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BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT
JAHRGANG 1892
BYZANTINISCHE ZEITSCHRIFT
Unter Mitwirkung
von
Bibliothekar O. de Boor-Breslau, Prof. J. B. Bury-Dublin, Prof. Ch. Diehl-
Nancy, Abbé L. Duchesne-Paris, Membre de l’Institut, Hofrat Prof. H.
Gelzer-Jena, Prof. G. N. Hatzidakis-Athen, Hofrat Prof. V. Jagic-Wien,
Prof. N. Kondakov-Petersburg, Prof. Sp. Lambros-Athen, Prof. E. Legrand-
Paris, Prof. J. Müller-Turin, Prof. J. Psichari-Paris, K. N. Sathas-Venedig,
korr. Mitgl. d. k. bayer. Akad. d. Wiss., G. Schlumberger-Paris, Membre de
l’Institut, Prof. J. Strzygowski-Graz, Rev. H. F. Tozer-Oxford, Gymnasialdir.
M. Treu-Breslau, Prof. Th. Uspenskij-Odessa, Prof. A. Veselovskij-Petersburg
herausgegeben
von
KARL KRUMBACHER,
A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU MÜNCHEN
I. Band. Jahrgang 1892
eh
LEIPZIG
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1892
05.
Bi.
Inhalt des ersten Bandes.
I. Abteilung.
Seito
Vorwort. Von Karl Krambacher . ................... 1
Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung. Von Carl de Boor . 13
Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens. Von
Heinrich Gelzer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 34
Der Chronist Iulios Polydeukes. Von Theodor Preger . . . . . . . . . 50
The identity of Thomas the Slavonian. By J.B. Bury. . . . . . . . .. 56
Demetrios Kydones. Von Max Treu. .. 2.2: 2: . m . . . . . . .. 60
Die byzantinische Kunst. Von Josef Strzygowski . . . . . . . . . . .. 61
Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl ............. 74
Mazaris und Holobolos. Von Max Treu. ...........2...02.. 86
Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen Autoren. Von G. N.
Hatzidakis . . . > 2 2 oo 000 rn 98
Der weise Akyrios. Von V. Jagié . . . . . 22 . . . . . . . . . . ee 107
Zum weisen Akyrios. Von Ernst Kuhn. ................ 127
Dictys Cretensis. Von Edwin Patzig . ................. 131
Byzantinische Desiderata. Von Spyr. P. Lambros ............ 185
Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Von Th. Biittner-Wobst . . . . . 202
Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse der orientalischen
Kirche. Von H. Gelzer. .................. o... 245
Zur Anna Komnena. Von Spyr. P. Lambros. .............. 282
Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale. Von (. Frick ...... 283
Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos. Von A. Ludwich 293
Eine volkstiimliche Kaiserchronik. Von A. Kirpitsehnikow . . . . . . .. 303
Über den Verfasser des Spaneas. Von John Schmitt. (Mit einer Tafel)... 316
Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios. Von E. Kurtz. . . . 332
Die Synoden von Sidon und Tyrus. Von Th. Nöldeke . ......... 333
Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfü. Von Konst. Jirecek 336
Michael Haplucheir. Von M. Treu ................... 338
Mosaiques byzantines de Nicée. Von J. Strzygowski. .......... 340
Noch einmal Iulios Polydeukes. Von K. Krumbacher .......... 342
Ein Kritiker des Timarion. Von M. Treu. . .. ............ 361
Über die urkundlichen Quellen zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen
Beziehungen vornehmlich im Zeitalter der Komnenen. Von Carl Neumann
(Mannheim) ............................ 366
Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im Mittelgriechischen.
Von D.C. Hesseling. ........................ 379
Zu Phlorios und Platziaphlora. Von N. Köstlin . . . . . . . . . . . .. 392
Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien. Von K. Praechter . . . 399
Handschriftliches zu Ignatius Diaconus. Von Carl Friedr. Müller . . . . . 415
VI Inhalt des ersten Bandes
Nikolaos von Methone. Von J. Dräseke. . ...............
Apyula elnwy Tod peyadoudorvegos Gyiov Anuntelov tod xoluoëyov Beccalo-
vinns éxl ¿lepavrocréov. ‘Trò IT. N. Hanayswoylov . . . . . . ..
Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement du 18° siècle. Par
Ch. Diehl . ............................
Mosaiques byzantines de Nicée. Par Ch. Diehl . ............
Reimprosa im 5. Jahrhundert. Von Al. Kirpitsehnikow. . . . . . . . ..
L'Illyricum ecclésiastique. Par L. Duchesne. ..............
Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos. Von Spyr. P.
Lambros. . 2:2: .. onen
TIeAaroygagınn orazuoloyla Eu tv vayınav Bıßllos. ‘Tad N. I. Hodizov.
A source of Symeon Magister. By J.B. Bury. .............
Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit. Von J. Strzygowski. . . . . .
Dictys bei Arethas. Von À. Sonny. ..................
Zu Theophanes. Von C. de Boo. ...................
Studien zur Textgeschichte des Zonaras. Nachtrag. Von Th. Büttner-Wobst
II. Abteilung.
Dr. B. A. Mystakides, Byzantinisch-deutsche Beziehungen. Besprochen von
F. Hirsch 2. 22 oo on
Joh. Driiseke, Gesammelte patristische Untersuchungen. Besprochen von
Carl Weyman. . ..........................
A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae, V. Jagié, Razum i filosofija etc.,
V. Jagié, Die Menandersentenzen etc. Besprochen von M. S.. . . ..
D. Béljajev, Byzantina. Besprochen von 6. Destounis. . ........
H. Brockhaus, Die Kunst in den Athosklüstern. Bespr. v. J. Strzygowski.
P. Batiffol, L'abbaye de Rossano. Besprochen von Ch. Diehl . . . . . .
Georgii Cyprii descriptio orbis Romani, ed. H. Gelzer. Besprochen von
G. Gundermann. . ........ +... . 0...»
Fr. Loofs, Studien über die dem Johannes von Damaskus zugeschriebenen
Parullelen. L. Cohn, Zur indirekten Überlieferung Philos. Besprochen
von P. Wendland. . : .............,........ ..
Choricii orationes ed. Rich. Foerster. Besprochen von K. Praechter.
C. W. C. Oman, The Byzantine empire. Besprochen von H. F. Tozer. . .
La Revue biblique trimestrielle (Jan.—Juli 1892). Bespr. von P. Batiffol
K. E. Zacharii von Lingenthal, Geschichte des griechisch -römischen
Rechts. Besprochen von Paul Krüger . ...............
ILL. Abteilung.
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen... . . . 163. 352.
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614
017
618
Verzeichnis der Autoren
der in der III. Abteilung erwähnten Schriften.
Adamek 179. Goetz 169.
Ajnalov 182. Goldstaub 626.
Allen 622. Hatzidakis 171.
Aninger 164. Haury 164. 620.
Batiffol 179. | Heinrich 621.
Batjuskov 175. Jagié 626.
Bauer, Joh. 630. Jannopulos 637.
Beljajev 181. 637. 646. ' Ihm 362.
Benjamin 636. Jireéek 180. 639. 641.
Bogdan 638. Jorio 625.
Boissevain 166. Judeich 636.
de Boor 166. 352. Ivancov-Platonov 356. 633.
Boysen 627. Kampuroglus 180.
Buresch 169. 627. Karnejev 356.
Busse 163. Kattenbusch 629.
Castellani 165. Khalifat, Patriarcat etc. 180.
Cohn, Leop. 165. Kirpiénikov 646.
Crusius 165. Kondakov 183. 367.
Costomiris 360. Kontogonis 352.
Cozza-Luzi 353. 635. Kors 646.
Delehaye 634. Kozak 172.
Destunis 167. 168. 173. 646. Krasnoseljcev 646.
Diehl 182. Krumbacher 169. 170. 631.
Dieterich 172. Kuhn, Fr. 628.
Dilthey 164. Kuppas 640. 645.
Dmitrijevskij 355. Kurtz, E. 165. 168.
Dobbert 644. Kutorga 354.
Dräseke 630. Lambros 641.
Ehrhard 624, Laskin 179.
Elter 618. Latysev 640.
Förster 352. Legrand 166. 168. 363. 354. 365.
Frauberger 644. Leval 640.
Frey 642. Lipovskij 179.
Funk 636. Livre d'or Phanar. 368.
Gelzer 166. 358. 638. Lombard 181.
Gerber 167. Loparev 169.
van den Gheyn 173. 174, Ludwich 167.
VIII Verzeichnis der Autoren der in der III. Abteilung erwähnten Schriften
Mabillis 165. Rohrbach 636.
Mercati 637. Romanos 180. 183.
Meyer, G. 171. 184. de Rossi, G. Batt. 643.
Meyer, W. 164. 170. Sakellarios 171.
Millet 646 ff. Sakkelion, A. 624.
Millingen 640. Sakkelion, J. 169. 624.
Minasi 635. ' | Schlumberger 181. 359. 644.
Mitteis 183. Schneck 620.
Monnier 645. Schrader 621.
Mordtmann 181. 636. 637. 639. Semenov 353. 619.
Morosi 170. Sideridis 640,
Muller 171. Sideropulos 640.
Murko 354. Simonsfeld 688.
Neumann (Mannheim) 359. Sozonovic 169.
Nicole 362. Spata 638.
Nifsl 645. Stanjek 164.
Noiret 639, Sternbach 164. 619. 620.
Nolhac 354. Strzygowski 181. 359. 643.
Omont 625. 626. 627. 636. 638. Syrku 689.
Papadimitriu 646. Tannery 621.
Papadopulos, G. J. 172. Ter-Mikelian Arsak 635.
Papadopulos-Kerameus 167. 173. 355. | Thomas 176.
622. 628. 624. 627. Thumb 171.
Paranikas 629. Tolstoi, Iw. 183.
Pastreck 634. Treppner 635.
Pastrnek 646. | Treu 166. 621.
Patzig 164. Usener 174.
Pavlovskij 183. Uspenskij 176. 177. 180. 635. 646.
Pitra 178. Weigand. 641.
Pokrovskij 182. 643. Wendriner 626.
Pomjalovskij 174. 632. Wentzel 618.
Popruzenko 646. Wirth 172. 173.
Psichari 170. Wotke 172. 618.
Reber 641. Xenopol 638.
Regel 167. 355. Zachariä von Lingenthal 183,
Reiter 168. Zdanov 355.
Rhodius 165. S. Z. 178.
Rjedin 182.
Vorwort.
Indem ich Leser und Mitarbeiter der byzantinischen Zeitschrift
herzlich begrüfse, halte ich es für meine Pflicht, an der Schwelle unseres
Unternehmens über die Entstehung und Absicht desselben einige Auf-
klärungen zu geben. Dafs bei der heutigen Überproduktion von wissen-
schaftlichen Zeitschriften jeder neue Ankömmling zunächst mit Abneigung
oder Gleichgiltigkeit aufgenommen werde, konnte nicht zweifelhaft sein.
Es bedurfte ‘der lebhaften Anregung eines so erfahrenen und kühl ur-
teilenden Fachgenossen wie De Boors, dafs ich dem Plane der Begrün-
dung eines Organs für die byzantinischen Studien näher trat, und erst
nach reiflicher Überlegung der wissenschaftlichen und materiellen Vor-
aussetzungen und nach wiederholter mündlicher Beratung mit zehl-
reichen Byzantinisten, zu welcher mir eine im verflossenen Jahre aus-
geführte Studienreise Gelegenheit bot, habe ich mich, noch immer
zögernd, zur Verwirklichung des Gedankens entschlossen. Wie sehr
derselbe aber schon in der Luft lag, habe ich aus einem Briefe meines
Freundes Sp. Lambros in Athen entnommen, der mir mitteilte, dafs
er vor längerer Zeit selbst eine Zeitschrift Bvfuvríg begründen wollte
und seine Absicht nur aufgab, weil er die materiellen Schwierigkeiten
nicht zu überwinden vermochte. So sehr ich nun auch das Scheitern
seines Planes bedaure, mufs ich doch die Überzeugung aussprechen,
dafs Griechenland als lokale Basis für das Gedeihen und die Wirksam-
keit eines solchen Organs weniger geeignet wäre als „Europa“; wie
ungünstig der griechische Boden solchen Unternehmungen ist, hat die
kurze Lebens- und Leidensgeschichte des von M. Deffner im Jahre 1880
begründeten „Archivs für mittel- und neugriechische Philologie“ bewiesen,
das trotz des ins Programm aufgenommenen internationalen und viel-
‘ sprachigen Charakters nach dem Erscheinen des ersten Doppelheftes
entschlafen ist.
Auf allen Gebieten der philologisch-historischen Wissenschaften hat
sich infolge der intensiven und mannigfaltigen Thätigkeit der letzten
Jahrzehnte eine solche Fülle von Stoff angesammelt, dafs das Aussehen
Byzant. Zeitschrift I 1. 1
9 Karl Krumbacher
der alten Fächer völlig verändert worden ist. Die hergebrachten Wissens-
komplexe haben sich in mehrere Disziplinen gespalten, für deren Ge-
samtheit niemand mehr die Verantwortlichkeit zu übernehmen wagt,
und ganz neue Studiengebiete sind hinzugewachsen. Nur auf dem un-
geheuern Gebiete der griechischen Kultur ist die Einheit bis jetzt
gewahrt geblieben; doch beruhte diese Einheit nicht darauf, dafs die
Gräzisten die gesamte Geschichte der griechischen Sprache und Litte-
ratur beherrschten, sondern vielmehr auf der willkürlichen Beschränkung,
die sie ihren Studien und ihrem Lehrvortrage auferlegten. Die meisten
gingen wenigstens in ihrer offiziellen Thätigkeit nicht über die klassische
und alexandrinische Epoche hinaus. Die späteren Zeiten blieben dem
Privatstudium überlassen, und auch diese privaten Studien wurden meist
mit Beziehung auf irgend ein anerkanntes Wissensgebiet durchgeführt,
ja oft mit dem Hinweis auf diese Beziehungen förmlich entschuldigt.
Zwar haben diese zerstreuten Bemühungen im Laufe der letzten Jahr-
zehnte immer mehr an Umfang und innerem Werte gewonnen; es
fehlte ihnen aber die Idee ihres Zusammenhanges und das Bewulstsein
von ihrer selbständigen Bedeutung. Man kam nicht auf den Gedanken,
das ganze spätgriechische, byzantinische und neugriechische Zeitalter
etwa vom fünften Jahrhundert nach Chr. bis auf den heutigen Tag
als .ein selbständiges, unentbehrliches Glied in der Geschichte der
Menschheit zu studieren. Das Bedürfnis nach Herstellung des geschicht-
lichen Zusammenhanges, das den Entwickelungsgang der verwandten
Fächer bestimmt hat, schien hier seine Wirkung zu versagen. Diese
auffallende Thatsache läfst sich aus verschiedenen Gründen erklären.
Die Byzantiner und die von ihnen kulturhistorisch abhängigen Völker
sind durch die kirchlichen und politischen Ereignisse von der west-
europäischen Entwickelung so lange und so gründlich losgetrennt worden,
dafs ihre Nachkommen und Erbfolger sich noch heute nicht zu Europa
rechnen. Der orthodoxe Osten bildet eine Welt für sich, die als ein
eigenartiger, halb gebildeter, halb wilder Staaten- und Völkerkomplex
zwischen dem civilisierten Europa und dem barbarischen Asien liegt.
Dieses vielgestaltige Völkergewirr, das in der Vergangenheit die Schutz-
mauer Europas gegen die asiatische Barbarei bildete und für die Zukunft
berufen scheint als Kulturbrücke von Europa nach Asien zu dienen, ist
bis auf die neueste Zeit wenig beachtet: und viel verkannt worden.
Das hat auch auf die wissenschaftliche Berücksichtigung der genannten
Völker und ihrer Sprachen und Litteraturen hemmend eingewirkt.
Selbst die slavische Philologie, an deren Bedeutung heute niemand
mehr zweifelt, hatte unter dieser Mifsachtung des Ostens viel zu leiden.
Miklosich hat sein ganzes arbeitsreiches Leben daransetzen müssen,
4 Karl Krumbacher .
Altertum stammenden profanen Sentenzen achtete, ist dem Byzanti-
nisten jedes Florilegium zunächst ein Ausdruck der geistigen Strömung
und Geschmacksrichtung der Zeit, in welcher es aus älteren oder jüngeren
Quellen zusammengestellt wurde; er beginge also einen groben Fehler,
wenn er eine bestimmte Gruppe von Sentenzen, z. B. die christlichen
beiseite legte. Ein Eustathios gilt, um noch ein Beispiel zu nennen,
dem altklassischen Philologen als trockener Sammler und breiter Scholiast,
dessen Werke ihm nur wegen der in ihnen aufbewahrten alten Gold-
körner beachtenswert scheinen; der Byzantinist sieht in Eustathios
eine an sich hochbedeutende und für die Würdigung des 12. Jahr-
hunderts mafsgebende Persönlichkeit; er betrachtet ihn im engsten
Zusammenhange mit den kirchlichen, sozialen, politischen und litterari-
schen Bewegungen seiner Zeit; er studiert in ihm den verdienten Lehrer,
den eifrigen Erhalter und Beschützer der alten Litteratur, den klugen
Politiker, den freimütigen Theologen, den gewandten Redner, den
geistreichen Essayisten. Daher kann er sich völlig aufrichtig für einen
Mann erwärmen, dessen Namen im Jünger der klassischen Philologie
nur die fade und peinliche Vorstellung einer endlosen, auf schlechtem
Löschpapier abgedruckten Scholienmasse zu erwecken pflegt. So wirft
die byzantinistische Betrachtungsweise einen belebenden Sonnenstrahl
auf historische Personen, auf Erzeugnisse der Litteratur und Kunst, auf
Thatsachen der politischen und kirchlichen Geschichte, die dem Ferner-
stehenden in gleichgiltiges Dunkel gehüllt erscheinen. Neben der selb-
ständigen Bedeutung der Byzantinistik kommen dann in zweiter Linie
ihre mannigfaltigen Beziehungen zu den übrigen philologischen und
historischen Studiengebieten in Betracht. Wenn man sich somit stets
bewufst bleiben mufs, dafs jedes byzantinische Ding von einem doppelten
Standpunkte aus studiert werden kann, von dem der Byzantinistik und
von dem irgend eines Nachbarfaches, so wird in der Praxis diese doppelte
Betrachtungsweise natürlich häufig verknüpft werden und zusammen-
fliefsen. Eine kurze Darlegung der Ziele und Aufgaben der Byzanti-
nistik und namentlich ihres Verhältnisses zu den verwandten Disziplinen
soll die obigen Darlegungen im einzelnen bestätigen und aufklären.
Die enge Verbindung der mittelgriechischen Sprache, und Litteratur
mit dem Altertum ist so offenkundig, dafs nur auf die allgemeine,
von niemand bestrittene Thatsache hingewiesen zu werden braucht. Es
giebt kaum din Gebiet der alten Philologie, welchem das vertiefte
Studium der Byzantiner nicht irgend einen Nutzen brächte. Der Zu-
sammenhang mit dem Altertum ist bei den Griechen in sprachlicher,
literarischer und politischer Hinsicht bis ins 15. Jahrhundert viel mehr
gewahrt geblieben als bei den Abendländern. Die Beziehungen der
y Vorwort 5
Byzantiner zum Altertum sind denn auch in der neueren Fachlitteratur
immer deutlicher zum Ausdruck gekommen, wobei freilich das allzu
entschiedene Verharren auf dem klassischen Standpunkt und der Mangel
an Vertrautheit mit den in der Sprache und Kultur eingetretenen Wan-
delungen zu manchen Milsgriffen geführt hat. Einen sehr beträcht-
lichen Raum haben sich die mittel- und neugriechischen Studien in der
Sprachwissenschaft erobert, Durch die Arbeiten von Mullach, Mau-
rophrydes, Deffner, G. Meyer, Foy, Dossios, Hatzidakis, Psichari, Oeko-
nomides und Thumb ist das Vulgärgriechische als ein sehr wesentlicher
Faktor in der griechischen Sprachgeschichte erwiesen worden, und es
wird seit geraumer Zeit auch in den zusammenfassenden Darstellungen
der griechischen Grammatik und Etymologie dankbar beigezogen. Der
von Brugmann und Streitberg herausgegebene „Anzeiger für indoger-
manische Sprach- und Altertumskunde“ bringt für das Vulgärgriechi-
sche ein eigenes von A. Thumb besorgtes Referat.
Das wahre Seitenstück der mittel- und neugriechischen Studien
bildet die romanische Philologie. In der mittelalterlichen Sagen-
und Erzählungslitteratur des Abendlandes spielen die Byzantiner als
Urheber, Vermittler und Entlehner von Stoffen und Motiven eine sehr
erhepliche Rolle, Die Erforschung der internationalen Wechselwirkungen
bildet eines der wichtigsten Kapitel der allgemeinen Litteraturgeschichte
des Mittelalters, das nur durch die vereinten Bemühungen der auf
jedem einzelnen Litteraturgebiete Kundigen aufgeklärt werden kann.
Eine zweite Seite, auf welcher die romanische Philologie von der By-
zantinistik neues Licht zu erwarten hat, ist die Sprachgeschichte;
denn die romanischen Sprachen und das Vulgärgriechische haben den-
selben Entwickelungsgang durchgemacht, und viele Erscheinungen in
beiden Sprachgruppen können nur durch eine vergleichende Betrach-
tung völlig begriffen werden. In der richtigen Erkenntnis dieser engen
Beziehungen hat der Herausgeber des Jahresberichtes für romanische
Philologie, K. Vollmöller, eine eigene, von J. Psichari übernommene
Abteilung eingerichtet, in welcher die auf das Romanische bezüglichen.
Arbeiten über mittel- und neugriechische Sprache und Litteratur be-
sprochen werden- sollen. Besonders eng verknüpft ist mit der Byzan-
tinistik die rumänische Philologie; denn die Rumänen sind infolge ihrer
geographischen Lage von den Byzf®tinern so nachhaltig beeinflufst
worden wie die Südslaven,
Noch mehr als die romanische ist die slavische Philologie
Schritt für Schritt auf die Beachtung der byzantinischen Arbeiten hin-
gewiesen. Weder die Litteratur und Kunst der Südslaven und Russen
noch ihre politische und kirchliche Geschichte kann ohne das ein-
6 Karl Krumbacher | u
gehendste Studium ilırer geistigen Vorväter, der Byzantiner, verstanden
werden. Der „Grekoslavjanskij mir“ ist das Schlagwort für die histori-
schen und philologischen Bemühungen der Süd- und Ostslaven geworden,
aus denen schon eine grofse Zahl ernster, methodisch durchgeführter,
aber leider in Westeuropa meist unbekannt gebliebener Arbeiten hervor-
gegangen sind. Übrigens mufs bemerkt werden, dafs nicht blofs die
slavische Vergangenheit durch das Studium der Byzantiner aufgehellt
wird, sondern umgekehrt auch das Verständnis des byzantinischen
Wesens durch die Kenntnis der slavischen Formen manche Förderung
erhält. Es entspricht mithin den natürlichen Verhältnissen, dafs zu
den Gelehrten, welche ihre Mitwirkung für die byzantinische Zeitschrift
zugesagt haben, die Russen und übrigen Slaven das gröfste Kontingent
stellten.
Neben den Beziehungen der Byzantinistik zur romanischen und
slavischen Philologie kommt noch der rege geistige Tauschverkehr in
Betracht, welcher die Spätgriechen und Byzantiner mit den mannig-
faltigen Völkern des Orients, mit den Armeniern, Juden, Syrern, Arabern,
Agyptern, Kopten, Persern und Indern verbindet. Die unter römischer
Herrschaft vereinigte griechische und gräzisierte Völkermasse bildete viele
Jahrhunderte lang das wichtigste Durchgangsgebiet für den geistigen
und materiellen Verkehr zwischen Orient und Occident. Wie schon im
vorliegenden Hefte ein syrischer Chronist behandelt wird, so wird sich
auch in Zukunft voraussichtlich oft Gelegenheit ergeben, orientalische
Erscheinungen zu erörtern, die auf das byzantinische Gebiet Licht
werfen, und andrerseits vom byzantinischen Ufer aus den Blick nach
dem Orient zu richten.
Kein Merkmal unterscheidet das byzantinische Zeitalter schärfer
vom altgriechischen und römischen als der christliche Charakter, und
die originellste Litteraturgattung dieser Epoche sind die kirchlichen
Werke in Poesie und Prosa. Darin liegt die hohe Bedeutung der
byzantinischen Studien für die Theologie begründet. Nirgends findet
diese Wissenschaft ein so wenig bebautes und so viel versprechendes
Feld als bei den Mittelgriechen; denn infolge der Kirchenspaltung ist
die Litteratur und Geschichte der orthodoxen Kirche im Abendlande
wenig beachtet worden. Man beruhigte sich mit der gläubig hin-
genommenen Versicherung, dafs st Johannes von Damaskus der Lebens-
geist in der griechischen Kirche erloschen sei, und man übertrug die
Abneigung gegen die Orthodoxie sogar noch auf vorschismatische Jahr-
hunderte. Zwar haben sich einzelne Gelehrte mit glücklichem Erfolge
in den Urwald der späteren Dogmatik, Ethik und Mystik gewagt; aber
es mufste selbst die kirchliche Litteraturgattung der Griechen, die in
R Karl Krumbacher
Bedeutung der Siebenhiigelstadt am Bosporus kommt allmählich auch
den Kurzsichtigsten zum Bewufstsein, seitdem die Seele von Byzanz
neue, muskelstarke, glaubensverwandte Körper belebt, die drohend am
Ostrande von Europa emporwachsen. Wer sich um Völkerpsychologie
bekümmert, beachtet vielleicht die verschiedene Weise, in welcher die
Kulturnationen sich jetzt in die Bearbeitung der byzantinischen Ge-
schichte geteilt haben. Die Deutschen wie Tafel, Hopf, F. Hirsch,
De Boor, Gelzer, Karl Neumann, Seger u. a. haben sich die kritische
Zubereitung des Quellenmaterials und sonstige philologische Kleinarbeit
ausgesucht, die Russen und Franzosen wie Vasiljevskij, Uspenskij, Kon-
dakov, Rambaud, Diehl, Schlumberger widmen sich vornehmlich der
innern Geschichte, dem Verwaltungs- und Finanzwesen und der Kunst-
geschichte, die Engländer (Gibbon, Finlay, Bury) beschränken sich fast
ausschliefslich auf die zusammenfassende, durch philosophischen, staats-
männischen Geist belebte Darstellung der Hauptmomente.
Wie die Geschichte so empfängt auch die mittelalterliche Geogra-
phie, Ethnographie und Topographie der Balkanhalbinsel, West-
asiens, Nordafrikas und selbst Südrufslands aus den byzantinischen
Autoren, Inschriften, Bullen und Münzen reiche Aufklärungen, die von
Krause, W. Tomaschek, G. Heyd, H. Gelzer u. a. schon in bedeutendem
Umfange verwertet worden sind. Eine orientierende Skizze über die
Bedeutung der Byzantinistik für die Geographie werden wir in einem
der nächsten Hefte bringen.
Über keine Seite des byzantinischen Zeitalters haben bis in die
neueste Zeit so unklare und irrige Vorstellungen geherrscht wie über
die bildende Kunst. Die Anschauungen bewegten sich in Extremen;
während man eine Zeit lang alles mittelalterliche Kunstwesen in Bausch
und Bogen für byzantinisch erklärte, haben Schnaase und Springer die
Hypothese vom byzantinischen Einflufs mit grolser Schärfe bekämpft
und die byzantinischen Elemente in der abendlindischen Kunst auf
ein Minimum beschränken wollen. Doch gebrach es diesen beiden
Meistern unserer Kunstgeschichte an genügender Kenntnis der byzan-
tinischen Denkmäler, und die jüngeren Forscher scheinen nun doch
eine Art von Mittelweg einzuschlagen. Das nächste Bedürfnis ist eine
brauchbare Veröffentlichung und Inventarisierung der zerstreuten und
meist schwer zugänglichen Denkmäler, die mit der Erklärung und
stilistisch genealogischen Betrachtung Hand in Hand gehen werden.
Auch hier hat es sich gezeigt, dafs die Teilung der Arbeit zur tieferen
Erkenntnis unumgänglich ist; während die älteren Kunsthistoriker die
byzantinische Kunst nur nebenbei beachteten, haben neuerdings eine
Reihe von Forschern derselben ihre ausschliefsliche oder doch vorwiegende
Vorwort 9
Aufmerksamkeit zugewendet, Die Arbeiten von Kondakov, N. Barsov,
Buslaev, Pakrovskij, Diehl, Bayet, Schlumberger, Strzygowski u. a,
lassen ahnen, dafs die Geschichte der byzantinischen Architektur, Plastik
und Malerei mit ihren mannigfaltigen Beziehungen zur orientalischen,
slavischen und abendländischen Kunst sich bald einen recht ansehnlichen
Platz erobern wird. Es ist hocherfreulich, dafs diese Abteilung der
byzantinischen Studien sich demnächst auch der materiellen Unter-
stützung, der sie vor allem bedarf, zu erfreuen haben wird. Auf An-
regung des Herrn Th, Homolle sollen künftig bei den Arbeiten der
französischen Schule in Athen auch die byzantinischen Denkmäler ins
Auge gefalst werden, und ein jüngeres Mitglied der Schule ist beauf-
tragt, sich ausschließlich dem Studium der byzantinischen Kunst zu
widmen. Ebenso wird das archäologische Institut in Konstantinopel,
dessen Begründung von der k. russischen Regierung seit einiger Zeit
vorbereitet wird, seine Hauptthätigkeit auf dem byzantinischen Boden
suchen. Wenn es nun auch vorerst nicht möglich sein wird, in der
byzantinischen Zeitschrift umfangreiche, von kostspieligen Illustrationen
begleitete Arbeiten zu bringen, so wird sie der byzantinischen Kunst
doch durch kleinere Aufsätze und durch gewissenhafte Berücksichtigung
der einschlägigen Litteratur in der zweiten und dritten Abteilung zu
dienen suchen,
Am wenigsten Freunde hat in Westeuropa bis jetzt die byzan-
tinische Jurisprudenz gefunden, Es lifst sich zwar nicht leugnen,
dafs für die juridische Dogmatik und Exegetik aus den Basiliken und
aus den Novellen der byzantinischen Kaiser bis jetzt wenig Gewinn
geflossen ist; dagegen ist die Geschichte des byzantinischen
Rechtes, ohne welche weder das türkische noch das heutige griechische
noch die slavischen Rechte verstanden werden können, ein fruchtbares
und ernster Arbeit würdiges Forschungsgebiet. Wenn dasselbe auch
naturgemäls den griechischen und slavischen Rechtshistorikern am näch-
sten liegt, so ist doch gerade der Gelehrte, welcher auf diesem von den
meisten ängstlich gemiedenen Gebiete die grofsartigsten, in ihrer bahn-
brechenden Bedeutung bei uns wohl noch nicht genügend gewürdigten
Arbeiten geliefert hat, ein Deutscher, E. Zachariae von Lingenthal.
Im übrigen scheint unter den deutschen Rechtsgelehrten die Kieler
Doktorthese: „Ilud Graeca non leguntur cum verum esse tum proban-
dum, cum res Graecae philologorum sint, Latinae iuris eonsultorum“
zu fast allgemeiner Anerkennung gelangt zu sein. Noch ausschliefslicher
als die Jurisprudenz haben die übrigen Fachwissenschaften wie die
Medizin, Chemie, Mathematik und Astronomie im byzantinischen Zeit-
alter nur historisches Interesse. Doch mufs bei der geschichtlichen
10 Karl Krumbacher
Darstellung dieser Wissenschaften die byzantinische Litteratur und na-
mentlich ihre ungedruckten Teile in Zukunft ganz anders herangezogen
werden, als es bis jetzt in den bekannten Werken von Sprengel, Darem-
berg, Häser, Cantor, Montucla geschehen ist.
Die Begründung eines Zentralorgans, welches die mannigfaltigen
Bemühungen auf den eben skizzierten Gebieten und namentlich in der
byzantinischen Litteraturgeschichte zusammenfafst, enthält die Mündig-
keitserklärung der Byzantinistik. Sie erhebt sich dadurch äufserlich
wie innerlich zu einem selbständigen Fache; sie trennt sich endgiltig
von den Nachbardisziplinen, in deren Organen sie bis jetzt, selten
freundlich eingeladen und meist nur ungern gesehen, zu Tische ge-
gangen war. Wenn ihr aber auch eine eigene Heimstätte errichtet
wird, so wollen wir doch in gemeinsamer Anstrengung mit den alt-
bewährten Zeitschriften der verwandten Disziplinen auf das hohe Ziel
der geschichtlichen Erkenntnis der Menschheit hinstreben. Die byzan-
tinische Zeitschrift soll das gesamte griechische Geistesleben vom Aus-
gang des Altertums bis an die Schwelle der neueren Zeit umfassen, und
zwar soll in der chronologischen Abgrenzung nach oben wie nach
unten einiger "Spielraum gewährt und in zweifelhaften Fällen weniger
nach der Jahreszahl als nach dem Inhalt des behandelten Vorwurtes
entschieden werden. Läfst sich ja doch die kirchliche Litteratur der
früheren Jahrhunderte unmöglich von der späteren Entwickelung los-
reifsen und hängen ja auch manche litterarische und geschichtliche
Erscheinungen, die später als 1453 datiert sind, mit Thatsachen der
byzantinischen Ära aufs engste zusammen. Innerhalb des Gebietes,
welches in der Zeitschrift berücksichtigt wird, mufs der Zusammenhang
der Forschung gewahrt bleiben; daher sind aufser der Litteratur und
Sprache auch die Philosophie und Theologie, die äufsere und innere
Geschichte, die Geographie und Ethnographie, die Kunst und ihre
Ililfsficher, die Jurisprudenz, Medizin und die übrigen Fachwissen-
schaften in den Rahmen des Programms aufgenommen worden.
Jedes Heft wird, wie schon im Prospekt dargelegt worden ist, in
drei Abteilungen gegliedert, von welchen die erste selbständige Artikel,
die zweite eingehende Besprechungen, die dritte eine möglichst voll-
ständige, von orientierenden Notizen begleitete Bibliographie enthalten
soll. In der ersten Abteilung ist auch auf die Veröffentlichung
wichtiger Texte Bedacht genommen, falls der Herausgeber gewillt
ist, die Bedeutung und litterarhistorische Stellung des betreffenden
Textes dureh eine orientierende Einleitung oder einen Kommentar zu
erläutern. Ohne eine solehe Beigabe können byzantinische Inedita, von
denen ja die meisten Handschriftensammlungen wimmeln, in unserer
12 ‘Karl Krumbacher: Vorwort
noch fast alljährlich irgend ein wissenschaftlicher Wechselbalg sich ans
hellste Tageslicht herauswagen darf! Der noch immer stark verbreitete
Dilettantismus ist nicht zum wenigsten an der Gleichgiltigkeit und
Abneigung schuld, mit welcher so manche ernste Gelehrte unseren
Studien gegenüberstehen. Hoffentlich bleibt die Konstitution der By-
zantinistik als einer selbständigen Disziplin und die Begründung eines
wissenschaftlichen Organs für dieselbe auch in methodischer Hinsicht
nicht ohne wohlthätige Folgen.
Zum Schlufs noch ein Wort über den Titel der Zeitschrift. Manche
möchten vielleicht das Wort „byzantinisch“ ganz vermieden wissen;
denn bekanntlich ist dasselbe bis zum Falle des römischen Reiches
niemals in dem Sinne gebraucht worden, welchen wir ihm heute bei-
legen. Byzanz hat seinen alten Namen gerade um die Zeit verloren,
in welcher die in der byzantinischen Zeitschrift berücksichtigte Epoche
beginnt. Auch die griechischen Unterthanen des römischen Reiches
nannten sich stets Römer, nie Byzantiner. Doch hat sich die konven-
tionelle Bezeichnung „byzantinisch“ und „Byzantiner“ in allen modernen
Sprachen so fest eingebürgert, dafs es bedenklich wäre an ihr zu
rütteln, zumal da ein genügender Ersatz nicht zu finden ist. Manche
haben auch die Verbindung des Wortes „byzantinisch“ mit dem Sub-
stantiv „Zeitschrift“ getadelt und „hyzantinische Studien“ oder „Zeit-
schrift für byzantinische Philologie und Geschichte“ oder Ähnliches
vorgeschlagen. Ich wollte aber das Wort „Studien“, welches als Titel
von periodischen Erscheinungen jetzt meist etwas anderes bezeichnet,
als unsere Zeitschrift sein will, vermeiden und um jeden Preis einen
möglichst kurzen und doch völlig deutlichen Titel bekommen. Unsere
deutsche Sprache ist hinsichtlich solcher Verbindungen ungemein elastisch
und hat manches derartige aufgenommen, was der strengen gramma-
tischen Logik widerstrebt; einen ganz analogen Fall bietet z. B. die
deutsch geschriebene „Russische Revue“. Und schlielslich würde man
die Zeitschrift, so wohlgesetzt auch ihr Titel wäre, doch in der Praxis
kurz als byzantinische Zeitschrift zitieren. *
München, im März 1892.
Karl Krumbacher.
14 I. Abteilung
Wenn ich trotz des Mifserfolges der bisherigen Anstrengungen,
welcher zu dem Glauben veranlassen könnte, dafs eine Lösung der
Schwierigkeiten überhaupt mit dem uns zu Gebote stehenden Material
nicht zu erreichen sei, die Frage von neuem aufnehme, so geschieht
es, weil ich glaube für eine der aufgestellten Hypothesen einige bisher
nicht beachtete oder nicht hinreichend gewürdigte Gesichtspunkte bei-
bringen, die gegen dieselbe ins Feld geführten Gründe entkräften, und
dadurch zu ihren Gunsten freilich keine absolute Gewifsheit, aber doch
die höchste an Gewifsheit grenzende Wahrscheinlichkeit erreichen zu
können. Doch zunächst will ich eine kurze Übersicht des Verlaufs
der Forschung geben; aus dieser wird man am besten ersehen, auf
welche Fragen es ankommt, und wie der Stand der Diskussion augen-
blicklich ist. |
Die ersten Herausgeber, Mai und Niebuhr, hielten die Excerpte
bis Elagabal wegen ihrer offenbaren Ähnlichkeit mit Dio trotz der
. enormes lectionum varietates für Teile des Dionischen Werkes, welche
von den übrigen in der Sammlung enthaltenen Dio-Excerpten, welche
bis zur Schlacht bei Cannae reichen, nur durch eine zufällig ent-
standene, bei der Art der Überlieferung leicht begreifliche Lücke ge-
trennt seien. Der Rest sei von den Excerptoren selbst aus einem
andern Autor beigefügt, in welchem Mai 1. 1 p. 234 den Johannes
Antiochenus, Niebuhr (Dexippi etc. quae supersunt. ed. Bonn. p. XXIV)
Petrus Patricius zu erkennen glaubte Einen Schritt vorwärts that
Müller (Fragmenta Hist. Graec. Tom. IV p. 191), indem er mit Recht
geltend machte, dafs die Annahme einer solchen stillschweigenden Fort-
setzung eines Werkes durch die Excerptoren selbst im Widerspruche
mit dem sonst ohne Ausnahme befolgten Prinzip stehe, den Beginn
einer neuen Quelle ausdrücklich durch eine Überschrift zu konstatieren.
Die nach-Dionischen Abschnitte müfsten also demselben Werke ent-
nommen sein, wie die vorhergehenden. Aber indem er an der Zu-
sammengehörigkeit der beiden Excerptreihen aus der republikanischen
und aus der Kaiserzeit festhielt, stellte er die neue Hypothese auf, die
Excerptoren hätten ein überarbeitetes und über den Schlufs fortgeführtes
Exemplar des Dionischen Werkes benutzt, dessen Urheber nicht mehr
zu ermitteln sei. Den entscheidenden Schritt zur Aufklärung des wahren
Sachverhalts that Mommsen (Hermes VI p. 82 ff.), indem er nachwies,
dafs die beiden Dionischen Excerptreihen gar nicht mit einander in
Verbindung ständen, dafs vielmehr nur die Excerpte aus der republi-
kanischen Zeit, deren Text nur geringe Abweichungen von unserm
Dio-Texte zeigen, aus Dio entnommen seien, die gesamten Stücke
über die Kaiserzeit einem späteren Autor, welcher Dio und nach ihm
16 I. Abteilung
barischem Griechisch finden, sind natiirlich irrelevant und kaum zur
Bestätigung eines durch sonstige Gründe nahezu sichergestellten Ver-
wandtschaftsverhältnisses zu verwerten. Der zweite Grund, dafs das
Werk des Petrus und die Excerpte im Vaticanus wahrscheinlich in der
Zeit der Triumvirn begannen und bis zur Regierung des Constantius
reichten, beruht auf zwei Vermutungen, zu deren näherer Begründung
von Boissevain nichts Neues beigebracht wird. Die Angabe über den
Umfang der Geschichte des Petrus ist eine Kombination Niebuhrs
daraus, dafs die aus ihm entnommenen Excerpte de legationibus in der
Regierung des Kaisers Tiberius einsetzen und mit Constantius schliefsen,
die beiden einzigen aufserdem erhaltenen Citate (Bekker Anecd. p. 149
und p. 130) sich auf den Triumvir Antonius und auf Caesar beziehen.
Sicheres wissen wir also über den Umfang des Werkes nicht, und
wenn auch Niebuhrs Ansicht als wahrscheinlich ziemlich allgemeine
Billigung gefunden hat, so darf dabei doch nicht vergessen werden,
dafs die Constantinschen Excerptreihen oft sehr bedeutend später ein-
setzen und früher abbrechen, als mit dem Beginn und Schlufs der
excerpierten Werke. Noch weniger sichergestellt ist aber, dafs der
Umfang des von den Excerptoren de sententiis ausgezogenen anonymen
Werkes diesem Umfange des Werkes des Petrus entsprach. Allerdings
sind die erhaltenen Abschnitte auf zwei Quaternionen überliefert, von
denen je die äufsere Lage fehlt, so dafs am Anfang und am Ende der
Excerpte in ihrem jetzigen Umfange nur je ein Blatt weggefallen ist;
aber die Annahme, dafs die ursprünglichen Excerpte genau dem Um-
funge der beiden Quaternionen entsprachen, ist einstweilen völlig will-
kürlich, und durch nichts bewiesen, dafs der Schreiber der oberen
Schrift des Palimpsests, welcher sich aus den auseinandergerissenen
Lagen des alten Codex das Material für seine neue Handschrift zu-
sammenlegte, nicht ganze Quaternionen beiseite liefs, welche sich vorn
oder hinten den erhaltenen Resten anschlossen. Die von Boissevain an-
geführte Kombination Mais p. 246 A. 8 und p. 247 A. 1, dafs sich die
Excerpte aus Eunap an die des Continuator Dionis angeschlossen hätten,
ist in jeder Beziehung. ein reines Hirngespinst, und wird thatsächlich
von Mai selbst durch die Angabe p. 462 widerlegt, aus der sich zeigt,
dafs das erste Blatt aus Eunap allerdings das letzte eines Quaternio
war, dafs aber das entsprechende erste Blatt dieses Quaternio nicht die
vor p. 221 Mai fehlenden Stücke des Continuator Dionis, sondern Ex-
cerpte aus Arrian enthält. Wirklich beachtenswert bleibt der dritte
Grund, welchen Boissevain von Niebuhr entlehnt hat, dafs die Art
der Zitierung der beiden erwähnten Stellen des Lexikons in Bekkers
Aneedota darauf schliefsen lasse, dafs das Werk des Petrus nach den
©. de Boor: Römische Kuisergeschichte in byzantinischer Fassung 17
Regierungen der Kaiser eingeteilt war, und dafs unsere Excerpte die
gleiche Einteilung zeigten. Vergleicht man die Citate Jlérgos sig tè
asgl "Avrwviov, Iéroos sig tè rie uovupyiag Kalo«gog mit den sonst
üblichen Citaten des Lexikons, so kann es keinem Zweifel unterliegen,
dafs das Werk des Petrus keine Bucheinteilung hatte, sondern in Ab-
schnitte gegliedert war, welche Überschriften in der Fassung der Zitate
hatten. Niebuhr fügt allerdings vorsichtig hinzu, sein Grund sei nur
stichhaltig, si exploratum esset imperatorum nomina, quibus ista apud
Maium pro lemmatis distinguuntur, in codice sie posita esse, aber da
Boissevain diese Beweisführung sich zu eigen macht, nachdem er selber
die Handschrift neu verglichen, so fällt dieser Zweifel fort, ° *
Einen absolut unbestreitbaren Beweis für die Persönlichkeit des
Autors der fraglichen Excerpte de sententiis weils nun auch ich nicht
zu erbringen, wie bereits oben gesagt, aber ich glaube doch meine
seit vielen Jahren gehegte Überzeugung, dafs Niebuhr bei der Nennung
des Petrus Patricius das Richtige geahnt hat, besser begründen und
der Wahrscheinlichkeit näher bringen zu können, als es von Boissevain
geschehen ist. Vor allen Dingen mufs einmal klar die Sehlufsfolgerung
ausgesprochen werden, welche unausgesprochen und instinktiv alle die-
jenigen, welche für Petrus oder Johannes Antiochenus eingetreten sind,
zur Nennung dieser Namen bewogen hat. Dieselbe war offenbar fol-
gende: Wir haben es ünzweifelhaft mit einém Reste der historischen
Eneyklopädie des Constantinus Porphyrogennetus zu thun; nichts ist,
wenn wir einen namenlosen Autor innerhalb derselben bestimmen wollen,
natürlicher, als dafs wir uns zuerst unter denjenigen Schriftstellern um-
sehen, welche wir in den übrigen erhaltenen Teilen dieser Eneyklopädie
benutzt sehen. Nun ergiebt sich als hervorstechendstes Kennzeichen
unsres Anonymus, dafs er Dio Cassius; stilistisch ziemlich frei über-
tragend, aufs gründlichste ausgenutzt hat. Genau dieselbe Eigenschaft
zeigen unter jenen Schriftstellern zwei: Petrus Patrieius und Johannes
Antiochenus, einer von beiden mufs es also sein. Nachdem mittlerweile
durch den Nachweis von Widersprüchen zwischen den Excerpten und
der Darstellung des Johannes letzterer ausgeschlossen ist, dürfen wir
sagen: also ist Petrus Patrieius der gesuchte Autor. Diese Schlufs-
folgerung hat ja zweifellos ein Loch, da uns die erhaltenen Reste der
Eneyklopädie nicht in den Stand setzen, mit voller Sicherheit den
ganzen Umfang der Litteratur, welche die Excerptoren benutzen konnten,
festzustellen, die Möglichkeit also nicht ausgeschlossen ist, dafs der
Anonymus nur zufällig in den geretteten Teilen der Sammlung nicht
verwertet war. Aber auf diese Suche nach einem zunächst, völlig in
der Luft schwebenden Dritten, der noch dazu sondexbarerweise wieder
Byzant. Zeitschrift 11. 2 .
18 ° I. Abteilung
dieselben Eigenschaften haben miifste, wie Petrus und Johannes, sollte
man sich doch nicht begeben, bevor man, wie es bei Johannes ge-
schehen ist, mit ernsten Gründen die Unmöglichkeit oder auch nur
Unwahrscheinlichkeit nachgewiesen hat, dafs Petrus der Autor sei.
Hierzu sind bisher, wie unten nachgewiesen‘ werden soll, nur unge-
nügende Versuche gemacht; mit der Phrase, dafs für Petrus kein ein-
ziger Grund spreche, ist's nicht gethan. Die Thatsache, dafs sich in
der Bibliothek des Kaisers ein Autor befand, der in gleicher Weise
wie der Anonymus den Dio benutzte und dessen Werk in gleicher
Weise eingeteilt war, ist an sich ein Grund, der ermstlich in Erwägung
gezogen zu werden verdient. Dazu ist jenes auch sonst beliebte Argu-
ment von unsrer Unkenntnis über den Umfang des jenen Excerptoreu
zu Gebote stehenden Materials keipeswegs so unbeschränkt benutzbar,
wie es scheint,. wenn man die thatsächlichen Verhältnisse berücksichtigt.
Ganz erhalten ist uns zwar nur die Abteilung, welche .die Gesandt-
schaften behandelté, daneben aber doch zur Hälfte der Titel de virtu-
tibus, in sehr bedeutenden Resten die Sammlung xeegl yvouóv, in
geringeren die xegè émfovi&v. In den drei unvollständig erhaltenen
Abteilungen finden wir nur folgende Schriftsteller, welche nicht auch
für die Gesandtschafts-Excerpte benutzt sind: Xenophon, Nicolaus Da-
mascenus, Malalas und lamblichus, aber von diesen kommen die drei
ersteren wieder in je zwei der anderen Sammlungen vor, völlig isoliert
steht nur — charakteristisch genug — der in den gnomischen Excerpten
benutzte Roman des lamblichus. Also miifste schon der Zufall merk-
würdig gespielt haben, wenn er diesem in unserm Anonymus einen wirk-
lichen Historiker zugesellt hätte, der nirgends anders vertreten wäre.
Auch eipe Betrachtung des Suidas, der unzweifelhaft mehrere Bände
der Encyklopädie benutzt hat, führt zu dem gleichen Resultat, dafs
das uns unbekannte Mehr des Büchervorrats der Excerptoren nur sehr
geringfügig gewesen sein kann. Nachweisen lassen sich aus ihm nur
wenige Schriften von geringem Umfang, wie Herodian — falls dieser
nicht durch Vermittelung eines späteren Benutzers hineingekommen
ist — und die ferogia des Nicephorus, alles übrige anonyme Material
bei ihm läfst sich häufig nicht mit Sicherheit einem bestimmten Autor
zuweisen, zwingt aber in keiner Weise über die uns bekannten Ge.
währsmänner Constantins hinauszugehen. _
Diesen ganz allgemeinen Grund, der bis zum Beweise des Gegen-
teils wahrscheinlich macht, dafs Petrus Patricius der gesuchte Conti-
nuator Dionis sei, glaube ich nun dadurch stärken zu können, dafs ich
dem zweiten Grunde, den Boissevain nach Vorgang Niebuhrs geltend
gemacht hat, neye Stützen gebe, indem ich sowohl für die Annahme,
C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 19
dafs das Werk des Petrus!) nicht wesentlich vor Begründung der
Kaiserherrschaft begann, wie dafür, dafs im Vaticanus am Anfange der
in eben dieser Periode beginnenden Excerpte nur wenig fehlt, neue
Argumente beibringe Für die erste Seite der Frage beziehe ich mich
auf den von mir im Hermes XX p. 328 erbrachten Nachweis, dafs die
Reihenfolge der Schriftsteller in dem uns erhaltenen revxog des Titels
mepl dostÿc xal xaxias so geordnet ist, dafs das zweite reüyog nur
solche Autoren enthalten haben kann, deren Darstellung sich auf die
Zeiten der römischen und byzantinischen Kaiser beschränkte. Da nun
Petrus Patricius im ersten Bande nicht excerpiert ist, so haben wir
zwischen zwei Möglichkeiten zu wählen: Entweder die Excerptoren
haben das Werk desselben für diese Abteilung gar nicht benutzt, oder
es war im zweiten tevyog benutzt, begann also erst mit der Kaiser-
geschichte. An sich sind beide Möglichkeiten äquivalent, allein wenn
wir sehen, dafs im ersten Bande nicht nur sämtliche dahingehörigen
Werke, die im Titel de legationibus benutzt sind, sich wiederfinden,
sondern auch drei von den vier dort nicht excerpierten Autoren, Xeno-
phon, Nicolaus Damascenus und Malalas, dafs ebenso im Suidas die
oben erwähnten Autoren, die in unsern Resten der Encyklopädie nicht
vorkommen, dem Charakter der Glossen nach dem Lexikographen offen-
bar durch Vermittelung des ihm zur Verfügung stehenden zweiten
Bandes negl dperÿg zugekommen sind, so ergiebt sich daraus, dafs
gerade in dieser Sammlung die Mannigfaltigkeit des benutzten Ma-
terials eine besonders grofse war. Damit neigt sich aber die Schale
sehr zu Gunsten der Annahme, dafs auch Petrus nicht übergangen,
sondern eben im zweiten Bande unter den Kaiserhistorikern ver-
wertet war.
Zu Gunsten der Annahme, dafs aus dem Codex, aus dessen Fetzen
der Vaticanus zusammengestellt ist, in der That nicht viel vom Texte
des Anonymus vor dem jetzigen Beginn verloren gegangen sei, also
auch der Anfang des excerpierten Werkes ungefähr mit dem jetzigen
Anfang der Excerpte zusammenfalle, mache ich auf einen Umstand
aufmerksam, der bisher noch keine Beachtung gefunden hat. Es fehlen
nämlich bei fast sämtlichen Autoren die Anfänge, von diesen aber
nachweislich nur Stücke von sehr geringem Umfange So beginnen
die Excerpte aus Polybius, Dio Cassius, Menander, Simocatta innerhalb
der Vorreden der Autoren selbst, von Eunap fehlt nur die Überschrift,
von Procop, Arrian, Agathias, Dexippus und so gut wie sicher von
1) Oder, was in diesem Falle das gleiche ist, das den Excerptoren zu Üe-
bote stehende Exemplar des Werkes.
9*
20 I. Abteilung
Appian, am Anfange höchstens ein Blatt.') Das heifst: von sämtlichen
in den Fragmenten uns erhaltenen Autoren bleiben, aufser unserm
Anonymus, nur drei Schriftsteller übrig, von denen es nur bei Diodor
ganz sicher ist, dafs anfänglich ein gröfseres Stück verloren ist; bei
Xenophon bin ich leider über den Anfang der Excerpte nicht orien-
tiert, bei Iamblichus, dessen Fragmente auf dem ersten Blatte eines
Quaternio beginnen, fehlt die Möglichkeit einer Entscheidung, da uns
sein Werk nicht genügend bekannt ist. Die ganze Erscheinung ist um
so 'auffälliger, als die Lücken innerhalb der Excerptreihen von geringem
Umfang sind und sich grofsenteils daraus erklären, dafs die fehlenden
Stücke auf solchen Blättern standen, welche mit den Blättern, auf
denen ein Autor begann, eine Lage im Quaternio bildeten.”) Die
einzig mögliche Erklärung dieser Thatsache scheint mir darin zu liegen,
dafs die prächtige alte Handschrift am Anfang eines jeden Abschnittes
mit einer grofsen bunten Initiale geschmückt war, und dafs der Schreiber
der.neuen Handschrift die auf diese Weise gezierten Blätter teils ab-
schnitt, meistens samt dem daranhängenden Blatte ausschied, sei es,
dafs er Freude daran hatte, sei es, dafs er sie verkaufen konnte, sei es
endlich nur, dafs ihm diese grofsen Initialen für seine Absicht das
Pergament neu zu beschreiben hinderlich schienen. Dafs so wenig
andere Blätter fehlen, zeigt, dals der Schreiber im übrigen mit seinem
Material sparsam umging. Unter diesen Umständen ist es zwar keines-
wegs bewiesen, immerhin aber doch wahrscheinlich, dafs unser Fall
sich der grofsen Majorität der Fälle anschliefse und in der That nur
ein geringes Stück am Anfange aus demselben Grunde weggefallen sei.
Mit Sicherheit liefse sich dies nur aussprechen, wenn wir wülsten,
welcher Autor unserm Anonymus in der alten Handschrift vorausging,
und wenn die Excerpte aus jenem auf dem letzten Blatte eines Qua-
ternio kurz vor dem Schlusse des excerpierten Werkes abbrächen. Dies
1) Vom Diodor besitzen wir sieben ganze ununterbrochene Quaternionen,
von denen nur das Schlufsblatt des letzten abgeschnitten ist. Da das Erhaltene
offenbar unmittelbar vor dem Schlufs des Epilogs abbricht, so schlofs schon Mai
daraus, dafs das verlorene Blatt auch noch den Anfang des folgenden Autors
enthalten haben werde, und nimmt als diesen Dio an, dessen Excerpte auf dem
ersten Blatte eines Quaternio in der Vorrede beginnen.
2) Zum Beispiel in folgendem Falle:
Pag. 297/8. 291/2. x. 187/8. 143/4 x. 277,8. 303/4.
zu . ma Si” , >
Auf p. 277 beginnen verstiimmelt die Excerpte aus Agathias, auf den vorher-
gehenden Blüttern ist Xenophon excerpiert, und die Lücke mitten im Texte dieses
Autors erkliirt sich auf die oben angegebene Weise.
22 | I. Abteilung
Zosimus-Ausgabe von Mendelssohn p. XXXIV A. 1. Es handelt sich
um die Berichte über die Gefangennahme des Kaisers Valerian durch
die Perser. Die Erzählung des Zosimus, führt Mendelssohn aus, stimmt
hier mit der des Petrus frg. 9, zum Teil sogar in identischen Ausdrücken,
überein, während Zonaras zwei verschiedene Berichte giebt, von denen
der eine aus Dexippus stammt, der andere aus einem unbekannten
Autor, also jedenfalls aus der Hauptquelle des Zonaras, dem Anonymus -
post Dionem. Da nun dieser zweite Bericht des Zonaras mit dem des
Zosimus unvereinbar ist, so ist der Anonymus nicht gleich Petrus.
Zugegeben, dafs die Wahrscheinlichkeit der Annahme, dafs Zonaras den
zweiten Bericht dem Anonymus verdanke, sehr grofs, die Möglichkeit,
dafs er hier den Bericht des Anonymus übergangen und zwei andere
Berichte zu Rate gezogen habe, so unwahrscheinlich ist, dafs sie nicht
in Erwägung gezogen zu werden verdient, so beruht die Richtigkeit
der Schlufsfolgerung auf der Zuverlässigkeit der Prämisse: Zosimus «=
Petrus. Aber gerade hier liegt der schwache Punkt. Denn thatsächlich
wissen wir von dem Ereignis, auf welches es bei der Vergleichung
ankommt, der Art der Gefangennahme des Kaisers, gar nicht, wie Petrus
es erzählt hat, denn frg. 9 handelt nur über eine dieser Katastrophe
vorhergehende Gesandtschaft; erst daraus, dafs diese bei Zosimus identisch
erzählt ist, folgert M., dafs auch das Weitere bei beiden Autoren über-
eingestimmt habe. Zwingend ist diese Schlufsfolgerung aber keines-
wegs, denn wenn, wie M. in der Anmerkung zu Zos. I 36 sagt, Petrus
und Zosimus aus derselben Quelle schöpften, so ist die Möglichkeit,
dafs Petrus aus der gemeinsamen Quelle nur den Bericht über die
Gesandtschaft entnahm und ihn in eine andere Erzählung einschob,
keineswegs ausgeschlossen, ja die Art, wie die Nebenumstände bei
beiden Autoren berichtet sind, läfst dies Verfahren vielmehr als das
wahrscheinlichere erscheinen. Petrus sagt Baisgıavöos evlaBndels tv
Epodov tay Ileoo@v, edoiuwke yap To otodtevux avrob, .. xovolov
épatov ovvayayiv ¿meupe moeoBerg mods Lanwony, éxl weydicıs dó-
ceo Tov nbdeuov xaradvoa. Boviduevos. Hier ist also die Pest, welche
das Heer dezimiert, als Grund angegeben, weshalb Valerian lieber den
Frieden erkaufen als schlagen will. Die Pest wird nun zwar auch bei
Zosimus erwähnt, aber als Beweggrund des Kaisers erscheint nicht sie,
sondern in herbster Weise sein Charakter, seine uaZaxia xal Biov qav-
vôrns, infolge deren er Bonjour rois xpáyuaciv dnoyıvaoxsı, ein
Ausdruck, der gerade mit dem evlaafeïo®a des Petrus, der wohl-
erwogenen Besorgnis, wenig stimmt. Dieser ungünstigen Stimmung
gegen Valerian entspricht denn auch die Art, wie dieser in die grobe
Falle der Perser aufs plumpeste hineinfállt. Auch der weitere Verlauf
24 Î, Abteilung
die Benutzung des Anonymus wie fiir die des Petrus finden, nach wie
vor für ein weiteres Wahrscheinlichkeitsmoment, dafs beide nur eine
Person sind, halten. Dafs Zonaras von der Gesandtschaft kein Wort
erwähnt, ist bei einem Autor, der seine Quellen so stark verkürzt,
überhaupt nicht duffallend, hier aber noch weniger. Denn der Ver-
gleich mit der Dexippschen Erzählung bei Syncellus p. 715 f. zeigt, dafs
diese bei Zonaras in extenso wiedergegeben ist, also die Hauptquelle
war, in welche die zweite Erzählung nur als Variante des Berichts
über die Art der Gefangennahme Valerians eingeschoben war. Wenn
man das Fragment des Petrus hinter die Worte des Zonaras: Odade-
puavos Dl lever rgospita toîg xodeucorg — welche mit dem ¿0la-
Antels riv ¿podov tov Iegoòv jedenfalls bedeutend besser stimmen,
als die Art der Erzählung des Zosimus — einschiebt, so bekommt
man einen nirgends in Widerspruch stehenden, wohlverständlichen Be-
richt, bei dem ‚man den weiteren Vorteil hat, dafs man nicht anzu-
nehmen braucht, dafs, was Mendelssohn selbst als permirum bezeichnet,
plötzlich mehrere Schriftsteller an derselben Stelle ihre Quelle gewech-
selt haben. _
Das Resultat, zu welchem die Untersuchungen von Sotiriadis ge-
führt haben, dafs der Anonymus ein Chronist frühestens aus der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts, ein Geistesverwandter der Leo Grammaticus
und Cedrenus sei, wirkt von vorneherein befremdend, wenn wir be-
rücksichtigen, dafs Mai nur aus einer einzigen leisen Andeutung über
Diocletian konstatieren konnte, dafs der Autor der Excerpta de sen-
tentiis überhaupt Christ gewesen, wenn wir den Ton, in dem diese
über, Diocletian, Licinius, Constantin berichten, mit dem jener späten
Chronisten vergleichen, und es wäre unbegreiflich, dafs angesichts dieser
Verhältnisse nicht 8. selbst stutzig geworden ist, wenn nicht die ganze
Arbeit an yorschnellen, auf oberflächliche Schlüsse gebauten Urteilen
reich wäre und «ein tieferes Eindringen in die Probleme vermissen
liefse. Eine Erklärung des innern Widerspruchs zwischen der von So-
tiriadis gemachten Beobachtung, dals bei Zonaras und Leo gerade da
die Berichte über kirchliche Dinge wörtlich übereinstimmen, wo sie
in den Erzählungen über weltliche Angelegenheiten unzweifelhaft auf
den Anonymus als gemeinsame Quelle zurückgehen, und dem durchaus
unkirchlichen Charakter der Excerpte de sententiis läfst sich nur durch
näheres Eingehen auf die Quellen jener Autoren erreichen. Ich will
mich hier vorläufig nur mit einem Abschnitt aus Zonaras beschäftigen,
der zur Klarstellung des vorliegenden Problems und zur Widerlegung
der S'schen Hypothese vollständig hinreichen und zugleich interessante
Schlaglichter auf allerlei andere Quellenzusammenhänge werfen wird.
26 l. Abteilung
wir schliefsen, dafs der Anonymus sich von Dio, der bis zum Schlusse
eine seiner hauptsächlichsten Quellen gewesen zu sein scheint, zum
Werke Herodians gewendet und ähnlich wie bei jenem dasselbe mit
geringen stilistischen Änderungen seiner Schrift einverleibt habe, und
es ist klar, dafs damit die Annahme Schmidts, dafs bereits bei Zonaras
XII 15, sofort nach dem Schlusse des Dionischen Werkes, der später
so. reichlich ausgezogene Anonymus zur Verwendung gekommen sei,
eine solide Basis erhält und weit wahrscheinlicher wird, als die Hypo-
these direkter Benutzung Herodians.
Wie aber bereits oben bemerkt, geht nicht der ganze Umfang
des 15. Kapitels von Zonaras’ zwölftem Buche in Dio und Herodian
auf. Aufser den christlichen Zusätzen am Schlusse fehlen die beiden
Stücke über den Übergang des Partherreichs an die Perser p. 572, 7—10
yévos, und p. 572, 22 sira—573, 2 NiouBuv, welches letztere Schmidt 1. 1.
noch dem Dio zuschreiben möchte Für die -kirchenhistorischen Ab-
schnitte nımmt man gewöhnlich als Hauptquelle die Kirchengeschichte
des auch hier zitierten Eusebius an; sehen wir mit welchem Rechte.
Bereits Schmidt hat darauf aufmerksam gemacht, dafs der Name Sar-
dianus für den Bischof von Jerusalem p. 575, 6 bei Eusebius nicht so
laute, sondern Gordius, und dafs er so auch bei Zonaras p. 559, 8 schon
einmal vorkomme, während der Name Sardianus sich sonst nur bei
Syncellus p. 674, 11 findg. Aber auch sonst begegnen tiefgreifende
Abweichungen von Eusebius. In dem Berichte über die den Christen
geneigte Kaiserin Mammaea stimmt mit dem Wortlaute dieses Autors
in der Weise, wie sonst Zonaras seine direkten Quellen auszuschreiben
pflegt, nur der dem Citat unmittelbar vorhergehende Ausdruck &e00e-
Beotatn. yeyovev, während der Schlufssatz 69:v où udvoy 6 xara xot-
Otiavv dosunoev ÖLwyuos Tore, dida nai tits NEimvro pcdvore où
oeßdusvoı tov Xpiotév nicht einmal sachlich bei jenem eine Parallele
hat. Ebenso spricht Eusebius VI 22 wohl über Hippolytus, bezeichnet
ihn aber nicht, wie Zon. p. 575, 3, als Bischof von Portus. Ebenso
ist von dem am Anfange der Regierung Maximins (p 575, 8—576, 4)
stehenden Bericht über die Christenverfolgung dieses Kaisers nur ein
Teil aus Eusebius’ Kirchengeschichte entlehnt; die Doppelerzählung
über die Veranlassung der Verfolgung zeigt, dafs zwei Quellen zu-
sammengearbeitet sind, denn nur die zweite (575, 17) stammt aus
Eusebius VI 28, während die erste p. 575, 13 Asyeraı dè xatà phyev
thy mods Altkavögov xıvicaı tov diwayudy ws exetvou TLUÓVTOS tobe
oeßouevovs Xgueróv deutlich auf die oben ausgeschriebene nicht-Euse-
bianische Stelle zurückweist. Da diese Mischung zweier Berichte ganz
gegen das Verfahren des Zonaras ist, so hat er hier offenbar gar nicht
C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 27
Eusebius direkt benutzt, sondern eine Quelle, welche die Erzählung
des Eusebius mit anderen zusammengestellt hatte. Hier geht nun die
Beziehung zu Syncellus weiter als auf die auffällige Übereinstimmung
im. Namen des Sardianus; man vergleiche namentlich
Zon. p. 515, 2. Sync. p. 674, 15.
Kai InndAvros Avdeı, dvno
[EEWTATOS xal COPUTATOS, ENi-
0x0onos tov xatà Popny ITóp-
‘Inadavtog [spos PıAdcopos
exioxonog Ildgrov Tod xare
tiv Pounv oqpddea dianpenüs
TOV yEVÓMEVOS. ver Ev th xara Xouotov quio-
Copia. °
Zon. p. 577, 18. Sync. p. 675, 17. Euseb. VI 21.
Meuoia — uereneu- uerareuvauevn avróv Avanaleitar
paro ¿E ‘Adekav- avrov éx tov Dapov. (ohne Ortsbezeichnung).
dpelag avróv.
Für den Bericht über die Christenverfolgung Maximins ist diese Ver-
gleichung nicht anzustellen, da Syncellus sich auf die einfache Kon-
statierung der Thatsache beschränkt. Aber, was das Wichtigste ist,
nicht nur diese kirchlichen Abschnitte, sondern auch gerade die beiden
Notizen aus der politischen Geschichte, die sich, wie oben bemerkt, in
unserm Dio und bei Herodian nicht finden, lesen wir aufserordentlich
áhnlich bei Syncellus.
Zon. p. 572, 1.
ApratepEns pwévroe 6 Iléo-
ons, dc ¿E dpavóv xal addkov
nv, thy tóv Il6080v Baoı-
Astav ITépouis rEPLETOLÑCATO
xal avtav éBacthevoev. ag’
ov Asysıaı xal to Xoogdov
AUTAYECTOL YEVOS.
Zon. p. 572, 22.
(Zwischen Stiicke aus Dio und
Herodian eingeschoben.)
sita Kannadoxiav 6 Agrakéo-
Syne. p. 677, 13.
Mera Où ’Apreßavov to yévos
Xosedov Bacrdevev fotato. Hokaro
dì obras. "ApratépEns Ilépons
dpavis te nal ¿doos ddooicas
üvöpas ardarovg aveihev “Aorafa-
vov xal meouedero xidagiv, xal
addis IliQuars ¿xaviyayev
nv Baoıleiav.
p. 678, 6.
EE éxelvou toívvv tod Agraëepëov
— 10 Xoopdovxatayetar yevos.
| Sync. p. 674, 1.
Ovodvios de tig év Edéon ris
Ocoonvis avroxpórop dvayopev-
Belg xal xara ‘Alstavdpov tveav-
vicas diapdeipera “>” '-oö,
uixa xal Ilépar
28 I. Abteilung
Eng ovros ovv toig Tléigoatg rag Kannadoxiav xai Nior-
xatergege nal éxodidoxer rv fivraolioprobviagAAttavdoos
Nic: fiv. ¿Ebdyoev.
Daraus ergiebt sich sonnenklar, dafs die Quelle, aus der hier Zonaras
die kirchenhistorischen Ereignisse entnahm, nicht nur nicht die Kirchen-
geschichte des Eusebius selbst, sondern überhaupt kein kirchengeschicht-
liches Werk im engen Sinne war, vielmehr eine die kirchlichen und
weltlichen Ereignisse gleichmälsig berücksichtigende Schrift.
Gerade wie hier die Regierung Alexanders ist aber auch der oben
betrachtete Bericht des Zonaras über die Regierung Valerians zusammen-
gesetzt. Hier ist p. 593, 4—12 + 594, 1—15 + 595, 7—22 in allem
wesentlich gleich, bald etwas kürzer, bald etwas ausführlicher als Syn-
cellus p. 715, 8ff Von den beiden dazwischen liegenden Stücken
p. 593, 12—22 und p. 594, 15—595, 6 wird das erste, wie wir sahen,
auf den Anonymus zurückgeführt; dafs sie beide ıhm gehören, ergiebt
sich wohl aus den freilich unendlich kurzen Sätzen bei Leo Gramm.
p. 78, 5, Cedrenus p. 454, 3 oùrog 6 Ovadepuavos addguov pera Zu-
zwgov tov Ilégoov nouous xal Öopıdiwrog yeyovios Ev Kacageta
Eyov uvpgiddas tTeccagéxovra ind Launwgov Exbagels érelevrnoev. Es
ist daraus zu ersehen, dafs der Anonymus jedenfalls berichtet hat, dafs
Valerian nach einer Schlacht kriegsgefangen wurde, also weder mit
Dexippus noch mit Zosimus, wohl aber mit der zweiten Erzählung des
Zonaras stimmte; sodann ist die Angabe, dafs die Schlacht, oder die
Gefangennahme, bei Caesarea mit 400000 Mann geschah, allerdings bei
Zonaras nicht zu finden, aber in diese Form offenbar nur durch ein
Kabinettsstück byzantinischer Epitomierungskunst geraten. Zweifellos
steckt darin die Angabe bei Zonaras p. 594, 19, dafs die von den
Persern nach der Gefangennahme des Kaisers belagerte Stadt Caesarea
400000 Einwohner hatte.
Wie ist nun der Zusammenhang zwischen Zonaras und Syncellus
zu denken? Dafs die mit dem Chronographen übereinstimmenden Ab-
schnitte dem Zonaras weder direkt noch indirekt durch die Chrono-
graphie zugekommen sein können, ergiebt sich daraus, dafs Syncellus
vieles auf die gleiche Quelle Zurückgehende gar nicht, anderes kürzer
hat als Zonaras. Somit bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig. Die erste
ist die, dafs die ganzen Berichte des Zonaras aus dem Anonymus ent-
nommen sind und auch Syncellus diesen excerpiert hat; dann wäre der
Anonymus jedenfalls nicht mit Sotiriadis in die zweite Hälfte des
Y, Jahrhunderts, sondern spätestens gegen Ende des 8. Jahrhunderts
anzusetzen. Aber diese Kombination erweist sich überhaupt als un-
haltbar, da sich bei Syncellus keine Spur von den vom Anonymus
€. de Boor: Römische Kaisergeschiehte in byzantinischer Fassung 29
vorzugsweise benutzten Autoren, Dio und Herodian, findet und auch
spüter nirgends eine Ähnlichkeit zwischen den sicheren Resten seines
Werkes und Syncellus hervortritt. Demnach kann nur die zweite der mög-
lichen Annahmen in Betraeht kommen, dafs eine Quelle kirchlich-weltlichen
Charakters, aus welcher sich bei Zonaras den rein weltlichen Berichten
des Anonymus Stücke beigemischt finden, auch von Syncellus benutzt
worden ist. Die Quelle kann somit spätestens der zweiten Hälfte des
8. Jahrhunderts angehören, ist aber wahrscheinlich bedeutend früher, der
Zeit des Heraclius nahe, anzusetzen, da in ihr noch lebhaft das Interesse
für den gewaltigen Bedränger von Byzanz, den jüngeren Chosroes, hin-
durchklingt.
Nachdem wir so die Bestandteile des Werkes des Zonaras aus-
einandergelegt und gezeigt haben, dafs der Anonymus mit den kirch-
lichen Stücken gar nichts zu thun hat, stürzen natürlich auch die von
Sotiriadis auf diese Stücke gebauten Schlüsse über Zeit und Person :
jenes Autors zusammen, und auch dieser Widerspruch gegen das oben
gewonnene Resultat, dafs Petrus Patrieius der sogenannte Continuator
Dionis sei, ist widerlegt. Eine andere sehr wichtige Frage ist die, wie
es sich erklärt, dafs in der That Zonaras in seinen beiden Bestandteilen
mit Cedrenus und Leo Grammaticus Übereinstimmung zeigt. Die ein-
fachste Erklärung wäre die, dafs Zonaras diese Mischung der beiden Quellen
nicht selber vorgenommen, sondern bereits vorgefunden habe (so dafs
er also nach dem Aufhören Dios zunächst nur eine Quelle benutzt hätte,
und die Frage nach seinen Quellen vielmehr eine Frage nach den Quellen
seiner Quelle wäre), und dafs dieses Werk auch von Cedrenus und Leo
zu Rate gezogen worden sei, doch bietet diese Annahme Schwierig-
keiten, auf die ich hier nicht näher eingehen kann. Diese Mischung
des Anonymus mit einer anderen Quelle könnte man eher einem Chro-
nisten der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zuweisen, doch auch bei
dieser Frage wird man besser mit der Entscheidung zurückhalten, bis
die viel komplizierteren Quellenuntersuchungen über die Zeiten nach
Diocletian sowohl für Zonaras wie für Cedrenus und Leo gemacht sind;
denn nicht die wenigen meistens aus Eusebius geschöpften Notizen über
die Kirchengeschichte zur Zeit der heidnischen Kaiser sind für die
Schriftstellerei jener späten Jahrhunderte charakteristisch, sondern die
Darstellung der Periode, in welcher die siegende Kirche sowohl ihre
letzten heidnischen, wie ihre sektiererischen Gegner zertritt.
Ich knüpfe an meine Darlegungen über die Quellen des Zonaras
noch einige kurze, nicht eng zum Thema dieses Abschnitts gehörige
Bemerkungen, um zu zeigen, dafs dieselben auch für weitere Fragen
nieht unwiehtige Gesichtspunkte eröffnen. Zunächst darf ich wohl darauf
30 I. Abteilung
hinweisen, dafs sie zu einer Revision der Untersuchung über die direkten
Quellen des Syncellus auffordern. Das bisherige Resultat, dafs man als
wirkliche Quellen des Syncellus nur Panodorus und Annianus und die
heilige Schrift nennen könne, und er die Abschnitte aus der Kirchen-
geschichte des Eusebius und Dexippus wesentlich dem Panodorus ver-
danke“), erscheint nicht wohl haltbar, nachdem nachgewiesen worden,
dafs ein sicher viel später als Punodorus geschriebenes Stück über
die Gründung des neupersischen Reiches und seine Herrscher nicht eine
einzeln stehende Episode, sondern gerade mit Stücken aus Eusebius
und Dexippus auf das engste verknüpft ist, ein Verhältnis, welches
sich auch für die ältere Kaiserzeit wiederholt nachweisen läfst. Sodann
aber regt die Erkenntnis, dafs Zonaras hier in dem von uns betrachteten
Abschnitt die Kirchengeschichte des Eusebius nicht direkt benutzt hat,
zu erneuter Prüfung der Frage an, ob dies in den früheren Büchern
geschehen sei, und nicht vielmehr auch hier schon dieselbe Quelle ver-
wendet worden ist, der er sich später zuwandte. Ich möchte dies um
so bestimmter annehmen, als sich die Schwierigkeiten in den früheren
Büchern, welche sich auch in den neuesten Untersuchungen von Büttner-
Wobst in den Commentationes Fleckeisenianae p. 123 ff. teils gar nicht,
teils nicht befriedigend haben heben lassen, wiederholt gerade da ein-
stellen, wo die Kirchengeschichte des Eusebius in Frage kommt. So
macht Büttner-Wobst p. 162 A. 1 mit Recht darauf aufmerksam, dafs
Zonaras p. 489, 5 ff. gegen seine Gewohnheit drei Schriftsteller neben-
einander benutzte, Dio, Eusebius und Josephus. Die Schwierigkeit wird
dadurch vermehrt, dafs bei Zonaras die Worte des Eusebius keineswegs,
nach der Art dieses Schriftstellers, übereinstimmend oder verkürzt
wiedergegeben sind, sondern stark erweitert, so dafs man, wenn es sich
um eine Stelle des Dio handelte, ohne Zweifel unsern Dio-Text danach
herstellen zu können glauben würde; weiter dadurch, dafs mitten in die
Eusebius-Stelle ein Citat aus Appian hineingeschoben ist, wie man es,
namentlich in dieser genauen Form, doch wohl nicht als aus Dio ent-
nommen annehmen darf. Ganz ähnlich findet sich mitten in einer Euse-
bius-Stelle p. 504, 1 ff. Philostratus citiert; dafs aber Philostratus zu den
in der gemeinsamen Quelle des Syncellus und Zonaras verwerteten Autoren
gehörte, ergiebt sich aus dem Vergleich von Syncellus p. 649, 10ff.+ 655, 1
mit Cedrenus p. 431, 2 ff Die Schwierigkeiten dieser Stellen würden
also völlig behoben sein, und daraus natürlich auch die zweite Nennung
Appians p. 908, 16 und des Philostratus p. 503, 11 (wo man das todro
di xal è Did. — avépyayer hinter dem Dionischen Bericht beachte)
1: Krumbacher, Gesch. d. byzant. Litteratur p. 118 f.
32 1. Abteilung
richte von Staatsaktionen, Verhandlungen, Friedensschlüssen u. s. w.,
nicht weil das Werk des Petrus nur oder vorwiegend solche bot —
aus dem geringen Umfang der Excerpte könnte man eher das gerade
Gegenteil schlielsen —, sondern weil die Excerptoren das übrige für
ihren Zweck nicht brauchen konnten. Ebensowenig ist aus dem Cha-
rakter unserer Excerpte der Schlufs zu ziehen, dafs das Original ledig-
lich eine Anekdoten-Sammlung war, Was für Görres der grundlegende
Unterschied zweier Werke ist, ist in der That nur der grundlegende
Unterschied im leitenden Gesichtspunkte bei der Anlage der beiden
Bünde der Eneyklopädie, und mit dem gleichen Argument könnte man
noch manche andere Autoren für verschiedene Persönlichkeiten erklären.
Sotiriadis L L p. 35 Anm. erwähnt nur kurz, dafs der Anonymus
sprachlich von Petrus Patrieius ebenso streng zu scheiden sei, wie von
Johannes Antiochenus, ohne später, wo er die Abweichungen zwischen
Johannes und dem Anonymus genauer durchgeht, die Reste des Petrus
zu berücksichtigen. Wie schwankenden Charakters dies Argument ist,
geht schon daraus hervor, dafs Niebuhr und Boissevain, letzterer unter
Beifügung einiger Beispiele, in den sicheren Excerpten aus Petrus und
beim Anonymus das gleiche barbarische Griechisch finden, und daraus
auf die Identität beider Autoren schliefsen. In Wahrheit wird man in
unserm Falle auf das sprachliche Moment in den Excerpten aus dem
Anonymus überhaupt weder nach der einen, noch nach der andern
Seite erhebliches Gewicht legen, wenn man das Verfahren der Excerp-
toren dabei in gebührende Erwägung zieht. Im ganzen und grofsen
wollten diese allerdings wesentlich die ihnen vorliegenden Texte wieder-
geben; freilich kopierten sie sie nieht mit gleicher Treue, wie man die
ganzen Texte vervielfältigte, Fälle von Nachlässigkeiten und Flüchtig-
keiten, von unwillkürlichem Hinübergleiten in die Sprache ihrer Zeit
sind zahlreich, aber doch nicht derart, dafs nicht Schlüsse auf die
Sprache der excerpierten Autoren aus den Excerpten an sich vollständig
berechtigt wären. Aber ein Umstand ist dabei nicht aus den Augen
zu lassen. Indem die eclogarii einzelne Abschnitte aus den ihnen vor-
liegenden Werken herausschnitten, nicht selten auch innerhalb der ex-
cerpierten Stücke nicht zum Thema gehörige Partien fortliefsen, dabei
aber doch das Bestreben hatten, ein sprachlich abgerundetes und in-
haltlich verständliches Excerpt zu bieten, waren sie häufig in der
Lage die Anfänge und Schlüsse, sowie die Überbrück
in der Mitte, selbst, also natürlich in ihrer Sprache,
Diese Teile sind daher immer nur mit gröfster V
Deduktionen zu verwenden. Aber gerade diese Tei
de sententiis bei den meist ganz kurzen Excerpten, be
C. de Boor: Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 33
Thema nach eigentlich nur auf die Sentenzen, Witzworte und sonstigen —
mündlichen Äufserungen ankam, den gröfsten Raum ein. Die Umstände,
unter denen ein Wort ausgesprochen wird, kann der Excerptor häufig
nicht entbehren, aber sie sind für seinen Zweck Beiwerk, und wo die
Erzählung derselben viel Haug einnimmt, giebt er sie eben nur kurz
mit seinen. Worten. Somit wird nur selten möglich sein, mit Sicherheit .
zu entscheiden, wo der Anonymus selbst, wo seine Bearbeiter reden.
Nachdem sich somit die Versuche, die Ansprüche des Petrus Pa-
tricius auf die Autorschaft der anonymen Excerpte der Sammlung zeol
yvouóv abzuweisen und andere Kombinationen an ihre Stelle zu setzen,
als vergeblich erwiesen haben, glaube ich die Niebuhrsche Hypothese
von der Identität des Petrus und des Anonymus hinreichend gestützt
zu haben, um sie in die Reihe der wissenschaftlichen Thatsachen ein-
zuführen. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, den Umfang
des Einflusses, den das Werk des Petrus auf die Darstellung der rö-
mischen Kaiserzeit in der späteren byzantinischen Litteratur gehabt hat,
genauer als bisher zu bestimmen und die Fäden der litterarhistorischen
Entwickelung desselben klarzulegen.
Breslau. Carl de Boor.
Ryzant. Zeitschrift I L
Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien
des Ostens.
Abbé Martin im Vorwort zu seiner Ausgabe der Chronik des Sty-
liten Josua (p. V) äufsert sich über dessen Glauben, wie folgt: „Quelle
était sa croyance religieuse? Etait-11 monophysite ou orthodoxe? —
Assémani, dans un but très-louable, a voulu le classer parmi les écri-
vains catholiques, mais, malgré son autorité, nous avons de la peine à
nous ranger à son avis. Sans avoir aucun fait ou aucun texte précis à
alléguer, nous croyons que Josué était monophysite. A cette époque, en
effet, la Syrie chrétienne avait cessé a peu près toute entière, d'être ortho-
doxe.“ Ihm stimmt Alfred von Gutschmid bei (Kl. Schriften II S. 565):
„In dem ganzen Buche kommt, was bei einem syrischen Mönche sehr
anzuerkennen ist, nichts von theologischem Gezänk und keine Silbe
von den zwei Naturen vor, was es Assemani möglich gemacht hat, ihn
als Katholiken zu reklamieren; der Herausgeber hat vollkommen recht,
dies im Hinblicke auf die damaligen kirchlichen Zustände Syriens für
sehr unwahrscheinlich zu erklären und in ‚Josua einen Monophysiten zu
erkennen.“ Ebenso urteilt Th. Nöldeke (Z. D. M. G. XXX S. 352):
„Was die konfessionelle Stellung Josuas betrifft, so urteilt Martin mit -
Recht, dafs man bei einem damaligen Edessener monophysitischen
Glauben voraussetzen mufs, so lange man nicht starke Gründe für das
Gegenteil hat.“
Indessen die Sache ist keineswegs so klar, als es nach diesen Ur-
teilen den Anschein hat. Schon der Satz Martins, dafs in Anastasius’
Zeit fast das ganze christliche Syrien aufgehört habe, orthodox zu sein,
bedarf gar sehr der Einschränkung. Mit Recht betont deshalb Nöldeke
seine edessenische Abkunft; denn am ehesten mag diese Anschauung
das Richtige treffen für die östlichen Kirchenprovinzen des Patriarchats
Antiochien'), Osroéne und Mesopotamien. Immerhin möge man be-
denken, dafs noch keine zwanzig Jahre seit der Schliefsung der per-
1) Natürlich sehe ich hier ganz von der Patriarchaldiöcese Jerusalem ab,
wo aus Kyrillos von Skythopolis und der Zeitgenossen Mónchsviten die orthodoxe
resp. nestorianisierende Richtung der Mönchskolonieen genügend bekannt ist.
H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 35
sischen Schule in Edessa verstrichen sind. Sollte ein so kurzer Zeit-
raum genügen, eine völlige Ausrottung der nestorianisierenden Richtung
in der edessenischen Kirche zustande zu Bringen? Das Kloster unsres
Edesseners Zuknin liegt allerdings in der eifrig monophysitischen Diöcese
Amida'); allein dafs auch unter dem dortigen Adel noclf chalcedonen-
sische Gesinnung vorhanden war, zeigt das Beispiel des comes Orientis
und nachherigen Patriarchen Ephraim, Appians Sohn. Xenaias ferner
beschuldigt die Mönche von Amida, dafs sie „den Eifer des Glaubens
vernachlässigten“ und vergleicht sie mit dem Verräter Judas, was, wie
bereits Assemani (B. O. II 37) gewifs richtig erklärt hat, auf geringen
- Eifer für die monophysitische Sache deutet. Dafs aber in der Euphra-
tensis und speziell in Hierapolis die Synoditen sehr einflufsreich waren,
ja zeitweise die Oberhand hatten, bezeugt für die Basiliskos- und Zeno-
zeit der monophysitische Historiker Johannes 6 diaxgivöwsvos (Miller,
revue archéol. XXVI, 1873 p. 402): roig év ‘Tegurdder ueprugst sal
po) Délov brr rods uapiorgiavods tods évéyxavrag to Edixtov rod
Baoıklorov Epsvevoav: rowüroı jouv xegh viv dv Xaduydévi doto-
do&lav diéxvgor. Dasselbe bestätigt für die Zeit nach Anastasius’ Tode
ein gewils vollgültiger Zeuge, Xenaias von Mabbög selbst, welcher
“diese Gesinnung in den von Assemani (B. O. II 44) publizierten Aus-
zügen bitter beklagt: „Während überall viele als würdige Bekenner für
Christus aufgetreten sind, hat diese Stadt, deren geistliche Leitung mir
anvertraut war, sich dieses Gutes unwürdig gezeigt, damit ich nicht
das Gegenteil sage. Denn etliche unter ihnen sollen lieber die Zahl
der Verfolger als der Verfolgung Leidenden haben vermehren wollen.“
“Ferner: „Nun aber, uneingedenk ihrer Thaten, schreiben sie an den
Usurpator des antiochenischen Stuhles (Paulus), wie mir gemeldet worden
ist, sie seien die ganze Zeit, wo wir als Hirten ihre Leitung hatten,
in Finsternis gehüllt gewesen; jetzt aber, nachdem sie die Synode an-
erkannt hätten, seien sie zum Lichte durchgedrungen.“ Die thätlichen
Anfeindungen, welche, wie er klagt, ihn sowohl in seiner Metropolis,
als im westlichen Teil seines Sprengels, in der Kyrrestike, betroffen
haben, zeigen klar, dafs zum mindesten der Erzbischof mit einer sehr
starken synoditischen Minorität zu rechnen hatte, Vollends in den
westlichen Eparchieen der antiochenischen Diöcese blieben zahlreiche
Bischöfe, Klöster und Gemeinden, nachdem Severus von Anastasius zum
Patriarchen eingesetzt worden war, in ständiger Opposition. Euagrios
(III 33) gedenkt in Phönizien der Bischöfe von Tyros und Berytos,
1) cfr. Assemani B, O, Ip. 260, Joannis Ephesi de beat verterunt
= - van Douwen et Land p. 111 u. 130,
d
36 1. Abteilung
im libanensischen Phönizien des Bischofs von Damaskos und in Arabien
des von Bostra. Besonders Syria II zeigte eine scharfe antimonophy-
sitische Richtung. Die Bischöfe von Epiphaneia und Arethusa finden
dabei einen starken Anhalt an der Bürgerschaft ihrer Städte'), weshalb
Anastasius in sehr verständiger Weise von jeder gewaltthätigen Mafs-
regel Abstand zu nehmen gebietet. Als Xenaias mittelst der Mönchs-
scharen von Syria I eine geistliche Revolution gegen Flavian von An-
tiochien zu inscenieren versucht, werfen die Antiochener die Mönche in
den Orontes, und die Mönche von Syria II, unter denen Flavian einst
als Ascet geweilt hatte, eilen als seine Leibgarde nach der Haupt-
stadt.*)
Auf die den Monophysiten hüchst feindseligen Eingaben der oriän-
talischen Mönche an die Synoden unter Justin I. und Justinian mit
ihren zahlreichen syrischen Unterschriften wird man schwerlich viel
geben können. Denn man sieht zu deutlich, dafs man hier bestellte
Arbeit vor sich hat. Immerhin mögen einige der thatsüchlichen Mit-
teilungen, wenn sie auch stark gefärbt sind, nicht geradezu erfunden
sein. In Tyros, dessen Erzbischof, der Protothronos von Antiochien,
dem Severus sehr hartnäckig widerstanden hatte, soll dieser die anfüng- „
lich zu ihrem Ordinarius haltenden, nachher freilich sich fügenden ”
Presbyter zu Diakonen degradiert haben. Ähnliche Gewaltthätigkeiten
werden aus den Diöcesen Arke, Tripolis, Antarados gemeldet (Mansi
VII 1075 sq). Aus den Berichten über die zahlreichen Verfolgungen _
der Orthodoxen in Phönizien geht jedenfalls hervor, dafs auch unter
Severus ihre Zahl nicht unbeträchtlich war. Aus den inhaltlich wenig
erheblichen Akten gegen Petros von Apameia ergiebt sich wenigstens, |
dafs die Lektoren seiner Kathedralkirche nicht zu seiner Partei hielten
(Mansi VII 1107 sq.). Das Bisherige, so fragmentarisch es ist, mag
immerhin beweisen, dafs von einem Aufhören des orthodoxen Bekennt-
nisses in Syrien für diese Zeit noch nicht gesprochen werden kann. *
Was nun Josua speziell betrifft, so sind wir inbetreff seiner Glaubens-
riehtung auf die eigenen Aussagen desselben über die gleichzeitigen
Bischöfe angewiesen. Die Bischöfe Stratonikos von Karrae und Bar-
hadad von Konstantine-Tellä, Thomas und Nonnos von Amida, von
1) Euagr. III 34: udla re yevinds abröv dvrimosovpivas ras cpov xéles.
2) Jakob von Sarüg im Briefe an die Mönche sters von Mär Bassus
bemerkt, dafs im Gegensatze zu Ägypten gerade Syrien das Chalcedonense an-
nahm ,à cause de l’Archevèque Jean d'Antioche, Jean,
de limpie Nestorius.“ Z. D. M. G. XXX p.268. Fast
dals Jakob den Johannes von Antiochien noch als lebeı
mense ansah, Jedenfalls kann dies Zeugnis nicht sehr in:
"Hr. Gelzer: Jovun Stylites und die damaligen: kirchlichen Parteien. den Ostens 37
denen die beiden erstern wahrscheinlich, die letztern sicher Monophy-
siten waren, erwähnt er so, dafs seine Bemerkungen nach keiner Seite hin
entscheiden. Dagegen werden mehrere Monophysiten mit augenschein-
“licher Hochachtung behandelt, so Jakob von Batnae (Wright S. 43),
der damals freilich erst, Periodeut war, und vor allem die beiden Bischöfe ~
von Edessa: Kyros und Petros. Nach Assemanis (B. O. I 292) wenig
wahrscheinlicher Behauptung ist letzterer ein Orthodoxer, während Kyros
ganz sicher Monophysit war. Josua jedenfalls lobt den religiösen Eifer
des einen wie des andern (the chronicle of Joshua the stylite by
W. Wright p. 19, 23, 27, 29). Daneben vergleicht er auch den palästi-
nensischen, also höchst wahrscheinlich orthodoxen Bischof von Niko-
polis, der allein mit seinen beiden Syncellen dem Erdbeben entrann,
„dem gerechten Lot, als er aus Sodom entkam“ (Wright p.25). Von
Wichtigkeit sind allein die Aussagen über Xenaias und Flavian, welche
letztere schon Assemani ins gebührende Licht gestellt hat. Bei Anlaß
des Todes des Bischofs Johann von Amida sagt Josua (Wright p. 66):
„Und sein Klerus kam zu dem heiligen und gottliebenden, mit allen
göttlichen Schönheiten geschmiickten, trefflichen und erlauchten Mär
Flavian, Patriarchen von Antiochien, um ihn zu bitten, ihnen einen
Bischof einzusetzen.“ Dagegen des Xenaïas gedenkt er bei der Wieder-
kehr des oft von ihm getadelten und beklagten „heidnischen“ Festes
(p: 21): „Aber obwohl Xenaïas, der Bischof von Mabbög, zu dieser Zeit
in Edessa war, von dem man eher als jedem andern denken konnte,
dafs er die Mühe des Unterrichts auf-sich genommen hätte, sprach er
mit ihnen (den Edessenern) nur einen einzigen Tag über diesen Gegen-
stand.“ Das warme und sehr wortreiche Lob Flavians ist.in der Chro-
nik.ganz singulär; keiner der zahlreich erwähnten Kirchenfürsten wird
von dem Annalisten irgend ähnlich ausgezeichnet. Die hohe Stellung
des Patriarchen erklärt das allein nicht; denn er war in seiner Diöcese
starken Anfeindungen ausgesetzt. Um so mehr sticht dagegen die recht
kühle Behandlung des Xenaîas ab, welche, wenn auch in zurückhalten-
der Weise und in bescheidenen Ausdrücken, den Tadel der Menschen-
furcht ausspricht. Xenaïas als kluge Diplomat hielt es offenbar für
angezeigt, gegenüber der im Dogma so korrekten Bürgerschaft von
Edessa im Punkte der Moral etwas weitherzig -zu sein; solche schlaue
Parteitaktik war nun freilich nicht nach dem Sinne des aufrichtigen
Josua, dem seine strenge Mönchsmoral entschiedene Herzenstiberzeugung
war. Es kommt hinzu, dafs Flavian und Xenaias erbitterte Feinde
waren; wer aber dem Flavian so hohe Verehrung bezeugt, kann un-
möglich ein. korrekter Monophysit in der Art des Severus und Xe-
naïas sein.
38 © 1 Abteilung
Die damaligen kirchlichen Verhältnisse Ostroms und besonders
Syriens waren so verwirrt als möglich. Wenn die palästinensischen
Mönche an Alkison schreiben (Euagr. III 31), dafs die Zahl der prin-
zipiellen Dioskorianer sehr zusammengeschwunden sei, so zeigt der Zu-*
sammenhang, in dem die Worte stehen, deutlich, dafs allein vom Osten,
d. h. der Diöcese Antiochien die Rede ist. Dicesi Mönche sagen
unmittelbar vorher, dafs gegenüber dem chalcedonensischen Westen und
dem mehr vermittelnden Osten Ägypten und Alexandria eine vollkommene
Sonderstellung einnahm, d. h? hier herrschten die entschiedenen Mono-
physiten, welche auch stets den Rückhalt für ihre Gesinnungsgenossen
in Syrien und Mesopotamien bildeten. Die beiden zeitgenössischen
Patriarchen Johannes I 6 povéfov und sein Nachfolger Johannes II
6 Nixawóras ( 516) gehörten durchaus dieser Richtung an.') Die
monophysitischen Berichte betonen, dafs sie dabei mit der Zentral-
regierung stets im besten Einvernehmen lebten. Bei der bedeutenden
Stellung, welche das damalige alexandrinische Patriarchat einnahm, lohnt
es sich, die Lebensbeschreibungen der beiden aus der noch nicht ver-
öffentlichten Hälfte des koptisch-arabischen Synaxars, welche ich der
Gefälligkeit des Herm Professor Wüstenfeld in Göttingen verdanke, hier
zu veröffentlichen.
4. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 29. April) «
An diesem Tage verschied der heil. Vater Anba Johanná, Patriarch
von Alexandria. Dieser Vater war ein Kind aus den gläubigen Ein
wohnern von Alexandria und widmete sich von Jugend auf dem Mönchs“
leben in dem Askit des Abu Makarios. Nach dem Tode des Vaters
Athanasios wurde er durch den Willen der sämtlichen Bischöfe pnd
Gelehrten zum Oberhaupte gewählt, und er nahm die Stelle mit Wider-
streben an, da er sie nicht wünschte, sondern erst durch vieles Bitten
bewogen wurde, es keinem andern zu überlassen an der Spitze des
Volkes zu stehen und es zu leiten. Als er sah, wie die Bischöfe und
Ältesten ihn baten, gab er ihnen demütig nach, indem er sagte: „Viel-
leicht ist es der Wille des Messias.“ Sobald
das Henotikon acceptierte, während Volk und Klerus an.
dammung des Chalcedonense festhielten Notices et extı
H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 39
diesem Heiligen eng verband und seine Hand über das Land ausbreitete,
so dafs der feste Glaube in allen Gebieten von Ägypten öffentlich ver-
kündigt wurde. Der Herrscher schiekte in jenen Tagen in die Wüste
des Makarios Ladungen von Getreide, Wein und Öl, um davon das, was
sie zum Lebensunterhalt nötig hatten, zu bestreiten. Die ganze Zeit
dieses Vaters verlief in Ruhe und Frieden, und Gott segnete die Men-
schen durch das Gebet dieses Vaters und durch seine Unterweisung.
Dann suchte ihn der Herr heim durch eine kurze Krankheit und nahm
ihn zu sich, nachdem er acht Jahre auf dem Throne gesessen hatte,
Sein Gebet sei mit uns, Amen!
27. Tag des Monats Baschnas (= Pachon, 22. Mai).
An diesem Tage ging zur seligen Ruhe der heil. Vater Patriarch
Anba Johannà. Dieser Heilige war in seinem Glauben und Wandel
ein christlicher Mann, welcher sich schon von seiner Jugend an dem
Mönchsleben gewidmet und sich selbst in jeder Art des heil. Kampfes
geübt hatte und sich dann selbst in ein Kloster einschlofs. Der Ruf
seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit verbreitete sich, und er wurde
für das Patriarchat in der Stadt Alexandria gewählt. Er schrieb in
seinen Tagen viele Verordnungen, und Gott richtete zur Zeit dieses
Vaters die Säule der Kirche auf, weil der gläubige, gottesfürchtige
Anastasius Herrscher und der Vater Anba Severus Patriarch auf dem
Throne von Antiochia war. Da erliels der heil. Severus ein Synodal-
schreiben an diesen Vater Johanna über die Übereinstimmung im
Glauben und setzte ihm darin auseinander: „Siehe, Christus ist unser
Gott, nachdem er eine einzige eigene Natur ohne Teilung in sich ver-
einigt hat, und wir sind des Glaubens des Vaters Kyrillos und des
Vaters Dioskoros Dies nahm der Vater Johannà mit seinen Bischöfen
an, und sie liefsen Dank- und Lobgebete zu Gott aufsteigen für die
Wiedervereinigung der getrennten Glieder an ihrer Stelle. Dann schrieb
ihm der Vater: Johannä als Antwort auf seinen Brief mit Worten voll
aufrichtigen Dankes, womit er die Einheit des Wesens Gottes, die Drei-
faltigkeit seiner Person, die Verkörperung des Sohnes von Ewigkeit in
der menschlichen Natur bezeugte, und dafs beide durch die Vereinigung
einer, nieht zwei geworden seien. „Fluch dem, welcher Christus teilen
oder seine Natur vermischen will, und allen denen, die da sagen, dafs der,
welcher gelitten hat, gekreuzigt worden und für die Menschheit gestorben
ist, ein einfacher Mensch gewesen sei oder die Schmerzen und den Tod
nach der Natur einer Gottheit erlitten habe; vielmehr ist der feststehende
Glaube, dafs wir bekennen, dafs Gott das Wort für uns gelitten habe
in dem Körper, in welchem er mit uns eins geworden ist, und dies ist
40 1. Abteilung
der königliche Weg, welcher den nicht irre führt und straucheln macht,
der auf ihm wandelt.“ — Als der Vater Severus dieses Schreiben ge-
lesen hatte, nahm er es wohlgefüllig auf und verkündete es von dem
Throne in Antiochia, und die Einigkeit und Übereinstimmung zwischen.
beiden blieb eine bestiindige. Dieser Vater blieb als Prediger und
Hüter seiner Gemeinde die Zeit von elf Jahren, dann ging er in Frie-
den zur Ruhe. Sein Gebet und seine Vermittlung sei mit uns, Amen!
Ein Vergleich dieser Angaben mit den übrigen koptischen Be-
richten; vorab mit Ibn Rahib (chron. or. p. 99) und der von Renaudot
(hist. patr. Alex. p. 125 ff.) gegebenen Übersetzung der Angaben des
Severus von Aëmunin und dem von demselben gefertigten kurzen Aus-
zuge aus dem ersten unveröffentlichten Teile des Elmakin zeigen, dafs
der Bericht des Synaxars auf diese Quellen zurückgeht. Ob er freilich
die Auszüge aus den Briefen des Severus und des ‚Johannes aus Elmakin
hat, läfst sich bei der Knappheit von Renaudots Aussage nicht mit
Sicherheit feststellen. Auffällig ist, dafs alle diese Berichte den Jo-
hannes I. zum Zeitgenossen Zenos machen. Das stimmt nicht mit der
Chronologie; Le Quien setzt ihn ‘496—507 und Gutschmid 496—505,
also unter Anastasius. Ausdrücklich erwähnt auch Liberatus (breviar. 18)
noch Johanns Vorgänger Athanasios als Zeitgenossen des Anastasius,
Obschon auch eine von diesen koptischen Berichten durchaus unab-
hängige Quelle, das gg0v0y9«peiov osvropov (Euseb. chron. ed. Schöne I
app. 74) Johannes gleichfalls unter Zeno setzt (él Zijvovos zul “Ava
otesiov), scheint doch hier ein allerdings recht alter Fehler vorzuliegen;
denn die Chronologie auch der vorangehenden Patriarchen schliefst jede
Gleichzeitigkeit von Johannes und Zeno gebieterisch aus. *)
Über die gleichzeitigen syrischen Verhältni i
Euagrios III 30 Auskunft, welcher dieselben nicht ohne Ironie schil-
dert*), aber zugleich mit einer für einen orthodoxen Schriftsteller an-
erkennenswerten Objektivität die Tendenz von ius” Kirchenpolitik
in dessen früheren Jahren klarstellt.
unter den damaligen Kirchenfürsten.
Entschiedenheit an den Beschlüssen von Chalco
1) Vielleicht. wird die Erklärung durch die An
wonach Johannes früher Mönch des Makarioskl
Zenos wird in die Zeit gefallen sein, wo er
tümlich in die Epoche seines Patriarchats ve
2) Durch den 160jührigen Streit über die zwi
Tagen die Gebildeten in Syrien (Euagrios war dazu Jurist) voll]
geworden. Es ist aber nicht richtig, wenn man deshalb in Euagrios einen ver-
kappten Heiden hat sehen wollen. Y
H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 41
nur in einem Buchstaben nachzugeben; vielmehr kündigten sie jedem
die Kirchengemeinschaft, der das Chalcedonense nicht annahm. Andere
dagegen verwarfen nicht blofs das Chalcedonense, sondern sprachen über
seme Definitionen und Leos Tomos das Anathem aus. Endlich die
dritten hielten sich an das Henotikon Zenos hauptsächlich aus Liebe
zum Frieden; indessen auch diese Henotiker zerfielen in chalcedonensisch
und mehr monophysitisch Gesinnte. Anastasius verfolgte die Politik,
alle Richtungen möglichst gewähren zu lassen; an jedem Orte sollte
die in den letzten Dezennien ausgebildete Tradition mafsgebend sein.
Nur wo ein Kirchenfürst einen dem örtlichen Herkommen widersprechen-
den Standpunkt einnahm, schritt er mit Absetzungen ein, um die Ruhe
herzustellen.
Vor allem ist nun wichtig, die dogmatische Stellung des Flavian
möglichst genau zu präzisieren, was nicht ganz ohne Schwierigkeit ist.
Johannes von Nikiú (Le. p. 497) läfst die orientalischen Bischöfe in
Byzanz Klage führen, dafs Flavian trotz seiner Annahme des Henotikons
verkappter Nestorianer sei und das Chalcedonense, wie Leos Tomos
acceptiert habe. Ebenso sagt Johannes von Ephesos (I 41), dafs er
der Häresie der zwei Naturen überführt worden sei. So einfach liegt
die Sache keineswegs. Die palistinensischen Mönche in ihrem Briefe
an Alkison und Theophanes, welcher dem Theodorus Lector folgt,
erzählen, dafs er, eingeschüchtert durch Xenaias und die korrekt mono-
physitischen Bischöfe, sich allmählich immer entschiedener monophysi-
tisch gefärbte Glaubensbekenntnisse habe abdringen lassen.
Theophanes berichtet (S. 151, 11, vgl. den Parallelbericht bei Euagr.
TIT 31), dafs er auf Befehl des Kaisers, — nach dem Bericht der Mönche
auf Instigation des Xenaïas — 508/9 eine Synode (wohl in Antiochien)
versammelte, und deren Beschlüsse dem Kaiser in einem ausführlichen
Schreiben mitteilte. Darin bekannte er sich, getreu dem Henotikon
folgend, zu den Synoden von Nikäa, Konstantinopel und Ephesos; da-
gegen das Chalcedonense überging er mit Stillschweigen. Aufserdem
hat er über Diodor und Theodor (und nach den Mönchen auf Verlangen
des Xenaïas schliefslich auch über zahlreiche angebliche oder wirkliche
Gesinnungsgenossen derselben) das Anathem ausgesprochen und zum
Schlusse vier Sätze (zepdAaı«) verkündigt, welche der Lehre von Chal-
kedon, namentlich dem &v do puossw widersprachen.
Indessen auch damit begnügte sich Xenaias nicht; er verlangte
eine ausdrückliche Verdammung des Chalcedonenst; allein der Patriarch
willfahrte nur in Bezug auf die diphysitische Glaubensdefinition; da-
gegen die daselbst vollzogene Verurteilung des Nestorios und des Eutyches
billigte er ausdrücklich, Man sollte meinen, damit hätte er allen billigen
42 I. Abteilung
Anforderungen genügt; aber nichtsdestoweniger betrachteten ihn fortan
die Strengen als Kryptonestorianer. Umgekehrt kündigte ihm auch
Makedonios in Konstantinopel die Gemeinschaft.)
Xenaïas suchte nun durch eine feierliche Provinzialsynode des
Ostens Flavian zu diesem letzten Schritte moralisch zu zwingen. Auf
Betrieb des Xenaïas und auf Befehl des Kaisers wurde denn die Synode
offenbar sehr wider Flavians Wunsch nach Sidon berufen. Über diese
besitzen wir einen ausführlichen Bericht in der syrischen Kirchen-
geschichte des sog. Zacharias von Mitylene, welche in erwiinschter Weise
die Angaben des Kyrillos in der vita des heil. Sabas, des Marcellinus
comes und des Theophanes ergiinzt.*)
Es heifst da im X. Kap. des VII. Buches: „Aber auch über Fla-
vian schrieb er (Xenaîas) an Anastasius, dafs er ein Häretiker sei, und
riet deshalb die Abhaltung einer Synode in Sidon an. Und er "befahl,
und sie versammelte sich in der Zahl der Antiochener 560 (= 511/12).
Und er instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und
den Kosmas, einen beredten Mann aus dem Kloster des Mar Akiba von
Kinnesrin (Chalkis), welcher in Antiochien wohnte. Und er machte eine
Thesis und produzierte sie vor Flavian und der Versammlung der
Bischöfe, welche mit ihm in Sidon waren, weislich und konsequent, Be-
schuldigungen in 77 Sätzen und viele zerjoeg der heil. Lehrer, welche
bewahrheiteten die Anklagen gegen die Synode von Chalcedon und den
Tomos des Leo. Er liefs (es) schreiben und gab (es) an die Synode.
Sie überzeugten die Priester und liefsen sie schwören, dafs sie Berich-
tigungen machten und abthäten die Anstôfse gegen die Gebräuche der
Kirche, und sie reinigten sie, indem sie öffentlich die Synode
verdammten. Flavianus aber, welcher das Haupt der Priester war,
und die Anhänger desselben unter den Priestern hinderten ihn an der
Ausführung, indem sie sagten: „Es genügt uns, dals wir die Schrift der
Partei des Diodoros bannen und die Widerlegungen, welche waren von
den Leuten gegen die zwölf Kapitel des Kyrillos und von (für?) Nesto-
rios, auf dafs wir nicht aufwecken den untern Teil, der schläft, und
durch sein Gift schädigen die Menge. Solchermafsen wurde die Synode
beendigt.“ À
Wie man sieht, ist sie ein vollkommener Mifserfolg des Xenaias;
damit stimmt der Bericht Kyrills im Leben des heil. Sabas überein,
welcher dies Resultat dem energischen Eintreten des gleichfalls anwesen-
1) Die Synoditen strikter Observanz hatten ihn schon bei seinem Regierungs-
antritt als verdächtig angesehen. (Theophan. 142, 11.)
2) Ich verdanke die Übersetzung von Land Anecdota III $, 225 u. 228 der
erprobten Gefälligkeit meines verehrten Kollegen Stickel.
H, Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 43
den Elias von Jerusalem für Flavian zuschreibt (Cotelerius eceles. gr.
monum. II p. 301). Flavian lehrte wie die Monophysiten; aber eine
Verdammung des Diodoros, Theodoros und Nestorios genügte ihm; eine
ausdrückliche Verurteilung des Chaleedonense — und das war Xenaïas'
Ziel — hielt er für überflüssig und gefährlich. Schliefslich soll er
doch noch, bedrängt durch die vom Kaiser aufgehetzten Mönche, auch
das Anathem über Chaleedon ausgesprochen haben (Theophanes153,29ff.).
Übrigens halfen ihm alle diese Konzessionen nichts; er ward abgesetzt,
bre orduerı udvov viv cúvodov dveteucrioer, xal où xagdie (Theophan.
156, 12). Damit hat er übrigens seine Reputation als Sanctus gerettet");
die Fragmente aus seiner Homilie über Johannes V 23 und die Himmel-
fahrt (Mai: Script. vet. nova coll. VI 135) lauten in der That korrekt
diphysitisch, und werden deshalb auch von Leontios in seiner Streit-
schrift gegen die Monophysiten unter die Zeugnisse unserer auserwählten
Väter mit aufgenommen.
Flavians Brief an Anastasius und ebenso seine Taktik auf dem
Konzil von Sidon entsprechen so ziemlich dem später zu erwähnenden
ersten Briefe des Jakob von Sarüg an die Mönche von Mar Bassus,
worin dieser Diodoros, Theodoros und Theodoret verdammt. Man sieht,
es ist System in diesem Vorgehen; die Verdammung des Nestorios ge-
niigte «nicht, auch alle Häupter der antiochenisehen Schule und die
nestorianisierenden Väter?) mufsten mit verdammt werden.
Was ist nun das ursprüngliche Bekenntnis Flavians? Offenbar ge-
hörte er zu der von Euagrios geschilderten dritten Gruppe der wahren
. Henotiker im Sinne des Akakios, welche sich stricte an das Unions-
edikt hielten und über die alles spaltende Frage der einen oder der
zwei Naturen eine sehr verständige Zurückhaltung beobachteten. (Unter
Umständen nennen das auch die Heiligen „eine kluge Ökonomie zur
Rettung vieler Seelen“) Um es kurz zu sagen, Flavian gehörte zu den
mods rd Elgnvixóregov uälkov éxoxAivuvreg. Das Henotikon, wie alle
Vermittlungsversuche, konnte es den Eiferern beider Parteien nicht recht
machen. Damit stimmt, dafs sowohl der streng monophysitische Alexan-
driner Johannes IL, als das in seinen Vorstehern vor Timotheos gut
synoditische Konstantinopel Flavian die Gemeinschaft kündeten. Mit
der Annahme der ersten Forderung des Xenaias, der Verdammung der
1) Baronius hat von seinem Standpunkte aus ganz recht, wenn er die Heilig-
keit Flavians und des Elias von Jerusalem verwirft; und Tillemonts Proteste sind
zwar gut gemeint, treffen aber neben das Ziel.
2) Ein ähnliches Verzeichnis giebt Victor Tunnunensis bei der Aufzählung
© der auf dem konstantinopolitanischen Konzil im Jahre des Johannes Gibbus (499)
Verdammten.
44 T. Abteilung
nestorianisierenden Väter, hat Flavian kein Opfer weder seines Intellektes,
noch seines Gewissens gebracht, Diese Unionsfreunde des Ostens waren
allezeit streng antinestorianisch. Die Ironie des Schicksals wollte es,
dafs, was sie damals als ihre Konfession formulierten: Festhalten an
den drei ersten Konzilien und Verdammung des Theodoros, Theodoret
u, s. f. im schneidendsten Gegensatz zu den Beschlüssen von Chalcedon
und zur gerechten Entrüstung” des korrekt diphysitischen Abendlandes
Justinian auf dem fünften Konzil zur orthodoxen Lehre erhob, So
ehrfürchtig man dort auch im allgemeinen von Chaleedon sprach, that-
sächlich hat man dasselbe in der Hauptsache eskamotiert; auch darin
trifft die spätere Orthodoxie mit diesen Vermittlern zusammen, dafs
beide gleichmäfsig einer unbedingten und vollständigen Verdammung
des Chalcedonense bis zum äufsersten sich widersetzten.
Es war nun ein überaus verhängnisvoller Fehler des Anastasius,
dafs er jene so überaus nützlichen Männer der Mittelpartei nicht halten
konnte oder wollte. Dem Reiche wären ohne den jetzt eintretenden
Umschwung die verhängnisvollen Wirren der nachfolgenden fünfzig
Jahre erspart worden. Aber die byzantinische Regierung hat in den
so zart anzufassenden kirchlichen Dingen oft eine recht unglückliche
Hand gehabt. Der Kaiser liefs sich von fanatischen Ratgebern (Ma-
rinos von Apameia) beeinflussen. Er war alt und abgenutzt und offen-
bar mehr geschoben, als selbständig handelnd, als er 512 sich zu einem
entschiedenen Systemwechsel entschlofs und die Mittelpartei den Ex-
tremen opferte. Flavian ward exiliert, und an seine Stelle trat das
Haupt der strengen Monophysiten, Severus, fragelos die bedeutendste .
theologische Kapazität dieser Epoche. Jetzt endlich wurden auch die
langjährigen Bemühungen des Xenaïas mit Erfolg gekrönt. Was Fla-
vians Autorität noch in Sidon verhindert hatte, wurde unter Severus
mit Glanz durchgesetzt. Auf einer grofsen Synode der orientalischen
Bischöfe zu Tyros wurde das Chalcedonense feierlich verdammt. - Über
diese Synode hatten wir bisher nur den Bericht des Dionysius von
Tell Mahré (Assemani B. O. II 19), welcher aber, wie schon Assemani
bemerkt, eine falsche Zeitangabe hat (J. d. Seleuciden 826 = 515). *
Sie kann nicht später als 513 fallen, da Elias von Jerusalem noch im
Amte ist. Der Bericht ist auch völlig unhistorisch; er erwähnt die
Anwesenheit von Vikarien der Erzbischófe von Konstantinopel und
Jerusalem und des Erzbischofs von Alexandrien, ja sogar des Papstes
Symmachus. Man sieht deutlich die Absicht der Spätern, dem orien-
talischen Diöcesankonzil ökumenischen Charakter zu verleihen. Auch
soll das Henotikon verflucht worden sein, was keineswegs der Fall war; *
es wurde nur „richtig“ interpretiert. Den Bericht über die wahren
H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 45
Vorgänge verdanken wir wiederum der syrischen Kirchengeschichte
(Land, Anecdota III p. 228):
„Zwölftes Kapitel über die Synode in Tyros, Kundmachung in den
Tagen des Severus und des Xenaïas, der Lehrer und Bischöfe, die mit
ihm waren und deutlich und öffentlich die Synode und den Tomos ver-
dammten. -
Severus aber, der nach Flavian in Antiochia war, war ein Mann
durch das Lesen der Weisheit der Griechen beredt und freiwillig arm,
erprobter Mönch, auch eifrig im wahren Glauben und bewandert, und
las mit Verständnis auch in den heil Schriften und deren Auslegungen,
von den alten Aufzeichnungen der Schüler der Apostel: Hierotheos und
Dionysios*) und Titus, auch Timotheos und derer nach ihnen, Ignatios
und Clemens und Irenäus und der Anhänger des Gregorios, Basileios
und Athanasios und des Julius und der übrigen Häupter der Priester
und rechtgläubigen Lehrer der heiligen Kirche, und wie die Schrift, die
ward für das Himmelreich, hervorgegangen aus den alten und
neuen Symbolen. Solchermafsen und durch viele Mitteilungen unter-
richtete er sich, fest gegründet in seiner Überzeugung von klarer
Einsicht.
Und jener Xenaias war auch ein syrischer Lehrer und bewandert
in dem, was in dieser Sprache vorhanden ist. Auch er beschäftigte
sich mit Fleifs mit ihnen, auch in der Lehre der Anhänger des Dio-
doros und Theodoros und der übrigen war er bewandert. Wie nun
diese Gottesverehrer lehrten die getrennten Gläubigen, so war jener ehr-
wiirdige und eifrige Mann für die Wahrheiten. Solches that man kund
dem Kaiser Anastasius, der aus voller Überzeugung das Konzilium von
Chalcedon ausdrücklich verdammte. Er verordnete, dafs zur Berich-
tigung dessen, was verlangt würde, eine.Synode der Orientalen in Tyros
versammelt werde. Und sie versammelten sich von Bischöfen aus der
Gegend von Antiochia und Apameia und Euphratensis und Assyrien und
Arabien und Phönizien am Libanos, und so war der Osten für den
wahren Glauben. Und er (Xenaias) erläuterte seine Schrift über dus
Henotikon Zenos, welches zur Beseitigung dessen diente, was in Chal-
cedon festgestellt wörden war. Und daselbst verdammten sie öffentlich
die Zusätze, die zum Glaubensbekenntnis gemacht worden waren. Und
die Bischöfe, welche mit Severus und Xenaias versammelt waren, pro-
1) Die Stelle ist interessant als eines der ältesten Zeugnisse für die Schriften
des Dionysius Areopagita, Noch älter ist das bei Liberatus im breviarium X,
wonach schon Kyrillos in seinen vier Büchern gegen Diodoros und Theodoros ihn
unter den Vätern citierte. Freilich bestritten die Orthodoxen Kyrills Autorschaft;
dem fünften Jahrhundert wird aber das Werk gleichfalls angehören.
46 1. Abteilung x
mulgierten die volle Wahrheit. Gläubige Männer und Lehrer, welche
an der Spitze der Bischöfe waren, traten eifrig auf und schrieben Briefe
der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und an Timotheus
in der Residenzstadt. Auch Elias, zu dieser Zeit in Jerusalem, stimmte
ihnen bei. Nach kurzer Zeit wurde er abgesetzt, und Johann folgte
ihm. Solchermafsen vereinigten sich die Priester aufser dem sus der
Römischen über diese Glaubensunion.“
Ich brauche nicht des nähern auszuführen, wie sehr dieser Be-
richt gegenüber dem des Dionysius von Tell-Mahrè den Vorzug verdient.
Ich glaube nun nicht zu irren, wenn ich der vermittelnden Gruppe
der Friedensfreunde im Sinne Flavians, welche in Tyros so entschieden
zurückgewiesen werden, auch den Styliten Josua beizähle. So erklärt
sich am besten seine begeisterte Verehrung für den irenischen Flavian
und seine nicht undeutliche Abneigung gegen den entschiedenen und
fanatischen Xenaias. Dieser Standpunkt, wenn wir so sagen dürfen des
Kryptomonophysitismus, erklärt auch seine für die damalige Zeit aufser-
gewöhnliche Zurückhaltung in dogmaticis; er wollte mit seiner Chronik
nach keiner von beiden Seiten Anstofs erregen.
Dadurch erhalten auch die sonderbaren Worte des 101, Kapitels
(Wright p. 76) die richtige Beleuchtung: „Wenn dieser Kaiser gegen
das Ende seines Lebens in einem andern Lichte erscheint, so soll sich *
niemand an diesen Lobpreisungen (die im Texte vorangehen) ‘stofsen,
sondern dessen gedenken, was Salomo am Ende seines Lebens that.“
Mit Berücksichtigung dieser Stelle nimmt von Gutschmid (Kl. Schriften
II $. 566) an,. dafs die Chronik zwar unter dem frischen Eindrucke der
Ereignisse, also wohl noch 507 verfafst, aber erst nach dem Tode des
Anastasius 518 veröffentlicht worden sei. Wright (preface $. IX) da-
gegen verlegt die Abfassung in den Winter 506 und den Anfang des
folgenden Jahres, Nöldeke (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 352) bald nach
November 506. Beide betrachten das Urteil über Anastasius als einen
spätern Zusatz. Wright vermutet, dafs derselbe vielleicht von Dionysius
von Tell-Mahré herrühre. Nöldeke (Z. D. M. G. XXXVI, 1882 S. 689)
stimmt-ihm darin bei, dafs diese Angabe von einem Spätern herrühre,
und hält auch die Vermutung bezüglich des Dionfsius für sehr wahr-
scheinlich. Er erklärt das absprechende Urteil über Anastasius daraus,
dafs die sehr diphysitische Gesinnung der europäischen Provinzen dem
monophysitischen Fürsten gelegentlich diese oder jene Konzession ab-
prefste, welche seinen strengen Glaubensgenossen als Verleugnung der
reinen Lehre erscheinen mufste. Indessen die Worte des 101. Kapitels
lassen auch eine andre Deutung als möglich zu. Es ist ja gewils
richtig, dafs die Worte unmöglich zu Anastasius' Lebzeiten geschrieben
H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 47
sein können; aber müssen sie darum unbedingt dem Josua abgesprochen
werden? Die Autorschaft des Dionysius ist doch nur eine unsichere,
von Wright mit aller Reserve in einer Note ausgesprochene Vermutung.
Was wir von Josua sicher wissen, ist seine grofse Verehrung für
Flavian. Nun wird dieser 512 durch Anastasius abgesetzt, und an
seine Stelle tritt der streng monophysitische Severus, der zwar das
Henotikon recipiert, aber unter gleichzeitiger Verdammung des Chalce-
donense, und mit Johannes von Alexandria und Timotheos von Kon-
stantinopel Gemeinschaft hält. Für Syrien bezeichnet dies das Aufgeben
der bisherigen Friedenspolitik des Anastasius; es ist eine Konzession
an die strengen Monophysiten, welche jetzt mit derselben fanatischen
Intoleranz ihre Herrschaft ausüben, wie später bei der unter ‚Justin ein-
tretenden Reaktion die Orthodoxen. Was ist nun natürlicher, als dafs
der milde Josua zur Zeit der drakonischen Mafsregeln Justins und Vi-
talians, welche die irenischen Henotiker, wie die korrekten Monophy-
siten gleichmäfsig hart trafen, in dieser Verfolgung aller nichtsynoditisch
Gesinnten die Strafe für die Exzesse der Monophysiten strengster Ob-
servanz erkannte? Der von ihm einst so gefeierte Kaiser Anastasius
trug mit Schuld an der Katastrophe, weil er die Absetzung des fried-
liebenden und zwischen den Parteien vermittelnden Flavian zum min-
desten hatte geschehen lassen; er war eben ‘in seinen letzten Jahren
nieht mehr der von Josua bewunderte „allmächtige gläubige Kaiser“,
sondern wie Salomo in seinem Alter, thöricht geworden. In einem sol-
chen Gedankenzusammenhange scheinen mir die Worte auch als nach-
trüglicher Zusatz des Josua selbst nicht auffällig oder unverständlich;
man hat dann nicht nötig, die Worte einem spätern Interpolator zuzu-
schreiben, wenn man an der auch aus historiographischen Gründen
empfehlenswerten Vermutung Gutschmids festhält, dafs die Chronik zwar
507 (oder kurz vorher) verfafst, aber erst nach Anastasius Tode mit
dem nachträglichen Zusatze sei veröffentlicht worden. È
Josua steht übrigens mit seiner Gesinnung keineswegs allein. Wir
haben dafür das sehr interessante Zeugnis eines spätern entschiedenen
Monophysiten, des Jakob von Sarüg. Dieser wird gleichmäfsig von
den Orthodoxen,-den Maroniten und den Jakobiten als ihr Heiliger in
Anspruch genommen. Dafs er zur strengen Richtung der Monophysiten
sich öffentlich bekannte, geht aus den von Martin publizierten Briefen
ganz zweifellos hervor. Indessen scheint diese Überzeugung bei ihm
nicht immer in der gleichen Stärke vorhanden gewesen zu sein, was
Assemani zu dem Versuch veranlafste, ihn als orthodox hinzustellen:
Freilich die von ihm angeführten Excerpte zeigen zum Teil eine bedenk-
lieh monophysitische Färbung; bei anderen allerdings kann eine ortho-
48 I. Abteilung
doxe Auslegung, wie sie Assemani beliebte, nicht von vornherein als
ausgeschlossen bezeichnet werden. Auch zeigt der Briefwechsel mit
den Mönchen von Mar Bassus, vor allem die schroffe, fast grobe Ant-
wort auf seine Verdammung des Nestorios, Eutyches, Diodoros, Theo-
doros und Theodoretos, wie wenig man in streng monophysitischen
Kreisen ihm traute. Obschon er seit seiner Jugend, seit 45 Jahren, den
Diodor von Tarsos verabscheut zu haben behauptet, verl sie —
und das ist charakteristisch — noch eine ausdrückliche Verdammung
von Leos Tomos, vom Konzil von Chalcedon und Annahme des Heno-
tikons u. s. £ Das neue Glaubensbekenntnis, welches Jakob jetzt nicht
ohne Verdrufs und leisen Hohn ablegt (Z. D. M. G. XXX, 1876 S. 249)
zeigt deutlich, dafs Lazarus und seine Mönche ihn flavianischer Gesin-
nung für verdächtig hielten. Darum prüft er nun die Frage über das
Konzil von Chaleedon „im Lichte der übernatürlichen Wissenschaft“
und kommt zu dem Resultate, dafs die Annahme des Henotikons die
Verdammung des Konzils in sich schlösse. Von Flavian, „dem Zer-
trenner Christi“, sagt er sich los und bekennt sich zu Severus. Was
das Henotikon nur in dunkeln und rätselhaften Worten ausgesagt hat,
das hat dieser klar und präzis gefafst. Seine Interpretation des Heno-
tikons, wonach dasselbe „geschickt und ohne Lärm“ das Konzil vertilgen
soll, ist die allein richtige, von der Synode von Tyros approbierte und
von den Alexandrinern von Anfang an vorgetragene Lehre. Sauer
genug wird dem Jukob diese „löbliche Unterwerfung“ geworden sein;
allein er befand sich den fanatischen Mönchen gegenüber in einer ähn-
lichen Zwangslage, wie Theodoret in Chalcedon, als er seine Stellung
zu Nestorios definieren mufste. Von ihrem Standpunkte aus scheinen
auch die Mönche mit ihrem Mifstrauen nicht ganz unrecht gehabt zu
haben; denn mit der Thronbesteigung Justins mufs Jakob wieder einen
kleinen Frontwechsel gemacht haben; anders vermag ich wenigstens das
Faktum nicht zu erklären, dafs, während sonst in den östlichen Pro-
vinzen die monophysitischen Bischöfe massenhaft entsetzt wurden, er
selbst 519 auf den Stuhl von Batnae befördert wurde.') Sein baldiger
Tod erlöste ihn von weitern Drangsalierungen, wie sie nach Dionysius
von Tell-Mahré Paulus von Antiochien in chalcedonensischem Eifer be-
reits gegen ihn begonnen hatte. Bei der leidenschaftlichen Schärfung
der Gegensätze war eben für die Mittelpartei kein Platz mehr. Männer
wie Josua, welche die Traditionen Flavians und der wahren Henotiker
1) Vgl, auch Abbeloos et Lamy, Gregorii Barhebraei chron. eceles. I p. 924,
926, deren Schlufsfolgerunggn ich freilich nicht beizutreten vermag. Die Ver-
mutung, dafs die Mar Bassusbriefe gefülscht seien, ist lediglich eine Verlegenheits-
auskunft,
H. Gelzer: Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens 49
aufrecht erhielten , mufsten sich immer mehr vereinsamt fühlen; sie
standen auf einem verlornen Posten, oder wenn sie, wie Jakob von
Sarüg, der jeweiligen Zeitströmung Konzessionen machten, traf sie nicht
mit Unrecht der Vorwurf der Charakterschwäche. Für das Reich war
es aber ein unersetzlicher Verlust, dafs die Mittelpartei völlig ausstarb.
