lacinien sechs lateinische Dedikationsverse. 

Bis jetzt unzugänglich waren mir: 

1. Der cod. Mediceus, den A. Bandinius in seinem Catalog. codd. 
Graec. bibl. Laurent., Florentiae 1764, tom. I p. 29 als plut. V 
cod. 10 anführt und aus welchem er 20 Tetrasticha, die sich in den 
früheren Ausgaben nicht fanden, zum Abdruck bringt. Er bemerkt 
dazu: Animadvertendum hic est Gabriae, non Babriae fabulas in nostro 
codice esse 69, ex quibus 43 editae sunt Graece et Latine ab Aldo 
Manutio, cum Phurnuto, Palaephato et aliis, Venetiis 1505, fol., et a 
Frobenio Basileae 1538, #9, Tubingae 1546, 8°. Reliquas usque ad LIV. 
e codicibus Palatinis addidit J. Neveletius in edit. Francofurtensi 1670, 8°. 
Hac usi sumus in recensione nostri codicis, in quo 6 fabulae desunt ex 
editis a Neveletio, reliquae vero multum ab ipsis discrepant. Itaque 
supersunt 20, quae adhuc inter editas desiderantur quasque hic in 
studiosorum gratiam, uti iacent in codice, proferimus: ex quo etiam 
colligitur, istarum fabularum auctorem non esse Ignatium diaconum, ut 
suspicatur Fabricius bibl. Graec. lib. II cap. 9, T. I p. 398, sed 
Gabriam ipsum, cui, ut in titulo adnotavimus, tribuuntur. lam vero 
ipsas Gabriae fabulas ineditas proferamus, illas quidem eo numero, 
quem in mendosissimo codice obtinent, adnotatas . . ... Und am Schluß 
fügt er hinzu: Cod. Graec. chart. mser. in 4 minori, pessime scriptus, 
saec. XIV, constat fol. scriptis 246. 

Im folgenden wird der Abdruck dieses Codex, soweit er bei Ban- 
dinius vorliegt, als Med. bezeichnet. Für die Textkritik der echt 
ignatianischen Tetrasticha scheint er nahezu wertlos. 


_ oe 


1) Cfr. Fr. Ebert, bibl. Guelferbytanae codices Graeci, Lipsiae 1827, p. 74, 





422 da I Abteilung «ho da >. 


- 2. Die codd. mser. Palatini Graeci: bibliathecee- V aticanaé, 
über die wir bei Stevenson in seinem Verzeichnis (Romas -1885-p. 83) 
Nüheres erfahren. Im cod. 156, den Stevenson dem 15-16 Jahr 
hundert zuweist, finden sich fol, 116 ff. nach seiner Angahe 44: fabulae 
Babrii ab Ignatio Magistro in compendium redactae mit der Über 
schrift: Baßglov éy éxrouÿ peraygagpiv tad.’Fyvariou .peplecogos, sb 
‚ erste &vdods xool xeteito xézoevos Atev,. als letzte Ovalo. 30570 
arbxeg à tiv év Bin. -Da diese Handschrift (Pal I)..genau die 
selbe Überschrift der ignatianischen- Tetrastieba und die 
gleiche Anzahl (vermutlich auch in derselben ‚Raihenfolge) 
enthält wie V, so werden wir sie als aus einer und derselben 
Quelle hervorgegangen, wenn nicht geradezu ala Apographoa | 
der Wiener Handschrift ansehen dürfen. Aus ihr hat vermutlich 
Nevelet in seiner mythol. Aesopica die 10 als appendix. angefügles 
Tetrasticha entnommen; wenigstens ist das als app. 10 abgedruekie 
nach Stevensons Angabe das letzte der Sammlung im Pal 1. 

Aus dem Miscellancodex Nr. 319, 4°, saec. XV—XVI, führt 
Stevenson. als auf fol. 23 befindlich- an: y Aesopi. fabulas» (año. ade 
codex) == Aesopicae fabulae 33, ab Ignatio Magistro in .sotidem :tebe- 
sticha iambica digestae. Singulis suum praefigitur ¿x:uúdvov, pedeetri 
scriptum sermone. Prima incipit: éx’ &perj) où del éxaípeodas. “Avdpos 
xool nareîro xrà., ultima & zagawei tig mossito. ‘00965 faditen 
eine xagxivog rexvo. Hiernach zu urteilen, dürfte der Cod 
(Pal. 2) mit S nahe verwandt sein, vielleicht auch mit R und W. 

Über den Pal. 369 endlich bemerkt Stevenson, er stamme aus 
dem Ende des 15., resp. Anfang des 16. Jahrhunderts und enthalte saf 
fol. 135 dieselben .Fabeln im iambischen Versmafs wie der Pal 319; 
er ist also wohl als eine Abschrift des Pal 2 anzusehen. 

3. Die von Eberhard (Gratulationsschrift an Suffrian, Magdeburg 
1875, p. 4) angeführten Handschriften, eine Venediger und em 
Moskauer, deren Wert für Ignatius nach den dort gegebenen Probe 
allerdings höchst problematisch erscheint. 

4. Die von F. Rühl (Philologus, N. F. 1888, p. 583) erwähnk 
Handschrift der Universitätsbibliothek in Catania auf Sicilien, s 
dem 14. Jahrhundert, in der nach seiner Angabe Aesopi fabulae ver- 
sibus expressae enthalten sind, wahrscheinlich also die Tetrastibs 
des Ignatius, die ja auch im Pal. 2 als Aesopi fabulae bezeichnet sin 


Aufser den oben angeführten Handschriften habe ich die editi 
princeps des Aldus Manutius, Venet. 1505, deren Lesarten aus eine? 
auf der Münchener Bibliothek befindlichen Exemplare mir Dr. O.Mensif 





DET nee N 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 423 


freundlichst mitgeteilt hatte, im British Museum nachverglichen. Die 
,fabellae Gabriae“ sind hier zweimal abgedruckt; hinter dem zweiten 
Abdruck findet sich der Vermerk: | 

Aldus Lectori $. 

Haec Gabriae trimetra cum Skazonte ultimo epigrammate nacti 
correctius exemplar iterum imprimenda curavimus, ut perperam 
excusa ante hisce queas corrigere. Vale! — Welche Handschrift dies ist 
und woher sie stammt, hat Aldus nicht angegeben. Der zweite Ab- 
druck wird von mir als a!, der erste als a? bezeichnet. 

Die erste Auflage Frobens (Basel 1518) habe ich im British 
Museum verglichen, die zweite (Basel 1524) O. Mensing nach einem 
Exemplar der Münchner Bibliothek. Beide sind einfach als Abdruck 
der Aldina mit allen Fehlern derselben zu bezeichnen; die geringfügigen 
Abweichungen sind als Druckversehen zu betrachten. Eine neuere 
Auflage, Basel 1541, ex officina Hervagiana, bietet einige, aber nicht 
ins Gewicht fallende Varianten. Die Ordnung der Fabeln ist dieselbe 
wie bei Nevelet, der überhaupt diese Ausgabe vielfach benutzt zu 
haben scheint. Ich nenne jene Baseler Ausgabe (1518 und 1524) b!, 
diese (1541) b?. 

Endlich fand ich ebenfalls in London einen Band aus dem Jahre 
1517, der aufser verschiedenen grammatischen und anderen Schriften 
eine vita et fabellae Aesopi cum Aldi Manutii interpretatione Latina 
und Gabriae fabellae 43 enthielt mit dem Druckvermerk: „Venales 
reperiuntur Lovanii e regione scholae Iuris civilis apud Theodoricum 
Martinum Alustensem, diligentissimum et fidelissimum chaleographum.“ 
Diese Ausgabe der Tetrasticha (1) pflegt mit a! übereinzustimmen, bietet 
aber doch einzelne Abweichungen. Am Schlufs steht die babrianische 
Fabel xegl yediddvog xai dndévos. 

Ein Exemplar der Ausgabe von Rittershaus (Lugd. Batav. in 
officina Plantiniana 1598) habe ich in London gefunden und ver- 
glichen (r); sie stimmt meist mit b überein. 

Man sollte nun annehmen, dafs bei dem verhältnismäfsig ge- 
zingen Umfang der Dichtungen des Ignatius und bei dem Zeitalter, in 
dem er gelebt hat, der Wert der Handschriften und ihr Verhältnis zu 
einander sich leicht und endgültig bestimmen liefse. Dafs gerade das 
Gegenteil der Fall ist, erklärt sich unseres Erachtens, wie oben kurz 

erkt ist, aus der Beliebtheit, deren sich die äsopischen Fabeln im 
ittelalter, speziell wohl auch in der von Ignatius gewählten poetischen 

'arbeitung, resp. Verkürzung, zu erfreuen hatten, und aus dem eifrigen 
ben byzantinischer Dichterlinge späterer Zeit, Ähnliches wie 


424 I. Abteilung. 


Ignatius zu schaffen, zumal da es hierfür keiner eingehenden Studien 
und keines bedeutenden Aufwandes von dichterischer Gestaltungskraft 
bedurfte. Nur bei dieser Annahme wird es einigermafsen begreiflich, 
dafs in der Mehrzahl der von mir verglichenen Handschriften 
weder die Anzahl noch die Reihenfolge der unter dem Namen 
des Ignatius (resp. Gabrias!)) überlieferten Tetrasticha über- 
einstimmt, und dafs der Text selber, wie die beigefügten 
Epimythien, merkwürdig verschieden lautet. Es sind eben 
zum gröfsten Teil nicht Abweichungen, die durch Versehen 
oder Flüchtigkeit der Abschreiber entstanden sind, sondern 
neue Redaktionen und mit Bewufstsein vorgenommene Umge- 
staltungen des vorliegenden Textes. Eben deshalb ist, wie oben 
angedeutet wurde, die Frage bezüglich des Wertes der einzelnen Hand- 
schriften für die Feststellung der wirklich dem Ignatius zuzuschreibenden 
Tetrasticha und ihre Textgestaltung sehr verwickelt und schwer zu lösen, 
um so mehr, da die uns vorliegenden Handschriften insgesamt dem 
späteren Mittelalter angehören, keine wenigstens vor dem 14. Jahr- 
hundert entstanden zu sein scheint, mit Ausnahme vielleicht von W, 
über dessen Alter mir keine genauen Angaben vorliegen. 

Als (mehr oder weniger) sichere Resultate haben sich mir aus der 
Vergleichung der oben angeführten Handschriften ergeben: 

l. Der cod. Paris. 583 (s) ist als Abschrift des cod. Paris. 
1788 (5) auzusehen. Das beweist nicht nur der Umstand, dafs genau 
dieselbe Anzahl der Tetrasticha im derselben Reihenfolge in beiden 
Handschriften sich findet, sondern auch die wörtliche Übereinstimmung 
der Epimythien; die Lesarten im emzelnen lauten in beiden fast durer 
gingig überein, wo gelegentlich Abweichungen in s sich finden, sin 
sie entweder auf Flüchtigkeit des Abschreibers zurückzuführen, oder es 
sind Korrekturen des Textes, die sich ihm ohne weiteres bei der Nieder 
schrift als selbstverständlich ergaben. Beim ersten Vers der Tetrasticha 
und beim Anfang der Epimythien ist nicht selten die Initiale in 5 
weggelassen, offenbar weil der Schreiber sie mit roter Farbe nachtraget 
wollte. Dies ist dann später unterblieben. An allen diesen Stellen 
fehlt nun auch in s der Anfangsbuchstabe, oder er ist, sofern er sich 
ohne besonderes Nachdenken finden liefs, am Rande hinzugesetzt. 

Besonders evident wird dies Verhältnis beider Handschriften au 
folgenden Stellen: 

Tetr. 7 (in meiner Ausgabe [M] 51) sind zwischen +. 2 und 5 


1) Vgl. über diese falsche Bezeichnung meine Abhandlung de Ignatii metrii 
arte vita scriptis, Kiliae 1886, p. 5 und 6. 


C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 425 


in S, wie in s, sinnlos die Worte eingeschoben: bri xoatiotov eivaı 
td un npoGxöntev avdomaoıs, wahrscheinlich ein zu einem anderen 
Tetrastichon gehöriges und hier versehentlich hinemgeratenes Epimy- 
thion.') s hat bei dieser Stelle am Rande ein y und einige unleserliche 
Buchstaben; offenbar hatte der Abschreiber gemerkt, dafs jene Worte 
nicht in das Tetrastichon gehören. Tetr. 10 (M 27), v. 4 haben 5 und s 
mopeva statt anuaivo, 11 (M 12) v. 1 Papoug 5, ebenso s (in marg. I’), 
v. 4 S rexvoosie, wobei das x fast wie w aussieht; s hat denn auch 
wirklich reuv@osıe daraus gemacht; 13 (M 21) v. 1 5 Zjre mit un- 
deutlich geschriebenem £, s &rre, v. 2 fehlt in S wie in s (wo am 
Rande wieder ein +). Das Epimythion vor tetr. 15 (M 14) lautet in 
beiden Handschriften ro wegioooy «vayxe” "nıßlaßes, tetr. 20 (M 34); 
v. 2 Béla vuyels (statt ruxeig), Epim. vor 21 (M 37) un fjonrai tig 
(HV 0 un foxnrai vs, R e un xéxrnrai vus), tetr. 23 (M 5), v. 1 hat 
S on statt duxélov, und genau so s, Epim. vor 24 (M 20) ... xal 
quostota. dexróv S und s (V yagıodijvaı denreov, H dextéov), tetr. 25 
(M 2), v. 2 into S und s statt foro (R toro), 26 (M 26), v. 1 xo6s 
tivas S und s, Epim. vor 27 (M 25) sind in S zwischen u&llov und 
géoovoi drei oder vier Buchstaben weggekratzt, s hat u&llor peoovor 
ohne Lücke; nach 34 (M 22) folgt in beiden Handschriften noch das 
Epim. zu tetr. (M) 3 gaveoov (Ss: avegov) Gueornuae ur copiteodai 
ohne das tetr. selbst, so dafs wir also anzunehmen haben, dals S — 
dem s ganz folgt — Jie Sammlung der Tetrasticha unvollständig ent- 
hält (im ganzen 34). 

Die angeführten Beispiele werden genügen, um meine Behauptung 
zu rechtfertigen, dals s als Apographon von S anzusehen ist. Im 
Catal. codd. mscr. biblioth. regiae 11 (Paris. 1740) heilst der cod. 583 (s) 
ein chartaceus, olim Baluzianus, quo continentur opuscula varia 
ab erudito quodam ad usum suum descripta. 

2. Der cod. Vindobonensis 17%, Nr. 34 (V) steht mit dem 
Hafniensis addit. 275 (U) in einem nahen verwandtschaft- 
lichen Verhältnis; beide sind wahrscheinlich auf eine gemein- 
same Quelle zurückzuführen. Das beweist nieht nur die beiden 
gemeinschaftliche Anzahl der Tetrasticha (44) in genau derselben Reihen- 
folge, sondern auch die fast durchgängige Übereinstimmung der Les- 
arten in den Versen, wie in dem jedem Tetrastichon folgenden Epi- 
mythion. *) Als Uberschrift steht in V: Baßoiov év éExitopy 


1) Es fehlen in S und s die Epimythien vor tetr. 2, 3 und 19; zu 3 könnten 
die Worte zur Not passend erscheinen. 
3) Vgl. z. B. tetr. (M) 14, 3: dins Dem» Zéovra pedyev Lu uéons HV, dns 
di roy Adovra qpevyovo’” Eu uéons SW, Ding di tov Afovra qedyor êx peons QU, 
Byxant. Zeitschrift I 8 u. 4. 26 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491 


der Verse wiederholt ganz auffällige Varianten auf. Ich denke mir 
daher das Verhältnis so, dafs zwischen der Handschrift, aus der H 
und V abstammen, und S noch ein Mittelglied steht, das, von einem 
selbständig denkenden librarius hergestellt, manche Korrekturen (und 
Interpolationen) enthielt, die dann in S übergingen, also folgenden 
Stammbaum: 


S selbst ist ziemlich nachlässig und flüchtig geschrieben. Das beweisen 
Stellen wie tetr. 1 (M 8), v. 4 xoddods av oldas «vdeurovs Aldovg 
für woAlodg dv sides Svras dvdownovg A., tetr. 11 (M 12), v. 4: 
Exaorov elev exBiBowoxwy &Tliov statt Exaotov olov éxBépowxer ¿Picos 
(denn so wird mit HVQR der Vers zu schreiben sein, nicht wie m P, 
bei Nevel und in meiner Ausgabe steht: Ex«orov Exßeßowxe yvuvdr 
os Eva); ferner tetr. 27 (M 23), v. 2 evons xeodo úpiora momuévos 
xal dn pdye, v.3 wg un nreiv ex ndyovs eine de reg, was sicher auf 
flüchtiger Niederschrift der Vorlage beruht, die etwa lautete: 
sUpiox” Gguota nouuévos xal dy paper, 
og un apoxvxtemw x14. (HR xvntewv). 

Tetr. 29 (M 24), v. 4 S: sita yeyovos sbgEdn statt sita puuvos eboédn, 
16 (M 25) v. 3 xöga& dè dire. tuoòv N 6’ side payev (wofür T rayos 
setzt), ganz sinnlos, während in QVHR steht: 6 vijzios 0° ¿xpafev: 3) 
d” elie rtvgóv, in W: yatver xdoak, winter tvods, repo 0’ Eqn, bei 
Nevel. und in anderen Ausgaben (Coray = S): ed9dg 0” 6 rtobrov 
Gipev: % 8 avrov payev. Tetr. 10 (M 27) v. 4 bietet S rdv &vdou 
xoupyéva yao, où rodó 6€ ye (QRW zouaivo) statt des allein rich- 
tigen znualvo (Babr. 10, 12 tovro xoraivo, pnoiv, d xx pava). 
Vgl. die ganz ähnliche Verschreibung in Laur. A bei Soph. Ai. 360 
zoıuevov für, anuovav. Tetr. 20 (M 34), v. 2 Beisı vuyeis dì Mo 
duveine toudde statt Béla runels dì Dooly eine tordde. Das Epim. 
zu tetr. 21 (M 37) lautet in S un fonrai tig un periévas (vor ui) 
fehlt 6, vgl. oben S. 424), in HV richtig 6 uy Hoxntaı ..., in Re 
un xExınrei ris, un weri£var det, in W è un yiyvooxe tig, und 
serievar det, ganz abweichend in P, T und den Ausgaben. Tetr. 18 
(M 44) lautet in H und V: 


EHaAnE tig pewoyos Ev xdAnoıg ¿yv (H Gp) 
Goa xpuovs. émel dè Depuis Todero, 
Eninke roy Odipavra xal xreiveı tayos. 
OÙTO xaxol MOLWÜOL TOTS EVEOYETOLS. 
Qut 


C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 429 


"Avdgog xool maretto nergıvog Aéœv xal tig Agov te pol thy loyòv 
. | Pâëxeis; 
GAA’ el Akovıss einev fdeoav yAUgewv; nollods dv sides bvtag dvdow- 
nove Aldove. 

Zu beachten ist, dafs die Reihenfolge der einzelnen Tetrasticha sich 

an die in HVS befindliche anschliefst, nur dafs eine ziemliche Anzahl, 

— aus welchem Grunde, ist nicht erkennbar, — dazwischen ausgelassen 

ist, wie aus der folgenden Zusammenstellung ersehen werden kann: 
Man könnte sich hiernach versucht fühlen, 


(M) HVS T | T aus einer der drei anderen Handschriften 
8 1 1 | herzuleiten; indessen bieten die zum Teil auf- 
13 2 2 | fallend abweichenden Lesarten keinen sonder- 
— 3 — | lichen Anhalt dafür. Auch die Epimythien 
32 4 3 | sind grüfstenteils ganz verschieden. Beach- 
30 5 4 | tenswert ist die Lesart in tetr. 11 (M), v. 1, 
38 6 5| wo VWS am Schlufs mit unerträglichem 
51 7 6 | Hiat zoo HAlov bieten, T roö puspógov, an 
49 8 — | sich sehr hübsch und annehmbar, sofern es 
28 9 7 | nicht als die Korrektur eines gebildeten und 
27 10 — | metrisch geschulten Abschreibers anzusehen 
12 11 — | ist. Im übrigen weisen freilich die Varianten 
11 12 8 | in T keineswegs auf einen solchen hin. So 
21 13 — | steht (M) 14, v. 3 ganz unsinnig: 9é0v9” 


16 HV —,S14| 9| Ans Acovre pedyev êx uevng (wo wohl statt 
14 | HV 14, 515 | 10 | des in meiner Ausgabe nach Nevelet gegebenen 
25 | HV 15, S 16 | 11 | Schlusses mit WS zu schreiben sein wird: 


42 | HV 16,517 | — Vins O& toy Agovta qespovo’ éx uéons 
44 | HV 17,518 | 12 Dvñoxe: medndeio” cis Eyaupev eis udrqv), 
47 | HV 18, S 19 | — | ebenso 32, v. 1 dp’ ünvoüvrog, 38, 1 ¿v Seger 


41 | HV 19,S — | 13 | (statt Me), v. 3 6 O” &v Seger (statt og ev 
34} HVS 20 |14| &é04) u. v. a. 


37 21 15 Für die Feststellung des Textes ist 
18 22 16 | also diese Handschrift von keinem oder 
5 23 17 | höchstens sehr geringem Wert. 

20 24 — 5. Die beiden Handschriften P (cod. 
2 25 18 , Paris. 2571) und R (Paris. 1140 A), beide, 
26 26 19 wie es scheint, aus dem 14. Jahrhundert, 
23 21 ı — | haben insofern etwas Gemeinsames, als 
46 28 |_| sie die Tetrasticha in alphabetischer 
24 29 (20) Reihenfolge (nach den Anfangsbuchstaben 
36 30 | 21: des ersten Verses) enthalten, was ja auf 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 431 


Abdruck gekommen, erst von A. Eberhard in der Gratulationsschrift 
an Dr. Suffrian (Magdeburg 1875) veröffentlicht sind (I. XI. XXV— 

P 13 finde ich auch bei Eberhard nicht und bringe es daher an 
dieser Stelle zum Abdruck: 


ZijAos ty dAéxtoooi xmeol dgvidar’ 

Ó vevixnubos xénpayev él Toiyov' 
alpuns 6° «eros tov avrov xadaoraogas. 
6 dapels Eneßaıve Yndetas udvos: 


Epim. xmpós tò uy xavy&o®ar Eni vixn. 

Wie dieses, so sind auch die übrigen auf die Autorität von P hin 
von Eberhard unserem Ignatius zugeschriebenen Tetrastichen beschaften. 
Sie weichen, wie leicht erkennbar, in Bezug auf Gräcität und Vers- 
technik so sehr von den als echt anzusehenden ignatianischen Versen 
ab, dafs sie ohne allen Zweifel viel jüngeren Ursprungs sind und der 
„Epoche der Stümper“, wie sie Hilberg bezeichnet hat'), d. h. der- 
jenigen Zeit angehören, in der Hiat und Quantität gar nicht mehr 
berücksichtigt, sondern die 12 Silben, gleichgültig ob kurz oder lang, 
einfach gezählt wurden (vgl. meine Abhandlung über Ignat. 7 ff.). 

Dieselbe Nichtbeachtung der älteren metrischen Gesetze, die Ignatius, 
wie ich a. a. O. nachzuweisen versucht habe, möglichst genau in seinen 
Versen befolgte, zeigen auch manche ganz willkürliche Versgestaltungen 
in P bei den übrigen Tetrastichen, wie z. B. (M) 9, v. 3 und 4: 

6 0% Ovorgapels évrépn mods tov Kove 

où où Aoıdogeig 6 19708 O Ev d orixsıs 
anstatt 

vo dì BAEWwWas puoiv: od Oxuntes OÙ ue, 

avopyos 0, de brdite de mods Dodoos ueya (5). 

Dafs somit P fiir die Textgestaltung des Ignatius nichts 
beitragen kann, leuchtet ein. 

Interessant ist und tritt namentlich bei dieser Handschrift hervor, 
wie sich die Abschreiber späterer Zeit nicht entblödeten, den über- 
lieferten Text nach ihrem Geschmack und meistens natürlich invita 
Minerva, ganz willkürlich umzuformen, Zusätze zu machen und ganze 
Tetrastichen unter die des Ignatius ohne weiteres einzupaschen. Bei 
Q werden wir weitere Beispiele finden. 

Auch R (Paris. 1140 A, frühestens aus dem 14. Jahrhundert, wie 
die Schriftzüge und Abkürzungen erweisen) bietet für die Fest- 


1) Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 801. 


C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 433 


also unmöglich die ursprüngliche Prosafabel sein kann, — worauf 
übrigens auch die ganz unklare Fassung des Inhalts hinweist.') 

In den von mir verglichenen Handschriften findet sich nun folgende 
Gestalt: 

Q (4)?): Kiowd Abxos nayıorov sloogadv xbva, 

dijoas ris ékédoeye rodrov hod Epn' 
xuvny6s. ARR tovto un add Avxog' 
&uol qídos Auòs yee 7) xAoıod Bdgos. 
1. xlovdy R zayıorov L tagioros kB Qav toy nova S ndygıorov iotogay xvva 
H xotw Aüxos decuovuevov Blenwv xvva W 
2. ¿Doepe V Orous ov LEedoepe mommy tle fon Med. (sec. Bandinium), 
&Eedoste S Gs $ ¿on HSRL fora: tle tospei de dicas; 6 8’ Epn W 
3. &ld& un tovro un S rado. VWHMed. nade R 
4. Euorye pllog W xlouds xó00s R xodowoî xbpog Med. 
Epim. év ovupogeis un yaorpiteota. HR Med VW, deest in S. 

Was die besonders in v. 1 und 2 dieses Tetrastichon zu be- 
achtenden Lesarten in W an dieser Stelle klar hervortreten lassen, 
erscheint auch durch die Fassung der übrigen Tetrastichen in dieser 
Handschrift für den Schreiber derselben als charakteristisch: das Be- 
streben, da, wo er Unzusammenhängendes oder Widersinniges 
vor sich zu haben glaubt, unbedenklich nach eigenem Er- 
messen die Vorlage zu ändern und etwas (seiner Meinung 
nach) Besseres an die Stelle zu setzen. Daraus allein lassen sich, 
wie mir scheint, die vielen von der sonstigen Überlieferung stark ab- 
weichenden Lesarten in W erklären. 

Um nur einige Beispiele zu geben, so lautet der Anfang des 
tetr. 14 (M) nach der Vulgata: 

anyais doaou dooxas «bri thy déav 

Aextovs nödas umuetto, gatos È’ elg «equ... 
in W dagegen: 

ayas Béav BAenovoa dopxas (diay 

Aentods addag uopuetto, yalge O Eis xéous. 

Tetr. 8, 3 el y&o Adovres W, alle anderen Handschriften haben 
air el Aéovrec, 15, 1 oide V, side HPQR, idev die Ausgaben, W 
Eyvo, 23, 4 bietet W Ades wor pivov, vulg. elojAdes yivou, 24, 3 
hat W sinnlos airy dì da, 25, 2 W Ads, alle anderen (richtig) 
Znvés, v. 3 W qaiver xdoak, mére tveds, xeodo Ô ¿y statt der 


1) Der richtige Zusammenhang ergiebt sich aus der etwas erweiterten Dar- 
stellung bei Babrius (fab. 100 Eberhard). 

2) Eberhard a. a. O. zitiert P, — das mufs auf einem Versehen beruhen, 
denn P hat dies tetr. gar nicht. 


434 1. Abteilung 


vulg. eviig 8’ 6 rodrov grpev: à d’ abròv peyer.‘) Tetr. 26, 3 laut 
die vulg. oo) rodror, simev, sl des, dsito aéles, während W die 
Lesart bietet ¿yó oor rodrov, eimev, el délers, Osito. Hier ist also 
statt des am Ende ausgelassenen ag, um den Vers auszufüllen, #4 
im Anfang eingefügt und dadurch ein — allerdings fehlerhafter — 
Cholinmb zurechtgestutzt. Tetr. 28, 4 steht in den alten Drucken 
dreoregeito xal tod obreg éxgdrer, unerträglich wegen des Hints; ich 
habe dafür xa 164’ vorgeschlagen, glaube aber jetzt die Lesart von 
VRST xavrós (QL xévros) als besser beglaubigt vorziehen zu müssen. 
Statt dessen bietet nun W, von allen anderen abweichend, nällor. 
Dies liefse sich ja zur Not als aus ze! tod verlesen ansehen, di 
gegen ist doch wieder als ganz willkürliche Korrektur des Abschreibers 
die Lesart in tetr. 30, 1 965 tiva xdxgov zu betrachten statt der 
Überlieferung in den anderen Handschriften mgög morbv (L rözon, 
P xovr#, die Ausgaben wort) xéxçw. Ebenso ist sicherlich in W 
interpoliert tetr. 31, das von der vulg. ganz abweichend lautet: 

red héov weigıfev Kygav dovitav. 

moby ye nolgav simey dg vow)v Exe, 

tiv devrégay 8° ¿once bg Uvet péoeuw, 

moins d bg dv pavosiev, Eye pavtdve. 

Tetr. 41, 4 steht statt der vulg. roùrov pvdòv Euvnos ris dvatias 
in W mit ganz willkirlicher Anderung: rupels écurdv pvños ri; 
draklas, tetr. 42, 3 el magélterg dE éuoò W statt ef (iv?) æagélôgs 
uaxgöderv. 

Auch in der Fassung der Epimythien weicht W nicht selten ganz 
von den übrigen Handschriften ab, z. B. zu tetr. 12, 25, 41 (M). Zu 
tetr. 50 war anfangs versehentlich das Epimythion des folgenden 
(M 35) gezogen, ist dann aber wieder gestrichen. 

7. Besonders lehrreich für die Erkenntnis, wie willkür- 
lich die späteren Abschreiber der Tetrasticha mit dem ihnen 
vorliegenden Texte verfuhren, und in welcher Weise sie selber, 
so gut es anging, es dem Ignatius gleich zu thun und seine 
versifizierte Bearbeitung äsopischer Fabeln zu vermehren 
und zu verbessern suchten, ist die Überlieferung in Q (cod 
Paris. 2991 A, chartac., p. 416—421). Dieser Codex, „in monasterio 
Sanctae Anastasiae, PapuexoAvrgieg dictae, quondam asservatus“, ist im 
Jahre 1420 fertiggestellt, wie aus der Notiz auf p. 447 hervorgeht: 
treisıhdn rd magdv Bifliov Ev unvl centefoio Evdexdry cod Qu. 


1) Wofär vielleicht zu schreiben # 8° adc Aéyev (oder puro), vgl. meine 
Anm. z. d. St. a. a, O, p. 38. 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 435 


Die Überschrift (in Rot) lautet: 'Iyveriov Aiaxsvov rergdoriya di 
idußov & tiv Xaßpiov (über dem X steht mit schwarzer Tinte B) 
Aloœmx@v, uerappacdévea xa) mods àperv Enaleipovre. Die letzten 
Worte liefsen Epimythien erwarten, diese fehlen indessen. Die Samm- 
lung enthält zunächst 44 auch anderweitig überlieferte Tetrasticha, im 
ganzen in derselben Reihenfolge wie HVS (wenn schon sich mehrere 
Abweichungen finden), aber mit vielfach veränderter Textgestalt, die 
in den seltensten Fällen als Verbesserung anzusehen ist. Das Schlufs- 
wort des tetr. 44 (M 53) téyos steht, von dem Vers getrennt, mitten 
unter demselben und ist in zwei Kreuze eingeschlossen, woraus man 
vielleicht schliefsen darf, dafs das Nachfolgende als ein nicht von dem- 
selben Verfasser herrührender Zusatz bezeichnet werden soll. That- 
sächlich steht im folgenden nur noch ein Tetrastichon, das sich auch 
in einigen anderen Handschriften des Ignatius findet (es fehlt in 


SWPT) und in Q also lautet: 

duo Óvos rapryev coyvoody fueras" 

Doißov Toros nko IQOCXVVÓV nINTE ACTO 

tipo 0 ¿mapdele uy HEAwv peverv voc. 

fxovoesv où Bebo tov Bedv d° yes. (Vgl. M 40.) 

Sodann folgen noch, — und das ist besonders bemerkenswert — 

mehrere versifizierte Fabeln in doppelter Bearbeitung: voran 
steht eine längere Fassung, metrisch wie sprachlich durchaus barbarisch, 
hinterdrein jedesmal ein Tetrastichon, das der Verfasser in des Ignatius 
Weise zu bilden versucht hat. Dieser Art sind im ganzen fünf Paare 
angefügt, zuerst zwei Fabeln zu je fünf Versen, sodann drei zu je acht. 
Versen. Zwischen dem ersten und zweiten Paar steht ein merkwürdiges 
tetr. eingeschoben, das den Namen des Lykophron enthält, und das 
zuerst von Eberhard (in der mehrfach zitierten Gratulationsschrift als 
XXIV) abgedruckt ist. Es lautet: 

Exn mooxóyas Tod Avudpoovos Avxos 

&rte. mode Doviv TRÜTR TOD podoa yo" 

y À ab uadythy de side xeynvdre 

teiveL HTEQOÏOL TIPOS puyNYV MTELYUEVN. |) 

Um zu erkennen, welcher Art die übrigen sind und in welcher 

Weise der Verfasser seine Vorlage in ein tetrastichon Ignatianum um- 


n — me e — 


1) Schon Boissonade (in seiner Ausgabe «des Babrius p. 237) erwähnt dies 
tetr. mit den Worten (Anm. zu xeoxórpas): aliud exemplum praebuit mihi fabula 
quam ineditam repperi inter Ignatianas codicis 2991 A: En xeoxd wag ati. Non 
displiceret xgox6was, lupus videlicet eruditior qui in legendo Lycophrone pro- 
fecerat; „un loup quelque peu clerc“ ut ait Fontanius. 


C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 437 


dingter Sicherheit festgestellt werden kann. Als feststehend ist zu 
erachten, dafs durch die Abschreiber der im Mittelalter offenbar be- 
lebten und vielgelesenen Versifikation, die Ignatius mit einer Reihe 
von äsopischen Fabeln vorgenommen hatte, ihr Text vielfach kontami- 
niert und dafs mancherlei auf gut Glück von ihnen hinzugedichtet ist, 
das wegen der mangelhaften Verstechnik und aus anderen Gründen 
nicht auf seine Rechnung gesetzt werden darf. So sind in die alten 
Drucke denn auch ziemlich viele Tetrasticha eingedrungen, welche die 
älteren und besseren Handschriften überhaupt nicht enthalten. Mit 
Sicherheit werden aus der von mir nach Nevelet u. a. Ausgaben her- 
gestellten Sammlung zu streichen sein: Nr. 1 und 4 (die sich in keiner 
der von mir verglichenen Handschriften finden), Nr. 7 (blofs in P, 
auch von mir schon früher beanstandet), 10 und 17 (nur in P), 19 
(ebenso, von mir in der Ausgabe als exilis et ieiuna epitome fabulae 
Aesopicae bezeichnet), Nr. 29, 33, 39 und 52 (sämtlich nur in P über- 
liefert). Streichen wir diese 10, so bleibt die Zahl von 43 Tetrasticha, 
die wir als vere Ignatiana anzusehen haben; vielleicht dürfen wir noch 
die beiden in VHQ befindlichen (xAoiw Avxog... vgl. S. 433 und das 
in Eberhards Gratulationsschrift als XXI abgedruckte ynAij Boôs ...) 
hinzurechnen, sodafs im ganzen 45 Tetrasticha unsern Ignatius zum 
Verfasser hätten. 


Kiel. Carl Friedr. Müller. 


Nikolaos von Methone. 


Als Ullmann im Jahre 1833 in seiner Abhandlung „Nieolaus yon 
Methone, Euthymius Zigabenus und Nicetas Choniates, oder die dog- 
matische Entwickelung der griechischen Kirche im 12. Jahrhundert‘') 
von der hohen wissenschaftlichen Bedeutung des Nikolaos von Methone 
als Kirchenlehrers und dogmatischen Schriftstellers zum erstenmale eine 
klarere Vorstellung zu geben unternahm, that er dies auf Grund dreier 
Schriften desselben, der kleinen Abhandlung über Leib und Blut Christi 
im Abendmahl*) und besonders der von Vömel in den Jahren 1825 
und 1826 veröffentlichten, wissenschaftlich sehr bedeutenden und wich- 
tigen „Widerlegung des Proklos“ sowie der theologischen Fragen und 
Antworten.*) Wenn unser Wissen von den Schriften und Lehren des 
methonensischen Bischofs seitdem nur äulserst geringe Fortschritte ge 
macht hat, so ist einer der Hauptgründe für diese befremdliche Er- 
scheinung der Umstand, dafs Gafs, dem wir auf dem Gebiete der 
byzantinischen Theologie so vielfache Förderung verdanken, es unter 
lassen hat, seine allein nach eben jenen drei Schriften des Nikolaos 
1858 in der Realencyklopädie (Bd. X S. 348—350) entworfene Schil- 
derung und nähere Kennzeichnung der theologischen Bedeutung des 
Bischofs von Methone in der 2. Auflage des Werkes 1882 (Bd. I 
8. 573.) auf Grund der inzwischen in gröfserer Anzahl ans Licht ge 
tretenen Werke desselben zu erweitern und zu vervollständigen. Nur 
von zwei im Jahre 1865 durch den Hellenen Demetrakopulos ver 
öffentlichten Schriften des Nikolaos‘) hat er Kenntnis genommen ud 


1) Theologische Studien und Kritiken 1888, Heft 3, S. 647—748, 

2) Bibliotheca vet. patr. (Paris 1624), T. II p. 272. 

8) Nicolai Methonensis Refutatio institut. theol. Procli Platonici. Primun 
edidit annotationemque subiecit J. Th. Vömel. Frankfurt, Brönner 183. — 
Nicolai Methonensis Anecdoti Pars I et II in den Jahresberichten des Frankfurt 
Gymn. 1825 und 1826. 

4) Ninoldov émoxénov Medévns Ubyor 860 nark rie algkorus riv leyére 
thy cotigior inte hav Hvolav pi ti) tetovxocráro Sedente xeocazôtre, dll 
16 narod póno url. Nov neûror éxdodévrec dnd Anzınavdglsov ‘Ardeorizov MST 
teaxomoúlov, Leipzig, List und Francke 1865, 


J. Driseke: Nikolaos von Methone 439 


die im Jahre 1858 gegebenen dogmatischen Ausführungen im wesent- 
lichen wiederholt. Jetzt ist er davon überzeugt, dafs die Untersuchungen 
über die Person und das Zeitalter des Nikolaos von Methone zwar „zu 
einem sicheren, aber nur ungefähren Resultat geführt“ (S. 573) haben. 
Das wenige Neue ist, dafs er, auf Demetrakopulos’ Angaben (a. a. 0. 
S. y) gestützt, die Thatsachen verzeichnet, dafs Nikolaos unter Manuel 
Komnenos (1143— 1180) wirkte und von diesem Kaiser infolge der 
Synode von 1156 zu kirchlichen Sendungen gebraucht wurde, damals 
jedoch schon, seinem eigenen Zeugnis zufolge, ein alter Mann war 
(S. 574). Letzteres steht in der Schrift selbst (S. 2 yeowv pév, dida 
vectov ti apodvuia), die vorhergehende Behauptung aber geht einzig 
auf Demetrakopulos’ Worte zurück (a. a. O. S. y): ¿éméupdy «xo rod 
avroxgetogos Mavouni Eis ÖLapögovs noAsıg xal yopas, iva tods 
xLOTODS nds THY svosberav otnoitn. Für diese bietet weder die Über- 
lieferung, soweit ich sie kenne, irgend einen Anhalt, noch ist die an- 
gedeutete Verbindung der vermeintlichen Sendungen mit der Synode 
‚von 1156 möglich oder auch nur wahrscheinlich, was im Verlauf der 
folgenden Darstellung ohne weiteres klar zu Tage treten dürfte. Un- 
beachtet gelassen hat Gafs des Nikolaos Schrift gegen die Lateiner 
über den heiligen Geist, welche Simonides schon un Jahre 1859 
herausgab!), und nicht weniger als acht weitere, zum Teil umfangreiche 
Schriften des Bischofs von Methone, welche von Demetrakopulos 
1866 in seiner Bibliotheca ecclesiastica (Leipzig, List und Francke) nach 
Moskauer Handschriften, mit Ausnahme der letzten, zum erstenmale 
veröffentlicht worden sind. Wenn Gals, im Hinblick auf das von 
Demetrakopulos in seiner Einleitung zu der Ausgabe der beiden Schriften 
des Nikolaos 1865 gegebene reiche Verzeichnis von Schriften desselben, 
noch im Jahre 1882 urteilte: „Sollten diese Schriften sämtlich heraus- 
gegeben und mit den bereits vorhandenen verbunden werden, so würden 
sie uns in den Stand setzen, den Stand der griechischen Theologie im 
12. Jahrhundert vollständig zu überselien“ (S. 575): so ist dies Urteil 
merkwürdig und unzutreffend, erstens deswegen, weil die von Gafs 
herbeigesehnten Schriften thatsächlich damals längst vorlagen, und 
zweitens, weil die Veröffentlichung derselben, nach meiner Überzeugung, 
uns noch lange nicht dazu befähigt, „den Stand der griechischen Theo- 
logie im 12. Jahrhundert vollständig zu übersehen“. Zu diesem Zwecke 
bedarf es noch vieler sorgfältiger Einzeluntersuchungen. Auch liegen 


- ————6— me € __ +» 


1) Oettoddemv ‘Elinvowy Peoloyixal yeapal téooupes. A’. Ninolaov éxicxoxov 
Medówns 26708 xeds rovg Autivovg negi Tod a«yiov rvevparos uti. Ilpürov Yon rá 
zivea ¿y Aovdivo tnd K. Zuumvidov txdidopeva. London, David Nutt 1859. 


J. Driiseke: Nikolaos von Methone 441 


satz, der sich für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts entschied. 
Er stützte sich auf die von Leo Allatius!) gegebene Nachricht über 
die Synode vom Jahre 1166, der zufolge unter den Unterschriften der 
Verhandlungen dieser Synode sich auch die des Nikolaos von Methone 
finde. Diese Nachricht schien ihm „bis zur möglichen Entdeckung 
einer noch genaueren Spur der sicherste Haltpunkt zu sein“ (S. 704). 
Leo Allatius hat sich aber ganz offenbar versehen, da die von Mai 
veröffentlichten Synodalverhandlungen nirgends den Namen des Nikolaos 
von Methone, wohl aber mehrfach den des Nikolaos von Methymna 
aufweisen. Wir müssen die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts viel- 
mehr gänzlich aufser Betracht lassen und können zwar die Regierung 
des Kaisers Manuel Komnenos als die Zeit der Hauptwirksamkeit des 
Nikolaos ansehen, müssen aber den Beginn seiner schriftstellerischen 
Wirksamkeit weit früher, schon unter Kaiser Johannes II Komnenos 
(1118— 1143) ansetzen. Gerade das bedeutende Ansehen, welches 
Nikolaos sich schon in den zwanziger und dreifsiger Jahren des 
12. Jahrhunderts als theologischer und philosophischer Schriftsteller 
erworben hatte, scheint mir der nächstliegende und wichtigste Erklá- 
rungsgrund für den Umstand zu sein, dafs er von vornherein bei dem 
theologisch gründlich gebildeten Kaiser Manuel Komnenos in. der Stelle 
eines theologischen Beraters, ja als vertrauter Freund desselben erscheint. 
Auf der Synode des Jahres 1156 war Nikolaos ebenso wenig anwesend 
wie auf der des Jahres 1158; seine Unterschrift findet sich in den von 
Mai?) veröffentlichten Synodalverhandlungen nicht. Schriftlich gab er 
dem Kaiser seine Freude über den Verlauf derselben kund, er selbst 
sitzt derweilen ruhig in seinem kleinen messenischen Methone, ein 
hochbetagter Greis, fast schon erstorbenen Leibes (yégay uèv.... xal 
xatepuyuévos a. a. O. S. 2), der die weite, gefahrvolle Seereise um das 
sturmverrufene Vorgebirge Malea herum nach Byzanz zu unternehmen 
nicht mehr imstande ist. Des Nikolaos Geburt fällt somit in 
das letzte Dritteil des 11. Jahrhunderts, etwa in die Regierungs- 
zeit des Kaisers Nikephoros ILL Botaniates (1078—1081) oder Alexios I 
Komnenos (1081 — 1118). 

War somit Nikolaos auf den genannten Synoden der fünfziger 
Jahre sowohl als auch, wie das Fehlen seiner Namensunterschrift be- 
weist, auf der im Jahre 1166 abgehaltenen persönlich nicht anwesend, 
so könnte doch vielleicht aus einer seiner Schriften geschlossen werden, 


1) De ecclesiae occident. et orient. perpet. consens. lib. II. cap. 12, $ 4, 
p. 689 und 690. 
2) Mai, Spicilegium Romanum X S. 62 und 95, vgl. $. 39 und 57. 
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 29 


J. Dräseke: Nikolaos von Methone 443 


hinausgehen und die Anfinge jenes christologischen Streites schon in 
die fiinfziger Jahre verlegen miissen, wenn wir die Schrift, wozu aller- 
dings manche Wendung derselben auffordert, auf eben jenen Streit be- 
züglich ansehen wollten. Nikolaos sagt nämlich (S. 302): obra xal 
Eyer xal Aaufaver tv BaorAeiav To wiv wg Dede, td 0 be &vdgaros, 
© noAldxıs eloyxapev: otto di xal rupadidwo. tavtnv TO küvrı ded 
(Gedy di Stav cino, Aéyo xara tov Deoldóyov Tonpipiov raréga nai 
vlov xal Gyiov nvedua) tage yovv ovdiv dxadov eineiv, Ste xal nuo 
éxvrod Aaufaver nai Euvro xrupudidwowv, Óxoiov xal rd xapa xod- 
Aoig viv HgvAAovusvov xal oùx old brag Avrıleydusvov, TO Tapa 
tay Ebdpywv Ts Delas lepoveylas UVOTRYWYOVUEVOV „OU TQ0OpÉQUY 
xat xpoopepónevos xal xoocdeyspevog nu. dradidduevos*’ megl ob 
adarútegov piv ÉGaddis étetuodyostar, ro dè viv togodtov 
doxéoder póvov elxeiv, wg xtdA. Nach diesen Worten schrieb Nikolaos 
die Schrift zu einer Zeit, als der Inhalt jener von ihm da erwähnten 
liturgischen Formel Gegenstand der allgemeinen theologischen Erörte- 
rung bildete, und er selbst stellt über diese derzeit brennende Frage 
eine besondere Schrift in Aussicht. Damit kann er nur hinweisen — 
nicht, wie Demetrakopulos (a. a. 0. 5. 302, Anm.) meint, auf die 
von ihm im Jahre 1865 veröffentlichte Schrift, sondern, wie ich (Ztschr. 
f. Kirchengesch. IX 428) bewiegen zu haben glaube, — auf seine 
"Aytigenoig m06s Ta youpévta mapa Lwtyoiyou (1), welche in das 
Jahr 1157 fällt. Demselben Jahre 1157 miifsten wir somit auch die 
Schrift, von der hier die Rede ist, zuweisen. Besonders dem Anfang 
nach zu schliefsen, nimmt Nikolaos auf Verirrungen in der Lehre Bezug, 
die sich damals aus falschgeschäftiger Schriftauslegung zu entwickeln 
begannen.!) Weitere schriftliche Spuren, die uns etwa bis zum 
Jahre 1166 selbst noch geleiteten, stehen uns nun aber nicht 
mehr zu Gebote, so dafs allerdings der Gedanke nahe liegt, 
Nikolaos habe jenes Jahr nicht mehr erlebt. 

Über den Ort seiner Herkunft fehlt uns bis jetzt jegliche 
Nachricht. Wenn Nikolaos sich im Eingange seiner Schrift an den 
Grofsdomestikos Johannes Axuchos (9) einen armen, bäurischen Mann 
und Ausländer (0 nevng ¿yw xul ayooixog xal vrepógpios, Bibl. eccl. 
ed. Dem. 8. 199) nennt, so erscheint der Ausdruck gesucht und absicht- 
lich gewählt, um die hohe rednerische Kunst und die gründliche philo- 

1) A. a. O. 9.293: ’Egevväv &17 où nepieoyateodar tag yoapas, obdE orgeßlodv 
nad fiaterv nal mods oluelov petaqégery fovinua tov tovrov cxondy y Bsios Loyog 
diansdeverar .... 0001 de nanocgbicas ¿xvniarodo: TO yeappa ual Hnoolexrovor» 
¿xtóxos, drag dv olusioy dbyua xaviomorv, oùrot piv dAindelag éxxinrovoi, els 
&vodlag BE tivas «iperinàg drogptgoviui nal oxoreiva fapadea xal rórovs. 

yt 


J. Dräseke: Nikolaos von Methone 445 


advrov tv dí Deod dedopevov muiv xcddordy te xaì ueyıorov, Adyor, 
toitov fn toùrov). Die Schilderung ist auch deswegen von Wichtig- 
keit, weil durch sie alle anderen Stidte Namens Methone, von denen 
uns Thukydides und Strabon melden, ausgeschlossen und das 
messenische Methone als die Stadt unseres Nikolaos gekennzeichnet 
wird. Medovn xddig — hebt er an — («242 aroxdare pot to ovp- 
aÂfooux tig mportacsms Y navrelÿs Tod peddovs mapaitnors* iv yao 
Gre mólig Qu, viv de Eorıv Eonudroris, corn moditov, éonun tegov 
xal tig darò ter éopaleins leyeodo d Gus xal obro nds EAnidı 
tod nalıv tobro yevnosodar dic rs Ev Xoro navra dvvapevns xal 
Evegypovons adroxparoguxis detràs) addic td oyua, Tolywvos Tv Desi», 
tag nepl Tv xopupalav yoviav mhevods Aupıdalacaos, be udvoy Tv 
diatzivovoav evs firergov Enavoiyovoa' frreipov thy avTYV xal vijoov, 
Mus &xo tov axewtov olxytogog IleRoxdvvnoos mooenydgevtac’ uépos 
adryn tay pepovuuos leyouévov KATOTIAGY TO xatoregov, node VOL 
vodiotégou xAlunrog AnoxAivov, xal tavtng &xgov ¿oyartov y Medavn, 
y ¿yd dvotvyH> olxEîv AUTEXQLÓNV META TOY HOOPNTIXÈS TOONYOQEV- 
pévov ,,eloshevoerar Eis ta xatotata tig yîs* (Ps. 62, 10). Schon 
im Beginn des peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. war Methone 
nach Thukydides’ Zeugnis (II 25) eine ummauerte, wenn auch schwach 
befestigte Stadt. Nikolaos klagt über die Verwüstung derselben und 
über das ihm widerfahrene Unglück. Wie kam er dazu, diese That- 
sache, die doch mit dem Zweck seines Adyog éxtvintog zunächst gar 
nichts zu thun hatte, gleich im Eingange zu erwähnen, wenn dieselbe 
nicht ganz neu und ihn selbst tief erschütternd gewesen war? Wer 
hatte Methone seiner Bürger beraubt, wer den schirmenden Kranz 
seiner Mauern gebrochen? War kein Brasidas so wie damals (Thuky- 
dides II 25) zur Stelle, der das Heer der Angreifer kühn durchbrochen, 
sich in die Stadt geworfen und diese tapfer verteidigt hätte? Die in 
Ghristus alles vermögende, thatkräftige Hand seines Kaisers ist des un- 
glücklichen Bischofs einzige Hoffnung; sie wird alle jene wertvollen, 
durch des Feindes Wüten verloren gegangenen Güter wieder erstatten. 
Wir werden an jene furchtbaren Normannenschwärme und ihre Ver- 
wüstungen in dem Seekriege zu denken haben, in welchem sie die 
griechische Flotte zweimal 1154 und 1158 entscheidend schlugen, so 
dafs der Krieg erst nach der letzten griechischen Niederlage im Jahre 
1158, wie Kinnamos (IV 15) berichtet, durch Friedensschlufs sein 
Ende erreichte. Bei der lückenhaften Überlieferung jener Kriegsvor- 
gänge scheint es mir ganz wohl möglich, dergleichen anzunehmen. 
Mit Bezug auf gerade diese würden sich Nikolaos Worte am einfach- 
sten und naturgemäfsesten erklären. 


J. Drüseke: Nikolaos von Methone 447 


gehenden Heidentums geringer, als angenommen werde und von weitem 
scheine. Der Neuplatonismus ist im Gegenteil noch sehr lange eine 
lebendige, den Glauben des christlichen hellenischen Volkes bedrohende 
Macht gewesen und hat auf hellenischem Boden mit dem Christentum 
um die Herrschaft des Geistes gerungen. Und obwohl hervorragende 
griechische Theologen, wie Nikolaos, durch und durch Platoniker waren, 
so glaubten sie doch den mit heidnischer Denkart verbundenen Plato- 
nismus, wie er in Proklos erscheint, dessen glänzend verklärtes Heidentum 
schwachgläubigen Christen als etwas Höheres und Herrlicheres er- 
scheinen konnte, bekämpfen zu müssen, wie gerade die Schrift unseres 
Nikolaos und noch nach hundert Jahren die jener gleichartigen (bisher 
noch nicht veröffentlichten) Sv&rrijosıg xegh eoloyex@v Deowav tod Iaia 
romxoû quaocépou Iodxiov Biflic FE eines anderen Nikolaos von 
Methone zur Genüge beweisen. Was es mit der für den christlichen 
Glauben bedrohlichen Macht des Platonismus seiner Zeit für eine Be- 
wandtnis hatte, das teilt uns Nikolaos im Eingange seiner Schrift 
deutlich mit. Nicht verwunderlich erscheint es ihm, wenn Hellenen 
— db Heiden, wie solche um jene Zeit in grófserer Zahl, wenn auch 
vielleicht nur in jenen vielfach unzugänglichen, dem Weltverkehr ent- 
rückten Gebirgsschluchten des Peloponnes, im Erymanthos- und Tay- 
getos-Gebirge, thatsächlich noch vorhanden gewesen sind — „die wahre 
Weisheit, die unsrige nämlich, für Thorheit halten und in schallendes 
Gelächter über uns ausbrechen, die wir den Glauben an einen Ge- 
kreuzigten bekennen und ungelehrte Männer und Fischer als unsere 
Lehrer bezeichnen“'); wunderbar aber allerdings, wie innerhalb der 
christlichen Gemeinschaft stehende Leute nach vielleicht höchst ober- 
flichlicher Aneignung heidnischer Bildung (éxed) zul rie o modeles 
uertogov $ mov xa) dxgotiyòs pavo) „las Fremde über das Unsrige 
setzen können, indem sie das Klare, Einfache und Ungeschmückte der 
‚christlichen Lehre als etwas Gemeines verschmähen, das Schimmernde, 
Rätselhafte und Geschmiickte (ro zoıziAov xe) yetpov xed xouÿév) 
des Heidentums dagegen als wahrhaft ehrwürdig und echte Weisheit 
vergöttern“, Nikolaos beklagt es, dafs so viele Anstofs nehmen, von 
dem rechten Glauben abweichen und durch die Macht sophistischer 
Rede verführt, unvermerkt in lästerliche Ketzereien verfallen. „Damit 
nun dieses“, fährt er fort, „nicht auch vielen meiner Zeitgenossen be- 


1) A. a."0, 8.1: Ouvuacrón obdér, dev "ElAnves, ol tiv ¿vdoozivqy xed nar- 
soyovuérny Ev Xororò copie» tntovvres, $ qnol Madhos, à Pelog &xderolos, umglev 
farro: thy dAmdıriv xed jpertoay coglav nel mhariy quar serazioni y hora, 
ti elg roy doravgonévor míori xooPallouévo nal didaondiove eygauudrous sa 
dueis Emyocpopévo». 





448 I. Abteilung 


gegne, habe ich in Erwigung, wie mancher die Schrift des Lykiers 
Proklos, welche die Aufschrift @z040yix ororyelwois trägt, besonderer 
Aufmerksamkeit wert erachtet, es für ein Bedürfnis gehalten, die Wider- 
sprüche gegen den heiligen Glauben in jedem einzelnen Abschnitt dieses 
Buches mit einer Widerlegung sorgfältig anzuzeigen und den künstlich 
ersonnenen und durch Spitzfindigkeiten verhüllten, dadurch aber gerade 
den meisten sich entziehenden Irrtum aufzudecken.“ 

Wenn nun auch Nikolaos’ „Widerlegung des Proklos“ gelegentlich 
nur darin besteht, dafs er den fein gefafsten und sorgfältig gefügten 
Sätzen des Gegners einfach die Kirchenlehre gegenüberstellt, statt 
durch Gründe jenen innerlich beizukommen und ihre Haltlosigkeit zu 
erweisen, so stofsen wir doch auch sehr häufig auf gründliche philo- 
sophische Beweisführung, die von des Verfassers Scharfsinn und Geistes- 
tiefe rühmliches Zeugnis ablegt. Diesen Teilen seiner Schrift eingehend 
zu folgen und die philosophische Bedeutung des Mannes ans Licht zu 
stellen, ist für unsern nächsten Zweck weniger wichtig, als den Theo- 
logen in dieser Streitschrift kennen zu lernen. Es liegt in der Natur 
der Sache, dafs in jenem Zusammenhange vorwiegend die allgemeinen 
theologischen Grundsätze, soweit sie die griechische Kirche seit alters 
auch philosophisch begründete, berührt werden mufsten, d. h. die 
Gotteslehre, die Theologie (Seoloyiæ) im Sinne der alten Kirchen- 
lehrer, und die Lehre vom Menschen und von der menschlichen 
Freiheit. Was über diese Fragen Nikolaos in seiner Schrift gelehrt, 
das werden wir hier in den Grundzügen zur Darstellung bringen 
miissen. ') 

Ganz so wie die Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts betont Nikolaos 
die Einheit des schöpferischen Grundes aller Dinge, weil die Annahme 
mehrerer Grundursachen zur Vielgötterei führe (S. 80). Auch die in 
den ersten christlichen Jahrhunderten lebendige Überzeugung, dafs die 
heidnischen Gottheiten Dämonen seien, teilt noch Nikolaos, ja er sucht 
dieselbe wissenschaftlich zu begründen, wenn er von jenem Grundsatze 
in seiner erweiterten Form ,das Eine und das Gute sind eins“ (és 
tTabrov xal tayadoy xal to Ev... Ovvayovraı) ausgehend, sich so aus- 
läfst (S. 26): „Die vielen Götter, inwiefern es viele sind, sind von dem 
Einen und unter sich selbst verschieden; insoweit sie aber verschieden 
sind, haben sie auch keinen Teil an der Einheit und ermangeln des 
Guten, sie sind also nicht vollkommen gut. Insofern sie, aber nicht 
vollkommen gut sind, sind sie schlecht, wie wir wissen, dafs die Dä- 





1) Die zu meinen im folgenden gegebenen Anführungen gesetzten Seiten- 
zahlen beziehen sich auf Vömels Ausgabe. 


J. Driseke: Nikolaos von Methone 449 


monen aus guten Naturen durch freie Selbstbestimmung schlechte ge- 
worden sind; weshalb auch der Prophet (Ps. 96, 5) sagt: Die Götter 
der Heiden sind Dämonen.“ 

Um nun Nikolaos Lehren von dem Wesen und den Eigen- 
schaften Gottes recht zu verstehen, miissen wir wiederum auf das 
4. Jahrhundert zurückgehen. Nicht mit Unrecht führt dies Jahrhundert 
den Beinamen des klassischen theologischen. In ihm haben hervor- 
ragende Männer im Kampfe mit philosophisch geschulten Gegnern die 
Lehre von Gott philosophisch und schriftgemäfs in jenem Umfang 
und jener Tiefe entwickelt und ausgebildet, die es den folgenden Ge- 
schlechtern einigermafsen schwierig machte, auf diesem Gebiete noch 
durch selbständiges Forschen und Denken die Vorfahren zu übertreffen. 
Gleichwohl hat Nikolaos auch hier selbständige Gedanken aufzuweisen. 
Während Männer der arianischen Richtung wie Eunomios von dem 
Satze aus, dafs dem Menschen eine völlig zutreffende Kenntnis des 
göttlichen Wesens möglich sei, es nur zu einer rein verständigen, be- 
griffsmälsigen Gotteslehre brachten, Dionysios dagegen, der Urvater der 
griechischen Mystik, jene von Eunomios und seinen Schülern behauptete 
voll entsprechende Erkenntnis Gottes durchaus leugnend, das Göttliche 
als etwas Überschwengliches, als das eigenschaftslose Unbedingte be- 
trachtete, suchten ausgezeichnete Lehrer wie Gregorios von Nazianz 
und Chrysostomos eine wahrhaft vernünftige, über jene beiden Be- 
trachtungsweisen sich erhebende Anschauung zu begründen. Sie be- 
haupteten gleicherweise die Möglichkeit einer wirklichen Erkenntnis 
Gottes aus Offenbarung und Vernunft, blieben sich aber der Schranken 
des menschlichen Denkens und des menschlichen Erkenntnisvermögens, 
des Sinnbildlichen, Übertragenen, Nichtvollentsprechenden desselben 
lebendig bewulst. Wenn wir selbstverständlich Nikolaos durchaus fern 
von der Anschauungsweise des Eunomios sehen, um so nachhaltiger 
und tiefer zeigt er sich, wie zuvor schon angedeutet wurde, von Dio- 
nysios und dem Nazianzener Gregorios abhängig. Und zwar sehen 
wir ihn von deren Gedanken sowohl wie deren Sprache bestimmt, je 
nachdem ihn Neigung und Bedürfnis mehr zu dem einen oder zu dem 
andern hinzogen. Demnach ist ihm Gott seinem eigentlichen Wesen 
nach nicht erkennbar (S. 6). Wir erkennen Gott nur, soweit er sich 
in der Welt offenbart, und haben somit eine nieht vollkommen ent- 
sprechende Gotteserkenntnis (S. 24). Freilich müssen wir unsere Be- 
zeichnungen der Gottheit dem menschlichen Vorstellungskreise ent- 


1) 8.26: n órépdeos uovàs xal tyes, nv el nal otros óvoudfoper, Sums 
duoloyobpsv &yvostv, Gris ou tiv obolav toriv: oddtv yao 6 Adyog, obx Üvoux, ot“ 
trvónpa thy Ey dßaroıs inxequdguuesny xovqpidenta tavens dEdyes. 





J. Drüseke: Nikolaos von Methone 451 


alles Sein, wie ein unermefsliches und grenzenloses Meer des Seins. 
Indem wir nun Gott auf diese Weise das Seiende und Gute nennen, 
verstehen wir deshalb noch nicht sein Wesen, denn dieses ist unaus- 
sprechlich und unerkennbar; deshalb sagen wir dies alles auch nicht 
so schlechthin von ihm aus, sondern im Übermafs, nämlich überwesent- 
lich, übergut, und so fort.“ 

Angesichts dieser Ausführungen wird man, trotzdem sie engen 
Zusammenhang mit Dionysios und Gregorios zeigen, nicht in Abrede 
stellen können, dafs sie derjenigen Grenze unmittelbar sich nähern, wo 
der also gefafste Gottesbegriff in Gefahr ist, zu einem leblosen zu 
werden. Vor diesem Abwege weils Nikolaos sich allerdings zu schützen 
durch die richtige Bestimmung des göttlichen Selbsthewulstseins, jener 
Eigenschaft, deren begriffliche Fassung immer eine Beschränkung vor- 
aussetzt, „Gott ist unbegrenzt“, sagt Nikolaos (8. 117), „nicht in Be- 
ziehung auf sich selbst, sondern in Beziehung auf alles andere; denn er 
ist seiner selbst sich bewulst (£«vròv yde olde), und des Vaters Be- 
grenzung ist der Sohn, des Sohnes Begrenzung der heilige Geist, und 
indem Gott schlechthin (4x20g) sich selbst weils und begrenzt oder 
durch die Erkenntnis umfafst, weils er alles.“ So gewinnt Nikolaos in 
Bezug auf das innergöttliche Wesen fast in der Weise des Apollinarios 
von Laodicea die Grundzüge der Dreieinigkeitslehre; in Bezug auf die 
Welt ist ihm das göttliche Selbstbewufstsein Allwissenheit. 