Denn als Justinian bei seinen zahlreichen kirchenpolitischen Experi-
menten schliefslich zu der Einsicht kam, dafs seines Oheims unbedingtes
Eintreten für das Chalcedonense ein schwerer Mifsgriff gewesen war,
und als er demgemäfs zur. Entrüstung des Occidents das Programm der
alten flavianischen Mittelpartei plötzlich für die allein orthodoxe Reichs-
religion erklärte, da war es schon zu spät. Die Extremen hatten in
Syrien und Ägypten bereits die unbedingte Herrschaft erlangt und
verwarfen den neuen Unionsvorschlag mit Hohn. Das folgende Juhr-
hundert hatte die traurigen Folgen zu tragen.
Jena. | Heinrich Gelzer.
Byzant. Zeitachrift 1 1. L
Der Chronist Iulios Polydeukes.
Eine Titelfälschung des Andreas Darmarios.
Ein gut angelegter Katalog aller in den europäischen Bibliotheken
befindlichen Handschriften byzantinischer Chronisten und Historiker
wäre von dem gröfsten Werte, nicht blofs als Vorarbeit für die nötigen
kritischen Ausgaben verschiedener Schriftsteller; es würden sich viel-
mehr auch manche andere Fragen mit seiner Hilfe schnell erledigen
lassen, die jetzt viel Zeit und Briefe erfordern. Wir können dies leicht
an dem folgenden Beispiel sehen. Der Unterzeichnete hat an dem Re-
sultat geringes Verdienst; dasselbe gebührt den Herren, welche so
freundlich waren, ihn mit Auskunft über die verschiedenen Handschriften
zu unterstützen.
Ign. Hardt gab im Jahre 1792 eine byzantinische Chronik aus der
Münchner Handschrift Nr. 181 heraus, wo sie den Namen des Iulios
Polydeukes trägt. Sie reicht von Erschaffung der Welt bis zum Be-
ginn der Regierung des Kaisers Gratianus, ist übrigens am Ende ver-
stiimmelt. Dieselbe Chronik war schon 1779 — was Hardt übersah
— von Bianconi aus einem Ambrosianus publiziert worden, doch ohne
Verfassernamen. Denn in der Mailänder Handschrift fehlt aufser dem
Schluls auch der Anfang. Aufser diesen zwei Handschriften wurde in
der Litteratur noch auf einige andere aufmerksam gemacht: Fabricius-
Harlefs, Bibl. graec. VI 144, spricht von einem Palatinus und einem
Schleusingensis. Ersterer trägt jetzt die Nummer 399 und soll unten
noch erwähnt werden; letzterer ist nach gütiger Mitteilung des Herrn
Gymnasialdirektors Dr. Schmieder zur Zeit nicht mehr in Schleusingen
vorhanden; auch ergaben Nachforschungen über seinen Verbleib kein
Resultat. Ferner spricht Heyne in der Rezension von Hardts Ausgabe
(Gött. Anz. 1794 II S. 1495) von einem Gottingensis. Dieser (Philol. 74)
ist im vorigen Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Münchener Exemplar
abgeschrieben und deshalb wertlos.') Endlich hat B. Hase in den Noten
zum Leo Diaconus (S. XXVII und 414 der Bonner Ausgabe) auf eine
1) Die Notiz über die Handschrift und den Verfasser der Rezension verdanke
ich Herrn Prof. Dr. W. Meyer in Göttingen.
52 I. Abteilung
puorodoyixòv ris étanuegov (a. R. + von Darm.): F. 3° ré40g rev
mivaxos tig napovong BiBiov. — F. 4° ’loukiov trohudeúxouc ‘Ictopia
pucıkn | eic Thy Kocnonolav Ex TC yevecewc Kai xpoviKdv ÉpEEñC. | mpo-
oinov. | Inc. Beds 6 äypovos urd. Expl. f. 143" medio: éxl rovroıg dè
yeienög. Am Rande: G.oluaı éddints iv | Ind tig dpyaı drnrog. —
F. 144" ohne Überschrift inc.: ¿Oéurog' puuoddsos* Peóuidos xrA., am
Rande obrog esige dv tH dopyerino. Es ist das im Pinax Toropla
puoi) ’IovAlov moAvösvxovg genannte Stück, in Wirklichkeit das vorn
verstümmelte erste Buch von Pollux Onomastikon (p. 6 Bekk.). F. 172"
folgt das zweite Buch: TovAlov xodvdevxovs óvoparixóv BıßAlov (B'
fehlt). Expl. f. 184" .. wuxrnetgev Avoias (p. 74, 2 Bekker). — F. 185"
Huciohdoyixóv tic éZanuépou (von Allatius unter dem Namen des Eusta-
thius Antiochenus herausgegeben, Lugd. 1629). Inc. Kiruns uèv oùv
xal “Appixavos «rd. Expl. f. 214" 4 cadea... elonoi (sic; = p. 41 All).
Hierauf oörwg elqev év tò xrpororóxco to télog. Am Rande steht:
uereypapdtv tnd | tie faordixijg PuBAcobyxns Balordéas | lone'vürv,
und wieder in der Mitte der Seite: bx0 avöpeov dapuagiov rob éxe
davotov.
Cod. Palat. gr. 399 chart. in 8 quadr. saec. XVI ff. 294 ist eben-
falls von der Hand des Darmarios, wenngleich er keine Unterschrift am
Schlusse beigefügt hat. Die zwei Bücher des Onomastikon sind in dieser
Handschrift nicht enthalten; sonst stimmt sie völlig mit der Münchner
überein.
Das Exemplar, aus dem — direkt oder indirekt — diese beiden
Abschriften des Darmarios stammen, ist uns noch erhalten in der Mai-
länder Handschrift, aus der Bianconi die Chronik herausgab. Ich setze
die Beschreibung dieses alten Codex, die ich Herrn Prof. Dr. R. Schöll
verdanke, her: Cod. Ambros. D 34 sup. (n. 2) membr. 4° saec. X pulchre
scriptus (4e quaternionum, sed deest quat. xy); Tarenti emptus a. 1606.1)
1) Compendium historiae (primum folium [cum titulo] periit). Inc. | gov
dneiowg xa) dxdéros = Jul. Poll. chron. p. 8 Hardt. Expl. éxi rov-
tog dè yadexnds 7 |; cetera desunt unius quaternionis defectu. Ex-
cipit 2) Pollucis Onomastici (initio eadem de causa mutili) lib. I et II.
Inc.: éSéunros uuoddeos* Deduicos «rd. Expl. pvxtnoiterv db Avoías.
Sequitur 3) Duaioioyuxdr tig étanueoov averi yoapov. Inc.: KAÿuns
uty oùv xtA.; des. y oavea... elacıcı.
Dafs der Ambrosianus der Archetypus der Darmarioshandschriften
ist, geht deutlich daraus hervor, dafs in ihm das Fehlen des Endes der
Chronik und des Anfangs des Onomastikon nicht ursprünglich, sondern
1) Verwechslung von » und o sowie Itacismusfehler sind sehr häufig. _
Th. Preger: Der Chronist Iulios Polydeukes 53
durch den Ausfall eines Quaternio verursacht ist. Hingegen war das
erste Blatt, das jetzt im Ambrosianus fehlt, damals, als Darmarios oder
— wenn wir ein Mittelglied annehmen — sein Vorgänger kopierte, noch
vorhanden. ')
Hätten wir einen andern Gewährsinann als diesen leichtfertigen
Griechen, so würden wir annehmen, dafs der mit dem ersten Blatt
verlorene Titel der Chronik in seiner Vorlage ebenso lautete, wie jetzt
im Monacensis und Palatinus. Aber des Darmarios Zuverlässigkeit ist
so gering, dafs Zweifel an der Richtigkeit des Autornamens, der uns
in byzantinischer Zeit sonst nirgends begegmet, wohl berechtigt sind.
Zufällig kann man die Fälschung in unserem Fall klar beweisen.
Darmarios sagt auf der letzten Seite der Münchner Handschritt,
er habe dieselbe aus einem Codex der Bibliothek des Königs von Spa-
nien, d. i. der von Philipp II gegründeten Bibliothek im Escurial, ab-
geschrieben. Jetzt ist dort keine Handschrift mehr desselben Inhalts
vorhanden, aber in dem noch erhaltenen Katalog des 16. Jahrhunderts
(cod. gr. Escur. X 1, 16) lesen wir unter der Rubrik ‘Toropia éxx4n-
ciuctiri) xal Bio &yiwv ¿v 6” folgende Notiz (nach dem Auszug von
Miller, catal. des mss. gr. de l'Escur. $. 322): ‘n. 806: Histoire eccle-
siastique anonyme — histoire physique par Pollux — physiologie de
l'hexaemeron par Anonyme” Erinnern wir uns daran, dafs Darmarios
in dem zive& der Münchner Handschrift das verstümmelte erste Buch
des Onomastikon mit Torogia pvorxi) TovAiov IToAvdevxovs bezeichnet,
so ergiebt sich ohne weiteres, dafs die Handschrift Nr. 806 des alten
Kataloges mit der Vorlage des Darmarios identisch ist. Im Katalog
des Escurial war eben dem an zweiter Stelle stehenden akephalen
Werke, dessen Überschrift unbekannt war, der nicht völlig zutreffende
Titel fotopia pvorx% gegeben worden. Den Verfasser kannte man vom
darauffolgenden zweiten Buche. Darmarios aber hat, um seiner Hand-
schrift erhöhten Wert zu verleihen, den Verfassernamen und den
Titel des zweiten Werkes vor das erste gesetzt.
Als ursprünglicher Titel des Pseudo-Polydeukes bleibt also übrig:
eis Tv xoouonoulav Éx tig pevéosws xul qoovixòv Epebijs, eine Fas-
sung, zu der wir die Parallele haben bei Theodosios Melitenos. Bei
ihm lautet die Überschrift in dem -einzig bekannten Monacensis 218:
elg tiv xoouoxoulav Ex tis pevéoswg xal ¿E Gllwv lorogıxav Epebiis
cvvayoyr xa) diapógov ypovıröv. Es ist bekannt, dafs Theodosios,
Pseudo-Polydeukes und Leon Grammatikos, zu denen nun auch Vat. 163
1) Die Annahme, dafs Darmarios den Anfang aus einer ähnlichen Chronik
ergünzte — wie es im Vat. 163 geschehen ist — halte ich nicht für wahrscheinlich.
54 I. Abteilung. Th. Preger: Der Chronist lulios Polydeukes
kommt, unter den byzantinischen Chronisten eine nahe verwandte Gruppe
bilden (Hirsch, Byz. Studien 89—115). Bei Leon und im Vat. 163 ist
der Anfang mit dem Titel verloren gegangen; er wird auch bei ihnen
ähnlich gelautet haben wie bei den zwei anderen.* Auch das Werk
des Symeon Magistros gehórt teilweise zu dieser Gruppe; im. Vindo-
bonensis 91 trägt seine Chronik den Titel: síg tiv xoguoxoav &x rüs
pevéceos xal yoovixdy Epetijs ovileyiv mapa Lupedvos payiergov xal
Aoyo®érou êx diupdprv yoowxdy xul forogedv (Gelzer, Jul. Africanus
I 57; ganz ähnlich im Parisin. 1712, s. ebenda II 1, 281).
Ich habe oben die Möglichkeit offen gelassen, dafs zwischen dem
Ambrosianus und den Handschriften des Andreas Darmarios noch ein
Mittelglied sei. Da jedoch das Exemplar des Escurial nach dem Ka-
talog in quarto war, wie es der Ambrosianus ist, so besteht wenigstens
die Möglichkeit, dafs dieser selbst, bevor er im Jahr 1606 in Tarent
für Mailand angekauft wurde, im Escurial war und dort die Vorlage
des Darmarios bildete.
Zum Schlufs mag daran erinnert werden, dafs unsere byzantinische
Chronik nicht das einzige Werk ist, welches dem Verfasser des Ono-
mastikon fälschlich beigelegt wurde. Am Anfang desselben Jahrhun-
derts, in dessen zweiter Hälfte Darmarios den Palatinus und den Mo-
nacensis schrieb, kopierte sein Landsmann Georgios Hermonymos aus
Sparta die anonyme Schrift xepl x«dnuegivig bpuidlas und -setzte als
Verfasser an die Spitze den Polydeukes (cod. Par. 3049). Seine Autor-
schaft hat warme Verteidigung gefunden durch Boucherie, ist aber ge-
wifs ebenso falsch, wie wir es bei der Chronik nachgewiesen zu haben
glauben: vgl. Krumbacher, Abh. aus dem Gebiet der Altertumswissen-
schaft, W. v. Christ dargebracht, S. 307 ff. und Corpus glossariorum
Latin. ed. G. Goetz, vol. III S. XX und 223.
München. Theodor Preger.
1) Von den vier Chronisten bricht Ps -Polydeukes am ehesten ab. Denn
wenn wir seinem Werk auch den grölseren Teil des verlorenen Quaternio zuweisen
müssen, so kann es doch kaum weiter als bis zum Jahr 400 gereicht haben.
The identity of Thomas the Slavonian.
The civil war between the Emperor Michael II and Thomas the
Slavonian has never been fully treated in detail. I hope, with the
permission of the Editor, to contribute an account of this episode to
a future number of the Byzantinische Zeitschrift. In the meantime
this preliminary paper deals with some difficulties, which meet us at
the outset, touching the early career ot the hero ot the rebellion.
In reading the biographical statements of our authorities concer-
ning him, it is almost impossible to know where one is. One is never
sure that one has really got him. Sometimes one is tempted to adopt,
as a desperate expedient, the suggestion thrown out by Finlay that
two distinct persons were confounded. Even three Thomases would
not surprise us.
The first question touching this Proteus is his race. It is distinctly
stated by Genesius (p. 8 ed. Bonn.) that he was born by the waters
of lake Gazürus. This doubtless means that his birthplace was Gaziura
on the river Iris in Pontus, a town to the southeast of Amasia, and
to the west of Komana.') But while Genesius goes on to tell us in
the same passage that Thomas was an Armenian, in another place he
states that he was a „Seythian“ (oxu@ifov 146 yéva, p. 32), in other
words, of Slavonic origin. The latter statement is confirmed by the
Continuer of Theophanes (p.50 ed. Bonn.):
¿E donuov te povecov nai mevigo@vr, úldos bt xal ZxAafo-
yevy, tiv noAlaxıs Eyaıocsevdevrov xara tv “Avarodyy,
where the last words are intended to explain the presence of Slaves in
Pontus. But what does Genesius mean by saying that Thomas was
an Armenian? May it have been that his mother’s family was Arme-
-nian? Or was Genesius guilty of an error when he wrote the earlier
passage? Or were there two Thomases, one an Armenian, the other a
Slave? On this point the Letter”) of Michael II to Lewis the Pious
1) See Kiepert's Iliva& rod pecarmvinxod 'Eldnvicuod xara tiv dexatny ina-
tovraetnoida published 1883 by the Syllogos at Athens for the Diffusion of Hellenic
literature.
2) See Baronius, Annal. Ecclesiast. XIV 62—66.
56 I. Abteilung -
(whose authority would have been decisive) does not help us. From
it we only learn that Thomas was a disciple of the old devil and a
ready performer of his work. Nor can we draw any inference from
Simon Magister's ‘Popatos !), which would apply to any Roman subject,
whether Armenian or Slave.
The next difficulty concerns the career of Thomas before his revolt.
Here the Letter of Michael gives us a detailed story. According to
this document, he was the servant of a great Patrician in the days of
the Empress Irene, and proved treacherous to his master, and lay with
his master’s wife. When this became known, fearing punishment he
fled to the „Persians“, as the Saracens of the East were usually called
in Western Europe. He abode among the unbelievers until the reign
of Leo the Armenian, and during that time was recreant to the chri-
stian faith, becoming a Mohammedan in order to gain influence with
the Saracens and „other nations“. Further he persuaded them that he
was Constantine the son of Irene, that another had been blinded in
his stead, and that he had escaped with his eyesight.
In regard to this sketch of the tyrant’s career by the Emperor
who subdued him, the following points may be noted. (1) The name
of the great Patrician whom Thomas served is not given. (2) Thomas
is said to have actually committed adultery with the Patrician's wife.
(3) The length of his sojourn among the Saracens is not stated.
(4) No mention is made of the position which he held under Leo V.
(5) No reference is made to his having played a part in the revolt of
Bardanes under Nicephorus.
Let us now‘turn to another source, Genesius. Here we must dis-
tinguish two different accounts which he gives in differents parts of his
work. It will be convenient to designate them as A and B.
(A). On p. 35, in his account of the reign of Michael II, he re-
cords that Thomas, sprung of humble parents, went to the City of
Constantine to seek his fortune. He attached himself there to the
Patrician Bardanes, but, having attempted to commit adultery with his
lady and being charged of the treachery, he fled to Syria, where he
denied the faith of Christ and abode twenty five years. Genesius also
makes the extraordinary statement that the disloyalty of Thomas to his
master was prompted by the then reigning Emperor Nicephorus, who
was jealous of the virtues of Bardanes.
It is clear that this story does not hang together. A man‘ who
fled to Syria in the very first month of the reign of Nicephorus (De-
1) ed. Bonn, p. 621.
‘J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 97
cember 802)') and remained there five and twenty years could not be
in Romania rebelling against Michael in the year 821. Therefore,
either it is untrue that Thomas fled to Syria in the reign of Nicephorus
owing to treachery to his master, or he did not remain there so long
as a quarter of a century. |
It would be easy enough to assume that some error in the date
had crept in, but there is another nest of contradietions in Genesius,
and these must be pointed out before we compare his evidence with
the story of the imperial Letter.
(B). In an earlier passage of his work, where he digresses to
record the revolt of Bardanes, Genesius explicitly states (p. 10) that
Thomas not only served Bardanes in that unsuccessful enterprise, but
distinguished himself from his two comrades Leo and Michael, the
future Emperors, by faithfully clinging to his master, while they de-
serted to Nicephorus. This story is hopelessly at variance with that
told in the later passage (A). In the one story, Thomas is conspicuous
by his faithfulness to his master in the hour of need; in the other
account, he distinguishes himself by perfidy and flees — we must sup-
pose, before the revolt breaks out — to Syria. The only fact common
to the two accounts is that he was in the service of Bardanes, and to
this fact we may safely hold fast. And in either case he cannot have
been twentyfive years in Syria or anything like it.
We may now compare the two conflicting uccounts in Genesius
with the Letter of Michael. (1). The tale of Genesius, which I call (A),
gives the name of the Patrician, who is not named by Michael.
(2). While Michael says that adultery was committed, it is expressly
stated in (A) that Thomas tried to commit the act but did not suc-
ceed.”) (3). The time of the sojourn of Thomas in Syria, not stated
by Michael, is given in (A) as 25 years. (4). Genesius states in the
1* Book of his work that Leo V created Thomas turmarch of the
Federate troops and his words at least suggest that this appointment
was made immediately after that Emperor's accession (813).*) (5). The
part played by Thomas in the rebellion of Bardanes is described in
(B), but is inconsistent with (A).*)
1) I am bere taking the story on its own merits, without regard to the fact,
otherwise known, that Thomas aided Bardanes in his revolt in 803.
2) Deóyo» dì chy ¿ml ej porzela dluny fiv narangdkaodaı piv éxereadn, vi»
eig Hoyov dè xooëBn, sis Zvolar énédou.
8) p.12. ávagondels dì Inuocla Adwy 6 Baouests Oouty x. y. 1.
4) For the connexion of Thomas with the revolt of Bardanes see also Life
of Leo V in Theoph. Contin.
58 I. Abteilung
It is evident that the testimony of Michael agrees with (A) except
in a minor point, and that neither squares with (B). When Michael
says that Thomas entered the service of the Patrieian in the reign of
Irene this is not inconsistent with the statement of (A) that he left
the service of his master in the reign of Nicephorus. The only point
in which the stories are slightly inconsistent is that according to
Michael the adultery was consummated, according to (A) it was mot.
Here we naturally give the preference to Genesius, even though Michael's
testimony in that of a contemporary. But the difference is of no im-
portance. If we had only these two accounts before us we should have
no diffieulty in reconstructing the career of Thomas. We should say
that he fled to Syria early in the reign of Nicephörus, owing to the
discovery of an intrigue with the wife of his master Bardanes and that
he remained among the Saracens until some time in the reign of Leo.
We should say that the „25 years“ in Genesius was a slip of the writer
or an error in the Ms.
But we cannot get rid of these 25 years so easily. The same
period is mentioned in the Continuation of Theophanes (p. 51, Zrog
pdo nov dinvdero todro zeunrbv zal elxoorsy),.. The compiler, who
put together the history of Michael the Amorian by the orders of
Constantine Porphyrogennetos, felt, like us, considerable perplexity as
to the facts about Thomas. He states that there are two different
stories about the tyrant (durrdg Adyog pégercr) and declares in favour
of that which corresponds to (A) of Genesius. But he tells us one im-
portant fact about this version, which we do not learn from Genesius,
He tells us that he derived it from a written source, — ¿E éyyodpor
tvov &yav th Pefawov (p. 50). We might have suspected this, but we
could not have known it, from Genesius' dxguBéoregor dettorogetota
But there is one very important difference between the account
of the Continuer and that of Genesius. The Continuer writes thus of
the connexion of Thomas with Bardanes:
x0l dij tivi tov GvprANTIZOV Eunngsreiv te nal Aerrovopetv
noAAndelg ur. A,
not stating, or seemingly knowing, who the ovyxAnrızdg or Senator in
question was. Genesius, on the other hand, knows that he was Bar-
danes. Yet the word xoAAndeis, which both writers use, betrays that
they got their facts from a common source — the &yygapa mentioned
by the Continuer. Genesius puts it thus:
x0l xoZAnBels tivi tov zergıxlov (Bugódwns obros iv 6
AeyBeis) x. 1, A.
Here, I believe, we have the key to unlock the true story of
J. B. Bury: The identity of Thomas the Slavonian 59
Thomas. The author of that common source was as ignorant of the
name of the master whom Thomas wronged, as were the authors of
the Continuation of Theophanes. It was only Genesius who knew that.
The parenthetical way in which he introduces the name Bardanes ıs
significant. It would be too much to say that this identification was
entirely due to Genesius himself; he may have supplemented what he
found written by some popular story, in which, as is the way in po-
pular stories, different people were confused. The intfoduction of Bar-
danes into the tale brought with it as a matter of course the intro-
duction of Nicephorus.
The key to the problem is that the Patrician from whose
vengeance Thomas fled to Syria was not Bardanes. It is ex-
pressly stated by Genesius and the Continuer that Thomas was an old
man when he rebelled.') Supposmg him to have been sixty years of
age in 820, he would have been born in 760. We might suppose that
he came to the City when he was about twenty years old and entered
the service of the nameless Patrician at the beginning of Irene’s reign
(780); that he was soon obliged to flee to Syria, where he spent the
rest of that reign among the Saracens, and, at the accession of Nice-
phorus returned to Romania and attached himself to the fortunes of
Bardanes, so as to take part in the rebellion of 803. The difficulty
still remains that the period of twenty five years is not completely
accounted for. If he fled to Syria in 781 and returned in the first
months of 803, twenty three years would be an accurate description;
but twenty five would not be a very serious exaggeration in a case of
the kind. If such an exaggeration seem unlikely — to me, for one,
it seems by no means unnatural —, we have the alternative of suppo-
sing that Michael was inaccurate in stating in his Letter to Lewis that
the incident of the adultery took place in Irene’s reign. Either mistake
might have been made; but the number given by the later writers is
more likely to be wrong, as Michael who had known Thomas when
they both served Bardanes, probably knew the fact more accurately
and had no motive to misrepresent the date. Yet another alternative
is possible. After the suppression of the revolt of Bardanes, Thomas
may have returned to his Saracen friends. Indeed it seems almost
certain that he found a refuge there, for, as he had supported Bardanes
to the end, he was not safe within the borders of the Empire. If so,
the period of twenty five years may represent the sum total of the
lengths of both his sojourns in the dominions of the Caliph.
nn ee _
1) Genesius p. 82, roûs dé xal ynearog dv.
60 I. Abteilung. M. Treu: Demetrios Kydones
To sum up. The accounts of Thomas given in (1) the Letter of
Michael to Lewis, (2) Genesius, Book I, and the Life of Leo V in
Cont. Theoph., (3) Genesius Book II and the Life of Michael II in
Cont. Theoph., can be brought into general harmony, if we recognize
that the identification of Bardanes and the Patrician whom Thomas
wronged was due to the inconsiderate fancy of Genesius.
J. B. Bury.
Demetrios Kydones.
Ein Demetrios Kydones hat seinem unmündigen Neffen Johannes
testamentarisch als Legat 50 Hyperpyra vermacht. Der Patriarch von
Konstantinopel Matthaios I bestimmt im Mai 1400, dafs diese Summe
Johannes’ Mutter, der Protomaistorisse, übergeben werde. Er bestimmt
dies auf Veranlassung ‚eines der Testamentsvollstrecker, des Michael
Gabalas, welcher Höfling des Kaisers Manuel II Palaiologos war —
olxetoz To xputtoto xal ayia avroxpgdropl. Vergl. Fr. Miklosich et
los. Müller, Acta patriarchatus Cpolitani, tom. II pag. 390 f. Ich
glaube in jenem Demetrios Kydones den berühmten „Essayisten“ wieder-
zuerkennen. Auch er ist ein Höfling. Noch im letzten Jahrzehnt des
14. Jahrhunderts stand er mit seinem Schüler und Freunde, dem Kaiser
Manuel II, in Briefwechsel, und dieser Briefwechsel ist überhaupt die
letzte Thatsache, welche wir aus seinem Leben kennen. Vergl. K. Krum-
bacher, Gesch. der byz. Litteratur S. 205. Wir werden also schwerlich
irren, wenn wir annehmen, der bekannte Demetrios Kydones sei im
ersten Drittel des Jahres, 1400 gestorben. — In jenen Akten werden
noch zwei Leute Namens Kydones erwähnt, beide ohne Vornamen: der
eine war 1394 Protonotar in Christopolis (dem alten Amphipolis), der
andere, der Schwiegervater des Bäckers Theotokes, starb, wohl auch
im Jahre 1400, &v ’Avaroin. Vergl. jene Akten S. 204 und 416.
Breslau. Max Treu.
Die byzantinische Kunst.
Krumbacher hat in seiner , Geschichte der byzantinischen Litte-
ratur“ die versprengten Arbeiten auf byzantinischem Gebiete zusammen-
gefafst und schafft heute in der „Byzantinischen Zeitschrift“ ein Organ,
welches diese Vereinigung aufrecht erhalten und fortführen soll. Was
sich seit Jahren auf allen Wissensgebieten ankündigte, hat dadurch
greifbare Gestalt angenommen: das Studium der Byzantiner um ihrer
selbst willen, nicht wie bisher im Zusammenhange der klassischen,
mittelalterlich-abendländischen und orientalischen Kultur, soweit die
Kenntnis des Byzantinischen zur Herstellung eines Zusammenhanges
derselben untereinander notwendig war, sondern als der einzig dastehen-
den Erscheinung einer Kultur, die Antike und Christentum, Orient und
Hellenismus in sich vereinigt, ohne dafs barbarische Einwanderungen
die alte Volksmasse wesentlich verändert hätten. Das byzantinische
Reich führt vielmehr äufserlich den Kampf der Graeco-Italiker gegen
die anstürmenden Völkermassen des Orients und die nordischen Bar-
baren fort, seine endliche Niederlage in diesem Ringen ist zugleich sein
eigener Untergang und der Untergang des letzten Restes direkter an-
tiker Tradition. Insofern setzt die Geschichte von Byzanz diejenige der
klassischen Völker fort und unterscheidet sich darin wesentlich von
den neuen Kulturen des Abendlandes und des Islam.
Die Kunstgeschichte ist vielleicht am weitesten zurück in der
Kenntnis der byzantinischen Welt. Was in Spezialwerken und Hand-
büchern darüber berichtet wird, baut sich auf ein paar zufällig bekannt
gewordene Denkmäler auf, die überdies für die spätere Zeit nicht ein-
mal zu den mafsgebenden gehören. Nur Bayet und Kondakoff') haben
Versuche systematischer Forschung gemacht, der eine, indem er die
Skulptur und Malerei in vorikonoklastischer Zeit untersuchte, Kondakoff,
indem er der in den europäischen Bibliotheken so glänzend vertretenen
Miniaturenmalerei, die ihrer absoluten Bedeutung nach am Schlusse
daran kommen sollte, eine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung
—
1) Man vgl. für die Litteratur Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 30 f. und |
Kondakoffs Einleitung zur Hist. de Part byz.
62 T. Abteilung
angedeihen liefs. Die Bedeutung der byzantinischen Kunst wird zwar
allseitig anerkannt, aber es geht ihr niemand ernstlich zu Leibe. Dobbert
in Berlin, der durch seinen Zusammenhang mit der russischen Schule
darauf geführt wurde, ist beim Abendmahl stehen geblieben. Brock-
haus in Leipzig entwickelt neuerdings eine sehr schätzenswerte Kenntnis
der griechischen Kirchenlitteratur, besitzt aber noch zu wenig Erfah-
rung auf dem Gebiete der byzantinischen Kunst. Bayet läfst leider
gar nichts mehr von sich hören. Daher bleiben nur Kondakoff in Peters-
burg und seine Schüler, Schlumberger in Paris, Charles Diehl in Nancy,
Tikkanen in Helsingfors und der Verfasser. Es wäre sehr zu wünschen,
dafs man auf deutschen Universitäten der byzantinischen Kunst gegen-
über nieht riete “Lassen Sie einstweilen die Hand davon’ (Grimm), son-
dern junge versprechende Kräfte zur Ausfüllung dieser bedeutendsten
Lücke der Kunstwissenschaft anspornte und unterstützte. Solange die
Kunstforschung das Studium des Byzantinischen umgeht und nicht als
Pflicht erkennt, fehlt ihr in der That der wissenschaftliche Charakter;
‘denn dann sucht sie sich aus, was ihr schmeckt, macht Mode und folgt
derselben. Die Verleger wissen das.
Allerdings, das Studium der Kunst der Byzantiner ist nicht so be-
quem und kostspieliger als das der abendländischen Kunst, Aber bei
einiger Konzentration der Kräfte und Mittel könnte doch ein Scherflein
für Byzanz abfallen, ohne dafs wir deshalb auch nur entfernt in das
Extrem der klassischen Archäologie zu verfallen brauchten, welche Grie-
chenland und den Orient durchwühlt und die Kunst Roms fast gänzlich
vernachlässigt. Mit der Topographie von Konstantinopel hat sich seit
Gyllius kein europäisch geschulter Gelehrter an Ort und Stelle be-
fafst. Ducange, Unger, Labarte konstruieren lediglich auf Grund der
litterarischen Quellen. Paspati, den Arbeiten des 'EAAnrıxög DıAoAo-
yırbg Dadoyog in Konstantinopel, sowie Dethier, Mordtmann, Mühl-
mann, Millingen u. a. fehlt die vor allem durch die Bearbeitung der
Topographie von Rom und Athen erzielte Schulung dieser Art For-
schung und der kunsthistorische Standpunkt. Dies gilt bis zu einem
gewissen Grade auch von den einschlägigen Arbeiten Kondakoffs,
Destunis’, Ljuksas u. a., obwohl sie jedenfalls in erster Linie anerkannt
werden müssen, Bearbeitet sind eigentlich nur die Mauern der Stadt;
doch fehlt hier jede Publikation des Hauptdenkmals: des goldenen Thors,
welches für sich allein imstande ist, eine Vorstellung der Bedeutung
der Theodosianischen Zeit für die Entwicklung der byzantinischen Kunst
zu geben. Für die Mauern des Septimius Severus und Konstantin sind
wir nicht über das Stadium zum gröfsten Teil haltloser Konjekturen
heraus. Die Ansichten über Lage und Abgrenzung der Regionen sind
I. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 63,
durchaus schwankend, es fehlt jede klare Darstellung der Fundamental-
sütze der Überlieferung. Von irgend einem Versuche einer systema-
tischen Aufarbeitung der Denkmäler kann nicht die Rede sein. Kon-
dakoff hat zwar neuerdings nochmal die Nachrichten gesammelt, und
sein Buch hat speziell für die Kirchenstatistik Wert. Aber er bringt
auch nicht eine Detailaufnahme, sondern beschränkt sich ausschließlich
darauf, die Platten der Photographen von Konstantinopel zu reprodu-
zieren. Dazu kommt, dafs die von Architekten gemachten Aufnahmen
ihnen zufällig zugänglicher Denkmäler unzuverlässig sind. Von Pulgher
ganz zu schweigen, trifft dieser Vorwurf auch Salzenberg, der die by-
zantinischen Formen ähnlich sah, wie das vorige Jahrhundert die An-
tike: damals erschien alles barock, für Salzenberg schillert alles roma-
nisch, Um Beispiele zu nennen, zeichnet er das glatte, von Unger
Trichter genannte Kämpfer-Kapitell stets als romanischen Würfel (so
häufig auch Choisy u. a.) und giebt zumeist Acanthus mollis, wo der
so charakteristische Acanthus spinosus sitzt. Das goldene Thor mit
seinem Propylaion, die Reste der Palastarchitektur, die Cisternen und
Säulen, eine ganze Anzahl von Kirchen, darunter sehr wertvolle wie
Kalender, Gül und Fetije Dschami sind so gut wie unbekannt; dafür
kommt man immer wieder auf die sog. Theotokos- oder Theodoroskirehe
am Wefa Meidan zurück, die weder datiert noch einheitlich erbaut ist
und hölzerne Kuppelstützen hat. Wo finden sich Abbildungen der zahl-
losen Architekturstücke und Skulpturfragmente, die im Museum und
sonst allerorten ihr Stillleben führen? Die Mosaiken, soweit sie nicht
durch die gewerbsmäfsigen Photographen veröffentlicht sind, blieben
unbeachtet. Und was von Konstantinopel gilt, das gilt ebenso für die
ganze Türkei. Für Saloniki und Trapezunt sind wir noch immer auf
die unzuverlässigen Aufnahmen Texiers angewiesen, Bayet hat gezeigt,
was dort an Schätzen zu heben ist. Über Kleinasien wissen wir nur, was
Choisy aus Ephesus, Sardes und Philadelphia berichtet hat. Vogüés
Arbeiten über Syrien und Jerusalem haben keine Nachfolge gefunden,
Ägypten ist noch völlig terra incognita. Inzwischen wüsten die Türken
und christlichen Händler weiter, jeder Tag bringt den Verlust neuer
wertvoller Überreste. Architektonische Denkmale stürzen ein oder
drohen mit dem Einsturz (Tekfur Serai) oder sie werden auf Abbruch
verkauft, skulpierte Marmorstücke wandern in die Hände der Steinmetzen
oder werden zu Kalk verbrannt, und neuerdings verschwinden figürliche
Bildwerke um Gott weils wann im Abendlande wieder aufzutauchen,
ohne dafs dann noch jemand ihre Provenienz kennt oder eingesteht.
Die Türken, so sehr die leitenden Behörden scheinbar dem europüischen
Drucke folgen, sehen es gern mit an, wenn die Zeugen der christlichen
Gi * È T. Abteilung
Vorzeit verschwinden. Ist doch der dem Verfasser gegentiber einst
von der Behörde geltend gemachte Grundsatz, dafs es vor den Türken
in Konstantinopel überhaupt nichts gegeben habe und jeder, der dar-
über etwas zu sagen habe, ein Schwindler sei, bezeichnend genug. Die
besseren Elemente unter ihnen müssen dem von der Mehrheit aus
geübten Zwange aus Rücksichten der Selbsterhaltung folgen.
Etwas besser steht es in Griechenland; aber auch dort möchte
man das christliche Mittelalter gern vollständig eliminieren. Bei der
grofsen Masse ist das verständlich. Aber die Gelehrten sollten die Be
schäftigung mit der christlichen Kunst nicht in den Händen eines
Lambakis allein lassen. Sein Buch über Daphne, Kremos' resp. Diehls
Werk über Hosios Lukas und die schleuderhaften Aufnahmen von
Couchaud: das ist ziemlich alles, was über Hellas gearbeitet worden
ist. Und doch hat der Europäer hier mit gar keinen Schwierigkeiten
zu kämpfen, die Behörden kommen ihm entgegen, das Land ist leicht
zugänglich. Und es stehen hier die allerwertvollsten Denkmäler der
mittel- und spätbyzantinischen Zeit aufrecht, von denen eines allein im-
stande wäre, die landläufige Voreingenommenheit gegen die byzantinische
Kunst, so weit sie die Architektur betrifft, in Scham über die mafslose
Verblendung umzuwandeln. Keines dieser Denkmäler, nicht einmal die
Marksteine byzantinischer Kunst, Daphne, Hosios Lukas, Mistra sind
in Abbildungen publiziert. Wer wagt die Mittel dafür bei dem noto-
risch schlechten Absatz, der bei dem, oft lediglich geheuchelten Interesse
für diese Zeit zur Erfahrung geworden ist? Ich habe solehe Tafelwerke
zum Teil fertig bearbeitet liegen; aber wer verlegt mir denn die „By-
zantinischen Denkmäler“! Halb gezwungen habe auch ich unglück-
licherweise mit der Kleinkunst begonnen, statt das Niveau der Betrach-
tung von vornherein auf die monumentale Kunst zu erhöhen. Schliefslieh
wird nicht nur der Laie, sondern auch der Fachmann glauben, dafs die
byzantinische Kunst lediglich eine Werkstatt für Miniaturen, Emails,
Elfenbeinschnitzereien und dergleichen, d. h. eine Produktionsanstalt für
Kunstgewerbemuseen gewesen sei. Die Krüfte des einzelnen werden
hierin nur langsam Wandel schaffen. Möchte vor allem die klassische
Archäologie bei ihren kostspieligen Expeditionen mehr Rücksicht auf
die byzantinischen Denkmäler nehmen und die altehristliche Archäologie
ihr Interesse bald intensiv auch dem Oriente zuwenden! ;
Nachdem ich so beiläufig versucht habe, den niedrigen Stand der
byzantinischen Kunstforschung und die allgemeine Schuld daran zu
charakterisieren, wende ich mich der Frage zu, welche eigentlich Anlafs
zu diesen Zeilen gegeben hat. Krumbacher benutzt in der Einleitung
zu seiner Geschichte der byz. Litteratur S. 5 eine von Springer wieder-
J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 65
holt ausgesprochene Ansicht als unterstützenden Beleg dafür, dafs man
den Beginn der byzantinischen Kultur um die Mitte des ©. Jahr-
hunderts ansetzen müsse. Bis zum 6. Jahrhundert wandle die christ-
liche Kunst im Orient und Occident gemeinsame Bahnen und zeige
eine grofse Gleichförmigkeit des Stils; eine Trennung lasse sich bis zu
dieser Zeit nicht durchführen, eine eigenartige Richtung der christlichen
Kunst im Osten werde erst später (seit Heraklios etwa) bemerkbar.
Ungefähr das Gegenteil davon ist richtig. Bis auf Konstantin bzw.
Theodosius wandelt die Kunst im Orient und Occident gemeinsame
Bahnen, dann übernimmt die in Konstantinopel neu erstandene byzan-
tinische Kunst die Führung und dringt in .Justinians Zeit zum Höhe-
punkt und allgemeiner Herrschaft durch. Das, was sie bis dahin ge-
schaffen hat, wird, von der figürlichen Monumentalplastik abgesehen,
zu allen Zeiten in Byzanz festgehalten, der Occident aber unterliegt
seiner Altersschwáche und der Invasion der germanischen Barbaren,
deren Ornamentgeschmack im 8.— 10. Jahrhundert auch die monumen-
tale Kunst beherrscht. Springer wiederholt seine Ansichten präziser
formuliert in den Grundzügen der Kunstgeschichte (II. das Mittelalter).
Wenn ich wage gegen die Autorität des verehrten Meisters meine
Überzeugung geltend zu machen, so geschieht dies mit dem Hinweis
darauf, dafs Springer immer nur vom Standpunkte des Abendländers
aus urteilte. Er hat nie von der Hochburg des Byzantinismus, von
Konstantinopel aus auf die Denkmälerwelt des christlichen Orients herab-
geblickt, nie mit dieser intimen persönlichen Verkehr gepflogen und
von ihr ausgehend den Blick zurück nach dem Westen gerichtet.
Springer stellt an die Spitze des Mittelalters A. die altchristliche
Kunst, indem er mit Recht kleinliche Bedenken beiseite läfst und in
einem für die Allgemeinheit berechneten Handbuche der Antike I gegen-
über die christliche Kunst II zusammenfafst. Die wissenschaftliche
Kunstgeschichte aber muls, wie dies Sybel gethan hat, den Titel A
zur Antike ziehen und hat dann zwei Perioden zu scheiden, wie Sybel
empfunden, aber nicht durchdrungen hat — nach dem Stande der For-
schung auch nicht durchdringen konnte:
1. Die altchristliche Kunst, die neben der Antike besteht!) und
wie diese lokale Verschiedenheiten, aber im allgemeinen einheitlichen
Grundchargkter zeigt: in Rom wie in Italien überhaupt, in Gallien,
Hispanien, Afrika und im Osten, für den Bayet die vorhandenen, noch
spärlichen Belege gesammelt hat. Ihr Charakter ist anerkannt ein naiv
1) Ich würde sagen schmarotzend, wenn ich " = milfste, mils-
verstanden zu werden. Bayet (Recherches ' "Ue
sogar auf die Bezeichnung ,,byzantir*
Byzant. Zeitechrift I 1.
66 I. Abteilung
symbolischer. Sie vegetiert nach dem +4. Jahrhundert kraftlos weiter
in Italien sowohl wie im Orient, wo sie, scheint es, z. B. noch in der
koptischen Kunst einen Ausläufer fand.
2. Die altbyzantinische Kunst, welche nicht neben der Antike be
steht, sondern die Traditionen derselben aufnimmt und fortführt, daher
die antike Kunst selbst in ihrem letzten Blütestadium ist. Sie ‘ent-
wickelt sich nicht der altchristlichen gleichwertig neben gleich inten-
siven Strömungen in Rom und den andern Gebietsteilen, sondern sie
saugt wie die antiken, so auch die altchristlichen Kräfte aller Gebiets-
teile auf, nimmt dann eine eigene, völlig selbständige Richtung und
beherrscht schliefslich alle Lokale, in denen die altchristliche Kunst
einst blühte und noch vegetiert. Ihr Charakter ist ein historisch-
dogmatischer, der Tag ihrer Geburt die Gründung Konstantinopels.
Ohne letztere hätte die altehristliche Kunst, vielleicht etwas aufgefrischt
durch die Befreiung der Kirche, allein weiter gewirkt, bis Mohamedaner,
Germanen und Slaven ihr und damit der antik-christlichen Kunst über-
haupt das Ende bereitet hätten, das sie thatsächlich fand. Konstantinopel
aber wird der Stützpunkt der neuen christlichen Welt, seine Rolle ist
eine viel bedeutendere als die Alexandrias in hellenistischer Zeit.
Mögen auch im 4. Jahrhunderte die alten Zentren, vor allem Rom und
Alexandria noch Geltung haben, seit Theodosius tibernunmt doch das
neue Rom am Bosporus die Führung und steht bald ohne jede Kon-
kurrenz da.
Die Gründe für die rasch erreichte Weltstellung Konstantinopels
sind oft genug besprochen worden. Für die Entwicklung einer neuen
mächtigen Kunstrichtung kommen vornehmlich zwei Momente in Be
tracht. Konstantinopel wird im 4. Jahrhundert der Universalerbe der
antiken und altchristlichen Kunst. Was in den einzelnen Gebiets-
teilen des weiten Reiches an lebensfähigen Kräften übrig geblieben
war und dort versprengt allmählich dahinstarb, das wurde zugleich
im 4. Jahrhundert von dem Überschufs an künstlerischen Kräften auch
nach dem Bosporus übertragen. Römer, Griechen, Alexandriner, Syrer
und Kleinasiaten traten hier, angelockt durch die Begünstigungen des
grofsen Kaisers, zu gemeinsamem Wirken zusammen. Sie brachten die
geistige Kraft mit -— der Boden selbst lieferte ihnen die Mittel, die-
selbe unabhängig von der Heimat weiter zu entwickeln. Dieses wich-
tige Moment ist bisher völlig übersehen worden. Man wird zugeben:
wären die neuen Römer in der Materialbeschaffung auf die Mutterlande
angewiesen gewesen, so hätten sie sich nicht in dem Mafse vom Alten
lossagen können, wie dies bei Einschlagung neuer Bahnen naturgemäfs
notwendig ist. Nun lagen aber so zu sagen in Konstantinopel selbst,
J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 67
vor den Thoren der Stadt die uralten Marmorbriiche der prokonnesischen
Insel, sie waren es, welche, der Architektur und Plastik wenigstens,
von vornherein ein unabhängiges Vorwärtsschaffen sicherten. Es ist
nicht unwahrscheinlich, dafs Konstantin auf diese unerschöpfliche
Materialquelle bei Gründung der neuen Hauptstadt Rücksicht nahm,
wenigstens bewegt er sich nach den Berichten der Historiker mit seinen
Plänen auffallend im Umkreis derselben, wenn er zuerst Troja, dann
Chalcedon, endlich Byzanz wählt.
Man berücksichtige die beiden geltend gemachten Momente, dazu
die stets zu raschem, frischem Schaffen antreibende Bausucht Kon-
stantins und seiner Nachfolger, die Fülle allseitiger Aufgaben — es
miifste nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, wenn diese gärende
und drängende Kunstmasse nicht mit der Zeit eine eigene Richtung
genommen hätte. Dafs dieselbe Dauer erhielt und nicht mit dem sin-
kenden Bedürfnisse wieder verschwand, dafür sorgte nach einer Haupt-
richtung der allmählich kräftig entwickelte Betrieb in den Steinbrüchen
der Prokonnesos. Sobald Konstantinopel nicht mehr die ganze Leistungs-
fähigkeit derselben in Anspruch nimmt, werfen sich die dortigen Händler
auf den Export. Doch davon später. Man fasse ferner im allgemeinen
die grolsen zeitgeschichtlichen Faktoren ins Auge, vor allem, dafs der
Zeitpunkt der Gründung Konstantinopels zusammenfällt mit dem Augen-
blick, in welchem der gewaltigste Bildner und Konservator aller Kunst-
formen, die Religion, wechselte. Zwar gilt dies ebenso gut für Rom,
wie für die anderen Gebiete. Dort aber wurzelten die Künstler dauernd
im heimischen Boden und in seiner jede freie Regung niederdrückenden
Tradition. Daher läuft dort die Kunst im altchristlichen Geleise weiter
bis zu ihrem mehr oder weniger seligen Ende. In Konstantinopel
aber hängen die Auswanderer nur durch ihre eigene Person an den
überlieferten Formen fest, mit jeder neuen Generation mulste die Nach-
wirkung derselben schwinden. Und nicht nur ist diesen Künstlern die
Religion zugleich mit dem heimischen Boden unter den Füfsen weg-
gezogen, sie bilden zudem keine einheitliche Masse, sondern ein Kon-
glomerat, zusammengewürfelt aus aller Herren Länder, so dafs die Art
des einen vom andern nur in den Grundzügen verstanden wird, woraus
denn mit der Zeit ein Schwanken entstehen mulste, ein Aufgeben, Zu-
sammenschliefsen, endlich ein neuer Stil. Dazu kommt, dafs die antike
Kunst selbst noch eine ganze Reihe latenter Kräfte aufzuweisen hatte.
Noch war ihr Kreislauf nicht vollendet; die Anforderungen des christ-
lichen Kultus entwickelten diejenigen Seiten, nach denen sie noch einer
Entwicklung fähig war: im Ausbau und Schmuck des Innenraumes, in
der Anwendung des Bogens bzw. der Kuppel, die in hellenistischer Zeit
68 I. Abteilung
begonnen hatte, aber bei den festgewurzelten Aufsenformen nicht vor-
wärts rückte, endlich in dem Siege der Malerei über die Plastik, den
jede natürliche Entwicklung schliefslich mit sich bringt. Und wie das
byzantinische Reich selbst zur Zeit Justinians den vollen Umkreis der
damaligen Kulturlande umfafst, so erstreckt sich um dieselbe Zeit auch
der byzantinische Einflufs in der Kunst, soweit ich bis jetzt beobachten
konnte, auf die gesamten Küstengebiete des Mittelliindischen und Schwarzen
Meeres.
Ich denke, diese Erwägungen, erst einmal ausgesprochen, müssen
die Behauptung, dafs die Kunst im Orient und Oceident bis zum
6. Jahrhundert gemeinsame Bahnen beibehalten und im Osten erst
nach dieser Zeit eine eigenartige Richtung eingeschlagen habe, a priori
als unwahrscheinlich erscheinen lassen. Soweit ich nun die Denkmäler
von Konstantinopel kenne, bestätigen sie die aprioristische Wahrschein-
lichkeit durchaus, ja ich bin von ihnen ausgehend, nachträglich erst
zum Durchdenken der Verhältnisse angeregt worden. Ich greife nur
das eklatanteste Beispiel heraus: die Entwicklung des byzantinischen
Kapitells.
Für. das 4. Jahrhundert fehlen datierte Beispiele. Wahrscheinlich
ist, dafs die antiken Formen angewendet wurden und zwar in ihrer
vollen Reinheit, denn ich habe keine Spur so roher Bildungen wie in
Syrien gefunden. Das erste datierte unter den erhaltenen Denkmälern
ist das goldene Thor, entstanden kurz nach 388. Die Pilaster-Kapitelle
haben korinthische Form, der Acanthus ist der alte römische Acanthus
mollis, doch sind seine Lappen wie noch später an der Marcianssäule
sehr scharf geschnitten und die Rippen nur oberflächlich vertieft, Bei
genauem Zusehen entdeckt man ein merkwürdiges Detail: das oben
überfallende Blattende ist in einem andern Acanthusschnitt, dem des
Acanthus spinosus ausgeführt. Dieser fette, zackige Schnitt, hier und
in zwei anderen Fällen wie ein witziger Einfall des Steinmetzen wir-
kend, verdrängt den antiken Acanthus fast vollständig in der Zeit
Theodosius' II. Es bildet sich ein typisches Kapitell heraus von kom-
positer Grundform, mit acht Blättern des Acanthus spinosus in zwei
Reihen, oben zwischen den Voluten statt des antiken Eierstabes einer
Reihe aufrechtstehender, fünfzackiger Blätter, unten einem Wulst von
schräg gestellten Blättern des Acanthus spinosus, das Ganze von denk-
bar zierlichster Bildung. Sie herrscht ein volles Jahrhundert; statt der
Voluten treten öfter Adler auf und in Justinianischer Zeit wird daraus
das sog. Korbkapitell. Während dieses zu Hunderten in allen Küsten-
gebieten des Mittelländischen Meeres nachweisbare Theodosianische
Kapitell bisher völlig unbeachtet geblieben ist, hat man eine andere
J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst "69
Neuerung der byzantinischen Kunst, den Kimpferstein, längst als ein
Merkmal der Kunst des Ostens im 5. Jahrhundert erkannt. Das an
den Ecken tief unterarbeitete, wie überhaupt jedes Volutenkapitell be-
durfte, sobald man statt des graden Architravs die Archivolte aufsetzen
liefs, eines Zwischenstückes, welches den Druck von den Ecken ab- und
auf den Kern allein überleiten sollte. Das Theodosianische Jahrhundert,
welches sich von der antiken Tradition noch nicht völlig loslösen
konnte, hilft sich durch Einschiebung des Kämpfers. Das Zeitalter
Justinians aber, welches, im Gegensatz zum 5. Jahrhundert, in erster
Linie konstruktiv wirksam ist, findet auch die Lösung dieses Wider-
streites in dem von Unger Trichter- genannten Kämpferkapitell. Es ist
wahrscheinlich, dafs die Erfindung desselben im Jahre 528 von dem Er-
bauer der Cisterne in der Basilika des Illus gemacht wurde. Zugleich
wirft auch das Ornament den alten, plastisch profilierten Charakter ganz
ab und überspinnt das neue Kapitell mit wechselnden Pflanzen- und Gitter-
motiven in flachdurchbrochener Arbeit. In mittel- und spätbyzantini-
scher Zeit wird das Kämpferkapitell neben dem korinthischen, wie wir
es z. B. von S. Apollinare nuovo in Ravenna her kennen, beibehalten,
nur wird das Ornament immer flauer und schlechter gearbeitet. Neue
selbständige oder auch nur irgendwie veränderte Kapitellformen treten
in der Monumentalarchitektur nicht mehr auf. Man halte dagegen das
unten achteckige Kapitell der Longobarden und den Würfel der roma-
nischen Kunst, um zu erkennen, wer im Mittelalter neue Wege ein-
schlägt, ob auch der Osten, wie Springer meint, oder der Occident
allein, und um welche Zeit dies geschieht.
Ich kann im Rahmen dieses Aufsatzes nur das Resultat meiner
Forschungen geben. Das Belegmaterial liegt fertig da, es soll sich
nur ein Verleger für die Publikation desselben finden. Ich bemerke
ausdrücklich, dafs Ravenna keine mafsgebende Rolle spielt.
Springer trennt unter dem Titel A. die altchristliche Kunst. 1. Rom,
2. Oströmisches Reich, 3. Ravenna. Er stellt unter 2. Konstantinopel .
und Syrien nebeneinander. Das Verhältnis ist aber so, dafs Syrien,
von Konstantinopel teilweise aufgesaugt, nachher unter den Einflufs
der byzantinischen Kunst gelangt. Im 4. Jahrhundert strömen syrische
ebensogut wie römische und alexandrinische Elemente nach dem Bosporus.
Konstantin giebt dem alten Rom eine griechische Schwester Ne« ‘Pour,
der römischen Flora eine griechische ’4r8oüex an die Seite, er teilt die
neue Stadt nach dem Muster der alten in 14 Regionen, versetzt römi-
sche Magister und Patrizierfamilien an den Bosporus, ja später fand
man dort sogar die sieben Hügel wieder. Aber Konstantinopel mufs
doch mehr den Typus hellenistischer Levantestädte gehabt haben als
10 I Abteilung
rein römischen. Unger schon hat aufmerksam gemacht auf den syri-
schen Ursprung jener Portiken, welche die Hauptstrafsen der Stadt
einsäumten, und auf den ebenfalls in Syrien gebräuchlichen Mesom-
phalos, welcher mitten zwischen den drei östlichen und den vier west-
lichen Hügeln stand. Auch die Wasserversorgung der Stadt wurde
nach orientalischem Muster eingerichtet. Zwar für die Zuleitung be-
diente man sich des römischen Aquäduktes; ob auch Druckleitungen
verwendet wurden, läfst sich noch nicht mit Sicherheit feststellen. Sicher
orientalisch aber war die Art, wie das Wasser in der Stadt aufgespeichert
wurde. Syrische Baumeister führten schon im 4. Jahrhundert die offenen
Weiher, Alexandriner wahrscheinlich um 400 die Súulencisternen ein.
Von beiden Gattungen findet sich auf italischem Boden keine Spur.
Die „Byzantinischen Denkmäler“ werden dafür die Belege bringen.
Ebenso werden sie zeigen, dafs auch sonst in der Profanarchitektur
orientalische Elemente nicht ausgeschlossen gewesen zu sein scheinen.
Die riesigen Pylonen, welche das goldene Thor Theodosius’ d. Gr.
beiderseits flankieren, weisen auf ägyptische Einflüsse hin. Dazu
kommen kleinasiatische und syro-ägyptische Details an den Zierstücken
der Architektur. Im Kirchenbau machen sich schon nn Basilikenschema
Unterschiede zwischen dem Osten und Italien geltend, welche sich aus
der Verschiedenheit des Ritus und der strengeren Scheidung der Ge-
schlechter im Osten erklären. Die Anordnung des Narthex vor dem
Naos, von Emporen über den Seitenschiffen, von zwei kleineren Ap-
siden zu Seiten der Hauptapsis gehören hierher. Wieweit dabei Kon-
stantinopel oder Syrien schöpferisch beteiligt ist, läfst sich bei der
Lückenhaftigkeit des Materials heute noch nicht entscheiden. Die Ent-
wicklung des Zentralbaues spielt sich, wie es scheint, ganz im Osten
ab. Zwar Baptisterien und Grabdenkmäler werden auch in Italien als
Kuppelbauten errichtet, aber die Übertragung des zentralen Systems
auf den Kirchenbau vollzieht sich doch zuerst im Osten. Und es sind
kleinasiatische Baumeister, welche in Konstantinopel die Krone aller
_Kuppelbauten, die Sophienkirche, aufführen. Andererseits läfst sich
beobachten, wie seit dem 6. Jahrhundert von Konstantinopel aus Zen-
tralbauten in den Provinzen, in Ravenna und Jerusalem z. B. aufgeführt
werden, wie die prokonnesischen Steinmetzen die Küsten des ganzen
Mittelmeerbeckens mit fertig zugearbeitetem Marmor versorgen. In
Kleinasien so gut, wie in der Krim, in Syrien, Palästina, Alexandria,
Tunis, Italien und Griechenland finden wir byzantinisches Säulen-
material, das nicht nur nach der Marmorsorte und den Kapitellformen,
sondern öfter auch in den Stemmetzzeichen seinen prokonnesischen
Ursprung verrät.
J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 11
Plastik und Malerei zeigen die gleichen Schicksale. In der Plastik
macht sich der byzantinische Charakter schon z. Z. Konstantins an den
Friesreliefs des Konstantinsbogens in Rom geltend. Die Diptychen
sind typische Beispiele dafür. In Konstantinopel sind die frühesten
monumentalen Belege die Reliefs am Fufsgestell des Hippodrom-Obe-
lisken. Die religiöse Plastik beginnt mit Darstellungen in antik-alt-
christlichem Geiste: die Statuetten des guten Hirten in Konstantinopel,
Athen und Sparta, der diesbezügliche Bericht des Eusebius und er-
haltene Sarkophagfragmente Konstantinopels bezeugen das. Aber der
zuerst in der Profanplastik nachweisbare byzantinische Charakter schlägt
auch hier im 5. Jahrhundert durch. Die Ambonen in Salonik, die
Panagia in Chalkis, der prächtige Sarkophag mit der Darstellung der
Verkündigung und Heimsuchung in Ravenna, das afrikanische Relief-
fragment mit der Anbetung der Magier und viele andere noch un-
publizierte Beispiele zeigen die charakteristische Formengebung und
den ceremoniösen Ernst der byzantinischen Kunst. Das überzeugendste
Beispiel der neuen Richtung lieferte ich neulich in der Gegenüber-
stellung der Elfenbeinschnitzerschule von Mailand, welche altchrist-
lichen Traditionen folgte, und derjenigen von Ravenna, welche so gut
wie byzantinisch ist. Für die statuarische Plastik ist zu beachten, dafs
sie in ihrer Entwicklung durch den Import antiker Bronzebildwerke
wesentlich gehindert wurde.
Für die Malerei hat Bayet mit grofsem Fleifse die Belege ge-
sammelt. Ich möchte nur ganz besonders betonen, dafs sich der in
Konstantinopel konzentrierte ceremoniös-dogmatische Charakterzug der
byzantinischen Kunst schon kurz nach 431 in Rom in den Mosaiken
am Triumphbogen von S. Maria Maggiore ankündigt. Ravenna ist
nicht, wie es Springer gethan hat, Rom und Konstantinopel selbständig
gegentiberzustellen, sondern als das wertvollste Zeugnis dafür zu be-
nutzen, wie der Einflufs Konstantinopels allmählich unumschränkt Boden
gewinnt. Am Beginn des 5. Jahrhunderts zur neuen Residenz Italiens er-
hoben, können wir es als Gegenstück zu Konstantinopel benutzen und
recht deutlich sehen, wie ohnmächtig der alte Boden Italiens für die
Schaffung neuer Bahnen ist. Die Miniaturenmalerei scheint wie der
Kuppelbau vorwiegend im Osten gefördert worden zu sein. Was hat
Italien an christlichen Denkmälern dieser Art den syrischen Evangeliaren
von Etschmiadzin, Florenz und Paris, der vielleicht alexandrinischen
Handschrift von Rossano, der Genesis und dem Dioskorides von wahr-
scheinlich konstantinopolitanischer Provenienz in Wien entgegen zu
stellen? Und wie deutlich sind dagegen die byzantinischen Züge schon
im Kalender von 354.
72 T. Abteilung
Und zu alledem kommen die geradezu mathematisch klaren Be-
weise, welche die Verfolgung der Entwicklung einzelner Bildtypen in
den letzten Jahren für den Eintritt der neuen byzantinischen Art ge-
liefert hat. Es giebt auch nicht eine Darstellungsreihe, welche im
5. Jahrhundert nicht eine Wandlung erfahren hätte. Für die Scenen
aus der Jugend Christi sind ausführliche Untersuchungen in dieser
Richtung geführt worden. Das Konzil zu Ephesus im Jahre 431
scheint eine besonders wichtige Rolle zu spielen. Maria tritt seither
stets in bestimmten Typen und in Gesellschaft der Engel auf. Bei
der Anbetung der Könige insbesondere macht sich dieser ceremoniöse
Zug zur steten Erinnerung an ihre Gottesmutterschaft auffallend geltend,
Das gleiche Streben zeigt sich in der Einführung der Engel m die
Taufe Christi. Bei der Verkündigung tritt mehr der historische Zug
in der Anlehnung an die Apokryphen hervor, ebenso bei der Wandlung,
welehe die Darstellung der Geburt durchmacht, bei der Reise nach
Bethlehem, der Prüfung der Jungfräulichkeit Mariae u. a. Scenen, vor
allem auch in der Einführung der Darstellung des Leidens Christi und
der >
Ich kann hinblieken wohin immer, überall dieselbe Erscheinung,
das Hervortreten zweier einander ablösenden Kunstweisen: der altchrist-
lichen, naiy-symbolischen und der byzantinischen, historisch-dogmatischen.
Beide gehören an den Schlufs der antiken Kunst, die eine als neben
dieser bestehend, die andere als dieselbe beerbend und weiterentwickelnd_
Das eigentliche Mittelalter der Kunst beginnt nach 568 mit der Unter-
jochung Italiens durch die Longobarden und 640 mit der Ausbreitung
des Islam im Orient. Springer scheidet mit Recht nach der Mitte des
vorigen Jahrtausends drei Kunstströme nebeneinander, den byzantini-
schen, die Kunst des Islam und die abendländische Kunst. Es frügt
sich nur, ob seine Zusammenfassung derselben unter dem Gesamttitel B.
„die Scheidung der orientalischen und oeeidentalen Kunst“ dem Zeitpunkt
nach richtig gewählt ist. Mir will scheinen, dafs es klarer wäre, wenn
man an den Schlufs der Antike 1, die altchristliche, 2. die byzanti-
nische Kunst setzte und das Mittelalter mit 1. der Kunst des Islam,
2. der Kunst des Abendlandes fortsetzen liefse. Die byzantinische
Kunst reicht zwar zeitlich weit in das Mittelalter, ja in ihren Aus-
läufern sogar in die Neuzeit herein, aber sie gehört ihrem Wesen nach
doch stets zur christlichen Antike. Sie spielt eine vermittelnde Rolle
und könnte sehr gut vorweggenommen werden, bevor man die Kunst
der arabisch-türkischen und germanischen Stämme in ihrer ununter-
brochenen Entwicklung vornimmt. Damit stehen wir nun vor dem
zweiten Punkt, in dem ich entschieden gegen Springer Stellung nehmen
J. Strzygowski: Die byzantinische Kunst 13
mufs, der Trennung einer byzantinischen Kunst des Mittelalters von
einer oströmischen der altchristlichen Zeit, d. h. nach den Resultaten
der vorhergehenden Untersuchung die Scheidung zweier generell ver-
schiedenen Teile der byzantinischen und vor allem konstantinopolita-
. nischen Kunst. Diese Trennung würde so viel bedeuten, als wenn man
einem ohnedies nicht recht lebensfrischen Menschen auch noch den
Kopf abschneiden und dann verlangen würde, dafs er weiterlebe. Krum-
bacher hat sehr richtig betont, dafs zwischen dem Altertum und dem
Mittelalter der byzantinischen Kultur zwei Jahrhunderte (von 650—850
etwa) völliger Stagnation liegen. Das gilt zwar für die Kunst nicht
. in dem Mafse, wie für die Litteratur, immerhin ist dies jedoch die
trübe Zeit des Bildersturmes. Aber mit Basilius Macedo setzt die rege
Kunstthätigkeit nicht etwa mit einer neuen Richtung ein, sondern mit
der Restauration der in den letzten Jahrhunderten vernachlässigten
Kirchenbauten und schon unter seinen nächsten Nachfolgern mit dem
eifrigen Aufsuchen der Überreste der antiken Kultur. Ich gestehe, dafs
ich mir die trotz der Arbeiten von Kondakoff und der Ikonographen
noch immer nicht ausgemerzte Ansicht von dem allgemein vernichtenden
Einflusse des Bildersturmes, auf die Springers Einteilung schliefslich
doch wieder hinausläuft, nur aus der herrschenden Unkenntnis des
Materials erklären kann. Es wird daher gut sein, wenn wir erst
einmal ein wenig mehr oder besser überhaupt etwas von demselben
kennen lernen, bevor über diesen Gegenstand, d. h. die mittel- und
spätbyzantinische Kunst und ihre Ausläufer gesprochen wird. Mögen
alle, jeder nach seinen Mitteln dazu beitragen, dafs dies bald möglich wird.
Mailand, im April 1892. Josef Strzygowski.
Mosaiques byzantines de Nicée.
Nicée, Pantique métropole de la Bithynie, est aujourd'hui bien
dechue de sa splendeur passée. De la place d’armes redoutable qui
repoussa tant de fois l'attaque des Ottomans et soutint si longtemps
les assauts des croisés, de la florissante capitale où les Lascaris et les
Paléologues recueillirent au XIII® siècle les débris de la civilisation by-
zantine, il ne reste plus guère qu’une vaste enceinte fortifiée; et der-
rière Ces puissants remparts, comme perdue au milieu des jardins ver-
doyants et des grands espaces vides, la petite ville turque d’Isnik
occupe à peine la partie centrale de l'ancienne cité byzantine. Les
monuments qu'éleva jadis à Nicée la piété ou le luxe des empereurs
d'Orient, les palais somptueux, les basiliques illustrées par le souvenir
des conciles ont disparu sans laisser de trace; de ces magnificences
évanoules il ne subsiste d'autre vestige qu'une modeste petite église,
située dans la partie méridionale du quartier grec et consacrée sous le
vocable de la Dormition de la Vierge (Kolunoıs ris Iavaytas). L'aspect
extérieur en est assez misérable; des réparations nombreuses ont altéré
en maint endroit le caractère primitif de l’edifice; pourtant les dispo-
sitions essentielles du monument attestent une date assez ancienne, et
les remarquables mosaïques qui décorent une partie des murailles mé-
ritent une place importante dans l’histoire de Part byzantin.
Si Pon regarde par le dehors l’église de la Ko£uxors, tout de suite
on y reconnaît l'influence des. principes nouveaux qui commencèrent
vers le X° siècle à régir la construction byzantine.!) Suivant l'usage,
une coupole couronne l’édifice; mais ce n'est plus la lourde et massive
coupole de Sainte-Sophie, directement appuyée sur les quatre grands arcs
qui la supportent; elle s'élève, plus hardie et plus svelte, sur un tam-
bour polygonal à douze faces, au-dessous duquel apparaît, saillant sur
la toiture, le plan carré qui marque les lignes maîtresses du monument.
Au-dessus des façades se dresse en frontons triangulaires l’amortisse-
ment des voûtes surlevées correspondant aux quatre grands ares qui
1: Bayet, l'Art byzantin, 130—136. Salzenberg, Alt-christliche Baudenkmäler
in CP. p. 26.
=
Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 75
soutiennent la coupole, et dont l’exhaussement dessine sur le faite la
forme de la croix.!) Enfin, à la façade orientale, la grande abside fait
à l'extérieur une saillie polygonale. Ce sont là quelques-uns des partis
qu'adoptèrent vers le X° siècle les architectes grecs, désireux de don-
ner à leurs ouvrages plus de pittoresque et de légèreté; et par la
l'église de Nicée ne saurait être antérieure à cette époque. . Mais ces
principes ont régi si longtemps la construction byzantine qu'ils ne sau-
raient suffire à déterminer une date précise. Si l'église de la Kodunsıs
est à coup sûr postérieure au milieu du IX° siècle, elle peut, si nous
n’y observons d'autres traits plus caractéristiques, voir indifféremment
reculer sa date depuis le X* jusqu’au XIV* siècle. Il faut done chercher
ailleurs des données plus significatives. Or, les murailles de l'édifice
n’offrent plus, comme les beaux monuments du X° siècle, ces combi-
naisons ingénieuses où la brique, alternant avec la pierre, s'arrange en
mille dessins pour égayer la monotonie des façades: la brique seule y
apparaît, disposée en assises uniformes et régulières, comme dans les
églises de Constantinople postérieures au milieu du XI° siècle.) Ce
detail a donc une réelle importance chronologique: pourtant il n'en
faut point exagérer la valeur. En effet, l'on ne trouve point à Nicée,
comme dans les constructions d’une date un peu basse, ces coupoles
répandues à profusion sur le sommet de l'édifice; seule l’abside laté-
rale de droite est couronnée d'une petite coupole sur pendentifs, d'ail-
leurs singulièrement deprimée et basse.®) Franchissez d'autre part le
narthex, qui par trois portes s'ouvre dans l’intérieur: vous verrez une
toute petite église, où l’abside se rattache directement au plan carré
du monument, où les nefs latérales sont extrêmement réduites; et pour-
tant, dans cette construction de dimensions si modestes, ce n’est point,
comme dans les églises du XII° siècle, sur des colonnes que repose la
coupole“); les grands arcs qui la soutiennent appuient directement leurs
naissances sur quatre maîtres piliers, renforcés au nord et au sud par
deux couples de piliers supplémentaires, sans qu’on ait fait -nul effort
pour dégager et alléger l'aspect intérieur de l'édifice. Ce parti, moins
1) Sur importance chronologique de ces dispositions, cf. Salzenberg, p. 16
et 26.
2) On peut citer en exemple l'église de Pantepopte (XI° siècle) au]. Eski-
Imaret-Djami (Pulgher, Les anciennes éylises de CP., pl. 13. Paspati, Bufavrivai
Meitra:, p. 313), l’église du Pammakaristos (fin XIe siècle) au). Fethije-Djami
(Paspati 298), celle du Pantocrator (XIIe siècle), celle de Kachrieh-Djami. Cf.
Salzenberg, p. 37.
3) Sur la date de la multiplication des coupoles, cf. Salzenberg, p. 117.
4) Cf. l'église de la Theotokos è CP., celle du Pantocrator, et pour la date
de ces dispositions, Salzenberg, p. 17.
16 1. Abteilung
élégant et plus lourd, atteste sans doute une date assez ancienne: sans
donc attacher trop d'importance à la disposition froide et nue des
murailles extérieures — dès le XI° siècle on en trouve des exem-
ples à Constantinople même — on peut sans grandes chances d’er-
reur assigner au XI° siècle environ la construction de l’église de la
Kotunous.
Jadis ce petit édifice était décoré avec quelque splendeur. Le
narthex conserve encore de beaux fragments de pavement en marbre;
au linteau de la porte principale, aux chapiteaux des colonnes, des mo-
nogrammes difficiles à interpréter sont sculptés sur la pierre; une porte
curieusement fouillée met la grande abside en communication avec
l'abside laterale de droite. Enfin, à la conque de l'abside principale et
dans la courbe de Parc triomphal qui la précède, à la voute du narthex
et dans le tympan de la porte qui conduit dans l’église, subsistent des
restes importants de la decoration en mosaique qui sans doute couvrait
autrefois la coupole entière et les murailles du temple. Déjà signalées
par Texier'), mais décrites par lui d’une manière peu complète et sin-
gulièrement inexacte, mentionnées par Kondakoff*) en des termes qui
semblent attester une connaissance plus qu'insuffisante du monument,
ces mosaïques mal connues méritent une étude attentive, et parmi les
oeuvres si peu nombreuses que nous a léguées l’art byzantin, elles ont
droit è une place éminente. L'occasion — assez rare — d'un voyage
à Nicée m'a permis en 1884 de les examiner d'assez près; et déjà,
dans un autre travail”), j'en ai marqué sommairement la valeur arti-
stique et l'importance iconographique. Il convient peut-être aujourd’hui
de décrire plus complétement, d'apprécier, de dater, s’il se peut, cette
remarquable décoration; et quoique je ne puisse, à mon vif regret,
accompagner d'une reproduction l'étude que j'en veux faire, peut-être
pourtant des notes prises sur place et sous l'impression immédiate de
l'oeuvre, sembleront-elles de quelque utilité.
Suivant un usage fréquent dans les églises byzantines, et confor-
mément aux traditions iconographiques qu'enregistre le Guide de la
Peinture“), l'image de la Panaghia brille sur un fond d'or à la conque
de l'abside.) Mais tandis qu’en la plupart des églises byzantines, à
1) Texier, Asie Mineure, I, 50—51. Cf. Bayet, loc. cit., p. 145.
2) Kondakott, Hist. de P. Art byzantin (trad. française), t. II, p. 13, 17.
3) Diehl, l’Église et les mosaïques du couvent de St. Luc en Phocide, y. 62—63.
4) Didron, Manuel d'Iconographie chrétienne, p. 426. Brockhaus, die Kunst
in den Athos-Kléstern, p. 106.
5) Au pourtour de l’abside, derrière l'autel, court le long de mur un banc
demi-circulaire de pierre; un trône élevé de sept marches s'adosse au milieu de
Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 11
St. Luc de Phocide!) à Daphni?), à Monreale, la Vierge apparaît comme
la reine céleste (7 Upriorepa T@v ovegaviv), assise sur un trône étin-
celant, è Nicée au contraire la Madone est debout, enveloppée tout
entière d'un grand manteau d'un bleu sombre; un voile de même cou-
leur, liseré d'or, et portant une croix d’or sur le devant, encadre son
visage; autour de sa tête un nimbe dor resplendit. Sur sa poitrine,
à deux mains, la Vierge serre le Christ enfant; une des mains de la
mère s'appuie sur l'épaule droite du fils; l’autre se pose au bas de la
longue tunique dorée qui enveloppe le corps de ‚Jesus. Suivant la
coutume, l’enfant, dont la tête est ceinte du nimbe crucigere, tient de
la main gauche un volumen et de la droite levée donne au monde la
bénédietion. Sous les pieds de la Theotokos, sur la large bande verte
qui court au bas de la conque de l'abside, un tabouret d'or est posé,
tout constellé de pierreries; au sommet de l'abside, un demi-cercle d'or
est tracé, et trois rayons s'en échappent, dont l’un vient se poser sur
la tête de la Vierge. Enfin, sur le fond d’or de la mosaïque on lit
cette inscription:
+ EFFACTPOCTTPOEOC®OPOVEFENHCACE
é yaotoùs 700 Ewspdpov ÉVÉVVNON 68.
C'est le texte que le Guide de la Peinture inscrit sur le cartel de Dieu
le Père dans les tableaux qui représentent la divine liturgie?) et la
sainte Trinite‘): on verra tout à l’heure quel intérêt il offre pour l’inter-
prétation du sujet figuré dans les mosaîques de Nicée.
De quelle image célèbre de la Panaghia byzantine la figure de
Nicée est-elle la representation plus ou moins fidèle? quelle épithète
l’hémicycle. Dans le pavé, on lit sur une pierre employée à une réparation assez
récente, cette inscription:
TYPFTOCMI
XAHAMETA
AOYBACIAE
WCEN XW &
TOK PATOPOC
ETOVCSTES
Ilvgyos Mıyanı peyahou Pacildéos Ev X(ororja adtoxearugos.
"Erovs StEd.
L'an du monde 6366 correspond à l’année 858. L'empereur nommé est
Michel III. La pierre provient probablement des murailles tcf. Texier, p. 42.
1) Diehl, loc. cit., p. 71. 72.
3) Lampakis, Xosoriavini; Aegarodoyia rijg Movijs Aagvivv, p. 136.
8) Didron, loc. cit. p. 229.
4) Ibid. p. 458.
78 I. Abteilung
spéciale convient à ce type particulier?') On hésitera entre la Vierge
Hodigitria ou la Panaghia Kyriotissa*): aucun nom en effet n'est inserit
sur la mosaïque. Mais l'œuvre à coup sûr est d'une exécution encore
remarquable. Sans doute nous sommes loin déjà des belles madones
du IX° et du X* siècle*); le type de la Vierge a perdu cet ovale plein
et calme d'un art si noble et si simple; le visage s'est allongé et
amaigri, l'expression est devenue plus insensible et plus dure. Les
proportions du corps n'ont plus leur exactitude ancienne; la taille s’est
élancée à l'excès, par une recherche d'élégance qui déjà touche au ma-
nierisme; et les draperies, disposées en plis parallèles d’une raideur un
peu monotone, accroissent encore, malgré l’habileté de leur disposition,
l'amincissement un peu mièvre de la figure. Sans doute aussi les plis
du vêtement qui enveloppe le Christ sont d'un arrangement assez mé-
diocre, et la tête ronde et molle de l'enfant est d'un type fort insigni-
fiant. L'œuvre pourtant est belle encore: si elle n’a plus le faire large
et ample, l'allure naturelle et vivante des ouvrages byzantins du
X° siècle, si l’on y sent l'influence, déjà puissante, de l'école monastique
du XI° siècle”), pourtant l'attitude majestueuse et grave, la savante
harmonie de la draperie, l'éclat du coloris produisent une impression
puissante.
Sur Pare triomphal auquel s'adosse la conque de l'abside, on lit,
au-dessus d’une bande d’ornements en mosaïque, une inscription toute
semblable à celle qui figure en même place au monastère de St. Luc.*)
+ TW OIKWCOY TTPETTEI ATIACMAKE ElC MAKPOTHTAHMEPG)N,
Enfin, dans le grand arc qui s'ouvre à Ventrée de l’abside, d'autres mo-
saiques s’etagent du sommet à la base de l’arcade. A la clef de voûte,
dans un cercle à fond bleu, brille un trône d'or sans dossier, aux
larges bras, aux supports richement sculptés, que précede un marche-
pied dor. Sur le coussin rouge qui recouvre le siége, le livre des
Evangiles est posé, tout étincelant de pierreries; une étoffe de couleur
bleue l'enveloppe, dont les plis retombent sur le devant du trône, re-
levés par une fibule d'or. Sur le saint livre se dresse la croix grecque,
cantonnée à la croisée des branches d'une colombe à l’allure héraldique,
1) On sait que les attitudes diverses de la Vierge ne sont probablement que
des représentations plus ou moins fidèles d'images célèbres de la Panaghia.
(Schlumberger, Sigillographie byzantine, p. 16, 37).
2) Cf. Schlumberger, loc. cit.. p. 37, 39. Ducange, Dissert. de inf. aeri nu-
mismatibus, no. XXXVIII (dans le Glossarium, t. VII, append. p. 165). Brockhaus,
loc. cit., p. 107—108.
3) Cf. sur les caractères de cette école Bayet, loc. cit., 164 --168.
4) Diehl, loc. cit., p. 71.
Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 19
à la tête ceinte du nimbe crucigère; et de cette croix des rayons
s’echappent, resplendissants. C'est là un sujet bien connu dans l'ico-
nographie byzantine, où il est d'ordinaire désigné sous le nom d'Héti-
masie (étopuacia tod Gpóvov); il symbolise le triomphe de l'Église
céleste, il annonce la prochaine venue du Juge universel; en face du
Christ souffrant et crucifié tel que le représente le drame de la Passion,
il exprime, sous une forme plus abstraite que l’image du Pantocrator
trônant au sommet des coupoles, le triomphe glorieux de Jésus ressus-
cité.) Aussi figure-t-11 dans la plupart des églises byzantines, à la
chapelle palatine de Palerme, dans les cathédrales de Monreale et de
Messine, dans les mosaïques du couvent de Daphni’), à la place même
qu'il occupé à Nicée, au sommet de Parc triomphal; et dans ces églises
comme à Nicée, au pied de l’image symbolique du Christ, les anges
s'inclinent pieusement devant le trône du roi des cieux. De chaque
côté de Parc triomphal, deux anges en effet sont debout. Ceux de
droite sont désignés par des inscriptions sous les noms de APXE
(dezac) et de AVNAMIC (0uvápers), ceux de gauche sous les noms
de KVPIOTITEC (Kvgdrnres) et de EEOVCIE (¿Eovaías); ils repré-
‘sentent quatre des neuf chœurs d’anges que la (Guide de la Peinture
groupe autour du Sauveur dans les tableaux de la divine liturgie ou de
la réunion de tous les esprits*): et en effet, sur la large bande verte
qui court sous les pieds des figures de droite, une inscription, celle-là
même dont Moïse salue dans le Guide la venue du Christ), explique et
définit leur attitude de pieuse adoration:
+ KAI TTPOCKVNHCATWCAN AVTW TTANTEC ANFEAOI
3
mai TQOOXVVYOATOOAY avrò = navtes &ypyedor.
Jadis, à la partie inférieure de gauche, on lisait sans doute le début
de l’acclamation prophetique: Edpour®nre oùgavoi Gua «bro: mal-
heureusement la mosaïque, fort endommagée à cette place, a été re-
staurée à grand renfort de peinture, d'ailleurs assez maladroitement; au
lieu de la bande verte qui supporte les figures, on a placé sous les
pieds d'un des anges un tabouret enrichi de pierreries.
Suivant les traditions constantes de l'iconographie byzantine”),
les quatre personnages sont richement vêtus d'une ample et longue
1) Cf. sur le sens symbolique de l’Hétimasie Kondakott, II, 17, 20. On ren-
contre la même représentation dans les peintures qui figurent la Pentecôte (ef.
Diehl, loc. cit., p. 70, 71, et les références citées).
2) Lampakis, loc. cit., p. 137.
3) Didron, Manuel, p. 229—230, 234—236. Brockhaus, loc. cit., p. 69-71.
4) Didron, loc. cit., p. 136— 137.
5) Cf. Didron, loc. cit., p. 74.
80 I. Abteilung
tunique de pourpre violette, sur laquelle etincelle un large orfroi en
drap d’or historie, descendant des épaules jusqu’au bord inférieur de la
tunique; une ceinture de mème étoffe s’enroule autour de la taille; des
bottines de pourpre complètent ce costume éclatant. De grandes ailes
de couleur blanche, éclairées dans le haut d'un resplendissement d’or,
se déploient largement pour retomber très bas, jusqu'aux pieds des
archanges. D'une main, d’un geste aisé et noble, ils élèvent une haste
d'or, en haut de laquelle est fixée une tablette portant l’acclamation
triomphale:
AFIOC
AFIOC
AFIOC
de l’autre, ils soutiennent un disque fleuronné posé sur une pièce
d’etoffe aux vives couleurs, dont les plis retombent par-dessus le bras.
Le nimbe d'or ceint leur tête; des bandelettes blanches traversent leurs
cheveux bouclés; leur visage juvénile, au teint légèrement bistré, à
l'ovale ferme et plein, est d'un type assez beau. Quoique les corps,
par un raffinement d'art un peu maniéré, tendent déjà à s'allonger et
à s’amaigrir, pourtant les proportions générales sont justes encore, les
figures bien construites et bien posées: dans ces beaux adolescents, à
la taille élégante et souple, au visage régulier empreint d'une grave et
sereine beauté, on reconnait comme un souvenir lointain de l'inspiration
antique.!) Aussi bien l'art byzantin a-t-11 en tout temps traité avec
une prédilection particulière ces nobles figures d’anges et d’archanges,
et jusque dans ses plus médiocres ouvrages il a su leur conserver un
fier et imposant aspect. Sans doute les anges de Nicée n'ont plus la
sobre élégance, l'attitude naturelle et vivante, la souriante jeunesse qui
caractérisent telle œuvre du VI° siècle?) et dont le X° siècle garde en-
core la mémoire*); ils rappellent plutôt les figures tracées au XI° siècle
par les peintres du Menologe‘) ou les mosaïstes du couvent de St.
Luc’): déjà on y sent, malgré des qualités d'exécution fort remarquables,
l'influence de ces traditions monastiques qui bientôt vont enchaîner en
des règles précises l’imitation trop libre des modèles antiques; et par
lá il y aurait imprudence à vouloir faire remonter, comme d’abord je
l'ai cru, la date de ces ouvrages jusqu’au milieu du X* siècle. Mais
1) Bayet, loc. cit., p. 182—183.
2) Cf. Labarte, Hist. des arts industriels, I, pl. 3. Salzenberg, pi. 21.
3) Salzenberg, pl. 27. Bibl. Nat., ms. 278. (Bordier, Description des peintures
des mss. grecs, p. 95; Labarte, loc. cit., pl. 46).
4) Menol., f. 168 (ed. Albani, I 174.)
5) Diehl, loc. cit., p. 61—62.
Ch. Diehl: Mosaiques byzantines de Nicée 81
qu'on les compare d'autre part aux lıieratiques et sèches figures d'ar-
changes, à ces précoces vieillards qu'a représentés aux parois de la
Chapelle Palatine') ou de Monreale l’art du XII° siècle, et Pon n’hesitera
point, je pense, à attribuer les mosaïques de Nicée à cette période, glo-
rieuse encore, du XI° siècle byzantin.
Une indication, malheureusement bien obscure, permettrait peut-
&tre de préciser ces données chronologiques. Entre les deux anges de
la paroi de droite, on lit cette inscription:
a+
C+
+ Ztndoî Navxoatios tas @elag eludvas. +
Je ne pense pas qu'il faille chercher ici nulle allusion au sujet
fameuse que le Guide?) désigne sous le titre de Y Exaltation des saintes
images (avaotiimos tüv ayiav etxdvav), et dans le nom de Nau-
cratios®) mentionné par l'inscription, jinclinerais à reconnaître l’auteur
de la décoration en mosaïque qui orne l'abside de Nicée. J'avoue
pourtant que la formule est inusitée et singulière; elle conviendrait
mieux au IX* siècle, aux jours triomphants qui suivirent le retablisse-
ment de l’orthodoxie, qu'au XI° siècle plus dégagé des passions de la
querelle iconoclaste; et elle aurait au IX° siècle un sens particulièrement
1) Terzi, la cappella di S. Pietro nella reggia S. Palermo, p. 16—17.
2) Didron, loc. cit., p. 351—362.
8) Le nom est assez rare: on le retrouve pourtant. Cf. Constantin Porphy
rogenit, De Thematibus, ed. Bonn, t. III, p. 22.
Byzant. Zeitschrift I 1. 0
82 . I. Abteilung
significatif en cette ville de Nicée, où jadis le septième concile oecu-
ménique avait remis en honneur le culte des saintes images. Mais le
style des mosaïques, on l’a vu, ne permet point de leur assigner une
date aussi ancienne, et il faut se résoudre à ne point trop vouloir serrer
les termes de l'inscription.
Telle est la décoration de l'abside de Nicée: on en voit sans peine
l'unité et l'intention symbolique. L'art est ici, comme toujours à By-
zance, en un rapport étroit avec la liturgie; les prières et les hymnes
expliquent les mosaïques et en fournissent le vivant commentaire.)
„Le Seigneur, dit le Psaume 102, a préparé son trône dans le ciel.“...
Et le prêtre dit: ,0 Seigneur, toi qu'adorent (xgooxvvodpevog) toutes
les puissances célestes.“ ... Et le chœur psalmodie: „Les Chérubins
chantent en l’honneur de la Trinité vivifiante l'hymne du Trisagion.“
Et en effet les trois personnes de la Trinité apparaissent dans la mo-
saique; les choeurs des anges adorent le Seigneur et le proclament trois
fois saint; et au-dessus du Christ enfant porté dans les bras de la
Vierge, le trône préparé pour le souverain juge symbolise l’image et le
triomphe de l’Église céleste.
Les mosaïques du narthex ne sont pas moins curieuses. A la
voûte de la coupole surbaissée qui précède la porte principale de l’église,
une grande croix d'or à huit branches est inscrite dans un cercle; dans
les pendentifs les quatre évangélistes sont assis, et entre eux quatre
médaillons représentent en buste le Christ, Saint Jean Baptiste et deux
saints. Malheureusement cette décoration, fort enfumée, apparaît de
manière assez indistincte et se prête mal a l'étude archéologique. Il
en est tout autrement de Padmirable figure qui domine la porte
d'entrée du temple. La Vierge y est représentée à mi-corps, les mains
étendues et levées dans l'attitude de la prière; un manteau violet liseré
d'or l'enveloppe de ses souples et harmonieuses draperies; un voile de
même couleur, également bordé d'or, encadre son visage. La tête,
d'une grave et calme beauté, offre un caractère de grandeur remarquable;
les yeux grands ouverts, le nez droit et mince, la bouche élégante et
fine, oval régulier du visage donnent à l’ensemble de la physionomie
une belle et vivante expression de grâce et de majesté. L’exécution
est simple et sobre, le modelé des chairs ferme et franc, les draperies
excellentes, l'attitude pleine de naturel.
Dans cette figure on reconnait sans peine la Vierge orante, tant
de fois représentée par les artistes byzantins*), la Panaghia, placée par
1) Cf. Brockhaus, loc. cit., p. 50—51.
2) Brockhaus, Joc. cit., p. 108—-109.
Ch. Diebl: Mosaiques byzantines de Nicée 83
ordre de Basile I°° dans les mosaïques de la Nouvelle Eglise du palais,
»étendant, suivant l’expression de Photius, ses mains immaculées sur
nous et priant pour le salut de l'empereur et pour son triomphe sur
ses ennemis.«') (C'est dans cette attitude qu'était figurée sans doute
la fameuse Vierge des Blachernes*); c'est sous ce type que l'art byzantin
du X° et du XI° siècle s'est particulièrement complu à représenter
l'image de la Theotokos. Elle apparait sur les monnaies de Léon VI”),
de Jean Zimiscés*), plus fréquemment encore sur celles des empereurs
du XI° siècle, des Constantin Monomaque°), des Michel Stratiotikos®)
et des Alexis Comnène; elle prend place dans les décorations en mo-
salque”) comme dans les œuvres de la sculpture byzantine *) Plus
tard encore, on la rencontre, singulièrement expressive et belle, dans
les mosaïques de Kachrieh-Djami: pourtant c'est aux œuvres du
XI° siècle que la Madone de Nicée se rattache par les plus étroites
analogies; par l'attitude, le costume, les qualités de l'exécution, l’ex-
pression du visage, elle rappelle à s’y méprendre la Vierge orante de
la mosaïque de Torcello ou des monnaies de Michel Stratiotikos, ou
la Panagia représentée sur l’admirable pierre gravée de Nicephore Bo-
toniate”); comme elles, elle date du XI° siècle, et en est assurément un
des monuments les plus considérables.
Sur le fond d'or de la mosaïque, on lit cette inscription:
+ KE BOHOH W CW ASAW NIKHOOPW
TTATPIKIW KAI TIPWTWBECTH KAI
METAAU ETAIPIAPXH
K(vpi)e Border tO 06 dovio Nixnpdow raro xal npwroßeorN
xal ueydlo Eraipidoxn. '°)
On voit quel grand personnage était le fondateur de l’église de Nicée;
car sans doute c'est à ce titre que son nom figure au-dessus de la
1) Photius, Novae Ecclesiae descr., p. 199.
2) Schlumberger, loc. cit., p. 15, 37.
3) Sabatier, Descr. gen. des monnaies byz., pl. 45, no. 11.
4) Ducange, loc. cit., p. 165.
5) Schlumberger, loc. cit., p. 15.
6) Sabatier, loc. cit., pl. 49, no. 11.
7) A Torcello p. ex. (Mémoires du 6° congrès urchéologique d’Odessa [en russe]
p. 290).
8) Cf. un bas relief de Ravenne (Bayet, 185—186) et une coupe en ophite
de l’Athos (Bayet, 199—200; Brockhaus, p. 50) datant du XIe siècle,
9) Ducange, loc. cit., p. 164—165 et pl. III.
10) Texier a lu peu exactement, à la seconde ligne: rargınio, mouızucıro
Beor (tagla).
q?
84 L Abteilung
porte principale. Revêtu de la haute dignité de patrice, investi de la
grande charge palatine de chef du Vestiarium impérial’), il était en
outre le commandant suprême des contingents étrangers de la garde,*)
Aussi, en trouvant dans une église de Nicée la mention de ce haut
dignitaire, songe-t-on tout d'abord à l'époque où la cour byzantine,
chassée de Byzance par les croisés latins, avait transporté, dans la
métropole bithynienne les splendeurs de son cérémonail et les compli-
cations de sa hiérarchie; pourtant, on l'a vu, il est impossible de faire
descendre jusqu'au XIII° siècle la date des mosaïques, et c’est bien avant
ce temps qu'il faut placer l'existence du grand hétériarque Nicéphore.
Les textes malheureusement sont muets sur ce personnage; seule, une
bulle de plomb nous fait connaître un Nicéphore, chef de la grande
hétairie, qui, d'après les types et le style de son sceau, devait vivre
vers le X* ou le XI° sidele.*) Cedrenus nomme d'autre part un Nicé-
phore, élevé en 1025 par l'empereur Constantin VIII aux hautes fone-
tions de protovestiaire*); et peut-être ce favori du prince remplaga-t-il
plus tard le grand hétériarque Eustathe, que les textes désignent vers
le mème temps comme chef suprème de la garde impériale. Du reste,
entre les nombreux personnages du nom de Nicéphore que mentionnent
les annales byzantines, il serait sans doute malaisé de choisir; et j'ai
voulu simplement montrer qu'à la date où nous a reporté l'étude ico-
nographique des mosaïques, l'histoire connait un Nicéphore, revêtu de
Tun au moins des titres que lui donne notre inscription,
Ce n’est là qu’une hypothèse, sur laquelle il serait imprudent de
trop insister, mais à défaut du fondateur, peut-être l'histoire du XI° siècle
byzantin permet-elle d'entrevoir les circonstances de la fondation. Michel
Attaliote raconte que, sous la règne de Constantin X Ducas (1059—1067),
la ville de Nicée fut presque entière renversée par un tremblement de”
terre”); les églises les plus grandes, les plus célèbres furent ruinées
par la catastrophe, les édifices civils eurent le même sort, les murailles
mêmes furent partiellement endommagées. Après un tel désastre, une
reconstruction générale de la cité était inévitable: est-il trop aventureux
de eroire que l'église de la Koiyyots s'éleva au cours de ces travaux ?f)
1) Cf. Constantin Porphyrogénète, De Cerimoniis, t. I, p. 466—468, 484 et
passim; Codinus, p. 8—9 et la note p. 178, Schlumberger, loc. cit., 601—60,
2) Schlumberger, ibid. 346 sqq.
3) Schlumberger, ibid. p. 348.
4) Cedrenus, p. 719.
5) xénov®e arde ... nal ravodettolav wixgod delv na) naraorgopiv may
reli. (Michel Attaliote; éd. de Bonn, p. 91.)
6) Ce serait en tout cas antérieurement à 1081: à cette date Nicée fut livrée
aux Tures par Nicéphore Melissenos.
Ch. Diehl: Mosaiquex byzantines de Nicée R5
Par son architecture, elle se rapporte à merveille à la seconde moitié
du XI° siècle; le caractère iconographique et le style des mosaiques ne
conviennent pas moins è cette époque, et quelques-unes des figures
de cette décoration rappellent tout particulièrement certains monuments
de ce temps. Sans doute, par plus d’un détail, les mosaiques de Nicée
semblent parfois supérieures à des œuvres de date un peu antérieure,
aux mosaïques de St. Luc en Phocide, par exemple. Il ne faut point
trop s’en étonner. Saint-Luc, malgré sa splendeur, n'est après tout
qu'une église de province; à Nicée, on sentait mieux l'influence toute
proche de la capitale byzantine. Pour la florissante métropole bithy-
nienne les empereurs eux-mêmes avaient plus d'une fois marqué leur
sollicitude.*) Quoi d'étonnant si un grand personnage de la cour a
voulu, dans la cité consacrée par le souvenir des grands conciles,
élever un monument de sa piété, et si à cette fondation pieuse nous
devons une œuvre remarquable de l’art byzantin au XI° siècle?
Nancy. Ch. Diehl.
1) Voir p. ex. l'inscription de 912 (Texier, Asie Min. I 41).
Mazaris und Holobolos.
Das Totengespräch "Extdnuia Mafuoi Ev "Aıdov mit seinen An-
hängen war bisher nur aus der griechischen Handschrift 2991 der
Pariser Nationalbibliothek bekannt und ist aus ihr, nachdem C. B. Hase
im Jahre 1813 zuerst auf dasselbe aufmerksam gemacht, 1831 von
J. Fr. Boissonade herausgegeben, 1860 auf Grund seines Textes von
A. Ellissen wieder abgedruckt. Aus G. Haenels Catalogi librorum ma-
nuscriptorum, Lips. 1830, S. 841, wufste ich längst, dafs noch eine
andere Handschrift des Totengesprächs in der Phillipps’schen Bibliothek
zu Middlehill existiere. Durch meinen Freund Leopold Cohn erfuhr ich
nun, dafs sich diese unter denjenigen Handschriften befände, welche
aus jener jetzt in Thirlestame House in Cheltenham aufgestellten
Bibliothek für die Berliner Königliche Bibliothek vor einigen Jahren
angekauft worden sind. Es ist dies der Codex Phillippieus 1577 und
wird von Leopold Cohn beschrieben in dem 1890 zu Berlin gedruckten,
aber noch nicht herausgegebenen Katalog: Codices ex Bibliotheca Meer-
manniana Phillippici Graeci nune Berolinenses descripserunt Guilelmus
Studemund et Leopoldus Cohn, S. 75 ff. Unsere Schrift steht auf den
ersten 42 Blättern der Handschrift. Die Blätter sind mit den griechischen
Zahlen & bis uf bezeichnet; aber schon vor der Bezeichnung sind zwei
Blätter verloren gegangen, sodals im Texte der Handschrift fehlen die
Worte: [Boiss. S. 129, El. S. 200] dè xarayoyreudele — [B 130 E 202
o BdEdvypiag nai Awxodvrns und [B 137 E 207] xaítov del’ Möge —
[B 139 E 209] adroxecrogos roócrayua deior.
Die Berliner Handschrift ist von der Pariser vollständig unabhängig
und steht ihr an Wert ungefähr gleich. Sie unterscheidet sich aber
von ihr wesentlich dadurch, dafs sie am Schlufs noch einen Brief
folgenden Wortlautes bringt: Ty tod cod xgarovg xpoorage pevvardrarte
deoxoróv, nallav pe u&lloy à oxovddlav, ws olóv te, tavıl yéyoapa”
TÍ puo ovveyei xovvarvia Ti) per” edepyeoías: «al ti pera OvvEdswg TE
xai yadnvorytos oty Goa Ovvovaic, Ei ue Hal xara tov Pegatrny
EXELVOV dggioaoda. HOOGÉTUTTES, Oudiwg Unooxabwv, Eroiovv Av tobro*
togodtov El'Axvous Gs meo Ev ipy padnvotare: xal xoldóv xal us-
88 1, Abteilung
befindet sich im Peloponnes. Es gefällt ihm aber dort ganz und gar
nicht, Als ihm daher Holobolos im Traum erscheint, macht er ihm
die bittersten Vorwürfe. Holobolos wundert sich darüber, dafs es auf
der Halbinsel jetzt so ganz anders geworden sein soll, und ersucht
jenen, «er solle ihm doch über die jetzigen Verhältnisse daselbst brieflich
Näheres berichten. Mazaris leistet dieser ihm im Traum gestellten
Forderung folge und setzt ihm in einem Briefe die schlimmen Zu-
stände des Peloponnes auseinander. — Der dritte Teil, B 182 E 247—
B 186 E 250, besteht aus zwei Briefen, deren Überschriften nach
Hase und Boissonade kaum noch lesbar sind; sie sind aber in der
Berliner Handschrift gut erhalten und lauten da: free diofólov sv
rorg úguéros, TO dolor zul daurgordro doxiymiadov, xvod vixy-
pó0o dovra: mahaordyo ta wardayy und: + xadaoddyou Jovxe rod
warden, Quorfata xgdg xvgbv pavov)i tov dAdposov+ Jener Arzt
-Malakes, welcher aus der byzantinischen Hauptstadt nach Sparta ge
zogen, fühlt sich im Peloponnes ebenfalls höchst unbehaglich. Holo-
bolos rit” ihm, er solle Lethewasser trinken, dann vergiifse er alles
Ungemach. Tener tadelt ihn wegen dieses Rates; beweise doch sein
Brief, dafs er, obgleich er aus der Lethe getrunken, seine irdischen
Leiden doch nicht vergessen habe.
Diese beiden Teile schildern nun’ allerdings die peloponnesischen
Zustände in der abschreckendsten Gestalt, nur diese beiden Teile kann
Mazaris in seinem Begleitbriefe im Auge haben, nur diese, nicht aber
. die 'Emnuia, hat er mit jenem dem Kaiser überreicht.
Und in der That haben zwar der zweite und dritte Teil zum vollen
Verständnis den ersten zur Voraussetzung, sie hängen aber formell gar
nicht mit ihm zusammen und müssen geraume Zeit nach ihm ge
schrieben sein.
+ In der ’Emönuie sagt Macias er sei nach schwerer Krankheit
sarà rov Tavovdguov ris viv épdduyg ivdixtov [B 115 E 189] in den
Hades gekommen, das ist, wie allgemein richtig erklärt wird, im Januar
des Jahres 1414. In dasselbe Jahr, also vor Oktober 1414, ist mit
Notwendigkeit die ganze Ansprache zu setzen: denn sonst wäre das
vöv sinnlos. 5
Der Traum des zweiten Teiles fällt erst 14 Monate nach Mazaris®
Ankunft in dem Peloponnes [B 164 E 230], und ganz in Übereinstim-
mung damit datiert er den Brief, welchen er infolge des Traumes an
Holobolos nach dem Hades schreibt, zg&rn xal sixoorjj Zerrsußgiov
ivóvrióvos évrérne [B 173 E 238], das ist: am 21. September 1415.
Denn 1415, nicht aber, wie bisher überall fälschlich angenommen
worden ist, 1416, ist die richtige Jahreszahl unserer Zeitrechnung.
90 1, Abteilung
natürlich bei jenen Schilderungen mit, aber sonst sind es malslose
Übertreibungen und Karikaturen, die jeder der Zuhörer als solche zu
erkennen und auf das richtige Mafs zurückzuführen in der Lage war.
In keinem Falle waren diese Schmähschriften für eine Weiterverbreitung
oder für die Öffentlichkeit bestimmt: fernerstehende und solche, die
den Peloponnes nicht kannten, hätten allerdings pri
stellung von demselben gewinnen müssen. Aber gerade deshalb will
Mazaris durchaus nicht, dafs mit seinen Scherzen Mifsbrauch getrieben
werde, gerade deshalb bittet er den Kaiser, r1jg160v ro éxnyyeduévov.
Man wird also gut thun, die Bedeutung des Mazaris für die Beurteilung,
vielmehr Verurteilung der wirklichen Verhältnisse auf Morea nieht zu
hoch anzuschlagen. Mazaris' Schilderungen sind nicht, wie Ellissen
S. 32 meint, ein mit der subjektiven Bürgschaft der Wahrheit seiner
Schilderungen entworfenes Bild, noch weniger mit K. Sathas, Doeu-
ments inédits tome I (Paris 1880) 8. IX, für eins der kindischen
Pamphlets zu halten, mit welchen die Byzantiner gegen die Pelopon-
nesier stritten, sondern es sind sehr derbe in übermütigster Laune
für die vorübergehende Unterhaltung der Hofkreise hingeworfene Ge
legenheitsschriften.
Aber den ersten Teil hat Mazaris dem Kaiser sicher nicht über-
reicht. Dafs Manuel II jene Satire gekannt und dafs gerade sie ihn
veranlafst hat den Verfasser zu einer ähnlichen Behandlung der Pelo-
ponnesier aufzufordern, scheint mir freilich zweifellos; sonst wäre der
innere Zusammenhang zwischen den Schriften nicht gewahrt, Aber
sollte der Kaiser jene Satire wirklich gebilligt haben? Sollte auch sie
in der Hofgesellschaft “vorgetragen sein? Das scheint mir völlig un-
glaublich. Denn mögen in derselben auch viele Klatschereien, welche
die Eigenheiten und auch wirklichen Schwächen mancher, unvermeid-
liche Eifersiichteleien und allerlei kleine pikante Hofgeschichten geilseln,
uns noch erträglich erscheinen — müssen doch oft allein schon die
Familiennamen herhalten, damit den Trägern derselben ein Hieb yer-*
setzt werde —, es kommen darin doch eine Menge so nichtswürdiger
Anziiglichkeiten vor, dafs von selbst plumpem Scherze nicht mehr die
Rede sein kann, dafs sich die Betroffenen in ihrer Ehre auf das
tiefste verletzt fühlen mufsten. Ich stehe da vor einem Rätsel, dessen
Lösung ich durchaus noch nicht finden kann. Wohl aber glaube ich
schon jetzt zur Erklärung der wunderlichen Schmähschrift dadurch
etwas beizutragen, dafs ich einige der zahlreichen Persönlichkeiten,
welche Mazaris herunterreifst — denn heruntergerissen werden aufser den
Mitgliedern der kaiserlichen Familie alle, die er erwähnt —, als wirk-
liche, nicht blofs erdichtete, nachweise.
M. Treu: Mazaris und Holobolos 91
Das Unglück will es, dafs wir gerade über jene Zeit recht dürftig
unterrichtet sind. Daher sind alle Versuche, die im Mazaris vorkommenden
Personen anderweitig nachzuweisen, bis jetzt ziemlich erfolglos gewesen.
Hase, Boissonade und Ellissen haben aufser dem Kaiser, seinem Sohn
Theodor und seinem Neffen Johannes eigentlich nur drei Männer mit
einiger Wahrscheinlichkeit bestimmt: Evdecuov [B 117 E 191], em
«vio ovvermraros xal Badvyvouov, der im Peloponnes lebt, ist wohl
Logiavis Evduipov "Iodvvys, weoatov des Despoten vom Peloponnes
im Jahre 1446 [E 319]; DıAouuararog, oder wie die Berliner Hand-
schrift schreibt Diloudraios [B 123 E 195], wohl der yoauuareds
Anurroros “Ayyedos 6 Didouuaras, der 1421 als Gesandter zum Sultan
ging [E 325], und Kvd@veios, 0 tig ôxopus Kudaviov 7) xeopdérov
[B 145 E 214] hält Boissonade, nicht Ellissen, für den bekannten De-
metrios Kydones [E 335].
Die Briefe Kaiser Manuels II, von denen Ellissen Aufschlüsse
erhoffte [E 33], sind schon 1853 von Berger de Xivrey in seinem
Mémoire sur la vie et les ouvrages de l'empereur Manuel Paléologue
benutzt, bieten aber, soviel ich sehe, keme Ausbeute. Brauchbar sind
dagegen die Acta patriarchatus Cpolitani aus der Zeit von 1315—1402,
welche Fr. Miklosich und Jos. Müller 1860 und 1862 in zwei Bänden
herausgegeben. Namentlich sind es mehrere der dort erwähnten olxeto:
des Kaisers, welche wir im Mazaris wiederfinden.
Holobolos erzählt dem Mazaris, einer der evyeveits, Tfauniaxov
éxetvog 6 KaBadadgcos, hätte ihn betrogen [B 121 E 193]. Boissonade
und Ellissen [E 323] hielten xafudAdoros für einen Titel. Als solcher
kommt das Wort in dieser Zeit allerdings vor. So im Jahre 1394 ein
xaßerAidpıos xde ’Ioavuns 6 KovroovAng [Acta II 210], vielleicht auch
1400 xafañidocos è Kovrocrégavos [Acta II 395]. Aber das Wort
ist ganz gewifs auch Familienname: so lebt 1316 ein ’Iodvvng und ein
Baoliaiog 5 KaBaddcguos [Acta I 61 f.], 1325 ein Tewoyıos è Kafad-
Agios [Acta I 139 f.]. Vgl. Geo. Pachym. I 65, 9. Und so ist unser
Mann sicher derjenige xvods ‘AAdEvos Thaunidxov 6 KaBaAAcpios, welcher
im Oktober 1396 als Mitglied der ovyxAnrog bei der Aufnahme eines
Inventars der ueyaAn éxxAnoia zugegen ist [Acta II 566]; es ist der-
selbe, welcher im Jahre 1383 vom Patriarchen 6 olxetog tH dayia Baoı-
Asta pov xdp "AAétios 6 KafaAAcpios genannt wird [Acta II 57], und
1399 6 olxetos tH xparíóro xal cpio pov adroxpdropr, Ev ayia xvev-
pati dyannrès vlog tie fuov peroudtytos, xdors ‘AAgkiog Tíauridiov
(sic!) 6 KeaBeddcguog [Acta II 324].
O dodds dios 'Agyvoós [B 145 E 214], welche Namen Ellissen
S. 334 richtig als eine Auflösung des Namens "Apyvgóxovios erkennt,
92 . I. Abteilung
ist wahrscheinlich jener zUgıog 'Avdgéas 5 ‘Agyvedxoviog, welcher 1400
olxeios des Kaisers ist [Acta II 374], derselbe, welcher in einem anderen
Aktenstück derselben Zeit als ¿xo rjg moAıreieg dey6vrov erscheint
[Acta I 472].
Ein anderer ofxetog des Kaisers vom Jahre 1400, Xpvooxiperog
[Acta II 424] wird wohl jener Duguertatos 6 Xovoosyxépados
sein [B 145 E 214], welchen Ellissen S. 336 nur des Vornamens wegen
für Matthaios Laskaris hält.
Der Höfling BovAwryjg oder, wie er in der Berliner Handschrift
heifst, Bov22or%s [B 147 E 215] ist wohl jener oíxetog des Kaisers,
der in einem Aktenstück des Jahres 1401 xp Anwirgıog 6 Boviorís
[Acta II 509], in einem anderen xig Anwirgıog 6 Bovidorás genannt
wird [Acta II 513].
Der zupiv virtov Mvpovitys [B 145 E 214] heifst natürlich
in Wirklichkeit Iyy@virng, und so steht auch in der Berliner Hand-
schrift. Das kann 6 Imyavirng éxeivog xd Amwirgiog sein, der 1400
starb, oder sein damals noch junger Sohn Kovoravrivog [Acta 1 386].
‘O’Asnittuog[B152 E 219] kann 'Avópéus oder ’AAEEıog à “Aomeerns
sein [Acta II 301. 400].
Unter den Arzten heifst einer X«goıavirng [B 146 E 215, B 150
E 218], ein &xdAoros und otvópive, der sich em Nebenweib hielt
Das ist 6 Kanzddo& Xagosıwvirng, 6 lurgós, der um 1401 mit seinem
Schwiegervater in Erbschaftssachen prozessiert [Acta II 476. 485].
'O & zoraulov fevudro» ‘Taxerdg (das heifst „der Uralte“) ¿xetwos
Horduiog, 6 xebg UPesis drjrag demós [B 150 E 218] ist jener Rhetor
Theodoros Potamios, welcher 1391 eine Monodie auf den Kaiser Johannes V
schrieb. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. der byz. Litt. S. 207. Auch zu
Kaiser Manuel II stand er sicher in Beziehung. Jener Mordung, an
den der Kaiser um 1404 schreibt [Berger de Xivrey S. 192], ist wohl
Hordwog.
Ein recht schlagender Beweis, dafs nicht nur die Verstorbenen,
sondern auch die Lebenden mitgenommen wurden, ist Mavix@it@os
ovAopévos, einer der broygauuereis des kaiserlichen yoaupereds Holo-
bolos [B 139 E 209]. Denn. das ist zweifellos jener Iedgywos 6 Ma-
vıxeteng, welcher in den Jahren 1418—1442 selber Baoıkızög vordgrog
war [Acta III 162. 163. 171. 173. 185. 186. 194. 215] 1447 hat er
das Amt nicht mehr, sondern ein Georgios Galesiotes [Acta III 223].
Am wenigsten hat es bis jetzt gelingen wollen, eine der Haupt-
personen als geschichtlich nachzuweisen. Man hegt sogar noch Zweifel,
ob denn der Name des Schriftstellers ein wirklicher sei. Ellissen S. 27
weils nur einen Mönch ähnlichen Namens aus Du Canges Glossar,
M, Treu: Mazaris und Holobolos 93
Maximus Mazarus, anzufiihren. Ein Ménch mit gleichem Namen,
’Iodvvns Mataons (sic!) lebte im Jahre 1357. Vgl. Acta I 371. Ich
halte den Namen entschieden für echt. Holobolos redet seinen bös-
artigen Feind Iladidryg mit Mravriétra an [B 134 E 204, B 138
E 208], und dieser nennt ihn nie, wie andere OAdßwAog, sondern
OidBodog [B 134 E 204, B 135 E 205, B 137 E 207, B 139 E 209);
ebenso wird in seinem Munde aus Mefagig Merbdons [B 134 E 204,
B 134 E 205]. Diese Verdrehungen der beiden letzteren Namen haben
zwar die Herausgeber nicht beachtet, sie sind aber, wenigstens nach
meiner Handschrift, ganz sicher. Wie also nach Boissonades wohl
richtiger Bemerkung aus Padiates ein Bandit wird, so hat man bei
Holobolos’ Schmeichelnamen an ßoidıov, B6dıov, buculus, zu denken, in
Me.f-éeng ist die Anspielung auf einen Habsüchtigen unverkennbar.
Diese Wortverdrehungen haben doch nur dann einen Sinn, wenn es
sich um wirkliche Namen handelt.
Ebenso schlimm steht es mit der Persönlichkeit des IIadıarns.
Der Name ist in jener Zeit nicht selten. Kvgıxos und Miyanı 6
IIadıdrng sind im Jahre 1357 Mönche. Acta I 370. 371. Schwiegersohn
des dopéorixos tv Övrıxav Feuaroav ist 1330 6 ITadvarns xdo Teogyios;
ein olxetog des Kaisers in demselben Jahre @eddagos 6 Iladvdıns
[Acta 1 151 f.]. Unser Mann stammt offenbar aus der Familie dieser
beiden. Endlich finden wir bei Phrantzes, ed. Bonn. S. 135 f., im Jahre
1429 einen ‘Avdodvixos Adoxagig 6 Iledıdıns. Das mag der Sohn
unseres Padiates sein, von dem er B 140 E 210 spricht.
Nirgends endlich eine Spur von der wichtigsten Persönlichkeit,
welche Mazaris im Hades trifft, von Holobolos. Hase hat wenigstens
festgestellt, dafs es nicht jener Manuel Holobolos sein kann, der von
der Grausamkeit des Kaisers Michael I Palaeologos so viel zu leiden
hatte, nicht der Rhetor Manuel Peloponnesios (aus dem Anfange des
16. Jahrhunderts). Aber Positives weifs man nicht von ihm. Es ist
daher nicht zu verwundern, wenn man seinen Namen schliefslich für
fingiert hielt. Vgl. K. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 375.
Ein glücklicher Zufall setzt mich in den Stand seine Existenz
erweisen zu können. Der Mönch Joseph Bryennios schreibt folgenden
Brief:
(fol. 112") Tó eddoxtua xal ev—vet xal oxovdalo Ev latoixi,
xal fyropux nal pidocopía xvo@ Mavoviji ro Olofôlo ev
Oscoalovixr'):
Oise cov tv dyanınv thy punotav xal Deouÿv, oùddevi pagaivo-
1) Pecadoviny
94 I. Abteilung
uévny tóv boa tavryv Avuaiveodar!) répuxev: cida, bg xal drodnunoas
vocuuata Bovis Aafetv mao’ ¿uod xal radvd’ ebosiv xatà Adyov avv-
tedsiueva, exsivo did td mods uè qpiAtoov, tovro did toy QOS tods
Adyovg Depuórarov ¿pura, uällov dt xal tovto dv’ ewe. arodegdpevos
yao evdomiuetv ue Ev ünacı trois xadois yaipois dev ue Hal téqun
oby os ¿ruge yodpovra. did Tor rodto xdpol yodpev «vdyxy xeds
ot xal Émioroluaio ting nepäcdeı tour xoveiv, Ems Ebearıv, Ö di
noueiv uèv xpodvnos ¿quo xal éperós. aAjy 000 obras co. Övvaucı
thy éndvuiav xAnoody’ où uty yap xéllos émvoroliv édéloss dv Kap’
Heav, TO O muérepov népow Tod ÖVvaodeı tavta morsiv. Spas 8
odv, das logia morsiv, dn rorò, aainep ¿dvvaeróv TS xddde rv ev
toîs yoduuaciv dvouatav evpodvar de. did yoüv Tv Eyxsrmevav Ev
ToÚTOLS dyyel@v teowai fovAouai, iva, Qoreo, el ye Mais, Exoıvaveıs
dv Muiv tOv yo0yoróv, odro xal ndepw didyav énolaupavévror hay
ovvanoldéBns dildos tev ayadóv.
(fol. 112") re@rov oùv yivwoxe, bg oùx Ruvnuovò Tic ang Kperis,
Gvaxnovrro dt tavımv xal uéuvnual cov dinventig: xal bg xagdy xal
yapuévros Gvvouióv oor, oÙro oe xal do@ xal qpaviatouei trois puy-
xoig buuaoi xal tov túxov xal rdv qodvov xal tods Adyous xal tà Hm
xual TOY TOD NEO6WNOV yaouxtijou xal aniòbg knavra tà Où, 0g Exaotov
Agdexto 1 menpaxtar 9) éotiv, oÙro tadra xara vodv dTswoò* xal
ovdè ras 6 rodoxaipos ovros") alcv, oiucı dè ovd 6 uéllor loxtoe
— OÙv ded elojoda — Tv TIPOS GE pov gidiay ¿dns fvdos ra0a-
meuye, 7) dAlocbga. TO Gúvolov. tTouodrog ¿yw diamvoos qilog xal
EOROTNS Depuóraros xal uvnuovixotartos.
éxerto lodi, ag Ev elojvn padela a Evraüde?) — dl nai tà EoneQua —,
Ev evdmuia nol1ÿ änavra tè vis Bacıkidos, Ev oradepá*) buovota ta
tov pido xai Ev ueydAn xaraotaoe tà Tic nad” Huis cefacuias movie.
xauol dè (dia 5 uepal6dagos reooridmowv del raiz dv wor roLovoass
tov Blov «qopuais, xal un Tí Euavrod mods Exeivov ELOTEOPT uóvov
YOsoPar, ¿dla nai ri tov adv Euol ¿delpúv?) nagéyer’ obs Pléxov Tis
Ev Xouotò xexovupevns Eoñs éxopévovs xal xovobvras adv NÖovi
névous, ov 6 xapros ¿vdotos xal toîs vovv Eyover Eniwtós, inerme
qelgo. al yapıraz buodoy® (fol. 113%) tH deondry, dti xa Dons fuas
TO Avto@ tod xdouov TH a«vrod aîuari bxd ris ¿Olas ATELQOU qoyaró-
£
1) lvpévec das
2) oùtog, aus ovros geündert.
3) &v tabra
4) oradnes
5) «delo
M. Treu: Mazaris und Holobolos 95
Toros Évéyoape tH qoodò Tüv éxeivou dovisudvrov xal usAldvrov
amoleioda. dnd ayvotag xal ¿dovz ual Aypoıxias!), Gros TE toUTov
regupevoineda avteddBeto Embyeipodol TE TL Tig CGoryoles Eoyav Ed de
Ovvspanteraı, Oudove navrayov oy dei toe «Ùròv Deparevon oxov-
ddfovov. Év tovtois fúuev xul ovtwg ¿youev, dorote Qidov xal
quaowatare: Ev ¿ori udvov TO navy tovyov Huds xa, daxvov, 1) tov
xpatiotov xal ayiov facies Nuov «novo xal orepmoıs, bv, DEov
aooaravie Adye, TayEwg ldouuer navres, ws fovileras.
eins wor Ev Gnadiv byiaivov evduudy evextÓv. nai ye ÖLRERNS
Yvundsie zapein co. tod TÜV oùv Enawverov xal punoiov doe pilov
uovayoù ’Inarip, $ Bevevvios rd Enwvuuov: —
Eine Sammlung von 16 Briefen jenes Mönches befindet sich, so-
weit mir bis jetzt bekannt, im cod. Taurin. 329 c. II 32 (nach der
neuen Zählung B. IV 38) aus dem 15. Jahrhundert (nach Pasini) und
im cod. Hierosolym. 276 aus dem 16. Jahrhundert (nach dem Katalog
von Papadopulos Kerameus, Teil I S. 352); ebenso im cod. Oxon.
Misc. 242, doch fehlt der 12. Brief in dieser Handschrift. Jener Brief
ist der vorletzte der Sammlung. Wir lernen aus ihm einen hoch-
angesehenen Freund des Bryennios kennen, Manuel Holobolos, der
zugleich Arzt, Rhetor und Philosoph war, der seinen Wohnsitz in der
Baosis, d. h. in Konstantinopel, hatte und sich nur zeitweilig in
Thessalonich aufhielt. Gleichzeitig war auch der Kaiser auf der Reise.
Dafs Holobolos sich in dessen Begleitung befand oder sonst Beziehungen
zu ihm hatte, geht aus dem Briefe nicht hervor. — Der Holobolos des
Mazaris ist erst ums Jahr 1399 dem Kaiser näher getreten. Er be-
gleitet ihn auf seiner grofsen Reise nach Italien, Frankreich, England
und dem Peloponnes 1399—1403. Er war dessen yoappareds, viel-
leicht ist er es erst in Italien geworden [B 139 E 209, B 163 E 229].
Vorher war er 6 ris Kovotavrívov utv énrop devds, tóv 0° lato@v
6 féldrioros [B 120 E 193], als yoxuueredg aber hat er seine ärztliche
Praxis aufgegeben [B 121 E 194]. Wenn also jener Holobolos des
Bryennios unser Holobolos sein soll, dann mülste jener Brief ge-
schrieben sein, ehe Holobolos Höfling wurde, sicher vor 1400.
Eine eingehende Untersuchung über Joseph Bryennios’ Leben und
Werke fehlt noch. Nach Andronikos Demetrakopulos, Graecia orthodoxa
S. 90, ist er zwischen 1431—1438 gestorben. Das glaube ich nicht;
er mufs früher gestorben sein. Sicherlich gehört die Briefsammlung
einer früheren Zeit an. Es sind 16 Briefe mit folgenden Adressen:
1. T& ueyaim oaxeAlapim tig éyiorérns tod deod ueydAns éx-
1) dyerxias
96 1. Abteilung .
xinoles dggidiazivo xa didaoriio xvoio Osoddoa@ TO Medri
vıorn dv vi] mode: —
2. To ediafeoráro zul Aoyıwrdrp Ev lepedoi xvod Nexijrg ro
Mvgouwwiorn Ev Pódo: —
-3. TO peydlo yaoroptien vie dy. t. Deo wey. xx. doy draxdva
2096 Tadvvn 19 OlofBólo év ri, Paordsvoson tov xóleow: —
4. T6 coporéro ¿bdgov xved Anuntoip to Kvddvy &
Beveriaug: —
5. To xoveyuoréro por deoxérn Awgo®éo ro av Tegocodipay
zergıdoyn Ev ‘Tegovouiu: —
6. To coporéro dvögl, dgeriig re éxoo pilo zul mioreng xvgd
NıxoAdo 15 KaBaciha èv Krabi: —
7. T6 coporéro xal loyworéro rargi, audmyovusvo ris cepuoulas
„ul Buordixîjg povijs od Erovdiov, üpguavdgirn re xa) aporocvyxéldo
xvoò Ebdvuio év Bvtevtip: —
8. Tó tov deyegéov kom, tovoxcidexcro tov éxoordiav moment
xouévov xa) xpuri vis olxovuevns, Mdgxo 1a xdxg Adekavdgiag Ev
Alpina: —
9. To olxovpevind: —
10, To ¿xd ov Tour Irate édelpo Mattuo, ris tebews
TOY ANQUXOV: —
11. TO ev dmondmorg eblafet xvod Maxagio, 10 rie "Auoàd
orov év Kiro: —
12. TO dv kgyovow ebyever — 096 Todvvy 1 Zvpiavò dv ri
Kom: —
13. Buoilixóv: —
14. T6 hopardrm dvdeav xves Mavov)i to 168m dv Auxe-
darpovig:i —
16. To xovegoréro umroomokirn KvéBov xa) xéons ‘Pocius
Dorip 15 bregriuo — év ‘Pooig: —
Der erste Briefempfänger lebte 1361. Vgl. K. Krumbacher, Gesch.
d. byz. Litt. S. 384; für das Jahr 1360 vgl. Acta I 394. Im Jahre
1400 hatte er das Amt eines wéyag oaxeAAdgıog bestimmt nicht mehr;
denn es heifst in einem Aktenstück dieses Jahres von einem früheren
Ereignis: yéyove poùv tobro maga tod Tore ueydAov ouxsAduglov, rod
Meliriiórov dxeivov. Acta II 330.
Der dritte hatte die in der Adresse angegebenen Ämter 1389—1397.
Unter dem Patriarchen Matthaios (1397—1410) aber war er bereits
unrgoroAleng Tordieg und starb vor 1410. Denn er wurde in Gegen-
wart jenes Patriarchen begraben. Vgl. Le Quien, Oriens christiana
I 1246. Acta II 132. 292. 304. 324. 348. 377. 383. 392. 417.
M. Treu: Mazaris und Holobolos 97
Der vierte ist der bekannte Kydones, der, wie ich anderswo ye-
zeigt, wohl 1400 gestorben ist.
Der fünfte war Patriarch von Jerusalem von 1382—1418. Vgl.
Papadopulos Kerameus’ Analekta, Teil I S. 246.
Der sechste starb vor Mai 1371 als Patriarch von Thessalonich.
Vgl. Andr. Demetrakopulos, Graecia orthodoxa S. 83. 1350 wird er
als oëxstog des Kaisers erwähnt. Acta I 298.
Die anderen Adressaten sind mir zwar zum Teil anderweitig be-
kannt, ich kann aber ihre Zeit nicht genauer bestimmen. Von den
Briefen aber, deren Empfänger ich nachgewiesen, mufs der sechste vor
1371, der erste, dritte, vierte mufs vor 1400 geschrieben sein, der
fünfte braucht nicht nach 1400 geschrieben zu sein. Daraus folgt,
dafs auch der 15. Brief nicht nach 1400 geschrieben zu sein braucht,
dafs also der Holobolos des Bryennios und der des Mazaris auch der
Zeit nach zusammenfallen.
Breslau. M. Treu.
Byzant. Zeitschrift I 1. 7
Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen
Autoren.