In der weiteren Beobachtung der Art und Weise, wie Nikolaos 
Gottes Verhältnis zur Welt denkt, ist es höchst lehrreich zu sehen, 
dafs er dieses Verhältnis als ein unmittelbares, von keinen Mittel- 
ursachen abhängiges gefafst hat. „Die uranfängliche Einheit (ey) 
uovds)“, sagt er (S. 117), „läfst alles aus sich hervorquellen kraft ihrer 
neidlosen Güte und bedarf auch keiner Vermittelung («el oddè peot- 
trés vivos dsirei),... indem sie selbst der Urgrund von allem ist“; 
ein Ausspruch, der durch den zwiefachen Satz: „In Gott ist alles der 
Ursache nach, und in allem ist Gott durch Teilnahme“ (S. 128) und 
„Gottes Denken ist Thun und sein Thun Denken“ (¿ori avrod 7 
vónois xotnorg, xa) % roimoig vdnorg) eine sachgemälse Ergänzung er- 
fährt. Wenn nun Nikolaos trotz der von ihm wiederholt mit Nach- 
druck behaupteten Unerkennbarkeit Gottes mit grofser Zuversicht sich 
in die Geheimnisse der göttlichen Dreieinigkeit vertieft, die feinsten 
Unterschiede und Beziehungen des innergöttlichen Wesens erörtert und 
gegen ketzerische Auffassung verteidigt, so verfällt er in denselben 
Fehler, wie seine grofsen Vorgänger, insbesondere Gregorios von Nazianz. 
In allen einzelnen Teilen der Dreieinigkeitslehre, in der Bestim- 
mung des Verhältnisses zwischen Einheit und Dreiheit (S. 23), in der 








J. Driseke: Nikolaos von Methone 453 


schen zum Göttlichen für untiichtig, ihn selbst teilhaft der Sünde des 
ganzen Menschengeschlechts, Rettung, Besserung und Heiligung des 
Menschen allein von der göttlichen Gnade bedingt erklärte. Jene pela- 
gianische Auffassung blieb in der Folge in der griechischen Kirche 
ununterbrochen die herrschende „Der Mensch ist ein vernünftiges 
Wesen“, sagt auch Nikolaos (S. 207), „und darum frei und mit Wahl- 
fähigkeit begabt, zu thun, was er will (Aoyıxöov tovro Eddy ¿ori xal 
xara tovro ¿deúdepóv te xal abretovoiov Tod moctrev Oneg dv Bov- 
Ante), und nicht blofs durch die Natur bestimmt, wie die unvernünf- 
tigen Wesen.“ Ja er schreitet zu der Behauptung fort, dafs, „wem 
die Freiheit des Wollens abgesprochen wird, damit auch die sittliche 
Güte genommen wird“ (S. 102: ov ye «qarpelra to Bédev, xa y 
dyadérns ovvapapeira). Hören wir aus Augustinus den schönen 
Gedanken des Paulus von dem Kindschaftsverhältnis des Menschen zu 
Gott hervorklingen, wie der Mensch ohne Vermittler dás ihm durch 
Gottes Gnade in Christo geschenkte Heil ergreift, die göttliche Gnade 
die einzige Rettung des in Sünden toten Willens, so begegmet uns bei 
Nikolaos der unbiblische Gedanke (S. 33): „Bei der Rückkehr zum 
Besseren oder der Umkehr (zgög tv éxl To xpeirrov Endvodov eirovv 
Exıorgopijv) unterstützen uns die himmlischen Geister (of Beioı voes), 
da sie selbst menschenfreundlich und dem göttlichen Willen gehorsam 
sind.“ Diese höheren Geister, auch (5. 63) ouvegya rg mods to xpelrrov 
&ziörgopijg genannt, „nehmen“ — nach Nikolaos (S. 161) — „zuerst 
an den göttlichen Erleuchtungen (ueréyovteg tOV Belov é1Aduyecv) 
Anteil, dann gewähren sie den Genufs derselben sich unter einander 
und: hierauf auch uns“. Hier haben wir offenbar Lehren vor uns, von 
denen sich zwar Andeutungen schon bei früheren Kirchenlehrern finden, 
die aber kaum irgendwo mit solcher Bestimmtheit zum Ausdruck ge- 
bracht worden sind, wie von Nikolaos; sie sind darum wohl damals 
bereits längst allgemein kirchlich anerkannt gewesen. Im Vorbeigehen 
erwähne ich nur noch, dufs Nikolaos auch die Lehre von der Unsterb- 
lichkeit der Seele in einem Punkte eigenartig gestaltet hat, wenn er 
nämlich nicht jede Seele, sondern nur die vernünftige, höhergeistige 
und göttliche unsterblich werden lifst (8. 208: où zäo« puy avmäe- 
Beds ¿ori xal äpdagros, dA simo KQa y Aoyixy TE xal voepa xal dela). 

Beachtenswert ist schlielslich noch Nikolaos Lehre von der Er- 
lösung durch Christus. Der tiefe paulinische Gedanke von Sünde 
und Tod durch Adam, von Gerechtigkeit und Leben durch Christus 
(Röm. 5) hat bei Nikolaos gleichfalls in pelagianischem Sinne eine Ab- 
schwächung erfahren, wenn er lehrt (S. 156): „Da der erste Adam 
durch die Übertretung das göttliche Ebenbild verdunkelte, will der 








J. Driseke: Nikolaos von Methone 457 


Tv meoLocotegav dotferav), tequnv dosfiav doyudrov tov Abyov meron- 
uévos. Die Bedeutung dieser römischen Irrlehren erkannte, wie Psellos 
rühmend hervorhebt, in vollem Umfange allein Michael Kerullarios, der 
berufene Hort der Frömmigkeit. Wenn der Geschichtschreiber der 
rastlosen Bemühungen des Patriarchen, der Gegner Irrtum aufzudecken 
und durch Wort und Schrift sie zur besseren Einsicht zurückzuführen, 
anerkennend gedenkt: we 0’ ox érede névra noütrov, GAR éyeyd- 
verdav of nadaywyovmevor DONOUTEQOL xal dvarcguvidtEgOL, TNVIXKÜTE 
xl adbros «vaperyvuras, xal ri) avaroguviia tig doEBElag ris edosfeius 
avrtidno Tv daxgiferav — hat er es gleichwohl für nötig gehalten, 
die Haltung desselben und der Griechen den Römern gegenüber theo- 
logisch noch etwas eingehender zu begründen, indem er (a. a. O. $. 349) 
fortfährt: TeroAumxaoi tiveg Tor Exeise ta AQHta rig te tTÓvV nollüv 
moootacias xal abrod di) tod Adyou xal ris meol tà dóyuara dyyıvolas 
deduov mods tis xarareiva xal Into av Edokav diapavicaota. Karl 
HQÓCOTOV raugeoxevaouévors GvAloyiouois, TO Velov TUPAVAJLVÓO_OVTES 
evayythiov, tas leous BiBdovg Ent To ddtav Éavroîs xammievovres, 
TouPeirou Tv algeoıv, Y ovdè robro: mög yap dv ely dede rd ex Te 
olxelas OTEQHOE0S HOQUYÓMEVOV, TY 166 TOÙTO, TO ÉTÉOO uéoò xal 
xpeittovi diaigovpevov; 7} abdis, TOS Eva Heov elrrorev 0Eßeodaı ol uy 
xoùs tO mo@btov altiov ta ¿E avrod Enavayovres, dilù ÖLaıgoüvreg 
xa, xaratéuvovtes, xal elo aviodtyta diagragartovtEs TMV nOOTNV 
toétnta; — Psellos selbst hat hier thatig eingegriffen. Er war es, 
der, nachdem man mit den Gesandten Leos IX vergeblich verhandelt 
und diese während des Gottesdienstes in der Sophienkirche am 16. Juli 
1054 eine Bannschrift wider die griechische Kirche niedergelegt hatten, 
den Patriarchen nicht blofs bestimmte, das päpstliche Schreiben durch 
die Synode mit dem Fluch belegen zu lassen, sondern der auch in der 
Sitzung am 20. Juli 1054 persönlich dazu den kaiserlichen Auftrag 
vorwies. Der Patriarch zerrifs darauf das päpstliche Schreiben und 
sprach seinerseits über die römische Kirche den Bann aus: 6 ueyas 
mate — sagt Psellos a. a. O. S. 349 — todrév te diagmagetteE, 
axdxelvous Toro mavrodaroîs dosfioavtas tod DVelov TE apogiée 
xinpmuaros xal morsitar evddg Uno mv poixwmdeoratyny dgdv. Die 
Geschichtschreiber schweigen über die Kirchentrennung, und hierin 
gerade sieht Fischer!) mit Recht den „Beweis, dafs dies Ereignis für 
ziemlich unbedeutend gehalten wurde, weil eben die beiden Kirchen 
faktisch schon eher getrennt waren“. 


1) W. Fischer, Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrhunderts 
(Beilage zum Jahresbericht der Gymnasial- und Realschulanstalt zu Plauen i. V. 
1883, Progr. Nr. 495), S. 16, Anm. 10. 

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 30 





J. Draseke: Nikolaos von Methone 459 


keit des Anselmus näherte man sich bei diesen Gesprächen so weit, wie 
es nie zuvor der Fall gewesen. Beide Gegner sprachen es offen aus, 
dafs es nur schief gewählte Ausdrücke oder Nebensachen seien, welche 
die Eintracht und Liebe zwischen Abend- und Morgenland hinderten, 
und beide gaben dem Wunsche und der Hoffuung Ausdruck, dafs ein 
ökumenisches Konzil beiden Kirchen den Frieden bringen möge. Das 
geschah nun freilich nicht. Im Gegenteil ward Anselmus’ Anwesenheit 
für die Griechen der erneute Anlafs zu schriftstellerischer Bekämpfung 
der Lateiner. Nicht blofs Niketas selbst verfafste nach dem öffent- 
lichen Streitgespräch eine Schrift wider die Lateiner, von der Bruch- 
stücke in Anselmus von Havelberg drei Büchern „Dialogi“ erhalten 
sind, sondern höchst wahrscheinlich auch Neilos Doxopatres und 
Nikolaos Muzalon, sicherlich aber, und zwar noch während der An- 
wesenheit des abendländischen Bischofs in Konstantinopel und mit be- 
sonderer, in lebhafter, dialektisch gestalteter Bezugnahme auf diesen, 
unser Nikolaos von Methone. 

Ich meine in erster Linie die von Simonides 1859 veröffentlichte 
Schrift (4) [gig toùs dativovs negl tov aylov xvevuaros. 
Dazu kommen noch, als wahrscheinlich durch dieselbe Veranlassung 
‚hervorgerufen, die zuerst 1857 von Simonides aus Cod. Monac. 66, 
dann von Demetrakopulos (Bibl. ecel. S. 359 — 380) herausgegebenen 
(19) "Eisyyoı xepaAuımösıg Tod mapa Aarivorg xarvoguvods ddyuatos, 
Tod di rò mvedua td Gyuov ¿x TOD xatodg xal tod vioù mpocgyetat, 
Guvoyudfévres Ex tüv dia nAcrovg TÁ Gpiotato Dario Ev diapdpos 
adroÿ peygaupevav, die von demselben Herausgeber (8) genannten, in 
ihrer Stellung zur vorherigen Schrift nicht deutlich erkennbaren, bisher 
unveröffentlichten “Axouvyuovevyara Ex tay Ev drapógoss Adyoıg peyouu- 
pévov xera Aativor nepl Te elg To &yiov nvedua BAcopnuias, (15) 
IIodg Aarívovs zeol dfiuav Asyo. dvo (gleichfalls unveröffentlicht)'), 
und. (18) Kara rg dexís rod Lexa (oder wohl auch Heel zpwreiwv 
Tléxa bezeichnet), in den Athosklöstern handschriftlich vorhanden, aber 
noch nicht herausgegeben. Aus letzterem Grunde werden wir uns 
naturgemiiís an die erstgenannte Schrift zu halten haben. 

Mit einem Gebete an den heiligen Geist anhebend, legt sich Niko- 
laos zuerst (S. 2) die Frage vor, wovon er bei seiner Untersuchung 


1) Der Anfang des ersten Buches wird von Simonides a. a. O. S. 142 aus 
einer Pariser Handschrift mitgeteilt. Danach liefs Nikolaos diese Schrift der 
über den heiligen Geist folgen: Tòv piv rewroy Adyor tronocur», & Aarire, reds 
ot neol tig mobtns xl dovyyvocrov Plaapnuias, re els td nvedua TO &yıov 
xaviodelons cor... folgt kurze Inhaltsangabe. rd dè viv am oor regi ts dev- 
régag nal dpolag ri mery rg Ent roy vidy dvapsoouevns dialsbdpevos. 

30* 


J. Dräseke: Nikolaos von Methone ; 461 


wenngleich nicht zu verkennen ist, dafs der philosophisch gründlich 
geschulte Geist des Nikolaos den sejt dem 4. Jahrhundert so vielseitig 
und umfassend erörterten Fragen und der Erklärung der so oft behan- 
delten Beweisstellen der heiligen Schrift hier und da thatsächlich neue 
Seiten und Gesichtspunkte abzugewinnen gewulst hat (S. 7—24). Als 
aber der Gegner auf den Kernpunkt der Streitfrage zuriickkommt, 
warum Nikolaos es fiir widersinnig erklire, dafs der heilige Geist auch vom 
Sohne ausgehe, da erhebt sich dieser (S. 25), alle Griinde seiner Kirche 
in sieben Hauptsätze zusammenfassend, zu schneidiger Abwehr und 
bündiger Zurückweisung dieses abendländischen Satzes mit ausdrück- 
licher Bezugnahme auf die Behauptungen des gerade anwesenden Ver- 
treters der römischen Lehre, der, wie Nikolaos sagt, mit seinem Wagnis 
eines Zusatzes zur Gotteslehre sich gegen unseren einigen Herrn und 
Meister Christus überhebe (og ¿pa devrepgov viv Ex dvouòov pavévros 
xadnynTod onpestepov te xal axgıßeoregov Ts Bedrntog ¿Enyyroú 
ragà tov Eva xal moòrov xal póvov Nuov xaÿnynriv nal diddéoxcdov 
Xguoróv). Nikolaos sieht in jener Lehre eine Erneuerung der Behaup- 
tungen des Areios, Eunomios und Makedonios (S. 26), einen abermaligen 
Versuch der Vermischung sowohl wie der Auseinanderzerrung der un- 
trennbaren und unvermischbaren Dreieinigkeit. Aus diesen Griinden 
lehnt er die Neuerung ab. — Er hätte hier seine Erörterungen schliefsen 
können, aber trotz des Paulus Mahnung (Tit. 3, 10), einen ketzerischen 
Menschen, wenn er einmal und abermal ermahnt ist, zu meiden, will 
er lieber des Herrn Anweisung befolgen (Matth. 18, 15—17) und einen 
dritten Versuch der Zurechtweisung folgen lassen. Wir lesen nun eine 
sorgfältige, durch die Einwände des Gegners bestimmte Auswahl von 
Johanneischen Stellen. Ihre Erklärung schliefst er wirkungsvoll mit 
den Worten (S. 31): Airy % ®eolopia tod nvevuatos, iv 6 xUgLog 
nagédaxe’ tavtnv OTEQYE, TAÚTNS EvTEJOV, tavtny por puiaoce ti 
zaAnv nagaxaradmumu Ilavióz 60 pera tod Adypov diaxedevera. 
un gpvAcooovrı de, GA 7) no00TLFEVLL 7) ¿parpodvr: 6 aros ¿xócrodos 
pera tod avrod avevparos émeye viv wijpov „el tig, déyov, evuyye- 
Atterae úuiv mag’ 5 rapeldfere, évddeux Foro. ti dè naped&Bopev; 
N ndvros, 5 xa) maupidwxev 6 dndorodos: rmapidwxe de, Y xal autos 
xaga tod xugiov napélafe: toto dé xmepl tod avevynaros tod &yiov 
xopllafev, Ste ual napdxAnros llos ¿ori maga toy vidv, xl avevua 
ig ddndelas, xal mapa Tod matods Exnogevetan, xal XATUTEUTETEL tots 
dEloug tijg adrod perozís mapa tod mareos did tod vioò: xal uceruget 
xeg tod vioò xada xal 6 ratio ws lodrıuov' xal nücur didtoner tig 
Hedrnrog tiv dAideıav, Tv xal 6 vids ¿Enyíyoaro. In rednerisch äufserst 
eindringlicher Weise führt Nikolaos darauf seine Zeugen vor: Matthäus, 





J. Drüseke: Nikolaos von Methone 463 


des Kaisers Manuel Komnenos (1143—1180) geschrieben sind. Gleich- 
wohl bleibt der Satz zu Recht bestehen, dafs Nikolaos bedeutendste 
Thätigkeit unter die Regierung dieses Kaisers füllt. Freilich sind viele 
der uns überlieferten Schriften derartig, dafs Nikolaos, der, wie wir 
wissen, ein sehr hohes Alter erreichte, sie zu jeder Zeit seiner bischöf- 
lichen Amtsführung geschrieben haben kann. Dahin gehören, um nicht 
Veröffentlichtes zuerst zu nennen, eine Schrift, die in der Moskauer 
Synodalbibliothek handschriftlich vorhanden, nach Demetrakopulos' An- 
gabe ohne Überschrift ist (16) und mit den Worten beginnt: Alyud- 
iatoı xeg aiyueiAoro, und ein dreigeteiltes, von Demetrakopulos ver- 
öffentlichtes Werk, das folgende Aufschrift trägt (11): Weds tov &ew- 
enouvra, el ory 6003 Éoig xal Baverov’ xal müs, tovtov dodévros, 
ovx úv Ein xaxóv altiog 6 Beds (Bibl eccl. S. 219—235). Daran 
schliefst sich (12): Hegi rod avrod Adyog devregus, dx TÜV yeapixay 
paerveròv tà avra ovveyor xal roy tig dopiotius apeofevrro EAEYYWV 
xal xeldds tivas œdrüv éxAaufavovra xal rag Evreüdev œuouévas 
axogiag Avaov (Bibl eccl. S. 235—258) und (13) Tlegl rot avrod 
Adyog tpitos, thy aroniav EAEyymv tis Xara Tv Rogiotiuv vIODÉGENS 
dia tig cis ddvvarov «xayoyme (Bibl eccl. S. 258—265). Wenn 
Demetrakopulos zu der ersteren Schrift bemerkt: “Ev 1a 4670 
rourg 2sye 6 NixdAuos tò ¿quorijoavre: „Kei tore wiv ¿E bxoyutov 
tv spay yvouny evdig ¿Bsxaduvpa”. Tudra dè ra eE dxoyuiou peapsrvra 
icaog netviai nov lavdavovra — so scheint er mir zu irren. Nikolaos 
hat dem trefflichen und edlen Manne, an den die Schrift gerichtet ist, 
— wir werden an einen besonders tüchtigen kaiserlichen Beamten zu 
denken haben; zpäbal re óreodo debrotatos ei xul fovAevoaota. ovve- 
Tararog, Eineiv ts dervotatos, duidfoaei te yapueoraros, heilst es von 
ihm im Eingange S. 219 — seine Ansicht über die von ihm angeregte 
Frage zuerst mündlich aus dem Stegreif dargelegt und ihm eine aus- 
führlichere schriftliche Erörterung der Frage versprochen. Das geht 
aus seinen Worten deutlich hervor (S. 220): ¿yd 0% doxadiog otro 
xal nócos dstcuevos tiv Egwrnow, nal tore uèv ¿E droyuiou tiv Euiv 
yvounv eviig ¿Esxdivpa, brooyöusvog dè xal rehevdtegdy cos tov Tegi 
tod fntjuaros Aödyov dıaxgıßwoaodeı, tabenv viv 1xw xrinoóv wg 
oidg TE Elu tiv Umdozeow, td mavra Ogiéovre xa) rmeparívovr: Adyo 
tedaponxag. Das Werk selbst ist ein vorwiegend philosophisches (vgl. 
u. a. das übersichtliche xepdAcıov TOV elenuévov «xdvrov S. 264) und 
nimmt nur in beschränktem Mafse — d. h. im zweiten Teile — auf 
Schriftzeugnisse Bezug, die überdies fast ausschliefslich dem Alten 
Testamente entnommen sind. Nikolaos’ Vertrautheit mit den Kunst- 
ausdrücken der philosophischen Sprache, hier insbesondere des Aristo- 


J. Draseke: Nikolaos von Methone 465 


erwünschter Weise Eustathios von Thessalonike, der in seiner 
Gedächtnisrede auf Kaiser Manuel (a. a. O. S. 196 ff.) die zu dessen 
Zeit vorgefallenen theologischen Verhandlungen, in welche der Kaiser 
persönlich eingriff, anschaulich und in zeitlicher Aufeinanderfolge schil- 
dert. Drei solcher Gelegenheiten erwähnt er: 1) Manuels Ein- 
schreiten gegen den Wortführer der Bogomilen (Kap. 36); 
2) seine Bekämpfung des Soterichos Panteugenos (Kap. 37) 
und 3) die Synode vom Jahre 1166 gegen Demetrios von 
Lampe (Kap. 38). Dafs letzteres Ereignis für die Geschichte des 
Lebens und der Schriften des Nikolaos nicht mehr in Betracht kommt, 
ist oben bereits gezeigt worden. Um so wichtiger und bedeutungs- 
voller sind dagegen die beiden erstgenannten. 

Im 36. Kapitel seiner Rede erwähnt Eustathios Kaiser Manuels 
Einschreiten gegen den Wortführer der Bogomilen. Er be- 
handelt diesen ganzen Gegenstand mit unverkennbarer Leidenschaftlich- 
keit und hebt hier gerade des Kaisers Verdienst um die Beseitigung 
der Gefahr für den Glauben, des Avxog édos, des xaxdv ’Aaavoıov, wie 
er es nennt, begeistert hervor. Jener «AAdrgıds tig &vijo, welcher, 
copds pty ta Eavrod, ta dè muétepa bs Ev pedns Adywo rapalalóv, 
xuvnddv xara Tv Devorarov bAdxrnosv, site xal mg iremos ¿Esidxrioe, 
poipacoduevos xatà Tod xvoiov adrod, wv ovdl Eneyvo, ist der da- 
malige Wortführer der Bogomilen, der Mönch Nephon, welcher schon 
zur Zeit des Patriarchen Michael mit ketzerischen Lehren hervorgetreten 
war, infolge deren er durch Synodalbeschlüsse im Jahre 1144 und 1145 
von Michael zu Kerkerhaft verurteilt worden war. Nach dem Tode des 
Patriarchen wieder frei, verstand er es, mit dessen Nachfolger Kosmas 
sogar in ein überaus freundschaftliches Verhältnis zu gelangen. Er 
wagte jetzt freier hervorzutreten und gab durch seine Lehren, die er, 
den Gott der Hebräer verwerfend, in öffentlichen Versammlungen auf 
Strafsen und Plätzen vortrug, allgemeines Argernis. Kosmas bezeich- 
nete die Synodalbeschlüsse wider ihn als ungerecht und blieb trotz 
mannigfacher Warnungen Wohlmeinender dem Nephon, dessen Tugend 
er hochschätzte, in treuer Freundschaft zugethan.!) Nach Byzanz heim- 
gekehrt, berief der Kaiser im Februar 1147 eine Synode, die er selbst 
leitete und wobei er persönlich mit Nephon verhandelte. Hier ist- 
Eustathios’ Darstellung besonders anschaulich, sie ergänzt in wirksamer 
Weise den kürzeren Bericht des Kinnamos. ‘O dè Baoiledg — sagt 
Eustathios — rayd ëéxel9ov (où yap Tv Exeivov, Toig TOLOÚTOLS 
éncvvordisiv), xal xarayvods xal nooßinuerioduevos ¿avr tà Tv 


1) Kinnamos II 10, S. 64; Niketas im Man. Komn. II 3, 8. 106 ff. 


J. Drüseke: Nikolaos von Methone 467 


Jahren war es gerade, dals infolge des Auftretens und der Verurteilung 
Nephons durch Michael die Gefahr der Verbreitung bogomilischer Irr- 
tiimer die rechtgläubige Kirche wieder einmal zu beunruhigen anfing. 
Denn dafs die Bogomilen Leib und Blut des Heilandes verachteten, er- 
fahren wir durch Anna Komnena'), welche uns die Lehren der Sekte 
und das hinterlistige und grausame Verfahren ihres Vaters Alexios 
gegen das Haupt derselben, den Mönch Basileios, ausführlich schildert. ?) 
Zweck der Schrift des Nikolaos ist der Beweis, dafs der wahre Leib 
und das wahre Blut Christi im geweihten Brot und Wein des heiligen 
Mahles gegenwärtig seien. Nikolaos lehrt — ich gebe den Inhalt der 
Schrift kurz nach Ullmann (a. a. O. S. 742) — aufs bestimmteste eine 
Verwandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi und 
bedient sich dafür der Ausdrücke ueraßaAlsod«ı und ueraßoAr.”) Zum 
Beweis für das Dogma beruft er sich auf Stellen aus den Evangelien 
und den Briefen an die Korinther, besonders aber, wie auch die abend- 
ländischen Theologen, auf die schöpferische, unbeschränkte, wunder- 
wirkende Allmacht Gottes und auf die ganze Reihe ebenso geheimnis- 
voller und wunderbarer Erscheinungen im Leben Jesu. Die Ursache, 
warum trotz der Verwandlung die äufsere Gestalt von Brot und Wein 
im Abendmahl bleibe, setzt er wie die Scholastiker in eine Herablassung 
Gottes zur menschlichen Schwachheit, damit nicht durch den Anblick 
des wirklichen Fleisches und Blutes der schreckbare Mensch vom Ge- 
nufs des Sakraments abgehalten werde.*) Der eigentliche Zweck des 
Abendmahles aber oder des Genusses von Fleisch und Blut ist nach 
der Überzeugung des Nikolaos die Teilnahme an Christus (usrovoia 
Xpioroö) und an dem durch Christus erworbenen ewigen Leben. „Leib 
und Blut Christi“, sagt er S. 273, „ist das, was durch dieses Sakrament 
hervorgebracht wird; der Zweck des Sakraments ist die Teilnahme an 


1) Anna Komnena in der „Alexias“ (rec. A. Reifferscheid. Leipzig, B. G. 
Teubner 1884) XV 8, 8. 297: révra di ¿nta te xal Koonta émovveloer 6 FeorAnyÎs 
duatros ¿vie nal obdevös Epeloaro dsouisodg dóyuaros, alla xal thy Heoloyiav 
Mur rapefléparo xal toùs vaors, oluor, rove ipods vaods daruovor davonane xal 
cd relovuevov rap fuir cbua nel «ua rod memtov xa) &eztEgéws nal dvuatos wage 
gailoy tdero xal ¿loyícaro. — Euthymii Zygadeni narratio de Bogomilis ed. 
Gieseler (Göttingen 1841), Kap. XVII S. 26—27. 

2) Anna Komnena a. u. O. und Euthymios Zygad. a. a. O. $. 6. 

8) A. a. O, S. 274: 6 tov &orov els rb abtoò copa perafarlecda xooc- 
rerazbs, ti mal Enreis alriav nal rate púcsos rig tod «prov perafolrs els 
To rod Xowrod cóna xa) rod Ddarog xa) olvov eis alu. 

4) A. a. O. S. 274: Ozós, pilavdooróraros dv, olxovourós cobro éxolnge, ri 
&rdomnivn doPevsia cvyuarafalvar, va un exrocroépwrrar oi mollo) rèr éegaPava 
the alaviov fans nal Svozeqaivwa, capnu sal alua Bléxovras. 


J. Dräseke: Nikolaos von Methone 469 


aber verstôfst nicht gegen das Gesetz, Briiderliche Erwägung geziemt 
der Untersuchung. Ist nicht das Argernis dies, dafs der Patriarch 
Cypern ausgeschlagen und das dortige Amt niedergelegt und jetzt 
Konstantinopel innehat (S. 287)? Nikolaos deutet die Gründe jenes 
Schrittes an, wenn er von freiwilligen Verzicht, von Zwang infolge 
feindlichen Angriffs oder Tötung der Ortsangehörigen redet; aber er 
erhebt sich nunmehr zu dem Satze: Der Hierarch, welchen Dionysios 
den göttlichen Hierarchen und Boten des allmächtigen Herrn nennt, 
ist nicht an den Ort gebunden (S. 279). Daher sagt Nikolaos (S. 280): 
Nicht das Priestertum, sondern den Bischofssitz hat jener ausgeschlagen. 
Nach des Gegners Einwand, der Patriarch habe mit Ablehnung des 
Sitzes und der Leitung der Kirche auch das Priestertum abgelehnt, 
warnt Nikolaos vor dem Trugschluls von dem Teil auf das Ganze. 
Die gegenwärtige Kirche darf nicht für die allgemeine Kirche gehalten 
und das Priestertum nicht nach den Teilkirchen gesondert werden. 
Daraus ergiebt sich für Nikolaos die wichtige Folgerung (S. 280): 
O toivuv tivds TÓV xara ueoos ExxAnoius moootugiav THOQPULTNOGUEVOS 
xal tiode Tic ExxAnoias oUro rus ywouodels oy xadvrtog xal mons 
tabtòv Ò elmetv tie xadólov xal müs Ennindias EEmpıaev, À ovxér” 
dv 0v0” Ev Xoioriavoîs tarroıto. Das ist eine gesunde Anschauung, 
von der ich freilich nicht anzugeben weils, ob sie von Nikolaos’ theo- 
logischen Zeitgenossen geteilt worden ist und auch später noch in 
Geltung gestanden hat. Demetrakopulos wenigstens urteilt von der 
vorliegenden Schrift des Nikolaos (in der oben genannten Ausgabe 
vom Jahre 1865, IIoö4oyog, S. 8): 0Awg avrixeıta Toig Evayyog bab 
tic éxxÂnoiag rüs 'Edáddog nepi tod dueraderov tev érioxsacv 
Beouoderndeicıw. — Indem Nikolaos an die eben mitgeteilten Worte 
den Satz knüpft: Die eine Kirche ist zeitlich, örtlich und sonst be- 
dingt und gesondert, die andere ist mit dem Hierarchen überall, 
immer, an jedem Orte, unkörperlich, grenzenlos (S. 281), — erweitert 
sich seine Schrift zu einer Untersuchung über das Wesen der Kirche 
und des Priestertums, und hier gerade sehen wir Nikolaos mehr 
noch als anderswo durch die Anschauungen und Gedanken des Dio- 
nysios geleitet und bestimmt. Jene wesenhafte, in aller örtlichen 
und zeitlichen Verschiedenheit dieselbe verbleibende Einheit des Prie- 
stertums betont Nikolaos so stark, dafs er dem Gegner Unkenntnis 
des wichtigsten Stückes der Heilsordnung vorwirft (S. 282). Die 
Kirche würde, vom Priestertum gesondert, fürwahr nicht Kirche heifsen. 
Sie kann nichts wirken von dem, was sie mit demselben wirkte 
und dessentwegen sie Kirche war und genannt wurde, nicht Rei- 
nigung (x&dapaıv), nicht Erleuchtung (pwrioudv), nicht Vollendung 


J. Drüseke: Nikolaos von Methone 471 


Waren die in diesem inhaltlich geschilderten, an Kaiser Manuel 
persönlich gerichteten Werke des Nikolaos berührten Verhältnisse ge- 
eignet, den Frieden im Inneren von Byzanz zu gefährden, so brachte 
dasselbe Jahr 1147 noch Ereignisse und Verwickelungen, die dem ge- 
samten Reiche weit gefährlicher als jener kirchliche Zwist werden 
konnten. In jene Zeit füllt die Schrift des Nikolaos (9) IIgög roy 
péyav doueotixov femryoavra negl TOD Üyiov nvevuuros, ads 
Aéyera. ovarvdos émômuion: xa) Evomijoaı Toig Gnootüduig, xal el 
oÙrog iv “ul Ev Xoiota, mis oùyl xal avrol Xgsorol Aépovtai; 1) sl 
ur oUtag, vis Y Orapoga; (Bibl. eccl. S. 199— 218.) Gerade in dieser 
Schrift findet sich, ähnlich wie in anderen des Nikolaos, ein wertvoller, 
gar nicht zu mifsdeutender Hinweis auf das wichtigste geschichtliche 
Ereignis jenes Jahres. Koouixov dè — sagt Nikolaos S. 200 — 
DATOJE TO ppóvT:OMO xal HÉVTOY TO TIPOVOYLAÍTATOV, Gros Uy Thy Ex 
Tijs ¿pódov tov éonegloy névrov £9vov exnornucvoy iuiv xivdvvor 
mapaydynte, EREYUVTES dvaynatws toig nat’ ¿ue Näcı, où tOv lóyov 
uovov, Glad nai tig údins Evrugias tv nuoornotav. Und welches 
waren die weltlichen Sorgen, welche auf dem Grolsdomestikos lasteten? 
Die Antwort liegt nahe. Er mulste im Verein mit dem Kaiser darauf 
bedacht sein, wie Nikoluos sich ausdrückt, die infolge des Heranzuges 
der gesamten Völker des Abendlandes drohende Gefahr abzuwenden. 
Gemeint sind die Gefahren, welche dem oströmischen Reiche infolge 
des Durchzuges des Kreuzfahrerheeres unter Kaiser Konrad 1147 er- 
wuchsen, Gefahren, deren religiöse Seite Nikolaos anzudeuten scheint, 
wenn er davon redet, dafs seinen Zeitgenossen während der Anwesen- 
heit der Lateiner Vorsicht und Enthaltsamkeit in Rede und Auftreten 
höheren Ortes zur Pflicht gemacht war. Der Name jenes Grofsdomestikos, 
der, wie die an ihn gerichtete Schritt des Nikolaos beweist, seinem 
für die Erörterung spitzfindiger Fragen der Glaubenslehre begeisterten 
Kaiser gleich, als ein echter Byzantiner an der Besprechung und Ver- 
handlung theologischer Fragen den lebhaftesten Anteil nahm, ist uns 
wohlbekannt, obwohl Nikolaos ihn nicht nennnt. Es ist Johannes 
Axuchos, ein hochbedeutender Mann türkischer Abstammung, 1007 
bei der Einnahme und Befreiung der Stadt Nikúa in Bithynien von 
türkischer Herrschaft in griechische Gefangenschaft gefallen, dann treuer 
Berater und Diener zweier Kaiser, insbesondere Manuels von seinen 
ersten öffentlichen. Schritteu au, ein Mann, dessen Thaten und grofse 
Verdienste in Krieg und Frieden von Kinnamos') und Niketas?) 

1) Kinnamos Il 7, S. 47, 18; 51, 8; III 6, S. 109, 2. 

2) Niketas Chon. im Johannes Komn. 3, S, 14, 4; 16, 4; 11, $. 55, 12; 
62, 7; im Manuel Komn. I 1, 8. 65, 1; 11 2, S. 103, 14; III 3, S. 109, 4. 


J. Driseke: Nikolaos von Methone 473 


Aposteln inne, und zwar nicht ganz allgemein, sondern gewissermafsen 
in abgeschwächter Weise? Mit Hiilfe der Unterscheidung des Aristo- 
teles (S. 208) zwischen dem xadólov und xoıvöv (sg 6 xaddAov &v- 
Bemxos xal 7 dvIgaordins) und dem xadexacroy und dem &ropov (ws 
ovros 6 &vdgwros, 6 ITétgos tuyiov 7 6 Iludlog, 5 xal ngWrnv ovoiay 
"AguororéAns eivar uadiota fBovieras) erläutert er Gregorio” Ausdruck 
ovetwdaco, indem er behauptet, die Bezeichnung Wesen (odoiæ) werde 
auch auf das Göttliche übertragen und ebenso auch dort das Gemein- 
same (xoıv6v) und das Besondere (lö1x6v) betrachtet. Denn gemeinsam 
ist die Gottheit und der Gottesname, besonders (¿0xdv) aber und 
gleichsam unteilbar (%rouov) wird eine jede der Personen der Drei- 
einigkeit em Wesen für sich besonders genannt und ist es. Und so 
wird denn im folgenden (S. 200—218) in gründlicher philosophischer 
Weise die Lehre vom Geiste und die Stellung desselben innerhalb der 
Trinitätslehre behandelt und befestigt und die heilige Schrift in ihren 
hier besonders in Betracht kommenden Aussprüchen nicht minder 
gründlich erklärt und ausgelegt. 

Wir erinnern uns an jene oben angeführte Stelle aus Eustathios, 
wo dieser die drei hauptsächlichsten Veranlassungen namhaft macht, 
die Kaiser Manuel zu theologisch-kirchlichem Einschreiten veranlafsten. 
Die dritte und die erste haben wir betrachtet, es bleibt uns noch 
die zweite übrig, sein Verfahren gegen Soterichos Panteugenos. 
Die durch diesen nach der Entscheidung der Synode von 1156 zu er- 
neuter Verhandlung gestellte Streitfrage gab auch Nikolaos von Me- 
thone Veranlassung zu seinen, soweit wir es jetzt beurteilen können, 
letzten Schriften. 

Die Streitfrage, welche auf der Synode 1156 verhandelt wurde, 
drehte sich um die Deutung jenes in den Liturgien des Basileios und 
Chrysostomos befindlichen Satzes: Zù el 6 noocpéowr xal r000pe00- 
pevos xal mpocdexduevos. Die einen behaupteten, heifst es in den von 
Mai veröffentlichten Synodalverhandlungen!), das Opfer am Kreuz sei 
nur dem Vater und dem Geiste, nicht aber zugleich dem sich opfernden 
Logos dargebracht; sonst sei man genötigt, innerhalb des einen Gottes- 
sohnes mit Nestorios zwei Personen anzunehmen. Die anderen wollten 
auch dem Sohne als dem einen, unteilbaren Teilhaber der heiligen 
Dreiemigkeit das Opfer dargebracht wissen. Für die letztere Ansicht 
erklärte sich die Synode. Während die Vertreter der verurteilten An- 
sicht diese zwar nicht aufgaben, sondern sie im stillen mündlich weiter 
verbreiteten, wagte es der zum Patriarchen von Antiochia erwählte 


1) Mai, Spicilegium Romanum X (Rom 1844) 8. 1—93. 
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. Y 


J. Drüseke: Nikolaos von Methone 415 


Patriarchen von Antiochia erwählten Soterichos um seine Meinung zu 
befragen: ’Evradda uällor Mv idety to Entovuevov ebpioxduevov — 
heifst es in den urkundlichen Verhandlungen. Soterichos, offenbar be- 
unruhigt und durch die allgemeine Einmütigkeit der Anwesenden in 
Bestürzung versetzt, erbat sich bald Bedenkzeit, bald gab er Antworten, 
von denen die Urkunden wenigstens behaupten, dafs sie Widerspruchs- 
volles enthielten. Bestimmt gefragt, ob er im Sinne der Mehrheit der 
Synode glaube, dafs das Opfer Jesu Christi der heiligen Dreieinigkeit 
dargebracht worden sei und dargebracht werde, oder dem Vater allein, 
antwortete er: Weder diesem allein, noch auch nicht allein. Er machte 
bestimmte sprachliche Unterschiede bei den Worten- „darbringen“ 
(xgoccyey) und „annehmen“ (xço6d€7e6d«), indem er ersteres für eine 
wesenhatte Eigentümlichkeit des Sohnes, letzteres für eine solche des 
Vaters erklärte. Sodann suchte er die Anwesenden durch spitztindige 
Schlufsfolgerungen auf seine Seite zu ziehen, deren eine wenigstens 
die Synodalverhaudlungen mitteilen. Weun nämlich, sagte Soterichos, 
das „Annehmen“ (zgoodeyesduı) Eigentümlichkeit nicht der Person des 
Vaters wäre, sondern, wie seine Gegner behaupteten, der göttlichen 
Natur, so würde daraus etwas Widersinniges folgen; es würde dann 
Gott einmal Gott sein, ein anderes Mal nicht, denn die Darbringung 
(29000707) ist nicht eine immerwährende, sondern eine nach der 
Menschwerdung eingetretene und zwar gewordene; folglich mufs das 
„Annehmen“ (xpoodéyeota.) überhaupt innerhalb einer gewissen Zeit 
fallen (S. 73— 74). Die hiergegen erhobenen Einwendungen, soweit 
sie in den urkundlichen Verhandlungen niedergelegt sind, können wir 
an dieser Stelle übergehen. Jetzt aber griff Kaiser Manuel persönlich 
in die Verhandlungen ein. Er trat dem Soterichos als Verfechter der 
Ansicht der Synode entgegen, und sein Auftreten als Kaiser und 
Schutzherr der Rechtgliubigkeit des Reiches wohl mehr als das Gewicht 
der von ihm ins Feld geführten Gründe schüchterte den streitumsich- 
tigen und philosophisch gründlich bewanderten Suterichos dermafsen 
ein, dafs er sich unterwarf und in einer besonderen Erklärung nicht 
blofs widerrief, sondern sogar seine eigene Schrift verurteilte. Darauf 
erfolgte auf des Kaisers Anregung, mit Zustimmung und zum Teil 
ausführlicher Begründung ihrer Ansichten von seiten der Patriarchen 
und der hervorragendsten Bischöfe (5. 78—82), des Soterichos Ab- 
setzung; er wurde für die Zukunft jeglichen priesterlichen Amtes für 
unwúrdig erklärt. 

Auf Nikolaos’ 'Avrigonoss näher einzugehen, wird man nach den 
gegebenen Proben aus den Synodalverhandlungen kaum für nötig er- 
achten, so unbedeutend und eigenartig byzantinisch ıst das Gezänk um 

31* 


J. Driseke: Nikolaos von Methone 477 


"Avrigensis und dem dritten Adyog £nıvixıos an Kaiser Manuel eine 
so auffallende Übereinstimmung in der Form, dafs der letztere einfach 
als ein freilich recht geschickter Auszug aus der ersteren Schrift er- 
scheint. Die ’Avriggnois ist unbedingt die wissenschaftlich bedeutendere 
Leistung, als ein Wort des Friedens und ‘der Verständigung an Sote- 
richos sich wendend, für die wissenschaftlich an der Erörterung der 
Streitfrage sich Beteiligenden in erster Linie berechnet; der Adyog 
éxivixtog zunächst nur an Kaiser Manuel gerichtet, darum mit einer 
dessen Verdienste um die Besiegung des Gegners verherrlichenden und 
auch seine gewaltigen Kriegsthaten im Vorbeigehen berührenden Ein- 
leitung, sowie einem die gleichen Gedanken noch einmal schwungvoll 
zusammenfassenden Schlufsworte versehen. In letzterer Schrift verweist 
Nikolaos ausdrücklich auf die ausführlichere übersichtliche Darstellung 
und Erörterung des Gegenstandes (S. 17: ¿yw dè xal toy ravraraciv 
dopalñ Adyov dn te Hvvontixüs ¿Esdeuny u. s. w.), wie sie sich eben 
in der ‘Avtipgnois S. 328 ff. findet. Aber mehr noch als dies. Um 
es kurz und bündig zu sagen, so deckt sich 4óyog éxivíxios S. 13, 
Z. 2 v. o. bis S. 14, 2. 3 v. u. mit "Avrigonors S. 324, Z. 4 v. o. bis 
zur Mitte von S. 325 (eme besonders beachtenswerte, den philosophisch 
gründlich gebildeten Widerleger des Proklos verratende Ausführung 
über Platons Ideenlehre und Aristoteles’ Stellung zu derselben), 
Ady. émivix. S. 14, Z. 3 v. u. bis S. 16, Z. 6 v. u. mit “Avrígo. S. 325, 
Z. 4 v. u. bis S. 327, 2.9 v. o., Aöy. Enıvia. S. 17 bis Z. 10 v. u. 
mit ’Avripg. S. 327 Mitte bis S. 328, Z. 10 v. o., endlich Ady. émvix. 
S. 31,2. 12 v. u. bis S. 42, Z. 2 v. o. mit “4vripo. S. 347, Z. 14 v. u. 
bis S. 358, Z. 11 v. u. fast wörtlich und so vollständig, dafs überall 
die ‘Avrtigognois als die Grundlage der Darstellung oder als 
die Vorlage des Adyog éxuvixtog sich zeigt, kurz dafs letzterer 
als nichts anderes denn ein teils wörtlicher, teils verkürzter Auszug 
aus der gründlicheren Beweisführung der ersteren Schrift uns entgegen- 
tritt. Ich sehe darin ein Erlahmen der geistigen Kraft des Nikolaos, 
über welches wir, angesichts der Thatsache, dafs wir schriftstellerische 
Leistungen desselben aus vollen vier Jahrzehnten an unserem geistigen 
Auge haben vorüberziehen lassen können, und im Hinblick auf die 
grofse körperliche Schwäche, von der er ‘gerade im Adyog éxuvixios 
selbst redet, uns nicht werden wundern dürfen. Es ist, wie ich zuvor 
schon bemerkte, darnach höchst wahrscheinlich, dafs der methonensische 
Bischof die sechziger Jahre des 12. Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat. 

Ich blicke auf den Eingang dieser Untersuchung zurück. Fern 
von dem Anspruch, durch meine Darstellung, welche eine Reihe der 
wichtigsten theologischen Schriften des Nikolaos von Methone herbeizog 


O 


Autotypie von Melsenbach, München. 


SSNS 


ES 
ES 


4 
y 
4 
3 
4 
7 
y 
4 
7 
7 
4 
7 


RAGNO 


SEPPI III 


& 
EEE 





“Aoyula eindy tod ueyahoudgrugog dylov Anunrglov rod modiovzou 


Osocalovinns Ext ¿lepavrocréov. 


Apyela six@y tod peyaZouaorvoos aylov Anuntelov tod xolovyov 
Oscdaiovixys émi ¿lepavrocréov. 


IloAvriuov »eıundıov nadaiàg Bvfavrivis TEeyvns Éxrnouro Ted 
ddcyou qgóvov 6 Ev Becoudovinn piAduovoos xveLos Zions ZaogdrovAos 
Goris xal evuev®o ÉnmitoËdag por Tv Eberacıv avrod xal pedetnv pol 
ÉdœxE tiv époguÿr mods modyeoov te xal Boayd onuetoua xatayo- 
ouodèv Ev tí Admvarri) époouadraia Eynuegidı “Eoría”, 1891 ed. 380. 
Edrvyfous detiag ve AcBo xal Pwroygupıxov drorvamua adrod, Ent- 
pelos maepeoxevacuevov Ev td Ev Geocadovixn patoyeapixe Épyaornoio 
tov Zepdji xat° dAlyov ti uixgdtegov tod noapuatixoù, éxdldaui viv 
wurd Enidvvanıoav dupifi te tav én’ abvrod Teoiyoagpnyv xal Egunveiav 
xel Soa dla oyerınd xods Tr dr6de0tv por selva yvwotà N UNO 
&Alov dn mod éuoò dednpooievpeva Y xal TO mpótov viv tx’ ¿uod 
yvopıua yivdpeva. 

A 

°Enì Asiag mAaxds EE EAspavrodreov (ivoire), unxovs 11 éxaroorüv 
Tod pérgov xal mAatovs 7, xara ro uuov mov ¿Enveyov dvayeyAvatai 
éotüg 6 peyadoudorus, tie Oecoulovixns xodrovyos, dyios AnUÑTOLOS, 
be paprvpel y Ex deluov tig xepadiis avrod éexvyeag? Hoe: 

‘O 'AF(IOC) AHMHT(PIOC)- 


tà yoduuara TPIOC yeyonupévo elvai, ¿dv un énarœuc, dE dguoreowr 
tig xepadiig tod Gpiov ¿vda xexalvupéva elvar Gmb Aentoùò tepaziov 
aeyveod œuilov (éldauaros) Hvveyousvov mods TO meoifAnua TÜV 
zepıE uixg@v eindvwv regi où 6 Adyog ¿ora xatatéga* diaupiva Exei 
to oxélos tod yocuuatos T pera tod Muiosos tig Ex avrod yoaupijs* 
dv tà yoduuara xeivra novia Ev tí adri sepa, TPIOC, % tiva 


abröv Úro tots hormoto. OC, tovto Ev ye tO mapóve: div Övvaraı ve 
ttaxoiBo8f), El xal moot ve voulow TO TPÓTOV xrfavaregor. 

IIsgl tà Uxga vie nAauds xequdéer dirdodv diéyoanupa sgmnuatitov 
tag das tod nAnıdlov Ep’ où 6 yAvnıng dveyivpe NV elxóva tod 
éyplov. Td Bos tod couarog tod ueyaloudprvpog eivaı 10 Éxaroor&r, 
to dì uéyiorov ndyos, atoms Ind Tí xordiaxî yoou, 3 Exarocróv" 


480 L Abteilung 


sarà cobre 1 pòv sxeroordy tig miaxds siva: xutè rh bos, tapi 
tile xspañíis, ¿leódegov ydeiv rod gersivod xixdov (nimbus), dins 
zegıßdilsı viv xspaliv, dio 8 Exeroord serà mAdros #hesdeoa you 
tiv Salov Era tndidura 5 Epos. Ent tod yıravos, ob xdro zer 
tods umpods xl tà póvere palveres pixoòv xavovixibg éxrvzoputww 
péoos, épnouoouévos elvaı è xsventds Péoué utyor ray dopior dg’ 
dy tozovea al xugnernuéves poAldes dv tergumi) ceva weyePuvdpeve 
sal Seow xarégzqovras" yepldes xeldxrovor ros yeiges purvsuevii 
póvov wurd vd xdro pépos vd dad rim dyxdvav pégor toy xapriv, 
sarà dì zb dowdy Evo pégos sexcdvupdve ixd óuolow rats xp0zigy- 
pira políbov dy palvovia: al tpiaiaî ito velo, con fm Eine 
xaduppivev dad rod Inerlov (ris giapidos). "Exsoouévov Ext row 
pov xal cod oréprou bye 6 Eyıog lpdriov ov zo miro dekıbv dxpov 
Cpyyxths ovvézer dud vis dgıorepäg yeıpds él rod srifitovs, rod 
dgıorepod Expov dvszruyulvov zug xel épeuuévou ¿levdépov xpds tà 
ade” tà vo ünge cvvdsdeptva yalvorıcı Ext rod omjtovs dAlyov 
xdeodev rod Anıuod. OÙ xódeg xspureruliyuévos slvar due row bzodn- 
udrov dEsmvovuévov péxol cob pécov xov tiv xvquiw. “Ev Ti, dvare- 
vapévy Sett quo 5 Eyıog Eye vd dógu ¿ornomuévov ext rijs yi 
tiv dpuorspdv zeton SreuBsBlnuevny did rod rótov armgiker, ds elxov, 
éxl cod orídovs £peidav rèv apriva abris éml rod uéoov rod rótov" 
End vis vevgas xeïvre rola Bein dv tà wiv nreport Exon ¿Eéyovoiw 
dx tiv dguoregóv rod áyiov, al dt aiyual ovuxtarovoww elg td debrov 
&xgov tod luariou td ¿ml rod orídovs. ‘Trò rd róbo, SxroPev tod 
dvextuyuévov éxpov tod [pariov, dvnorquéva elvan Ex tijs dopuos à 
xapaddy onddm év xeventi) Ian hs paívera td xéro fuov dxróuevov 
(xarà-ti)v aiyuiv) vis nréqras tod dorategod odds. 

‘H nick disoyropéva slvar eis tiv Evo deuorepóv (TE dovr) xaì 
xdto debiev yovíav, Pefdappévn 0% pixp6v ti serà rdv debrby xóda 
xal rd vo kxgov tov dóparos. 


B 

CH mack vis elxdvog rod ayiov Anuntelov xetcar viv Ev Den dx 
uélavos Evlov (ueovas) fig al neo tiv wadxa dai eva exixexacdop- 
péva dud Rertov deyógov pÜéllov ¿ml rosrav dì dv puxgoïs rerga- 
yavınols nAcısloıs dvayeyAvppévar ziva 15 puxgal eludves perà cov 
xapexeuévov ceyixdy ypauudrav tiv óvopdrov tiv xpocóxov, dde: 
i debia mul dpuorepè Ba, mAdrous 31, Exarocróv, elvar Scyonpéves 
slg névre nAaicın pépovra tag sluóves tiv ’Anoordiav xa) Edayye 
Asraw, à debia (cò Soave) cod TT(érçov;), M(ardalov;), A(ovxé), 
A(vdgde) xa) Blapdolopalov), tov Tour rpórov éysvrav dva zeiges 


II. N. Tlaxayeweyiov: "Aogaia elxwy tod aylov Anunteiov 481 


Evayyéla xexderoueva, Tüv de dio releviaicov xvlivdgous ovventvype- 
vous” 1) dì équorept (épaguévnr) tod (TexóBov), IN (évvov), M(dgxov;), 
C(épovos) xal Tl(aviov), rod xedrov, rerdprov xal xéuxrov peodvrav 
xvAivdoovs, tod dt devrepov xal tpitov Evayyédia. ‘O Tönog Ó us-° 
tatò tüv ¿vo youdy, midrovs 3 Exarootiv, elvar Öımonuevos els 
rola nicicia Sv to uéoov xaréyer 6 IC XC sddoyóv did tig debug 
geioòs xal Eywv Ev ri Goioteoì Evayyéliov Ev 1% nicicio To lx 
dstióv avrod elxdviotar 7 Mr, “Mine tod Oeov”, év di td ¿E 
¿puoregiv ÎQ(dvvns $ Iloéôgouos), éupéregor Eyovres tès yeïows 
lxétidas nooretapevas mods tòv Kigiov. ‘O téros 6 ueratò rev xéto 
yovióv, nidrovs 3 Exaroorav, siva. dinempevos ets dio whateva œpé- 
govra tag elxdvag tod O(œou&) xal (¿pd9apuévav) tod D(.Airzov), 
éxeívov uév, ubvov éx tHv Aaddexa, TOOTELVOVTOS rag yetoug lxerev- 
rıxös, tovrov di ¿yovros xVvALvdgov. “Ataxtog Elva Y diadeoie TÜV 
puoòv otooyyÜlov xoountixbv otIYUETOv, nod piv Ente (Omuk), rod 
Où névre daribv (‘Inco0, Mureós, ’Iodvvov Ilpododuov, ITérgov, 
Mar8aiov, Aovx&, Megxov xal Iodcvvov), rod de nevre dixióv (Bag- 
Solouaiov xal Didinxov), mod di roiwv (Ziucavos) xai mov duo 
(ITaviov)' ovdiv Exovov al elxdveg tod Avdota nai ’Iaxdfov. 

Kal 600v piv áqpooú ele tiv rapdoraciv tod ‘Inooù Xoiorod 
Eoröros ueratò tig Mnrodg xal "Iodvvov rot Ileodeduov, Yvworov 
elvar Sri énexpurnoev Ev ti téyvn Tic Avarolınns 'Opdodótov ’Ex- 
xinolas xal uéyor tic onuepov Ent elxóvov xal rouyoypapiüv. Al 
marci Bubavrival Exxinoiaı avenv Eyovaı ultra Ev tH xoltdw toto 
(tH onxd) tod dyiov Búuaros, Boris Eviore xoousitar xal did ubvns 
tis elxdvog tijg Osourtogos xadmuevns xl Bodvov xal Ev rois xdAmorg 
vrofaotatovons to mardiov, tig xouv®g émAepouevns “IlAorvregag'. 
“Ooov sig Tv OsocaZovixnv, ovdeula tHv «oyalov éexxdnorav abris 
elte tay tecocgay xadolx@v (rod ITavroxo&rogos Y ayiov Tewpytov, 
Ts Tod Os00 aylag Zoqpías, Tic navdyvov @eoufropos Y «pias 
Ilaoaorevijg xal rod ueyadoudorveos ayiov Anunreiov' "I. Kausvittov 
xepei. 11, Evoradiov opusc. 084. 153, 2 xal I. Avapvootov xep. 20), 
cv peraBeflquevov els tiauia (Xograrti ZovAetuav Epevrn tiauuoi, 
"Eoxl Ttiovu& téauoi, Kacınıd téauol xal ‘de Zbqpia TÉuol) ai 
TÓV pixporégav Gdlov, énions ele tiauia uerafefinuévov, elte trav 
xal pera thy xarexryno xutaderpdero@v elg nv Xoiotiavin)v Aargsiav, 
ovdenla abtay, 1éyo, cate viv tiv TOLIPÓCOAIOV nagcotacw: «lla 
tay piv xadolixòv Y Tic Gpius Zoplas xexooumuévn elvas Ev tH ayio 
Biiuerı dia ueydAns wypidarijg (musiva, xovòs ‘paoatxijs’) elxôvos 
«is Ilharvrégas Ilavayiag (Bayet, mémoire sur une mission au mont 





II. N. IIaxaysopylov: ’Aeyala elxay Tod ayiov Anuntelov 483 


Gxodounuëvn xar” Enıyoapiv, xéeol to ual xaroréow ¿oran 5 Adyos, 
vd Teweyiov Tod... péun, Egovoa Ev 14 «yio Biuerı Öuoiorernv 
THY TOUTOÉOHTOY NaQdoracLY mode THY Te mAuxòs TG HOOKELLEVNS, 
ávexaivpdn ti 24” "Tovviov rod ¿rovg tovrov eis Bddos tordv uéTowv 
x0 tH viv ¿dape Ev th Önıodev aviar Tod rbaniov tig apiag Zopias 
év 40 Bnudrov anoordası ano rod dyiov Biyuatog avrob. 

Ooov dè elg tà xoountıxd otiyuata, touxdra obdauod, Ev th Oeo- 
Gaiovixn TodAayıorov, Ev ovdEmd mado ExxAnoia rmaoetionoe NOTE, 
didpopov dt Evvorav youve. ta Ev Ti exxAnoia tig ayas Zogpias 
oríyuata Griva 6 Bayet dvapéoe Ev tH urnuovevdevr topo avrod. 

Or 7 sixiov tod ayiov Anunroiov 7 Ent rod EAepavrooteov xal 
al éxl tev deyvody qpuilaov menomuevar div siva Zoya Tod abrod 
gesvov, diddoxe capús  OLapoga adrov xal Ev rH 6vdud Ts tegvns 
xal Ev tH qapaxtijoi tov yoauuérov 6 Eoyarng Exeivng ElEyyeı Euvrov. 
éqópevov Eri tie doyuixñe avernodstytos xal tod AXKUNTOV Tequixod 
turov: tovvavtiov dé, 6 xadditéyyng tovtav mageornoe TA rodocona 
abrod ¿yovra Eonodv tb dog xal ebupiveîs tag yoauuds, avauuvi- 
oxovra Ev utosr Boa xulo neol Bubavrivig réyvns tod dexdtov albvos 
¿vayyos duedaBev 6 G. Schlumberger év ro cEsoddywm odon tH Enıye- 
yocuuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts 
TT 5 (1891) 204—306). "Asse nANv rovrou, bre al eixôves ovOsuiav 
Ev doy elyov oyEoıv mods Alias, uagtvoodver ta lelpava kopvotov 
qúuilov ta xadvdatovra elg uéon tiva, uddiota dé etc thy vo Öskıdkv 
TH Óópúvt: yoviav, tiv nldxa Ts elxóvos Tod «ytov Anumrgiov' 
Ojdov di Ste rdv tóxov rie elxôvos tavins xarelye mado dA6xANOOV 
«oyvgov púllov ¿yov iddorte dvayeyivuuevav EAAny elxóva, ávoudios 
dl doregov negixoneisav ¿mos doon rénov eis tiv nAdxa Tv él 
¿lepavrooréov. 

T 

‘H elxucov Tod &ylou Anuntolov avis elo tà Aeyôueva pviaxtioia 
(amuleta), div. siva. dl rodunodv va etxdon tig Ste nat’ Keyes NTo 
aria oevroxpdropós tivos Y Orgarnyod xal bre Voregov wEQuxooundiv 
du tov ¿pyvood repiBifuaros xareredn Ev ldiwrınd; éxxAnota. “Av 
elvar xateoxevaouevn dv adri Ty Oecoulovixn, ti ble: tod uaprvoiov 
tod aylov, Y uh div yivooxouer didri ovdeuia wEQLEGa~DY OYETIX) 
zapadocıg pl adrod, Y dì metoa Édidatzv Bri y napddocıs xal did 
uvdixdy émxodunuéror mepiuexcAvuuevn é0idatev utc Eviore Soe 
div xagédaxev abr) 4 yeyoauuévn [oropía Y Édœxe tovidgiorov toy 
pitov mods evosciv Tod dAndods. 

Oxwodixor' dv ¿qn to noûyua, È todros Tic maguordcewg tod 
ueyaloudprvpog év rij elxdve tavin sive oxaviwraros, Ev ria. dè xal 


480 I. Abteilung 


xatà taòta 1 uty ¿xarooróv tic whaxds slvar xara To Bos, Úxepdev 
ris xepulñe, ¿devdegov qápiv tod Pwreıvod xdxdov (nimbus), deris 
neue tv xepadiy, dio de Exaroora xard nÂdrog dlsúdega yapıv 
tov bxhov activa ¿vdgdvro 6 &yıos. “Ent tod yiróvos, ob xdro xari 
toÙs unoods xal tà yivara Yaiveraı uixoòv xavovixbs éxtvyouey 
uéoos, Epnopocuevos silva 6 xevintòs Badoak pero. Tov dopúnv dp 
ov ¿pyovra al rapnotnuevar podides Ev terpardí cared peyedvvduevu 
x” Ooov xarepyovraı’ qeroldes xadvarover tas yelgas qparvóneva 
udvov xard th «dro uépog TO and TÓV &yxoveaov utyoi TOY ragni, 
xara dè to Aoınov Gvo uépos xexaAvupueva. vid duoiav tala xQOELOY- 
uévais polidov ov paívovre al tpindaù xro osıpal, tüv Evo éxixe- 
xavuuévor bxo tov luatiov (tig yAeuvdos). ’Erepoiuuévov ¿xl tüv 
Guav xal tod orépvov Eyer 6 Gyios ludriov où 1d xro OeEidv Expov 
Opuyxatós ovvêyer did tig doroteods yecods Ent Tod otHtovs, Toü 
épiotepod xpov Aventvyusvov mas xal dpepuevov ¿devdégov xoùds th 
To" TA vo Uxoa cuvdedeueva palvovra En) Tod oríibdovs Ôdiyor 
xarodev tod dano. OÙ nödes megırerviyusvor siva Ove TÜV vxodn- 
udrov EEixvovusvov uéyor tod peoov mov THY xvmu@v. ’Ev ti Avare- 
tauevn detta yerol 6 Gyrog Eyer To Ödov écrnouyuévor ¿xml tie yic 
thy douoregdv yeton disufeBAnuevnv did rod rótov ornolkeı, ds elxor, 
él tot GTII0vs Eosidwv tov aypuOva «Uri él TOD uécov tod tólow" 
ent rijs vevoàs xelvrea role BEIN Ov TA uèv nreport lixoa EEeyovan 
EX TOY KOLGTEQaY TOD aylov, «i OE «lyuai Ovunintovowv Els To deliòr 
éxgov tod [uariov to ¿xi rod oridovs. “Tro tH TOËW, Omer toi 
AVERTVYUEVOvV kKxpov TOD [uariov, avnotquevn Elva En tie doqpuos i, 
xeunvayn onedy Ev xevrnri Fan he paíveral TO xéto Furov &arduevor 
(zarte: rv alquav) tis aTÉGVAS TOD KQLOTEQOU Odds. 

"A nié dueoyuouéva sivar eig Tv vo «puoreoadv (TO doa@vte: ui 
xéTo Osio yovíav, Pefflupuérn dé wlxody te xata TOV Setiòv xoûc 
ui TO (vw kxgov TOD dogatos. 


B 

CH nick tie elxóvos tod éylov Anunrgiov xelra viv dv Ian è 
nédavos Evlov (xcQuas) Ns af megt tv midua dar selva ErixexcAvu- 
weve Ove Aentov coytoeov púuldov: ent rovrov dè Ev wtxooig teror- 
yovıxolz mAuıoloıs «vayeyivuuévea etvar 15 uxgai eludves uere Tor 
TLOUKEUEVOV ÉQYLXOV yocuudtor TOY ÓVPOUATOV TOV TOCGMNAY, WOE: 
y debià nai dpiotegì da, mAdtovs 3, Exaroota@v, Elva dinoruerci 
elo mevre niaicia pégovta tag eluóvas T@v "Arxootólov xui Edayye 
Lotor, i) debit (TO ôgovre) rod TT (er90v;), M(erdaiov;), A(ovxà. 


A(vöoee) xd B(xpTolouuiov), tev TOLÓV TOÓOTOV éyovrwr are yeige: 


II. N. llaxayewgytov: ’Aogata eixwy tod &yiov Anunteiov 481 


Evdayyélia xexdevopeva, tev de Ovo tedevralov uvdivdgovse ovvextuyué- 
vous” Î) dì dguorepd (¿pOapuévav) rod (TaxdBov), IQ (évvov), M(doxov;), 
Cliucvos) xal TT(aviov), tod xodtov, rerdprov xal réuxrov pepóvrov 
xvlivOpovs, Tod dt devrégov xal roirov Evayyélia. ‘O téros 6 us-° 
tatò tay Evo yon@v, nAdrovs 3 Eéxatootov, slvar Ornonuévos els 
cota nhac: dv to uécov xaréyer 6 IC XC evdopar did ríe debug 
quods xal Eyov Ev ti) éoioreo& Evayyéliov Ev 146 nAcıcio tO ex 
deltov avrod stxubviotai 1 MreY, “Mitno tov Geoö’, Ev dt 15 & 
aproregiov IN(dvuns 5 IToddoouos), dupdregoı Éyovres Tag yeloag 
[xéridas nooterauëvac mods rdv Kigiov. ‘O téros 6 petakd Tv xéto 
yaudy, xidtovs 3 ¿xarooróv, sivas Sinonuevos eis do mAaiora qé- 
eovra tag elxdvag rod O(wud) xa) (¿p9apuévav) rod P(ulnzov), 
éxeivou uév, udvov & tay Aadexa, nooTEivovrog tag yetoas [xerev- 
tixbg, tovrov dt ¿yovros xvilivogov. "Araxtos eiva Y dida tov 
puxoòv OTooyyVAmv xoountixov otiyuatav, rod wiv Ente (Oœuû), mod 
6: xévre anlov (‘Inco0, Mnroös, ’Iodvvov Iloodeduov, Iléroov, 
Mardaiov, Aovxä, Megxov xal ’Iwévvov), rod di nevre diriòv (Bao- 
Solouaiov xa) Didixzov), mov dè tardy (Ziucavos) xai nov dv 
(ITaÿlov)' ovdiv &yovoıv al elxôveg rod "Avdpéa xal "Ixxddfov. 

Kal Goov pty dqpooàd ele tiv xagdoraciy rod ’Incod Xpiorod 
¿oróros perakd tie Mnrodc xal “Iacvvov toü Ilpododuov, yvworòv 
elvar Sri énexpornoer Ev ti téqun Tic “Avarodixñs Opdoddkov ’Ex- 
xAnotas nai uéyor tic onueoov Ent elxóvcov Hal rocyoyeagidy. Al 
marca Bußavrıval ExxAnoiar avenv Eyovoı wchiora Ev tH xoth@ Toyo 
(14 onxd) tod ayiov Bruaros, Borg Eviore xoopeitar xal did udvns 
tige elxdvog ris Osourogos xamuévne ¿xml Dodvov xal Ev tots xdArors 
vxaofacratovons TO mardiov, tig xorvds émileyouérvns “Illarurépas”. 
“Ooov sis tiv Oeodaliovixnr, ovdeuia túv doqatav exxdnordy «veis 
alte tòv recodgav xadolixóv (rod Ilavroxgáropos Y «yiov Teagyiov, 
Tis tod Oeoù «yias Zoqlas, tig naveyvov Oeouriropos 7 «pias 
Tlagaoxevijs xal rod ueyadoucerveos &yiov Anuntoiov: I. Kausvidrov 
xepad. 11, Evoratiov opusc. ei. 153, 2 xal "I. Avayvaorov xep. 20), 
tov perafePinuevav ele ttauia (Xoprarti Zovietuav ¿qpevry teauıot, 
’Eoxi Tfiovu& réauoi, Kaomu tiauioì) xal ‘Ar Zbqpia tiauicoì) xai 
Tv uixgorégav üAlov, Enions ets tíapulio peroBefiquevoo, site TOY 
xal pera tiv xardxrnou naralsıpdeiohv ele tiv Xorotiavix)v dacosiav, 
ovdsula avróv, Ayo, odter viv Tv roingdomnoy raupdoraciv: dida 
tay uèv xaDolixov 7) tig dpius Loplag xsxoounuevn elvas dv tH ayto 
Búpore did peydins ynpidoris (musiva, xowwvós ‘uooaïxÿg) elxuóvos 
cs Illarvurégas Iavayias (Bayet, mémoire sur une mission au mont 





II. N. Tlaxaysweylov: 'Agzata sluwv rod «ylov Anunrolov 483 


rodounuevn xar’ Enıypapiv, reel Me xal xatoréow ¿orar 6 Adyos, 
vid Teooylov tod... tun, Eyovoa Ev 14 ayim Bruari Öuororaryv 
tiv TOUXOÉOHTOY maodoragiv TIPOS THY Tis WAaxdg TS IOOKELUEVNS, 
avexaivdpdn Tí 24” "Tovviov rod ¿rovg rovrov eis Bios toLOv uétowv 
VIO tH viv edeqpe Ev th Ömıodev avar rod réauiov tig ayas Zopias 
Ev 40 fnudrov anooraosı «mo rod dyiov Bijuaros «vrod. 

Ooov dl eg ta xoounrixt otiyuara, ToLaüre oVdauod, Ev tH Oeo- 
caiovixn TobAayıorov, Ev ovdEmd radar ExxAnola maoetionoa more, 
dıapopov di Evvorav Eqovor rd Ev ti ExxAnoia tig ayias Zopías 
oriyuara Griva 6 Bayet Avapeosı Ev tH uvnuovevdevii ¿yw abrod. 

Or N elxwov Tod dapiov Anuntoiov 7 Ent rod élepavrooréov xal 
al ¿ml rév doyvoóv qpúllov menoumuévor dtv eivaı ¿oya tod avrod 
q06vov, diddorer capós Y diapood adr@v xal Ev TS VOUS Tic réyvngs 
xl Ev tH qapuxrío: tÓv yoauudrov: 6 Eoyarng Exeivng elépyer Exvrov. 
éydpevov ¿rv ris doyaïxie adbornodtytos xal rod Kxduntov teyvixod 
turov: tovvavriov di, 6 naAkıreyvng TOUTOV HAQEOTNOE TA TOÉCOTOA 
abrod ¿yovra tanodv TO idos xal evxpivels Tag yocuuds, Avanıuvi)- 
oxovta Ev uéosr boa xada meol Buéavrivie TEyvng tod dexérov aldvog 
Evayyos Öıelaßev 5 G. Schlumberger év 1H aEıoAdyw toto rH Émye- 
yoauuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts 
IH 5 (1891) 294— 306). 4240 niv rovrov, Or. al eindves oddeuiav 
Ev Go Eiyov oyEoıv mods AAAnlag, uagrugodor ta Asipava coyvoav 
gudloy ta xalóxmtovrta elo uson tiva, uakıora Ol Elo tiv Uve Öekıdv 
To Ópúvt: yoviav, Tv nAaxa tio elxôvos tod &yiov Anunroiov' 
d%4ov di Gre tov tóxov tie Eindvos tavtns xareiye ruda SAdxAnoOY 
doyvpov pvddov Eyov &Aiote CvapeyAvupevnv KAAnv elxóve, ¿voudlos 
dì Boreoov mepixoneloav Saag doen tóxov elo tiv nAdxa tiv tt 
éAepavrootéov. 

r 

‘H elxov tod &ylov Anunroiov dures elo tà Aeyôueva pudexryoce 
(amuleta), dv. siva. di todunody va elxdon rig dti xar’ deyas ro 
xTiua avtoxecrogds tivos Y OrEarnyod xal bre Votegov rEQixooundiv 
dia tod dpyvood reoiBAfuaros xareredn Ev ldiwrınd; exxdnota. “Av 
elvan xatsonevacuevn dv «bri ti Geoocdovixnn, Th adder TOD uapruoiov 
Tod ayiov, Y un div pivdorouev didri ovdsula MEQLEEONN Oyerım) 
rapabocıg xegl adrod, Î 68 neiga édidatev bri % napadocıs xal did 
pvbuxdy éxixooumuéror nepuxexaluuutvn Edidatev huts Eviore Boa 
div xagédaxey air} Y yeyoauuévn lorogia Y Edw@xe tovAdgiorov tòv 
uirov mods ebpeoiv tod dAndods. 

Onwodixor' dv Exy to rmoayua, 6 todros tig rapacrágsns rob 
peyadouépgrupos Ev tí elxóm tavtn sivar Oxavidraros, Ev tia. Ot xal 


II. N. Taxaysweylov: "Aezala siuov rob ayiov Anuntelov 485 


elxóve. Ilagalsinov va uvnuovevon a dAlayod omfópeva xeuràia, 
Gllog te xa) énedn Soa nepl adrüv ¿qov uadbv div siva xara 
aüvra Cup xal dijon, coxovpor xal Ev TO xepadaico tota và éteraoo 
doa tov nodyuatos rada paprvpia vrdoyovow Ev «bri tH de00a- 
Aovixn nat’ idiav ¿uod Epevvav nal perétmv. 

Tivooxo ¿yw eludvas tiv elgnuévov aypiov: 1) éxi toiyov, a”) uiav 
Tod dylov Anuntelov xal tod ayiov Tewgyiov ôuod xal ff) dvo tod 
ayiov Ieweylov uóvov' xal 2) éxt nivaxog uiav Tod ayiov Anunteiov. 
Kal ai uèv Ev tO ¿duo « neqreulmuuévar o@fovra éxi tod mods 
vow tolyov pixods ¿dla xopportatns coquias ÉxxAnoias, dxodounuevns 
nar” émpoagiv Tv kiiore Ba Onpogizvoa “mapa rod EbyEevsordrov 
"Ivdvvov Kouvnvod”, xeuevns Ev tí avd Tovgxınng olxiag Ev to 
Bogeodutix® wege tig nöAewg nANolov tijg Ev rois Éuxçoodev urn- 
povevdelóns oixiag tod Sadok év 7 xeîta 1) éxxAnoia Tewoylov 
Iloayau& of dio udorvpes aoxensig tag veavixas avr xepadas nai 
úvev xal TOD gatevod xvxlov, pogodvres Orgarıwrınv OTOANV AAN 
&orAoı elxoviouévor Eivaı ÉOTOTES mapa Toig Innos avróv, Toig avri- 
peroo: &Adilois, 6 wiv Anurtoros maga tH égvdo®, 6 dè Tedgyios 
zaga 19 Asvnd inam tiv diexpioiv di tavtnv Eig th qo@ua tov 
inaay épviaksev, ws pvooróv, xul 7 Voregov TEIVN uéyois uv, 
AUQPLOTÓÍO TOÙS AYyLOVS y Exıßeivovrag pddiora tov wiv Anuyto.ov 
éouvSooù tòv dì Tedgyiov Asvuod innov xai udvov bmiov Eyovrag td 
dev Ev ti dpioteoà yeıpl 7 Ev Auporsgaug taîs yeooiv N) xal éEotarag 
Maga Tols inmois. 

Ai dv tH dorduò B rnequerdnppevai elxóves, 1 pia uty siva 
pnpidory ¿xl tig dpuoreods (Bogelas) cpidog tod xévroov Ts éx- 
xAnotas Tewpyiov Iloayau&, nul éptauguevy dè xara peya peoos 
Övvaraı va Odden quäs Ste 

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Fe.PPlu 


Ô dv th nagaxsıusvn Emiyoapij ro éxeuxoviouévos Ev andj moALTIXÎ] 
oroln. ‘H dè érégo elxtov siva Ewyoagia ¿xi Tod dguoregoù (Bogeiov) 
TOLYOV tis doiotegàs aTEQUYOS Tis éuxAnoius Tig mod dAiyov yodvov 
avaxaAivpBelons Ev Ti aval tod Tbauiov tig «yias Lopiag tv xal Ev 
roîg Euxpoodev ¿uvquóvevaa: daxenng Ó Gyiog, ob éx detiov pos tH 


ua pepera TO 


anapalidutas Gros Ev th mooxemevn fuîiv nAaxl rod «yiov Anun- 
zpiov, Eye Orpariwrınnv orodiy fe udAliota siva diatetnonueva To 


486 I. Abteilung 


qpodidetòv uégog tod Dopaxog xal al mepuevnuides, egecdee dl mv 
ápuorepav yeipa ¿xl tig laps Eyyeoidiov: Ste dè 6 dyuos Te@eyrog 
siva. dneuxoviouévos xal ovyl 6 &ytog Anurtgios N llos tig xal dea 
ti Ô Eoyodpos nagedine TO xvpiov Óvopa Pewoyoag avrò xepurróv, 
paprvper uty xal TO 780g Tod ngoowrov xal TO Extpedig Bootevyiouu 
río nepeing didaorer de wal ro Eis‘ EE dpiorep@v tod dpiov elxo- 
viouévn siva. y Oeotóxos Eyovou tag qeipas éxterapevas nodg tov Él 
dprateg@v avi Inoodr Xpuortóv: peragdy av nod@v tig Osordxov 
xa) tay tod Xpioroù yovuxerie sixoviopevos silva faneds xal woaïos 
1aoyavopioos avo, 6 xrirwg TÎjg éxxAnotas, (xetevav did TÜV yYELQdy 
tov &vadev avrod evloyodvra Xpuotov: vnsodev Ts xEepadijs tod 
XULTOQOS PEQETAL 1 EXtYQU—? 


~ FEOPFIOY T° 
.. lOPEMA 


roûr” gore “Kvgue 6 (Oeds urnodntı?) T'eopyiov tod ... opéun”: Gore 
6 Ömıodev tov xrirogog Eorwg Gpios Eivaı 6 xat’ Eboymv Tod xtiTOROS 
Tewpyiov äyıog xal xgoorarys avtov, 6 «yg Iewpyıog. 

H év ro «qdu 2 nequerAnupevn éexl nivaxog eltxov Tod éyiov 
Anuntgiov gomteto uéyor tov umvog Avyovorov (22) roù Erovg 1890 
dvyorqueva Ev tò debt Tod ayiov Búueros tijs xal Ev trois Eumgocdev 
uvnuovevdzions untgonoirixijg eExxdyotas tov ayiou Anuntoiov, dvadev 
tig Adovaxos tig éyovons TO Timov Aeiwavov TOD dpyiezmiondaov @60- 
calovixns &yiov Ionyugiov rod Iaiauà (| 1360), éyévero dl ody 
moAAoig &Alous aoAvrıuordrog neLunAiois, zepl ov &Alote ¿orar wor Ö 
Adyog, Boge tod mvpòs xara tv «xopedda vúxte tov 1890. ’Ev ti) 
elubvi TEUTN XELUEV] EV HÁOVOLOTATO coyvoed nlmoio, eindvi Gris 
nat Kopury raoadociv ¿ddr oùv nollaïs Ella Eis toda Xpiatiavods 
pera nv vxo tov Tovpxav weraßoAnv eis tiauiov (¿re ’Eyigas 
930 = 1523) rg Tore unteonoditixijg éxxAnoiaz tig áyias Zopias, è 
roAloügog Ayıog mapiotato Ev OTpaATLOTIA OtToÂï Ègcov udvov Onkov ' 
to Odov Ev ti delia yerol. 

Towavry dé, pera póvov tod dóparos Tod ovufólov Tod uagrv- 
quod Yavdrov (306) Tod ayiov, péperas Y rupdotacis Tod noloëyou 
ua) ext qadxiv vououdrov uvnuovevdevrav bad rod Tafel Ev ei. 136 
tov negl Oeocazovixns ¿pqyov (Berol. 1839) où tiv yeyainv dtiav 
ovdauas Nuavowoev 6 modds Extote diapevduevos yodvog xal al Ev 
rovt@ ovußäccı modlai xal noixidar avaxalúpes xal Ev vi lotopia 
alla uadhiota di) Ev Ti doquiodoyia xal Ti toxoypaqpía tie óleos. 

Televta tov Adyov uvnuovedwv wg év émuérem na) Soa dida 


N. N. IIaxaytoeyiov: 'Agyata siuv tod aylov Anunteiov 487 


Àsiypava Tod ueyaloutoptugos aylov Anumrgiov dacogovorr Ev Oe00a- 
Aovixn, üyvodra xal toîs Muetépuis xal toro Eévous Loropuxote. 


E 

Kal di neol tov “uvpov” tod lauarixod, ¿E où 6 ueyaloudotus 
anenindn ‘uvooBlürns, diélafBev 6 Tafel év 084. 118—120 txoon- 
pecovuevos Ev 054. 119 perciò üllov xual tà ¿Eñs: ,S. Demetrii 
unguentum nostro quoque aevo habent templa quaedam montis Atho 
(Io. Comnenus in Descript. montis Atho ap. Montfauc. palaeogr. p. 464. 
474. 482); item ejus sanguinem (Io. Comn. 1. c. p. 485). Graeci Thes- 
salonicenses num iisdem donis hodiedum gloriari possint, ego non legi. 
— Demetrii Nestorisque sacra juncta fuisse docet Damascenus homil. 
XXXV p. 511“: év ti) avai tijg otxiug tig xvpias Doravis Zappa 
(xoıvag Asypopevns ‘Agayovpavovdas’), Keıusvng mAnoivr cis éxxAnoias 
tod áyiov Nixoddov, xeivrar xal modded &Ala dpyaîu Asiwava (Baden 
XLÓVOV, uopuaooe per” Enıygapüv, nAlvdoı pera Oravo@v) xal Ilgua- 
xuvnmoiov ¿vda Ev Eopyayıousvo orauvo qpuicocera. aretnoaupevov 
aime tod dpiov Anunigiov bxeg, used daros évauemyuévor (xo vòs 
“uúgos”), mivduevoy DEQUIEVEL TOÙS TUPEGOOVTAS, KATA TV mIOTLV TOD 
Aaov. LZxantovres &Aiote Ev ti adAï evgov Bodwroy xoruntigiov 
mAîess dorov nal Erepov Ev cd écobovto xal Toıgoypapiaı, xatà tv 
yvounv dé tivav Exeo Ev éxelvo To tino n Aeyopevn 'Kurapvyn’, 
i dadperos otod Ev  édidatev 6 üyıos (Taf. od. 112—113). 

Üoov dl sig to riuov oœua, 6 Tafel év ced. 133 poder: „corpus 
S. Demetrii ubi terrarum nunc asservari credatur, de eo vide Cornelii 
Byei commentarium praevium ad Acta S. Demetrii L c. p. 77. 78. — 
Incertum quoque, num ea tempestate (Acyes tv dnd tov Tovexwv 
GAwowv tig xmóleos) Sancti sui reliquias Graeei recuperarint, nec ne. 
Immo Graeci Thessalonicae hodierni Sancti sui reliquiis carere videntur, 
quae nunc Polae in Istria asservarı dicuntur, monente Corn. Byeo“: 
Ev deyveò xforidio ts éxxAnoias tig Tramavriz puldocera Ev 
quadidico púpov Tod ayiov Anuntgiov, teuaziov tod déouaros xul Tod 
xvavod é¿vóvuaros TOD ueyaloudotupog xal OOTOY TEPLEOPLYMEVOV 
deyved daxrulio Ep’ où naAuık Kvayıywoxovran TA yodupara 


NCT 
“Néoropos” tod ovuueprvgpijoavrog (Taf. 084. 152). 


Ev @sooauhoviny, ti) 295/10" Avyovorou 1802. 


IHéto0s Nix. Ilunayemgyiov. 





Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement 
du 18° siècle. 


(D’après des documents inédits.) 


Lorsque, au mois d'avril 1088, Alexis Comnène donna Patmos à 
St. Christodule, nul endroit n’était plus propre à devenir, suivant l'ex 
pression du prince, «un séminaire de vertu»), Il fant lire la description 
que fait de cette solitude le commissaire impérial chargé de remettre 
l'ile entre les mains du saint: «Ayant parcouru en tout sens l'ile de 
Patmos, nous l'avons trouvée déserte, inculte, toute couverte d'un im- 
pénétrable fourré de broussailles et d’épines, entièrement aride par 
suite du manque d’esu. Par toute l'île en effet nous n'avons rencontré 
nulle eau courante ou jaillissante, sauf quelques petits puits, qui d'ail- 
leurs le plus souvent ne donnent point d'eau en suffisanee, .... et 
permettent è grand peine de mettre en culture une surface de 627 
mesures: encore cette terre cultivable est-elle enfermée et comme 
étranglée entre de longues chaînes de montagnes. Tout le reste de 
Vile est un pays montagneux, rude, impraticable; dans la partie culti- 
vable elle même, 160 mesures à peine peuvent être labourées è la 
charrue; tout le reste doit être travaillé à la pioche et au hoyau, et arrosé 
des sueurs et du sang du cultivateur; ce ne sont, pour ainsi parler, 
que pierres, pentes abruptes et montagnes. D’arbres nous n'avons pas 
vu la moindre trace, ni arbres cultivés ni même arbres sauvages, à 
l'exception d'une vingtaine de poiriers desséchès; semblablement nous 
n'avons pas aperçu une seule construction, sauf un misérable oratoire 
élevé, sous le vocable du vénérable Théologue, à l'intérieur de l'enceinte 
d'un grand temple construit au sommet de la plus haute montagne, à 
l'endroit où le grand apôtre a regu les divines et mystérieuses révé 
lations et accompli ses merveilleux miracles.»*) A lire ce tableau peu 
enchanteur, on congoit que les compagnons de St. Christodule aient 

1) Miklosich et Müller. Acta et diplomata graeca medii aevi, t. VI, p. 45 
certe feyactieror. Cf. ce que dit le saint lui-même de cette résidence (Ada, 
p. 66): Pnoavedy Zvbukor ragaxiocng 1d énumiquéror ravens nal dxagdadgro. 

2) Acta, p. 66—57. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 489 


regretté, sur le rocher de Patmos, les douceurs de leur couvent de Cos, 
et attristé par leurs plaintes, leurs récriminations, leurs défections mème 
l'âme du saint solitaire.') Ajoutez que, malgré la protection impériale, 
le monastere nouvellement fondé n’etait pas riche, si dépourvu de res- 
sources que la parcimonie était recommandée jusque dans l’accomplis- 
sement des œuvres de charité*); ajoutez la menace constante des 
descentes des corsaires?), les attaques des Tures, qui un moment 
chasserent Christodule de Patmos et l'obligèrent à s’en aller mourir 
dans la lointaine Eubée*): et l'on comprendra qu'il fallut toute la 
pieuse ténacité du fondateur pour soutenir l’etablissement naissant, 
tout l’invincible attachement de ses successeurs à l’œuvre du saint 
ascète pour la conserver intacte. Toutefois, gràce a la bienveillance 
impériale, qui jamais ne se relächa, gràce aux privileges de tout genre 
dont les princes de la famille des Comnènes comblèrent le couvent de 
Patmos°), les misères et les dangers du début diminuèrent avec le temps. 
Sans doute, jusqu’au milieu du 12° siècle, le monastère connut bien des 
traverses, attaques des Turcs, auxquels il fallut à prix d'or acheter la 
rançon de l’abbaye®), pillages des corsaires’), exactions des officiers im- 
périaux, peu soucieux de respecter les privilèges du couvent®): malgré 
ces vicissitudes, le monastère prospérait. Il possédait, outre Patmos, 
Vile voisine de Lipso”), des terres à Leros !‘), des domaines en Crète), 
et partout ses colons étaient exempts d'impôts ?); il avait ses vaisseaux 
qui naviguaient en franchise par tout l’Archipel'’); sur le montant des 
impòts de la province de Crète, il touchait sa bonne part en blé et en 
argent“); enfin, aux dernières années du 12° siècle, sous l'higouménat 
d'Arsenios, il réunissait près de cent cinquante moines.!) C'est à ce 


1) Acta, p. 66. 88. 
2) Acta, p. 77. Cf. p. 104 et 94. 
3) Acta, p. 88. 
4) Athanase d’Antioche, dans ’Axolou@iæ ¿spa tod Öclov Xçescrodovlov, Athènes. 
1884. p. 151. Cf. Acta, p. 85. 
5) On en trouvera le résumé dans un chrysobulle de Manuel Comnène (Acta, 
p. 111). 
6) Acta, p. 107. 
7) Acta, p. 107. 
8) Acta, p. 107—108. 111—112. 
9) Acta, p. 34. 
10) Acta, p. 25. 34. 111. 
11) Acta, p. 130. 132. 
12) Acta, p. 53. 94. 105. 
13) Acta, p. 99. 119. 122. 127. 137. 139. 142. 151. 
14) Acta, p. 99. 106—107. 117. 140. 
15) Acta, p. 131. En 1157 on en compte 75 seulement (Acta, p. 108—110). 
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 32 


490 1. Abteilung 


moment même, où la vie matérielle mieux assurée laissait l'esprit plus 
libre pour des préoccupations d'autre nature, que nous reporte le 
curieux document, que nous publions ici pour la première fois. 

Ce texte, conservé aux archives de Patmos (n° 15), forme un long 
rouleau de parchemin, large de 0,26. Au recto se trouve un inven 
taire fort circonstancié des icones, reliques, vases sacrés et ornements 
sacerdotaux, manuscrits sur parchemin et manuserits sur papier de cotoy, 
conservés au monastère au commencement du 13° sieele; cet inventaire en 
effet a été dressé sous Vhigouménat d’Arsenios'), au mois de septembre 
1201. Au verso on lit une série de notes, d'une date un peu poste 
rieure è celle du catalogue, contenant le registre des prêts faits par la 
bibliothèque du couvent. Déjà plusieurs fois signalé*), ce document 
néanmoins est jusqu'ici demeuré inédit; pourtant il est à peine besoin 
den dire toute l'importance. On dad combien sont rares ces cata 
logues de bibliothèques byzantines®), combien aussi ils sont précieux 
pour histoire des lettres au moyen-ige. Ils montrent au vif les 
préoccupations essentielles, les goûts dominants de l'époque où se 
formérent ces collections; ils nous apprennent, quand il s’agit de 
librairies plus tard dispersées, la provenance de maint manuscrit 
aujourd’hui conservé dans les bibliothèques d'Occident*); peut-être sont 


ils plus instructifs encore, lorsque, comme à Patmos, ils concernent 


1) L'higoumène Arsenios est mentionné pour la première fois dans les chartes 
de Patmos à la date de décembre 1188 (Actu, p. 122); la dernière mention que 
l'on trouve de lui se rencontre dans un acte de novembre 1199 (Acta, p. 14%. 
Notre catalogue montre qu'en 1201 il gouvernait encore l'abbaye; mais en tout 
cas il était mort avant mars 1206; à cette date une charte nomme l'higoumène 
_Euthymios (Acta, p. 150). On peut, ce semble, reconstituer ainsi, d'après les 
textes, la liste des premiers higoumènes du couvent: 

1. Christodule 1088—1098. 

2. Joseph le Jasite 1093 — vers 1128. (Acta, p. 100. 106.) 

3. Sabas (?) vers 1128. (4nolovßie, p. 154. Acta, p. 107.) 

4. Theoctistos vers 1128—23 sept. 1157. (Acta, p. 107—108.) 

5. Leontios 23 sept. 1157 —? (dernière mention en mai 1161. Acta, 
p. 117. Il quitta l'higouménat pour devenir patriarche de Jérusalem - 

6. Christodule ? — ?. (Acta, p. 144-149.) 

7. Arsenios ? (1° mention 1188) —? (dernière mention en sept. 1201.) 

8. Euthymios (1° mention 1206) — ? 

2) Floridès, dans le catalogue publié par la Iavdéga (déc. 1868 — mai 1869) 
no 16. — Sakkelion, Ierpsaxì) Bifivod%xn, Athènes, 1890, p. #, qui se trompe 
en disant que cet inventaire énumère environ 600 manuscrits, — Acta et dipl 
mata, p. 246. 

8) Krumbacher, Gesch. d. bye. Litt., p. 221—222. 

4) Cf. Studemund, Das Inventar der Bibliothek des Klosters St. Johanmis ru 
Patmos, (Philologus, 1867) p. 172—173. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18€ siècle 491 


une bibliothèque moins exposée en apparence aux causes ordinaires 
de ruine, et qui a dû, semble-t-il, se conserver presque intacte depuis 
les temps lointains de sa fondation Or, parmi les pièces de cette 
sorte, inédites ou publiées!), qui se rapportent au couvent de Patmos, 
le document que nous étudions est chronologiquement le plus ancien; 
postérieur d'un siècle à peine à l'établissement du monastère, il nous 
rend à peu de choses près l'aspect primitif de la librairie; comparé 
aux catalogues de date ultérieure, à celui de 1355 publié par Mai ou 
à celui de 1382 encore inédit, il nous permet de constater les accrois- 
sements successifs réalisés au cours du 13° et du 14° siècle; enfin, rap- 
proché d’autres documents et en particulier du catalogue de la 
bibliothèque actuelle), il nous montre avec une cruelle précision les 
pertes que la collection a depuis lors éprouvées. Ainsi nous pouvons 
en quelque manière reconstituer les fortunes diverses de la librairie 
de Patmos, apprendre quel fut, dans un grand couvent byzantin, le 
. destin des manuscrits confiés à la sollicitude des moines; et si l’on 
songe qu'il s’agit ici d'une des plus importantes parmi les bibliothèques 
de l'Orient, on ne jugera point sans doute entièrement dépourvu d'in- 
térêt cet épisode de l'histoire des livres dans les monastères grecs du 
moyen-âge. 

L’inventaire du trésor ne mérite pas moins d'attention que le 
catalogue des manuscrits. On sait quelles informations précieuses 
fournissent les documents de cette sorte pour l’histoire des arts in- 
dustriels au moyen-äge dans l’Europe occidentale et méridionale, quel 
parti l'on peut tirer, lorsque les monuments mêmes font défaut, de 
ces comptes de dépense des rois et des princes, de ces inventaires de 
châteaux, d’eglises vu d’abbayes, conservés en si grand nombre dans 
les dépôts d'archives de l’Occident.*) «Mais, ajoute Labarte, lorsqu'il 


1) Ces pièces sont, dans l'ordre chronologique: 1. Le catalogue de 1855, publié. 
(Migne, Patr. graec., t. 149, p. 1047.) 2. Le catalogue de 1382, inédit. (Sakkelion, 
loc. laud., p. ta’. Acta, p. 8—4.) 3. Le catalogue du 16° siècle publié par 
Antoine Possevin (Catalogi mss. graec., p. 42, en appendice au t. II de l’Apparatus 
sacer ad script. vet. et nor. Testamenti, Cologne 1608) qui n'est qu'une traduction 
latine, parfois inexacte et incomplète, du catalogue de 1855. Il n’y a donc nulle 
importance à attacher à l'indication qu'en donnent Montfaucon (Palaeogr. graec. 
p. XXI) et Sakkelion Vor. laud , p. ta’). Toutefois je saisis cette occasion de 
signaler dans le livre peu connu de Possevin plusieurs catalogues intéressants de 
bibliothèques constantinopolitaines du 16° siècle, p. ex. celles du patriarchat, du 
prince Antoine Cantacuzène, ete. (loc. laud., p. 44—49). — Sur les catalogues 
récents de Patmos, cf. Sakkelion, loc laud., y. sa'— ff. 

2) Il u été dressé par Sakkelion et publié en 1890 à Athènes sous ce titre: 
Iorpiaxi BiflioDun. 

3) Labarte, Histoire des arts industriels au moyen-áge, 2° éd., t. III, p. 64—65. 

82* 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 493 


les réceptions solennelles les merveilles vénérables entassees dans ia 
chapelle impériale'); et la masse des reliques expédiées en Occident 
par les croisés de 1204 prouve surabondamment limmensité des 
richesses religieuses que renfermait la capitale byzantine.?) Assurément 
le monastère de Patmos n'avait eu, au commencement du 13° siècle, 
ni le temps ni les moyens d'acquérir une telle quantité de reliques; 
pourtant il possédait un certain nombre de monuments remarquables. 
Au premier rang figuraient plusieurs de ces fragments du bois de la 
Vraie Croix, auxquels les fidèles témoignaient une vénération particu- 
lière: toute église s'enorgueillissait de posséder quelqu'un de ces pre- 
cieux débris, tout grand personnage tenait à honneur de suspendre à 
son cou quelqu'un de ces phylactères, de ces encolpia, contenant, avec 
d'autres reliques, une parcelle du bois de la croix.”) Il en allait de 
même à Patmos. Outre trois riches reliquaires renfermant ces insignes 
reliques, le trésor possédait l'encolpion d'un des premiers higoumenes, 
Joseph le Jasite*), où brillait un éclat du bois vénéré. Puis c'était 
une quantité de pieux débris, de saints ossements, entassés, un peu à 
l'aventure, dans des boîtes et des coffrets de toute sorte, ici dix-sept 
fragments grands et petits, là quarante morceaux ensemble, provenant 
pour la plupart de martyrs anonymes. L’inventaire ne nomme d’une 
façon expresse que quatre reliques: celles de St. Jacques le Perse, de 
St. Etienne le Jeune, de St. Hermolaos et de l’apötre St. Philippe. On 
y peut joindre les restes sanctifiés de St. Paul du Latros, renfermés 
dans un tableau-reliquaire représentant le saint higoumène. Sans doute 
St. Christodule lui même avait sauvé jadis ces reliques de la destruction, 
au moment où l'invasion ottomane menaçait les pieuses retraites de 
l’Anatolie grecque”), et emportant avec lui les ossements de son saint 
prédécesseur, il leur avait assuré plus tard un asile à Patmos. 

Plus intéressants que les reliques elles-mêmes étaient les reli- 
quaires qui les contenaient. Sans doute la plupart d'entre elles étaient 
placées tout simplement dans des boîtes en cuivre, en argent doré, en 
voire, dans des cassettes de bois ornées de ferrures, dans des coffrets 
le métal en forme de croix; toutefois les plus insignes d’entre elles 
avaient recu un plus somptueux abri. L'un des morceaux de la Vraie 
Croix est enfermé dans une chasse d'argent doré; un autre dans un 








1) Riant, loc. laud., p. 18. 

2) Riant, ibid., p. 12—18. 19. 27—81. 

8) Riant, loc. laud., p. 28. 

4) Cf. sur ce personnage la note de la p. 501. 

5) Sur le gouvernement de Christodule è St. Paul du Latros, cf. Acta, p. 16. 
17. 30. 87. 





Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 495 


ou brochées étaient un autre luxe ordinaire des églises orientales.') 
Pendant de longs siècles, on le sait, la fabrication des tissus précieux 
demeura presque un monopole des manufactures,byzantines?): les ateliers 
constantinopolitains fournissaient des produits de leur industrie le monde 
civilisé tout entier. Quand les empereurs voulaient taire un riche pré- 
sent aux souverains de l'Occident, aux papes, aux évêques, ils leur 
envoyaient quelqu’une de ces somptueuses étoffes, dites impériales, 
brochées d’or ou historiées de figures; quand ils fondaient une église 
ou un monastère, ils n'étaient pas moins empressés à leur donner ces 
tissus admirables, «qui, dit un historien, ajoutent à la splendeur et à 
la magnificence des sanctuaires et témoignent de la libéralité impériale ».*) 
On pense bien que ces merveilles de l’industrie byzantine ne manquaient 
point à Patmos. L'inventaire enumere des étoffes pour recouvrir les 
vases sacrés, des rideaux pour envelopper les reliquaires et les icones, 
des nappes d’autel*), des chasubles, des étoles, des ornements sacerdo- 
taux de toute espèce. Tantòt ce sont des tissus de soie légère, tantòt 
d'épais et lourds samits”), aux couleurs éclatantes de pourpre et d'écar- 
late, aux teintes de vert de mer, de violet sombre ou de jaune citron. 
Certaines étoffes sont brodees, d’autres sont brochées d’or, d'autres enfin, 
les plus remarquables, sont décorées de sujets et de figures.) Parmi 
ces tissus historiés, plusieurs doivent ètre particulierement signales. 
Ici c'est une nappe d’autel écarlate brodée de deux croix noires, ou 
une couverture de reliquaire ornée de figures tissées dans l'étoffe; là ce 
sont des vétements sacerdotaux brodés de sujets de toute sorte; enfin 
ce sont trois pièces tout-à-fait interessantes, une chasuble ancienne à 
figures, dite du Patriarche, et deux nappes d’autel de pourpre violette, 
où sur le fond éclatant de la soie se detachaient des images de griffons 
et d’animaux.’) De tous ces tissus précieux, admirables témoignages 
de l'industrie des artistes byzantins, pas un seul n'est parvenu jusqu’à 
nous: et si l’on songe que pour faire l'histoire de cet art disparu il 


a 


nous reste à peine quelques lambeaux d’etoffes, si l'on remarque en 

1) Miintz, la Tapisserie, p. 71. 

2) Labarte, loc. laud., t. II, p. 419—424. | | 

3) De Const. Porphyr., dans les continuateurs de Théophane, éd. de Bonn, 
p. 452. 

4) Sur ces objets, cf. Labarte, loc. laud., t. II, 480. 

5) Sur cette étoffe, cf. Fr. Michel, Recherches sur les etoffes de soie, d’or et 
d’argent pendant le moyen-äge, t. I. p. 106—119. 158—178. 

6) Sur les dessins brodés ou tissés dans l'étofte, cf. Fr. Michel. :bid., p. 14—19. 
7) Une étoffe de cette sorte est décrite dans Labarte, loc. laud., t. II, 426. 
Elle appartient à la cathédrale d'Aix-la-Chapelle. Une reproduction se trouve 
dans Labarte, t. II, p. 415. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 497 


fit, presque de force, embarquer les volumes de la bibliothèque à des- 
tination de Cos, d'où ils furent un peu -plus tard transportés à Cons- 
tantinople; «et si je n'avais agi de cette sorte, ajoute-t-il avec un 
accent de sincérité vraiment touchant, tous ces livres auraient été ab- 
solument detruits.»!) Plus tard, sans doute lorsqu'il fonda Patmos, 
Christodule demanda á l'empereur et au patriarche de lui concéder une 
portion de ces manuscrits du Latros que son énergie avait suuvés; il 
obtint en effet le quart de la collection, et quoique sa part ne comprit 
que les moins beaux d’entre ces volumes, il s’en montra vivement satis- 
fait.*) Il augmenta bien vite, à force de recherches et de dépenses, ce 
premier noyau de bibliothèque), et jusqu’à la fin il garda pour ces 
volumes si laborieusement rassemblés un attachement passionné. Quand, 
au déclin de sa vie, il dut une nouvelle fois s'enfuir devant l'approche 
des Turcs, de nouveau il emporta avec lui dans la lointaine Eubée ses 
chers manuscrits; et durant ses derniers jours, alors qu'il s'occupait tout 
entier à assurer l’avenir de son couvent bien aimé, ses livres demeu- 
rerent l’une de ses principales pensées. En mourant, il voulut tous 
les léguer à l’abbaye, «afin qu'ils demeurassent éternellement dans ce 
monastère de Patmos»*), et nulle précaution ne lui sembla superflue 
pour en garantir la conservation. Il fait dresser le catalogue de ces 
précieux volumes, et le remet, signé de sa main, à l'un de ses disciples, 
afin que nul manuscrit ne puisse être détourné®); il ordonne que tout 
soit exactement remis aux mains du nouvel higoumène, et appuie ses 
injonctions de la menace de la damnation éternelle®); il recommande a 
son fidèle Sabas de veiller au retour de la bibliothèque à Patmos’); 
il interdit aux abbés ses successeurs d’aliener jamais aucune pièce de 
la collection; il leur enjoint de repousser sans merci toutes les récla- 
mations venant des couvents du Latros, toutes les protestations élevées 
contre la donation légitimement faite è Christodule par le patriarche: 
«Si jamais quelqu'un tentait, au nom du monastère de Stylos ou” de 
quelque autre abbaye du Latros, de revendiquer quelqu'un des livres 
qui m'ont été donnés par le très saint patriarche, qu'il soit débouté 
de sa demande et qu'il attire sur lui la malédiction des trois cents dix 
huit pères et la mienne.»*) 


1) Acta, p. 87. 

2) Acta, p. 87. 

3) Acta, p. 87. 

4) Acta, p. 83. 

6) Acta, p. 83. 

6) Acta, p. 86—87. 

7) Athanase d'Antioche dans I’ ‘Axolov@ia, p. 154. 
8) Acta, p. 87. 


498 1. Abteilung 


Les successeurs de St. Christodule ne furent pas moins empressés 
que lui à enrichir la bibliothèque de Patmos. Les uns, tels que 
Joseph le Jasite, réunissent de riches manuserits, qu'ils lèguent en 
mourant au monastère‘); d'autres, tels que Vhigouméne Arsénios, ne 
dédaignent point de copier quelques volumes de leur main”), et les 
moines imitent cet exemple.*) D'autre part, au cours du 12° siècle, les 
dons de livres affluent à l'abbaye; il en vient de Rhodes, de Chios, de la 
Crète, d'ailleurs encore; les donateurs, comme l’attestent les souscriptions 
de quelques manuscrits actuellement conservés à Patmos, croient par ces 
cadeaux faire œuvre pie et assurer leur salut éternel*), et ils n'épargnent 
rien pour que le présent soit beau et digne de l'abbaye, L'un deux, 
dans la souscription qui accompagne le livre, énumère, non sans em- 
phase, les sommes qu'il a dépensées pour l'achat du papier, pour la 
copie, pour la reliure, pour la notation musicale.") Un autre, un 
humble moine de Rhodes, offre avec une modestie touchante le manu 
serit copié de sa main, et la souscription nous montre en même temps 
quelle activité littéraire animait le couvent vers le milieu du 12° siècle: 
«J'ai consacré, dit le donateur, dans le vénérable et saint monastère de 
Patmos le présent livre, non point que le couvent n'en possède point 
de semblable; loin de moi une telle pensée! quel monastère en effet 
renferme plus de savants hommes et de pieux calligraphes que la divine 
abbaye du Théologue?»5) Aujourd’hui encore on conserve à Patmos 
toute une série de volumes datés de ce temps”); sans doute plusieurs 
d’entre eux ont été écrits de la main même des saints solitaires. 

On conçoit que de cette sorte une librairie assez importante ait 
pu exister à Patmos en l’année 1201. Le catalogue énumère 267 ma- 
nuscrits sur parchemin”), 63 sur papier de coton, en tout 330 volumes. 
Toutefois, il faut le dire sans tarder, la composition de cette bibliothèque 
ne répond point, du moins à nos yeux, aux espérances qu’éveille d'abord 
le nombre de ses livres. Les manuscrits liturgiques, les œuvres des Pères 


1) Catalogue de 1201, passim. 


2) Ibid. 

3) Ibid. 

4) Sakkelion, loc. laud., p. 95—96. 119. 
5) Ibid., p. 119. 


6) Sakkelion, loc. laud., p. 96. 

7) Ibid., no 9 de 1192, no 120 de 1194, no 175 de 1174, no 218 de 1167, 
no 221 entre 1143 et 1179, no 262 de 1192. 

8) Pourtant on observera que sur ces 267 mss., 7 numéros ont été ajoutés 
d'une autre main à la fin du chapitre des membranacei, et 2 également d'une 
autre main, à la fin du chapitre des bombycins. Mais en tout cas ces addition 
ne sauraient être de date bien postérieure à la rédaction du catalogue. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 499 


de l'Eglise y tiennent une place prépondérante; les auteurs classiques 
y manquent presque absolument. Sur 267 manuscrits sur parchemin, 
il n° y a pas moins de 109 livres liturgiques, Evangiles, Psautiers, Oc- 
toichos, Triodion, Euchologes, Panégyriques, Synaxaires, Ménées et Kon- 
takia. Les Vies de saints de Syméon Métaphraste forment 23 numéros, 
et cette série hagiographique se grossit encore de quelques œuvres de 
möme nature, Vies de St. Pachòme, de St. Théodore d’Edesse ou de 
St. Théodore Studite, Histoire Lausiaque ou «Paradis». Les manuscrits 
des Pères ne sont guère moins abondants: on en compte 26 de St. Jean 
Chrysostome, 13 de St. Basile, 6 de Grégoire de Nazianze, 5 de Gré- 
goire de Nysse, sans nommer les volumes de Mélanges tirés des Pères, 
et les nombreux commentaires des Livres saints empruntés à leurs ouvrages. 
Puis, c'est la Philocalie d’Origene, l’histoire ecclésiastique et les com- 
mentaires sur l'Ecriture de Théodoret de Cyr, des traités de St.-Atha- 
nase ou de St. Ephrem, les dialogues de Grégoire le Grand traduits en 
grec. Enfin la patristique proprement byzantine n’est pas moins bien 
représentée. Patmos possede les ouvrages de St. Jean Damascene et 
de St. Théodore Studite, les traités de ‚Jean Climaque et de St. Maxime 
le confesseur; on y trouve le livre d’Antiochus moine de St. Sabas, les 
lettres de Michel le Diacre, les commentaires de Léon le Philosophe, 
les écrits de. l’évêque Basile de Néopatras; on y rencontre même des 
œuvres de date assez récente, comme la Panoplie dogmatique d’Euthy- 
mios Zigabenos, ou le livre de Syméon, moine de St. Mamas, que l'on 
surnommait le second Théologue. En face de cet amas de littérature 
religieuse, á grand peine découvre-t-on une douzaine de volumes 
ayant l'aspect profane: encore la plupart d'entre eux semblent de bien 
mince importance. Ce sont deux volumes sur la grammaire (Toauua- 
tex), deux autres sur la médecine (Targixd), un lexique, deux volu- 
mes anonymes de chronologie (qgovoyedgos et reel y06vav); comme 
ouvrages de valeur, je ne trouve a citer, après deux exemplaires du 
célèbre roman de Barlaam et Joasaph,.qu'un volume de Josèphe, un 
commentaire d’Eustathe sur les Antiquités judaiques du même auteur, 
et un manuscrit contenant en tête les Catégories d'Aristote. 

Si nous passons aux manuscrits bombycins, nous n'aurons guère 
qu’à répéter les observations précédentes. Sur 63 volumes énumérés, 
il y a près d'une vingtaine de livres liturgiques; puis ce sont des vies 
de saints ascètes, tels que St. Syméon, St. Cassien ou St. Barsanuphios, 
et de saints plus modernes, comme Théophane et Théodore Graptos; 
c'est une vingtaine de manuscrits des Pères, où l’on trouve, à côté des 
grands noms de la patristique, des écrits de St. Epiphane, des homélies 
d'André de Crète, des lettres d’Isidore de Péluse et les commentaires 


500 1. Abteilung 


sur les Evangiles de l'archevéque Théophylacte de Bulgarie. Cinq ou 
six manuscrits seulement représentent la part de la Littérature profane: 
c'ést un lexique, un manuscrit d'Aristote, sans autre indication que le 
nom du philosophe, et trois ouvrages historiques, dont deux méritent 
d'être particulièrement signalés, tant est rare dans les bibliothèques 
monastiques de l'Orient la rencontre de volumes de cette sorte: c'est 
la chronographie du patriarche Nicéphore et l'histoire de Seylitzès!) 
On voit quelle place exelusive est faite dans la librairie de Patmos 
aux livres liturgiques, aux œuvres d'hagiographie, de patristique et 
d'édification: sur 330 manuscrits, il n'y a pas vingt volumes touchant 
de près ou de loin à la littérature profane; et ce seul fuit éclaire d'une 
lumière significative les préférences intellectuelles des moines byzantins 
du 12° siècle. Toutefois dans cette vaste collection d'ouvrages sacrés, 


1) Il m'a para utile de résumer dans les tableaux suivants les données que 
fournit le catalogue de 1201 sur la composition de la bibliothèque de Patmos. 


1. Manuscrits sur parchemin. sù 
Evangéliaires 12 Apocalypse a 
Apôtres 4 Commentaires des livres saints 5 
Psautier 6 St. Basile 18 
Octoichos, Canons 18 St Chrysostome 26 
Triodion 3 St. Grégoire de Nazianze 6 
Mendes 25 St. Grégoire de Nysse 5 
Panégyriques 9 St. Jean Damascène 2 
Euchologe 6 St. Théodore Studite 8 
Kontakia 10 Théodoret de Cyr 4 
Sticheraria 6 Autres œuvres de patristique (Gré- 
Synaxaires 2 goire le Grand, Origène, etc) 25 
Autres livres liturgiques 8 Mélanges tirés des pères 
Nomocanon 3 Vies de saints 8 
Métaphrases 23 Ouvrages profanes BR 
Ouvrages de l'ancien Testament Divers 5 
(Job, Proverbes, Ecclésiaste; 9 361 
144 
IL Manuscrits bombycins. a 
St. Marc 1 St. Chrysostome 1 
Psautier 3 St. Grégoire de Nazianze 1 
Octoïchos 4 St. Grégoire de Nysse 2 
Ménées 2 Théodoret 1 
Synaxaires 3 Autres œuvres de patristique (St. 
Autres livres liturgiques 5 Hippolyte, Climaque, etc.) 1 
Livres de l'ancien Testament (Rois, Vies de saints 5 
Job) 4 Ouvrages profanes 5 
Commentaires des livres saints 2 Divers 7 
St. Basile 8 6 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 501 


il y a autre chose qu’un simple fatras liturgique ou théologique. Cer- 
tains ouvrages mentionnés au catalogue ont la valeur de véritables 
monuments historiques: c’est ainsi qu’on conservait pieusement l’Eucho- 
loge de St. Christodule, qui portait sur sa reliure l’image en argent du 
saint higoumene.!) D'autres manuscrits non moins précieux avaient 
appartenu à l’un des premiers successeurs de Christodule, à l’higoumène 
Joseph le Jasite, dont les textes vantent la vertu, les bonnes œuvres, 
la sollicitude pour le monastère?), et qui, à l’exemple de son illustre 
prédécesseur, avait en mourant laissé plusieurs volumes au couvent.) 
Un Euchologe richement relié venait de Constantin, évêque de Leros, 
celui-là même qui en 1157 assista à ses derniers moments l'higouméne 
Theoctistos.*) D'autres manuscrits se recommandaient à l'attention par 
leur valeur artistique, par les riches reliures dont ils étaient habillés. 
En tête du catalogue sont énumérés quatorze volumes, principalement 
des Evangéliaires, dont les couvertures étaient décorées d'ornements 
et de figures en argent ou en argent doré. On y voyait les sujets 
habituels à l’orfèvrerie religieuse byzantine, la Crucifixion, les quatre 
Evangélistes, la Theotokos, le Théologue, l'image du Christ ou celle 
de la Croix, sans qu'on puisse d'ailleurs déterminer avec exactitude 
si ces compositions étaient exécutées en bas-reliefs ou si des émaux 
venaient ajouter à la richesse de la matière le charme de la cou- 
leur. Enfin, même en faisant abstraction de ces précieux volumes, 
on doit reconnaître que la bibliothèque de Patmos était composée 
d'une manière assez heureuse et convenable au grand établissement mo- 
nastique - auquel elle était destinée. Non seulement elle renfermait la 
plupart des œuvres importantes de la littérature religieuse; elle possé- 
dait en outre de nombreux écrits hagiographiques, et quantité de 
traités d'écrivains de second ordre, dont plusieurs nous sont assez mal 
connus. Elle contenait certains manuscrits de luxe, tels que ce St. 
Basile ou ce St. Grégoire de Nazianze que le catalogue désigne de 


A A A PP - 


1) Catalogue de 1201. 

2) Acta, p. 106—107. 

8) Joseph le Jasite est mentionné dans deux documents, dans un chrysobulle 
non daté de l'empereur Jean Comnène (1118—1143) et dans le testament de l’abbe 
Theoctistos (1157). On voit qu'il était higoumène de Patmos et qu'il fut dans le 
gouvernement du monastère le prédécesseur immédiat de Theoctistos (Acta, 107): 
or, celui-ci ayant administré le couvent pendant près de trente ans (Acta, 107) 
et étant mort en 1157, on doit placer son avènement et la mort de Joseph le 
Jasite vers l’an 1128. Il semble bien d’autre part qu'il ait été le premier succes- 
seur de St. Christodule (Acta, 100); en tout cas il parvint à l’higouménat sous 
le règne d'Alexis Comnéne (Acta, 100. 106). 

4) Acta, p. 108. 113. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 503 


au catalogue de 1201. Enfin, si l'on cherche à identifier les riches 
Evangéliaires énumérés dans l'inventaire, on peut, semble-t-il, les 
retrouver avec de grandes chances de probabilité. Actuellement Patmos 
ne possède pas moins de vingt-quatre manuscrits de cette sorte anté- 
rieurs au 13° siècle; beaucoup d’entre eux sont accompagnés de la 
notation musicale, plusieurs sont enrichis de miniatures, trois d’entre 
eux (no 74. 84. 274) sont couverts de reliures de prix, et sans doute 
la plupart de ces beaux volumes, évidemment destinés à la celébration 
des offices religieux, en étaient originairement revêtus. On peut donc 
admettre avec grande vraisemblance que les Evangéliaires de 1201 se 
trouvent pour la plupart parmi ces manuscrits; pour deux d’entre eux 
l'identification est même certaine: les couvertures des no 74 et 274 
correspondent exactement à deux des reliures décrites dans l'inventaire. 
Mais à l'exception de ces deux pièces, d'ailleurs fort remarquables’), 
Patmos n'a gardé nulle trace des précieux monuments d’orfevrerie qui 
enrichissaient ses manuscrits à la fin du 12° sieele; et si l'on remarque 
par surcroît que, parmi les rares couvertures d Evangeliaires conservées, 
plusieurs sont en fort mauvais état*), la disparition totale des autres 
excitera les plus légitimes inquiétudes sur le soin qu'ont apporté les 
moines de Patmos à garder les richesses de leur librairie. 

Et en effet, sur 267 manuscrits sur parchemin mentionnés en 1201, 
à grand peine peut-on en retrouver 108 dans le catalogue actuel.) 
Plus de la moitié des livres possédés par le couvent au commencement 
du 12° siècle sont aujourd'hui irrémédiablement perdus, et parmi eux, 
presque tous ceux que l'inventaire désignait comme particulièrement 
anciens. Perdus, ces vingt-cinq volumes de Ménées, dont plusieurs se 


1) L'une (no 74) représente la Crucifixion; d'un côté de la croix se tient la 
Theotokos, de l’autre St. Jean; aux angles sont les figures des quatre Evangélistes. 
L'autre ais est orné de clous en forme d'étoile. La reliure du no 274 représente 
la Crucifixion au centre, les quatre Evangélistes aux angles. Toutes ces figures 
sont exécutés en bas reliefs d'argent, sans nulle adjonction d'émaux. 

2) Le no 84, du 11° siècle, mais qu'on ne peut identifier à aucune des cou- 
vertures de 1201, est fort endommagé. Le no 81 (de 1345) n'a plus qu'un de 
ses ais. Le no 75 (de 1460) est plus maltraité encore. De même le no 274 parwit 
avoir perdu un de ses ais. 

8) Il fuut toutefois tenir compte de la considération suivante: beaucoup de 
manuscrits mentionnés à l'inventaire sont de minces plaquettes (fifdidacia, Prfle- 
domovia); plusieurs d’entre elles ont pu être par la suite réunies avec d'autres 
brochures sous une reliure commune, et parvenir jusqu'à nous, perdues en quel- 
que sorte dans un volume plus compact. Ainsi le no 112 renferme la lettre de 
St. Athanase au duc Antiochus, le no 179 contient la Vie de Constantin. Cepen- 
dant ces cas ne sont pas bien nombreux et diminuent de quelques unitéx à peine 
le total des manuscrits perdus. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 505 


postérieure.*) (Cependant quelques documents uniques et curieux ont 
sans doute sombré dans le naufrage; et lors même qu'il s’agit de textes 
déjà connus d'autre party la perte d'exemplaires très anciens n'est pas 
moins attristante. Pour l’histoire de la paléographie, la disparition des 
bombycins est tout particulièrement déplorable: il reste si peu de manu- 
scrits sur papier de date antérieure au 13° siècle, on est si mal informé 
de l’époque où le papier de coton entra d’abord en usage, qu'on ne 
saurait assez regretter la ruine de soixante manuscrits de cette sorte, 
dont plusieurs sont, à tort ou à raison, désignés au catalogue de 1201 
comme étant «très anciens». 

Il faut en terminant essayer de rendre compte des causes qui ont 
privé la bibliothèque de Patmos de près de deux cents manuscrits an- 
térieurs au 13° siècle. La principale est sans nul doute la négligence 
apportée par les moines dans l'entretien de leurs manuscrits. Les preuves 
se présentent ici avec une abondance tout-à-fuit regrettable. Si Pon 
examine par exemple le catalogue de 1355, qui se borne à enregistrer 
les manuscrits les plus importants de la librairie, on constate que plu- 
sieurs de ces précieux volumes sont désignés comme étant «fort endom- 
magés»*): à ce titre, ils méritaient, ce semble, une sollicitude toute par- 
ticuliere; au contraire on en a pris si peu de soin qu'ils ont aujourd'hui 
disparu. Veut-on savoir ce que sont devenus maints volumes nommés 
dans l'inventaire de 1201? qu'on regarde les reliures de la bibliothèque 
actuelle: on y trouvera par exemple des feuillets du livre d’Antiochus 
de S. Sabas?), des fragments d’histoire ecclésiastique“), des lambeaux 
d'Evangéliaire?), des morceaux de Dion Chrysostome*), qui attestent 
surabondamment le cas qu'on a fait des manuscrits originaux. Parcourez 
enfin quelques uns des volumes que l’on conserve présentement à Patmos, 
par exemple le no 272 ou le no 4207): ils se composent de fragments 
de toute sorte, appurtenant à des manuscrits fort différents, qu'une 
main prévoyante a, malheureusement bien tard, réunis sous une reliure 
commune. Dans le no 272 en particulier on rencontre des fragments 
de St. Jean Chrysostome, des homélies de Grégoire de Nazianze, de 


1) C'est le cas pour Syméon de St. Mamas (no 390 et 427), pour Isaac le 
Syrien (no 362), pour l'Evergetikon du moine Paul (no 441. 442), pour d'autres 
encore. 

2) Migne, loc. laud, no 49. 50. 56: diepdapuévov Mar. 

3) Duchesne et Bayet, Mission au Mont Athos (Archives des Missions, 
3° Série, t. III), p. 438. 

4) Ibid., 437. 

6) Ibid., 438. 

6) Ibid., 489. 

7) Sakkelion, p. 140 et 187. 

Byzant. Zeitschrift I 8 u. 4. 33 


I, Abteilung 


St. Basile, de St. Ephrem, de St. Athanase, des morceaux de Vies de 
saints, d’autres pièces encore, provenant d'une série de manuserits du 
10° et du 11° siècle, Sans nul doute ces voltimes appartenaient à li 
bibliothèque primitive; lacérés plus tard et mis en pièces, ils n'ont 
laissé subsister que l'ombre d'eux-mêmes; et je ne parle même pas des 
manuscrits, fort nombreux à Patmos, où l'on constate, au début où à 
la fin du livre, l'absence d'un certain nombre de feuillets. Tout cela 
t on l’avouera, une incurie navrante, D’autres circonstances encore 

pu contribuer au désastre. La librairie de Patmos, on le verra, 
prötait assez liheralement ses manuscrits au 13° siècle; près d'une ein- 
quantaine de volumes sont sortis de cette manière, et dispersés, les 
uns à Leros, à Calymnos, à Cos, à Samos, d'autres sur la côte d'Ans- 
tolie, à Palatia ou dans les couvents du Latros, d'autres plus loin encore, 
et jusqu'en Crète. Les livres ainsi échappés à la garde de Vecclésiarque 
ont-ils toujours fait scrupuleusement retour à la bibliothèque? les dé- 
sastres imprévus qui si souvent, en ces siècles troublés, sont venus 
s’abattre sur les côtes ou les îles de l'Archipel, n’ont-ils pas pu détruire 
quelques uns de ces manuscrits? La chose est plus que vraisemblable. 
Il n’en demeure pas moins acquis que la librairie de Patmos, si im 
portante à la fin du 12° siècle, a peu à peu laissé perdre beaucoup de 
ses plus précieuses richesses, et il y a quelque intérêt peut-être à 
examiner en quel temps sa décadence a commencé. 

Si Pon étudie les documents du 13° et du 14° siècle relatifs à la 
librairie de Patmos, il semble que, loin de décroître, la bibliothèque 
ait d’abord prospéré. Malgré les dangers auxquels le monastère fut 
exposé au cours du 13° siècle, malgré les constantes attaques des pirates 
dont les insultes et les flèches montaient jusqu'aux portes closes de 
l'abbaye, malgré les ravages des Vénitiens, qui rançonnaient sans 
merci les îles de l’Archipel et obligeaient ’higoumene Germanos à vider 
le trésor du couvent pour sauver sa communauté du massacre"), malgré 
les amertumes de tout genre, auxquelles le monastère dut se résigner, 
la librairie ne cessait de s'enrichir. Vers la fin du 13° siècle, l'abbé 
Sabas lui laissait par testament une trentaine au moins de manuscrits’) 
parmi lesquels il faut noter, à côté de livres de liturgie, d’hagiographie 
et de patristique, une série de lettres des patriarches de Constantinople, 
deux volumes d'histoire ecclésiastique, et un ouvrage juridique, le J7oé- 
xsıgog véuos. Le catalogue de 1355 fait connaître de nouvelles acqui 
sitions. Sans doute ce document ne nous fournit qu’une liste sommaire 


1) Acta, p. 230. 
2) Acta, p. 241—243, 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 507 


des manuscrits principaux de la librairie: il n’en est pas moins singuliere- 
ment instructif. Sur 58 numéros qu'il comprend, 22 au moins, — plus 
du tiers — ne figurent point à l'inventaire de 1201 et sont entrés à la 
bibliothèque postérieurement à cette date. Parmi eux, on retrouve deux 
des volumes de l’higoumène Sabas, le traité du pseudo-Denys l’Aréo- 
pagite') et l’histoire ecclésiastique d’Evagrius?); les vingt autres, quelle 
qu'en soit l'origine, sont plus intéressants encore. A côté des manu- 
scrits des Pères, tels qu'Anastase, Grégoire de Nysse ou Nemesius 
d'Emèse*), des commentaires de Nicétas de Serres ou de Macarius de 
Philadelphie‘), à côté des pieuses élucubrations dues au zèle religieux 
de certains empereurs, tels qu’Isaac Comnene ou Mathieu Cantacuzene”), 
apparaissent des œuvres historiques ou philosophiques et des manuscrits 
d'auteurs classiques. Ce sont les écrits de Nicéphore Chumnos, fausse- 
ment mis sous le nom de Seylitzes*); c'est une partie de la chronique 
de Zonaras et une histoire des Paléologues d'un certain Georges”); c'est 
un exemplaire des Basiliques*); ce sont enfin trois manuscrits de 
Diodore de Sicile, de la Cyropédie de Xénophon et des dialogues de 
Platon.”) A ce moment un esprit nouveau semble animer vraiment le 
couvent de Patmos; l'antique sévérité se relâche, qui jadis rendait les 
moines si hostiles aux ouvrages profanes; leur curiosité s'étend au-delà 
des étroites limites de l’hagiographie et de la patristique, et les livres 
d'histoire en particulier trouvent à l’abbaye une faveur aussi remar- 
quable que rare dans les monastères byzantins.!) 


1) Migne, loc. laud., no 41. 

2) Migne, ibid., no 49. 

3) Migne, ibid., no 33. 23. 35. 30. 

4) Migne, ibid., no 36. 37, 16. Dans la même série d'acquisitions nouvelles 
figurent les numéros suivants du catalogue de 1355: no 2. 31. 57. 7 bis. Nous 
désignons ainsi un volume mentionné dans la traduction latine publiée par Possevin. 
Après le commentaire de Job (no 7 de Migne) on lit: In Ksaiam expositio Basilit, 
Chrysostomi, Theodoreti et aliorum, manuscrit qui manque dans le texte grec de 
la Patroloyie. Le volume suivant (no 8 de Migne), décrit par Possevin sous le 
titre: In eumdem Basilii solius expositio, n'est donc point le commentaire de 
St. Basile sur Job, mais bien le commentaire de ce père sur Esaie, Les deux 
volumes se retrouvent dans la bibliothèque actuelle (Sakkelion, no 214 et 26): 
le second figure déjà au catalogue de 1201. 

5) Migne, ibid., no 82, 9. 