Die kritische Wiederherstellung eines mittelgriechischen Sprach-
denkmals hat mit viel grölseren Schwierigkeiten zu kämpfen als die
jenige eines altgriechischen. Denn, während wir über das Zeitalter und
die Heimat alter Schriftsteller in der Regel gut unterrichtet sind und
aus zeitgenössischen oder späteren Quellen über die inneren wie äufseren
Zustände und über die Bildung der betreffenden Zeit mehr oder we-
niger erfahren, trifft das bei einem mittelalterlichen Autor selten zu.
Wir wissen oft von der Epoche, von der Heimat, von der Bildung und
den anderen Verhältnissen dieser Autoren nichts oder fast nichts. Viele
‚Texte sind sogar ohne Autorennamen.
Während wir ferner bei der Beurteilung der alten Autoren, be-
sonders der Attiker, aus der Epoche eines jeden Verfassers ein festes
Urteil über den Sprachcharakter und umgekehrt aus den Sprachele-
menten ein solches über das Zeitalter desselben fällen dürfen, und so
von vielen Sprachbestandteilen mit absoluter Bestimmtheit behaupten,
dafs sie einem Autor ganz fremd sind, vermögen wir so etwas über
die Sprache eines mittelgriechischen Textes fast niemals festzustellen.
Denn wir sind im Mittelalter nicht im stande, wie es im Altertum
mittels der Iuschriften, der Grammatiker, der Scholiasten, der Lexiko-
graphen u. dergl. gewöhnlich der Fall ist, die Sprachentwickelung nach
den Jahrhunderten und Jahrzehnten genau zu verfolgen; denn während
des ganzen Mittelalters und der neueren Zeit wurden die alten und die
neuen Sprachelemente stark durch einander geworfen und die Summe
der alten oder der neuen Bestandteile ist meist nieht von der Epoche
der Verfasser, sondern von der Bildung und Absicht derselben ab-
hängig. Darüber vergleiche K. Krumbacher in K. Z. XXVII 494 f. und
Hatzidakis in seiner „Einleitung in die neugr. Grammatik“ S. 234 f.
Da sie nun stets vieles den älteren Litteraturdenkmälern entnehmen
und die entlehnten Stücke oft falsch gebrauchen oder mifsverstehen, so
ist es von nöten, dals man beim Lesen und bei der Beurteilung dieser
Spätlinge die älteren, vor allem die kirchlichen Texte stets vor Augen
hat; und da sie andererseits aus dem Volksgriechischen ihrer Zeit vieles
G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren | 99
in ihre Werke aufgenommen haben, so mufs man zum richtigen Ver-
ständnis derselben auch das Neugriechische kennen lernen. Zwei Bei-
spiele mögen meine Behauptung verdeutlichen, Glykas V. 76 schreibt
fis (sc. yldoou pevónyópos) els pry xartate ra diaBruare pov. Da
weder die Verleumdung noch irgend etwas die Schritte des Verfassers
brechen oder zerbrechen konnte, so würde man geneigt sem, xaréagev
eis piv als fehlerhafte Lesart anzusehen und anstatt dieser xarıiyayev
«6 yîjv zu schreiben; oder xaréate als Synonym von xareonaoe (cf.
MATRONAV ein, ONueta, olxovg) und von xarúyaye (= xarefifaoe)
aufzufassen. Dieses letztere scheint in der That das Richtige zu sein,
da man in diesem Jahrhundert @oow (= &yvvui) und 6x, xatdocw
und xarey® für gleichbedeutend gehalten hat, und so den Aorist
mattata st. xatéonaca (= Bia xariyayov, xarefifaoa, herabstiirzte)
gebraucht zu haben scheint.*) Indes bleibt doch immer der Ausdruck
„die Schritte jemands in die Hölle herabstürzen“ ziemlich sonderbar.
Das Rätsel läfst sich lösen, wenn man bedenkt, dafs der Verfasser hier
den biblischen Ausdruck Psalm 118, 133 „ra diafruara wou xatevtuvov
xatà to Adpidv cov Hal pui xuraxvgisvoden pov nioa Avouie“ vor
Augen gehabt hat. Von Gott kann sehr gut gesagt werden, dafs er
die Schritte des Menschen d. h. den Menschen selbst den heiligen
Geboten gemäfs leiten möge, von der Verleumdung natürlich nicht so;
indes hat der archaisierende Spätling den biblischen Ausdruck für
seinen Zweck zurecht gemacht und tà diaffuard uov xrarevbuvov
xatà th Adyidy cov in tà diaffiuara pov xatéaëe in die Hölle
(= eig yîv) verändert. Nur so, denke ich, läfst sich die Existenz des
Wortes diafiuara hier verstehen. |
Prodromos versichert uns, dafs er gern ein hausierender Verkäufer
wäre und auf den Strafsen rufen möchte: éxdpere dgovßavıardv dEvya-
Aov, xveddes VI 190. Über dévyadov hat Koraes in seinem wichtigen
Kommentar zu Prodromos 8. 183 gehandelt; es mag hinzugefügt werden,
dafs d¿vyada(v) heutzutage noch im, Pontischen bekannt ist. Allein
*) Der Aorist xarsaéa im Sinne von xerjyayov findet sich öfter in der
Vita Euthymii ed. C. de Boor (Berlin 1888), Kap. 2, 22; 13, 15; 18, 11; 21, 6;
22, 7 und 8. — Beachtenswert ist, dafs das Augment in diesem Verbum schon
früh in die augmentlosen Formen und selbst in den Priisensstamm einzudringen
begann; vgl. aufser den in den Wörterbüchern und von Kontos, Aöyıog ‘Eeuîjs
S. 75 ff. angeführten Beispielen: xars«&avr« im Martyrium Petri, Acta aposto-
lorum apocrypha, pars prior, ed. R. A. Lipsius, p. 82, 31 und xaredosercı ebd.
p. 84,1. Das Lexicon Vindobonense ed. A. Nauck lehrt p. 110, 4: rd dè
natéaya kyrl rod narsaysıy! Zur Erklärung dieser Formen s. Hatzidakis,
Einleitung in die neugriechische Grammatik S. 63 ff.; 390 ff.
Anmerk. des Herausgebers.
mk
é
100 1. Abteilung
über doovfevioròv weils er ebenda $. 184 nichts zu sagen. Das Wort
ist aber heute noch im Pontos und in Thrakien üblich, wo die Leute
desyede Ögovßerıordv das nennen, was in Athen gewöhnlich oexzov-
Moro drcovgri heifst; und dgovßdvı oder dovgßdvi bedeutet daselbst
den Milcheimer, der zur Bereitung der Butter dient.
Dafs die doppelte Forderung, man müsse sowohl das Alt- wie
auch das Neugriechische gründlich kennen lernen, um das dunkle Mittel-
griechisch zu verstehen, nicht leicht zu erfüllen ist, sieht jedermann
ein; dazu kommt bee noch, dafs wir durch cha handschriftlichen
Apparat bei der Wiederherstellung der mittelgriechischen Texte, be
sonders der vulgären, wenig unterstützt werden; bei dem Abschreiben
derselben sind nämlich die Kopisten bei weitem unaufmerksamer ge
wesen als bei der Vervielfältigung eines alten Textes; deshalb sehen
wir, dafs die Differenzen der Handschriften oft so stark sind, dafs sich
verschiedene Versionen ergeben. Aufserdem besitzen wir in der Regel
nur ein Manuskript für jeden vulgären Text oder für jede Version, so
dafs vom Kollationieren keine Hilfe zu erwarten ist.
Endlich sind diese meist unbedeutenden Werke weder in den yer-
gangenen Jahrhunderten noch in der letzten Zeit fleifsig und methodisch
erforscht worden; wir haben infolge dessen weder Kommentare noch
andere Hilfsmittel, wie Lexika, Paraphrasen u. dergl. dieser Werke;
daher wissen wir oft den Sinn vieler verlorener Wörter und Ausdrücke
nicht mehr. Dieser üble Zustand wiegt furchtbar schwer; das griechische
Mittelalter bleibt uns noch sehr dunkel; man denke, was zur allgemeinen
Erkenntnis des alten Hellas oder Has seit der Renaissance geleistet
worden ist, und man halte dem gegenüber das Quentchen, was wir
über das mehr als tausendjährige griechische — gewöhnlich byzanti-
nisch genannte — Mittelalter wissen! Hier treffen wir auf Schritt und
Tritt Ausdrücke, Spriehwörter, Thatsachen ete., von denen wir keine
Alınung haben, und die wir vorläufig unmöglich in ihrer ganzen Trag-
weite begreifen können.
Wir sind also oft in Unkenntnis über die Heimat, das Zeitalter,
die verschiedenen Verhältnisse, ja selbst den Namen der mittelalter-
lichen Autoren; ebenso dürfen wir infolge der unaufhörlichen Mischung
der alten und neuen Sprachelemente wenig Bestimmtes über die Not-
wendigkeit oder die Ausschliefslichkeit dieser Sprachbestandteile be
haupten; wir besitzen fast keine Hilfsmittel zum riehtigen Verständnis
derselben; wir kennen sehr oft die Thatsachen nicht, und endlich läfst
uns in der Regel auch die Hilfe der Handschriften sehr im Stich. Das
sind wohl die Hauptursachen, weshalb die Kritik dieser Texte so sehr
zurüekgeblieben ist und weshalb die Herausgeber bei der Veröffent-
G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zú einigen mittelgriech. Autoren 101
lichung dieser Texte in der Regel sehr eilig sind, und einfach abdrucken
lassen, was sie vor sich finden oder zu finden meinen. Cf. K. Krum-
bacher in K. Z. XXVII 495.
Unter solchen Umständen werden wir leider nur allzu oft zu der
Konjekturalkritik unsere Zuflucht nehmen müssen, allein auch hier
stehen uns Gefahren entgegen. Was nämlich von den alten Griechen
gesagt worden ist, dafs sie die Feder in den Verstand getaucht haben,
das darf niemand von diesen Spätlingen behaupten. Wenn man nun
also infolge dessen einen geschraubten, unnatürlichen, oft recht unver-
ständlichen Ausdruck findet, so darf man nicht von vornherein mit
Bestimmtheit, wie es bei der Beurteilung eines Alten immer der Fall
ist, behaupten, hier müsse ein Fehler vorliegen, und noch weniger
sicher kann man über die Emendation sein. Behutsamkeit ist dabei
stets am Platze, und besonders nur dann wird man mit einiger Sicher-
heit vorgehen, wenn die vorgenommene Anderung eine leichte ist, wenn
z. B. Trennung in zwei Wörter oder umgekehrt Vereinigung zweier
Wörter in eines genügt, oder wenn nur ein Buchstabe zu verändern
oder zu tilgen oder hinzuzufügen ist u. dergl.; oft scheint aber leider
das Übel viel tiefer zu liegen und da werden wir a priori auf die Mifsgriffe
der Konjekturalkritik gefafst sein müssen; indessen ist sie gewöhnlich
unsere [epa &yxvoa, und wir müssen von ihr Gebrauch machen, wenn
wir jemals zu einem richtigen Verständnis der mittelgriechischen Schrift-
steller gelangen wollen.
Ich teile einige Korrekturen mit, bei welchen durch eine leichte
Veränderung der richtige Sinn hergestellt wird.
Spaneas (ed. Legr.) 150—4
Thy dostmv xal naldevov ayanı xal Tv yvocır,
alovrovu mavtds éxméxeiva xal Onoavodv peyadov'
éxelva yag ovderote mods tods xx dodge Imayovv,
éxelva magauévovoiv, 6 rAoÙTos Ó WdE pevet.
Von der Tugend, der Bildung und den Kenntnissen wird gesagt, dafs
sie niemals zu den guten Menschen gehen, dafs sie standhaft (oder
ewig) sind, der Reichtum aber stehen bleibt. Das ist aber offenbar
völlig sinnlos. Alles wird klar, sobald wir in dem zweiten Verse
xaxovg st. xxdovg und im dritten 00 où ueve st. Ode wever schreiben:
die genannten guten Eigenschaften kommen nie zu den schlechten
Menschen, sie sind aufserdem standhatt, der Reichtum dagegen bleibt
nicht stehen, sondern flieht, geht vorüber.
Prodromos VI 254—8
— xeradınadovoiv de
els ox@dAnxay Axoluntov, Elg TÁPTADOV) — -
102 I. Abteilung
'Eyw dé, xo0uoxpdrwp pov, tavtas tag toEig xoldoeg
évradda tag xoddfomar anal x00 tig tedevrijge pov.
ZudAnza TOY Kxoiuntov uiuoduar tiv HEVLAV,
Der Verfasser behauptet, dafs er alle drei. Höllen (nämlich ox@Anxa
tov Guoiuntov, táprapov, oxdrog) hier auf der Erde leidet; und diese
seine Behauptung weiter erklärend sagt er, dafs er für 0x64Anxa &xot-
untov die Armut hält, und im Verse 260 für r«erapov die schreck-
liche Kälte, woran er leidet, und im V. 263 als 0xdros dpspyks xplves
tov oxoraoudy, den er hat, so oft er hungrig ist. Es ist also klar,
dafs yodua st. wuoduc zu schreiben ist, wie es in der That in der
Parallelstelle V 155 gelesen wird.
Ebd. IV 340—3
teroada ual nupasxevN Enpopayoüvreg 0406,
(div yao oùx Eodiouev, val, rocÓs Ev rovrorg,
dumm ...
Die Rede ist von Vers 340—356 nicht von den armen Mönchen, son-
dern von den reichen Äbten, die zwar nicht Fische, allein eine Un-
masse exquisiter Speisen und Getränke geniefsen; auf die Mönche
kommt er im V. 357 f.
nuds dè xootrPécor xvauovs Pefoeypevovs ...
zu sprechen. Es ist also offenbar ¿odíouev in ¿odíovo. zu ändern;
wohl auch E&ng0opayoodcı zu schreiben. Ebd. IV 408° ist BAaßovueı
im BAußoöus(v) (sc. of xeAdyegor) zu emendieren; denn die Rede ist
wieder von den armen Mönchen im Gegensatz zu den Abten.
Roboam 38—?
vié uov, UETÉ TOVNQÓV, METE xuxòv UN EGUÉYNS,
un OUVTOOPEVONS ET” UVTOV, UN Ovvodonoıyans,
schreibe un ovvodorzoenons, du sollst mit den schlechten Menschen in
keinen Verkehr kommen.
Ebd. 99— 100
auun elg tov Dedv tot oveavod xal xrioryv TOv Andvrwv
dede Toüto dunvexds nal xoiver ıyv GA eur
Es heifst, man müsse einem armen Menschen in den Gerichtshöfen
durch das Bestechen des Richters nicht sein Recht wegzunehmen suchen;
denn als armer Mensch vermag er nicht dem Richter etwas zu geben,
um sein Recht zu erlangen, sondern er (der Arme) überläfst es immer
Gott, er ruft immer Gott zum Richter an, und Gott fällt ein gerechtes
Urteil. Es ist also &ere st. Séce zu schreiben.
Glykas 129 03 ögveov meickeraı schreibe merdferar; der Freie,
der nicht ins Gefängnis gesteckt ist, der keine Seelenschmerzen fühlt,
der fliegt wie ein Adler.
G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 103
Ebd. 133—4
El tug dv heyy ,,wevderai, pAvapet, un tov miotevns!“
Kávelg nor oùx éxdvecev, oùx oide ti ive xôvos,
Glykas will sagen, wenn jemand von ihm behaupte, er (Glykas) lüge,
er schwatze und man solle ihm nicht glauben, so habe jener, der so
etwas von Glykas sagt, nie gelitten und wisse nicht, was Leid ist.
Um diesen Smn aber zu erlangen, müssen wir den zweiten Vers so
schreiben: xsivog morì ovx éxdvecev, oùx oide ti ¿ve növog und darnach
einen Punkt setzen.
Ebd. 186—8
OÙ nôvor Einvasyuvrnoav els tovtag tag Mueoas*
ay EDOOVY elo XUTOPOQOY YUYNV avayxacuevnv,
\
éxel repuéuvayovra xa) noAsuoöv thy xvii».
Das Verb roleu& mit einem Substantiv verbunden bedeutet etwas als
Geschäft treiben, oder für etwas sorgen etc., z. B. rodeuò ry(v)
dovisid pov, moleuò ta yoduuara, rmoleuò ta nEOBaTE Nov, xolsud
ti(v) téyvy uov, rmodeutò to rmepiBóli uov, modeuò nv) Yapızn ete.
modeuò tiv zvikıv würde also heifsen: ich treibe das Würgen oder ich
sorge für das Würgen. Alles wird klar, sobald wir xal xodguody riv
(duyNv sc.) avífeiv = die Schmerzen streben die Seele zu erwürgen.
Ebd. 245
foo ot Erw, xdoovpe, dogeñs xal onapragikes.
dopeas bedeutet nichts, es 8 wird Öwperv = vergebens, umsonst (gota) |
zu schreiben sein; cf.
eis «OTOLAOV surarcionis. eis Mouy adixias
N uavva uov y EyEevvnde, Owoecy xul neouarito,
Ebd. 274—5
eidxrısev 6 yoardapos, xal degover TO dayua,
va yivn xadoraidevtov, Aldo va un Aaxtion.
Zu schreiben &llov vee uy Aaxtion, da doch der Esel gegen einen
Menschen, nicht gegen einen Sattel ausgeschlagen hat. Umgekehrt ist
im V. 483 to xédov st. tòv nedov und in Roboam 28 ro yofjuav st.
toy qeñuav zu schreiben. Wie aber das auslautende v von &Alov
wegen des anlautenden v des folgenden Wortes ausgelassen ist, so ist
auch im V. 389 ein o nach oxorevoîs weggefallen Ev oxoteuvois 0°
éxdt8ios yuuvóv, TOOYLEVOV.
Ebd. 312
Déleug où Peleg Endekaı, matter x oe Y TÚLN,
xtc teva bedeutet: ich spotte über jemand, ich mache ihn lächerlich,
dagegen xaífo pé tiva: ich treiber ‘ einem, ich quale
104 I. Abteilung
ihn u. dergl.; es ist mithin zu schreiben watfer u’ éotv n turn, da
N tugn uE tiva nuiferv Övvaraı, tiva maiterv ovye.
Ebd. 490
ò uèv yap Éxxoldéerar xoopdder th tov pdvov
zu schreiben éxoldésro, wie gleich é4éyero (491), éxaoze (193) und so
immer Imperfecta; alle diese Verse erläutern den Inhalt des Verses 476
xal yvods ro ado xal dati xai dia nolov Adyov
(sc. al puyal xoAdfovrac yodvorg où pergovpevoLg).
Ebd. 470
tavtas dy tag pulaxas x’ Exeivnv thy Mueoav
og Evavras dAoyifoua xal ovyyevelg tag xpivo
zu schreiben getrennt dg ¿va(v) tas Aoyifoua:; er behauptet, dafs er
das Gefängnis und den Tag des Begräbnisses für em und dasselbe (63
Eva) halte. Auf dieselbe Weise ist zu trennen x&pwixa im V. 122 in
xüv Yiya, wie es in der That in V. 202 steht; xv pego od yvadaıg =
du verstehst nicht ein Krümchen, Bifschen. Dasselbe x@v Yiya steckt
vielleicht auch bei Prodromos I 84
Dupuy ovx fidabds mote, ouvidiv 00x EVPÚYEL,
wo 00% ebwuye völlig sinnlos ist. Eine Trennung ist vorzunehmen
auch bei Prodromos I 2 und zu schreiben ôxotav di st. dxofavde; und
IV 542
xul artexetv à tov modeuei, nal ATEXELV di TOY napver
. zu schreiben st. dréxerva ... dminecva... cf. INI 542 xal dréxei
ta tov nodeuei nai Anexeı ta Tor xauvet. Und umgekehrt ist zu
schreiben IV 477
uudopeoduv tarmevdv OUOUÉELS ...
st. xadov yepaxıv, und Belth. 630—631
erjonoa tods opTaluods, x09n, tove idixovs Gov,
xul eg TO vegov tod Eowrog xaldvBa moAsuoddı,
zu schreiben xoAvuforo4euodor = sie versuchen zu schwimmen (xo-
Asuovor va xolvuBüor), wie er gleich nachher sagt
va eines ALVÓVVEÑOVOLY, Moata, ve xviyovor,
Glyk. 529
éxelvos Ügeı tov xAowòv xai tà deocud OVVTQLYEL,
Dafs ps: als Futur gebraucht ist, ist klar, cf. auch das folgende ovr-
toíye: und yagroerer. Indes dürfen wir nicht «per betonen, sondern
müssen coy, d. h. den Konjunktiv des Aor. in futuraler Bedeutung.
schreiben, «der im Mittelalter sehr gewöhnlich ist.
Ebd. 524
EXUVKAWOKY ue OuEQOY DÔives tod Havdrov.
Es ist zu schreiben
G. N. Hatzidakis: Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriech. Autoren 105
ExinAmoov GE ouepov dives tod Havarov;
wie auch 528
mapides xegieozyov de xal xAet8oa rod Bavarov;
beide Verse sind mit Fragezeichen zu versehen, da der Fragesatz an
Stelle des Vordersatzes gebraucht wird. Umgekehrt ist V. 531 ohne
Fragezeichen zu lesen
ovx HAGE els uerdvorav nadégar todo dixalovs,
todo 0° ¿E dndıns Óqems moddanig émtanóras.
cf. Matth. IX 13 où ye fidov xadéca: dixalovs dii’ Gueoralods (els
peravorav) und Mark. II 17, Luk. V 32.
Ebenso ist V. 181 zu interpungieren:
ros amavtàs, raocdotov, müs ovx Eppayns, Eëvor.
d. h. xagddofóv Earı, müs dnavräs, EEvov, mög oùx Éoodyns. Das
Verbum dauvräv findet sich auch in V. 189
puri, TEQiomoevPyoa, xal ws Numopeis, drravra,
und 195
wal Öxdrı Ösıdkıdlo de, pofodpa: où un aravifons
wo dauvıo so viel als dvreyo, standhalten, aushalten, ausharren, be-
deutet.
Ebd. 353
Kal töre bs qioros pOelperas, be &vdos TÓTE mintet,
Dafs der Verfasser róre auch im zweiten Satz der Konzinnität wegen
gebraucht hat, ist zwar immer möglich, allein nicht wahrscheinlich, da
er von solchen Feinheiten nicht viel zu wissen scheint; deshalb schlage
ich vor og &v®oc xaraxinteı zu schreiben.
Ebd. 301
un ma&ns ti pixedpvyor xal va yapodv ol éydeoi oov'
Es ist pa) zd®ng ti zu schreiben; ähnlich ist Prodromos II 98
dv ovx «voléns Ivpav wor x6dev rs evonkayyviag
zu betonen dvoay wot nodev oder Svgay uo robiv ...
Glyk. 414
où oröua Agdov Övvaraı, xa) yAdoou Guxopévtrns
Die spätere fem. Form ist ovxope«vrig und so mufs geschrieben werden.
Ebenso schreibe 189 xeguompevdyos st. negusompevdyoue und Prodro-
mos I 220 dasgaperisev st. Eneyaıpeındav und Prodromos II 99
xod pévopas ... ui) xeoeupo st. yEvouaı.... repéuxo, und IV 202”
oxovuagıd oder xo vufpia st. xova pid und 223 cxovuropiv st. xo va piv
wie es VI 96 steht; denn vom alten oxdußgos ist oxovußglv mit uf
gebildet und da wir heute noch skumbri aussprechen, so kann man im
Mittelalter nicht oxouxoiv ausgesprochen haben; ebenso ist zu schreiben
Pest. 107 xaAouopporvunapeis = al xadov nal ebuogpov tirov Eyovaaı
106 1. Abteilung. G. N. Hatzidakis: Krit. Bemerkungen zu einigen mittelgr. Autoren
st. xaZopuoggpotizagoes; und Spaneas 126 xouions st. xoıunjans,
und Glyk. 63 vpódev st. pater etc.
Glyk. 297
uétnv, dun uov, Aönuovelis, udıyv meQuotaretoat.
Wie die Seele umstanden oder umgeben wird (xepiotaretta:), kann kein
Mensch ausfindig machen; indes wie ferner «dnuoveis zeigt, handelt es
sich hier um ein innerliches Leid der Seele; es ist also xapaxovetoc
zu schreiben. Prodromos VI 29—30
AV yao Tıvss THY EV dogî) TOY UN xalds poovovytar,
TO xa® ues poorvijewo: xual rEg. PoavPyoaor...
Ohne Zweifel ist xe0189a0vv8d0. zu schreiben; auch xa® Ayes
-mufs entweder als gleich mit x«®’ ju&v verstanden werden, was nichts
Befremdliches hat (cf. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische
Grammatik S. 224 f.) oder es ist in tato Huds zu ändern.
Glyk. 348
6 Eñáos ..... xul GE KUTRPUYETO.
Wer das biblische 6 $7405 tod oixov cov xuragayerai ue Psalm 68, 10
und Joh. II 17, welches in der Kirche sehr oft gehört wird, weifs, der
wird leicht die Ergänzung vorschlagen
O E7A0g olxov tod Deod xal 08 xutapayEeto
oder
6 Ejdog 6 tod oixov Tov .
Auch den V. 154 möchte ich nicht mit xgoc|xoovas], sondern mit
zgoo|BAeneıs]| ergänzen
add Tv vinta Ösıdıäg, TO TÉ va peon oùx oides,
Orevoyaoeions, Gyavanteis, 00 x Exei noo6[Baëxeic|,
Da der ins Gefängnis Gesteckte in seiner Einbildung allerlei Marter
leidet, allein bei Nacht unbeweglich bleibt, so stölst er (xpooxpova) an
nichts, sondern xooofléxet. Ähnlich ist V. 177 nicht mit dyvoo, son-
dern mit ovvexós auszufüllen.
noon navdavo [cvvegòs], mag [ets «dy»]| od pdavw
und Prodromos I 207 ist wohl nicht mit yiveraı, sondern mit éyecgetae
zu ergänzen
Bon tes äpvw |éyeiperar] nai tagayy ueycAn.
Dagegen ist Glykas V. 244 allzulang und muls so geschrieben werden
Kal tore Aéy(er) avrod Bederg, ovd(é) cid(«) oddE yvwgita
st. Kai tore ¿eye adrod Beles, oddè otda ovdt va éyvootto.
Athen. G. N. Hatzidakis.
Der weise AKyrios.
Nach einer altkirchenslavischen Übersetzung statt der unbekannten byzantinischen
Vorlage ins Deutsche übertragen.
In einer Redaktion von „Tausend und einer Nacht“ wird die „Ge-
schichte des weisen Haikar“ erzählt. In der Ausgabe von Habicht,
van der Hagen und Schall (Breslau 1827, XIII 86—126) bildet sie die
561.—568. Nacht; in einer volkstümlichen Wiener Ausgabe (Wien,
Dorfmeister 1854, VI 300—333) die 968.—978. Nacht. In der Aus-
gabe von Dr. G. Weil (Stuttgart 1866) kommt die Erzählung gar nicht
vor. Ich darf, glaube ich, ihren Inhalt als bekannt oder leicht zu-
gänglich mit Stillschweigen übergehen.
Auch in der altkirchenslavischen Litteratur ist diese Erzählung
und zwar in mehreren Redaktionen vertreten. In Rufsland stand die
älteste Redaktion derselben in jener einzigen in Moskau beim berühmten
Napoleonischen Brand zu Grunde gegangenen Handschrift, welche auch
das russische Igorlied enthielt. Doch während für das Igorlied seitdem
ein gleichwertiger Ersatz in einer anderen Handschrift nicht wieder
gefunden wurde, ist für unsere Erzählung ein ziemlich nahe stehender
Text, so weit man das nach den kurzen aus jener später vernichteten
Handschrift vom Historiker Karamzin mitgeteilten Auszügen beurteilen
kann, in einem Moskauer Codex saec. XV erhalten, von dem wir zwar
seit dem Jahre 1861 grofse Auszüge (in der historischen Chrestomathie
der russischen Sprache von Th. Buslajev) kennen, eine genaue voll-
ständige Ausgabe aber noch immer vermissen.
Die Erzählung führte in der vernichteten Handschrift die Über-
schrift: „Sinagrip car’ Adorov i Nalivskija Strany“ und ebenso heifst
es in der erhaltenen Moskauer Handschrift: „Sinagrip c(e)sar’ Adorov
i nalivskoj strany“, also: Sinagrip König (oder Kaiser) Adors und des
Naliv-Landes. Nach dem arabischen Text wird wohl darunter Assyrien
und Ninive-Land zu verstehen sein. In der serbischen Handschrift steht
dafür: „car’ adorski i analavsky car’“, in der südslavischen glagolitischen
„odorski i nalevski gospodin’“, und in der cyrillischen „odorski gospodin’
i livanski“. Der Name des Königs lautet übereinstimmend Sinagrip,
108 1. Abteilung
und sein Minister wird sonst in allen Handschriften Akir, nur in der
serbischen Akyrie, also Akyrios, geschrieben. In der rumänischen Re
daktion (Gaster, Chrestomathie Roumaine II 133) heifst der König
Sanagrid und der Minister Arkiri. Der Zusammenhang mit Sencharib
und Haikar ist überall unverkennbar.
Diese Erzählung war in Altrufsland schon wegen ihres sententiös-
belehrenden Inhalts ungemein populär. Man hat schon sehr früh, mit
Aufserachtlassung des eigentlichen Erzählungsstoffes, bloß die Sentenzen
herausgezogen und aus diesen „Belehrungen“ gemacht. Eine solche
„Belehrung“ steht in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts, wo ohne
Nennung irgend eines Namens nur die Sentenzen, mit welchen Heykar
seinen Neffen Anadan unterrichtete, so ziemlich in derselben Reihe,
wie in dem vollen Text der Erzählung, aufeinanderfolgen. Den slavi-
schen Text einer solehen „Belehrung“ hat Prof. Suchomlinoy im IV. Band
der einstigen akademischen „Izvöstija“ (St. Petersburg 1855, S. 151—3)
herausgegeben.
Aber auch die ganze Geschichte Heykars, mit ihrem Detail, bildete
eine Lieblingslektüre Altrufslands, die Erzählung wurde in nationalem
Stile umgearbeitet und fleifsig Dear etre) A. N. Pypin zählte im
Jahre 1858 nicht weniger als sieben Handschriften, worin die Geschichte
des „weisen Akir“ vorkommt; sie sind alle jung, aus dem 17. und
18. Jahrhundert, und erzählen mitunter mit rührender Einfalt den
gröfsten Unsinn, der durch zunehmende Verunstaltung des Textes ent-
standen ist. Gegenwärtig würde man aller Wahrscheinlichkeit nach die
Zahl der Handschriften der Geschichte des weisen Heykar auf ein ganzes
Dutzend und darüber bringen können.
Diese Thatsachen würden an und für sich kaum eine besondere
Beachtung aufserhalb des engeren Rahmens der russischen Litteratur-
geschichte verdienen, wenn nicht die Art und Weise der Verbreitung
dieses Erzählungsstoffes in Rufsland dafür spräche, dafs man es mit
einem Texte zu thun hat, dessen griechisches in das soge-
nannte byzantinische Zeitalter fallende Original entweder
verloren gegangen ist oder noch jetzt irgendwo unbeachtet
steckt. Der Wunsch, die Byzantinisten des Westens und Ostens zur.
Forschung nach dem griechischen Original anzuregen, diktiert mir diese
Zeilen: mögen sie von Erfolg sein.
Erzählungsstoffe orientalischen Ursprungs, und an einem solchen
kann beim „weisen Akyrios“ nicht gezweifelt werden, falls sie blofs in
der altrussischen Litteratur nachweisbar sind, bieten noch keine Gewähr
für die Annahme der Entlehnung aus dem Griechischen. Nach Rufs-
land konnten solche Motive, sei es auf dem Wege mündlicher Über-
V. Jagié: Der weise Akyrios 109
lieferung, sei es durch das weifsrussische und polnische Medium aus
dem Lateinischen, ja selbst aus dem Deutschen vorgedrungen sein.
Anders jedoch steht das Verhältnis dort, wo nachgewiesen werden kann,
dafs eine russische Redaktion auf einer südslavischen Vorlage beruht.
Bei der letzteren ist der byzantinische Einflufs infolge der bekannten
Kulturbeziehungen der Bulgaren und Serben zu den Griechen von selbst
gegeben. Nun war man allerdings bis in die neueste Zeit nicht in der
Lage anders als durch theoretische Kombinationen den Beweis zu führen,
dafs die russische Version der Geschichte des weisen Heykar aus einer
südslavischen Quelle geflossen ist; denn ein südslavischer Text dieser
Erzählung, der genau zur russischen Redaktion stimmt, war thatsächlich
nicht vorhanden. Wohl hatte ich bereits vor dem Jahre 1868 zwei
serbokroatische Texte dieser Erzählung gefunden und im besagten Jahre
im IX. Band des „Arkiv za povjestnicu jugoslavensku“ herausgegeben:
der eine Text ist datiert vom Jahre 1520, aus Ragusa, in cyrillischer
Schrift geschrieben, der andere ist im Jahre 1468 in glagolitischer Schrift
abgefafst und stammt aus dem kroatisch-dalmatinischen Küstenland.
Beide Texte gehen, ungeachtet mancher Abweichungen (der glagoli-
tische ist etwas reichhaltiger), auf eine gemeinsame Quelle zurück, die
in der Sprache zwar schon stark national gefärbt, doch im Grunde aus
einer kirchenslavischen Vorlage geflossen war. Dafür sprechen in beiden
Texten die noch nicht ganz verwischten Spuren kirchenslavischer Aus-
drücke und Sprachformen. Damit ist zwar die Bekanntschaft der ser-
bischen Litteratur mit der Geschichte des weisen Heykar erwiesen, aber
die gewünschte Vorlage für die russische Redaktion noch nicht ge-
wonnen. Denn vergleicht man jene für die beiden soeben erwähnten
serbokroatischen Texte anzusetzende gemeinsame Quelle mit der alt-
russischen Redaktion des 15. Jahrhunderts, so wird man zur grofsen
Enttäuschung so wenig Übereinstimmung bemerken, dafs man sich
schwerlich entschliefsen dürfte an einen unmittelbaren genetischen Zu-
sammenhang zwischen den beiden Versionen zu glauben. Der äufsere
Schauplatz der Erzählung ist wohl in beiden Texten derselbe, allein
in den dem weisen Akyrios in den Mund gelegten Sentenzen herrscht
doch grofse Verschiedenheit: die Zahl der Übereinstimmungen bleibt
entschieden hinter der der Abweichungen zurück.
Erst im Jahre 1886 entdeckte E. V. Barsov in der Moskauer
Stadtbibliothek einen neuen kirchenslavischen Text serbischer Redaktion,
den er auch mit anerkennenswertem Eifer in den Moskauer „Vorträgen“
(Ctenija), Jahrgang 1886 Band III, herausgab. Die Ausgabe läfst zwar
in kritischer Beziehung viel zu wünschen übrig, doch ist sie höchst
willkommen als der lang erwartete thatsächliche Beleg einer wirklichen
V. Jagié: Der weise Akyrios 111
Originals geltend macht. Wenn Prof. Veselovskij auch noch den Na-
men der Frau Akyrios Theodule dazu rechnet, so ist dazu nur das zu
bemerken, dafs die ältere Redaktion, auf deren Grundlage wir allein
berechtigt sind den byzantinischen Text wiederherzustellen, von diesem
Namen nichts weils. Freilich ist damit noch nicht die Frage beant-
wortet, woher der Name in die späteren russischen Bearbeitungen der
Erzählung gekommen sein mag; die beiden serbischen Texte kennen
ihn nicht.
Eine Reihe von merkwürdigen litteraturgeschichtlichen Fragen
knüpft sich an diesen Text, die alle erst dann mit Hoffnung auf be-
friedigende Lösung aufgeworfen werden können, wenn es uns durch
diese Nachfrage gelingen sollte den griechischen Text zu entdecken.
Erzählung und Belehrung über den Verstand und die Weisheit des
weisen Akyrios.
Sinagrip (war) König von Assyrien und Niniveland. Zu dieser Zeit
war ich Akyrios sein Minister (Schriftgelehrter). Und es wurde mir von
Gott geoffenbaret: dir wird kein Kind geboren werden. Ich besafs nämlich
Vermögen, mehr als alle Menschen, und hatte eine Frau geheiratet, mein
Hausstand war geordnet und ich lebte 60 Jahre ohne Kind. Da errichtete
ich Altäre und zündete Feuer an und sprach: Herr mein Gott, wenn ich
sterben soll ohne einen Erben zu haben, was werden die Menschen sagen?
„Akyrios war ein gerechter Mann, er diente Gott in Wahrheit. Wenn er
stirbt, so wird sich kein männlicher Nachkomme finden, der auf seinem
Grabe stehen und kein weiblicher, der ihm Thränen nachweinen würde, und
er wird ohne Erben bleiben.“ Darum flehe ich zu dir, Herr mein Gott,
gieb mir einen männlichen Nachkommen, damit er nach meinem Hinscheiden
Staub streue auf meine Augen. Und der Herr erhörte meine Stimme, es
ertönte vom Himmel herab: O Akyrios, alle deine Bitten will ich erfüllen,
doch ein Kind sollst du nicht erbitten. Sieh’ da, du hast einen Neffen
(Schwestersohn) Anadan, diesen nimm an Sohnes Stelle an. Als ich die
Stimme des Herrn vernahm, sprach ich: Herr mein Gott.
Ich nahm meinen Neffen Anadan an Sohnes Stelle, dieser war noch
ganz jung, ich liefs ihn an der Brust aufziehen und nährte ihn mit Honig
und Wein, und ich kleidete ihn in Seide und Purpur. Nachdem er heran-
gewachsen war, unterrichtete ich ihn in jeder Weisheit und Schriftgelehrsamkeit.
Da sprach zu mir der König: O Akyrios, mein Ratgeber, wenn du in deinen
alten Tagen hinscheidest, wo finde ich einen zweiten solchen Ratgeber? und
ich erwiderte: Ich habe einen Sohn, den ich in jeder Weisheit und Schrift-
gelehrsamkeit unterrichtet habe. Der König sagte: Bringe deinen Sohn zu mir,
damit ich sehe, ob ich Gefallen an ihm finde; dann will ich dich entlassen,
dafs du deine alten Tage zu Hause verlebst.
Ich nahm meinen Sohn Anadan und brachte ihn zum König. Wie der
König meiner ansichtig wurde, sagte er: Gesegnet sei der heutige Tag, o
112 L Abteilung
Akyrios, der dich im Wohlsein zu mir geführt hat. Ich y er mich
vor dem König und sagte: Du weilst es selbst, wie treu ich dir IE
Gedulde dich (noch einige Zeit), bis deine Gnade über mein Alter und über
die Jugend Anadans kommt. Als der König das hörte, sprach er
früheren Verdienste wegen soll kein anderer deine Stelle BR.
Anadan).
Ich Akyrios behielt den Sohn bei mir und nachdem ich ihn mit guten
Lehren, gleich Brot und Wasser, genährt, sprach ich zu ihm: Mein Sohn,
höre auf meine Worte, nimm vergnügt jede Belehrung an und sei folgsam
alle Tage des Lebens:
Hörst du etwas beim König oder siehst du etwas in seinem Hause,
das möge in deinem Herzen verschlossen bleiben (eig. verfaulen), teile es
niemandem mit. Wenn du es aber mitteilst, so mag es gleich glühenden
Kohlen auf dich fallen; Tadel wirst du dir zuziehen und später es bereuen.
M. $. was du hörst, das erzähle niemandem, und was du siehst, das
offenbare niemandem. Einen gebundenen Strick sollst du nicht lösen und
einen gelösten nicht binden.
Auch das lafs dir gesagt sein, m. S.: blicke nicht auf die Schönheit
der Frau. Wenn du ihr auch dein ganzes Vermögen opferst, wirst du zu-
letzt den Schimpf ernten und in die Sünde verfallen,
M. 8. sei nicht hart, wie Menschenknochen, und nicht weich wie ein
Schwamm.
M. S. deine Augen mögen zu Boden blicken und deine Stimme sanft
sein. Wenn eine starke Stimme allein den Ausschlag gübe, so würde der
Esel mit seinem Brüllen zwei Häuser in einem Tage aufbauen.
M. 8. besser ist es mit einem Weisen Steine zu wälzen, als mit einem
Thôrichten Wein zu trinken. Treibe keinen Unsinn mit einem verständigen
Menschen und einem unverständigen offenbare nicht deinen Verstand.
M. $. sei weder übermäfsig siifs, damit man dich nicht aufilst, noch
übermäfsig bitter, damit dir nicht die Freunde davonlaufen.
M. 8. wenn du eine Wunde am Fufs hast, so tritt nicht fest auf.
M. S. der Sohn eines Reichen verschluckte die Schlange, die einen
sagten: aus Hunger, die anderen: als Arznei.')
M. 8. wenn ein Mensch sich hervorthut, beneide ihn nicht; wenn ihn
ein Mifsgeschick ereilt, freue dich nicht darüber.
M. 8. bewahre das Eigne, strebe nicht nach dem Fremden (oder auch
so: gieb vom Eigenen her, aber entleihe nicht vom Fremden).
M. 8. wer keinen Rat annehmen will, mit dem begieb dich nicht auf
den Weg, und mit einem Betrüger setze dich nicht an denselben Tisch.
M. S, wenn ein Höherstehender als du fällt, freue dich nicht über-
mälsig, verrate dich nicht durch Reden vor anderen, die es ihm über-
mitteln könnten; denn jener könnte wieder emporkommen und an dir Rache
nehmen.
M. S. nähere dich nicht einer schamlosen- Frau und blicke nicht auf
ihre Schönheit. À
1) Nach anderer Version: Der Sohn eines Armen verschluckte die
und die Menschen sagten: aus Hunger. Der Sohn eines Reichen verschluckte
Schlange, und die Menschen sagten: als Arznei.
V. Jagié: Der weise Akyrios 113
M. S. mag auch der Freund dir mifsgönnen oder dich tadeln, du be-
willkommne ihn mit Brot und Wein. |
M. S. ein Mensch, der das Gesetz mifsachtet, geht dem Fall entgegen,
der Gerechte aber wird emporsteigen.
M. S. entziehe deinen Sohn nicht der Züchtigung; wenn man den Sohn
züchtigt, so ergiefst sich das Wasser über den Weingarten (die Weinrebe?).
M. S. halte den Sohn von der Kindheit an in Zaum; wenn du ihn nicht
streng hältst, so wird er dich vor der Zeit alt machen.
M. S. halte weder einen geschwätzigen noch einen diebischen Sklaven
im Hause, damit er dir nicht das Vermögen, verzehrt.
M. S. wer über seinen eigenen Freund loszieht, den höre nicht an; er
wird aûch deine Mängel vor anderen blofsstellen.
M. S. wenn dir jemand begegnet und dich anredet, antworte ihm mit
Zurückhaltung; ein in Schnelligkeit unüberlegt ausgesprochenes Wort bereut
man später.
M. S. ein Lügner findet anfangs Anklang, doch zuletzt wird er ver-
höhnt und ausgeschimpft. Eines Lügners Rede ähnelt dem Zwitschern der
Vögel, nur Unverständige hören sie an.
M. S. ehre deinen Vater, denn er hinterläfst dir sein ganzes Ver-
mögen.
M. 8. ziehe dir nicht den Fluch des Vaters und der Mutter zu, sonst
wirst du an eigenen Kindern keine Freude erleben.
M. S. befällt dich ein böser Zorn, so sprich kein Wort, um nicht un-
verständig genannt zu werden.
M. S. gehe nicht Nachts unbewaffnet aus, denn du weilst nicht, wem
du begegnen könntest.
M. S. wer niedriger Abkunft ist, der wird vor allen beschimpft.
M. S. sprich nicht: mein Herr ist unvernünftig, ich bin vernünftig.
M. S. die Unterweisung deines Herrn lafs dir gefallen und du wirst
in Gnaden sein, auf eigene Weisheit verlasse dich nicht; so viel du ertragen
kannst, ertrage ohne Ubles nachzusprechen.
M. S. sei nicht geschwätzig, sonst versündigst du dich vor deinem Herrn.
M. S. wenn man dich mit einer Botschaft absendet, säume nicht, „damit
nicht kurz darauf ein anderer dir nachgesendet werde. Dein Herr soll
nicht sagen: weiche von mir, und du würdest schmerzlich berührt sein,
sondern: komm zu mir, und du wirst erfreut werden.
M. S. an einem Feiertage lafs dir den Besuch der Kirche nicht
entgehen.
M. S. suche auf die Häuser der Dahingeschiedenen, besuche sie und
sei eingedenk, dafs auch du sterben mufst.
M. S. wenn du kein eigenes Pferd hast, reite nicht auf einem fremden,
wenn es erlahmt, wirst du ausgelacht werden.
M..S. wenn der Leib nicht hungert, ifs nicht das Brot, um nicht
gierig zu erscheinen.
M. S. mit einem dir Überlegenen lafs dich in keinen Streit ein; du
kannst nicht wissen, wie er über dich herfällt.
M: S. ist dein Haus zu hoch, so mache die Wände niedriger und
dann tritt hinein.
M. S. wenn du mit grofsem Mafse empfängst, so verkaufe nicht mit
Byzant. Zeitschrift I 1. 8
114 I. Abteilung
kleinem; sage nicht, darin bestehe der Gewinn. Das ist schlimm. Gott,
. der alles weils und sieht, wird dir grollen und dein Haus zu Grunde
richten.
M. S. schwöre nicht beim Namen Gottes, damit nicht die Zahl deiner
Tage verringert werde.
M. S. gehe hin zum Traurigen und tröste ihn mit Worten; das ist
mehr wert als Gold und Silber.
M. S. enthalte die Zunge von böser Nachrede und die Hände von
Diebstahl.
M. S. fliehe die Unzucht,
M. 8. wenn du einen weisen Mann anhörst, so ist das, als ob du am
(heifsen) Tag durstend mit kühlem Wasser dich labtest.
M. S. wenn Versuchungen und Leiden von Gott über dich kommen,
ärgere dich nicht, das führt zu nichts, damit wirst du nicht die Oberhand
gewinnen, sondern er wird deinen Unmut hören und es dir nach Wahrheit
erwidern.
M. $. urteile gerecht und du wirst im Alter geehrt werden.
M. S. deine Zunge sei siifs und dein Mund öffne sich um Gutes zu
sprechen.
M. S. wünsche nicht deinen Nächsten niederzutreten, damit dir nicht
das gleiche widerfahre.
M. S. dem Weisen sage ein Wort und er wird es sich zu Herzen
nehmen, den Thor magst du mit dem Stocke prügeln, auch damit bringst
du ihm "nicht Vernunft bei.
M. S. einen klugen Mann magst du schicken ohne ihn viel zu be-
lehren; schickst du aber einen unverniinftigen, so mufst du selbst nach-
gehen, damit er dir keine Schande macht.
M. S. deinen Freund prüfe zuerst mit Brot und Wein, dann soll er
zum Bessern zugelassen werden.
M. S. ruft dich jemand zum Gastmahl, so erscheine nicht auf den
ersten Ruf; wenn er dich zum zweitenmal ruft, dann siehst du, dafs er
dich hochschätzt, und du wirst mit Ehren bei ihm eintreten.
M. S. nimm (fürs Rechtsprechen) keine Belohnung, denn die Belohnung
blendet die Augen der Richter.
M. S. Galle und Bitterkeit hab’ ich gekostet und das war nicht
schlimmer als die Armut; Salz und Blei erscheinen leichter.
M. S. Eisen und Stein hob ich und das scheint mir leichter zu sein
als einem gesetzkundigen Mann mit seinem Niichsten Prozefs zu führen.
M. S. liebe das Weib aus ganzem Herzen, denn es ist die Mutter
deiner Kinder.
M. S. wenn in deinem Hause kein Anlafs dazu vorliegt, so bringe es
nicht in Aufruhr, damit du nicht vor den Nachbarn blofsgestellt werdest.
M. S. besser ist es einen betrunkenen Weisen anzuhören, als einen
nüchternen Dummkopf.
M. S. besser ist ein Blinder an Augen als an Herzen; ein Augen-
blinder übt sich durch das Herumtappen und findet zuletzt seinen Weg,
ein Herzensblinder wird fortwährend vom rechten Wege abweichen und
sich verirren. |
M. S. besser ist es für eine Frau den eigenen Sohn durch den Tod
V. Jagié: Der weise Akyrios 115 +
zu verlieren, als einen fremden zu nähren; denn was sie diesem Gutes thut,
das vergilt er ihr mit Bösem.
M. S. besser ist ein treuer Sklave, als ein treuloser freier Mann.
M. S. besser ist ein Freund, der in der Nähe wohnt, als ein Bruder
in der Ferne.
M. S. der gute Ruf ist ehrsamer für den Menschen, als die persön-
liche Schönheit; der Ruhm verbleibt für immer, die Schönheit des Gesichts
verwelkt mit dem Tode.
M. S. besser ist dem Menschen ein guter Tod als ein schlechtes Leben.
M. S. besser ist ein Fufs vom Schaf in deiner eigenen, als die ganze
Schulter in fremder Hand; besser ist ein Schäflein in der Nähe, als ein
Ochs in der Ferne; besser ist ein Sperling in der Hand festgehalten, als
tausend Vögel, die in der Luft herumfliegen; besser ein Gewand aus Hanf-
leinwand, das man hat, als ein Purpurgewand, das man nicht hat.
M. S. wenn du einen Freund zur Mahlzeit einladest, komme ihm mit
heiterem Antlitz entgegen, damit auch er in heiterer Stimmung heimkehre.
Wenn du ein Mittagsmahl giebst, tritt nicht vor den Freund mit finsterem
Gesicht, damit dir nicht dein Gastmahl zur Schande werde, indem man?”
dich für einen nicht guten Menschen ausgiebt.
M. S. weder preise den einen noch verdamme den anderen, bevor du
nicht die Sache geprüft hast; erst nach reiflicher Erwägung fälle das
Urteil.
M. S. besser ist es in der Fieberhitze zu liegen, als mit einem bösen
Weib zu leben. Halte keine Beratungen in deinem Hause (sc. in Gegen-
wart des bösen Weibes) und teile diesem keine Herzensangelegenheiten mit.
M. S. wenn du Wein trinkst, sollst du nicht viel sprechen.
M. S. lache nicht einen unvernünftigen und auch nicht einen tauben
Menschen aus, denn auch diese sind Geschöpfe Gottes.
M. S. ein grofses Wort deines Herrn suche nicht zu erniedrigen und
ein geringes (niedriges) nicht zu erheben.
M. S. willst du zu jemand ein Wort sprechen, so rede nicht unüber-
legt, sondern erwäge in deinem Herzen und dann sprich, was notwendig
ist; denn es ist besser mit dem Fufse als mit der Zunge anzustolsen.
M. S. wenn du dich unter dem Gesinde befindest, lache herantretend
nicht; denn das Lachen erzeugt leicht Mifsverständnis, aus Mifsverständnis
entsteht der Zank, dem Zanke folgen gegenseitige Beschuldigungen und
Schlägereien, die Schlägerei kann den Tod zur Folge haben und im Tode
vollzieht sich die Sünde.
M. 8. ein lügenhaftes Wort ist anfänglich schwer wie Blei und zuletzt
schwimmt es auf dem Wasser.
M. Sr willst du den Freund in Versuchung bringen, so teile ihm ein
Geheimnis mit. Nach wenigen Tagen zanke dich mit ihm. Wenn er dein
Geheimnis nicht verrät, dann liebe ihn aus ganzem Herzen, denn er ist ein
verläfslicher Freund; wenn er aber dein Geheimnis ausplaudert, so kehre
ihm den Rücken.
M. $. besser ist es, dafs du bestohlen wirst, als dafs du selbst stiehlst.
M. 8. wenn du vor den Richtern für deinen Freund ein Wort der
Fürbitte einlegst, so hast du gleichsam ein Lamm aus dem Rachen des
Löwen entrissen.
g*
116 1. Abteilung
M. $. wenn du auf Reisen gehst, rechne nicht auf fremdes Brot, son-
dern trage dein eignes Brötchen bei dir; wenn du es aber nicht hast und
doch den Weg machst, so wirst du dir Vorwurf zuziehen.
M. S. wenn jemand, ae I
besser wäre es, wenn er lebte und wenn ihn Gott erniedrigt hätte, dafs
mit der Bitte um Verzeihang zu dir kime und du würdest gie Tha a GRIS
und Gott würde dich dafür mit Gnade beschenken.
M. $. wenn du einen Greis erblickst, stehe vor ihm auf; wenn er
deinen Grufs nicht erwidert, so wirst du von Gott Dank dafür erhalten.
M. 8. wenn du jemanden zum Gastmahl geladen hast, so setze ihm
nieht mit anderen Dingen zu, um nicht für verlogen zu gelten.
M. S. wann das Wasser bergauf zu flielsen oder der Vogel rücklings
zu fliegen beginnt, wann ein Neger oder Sarazene weils und die Galle
wie frischer Honig süfs sein wird, dann wird der Unvernünftige Vernunft
lernen. he
M. S. bist du zum Nachbarn geladen, so siehe dich in seiner Kammer
nicht nach Winkeln um; das ist nicht schicklich.
M. $. wenn Gott jemanden bereichert hat, beneide ihn nicht, sondern
erweise: ihm Achtung.
M. $. trittst du in ein Haus der Trauer ein, so rede nicht von
Speisen und Getränken; trittst du aber in ein Haus der Fröhlichkeit, so
erwähne nicht der Trauer.
M. 8. die Augen des Menschen, wie ein sprudelnder Quell, sind un-
ersättlich und würden den Ochsen verschlingen; doch wenn der Mensch
stirbt, werden sie von Staub gesiittigt.
M. 8. wenn du dich in neues.Gewand kleidest, so sei auch ansehnlich
und beneide einen anderen, der etwas besitzt, nicht: wessen Kleidung glün-
zend, dessen Rede soll achtungswert sein.
M. 8. bist du wohlhabend oder nicht, verharre nicht in Kummer;
welchen Nutzen bringt dir der Kummer?
M. $, wenn du Vermögen hast, lafs dich nicht von Hunger oder
Durst quälen. Stirbst du, so wird sich ein anderer an deinem Vermögen
ergötzen und du hast dich vergebens abgemüht.
M. S. wenn ein Armer etwas stiehlt, begnadige ihn.
M. 8. kommst du auf eine Hochzeit, verweile nicht zu lange, damit
man dir nicht vor dem Ende die Thüre weist.
M. 8. wenn ein Hund, seinen Herrn im Stiche lassend, einem anderen
nachgeht, so wird sich dieser umsehen, einen Stein nehmen und auf ihn
werfen: ebenso (geschieht es auch dem) der dich verlüfst und einem anderen
nachläuft.
M. 8. wenn dein Nachbar sich dir feindselig zeigt, höre nicht auf ihm
mit Liebe zu begegnen, damit er nicht ohne dein Wissen einen Anschlag
gegen dich ausführe.
M. 8. wenn ein dir feindlich gesinnter Mensch dir etwas Gutes thun
will, fasse nicht zu schnell Vertrauen, damit er dich nicht überliste und
seinen Groll an dir auslasse.
M. 8. wird jemand für ein Vergehen bestraft, so sage nicht, er sei
ohne Grund bestraft worden, damit du nicht in dieselbe Strafe verfallest.
M. S. besser ist es von einem weisen Menschen geschlagen, als von
V. Jagié: Der weise. Akyrios 117
einem thérichten gesalbt zu werden; ein Weiser, wenn er dich auch ge-
schlagen, denkt darüber nach, wie er dich trösten soll; ein Thörichter ver-
langt für eine einmalige Salbung Gold von dir.
[*) Der erste Grundsatz sei dir die Gottesfurcht. Dann sei schnell im
Gehorchen, bedächtig im Antworten. Im Zorn sei geduldig.
M. S. Anadan, wenn dir dein Herr sagt: tritt heran, freue dich nicht
darüber, und auch wenn er sagt: weiche von mir, verfalle nicht darüber in
Kummer.
M. S. Anadan, sei kein Trunkenbold, besser ist ein tobsüchtiger als
ein dem Trunk ergebener Mensch; denn jener tobt nur zum Neumond,
dieser aber artet zu jeder Zeit aus.
M. S. A. sitzt du bei jemandem zu Gast, sinne nichts Böses über
deinen Freund, damit dir nicht das Brot im Munde bitter werde.
M. S. A. wenn man sich zu Tische setzt, dränge- dich nicht vor, damit
du nicht ausgestofsen werdest und bleibe nicht zurück, um nicht vergessen
zu werden.
M. 8. A. wenn dich ein Kummer béfallt, rufe einen weisen Mann zum
Trösten herbei; ein wirrer Geist kann kein klares Wort hervorbringen.
M. S. A. es ist leichter auf ungesatteltem Rofs über weites Feld zu
reiten, als von einem Unvernünftigen Rat zu erbitten.
M. S. A. wolltest du den sterblichen Körper pflegen und die Seele
vernachlässigen, so würdest du dem Menschen gleichen, welcher eine edle
Frau im Stiche läfst und eine Sklavin pflegt.
M. S. A. wolltest du nach dem Irdischen streben und das Himmlische
vergessen, so würdest du dem Menschen gleichen, der den Ackermann auf
die Wand gemalt hat, statt dafs er ihm das Land ackert und Frucht
bestellt.
M. S. A. wenn wir auch hundert Jahre und noch mehr leben, das ist ©
so viel wie ein Tag.
M. S. A. wie leid es thut einen guten Menschen tot vom Pferde
herabhängen zu sehen, so leid thut es einen bösen Geist im guten Körper
zu sehen.
M. S. A. ein gerechter Richter kann mit einem guten Sieb verglichen
werden; wie ein gutes Sieb die Spreu von den Körnern trennt, so scheidet
der gerechte Richter das Unrecht vom Recht.
M. S. A. willst du ein grofses Gefolge um dich sehen, so mufst du
süfsen Mund (Zunge) und freigebige Hände haben.
M. S. A. besser ist es in der Hütte als gerechter Mann, als im Palast,
als Schuldbelasteter zu leben.
M. S. A. vernachlässige nicht den Geist mit Büchern zu pflegen, denn
man sagt: wie ein Zaun ohne Stütze sich nicht gegen den Wind wehren
kann, so kann auch ein Mensch ohne Bücher nicht bis ins Alter Weis-
heit pflegen.
M. S. A. in der Welt geht es so: spricht ein armer Mensch kluge
Worte, hört man ihn nicht, sondern sagt, er sei Narr und spreche dumme
Sachen. Ist aber ein Mensch reich, so wird er angehört, selbst wenn er
— ——- —— —
Die in eckigen Klammern hinzugefügten Sprüche kommen nur in den
zwei dschriften südslavischer Provenienz saec. XV vor.
120 1. Abteilung
König. Als mich der König erblickte, sprach er: Bist du A
Akyrios, mein Ratgeber und Minister? Ich habe dich mit Ruhm und Ehren
ausgestattet, du aber erhobst die Waffen gegen mich! Und indem der König
dies sprach, übergab er mir die Briefe und ich sah, dafs sie meinen Schrift-
ähnlich und mit meinem Siegelring versiegelt waren. Als ich sie
auseinanderfaltete und durchlas, lösten sich meine Gebeine auf und meine
Zunge war gebannt; ich suchte weise Eingebung und fand sie nicht, und
ein grofser Schrecken befiel mich.
Mein Sohn Anadan, den ich beim König eingeführt hatte, fiel jetzt
über mich her mit den Worten: O-du unsinniger Greis, warum antwortest
du dem König nicht? Wo ist deine Kraft, wo dein Verstand? Und er
sprach zum König: Sprich ihm, o König, das Urteil. Der König aber sagte:
Du Anadan sollst ihm nach Recht und seinen Thaten das Urteil sprechen.
Da sprach Anadan: Akyrios, mein leiblicher Vater, jetzt hat dich dein
Schicksal, deinen Thaten entsprechend, erreicht! Und mein Sohn Anadan
sprach zu mir so: Der König befiehlt deine Hände zu binden und deine
Fiifse in Fesseln zu schlagen, dann soll man dir den Kopf abhauen und ibn
hundert Ellen weit vom Körper tragen. Als ich die Antwort des Königs hörte,
fiel ich vor ihm nieder, verbeugte mich und sprach: O mein Gebieter, in
Ewigkeit sollst du leben, warum willst du mich hinrichten? keine Antwort
vernahmst du aus meinem Munde, doch Gott weifs es, dafs ich mich durch
nichts vor deiner königlichen Macht versündigt habe. Nun, dein Urteil soll
vollzogen werden, doch wenn es dein Wille ist, befiehl, dafs man mich in
meinem Hause hinrichtet, damit mein Leichnam begraben werde. Der König
gab diesen Befehl und ich wurde einem Mann ausgeliefert, mit welchem
ich von früher her Freundschaft hatte, und dieser führte mich zur Hinrich-
tung. Ich schiekte in mein Haus Boten voraus und meldete meiner Frau:
Komm mir entgegen und bringe mit dir Mägde mit dem ganzen Gefolge,
sie sollen alle in Sammetgewündern gekleidet sein, um mich zu beweinen,
da ich auf Königs Befehl den Tod erleiden soll. Doch bereite früher ein
Gastmahl, damit ich mit den Männern der Begleitung in mein Haus ein-
tretend Brot und Wein geniefse und dann den Tod empfange. Meine Fran
that alles so, wie ich ihr befohlen. Sie kamen mir entgegen, führten mich
ins Haus hinein und als der Tisch vorgesetzt war, fing man zu essen und
zu trinken an und alle wurden betrunken und begannen der Reihe nach
einzuschlafen.
Da stiefs ich, Akyrios, aus der Tiefe meines Herzens einen Seufzer
aus und sprach zu meinem Freunde, der mich zur Hinrichtung führen sollte:
Mein treuer Freund, blicke zum Himmel empor, habe Gottesfurcht in dieser
Stunde und gedenke der Freundschaft, in welcher wir viele Tage hindurch
miteinander lebten. Erinnere dich, wie auch dich einst der König in meine
Hände übergeben hatte zur Hinrichtung“ wegen eines angeblichen Vergehens;
ich aber rettete dich und beschützte dich als schuldlos, bis der
vom König entdeckt wurde. Dafür richte auch du jetzt mich nicht hin,
da ich mich in derselben Lage befinde, sondern übe deine Gnade an mir
aus, und verwahre mich wie ich dich einst. Vor dem König aber sollst
du keine Furcht haben. Denn im Gefängnisse sitzt ein Mann, alt wie ich,
im Gesicht mir ähnlich, und den Tod hat er verdient. Ziehe mir meine
Kleider aus und thue sie diesem an, führe ihn hinaus, haue ihm den Kopf
122 I, Abteilung
Stimme vor dem König: Wahrhaftig, das vermag ich nicht auszuführen, es
mögen andere gehen. Auf diese Worte wurde der König sehr traurig, er
stieg vom goldenen Throne herab, kleidete sich in einen Sack, fing an zu
trauern und sagte: O Akyrios, warum hab’ ich dich, meinen weisen
getötet, einem thörichten Knaben Gehör schenkend? Dich hab’ ich in einer
Stunde getötet und jetzt kann ich deinesgleichen nicht finden. Wo soll ich
dich, o Akyrios, nun wiederfinden, «len ich in meiner Besinnungslosigkeit
getötet habe!
Als mein Freund diese Worte des Königs hörte, sprach er zu ihm: 0
König, man soll nicht die Befehle seines Herrn übertreten; allein jetzt
magst du mit mir thun, was dir beliebt, ich habe Akyrios gerettet und er
lebt! Da antwortete der König und sagte: Herr, mein Gott, wenn das,
was du sprichst, wahr ist und ich den Akyrios wieder sehe, so will ich
dir 100 Kübel Gold geben. Und mein Freund erwiderte: Gilt es. dein
Ehrenwort, dafs du ihm nichts Böses zufügen wirst? Der König sprach;
Es gilt mein Ehrenwort, und er hiefs Akyrios zu sich
Und ich, Akyrios, kam vor den König und verbengte mich vor ihm.
Das Haar meines Hauptes reichte bis zum Gürtel, mein Körper (Gesicht?)
hatte sich unter der Erde verändert und meine Nigel glichen jenen des
Adlers. Als der König mich ansah, brach er in Thränen aus und fühlte
Scham vor mir; und nach Verlaufe einer Zeit sprach er zu mir: O Akyrios,
nicht ich habe mich an dir versündigt, sondern dein Sohn Anadan. Und
ich sagte: O mein Herr, nun hast du selbst gesehen, dafs ich mich an dir
nie vergangen habe. Und er schickte mich in mein Haus und ich blieb
dort 20 Tage, und dann kam ich von neuem vor den König, mein Körper
war wie vorher.
Und der König sprach zu mir: Hast du, o Akyrios, gehört, was für
ein Sendschreiben der ügyptische König gegen das assyrische Land gerichtet
hat? Alle hat der Schrecken erfafst und viele sind von mir davongelaufen.
Und ich sagte ihm: Ich pflegte in jenen Tagen so zu handeln: wenn einen
Menschen irgend ein Unglück traf, so kam ich und befreite ihn. Nun
hatten sie gehört, dafs ich gestorben sei, darum liefen sie auseinander. Be-
fiehl dem Volke kund zu geben, dafs Akyrios am Leben sei. Und das Volk
versammelte sich betreffs des Sendschreibens Pharaos, und ich, Akyrios,
sprach zum König: Sei unbekümmert, o König, ich will jenem "antworten
und noch einen dreijührigen Tribut ihm abgewinnen und dir bringen, Als
der König dies gehört, war er hocherfreut, sammelte seine Weisen, die ihm
(2) waren, um sich, gab ihnen Geschenke und meinem Freund, der
mich ihm wiedergegeben, wies er den Platz vor allen anderen an.
Da schiekte ich, Akyrios, in mein Haus und sagte: Suchet zwei junge
Adler und füttert sie; befehlet meinen Falknern sie das Auffliegen zu lehren;
bauet einen Käfig und unter meinem Gesinde suchet einen munteren Knaben
aus und setzet ihn in den Käfig zu den Adlern und so lehret sie das Auf-
fliegen. Das Kind soll schreien: „Bringet Kalk und Steine, siehe die Ar-
beiter sind bereit.“ Und bindet Stricke an ihre Fiifse. Und die Sklaven
verrichteten meinen Befehl und das Volk Assyriens und Ninives kehrte heim
in seine Häuser.
Als die Adler eingeübt waren, sprach ich zum König: Nun schieke
mich zum König Pharao, Er schickte mich und ich nahm Krieger mit
124 I, Abteilung
und unsere Stuten fohlen? Als ich das hörte, befahl ich meinen |
einen Iltis lebendig zu fangen und zu mir zu bringen. Sie
brachten ihn. Da sagte ich ihnen: Schlaget ihn, dafs das ganze
Land es hört. Und sie fingen an ihn zu hauen, und als das
hörte, sprach es zu Pharao; Akyrios macht sich über unsere Götter
Als Pharao dies hörte, rief er mich und sprach: Was thust du,
und ich sagte: Dieser Iltis hat viel Böses gestiftet. Der König Si
hatte mir einen Vogel gegeben, den ich an der Hand trug, und
mir vor, zu welcher Stunde ich es wollte, und weckte mich auf,
dem König rechtzeitig zu erscheinen. Nun ging in dieser Nacht dis
ins Assyrerland und erwürgte mir den Hahn und kam wieder
sprach Pharao zu mir: Ich sehe, Akyrios, du bist alt geworden
Verstand ist schwach. Von Ägypten bis zum assyrischen Land sind
Stadien, wie kann dieser Iltis in einer Nacht deinem Hahn den Kopf
gebissen haben? Ich, Akyrios, sagte zu ihm: Und wie konnte man
als im Assyrerlande die Esel schrieen und hier deine Stuten fohlten?
Ägypten bis zum assyrischen Land sind tausend Stadien.
Als Pharao diese Rede hörte, wunderte er sich und sprach
Beantworte mir dieses Rätsel: was ist das, eine Eiche und auf dieser
zwölf Säulen, und auf jeder der Säulen dreifsig Rider, und in jed
zwei Mäuse, eine schwarz, die andere weils. Und ich sagte ihm: Nun,
unserem Lande wissen das die Hirten, und ich beantwortete die Frage
Die Eiche ist das Jahr, zwölf Säulen sind zwölf Monate, dreifsig Räder sind
dreifsig Tage im Monate, und die zwei Mäuse, die eine schwarz, die andere
weils, das sind Tag und Nacht.
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Sonne, nahm dann den Sand und schüttete ihn in die Aushöhlung, und der
Sonnenstrahl drehte sich wie ein Strick. Und ich sprach zu Pharao: Be-
fiehl deinen Sklaven den Strick zusammenzulegen, damit ich den zweiten
auf derselben Stelle winde. Als Pharao dies gesehen, lächelte er und
sprach: Gesegnet sei du, o Akyrios, für diese deine grofse Weisheit. Und
er veranstaltete ein grofses Gastmahl und gab mir einen dreijährigen Tribut
vom ägyptischen Lande und entliefs mich zu meinem König.
Als König Sinagrip von meiner Rückkehr hörte, zog er mir entgegen
und die Freude war sehr grofs, und er sprach zu mir: Was willst du, dafs
ich dir Gutes thue? Ich sagte ihm: Diese Geschenke gieb meinem Freunde,
der mich gerettet, mir aber liefere meinen Sohn Anadan aus, der meine
Lehren, die früheren Mahnungen und die ganze Weisheit vergessen hat, Und
man brachte ihn zu mir und der König sprach: Da ist dein Neffe Anadan,
ich übergebe ihn dir, thue mit ihm, was du willst. Ich brachte ihn zu
mir nach Hause und schlug eine eiserne Kette um seinen Hals und warf
seine Fülse in den Block und fing an ihn zu schlagen und zu foltern.
Auch gab ich ihm blofs mäfsig Brot und Wasser zur Nahrung und sprach
zu meinem Sklaven, dessen Name Nagubil: Schreibe, was ich zu Anadan
reden werde; È
V. Jagic: Der weise Akyrios 125
Mein Sohn Anadan, ich hatte dich auf den Thron der Ehre gesetzt
und du warfst mich in den Kot. Du warst mir wie die Ziege, welche
Gelbholz weidete, und das Gelbholz sprach zu ihr: Warum weidest du
mich, Ziege? womit wird man dir das Fell reinigen? Und die Ziege
sprach: Ich will deine Blätter abfressen und die Wurzel wird mir das
Fell reinigen. _
Du warst mir, o Sohn, wie ein Mensch, welcher gegen den Himmel
den Pfeil abschofs; der Pfeil erreichte zwar den Himmel nicht, jener aber
beging eine Sünde.
Du warst mir, o Sohn, wie jemand, der seinen Freund in Wut geraten
sah, und er gofs über ihn das Wasser aus. Mein Sohn, du beschlossest
meine Stelle einzunehmen, aber Gott wollte deine bösen Anschläge nicht
erhören.
M. S. du warst mir, wie ein Wolf, der dem Esel begegnete und sprach:
Sei gegrülst, Esel! jener aber sagte: So mag mein Herr gegrüfst sein, der
mich schlecht anband (d. h. so, dafs ich mich befreien konnte und ins Freie
laufen) und nun willst du mich auffressen.
M. S. du warst mir, wie eine Falle, zu welcher ein Hase kam und
sie fragte: Was thust du hier? Sie sagte ihm: Ich verrichte Gebete zu
Gott. Was hast du im Munde? Sie sagte: Ein Brötchen. Der Hase kam
näher und wurde gefangen. Da sagte er: Dein Brötchen ist schlimm und
deine Gebete nimmt Gott nicht an.
M. S. du ähnelst einem Hirsche, der den Kopf in die Höhe hob und
das Geweihe zerbrach.
M. S. du warst mir wie ein Kessel, dem man eine goldene Kette an-
schmiedete, während er selbst nie vom Ruls befreit wurde.
M. S. du warst mir wie ein Apfelbaum über dem Wasser wachsend.
Was er immer als Frucht brachte, das trug das Wasser davon.
M. S. du warst mir wie ein Iltis, zu dem man sagte: Gieb das Stehlen
auf. Er sagte aber: Hätte ich goldene Augen und silberne Hände, ich
könnte es nicht aufgeben.
Ich sah ein Fohlen, das seine Mutter zu Grunde richtet.
M. 8. ich zog dich auf, nährte dich mit Met und Wein und du mich
nicht einmal mit Wasser.
M. S. ich hatte dich mit kostbarer Salbe gesalbt und du beschmutztest
meinen Körper mit Erde.
M. S. du warst mir wie ein Maulwurf, der herausgekrochen in der
Sonne lag: ein Adler kam und trug ihn davon.
Mein Sohn sprach: Herr, sprich nicht weiter, sondern begnadige mich.
Auch gegen Gott sündigen die Menschen und man verzeiht ihnen. Ich will
deine Pferde bedienen und deinen Schweinen Hirt sein. |
M. S. du warst mir, wie man dem Wolfe sprach: Warum folgst du
den Schafen auf der Spur, dafs der Staub deine Augen anfülle? Jener aber
sagte: Der Staub der Schafe ist gesund für meine Augen.
M. S. man lehrte den Wolf das Abe und man sagte ihm: Sprich A.
B.; jener aber sagte: Zicklein, Böcklein.
M. 8. ich unterrichtete dich im Guten und du sannst mir Böses; allein
Gott thut nur Gutes und verhilft der Gerechtigkeit zum Sieg.
Man hat eines Esels Kopf auf die Schüssel gelegt und er kollerte in
126 I. Abteilung. V. Jagié: Der weise Akyrios
die Asche, und man sprach zum Kopf: Du sinnst nichts Gutes, da du der
Ehrenbezeugung ausweichst.
M. S. man sagt: Was du geboren, das wird Sohn genannt; ein Fremd-
geborener ist Sklave.
In dieser Stunde war Anadan tot. Ja, Brüder, wer Gutes thut, wird
auch, Gutes finden, und wer anderen eine Grube gräbt, wird selbst in die-
selbe hineinfallen.
Ende der Erzählung von Akyrios. Unserem Gott sei Ehre in alle
Ewigkeiten. Amen.
Wien. V. Jagié.
Zum weisen Akyrios.
Im Anschlufs an den voranstehenden Artikel des Herrn Professor
Jagié mag es dem Unterzeichneten gestattet sein, einige Notizen, welche
er sich gelegentlich über die Haikär-Geschichte zusammengestellt hatte,
hiermit in thunlichster Kürze zum Abdruck zu bringen.
Die beiden Persönlichkeiten Haikär und Nädän, wie sie in den
arabischen Texten heifsen, entstammen nach G. Hoffmanns treffenden
Bemerkungen, Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer (= Ab-
handl. f. d. Kunde des Morgenl. VII. Nr. 3) p. 182 — vgl. auch A. Müller
in den Beitr. z. Kunde der indogerm. Spr. XIII 233 f. — dem Buche
Tobit!), und zwar ist Haikär, syr. Ahikar der ‘Axiagegos von Tobit
AC = ?4ysıyapos ’Aysırapos ’Ayıxapos "Ayıayep von Tobit B, Nádán
der Nafad Nadaf von B = Naßas von C, welcher in A 11,17 zu
Neoßes und in A 14, 10 zu "4uav entstellt ist und in A 11, 17 als
éEddedpog (Neffe) des ’Aysayagos bezeichnet wird. Die Grundlagen der
Erzählung selbst sind einerseits A 1, 21: [Tobit erzählt] xat &ßaoiAsvos
Zazsodovòs vids a«vrod [des Zevvagnoiu] dvr’ avrod, xal Eratev
‚Ayıdyapov rdv “Avari vidv tod &delgpod uov éxl näcav tiv Euio-
yıoriav tío PaorAsias avrod xal Ent nücav tiv didixnowv. 22. xal
Melmoev ’Ayıayapos nepl Euod, xal NADOYv eis Nivevi.. ’Ayıdyagos dè
Av 6 oívoxóos xal ¿xxl rob ÖaxrvAlov xul diouxnris xal éxloyiotg, xual
xutéornoev avrov 6 Zayepdovds dx desvrépas (wesentlich ebenso B,
jedoch mit dem Zusatz ¿xi Zevvayngelu Baoiléog “Acovei@y hinter
éxA0y0t1j5) und andrerseits A 14, 10: [Ermahnung des alten Tobit an
seinen Sohn] rexvov, ide ti énoinoev ‘Audy ’Agiagcoo® tH doéwavi
adrdv, de Éx Tod gatos fyayev avròv elg to oxdtog xal boa dvran-
Edaxsv würd" xal ’Ayıdyapov piv Eowoev, éxeivo dè To dvranddoue
áxedódy, xal avros xaréfn Eis to ondros. Mavacoîs*) Enolnosv
a. —
1) Beiläufig mag auf die nicht unwichtigen, den Theologen und Orientalisten
— wie es scheint — giinzlich entgangenen Bemerkungen hingewiesen sein, in
denen Simrock, Der gute Gerhard und die dankbaren Todten p. 131 f. auf den
Zusammenhang des Tobit-Buches mit dem weitverbreiteten Mirchen vom dank-
baren Toten aufmerksam gemacht hat.
2) S. Fritzsche zur Stelle.
128 I. Abteilung
¿lenuocóvw sa) Lob du mapidos Davdrov ig éxyter «bro. “Andy
dè Evensoev elg viv napida xa) daódero = B: 106, rediov, bon Nedèf
Exolnoev “Azeindom 15 Exdotvavii adröv, oval Lov xarnvézin eis mv
piv; sa) dxédanev 6 Beds tiv dripiav xurd mobcozov «vrod, xal
eEnAdev eig th pos Ayixugog, xo) Nadaß eloridev sig th oxdrog rod
al@vog bre Erjenaev dxoxretva “Aysixagov. Ev tH movjoul pe édenuo-
cúvqu ¿Enidev de ris mapidos rod Bavdrov jv Zanker «dro Nudèf,
xe Nadep Eregev elg viv xayida rod Pavdrov xual dxdiecev abrov.
Man sieht: eine bei dem Mangel anderweitiger Angaben für uns
ziemlich rätselhafte Intriguengeschichte, von der sich thatsächlich eben
nur sagen läfst, dafs sie offenbar in ihren Grundzügen mit der Haikär-
Geschichte übereinstimmt. Letztere schliefst sich übrigens zunächst
an den überarbeiteten Text B, da sie wie dieser den Haikär zwei
Königen, Vater und Sohn, dienen läfst; freilich hat sie mit Sen-
charib, dem Sohne Sarchadoms (Bresl. Übers. d. 1001 Nacht (1836) XII
76. 87), das in Buch Tobit korrekt beobachtete historische Verhältnis
von Zaysgdovög (Assarhaddon) als dem Sohne des Zevveynolu geradezu
umgekehrt.') Ich trage kein Bedenken, mit. Hoffmann a. a. O. der
Geschichte von Haikär syrischen Ursprung zuzuschreiben. Denn dieser
wird nahe genug gelegt durch das syrische Fragment weiser Sprüche
Ahikars, welches Hoffmann aus Brit. Mus. Add. 7200 fol. 114 nach-
weist, nebenbei wohl auch durch den Umstand, dafs die Handschriften
des arabischen Textes zum Teil karsúnisch, d. h. arabisch in syrischer
Schrift abgefafst sind (wenn auch z. B. die Gothaer Handschrift nach
Cornill am unten anzuführenden Orte p. 40.43 erst aus einem rein
arabischen Texte umgeschrieben ist). Ich habe deren folgende ver-
zeichnet gefunden; J. S. Assemani, Bibliotheca Orientalis Clementino-
Vaticana. T. II 508° („Hicari Philosophi Mosulani praecepta“ in Nr. XL
— geschrieben anno Graecorum 1766 — der arabischen Handschriften,
die durch Andreas Scandar, resp. Innocenz XIII. in die Vaticana ge
kommen sind). III 1, 286%. Nr. XXI („Historia Hicari sapientis, et
quae ipsi contigere cum Nadan sororis sune filio, et cum Rege Aegypti*
in Cod. Arab. Vatie. 55).2) — $. E. et J. S. Assemani, Bibliotheene
Apostolicae Vaticanae Cod. Man. Catal. Partis primae T. II 315
1) Auf Ahikar als Repräsentanten der Weisheit mag nebenbei auch der
chaldäische Weise ‘xlxegos oder “Axígagos bei Theophrastus und Pseudo-Demo-
eritus von Einfluls gewesen sein (s. Gruppe, Die griechischen Kulte und Mythen
I 335 f).
2) An letzterer Stelle macht Assemani bereits die Bemerkung: „De Hicaro
eadem fere narrantur, quae de Aesopo Phryge. Er ist demnach der erste, dem
diese Beziehung aufgefallen ist.
E. Kuhn: Zum weisen Akyrios 129
(„Hicari Sapientis Fabulae . .. Arabice litteris Syriacis“ Nr. XXXII,
fol. 160—166 des Cod. CLIX in fol., der 1628 und 1632 geschrieben
ist, ,inter Codices Syriacos Beroeenses olim Primus“). — J. Forshall,
Catalogus cod. man. Orient. qui in Museo Brit. asservantur. P. I p. 111*
Nr. 14 (,Historia Haikari sapientis Assyrii, qui Sennacheribi regis
tempore floruisse dieitur“, fol. 182”—212 des Cod. Carshun. Nr. VIII
in kl. 4°). — Codices orientales bibl. regiae Hafniensis. P. II p. 139f.
(„Historia fabulosa “Haigári, Persici philosophi, qui San'háribi aetate
vixisse fertur“, fol. 1—41 des arabischen Cod. CCXXXVI in kl. 8°, „ex
libris Sancti Montis Carmeli. 1670“, von einem syrischen Priester in
Aleppo geschrieben). — W. Pertsch, Die arabischen Handschriften d.
Herz. Bibl. zu Gotha. IV 405 (Geschichte Haikärs des weisen Philo-
sophen, Vezirs des Königs Sanhärib, und Nädäns des Sohnes seiner
Schwester, fol. 47°— 64? der Handschrift 2652, karäünisch — vgl.
Cornill, Das Buch der weisen Philosophen p. 32. 40 ff). — Dazu
kommen die Handschriften, welche den sogleich zu nennenden Uber-
setzungen zu Grunde liegen.
. Gedruckt ist ein arabischer Text syrischen Dialektes neuerlich in
den Contes arabes edites par le pere A. Salhani, S. J. Beyrouth, Im-
primerie catholique 1890 (s. Trübner’s Record. Third Series. Vol. II
p. 77°. 97°), einen früheren Druck besitzt Professor A. Socin in Leipzig.
Übersetzungen im Anschlufs án „1001 Nacht“, in deren Hand-
schriften die Erzählung jedoch nicht begegnet, finden sich bei Chavis-
Cazotte Bd. II, resp. Cabinet des Fées XXXIX 266—362 (Pariser
Handschrift, s. Breslauer Übers. der „1001 Nacht“ (1836) Bd. XIII
p. XXIII Anm.**), bei Galland-Caussin de Perceval Bd. VIII 167 ff.
(nach der gleichen Handschrift); bei Galland-Gauttier nach Agubs
Übersetzung aus zwei arabischen Handschriften („beide durch einander
berichtigt und ergänzt“) undedanach deutsch in der Breslauer Übers.
(1836) Bd. XIII 73—110 (vgl. p. XXXV und p. 304. 325); ferner in
Sir Richard Burton’s Supplemental Nights (nach Trübners Record
a. a. O. p. 77°).
Aus dem Arabischen stammt der äthiopische Text der Sprüche
Haikárs, s. Mashafa Falásfáa Tabibán. Das Buch der weisen Philo-
sophen nach dem Äthiopischen untersucht von Carl Heinrich Comill.
Leipzig 1875, p. 19—21, 40—44 (15 Sprüche in Übersetzung und im
äthiopischen Original nach einer Frankfurter und einer Tübinger Hand-
schrift mit den karëûnischen Parallelen aus der Gothaer Handschrift).
Indische Parallelen und die in den mittelalterlichen Biog Aloaxov
aufgenommene Bearbeitung erörtert Benfey in seinem Aufsatz „Die
kluge Dirne. Die indischen Märchen von den klugen Räthsellösern und
Byzant. Zeitschrift I 1. 9
130 I. Abteilung. E. Kuhn: Zum weisen Akyrios
ihre Verbreitung über Asien und Europa“ im Ausland 1859, p. 457 ff,
jetzt- wiederholt im seinen Kleineren Schriften. Zweiter Band. Dritte
Abtheilung p. 156ff.; vgl. daselbst namentlich p. 164ff. 173 ff. 181ff. 185 ff.
Die Texte des mittelalterlichen Bios Aloanov bedürfen einer neuen
zusammenfassenden Untersuchung auf Grund des gesamten handschrift-
lichen Materials. Der in einigen Handschriften dem Planudes zuge-
schriebene Text, welcher schon früher mehrfach gedruckt ist und als
die Vulgata bezeichnet werden kann, ist neuerlich von Alfred Eberhard
in den Fabulae romanenses graece conscriptae, Vol. I (Lipsiae 1872),
226—305 herausgegeben worden, hauptsächlich nach Cod. Marcianus
11, 2 und Vindobonensis Philosophicus 192. Ziemlich abweichend ist
der Text in: Vita Aesopi. Ex Vratislaviensi ac partim Monacensi et
Vindobonensi codicibus nunc primum edidit Antonius Westermann,
Brunsvigae 1845, p. 7—57 (die der Haikär-Geschichte entlehnten Ab-
schnitte übersetzt bei Benfey a. a. O. p. 187 ff.); er beruht in erster
Linie auf einer modernen Abschrift eines gewissen Cober von unge
wisser Herkunft in der Breslauer Universitätsbibliothek, die jedoch mit
Codex Monacensis 525 im wesentlichen übereinstimmt, und ist in den
Weisheitssprüchen ziemlich stark namentlich aus Menander interpoliert,
wie schon Westermann in den Anmerkungen zu p. 46 ff. nachwies (vgl.
jetzt auch Wilhelm Meyer in den Abhandlungen d. philos.-philoL CL
d. K. Bayer. Akad. d. Wissensch. Bd. XV 423 ff). Eine dritte, der
eben genannten nahestehende Rezension liegt vor in der nach 1448
verfafsten lateinischen Übersetzung des Rimicio, richtiger Rinuceio
d’Arezzo, welche oft gedruckt und in mehrere abeudländische Sprachen
übersetzt worden ist, worüber man aufser Grässe, Lehrbuch einer all-
gem. Literärgesch., Zweiter Band, Zweite Abtheilung, p. 1113—1116
und Goedeke, Grundrifs zur Gesch. d. deutschen Dichtung 1? 369 £.
noch Grässes Tresor des livres rares et précieux I und Brunets Manuel
du libraire I unter dem Wort „Aesopus“ vergleichen mag.
Über rumänische Bearbeitungen sowie über mehrere Einzelheiten
der Erzählung überhaupt sehe man noch die Bemerkungen von M. Gaster,
Literaturà popularà romana p. 104-- 113.
München, Mai 1892. Ernst Kuhn.
Dictys Cretensis.
Der Ephemeris Belli Troiani des Dictys Cretensis geht ein Brief
eines L. Septimius an einen Q. Aradius voraus, worin der Verfasser
nach einigen Angaben über die Auffindung des griechischen Originals
folgende Mitteilung über sich und seine Thätigkeit macht: nobis cum
in manus forte libelli venissent, avidos verae historiae cupido incessit
ea uti erant Latine disserere, non magis confisi ingenio, quam ut
otiosi animi desidiam discuteremus. itaque priorum quinque volumi-
num, quae bello contracta gestaque sunt, eundem numerum servavimus:
residua quinque (Dederich schrieb quatuor nach Suidas) de reditu
Graecorum in unum redegimus. Die Richtigkeit dieser Mitteilung ist
in neuerer Zeit ernstlich in Zweifel gezogen worden. A. Joly ist in
seinem Werke „Benoit de Sainte-More et le Roman de Troie“ II, 1871
S. 184 ff. für die Ursprünglichkeit der lateinischen Ephemeris einge-
treten; als dann G. Körting in seinem Buche „Dietys und Dares“ 1874
ihn zu widerlegen unternahm, hat H. Dunger in seiner Abhandlung
„Dietys-Septimius“ 1878 den Nachweis zu führen gesucht, „dals es weder
eine griechische, noch eine ausführlichere lateinische Ephemeris gegeben
hat, dafs wir vielmehr in dem angeblichen Übersetzer L. Septimius den
eigentlichen Verfasser des Werkes zu erkennen haben“ (S. 3). Die
Beweisführung ruht im ganzen auf drei Gründen, denen ich folgende
Fassung geben zu dürfen glaube. 1) Septimius hat durch die Nach-
ahmung Sallusts, Vergils und anderer Lateiner seiner Erzählung eine
so selbständige Fassung und seiner Sprache eine so echt lateinische
Färbung gegeben, dafs die lateinische Ephemeris die Übersetzung eines
griechischen Originals nicht sein kann. — 2) Die Zeugnisse, die sich
bei Byzantinern über Dictys finden, beruhen auf Kenntnis der latei-
nischen Ephemeris, denn aus dem Zeugnisse im Violarium der Kaiserin
Eudokia ed. Villoison S. 128: Zexrnuivós ris ‘Pouatos sopos Exaregav
thy yi@brtav eis ınv ‘Poualxÿv qœoviv períveyxev ergiebt sich, dafs
das Werk des Septimius im 11. Jahrhundert in Konstantinopel gelesen
wurde und der Eudokia ein griechischer Text nicht bekannt war. —
3) Aller Dictysstoff bei Byzantinern geht auf den einen Malalas zurück,
der die lateinische Ephemeris benutzt hat.
9*
132 . + L Abteilung
Die Beweisführung Dungers ist so bestechend, dafs nur K. Lehrs
in den „Wissenschaftlichen Monatsblättern“ VI, 1878 S. 131 # und
L. Schwabe in Teuffels Rôm. Litt-Gesch. 5. Aufl. 1890, II Nr. 423
schwankend geblieben sind. Die anderen zahlreichen Beurteiler haben
sich für Dunger entschieden, R. Peiper im „Anzeiger für deutsches
Altertum und deutsche Litteratur“ VI, 1880 S. 76 ff. sogar mit den
Worten: ,G. Körting wird, so gründlich widerlegt, nicht mehr als Gegner
auftreten... und besondere Lust zum Widerspruch kann das schwere
Geschütz, das Herr Dunger ... gegen ihn und etwaige Nachfolger in
Thätigkeit setzt, nicht erregen.“
Eins von den schweren Geschützen ist indessen schon längst ver-
stummt, denn das Zeugnis der Eudokia hat jeden Wert verloren, seit-
dem P. Pulch in seiner Dissertation „De Eudociae quod fertur Violario®
1880 S. 54—58 nachgewiesen hat, dafs der Artikel zegl Aíxrvog aus
dem codex Paris. 2600 stammt, der zwischen 1475 und 1496 von Mich.
Suliardus geschrieben ist, und dafs der Auszug aus der lateinischen
Ephemeris im Violarium $. 402/3, den übrigens die Dietysforscher
übersehen haben, auf Cyriacus Anconitanus zurückgeht. Obgleich mir
diese Sachlage bekannt war, habe ich mich doch in meiner Abhandlung
über „Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalasfragmente* 1891
S. 5 auf Dungers Seite gestellt, weil mir dessen Beweisführung durch
die Entwertung des Zeugnisses der Eudokia nicht erschüttert zu werden
schien. Seitdem bin ich mit den Erzählungen der trojanischen Sagen
bei Kedren und in der ’ExAoyn lorogı@v nüher bekannt geworden, und
da sind so schwere Zweifel an der Richtigkeit von Dungers übriger
Beweisführung in mir aufgestiegen, dafs ich auch ohne genügende
Kenntnis der mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojanersage diese
Zweifel den Dietysforschern vorzutragen mich entschlossen habe.
Die ’Ex40p)) foroguow liegt seit 1839 in Cramers Anecdota Paris.
II S. 165 ff. gedruckt vor, trotzdem ist sie dem letzten Herausgeber
des Dietys, F. Meister, ebenso unbekannt geblieben, wie Joly, Körting,
Dunger und anderen Dictysforschern. Nur H. Haupt erwähnt sie bei
der Besprechung von Dungers Dictys-Septimius im „Philol. Anzeiger“
X, 1880 8. 539 ff. und in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Sisyphos*
im Philologus XL, 1881 5. 107. Gleichwohl wird sie von Dunger auch
in der Abhandlung „De Dietye-Septimio Vergilii imitatore“ 1886, worin
er S. 1—7 Nachträge zu seiner früheren Arbeit liefert, nicht erwähnt.
Es mag sich dies daher erklären, dafs Haupt trotz mancher gewichtigen
Einwände doch Dungers Hauptergebnis anerkennt und zuletzt noch im
Philologus XLIII, 1884 S. 546 „Zu Dietys und Jornandes“ die Dietys-
frage als endgültig durch Dunger gelöst bezeichnet.
E. Patzig: Dictys Cretensis 133
Auch W. Greif, der „Die mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojaner-
sage“ in E. Stengels Ausgaben und Abhandlungen LXI, 1886 eingehend
behandelt hat, steht so sehr unter dem Banne von Dungers Beweis-
führung, dafs er auf den 95 Seiten, die er den Byzantinern widmet,
zwar viele wertvolle Einzelheiten beibringt, aber nichts von dem erwähnt,
was bei Kedren und in der Ekloge gegen ihn und Dunger spricht.
Die Arbeit von E. Collilieux „Etude sur Dictys de Crète et Darès de
Phrygie“ 1886 war mir nicht zugänglich.
Die Ekloge ist der Anfang einer Chronik, die um das Jahr 889
abgefafst worden ist; fast die Hälfte von dem, was uns erhalten ist,
stammt aus Malalas.
1) S. 191, 31—192, 14 = Mal. ed. Dindorf 8. 174, 18—175, 15 =
Chron. Pasch. ed. Dindorf S. 207—208; letzteres bietet ein Homoiote-
leuton, wodurch Oinomaos statt Erichthonios zum Begriinder des Wett-
kampfes mit Viergespannen wird. | S. 192, 19—33 = Mal. 175, 20 (vgl.
173, 7)—176, 11 = Chr. 208—209. || S. 193, 1—9 = MA. 320, 4 und
321, 15 = Chr. 528. | S. 193, 9—19 = Mal. 174, 9-14 4-9 u 3 =
Chr. 206—207.
2) S. 194, 28—195, 20 = Mal. 77, 3—79, 9. | S. 195, 22—24 dea
td qQvosov, depas — Exvbias aus Mal. 79, 11—13 in ein fremdes Stück
eingeschoben.
3) S. 197, 8—227, 5. Dieses Stiick behandelt die trojanischen Sagen:
S. 197, 8—200, 23 == Mal. 91, 3—98, 23. | S. 200, 24—201, 16 = Mal.
107, 12—108, 9. Der Schifiskatalog ist umgestellt. | S. 201, 17 = Mal.
98, 23. Weiterhin hat der Eclogarius die Absicht gehabt, die Ereig-
nisse von der Landung der Griechen bis zur Zerstörung der Stadt zu
übergehen, denn er erzählt zuerst S. 201, 17—22 nach Mal. 99, 1—6,
knüpft daran Mal. 99, 13—15 und 18—19 und schliefst dann mit der
Bemerkung ab, dafs nach vielen Kämpfen Troja zerstört worden sei
(über das Zitat xadws Ev ti tod Aixtvos ¿upepera xQaty Gapwodia
vgl. u. S. 150). Da besinnt er sich eines Bessern; mit den Worten
S. 201, 29 ds ¿oxégas eloñidov of To@es nimmt er die Malalaserzählung
wieder auf und berichtet nun $. 201, 29—204, 12 ausführlich mit Malal.
99, 6—103, 10 die Ereignisse, die er schon kurz zusammengefalst hatte;
dabei ist er gezwungen, die Angabe $. 201, 22—24 auf S. 202, 4 zu
wiederholen. Bei Malalas findet sich S. 103 eine Lücke von ungefähr
31 Druckzeilen (vgl. J. Neumann im Hermes XV, 1880 S. 359); sie
wird vollständig ausgefüllt durch den in der Ekloge $. 204, 10—12
erhaltenen Abschlufs der Erzählung und durch die neun Heroenbilder
bei Isaak Porphyrogennetos, dessen Werk IIegi tüv xareAsıpdevrwv
dad rod Ouriçgov H. Hinck mit Polemonis declamationes etc. 1873 her-
134 I. Abteilung
ausgegeben hat. Vgl. Körting S. 36 und Dunger 8. 23. | S. 204, 12—
213, 12 = Mal. 108, 13—122, 2. Hier ist folgendes zu bemerken: Der
Eclogarius schiebt S. 204, 16—24 eine trojanische Königsreihe ein; er
übergeht S. 204, 32 die Angabe bei Mal. 109, 4—8, schiebt dieselbe
aber S. 207, 30 ein; er leitet S. 212, 1—6 die S. 215 folgende Telegonie
ein; er giebt S. 212, 30—213, 2 eine rationalistische Erklärung der Si-
renen, die bei Malalas fehlt. || S. 213, 13—216, 5 bietet eine bei Malalas
ausgefallene Telegonie. || S. 216, 6—221, 24 = Mal 122, 3—133, 2. Um
aus anderer Quelle das Stück S. 221, 25—222, 15 einzuschieben, hat
der Eclogarius Mal. 132, 15—1 19 hinter 13: 2, 133, 2 gesetzt. | S. 222, 16
— 227,5 = Mal. 133, 3—143, 3. Am Schlufs der Entwicklungsgeschichte
der Tragödie fehlt bei Mal 143, 3 die wichtige Quellenangabe: ag
Osdpılog ovveyodwaro.
Die Bedeutung des eben zergliederten Stückes für die Dietysfrage
beruht darauf, dafs die in der Ekloge erhaltene Telegonie mit einem
Zitat des Dictys abschliefst und dafs der Malalastext, dessen Unsicher-
heit mancher Vermutung Raum liefs, gerade in der Erzählung von den
trojanischen Sagen in einer Weise gesichert wird, dals an Stelle von
unsicheren Vermutungen Sichere Beweise treten. Der Eclogarius läfst
zwar überall grüfsere und kleinere Stückchen weg, namentlich die
Personalbeschreibungen, von denen er nur die der Briseis 8. 203, 10
aufgenommen hat, aber er hat einen vollständigen Malalas benutzt
und hält sich aufser auf S. 2223, wo die Fassung etwas freier ist,
überall so streng an dem Wortlaut, dafs sein Text an einer grofsen
Zahl von Stellen den Text des Oxoniensis verbessert und ergänzt. Wie
wichtig diese Thatsache für die Dictysfrage ist, werden wir später
sehen, hier sei nur im Vorübergehen auf eins hingewiesen. Dunger
hat (S. 21/2) mit Hülfe mehrerer Stellen zu beweisen gesucht, dafs
Malalas eine lateinische Vorlage mifsverstanden habe. Auf das Unhalt-
bare in dieser Beweisfiihrung hat schon Lehrs S. 132/3 hingewiesen;
die Ekloge liefert jetzt den Beweis, dafs die meisten dieser Stellen ihre
jetzige Fassung nicht durch die mangelhaften Lateinkenntnisse des
Malalas erhalten haben, sondern einfach durch Textentstellung. Die
beiden Stellen aus Dictys I 9 finden sich in der Ekloge S. 199, 20 ff.
richtiger überliefert; die Verwirrung bei Mal. 117,17 = Dictys VI 5
erklärt sich durch den Ausfall eines Homoioteleuton, das in der Ekloge
S. 210, 16—18 av vjoav — tOv vicov erhalten ist; statt der Worte
Mal. 125, 16 Bertovowv avrov ¿Em naga To teiyog tod ’IAlov = Dict.
IV 1 sepelivere eum haud longe a tumulo Ili regis quondam lesen wir
in der Ekloge S. 218, 6 darrovoı maga To telyos ¿Eo rijg nôlews
JAtov. Aus der letzten Stelle müssen wir vielmehr schliefsen, dafs
E. Patzig: Dietys Cretensis 135
Septimius eine griechische Vorlage benutzt hat, in der die Worte tige
aôdeog, wie bei Malalas, vor rod 'TA¿ov fehlten, und unter den Worten
to tetyog tod Jlov einen tumulus Ili regis verstanden hat. Zu dieser
Vermutung sind wir deshalb berechtigt, weil in der folgenden Stelle
eine eigene Verbesserung des Septimius ganz zweifellos vorliegt. Ma-
lalas erzählt S. 127,9 pera dé dAiyag vuépas 6 Tidov tig Ovduerı darò
tod IIgıauov nupexindels napayiverar = Ek). S. 219,5 wer’ où rod
dè Tidov tig Övduarı napayiveraı bad IIpıcuov xedtéegoy napaxindeis.
Bei Dictys IV 4 heifst es: sequenti die Memnon, Tithoni atque Aurorae
filius, ... supervenit. Da weiterhin bei Malalas wiederholt Memnon,
nicht Tithon, als Feldherr der Inder genannt wird, so hat Lehrs hier
an eine Textverderbnis gedacht und deshalb verbessert: 6 Ti9ovov
(bz. Tidóvos) viòs óvóuar: Méuvov. Indessen die Übereinstimmung
zwischen Malalas und der Ekloge schliefst die Annahme einer Text-
verderbnis aus, und da Johannes Antiochenus im Fr. 24 Nr. 3 Salm.
in C. Müllers Fragm. Hist. Graec. IV unter Berufung auf Dictys erzählt,
dafs Priamus von David und Tautanes Hülfe erbeten und der letztere
die beiden Feldherren Tithonos und Memnon entsendet habe (6 dè
Tavrdvns ixeupe rdv Tidovov xul row Méuvova pera nAndovs 'Iv-
d@v), so wird man in dem Wechsel der Feldherrnnamen nur eine Flüch-
tigkeit des Malalas bei Benutzung seiner Dictysvorlage sehen dürfen.
Man könnte einwenden, dafs das Hiilfegesuch des Priamus bei David
(s. Dunger S. 13) byzantinischen Ursprungs sei und das ganze Zeugnis
des Johannes Antiochenus entwerte; aber da es byzantinische Gewohn-
heit ist, Schriftwerke mit Zusätzen auszustatten, so kann die Dietysvorlage
des Johannes recht wohl den König David erwähnt haben, natürlich
könnte sie dann nur eine griechische gewesen sein. Die Worte Ti-
thoni et Aurorae filius sind eine durch den Namen Ti9ovós veranlafste
mythologische Reminiscenz des Septimius, denn Dictys kennt keine
Menschen von göttlicher Abstammung und aufserdem heifst bei ihm
VI 10 die Mutter Memnons gar nicht Aurora, sondern Hemera. Die
letzte der von Dunger angeführten Stellen IV 2, worin Malalas aus
den Teucris des Dictys einen Teukros gemacht haben soll, hat Lehrs
S. 132 behandelt. Mir scheint Septimius die ganze Stelle absichtlich
geändert zu haben, um Teukros, der bei ihm in den troischen Kämpfen
nur hier und III 1 im Chor der Bogenschützen als Statist erscheint,
nicht plötzlich eine Hauptrolle spielen zu lassen.
Neben der Ekloge kommt für die Behandlung der Dictysfrage auch
die Erzählung Kedrens (ed. Bekker I S. 216 ff.) in Betracht. Körting
hat S. 23 ff. in dieser eine Reihe von Angaben nachgewiesen, die mit
der Ephemeris übereinstimmen, aber bei Malalas nicht stehen, und hat
136 1. Abteilung
daraus geschlossen, dafs Kedren aufser Malalas auch die griechische
Ephemeris gekannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt habe. Dunger
nennt dies $. 26 eine Paradoxie und spricht S.27 dem, was Körting
zur Begründung seiner Ansicht vorbringt, jede Bedeutung ab; aber er
selbst befindet sich da in einem verhängnisvollen Irrtum. Die Erzäh-
lung von der Ermordung der Hekabe, die bei Kedren S. 232 also
lautet: ry ExdByv xerapopevnv tO otgurò ol wert Odvacéos Alors
Béddovor xal ri Paddoon gixrovorv eis yoouy Asyouevnv Mapaveren,
iv nel xvvdg due dvöucoev, findet sich auch bei Suidas y. Kuvbg
oñua, worin der Vorgang genauer und richtiger als bei Kedren und
mehr in Übereinstimmung mit Dietys V 16 erzählt wird. Man ver-
gleiche :
Odvoosdg nate thy dxómiovv Ceterum post abscessum Ulixi
megunkeboag el Mugôveruv xe) Hecuba, quo servitium morte sol-
wi) svpyogovuevog tüv vebv dxo- veret, multa ingerere maledicta im-
Piva, draxgiverai tovrorg xoAgum precarique infesta omina in exer-
xal Auußdver tov xAoÙrov «drow citum: qua re motus miles lapidibus
&navia. ¿net dè thy ‘ExdBnv xeta- obrutam eam necat sepulehrumque
gaudy td orgero xa) dogúBovs apud Abydum statuitur appella-
mvodoav Aldav Podaîts &vetde xal tum Cynossema.
nage thy Dálacouv uedvate, dvo- è
udoas tov róxov Kuvds oñue.
Die Übereinstimmung zwischen Dietys und Suidas ist, abgesehen
von den Namen Abydus und Maroneia, eine so vollständige, dafs uns
nur die Frage übrig bleibt: Wer hat hier Anlafs gehabt, den Schau-
platz der Handlung zu ändern, der von Kedren und Suidas benutzte
Chronist, der den Vorgang in der zusammenhängenden Erzählung der
Irrfahrten des Odysseus berichtet hat, oder Septimius, der die letzten
Bücher seiner griechischen Vorlage in eins zusammengezogen und des-
halb im sechsten Buche auf die ausführliche Erzählung der Irrfahrten
des Odysseus verzichtet hat? Wir werden den Zusammenhang der eben
besprochenen Stelle mit der Erzählung der Ephemeris um so weniger
leugnen dürfen, je sicherer die Herkunft einer anderen Stelle ist, Kör-
ting weist 8.24 darauf hin, dafs Kedren mit Dictys angebe, dafs im’
Aulis der Oberbefehl dem Palamedes übertragen worden sei und aufser
Kalchas auch eine Seherin die Opferung der Iphigenia verlangt habe.
Von Palamedes’ Oberbefehl meldet in der That weder Malalas noch die
Ekloge etwas und die Annahme Dungers $. 27, es könne etwas davom
in der Personalschilderung des Palamedes gestanden haben, mufs zurück-
gewiesen werden, weil bei Isaak Porphyrogennetos S. 82 nichts davon
steht, Was aber die Angabe von der Opferung Iphigenias anlangt,
E. Patzig: Dictys Cretensis
137
so ist in Wirklickeit nicht blofs diese, sondern es sind alle Angaben
bei Kedren S. 210, 9—24 aus Dictys genommen.
dii puy xel yuvi) ovvade td
KéAqavr xapopryrevovoa Einev ds,
el un nv xeatny ‘Ayautuvovos
Duyaréga ti Apreuudı r9000yd-
yodiv, 6 yEpoy ov Audijoeraı.
Man vergleiche:
mulier quaedam deo plena Dianne
iram fatur: eam namque ob necem
capreae ... non leniri, priusquam
auctor tanti sceleris filiam natu
maximam ... immolavisset (I 19).
Bei Malalas wird die Abfahrt der Griechen durch einen Sturm ver-
hindert, bei Dictys durch eine Pest, die bald, nachdem Agamemnon
eine wilde Ziege (capream circa lucum Dianae pascentem) getötet hat,
im griechischen Heere ausgebrochen ist. Bei Kedren gehen die Worte
6 geuov où Avdiioereı noch auf den Malalasbericht zurück, gleich
nachher aber wird eine andere mit Dictys stimmende Quelle, woraus
schon die yuri) ovvoda tH Kaiyavıı apopyrevovoa genommen ist, mit
den Worten eingeführt: of dè où dia rov yauava todId pad: ovp-
Brive, ¿dla did to aiya ueyiornv mapa td lepdv tie "Apréuidos To-
Eevoar xal dveletv tov ‘Apautuvova, xal ¿xl tosto u&ällov Aouuxÿv
vócov yeveodaı. „Hierbei ist zu beachten, dafs Agamemnon nicht wie
sonst eine Hirschkuh der Artemis erlegt, sondern alya &ypiav; auch
Dictys kennt nur eine caprea.“ Mit diesen Worten weist Dunger S. 44
auf die Übereinstimmung zwischen Dictys und Ptolemaeus Chennus
hin; ich benutze sie, um die Herkunft der Angabe Kedrens aufser
Zweifel zu stellen. Dictys bleibt Quelle Kedrens auch weiterhin. Zuerst
folgt die Angabe über Palamedes, dann heifst es:
dp’ oig Odvoceds devas Óna-
redels xpooxoretrar piv xods Tv
(dav qogav knonileiv, ragapiverai
dt xeds Kivrauuviorgav ... elg
to “Agyog xal xAaotoîs yocuuaoi
thy "Ipipéverav AaBov (airy yoo
Av xoarn tev rod “Ayauéuvovos
Dvyarégov), og ‘Ayddet xara To
oreatéxedov dpıorsvovriı dof yoo-
pévnv yuvalxa drootpepet.
Ehagos vtr’ avriis evpEdr 7000-
corapéva 19 Poyo.
Ulixes simulata ... iracundia et
ob id domuitionem confirmans ...
profectus ... Mycenas falsas litte-
ras perfert.: Iphigeniam (nam ea
maior natu erat) desponsam Achilli
etc. Confecto negotio ... ad exer-
citum revenit (I 20).
cerva ... ante ipsam aram in-
trepida consistit (I 22).
In allen den angeführten Stellen ist die Übereinstimmung zwischen
-Kedren und Dictys eine vollständige, und da bei Malalas S. 98 und in
der Ekloge S. 200 die Erzählung ganz anders lautet, so hat thatsäch-
lich aufser Malalas noch ein anderer Byzantiner den Dictys benutzt
und es entsteht die Frage: Woher stammt der Dictysstoff bei Kedren?
138 I, Abteilung
Die nüchste Quelle ist eine ältere, im codex Paris. 1712 erhaltene
Chronik, über deren Beschaffenheit H. Gelzer „Sex. Tul. Africamus II,
1885 8. 357 ff. Aufschlufs giebt. Der unbekannte Chronist hat mehrere
Quellen, darunter Malalas und Johannes Antiochenus, in der Weise
kompiliert, dafs er öfters Stücke und Stückchen aus der einen Quelle
in den Text einer andern eingeschoben hat. Auf die bunte Mischung
eines gröfseren Abschnittes habe ich in meiner Abhandlung „Johannes
Antiochenus und Johannes Malalas“ im Programm der Thomassehule-
Leipzig 1892 S. 18 hingewiesen; hier will ich noch einige Stellen hin-
zufügen. In einen Bericht aus Mal. S. 40 ist bei Kedr. 8. 42, 15—17
die Angabe über Teiresias aus Leo Gramm. 259, 5 eingeschoben; in
einen kirchengeschichtlichen Text, dessen Ursprung ich nicht
ist 8. 50, 6—8 die Bemerkung über den Jordan aus Joh. Ant. Fr. 10
Salm. und $. 19,6—9 die Angabe über die Giganten aus Joh. Ant
Fr. 2 Nr. 13 eingefügt. Es darf uns deshalb nicht wundern, wenn wir
Stellen aus Johannes Antiochenus auch in Malalasstücke eingeschoben
finden, wie z. B. 5. 32, 11—13 in den Malalasbericht im Chron. Pasch.
80—81 Angaben aus Joh. Ant. Fr. 6 Nr. 4 u. 6. Besonders zahlreich
sind derartige Einschiebsel in der trojanischen Sagengeschichte, die
hauptsächlich nach Malalas erzählt ist. Auffallend ist dabei überall,
dafs die Erzählungen nur kurze, im Wortlaut meist vollständig ver
änderte Auszüge aus Malalas sind, während in den Einschiebseln der
Wortlaut der betreffenden Quellen meist festgehalten ist. Zwei Stellen
lassen sich direkt als johanneisch nachweisen: $. 2334 wird die
Rückkehr Agamempons wörtlich wie in Fr. 25 Ins. erzählt; 8.
stimmen die Worte mög dè toîs EVAoıg EmißaAAdusvov oùy hater, pros
vuro dé mit Fr. 24 Nr, 8 Salm., während die betreffende Stelle bei
Mal. 112,3 und in der Ekl. 206, 24 ganz anders lautet. Drei andere
Stellen eh als johanneisch durch Suidas bestimmt, dessen Ab-
hängigkeit vom salmasischen Johannes ich im Programm 1892 $. 20
erwiesen habe und hier durch folgende Artikel noch besonders erweisen
will: “Equis 6 Tevouéyicros = Fr. Salm. bei Cramer II $. 387, vgl
zul zveöue advra meguéyov; Quelle ist Mal. 27 = Chron. Pasch. 85,7
Oidtxovg = Fr. 8 Nr. 2—5 Paris. aus Mal. 50 ff. | Xavadv— Fr. 11
Nr. 5 Paris. + Fr. 12 Salm. aus Procop. B. Vand. II 10. || Kégg =
Fr. 13 Nr. 2 Paris. und Fr. Salm. bei Cramer S. 389 aus Mal. 62.7
Ildgiov (zur Trojasage gehörig) = Fr. 23 Virt. + Fr. 24 Salm, vel.
Tzetzes Prooem. in Iliadem v. 237; Quelle ist Mal. 92 = Ekl. 197. Es
mufs also Kedren die folgenden Angaben, die er mit Suidas gemeinsam
hat, aus Johannes haben. Die Angabe über die Gründung Benevents
8.234, 12—16 stimmt mehr mit Suidas v. Beveßevrög als mit der Ekl. 216,7
E. Patzig: Dictys Cretensis 139
(Malalas fehlt, vgl. aber Mal. 167, 5 og zgoyeyoanraı); die Angabe S. 233,
3—10 Xagvßdıv xal Zxrvidlao, Tres dv orevó xrà. stimmt wörtlich mit
Suidas v. Xdgvßdıs (anders Mal. 121 und Ekl. 213); über Suidas v.
Kuvòs ciua habe ich oben gesprochen. Die letzten beiden Glossen
nun geben uns Aufschlufs, woher der Dictysstoff in das Werk Kedrens
geflossen ist. Da wir in ihnen Angaben aus Dictys VI5 und V 16 finden
(Körting S. 26 Nr. 14 u. 15 Skylle), so stammt er aus Johannes An-
tiochenus und von diesem gilt das, was Körting von Kedren behauptet
hat; Johannes hat aufser Malalas auch die griechische Ephemeris ge-
kannt und „sozusagen subsidiär“ benutzt. Infolgedessen gewinnen
die vier Dictyszitate bei Johannes Antiochenus in den Fragmenten 23
Virt. und 24 Salm. eine ganz selbständige Bedeutung, namentlich die,
denen der *Eroberungszug des Aiax, der mit der Tötung Polydors
schliefst, und das Hülfegesuch des Priamus bei David und Tautanes
unterstellt ist.
Der Dictysstoff bei späteren Byzantinern geht also auf
mindestens zwei ältere Chronographen zurück. Aus Malalas
hat Isaak Porphyrogennetos geschóptt, aus Johannes Antiochenus
Konstantin Manasses (vgl. Progr. 1892 $. 12/3 und Greif S. 265, den
ich früher nicht zitieren konnte, weil mir nur seine Dissertation 1885
bekannt war) und Johannes Tzetzes (vgl. Progr. 1892 S. 17), dessen
“von Körting S. 43/4 besprochene Quellenangaben aus Johannes An-
tiochenus genommen sein müssen. Die Troica des Anonymus in der
Bibliotheca Uffenbachiana 1720 col. 655 gehen. zum Teil auf Tzetzes
zurück (Greif S. 262), nur stehen sie dem von P. Matranga in den
Anecd. Gr. I, 1850 veröffentlichten Provemium in Iliadem niiher als
den Antehomerica. Von den vulgärgriechischen Bearbeitungen der
Trojasage, die K. Krumbacher Byzant. Litt.-Gesch. S. 429 ff. erwähnt,
verdient die Ilias des Hermoniakos, die E. Legrand in der Bibliothèque
grecque vulgaire V, 1890 veröffentlicht hat, hier genannt zu werden.
Hermoniakos hat aufser Tzetzes, den Legrand S. IX erwähnt, auch
Konstantin Manasses benutzt, denn die Angabe II 88—95 = Man.
1145—48, dafs Paris wegen der Ermordung eines Verwandten nach
Sparta zu Menelaos geflohen sei, findet sich nach Greif S. 266 in den
mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojasage nirgends sonst als bei
Konstantin Manasses. Aus diesem hat Hermoniakos die Angaben von
dem Hülfegesuch des Priamus bei David und von der Ermordung
Achills übernommen, vgl. XXI 47—80 und 285—93 mit Man. 1357 —73
“und 1405—9.
Mit dem Nachweise, dafs dem ‚Johannes Antiochenus im 7. Jahr-
hundert die Ephemeris ebenso bekannt gewesen ist, wie im 6. Jahr-
140 I, Abteilung
‘
hundert dem Malalas, bricht eine weitere Hauptsäule der Dungerschen
Beweisführung zusammen. Nun könnte man einwenden, dafs auch Jo-
hannes nur eine lateinische Ephemeris benutzt habe. Aber wo kümen
wir dann hin! Des Nachweisens, dafs die Byzantiner den lateinischen
Dietys gekannt, gelesen und verstanden haben, wäre dann kein Ende,
Von Malalas hat man es nachweisen müssen, von Johannes miifste man
es noch nachweisen, bei Syrianos, dessen Zeugnis in die erste Hälfte
des 5. Jahrhunderts fällt, mufs man die Kenntnis der lateinischen
Ephemeris voraussetzen und bei Suidas miifste man dasselbe thun,
wenn man nicht sein Zeugnis als höchst unklar einfach beiseite schübe
(Dunger $. 10). Bisher hatte man dazu einige Berechtigung, weil
Eudokias Zeugnis zu beweisen schien, dafs zur Zeit des Suidas der
lateinische Dietys in Konstantinopel bekannt gewesen sei; seitdem wir
aber durch P. Pulchs Aufsatz im Hermes XVII 1882 wissen, dafs
Konstantin Palaeokappa in der Bibliothek Franz’ I das Violarium sogar
mit Hilfe gedruckter Bücher angefertigt hat, läfst sich die erste Suidas-
glosse, ohne dafs man ihrem Verfasser die Kenntnis des lateinischen
Dietys nachweist, nicht mehr beiseite schieben. Sie stammt wahr-
scheinlich aus einem älteren Lexikographen, nach J. Flach aus dem
Onomatologos des Hesychius Milesius. Ihre Anfangsworte 4íxrug foro-
gundg. Epoupev ’Epnuegide sind ganz klar und unanfechtbar; darauf
folgen die allerdings verderbten oder verstellten Worte: gore 0% rà
ue? "Oungov xaraloyddnv év Pifàiors #' ’Iralixè Towıxod drexdopov,
aber diese Worte haben nur den Wert einer erklirenden
wie die gleichartigen, mit ¿ori dè eingeführten Sätze in folgenden Ar
tikeln beweisen: ’Agıpvorn, 'Aguoréas, “Aogrevés. Wie nun z. B, in der
niichstverwandten Glosse "Apgievds ¿xoxorós . . . Aretavdoidda (¿ori dè
tà serà tov Maxeddva Ev guyodímg xd’) ets “Arrudo rdv Heoyapn-
vov xouuara eine etwaige Verderbnis der Parenthese nicht im min-
desten die Angabe entwerten würde, dafs ein griechischer Schriftsteller
Arrian eine Alexandrias geschrieben hat, ebensowenig kann die wirk-
liche Verderbnis der Parenthese in der Dictysglosse das Zeugnis he
einträchtigen, dafs ein griechischer Schriftsteller Dictys eine Ephemeris
geschrieben hat. Die Schlufsworte der Glosse: obros Zygayz tè xegl
ris dorayîs 'EAkung zul reg) Meveddov al néons erg brodeoens
entstammen einer anderen Quelle und haben einen ganz sell n
Wert (vgl. Hesych. Miles. ed. Flach 1882 y. 4íxrug Anm.). Sie sind als
Zeugnis für den Inhalt der Ephemeris ebenso wertvoll, wie die Anfangs-
worte als Zeugnis für ein griechisches Original. Fast schlagender noch
als die direkten Zeugnisse griechischer Schriftsteller beweist ein in-
direktes Zeugnis den griechischen Ursprung der Ephemeris, die That-
E. Patzig: Dictys Cretensis 141
sache nämlich, dafs Malalas nirgends seinen Dictys als ein lateinisches
Buth bezeichnet. Körting hat dies S. 63 hervorgehoben, aber niemand
hat darauf geachtet; damit dies bei einer Verteidigung der lateinischen
Ephemeris nicht wieder geschehe, will ich die schlagende Beweiskraft
der Quellenangaben bei Malalas hervorheben. Aufser Sallust (vgl. aber
S. 212, 18) und Florus, die nur an je einer Stelle genannt werden, sind
alle lateinischen Quellen als solche gekennzeichnet: S. 187 Zxdeoıs
Beovvigiov ‘Papaiov qeovoyedpov, 209 Ebredzios 6 ovyyoxpeds “Poo-
paloy Ev tí uerappaosı adrod, 263 TovBevallou tod mromtod tod
‘Popalov, 215 AiBios à copos "Pouciwv . . lorogınds, 224 Aovxavds 6
copos ‘Popatayv rotas, 178 TMivios è ‘Pauatwy [oropuoyedpos, 162
u. 181 Zépfros 6 ‘Pouatos und 6 ‘Popatay ovyypaqpeús, 34 Touyxvddados
Porueiov forogixds, 162 (216, 285) Bepytlliog 6 copos ‘Pouaiov xou;-
ts. Da also Malalas überall seine Quellen als lateinische bezeichnet,
den sechsmal erwähnten Vergil dreimal als römischen Dichter anführt
und von Eutrop ausdrücklich bemerkt, dafs er ihn in einer Übersetzung
benutzt habe, da kann er den siebenmal erwähnten Dictys, über den
er an zwei Stellen ausführliche litterargeschichtliche Angaben macht,
unmöglich in lateinischer Fassung gekannt haben. Hier heifst es: cum
tacet, clamat. _
Ebenso sorglos wie an dem bei Kedren erhaltenen Dictysstoffe, an
der Suidasglosse und den Zitaten lateinischer Autoren bei Malalas sind
die Verteidiger eines lateinischen Originals an dem bei Malalas erhal-
tenen Dictysstoffe vorübergegangen; sie haben trotz ıhres Zugeständ-
nisses, dafs Malalas mit Dictys in ganzen Stücken zum Teil wörtlich
übereinstimme, nicht den Versuch gemacht, die Erzählung bei Malalas
mit Hülfe der eingestreuten Quellenangaben zu zergliedern und ein Bild
von der Beschaffenheit seiner Quellen zu gewinnen. Wiederum ist es
H. Haupt gewesen, der in seinem Aufsatze „Dares, Malalas und Dictys“
im Philologus XL zuerst in dieser Richtung gegangen ıst, ihm ist dann
Greif S. 181 ff. gefolgt; aber beide halten Dungers Hypothese für
erwiesen und weisen deshalb dem Sisyphos von Kos auch solchen Stoff
zu, für den von Malalas Dictys als Quelle genannt wird. Es gilt also
hier die Erzählung bei Malalas ohne jede vorgefafste Meinung zu zer-
gliedern, unter Zuhülfenahme der Ekloge, deren entscheidende Bedeu-
tung im folgenden überall hervortreten wird.
Wie bestimmt die Quellenangaben lauten, beweist die Erzühlung
von Odysseus’ Irrfahrten S. 114— 122 = Ekl. 208—213, die in folgende
Abschnitte zerfällt: 1) 114, 5—116, 23 Odysseus’ Fahrt zu den Kyklopen,
&riva 5 doporarog Ziovpos 6 Kéos £&edero; daran schliefst sich eine
rationalistische Erörterung über die Kyklopen, fjivrıva Epunveiav 6
142 I. Abteilung
oopwrerog Derdias 6 Kopivdiog etetero S. 117, 13. — 2) 117, 17
—119, 22 Odysseus bei Kirke, regi ng Kiguns ¿Esdevro tadra of copú-
tutor Ziovpog Kaos xal Aixtvs éx tig Kertns; darauf folgt eine
Umdeutung der Erzählung mit der Angabe: Œadalog 6 Kogivduos
¿bébero Tv oma tavenv ovvrativ Egunvevoas ovras S. 120, 5. —
3) 121,3—122, 2 Odysseus bei Kalypso, in der Unterwelt, bei den Sirenen,
in der Charybdis und seine Rettung durch phönizische Schiffer, äzıya
xat 6 Gopdg dixrvg nage tod Odvootws kxnxowg svvEeyedwaro;
in der Ekloge S. 212, 30 steht auch eine rationalistische Erklärung der
Sirenen mit der Angabe: 6 dì vewregog IlAovrapyos ¿Esdero. — Auf
den Inhalt der von Malalas benutzten Dictysvorlage läfst sich aus den
genannten Zitaten kein sicherer Schlufs ziehen, wohl aber auf das
Werk des Sisyphos; denn da dieser zuerst allein, im zweiten Abschnitt
an erster Stelle genannt wird und auch im dritten Abschnitt wegen
des eingefügten xal als Hauptquelle anzunehmen ist, so mufs die Er
zählung in der Hauptsache aus Sisyphos genommen sein. Von Dictys
wird man aber annehmen dürfen, dafs er von Sisyphos abhängig ge
wesen ist (s. Haupt S. 119, Greif S. 181 ff). — Die trojanischen Er-
eignisse werden von Malalas teils vor, teils nach der eben erwähnten
Odyssee in eigentümlicher Weise erzählt. Einen Teil erfahren wir
S. 108, 15—114, 5 aus dem Munde des Aiax und Odysseus, als diese
bei dem Streite um das Palladium vor den Griechen sich ihrer Thaten
und Verdienste rihmen. Da der Streit mit dem Tode des Aiax und
der Flucht des Odysseus endet und dessen Irrfahrten die Fortsetzung
bilden, so mufs die Quellenangabe hinter dem ersten Abschnitt der
Odyssee: Gtiva 6 copatatos Liovgos 6 Kôog ¿Esdero auch für die vor-
ausgehende Erzählung vom Streite um das Palladium gelten. Einen
anderen Teil der Ereignisse erfahren wir S. 122—132 aus dem Munde
des Teukros. Dieser will von Cypern aus seinem Bruder Aiax zu Hülfe
kommen, findet aber an der trojanischen Küste von den Griechen
nur Neoptolemos noch vor, der eben den Telamonier bestattet hat.
Beim Mahle erzählt er dem Neoptolemos die Grofsthaten Achills; nach
dem Mahle segelt er wieder ab, nachdem er von Neoptolemos roy
Alavriönv tov ano TAuvang .. xal tov Edovodunv ròv «xb tig Tex-
uioons xl «Ùt)v Téxunoouv erhalten hat. Nach ihm verläfst Neopto-
lemos als letzter die trojanische Küste, wie er als letzter nach dem
Tode Achills gekommen war (Mal. 104/5, Dictys IV 5). Auf diese
Erzählung folgt bei Mal. 132, 19 (Ekl. 221) das Zitat: raòra dè Xi-
cupos 6 Kaos ouveygéparo Ev tH rmoléuo drdgyor ody tH Tevxpo"
furtiva Gvyyoapir evenxcws “Ounoos 6 rotas tiv ’IAıada ¿Eédero, xal
BeoyiAhios ta dona. üriva xal Ev taig tod Alxtvos Épgpepera. ovy-
E. Patzig: Dictys Cretensis 143
pepate, Óxeg aóvqua pera moAla ¿rn Oungov xal BeoyiAAiov yioedy
¿al Kiavdtov Négwvog fuovléns Ev xıßorio. Wiederum wird Sisyphos
an erster Stelle genannt, und wenn wir die ganze Erzählung der Seiten
108—132 überblicken, so läfst die Anordnung der Erzählung keinen
Zweifel, dafs wir es mit ihm zu thun haben. Man beachte zuerst die
Haupthandlung: Nach der Zerstörung Troias erhebt sich der Streit um
das Palladium, der den Tod des Aiax und die Flucht des Odysseus zur
Folge hat; darauf verlifst Diomedes mit dem Palladium die trojanische
Küste, nach ihm Agameınnon und die übrigen Griechen, nur Neopto-
lemos bleibt zurück, um den getöteten Aiax zu bestatten; seine Heim-
kehr wird durch die Ankunft des Teukros verzögert, dann erfolgt die
Abfahrt des Teukros, zuletzt die des Neoptolemos. In diesen Haupt-
gang eingewoben sind die Erzählungen von den Ereignissen vor Troia
und von den Irrfahrten des Odysseus. Diese ganze immerhin kunst-
volle Ausgestaltung der Erzählung, die nach bekanntem Muster vor-
genommen ist, kann unmöglich eine Erfindung des Chronographen Ma-
lalas sein (s. Dunger S. 28); wir haben es offenbar mit dem Gewebe
eines trojanischen Schwindelbuches zu thun, und da Sisyphos von Kos
bei Mal. 116, 23 allein und dann wiederholt als erste Quelle genannt
wird und Dictys den Stoff anders gestaltet hat, so mufs Sisyphos als
der Erfinder dieses Gewebes angenommen werden. Warum Malalas, für
dessen Chronographie die zusammenhängende Erzählung des Dictys ge-
eigneter gewesen wäre, gerade an Sisyphos sich hält, ist klar. Da er
in der oben angeführten Quellenangabe mit Nachdruck hervorhebt, dafs
Homer und Vergil die Erzählung des Sisyphos ihren Dichtungen zu
grunde gelegt hätten und dafs Dictys erst lange nach Homers und
Vergils Zeiten aufgefunden worden sei, so hält er offenbar Sisyphos
als den älteren für wertvoller und zuverlässiger. Nun stimmt aber
Malalas mit Dictys gerade in solchen Thatsachen überein, die von
Teukros berichtet werden und deshalb in der Hauptsache dem Sisyphos
entnommen sein müssen (vgl. bes. III 15,6, 24/7; IV 2/3, 6, 11). Das
Rätsel löst sich sehr einfach. Wenn Sisyphos, wie man nach dem
Urteile des Malalas schliefsen mufs, vor der Abfassung der Ephemeris
bekannt gewesen ist, so konnte deren Verfasser, da die Erzählungen
des Sisyphos als die eines Augenzeugen galten, gar nicht anders als
dem Sisyphos nacherzählen. Dafs er dies wirklich gethan hat, darauf
deuten nicht blofs die vereinten Quellenangaben bei Malalas, sondern
auch noch folgender Umstand. Der Tod der Hekabe wird von Sisyphos-
Malalas in schönstem Zusammenhange mit den Irrfahrten des Odysseus
erzählt, in fast noch schönerem die Übergabe der Söhne des Aiax an
dessen Bruder Teukros; dem gegenüber sehe man, wie ungeschickt
144 ‘ 1. Abteilung
diese Ereignisse von Dietys V 16 aufser jedem Zusammenhange erzählt
werden. Hätte Malalas sie nicht aus Sisyphos, sondern aus Dietys ge
nommen, so erschiene Dietys als Erzähler dem Malalas gegenüber wie
ein elender Stümper.
So unsicher bisher die Bestimmung des aus Dietys genommenen
Stoffes sein mufste wegen der zweifachen Quellenangaben, so sicher
läfst sich anderer Stoff auf Grund von drei einfachen Zitaten auf Dictys
zurückführen. Eins von ihnen bezieht sich nur auf eine einzelne An-
gabe. In der Orestie, die Malalas, um Orest und Pylades in seine
Heimat Syrien führen zu können, abweichend von Dietys erzählt und,
wie es nach $. 142, 20 scheint, aus Domninos genommen hat, wird der
Bericht von der Entsühnung Orests S. 135, 6—12 mit dem Zitat ab-
geschlossen: reör« Aixrug dv ti) Exry ubrod Gupoôte eédero. Dieser
Bericht, der so locker in der Erzählung hängt, dafs ihn der Eclogarius
8.223,12 und Kedren 8.234,20 ohne Störung weglassen konnten, weicht
so stark von Dietys VI 4 ab, dafs die Dietysvorlage des Malalas gunz
anders ausgesehen haben mufs, als die uns vorliegende Ephemeris des
Septimius.
Von den andern zwei Zitaten folgt das erste S. 107, 1 unmittelbar
hinter den Personalbeschreibungen: zadüg 6 copérerog Aixrus è de
ris Kors üreurmudrioe werd dAndeías tè apoyeyocuuéva zul th
lok advra trav dal ro "Thiov Eniorgerevadvrov 'EXhjvov xr Das
Zitat scheint falsch zu sein, weil die Heroenbilder in der Ephemeris
fehlen; Dunger S. 25 hält sie deshalb für Erfindungen des Malalas
Haupt weist sie im Philol. XL $. 118 dem Sisyphos zu (vgl. Greif
S. 177); er vermutet, dafs die Erwähnung des Sisyphos bei Malalas
ausgefallen sei, weil in Tzetzes Chiliad. V 830 das auf Sisyphos e
Epigramm auf ein dem Palamedes gewidmetes folge, dessen
unter den Heroenporträts sich finde. Aber ganz abgesehen davon, dafs
dasjenige Zitat, worauf sich Tzetzes bezieht, bei Malalas $. 132, 19 vor
handen ist und an ganz anderer Stelle steht, es wird auch von Kedren
8. 223 und von Isaak Porphyrogennetos 8. 87/8 für die Heroenbilder
Dietys ausdrücklich als Quelle genannt. Wäre dies möglich, wenn in
ihren Malalasvorlagen Sisyphos als Quelle gestanden hätte? Aufserdem
liegen ja auch die Quellenverhältnisse ganz anders, als man bisher an-
genommen hat. Denn Tzetzes hat nicht Malalas, sondern Johannes
Antiochenus, der Kompilator bei Kedren hat neben Malalas auch Johannes
Antiochenus und dieser wiederum neben Malalas den griechischen Dictys
selbst „sozusagen subsidiär“ benutzt. Hier hilft kein Handeln und
kein Feilschen, die Heroenbilder verbleiben unter dem Zeugnis, das
Dietys als Quelle nennt. Dann aber hat die Dictysvorlage des Malalas
E. Patzig: Dietys Cretensis 145
anders ausgesehen, als die uns vorliegende Ephemeris des Septimius.
Zu demselben Ergebnis kommen wir, wenn wir die dem Zitat voraus-
gehende Erzählung ins Auge fassen, auf die sich die Worte r« xpo-
yeyoapuévo mit beziehen müssen. Dafs die Entführung der Helena von
Septimius I 3 nur ungenügend erzählt wird und der Zusammenhang
erst durch Malalas 94, 22—96, 4 ganz verständlich wird, das hat schon
Perizonius cp. XI betont und nach ihm Körting S. 51 und Meister in
seiner Ausgabe S. X (vgl. Greif S. 186 ff). Da nun auch Suidas mit
den Worten: odrog ¿ppaye ra mepl vis donayüs ‘Elevns xal xegl
Maeveldov (ohne zegl würde Meveldov von tijg Gpnayüs abhängig
sein) xal xéonç Tliaxijs bxoPécews die Angabe macht, dafs Dietys den
Raub der Helena ausführlich behandelt habe, so haben wir doppelten
Grund, die lateinische Ephemeris an dieser Stelle für einen Auszug
aus einer vollständigeren Vorlage zu halten. Auch weiterhin stimmt
Malalas 96/7 mit Septimius I 9 und 10, Malalas 100/1 und 102,
11—13 mit Il 16—18 in der Weise, dals er vielfach reichhaltiger ist
als Septimius (vgl. Greif S. 199 ff). Das Stück Mal. 101, 2—102, 11
fehlt bei Septimius ganz; dieses steht aber innerhalb der Erzählung
von den Beuteziigen des Achilles und des Aiax, von denen der
des Aiax bei Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate steht,
so fest in den Zusammenhang gekeilt, dafs es Malalas aus derselben
Quelle genommen haben mufs, wie den übrigen Dictysstoff dieser drei
Seiten.
Unmittelbar hinter dem eben behandelten Zitate folgt auf S. 107
die Angabe, dafs Dictys als der ovyypaqpevs des Idomeneus an dem
Kriege teilgenommen habe, dann folgt das dritte Dictyszitat: Gores
EEEDsro xal rods rpootpartvras Úxo ‘Ayapeuvovos xal MevsiAdov Baoi-
Aéov xal tods brAicapevovs xa) xareldóvras pera Tod orddov éxi
ro "IMov, Exuotov ¿xovra idiov otparòdv xal vais. Der sich an-
schliefsende Schiffskatalog mufs also der des Dictys sein und als
solchen haben ihn auch der Kompilator bei Kedren S. 223, 12 und
Isaak Porphyrogennetos S. 88 angesehen. Aber dieser Schiffskatalog
hat mit dem des Septimius nichts gemein. Die Fassung, die er ur-
sprünglich bei Malalas gehabt hat, läfst sich mit Hilfe der Ekloge
gewinnen. Diese bietet zwei Homoioteleuta: 1) S. 200, 30 4iug 6 Te-
Aaporiog &x tijg Zalauivos oùv vnvol [dwöex«. TountéAeuos éx Alggov
Gùv vquolv évvéa. ‘Avriuagos xal Odixios xal Adons oùv vnvol]
recougéxovra. Bei Mal. 108, 4 wird TAnndisuos abv vyvoir ëvvéc
erwähnt, der an dieser Stelle in der Ekl. 201, 10 fehlt. Da Tlepolemos
aus Lindos stammte (Il. II 656), so müssen wir mit Cramer Toınro-
Aseos dx Aíxgov in Tiynöieuos dx Aívdov ändern. Es hat also eine
Byzant. Zeitschrift I 1. 10
E. Patzig: Dietys Cretensis 147
einige Namen hinzu und hat dabei das Unglück den für die Erzählung
ganz unerläfslichen Palamedes zu vergessen, der in seiner griechischen
Vorlage steht.
Bevor ich weiter gehe, möchte ich auf das systematische Verfahren
des Malalas hingewiesen haben. Die bis zur Tötung Polydors reichende
Erzählung aus Dictys schliefst er mit dem Hinweis auf die Zerstörung
Troias ab, um 108, 18 mit den Worten werd oùv tiv &Awoıv die aus
Sisyphos genommene Erzählung anschliefsen zu können. Ehe er aber
seinen Dictys beiseite legt, hält er es für seine Pflicht als Historiker,
aus der nicht von ihm benutzten Erzählung des Dietys die Heroen-
bilder auszuziehen und den Schiffskatalog abzuschreiben als authentische
Mitteilungen eines Augenzeugen (S. 107). Einige Helden hat er dabei
übersehen, wie den Telamonier Aiax, den schon Isaak Porphyrogennetos
vermifst hat, und Teukros, der, nach dem Schweigen der lateinischen
Ephemeris zu schliefsen, auch im griechischen Original nur wenig
hervorgetreten sein kann. Sisyphos scheint keine Porträts geboten zu
haben, da Malalas weder die Kyklopen noch Kirke (S. 115, 18 und
118, 1) nach Art des Dietys beschreibt. Wie sie bei diesem in die
Erzählung eingestreut gewesen sind, zeigen die Bilder der Diomeda,
Astynome, Hippodameia (S. 100/1) und Tekmessa (S. 103). Septimius
hat sie weggelassen, aber Spuren haben sich bei ihm I 14 im Bilde
Achills erhalten (vgl. Greif S. 192). Auch die genauen Zeitangaben
(Dunger S. 25 u. 30/1) hat Malalas aus Dietys übernommen, denn bei
Kedren 223, 9 heifst es: Aixrug..tods yaouxtijous trav 1poudgoar, de
xavrag Eopaxds, Urtoyoave xal dupiBic breurnuetios. toda dè 10 6-
vovs xal térovs xal toóxovs .. pera axgıßeiag loropioyoapóv xri.
und dieses Zeugnis scheint aus Johannes Antiochenus, der selbständig
den Dictys benutzte, zu stammen, denn im Fr. 23 Virt. wird Homer,
den Johannes ebenfalls benutzte (s. Fr. 24 Nr. 6 Salm. über Rhesos),
neben Dictys ebenso genannt wie bei Kedren 223, 13. Nach dem
Porträt der Helena bei Manasses v. 1157 und den anderen bei Tzetzes
zu schliefsen, mufs die Chronik des Johannes Antiochenus auch die
Porträts enthalten haben.
Die Betrachtung desjenigen Stoffes, der durch drei Zitate bei Ma-
lalas als Dictysstoff bezeichnet wird, hat ergeben, dafs die Dictysvorlage
des Malalas verschieden gewesen ist von der Ephemeris des Septimius;
sie hat die Heroenporträts enthalten, einen anderen Schiffskatalog ge-
boten und, entsprechend der Inhaltsangabe bei Suidas, den Raub der
Helena ausführlicher erzählt, ebenso die Beutezüge des Achilles und
des Aiax. Da nun Septimius selbst angiebt, dafs er die letzten vier,
bez. fünf Bücher seiner Vorlage in eins zusammengezogen habe, so
10*
148 T. Abteilung
kann er auch an anderen Stellen die Erzählung seiner Vorlage gekürzt
und geändert haben. Man hat die Angabe‘ des Septimius über die
Zusammenziehung der letzten Bücher für Flunkerei gehalten, aber sie
ist lautere Wahrheit, denn in der Ekloge S. 213, 13—216, 5 ist uns
eine mit einem Dictyszitat abschliefsende Erzählung über die Heimkehr
und die letzten Schicksale des Odysseus erhalten, die viel reichhaltiger
ist als die des Septimius, obgleich auch sie doch blofs ein noch oben-
drein durch den Eclogarius gekürzter Auszug ist. Ich führe nur zwei
Stellen aus der Telegonie zum Beweise an. In der Ekloge und ebenso
in der Ephemeris wird erzählt, dafs Odysseus zur Deutung eines
Traumes kundige Männer berufen und diesen seinen Traum vorgelegt
habe; darauf heifst es in der Ekloge 214, 26 ff: of di xad” Eavrods
yevduevor ¿oxóxouv Tv diynowv xal Epacev, iva dx nod@v yévmrai
Ô TnAsuagos. tod de droywopfoavros Epnoav Ind tdtov xmardos mA
yévra vehevtyjoayv (i. e. tov Odvocta). 6 dè evddo Oounoev ¿xl rdv
TnAfuagov, avedsiv avrov BovAdpevos. Deacduevos dt rdv vidv da-
xQuovra xal deduevov, elo Èvvorav matgixiv EAPdov, rooÉxpuvey «elvas
tov maida. éexédevoe dì aúrov puiarteoda.* sita uercxioev abrdv els
ta Eoqara tig Kepainvies yogia, Gvuoduevos avròv tig barovolas
tod Bavdrov. Septimius VI 14 bietet nur einen ganz kurzen Aus-
zug: Quam rem cuncti qui aderant uno ore exitialem pronuntiant ad-
duntque, caveret ab insidiis filii. quo casu suspectus parentis animo
Telemachus agris, qui in Cephalenia erant, relegatur additis ei quam
fidissimis custodibus. — In dem folgenden Stücke verhalten sich die
Erzählungen zu einander, wie zwei verschiedene Auszüge aus derselben
Vorlage.
Ekl. 215, 9: rov xarepa éxin-
tay (i. e. Telegonos) xal uadov
adrdv selva Kar’ &yody rapayíveral
Sept. VI 15: edoctus, ubi Ulixes
ageret, ad eum venit. ibi per cu-
stodes agri patrio aditu prohibitus,
éxetoe, fraufópevos rove œpuAxo-
covtas ldsiv tov mutéga. of dé
dyvoodvteg avrov uällor avdi-
otuvto. tov dè TnAsy6vov Peovg
AUAODVUTOS paprvoas, Ste 6 NATO
abtov Éori, xat toùtov ldeiv x0-
Averaı, ¿ri uäAlov dvdiotavtro,
tov TnAéuagov txodapBevor| tes]
eivaı nat Ove vuxtòs EAnAvdevaı,
iva dnoxteivn tov nutépu. ovdels
yao irioctato étegoy natda rov
ODóvocéa £yeın.
ubi vehementius perstat et e di-
verso repellitur, clamare oceipit
indignum facinus prohiberi se a
parentis complexu. ita credito Tele
machum ad inferendam vim regi
adventare acrius resistitur: nulli
quippe compertum esse alterum
etiam Ulixi filtum. |
dem iuvenis
E. Patzig: Dictys Cretensis 149
e...
ubi se vehementius et per vim
repelli videt, dolore elatus multos
custodum interficit aut graviter
sagazis dè pevouéves Eyvapıoav vulneratos debilitat. |
t@ Oövooel, bri Tydéuayos, éodijra
Eevnv ugreouévos, vuxtòs #19ùv
Bıdferon ‘pis. |
6 dì tavra pata xal dxepééous quae postquam Ulixi cognita
to Bupd ¿EnADE pera dóparos xaì sunt, existimans iuvenem a Tele-
edDéog dxovtitet To Ödgv xur’ macho immissum egressus lanceam,
avrov. xal tov piv anorvyyave, quam ob tutelam sui gerere con-
th dì zapaxsıuevn uns mıjyvvoı, sueverat, adversus Telegonum iacu-
xl 6 TuAéyovos, un Eidos te 6 latur. sed postquam huiusmodi
zato adrod Tv 6 To Ödpv dxov- ictum iuvenis casu quodam inter-
ticas, later nai adbros xal Övorv- cipit, ipse in parentem insigne
yeotatny edruyfous ebrugiav ti- iaculum emittit infelicissimum ca-
zowoxeı tov Odvocta xatà rot sum vulneri contemplatus.
AEVQOD.
Die Übereinstimmung und die Verschiedenheit in den angeführten
Erzählungen machen es zur Gewilsheit, dafs Malalas nicht den Septi-
mius, sondern beide ein gemeinsames Original benutzt haben. Wäre
wirklich noch jemand schwankend in seinem Urteil, so miifste das
Dictyszitat, womit die Telegonie in der Ekloge abschliefst, jeden Zweifel
bannen. Denn dieses sichert nicht blofs die Herkunft der ganzen Er-
zählung, sondern hat auch durch eine mit ihm verknüpfte erzählende
Angabe eine ganz selbständige Beweiskraft. Zum Verständnis seiner
Wichtigkeit müssen wir auf das Erzählungsgewebe im sechsten Buche
der Ephemeris etwas näher eingehen. Dictys hat, um dem Leser die
Kenntnis von Vorgängen erklärlich erscheinen zu lassen, deren Augen-
zeuge er nicht mehr gewesen sein kann, zu den verschiedensten Er-
findungen seine Zuflucht genommen. Die ersten Schicksale einiger
griechischer Helden nach ihrer Rückkehr in die Heimat werden ihm
dadurch bekannt, dafs sich die heimkehrenden Könige bei Korinth um
Idomeneus versammeln, um, wenn nötig, die Heimkehr zu erzwingen
(VI 2). Weitere Nachrichten erhält Dictys in Kreta. Dort “erscheint
zuerst Menelaus, der von Teukros’ Staatengründung in Sulamis und den
Wundern Agyptens — nichts — erzählt (VI 3,4); späterhin kommen
aus Griechenland Orest und Menelaos, um sich — man erfährt nicht,
aus welchem Grunde — durch Vermittelung des Idomeneus zu ver-
söhnen (VI 4); um dieselbe Zeit erscheint, von phönizischen Schiffern
gerettet, Odysseus, der von seinen Irrfahrten — so gut wie nichts —
E. Patzig: Dictys Cretensis 151
durch Verschiebung aus Malalas 107 an seine jetzige Stelle gekommen
sein, aber mancherlei spricht doch dagegen. Erstens fehlen bei Mala-
las 107 die Worte &v ti) xpóry dawodla, zweitens hat der Eclogarius
sein Zitat nicht, wie man erwarten sollte, zum Schiffskatalog gestellt,
sondern hinter den Eroberungszug des Ajax und dieser steht auch bei
Johannes Antiochenus unter einem Dictyszitate. Es kann also in die
grofse Lücke bei Malalas 103 gehören und sich dort, wie in der Ekloge,
auf den Beutezug des Aiax bezogen haben. Dann würde Septimius
Erzählungen, die in der griechischen Vorlage im ersten Buche standen,
auf seine ersten beiden Bücher verteilt haben. Das ist nicht unmöglich,
erwähnt er doch den Traum der Hecuba, mit dem nach Joh. Ant.
Fr. 23 Virt., Manasses und Tzetzes der griechische Dietys begonnen
haben mufs, erst im 26. Kapitel des dritten Buches. — Der Widmungs-
brief — und damit kommen wir zur dritten Hauptstütze der Dunger-
schen Beweisführung — sagt uns ferner auch, wie wir über die selb-
ständige Fassung der lateinischen Ephemeris und ihre Stilfärbung zu
urteilen haben. „Die Ephemeris, sagt Dunger 5. 3 mit Hinweis auf
den Inhalt des Briefes, behauptet eine Übersetzung aus dem Griechi-
schen zu sein“ Das ist nicht richtig. Denn die Worte ea uti erant
Latine disserere sprechen nicht von einer Übersetzung, sondern von
einer Bearbeitung; auch mit den Worten non magis confisi ingenio
quam etc. giebt Septimius zu erkennen, dafs er nicht blofs für einen
Übersetzer gehalten sein will Wir werden die lateinische Ephemeris
um so mehr für die Bearbeitung einer griechischen Vorlage halten
dürfen, als aus demselben +. Jahrhundert eine ähnliche, sallustisch ge-
färbte Bearbeitung von Josephus Geschichte des jüdischen Krieges in
dem vermeintlichen Hegesipp vorliegt. Ich berufe mich auf Teuffels Rom.
Litt.-Gesch. II S. 1077 u. 1110: „Das griechische Original ist nicht wörtlich
übertragen, sondern teils gekürzt, teils durch Zusätze aus anderen Quellen
(aus des Josephus dey«ıoAoyi«, dann besonders aus römischen) sowie
durch rhetorische Zuthaten (namentlich in den Reden, welche zum Teil
ganz neu sind) erweitert.“
Ich habe den Dictysforschern gegenüber nur Bedenken aussprechen
wollen und bin, durch den Stoff veranlafst, in eine Beweisführung gegen
Dunger eingetreten. Sie mag auch als solche gelten, soweit die eigent-
liche Beweisführung Dungers (S. 1—28) in Betracht kommt, denn von
den dort vorgebrachten Gründen hat heute keiner mehr beweisende
Kraft. Aber zu einem vollgültigen Urteil in der Dictysfrage gehört
auch eine Prüfung von Dungers eingehenden und höchst wertvollen
Quellenstudien. „Dafs eine solche die Sache ändern könnte, glaube ich
freilich nicht. Denn Dunger selbst hat in seinen Quellenforer+ - n
152 I. Abteilung. E. Patzig: Dictys Cretensis
eine Stütze für seine Hypothese nicht gefunden und aufserdem ist ein
sicheres Ergebnis kaum zu gewinnen, da die Feststellung verwandt-
schaftlicher Beziehungen nicht ohne weiteres die Annahme direkter
Abhängigkeit gestattet (vgl. Haupt, Phil. Anz. X S. 542/3). Wären aber
wirklich die von Dunger genannten Schriftsteller Quellen gewesen, so
würde in dem Umstande, dafs es aufser Vergil ausschliefslich griechi-
sche sind, nur ein neuer Beweis dafür zu finden sein, dafs der Römer
Septimius einen griechischen Dictys benutzt und bearbeitet hat.
Leipzig. Edwin Patzig.
II. Abteilung.
Dr. B. A. Mystakidis, Byzantinisch-deutsche Beziehungen zur
Zeit der Ottonen Stuttgart. Druck von Alfred Müller & Co. 1891.
8°. XVIII u. 99 S.
Die vorliegende Schrift ist die Frucht mehrjähriger Studien, welche
der jetzt als Direktor einer griechischen Klosterschule zu Kaesarea in Kappa-
dokien lebende Verfasser, wie er selbst in der griechisch abgefafsten Vor-
rede angiebt, in Tübingen getrieben hat; er hat dieselbe 1889 der dortigen
philosophischen Fakultät vorgelegt und ist auf Grund derselben zum Doktor
promoviert worden. Dieselbe liefert in der That den Beweis, dafs er dort
fleifsig studiert hat, sie ist in sehr gutem Deutsch, welches kaum den aus-
ländischen Verfasser erkennen läfst, geschrieben, in ihr ist ein reichhaltiges
Quellenmaterial, neben den byzantinischen auch die deutschen und italieni-
schen Quellen, Chroniken sowie Urkunden, benutzt und auch die neuere
Litteratur, aufser den gröfseren Werken von Ranke, Giesebrecht, Muralt,
den Jahrbüchern der deutschen Geschichte u. a. auch die kleineren mono-
graphischen Arbeiten, ziemlich vollständig herangezogen worden. Doch kann
man nicht sagen, dafs die Wissenschaft durch diese Arbeit erheblich ge-
fördert sei. Einmal nämlich hat der Verf. sein Thema keineswegs voll-
ständig behandelt. Er beschränkt sich darauf die einzelnen diplomatischen
Verhandlungen und die kriegerischen Verwickelungen, welche unter den drei
Ottonen mit den byzantinischen Kaisern stattgefunden haben, aufzuführen,
dadurch aber erhält der Leser kein klares Bild der Beziehungen der beiden
Reiche zu einander. Bei diesen handelt es sich neben gewissen allgemeineren
Fragen, namentlich der Anerkennung des abendländischen Kaisertums durch
die byzantinischen Kaiser und der Anknüpfung verwandtschaftlicher Bande,
hauptsächlich um das beiderseitige Verhältnis zu denjenigen italischen Ge-
bieten, in welchen sich fortgesetzt die Interessen beider Reiche berührt.
und gekreuzt haben, Venedigs und der unteritalischen Fürstentümer, sowie
zu dem Papsttum, dieses Verhältnis hätte im Zusammenhange dargelegt
werden müssen, dann wären die einzelnen Vorgänge deutlich und verständlich
geworden. Aber auch sonst sind gerade solche Punkte, auf welche es be-
sonders ankommt, zu wenig ausgeführt worden, so z. B. die Kaiserin
Theophano, die Gemahlin Ottos II. In betreff ihrer Herkunft verweist der
Verf. einfach auf die Schrift von Moltmann, welcher nachzuweisen versucht
hat, dafs sie nicht, wie früher allgemein angenommen wurde, eine Tochter
des Kaisers Romanos II, sondern eine Nichte des Kaisers Johannes Tzimisces,
Besprechungen 157
jüngsten Ausführungen Gelzers als entscheidend gelten.!) — Anhangsweise
sei auf einige neuere, in den Rahmen dieser Zeitschrift fallende Arbeiten
Drüsekes aufmerksam gemacht. In einem „Zu Marcus Eugenicus von Ephesus“
betitelten Aufsatze (Zeitschr. f. Kirchengesch. XII 91 ff.), den Krumbacher
für seine Litteraturgeschichte nicht mehr benützen konnte, schilderte er
ausführlich den Lebensgang und die schriftstellerische Thätigkeit des Metro-
politen und lieferte eine neue Ausgabe von vier Briefen desselben, in der
Zeitschr. f. wissensch. Theol. XXXIV 325 ff. stellte er den gescheiterten
Kirchenvereinigungsversuch des Kaisers Michael VIII Paläologos dar, wobei
er, wie in der vorher erwähnten Abhandlung, besonders aus den zu wenig
beachteten Quellenpublikationen von Simonides und Demetrakopulos Nutzen
zog, und in der nämlichen Zeitschrift XXXV 177 ff. beschäftigte er sich
mit einem wegen seiner Beziehungen zu den Revelationen des Pseudo-
Methodius (Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 394 f.) auch für die byzan-
tinischen Studien wichtigen Texte, einer lateinischen, aber auf ein griechisches*)
Originad zurückgehenden eschatologischen Predigt Pseudo-Ephräms, welche
kürzlich Caspari, der unermüdliche Quellenfinder, im Universitätsprogramm
von Christiania 1890°) veröffentlicht hat. Dräseke findet auch hier die
Spuren seines, Apollinarios und hält es für wahrscheinlich, dafs der Ver-
fasser der griechischen Urschrift aufser Ephräm die beiden gegen Dionysios
von Alexandria gerichteten Bücher des Laodiceners als Hauptquelle be-
nützte „und dafs auch für Pseudo-Hippolytus das gleiche Abhängigkeits-
verhältnis anzunehmen sich empfiehlt“. Ich schliefse mit dem Wunsche,
dafs Herr Dräseke seine bewährte Arbeitskraft noch recht häufig in den
Dienst der byzantinischen Kirchen- und Litteraturgeschichte stellen möge!
München. . Carl Weyman.
A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae cum appendicibus. Pars I.
Sexti sent. 1—451 cum versione Rufini; pars II. Sexti app. sent. 452—610
et Clitarchi epitome (Index scholarum Univ. Bonnensis — Natalicia imper.
Guilelmi II.) Bonnae 1892. I—XXX und XXXI—XLII S. 4°.
V. Jagié, Razum i filosofija iz srpskih knjizevnih starina. Srpska
kraljevska akademija, Spomenik XIII. Belgrad 1892. XXXI u. 103 S. 4".
(Verstand und Philosophie aus alten serbischen Denkmälern. XIII. B,
des „Spomenik“ der königl. serbischen Akademie.)
V. Jagié, Die Menandersentenzen in der altkirchenslavischen
- -—
1) Wochenschr. f. klass. Philol. 1892 Nr. 4 und 5. Vgl. von Neueren: Funk,
Lehrb. der Kirchengesch. S. 200*; Christ, Gesch. d. griech. Litt. S. 749 f.?, der
sich auf Dillinger beruft. Gegen die Annahme einer bewulsten Fiktion erklärt
sich Möller, Lehrb. d. Kirchengesch. I 431. Bei Fefsler-Jungmann, Instit. patrol.
I p. 635 sqq. wird zwar der Areopagite unter den Vätern des 4. Jahrhunderts be-
handelt, aber in die ersten Dezennien oder die Mitte des 5. Jahrhunderts gesetzt.
— Die S. 48 f. erwähnte Metaphysik des Herennios ist eine ganz späte Kompi-
lation; vgl. Krumbachers Litteraturgesch. S. 183.
2) „resp. syrisches, falls diese Predigt identisch ist mit einem preudo-
ephraemischen Gedicht über den Antichrist in: S. Ephraemi Syri hymni et ser-
mones ed. t. III; s. Wiener Zeitschr. f. d. K. des Morgenlandes IV 245 f. E. Kuhn.
8) Eine rsicht über den reichen Inhalt dieser Publikation habe ich in
der „Literarischen Rundschau“ XVII (1891) 233 ff. gegeben. Ich ahnte nicht, dafs
es seine letzte Gabe sein sollte!
Besprechungen 161
Das zweite slavische Denkmal der Untersuchung des Prof. Jagié bildet
die sogenannte „Philosophie“. Das ist die Übersetzung eines griechischen
prosaischen Florilegiums (XIX—XXVIII, der Text auf S. 21—68 der serb.
Ausg.) Wie man aus der Einleitung des Verfassers ersieht, war das
Original dieses Florilegiums ein Text, der seinem Charakter nach etwas
mit den sogenannten Sentenzen des Epiktet gemeinsam hatte (Florileg. Mon.,
Meineke, Stobaeus IV 227 u. ff, Wachsmuth, Studien p. 166 u. ff. u. s. w.
vgl. p. XIX und Schenkl, Epiktet. Fragm. 1880, p. 10 sqq.), doch bereits
eine besondere späte Redaktion vorstellte, eine kombinierte Redaktion, in
deren Bestand Eingang fanden: Sentenzen des Nilus, eine Auswahl aus einem
Florilegium, das der „Melissa“ ähnlich war, ein dem Flor. Monac. ver-
wandtes Florilegium und endlich irgend ein alphabetisches Florilegium.
_ Spuren dieser Bestandteile sind im Denkmal nur noch schwach sichtbar,
was vielleicht auf seine lange (teschichte hinweist. Der slavische Text
ist in der ältesten Handschrift (13. Jahrhundert, in derselben Hand-
schrift, aus welcher Menander herausgegeben wurde) nicht in seiner vollen
Gestalt erhalten (s. den Text S. 21—32), weshalb er durch andere Texte
rekonstruiert wird (Appendix A, B, zusammengestellt aus Handschriften
des 14. u. 17. Jahrhunderts). Im ganzen erhalten wir ein Florilegium
mit mehr als 200 Sentenzen. Seine Wichtigkeit besteht, darin, dals es
ein zwar relativ .spites Florilegium, das aber bisher in dieser Gestalt
in den griechischen Handschriften nicht gefunden worden ist, vorstellt,
weshalb auch ungefähr 30 Sentenzen vom Verfasser in den bisher be-
kannten griechischen Texten nicht nachgewiesen werden konnten. Aufserdem
ist es in der Hinsicht interessant, dals darin Sentenzen gefunden wurden,
welche denjenigen ähnlich und verwandt sind, die in den Bestand der „Lehren
des weisen Akyros“ aufgenommen worden sind, eines Denkmals, das in
der slavischen Litteratur sehr bekannt, in der griechischen aber, aus der es
unbedingt in die slavische überging, bisher nicht gefunden worden ist (vgl. die
Sentenzen 61 (p. 27), 2, 12, 48 (Append. B) und die Einleitung p. XXIV).
Der als Append. C herausgegebene Text (p. 54, Einl. S. XXVI) stellt
wieder eine andere Gestalt eines Florilegiums vor; doch seinem Charakter
nach konnte es wohl auf slavischem Boden zusammengestellt worden sein; in
seinem Bestand kann man Sentenzen der „Melissa“ schon in der slavischen
ersetzung nachweisen, in eben derselben, die auch selbständig bekannt
ist, Aussprüche des Sirach und Salomon, die ebenfalls in Einzelübersetzungen
vorhanden sind, und endlich Spuren irgend eines Florilegiums, das dem
unter dem Titel „Philosophie“ herausgegebenen ähnlich, doch der Uber-
setzung nach von ihm unabhängig war.
Die folgende Beilage (App. F, p. 81) bildet einer jener Auszüge, die
in der slavischen Litteratur ziemlich zahlreich sind, aus einer vollständigen
Übersetzung der „Melissa“. Die Übersetzung dieses serbischen Auszuges
und des vollen Textes der russischen ,,Péela“ ist eine und dieselbe. Deshalb
bietet das gedruckte Bruchstück Interesse für die Geschichte der Über-
setzung der griechischen Melissa ins Slavische.
Die Ergänzungen D und E (S. 69 u. 79) endlich enthalten die slavi-
sche Übersetzung der Sprüche Sirachs und einer aus seinen Sprüchen zu-
sammengestellten Belehrung; beide Denkmäler sind in der slavischen Litteratur
schon seit dem 11. Jahrhundert bekannt.
Bysant. Zeitschrift I 1. 11
162 II. Abteilung. Besprechungen
Folglich beweisen schon die ersten Arbeiten auf dem Gebiete der
slavischen Florilegien, die V. Jagié unternahm, was fiir eine Rolle diese
Sentenzen für den Geschichtschreiber der byzantinischen Litteratur, aber
auch der griechischen, spielen müssen, da in ihnen neue Denkmäler oder
neue Redaktionen bisher bekannter zum Vorschein kommen. Andererseits
weisen diese Arbeiten auch auf die nicht genügend allseitige Erforschung
der Denkmäler der byzantinischen Litteratur hin, was auch Jagié mehr als
einmal in seinen Untersuchungen bemerkt (S. XIX—XX), da er keine Er-
klärung der slavischen Texte in den Ausgaben derjenigen findet, die sich
nicht für das Denkmal in seinem ganzen Umfange interessierten, sondern
nur für jenen Teil, der einige Ergänzungen zu unserer Kenntnis auf dem
Gebiete der klassischen Litteratur liefern kann. ” |
Rom. M. S.
III. Abteilung.
Bibliographische Notizen und kleinere Mifteilungen.
Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind
von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem
Herausgeber. Als chronologische (Grenze ist (mit wenigen besonders motivierten
. Ausnahmen) der Beginn des Jahres 1891 angenommen worden. Zur Erreichung
möglichster Vollständigkeit werden die HH. Verfasser höflichst ersucht, ihre auf
Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun selbständig oder in Zeitschriften
° erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen.
1. Litteratur.
Adolf Busse, Die neuplatonischen Ausleger der Isagoge des
Porphyrius. Progr. d. Friedrichsgymn., Berlin 1892. 23 S. 4% Dieser
wertvolle Beitrag zur Geschichte des Fortlebens der aristotelischen
Philosophie handelt über die Kommentare eines Kommentars, nämlich
über die späteren Erklärungen der wêit verbreiteten Isagoge zu Aristoteles’
Organon von dem Neuplatoniker Porphyrios. Den ersten uns erhaltenen
Kommentar verfafste Ammonios, Sohn des Hermeas, der in der zweiten
Hälfte des 5. und im Anfang des 6. Jahrhunderts lebte. Ob der frucht-
bare Johannes Philoponos auch die Isagoge kommentierte, läfst sich
noch nicht sicher entscheiden. Olympiodoros mufs als Verfasser des ver-
lorenen Kommentars angesehen werden, aus welchem die beiden uns erhal-.
tenen Schriften seiner Schüler Elias (Helias) und David geflossen sind.
Die Blütezeit des Elias fällt in die Mitte des 6. Jahrhunderts, und sein
Werk beweist, dafs er, als er dasselbe abfafste, noch nicht dem christlichen
Glauben angehörte. Bedeutend ferner steht seiner Quelle das unter dem
Namen des David, auch Niketas David erhaltene Werk. Höchst wahr-
scheinlich ist diese griechische Schrift eine breitere Ausführung des von
dem armenischen Philosophen David verfafsten Kommentars und wohl aus
Lehrvorträgen desselben hervorgegangen. Ist diese Annahme richtig, so ist
der griechische Verfasser nicht identisch mit dem bekannten Philosophen
Niketas David, der eine Paraphrase zu den ‘Andgonta ¿mn des Gregor
von Nazianz schrieb und nicht vor 880 starb. Im Anhange veröffentlicht
Busse Proben aus dem Kommentar eines Pseudo-Elias, über den er $. 8 ff.
handelt. Die höchst verwickelten handschriftlichen Verhältnisse, mit denen
der Verf. zu operieren hatte, bieten ein lehrreiches Beispiel jener mafslosen
Verwirrung von Texten und Autornamen, die den Erforscher der byzan-
tinischen Litteraturgeschichte so oft der Verzweiflung nahe bringt.
1
164 III. Abteilung
J. Haury, Procopiana. Gymnasialprogr., Augsburg 1891. 37 S. 8°.
Der Verfasser gelangt auf Grund einer scharfsinnigen Untersuchung zu neuen
Ergebnissen über die Abfassungszeit der Werke des Historikers
Prokop. Die Geheimgeschichte, deren Echtheit H. gegen L. Ranke ver-
teidigt, ist nach ihm im J. 550 geschrieben. Vgl. Felix Dahn, Wochen-
schrift f. class. Philologie 1892 Nr. 6.
E. Patzig, Unerkannt und unbekannt gebliebene Malalas-
fragmente. Progr. d. Thomasschule, Leipzig 1891. 26 S. 4% Der Ver-
fasser legt uns hier die glückliche Entdeckung vor, dafs einige von A. Mai,
Spicilegium Romanum II (1839) pars 3, veröffentlichte Palimpsestblätter
aus der Klosterbibliothek von Grotta-Ferrata Fragmente des Malalas ent-
halten. Vgl. H. Gelzer, Berliner philol. Wochenschrift 1892, 141 ff.
Edwin Patzig, Johannes Antiochenus und Johannes Malalas.
Progr. der Thomasschule, Leipzig 1892. 32 S. 4° Wird in der byz. Z.
besprochen werden.
J. Stanjek, Quaestionum de sententiarum septem sapientium
collectionibus pars I. Diss. Breslau 1891. 32 S. 8°. Der Verfasser
handelt über das Verhältnis der späteren Bearbeitungen der Sprüche der
Sieben Weisen, gelangt u. a. zu dem Ergebnis, dafs die von E. Wölfflin
in den Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. d. k. bayr. Akad. d. Wiss. 1886
S. 287 ff. veröffentlichte Sammlung vor Georgios Pisides entstanden sein
müsse, und giebt zum Schlufs eine neue kritische Ausgabe derselben.
teorgii Pisidae carmina inedita ed. Leo Sternbach, Wiener Stu-
dien 13 (1891) 1—63. Auf diese wichtige Publikation werden wir zurück-
kommen, sobald der vom Herausgeber versprochene Schlufsteil erschienen
sein wird.
K. J. Aninger +, Abfassurgszeit und Zweck des pseudo-
lucianischen Dialogs Philopatris. I. Teil. Histor. Jahrbuch der
Görresgesellschaft 12 (1891) 463—491. Die von einem Freunde des im
Jahre 1890 verstorbenen jungen Gelehrten der Öffentlichkeit übergebene
Arbeit setzt sich zum Ziel, die Abfassungszeit des Philopatris endgültig fest-
zustellen. Der Verfasser bekämpft besonders die Ansicht A. v. Gutschmids,
der den Dialog in die Regierungszeit des Kaisers Heraklios versetzt hatte,
und kommt zu dem Ergebnis, dafs er unter Kaiser Johannes Tzimiskes
(969— 976) entstanden sei. Der zweite Teil der Abhandlung ist noch nicht
erschienen.
Wilh. Meyer aus Speyer, Nachlese zu den Spruchversen des
Menander und Anderer, Sitzungsber. der philos.-philol. Cl. der k. bayr.
Ak. d. Wiss. 1890 Bd. II 355—380. Der Verf. behandelt eine nach seiner
Ansicht um das 9. Jahrhundert entstandene Sammlung jambischer Sen-
tenzen, die in dem berühmten aus dem Nachlafs des Minoides Mynas stam-
menden Cod. Paris. suppl. gr. 690 erhalten ist, und die von H. Wölfflin
edierten jambischen Sprüche der sieben Weisen. Vgl. die obige Notiz über
J. Stanjek.
C. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex
libris manu scriptis petitae. Ind. lect. für d. Sommersemester 1891,
Göttingen 1891. 23 S. 4°. Der grölste Teil dieser wertvollen Abhandlung
bezieht sich auf die byzantinische Rätsel- und Epigrammlitteratur,
insbesondere auf Johannes Geometres, Konstantin Psellus, Christophoros Pa-
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 165
trikios, Eustathios Makrembolites, Manuel Moschopulos u. a. Zum Schlufs
giebt der Verfasser eine kritische Ausgabe und Erklärung des berühmten,
in verschiedene Chroniken eingeschalteten und auch selbständig überlieferten
Epitaphs auf die Gemahlin des Kaisers Maurikios Konstantina Augusta,
die mit ihrem Gemahl und ihren fünf Söhnen im J. 602 von dem blutigen
Usurpator Phokas ermordet wurde.
‘0. Crusius und L. Cohn, Zur handschriftlichen Überlieferung,
Kritik und Quellenkunde der Paroemiographen. E, Kurtz. Die
Sprichwörter des Eustathios. Philologus 50 (1891) 203—324. Die
unter dem obigen Titel zusammengefafsten Abhandlungen von Crusius und
Cohn betreffen allerdings vorzugsweise die altgriechische Litteratur, doch
sind sie auch für manche Byzantiner, wie Suidas, Gregor von Cypern,
Makarios und Apostolios beachtenswert. Ganz in unser Gebiet fällt die
Arbeit von E. Kurtz (Riga), der die lückenhafte und vielfach fehlerhafte
Übersicht der bei Eustathios vorkommenden Sprichwörter, welche A. Hotop,
De Eustathii proverbiis, Leipzig 1888, gegeben hatte, vervollständigt und
berichtigt. Kurtz hat aufser den Homerscholien, auf welche sich Hotop
beschränkte, auch den Kommentar zu Dionysios Periegetes und die
Opuscula beigezogen und so zum erstenmale eine vollständige Übersicht
des bei Eustathios erhaltenen parömiographischen Materials gegeben.
Bruno Rhodius, Beiträge zur Lebensgeschichte und zu den
Briefen des Psellos. Gymnasialprogr., Plauen 1892. 26 S. 4°. Eine
Besprechung dieser Studie wird das nächste Heft enthalten.
L. Mabillis, Zwei Wiener Handschriften des Johannes Sky-
litzes. Diss., Breslau 1890. 31 S. 8°. In dieser brauchbaren Vorarbeit
für die von H. Seger seit längerer Zeit vorbereitete erste Ausgabe des
Skylitzes sind zwei Wiener Hss. für die Textkritik verwertet. Vgl. die
Besprechung von P. Bezobrazov, Journ. d. Min. d. Volksaufklär. 1891
Bd. 278, Novemberheft S. 230—236.
U. Ph. Boissevain, Zonaras' Quelle für die römische Kaiser-
geschichte von Nerva bis Severus Alexander. Hermes 26 (1891)
440—452. B. sucht im Gegensatze zu der von Th. Büttner-Wobst in
seiner Abhandlung: Die Abhängigkeit des Geschichtschreibers Zonaras von
den erhaltenen Quellen (Commentationes Fleckeisenianae, Leipzig, Teubner
1890 8. 123—170) vertretenen Anschauung nachzuweisen, dals Zonaras
etwa von 11, 21 an nicht mehr den vollständigen Dio, sondern die
Epitome des Xiphilinos als Quelle benützte und demnach für die Epoche
von Trajan (oder Nerva) bis Severus Alexander mit sehr geringen Aus-
nahmen für den Historiker vollkommen wertlos ist.
Epitalamio di Teodoro Prodromo per le nozze di Giovanni
Comneno e.... Taronita .... di €. Castellani. Venezia, Fratelli Vi-
sentini 1890. 39 S. 8°. Schon E. Miller hatte im Recueil des historiens
grecs des croisades II 288 ff. aus Cod. Marc. 22 Cl. XI ein von Theodoros
Prodromos in politischen Versen abgefafstes Gedicht auf die wahrscheinlich
im Jahre 1172 vollzogene Vermählung des Johannes Komnenos, des
erstgebornen Sohnes des Sebastokrator Andronikos (des i. J. 1142 verstorbe-
nen älteren Bruders des Kaisers Manuel) mit einer Jungfrau aus der Familie
Taronites herausgegeben. Der bekannte Präfekt der Marcusbibliothek legt
nun eine Spezialausgabe dieses Epithalamions vor, in welcher dasselbe von
166 III. Abteilung
eirigen Fehlern der früheren Ausgabe gereinigt und mit einer orientieren
den Einleitung und italienischer Übersetzung versehen ist.
Les exploits de Basile Digenis Acritas, epopee byzantine, publiee
d'après le manuscrit de Grotta-Ferrata par Emile Legrand (= Bibliothèque
grecque vulgaire t. VI). Paris, H. Welter 1892. XXII, 146 S. gr. 8°. Von
den Redaktionen des byzantinischen Nationalepos Digenis Akritas, welche
nach der von Sathas und Legrand besorgten Veröffentlichung der trapezun-
tischen Hs. nach und nach bekannt wurden (vgl. Krumbacher, Gesch. d.
byz. Litt. S. 415 f.), hat gerade die wahrscheinlich älteste, die in einer
schönen Hs. des 14. Jahrhunderts in Grotta- Ferrata aufbewahrt ist, am
längsten auf einen Herausgeber warten müssen. Zwar hatte Prof. J. Müller
in Turin vor vielen Jahren eine Ausgabe versprochen, aber verschiedene
Umstände verzögerten die Erfüllung dieses Versprechens. Erst im ver-
gangenen Jahre hörte man, dafs er im Vereine mit A. Veselovskij eine
Ausgabe des Werkes (zusammen mit slavischen Texten) vorbereitet habe.
Wie dem nun auch sei, Legrand ist ihm jetzt zuvorgekommen und meint
mit Beziehung auf den Plan der erwähnten zwei Gelehrten: „Deux éditions
ne seront pas de trop pour une: ceuvre si remarquable à tous égards.* Die
Ausgabe beruht auf einer von Legrand i. J. 1887 angefertigten Kopie, die
er mit Hilfe J. Psicharis sorgfältig mit der Hs. nachverglichen hat. Die
Brauchbarkeit des Buches erhöht ein Register der Eigennamen und der be-
merkenswerten Worte.
C. de Boor, Nachträge zu den Notitiae Episcopatuum. Zeit-
schrift f. Kirchengeschichte 12 (1890) 303—326. Eine fruchtbare Weiter-
führung und Ergänzung der Untersuchungen von H. Gelzer in den Jahr-
büchern für protestantische Theologie 12 (1886) und Ramsay, Journal of
Hellenic studies 8 (1887).
Georgii Cyprii descriptio orbis Romani etc. ed. H. Gelzer. Leipzig,
Bibl. Teubner. 1890. LXXII, 246 S. und 4 Karten. Eine Besprechung
hoffen wir im nächsten Hefte bringen zu können; vorerst vergl. G. Destunis,
Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891 Bd. 276, Juliheft S. 204—213 und
F. Hirsch, Wochenschrift f. class. Philol. 1892 S. 10 ff.
H. Gelzer, Analecta Byzantina. Ind. lect. für das Wintersemester
1891/92, Jena 1891. 185. 4°. Diese Abhandlung enthält 1) Die vom
Kaiser Isaak Angelos festgestellte Rangordnung (Takis reoxadedolas) der
Metropolen und erzbischöflichen Sitze. 2) Ein Verzeichnis der Bischöfe von
Nauplia und Argos. 3) Nachtrüge zur Ausgabe des Georgius Cyprius
(s. 0.).
Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maxi-
milianus Treu. Progr. des k. Friedrichsgymn., Breslau 1892. 50 S. 8°.
Nikephoros Chrysoberges, dessen Lebenslauf sich von der Mitte des 12. Jahr-
hunderts bis in den Anfang des 13., jedenfalls über das Jahr 1203 hinaus
erstreckte, hat panegyrische Reden an Kaiser Alexios III und IV, an
die Patriarchen Niketas Muntanes und Johannes Kamateros und an
den éxi tod xavınleiov Konstantinos Mesopotamites, sowie einen Brief
und rhetorische Progymnasmata hinterlassen. Max Treu, dem dieser fast
verschollene Autor seine Einführung in-die byzantinische Litteraturgeschichte
verdankt, hat aufser den im vorliegenden Programm veröffentlichten Reden |
auch die meisten anderen Schriften desselben abgeschrieben, so dafs wir
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 167
wohl bald vollständig über den vielfach interessanten Vertreter des litte-
rarischen Aufschwungs der Komnenenzeit unterrichtet sein werden. Beson-
dere Anerkennung verdient es, dafs Treu, der hierin so manchen schnell-
fertigen Herausgebern byzantinischer Texte zum Vorbilde dienen
könnte, abermals durch einen gelehrten und sorgfältigen Kommentar das
Verständnis der Texte erleichtert hat. Den Schlufs bildet ein Index der
in den Wörterbüchern fehlenden oder mit keiner Stelle belegten Wörter.
Theodorus Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio
in Hermogenem scriptis vetustiorum commentariorum vestigia
deprehendi possint. Diss. Kiel 1891. 53 S. 8% Gerber handelt nach
einigen Bemerkungen über die Scholien des Johannes Tzetzes und Maxi-
mos Planudes zu Hermogenes über das Verhältnis der zwei Redaktionen
des dem Gregor von Korinth zugeschriebenen Kommentars und über die
in ihm benützten Quellen. Von besonderer Wichtigkeit für die byzantinische
Litteraturgeschichte sind des Verfassers Ausführungen über Iohannes Geo-
metres (S. 29—41), der von Tzetzes als Erklürer des Hermogenes genannt
wird und in der That dem Gregor von Korinth als Quelle gedient hat. Zum
Schlufs folgen Emendationen zu dem Kommentar Gregors.
W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891. CLIV,
153 S. und 4 Facsimiletafeln. 8% Eine eingehende Besprechung dieser
namentlich für die Beziehungen der russischen Kirche zu den Griechen
wichtigen Sammlung unedierter Texte wird eines der nächsten Hefte ent-
halten.
Moschopuli in Batrachomyomachiam commentarii pars I. IL
ed. A. Ludwich. Ind. lect. f. d. Sommersemester 1890 und das Winter-
semester 1891/92, Königsberg 1890. 1891. 7 und 26 S. 4°. Nachdem
Ludwich im ersten Programm einen Teil des bisher unedierten Kommentars
des Moschopulos aus einem Codex Ottobonianus (im Vatikan) hervor-
gezogen hatte, fand er eine zweite Hs. in der Ambrosiana (zu Mailand).
Im zweiten Programm teilt er für den schon veröffentlichten Teil die Va-
rianten dieser Hs. mit und giebt den Rest des Kommentars mit den Les-
arten beider Hss. Aufser den Varianten enthält der Apparat auch kritische
Bemerkungen. Den Namen des Moschopulos trägt der Kommentar nur im
Codex Ottobonianus.
Anonyme Beschreibung des heil. Landes aus dem Ende des
14. Jahrhunderts, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kera-
meus mit russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ.
Palästinagesellschaft, 26. Heft. Petersburg 1890. XVI, 31 S. 8°. (Einlei-
tung russ.)
Perdikas, Protonotar von Ephesus, Ekphrasis der Wunder
und Sehenswürdigkeiten in Jerusalem, ein Gedicht aus dem 14. Jahr-
hundert, ediert von Papadopulos Kerameus mit russischer Übersetzung von
@. Destunis. Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 29. Heft. Peters-
burg 1890. XVI, 22 S. 8°. (Einleit. russ.)
Paisios Hagiapostolites, Metropolit von Rhodos, Geschichte des
Berges Sinaï und seiner Umgebungen, ein zwischen 1577 —1592 ver-
fafstes Gedicht, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos Kerameus mit
russischer Übersetzung von @. Destunis. Schriften der k. russ. Palästina-
gesellschaft, 35. Heft. Petersburg 1891. XX, 205 8. 8°. (Eini-it es.)
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 169
K. Krambacher, Geschichte der byzant. Litteratur. München
1891, besprochen von Th. Uspenskij, Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891,
Bd. 274, Märzheft S. 199— 218.
I. Zaxxellwr, IIeruıaxn Biflio9 xn. Athen 1890, besprochen
von G. Destunis, Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 274, Aprilheft
S. 426—437.
Blofs verzeichnet (als eben erschienen) sind im Journ. d. Min. d. Volks-
aufklär. folgende selbständige Werke:
Chr. Loparev, Der byzantinische Dichter Manuel Philes. Zur
Geschichte Bulgariens im 13. u. 14. Jahrh. St.-Petersburg 1891 (russ.).
) Sezonovié, Die byzant. romantische Poesie. Warschau 1891
russ.).
2, Sprache, Metrik und Musik.
K. Buresch, Iéyovev und anderes Vulgärgriechisch. Rhein.
Mus. 46 (1891) 193—232. Nachdem Buresch bei einer früheren Gelegen-
heit über die Form yéyovav „ebenso unzureichend als kurz“ geurteilt hatte,
giebt er nun, durch seine Kenntnis der neugriechischen Umgangssprache
trefflich unterstützt, eine eingehende Untersuchung über diese Form, die man
bis dahin kurzer Hand aus einer Inschrift entfernt hatte (CIL VI 1 342 und
X 6886), und erörtert im Anschlufs daran einige vulgärgriechische Verbal-
formen (&laußdvooav, éxorotoav, eVonnav, Ewes), die schon in vorchrist-
licher Zeit auftauchen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage,
inwieweit für solche „Verwilderung des Sprachgutes“ im Evangelisten-
griechisch die Verfasser oder die Überlieferung verantwortlich zu machen
seien. Es bedarf kaum des Hinweises, dafs diese Frage auch für die Text-
kritik der byzantinischen Schriftsteller von höchster Bedeutung ist.
Hermeneumata Psendodositlieana edidit Georgins Goetz (= Corpus
glossarioram Latinorum vol. III). Leipzig, Teubner 1892. XXXVI, 659 $. 8°.
Dieser dem hellenischen philologischen Syllogos in Konstantinopel gewid-
mete Band ist mit den byzantinischen Studien enger verknüpft, als man
nach dem Titel des Sammelwerkes, dem er einverleibt ist, vermuten sollte.
Er enthält nämlich die bis ins Mittelalter hinein viel gebrauchten grie-
chisch-lateinischen Konversationsführer, die man früher ohne genü-
genden Grund dem Magister Dositheos, neuerdings ganz irrig dem Attizisten
Julios Polydeukes zugeteilt hat. Sie bestehen gewöhnlich aus drei Teilen:
1) einem alphabetisch geordneten Wörterverzeichnis mit eingesprengten De-
klinations- und Konjugationsbeispielen, 2) einem nach Materien disponierten
Vokabular, 3) einer Sammlung von Gesprächen über Vorkommnisse des all-
täglichen Lebens. In einer Redaktion sind auch andere zweisprachige
ungsstücke eingefügt wie eine Fabelsammlung, Anekdoten, ein juridisches
Traktätchen usw. Das grofse Ansehen, dessen sich diese praktischen Lehr-
bücher im späteren Altertum und im Mittelalter erfreuten, beweisen die
zahlreichen auf uns gekommenen Bearbeitungen. Da in diesen Werken der
rein praktische, Zweck verfolgt wurde, die Griechen in die lateinische und
die Lateiner in die griechische Umgangssprache einzuführen, sind gelehrte
puristische Tendenzen ziemlich ferne geblieben; das in den ‘Eounvevpara
(Interpretamenta) erhaltene Material gehört im grofsen und ganzen der
lebendigen Sprache an, wie sie eben zur Zeit der Abfassung des Werkes
170 II. Abteilung
oder der Neubearbeitung einer älteren Redaktion gesprochen wurde. Das
beweisen namentlich die zu dem Werke gehörigen Colloquia, in denen so-
wohl das Lateinische als das Griechische von Vulgarismen aller Art wim-
melt. Hierauf beruht die grofse Bedeutung dieser früher wenig beachteten
Denkmäler für die spätere Geschichte der lateinischen und griechischen
Sprache. Sowohl für die Laut- und Formenlehre als für die Syntax ge-
winnt man aus ihnen neue Aufschlüsse; von besonderer Wichtigkeit sind
sie wegen der stets beigegebenen Übersetzung für die Bedeutungslehre.
Sowohl diejenigen, welche der sprachlichen Form spätgriechischer und byzan-
tinischer Autoren für textkritische oder exegetische Zwecke näher treten, als
auch die, welche sich vom rein linguistischen ‚Standpunkt mit der Geschichte
des Vulgärgriechischen beschäftigen, werden diesen Band des Corpus gloss.
Latin. wie auch den zweiten, der die lateinisch-griechischen Glossen des
Pseudo-Philoxenos und die griechisch-lateinischen des Pseudo-Kyrillos
enthält, fortan als unentbehrliche Hilfsmittel beiziehen müssen.
Colloquium Pseudodositheanum Monacense ... edidit Carolus Krum-
bacher in „Abhandlungen aus dem Gebiet d. klass. Altertums-Wissenschaft,
W. v. Christ dargebracht.“ München, Beck 1891 S. 307—364. Die Mün-
chener Gespriichsammlung; ein Teil der oben genannten Hermeneumata,
ist hier mit einer Einleitung, einem vollständigen kritischen Apparate und
einem Kommentar, der mehrere Bemerkungen zur vulgärgriechischen
Formenlehre und Etymologie enthält, zum erstenmale nach den besten
Hss. veröffentlicht. Den von Krumbacher konstituierten Text hat G. Goetz
mit unwesentlichen Änderungen wiederholt; doch hat er den Apparat ver-
einfacht und den mit der Einrichtung des Corpus gloss. Latin. nicht ver-
träglichen Kommentar weggelassen.
W. Meyer, Der accentuierte Satzschlufs in der griechischen
Prosa vom IV. bis XVI. Jahrhundert. Wilh. Christ gewidmet zum
2. August 1891. Göttingen, Kommissionsverlag der Deuerlichschen Buch-
handlung in Göttingen 1891. 288. 8°. Eine Besprechung dieser für die
stilistische Beurteilung und für die Textkritik der byzantinischen Pro-
saiker bahnbrechenden Schrift wird das nächste Heft enthalten. Vgl. in-
zwischen die Anzeigen von L. Havet, Revue critique 32 (1891) 207 ft.
und G. Meyer, Berliner philol. Wochenschrift 1892 S. 182 f.
Jean Psichari, Le Roman de Florimont, Études Romanes, dediées
à Gaston Paris. Paris, E. Bouillon 1891 S. 507 — 550. Der Verfasser
unterzicht die in diesen altfranzösischen Roman eingesprengten griechi-
schen Verse (z. B. O theos offenda calo -— Salua cuto vassilleo, d. h. @
Beds apévta nad — ZalBae toro Bacided) einer sorgfältigen, ‘auf eine
wiederholte Vergleichung der Handschriften gestützten Untersuchung und
kommt zu dem Ergebnis, dafs das mittelalterliche Vulgärgriechisch des Flo-
rimont durch Unwissenheit verballhornt und für sprachwissenschaftliche
Zwecke wertlos ist. Diese Einschiebsel sind also offenbar ähnlich zu be-
urteilen wie etwa das französische oder italienische Kauderwelsch, welches
zuweilen in Theaterpossen komische Wirkungen erzielen muls.
€. Morosi +, L’elemento greco nei dialetti dell’ Italia meri-
dionale. Parte prima: Provincia di Reggio. Archivio glottologico Ital. 12
(1890—91) 76—96. Der so früh verstorbene treffliche Erforscher der
byzantinischen Kolonisation in Unteritalien und ihrer sprachlichen
|
1
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 171
Überreste spricht einleitungsweise über die Bedeutung des griechischen Ele-
mentes in Unteritalien (Altertum und Mittelalter) und zählt dann über 300
griechische Wörter auf, welche in unteritalienische Dialekte eingedrungen sind.
6. Meyer, Alcune aggiunte all’ articolo del Morosi sull’ ele-
mento greco nei dialetti dell’ Italia meridionale. Archivio glotto-
logzico Ital. 12 (1890—-91) 137-140. Etymologische Berichtigungen zu
der ebengenannten Abhandlung Morosis.
A. A. Sakellarios, Ta Kuregiaxd, ropog devreoos. "Ev "Ad jveas,
Wow xal dvalónoo: IT. 4. Zaxellaglov 1891. ne”, 896 el. 8'. Der aus-
#@]bliefslich dem Dialekte Cyperns gewidmete zweite Band der bekannten
MI omographie enthält auch für die byzantinischen Studien reiches Ma-
te rial. Unter den Texten, welche S. mitteilt, kommen besonders mehrere
©Posartige Volksgesinge in Betracht, denen mittelalterliche Stoffe zu
x-unde liegen, die Lieder vom Andronikos, vom Theophylaktos, vom Digenis,
Yn den drei Brüdern Diaphylaktos, Aliantris und Manolis u. a. Für die
ET ammatische und lexikalische Darstellung des mittel- und neucyprischen
DM julekts werden auch die von Sathas veröffentlichten Assisen und Chroniken
“amd verschiedene von de Mas Latrie herausgegebene Urkunden beigezogen.
on grofsem Nutzen für das Studium cyprischer, ja überhaupt vulgär-
Rriechischer Denkmäler des Mittelalters ist das cyprische Lexikon,
n welchem S. nicht weniger als 9300 Wörter erklärt.
H. C. Muller, Historische Grammatik der hellenischen Sprache
oder Übersicht des Entwickelungsganges der altgriechischen zu den neu-
griechischen Formen, nebst einer kurzen Geschichte der mittleren und neuester
Litteratur, mit Sprachproben und metrischen Übersetzungen. 1. Band, Gram-
matik; 2. Band, Chrestomathie. Leiden, E. J. Brill 1891. 1892. 225
und 171 S. 8°. Das Werk mufs hier genannt werden, weil der Titel zum
Glauben verführt, dafs es auch über die byzantinische Gräcität Aufschlüsse
enthalte. Leider bringt es weder für die byzantinische noch für die frühere
oder spätere Gräcität Brauchbares. (+. Meyer, der in der Berliner philol.
Wochenschrift 1892, 437 ff. eine Warnungstafel vor diesem Elaborat auf-
gerichtet hat, mufste gestehen, dafs er sich nicht entsinnen könne, viele so
schlechte Bücher in seinem Leben gelesen zu haben, und mit seinem Ur-
teile stimmt das meinige vollständig überein (Neue pilol. Rundschau 1892,
105 ff.). Leider kann auch der jetzt vorliegende zweite Band an diesem
Urteile nichts ändern; der Verf. konnte hier nicht so viel Böses anrichten,
da°er nur eine Blumenlese von griechischen Texten von Homer bis auf die
Gegenwart mit (freınden) Übersetzungen und Anmerkungen giebt, aber er
hat selbst die spärliche Gelegenheit, das frühere Böse gut zu jmachen, wenig
benützt. Die Idee, die griechische Sprache und Litteratur als ein Ganzes
zu betrachten, ist an sich ja recht vernünftig; sie mufs aber ganz anders
durchgeführt werden, als es hier geschehen ist.
6. N. Hatzidakis, Einleitung in die neugriechische Grammatik
(== Indogermanische Grammatiken, Band V). Leipzig, Breitkopf u. Härtel
1892. XVI, 464 S. 8°. Eine eingehende Besprechung dieses auch für das
Studium der mittelalterlichen Gräcität, sowie für die Textkritik und
Exegese byzantinischer Schriftwerke unentbehrlichen Werkes wird eines
der nächsten Hefte enthalten.
Albert Thumb, Die neugriechische Sprache. Freiburg, Mohr 1892.
172 IM. Abteilung
36 8. 8°. Das aus einem Habilitationsvortrage hervorgegangene Schriftehen
behandelt die wichtigsten Thatsachen der Geschichte und des | se
Standes der wissenschaftlichen Erforschung des Neugriechischen mit ziem-
lich reichhaltigen bibliographischen Nachweisen, und ist daher zur
Einführung in das Studium der vulgärgriechischen Abteilung E
zantinischen Schrifttums zu empfehlen. 5
6. J. Papadopulos, EvuBolal eig mv AL en BL
ixnlynoracrints povorxos nal of énd tov dxocrolixóv
Nusqov adv drudoavres Erupevioregor Wehndol,
wovoıxoAöyor. Athen, Karl Beck 1890. XXVI, 592 8. 8° mer
aber leider viel zu wenig durchgearbeitete, im "Einzelnen ret E
Materialiensammlung. Ex ungue leonem: Aus Lukians Mulag
unter der Hand des Verfassers, der wohl durch den lateinischen
Muscae encomium verführt wurde, ein Eyxdpsov tis q
worden! Vgl. die Besprechung von Cr(usius) im Litt. Contrelblatt 1
3. Theologie,
Albrecht Dieterich, Abraxas. Studien zur Religi se
späteren Altertums. Leipzig, Teubner 1891. VI, 2218. 8°.
fasser veröffentlicht und erläutert die merkwürdige, i
J 395 erhaltene Kosmogonie, handelt im Zusammenhange damit
orphisch- gnostische Kulte usw. und giebt zum Schlufs eine
gabe der in demselben Papyrus überlieferten B/Bhog feoù
5) 'Oydón Mwüotwg. Das Buch bezieht sich somit mniichst auf die,
Strömungen, die den Übergang vom Heidentum zum Christentum
und begleitens doch ist es Auch für die spätere. Zeit: von: hokek
denn der Einflufs der orientalisch-griechischen Mystik reicht tief ins
tinische Zeitalter herein. Namentlich wird man bei der genetischen
suchung der byzantinischen Orakel, der kabbalistischen, re
logischen und sonstigen geheimwissenschaftlichen Litter:
selbst des neugriechischen Volksglaubens, auf das von Dieterich |
botene ältere Material Bedacht nehmen müssen. 4
Eugen Kozak, Bibliographische Übersicht der biblis >
kryphen Litteratur bei den Slaven, Jahrbücher f. A
logie 18 (1892) 127—158. Diese reichhaltige und methodische a
stellung, welcher die von Prof. V. Jagié in Wien im J. 1887 gehi enen |
Vorlesungen über südslavische Litteraturgeschichte zu Grande
dient auch von seiten der Byzantinisten die höchste Beachtung.
slavischen Übersetzungen, die zum Teil bis ins 10.—11. J:
rückreichen, sind sowohl für die litterarhistorische wie für die De
Untersuchung der griechischen Apokryphen von Nutzen. -—
K. Wotke, Die griechische Vorlage der lateinischen Krenz-
auffindungslegende. Wiener Studien 13 (1891) 300—311. Die früher
gedruckten griechischen Texte stimmen mit der von A. Holder e
lateinischen Fassung nur dem Inhalt nach überein. Nun hat Wotke in
Cod. Vaticanus gr. 866 die würtliche Vorlage des i use
gefunden und veröffentlicht dieselbe mit einem kritischen A)
Acta SS. Nerei et Achillei graece edidit Albrecht
G. Fock 1890. 42 8. 8%
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 173
Albrecht Wirth, Danae in christlichen Legenden. Wien, F.
Tempsky 1892. VI, 159 S. 8°. Eine Besprechung dieses Buches bringt
das nächste Heft.
Acta Sancti Theognii episcopi Beteliae Paulo Elusensi et
Cyrillo Scythopolitano auctoribus ex cod. Paris. Coisl. Nr. 303 nunc
primum, cum interpretatione Latina, graece edita (a P. J. van den Gheyn
S. IL). Analecta Bollandiana 10 (1891) 73—118.
Ileviov tot ‘Elladinob xal Kvolllov Zxvdonolliov ouyyoapéor tic 5’
Enorovrasrnolôog Plor tot óclov Beoyviov Enıoxonov Bmrullou exdidopevor
viv rd mebrov pera ngolöyov dd À. Iarmadorotiov Kegapéws noi ouv-
odevopevor pera Goo puerapo@cens tod x. ITaBori E. Asoroóvo.
Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft, 32. Heft, Petersburg 1891. IV,
66 S. Gr. 8°. (Einleitung russ.) Ungefähr gleichzeitig haben J. van den
Gheyn und Papadopulos Kerameus aus dem Cod. Coisl. 303, einer der wert-
vollsten aller Legendenhandschriften, die Acta des heil. Theognios zum
erstenmale der Öffentlichkeit übergeben. Dieselben stehen in enger Bezie-
hung zu den zwei Lebensbeschreibungen des heil. Theodosios, die man
durch Useners Ausgabe (s. unten) kennen gelernt hat. Der hl. Theognios
lebte eine Zeitlang im Kloster des heil. Theodosios, dann in einer Höhle
in der Nähe der Laura Kalamon; später gründete er selbst ein Koenobion;
endlich berief ihn der Patriarch von Jerusalem um das Jahr 495 auf den
bischöflichen Stuhl von Betelia, einer kleinen Stadt südlich von Gaza.
In dieser Stellung verblieb Theognios bis zu seinem Tode im J. 522. Sein
Leben ist wie das seines kappadokischen Landsmannes, des heil. Theodosios,
von zwei jüngeren Zeitgenossen beschrieben worden, von dem Abte Paulos
von Elusa, der sicher identisch ist mit dem von Johannes Moschos im
Pratum Spirituale erwähnten Hotdog 'Eldedixós, und von dem bekannten
Kyrillos von Skythopolis, der auch die kurze Biographie des heil. Theo-
dosios und mehrere andere Legenden verfafst hat. Die Acta des heil.
Theognios sind ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Wüstenklöster in
Palästina, für welche unsere lebhafteste Teilnahme schon durch das erwähnte
Buch von Usener erweckt worden ist. In philologischer Hinsicht verdienen
beide Ausgaben manche Anerkennung; freilich vertragen sie keine so scharfe
Beleuchtung wie Useners Ausgabe der Biographieen des heil. Theodosios.
Namentlich stören die ziemlich häufigen Druckfehler im griechischen Texte;
Papadopulos Kerameus hat dieselben nachträglich in den gedruckten Exem-
plaren mit Tinte berichtigt, auch in einem an mich gerichteten Briefe kor-
rigiert. Doch ist selbst nach dieser privaten Superrevision ein so starkes
Stück wie dv dei (nachträglich aus dy korrigiert) today statt dv dei roó-
ov (8. 8, 16) stehen geblieben, eine Lesung des Coisl., die der belgische
Herausgeber (91, 14) sofort richtig gestellt hatte. Ebenso hat Papadopulos
S. 10, 23 die unmögliche Lesung des Coisl. yalgsıs éxi rovro in den Text
aufgenommen, während in der belgischen Ausgabe richtig ¿xi rovro (95, 13)
steht. Auch der kritische Apparat scheint nicht vollständig zu sein; der
griechische Herausgeber schreibt z. B. xezosworquévas (6, 27), der belgische
an derselben Stelle xezeyornuévas (88, 10); da nun aber keiner von beiden
eine Variante verzeichnet, wissen wir nicht, was in der Hs. steht. Kurz,
etwas mehr Zaudern hätte beiden Ausgaben, besonders aber der griechischen,
wohl gethan. Überhaupt wird es niemand zweckmälsig finden, dals auf
174 II. Abteilung
einem Gebiete, wo noch so viel zu thun ist wie auf dem
dieselbe Arbeit gleichzeitig zweimal ausgeführt wird. | Die
der Acta des heil. Theognios ist in dieser kurzen B
vierte Beispiel solcher Konkurrenzarbeiten; vgl. die 2
ed. Legrand (S. 166), zu den Briefen des Philelphus ed. Legrand
8.1 168) DER zu. Rjedin, Das Diptychon der Bibl. zu Eén )
ms liegt in diesen Thatsachen ein neuer Beweis dafür, CY
den byzantinischen Studien bisher an innerem
sation gefehlt hat. Hoffentlich werden die in der Byz. Z. gegi
graphischen Übersichten und ihre sonstigen Mitteilungen über den je
Stand der byzantinischen Studien dazu beitragen, künftig die
zwecklosen Doppelarbeiten herabzumindern.
J. van den Gheyn; 8. L, Saint Théognius, SET de |
Palestine. Revue des questions historiques 50 (1891) 5
Studie über das Leben des heil. Theognios und seine E B
welcher die schon in der lateinischen Einleitung und im Ko
oben genannten Ausgabe enthaltenenen Bemerkungen weiter ausg
Hermann Usener, Der heilige Theodosios. Schrifte:
doros und Kyrillos herausgegeben von H. U. Leipzig, Te r 18
XXII, 210 $. 8° Aus dem wertvollen Codex Laurentianns pl. 2
(des 11. Jahrhunderts), der für die Geschichte des griechischen
wesens eine hervorragende Rolle spielt, hat Usener zwei Schrifter
Leben des berühmten Klostergründers Theodosios aus Mog
Kappadokien ($ 529) hervorgezogen und zuerst in zwei
schriften, dann mit einer litterarhistorischen Einleitung über die |
ne
Verfasser, Theodoros Bischof von Petrae und Kyrillos v
polis, einem sehr genauen kritischen Apparate und erklärenden
in einem hübschen Büchlein veröffentlicht, das er als ehemali
dem Gymnasium zu Weilburg zur Feier "seines. dreihund
Bestehens gewidmet hat. Wer in unserem Zeitalter des li
politischen Realismus den historischen Sinn nicht verloren hat,
an der Hand dieser unscheinbaren Legenden gerne in jene Zeit der
Begeisterung, der zahllosen Klostergründungen, der unablässi
gegen die noch übrigen unvertilgbaren Reste heidnischer We
menschlicher Sinnenlust zurückversetzen. Er wird aus diesen
Klosterakten über den wahren Geist jener merkwürdigen
Aufklärung gewinnen als aus gelehrten Abhandlungen über Di
er wird sich endlich mit wachsender Teilnahme in die gesamten p
sozialen und sprachlichen Grundlagen jener eigenartigen Kult
senken. Wenn die Ausgabe Useners in diesem Sinne zweifellos
Zeit befruchtend wirken wird, so bezeichnet sie auch in p
Hinsicht einen bedeutenden Fortschritt. Usener hat mit der
eingewurzelten als kurzsichtigen und verderblichen Anschauung, d
„späten“ Texte einer sorgsamen Behandlung gar nicht würdig
lich ‘gebrochen und beide Biographien durch wiederholte Ve
Abschrift und der Druckbogen mit dem Codex und durch eine
Kritik von ausgesprochen konservativer Richtung bis zu einem.
Sauberkeit gebracht, der früher bei solehen Werken kaum
J. Pomjalovskij, Das vom h. Kyrillos von Sky! hopolig
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 175
fafste Leben des h. Sabas des Geweihten in einer altrussischen
Übersetzung. Mit Beifügung des griechischen Originals und einer Ein-
leitung. St. Petersburg 1890 (russ.), besprochen von P. Syrku, Journ. d.
M. d. Volksaufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 547 —551.
Th. Batjuskov, Die Erzählungen über den Streit zwischen
der Seele und dem Körper in der mittelalterlichen Litteratur.
Ein Versuch einer historisch-komparativen Untersuchung. Journ. d. Min.
d. Volksaufkl. 1890, Bd. 271, Septemberheft S. 158—204; Bd. 272, No-
vemberheft S. 105— 134; 1891, Bd. 273, Februarheft S. 326— 342; Bd. 274,
Märzheft S. 147—179 u. Aprilheft 5. 324— 351; Bd. 275, Juniheft S. 418
— 442; Bd. 276, Juliheft S. 57—85 u. Augustheft S. 394—433 (russ.). Die
Frage über den Ursprung der in den verschiedensten Sprachen bearbeiteten
alten Legende über den Streit der Seele mit dem Körper (zunächst in der
typischen Form der Vision eines Einsiedlers) wird mit umfassender Kenntnis
dieser weitschichtigen Litteraturgattung zum Teil auf Grund bisher unbe-
kannter Texte in acht Artikeln ausführlich untersucht und die sehr kom-
plizierte Geschichte derselben dargestellt. Die Legende gehört zu einer
Reiße von Erzählungen mit eschatologischem Charakter, deren verschieden-
artigste Bearbeitungen in der westeuropäischen und slavischen Litteratur
bald als Homilie und Predigt, bald als episches oder lyrisches Gedicht,
oder auch als geistliche Dichtung, ja selbst in dramatischer Form auf-
treten. Alle diese Bearbeitungen sucht der Verf. zu“klassifizieren und ihre
genetische und historische Verwandtschaft zu bestimmen.
Aus der griechischen Litteratur gelangen zur Besprechung: im ersten
Artikel 1) die von einem gewissen Einsiedler Alexandros beschriebene
Vision, die bei Migne Bd. 77 unter dem Namen des Makarios des Jüngeren
aus Alexandria steht, während Makarios nicht Verfasser der Vision, son-
dern vielmehr handelnde Person in derselben ist; 2) die Rede des Kyrillos
von Alexandria über den Ausgang der Seele und die zweite Wiederkunft,
bei Migne Bd. 77; 3) die Vision des Makarios über die Engel, bei Migne
Bd. 34; 4) eine hierher gehörige Episode aus der apokryphischen Vision
des Apostels Paulus. — Desgleichen im dritten Artikel zwei byzantinische
Denkmäler des 10.—11. Jahrh. über den Ausgang der Seele: 1) die Vision
der Theodora, nach einer Moskauer Handschrift von A. Veselovskij 1889
herausgegeben, und 2) das von E. Auvray, Paris 1875, herausgegebene
lyrische Gedicht Kiav@uof des Einsiedlers Philippos, das sich meist am
Anfang oder am Ende seines (griechisch bisher noch nicht edierten) um-
fangreichen theologischen Traktats in dialogischer Form mit dem Titel
Alonrea findet und von Batjuskov gegenüber der zum Teil dasselbe Thema
behandelnden Alormrga für eine frühere Arbeit des Philippos erklärt wird;
von den KAev@yol existiert ‘auch eine kirchenslavische Übersetzung (z. B.
in einer Handschrift der Petersburger öffentlichen Bibliothek), aus der mehrere
Stellen mitgeteilt werden. .
Im vierten Artikel bespricht der Verf. die Denkmäler des altrussischen
Schrifttums, welche seit friihester Zeit, sei es in der Form von Uber-
setzungen oder von verschiedenartigen Umarbeitungen, die griechischen Dar-
stellungen über den Ausgang der Seele (bes. die Vision der Theodora und
die von Alexandros beschriebene des Makarios) wiedergaben.
Die Aufsätze von Batjuskov sind hernach auch als selbständiges
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 179
fassende Index ahnen. Nach dem griechischen Texte, den Pitra aus dem
cod. Monacensis gr. 62 gezogen hat, folgen eine summarische Inhalts-
angabe der einzelnen Responsa in lateinischer Sprache, ein Verzeichnis der
Zitate aus den Basiliken, endlich Indices und Nachträge zu den Bäsiliken.
Za dem Erzbischofe von Kerkyra, welcher S. XXXV fälschlich Peladitas,
im Index S. 887 Peladita, S. 39—40 Iledatns, ebenda lateinisch Pe-
dade, endlich S. 787 im Texte Pedadita genannt wird, wozu in der
Note „fort. melius Iledıedirng“ vermutet ist, vgl. Krumbacher, Gesch. d.
byz. Litt. S. 192, wonach die Form Iedıaöirng die einzig richtige ist.
Ich werde versuchen, in einem der nächsten Hefte eine ausführliche Be-
sprechung des für die Erforscher der byzantinischen Geschichte, des grie-
chischen und slavischen Kirchenrechtes und der slavischen, besonders bulga-
rischen Kirchengeschichte unentbehrlichen Werkes vorzulegen. Griechische
Leser mögen inzwischen auf das eingehende Referat von A. Monferratos,
"Eqnpeols (muda) 1892 Nr. 56—60 verwiesen werden.
4. Äufsere und innere Geschichte, Geographie und Topographie.
Otto Adamek, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen
Kaisers Mauricius (582—602). I. II. Gymnasialprogramme, Graz 1890.
1891. Je 32 S. 2% Der Verfasser behandelt in den bis jetzt vorliegenden
. zwei Teilen die griechische Überlieferung über Maurikios: Theophy-
laktos, Theophanes, Georgios Monachos, Leo Grammatikos, die Osterchronik,
Kedrenos und Zonaras; dann besonders ausführlich den Euagrios und seinen
Ausschreiber Nikephoros Kallistos; endlich noch den Michael Glykas, Ma-
nasses, Joel und Ephraem. Das Ziel dieser Quellenuntersuchung, an die
sich wohl noch eine Prüfung der orientalischen und abendländischen Quellen
schliefsen wird, ist eine Darstellung der Kämpfe, welche unter Maurikios
gegen die Avaren geführt wurden.
G. Laskin. Heraklios. Das byzantinische Reich in der ersten
Hälfte des VII. Jahrhunderts. Charkow 1889. XL, 160 $. 8° (russ.).
In der Einleitung charakterisiert der Verfasser die alten Quellen, die er in
byzantinische, orientalisch-christliche (meist armenische), muhamedanische
und westeuropäische einteilt, und die neueren auf Heraklios, bezüglichen
Werke, besonders die Monographie von Drapeyron. Grofses Gewicht legt
er auf die geographischen Verhältnisse, für welche er die Werke von
Ritter, Kondakov, Drinov u. a. benutzt. Eine schärfere Kritik der Quellen
liegt dem Verfasser fern; sein Ziel ist mehr eine hübsch geschriebene, für
weitere Kreise bestimmte Zusammenfassung dessen, was man bis jetzt von
der Regierung des Heraklios weils. j
Pierre Batiffol, L'abbaye de Rossano. Contribution à l'histoire
de la Vaticane. Paris, Picard 1891. XL, 182 S. 8°. Eine Besprechung
dieses für die Geschichte der Byzantiner in Unteritalien wichtigen
Buches bringt das nächste Heft.
A. Lipovskij, Aus der Geschichte des griechisch-bulgarischen
Kampfes im 10. und 11. Jahrh. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1891,
Bd. 278, Novemberheft S. 120—141 (russ... Auf Grund des in den letzten
Jahrzehnten bekannt gewordenen neuen Quellenmaterials (Gedichte des Joh.
Geometres; Die Ratschläge und Erzählungen des byzantinischen Magnaten
Kekaumenos; besonders aber armenische und arabische Geschichtschreiber)
180 IM. Abteilung
wird eine eingehende Darstellung der Kimpfe zwischen | dent Kaiser Ba-
silios IT und dem Bulgarenfürsten Samuel geliefert. &
Th. Uspenskij, Byzanz und die Krenzfahrer (Eroberung Kon-
stantinöpels durch die Lateiner). Südliche Sammlung (Juánoi sbornik) zu
gunsten der von der Hungersnot Betroffenen, herausgegeben von der Odessaer
Unterstützungsgesellschaft der Litteraten und Gelehrten, Odessa 1892.
8.195—222 (russ). Ein im Jahre 1890 gehaltener populärer
in welchem jedoch früher unbenutzte Quellen, besonders die Noygorodschen
Chroniken beigezogen sind. >
Const. Jirecek, Zur Würdigung der neuentdeckten È
Chronik. Arch. f. ‘slay. Philol, 14 (1891) 255—277. J. handelt
die von J. Bogdan im Arch. f. slav. Philol. 13, 526 ff. bi
bulgarische Chronik, deren Verfasser zu Anfang des A
lebte. Die Bedeutung dieser Chronik, in welcher man die bisher nur ge-
abnte slavische Quelle des rumänischen Chronisten Michael Moxa |
erkennt, beruht namentlich darauf, dafs sie Details über eine Periode
für welche es in der sonst so reichen griechischen Litteratur keine
gleichzeitigen Geschichtswerke giebt, nämlich über die letzten Dezennien
des 14. Jahrhunderts. Von besonderem Interesse ist der wortkarge
Berieht über den Fall des bulgarischen Reiches von Trnovo, den Zug
König Sigmunds im Jahre 1396 und die Schlacht bei Nikopolis.
Joh. A. Romanos, ‘H Eßoeixh xoıwörng tig Keouboas. “Borla
1891, rónos A’, do. 24—25. Der jüngst verstorbene hervorragende Ge
lehrte schildert in dieser kleinen Abhandlung auf Grund gedruckter und
ungedruckter Quellen die Schicksale und besonders die der
Judengemeinde in Korfu vom 12. Jahrhundert bis auf die neueste Ze
Dim. Gr. Kampuroglus, Torogi« ròv 'A9yvalov ¿xi To
ties. Band I "Ev ’A@ijva 1889. Band II (bis jetzt Heft 1—4 er
schienen). "Ev Adv 1890. Dim, Gr. Kampuroglus, Mwmnpere +
ioroplug trav 'Adyvalov. Band I IL "Ev “Adyjveg 1889. 1890.
schon beide Werke erst die Periode nach der Eroberung Athens Fee
Türken (1458) betreffen, so enthalten sie doch auch für die byzantini-
schen Studien manches wichtige Material. Das zuerst genannte Werk,
in dessen Erscheinen leider eine Stockung eingetreten zu sein scheint, bildet
eine Fortsetzung der Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter von Gre-
gorovius; das zweite enthält Volkslieder, Chroniken, Briefe, Verträge,
Firmane und sonstige Quellen für die Geschichte Athens in der neueren
Zeit, die der Verfasser mit grofser Sorgfalt aus der gedruckten Litteratur
und aus Archiven zusammengetragen hat. Es ist zu wünschen, dafs das
inhaltsreiche Werk bald seinen Abschlufs finde.
*+* Khalifat, Patriarcat et Papanté. Etudes historiques par * =#
Paris, F. Salmon — Athönes, Karl Beck 1892. VII u. 231 S. kl 8° Das
Werkchen hat nur eine indirekte Beziehung zu den byzantinischen Studien
Es enthält die französische Übersetzung einer Reihe von Briefen, die während
des schweren Konfliktes zwischen der hohen Pforte und dem ee >
Patriarchat im Jahre 1890 in den Zeitungen ‘Egmuzols (Athen) und
‘Hudoa (Triest) erschienen sind. Indem aber der Verfasser die damals
aktuellen kirchenpolitischen Fragen erörtert, nimmt er naturgemäfs Ve
anlassung auch das Verhältnis des Patriarchats zum Papsttum und zum
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 131
Chalifat in seiner historischen Entwickelung zu prüfen. Eingehend
bespricht er die Unionsversuche im 15. Jahrhundert, besonders den Kampf
zwischen dem Fiihrer der griechischen Partei, Markos Eugenikos von
Ephesos, und dem zur römischen Kirche übergetretenen Kardinal Bessarion.
Zur Charakteristik der Stimmung der Griechen in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts werden namentlich die Werke des Joseph Bryennios ‘
beigezogen.
D. Beljajev, Byzantina. Skizzen, Materialien und Notizen über
byzantinische Altertümer. I. Übersicht über die Hauptteile des Grofsen Pa-
lasts der byzant. Kaiser. Beilage: Materialien und Notizen über die Ge-
schichte der byzant. Rangklassen. Mit einem Plan (v. Labarte) des Grofsen
Palasts, des Hippodroms und des Tempels der h. Sophia. St. Petersburg
1891. Separatabdruck aus dem 5. Bande der Abhandlungen der k. russ.
archäologischen Gesellschaft in Petersburg (russ.). Eine Besprechung wird
das nächste Heft bringen. Vorerst vgl. G. Destunis, Journ. d. M. d. Volks-
aufklär. 1891, Bd. 277, Oktoberheft S. 532 —547.
Mordtmann, Esquisse topographique de Constantinople. Revue
de l’art chrétien 9 (1891) 22 ff., 207 ff., 363 ff., 463 ff. mit zahlreichen
Textillustrationen und Plinen. Die byzantinische Zeitschrift wird auf diese
Abhandlung zurückkommen.
Lombard, Byzance. Dieser Roman möge Erwähnung finden, weil er
wie Sardous Theodora, Kleon Rangabés Heraklios, Walter Scotts Count
Robert of Paris u. a. Werke der schönen Litteratur zur Popularisierung
der Kenntnis vom byzantinischen Zeitalter beitragen mag. Eine
besondere Merkwürdigkeit des Romans, dessen Stoff dem 8. Jahrhundert
entnommen ist, besteht in der auf Echtheit des Kolorits abzielenden Über-
ladung: mit griechischen Wörtern (hénioque, les eikones, le sagion, 1'hyali-
nité), die nur ein Kenner der byzantinischen Litteratur zu verstehen vermag.
Freilich dürfte gerade durch diese übermäfsige „Echtheit“ der Zweck des
Romanes, Interesse für Byzanz zu erwecken, stark beeinträchtigt werden.
Vgl. die Beurteilung in der „Zeitschrift für franz. Sprache und Litteratur”
13 (1891) 243 ff.
5, Kunstgeschichte und Numismatik.
Joseph Strzygowski, Byzantinische Denkmäler. I. Das Etsch-
miadzin Evangelihr. Beiträge zur Geschichte der armenischen, ravenna-
tischen und syro-ägyptischen Kunst. Wien 1891. VIII, 128 S. mit 18
Illustrationen im Text und 8 Doppeltafeln. 4° Der Verfasser behandelt
die Architektur der Klosterkirche zu Etschmiadzin, die alten Elfenbeindeckel
und die Miniaturen des in dem Kloster aufbewahrten Evangeliars vom J. 989
und im Anschlufs daran die Geschichte der armenischen Malerei. Im An-
hang bespricht er zwei Goldenkolpien aus Adana, die jetzt im kais. otto-
manischen Museum zu Konstantinopel aufbewahrt sind, und zwei enkaustische
Heiligenbilder von Sinaï im Museum der geistlichen Akademie zu Kiew.
Vgl. die Desprechungen von Fr. Müller, Wiener Zeitschrift für die Kunde
des Morgenlandes 5 (1891) 169— 174 ( der bemerkt, dafs eigentlich Edzmi-
atsin oder Edschmiatsin geschrieben werden müfste), und F. X. Kraus,
Deutsche Litteraturzeit. 1892 S. 371 f.
6. Schlumberger, Un triptyque byzantin en ivoire, Gazette des
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 183
herausgegebene Arbeit stellt sich die Aufgabe einer kirchlich-archäologischen
Erklärung aller, bes. byzantinischen und rüssischen bildlichen Darstellungen,
die sich auf die neutestamentl. Geschichte (von der Geburt und Kindheit
Jesu an bis zur Ausgiefsung des h. Geistes) beziehen; der Verf. hat nicht
nur die vorhandene Litteratur vollständig verwertet, sondern auch auf eige-
nen Reisen durch Rufsland, Griechenland u. s. w. eine Masse von zum Teil
bisher unbekannten Denkmälern der altchristlichen Ikonographie (Bilder,
Mosaiken, Miniaturen, bildliche Darstellungen in den Katakomben, auf
Sarkophagen und Gefäfsen) registriert, bei deren Erklärung er stets die
historische Entwicklung jedes einzelnen Sujets, von der ältesten und ein-
. fachsten Form ausgehend, darlegt. Vgl. die Besprechung von J. Cvetajev,
Journ. d. M. d. Volksaufklär. 1892, Bd. 279, Februarheft S. 494-—500.
Nikodim Kondakov, Beschreibung der Altertumsdenkmäler in
einigen Kirchen und Klöstern Georgiens, ausgeführt auf kaiserlichen
Befehl. Die georgischen Inschriften sind gelesen und erklärt von D. Ba-
kradze. Petersburg 1890. II, 179 S. mit 82 Textillustrationen. 4° (russ.).
Nikodim Kondakov, Histoire de l'art byzantin. Edition frangaise
originale, publiée par l’auteur, sur la traduction de M. Trawinski. Tome
second. Paris, Librairie de l'art 1891. 184 S. mit 13 Textillustrationen.
Auf diesen Band, mit dem die französische Ausgabe des bekannten Werkes
abgeschlossen ist, wird die B. Z. zurückkommen.
Graf Iwan Tolstoi und Nikodim Kondakov, Russische Altertümer
in den Denkmälern der Kunst. 4. Lieferung, Christliche Altertümer
in der Krim, im Kaukasus und in Kiew. Petersburg 1891. 176 $. mit
168 Textillustrationen. 4° (russ.). Eine Besprechung dieser und der vor-
hergehenden Publikation hoffen wir in einem der nächsten Hefte bringen
zu können.
A. A. Pavlovskij, Die Malerei der palatinischen Kapelle in
Palermo, nach den Kopien der Stipendiaten der kaiserlichen Kunstakademie
A. N. Pomeranzev und Th. J. Tschagin, herausgeg. von d. k. Kunstakademie.
Petersburg 1890. IV, 226 8. mit 112 Textillustrationen. 4° (russ.). Der
Inhalt dieses für die byzantinische Kunst wichtigen Werkes gliedert
sich in folgende Kapitel: 1. Die ikonographischen Darstellungen der pala-
tinischen Kapelle. 2. Alttestamentliche Szenen 3. Neutestamentliche Szenen.
4. Thaten der heil. Apostel Petrus und Paulus. 5. Die ikonographischen
Typen. 6. Stil, Technik und Ornamentik der Mosaiken. 7. Deckengemilde.
6. Fachwissenschaften. Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.
Ludwig Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen
Provinzen des römischen Kaiserreiches. Leipzig, Teubner 1891.
XIV, 562 S. 8° Eine Besprechung dieses auch für das byzantinische
Recht wichtigen Werkes wird das nächste Heft enthalten.
De Dioecesi Aegyptiaca lex ab Imp. Iustiniano anno 554 lata,
quam addita versione latina et notis edidit (. E. Zachariae a Lingenthal.
Leipzig, Bibl. Teubner. 1891. 75 S. Wird besprochen werden.
(Ein Teil der Bibliographie mufste wegen Rauminangels für dan nächste Heft rurtickyuatolit
werden.)
I. Abteilung.
Byzantinische Desiderata.
Im Beginn unseres Jahrhunderts schien das Interesse der wissen-
schaftlichen Welt für die byzantinischen Dinge fast völlig ausgestorben
zu sein. In der That war nach den mühevollen und verdienstlichen
Arbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, unter deren Urhebern die
Namen von Ducange, Allatius, Combefis und Gibbon obenan stehen,
eine lange Pause eingetreten. Was Schlözer 1802 von Göttingen aus
in seinem Nestor an die Historiker Rufslands schrieb „die byzantinische
Litteratur scheint in unsereu Tagen völlig eingeschlafen zu seyn“,
konnte mit eben demselben Rechte von der Geschichte und Kunst der
Byzantiner gesagt werden. Deutschland und Rufsland kommt das Ver-
dienst zu, dieses eingeschlafene Interesse in den ersten Jahrzehnten
unseres Jahrhunderts wieder erweckt zu haben; Franzosen und Griechen
sind dann in der letzten Zeit mit ebenso grofsem Eifer in die Schranken
eingetreten. Dieser wachsenden Teilnahme ging aber leider eine grofse
Zersplitterung der einzelnen Bestrebungen zur Seite; bei der allmihlichen
Erweiterung des Forschungsgebietes war kein gemeinsamer Mittelpunkt
vorhanden. Die Forscher wollten, aber konnten einander nicht die
Hände reichen. Dieses Mifsstandes eingedenk schrieb im Jahre 1886
der rühmlichst bekannte russische Byzantinist Prof. Th. Uspenskij, in
der Zeitschrift des Athener historischen und ethnologischen Vereins
folgendes: „Damit es aber den byzantinischen Studien, welche in
vielen Ländern betrieben und in zahlreichen Schriften in verschiedenen
Sprachen veröffentlicht werden, möglich werde, zur Bearbeitung eines
einheitlichen Programms und zur Förderung von bestimmten Aufgaben
zu gelangen, müssen die Mittel zur Leitung der wissenschaftlichen
Forschung vereint werden. Dazu ist aber die Stiftung einer internatio-
nalen Gesellschaft und eines den byzantinischen Studien gewidmeten
Zentralorgans erforderlich.*!)
1) Ieirloy sis ‘Iorogixfis «ul ’Edvoloyınig éxaiging II ARI
Byzant. Zeitschrift I 2.
186 I. Abteilung
Uspenskij führt des weiteren aus, dafs eine solche Initiative sowohl
aus wissenschaftlichen als auch aus historischen Gründen den Griechen
anheimfallen müsse. Diese Aufforderung war nur eine Ermunterung
für die in Griechenland besonders seit den letzten zwanzig Jahren schon
herrschende Stimmung für die Förderung der byzantinischen Studien.
Nicht nur hatten die griechische Regierung und musenfreundliche Privat-
leute die Arbeiten von Sathas mit reichlicher Hand unterstützt und auch
meine Bestrebungen nicht unberücksichtigt gelassen, sondern es hat auch
die Stiftung von drei speziellen Vereinen, dem historisch-ethnologischen,
dem der christlichen Altertümer zu Athen und der Gesellschaft der
mittelalterlichen Studien zu Konstantinopel, den byzantinischen For-
schungen einen neuen Boden bereitet. Die von der historisch-ethnolo-
gischen Gesellschaft begründete Zeitschrift, das AeArtlov, war vorzugs-
weise den byzantinischen Studien gewidmet, und fing an durch die
Beiziehung von Franzosen, Deutschen, Osterreichern und Russen ein
internationales Organ zu werden. Mit alledem noch nicht zufrieden
dachten wir schon an die Stiftung einer speziellen, ausgesprochen inter-
nationalen byzantinischen Zeitschrift und hatten begonnen, uns über
die Bekämpfung der mit einem solchen Unternehmen verbundenen
Schwierigkeiten klar zu werden, als aus München die Nachricht kam,
dafs Prof. K. Krumbacher die Sache in die Hand genommen hatte.
Es war uns höchst erfreulich, dafs Deutschland, dessen Gelehrte durch
die Bonner Byzantina zunächst dazu beigetragen hatten, in unserem
Jahrhundert den byzantinischen Forschungen neues Leben einzuflöfsen,
auch jetzt wieder die Arbeit in Angriff nahm. Dass eben dasjenige
Land, dessen namhafte Philologen und Geschichtschreiber mit Recht
geradezu als die Träger der philologischen und historischen Kritik und
Methode unserer Zeit gelten, den Schutz, die Zentralisierung und
Leitung der byzantinischen Studien übernimmt, ist für unsere gemein-
same Arbeit ein vielversprechendes Omen.
Allerdings ist noch viel zu schaften, und man kann sich kaum
vorstellen, ein wie weites Feld den Byzantinisten noch offen bleibt.
Weder die Quellen sind gehörig aufgefunden und erforscht, noch ist
die philologische Kritik bei der Veröffentlichung derselben streng durch-
geführt, noch kann man sagen, dafs für das Studium der byzantini-
schen Geschichte, Litteratur und Kunst der Boden geebnet sei; deun
es fehlen gerade manche von denjenigen Vorarbeiten, ohne welche selbst
die Erforschung der analogen Gebiete der Altertumswissenschaft oder
gar der mittelalterlichen und neuen Zeiten der aufserbyzantinischen
Welt nicht so leicht von der Hand gegangen wäre.
Jeder weils ja, dafs au den schon publizierten Quellen noch sehr
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 187
viel auszusetzen ist; sowohl in kritischer als in exegetischer Hinsicht
stehen die byzantinischen Autoren weit unter dem Niveau der Aus-
gaben der klassischen Schriftsteller. Die Bonner Ausgabe darf wohl
schon durchaus als veraltet gelten, und es giebt wenige Arbeiten,
welche denen de Boors zur Seite gestellt werden können. Es ist an
der Zeit, an eine neue Byzantina zu denken. Bei einer solchen
neuen Ausgabe wird man aber wıbedingt zweierlei vor Augen haben
müssen. Einerseits muls man des Abhängigkeitsverhältnisses der by-
zantinischen Historiker von einander eingedenk sein. Ein solches Ver-
fahren würde auch für die Herstellung des Textes höchst förderlich
werden. Um nur drei Beispiele anzuführen, würde es bei Kedrenos I
776,3 nicht xaì eig tov Bovvov xatayayóvres xuraxelovoı, sondern
richtig Body heifsen, so wie es auch in der lateinischen Übersetzung
steht, wenn man die betreffende Stelle des Theophanes I 566, 10 xal
sis tov foùv dáxayayóvres xatéxavoav herangezogen hätte. Ebenso
wäre bei Kedrenos II 10, 15 &v t6 vis Zvoiag nalatio in Teosiag zu
korrigieren nach Vergleich mit Theophanes I 659, 13. Auch würde
nicht bei Malalas 475, 13 Beoratov to üyıov peyadetov stehen, da sich
im Chronicon Paschale I 623, 14 die riehtige Lesart edaæyyéliov vor-
findet. Andererseits aber wiire bei einer neuen Bearbeitung der byzan-
tinischen Texte das neugriechische Sprachelement nicht aufser acht zu
lassen. Malalas, Theophanes, Konstantinos Porphyrogennetos, Dukas,
Phrantzes u. a. sind jedenfalls ohne die Kenntnis des Neugriechischen
kaum herzustellen und zu verstehen. Dasselbe Prinzip gilt aber auch
von den anderen Autoren. Im Byzantiner steckt selbst unter der anti-
kisierenden Verkleidung weit mehr der Neugrieche als der Abkomme
des Thukydides und Xenophon.
Eine neue Byzantina hätte weit mehr heranzuziehen, als die Bonner
Ausgabe. Ich brauche kaum daran zu erinnern, dafs wir eine neue
kritische Ausgabe des Symeon Logothetes und Georgios Monachos
brauchen und dafs selbst Skylitzes trotz der Wiederholung des gröfsten
Teiles seines Geschichtswerkes bei Kedrenos vollstündig herausgegeben
werden mufs.!) Ebenso mufs nun einmal die Chronik des Johannes
Doxapatres studiert, in ihrem Verhältnis zu Georgios Monachos unter-
sucht und vielleicht auch veröffentlicht werden. Aufserdem steckt noch
manches unedierte geschichtliche Werk in den Handschriften. Ich er-
wähne nur die von Thrämer m einem jetzt in Moskau befindlichen
Coislinianus aufgefundene Chronik eines bis jetzt unbekannten Petrus
= PP |
1) Wie ich zu meiner Freude vernahm, hat IH. Seger eine Ausgabe dieses
Autors in der Bibliotheca Teubneriana angekündigt.
188 I. Abteilung
Alexandrinus, die bis zum Jahre 912 reichen soll!), und die wichtige,
bis jetzt ganz unbekannte Chronik des Theodoros Kyzikenos von
Adam bis auf Michael Paläologos, über die ich mir eine spätere ge-
naue Mitteilung vorbehalte.?)
Man darf sich aber nicht auf die gröfseren Geschichtswerke be-
schränken. Es ist an der Zeit, dafs alle die Reden, Monodieen und
Briefe geschichtlichen Inhalts nun „einmal gesammelt und verwertet
werden. Schon Tafel?) hat vor mehreren Dezennien darauf aufmerksam
gemacht, wie wichtig diese Schriften als historische Quellen sind. Noch
immer ist aber in dieser Richtung wenig geschehen. Mit Ausnahme
der kleinen Werke des Michael Psellos*), des Michael Akominatos") und
des Johannes Mauropus von Euchaita®), einiger Reden des Nikephoros
Chrysoberga”), der Briefe des Romanos Lakapenos®), Maximos Planu-
des”), Michael und Arsenios Apostolios!) und etlicher griechischen
Humanisten des 15. Jahrhunderts!!) ist seitdem kaum eine andere
zusammenhängende Arbeit auf diesem Felde zu verzeichnen. Selbst
von den Reden des Theodoros Metochites sind nur einige durch
Sathas!) und von denen des Patriarchen Philotheos nur wenige durch
—
1) Beilage der Münchener Allgemeinen Zeitung vom 4. Jan. 1892.
2) Die vermeintliche Chronik von Laomedon Lakapenos, welche im Escurial
aufbewahrt wird, habe ich längst als mit dem Geschichtswerke von Glykas iden-
tisch nachzuweisen versucht. Vgl. meine “Iorogin& uslermuata. Athen 1884
S. 145 ft. Meine Beweisführung hat sich seitdem, einer gütigen Mitteilung von
Prof. Uspenskij zufolge, durch Einblick in den Codex bestätigt.
3) Komnenen und Normannen. 2. Ausg. Stuttgart 1870 S. VII ff.
4) Migani Pellos “Iorogiuol Aoyoı, Enıorolal nal lla &véudota. Paris 1876
(Sathas’ Mecawwvınn Bıßluodnen Band V).
5) Mıyanı ’Anowıvarov tod Xwmeatov ta coboueva. Ausg. von Spyr. P. Lam-
bros. Athen 1879—80.
6) Iohannis Euchaitorum metropolitae quae . . . supersunt ... Paulus de
Lagarde edidit. Gottingae 1882.
7) Nicephori Chrysobergae ad Angelos orationes tres edidit Maximilianus
Treu (Programm des K. Friedrichs-Gymnasiums zu Breslau). Breslau 1892.
8) ‘Pouavod Paciléos tod Acxunnvod Enıorolei herausg. von Sakellion im
deitioy ig ‘Iorog. xad ’ESvol. irarelus B. I 666— 675. II 38—48. 385—409.
9) Maximi Planudis epistulae herausg. von M. Treu. Vratislaviae 1890.
10) Noiret, Lettres inédites de Michel Apostolis. Paris 1889. Vgl. Treçiôov
Miyoriov ’Anooröin movnuetia tela. Smyrna 1876 und Legrand Bibliographie
hellénique II 233—259. 337—346.
11) Legrand, Cent-dix lettres de Francois Filelfe. Paris 1892. Daran schliefsen
sich Briefe von Bessarion, Johannes Eugenikos, Matthaeos Kamariotes, Georgios
Scholarios, Georgios von Trapezunt, Theodoros Gazes, Johannes Argyropulos, De-
metrios Chalkokondyles, Emmanuel Adramyttenos und Janos Lascaris.
12) Mecatcovinì; Bıßluodnan. B. 1139 ff. Venedig 1872.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 189
Triantaphyllis und Grapputo!) der Öffentlichkeit übergeben worden.
Es bleibt aber von Briefen und Reden noch des Interessanten recht
viel unediert. Es genügt, auf die drei von Tufel®) angemerkten Hand-
schriften hinzuweisen; ich meine den Parisinus Gr. 1182, den Baroceianus
CXXXI und den Escurialensis Y—Il—10; aufserdem aber ist viel
derartiges sowohl in athonischen Handschriften als auch im Vindobo-
nensis Gr. Phil. CCCXXI, Vindobonensis Gr. Phil. CCCXLII, im Mona-
censis 145, 198 und 199, im Laurentianus Plut. LIX cod. 35 und
mehreren anderen enthalten. Einen ganz besonderen Wert haben die
Briefe des Demetrios Kydones, welche ich aus dem Londoner Cod.
Burn. 75 abgeschrieben und mit anderen Codices kollationiert habe,
die des Kaisers Manuel II Paläologos im Parisinus Gr. 3041 und die
des Michael Gabras im Marcianus 440.
Der Herausgabe und kritisch-exegetischen Verwertung von solchen
und ähnlichen byzantinischen Texten muls vor allem die volle Kennt-
nis des vorhandenen Materials und der bisherigen Errungenschaften der
Wissenschaft auf diesem Gebiete vorangehen. Dazu ist die Veröffent-
lichung der Kataloge aller handschriftlichen Schätze und eine
vollständige byzantinische Bibliographie erforderlich. Was nun das
erste betrifft, haben wir nicht mehr so sehr zu klagen wie früher. Die
letzten zwanzig Jahre haben durch die Arbeiten von Blafs, Gardthausen,
Graux, Em. Miller, Omont, Pitra, Rocchi, Stevenson, Blafs, Treu und seinen
Breslauer Genossen und durch das Bestreben der griechischen Gelehrten
Sakkelion, Sathas, A. Papadopulos Kerameus, Miliarakis, Katramis, Kre-
mos und Lambros die Kenntnis des Bestandes der Bibliotheken des
Occidents und des Orients weit und breit gefördert. Was übrig bleibt,
ist weit weniger als die schon vollzogene Arbeit. Anders verhält es
sich aber mit einer byzuntinischen Bibliographie. Es fehlt an einer
systematischen Bibliotheca scriptorum Byzantinorum, in der man
nicht nur die Ausgaben der Schriften der einzelnen byzantinischen
Autoren nebst deren etwaigen Übersetzungen, sondern auch ein volles
Verzeichnis der über jeden derselben veröffentlichten Kommentare und
Aufsätze finden milíste. Der bei Engelmann-Preufs den byzantinischen
Litteraturwerken gewidmete Teil ist ein spärlicher; auch war es nicht
die Aufgabe von Krumbacher, welcher seine byzantinische Litteratur-
geschichte mit dichten bibliographischen Notizen für jeden einzelnen
Autor ausgestattet hat, eine systematische Bibliographie zu geben. Ein
solcher alphabetisch geordneter byzantinischer Engelmann-Preuls wäre
geeignet, der byzantinischen Forschung erhebliche Dienste zu leisten.
1) Zulloyi) élinrixdr avexddrov. Venedig 1874.
2) À. a. O.
190 T. Abteilung
Eine grofse Aufmerksamkeit mufs noch den kaiserlichen Gold-
bullen und den Silberbullen der griechischen Despoten, sowie
den Akten und Verordnungen der Patriarchen gewidmet werden,
Was in dieser Beziehung während unseres Jahrhunderts und ganz be
sonders in der letzten Zeit durch Zachariä von Lingenthal, Miklosich
und Müller, Sakkelion, Ternovskij, Florinskij, Gedeon und andere ge
than worden ist, kann nicht rühmlich genug erwähnt werden. Es ist
aber nicht alles. Noch bergen die Klöster des Orients, besonders aber
die Archive des Heiligen Berges, manchen wertvollen Schatz, dessen
Wichtigkeit nur unvollkommen aus Miklosichs von Langlois') wieder-
holtem Verzeichnis der Archivstücke erhellt. Es heifst aber nicht nur
die Dokumente selbst vollständig publizieren. Ebenso wichtig und not-
wendig ist deren Erforschung und Verwertung, wodurch nicht nur ver-
schiedene geschichtliche und topographische Fragen gelöst, sondern
auch manche Seiten des politischen und sozialen Lebens der byzantı-
nischen Welt aufgehellt werden können.
Dasselbe gilt von den Heiligenleben, welche ebenfalls geschicht-
lich sowohl wie topographisch von grüfstem Interesse sind. Von Vitae
wie diejenige des Demetrios von Thessalonike, des heiligen Nikon und
des Patriarchen Euthymios kann man geradezu behaupten, sie gehören
unter die bedeutendsten Quellen der griechischen Geschichte in der
byzantinischen Zeit. Nicht von allen ähnlichen Produkten des religiösen
Eifers der Byzantiner kann dasselbe verlangt werden. Wohl aber
könnte. und mülste man dieser reichhaltigen Litteratur manche Berei-
cherung unseres Wissens über Religion, Gesittung und Gebräuche bei
den Byzantinern abgewinnen. Selbst die Altertumswissenschaft und
die Kunstgeschichte würde bei einer systematischen Erforschung der
Heiligenleben nicht mit leeren Händen ausgehen. Die historische Ver-
wertung der obengenannten Vitae durch Hopt?), Tafel?) und de Boor*),
sowie Tougards”) und Useners®) Winke genügen wohl, um zu be
weisen, in wie weit die Acta sanctorum und die noch unedierten
Heiligenlegenden als geschichtliche Quellen benutzt werden können.
Einem anderen Gebiete wird die Auffinlung und Veröffentlichung
der byzantinischen Volkslieder, Rätsel, Sprichwörter und Fabeln
1) Le Mont Athos. Paris 1867 8. 29 fl
2) Geschichte Griechenlands im Mittelalter in der Encyklopiidie von Ersch
und Gruber I 85 S. 123ff. 136 ff.
3) De Thessalonica ejusque agro S. LXXII ff. LXXX ff XXXXV ff,
4) Vita Euthymii $. 79 ff.
5) Quid ad profanos mores dignoscendos augendaque lexica conferant Acta
SS. graeca Boll. Paris 1872. — De l'histoire profane dans les Bollandistes. Paris 1874
6) Der heilige Theodosios. Leipzig 1890. S. XX und allenthalben.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 191
zu gute kommen. Was bisher in dieser Richtung geschehen, ist kaum
erwähnenswert. Erst in der allerletzten Zeit hat man für diese Gat-
tungen ein regeres Interesse bekundet. Und doch ist das Studium der-
selben aus zweierlei Gründen von Bedeutung. Nicht nur gestattet die
Erforschung des byzantinischen Folk-lore einerseits einen Rückblick auf
den altgriechischen, ja auf den indogermanischen und beleuchtet anderer-
seits die ersten Anfänge des neugriechischen Wesens, sie ist auch an
sich recht wichtig für die Erkenntnis des inneren Lebens und der ganzen
Kultur der Byzantiner. Man kann bei diesen freien und sowohl von
religiöser und politischer Tendenz als auch von jeder Schulüberlieferung
so wenig als möglich abhängigen Aufserungen des byzantinischen Ich
das untere Volk in seiner ungebundenen geistigen Bewegung, in seiner
Lebensfreude und seinem Humor belauschen. Auf solche Weise können
wir den besten Weg zur Ergründung der Volksseele auffinden; dieses
Resultat wäre aber von grifster Bedeutung für ein Volk, welches Kir-
piénikoy mit Recht das abergläubigste aller litterarisch gebildeten
christlichen Völker genannt hat.!)
Eine weit grölsere Bedeutung hätte die Sammlung der byzan-
tinischen Inschriften. Die Byzantiner waren eines der schreib-
seligsten Völker der Welt; zum Glück für uns: denn aus ihren an
Wänden und Kunstwerken, an Mauern und Kirchen, überall an-
gebrachten Inschriften können wir reiche historische Aufschlüsse
gewinnen. Nur müssen wir das Material geliörig sammeln und ver-
werten. Was der Schlufsband des C. I. G. von byzantinischen In-
schriften enthält, entspricht keineswegs mehr unseren Anforderungen
und vertritt bei weitem nicht unseren Vorrat. Wir müssen nunmehr
unser eigenes Corpus Inscriptionum Byzautinarum haben. Unsere
Aufgabe wäre die Inschriften zu sammeln, nach bestimmten Kategorieen
und Zeiten zu ordnen und kritisch zu publizieren. Zwar ist, was schon
herausgegeben vorliegt, nicht wenig; das Material ist aber sehr zer-
streut. Mehrere Hunderte von byzantinischen Inschriften stecken in
der Zeitschrift des philologischen Vereins von Konstantinopel, in der
"ASnva, im Ilagvacoós, in der ’Agyacodoyixh “Epnuegis, im AeAriov
der historisch - ethnologischen Gesellschaft, in den Mitteilungen des
deutschen archäologischen Institutes, im Bulletin de correspondence
hellénique, im Annuaire de l'association, im Journal of hellenic studies;
aber auch in Gesamtausgaben von lokalen Inschriften, ganz besonders
bei Lebas und Sterrett, in russischen Publikationen; selbst in griechischen
— _-———y—_w =
1) „Woher mufs man das Material zur Geschichte der byzantinischen Litte-
ratur nehmen“ im Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufkliirung. Mai
1889 $. 26. Griechisch im Jeiriov rig ‘lotog. xal *Edvol. Erasolas B. Il 539.
192 I. Abteilung
topographischen Werken und in Tageszeitungen ist manches zerstreut.
Erst wenn dieses ganze Material gesammelt und gesichtet wird, kann
man einen klaren Begriff von der Wichtigkeit der byzantinischen In-
schriften für die Kenntnis der Geschichte und des Kulturlebens von
Byzanz gewinnen. Zur kritischen Herstellung dieser Inschriften wird
aber vor allem nicht vergessen werden dürfen, dafs die Byzantiner
ihre Inschriften meistens metrisch verfafsten. Das Prinzip der Be-
nutzung des Choliambus, des geläufigsten Versmafses der Byzantiner,
und der häufigen Anwendung von einigen oft wiederkehrenden Formeln
wird von höchstem Belang für die Richtigstellung der inschriftlichen
Texte sein.
Dasselbe Prinzip der metrischen Form gilt auch für die byzan-
tinischen Bleibullen.') Das Studium dieser Gattung von Monumenten,
welche in der früheren Zeit kaum beachtet wurde, hat in den letzten
Dezennien einen erfreulichen Aufschwung genommen. Es ist besonders
das Verdienst Schlumbergers?) die byzantinische Sigillographie zu einem
ganz speziellen Studium erhoben zu haben. Nunmehr haben wir ein
ganzes Corpus von Bleibullen vor uns, dem sich alle späteren Arbeiten
leicht anreihen können. Durch die Sammlung und Verwertung dieser
auf den ersten Blick wenig beträchtlichen Monumente ist der Forschung
ein unberechenbar reiches Feld eröffnet worden. Die Bleibullen sind
nicht nur für die Kunst von Interesse, sondern beleuchten auch reich-
lich die Familien- und Kirchengeschichte und die Titulatur der Beamten
und werfen ein mittelbares Licht auf die Verfassung des Reiches selbst.
Mordtmann hat jüngst mit den Bleibullen in der Hand die allmähliche
Erweiterung der Machtsphäre des Konstantinopolitaner Patriarchats, in
so weit sie sich durch die Titel Bischof, Erzbischof und Patriarch
erweisen läfst, auseinandersetzen können.”) Ein nächstens erscheinen-
der Aufsatz von mir über die Verwaltung der Themen Hellas und
Peloponnesos wird zur Genüge zeigen, dafs die von den Bleibullen zu
erwartende Ernte eine recht willkommene genannt werden darf.
Aber auch die byzantinische Münzkunde verspricht noch viel
Licht zu bringen. Sabatiers für die Zeit ihres Erscheinens recht
gediegene Arbeit mufs nunmehr noch einmal vorgenommen werden.
1) Dieses Prinzip habe ich zuerst in meiner Collection de romans grecs,
Paris 1880 S. XLVI aufgestellt. Später, aber unabhängig von mir, ist Fröhner
(Bulles métriques. Paris 1882) derselben Richtung gefolgt, welche dann Schlum-
berger systematisch durchgeführt hat.
2) Sigillographie de l'empire byzantin. Paris 1884.
3) Mitteilung in der Sitzung der Gesellschaft der mittelalterlichen Studien
zu Konstantinopel, vom 4/16. November 1890.
Spyr. P. Lambros: Byzuntinische Desiderata 193
Nach der. grofsen Erweiterung der Sigillographie können und müssen
die Münztypen von neuem untersucht und kunstgeschichtlich studiert
werden. Mit der Kaisergeschichte in der Hand ist die Chronologie der
Prägung zu revidieren; metrologische Untersuchungen müssen geführt,
die allmähliche Verschlechterung oder die zeitweilige Erhöhung des
Metallgehaltes mufs geschichtlich geprüft und erklärt, die auf die
Numismatik bezüglichen Stellen der Autoren müssen gesammelt werden.
Aber auch anderweitige Belehrung darf man von den Münzen erwarten.
Um nur eines zu erwähnen, wird durch sie am besten die Beschaffen-
heit der byzantinischen Krone in ihren verschiedenen Formen, wie sie
sich im Laufe der Zeit für den Kaiser, die Kaiserm und andere An-
gehörige des Thrones ausgebildet haben, ermittelt werden können. Es
ist das sicher eine interessante Frage, welche, so viel ich weils, neuer-
dings nur Regel, zunächst von einem anderen Standpunkte aus, an-
geregt hat.') |
Die Münzen sind aufserdem als eine der wichtigsten Quellen für
die Zusammenstellung der Kaiserbilder zu benutzen. Die byzantinische
Ikonographie befindet sich nicht einmal in ihren Anfängen; sie muls
aber zu einer der Hauptaufgaben der Zukunft werden. Bernouillis
Dienste für die römische Ikonographie können nicht ohne Nachahmung
für die griechische bleiben, welche die ihr von Visconti vorgezeichneten
Bahnen kaum noch hinter sich gelassen hat. Weit schlimmer steht es
aber bis jetzt mit der Ikonologie der byzantinischen Kaiser, Patriarchen,
Magnaten und Gelehrten. Es genügt, einen Blick in die mit Ilustra-
tionen versehenen Geschichtsbücher über Byzanz aus der letzten Zeit
zu werfen, um zu sehen, dafs man meistenteils noch immer mit dem
aus Gori, Banduri, Montfaucon und Seroux d’Agincourt überkommenen
Material hantiert. Kaum ist Schlumberger in seinem Nicéphore
Phocas einen Schritt weiter gegangen. Und doch ist in dieser Be-
ziehung viel zu schaffen. Münzen, Manuskripte und andere Denkmäler
liefern ein überaus reiches Material. An den Münzen ist trotz des
schlechten Geprüges das Porträthafte ‘in den meisten Fällen nicht zu
verkennen. Wo wir imstande sind, die auf den Münzen eingepriigten
Porträts durch die Darstellung bei den Autoren zu kontrollieren, können
wir uns überzeugen, dufs die Stempelschneider nach besten Kräften der
Wirklichkeit nachgegangen sind. Einige Rätsel wird nur eine syste-
matische Forschung lösen können. So wird z. B. der Kaiser Zeno von
Kedrenos?) als überaus häfslich beschrieben und diese Hifslichkeit des
min
1) Analecta byzantino-russica. Petropoli 1891 S. LXXVI ff.
9) I 615, 14,
194 I. Abteilung
Kaisers wird auch von Zonaras') bestätigt. Nun stimmt. eine der
Münzen”) mit diesen Darstellungen überein; auf den anderen aber ist
sein Gesicht weit hübscher. Keine Münze weist die von Kedrenos
bezeugte daovrns des Kaisers auf; im Gegenteil erscheint er auf allen
bartlos, so dafs man geneigt ist, die dacúrng auf die anderen Körper-
teile, nicht aber auf das Gesicht zu beziehen. Das Gegenteil gilt von
Zenos Vorgänger und Schwiegervater, Leo dem Grofsen. Kedrenos’)
sagt von ihm, er sei xdrıayvog piv to cua, vadoxavos thy yeverdda.
Nun mager erscheint er auch auf den meisten Miinzen*); aber was den
Bart betrifft, so trägt er entweder gar keinen*), oder, wo er bärtig dar-
gestellt wird, ist der Bartwuchs ein ziemlich bedeutender.°) Dafs aber
sonst dem Stempelgepriige der byzantinischen Münzen trotz aller Un-
beholfenheit der Schneider voller Glaube zu schenken ist, beweist der
Vergleich der Münzen mit anderen Kunstwerken, worauf Kaiserbilder
vorkommen. Man vergleiche z. B. die Miinztypen Julians‘) mit dem
grofsen Intaglio Nr. 161 aus der Sammlung des Herzogs von Luynes
im Pariser Cabinet des medailles®), der schönen Miniatur aus dem
berühmten Codex des Gregorios des Theologen zu Paris (Cod. Gr. 510)°)
und dem grofsen Standbilde des Kaisers im Pariser Palais des Thermes.!°)
Dasselbe gilt aber auch von anderen Kaiserbildern. So kann man die
sonst ganz unbeholfenen Münzbilder des jugendlichen Leo VI!!) mit
der vor kurzem von Schlumberger herausgegebenen Elfenbeindarstellung
desselben Kaisers vergleichen.) Noch gröfser ist die Ähnlichkeit der
Münz- und Miniaturbilder in der Komnenen- und Paläologenzeit. Und
umgekehrt würde der Vergleich der Miinztypen des Heraklios!?) mit
1) Ed. Dindorf Il 255, 2.
2) Sabatier Band I pl. VII 11.
3) I 607, 12.
4) Sabatier B. I pl. VI 20, 21,24. PL VII 5, 15.
5) A. d. O.
6) A. a, O. pl. VI 29. Pl VI 1.
7) S. besonders das Bronzemedaillon bei Cohen B. VI pl. XI 73.
8) Duruy, Histoire Romaine B. VII 331.
9) Bordier, Description des peintures et autres ornements contenus dans ler
ms. grees de la bibliothèque Nationale. Paris 1883 8. 85.
10) Duruy, Histoire Romaine B. VII 293. Schlechte Abbildung bei Clarac
Pl. 978 Nr. 2528, Nur der Kopf bei Baumeister, Denkmäler I 763 Nr. 817, wo
unrichtig angegeben wird, die Statue stiinde noch im Louvre, wo sie wirklich
cinmal gestanden hat.
11) Sabatier B. I pl. XLV 13, 15.
12) Un ivoire byzantin du IX siècle, Gazette des Beaux Arts 1892 S. 121.
13) Besonders der Kupfermiinze bei Sabatier B. I pl. XXVIII 30.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 195
der bekannten bronzenen Kolossalstatue zu Barletta'), welche gewöhn-
lich für Heraklios gehalten wird, genügen, um dieselbe diesem Kaiser
abzusprechen.
Was aber den Glauben an eine Porträtähnlichkeit und eine streng
durchgeführte Individualität der Darstellung noch mehr zu verstärken
scheint, ist die trotz der Verschiedenheit bei der Ausführung bemerk-
bare durchgehende Gleichförmigkeit der Gesichtszüge in den mir be-
kannten Miniaturen eines und desselben Kaisers. Wenn man sich nun
erinnert, wie grols bei den Byzantinern die Verbreitung der Kaiser-
statuen (rl) war und wenn man bedenkt, dafs die Grofsmalerei und
Mosaikkunst sich oft mit der Ausschmückung von Kirchen und Palästen
durch die Bilder von Angehörigen der kaiserlichen Familien beschäftigte,
kommt uns ganz natürlich der Gedanke, dafs die Dluminatoren bei der
Ornamentierung der Handschriften jene Vorbilder selbst vor Augen
hatten. Wir müssen daher dazu schreiten, nicht nur die Münzen für
die byzantinische Ikonographie auszubeuten, sondern auch alle noch
vorhandenen Mosaiken, Miniaturen, Kirchen- und Gerätsbilder von
Kaisern, Despoten, Patriarchen, Magnaten und Gelehrten zu sammeln,
mit einander zu vergleichen und zu kommentieren. Der Anfang zu
einer solchen Sammlung ist auf meinen Vorschlag hin von der hie-
sigen historisch-ethnologischen Gesellschaft gemacht worden. Es ist
aber nur ein kleiner Anfang, und die Sammlung besteht „bis jetzt aus
nur wenigen kunstvollen Facsnniles von Miniaturbildern aus München,
Paris und Stuttgart. Wie grols aber die Ausbeute werden könnte,
kann man aus Waagens Schriften, aus Bordiers detailreichem Werk
über die Pariser Miniaturen und aus den Angaben von Brockhaus in
seiner verdienstvollen Schrift über die Kunst in den Athosklöstern
schließen.
Neue Sorgen müssen auch der byzantinischen Chronographie
und Chronologie zugewandt werden. Es war zwar ein nicht hoch
genug zu schätzendes Verdienst der Petersburger Akademie der Wissen-
schaften, dafs sie in den fünfziger Jahren die Redaktion und Publika-
tion des Essai de Chronographie byzantine von Eduard von Muralt
angeregt hat. Kann man sich aber jetzt auf jenes Werk verlassen und
sich mit demselben begnügen, nachdem durch einzelne Arbeiten so viel
Altes berichtigt und so viel Neues hinzugekommen ist? Bedarf nicht
vielmehr die ganze byzantinische Chronologie und Quellenkunde einer
erneuten Erforschung? Ist ja noch nicht einmal durchgehend der alte
Fehler aus der Welt geschaftt worden, dafs man bei einem Datum nach
1) Schulz, Die Kunst des Mittelalters in Unteritalien, Atlas Tafel XXVIL
196 L Abteilung
den byzantinischen Weltjahren einfach 5508 subtrahiert, ohne zu be-
achten, ob man es mit den acht letzten Monaten des Indiktionsjahres
oder mit den vier ersten zu thun hat, in welchem Falle doch ein
Unterschied von einem ganzen Jahre herauskommt. Wenn wir sagten,
die ganze byzantinische Chronologie müfste in dieser Beziehung noch
einmal revidiert werden, wäre es keine Übertreibung: so häufig kommt
dieser Fehltritt vor. Aber auch das Verhältnis der Konstantinopolitaner
zur alexandrinischen Weltära wäre nunmehr einmal ordentlich bis zu
seinen letzten Konsequenzen zu untersuchen.