6) Migne. 1bid., no 29. 

7) Migne, ibid, no 58. 46. 

8) Migne, ibid., no 45. 

9) Migne, 1bid., no 47. 54. 56. 

10) Cf. sur ce point Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt., p. 220. Aujourd'hui 
encore Patmos possède un manuscrit de la chronique de Georges le moine (Sak- 
kelion, no 7). 

83° 


508 1. Abteilung 


Malheureusement ce beau zèle ne paraît point avoir dépassé la 
seconde moitié du 14° siècle. On a vu que des 1355 certains mano- 
serits étaient fort endommagés; d'autres, qui de 1201 à 1355 s'étaient 
conservés intacts'), disparaissent après cette date et sont aujourd'hui 
perdus; dans le catalogue encore inédit de 1382 figurent 300 volumes 
seulement*); or en 1355 les documents nous permettaient d'en retrouver 
au moins 380. Donc, dès la fin du 14° siècle, la bibliothèque est en 
décroissance. Sans doute, en apparence du moins, elle a depuis lors 
réparé ses pertes: actuellement Patmos compte 735 manuserits; mais 
plus de la moitié de ces volumes sont de date fort récente et ne saw 
raient remplacer les anciens exemplaires qu'on a laissé perdre miséra- 
blement. Sans doute aussi, pendant les siècles qui suivent le 14% des 
circonstances heureuses introduisent parfois encore des manuscrits inté 
ressants au monastère, Au 15° siècle, comme autrefois, de pieux dona 
teurs se rencontrent parmi les higouménes*); des îles voisines, de 
Naxos"), de Rhodes‘), d’ailleurs encore, des livres émigrent à Patmos; 
enfin, l'abbaye s'enrichit quelquefois de la ruine des couvents de lu 
côte asiatique et hérite de quelques unes de leurs dépouilles.*) Mais, 
pendant ce temps, les manuserits anciens s'en vont à l'abandon. Ni les 
souvenirs historiques qui s’attachent à certains volumes, ni la place 
assignée à d'autres parmi les trésors de la bibliothèque ne les garan 
tissent contre la ruine. Sur les cinquante-huit manuscrits mis en vedette 
par le catalogue de 1355, vingt au moins ne se retrouvent plus 
aujourd’hui. Les livres d'aspect profane sont particulièrement maltraités: 
tous ceux qui figuraient dans les inventaires de 1201 ou de 1355 ont 
disparu, à l’exception de Nicéphore Chumnos et de Zonaras”), de Dio 
dore de Sicile‘) et de Platon. Encore ce dernier volume a-t-il pu, on 
le sait, être emporté en 1803 en Angleterre"): preuve dernière de l'in- 
différence que professaient pour leurs manuscrits les moines de Patmos, 
également oublieux des enseignements de St. Christodule et de l'antique 
gloire de leur librairie. 


1) Migne, loc. laud., no 27. 38. 48. 50. 56. 

2) Sakkelion, p. sa” 

3) Sakkelion, p. 53—54. 

4) Sakkelion, no 50 et 57. 

5) Ibid, no 207. 

6) Ibid., p. 122—123. no 78. 242. 244. 

7) Sakkelion, no 127. 298. 

8) Ibid, no 50. 

9) Cf. sur cet incident Sakkelion, dans le delziov "Iorogıxns a) ’Eßwoloysik 
"Exaugeiag ris "Ellddog, t. IL p. 427 et Tlurpeaxÿ Biflsodíxn, p. e’, not. 6. 





Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 509 


M. 
Le registre des pröts. 
En quelques endroits de l'inventaire, une seconde main a ajouté à 


la marge des notes indiquant que tel ou tel volume a été empranté à 
la bibliothèque, et ces indications, répétées et complétées au verso du 
manuscrit, constituent un véritable registre des prèts faits par la librairie 
de Patmos. Les renseignements que nous y trouvons se rapportent 
pour la plupart à une époque un peu postérieure à la rédaction de 
l'inventaire: à la vérité, nous ignorons la date de l'higouménat de Ni- 
codemos, dont le nom accompagne les dernières lignes du registre; mais 
nous pouvons tirer du texte mème de suffisantes informations chrono- 
logiques. Parmi les emprunteurs assez nombreux qui viennent puiser 
aux richesses de la bibliothèque, deux établissements monastiques sem- 
blent traités avec une faveur particuliere: la métochie de Pyrgos recoit 
d’un seul coup onze volumes, celle de Cos, dix, et dans les deux cas, 
les manuscrits prêtés sont de même nature; c'est une série à peu 
près complète des livres liturgiques, comme si Patmos avait voulu 
fournir à ses deux métochies les textes indispensables à la célébration 
de l'office divin.') Or nous savons à quelle date les deux couvents en 
question sont entrés dans le domaine de l’abbaye. Pyrgos lui a été 
donné en 1216 par l'empereur Théodore Lascaris”); le monastère de la 
Theotokos tév Zrovd&r à Cos paraît lui avoir été attribué sous le 
règne de Jean Vatatzès (1222—1254).*) C'est sans doute au moment 
de la prise de possession des deux métochies que les livres nécessaires 
leur furent remis par la bibliothèque, et nous pouvons en conséquence 
placer avec grande vraisemblance l’higoumène Nicodemos immédiatement 
avant Germanos, que nous trouvons en 1258 occupé à achever l’orga- 
nisation de la métochie de Cos.*) Les prêts de manuscrits enregistrés 
dans notre document doivent donc être rapportés à la première moitié 
du 13° siècle.*) 

1) C'est dans le même esprit que l'higoumène Sabas légue à l'église rot 
"Acopcarov un certain nombre de livres liturgiques, (va yalln 6 péllwr naeapévery 
éxeloe (Acta, p. 242). 

2) Acta, p. 176. 180. 199. 

3) Cf. Acta, p. 217. 

4) Acta, p. 193. 199. 

5) On peut serrer de plus près encore la date des derniers prêts inscrits au 
registre et consentis sous l'higouménat de Nicodemos en faveur de la métochie 
de Cos. Ils portent l'indication chronologique de l’indiction 2. Or, sous le règne 
de Jean Vatatzès, deux dates seulement correspondent & cette indiction: ce sont 
les années 1229 et 1244. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 511 


1 fois; Evergetikon, 1 fois), des traités d'édification (Climaque, 2 fois) 
et un manuscrit de Job. Les auteurs profanes n’ont tenté la curiosité 
d’aucun des correspondants du couvent. 

Ces indications, si peu nombreuses qu’elles soient, permettent cepen- 
dant d’entrevoir la place considérable que Patmos mérite dans l’histoire 
littéraire du moyen-àge oriental. Sur les cötes de l’Anatolie grecque, 
dans ces îles de l’Archipel, si durement éprouvées par des misères de 
toute sorte, les moines de Patmos ont, pendant plusieurs siècles, allumé 
un dernier rayon de vie intellectuelle. Pour ces pieuses communautés, 
pour ces humbles bourgades réfugiées sous la protection du saint patron 
de l’abbaye, le couvent de St. Jean le Théologue n'a pas été seulement 
un centre religieux, il est demeuré un foyer vivant de culture et de 
civilisation. En dotant d’une bibliothèque son monastere bien aimé, 
Christodule n'avait donc point fait une œuvre vaine; en poursuivant 
pendant près de trois siècles l’aceroissement de la primitive librairie, 
ses successeurs n'avaient point tenté des efforts stériles. Sans doute 
le résultat final n'a point pleinement répondu à leurs espérances; sans 
doute la négligence des siècles suivants a laissé disparaître beaucoup 
de ces volumes qu'ils avaient si laborieusement rassemblés. On men 
doit pas moins savoir gré aux moines du 11° et du 12° siècle d’avoir 
su unir aux soucis de la foi ces nobles et sérieuses préoccupations: 
elles leur assurent une grande place dans l'histoire des lettres, elles leur 
méritent aujourd'hui: encore notre reconnaissance et notre respect. 


Appendice. 


Nous publions en appendice le texte inédit de l’Inventaire de 1201 
qui a servi de base à nos recherches sur la bibliothèque de Patmos. 


Kadnt ovv ded This cefacuias tod nyannuévov td Xoiot Oeo- 
A6yov Movie ris Iaruov, yeyovas éxl tig NYovusviag TO mavoora- 
TATOV Tatoòds TUÓvV uovayod xvpod Apoeviov, xara uiva LenréuBorov, 
Ivdıruwvos 0’, tod sy’ Erovs. “Eyer dè obras. 


dia tor «yiov sixdvar. 


Eixov ayia ueyain 6 @eoldyog pera reorpepelas dppvoodiazovoov, 
nal otepavov nal EVAYYELOV TY AUPOTEEWV yoVOOYELMEVTaY') KOYVOAY. 
Eyndiniov Y Zravowois. ¿repov orgoyyvlov Oeoróxos pera Bospous, 
ta dupôrepx aoyved dityovon yemevta. Erepa elxcwv ol Gyior ’Ano- 
oroAoı ITetgos xal Ilavdos dbAoxdountos doyvoà xai yovowmpervy. Etégo 

1) Sur le sens des mots gemevròs et zeluevorg, cf. Labarte, Hist. des arts 
industriels, t. III, p. 74—76. 


L Abteilung 


zixòv è Xovodoropos Eyovsa otepámiov, sdapyéivov, Empire mi | 
Gravoods rgelg, tè dupórega doyvoî xal povomueva. Eréou elxiov à 
dyios Anwjtowos perà megupegelas xul orepdvov deyver xal yovou- 
wiry. éréga sixoy Y irepapia Osoróxos Epovoe megupégerev. Eriga | 
elxtow ol éyror tosis, Osódogos, Anuiroros xed Pedoyrog, bhorkéxaros.') 
Éréga eluiow 6 üyıog Nixdduog sugovr<n>*) werk repupegeías. Eréga sir 
À kyla Oeoróxos were wegipegsias xal arepávov, izoven zul dv ro 
perdre uagpagirapirtiv. Eréoa slnòv dénruyos Eyovoa eis ri En pégos 
eixoviouere FE, dv Évrég stor tà adrów Gye Zeluva. Eroe elxiv 
dhoxdountos 6 Gyiog "Aduvácios xa) 6 üyıog Kigeddog. eixiov Éxtou 
diyvov(?) à dpía Osordros uerà megıpepeiag Ego 1 elzowiouere zei 
otepdvove, fosporparodou xal Ev ro orepavi 100 Boépous ddp 
duo xul uegyapırdgiov Ev. Eréga sixiov 6 üyıog Maddog 6 dv rH Acro 
Exovoa ¿vrbg tod adrod éylou Aeitava.*) Erégu ela ódorfdxoros è 
Xoiords zul of dio Evayyelioral Aovxús sol Todvung. siol sal sis 
rd xedliov rod ÖnAmdevrog xudnyovuévoo EyaoAmov bioxdopntor i) 
dyla Osoréxos éoyvgozetuevtoy werd Boépous. Eréga elxiov bloxdounros 
6 &yıog Tempyıos zul 6 pros Anwijrgiog éxowoa xed Évrdg tiuror Esàor. 
eixiov Étéqu i) éyix Osoróxos Úlorféxoros pero Boépous. Érepor pexgdr 
Eynöknıov ij Koiunois. oravods rouvds égyvods drtyovoos els. orevgoì 
Eregor ueydAoı dio dpyvgorfdmwro. Eregog oraveds otyvoy Eymv slxo- 
vicuara qequevid.*) Erega eixov 7 Koípnois ris bregapias Oeoróxov 
xoounuevn. Erega slxiov 6 Gyog Megxovguos xoounuevn, duporspe 
Lö6dnsev maga tod...... 5) dad vv Koi. Eriga sixv ÿ ayia 
Oeoróxos yiurm) xal xoounuévy. Erega 6 &pios IavreAetfpav xoour- 
“névov.*) . 
Aé tev tiuiov Sbiov xal úyiov Zeupdvov. 

Tira Edda”) ceca dv rd Ev dopveoridxwrov yeuevrov xal did- 
qevoov. ¿regov muxçdv doyvodv xal didypucov. Eregov Eyudizior rd 
tod 'lucirov Eyov Evrög tipuov Evlov xal Eyre Aelpava xerraord.*) 


1) Ttérurog = clavatus (Ducange). 

2) Cf. sur ce mot l'inventaire de Michel Attaliote (Sathas, p. 48). Le mot 
cagovt signifie cuivre (Ducange). 

3) Sur St. Paul du Latros, ef. Acta Sanet., Oct. t. XI, p. 308. Cf. Analecta 
Bolland., t. XI (1892 fasc. 1 et 2, où se trouve la vie du saint. 

4) Depuis éréçu elxòv % Kolgnoss, les objets mentionnés sont inscrits en 
marge de l'inventaire 

5) Blanc dans le manuscrit. 

6) La dernière phrase éréga 6 &yıog Iavrelerpoy se trouve inscrite à la 
marge, comme les précédentes, mais d’une autre main. 

7) Sur les ripio Evla, cf. Riant, Des dépouilles religieuses enlevées à Com 
stantinople, p. 17 et 28. 8) Sur ces phylactères, Riant, ibid., p. 28. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 513 


Guotdgiov EVAvov pera Oeudrov œônowv Eyov évrdg Gyia delpava 
xouucta pixpa xal ueyada dexaenta. avidly yalxodv Eyov Evrdg Eyuo 
Aeiwava dvo, ay to Ev rod dyiov ’Iaxwßov rod Ilépoov. xauxroirév 
uıxgbv dpyvpodıdyovoov Eyov Evròs Asi'avov tod ayiov Zrepdvov rob 
véov. overagiov Evdivoy Eyov Evros Aelpava «yiov xouudrin Ente. 
Eregov avAitpittiv E:’Aıvov Eyov évrog Asiwava dvo. Erepov ougrégiov 
puxodv Evlivov Eyov Evros Asiwava xouuatia mEvTE. oravoly yxlxodv 
dixdobv ¿yov Eowdev Kyra delpava. xauntoittıv orpoyyvlov ëlepav- 
tivov koxgov Eyov ¿owmdev xouuatia lelpava Tédougx xal cagna xop- 
pera Odo. Erslgov) xaurntpittiv Baivov Eyov Evtog lelpava xouudria 
Ente. Erepov Ovoragıov padveov BovBadixòv ordyoddetov ¿yov Eomdev 
xouuatia Aslpava téccqoa. xai Erega Ovo To Ev Tod dplov ‘Eguodcov, 
xal to &Alo tod &yiov ¿xoorólov Dilimmov. Eregov overdpuov Evliwov 
Attòv Erov Eomdev lelpavov xouuariov Ev. Koxda modo ¿yovoa EOw- 
Dev Asipava xouueria w'. 


Ma tó» aylar dioxorotneior xcAuuuctoy zat Blarrior. 


"Apia motigia 0’, rà uty y Copvoà xal ro Eregov Adour iaonıv 
uavoov ¿pyupóderov. dioxor agyveol dvo. Aafidar') Guorar €’. aote- 
06x0:?) öuoroı dvo. dAuol”) Guoror tpeîs. Pvpiutòs doyvods els uerà 
elxovıouctov diaggvoav FE. nattiv') «pyvgotv Ev. roryooxalvuuara 
evento duo xal dio”) yxovoogavitotos els. Erega xornooxalvuuero 
mala névre. Biartia, fito. Eumooordiın tav aypioy elxóvov pixod 
ueycda Oexanévre. Eregov dllakiuatagiv xataBiartiov") do. Etepa 
PAarcia uevada mévre. TO wiv Ev aaraßicrrıov nulœidv xar’ d&£og. TO 
Erepov Yaxwrdv. TO Eregov ÖLßlarragıv, xiteivoy ¿yov xal dorpittv, 
xal TO Erepov vagdyxmwroy miextòv, xal ro Erepov Ebauitov') xdxxevoy 
peta yeauudrov. Evövral dvo ¿E Evos Updouatos plartiou xut’ o&Eog 
tevzatod pera Ewdiov xal yovwwv*), xal évdvuatav Baußvaivov roa- 
Givav. ¿vega Evövrn radar pera évdvuaros Aivorpacivov. Etéga Ev- 

1) Petite cuiller pour extraire le pain du calice, et à l'aide de laquelle on 
donne la communion aux fidèles. 

2) Petit arc destiné à empêcher le contact entre l'hostie et l'étoffe qui re- 
couvre la patène. 

3) Cf. l'inventaire d’Attaliote (Sathas, p. 48) où on lit ¿Quos. 

4) Cassolette pour l'encens. 

5) Étoffe qui sert à couvrir à la fois le calice et la patène (Sopho cles 
Greek Lexikon, v. xdivuue). 

6) Sur le xaraßlarrıov, cf. Francisque Michel, Recherches sur le commerce, la 
fabrication et Pusuge des étoffes de soie, d'or et d’argent, t. I, p. 12. 

7) Sur l'éfaperor, cf. Fr. Michel, ibid., t. I, p. 106—119. 

8) Sur ces étoffes historiées, cf. Labarte, II, 424—426. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 515 


tetouBayyelov uixgòv Eyov Eis TO Ev pegos otavpittiv urxoov, Bovidas 
9”, nal duvydadittra O°, ta Gupôregx doyvoë, xal xoufodrnivaca d'.!) 
Erepov Tergaßayyelov wıxoov Eyov elg to Ev pepos fovidlav uiav, 
auuvydalittia récongu, Eis ÖL TO Erepov pépos aduvydalitta résonon 
xai xoußodmivaıen 0°, ta dupórepa qaduà.?) Ersgov Tergaßdyyelov 
Eyov elg to EV pueéoos otavoòdv dgyvoòv uixgòv, Ev cd xa) yodumare 
elo. Evrerunwueva leyovra “Kupie Border tH doviw cov Osodmpw”, 
Eyov xat Bovdlas O”, duvydalia y’, elg Oe TO ExEQov pépos duvydalia 
6’, Bovilas B', xal xoufodnivace y”, ta dupôreou yadue.*) edyodd- 
giov TO tov Emoxônov Exeivou xvgoò Kwvotavriov, Eyov Eig to Ev 
uéoos elxóvigua tov Xgıorov, fovidas wixods x’, elg OE TO Etegov uépos 
otavgov, Bovllas uxguas AB’, xal xoufodnAbaia È’, tà aupotega dp- 
puoodidyovoa. TETEEOV rergafaypyedov TO xeluevov ElG TOY Gyiov TATEQO, 
"Asiov.‘) tétegov Edayyéliov to tod ‘Iagitov, Eyov xai rdv Gnéotodov 
AUQÓTEJOV XUDNYUEOLVOV vy TI) TOOPYTELA, Eyov Els TO Ev wEQOS OTavgoov 
aoyvooy xal xoußodmAvxoßoviia qadxà. BıßAiov 6 xutà xvpranv dva- 
-yıv@oxdusvos xoukandorodos’), éyov Eis TO Ev pepos xaeppía ta, auvy- 
dala d', ooavrog xal elo TO &Alov uéoos xbufovs adppvgodvs Ss’, xal 
Ev qaulxodv, nal nión deyupa O°. padriouov Eyov slg TO Ev pepos 
auvyddla 0’, elg to Eregov uépos duvpdaria d', BovAdag 5’, xai xoufo- 
Inivxa 0”, tà dupôregx coyver. BiBiia unvaîa dmdexa ra yoddó- 
ueva ave UVA ....... égovta tov 0lov Eviavitod. fufBliov EtTegov 
Toıwdıov dpyôuevor darò Ts avgiaxig Tod TeAwmvov xui Tod Pagroaiov 
exo: Tod Aakdgov.®) Eregov BıßAiov ròv (sic) Enikoınov adrod Torwdiov 
deyóuevov ano ts xvpiarijs tig Batopógov xal Ews tov ayiov nav- 
tav.) Erepa BiBlia y, Oxt@yzyor ave O fyovs Eyovdaı. AAN óxto- 
NIOS xavovas Eqovoa xnagaxdytixovs tig Osoroxov. bodrio oreyzo- 
Aoyiag B'. oTıynoagıov Ev ro padiduevov.?) xovrazion Ev. ido BLBAL- 
dóxoviov tO Tunıxov tig ExxÂnoiag.") Eregov BußAuöönoviov pixgòv 
Eyov OTıynga THY oOxtaryov tig vrepupias Oeoróxov. Eregov PiBAt- 
dóxoviov To padiduevov EEanogteikdgia. BıßAiov Kilo Ó xadnuegivòs 
andoroios.!”) Erepos andotodog wingög caffatoxvpraxds. Erega PrBAca B' 
ovvabcpıc EEaunviara.!!) BıßAiov &Ado 1 Ilpopnreia.!?) «¿do BuBliov 
malaòv unvalov tov "IovAlov unvdg. étegov BußAıdonoviov 6 Ayıog 
ITeyauıos.'?) Ersgov fBiflidaguov 6 Bios tod ayiov Weodagov 'Edéoons 
Eyov nal xmpos to tédos xepaiaıa noaxrinc moimua avrod. Eregov Bußir- 
dóxoviov n axoxdlupis tod Beoddyov. Eregov pixgov o Bapla«u.*”) 


1) no. 82(?). 2) no 88(?). 3) no 80(%. 4) no 67(?) 5) no 15(2. 
6) no 212(?). 7) no 213(?). 8) no 218(?). 9) no 267(?). 10) no 11. 
11) no 261 et 262. 12) no 210. 13) no 9. 14) no 8. 


516 I. Abteilung 


BıßAiov Eregov à Ilavdextns.!) Eregov pixgòv Eyov tov Biov Tod Zrov- 
ditov. Eregov BuBliov ¿yov Ev ti deyîj éxiorolas tod Xgvooorduov 
mods Tv paxagiav OAvunıdda, xal tag mepuódovs Tod dylov dxoorólov 
xal moaroxdyrov ’Avögeov.?) PBıßAiov &Alo EQuyvEeta Tod Xovoocotduov 
eis to xara Todvynv ¿qov Adyovs an'.?) tod adrod Eregov eg TO avrò 
éyov Adyoug pd’.*) Erepov BiBdiov Tod a«vrod eig TO xara Mardatov 
égov Adyovs u'.5) Etegov Buorov tod avrod elo td avro ¿yov Adyovg v’. 
Erepov frfliov Equnvela av nodkewv tod Xpvecsróuov.*) BiBAcov 
&Alo TOD AÚTOD, Epunvera n nowrn ébaiuepos. llo BıßAiov Egunveca 
tov avrod waArigiov.') Eregov PıßAiov reds ‘Pouaiovs Epunveia Tod 
avrov.*) ido BiBAiov i) perepgaois Tod Shov Zenteufpiov unvos.") 
¿repov Öuoıov Oxrafpiov!0). Eteoa PrBlia B' Y uerapgacis tod Noeu- 
Boiov unvds.!!) BiBiia Ersoa B Y ueraponois tod Aexeufgiov unvds.!?) 
xai &Alo Bıßliov uertpoaois Ev tod Glou Aexeufipiov unvòs.!) Erépa 
uetdpoaois Ev tod Olovu unvòs "Iavovagiov. BuBliov Eregov peragpgaois 
tov devrégou éEauryvov.) &llo Bıßiiov 6 üyıos "Eppaiu”) ro fuov' 
Etegov 6 Ilagddecog."*) 440 ro Eyov xal To Eyamuov tig aptag Ma- 
xoivys. Eregov To Aavoatxüv.!7) &Alo to Edepyerixdv. Eregov BıßAiov 
Eounveca tov Xgvoooröuov eis mods Kogıvdiovg xal mods Titov Enı- 
otoldg, TO Eyov xal node nv «oyo» ra Baufvxva tergadia. Erepov 
BiBAiov Epumveia tod adrod xods Kopuvdiovs B Exvorodís.'*) ido BıßAiov 
tà xelueva tod Maïou unvög.!?) Eregov uerdpouoig tetpapnviaia de- 
qouevn ano unvos Defpovapiov xal Eungoodev. ido Epuyvela rod Xpv- 
cootóuov 200g Epeoious xal mods Tiuódeov enrorodiis.”) Eregov Br- 
BAlov of avayıvwardusvor Adyoı tod Oeoddyov Eyov xal éx ties ‘EEan- 
uegov tov ayiov BaoiAetov. Ereoov BıßAiov ravnyvornòv TO xal nag’ 
nuiv Aeyduevov "Alsbarögıvöv.”!) &llo BiBiiov 6 aytog BaotAerog.**) 
ETEOOV uetapoaois Eyoven ano tov Le Toviiov Fag tedovg Avyovorov. 
dio PBıßkiov perápoaciv tod B' OAov Ebauıjvov”), fro. dx dere 
Deßoovagiov ¿wz télous Avyovorov. BıßArov Etegov mavynyverxoy nadaoy, 
égov diapdoovs Adyovg «xd unvos Zenteufoiov xal ¿uxpocdev. Erepa 

1) Il y a un livre de ce nom composé par St. Nicon, moine de Raitha en 
Palestine (Fabricius, Bibl. graeca, ed. Harles, t. XI, p. 275—278). Cf. aussi pour 
un autre Ilavdenrns, Sakkelion, loc. laud., p. 144—145. Ce livre se trouve aussi 
dans la bibliothèque de Michel Attaliote (Sathas, loc. laud., p. 49). 


2) no 162. 3) no 128. 4) no 141. 5) no 168. 6) no 150. 
7) no 159(?). 8) no 145(2). 9) no 228. 10) no 250. 11: no 230 et 231. 
12) no 240 et 243. 13) no 241. 14) no 255. 15) no 107. 16) Sur le 


Ilagadersos, cf. Fabricius, t. X, p. 115. 134. Sur le Ilagddercos vos, ibid., t. X, 
p. 130. 17) no 176. 18: no 146(?) 19) no 257. 20) no 147. 

21) Cf. Sathas, loc. lawd., p. 50, où Von trouve rdv ‘Alééarôgoy. 

22) no 27(?). 23) no 259. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 517 


fifdia rédoaga navnyupıxa tè xal maga tod uoragod xugod Magxov 
ypapevra. BiBAiov &Alo Eyov toda deonorixodg xavóvas éounvevpuevovs. 
Eos ds tè ovevóueva. 

+ BıßAiov Eregov ¿yov xepalara tod dotov nareds Nuov Zvusdv 
ngEOBVTEEOV xal myovuévou uoviig tod &yiov Mduavros tig Ævlo- 
xéquov 6 xal B' @eoddyos Asyduevos.!) &llo BiBdiov péya 6 6408 
BeoA6y0s.*) Eteoov BiBliov Y meaty éÉayusoos Eregov BiBAiov pera- 
poaois tov Zenteufoiov unvos.*) Eregov Ouorov rod Nosußgiov unvös.*) 
Erepov Ardy égunvevuévor 6 Ioß.) Eregov perápoacis tov OxrofBplov 
unvös) BiBliov &Alo Egumvevusvov al émorolai rod ayiov IlevAov.‘) 
BıßAiov Ersgov Wadrijoos ¿Enynos dxpifeoráry, Egumvsidg EYovda Tod- 
Ady xarépgov.) Eregov BiBliov al émierolai Tod a«yiov TlavAov éxov 
Ö’ adrd Tv ¿ounveiev did oyoliwv.”) Eregos axdotodos 0caffaro- 
xvoetaxds.'°) &Alo BuBAiov exxaynoracrixdy xai molrixdv vouoxavovov 
Autôv.") Eregov BiBAiov Énitoui) Egunveiag eis tv Téveowv.!*) Eregov 
Bıßkiov Xovooorouınov, Ev d elo nal of negl legoovdvns Adyor adrod."*) 
BıßAiov Eregov, uerapgasız ano unvog Matov ¿mg tédovs Abyovorov 
oxogcdyy.'*) &Alo PıßAiov waAtngiov Epumvsiav Eyovtog tod &yiov 
Baotheiov, rod ayiov Imdvvov tut Xovooorduov, Poriov raroudoyov 
xal Ecgowv.») BiBdiov Eregov Egunveia els ro ¿Exouderarroópyrov Bact- 
Asiov untgoroditov Newv Ilato@v.!") llo PıßAiov perápouors and 
tod x ‘Tavovagiov ¿yov xal tov Deßoovagıov.!”) BıßAlov Eregov uag- 
TUpOYoauuEva xeiueva unvòs TOD ‘Arpiàiov.!*) ¿repov BuBliov Ô “Ados 
ITugdderoos (reo Erwgiodn xal ¿00d To fiuiov el tà Iloldria Ev ti 
Movij tov ‘Ayiov Meoxovgiov).) &llo BiBiiov Xovooorouixov eig TO 
676790 olvo yow xal Er£govs Adyovs adrod. illo BıßAiov Equnvela rod 
padrijoos.”) Eregov 6 üyıog Baothetog.”!) ido 6 Aauaëxnvôs®?) Eregov 
Eqov Eis thy dognv ‘Hovgiov moeoputégov ‘1egoooAvuwv xai Eregwv.”?) 
dido Egumveia tod Xovooorduov sis nv neds ‘Pœouaivvs émiotrodriv.*) 
Exegov 6 &yuos Epoalu ro Huov.?) Eregov muvnpvoixòv deyóuevov 
ano Tis xvgiaxng Tic Xavavalas Ewe tov Ildoya, Eyov diapdgove Adyoug 
tod Xpvooozduov xal ¿régov, &Alà xal ‘Ixnoivrov xáxo ‘Pouns elg mv 
devtépav xagoveiay tod Kvgiov judy ‘Inooù Xoısrov.”) BiBAtov &X20 
Egunvela Tod Xgvooorduov elo To xato Mardaiov fuov, ¿yov xal 


1) Sur ce personnage, cf. Fabricius, II, 302 et Sakkelion, p. 177. 188. 


2) no 33. 3) no 249. 4) no 235. 5) no 171. 6) no 261. 
7) no 61. 8) no 65 (?). 9) no 63 (?). 10) no 16 (?). 11) no 173 (?). 
12) no 177 (?). 13) no 170 (?). 14) no 256. 15) no 66. 16) no 31. 


17) no 247. 18) no 254. 19) La phrase entre parenthèses est écrite d’une autre 
main à la marge du ms. 20) no 269 (?). 21) no 24. 22) no 125. 23) no 109. 
24) no 62. 25) no 106. 26) no 186. 


518 I. Abteilung 


moog to tédog tods meol legoovvns Adyovs.') Erepov fiBAiov Eounvela 
Bs0daprrov Enıonönov Kvgov elg ta Entovueva rijg Being yoxpis.?) 
Exegov fiBAlov ¿yov And te toùs dvaywaorouevovs xai un dvayıyo- 
oxouévovs Adyovs tod @eoldyou”) BußAlov ¿Alo tod Xovoootduov Epun- 
veía eis nv 200g Pouciovg xal Dilinnnoious EnioroAiv. Exegov BıßAlov 
Aırov ¿yov xepaiaıen dudpogx Avrıdyov uovayod tig hagas tod &yiov 
Zappa mods Evorádiov.*) Eregov BıßAiov Eyov anoxevpovs Adyovs tod 
@s0Adyov‘ BiBAiov dido ta doxntixà tod ayiov Bactisiov.") Eregov 
Bifaiov Eyov Ev doxij tov Biov rod dpiov Zulßeorgov xal Erepuv 
diapópgov.) PBıßAiov &X40 Eyov ta avrigentxa tod dyiov Baoıklsiov 
xutà tov dvocefovs Edvouiov, xal ide didpoga.') BiBliov &Alo ro 
vouoxdvovov. Etegov BıßAiov Eyov Ev ti) den xatnyootas "Apueroredovs 
&Alo BıßAiov Eyov Ev ti) «exi tov Xpvoooröuov reel axareiintov xal 
xatà Tovdaíwv.) ido PıßAlov tO fuuov Atòv ¿yov tiv dnoxakvpıv 
tod Gesolóyov. Eregov frflidóroviov al xarnyryjeeg tod Zrovditov.") 
¿repo fifBlidóxroviov pixoòv aadaoy ¿yov xar’ doqàs tov "If, ras 
adıaxgitovg mragoruiaz Tod Zolou&vros, tov ’Exxindiaormv, xal Erepov 
£yov xal oyddia’ Exegoy BıßAiov nuicidv diunvatov Aexeufipiov xai 
’Iavovepiov. Eregov nalcıov unvatov OxrwBpros. Eregov Guovov Toúvios. 
¿repov Suorov “Axpidios. &llo nalaòv unvaiov Iavovdgios. Eregov 
ouorov AexeuBorog. xal &Alo Guorov ’Iavovagiov. ¿repov BıßAuödroviov 
nooprtreior tOv Xouotovyevvav Obv TÓV purov xal nv ÖAnv Teo- 
orguxooriv. Eregov nadaidv unvatov Matos xai ’Tosvios. &AAO pixgòv 
decaoœuevor Aırov Epunvevuevov 6 ‘THB. Er<epov> fBrfirdóroviov xa- 
dav y Didonadia.”) &Alo BıßAiov peya  Mélioda, tb xa. nag’ Muiv 
Aeydusvov Gyios Nix@v!!), Eyov xai nodg To télog xepdiAuud tive 
diapdowv ayiov naregwv. Eregov BıßAiov Eyov Abyovs diagpdoovs tod 
ayiov Baotheiov, xai Eis To tédos époranoxgioais Tod ayiov "Adavacion. 
Eregov BıßAiov ro Elpuolôyrov.*) ido BıßAiov orıyegdgiov veórovov.!*) 
Eregov YoArıxov Ouorov. Erepov fBifliov unvaiov foproAgpiov. ido 
BıßAiov dxranyos xadnuegivn. Erepov BıßAiov 1) doypatixi mavondia.!*) 
Eregov Bifirdóroviov ovvontaı. ‘Iargixà Ovo. ¿repa fifdia orıyepapın 
B'.") Eregov fBiflrdóroviov Aetixdv. Eregov BuBliov orıyegdgiov xu- 
Aaıdrovov.!) ¿repov BıßAlov uéya 6 &yios Bacíderos.") ido Bi<Bliov> 


1) no 138. 2) no 114. 3) no 37. 

4) Cf. Duchesne et Bayet, Mission au Mont-Athos (Arch. des missions, 
3° Série, t. III, p. 438) et sur l’auteur, Fabricius, X, 499—504. 

5) no 20. 6) no 188. 7) no 184. 8) no 152. 9) no 112. 10) no 270. 

11) Sur la Melissa du moine Antoine, Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt., 289. 

12) no 54. 13) Sakkelion, p. 119. 14) no 102. 15) Sakkelion, p. 119. 
16) ibid. 17) no 18. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 519 


yegovrıxdv.!) Er. Bi. unvaiov Adyovorov. &llo fi. Y nadaià Dela 
yeagy.”) Er. fi. Eyov Ev tí doy? wegl dperís nal xaxtag xal drapópovs 
Adyovs tod dpiov Buoılsiov. Er. orıyeodpiov nadaidv.?) Ado fi. è 
Túonxos. Et. Bi. unvatov Zenteußpiov. terpddia andAvra Epunvevpevnvu 
éyorta tiv drox&ivypiv Tod Oeojdyov.*) Er. Bi. ¿yov toÙs Técoagus 
Eöoyyelıorag Egumvevusvovs’) Bl. dAdo vta danavdicuara tov Xovoo- 
GTÓMOV, TO yoagpiv nage tod xadnyovuévov povagoù xvood ‘Apoeviov. 
Erspov frfirdóxroviov uixpov ¿yov nepl yodvarv xal xTidewg xdopov. 
étegov Pi. Aivoy 6 Aicdoyos.®) BiBliôdnovior &Ado ro ¿bacóqpiv. Eregov 
Be. Exov tig 0xtoxyov fixovs Ô . Eregov fiflidóroviov 6 rodas 
Bagladu.") údlo BıßAiov to teL@dtov tod ‘Iacitov. Etsepov Epumveia 
tov ayíov Bactietov Eis tov noopirnv ‘Hoaiav.®) Eregov Brflrdóroviov 
tov Iacitov, &yov Ev ti dog tov Nuoons éxioroldas moog OAvunıov 
aoxytyy. ET. Bi. Magxov uovayod regi viuov nvevuatixod.”) údio 
BıßAıdonoviov didragis TÜV ayiwv áxoorólov xepl Aatuv.!%) Er. 
BeBAcddxovioy ¿yov toda teraduxods xavóvas nal otiynoa xadicuara. 
&Alo uxgov ¿yov xavóvas tig Oeordxov tod ano tig Podov uovayod 
Netdov."') Er. Bi. Eyov tods d' Nyovs Tic dxtorgov. ET. pixgòv rada 
Tod ayiov "Adavacion megi rmdelorov Enrnudtov. Etegov uixgòv oi 
avayivacusuevor Adyor tod Beoddyov.'*) dido pixoov 6 &yios Touar 6 
Zvgos**) Aurdygaqov. Er. Biflidóroviov 6 Kliuaë ¿yov xal xepadara 
tov ayiov Neilov xal Ecéowv.) fBiBAiov údlo. ¿yov ta «uviua xov- 
tama. ETEQOV muxpdv Eyov TAG tod Avyvırod evyas xal tag ¿odivas. 
Erepov fifliov ta doxqrixa tov ayiov Bactisiov. Eregov fBiflidóroviov 
TO EvyoAdpLoy tov Ayiov Nuov nareds xal xrirogos uera elxovicua- 
TOS aeyveot. Eevyoddyioy &Alo TO dv Eig tobdg @yiovs TEOGAPAADNVTA. 
Erepov eúyolóyiov ¿yov Oiapôgous MoAildg edxas and TE tV yELQO- 
Toviav xal ÉTÉQOV. Etepov edyoddpiov muxpovtéixov rdvv uxpav Eyov 
tv axohovdiayv. Eregov BiBliov dxtanyos Y tod Tacirov. fBiBlior 
ZARO doydusvov «xo tie xvocxis tov Baiwv ueyor TÜV éyiov nav- 
tov. Erepov fiiBAiov taHv negl dyanns xepadaicov tod ayiov Mati- 
uov.!) Eregov BiBliov yoovoypdpos to fuiov. Erepov Bıßlıddnoviov 
palrthorov. xovrtáxa 0 tig Asırovoyias tod ayiov Baordetov, xai 
Erepa 0° rod Xgvooorduov. PiBdiddmoviov GAlo, ai dvayıvmaröusvau 
th ueyadn u' xarnyiocıs tod Zrovdirov. fiflidóroviov &A110 ¿yov 
tv dxolovdiav tig «yias Magivns xai tivas diapdsgovg xavóvas. 





1) Sur cet ouvrage, Fabricius, X, 128—129. 2) no 216 (?). * 3) Sakkelion, 
p. 119. 4) no 64. 5) no 58. 6) no 48. 7) no 120. 8) no 26. 9) no 193 
et sur l'auteur, Fabricius, IX, 267. Cf. aussi no 48. 10) no 174. 11) no 175. 
12) no 34. 18) Cf. Fabricius, XI, 119 et Sakkelion, p. 162. 14) no 122. 
16) Cf. no 48. 


520 I. Abteilung 


Eregov uixgòv madaròv ¿yov éyuouia tOv doyayyélov!), xal mpos to 
téhog Adyov Tod Xgvooorduov Eis nv Engavdetoav ovxijy. Etepov 
pixgov Egov tv axodovdiay tav d«eyayyédov. &Alo uunpovttixov 
Eyov Tv dxodovdiav tod ayiov «xosrólov Baud. éEregov PußAlov 
Egunveia tov Nuoons eis rov "ExxAnowaot)v, EXov xal mods To rédos 
avrıgonrına tod ayiov Baoidetov xata Evvoutov. iio BuBliov Atòv 
ta Ndına tov ayiov Bactisvov ¿yov xal aúrov Ev ti) «pyí (orogiépévor. 
étegov Evoradiov lotopixòv xeol tic tod 'Inormov Tovdatxjs doyeio- 
Aoyiag, nAsiov dé ¿ori To fiBàiov qoovoypdpos xav xal od tédeLOS. 
Eregov fiBAiov ¿yov Ev tH coyî Ev faufaxivois teroadiocs éenynowv 
Todvvov Temuerpov Eis tov Adyov tav Xpuotovyévvov.?) Eregov fi- 
BAıödnovAov Aırov tod ayiov Ma&iuov.’) Eregov Xovoocroucxoy êv 
émitoui] Eoumveia elg To xatà Murdaiov, Ev dì td ted adrod ¿qun- 
veía Envoxdnov Böorgwv Titov, xal KAAmv tivóv ele To xard Aovaàv 
Evdayyéliov.“) Eregov BiBlidémovior émiorolàg ¿yov tod áyiov Jw- 
podéov mods adelpòv aiıjoavız neupdivar avr, mods dt To Télos 
tovtov toy fiov Ts dotag Magias. Eregov uixgoy tod Nvoons xepi 
tod un Partodoyeiv Ev vrais noodeuyais xal node TO tÉ40G avrod 
TETOMOLA..... BauBÜxiva ¿yovra Lwopgoviov uovayod Tod Aauaoxnvod 
Ex tay Bavpcrav tav «yiov Kúgov xal ’Inavvov.") Erepov BiBAtov 
tod Aapaoxyvod "Ivavvov «vrepuivevya eis thy Epumveiav tod Xpu- 
cootóuov tig mods Pwoueiovs énotodijg, Eyov tà Ina wg Atéygagpa, 
Ev Ot tH TERE tovtov, xal mods Tiuódeov. Erepgov BuBliov odvtopoy 
éounvera, tod Xovoootiuov Eis To xatà Murdaiov.) BiBlidóroviov 
dido tod dyiov Iwavvov rod Livaitov xpdg robs Exvtod uovayove.') 
¿repov Pifdiov Osodagrrov xeol tig exxdynoraotixis lorogias' &440 
BiBAiov ¿yov rot Xovooorduov émicrolas nevs Oeddagpov dannınv éx- 
neodvru xal Eis to TElog mods Tv paxapiav Odvunidda. Erepov 
BiBAiov énmioroläg Exyov Tod ayiov BaorAetov nods Evoradiov prió- 
gopov ‘Avriogetas. Eregov PiBAiddnovdaoy Émrouÿ EQunvelag slg Tv 
Téveoiv xal sig tiv Eëodov, Eyov xal émiorolàg drapdgovs.®) Erepov 
BıßAlov ovvrouos Eounveta tod Xgveoordmor eis tods 0° EdayyeMiotds. 
BiBlidórroviov &ALO Ocodwgirov éxioxdmov Kvgov els tà Enrovueva 
tig Deleg Ioagpîs.") Eregov umobv BiBliddnovlor ¿qov Ev ri deyi 
Me&iuov reds Iletgov tòv illovorguov, tò dt Sdov Earl vouoxavévor 
modutixdv. Eregov PiBdcov è ‘of Eounvevuévos. Eregov xrrevdv To 
BoovrossıouoAdyıov.!?) Eteoa BıßAıdonovia dvo td youpparixc. BuBds- 


1) Sur cet ouvrage, Fabricius, IX, 165. 2) Cf. Sakkelion, p. 12, no 26. 
3) no 192. 4) no 59. 5) Sur Sophronius, cf. Fabricius, IX, 164. 6) no 60. 
7) no 121. 8) no 178. 9) no 10. 10) Cf. Sathas, loc. laud., p. 50, où l’on 
trouve un ZsiouoßgowroAdyıov. 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 521 


dóxoviov ido Eyov émuorolas MizomA povazod xal diaxdvov xpós 
tiva avevperixdy avrod xarépa. Etegov PBA Odxovdoyv tumixdv ris 
ueydAns “ExxAnoias. Erepov fBifBliov ¿yov repaiaia rod affà "Houiov 
tov mouyaorod.!) Eregov frfliov ¿yov tv dxolovdiav &maguv tod 
dAov Eviavrod and te uyvaiov, Ovvabapiwv, TPOPAYTÓV, evayypericv, 
Axoctólov, Oriysgapiov, (drouélov xa) ra Guorx, ave pijvag EE?), ov 
TO a’ Eye nat’ dpyas Tv dxtonyov, daregov dt xar’ deyas To 
zee@dıov. Eregov fiflidóroviov rod Núsons xepi tig oveaviov tati- 
aprias.» Eregov Brfirdóroviov Tod aytov Bactietov Enıoroldg mods 
Kovoravrıov avroxparopa. BiBliov Ado Aırov Eyov Ev th ¿exi Adyovs 
MEOÌ Tic EVENOEDS tod tiulov oravgod, xal moùdg td redog Adyov tod 
aytov “Eripaviov és tv daveAinyiv tov Zorñoos. ¿repov BuBliov al 
xarnynoss tov Zrovdirov.*) ¿repov PußAıdönoviov bpovs xal vxo- 
youpas Eyov Ta anavdıodEvra xara Oroıysiov dx diapdgwy NaTEgwv.”) 
Erepov fifiidagiov Eyov Ev Ti) 2077 Adyov tov «y¿ov BaotAetov Eis TO 
Ev dexí éxoínosv È Oesdg tov odpavov xal thy yiv. ¿repgov BiBAiov 
Eyov éxierolas tov Xovooorduov moog Kadiioroarov éenxioxonov xai 
Erepovg xal mode tiv uaxapiev OAvunıdda, xal tov noopiınv 'Hociav 
Epurvevuévov dl a«btod. Bipdiov &Alo Oeodagrrov émioxérov Ksoov 
quiddeos ‘Totopia xal doxntixai noditetar. &Alo uxpdv Bıßkıdagıov 
égov dnrogBepuata frovv Epowranoxgiseıs tov te Weoddyov Tonyo- 
giov, rod áyiov BaotAziov, tod Núcons, xal Eripwv ayiwv naregwv. 
Eregov BuBliov eis tods Ilgopúres, xa eis tag exddoerg. BıßAiov llo 
dadexdagoy booAdyıov. Eregov BıßAlov pagrvooygau<ueva) xetueva TOD a 
¿buurvov oxogddny, Eyov xal Adyovs mavnyverods diapspovs, tb dodiv 
maga tov Ev ty Korn xvood 'lodvvov nort rod Blaotod. Erega ow- 
para Bifiia dvo, TO uty Ev éxAoydònv ¿yov elg nv deyyv tod dyiov 
Eyoalu nepl doerav, eis dE to redog Adavasiov Aretavdpetas xodg 
‘Avriogov ägyovra rmepl avapuatcav Enrnperov®), ro dè Eregov Eye elg 
tv koyv Adyov [oropuxov ts Oeotoxov, tas wEQuddovg Tod Beoddyov 
mai Erepd tiva Ta and Tod Nadavanji. werappasıs couarda Zeureu- 
Botov.") Eregov Buorov Aexeufoiov vo fuiov.®) ¿repov Ouoıov EEaijuegog 
Tod Xpvooorduov. Eregov Öuoıov 'Oxtofipros xetueva. Exegov Buorov 
of vayivooxópevo: Adyoı tod ®eoAgyov.") Kai tadra uev stor tà 
couyoróa BBiia xal obras ¿yovra, yon dì Nuiv xal rà Bauubrxiva 
Evaygdıpaı. 

. 1) Sur ce personnage, Fabricius, IX, 282. 2) no 266 (?). 3) Cf. Sakke- 
lion, p. 40—41, et Christ, Gesch. d. griech. J.itt., 2° éd. 749— 750. 4) no 111. 
5) Partie du no 263 (Sakkelion, p. 128). 6) Cf. Sakkelion, p. 7 (no 17) et p. 68 
(no 112). 7) no 271. 8) no 239. 9) no 45. Ces sept derniers numéros, depuis 
Erega cœuarüx Pıßlle Ivo jusqu'à rod Osolóyov, sont inscrits d'une autre main. 

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. SA 








Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 593 


eis tv Aggov).') ¿repa fifdia B° cvvatdorov dvd FE uñvas Eyovra. 
Erepov fifllov of égunvevuévor dvayiv@oxdusvor Adyoı tod Beoddyov. 
Exegov Biblio tà koxntixà tod dayiov BaotAziov, Eyov xal raporuiarode 
Aéyous tov Núcons.*) Eregov fiBAlov nrevòv, Epunvsia @ecodmphrov 
éxuoxóxov Kugov eis to dadexanedgytoy. ¿repov tov dyiov Adavagiov 
xepl tie PBißlov tev ev paduiv. Erepov uxpdv 6 &yios Ilayauıoc. 
BuBliov Kilo ¿xopdeyuara tHv d«yiov rartepuv 1d Ovyypaqiv maga 
Tod xrítopgos trie brepaylas Osoróxov rüs Evepyeridos?), ¿dev xal 
éxtjoaro Agyeoda. ro Evepyerixóv. ¿tepgov uixoòv xal csoadoautvor 
Eyov Epunvelav tev xadodindy ÉxmiorolGv. Erepov fBifiidóroviov ropd- 
Avtov xal gecadeouévov 6 "If Epunvevuevos. &Ai0 uixoòv Eyov tv 
xgúóryy tv BaotAetcav. &llo Exov Ev ti «oxf Adyov tod dpiov 
Avög&ov Kortns eis tòv avieanivov Blov xal eis xouun®évras (80697 
eis tiv Zauov xoùds tov Ilpgofaráv).*) &Alo Biflidóroviov 6 &yıos 
Inx6Avros nanas ‘Phung. Erepov uexpov emcotodds Eyov nods Evora- 
Prov qpuidoogpov xal Eregovs.?) &llo Eyov Ev tí doxî) xepeiara tod 
Gylov Maxagiov. BiBdiov ido ovvatapiov Ev éxitouÿ tov 0lov 
éviavtod. fBifdiov ido Y rada xai Bela your Eyovra xal to 
EExaidexanedgyroy. Erepgov pixpov og Astixdv. Eregov muxodv Eyov 
meol yduwv. &Alo Eyov ¿moroias tod Ilmlovaiwrov "Tovdwpov, tod 
Nôcons xal erégov. Erepov ¿Earooreiidpuov tov ypdvov. ¿repov PiBài- 
dóxoviov rpodempía, td Aeyduevov 6dnyds. Erepov BıßAdov Eyov xorvàs 
éxtotodds, ¿ye De nal mods tb tédog Ev copar yaprio vónovs xepl 
yáucov. Ersgov ta dnavdicuata tod Xoveooróuov. Erepov ¿yov xnav 
deyás rod ayiov Bacılsiov mepl Aperüg nai xaxias. Erepov Tb Tunındv 
the Movîjs trot to “TegocoAvuirixóv. ¿ori xual Erepov fiBlidóroviov 
Giov did oriqov didietis wuyîs xal obuaros, roque tIVOS dpiov 
yEpovrog.?) Erepov al xatnynosis tijg teccapaxootis. Erepov unvatov 
óxtoBeros (£060 Elo tov Gyiov Megxovgıov sis ta IlaAatia).") Erepov 
5 "Apuororédns. Ereoov Dilovos Epumveia elo tv TEvssıv. Erepov 
unvalov cœuar®or Eyov toùs dvo uijvas Müpriov xal Arxpídiov. Eregov 
Xgvoogrouıxdv Eyov diapdeovs Adyovs Gouaróov, td oraddy ano tiv 
Xiov zuge Fewpylov ‚Avayvoorov.?) 


1) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 
2) no 304 (?). 
3) Cf. Sakkelion, p. 199 (no 441. 442). 
4) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 
5) no 326 (?). 
6) Cf. Sathas, Bibl. gr. med. aevi, t. I, p. 273 et 292. 
7) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne. 
8) Les deux derniers numéros, depuis Éregoy unvatoy jusqu'à ’Avayvborov, 
sont inscrits d’une autre main. 
dA* 


Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 525 


cmuarbov didxdngov rer@diov. — ‘Opoias xal eis tov Puyoòv!) 
rerpángov Tv Eypapev 6 uovayds ‘Hoains, Erepov reLW@dıLov deyduevov 
exo rod Teimvov xal tod Papıociov uéyoer tod ueydAov Zaßßerov. 
Eregov Bıßilov xaregexdy, tà dupôrepa Baußuxıve. — ¿dódnoav eig tiv 
K& eis ro puerdygiov?) fiBiia déxa, tà uv duro umvale, và B' 
áxócrolos, Evayyéliov oùv Ilgopnreiaısg rape tod navociorérou 
xarede iubv xal xamypovuévou xvpod Nixodyuov. xal modéa pia 
xavovgria To xvoi TaAaxtiavi to olxovdum. 


Tvôuxtiüvog B'. — 
Nancy. Ch. Diehl, 


. Mosaiques byzantines de Nicée. 


M. Strzygowski a pris la peine d’ajouter quelques indications fort 
utiles à la description que j'avais donnée des mosaïques de Nicée. Les 
monogrammes de l'arc triomphal avaient en effet échappé à mon atten- 
tion; j'avais noté toutefois ceux qui sont inscrits aux chapiteaux des 
pilastres; mais n'en pouvant donner une interprétation satisfaisante, 
j'avais jugé peu nécessaire de les publier. Depuis lors, j'ai eu occasion 
d'étudier à nouveau ces monogrammes, et sans pouvoir présenter encore 
un déchiffrement certain du second, j'incline à proposer pour le premier 
une correction à la lecture de M. Strzygowski. Ce monogramme offre 
en effet une forme un peu différente du dessin qui en a été donné 
(Byz. Zeitschrift, p. 340); l'aspect en parait être celui-ci: 


On remarquera que la partie centrale de ce monogramme offre fort 
nettement la lettre T: c'est une première raison pour écarter la lecture 
Nixoddov, qui d'ailleurs, en tout état de cause, semble assez mal rendre 
compte du monogramme. Ne serait-il point possible de lire ici Nev- 
xgattov? Dans ce cas, la difficulté relative à l'inscription du côté 


si Pm” 


1) Le couvent de St. Nicétas, év rÿ roxodecia rod Puyooò, était situé en 
Crète. Il fut donné en 1196 au monastère de Patmos (Acta, p. 131). 

2) Sur la métochie de Cos, dite de la Theotokos ra» Zxordür, cf. Acta, 
p. 184. 198. 200. 


Reimprosa im 5. Jahrhundert. 


ch bin überzeugt, sagt Professor Wilh. Meyer in seiner Abhand- 
lung: „Die Anfänge der lateinischen und griechischen rhythmischen Dich- 
tung“'), wer sucht, wird bei den griechischen Kirchenschriftstellern 
ähnliche Reimprosa oft finden“, wie er sie in dem Epilog des Briefes 
ad Diognetum gefunden habe. 

Ich selbst habe Beispiele für griechische Reimprosa nie absichtlich 
gesucht, war aber überrascht, als ich den 65. Band von Mignes Patr. Gr., 
wo des Patriarchen Proklos Homilien gedruckt sind, zu anderem Zweck 
durchblätterte, dort zwei dramatische Bruchstücke mit ziemlich klang- 
vollen Reimen zu finden. | 

Ich zitiere einige Zeilen davon ohne jede Veränderung, indem ich 
nur „die Verse“ abteile.?) 

Die Eröffnung der Scene lautet: 

Ladd tig Ilapdévov 7 xordia 
xa) reddy tod ‘Iman % xapdía: 
elde tiv Eragow tig yaotods 
mai antyva tig dyvelag TO uvotigiov navreiög' 
édedonoev éyxvuova, . 
nal elo péyiortov xacrémece xAvdmve’ 
NOOGECYE TEPOQTOUMEVAV, 
xal brrevonoe repdapuevnv. 
Es folgt nun die dramatische Handlung. 
Joseph allein: Ov morevo thy ovAAmyıv, 
¿av ph xariów Tv yEvvnaıv' 
¿dv uy Dedómua ro Bpepos, 
00% anehavva TS kyvwdiag TO VEPOS U. s. w. 


Joseph und Maria. 
Joseph: “Ande uaxpav tijg Iovdaixiis dvyyevelas, 
the édvixijg exolafovoa dxadapoilag. 


1) Abhandl. d. philosophisch-phil. Klasse d. k. bayer. Akad. XVII. 1884. S. 378. 
2) Kol. 786 ff. 


528 1. Abteilung 


Maria: BeßnAouevnv évvosts, : 
bre byxouévmr pe Dewpeïs; 
Joseph: Tuwewds oùx ¿or xoopins, 
GhAdree pooveiv ebosBelag: 
Maria; Ancor redxov mogveiag, 
où didwg róxov dxoloyias; 
Joseph: 'Exmiuéveis yèg dgvovuéwy, 
obros Eyxóuov yevopévn; 
Maria: Zijryoov 1d awevdìs motos rig meopytixis xg09- 
Qoeos 
zul pedon capos dE «bris rd xaıvompenks es deozo- 
TLXÎ)S OvAlnbewg. 

Joseph: ‘Haérnoag rb edosflg cuvorxécov, 

HEcıg, Gre oùx EAmikeıg, eig tò dxgepts Aoyoéciov u. s. w. 

Zum Beispiele diene noch ein Bruchstück aus der anderen Scene, 
zwischen Maria und Gabriel.!) 

Thema: log fore: wor rodro, polir, Éxel ävdga où y1- 
vVÓCIO; 

Maria: ’Ayvoò tod Guaros th oapés, 

zul ng pvóooua rod rpdyuaros rd Veomperés; 
Gabriel: "Amarres oby tà dyyedixd rápuero 

toonta Ömuooısdev Éfuare; 
Maria: BAdfnv Eye tà ris érepotioeog, 

¿dv pavepodr tà ris ovAMwE0S; 
Gabriel: Bléxeig rdv edayyelbôuevor Fafpiji 

nal Evdoıdbeis tov unvudusvov ’Eupavoviji; u. s. w. 

Kann man angesichts dieser Proben noch von ,bescheidenen An- 
fángen des griechischen Reimes“ sprechen?*) Liegt hier nicht zugleich 
ein interessanter Beweis fiir das Fortleben der dramatischen Form bei 
den Griechen in dieser Übergangsperiode vor? 

Man mufs gestehen, dafs in den oben zitierten Scenen, wie sie bei 
Migne abgedruckt sind, der Reim nicht ganz systematisch durchgeführt 
ist. Aber in den meisten Fällen, wo der Reim fehlt, braucht man nur 
ganz kleine Veränderungen oder Umstellungen vorzunehmen, um den 
Reim wiederherzustellen, und ich bin überzeugt, dafs solche Ver- 
änderungen zumeist noch dadurch empfohlen werden, dafs auch der 
Text an den betreffenden Stellen gewinnt. 

Z. B. in der ersten Scene unmittelbar nach den angeführten Reim- 
oder Assonanzpaaren folgt: 


1) Ebenda Kol. 740. 
2) Wilh. Meyer a. a. O, 


A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert 529 


Maria: @eisıs oùv ¿E vaovoiag ratadizaodivai 
Tv Ex Ovvovdiag un xadvBorouevnv; 
Man kann lesen: Oé2eig odv ¿E drovoiag xatadedixacuevnv 
nv éx Ovvovdias uy xadvBorouevnv; 
Nach vier weiteren richtigen Reimpaaren ein fehlerhaftes: 
Joseph: Nouéteis di’ tregdyxav fnutrov 
TV Podvnowv xagaxpovoucdat tis Eure rodas; 
Man muls lesen: Nopiferg du’ Uregdyxcov ónudrov 
THY PPÓVYOLY HAQUXQOUONG DR THY noayuctov.!) 
Etwas weiter unten heifst es: 
Maria: Trouviodnt xai iv énnyyelueévnrv zapovoiav rob 


. Kvgiov 
nel éxxAivne Tv ng0BYEvouEvnv oor éx tov ITovnood 
anıoriav. 


In erster Zeile ist zu lesen: rod Kvpiov rapovoíav. 
Nur einmal in diesen beiden Scenen fehlt der Reim mit Recht, 
und der Text bedarf keiner Veränderung. 
Joseph sagt im Selbstgespräch: 
Eav un (do voy vontòv Nov EnapBdevia, 


e 


où rEidoucı, dtt Y VONTA HeAyvn wever Ey ti) take TS MaQDEvias. 
Hier tritt an Stelle des Reimes das Wortspiel und eine gewisse Art 
von Allitteration. 

Es ist einzuräumen, dafs in dem betreffenden Werke des Proklos 
nicht blofs die eigentlich dramatischen Stellen gereimt sind; auch die 
eigenen Worte des Redners aufserhalb der Handlung zeigen Reime, 
hier aber nicht so systematisch und regelmäfsig. 

Daraus erhellt, dafs die Reim- und Assonanzpaare für den Verfasser 
eine Art der rhetorischen Ornamentik im allgemeinen waren, dafs er 
sich aber wohl bewufst blieb, wie viel mehr der Reim den dramatischen 
Partien eigne.?) 


1) Das unmittelbar nachher folgende Gmuara: rodyuare widerstrebt der 
Konjektur nıcht: Proklos und ohne Zweifel die übrigen Reimprosaisten haben 
ähnliche Wiederholungen und Wortspiele sehr gern (z. B. ebenda Kol. 740—1 6 
cóvOgovos Tod TATEÒG, EVECOMLOS yvvaınög..... Naso tO èravyacua TOD matoòdg 
yiverar yérmuax yuvandg). | 

2) Es ist interessant, dafs dieselben Scenen zwischen Joseph und Maria und 
Maria und Gabriel nach drei Jahrhunderten dem Germanos die Gelegenheit gaben, 
seine ,,syntonischen“ Dialoge zu verfassen. Vgl. E. Bouvy: Poètes et Mélodes etc. 
Nimes 1886 p. 321 et 332. Bouvy führt denen des Proklos ähnliche homophone 
und homotone Antithesen und Parallelen aus Isokrates (p. 186—7) an und zeigt 
auch ähnliche rhetorische Verzierungen bei den Predigern des 7.—10. Jahrhunderts 
(vgl. Additions 361 ss.); aber das Beispiel des Proklos beweist, dafs Bouvy weiter 


530 I. Abteilung. A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert 


Die genauere Erforschung der byzantinischen Reimprosa ist sehr 
wichtig für die Geschichte der poetischen Formen in der altrussischen 
Litteratur. Es ist bekannt, dafs bei uns die systematische Einführung 
des Reimes in der Poesie sehr spät anfängt: erst im 17. Jahrhundert 
in der sogenannten syllabischen Dichtung der südwestlichen Provinzen, 
die von der polnischen Litteratur am stärksten beeinflufst war. In 
der grofsrussischen Poesie erscheint der Reim erst im 18. Jahrhundert 
unter dem Einflufs der westlichen Kunstlitteratur. Aber die Anfänge 
des Reimes und andere ähnliche poetische Kunstmittel in der Prosa 
kommen schon viel früher, im 12.—13. Jahrhundert, vor. Es ist sehr 
leicht, zahlreiche Beispiele dafür bei dem sogenannten Daniel Zatoënik 
(inearceratus) und in den alten Sprichwörtern und Gnomen zu finden. 
Im 16. Jahrhundert ist im moskauischen Reich sehr klangvolle ge 
reimte Prosa schon Lieblingsform besonders für die Satire und Gnomik) 


München. Alexander Kirpitschnikow. 


binaufgehen mufste und dafs Agypten vielleicht keine besonders wichtige Rolle 
in der Entwickelung des Reims gespielt hat. 

1) Da ich im Augenblick keine weiteren Hilfsmittel zur Hand habe, gebe 
ich als Beispiel ein Sprichwort und einige Zeilen aus der Klage eines Adligen, 
die den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts entstammt (vgl. Bibliografiöeskijs 
Zapiski 1892. N. 4 8. 280) 

Powédilsa kuwschin pó-wodu chodít' 

Tam jemi i gölowu slomít' (Sprichwort; der Sinn: „Du trägst deinen Krug 
allzu oft zum Wasser, er wird zerbrechen“. Gi. Freytag, Marcus König. Leipsig 
1876. $, 161). 





Tulskije wory wylomali na pytkach rüki 
I narjadili ¿to krúki.... 

A i lawka byla uzk& 

I wzjala menja velikaja toská 

A poslana rogóga 

A spat’ ne pogöße u. 8. w. 


L'Illyricum ecclésiastique. 


Suivant la conception byzantine de l’organisation ecclésiastique, il 
y avait cinq patriarcats, ceux de Rome, Constantinople, Alexandrie, 
Antioche, Jérusalem, plus une province autocéphale, celle de Chypre. 
Les patriarcats de Rome et de Constantinople étaient considérés comme 
limitrophes: là où finissait l’un, l’autre commençait. Cela ne veut pas 
dire que la limite entre les deux soit toujours demeurée identique à 
elle-même. Au déclin du VI° siècle le patriarcat de Constantinople ne 
dépassait pas l’ancien diocèse de Thrace: ses provinces les plus occiden- 
tales étaient celles de Mésie II° (Marcianopolis), de Thrace (Philippo- 
polis) et de Rhodope (Traianopolis). Plus tard on y annexa tout ce 
qui restait de provinces grecques dans l’Illyricum, les îles du littoral 
dalmate, la Sicile tout entière et une bonne partie de l'Italie méri- 
dionale. Sur ces changements nous sommes renseignés, soit par les 
documents officiels, soit par les historiens, soit par les Notices ou 
catalogues des sièges épiscopaux. Les plus anciennes de ces No- 
tices'), les TIeicız Taxrixa, correspondent à un temps où l'Illyricum 
était encore en dehors des cadres du patriarcat byzantin: leur série se 
prolonge jusque vers la fin du IX° siècle. Les autres, les Ne« Tax- 
zıxd, qui paraissent avoir été constituées d'abord aux environs de 
Pan 900, nous présentent les provinces ecclésiastiques de l'Illyricum 
groupées avec les autres provinces suffragantes de Constantinople. 

Avant ce changement il n’est pas douteux qu'elles ne fissent 
partie du patriarcat romain. C'est ce dont témoigne nettement l’une 
des plus anciennes notices, la Notitia I de Parthey. Après avoir énu- 
méré les évêchés des provinces anciennement soumises au patriarche, 
elle y ajoute les sept?) sièges de Thessalonique, Syracuse, Corinthe, 
Reggio, Nicopolis d’Epire, Athènes et Patras, en disant qu'ils ont été 
détachés du diocèse patriarcal de Rome et rattachés au groupe (ovvodog) 


1) Sur ces documents, v. le mémoire du M. H. Gelzer, Zur Zeitbestimmung 
der griechischen Notitiae episcopatuum, dans le Jahrb. f. protest. Theologie, t. XII. 

2) G. Parthey, Hieroclis Synecdemus, p. 74; H. Gelzer, Georg Cyprit De- 
scriptio orbis romani, p. 27. Certains manuscrits ajoutent à cette liste les sièges 
de Crète et de Nouvelle-Patras. 


532 1. Abteilung 


de Constantinople, et cela parce que le pape de l'ancienne Rome est 
maintenant soumis aux barbares.!) Il en est de même, dit-il, de la 
province de Séleucie d'Isaurie, détachée, pour une raison semblable, du 
patriarcat d’Antioche. 

Au VIT siècle les documents, assez rares, qui sont venus jusquà 
nous, concordent absolument. avec les indications des Notices. Dans 
les conciles célébrés à Constantinople en 681 et 692, les évêques de 
l'Illyricum se rattachent nettement au patriarcat romain, En 692, le 
métropolitain de Crète (Gortyne) se qualifie de »représentant de tout 
le synode de la sainte église de Rome«. En 681, les trois métropoli- 
tains de Thessalonique, de Corinthe et de Crète prennent le même 
titre, identique à celui des évêques italiens que le concile du pape 
Agathon avait députés à Constantinople. 

Les actes de haute juridiction exercés dans ces contrées par les 
papes sont relativement fréquents. En 625 le pape Honorius suspend 
la confirmation du métropolitain de Nicopolis en Epire et lui enjoint 
de venir à Rome se soumettre è une enquête”) En 649, le pape 
Martin dépose*) le métropolitain de Thessalonique; la lettre par laquelle 
il lui notifie sa sentence marque expressément‘) que cet évêque dé 
pend du saintsiége (broxsíuevos ro xa’ rude drocrolixo Doóno). 
En 668, le pape Vitalien casse une sentence de déposition prononcée 
par le métropolitain de Crète contre son suffragant, l'évêque de 
Lappa.°) 

Si ces exemples ne sont pas plus nombreux, c'est que la cor- 
respondance des papes du VII” siècle est perdue presque tout entière. 
Celle de s. Grégoire le Grand (590—604) s'étant conservée en partie, 
nous n’y trouvons pas moins de vingt et une lettres relatives à l'Ily- 
ricum oriental.) Il suffit de les lire pour constater avec la plus entière 
évidence que le pape est alors le patriarche de ces provinces. Il notifie 
son élection à leurs métropolitains, leur envoie le pallium romain, con 
firme ou casse leurs sentences quand il se présente des appels, leur 
impose, en cas de prévarication, des suspensions de pouvoir; il refus 

1) Elol dì nal of dxoonastévces éx es ‘Popainîg diorniforag, vir ab te 
Robvres tnd tòv Sedvoy KIla: unteorolitar nai dp” favrods Svreg exloxoxor’ 6 
Grocalovixne . ... OSror meocerébnoa» rf cordàp KIl"; Bià vo bud row Lover 
narkyeodaı roy mdnav tite mocofurtoos ‘Phung. 

2) Jaffé, 2010. 

3) Jaffé, 2071. 2072. 

4) Hardouin, Conc., t. III, p. 666 A. 

5) Jaffé, 2090—2098. 

6) Jaffé, 1095. 1113, 1164. 1165. 1176. 1191. 1210. 1211. 1243. 1325. 1387. 
1497. 1683. 1723. 1819. 1847. 1860. 1861. 1920, 1921. 1990. 


L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 533 


à l'empereur la destitution de l’un d’eux; il se renseigne sur l'attitude des 
clergés locaux dans les questions qui intéressent la foi; il pourvoit aux 
besoins matériels des évêques chassés de leurs sièges par les invasions 
des barbares: en un mot, il a l'œil à tout, et son autorité se fait sentir 
partout, depuis Sardique et Scodra jusqu’à l’île de Crète. Dans lexer- 
cice de ses droits et de sa sollicitude, il ne paraît gèné par aucune 
autorité. Pas la moindre trace d'une opposition, même d'une ingérence, 
de la part du patriarche de Constantinople, ni surtout de l’empereur. 
Au contraire, l'autorité du pape est employée par le gouvernement 
pour faire parvenir aux évêques d’Illyricum certaines lois ou règlements 
de sujet mixte. Ainsi, en 591, Grégoire envoie une circulaire aux 
évêques d’Illyricum pour appuyer une décision impériale et un ordre 
du préfet du prétoire relativement à l'entretien des évêques envahis 
par les barbares.!) En 597, il notifie à tous ses métropolitains une 
loi sur l'admission des militaires dans le clergé et dans l’état monacal.?) 
Cette notification est très remarquable. Elle nous présente un spéci- 
men des actes analogues par lesquels les patriarches grecs communi- 
quaient à leurs épiscopats respectifs les décisions du gouvernement. 
Cette filière est mentionnée dans un grand nombre de lois impériales; 
je ne connais pas de lettres patriarcales correspondantes; mais il a dû 
y en avoir beaucoup. Dans l'intitulé de sa: circulaire, Grégoire désigne 
les personnes auxquelles elle est directement adressée. Ce sont les 
métropolitains de Thessalonique, Dyrrachium, Milan, Nicopolis, Co- 
rinthe, Justiniana I°, Crète, Scodra, Larisse, Ravenne, Cagliari, et »les 
évêques de Sicile«. Cette liste est fort interessante; elle contient, sauf 
quelques exceptions, l’enumeration des provinces ecclésiastiques de 
l'empire qui dependaient immédiatement du patriarcat romain. Les 
pays transalpins, situés en dehors de l'empire, n’y figurent pas. Les 
métropoles d’Aquilee et de Salone sont omises: la première était en 
schisme, la seconde en démélés fort graves, avec le saint-siège. Par 
ailleurs, nous y trouvons tous les groupes épiscopaux de l'Italie: les 
provinces de Milan, de Ravenne, de Cagliari, puis l'épiscopat sicilien, 
qui, sans avoir alors une organisation métropolitaine, formait cependant 
une section assez marquée dans l’ensemble des suffragants directs du 
saint-siège. Pour l'Illyricum, toutes les provinces du diocese méridional 
sont mentionnées: Macédoine, Epire ancienne, Epire nouvelle, Thessalie, 
Achaïe, Crète. Il n'en est pas de même du diocèse du Nord, qui ne 
fournit ici que les provinces de Prévalitane (Scodra) et de Dardanie 


1) Jaffé, 1118. 
2) Jafté, 1497. 


L. Duchesne: L'lyricum ecclésiastique 535 


que les relations constatées sous celui-ci existaient déjà avant lui. Si 
lon tient compte de l’état de l'Italie et de Pempire en général depuis 
la mort de Justinien, et, en particulier, de la difficulté des communica- 
tions depuis l'invasion lombarde, on sera peu disposé à chercher dans 
cette période l’origine d’une semblable institution. 

Il est donc naturel de croire qu’elle remonte au moins à Justinien, 
et que ce prince, qui a réglé tant de choses dans le domaine religieux 
comme dans le domaine civil, a aussi institué ou sanctionné l’organisa- 
tion ecclésiastique de l'Illyricum, telle que nous la voyons fonctionner 


à la fin du VI° siècle. 


Cependant, chose étrange, le code Justinien contient une loi de 
Théodose II, du 14 juillet 421, qui rattache les provinces d’Illyricum 
à la juridiction de l’eveque de Constantinople.!) Cette loi figure aussi 
dans le code théodosien. Il semble donc que le rattachement de l'Illy- 
ricum au patriarcat romain soit une institution postérieure à la pro- 
mulgation du code (534) et contradictoire à un état de choses plus 
que séculaire. 

Examinons cela de plus près. 

Quelques mois après la publication du Code, le 14 avril 535, 
paraissait une novelle*) de l’empereur Justinien, adressée à Catellianus, 
archevêque de Justiniana Prima (Scupi, Uskub?)) par laquelle il décla- 
rait que l’évêque de cette ville (jusqu'alors métropole de la province 
de Dardanie) serait désormais »archevéque« de plusieurs provinces. Ces 
provinces sont énumérées: ce sont celles qui formaient, au temps de la 
Notitia Dignitatum (v. 400), le diocèse de Dacie, plus ce qui restait à 
l'empire de la Pannonie, alors presqu’entierement occupée par les bar- 
bares. Les évêques de cette contrée sont déclarés exempts de tout 
lien avec celui de Thessalonique, ce qui suppose qu’ils avaient été 
antérieurement en un rapport spécial avec lu. Justinien expose, à 
l'appui de ce changement, que la préfecture d’Illyricum, qui avait jadis 


a 


son siège à Sirmium, avait été transportée à Thessalonique au temps 

1) lidem augg. (Honorius et Theodosius) Philippo pp. Illyrici. Omni inno- 
vatione cessante, vetustatem et canones pristinos ecclesiasticos qui nunc usque 
tenuerunt et per omnes Illyrici provincias servari praecipimus, ut si quid dubie- 
tatis emerserit, id oporteat non absque scientia viri reverentissimi sacrosanctae 
legis antistitis urbis Constantinopolitanae, quae Romae veteris praerogativa lae- 
tatur, conventui sacerdotali sanctoque iudicio reservari. Data pr. id. iul. Eustathio 
et Agricola conss. — Cod. Iust. I 2, 6; cod. Theod. XVI 2, 45. 

2) Nov. 11. 

8) Et non pas Ochrida (Lychnidos); v. Evans, Antiquarian Researches in 
Illyricum, p. 134 et suiv. 





L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 537 


Mésie supérieure et Pannonie'); lui-même sera ordonné par son propre 
concile; enfin, dans les provinces de sa circonscription, »il sera le re- 
présentant (rdv tóxov éxéqeuv) du siège apostolique du Rome, selon 
ce qui a été défini par le saint pape Vigile«. 

Sans entrer encore dans l'étude de ces pouvoirs de vicaire ou de 
légat, on peut cependant conclure que leur collation par le pape est 
inconciliable avec l’idée que l'Illyricum ait fait antérieurement partie 
du ressort patriarcal de Constantinople, et par conséquent avec la loi 
de Théodose II reproduite dans le Code Justinien. Si celle-ci eût été 
l'expression vraie des rapports réels, ce n’est pas au pape, c’est au 
patriarche que l’on eût demandé une délégation. L'idée de s'adresser 
au pape eût été d'autant moins naturelle que, en cette année 535, au 
moment où les négociations commencèrent avec Agapit, Rome était 
encore soumise au roi des Goths. Rompre avec une tradition sécu- 
laire, froisser gravement le clergé byzantin en diminuant dans des 
proportions énormes la circonscription du patriarche, et cela pour 
avantager une autorité ecclésiastique située en dehors des frontières 
réelles de l'empire, c'eùt été agir avec bien peu de sens. 

Il est plus simple d'admettre que l’organisation que nous voyons 
fonctionner après Justinien avait des racines antérieures à lui et que 
la loi théodosienne, même corroborée par son insertion dans le Code, 
était en réalité contradictoire à la tradition. 

Mais il y a d'autres raisons de le croire. 

La lettre du pape Agapit contenait aussi des explications relatives 
à un évêque Etienne, à propos duquel le saint-siège avait rendu une 
sentence, taxée de partialité à Constantinople, mais qui n'aurait pu être 
différente sans que Pon parût autoriser le mépris de l'appel au tribunal 
du pontife romain.*) A cette affaire se rattachait Pordination d'un 
autre évêque, Achille, célébrée par le patriarche Epiphane, sur l’ordre 
de l'empereur, contrairement aux droits du pape. Les légats reçoivent 
pleins pouvoirs pour résoudre ces questions. Si je comprends bien 
cette lettre, Etienne avait été déposé par le patriarche de Constanti- 
nople, lequel avait ensuite ordonné Achille pour occuper sa place. 


1) D s'agit ici de quelques débris de l’ancienne province de Sirmium (Pan- 
nonia Il); la Novelle 11 nomme aussi la Mucedonia II, province assez instable. 
Comme elle est omise ici, et que l'évêque de Zappara, ville située dans cette 
province, déclara, en 553 (Conc. vecum. V sess. 2; Hardouin, t. III p. 69), qu'il 
relevait de l'archevêque de Justiniana Prima, il y a lieu de croire que, dans 
l'intervalle entre les deux novelles (535—545), la Macedonia II avait été sup- 
primée et rattachée 4 la Dardanie. 

2) Jaffé, 891. 

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 35 


L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 539 


mule, du reste, aucune conjecture sur la date de l’imposture.!) A cet 
égard il se contente de noter que la correspondance des papes Nicolas I 
et Hadrien I dépend déjà des pièces incriminées et par suite en sup- 
pose l'existence. La loi du 14 juillet 421 est pour lui l’expression vraie 
de l’organisation hiérarchique en Illyricum, avant et après l’année 531; 
c'est à cet étalon qu'il rapporte les documents, rejetant impitoyable- 
ment tous eux qui supposent une juridiction spéciale du pape sur les 
pays considérés. Il est vrai qu'il ne s’est nullement inquiété de la 
correspondance de s. Grégoire et de ses successeurs du VII‘ siècle, pas 
plus que des conciles du même temps ou des Notices épiscopales. 

Une discussion aussi incomplète ne saurait être suivie point par 
point, pas plus qu'il ne serait convenable de combattre une these aussi 
dépourvue de précision. Je me bornerai à quelques observations. 

1°. En supposant que le concile romain de 531 ait été fabri- 
qué en tout ou en partie, il faut admettre qu'il a été fabriqué pour 
défendre les droits du saint-siege sur l’Illyricum oriental. Or ces droits, 
nous les voyons exercés, sans la moindre opposition, depuis Justinien. 
Le faussaire aurait done travaillé sous ce prince, en vue d’agir soit sur 
son esprit, soit sur celui du pape. Il faut avouer qu'il eût été bien 
habile. Ses procès-verbaux sont datés du mois de décembre 531; le 
faux ne peut donc remonter plus haut que l’année 532. Or trois ans 
après, l'impression que l’on aurait voulu produire était produite, et 
cela sur l'esprit du pape Agapit?), un des hommes les plus importants 
du clergé romain des avant le temps de Boniface II, un personnage 
de grande famille, un lettré, un ami de Cassiodore C’est à un tel 
homme que l'on eût pu faire prendre pour de bon argent des pièces 
tout fraîchement fabriquées, alors qu'il avait dans ses archives le moyen 


—— a 


1) Parmi toutes les hypothèses entre lesquelles M. Fr. parait flotter, une 
des plus extraordinaires est celle-ci. Le concile est authentique, mais le recueil 
de textes anciens présenté par Théodose est apocryphe (en très grande partie). 
M. Fr. appuie cette idée en disant que, dans le manuscrit tel qu’il est actuelle- 
ment, on voit bien que Théodose demande la confrontation de ses textes avec 
ceux des archives romaines, mais on ne voit pas indiqué le résultat de cette con- 
frontation, le ms. étant mutilé avant l'endroit voulu. A ceci on peut opposer: 
1° que la sentence fut rendue conformément à la requête de Théodose, tant sur 
le fond de la cause que sur la compétence du tribunal, ce qui suppose que ses 
documents ont été jugés authentiques: 2° que si l'enquête avait été défavorable 
à ces pièces, il est inconcevable que la curie pontiticale les eût fait publier dans 
un protocole orné de tant de solennités; elle n’a pas l'habitude de fournir des 
verges à ceux qui désirent la battre. 

2) Il est clair que le pape Agapit se reconnaissait des droits spéciaux sur 
l'Tlyricum puis qu'il promettait de les déléguer: Nemo dat quod non habet. 

35° 


1. Abteilung 


en ler?) Et si l'on veut que, soit le pape Agapit, soit 
Y ile, ou tel autre pape du VI° siècle, ait été complice ou trompé, il 
udra ensuite s'imaginer que le gouvernement impérial et le patriarcal 
Constantinople se sont laissés prendre è de tels mensonges; que, 
pour se conformer à de prétendues lettres des papes du V* siècle, ils 
ses pressés d'abandonner leurs droits et leurs traditions. Credal 
teus Apella! 
2°. Les pièces inerimindes étaient, de leur nature, peu propres 
er dans les recueils latins de droit canonique, Elles sont rela 
~ = Un pays spécial, à des relations tout particulières. C'est ainsi 
+ les lettres pontificales qui forment le plus clair de ce qu'on appelle 
privilèges de l'église dA = rencontrent que dans un recueil 
spécial et n’ont point passé, ir la plupart, dans les /ibri canonum 
des temps mérovingiens.*) Il y a cependant des exceptions. Sur les 
22 lettres pontificales insérées dans le recueil de Théodose, trois sont 
connues d’ailleurs et ne peuvent être traitées d’apoeryphes. Quant aux 
autres, il n’y a, vu leur objet, rien à conclure contre elles de ce qu'elles 
e se sont pas conservées en dehors de ce recueil. 
3°. Une lettre“) de s. Léon, relative au vicariat de Thessalonique 
et à l'organisation ecclésiastique de l'Ilyrieum, nous est parvenue par 
d’autres voies que le recueil de 531. Comme elle traite de plusieurs 
points de discipline générale, elle a trouvé place dans un certain 
nombre de libri canonum. Si elle ne se trouve pas dans le Vati- 
canus 5751, c'est apparement è cause de la mutilation de ce manuserit: 
il sinterrompt justement au milieu des lettres de s. Léon. Il est clair 
que, si cette lettre est authentique, il n’y a plus l'ombre d’une ob- 
jection contre celles du recueil de 531. Aussi M. Friedrich a-t-il fait 
les plus grands efforts pour la contester. Selon lui elle aurait été 
fabriquée sous le pape Hormisdas, vers l'année 517. Mais, sans parler 
de l’intrinsèque, il y a è cela de graves difficultés extrinsèques. La 
lettre en question se trouve dans la collection de Denys le Petit, ainsi 
que dans celle du manuscrit de Freising, et dans ce qu’on appelle la 
collection Quesnel. Or ces trois collections sont fort anciennes; les 
deux dernières ont été formées, suivant M. Maassen*), aux environs de 





1) Cf. Lib. pontif., t. I, p. 288, note 1. Il est bon de noter qu'Agapit assi 
stait, comme diacre, au concile de 531; son nom figure dans les procès-verbaux 

2) Jaffé, 481. 483. 509. Sur les 52 pièces qui forment la collection des privi- 
lèges de l'église d'Arles, 10 seulement se rencontrent dans d'autres recueils. Ce- 
pendant les 42 autres sont universellement acceptées comme authentiques. 

3) Jaffé, 411; c'est la lettre 14 de l'édition Ballerini. 

4) Geschichte der Quellen und der Litter. des can. Rechts, t. I, p. 41. 


L. Duchesne: L'Tllyricum ecclésiastique 541 


Pan 500 (an der Grenze des 5. und 6. Jahrhunderts)!); le recueil de 
Denys ne semble pas beaucoup plus recent. M. Friedrich ne parle que 
de la collection Denys, négligeant ainsi le témoignage des deux autres. 
Il insiste sur ce que, dès le commencement du VI° siècle, des faussaires 
ont fabriqué à Rome des conciles et des lettres pontificales. Cependant 
il omet de dire, ce qui est la vérité, qu'aucun de ces faux n’a trouvé 
place dans la collection des Décrétales formée par Denys, et que la lettre 
qui le gêne serait la première piece apocryphe que l'on eût signalée 
dans cette collection. 

4°. M. Th. Mommsen, qui a décerné, dans le Neues Archiv?), une 
approbation entière à la démonstration de M. Friedrich, n’insiste, pour 
son propre compte, que sur un seul point, sur le style de deux lettres 
impériales contenues dans le recueil de Théodose. Ces deux lettres 
sont en rapport avec la loi du 14 juillet 421; par la première, Hono- 
rius transmet à Théodose II une réclamation du pape contre certains 
rescrits*) obtenus par subreption, qui violent les droits acquis du saint- 
siège en Illyricum; par la seconde, Théodose II fait savoir à Honorius 
qu’il fait droit à la requête pontificale et qu'il va donner des ordres 
en conséquence au préfet du prétoire d'Illyrie. M. Mommsen juge, avec 
raison, que ces textes n'ont pas les formules usitées dans les actes 
législatifs et que, pour avoir forme de loi, ils devraient porter en tête 
les noms des deux augustes. À cela je répondrai: 

a) que personne ne sait ce que ces pièces portaient en tête, vu 
que leurs suscriptions originales ne nous sont pas connues. Le recueil 
omet ces suscriptions et les remplace par des rubriques qui sont évi- 
demment du collecteur lui-méme: Exemplar epistolae piissimi imp. Honorti 
ad Theodosium aug.; — Rescriptum Theodosii aug. ad Honorium au. 

b) Les lettres en question ne sont nullement données dans le recueil 
de 531 comme des actes législatifs, mais simplement comme exprimant 
les déterminations personnelles des deux empereurs. 

c) Un acte législatif est annoncé dans le rescrit de Théodose: ad 
9270S Ulustres praefectos*) practorit Illyrici nostri scripta porrecimus, ut 

1) En ce qui regarde la collection Quesnel, qui provient d'Arles ou des en- 
rirons et qui ne contient pas une pièce datée posterieure a l'année 495, je ferai 
‘emarquer que l'un de ses plus anciens manuscrits, dont M. Maussen n'a pas eu 
:onnaissance (Atrebatensis 644), contient un catalogue des papes arrêté primitive- 
nent à Gélase lui-même, c'est-à-dire au dernier pape nommé dans le recueil 
Liber pontif., t. I, p. XIV et 14). 

2) T. XVIII, p. 367. 

3) Il s’agit ici évidemment de la loi du 14 juillet 421. 

4) Ce pluriel, s'il ne résulte pas de quelque erreur de copiste, ce qui paraît 
1robable, représente un emploi abusif de la formule où les préfets du prétoire 


L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 543 


sieurs évêques de Thessalonique et de divers autres prélats de l’Ilyri- 
cum. Or ces noms se retrouvent, en assez forte proportion, dans les 
signatures des conciles cecuméniques de 431 et de 451. Ainsi, la lettre 
J. 363, du pape Boniface à Rufus de Thessalonique, nomme cinq évé- 
ques thessaliens, sans indiquer leurs sièges: Perrevius, Pausianus, Cyria- 
cus, Calliopus et. Maximus. La lettre est de 422. Trois de ces prélats 
assistèrent au concile d’Ephese: Perrevius du côté orthodoxe, Pausianus 
et Maxime du côté de Nestorius. Or il se trouve que, dans la lettre 
à Rufus, le pape prend la défense de Perrevius, tandis qu'il prononce 
des peines ecclésiastiques contre les autres. La coïncidence n'est-elle 
pas remarquable? Les évêques thessaliens mal notés à Rome en 422 
figurent en 431 dans l'opposition conciliaire. — La lettre J. 366 est 
adressée par le pape Célestin à neuf évêques de Plllyricum. Sur ces 
neuf évêques, cinq sont identifiés, par les signatures du concile d’Ephese 
et par d'autres documents avec les métropolitains de Corinthe, Nico- 
polis, Larisse, Scodra et Surdique; la lettre mentionne en outre Rufus 
de Thessalonique et Félix métropolitain de Dyrrachium; il y a bien 
lieu de croire que les quatre restants sont les metropolitains des quatre 
autres provinces, Crète, Mésie, Dardanie et Dacie ripuaire. — La lettre 
J. 404 est encore une circulaire adressée à divers métropolitains d’Illy- 
ricum; elle est de s. Léon et de l’année 446. Or sur les six noms 
qu'elle porte en tête, trois sont connus d’ailleurs pour être ceux des 
métropolitains de Scodra (Senecio), de Dyrrachium (Lucas), de Larisse 
(Vigilantius). — Atticus, métropolitain de Nicopolis, à propos duquel 
fut écrite la lettre J. 411, contestée aussi par M. Friedrich, figure 
avec son titre dans les signatures des conciles d’Ephese (441) et de 
Chalcédoine (451). 

En somme, on peut dire que, sauf de rares exceptions, tous les 
noms d’eveques que l’on rencontre dans les pièces incriminées sont 
vérifiés par les conciles contemporains et que les autres ne sont con- 
tredits par aucun témoignage. Une telle exactitude est inconciliable 
avec l'idée de faux. Joignez à cela que les notes consulaires sont en 
règle avec les fastes réels, que les formules et le style sont conformes 
aux usages de la chancellerie pontificale du temps. Il n'y a vraiment 
rien contre ces lettres, si ce n'est qu’elles ne sont pas d'accord avec un 
systeme spécial sur l'organisation ecclésiastique de l'Illyricum. 

On n'est donc pas en droit d’ecarter les pièces cantestees par 
M. Friedrich. L'histoire de l’organisation ecclésiastique dans l'Illyricum 
oriental restera celle que l'on connaissait jusqu'à présent. Dès le 
temps du premier Théodose, le pape Sirice confia à l’évêque de Thes- 
salonique la direction supérieure de l’épiscopat de ces provinces, et le 


544 1. Abteilung 


vicariat, installé alors, fonetionna jusqu'à la rupture du pape Félix II 
avec l'église grecque, en 484.1) Pendant ce premier siècle de son ex} 
stence, il fut contesté, à deux reprises au moins, par les patriarches de 
Constantinople Atticus et Proclus: c'est sous l'épiscopat d’Attieus, 
évidemment à son instigation, que fut publiée la loi du 14 juillet 421, 
contraire à la possession pontificale; c'est sous l'épiscopat de Proclus 
que parut le code théodosien où cette loi fut insérée. Mais les papes 
réussirent à maintenir leur droit en dépit de la loi et du code, 


Le schisme à propos d’Acace (484—519) troubla gravement cette 
situation. Les évèques de Thessalonique observèrent la meme attitude 
que l'ensemble de l'épiscopat byzantin et perdirent, pour cette raison, 
la communion du pape. Dès lors il ne pouvait être question de leur 
décerner les pouvoirs de vicaire apostolique. On ne voit pas que, 
dans cette période, les patriarches de Constantinople aient repris leurs 
tentatives d’annexion. L'Illyricum fut abandonné à lui-même; les papes 
faisaient ce qu'ils pouvaient pour mainteni dans leur communion et 
dans leur obédience certains groupes épiscopaux sur lesquels ils se 
trouvaient avoir plus d'action. C'est ainsi que Gélase renoua des rela 
tions avec les évêques de la Dardanie et des provinces voisines, pays 
latins, plus accessibles que d'autres aux conseils de Rome.*) Ces rela- 
tions se maintinrent; nous avons encore (Jaffé 763) une lettre du pape 
Symmaque adressée aux évêques de ce pays. Anastase II échanges 
des lettres avec l'évêque de Lychnidos, dans l'Epire nouvelle.) Des 
avant la mort de l'empereur Anastase, l'Epire ancienne était rentrée 
dans la communion romaine, par l'intermédiaire de son métropolitain, 
Aleyson de Nicopolis. Ces démarches n'étaient pas sans danger. L'empe- 
reur Anastase, irrité, manda à Constantinople les évêques de Nicopolis, 
de Lychnidos, de Sardique, de Naissus et de Pautalia; deux d’entre 
eux y moururent, dont le métropolitain Alcyson.*) 

C'est dans ces circonstances que se produisit une manifestation 
assez imposante de l'épiscopat d’Illyricum. Quarante évêques de ces 
régions, indignés de ce que le métropolitain de Thessalonique fût entré 
en communion avec Timothée, patriarche intrus de Constantinople, se 
réunirent et rédigèrent une pièce par laquelle ils déclaraient rompre 


1) Le pape Hilaire traite encore l'évêque de Thessalonique comme son 
vicaire; ceci résulte d'un fragment de lettre (Jaffé 565) que les Regesta pontificum 
ont mal à propos rangé parmi les apocryphes. 

2) Jaffé, 623. 624. 635. 638. 639. 664; lettre des év. de Dardanie, Thiel, L 348. 

3) Jaffé, 746. 

4) Chron. Marcellini com. a. 516. 


L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 545 


avec lui et rentrer dans la communion de Rome. A ce propos, Théo- 
dore le lecteur donne à l’évêque de Thessalonique le titre de patriarche, 
ce qui étonne très fort Théophane, auquel nous devons ce fragment 
de Théodore.!) 

Théodore n’avait pas tout-à-fait tort. Il n’est pas impossible que 
le titre de patriarche ait été alors donné à l’évêque de Thessalonique 
ou même adopté par lui. Il n'avait pas encore le sens privatif qui lui 
fut attribué plus tard; on le voit, par exemple, donné aux évêques de 
Tyr?) et d’Hierapolis en Phrygie.*) Ce qui est sûr c'est que l'autorité 
exercée par les évêques de Thessalonique sur les métropolitains et 
autres prélats d’Illyricum ressemblait beaucoup à la juridiction patriar- 
cale. Il n’y avait qu’une différence, c'est que la juridiction patriarcale 
était ordinaire, inhérente à un siège déterminé, tandis que la juridiction 
de Thessalonique n'était que déléguée; c'était la juridiction patriarcale 
du pape, exercée par commission spéciale. 

Une fois l'union rompue (484), les pouvoirs délégués avaient cessé 
par le fait. Les évêques de Thessalonique firent de grands efforts pour 
échapper aux conséquences qui découlaient de là. Dès le temps de 
Félix IH, André, qui occupait alors le siège, s'efforca à diverses re- 
prises de renouer avec Rome sans se mettre mal avec le gouvernement.) 
L'entreprise était mal aisée: il y échoua. Dorothée, son successeur, 
sembla d'abord être dans les mêmes dispositions; mais le clergé de 
Thessalonique était alors soumis à des influences théologiques peu fa- 
vorables à l'union. Quand l'empire eut changé d’attitude et donné : 
satisfaction au pape Hormisdas (519), la résistance se prolongea quelque 
temps à Thessalonique; on se porta même à des violences sur la per- 
sonne des légats romains envoyés pour célébrer la réconciliation. Doro- 
thée était responsable de ces désordres; mais le principal instigateur 
avait été un prêtre Aristide, contre lequel le pape Hormisdas se montra 
très irrité. Hormisdas aurait voulu que Dorothée fût déposé, auquel 
cas il demandait qu'on ne le remplacät pas par Aristide. Ce conflit, 
sur la suite duquel nous ne sommes pas renseignés, finit cependant par 


1) Theoph. Chron. a. 6008. 

2) Hardown, Conc., t. II, p. 1356 et suiv. 

3) C. I G. 8769; cf. Journal of hellen. studies, t. VI, p. 346. — Il est possible 
que l'inscription de Thessalonique C. I. (1. 8834 (cf. ma Mission au mont Athos, 
n° 104) où l'on mentionne un zarercezns soit relative à un évêque du lieu. 
Rapprocher le patriarcat d'Aquilée, le titre de patriarche donné aux métropoli- 
tains dans Cassiodore (Var. IX, 15), à l'évêque de Lyon par Grégoire de Tours 
(Hist. Fr. V, 20) et par le 2" concile de Mäcon (585). 

4) Jaffé, 617. 638. 746; cf. Thiel, Epp. Rom. pont., t. I, p. 630; Liber pontif. 
vie d'Anastase II. 


L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 547 


Mais il n’a pas tort de rattacher au voisinage de la prefecture 
l'éclat du siège de Thessalonique. Comme résidence du premier ma- 
gistrat de tout l’Illyricum et aussi en raison de son importance propre, 
Thessalonique était la ville la plus en vue de ces contrées. Son évêque 
était le chef d’un clergé nombreux et d'une population chrétienne très 
considérable. La tendance que l’on avait alors, surtout en Orient, à 
faire coincider les cadres ecclésiastiques avec ceux de l'administration 
civile devait conduire à lui donner une importance analogue à celle des 
évêques d’Antioche, d’Ephese, de Césarée en Cappadoce. Dans les con- 
ciles anciens, il occupe toujours un des premiers rangs. Cependant, si 
des honneurs on passe à la juridiction, il se trouve qu'aucun concile 
n'a réglé la situation de l'évêque de Thessalonique et qu'elle n'est 
définie que par le vicariat pontifical. Celui-ci, après avoir fonctionné 
près de cent ans, cessa en droit pendant soixante-dix ou quatre-vingts 
ans. Mais il était difficile qu'il ne restàt rien de relations qui avaient 
duré tout un siècle. Sans doute, les métropolitains avaient parfois re- 
gimbé contre l'autorité du vicaire et les papes avaient dû plusieurs fois 
les admonester à ce sujet. A la longue, cependant, on s'était habitué 
à le considérer comme un supérieur. Le siège de Thessalonique était, 
à tout le moins, un centre de relations. Les métropolitains lui noti- 
fiaient leur avenement. Pendant le schisme, les papes empécherent 
les évêques des provinces latines, Dardanie et autres, de ce con- 
former à cette tradition. Ils firent de même pour les évêques d'Epire 
ancienne, quand cette province rentra, en 516, dans la communion 
romaine. 

Il ne faut pas croire que cette notification entrainàt un rapport 
de subordination; les patriarches se notifiaient ainsi leur avenement 
sans que cette démarche füt le moins du monde un aveu de dépen- 
dance mutuelle. C'était un signe de communion ecclésiastique, rien de 
plus. Le pape Hormisdas, en Pinterdisant aux évêques d’Epire, ne se 
préoccupe que d’une chose, c’est de la question de communion. Sil 
emploie incidemment, dans une de ses lettres'), le terme de confirma- 
tion, il le fait sans appuyer aucunement sur le sens special de ce mot; 
du reste, tout évêque à qui un collègue notifie son avenement et qui 
lui répond en conséquence, peut être considéré, dans un certain sens, 
comme l'ayant confirmé. 

En somme ce qui subsistait le plus et le mieux de la situation 
passée du siège de Thessalonique, c'était le souvenir de sa prééminence 
au siècle précédent, fortifié par le sentiment où l'on était que, la paix 


1) Jaffé, 795; Thiel, p. 808. 


548 I, Abteilung 


faite avec le pape, cette prééminence rentrerait bientôt en vigueur, Ce 
sentiment était très juste. Le pape Hormisdas lui-même, dans une 
lettre écrite, précisément à propos de Nicopolis, à l'évêque Dorothée 
de Thessalonique, lui reproche de ne pas suivre l'exemple de ceux qui 
rentrent dans la communion du saint-siège, alors qu'il aurait dû les 
précéder dans cette voie: quod debueras primus assumere. Tl le blame 
ensuite de prétendre user des privilèges pontificaux, alors qu'il se 
maintient en révolte contre Rome: Quo pudore, rogo, privilegia circa te 
illorum manere desideras quorum mandata non at) Dans les in- 
structions expédiées à ses légats en même temps que cette lettre, le 
pape déclare que, si l'évêque de Thessalonique rentre dans sa com- 
munion, ses privilèges lui seront rendus: Certe redeat ad unitatem, et 
nos cum eo insistemus, ut omnia privilegia, quaecumque consecuta est a 
sede apostolica ecclesia eius, inviolata serventur,*) Ces expressions, pour 
le dire en passant, visent clairement l’ancien vicarint et ses documents 
pontificaux.*) Mais il ne semble pas, comme je l'ai dit tout-à-l'heure, 
que ces bonnes dispositions du pape aient été suivies d'effet; elles 
furent découragées par l'attitude de l'évêque de Thessalonique. En 535, 
celui-ci se trouvait dans la situation que j'ai décrite, celle du plus im- 
portant métropolitain d'Illyricum, de l’évêque dont la résidence était 
aussi le siège du préfet du prétoire. En fait de juridiction ecclésiasti- 
que supérieure, il n'avait, à proprement parler, que des souvenirs, magni 
nominis umbram. 


Tel était l'état des choses au moment où Justinien reconstruisit 
sous son nom l'ancienne cité de Scupi (Uskub) et décida que l’évêque 
de Justiniana Prima deviendrait un métropolitain supérieur, une sorte 

1) Jaffé, 798; Thiel, p. 811. 

2) Jaffé, 796; Thiel, p. 808. 

3) M. Friedrich (p. 809) échappe à cette conclusion, si fatale à son système, 
en remarquant que les papes d'alors fuisaient dériver de concessions pontificales 
toute autorité ecclésiastique supérieure à celle des métropolitaine. Cette idée 
extraordinaire est établie sur un texte dont on n'a pas compris le sens. Dans 
une lettre de Gélase (Jaffé, 664; Thiel, p. 420) il est question du patriarche Acace, 
à qui le saint-siège avait délégué le soin des affaires religieuses d'Orient: non 
ad sedem apostolicam a qua sibi curam illarum regionum noverat delegatam . . 
M. Fr. a cru que cura illarum regionum désignait l'autorité du patriarche de CP 
dans son propre patriarcat. Or Gélase ne parle nullement de cela; il fait allusion 
à la commission spéciale délégnée au patriarche Acace par le pape Simplicius. 
pour suivre l'affaire du monophysisme et notamment les questions relatives aux 
sièges d'Alexandrie et d’Antioche. Cette cura delegata permettait è Acace d'agir 
au nom du pape, avec l'autorité que celui-ci donna plus tard à ses apocrisiaires 
permanents; elle n'a aucun rapport avec la juridiction patriarcale ordinaire. 


L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 549 


d’exarque, pour les provinces ecclésiastiques de l’ancien diocèse de Dacie. 
Nous avons vu que cette affaire fut soumise par lui au pape Agapit 
et réglée définitivement, avant l’année 545, par le pape Vigile. La 
forme sous laquelle s'exerça cette nouvelle primatie fut celle d'un vica- 
riat apostolique, analogue à celui des évêques d'Arles et à celui qui 
avait fonctionné, au siècle précédent, entre les mains de l’évêque de 
Thessalonique. Nous sommes peu renseignés sur ce nouveau vicariat. 
Dans la correspondance de s. Grégoire il est souvent question de l’auto- 
rité du pape en Illyricum, très rarement de celle de ses vicaires. Ce- 
pendant on y trouve les pièces!) relatives aux pouvoirs conférés à Jean 
de Justiniana Prima; ces pouvoirs sont encore mentionnés dans deux 
lettres adressées aux métropolitains de Sardique et de Scodra?), sub- 
ordonnés au vicaire, enfin dans une lettre fort dure, adressée au vicaire 
lui-même, coupable de prévarication dans un jugement.?) Après s. Gré- 
goire aucun évêque de ce siège n'est connu. 

L’eveque de Thessalonique, lui aussi, était vicaire du pape. Cela 
ne résulte pas clairement des lettres de s. Grégoire, où l'on trouve à 
peine un passage allusif à une supériorité de ce prélaé sur les autres 
métropolitains de l’Illyricum méridional.*) 

Au VII siècle, les évéques de Thessalonique avaient le titre de 
vicaire, Le pape Martin?) reproche vivement à l’un d’eux de lui avoir 
écrit sans se qualifier ainsi. Au VI° concile œcuménique, l'évêque de 
Thessalonique signe, non seulement comme légat du siège apostolique, 
c’est-à-dire comme représentant du corps épiscopal romain, mais encore 
comme vicaire; la première qualité lui est commune avec les évêques 
de Corinthe, Gortyne, Athènes, Reggio, Tempsa; celle de vicaire est 
absolument privative. Du reste l’évêque de Thessalonique siège ici 
aussitôt après les patriarches. 


— — ee —. 


1) Jaffé, 1164. 1165. 

2) Jaffé, 1325. 1861; cf. 1860. 

3) Jaffé, 1210. 

4) Jafté, 1921. L'affaire dont il est question dans cette lettre paraît être 
d'ordre temporel. Cependant l'évêque de Nicopolis est qualifié de minor relative- 
ment à celui de Thessalonique: Eusebio (Thess.) scribe . ... minores non premere. 
— Aucune trace du vicariat dans les deux lettres J. 1723 et 1847, adressées 
à Eusèbe de Thessalonique tout seul. Dans les deux circulaires J. 1497 et 1683 
expédiées à tous les metropolitains de l’Illyricum, le nom d'Eusèbe figure en 
premier lieu; mais ceci ne prouve rien, car l'évêque de Justiniana Prima, qui 
était sûrement vicaire, ne vient qu'en cinquième lieu. I] est probable qu’Eusebe 
était le doyen des metropolitains et qu'ils sont rangés par ordre d'ancienneté. 
On voit par là que le vicariat était alors une chose bien peu importante. 

6) Juffé, 2071. 





l'Italie furent soumises au même gouvernement. Tant qu'il y eut deux 
obédiences politiques, le pape rencontra les plus grandes difficultés dans 
l'exercice de son autorité patriarcale. ‘Elles cessèrent si bien depuis 
Justinien, que le vicariat, institué dans d'autres circonstances, perdit 
aussitôt son utilité pratique et passa au rang des décorations ecclé 
siastiques. 


Paris. L. Duchesne. 





Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos. 


Sowohl in der politischen als religiösen Geschichte von Byzanz 
nimmt die Entfernung des Nikolaos I Mystikos vom Patriarchenthrone 
Konstantinopels, nach welcher, wahrscheinlich 907, Antonios II folgte, 
einen hervorragenden Platz ein. Der Grund dieser Entfernung war 
bekanntlich nicht sowohl der nicht zu verleugnende leidenschaftliche 
Charakter des Patriarchen, sondern ganz besonders seine Opposition 
gegen Kaiser Leo den Weisen, dessen vierte Ehe mit Zoë Karbunopsina 
er weder gebilligt noch gesegmet hatte und gegen welche er, selbst 
nach deren Vollziehung durch den vom Patriarchen abgesetzten Priester 
Thomas, zu protestieren nicht aufhörte. 

Die meisten Quellen stellen die Entfernung des Patriarchen aus 
Konstantinopel, welche die Folge der immer wachsenden Spaltung 
zwischen ihm und dem Kaiser war, folgendermafsen dar: 

Der Patriarch wurde am 1. Februar 907 zur kaiserlichen Tafel 
eingeladen. Es handelte sich darum, ihn vollends zu bewegen, den 
dem Kaiser wegen der Tetragamie auferlegten Bann zu lösen. Da 
aber der Patriarch trotz alledem unerbittlich blieb, wurde er in die 
an der gegenüberliegenden asiatischen Küste gelegene Vorstadt Hiereia 
gebracht; von dort wurde er dann zu Fufs nach dem Kloster in der 
Gegend Galakrenae unweit Chalkedon') befördert. Kurze Zeit darauf 
wurde anstatt des entfernten Nikolaus von Leo Euthymios zum Pa- 
triarchen erhoben. ?) 

. In allen diesen Quellen ist von einer förmlichen Absetzung des 
Nikolaos seitens des Kaisers nicht die Rede, wenn auch thatsächlich seine 


—_—_ —————— ———+€ + © 


1) Dieses Kloster hatte Nikolaos selbst gestiftet, und wahrscheinlich war er 
auch darin Mönch vor seiner Erhebung zum Patriarchenthrone; jedenfalls aber 
hat er dort die fünf Jahre seiner Zurückgezogenheit bis zu seiner neuen Erhebung 
im Jahre 912 verlebt. Daher führte Nikolaos aufser dem Titel Mystikos, welcher 
ihm wegen seiner früheren Würde anhaftete, auch den Beinamen Galakrenites. 

2) Theoph. Cont. 381, 1—6. — Leon Gramm. 279, 18—22. — Kedrenos II 
265, 13—18. — Zonaras ed. Dindorf IV 44, 20—26. — Georgios Hamartolos (cont.) 
ed. Muralt 787, 17—788, 3. 






Der anonyme Verfasser der Vita Euthymii beschrinkt sich aber 
nicht darauf, die Demission zu erwähnen: er giebt auch die Abdankungs- 
urkunde selbst in extenso. Er sagt nun zwar jy 6 Zauovas ¿xl yeigas 
Acpov ro Poors éxédoxer ¿yovoav xl ¿feos obrog; doch scheint 
es, dafs er nicht das Ganze mitteilt. Das ist aus einer vollständigen 
Abschrift dieser Urkunde zu schliefsen, welehe ich imstande bin, hier 
mitzuteilen. Sie steht im cod. Monacensis 277 (f. 331°— 332"), einer 
Papierhandschrift aus dem Schlufs des 15. Jahrhunderts, woraus ich 
sie im Jahre 1877 abgeschrieben habe. Sie hat den Titel (E >ppgupos 
maguiryorg NıxoAdov tod dyıwrdrov xarguigyov tod TaAuxgırirov 
ped iv dxoxaréory abdig eig tov xarguegyixdvy Ygövov. Ich teile nun 
diese interessante Urkunde mit, indem ich ihr den Text aus der Vita 
Euthymii gegenüberstelle. 

1) Bei Migne, Patr. Gr. 111, 202 ff. 

2) A. a. 0.8. 205. 

3) De patriarchis Cp. v. 10037 ‘dy ¿Esidous rod Sedrov copds Ada... 

4) Ekoglteı Nixólao ris txxinolus ds peósen»”, wobei man doch noch 
immer an eine Verbannung ohne vorhergehende förmliche Absetzung denken dürfte. 

5) Vita Euthymii 8. 39—51. 

6) Bei Lipomannus, Vit. Sanct. III fol. 97" „cum ... repudii libellum ecclesiae 
dedisset*, 


Sp. P. Lambros: Die Abdankungsurkunde d. Patriarchen Nikolaos Mystikos 553 


Vita Euthymii S. 49, 22—29. 

Exceso, mpapuarav!) ¿vav- 
tudentos xal Ovoxepelas thy tod 
Deod xarahaBovons*) exxdnoiav, 
eis td dduvvarov nepuéotnv tod 
olxovousiv te mepl tóv piidyoiotov 
faordéa, tov Deóvov raparroduat, 
chy xar” guavrov?) (dia xal dvaxe- 
qoonuevnv xporiugoas Cary ris 
Ev ngdyuaoiv dotatovons') cvvava- 
oreopís, un Tic Betas ¿Evorduevos 
fegaovvns év $ dv tóxo Tv ta- 
xELVAV Nuov nagednvowperv Emp. 


Codex Monacensis 277. 


(N )ındicogs keyenioxonog Kov- 
OTUYTLVOUROAEDS. 

Môvn yapırı Dela ro uéya 
tovro xal ovedcrvioy ddonuc 
AaBov xal mag Eavrod undev 
TL  TpOgeveyxduevos ú'gLOD, 
ÉRELÔT Ipayudrov Evavrıdınros 
xal Ov6yepeias thy tod Deod 
raralaffovons éxxAnoiav, elo TO 
advvaroy megueotnv tov tL") mepl 
toy gidAdyouotoy olxovouñoa. Ba- 
duléa, toy Bedvoyv magactodpat, 
nv xar” Euavrov (Olav xa &vane- 
Awonwevyny mootiuyoas Lary tig 
Ev noeyuaciv coratovens dva- 
OTOOMIHS, UN tio Betas EEioraus- 
vos d¿pyiepgocóvas wndi®) rod 
éniteleiv boa older évepyelv 
koxrEeQuovyn, év $ dv róxo thy 
huay rapelrvcouev Conv, ecddteg 
&xtvdvvoy 00x dv ro thy Delay 
OSTEQ anageoxouevov adTh; 
aroneéunreoda, yagıv' kAdws 
te xal TOD lLepod xavovog TOVG 
EEouodauevovs tv év Y Erd- 
x8noav tegav AEttoveyiar, 
xäv póbos 6 ¿E ¿vdpórov y 
QOS TOTO GUVOÍACAS, ÁTAQ- 
artos xal ovyyvauns a«xd- 
ons yools xabarpodvros xal 
eis thy tOV Xalxòv dáxop- 
EINTOVTOS ¿DQAY. 


Wenn man die beiden oben mitgeteilten Texte mit einander ver- 
gleicht, findet man, aufser einigen unbeträchtlichen Differenzen im ein- 


zu — — — — —. 


1) zeayparo» zweimal geschrieben im Cod. 


2) sxatalafovoav Cod. 
3) xa 9” éuavtòy Cod. 


4) &oraroöücı schlägt de Boor vor. 


5) xeçréotn rovrl Cod. 
6) undé Cod. 
Bysant. Zeitschrift I 8 u. 4. 


36 










zu gleicher Zeit auch eine Mahnung an den Nachfolger gerichtet. 
mulste dem Lobredner des neuen Patriarchen, der die vierte Ehe Leos 
anzuerkennen bestimmt war, peinlich erscheinen. 


Athen. Spyr. P. Lambros. 


1) Es ist hier nur die Rede von der ersten Abdankungsurkunde, welche dem 
Nikolaos abgezwungen wurde; der Vita Euthymii zufolge hätte dann Nikolaoe 
abroyvópos einen zweiten Dispensbrief verfafst und an den Kaiser abgeschickt 
(8. 50, 2—9), Aber auch diesen Brief schliefst er mit dem Satze: rà a ri 
&eyısgmadrng nal tov raurng tvegyeay, Tem deoû brdpyovros, did Piov &veditoga. 
Aus diesem Zitat sieht man, dafs selbst im ersten Briefe nicht isgwcévm, sondern 
doziecocim stand, wie der Monacensis richtig bietet; es ist daher nicht nútig 
50, 7 &egieguevvns in ieçocévns zu ündern, wie de Boor vorschlägt, der die vor- 
slitzliche Änderung des Textes des ersten Abdankungsschreibens durch den Ver 
fasser der Vita nicht ahnen konnte, 


IIAAAIOTPA®IKH ZTAXYOAOTIA 
EK T2N MATIKSN BIBAISN. 


A. 


Aià tev Önuodısdocewv xal tav égevvdey tod Leemans, tov Parthey, 
tov Wessely xal rod Dieterich wel tOv EAlnvırav uayixov nanvowyv 
dispatiodn ixavòs y pedery Onpavrixis xegiddov tig lotogias tod 
EdAqvixod nolriouod, Y Axpıßeoregov Tv Éxrpon@v ts EdAnvexijs 
Siavolas. Ta napadota d° Exeiva anxoBdactiuata Tv yodvav, xad’ 
ods Tb doraduntov xal calevduevov Bonoxevtixdy alodypa, cKporgovy 
Eunedov Olav, énebmrer Egeroua Ev nacais taig yvoctais téte don- 
Oxslaıs, Ommovoyodr obro reparada Deoxoaciav, xal xa® ove thy ént- 
oryuovixav Entnoıv eFddov à donucoae óyrovuevos popuros tig derosda:- 
poviag, sivar ody Yaiotra wedérng Gira xal did tiv doniv, iv Zoyov 
elg tag pera tadta TUyag tod dvdparivov avevnatos. ‘H énnpsia Tv 
uayınav roxrvpov xa) tay Hvyyevov avrols Bifàicov selva avenidentog 
aupiofnrnozas xara toda Bvtaviraxods yodvovs, nagareiverar de xal 
mero tOV yodvav Nuov, didte Ev adrois dvvanedu v dvabytioopev 
env puy xal va ebgouer tv ¿ENyyeiv nooiiyeov xal dofcorwdyr, 
diatmpovuevav Avenıyvaorwg napd te tH 100” Muas ¿dique xal mag’ 
&Aloıg Anois, cvupovog pos toy bx0 tod Edw. Tylor xAndevra véuov 
tus éxiBioeewg (survival in culture). Kaito. dè dev Eyevovro uiv 
yvooral Pubavrianal ducoxeval tov Brfdicov éxetvav, Sums obddAws Enı- 
ro&nercı v  duquhallœuer Sti daiopyov toradrar Ev yonos mage trois 
Bufavrivois, dudte ta xEequowPévra Targoodgia xai af ZoAoucovixal 
AQPO0UIODETOVOLY avayxains nadardtega nodtunc. Ta uty Iatpoodgia, 
Dv td) dezyodtatoy tHy uéyor tovde pyworay sivar ro bxd tod Todvvov 
Lrapida tH 1384 avrıyoapev, dnwoorevdey O° Uno tod Em. Legrand’), 
Onuadn dvra ¿yyergidia neaxtixig larpinîis xal devodaiuovog Depa- 
melas, siva. ouvretapuéva énì ti faces: tOv BiBliov, Ériva xpd taeY 
qoóvov Erı rod IaAnvoo ovvederov “yértes &vPomnor, Exndricrey cov 
moidv ÖyAov ¿pyov nexoumuévor”. Ai dè Zolouœvixal exyyacav eE 


1) Bibliothèque grecque vulgaire r. IL 
36* 


N. I. Tlodleng: Ilalaroygapini otazvoloyia dx trav payinòv Bifliov 557 


Avoir dl tv dnopıav judy elusda fvayuacuevo. va rpospevyanev Els 
TAG uagrvpias decBav ovyypapéor xal uovagòv Tic dvrixije xal ris 
xevrquis Evoonns.") Ta uapixà fiBiia Bums rapeyovov iuiv dayr- 
delo elònosis mepi TE TÓv navroior eld@v tov yagrov xal tig xara- 
oxevijs avtod, xadds xal mepl ris xatacxevñs novöviimv xal ypapixod 
uélavos nouilorérov ypoudror. 

To BiBiia ¿E dv nevodnuev tag slónosig tavtas siva te 
éndueva. 

A. Xaprivos xbdit tic Ev "Adívars ’Edvinns BifBlioddans dr’ 
ao. 1265, yeyoaupevos, nidavis Ev Kúxoo, mepi tas doqàs tod ıs’ 
alovos. Eivaı xoloBôs, dxoteloduevos êx puiicov 62, oxyueros 4%, 
Beit: 8 dvogtoygapidy. ITlepiéye tiv xouwv®s Asyousvnv Lodo- 
kovıriv. 

B’. Xaprivos xüdıE tig Ev Movdyo dnuocias BıußAuodniang (Cod. 
gr. LXX) eis qpúilov, tod Ss’ alüvos, meguéyav "Iatpocogixov, ano de 
tov 240 uéyor tod 253 puiiov Zoloumvıxiv, Y og Ev TO xwdıxı Emı- 
yodpsraı atin’ “Typopavrsía. To xAndiov Tic naang Teyvng tig byeo- 
navreiag' sbpettv Uno drapdoav tegvitov xal rod dpiov TPOPÍTOV 
colou&vrog” AL ¿vopdoypapía Ev avr siva. edagıduo., Y dè xada- 
garéga ylüooa adrod éléyyer Ot. avteyodqn Ex Ovxoxevís tig Lodo- 
povixis radaLotepas tig TPONYOVLEVAS. 

IT”. Xdpgrivos xüdıE tev «oyúv tod rapelddvros al@vos, &noxet- 
pevos Ev th BifivodÍxy tijs ‘Toroouxijg xal EBvodopixijg Eraupiag ris 
“Eliados. Elva xodofos, Ex pvadwv 42 dyddov oyfuaros, yeyoauuévos 
var” dvôpds navreiög arardevtov eg yi@ocav qudaiav xa) adAoızov. 


Xdorns.‘) 
OÙ uayınol nanvgoı uymuovevovor norxthag Vilas, xata4AnAovs EOS 
youphy tov énmdav.®) eloi 0 avrai: 
a) Merdidiva éhdouata: méradov yovoodv: yovor dermis: Aeris 


¿9voloy. ércaiplas ts 'Ellados rt. B' a. 62—64), dE ne pavdavopev Gre mepueyolovro 
éviore ai pepBpava dt’? God, ore éxwdobvro nat peroo xal Gre reoeriuóvro ai 
dental thy rayer. 

1) Gardthausen, Gr. Paläographie o. 40. 

2) ITepl zo» div Ep’ dv Eyexpoy oi keyatoi BA. Blümner, Gewerbe u. Künste 
I 325. — Gardthausen abr. o. 20 xé. (IlAnv tod naniguv xal Tor ueufoavòy dva- 
ploovraı peraldiva néralx, doreana, borä, Édlivar cavides, plorós, púlla qoivinos 
N tlalag, qderns.) 

8) Bi. xa Dieterich, Papyrus magica Musei Lugd. Batavi (= Jahrb. f. class. 
Phil. Suppl. Bd. XVI p. 788—799). 


I, Abteilung 


éoyvoë" méralov dgyvootv: atdnoods xpixos* Aapviov xacorréowor 
dé xuoouréquros Aduva de taviov') rAdtvupa podvpoor, 

B') Tedopara: Pisowov Ééxos* ¿Pómov E 

Y) dipftégai: zırrdaıov Legarındv. 

0) Déila Am: nalridoov púidov: púiña ddpyns púlia wro- 
oívqs. — ‘Pike xacvtéa ÿ dereuoía (Dieterich o. 815). 

E”) Oorgaxa: dorguxov dad Daldoons Bow Ögvittog (Dieterich 
6. 799). 

5”) 'Oorgaxa (xegdusıa): raplyov Borgaxov.*) 

"Ev dè voïg bredò Em. Legrand éxdotetow dnoordouaciv Turposo- 
piov dvapégovre al Exdpever vor 

a’) "Tadog: ‘oxedos puddivor® (6. 9. 23). 

B’) Atos: ‘xgoapoge Astrovgyn Em’ (6. 10). 

y) Dúilo: xpucópvida À oxogodópvida (6. 9) déuns puzion 
(o. 10. 11. — BA. xal [Pudnvod] me sbrogiorov B', 27 1. 14 6. 489 
Kuhn. I” 6. 526 K): púldo» 24 (0.11.20). 

9) Xdorns: gapriv (0. 12.21. ). 

Hokvaandeorercı Spas elvaı al ayoupóneva Ev rétg Zokoummı- 
aus. Kal dij: 

a”) Merdidiva éhdouara: 'uayatgıw! (A q. 14%). “woddpu’ 
(4' 9. 14°. 37%. 38°. 48%), “xuooidepos” (= xacolrepos A’ q. 38°). 
“xéralov dAbyov' (4° p. 36%). 

B') Tadog: “yvaliv (A° q. 39%). 

y) Todopara: “xaviv peraboróv (4° p. 39%). ‘ravis dvb 
(4 q. 40°). 

3) Dúlla x4x.: guida xu0000 (A’ p. 37%. 38°). Pille Sepa 
(4° 9. 40%. 41°. 45). pijlov (4° p.38" dis. 40%. Ba. xod [Luimr] 
¿vd. dv. o. 546). 

E) Oorä: ‘nlevod dvOoaxov dgasvıxod detid” (A’ p. 39%). 

5”) 'Ootoauxa: 'xaıvovpyov sepapidiv’ (A’ p. 14%) ‘Eva xegapidiv 
(A' 9. 40%): “puerglv dude? (4° y. 36%. 37° 419). 


1) Adpva zb Loe. lamina (i) Adfıs elvaı ebyonoros nal dv rf Inubder). Taimer 
8 ely dvoppifólos 1d lar. stannum (ya4i. étain = naolsegos) ifror ody) rassi- 
segos, dll’ deyveopiyig póluBdos (plomb d'oeuvre, Werkblei), ds dugaivera: sal 
de tig dv 1 nanigp yiwopévne diaxpiorag sosrov drd rod xaccirégov. 

2) ‘O Dieterich qunveder dopalutvos riv Miti: "Tägızos hic interpretandum 
mumie quod nos diximus;’ 68er xal tè xoglopara, Griva ÉvredOer curdya div 
elvas dxgifi. (Notissimum est semper permultum ualuisse in re magica quae = 
mortuis desumpta essent.’) Té ragizoug dergana elvaı drdds rà Opavenara rar 
negaulvav dyyelov, ele E tveritecav rágrgos. ITofi. Anpoo8. mods Admesror 34 
‘pagrvest. .. Evlodeı “Anollédwgoy els tiv vadv... uglzoug regdpia Evdena à 
dbdena?. 


N. T. TIokiwng: Ilaiaioyeagini orayvoloyia tu toy uayin®y Bıßliav 559 


- EN) Xéerys: yagriv Baunaxıvov’ (A°' p. 38°) “yapriv navaduvov 
(I gp. 10°): ‘foxxogdpriv’') (4° p.37°): ‘yagriv &oxgov’*) (A' p.36*. 37”). 
n°) MeuBoavar: Al Zolouœvixal dvapépover usuBoevas du deg- 
uatrov navroiwy fam nareoxevaouevas, EP DV npére và yocpeaovtai 
of payixol Adyor. Emnueroreov 0 dti uéyor Todds Eyıvadxousv uóvov 
ÓTL IQOS xataoxEevny ueufoaviov Eyivero yoÿors depudtav Guvydécrara 
univ nooßerov xal udogav, Eviore 0 alpv xal yoipwv, xal Ev EEnıperi- 
nate repintaodeoi dopxadar, Élepavrov xal dpewv xul Gre al Aentotarai 
ueufodvar xursoxsvafovro Ex depuarav dyevvitov Y Yvndıyevov Ap- 
viov.’) Kal Ev reis Zoldouovixalg ovyvaxız yiveraı Y didupiors tev 
ueufoavov, oxonovuévou TOD tedxov TS xaraonevijs AÚTOV, Elo mao- 
Dévovs Y xadapds xal elg dyevvirous, fito. dx depuaros dyevvitav 
foamy xUTEOXEVAGUEVAS. 

1) Ay&vvnrov qapriv: A’ q. 14%. 22°. 33°. 36° (ele dyevuntov 
nai auéoas xatatega ‘elo yapriv ayévyytov’) q. 31° (vodwov... ele 
ayevvnrov’) q. 55° (duotwe). ‘Ermione “¿Adqpivov ayévyyntov’, ‘Botvov’ 
7 “Boos «yevvntov”, xegl Ov xataréoo. 

2) Xagpriv naodEvov Y xadagdv: “y. rapdevov” (A’ q. 13”, 
B’ y. 248°). ‘y. xadagov (4° p. 37°. I q. 18°) “yapriv xadagdv al 
xapdévov” (BA. xatatego). 

3) MeufBoava ex dépuatos Bods À udogov: “yapriv Botvoy 
&y£vvntov’ (A’ gp. 13°. B' q. 248%) ‘ydotns dyevvitov Bods xadapós 
(I” q. 18°). 

4) — Ex deguatos alyog Y tedyou: “yapriv tecyou’ (A’ q. 13°) 
‘zaprl tecyivov’ (B' q. 248°): ‘yapriv recov’ (I q. 11°) ‘yaorly xe- 
oatiov fyovv xatfimas” (I p. 10°). Tleol xataoxevijs ueuBodvns éx déo- 
paros épupiov PAENE xatoteoo* Oporas xal neo xataoxevijs peuBoavns. 

5) — éx deéouatos aoviov. 

» 6) — Ex déouatos avridóxmys Y EAdpov: ‘yaptiv Eaprados” 
(A' 9. 39%): “yapriv yabélliov your EAupıvdv’ (A' gp. 38°) ‘y. pagéd- 
¿Lov” (A° p. 38". 38°): “yafeddivov qapriv® (4° p. 39°): ‘éléquvov yao- 
tiv’ (4 q. 30%) ‘yaotiv ... EAupiov apévvntov’ (4' p. 13") ‘yagriv 





1) ‘Ayvoò ti» onuaciav tig Afésws' dona 7 doùna leyera norvòg To sbéœuoy 
(eruca sativa DC.), ¿6xas dì xacdodal tives ray Bvßavrıyav rus oxelidag rod oxogddov. 
"Ada neodriws 7) CÚVTECIS deruvver nulv Gre obre neo) qÜlloy edímpov obre reg! 
oxelidoy oxogddov nebnertai Evradda, dior: dev ro dvvatòv vu Övouaodacı tadta 
zdercı. Minas reine va yea pj danogdotiv, roi yaetng Eu faxy ANTECKEVACHEVOS ; 

2) ‘O nçocdiogouds Gorgos vouikousv dre d«puótes pállov elg yapınv N els 


pepfoavar. 
3) Gardthausen o 40. 41. 48. 