Auch ein anderes wird nicht immer beachtet. Ich meine den Zu-
sammenfall von bestimmten Wochentagen mit einem gegebenen Datum
in Fällen, wo wir bei Autoren oder auf Inschriften sowohl Weltjahr
und Indiktion als auch Monats- und Wochentag mit angegeben finden.
Es wird z. B. allgemein angenommen, Konstantin der Große sei im
Mai 337 am Pfingsttage gestorben.) Und doch mufs diese Angabe
falsch sein. Denn, indem die griechische Kirche den geheiligten Kon-
stantin am 21. Mai feiert, welches Datum sich augenscheinlich auf
seinen Todestag bezieht, können wir durch Berechnung ausfindig machen,
dafs der 21. Mai 337 nicht der Pfingsttag selbst, sondern der Vortag
dieses Festes war. Auf dieselbe Weise hat der Bischof von Korfu,
Msgr. Eustathios Vulismas, bewiesen?), dafs der 29. Mai 1453 (Dienstag),
an welchem Tage die Einnahme Konstantinopels durch die Türken statt-
gefunden hat, nicht in die Pfingstwoche fällt, wie man gewöhnlich an-
nalım, sondern auf die unmittelbar darauf folgende Woche.
Eine ähnliche Revision des Zusammenfalls von ausdrücklich be-
zeugten Wochentagen mit bestimmten Daten, welche ich an den bischöf-
lichen Inschriften des mittelalterlichen Athens vorgenommen habe und
worüber ich mir auf ein anderesmal eine gelegentliche Mitteiluf®& vor-
behalte, hat eine neue Stütze für die von Hopf“) bekanntlich angezweifelte
Echtheit dieser wichtigen Dokumente der mittelalterlichen Geschichte
Athens gewährt.
Auch sonst kann die besonnene Benützung von kirchlich bezeugten
Daten eine wünschenswerte Bereicherung der chronologischen Ansätze
— [m nr
1) S. die Quellen bei Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit II 237
Anm.5. Vel. auch Burkhardt, Die Zeit Constantins des Grofsen S. 339. Zu
beachten ist, dafs das Chron. Pasch. I 532, 22 den 22. Mai als Pfingst- und Todes-
tag des Kaisers angiebt.
2) Agovoloyixòv rapepyov in der Zeitschrift Dorje B. XIV (1891) 25 ff.
3) Geschichte Griechenlands, vom Beginn des Mittelalters bis auf unsere
Zeit (Allgemeine Encyklopidic von Ersch und Gruber I 85, 114). — Vgl. Grego-
rovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter I 208 Anm. 2.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 197
für die politische Geschichte liefern. Wir wissen z. B., dafs Kaiser
Marcianus im Februar 457 gestorben ist; unbekannt blieb aber sein
Todestag. Warum sollen wir denn nicht annehmen, dafs dieser Tag
der 17. Februar ist, an welchem die griechische Kirche das Andenken
des geheiligten Kaisers feiert?
Bei der weitgehenden Einmischung der Kirche und der Mönche
in die politischen Angelegenheiten von Byzanz kann ich die Not-
wendigkeit der Abfassung einer byzantinischen Monasteriologie nicht
genug betonen. Die Geschichte der Kirchen und Klöster Konstanti-
nopels ist schon der Gegenstand von speziellen Arbeiten geworden, in
denen sich besonders Paspatis') hervorgethan hat. Ebenso hat Hagion '
Oros, der Klosterberg xer’ é£oyv, die Aufmerksamkeit von griechischen
und ausländischen Gelehrten auf sich gezogen. Damit ist aber nicht
alles gethan. Litteratur und Kunst, Politik und Kirche sind in der
byzantinischen Welt mit dem Klosterleben so sehr verwachsen, dafs
man nicht umhin kann, eine genaue Erforschung aller während des
‚ Mittelalters in den griechischen Ländern vorhandenen Klöster zu er-
heischen. Topographie und Geschichte, Bibliotheken und Archive, Ver-
waltung und Einfluís jedes wichtigen Klosters auf die politische, die
Kirchen- und Kulturgeschichte von Byzanz und ein vollständiges Ver-
zeichnis der sonstigen nur dem Namen nach bekannten Klöster wäre,
der Gegenstand und der Zweck einer solchen Monasteriologie, welche
wegen der häufigen Erwähnung von Klöstern in Subskriptionen auch
für die geschichtliche und geographische Erforschung der griechischen
Paläographie von höchster Bedeutung werden miifste.
Ebenso wäre eine Vervollständigung und Erweiterung der Bischofs-
kataloge erforderlich. Seitdem Lequiens Oriens christianus erschienen,
ist lange Zeit verstrichen; das Material ist durch die inzwischen ge-
machten Studien und Entdeckungen reichlich angewachsen, und vieles
ist berichtigt worden. Von den Patriarchen Konstantinopels abgesehen,
für welche nun Gedeons Werk?) vorliegt, sind selbst die Patriarchen-
stühle der griechischen Kirche in der letzten Zeit nicht der Gegenstand
von zusammenhängenden Arbeiten geworden, A. v. Gutschmids Arbeit
über das Patriarchat von Alexandrien?) ausgenommen. Weit mehr noch
1) Bufayriva) peletar. "Ev Kovoravrıvovnölsı 1877.
2) IIergınpzınol mlvanes. Elönosız iorogixal Broyeagixal rep! TÜV ratoraogòv
Keverartivovzdismg áxo ’Avdotov tod nowronintov pézots “Imaxelu I” rod áxo
@sacalovixng 36—1884. Konstantinopel. Lorenz und Keil. Zwei Bünde 1885—90.
8) A. v. Gutschmid, Verzeichnis der Patriarchen von Alexandrien. Kl.
Schriften II 395 ff. Leipzig 1890. Hier sind auch die dare ~ ~ han Arhoiten
des Griechen Mazarakis zu erwähnen.
198 I. Abteilung
kann das von den Bischofsstühlen gesagt werden, mit Ausnahme von
nur wenigen. Trotzdem sind mehrere Hunderte von Bischöfen dem
Lequienschen Oriens christianus hinzuzufügen und viele seiner Daten
zu berichtigen. Von einer neuen Ausgabe dieses grofsartigen Werkes
wird man zwar vorläufig absehen müssen; wohl könnte man aber an einen
mit den neuen Funden versehenen Auszug von Lequien denken. An
diese Arbeit wäre aber noch etwas anderes anzuschliefsen, eine neue
so weit wie nur möglich vollständige Ausgabe der Notitiae episco-
patuum. Partheys Ausgabe ist für die jetzigen Anforderungen unge-
nügend. Seit 1866, dem Jahre ihres Erscheinens, sind mehrere neue
Notitiae bekannt gemacht und herausgegeben worden; vieles steckt
noch unbekannt in den Bibliotheken. Gelzer') hat indessen den rich-
tigen Weg zur kritischen Benutzung dieses reichen Materials vor-
gezeichnet. |
Von alledem abgesehen, mufs man auch an ein Wörterbuch der
byzantinischen Eigennamen denken. ‚Jeder versteht, was ein solcher
byzantinischer Pape-Benseler den byzantinischen Studien für Dienste zu -
leisten geeignet wäre. Man weils ja, wie unvollständig die meisten der
Namenindices der Pariser-Bonner Byzantina sind; und dazu- vertreten
keineswegs die Historiker allein den grofsen Vorrat von Familien- und
„Ortsnamen, welche aus Kirchenschriftstellern, aus den Acta Sanctorum,
aus Schriftstellern jeder Art, aus Bleibullen und sonstigen Quellen zu-
sammengebracht werden können. Es genügt, blofs daran zu erinnern,
dafs allem in dem jüngst aus dem Nachlasse des Kardinals Pitra?) von
Battandier herausgegebenen Werke des Demetrios Chomatianos gegen
vierhundert Familiennamen vorkommen. Was es aber hiefse ein gutes
Wörterbuch von Eigennamen zu haben, kann derjenige verstehen,
welcher mitten in weitläufigeren byzantinischen Studien begriffen oft
ratlos dasteht und die mühsame und zeitraubende Arbeit des Selbst-
aufsuchens übernehmen mufs. Erst dann aber, wenn ein solches Wörter-
buch existieren wird, kann man zur Abfassung einer byzantinischen
Genealogie schreiten, deren Wert für die Geschichte ein unberechen-
barer sein wird. |
Ebenso interessant wäre es, cine vollständige und kritisch ge
säuberte Sammlung von vergleichenden Tabellen geographi-
scher Namen herzustellen. Einige Specimina von solchen für die
byzantinische geographische Nomenklatur wichtigen Denkmälern giebt
1) Georgii Cyprii descriptio orbis Romani. Accedit Lconis imperatoris diaty-
posis genuina adhuc inedita. Lipsiae 1890.
2) Analecta sacra ct profana Spicilegio Solesmensi parata. Turis ecclesiastici
(iraecorum selecta paralipomena. Parisiis 1891.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 199
Parthey.!) Es wird aber weit mehr ähnliches in den Handschriften
aufbewahrt. Damit wären die interessanten, wenn auch spärlichen,
meistens dem Coislinianus entnommenen Randscholien zur Geographie
des Ptolemäus zu vergleichen, welche ähnliches Material enthalten.
Um endlich noch eines unserer allerwichtigsten Desiderata nur
kurz zu berühren, wer sieht nicht ein, wie sehr die historischen Studien
durch den Mangel eines byzantinischen Marquardt-Mommsen ge-
hemmt werden? Der byzantinische Staat fulst zwar, was Organisation
und Verwaltung betrifft, auf dem römischen, dessen Nachkomme er im
Orient ist. Aber das kann nur bis zu einem gewissen Punkte gelten.
Nach Diocletian kommt Konstantin, aber nach Konstantin kommt Ju-
stinian und diesem folgen die Bilderstürmer, deren segensreiche Insti-
tutionen von der Reaktion abgelöst werden. Die Genesis und der
Verfall des byzantinischen Iteiches können ohne die eingehendste Ver-
fassungs- und Verwaltungsgeschichte nicht gehörig verstanden und ge-
würdigt werden. Was wir in dieser Richtung an Vorarbeiten zu
verzeichnen haben, ist überaus dürftig. Die Rechtsgeschichte aus-
genommen, welche in Mortreuil, Heimbach und besonders Zuchariá
von Lingenthal ihre Meister gefunden hat, sind zu einem Hand-
buch der Staatsaltertiimer von Byzanz nicht einmal die Grundrisse
gezeichnet. Erst in neuester Zeit haben die Russen begonnen, für
die ökonomischen Fragen, für die Feldwirtschaft, für das Feudal-
wesen bei den Byzantinern sich zu interessieren. Solche Arbeiten,
welche sich der von Kalligas über die Adscripticii bei den Byzan-
tinern?) würdig zur Seite stellen, sind höchst willkommen, sind aber |
leider noch äufserst spärlich. Kaum haben wir aufser den erwähnten
Schriften einige Monographieen, worunter die von O. Ellissen über
den Senat?) und die von Eduard Gebhardt über das Verpflegungs-
wesen von Konstantinopel.*) Kann aber auch nur annähernd gesagt
werden, dafs wir eine definitive Untersuchung der wichtigen Frage über
die Entstehung und Fortbildung des Themenwesens bei den Byzan-
tinern besitzen? Wissen wir auch nur, waun die in den Chrysobullen
und bei Autoren der späteren Kaiserzeit gelegentlich vorkommenden
kleineren Themen?) entstanden sind, welche nur Bruchstücke der grofsen
—
1) Hieroclis Synecdemus etc. Berolini 1866 S. 311 ff.
2) ITsgl dovloxaeorxiag mage 'Popoiors nal Butavtlorg nal regl pocoloyix&r
Biaradisoy in Kalligas’ Melérou xo) Aoyoı. Athen 1882 S. 183—304.
8) Der Senat im oströmischen Reiche. Göttingen 1881.
4) Studien über das Verpflegungswesen von Rom und Konstantinopel.
Dorpat 1881.
5) Ich erwähne z. B. das Thema Bovsaıya in Thessalien, welches in der von
mir im J4sirloy 155 ‘lorog. ual ’ESyol. érarging I 113 ff. herausgegebenen Gold-
200 I. Abteilung
aus Konstantin Porphyrogennetos bekannten sein dürften, und welches
ihre Namen und ihre Anzahl sind? Ein ganzes höchst wichtiges Gebiet,
das Zoll- und Steuerwesen bei den Byzantinern, ist meines Wissens
durch nicht eine Arbeit vertreten, obschon Autoren, Goldbullen und
Bleisiegel soviel darauf bezügliches Material bieten. Dasselbe aber gilt
von vielen anderen Aufserungen des Staatslebens, die Bevölkerung»
statistik des Reiches nicht ausgenommen.
Selbst mit zeitlicher oder örtlicher Beschränkung ist die Ver-
waltungsgeschichte des byzantinischen Reiches selten der Gegenstand
von einzelnen Arbeiten geworden. Rambauds einschlägige Schrift
über den byzantinischen Staat in der Zeit des Konstantin Porphyro-
gennetos'), Calisses?), Diehls*) und Hartmanns‘) Untersuchungen
über die Verwaltung Italiens unter den Byzantinern und Courets
Arbeit über Palästina unter den griechischen Kaisern*) bleiben noch
immer die einzigen Proben solcher Detailforschung. Ganz besonders
bedarf die Entwickelung einzelner byzantinischer Hofämter noch sehr
der Aufklärung.
Auch der griechische Handel während des Mittelalters mufs der
Gegenstand von neuen Untersuchungen werden. Man wird mir nicht
entgegnen, dafs Heyds epochemachende Schrift jede weitere Arbeit
überflüssig mache. Besonders ist der orientalische Handel der Byzan-
tiner neu zu untersuchen und ihre Seidenindustrie vollständiger zu
studieren. In mancher Hinsicht sind wir in der Geschichte des byzan-
tinischen Handels nicht weiter gekommen als Hüllmann.®)
Was wir aber von den Staatsaltertümern gesagt haben, gilt auch
von den Privataltertümern. Die Byzantiner in ihrer Kleidung, in
ihrem Hausleben, bei ihren Mahlzeiten und ihren Begräbnissen sind
nur beiläufig betrachtet, nie der Gegenstand einer speziellen Unter-
suchung geworden.) Von Dürftigkeit des Materials kann keine Rede
bulle von Andronikos Paliologos (1239) angeführt wird. Hierher gehört auch das
Thema ‘Paurößov aus dem Jahre 1282 bei Sakkelion Tarpon? Bıßlıodnan Cod.
noe. S. 141.
1) L'empire Grec au dixième siècle. Constantin Porphyrogénète. Paris 1810.
2) Il governo dei Bisantini in Italia. Torino, Bocca 1885.
3) Etudes sur Padministration byzantine dans l’exarchat de Ravenne (568—751).
Paris 1888.
4) Untersuchungen zur Geschichte der byzantinischen Verwaltung in Italien
(540--750). Leipzig 1889.
5) C. A. Couret, La Paléstine sous les empereurs grecs. Grenoble 1869.
6) Geschichte des byzantinischen Handels. Frankfurt 1808.
7) Krause, Die Byzantiner des Mittelalters, gehört zwar hierher, entspricht
aber den Anforderungen einer streng wissenschaftlich durchgeführten Arbeit nicht.
Spyr. P. Lambros: Byzantinische Desiderata 201
sein. Die Quellen sind reich genug, besonders wenn man sich nicht
nur auf die Autoren beschränken, sondern auch die Monumente heran-*
ziehen möchte. Vor allem ist dieses vom byzantinischen Kostüm zu
bemerken, welches einer eingehenden Detailforschung bedarf und bei
Weifs nur nebenbei berücksichtigt wird. Die Autoren würden aller-
dings kaum genügen, uns einen klaren Einblick in das Kleidungswesen
der Byzantiner zu gewähren; was aber die Litteratur nicht .geben
kann, vermögen reichlich die Münzen, die Elfenbeinschnitzereien, die
sonstigen Skulpturwerke, vor allem aber die Mosaiken und Miniaturen
zu ersetzen. | |
Ähnliche Aufgaben könnte ı man für das Studium der Kirchen- und
Kunstgeschichte aufstellen; ich erachte es aber für zweckmälsiger, solche
Andeutungen auf Erweiterung der Forschung den kompetenten Fach-
gelehrten ans Herz zu legen. Doch freut es uns zu sehen, dafs das
Iüteresse für die byzantinische Kunst schon so weit gediehen ist, dafs
selbst Fernerstehende zu erkennen begonnen haben, wie wichtig die
allgemeine Förderung des Studiums derselben worden kann. Man hat
ja neulich französischerseits angedeutet, dafs die Beschäftigung mit der
byzantinischen Baukunst zu einer der Hauptbedingungen für die Sti-
pendiaten des Prix de Rome werden mufs.') Und ist es andererseits
nicht ein sehr günstiges Zeichen der Zeit, dafs jüngst die Grazer und
die Leipziger Universität Professuren der Kunstgeschichte mit Byzanti-
nisten, aneinen Freunden Strzygowski und Brockhaus, besetzt haben?
Es war nicht mein Vorhaben, hier ein systematisches Programm
der byzantinischen Studien aufzustellen; ich wollte mich vielmehr darauf
beschränken, einige Gedanken über die Mängel unserer Hülfsmittel und
unserer Forschungen auseinanderzusetzen, wie sie mir gerade in die
Feder flossen. Es ist nicht alles neu, was ıch hier bemerkt habe.
Mancher Fachgenosse hat sich ohne 7, weifel bei seiner Arbeit über
dieselben und ähnliche Steine des Anstofses zu ärgern gehabt. Vieles
ist noch pium .desiderium und wird noch lange ein solches bleiben.
Aber von manchen der erwähnten Desiderata darf man wohl hoffen,
dafs sie in Bälde erfüllt werden. Nur müssen wir erst ordentlich zum
Bewulstsein unserer Aufgaben gelangen.
Athen. Spyr. P. Lambros.
a OU nn en me mn
1) Salon 1891 8. 42.
Byzant. Zeitephrift I 2.
Studien zur Textgeschichte des Zonaras.
Kapitel 1. °
Die editio princeps.
Als Hieronymus Wolf das Geschiehtswerk') des Zonaras zum ersten
Male im Jahre 1557 herausgab, richtete der fleifsige?) und unermüd- -
liche Gelehrte ein ziemlich umfangreiches Vorwort?) an Anton Fugger
(1493—1560), dessen Bibliothek er verwaltete; war es ja doch über-
haupt erst durch die freigebige Unterstützung jenes Maecenas möglich
geworden, den Byzantiner Zonaras, dessen Bedeutung man ‘in jener Zeit
in gewisser Weise zu überschätzen pflegte, dem‘ gelehrten Publikum
zugänglich zu machen. Auf der neunten Seite dieser praefatio?) nun
giebt Wolf über die fünf Handschriften, welche er bei seiner Ausgabe
zu Grunde legte, genaue Auskunft mit den Worten: ... nisi plures
mihi codices suppeditati fuissent: quorum tres e tua bibliotheca ac-
cepi, magnis sumptibus Constantinopoli comparatos, opera atque mdustria
egregil viri, et prudentia longinquis peregrinationibus, Vlyssis exemplo,
ac multo rerum usu parta clari, IOANNIS DERNSCHVVAM°), qui
1) Der richtige Titel desselben ist nach den besten Handschriften ¿xeropi)
iotogLoòv (s. mein. Aufs. i. d. comment. Fleckeis. S. 123 Anm. 1).
2) Ducange (praef. Zon. p. XVIIF Bo) citiert aus der Vorrede der Ausgabe
des Nonus, welche Hieremias Martius 1568 veranstaltete, derselbe, der einst dem
Hieronymus Wolf bei der Edition des Zonuras wacker geholfen hatte: (Wolf
praef. Zon. p. 9: quem [seil. codicem Viennensem] totum, adiutore Hieremia
Martio, praeclarae indolis adolescente (cuius in hoc Opere Graece Latineque ex-
seribendo, solerti et fideli opera sum usus) contuli) folgende den Fleifs Wolfs
ehrende Worte: |Wolfius] ob afflietam "vuletudinem, a qua fere nunquam ob
assiduum in litteris studium, ut ego quidem existimo, liber est.
3). Wolf datiert dasselbe genau: Augustae Vindelicorum, ex Bibliotheca
herili: Calendis Nouembris, Anno a natiuitate Domini MDLVI. |
4) Dumit stimmien genau seine Angaben in den castigationes et variae lec-
tiones in primum tomum loannis Zonarae nach $. 223 des 1. Bandes der Ausgabe.
5) Johann Dernschwam von Hradiczin geb. am 23. Mai 1494 (s. Lambecius I
p. 70 ff.) hatte auf seinen weiten Reisen (5. von Mosel, Gesch. d. k. k. Hof bibl.
zu Wien $. 26) eine kostbare Bibliothek gesammelt, welche zum. grofsen Teil
nach seinem Tode der kaiserlichen Bibliothek zu Wien zufiel (a. a. O. S. 26).
Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 203
in fronte uetustissimi illius codicis haec verba seripsit: „Chronicon
IOANNIS ZONARAE, duobus Tomis distinctum, quorum prior histo-
riam Iudaicam potissimum, ab exordio mundi usque ad Hierosolymorum
excidium, alter Imperatorum tam Graecorum quam Romanorum res
gestas usque ad Alexii Comneni obitum complectitur: anno Domini
1554. Constamtinopoli in Pera siue Galata (quam olim Kégag siue
Cornu appellatam putant) 150 ducatis Hungaricis emi, a magnifico
domino Antonio Cantacuzeno!): cuius familia, dum res Byzantina stetit,
Imperatoria fuit, nunc sub Tureico dominatu ad priuatam conditionem
- redacta est, ab eoque rogatus sum, ut hoc opus aliquando excuderetur,
et impressi codicis sibi copia fieret ob Zonaram conseruatum. — Prae-
terea secundum Zonarae Tomum de Imperatoribus, conferendi gratia
ab Alexandro Chartophylace*) triginta ducatis Hungaricis comparaui. —
Alium item Zonarae libellum de rebus Imperii et Ecclesiae, a Constan-
tino usque ad Iustinianum imperatorem ex uetusto codice transscribendum
curaui.“ Allein aufser diesen drei Fuggerschen Handschriften konnte
Wolf noch zwei andere Codices benutzen; denn er fährt fort „Quartum
codicem, qui a Constantino Magno incipiebat, omnibus ornamentis
amplissimi uiri, domini et Mecoenatis mei, IOANNIS IACOBI FUG- .
GERI bibliotheca instructissima suppeditauit. Denique praeter omnem
spem et expectationem meam accessit Viennensis bibliothecae codex
integer, benignitate singulari clarissimi uiri et senatoris regii, domini
GASPARI a NYDPRUG, etc. ultro suppeditatus: quem totum .. con-
tuli et multas nostri codicis lacunas expleui.“ Da nun die alten Fugger-
schen Bibliotheken schon seit langer Zeit veräufsert worden smd, im
Fuggerschen Familienarchiv aber eine Handschrift des Zonaras, wie mir
auf Bitten der Privatsekretär Seiner Durchlaucht des Fürsten Fugger-
Babenhausen freundlichst mitteilte, nicht vorhanden ist, so war es
natürlich die Codices in München zu suchen. In der That weist die
Münchner Hof- und Staatsbibliothek drei Handschriften der Annalen
des Zonaras auf, deren genaue Kenntnis und Kollation mir durch die
gütige Vermittlung des Direktors derselben, des Herrn Dr. Laub-
mann, möglich geworden ist. Da nun aber auf dem ersten Blatte des
cod. graec. Monac. Nr. 324 der oben genannte Dernschwam fast das-
selbe?) notiert hat, was Wolf a. a. O. angiebt, so schliefst Hardt
scheinbar mit gröfstem Rechte p. 306 „Ex praefatione editionis Basi-
leensis 1557 f. ubi haec etiam notata sunt, constat, hunc librum ad
1) 8. Crusius, Turcograecia p. 203.
2) S. Crusius, Turcogruecia p. 203.
3) 8. Hardt catal. p. 306.
204 I. Abteilung
bibliothecam Anton. Fuggeri esse emptum opera atque industria ...
Ioan. Dernschwam. Ex hac enim bibliotheca Hier. Wolfio editori sup-
peditatus hic liber fuit“ Jedoch findet sich in der Vaticana ein codex.
Palatinus des Zonaras'), über welchen Stevenson (Codices mseti Pala-
tini Graeci bibl. Vat. Rom. 1885) S. 148 f. folgende Auskunft giebt:
271. Bombyc. in f. varia manu saec. XIII, fol. 287; madore male ha-
bitus, pluribus etiam foliis avulsis. Olim lo. Dernschwamii (de Hradiczin).
Ioannis Zonarae chronicon, in tufuara duo divisum, quorum prius f. 1
posterius f. 125. Lemmata plura in margine, aevo fere deleta, restituit
Sylburgius, qui textum etiam pluries rescripsit. Clauditur nobilissimus ‘
codex his possessoris verbis „Emi ego Io: Dernschwam CPoli anno Dni
1554 in Pera siue Galafa, a Magnifico Dno Antonio Kantacuseno pro
Centum et Quinquaginta Ducatis Hungaricis in auro. Fuerunt autem
familiae Kantacusenorum olim Imperatores CPolitani, nunc vero priuati
homines. Et ut liber iste aliquando inprimatur, rogavit dictus Anto-
nius Kantacusenus, atque sibi impressi Exemplaris copia fieret in gra
tiam conseruati Authoris Zonare (sic). Nactus sum propterea secundum
tomum Zonare de Imperatoribus iterum, quem conferendi gratia emi a
Dno Alexandro Chartophilaco (sic) pro Triginta Ducatis Hungaricis in
auro. Item et alium Libellum Zonare de Rebus Imperii et Ecclesiae
1) In dem Kataloge der griechischen Handschriften der Palatina, welchen
Sylburg nach Erwerbung des reichen Bücherschatzes von Ulrich Fugger (geb.
20. April 1526, + 25. Juni 1584) im Auftrage des Kurfürsten Friedrich IV verfafste
(s. |Mieg] Monumenta Pietatis et Literaria . . Francof. ad M. 1701 Ip. 1 ss.),
verzeichnet der sorgsame Heidelberger Bibliothekar S. 57 Nr. 202 Ioannis Zonarue
pars ca quae est de Caesaribus historia ab Augusto usque ad loannem Comnenum
fol. (s. S. 208 f) und S. 82 Nr. 271 Ioannis Zonarae chronicon vetus et bonae
notae, sed madore obliteratum et mutilum fol. Dafs auch in der Vaticana die-
selben Handschriften dieselbe Bezifferung behielten, ist nicht wunderbar; denn es
befand sich in dem büchergierigen Rom schon vor der grauenvollen Katastrophe
vom Jahre 1622 die Abschrift eines Katalogs der griechischen Handschriften
(8. Serapeum VI 136) der Palatina, welcher bei der Ordnung der geraubten
deutschen Schätze in Rom zu Grunde gelegt ward. Allein es liefse sich nun
weiter vermuten, dafs bei den nahen Beziehungen Dernschwams zum Geschlechte
der Fugger derselbe sich auch mit Ulrich Fugger ‘in Verbindung gesetzt und
diesem den cod. 271 verkauft habe, zumal bei dem gespannten Verhältnis
Ulrich Fuggers zu all’ seinen Verwandten kaum daran gedacht werden konnte,
dafs je der listize Handel Dernschwams an das Licht kommen würde. Jedoch in
dem Inventarienverzeichnis des Besitzes Ulrich Fuggers, welches sich in der
Hamburger Stadtbibliothek befindet, ist — wie mir gütigst der Direktor derselben
mitteilt — nur eine Zonarashandschrift p. 533 mit den Worten angeführt: “Zonarae
historia in quart’ (em. in ‘fol.’) ‘num 10. Auff Pergament geschriben’. Dieselbe
könnte, wenn man aus dem Material schliefsen dürfte, sehr alt gewesen sein: wo
sie hingekommen ist, vermag ich zur Zeit nicht zu sagen.
Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 205
a Constantino usque ad Iustinianum Imp: quem ex vetusto codice
transscribere feci. Extat apud quemdam Cpoli sacerdotem Liber Zonare
de Rebus Ecclesiasticis Regalis etc. (sic) Es liegen somit zwei im
allgemeinen’ vollständige Handschriften des Zonaras vor, welche beide
einst Dernschwam!) besessen und beide mit fast denselben Einträgen
über die von ihm erfolgte Erwerbung versah. Wahrscheinlich hat er
beide Handschriften angekauft und durch seine handschriftlichen Be-
merkungen jede einzelne zu einer Seltenheit gestempelt, am dann
schlau wie der viel verschlagene Odysseus, mit dem ihn oben Wolf ver-
glich, die einzelnen recht teuer an verschiedene Bücherfreunde zu ver-
kaufen. Mag dem sein, wie ihm wolle, aus der Übereinstimmung der
Angaben Dernschwams in der Wolfschen Handschrift mit den Kin-
trägen im Münchner cod. Nr. 324 darf durchaus nicht ohne weiteres
gefolgert werden, dals Wolf gerade die genannte Münchner Handschrift
benutzte und nicht vielleicht den Palatinus. Allen wir sind in der
glücklichen Lage die Münchner Handschrift ganz genau zu kennen;
denn es ist dieses Manuskript erstens. von Pinder in seiner Zonaras-
ausgabe für die praefatio und Buch 7—12 kollationiert worden (Zo-
narae annales ex rec. Mauricii Pinderi I p. VI); dann hat auch Dindorf
denselben Codex fiir das ganze Werk des Zonaras verglichen und eine
Reihe wertvoller Nachtrige gegeben (Zonarae epitome historiar. ed. Lud.
Dindorfius V p. II—CXLVI); endlich .hielt ich es für geboten für
das 13. bis 18. Buch diese Handschrift, die wir mit Pinder kurz C
nennen wollen, nochmals zu vergleichen. Es giebt nun Wolf über
seinen codex Constantinopolitanus, wie er diese Handschrift gewöhnlich
nennt, in seltneren Füllen ausführliche Angaben in den dem 1. Bande
S. 224 ff. angefügten castigationes et variae lectiones. Um diese genau
zu kontrollieren, stelle ich Dindorfs Angaben über C gleich gegenüber.
I p. 6, 16 W (I p. 16, 11*)): elg Épyor tic ¿vdvurozos: Beds gore wiv]
Wolf I p. 225. | Dindorf p. V.
Cpolitanus codex hic mutilus - post illud ¿vdvuxozws . . codex
est .. Haec autem sunt lacunis eodem versu continuo pergit his
interpolata: ¿vdvuosos xark toy sex versibus, quos ego repeti ut .
Gvtos oùpavourxy BeoAdyov yey- sunt in illo divisi
1) Die Übereinstimmung der Handschrift im Münchner cod. gr. 324 und 325
l&fst einen Zweifel an der Echtheit dieser Einträge nicht aufkommen; die hand-
schriftlichen Züge im Palatinus habe ich nicht gesehen, doch glaube ich auch
hier an einen wirklichen Eintrag von Dernschwams Hand.
2) Die Zitate aus byzantinischen Schriftstellern sind, wenn nichts anderes
ausdrücklich bemerkt wird, nach der Bonner Ausgube gegeben.
206
yó0u0v ovta diayoa vodv Ta
natéqu xal viòv xal nvedpa TO
äyıov. & Y Bedtns yonyogiov ovras -
to Beiov xowror uèv etc.
I. Abteilung
x:
ta tov Övrog ovpavouxn Deodó-:
yov yonyderov (4 fere litt. spat.)
- obra de Siarpa-j
(8 fere litt. spat.) voöv (6 fere litt.
spat.) ra (8 fere litt. spat.)
toa xal viov xal ave to Eyuov: à
4 deóras (3 fere litt. spat.)
(dimidius versus vacuus) yenydgsor
oros” td Belov | aPÓTOV pir
ete.
- Lp. 6, 54 W (Ep. 19, 1): avsd6dn xal onéquara. ¿Der yag Exocuor
oveay thy piv xoounBijvar taîs MES...
Wolf a. a. 0.
Cpolitanus codex habet dvedd On,
oo EVTEÜDEV avapaivestat nodre-
gov Uxoouov obdav Tv yiv, xo-
oundeloav tais nda etc.
Dindorf a. a. 0.
xol onéguara’ ¿der yop] ds év-
teddev avapaiveddar rpóregor.
x06u79 iva] dev margo r., quum
deberet sioav.
I p. 7, 14°W (Ip. 19, 14): ch xéurry d abdıs tóv fused ...
Wolf a. a. O.
Cpolitanus mutilus est hoc loco.
ce . . . x ‘= | x
Sic enim in eo legitur xerd dè Tv
MEUNTNV uéQuv te piv data Mav
JÉVOZ AtTHV@Y HQOÏYAYOV, Y Vi]
puyav Eó0xv, tetocmoda oa Tu
Delov ¿Eñxto GUunavra TOÓGTAY UL.
Dindorf a. a. O. £
xara O& THY nEunTNv Tuépav rà
uëv dara mv yevos TTNVÍÓV xgo-
iyayov, Y yh O adds puxa»
Éooav, Terganode fa: To Heiov
eENATO OÚUTAVEO TPÓCTOY UL.
I p. 9,5 W (Ip. 24, 14): ¿xevónos nai moóros Opovs érnéaro.
Wolf I p. 226.
Alter codex hoc loco mutilus,
haec dumtaxat habet: ¿mevónse,
tovta yevvärcı maig Évog & od
paidad, ag’ où padedeni. tò dl
padovocla tixreta. Aapiy vids.
Dindorf p. VI.
ENEVONGEV" TOUTO Yevvata mais
Eva, EE ob yaldad, dp’ ob uale-
leña: TO dè padovodia tixrera
Acueg vids.
Gegenüber diesen offenbaren Ubereinstimmungen des Constantinopoli-
tanus mit der Münchner Handschrift C — die kleinen Abweichungen
erklären sich daraus, dals Wolf, wie wir auch anderwärts sehen werden,
nicht mit der uns geläufigen Genauigkeit zu Werke ging — könnte
man mit Berücksichtigung der oben gegebenen Anhaltepunkte wohl
schon jetzt ohne weiteres zugeben, dafs Cpolitanus und C identisch
sind. Jedoch es kommt noch eins hinzu. Wie nämlich bereits Dindorf
bemerkte und ich aus Autopsie bestätigen kann, findet sich vom Anfang
Th, Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarar 207
bis zum Schlufs der Handschrift eine manus recens, welche bald mehr,
‘bald weniger nachträgt oder durch eigentümlich geformte Sternchen
eine Stelle fixiert. Die schwarze Tinte, mit welcher diese Korrekturen
geschrieben sind, ist bald glänzend schwarz, bald merkwürdig verblafst;
da aber die Schriftzüge dieselben sind, ja es sich sogar findet, dafs
mitten im Worte die schwarze Färbung allmählich schwindet und in
eine eigentümlich gelbliche Farbe übergeht, so wäre es verkehrt an
zwei verschiedene Hände zu denken. Walrscheinlich war diese schwarze
Tinte nicht gut gemischt, so dafs der Schreiber, wenn er die Gänse-
feder stark gefüllt und bis -auf den Grund des Tintenfasses eingetaucht
hatte, glänzend schwarz schrieb; tauchte er jedoch nur flüchtig ein, so
begann sich die Tinte rasch zu entfärben und zu vergilben. Schon
Pinder hat nun, wie die mir vorliegenden Zettel und kurze Notizen
von seiner Hand beweisen, vermutet, dafs die korrigierende Hand die
Wolfs sei; diese Vermutung können wir zur Sicherheit erheben. Auf
der Münchner Hof- und Staatsbibliothek findet sich ım Briefwechsel
des Camerarius (Band 20 der collectio Camerariana) unter Nr. 297 ein
Brief von Hieronymus Wolf aus dem Jahre 1566, in welchem eine
Reihe griechischer Worte angeführt sind. ‘Vergleicht man nun Wolfs
griechische Schrift (s. S. 216 Nr. 1) mit den auf Seite 537" des codex C
(s. ebd. 2) oben von der manus recens ergänzten griechischen Worten
zo ¿delo adrod EneAddvri, xal megwuevao brayayeodor tods Éxel 0
6ov-. (Zonar. XVIII 18: vol. IV Dind. p. 226, 7), so ist es aufser allem
Zweifel, dafs jene manus recens, welche die ganze Handschrift C nach
einer anderen Vorlage!) durchkorrigierte, die Hand Wolfs ist.
Diese andere Vorlage aber muls für die jüdische Geschichte und
die römische Geschichte bis 146 v. Chr., d. h. von Buch 1 bis zum
Ende des neunten Buches der codex integer Viennensis bibliothecae
gewesen sein; denn alle übrigen Handschriften, die dem Herausgeber
Wolf vorlagen, enthielten jene ersten neun Bücher nicht.*) Die Wiener
Hofbibliothek®) nun besitzt zur Zeit drei Handschriften der Annalen
des Zonaras. ,,1) Cod. hist. graec. XVI, Pergament, sehr schön ge-
1) Die annotatio critica meiner Ausgabe der Bücher 13—18 wird wenigstens
fiir diesen Teil des Zonaras zeigen, dafs an Konjekturen Wolfs im seltensten
Falle zu denken ist.
2) Wolf Ip. 224 “In hoc primo tomo [I—VI 29 weg) dv ev rois idioug ioroen-
Orcera] duo tantum codices, Cpolitanus et Viennensis, usui mihi fuerunt. Nam
reliqui tres, historiam ludaicam non habebant.’
8) Diese Notizen verdanke ich der gütigen Mitteilung des Herrn Hofrats
Prof. Dr. Schenkl in Wien (vgl. aufserdem die ausführlichen älteren Angaben von
Kollar, supplem. lib. I p. 632—642).
208 I. Abteilung °
schrieben, ein Exemplar, wie sie im 15. Jahrhunderte!) für Fürsten
ausgeführt wurden, folio, 478 Blätter. 2) Cod. hist. graec. XLIII, Papier,
folio, 237 Blätter, saee. XV, enthält blofs die Geschichte des Zonaras |
am Anfang verstimmelt. Beginnt mit xadov éx dt toúrov povaggeiodu *
avdis angıBös fotavro (Zonar. X 32:-II p. 408, 15). Auf fol. 1 steht
von einer jüngeren Hand (16. Jahrhundert) ein Monogramm, das sehr .
schwer lesbar ist. Der mittlere Teil scheint, wenn man Gardthausen
gr. Pal. S. 116 und 250 vergleicht, Tewgytov; in den beiden Buch-
staben zu beiden Seiten könnte rod ZxvAiríy stecken — wenigstens
ten ist so ziemlich sicher. Am Ende: ¿uxúgevpa. del dè ely Ded zag
¿uv, danach von einer anderen Hand ein z. Z. nicht zu entzifferndes
griechisches Wort, wahrscheinlich der Name des Besitzers. 3) Cod.
hist. graec. LXVIIL, Papier, folio, saec. XV, 333 Blätter, von ver
schiedenen Händen geschrieben, Zonaras aber von einer. Der Codex
ist melrfaéh defekt, im Anfang verstiimmelt. Er enthält f. 1—201
die Geschichte des Zonaras, f. 202—280 die Geschichte des Georgios
Akropolites, f. 281 bis zum Sealuls ne prete des Isidoros Pelusiotes.
Auf f 201" steht ¿rovs A 0X $ dazu bemerkt Lambecius
(denn es ist seine Hand)
1093 / 1586
6909
180
Ergo seriptus hie liber anno Christi 1402.2) F. 1" beginnt &v atta
qonuatitovia Tv ui xextquevov olxovg (Aonar. XIV 1: vol. II Dind.
p. 253, 5).“
Der an zweiter Stelle erwähnte cod. XLIII mufs in irgend welchem.
sehr nahen Zusammenhange mit einer Handschrift stehen, über welche
bereits Leo Allatius*) (Ducange praef. p. XIX Bo) berichtet: “et inter
codices Palatinos Romam advectos se vidisse eiusdem Zonarae historiam
principio mutilam*) a monarchia Romana incipientem, in qua, etsi notis
1) Diesem vorsichtigen Urteile gegenüber, das sich auch in der Vergleichung
mit noch älteren Handschriften durchaus bestätigt hat, müssen wir die Angaben
Kollars (p. 633 mihi quidem certum compertumque est, scriptum hunc librum
nostrum facile esse omnium sui generis principem, et ipsimet Zonarae, nisi me
omnia fallunt, couevum) als Übertreibungen zurickweisen.
2) Wohl richtiger Kollar p. 642: ‘subnectitur nota chronica .. haec: ¿rovs
SPD ivdix. # Anno ab orbe condito sexies millesimo nongentesimo nono (Christi
1401) Indictione nona’. Man vergleiche aulserdem Gardthausen a. a. O. S. 457.
3) de Georgiis p. 339.
4) Leo Allatius giebt an der Anm. 3 angeführten Stelle auch die Nummer
der Handschrift an: cod. 262 (wahrscheinlich ein Versehen oder ein Druckfehler
für cod. 202, s. S, 204 Anm. 1).
Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 209
ab historia diversis, praefixum est Teagyiov tov ZuvAlrtin” Denn was
jener Grieche angiebt, stimmt genau mit Stevensons Bericht, welcher
a. a. O. S. 101 über einen cod. Palatinus des Zonaras in der Vaticana
schreibt: 202 Chart. in f. varia -manu saec. XVI fol. 246 (Ioannis Zo-
narae Annalium fragmentum, initio mutilum, ab Augusto usque ad
Ioannem Comnenum) Inscribitur: Tewpyiov tod Zxviirín. Inc. ....
zadov. dx dt tovtov uovapyeiota. addio dxgußüs Nokevro. Des. «el
di ein sd yapıs, ¿uv (s. oben S. 208).
Woher nun die verkehrte Überschrift Teweyiov tod Zxviirén in
jenen beiden Handschriften, welche entweder auf ein gemeinsames Ori-
- ginal zurückgehen oder von denen die eine aus der andern abgeschrieben
ist, ihren Ursprung datiert, läfst sich, ohne Einblick in den Palatinus
genommen zu haben, nicht bestimmen; gewifs hat aber unser Wolf zu
seinem Zwecke diese Wiener. Handschrift ebenso wenig brauchen können,
als die andere, welche die Nr. 68 trägt und, wenn man aus einer Stich-
probe schliefsen darf, zu den jüngeren wertlosen Manuskripten zu
zählen ist.
Somit verbleibt nur der cod. hist. gr. XVI, der dem Herausgeber -
Wolf ganz willkommen sein mufste, da diese Handschrift den ganzen
Zonaras enthielt. Dieses Manuskript wurde auf Befehl des deutschen
Kaisers Maximilian I, der Kunde von der Existenz dieses Codex erhalten,
von Cuspinianus, welcher oft!) als Gesandter an den König Wladislaus II
von Ungarn gesendet wurde, in der königlichen Bibliothek zu Ofen im’ '
Frühjahr des Jahres 1513 gesucht und gefunden.*) Der Kaiser, welcher
ebenso wie Cuspinianus ängstlich um das kostbare Werk besorgt war,
das nur entliehen wurde und baldigst nach Ofen an die Bibliothek
zurückgeschickt werden sollte’), wünschte nun sebnlichst eine lateinische
. 1) In einem Briefe vom 20. August 1515 an Jakob Villinger sagt Cuspinianus
(de Caesarilus p. DCCXL) selbst über diese seine diplomatische Thätigkeit: ‘quin-
que enim annis, ut scis, uoluo hoc saxum, quibus uigesies et quater in Hungariam
Orator ivi.’
2) Aufser dem Zeugnis Cuspinians selbst (in Cassiod. Coss. p. 569: “Sie nuper
cum Oratorem agerem Caesaris Maximiliani ad Hungariae regem Vladislaum,
Diodori Siculi, Procopii, et Ioannis Monachi historias, hactenus latinitate non do-
natas, et nostris incognitas, e tenebris erui?. p. 160 “Sex ego libros Graecos
[Diodori] a decimo sexto usque uigesimum, reperi Budae, in Bibliotheca regia,
cum illic oratorem Cacsaris agerem’. p. 487 ‘vetustus annalium codex qui ad
meas manus pervenit') zerstreut alle Bedenken der Briefwechsel Maximilians und
Cuspinians, den Kollar p. 634 ff. veröffentlicht.
8) Maximilian schreibt (Kollar p. 635) am 5. Februar 1513 an Cuspinianus:
* Et librum integrum remittemus ad dictum bibliothecam quanto citius’; als Cus-
pinian gemeldet hat, dafs Joannes Monachus gefunden sei, erwidert der Kaiser —
am letzten März 1513: ‘Gratissimum nobis fuit, quod habueris loannem Monu-
210 I. Abteilung
Ubersetzung des Zonaras zu haben; jedoch lehnte Pirckheimer (s. S. 209
A.3 u. Kollar p. 639 f.) den Auftrag am 16. Mai 1515 ab. So ist denn,
wie es die Gewohnheit Cuspinians war (s. Aschbach a. a. O. S. 302),
die Bearbeitung griechischer Autoren seinen gelehrten Freunden zu
übertragen, Angelus Cospus dazu veranlafst worden, welcher bereits im
Jahre 1516 nach unserer Handschrift!) ein Stück des Zonaras (das
Leben Alexanders des Grofsen, Zonar. IV 8—15, I p. 329, 17—
355, 3: Philippi Macedoniae regis ex Olympiade uxore filius fuit
Alexander, licet fabuloso quodam commento .... quaecunque ab se
petebantur, -Iudaeis liberalitér concessit*)) lateinisch erscheinen liefs.*)
Allein da Cospus bereits am 2. Nov. 1516 verstorben war, scheint der
rastlose Cuspinianus seinen anderen humanistischen Freund Philipp
chum, auctorem Graecum, pro quo mittemus unum nuntium specialem, cui cum
bene occlusum et obvolutum dabis ad nos deferendum, quem faciemus fieri lati-
num, et-postea ad te remittemus, ut possis Serenissimo Regi, fratri nostro, illum
restituere.” Endlich als am 20. August 1514 Pirckheimer vom Kaiser beauftragt
. worden ist (s. Pirckheimeri opera p. 93 und von Khautz, Versuch einer Gesch. der
Österr. Gelehrt. S. 115) den Zonaras ins Lateinische zu übersetzen, schreibt Maxi-
milian noch an demselben Tage an Cuspinianus (x. Kollar p. 636 f.), die Hand-
schrift sofort an Pirekheimer zu senden, quem traductum ad te remittet, ut possis
restituere, ubi accepisti. Andrerseits schreibt Cuspinianus offen und ehrlich (Kollar
p. 638): ‘Toannem Monachum .. impetravi nomine Cacs. M. V. quo me obligavi
‘et inseriptionem dedi manu propria, nec unquam redire in Hungariam auderem,
si liber is amitteretur. Kt quia magnus est et gravis in pergameno scriptus. ..
Hungari pluris faciunt et magni aestimant et profecto esset lactura, si amitte-
retur.? — Ich hielt es für meine Pflicht, ausführlich der gewissenhaften Fürsorge des
Kaisers und Cuspinians für fremdes Eigentum zu gedenken da es nach Schier. de
reg. Budens, bibl. Math. Corv. ortu, lapsu, interitu p. 36 f., Budik, Entsteh. und
Verfall der... von Corvinus gestift. Bibl. zu Ofen, Wiener Jahrb. 88 (1839) S. 47,
. Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. S. 296 Anm. 4 und Kink, Gesch. d. Univ. Wien
I 206 Anm. 237 scheinen könnte, als wäre man allgemein mit den Schätzen der
Ofener Bibliothek weniger sorgsam umgegangen. Hierdurch wird auch die unge-
gründete Behauptung Budiks (a. a. O, 8.53) widerlegt, dafs Cuspinianus diese
Handschrift des Zonaras geschenkt erhalten habe. (Die neuere Litteratur über
die alte Ofener Bibliothek findet sich bei O. v. Gebhardt, ‘ein cod. Corvinianus in
Göttingen’ im Centralblatt für Bibliothekwesen I [1889] S. 133 ff.)
1) Wenn Aschbach a. a. 0. S, 282 Anm. 2 behauptet, dafs Cospus selbst in
der Übersetzung in seiner Zuschrift an die studiosi seine Handschrift beschreibe,
so ist dies ein Irrtum, wie mir Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl, welcher auf mein
Bitten das seltene Werk in Wien einsah, giitigst mitgeteilt hat. Jedoch würde
trotzdem an keine andere Handschrift als an unseren Viennensis XVI gedacht
werden können. .
2) Auch diese Mitteilung verdanke ich Herrn Hofrat Prof. Dr. Schenkl.
3) Denis, die Merkwürdigk. de garell. otf. Bibl. usw., Wien 1780 beschreibt
263—265 dieses seltene Werk (s, Aschbach a. a. O. S. 280 Anm. 2).
U
Th. "Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 211
Gundel (s. Aschbach a. a. O. S. 319 ff.) gewonnen zu haben, den Zo-
naras in die lateinische Sprache zu übertragen. Derselbe hat auch in
der That im Jahre 1520 Zonar. XVII 11 bis zum Schlufs nach unserer
Handschrift!) in das Lateinische übersetzt; gedruckt ist meines Wissens
diese Übersetzung nicht, sie ist auch in den Schützen der Wiener
Bibliothek, welche Herr Hofrat Prof. Dr. Schenkl mit den Herrn Be-
amten daselbst mit gewohnter Freundlichkeit auf diese Notiz hin durch-
forschte, nicht aufzufinden und muls bis auf weiteres als verloreu gelten.
Gundel hat jedoch diese Handschrift bald wieder an Cuspinianus ab-
geben müssen, dessen ängstliche Sorge um das Kleinod wir oben kenn-
zeichneten; denn als Cuspinianus 1529 verstarb, kam dessen ansehnliche
Bibliothek (s. Aschbach a. a. O. S. 296 f. Kink a. a. 0. 15.243 Anm. 283.
S. 206 Anm. 237) durch Kauf an den späteren Wiener Bischof Johann
Fabri. Unter den vielen Büchern Cuspinians befand sich aber auch
jene nur entliehene Ofener Handschrift (der im Jahre 1526 eintretende
Einbruch der Türken, welche nach der Schlacht bei Mohäcs ganz
Ungarn überschwemmten, machte eine Rückgabe des Manuskripts zur
Unmöglichkeit), welche nunmehr in den rechtlichen Besitz Fabris über-
ging. Daher trägt unser Codex zu Anfang und Fol. 477" den Ver-
merk Liber est Rmi patris et d. doctoris Ioannis Fabri usw. Als nun
Fabri am 21. Mai 1541 verstarb (Lambecius I p. 70. Kink a. a. O. I
S. 243 Anm. 283), war Universalerbin seine Stiftung von S. Nikolaus;
- insbesondere bekam dieselbe auch seine ganze Bibliothek. Doch ist
diese Stiftung selbst bald eingegangen, und es mufs die Bibliothek
frühzeitig an die Universitätsbibliothek gekommen sein; denn Wolf
wandte sich vor dem Jahre 1557 an den Nachfolger Cuspinians im
Amte als Vorstand der Universitäts- und Hofbibliothek Caspar Nyd-
pruck®\, um unsere Handschrift zu erhalten. Nachdem nun dieselbe
auch von Wolf benutzt und an die Universitätsbibliothek wieder zurück-
gestellt worden ist, ist sie dann, als die Universitätsbibliothek mit der
Hofbibliothek im Jahre 1756 vereinigt wurde”), an letztere gekommen
und in derselben -bis jetzt verblieben.*)
1) In derselben folgt auf Blatt 478% ein unnumeriertes Pergamentblatt, auf
dessen zweiter Seite steht: uerépoa£oy tym Dilinxog 6 Fovvdellus els rb dopatuòy
&nd puyanl (durchstrichen und in gouevoò korrigiert) rod deyveorúlov eis rd
zélos. apr.
2) von Mosel a. a. O. S. 25 schreibt Nydbruck. .
8) von Mosel a. a. O. S. 155. .
4) Wem es vergónnt wire, in Wien selbst mit den nur dort zu findenden
handschriftlichen Hilfsmitteln diese Pergamenthandschrift durchzustudieren, würde .
gewils die Spuren der Benutzung von Seiten der oben genannten Gelehrten finden.
212
I, Abteilung °
Unser Wolf nun hat diese Wiener Handschrift nicht blofs benutzt,
sondern giebt auch dann und wann Rechenschaft über dieselbe Zum
Vergleich!) führe ich folgendes an:
ripe codicis Viennensis.
Wolf I p. 22
Enio) (otogL.öv vvileyetoe xo *
ovyyoagpeion rusa tov dogarc-
TOV uovayod tov Cwovaod, TOD ye-
yovóros ueydiov Opouyyagiov tis
Biylas nal xgwtoaonxeiris.
Mekler.
’Erıroun (orogudy avAlsyeioe xal
ovyyoupelon nage lodvrou po-
vauyod tod favapà, rod yeyovóros
peyddov dpovyyapiov ts Piylas
xal apuro«oyxpíteis. So der Titel
in Rotschrift; dagegen éxiropi
[OTOQLKOV 6. x. 0. X. TO COQO-
rerov u. t. E. t. y. p. do. 7. $.
tov xal TOMTOKONKE1rNO HLOOULOY
‘roc xobyoauux ris Bing BißAov
von junger Hand auf dem Vor-
blatt * unter dem lat. Besitztitel.
Die erste Hand hat blofs xpoo:- :
uosov (sic).*) »
I p. 8,10 W. (1 p. 22, 5): tv TIvduxhy dur ri.
Wolf I p. 225.
Paulo post pro tv ¿vórxyv uv
ywoav, Viennensis codex haec ha-
bet: mv ivdexio dur, xl Exdt-
‘dots eg to méduyog. veov Ól xu-
letra 6 devregos, onuaiver dé 1
xÂÏoig tov dmò Tig avatodijs EX-
didóuevov, Ov vetdov 6 loonzos
deyer tgocapogevev toùs EAAnvas,
6 Ô ¿ml tovto tipors Eorlv dv
nal dipidd nxadetodui pur 6 aù-
tog, xal rd pera orevdtytog ¿EN
éupaivesdar rH óvópare. 6 dk
Aoiuxdg edpoarns éotir, fro. pop,
n &v90g Y oxeduouds. Hal Up
Mekler.
tv lvdınyv dudov, xat Exdidods *
eis to médayog. yewv dè xaleîre
Ô devtegos, Gnuaives Ot y xAñors
toy ano ris dvarohiis Endıddusvor,
Ov veidov 6 lo6nxog déyer xQ00-
«yopeverv toda ¿ddnvas, 6 0” éxi
tovt@ tiyoLs (ns corr.) éorly, ov
xal duylad xadeiodat por 6 av-
TOS, xal TO pera ortevéentos 66V
¿upalveoda to. óvóuare. 6 dè
Aoınög edpodrns éotiv, fro. pogà,
y ävdos, 7) cxEdacuòs. xal &upa
dE odroı elg tv éoudgdv elopal-
dove. Ddlacoav.
‘ 1) Die Wiener Handschrift ist seit Wolf kollationiert worden von Pinder,
jedoch nur für die praefatio and Buch 7—12, und von Herm Dr. Siegfried Mekler
in Wien aufser an den gleich anzuführenden Stellen für Buch 13—18 zu meinem
Gebrauche.
2) Ungenau Pinder (Ducang. pruef. p. XIV ann. 2 Bo).
Th. Büttner-Wobst.: Studien zur Textgeschichte des Zonaras
83 obo: sig viv tevdeàv stofdi-
lover Pddacoay.
213
I p. 10, 8 W (I p. 27,11) pera zulıdda dixo exer. . o
Wolf I p. 225.
pera yıllovs ¿Emxoclovs reevrí-
xovra nai FE ¿vvuvrodva 6 rxara-
xAvouds Tic ys émevavexro. ¿q
niégase, Teoougdxovtra, AaBood
AUTOJEQUÉVOO TS VS deroù, ws
bmepßivaı to bdwo éxl névre xal
déxa miges tà tev dgav vpyaó-
Mekler.
pera yıllovs Ebanodiovg TEVTÍ-
xovta xal EE Eviavrobs 6 xata-
xAvoudg ths vis émevivexto. Ep’
MUÉQUIS, TECOaQcxovta, Zavgov
xatageomevov Tis Ye VETOÙ, we
vreofijvar to Op éxi nevre nal
dexa migere ta trav dov vwnad-
tega ... Ita Viennensis codex habet. rege.
Aber auch Korrekturen hat sich Wolf nach der Art der Gelehrten
jener Zeit in diese Handschrift einzutragen gestattet; ich fiige zum Be-
weise die Nachbildung der ersten Zeile von $. 389" der Handschrift
(s. S. 216 Nr. 3) bei (Zonar. XV 25 = II p..401, 28 Dind.): éx yuvarxds
¿god tà pañla: Y È Noéua xal pera osuvod Eovdmuearog evordyas.
Das übergeschriebene ¿ovdoeyueros stammt zweifellos von Wolfs Hand,
‘ wie der Vergleich deutlich zeigt.
Vom 10. Buche der Annalen an hat jedoch unserem Herausgeber
aufser den Handschriften C und B, wie wir mit Pinder- den Wiener
Codex nennen, noch ein drittes Manuskript zur Verfügung gestanden;
denn es muls jener Codex, von welchem Wolf kurz angiebt, dafs er
de imperatoribus handle, mit dem 10. Buch seinen Anfang genommen
haben, da Wolf selbst mit diesem Buche die Kaisergeschichte (tom. II
p. 118) anfangen läfst. Es existiert nun in der Münchner Hof- und
Staatsbibliothek eine in der neueren Zeit noch nicht benutzte Bombyein-
handschrift der Annalen des Zonaras Nr. 325, welche wir kurz E be-
nennen wollen. Dieselbe stammt, wie es scheint, aus dem 14. Jahr-
hundert und enthält auf 296 Seiten das Geschichtswerk des Zonaras
vom 10. Buche bis zum Schlusse. Die Überschrift dieses Manuskripts,
welches ich selbst für die byzantinische Geschichte (Buch 13—18)
verglichen habe, lautet in Rotschrift: 7 xporépa BißAog wegueéyer tà
ÉBfeatxà xl tà nepl rie Guns xa) Tor brareov: adın dè Tag negli
thy adroxpurépor loropías te xal dinyyjoes.') Auf dem Vorblatt der
. 1) Danach ist Hardt p. 307 zu berichtigen, welcher als Überschrift fülschlich
angiebt: ’Indyvov tod fovapd (sic) yoovindy eq) trav atbroxgatdguy Sopaloy.
Der Parisinus 1715 (A) hat die ähnliche Überschrift (8. II p. 298, ann. cr. 8):
î) pio rooréga Blflos wegiézer rù iBoaink nal rá tis Gouns nal tà ray dxeredy,
214 I. Abteilung
Handschrift!) befindet sich vorerst die nach Zonar. XIV 19 zurecht-
gestutzte Notiz ¿xi tijg Bactdetag awvoruvrivov Tod Exybvov MeaxAetov
¿dafov bi tig &yao thy vijoov óddov, bre xal tov mepinvotov Ev dvrj
ordogovta n0Av000v xadnoinacıv, dv tov yaAxdv lovdaiog tig ¿uxogos
- zgıautvos evvaxocdiarg xaprdois Acysraı tobrov uerevepxetv. Darauf
folgt, wie es scheint von Dernschwams Hand, die nicht ganz zuverlässige
lateinische. Übersetzung: Rhodus nobilissima Insula a Saracenis op-
pugnata est. quam capientes plurimum ex ea auri avexerunt. Et Co
lossum Solis nobilem altum 110 ped. Ex cuius aere Iudeis uendito
non ingentos (sic) Camelos onerasse dicuntur. Zwei Blätter später
hat dann Dernschwam folgendes eingetragen: Hunc Secundum tomum
Ioannis Monachi Zonare (sie) de imperatoribus Romgnorum et graeco-
_ rum emi ego Io: D: Constantinopoli ab Alexandro Chartophilaco (sic)
Anno Dini 1554 — Primus vero tomus eiusdem Zonare de Rebus Iu-
daicis habetur una cum prescripto Secundo tomo in eo magno codice,
quem -emi a Dno Antonio Kantacuseno in pera, sive Galatia.
Nach den oben gemachten Erfahrungen dürfte es nun gewagt
erscheinen, infolge der Übereinstimmung jener Notiz mit Wolfs oben
angeführten Worten den Codex E ebenfalls für eine von Wolf benutzte
Handschrift zu halten, wenn nicht wiederum ein unterstützendes Mo-
ment in den Korrekturen jenes Münchner Manuskripts zu finden wäre.
Auf p. 1407 der Handschrift E befindet sich (s. S. 216 Nr. 4) auf
der achten Zeile: Zonar. XIV 5 = II p. 267, 18 Dind. ovorivog xodg roy
dilpa rrrxrrr ¿otetde moéopers xual Odea Gvuuagiav die Ausfüllung
einer Lücke von etwa sieben Buchstaben durch die Worte av oùvvor.
Dies ist jedoch, wie der Vergleich mit den übrigen Schriftproben zeigt,
Wolts Hand, und somit ıst der Beweis erbracht, dals wirklich dieser
Codex E bereits von Wolf benutzt ward.?)
Allein noch einen vierten Codex hat Wolf aus der Bibliothek
Johann Jakob Fuggers (1516—1575) nach seinen eignen Angaben zur
Ausgabe benutzt, welcher mit Konstantin dem Grofsen begann und bis
ans Ende sich erstreckte. Nun besitzt die Münchner Bibliothek eine
Papierhaudschrift des 16. Jahrhunderts Nr. 93 (s. Gardthausen gr. Pal
avry dì rag rep) roy abrongaroow» icrogias (s. S. 235 Nr. 7). Ducange (p. XV Bo)
führt. als Überschrift cines cod. regius Parisinus an: ’Ev zeoreex Biflo reoréze
tà Eßoaina nal tà neo ‘Popatov raro», To Ô TRS THY «vtongatoRa icrogics.
1) Es sei nebenbei bemerkt, dafs zum Bekleben des innern Teils des Holz-
deckels, welcher die Handschrift umschhefst, ein Pergamentblatt benutzt war, welches
ein Stück des 26. Kapitels des Evangeliums Matthäi enthält.
2) Natürlich wird diese Thatsache an unzähligen Stellen bestätigt, wie der
apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 215
S. 320 u. Emmanuel Embenes), die wir D benennen wollen, welche
Buch 13 bis zum Schlufs enthält; auf 239 Blättern wird dieser Ab-
schnitt des Zonaras dargestellt, dann folgt von Blatt 240" bis Blatt 546
die Historia des Nicetas Choniata von derselben Hand. Der letztere
Teil der Handschrift ist bereits von Immanuel Bekker in seiner Aus-
gabe des Nicetas benutzt worden (s. dus. praef. V) und derselbe hat
auch erkannt, dals Wolf in seiner Ausgabe des Nicetas diese Hand-
schrift benutzte. Ist es also nun von vornherein wahrscheinlich, dafs
Wolf, welcher in demselben Jahre 1557 den Nicetas und Zonaras
herausgab, die Handschrift, welche beide Schriftsteller ganz oder zum
Teil enthielt, auch für beide Ausgaben benutzte, so wird diese Wahr-
scheinlichkeit wiederum zur Gewilsheit dureh die Korrekturen, welche
D im Texte des Zonaras und Nicetas enthält. Dieselben gehen alle!)
auf eine Hand, die Wolfs?) zurück, wie eine Probe (s. S. 216 Nr. 5)
bestätigt. Dort. findet sich am Rande von:S. 127" der Handschrift
folgende Ergänzung einer Lücke: 6 pév Ev rodovroıg (sic) wg péya rl
xatogd av éBoev&vero, tois 0° &Aloug avonrulveıv Exgivero xal uioos
Exiorpepeiv xar” abroö (Zonar. XVI 5 = IV p. 17, 3 Dind.). Der Ver-
gleich mit der Handschrift Wolts bestätigt, dafs nur er diesen Zusatz,
der nebenbei aus E stammt, gemacht haben kann. Diese Handschrift D,
welche Wolf stellenweise zur ganzen Unterlage für den Text machte,
ist jener codex noster, von welchem der Herausgeber sagt, dafs er
viele Lücken desselben ans B ausfüllte.
Somit bliebe nur noch die Untersuchung übrig über die fünfte
und letzte Handschrift Wolfs, welche Dernschwam ex vetusto codice
hatte abschreiben lassen und die bei Konstantin dem Grofsen begann
und bis Justinian reichte, also Zonar. XIII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin.
. enthielt. Leider ist es mir nicht gelungen, diese Handschrift, die ich W
zu nennen pflege, irgendwo zu erlangen; es ist aber der Verlust
derselben, wenigstens was die Textgeschichte betrifft, leicht zu ver-
schmerzen, da Wolf ganz selten diesen Codex eingesehen hat, wie der
apparatus criticus meiner Ausgabe zeigen wird. — Fassen wir nun
zum Schlufs das Ergebnis unserer Untersuchung über die editio prin-
ceps zusammen, so lautet dasselbe:
1) Nicht allzu häufig hat der Schreiber Emmanuel selbst Nachträge am
Rande gemacht, wenn er aus Flüchtigkeit dies oder jenes aus dem Original weg-
gelassen hatte.
¢ 2) Ein künftiger Herausgeber des Nicetas dürfte dies auch beachten müssen;
so ist z. B. in diesem Schriftsteller p. 660, 23 8. xal mue” ’Avdgovinov tvpimwtevres,
«lid dij nai 6 tal cy delgi) «bróv yauBedg von Wolf in D, wahrscheinlich aus
cod. Monac. 450, am Rande ergänzt.
I. Abteilung
216
"2. Cod. €
. Cod. B
. Cod. E *
5 Cod. D
+ Wolfs Hand ‚IE wit A rr Oude ig ihrer Anais
Tp iylapeere rs Re wagte 20V pensa, rule à Pr.
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Th. Bittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 217
Hieronymus Wolf benutzte bei seiner Ausgabe des Zonaras für
die Vorrede, Buch 1 bis zum Ende des neunten Buches den cod.
Viennensis Nr. 16 (B) und den cod. Monacensis Nr. 324 (C). Für
Buch 10 bis zum Ende des 12. Buches kam noch aufserdem hinzu
der cod. Monacensis Nr. 325 (E); für die byzantinische Geschichte
endlich zog Wolf aufser den drei genannten Handschriften noch heran
den cod. Monacensis 93 (D) und eine verschollene Handschrift, welche
jedoch nur Buch XII 1— XIV 5 fin. bez. XIV 9 fin. enthielt. In
alle diese Handschriften, soweit dieselben jetzt noch bekannt sind,
machte Wolf mit eigener Hand Einträge, indem er Lesarten, Korrek-
“turen, Ergänzungen u. s. w. aus einer Handschrift in die andere über-
trug. Der Quellenwert der editio princeps ist also, wenn man von
jener verlorenen Handschrift absieht, gleich Null.
Kapitel 2.
Die Pariser Ausgabe.
Nach Hieronymus Wolf ist die Epitome des Zonaras auf Grund
neuen handschriftlichen Materials wieder im Jahre 1686 £ von Charles
du Fresne, Sieur du Cange, in Paris herausgegeben worden. Natürlich
hat dieser Gelehrte die Schätze der Pariser Bibliothek zu seiner Aus-
gabe herangezogen, wie er selbst (praef. p. XX Bo) ausführlich mit-
"teilt: „Graeca contulimus, maxime in locis qui dubietatem quandam
praeferebant, cun: quattuor codicibus Regiis et uno Colberteo. Regiorum
duo .integros Annales complectuntur,. praeterquam quod horum alter
duobus foliis initio mutilus est: tertius secundam Annalium partem:
quartus demum, isque recentiori descriptus manu, eosdem Annales ab
imperio Diocletiani ad Alexium continet. codex Colberteus sat bonne
notae, paucis etiam paginis initio mutilus, desinit in huiusce editionis
sectionem 34 libri 12, in Maximini scilicet et Licinii imperium.“ Ver-
.gleicht man nun die Angaben iiber den jetzigen Bestand der Pariser
Bibliothek an Handschriften der Annalen des Zonaras nach den Be-
richten des älteren Katalogs, Omonts und nach den schriftlichen Notizen,
welche von Sinner im Jahre 1832 an Pinder geschickt hat, so lassen
sich mit Leichtigkeit, wie es schon Pinder im allgemeinen richtig in
den Noten zu der oben angeführten Stelle gethan hat, die Handschriften
Ducanges identifizieren.
Zwei Pariser!) Handschriften enthalten den ganzen Zonaras und
zwar a) Nr. 1714 ein bombycipus in fol. des 13. Jahrhunderts, ge
1) Über die Handschriften 1714, 1768, 1716, 1718 vgl. noch Omont, catal.
d. manuscr. Grecs de Fontainebleau, Paris ‘1889, Nr. 237, 238, 240, 241. .
Byzant. Zeitschrift I 2. 1.
218 I. Abteilung °
schrieben auf 349 Blättern zu zwei Kolumnen mit je 37: Zeilen die
Seite; b) Nr. 1716 ein chartaceus des 15. Jahrhunderts, der in fol.
335 Blätter zu 45 Zeilen die Seite enthält; derselbe ist am Anfang
der Vorrede und gegen Ende der Annalen verstiimmelt. Diese beiden
Handschriften sind identisch mit den duo Regii, welche Ducange am
Antang anführt.
Ein Parisinus Nr. 1768, em chartaceus des 14. Jahrhunderts, der
in Oktav 348 Blätter zu 24 Zeilen die Seite enthält, beginnt erst mit
dem 10. Buche. Dies ist der codex tertius Ducanges.
Ferner diejenige Handschrift, welche von jüngerer Hand geschrieben |
ist und von Diokletian (Zonar. XII 31 (II p. 613, 14)) bis zum Schlufs
reicht, kann nur der Parisinus Nr. 1718 sein. Dieser Codex ist ein
chartaceus in fol. des 16. Jahrhunderts und enthält den angegebenen
Abschnitt auf 240 Blättern, die Seite zu 30 Zeilen.
Endlich aber benutzte Ducange einen guten codex Colberteus, der
jedoch bei Zonar. XII 34 (II p. 625, 12) aufhörte. Dies ist der Pariser
codex bombyeinus Nr. 1717, welcher im 13. oder 14. Jahrhundert in
Quart geschrieben 418 Blätter, die Seite zu 28 Zeilen enthält und am
Anfang ebenfalls verstümmelt ist.
Demnach hat Ducatige benutzen können für:
pract. Buch 1—IX fin. 774, Nr. 17161), Nr. 17174)
Buch ras XII 30 fin. | _ Bu _ si
(IL p. 208, 8613, 12)] Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1768
Buch XII 31—-34 med. | Nr. 1714, Nr. 1716, Nr. 1717, Nr. 1718,
(II p. 613, 13—625, in] Nr. 1768 .
Buch XII 34 med.—XII 34 fin.) Nr. 1714 oder Nr. 1716*), Nr. 1718,
(II p. 625, 12—628, 10) Nr. 1768
. Buch XIJI— XVIII fin. Nr. 1714, Nr. 1716°), Nr. 1718, Nr. 1768.
Die Methode, nach welcher Ducange seine Handschriften benutzte, ist
eine rein eklektische, wie er selbst andeutet; er legte den Wolfschen
Text, welcher für die ersten 12 Bücher sich hauptsächlich an C an-
1) Doch war Nr. 1716 und 1717 (s. 0.) am Anfang nicht ganz vollständig;
dagegen mufs es ein offenbares Versehen Ducanges sein, wenn er zu Buch V
cap. 26,(1 p. 463, 9) in den not. hist. p. 14 bemerkt: verba Zonarae Wolfio men-
dosa videntur, tametsi ita etiam praeferant tres MSS Regii et Colberteus ...
Denn vier Handschriften, welche das 5. Buch enthielten, lagen gar nicht vor,
nur die oben angeführten drei; daher ist wahrscheinlich zu schreiben ... prae-
fgrant tres MSS: Regii et Colberteus.
2) II p. 625, 12 ann. cr.: quae deinceps adduntur, absunt ab uno e codi-
cibus Regis.
3) Gegen Ende des 18. Buches war Nr. 1716 (s. 0.) verstümmelt.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 219
lehnte, dagegen in der byzantinischen Geschichte bald D bald E be-
vorzugte, ohne weiteres zu Grunde!), um nur an Stellen, welche ihm
zweifelhaft erschienen, Einsicht von seinen Handschriften zu nehmen.
Ja selbst diese immerhin wenigen Angaben Ducanges über seine Hand-
schriften, die um so seltner werden, je mehr sich das Werk dem
Ende nähert, sind nicht ganz zuverlässig. So giebt er Zonar. X 13
(II p. 339, 9) zu xal Ilias an: „ita alter e Regiis et Colberteus: alter
Regius Ilíovg, Pius“. Jedoch ‚nach Haases Notizen, welcher für diese
Stellen die vier Handschriften, die in Frage kommen, einsah, haben
alle deutlich x(«g. Trotzdem nun also eine gewisse Vorsicht selbst
gegenüber ausdrücklichen Angaben Ducanges geboten erscheint — still-
schweigendes Übereinstimmen®)' mit dem Wolfschen Texte berechtigt
im allgemeinen nur zu der Annahme, dafs Ducange seine Handschriften
nicht eingesehen hat — so wäre es doch ungerecht, gewisse Verdienste
des französischen Gelehrten um die Förderung des Textes (denn nur
davon ist jetzt die Rede) zu verkennen. Der Fortschritt nämlich, den
Ducange gegenüber der editio princeps an einzelnen Stellen wirklich
gemacht hat, liegt begründet in der Beschaffenheit seiner Iland-
schriften, auf die wir näher einzugehen hätten. Da giebt uns nun für
die Qualität jedes Manuskripts den besten und sichersten Mafsstab der
vortreffliche codex Parisinus Nr. 1715. „Diese Handschrift“ — so
teilt Haase mit nach den Notices et Extr. VIII 2 p. 19 — „wurde von *
Girardin 1687 in Konstantinopel gekauft, 1688 auf der Bibliothek von
Tesnier in Empfang genommen, nachdem er dem Girardin bei der
Wahl, der Altershestimmung u. s. w. beirätig gewesen und dann nach
Paris zurückgekehrt war. Die handschriftlichen Bemerkungen auf dem
Vorsatzblatt der Handschrift rühren entweder von Jean Boivin oder von
Sevin her, von Ducange nicht, obgleich dieser erst am 23. Oktober 1688
starb und alsö die Bemerkungen wohl geschrieben haben könnte —
allein sie sind nicht von seiner Handschrift.“ Zum ersten Male wurde
dieser Bombyeineodex, welcher in folio im Jahre 1289 geschrieben
ist”), von Friedrich Haase im Winter 1838/1830 genau verglichen.
Diese Kollation, die mir handschriftlich vorliegt, ist m Dindorts Zona-
_— —_—— —
1) Sogar Druckfehler der editio princeps werden sehr oft belassen (ich fiihre
nur aus dem 18. Buche einiges an) z. B. Zonar. XIII 4 (vol. III Dind. p. 187, 1)
gederedrynxe für rereleórnxe, XIII 7 (vol. III Dind. p. 194, 18) modvv für sold;
XIII 16 (vol. III Dind. p. 221, 12) wird das bei Wolf aus Versehen ausgefallene
3” ebenfalls weggelassen. Weitere Belege bringt der app. crit. meiner Ausgabe.
2) Auch das muls in Betracht gezogen werden, dafs der Pariser Text sehr
unkorrekt gedruckt ist.
3) S. Zonar. ann. ex rec. M. Pinderi vol. Ip. V.
15*
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 991
Handschriften Ducanges und sämtliche Manuskripte Wolfs ein Bild zu
geben. Wir haben daher das 5. Kapitel des XVII. Buches!) ausgewählt,
das für die Beurteilung der Handschriften besonders wichtig erscheint.
Allein noch zur rechten Zeit bin ich durch die Güte der Herren Prof.
Dr. Mau und Dr. Tschiedel in Rom m die glückliche Lage versetzt worden,
zu den Varianten sämtlicher Pariser Handschriften und der Handschriften
Wolfs für den ausgewählten Abschnitt noch die Abweichungen aller‘)
Handschriften des Zonaras, welche dem 13. und 13—14. Jahrhundert
angehören, also die ältesten sind, zu denen zwei jüngere vatikanische
Handschriften kommen, hinzufügen zu können; ja auch die beiden oben
(3. 208) erwähnten Wiener Handschriften, wurden von Herrn Dr. Mekler
in Wien für das ausgewählte Kapitel verglichen.
Die Bezeichnungen der Handschriften sind folgende»
Parisinus Nr. 1715 A
Alle übrigen Handschriften werden zusammengefafst R benannt;
im einzelnen sind es:
Viennensis Nr. 16
Monacensis Nr. 324
Monacensis Nr. 9%
Monacensis Nr. 325
Parisinus Nr. 1714
Parisinus Nr. 1716
Parisinus Nr. 1718
Parisinus Nr. 1768
Vaticanus Nr. 136
| bedeutet Zeilenende.
Wird ein kleines s hinzugefügt (z. B. U*), so bedeutet dies cin
Zeugnis ex silentio.
Tritt zu BCDE ein kleines w (z. B. C*), so bedeutet dies, dafs
Wolfs Hand diese Lesart in die betreffende Handschrift eingetragen hat.
m in’Verbindung mit BCD u. s. w. (z. B. D") bedeutet, dafs diese
Lesart sich am Rande findet.
Die Wolfsche Ausgabe wird mit w, die Pariser Ausgabe mit p,
die Dindorfsche Ausgabe mit Di bezeichnet.
Palatinus Nr. 271 J
Vaticanus Nr. 135 M
Vaticanus Nr. 981 G
Vaticanus Nr. 980
Urbmas Nr. 95
Palatmus Nr. 202
Viennensis Nr. 45
Viennensis Nr. 68
SCHVOBBIa
N< 6 2
1) Ein erschöpfendes Urteil über die Quellen des Zonaras für diesen Absehnitt
zu geben, ist erst möglich, wenn Segers Ausgabe des Scylitzes vorliegen wird;
die Hauptquelle scheint eben Scylitzes zu sein, der uns in seinem Ausschreiber
Cedrenus (II p. 416 ff.) vorliegt.
2) Natürlicherweise konnten die beiden Handschriften, welche unten (S. 234
a. 236) unter Nr. 5 u. 9 aufgezählt werden, nicht berücksichtigt werden, da sic
den ausgewählten Abschnitt gar nicht enthalten.
=
a
20
222 I. Abteilung
Zonar. epit. lib. XVI cap. 5.
(HI p. 172w, Il p. 215 Dp, IV p. 104 Di)
"Anoxaréoty toivuv to tv Pouclov oxfntroov Tolg tovra xara yévos
roocixovor, TH Baoılslo xa) td Kovoravtivo qui, ov È wey elxo-
otòv Hvve rie MArxias Eviavrdv, 6 de ye Kovotavrivos éxtaxad&éxarov.
ald’ oùtor phy tà tic BaorAstas mepiexeivto ovupola, tiv d ¿Eovoíav
5 xmpósdpos BaotAsios mequééwoto ètegvos. iveíyero dì 5 BaotAewog
ufro nenoudos Ecvtd, xal olov xadoreiBy TE naguxouuouévo xpos-
sige xal Eavrov ¿ppúduile ngög tV éxeivou tdHv Onuoolov xeay-
udrov usrayeigicıv xal diolangiv, wo dv xapod xalovyrog obras xal
aúrog ta xegl rodg Orperiwrxoüg xateddyoug xal tie” moditixi)g
evvoulag weräyeiplontei. iv yo to dog Eyonyopng xal deaotipios,
GAN odx dveruevos xatà thy adelpov® xal regi tov agyov Biov £ayo-
lang. tote yodv elo toùs duatuovag tovtovs TEQLÉCT TO xoKTog xal
avrixa & tig Urepopíus TV tovtovs xatayer texodoav 6 mpdedpos xal
roîs viots anodidwoıv. drontevov dè tov payiotgov Bagdav tov LxAn-
ody, Oroatnddryy dvra al ados bp’ Exvtdy Exovta tas Edas Övvdusıs,
épageirar uty «drod Tv rod OrgarnAdtov dov, dodxa dt Mecoxo-
tapius abvrov ngoxeıgitereı. todro opddga Mviuoe tov ZxAmodv, xt
üAlog del teépovre mag’ Éaur® tie BaorAeius tov ¿puta mobs &xo-
oracíav Moédioe. xatalapov o0v rhv dex%v eis Av xooeBéBAnto
nollois dvendlupe To kndogntov. «uiovuevos dè did tag dpuoretas
1 dxexaréotn H voivvr om. T*(?)p onnmeov» H toîs rovrm—2 reocruovor
om. G tovro D 2 Kovoravrivo] avroo kdelpò G ponut om. G 8 if’ &
5 momronededgog EwpU°G ®vos. fvelgeto — 10 sdvoulas perayerolonto: om. H
áteyvós AEwpU*0G, om. R 6 Baoilsıog AEUOG, 6 faoldesog Pacidevg D,
6 Baoılevg Baoilsıog Rwp 6 wadoreiper D xequuornogevo O (cf. vs. 55. 72.
75. 90) 8 uerageionoıw DEwpQPV® otro R (partim ex silentio) wp 9 abrobg
BQT tc ante weg) om. T 2 C, Wolfius supra add. weg) robg ex rod corr. J
ta unte rjg om. AO, add. R (ex roy corr. J) wp 10 peragstoronta: D, perayergl-
Orta ex perageignontai corr. Q, wetazergioaito VO 79 yae—11 fiov eoyolands
in textu omissa add. Hm 10 1d 7905] à Bœorleds facileros H™ dyenyopds TP
11 dveınevog ex áveiuévos corr. J xal wegl — écyolaxos. om. G éyedy D
éoyolunog AEwpU*0, wepunasg R (in marg. C add. Wolfius: doxolaxw5) 12 xaì
«brixa — 13 6 moosögog om. E aberrans ab altero xa) ad alterum 13 rij» rovrovg
naraysı texotoay AUG, xaraysı y. rovr. ten. R (rt. rovr. rex, narayer U, aarkıcı y.
rovr. tex. Z) wp 14 áxodidoc:: D 15 orearibenv V, orpario © xdous $,
névrag BQTPJ 16 rot om. EwpG*@* dovxa AM, dovxav VO pe pecoxoraplas
A (pe| fol. 428” extr) 17 &vicoe U 18 &llo C ated Q post Sowre add.
xal J 19 igidnos D, joéFifce Jody omisso add. toivvy post dexhy O xgo-
Béfinro Ewp, reovfefinto G 20 «xógenrov] uvorioco» G,
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonarus 223
vxo” xavtds tod orgurevuaros nerdnviovs elye oxedov Gravras. Su
d iv Ev ch facidid. Tüv xóleov 6 maig «bmod ‘Pouavds, éonevos
cer xdxeivov zug Exvtd, na) oretlag Adon tiva Növvidn xal
tov viov ladóvra vrayayeodas, xal adrixa ti Tupuvvfdı Émixeyelonue,
: tuvia te faocdeio tiv xepaidyv dvadeltar xal @Yorvixoig rediAois 25
tods addag Úxodeiras, xal eüpnueitwı wg Buordeds, xal yorpara ovi-
Aten motettar onovönv, xal ovuudyous xoocedype, Toy te tic
"Amöns, dunpäv, obra yag to "Euer xoheiter, xa) tov tig Mugrv-
govxólsos, dì Mucpeoxelu óvopdteras, dll pevror xal “Apufas.
- tovrovs OdV ovurapalafitov mreiyero xpds thy Kovoravtivov, Él- 30
WO. yEnoTaig almpovuevos, As xal UARodEv ¿Dadzre, uällov pevroL ¿E
GvEiQoy tivòs uovazod dperiv ueridvros. ¿dote yao Éxstvos dgav tov
Zreinpbv yuvauxé tive Ep’ dynlie xadnuevn reponse pocsldeiv, tiv
dE pdoriya adri Eyysipiocı Bacıkınıjv. Y uaorıE d°, wo Évuxev, Tv ovp-
PoAov ris Belag doyis ual tie ex tov Eupviiov noléuor av ‘Po- 35
uaxcov pdopàs, nv 6 ZxAnods Ondoòv Tv Puordeiav Evipite mode Tv
olaeziav Epeory apivov td Öpuue. tig dè megl tig Tugavvidog tod ZxAn-
00D Yung pdacdons reds tods xparodvras yropudbero to REQLAELPBiV
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25. 26 xedilous rove módas dnodstras AEwpU®0O, tobe xddag dnodelraı medidos R
26 rà ante yearn add.G geiuara T 27 zeoceingn T re om. G
28 dunöns ®, ápeións J otra — xalsircı om. H otro yùo — 29 dll pévror om.
G 28 Zuss AECDYQVM (ex ceteris libris nil enotatum), Ewer s. acc. et spir. p,
Ends Di, "Euer. videtur esse tenendum conferenti et Cedren. II p. 419, 18 et
Cedren, I p. 237, 1. Constant. Porphyrog. III p. 114, 2. Leon. Diac. p. 161, 19
pagropovaddeme AR (rvgonöisng U) wp, Magrvgomdisag Cedren. II p. 419, 18;
est forma Maœgrvçéxoluç sollemnis (Zongr. XIV 12. Cedren. I p. 726, 13. Malal.
P. 427, 15. Procop. I p. 42, 17. 107, 22. 262, 7. III p. 221, 7..248, 14. 249, 1 sacp.)
que tamen ubique revocanda 29 7 dt — dvouafera. om. H wiegpeoxelu ARwp
cod. Coisl. Cedreni II p. 419, 19, wi) épeoxeslu E &coofas E, deafiag B 30 cvu-
*olafoy EwpT'U*G vnyyero U tig K. J avoraveıvodmolır D 30.31 &Arioıv
enKEvog zenoralz VS 31 alogovuevos corr. ex ¿wgovuevos E, éwigovuevos D
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de Rovazoò om. initio versus C éxeivo EG 32. 33 r0v ZxAnçdr om. C 33 re 0
*ó0tozh5 MZ 34 ¿ygetoroa: ADQ yucorı&) tavry O 35 ig Belag — tijg Eu om.
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Th. Büttner -Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras ° 225
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Ste xa) ¿Dadacooxpdre: 6 arootarns. ordiov ovy 6 xagaxomuouevos
étomudoag exxéuner xara tov OTOÂAOU TOD anootcrov, xal vavpagias pevo-
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Öısridero xal rdv ’Egwrınov eis Nixaev imeppe Tv tig Biduvias
untodzoiwv, tadınv pooveñoovra, 7) npoaßeAmv 6 ZxAneds drexpovodn
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lacas VB éneyoger J meds tòv rólepoy món add. ante éydeee H (v. infra)
zoös... dvrsößes cum lac. VI fere litter. A, cum lac. XII fere litter. C, sine
lacuna EG, cum lacuna TU, cum lac. X fere litter. OP; reds tó»... ivteddey
cum lac. XII fere litter. BM, cum lac. XXII fere litter. D, cum lac. III fere
litter. J; mods ro... tvreddev cum lac. XV fere litter. 9, cum lac. XX fere
litter. V; xeòs ra... évrevder cum lac. VII fere litter. Q; reos 1° érredtev Sp
mods t...érre68sy cum lac. XII fere litter. Z; dvrevdev, omisso weds nullaque
lacuna H (v. supra); weds * x Evreüden w mods (tiv ‘Avarodny). évredder Di ex
Gedren. II p. 424, 23, ego praetulerim reos ré ‘Avarodixe). Evrebdev 62 elye
Vd sal ante zegh om. Rwp, ten. AUOV adroig VO 63 xatadipravovia Q
áfeoxagio J (v. vs. 66) 64 mpgocxezognxoros VO 65 |adrdv A ruguseirny G,
saçorienr ex raçpovséenr corr. J 66 «feoriapiov C (v. vs. 63) rewmrofeoricelov 1)
(v. vs. 70) zgooßalövreg ex npooßallovres corr. E éxeivo om. DM 67 dè yvoc9n D
oby xavtl| ovunasıı S, cvuraviì H 68 oveovyynra: Ewp 69 oroariós
(= orçgari& nal) D sed punctis ad ereands additis repetit DM creerà, ne quis
ergariás intellegat 70 &yresto T, dvnen V, ¿rienta: H — rewrofecrnceros D
(v. vs. 66) piv om. O ee O 71 Baoledy Q, Pacilsioy J 72 reprnoruopevos O
(v. vs. 6) 78 cod orólov om. G yivouévns Ewp 74 cè nal DM 75 civ pr. add.
AG, om. Rwp zegıxoıuouevog O (v. vs. 6) 76 vixnay O rijvom.Ewp tiv — 77
unreémolir om.G 77 Bnduvias Dw, Büßüriag E 77 peoveisorrar E, peovercauvra J
xgoofelov D pro ¿xexgovcdn — 87 ris óleos omissis praebet roüroy éxet®ev
áxélace (sic) Lpò mistouevov H 78 no pértor nal goeovore:fijocas Rwp; equidem
proposuerim: xed pévro: Eygovorgeußnön enel, Ciel)... xageoxedacer
226 I. Abteilung
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tipyoag xal yofuara day mapuogouevos xal thy xara tod ZxAngod
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79 ro Evdov Q Evdotey C yoòv AR, otv EwpCQT+U:VOD 80 ro évarrior
E, tóv ¿vavriov DTM p«¿uuov Eninowoe — 81 rdv dyxov in textu omissa add. En
80.81 rods oiróvas pupuov érlyooce AE ıyauu él. E") wpUSOG, roög... erro-
Bolúvas paupov ... remineoxos Cedren. II p. 428, 12, eig rots ciróvoas wappor
cuvexouce R 81 tiv waupov cito AE"wpUS0(, cito (oirov G) thy pappos R
tréyoooey AEMwpU®0:*G, ¿xiygemoas Cedren. TI p. 428, 14, Éréyggooé re xal
érsuadvyev R, éméyeucs te xa) nénuye S, éxéyocer p tóvom. T 82 ov» in textu
omissum in marg. add, CW post «Aorods add. «broîs Q 83 odd’ AEwpUOG,
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Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 997
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dxavereívero xaı’ abro, rod dl xAdEvros mods Dárepov uépog xl Tv
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toy favròv Nyeudve, dxparós bourxesav roda puyív. xatavorcus Ot ro
yırdusvov 6 Donûg ÈnELOL rois pevyover roves olxeiovs xaguPagovvac’
xal xolloi psy dvnonvio Ind tay avrınol&uwv, xollol dì xl NALOXOVTO, 120
mAelovs d ia’ dddijdoy dxreívovro Hvumarovusvor. ¿vrevdev 6 Lxdnods
¿faxopndels wera Tov rep pdevcor xatTapevye. ngog Xoggdynv tov
Bafivióviov. xal Toüro padov è faordeds Exeupe pos Koogdnv, «Eniv
un apoodetactt toy Tvpavvifoavta xatà tod olxelov deomórov yevd-
bed
05
102 zede om. BQTJP 104 fpôn in textu omissum add. DD relces toy —
106 xas” aùzod AEWpTOG (v. tamen vs. 105), xara tod pou 6 oxinods Elpos
Exavarelvaodaı R 105 post Eregor add. Aeyovar U 106 éraversivuro E wp ÜrOrG®
post de add. paxa VD ulioderros J 107 exdivavrog AD cd pr.] ro D rod om. U
&xod D £6 005 Eureusiv rod innov tod rod pœox& ALOU, rod inzov tod pare
TO 005 tursuelo R, tò oùg Éxreueïr tod Innov Tod por wpls(?) 108 xoeivn D
109 fig om. UVE 111 xepvouéro D, zeqpuouevov corr. J éxiyayov AO,
«xúyayor Rwp 112 dvanrıoduevol te E, dvanınodusvoi ve U, «vuxrnoouevóv te Q
118 axoggdwarres Ewp, crogeiwavres Ui, «xmopevparres superscripto oJ xel
cod —114 za sienpeva om. (+ 114 rocovro DM, rodbro DH œquywrC 115 droounernoag
Q, éxocoxgrioag ex &rocunetioas corr. H éxedarvev AR (¿xpóueve DMZ), éxpóavev
wp évà AR, ¿vá superacripto xara J, xara DMZ 117 érionpos ye — Alyórrios
om. G éxiengos ex corr. J aiyúxrrios EB 118 éavróv A, B corr. ex ¿avróv,
CQP, Cedren. II p. 432, 23 vouicavres thy tavròr &ogorra wenroxéver, ¿avróv
09H, atsdx DEwpR® éxgáros J 119 yevóuevov HD Enero VD apa do púvas
P 120 óx0 AR, ¿xd EwpS*, rage H, om. G xa ante ritoxovro om. H nAlonovro
Q 121 cvurrarodueyo: éurelyovro C 122 toy Bafvibviov — 123 reds Xocgón» om. ©
128 xal ante roöro om. Di (cum Haasius ad vol. II ed. Parisinae p. 218
lin. 47 recte annotasset xa) in codice A esse omissum, Dindorfius id perperam
retulit ad xa) lineolae antecedentis) 124 rugavvicaria E ante xara udd. xal
Rwp oixsiov] idiov B i
228 I. Abteilung
125 MEVOV, Iva un) xal xa® Exvtod vróderyua Join ovx qyadóv. Epege Y
O neupdels xel mods tov ZxAngòv xal rodg per” avrod Eyypape ti
- Bach Beßarwdevre zEoi, auvnotiav avrols tOv rexoayuévov fpa-
Bevovta, Ei Anooreiev ris Eyysıojoeng xal td Baordet daoxdpusr.
tudra TR dg tov Txdynody xal rodas per” énsivov Baoileux yodupara
150 08 Eyvo 6 Bafvióvios, avróv te tòv tiv rmosofziav xringobvrae xal
rdv ZxAnpov xal rodg per” adrod orparióras xadeloyvuoiv. ivradia
uty obv tóte TÀ tig dnooradiag ¿Ante td ZxAno®.
125 xa) ante xad° tenent AEwpOS*Us, om. R den G 126 Eyyoador VO
127 Befeodévra T duvnorelav EwpH 128 éyzyetoíceos BQSTP 129 raòre
tà — yedpuara om. H ra om. D pereneivoy A, per” éxtivov Rwp, ¿xelvov DMZ
Bacilera yodupara om. (+, yocpuare facilita DSMZ, 130 ag ¿y»ow] d yvov;
H re om. G 131 crearibrag D, om. DSMZ 132 róre post éxosrucias
ponunt DMZ
Überschauen wir nun die Variantenangaben zu diesem Kapitel, so
ergiebt sich als eine unleugbare Thatsache, dafs alle achtzehn Manuskripte
dieselbe Lücke (ann. er. 61) haben. Es würde deshalb nun sehr nahe
liegen — um zuerst den Wert der Handschriften Wolfs zu besprechen —,
die älteste der vorliegenden Handschriften, den codex A, als den arche
typus anzusehen, aus welchem alle jüngeren Handschriften geflossen
wären. Allein es finden sich zahlreiche Stellen (II p. 3, 7. 31, 13.
221, 7. 251, 22. 255, 1. 395, 19. 405, 1. 440, 5. 462, 12. 471, 11.
551, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9 u.a. m.), an welchen A offenbar
Lücken hat, deren Ursprung nebenbei sich öfter (so II p. 31, 13.
395, 19. 440, 5. 462, 12. 471, 11. 531, 11. 583, 11. 588, 21. 616, 9)
ohne weiteres erkennen liifst; da aber BC dieselben Lücken nicht auf
zeigen, sondern vielmehr die vom Schreiber dieses ältesten Parisinus
irrtümlich übergangenen Worte klar und deutlich geben, so können
diese beiden Tlandschriften nicht aus A selbst direkt geflossen sein.
Da jedoch BC dieselbe Lücke (s. ann. er. 61) wie A zeigen, so müssen
sie auf dieselbe Quelle, aus der A flofs, zurückgehen. Aus diesem ge
meinsamen archetypus, von welchem uns A das treueste Bild giebt,
sind also, wie die Übereinstimmung aller jüngeren Handschriften im
allgemeinen und besonders in Bezug auf die ann. cr. 61 erwähnte Lücke
zeigt und wie sich im speziellen für DE noch genauer aus meiner
Ausgabe ergeben wird, eine Reihe von Handschriften geflossen, die ball
mehr, bald weniger durchgearbeitet waren und Erklärungen und stili-
stische (seltener sachliche) „Verbesserungen“ enthielten, welehe den Zweck
verfolgten, den Text leichter lesbar zu machen. Dies sind die Quellen
der jüngeren Handschriften.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 229
Unter denselben ist am wenigsten von der korrigierenden Thätig-
keit die Handschrift E beeinflufst, und es spricht sehr für Wolfs philo-
logisch-kritische Beanlagung, dafs er gerade diesen Codex für viele
Bücher des Zonaras zu Grunde gelegt hat; unter den vier Pariser Hand-
schriften aber, welche Ducange für die byzantinische Geschichte be-
nutzen konnte, findet sich, wie es scheint, nur eine einzige Handschrift,
welche sich mit E vergleichen läfst, aber natürlich viel geringwertiger
ist: der Parisinus 1768, den wir U benannten. Hätte Ducange diesen
Codex in Verbindung mit Q und T (S ist D sehr ähnlich und kommt
weniger in Betracht) ausgenutzt, so hätte er für die Bücher der by-
zantinischen Geschichte, bei welchen Wolf leider D zu Grunde legte,
den Text kritisch fördern. müssen. Allein dies hat der Pariser Gelehrte
verabsäumt, sich vielmehr zumeist ohne weiteres dem Texte Wolfs an-
geschlossen, ohne seine Handschriften einzusehen, und somit, für die
Bücher XII bis XVIII kritisch äufserst wenig geleistet.) Höher ist
jedoch sein Verdienst um die Textkritik für die ersten zwölf Bücher
des Zonaras anzuschlagen. Bei denselben legte Wolf meist C zu Grunde,
eine jüngere Handschrift, welche sich nicht selten stark von dem ur-
sprünglichen Texte entfernt und auch öfter durch Lücken entstellt ist.
.Ducange aber hatte für jene Bücher nach der oben gegebenen Über-
sicht zur Verfügung die uns bereits bekannten Handschriften QS bez.
TU und den cod. Colberteus (= Paris. Nr. 1717). Aus diesen Manu-
skripten, die zum Teil (bes. der Colberteus) viel besser waren als C,
hat nun Ducange allerdings an vielen Stellen den Text nicht unwesent-
lich gefördert. So wies er — um nur einiges anzuführen — darauf
hin, dafs QS und der Colberteus die Interpolation I p. 15, 16 — 16, 11
nicht haben, so dafs Pinder, weil auch AB übereinstimmen, mit Recht
jenen ganzen Passus in Klammern schliefsen konnte. An der oben
(S. 212) aus B angeführten Stelle I p. 22, 5 verláfst Ducange richtig
Wolfs Text, der aus C stammte, und schlielst sich der besseren Uber-
lieferung seiner Handschritten, der auch AB und die epitome losephi
8 38 s., Zonaras’ Quelle, zustimmen, an; I p. 154, 6 und II p. 76, $ füllt
er aus dem Colberteus die Lücke genau so, wie auch A liest; I p. 166, 2
wird in treffender Weise für gesuav, wie Wolf nach C schrieb, aus dem-
1) Aus jenen Erwägungen folgt zugleich für einen künftigen Herausgeber
des Zonaras, dafs derselbe nur insoweit die jüngeren Handschriften zu berück-
sichtigen hat, als dieselben einerseits geeignet erscheinen den Text zu fórdern —
dies geschieht selten genug —, andrerseits für die Textgeschichte von Wichtigkeit
sind. Somit würde es eine unnötige Belastung des apparatus criticus sein, die
oben benannten vier Pariser Handschriften bei einer Ausgabe der Bücher XII bis
XVII in Betracht zu ziehen.
see
230 I. Abteilung
selben Colberteus, dèm auch A und die LXX zustimmen, éseud® ein-
gesetzt.
Allein solche Verbesserungen bilden doch immerhin nur die Aus
nahme; im Gegenteil finden sich wohl ebensoviel Stellen, an denen Du-
cange zwar die gute Lesart seiner - Handschriften angiebt, „aber die
schlechte, von Wolf aus C übernommene beibehält. So hat z. B. C und
mit ihm Wolf I p. 87, 8 regupógovs, dagegen die Handschriften Du-
canges [auch AB] das richtige zegıpößovs. Trotzdem behält Ducange
im Texte das verkehrte zegıpögovs. Ferner fügt der cod. Colbert.
[auch A] I p. 211, 2 hinter &xAıxun®üveı noch hinzu xe oxeduc diver;
weder Ducange noch Pinder nehmen dies auf. Erst Dindorf hat mit
Recht den guten Handschriften den Vorzug gegeben. Eine gewisse
Flüchtigkeit zeigt sich I p. 259, 18. 297, 7. 300, 11: hier geben die
Handschriften Ducanges bez. der Colberteus eine Lesart, deren unbe-
streitbare Richtigkeit der Vergleich mit der Quelle des Zonaras lehren
mufste. Allein Ducange unterläfst es hier, dieses vorzügliche Hilfsmittel,
das er senst anzuwenden pflegte, heranzuziehen und verbleibt daher
bei der schlechten Lesart Wolfs.
Fassen wir somit unser Urteil über den kritischen Wert der Pa
riser Ausgabe zusammen, so würde dasselbe dahin lauten, dafs Ducange:
trotz seiner vielen und stellenweise guten Handschriften an nicht allzu
vielen Stellen den Text gefördert hat und dafs daher seine kritische
Leistung hinter der Wolfs im ganzen genommen zurücksteht. Ein zu-
künftiger Herausgeber der ersten zwölf Bücher des Zonaras, welcher
sich der Mühe unterzóge, aulser A BC auch noch die von Ducange in
diesem Abschnitte häufig benutzten Handschriften, bes. den Colberteus
zu kollationieren, dürfte zu einem noch härteren Urteil über den kri-
tischen!) Wert der Arbeit Ducanges geführt werden.*)
Fügen wir schliefslich diesen Betrachtungen eine Besprechung der-
jenigen vatikanischen und Wiener Handschriften hinzu, von denen wir
oben ein genfigendes Bild glauben gegeben zu haben, so fällt von den
beiden Wiener Manuskripten dasjenige, welches die Nr. 68 trägt (Z) und
1) Noch schärfer urteilt W. A. Schmidt (über die Quellen des Zonaras usw.
S. 285 bei Dindorf vol. VI p. LIX): Ducange freilich erklärt einen genauen Kom-
mentar .. für überflüssig (praef. ad not. “hist.): bei solcher Ansicht kann es uns
aber nicht wundern, wenn er, wenigstens beim ersten Teil, für das kritische und
historische Moment so wenig oder vielmehr nichts leistet.
2) Der Text von Migne in dessen Patrologia (iraecn ist ein blofser Abdruck
der Pariser Ausgabe; über die Venediger Ausgabe von 1729 kann ich mir kein
selbständiges Urteil bilden, da sie mir nicht zur Hand ist. Doch scheint auch
diese nur eine Wiederholung der Ausgabe Ducanges zu sein.
Th. Büttner-Wobat: Studien zur Textgeschichte dea Zonaras 931
aus dem 15. Jahrhundert stammt, ohne weiteres hinweg, da es für die
Textgestaltung ohne Belang ist.') Ebenso ist die demselben Jahr-
hundert angehörende andere Wiener Handschrift Nr. 43 (V) für die
Feststellung des Textes wertlos; für die Geschichte der Überlieferung
des Zonaras ist sie deshalb beachtenswert, weil aus ann. er. 122 her-
vorgeht, dafs dieselbe aus der so ähnlichen Palatiner Handschrift des
Vatikans Nr. 202 (9) nicht stammen kann. Damit stimmt vortreff-
lich die Angabe, nach welcher die Wiener Handschrift aus dem 15. Jahr-
hundert stammt, die genannte Palatiner etwa em Jahrhundert jünger
ist. Daher ist entweder das Wiener Manuskript der Archetypus oder
beide entstammen einem gemeinsamen Originale.
In ähnlicher Weise müssen aus den sieben oben verglichenen vati-
kanischen Handschriften ohne weiteres als für den Text wertlos aus-
geschieden werden: der- Palatinus Nr. 271 (J), der Vaticanus Nr. 135 —
(M), der Vaticanus Nr. 980 (P), der Urbinas Nr. 95 (H), der oben ge-
nannte Palatinus Nr. 202 (®). Damit bleiben als bessere Handschriften
nur zwei übrig: der Vaticanus Nr. 136 (0) und der Vaticanus Nr. 981 (G).
Letztere Handschrift, dem 13.—14. Jahrhundert entstammend, stimmt
im allgemeinen gewöhnlich mit der guten Überlieferung, welche A
öfter auch E bietet, überein; allein die vielen Weglassungen (s. ann.
er. 1. 2. 11. 25. 27. 28. 30. 35. 36, 38, 40 u 6.) und eigenmächtigen ,
Änderungen (s. ann. er. 2. 20. 35), welche sich in diesem Codex finden,
sind nicht danach angethan, seine Glaubwürdigkeit in günstigem Lie hte
erscheinen zu lassen. Es kann daher G weder einen Vergleich mit E,
noch gar mit A aushalten, und dürfte somit durchaus nicht geeignet
erscheinen, den Text im wesentlichen zu fördern.
Ein bei weitem günstigeres Urteil ınüssen wir aber über die
älteste Zonarashandschrift der Vaticana fällen, den Pergamenteodex
Nr. 136 (0) aus dem 13. Jahrhundert. Zwar hat auch diese Hand-
schrift, wie alle angeführten Codices, die bekannte Lücke (s. ann. er. 61),
jedoch stimmt sie so auffallend allein mit dem treftlichen Parisinus A
öfter (s. ann. cr. 9. 111) überein, dafs ‘es fast scheinen könnte, als
käme sie demselben wie scheinbar an Alter, so auch an Wert gleich.
Allein sieht man näher zu, so finden: sich doch in dem einen Kapitel,
welches wir oben angeführt haben, Verschreibungen (s. ann. cr. 6. 55.
72. 75. 90; 33. 45. 87. 99. 118), eigenmächtige Verbesserungen (s. ann.
cr. 19. 34 [ganz merkwürdig]), Lücken (s. ann. er. 36) und sogar be-
reits „bessernde“ Beeinflussungen (s. ann. er. 98. 101), wie sich dies
1) Diese Handschrift zeigt mannigfache Ähnlichkeiten mit dem älteren Va-
ticanus ‘Nr. 135 (M), wie u. a. aus ann. cr, 51. 61. 93. 131 erhellt.
232 | I. Abteilung
bei A durchaus nicht zeigt. Wenn daher der Vaticanus O in dem
Satze (s. ann. er. 70) «dry % vixn Enl péya uèv jee tá Tod ZxAnood
die Partikel piv wegläfst, so ist die Möglichkeit nicht zu bestreiten,
dafs diese Lesart die richtige ist. Da sich jedoch in dem weit zuver-
lissigeren Codex A, der noch keinen korrigierenden Einflüssen unter-
legen ist, dieses u&v findet, so bin ich geneigter, die Lesart des überall
verläfslichen A dem öfter flüchtigen O vorzuziehen, obwohl ich nicht
leugme, dafs der Zufall auch eine Rolle spielen kann und nicht immer
das Wahrscheinlichste gerade auch das Richtige ist. Wie dem auch sein
möge, ich glaube zu der Ansicht vollkommen berechtigt zu sein, dafs
der Vaticanus Nr. 136 aus demselben Archetypus wie A entstammt,
zwar unter den jüngeren Handschriften bei weitem die beste ist, dafs
er sich jedoch an Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit mit A nicht
messen kann. Daher halte ich es auch für nicht recht wahrscheinlich,
dafs aus der Kollation dieser Handschrift etwas für die Förderung des
Textes gewonnen werden könnte, was eine methodische Kritik, welche
sich auf A stützt, nicht bereits aus dieser Handschrift bez. den jüngeren
Geschwistern derselben finden könnte.
Sind diese Erwägungen, welche sich freilich zum Teil nur auf ein
einziges aber entscheidendes Kapitel des Zonaras stützen, richtig, so
‚steht fest, dafs keine der uns bekannt gewordenen Handschriften an
Güte und Zuverlässigkeit dem Parisinus A gleichgestellt werden kaun,
dieser demnach zur Grundlage des Textes zu nehmen’ ist. — Somit
würden sich für einen künftigen Herausgeber des Zonaras folgende
Grundsätze ergeben.
Für das gesamte Werk des Zonaras dient als Führer der
cod. Parisinus 1715 (A); für Buch 1 bis einschliefslich 9 ist
daneben der Viennensis Nr. 16 (B), der Monacensis Nr. 324 (C)
auf jeden Fall zu benutzen, wünschenswert wäre es auch, den
Parisinus Nr. 1717 heranzuziehen. Für Buch. 10 bis 12 käme
aufserdem der cod. Monacensis Nr. 325 (E) hinzu. Endlich
für die byzantinische Geschichte (Buch 13 bis 18) sind neben
dem grundlegenden A die jüngeren Handschriften B, C, E
und der Monacensis Nr. 93 (D) zu vergleichen.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 233
Anhang.
Zusammenstellung der wichtigsten!) Ilandschriften der
Epitome des Zonaras.
A. Text.
I. Handschriften des 13. Jahrhunderts.
1) Parisinus Nx. 1715, vollendet im Jahre 1289 (A) s. >. Of ff.
2) Vaticanus Nr. 136 membran. form. 4 fol. 216 (0) (s. 5.221.231 ff).
1" xgonyod tov ¿uv rovyuero al. m.: fovugas.
Evordyoo &v to ...(1p.3,1).. 7000 tò pidoriuotegov (I p. 6, 8).
1" allerlei nicht Zugehòriges.
folgen zwei moderne Papierblätter.
2" Enıroun nalarov lorogidy ovileyeión xul ovyyeageion rapa
¿odvvov povayod tod fwvapk. Yeyovöroo peyddov dpovyyagiov tija
Biyiao (-yo m. 2) xal aporeanxpirio: — (s. Ip. 3 ann. er.*) and
-S. 212). °
Everdyao dv tio ... (I p. 3, 1).
3" 89 fou ply... (Ohne Überschr. s. I p. 17, 1).
14° rédoo tio óxtarexov.
“Aqq) wav Pacılsıwv.”)
21" Baoulela coldouúvroo.*)
37° xepl tio lovoro:*) —
69" émiroun tío dAwoead tijo lAîju.") .
13 xsgl douno xal Gouviou xual toy fouciwr.
101”... ¿gorro à yeupi (11 p. 298, 7 Ende des neunten Buchs).
101” Gedicht: y&gıou« xparoo Tüv uaxpüv róvov yéguo (20 Verse)
... Aoû mod to Asinov Yijo uedigpoiuo Axfo.
1) Absolute Vollständigkeit zu erreichen war ans verschiedenen Gründen
nicht möglich; ich wollte hiermit nur eine Grundlage für weitere Forschung geben
und bin für alle Nachträge daher sehr dankbar.
2) ‘yaveds mods tH pià diaguicaci: — (I p. 96, 6). Inc. novum cap. cum hac
inscr.: dx tig éxtarevyou: — do av Bacleay: — xegl tod nAel tod lspéws Hal
say abrod xaidoy” A (nach Han); s. aufserdem S. 234 u. daselbst. Anm. 4, $. 236
u. daselbst Anm. 1.
3) “post cvvexideroer: — (I p. 143, 3) relinquitur spatinm lineae vacuum, et
sequitur inser. in media lin. posita, additis ab utraque parte ornamentis: Bacilsic
colou@yrog” A (nach Haase); x. aufserdem $, 235.
4) "post xar” abri» (1 p. 247,.4) in media linea est operosior inscriptio:
¿o0v899: o? A (nach Haase); e. anfserdem $. 234.
5) “post rod Négovos (1 p. 523, 16) in integra linea utrimque ornámentis ap-
positis ent inser.: éxeroun Tic «lmoews tig ‘Im :. A (nach Haase),
Ryzant. Zeitschrift I 2. 16
234 | I. Abteilung
Namensziige oder dergl. nicht lesbar.
102° Ersıtoun lorogı@v ovddeyeion nai ovyypapeión naga ¿mdvvov
uovagod tod Cavagk yeyovóros ueydlou dpovyyapiov Tio fiyiuo:
meguézer dì adın tas reel tOV avroxparógor loropiao: — (8. II p. 298,8
ann. cr. und S. 213 mit Anm. 1).
¿E dexîs uèv ody .. (II p. 298, 8)
216" uvmune éurnvgevua’ (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der
Epitome). [Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.
3) Monacensis Nr. 324 (C) s. S. 203 ff.
4) Parisinus Nr. 1714 .(Q) 8. S. 217 f.
5) Venetus Nr. CCCCI in 4 chartaceus, foliorum 262, saeculi cir-
citer XIII. ') Zon. ann. libri IX priores (Zanetti p. 196).
II. Handschriften des 13.—14. Jahrhunderts.
6) Palatinus Nr. 271 (J) bombyc. form. 4 maj. foll. 285 (nach der
Numerierung, die stellenweise, nicht konsequent, die verlorenen mitzählt).
Durch Nässe beschädigt, am Anfang stellenweise unlesbar (s. S. 204 ff
u. S. 221 ff).
1 (ohne Überschrift) sboréz000 &y vo... (I p. 3, 1).
2... xaryerodeoav (1 p. 14, 10).
desunt duo folia (adser. Sylburg).
2 weilse Blätter (gezählt). —
Y rov tóxov toto «puevioro”) (I p. 28, 7
“OY ... ai dedoexvia | (I p. 39, 21).
desunt quatuor folia (adscr. Sylburg).
1 weifses Blatt.
11" xal y öyıo rod xgos@rov (1 p. 63, 12)...
15"... “‘suaoxtouow) (I p. 96, 6) té106 tod OXTUTEÑIOV" KEY}
TV BusıAsuov. 1) piel dè ...(I p. 96, 7).
21" Baordeta colouGvroo (s. S. 233 und daselbst Anm. 3). codoper
. (I p. 142, 4).
39" ..xat avrav (1 p. 247, 4) | Jovdijd. Ev Ere... (ibid.).
107" | yorw& yeo (IL p. 199, 17): ine. al. man.
125" man. post.: tod avrod Oevrepov Tuijuu. neol TOV Ev Goui
povagygniaviav.
1) Dieses Alter dürfte wohl zu bezweifeln sein.
2) A giebt toy ronov ts kopevias, während C andere Wortstellung hat: es
scheint also dieser Palatinus der ältesten Überlieferung näher zu stehen als €
3) Auch hier ist der Palatinus A näher verwandt als C (s. T p. 96, 6 ann. er..
4) S. S. 233 und daselbst Anny, 2.
‘Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 235
al. man. post.: @077) xepl rio tay avroxparópov [oropíxo.
(Urspr. ohne Überschrift).
143" | re Övvaoreiuıo mévie ... (II p. 408, 14) inc. al. man.
158" | buoA6ynta: : ev dè œiriav (IL p. 529, 13) mit tiv beginnt
wieder die Hand von fol. 107 ff.
166" | & & tovrov ¿viavrovo (II p. 564, 4) inc. al. man.
171" ... 9%o0a | 172" | Badév avetdev (II p. 600, 14).
172” ... Kiavdiov Bvyargıöng (II p. 606, 5).
deest folium cuius initium: %» x@voreo (Sylburg).
173 | Paddy éverdev (II p. 600, 14)....
200" | 9 dE (vol. II Dind. p. 272, 6) — 207 al. man.
208—213 die Hand von 107 ff.
214—227 die Hand von 200 ff.
228—275 al. man.
.276—285 die Hand von 107 ff.
285 ... uviung éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der
Epitome).
_ [Nach den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.]
7) Vaticanus Nr. 135 chart. form. 4 maj. foll. 311 initio mutilus
(M) (s. S. 221 ff.).
1" | ovvdijxarg xal poroso... (1 p.9, 4).
2" Ohne Überschrift. 06 ¿ori uèv ... (I p.17,1).
19° rédoo tod dararevyov:
don tüv Paola &r.!)
29" faordeia dolou&vtos.!)
1147 ... uviunv ph dcapdyoey (I p. 562, 14 Ende des 6. Buches).
114" xegl Gœoualov xal ro fauno avrijo.*)
Atvetao ... (11 p. 3,1 Anfang des 7. Buches).
167" ... éyouro Y your + (IL p. 298, 7 Ende des 9. Buches).
168" Y uty xrporéga PißAoo meguéyer ta EBpoxa xul tà neol río
bouno xal tà tóv daarudv. airy dè Tao meol tiv avroxparópov
istogiac (s. S. 213 und daselbst Anm. 1).
"EE dexñs ... (II p. 298, 8 Anfang des 10. Buches).
222" ... Zoynxev: — (Il p. 620, 2).°)
1) 8. 8. 238 und daselbst Anm. 2 und 3, S. 234 und daselbst Anm. 4.
2) ‘Lib. VII. Sequitur inscriptio in media linea posita, ornamentis utrimque
additis zeol fopaloy xal rijo ¿ouns adrfis: —’ A (nach Hause).
3) Es scheint somit diese llandschrift den Schlufs des 12. Buches nicht ganz
enthalten zu haben; derselbe fehlt vollständig (s. II p. 626, 12 ann. crit.) in zwei
Puriser Handschriften (s. S. 218) und wird wohl mit Recht für einen späteren Zu-
satz gehalten. .
16*
236 _ I Abteilung
0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0,0 0,0000000,
Bactdsia tod pmeydhov xaovoravilvov.
255" ... 6 uèv yap, rvgixavorov avrò Akysı dógar (vol. III Dind.
p. 355, 7) in mg: zegì tod [egod Asıydvov rio xravevpyuov pegrvpos
sòpnpiao (genau ebenso CE).
256—257 chart. saec. XV. |
258" | dv xwvorevrıvovndisı roosdpsúbaviso éxxdnotac: Sre dva-
etecios (vol. III Dind. p. 360, 24)....
3117 ... uvquno Eumvgevue (vol IV Dmd. p. 260, 28 Schlufs der
Epitome).
Alles von einer Hand. Korrekturen (meist in Rasur) m. 1. {Nach
den Mitteilungen des Herm Prof. Dr. Mau in Rom.]
8) Vaticanus Nr. 981 chart. form. 4 foll. 249 (von fol. 170 an mit
Pauspapier überklebt) (G) (s. S. 221 ff).
1-4 nicht zugehörig.
5 (ohne Uberschr.) zgoreo« BiBoo meoueye TA Époxixà vol tà
megi ro Gowns xal toy trated peyor xai Tov avroxparópor ¿E ar
“OYETAL Y rapodo (s. 8 8. 213f£ mit Anm. 1).
"EE ¿exo uèv obv... (II p. 208, 8 Anfang des 10. Buches).
145° ... uvnuno ¿uxvpevpa (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der
Epitome).
&x TOV xouvanrov peroo «yyédov qoveirov TO Uvaxri ddetín
. (Nicet. Choniat. p. 8, 1). .
184% ... xaxwv (AAvyov meravoou ... [undeutlich].
yemoylov uovagoò loyoderov tod «xporolírov róvyua yoovixe') ...
[unlesbar] (Georgi Acropolitae annales).
ro tijo iorogiag yorouor (Georg. Acropol. ann. Anfang p. 3, 1).
240" ... elo TÓDE xUTUOTADEDO TU Ts douaixijo dvvaotelao Zorn
07406 TOAvO.
[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]
9) Vaticanus Nr. 982 bombye. forma 8 toll. 207 m fine mutilus,
negligenter seriptus.
I" mporeoa BißAoo mepiegei ta EBoaina nai Ta reol tie fauno xa
TOY brareróv. UT di tas meol tv abvroxgatdoav (otogiao (s. S. 213 f.
mit Anm. 1).
"EE doyîs utv ovv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches).
207" ...8 10 Papda oùx iv dvextòv: GA’ ¿ml rovro xal ¿Bupv-
Pupe xal unvia.?) Ex /jjjj atevoavroo di rod Buorléoë wo elgnrar 6
1) róovyua yoovindy mutelig giebt Dousa (s. Bekkers Ausgabe p. 3 ann. cri
2) Nach dieser Probe scheint diese Handschrift zu den jüngeren zu gehören, da
niu diese mit Ausnahme von E an der angeführten Melle xat &unvia hinzufügen.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 937
pr Hi | deficit (XVI 7: vol. IV Dind. p. 21, 11). [Nach den Mitteilungen
des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]
IT. Handschriften des 14. Jahrhunderts.
10) Vaticanus Nr. 980 chart. a. 1323 forma 4 min. foll. 309 (P)
(s. S. 221 ff).
1° &xıroun lorogidy ovddeyeion xal ovyyoageion mega lo uovazod
tov $wvap& rod yeyovóros peydlov dpovyyaglov tijo PiyAno xal mpurt-
acmonro dpyopeva and tio faordetao dioxAntiuvod xal uakıuavod‘ xl
Arjzovoa ueygı uo Buordsias xvpiov dAsbiov rod xouvnvoo (s. I p. 3
ann. cr.).
2° BaorAela ne xol uatiuiavod.
AoxAntiavdo dì . . (II p. 613, 14).
303" ... todg avróv Pooveodytae ueyadaro | (XVIII 27: vol IV
Dind. p. 253, 3).
Folgt ein nicht num. weifses Blatt.
r allerlei. Darunter:
y BißAoo abrn Eorıv lepewo rob Boat al. m.: ¿yevv9y 6 vido uov
6 vt Ev tO mpoınodorndEevr woe vixfuari xard TV x Tod tov unvoo
rjo 9 N toò 8040" Erovo [1326 p. Ch.].
304" | dvrooyéoeor wetoag (vol. IV Dind. p. 253, 4 lückenlose Fort-
setzung von ggovgoùviao usyaiuo 8. 0.).
308" ... uvuno éunvosvpa: + (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs
der Epitome).
drslsıhdn To mopov BußAlov Ev Ere saad N Extns: +!) [1323
p. Ch.].
[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]
11) Escorialensis Nr. 162. In fol. en papier de coton, et d'une
tres-belle écriture du XIV* siècle. Chronique de Zonare jusqu’au règne
d’Alexis Comnène, incomplète à la fin. Les marges contiennent quel-
ques additions d'une main plus moderne [Fabric. VII p. 465]. (Miller
p- 134.)
12) Venetus Cod. CCCC in folio minori, chartaceus, foliorum 343.
Zonarae annales initio et fine mutih. [Zanetti p. 196.]
13) Florentinus. Plut. LXX cod. IV. ’Erıroun loropròv ovhie
yetou xa) ovyypaysica nage ’Ioavvov povazod tod Zavagà, tod yeyo-
vótos usyeiov Agovyyapiov tijg Biyias nai nowrouoixpgnrs (s. I p. 3
1) Diese Handschrift umtafst genau denselben Abschnitt, wie der Parisinus
Nr. 1718 aus dem 16. Jahrhundert (s. S. 218).
238 I. Abteilung
ann. cr.*) u. S. 212). Inc. svordywos dv el vis [Anfang I p. 3, 1] desi-
nit imperfecte in verbis: xal elg ta Ev ti uovÿ tv Mayyavav Paci-
devo. | XVIII 21: vol. IV Dind. p. 236, 29. 30]. Alia eiusdem Opera
persequitur Fabric. vol. X p. 242 ss., ubi codicem hunc memorat, de
quo notandum, nullam librorum divisionem adesse, sed capitum tantum-
modo titulos apponi, qui desiderantur in editione. In primo folio legi-
tur auctoris nomen litteris intricatissimis exaratum, cui tabella subicitur
generationum veterum Patriarcharum ab Abraham usque ad Jacob.
Codex bombycinus Ms. in 4 saec. XIV ineuntis, multis in locis ve-
tustate consumtus. Constat foliis scriptis 206. [Bandini II p. 658.)
14) Parisinus Nr. 1717 (s. S. 218 f.).
15) Monacensis Nr. 325 (E) (s. S. 213 £f.).
16) Parisinus Nr. 1768 (U) (s. S. 218 f£.).!)
17) Taurinensis Nr. CCXX b II 31. Bombycineus, constans foliis
235, multis tamen in locis, ubi vetustate “detritus erat, a recentiore
scriba suppletus. Continet eam Zonarae annalium partem, qua Roma-
norum Imperatorum historia describitur a libro nimirum X ad Theo
phylum usque Michaelis filium [XV 25], cuius Imperii pauca dumtaxat
exscripta sunt, adeo ut sex tantum habeantur libri. [Pasinus p. 310.]
18) Cromwellianus Nr. 24. Codex bombycinus, in folio, ff. 245
sec. XIV ineuntis; olim Mardarii monachi, cognomento Alleluiae [ol. 280].
Johannis Zonarae, monachi, Annalium pars secunda: initio mutil. Incip.
im verbis: gofov übiov évouitov To tig ébovoiug amegtAnaxtov xai
adguotov |X 3: 11 p. 306, 7]. Desiderantur in fine lineae undecim no-
vissimae, quae in impressis exstant, ipsa puta auctoris totius operis
clausula. In calce doûlos tüv JovAmv tod #eoù Magddguog, povayds,
Extxdnyv 6 ‘AdAndovias, nomen forsan possessoris, qui quoque ultima
septem folia manu sua supplevit. [Coxe I p. 453.]
19) Codex musei Britannici Nr. 28828. 1) The annals of Johannes
Zonaras, comprising sacred, general and Byzantine History. from the
creation to a. D. 1118. Imperfect; wanting the Preface, B. i. $ 1—7.
B. 11. $ 21 — B. iv. § 8 [Migne „Patrologia Graeca“ vol. CKXXIV coll.
40—76 e, 205 D — 337 B] and a few lines at the end f. 1.
2) Byzantine annals of Georgius Acropolita: 1204—1260. Imperfect:
wanting two leaves at the end. Printed in Migne vol. CXL vol. 969 f.
402. On the fly-leaf at the end, f. 440, are the oracles of the Emperor
Leo, in Greek. Paper XIV th cent. In wooden boards covered with
leather. Quarto. [Catalogue of additions to the manuscripts in the
British Museum in the years 1854—75: vol. II (1877) S. 562.]
1) S. S. 239 Nr. 21.
Th. Büttner-Wobut: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 239
IV. Handschriften des 15. Jahrhunderts.
20) Viennensis Nr. 16 (B) (s. S. 207 ff).
21) Parisinus Nr. 1716 (S) (s. S. 218 ff.).
22) Venetus Cod. CCCXCIX in 4, chartaceus, foliorum 657, Zo-
narae annales in duos tantum libros divisi, qui in editis in XVIII scissi
sunt. Subsequitur nota: ’Ereisiadn Y xapovor PißAos did ysıpög
Teogyiov lepews éuaprwlod rod BaotpaArtov, xura uva Toúviov. tijg
ep” dvd. ree San (1420 p. Ch.) [Zanetti p. 196.) Textus cum co-
dice Reip. Parisiensis DCV [jetzt Nr. 1768]') a Cangio allato potissi-
mum convenit, tum quoad operis in libros duos distributionem, tum
quoad prologum, qui nonnisi ad verba tv yeveoww (I p. 15, 15) per-
‘ venit, tum vero etiam quoad libri primi initium Heós ¿ori wiv av-
evdens quos (I p. 17, 1). Erroribus equidem scatet, at variis etiam
lectionibus, quae probari possunt, abundat. In ipso prologi initio pro
Evdorôyos dv tig elmo est Novvegüg dv tig siro. | Morelli p. 265.]
23) Urbinas Nr. 95 (H) chartaceus fol. 133 2 voll. (s. S. 221 ff.).
1 Xenoph. Oeconomicus.
alia
84" ohne Überschrift ¿vdéxarov vırög Evigvrov (XII 33: II p. 622, 16).
105° ... taveny tiv itrav tod anooretov Üoov Ex Tod orddov
abrod mepuedédernto Éyvoxüg TODE Tor ut nvtouddAnoev | (XV 23:
vol. III Dind. p. 396, 4).
106 modernes weilses Blatt.
107° cegytov de rod tòv Hodvov EYovroo xmvotaviivov rólewo THY
Carly xaraotpépavtoo mvego0 avrov diedetato. ta avra Exeivo dotabcv
mai tà osvioov xal xvoov 0Eßwv te xal xvp@v (XIV 17: vol. III Dind.
p- 311, 12).?)
180" ... uviuno éunvoevua (vol. IV Dind. p. 260, 28, Schlufs der
Epitome).
éx tov Adyou tod negli tev Eni puodò ovvdytov.
180" rot godíov sy eds tov yoıgoopaxıyv Afovta bis 183" an-
deres von Constant. Rhodius (s. Jacobs, Anthol. Graec. IIT p. 217).