N. TF. Tlodieng: Tledavoygapext orayvoloyia Eu tev payinòv Bıßllov 


déque, tod sivas Etorpov xal xada- 
gov elo 6 te uéllo yodpev Ev 
avrà, và sivar ebruygor nal dAn- 
Yıvöv. Kai tére Exagov Eva téov- 
xaAıv xivovgyov xal xadapdv xal 
aoßeoınv xadagdv, xal ndoonoov' 
xal Aéye obras: “Egiody, Bog- 
qavóv, Edi, 'Edióv, vo dariun- 
tov xal ueya Gvoux tod peyalov 
faordécos, eps TO rapo0v dequa 
«yévvntov tod eivaı Eropuov ets 
sav roúyuo, O pedi yodpeıv Els 
avrd” Kal dp’ où oreyvoon podye 
wavo és tov Zauuòv ta omueta 
tabra. [Exovra 7 x0farlvoria on- 
pela, xutà To Ev th adri Lodo- 
povixT, Oteyavoypapixdv adpapy- 
toy tov dyyélov MiyanA dndovyta 
tà yocuuata AEMTOM?| 


Aid va xauns xadagòv yap- 
tiv. "Orav ueling và xduns xada- 
qdv xal naodevov qapriv noene 
và eivaı to EGov dapoevixdr, 7} Eor- 
gov 1) apviov Óóxod va Bvbavn: xal 
opate to uè thy 6nPeiony udyaıgav 
The téqvns. Aéye xal tadta tá 
óvóuara: “Oldai, “dapat, Avevo- 
vevtov, Targad, Leuroppu- 
odv, Taov, Iavagov, "Apovd, 
Mapoovxata, Texata, Adavai, 
Teovicóv, Evao%, Ta, Ta, reroa- 
voduuatov xal Zo pag, &yıov Svoua 
xal Övvarov xal pofepóv, xada- 
0100v darò naons duagrias xl 


561 


tov yödons, xal nave elo toy xo- 
tauóv, elg vEgbv topegduevov ul 
midve to xal Edo to xada. IlAv- 
vovrag to Aepe ta óvopata toda: 
“’PoverA, Paoapani, Mopadi, 
Ayıyoı &yyerot'), xatagloete 
to ragdv déguav, tod elvas?) 
Eroıuov xal xadagòdv Eis to uédlo 
yodpeiv”) Ev avr, va yeivaı edtv- 
yov xal aAndıvöv. [q. 13°] Kai 
tétec Enagor Eva tiovuddiv xat- 
vovgiov xal xadapov Uxiacrov xal 
dopeoryv') xadagov xal naorgepe’) 
to depuav. Kai made vnaye ele tov 
motauòv xat mávvé to, xal mdv- 
vovtds to deye tà ovduata avra: 
“EoAovdy, Bogyavovv, EAopi, 
Ekıov, to Ariumtov xal ueyav 
Svoua tod peydlov Baordéas, pé- 
pete TO muoòv deguav dyEvvntov 
Tod siva Eroıuov elg nioayv rpá- 
yuav è peddo yoapey®) Ev avr.” 
Kal cav oreyvaon pede andvo‘) 
eig tov Anıudv tov ta Onuela tabra. 
[Exovra ra avra xafadliorina 67- 
peta. | 

Ed pavegava did va xa- 
uns xaduodv yapriv. Orav 
uëlAn va xéuns xabapov yapriv 
xa) magdevov modesye và yelvaı 
to [do Koosvırov, Y Éolpiov Y «p- 
viov, va Bvtevn aubun' xal opabe 
TO UE TO elonuevov uayalgıv Ts 
tégune, xal Orav to opdens Àëye 
ta óvóuare avra: “Oldayí, 'EI- 
uayi, Aveovastor, Targa, 
Zeuroogvoav,Iaov, Tavagod, 

1) X. aynyı avyyedn. 2) X. varov 
en. 3) X. ueloyoapoy. 4) X. wfBeorny. 
5) X. waorepe. 6) X. ousdo yoapo. 
7) X. aanavo. 


1. Abteilung: 


m. 15] dxaPagaies rod Ego rod- 
v to déouav, tod elvar ¿Antes 
ua) xedòv!), etre xal dv yedpa 
alg abro ve eve oregedy. "Av. 
“Aye dè mul yödge wird, zul xud- 
ows xal mAövE ro vega E nal Adys 
Uvodev pepoappiva óvópera* 


‘Apov#, Magrara, Taurd') 
Tısoovda, 'Hvuod, Td, Id, te 
Tocyoduparos äyıov bvopa zul 
poBegdv el duvaróv, sutupicate 
toîs anedaggipag tod Égou rovrou, 
td dégpe tov và pelvi canton 
ua) xed, elrı và podww els abrov 


at Hoyacé ro slg dopéornv ul 
pepe) 


và yeivar stegsopevov? [p.13] 
Kal xhove abro sal xaddgusé ro 
zul mAövE to uè vege Exré, zul 
déys tà voter pepgappéve dvb 
para nel opus to eis doplorn» 
xl yodvov el mu dele” 

1) Korg. nas. 1) X. cure. 

Qe de vis dvrınagadkocng TOV da rovrov xeuévov xarapeaiverce 

5 dv Movdyo x001É div meguéye vo tas Öönyiag) 6 tedxog THs muera 

vîjs sivac 6 «rés, puxpiv dé Tu  dapopdv uóvov magovordte: ri 

g Torogızijg xa) #9vodopixije Érai 'g yerodyeapov, rpocritàv Gru 
uer& to Eninuoue vis dopéorov Ev ti) yirou moéxmer ro diopa ve nuda 
069% xal và xdvdi xal adbis eig Géov D8m. 


Toapixov pédav xal qodpuata. 

IloXvdpiduor sivar al negiowdelonı Ev uEonımvıxois yergoyvedpos 
ouvrapal mods weraoxevjv yoapixod uédavos xal ypwudrov yoncipar 
ele youpr.') Ovdiv frrov div duorgoderv ¿vdvapégovros al Ev toîs 
uayızois BıßAloıs, wddrora did ras dprtopévas dviore xagaddtovg pikes 
dAüv. "Hon Ev vois papixoîs xaxvgorg ebpioxousv Sdnyiav node xara- 
oxeviv ‘Tupaviov pélavos” (otti. III orig. 23—26 zeg& Dieterich 
6. 199). ‘Idrarréoag dì wveing äkım elven al ravesdòg dovvijdeis bias, 
dv Spethov va novoviai yojow of udyor. "Ev rasta dt tiv mode 
tdk xarézer td alga. Ol payixol xóxugo. xagayyésdover tov Bovid- 
pevov và altijon Öveıgov và yodyy els Bússmwov fáxos «ipari dervyiov 
elxóvo ‘Equoò (aria. V or. 5 6. 802 Dieterich). Ioagiv di’ aîparos 
uvnuoveser xal to Eregov tiv dad Legrand éxdofévro ‘largocopiay 
(0. 22. 23). Al dl Zoloumvızal dvaypipovaı zdvrors xal rd Ego 
¿E où noire và Inpor ro eine‘ ody) oravias dvapégera: ¿vdedarvoy 
alga: ‘yedpov abcd uè aiuav dv[dpóxov] (4' p 14°) ‘pt co alu 
vis povrrys dov) (A’ q. 39%): ‘uè tò aluav tod daxtudiov cov rod 


1) BA. Wattenbach, Das Schriftwesen des Mittelalters ¿xd. Il @. 197 xi. 


N. I. IloMwng: TleAcıoygayınn orayvoloyia du tay payo fifliov 563 


pixgod Ta d illa £a, mAV tev uvmuovevouévov Ev tolg xato- 
tégo Inuocisvoutvors droondouasıy, siva. ta Eki: 

Alkovgos. “pera aîuatos ailoÿgou %yovv xarov. (A’ g. 39°.) 

Mods. ‘vedypov uè aluav novrixod” (A’ gp. 36%.) 

IIsgıoreod. ‘yodyor ut aluav mepioteoàs Asvxijs.” (A' p. 38°. BA. 
xal 9.39.) “ud fapapúv xal uè aivav mepiotepàs konons. (4° q. 37°.) 

'Aléxtoo xal dAextopis. “Todpov... ul aluav Spvidas kanns 
xal merervod kongov xal wise ta dupórepa [ta] aiuara tev Ev. 
(4' 9. 37°.) 

Bows. "Onwg to fósiov aiua xaraorí xatdiiniov mods uayixks 
poupas perle 6 uéyos va opd—n adrog To ÉGov, emdeycov éex@drjv 
tiva. (A' p. 15°.) 

IIgdg ¿gudody yoapıv dpiterar ovyl onaviog xal Y yorers xıvva- 
Bágeos, capis dt diayodgperai tives yoauual Eviov oynudrov ngéxe 
và yecpavrar duc uedavos xal tives Epvdoal (I° q. 19%). "All 0 
Via: POS yoagiy dvapspovraı vyvexts Ev uèv toîs uapixoîs maTYPOLE 
y ouveva (oría. IV, 2. 16. V, 5. VI, 4. XI, 26), év dè reis Zo40uove- 
xats è tapopds y Gapop« (carthamus tinctorius L.), frs e eldopev 
dvotégo ¿uyvdeto Eviore pera aipatog mepuoteoàs (A’ q. 37°. 38°. 
39%, 408. 45°). ’AugiBolov dé av % fapopa xal 6 nollæyoù énions 
dvaypapôuevos xpóxos*) Andover To avro rpúyua: dıdrı Ev TIVI Del 
tig Zolouœnxÿg Avayırmarousv: ‘uè Kongov adyod Ijyovv xpóxov. ?) 
(A’ q. 39°.) 

ITAÿv tovrov al Lodoparvinal ópifovov Tdıov ulyua mode yoapr 
av xaBpadiorixoy qagarrípav Exdotov av éxmta mlavyróv, y O év 
e Totopuxi ¿tapia anoxsıuevn xoooridyor xl ddnyiag mods xata- 
oxeviy (dlov yeagixod pédavos du’ Exaotov nAavytny mobs yeagiy tev 
éxpddy, doduis mpdxertar Éboguiouds TOY ayyelwy tov xverevdvtory 
trav xlavytóv xa) tav droretapuevav adrois daruóvov. Kal év n0d- 
toi mapuderouev wde Tv Ev tolg toral yerpoyodpors dvappagpiv tov 
keyudıov. 


— — — 





1) ‘yodpoy tà xarodev pi xedxov nal pedecopvddor’ (A’ q. 39%. Meltaco- 
qpuilov selva. 70 purov melissa altissima Sibth.). “yodpe uè u0oyov xa) xeoxoy xal 
Goddorsuar’ (A’ pm. 22°). 'yoape... pera pdozou ue[tà] xedxov Hal den poßäcaı 
Gs elvaı nal pè doddoreuev’ (A gq. 282). “uera uocuov xal xedxoy «al goddotapoy 
nal nivvaBaosag’ (I q. 192). 

2) 'O dads oddérote avyyesı rd levxopa (Kongov T coreddi) «al roy xe0xov 
(nor noguòs 7 xgoxòs N) 40405) toù où. ‘Anatavintos dé qpalverai 7) toravin 
adyzvorg rod Pifltoyedpov, dp’ où paliora oddsuia èrijegev «vayan Eoumveiag ts 
nxowvorarne less “Lorgoy abyod’. Ildavov Gus dti 7 Arkıg neonos onuatver xal 
¿y tq Zolopavinj nv Poravny, rapevóncs 6’ adrnr 6 Bifdcoyeagpos, ur diatnen- 
8sicav Ev cH Spchovpery. 


N. I. TIolleng: IIlelaıoygayınn oreguoloyia Ex tay payinòv BiBlioy 565 


Ai d° ddnyia. xmp0s xaraoxevÿy yeagixod uédavos Exdotov tev 
éxta xhavyray ¿yovov bs Ebig: 

[I 9. 10°] Tdod xal ro usdZavi!) rod ‘Hiiov. Thy dSeav ôxov 
xugeeves 6 “Hitog uè yovoov và vocwns. Adfe?) &xgav yQvoiov?) à 
pera ÖAlyov dvagyugov xal teiwe ta émpelos xal Bad’ ta Eis paoriav, 
Ems Sxov va pun à Övpdyvpos xal vorepis cvuuitov xal fovul NnAL0- 
Boravov xai yodpe Ev ti (dia Hea Tod ynAlov. 

Idod xal ro weddvi tig ZeArvns. To wedave cis Zelvns 
yivercı uè vo fouui Tic éAnas nai dpsonaprapov') xai xdupoveay xal 
paiua 20005), tpiwas xal Evasag wurd nal nolsov usdatviv xal yedge 
ES tv pay Onov xugıeve  Ledyvy. . . . 

[p. 11°] 'Tdod xal ro weddve tod “Apecs. Td usAdvı tod 
“Ages, Eis tv (dtav pa Sxov xvorever toiwov xivvaBapiv8), Beotiv 
xai xuv6yAmdcov') xal xoupidiv ¿dig xal yodye elite Déleig Eis tv 
@eav rod “Agr... . 

Idov ro ueAdvı tod Eoquñ. Td uedavi rod 'Egun viverai xepi 
xadagdv xa) dpyerov?) orAenucvı (;) wel 6Alynv nmovvia”) xal yaiuav 
HETELVOD* tadra MAVTA nocyyooy uelavı Ev tH (oa tov Hous xal yodpe... 

[p. 11°] Tdod xal ro wehave rod Zevs. To usdavi tod Zedg 
Iverar!”) odros: Exapov Anboügıv xal wixgod ixtis (5) dpıotoioyiag!!) xal 
aol ¿yBvos: avra mavra!”) toiwpov Ev ti Opa tod Zeus xal yodıbov 
el ti Délai... 

Tdod xal ro weddve vis Appodirns. Tis ‘Agppoditns ro us- 
Adve ylveraı obtag: pulua nepioteRgds xal xdgxov™) xal foddotauov xal 
&Aoyoféravov uè toayoveas'*) xal udoxov &xgato'), cuitov ti (dia doa 
ng‘) “Appoditns nal yodpe el te Délais... 

1) Xeto. uelatn. 2) X. 1afov. 3) X. geucovtov. 

4) Ogeoncenxaeoy elvaı  Porávn N &llos nalovuéyn 6£0v Pagfeoov (rheum 
Emodi Wall. n rheum rhaponticum L.). 

5) X. 2eov = alya Aaymod. 

6) X. xavaffagiv. 

7) X. xvvogioco». 

8) = gueróv. 

9) = natmviay (Paeonia corallina Retz). 

10) X. nyere (= ylveras). 

11) Aagodgy elvaı nidavig 1d ollpıov' «dl? 4 énouéyn Boravn wol slvar &yvo- 
oros: long eivaı n aristolochia parvifolia Sibth. 

12) X. zavra« navro. 

13) X. x0pvov. 

14) Td ut» &loyoféravov pol elvaı &yvmoroy dv dè taig imouivars Övol Akkecıy 
óxodéro Gt Önonpünteraı rapepdapuévor ro bvoua rod pavdgaydgov, Serig xc) 
uarouyoüpu ual pevreayovea léyeras xotvdds. 

15) X. axeoro. 16) X. ern nôta ogorıg. 


566 1. Abteilung 


[p.12*] ‘Idoù xal to peddvi tod Kgóvov. Tb peldw wi 
Kgóvov siver rovovras: "Exagov xuxovdia ... ['Apédn y@pos mobs cue 
zlajgmoıv.] 

"Ex tav mv yagoyodqov ZAksizovsw al bönpler abro. ‘Ey 
dì 16 A’ xal 16 I’ dndqye xal i) Énouén ovvray) mods xecruoxeviy 
dE doß6Aov weAdumg yoncipov xatè tiv Aexcvopavrsiav. 

[d' 9.41°] “xal Zragov zal pos- LT’ 941%) 'xal Zragov Add: xe 
Env dad tepdviv cidegtvov duidn-  Bugdv xal uovvrfoöge drd*) n} 
roy!) zul Bere uéoa Addıv xa) yaviov éxoxéro zul Bdve vd Addi 
dvundrogov uè viv povinv và ylım uè riv povrtobpuv xol due ro pe 
peláviv. Kal réreg dad ro with Adm. Kal podpe tiv yapaxrioe 
yodpe eig tiv xadduny tod xopa- els tiv maddunv vis xdens.*) 
Giov viv xdrottev: «cl yodwov vel 
sig viv porno ryg tedra tà óvó- 
pare,” 

B'. 

"Ev 16 Journal of the Hellenic Studies (1890 XI o. 286 xi) à 
T. W. Allen ¿ónuootevoz didaxrızordenv wedérny meh rayvyocqpuar 
onusiov dv Eldquixó xddcu vie Barızavig PrßAodrjeng (Regina 181), 
yepocuuévo 16 1364. “H Ev tO xadızı toro 10703 regupgagızör 
onusiov, eig &xgov ¿vdrapégovoa did rd xevopavés tuvav ¿E «dr, siva 
dvoparos: dure tovadry qero yiveraı pévov xe@rov ply gv duyi- 
Gtoig ywQlorg Tod xesuivov, Ev oig è Bifluoyedpos nage rd avd 
yodpsı tagupoapixòg ovAlaßds rivas xal yodpuara* Exeta dy véle 
tod BuBliov, dv nivaxı mepiéyove: tayvygapızc onuela xal riv ¿quy- 
veíav adr@v xal relevraïov Ev Övol paxpalg onperdosciv, oùdeuier 
oyeoıv eyovourg mods td xelpevov, yeyouuuévos 6’ Ev tH xevò zuge 
duporépor tay sedidav tod peratò rod xívexos xal tig dezis vob 
BuBliov púllov (p. 13). 

Tóv onusıwaeov todrov, Eg xpiver oxovdmoráras bad zalmıoype- 
penny Emoyiw, 5 “Ayydos ¿xdórns Snwooreder dvoruzOs tiv xgdry 
uévov, év ravoporotino xa) dv perayonpí. Arde À éréga, Boaguréga 
uty tig norme xard rülla 6’ Suola, Eragovolate noA1G peitovas 
Ovoxolías, (os Atper. ‘Opodopet d° Bru Ev piper póvov ¿duvidy vt 

1) X. dpijtdorov: voultopev Sri obra meine vi dioeda0f, Sides evzrérere 
du rois naguonevaig vis Arnavopavıslus dvagicovea: redyuara éplinea, Gea dy 
Audi dpeller và Adßn vs cond». 

2) X. em. 

3) "Ev macs toi ywoloıs tov Zolopovixóv, Era magedicaper Iumgdchsaner 
tas dvogdoyguplag nal tiv minupelh orlkır rav yespoyedpor. Al dià xvgrèr fede 
udrov perayoapépevar pgaosıs elvar Ev zergoyedqors Egudgel. 





N. T. IloMens: Ilala:oyeapixi) orazuoloyía Ex cor nayızar Bıßllar 567 
Evvonon radınv, xal xpocridyov ot ws etxaler ex us exavadrpenc 
tay Aéteav yaetys, qaoaxrijoes, déoua, xegueyer avry Sdnyias xeds 
avryeagny valuòv rıvav. Tv xatavónoiv Ouos tig onuerdozDs 
tavtns Edvozegave paddov Y xÂAnuuslds avayvadıs Atkewv tivo, dedte, 
be Ex tic xarotépo avrinagadioews TC Mueréoas pwerayoagis mods 


tv TOD éxdérov xarapaiverai, to xsiuevov div elvas DvoOATATOY. 


Journal 6. 295. 
dno de tov VS paluov ¿ug tov Ed 
paluov odv róvds(?) tas 
qagaxríeas Öpelovv' diava xara 
Pe Palais dvov | 
va(?) undev Ever orduav, va. cod 
anyndoyndi duevaotene 
@oxeo Bods Éunpooracov: 7) &vdeus 
Y yuvainas. 
yodpar tods waiuods. nueloa] B° 
sig Ehageva depuara: xal 
Oxxio000v To yagrv  xai andvo 
Tod yaorny 1 ?0ds tas yapa 
xtigpas: xal nvnoov|?] ro yaorny 
Eviaib' xal Aovv rav" 
mai tiAste (? rvAibere) pera perato- 
tod" xal faota To Etc XQUTÉQUOV 
xol va Pavpaoes: tiide[?] ro ‘H[?] 
zagaxıijpm. 


‘Hpereoa avayvoaız.') 


"And di tov vs” paduov ¿m3 tov 


Ed" paduov oùv tóvde tas 
qapaxtípas Ôpelodv. dia va xa- 
. tapedes &vdparov 
va undtv Eyer orópav, và 000 amn- 

loyn9 due va orex[») 
Woreo Bovs éurooôtt do0v° y &v- 

doas Y yuvaixa.t 
yodpar tobs yaluovs quéox B’. ele 
eAapıva depu| a lr a] xat 
ÜnxAwoov TO yapınv' xal anavo 
tov yaotly rucde ras yapa 
xrious' xal ACHVNOOV TO Yagrnv 

Evlialon xal A....ndv. 
xal rideké tlo] pera ueratorod. Kai 

Baora to Eis xoitiguov 
xual va Buvudasıs. Taods eivaı y 

yapaxtyoes. T 


gro: dLogdovusvoav tÓv avoetoyeagidy xal ris oriews: “And dè 


tov vs’ paduov Ens tov Ed” paduov cÙv taevdE TAG yapaxripus dgpe- 
Aoùv. Aid và xatapedns &vdoaorov ve undiv ¿qn oróuav va ood 
anyhoyndij, aus và oréxn orso Bods éuxpocrá dov, Y &vdoas 7} yv- 
vaixa (9niadr elte déve sivaL obrog site yuvi), yodde toda valuods 


1) ’Ev orly. 2. Ta yoduuara De elvar diayeyoaupiva de To yeicoyoépo. 

or. 3. "Ev tj televrala Atbsı To txinpbiv tro rod Allen wg e ris xatalntewg 
elvat D Öbele tijs redrns ovilaßng. 

or. 7. Avr "nal nynoov” dvayınborsraı caps "anal uanvnoov. 

ot. 9. ’Erions capos «vayivooxrerar 7, relevraia gpoacıs. Td tazvyeagixdy 
onuelov tod tas éravalaufPaverar xal Ev relsı tov 1 otigov xal év or. 6, mods dè 
tovrog dv tH 7—8 otlyo TOY TOVOMOLOTÚTOV TÍVAKES TOY Taguyoaginòv onpsioy, 
dy Ex tod abrod xbdixos ¿dnpocíevozv 6 Allen. "Ev ro «vr de nivanı, dy or. 11—12, 
dounvesstaı bg Onlodr ‘elvac’ 1d tazvyeaqixdy onustov, Greg Ô Allen kvayivoone: 
‘cb’. Kal cd ènte rd televratov y rayvypayındv onusiov div slvar w 21” es, ds 
palverar êx or. T—8 rod abrod rlvaxos. 


N. I. Todleng: IIaAcıoygayını) arayvoloyla Ex tó» payixóv BiBlloy 569 


&oyovras xal Eis émoxéxovs, xal & te Being yiveraı’ “Exovras of 
yapaxríoes, ov tiveg selva Spoor toig Ev tH Barixavò yepoyedpo. 

Ev 17 60yyia tavry mapevridevra, xal Eddpıa paluiv (pad. 
vi, 8.9 xAx.), dedri éx tV [legov Biflov To waltroiov ¿Dempelro 
08 xapeyov telsdpogorara Bondiuara elo payyaveías. Kal Ev Aldous 
Exgdais napevtideviai ovyvdtata xepuxomal paduay, to 0 va de. 
2316 "Targocópiov rs “Edvixñs Brfliod dans trav Ilagioior dette etc 
tivos sidovs uayyaveiar sivas opéliuos Exaotog paduós.!) 


— -- ee nn 


ITpoxeiuévov Adyou xepi TOD yeLpoyodpov rod Barixavod div xpl- 
vopev AOXONOY và ONUELDOMUEV ÓLApOQAS TLVAS AVAYVÓCEDS TOY q0- 
Qiaov TOD XELUEVOV, Elo & Epnoudodn pepixrós TO Tayvyoapırov EVETNUA, 
duôte avaupıßölmg udvoy di’ dodge avayvacems dvvara. va Ovevxipl- 
270 N ENG Tv Tayvygapırav onueiwv. Ta qogia Exsiva, Griva 
perayodoper 6 Allen, sivar téccaou. Kal trav piv dvo tédevtatov % 
uetayoagn éyévero dedos (lv müs deseos Ev TH TOLTO, Hrsg npéne 
và yoapi; dvuödosıs xal odyl avridocıs)' sig Ol ta OVO reirte elce- 
Awonoav Addy, diapdetoovra Tv Evvomav. 

Ev 15 xoota 6 Allen avayıvworeı: ‘rois vx0 tovydvog? derydetoi 
napoyoqua wiv meouadvvia. Koxovtar cvufaiverv Oraouol TE Ovvezeig 
xan. Gels O° épormuarixdv omueior avtl Tic terdorns Ae bsos rob 
xeuuévov, ragatnoei tadta: “In No. I. the fourth word, 9*, has no very 
apparent meaning, at least I have not been able to hit on one to suit 
it” "AA auoifbs y rmapadewis tig ¿bemos énelvns xadicryov dra- 
téaAyatov to qogiov, didti nagadoywraryn llos Da Epaivero N) meou- 
yoapN óledpiov dijdev ovurroudrov tod djyuaros KHWOoTdToV NTNVoü, 
tie tovyévos. Kad nuüs tb ywgiov noeneı dvaupıoßnrirug v’ ava- 
pvaodì ovro: ‘roi bad tevyóvos Badacoias Önydelcı, xalroı to 
apúrov évradda eUontar tayvyoagixy ragdotaois tig Ackews Dadac- 
Gius, nad’ Soov yırmarousv. ‘O Abyog iva mepi tig tovyóvos, tod 
¿xdvos (trygon pastinaca L.), ob tò xEvrgov éxiorevor Ori Emip£geı tòv 
devarov Eis toùs dvdporous xal Enguiver tà devdoa, uvIoloyodvres 
Ot. xal 6 TnAgyovos Úxmiov ¿yv TOLODTO XEVTQOV TODOAUGZ AMEXTELVE 
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1) Legrand, Bibl. gr. vulg. II o. 20 xé. 
2) BA. Nixcvde. One. 828 nd. — 'Onziav. “AL. B’, 484 ad. — Topi. *Aguovor. Z. 
ior. O”, 25, 2. 
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 37 


N. I. Ilodleng: Iloiawoyeagini arayvoloyla du rv payinbv fiBlior 571 


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2) Aden elvas Y &xeiBijs dvayvacıs. Els tó yvwordv xal &Aloesr tayvyoagpi- 
20» onuslov Tod apa reocerédn xa) tó tod x. 

8) 'Aduvaroduev y” éropardouer dv elvas dopains y wage ro Allen dvayvaoız 
foxvuteay, aq’ où ualicta de’ toornparixod onuelov decxvver Grs duplfoloy elvas 
£0 v tig devrépas cullaBrs. 

4) ’Aouovor. Z. ior. H', ny’ 3. — Nindvde. One. 815—16. — Tainv. Erd. dv. 
— Agıorogp. xsgl fm» éxirou% B' 875—6 0. 109 dad. Z. Aduxçov. 

37* 


A source of Symeon Magister.- 


In his Byzantinische Studien Hirsch has shown, that, in com- 
piling his Chroniele, Symeon Magister made use of the following sources: 
(1) Georgios; (2) the Continuation of Georgios founded on the “Chronicle 
of the Logothete”; (3) Genesios; (4) the Continuation of Theophanes: 
(5) the “Seriptor incertus de Leone’; (6) the Life of Ignatius by Nicetas!) 
In regard to the first two of these, the results of Hirsch will have to 
be modified in the light of the more recent investigations of Vasil- 
jevskij. But of this it is not my purpose to speak here. Besides 
what is drawn from these sources, there are a certain number of state 
ments which cannot be traced. These are enumerated by Hirsch 
(p. 337—8), and divided into several groups: (1) "gelehrte Bemerkungen‘; 
(2) "Wundergeschichten und Anekdoten ganz fabulosen Inhalts”; (3) state 
ments which are ‘anekdotenhaft und wenig glaublich” or "geradezu 
falsch’; (4) a few “Nachrichten, welche ein glaubhafteres Gepräge 
tragen’. 

To this last class of credible statements belongs the following 
short description of Leo’s personal appearance (p. 603 ed. Bonn): 

Av dl tiv ilixiav xovrós, diò xal XauorAéov xgoenydgevtat, 
émiueoros, súmpenís, yevsıov Eyav xadrordpevor, dyugds (leg. &yovgos?) 
tiv xöunv, paviy ¿yov Boovrady dixnv Afovtos, Ppacús te xal derdés. 

Now it seems to me extremely probable that this description was 
derived from that mysterious work, which is unfortunately lost with 
the exception of a valuable fragment known as the ‘Scriptor incertus 
de Leone”. We are ignorant of the author, of the date and of the 
original compass of this work. To all appearance, it was written in 
the first half of the ninth century”), or drawn directly from some 
source contemporary with Leo the Armenian. However this may be, 
Symeon's account of Leo's Bulgarian war is either taken straight, as 
1) Also (7) an unknown source, also used by Constantine Porphyrogennetos, 
from which he derived the sepulchral inscription of Chares (p. 729). 

2) Both Hirsch (p. 18) and Krumbacher (Geschichte der byz. Litteratur 
p. 130) regard the author as n contemporary for the history of 813 and following 
years. Strictly speaking, this has not been proved. 


J. B. Bury: A source of Symeon Magister 573 


Hirsch says, from this work, or else from a common source, which 
both copied very closely indeed. Hirsch also points out a remarkable 
agreement between Symeon and the Scriptor Incertus in the statements 
relating to John the Grammarian (Cp. Symeon. p. 606 with Ser. Inc. 
p. 349 ed. Bonn). It is, in fact, quite clear that either Symeon used 
the Scriptor Incertus or both writers drew from some common authority. 

The fragment of the unknown writer begins in the middle of the 
reign of Michael I and ends before the account of Leo V is quite com- 
plete. Whether the work covered more than these two reigns, we 
have no means of knowing; but at all events, it comprised these 
two. Now it is to be observed that, after recounting the fate of 
Michael I and his family, the writer gives a description of that 
Emperors physical appearance, closely analogous in style to the 
description of Leo in Symeon Magister. It runs as follows (p. 541): 

mv dì 6 MizahdA reisıos uv tv NMixiav, AYTO TO vos &yov 
Tîjg VEÓTNTOS, HTEOPYYVÄONEOOWTOS, GLTOYELOS, uuvpav EYWV THY XEepainv 
nat | éxmbtyovegov, xal ro peverov edugen@s Ovaxeluevov Ev ti Ópel 
aútod uaveov xal avro. (We should possibly correct uavpar ¿qu 
Tv (adunv xal rv) xepal)v Enıayovgov).') 

It surely is not too much to suppose that these two personal 
descriptions came from the same mint. If the Seriptor Incertus added 
a personal description to his account of Michael, it is, on the tace of 
it, probable that he also added a personal description to his account 
of Leo. The passage in Symeon proves that there was such a de- 
scription of Leo to be found somewhere. And as this description is 
curiously similar in style to that of Michael, and as we know other- 
wise that Symeon had either the Scriptor Incertus himself, or a com- 
mon source, before him, it seems to be a reasonable conclusion that 
Symeon derived his knowledge of Leo's figure and complexion from 
the same quarter from which he derived his knowledge of the Bulgarian 
war and Crumn’s siege of Constantinople, whether that quarter was the 
Scriptor Incertus or some other unknown work, from which the Seriptor 
Incertus also drew. 


1) ¿xidyoveos (which occurs also in Sym. Mag. 656, 21. énidyoveos xai 
ueyaloxépalos, and in (teorge Mon. 820, 21 Ééxidyoveoy xal peyadny xepalıv 
Zyovta) can hardly mean 004068: as usually explained. It must be taken along 
with &yoveog (Bactiuxds) = ephebus, Const. Porph., de Cer. p. 471, and Anna 
Comn. VII 7, which is derived from &wgog. See Foy, Bezzenbergers Beiträge 
XII 62, and Hatzidakis, Einl. in die neugr. Gramm., p. 119. For éyvgos in 
Symeon 603 Ducange guessed óyxneó “elata caesarie’ or óxveos. I would read 
Gy Oveos. 





Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit. 


Es wurde oben S. 61 ff. dieser Zeitschrift der Nachweis versucht, 
dafs die beliebte Art Altchristlich und Altbyzantinisch zusammen- 
zuwerfen verfehlt sei, wir vielmehr beide Kunstströmungen getrennt 
unter dem Gesamttitel der christlichen Antike gegenüberzustellen haben 
der arabischen Kunst des Ostens und der von Norden her angeregten 
christlichen Kunst des Westens nach der Völkerwanderung. Wenden 
wir uns heute im besonderen dem Gebiete der christlichen Plastik zu, 
so haben wir diesen Kunstkreisen entsprechend für das erste Jahr- 
tausend auf dem alten Kulturboden Italiens und Griechenlands drei 
grofse Gruppen plastischer Bildwerke zu unterscheiden: altehristliche, 
byzantinische und longobardische. Allgemeiner bekannt ist davon nur 
die erste Gruppe, die der altchristlichen Sarkophage. Der Padre Garrucci 
und Le Blant haben hierfür eine Art Corpus geschaffen, wie es neuer- 
dings Robert in mustergültiger Form für das entsprechende Gebiet der 
Antike herausgiebt. | 

Auch die longobardische Plastik hat ihren Entdecker gefunden. 
Raffaelle Cattaneo hat in seinem Buche ,L'Architettura in Italia dal 
secolo VI. al mille circa“ (Venezia 1889) mit opterfreudigem Eifer die 
grofse Masse der longobardischen Skulpturen gesammelt. Er hätte 
sein Buch besser nach denselben benannt. Statt dessen geht er dem 
Namen der germanischen Eroberer sorgfältig aus dem Wege und ge- 
langt, die Bahnen Cordero's und Labarte's einschlagend, zur Annahme 
eines latino-barbarischen, eines byzantino-barbarischen und endlich eines 
italo-byzantinischen Stiles, wobei ihm byzantinisch erscheint, was in 
dem Formenvorrat der alten Kunst Italiens nicht enthalten ıst. Das 
entgegengesetzte Extrem vertritt auf einem verwandten Gebiete Sophus 
Müller. Weder der eine noch der andere Forscher hat die byzantinische 
Kunst anders als durch ihm zufällig bekannt gewordene Denkmäler 
kennen gelernt, jedenfalls hat sie keiner von beiden in ihrer Heimat 
aufgesucht. Nur aus dieser zu geringen Kenntnis des Materials erklärt 
es sich, wie der immer noch der Lösung harrende Streit um die Be- 
ziehungen zwischen Byzanz und der sogenannten romanischen Kunst des 


576 1. Abteilung 


Westens in erneuter Auflage in der jungen Wissenschaft des Völker. 
wanderungsstiles wiederkehren konnte. Überzeugende Klarheit würde 
hier nach beiden Richtungen hin nur eine Aufnahme und Publikation 
des vorhandenen Denkmälerschatzes der byzantinischen Kunst und für 
die Völkerwanderungszeit im besonderen eine solche der Plastik schaffen. 
Davon aber sind wir, wenn nicht der um die byzantinische Zeitschrift 
gruppierte Kreis die Sache in die Hand nimmt, noch sehr weit entferut. 

Im Nachfolgenden führe ich einige byzantinische Skulpturen des 
kaiserlich ottomanischen Museums im Tschinili-Kiosk zu Konstantinopel 
vor, welche die Höhe jener Entwicklung bezeichnen, die ich S. 71 dieser 
Zeitschrift kurz skizziert habe. Dieselben sind also eher geeignet auf 
die Beziehungen von Byzanz zur Antike und zur altchristlichen Kunst 
Licht zu werfen, als sie dazu beitragen können, die Frage nach dem 
Verhältnis der nordischen und byzantinischen Kunst zu lösen, In dieser 
Richtung wird den entscheidenden Aufschlufs nur eine Betrachtung der 
Entwicklung des plastischen Ornamentes der Byzantiner geben. Davon 
bei anderer Gelegenheit. Heute bitte ich den Leser den auf Tafel IM 
abgebildeten figürlichen Skulpturen seine Aufinerksamkeit zu schenken. 
Dieselben schliefsen sich den wenigen bisher bekannt gewordenen 
Marmorbildwerken von unzweifelhaft byzantinischer Provenienz an: den 
Reliefs am Fufsgestelle des ägyptischen Obelisken im Hippodrom zu 
Konstantinopel'), dem Fragment eines Reliefs mit der Darstellung der 
Geburt und Flucht Christi in Naxos?), den beiden von Bayet veröffent- 
lichten Ambonen in Salonik®) und der von mir in der Kirche der 
heiligen Paraskewi in Chalkis auf Euboia aufgefundenen Maria-Orans‘). 
Die Tafeln sind nach Photographien angefertigt, die der Generaldirektor 
des kaiserlich ottomanischen Museums, Excellenz Hamdy-Bey gütigst 
für mich aufnehmen liefs, wofür ich auch an dieser Stelle Dank sage. 


I 


Tafel I und II stellen verschiedene Ansichten zweier mit Weinlaub 
umschlungener Säulentrommeln dar, welche, in Marmor gearbeitet, in 
Konstantinopel selbst gefunden sind und sich unter den allgemein zu- 
gänglichen Objekten des Museums befinden. Die eine Trommel, Taf. I, 
bildete, wie der obere Rand beweist, den Abschlufs einer Säule von 
0,57 m Durchmesser. Sie ist 0,66 m hoch und nur zur Hälfte erhalten. 


1) D’Agincourt Sculp. pl. X, Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des 
osmanischen Reiches S. 4—6. 

2) 'Epnueols dezarodoyixi 1890 xiv. 8. 

3) Mission au Mont Athos p. 249 ff, Garrucci 426, 1. 

4) delziov ris iorogixis xal #8vodoyinis érouglag 1889 6. 717 url. 


J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 577 


Die Rückseite zeigt die Bruchflichen des nach der Vertikalachse ab- 
gesprungenen Teiles. Die zweite Trommel, Taf. II, 1 und 2, hat eben- 
falls 0,57 m Durchmesser und 0,66 m Höhe, gehört also vielleicht der- 
selben Säule an und ist ebenso wie die obere Trommel nur zur Hälfte 
erhalten. Leider haben auch die Skulpturen beider Trommeln stark 
gelitten. 

Um den Schaft der Säule windet sich spiralförmig ein dicker Wein- 
stamm, der nach allen Seiten Äste und Blätter aussendet, so dafs der 
Kern vollständig von einem dichten Weinlaubnetz umrankt erscheint. 
Aın oberen Ende ladet der Schaft bis zu 0,63 m Durchmesser aus und 
wird hier von einem 7,5 cm breiten Bande umfafst, welches eine 4 cm 
breite Epheuranke schmückt. Dieselbe ist sehr flach gearbeitet: man 
rechnete wohl darauf, dafs das obere Ende des Schaftes, einmal wegen 
seiner Höhe, dann wegen der Pracht des übrigen Schmuckes wenig 
Beachtung finden würde. Die Epheuranke bildet kein fortlaufendes 
Band, sondern stöfst, wie man ın der Abbildung sehen kann, mit zwei 
Enden zusammen; dadurch ist wohl die Mitte der Vorderseite bezeichnet 
und es steht in der That die Hauptfigur der oberen Trommel genau 
unter dieser Stelle. Im Gegensatz zur Epheuranke ist das Weinlaub 
mit grofser Pracht gearbeitet. Fassen wir dafür allein die obere, besser 
erhaltene Trommel (Taf. I) ins Auge. Ganz unten sieht man den knor- 
rigen Hauptstamm empor- und rechts oben sein Ende sich wieder 
nach abwärts ziehen. Von links her ranken einige Nebenäste in das 
Feld herein, alle derart mit Blättern besetzt, dafs keine Lücke in der 
Laubdecke frei bleibt. Und nun beachte man, wie natürlich und un- 
gezwungen sich die Glieder verteilen und wie geschmackvoll dabei das 
Ganze wirkt. Die Äste zeigen die typische Brechung der Weinranke 
an allen den Stellen, wo ihnen ein Blatt entspriefst, die Blätter selbst 
sind so getreu nach der Natur modelliert, dafs wir sie guten Leistungen 
höher entwickelter Kunstsphären an die Seite stellen können. Indem 
sie sich fast frei vom Grunde abheben — leider sind infolge dessen 
viele Stücke abgeschlagen — wirken die zuerst gebohrten, dann aber 
säuberlich ausgearbeiteten Blatteinschnitte scharf gliedernd, während 
die Blattflächen selbst durch die plastischen Rippen und die zarten 
Wölbungen der dazwischen liegenden Blattpartien frisch belebt er- 
scheinen. 

Dieses Weinlaub dient einer Reihe von figürlichen Darstellungen 
als Folie, von denen auf Tafel I und II nur ein Teil sichtbar ist. Ich 
gebe hier ihre vollständige Beschreibung, indem ich mit der oberen 
Randtrommel beginne und den Spiralstamm entlang von oben nach 
unten gehe. Nahe am linken Rande steht oben auf dem Hauptstamme 





J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 579 


hohe Gestalt, die sich mit aufgestütztem rechten Fufse der Mitte zu- 
wendet und den rechten, teilweise abgebrochenen Arm über das Haupt 
der Mittelfigur ausstreckt. Der linke Arm und der Kopf sind abge- 
stofsen. Doch ist immerhin zu erkennen, dafs die Gestalt langes Haar 
und ebensolchen Bart trug. Sie ist bekleidet mit dem Chiton und 
einem Mantel, den die linke Hand vorn aufrafft. An den Fülsen trägt 
der Mann Sandalen. Ihm gegenüber stehen zwei 21 cm hohe Flügel- 
figuren, die, in Chiton und Mantel gehüllt, entweder diesen letzteren 
oder ein Tuch über die vor der Brust erhobenen Hände gebreitet 
haben. Ihre Köpfe sind weggeschlagen. Zu ihren Füfsen erkennt man 
bei näherem Zusehen noch die Reste einer kleinen Figur, welche die 
linke Begrenzung des Wasserbeckens bildet: eine nackte, nach rechts 
hin sitzende Gestalt, die neben sich einen Henkelkrug hat, dem das 
Wasser entströmt. Über der Mittelfigur ferner bemerkt man Reste 
des Schwanzes eines nach abwärts fliegenden Vogels. Es kann kein 
Zweifel darüber bestehen, dafs hier die Taufe Christi mit Christus, 
Johannes, zwei Engeln, der Personifikation des Jordan und der Taube 
dargestellt ist. Man beachte die Komposition, den gut modellierten 
Jünglingskörper und die wirkungsvolle Gliederung der Faltenmassen an 
Johannes und den Engeln. 

Neben dem Kruge des Jordan zweigt nach unten links ein Ast ab, 
auf dem, in der Abbildung noch als ein Wulst am Rande eines Wein- 
blattes erkennbar, ein 8cm hohes, bekleidetes Figürchen erscheint, 
welches nach rechts hin, mit gekreuzten Beinen gelagert ist, indem es 
den Oberkörper auf den rechten Arm stützt. — Links daneben, auf 
der der Taufe Christi fast entgegengesetzten Seite, sieht man die Gruppe 
zweier Frauen, welche Taf. II unten zeigt. Beide tragen den langen 
Armelchiton und um die Schultern geschlungen die kurze Penula. Die 
eine rechts hat eine Haube auf dem Kopf und hält unter dem linken 
Arm einen Hund, die andere trägt das in den Nacken fallende Haar 
unbedeckt und hat einen Hahn unter dem Arm. Beide blicken aus 
dem Bilde heraus, Hund und Hahn sehen auf einander. Die Frau links 
fafst ihr Gegenüber an der Haube. Auch die Frau rechts scheint, 
nach der Penula zu urteilen, die rechte Hand hinter dem Rücken der 
andern erhoben zu halten. Über der ganzen Gruppe, durch Wein- 
blätter getrennt, erkennt man den Unterkörper eines aufrechtstehenden 
Bären. 

Fragen wir nun nach der Entstehungszeit dieser beiden Säulen- 
trommeln, so kommen dafür gleicherweise die Ausarbeitung des Wein- 
laubes, wie die figürlichen Kompositionen in Betracht. Ich habe be- 
reits aufmerksam gemacht auf die Frische, mit welcher das Weinlaub 





J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 581 


ornamentalen, steifen Figuren umgebildet werde. Hätte er die Säulen- 
trommeln des Tschinili-Kiosk gekannt, dann würde er der byzantinischen 
Kunst des 6. Jahrhunderts d. h. der Blütezeit auch den Vorwurf er- 
spart haben, dafs sie das Weinlaub bei aller Natürlichkeit doch nicht 
ohne eine gewisse Dürre und Steifheit, mit einer merkbaren Neigung 
zur Überladung und symmetrischen Anordnung bilde.') Das mag für 
eine provinzielle oder handwerksmäfsige Leistung dieser Zeit, wie die 
Maximianskathedra in Ravenna gelten, wo die Ranke in der That. ganz 
gleichmäfsig wiederkehrend so geschlungen ist, dafs der Raum für ein 
Tier allein oder ein Blatt und ein Tier freibleibt. Der konstantino- 
politanische Bildhauer aber setzt die figürlichen Scenen mitten herein 
in das Laubgewinde; er spart nicht in gleichen Abständen Raum 
für sie aus, sondern läfst sie in freier Aufeinanderfolge geschmackvoll 
auf dem bewegten Blattgrunde erscheinen und verrät dadurch eine 
Kühnheit, die gewifs sehr beachtenswert ist. 

Dieser hochstehenden Art der Verwertung eines Pflanzenmotivs 
entspricht auch die Vollendung, mit welcher der Bildhauer Tiere dar- 
zustellen weiß. Sie sind in grofser Lebendigkeit mit den Zügen ihrer 
Gattung vorgeführt: der Hund in seiner Treue zum Herrn, das Schaf 
als gefräfsig, der Stier in wilder Wut. Wir werden in das Zeitalter 
der Antonine herauf- oder bis zu den ersten Regungen der Renaissance 
herabsteigen müssen, um so scharfe Charakteristik mit so vollendeter 
Form vereinigt nachweisen zu können. Eine ungefähr gleichzeitige, 
aber handwerksmälsig behandelte Analogie bietet auch hierfür wieder 
die Maximianskathedra in Ravenna. Beide Denkmäler lassen unleugbar 
eine Vertiefung des Naturstudiums in der Blütezeit der altbyzantinischen 
Kunst hervortreten. 

Das gilt jedoch nicht ebenso für die menschliche Gestalt. Man 
wird bei einem prüfenden Blick auf die Säulentrommeln im Tschinili- 
Kiosk finden, dafs die Proportionen des Körpers oft unrichtig, die 
Arme bei fast allen bekleideten Figuren viel zu kurz, bei nackten 
zu lang sind, wie am Christus in der Taufe, dessen Körper im übrigen 
noch an die klassische Schönheit der griechischen Kunst gemahnt. Die 
Bewegungen entbehren jener Natürlichkeit, die wir an Pflanze und Tier 
so gelobt haben. Man sehe daraufhin den Hirten auf Tafel I an: die 
Beine scheinen an Fäden zu hängen. Ein merkwürdiges Schwanken 
läfst sich ferner bei Bildung der Gewandfalten beobachten: am Hirten 
und den Gestalten der Taufe Christi sind sie mit grofser Sicherheit 
und in voller Rundung herausgearbeitet, in der Gruppe der beiden 


1) 8. Müller, Die Tierornamentik im Norden S. 168. 





J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 583 


desselben Gegenstandes, so lag die Annahme nahe, dafs sich die Wand- 
lung des Typus nicht in Ravenna, sondern in dem Zentrum, nach 
welchem die Kunst Ravennas offenbar gravitiert, in Byzanz selbst voll- 
zogen habe. Ein zwingender Beweis dafür war nicht zu erbringen, 
weil eine altbyzantinische Darstellung reinster (nicht etwa syrischer) 
Provenienz nicht vorlag. In diese Lücke tritt das Relief des Tschinili- 
Kiosk. In Konstantinopel gefunden, mufs es entscheiden, ob thatsäch- 
lich Byzanz mit Bezug auf die Taufe Christi typenbildend gewirkt hat; 
andererseits dürften die Wiederholungen des Gegenstandes eine Datie- 
rung unseres Reliefs ermöglichen. 

Für den altchristlichen Typus der Taufe Christi (Strz. I 1—13) 
ist charakteristisch, dafs die Engel und die Personifikation des Jordan 
fehlen und Christus auf Sarkophagen als kleiner Knabe unter dem von 
‘oben herabstürzenden Wasser steht. Die ravennatische Gruppe dagegen 
(Strz. I 14, 15, U 8 etc.) zeigt Christus als Jüngling in dem natürlich 
gebildeten Flusse stehend, daneben Jordan in voller Mannesgröfse per- 
sonifiziert. Dazu kommen auf der Maximianskathedra (Strz. II 8) 
auch noch die beiden Engel. Es kann nicht zweifelhaft sein, dafs in 
der That zwischen der ravennatischen Gruppe und dem Relief des 
Tschinili-Kiosk im Gegensatz zu dem altchristlichen Typus Verwandt- 
schaft vorliegt; an der Maximianskathedra, einem Werke, das einzelne 
Forscher für ein byzantinisches Originalwerk zu halten geneigt sind, 
steigert sich derselbe offenbar zur grófsten Intimität. Trotzdem bleiben 
einige sehr bezeichnende Unterschiede: der Jordan der Kathedra ist ein 
ausgewachsener Mann, wie in den ravennatischen Mosaiken; in dem 
konstantinopolitanischen Relief dagegen ist er das kleine Figürchen 
der mittelbyzantinischen Kunst (Strz. III ff). Auf der Kathedra flieht 
er nach Psalm 76, 17 und wie in der späteren byzantinischen Psalter- 
illustration (Strz. VII), in unserem Relief dagegen ist er nach antiker 
Weise gelagert, wie ihn der allgemein giiltige mittelbyzantinische Typus 
zeigt (Strz. III ff.). Christus läfst zwar in beiden Darstellungen die 
Arme herabhängen, doch wendet er sich in der ravennatischen Schnitzerei 
nach der Seite, wie auf altchristlichen Sarkophagen, während er in Kon- 
stantinopel entsprechend den älteren byzantinisch beeinflufsten Beispielen 
(Strz. II 4—6, 9 u. 10) streng in Vorderansicht dasteht. Endlich ist 
Johannes in Ravenna greisenhaft gegeben, während er in dem kon- 
stantinopolitanischen Relief und in späteren byzantinischen Darstellungen 
stets im besten Mannesalter steht. Dazu kommt auf der Kathedra eine 
Hintergrund-Architektur, wo in Byzanz stets offene Landschaft sichtbar 
wird — kurz es bleiben doch im Detail Unterschiede, welche das kon- 
stantinopolitanische Original im Sinne des allgemein gültigen byzanti- 





J. Strzygowski: Dic altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 585 


menschlichen Gestalt, der bald z. Z. des Bildersturmes zur völligen 
Aufgabe der figürlichen Plastik als einer mehr als handwerksmäfsigen 
Kleinkunst führen sollte. 


IL. 


Die auf Tafel III wiedergegebene Büste befand sich 1889 in den 
Magazinen des Tschinili-Kiosk Museums. Sie stellt ein oben abge- 
brochenes, achteckig umrahmtes Medaillon aus weifsem Marmor von 
0,34 m Seitenlinge und 0,88 m Durchmesser dar. Provenienz Kon- 
stantinopel. 

Man sieht das Brustbild eines bärtigen Mannes mit markigen, 
derben Zügen vor sich. Sein Haar ist kurz und in Büscheln nach der 
Stirn geordnet. Die Nase ist abgebrochen, wodurch das Gesicht eine 
übermäfsig breite Gesamtform bekommt. Die geradeaus gerichteten 
Augen mit breitem Oberlid und hochgezogener Pupille haben ernsten, 
würdigen Ausdruck. Der leicht geöffnete Mund wird seitlich durch 
einen Schnurrbart verdeckt, der sich mit dem um die breiten Kinn- 
backen kurz und rund geschnittenen und auf dem Kinn symmetrisch 
geordneten Barte mischt. Der im Verhältnis zum Körper etwas kleine 
Kopf sitzt auf einem kurzen, dicken Halse. Ein reichfaltiger Chiton 
umschliefst den Körper bis auf das Handgelenk und einen Ausschnitt 
am Halse. Darüber ist ein Mantel gezogen, der die linke Schulter 
und den Rücken bedeckt und auf der rechten Schulter leicht aufliegt. 
Die Gestalt hält mit beiden Händen ein Buch vor sich, welches mit 
einem Reliefkreuze geschmückt ist. 

Aufser diesem besitzt das Tschinili-Kiosk Museum noch drei andere 
stärker fragmentierte Medaillons, die ohne Zweifel alle zusammen- 
gehören. Fragment 2 lag 1889 in den Arkaden rechts unter der Vor- 
halle des Museums. Kopf und Schultern waren abgebrochen, das Kreuz 
abgemeifselt, doch in den Spuren deutlich erkennbar. Fragment 3 
ebenda, ohne Kopf und Schultern, das Kreuz gut erhalten. Fragment 4 
im Magazin, nur die linke Brusthälfte mit den Ansätzen des Halses 
und der Hand erhalten. 

Wir haben Gelegenheit an diesen Skulpturen die oben an den 
kleinen Figürchen der Säulentrommeln gemachten Beobachtungen über 
die Bildung der menschlichen Gestalt durch den altbyzantinischen Bild- 
hauer zu vervollständigen und zwar wesentlich, weil in der abgebildeten 
Büste der Kopf erhalten ist und die Mafsverhältnisse eine genauere 
Einsicht in die Detailarbeit gestatten. Der erhaltene Kopf zeigt un- 
verkennbar porträthafte Züge: Stirn, Wangen und Mund sind gewils 
nach dem lebenden Modell geformt. Die Augen haben jenen faden 


Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 38 


J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 587 


von Denkmilern scheiden, solche, in denen die Evangelisten alle den 
gleichen bärtigen Typus haben, und solche, in denen ihre Typen wech- 
seln. Zu der ersten Gruppe gehören die Mosaiken von S. Vitale in 
Ravenna (Garr. 263, 3—6), in denen die Evangelisten durch vier Greise 
gegeben und nur durch die lateinischen Beischriften und die Symbole 
geschieden sind, das fünfteilige Diptychon im Domschatze zu Mailand 
(Garr. 454/5), in dem ebenfalls nur die beigegebenen Symbole charak- 
terisieren, dann vier Medaillons der Kollektion Hoffmann!), welche 
1878 bei S. Maria degli Angeli in Umbrien gefunden sein sollen, und 
das Diptychon aus Luxemburg in der Kollektion Batemann in Yoly- 
grave (Garr. 452, 2). Aus diesen Stereotypen können sich die byzan- 
tinischen Varianten unmöglich entwickelt haben; dieselben werden 
denn auch durch die Hauptdenkmäler in S. Vitale und Mailand als 
vom byzantinischen Strome abseits liegend bezeichnet. 

Der zweiten Gruppe, d. i. derjenigen, in welcher die Evangelisten- 
typen variieren, gehören an: die Maximianskathedra (Garr. 416, 2—5), 
die Lipsanothek in Brescia, an der ich im Gegensatz zur herrschenden 
Ansicht die Evangelisten um den jugendlichen Christus am Deckel 
gruppiert sehe (Garr. 441)*), der Codex Rossanensis*), die syrischen 
Miniaturen im Etschmiadzin-Evangeliar*) und in der Bibel vom Jahre 586 
(Garr. 135, 2), endlich der vatikanische Kosmas Indikopleustes (Garr. 
151, 9—12).°) Diese Denkmäler vertreten im Gegensatz zu denen der 
ersten Gruppe die Kunst des Ostens — denn auch die Lipsanothek 
in Brescia, welche bis heute für altchristlich gilt, ist ein byzantinisches 
Werk und zwar wahrscheinlich von konstantinopolitanischer Provenienz. 
Und in der That zeigt denn auch wenigstens ein Vertreter dieser 
Gruppe, die Miniaturen des vatikanischen Kosmas, die Typen der Evan- 
gelisten schon fast identisch mit denen der mittelbyzantinischen Zeit. 

Dem Relief des Tschinili-Kiosk gegenüber kann es wegen seines 
Fundortes nicht zweifelhaft sein, dafs es der zweiten Gruppe angehört; 
dann aber dürfte der dargestellte Evangelist Markus sein, für den in 
mittelbyzantinischer Zeit das kräftige Mannesalter, volles Haar und 





— 


1) Catalogue vom Jahre 1886 Nr. 576—579 pl. XL. 

2) Vgl. dagegen Garrucci VI p. 63 und Ficker, Die Darstellung der Apostel 
S. 146. Petrus und Paulus heben sich deutlich inmitten der Reihe über der Be- 
strafung des Ananias und des Saphira heraus (Garr. 444). 

3) Ediert von Gebhardt und Harnack, Leipzig 1880 (für eingehendere, be- 
sonders stilkritische Studien unbrauchbar). 

4) Strzygowski, Byz. Denkmäler I, Tufel I. 

5) Bei Garrucci 151, 9—12 fehlen die Farben und auch die Details sind 
nicht durchaus zuverlässig. 

38” 


588 1. Abteilang 


kurzer, runder Bart feststehen. Auf der Maximianskathedra ist & 
der Evangelist zu äufserst rechts (Garr. 416, 5), auf der Lipsanothek 
in Brescia derjenige zu fiufserst links. In diesen mit unserem Relie 
annähernd im selben Jahrhundert entstandenen Bildwerken ist die Iden- 
tität (besonders auf der Kathedra) denn auch unverkennbar. 

Es läfst sich nun mit Heranziehung eines bisher unberiicksichtigt 
gebliebenen Details unseres Reliefs.auch sagen, in welcher Art die vier 
Evangelistenmedaillons ursprünglich verwendet gewesen sein dürften, 
Bei einem andern von mir aufgefundenen Bildwerke derselben Epoche, 
dem Relief der Panagia in der Kirche der heiligen Paraskewi in Chalkis, 
bemerkt man, dafs das Brustbild nach oben zu immer mehr aus dem 
Grunde vorspringt, also auf die Untenansicht berechnet ist. Die gleiche 
Beobachtung können wir an dem abgebildeten Medaillon machen: während 
Brust und Hände nur wenig über den umrahmenden Wulst hervor- 
ragen, springt der Kopf so weit vor, dafs der obere Teil des Medaillons 
abbrechen konnte, ohne den Kopf mitzunehmen. Der Bildhauer war 
also auch hier auf die Untenansicht bedacht. Halten wir dazu noch 
folgende Thatsache. 

In allen byzantinischen und byzantinisch beeinflufsten Kirchen 
nach 1204 etwa sind in den Kuppelpendentifs die vier Evangelisten 
dargestellt. Dieser Brauch drang auch in die italienische Renaissance; 
schon Brunelleschi setzt Evangelistenmedaillons in die Zwickel der Ca- 
pella Pazzi und in die der alten Sakristei von S. Lorenzo. Aus mittel- 
und altbyzantinischer Zeit fehlen bisher die Belege. In der Sophien 
kirche sind in den Zwickeln bekanntlich Sechsflügler, in Daphni und 
Hosios Lukas Scenen aus der Jugend Christi dargestellt. Nun könnte 
man aber schon auf Grund der Thatsache, dafs in den meisten Fallen 
Erscheinungen der späteren byzantinischen Kunst im 5. und 6. Jahr 
hundert ihre Wurzel haben, annehmen, dafs auch unsere Medaillons 
ursprünglich in solchen Zwickeln einer altbyzantinischen Kuppelkirche 
angebracht waren. Die auf die Untenansicht berechnete Arbeit würde 
dazu prächtig stimmen. Aber es giebt wenigstens einen, bisher aller- 
dings unbekannt gebliebenen Beleg dafür, dafs dieser Usus auch schon 
in älterer Zeit bestand. Es sind dies die Mosaiken der Neamoni in 
den Gebirgen der Insel Chios, der ich an anderer Stelle eine eingehende 
Besprechung widmen werde. In der Kuppel dieser Kirche erscheinen 
neben den Sechsflüglern auch die Evangelisten. Diese Mosaiken stellen 
also die Vermittlung zwischen dem Schema der Sophienkirche und dem 
spätbyzantinischen her, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine 
Verwertung der vier Medaillons des Tschinili-Kiosk als Schmuck der 
Pendentifs einer Kuppelkirche wächst. 





J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 589 


Nach den heute noch allgemein gültigen Grundsätzen würde man die 
besprochenen Skulpturen möglichst. nahe an die Antike herangerückt 
haben. Das mag für die altchristliche Kunst seine Berechtigung haben, 
für die byzantinische ist diese Methode gewils falsch und eine immer 
neue Quelle zäh haftender Irrtümer. Denn alle Anzeichen sprechen 
dafür, dafs die Zeit von 330 bis auf Theodosius in Konstantinopel eine 
Periode des sich Kreuzens und Drängens aller antiken und christ- 
lichen Elemente war. Erst mit Theodosius d. Gr. kommt, wie sich mit 
Sicherheit in der Architektur nachweisen läfst, ein einheitlicher Zug in 
die bunt zusammengewürfelte Masse am Bosporus, und es entwickelt 
sich der byzantinische Stil der Antike. Das Ornament wird durch der 
Tier- und Pflanzenwelt entnommene Motive neu belebt und bereichert, 
die plastische Darstellung des menschlichen Körpers verliert immer 
mehr von der klassischen Schönheit und erhält sich bis auf Justinian 
nur in solchen Bildwerken, in denen dogmatisch festgesetzte Typen der 
Bibel und damit ältere traditionelle Formen wiederkehren. Für die 
Bildung der Köpfe werden porträtmäfsige Züge eingeführt; die noch von 
der altchristlichen Kunst angewendeten Idealtypen der Antike hören auf. 

Es wurde oben gelegentlich des Lobes, welches der Gewandbildung 
an der Evangelistenbüste gespendet werden mufste, erwähnt, dafs hierfür 
verwandte Bildungen in der Elfenbeinplastik nachweisbar seien. Wir 
berühren damit ein Gebiet, das ich bereits in meiner Arbeit über 
„das Etschmiadzin-Evangeliar“ S. 51 gestreift habe. Als bezeichnend 
für den konstantinopolitanischen Kreis solcher Schnitzereien wurde dort 
die bekannte Tafel des Britischen Museums mit der Darstellung eines 
Erzengels und der Aufschrift  AEXOY TTAPONTA 12.) zitiert. 
Man vergleiche nun die Bildung der Halspartien und des Gewandes 
in dieser Tafel mit denen am Markusrelief des Tschinili-Kiosk und wird 
dieselbe in London leider abgesprungene Steilfalte vorn und denselben 
breiten dicken Hals finden. Recht auffallend ist auch die Ähnlichkeit 
der gleichen Partien an der vor dem Grabe sitzenden Gestalt auf einer 
die Wächter und Frauen am Grabe Christi darstellenden Tafel im 
Museo Trivulzi in Mailand?) und bei mehreren Figuren der bereits 
oben für Konstantinopel in Anspruch genommenen Lipsanothek in 
Brescia.) Alle diese Bildwerke schliefsen sich eben zu einer ver- 
wandten Gruppe zusammen, für deren Lokalisierung die abgebildeten 


1) In der Abbildung Garruccis 457, 1 tritt das freilich nicht hervor. Man 
vergleiche die Reproduktion bei Labarte pl. IV oder besser den verbreiteten 
Gypsabguís der Arundel Society Ills. 
2) Garrucci 449, besser die Photographie von Giulio Rossi in Mailand Nr. 109. 
8) Garrucci 441 ff. oder die Photographien von C. Capitanio in Brescia. 





Zu Theophanes. 


Im 51. Bande des Philologus p. 188 macht Haury darauf auf- 
merksam, dafs in dem Berichte des Chronisten Theophanes über die 
Regierung des Justin I auf p. 170, 24 ff. diesem Kaiser Dinge zuge- 
schrieben werden, welche tells aus inneren Griinden (Nennung der 
Theodora, Gemahlin Justinians')), teils nach Vergleichung mit dem 
parallelen Berichte des Malalas p. 422—23 sich auf seinen Nachfolger 
Justinian beziehen müssen. Er versetzt deshalb diese ganze Stelle 
p. 170, 24—171, 3 unter Veränderung des Namens ’Iovorivog in ’Iov- 
oriviavós hinter p. 173, 17, d. h. an die Stelle, welche sie bei Malalas 
einnimmt. Es sei mir teils als Herausgeber des Theophanes, teils aus 
allgemeineren Gründen gestattet zu diesem Vorschlage einige Worte 
zu äulsern. 

Selbstverständlich ist mir, wie die am Rande notierten Stellen des 
Malalas und des Chronicon Paschale beweisen, bei Ausarbeitung meiner 
Ausgabe der von H. dargelegte Sachverhalt nicht entgangen, aber an 
sein Auskunftsmittel habe ich damals nicht gedacht, und würde auch 
heute genau so wie damals — abgesehen natürlich von dem Druck- 
fehler ¿yovorav p. 170, 29 — den Text des Autors abdrucken lassen. 
Zunächst hat sich H. die notwendige Aufgabe erspart, nachzuweisen 
oder wenigstens begreiflich zu machen, auf welchem Wege die Worte 
in unsern Handschriften von ihrer richtigen Stelle fort an ihren neuen 
Platz haben gelangen können, und diesen Nachweis durfte man um so 
mehr erwarten, erstens da es sich nicht um die jüngere stark mit- 
genommene Überlieferung handelt, sondern auch der Vat. 154, dessen 
Tradition bis nahe an die Abfassungszeit des Werkes hinanreicht, mit 
allen anderen Handschriften übereinstimmt, zweitens des Autors wegen, 
welcher emendiert wird. Für diejenigen, welche sich mit Byzantinern 


1) Den ersten Grund, dafs der Chronist von dem a. 518 zur Regierung ge- 
kommenen Justin nicht im Jahre 523/4 habe sagen können, er habe „ganz zur 
richtigen Zeit die Herrschaft bekommen“, verstehe ich nicht, da ich diese Worte 
nirgends zu finden vermag. éy xdoy ixavóryt — tis facidelag Enılaßöusvog 
kann doch unmöglich so übersetzt sein. 


C. de Boor: Zu Theophanes 593 


Theophanes die Verhältnisse, wenn infolge eines solchen einmal be- 
gangenen Irrtums oder infolge widersprechender Nachrichten verschie- 
dener Quellen die chronologischen Ansätze mit einander in Widerspruch 
gerieten. Häufig finden diese Diskrepanzen, absichtlich oder unabsichtlich, 
keine Beachtung und stehen unvermittelt nebeneinander, bisweilen aber 
treibt den Chronisten das Gewissen, sie auszugleichen, leider meistens 
mit unglücklichem Erfolge. So auch in unserm Falle. Da Malalas die 
Krönung Justinians und den Tod Justins genau datiert angiebt und 
die von Theophanes falsch eingeordneten Ereignisse zwischen diesen 
Daten erzählt, so konnte auch Theophanes an der richtigen chrono- 
logischen Datierung keinerlei Zweifel hegen. Nun wird aber hier unter 
anderm erzählt, es seien energische Mafsregeln zur Unterdrückung der 
unruhigen Faktionen des Cirkus ergriffen worden. Dabei fiel dem 
Chronisten offenbar ein, dafs er eben unter dem zweiten Jahre Justins 
berichtet hatte, die Unruhen der Parteien hätten fünf Jahre gedauert, 
dafs also die gewaltsame Niederschlagung derselben ins 7., oder wenn 
er Anfangs- und Endjahr mitzählte, ins 6. Jahr Justins fallen müsse. 
Statt nun an der sicheren Datierung des späteren Ereignisses fest- 
zuhalten und dementsprechend die frühere Erzählung zwei oder drei 
Jahre später einzufügen, fand er es bequemer das einmal Geschriebene 
stehen zu lassen und danach das Spätere umzumodeln. 


Breslau. C. de Boor. 





Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 595 


(nur der Kopf) in sehr roher Ausführung. Der Codex ist noch nicht 
paginiert. Fol. 1" Namen der Winde u. s. w. Fol. 2" év dey) éxtouoev 
6 Ye tOv oveavoy xal Tv piv Fag xwvoravrivov naicıoAdyov. "Ant 
tod ¿dep ¿os tov xaraxAnouod u. s. w. Diese chronologische Uber- 
sicht schliefst fol. 4° mit 1453. Fol. 4° folgt: dex) trav fouaiwv 
BaorAzia (sic) xal nepl lovAlov xatcagos tov (das folgende Wort un- 
deutlich, wie ueyev®évros?). “Tovitos 6 Kaisap ¿Bacidevos ¿rn ım..... 
Dann noch Basaılsia abyovorov xaicagos. Schlufs von fol. 4: O rd 
xataoxed0as (sic) pera avraviov. Nunmehr beginnt die ältere Hand des 
14. Jahrhunderts, von welcher der ganze Grundstock des Codex stammt. 
Erst jetzt ist das Papier gelblich und filzig, an den Rändern vielfach ge- 
flickt. Fol. 9°: xai avexouiodr eis cAstavdperav: xal rapeoxevatov uëv 
(Zonar. II p. 400, 10). Am geflickten Rand fügt die spätere Hand xegi 
xAcorcaroag hinzu. Fol. 12": Miniatur und darunter mit roter Tinte Baot- 
Asta adyovorov. Nunmehr folgen die übrigen Kaiser. Das letzte Blatt 
von der alten Hand schliefst mit der etwas verwischten Zeile édotav 
xal uGdiov, Ste ueravaoriva tv diormrjoedav rdv (Zonar. lib. XVII 3: 
tom. IV p. 189, 27 s. Dind.). Die junge Hand des 15. Jahrhunderts 
fährt ergänzend fort mit den Worten: éyxegepiouevov. avras..... 
Auch in diesem Schlufsteile, dessen letzte Worte sind adsAyıdoüv dè 
Tod tig yalxndwvn (sic) Tore mpozdpevovros Euxindiag. Adyots évte- 
doauuevov troie te (Zonar. XVIII 25: t. IV p. 249, 1 Dind.), fehlen 
Miniaturen nicht. Ein äufseres Zeichen dafür, dafs der Schlufs unvoll- 
ständig ist, bildet der Umstand, dafs der gröfste Teil der letzten Seite 
leer gelassen ist und noch drei weilse Blätter folgen. Zum Schlusse 
folgen von derselben jungen Hand eine Sammlung von chronologischen 
und anderen Listen: 

1. Kaiserkatalog von Alexios Komnenos bis 1453 (also Fortsetzung 
des Zonaras). 

2. Liste der Kaiserinnen von Helene bis 1453. 

3. Ta 6poinia (!) trav Baowdécov Awvoravrıvovndiswg, also eine 
Liste der Ämter und Würden des kaiserlichen Hofes. 

4. Liste der Patriarchen von Metrophanes bis auf Gregor III 
(1443—1450). Die Jahreszahlen fehlen oft. 

5. Liste der Metropolen. 

6. Kaisergräber in Konstantinopel. 

7. Kaiserkatalog von Konstantin dem Grolsen bis 1453. 

8. Eine Reihe von Kaiserporträts, beginnend mit Johannes Kom- 
nenos, also Ergänzung zu den Illustrationen des Zonaras. Zuletzt 
folgen auch Köpfe älterer Kaiser. Im ganzen sind es 24 Bilder. 

9. Schlufsblatt, vielleicht Schutzblatt, mit einem Fragment über den 


Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 597 


¿vrevOev liest. Da nun die fraglichen Worte mit gleicher Tinte und 
in ganz gleichmäfsigem Zuge niedergeschrieben sind, so ist nicht daran 
zu denken, dafs der Schreiber unserer Handschrift nachträglich die 
vorhandene Lücke ausgefüllt und etwa gar den Kedrenos eingesehen 
habe. Vielmehr mufs bereits in dem archetypus des Manuskripts diese 
Lücke ausgefüllt gewesen sein. Unser mutinensischer Codex nun, die 
einzige Handschrift, welche jene Lücke nicht hat, ist wiederum, wie 
oben gezeigt, so eng verwandt mit einzelnen der neunzehn Codices, die 
sämtlich diese Lücke aufweisen, dafs es ganz unwahrscheinlich sein 
würde ihn einem ganz anderen archetypus zuzuweisen. Es scheint viel- 
mehr, als ob in der Vorlage unseres Codex bez. in deren Quelle zwar 
auch die Lücke ursprünglich vorhanden, allein durch einen gelehrten 
Byzantiner mit Hülfe des Kedrenos ergänzt war. Ist diese Annahme 
richtig, so erhalten wir auch jetzt noch nicht unbedingte Sicherheit, 
dafs die Lücke richtig ausgefüllt ist, sondern es bleibt immer noch die 
Möglichkeit offen, dafs Zonaras für tv «dvaroAnv einen synonymen 
Ausdruck, etwa ta avatodixe setzte. — Im übrigen giebt auch diese 
Handschrift für den Text, soweit sich aus der kleinen Probe schliefsen 
läfst, keine Förderung. 


Dresden. Theodor, Büttner -Wobst. 


II. Abteilung. 


P. Batiffol, L'abbaye de Rossano, contribution à l'histoire de 
la Vatieane. Paris 1891. Picard. 8% XL et 182 p. 

Sil en faut croire le sous-titre placé par M. Batiffol en tête de son 
livre, c'est une «contribution à l'histoire de la Vaticane» que doit avant 
tout nous offrir ce volume; et au vrai on y rencontrera de curieux ren- 
seignements sur la provenance de quelques-uns des manuscrits conservés 
dans la librairie pontificale, Pourtant, ce n'est point là le seul intérêt de 
ce travail: ce que nous y trouvons encore, ce que nous sommes surtout 
heureux d'y trouver, c'est, suivant les expressions mêmes de l’auteur, «un 
épisode de cette histoire de l'hellénisme en Italie, dont on a dit avec 
raison quelle était encore à faire, et que c'était un des sujets les plus 
rémunérateurs que la curiosité contemporaine ait laissés A traiter» 

On sait quelle influence profonde la domination byzantine exerça entre 
le 7° et le 11° siècle dans la Calabre et la Terre d’Otrante, quels longs 
souvenirs elle y laissa jusque sous les princes normands ou angevins. On 
sait avec quelle ampleur se répandirent dans ces provinces les monastères 
basiliens et comment ils y demeurèrent pendant de longs siècles le foyer 
des lettres et de la culture helléniques. On sait enfin quels aspects curieux 
de la vie grecque en Calabre nous sont révélés par l’histoire de ces in- 
nombrables couvents, et quel charme naïf offrent les pieuses légendes où 
est contée l’existence des grands fondateurs d'abbayes, d'un St, Nil de Rossano 
ou d'un St. Barthélémy de Simmeri. M. B., en des pages pittoresques, a 
rappelé ces épisodes connus de l’histoire de la Grande-Grèce byzantine; il 
y a même ajouté quelques aperçus nouveaux sur les causes de l’helléni- 
sation de l'Italie méridionale (p. V. VITI—IX): pourtant on se demandera 
si, en un livre d'érudition, cette introduction trop générale, trop sommaire, 
oceupe bien sa vraie place, et si cet aperçu brillant, qui effleure tout sans 
prétendre toujours à une suffisante exactitude, offre vraiment, privé qu'il 
est de toute référence aux textes, une sérieuse et incontestable utilité. 

Ven dirai presque autant du premier chapitre du livre. L'histoire de 
l'abbaye du Patir, telle que la retrace M. B., demeure, malgré quelques 
vues ingénieuses, un peu maigre pour les pages qu'elle emplit, et je ne vois 
point que M. B. ait ajouté aux annales du monastère quelque évènement 
nouveau d'une réelle importance. Ce qui plait et instruit davantage, c'est 
la tentative qu'a faite M. B. pour reconstituer en partie l'antique librairie 
du couvent. Au Vatican, à Grotta-Ferrata, à la bibliothèque Barberini, il 


— 














Besprechungen 599 


a retrouvé 71 manuscrits provenant/incontestablement du Patir, et parmi 
eux il en est de fort importants, tels que le Coder Patiriensis du Nouveau 
Testament. M. B. ne s’est pas contenti de ces heureux résultats: il a voulu 
nous dire encore l'origine des manuscrits réunis au monastère par le zèle 
pieux des higoumènes; et dans une curieuse étude paléographique, il a fait 
le départ de ce qui appartient aux calligraphes de Constantinople, de 
ce qui a été copie en Calabre möme et parfois au Patir. Il a determine 
les caractères de cette écriture gréco-lombarde à laquelle sont dus de nom- 
breux manuscrits calabrais du 10° et du 11° siècle; il a montré cette tra- 
dition cédant au 12° siècle à l'influence croissante de l’école constantino- 
politaine; et «appliquant, comme il le dit, la méthode du groupement 
par écoles calligraphiques inaugurée par M. Delisle dans l'étude de la 
paléographie carolingienne», il a prouvé l'existence d'une calligraphie italiote 
nettement distincte de la calligraphie byzantine. 

Si Pon ajoute que les pièces justificatives offrent une série de précieux 
documents sur les librairies basiliennes des Deux-Siciles, on comprendra 
l'intérêt qu'offrent ces recherches pour l'histoire de l'Italie grecque. leut- 
être pourtant trouvera-t-on que cet intérêt se disperse un peu trop, et 
qu’on nous présente moins un livre bien sévèrement composé qu'un recueil 
de mémoires, rattachés par un lien un peu làche, sur des sujets divers 
d'histoire et de paléographie. Peut-être sentira-t-on aussi l'effort fait pour 
grossir le volume: pour étoffer l'histoire de l'abbaye, on nous entraine, sans 
raison très plausible, à St. Elie de Carbone et au St. Sauveur de Messine; 
parmi les documents mis en appendice, on publie, je ne sait trop pourquoi, 
l'inventaire des manuscrits de St. Elie de Carbone, du St. Sauveur de 
Palerme, de St. Nicolas de Casole, du St. Sauveur de Messine, des SS. Pierre 
et Paul d’Itala, toutes choses instructives, mais fort étrangères à l’abbaye 
de Rossano; puis ce sont des excursus, des digressions pittoresques, et sans 
doute tout cela a son intérêt ou son charme; mais tout cela laisse un peu 
trop apparaître l’exiguite du sujet principal. 

Je crains enfin qu'en composant ce livre, comme il le dit, «de ville 
en ville et d'étape en étape» en «crayonnant parfois des notes en voiture», 
M. B. n'ait pas toujours eu le loisir de consulter d’assez près les docu- 
ments. Je ne parlerai que pour mémoire de certaines lacunes de la biblio- 
graphie; ce serait paraître attacher trop d'importance aux quelques articles 
que j'ai publiés jadis sur les Printures byzantines de l'Italie méridionale 
(Bull. de Corr. Hellén. 1884. 1887. 1888). Je ne discuterai pas non plus, 
et pour les mêmes raisons, la date qu assigne M. B. aux mosaiques du 
Patir (p. 31), encore que je croie avoir démontré qu'elles appartiennent 
plutót au 12° siècle (Melanges de l'École française de Rome, 1890). Il est 
d'autres points — malheureusement — où je dois relever quelques traces 
d'un travail un peu rapide. Entre les souscriptions publiées en appendice 
et les interprétations données dans le texte, il y a plus d'une fois fla- 
grante contradiction.!) Ailleurs ce sont de menues erreurs, comme celle 


ee ee 


1) p. 49: Vat. 1636, mai 1064. La souscription (p. 151) indique le mois de mars; 
p. 152: main du 13° siècle. La date donne qu= 6400, c. à. d. une année du 10° siècle ; 
p. 67: Crypt. 4. 9. I. juillet 1487. La souscription (p. 154) donne juillet 1687; 
tbid.: Crypt. T°. 6. VIII, 1520. La souscription (p. 155) donne 1504; p. 88: Nil moine. 
La souscription (p. 157) donne NEGTOAX, c. à. d. probablement Nestorius. 


600 IL Abteilung 


qui attribue au 9° siècle et à l'empereur Basile I le fameux Ménologe 
(Vat. 1615) du Vatican (p. 79, note), qui fait de la basilique toute latine 
de la Roccelletta un monument de l'art byzantin (p. XII), ou qui imagine 
un village de S. Stefano (près de Vaste, p. XXVIII) là où il a y a qu'une 
grotte dite dei Santi Stefani. Parfois les négligences sont plus graves 
M. B. a publié dans ses pièces justificatives une sorte de registre de prit 
des manuscrits de St. Nicolas di Casole, se bornant d'ailleurs à en donner 
la traduction latine, «d’après le grec, dit-il, qu'a bien voulu me commu- 
niquer le P. Cozza Luzi». Or M. Omont a publié en 1890 le texte même 
de ces notes (Rev. des Études grecques, t. II, 389—390), et il faut recon 
naitre que la comparaison de l'original avec la traduction réserve au lecteur 
quelques étonnements. Outre qu'en plusieurs points cette traduction est 
peu exacte'), elle contient à peine la moitié du texte original. Est-ce que 
la communication du P. Cozza Luzi aurait été incomplète? la chose est 
peu vraisemblable. Est-ce plutôt que M. B. a jugé inutile de traduire tout 
le document? Dans ce cas il eût été bon de nous en avertir, et à coup 
sûr la résolution prise serait fort sujette à critique. En effet, parmi les 
ouvrages omis dans la traduction de M. B. et qui figurent dans l'original 
on trouve un manuscrit d’Aristote et un manuscrit d’Aristophane, dont 
j'avais déjà moi-même signalé, d’après ce registre de prêt, Vexistence à 
St. Nicolas et qu'il était assurément intéressant de comprendre dans la 
publication de cette pièce justificative. On avouera qu'il y a là une façon 
un peu inquiétante de traiter et d’accommoder les documents. 

Je ne rencontre pas de moindres confusions dans la page où sont 
exposées les institutions byzantines de la Grande-Gröce (p. X). Je n'ai 
trouvé dans les documents nulle trace du fonctionnaire que M. B. dénomme 
«le vestiarius imperialis, préposé au service du fisc et des finances». Dans 
le texte grec des chartes (Trinchera, Syllabus graec. membr. p. 16. 27. 32. 
41. 42. 43. 45) — car la traduction latine peut induire en quelque erreur 

+ — on lit constamment rd fucilixóv veoréguov, et ce substantif neutre dé 
signe une caisse du trésor impérial?) et nullement un dignitaire byzantin. 
Aussi bien sait-on que dans l'administration byzantine le fonctionnaire 
chargé du soin des finances s'appelait le protonotaire du thème, et que le 
titre de vestiarius, pris isolément, n'a jamais désigné qu'une dignité pala- 
tine. Je ne connais pas davantage les xpira/ assistant le romornexris, les 
textes ne mentionnant sous ce nom que le juge du thème, chef de l’ad- 
ministration judiciaire (Trinchera, p. 23); et je ne rencontre point, au 
moins pour l’époque byzantine, d'autres personnages revêtus de ce titre: 
encore n'est-il point certain que le xgrfç ne se confonde pas avec le pro- 
tonotaire du théme.*) Je ne vois point non plus que le catapan d'Italie 
ait jamais eu sous ses ordres les deux stratèges des thèmes (p. II): 


1) Là où la traduction latine de M. B. dit: Philippo de Massa, le donne: 
16 Dulluno ro Bdoce (de Vaste?); presbyter de Cantarello; grec: à Legets Acar 
Kaveagéilos; Nicodemus hegumenus tod govléroov, lire: rod Teovléraov (de Tru- 
lazzo); au lieu de rod covedívov (Batiffol), lire: rod Zovedvov (Omont). 

2) Cf. dans les chartes de Patmos (Müller et Miklosich, Acta et diplomata 
graeca medii aevi, t. VI, p. 95, 105) les termes: rò céxperoy rob éxi rod feoriapior, 
tav Em) rav feoriaglor, qui est distinct d'ailleurs du céxperoy ris Baaueuÿs 6a- 
xélins. 

Ts) Cf. Rambaud, l’Empire grec au X° siècle, p. 200. 


Besprechungen 601 


durant toute la période où l’on rencontre des catapans (975—1034), les 
chartes ne nomment aucun stratège. et il semble bien que le catapan se 
soit substitué aux gouverneurs ordinaires des thèmes italiotes. Il y a dans 
tout cela, on le voit, une connaissance un peu insuffisante de l'administra- 
tion byzantine: et si ces taches ne suffisent point à enlever son mérite au 
livre de M. B., du moins laissent-elles quelque involontaire inquiétude au 
sujet des assertions qu'on ne peut directement vérifier. 

On n’en doit pas moins remercier M. B. d'avoir rappelé l'attention 
des érudits sur ce séduisant épisode de l'histoire byzantine et d'avoir réuni 


de nombreux et curieux matériaux inédits pour l'histoire — qui reste tou- 
jours à faire — de l'hellénisme au Moyen-Age dans l'Italie du Sud. 
Nancy. Ch. Diehl. 


Georgii Cvprii descriptio orbis Romani. Accedit Leonis impera- 
toris diatyposis genuina adhuc inedita. Edidit praefatus est commentario 
instruxit Henricus Gelzer. Adiectae sunt quattuor tabulae geographicae. 
Lipsiae (Teubner). 1890. LXXII, 246 S. 8°. 

Unter der leichtgewappneten Schar der Teubnerschen Textausgaben 
erscheint dieses Buch mit seinen reichen Beigaben wie ein Schwergerüsteter: 
ein gelehrter Kommentar begleitet Schritt für Schritt den wichtigsten Teil 
des schwierigen, nur aus Namen bestehenden Textes (S. 22—56) und in 
der ausführlichen Vorrede werden die einzelnen Ergebnisse zu einem Ge- 
samtbilde vereinigt, das nicht nur die unmittelbar in Frage kommende Zeit 
umfafst, sondern rückwärts und vorwärts schauen läfst, sodafs diese Vor- 
rede nichts geringeres bietet als inhaltsreiche, auf vollem Quellenmaterial 
beruhende Untersuchungen über die politische Geschichte des oströmischen 
Reiches. 

Der Text (S. 1—56) war zuerst unvollständig 1641 vom Bischof von 
Avranches, Carl vom heiligen Paul, dann vollständiger 1648 von Goar 
herausgegeben und nach diesen beiden unkritischen Ausgaben abgedruckt 
worden von Parthey an erster Stelle in seiner Sammlung der Notitiae 
graecae episcopatuum. Jetzt ist er erst brauchbar geworden durch Gelzers 
kritische Ausgabe, in der er nach zwei Handschriften hergestellt ist: dem 
Baroccianus 185 saec. XI, der durch Beveridge in seinem ovvodixov nur 
sehr mangelhaft bekannt geworden war, und dem Coislinianus 209 saec. XI. 
Neben diesen werden noch Lesarten des Vindobonensis 322 saec. XIV und 
Coislinianus 346 saec. XI benutzt, sowie des von den beiden ersten 
Herausgebern allein benutzten Regius = Parisinus gr. 1310 saec. XV, den 
Gelzer mit dessen Abschrift, Parisin. gr. 1766 saec. XVII, erst nachträglich 
aufgefunden hat (vgl. H. Gelzer, Analecta Byzantina p. 15 im Index schol. 
1891/92. Jena). 

Bisher hatte man das Ganze für eine kirchliche Notitia angesehen, 
obwohl man die ungleichmälsige Behandlung der einzelnen Reichsteile nur 
unvollkommen zu erklären vermochte. Gelzer weist schlagend nach, dals 
in der Notitia zwei ganz verschiedene Stücke (Not. I, 1—529 und 530 — 
1063 ed. Parthey = S. 1—27 und S. 23—56 ed. Gelzer) vorliegen, deren 
erstes in der That eine hauptsächlich für die Diöcese Konstantinopel geltende 
Notitia episcopatuum ist, während der zweite Teil, durchaus profanen Ur- 

Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 39 


Besprechungen 603 


Stadt Numidiens statt als erste der folgenden Provinz Mauretania I. Die 
Hauptstadt von Mauretania II (= Diocletians Tingitana) ist das wichtige 
Septem, von wo aus auch der spanische Besitz verwaltet wurde. Ob das hier 
genannte Mescoxotaunvol ein einheitliches Wort ist, ob der Ort auf afrika- 
nischer oder spanischer Seite liegt, ist unsicher: auffällig bleibt es, dafs 
von den bekannten byzantinischen Städten des spanischen Festlandes keine 
genannt wird, selbst Karthago nicht, das zu Georgius' Zeit sicher und auch 
noch länger den Griechen gehörte, wie durch ausreichende Beweise fest- 
gestellt wird. Der Fall Karthagos, beiläufig bemerkt, wird ausdrücklich 
erwähnt von Isidor in Orig. 15, 1, 66: Afri.... Carthaginem Spartariam 
construxerunt, quae .... nomen etiam prouinciae dedit. nunc autem a 
Gothis subuersa atque in desolationem redacta est. Mit Riicksicht auf die 
Abfassungszeit der Origines (im Jahre 627, vgl. Orig. 5, 39, 42) läfst sich 
aber aus diesem Erwähnen offenbar jüngster Ereignisse der Zeitpunkt nicht 
viel genauer bestimmen als aus den sonst angeführten Zeugnissen hervor- 
geht, dafs nämlich Suinthila (621—631) den letzten Rest oströmischen 
Besitzes eroberte. Die Seiten XXXII—XLIV in Gelzers Vorrede enthalten 
eine vollständige Geschichte der 7Ojährigen Griechenherrschaft in Spanien 
überhaupt. 

In der Einteilung Ägyptens und des Orients stimmt Georgius, ab- 
gesehen von der Reihenfolge der Provinzen, fast ganz mit Hierokles überein. 
Er hat die von Justinian vorgenommene Teilung Ägyptens in zwei Pro- 
vinzen, ihre Grenzen aber lernen wir erst durch sein Städteverzeichnis 
kennen. Tripolis, das unter Justinian noch zu Afrika gehörte, ist jetzt 
Ägypten zugeteilt. — In Syrien ist Theodorias hinzugekommen, und Cypern 
wird nicht an dritter, sondern an letzter Stelle aufgeführt (als Insel? auch 
in Sicilien stehen 592 ff. die Inseln am Ende). Ganz abweichend von 
Hierokles, dessen Text freilich, wie schon Wesseling bemerkt hat, an dieser 
Stelle lückenhaft ist, berichtet Georgius über Mesopotamien, wo er zwei 
Provinzen: Mesopotamia superior und Armenia quarta, unterscheidet. Letztere 
hat erst Justinian 536 eingerichtet, in dessen Ordnung (novell. 31, 3) 
engere Grenzen gezogen werden, als wir bei Georgius finden. Des letzteren 
Angaben stimmen eher mit den Berichten armenischer Schriftsteller, unter 
denen die reichere Fassung der armenischen Geographie des Moses von 
Chorene in der neuen Ausgabe (von P. Arsen Soukry, Venedig 1882) von 
besonderer Wichtigkeit ist: ihr Verfasser stellt sich als Zeitgenosse von 
Georgius heraus. Die armenischen Quellen bis zum 10. Jahrhundert herab 
werden mit ihren Angaben über die Reichsgrenzen herangezogen. Wenn 
sie alle von einem viel grölseren Umfange des byzantinischen Gebietes 
sprechen als Georgius, so verdienen dennoch beide Glauben: Georgius ver- 
zeichnet nämlich nur diejenigen Gebiete, die wie Mesopotamia und Ar- 
menia IV zu wirklichen Provinzen gemacht waren, liefs aber alle andern 
weg, die wie Turuberan und Airarat nicht unter den üblichen Beamten 
standen. 

Der Kommentar (S. 84—214) zu Georgius ist von grölstem Werte 
für die alte Geographie und Topographie und enthält eine Fülle von wich- 
tigem Materiale, das vielfach aus entlegenen Quellen und schwer zugäng- 
lichen Werken zusammengetragen ist. Bemerkenswert ist auch die vorsichtige 
Haltung des Herausgebers gegenüber verstümmelten oder unbekannten Namen. 

39° 


Besprechungen 605 


2. Die zweite Aufgabe ist die Rekonstruktion des Urkorpus der soge- 
nannten Sacra Parallela des Johannes von Damaskus. Die Meinung, dafs 
wir in den von Lequien herausgegebenen Parallela ein Originalwerk be- 
säfsen, hat lange Zeit die Gelehrten abgehalten, die den gleichen Titel 
führenden Handschriften genauer zu prüfen und zu der Erkenntnis zu ge- 
langen, dafs uns die Parallela in mehreren aus dem Urwerke abgeleiteten 
Rezensionen vorliegen, deren eine, und nicht die beste, die von Lequien 
edierte ist. Von der Wiederherstellung dieses Urkorpus hat die christliche 
Florilegienforschung auszugehen. Sie hat bisher schwer nicht nur darunter 
gelitten, dafs die von Philologen betriebene Forschung das christliche Ma- 
terial der Florilegien meist meinte ganz beiseite setzen zu dürfen, sondern 
auch dadurch, dafs man sich am meisten mit den Florilegien beschäftigte, 
die am wenigsten taugen, die fast überflüssig sein und nur litterarhisto- 
rischen Wert haben werden, wenn jene grofse Aufgabe gelöst sein wird. 

Es ist erfreulich, dafs Loofs, gleichzeitig mit. L. Cohn, der denselben 
Gegenstand a. a. O. behandeln wird, meine Bemerkungen fortführend, in 
einigen Punkten auch berichtigend, durch Orientierung über das Verhältnis 
der verschiedenen Rezensionen und über ihre Handschriften die Wege bahnt 
und die Lösung jener Aufgabe vorbereitet, die hoffentlich von einem andern 
bald in Angriff genommen werden wird. Mit Recht geht Loofs (S. 8) davon 
aus, dals die beiden im Vat. 1236, der Handschrift Lequiens, erhaltenen 
Vorreden, die zu der Rezension, der sie vorgesetzt sind, gar nicht passen, 
für die voraufgehende Geschichte und Überlieferung des Parallelenbuches 
zu verwerten sind. Die zweite Vorrede teilt den Stoff in drei Bücher, deren 
erstes von Gott, das zweite von den menschlichen Verhältnissen, das dritte 
von Tugenden und Lastern handeln soll. Diese Dreiteilung ist für das Ur- 
korpus vorauszusetzen und für jeden der drei Teile alphabetische Kapitel- 
ordnung. In dem Vat. 1236, dem Rupefucalinus, der durch Par. 923 
und Ven. 138 vertretenen Rezension ist dann erst das Material aller drei 
Teile nach rein alphabetischer Ordnung aneinander gereiht worden. Nun 
bietet der zuerst von A. Mai benutzte Vat. 1553 eine Vorbemerkung, in 
der gesagt wird, es solle, nachdem im 1. Buche über Gott gehandelt sei, 
im zweiten über die Menschen gehandelt werden, und in der That bietet 
diese Rezensiön nur solche Titel, die sich auf die menschlichen Verhältnisse 
beziehen. Wenn man diese Titel der rein alphabetischen Rezensionen zu- 
sammenstellt, ergiebt sich fast vollständig der Inhalt des Vat. 1553, wie 
Loofs an oToLysiov A zeigt. Offenbar liegt also hier das 2. Buch des Ur- 
korpus vor, wie zum Überflufs auch der Titel sagt. Das 1. Buch liegt vor * 
im Coisl. 276, wie der Titel (BıßAlov xoûrov), der nur die göttlichen Dinge 
betreffende Inhalt und ein Vergleich mit den entsprechenden Kapiteln der 
alphabetischen Rezensionen beweist. Das 3. Buch, dem die erste Vorrede 
des Vat. 1236 vorgesetzt war, ist uns nicht erhalten, wenigstens bis jetzt 
nicht nachzuweisen. Aber sein Inhalt ist (auch mit Hilfe der raparrourat) 
leicht zu gewinnen als der übrig bleibende Rest, wenn man die zu Buch I 
und II gehörenden Kapitel der alphabetischen Rezension abzieht. Nur dies 
3. Buch trug den Titel xepdlnde, weil es die korrespondierenden Tugenden 
und Laster neben einander stellte (vgl. Stobaeus), das ganze Werk war 
nach der zu ihm gehörigen Vorrede ¿spa betitelt. Auch das Verhältnis der 
bis jetzt weniger bekannten Handschriften zu den verschiedenen Rezensionen 


Besprechungen 607 


tritt, wird aber auch dadurch bestätigt, dafs in den C eigentümlichen Kapiteln 
und Zitaten meist der gleiche Kreis von Autoren und dasselbe Prinzip der 
Auswahl erscheint wie in dem sonstigen Werke. Ungünstiger schon sind 
wir gestellt bei Buch II. Auch hier haben wir zwar in K (Vat. 1553) eine 
Grundlage, aber keine so treue Wiedergabe, wie C es für das erste Buch 
ist. Auslassung von Zitaten und ganzen Kapiteln, arge Verwirrung in der 
Reihenfolge begegnet in K häufiger. V und K stehen, wie die Analyse 
mehrerer Kapitel zeigt. hier in einem ähnlich engen Verhältnis wie R und C, 
während R von K weiter absteht. etwa wie Y von C. Auslassungen sind 
auch hier in allen Rezensionen nachweisbar und lassen befürchten. dafs 
auch durch Kombination der verschiedenen lückenhaften Versionen der lücken- 
lose Urtext sich nicht völlig herstellen läfst. Die Annahme grúlserer Zu- 
sätze scheint sich für K zu empfehlen, da K eine grofse Zahl eigentümlicher 
Zitate bietet. Dennoch mufs man die in VR fehlenden Scholien wegen 
ihrer Gleichartigkeit mit denen des ersten Buches wohl dem ursprünglichen 
Werke zuschreiben, ebenso mehrere Zitate auch im ersten Buche benutzter 
Väter, deren Auslassung in RV sich zum Teil aus der geringeren Schätzung 
dieser Autoren in späterer Zeit erklären mag. Die Thatsache, dals in K 
allein viele Autoren zitiert werden, könnte zu der Annahme führen. dals 
diese Zitate Zuthat seien. Aber auch hier zeigt C ein ähnliches Mals von 
Eigentümlichkeiten. Von den in C und K, zusammen genommen, zitierten 
54 Autoren sind 25 CK gemeinsam. 14 K und 15 C eigentümlich. Und 
manche dieser verdächtigen Zitate gewinnen auch dadurch an Gewähr, dafs 
dieselben Autoren im dritten Buche sich nachweisen lassen und dafs manche 
dieser singulär auftretenden Autoren zur Abfassungszeit des ursprünglichen 
Werkes noch bekannt und geschätzt, dann bald vergessen waren. 

Für das dritte Buch sind wir in der übelsten Lage, weil nur auf die 
alphabetische und kontaminierte Überlieferung (VR) angewiesen. Aber dazu 
kommen die Verweisungen auf die Parallelen in CK, die L. sämtlich ge- 
sammelt hat, und — das ist eine neue Erkenntnis — die Melissa des An- 
tonius, die neben Maximus das 3. Buch der ‘Ieo«, die Parallelen, benutzt hat. 
Die meisten Titel der Melissa sind bei Maximus oder freilich meist in 
ursprünglicherer Form in dem aus den angegebenen Quellen von Loofs 
rekonstruierten Kapitelverzeichnis nachweisbar. Verzichten müssen wir 
freilich beim dritten Buch auf die Herstellung der ursprünglichen Ord- 
nung und mit der Thatsache rechnen, dafs uns manche Titel ganz ver- 
loren sind. 

Zum Schlufs berührt L. die interessante Frage nach Zeit und Verfasser 
des Werkes. Die handschriftliche Überlieferung schreibt Buch I dem Pres- 
byter und Mönch Johannes, Buch II dem Leontius und Johannes zu, und auf 
verschiedene Hände scheint auch die Bevorzugung verschiedener Autoren in 
beiden Büchern zu deuten. Der Leontius soll wohl der von Byzanz sein 
(f um 543), der in seinen Werken Belege ziemlich derselben Autoritäten, 
die für die ‘Ieg& benutzt sind, zusammenstellt. Auch die ‘Ieoa stellen die 
Autorität der Kappadokier in den Vordergrund, verraten in den Scholien 
einen ähnlichen dogmatischen Standpunkt wie dieser Leontius. Auch finden 
wir in dessen Umgang mehrere Männer des Namens Johannes. Nimmt man 
hinzu, dafs der späteste der in den “Tepd citierten Autoren der Areopagite 
ist und dafs das Sammelwerk in dem Ilavdéxtns rms aylas yoapijg des An- 


608 II. Abteilung 


tiochus monachus (bald nach 614) benutzt zu sein scheint, so würde alles 
dafür sprechen, unser Werk in die letzte Zeit des Leontius von Byzanz zu 
setzen, wenn man nicht glaubte zwei Scholien in R auf den Raub des heiligen 
Kreuzes durch die Perser 614 beziehen zu müssen. Dafs diese Scholien 
späterer Zusatz sind, ist nicht wahrscheinlich nach dem oben Bemerkten. 
Doch macht Loofs darauf aufmerksam, dafs die innern Wirren in Palästina, 
wie sie in den Scholien geschildert werden, besser auf die Zeit nach 532 
passen; man mülste dann aber freilich annehmen, dafs hier eine sonst 
unbekannte Wegnahme des Kreuzes (durch die Perser) gemeint sei. 
Mit welchem Grunde die Tradition den Namen des Johannes von Dam. 
mit den Parallelen in Verbindung bringt, lüfst sich bis jetzt nicht ent- 
scheiden. 

| Inzwischen ist der oben verheilsene Aufsatz von Cohn erschienen. Cohn 
bespricht zuerst die Pariser Catenen zum Oktateuch, die alle Exemplare der 
Cat. Lips. sind, und das Verhältnis dieser Cat. zu Prokop. Er kommt, 
indem er noch einen Schritt weiter geht als ich, zu dem Resultat, dafs die 
Cat. im ganzen identisch ist mit den "Exloyal des Prokop, — eine Ansicht, 
die durch die Zeit der in der Cat. zitierten Autoren — Gennadius, zweite 
Hälfte des 5. Jahrhunderts, der letzte — und die Übereinstimmung namenlos 
überlieferter Erklärungen der Cat. mit dem Kommentare des Prokop be- 
gründet wird. In dem zweiten Teile kommt Cohn unabhängig von Loofs 
zu dem gleichen Resultate wie dieser, dafs nämlich C und K das erste und 
zweite Buch des Urflorilegs enthalten, dessen Bücher in den meisten andern 
Rezensionen zusammengearbeitet sind. Cohn giebt ferner Mitteilungen über 
den in gewisser Weise verwandten, aber, wie es scheint, aus verschiedenen 
Quellen kontaminierten Coisl. 294. Ein interessantes Beispiel, wie die aus 
dem Originalwerk abgeleiteten Quellen später wieder zu einem grölseren 
Ganzen zusammengefügt werden (vgl. Laur. VIII 22), giebt auch Cod. Hiero- 
solym. gr. 15 (‘Iegocodvpstixt BiBliodmun I S. 65 ff.), dessen vier Teile, wie 
Cohn aus den Titeln schliefst, der Reihe nach enge Verwandtschaft mit V, 
C, K, Coisl. 294 aufweisen. 

Zu den schwierigsten Aufgaben der philologischen Kritik und Technik 
gehört die Rekonstruktion verlorener Werke, und die Philologie hat glänzende 
Leistungen auf diesem Gebiete aufzuweisen: die Wiedererweckung der Chronik 
des Eusebius durch Scaliger, Diels’ Doxographi, die Herstellung des hippo- 
lytischen Syntagma durch Lipsius. Die Aufgabe, das christliche Urflorilegium 
wiederherzustellen, scheint zunächst unüberwindliche Schwierigkeiten zu bieten. 
Es handelt sich hier ähnlich wie bei der Rekonstruktion des Urtextes der 
LXX, die nun nach dem Tode des vielseitigsten Gelehrten unserer Zeit sich 
nicht absehen l&fst, zunächst um die Feststellung verschiedener Rezensionen, 
von denen aus man erst auf das Originalwerk zurückgehen kann. Diese 
Rezensionen liegen nicht gedruckt vor, und ihre Veröffentlichung wäre zwar 
zur Erleichterung der Rekonstruktion des Urflorilegs wünschenswert, ist 
aber, weil sonst zwecklos, eben nicht zu erwarten. Ich sehe nicht, wie die 
Aufgabe gelöst werden kann, wenn nicht einem Gelehrten auf längere Zeit 
die gleichzeitige Benutzung der wichtigsten Hss. ermöglicht wird. Möchte 
sich immer mehr die Erkenntnis Bahn brechen, dafs bei grofsen wissen- 
schaftlichen Aufgaben die geringe Gefahr, die der freie Austausch der Hss. 
auch zwischen verschiedenen Ländern für das Pergament in sich schliefst, 


Besprechungen 609 


gegeniiber dem wissenschaftlichen Gewinn gar nicht in Betracht kommen 
darf, dafs die gepriesene Internationalität der Wissenschaft sich hier prak- 
tisch bewähren mufs. 


Berlin. | P. Wendland. 


1) Duae Chorieii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero. 
Breslauer Lektionskatalog. Sommer 1891. 24 $. 4°. 

2) Duae Choricii in Brumalia Iustiniani et de Lydis orationes primum 
editae a Rich. Foerstero. Breslauer Lektionskatalog. Winter 1891/2. 18 S. 4°. 

3) Choriciana Miltiadis oratio primum edita a Rich. Foerstero. 
Breslauer Lektionskatalog. Winter 1892/3. 17 S. 4°. 

Die leitenden Persönlichkeiten und die Zustände in Gaza zur Zeit des 
absterbenden Heidentums beginnen durch die Arbeiten von Dräseke (Marcus 
Diaconus, gesammelte patristische Untersuchungen S. 208—247) und Seitz 
(die Schule von Gaza, Heidelberg 1892) aus dem Dunkel herauszutreten. 
Bis jetzt haben die Forschungen auf diesem Felde noch vielfach mit dem 
Mangel einer ausreichenden litterarischen Grundlage zu kämpfen. Um so 
freudiger ist daher Försters Unternehmen einer Chorikios-Ausgabe zu be- 
grüfsen, von welcher in den oben aufgeführten Erstlingsausgaben einzelner 
Reden vielverheifsende Proben vorliegen. Der mit dem Hauptteile seiner 
Thätigkeit unter Justinian') fallende Sophist Chorikios war früher nur aus 
den von Boissonade (Paris 1846) teils nach dem Vorgang anderer teils 
neu herausgegebenen Reden bekannt, zu welchen durch Graux (revue de 
philologte 1877) noch zwei weitere hinzukamen. Diesen Besitzstand ver- 
mehrte Förster schon früher um drei neue Stücke aus dem Nachlasse des 
Rhetors (Hermes XVII 193 ff.; Rheinisch. Mus. XXXVII 483 ff.); derselbe 
Herausgeber bietet uns nun fünf weitere, bis auf dürftige Fragmente (s. d. 
Boissonade'sche Ausgabe und Förster, mélanges Graux, p. 639f.) bisher 
unbekannte Reden nach einer Madrider Handschrift (cod. graec. Nr. 101, 
saec. XIV), derselben, welcher seine früheren Inedita entstammen und welche 
noch viele weitere bis jetzt nicht veröffentlichte Choriciana enthält. In Ergän- 
zung seiner früheren Mitteilungen”) giebt der Herausgeber in 1) S. 4—13 
eine Beschreibung der Handschrift, für deren in Verwirrung geratene Blatt- 
lagen er die richtige Ordnung feststellt. Den Text begleiten ein kritischer 
Apparat und Nachweisungen von Stellen, auf welche Ch. anspielt, oder 
welche sonst für das Verständnis seiner Ausführungen von Belang sind. 
Der Brumalienrede sind ein dankenswerter Exkurs über das Brumalienfest 
und andere Erläuterungen beigegeben. Der Text sämtlicher fünf Reden 
liest sich dank der guten handschriftlichen Grundlage und der glücklich 
bessernden Hand des Herausgebers recht glatt und fordert nur an verhältnis- 
mäfsig wenigen Stellen zu Änderungen heraus. Eine Reihe grófstenteils sehr 
einleuchtender Verbesserungsvorschläge von Bernardakis, Bruhn, Kurtz, Rohde, 
Rothstein und Weil, die dem Herausgeber teils brieflich zugingen, teils bei 
Besprechungen seiner Ausgaben in Zeitschriften gemacht wurden, sind am 


1) Die Mimenrede ist wahrscheinlich noch unter Anastasios verfafst; vgl. 

Graux, rev. de phil. 1877, p. 225 not. 10, Sathas, Konrıxöv Beargov cel. ty’. Im 

übrigen vgl. zur Chronologie der Reden des Ch. Rohde bei Seitz a. a. O, S. 21. 
2) Achilleus und Polyxena 9. 14 d. Ausg. Leipzig 1882. 


Resprechungen 611 


gespielt auf Plat. de rep. I p. 336b u. c, ebenda p. 24 1. 1 sind die Worte 
Bdlacoa di magéyer idos eine Reminiscenz an Hom. Od. 19, 113. An einen 
späteren Vorgänger unseres Sophisten. nämlich Himerios (or. 1. 19 Anf.) 
erinnert ebendort p. 21 1. 21. Doch liegt der Gedanke nahe und die Über- 
einstimmung kann zufällig sein. Bemerkenswert ist der enge Anschluls 
der Hochzeitsreden an die antike Technik, wie sie uns bei Ps.-Dionys 
und Ps.-Menander vorliegt. Der Kürze halber gebe ich nur einige Notizen 
und übergehe Übereinstimmungen in der Disposition gänzlich. Zu 1) p. 19, 15 
vgl. Ps.-Dionys. art. rhet. 4. 1 a. E., Ps.-Men. p. 400, 21 Sp.: hohes Alter 
des Teuos p. 19, 20, Ps.-Men. p. 401, 2 Sp.; vgl. auch Aphth. progymn. 
p-50 Sp. Unsterblichkeit der Gattung als Ersatz für die mangelnde Unsterb- 
lichkeit des Individuums p. 19, 21 f., Ps.-Dionys. art. rhet. 2. 3. Ps.-Men. 
p. 401, 18 f.; Aphth. a. a. O.; der Gedanke ist platonisch (conviv. 206 e, 207 d); 
von Späteren bringen ihn Muson. in Stob. floril. 67, 20 p. 4 Mein., Luc. amor. 19 
p- 419; die letztgenannte Stelle steht in den Einzelheiten der Chorikiosstelle 
am nächsten. Gewalt des "Egws über Flüsse und Quellen, Bäume, fliegende 
Tiere und Wassertiere p. 19, 30 ff, Ps.-Men. p. 401, 27 ff, Götter (Zeus und 
Poseidon) p. 20, 5 ff., Ps.-Men. p. 402, 11ff. Der Hochzeitsgott Jüngling 
und Greis p. 20, 12 vielleicht nach Ps.-Men. p. 401, 2 vgl. mit 404, 31 
(die entsprechende Darstellung des Dionysos, auf welche Ch. anspielt, Corn. 
nat. deor. p. 217 Gale, Plut. de Ei ap. Delph. 9). Hochzeitszug auf dem 
homerischen Schilde des Achilleus p. 23, 15, Ps.-Men. p. 405, 8. Die Jahres- 
zeit ist geeignet für die Feier p. 23, 28, Ps.-Men. p. 408, 9f., 410, 31. 
Die Verwundung der Aphrodite moralisierend ausgedeutet p. 16, 13, Ps.- 
Men. p. 416. 21; doch fehlt bei Ps.-Men. die Gleichsetzung der 6wpoocurr 
mit Athene; vgl. Heracl. alleg. Homer p. 450 Gale. (Aus den früher be- 
kannten Reden wäre hier neben anderem anzuführen: laud. Summi p. 31 
Boiss. vgl. mit Ps.-Men. p. 374, 14; epit. Proc. p. 21 med. Boiss. mit Ps.- 
Men. p. 420, 28 f.; wenn dort. Ch. in den Schülern des Prokop seine Kinder 
sieht, so geschieht dies vielleicht im Hinblick auf Ps.-Men. ebenda 1. 29, 
wo naldov sdruylæ als ein unter den «xo tuyns tomog gehöriger Punkt an- 
gegeben wird.') 

Anspielungen auf Schriften des Alten oder des Neuen Testamentes oder 
auf christliche Lehren bieten die neuen Reden gar nicht, sie bestätigen 
vielmehr durchaus das Urteil, welches Sathas*) über das Verhältnis des 
Ch. zum Christentum fallt. 

Im ganzen ist: der Eindruck der Reden kein unerfreulicher trotz der 
frostigen Häufung von Anspielungen und trotz der mancherlei sonstigen 
Auswüchse, wie sie das 'Treibhausgewächs eines gekünstelten Klassizismus 
mit Notwendigkeit, hervorbringen mufste. Auch die neuen Veröffentlichungen 


1) Noch enger ist der Anschlufs des Prokop an die Theorie des Ps.-Menan- 
der; vgl. auch Seitz a. a. O. S. 48. | 

2) a. a. O. cel. run. Nur geht Sathas zu weit, wenn er sagt: obre xav nat” 
Ovouo umuoveverar 6 yorotiavionos; vgl. in Marc. 1, 92 f. Boiss., 2, 113f. u. è. 
Aber die Beziehungen auf Christliches halten sich überall nur an der Oberfläche, 
nirgends auch tritt tiefere Kenntnis des AT. oder NT. hervor. Die povwdía steht 
mit einer gröfseren Anzahl von Zitaten aus dem AT. allein und ist mir schon 
deshalb verdächtig. Auch Förster zweifelt an ihrer Echtheit (1) p. 8) und Seitz 
findet ebenfalls einen Gegensatz zwischen der Monodie und den übrigen Deklu- 
mationen (a. a. O. $. 50). 


Besprechungen 613 


standard of the coinage, the administration of the law, and the condition 
of the population. To this it may be added, that the simplicity of the 
texture of the story — the absence of complicated interests, of elaborate 
diplomacy, and of recondite motives of action — causes the Byzantine 
period to be better adapted to the comprehension of youthful students 
than the intricate web formed by the politics of Western Europe: and 
also, that it impresses on the mind, as no other period does, the com- 
prehensiveness of the study of history, and the long succession of empires 
in East and West, over the formation and the decay of which ‘a thousand 
years their cloudy wings expand’. 

The dangers to which a writer is most exposed in condensing the 
history of many centuries into a narrow compass are, on the one hand, 
that of overloading the narrative with facts in such a way as to produce 
a dry summary, and, on the other, that of sketching a mere outline, too 
unsubstantial to impress the imagination. Mr Oman has successfully avoided 
both of these. He has selected those facts which are at once the most 
significant from a historical point of view, and in other respects the most 
impressive. This is especially conspicuous in the rapid summaries which 
he has given of the events comprised in the less important periods. Such 
are the history of Byzantium from its foundation to the time of Constan- 
tine, to which the first chapter is devoted; the narrative of the reigns of 
the emperors who intervened between Heraclius and Leo the Isaurian; and 
particularly the notices of the petty states, whether Frank or Greek, that 
arose on the ruins of the empire after the Fourth Crusade, whose varying 
fortunes have here been woven into an intelligible tale. In like manner, 
throughout the volume the principal events are presented to the reader in 
a graphic manner, without the aid of word-painting or elaborate delineation. 
A clear description is given of the city of Constantinople, as it appeared 
during the first centuries of its existence. The leading features in the 
characters of the chief men, both in peace and war, in each successive age, 
are brought clearly out to view. In the case of Alexius Comnenus, for 
instance, — who is here compared to Leo III, in respect of the success 
with which he grappled with the almost hopeless difficulties that surrounded 
him at the commencement of his reign — the powerful personality and extra- 
ordinary ability of the man are insisted on, notwithstanding the ignoble and 
repellent traits which are conspicuous in him. Attention is drawn to the ‘© 
great crises by which the course of subsequent events was determined; 
thus Mr Oman fixes on the battle of Manzikert, by which Asia Minor was 
laid open to the Seljouks, and a safe frontier on the side of Asia for ever 
lost to the Empire, as the turning-point of the entire history. At the same 
time, the more scientific aspect of the subject is never wholly ignored. 
The true causes of the changes that from time to time took place, espe- 
cially in respect of the prosperity and extent of the empire, are distin- 
guished from the apparent causes, which a superficial view of the circum- 
stances might suggest. In particular, a lucid account is given of the 
events which prepared the way for the Crusades — the conversion of 
Hungary to Christianity, by which the land route to Constantinople was 
opened to the Western nations, and the destruction of the Saracen naval 
power in the Central Mediterranean, which gave free access to the East 


Besprechungen 615 


fascicules ont paru (janvier, avril et juillet 1892), a donné un certain 
nombre de notices archéologiques intéressant les choses byzantines. Nous 
les résumons brièvement. 

A Jérusalem, aux abords de la basilique de Saint-Etienne, les Domini- 
cains ont mis à jour deux «chapiteaux byzantins de bonne époque»; puis 
une mosaïque chrétienne d'une vingtaine de mètres carrés, mosaïque de 
pavement, à bordure blanche parsemée de croix rouges, noires et blanches, 
à fond de losanges rouges, noirs et blancs, avec au centre un médaillon 
circulaire portant un agneau entre deux arbustes. La description de ces di- 
verses pièces est accompagnée de bons dessins les représentant, et qui 
suppléent aux défauts de la description qu’on en donne (Revue biblique, 

- pp. 118—122). 


A Gaza, le P. Germer Durand a estampé six inscriptions grecques 
chrétiennes «inédites» du sixième siècle. La premiere est la propriété du 
«missionnaire latin, les autres font partie de la collection du curé grec». 
— Sur une plaque de schiste noir, mill. 700 > 300, cassée en deux, 
hauteur moyenne des lettres mill. 050: Ÿ unva | xoowavn | xao. otov, 
A Ménas Cosmiané sa sœur(?). — Sur une plaque de marbre blanc carrée, 
mill. 240 > 240, cassée en deux, hauteur moyenne des lettres mill. 025: 
+ Oman tov pazagiorarov Émvovos viov Palvos sar pera dng exoreredn | 
unvı vfeofepeteov | Bx tov zip etovg | vò yi |, Tombeau du bienheureur 
Zenon, fils de Balus et de Megalé; a été depose du mois d'hyperbérétéon 
le 22, de Van 565, indiction 13 (20 octobre 504 selon l’ère de Gaza). — 
‚Sur une plaque de marbre blanc, mill. 600 >< 480, cassée en trois, hauteur 


131.1 


ev// de magayever////iavenan de ex | tov avtov RHEIN Ev u yogrr. È | tov 
ay et. wd. e |, Metras ayant laissé(?) le reste de sa vie est arrivé ici, et 
s'est repose de ses fatigues le 4 du mois de (rorpicon, de lan 601, indiction 5 
(1% septembre 540). — Sur une plaque de marbre blanc, mill. 720 >< 290, 
hauteur moyenne des lettres mill. 040: | avenay | ee paxagn | adavacia y! 
agreunciov | ¿£ tov ny | etovs |, Est morte la bienheureuse Athanasia, du 
mois d’Artemisios le 17, l'an 608 (12 mai 547). — Sur une plaque de 
marbre blanc, mill. 520 >< 410, hauteur moyenne des lettres mill. 040: 


T evdade xariecndn n 7 Du do vin ovora Buyer no tipodeov ev | M dararov 


8 . , . nn? , , . . 
ar trata yal. yxy wo. at Y, Ici a été déposée la servante de dieu Ousia, 
fille de Timothée, au mois de daisios le 11, de Van 623 selon [l'ére de] 
Gaza, indiction 11 (5 juin 562). — Sur une plaque de marbre blanc, mill. 
360 >< 210, hauteur moyenne des lettres mill. 026: | evdade xro y te ' 


qu duin peysornora | tiuodes Buyarno | tov Biov anodeueve | ev u darcrw di 
zu yl | er. ıwd. Bi |, Ici repose la servante du Christ Megistéria, fille de 
Timothée, [qui a] quitté la vie au mois de daisios le 11, l'an 33(?), in 
diction 12. 

Le P. Germer Durand joint à ces six epitaphes de Gaza une serie 
d’épitaphes d'autres provenances: — Jaffa, collection du baron von Ustinow, 
inscription provenant de Césarée, sur une plaque de marbre blanc, mill. 
160 >< 420, hauteur moyenne des lettres mill. 960 (?), cartouche à queues 
d’aronde: fpacidra muori, | evdade ite. -- Jaffa, même collection, même pro- 


Besprechungen 617 


texte arabe: «Ce travail l’a fait Ibrahim et ses frères, Soubian, Moïse le 
Djifnaoui; que Dieu leur fasse miséricorde, et qu'il fasse miséricorde à celui 
qui lit et dit Amen!» Le texte grec: Avexevio9y y rag|ovoa] | uo[vn| 
dia 005 te Boaz [roi] tovs a dedpovs avrov. [re] Blaoıkeıas] | y[osorovl] 
a[avroxparogos] v | ıß u[ao]r[s0v] t[ov] myouuel vou] yeoao[i]u[ov]. «Cette 
lecture ne peut être présentée qu'avec beaucoup de réserves», nous dit-on 
en note. Soit. Mais où notre épigraphiste a-t-il trouvé les éléments de sa 
traduction? «Le présent monastère a été restauré pas le main d’Ibrahim 
et ses frères, dans l’année du règne du Christ tout puissant 950, le 12 mars, 
sous l’higoumène Gérasime!» Et il ajoute: «Il s'agit ici de l'ère des martyrs, 

. 1234 après J. C.> Quelques explications ne seraient pas de trop. — 
Dans l’intérieur du couvent: gle uvnodir: tov doviov | cov ı859. Le P. 
Durand interprète: pildavdgwre urnodırı tod dovlov ood svduxritvoc E” Eav- 
Sixod 9, Ami des hommes, souviens-toi de ton serviteur. septième année de 
P indiction, neuvième jour du mois xanthique. Or, remarque-t-il, l’année 1234 
coïncide avec l'indiction 7. La coïncidence est exacte, mais quelle ano- 
malie d'inscrire une date dans une pareille formule et dans ce style? «Il 
faut reconnaitre que l’emploi d'un nom de mois macédonien, & une époque 
aussi basse, a quelque chose d'étrange», nous dit-on en note. Assurément. 
Peut-étre serait-on plus pres de la réalité en cherchant dans le groupe 
«58 un nom propre cryptographié, dont rod doviov cov serait le qualificatif. 
(Revue biblique, pp. 442—443.) 

Au total, la Recue biblique trimestrielle nous fournit là d’interessants 
monuments: nous souhaitons & ses vaillants directeurs d’en découvrir un 
grand nombre encore, à condition toutefois de les décrire avec plus d’acribie 
et de les interpréter avec plus de circonspection. 


Paris. Pierre Batiffol. 


K. E. Zachariä von Lingenthal, Geschichte des griechisch- 
römischen Rechts. Dritte verbesserte Auflage. Berlin, Weidmann 1892. 
8°. XXIV und 424 S. 

Die neue Auflage dieses Werkes, in welchem Zachariä durch umfassende 
Beherrschung ünd klare Sichtung des Materials den Grund für diesen Zweig 
der byzantinischen Wissenschaft gelegt hat, giebt wie ihr Vorgänger die 
Geschichte des Privatrechts, des Strafrechts ‘und des Prozesses, sowie einen 
nach der Zeitfolge geordneten Überblick über Quellen und Litteratur. In 
allen seinen Teilen finden sich Nachtrige; am stärksten ist der Abschnitt 
über das Grundeigentum umgestaltet worden. 

In seinem achtzigsten Jahr hat Z. diese Auflage abgeschlossen. Wie 
er auf ein reiches Feld eigener Arbeit zurückblicken kann, so darf er sich 
das Verdienst zuschreiben, bei anderen das Interesse für das byzantinische 
Recht geweckt zu haben; am wenigsten freilich in Deutschland, wo noch 
immer der von Z. hervorgehobene Gesichtspunkt keine entsprechende Be- 
achtung gefunden hat, dafs die Mängel des Justinianischen Rechts an seinen 
späteren Schicksalen im byzantinischen Reich klar werden, wo auch kaum 
ein Anfang damit gemacht ist, die Zeugnisse der zeitgenössischen Juristen 
über Sinn und Bedeutung des Justinianischen Rechts zu benutzen. 


Bonn. Paul Krüger. 
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 40 


TIL Abteilung. 
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen. 


Die Aukeüge ans dem Journal des k, russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind 
von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibl ie von dem 
Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver- 
fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun 
selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion zu lassen 
Auf wiederholte Anfragen bemerken wir, dafs die Artikel innerhalb der einzelnen 
Abschnitte der Bibliographie hier wie in: den früheren Heften nach der Chrono. 
logie des betreffenden Gegenstandes aufgeführt sind. 


1, Litteratur. 


Georg Wentzel, Die Göttinger Scholien zu Nikanders Alexi- 
pharmaka. Abh. d. k. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen 38 (1892). 
Da die Ausgabe dieser Scholien, welche Rud. Väri nach einer Abschrift 
des verstorbenen E. Abel veranstaltet hat (Budapest 1891), in jeder Be 
ziehung ungenügend ist, giebt W. eine genaue Beschreibung der Handschrift 
und einen neuen vollständigen Abdruck der Scholien. In der Einleitung 
handelt er auch über andere Handschriften dieser Scholien und das Ver- 
hältnis derselben zu den Theriaká-Scholien. 

Carl Wotke, Handschriftliche Beiträge zu Nilus Paraphrase 
von Epiktets Handbüchlein. Wiener Studien 14 (1892) 69—74. 
Aus zwei vatikanischen Handschriften (Vatie. 1434 und Vatic. Reg. 653) 
geschöpfte Varianten zu der von Nilos verfafsten christlichen Umarbeitung 
des Encheiridion (Epicteteae philosophiae mon. ed. Schweighäuser V 98— 138). 
Der Satz „für 700 schrieb und sprach ein Byzantiner ei“ (S. 74) wird 
schwerlich Beifall finden. 

A. Elter, Epicteti et Moschionis quae feruntur sententiae. — 
Euagrii Pontici sententiae. Separatabdruck aus den Bonner Indices 
scholarum für das Sommersemester 1892 und das Wintersemester 1892—93. 
Leipzig, Teubner 1892. 30 und XLVII—LIV S. 4°. Über die Forschungen 
auf dem trümmervollen, verrufenen Felde der griechisch-byzantinischen Flori- 
legienlitteratur läfst sich auszugsweise nicht gut berichten. Wer hier nicht 
selbständig mitgearbeitet hat, wird sich auch aus umfangreicheren Referaten 
nicht orientieren können; wer das Gebiet aber aus eigener Erfahrung kennt, 
dem genügt ein kurzer Hinweis auf die hinzuwachsende Litteratur. Vor uns 
liegen zwei neue durch peinliche Genauigkeit und feine Beobachtung aus- 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen | 619 


gezeichnete Arbeiten von A. Elter, die eine Fortsetzung und Erginzung 
der in der Byz. Zeitschr. S. 157 ff. besprochenen Abhandlungen bilden. Die 
erste bietet uns die Wiederherstellang einer von Stobaeos benutzten 
Sentenzensammlung, welche bald dem Epiktet bald dem Moschion zu- 
geschrieben wird. In Wahrheit hat sie mit Epiktet nichts zu thun, gehört 
vielmehr in den Kreis der Gnomologien des Sextus und der anderen Py- 
thagoriker, obschon sie auch hinter diesen an Kürze des Ausdrucks und 
Schärfe des Gedankens beträchtlich zurücksteht. Mit gröfserem Rechte 
scheint der Name Moschion mit der Sammlung verbunden zu sein und 
jedenfalls ist sie mit sonstigen unter diesem Namen überlieferten Florilegien 
verwandt; von der Zeit und Person dieses Mannes ist freilich noch nichts 
Näheres bekannt geworden. Überraschend ist die scharfsinnige Aufdeckung 
des Kompositionsprinzipes der Sammlung, welche nicht, wie H. Schenkl 
meinte, eine nach sachlichen Rubriken geordnete Kompilation, sondern eine 
von einem Autor verfafste Sentenzenreihe ist, in welcher eine Sentenz aus 
der anderen hervorwächst derart, dafs alle Sentenzen durch einen fort- 
laufenden Gedankenfaden verknüpft sind. Die zweite Arbeit betrifft einen 
Sentenzensammler, der demselben pelagianischen Kreise angehört wie Sextus, 
nämlich den Euagrios, der jedenfalls mit dem von Hieronymus erwähnten 
Euagrios von Pontus, einem Anhänger des Origenes, identisch ist. Im 
Verlaufe der Untersuchung über die Sammlungen des Euagrios, von denen 
übrigens nur verdünnte Auszüge erhalten zu sein scheinen, streift E. auch 
die jüngst von Loofs (s. o. S. 604 ff.) ausführlich erörterte Frage nach den 
Quellen und der Komposition des unter dem Namen des Johannes von 
Damaskos gehenden, mit Unrecht Parallela oder Sacra Parallela zube- 
nannten Sammelwerkes. Mit besonderer Freude begrülsten wir die S. 7 
der ersten Arbeit: gegebene Andeutung des Verfassers, dafs er eine zu- 
sammenfassende Abhandlung über die Quellen des Stobaeos und über 
die Komposition und Geschichte der griechischen Florilegien 
überhaupt vorbereitet. Noch sei eines Nachtrages gedacht, welchen E. im 
Rhein. Mus. Bd. 47, 629 ff. zu den in derselben Zeitschrift Bd. 47, 130 ff. 
veröffentlichten Fragmenten des Stobaeos und zu Euagrios giebt. Er zeigt, 
dafs eine im Cod. Voss. 4° 18 enthaltene Sammlung ein zweites Exemplar 
der von ihm edierten Stobaeosfragmente darstellt. Zu Euagrios be- 
schreibt er den Cod. Paris. Gr. 1220, in welchem er das griechische Original 
eines bisher nur in einer angeblich alten, wahrscheinlich aber der neueren 
Zeit angehörigen lateinischen Übersetzung bekannten, dem Euagrios 
fälschlich zugeschriebenen jungen Florilegiums aufgefunden hat. 