1) Dies mufs ein Versehen Morellis in der Nummer sein; denn der damalige
Parisinus 605, jetzt 1768, beginnt erst vom 10. Buche ab. Ob er 1714, früher 638,
1716, früher 435, oder 1717 früher 5090, dann regius 2503. 2. 2 gemeint hat, ver-
mag ich jetzt nicht zu entscheiden.
2) Es läfst sich ohne weiteres schon aus diesen Mitteilungen vermuten, dafs
in der Aufeinanderfolge der Blätter dieser Handschrift irgend welche Störung ein-
gewirkt hat.
240 I. Abteilung
184° ¿xirouy éx Tod qoovixod tod qaverarod (Excerpte aus Nicetas
Choniata).
220" éx tod (worjnov Ev entropy’
Ev Gpxÿ ... 235.
236— 238 weils,
239" Io. Damascus sig ro &yıov céfBarov (alius codex).
Seqq. alia. * °
[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]
24) Vaticanus Nr. 1199.
chartaceus form. fol. — foliis non numeratis.
l" 7 mgorege BißAoe meguéyer ta EBouixd, xal ra xmepl ro ÉOUN6,
nal TOY ÚTOTLOV, avery dè tao meol TÜV abroxparópc lorogiao: —
(s. S. 213) |
"EE &eyîis wiv oùv ... (II p. 298,8 Anfang des 10. Buches.)
. El UN TLO pain noò TO Eniorgopijo avro xovydyjvae tovtoy
thy Ovyyoapv, siontar yao Ev TO xoaxtixd Tio rpwrye Guvddov
UÚrepuayóv tov 00900 dóyuaros (XIII 4: vol. III Dind. p. 185, 22).")
hört mitten auf der Seite auf, folgt weilses Blatt.
[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom.]
25) Viennensis Nr. 68 (Z) (s. 8. 208 u. 221 ff).
26) Viennensis Nr. 43 (V) (s. ebenda).*)
1) Nach dieser Probe scheint der Vaticanus Nr. 1199 zu den besseren Hand-
schriften zu gehören, da die jüngeren Manuskripte (mit Ausnalime von E) sferra:
(für etenrar) yao — de%od dóyueros hier weglassen und an einer früheren Stelle
etwas verändert einsetzen.
2) Montfaucon führt in der bibl. Coisliniana, olim Segueriana S. 208 folgendes
an: Cod. CXXXVI, olim CCCXX, bombycinus, XV. saeculi, constat foliis 345.
Ioannis Zonarae Monachi Chronographia s. Annales cum Niceta Choniate et Nice-
phoro Gregora. Initio habetur index capitum 202 Historiae Zonarae, cui prae-
mittitur haec nota: 6 0d» Zwvagés «eyeror darò tig drarelas, roy atroxeardeor,
EE abroò rod Ilouxniov Mayvov nal Lxinlwvog xal Seda nal Kaicagog [lib. X)
nal Anyer uegor tig Paordetag ‘Alebiov tod Kouvnvod: [lib. XVII Schlufs] 6 ôt
Xovetarns usw. Init. ¿E cezijs uty 009, bs Év tH wootéga fipiw por reororópntas,
Bacthedory Y tov ‘Pouaimv &veiro [X: II p. 198, 8]. In fine Hist. Zon. fol. 148
legitur hace Calligraphi nota: ’Ereisındn 7 ragodoa Biflos, %tis mequéyes ris icro-
play tod Zaovaed doyouévnv «xo tod ueyalov Pacidiog Kovorayrivov [unrichtig]
nal Arjyovoav utyer ts Paoıleing xveod AlsEiov tod Kouvnvod unvi Zenrefoiw
N a” Eovg sa’ i. e. indictione prima anno 6931 (i. e. Christi 1423). Dieselbe
Handschrift beschreibt von Sinner in einem an Pinder aus Paris gerichteten
Schreiben vom 7. Dezember 1832 wie folgt: „Von Zon. Annales giebt es hier, wie
Sie wissen, in allem auf der Regia sieben Mss.; fünf hat Ducange benutzt, niim-
heh 1714, 1716, 171%, 1768, 1717. Fürs erste habe ich Ihnen die von Ducange
nicht verglichenen genauer zu beschreiben, a) der Coislinianus, jetzt 137, früher
320, ist aus dem 14. Jahrhundert, enthält für den Zonaras 148 Blätter, jedes zu
Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 941
V. Handschriften des 16. Jahrhunderts.
27) Escorialensis Nr. 247. In fol. en pupier, de 339 feuillets; ma-
nuscrit provenant de la bibliothèque de Hurtado de Mendoza, et tres-
bien relié. | |
Chronique de Zonare.
Ce manuscrit figure parmi ceux qui ont été donnes par Soliman II
à Hurtado de Mendoza.
[Fabric. VII p. 467.]
(Miller p. 189.)
28) Palatinus Nr. 202 (0).
chartac. form. fol. min. foll. 246 initio mutilus (s. S. 208 u. 221 ff).
1 (rot) yewpyiou rob oxvAtrin: nudov Ex dè tovrov ... (X 32:
TI p. 408, 15).
.... puiuno Eundgevua' (vol. IV Dind. p. 260, 28 Schlufs der Epi-
tome) del di ein Ded yous «un».
[Nach den Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Mau in Rom; s. aufser-
dem S. 208 f.]
29) Monacensis Nr. 93 (D) (s. S. 214f).
30) Parisinus Nr. 1718 (s. S. 218 ff‘).
31) Meermannianus Nr. 391.
loan. Zonarae annalium lib. XII usque ad XVIII a Constantino
M. ad Alexii Comneni mortem. (Fänel p. 845.)
32) Taurinensis cod. V h. IV 5 Chartaceus, habet folia 488. Histo-
riam exhibet Zonarae usque ad regnum Diocletiani et Maximiani.
Deest initio folium, ideoque mutila est praefatio, cuius fragmentum in-
cipit ab iis verbis: odd? mods puyxÿv Oqpélecav (1 p. 7, 18).
Sectio inter praefationem, et initium operis divisa est ab ea, quae
in editione Veneta anni 1729. Nam initium operis in Codice nostro
est ab ils verbis: Beds 0” ¿ori piv avevdeng pes (1 p. 17,1) quod
minus recte') factum videtur, aptiusque in laudata editione ducitur a
verbis “Agxtsov (sic) de po: tig 0vyyoupîjs castns (1 p. 15, 12 u. ann.
cr.). [Pasinus p. 69.]
40 eng geschriebenen fortlaufenden Zeilen...“ Allein diese Handschrift, welche
von Sinner selbst in der Hand gehabt haben mufs, war bereits 1839 in Paris nicht.
mehr zu erlangen; Haase schreibt 1839 darüber: „der Coislinianus 137 ist ver-
liehen“, und als Pinder 1843 in Paris danach forschte, war diese Handschrift nicht
aufzufinden und galt al: verloren. Es scheint dieser Coislinianus demnach zwi-
schen 1832 und 1839 in Verlust geraten zu sein.
1) Natürlich hat Pasinus ganz Unrecht; die Einteilung der Venediger Aus-
gabe, welche sich an Ducange anschliefst, widerspricht allen Handschriften und
wurde mit Recht von Pinder und Dindorf verworfen.
242 . I Abteilung
33) Canonicianus Nr. 82 in folio, ff. 73, chartaceus. * [lohannis Zo-
narae monachi] Annalium liber decimus et libri XI pars prior.
Tit. «exny ris xeol róv avroxparópcv ¿oropías. Desin. cum verbis
xal ebapyediotiv Mépxov ’Aviavòs yéyove (XI 13: II p. 482, 5). [Coxe
HI p. 79.]
VI. Handschriften, deren Zeit unbestimmt ist.
34) Venetus cod. XIII CL VII Zonarae Annales a. 1 VIII ad
finem. [Nachtragskatalog der Marciana, eingesehen in Venedig von Herm
Dr. Richard Wagner aus Dresden.]
59) Codex bibl. Univ. Lugd. Bat.: Zonarae tomus tertius, incipiens
ab Constantino Magno et Helena ad Alexium Comnenum fol. 244 in
chart. [Catalogus librorum tam impressorum quam mss. bibliothecae
publ. Universit. Lugduno-Batav. 1716 p. 334.]
B. Excerpte u. ii.
36) Baroccianus Nr. 25 bombycinus, in 4“ minori ff. 296 saec. XIV
ineuntis haud una manu scriptus; dieser Miscellancodex enthält:
‘ 10 anonymi cuiusdam chronicon de rebus ad ecclesiam Cpolitanam
pertinentibus, in quo agitur de Patriarcharum successione et expulsione,
e Zonarae, Choniatae, Methodii aliorumque chronicis confectum. Prae
termissis lineis VII prioribus, hodie paene evanidis incip. — rùv
auadeotatov éuuadéotatov nolsıv, &obounı de tig ano tod XQvoootd-
uov torogtas, ds éyévero davo usyus xal dbnadg, étéler dÈ vd tov
’Avrioyeias Bodvoyv, nai Eysıgotovjdn Uno tod “Avriogeras MeAettov
dıaxovog. Desin. bg 6 Züyxellos Eúvdipos xal Eregoı, alla usw. [Coxe
p. 32 £.]
37) Parisinus Nr. 689 bombycinus XIV—XV saec. Zonarae historia
romana abbreviata. [Omont p. 1.]
38) Vaticanus Nr. 975 chartaceus saec. XVI, forma 4, foll. 167.
1—28 Bioo xal noAıreia ... XOVOTAVTIVOV.
30" EE [oropiúv (wxvvov Tod Éovagü.
avtohoyiae avAksysiocı tivio. — fagrdeia tod peydiov xavorav-
TIVOV:
Otto utv oùv ... (XII 1: vol. HI Dind. p. 172, 1).
37" Heoddovos 6 ueyao (XII 18 ff.).
82 ¿ml &Astiov rod xouvyvo (XVIII, 22 ff).
83" ¿ml tod avrod.
84" ¿xl rod abrod.
85 ... meva tv dedódotov ziorıv períveyxev (XVIII 26: vol. IV
Dind. p. 251, 6 s.).
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 243
86" xavordytios 0 tov peydlov xwvoravrivov nano: Kovoravrıoo
& yvuvxwo (XII 33: II p. 622, 16).
86" "Tovitavóo (XIII 12 ff).
88" Lofravoo (XIII 14).
ovéiyo (XIII 15 ff.). °
89" Beoddo100 6 weyao (XIII 18 1f.).
907 kpxddioo xed Övopıwo (XIII 20 ft.).
03" Heoddoıoo Ó uéyao (s. o.).
95" ¿ld pœuavod rod deyveod (XVII 11) .... 7 ¿Adoos mage-
muôyouro (XVII 11: vol. IV Dind. p. 129, 1).
97" xagexBodal Ex Trio BiBlou tod ygovıxwÜ, mel TÜV xatolav
To xwvoravrıvovndAEwo xal nödEV ¿xd Oy Bıbavrıov. Ovvredeioa maga
yzopyiov tod xwdivod (Georgii Codini excerpta) aol uév tiveo ...
(Codin. p. 3, 1).
114" ... wal iva xıvovusvn Y Pélaoou xaradeaverar (sic) tato
JEETQALO ouyvvpevn xal yadnvidon npooneidke (sic) Toio telyeoiv: m
(Codin. p. 129, 5).
dE
Ilivat
meol TO tetewo toy dEmudrov...
114" xepql TÜV nargıagyav to «dro xwvorevrvovndisıog did
oriyav lapfixòv.
‘Toréov dti TA yovooxoxavacniadia.
159:
podias avdig tt nélov ¿E Ögove.
159" weils.
160° zepl rio «yiao copias
Ty peyadny ExxAnowev (sic) fipovv Tv dpiav oopiev (Codin.
p- 130, 1).
166" ... xal fag pév Ode to népuo tov xara tiv weydinv éxxin-
olav (Codin. p. 147, 1).
reepl tod vaod TÜV «yiov ¿xmocrólov
rodg dèi ayiovo anoorödovg .. (Codin. p. 147, 2).
167" ... éve o0xodounos Tv veav xual tov pógov (Codin. p. 148, 18)
TÉÀ00 Tod negli TÜV natgiwv TO ÓLEO.
39) Miscellanhandschrift der Bibliothek von Valenciennes Nr. 459
Papier, 16. Jahrh. enthält:
I. Collecta quaedam ex Ivannis Placentii chronico.
II. Excerpta ex Flavii losephi antt. iudd.
III. Ex Iosepho de bello lud. libro II et II
IV. Excidii Hierosolymitani epitome ex Ioannis Zonarae
annalium tomo I.
0
244 I. Abteilung. Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras
V. Ex Eiusdem Zonarae annalium libro secundo de Ro-
mana historia.
[Mangeast catalogue des manuscrits de la bibl. de Valenciennes.
Paris 1860 $. 456.]
40) Parisinus Nr. 545, chartaceus, XVII saec.: excerpta e chronicis
Ioannis Zonarae. [Omont p. 60.]
41) Venetus CI. II Cod. CIII Zonarae Epitome de Hierusalem. de-
structione. [Nachtragskatalog der Marciana in Venedig, -eingesehen von
Herrn Dr. Richard Wagner aus Dresden.]
42) Florentinus Plut. LXXIV cod. XIII eine Miscellanhandschrift,
welche enthält:
p. 341" éx tig yoovoyoaplas tod Zovapa xeol Imorazov tod
Eßoalov té pro: xegl Xguorov.
Inc. év dè rH mods "EiAnvag adrod Adym, ds xarà ITAaravos Exi-
veyroanta. nepl tig Tod xavrdg ovotag ... [VI 4:°I p. 479, 15].
Des. ... tod Oeoù xaxdoa voy Hoddnv Sélovros | VI 6: I p. 486, 12].
p. 342 &x tod avrod Saag ’Alttavdoog roda ’Iovdadovg drlunen,
N puowv Ioonnovs.
Inc. 6 ur ovv ‘Alékavôgog eis peya turns xouzBels’) évedevrn-
. [IV 14: I p. 353, 9s.]. «
Des. ... xab Hoon tn «bri xa) Soa nrfoxvro öl?) Tovdaloı éxAi-
goose [IV 16: 1 p. 355, 2s.].
[Bandini t. UI p. 115.]
Dresden. Theodor Büttner-Wobst.
1) Lies mgoay#elg (s. dl. angef. Stelle).
2) ot fehlt in den Handschriften.
Ungedruckte und wenig bekannte Bistiimerverzeichnisse
der orientalischen Kirche.
I.
In meiner Abhandlung: „Zur Zeitbestimmung der griechischen
Notitiae episcopatuum“ (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 556 ff.) konnte
ich nur sehr ungenügend über die drei orientalischen Patriarchate han-
deln, da das damals mir zu Gebote stehende Material in kemer Weise
ausreichte. Ich komme jetzt auf diesen Gegenstand zurück, da ich
aus gedruckten und ungedruckten Quellen reiche Nachträge zu liefern
vermag. |
Was die erstern betrifft, so hatte ich übersehen, dafs Richard
Pococke im ersten Teile seiner Beschreibung des Morgenlandes!) 8. 423 ff.
eine sehr ausführliche Notitia von Alexandria abgedruckt hat unter dem
Titel: @gdvog AAstavöpivog. Karéloyos tv nôlewv uytooróleov xal
éxoxoxóv Ind tod narpidoyov ’Ahsbavöpeiag. Diese Notitia?) ist von
einem orthodoxen Geistlichen angefertigt worden. Eine Übersicht der
Katholikoi, Metropoliten und Bischöfe, welche unter dem Patriarchalstuhl
Grofsantiochien stehen, giebt die Fortsetzung der armenischen Geschichte
‚des Sparapet Smbat, welche am besten von Dulaurier im appendice è
la chronique du connétable Sémpad (recueil des historiens des croisades,
documents arméniens I 673 ff.) publiziert ist.*)
Reiches bisher ypediertes Material aus vatikanischen Handschriften,
welche Herr Dr. J. Tschiedel verglichen hat, und aus emem sehr wert-
vollen Berolinensis, welcher durch das Entgegenkommen der General-
direktion der Kgl. Bibliothek mir nach Jena zur Benutzung übersandt
WOrden ist, bringe ich hier zum Abdruck:
1) Aus Codex Vaticanus Graecus 1455 (s. XV— XVI) fol. 243":
mm —
1) Ich benutze die deutsche Übersetzung, Erlangen 1754.
2) Über die Herkunft sagt Pococke nur: „the Bishopricks of Egypt and
ler countries under the patriarch of Alexandria; from the patriarch’s Map.“
Bei der Beschreibung des Besuches, welchen R. Pococke dem Patriarchen Kosmas II
M Rosette macht, sagt er nichts von dem Manuskript. e
8) Ich benutze daneben die Moskauerausgabe «von Smbats Chronik $. 125 ff.
246 I. Abteilung
tati Toy dard TO narguagyeiov ‘Avtiogzias xadolixiv, uyrooxôkecr,
doyenrononay xal éxroxondr.
und fol. 245": regis tóv Ind rd rarpiapyetov ‘TegocoAvpaov pytgo-
nOAEWY, KOYLEMLOXONaY xual Excoxonay.
Ferner 2) aus Biblioth. Reg. Berolin. cod. Phillipp. 1477 (einst
H. 55. colleg. Clarom. Paris. soc. Jesu, s. XV) vgl. Codices ex biblio-
theca Meermaniana Phillippici (eher Phillippsiani, worauf mich Kollege
Gundermann aufmerksam macht) Graeci nunc Berolinenses descripserunt
Guil. Studemund et Leop. Cohn. Berolini 1890.
fol. 947: af daoxeluevar untgondisıs xal dpyıerıononel tH dova
tic Kovorevrıvovndisoe.
fol. 95": al dnoxeluevm untpondAELS nai dpyıszıoxonel tb Heóvo
ts “Adekavdgelac.
al vnoneluevar unrgondisıg xal dpyıenioxonel tH Dodvo rs
"Avrioyeias.
fol. 95": al broxsipevar unrgondisis xal dpyemoxozal tH Doors
tay TegoooAdumv.
al daoxeluevor Enıoxonal Ta Dove tie Boviyapías.
al bro thy Oeccalovixnr Éxboxoral.
Einen vollkommenen Paralleltext für die Stücke II bis V mit
Weglassung von Cpel und Thessalonike bietet der sehr schwer leserliche
Codex Vaticanus 1897 (s. XV) fol. 1; identische Fehler, wie a&vrevo,
Beoroa, fapfa, zeigen, dafs wir es nur mit zwei Abschriften einer
Rezension zu thun haben.
Zu der Beschreibung Bulgariens findet sich — ein übrigens gänzlich
unabhängiger — Paralleltext in dem Vaticanus Graecus 828 (s. XV—XV])
fol. 354" als Anhang zu Not. II Parthey. Ebenderselbe Text steht auch
im Ambros. A 53 p.-1088, aber mit dem Vermerk von ganz junger
Hand: Ex codice bibliothecae Vaticanae sub no. vetere 544 | novo autem
828 folio 354 |; ich habe daher diese Abschrift unberücksichtigt gelassen.
Ich gebe nun im folgenden zuerst den Text des Vaticanus Gr.
1455. Es ist das griechische Original zu der in lateinischer Übersetzung
längst bekannten Notitia Antiochiae ac lerosolymae patriarchatuum,
zuletzt abgedruckt bei Tobler und Molinier: itinera Hierosolymitana I
343. Der lateinische Text ist dort nach vier Handschriften
und dem verlorenen, in der Ausgabe von Poyssenot Basel 1540 be
nutzten Dolensis gegeben, ob freilich mit hinreichender Zuverlässigkeit,
läfst sich nach der Art, wie Theodosius und die Reise des bl. Willibald
ediert sind, emigermalsen bezweifeln. Ich habe daher zu dem griechi-
schen Texte | der Notitia von Antiochien nur eine beschränkte Auswahl
lateinischer Varianten nach den drei ältesten, von den Herausgebern
10
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche
247
cai ER
benutzten Handschriften (Paris. Lat. 17801 s. XII exeunt.; Vatic. Reg.
690 s. XII; Vatic. 2002 s. XIII-XIV) gegeben. Für den Text des
Patriarchats von Jerusalem habe ich die Angabe der lateinischen Va-
rianten unterlassen, da uns hier in den Handschriften von Georgios
Kyprios und Notitia V Parthey viel bessere Paralleltexte zu Gebote
stehen.
Darauf lasse ich die Notitia des Berol. Phillipp. 1477 folgen mit
den Varianten des Vatic. 1897 und im Anschluß daran die bulgari-
schen Diöcesen des Vatic. 828. Die Berliner Notitia ist interessant,
weil sie die einzige vollständige Übersicht der orthodoxen Diöcesen
bildet. Es fehlt nur das autokephale Erzbistum Kypros, welches ich
nach dem Vaticanus 2184 (s. XIV— XV?) gebe. Dort bildet es den
Anhang zu Notitia I Parth. (= Georg. Cyprius hinter v. 1110 Kagraow).
Zum Schlusse folgt die Übersetzung der armenischen Notitia aus
Smbats Fortsetzung.
I y Ootacids
; i “Agoda
y ‘Avrdégados
y Ilaverds
y Agdydn
y Toiroàs.
(Vatican. Gr. 1455 fol. 243")
Tate tóv Uno To natoiao-
getov ‘Avriogetas xadodrzxary,
UYTELOTÓAOV, KEXLEenıLoKonWv
xal éxuoxornòv. , a
i ? Ooóvos B, y Tapods.
xearos. O xudolixos ‘Popapvoeos
- “ro ITegoias.
B. O xadolixos Elonvoundicas
fitor tov Baydé.
Ooedvog &, y Tueos.
eloly Ind toy toLovroy Fouvov
éxioxoxal dira Toeis’
n IToggvgedv
Y “Aqun
y Iroleuais
i) Lidov
i Zapurtn
% Biflos
y Borguwv
elolv Uno Tor ToLODTOV Poóvov 20
émioxonal €
y Zefaori
y MuAAös
ul OjfBar
y Kaogvxos
y ITodavdos. 25
Ooóvos y, y Edeooe.
elolv b20 toy TOLOUTOv Fodvoy
Enıoxonal La
y Bigdy
y Kovoravrıa
y Keeoav su
Magrovrols
3 babylonià von junger Hand am Rande des Vatie. Gr. 1455 zugefügt
6 xoegueter 13 detoadg
14 Arados 15 dyrdoll
so die ältesten und besten Handschriften (ABC)
è 17 Aracli
28 Virchi codd.
23 Thiva,
30 xapode
248 1. Abteilung
y Zepóyeva
y Oeluagov
y Ifegia
y Keoxeia
y Aavoagwv
y KaAAivixos
y Néa Ovalevria.
Opóvos d, y Andpeca.
eiolv bro toy torobtov Bedvoy
émoxona) È
y Ermpavea
y DedevudByde
y Aderoca
y Balavéos
y Magıcun
y Popavéns
y Agédovoa.
Wodvog e, 7 leganokıg.
* slolv bro tov toLovrov Bedvor
éxioxonal 7°
TO Zevyua
y Lovoouy
y BaoBadis
y Neoxarcagera
y Iltogn
y Qetpov
y Aodtqí
y Evgarós.
@odvog S, y Béotoa.
sloly bad tov tocovtoy Boedvoy
emonoraì 18° |
y T'eouooös
y PiiadéAgpera
7 Adoaov
f. 2437
40
50
60
quensia 38 fehlt im lat. Text 44 Vlanea
60 Gerasson (Gerason)
nolon. Austundon) 65 Delmundon
n Diafres
46 Raphania
63 Midavon (Mydanon)
66 Zoroima (Zozoyma) *
y Midavov
y Avoróvdovos —
y AdaAiuovvdav
Y Zwpovvía
1 “Egon
y den .
n Evriun
y Kavoraviza
y Iagsußory
y diovvotas -
y Kovvaadov
y MatuovadAeas
y Xgvodnolıs
y NenA@v
y Aovpéa.
@odvos E, y 4vátapBa.
eloly bad roy toLoùrov Peón
enıöxonel 9
y Erıpavsın
y Añegavópós
y Elonvovrodis
y KaufvoovaoMis
y Pwoós
y KaorafdAn
y Aiyas
n Zlosa.
Opóvos 7, Y Sedevxeta.
elolv Und thy Touodrov Bede
ETTLOKOTOL 10 *
y Kiavdvovxods
M. dioxarsdgera
n Opóxy
32 Vatnon (Varnon) 34 Schreibfehler für “Iusgla, ‘Husel«. Ymeria 35. Quei
50 Zeuma 57 steli
64 Austanidon (Austa
68 Yeevi
73 Conaathon C. Zwischen 74 und 75 hat die lateinische Not. noch Philippoli
78 Anavarza
93 i) ogorn
77 Lorca
87 Eguas
(l’hylippolis)
85 Rossos
83 Cambrisopolis (Cabrisopolis)
+«lzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 249
y dadidavddg Opóvos i, 7 “Auda.
y Lépnia elolv dd tov torodrov Hpdvov
y Kelévdegis - éxioxonal È
y Avepóguos y Liv f 2447
y Tirvovaoiıs y Badlevrivy 180
y Adpos y Agoupdoara
% Mixga "Avrióxeta y Zoqpívy
y Nepeñids y Kidagis
y Kiorec y Knpa
y Zelevodvra ro Zevyua. 185
4 Oranı Opóvos ta, y Zepyıodmokıs.
i Mixed Didadedpere elolv bad tov roLovrov Bedvow
y Elonvovrolis Enıononal E°
y Tequavixovrols 4 Zavofidg
y Movofada y Ogicov
Y Aopetcovxodrs ÿ "Epguyévn 140
7 ZBlda y Opayitov
n Zyvavovmolıs Y Aypınnıda.
i Adga0ods
Opóvos ıß, Geodocrovxodcs.
9 Milan elolv dard tov toLroùrov Hpóvov
y Neéxodes. ¿ Ee
moxorai €
y Ogreds 145
Bo6vos 9, 1 4apacrós. y Muatvovfn
elolv dard roy toLodtov Hodvov to Maveóxacroov
ı0x0ral E: y Apia Magia
y Avy y Abeen
y Ilaluvoôs y Tapovita 150
y Auodíxeto y IToAvupos.
y Ebçorx | Opôvos ty, ) “Eweooa.
y Xouoyé elolv Und toy toLoVrov Poóvov
y T¿fpovda Enıoxonal d*
N Aavafn N “AQxY
y Kapadea y Maguovrodis 155
7) Agddvy y Bawvedain
y Zovgasım). y Eouévea.
101 Nefelia A (Nefelya C) 104 Yotapi 110 Sbidi (= Zfiôn) 117 Abli
121 Konokola 122 idBeorAc 125 Hardani 128 roı////” Rest verlöscht
129 Ynilon (Ynylon) 136 Zeuma 141 Urogison 142 Fehlt im lat.
xt 146 Maznuni 149 Axieri 160 Taroza
Byzant. Zeitachrift I 2. 17
250 I. Abteilung
MatgondAers adroxépailor 8.
7 Bnovrés =. yy’)
160 7 HAwovrodis wiles
y Auodixsıa rado du!
y Lapdoare ble
y Kvgos Um) >
1) Megrvpovrodis ya bl
165 y Mouwoveotia mane
y “Adava 20)
ñ Tlopxytovmodig dpi”).
Agyısnıoxonal if.
y Bégoorx >
170 XaAdxis capó
ta Ta fala duo
y Zelevxia ad nilo 33 I Ji RAA 5)
ris Ilısgias
345 1 Avetaoda
159 BJRWT, Bairüt 160 B'LBK, Ba'albek 161 ’LE’DKIH, al-Ládakija
162. SMJST Sumaisät 163 KWRS, Kürus 164 MJ’F’RKJN, Mijäfürikin
165 MSSII, Massisa 166 ’DNII, Adana 169 HLB, Haleb 170 KNSRJN,
Kinnasrin 171 GBLH, Gabala
1) Von 7 Bnevrög V. 159 bis y ‘P«ocog Y. 179 sind sämtlichen griechischen
Städtenamen mit Ausnahme von V. 173, 178 und 180 die arabischen Namen bvi-
geschrieben, welche J. Tschiedel zweimal mit skrupulöser Genauigkeit für mich
kopiert hat. Es fehlen mehrfach die diakritischen Zeichen. Die Vokalisierung
ist selten und inkonsequent angegeben. Angemerktes Tasdid ist in der Tran-
skription durch einen Strich über dem Buchstaben wiedergegeben.
2) V. 167. BWNBJWBWLS, Bünbijübülis. Über diesen Namen schreibt mir
W. Pertsch: „Was die arabischen Geographica betrifft, so ist zunächst das zu
7 TIounnıornodıg geschriebene Wort nichts anderes, als die arabische Unischrift
eben dieses Namens, unvollständig punktiert; es ist nämlich zu lesen: uni giri gd ~
3) „Die Worte endlich, welche zu y Zedevxia vis Iltepiag geschrieben sind,
dürften kaum anders gelesen werden können, als: Lil LS a, ) pl sl.
Round „das Seleucia auf dem Festlande, welches bei as-Suwaidijah liegt.“ Statt
des gewöhnlichen El Selúkijah ist hier RAU, Selefkijah geschrieben.
Über as-Suwaidijah vgl. die Übersetzung des Abülfidä II 2 p. 12. Die Kreuz-
fahrer nannten es Suetium* W. Pertsch. „Es scheint die Neustadt (gegen-
über der verwüsteten Hafenstadt) gemeint zu sein, die nach Ibn Khordädbeh
175
130
45”
10
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 251
y IldAtog 34!)
ta Iafovàa Jun
y Teguavixeıa esa
y Zalauas el
i Bagxovods
n Paooög odi
ta “Avaf&yaga
Atiia,IegoodAvpa, Ayianddis Tatigstovinbtòratoraggetov
Dedvog ratpaggiads E. TegoooAvuwv unrgondiswr,
slolv ixd tov totodrov Ppóvov UOLLETLOXOTÓV nal Enıoxon@v.
unteoroAîta 3° Ooóvos &, y Kaoapetu.
Exaoyta IHaravotivas eiolv bad tov TOLODTOv DPpóvov
a. Y Kaocpera tijg Didinzov emonoral 1"
"Exagyla Hadad B 6 Aagov 1
B. Zxvdénolus ro Back. 6 Avrındagov
, e - 6 Iauvias
_ Enaogia IHaicua Y 6 Nixovadieog
y. y erga tig “Apafias. 5 Ovovs
Enapyia ’Apaßius 6 Lwfovors 20
a. y Bôotoa. 5 ‘Papias
176 GBWLH, Gabúla 176 MR'S, Maras 177 SLMJH, Salamija
178 ’LR’S, ar-Rás(u)
3 Hgonolli 4 Der Text lautete urspriinglich:
"Ex. Ilakaıorivng A.
a. Y Kausdosie ris Dillrrov
"Ex. Ilakaıorivng B.
. Zuvbdorolis fro. Bacay
RI
"Ex. Ilalarotivns I.
a. 1 Iléteu vis Aoafias
11 fósreas 12 auch 15 doeov 17 iauvias
p. 117 Z. 15 vier Meilen vom Meere entfernt in einer Ebene lag und vermutlich
die ist, welche al-Walîd befestigte. Belädhori p. 148 vgl. auch Baedeker-
Socin? 452‘ (*389) de Goeje. Pertsch vermutet scharfsinnig, dafs in al-barr (el-
berr) vielleicht eine volksetymologische Umdeutung von INegia stecken könne,
worin ihm Th. Nöldeke beistimmt.
1) Das sb, welches zu 7 IIdirog geschrieben ist, ist saß, welches von
Jäküt ed. Wüntenfeld I 718 = Murásid I 170 so erklärt wird: „Baldah ist eine
von den Städten an der Küste des syrischen Meeres nahe bei Dschabalah“.
W. Pertsch.
17°
959 1. Abteilung
6 Ilogpveür : Ogdvog à, % Bécrou.
6 deyswv Arattovs elolv vad toy tovobrov Bedvoy
6 deyewv Tepiyó Enıoxonal Ae
25 6 deysov Außvas 5 Agusos
6 geyeov JDégayv $ Aias
Ô Akorns Iluparias $ Medéuov 60
6 Atos 1%s ‘Inarvod $ Teodocov
6 Evxoudfor $ Nevi
30 6 Airrvuliov 6 Duladelpeiag
6 Touxopilas 5 ‘Iohoës
. 6 Tößov . 6 NeandAe0s 65
6 Lddrov Kovoravriavixñ. 5 Tegurólecos
Opóvos B, y Baca». 6 Didinnovadieas
35 éoly bad tov towodrov Doóvov 6 Davovorove
ExLoxomal E° Ô Kovoravtivns
f. 245Y 6 Ilseilóv 6 Jıiovvoias 70
6 BilAns ° ö Ilevraxouias
ò Inzov 6 Toixaopias
6 Terpaxapias 6 Kavodedos
40 6 xAua TavAavns ó Dadrav
6 xœuns Nats 6 Bardvews 75
Ooóvos y, y Iléroa: 6 Efuxopuias
elolv Ind voy toLobtov Ppóvov 6 Evvaxouiag
Enıoxonal 18° Ô xouns Iwviag
6 Adyovorönolıs 6 xœouns Xegovs
45 6 Algıvönins 6 xouns Taves 80
6 Xapayuvons 6 xouns Moayapegó
6 ‘Isgandiewe 5 xouns Kopéagas
ò Mauydos 6 xouns BrAiBavods
6 "Edovons 6 xouns Kéxngov
50 6 Zadeov 6 xounçs Ilveyoarperóv 85
6 Bipoodußov 6 xwuys Zetvns
6 Ilevraxœuias Ô xopns Aguagiv
ò Mauayovov 6 Neörns
6 Ama “Avarolixoy xaif >
ò Myteoxmpiag
6 Zdirov Tepariróv
a
a
Avopay
23 geyser 24 geyeay 32 Der letzte Buchstabe halb verlöscht, wahr-
scheinlicher y als v 38 Der viertletzte Buchstabe verléseht, darüber xeg statt
MEC
ng, so Kovoraytiap -© 48 papypdoc 54 peoxoptas
55 lsparinor
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 253
90 6 xouns “Apicdas Éyovoa nées xal xdotoa xal xAl-
ó xouns Todyavos para diaxdora.
ö xbuys Bdauovs IT
Elo bxd tov rouoërov Dod- (Bibl. Reg. Berolinensis codex
vov ITsg000Adumv adroxépa- Philipp. 1477)
Aou apgieniononai xe
Al dnoxet oar
5 Miooxdismg fro. Tsagyiov- vroxsinevar WNT QOMOAELG f. 94
nal deyrencoxonal td Podvo
wOAEDS .
95 6 Aondicvos tis Kavotavrivovadiesas.
$ Iban a. y Kavodpera
6 Degne B 4 pans
6 Avdmdäwvog your Marovue n Herder
6 AvoxAnriavoëxolis | 6. 1 Ayxvgu 5
0 6 "Edevtsodxodtg en Kußınos
n Nedaolıs 5 À Zügdenv
y Esfdorero 6 n Nixoprdewa
6 tov &ylov Iogdévov rotauod N. 9 Nina
6 Tußeorddos 9. y Xadundav 10
5 6 Aoxercagzias Ly Ziön
6 Ma&ımavovnoiıs ua. y Zefaorera
6 Kanxerwdcedoc if. Y Auaozia
ö Múgov ty. y Meditynyy
6 Tadaoav ud. ta Tuava 15
10 6 Nakagér ie. Y Téyyox
6 tov Spovs BaBoo ts. Y @ecoadovixy
6 Kuvoiaxovrodis uf. y Kiavdovxodis
6 Aplas in. 1 Neoxardagera
6 Tüße ı$. 4 Ilıooyvoüg 20
15 6 Aihia x. ta Mvoa
6 Dagév xe. Y Zravpovrodis
6 tod dylov Ögovs Livd xB. Y Acodixsca
6 ’EAsvovadAeoe xp. tà Xúvada
"Exagzla Meydins Aquevias. xò. to Tróviov 25
so Set eldevar Su ara avroxepa- xe. Y Avridyea
Ads Éoti, un telovoa bxd dxosro- xs. y Ilowdia
Acxòv Doévor, ll tiundelca duc xt. à Iéoyn
cov &ywv TIpnyópov "Apuevias, x. Y Kóguvdos
92 Póaudd 103 lopdavov 120 ab nachher ole
22 am Rande: jjros Y xagla 28 am Rande: 7ro tó cülouoy.
45
I. Abteilung
xD. al A&fvai Ey. y Arrádero
_4. 1 Moxto00s Ed. 4 Natia
ha. à ZE EÚXELO
fe. y Acedo uovia
nà n Dino» tie KaAafoias Es. 12 Múdure
. al Ilaronı os
n ST. e | Ef. 4 “Apudog
40. oamelovds En $ Kedeo
Ae. y Adgıooe E y Ke ° wa
As. y Noúxaxros 6d. î Koimvsue
AE. y Dilxnodrols o: a Pooote
_— , va. y Añavio
An. 7 Toatavovrodis — ,
2. Le of. Y TiBegiovrodis
19. y Podog — +
vi oy. Y Ayala
u. y Didiciov od. à Kepusods
ua. Eh AVÒ ovxoÀ _
pe 7 y en 1 6 oe. Y Naxodeta
uß. ro Aogiotosov os. Teguavia
uy. TO Avogayıov of. y Andusır
pò. i Euvevn oy. to BadoiAerov
pe. y Ken — , 09. Natavtds
ps. y Kardvn vis Zunehiag x. à Mf®vyvo
ps. TO Aupògiov ne. Y Xootiavoviodis
u. y Kapayos nf. to Povovov.
ud. ro Koricgiov Al RQYLENLOXONAL.
y. y Apia LeByquavy ci. n Bitún
roc Y Nixorodig
B. 7 Aeovréxodis
va. 1 Muvlivn 7. y Mugwrveıa
vB. al Neo Ilérou d. 4 Aguadiovitolis
vy. tà Eügdıra e. to Ilagıov
vò. af Oa <. y MiAntos
ve. af Zeogui E. 4) Iloorx6vnoos
vs. i) Aivos n. y ZnAvßoie
vt. ta Kéoxvoa 9. y Kiog
vn. y MeonuBora 1. 9 Argos
vd. i) "Apaotors ia. ta Kvypula
E. al Xövaı ¿B. 7 Nin
Ex. y Tôgods ey. y Neanokıs
EB. 1 ITourniovrodis cd. y Zeldyn
33 xalavoias 37 vémaxros 44 diegdgior 5l pirulivy 64 dra
67 padita 81 pidvuva 85 putin 87 uavoovera 89 rage»
91 meoınövvooo 92 cvivfela
100
105
f. 957
Ib
125
Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 9255
te. Y Xepodv . AU vroxesiuevar untooródesns 130
ıs. i Meorvy xal dogiemioxorai td Fedvm
st. à TapéAAa tis ‘Adckavdgetas.
m. y Bodas . al wnteorddets:
©. y dégxogs &. to IIniovovov
x. Y Kogaßıbun B. Y Aeovto
xa. ñ Añuvos y. 6 ÆVQILOS
xB. y Asvxas Ô. Y ‘Avievò 135
xy. Y Miode E. y IIroleuais
x0. Y Zornocovrods 5. Y Daguvéw
xe. Y IlndagBav E. y Magiar
xs. y Tepun n. TO Tevéov
xt. 4 Béoxogos Y. Y Saura 140
xn. n Koroddis 59 Zara
xi. al Kó8pos a. y THs Egvdgäs Sahcoons
1. y Táforvo Lai ° “ew
_ ty. Y An
la. y Koreo
AB. 4 Tapıkd
ly. Y Kéora®
y. à Kégraÿos xal coyrenroxonzal td dodvo
10. 4 Tordía 7?
te Ts AVTLOYELAS.
le. Y Zovydala
— al untroondicıs
As. ol Bodio _ ,
E 4 vi a. 4 Tugos
4 à Meyda B. à Tapods
An. y Alyıva y. Y "Edeocu
19. TO Diooaia é. N ‘Arauera
E va Mérouya ë. ÿ Tepdmodıg
pa. y Egoivi 5. ) Bdoroa
up. y Zıyie 6. y AbaoBa
uy. tà ‘Povoiava ris Kada- q. 7 Ledevusver
_ Bolas Y. Y Aauacrós
ud. y “Ayyic dos i. Y Awlön
pe. tà “HoaxAéas. ta. Legyovmodrgs
104 xagafvtin 115 x0r00 130 Von hierun gebe ich die Varianten des
Vaticanus 1897 (V); Lesarten des Berolinensis (B) tijg fehlt in V 134 dEveyzos
136 xrolspor:: V 137 Aagiv= hinter 144 fügt V hinzu: óuob 5
140 delfidra B 143 qeedy B. gag’ V 144 V fügt hinzu: duo) 5 145 tig
fehlt in V 146 fehlt in B 147 Tue B 152 = Bóorga 1583 = ‘Avatagfa
AU ÚTOXELUEVAL MNTOOTÓAELS 145
150
155
160
165
170
f. 95"
176
180
185
256 I. Abteilung
10. Y Brovtôs
ts. Hlovrols
Ls. Y Aaodtxein
uf. ra Zaudoara
in. Y Kveos
©. Y Magrvodrolis
x. Y Mouwoveatia
xa. y Adava
xB. ñ Ilouxytoúxodes.
al dpqiemiononat
. Y Béogoa
. Xaduts
ta TI fala
y Zedevxewa vis Ileçias
y Avaccoda
y ITeAtos
y TafovAiav
e
y Baicau
. y Zaicun
y Beoxos
n Puods
if. 1 Avayadı
LY. y Tepuavixena.
RI ~ PLS Pe NI DINI TIRI
Al daoxeluevar untoondAets
al goyrexncoxoxal:
. Y AuboroAıg fro: I'ewpyıov-
TOÁLG .
B. 1 Aondiov
. Y Idan
. Y Tega
ñ Avdıdav
. Y Aouditcavodxodts
y EdevdepóxoAts
. Y Neanolıg
9. y Zefaory
i. 6 ‘Togdavng
ta. y Tißepids
uB. Y Avoxcvocosra
y. Y MeEıuavodmolıe
10. 4 Koxerodiás
ve. ta Muoa
is. tà T&daga
it. y Natapér
tn. to OaBaguoyv Seog
Ld. Kvpraxovrodis
x. Y) Adgla
xa. te Tapade
xp. Abdia
xy. y Paoav
x0. y 'EAsvovnolıs
KE. TO Zivà 0008
RI
xal depyuemiciozal TO douvao AL úvrroxeípevas Excoxoxal 16
tav Te90007Vvuav.
af untoeondAets
do0vo tig Boviyagías.
o. 7 Kaorogta
. Y Exvdóxzodis roc y Bacdvr B. ta Zxonia
e
B. ñ Iléroc
y. y Béoroa to: n Apafia
y. ro BeAsßovodıv
9. y Towddırke
158 ¿daga B 163 cauocara B 168 rouriovrolis B 173 xtsonag V
175 maxrog B 181 vayadn V
182 yeouavixia V, darauf: óuod Gxacas le
183 ray fehlt in V 185 facava B 187 y vor ‘Ae. fehlt in V; nach
‘Agafta hat er: öuoö y 194 = dioxAntiavovarolig 196 vicxolis B 202 necn Et V.
nameter B 203 uveov V, p und : fiir oy sind teilweise durch Löcher im
. = Q
Papier zerstört 204 Ta: V V | 212 ¿ldevoúrolig 213 oıwd B. Nach 213 hat
V noch: ó406 .xe, 0uod ünaoaı x7
217 Bedefovdiv V
210
- H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 257
gr
E. % MaAécofa ta. y av Bagdaguatay Frou
5. ta Möyiaıva Tovexov.
£. 4 IleAayovia I
7 vo Hgrodolava: (Vaticanus Gr. 828 fol. 3541)
9. y Lrgovuperio TaEıs trav FHoovov Ts TOMTNG
4 n Nioos Tovotiviavis.
ia. TAaPrvirga a. 6 Kaoropías
¿B. Y Boaviréofa B. $ Exoricw
UY. rà Behtyoada y. 6 BedeBovodiov
«0. y Buddy 6. è Laodixijs fro: Torvadittns 5
tE. to Ainageix &. 6 Mogofttodiov
ts. TO Zrouauov c. 6 'Edecons ro Moydévwv
ef. ro ‘Pioov t. 6 ‘HoaxAeias fro: ITeAayo-
in. Y deaBodis vias
19. 4 DOAdvrla i. 6 IIguodıcvov
x. to Tosfevóv 9. è TifepiovasAecas fior 10°
xa. ta Kavıva Zroovuiténs
xB. al AéBoos i. 6 <Nioov)
xy. à Biéyov . rx. 6 KepauAnvias ro TiaBi-
virens
At xd THY Oecoahovixny tp. 6 Mogafov fror Bowvırka-
éxtoxonat: Bov
a. to Kiroog ty. 6 Auyyddv ro Belayoa-
B. à Béggor dor
7. Y Agovyoupiteca 0. 6 Bidivns 15
d. ca Zéofia Le. 6 Ligucov fito. Zrertuov
E. Y Kacavdosia tS. 6 Ainacviov
5. y Kaurévex | it. è ‘Pdoov
E. $ Iéroa in. è Ledaopdgov
n. 7 Epxovicov fro: ’Aodaue- 19. 6 Xiaviring Sto: IleAlov x
0808 x. 6 ’TAAvgıxod trou Kavivov
9. i) 'Eguocds fro: To "Ayıov xa. 6 Tpefuvod
8008 xp. ö Aevons
i.) Accs xp. 6 Bpeavóras fito. Bldyov.
oa
219 polérofa V 221 xelayovía B 223 orgovusria V 224 7] 6 V
P
225 ylaßırı. „mehr ist nicht zu erkennen, auch nicht sicher, ob noch etwas folgt;
denn das Papier ist hier so schwarz, wie die Tinte.“ J. Tschiedel. 229 uy
230 orelapor V 232 didBolig V 237 zum Schlufs fügt V bei: donot xy
11 Loch im Pergament
958 I. Abteilung
IV.
(Vaticanus Gr. 2184 fol. 174")
Kal xatà uèv vd maddy al möAsıs tis Kúxpov elqov obras, viv dé
Tauacia (codex tè uacia)
Kiriov
"Apattods
Kovgıov 5
IT&qog
’Apoıvon
Zodiac
AdnvIog
Kvenvera 10
Totprdovs
Kvtégeca
Kagndaıov
Asvaovoia
Neueoös. 15
fol. 175". tédog TtOV materagyixoy dodvav xal thy wyteoxoiitay
(cod. untgonoisrav), dopuemionbnav TE xal Eroxinav xal Aocınav
éragygiov nara TUELY IQEMÓVTOG. —
V.
(Aus des Sparapets Smbat, Bruders Het'úms I, Königs der Armenier,
Geschichte der Griechen in Konstantinopel und der Grofsarmenier nach
der Ordnung der Zeiten. Fortsetzung S. 673 Dulaurier, S. 125 der
Ausgabe von Moskau 1856.)
Unter dem Befehle des Patriarchalstuhls von Grols-
Antiochien sind diese Diöcesen.
Katholikoi und Metropoliten und erste Bischöfe, welche Katholikoi
und Bischöfe sind, und ihre Stäbe.
Der Katholikos!) vom Hause Virk“ (Iberien).
Der Katholikos von Irinapölis, das ist PaAtat (BaAdad).
Der Katholikos von Erömikeriös?), das ist Parsikk' (Persien).
1) Der Verf. schreibt Kat'ñlikos. Ich umschreibe die Eigennamen nach der
ost-armenischen Aussprache der mediae und tenues, obschon der Verf., als Zeit-
genosse der rubenidischen Epoche, schon vielfach die jetzige konstantinopolitani-
sche Aussprache angenommen hat. Indessen ist keine Konsequenz vorhanden; er
schreibt z. B. Pasrénn (Bootga), Terüt“ (Brevros), aber Palt'os (ITeZrog) u. 8. f.
Bei den demgemäls entstehenden Wortungeheuern habe ich die riehtigen Formen
in Klammern beigesetzt.
2) So Dulaurier, welcher eine Kopie von Tchamoufdji-Oglu benutzte. Die
Ausgabe von Moskau (B) hat: Eromi kiriös,
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 259
- Metropoliten sind diese:
Sar!) hat 13 Bischöfe
Tarsús?) » 1) y
Urha » 11 » 7
Hama » A »
Irapòlis » 8 »
Pasrènn*) (Bostra) „ 19 »
Anavarza*) » 9 »
Selevkia „ 24 »
Dmsy y 10 y
Amita (Amida)‘) , 10 »
Trapôlis » 4 »
T'avréz*) » | »
Hams „4 »
Pèrùt (Berytos) , 9 2)
Diapölis, das ist Padlpak (Badbak’)
Latikn
Tar Samösada, das ist Samison
Kiros”)
Martirupôlis )
Msis
Atana
Bampólis!”)
Erste Bischófe, welche kleine Katholikoi sind:
1. Xaikis
2. Aavala
3. Selevkia'*) in Sambné
1) Sroj B. Srojn die Ausgabe von Paris 1859.
2) Formen wie Tarsüs, Basrèn (= Bosra) lassen auf eine syrische oder
arabische Vorlage schliefsen. Freilich kann auch der armenische Übersetzer die
griechischen Namen bekannter Städte in der bei den kilikischen Armeniern
üblichen, der einheimischen Aussprache mehr sich annähernden Form wieder-
gegeben haben.
8) Dulaurier cinq évêchés, im Texte richtig boßL
4) Psrenn B.
5) Anavarzaj B.
6) Hinter Amitu hat B: „das ist Meltini.“
7) Davrèz A (Tchamoufdji).
8) Perit’ B. Die Worte: „hat 9 Bischöfe“ sind Unsinn und fehlen in B,
9) Kiriös B.
10) Mardirupölis B.
11) Banpölis B.
12) Salevkia B.
260 I. Abteilung
4. Nuzarét'
5. Paltos')
6. Ermanopòlis
1. Aavúza
8. Salamias*)
9. Varkûsa
10. Rasús?)
11. Tanavada‘) .
Grofse Katholikoi <3>*)
Metropoliten 22
Kleine Katholikoi 11.5)
Mit Hiilfe des neuen Materials soll nun vor allem der Versuch
gemacht werden, das Alter der Notitia von Antiochien zu bestimmen.
Tobler und Molinier schreiben S. 329 dieselbe dem 6. Jahrhundert zu,
obschon sie p. XLIX der Praefatio sich ungleich vorsichtiger ausdrücken
und selbst eingestehen, dafs auf die von dem Verfasser der lateinischen
Notitia berichtete angebliche Abgrenzung von Antiochien und Jerusalem
auf dem V. Konzil wenig zu geben sel.
Wir können von der tntiochenischen Notitia mit Sicherheit jeden-
falls soviel aussagen, dafs sie beträchtlich jünger ist, als die Übersicht
der antiochenischen Diöcese, welche in die ovvagidundıs tóv ópodec dv
verarbeitet ist und sich am genuinsten bei Pseudoeusebios (Euseb.
chron. ed. Schoene I App. 83) und nahezu gleichlautend in Not. V
Parth. vortindet. Leider zählt diese Diöcesanbeschreibung nur die
Metropoliten, Autokephalen und Eparchioten auf und giebt die Zahl,
nicht aber die Namen der den Metropolen unterworfenen Bistümer an,
sodals für die Zeitbestimmung wenig Anhalt gegeben ist. Diese Be-
schreibung der Patriarchaldiöcese widerspricht nirgends der unter Ju-
stinian geltenden Kirchenordnung. Neben den zehn schon aus früherer
Zeit als bestehend nachweisbaren Metropolen erscheinen noch Sergiu-
polis und Därä. Erstere ist nach Johannes dixxowópevos (Cramer:
1) Eapalt'as B.
2) Salamia B.
3) Zrasüs A und C (schr. z Rastis; z = nota Accusativi). Arasüs B.
4) Tanavaday B. Tanavarzaj A.
5) Die Zahl fehlt im Text; Dulaurier zühlt 29 Metropoliten zusammen, was
ich nicht verstehe.
6) Die Abhandlung über die fünf Stäbe, da sie für unsern Gegenstand
weniger in Betracht kommt und bereits von Dulaurier übersetzt ist, lasse ich
hier wer, obschon ich sie gleichfalls übersetzt Babe. Dr. A. Ter Mikelian teilt
mir brieflich mit, dafs Listen von Antiochien und Cpel sich auch bei Myit'ar
Ajrivane¢i finden, Leider besitze ich diesen Historiker noch nicht.
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 261
Anecd. Paris. II 109, 12) bereits von Anastasios Zur Metropolis er-
hoben worden und unterzeichnet als solche auf dem V. Konzil. Därä
fehlt daselbst in den Präsenzlisten und erscheint in den Subskriptionen
(Mansi IX 395) ganz am Schlusse; allein die * Worte: „Stephanus
misericordia Dei episcopus metropoleos Iustinianae novae sive Darasi
similiter“ erweisen, dafs die Stadt damals bereits Metropolis war. Der
Bischof unterschreibt an so niedriger Stelle offenbar nur, weil er
erst nachträglich zu den Konzilverhandlungen eingetroffen ist. Von
den fünf in eben diesem Verzeichnisse aufgezählten Autokephalieen be-
sitzt Laodikeia sicher um 553 und Kyros wahrscheinlich schon früher
diesen Rang. Dagegen heifst Abramios merkwürdigerweise noch 944
Bischof von Samosata: "Aßoauov tov DeoqedAi tod Lapoodrov éxioxo-
xov. F. Combefis, originum rerumque CP manipulus p. 94. Indessen
durch das 150 Jahre ältere yoovoygapsiov ovvtouor steht der Titel
avroxepalos oder doyıenioxonos völlig fest; damit stimmt überein, dafs
der Verfasser der Translationsgeschichte des Christusbildes unmittelbar
darauf (S. 96) Samosata und Edessa gleichen Rang zuschreibt, und
beide Prälaten deyısgeis tituliert. Vielleicht rührt das éxéoxoxog von
einer dem Verfasser bekannten Synodalunterschrift des längere Zeit in
Konstantinopel weilenden Abramios her; bekanntlich haben sich in da-
maliger Zeit auch höhere Prälaten einfach als Bischöfe unterschrieben.
Das qgovoygagetov ovvrouor ist unter dem Patriarchat des hl. Nike-
phoros (806—816) verfafst worden; indessen nichts nötigt zu der An-
nahme, dafs die in demselben erstmals benutzte Notitia von Antiochien
erst aus dieser Zeit stamme. Vielmehr scheint dieselbe, wenn nicht
unter Justinian, doch sicher in der Epoche vor dem Einbruche der
Araber angefertigt worden zu sein.
Unsere Notitia Antiochena ist nun jedenfalls bedeutend jünger.
Sie hat 13 Metropolen; Dari fehlt, dafür sind Theodosiopolis und
Emesa angehängt. Die Fünfzahl der alten Autokephalieen ist auf neun
erhöht, indem jetzt auch Heliopolis, Martyropolis'), Mopsuhestia, Adana
und Pompeiopolis als solche erscheinen.
Was das Verhältnis der lateinischen Notitia zu der neuen griechi-
schen betrifft, so zeigt sich auf den ersten Blick, dafs der lateinische
Text nicht etwa Original, sondern eine Übersetzung aus dem Gricchi-
schen ‘ist. Formen, wie Sebasti, Virchi, Varvalis, Perri, Dolichi u. s. £.
erweisen dies klar genug. Unzählige Fehler und Wortungetüme der
Notitia Latina beseitigt der griechische Text ohne weiteres; nichts-
destoweniger ist der lateinische Text von dem Archetypus unsrer
1) Dieses fehlt in der lateinischen Notitia; dagegen hat es Smbats Fortsetzer.
262 I. "Abteilung
sehr jungen griechischen Handschrift unabhängig; denn neben zahl-
reichen Fehlern bietet er auch mehrfach andres oder das Richtige. So
hat er Arados und Antarados, der Grieche “4gda, aber ’Avrdgadog (Avrap-
tods auch Anna Komnena). Für ’Ißegi« hat der Lateiner besser Ymeria.
Zwischen Maximopolis und Chrysopolis bietet er ganz richtig noch
Philippopolis, was der Grieche wegläfst. Der Verfasser der griechischen
Notitia scheint übrigens des Griechischen nur notdürftig mächtig ge
wesen zu sein; eine Reihe Namensformen verraten den Syrer. So ge
braucht er statt Barvaı (der Lateiner hat Vatnon) die einheimische
Namensform Zyedyeve = Sarúig; für Bupfalicoós sagt er Bapfadis
(= BRBLS), für Kigxijovov Kegueía (= KRK’). "Agéyan für ‘HodxAeu
ist alt; schon im 6. Jahrhundert neunt sich der Inhaber des Sitzes
én. Payiyvov. Für die Zeitbestimmung ist nicht unwichtig, dafs der
Verfasser statt Balavéar und ‘Pupavéæ die im 11. Jahrhundert ge-
bräuchlichen Formen Badevéws und “Pupavews anwendet; vgl. Anna
Komnena II 241,8: ta te orgarnyéra BaAavens xal Magaxécog. II 105, 2:
to dé ye Magaxéws xal to Bulavews.
Zur Namenserklárung im Einzelnen habe ich bei der Erläuterung
der lateinischen Liste (Jahrb. f. prot. Theol. XII p. 560 ff.) bereits
einiges beigebracht. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, ver-
weise ich auf das dort Ausgeführte und besehränke mich auf noch
nicht oder unrichtig erklärte Namen.
In der Provinz Tarsos hat die lateinische Notitia Thiva und Pode-
rados, der Grieche af Oña. und y Iodevdos. Dadurch erledigt sich
letztere Stadt von selbst; es ist Podandos (JIodavddg oder IToderöos)
an den Tauruspässen, das Butrentum der Kreuzfahrer. Thebai ist
wahrscheinlich das xcorgov ®rP«oa, welches Theophanes melırfach
(469, 20; 481, 9; 482, 6, 20 de Boor 11 619 hat falsch @rf«cev) in
den Kämpfen der griechischen Kaiser mit Harán ar-Rasid erwähnt, und
welches bei Kedrenos IL 35, 21 @yBa host. Für Cedmaron bietet der
Grieche Oesluagwr = Tell Mahré'), das damit zum erstenmale auch
als (orthodoxes) Bistum nachgewiesen wird. Gleichzeitig wird dadurch
in glänzender Weise die Vermutung G. Hoffmanns bestätigt, welcher
Georg. Cypr. v. 901 für Oyoiuegor Onkıudxowv zu lesen vorgeschlagen hat.
Das neunte Bistum von Bostra 7 @eën, wofür der Lateiner Yeevi
und die Akten von Chalkedon Aivov (eine latein. Hands. Eni) haben,
erledigt sich durch die Parallelstelle des Georgios Kyprios v. 1064; es
1) Das heutige Tell Elmenächir (Sachau, Reise 240, 250) ist nach G. Hof-
mann aus Tell Mahré modernisiert, vl. auch B. Moritz, zur antiken Topographie
der Palmyrene 1889. I. Tafel. Das mesopotamische noraorre109 Oedgpeayns, Pro-
cop, de aedif. V 9, gehört schwerlich hierher wegen der Provinz.
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 263
ist Neun, das als Bistum wohlbezeugt ist, vgl. meinen Kommentar zu
Georg. Cypr. S. 203. In der Provinz Anazarbos ist ‘Ade&tvdgeva Ka-
Broods (Scabiosa, Kafimoa, n xar’ ”Iooov, catisson, y Kaußvoov vgl. jetzt
auch Th. Noeldeke, Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans 8. 9
Nr. 1) in die zwei Städte 7 "A2sEavdoós und y Kaufvooúxodis zerlegt
worden, in welcher Trennung schon die Handschriften des Georgios
Kypriostextes mehrfach vorangegangen waren. Die Einschiebung von
Etexvoúxodig zeigt aber, dafs in der Notitia nicht em Versehen der
Abschrift, sondern des Verfassers selbst vorliegt. Die Erwähnung von
Zioaa-Sîis erweist den jungen Ursprung der Notitia. St. Martin (mé-
moires sur l’Arménie I 201) sagt: il paroit qu'elle existait déjà dans
le dixième siècle. Indessen die Stadt ist bedeutend älter; bereits z. J.
6196 = 704 erwähnt Theophanes 372, 24 10 Zíciov rxaorgov, welches
Jezid auf seinem Feldzuge gegen Kilikien vergeblich belagerte. Die
politische und kirchliche Bedeutung der Stadt datiert aus der Zeit, als
sie Residenz der Ruböniden wurde. Ein armenischer Erzbischof von
Sis ist z. B. bei der Krönung König Levons 1195 gegenwártig (Smbat
p. 99). Syrische Bischöfe von Sis werden im 13. Jahrhundert erwilmt.
(Barhebraeus, hist. eccl. 1 670; Assemani dissertat. de Monophysitis
s. v. Sis.) Wann das orthodoxe Bistum Sis gegründet worden ist,
läfst sich nicht bestimmen. Nach unserer Notitia bestand es aber
jedenfalls schon im 11. Jahrhundert.
Die Städte der Diöcese Amida sind leicht zu identifizieren; sie
liegen sämtlich in Armenia IV und Arzanene. Für 'TAtvy hat die
lateinische Notitia richtiger Yuilon = "IyyıAa (arm. Anged, Akl). Ba-
lentine ist BaAaßırıvf, Balofita (Balahovitk), von dem ein Bischof
Kaocica tijg Belapirnvis 536 (Mansi VII 975) erwähnt wird. Arsa-
mosata, Sophene und Kitharis (= Kıdagitov Kirors) sind als Bischofs-
sitze bekannt, ebenso Kyp& = Husan Kèf. Zeugma wird einer der
obern Euphratübergänge bei Tomisa oder Barzalo sein. (Ritter, Erd-
kunde X 984 ff.) Martyropolis fehlt, weil es zur Zeit der Abfassung
der Notitia bereits Autokephalenrang erlangt hatte. Im 6. Jahrhundert
war jedoch Dadima die Metropolis von Armenia IV gewesen: Jadiuov
viv unreóxolis Georg. Cypr. v. 949 vel. p. 170. Die Stadt war geist-
liche Metropolis noch zur Zeit Justinians II; 692 unterzeichnet nämlich
beim Quinisextum nach den sehr alten und guten Handschriften: "Hicag
éAdyvorog éxioxonos Jadiuwv untgunöisws tig À Iovoriviavijs') dpioas
vxéyocpa. Dadurch wird in schlagender Weise die Angabe des Johannes
1) Die Handschriften haben diovoriviavijs, woraus die Konzilsausgaben ganz
verkehrt devregug ’lovor. gemacht haben, wie sie auch unrichtig Jaciuov bieten.
264 I. Abteilung
Katholikos (c. 17 p. 47 der Ausgabe von- Jerusalem 1843) bestätigt, wo-
nach Armenia IV durch Maurikios den Namen Justiniana (Justianunist)
empfangen haben soll. Weil aber unsere Notitia Amida als geistliche
Metropolis von Armenia IV kennt, mufs sie später, als 692, abge-
fafst sein.
In den Provinzen Sergiupolis und Emesa weichen der lateinische
und der griechische Text stark von einander ab; ich stelle sie einander
gegenüber:
Opóvos ta, Y Esoyiodzolis. Sedes XI, Sergiopolis.
elolv Uno tov toLOdTOv Hodvov sub hac sede sunt episcopi IV
enioxonal E*
y Zmvoßıas Bizonovias
y Ogioov Marcopolis
y Egıyevn Venethali
y Ogpayitov Ermenia
y Ayorrrrids
Ooóvos ty, y Eusdoa. -— Sedes XIII, Emissa.
elolv Úxo tov totobrov Fodvov sub hac sede sunt episcopi IV
Enıoxonal 6°
y dom Arqui
y Maguovrodis Orison (v. l. Ariston)
y Bawetady Herigeni (v. 1. Herigen)
y Equévera | Orogison
Wie man sieht, haben m einer Redaktion die Städte II—IV den
Platz gewechselt; es fragt sich, welche das Richtige bewahrt hat.
ZegpiovroAis ist Rusáfa (Rosafa, Risapha Georg. Cypr. p. 151)
in der Euphratensis auf dem linken Euphratufer unweit von Sara ge
legen. Die fünfte Stadt, welche der griechische Text aufzählt, fehlt in
der latemischen Rezension. Es spricht für die Güte des griechischen
Textes, dals die älteste Rezension der Notitia von Antiochien; das
xo0voyo«@eiov ovvrouov des Pseudoeusebios, gleichfalls Sergiupolis fünf
Suffragane zuschreibt. Dazu kommt, dafs die meisten Suffragane sich
in der Nachbarschaft von Busäfa mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit
nachweisen lassen. Zenobias ist Zenobia am Euphrat, welches dem
heutigen Halebi (Tschelebi) entspricht, während sein Name in dem gegen-
über auf dem linken Euphratufer gelegenen (Zelübiä) Zelebi fortlebt, dem
’Avvovxag-llänüka der Alten. Vgl. B. Moritz, zur antiken Topographie
der Palmyrene 1880 8.39 ff. G. Hoffmann, archäol. Ztg. XXXVI 26f
Orison ist Ogiéa des Ptolemäos (V 14, 24), die dritte Station auf
der Strafse von Palmyra nach Rusäfa und Stra. Kiepert identifiziert
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 265
dasselbe mit dem heutigen et-Taijibe; vgl. auch die Ausführungen von.
B. Moritz, S. 27 ff. Ebenso schreibt mir G. Hoffmann: ,¡Opícov ist
wahrscheinlich “Urd got, Oruba? der Tab. Peut.; das o erklärt sich
nach aramäischer Schrift und Aussprache = pry. Dieses “Urd ist
identisch mit et-Taijibe: denn Jákút unter Suhnat (Suchna, Sichna der
Karte) setzt letzteres zwischen Tadmur und ‘Urd, und el-Bekri 412, 3
erwähnt die Strafse: Tadmur, ‘Urd, er-Rusäfa, er-Rakka. — Ritter
X 1097 u. s. w.“
Ebenderselbe schreibt mir über Erigene: „Egıyevn = ‘Aràgîn
(vielleicht erst plurafisiert aus ‘Ergin) liegt nach el-Belädori (futüh) 150,
vgl. Jâkût (der betreffende Teil des Tabari über die Eroberungen ist
noch nicht da) auf dem Wege von Palästina-Syrien her nach Bälis
(Barbalissos), vor diesem. Dafs es am Euphrat liege, wird nicht er-
wähnt. Es könnte identisch sein mit ‘Adadis des Ptolemäos V 14, 25
(Ritter X 1002) falls dies Alägi-s, 444ATIZ (T = A) zu lesen??') Die
Lage unterhalb Bälis pafst. Athis (4918 v. L ‘Adds, ’Avdig Ptolem.
V 14,17) vergleiche ich mit ‘Abdin bei Belädori, sehr nahe bei Bális
gelegen, ein peoverov der Römer, jetzt “Afdin (Aff Dien Ritter X 1110);
über Bälis hinaus, also aufwärts, liegt dann nach Belädori L c. Käsrin,
Neoxavodpere bei Prokop und sonst.“
Bei Oragizon denkt man an das ptolemäische ’Epayita (v. 1. ’Eo-
oafiya, “Eod&ya V 14, 14; Eraiza Rav. an. 11 15 p. 88, 12. Ritter
X 1000), welches Sachau (Reise in Syrien und Mesop. 136) in Abú
Hanäjä wiedergefunden hat. Indessen macht G. Hoffmann nicht mit
Unrecht Bedenken wegen der Lage geltend; Eragiza liegt nördlich von
Barbalissos, das noch zur Kirchenprovinz von Hierapolis (Mabbüg) ge-
hört; demnach wäre die Zugehörigkeit jener Stadt zur Kirchenprovinz
von Sergiupolis mindestens auffällig; unmöglich ist sie freilich nicht;
denn in der Geographia sacra verdankt die Provinzialeinteilung oft
mehr dem siegreichen Ehrgeize eines Prálaten, als der natürlichen
geographischen Grenze ihren Ursprung.
Endlich das rätselhafte '4yoınnıds erinnert an die in den Akten
des Mär Muain (Hoffmann, Auszüge aus syrischen Akten persischer
Märtyrer S. 31) näher beschriebene, unweit des Flusses Präth gelegene
Stadt, „welche Agripös hiefs, die der König Agripös gebaut hatte“.
Hoffmann 1 c. S. 161 nimmt an, dafs der Name dem griechischen
Eögwzog entspricht. Ein von Eveards = Garäbis verschiedenes, südlich
von Karkisiá (Kirkesion) gelegenes Huropos erwähnt Isidoros Charakenos
en un
1) Moritz (Palmyrenc 31) kombiniert mit Mallo das Adiazane des Anon.
Rav. II 15 p. 88, 16, was gut passen würde
Byzant. Zeitschrift I 2. +10
s
266 . I. Abteilung
(Müller, geogr. Gr. minores I p. 248): Jodea Nix&vogos x6Ais xrioua
| Mexedévav, vd dì 'Eddivov Edgwnog xadetrat. Indessen von
dieser Stadt ist Agripòs zu trennen; vielmehr entspricht dem .4oipga
Isidors „eine verödete Stadt, welche Dari (DWR') heilst“ Akten’ $. 28
cfr. Zosim. III 14,2. Dará sowohl, wie ‘Anat (ro "AveéPav peovgior), in *
dessen Nähe der Heilige sieben Jalıre verweilte (Auszüge S. 30), gehören
zum persischen Gebiete (vgl. Theophyl. Simoc. IV 10, 4); dagegen Agripis :
und das benachbarte Dorf SDW” rechnet die Legende (S. 31) zum rómi-
schen Reiche. Zu jener Zeit war auf Befehl des guten Andenkens
würdigen Kostantinos das Horn des Heidentums btreits zerbrochen und
aus Furcht vor den Christen feierten sie ihre Tänze und Feste für die
Götzen heimlich.“ Ferner Europos-Garäbis wird syrisch "WRWPWS
geschrieben, z. B. chronicle of Joshua the stylite ed. Wright p. 84;
Agripòs dagegen wird ’GRPWS geschrieben (Auszüge S. 31). Auf
fállig bleibt die Endung ce. G. Hoffmann schreibt mir darüber:
„Zwar würde eine Lage südlich von Rusáfa zu der Geschichte des
Mu‘ain, der sonst in Dora und Siggàr angesehen ist, wohl passen,
ebenso wie zu Ag"röpös, wie es in einer Unterschrift von Bischöfen
zur Zeit des Patriarchen Severus (512—518) hinter einem Bischofe von
Sarà bei Wright, Cat. Mus. Brit. 970 e. 2 (Auszüge S. 161) vor-
kommt; doch spricht gegen diese Gleichung die Auslassung des zweiten
ein sag in allen syrischen Fällen.) Wenn auch Euröpos, nördlich
vam Ságúr, angesichts dieser neuen Eventualität, noch nicht sicher in
der Variante Ag"röpos oder Agr(ipôs bei den Syrern nachgewiesen
ist, so ist doch die Einschiebung des g an Stelle des v durch arabisch
Girbäs (Jakat giebt die Lage genau an), wovon Garäbis der Plural ist,
mittelbar auch für das Syrische gesichert. Die Zurückführung auch dieses
nördlichen Euröpos auf den Agrippa des N. T. lag für einen bibel-
festen Syrer sehr nahe, wie auch sonst das Etymologisieren von Namen
nicht selten ist, ohne dafs das sachlich eme Bedeutung hätte. 7 ’4yoix-
mus könnte übrigens auch eine archaisierende Bezeichnung eines Ortes
sein, der sich um ein Kloster des II. Agripös, der in Syrien gefeiert
wurde, angesiedelt hätte. Die Sache bleibt also unsicher.“
Noch mehr Schwierigkeiten bereiten die Suffraganate der Dideese
von Emesa. Als erstes Bistum erscheint m beiden Rezensionen Arke;
man denkt zunächst an das libanensische Arke (Arka), das von Emesa
nicht zu sehr abliegt. Allein Arke gehört zur Diöcese des Proto-
1) Dies fiele ins Gewicht, wenn der Verfasser der Notitia ein Grieche wire.
Bei den Unformen, welche dieser gräzisierte Syrer sich ohne die leisesten Gewissens-
skrupel leistet, kann ich diesen Umstand eben nicht als sehr erheblich ansehen.
. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 267
thronos, dessen zweiter Suffragan es ist. Es liefse sich nun denken,
dafs die antiochenische Notitia dieselben Orte unter verschiedenen
benachbarten Sprengeln gelegentlich aufzähle, weil in eine ältere Liste
ein neuer. Bestand interpoliert wäre; indessen ach finde in der Liste
sonst keinen Beleg dafür. Bistümer z. B., welche die alte Liste noch
als Suffragane und die neue als Autokephalen kennt, sind in dieser
letztern ganz richtig in den Metropolitanprovinzen weggelassen, so
z. B. Martyropolis in Mesopotamien, Mopsuhestia in Kilikia II u. s. f.
In. dieser Beziehung erscheint die Notitia recht sorgfältig redigiert,
und da hat ’es sein mifsliches, hier einen Irrtum anzunehmen. Ich
lasse also diese Stadt, wie Markupolis, mit dem ich nichts anzufangen
weils, unerklärt. |
Über BaveSéAn Venethali und Eguévece schreibt mir G. Hoffmann:
„Wright Cat. 86” kommt im Jahre 534 ein „Dorf Sas (BTL)
der yaoa der Stadt Hemes“ vor. Für das Jod , ist aber wohl 3, d.h.
Nun zu lesen; denn Jaküt hat Dair (= Kloster) BYantal (BNTL);
welches nach diesem Orte benannt scheint, weniger als ein mil ab
Güsija, eine Tagereise (6 Farsach) südlich Tlims, links vom Wege (durch
die Bik& a) nach Damask, mit einer sehr merkwürdigen prachtvollen
Kirche und einem Marienbilde. Güsija (syr. Güsijat Wright Cat.
2, 613°) südlich Ribla ist bekannt, vgl. Socins neuester Baedeker u. s. w.,
also 1 Byvetad, welcheg, wie ich vermute, eine Metathese von Be'eltan
oder Bwaltan ist = Nas (B'LTN) „unsre Belthis“, auch Ortsname
in Syrien.
"Eguévero ist etwa el-Harmel, ein Dorf nahe dem Orontes, stidlich von
Güsija in Cölesyrien, nach welchem das Denkmal „Kamüat el-Harmel
heifst. Socin-Bacdeker 1891 p- 350 u. s. w. Dies mit allem Vorbehalt.“
Als Metropolis ist Emesa bereits im 8. Jahrhundert bezeugt. In der
vita des hl. Stephanos, des Sabaiten (fF 794)!) wird AA SS m. Jul T.
III p. 577 der Metropolit von Emesa?) erwähnt: xal BAero tov Seopégor
unroonodirmv Tig nuvevöaiuovos "Eutons ¿evyeruóvos Eoraru. Die
Christen waren daselbst auch unter arabischer Herrschaft sehr zahlreich.
760 können sie es wagen, das Haupt des Täufers Johannes unter
1) Im J. d. W. 6286; nach der byzantinischen Ära ist das 778, nach der
koptischen in Palüstina gebräuchlichen 794; das Begräbnis geschah Montag den
3. April. Die Entscheidung ist darum schwierig, weil sowohl 778 als 794 der
8. April ein Montag ist. Immerhin halte ich die letztere Rechnungsweise, da
Kyrillos von Skythopolis nach ihr rechnet, für die in den palástinensischqn Lauren
gebräuchliche und also wahrscheinlichere.
2) Den Namen Theodorus hat die lateinische Übersetzung cingeschwiirzt und
Le Quien daraus übernommen.
. . 18*
268 I. Abteilung
grofsem Gepränge aus „dem Hohlenkloster in die ihm geweihte pracht-
volle Kirche zu Emesa“ zu übertragen (Theophanes 431, 16); noch zu
Theophanes’ Zeiten (um 815) war das Heiligtum eine gefeierte Wall-
fahrtskirche. Die Hauptkirche der Stadt, eine der gröfsten in ganz
Syrien, war zu Istachris Zeit Simultankirche, zur Hälfte christliches
Gotteshaus, zur Hälfte Hauptmoschee der Muhammedaner, ein Beweis,
dafs dort noch eine ziemlich starke christliche Bevölkerung vorherrschend
gewesen sein mulste. Auch heute ist die Zahl der griechisch orthodoxen
Christen in Hims sehr ansehnlich. Ebenso mufs das Land grofsenteils
von Christen bewohnt gewesen sein. Die überall zerstreuten Ruinen
von Kirchen, Klöstern und christlichen Gebäuden setzen die Reisenden
„in wahres Erstaunen“. Ritter XVII 2, 1009, 1015, 1026. So hat es
durchaus nichts Auffälliges, wenn noch in arabischer Zeit Emesa den
Rang einer Metropolis erhält, und in der umliegenden Landschaft eine
Reihe Bistümer gegründet werden.
Wir kommen endlich zu dem 11. Thron: Theodosiupolis mit seinen
sieben Bistiimern: Ortros, Maznube (lat. Maznuni), Maurokastron, Hagia
Maria, Axiexe (l. Axieri), Tarutza (l. Taroza) und Polytimos. Es wird
zum Teil schwierig sein, diese Städte genauer zu fixieren. Theodosiu-
polis tritt an die Stelle von Därä, welche Stadt seit dem 10. Jahr-
hundert aus der Geschichte verschwindet. Sie wird 638 (Theophanes
340, 25) oder 641 (Dionysios von Tell Mahré bei Assemani B. O. II 103)
von den Arabern erobert. Eines Bischofs David von Dara gedenkt 758
Barhebraeus hist. eccl. I 322, derselbe wurde später zum Patriarchen
der Monophysiten erwählt. Um 820 erwähnt derselbe Schriftsteller
Le. 1354 die Stadt wieder. Johannes von Därä, welcher 837 blühte,
heifst Metropolit (Assemani B. O. II 119); die Stadt hatte also bei den
Monophysiten denselben kirchlichen Rang, wie bei den Orthodoxen,
erlangt. Elmakin und Abu-l-Mahasin erzählen, dafs die Griechen unter
Johannes Kurkuas Okt. 942 Arzen, Dara, Mijafärikin und Nisibis.
(Weil, Gesch. d. Khalifen II 690) eroberten.) Mär Joannes (1125—
1165), der Metropolit von Mardîn, welcher zugleich die Diöcese von
Dara verwaltete, zählt diesen Ort unter den ehemals glänzenden, jetzt
1) Die Griechen gedenken dieses Feldzuges nicht, ebensowenig Step*anos Asolik
III 7 p. 179 ed. Malyaseane. Barhebraeus chron. syr. p. 192 zählt Dard nicht
unter den damals eroberten Städten auf; auch der Verfasser der Erzählung von
der Translation der elxwy &ysıgomoinrog nach Cpel läfst den „Auneäs“* von Edessa
nur verlangen, dafs der Kaiser sich durch Chrysobull verpflichte rod ur zols-
niovs Enkoysoduı tà róv ‘Popuiov orgarssuare nurù Tor TE00LEW9 TOVTOY xülsor.
prul dì tot Poyav (= lo Jf), oreo ti» "Edeocav i BaeBagos dvopate: gov,
toi Xagav, tod Zaparovs xal trav Zapocárov. Combefis, manipulus p. 94.
o
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 269
verödeten Städten auf Assemani B. O. II 223; ebenso wissen die spä-
tern Araber nur noch von seiner ehemaligen Grüfse. (Die Stellen bei
Ritter XI 404.) Das an Däräs Stelle tretende Theodosiopolis kann
nun nicht Theodosiopolis-Rès'ainà sein, sondern ist @&odosiovzoiıg tie
ueyaing ’Aouevtag = Karin-Arzrün (Ersirum).') Tarutza ist sicher
Tabriz; Tavoétov*) wird im 14. Jahrhundert als antiochenisches Bis-
tum erwähnt. (Miklosich et Müller: acta et diplomata II 476 p. 228.)
Die Stadt wird von den spätern Griechen mit Dara identifiziert: Ædoëg
to viv Tadees. Hierocles ed. Parthey App. 122. Damit stimmt nun
in eigentümlicher Weise Smbats Fortsetzer überein, welcher an Stelle
von Dara einfach T'avréz aufführt. Die Stadt wird bereits von Faustus
von Byzanz erwähnt T’avres (IV 25; V 2) oder T'avrèz (IV 39) und
zwar ausdrücklich als in Atrpatakan gelegen (IV 25).5) In der ersten
arabischen Epoche wird die Stadt nicht erwähnt; sie soll aber 791 aufs
neue aufgebaut worden sein; 858 und 1042, durch Erdbeben zerstört,
ward sie immer wieder hergestellt; ihre eigentliche Glanzzeit beginnt
erst mit den Mongolen. Jedenfalls gehört das orthodoxe Bistum Tabris
frühestens der islamitischen Epoche an, und wird schwerlich vor dem
10. oder 11. Jahrhundert entstanden sein.
Maurokastron ist dann natürlich nicht dus mesopotamische Castra
Maurorum (Ammian. Marcellin. XVIII 6,9; XXV 7, 9), sondern das
Mavooxdergov poovpiov Eis Eva tov Agueriuxov rénov ¿ml Adq—ov
xeiusvov byniod xal dvoxaregycorov (Michael Attaleiat. 125, 6 = Cedr.
II 679, 16), vgl. Ramsay, the historical geography of Asia Minor 267.
’A&ıetn oder wie der Name beim Lateiner lautet Axieri*) klingt
entschieden türkisch. Bei Barhebraeus chron. Syr. p. 482, 12 des syri-
schen Textes wird die Stadt Aksiré CKSR) geschrieben. Dukas
(204, 19) erwähnt die Stadt als in Karaman gelegen: év toîs decoeg
Tod Kapauav. xal yeowocuevos modes Ovo (7 pla xadeiro nacre Tv
‘rey Tovexav yAürrav ’Axcıdon, 7 dè étéou Ileyoudon. dv dè % mölıg
1) Noch heute.ist der vierzehnte Metropolit von Antiochien 6 @sodoowv-
óleos (td "Eopfovpovur) drforiuog nual ¿Expyos Meyalns "Aguevias.
2) Taßestıvy bei Cedren. IL 573, 20. Toforén Chalcoc. 167, 5.
3) Ganz irrig identifizieren St. Martin (mémoires I 129) und Ritter damit
Gancak (Gandzak, Tafgaxa, Kovgdxwv), welches Faustus gleichfalls mehrfach
(iz. B. V 4 und Gantak Atrpatakani II 7; IV 21; V 1) erwähnt, mit welcher
Stadt es jedoch nichts zu thun hat. Vgl. Noeldeke, Tabari S. 100 Nr. 1.
4) Axieri ist noch in diesem Jahrhundert als römisches Titularbistum ver-
liehen worden. Mac Closkey z. B., der Kardinalerzbischof von New-York war, ehe
er 1847 Bischof von Albany wurde, Bischof von Axieri 1. p. Die neuesten Aus-
gaben der Gerarchia cattolica führen dus Bistum aber nicht mehr auf. Wuhr-
scheinlich kam der barbarische Name den Gelehrten des Cracus verdächtig vor.
270 | I. Abteilung
«tn éyydg tod Ixoviov, «xéyovoa dio Tusoay 606v). ’Axordei, wofür
der Italiener S. 455 Aaxiari hat, also genau entsprechend unsrem
Axieri, ist das türkische Aksehr'), das antike Philomelion; Ieyotdgy
dagegen ist Beifehr am Ostufer des Beisehr Goel, welches Ramsay
S. 300 mit Karallia identifiziert. Indessen erhebliche Bedenken muß
die für einen Suffragan von Ersirum viel zu westliche Lage erregen.
An Akserai-Koloneia (tà Tetuoa, € gorev à nddar Aepopévn Koléven
Nicet.. Chon. 72, 7; KoA@vewa 7 viv Tenga Aëyero 68%, 10) kann
nicht gedacht werden einmal, weil der Name verschieden ist, und
dann, weil nach Hammer (bei Ersch. und Gruber II 303) die Stadt
angeblich erst 1202 von den Selgükensultan Aseddin Kilidsch Arslan
ben Messud erbaut worden ist. Allein es giebt auch ein armeni
sches Ak Sehr. G. Weil, Geschichte der Chalifen V 207 giebt nach
Makrizi und Abusl-Mahäsin den Bericht von einem Feldzuge, welchen
unter der Regierung des Mamelukensultans Almelik Alaschraf Bursbai
(1422—1438) dessen Feldherr Inal nach Kleinasien unternahm. Den
1. Dùlkädè (26. Apr. 1438) kam er m Ablestin (Al-Bostan = Arabissos)
an. Am IT. brach er wieder auf und kam nach einer Festung, welche
Aksehr hiefs, und belagerte sie (1. Dv] Higé). Hasan Alitaki, der
Herr von Aksehr, ergriff die Flucht am folgenden Tage, und Inal
besetzte die Stadt. Weil Lo e. N. 2 bemerkt: „Bei J. Hadjr £ 256
heifst die Festung Akschar. Ich habe eine Festung dieses Namens ..
in keinem geographischen Werke finden können. Sie mufste nicht .
weit von Erzingan liegen; denn Mahrizi berichtet „dafs die Truppen
am 22. von Akscheher aufbrachen und nach Erzingan marschierten und
dort ihr Lager autschlugen. Die Bewohner der Stadt Kamen zu ihnen
heraus und verkauften ıhnen, was sie brauchten, und wer von den
Truppen wollte, ging in die Stadt, ohne etwas zu plündern oder die
Bewohner zu belästigen, und das dauerte fort bis zum Ende des
Monats“ Dulaurier (recueil I 545) läfst die Mongolenschlacht vom
27. April 1299 geschlagen werden „dans la plaine d'Ak-Scheher d'Er-
zendjan“, ohne emen Beleg anzufiihren; Weil (L e. IV 224), arabischen
Quellen folgend, sagt nur, die Schlacht habe im Mon. Ragab (April
1299) in der Nähe von Siwas stattgefunden. Auf der von Schabin-
Karahissar nach Siwas südwestlich sich abzweigenden Strafse, welche
Vietor Fontanier und Henry Suter zuerst erforscht haben, erreieht man
in 6 Stunden Enderes (Andras). Der grofsenteils von Armenien be
1) Von den Turkomannen wird der Name auch Akschar, Anschar und Achi-
schar gesprochen. « Hammer in Kirsch und Grubers Encyklopiidie II 302; über die
Stadt vgl. auch Weil, Gesch. d. Chalifen V 66, 69, 97,
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 271
wohnte Ort liegt am Südrunde der $ Stunden weit von O. nach W.
sich ausdehnenden Ebene Aschher Owassy. Bereits Inéitean (Neu-
Armenien $. 237) erkannte, dafs die Namensform bei Suter aus Aksehr-
Owa (Weilsstadt-Ebenc) korrumpiert sei. Armenische Berichte des
15. Jahrhunderts erwähnen noch die Stadt Aksehrabad, welche das
Aksehr der Araber ist. Durch Inschriften ist Enderes-Aksehr als mit
dem antiken Nikopolis identisch erwiesen. Ritter XVIII 210 ff. Mit
gewohnter gründlicher Gelehrsamkeit und erprobter Gefälligkeit teilt
mir W. Pertsch noch folgendes mit: „In der von Ilnen bezeichneten
Gegend liegt em Aksehräbäd, eine. sehr ungeschickte, pleonastische
Bildung, welche wahrscheinlich durch Mifsverstiindnis aus Aksehr-owa
entstanden ist. In dem persisch-türkischen Wörterbuche Farhang-ı
Schu’üri (I Blatt 67”, Anfang) nämlich wird bemerkt, dafs owa als
zweites Glied. türkischer Composita nicht selten durch den gelehrten
Unverstand verbesserungssüchtiger Schreiber in ábád wngewandelt
werde (was dazu beigetragen haben mag, der Bedeutung „Ebene“ für
pers. 4bad in manche Wörterbücher Eingang zu verschaffen). Mag dem
nun sein, wie ihm wolle, so sagt C. Mostras, Dictionnaire géographique
de Pempire ottoman. St. Petersbourg 1873 8.21: ,Ak-Schélur-A bad. Ville
de la Turquie d'Asie, dans leyalet de Trebizonde, Hiva de Kara-Hissari-
Scharki Und in einem von zwei Syrern in Beirut herausgegebenen
(leider stecken gebliebenen) geographischen Wörterbuche steht (p. 11,12)
ein Artikel, der wörtlich übersetzt folgendermafsen lautet: ,,Akschràbad
ist- eine Gemeinde (u>L) im Gerichtsbezirk Su-schehri (d. i. Wasser-
- stadt), welcher seinerseits zum Livá Ost-Karahisàr im Wiláyet Siwás
gehört. Diese Gemeinde (Áksehrábid) ist 6 Stunden von der Haupt-
stadt des Gerichtsbezirkes (Su-schehri) nach Osten, und 8 Stunden von dem
Mittelpunkte des Liwä (Ost-Karahisär) nach Südwesten entfernt. In dieser
Gemeinde giebt es eine Anzahl von Orten (55), zwei grofse und eine
kleine Moschee (Asus, place). Iiermit ist die Lage des Ortes
hinlänglich genau bestimmt. “ Asxieri ist fragelos mit Nikopolis-Akschr-
Aksehràbad-Enderes identisch.
MafvovBn, wofür der Lateiner Maznuni hat, erinnert an Mecntinik‘,
einen der Gaue von Vaspurakan (Geogr. des Moses St. Martin Il 364:
Thomas Arcrûni III 29 p. 251 ed. Patkemian mit der Variante Meznünik‘).
Auf dem Konzil zu Dvin unter Nerses HI 645 unterzeichnet als 17. Bischof
Samuel Bischof von Mehnunik’: episkoposn Mehnuneac') codex Berol.
1) In Maurikios' Zeit erwähnt Ugtanès 11 37 auch einen Bischof Aharon
von Mehnúnik'; wenigstens liest Brosset Méhénounik; er benutzte eine 1847 ge-
machte Abschrift der Handschrift von Ejmiacin. Die Ausgabe von Vadardapat
1871, Il p. 64 bietet jedoch: Y 4Simbkuwy.
272 I. Abteilung
or. Peterm. T. 34 fol. 269'), welches Bistum Intiéean storagrátiwn
p. 212 N. 2 mit Mecnünik‘ kombiniert.
H “Ayia Magix wird, eines der zahlreichen armenischen Kloster-
bistümer sein, vgl. 6 tod “Ayiov NıxoAcov, 6 tod “Ayiov Temeyiov, è
tov Ayiov ’EAısociov, è tod Ledodx tig Heordxov u. s. f.
- Über Ortros*) und Polytimos vermag ich keine Auskunft zu geben.
Ehe wir versuchen die Zeit, wo diese nordarmenische Provinz Theodo-
siopolis errichtet wurde, genauer zu bestimmen, ist noch die eigentüm-
liche Liste der Katholikoi zu betrachten, welche beim Griechen, beim
Lateiner und bei Smbats Fortsetzer abweichend überliefert ist.
Vat. Gr. 1455. Notitia Latina. Smbats contin
a. è xaSoluxdg Poue- Der Katholikos vom
yvoews fito: Ileooias. Hause Virk°.
B. 6 xaBodixdg.Eton- Catholicus Irinopolis Der Katholikos von
vouxélemg ro Tod que est Baldac. Irinapölis, welche ist
Baydü. | PaAtat. .
j Catholicus Ani qui Der Katholikos von
est Persidis. Erömikeriös, welches ist
Parsikk‘.
Der Katholikos von Romagyris hat zu den tollsten Erklärungsversuchen
Anlals geboten. Neilos Doxapatres 57 versetzt ihn nämlich nach
Indien und dazu bemerkt Parthey: „Pouoyvgewg sanser. Ramagiri,
mons Ramae, hodie Ramgir“ und Dulaurier, recueil I p. 674 erklärt:
„le mot prodpytippow est la transcription du latin primicerius“ und er
übersetzt: „le catholicos primicier“.
In den Unterschriften der Synode von Antiochien, welche wohl
dem Jahre 1365 angehört, finden wir: „o taxeurdg l'eguavòs xal xado-
Aixde “Pouoyíosws (so die Handschrift nach praef. p. X) xal ZE&oyos
néons Ißnoiest“.”) Acta patriarch. CP. 1207 p. 465 vgl. 464. Danach
ist wenigstens im 14. Jahrhundert „Katholikos von Romagyris“ Titel
des Exarchen von Georgien. Allein Smbats Continuator, welcher allein
1) Mitteilung von Dr. A. Tér Mikelian, dem Verfasser von” ‚Die armenische
Kirche in ihren Beziehungen zur byzantinischen“. Leipzig 1872.
2) Ein Ordro, wie es scheint, in Basen gelegen, wird in der Geschichte
Georgiens erwähnt, I 323. Eines ebenfalls im (römischen) Iberien gelegenen
Ortes Osurtru gedenkt Cedren. 11 576, 4: év ’Ifnoix nata tiva nediada Eyyapios
Ocovoteov Asyopévnv.
3) Die Herausgeber haben jedenfalls cine Konfusion gemacht; denn 464, 8
steht 149 Feguavod nai nadolinod (ti) ounyvesms. 465, 12 xutodindg (ri)
öpoydgewg und doch schreiben sie praef. p. X: 465, 12: nota in codice legi:
ucdodinod Gwpoynesag.
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 273
drei Katholikoi aufzählt, unterscheidet deutlich den Katholikos von
Virk (= Iberien) von dem Katholikos von Romagyris oder Persien, in
letzterer Doppelbezeichnung mit dem Griechen übereinstimmend. Dies
wird nun schlagend durch einen möglichst authentischen Zeugen, den
Patriarchen von Antiochien selbst, Petros III, in seinem Briefe an den
Patriarchen Dominicus von Grado 1054 bestätigt (Coteler. eccl. gr. mo-
num. I 116): BaßvAov à ueydAn xed ‘Pœoudyvgus (v. 1. ‘Pouoyvoés, ‘Pu-
uörnoss, ‘Pouaysons) iro. To Xwgocäv (v. 1. Xwoooav, Xwoved, Xwoc-
car) xal al Avınal 15 Sang (v. 1. &Alns) dvarodis Enapyia, Ev als
doxuEnioxonot rag nuov nEunovra xal xadolixoi, yegoto-
vowvreg Ev éxetvoss Toig uégeoL uNntogoroXitas, Eyovras br’ avroda ént-
ox6xovs xoddovs. Hier werden also im Gegensatz zu „Jen Synodal-
akten von 1365, aber in Übereinstimmung mit der Notitia Romagyris
und Horäsän identifiziert. Den Schlüssel zur Erklärung gewährt eine
Angabe der georgischen Chronik (Brosset, histoire de la Géorgie I p. 472). .
Danach hat zwischen den Jahren 1210 und 1212, also in Georgiens
Glanzzeit, die Königin Thamar die Stadt Romgouar (Romgor, Romgui-
aros) erobert.') Diese Stadt hat bereits Brosset L e. p. 472 n. 2 in
einer bei-Jäküt erwilnten Stadt wiedererkannt. G. Hoffmann schreibt
” 6
mir darüber: ,, La, bei Brosset, zu sprechen ‘Ramdschar’, transkribiert
etwa ‘Ramgàr’, würde persisch' Ramgàr oder Ramgér lauten können.
Jäküt sagt s. v. ‘Ramgär(u) eine mahalla in den Gegenden von Nisá-
bar, nach welcher eine Anzahl Gelehrte Ramgárenser heilsen ete.’
Kürzer hat as-Sojûti, Lubb-al lubáb ed. Veth 118 “Ramgár eine ınahalla
in Nisábúr [als der Stadt oder der Landschaft]. Mahalla bedeutet so-
wohl Stadtquartier, wie Weiler für sich, auch Distrikt; ich finde es
sonst nirgends erwähnt. Es stammt eben aus biographischen Wörter-
_ biichern, als Geburtsort von Gelehrten, an sich gewils sehr unbedeutend,
am ehesten möchte es ein Quartier von Nisäbür, der Stadt, sein, und
gewifs ist es identisch mit Pou«yne als Hauptort llorásáns.* Der
Glanz Nisabors datiert aus dem ©. Jahrhundert,, wo nach Ibn Haukal
die Tahèriden es zu ihrer Hauptstadt erhoben haben. Glänzend war
es auch unter den Seléûken. Das Zusammenströmen der griechischen
Kaufleute in diesem Zentrum Iràns wird den Patriarchen von Antiochien
veranlafst haben, in Nisábúr ein Katholikat zu errichten, welches nach
dem Quartier, wo dieser Dignitär residierte, benannt wurde. Nach
der Eroberung der Stadt durch die Georgier ist wahrscheinlich Iberiens
höchster Prälat mit dem Titel eines Katholikos von Persien geschmückt
1) ‘Popdyvers fro: ro Xweocdy sagt Petros III; ebenso lesen wir bei Wakh-
tang 1. c. 472 und 541: Romgouaro ou Khorasan. |
274 . . I. Abteilung
worden. Als dann die Stadt wieder in islamitische Hände gekommen
war, blieb die Titularunion der beiden Katholikate bestehen.
Wie kommt es aber nun, dafs gerade Smbats Continuator drei
Katholikate: Iberien, Bagdád und Romagyris aufzählt, während Petros II
und die Notitia nur die beiden letzteren kennen? „Da im 14. Jahrhundert
Romagyris und Iberien urkundlich uniert sind, erwartet man im’ Gegen-
teil von einem Schriftsteller des 13. Jahrhunderts, dafs er die Zustände
seiner Zeit darstelle, wo faktisch nur- zwei Katholikate (wenn Bagdäl
überhaupt noch vorhanden war) existierten. Da sein Text das Gegenteil
bezeugt, muls er nicht aus einer zeitgenössischen, sondern aus einer
wesentlich ältefen Quelle geschöpft haben, eine Annahme, welche, wie
wir sehen wegden, durch die folgenden Ausführungen sich bestätigt.
Bezüglich Iberiens steht es nämlich vollkommen fest, dafs -dessen '
Katholikat zum Patriarehat von Antiochien gerechnet wurde. Die ovr-
. «gidunors tov óp0dec.óv zählt Iberien ausdrücklich zur anatolischen
-.Diöcese. (Euseb. chron. ed. Schöne I App. 82, 21 = Not. V 39 Parth.)
Damit stimmen auch die einheimischen Chronisten der Georgier über-
ein; sie erzählen, dafs auf Befehl des Kaisers und des Patriarchen (von
Konstantinopel) der Patriarch von Antiochien im Jahre 473 dem Petré
den Katholikat von Therien übertragen und gleichzeitig daselbst zwölf
“Bistümer errichtet habe (Brosset, histoire de la Géorgie I 192). Durch
einen Kanon des VI. Konzils von 656 (6801 ist gemeint) soll dann der
Katholikos von Georgien vollkommene Unabhängigkeit und gleichen
Rang mit den Patriarchen erhalten haben (. c. 256); indessen bereits
Brosset (Le. 256 n. 5) erklärt diese nur in einer Handschrift sich
vorfindenden Berichte itber die georgische Kirche für moderne Ein-
schiebsel. Es kommt hinzu, dafs die Armenier den iberischen, wie den
albanischen Katholikos ausdrücklich als dem Sitze Gregors des Erleuch-
ters unterstehend ansehen. Die aktenmälsigen Belege des Bischofs
Uytanös von Edessa!) in seiner Geschichte der Kirchentrennung der
Iherier und Armenier suchen nachzuweisen, dafs im 5., wie im 6. Jahr-
hundert die Iberier mit den monophvsitischen Armeniern Kirchengemein-
schaft hielten und dafs ihr Katholikos von dem armenischen in Dvin
geweiht ward. Erst Ende des 6. Jahrhunderts soll der in Koloneia
erzoyene und dadureh für die Orthodoxie gewonnene Kürön (Kyrion)*)
sich und seine Nation von der’ Kirchengemeinschaft mit Armenien los-
gelöst haben. Kyrion jedoch in seinem Schreiben an den armenischen
1) Ugtanès lebte allerdings erst im 10. Jahrhundert unter dem Katholikos
Xacik (972 — 992). °
2) Quiricus in einem Briefe, welchen 601 IV Ind. Gregor I von Rom an ihn
adressiert. Jatfé 1844.
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekaunte Bixtümerverzeichn. d. orient. Kirche 275
Katholikos Ter Abraluun' stützt sich stets auf den Glauben von Jeru-
‘salem: „Unsre und eure Väter waren unter der Herrschaft des Königs
der Könige und hielten als Glauben den von Jerusalem fest.“ (Uzta-
nes II 45 p. 77 der Ausgabe von Valarsapat) und „.. das Buch (girk
touos) der vier Synoden, an welches die Romäer sich halten; dasselbe
wird in der heiligen Anastasis (Anastas) und in dem heiligen Sion
verkündigt® (II 51 p. 87). Die engen Beziehungen der Georgier zu
Jerusulem') sind auch sonst bekannt; es ist aber klar, dafs Kyrion,
‚wenn er nur das Verhältnis zu Jerusalem betout, noch nieht mit seinem
Lande in die Obedienz von Antiochien eingetreten war. Brosset sucht
den Widerspruch zwischen den armenischen und den einheimischen
Quellen so zu-lósén, dals er annimmt, es habe bis auf Kyrions Zeit
neben dem einheimischen, allein von den yeorgischen Annalisten er-
wähnten Katholikos noch emen armenischen Atajnord für die zahlreichen
unter georgischer Herrschaft stehenden monophysitischen Armenier ge-
geben. Ich kann in dieser Lösung nur einen unglücklichen Harmoni-
‘ sierungsversuch des gelehrten und scharfsinnigen Mannes erkennen,
“welcher in seiner trefflichen Introduction zur histoire de la Géorgie
selbst die Mittel zu einer richtigeren Auffassung an die Hand gegeben
hat. Die georgische Chronik hat ihre endgültige Redaktion erst durch
König Wakhtang im Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten. Indessen
hat dieser in bedeutend frühere Zeit zurückreichende Materialien benutzt.
Der armenische” Auszug aus der iberischen Geschichte ist im 14. Jahr-
hundert angefertigt worden. Schon König Bagrat HT soll 991 eine
Geschichte abgefafst haben; jedenfalls ist die Königsgeschichte vom
Beginn der Bagratiden an (786) glaubwürdig. Dagegen die Liste der
Ratholikoi: wimmelt bis ins 11. Jahrhundert von Verstöfsen und Aus-
lassungen (vgl. Introduction passim, besonders S. XV, XVIII LIT, LIV;
histoire moderne II 2 p. 452, 455). “Unter solehen Umständen muls
diese Quelle für die ältere Geschichte einfach beiseite gelassen werden.
Man kann aus der Erzählung von der Stiftung des Katholikats durch
Antiochien 475 nur schliefsen, dafs im 9. und 10. Jahrhundert, wo eme .
im ganzen glaubwiirdige gleichzeitige Geschichtschreibuyg in Georgien
beginnt, der dortige Katholikos unter Antiochien stand, wie uns dies
auch die Griechen bezeugen.) Ein griechisches Zeugnis meldet uns
-—"——————_——————— _———_
1) Auch Tèr Abraham bemerkt nur, dafs die Armenier mit Jerusalem
keine Gemeinschaft mehr hielten, weil Juvenalis das Chaleedonense angenommen
habe; über Antiochien schweigt er.
“ 2) Ich will damit natürlich nicht ohne weiteres für die unbedingte Zuver-
lässigkeit der sehr einseitigen urmenischen Berichte eintreten. Wie Uytanés be-
richtet, dafs die Iberier bis auf Kyrion Monophysiten gewesen seien, so sugt Moses
276 I. Abteilung
auch, wann die Kirche von Iberien autokephal wurde. Theodorus Bal-
samon, der Patriarch von Antiochien, zählt in seiner Erklärung zum
2. Kanon des Constantinopolitanum I (Beveridge, ovvodixdy I 88) drei
autokephale Kirchen auf: Bulgarien, Kypros und Iberien. Bulgarien
hat Justinian und Kypros das ephesinische Konzil selbständig gemacht.
Über Iberien bemerkt er: tov dèi Ißmolag Eriunde dıdyvmaıg - vio dv
Avrioysia ovvddov. leyera yde, dti nl TV Nuspdv tod a&p~rarcrov
natoidgyov Osovadisos peyddns Avrioysiag xupov Ilérpov yéyovev
olxovopía ovvodixh ¿devdepav sivar xal adroxépalor tiv exxdyotay ris
Ißneias, broxsıuevnv Tore tH nargıdoyn Avriogeixs. Diese Angabe wird
allerdings von Balsamon mit einem Aéyeras eingeführt; indessen ich sehe
keinen Grund, sie.zu bezweifeln. Natürlich ist Petros HI gemeint, welcher
1053 den Thron bestieg und 1054 an Dominicus von Grado schrieb.
In diesem Brief erwähnt er nur die Katholikate Romagyris und Bagdad;
also mufs die Synode, welche Iberien für autokephal erklärte, einer
früheren Zeit angehören. Wir gewännen damit für dieses Ereignis das
Datum 1053.)
Die Vita des grofsen georgischen Nationalheiligen Giorgi Mthats- '
midel berichtet, dafs dieser Heilige zwischen 1056 und 1059 mit Glück
die Unabhängigkeit der georgischen Kirche gegen den Patriarchen
Johannes von Antiochien verteidigte, welcher die iberische Kirche,
Kadankatuaci 117 p. 98 ed. Emin, dals der Katholikos Tér Abas von Albanien
um die Mitte des 6. Jahrhunderts die Chalkedonianer aus dem Lande getrieben
habe. Moses gehört gleichfalls dem 10. Jahrhundert an. Allein eine sehr wohl-
unterrichtete Quelle des 7. Jahrhunderts, die narratio de rebus Armeniorum (Com-
befis, hist. haeres, Monothelit. 280) meldet im Gegenteil, dafs sowohl Abas als
die Iberier Mitte des 6. Jahrhunderts allen Unionsvorschlägen der Armenier wider-
standen hätten. Die Sache ist also keinesfalls vollkommen klar. Das Verhältnis
von Iberien zu Antiochien scheint aber jedenfalls viel jünger zu sein, als die
Georgier berichten.
1) Patriarch Kyrillos von -Cpel behauptet, dafs Herakleios einen zweiten
Katholikat in Abchasien gegründet habe; ebenso meldet Dositheos von Jerusalem,
dals Leo der, Isaurier 720 den Katholikos von Nieder-Iberien und Konstantinos
Monomachos 1045 den von Ober-[berien eingesetzt habe. (Brosset, introduction
p. EMI) Mit letzterer Angabe stimmt überein die 1802 publizierte russische
Kirchengeschichte von Grusinien, welche angeblich „nach den georgischen Annalen“
die Gründung der Patriarchalwiirde unter Konstantin Monomachos ansetzt. Dafs
auf diese Angabe nichts zu geben ist, zeigt Brosset (histoire 11 2, 433). In Brossets
Übersetzung der Chronik findet sich auch nirgends eine solche Angabe. Der
russische Verfasser ist so unwissend, dafs er den von Prokop erwähnten armeni-
schen Katholikos von Dvin für den georgischen hält. Auch die Angaben der
modernen Griechen lasse ich unberücksichtigt, da derartige ohne Beleg mit
seteilte Notizen gewöhnlich auf Erfindung oder verkehrter Kombination beruhen.
Dositheos-z. B. leistet in- «dieser Beziehung Erhebliches.
o
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistümerverzeichn. d. orient. Kirche 277
als von keinem Apostel gegründet, sich wieder unterwerfen wollte.
Brosset hält diese Angabe für unrichtig; denn aus der damaligen Zeit
sei kein Patriarch von Antiochien Namens Johannes bekannt. Allem
unsere Quellen für die Patriarchenreihe des 11. Jahrhunderts, die Syno-
dika und Assemanis arabischer Katalog, sind notorisch so lückenhaft,
dafs sie gegenüber der bestimmten Angube einer zeitgenössischen Quelle
‘durchaus nicht in Betracht kommen (vgl. Brosset, histoire de la Géorgie
I 339 u. 341). Vielmehr-dient die Nachricht des georgischen Biographen
in erwünschter Weise zur Bestätigung der Angabe des Balsamon. Wir
können demnach als feststehend anschen, dafs der bisher unter
Antiochien stehende Katholikat von Iberien 1053 zur Autokephalie er-
hoben wurde und diese gegen einen Versuch Antiochiens, das alte Ab-
hängigkeitsverhältnis herzustellen, siegreich behauptete.
Dadurch wird nun auch das Zeitalter der verschiedenen Redaktionen
unserer Notitia bestimmt. Der Armenier, welcher drei Katholikate:
Iberien, Bagdäd, Ramgär aufzählt, mufs eine Vorlage benutzt haben,
welche jedenfalls vor 1053 fällt; umgekehrt kann die ‘uns vorliegende
griechische Notitia frühestens in diesem Jahre entstanden sein. Da-
durch erledigt sich von selbst die wunderliche Vorstellung Dulauriers
(Journal Asiatique V Ser. XVII T. 1861 p. 430 und recueil 673 n. 674 n.),
als stelle der armenische Text eine Kombination der armenischen und
lateinischen Bistümer des Patriarchats Antiochien zur Zeit der Kreuz-
fahrer dar. Seine Annahme, dafs der Armenier sein Original von den
Lateinern empfangen habe, ist unhaltbar. Aus den Worten des Lateiners:
Catholieus Ani qui est Persidis, schliefst nämlich Dulaurier — vielleicht
richtig —, dafs man in Antiochien gegenüber dem die Suprematie des
dortigen lateinischen Patriarchen nicht anerkennenden Katholikos von Sis
seinen Rivalen in Ani begünstigt habe. Aber der Armenier kennt ja gar
nicht diese freche Fälschung der lateinischen Kleriker, sondern er stimmt
mit den Griechen in der Nennung von Romagyris überem. Zu bemerken
ist auch, dafs im Gegensatz zu den Lateinern die Griechen die Auto-
kephalie des grofsarmenischen Katholikats trotz der Glaubensspaltung
stets feierlich anerkannt haben.
Rätselhaft bleibt nun freilich, wie Iberien, für das die Einheimischen
im 11. und die Griechen im 12. Jahrhundert die Autokephalie ausdrück-
lich als bestehend bezeichnen, im 14. doch wieder als Antiochien unter-
geordnet erscheint. Vielleicht hat die Vere inigung der Katholikate von
Romagyris und Iberien den Inhaber wieder in engere Beziehungen zu
Antiochien gebracht. -
Ganz kurz können wir uns über den zweiten Katholikos fassen.
Der Name Etgnvosrolis für Bagdad ist Übersetzung der arabischen
278 I. Abteilung
Benennung. Said Ibn Batrik und Elmakin berichten, dafs der Chalif
Mansûr, als er die Stadt Bagdad im Jahre 145 der Hegra (762) gründete,
dieselbe „Friedensstadt“ (Medinatu-ssalámi) genannt habe. Der gewóhn-
liche Name bei Griechen und Armeniern ist Babylon, wie auch Pe
tros HI und die latemische Randnotiz im Vaticanus Gr. 1455 haben
Step'anos Asuaik III 38 p. 265 erklärt dies des genaueren: „Dieses Ba-
belön ist nicht das im Lande Senèar im Reiche der Chaldäer, wo der
Turm gebaut wurde, welches Nabùgodonoser, der Sohn des Nabupal-
lasar 15 Jahre (l. in 15 Tagen) ummauerte. Die Stadt ist jetzt nach
einem etwas davon entfernten Platze verlegt worden und heifst Baádat*
Über die Zeit der Errichtung des orthodoxen Katholikats in Bagdad
sind wir gleichfalls unterrichtet. Barhebraeus (hist. eccl. II 236) er-
zählt, dafs wegen der grofsen Zahl der in Bagdäd ansässigen Griechen
zuerst 910 durch den Patriarchen Elias von Antiochien ein Katliolikos')
hingesandt worden sei; allein auf die Vorstellungen der Nestorianer
erlaubte die arabische Regierung nur, dafs von Zeit zu Zeit ein Bischof
die dortige Griechengemeinde: visitierte. Wahrscheinlich ist aber später
dies Verbot in desuetudinem gekommen; denn sonst könnte Patriarch
Petros 150 Jahre später nicht mit solcher Bestimmtheit das Gegenteil
bezeugen.
Die Abtassungszeit unserer Notitia ist nach oben schon bestimmt.
Sie fällt nach 105%. Damit stimmt, dafs Dara, welches seit dem
10. Jahrhundert jede Bedeutung eingebülst hat, nicht mehr als Metro
polis auftritt. Schwieriger ist die Fixierung nach unten. Indessen ist
sie jedenfalls älter, als die lateinische Übersetzung, deren älteste Hand-
schritt bereits dem Ende des 12. Jahrhunderts angehört. Wilhelm
“von Tyrus (ATV 12) gedenkt des catalogus pontificum suffraganeorum
qui ad ceclesiam Antiochenam respiciunt schon bei emem den dreilsiger
Jahren des 11. Jahrhunderts angehörigen Ereignisse.
Einen Schritt welter bringt uns vielleicht der Versuch, die Zeit
der Errichtung der Metropolis Theodosiopolis — Karin zu bestimmen.
Basileios Bulgaroktonos und Konstantinos Monomachos hatten nach
der Annexion der Bagratiden- und Arerünierreiche in Armenien eine
zahlreiche Hierarchie unter der Metropolis Keltzene eingerichtet. Smbats
Quelle, welche, wie wir gesehen haben, älter, als- 1053 ist, setzt an
Stelle von Theodosiupolis Tavrez, das in der Notitia und un 14. Jahr-
1) 1. e. 236 steht allerdings Metropolit; allein 235: katölikä oder Metropolit.
Der erste Katholikos heifst PNJ & Jani, loavvis. Die Abkürzung ‘épis ist
bei den Griechen bereits im 9. Jahrhundert gebräuchlich. Johannes "Tzimiskes
heilst. bei den Armeniern stets: hhepsuh, °
H. Gelzer: Ungedr, u. wenig bekannte Ristiimerverzeichn. d. orient. Kirche 279
hundert wieder einfachen Bischofsrang einnimmt. Wahrscheinlich hat
das seit Mitte des 10. Jahrhunderts wieder oströmische Antiochien die
Glanzzeit von Byzanz und dessen grofse Erfolge im Osten benutzt, um
auch den Christen im Gebiete der islamitischep Fürsten durch Organi-
sation einer Hierarchie eine angesehenere Stellung zu gewähren. So
wurden in Horäsän der- Katholikat Romagyris und in Ádrbaigán die
Metropolis Tabriz errichtet. Nachdem 1070 die Herrschaft der Byzan-
tiner in Ostkleinasien definitiv zusammengebrochen war, hat dann der
Patriarch von Antiochien zu retten gesucht, was noch zu retten war,
indem er im den Gebieten der Selgükenfürsten sich der orthodoxen :
Christen durch Stiftung einer Reihe von Bistümern, wie Axieri und
Maurokastron, annahm. Dats er damit erhebliche Eingriffe in das Ge-
biet des ökumenischen Patriarchats machte, ist klar; indessen solche
Vorgänge zählen in der griechischen Kirchengeschichte durchaus nicht
zu den unerhörten.')
Nach unseren Ausführungen würde demgemäls die Provinz von
| Theodostupolis sich über folgende Landschaften egstreekt haben: .
1) Theodosiupolis Diöcese von Hocharmenien.
2) Ortros » von Iberien und Pasén?
3) Maznune » von Vaspurakan.
4) Maurokastron » im Gebiete des Danismend.
5) Hagia Maria | 7 |
6) Axiere » Nikopolis-Aksehr (Enderes).
7) Tarutza » von Adrbáigán.
8) Polytimos | ?
Wie man sieht, bildet die Kirchenprovinz ein geographisch leid-
"lich zusammenhängendes (Ganze; H. Maria und Polytimos wird man
etwa in Karabagh und in Van (Taron) suchen müssen. Ä
Wir können demnach unsere Resultate bezüglich der Notitia An-
tiochena kurz dahin zusammenfassen:
1) Die älteste Fassung der antiochenischen Diöcesanbeschreibung
liegt uns in der armenischen Übersetzung hinter Smbats Chronik vor;
das Original gehört der Zeit vor 1053 an.
2) Der jetzige griechische Text ist in der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts redigiert worden.
= — ——
1) Seleukeia in Isaurien ist seit der Ikonoklastenzeit mit Upel vereinigt und
die Redaktion von Leos Diatyposis, welche unter Alexios Komnenos angefertigt
worden ist, zühlt dasselbe auch wirklich als 30. Metropolis auf; das hindert den
ungefähr gleichzeitigen Verfasser der Notitia Antiochena durchaus pi °° "laukeia
nach der alten Ordnung mit seinen sämtlichen Suffraganen als as ‘nn
Antiochien aufzuführen. Vgl. oben S. 254, lu und S. 20F
280 | I. Abteilung
3) Die lateinische Übersetzung gehört sicher der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts an.
- Sehr viel kürzer können wir uns über Jerusalem fassen. Vaticanus
Gr. 1455 fol. 245" ff. gigbt den griechischen Text zu der von Tobler
und Molinier edierten lateinischen Notitia Itin. Hieros. 1 339—343. Der
ganze Bericht (5. 338 —339) über die angeblichen Beschlüsse des
V. Konzils, wonach sowohl Alexandrien als Antiochien je zwei Pro-
vinzen an Jerusalem abtraten'), fehlt vollständig im griechischen Texte
und ist eine mülsige Erfindung unwissender lateinischer Prälaten der
Kreuzfahrerzeit. Mit dieser Beschreibung der vier Provinzen von Jeru-
salem stimmt wörtlich überein die descriptio parrochiae Jerusalem Itin
Hieros. I p. 321 ff. Die Herausgeber lassen das griechische Original
dieses Machwerks der Kreuzfahrerzeit circa 460“ entstehen, woran
natürlich nicht entfernt zu denken ist. Offenbar hat man in Jerusalem
überhaupt kein aus alter Zeit herrührendes Verzeichnis der Metropolitan-
diöcesen mit ihren einzelnen Bistümern besessen. Derselbe Text, welchen
«Wir in der Notitia ggiechisch und in den Itinera Hieros. zweimal latei-
nisch haben, erscheint schon als Anhang der ’Avaxepalaio0is tov
éporérov ratguaggiov (= Notit. V).*) Hier ist die Beschreibung der
Provinzen von Jerusalem einfach aus des Basileios’ Bearbeitung von
Georgios Kyprios Reichsbeschreibung entlehnt. Die wertvolle „de
seriptio parrochiae Jerusalem“ entpuppt sich demnach als eime profane
Aufzählung der Städte und Komenverbände der drei Palästina und
Arabiens. An dem Mifsverständnis der Späteren ist übrigens Basileios
selbst schuld, welcher bereits Georgs Reichsbeschreibung kirchlichen
Charakter zuschrieb; mteressant ist aber, dafs diese Anschauung von
Konstantinopel aus auch nach Jerusalem drang und von dem dortigen
Klerus in aller Naivetät als historische Thatsache hingenommen wurde.
Denn das ist nicht zu bezweifeln, dafs die recht alte descriptio par-
rochiae Jerusalem — vier Handschriften gehören noch dem 12. Jahr-
hundert an — auf Veranlassung des lateinischen Patriarchats von Jeru-
salem übersetzt worden ist; das Original mufs sich demnach in der
griechischen Patriarchalkanzlei von Jerusalem vorgefunden haben. Ja
das Ansehen dieses einem Mifsverstiindnis semen Ursprung verdanken-
den Machwerkes war so grofs, dafs auch das in seinen Privilegien durch
die descriptio beemträchtigte Antiochien dasselbe als gültige Urkunde
anerkannte und demgemiifs auf die ihm rechtmäßig zustehende Provinz
1) Die Herausgeber des lateinischen Textes schreiben ihn dem Wilhelm
von Tyrus zu.
2) Partheys Text ist nnvollständig und, wie gewöhnlich, nicht zu brauchen.
H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bekannte Bistiimerverzeichn. d. orient. Kirche 281
Bostra verzichtete. Theodoros Balsamon nämlich bemerkt zum sechsten
Kanon von Nikäa (Beveridge, ovvodixóv I 66), dafs unter Antiochien
Syrien, Cölesyrien, Mesopotamien und beide Cilicien ständen, unter
Jerusalem aber die Eparchieen von Palästina, Arabien und Phönike
(rdv dè TepocoAspav tay Ev ti IleAnorivn enagyav, tüv ¿v ’Apaßie
ral tiv Ev Dowixn). Allerdings weils er, dafs in Chalkedon beide
Phönikien und Arabien Antiochien, dagegen Jerusalem nur die drei
Palästina zugesprochen wurden. Aber heute hat sich das geändert:
mal tére pty obrog deioty. ojuepov 6 Y tev nouyudıov évallayi)
de Foe xal raüra uermuerpev. Die von der römischen Kurie und den
Patriarchen des lateinischen Ritus vollzogene Grenzverschiebung zwischen
den Patriarchaldiócesen Antiochien und Jerusalem ist demnach im 11. Jahr-
hundert auch griechischerseits als zu recht bestehend anerkannt worden.
Nach dem Zusammenbruch der Lateinerherrschaft ist jedoch von den
Griechen schleunig alles auf den alten Fufs gesetzt worden. Unter den
Unterschriften der Diöcesansynode von Antiochien vom J. 1365 findet
sich auch: +6 taxevig unrooxolirns Bóotoas “Apoévios xel bxéoripos fF.
Acta patr. CP.1465. Noch Chrysanthos zählt im Beginne des 18. Jahr-
hunderts Bostra als antiochenische Metropolis auf, wührend es heute
eingegangen ist. Dagegen haben die unierten Griechen vom melchi-
tischen Ritus noch gegenwärtig ein Bistum Busra (Bostra) und Hauran,
welches unter Antiochien steht. (Gerarchia cattolica 1892 S. 45. Mis-
siones catholicae descriptae in ann. MDUCCXCI, Romae 1891 p. 578.)
Viel wertvoller ist in derselben Notitia der Anhang von v. 93 an,
welcher die 25 autokephalen Erzbistümer von Jerusalem aufzählt. Die-
selbe Liste haben auch der Berolinensis Phillipp. 1477 und der Vati-
canus 1897. Sie zählen vorher die drei Metropolen Skythopolis, Petra
und Bostra auf; Kaisareia fehlt nur durch ein Schreiberverschen; denn
Neilos Doxapatres, welcher diese Notitia stark benutzt hat, fand in seinem
Exemplar Kaisareia (v. 142) vor. Die vier Metropolen und 25 Erzbistümer
sind der wirkliche Bestand der Patriarchaldiócese Jerusalem im 11. Jahr-
hundert. Der Verfasser der lateinischen Notitia Itin. Hieros. p. 330 be-
merkt: Et quoniam iterum eumdem patriarcham oportebat habere preter
supradictos metropolitanos familiares suffraganeos, quos Greci cincellos
(v. 1. cancellos, cyncellos) vocant, subtraxerunt predictis metropolitanis
quosdam episcopos et quosdam de novo creaverunt usque ad viginti quin-
que. Offenbar waren zu der Zeit, als der Übersetzer der Notitia lebte,
eine Reihe dieser angeblich autokephalen Erzbischöfe einfache Titulare
ohne Diöcese, welche als oùyxellot des Patriarchen in Jerusalem weilten,
wie ja auch heute die meisten der angeblichen Suffragane von Jerusalem
Titulare ohne Herde sind, welche irgend einen Dienst in der Patriarchal-
Byzant. Zeitschrift I 2. 19
U
282 I. Abteilung. H. Gelzer: Ungedr. u. wenig bek. Bistümerverz. d. orient. Kirche
kanzlei oder an der hl. Grabeskirche versehen. So wird es. auch im
11. und im beginnenden 12. Jahrhundert gewesen sein, bis die Un
duldsamkeit der Lateiner allmählich wenigstens den höheren Mitgliedern
des griechischen Klerus den Aufenthalt in Jerusalem nahezu unmöglich
machte. So ist die Autokephalenliste ein interessantes Verzeichnis der
wirklichen Bischöfe und Titulare, welche im hl. Lande in der Zeit un-
mittelbar vor dem ersten Kreuzzuge vorhanden waren.
Der zweite Teil dieser Abhandlung wird sich mit dem Patriarchat
Alexandria und dem autokephalen Archiepiskopat Bulgarien beschäftigen.
Jena. Heinrich Gelzer.
Zur Anna Komnena.
I 233, 14—16 (ed. Bonn) ’Erapinu tó te Avogdziov xal 108
Avióva nal rag lomas néAes nal vijoovs, Seas pOdoas aros top ral
dógari xaréoyov. An dieser Stelle ist TouS in Trou zu ändern. Dae
Emendation ist evident und braucht, meine ich, nicht weiter gerech t--
fertigt zu werden.
Athen. Spyr. P. Lambros.
Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale.
Die von dem Bischof Idatius') in seiner Chronik ausgiebig be-
nutzte und derselben beigegebene Fastenquelle zerfällt — darüber ist
man sich jetzt einig — in drei grolse Abschnitte, von denen der erste
unzweifelhaft in Rom, der zweite ebenso unzweitelhaft in Konstan-
tinopel, der dritte wieder in der westlichen Reichshälfte verfafst ist.
Wo die konstantinopolitanische Fortsetzung anhebt und aufhört, kann
ebenfalls im wesentlichen als ausgemacht gelten. Nach Holder-Eyger
(Neues Archiv Il 68) fällt der Anfang zwischen 330 und 356, das
Ende zwischen 3%) und 395, während Mommsen sich neuerdings (Mon.
Germ. Auct. ant. IX p. 199 ff.) für die Jahre 330 und 395 als Anfangs-
und Endpunkt entschieden hat. Jedenfalls spricht für 395 als Schluß
der Umstand, dafs mit diesem Jahre die dauernde Trennung der beiden
Reichshälften begann, ferner dafs die Fastenchronik von da einen ganz
andern Charakter annimmt; ebenso läfst sich für 330 als Anfang die
Thatsache geltend machen, dafs damals die Neugründung von Byzanz
erfolgte und damit der Schwerpunkt des Reiches nach dem Osten ver-
legt wurde.
Die beiden ersten Abschnitte der Fasti Idatiani liegen in griechi-
scher Fassung in der Fastenchronik des Chronicon Paschale vor. Es
ist lehrreich beide Versionen mit einander zu vergleichen, um ihr
&tgenseitiges Verhältnis festzustellen. Zunächst ist soviel sicher, dals
die griechische nicht aus der lateinischen, in ihrer jetzigen Gestalt, ge-
fossen sein kann, sondern dafs die Verwandtschaft beider Versionen
vielmehr aus der Benutzung einer gemeinsamen Vorlage zu erklären
ist. Diese Vorlage war in lateinischer Sprache geschrieben, eine An-
tahme, für die Mommsen (a. a. O.) mit den triftigsten Gründen ein-
getreten ist. Nur sind die Gründe gerade nicht neu. Der erste, dals
der Paschalschreiber zum Jahre 430 irrtümlich dictator durch dvri-
1) Mommsen hat neuerdings, wie es scheint auf die Autorität der Berliner
Handschrift hin, dem Bischof den Namen „Hydatius“ beigelegt: ich bediene
mich der biéher gebrituchlichen Form, solange für die neue eine ausreichende
Begründung fehlt.
19*
284 I. Abteilung
yoapevg übersetzt habe, ist bereits von Ducange in seinen Notae zum
Chron. Pasch. vorgebracht, und den zweiten, dafs zum Jahr 307 p. Chr.
die lateinische Konsulatsbezeichnung Novies et Constantino in der grie-
chischen Version mifsverstindlich durch NoBiov Kovoravtivov Aúyoverov
wiedergegeben sel, hat schon Holder-Egger (a. a. O. p. 60 ff.) im Verein
mit dem ersten für die Priorität der lateinischen Version geltend ge
macht. Auf alle Fälle müssen diesen Gründen gegenüber die von
Bricker') und Cichorius*) erhobenen Bedenken schweigen, doch ver
langen sie wenigstens ihre Erklärung.. Abgesehen nämlich von Dingen,
die sich auf Kigentiimlichkeiten der spätern Latinität oder auf Versehen
der Abschreiber zurückführen lassen, scheint für die Priorität der grie
chischen Fassung zu sprechen, dafs zum Jahre 486 das Cognomen des
P. Sempronius Sophus in der lateinischen Version durch Sapiens!)
wiedergegeben ist, und ferner dafs zum Jahre 558 der Konsul L. Furius
Purpureo beim Idatius Porphyrius und im Chron. Pasch. I7opgvero;
heifst. Ich erkläre diese auffallenden Erscheinungen daraus, dafs der
zweite Teil der Fastenchronik ja in Konstantinopel entstanden ist, und
der oder die Bearbeiter mit ihrer Kenntnis der griechischen Sprache
Spielerei getrieben haben werden. .