V. Semenov, Die Weisheit des Menander nach russischen 
Quellen. Denkmäler des alten Schrifttums No. 48. 1892 (russ.). Altrussische 
Texte der (in der slavischen Überlieferung gewöhnlich mit den Sprüchen 
Jesu des Sohnes Sirach und denen des Salomon verbundenen) Menander- 
sprüche mit Vergleichung der griechischen Texte. Zum zweiten russischen 
Texte hat der Verfasser die griechischen Sprüche in einem separaten 
Heftchen mitgeteilt, das bibliographisch nicht näher bezeichnet ist. 

Leo Sternbach, Curae Menandreae. Dissert. classis philol. acad. 
litt. Cracoviensis t. 17 (1892) 168—245. In dieser auf die Monosticha 
des Menander bezüglichen Abhandlung finden sich auch manche wertvolle 
Beiträge zu den byzantinischen Studien wie Bemerkungen zu einem ein 

40* 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 621 


samer Leitung L. Cohns abgefafst ist, genauer, als es Gaisford gegliickt 
war, gesichtet und darauf hin das verwandtschaftliche Verhältnis des Coisl. 
zu den übrigen Sprichwörtersammlungen bestimmt. In einem zweiten Ka- 
pitel zeigt der Verfasser, dafs auch die Pariser und die Florentiner bez. 
die aus ihr stammende Wiener Handschrift des sogenannten Eudemos mit 
dem Cod. Coisl. eng verwandt sind und ebenfalls auf die interpolierte Epi- 
tome des Suidas zurückgehen. Mithin genügt es statt den Eudemos voll- 
ständig herauszugeben die Handschriften desselben soweit auszunützen, als 
sie zur Emendation des Suidas und zur Ergänzung der Sprichwörtersamm- 
lungen dienlich sind. 

Paul Tannery, Psellus sur la grande année. Revue des études 
grecques 5 (1892) 206—211. Der bekannte Forscher auf dem Gebiete 
der griechischen Mathematik und Astronomie veröffentlicht aus cod. Escur. 
Y—III—12 ein Brieffragment des Psellos „Über das grofse Jahr“, welches 
das von Fabricius edierte und bei Migne wiederholte 125. Kapitel der 
Adacxalla mavrodanı; (über das Ende der Welt) berichtigt und in seinen 
Zahlen wahrscheinlich auf des Ptolemaeos Syntaxis zurückgeht. 

A. Heinrich, Die Chronik des Johannes Sikeliota (sic!) der 
Wiener Hofbibliothek. Progr. des k. k. I. Staatsgymnasiums, Graz 1892. 
15 S. Gr. 8°. Der Cod. Vindob. hist. 99 enthält eine kleine Chronik 
unter dem Namen eines Johannes Sikeliotes und eine Fortsetzung, die 
in einer von zweiter Hand stammenden Überschrift dem Logotheten 
Akropolites zugeteilt wird. H. giebt umfangreiche Proben aus der 
Handschrift, ohne auf die Frage über die Verfasser beider Stücke und ihr 
Verhältnis zu anderen Chroniken näher einzugehen. Die nächste Aufgabe 
wird nun sein, mit Hilfe des von H. gebotenen Materials die ebenfalls dem 
Johannes Sikeliotes zugeschriebene Chronik des Cod. Vatic. 394 auf ihr 
Verhältnis zum Wiener Texte und zu Georgios Monachos zu prüfen. 

Porphyrii quaestionum Homericarum ad Iliadem pertinen- 
tium reliquias collegit disposuit edidit Hermannus Schrader. Fasc. II. 
Leipzig, Teubner 1892. S. 183—496. 8°. Das vorliegende zweite und 
letzte Heft der rühmlichst bekannten Ausgabe hängt nur lose mit den 
byzantinischen Studien zusammen, mufs aber erwähnt werden, weil aus den 
gründlichen Prolegomena einige Lichtstrahlen auf die Untersuchung der 
Quellen des Eustathios, Tzetzes und Moschopulos in ihren Schriften 
zu Homer, des Gregor von Korinth in seinem Hermogeneskommentar 
fallen. Aus der Beschreibung des das erste Buch der Porphyriosscholien 
enthaltenden Cod. Vatic. 305 saec. XIV lernen wir einen byzantinischen 
Kopisten mit dem interessanten Namen Theophylaktos Saponopulos 
kennen. 

Maximilian Tren (Mas. Todt), Néos züdıE tiv Foymv rod ue- 
yakov loyo@étov Kwvoravılvov rod ‘Axgonodlrov. Aeltiov tijg iovo- 
quxñs xal Edvoloyırjg Erauplas vis Ellédos 4 (1892) 35 —50. Der Verfasser 
berichtet über eine bisher unbekannte Handschrift der Werke des Grofs- 
logotheten Konstantinos Akropolites, eines Sohnes des bekannten 
Historikers Georgios Akropolites, den Cod. Ambros. H 81 Sup. aus dem 
Anfang des 14. Jahrhunderts. Diese Handschrift steht nach Format, Schrift. 
und Inhalt im allerengsten Zusammenhang mit einer von Dr. Papadopulos 
Kerameus in der Patriarchalbibliothek zu Jerusalem gefundenen Handschrift, 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 623 


Bande vorkommenden Autoren, Heiligen, Kalligraphen, Patriarchen, Länder- 
und Städtenamen u. s. w. Es ist sehr zu wünschen, dafs das bedeutende 
Werk, das sich augenscheinlich in den besten Händen befindet, ungehemmt 
fortschreite und bald zum Abschlufs gelange. Da sich jetzt auch für die 
Drucklegung des von Lambros ausgearbeiteten Katalogs der Athosbiblio- 
theken in Cambridge die Mittel gefunden haben, wird dann der weitaus 
grölste Teil aller noch heute im Orient übrigen griechischen Handschriften 
in gediegenen und brauchbaren Verzeichnissen zugänglich sein und die Grie- 
chen werden das Recht haben sich zu rühmen, dafs sie es wenigstens in 
dieser Hinsicht manchen westeuropäischen Völkern zuvorgethan haben. 

"A. Haradórxovlos Kegapets, ‘Avdienta ‘TepocoAvpitixie ota- 
qvoloylag (furvrovueva uty Gvalóuac: tod abroxparopixod dododdtov Ila- 
Aouctlvou ovidoyou, cvAleyivia de nai éxdiddueva bd A. II. K.). Towog A’. 
"Ev Ilergovrnole 1891. XXI, 535 S. Gr. 8°. Zur Ergänzung des oben 
erwähnten Katalogs hat sich Papadopulos Kerameus entschlossen eine 
Blumenlese unedierter oder seltener Texte aus den Handschriften der zum 
Patriarchat Jerusalem gehörigen Bibliotheken herauszugeben. Wie reich 
seine Ausbeute ist, mag man daraus ermessen, dafs er die zur Aufnahme 
dieser Texte bestimmten Analecta auf 6 Bände berechnet. Den Verlag 
dieses grolsartig angelegten Werkes, das von der unerschöpflichen Arbeits- 
kraft des Herausgebers ein neues Zeugnis ablegt, hat wiederum die k. rus- 
sische Palästinagesellschaft übernommen. Mit Rücksicht auf die Bestim- 
mung dieser Gesellschaft hat P. vornehmlich theologische und besonders 
irgendwie mit Palästina verbundene Stücke ausgewählt, vorchristliche und 
rein profane Texte dagegen ganz bei Seite gelassen; einiges hiervon wie 
die Fragmente der Bibliothek des Apollodor, Stücke eines Lexikons u. s. w. 
hat P. schon früher anderswo mitgeteilt. Die grolsen Schwierigkeiten, 
welche die Veröffentlichung so zahlreicher nach Zeit, Inhalt und Form weit 
auseinandergehender Texte mit sich bringt, hat P. im allgemeinen mit 
Glück überwunden; doch wird noch vielfach Anlafs zu kritischen Besse- 
rungen gegeben, die der Herausgeber in den späteren Bänden nachzutragen 
«verspricht. Aus dem reichen Inhalt des Bandes, der 21 Stücke bekannter 
Autoren und eine Auswahl anonymer zum Teil fragmentarischer Texte ent- 
hält, können hier nur einige Hauptstücke ausgehoben werden: Das Leben 
Jakobs, des ersten Bischofs von Jerusalem, von Andreas von Kreta, ein 
Text, von dem bisher nur die Bearbeitung des Symeon Metaphrastes be- 
kannt geworden war; die um 401 abgefalste Rede über den Frieden von 
Severianos; eine griechische Übersetzung der Vita des heiligen Ambrosius 
von Paulinus; eine dem Abte Markos, dem Schüler des Johannes Chryso- 
stomos, zugeschriebene Rede gegen die Nestorianer; eine in der Alexias der 
Anna Komnena erwähnte Schrift des Alexios Komnenos gegen die Arme- 
nier; religiöse Lieder der Kirche von Jerusalem; eine Schrift über den 
Kampf der Genuesen gegen die Byzantiner im Jahre 1348 von einem früher 
unbekannten Alexios Makrembolites, der um die Mitte des 14. Jahr- 
hunderts lebte und aufser der hier edierten Schrift mehrere rhetorische 
Sachen hinterlassen hat; eine Rede auf den heiligen Demetrios und eine 
Biographie des heiligen Barbaros von Konstantin Akropolites; grie- 
chische Fragmente einer nur lateinisch erhaltenen Schrift des Irenaeos 
(Bischofs von Lyon); ein metrisches Gebet des Hymnendichters Romanos; 


® 
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen . 625 


schnell angewachsen, wobei namentlich die Klosterbibliotheken der durch 
den Berliner Vertrag mit (Griechenland vereinigten thessalischen Land- 
schaften reiche Ausbeute liefern mufsten. So beläuft sich denn gegenwärtig 
die Zahl der griechischen und fremdsprachlichen Handschriften der National- 
bibliothek auf 1856. Darunter befindet sich zwar eine unverhältnismälsig 
grofse Menge von Handschriften aus der neueren und neuesten Zeit; doch 
fehlt es auch nicht an seltenen und besonders in paläographischer Hinsicht 
wertvollen Stücken. Um die Sammlung der wissenschaftlichen Forschung 
zu erschliefsen, beauftragte im Frühjahr 1890 die Direktion der Bibliothek 
den Vorstand der Handschriftenabteilung J. Sakkelion mit der Ordnung 
der Handschriften und der Ausarbeitung eines systematischen Katalogs. Der 
treffliche Paläograph, dem die Byzanzforschung so viele Beiträge verdankt, 
sollte die Veröffentlichung des Katalogs nicht mehr erleben. Sein Sohn 
Alkibiades, der ihm schon zu seinen Lebzeiten als treuer Helfer beige- 
standen hatte, übernahm im Auftrage des Direktors der Bibliothek G. Kon- 
stantinidis die Vollendung des Werkes, das vor kurzem der Öffentlichkeit 
übergeben worden ist. Die Handschriften sind nach dem früher allgemein 
üblichen System dem Inhalte gemäfs geordnet; die reichste Abteilung 
bildet wie in den meisten orientalischen Bibliotheken die Liturgie und 
Kirchendichtung, darauf folgen die alte und neuere Profanlitteratur, die 
Kirchenväter, die fremdsprachlichen Handschriften, das neue Testament u. s. w. 
Den Gebrauch des Bandes erleichtert ein Index der Eigennamen. 

Giuseppe Jorio, Codici ignorati nelle biblioteche di Napoli. 
Fasc. I. Lipsia, Otto Harrassowitz (1892). 60 S. 8°. Prof. Jorio hat sich 
der dankenswerten Aufgabe unterzogen, die in den kleinen Bibliotheken 
Neapels verborgenen griechischen Handschriften bekannt zu machen. Das 
soll in 10 Heften geschehen, wovon dem Prospekt zufolge das 6. dem 
Synesios, das 7. einigen Byzantinern wie Zonaras, Psellos, Phrantzes, 
Plethon u. s. w. gewidmet sein wird. In dem vorliegenden ersten Heft, 
welches die Beschreibung und Kollation eines Codex der Hellenika des 
Xenophon enthält, ist der Name des Besitzers Johannes Dokianos zu 
notieren, der wahrscheinlich mit dem bekannten Rhetor aus der Mitte des 
15. Jahrhunderts (vgl. Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt. S. 212 f.) iden- 
tisch ist. 

H. Omont, Les manuscrits datés des XV* & XVI° siècles de la 
bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de France. 
Revue des bibliothèques 2 (1892) Jan. — Juni. Unter den Vorarbeiten, 
welche eine neue (resamtdarstellung der griechischen Paläographie voraus- 
setzt, steht an erster Stelle das genaue Studium aller datierten Hand- 
schriften. Wenn man bedenkt, dafs unter den 4700 griechischen Hand- 
schriften der Pariser Nationalbibliothek in mehr als 500 das Jahr und oft 
auch der Tag und Ort der Vollendung verzeichnet sind, kann man ermessen, 
eine wie feste Grundlage hier für jedes feinere Studium der griechischen 
Paläographie und besonders für die zeitliche und örtliche Bestimmung 
subskriptionsloser Handschriften gegeben ist. Nachdem nun O. die datierten 
Handschriften der Nationalbibliothek vom 9.— 14. Jahrhundert in seinem 


Angabe in einer anderen Schrift veranlafst wurde und nicht richtig gestellt werden 
konnte, weil das Buch aus dem nun bekannt gewordenen Grunde dem Verfasser 
trotz aller Anstrengungen unzugänglich blieb. 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 627 


da in den gelehrten Quellenuntersuchungen, die sich an den Text an- 
schliefsen, stets auch der Physiologus des Pseudo-Epiphanios, sowie 
die mittelgriechischen, orientalischen, slavischen und rumäni- 
schen Bearbeitungen des Werkes zum Vergleiche beigezogen werden. Zu 
notieren ist Goldstaubs Definition (S. 1): „Wir begreifen unter Physiolo- 
gus im eigentlichen Sinne eine Zusammenstellung (richtiger wäre wohl: 
Beschreibung) von existierenden oder fabelhaften Tieren, Pflanzen und Steinen, 
deren Eigenschaften in einem der naturgeschichtlichen Erzählung folgenden 
Abschnitte typologisch gedeutet, oder mit anderen Worten: als Typen für 
Christus, den Teufel, die Kirche oder den Menschen hingestellt werden.“ 


2, Sprache, Metrik und Musik. 


K. Buresch, Kritischer Brief über die falschen Sibyllinen. Phi- 
lologus 51 (1892) 84— 112; 422—464. Die Sibyllinen selbst liegen aufser- 
halb unseres Programmes; dagegen verdienen die sprachlichen Bemerkungen, 
welche B. seiner textkritischen Erörterung vorausschickt, auch für den 
byzantinischen Studienkreis die höchste Beachtung. B. giebt nämlich im 
einleitenden Teile seines kritischen Briefes eine auf ausgedehnte Samm- 
lungen gestützte und an neuen Gedanken reiche Skizze der alexandrini- 
schen Vulgärgräcität, die für die sprachliche Beurteilung und Kritik 
der byzantinischen Schriftwerke ebenso lehrreich ist wie die S. 169 der 
B. 2. notierte Arbeit desselben Verfassers. Sein Versuch die Erscheinungen 
der Volkssprache landschaftlich zu fixieren und besonders das klein- 
asiatische und ägyptische Griechisch auseinanderzuhalten ist sehr ver- 
dienstlich, so zweifelhaft auch manches Detail bleiben mag, und jeder, der 
sich mit der Herstellung spätgriechischer und byzantinischer Texte be- 
schäftigt, wird ihm für die sorgfältige Darlegung der lautlichen, formalen 
und lexikalischen Neuerungen, welche im ägyptischen Griechisch zuerst in 
.gròfserer Menge deutlich erkennbar hervortreten, dankbar sein. Viele tigyp- 
tische Eigenheiten scheinen freilich schon früh in die gesamte Gemein- 
sprache eingedrungen zu sein und lassen sich später an den verschiedensten 
Orten nachweisen. Hierauf wie auf einige Punkte, wo die Erklärungen des 
Verfassers unseres Erachtens einer Revision bedürfen, können wir nicht 
näher eingehen. 

Carolus Boysen, Lexici Segueriani Zuvayayn Attewv yonolumv 
inscripti pars prima (A) ex Cod. Coisl. No. 347 (ed. C. B.). Marburg 1891. 
29 S. 4". Kritische Ausgabe des Buchstabens A des Cod. Coisl. 347 mit 
Parallelen aus verwandten Wörterbüchern wie dem des Cod. Coisl. 345, des 
Suidas, Eudemos, Zonaras u. s. w. Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. 
S. 270. 

Lexicon Sabbaiticum nunc primum ed. et app. crit. instr. A. Papa- 
dopulos-Kerameus. Sep.-Abz. aus dem russ. Journ. des Min. f. Volksaufkl. 
Bd. 280— 281 (1892). Fragment eines griechischen Lexikons aus cod. 
Sabbaiticus 137, saec. XIV, das mit avéyo:s beginnt und mit einem Artikel 
über &&arpeoews dixn schlielst. Leider hat der Herausgeber, wie er im Vor- 
wort bemerkt, nicht Zeit gefunden, das Verhältnis seines Ineditum zu an- 
deren Werken dieser Art näher zu bestimmen. Auch wir müssen die 
Lösung dieser Aufgabe anderen überlassen. 

H. Omont, Lettres d’Anisson à Du Cange relatives à l’impression 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 629 


Lehre des Maximos Planudes und Demetrios Triklinios und die 
gp echnik des Planudes in seinen eigenen Gedichten besprochen. 

M. Hagavixas, To nalaròdv cvormua Tüg ErnxÄnoıaorıxjg povot- 
ans. O èv Kevoravtvouvmdde ¿ddnv. qudod. ovddoyos. Tôuos xa’. (Konstan- 
tinopel, Otto Keil) 1892 S. 164—176. P. beschreibt zwei in Adrianopel 
aufbewahrte griechische Handschriften. Die erste ist ausschliefslich kirchen- 
musikalischen Inhalts; sie enthilt im ersten Teile eine Einleitung und theo- 
retische Anweisungen von Joh. Plusidianos, Gregorios Alyattis, Joh. 
Kukuzelis und Xenos Koronis, im zweiten Teile die Kirchenmusik fiir 
das ganze Jahr, im dritten die Werke des berühmten Kirchensängers Petros 
Bereketis. Den Inhalt der zweiten Handschrift bilden Predigten, Leichen- 
reden u. s. w., deren Verfasser meist der neueren Zeit angehören. Als Probe 
der musikalischen Handschrift veröffentlicht P. einen Teil der Einleitung, 
leider ohne jeglichen Kommentar. 


8. Theologie. 


Ferd. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Confessions- 
kunde. Erster Band. Die orthodoxe anatolische Kirche. Frei- 
burg i. Br., J. C. B. Mohr, 1892. XXV 555 S. £° Der vorliegende erste 
Band der vergleichenden Confessionskunde, welche Prof. Kattenbusch für 
die bei Mohr erscheinende Sammlung von Lehrbüchern für protestantische 
Theologen übernommen hat, enthält aufser einer Einleitung, in welcher 
der Verf. seine Anschauungen über die Aufgaben der genannten Disziplin 
entwickelt, eine Darstellung der orthodoxen anatolischen Kirche von 
ihren Anfängen bis auf die Gegenwart. Von dem Inhalt des Bandes kann 
hier nur eine kurze Übersicht gegeben werden. Nach den drei Kapitel 
umfassenden Prolegomena erörtert der Verf. im vierten Kapitel die poli- 
tische und kirchliche Erstarkung von Konstantinopel, die Proteste des 
Papsttums gegen die Gleichstellung Konstantinopels mit Rom, die Vor- 
bereitung der inneren Scheidung zwischen Orient und Occident, endlich das 
Schisma des Photios und Kerularios. Das fünfte Kapitel ist den Wieder- 
vereinigungsversuchen, besonders den Unionskonzilien zu Lyon und Florenz, 
der Bedeutung Rufslands für die anatolische Kirche und den Beziehungen 
derselben zu den Protestanten, Altkatholiken u. s. w. gewidmet. Die folgen- 
den Kapitel behandeln die gegenwärtigen (bes. politisch-rechtlichen) Zu- 
stände der orthodoxen Kirchen in der Türkei, Griechenland, Serbien, Bulga- 
rien, Rumänien und Rulsland; die Nebenkirchen (Armenier, Kopten u. s. w.), 
die Altgläubigen in Rufsland und die Unierten; die orthodoxe Dogmatik; 
die Hierarchie und die Mysterien (mit einem Excurse über die kirchliche 
Bedeutung der Kaiserwürde); endlich den Kultus, das Verhältnis der Kirche 
zum Volkstum, das Mönchstum, die Mystik und die Ausartungen der Frömmig- 
keit (Raskulniks u. s. w.). Auf die zahlreichen Punkte, welche zum Wider- 
spruche herausfordern oder zu Nachträgen und Berichtigungen Anlafs geben, 
wollen wir jetzt nicht eingehen; die Byzant. Zeitschr. wird ohnehin noch 
oft genug Gelegenheit finden, auf das reichhaltige und für das Studium 
der theologischen Litteratur der Byzantiner unentbehrliche Buch zurück- 
zukommen. Der Verf. bemerkt selbst im Vorworte, dafs es ihm oft peinlich 
wurde, ein Kirchenwesen zu schildern ohne eine praktische Anschauung zu 
besitzen und bedauert, dafs er noch keine Gelegenheit gefunden habe, sich 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 631 


Schriften über das Enkomion, die verschiedenen Arten desselben und die 
‚erhaltenen Reden, endlich die Ordnung der Topen im Enkomion, im Epita- 
phios, in der Monodie und in der Trostrede, wobei auch auf die byzan- 
tinischen Werke dieser Litteraturgattung Rücksicht genommen wird. Im 
zweiten Kapitel bespricht der Verfasser die drei Trostreden des Gregor von 
Nyssa und erbringt den Beweis, dals der Stoff nach Anordnung und Form 
von dem christlichen Redner genau nach denselben (Gesichtspunkten behan- 
delt ist, die schon in der heidnischen Beredsamkeit herrschten, und 
dafg gerade die rückhaltlose Hingabe an die antike Rhetorik diese Trost- 
reden zum wahren und wirksamen Ausdruck des christlichen Trostes un- 
geeignet gemacht hat. Vgl. auch die Bemerkungen von Joh. Dräseke, 
Wochenschrift f. klass. Philol. 1892 S. 1176 ff. 

K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des heiligen Theo- 
dosios. Sitzungsber. der philos.-philol. und histor. Cl. der k. bayer. Akad. 
d. Wiss. 1892 S. 220—379. Die Arbeit bezieht sich auf die Schriften des 
Theodoros von Petrae und des Kyrillos von Skythopolis über das 
Leben des heiligen Theodosios (f 529), welche H. Usener im Jahre 1890 
aus einem Codex Laurentianus veröffentlicht hat. Im ersten Abschnitt (und 
in einem Nachtrage) werden 7 beziehungsweise 8 neue Handschriften 
nachgewiesen, welche teils die ausführliche Schrift des Theodoros, teils beide 
Schriften enthalten. An eine Untersuchung des verwandtschaftlichen Ver- 
hältnisses dieser Handschriften, die zum Teil älter und besser sind als der 
von Usener benützte Cod. Laur., schliefsen sich allgemeine Bemerkungen 
zur Überlieferungsgeschichte der griechischen Legenden, wobei 
namentlich auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, aus der unübersehbaren 
Masse griechischer Legendenbücher die Handschriften der vorsymeonischen 
Hagiographie auszusondern und auf Grund derselben die gesamte von der 
überarbeitenden Thätigkeit des Symeon nicht berührte Überlieferung zu- 
sammenzufassen. Im zweiten Abschnitte werden einleitungsweise die Haupt- 
schwierigkeiten erörtert, welche bei der Konstitution spätgriechischer 
und byzantinischer Texte zu überwinden sind, und dann die wichtigsten 
Thatsachen verzeichnet, die sich für die Verbesserung der von Usener edier- 
ten Texte aus den neuen Handschriften ergaben. Im dritten Abschnitt han- 
delt der Verfasser zuerst über die Beziehungen zwischen den Legenden 
und der liturgischen Poesie und illustriert dieselben durch die Mitteilung 
eines früher nur unvollständig bekannten Hymnus auf den heiligen Theo- 
dosios. Im zweiten Kapitel dieses Abschnittes werden mit Beziehung auf 
einen Exkurs Useners drei zum Teil mit physiologusartigen Erklärungen 
ausgestattete Traktate über die Geburt des Menschen und die Toten- 
feiertage veröffentlicht und besprochen, wobei vom Verfasser übersehen 
wurde, dafs der erste dieser Traktate schon von Rohde aus cod. Vatie. 12 
(Acta soc. philol. Lips. I 28) und von Treu aus cod. Paris. suppl. gr. 
607 A (Excerpta anonymi Byzantini, Progr. Ohlau 1880 S. 41) ediert und 
von Rohde (Acta soc. philol. Lips. V 303 ff.) und Förster (Jahrbücher 
f. Philol. 113, 215—219) erörtert worden war. Im dritten Kapitel des 
dritten Abschnittes erklärt der Verfasser die Klostereinrichtung des Weck- 
holzes und veröffentlicht einige an Physiologusideen anklingende allego- 
rische Deutungen desselben. Das letzte Kapitel enthält zerstreute Be- 
merkungen über, Byzantinergriechisch, Verwechselung von &v und eis, 


632 III. Abteilung 


Bedeutung und Konstruktion von xaraleufávo, Mönchsdiät, profane und 
heilige Wörter, Mynonheilige und schliefst mit dem Nachweise, dafs statt 


des von de Boor, Usener u. a. bevorzugten ¿xoapiarás nach dem Zeng: 
She per Rene er en 
werden muls. 


J. Pomjalovskij, Das Leben unseres verewigten Vaters Theodor, 
Erzbischofs yon Edessa. Petersburg 1892. XVIII, 147 8. 8% (Ein 
leitung russ.) Das Leben des Theodoros von Edessa fällt in die erste 
Hälfte des 9. Jahrhunderts. Er wurde in Edessa geboren und erzogen, trat 
in seinem 20, Jahre in das Kloster des heiligen Sabas bei Jerusalem, er- 
langte im 32. Jahre die Abtswürde und wurde, nachdem er dieselbe 
24 Jahre lang innegehabt, vom Patriarchen von "Antiochia zum Bischof 
seiner Vaterstadt Edessa ernannt. Schwere Kämpfe mit verschiedenen 
Sekten, die ihn hier erwarteten, führte er, mächtig unterstützt durch den 
Sultan der Perser. In seinem Auftrage unternahm er auch eine Gesandt- 
schaftsreise nach Byzanz an Michael II (842— 867). Er starb im 
Kloster des heiligen Sabas, dem er früher vorgestanden hatte. Die |P 
phie enthält neben manchen hübsch erzählten romanhaften Episoden (2 B. 
das Martyrium des Mönches Michael e. 19—34) interessante Nachrichten 
über das Verhältnis der Christen zu den mohammedanischen Beherrscheru 
des Landes und über die Streitigkeiten innerhalb der christlichen Kirche 
selbst. Den Wert dieser Nachrichten erhöht die Gewilsheit, dafs der Ver- 
fasser der Vita ein jüngerer Zeitgenosse ist, der Schwestersohn Theodors, 
Basilios, Bischof von Emesa in Syrien, der dem Theodor in der 
zweiten Hälfte seines Lebens persönlich sehr nahe stand. Das Werkchen, 
von dem Vasiljevskij in den Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft 
(Bd. IV, 2 S. 263 ff.) einen Teil veröffentlicht hatte, war auch durch eine 
slavische Übersetzung bekannt geworden, welche die Gesellschaft der Freunde 
des alten Schrifttums in Nr. 46, 61, 72 (1879—1885) ihrer Publikationen 
herausgab. Den griechischen Text überliefern die Handschriften der Mos- 
kauer ‘Synodalbibliothek Nr. 15 (A) und 18 (B), die beide vom Athos 
stammen. Der Schlufs des Werkes steht auch im cod. Paris. Gr. 776, der 
jedoch von P. nicht benützt werden konnte. Von einer vierten Handschrift, 
die im Kloster der heiligen Maria auf Chalkis -aufbewahrt ist, teilt P. 
S. IX— XVII wertvolle Varianten mit. Der Ausgabe ist cod. A zu Grunde 
gelegt, die Varianten von B sind im Apparate vereinigt. Den Schlufs des 
schönen Beitrages zu der neu aufblühenden hagiographischen Disziplin bildet 
ein vortrefflicher Wort- und Sachindex. 

A. Ivancov-Platonov, Zu den Forschungen über Photios den 
Patriarchen von Konstantinopel (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 
1892, Bd. 283, Septemberheft S. 1—60 und Oktoberheft S. 205 — 251. 
(Vgl. Byz. Zeitschr. I S. 356 f) Eine grofse Bedeutung für die Er 
kenntnis der Bestrebungen des Photios miifsten auch die Protokolle und 
Beschlüsse der in seiner Sache abgehaltenen Synoden haben, deren nicht 
wenige sowohl in Konstantinopel als auch in Rom und anderswo statt- 
fanden. Aber leider hat sich davon sehr wenig erhalten und wiederum 
hauptsächlich das, was gegen Photios gerichtet war, während das von ihm 
Ausgegangene entweder spurlos verschwunden ist oder, wo es erhalten blieb, 
auffallend lange auf Veröffentlichung warten mufste, worin der Verfasser 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 1633 


nicht einfachen Zufall sehen will, sondern bewufste, von der römischen 
Kirche beeinflufste Tendenz. Unter den vom Verfasser der Reihe nach be- 
sprochenen Synoden sind in dieser Hinsicht besonders bemerkenswert die 
von Photios in den Jahren 866 und 867 berufenen zwei Synoden und die 
nach seiner Wiedereinsetzung 879/80 abgehaltene Synode. Auf den ersteren 
kam u. a. das Vorgehen der päpstlichen Missionare in der Bulgarei und 
mancherlei Klagen occidentalischer Bischöfe über den päpstlichen Despotis- 
mus zur Sprache; von diesen dem Papsttum natürlich höchst unangenehmen 
Dokumenten wurden zuerst in Rom die dahin übersandten Abschriften in 
einem feierlichen Autodafé verbrannt, sowie bald darauf, als sich nach Ab- 
setzung des Photios durch Basileios Makedon die Möglichkeit dazu bot, 
ebenso in Konstantinopel die daselbst verbliebenen Originalakten. Die letz- 
tere Synode gestaltete sich durch ihr äufseres Gepringe und durch ihre 
bedeutsamen Beschlüsse zu einem grofsartigen Triumphe des Photios; die 
Akten dieser haben die Gegner desselben nicht aus der Welt zu schaffen 
vermocht, sie sind in zahlreichen Handschriften erhalten, aber von römischer 
Seite doch so lange als möglich ignoriert worden. Die wichtigste, noch 
viel zu wenig benutzte Quelle für die Geschichte des Photios sind schliefs- 
lich seine eigenen Briefe und Abhandlungen. Die Briefe, so verschieden 
sie auch sind je nach dem Stande und der Persönlichkeit der Adressaten, 
nach der augenblicklichen Lage des Absenders, nach den behandelten Gegen- 
ständen (einzelne von den Briefen sind geradezu vollständige theologische 
und moralische Abhandlungen), zeigen uns doch alle in gleicher Weise den 
Verfasser derselben nach Kopf und Herz von der anziehendsten Seite, ganz 
anders, als seine Gegner ihn geschildert haben. Ebenso überraschen seine 
übrigen Werke durch ihre Menge (obwohl vieles davon untergegangen ist, 
manches auch noch des Herausgebers harrt), durch ihren inneren Gehalt 
und ihre Vielseitigkeit. Besonders viele ausdrückliche Daten für sein tufseres 
Leben bieten sie freilich nicht, da Photios, der nach der Darstellung seiner 
Gegner voll Eitelkeit und Ruhmsucht gewesen sein soll, in seiner grofsen 
‚Objektivität Mitteilungen über seine eigene Person und selbst Widerlegung 
der gegen ihn gerichteten Angriffe vermeidet, aber wer sich in das Studium 
derselben vertieft, wird doch eine Vorstellung von der gewaltigen, für alles 
Edle begeisterten Persönlichkeit des Photios daraus gewinnen, die ihn an 
der Richtigkeit des von seinen Gegnern entworfenen Zerrbildes wird zwei- 
feln lassen. Zum Schlufs zeigt der Verfasser, das vorher Gesagte kurz zu- 
sammenfassend, den Weg, auf welchem die Frage nach der Persönlichkeit 
und historischen Bedeutung des Photios allein in richtiger Weise entschieden 
werden kann, eine nicht leichte, aber notwendige Arbeit, und zwar eine 
Ehrenpflicht der orthodoxen Byzantinisten. 

Pastreck, Neuere Schriften über die Slavenapostel Kyrillos 
und Methodios. Casopis matice moravské (Zeitschr. d. mährischen Vereins 
f. Litt.) 15 (1891) 129—138; 207—215 (éechisch). Bericht über neuere, 
besonders russische Arbeiten zu Kyrillos und Methodios (Malisevskij ete.). 

Vita S. Pauli Iunioris in monte Latro cum interpretatione La- 
tina Jacobi Sirmondi S. I. (ed. P. Hipp. Delehaye S. I). Analecta Bollan- 
diana 11 (1892) 1—120 (Separatabzug). Das Leben des von der grie- 
chischen Kirche am 15. Dezember gefeierten heiligen Paulus des Jüngern, 
der unter Konstantin VII Porphyrogennetos als Abt eines Klosters 

Brant, Zeitschrift I 3 u 4 41 








Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 635 


Vatic. 2072, saec. XII, der zu den vom Abte Menniti aus Kalabrien nach 
Rom gebrachten Handschriften gehört, wird von C. die Lebensbeschreibung 
der zwei Mönche Sabas und Makarios, die vor der arabischen Gewalt- 
thätigkeit aus ihrer Heimat Sizilien nach Kalabrien fliichteten und dort 
durch ein frommes und wunderthätiges Leben glänzten, mit einer lateini- 
schen Übersetzung veröffentlicht. Der Verfasser dieser bisher unbekannten 
Vita ist Orestes, der in seiner Jugend Schüler des Sabas war und später 
(1012) als Patriarch von Jerusalem die Märtyrerkrone erwarb. Die Er- 
zählung, in der byzantinische und sarazenische Grofsen, Fürsten von Salerno 
und Amalfi, Kaiser Otto mit seiner Gemahlin Theophano und andere be- 
rühmte Zeitgenossen erwähnt werden, wirft manches erfreuliche Licht auf 
die Geschichte des 10. Jahrhunderts und besonders die der Byzantiner in 
Unteritalien. Wäre sie nur auch einigermalsen anständig ediert! Aber 
dieses Elaborat überschreitet jedes Zugeständnis, das man einer editio 
princeps zu machen geneigt ist. Ein Gymnasiast könnte sich hier als 
Emendator hervorthun. (tegen diesen griechischen Text ist die oben er- 
wähnte Ausgabe von Delehaye, die für ihre Unsauberkeit wenigstens durch 
eine gründliche und lehrreiche Einleitung entschädigt, noch golden. Man 
kann zweifelhaft sein, ob ungenügende Sprachkenntnis oder leichtfertige 
Nachlässigkeit die Hauptschuld an dem Mifslingen der Arbeit trägt: für 
keine beider Qualitäten verdient ein Herausgeber Entschuldigung. Unter 
solchen Umständen ist es fast ein (tliick, dafs die Leistung an einem Orte 
versteckt ist, wo niemand ein griechisches Heiligenleben aufsuchen würde. 

6. C. Minasi, S. Nilo di Calabria monaco basiliano nel decimo 
secolo. Napoli, Lanciano e d’Ordia 1892. 376 S. 16°. Dieses auf die 
Geschichte des Byzantinismus in Unteritalien beziigliche Buch ist mir nur 
aus dem Bericht in der Civiltà Cattolica" 43 (1892) 583 ff. und im 
Histor. Jahrbuch 13 (1892) 894 f. bekannt. 

Arsak Ter-Mikelian, Die armenische Kirche in ihren Be- 
ziehungen zur byzantinischen (vom IV. bis zum XIII. Jahrhundert). 
Leipzig, G. Fock 1892. 121 S. 8°. Wird in einem der nächsten Hefte 
besprochen werden. 

Th. Uspenskij, Skizzen zur Geschichte der byzantinischen 
Kultur. Petersburg 1892. 395, III S. 8°. Buchausgabe von fünf Ab- 
handlungen, die zuerst im Journal des Min. f. Volksaufkl. (vom Jahre 1891) 
erschienen waren. Über die ersten vier derselben ist von E. Kurtz in der 
Byz. Zeitschr. S. 176 ff. berichtet worden; die fünfte ist betitelt: „Ver- 
breitung der antikirchlichen Ideen und lehren. Entstehung der Häresie 
der Strigolniken“. Der um die innere Geschichte der byzantinischen und 
slavischen Welt hochverdiente Verfasser bringt die russische Sekte der 
Strigolniki auf Grund dogmatischer, metaphysischer und ritueller Kenn- 
zeichen in Zusammenhang mit den dualistischen Häresien der Byzantiner 
und Südslaven, besonders mit den Bogomilen, und diese wiederum werden 
mit den Palamiten identifiziert. Unter anderem werden auch die Be- 
ziehungen des Palamas zum serbischen Czar Stefan Dusan untersucht. 


4. Äufsere und Innere Geschichte, Geographie und Topographie. 


Max Treppner, Das Patriarchat von Antiochien von seinem 
Entstehen bis zum Ephesinum 431. Eine historisch - geographische 


41% 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 637 


Notaren der kaiserlichen Kanzlei in Konstantinopel entlehnt wurde. Der 
interessanten Studie ist ein Lichtdruckfacsimile des Briefes beigegeben. 

Giovanni Mercati, Un antico catalogo greco de’ romani pon- 
tefici inedito. Studi e documenti di storia e diritto 12 (1892) 325—343. 
M. ediert aus dem Cod. Vatic. Ottob. 414, s. XI, der mehrere Kataloge 
von Patriarchen, Königen und Kaisern enthält, ein griechisches Päpstever- 
zeichnis, das bis auf Honorius I reicht. Die übrigen in der Handschrift , 
enthaltenen Listen schliefsen mit Konstantin VII und Nikolaos Mystikos, 
scheinen also vor 925 abgefalst zu sein. Dem griechischen Text ist eine 
populäre Einleitung und ein Kommentar beigegeben, in welchem die Ar- 
beiten yon Duchesne und de Boor benützt werden. Zuletzt überrascht Wer 
Verfasser mit der Bemerkung, dafs er nachträglich im Kataloge von Mont- 
faucon die mit seinem Kataloge wahrscheinlich identische Liste des Cod. 
Coisl. 120 notiert gefunden habe, die jedoch in der Litteratur noch nicht 
verwertet sei. Statt nach dieser Entdeckung seinen Artikel zurückzuziehen 
und die Frage weiter zu verfolgen, überläfst er das Studium des Verhält- 
nisses beider Überlieferungen „a chi lo può“. Aus Krumbachers Gesch, der 
byz. Litt. S. 151 hätte er lernen können, dafs die Pariser Handschrift schon 
im Jahre 1886 zum Gegenstande einer Monographie gemacht worden ist: 
G. Grosch, De codice Coisliniano 120. Diss., Jena 1886. Ebenda hätte 
er den Titel einer zweiten ihm entgangenen Arbeit gefunden: F. Fischer, 
De patriarcharum Constantinopolit. catalogis, Comment. philol. Jen. 3 (1884) 
263—333. 

D. Beljajev, Die tüglichen Audienzen der byzantinischen Kaiser und 
ihre feierlichen Prozessionen in die Kirche der heiligen Sophia im 9. und 
10. Jahrhundert (russ.). Zapiski (Memoiren) der Kais. Russischen Archäo- 
logischen Gesellschaft, Petersburg. Bd. 6, S. 244—249. 

A. Mordtmann, Torogixé Eyygapa meg rod “Adm. O dy Kaw- 
orevrimwovróle: Ehiny. pihol. oúloyos. “Agyeohoyixh trutgori. Hopágrnua rod 
x—u8" tónov (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 8. 61—72. Ans einer 
Handschrift des Athosklosters der Iberer hat M. Gedeon mehrere für die 
Geschichte des Athos und seiner Beziehungen zu Byzanz wichtige Akten- 
stiicke, u. a. eine Korrespondenz des Kaisers Alexios Komnenos mit dem 
Patriarchen Nikolaos Grammatikos, veröffentlicht. M. beschreibt nun 
eine in seinem Besitze befindliche Handschrift des 16. Jahrhunderts, welche 
zum Teil dieselben Texte enthält, und ediert aus derselben die 4vjynow 
megix tüv Eriorolov "Aksklov Bactkéms sal Ninoldov marguigyov yevouévn 
sarà ÓLepógovs vapore. 

N. I. Favrénovios, Avo avindoror Bufavrıazai èrtyoagal 
Aoduag (Agaßrjoxov). Bull. de corresp. hellénique 16 (1892) 88 £ Von 
diesen beiden an der Metropole von Drama befindlichen Inschriften verdient 
nur die erste den Namen byzantinisch; sie stammt aus der Zeit des Manuel 
Komnenos (Juni des Jahres 6653) und enthält den Namen eines Kuro- 
palaten Alexios Maniakis, auf dessen Kosten die Kirche, wie es scheint, 
erbaut wurde. Die zweite Inschrift besagt, dafs dieselbe Kirche im Jahre 
1721 renoviert wurde. 

ius. Spata, I Siciliani in Salonicco. Palermo 1892. Dieses den 
griechischen Text und eine italienische Übersetzung der historischen Schrift 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 639 


ausführliche Besprechung von C. Jirecek im Arch. f. slav. Phil. 15 (1892) 
81 ff. bekannten Werke drei slavische Chroniken iiber die Zeit von 
1359—1553, welche dem wichtigsten einheimischen Gewährsmann für die 
Geschichte der Moldau, dem Gregor Urechiä, als Quelle dienten. Wer 
sich mit den letzten zwei Jahrhunderten des byzantinischen Reiches be- 
schäftigt, wird künftig auch diese slavischen bezw. rumänischen Berichte 
nicht aufser acht lassen, dürfen. Der Verfasser verspricht in der Vorrede 
auch eine Abhandlung über die rumänische Chronik des Michael Moxa 
(vgl. Byz. Zeitschr. S. 180) und eine Ausgabe der bulgarischen Über- 
setzung der Chronik des Konstantin Manasses. 


Hipp. Noiret, Documents inédits pour servir à l’histoire de 
la domination Vénitienne en Crète de 1380 à 1499 tirés des archives 
de Venise, publiés ou analysés (par H. N.). Bibl. des écoles frangaises 
d’Athènes et de Rome, 61. fasc., Paris, Thorin 1892. XX, 601 S. 8° (mit 
einer Karte). Wird in der Byz. Zeitschr. besprochen werden. 


P. Syrku, Das „Leben des Joannes Kukuzelis“ als Quelle für 
die bulgarische Geschichte (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, 
Bd. 282, Juliheft S. 130—141. Das griechisch geschriebene Leben des 
Joannes Kukuzelis, der, am kaiserlichen Hofe wegen seiner Sangeskunst 
hochgeehrt, denselben verläfst, um auf dem Athosberge Asket zu werden, 
ist wiederholt heräusgegeben, aber immer auf Grund der Bearbeitung durch 
den Kreter Agapios (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts). Eine ältere, im 
Anfang viel ausführlichere Redaktion ist noch in drei nur wenig von 
einander abweichenden Handschriften (auf dem Athos, auf Lesbos und in 
St. Petersburg) nachzuweisen. Aus ihr giebt der Verfasser den Anfang in 
wörtlicher Übersetzung. 


A. Mordtmann, Boydav Zepai fro y Movn tod Evöokov xoogñrou 
IIpodgouov xal Bartiotod ‘Inavvov i eninexdnuévy tig Todas Ilérouc. 
Derselbe, Toroyvagia Kwvoravrıvovnoilewsg. Derselbe, ’Ex:yoapi 
în Oeccaliovinns, O èv Kode Eddnv. qpidod. ovddoyos. ’Apyarodoyixi) 
éxitooni. Ilepéormua tod ¿9 róuov (Konstantinopel, Otto Keil) 1891 
S. 3—14; 28. In der ersten Abhandlung erörtert M. auf Grund eingehender 
Prüfung der byzantinischen Quellen die Lage des mit dem heutigen Bogdan- 
Serai identischen alten Klosters Tic radaris Ileroas, deren Bestimmung 
namentlich wegen der häufigen Verwechselung der Namen Ta Ilergia, ITe- 
tolov, Ilétoa bei Kodinos und in den Patria Schwierigkeiten bereitet. Der 
energische Hinweis des Verfassers auf die Notwendigkeit einer kritischen 
Bearbeitung des Kodinos und seiner Quellen verdient volle Zustimmung, 
und wir schätzen uns glücklich den Lesern der Byz. Zeitschr. mitteilen zu 
können, dafs diese für die gesamte Topographie und Geschichte der byzan- 
tinischen Metropole so wichtige Arbeit bereits in Angriff genommen ist und 
sich in den besten Händen befindet. In der zweiten Studie spricht M. in 
lichtvoller Weise über die bei der topographischen Erforschung Konstan- 
tinopels anzuwendende Methode, über die wichtigsten älteren Quellen wie 
byzantinische Historiker, abendländische und slavische Reiseberichte, Stadt- 
pläne u. s. w., endlich auch über die neueren Arbeiten von Paspatis und 
Dethier. Sehr merkwürdig ist die an dritter Stelle veröffentlichte Inschrift 
aus Saloniki: es ist die Grabschrift der im Jahre 550 gestorbenen Tochter 


Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 641 


nos von Byzanz (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 282, 
Augustheft. Abteilung für klass. Philologie S. 65—68. Bietet kritische 
Bemerkungen zu einigen Artikeln des geographischen Lexikons des Ste- 
phanos Byz. (Kogoxovddun, Kira, Zaguéra, Zuguére, Tégue). 

Gust. Weigand, Vlacho-Meglen. Fine ethnographisch-philologische 
Untersuchung. Leipzig, J. A. Barth 1892. XXXVI, 78 8. 8°. Ein wich- 
tiger Beitrag zur Ethnographie des byzantinischen Reiches. Der 
durch seine Schrift „Die Sprache der Olympo-Walachen“ (Leipzig, Barth 
1888) und andere Beiträge zur Geschichte der Rumänen bekannte Verfasser 
handelt hier über die von Bulgaren (teils christlichen, teils muhammeda- 
nischen) Vlachen und türkischen Jürüken bewohnte Landschaft nord- 
östlich von Vodena, welche bei den Byzantinern rà Méyheve (Möykaıva), 
bei den Slaven Meglen, türkisch Karadzova heifst. Schon im 10. Jahr- 
hundert gab es einen ¿mboxoxos Moykalvov, der dem bulgarischen Patriarchat 
von Ochrida unterstand. Auch für die spätere Geschichte der Landschaft 
enthalten die byzantinischen Quellen manches interessante Detail. Vgl. den 
reiche historische Beiträge enthaltenden Bericht von C. Jireöek, Archiv für 
slav. Phil. 15 (1892) 91—102. 

Sp. Lambros, Neugriechenland seit 1453. Berliner Jahresberichte 
der Geschichtswissenschaft 13 (1890) II 361—379. Dieser auf die neu- 
griechische Zeit (von 1453 an) bezügliche reichhaltige Bericht verdient 
eingesehen zu werden, weil in ihm, wie es natürlich ist, manche Schriften 
besprochen werden, die auch für die byzantinische Geschichte, Litte- 
ratur und Kunst von Wichtigkeit sind. 


5. Kunstgeschichte und Numismatik. 


F. v. Reber, Der Karolingische Palastbau. I. Die Vorbilder. 
Il. Der Palast zu Aachen. Abhandl. d. k. bayer, Ak. d. Wiss. II. Cl. 
19 (1891) 715—803 (mit einer Planskizze) und 20 (1892) 189—249 
(mit einer Planskizze). Die erste Abhandlung bewegt sich fast aus- 
schliefslich auf byzantinischem Boden. Nachdem der Verfasser dargelegt 
hatte, warum Karl der Grofse für seinen Palastbau sich nicht die kaiser- 
lichen Residenzen in Rom, Mailand, Paris, Trier u. s. w., sondern den 
Palast zu Ravenna zum Vorbild nahm, sah er sich vor die schwere 
Aufgabe gestellt dieses heute nicht mehr vorhandene Bauwerk nach Mög- 
lichkeit zu rekonstruieren. Da nun die Baumeister von Ravenna, das der 
Verfasser mit Recht byzantinischer als Byzanz selbst nennt, ihre Vorbilder 
am goldenen Horne holten, ergab sich als Grundlage der ganzen Unter- 
suchung die kritische Wiederherstellung des Kaiserpalastes in 
Konstantinopel. Von ihm sind so viele Daiwa und so viele lit- 
terarische Nachrichten erhalten, dafs die Berechnung seiner Anlage und 
Bauart doch njcht mit allzu vielen Unbekannten zu operieren hat. Der 
Verfasser stützt seine Rekonstruktion auf die alten byzantinischen Quellen, 
auf die neueren Monographien wie Labarte und Paspatis, denen er 
jedoch Mangel an vergleichendem Blick und an einem leitenden architek- 
tonischen Grundgedanken vorwirft, und auf selbständige topographische 
Forschungen, bei welchen ihm sein Freund O. v. Kühlmann, der General- 
direktor der anatolischen Bahn in Konstantinopel, durch seine Ortskunde 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 643 


verbunden, als ihr Titel vermuten läfst. Der Verfasser betrachtet nämlich 
als eine Hauptvoraussetzung des süditalienischen Kunstbetriebes im früheren 
Mittelalter die byzantinische Kunst und schildert das Entstehen der- 
selben aus orientalischen, antik griechisch-römischen und christlichen Ele- 
menten. Bezüglich des Bilderstreites ist er der Ansicht, dafs derselbe 
nicht in einem Vandalismus gegen alle Kunsterzeugnisse bestand, wie ihn 
die Bilderstürmer in der Reformation übten, sondern vielmehr eine Läu- 
terung des Geschmackes und der Kunst herbeiführte. Die Ikonoklasten 
haben nach ihm nur eine einseitige Richtung bekämpft und namentlich 
auch die Behandlung weltlicher Stoffe und die freie Ausübung der Kunst 
durch jeden Berufenen (im (Gegensatz zum ausschliefslichen Klosterbe- 
triebe) gefordert. Beachtenswert ist der Hinweis auf den grofsartigen 
Verkehr der Byzantiner mit dem slavischen und germanischen 
Norden, aus welchem sich z. B. der byzantinische Stil auf westfälischen 
Bildern des 13. Jahrhunderts erklärt, und auf die noch regeren Beziehungen 
zu den Ländern des Mittelmeeres. Durch Ravenna wirkte Byzanz auf 
ganz Europa, und Venedig ist geradezu als eine Dependenz von Byzanz 
zu betrachten (vgl. unseren Bericht über ‘die Arbeit C. Neumanns, Byz. 
Zeitschr. S. 359 f.). In Süditalien (Sizilien) schiebt sich dann neben die 
christlich-byzantinische Welt mit nachhaltigster Wirkung die arabi- 
sche Kultur. Beide Elemente verbunden und zu einem neuen spezifisch 
süditalienischen Stil — der Ausdruck normannische Kunst wird vom 
Verfasser mit Recht verpönt — ausgebildet zu haben, ist das Verdienst 
der Normannen. Die folgenden Ausführungen über die süditalienische 
Kunst unter der staufischen Herrschaft liegen aufserhalb unseres Programms. 

J. Strzygowski und N. V. Pokrovskij, Altertümer Südrufs- 
lands. Byzantinisches Denkmal gefunden in Kertsch im Jahre 
1891. Materialien zur russ. Archäologie herausgeg. von der k. archäolog. 
Kommission N. 8. Petersburg 1892. 37 S. 4° (mit 5 Tafeln und 9 Text- 
illustrationen). Der Gegenstand dieser Doppelarbeit, von welcher der 
Strzygowski gehörige Teil deutsch und russisch, der von Pokrovskij nur 
russisch abgefalst ist, bildet ein in Kertsch gefundener Silberschild. Eine 
auf der konkaven Innenseite desselben eingeritzte Darstellung zeigt einen 
nach rechts sprengenden, durch Nimbus und Diadem als Kaiser charakte- 
risierten Reiter, dem eine Nike voraneilt und ein Leibwächter folgt. Das 
Bild ist offenbar Wiederholung eines häufigen rómischen Münztypus. Nach 
Vergleichung der übrigen bis jetzt bekannt gewordenen Silberschilde und 
sonstiger Denkmäler gelangen die Verfasser zum Schlusse, dafs auf dem 
Kertscher Exemplar ein byzantinischer Kaiser, wahrscheinlich Justi- 
nian I, dargestellt sei. 

Giov. Batt. de Rossi, Capsella pensile Africana rappresen- 
tante un cavaliere armato di lunga asta crociforme. Bullettino 
di archeologia Cristiana, serie quinta, anno secondo (1891) 133—138. 
Diese Studie des berühmten Meisters der christlichen Archäologie über eine 
in Numidien gefundene Anhängekapsel aus Bronce hat auch für die by- 
zantinische Altertumskunde Interesse. Das nach dem Verfasser aus 
dem 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. stammende Stück gehört nämlich in 
die Klasse der jüdisch-christlichen Zaubergehenke und ist demnach mit den 
von Sorlin-Dorigny (Revue des 6t. gr. 1891, 287 ff.) und von Schlumberger 





Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 645 


byzantinischen Stoff im Schreine des heiligen Anno zu Siegburg (aus der 
Zeit von 921—931) und den im Schreine Karls des Grofsen zu Aachen 
(wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert). Über den letzteren steht eine 
neue Publikation von Dr. Fr. Bock in Aussicht. 

II. A. Koönnas, Ilegì oixodous Bvufavrtivóv vadv. ‘0 ev 
Krooieı EM. quoi. ovlloyos. “Agyatodoyixh Erıtgonn. Ilagaprnua tot x —xß' 
tôuou (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 S. 38—46. ‘O abrós, Ilse! 
Bvíavrivóv debauevóv, ebenda S. 47—53. Die erste dieser zwei Studien 
bildet einen Teil einer gröfseren Abhandlung, deren Fortsetzung, wie 
eine Anmerkung der Redaktion berichtet, wegen des plötzlichen Hin- 
scheidens des Verfassers nicht aufgefunden werden konnte. So erklärt sich 
wohl auch der Mangel an genauen Zitaten, wodurch die Benutzung der 
Arbeit sehr beeinträchtigt wird. Gleich im Anfang beruft sich der Ver- 
fasser auf eine früher von ihm veröffentlichte Abhandlung über griechische 
Kirchen unter Konstantin dem Grofsen; die Redaktion sieht sich aber zu 
dem Geständnis genötigt, dafs sie nicht wisse, welche Abhandlung der 
Verfasser meine. Ebenso werden die zahlreichen byzantinischen Autoren, 
denen der Verfasser seine Belege entnimmt, stets ohne Angabe des Buches 
oder Kapitels zitiert. Den Inhalt der unter so traurigen Umständen ge- 
druckten Arbeit bilden Erörterungen über die natürliche Lage, die Orien- 
tierung und die Konstruktion der griechischen Kirchen. In der Geschichte 
der byzantinischen Kirchenarchitektur unterscheidet der Verfasser drei 
Epochen, von welchen die erste, die der Vorbereitung, von Justinian bis 
auf Michael III (527—842), die zweite, die der Blüte, von Basilios I bis 
auf Konstantin Monomachos (867 — 1042), die dritte, die des Verfalls, von 
den Komnenen bis auf die neuere Zeit reiche. — In der zweiten Arbeit 
giebt der Verfasser die Ergebnisse seiner offenbar eingehenden Untersuchungen 
über die Konstruktion und das Baumaterial der alten Zisternen in Kon- 
stantinopel. Den Beschlufs bilden historische Bemerkungen über einige er- 
haltene Zisternen, welche die einschlägigen Kapitel in den der Topographie 
von Konstantinopel gewidmeten Werken ergänzen. 


6. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin. 


Henry Monnier, Etudes de droit byzantin. Nouvelle revue histo- 
rique de droit frangais et etranger 16 (1892) 123—164 und 330—352. 
In dieser für das byzantinische Steuer- und Finanzwesen wichtigen 
Studie wird die 2mıßoAn nach ihrem Ursprung und ihrer historischen Ent- 
wicklung behandelt. Eine Fortsetzung ist in Aussicht gestellt. 

A. Nifsl, Zur Geschichte des Chlotarischen Edikts von 614. 
Mitteil. d. Instituts f. österreich. Geschichtsforsch. Ergänzungsband 3 (1892) 
365— 384. Von dieser aus dem Nachlafs des verstorbenen Verfassers 
stammenden Arbeit ist leider nur der erste Teil „die oströmischen 
Kirchengesetze“ ausgeführt; die übrigen „oströmisches Recht in 
Westrom“ u. s. w. sind nur skizziert. Im ersten Teile werden die justi- 
nianische Gesetzgebung über die Gerichtsstandverhältnisse des Klerus 
in Ostrom und dann der Einfluls dieser Verhältnisse auf das Abendland 
untersucht. 


"Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 647 


Les salles voùtées du monastère sont déjà démolies sauf une, la plus 
grande, probablement le réfectoire, dont les murs portent des peintures. Ici 
encore l’arc de la voûte et des fenêtres est légèrement brisé. 

L'église et le monastère conservent une partie de leur ancienne déco- 
ration. Les peintures du monastère avaient disparu sous le badigeon: elles 
viennent d’être retrouvées. 

Dans l'église, à la voûte de Vabside est la vierge avec deux anges; 
au dessous, Jésus et la vierge séparés par un baldaquin reçoivent chacun 
huit personnages vêtus à l'antique et avançant leur bras droit enveloppé 
de la toge comme pour présenter un objet; au dessous l’on voit six saints 
en costume ecclésiastique; aux niches des absidioles, St. Michel et St. Georges. 
Il y a encore sur les murs quelques autres représentations moins impor- 
tantes. 

Les peintures du monastère ont plus d'intérêt. A gauche de l'entrée, 
sur le mur de tête, au dessous d'une large ligne rouge tracée à plus de 
deux mètres de hauteur, se détachaient sur un fond noir six têtes encadrées 
d’un nimbe jaune. La première (à gauche) est effacée; la seconde et la 
troisième sont peu distinctes; la 4° a été transportée au Musée Central; 
la 5° et la 6° sont encore nettement visibles. 

N°. 4: C'est une jolie tête de femme. Elle porte un diadème, de longs 
cheveux noirs dont les boucles sortent du voile qui les enveloppe et des- 
cendent jusqu'aux épaules; on voit encore le haut de la poitrine vêtue de 
rouge. L’ovale du visage est plein, régulier; les oreilles, la bouche, les yeux 
sont petits et finement dessinées, le nez est peut-être un peu mince. Les 
couleurs ajoutent leur charme à la grace du dessin: le brun des ombres 
portées, le vert des dégradés ont pris les beaux tons du bronze, tandis que 
le rouge encore vif qui indique la saillie des lèvres et des paupières, et le blanc 
des yeux conservent à ce visage noirci l'éclat de la vie. Il n’est pas 
jusqu'aux détails, aux raies rouges du voile, au lignes rouges-sombres du 
diadème se détachant, ainsi que la visage même, sur le nimbe jaune, qui 
ne trahissent le soin de la facture et l'entente du caloris. 

N°. 5. C'est aussi une tête couronnée, mais un souverain; de longs 
cheveux qui paraissent rouges enveloppent jusqu'au dessous des oreilles l’ovale 
du visage également très noirci. 

N°. 6. Femme portant un voile. 

La voûte aussi était peinte. A droite de l'entrée un personnage nimbé 
est étendu sur le sol. Au dessus de lui se dresse un arbre qui projette 
symétriquement à droite et à gauche douze larges feuilles (la 12°" est 
effacée). Sur le trône on aperçoit, debout l’un au dessus de l’autre, deux 
hommes couronnés, vêtus, l'un d'un paludamentum rouge ouvert, le second 
d'une courte tunique verte; et une orante enveloppée d'un voile. Chaque 
feuille porte un personnage également nimbé dont on ne voit que le buste. 
Chacun d’eux tient, ainsi que les deux souverains représentés sur le tröne, 
un rouleau®deploye. Les deux plus élevés sont près de la tête de l'orante, 
à la hauteur des reins de la voûte. La composition ne s'étendait pas 
plus haut. 

Sur le même mur est représentée une echelle de laquelle seize anges 
s’approchent en volant (à main droite du visiteur). 

Au mur de face on voit un personnage nimbé revêtu d’une cuirasse 


M datfé, Wien. 
Skulpierte Situlentrommel: Hirtenleben. 
K. Museum des Tschinili-Kioxk, Konstantinopel. 





tétes humaines. Dans nn bloc de marbre est taillé un jenne homme assis, le 
buste nu, les jambes couvertes d'une toge, la tête coiffée d'un bonnet 
phrygien. Il joue d'un instrument à cordes. Sur sa tête est un aigle; sur 
son instrument un singe et une chouette. Des lions, des chiens, un sphinx, 
les animaux les plus divers forment au dessus de lui et à ses côtés comme 
une guirlande. La plupart paraissent attirés par la musique, mais les lions 
ne manquent pas à leur office glouton. Sur le socle des animaux encore 
moins nobles, un escargot, un lézard. 

On le voit cette collection, si modeste soit elle, n’est pas depourvue 
d'originalité ni d'intérêt. 

Athènes. G. Millet. 











_ Strzygowski, Byz. Plastik. 


Tichidruok von M: Jaffé, Wien. 
Skulpierte Süulentrommel: Hirtenleben, 


K. Museum dos Tchinili-Kiosk, Konstantinopol. 








Strzygowski, Byz. Plastik. Tafel II. 





1. Skulpierte Säulentrommel: Taufe Christi. 





Lichtäraek von M Jn ££é, Wien, 


2. Skulpierte Säulentrommel: Zwei Frauen mit Hahn und Hund. 


K Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel 








. Strzygowski, Byz. Plastik. 


Lichtdraok van M, Far, Wien. 


Reliefmedaillon des Evangelisten Marcus. 


K. Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel, 





feto: — » 


Drum 
3 9015 01310 2101 


—— ms —_— 
THE UNIVERSITY OF MICHIGAN 
GRADUATE LIBRARY 


DATE DUE