Wenn demnach nicht daran gezweifelt werden kann, dafs die ge
meinsame Vorlage beider Versionen in latemischer Sprache vertafst
War, so wird man nun weiter fragen müssen, wie dieselbe in ihren
Ableitungen wiedergegeben ist. Könnte man der von Mommsen (a. a. 0.)
aufgestellten Ansicht beipflichten, so wäre der Archetypus eine umfang-
reiche Chronik gewesen, der gegenüber das uns vorliegende lateinische
Exemplar als ein dünnes Excerpt gelten miifste. Mommsen stützt sich
für seme Annahme teils auf eine Augabe der Fasti Idatiani selbst, in
welcher das gröfsere Werk zitiert sein soll, teils auf die angebliche
Thatsache, dafs in der Fastenchromk des Chronicon Paschale weit um
fingreichere Auszüge aus der Quelle enthalten seien.
Was zunächst den ersten Punkt betrifft, so handelt es sich um
eine Notiz zum Jahre 167 p. Chr., die folgendermafsen Jautet: „re
chronico his conss. passos legis*. Diese Notiz bezieht Mommsen gan >
richtig auf die kurz vorher zum Jahre 161 gemachte Angabe: „Hr =
conss. orta persecutione passt Polycarpus et Pronius“, und folgert dan n
weiter, dafs das von Idatius zitierte chronicon eben die umfangreich -
Vorlage seiner Fastenchronik gewesen sei. Schwerlieh dürfte die
1) Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der ultrómischen Geschich A €
p. 265.
6
C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 285
Deduktion Beifall finden! Das fragliche chronicon ist nämlich nichts
anderes als die Chronik des Hieronymus, wie das übrigens längst
J. M. Garzon!) und unabhängig von diesem Pallmann?) und Ilolder-
Egger?) erkannt haben. Hieronymus bringt zum J. A. 2183 (= 167/8
p. Chr.) folgende Bemerkung: Persecutione orta in Asia Polycarpus et
Pionius fecere martyrium*), und Idatius hat also in seiner Notiz nur
der Verwunderung darüber Ausdruck verliehen, dafs sein von ihm so
hochverehrter Vorgänger in Bezug auf die zeitliche Bestimmung jenes
Martyriums erheblich von den Angaben seiner Fastenchronik abwich.")
— mn me -—.-
1) Idatii episcopi chronicon illustratum a Joanne Matthaeo Garzon, edidit
P. F. X. de Ram, Bruxellis 1845 p. 41 ff.
2) Geschichte der Völkerwanderung ll 211.
3) Neues Archiv Il 69.
4) Dufs Hieronymus sowohl bei der Abfassung dieser Notiz als auch sonst
ein Exemplar derselben Fastenchronik benutzt hat, deren Überlieferung wir dem
Idatius verdanken, konnte letzterer freilich nicht ahnen. Und doch ist diese
Thatsache «durchaus sicher und, wenn man erwägt, dafs die Chronik des Hiero-
nymus im Jahre 380 verfalst ist, dafs also damals bereits eine Redaktion der
Fastenchronik im Buchhandel war, für die Erkenntnis der suecessiven Ent-
stehungsweise derartiger Chroniken von höchster Bedeutung. Übrigens
hat auf die Beziehungen des Hieronymus zu den Fasti Idatiani im allgemeinen
bereits Holder-Egger (Neues Archiv II 86 unter Zustimmung von Sceck in Fleck-
ersens Jahrbüchern f. Phil. 1889 p. 607) hingewiesen, ohne freilich die für die
Abfassung der konstantinopolitanischen Fortsetzung der Fastenchronik notwendigen
Konsequenzen duraus zu ziehen, auch ist er im Irrtum, wenn er die Benutzung
der Fastenquelle auf den letzten, selbständigen Teil der hieronymianischen Chronik
beschränkt, in welchen: sie allerdings ganz besonders hervortritt. So hat Hiero-
nymus zZ. B. seine Angube zum J. 1983 cp. 139, x) Lunae secundum KRomanos
cursus inuentus aus dieser Quelle, wie Idatius 721 Cursus lunae inuentus est
zeigt, und man wird Mommsen nicht zustimmen können, wenn er meint, «dafs
die Bemerkung des Idatius auf Interpolation aus Hieronymus zurückzuführen
sei. Ferner ist, wie schon erwähnt, für «die Notiz über das Martyrium des
Polyearpus und Pionius die Fastenchronik von Hieronymus herangezogen,
daneben freilich auch Eusebius a. Abr. 2183 (vgl. Syncell. 664, 20), dessen
influfs auch die dem Idatius auffüllige Abweichung hinsichtlich der Chrono-
logie zufallt. Eine Verarbeitung der Fastenquelle mit Eutrop liegt vor bei
er. 2311 (p. 187, n) = Eutrop. 9, 25 + Idatius 295; Hier. 2321 (p. 189, e) =
Utrop. 9, 27 + Idatius 304; Hier. 2324 (p. 189, 1) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 308;
er. 2328 (p. 189, s) = Eutrop. 10, 4 + Idatius 312; Hier. 2329 (p. 189, D =
Utrop. 10, 5 + Idutius 314; dagegen ist die Fastenquelle allein benutzt in
em ersten Teil der Angube des Hier. 2333 (p. 191, ¢) = Tdatius 317, ferner
Hier - 2839 (p. 191, g) = Idutiux 324. Die letzte überhaupt nuchweisbare Ver-
Wertung der Fastenchronik findet sich bei Hieronymus zum drittletzten Jahr seiner
Chronik — 2393 (p. 198, «)
5) Wie Idatius zu der Gleichung des hieronymianischen Jahres 2183 mit
dem Konsulat des Verus und Quadratus gekommen ist, läfst sich nicht mehr
286 1. Abteilung
Die sonderbare Art und Weise aber, die Chronik des Hieronymus ein-
fach als chronicon zu zitieren, erklärt sich daraus, dafs die eigene
Chronik des Idatius nicht nur eine Fortsetzung der hieronymiani-
schen war, sondern, wie dies ebenfalls schon Garzon mit Scharfblick
erkannt hat!), offenbar mit dieser verbunden von ihm veröffentlicht
wurde.?)
Ebenso hinfällig ist der zweite Grund Mommsens, dafs der Paschal-
schreiber weit umfangreichere Auszüge aus der Fastenchronik bewahrt
habe als Idatius. Sieht man die Ausgabe Mommsens an, in welcher
die griechische Version der lateinischen gegenübergestellt ist, so sollte
man allerdings der Behauptung Glauben schenken. Thatsächlich aber
hat vielmehr bei der Ausscheidung der in Betracht kommenden Stücke
aus der Paschalchronik ein cigenttimliches Mifsgeschick obgewaltet.
Nicht blofs, dafs einzelnes versehentlich übergangen ist, nein, seiten-
lange Excerpte, die der Paschalschreiber aus seiner bevorzugten Quelle,
der Chronographie des Ioannes Malalas, übernommen hat, dazu auch
ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius haben sich in die
Consularia Constantinopolitana eingeschlichen.
Ganz aus Malalas stammt zunächst folgende Reihe von Excerpten”):
1) Zum Jahre 716.
Malalas 217, 1s—20. 218, 1—6. Chron. Paschale 359
, 13360, 3,
Ev de th Pour éiddvr 6 «bros
Kaióao ¿opayy vo tod devtégov
Boovrov xal úddov per” adtod
OVUTOLNOUUEVOV CVYALNTIADO.
Mera dì tov Kaicao« Tétov
"IovAtov émedegaro Y 60yxAntos
Pouns tov Abyovorov Oxtaßıavov
erkennen.
Nach seinem eigenen Fastenexemplar verlaufen
gerechnet) von Christi Geburt bis zum genannten Konsulate 170 Jahre:
Tütog ’IovAıLos Katoao aneidor
> e , ? [4 € > ’
Ev Pour Espayn VIO TOD dervregor
Boovtov, ovunoinecvreav usr’ «bro
nal &Alwov tIVOV GvyxANTIxD.
Meta to tedevtijoui tov Ketouo«
T&iov ‘Iovivov éxelétauro i) ovyxhy-
tog ‘Pouatwoy tov Avyovorov Oxtt-
(alle Versehen mit-
wahr-
scheinlich liegen also chronologische Irrtümer zu Grunde.
1) À. a. O. p. 48 À. 4, p.
2) Das beweisen in
Kusebius =
dem
59 A. 4.
Prooemium der
idatianischen Chronik die ¡nf
Hieronymus bezüglichen Worte sanctorum et eruditissimorm patrum
in praecedente opere suo, ferner in der Chronik selbst die Angabe zum
Jahre 407: post supradictos sane
Arrianos,
cpiscopi fuerint, Idatius qui haec scribit seire non potuit.
qui Iicrosolymis ante Toannem
Richtig bemerkt Garzon
dals unter den supradieti Arriani episcopi die von Hieronymus zum J. A. 2364
(p. 194, b) genannten Bischöfe zu verstehen seien.
3) Nur von den ersten stelle ich, um den Raum nicht unnötig in Anspruch
zu nehmen, den Wortlaut der
Texte einander gegenüber.
C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale
tov 0vypevi] tod Kaicapos xal tov
Avtavıov roy Tod Adyovorou
yaußpov éx’ adeApi; xal roy AE-
zıdov, xal ¿yévovro of tpeîs tot-
oußvocrogss, xal avrol duaxovy
ta ‘Popeiov xpdyuero nooßel-
Aduevor xar' Erovs daarous.
287
Boy tov ovyyevéa tod Kaioagog
xal toy "Avróviov toy tod Ad-
yovotov yaufodv eri ddelpî) xal
Asnidiov. xal éyévovro of tosis
tpiovuforetoges, of ¿dvolxovv tè
Pouelin« noaypuara ¿mg Bavarov
adrüv nooßeiAdusvor ÚraTovs.
Abweichend von Malalas setzt der Paschalschreiber die Ermordung
Cäsars nicht ins Jahr 713, sondern 716. Hierzu ist er veranlafst durch
die nebenbei benutzte Chronik des Eusebius, mit welcher er dem Cäsar
fünf Regierungsjahre giebt (cf. Euseb. Chron. a. Abr. 1973 = p. 136, i):
das fünfte Jahr ist aber eben das Jahr 716.
2) Zum Jahre 67 p. Chr.
Malalas 257, 22—23.
Ext di trav qpóvov ig Bac
Asías adtod (sc. Négwvog) Aov-
xecvoc è coporaros %v mage ‘Pw-
paio péyag xal exavvovpevos.
Chron. Paschale 450, 8—10.
Kata todrov tov yodvov Aov-
xavog rege Popalors uéyas mv xol
EMULVOVMEVOS.
Dafs der Paschalschreiber diese Bemerkung an das Jahr 67 gekniiptt
hat, erklärt sich ebenfalls aus Malalas, bei dem unmittelbar darauf die
Bemerkung folgt: ¿mi dè rie dnarelug ’Irogınod xal TolmiAlavod Tod
xal Toogélov (68 p. Chr.) épavÿs éyévero Nepov.
3) Zum Jahre 97.
Malalas 268, 16—18.
aoavrag dè ¿ml rijg avrod (sc.
tod Neofà) faciAsius éxwmdvdyouv
of wovouayoı xa) af Béar atta:
mai Exrevoidn ave’ avTOv Tüv
xuvnyiov Y Deu.
4) Zum Jahre 176.
Malalas 282, 1—5.
O dt abròs Mápxos facrdeds
éÉepovnde tòv dixardratov vipov,
Gore xal ¿E ddaderov xANgovo-
pelv tov xmarégo ta téxva xal To
ayaqurovpeva mal To téraprov
ueoos didocda tig marguxijs re-
gLovoias.
Ent dì ris fPacidsias œdrod
vaétake td ¿bvos tOv Tepuavór.
Chron. Paschale 469, 12—13.
Ev toro TO yoda exalvoncav
of uovoutyor nai al Bear (Peal
cod.) avr@v, xal dvr abr@v Ene-
von9n Y TÓV xuvvnyiov Bea.
Chron. Paschale 489, 6—9.
Exl tovrtov tev Únrdtov vouog
¿redny, More ¿E ddtaderov xAngo-
vouslv tov maréga ta TEXVA" xal
tH dyapioro di mal ro terpa-
ovyxiov didoota. tig matewas
MEQLOVOLAS.
O dt aúros Bactieds brérate rd
Edvos TÜV Tepuavov.
288 I. Abteilung
Die Ansetzung dieser Angaben unter das Konsulat des Jahres 176 be
ruht auf reiner Willkür.
5) Zum Jahre 28%.
Malalas 306, 15. Chron. Paschale 511, 11—13.
Metà dè toca ¿rn tig Baordecas Tovro 1 êtes AuoxAgtuavòs tis
avrov énoince Kaicaga tov viov Eavrod faordetas xotvavòv &vedete
avrov Matiuiavòv tov nal ‘EquovA- Makiucavov “EpuovAiov, &ezopevov
lavé. | toitov Erovg tic avrod facidelas,
napayeuudoas Ev Nixoundela.
Die überschiefsenden Worte xapayeudons Ev Nixoundeix sind schwer-
lich einer anderen Quelle als Malalas entnommen, der dem Paschal-
schreiber ja noch unverkürzt vorlag.
. 6) Zum Jahre 328.
Die umfangreichen Stücke Nr. 2. 3. 4 (Mommsen) stammen sämt-
lich aus Malalas, wie dies auch die Herausgeber richtig bemerkt haben:
Nr. 2 (Chron. Pasch. 527, 18—528, 18) = Malal. 319, 20—320, 19;
Nr. 3. 4 (Chron. Pasch. 528, 19—529, 7) = Malal. 321, 6—14.
7) Zum Jahre 330.
Von Nr. 1 (Mommsen) ist nur der erste kleinere Teil (= Chron.
Pasch. 529, 11—18 &vapogevoas) aus der Fastenquelle des Idatius ab
geleitet, doch sind auch hier selbständige Zuthaten des Paschalschreibers
zu vermerken, so vor allem die Berechnung nach der Himmelfahrtsära.
Der ganze übrige grölsere Teil der Notiz (= Chron. Pasch. 524, 18—
550, 11) ist dagegen wieder lediglich Excerpt aus Malalas und zwar in
folgender Weise:
Chron. Pasch. 529, 18—10 = Malal. 321, 16—19
» » 929, 20—530, 11 = „ 321, 22—322, 15.
Ebenso ist die unter Nr. 2 von Mommsen mitgeteilte Angabe (= Chron.
Pasch. 530, 12—16) keineswegs aus der Fastenquelle entnommen, son-
dern aus Malal. 323, 3—7.
8) Zum Jahre 369.
Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 557, 18—558, 5 aus Malal.
339, 20— 340, 4.
Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 559, 4— 10 aus Malal. 341, 1 —x.
9) Zum Jahre 378.
Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 15—16 aus Malal 341,
12— 13.
Nr. 2 (Mommsen) = Chron. Pasch. 560, 17—18 aus Malal. 341,
9—11.')
1) In unserm jetzigen Malalas liest man irrtümlich BeZepiovòs für Mooriavds,
ob durch Versehen des Excerptors oder der Abschreiber, bleibt dahingestellt.
C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 289
10) Zum Jahre 379.
Chron. Pasch. 561, 6—9 = Malal. 344, 14—16. 19—20.
Nur Zusätze aus Malalas haben folgende Angaben der Fasten-
quelle erhalten:
1) Zum Jahre 273.
Die letzten Worte des Excerptes %v yde tó yodvm poapévra
(= Chron. Pasch. 508, 14) stammen aus Malal. 299, 21.
2) Zum Jahre 282.
Aus Malal. 302, 15 sind die Worte &v ér@v v’ (= Chron. Pasch.
509, 13) zugesetzt.
3) Zum Jahre 297.
Die lateinische Version hat die Angabe: His conss. uicti Persae.
Mommsen stellt gegenüber Chron. Pasch. 512, 18—19: ITegocı xara
xgdrog Evinndnoav dnd Kovoravriov nal Matiuivov ToBiov und Chron.
Pasch. 513, 19—20: ‘Ent rév a«vrov vdadrov Evinndnoav Tlegocı bro
Matsuevod EoxovAlov Avyovorov. Von diesen beiden Bemerkungen
dürfte die zweite ganz und von der ersten wenigstens der Ausdruck
xatà xodrog aus Malal. 308, 6—7: O dè Kutoug Makimeavog GnEAD
xara Ilepoñv xal vinfoas a«vrode xart xoctog entnommen sein.
4) Zum Jahre 364.
Von Nr. 1 (Mommsen) = Chron. Pasch. 555, 10—19 sind nur die
Schlufsworte xal ér09" — uaotiov aus der Fastenquelle entnommen,
der Anfang Pouaiov An’ Eßaoilevoev Odalevriviavds Abyovarog stammt
aus dem von dem Paschalschreiber benutzten Imperatorenverzeichnis,
alles übrige von Zadovoriov bis ag adrés aus Malal. 337, 14—-338, 2.
Wie dies alles mit Sicherheit auf Malalas zurückzuführen ist, so
lassen sich vermutungsweise, wie schon Gelzer (Africanus II 159) her-
vorgehoben hat, noch zwei Nachrichten zu den Jahren 243 und 250
(= Chron. Pasch. 501, 13—17 und 502, 14—19) über die durch Gordian
und Philippus gegründeten Scholen der Senioren und Junioren aus
demselben Autor herleiten. Man mufs eben bedenken, dafs in unserm
heutigen Malalas der ganze Zeitraum vom Tode des Caracalla (+ 217)
bis zur Regierung des Valerianus (253—260) fehlt. Jedenfalls ist es
höchst verdächtig, dafs sich die Angaben über die Gründung jener
scholae gerade bei den Nachtretern des Malalas, Georgios Monachos
(355, 7) und Cedrenus (451, 7), und zwar bei ihnen allein wiederfinden.
Aufserdem passen die Angaben, die ja, wie auch Mommsen zugiebt'),
durchaus apokrypher Art sind, wohl zu einem Skribenten von der
Sorte des Malalas, nehmen sich dagegen schlecht aus in einer Chronik,
1) Hermes 24 (1889) 222 A. 2.
290 I. Abteilung
die von solchen Schwindeleien nachweislich ganz frei geblieben ist.
Endlich hat Mommsen, wie schon oben angedeutet wurde, auch noch
ein Stück aus der Kirchengeschichte des Eusebius in die Consularia
Constantinopolitana aufgenommen, nämlich die Angabe zum Jahre 324
(= Chron. Pasch. 524, 11—16). Man vergleiche:
Euseb. H. E. X 9, 4. 5.
Aiò di 1% prdaycda uitas To
uicordunoov 6 tay «yadiv aowyods,
rodsıcıv Gua audit Kotonw Baot-
het quavdpwnorato, OWTNigLoV
debidv nace totic a&noddvutvors
Exteivag' Eid” ola raufaordet Bec,
Deod nad corti. andvrav r0-
OnyG xal OVUpdyo yowmEevor, TUTO
Gua nai vlog, Cupa xvxio dreddv-
TEC THY ANTE TOY Peopoay TAQA-
Chron. Paschale.
IIooAußar 6 tüv olxelcov puyóv
montis nal pedwilös GATTE toi:
niow EnAdurag Kovoravtivor qui
medi Kotonw repacxeváte xvxlo-
diva «meo xareîgev péon Atxtvios,
xaneivog otevadels navrazddev
TOLÜTOV annvéeynaro TÉÂAOG 6qpa-
yels!) oldvasp abròs side na
fxovoe Gvußev tots reo avtoò
uxoòv TUQAVVÑOUOL.
tags, dudiav Tv vixny arogpéoov-
TUL .. .. xò @ tots .
ado. OveceBece tugévvols Eveidev
avroig optcdpots Arxivvivs, tad te
duot@s xal AUTOS Eroe».
Nach Entfernung dieser aus Malalas und Kusebius stammenden Stücke
bleiben in der Ausgabe Mommsens überhaupt nur noch wenige um-
fangreiche Excerpte übrig, die zu der Annahme einer ausführlicheren
Fassung der benutzten Fastenchronik berechtigen. Aber auch von
diesen können einige schon aus innern Gründen nicht thren Platz in
der Fastenchronik gehabt haben. Teh meme zunächst das merkwürdig
Excerpt über die Thronerhebung des Vetranio zu Naissus durch Con-
stantia, die Schwester des Constantius (Chron. Pasch. 539, 4—16 =
Mommsen a. 350 Nr. 2). Denn dieser Bericht steht in direktem Wider-
spruch zu der früheren zum Jahre 340 gemachten und dort wegen der
Übereinstimmung mit Idatius (zum Jahre 350) sicher aus der Fasten-
ehronik stainmenden Angabe des Paschalschreibers (p. 535, 9), dafs die
Erhebung des Vetranio zu Sirmium in Pannonien und zwar natürlich
Woher der
Paschalsehreiber den zweiten Bericht entnommen hat, weifs ich nicht
consensi militon, wie Eutrop sich ausdrückt, erfolgte.
anzugeben, jedenfalls aber ist die nämliche Quelle von Theophanes
(p. 67 Bonn. = I 44, 7 ed. de Boor) benutzt, wie dies auch der neueste
1) Nur dies eine Wort stammt aus der Angabe der Fastenquelle a. 325 Hi
cunss. occisus Licinius.
C. Frick: Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale 291
Herausgeber durch Vergleichung der Stelle des Chron. Paschale ganz
richtig angedeutet hat. Da nun mit diesem Berichte auch die zu dem-
selben Jahre unter Nr. 1 und Nr. 3 (= Chron. P. 536, 15—17 und
539, 17—540, 6) von Mommsen aufgenommenen Excerpte in engster
Verbindung stehen, so ist auch über diese zugleich mitentschieden, und
es ist bemerkenswert, dafs dieselben Excerpte sich in ähnlicher Fassung
wieder bei Theophanes (p. 44, 4. 22 ed. de Boor) finden.
Ein anderer Doppelbericht liegt zum Jahre 337 Nr. 1 und 2
(Momms.) = Chron. P. 532, 7—21 und 532, 22—533, 17 vor. In beiden
Excerpten nämlich wird der Tod Constantins erzählt, und zwar in Nr. 2
übereinstimmend mit Idatius unter Beifügung des gleichen römischen
Datums unvì uaïm xB’ mod va’ xchavder lovviov, während in Nr. 1
vielmehr der 11. Artemisius (= 11. Mai) und zwar ohne Tinzutiigung
des römischen Datums als Todestag angegeben wird. Daraus folgt,
dafs der erste Bericht aus einer von der Fastenchronik verschiedenen
Quelle herrührt. Es ist, wenn man Ioannes Malal. p. 324, 5 ver-
gleicht, durchaus nicht ausgeschlossen, dafs dieser der Gewährsmann
war: was wir von dem in der Paschalchronik Berichteten hei ihm
jetzt nicht lesen, kann in dem vollständigen Malalas recht wohl ge-
standen haben.
So sind denn von sämtlichen Stücken, die zur Begründung der
Hypothese Mommsens dienen könnten, nur zwei ührig geblieben, niim-
lich Nr. 2 zum Jahre 335 (= Chron. Pasch. 531, 16—532, 3) und Nr. 2
zum Jahre 337 (= Chron. Pasch. 532, 22—533, 17), aber auch diese
sind so beschaffen, dafs sich die aus der Fastenchronik entnommenen
Bestandteile leicht von den anderweitigen Zuthaten trennen lassen. In
dem ersten Stücke nämlich endigt die Fastenquelle mit den Worten
zoo n xalavdóv dxroßerwv, in dem zweiten mit den Worten xadavddr
lovvios, alles übrige verrät in beiden Stücken einen ganz anderen
Charakter der Darstellung. Und damit kommen wir zum Schlufs noch
auf ein Bedenken allgemeiner Art, welches sich gegen Mommsen geltend
machen läfst. Läge nämlich die Sache wirklich so, wie er sie sich
denkt, so würde es doch auffallend sein, dafs der Paschalschreiber zwar
in den meisten Fällen die chronikalischen Angaben des Idatius in der-
selben knappen Form, wie dieser, einfach wiedergegeben, an einzelnen
Stellen dagegen plötzlich in die Breite gehend einen grundverschiedenen,
erzählenden Ton angeschlagen hätte.
Vergleichen wir jetzt, nach Ausscheidung der ungehörigen Bestand-
teile, die lateinische und griechische Version der Fastenchronik, so er-
giebt sich, dafs sie ihrem Gesamtcharakter nach wohl mit einander
harmonieren, dafs dagegen jede von beiden einzelne Stücke aufweist,
292 I Abteilung. C. Frick: Die Fusti Idatiani und das Chronicon Paschale
die in der andern fehlen: keine von beiden hat also die Quelle voll-
ständig wiedergegeben. Hier und da ist auch wohl die griechische
Fassung die genauere: so ist beim Idatius zum Jahre 365 und 366
nur allgemein von einem hostis publicus die Rede, während der Paschal-
schreiber richtig den Namen desselben Ilgoxóxios mitteilt. Als eigene
Zuthat des griechischen Bearbeiters ist dagegen wohl die Hinzufügung
der griechischen Daten zu den römischen, resp. die Ersetzung der
letzteren durch erstere anzusehen.
Höxter. Carl Frick.
Ein neuer Beitrag zur Charakteristik°des Jakob
Diassorinos.
Die „philologischen Abhandlungen, M. Hertz zum 70. Geburtstage
von ehemaligen Schülern dargebracht“ enthalten (S. 123—143) einen
ebenso interessanten als wertvollen Aufsatz von Leop. Cohn über zwei
Neugriechen des 16. Jahrhunderts, Konstantin Paläokappa und Jakob
Diassorinos, von denen der erstere die gelehrte Welt mit dem Violarium
der Eudokia und anderen Machwerken!) täuschte, während der zweite
aller Wahrscheinlichkeit nach für den angeblichen Draco Stratonicensis
xeql péromy woımtıxöv (ed. G. Hermann Lips. 1812), das As&ıxov reyvo-
A071x6v des Philemon (ed. Fr. Osann Berol 1821) u. a. verantwortlich
zu machen ist. Die letztgenannten beiden Schriften hatte bereits Lehrs
aus gewichtigen inneren Gründen als unecht erkannt und für Er-
findungen spätester Zeit erklärt (Herodiani scripta tria emendatiora
S. 402 ff. 439 und Pindarscholien $. 164 ff.): die jetzt hinzugekommenen
äufseren Gründe werden jedenfalls auch die allerletzten Zweifel zer-
streuen, wo etwa solche gegen die Richtigkeit seines Resultates sich
noch geregt haben sollten.
Gewifs hat Cohn recht, wenn er S. 142 bemerkt: „Wir sind jetzt
gewohnt, Werke wie die Eudokia, Drakon und Philemon kurzweg
Fälschungen zu nennen. Fälschungen waren sie nur insofern, als sie
mit falschen antiken Autornamen ausgestattet wurden; im übrigen sind
sie für jene Zeit anerkennenswerte gelehrte Leistungen, die kaum weit
hinter den Arbeiten eines Moschopulos oder Thomas Magister zurück-
stehen.“ Wo immer diese Männer eigene Vermutungen an die Stelle des
Überlieferten einsetzten — sei es nun in einzelnen Buchstaben oder in
ganzen Worten und Sätzen —, handelten sie wohl meisthin in demselben
guten Glauben, dessen sich heutzutage jeder Textkritiker, der eine Kon-
jektur aufnimmt, getrösten wird: die Wiederherstellung des Verlorenen
nach bestem Willen erstrebt, wenn auch vielleicht nicht erreicht zu haben.
Schädlich wirken solche Restaurierungen erst dann in vollem Umfange,
wenn sie als solche gar nicht mehr klar erkennbar sind und den
a nn E en ni
1) Vgl. L. Cohn in der Berl. philol. Wochenschrift 1889 $. 1419 f.
294 I. Abteilung
Nimbus völlig ursprünglicher Echtheit bekommen: dann können sie
Unheil über Unheil anrichten vermöge ihrer angemafsten Autorität.
Das hat sich bei den genannten pseudonymen Produkten, solange sie
nach ihrer wahren Herkunft noch nicht entlarvt waren, deutlich genug
gezeigt. Wer also heutzutage genötigt ist, sich mit Handschriften zu
befassen, die aus der Feder des Paläokappa oder Diassorinos her-
rühren, wird — so wenig angenehm es auch ist, Männern, die zweifel-
los einst zu den Gelehrteren ihrer Zeit gehört haben, mit unverhohlenem
Mifstrauen zu begegnen — doch unmöglich umhin können, ihnen scharf
auf die Finger zu passen. Wie notwendig das sei, mag ein neues
Beispiel lehren, das sich den bereits von auderen beigebrachten eben-
bürtig an die Seite stellt.
Am 10. August 1379 schickte mir der leider so früh dahingegangene
liebenswürdige ungarische Gelehrte Eugen Abel einige, wie er selber
gestand, ,jiufserst flüchtige“ Notizen, die er auf meine Bitte in Paris
aus den dortigen Handschriften der Psalter-Paraphrase des Apollinarios
ausgezogen hatte. Ich verwertete dieselben für meine Ausgabe der
ersten drei Psalmen, die im nächstfolyenden Jahre in einem Programme
der hiesigen Universitit’) veröffentlicht wurde. Dort findet sich denn
auch die lediglich auf meinen eben genannten Gewährsmann zurück-
gehende Angabe, dafs der Cod. 2868 (von mir mit J? bezeichnet) dem
15. Jahrhunderte und die übrigen Codices, nämlich 2743 (2), 2782 (Q) und
2802 (5), noch dem Ausgange desselben Jahrhunderts angehören. Diese
Watierungen sind img. Alle vier Handschritten stammen vielmehr aus
dem 16. Jahrhunderte. Diese Thatsache hat IH. Omont in seinem lu-
ventaire sommaire des iss. grees de la bibliothèque nationale (ancien
fonds) bereits richtig gestellt. Ihm verdanken wir auch die noch viel
wichtigere Nachricht, dafs die Papierhandschritten P und R von dem
Rhodier Jakob Diassorinos geschrieben sind (der sich eine Zeit lang
in Venedig, Brüssel und wahrscheinlich auch in Frankreich aufhielt
und im Jahre 1563 auf der Insel Cypern als Verschwórer von den
Venetianern hingerichtet wurde). Mir steht zwar nicht, das gesamte
Material zur Verfügung, um die Richtigkeit dieser Nachricht selber zu
prüfen, aber der Name des frauzösischen Gelehrten, der auf palüogru-
phischem Gebiete eme anerkannte Autorität ist, bürgt mir vollauf für
die Zuverlässigkeit seiner Behauptung*). Die fraglichen Handschritten
habe ich — dank dem stets bereitwilligen Entgegenkommen der Pariser
1) Ebenda erschienen 1881 die Psalmen IV—VIIL
2) H. Omont ist es auch gewesen, der zuerst bemerkt hat, dafs ‘Draken’
und “Philemon? von der Hand des Jakob Diassorinos herrühren: s. Cohn in den
sehon genannten philol. Abhandlungen S. 137,
A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 295
Nationalbibliotheksverwaltung — in den Jahren 1881 (R) und 1888 (P)
selber in Händen gehabt und beide für Apollinarios vollständig ver-
glichen. Ich berichte zuerst über den Cod. R, der nach meinem Dafür-
halten früher geschrieben ıst als P.
Dieser Codex R (2368), der ehemals die Signatur Fontebl.-Reg.
2917 führte, enthält auf 164 Folioblättern weiter nichts als den Psalter
in der hexametrischen Bearbeitung des Apollinarios, und zwar ohne die
einleitende zgo®ewgi« (die ich im Hermes XIII 336 ff. neu herausgab),
auch ohne die Schlufsverse aivov &yw ool Beiov u. s. w. Ursprünglich
scheint Diassorinos nicht beabsichtigt zu haben, schon hier seine Arbeit
abzubrechen; denn seine Überschrift lautet: AroAıvapiov uerépouois
eis tòv wadrtijga «al Todvvov Pemuérgov: év cis Eygaype xa) Eddoxia
aœdyovorov [so], xal de’ léuBov Awedteog TegoooAvuirnz. Allein die
Metaphrase des Johannes Geometres hinzuzufügen hat er unterlassen.
Im Druck erschien des Apollinarios Metaphrase zuerst 1552 *Pa-
visiis apud Adr. Turnebum typographum regium’ und aus dieser editio
princeps (V*) sind alle übrigen Ausgaben geflossen, aufser den zwei
Proben der meinigen. Jene beginnen sämtlich mit dem nach Art der
bekannten versifizierten droPessıg abgetalsten Trimeter:
david ngopijrov xal Puordecos pedos,
nur dafs V* die Form ZJapiô vorgezogen hat. Von den zwölf bis
jetzt für diesen Psalm verglichenen Handschriften*), deren Kollationen
1) Aufser den schon genannten vier Pariser Codices (von denen ich S zur
Zeit noch nicht näher kenne) sind es folgende: O = Oxoniensis inter Baroccianos
bibliothecae Bodleianae 25 aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts (alle übrigen
sind erheblich jünger), B = Florentinns bibliothecae Laurentianae LIX 17 (ent-
hält nur den ersten und letzten Psalm), C = Romanus bibliothecae Angelicae
C 4, 5 (olim Passioneae), D = Romanus bibliothecae Casanatensis G V 6, kb =
Mutinensis bibliothecae Estensis II B 13, ZL = Florentinus bibliothecac Lauren-
tianae V 37 (aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts), Jf = Monacensis 65, N =
Neapolitanus II A a 11. Hinzu kommt 7 = Romanus bibliothecae Vaticanae
gr. 1268, welchen Dr. Hugo Rabe auffand, dessen Freundlichkeit ich die nach-
stehenden Notizen verdanke. Der Cod. ist ein chart. von 132 Blättern aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts (,,Ant." Car. Carafue bibliothecarii munus ex testa-
mento“). Die zu Anfang verstiimmelte Paraphrase des Apollinarios beginnt mit.
Fol. 8" xoy laze Bvuov. ovdi dans rongeur ind d. i. mit Ps. VII 26f. Aus der
Schreibung dieser ersten Zeile ersicht man, dafs auf regelmälsige Absetzung der
Verse kein Gewicht gelegt ist. (Dem Fehler 006% dung st. 06 dedaws stehen viele
ühnliche zur Seite: 2% érvuorarov st. éropuórarov, 21 élouevod st. odlouévor,
céucny Ev st. téutnvev, En’ adròv st. En’ aro, 30 slo yùe st. tuici de, x«gxopo-
pévorg st. xaegpoyévos, Béleuor st. Pédeuva, 31 7 Ng st. Eis, 32 xvcacro st. xvo-
caso, téusy st. teus 0’, drdaninv st. duxlanin»y, dddeyervijy st. Glsyesvnr, 33 pè st.
péy”, tboquésve nt. Sébovke, déaio. st. d Eo. Darnach dürfte sich eine vollständige
Kollation des Codex kaum lohnen, um so weniger als T sich mehrfach augen-
296 I. Abteilung “”
mir zu Gebote stehen, ist R die einzige, die den Vers stützt; alle
anderen kennen ihn nicht. Auch in der Schreibung 4afld stimmt R
mit V* überein. Dadurch ist erwiesen, dafs R und die gedruckte
Vulgata (V) aufs engste zusammenhängen. Noch deutlicher wird
das durch den Anfang der eigentlichen Metaphrasis, den R und V
einhellig folgendermafsen geben:
SABtos où nendgevrar Övooeßenv Evi Boviÿ
000” Exvog éotigitev alırgoratodı xedevdouc,
während er in der älteren Überlieferung so lautet:
öAßLog Doris avg &yognv Ôd où vicost’ aliteav
ovO” ¿xl dv origıkev draodain lyvos drapno.
Ich habe die letztere wieder in ihr Recht eingesetzt; denn abgesehen
von ihrer weit besseren äufseren Beglaubigung erweist sie sich ganz
augenscheinlich auch durch innere, besonders metrische, Vorzüge als
die ursprünglichere. Woher aber rührt die erstere, offenbar stark
interpolierte Fassung der früheren Ausgaben? Vermutlich stammt
sie von Diassorinos selbst her; wenigstens über ıhn hinaus
lälst sie sich vor der Hand nicht sicher verfolgen, wohl aber
bis zu ihm hinauf, wie wir soeben sahen. An ihm bleibt sie dem-
nach zunächst haften.
Die andere aus seiner Feder stammende „Rezension“ desselben
Werkes (P) steht der Vulgata etwas ferner. Als éxédecg bringt sie
über dem ersten Psalm das nagelneue schwungvolle Distichon:
mowtov üvub ueAtesoı peyas Auvidos ketGEr
mvevuari DVeorifov rovtl uédos Acyvedv,
und der Psalm selbst beginnt:
vABros Goti «vo dpognvò’ où viooer dlırgoig
000 îyvos sorioitev aAırgoratocı xedevdors.
keines dieser beiden Stücke findet sieh genau so in irgend
einer meiner älteren Handschriften wieder. Die versifizierte
Überschrift mangelt überhaupt allen ohne Ausnahme, und auch Dias-
sorinos selber hatte früher, wie wir sahen, eine ganz und gar al»
weichende aufgenommen'). Den ersten Vers des Psalms, den er in lì
seheinlich mit L deckt, welcher letztere jedoch bedeutend korrekter geschrielen
ist.) Winter der auf Fol. 128" sebliefsenden Paraphrase des Apollinarios folgt wir
gewöhnlich die des Johannes Geometres.
1) Ein ähnlicher Fall begegnet uns bei Ps. XCVTI, dessen Überschrift in
RV lautet: xal rode dup’ évevnuooròà FBdouov 768 Jaßidog (in der Ausgabe
‘apud Toannem Benenatum? Paris 1580: Javidog code aug’ évenocr® EBdouor 36%,
woran E, Sylburg 1596 nur &vevmaocto gebessert hat), während in P steht: dug’
ersunnuoto ¿fd0ouov nov uélog | Savidov Aıyvoj; uslmoutvou xivvey (ganz wie zu
Ps. NCVIID. Und dergleichen liefse sich mehreres anführen.
A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 297
willkürlich umgestaltet hatte, liefs er freilich in P unangetastet (denn
den Dativ &Airgoîs teilt er mit mehreren älteren Quellen); mit dem
zweiten aber verfuhr er in P genau ebenso eigenmächtig wie
schon in È.
Aus dem Bisherigen erhellt, 1) dafs die beiden Pariser A pollinarios-
Handschriften R und P eine völlig isolierte Stellung in der handschrift-
lichen Überlieferung des Dichters einnehmen; 2) dafs ihre eigentüm-
lichsten Abweichungen, die meist den Charakter der Interpolation so
offenkundig wie nur möglich an sich tragen, ausschliefslich an Dias-
sorinos eine Stütze finden, und 3) dafs die gedruckte Vulgata aufs
engste mit R verwandt ist, etwas weitläufiger zwar mit P, aber immerhin
näher mit dieser als mit irgend einer der anderen Handschriften. Mit
mathematischer Sicherheit beweisen lälst es sich ja nun allerdings nicht,
dafs kein anderer als Diassorinos selbst es war, der die gesamte Vulgata
der Apollinarios-Metaphrase in der angegebenen Weise mit argen Inter-
polationen infiziert hat, aber der Indicienbeweis gegen ihn ist doch,
denke ich, derartig gravierend ausgefallen, dafs mein Verdacht nicht
ungerechtfertigt erscheinen ‚wird.
Von den beiden Apollinarios-Handschriften, die Diassorinos her-
stellte, hat er der einen, nämlich P, ganz besonderen Fleifs zugewandt.
Es mag daher gestattet sein bei ihr noch etwas länger zu verweilen.
Sie führt die älteren Signaturen Cod. Colb. 1476 und Regius 2292
(jetzt 2743) und enthält auf 207 Folioblättern folgendes: Fol. 17—2*
Anokıvagiov ngodewpia eg tv tod palrioos uerépoacir. Fol. 3°
eis tov Heiov Aavid.
oiynoov, Ooged' 6iwov, 'Eounj, tV Avouv'
toinovs 6 Aelpois, dbvov eig Andyny Et
Aavid yao Muiv avevynatos xoovav Adour
TOQUVET TA HQUATU TOV Teod uvornoiar,
rindiv nahady [OTOPEL TEQUOTELDY,
ALVET TOUS Vuvoy TOD ATLOUVTOS TV ATÍOLV,
Gxavras omlav uvorayoyel xai podes,
UMOAQTAVOVTAS és ENLOTOOPNV eos
noddoig odv idos, xal xpurod ÖNAwv xoicur
ounyeıv ddaorer Puyixds auaorddac.
Koouä 'Ivdixoxievorov éEÿypnois sls tovg paduoda fotoguxae TE
xul dvapoyixòs, od uv note Guvéyeiav él mavtov roy tie fBiplov
qoglav, aid’ éxi tOV qulenateoav, ¿Espaviodelóa Ex Tüv tig éx-
xAnoius Evöökov, Gv xal tà óvóparo Ev times émurndeiors exvyocper.
xal xpúrov xooPemola rig nai frag rod adtod xegl ovordoeas
Byzant. Zeitschrift I 2. 20)
A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 299
XXVIII 17 aygovduovs EAapovs te xaraprite: 060$ &yvod
(LXX gar) xvpiov xuruprifouéva EAdpovs),
XXXIV 47° Zyoso, naußacılsd, xa) ¿unv xotow edye quÂdooo!s
(wie oben; LXX g£eyepdnrı, xvpue, xal noôoyes ti xpioeL uov),
XLVIII 30* xvdeog adavérov operéporó te ndaunav drdodev [so]
(wie oben; LXX éx rg Öuäng avróv EEnodnouv),
LXVII 30 oxdla diuov disdéota. Mparórete ¿ños
(LXX ti] úgaróryt: tov olxov dtedéoPar oxdia),
LXIX 1° xal oxevdov xeginvoeroy dpmyv avrixa méuyov
(wie oben; LXX xvpue, eis ro Bondioal wou oxedoov),
LXX 48° oxevdeot te paduoto teÿv vrusgrea BovAir
(wie oben; LXX év oxevecr Yaluod thy adj dey oov),
LXXVI 16° & yeveng yevenvde pap Adyos ¿Estela dy
(LXX ovveré4Aeoe diuu and yeveüs els yevedv),
LXXVI 31° ödara Uniouvró de Géynodv T° sldóvra
(LXX eidooav de Doura xal Épopi9nouv),
XCV 12° al xargial Baoulii Édvov uéya oloate xddos
(wie oben; LXX évéyxate td xvpio al matpial trav Éÿvov),
CI] 39° arosxdov pIdyyav ¿Ov yiovv Saws te rúboLrro
(wie oben; LXX rob axovoau 1% parvis tüv Adpwv abrod),
CXIII 40 olg faordevs re uéundev, x’ tocîv’ tinida Dévro
(LXX of pofovuevor rdv xvguov Minıocav ¿ml xJpiov),
CXVIII 270% éx Duuod foxuoxov, val, où dè xéxivdi «vds
270 eddirias moanidecoi offer, Laxco, (yvEedooiut
(wie oben; LXX é¿xéxpaña Ev GAn xeodia uov, Erduovosv pov, xÚQLE,
za dixauduare Gov éxfnty6o),
CXXXVIII 38° xal yao xacyyv épuoral tupyaver’ sis émvorcs
(LXX Sri Epioral dore sis dicdoyropovs),
CXLIV 15 xAf9ous uscdigins uvnuniov ¿Enpopevcel
(LXX uvquqy tod xAd0vs tig yonordtytdés dov egevgovrac),
CXLIV 27 os BaorAsins xddos «xipurov Fuata mavra
27% xal ev xoigavin naong pedéovoa yevédàns
(LXX 9 Bactdeta cov Paoideia advrov tov aldvov, xa. i Ösonorei«
cov év xdon yeveà nai yeved) u. a. Ott sind sie, wie oben bemerkt,
erst nachträglich in den Text eingeschoben, vermutlich zu derselben
Zeit, als die Übersetzung der LXX beigeschrieben wurde; denn das
Bestreben, mit dieser so viel wie móglich die Metaphrase des Apolli-
narios in Einklang zu bringen, lifst sich gar nicht verkennen. In R,
der anderen Kopie von Diassorinos Hand, fehlt die Übersetzung
der LXX und mit ihr die sämtlichen eben zitierten neuen
Verse. Aber wir sahen bereits, dals R trotzdem von eigentümlichen
20*
300 I. Abteilung
Interpolationen keineswegs frei geblieben ist, vielmehr eine Anzahl
brüderlich mit P teilt. Zu dieser letzteren Gattung gesellen sich
z. B. hinzu
LXXIX 35 osto 0° óxoxañs ansılij, vat navuntetar’, diobvrat:
36 ojg éxl para ye dettregijis yelo ceio yevéo®
(LXX éxo éxmriuqoeos tod npoownov 00V dxolodvra yevndijta N
zeig dov Er’ &vdga delta cov). Schön sind die Verse wahrlich nicht,
und man sollte erwarten, dafs wenigstens das itacistisch als Amphi-
brachys zu lesende óxroxñs gerechten Anstofs bei den Herausgebern
erregt hätte: aber das ist durchaus nicht geschehen; die Verse sind
vielmehr unbehelligt allmählich zur feststehenden Vulgata geworden.
Jetzt zeigt es sich, dafs sie auf die beiden Handschriften des Diassorinos
zurückgehen, und zwar nur auf diese.
Indessen trotz ihres auffällig engen Anschlusses an Diassorinos
weicht die Vulgata mitunter doch von ihm ab. So haben die Aus-
gaben CI 17 xal yospois ériov nôux daxovo’ duod ye xegdooas, da-
gegen Diassorinos xal yospoîs mou” mov dexovo’ duod ye [so in R,
in P guotîor st. óuod ye] xepdo(o)æs, und 19 die Ausgaben odvexev ÚpOoas
u’ ¿E aldégos ExBales «dde, Diassorinos odvexa w’ aldepos ¿E dyoouc
ucufadee [xaBBaZes P| avdrs. Die ganze erste (iambische) txdéHeorg
zu Ps. L steht zwar nur in RPV (die älteren Handschriften kennen
das Machwerk nicht); doch der letzte Vers heifst in V zepvxs(v)
nevtyxootov O valuòs pedos, in RP revinzootov nepvxev à waduòs
pedos. Für IV 4 úvepes, és ti t6oov toëpete faovaruova Fuudv, wie
V übereinstimmend mit den älteren Handschriften liest, schrieb Dias-
sorinos, den oftenbar die Verlängerung der letzten Silbe von roépere
verdrofs, &véges, é¢ tí tÓCOV toëpéeo® dpınıjuova dvuov; CXXVI 8
evre yde olor pikoıcı uddor repividupos [oder weg vjdvuos] vavos V:
u’ Flow RP st. uddoe. CXXXVIII 14 jv cidnvd” ¿idorur, xai ev
vexveco» avdgoss V: Ev vendeociv avdooes, Av aiönvö foun R;
ebenso P, nur am Anfange xal éy st. év (auch sind hier die Buch-
staben ov &véo unterstrichen, ich weils nicht, warum). Turnebus oder
sein Helfershelfer benutzte also, als er die editio princeps herstellte,
noch andere Quellen als R(P), und hier und da haben ihm vermutlich
selbst Konjekturen aushelfen müssen.
Letzteres schliefse ich z. B. aus CLI 10 xed pev malo Oéuas
«bros Eyoıcev élaio, einer Stelle, die mir besonders lehrreich erscheint,
weil sie zugleich den Beweis liefert, dafs Diassorinos nicht etwa
aus der ed. pr. schöpfte, sondern umgekehrt diese von ihm ab-
nängig ist. Hätte nämlich Diassorinos den zitierten Vers so vorgefunden,
wie die Vulgata ihn bietet, so würde er ılın ohne Zweifel unverändert
A. Ludwich: Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos 301
heriibergenommen haben; denn seine eigene Lesart xai pev malén
deuas Eggioev élaiov ist fehlerhaft und sinnlos (LXX xal éypios ue év
rd ¿leí tig qelczos avrod), aber aus der älteren Überlieferung xed
pev œualéoco deuas Eygıcev élaiov leicht genug erklárlich. CXVIII 177
findet man in V xavroívig évinoa tedos xoamideoo Bioro: Diassorinos
hingegen nahm in R die sichtlich nur leicht aus zavrorng verdorbene
Lesart der älteren Handschriften xevrotns unbeanstandet auf, während
er in P diesem unverstandenen xavroíng zuliebe Bıavng aus Bloro
korrigierte. Dies würde er sich wahrscheinlich erspart haben, wenn er
de gedruckte Vulgata gekannt hätte. Dals CXVIII 311 evveoias
ipviata reas xal Kpuoviag Egarerves, wie RP übereinstimmend schreiben,
kein Hexameter ist, war nicht schwierig einzusehen; in V fehlt natürlich
reds ebenso wie in den älteren Handschriften. Der unmögliche Genitiv
CXIX 10 s0orvns pera näcı pidontodéguoroe diwxov ist in V vielleicht
nur durch einen Druckfehler hineingeraten; RP haben mit den besseren
Quellen richtig eiorjvyv. Für LXXVII 108 exi Terganddwv dyeiag
évoquée yodetys V zu wagen xal Bla rergaródov «y. (RP) konnte
gewils nur demjenigen einfallen, dem jene erstere Lesart völlig fremd war.
Bei alledem ist es mir doch durchaus nicht leid, die beiden Hand-
schriften des Diassorinos vollständig durchkollationiert zu haben; denn
erstlich habe ich auf diese Weise den mutmafslichen Urheber einer
grofsen Anzahl seltsamer Verse und Lesarten der Apollinarios-Vulgata
näher kennen gelernt und zweitens fand ieh unter seinen Varianten ab
und zu eine, die immerhin soviel Beachtung verdient wie jede andere
Korajektur. Und so will ich denn, damit es diesem kleinen Beitrage
zur Charakteristik des merkwürdigen Mannes nicht gänzlich ay einem
ver>söhnenden Momente fehle‘), zum Schlusse noch ein paar Stellen mit-
teilen, die Diassorinos gar nicht ungeschickt behandelt hat. LIV 15
—.
= -—__ —— ——
1) Anerkennung verdient auch, dafs er mehrfach bemüht gewesen ist, die
iles te Überlieferung zur (Geltung zu bringen. RP stimmen mit O überein in
XXI 6 foówmvros (DLM Bodwyro), XXXVI 6 varerasıg (V und andere vareraorg),
XXX VII 6 abres (V mit den übrigen avdis), XLIV 30 ¿¡2eciojarvro (st. iAdooovruı),
LU 20 rerig®o (st. rterózdov), LXV 28 piv (st. pev), LXXXV 18 avros crak
Oros (V mit anderen abros uodvos ¿vaE), CVI 80 augen: 26fn (Ve Sup’ éme-
Bn, D dupexslofn, L éupére Afin), in der Auslassung von CXXXIV 35 ovdé
©s pogfovo: regel Éeatfjoiv énœorÿs und so öfter, was freilich nicht immer zu
dem erwünschten Ziele geführt hat. (LIV 25 steht in O dsg È ov mit einer
kleinen Lücke nach % in der laut der sonstigen Überlieferung ey gestanden haben
mus: aber RP geben ¿bos aiov, P mit der Interlinearglosse Servos. Darnach
scheint es fast, als wenn O die eigentliche und hauptsächlichste Vorlage des
Diassorinos gewesen ist. LXVII 32 Gras nalë arega melsing ORF spricht eben-
falls dafür.)
302 I Abteilung. A. Ludwich: Ein n. Beitrag z. Charakteristik d. J. Diassorinos
yldsoug opurépas od wegiocduevog Béls xévro V (xavaxdvriooy,
xúpes, xa) naradiede tag yAoodag adr®y LXX): das Flickwort où wird
durch keine meiner Handschriften gestützt, die alle, mur opeurégas
ungıodusvog oder og. unpvoadusvog oder og. us Évodusvog haben.
Diassorinos’ erster Besserungsversuch fiel nicht glücklich aus (yAdoons —
cpautépug psguidpevog ¿vbeo xévro R), um so besser aber der zweite:
yAaooug opatégas uoupnodusvog Pcie x6vro (P), der entschieden den
Vorzug vor der Vulgata verdient. CXXXIV 15 terdy «idée doregoxàs
onmia Diner V wie R (dorgamag sig berov Exolnoev LXX): derby
aldeglas orepordg a. Y. die älteren Handschriften, hingegen Diassorinos
in P veroù aldégpia [g ausradiert] orepoxds o. Y. Der Genitiv vercd
ist allerdings verwerflich, sehr gut hingegen die Konjektur aigue
Oregoxas anuiia Oñxev, auf die viel später auch Fried. Ritter verfallen
ist (De Apollinarii Laodiceni legibus metricis, Episcopii 1877, S. 8).
CXLV 11 lesen die Handschriften einstimmig xovrov ¿guepdgaydor
(nur D ¿osvop.) und ebenso V*: schon P verbesserte dies richtig in
z6vrov Epıaudpayov. a
Königsberg in Pr. Arthur Ludwick.
Eine volkstiimliche Kaiserchronik.
Herr Prof. Psichari hat mir kürzlich 41 gewissenhaft durchge-
pauste Seiten einer Handschrift des 16. Jahrhunderts überlassen, aus
welcher er schon vor vier Jahren eine sehr interessante kleine Mittei-
lung unter dem Titel: Le miroir importun (Extrait du Recueil de Textes
etrangers. Paris 1888) gemacht hatte. Die Handschrift befindet sich
in Konstantinopel, in dem Metochion des h. Grabes, jetzt unter Nr. 462
(früher Nr. 569).
Diese Handschrift, in welcher die obengenannte Chronik mehr als
den dritten Teil einnimmt, hat schon im Jahre 1872 Sathas in Meoatov.
Be fi. III p. co” erwähnt: [gatos yoovoyedqos tod &v K-ndAsı nargucg-
1Edov ¿yevero Aapuoxyvig à Zrovditns, unteonoditns Navadxrov xal
A@ans, yodyas év ire 1572 »teol TÓV, door émargidoyevoay els
«dE ÿy, ¿pod civ tornos 6 uéyas Kovorevrivog fag tv ofuegor, Óxoú
deren yodvor tx’ ivómrióóvos Le unvì Maio xal xdoovg yedvovs Exaue
Breves ele tov bpniórarov Bedvoyv xal motor EEeßAndnoav ¿x tod
t@Svov In der Anmerkung fügt Sathas hinzu: To dvexdorov todro
OB nuctıov andaeırcı Ev ti BıßAuodriun rod Ev K-ndAer uerogiov tod
soezrayiov Tépov (apıdu. 569) pera xal GAlov dvo YLlonovnudtwv
10 è Aoylov tovrov Bédoahoviniws, for avexddtrov yoovo-
VE Œpou and utiosos vis Pouns uéyor ris dAQoecos K-xé-
le os, ds xal éxdedouévou ¿v Beveria Néov DvaioAöyov.!) ‘0 xbdnt
«etandoav nıdavdrnra avréyeagos tod Zrovditov xoocgo-
Vetta slg tòv diafbnrov Miyaÿà viv Kavraxovinvóv, drsofeAA6vras
Iyaempınköusvov na) did Tod rporaccouévov Eri poduuaros. "Aupdregor
ol xgovoyedpo: odroı Soov obxw InwoorevPjoorra.
Auf meine Bitte hatte Herr Georg Begleris in Konstantinopel
die Gite, mir folgende Beschreibung dieser Handschrift zu schicken:
Néos &Riduòs xodnxos 462, aynuaros 8°. ’Enıypapn ¿xl rijs Ocyews
100 zepıxaiduuaros: ,Auuaoxmvod "Agtns puorodopia xa) yoovodoyixoy
drop. Ä
1) Dieser Physiologus ist zu Venedig 1696 gedruckt worden; s. Krumbacher,
Geschichte der byz. Litteratur S. 456.
304 I. Abteilung
Zei. 1. Dvovodoyia vea tod navwegoratov pyteoxodtrov Nav-
nextov zul "Aotns xvood «dauyaciqvod els nebNv pedos.
Deh. 2. ’Eripoagi: Kérwvos, ’Eniypaupa oweleyelov agodg tv
evdototatov xverov Miyund tov Kavraxovinvorv.
Zei. 3. "O Ev Enionbnos éldyuoros dapacunvos TO edyevectara
xul évdobotara Ev doyovor xveò Mizand tò Kavraxovinud xal us-
pio dopeotino ED TORTTEU.
Zed. 6. Ievab trav fó00v, onxoù mepuéyer tovro to PußAlov (rote
Tinte):
ITsgl ’Astod xep. A’ etc.
(im ganzen 85 Kapitel).
Led. 133° réloc tie puoroloyies.
Zed. 134% nepl tv faordécov ris nosoßvrepans ‘Pouns, ôxoù ¿pa-
oílevoav els adriv (rote Tinte).
Hier folgt unsere Chronik bis fol. 257°
‚ei. 238%, OÙ rergiapyaı Ts Koveravrivovadleos Néas ‘Pos
0001 Erarpidoyevoav «br» ap Grov tiv Eurıoev è Meyag Kovorur-
tivos ¿mg rr onuegov bmod Eivaı yodvor Ex ivdixtiovos uE uni
pois xal méoovg qosvovs Exauerv nadevas els rov byyddtatoy xarqi-
«oyuxdv Bodvov xal motor ÉEeplijômoav Ex rod Fedvov (rote Tinte).
"Aogetei 6 xarchoyos uegrgi Tig Ged. 245°.
245". Todroe of margitogu Erargidgyevoav avrov toy Hoover
rig Kovotavrivovidleos apod ériger of Tovgxor abryy tv nor
(rote Tinte).
dujpyows tov TE06CEWV maTQ.agyav Zyoiagiov, IovdoQov, Tacoug
xl Mdgxov rod Evdoxuoapar ueyoi tig Ged. 203".
254% Totroe of téocges raroicoyar 6 Lyodcgwoz, 5 "T6tdwgog.
> loto xl EvAoxapapas Eyırar margiceyar yooig ve dwosovy roi
Zvvirévou xavera dbogov, uôvor Eyırav xattog xat EIS tov AULQÓV tis
puordeías rar ‘Pouctov oxod éydguéer 6 Bactlevg tod xnargrcéeyzor
yeotouctra x. t. A. (rote Tinte).
Kurcdoyoz TOV xuromıv HOTOIRQYOV pete diryoeov wExoL Toü
‘Tegeuce tod ano Augl66ys 06718 amd elg tov Fodvor tov TaTOL-
COYLAOY HAUTE TO ExXTUKLOYALWGTa OydoyxoGTH yodrea (sic!) Ev pyri
Maio € futon devtéoa.
Auf der letzten Seite der Handschrift (283") lesen wir:
„Ken TOTI lerrovoyía tig dútod Ilavayióriros EyEvero Ev ri,
EOQTÍ T is aplag net ¿vdótov 'Avalit'ews Tod Kvgrov yubv Iyoot Xerorot
ele tag 15 (sic) rod abrod uatov unvos, peroperig naponotas (lies zagov-
Gius) uepciys Ovrééews copegeor, xAngix@r, (eQéarv, duxbvar, àp-
givrwv xl kihov moli@ov yoiotiar@ov. Iorio (!) de avrov Küguos è
A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 305
Beds zoAvyodviov tod xowaivery Tv Tod Beod usyadAnv “ExxAnotav,
Ev neon vyela wuyîs te xal awuaros xal dpdortouodvra tov Adyov Tic
Anders Eis Opelevav Tod yorotwovbpov Axod. ‘Aurv.
Erl vis natpiupyetas toúrov Tod xvpod Tegeucov dnédave 6 «vros
Zovirèr Zediuns xai Eyıvev 6 vios «drod ZovAtàv Movedtns, xal wg
Exadıoev ele tov Bodvoyv, Emijyev 6 avros Oeondtys 6 rarordoyys xal
éagooxv (der Schlufs felılt).
Aus dieser Beschreibung erhellt zunächst, dafs nicht der ganze
Codex, sondern nur die ®votodoyia dem Kantakuzen gewidmet ist:
Widmung und Epigramm stehen hinter dem Titel: ®vocoZoyia u. s. w.
Ferner, dafs die Handschrift nicht ein Autograph von Studites sein
kann: 6 év émoxônots EAuyıoros Jaucoxyjvös, wie er sich in der Wid-
mung nennt, konnte nicht sein Werk betiteln: Duvroloyia ver tod
TAVLEEDTETOV untoozroditov Navzextov etc. Endlieh obgleich wir
nicht viel über Damaskenos Studites wissen (s. Fabricius-Harles VIII SS
und XI 602—3 und Legrand, Bibliogr. hellen. II 12— 15), und sein
Physiologus von keiner sehr hohen Bildungsstufe zeugt, eine so grobe
Unwissenheit, wie sie in der Chronik zu Tage tritt, und solche ortho-
graphische Fehler und Widersprüche, wie sie hier fast auf jeder Zeile
begegnen, können wir diesem „gelehrten Thessaloniker“ nicht zumuten.
Kurz, die Hs. ist ein Sammelwerk, und die Inschrift emi rijg Oazews
Tod requualvupuaros: Aauaoxnvod etc. ist eine auf dem Titel des ersten
Bestandteiles beruhende Konjektur des Buchbinders.
Wer der Verfasser der Chronik ist, bleibt also unbekannt; auch
ist die Frage darüber nicht sehr interessant, da auf dieses Werk die
Worte Krumbachers') über die byzantinischen Chroniken überhaupt,
diese Produkte des „litterarischen Kommunismus“, vortrefflich passen.
Dagegen ist der Inhalt der Chronik, welcher die volkstümlichen Vor-
stellungen der späteren Byzantiner von ihren Kaisern darbietet, und
auch der Ideenkreis und der Ton der Erzählungen für die folklore
überhaupt und für die byzantinische Volkspoesie insbesondere nicht
unwichtig.
In der Hoffnung, dals ich eine Gelegenheit finde, die Kopie dieser
Chronik zu vervollständigen, lasse ich einige Bemerkungen über den
mir vorliegenden Teil folgen.
Die Chronik zerfällt in zwei sehr ungleiche Abteilungen. Die
erste, die von den Königen und Kaisern des älteren Rom handelt, um-
fafst nur 16 Seiten. Am Anfange dieses Teiles folgt der Chronist
1) A.a.0.118. Eine kurzgefalste Charakteristik der späteren Chronisten s. in
Gedeons Einleitung zur Ausgabe der Chronik des Kógiddos .faverotne, Adnyaroy
VI (1878) 630 ff.
A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 307
Es ist klar, dals der Chronist hier (wie später auch) das Chron.
Pasch., wenn auch nicht direkt, benützte.')
Sehr kurz behandelt der Chronist alle anderen römischen Kaiser
bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr.*) Diocletian ist nach unserer
Chronik der 56. König der Rômer; sie sagt von ihm:
AoxAetiavòs xal Matiuiavòds yedvovs x. Todror of duo qouv xar-
oxntieas (!) rod diaBddov xal Exapav noAbv dpaviouòv elg td yévog
tay ypıorıavav xal ele rag ÉxxAmolag nai bpiouòv Exauav, dre nad
qoiotiavoò yecuuara ve undiv pavPdvy. Eis tas yuégas rovra@y irov
6 &yiog ZiAfeotoos 6 nanus Tic ‘Pouns eEoguouevog xal drwyuévos.
Nach der abendlindischen Auffassung (z. B. Legenda Aurea) rettet
sich der Papst Silvester auf den Berg Soracte vor Konstantins Ver-
folgungen; die byzantinische Tradition strebte, wo möglich, den heiligen
Kaiser zu rechtfertigen.
Über den Tod des Diocletian und seiner Mitregenten wiederholt
der Chronist die Fabel, welche wir bei Georgios Monachos (S. 376)
finden: “Emece dì dey) Peri) eis toda dio tovrovs tods Baotdeis zul
axédavov: Tod évdg Élvoav al ouexes tov xal róvov éBodunoev, Ste
&vdomnos div jundgee (Hs. badgque) ve Tod ciUddOn and tov Bo@pav
mal xo rà oxwAnxın ... O dì Makturavos Deod magayweryjoe Epovoxiody
Delnuarix@c.*)
Das Hauptgewicht dieser Abteilung der Chronik fällt aut Kon-
stantins Thronbesteigung, welche in folgender Weise erzählt ist:
Baotleds Makévriog Ó viòs tod fiodavov xal dosfeotatov Mabi-
puavoùò. Tobros xadds ¿laffs tiv Baoıkeiav nollas ddixias nai naga-
vopias ¿xouev: Óuos ol EAssıvol qoiotiavoi un Övvauevor aAgov và
Baordkovv) ta nain ai tà xaxd tod dosBeordruv Paordéas Eorsılav
weds tov péyay Kwvoravrivov óxod yrov facrdeds elg To uépos tod
IIowroydilov slg tov Bedvoy Tod marods avrod deduevor xal rapa-
xalodvtes iva ¿ld xarà tod doepods Makevtiov va tov Enodeuion
prxos xal onikayyviodn 6 Beds va vixndij va EAevdegwdouv ano ta
1) Über solche „chronologische Feinheiten“ s. Krumbacher a. a. O. 119.
2) Nach ihm ist Tiberius der Sohn des Augustus, wie Nero Sohn des Clau-
dius. Über Nero sagt er nur: Négov 6 vids aôroÿ zodvoug 18’. Todrog éuaegri-
enos Ilérgoy xal Ilatloy toùs &noorélous, diari eévixnoay nal Edavarwoay Ziuoy
zöy Mayov. Diese Legende fehlt im Chr. Pasch. und bei Zonaras, ist aber sehr
ausführlich erzählt bei Georg. Monuchos (278), Malalas (Bonn. 255) und Glykas
(Bonn. 439). Über ihre verschiedenen Redaktionen und ihre weite Verbreitung s.
Mafsmann a. a. O. III 662 ff. 694 ff. Art. Graf a. a. O. 1 348 u. ff. (auch Anmerk.),
besonders aber R. A. Lipsius: Acta Petri, Acta Pauli etc. Lipsiae 1891.
3) Dasselbe Zonaras auch nach Eusebius (XII, cap. 33). Uber die Verbreitung
dieser Fabel im Abendlande s. Graf. I 271—272.
308 1. Abteilung
’
nolâd tov xaxa. Tore 6 uéyag Kovoravrivos copia xal fovAî (roi
Deo) Üxovoe Tv denow avriv xal éovvate povodra nal vdañye els
nv ‘Pounv ve govevoy tov Mutévtiov. xal bg NAdev ele æôdeuor,
erıundn 6 péyas Kovoravrivos xal «veymonos xal Execev ele ueydAry
dOnuoviav xal Avnnv, pofovuevos tov Magevriov, Ste fésvpev avroy
ueyav udyov xql bre uè tag uayelag tov éxarép®ove 10420. ‘AU 6
dxoíuntos ópdaduos Tod Ozod div üpnxe rov uéyav Koveravrivor, vi
«önuovn xal va Avxíra: dun thy vorra Exsivnv tod Eösıkev elg row
oveavov Gestor, orxod yoav els doyiua, %yovv eis buoiopa otavpod xa
yvoduuara pera «orga», ta Omoîa ¿deyov: Kwovotavrive, pera toùro to
onusiov Dédeig vırnon. Tore Qoàv nidev Y nuéga, Ögıde xal Exauar
Eva OTavedv aonuéviov xadds Mrov Onueropévos els tov oveavoy nè
ta &oron xal ¿Buádv tov ele Eva xovragı xa eine, Ste raw danyévour
ele tov addguov, avro to onustov va banyévn durods. O di Baci
Ma£ëvriog HAGE pera maoonoias weyaing ve noAsunon tov peyav Kor-
oravrivov, Aéyovta Ste él vixon abvrov ag xal note, rl ¿xelvov
ytov tov Geod eos toy péyav Kovoravrivor dit va tov Édoxiudor.
Kai xodguov yevopévov Evianoev 6 péyas Kovoravrivos tov Makevriov
ua) mavrelós tov «pávoev avrov xa. tov povodrov a«vrod. O di
Acog rie ‘Pours wg eldev tiv xparacev Ovvauiv tod Beov, óxob
ema 0 Muñévtios, Elafe yapa» weycdyy, Eogtag Exapav Kal Evye-
oiotovv ohoytyos TH Ged.
Wie Konstantin von den Römern gegen Maxentius zum Kaiser
ausgerufen wurde, erzählt Theophanes!); noch deutlicher schildern es
Georgios Monachos”) und Zonaras?); beide erwähnen die Zauberkunst
des Maxentius, wie auch Theophanes (ed. Bonn. 19, 21 nach Eusebius
I 36—- 57). Das Kreuz am Himmel erscheint dem Konstantin nach
Malalas nur im Traume: efde xar” bveg Ev TO oùg«r& otavgov (ed. Bonn.
316), bei Theophanes: év Gea éxty rie nuéoes (Bonn. 19), bei Georgios
Monachos: xegt usonufoltav. Der Widerspruch erklärt sich vielleicht
aus Kusebius De vita Const., Migne 1 28, wo dieses Kreuz erscheint:
cugi wedsußgırag NAlov Mes, idr Tis yutocs anoxkıvoVong. Nach
der abendliindisehen Legende ereienete sich dieses Wunder nicht bei der
Thronbesteigung Konstantins, sondern, wie bei Malalas (ed. Bonn. 316),
viel später (s. Graf. a. a. O, U 77 u. 78).
1) 19—20 ed. Bonn.: Oi dè molirou ris Poung, og alrmoausvor adròv dtava-
orijvar elg tiv Bonderuv avróv ete.
2) Mur. 384 —385: Oi di ‘Pouator oluítopes dénorv mod: avroy torsilayto ete.
8 MII 1: 4 (die Tyrannei von Maxentius) pi) qpépovres ot tv ti 'Pouy dia-
miumovro neds tov Kwvotavrivoy analldkaı opis ris tuecvvidog tod Matevtior
deópevos ute.
A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 309
Uber die Regierung des Konstantin erzählt unser Chronist folgendes:
Ecréloauv dè viv ‘Popyy 6Anv of ‘Poudvo!), xal Eunijnev 6 péyos
Kovoravrivos pion og fuordeds xal Éxddioev elg tov Baoıdınov Dod-
vov HET TOD vixozoLoD otpatod sul Olog 6 Aaòds tov Wedv éddéacar,
oxod axtdaBay Bacidéa Eipvonowv xal &yiov. Bacrdevoug rovtog
0 svosféotatos Eyıvav no ayada Es tods EboeBeig yorotiavods, xal
els tog algetixods xatadixy peyadyn xai apaviomos. “Hrov
de 6 uéyas Kavoraviîvos úvdporos elonrixosg, Hevceßijs xal èAeruoov.
HidE tov dè elg Evduunow tod Kvolov Ev bgduarti, btu ve xtion xó-
div ti Oeoróxo slg tov ténov, oxod dele tov delén xal bripevev
dxò ténov ele tóxov xal éyvosve va even tomov énitydecov. “Hide
zul eis tv Oscoadovixnyy xal ügese tov 6 témog. Kal Enaue êxei yoó-
vovs dvo xal Extice Davuacroda vaovs nal Zostoù xual vepa ebuopqu
ipepev. Kal Tore Éniuoev Exei Davarixdr xal éuicevoe xul nidev
els tiv Xadunddva rig Bidvvias, Tv óxolav Npavıcav xul eycda-
Gay of Ilegocı xui Gode nai Extidev: xal xarifovra adriv Eoyovran
of derol xal ckonctovy ta Addora, xal ta Unıjyevav nal Ta ÉporxTur
als to Bvfaávriov. Logpia dì Osod ¿vag und tovg banoérug Tod
Pacritov dvdpare Edpourüs eine tov BacıAkov, Sti 6 Xoiotòs xl
Y Epia avrod pieno, | mevayvos Oeoróxog éneî Délourv elg vo Bv-
lüvrov Pa xucbdi y nés. Kai Ev tò Gua daiyer Ò Baorheds els
10 Bufavrıov xal side tov tóxmov evuoppórartov xal Enıtijösiov xul
äpsst tov xoddd xal Evdvunjdn xai ro Soaua óxov sidev, Grav HOEdE
va xtioy tiv Toodda, brod tov énexuAvpIn, to Bvtavriov và xtions
xal duel và dune módiev. Kal ovrog bniye ual tiros avrnv Tv
xEpipuveorario xal ¿Exxovorr»v mél, tv Önolav èviuace Kavoravti-
vovxaoliv sig Ovoux avrod: Exrıos dì «briv yosvov and Adam Edd
pmi Maio.
Also die Gründung Konstantinopels ist das Hauptereignis und der
Zentralpunkt der Regierung Konstantins; obgleich die Erzählung darüber
schlecht verfalst und, wie es scheint, vom Kopisten verdorben ist, kann
man in ihr folgende Momente unterscheiden: 1) lm Traume erhält der
fromme Kaiser den Gottesbefehl, eine Stadt zu Ehren der Jungfrau
Maria zu gründen. 2) Zuerst will er eine solche bei dem alten Troja
erbauen, aber er läfst diese Absicht fallen, wahrscheinlich auf einen
wiederholten Gottesbefehl hin. 3) Dann versucht er Thessalouike um-
zubauen, aber er wird dort gefährlich krank. 4) Darauf geht er nach
Chalkedon in Bithynien und versucht diese von den Persern zerstörte
Stadt wiederherzustellen, aber die Adler tragen die dazu bereit gelegten
1) Vgl. Theophanes ed. Bonn. 20 und dasselbe bei Georg. Mon. 386.
A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 311
und dem alten Troja, „wo die Griechen einen so grofsen Sieg über die
Franken errungen hatten“; endlich hört er im Traume die Stimme,
welche ihm Byzanz umzubauen befichlt.
Über diesen Traum haben wir eine ausführlichere, im Abendlande
verbreitete Erzählung, die ohne Zweifel byzantinischen Ursprungs ist.
S. Aldhelmus (8. Jahrh.) in seinem Buche De laudibus virginitatis sagt:
... Imperator in civitate, quae Byzantium vocabatur, cum membra
sopori dedisset, et debitum naturae solveret, apparuit ei in visione
nocturna quaedam anicula satis decrepita, etiam pene mortua, quam
imperante Sylvestro suscitare orando iubetur. Orante autem Constan-
tino, illa anicula surrexit, et facta est iuvencula pulcherrima, velut rubi-
cundo venustae pubertatis flore pubescens; quae cum casta contempla-
tione regalibus placuisset obtutibus, induit cam chlamydem suam, et
diadema auro obryzo gemmisque purpureis ornatum posuit super caput
eius. . Helena autem mater eius dicebat ei: Haec tua erit et non mo-
rietur nisi in fine mundi etc. (c. XXV, Migne 89, p. 123). Dasselbe
erzählt nach dem heil. Aldhelmus Wilhelm v. Malmesbury IV $ 354
(Migne 129, p. 1307— 1308). Vergl. dieselbe Legende in der Repkauischen
Chronik und bei Heinrich von Miinchen.') Es ist bekannt, dafs in
der byzantinischen Dichtung, wie in der Kunst, die Städte immer als
weibliche Figuren dargestellt sind.?)
Der Anteil, welchen die Adler an der Gründung einer Stadt nelımen,
ist ein episches Motiv aus der klassischen Epoche, welches wir auch in
byzantinischer Zeit sehr oft finden. Vgl. u. a. Malalas bei der Gründung
von Antiochia (Bonn. 199 — 200), bei der Gründung von Laodikea
(203) u. s. w. Woher der Diener Euphratas kommt, bin ich aulser
stande nachzuweisen.
Hier schliefst der erste Teil unserer Chronik; der zweite hat seinen
eigenen, mit roter Tinte geschriebenen Titel:
°Ed@ sivaı of fuorisis yeyoauuévor nag’ Övoue Goo ¿Buoílevouv
chy ab) v Kavoravıvovnoiıv xal xócovs yodvovg è xad” Evas.
1) S. Mafsmann, Kaiserchronik III 868—869, 871. Die Kaiserchronik selbst.
kennt die Legende über die Begründung von Konstantinopel nur in ihrer ein-
fachen Gestalt:
10, 445. Troie wolde er (Konstantin) búwen;
dò erschein im in triuwen
der engel von himele etc.
Dass. in der prosaischen Redaktion: Mafsmann III 842.
Uber die anderen abendländischen Legenden von Konstantinopel vgl. Graf
a. a. O. II 99.
2) Vgl. Symeon Metaphrastes, Migne 116, 1296, wo die Stadt Thessalonike
im Traum als die Tochter des Erzbischofs erscheint.
312 I. Abteilung
Der Chronist fingt mit demselben Konstantin an.
Orav obv NHEANOEV «bros 6 ueyas Kovoravrivos ve Edy eis tè
uéon tic ’Avaroiijs va xtion vadv rijg apius Osoróxov, Expate Zil-
Beoroov tov mara ‘Pouns nal érapryyerdev avrod xodAd xal adv tot
tors ¿Etyoev edyv rap avrod xual ovtwsg tov 019 dlovdzas
TÜTE Tov Eyupıoev Ot. va Pooh piroav elo tiv xepadiv xal và in
xai ébovorav ste tiv ‘Piounv xal Eis OAnv chy éxagylav avr và fu
OLAEUN og nvevuarixdg marie xul tod facidéov éxiteoxos mi
todro éxov ¿dwxev EEovoiav è peyas Kovoravtivos wg Baciledg xal
étiunde LiABeorgoy rdv nanuv, To Ëxaue Dédovra và ruon rip
doyueowovvnr, xal nica abioua Puordixòv dxod Eiyev 6 adrdg ypiou-
avixwturos Basıkevg to (Hs. ra) Edwxe “al to (Hs. ta) Eyapıce va ti
éyy «bros 6 nénag LiABeoroos xal ol diddoyo: adrod, Óxod và ap:
yıegsVoovv toy Bodvoy rijs aùrijt Pouns‘ 6 de delos ZiAßeorgos div
NPEANGE và qual tay pirpav xal dik Toüro rod Edaxe ve Yopi; ro
A@gov Tor facrdixov els tv xepadiy dxod roy ¿pópuev 6 facidet;.
Kal dxovoare tí Equeveveras ¿pos (rote Tinte). Agog Aéyeru
Eva Aovpl mAutò orpoyyvlov Y Eva Eovdpr, TO dxoiov épogodoar el:
THY xepodiv pera ALPav tipiov xal papyaprrápor.
Der Anfang der Erzählung ist eme andere Redaktion der Legende
über die Gründung Konstantinopels, wo dieselbe mit der Silvesterlegende
verbunden war; aber der Verfasser bemerkt bald die Wiederholung und
vermeidet sie auf ziemlich naive Weise, indem er vaòv tig dpius Os
róxov statt addi ris ayiag Oeordxov einsetzt.
Über die Silvesterlegende sagt Graf a. a. O. II 86:
La leggenda che fa Costantino battezato e guarito da San Silvestro,
comparisce già prima dell'anno 530, negli Acta Silvestri, giudicati
apocrif nell Opus Carolinum, dove Carlo Magno confutò le decisioni
del secondo concilio di Nicea, Di questi atti esiste una versione greca
(pubblicata dal Combetis, Illestrium Christi Martyrum lecti triumphi.
Parigi 1660 p. 258—336), la quale procacciò la diffusione della leg-
senda in Oriente.
Theophanes sagt: wot dè a«lydeoregov paivere rd Ind ZiApéeorgor
ev Pour PePanticita «drv (sc. Kovoravrivov, Bonn. 25, val. i.
Georgios Monachos bringt die ganze Legende ausführlich (383 fi:
Kedrenos (ed. Bonn I 475) wiederholt sie, freilich sehr verkürzt u. s. w.
Es ist bemerkenswert, dafs trotz dieser Autoritäten die Erzählung
von Konstantins Aussatz und Genesung sich in den byzantinischen
Chroniken der späteren Zeit nicht findet !); m unserer Chronik ist davon
1, Aulser der Ehrfureht vor dem heiligen Konstantin und dem Hasse gegen
Rom hat bier auch wahrscheinlich der Widerspruch zwischen der Rreuzerscheinung
A. Kirpitschnikow: Eine volkstümliche Kaiserchronik 313
nur noch eine leichte Spur vorhanden in den Worten: ¿Exrtnoev edyhy
xag’ adrov.
Weiters ist in der oben angeführten Erzählung interessant das
Bestreben, die Tradition über die berühmte Schenkung Konstantins
griechisch zu färben: Silvester werde in Rom und in seinem Gebiet
herrschen, aber nur als row Baordéov éxiteoxos.
Was den „Loros“ betrifft, so ist er nur das äufsere Zeichen der
Schenkung!); diadema imperiale als solches ist natürlich im Occident
gut bekannt.?) Den Abschnitt über Konstantin den Grofsen schliefst
der Chronist mit der kurzen Erzählung von der Auffindung des Kreuzes
und mit noch einer kürzeren von der ersten Synode. Also findet sich
in unserer Chronik keine Erwähnung davon, wann Konstantin getauft
wurde und warum er die Weltstadt verliefs; in der volkstümlichen Tra-
dition des katholischen Abendlandes ist die Ursache dafür sein Wunsch,
Rom dem Papst zu übergeben. In der Kaiserchronik (10, 426) sagt
er dem Silvester:
Ich bevilhe dir min riche,
Unz ich wider zu dir kom ete.°)
Das byzantinische Morgenland kennt einen anderen Beweggrund;
nach Chron. Pasch. (ed. Bonn. 517): Kuvoravrivos Exrıoe to Bvfdvriov,
xonoudv eiAnpws Ot. andAluo®ar pelle. Y Baotdeca “Pouns.
Über die Nachfolger Konstantins des Grofsen giebt unsere Chronik
meistens nur sehr kurze Notizen, mit der Chronologie, welche gewöhn-
lich mit jener des Chron. Pasch. übereinstimmt und mit der Angabe,
ob der erwähnte Kaiser orthodox oder häretisch war (wenn häretisch
— von welcher Häresie er befleckt war; wenn orthodox — in welchem
Grade: 6o8ddotos, ¿edodotdraros, evosfeotatos; der tiefste Grad ist
bezeichnet durch afgerixdg didBodog oder tod duapBôlov xarorxntyeLoy).
Solchen Kaiserkatalogen mit ähnlichen Bemerkungen begegnen wir sehr
oft in byzantinischen Miscellenhandschriften.*)
In unserer Chronik finden sich bei einigen Kaisern, und nicht
immer bei den berühmtesten, kleine, bisweilen sehr interessante Er-
zählungen. Über Julianus zum Beispiel giebt die Chronik nur eine vage
und dieser abendländischen Legende ‚Einflufs gewonnen. Diesen Widerspruch
vermeidet die spätere französische Tradition; sie läfst den Konstantin mit dem
Aussatze bestraft werden dafür, dafs er nach der Kreuzerscheinung sich nicht zur
christlichen Religion bekehren wollte. Graf a. a. O. 11 80.
1) S. Ducange, Gloss. s. v.
2) Graf a. a. O. II 98 u. Anmerk.
3) Cf. Graf II 99 und eine andere Überlieferung ebenda 109.
4) 8. z. B. Cramer, Anecdota Oxon. IV 249 ff. (ex cod. Bodl.).
Bysant. Zeitschrift I 2. 21
A. Kirpitschnikow: Eine volkstiimliche Kaiserchronik 315
Leider sagt J. Psichari nicht, auf welchen Kaiser sich die von ihm
gedruckte Erzählung von dem Wunderspiegel bezieht; aber es muls
wohl Michael, Sohn des Theophilos, sein, und die Anekdote hat daher
eine historische Grundlage: die Vernichtung einer gewissen Art tele-
graphischer Verbindung, die gegen die Sarazenen Kleinasiens gerichtet
war; hierüber erzählt Theophanes Continuatus (ed. Bonn. 198): 68ev tva
pre tig TÓV aAvTOD dyavwmv anokıundvoro wir ido re tv Exsidev
évuapüy xpocxmixtov yalagorégous moujon toùs Beards, unxéri Tode
xAnowttovras pavods évepyeiv npodttatev dida oy Badeia xal Andy
tà tovebra aaguxalvpO var paxod.
Zum Schlusse móge ein Inhaltsverzeichnis der letzten Kapitel unserer
Chronik folgen.
Zei. 204° IloAsuog xara tig Kovoravrivovadisos. 205° Teyvn
Davuxorn tóv ‘Popoiov. 205° Meyadntega reyvn tüv Tovoxor.
207° Kaxn avußovAn. 209" Ildre Enaodn y rmóles. 212° "Y tije peya-
Aopuytas xal dvdgiag tod BacılEws. 213% ’Ain9ès Toüro, Ste roy
Baoılda ¿xopav; 214° “Ore tv xepainv rob Baotdéag Epegav ets tov
ZiovArdvov. 215° "2 rode EAssıvodg üpyovras. 216" Tevea adrod tod
Zovirdvov xródev xarayeraı, xal note ¿dafov tiv Bacideiav ol xgo-
aétoges a«vrod xal Sti ano tovtoy tov ’Uruavnv itoquoev À faordeia
zóv Tovegrov. — BaorAeia Oruavn. 211” Buordeia Opyévn. — leet
andre Entodn % Iloodoa xal xôcov Biov sigev. 218° Buoideia ’Auov-
odın. 219 Bacileia Mrapiatitn. uadyn. 220° Iléleuog xai ón 6
Zovirdvog Evinndn. 220° Buorleia Mequetn. 221° Buoileía ‘Auov-
on‘ nédeuos Oeooalovixns. 221" "2 tig xoddoewg tdHv xaloyiçor.
224° "QQ xaxn ovußovin xul doy) Eis voy Ödeonornv. 227% Buordeta
Mzapiotitn. 228° To xara ris Medovns. 228” @oîjvos. 220” Kare
rod Navaklov. 230° Bacideia Zediun. 231% Baordeta Zovisiuevn.
231” dre &ndodn n Pódos. 232" Mdyn pera tüv Beverinwv. 233° Ayer
tov Zovirdvov pera tov Bevetixov. 234° BaorAeia Zediun. 235° Magn
peta tv Beverixov. 235° Ilôre éxdgdy y Kúxgos, xal zó00s Auòs
Frov. 237° Baardela Zovirav Movoarn.
München. Alex. Kirpitschnikow.
21?
Uber den Verfasser des Spaneas.
Bekanntlich weifs man nicht, wer den Spaneas verfafst hat, noch
an wen er gerichtet ist. Sathas meint, der Verfasser sei nicht der
Kaiser Alexios, sondern sein Enkel, der Sohn des Kaisers Johannes, ge
wesen!); doch Legrand (Bibl. gr. vulg. I p. IX) läfst diese Annahme
nicht ohne weiteres gelten und glaubt, es sei vorläufig verlorene Mühe
die Frage weiter zu verfolgen. Psichari?) glaubt, der Titel dieses Ge
dichtes sei eine Art Etikette geworden, die man nach Belieben für
jede Sammlung paränetischer Verse verwenden konnte. Bestärkt wurde
er in dieser Annahme durch die Oxforder Version, welche zwar den
Namen und Titel beibehält, im übrigen aber ihre eigenen Wege geht.
Psichari hält den von Legrand veröffentlichten Text für den wiehtigsten
und die Sprache für altertümlicher als die des Prodromos; er schliefst
daraus, dafs die Abfassung nach aller Wahrschemlichkeit in das Ende
des 11. Jahrhunderts zu setzen sei; doch sei die Frage, ob Alexios I
Komnenos als Verfasser gelten dürfe, noch emgehender zu untersuchen.
(Essais I 22.) Dazu mufs noch bemerkt werden, dafs die Prodromos-
handschriften stark von einander abweichen; die Texte haben von
später lebenden Skribenten eine Verjüngung erfahren, so dafs es nicht
möglich ist die Chronologie dieser Sprache genügend festzustellen.
Karl Krumbacher (Gesch. der byz. Litt. 397) bestätigt, dals über die
Frage nach dem Autor und dem Adressaten noch undurchdringliches
Dunkel herrsche. Dieses Dunkel beginnt sich jetzt, nachdem einige
bisher unbekannte Handschriften ans Licht gekommen sind, aufzuklären,
1) Kar’ éuè montis sivar’Arébiog, oby) à adroxgaroo, «id? vidg tod avroxgdrogos
"Imavvov tod Kouvnvoù, Erousvog de avepids tod Ouwvyvuov aitoxeatogos. Kare xäcur
di BeBcadtnta énoreiver tag Éuuéroovs vovdecias adrod eig roy A veYLÒv abrow Nixy-
000» Bovévriov, tòv viòv tod Niunpogov Bevevviov xa tijs"Avvns Kouvn vis. Wagner,
Carm. gr. med. aevi, p. 1 Anm. Wir bemerken dazu, dafs Nikeph. Bryennios Il
der Cousin, und nicht der Neffe des Alexios K. gewesen ist; es fragt sich, ob
Gvepiós im weiteren Sinne zu fussen ist. Sathas hat hier den von ihm kopierten
cod. Marc. el. XI 24 vor Augen, auf den wir ausführlicher zu sprechen kommen.
2) Mélanges Renier, Bibl. de l'Ecole des Hautes-Etudes, fasc. 73, Paris 1887
p. 261—283.
J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 317
und es wird sich im Folgenden zeigen, dals die Vermutung von Sathas
das Richtige getroffen hat.
Veröffentlicht sind bisher folgende Handschriften: codd. Paris. 396
und 2027 von Legrand; cod. Paris. 2909 von Maurophrydis, cod. Marc.
el. XI 24 und cod. Vindob. theol. 244, beide von Wagner. Ferner sind
bekannt: cod. Neapol. III A. a. 9 und cod. Cryptoferratensis Z a 44, die
Lambros herausgeben wollte; dazu der erwähnte Oxoniensis. Der freund-
lichen Mitteilung von Prof. Krumbacher verdanke ich die Kenntnis von:
Cod. Vindobon. theol. 193, cod. Vindobon. Suppl. 77, cod. Vallicellianus
C 46 und cod. Marc. Cl. VII 51; zu diesen kommt noch hinzu: Cod.
Palat. 367, cod. Vaticanus gr. 1276, cod. Barberinus II 99 und eine
freie Bearbeitung von Falieri im erwähnten cod. Vallic. Wir hätten
somit sechzehn Versionen desselben Gedichtes, eine Zahl, die
sich, wie ich glaube, durch eine sorgfältige Prüfung der Bibliotheken
Italiens noch erhöhen lifst. Diese stark von einander abweichenden
Versionen bieten ein nicht geringes Interesse für den Sprachforscher —
und für den Kulturhistoriker. Man kann die Wandlungen dieses Ge-
dichtes vom 12. bis zum 16. Jahrhundert verfolgen, die Entwicklung
des Vulgäridioms während dieser Zeit beobachten und den Niedergang
des geistigen Lebens in Griechenland an diesem einen Beispiel klar
genug erkennen. Es wird sich daher lohnen die Sammlung dieser
Texte noch weiter fortzusetzen; es ist auch meine Absicht dieselben
in einer Gesamtausgabe zu vereinigen.
Betrachten wir zunächst in dem schon gesammelten Material die
vorangehende Widmung, um einigen Aufschlufs über die noch offen
stehende Autorfrage zu erlangen.
Der älteste Text ist nach aller Wahrscheinlichkeit der von Legrand
publizierte; doch da er sich als ein Fragment ausgiebt (éx tod Zravéa),
ohne Einleitung ist und, wie ich glaube, auch im Innern Lücken hat,
so läfst sich aus ihm nichts für die Chronologie gewinnen. Nach
Inhalt, Form und Sprache kommt ihm am nächsten der Vat. 1276,
der andererseits eng verwandt ist mit dem sehr lückenhaften Text im
Basilianerkloster von Grottaferrata. In diesen beiden Texten ist die
Einleitung klar und deutlich, während sie in allen andern schlecht
überliefert ist, und bisher nur Mifsverständnisse erzeugen konnte. Wir
sind durch sie, wenn ich nicht irre, auf die richtige Spur geführt
worden. Die einleitenden Verse lauten im letzteren (fol. 73”)
Igual xal oriyoı didagiio xal vovteciag Adyoı
"Areklov tod Kouvnvod tod paxagiov Exstvov,
tov Övrog peyddov Eis podvndıv nal svveciv mavtolav,
mods toy Tod apiyannog viòv xal xouvnvòv untgddev,
J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 319
Schwester Maria und starb; hier ist die Zeitangabe zuverlässiger, da
es sich zweifellos um ein kurz nach Johannes’ Tod erfolgtes Ereignis
handelt. Da die Stelle des Kinnamos ausführlich über diejenigen han-
delt, welche wir als Vater und Mutter unseres Spaneas bezeichnen
möchten, teilen wir sie in der Übersetzung mit (ed. Bonn. S. 36,
20—38, 5).
„Als das Werk im Gange war (es handelt sich um die Gründung
eines Städtchens in der Gegend von Melangia), wurde dem Kaiser
Manuel mitgeteilt, dafs des Johannes älteste Tochter, die Gattin des
Cäsaren Rogerios, lebensgefährlich erkrankt sei. Um das begonnene
Werk so weit als möglich zu fördern, verweilte er noch ein wenig
und eilte dann nach Byzanz. Aber inzwischen hatte jene schon dem .
Tode ihren Tribut gezollt. Sie war eine hochsinnige Frau, von starken,
männlichem Charakter. Da ich auf diesen Punkt zu sprechen ge
kommen bin, fällt mir eine von dieser Frau vollbrachte That ein, über
welche man noch in künftigen Zeiten staunen wird. Zu jener Zeit
nämlich, als nach Johannes’ Hinscheiden der neue Kaiser sich noch
nicht in der Hauptstadt gezeigt hatte, heifst es, habe der Cäsar
Rogerios die Blicke nach der Königswürde gerichtet und eine Anzahl
Soldaten und sonstiger Anhänger um sich gesammelt, unter denen sich
auch einer seiner Landsleute aus Italien befand, ein Jugendgenosse,
den er schon von den Zeiten seines Vaters her gekannt hatte. Die
Zahl seiner Anhänger belief sich auf vierhundert. Der Italiener ent-
stammte einer glänzenden und ruhmreichen Familie; er hatte einst
über Capua, eine wohlbevölkerte und glückliche Stadt, geherrscht. Der
Grund seines Aufenthaltes in Byzanz war folgender: Zur Zeit als
Roger, der Herrscher von Sizilien, dessen wir später gedenken, wenn
wir über die italienischen Kriege berichten werden, sich nach der
Herrschaft über Capua gelüsten liefs, bedringte er ihn mit Kriegen.
Darauf entfloh dieser (der Italiener), nachdem er den Mut verloren
hatte, nach Byzanz. Solches wurde also zu Gunsten des Cisaren be-
trieben. Nachdem aber seine Gemahlin sah, dafs er trotz wiederholter
Warnungen hartnäckig blieb, mit aller Macht nach der Herrschaft
strebte und nicht gesonnen war, es ereigne sich, was da wolle, von
seinem Plan abzustehen, zeigte sie den Anschlag der Behörde an,
indem sie sich als die Melderin zu erkennen gab. Dabei bemerkte sie:
entweder überliefert ihr mir den Gatten, oder ihr werdet auf alle Weise
Sorge tragen müssen, dafs die königliche Würde für meinen Bruder
gewahrt bleibt. Dies waren ihre Worte; jene aber benutzten alle
Mittel, um des Cäsaren habhaft zu werden, und als dies gelang, führten
sie ihn unter einem Vorwande nach einer unweit von Byzanz liegenden
320 I. Abteilung
Vorstadt. An diesem Ort angelangt, liefsen sie ihn daselbst zurück
und gingen dann wieder nach der Stadt.“
Ich glaube hier des Zusammenhangs wegen Baotdeta lesen zu
miissen'); die lateinische Übersetzung sagt: oder ihr werdet die Kônigs-
tochter für meinen Bruder erhalten müssen. Kinnamos will doch hier
ein Beispiel von Marias männlichem Mut anführen, weswegen er diese
sagen láfst: mit meinem Gatten will ich schon selbst fertig werden, wenn
ihr ibn mir überlalst; wenn nicht, so wahrt die Rechte meines Bruders.
Du Cange, der in der Anınerkung zu diesem Passus mit grolser Ge
lehrsamkeit nachweist, dafs der aus Capua vertriebene Fürst nicht
Roger, sondern Robert geheifsen habe, scheint hier zu irren. ’IreAıarrs
‚kann sich doch nicht auf “den Cäsar Roger, der durch seine Ver-
schwägerung mit Manuel als Rhomäer gelten mufste, sondern nur auf
den kurz vorhergenannten Jugendgenossen Rogers beziehen. Wozu
hätte Kinnamos überhaupt den „Italiotes“ in Erwähnung gebracht,
wenn er nicht etwas Besonderes von ihm zu berichten hätte? Wie
dem auch sei, an der Sache wird dadurch nichts geändert, da von Du
Cange an der nämlichen Stelle der historische Beweis geliefert wird,
dafs der Cäsar Johannes Rogerios nie über Capua geherrscht habe;
dieser Fürst hiefs, wie gesagt, Robert, und es ist in derselben An
merkung von einem Prinzen Robert die Rede, der am Hofe Manuels
gelebt haben soll. Die Frage über die Herkunft des Cäsar Rogerios
und seine Verwandtschaft mit Roger von Sizilien bleibt aber immer
noch im Dunkeln.
Die von Rogerios angezettelte Verschwörung scheint für diesen
keine nachteiligen Folgen gehabt zu haben.”) Politische Gründe schei-
nen hier mafsgebend gewesen zu sein; denn nach dem Tode Marias
tritt er noch einmal auf. Manuel will um ‘das Jahr 1152 um jeden
Preis Antiochien gewinnen, und diesmal nicht durch Waffengewalt,
sondern durch eine Verschwägerung mit seinem Hause; nun wird
Rogerios, der immer noch als ein Mitglied des kaiserlichen Hauses be
trachtet wurde, vorgeschoben; dieser gräzisierte Lateiner sollte sich mit
Konstanza, der Erbin von Antiochien, vermählen; doch Konstanza fand
wenig Gefallen an dem schon allzureifen Manne. Damit hatte Roger
seine Rolle in der Familienpolitik der Komnenen ausgespielt; von einer
Krankheit befallen, liefs er sich die Haare scheren und legte das
1) Im cod. Vat. 163 f 221 steht an dieser Stelle 7° Baot4; die nämliche
Abkürzung auch einige Zeilen weiter oben: quoi tóv xalsaga ‘P. tH BaotA.
2) Bei einer feierlichen Gelegenheit: nämlich als 1144 der Patriarch Kosmas
Attikus abdankte, nalım Rogerios den Ehrenplatz neben dem Kaiser Manuel ein.
Du Cange, in der schon erwähnten Anm.
J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 321
schwarze Gewand an (d. h. er zog sich in ein Kloster zurück. Kinn.
S. 123 ed. Bonn). Doch auch andere und wichtigere Gründe kamen
in Betracht; an einer andern Stelle heifst es: Konstanza änderte ihre
Gesinnung und vermählte sich mit Rinaldus; dies that sie in Überein-
stimmung mit ihren Unterthanen, welche fürchteten, sie würden, wenn
die Ehe mit Rogerios zu stande käme, dem Kaiser zinspflichtig werden.
(Kinn. S. 178.) Schliefslich bemerkt noch der Herausgeber des Recueil,
hist. grecs II 284 C, Johannes habe dem aus Capua vertriebenen Roger (?)
die Cäsarenwürde verliehen, weil er hoffte, durch ihn seinen Plan zu
verwirklichen und in die italienischen Angelegenheiten eingreifen zu
können.
Von Alexios wissen wir sehr wenig; er teilte mit seinem Vater
die Königswürde, doch wohl nicht auch die königliche Machtvoll-
kommenheit, und begleitete ihn auf seinen Kriegszügen in Kleinasien.
Kinnamos falst sich sehr kurz: die Krone sei Alexios, dem ältesten
Sohne, zugefallen (S. 23); aber noch nicht hatte Johannes Kilikien er-
reicht, als er seiner beiden ältesten Söhne beraubt wurde, und bald
darauf selbst infolge eines Jagdunfalles seinen Tod fand (S. 24). Ni-
ketas berichtet das Nämliche, aber in echt byzantinischer Weise hebt
er die Attribute der königlichen Würde hervor!) und fügt blofs hinzu,
1) Kal rare è opérer naidov 6 Bactleds odrog pavels To uèv roonuovie
xr yéveaio (AllEıog Tode To dvopa) roppveldos perédane, nal mediloıg Épv-
Boots dxodeloPar dıapime tà &pden rod chuatos, nal cvvevpnusicdai ol rapeiyev,
danvina ‘Poualov abroxedctme Exsivos Ind tay ovveleypévoy Sylov «»nyogevero.
Niketas 23, 16. — ’Ev dè rols xarpols roiode rdv Blow pernilatev Ö memtotoxos
viög rod Bactléing ’Aldkıos, © na) perédwnev obros Éoudood redllov xal porve-
aldog facilixis: av 3° bkéov Tv nal un qoovícov tó véonua, td dt Eidog mvestòs
exarylfmy nal os &ugordier ti) nepalÿ émidéuevos. Nik. 51, 10. Die Purpurschuhe
als Abzeichen der königlichen Würde spielen in Byzanz eine ebenso wichtige
Rolle als bei uns die goldene Königskrone. Itankabes schickt dem Prätendenten
Leon als Zeichen seiner Abdankung tè tijg Baolelag ovufola ro dıadnnua, nV
cloveyida (Purpurmantel) xal tè noxxofap nédila. Kedren. II 47, 14. Auch
Manuel träumte als Knabe, dafs er seine blauen Schuhe mit purpurnen vertauscht.
habe, zddıla óxota Pacilevorv brodedio dar vouos. Kin. 23,10. Die hohe Bedeutung
der Purpurschuhe ist immer dieselbe geblieben, vom Anfang bis zum Ende des
byzantinischen Reiches. Und sie sind nicht in Byzanz aufgekommen, sondern
von den römischen Kaisern übernommen worden, und diese wiederum haben diese
uralte Sitte von den Königen von Alba Longa entlehnt, wenn man sich verlassen
kann auf das, was Dio Cassius XLIII 43 über Julius Cäsar berichtet. Sie spielen,
wie gesagt, eine hochwichtige Rolle in der ganzen byzantinischen Geschichte,
wie es sich leicht durch zahlreiche Belege darthun liefse; sogar im Moment selbst,
als das Reich in Trümmer sinkt, treten sie noch einmal in höchst tragischen
Umständen auf. Bei der Einnahme von Konstantinopel konnte unter den vielen
Gefallenen die Leiche des letzten Konstantin Paläologos nicht anders als durch
322 I. Abteilung
Alexios sei rasch von einem Fieber dahingerafft worden, und sein
Bruder Andronikos sei ihm bald nachgefolgt. Du Cange berichtet
noch in den Familiae byz. p. 179, indem er sich auf Anna Komnena
II 149, 18 beruft, Alexios und seine Zwillingsschwester Maria seien
um 1106 zu Balabista in Makedonien geboren worden, und Alexios
sel in Attalia, der Hauptstadt Pamphyliens, dem Fieber erlegen. Bei
der nämlichen Gelegenheit bemerkt er noch, dafs unter Isaak Angelos
ein falscher Prätendent aufgetreten sei, der sich für Alexios ausgab
und mit grofser Geschicklichkeit dessen blondliches Haar, sowie sein
Stottern in der Rede nachgeahmt hätte. Dies ist ein Irrtum, denn in der
Stelle des Niketas, p. 549, 10, auf die er verweist, heifst es ausdrücklich:
avríxa yao tig "ARÉEL08, Eavrov Acyav eivar viòv tod av ‘Popaiar
adragyhoavros Kouvnvoo MavovnA ... Es kann sich natürlich nur
um Manuels Sohn, Alexios II, handeln. Der Alexios, mit dem wir
hier zu thun haben, stirbt um 1142; er hätte also das Lebensalter von
36 Jahren erreicht. Weitere Notizen über das Leben von Alexios und
Maria finden sich bei Miniati: Le Glorie cadute dell’ Antichissima ed
Augustissima Famiglia Comnena etc. in Venetia M. DC. LXII. Leider
erfahren wir hier nicht die Quellen; überhaupt ist dieses Werk mit
der gröfsten Vorsicht zu benutzen. Es enthält ein kunterbuntes Ge
misch von Widmungen, Gedichten und Dissertationen, die sich jedoch
alle in irgend einer Weise auf den Dominikanermönch Vincentius
Comnenus beziehen.') Die beiden auf Alexios und Maria beziiglichen
Stellen lauten:
Alessio Comneno, Protostratore, primo genito di Giouanni Impe-
radore, riuscì Prencipe molto saulo, e Religioso, che perciò fu amato
da tutti generalmente, et in particolare dall’ Imperadore suo Padre, il
quale Phaueua honorato delle calze rosse, ch'erano insegne della futura
dignità Imperiale. La morte intempestiua li tronc il filo di così alte
speranze sul bel fiore de’ suoi Anni, compianto vniuersale di tutto
l'Imperio. O che gran beneficio ne sarebbe risultato (s'Egli hauesse
das wesentlichste Abzeichen der königlichen Würde, die Purpurschube, erkannt
werden. Phrantzes 291, 6 ed. Bonn. Damit sind sie aber noch nicht abgethan;
von den byzantinischen Kaisern gingen sie auf die Fürsten der Bulgaren über,
wie Korais, Atakta I 92 versichert. — Jetzt scheinen sie im Orient von allen
Ständen und am meisten von den niedrigen getragen zu werden, wenn sie das-
selbe sind wie die heutigen réegovyie, die auch aus rotem Leder gefertigt sind.
Doch sind diese vielleicht durch die Türken eingeführt worden. Es ist mir jetzt
nicht möglich diese Frage weiter zu verfolgen.
1) Für den letzten Spröfsling des Kaiserhauses wird Johannes (1657 —1719,
der Verfasser einer Biographie, gehalten. Vgl. Krumbacher, Gesch. der byz,
Litt. p. 99.
J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 323
soprauissuto;) non solo all’ Imperio; ma ancor’ & tutta la Christianità,
per le sue Religiose, e sauie risolutioni. Lassò della sua Moglie Elena
Canthacuzena figliuola d’Alessio Protostatore, Prencipessa degna d’vn .
tal marito, due figliuoli, Andronico e Maria. Parte I p. 38.
Maria Comnena quinto genita dell’ Imperadore Giouanni, la quale
non fù niente inferiore nelle doti, così di corpo, come d'animo, e di
tutte Valtre nobili prerogatiue, all’ altre Prencipesse Comnene. Fü data
dall’ Imperadore Manuele suo fratello, per Moglie a Costantino Lascari,
famoso Capitano, per hauerlo difeso valorosamente da’ nemici, in com-
pagnia de’ Caualieri Costantiniani, in quella perigliosa battaglia, che
faceua contro Saladino Re Turco. Da questa hebbe Costantino alcuni
figliuoli, ma quelli, che soprauissero furono cinque, cioè Manuele, An-
dronico, Alessio, Theodora et Anna. p. 30.
Nirgends finden wir, heifst es in einer Anmerkung des Recueil,
hist. grecs II 187, Johannes gemeinschaftlich mit seinem Sohne auf
Münzen abgebildet. Doch für das, was uns hier fehlt, finden wir in
einer der vatikanischen Bibliotheken eine reichliche Entschädigung.
Im cod. Urb. 2, einer Pergamenthandschrift aus dem 12. Jahrhundert,
die viele vorzügliche Miniaturen enthält, ist Johannes und Alexios zu-
sammen abgebildet. Das Bild nimmt die ganze Seite von fol. 19" ein.
Oben ist Christus entblöfsten Hauptes auf einem Throne sitzend, zwi-
schen zwei stehenden allegorischen Figuren abgebildet. Die eine links
ist, wie die Überschrift meldet: % édejpoodvy, die rechts: 1) dıxauoodvn;
über dem Haupte Christi: ICXC. Alle tragen blaue Mäntel; die beiden
Figuren neben Christus haben eine hohe mit Perlen besetzte Krone
auf dem Haupte. Christus breitet seine [inde wie zum Segnen aus,
indem er sie auf die Häupter der unter ihm stehenden Kaiser legt;
rechts von ihm steht Johannes, links Alexios. Beide tragen goldene
Kronen, ein wohl ursprünglich dunkelrotes, jetzt braunes mit Gold
durchwirktes und reich mit verschiedenfarbigen Edelsteinen und Perlen
besetztes langes Gewand, aus dem die üblichen Purpurschuhe, ebenfalls
mit Perlen besetzt, hervortreten. Johannes hat einen langen dunkeln
Vollbart; Alexios ist bartlos; man erkennt in Johannes sofort den
Älteren; sein Scepter ist auch länger als das seines Sohnes. Das Scepter
halten beide in der rechten Iland und in der linken eine Purpurrolle.
Beide stehen auf einer Art von Pfühl, der ebenfalls mit Edelsteinen
und andern Ornamenten verziert ist. Alle Figuren sind mit grofser
Feinheit ausgeführt, und die der Kaiser dürfen wohl als Porträts zu
betrachten sein. Das Ganze hebt sich von einem reichen Goldgrund
ab. Neben den beiden Kaisern stehen die Worte: (odvvys Ev yorora
tb ded motos faordeds noppvpoyevvnrog xal avroxpatag tüv 6w-
J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 325
ahnen können. Nur läfst sein gänzliches Schweigen über die Ursachen
seines Kummers vermuten, dafs er sich etwas habe zu Schulden kommen
lassen, einer Intrigue zum Opfer gefallen sei oder sich mit seinem
Vater entzweit habe. Die Worte rot oxdétove pov ¿auxdda, die er an
seinen Neffen richtet, klingen fast, als ob sie im Kerker geschrieben
wären. Der Grund des namenlosen Schmerzes des unglücklichen Fürsten
wird wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. — Das dem Pseudoisokrates
xeog Anuóvixov nachgebildete Gedicht konnte schon früher vorhanden
gewesen sein, da es einen durchaus nüchternen, praktischen und ob-
jektiven Charakter zeigt; man miifste dann annehmen, dafs Alexios, als
er sich dem Tode nahe fühlte, in wehmütiger Erinnerung die Einleitung
dazu verfafst habe, um dem Ganzen einen persönlichen Charakter zu
geben. Das Gedicht läfst sich nach dem Vorhergehenden in drei Teile
gliedern: 1) die wenigen Verse, welche die Widmung enthalten, 2) die
darauf folgende Einleitung, in welcher der Verfasser sein persönliches
Verhältnis zu dem mit aacdévy uov oder vie pov angeredeten Ver-
wandten darlegt, 3) den Hauptteil, wo in ganz sachgemälser Weise
Vorschriften erteilt werden, wie man sich in den verschiedenen Lagen
des Lebens zu verhalten habe. In diesem Teile begegnen wir einer
relativen Gleichförmigkeit in allen Versionen; das persönliche Element
tritt fast immer hinter den in natürlicher Ordnung folgenden Mahnungen
zurück. Alle Versionen beginnen hier mit dem gleichen Verse:
IIgd navrav ¿ye tod Veod tov Poßov elg tov vovy dov
welcher auch den Anfang zu dem von Legrand edierten Spaneas-
fragment bildet. Dieses wäre, wenn nicht anderweitige Gründe vor-
lägen, als ein selbständiges Ganzes zu betrachten. — Nach diesem
dritten Teil findet sich oft noch eine kurze Aufforderung, der Knabe
möge sich die guten Ratschläge zu Herzen nehmen.
Es fragt sich jetzt, ob alle uns bisher bekannten Versionen darin
einig sind, das Gedicht dem nämlichen Verfasser zuzuschreiben. Dazu
wird es nötig sein, die allen voranstehende Widmung näher zu be-
trachten; man wird dann aus allen einen mehr oder minder deutlichen
Anklang an die ursprüngliche Version erkennen. Wir beginnen mit
dem cod. Neapol., wo die Widmung schon in Prosa aufgelöst und von
einem unzuverlässigen Skribenten durcheinander gebracht ist.
Ilagawvécsos Adyoı tod scopurárov xal Bavuaotod xvo dleËlou
zoo oxavia"*) xal otizor didaxñs: xal rapoameécsms dAetiov rod
xOMYNVOD' Tod uaxapiatetov Exsivov tod peyddov elo godvEoy xal
xaidevoy 3 HUYTOLAV" Èyybvov TOV HAVEVTULODS ÓNYOS TiS OLAE-
1) In | dieser Handschrift werden bestündig ı und & verwechselt. An dieser
Stelle ist eher s zu lesen.
J. Schmitt: Uber den Verfasser des Spaneas 327
Auch hier ist im letzten Verse ein verworrener Nachklang des Vati-
canus und des Cryptoferratensis zu erkennen, wo unroödev und éy-
yóvov eine befriedigende Erklärung finden.
Der Vindob. Theol. 193 ist von Blatt 218 an sehr schadhaft, von
Blatt 221" bis 223" in zwei Kolumnen geschrieben (27—30 Zeilen), zur
Hälfte abgerissen. Der mit den übrigen Versionen verwandte, in ver-
einzelten Versen sich treffende Text ist 221" von der ersten Zeile an
lesbar, und beginnt:
dotoùv dx Tüv borewv pov xal pedos Tic 0apxds pov
Eine Einleitung ist offenbar auf der ersten, leider abgerissenen Ko-
lumne gestanden. Das Stück, das wohl nur ein Fragment ist, schliefst
f. 223" auf der halben Seite (Zeile 15) ab.
Der cod. Vindob. Suppl. gr. 77 enthält die sogenannten Monita
Spaniae an erster Stelle ff. 1—8. Die Überschrift lautet: río xup-
auverixol tov yégou tov onavia, der Anfang: "Axovourte ti Enugpijyyeılev
tov vlóv tov 6 onaviag üpywv elrov evyevixds ElaBe xal ro pads etc.!)
Dieser Text, der übrigens Zravias als Verfasser nennt, wird jedenfalls
auch eine metrische Bearbeitung sein, wenn die Verse auch in der mir
vorliegenden Probe nicht deutlich als solche zu erkennen sind. Im
Inhalt scheint er nach den eben mitgeteilten Anfangsversen von den
übrigen Versionen erheblich abzuweichen.
Der cod: Marc. VII 51, 13. Jahrhundert, nimmt eine selbständige
Stellung ein; der Bearbeiter setzt den vulgären Text in die Hoch-
sprache um und verwischt dadurch den ihm eigentümlichen Charakter,
so dafs nur noch Übereinstimmung im Inhalt, aber nicht mehr in der
Form besteht. Die Widmung wird nicht mitgeteilt; Titel und Anfangs-
verse lauten (fol. 136”):
Kalod mareos nupaivesis pds pilratov vita. —
Téxvov uov nodmvorarov TÉXVOV NYanyuEvov
xagdlas mou puyayaynua, puxijs rupupogia
Der Text ist unvollstiindig erhalten und bricht plétzlich am Schlufs
der Handschrift, fol. 137°, bei der Einleitung zur Roboamepisode, mit
den Worten ab:
Og thy Bovdny roovriunde véov tig TÓV yeodvt@Y
Der cod. Barberinus II 99, 16. Jahrhundert, enthält ein Gedicht
unter dem Namen des Spaneas: otiyoı xoditixol tod oxavia, das
inhaltlich von den übrigen Versionen völlig verschieden ist; jedoch
1) Die Notizen über die Wiener Handschriften wurden mir von Herrn
Dr. A. Göldlin von Tiefenau, Custos der k. k. Hofbibliothek, mitgeteilt. Bei
dieser Gelegenheit erlaube ich mir demselben meinen verbindlichen Dank für die
mir erwiesene Gefälligkeit auszusprechen.
J. Schmitt: Über den Verfasser des Spaneas 331
haben. Wenn sich also diese Stelle auch sonst findet, wie z. B. im
cod. Palat. 367, so entspricht sie keinem Bedürfnis, sondern ist ledig-
lich aus der älteren Vorlage herúbergenommen; es läfst sich doch
schwerlich annehmen, dafs z. B. der Sekretär Georg mit dem Cäsaren
auf vertraulichem Fufse stand? Eine weitere Frage, welcher wohl der
genannte Cäsar sei, ist nicht leicht zu beantworten; aufser Roger
kommt nur noch N. Bryennios in Betracht. Die Verse:
KOAAG Eye peya Övoun 0 xaîoag tov dovAeveLe
eis dia tà Orgarıwrına xal Eis td xepadodiziv
können sich eher auf N. Bryennios (der nach 1137 starb) und seine
Feldherrnstellung, als auf den ziemlich unbekannt gebliebenen Rogerios
beziehen. Es wird ausführlich gesagt, dafs der junge Prinz dem Cäsar
diene, und damit wird wohl in diesem Zusammenhang seine Stellung
in dem Heere gemeint sein; es war ja auch in Byzanz Sitte, dafs die
Prinzen von königlichem Geblüt zum Heeresdienst herangezogen wurden.!)
Wäre der Vater des Spaneas damit gemeint, so hätte sich der Dichter
anders ausgedrückt.
Wir müssen hier noch eines bisher unbekannten Gedichtes ge-
denken, welches nicht als eine Version, sondern als eine Weiterbildung
des Spaneas zu betrachten ist. Es enthält eine grofse Anzahl prak-
tischer Ratschläge, auch über die Wahl einer Ehegattin, das cheliche
Leben überhaupt und sogar über Kindererziehung. Der Verfasser,
Marino Falieri?), richtet seine Ermahnungen an einen gewissen Marco;
das Ganze ist ziemlich lang und bildet die Fortsetzung und Ergänzung
zu der schon erwähnten Version im cod. Vallicel. Der Titel lautet:
moimua tov evyeveotétov doyovtos uoio Magi Daudiégov und es beginnt:
nica ayude didaoxchia xal ¿py xadoò mocyucrov f 411"
diderar bx0 tod narodg viow Kal TOD @yiov IVEVUATOV:
div dvapepro To Aouròv tig uodoes tóv EAANvo'
0° adri» Tv Toda tiv Gyièv Tv TOOCEVIA uov xAivw...
der Schlufs lautet:
va unis els tov mapddercov uè trode «yuode ve wdAys f. 424
TO QAAndoviu aloviov, noté va ui) TO OpdAns'
1) So mufste der Sohn der Sebastokratorissa im Heere dienen, Neumann p. 69.
2) Über diesen Autor vgl. Krumbacher S. 408 und Legrand, Bibl. gr. vulg.
II, LXII. Im cod. Neapel. IT B 27 fol. 101"—118 findet sich ein neuer Text
der allegorischen Traumgeschichte, welcher ziemlich genau mit den von
Legrund aus dem cod. Ambros. Y 89 sup. mitgeteilten Bruchstücken überein-
stimmt, nur ist der Schlufs in der neapol. Handschrift. vollständig erhalten. Die
in dieser folgenden kleineren Liebesgedichte sind ihrer Spraehe und ganzen An- .
lage nach wohl auch von Falieri zusammengereimt. Darüber ein anderes Mal.
22”
332 I. Abt. J. Schmitt: Ub. d. Vf.d.Span. E. Kurtz :jKrit. Nachl. z. Br. d. J. Bryennios
txopovn x av ¿deumes, donida x Av Eyddm,
va fovAnoci Óxov x av nd va anyévng ord Bad.
Die Verse sind, wie man sieht, paarweise gereimt und die Sprache ist
so volkstümlich, wie sie sich der Sprachforscher nur wünschen kann.
Man erkennt auch gleich, dafs damals schon das geistige Leben auf
einem niedrigen Niveau stand; das Gedicht ist im 15., vielleicht sogar
im 16. Jahrhundert in einem von den Venetianern besetzten Teil von
Griechenland entstanden. Wir haben es in ihm mit einem der letzten
Ausläufer des vielgelesenen, vielkommentierten und Jahrhunderte lang
als Erziehungsmittel verwendeten Spaneasgedichtes zu thun; das Werk
Falieris, so bescheiden es auch ist, findet den ihm gebührenden Platz
neben den andern Versionen und bildet den Schlufsstein des Ganzen.
Rom. John Schmitt.
Kritische Nachlese zum Briefe des Joseph Bryennios.
(Vgl. Heft 1 S. 93 ff)
Zeile 9 lies qacoets statt yacoors.
. 171. zeons (späte Form für zagjode).
. 19 L aad’ de statt &A1wg (“wenigstens so”).
. 23 L róxov statt rúxov.
. 30 1. ¿du statt do.
. 31 behalte das überlieferte oradryoé bel.
. 39 1. avroù statt «Vroòd.
Z. 40 1. Exeivo (?) statt éxervou. Vor xal uellôvrov empfiehlt
sich eine kleine Interpunktion; denn weAAörrwv ist nicht mit tev éx.
dovAsvovr@v zu koordinieren, sondern bildet für sich (mit Ergänzung
von nuóv) einen genet. absol.
Z. 42 | éoyov statt ¿oyov.
NNNN NN
Riga. E. Kurtz.
Die Synoden von Sidon und Tyrus.
Vorbemerkung: Zu meinem Aufsatze: „Josua Stylites und die
damaligen kirchlichen Parteien des Ostens“ B. Z. I 1, 34—49 hat mir
Th.. Nöldeke eine Anzahl Berichtigungen übersandt, welche sich auf
die Übersetzung der zwei Kapitel aus der syrischen Kirchengeschichte
bezogen. Kurz darauf stellte mir derselbe Gelehrte eine vollständig
neue Übersetzung beider Kapitel zu. Bei dem grofsen Interesse, welches
diese Ausführungen des Zacharias von Mitylene!) sowohl für die Ge-
schichte der monophysitischen Bewegung, wie für die Beurteilung der
oströmischen Kirchenpolitik beanspruchen, habe ich, im Einverständnis
mit der Redaktion, geglaubt, den Lesern der Zeitschrift einen Dienst
zu erweisen, wenn ich ihnen die Übersetzung des berufenen Orienta-
listen mit seinen Erläuterungen in extenso hier mitteile. H. G.
I. Die Synode von Sidon (512).
Land, Anecdota Syr. II 225 (Buch VII 10):
... Er meinte aber auch von Flavianus, dafs er ein Häretiker sei.
Und er schrieb und sandte Antreiber an Kaiser Anastasius, um ihn zu
bereden, dafs eine Synode in Sidon abgehalten werde. So versammelte
sich diese auf seinen Befehl im Jahre 560 der Antiochener. Und er
instruierte die gläubigen und eifrigen Mönche des Ostens und den Kozmas,
einen dialektisch gewandten Mann aus dem Kloster des hl. Aqîbà von
Qennesrin, der in Antiochia wohnte, und machte eine denaıs und legte
sie dem Flavianus und der Versammlung der Bischöfe vor, die mit ihm
in Sidon waren, und stellte weislich und konsequent?) in 77 Kapiteln
schriftlich Vorwürfe zusammen und viele Aussprüche”) der heiligen Lehrer,
welche die Vorwürfe wider die Synode von Chalcedon und den Tomos
des Leo als richtig erwiesen, und gab [diese Schrift] der Synode; indem
1) Über den syrischen Text schreibt mir Th. N.: „Der Text ist nicht überall
in Ordnung; eine Revision der Handschrift würde vielleicht noch hier und da
eine kleine Verbesserung ergeben, aber ein paar Fehler stecken wohl tiefer.“
2) == axolovdos.
3) zeroes, eigentlich „Ausdrücke“.
334 L Abteilung
sie!) die Priester beredeten und beschworen, dafs sie Richtigstellungen
machten, die Anstôfse aus den Wegen der Kirche fortschafften und sie
(die Kirche) säuberten, indem sie offen die Synode verdammten. Aber
Flavianus, der Oberpriester war, und einige der Priester, die mit ihm
waren, hinderten die Sache mit den Worten: „Es genügt uns, das Buch
des Diodorus?) zu verdammen und die Vorwürfe, welche von einigen
wider die zwölf Kapitel des Cyrillus erhoben sind, und den Nestorius
[zu verdammen|*), auf dafs wir nicht den schlafenden Drachen‘) auf
wecken, und er durch sein Gift viele verderbe.“ Und so ward die
Synode aufgelöst.
II. Die Synode von Tyrus (513).
Land, Anecdota Syr. III 228 (Bugh VII 12):
Zwölftes Kapitel, welches über die Synode Kunde giebt, die in
Tyrus stattfand in den Tagen der Lehrer Severus und Xenäjä und der
Bischöfe, die mit ihnen waren, welche ausdrücklich und offen die
Synode und den Tomos verdammten.
Severus aber, der Nachfolger des Flavianus in Antiochien, war ein
Mann, durch das Studium der griechischen Weisheit dialektisch ge
wandt und weltentsagend und ein erprobter Mönch; ferner war er ein
Eifrer im wahren Glauben, war gebildet und hatte auch mit Verständnis
die heilige Schrift gelesen, sowie deren Auslegungen aus diesen alten
Schriftstellern, den Apostelschülern: Hierotheus, Dionysius, Titus und
auch Timotheus, und [die Auslegungen| der Spätern: Ignatius, Clemens,
Irenaeus, Gregorius, Basilius, Athanasius, Iulius und der sonstigen
Oberpriester und wahren Lehrer der heiligen Kirche, und wie ein
Schriftgelehrter, der in der Kenntnis des Himmelreichs unterwiesen ist
und aus seinen Schätzen Altes und Neues ausgiebt*), so hatte er auch
viele Geschichten durchgemacht‘), und sie‘) waren in seinem Geiste
klärlich festgegründet.
Und dieser Xenájá war ein syrischer Lehrer‘), und was in dieser
Sprache vorhanden, hatte er seinerseits mit Fleils durchgemacht; dazu
war er in der Lehre des Diodorus und Theodorus und Sonstiger he-
DD. h. er und die Mönche.
2) „des Hauses des Diodorus* = ot reel tov Jıodapor.
3) Der Text ist hier — aber nicht hier allein — nicht sanz richtig.
4) Lies Ithanniná.
5) Mtth. XIII 52.
6) = studiert.
MD. h. die Geschichten.
8) Es wird der Gegensatz zwischen Xenájá und Severus hervorgehoben.
Severus ist griechisch gelehrt, Xenájá nur syrisch.
Th. Nöldeke: Die Synoden von Sidon und Tyrus 335
wandert. Aber, wie die Thaten den Verständigen zeigten, war dieser
alte eifrige Mann ein wahrhaft Gläubiger.')
Dieses that man dem Kaiser Anastasius kund?), der mit voller
Überzeugung die Synode von Chalcedon ausdrücklich verwarf. Da be-
fahl er, dafs sich zur Feststellung des Nötigen eine Synode der Orien-
talen in Tyrus versammle, und so versammelte sich [die Synode] der
Bischöfe des Gebietes von Antiochien, Apamea, Euphratensis”), Osroëne,
Mesopotamien, Arabien und Phónicien am Libanus. Und indem er?)
die Wahrheit des Glaubens aufgehen liefs, legte er das Buch des Heno-
tikon *) Zenons so aus, dafs es zur Abschaffung dessen gemacht sei,
was in Chalcedon geschehen, und verdammte dort offen den Zusut,
der zum Glauben gemacht war.
Und die ganze Wahrheit verkündigten die Bischöfe, so versammelt
waren mit Severus und Xenäjä, den gliubigen Männern und Lehrern®),
die mit Eifer an der Spitze der Bischöfe standen. Und sie‘) schrieben
‘Briefe der Beistimmung auch an Johannes von Alexandria und Timo-
theus in der Hauptstadt. Auch Elias von Jerusalem stimmte damals
zu; freilich ward er nach ganz kurzer Zeit vertrieben, und Johannes
ward sein Nachfolger. Und so waren, mit Ausnahme des römischen
Stuhls, die Priester wieder in dieser Glaubensübereinstimmung einig.
Strafsburg. Th. Nöldeke.
1) Die Pluralpunkte sind zu tilgen.
2) So, wenn der Text in Ordnung ist, was ich bezweifle.
3) „Euphratensia“ mit n.
4) Wohl Xenájá [oder besser Severus IL G.]; überall steht hier der Sing.
masc., sodafs die Synode, welche fem. ist, nicht Subjekt sein kana.
6) Identitàtsgenitiv, d. h. wenn der Text in Ordnung ist.
‘6) Apposition zu Severus und Xenájá.
7) D. h. die Bischöfe insgesumt.
K. Jirecek: Eine Urkunde von 1238—1240 zur Geschichte von Korfu: 337
sowie ungewöhnliche Wörter, wie ‘loquia’ für ‘verba’. Zum Schlusse
sei bemerkt, dafs dies unter den lateinischen politischen Korrespondenzen
des 13. Jahrhunderts im k. k. Archiv zu Ragusa die einzige Papier-
urkunde ist; auch die Notarialakten von Durazzo aus der Zeit vor
König Manfred und den Angiovinen, die wir nächstens besprechen
werden, sind auf Pergament geschrieben.
—$—$<———
Nobili et sapienti viro d(omi)no Nicolao Tonisto comes!) Ragusii,
iudicibus et consiliariis et uniuerso populo Ragusii ego Kalaiani, Komiano,
Vatazi et cunto*) populo Corfianesi salut(em) et sinceram dilectio(nem).
Literas, q(ue) uos misistis aput nos, libenter suscepimus eas et cum gaudio
inteleximus ea et nobiles conciues nunziis u(est)ris loquia, q(ue) nubis
loquta sunt, discrete et onorabiliter inteleximus, sieut sapientisimi et no-
biles omines*) a d(omi)no Paulo Bozinoli et diomi)no Grubesca Balislaue
audiuimus. Scias (sic) magnitudine u(estire, q(ui)a ila pax, que est inter
nos et uos, firmiter fieret et modo per g(rati)a deo firmauimus ila melius
quam unquam fuit. Sciat nobilitatem u(est)ra (sie), si aliquit (sic) practor
fuit aput Corfus et fecit, qualiter qua non fuit razio(ne)*), nos nula audi-
uimus, q(ui)a nos eredimus, q(ui)a omines Ragusii sunt in Corfus sicut
Corfiatesis”). Et nos cuntof) populo Corfianesi, maiores et minores, in
perpetuum firmiter stamus, et nos locuti sumus cum discertis (sic) nuziis
(sic) u(est)ris omnia loquia n(ost)ra et omnia que dixerint ex parte nostra,
loquia nostra sunt. Et credo in deo, q(ui)a d(omi)n(u)s Komiano et
d(omi)no Vatazi multum amat uos, sicut lectis antea, et nos Corfiatensis
credimus, ut ila amor, q(ue) abet d(omi)no Komiano super nos, similiter
eredimus, ut abeat super uos, ut ciuitas Ragusii‘) et ciuitas Corfus sit una
et omines Ragusei, qui ueniunt in partibus nostris, bene posu(nt)*) uenire,
sicut in domo u(est)ra. Et deus det sanitas uobis et nobis.
Rückseite (wenig lesbar: + ó6x..... tod Kogupod . . . ..
Um den undeutlichen Rest eines kleinen schwarzen Wachs-
siegels herum: 16 mav<evyeves?)ráto xóvro tig ¡weas tod ‘Payovotov
T.. À0t..... oo. +
Original auf Papier, 18,5 cm breit, 11,5 cm hoch mit 16 Zeilen stehender
runder Schrift, links etwas verwischt, im k. k. Archiv zu Ragusa, Urkunden
1200—1300 fasc. II Nr. 200.
Prag. © Konst. Jirecek.
————__
1) Orig. comes. Der Schreiber macht viel überflüssige Striche über Vokalen:
m;ıgnitudine, nos.
2) cüntö.
8) omes, so auch weiter unten.
4) raziò.
5) Ohne Abkürzung ausgeschrieben.
6) ciito.
7) Ohne Abkürzung.
8) posü.
Michael Haplucheir.
Das kleine dramatische Gedicht, welches seit Fr. Morels ersten
Ausgaben allgemein einem Michael Plochiros zugeschrieben wird, habe
ich in dem Programm des Gymnasiums zu Waldenburg 1874 mit Be
nutzung einer neapolitanischen Handschrift neu herausgegeben. In jener
Handschrift heifst der Dichter Miyan4 6 “Arrdoúxeie. Ich habe mich
damals darauf beschrinkt den sonst nicht vorkommenden Namen Plochiros
als eine offenbare Verunstaltung des verständlichen Haplucheir zu er-
klären. Ich freue mich meine Ansicht, Haplucheir allein sei der richtige
Name, insofern bestätigt zu sehen, als ich einen Byzantiner dieses
Namens nachweisen kann und zwar in einer Zeit, in welcher nach An-
sicht der Sachverständigen das Gedicht entstanden ist. Vgl. K. Krum-
bacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374. Ein Michael Haplucheir gehört
zu den wenigen Senatoren, welche im Jahre 1183 Andronicus Comnenus
in seinen Intriguen gegen den unglücklichen jungen Kaiser Alexius IL
Comnenus unterstützten. Das meldet Eustathius in seiner Geschichte
der Eroberung der Stadt Thessalonike Vgl. Th. L. Fr. Tafel, Eustathn
opera, 8. 277 ff. und die Bonner Ausgabe 8. 403 fl. Es heilst da
(Tafel 5. 278, 26 ff, Bekker ed. Bonn. S. 405, 1 ff): xai écouter Kocdepor
Ev rovroes (unter den Mitgliedern der ovpxdnrog) ol ris Mueoas Exeivo
miotot, Kwvoravrivog 6 Ilutgnvos, TO tig xohaxetag Nxo1Bauevor
cpldgvua, xal è anAovysıg Mıyank, amo yAvıog utv nolırsdouchk,
srevgvor de roryoevoacda. Zwar druckt Tatel sowohl, wie Bekker
jenen Namen mit kleinen Anfangsbuchstaben, und demgemafs übersetzt
ihn auch Eduard Brockhoff bei Bekker: simplicis manus ille Michael.
Das ist aber ein starker Irrtum; Haplucheir kann nur Familienname
sein. Zum Beweise dafür kann ich noch emen Mann aus jener Zeit
anführen, welcher diesen Familiennamen führte Unter den Unter-
schriften der Akten der Cpolitanischen Synode von 1166, welche Angelo
Mai (Scriptorum veterum novae collectionis tom. IV) herausgegeben,
befinden sich S. 57: of xgırat rod flou xal éxt tod Inmoögouev
Owuáús è Ankovyesıg au Afwov 6 Movacrngrorns. Jener Thomas
wird der Vater oder der Bruder unseres Michael gewesen sein, —
"M. Treu: Michael Haplucheir 339
Weder Maittaire, noch Diibner, die späteren Herausgeber jenes Ge-
dichtes, konnten eine Handschrift desselben auffinden. Ich bemerke,
dafs es sich aulser in dem erwähnten Neapolitanus noch in einer Wiener
und einer Vatikanischen Handschrift befindet. Vgl. Adami Frane. Kollarii
(ad Petri Lambecii commentariorum ete.) Supplementorum liber primus
posthumus, Vindob. 1790, 5. 140, und Stevenson, Codices mss. Palatini
Graeci bibl. Vaticanae, Rom. 1885, cod. 122. — Jenes von Matranga
(Anecdota Gr. vol. II p. 622 ss., vgl. vol. I p. 21) unter Tzetzes’ Namen
herausgegebene Gedicht, welches zu unserem Gedichte in nächster Be-
ziehung steht (vgl. K. Krumbacher, Gesch. der Byz. Litt. S. 374), habe
ich noch im cod. Vallicellanus B 99 saec. XVI, fol. 172’— 173°, gefunden,
ohne Angabe des Vertassers, unter dem Titel: oréyou (aufixol: aaibovtes
tov fiov: —
Breslau. M. Treu.
Mosaiques byzantines de Nicée.
Unter diesem Titel hat Ch. Diehl S. 74 ff. dieser Zeitschrift die
Mosuiken der Ko‘unois-Kirche zu Isnik-Nicia einer Besprechung unter
zogen. Ich habe aus eigener Anschauung nichts an seinem Berichte
zu ändern, möchte aber, gerade weil seine Beschreibung gut ist, dieselbe,
soweit es mir in Kürze möglich ist, abrunden. Diehl hat übersehen, dafs
am Anfang und Schlufs der Mosaikinschrift des Triumphbogens nicht
einfache Kreuze stehen, wie er sie S. 18 giebt, sondern Kreuzmono-
gramme. Dieselben sind auf beiden Seiten gleich und von dieser Form:
1.
A
An dem Monogramme links am Anfang ist das K weggefallen.
Ich würde sie in NixoAcov auflösen. Dasselbe Monogramm kommt
nun auch an den Kapitellen der Pilaster vor, welche den mittleren
Kuppelraum von den Seitenschiffen trennen und zwar an den beiden
südlichen. Das Monogramm des westlichen Kapitells der Nordseite
wird durch die Kanzel verdeckt, das an dem östlichen Kapitell der-
selben Seite sieht so aus:
AOL
A
Die Lösung desselben ist mir bisher nicht gelungen. Ich empfehle # €
den Freunden dieser Zeitschrift. Das Monogramm gieht vielleicht Auf“
schlufs über die Stellung oder den Zunamen des Nikolaos, welcher
wahrscheinlich der Stifter der Kirche sowohl, wie der Apsismosaker!
ist. Damit erfährt die Deutung der merkwürdigen Inschrift zwischen
den beiden Engeln der rechten Apsisseite: + ZrnAoi Navagatıos 18:
delas elxóvas + auf den auteur de la décoration en mosaïque, qu
orne l'abside, wie Diehl p. 81 will, eine Einschränkung dahin, dafs
J. Strzygowski: Mosaiques byzantiner de Nicée 341
mur der Mosaicist selbst, nicht der Besteller darin genannt sein könnte.
Was scheint mir nun nicht wahrscheinlich, weil für eine solche Nennung
_3ede Analogie fehlt. Ich glaube vielmehr, dafs diese Inschrift doch
‘a rgendwelchen Bezug auf die Wiederaufrichtung der Bilder nach den
"Wagen des Ikonoklasmus hat. Auch in dieser Richtung wende ich
z=mich an das Urteil der Leser der Zeitschrift. |
Von den Narthexmosaiken werde ich die Panagia-Orans in der
æ—-mischen Quartalschrift nach einer eigenen photographischen Auf-
mr ahme publizieren. Bezüglich des Deekenmosaiks habe ich zu be
=" merken, dafs die Aktion der einzelnen Evangelisten noch deutlich zu
e=- erkennen ist: sie sitzen vor ihren Pulten, Matthäus (no) fafst mit der
1 = mken Hand nach der auf dem Pulte liegenden Schrift, Markus (nw)
= M—ützt den Kopf in die rechte Hand und läfst die linke mit einem
== uche auf dem Knie ruhen. Lukas (sw) bückt sich vor und schreibt,
35 hannes (so) sitzt im Gegensatz zu den übrigen Evangelisten, deren
= ztze niedrig und ohne Lehne sind, in einem geflochtenen Lehnstuhl,
le—gt die rechte Hand mit der Feder auf das Knie, die linke auf die
Y _„«ehne. Die Typen entsprechen also bereits durchaus den nach dem
JJ aemhr 1000 ca. üblichen, wie ich sie Cimabue und Rom $. 66 ff. zu-
saammengestellt habe. Christus im Ostmedaillon hat die drei Kreuz-
arme um das Haupt ohne Nimbus, im Nordmedaillon ist noch die
Beishrift H ATIA zu erkennen. Über die Datierungsfrage werde ich
iss anderem Zusammenhange zu sprechen haben.
Graz J. Strzygowski.
Noch einmal Iulios Polydeukes.
Andreas Darmarios hat es nicht an sich fehlen lassen, um seinem
Chronisten Polydeukes die Unsterblichkeit zu sichern. Aufser den von
Th. Preger in dieser Zeitschrift I 51 ff. besprochenen codd. Monae.
gr. 181 und Palat. gr. 399 existiert noch eine dritte von Darmarios
verfertigte Handschrift, welche die Chronik des angeblichen Iulios
Polydeukes enthält: der codex Barberinus gr. I 56.
Die Handschrift ist 14,5 em breit, 20,3 em hoch und enthält 34)
beschriebene und zweı unbeschriebene Blätter des in den Handschriften
des Darmarios gewöhnlichen von oben nach unten gerippten, die Schrift
durchscheinen lassenden Papiers. Auf dem Vorlegeblatt steht von später
Hand die Notiz: 530 (wohl die alte Codexnummer) Iulii Polideuces (so)
sive Pollucis historia, et onomasticon; ejusdemque commentarius in Hrxae-
meron. NY. 1": “Továtov TIoAvdsvxovg torogia | puoi. | xtvak: | xpo-
OLULOV TOD 6vyyoupeas Elo Tv xoduoroiav | xal qoovixdv Eqetijs. —
negt tov oregemuctos usw.; der Pinax schliefst: mûre dvóutoz x
odalertivog xi ¿regor aiperizot: — Darauf folgt f 3": + férogit
proxy Tovitov rolvdevxovs. | regi ôrouérTov 6vrariuor usw.; f 4"
Tovatov molvdeuxoug Oropatixòv (so) | BußAlor: --; dann weiter unten:
+ qpuotodopicxòov (so) tig ébamueégou: ; 1 4: rélog TOD xévaxos: — —
f. 5": ’IovAlov modvdetnove lotogiu pve): usw. wie im cod. Monza.
eensis. Das Werk sehhefst f 228" Zeile 5 von oben mit: ¿xi rotroæ
dì qaderós. Auf derselben Seite Zeile 6 von oben fährt der Schreibe
nach einem kaum bemerkbaren Abteilungszeichen (_P) weiter: 7 aéwro
u669eog usw. Am linken Rande ein + von der Tland des Darmarius
und von ganz später Hand die Notiz: Ich. Te. 1 $ 21 sine principe
Am rechten Rande von der Hand des Darmarios: of ode | + otr=a
elyev Ev TO doyerunwo: +. Am oberen Rande von f. 228" steht veo =
einer späteren Hand -- nach dem handschriftlichen Katalog der Bibliothe =
ist es die des Holstenius: ich hätte sie für die des Allatius gehalten ——
die Notiz: In Ms codice Palatino post verba, éxt tovtors dè qaderin=
desinit hoe opus, nec qudquam er Pollucis onomastico subiungitur
notat Darmarius exemplar originale pro vetustate in fini manenm ac n
tilum esse: cum tamen idem hic contrarium affırmet. Diese Bemerkumm -
erklärt sich daraus, dafs Darmarios im barberinisehen Exemplar € El
Randnotiz von der Verstümmelung des Originals (s. Preger a. a. 0. À Dz
K. Krumbacher: Noch einmal Tulios Polydeukes
343
wxeglieís und nur die im Palatinus 300 fehlende Angabe, so stehe es
mm Originale, an den Rand schrieb. Es folgen nun wie im Monac.
«-lie zwei Bücher des Onomastikon; Schluß f. 293": uvxmnottev dè
—Hvciasg: — Der untere Teil dieser Seite ist leer gelassen. Daran
=== chliefst sich f 294" wie im Monac.: + gvoioAoyınov Tg éEcarjuéoo. |
"= uns pty oùv usw. Darüber steht von einer späteren Hand, die
ze sit den in der Biblioteca Barberina aufbewahrten Autographen des
MY eo Allatius völlig übereinstimmt, die Notiz: Est Eustathii epi An-
t” wochen: commentarius | in Hezaemeron, sed imperfectus. Die aus der
"ko. ergleichung der Schrift gewonnene Wahrscheinlichkeit, dafs diese
==" eilen von Allatius herrühren, wird noch dadurch erhöht, dafs Allatius
(_ ===. Preger S. 52) dieses Werk Unter dem erwähnten Namen heraus-
Ez” —egeben hat, auch dadurch, dafs viele barberinische Handschriften be-
= <anntlich aus dem Nachlafs des Allatius stammen oder von ihm benutzt
ss —orden sind. Das Werk des Eustathios schliefst f. 340° mit dem
We" orte: slo: — Darunter steht in der Mitte der Seite folgende Sub-
em Milxription: + | + o&rws size Ev 1H newrorino | ro tTélog: — | TE-
RE ec: — | + dard évôpéov dapuogiov: — | Am linken Rande: pera-
PA apapiiv Ex | ris Buotdinijs | BiBliodi ans: — | + | foravov: — | Ganz
ta amten in der Ecke hat Darmarios notiert: qu 342.
Die barberinische Handschrift stimmt also, von einigen Varianten
im» den Randnotizen und der Subskription abgesehen, ganz mit der
Feel ünchener überein. Einige Anzeichen deuten darauf hin, dafs sie vor
A «=r Münchener geschrieben worden ist: während z. B. Darmarios im
E aarberinus f. 228" die Chronik vom Onomastikon nur durch einen
di = innen Haken trennte, begann er im Monacensis, wohl auf die Un-
Z a æ kömmlichkeit des früheren Verfahrens aufmerksam geworden, mit
d «=m Onomastikon eine neue Seite, und während er im Barberinus nur
le «=i dem verstümmelten Anfang des Onomastikon sagte, so stehe es im
O> weiginale, hielt er es im Monacensis zur besseren Aufklärung für not-
= «=ndig, anzumerken, dafs im Originale auch der Schluls des vorher-
g ==> henden Werkes unvollständiss sei. Im Barberinus hat er die nähere
P< eichnung der königlichen Bibliothek „Tor«vav“ erst nachträglich
Um ten angefügt, im Monacensis dagegen ist dieselbe von Anfang an in
da Subskription aufgenommen und noch durch den Genetiv Bacilos
v«= ardeutlicht.
Minchen.
K. Krumbacher.
II. Abteilung.
D. Béljajev, BYZANTINA. Esquisses, matériaux et notes concer-
nant les antiquités byzantines. I. Exposé des principales parties du Grand
palais des empereurs de Byzance, etc. St. Pétersbourg, 1891. (En russe:
Obzor ... 1—200. — Dans le tome V. des Mémoires De la Société Im-
périale Archéologique russe.)
S'étant proposé d’etudier les Cérémonies, décrites dans le célébre
ouvrage de Constantin Porphyrogénète, M. D. Beljajev, professeur à l'uni-
versité de Cazan, crut devoir entreprendre des recherches sur la topographie
du Grand palais de Constantinople. C'est ce qu'il annonce dans les pre
mières pages du livre dont nous allons nous occuper. Il commence ses
investigations par la salle du trône, appelée XovoorgıxAlviov, c'est à-dire
salle Wor, laquelle était le centre d'activité du palais. (C'est à cette salle
qu'était annexé l'appartement qu'habitaient les empereurs (xosrr). En
sortant du Coiton, ils entraient immédiatement dans la salle du trône.
C'est là qu’avaient lieu la réception et la promotion des hauts fonction-
naires, la réception des ambassadeurs; c'est là aussi que commengaient et
se terminaient les processions des empereurs vers les églises et les autres
salles du trône. Une description détaillée du Chrysotriclinium et de ses
absides (xaudom) est suivie de celle des pièces que les empereurs traver-
saient, en sortant de cette salle, par le Lausiacos, le triclinium de Justinien
et les Skyla pour se rendre à l’Hippodrome.!) Cette voie, qui allait 4
peu près de l'est à l'ouest, voie méridionale, était la plus rapprochée de
la Propontide et la plus éloignée de l’église de Ste. Sophie. Des hui
absides adjacentes à la salle d'or nous ne nous arrêtons qu'à deux, à celles dont
la position est contestée. C’est d'abord l'abside du Panthéon, que M. Bel-
jajev place du côté septentrional de la salle susmentionnée, en contra-
diction avec l'opinion de Labarte, qui la place du côté occidental de cette
salle.*) L'opinion de Labarte, dit M. Béljajev, semble être basée sur la
supposition, que l'entrée du préposé et du patriarche dans la salle d'or se
faisait toujours du côté occidental, c’est-à-dire par l’Horologion, et qu'ils
attendaient toujours le moment de leur entrée dans cette même abside.
C'est une erreur. Ces personnages faisaient leur attente dans le Pantheon
seulement. lorsqu'ils entraient dans le Chrysotriclinium du côté septentrional,
1) Béljujev, chap. 2.
2) Labarte, Le palais... p. 166, 75. -- Béljajev, Exposé... p. 24—25.
Besprechungen 345
après avoir passé précédemment par les péripates du Triconque et des 40
martyrs. Voilà la raison pour laquelle M. B. place le Panthéon sur le
côté septentrional de la salle d'or, et non pas sur le côté occidental.)
Passons à l'abside de St. Théodore: nouvelle divergence d'opinions. Labarte
la place au sud-est de la salle d'or; tandis que, d'après MM. Paspatis et.
Béljajev, elle se trouvait à l'angle nord-est, sur le côté gauche de cette
salle, entre les absides orientale et septentrionale. Quoique cette position
ait été établie avant M. Béljajev par M. Paspatis, ce dernier ne l'avait
point justifiée par des preuves.*) Quant à M. B. il se base sur le passage
suivant de Constantin Porphyrogénète: ,yéyovev 1 éxxAnoiaotixi) mica cxo-
lovdla tod xovpevparos Ev To evxrnolw Tod aylov ueyaloucorugos Beodegov
tod Ev tH mods Avarolmv daoistegd péger TOD yguootpixàivov.*") Outre les
absides, le Chrysotriclinium avait, comme on sait, son héliacon et sa phiale.
Pendant la bénédiction que donnait l'empereur aux dèmes, il était assis sur
son trône dans l'héliacon, tandis que les dèmes, qui le célébraient par
leurs chants, étaient places plus bas, dans la phiale. Cette même céré-
monie se reproduisait dans l'héliacon et la phiale du triclinium de Justinien.
Lorsqu'il décrit la cérémonie qui avait lieu dans l'héliacon et la phiale de
ce dernier triclinium, Labarte relève le mot deog, qu'il prend arbitrairement
dans l’acception de peuple rassemblé dans l'Hippodrome. Mais il ne s'agit
point ici des habitants de la capitale; Awog n'est employé ici que comme
synonyme de ta péon, c'est-à-dire des partis, des dèmes, qui étaient places
dans la phiale et non pas dans l'Hippodrome. Cette interpretation arbi-
traire du texte de Constantin Porphyrogénète donne à ce savant la pos-
sibilité d’assigner à l'héliacon de Justinien une hauteur extraordinaire,
puisque l’empereur était en etat de voir de là le peuple rassemblé dans
l’Hippodrome. La description de la cérémonie qui avait lieu dans l'hé-
liacon et la phiale de la salle d'or, est semblable à la précédente; nous y
trouvons le même mot dedg: or il serait impossible de lui donner ici la
signification de peuple rassemblé dans l'Hippodrome, puisque le Chrysotri-
clinium avec ses annexes se dirigeait vers l'est. Après ces arguments de
M. B. qu'il me soit permis de présenter pour ma part quelques observations.
Je présume que Mr. Unger, savant d'ailleurs très circonspect, s'était laissé
entrainer par le ton assuré de Labarte, lorsqu'il éerivit les lignes suivantes:
„Auf der Südseite (des Justinianus) trat man auf eine Terrasse hinaus, die
sich längs derselben hinzog, und von der man in den Hippodrom
hinabsehen konnte; denn hier wurde bei gewissen Gelegenheiten ein
Thron aufgeschlagen, von dem aus der Kaiser das im Cirkus ver-
sammelte Volk segnete.“*) Observons bien que sur ce point M. Paspatis
n’est pas d’accord avec Labarte: ,0éy ¿óvvaro, dit-il, 0 decos Ev TO percio
Exexodgoum forápevos, v axoun tov Baoıkda dnunyogodvra, és ürvordaemg 133
péreov, zul did tv vyniov EModllov tod immodeduov ax’ avrod yoorloue-
vov“.°) En réalité l'empereur, restant dans l'héliacon de Justinien, ne
1) Bel. ib.
2) Lab. 76, 167 (Pl. 3. N. 95 D); Ilaoxarn 167, voy. son plan; Bel. I 30.
3) Const. Porphyr. Cer. IT 23, 622.
4) Unger, Christlich-griechische oder Byzantininche Kunst, Vv. d. Griechenl.
(Ersch u. Gruber) p. 415.
5) Ilaordens, Te Bvt. &vaur., cel 260, onu. 3.
Byzant. Zeitschrift I 2. 23
Besprechungen 347
avec celui du même nom à l'Hippodrome. Passons enfin à la troisième
voie: c'est celle des processions qui d'abord allaient du Chrysotriclinium,
par le Triconque et Daphné (comme à la procession précédente), mais qui
se dirigeaient ensuite de l'Augusteus non vers le Cathisma de l'Hippodrome,
mais vers Ste. Sophie, en passant préalablement par l'Onopode, le Consi-
stoire, les Scholes et la Chalcé. L'auteur se base dans sa restitution sur
une foule de details que nous ne saurions signaler dans ce court aperçu.
Ce que nous devons surtout relever dans la monographie de M. B,,
c'est la méthode rigoureuse qu'il a suivie. Il réunit les passages des
textes grecs qui ont trait à telle question topographique et les place sous
les yeux de ses lecteurs. De cette manière, il leur facilite le moyen de le
suivre dans le dédale des difficultés que présente l'étude de la topographie
du Grand palais de Byzance. j
Nous sommes d’avis que de nouvelles recherches sur le livre des
Cérémonies et sur ses commentateurs ne pourront désormais étre faites
sans le secours des Bvdavrıva du professeur Béljajev.
St. Pétersbourg, le 29. Avr. 1892. G. Destounis.
Heinrich Brockhaus, Die Kunst in den Athosklöstern. Mit
19 Textabbildungen, 1 Karte, 7 lithogr. und 23 Lichtdrucktafeln. Leipzig,
Brockhaus 1891. Gr. 8°. XT und 305 8.
Die Reihe der Periegeten, welche ausführlich über den Athos handeln,
beginnt 1701 mit Johannes Komnenus und hat in neuerer Zeit in Curzon
1227, Neyrat 1880 und zuletzt in Riley Vertreter gefunden. Mit Zachariä
von Lingenthal setzt 1830 die wissenschaftliche Durchforschung ein. Um
1840 stand der Athos im Mittelpunkte des Interesses: Griesebach machte
damals natur-, Didron kunstwissenschaftliche, Bischof Porphyrius Uspenskij
und Fallmerayer historische Studien. Neuerdings hat Gedeon die letzteren
fortgesetzt und Spyr. Lambros die von Miller und Langlois begonnenen
Handschriftenforschungen in seinem im Erscheinen begriffenen Kataloge zu-
sammengefalst. Die kunstgeschichtlichen Arbeiten schienen zwanzig Jahre
nach Didron durch Sewastianoff einer umfassenden Lösung zugeführt werden
za sollen. Was er mit grofsem Aufwand an künstlerischen Kräften und
Geldmitteln gesammelt hat, liegt zersplittert in Petersburg und Moskau,
niemand kümmerte sich eingehender darum. So blieben Didrons Publikationen
die einzige Quelle. Da dieser aber rein antiquarischen Interessen folgte und
statt der Entwicklungsgeschichte der byzantinischen Kunst mehr die Her-
stellung eines Zusammenhanges mit der französischen Kunst des Mittelalters
im Auge hatte, so konnte von seinen Arbeiten eine einschneidende Bedeutung
nur die Edition des Malerbuches vom Berge Athos gewinnen. Dasselbe war
denn auch bis heute unser 4 und £ in der Kenntnis der athonischen Kunst.
Da kommt nun Brockhaus und publiziert frischweg Notizen, die er
sich am Schlusse einer Orientreise während eines circa zweimonatlichen
Aufenthaltes im Jahre 1888 auf dem Athos gemacht hat. Dieselben ent-
standen, wie er in der Vorrede angiebt, nicht in der Absicht, etwas Um-
fassendes zu schreiben, sondern grofsenteils aus der Gewohnheit, sich von
der Kunst der Gegenden, die er kennen lernte, zur eigenen Belehrung
Rechenschaft zu geben. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. Er sieht davo»
22°
Besprechungen 349
an Ort und Stelle nachzupriifen sein. Auf S. 60ff. gelangen diese Wand-
malereien nach Inhalt und Anordnung, S. 99ff. nach ihrer Auffassung zur
Untersuchung. Es folgt S. 151 die Besprechung des Malerbuches. Im
dritten Abschnitte S. 167 ff. werden die Miniaturen nach dem Inhalte vor-
geführt und S. 196ff. ihre Beschreibung und geschichtliche Betrachtung ge-
geben. Der vierte Abschnitt endlich falst die Kunst der neueren Zeit zu-
sammen. Er ist wie der erste recht dürftig gehalten.
Es würde zu weit führen, wollte Referent jeden Abschnitt oder gar
das Detail besprechen und seine zahlreichen Einwürfe vorbringen. Soweit
Brockhaus zu den athonischen Denkmälern allein aufblickt und das berichtet,
was er aus ihnen heraussieht, schaltet er gut — wenn nicht zur Erklärung
der Erscheinungen die ältere Kunst notwendig berücksichtigt werden muls.
Steigt er aber gar einmal in die Höhe und wirft den Blick über den Athos
weg ins weite Land der byzantinischen Kunst, da verhüllt ihm ein dichter
Nebel schon den nächsten Umkreis. Dafür einige Beispiele: Es ist gewils
sehr anerkennenswert, dafs Brockhaus, in den Bahnen Springers fortschrei-
tend, die kirchliche Litteratur für die Erklärung der Denkmäler herange-
zogen hat. Aber er geht m. E. zu weit in der Ausdehnung des Einflusses
der gottesdienstlichen Gesänge auf die bildende Kunst. Hätte er die Ent-
wicklung einzelner Bildtypen seit dem 5. Jahrhundert verfolgt, dann würde
er vorsichtig geprüft haben, ob nicht bisweilen umgekehrt. die älteren Typen
der bildenden Kunst die jüngeren Hymnendichter angeregt haben. Referent
hat einen solchen Einflufs der Malerei auf die Litteratur in dem (rebiete
der Monatstypen bereits nachgewiesen (Repert. f. Kunstwiss. XT S. 23#f.).
Paradox ist eine den byzantinischen Kuppelbau betreffende Bemerkung
(8.20): „Da der Kuppelbau der Malerei ein tretfliches unersetzliches Wirkungs-
mittel darbietet, so ist die Beliebtheit der Kuppelkirchen, welche auf dem
Athos wie im ganzen Bereiche der byzantinischen Kunst die Herrschatt
haben, vermutlich der Rücksicht auf den üblichen Bildschmuck zu grofsem
Teile zu verdanken.“ Brockhaus scheint durch das eifrige Studium der
Kirchenlitteratur etwas irre gemacht worden zu sein. Der byzantinische
Kuppelbau beginnt seine Entwicklung zur Zeit Konstantins d. Gr. damit,
dafs genau so wie beim Dominicum durch Einschiebung von Säulenreihen
ein ausgedehnterer Innenraum von basilikalem (Querschnitt geschaffen wird.
Diese Form war fertig ausgebildet, während die bildenden Künste, noch
ganz unreif, allmählich die byzantinische Richtung nahmen. Als sich,
und zwar sehr spät, ein fester Kanon für den Kirchenschmuck ausge-
bildet hatte, denkt kein Grieche mehr daran, dafs es neben dem Zentralbau
noch eine zweite Kirchenform gübe. Nur die Lateiner bringen auch die
Basilika vereinzelt (Mistra) wieder zur Geltung.
S. 19 konstatiert Brockhaus, dafs die kleeblattförmige Bildung des
Grundrisses die Athoskirchen als eine geschlossene Gruppe innerhalb der byzan-
tinischen Kirchen erscheinen lasse. Richtig, nach dem Jahre 1204. Wohin
aber gehören die trikonchen Anlagen der Chodscha Mustafa Pascha Dschami in
Konstantinopel, die Eliaskirche in Salonik und die Apostelkirche in Athen,
die zerstörte Muttergotteskirche in den Blachernen und der sog. Trikonchos des
kaiserlichen Palastes? Wohin im Zusammenhange mit der basilikalen Grundform
die Marienkirche in Bethlehem? Und die Hauptfrage: wie erklärt sich die Ein-
führung der trikonchen Anlagen auf dem Athos? Aus dem Gottesdienst etwa?
Besprechungen 351
von ebenfalls occidentaler Provenienz im Kloster Chilintari Erwähnung ge-
than. Es ist darauf Rhea Sylvia mit Merkur und Romulus und Remus bei
den Hirten in guter Barockarbeit dargestellt.
Der vierte Abschnitt über die athonische Kunst seit dem 16. Jahrhundert
ist ohne alle Rücksicht auf die vorhandenen Wandinalereien geschrieben. Um
zu zeigen, welcher Schatz da noch zu heben ist, will ich diejenigen Cyklen
— gewifs nicht alle — anführen, über die ich eingehende Notizen besitze:
1615 Johannes Theologos-Kapelle in Dionysiou 1635 Trapeza in
Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1635 Phiali in Lawra. 1643 Michael
Synnadon-Kapelle in Lawra. 1686 Teile des Protatons in Karyiis. 1687
Vorhalle der Georgskapelle in Pawlos. 1692 (?) Taxiarchenkapelle in
Sographou. 1700 Trapeza in Dochiariou 1708 Konstantins-Kapelle in
Pawlou. 1713 Vorhalle der Portaitissa in Lawra. 1717 Katholikon in
Karakallou. 1719 Portaitissa-Kapelle in Lawra. 1739 Allerheiligen-Kapelle
im Gregoriou 1744 Vorhalle in Kutlumus. 1750 Narthex in Karakallou.
21752 Katholikon in Philotheou 1760 Esonarthex in Watopiidi. 1765
Narthex in Philotheou und Phiali in Dochiariou. 1767 Vorhalle in Kara-
kallou. 1773 Narthex in Xiropotamou. 1776 Prodromoskapelle in Philo-
theou. 1778 (?) Phiali in Xiropotamou. 1779 Nikolauskirche in Gregoriou.
1 780 Panagia-Kirche in Sographou. 1783 Katholikon in Xiropotamou.
1785 Trapeza in Watopädi. 1788 Exonarthex in Dochiar. 1795 Vorhalle
în Iwiron (erneut 1888). 1802 Narthex der Nikolauskapelle in Watopädi.
1 804 Vorhalle in Chilintari. 1812 Taxiarchen-Kapelle in Iwiron. 1814
Worhalle in Lawra. 1815 Prodromos-Kapelle in Iwiron. 1817 Katholikon
im Sographou. 1818 Katholikon in Esphigmenou. 1819 Teil des Exo-
xaarthex in Watopädi. 1832 Âulsere Vorhalle in Dochiariou. 1840 Vorhalle
An Watopädi. 1840 Exonarthex in Esphigmenou. 1842 Phiali in Watopädi.
4846 Phiali in Chilintari. 1846 Nikolauskapelle in Iwiron. 1850 Narthex
in Chilintar. 1853 Portaïtissa in Iwiron erneut. 1854 Narthex, Vierzig
>Märtyrer- und Erzengelkapelle in Lawra. 1854 Katholikon von Pantokrator.
2 861 Eingangshalle des Klosters in Esphigmenou. 1861 Katholikon in
Simonpetra (inzwischen abgebrannt). 1868 Koimisiskapelle in Pantokrator.
1 869 Vorhalle in Simonpetra (inzwischen abgebrannt). u. s. f.
Die neuesten Malereien sind nicht ohne Beeinflussung von seiten der
€uropäischen Kunst entstanden. Einige Maler thun sich etwas darauf zu
Bute, „modern“ zu sein, und haben in ihren Ateliers die Bibeln von Over-
beck, Schnorr von Carolsfeld oder Doré aufliegen. Doch haben immer
noch die alten Typen bei weitem die Oberhand.
Graz. Josef Strzygowski.
III. Abteilung.
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen.
Die Auszüge aus dem Journal des k. russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind
von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibliographie von dem
Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver-
fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun
selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion gelangen zu lassen.
1. Litteratur.
C. de Boor, Die véw ¿xdoo:g des Eunapios, Rhein. Museum 47
(1892) 321—323. Der Verf. erbringt aus dem den Eunapiog-Excerpten
im konstantinischen Titel De sententiis vorausgeschickten IIgoolusov den
positiven Beweis für die von Niebuhr geäufserte Ansicht, dafs die von den
Ausfällen gegen das Christentum gesäuberte spätere Ausgabe des Eunapios
nicht von Eunapios selbst herrührt, sondern als das Werk einer buch-
händlerischen Spekulation späterer Zeit zu betrachten ist.
Sp. D. Kontogonis, Koırıxai rapatnenocers xal dıiogdmoesıs Els
ta Edvixú Zrepévou tov Bufavrlov. "Adijvyow, ddedlp. Iepoîj 1891.
84 S. &" Die Abhandlung, von welcher ein Teil zuerst in der griechischen
Zeitschrift ‘A&nvà erschienen war, enthält zahlreiche, namentlich auf gram-
matikalische und paläographische Beobachtungen gestützte Emendationen
zu Stephanos von Byzanz, von denen A. Fick in einem an den Verf.
gerichteten Briefe manche durchaus einleuchtend gefunden hat.
Jules Nicole. Un traité de morale payenne christianisé. Genève
1892. 38 S. kl 8”. Der durch seine Ausgabe der Genfer Iliasscholien und
andere Studien bekannte Verfasser behandelt in dieser kleinen Schrift eine
im christlichen Sinne gearbeitete, anonyme Epitome des vielgelesenen Kom-
mentars des Hierokles zu den goldenen Sprüchen des Pythagoras. Die
Epitome steht. im cod. Genevensis 41 (15. Jahrh.), der aufserdem auch
sechs Kapitel (228— 233) aus dem vierten Buche der Chronik des Georgios
Monachos enthält. Die Bedeutung der Epitome für die Textkritik des
Hierokles verspricht Nicole später zu untersuchen.
Duae Choricii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero,
Ind. lect., Breslau 1891. 24 S. 4° Duae Choricii in Brumalia Iusti-
niani et de Lydis orationes primum editae a Rich. Foerstero. Index
lect., Breslau 1891. 188. 4°. Ein wichtiger Beitrag zur Kenntnis des durch
Boissonade, Graux und Förster selbst allmählich bekannt gewordenen Rhe-
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 353
tors aus der Zeit des Kaisers Anastasios. Vgl. E. Kurtz, Neue philol.
Rundschau 1891, 385 f. und Joh. Draeseke, Wochenschrift f. klass. Philo-
logie 1892, 375 ff.
M. Ihm, Die Hippiatrica, Rhein. Museum 47 (1892) 312—318.
Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs der gewöhnlich als Redaktor der
Geoponica betrachtete Cassianus Bassus aus Bithynien wahrscheinlich
nicht unter Konstantin VII Porphyrogennetos, sondern einige Jahrhunderte
früher lebte und dafs der (uns unbekannte) konstantinische Redaktor wohl
nur diese ältere Sammlung überarbeitet habe. Dann wendet er sich zu
den Hippiatrica, berichtigt einige Angaben, die Krumbacher in seiner
Gesch. der byz. Litt. S. 67 über die Quellen und Bearbeiter dieser Samm-
lung macht, und bespricht die von der einzigen Ausgabe des Simon
Grynaeus (Basel 1537) stark abweichende Fassung der Hippiatrica im Col.
Paris. 2322 (saec. XI), die E. Miller in den Not. et extr. 21, 2 (1865)
1—161 veröffentlicht hat. Zum Schlufs betont der Verf. nachdrücklich,
dafs es für die Annahme, die eine oder die andere der zwei Hauptredak-
tionen (die in zahlreichen Handschriften erhaltene des Grynaeus oder die
Pariser) sei aus einer Anregung des Konstantinos Porphyrogennetos
hervorgegangen, durchaus an einem positiven Beweise gebricht, und dals
wahrscheinlich beide Redaktionen in früherer, nieht näher bestimmbarer
Zeit von verschiedenen, unbekannten Redaktoren hergestellt worden sind.
La Cronaca Sienlo-Saracena di Cambridge con doppio testo
greco scoperto in codici contemporanei delle biblioteche Vaticana e Pari-
gina, per €. Cozza-Luzi con accompagnamento del testo arabico pel Ca n.
B. Lagumina. Documenti per servire alla storia di Sicilia, quarta serie,
vol. II. Palermo 1890. Die in einer Handschrift zu Cambridge auf-
bewahrte längst bekannte und herausgegebene arabische Chronik, welche
über die sizilianischen Ereignisse von 827--965 berichtet, ist nun von
Cozza als die Übersetzung einer griechischen Chronik erwiesen worden,
welche in zwei Handschriften des 10. Jahrhunderts, im cod. Vatie. 1912
und im cod. Paris. suppl. gr. 920, überliefert ist. Der vorliegende Band
enthält den griechischen Text des Vaticanus und ihm gegenüber den arabi-
schen des Cantabrigiensis, dazu eine italienische Übersetzung beider Texte,
dann den dem Verf. erst. zuletzt bekannt. gewordenen griechischen Text des
Parisinus ebenfalls mit italienischer Übersetzung, endlich einen Kommentar
Und vier Facsimiletafeln. Vgl. die Berichte von C. Cipolla, Atti della R.
accademia delle scienze di Torino vol. 27 (1892) 24. April, und Ts. Ca-
Mini, Di alcuni lavori ed acquisti della biblioteca Vaticana nel pontificato
di Leone XIII, Roma 1892 8. 143—151.
V. Semenov, Zwei Worte in betreff der „Biene“ (russ.). Journ.
d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft 8. 386f. -- Gegenüber der
häuptung von Jagiè, dafs unter den von serbischen Handschriften ge-
otenen Bruchstücken der „Biene“ (peela, vyl. die Méliwoca des Antonios)
‘ich mehrere Aussprüche finden, die in der russischen „Biene“ fehlen, liefert
rVerf. den Nachweis, dafs die von Jagié zum Beweise dessen angeführten
“ei Aussprüche Epiktets ebenso auch in den russischen Sammlungen zu
fnden sind.
E. Legrand, Poésies inédites de Théodore Prodrome. Revue
des ét. gr. 4 (1891) 70— 73. L. veröffentlicht hier nach einem von
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 355
E. Legrand, Bulle inédite de Gabriel patriarche d’Achrida.
Revue des ét. gr. 4 (1891) 182—188. Der Verf. veröffentlicht das bei
der Erhebung zum Erzbischof verfafste Diözesanschreiben des im Oriens
christianus von Lequien und in dem Buche von Dimitsas, Tu wegi rg adto-
xspdlov dpyiemioxonig tie modtne Tovorivievng ‘“Ayoldos xai BovAyaglas,
Athen 1859, nicht erwähnten Erzbischofs Gabriel von Achrida, der im
Jahre 1587 eine Reise nach Deutschland und Italien ausführte und unter
anderen auch den Professor Martin Crusius in Tübingen besuchte.
E. Legrand, Contribution è la biographie de Simon Portius.
Revue des ét. gr. 4 (1891) 74—81. Der Verf. giebt im Anschluls an
eine das Leben des Portius betreffende Notiz von G. Ledos, Bibliothèque
de l’école des chartes 1889, 678ff. weitere Mitteilungen über den Verf.
der jüngst von W. Meyer-Lübke neu herausgegebenen vulgär-griechischen
Grammatik. Er weist nach, dafs Simon Portius ein aus Trapezunt ge-
bürtiger Grieche war und dafs er nicht nur in der Theologie, sondern auch
in der Philosophie und Medizin die Doktorwürde erlangt hat. Von der
Familie Portius sind aus dem 16.—17, Jahrhundert drei Zweige bekannt,
einer in Trapezunt, ein zweiter in Neapel, ein dritter in Kreta. Den Bei-
namen Romanus, welchen S. Portius führte, hält Legrand für den dem
Familiennamen beigefügten Namen der Mutter. Zum Schlusse teilt Legrand
ein Gelegenheitsepigramm des S. Portius mit, das derselbe dem von dem
Kaiser Leopold im Jahre 1667 zum Po&ta laureatus ernannten Jacobus
Albanus Ghibbesius gewidmet hatte (zum erstenmale gedruckt in ,,Car-
minum Jacobi Albani Ghibbesii, poetae laureati Cacsarei, pars lyrica“, Ro-
mae 1668 p. 210).
W. Regel, Analecta Byzantino-Russica. Petropoli 1891, be-
sprochen von 8. R—skij im Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 280,
Aprilheft 8. 420—431.
A. A. Dmitrijevskij, Johann Sakkelion und sein Katalog der
patmischen Handschriften. Bibliographische Notizen 1 (Moskau 1892)
253—259 (russ.). Giebt Berichtigungen und Zusätze zu dem S. 169 der
byz. Zeitschr. erwähnten Katalog.
"A Haxadéxovios- Kepapuets, "IeooooAvuırızn Bıßkrodnan. I.
Petersburg 1891, besprochen von D. Beljajev im Journ. d. Min. d. Volks-
aufkl, 1892, Bd. 281, Maiheft S. 184— 207.
2. Theologie.
J. Zdanov, Das Gespräch der drei heiligen Väter und die
Ioca monachorum. Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 279, Januar-
heft S. 157—194 (russ.). Es sind in der altslavischen Litteratur drei von-
einander unabhängige Denkmäler derartiger Gespräche zu unterscheiden:
1) Fragen und Antworten des Gregorios Theologos und des Basilios, mit
streng-einheitlichem, dogmatischem Inhalte; 2) Fragen und Antworten über
evangelische Sprüche (= Gleichnisse Christi); 3) die in zwiefacher, nicht
selten ineinander hinübergreifenden Gestaltung (als Gespräch dreier heil.
Vater oder als namenlose Fragen und Antworten) auftretenden Denkmiiler,
mit sehr buntem Inhalte, biblische Personen und Ereignisse betreffend und
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 357
als Vork&mpfer für ihre Selbständigkeit gegenüber den Ansprüchen des
Papsttums und speziell die russische Nation nicht nur als ihren ersten (ie-
schichtschreiber, sondern auch als Miturheber der Christianisierung der Slaven
verehrt.
Der Verf. weist zunächst darauf hin, dafs die zeitlich dem Photios am
nächsten stehenden griechischen und lateinischen Schriftsteller, deren Mit-
teilungen bisher meist anstandslos als Quellen zur Geschichte des Photios
benutzt sind, geradezu zum Teil fanatische Feinde desselben waren und
daher entweder als zur Oppositionspartei des Ignatios gehörig (Theognostos,
Metrophanes, Stilianos u. a.), oder als Parteigänger der makedonischen Dy-
nastie (Konstantinos Porphyrog. und andere byzantinische Historiker), oder
als von römischen Tendenzen beherrscht (Anastasius Bibliothecarius) wenig
befähigt: und geneigt waren, den grofsen Mann richtig zu beurteilen, son-
dern ihn vielfach angeschwärzt haben.
In der (soweit. sie vorliegt, sieben Seiten langen) Rede selbst. kann
der Verf. natürlich nur eine kurze Darlegung seiner Behauptungen geben,
die er aber in den beigegebenen umfangreichen Anmerkungen genauer aus-
führt, begründet und mit vollständigen Litteraturangaben versieht.
Im zweiten Artikel (4 Seiten Text und 68 Seiten Anmerkungen) be-
spricht der Verf. die über Photios von den ihm feindlich gesinnten zeit-
genössischen Schriftstellern vorgebrachten Erzählungen (über seine Herkunft
und seine Studien), zum Teil so abenteuerlicher Art, dafs sie deutlich die
unwissende Bosheit und den abergliubischen Fanatismus dieser Leute be-
zeugen. Dieselben müssen ferner selbst die hohe geistige Begabung und
Bildung des Photios, seinen tadellosen Lebenswandel, seine segensreiche
Wirksamkeit für die Kirche und das Volk anerkennen, aber sie bemühen
Sich so wenig als möglich davon zu sprechen oder diese glänzenden Eigen-
schaften und Erfolge auf satanische Einflüsse und Zauberei zurückzuführen
oder ihnen niedrige Motive und Mittel (intriganten Ehrgeiz, tyrannische
Selbstsucht, Heuchelei und Schmeichelei) unterzuschieben, wobei sie sich
Widersprüche aller Art zu schulden kommen lassen. -- Im dritten Artikel
(4 Seiten Text und 12 Seiten Anmerkungen) weist der Verf. darauf hin,
dafs, da keine grölseren Werke seitens der zahlreichen Anhänger des Photios
vorliegen, wir den auf den Synoden v. J. 869/70 und 879/80 von ihnen
(Zacharias v. Chalkedon, Euschemon v. Cisarea, Prokopios v. Chalkedon)
gehaltenen Reden desto grólsere Beachtung schenken müssen; durch diese
Reden werden denn auch trotz ihrer Kürze sehr wiehtige Umstände in der
Geschichte des Photios in ein ganz anderes Licht gerückt. Eine beachtens-
werte Quelle bietet ferner der in Sachen des Photios geführte offizielle
Briefwechsel zwischen der römischen Kirche und der konstantinop. Regierung,
obwohl auch dieser mancherlei Zweifel erweckt, da 1) von den den Photios
beschuldigenden Schreiben der römischen Pápste sich viel mehr erhalten
hat, als von den ihn verteidigenden Antworten der byz. Kaiser und 2) die
päpstlichen Briefe (überhaupt: mehr allgemein gehaltene, auf den Primat
des Papstes pochende Dekretalschreiben dogmatischen Charakters) es mit
der Verdrehung von historischen Fakten ziemlich leicht nehmen.
N. Kondakov, Eine Bemerkung in Anlals des Berichts über
die Disputation des Herrn Pavlovskij (russ.). Journ. d. Min. d. Volks-
aufkl. 1892, Bd. 280, Aprilheft S. 438--440. —- Im Sbornik (Sammelwerk)
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 359
0
4, Kunstgeschichte und Numismatik.
J. Streygowski, Byzantinische Denkmäler. L: Das Etchmiadzin-
Evangeliar. Wien 1891, besprochen von A. Pavlovskij im Journ. d. Min.
d. Volksaufkl. 192, Bd. 280, Aprilheft S. 3x8 - -405.
6. Schlamberger, Un ivoire byzantin du IX* siècle, représentant
le couronnement de l'empereur d'Orient Léon VI. Gazette des beaux arts
1892. S. 118—122. Der Verf. bespricht eine im Privatbesitz befindliche
Tafel, welche auf der Vorderseite Christns mit Petrus und Panlus, auf der
Rückseite die Krönung eines durch Beischrift als Leo bezeichneten Kaisers
dargestellt enthält.
6. Schlumberger, Sceaux byzantins inédits (séconde serie). Re-
vue des ét. gr. 4 (1891) 111—142. Schlumberger veröffentlicht als Fort-
Setzung eines im Jahrgang 1889 der Revue des ét gr. enthaltenen Artikels
68 weitere unedierte byzantinische Siegel aus verschiedenen meist griechi-
sschen Sammlungen (Athen, Smyrna).
6. Schlumberger, Amulettes byzantins anciens destinés à com-
Bs attre les maléfices et maladies, Revue des études grecques 5 (1892) 73—-93.
De Verf. beschreibt eine Anzahl höchst interessanter byzantinischer
<aubergehenke seiner eigenen Sammlung und fügt dazn Notizen über
andere aus der Litteratur bekannte Exemplare. Diese kleinen, aus Kupfer
“der Bronze bestehenden Denkmäler tragen aufser den griechischen Inschriften
Xmxist Darstellungen des Königs Salomon, als des Beschützers vor Krank-
eit und Behexung, und verschiedener Tiere, wie Löwen, Schlangen, Skor-
X> ionen. Da manches in den Darstellungen und Inschriften noch dunkel
2 leibt, bittet der Verf. seine Leser, ihm ihre Beobachtungen zur Verwertung
== iner späteren Publikation mitzuteilen. Ich möchte mit Beziehung darauf
*a ur die allgemeine Bemerkung anfügen, dals man wohl am ehesten aus der
SS pitgriechisch-byzantinischen kabbalistischen und sonstigen Geheim-Litteratur
Aufklärung erwarten darf. Vgl. z. B. das S. 172 erwähnte Buch von
X _3jeterich „Abraxas“. Der Name Abraxas kommt. übrigens auf einem
“1 er Amulette (Nr. 11) wirklich vor (ABPAX: cag»).
Carl Neumann (Mannheim), Die Marcuskirche in Venedig.
Ma reufsische Jahrbücher 69 (1892) 612--657 und 737— 760. Der Vert.
"= ertritt in diesen vielseitigen und im besten Sinne des Wortes geistreichen
ntersuchungeu die Grundansicht, dafs ungeachtet des Stilgemenges der
> Marcuskirche ihre Gesaniterscheinung als einheitliches Gebilde byzanti-
Ma jsch-venezianischen Charakters in Anlage und Aussehmückung zu
igen sei. Die einzelnen Epochen ihres Werdens treten in der Dar-
=“ @-ellung mit grolser Klarheit hervor und es wird besonders Genugthuung
“= wrregen, dafs in der Frage der Zeit der Inkrustation und Mosaizierung zum
“esten Male der Löwenanteil des 13. Jahrhunderts mit zuverlässigen Daten
*A =achgewiesen wird. Ein Zeugnis des Albertus Magnus und ein von de Rossi
"Weröffentlichter päpstlicher Brief geben jetzt endlich die feste Stütze, welche
“agleich den Resultaten der stilkritischen Prüfung Tikkanens zu gut kommen
"Wird. Auch auf die späteren Jahrhunderte ist die Betrachtung ausgedehnt
"and die Urkundensammlung des Organia'schen Prachtwerkes, über deren
Wissenschaftlichen Wert der Verf. ungünstig urteilt, benützt worden; so
hat der Mosaikprozefs von 1563 eine neue Darstellung erfahren. Sehr zu
merken sind die Darlegungen über den Umbau der Kirchenfagade, für
360 TIT. Abteilung: Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen
®
dessen Planmäfsigkeit und künstlerische Bedeutung N. mit Entschiedenheit
eintritt. Das Hauptinteresse der Arbeit beruht indessen wohl auf den
Teilen, welche das seit Burkhardts Cicerone nicht mehr mit Ernst ange
griffene Problem einer ästhetischen Würdigung der Marcuskirche
nen und umfassender erörtern. Der abweichende Standpunkt des Verf.
wird einmal durch das Urteil bezeichnet, dafs Burkhardt eine gründliche
Antipathie gegen den „malerischen Charakter“ der Architektur zu haben
scheine. Von den feinen und tiefgehenden Untersuchungen über das De-
korationsprinzip der Marcuskirche, die Polychromie und die Beleuchtung
(hier ist besonders die Kritik des Siidlichtes in der Kirche zu notiereni
kann auszugsweise nicht gut berichtet werden. Wir müssen uns damit
begnügen auf die nach Form und Inhalt gleich hervorragende Schrift, in
der für die ästhetische Betrachtung der byzantinischen Kunst neue Bahnen
vorgezeichnet sind, so energisch als möglich die Aufmerksamkeit unserer
Leser hinzulenken.
5. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.
G. A. Costomiris, Etudes sur les écrits inédits des anciens
médecins grecs. Revue des ét. gr. 4 (1891) 97—-110 und 5 (1892:
61--72. In der ersten dieser zwei Fortsetzungen seiner in den Jahrgängen
1889 und 1890 der genannten Revue veröffentlichten Studien über die
Inedita der griechischen Mediziner behandelt Costomiris von byzantinischen
‘Autoren den Timotheos Grammatikos, der einem Kaiser Anastasios
(wir wissen nicht welchem) einen Traktat über die Tiere gewidmet hat.
den Leon Philosophos, den Theophanes Nonnos, endlich ziemlich au
führlieh die 'Epodıac trot erodnuoürrog, cine in zahlreichen Handschriften
überlieferte, gegen das Ende des 10. Jahrhunderts entstandene griechische
Übersetzung eines nieht viel älteren arabischen Werkes von Abou Djafar.
Im zweiten Artikel bespricht er die Überlieferung der Inacerorad, für die
er eine neue kritische Bearbeitung wünscht; dann des Michael Psellos
kleine Schriften zur Medizin, so die in mehreren Handsehriften dem Psells
zueeteilte Schrift über die Nahrungsmittel, die dem Symeon Seth als Vor
lage diente, den Traktat seat tod mg af ouvddaw wes yivovræ, der teils von
Fabricius in der didaoxaita marroderi des Psellos, teils von Ruelle, An
nuaire de Vassoe. 1879, 267 269 herausgegeben worden ist, und den Km:
mentar zur vom «4004618 des Aristoteles; endlich mehrere dem Symeot
Seth zugeschriebene Arbeiten, wie die Schrift. De alimentorum faeultatilus.
einen Traktat Duocopirt zei "leroıxd, ein botanisches Lexikon, eine Syno-
psis de urinis, eine Geschichte der There u. s. w.; zuletzt eines nicht näler
bekannten Damnastes Sehrift über die Behandlung der schwangeren
Frauen und der Embryone. Dafs die Aufzählung der Handschriften der
einzelnen Werke von der Vollständigkeit weit entfernt ist, werden die mit
der Fülle dieses Materials auch nur einigermafsen Vertrauten dem Vert
nicht zum Vorwurfe anrechnen. Dagegen hätte er die Meinung, der yrie-
ehische Text des Stephanites und lehnelates, den er S. 70 unter den Wer-
ken des Seth erwähnt, sei noch nicht veröffentlicht, durch Einsicht in
Krumbachers byz. Litteraturgesch. 5. 475 berichtigen können, wo er auch
erfahren hätte, dals unter den drei Herausgebern dieser Übersetzung sth
sogar cin Landsmann von ibm, der Sanskritkenner D. Galanos, befindet
/ ——a PSA ino. —
I. Abteilung.
Ein Kritiker des Timarion.
Der als Geschichtschreiber genugsam bekannte Grofßslogothet
Georgios Akropolites [1220-1282] hinterliefs zwei Söhne. Den
einen lernen wir fast allein aus den Briefen seines Freundes, des
Mönches Maximos Planudes, kennen. Er war ebenfalls Mönch und hiefs
als solcher Melchisedek. Er starb im Juni 1296. Es ist sehr schade,
dafs wir über ihn keine nähere Kunde erhalten; denn nach dem Bilde,
welches wir von ihm aus den Aufserungen seines Freundes gewinnen,
mufs er in der That ein ganz ungewöhnlicher Mensch gewesen sein.
Feind eines zurückgezogenen beschaulichen Lebens in der friedlichen
Klosterzelle, wie es der gelehrte und fleifsige Planudes so sehr liebte,
war er geistig regsam und von vielseitigem Interesse, aber auch leiden-
schaftlich und unternehmend, eigenwillig und stets zu Widerspruch
geneigt; vgl. besonders den 113. Brief seines Freundes. Auch in
religiösen Fragen scheint er recht selbständige und freie Ansichten
entwickelt zu haben, der schlichtfromme Planudes wenigstens, trotzdem
er sich sonst zu dem unberechenbaren thin geistig überlegenen Manne
hingezogen fühlt, vermeidet es ängstlich mit ihm über theologische
Dinge zu sprechen: Brief 113, 41: xul viv uëv quoxdg tore au xov
moi lareımiic mugutuver: viv dè DFeoldoyixós — Greg ¿yw uéliotu
zdvımv dido zul OÙX ÉOTIV OTE TOUTO THOÓGELUL AAV avayaız.
Einen vollständigen Gegensatz zu ihm bietet sein Bruder Kon-
stantinos. Wie sein Vater bekleidete er in der Reichshauptstadt
hohe Staatsámter. Er war, wahrscheinlich von 1282 an, doyotérns
Tod yevixoò und später, sicher erst nach 1296, ebenfalls uézUs 2o7o-
Sérns; als solcher kommt er noch im Jahre 1521 vor. Derselbe war
uns bisher eigentlich nur als Verfasser einiger Heiligengeschichten be-
kannt; vgl. meine Ausgabe der Planudesbriefe S. 24% f. Aus denen
aber war schwerlich ein Urteil über seine Persönlichkeit zu ger
Byzant. Zeitschrifi I su. 4. u
M, Treu: Ein Kritiker des Timarion 363
sig cov piyav Kovoravrivov ngonovndevre por (Adyov)' éxel d à Tic
cefacuius adrod uviuns Muégu Epeoınxe, wediioe oor xévtme, tls TE
imavayvodeta. tobrov xul xo di) toîs mapatvyodor tas ÉurepierAnu-
uévag av tnodicosewmy anayyelei xoadupurepov. Doch denkt er über
seine Arbeiten, besonders in späterer Zeit, wie es einem demütigen
Christen geziemt, recht bescheiden: Hage nv Alkiav, iv «peri xoopets
ddnyas, où xçpouaxpod yeyovias “ul piiogpocuvns NOLS Ts dî tugdv
apıdınros, énelneg oùx elqov GAlog uusipacdeı, toy Gnavtayh piv
uuduevoy, raga Ot ti) où rider xal uadiota, Ilgoxdaıdv pur tov Ev
Himals xEQuovupoy, Auyoıs ws Evov yepäqui moorjenuar: Touoiode xai
yo quiperv uällov tv oy Eyvaxey uaxapıöınra. xal dx doi nese
td Giyyoaupa ¿pá ye, el pavein Dextóv, mapa ti tod’ pderveos éxw-
vino uovÿ xara tiv exérecoy evdodijvar tovtov pryuny davayivoore-
oda ef 0” ovv, rapopadíjva xal dore TOY ayorjorwy rots Onolv
exıppipivaı xatefooua. Solcher Heiligengeschichten sind uns über
zwei Dutzend erhalten. Auch seine anderen litterarischen Erzeugnisse
bewegen sich fast nur auf religiösem Gebiete; alles, was er schreibt,
Bfst uns den frommen und rechtgliiubigen Christen erkennen. Man
mußs sich daher wundern, wie es möglich war, dafs dieser Mann zeit-
lebens Staatsbeamter gewesen ist und nicht die stille Zurückgezogenheit
des Klosterlebens vorgezogen hat.
So recht bezeichnend für seine allem Irdischen abgewandte Denk-
weise ist ein Brief, den er an einen, übrigens unbekannten Freund
richtet. Dieser hatte ihm den Timarion zugesandt und ihn um sein
Urteil über diese Schrift gebeten. Der Grofslogothet giebt ihm nun
in seiner Antwort eine Kritik derselben.
Die Sprache des Timarion, welche ja allerdings den Formen und
der Syntax des Attischen oft Hohn spricht, mag ihm mit Recht zu
Tadel Veranlassung geben; denn er ist selber ein trefflicher Stilist.
Ich mufs sagen, dafs ich unter den späteren Byzantinern kaum einen
gelesen habe, welcher sich in seiner Kunstsprache korrekter und un-
gekünstelter auszudrücken verstände, als er. Aber er tadelt nicht blofs
die Sprache, er findet an der Schrift überhaupt nichts zu loben, für
alle Vorzüge derselben ist er blind. Für die lebendig anschauliche, an
originellen Gedanken und Situationen so reiche, oft volkstümliche Dar-
stellung, welcher der urwüchsige, kräftige und wechselnde Ausdruck wie
auf den Leib zugeschnitten ist, für den übermütigen, zwar derben,
aber oft treffenden Witz, für den souveränen Humor, mit dem der ge-
lehrte und freidenkende Beobachter auf die Schwächen und Fehler
seiner Zeitgenossen herabsieht, hat er nicht das geringste Verständnis.
Christophoros von Mytilene hat im 11. Jahrhundert Iamben zum
24°
M. Treu: Ein Kritiker des Timarion 365
Ogcxrelpo tov Evdponov, el ye déov xaleiv adrdv Uvdearor, xal uvodt-
reota dé nos xQocyouce ois dti pera tocuvryv didacxadiav, pera
Touvrny tic evoeBetas xardoracıv tovabra 0% tiva nepinvapnxe xal
tois sig véora xaradchoine. To dì xal naïdag “Eddfvov dixuotas
zerdicn xal tnd spas yey, ovs avros 6 Onuroveyos xal deondrng
rad oixsio ¿Enyópucev aipare xal oig tiv tipiav Euvrod xal pepiorgv
Año axeyagionto, noliav ovy txegBadlov dxóvotav, 7 tivi tig TOV
EOLO0ÚTOLS exizeroyjoarvra tóv ¿ml uopia yvopiuwv rapafudet; obros
wach rove Dovilovusvovg éxetvovs, Mapypitnv Aéyo xal Kópufov, Urep-
wexaxev. 0 pty yao Éxav, of O dexovres tod nédous yeyÜva our.
&puéie. to xal of uty éléovs dy dx tod dixaiov meds t@V ¿p” Euvr@v
ExelOnoay Eros obros 8 os oiumı xal rots Ep’ Éavroù te xal per
wbrov puónteos Gre xal Bdedvxtéog ÉDOËE te nai doterev, WE THY Tapa-
poeoovtyny où xadav, 44d” Elduevog, ExFATE wor «brina tH diedBeiv
zagartuypeı TVEL, WS ui TOD Aoınod xQdS Deav tüv Xgrorovdpov
EAGor tivi xav elg Epyov reofefnxe te rod Aoyıouod, el ur wor pé-
povev éuxodoy iv Ex paxgod TES TOV memotevadta Gvvripeiv nP0Y-
Péuny adds’ Trig Goreo Enıkaßousvn wor Ts yerodg due uèv aveorecie
ing Sopiis, to dt Anpúdes tovrol BıßAiov tig dixarotdetns wg olouce
xatadixns éoovouto.
yo pév, &veo Beonéore, mos OF regi tod eyyerquodevtos yocu-
patog yvauns ¿oyov, dedyAwxa, col d° 0 nepl adrod doxet padeiv
BowAopor: —
Breslau. M. Treu.
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 367
Es sind griechische Kaiserurkunden für Venedig, die wir zu be-
trachten haben. Die Originale sind nicht erhalten. Vielmehr entstam-
men die vorhandenen Texte teils den offiziellen Sammlungen von
Staatsurkunden, die zum Gebrauch der venetianischen Regierung seit
dem 13. Jahrhundert und zumal im 14. durch den Dogen Andreas
Dandolo angelegt wurden und die, solange die Republik bestand, sekret
blieben (libri pactorum und liber albus), teils einem Sammelcodex ähn-
licher Kopieen (codex Trevisanus), über dessen Entstehung nichts Ver-
lässiges bekannt ist.')
In solchen Kopieen sind vier Gruppen von Urkunden erhalten,
und zwar alle blofs in lateinischer Übersetzung, keine einzige in grie-
chischer Sprache.?)
1) Die kaiserliche Goldbulle von 992; 2) die Goldbullen Manuels
Komnenos von 1147 und 1148 (irrigerweise werden in der ganzen
vorhandenen Litteratur beide Urkunden in das Jahr 1148 gesetzt);
3) die Goldbullen des Isaak Angelos von 1187 und 1189; 4) die Gold-
bulle Alexios’ III von 1198. Dafs uns aufserdem die Goldbullen der
zwei ersten komnenischen Kaiser, des Alexios I und Johannes, bekannt
sind, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dafs sie sich zweimal
(und zwar in verschiedenen Originalübersetzungen) inseriert finden, in
den Goldbullen von 1147 und 1187.?)
1) Die Litteratur über diese Urkundensammlungen bei Fanta, Die Verträge
der [deutschen] Kaiser mit Venedig bis 983 im 1. Ergänzungsband (1885) der
Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, $S. 54 Anm. 1.
2) Gedruckt in Fontes rerum austriacarum, 2. Abteilung, Bd. XII, herausge-
geben von Tafel und Thomas. Daraus wiederholt von Zachariae, Ius graeco-
romanum, Bd. III, doch so, dafs seine Konjekturen mir in vielen Fällen glück-
licher zu sein scheinen als die der Herausgeber in den Fontes. Für die Urkunde
von 992 wäre eine Neuausgabe sehr zu wünschen. Dafs die lateinischen Über-
setzungen, die im folgenden allein zitiert werden können, auf authentischen
Ausfertigungen beruhen, wird wohl genügend durch den Dorsalvermerk eines pisa-
nischen Originals bewiesen, womit der Logothet rot deopov die lateinische
Version als lsoy beglaubigt und als mit dem Goldsiegel mitbesiegelt bezeichnet
(Documenti sulle relazioni delle città toscane coll’ Oriente 8. 58). Kaiserliche
Dragomane (disqunvevrís, interpres) sind wiederholt nachweisbar. Als cine Aus-
nahme mufs wohl der Text des venetianischen Privilegs von 992 bezeichnet werden.
Bedenkt man das allgemeine Interesse, sich von solchen Privilegien genaue Kennt-
nis zu verschaffen, so wird wahrscheinlich, dafs zahlreiche Kopieen davon kursiert.
haben werden. Der vorliegende Text beruht nach meiner Meinung auf einer
solchen Kopie, und zwar einer sprachlich vulgarisierten, die später korrigiert und
verdorben wurde.
8) Wenn Tafel und Thomas (Fontes XII 49) die aufregende Bemerkung machen,
dafs der von ihnen gegebene Text des Alexianums non ab omni parte überein-
stimme mit gewissen in Lebrets venetianischer Geschichte mitgeteilten Fragmentan
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 369
tianern wie von der kaiserlichen Regierung durchgängig in der dritten
Person gesprochen war. Indem aber diese Festsetzung von den vene-
tianischen Gesandten beschworen werden mufste — die Eidesformel ist
wörtlich in die Bulle Alexios’ III aufgenommen —, hat sich der
subjektive Charakter dieser Formel an einigen Stellen auch in die ein-
zelnen Paragraphen übertragen, so dafs z. B. im 4. und 6. Alinea von
dem venetianischen Flottenkontingent als einem stolus noster ge-
sprochen wird. Der Schlufssatz der conventio lautet (Fontes XII 201):
igitur hec omnia Venetici observabunt .... quousque et ab imperio
eius et futuris imperatoribus integre conserventur ea que promittuntur
nobis a domino imperatore Romanorum ... per chrysobulum imperii
eius. Wie wenig die kaiserliche Kanzlei der stilistischen Schwierigkeit
Herr wurde, zeigt noch krasser der entsprechende Satz in der Bulle
Alexios’ III (Fontes XII 255 der unterste Satz): hee autem omnia
custodient Venetici... quamdiu ab Imperio eorum et imperatoribus
qui deinceps erunt, integre conservantur, que nobis promissa sunt a
sanctissimo Imperatore ... per crisobullo imperii eius (hier ist die
venetianische conventio zu Ende, und es sollte ein alinea folgen; aber
der Kanzlist fährt im Satz fort:) et que quidem suprascripti legati
nobilissimi et fidelissimi Imperio meo protosevasti et ducis Venetie
... ad Imperium meum pepigerunt et juraverunt u. s. w., was auf
deutsch also heifsen würde: die Venetianer werden diese Bestimmungen
einhalten, so lange das Reich die uns (den venetianischen Gesandten)
zugesicherten einhält, und die venetianischen Gesandten haben uns (dem
Kaiser) auf jene Bestimmungen geschworen.
Was ist nun der Grund solcher stilistischen Monstrositäten? Die
alte Präceptform giebt nur noch den äufserlichen Rahmen ab, in dem
eine venetianische promissio mit einer kaiserlichen promissio durch
einen verbindenden Text zusammengebunden ist, und ein solches Doku-
ment miifste seinem Inhalt nach als Vertragsinstrument, als pactum
bezeichnet werden. Das novum, welches die alte Form zersprengt hat,
liegt darin, dafs in diesen beiden Goldbullen von 1187 und 1198 zum
erstenmal venetianische Gegenverpfliehtungen verzeichnet stehen, wäh-
rend alle früheren, den Venetianern erteilten Bullen nichts anderes als
Gnadenerweisungen enthalten, und venetianischer Pflichten nur in all-
gemeinen Wendungen, keineswegs aber in genauen Stipulationen ge-
denken.
Hier ist die Frage zu erheben, ob die neue Form der Ausdruck
einer neuen Sache ist oder ob nicht vertragsmäfsige Verpflichtungen
der Venetianer viel früher formuliert als in den Text kaiserlicher
Bullen aufgenommen worden sind. Es wäre das oberflächlich Nächst-
370 I. Abteilung
liegende, anzunehmen, bis dahin hätten die Venetianer nur Rechte
genossen und erst seit 1187 hätten sie sich zu einem Vertrag und
gewissen Leistungen bequemen müssen. Oder auch: jene Rechte seien
die einfache Bezahlung postnumerando gewesen für kriegerische Hülfe,
welche Venedig in gewissen Momenten den Byzantinern geleistet habe
nach dem Satze des do ut des, und die so an Venedig verliehenen
Rechte hätten kein weiteres onus mit sich geführt, sondern man sei
einfach quitt gewesen, nachdem Venedig kriegerische Hülfe geleistet,
und die griechische Regierung dafür dem venetianischen Handel Privi-
legien erteilt habe. Diese Anschauung ist allen bisherigen Dar-
stellungen stillschweigend zu grunde gelegt. Ich bin überzeugt,
dafs sie falsch ist.
Wenn die Einzelaufzählung venetianischer Verpflichtungen erst
gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Text der Goldbullen sich findet,
so kann man daraus nicht schliefsen, dafs sie nicht früher formuliert
wurden; man kann nur sagen, dafs es bis dahin nicht Kanzleitibung
war, sie in den Bullen für Venedig zu wiederholen. Es ist demnach
so, dafs die Urkunden über venetianische Verpflichtungen für die ältere
Zeit nur eben fehlen, dafs das auf uns gekommene Urkundenmaterial
unvollständig ist. War mir einmal aus verschiedenen Gründen der
Verdacht aufgestiegen, es möchten von Anfang an den venetianischen
Rechten sehr bestimmte Verpflichtungen entsprochen haben, so schien
die nächstliegende Aufgabe, nach äufserlichen Spuren und Anhaltspunkten
zu suchen. Bei einer Prüfung des Textes der Privilegien fand sich nun
auch bereits in der Bulle des Kaisers Johannes (1126) die gesuchte
Spur. Es heifst dort: die kaiserliche Gnade werde den Venetianern
mit der Goldbulle geschenkt für ihr Gegenversprechen — pollicentibus
et rursum ex toto corde pro Romania pugmare..... quedamque spe-
cialia servitia scripta per conventiones celsitudini nostre et Romanie
observare pollicitis, secundum quod conventio (symphonia) a nun-
ciis eorum facta de his latius narrat (Fontes XII 116 und 182).
Da nun conventio (ovupovía) die übliche Bezeichnung ist für Ver-
träge, so hat hier eine Gegenurkunde bestanden zu dem Präcept der
kaiserlichen Goldbulle von 1126.
Ohne ausdrückliches Zeugnis wäre die Annahme voreilig und
unerlaubt, es miifsten bei einem Vertragsgeschäft Urkunden, seien
es gleichlautende, seien es verschiedene, zwischen den beiden Paci-
scenten ausgetauscht worden sein. Für die älteren Verträge zwischen
fränkischen Fürsten und Päpsten meint Sickel nicht annehmen zu
können, unerachtet des bilateralen Charakters des Vertrages, dafs
der kaiserlichen Urkunde eine päpstliche Gegenurkunde entsprochen
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 371
habe.!) Von dem Staatsvertrag zwischen dem östlichen und westlichen
Kaisertum zur Zeit Karls des Grofsen meint Fanta, der jener Ansicht nicht
widerspricht, dafs zwar eine Auswechselung von Schriftstücken statt-
gefunden habe, dafs aber der Inhalt dieser Urkunden „ein im wesentlichen
gleichlautender” gewesen sein müsse.) Für die venetianischen pacta mit
den deutschen Kaisern und Königen von Italien wies dann Fanta als
das Charakteristische nach, dafs aus dem beiderseits verbindenden, die
Form eines capitulare bewahrenden pactum sich ein einseitiges könig-
liches Präcept entwickelt habe. Betrachten wir darnach von den
byzantinisch-venetianischen Dokumenten das älteste von 992, so finden
wir darin mit keiner Silbe erwähnt, dafs ihr eine venetianische Gegen-
urkunde Voraussetzung sei. Wo venetianischer Verpflichtungen gedacht
wird, sind sie als ein altes Herkommen und gewohnheitsmiifsige Ver-
pflichtung bezeichnet, so dafs kein Anlafs vorliegt, ihre schriftliche
Feststellung anzunehmen. Anders in den Zeiten des Alexios I Kom-
nenos, der den Venetianern das erste ihrer grofsen Privilegien verliehen
hat. Bei zwei grofsen Verträgen, die er abgeschlossen hat, ist eine
Einsicht in den diplomatischen Hergang möglich. Der eine Fall he-
infft die Verhandlungen mit dem Normannen Bohemund, der 1108
nach dem Mifslingen seines Angriffs auf das Reich sich dazu verstehen
mulste, semem grofsen Feind den Lehenseid zu schwören für seinen
syrischen Besitz. Die kaiserliche Goldbulle, die ihn mit Antiochien
und Edessa investierte, ist nicht erhalten, wohl aber die Urkunde über
die Lehensverpflichtung Bohemunds. Anna Komnena teilt sie in der
Alerias mit.*) Diese Urkunde stellt sich dar als ein durchgängig
subjektiv gefafster Akt über den Eid Bohemunds (ovupovò xal éx-
pou), worin die ihm aus seinen Gnaden und Rechten erwachsenden
Verpflichtungen spezifiziert und in umständlichen Wiederholungen nach-
dricklich festgestellt sind. Unterfertigt ist der Akt von den Zeugen
der Eideshandlung und Beurkundung, welche aus beiden Parteien ent-
nommen sind. Dafs nun diese promissio Bohemunds und die kaiserliche
Goldbulle gegen einander ausgetauscht wurden, geht nicht nur aus dem
tenor des genannten Aktes ausdrücklich hervor, sondern Anna Komnena
selbst fügt dem Schlufs hinzu: tov uèv oùv Zyygapov Ögxov.. ¿la Bev
1) Sickel, Das Privileg Ottos I für die römische Kirche vom Jahr 962. S. 84.
2) Fanta a. a. O. S. 118. Für die völlige Identität des Kontextes bei aus-
wechselnden Vertragsurkunden bietet aus dem 12. Jahrhundert der venetianisch-
Pisanische Vertrag von 1180 ein Beispiel. Documenti S. 20 ff. Ebenso die pacta
der Venetianer mit den Fürsten des vierten Kreuzzuges vor Konstantinopel (1204).
Fontes XII 444 ff. und 449 ff.
8) Anna Komnena (ed. Bonn.) II 228—246.
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 373
Ist sonach die Existenz jener venetianischen ,symphonia“ festge-
stellt und ihr Charakter durch Analogieen vom Anfang des 12. Jahr-
hunderts aufgeklärt, so wird es für das Verständnis von Wichtigkeit
sein, sich den Gesamtablauf des diplomatischen Geschäfts, innerhalb
dessen jenes Aktenstück seine Stelle findet, soweit möglich, in seiner
normalen Folge zu vergegenwärtigen.
Dieses Geschäft begann, wie jene Zeit denn noch keine ständige,
beglaubigte Vertretung der fremden Mächte kannte, mit der Sendung
von Gesandten (legati, apocrisiarii, missatici), denen jedenfalls zweierlei
Dokumente mitgegeben wurden. Das eine für die fremde Regierung
bestimmt, das andere die Geheiminstruktion. Dafs die Gesandten, welche
ausgeschickt wurden, zunächst ein Schreiben überreichten, ist mehrfach
bezeugt.') Es war das Kreditiv und gab als solches den Umfang der
Vollmachten an, auf Grund deren die Verhandlungen geführt wurden.
Da keine Urkunde dieser Gattung aus dieser Zeit erhalten ist, ver-
mag ich nicht bestimmt zu sagen, ob mit dem Kreditiv vereinigt war
dasjenige Aktenstück, welches Punkt für Punkt die Ansprüche und
Forderungen enthielt, die von der auftraggebenden Regierung als un-
umgängliche Basis des abzuschliefsenden Vertrags angesehen wurden.
Man findet eine solche Liste von Forderungen, die wohl als petitio
(démos, tà Enrovneva) zu bezeichnen ist*), in dem pisanischen Privileg
von 1192 und in einem genuesischen vom gleichen Jahr); über den
grofsen Umfang und die weitgehende Unverschämtheit solcher For-
derungen darf man sich nicht wundern; man mufste auf ein Herunter-
bieten im Lauf der Verhandlungen gefalst sein und forderte deshalb
um so mehr von Anfang an. Die zwei genannten Urkunden enthalten
1) Genuesische Instruktion von 1201 (Lod. Sauli, della colonia dei Genovesi
in Galata II 196 ff.): litteris honorificentia debita traditis imperatorie majestati.
Umgekehrt von Konstantinopel aus: axéoreiley 7 Pacideía wov roy olxsioy...
perc nal yedpuaros abris. tod dé axeldóvros xal tà yocupata rüg Bacillus
pov xçonouiouvrog ubroïs .. (Documenti 43/52 von 1111.) Über den Inhalt solcher
Schreiben giebt eine Stelle Auskunft in einem Brief des Isaak Angelos an Genua
1192 (acta et diplomata graeca II] 24 f.): yocuuu, di’ où nal xAnçopoen®siow y
Pueailela pou évdedopivov tyev abrovs (die Gesandten) ¿E vuov teaurautca:
pera zig abviijs tijs Pacidelus pov regi tay Helntdov vuiy xual narà Te Gpécayra
tH Pacsdzia pov xai adtoîs norijo«cı. In einem Brief von 1191 hatte sich der
Kaiser beklagt über die ungenügende Vollmacht eines Gesandten (acta II 2f.).
2) Brefslau, Handbuch der Urkundenlehre I 680 ff. Zachariae, Geschichte
des griechisch-römischen Rechts. 2. Aufl. S, 332. Die petitio im Präcept zu
wiederholen, ist mannigfache Übung. L. M. Hartmann z. B. macht auf eine solche
Verbindung in ravennatischen emphyteutischen Urkunden aufmerksam. (Mittei-
lungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung XI (1890).)
3) Documenti 41/60. ucta et diplomata graeca III 27.
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 375
seits, in der deutlichen Absicht herbeigeführt werden, den natürlichen
Druck einer günstigeren politischen Konjunktur abzuwarten, eine Menge
vergeblicher Gesandtschaften einander ablösen, bis die Vereinigung ge-
lingt oder als unmöglich sich erweist. Für die Form des Abschlusses
ist zu unterscheiden, wo die Hauptverhandlung geführt worden ist.
Denn von dem seltenen, zuvor erwähnten Fall eines Vertragsabschlusses
in Gegenwart beider Paeiscenten, wie 1108 zwischen Alexios und Bohemund
in Deaboli, können wir absehen. Ist die Verhandlung auswärts geführt
worden, so sind die Formalitäten diese. Nachdem in Gegenwart des
kaiserlichen Gesandten die eidliche promissio geleistet ist von seiten
der fremden Macht in ihren kompetenten Vertretern (je nachdem: Re-
gierung, Geistlichkeit, Volk), wird darüber ein schriftlicher Akt aufge-
nommen, in dem also sämtliche Verpflichtungen niedergelegt sind,
scripta conventio, Eyygapov oVupwvov, von Zeugen unterfertigt und
von einer Gesandtschaft nach Konstantinopel überbracht zugleich mit
einem besonderen Schreiben des Inhalts, dafs diese Gesandten bevoll-
mächtigt seien, das noch am Vollzug Fehlende zu erfüllen. Demgemäls
haben sie nochmals das in der promissio Enthaltene zu beschwören,
worüber abermals ein schriftlicher Akt aufgenommen und von den
Gesandten unterschrieben und besiegelt werden mufs. Erst danach
wird ihnen die kaiserliche Goldbulle ausgehändigt, welche Handlung
die endgültige Ratifikation seitens der kaiserlichen Regierung in diesem
Fall bezeichnet.!) Sie ist die Bestätigung dessen, was der kaiserliche
Gesandte kraft seiner Vollmacht als Gegenleistung seiner Regierung
zugesichert hat.
Analog ist das Verfahren, wenn die Hauptverhandlung in Konstan-
tinopel zum Abschlufs kam; doch mufs es gesondert betrachtet werden,
weil bier ein völkerrechtlich merkwürdiger Fall in den Annalen ver-
zeichnet wird. Ist der Vertrag ‚von dem fremden Gesandten beschworen,
so wird über den Eid sowohl als den Vertrag ein schriftlicher Akt
aufgenommen, und der Vertrag in doppelter Ausfertigung von dem
Gesandten unterschrieben und besiegelt. Das eine Exemplar bleibt in
Konstantinopel, das andere geht an die andere paciscierende Macht zu-
gleich mit der Goldbulle, welche den Vertrag erwidert und bestiitigt.*)
Die Form der Ratifikation ist hier diese, dafs eine kaiserliche Gesandt-
schaft die Bulle überbringt und dafür eine Urkunde in Empfang zu
nehmen hat über einen Eid, womit die fremde Regierung definitiv den
1) Diese Darstellung griindet sich auf das pisanische Privileg von 1111.
Dafs die Verhandlungen aufserhalb von Konstantinopel zu Ende kommen, ist der
seltenere Fall.
2) Besonders deutlich acta et diplomata graeca III 24 f.
C. Neumann: Zur Geschichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen 377
Bulle regelmäfsig im Perfectum erwähnt (zguoösdopnrai, ta év tO
¿evcofovlico Adya éyyeyoaupeva).
Mit der Ratifikation ist das diplomatische Geschäft noch nicht
völlig erledigt, der Komplex der Urkunden nicht abgeschlossen. Von
den notwendigen Formalitäten der Kopierung oder Registrierung in
verschiedenen Archiven der Hauptstadt und dem vorgängigen, dazu den
Befehl erteilenden kaiserlichen zırraxıov soll hier nicht die Rede sein.
Nur von gewissen Ausführungsverfügungen, die in kaiserlichen Ver-
leihungen bereits vorgesehen sind. So war zumal bei der Gewährung
von Zollerleichterungen eine Benachrichtigung der Lokalbehörden durch
die Zentralregierung vennóten, welche wohl in Form eines Rund-
schreibens geschah.!) Sodann werden Schenkungen von Immobilien
(áxévyta) in die Goldbulle meist nur summarisch emgefügt und so
gegen jeden Anspruch rechtlich gesichert, die Besitzeinweisung aber
wird einer Spezialbehörde vorbehalten, welche das Terrain zu vermessen,
abzugrenzen und rechtsfórmlich zu übergeben hat. Ein Akt darüber
mit detailliertem Verzeichnis der Liegenschaften und darauf befindlichen
Bauten, manchmal verbunden mit dem Reskript der vorgesetzten Be-
hörde oder gar dem kaiserlichen xpgóorayue«, wird in mehrfacher Aus-
fertigung aufgenommen. Dieser Akt heifst roaxrixdv xagaddoeag.”)
Besonders deutlich findet sich das Verfahren bezeichnet in einer Ur-
kunde des Johannesklosters auf Patmos, wo ein kaiserliches Reskript
dem lokalen Strategen vorschreibt: ,,r01j0aodta. tiv tay xınudtov
zapddocıv.... xal moimoov xal mpaxrixa Ovo tijg «Tor nagaddoeas
prorfopeva xal Asdopioueva. xal toúrow to uèv Ev éxidog rois
povayois tig dopaierav, to dè Eregov amöoreıdov elg TO Géxgeror,
Öpeilov dnorsdijvaı Ev avrò dt’ sidyow Tüv rapadodevrov 1H wege
ris povijs“*)
Dafs xpaxrixa dieser Art, die ursprünglich nur mit Unterschrift
1) Im pisanischen Privileg von 1111 ausdrücklich zugesichert; so auch den
Genuesen 1155. Um die Notwendigkeit ganz besonderer Instruktionen an die
Lokalbehòrden zu begreifen, mufs man sich erinnern, dafs nach dem Zeugnis des
Konstantin Porphyrogennetos einzelne Provinzen die Zolleinnahmen nicht an die
Reichskasse ablieferten, sondern den Gehalt ihres Gouverneurs davon bestritten.
So wenigstens zu Anfang des 10. Jahrhunderts.
2) In dieser Form sind zwei genuesische sgaxtixe erhalten in lateinischer
Version, von 1170 (Desimoni, a. a. O. 178 ff.) und 1192 (acta et diplomata graeca
III, Einleitung VI ff.); dazu eines von 1202 im griechischen Original (acta et dipl.
gr. II 49ff.; lateinisch liber jur. I 496 ff). — Brefxlau, Handbuch der Urkunden-
lehre I 713 Anm. 1 traditionis actio ist wohl der entsprechende abendländische
Ausdruck.
3) acta et diplomata VI 34.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 25
Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im
Mittelgriechischen.
Die ersten vom klassischen Paradigma des Personalpronomens ab-
weichenden Formen, denen wir in der Litteratur begegnen, sind: good
im Papyr. Dresdens. aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (verso lin. 3), in
einem ägyptischen Papyrus des 1. Jahrhunderts n. Chr. (Pap. Lup. 18,
10) und in C. I. G. 48661); ogy in einer der von Nerutsos-Bey gefun-
denen alexandrinischen Inschriften des 2. oder 3. Jahrh. (7) n. Chr.
(Revue Archéol. 1887, I p. 199) und guev in C. I G. 3440 (Kaibel
322). Das letzte Beispiel ist vom Jahre 214 n. Chr. Es kommen
aber diese jüngeren Formen in den ersten nachchristlichen Jahrhun-
derten nur ganz vereinzelt vor; mir sind nur die oben genannten Fälle
bekannt. Erst im 10. Jahrhundert erscheint eine neue Form in ziem-
lich grofser Frequenz; es ist dies o&g, das man bei Konstantinos Por-
phyrogennetos sehr oft liest: De caer. 5. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8;
44, 22; 51, 13; 61, 2; 380, 15, 16, 17; 353, 1, 2,3; 384, 5; 650, 12;
651, 11. Dies ods ist gewils eine Pluralbildung von 60€, die sich ver-
gleichen lässt mit der altgriechischen Form éavrovg nach ¿uvróv,
welches das ältere ogàs avrovg verdrängte (Kühner-Blafs S. 59%).
Merkwürdig ist es, dafs unter den ältesten Beispielen von odg die
Mehrzahl den altgriechischen Gen. Plur. tuóv vertritt. So steht in
der Schrift über das Ceremonienwesen des byzantinischen Hofes 14mal
ods für den Genetiv gegen 2mal für den Accusativ (S. 380, 16 und 17).
Von den Stellen, wo o@3 = vuóv ist, sind die meisten identisch.
S. 36, 11; 37, 6; 38, 22; 42, 8; 44, 2 22; 51, 13; 61,2; 650, 12; 651, 11
lautet es immer: modvyoóviov ronde 0 eg THY «yiuv Buordecer Oks
elg xodda étn. Der Gebrauch von o@s an diesen Stellen ist wohl aus
der eigentiimlichen metrischen Form der Acclamationen zu erkliren. ?)
1) Wessely in Wiener Studien VII p. 77.
2) Wir finden in derselben Schrift (S. 36, 14 und 370, 215, als Übersetzung
der lateinischen Worte: Christus Deux noster conservet imperium vestrum per
multos annos et bonos, den Inhalt dieser Acclamation in geänderter Form und
in nicht volksmiifsigem Stile: Agıoros 0 Osds sav pidge riv Paadelav vuñv
¿mi molluig Èreci nal uadoîs.
26°
380 I. Abteilung
Den Gebrauch von oég für du&v kann man sich, meine: ich, nur so
erklären, dafs man in diesem oäg nicht einen eigentlichen Genetiv sieht,
sondern einen Accusativ, der für den Dativ steht.) Eine Redensart
wie xodvyodvioyv monoer 6 eos ınv ayiav facideiav duiv wurde zu
x. x. 6 @ +t. &. B. vuäc und für dieses tyes steht oûc. Auf diese
Weise bekam dieser den Dativ vertretende Accusativ die Kraft eines
Genetivs; man vergleiche hiermit das deutsche: „Dies ist dem Vater
sein Haus“ für „Dies ist das Haus des Vaters“. Dafs nun dies oäc
schliefslich den ganzen Genetiv des Plurals der Pronomina verdrängt
hat, dazu wird auch kräftig mitgewirkt haben die Verwirrung, welche
im Gebrauche der verschiedenen Casus herrschte So liest man bei
Konstantin auf derselben Seite (De caer. S. 196, 1, 2, 3, 4 und 5, 6, 7;
368, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 und 16, 17): woddat vuiv yesvor und
zcoAAoi 00v yedvor. Foy, Bezzenbergers Beiträge 12 (1887) S. 59 und
Wilhelm Meyer, S. Portii gramm. linguae graecae vulg., S. 165, haben
als die Ursache der Entstehung von oég das Gleichlautendwerden von
ques und bus genannt. Es ist hiergegen von Hatzidakis, ‘A@yvà I
(1889) S. 520 angeführt worden, dafs oäg schon öfters vorkommt zu
einer Zeit, wo das v noch nicht denselben Laut als y hatte; man
bedenke aber, dafs die neue Form entstanden sein wird nicht, als
die zwei älteren identisch. geworden waren, sondern schon viel früher,
zu einer Zeit, da auch v sich dem ¿-Laut näherte und dadurch das
Bedürfnis einer schärferen Unterscheidung zwischen „uns“ und „euch“
hervorrief.
Wie zum Singular og em Plural 6%g gebildet wurde, entstand aus
we ein Plural uás, der ebenfalls sowohl Genetiv als Accusativ ist.
Gewöhnlich wird dies wäg anders erklärt: man hält es für eine Aphäresis
von wäg.”) Die Fälle von Aphiresis sind aber höchst selten in der
Zeit, wo uös vorkommt; auch findet die obige Erklärung eine Stütze
in dem ganz analog gebildeten o&g aus oe. Màs gehört wohl derselben
Zeit an als o@s. Es findet sich sehr oft in der trapezuntischen Version
des Digenisliedes (z. B. V. 23, 46, 56, 67, 72, 73 als Genetiv; V. 16,
45, 70 als Accusativ). In diesem Lied ist es mit odg die einzige mo-
derne Form des Personalpronomens der ersten und zweiten Person.
Auch kommt es vor in den von Krumbacher veröffentlichten byzantini-
schen Sprichwôrtern (Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wissensch., phil.-
1) Es ist ja bekannt, dafs schon in der xoıv der Dativ sehr bemerklich zu
verschwinden anfängt, und dafs der gröfsere Teil seiner Funktionen auf den Ac-
cusativ übergeht.
2) Z. B. Psichari, Essais II S. 227; Gustav Meyer in Rivista di Filologia IV
(1876) S. 270; Wilhelm Meyer (Simon Portius $, 164).
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 381
hist. Kl. 1887, 43—96)5): ‘H oxvla pas orovdatovoa tupla xovrtovdia
yevynoe (Nr. 14).
In den Spracherzeugnissen des 11. und 12. Jahrhunderts begegnen
uns beinahe alle modernen Formen des Personalpronomens. Wir finden:
lov, good, éuéva, écéva, éosig u. s. w. Versuchen wir die Entstehung
dieser Formen uns zu erklären. Es gab im Altgriechischen neben êué,
¿uod, ¿polí die enklitischen Formen we, pov, wor, wodurch für das Sprach-
gefühl die Prothese von e eine emphatische Kraft bekam. Dadurch
wurde dann dies & auch anderen Formen vorgefiigt. Das früheste Bei-
spiel einer solchen Bildung mit heterogenem & nennt Wilhelm Meyer
(Simon Portius S. 165) ¿uóv, das er liest in den Italograeca von Zam-
belios (Athen, 1864, S. 89); allein es ist deutlich, dafs man hier mit
dem Genetiv Plur. des Possessivpronomens zu thun hat. Dals wir hier
nach rî judy fovAî den Gen. Plur. der ersten Person des Sing. lesen,
braucht uns bei diesen Dokumenten keineswegs zu wundern; die Phrase
toy éu@v xingovóuov ist eben eine sehr gewöhnliche am Ende dieser
Akten, und man schrieb einfach dem gangharen Modell nach. In der
ganzen Litteratur ist mir mit Ausnalime dieser Stelle und einer anderen
bei Trinchera (wo man alles Mögliche findet) kein Beispiel von ¿uov
bekannt; wie wir sehen werden, kommt es vor in den Grammatiken
von Simon Portius und Girolamo Germano, der auch ein g6@v angieht.
Die Formen éuév, éoev zeigen das dem Accusativ angehängte »,
welches, nach Analogie der Wörter der ersten und zweiten Deklination
schon seit hellenistischer Zeit den Wörtern der dritten Deklination zu-
gefügt wurde (Gustav Meyer, Gr. Gr.” $ 520). Bei ¿uéva und ¿oéva
finden wir dann eine nochmalige Anfügung des Accusativzeichens;
solche pleonastische Kasusbildungen kommen im Altgriechischen, sowie
in den meisten modernen Sprachen vor, diese sind aber deshalb höchst
interessant, weil sie überzeugend darthun, dafs im Mittelgriechischen
die Accusativendung « noch als solche empfunden wurde. Wenn nicht
das heutige Griechisch das Volkstümliche dieser Formen unwidersprech-
lich bewiese, so möchte wohl mancher geneigt sein, auch sie dem Halb-
wissen byzantinischer Gelehrten zuzuschreiben; jetzt aber sind sie ein
Beispiel, wie die Mischung antiker und moderner Formen nicht nur eine
Eigenschaft der xa&agevovo« des Mittelalters ist, sondern auch in der
lebenden Volkssprache des Mittelalters stattfand. — Neben ¿uéva, ¿oéve
—
—
1) Es ist nicht bekannt, welcher Zeit diese Sprichwörter angehören. Krum-
lacher (a. a. O. S. 65) schreibt sie der „frühbyzantinischen Zeit“ zu aus (iründen, die
er dem Inhalt entnimmt. Mir kommt es wahrscheinlich vor, dafs nicht alle der-
selben Zeit angehören. Man vergleiche über solche Sammlungen wie die Sprich-
wörter, was Legrand im Vorwort zu den *largocópta sagt (Bibl. gr. vulg. II S. X.)
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 383
Formen der Personalpronomina in Gebrauch mit einer Ausnahme.
Diese Ausnahme ist (é)ueîe, das bis tief ins 15. Jahrhundert sehr selten
ist. Bevor wir durch eine Tabelle diese Thatsache beweisen, wollen
wir versuchen die Sache uns klar zu machen. Als dueis eliminiert war,
wurde nueig nicht unmittelbar bedroht. Da keine Konfusion möglich
war zwischen queïs und éoeîs, that keine andere Form für den Plural
der ersten Person not. Nur einer Gefahr war fuels ausgesetzt: dem
Einflufs der Analogie. ‘Eué, éuéva, Euod, £oE, ¿céva, éovd, éosîs und
vor allem ¿ués (emphatische Form von puàs, welches erst spit eg
ganz verdringte) haben Queîs mitgerissen. Es ist wahr, dafs man zur
Erklärung von weis auch von pués ausgehen könnte und annehmen,
dafs man zum Accusativ us einen Nominativ pets gebildet hätte, wie
zu oa¢ einen Nominativ oeis. Allein es bleibt bei dieser Annahme die
auffallende Seltenheit von (Öueig während der Periode vom 11. bis
15. Jahrhundert unerklärt; dagegen ist die sehr langsam zunehmende
Frequenz dieser Form in schönster Übereinstimmung mit dem lang-
samen Fortschreiten aller Analogieprozesse. Auch soll man nicht ver-
gessen, dafs nach dem Gleichlautendwerden von v und 7 ein anderer
Nominativ Plural der zweiten Person notwendig wurde, nicht aber ein
Nominativ Plural der ersten Person. In der folgenden Tabelle nenne
ich erst die Texte, deren Entstehungszeit bekannt ist, dann die nicht
datierten; ich gebe Zeit, Verszahl und alle Stellen an, wo weis,
quäs, ¿nes und (E)weis vorkommen. Dazu bei den Stücken, wo (eis
fehlt, einige Stellen, die zeigen, dafs der betreffende Autor die modernen
Formen der Pronomina nicht meidet und es also keine puristische
Tendenz ist, die ihn statt éueîs mueïs schreiben läfst. Hierbei über-
gehe ich oä&g und ps, da, wie wir gesehen haben, diese Formen auch
in Texten vorkommen, die keine anderen modernen Formen aufweisen.
Ich schliefse die Tabelle mit dem 16. Jahrhundert, weil in dieser Zeit
(¿)pets ebenso häufig vorkommt wie weis, was nicht nur aus den
Texten, sondern auch aus dem Zeugnis der ersten neugriechischen
Grammatik (Sophianos) zu ersehen ist. Ich habe mit Ausnahme einiger
kleinen Gedichte, die mir nicht zugänglich waren, alles benutzt, was
bis ins 16. Jahrhundert in mittelgriechischer Sprache geschrieben und
uns überliefert ist. Hievon fiel einiges aus, weil kein Personalpro-
nomen der ersten Person Plural darin vorkommt, z. B.: Prodrom I, II, V
(Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 33— 47, 48—51, 101—106), Els Beve-
ztav (Wagner, Carmina S. 221 — 223), die cyprischen Liebeslieder
(Legrand, Bibl. gr. vulg. II S. 58—93), Spaneas I und II (Legrand,
Bibl. gr. vulg. 1 S. 1—10 und Wagner, Carmina S. 1—27), Recueil
de Chansons pop. grecques publ. p. Legrand, Paris 1874 (1. Teil,
384 I. Abteilung
griechische Gedichte des 15. Jahrhunderts), ITepl yégovros va un xdon
xogitor (Wagner, Carmina S. 106—111), Heol ris Eeviretas (Wagner,
Carmina S. 203— 220).
Mit dieser tabellarischen Übersicht beanspruche ich durchaus nicht
zu beweisen, dafs (é)ueîs nicht gesagt worden ist im eigentlichen
Griechenland vor dem 14. Jahrhundert (wo es zum erstenmal in den
Texten vorkommt), und noch viel weniger will ich meine Angaben be-
nutzen als eine Statistik zur Datierung der Texte; dazu ist ja die
Frequenz der Personalpronomina viel zu gering, auch wire es milslich,
aus der Untersuchung eines so geringen Details weitere Schlüsse zu
ziehen. Nur glaube ich, dafs die auffallende Seltenheit von (é)ueïg in
Stücken, die alle anderen modernen Formen ohne Skrupel aufnehmen,
genügend beweist, dafs bis ins 15. Jahrhundert nicht Zweig, sondern
nweig die gewöhnliche Form war.
12. Jahrhundert. Prodrom III (Legrand, Bibl. gr. vulg. IS. 52—76,
655 V.) HMEIZ: 377, 409, 411, 413, 414, 416, 418, 420, 425, 427,-
504. EMEIZ: V. 76 steht &uweis, aber die Stelle ist verdorben. Le-
grand notiert: „Pas plus que Coray, je ne comprends rien à ce vers.“
Es scheint, dals statt &ueig ein Substantiv hier gestanden hat; eins ist
sicher, nämlich dafs em Personalpronomen, es sei denn quetg oder Zueis,
hier gar keinen Sinn hat. HMAZ: 290, 299, 336, 357, 422. EMAZ:
fehlt. Moderne Formen: Eueva: 321, 330; ¿uév: 631; ¿oév: 501. In
der zweiten Redaktion dieses Gedichts, Prodrom IV (Legrand, Bibl. gr.
vulg. I S. 77— 100) steht V. 76 weis, wovon dasselbe gilt wie von
£usig in der ersten Redaktion. Übrigens stimmen die beiden Versionen
darin überein, dafs sie nur eig und nues, nicht guests und ¿us auf-
weisen.
12. Jahrhundert. Prodrom VI (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 107
bis 124, 397 V.). HMEIZ: 303, 306. EMEIX: fehl. HMAZ: 30.
EMAZ: fehlt. Moderne Formen: éuévav: 289; ¿oév: 365, 366;
éoevav: 360.
12. Jahrhundert. Glykas (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 18—37,
581 V.). HMEIZ: 45. (E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 100. EMAX:
fehlt. Moderne Formen: éov: 119, 124, 125; ¿oév: 242, 312, 369.
14. Jahrhundert. Die Chronik von Morea (Buchon, Recherches
historiques sur la principauté française de Morde et ses hautes baron-
nies, Paris, 1845 T. II, 9219 Verse‘) HMEIZ: Prolog: 428, 606.
1) Herr Dr. John Schmitt, der eine kritische Ausgabe der Chronik von Morea
vorbereitet, hat mir in höchst liebenswürdiger Weise seine Kollation des Kopen-
hagener Codex zur Verfügung gestellt. Eine Vergleichung mit dem gedruckten
Text wird zeigen, dals an sehr vielen Stellen die hundschriftliche Lesart stark
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 385
Gedicht: 267, 762, 764, 1051, 1307, 2512, 2516, 2540, 2664, 2937,
3661, 3801, 3814, 3815, 3858, 3805, 3046, 3055, 4033, 5354, 5653,
6130, 6571, 7074, 7081, 7299, 7793, 7832, 7833, 7838. EMEIZ:
Prolog: 349. Gedicht: 5626. HMAZ: fehlt. EMAX: Prolog: 275,
473, 697, 760, 771, 1121. Gedicht: 1053, 1371, 1380, 1384, 2226,
2247, 2668, 3656, 3793, 3806, 3848, 3861, 3054, 4329, 4586, 4701,
102, 4729, 5353, 5422, 5504, 6139, 6038, 6042, 7296, 7694. Moderne
Formen: épeva: Prolog: 74, 192, 280; éov: Gedicht: 52, 1057, 1174;
éood: Prolog: 288. Gedicht: 2581, 2006; ¿oé: Prolog: 1003. Gedicht:
326, 2123; éoéva: Gedicht: 471, 1178, 4315; éoeîs: Prolog: 710, 1122.
| Gedicht: 289 u. s. w. Das häufige Vorkommen von „weis (32 mal
gegen zweimal ¿uesto) ist hier sehr bezeichnend, weil die Kopenhagener
Version der Chronik die ausgesprochene Tendenz hat, volksmälsige
Formen zu geben, wie John Schmitt gezeigt hat (a. a. O.) und in unserem
Falle durch die Vorliebe der Chronik für &uäs statt qu&g treffend be-
stitigt wird. John Schmitt hat bewiesen, dafs die Pariser Version der
Chronik eine Überarbeitung des Originals ist, das uns am treuesten
vorliegt im Kopenhagener Codex (John Schmitt, Die Chronik von
Morea, Diss. München, 1889, S. 76—96). In dieser späteren Redaktion
begegnet uns nun neben ques auch einige Male ¿uerg. Buchon') hat
den Versen der Pariser Version keine Nummer gegeben; ich werde die
Verse der Kopenhagener Version angeben, mit welchen die Verse in
der Ausgabe des Pariser Codex übereinstimmen, und füge die Seite
und die Spalte hinzu. HMEIZ: Prolog: 428 (S. 12, 2), 606 (S. 16, 2).
Gedicht: 762 (S. 52, 1), 1051 (8.58, 1), 2516 (8. 90, 1), 2540 (S. 00, 2),
2664 (S. 93, 1), 2037 (8. 98, 2), 3661 (S. 115, 1), 3801 (S. 118, 2),
3815 (S. 118, 2), 3895 (S. 120, 2), 3946 (S. 121, 1), 5354 (5. 156, 2),
5626 (S. 162, 1), 5653 (S. 162, 2), 6130 (8. 174, 2), 6571 (8. 185, 1),
1074 (S. 212, 1), 7081 (8. 212, 1). EMEIZ: Prolog: 349 (S. 10, 2).
Gedicht: 267 (S. 39, 2), 764 (S. 52, 1), 1307 (S. 64, 2), 2512 (5. 90, 1),
3858 (8. 119, 2), 3955 (S. 121, 2), 4033 (S. 123, 2). Die Handschrift
der Pariser Version ist nach Omonts Ansicht in den Anfang des
16. Jahrhunderts zu setzen (John Schmitt, Zur Überlieferung der
Chronik von Morea S. 535).
14. Jahrhundert. Die Ilias des Hermoniakos (Legrand, Bibl. gr.
vulg. V, 8800 Verse). HMEIZ: Prolog 75; VII 120; XIII 3, 436;
von dem Buchonschen Texte abweicht. Hierüber: John Schmitt, Zur (berliefe-
rong der Chronik von Morea in: Romanische Forschungen, herausgegeben von
K. Vollmöller 5 (1890) 519 ff.
1) Buchon, Chroniques étrangères relatives aux expéditions françaises pendant
le 13. siècle. Paris, 1840,
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 387
die Verhältnisse nicht so klar, da in diesen Stücken die Aphäresis
schon sehr stark entwickelt ist (Mondry-Beaudouin, Étude du dialecte
Chypriote, Paris 1884, S. 52). Bei Machaeras (ed. Miller und Sathas,
2 voll, Paris 1881—1882) fand ich zweimal quete (S. 135 Mitte und
147 oben), sonst éusig (z. B. S. 106 Mitte, 129 Mitte, 139 oben,
147 oben, 148 unten u. s. w.); bei seinem Fortsetzer Bustrone (Sathas,
Mec. BiBXo8xy II, Venedig 1873, S. 413— 543) las ich nur Zueis
(z. B. S. 450 oben, 511 unten, 519 unten, 532 unten, 537 oben).
Machaeras gehört dem 15., Bustrone dem 16. Jahrhundert an. In den
von Cusa, Zambelios und Trinchera herausgegebenen griechischen Diplo-
men ist die Frequenz der ersten Person des Plurals des Personalpro-
nomens sehr grofs. Bei Cusa (I Diplomi greci ed arabi di Sicilia,
Palermo 1882, 2 voll. 4°) liest man fast auf jeder Seite Aueig, nur
zweimal dagegen ¿uste und zwar S. 307 und 523. Da in diesen
Sammlungen sich Stücke befinden von sehr verschiedenem sprachlichem
Gehalt, gebe ich hier keine vollständige Liste aller Stellen, wo muets
u. 8. w. vorkommen. Nur sei erwähnt, dafs in den beiden Stücken,
wo £ueig steht, auch queto vorkommt; im ganzen zählte ich in der
Sammlung von Cusa mehr als 150 Fälle von nueis. Die beiden Akten,
welche ¿uetg aufweisen, sind vom 12. Jahrhundert.
Bei Zambelios (Italograeca, Athen 1864) fand ich kein einziges
Mal Zueis, aber öfter queto.
Auch bei Trinchera (Syllabus Graccarum Membranarum, Neapel-
Cataneo, 1865) kommt wets aufserordentlich häufig vor; dagegen fand
ich nur zweimal éueig (S. 16 (1015) und 101 (1114)). Ich habe die
Sammlung Trincheras nur während eines kurzen Aufenthalts in Paris
benutzen können und also nicht so genau untersucht wie das Werk
von Cusa; es würde mich aber sehr wundern, wenn man mehr als zwei
Fälle von éuetg bei Trinchera nachweisen könnte. Noch ist zu be-
tonen die grofse Anzahl Schreib- oder Druckfehler, die namentlich bei
Trinchera vorkommen. Bei einer so fehlerhaften Überlieferung der
Texte ist es erlaubt zu fragen, ob den ca. 200 Fällen von queis gegen-
über die zwei Stellen mit Zweig unserer Beachtung wert sind.
Von den Texten, deren Entstehungszeit nicht näher bekannt: ist,
kommt zuerst in Betracht das Digenislied. In der Version von Trape-
zunt (Sathas et Legrand, Coll. de mon. N. S. vol. 6, Paris 1875) findet
man von nicht klassischen Formen des Personalpronomens nur uäg und
vús (z. B.: us (Genetiv): V. 23, 46, 56, 67, 72, 73; pág (Accusativ):
V. 16, 43, 70; 0%g (Genetiv): V. 94, 1366). Psichari (Essais II S. 35)
glaubt, dafs der Verfasser dieses Gedichts eine in lebender Sprache
‚verfalste Vorlage in archaisierender Sprache wiedergegeben hat. Wenn
388 | I. Abteilung
seine Vermutung das Richtige trifft, so können wir aus dem Vorkommen
von o&g und ug sehen, dafs auch den Griechen des Mittelalters diese
Formen älter und mehr dem klassischen Griechisch sich zu nähern
schienen als ¿ueva, ¿oéva u. s. w. — Die Version von Grotta-Ferrata
(Legrand, Bibl. gr. vulg. VI) bietet neben us und o%g schon einige
moderne Formen n. 1. éuevav: 11 129; II 225; éuéva: IV 733; &oe:
II 279; IV 97; oéva: IV 452; muerte kommt oft vor, z. B. I 110,
265, 273, 324; IV 1090; VI 383. Die modernen Formen sind noch
selten; Legrand meint (Préface, XX), diese Version gehöre vielleicht
dem 11. Jahrhundert an. In der Version von Andros (Ed. Ant. Milia-
rakis, Athen 1831) finden wir: HMEIZ: 487, 555, 783, 867, 872,
058, 2426, 2580, 3131, 3337, 3559. (E)MEIZ: fehl. HMAZ: 513,
176, 919, 957, 1109, 2200, 2353, 3025, 3252, 3253, 3255, 3366, 3406,
3439, 4249, 4463, 4588, 4665. EMAZ: 2174. Moderne Formen:
éuevav: 1095, 2005, 2573, 2770; weve: 2104, 2113, 2505, 2683; ¿oéva:
863, 3313, 4436; oéva: 1741, 1876, 1893, 1068 u. s. w. Man sieht,
dafs diese Tabelle sehr wohl stimmt zur Vermutung Psicharis (Essais I
S. 9 und II S. 46), der diese Version nicht früherer Zeit als der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts zuschreibt.
Kallimachos und Chrysorrhoe (Lambros, Romans Grecs S. 1—19,
2607 Verse), HMEIZ: 118, 135, 880, 968, 1375, 1645, 1729, 2027,
2268, 2411, 2418, 2422, 2435. (E)MEIE: fehlt, HMAE: 117 EMAX:
fehlt. Moderne Formen: &uevev: 1072, 1171, 1257, 1258; éov: 1078,
1081; ¿oé: 1171, 2081; oeis: 2218 u. s. w. Krumbacher (Gesch. der
Byz. Litt S. 441) setzt den Roman in das 12. Jahrhundert, Psichari
(Essais I S. 6) in das Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts.
Lybistros und Rhodamne (Wagner, Trois poémes gr. du moyen-äge,
Berlin 1881, S. 242— 349, 3841 Verse): HMEIZ: 1732, 2452, 2487.
(E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehl. EMAZ: 2976. Moderne Formen:
éuévav: 68, 376, 381; éosva: 66, 81, 88; écé: 3581, 3704, 3823; écets:
875, 980. Der Roman ist wohl nicht jünger als das 14. Jahrhundert
(Krumbacher a. a. O. S. 449). Die Stellen mit fueíg habe ich mit
der Leidener Handschrift verglichen.
Belthandros und Chrysantza (Legrand, Bibl. gr. vulg. I S. 125
bis 168, 1358 Verse). HMEIZ: 153, 173, 193, 964, 1217, 1343.
(E)MEIZ: fehlt. HMAZ: 189, 1257. EMAZ: fehlt. Moderne
Formen: ¿uéva: 203, 760, 900; gov: 1270; écév: 172; écéva: 65, 838,
884. Entstehungszeit ist wahrscheinlich das 15. Jahrhundert (Krum-
bacher a. a. O. S. 444 und Psichari, Essais II S. 17).
Phlorios und Platziaphlora (Bekker, Abhandl. der Berliner Akad.
der Wissensch. 1845 S. 127—180, 1874 Verse). HMEIZ: 806, 828.
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 389
(E)MEIZ: fehl. HMAZ: 1741, 1789. EMAX: fehlt. Moderne
Formen: éuéva: 236, 278; êcé: 266, 348, 449; écéva: 412, 551 u. s. w.
„Der Verfasser des Gedichts (gehört) wohl der zweiten Hälfte des 14. oder
dem Beginn des 15. Jahrhunderts (an)“ (Krumbacher a. a. O, S. 451).
Achilleis (Wagner, Trois poémes gr. S. 1—55, 1820 Verso).
HMEIZ: 401, 492, 520, 798. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 148, 519.
EMAZ: 1352. Moderne Formen: éwéva: 483, D4G, NOT; doév: 5
303, 309; éeetg: 545, DAI u. 8. w.
Belisarroman (Wagner, Carmina S. 304— 321, reimlose Version,
556 Verse). HMEIZ: 47, 185, 537. (E)MEIE: fehlt. HMAR,
EMAZ: fehlen. Moderne Formen: épéva: 21, 363; ‘éoev: 14; éoeîs:
159, 385. 15. Jahrhundert? (Psichari, Essais II S. 13).
Belisarroman (Wagner, Carmina 8. 348 — 378, spätere gereimte
Version, 997 Verse). HMEIZ: 62, 295, 542, 695. EMEIZ: 67, 964.
HMAZ: 331, 385. Zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts? (Psichari,
Essais II S. 13).
Physiologus: (Legrand, Coll. de mon. vol. 16 (1873), 1131 Verse).
HMEIZ: 146, 270, 533, 631, 665, 670, 920, 1038. (E)MEIZ: fehlt.
HMAZ: 632, 668, 916. EMAX: fehlt. Es kommen in dem Gedicht
so gut wie keine Pronomina der ersten und zweiten Person Singular
vor. Nur gov: 96, 194, 430, 743, 859, 1073. Anfang des 15. Jahr-
hunderts? (Krumbacher a. a. 0. S. 456, Psichari, Essais I S. 17).
Der Pulologos (Wagner, Carmina 8. 159— 198, 650 Verse). HMEIZ:
136, 169. (E)MEIZ: fehlt. HMA2: fehlt. EMAX: 528. Moderne
Formen: ¿uévav: 79, 119, 115; ¿oév: 225; cov: 26, 43; og: Th. Ende
des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 20
und Krumbacher a. a. O. 5. 450).
Die Legende vom Esel (Wagner, Carmina 8. 112—123, 893 Verse).
HMEIZ: 15, 68, 85, 366. EMEIE: 14. HMA: 101, 109, 111.
EMAZ: fehlt. In der späteren gereimten ausführlicheren Version
(Wagner, Carmina S. 124—140) kommt nur einmal das Personalpro-
nomen der ersten Person Plural vor; es lautet weis (126). „Die
kürzere Bearbeitung dürfte um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die
ausführlichere am Ende desselben oder erst im 16. Jahrhundert ent-
standen sein“ (Krumbacher a. a. O. S. 463).
Das ABC der Liebe (Ed. Wagner, Leipzig 1879, 707 Verse).
HMEIZ: 50, 4; 86, 7. (E)MEIE: fehlt. HMAZ: 43, 6. EMAX:
fehlt. Moderne Formen: ¿uéva: 16, 3; 25, 2; 27, 3; god: 6, 4; 12, 1;
15, 11, 12; éoéva: 2, 1; 6, 2; 6, 4; éoé: 2, 2; 24, 6 ues. w. Ende
des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts (Krumbacher a. a. 0. 5. 405);
Ende des 15. Jahrhunderts (Psichari, Essais I S. 4).
I,
D. Hesseling: Das Personalpronomen der ersten u. zweiten Person im Mittelgr. 391
Texte uns ein treueres Bild des Gebrauchs der Pronomina geben als
diese Grammatiken, die doch, für Missionszwecke geschrieben, die wirk-
liche Umgangssprache zu lehren beanspruchten. Sogar das Vocabulario
des Girolamo, dessen Verfasser am schärfsten diesen Zweck betont, läfst
Wichtiges beiseite; das ¿uóv bei ihm und Portius ist vielleicht so zu
erklären, dafs im Munde des Volkes die Form nuóv, welche in For-
meln wie 6 xvpios judy in Gebeten u. s. w. vorkam, zu éu@v wurde.
Allein dies rechtfertigt keineswegs die Aufnahme dieser Form in das
Paradigma.
Es wäre nun sehr interessant, zu untersuchen, ob in den heutigen
Dialekten noch Spuren des mittelalterlichen Gebrauchs der Pronomina
enthalten sind, ob wirklich, wie W. Meyer behauptet (Portius-Meyer
S. 165) éoé nie vorkommt (ich lese es bei Passow S. 487, 50 und im
"Tuvos elg Tv EAevdegiav des Solomos, Str. 27), inwiefem David
(Methode pour étudier la langue grecque moderne, Paris 1827, S. 28)
und Russiades (bei Mullach $. 183) recht haben, wenn sie quets neben
Zusig anführen‘), — allein es würde dies nicht nur den Rahmen dieser
Monographie zu weit überschreiten, sondern es scheint mir auch bei dem
gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis der Dialekte für jeden, der nicht
über zuverlässige lokale Mitteilungen, sowie über eine reichhaltige
Sammlung einschlägiger Werke verfügt, geraten, sich hier der Ent-
haltsamkeit zu befleifsigen.
Leiden. D. C. Hesseling.
1) In der ersten und zweiten Nummer der “Eoría dieses Jahres findet. man
eine Novelle von Papadiamantis (Zrò Xpuoró ord Kaoreo), worin der in der Volks-
sprache geschriebene Dialog weder Zueig noch éu@g, sondern immer nueig und
judas bietet. Beruht dies auf einer Kigentümlichkeit des betreffenden nord-
griechischen Dialekts?
7 Phlorios und Platziaphlora.
Wilhelm Wagner hat in den „Carmina graeca medii aevi“ — ich
weifs nicht aus welchem Grunde, denn in der Vorrede verweist er
deshalb auf eine spätere Auseinandersetzung — das kleine Epos Die
quos xul ITAatéaglopa, das er in den „Medieval greek texts“ heraus
gegeben hatte, nicht wieder abdrucken lassen. Da nun gewils andere
Gelehrte die Arbeit Wagners aufnehmen werden, so will ich einige
Beobachtungen, die ich bei diesem Gedichte und zum Teil auch bem
Apollonios gemacht habe, in Form emer kleinen Studie vorlegen. So
verwildert auch die volkstiimliche Schriftsprache der damaligen Zet
sein mag, recht viel trägt auch die vernachlässigte Überlieferung dazu
bei, diese Dichter, wenn man sie so nennen will, ungeniefsbar zu mache.
So sehr man sich hüten mufs in eine Sprache, welche die jetzt Lebenden
doch nicht bis auf den Grund kennen, hineinzukorrigieren, als ob man alt-
griechische Verse vor sich hätte, so läfst sich dennoch viel zur Besserung
der Texte in aller Bescheidung und Bescheidenheit thun, wenn mai
sich nur ohne Hochmut in die Art der Erzähler hineinzuversetzen ver
mag. Sie erzählen besser, als der Text zeigt, und tragen nicht ganz
die Schuld, wenn uns ein gerechter Unwille das Buch aus der Hand
legen heilst.
Der Text des Phlorios ist durch eine Reihe von Versen entstellt.
welche vom Rand in den Zusammenhang der Erzählung hineingeraten
sind; sonst bilden verkleidete und daher verkannte Palillogien, scheinbare
und vielleicht wirkliche Lücken und das gewöhnliche Leiden aller
Handschriften, nachlässige und gedankenlose Wiedergabe, die Klippen
für den Leser und besonders für den Herausgeber.
Schon der Titel des Gedichts
Aijyyou e&atoeros éporixy xai Fern
DPiootov tod ravevrvjods xi xdoys ITMAursıapAwers
lälst die Vermutung aufkommen, dafs an den Seiten des Buches oder
zwischen den Reihen sich Inhaltsangaben und Bemerkungen in Versen
befunden haben, welche zum Teil dann in die Erzählung übergegangen
sind und unerträgliche Tautologien hervorgerufen haben. Es sind im
H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 393
Phlorios so viele, dafs man dariiber gar nicht in Zweifel sein kann.
Könnte man alle diese lahmen und lähmenden Einschiebsel beseitigen,
so wäre dem Texte wenigstens nach einer Seite hin auf die notwen-
digste, einfachste und durchgreifendste Weise geholfen, wie schon
Wagner durch eckige Klammern an mehreren Stellen versucht hat.
Ich will zuerst nur drei anführen, welche ihren Ursprung auf dem
Gesichte tragen und den Flufs der Erzählung auf unangenehme Art
stören. 1425. Der Kastellan läfst ein Schachbrett holen, beide spielen,
und Phlorios siegt; dazwischen steht, was wir ja schon wissen, 6
Piopıos maiter To Taviiv pera tod xaoteAdvov, eine unverkennbare
Randbemerkung. 1473. Als sie gegessen haben, giebt Phlorios dem
Kastellan Geschenke, die dann folgen xovrav ded)v 64A6X0vonv ye-
patnv tè Oovxära, und dazwischen steht 1474 6 logos Eyagıoev
dbea rov xaotelavov; scheidet man diesen nichtsnutzigen Vers aus,
so ist alles ebenso verständlich wie vorher und zugleich verständig.
1230. 4 Éevoddmodx Aadet tov Dlogiov pavdarov, eine Inhaltsanzeige,
welche die Worte des Phlorios auseinanderreifst und auf die späteren
Worte der Wirtin hinzeigt.
Mehrere dieser Verse hat Wagner schon durch eckige Klammern
gestempelt, so 674. 904 f. 929 f. 1084 f.—1206 Bursian.
Ich zähle dazu auch 6. 311, sodafs 307 an seine Stelle träte und
die Lücke wegfiele. 840—43. 857 f. 978. 1123 Gre noAlaxıs éopallav
xaideg thy pepiotrevav, Bemerkung zu 1125 und 1126: man beseitige
den Vers und halte sich sonst an Bursians Umstellung: 1141—46 ist
ein Gemisch von Text und Rand, das ich nicht entwirren kann. 1163
und 1165 sind auszuscheiden; dann geht die Erzählung vom Wunderringe
sehr hübsch weiter. 1183 und 84 sind textstörende Seitenbemerkungen
zum Folgenden. Auch 1255 und 56 rechne ich unter dieselbe Rubrik.
Gewifs sind noch manche andere Reihen diesen zuzuzählen, aber
ich möchte nur auf das, wie mir scheint, Auffälligste hinweisen und
anderen nicht etwa durch Zuweitgehen unnötige Schwierigkeiten be-
reiten.
Ganz vorziiglich wichtig ist die Palillogie, welche selbst von Wagner
fast tiberall verkannt ist, besonders im Apollonios, aber auch an einigen
Stellen des Phlorios. Zuerst einige Beispiele, wo die Handschrift die
Figur, welche in diesen Gedichten eine nicht geringe Rolle spielt, ganz
ausdrücklich und unwiderleglich uns entgegenträgt.
Apollon. 633 £.
x bolter và éuxodr quels piduxoveov xal onuadiv
qoels Onuddıv piduxoveoy Bio pavpogpogodoar.
So ganz richtig die Handschrift: „er befiehlt, sie sollen in den Hafen
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 26
H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 395
id. ‘759 éxoù ue xolxev Tb xadòv xaiòv tiv nowrnv vixta (W.
elok Tv ne. v.)
id. 775 ¿qu 0° ¿qu 0°, Ouudrix pov, Exo GE, pis xual dota.
Hier schliefst sich W. Bursian und mir an: er hatte vorher ¿xo
GE THQ.
Phlorios 325. revpjoaı ¿yw pera o&, pera ot nal Siepe. (W. xai
[prdixbs] dıayeıv.)
id. 385. rdya ro 6jkev, raya To, iva un ¿xy Ô610v.
Wagner iva un [paveo@s] Eyer dóldov, wo doch qavegós, man kann
wohl sagen qavepós em Lückenbülser ist, ebenso wie 325 quiixós
und besonders 1155 opó0ga.
id. 1155. ro ulosvua dov Dempú, Temp x dvaotevabo
üneld, vie pov, ÜneAdE pera xal tig eUyîjs uov,
de Mv i noatis cov xx, &s Tv’ Muegopévn.
Für das zweite 8500 vor x avaotevato liest W. x dvaorevabo
[opódoa], obgleich hier drei Palillogien auf einander folgen: 8509
Pop ünside GneÂde und ag Mv ds mv.
id. 1187. el tig civ’ obta ng6dvuog va EAP pera uéve,
%) En ujvag pera pev 1) yoovoy diafaon. (W. dúvaras.)
id. 619. Havarov dvexAdAntoV Evanıov TÜV xdvrov
ÉXETVOV VA yapidwunı, EVITLOV TÜV HAVIOV
và Ad davarov avros x 1 xdon per” Exsivov.
So liest die Handschrift ganz richtig, sogar recht hiibsch und aus-
drucksvoll. Wagner, der seltsamerweise gerade diese Eigentümlichkeit
nicht anerkennen wollte, sagt: &vanıov tóv mavrov has got into this
line from the end of the next. The words originally concluding this
line have of course been lost. Im dritten Verse streicht er per’
éxetvov und setzt: did va AcBy Sévarov adrôg te xal 1) «ven. Da
ruft man denn doch unwillkürlich: Ista quidem vis est!
Auch mit den Lücken mufs man sich in acht nehmen. Im
Apollonios hatte W. ursprünglich 19, sage neunzehn angenommen,
welche aber in den Carmina fast alle verschwunden sind, bis auf die
ganz wenigen, welche die schwer zu lesende Handschrift wohl für
immer hinterlassen hat, und die, welche man durch Palillogie füllen,
also beseitigen mufs. Auch auf die im Phlorios gebe ich nicht viel, z. B.
Phlorios 301. Any thy yaou Exeivnv
GAN’ eigév tv os oxvBaha, oùx EBlexev eis abra».
Warum da eine Lücke nach &xeivmv? &A1à ist ein lebhafter Uber
gang; oder
id. 1022. ¿Esvitevdy N uavva pov, x eyo acd toradita
wo, wie mir scheint, ein Punkt hinter rocæüra helfen würde.
26*
H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora 397
auch gern der goldbefiederte übersetzen mag. persica heifst der Pfirsich.
Platziaphlora ist rot und weils und frisch wie ein Pfirsich.
id. 1625. ñoav xal tà waddirfa tov ’Apeoaiodu Tv rocya.
Dafs hier ein Fehler stecke, sah zuerst Wagner; daher sagt er: perhaps
cav "Apalodu tiv toiya. Es mufs heilsen vixnoav tà uallirka rov
AfBecalodu xiv tetra. Als Vorbild diente offenbar ein Vers aus
Tzetzes Chiliaden, dem damaligen Schulbuche, aus dem man Ge-
schichte lernte: xal rov ‘AfecaZbou adroy slo roiywav vixdyras
Chil. 1 211.
id. 1626. ¿:dapurós.
Sollte es nicht Aıdapwndg heilsen? er hatte ‘Augen glänzend wie
Edelsteine’?
id. 1686. xal ro ovußav 6 dunoûc xoods ovdiv HEEvoEL.
HOOOTÈTTEL META Opiouòv LAVE MQVG TO x0pAGLOV
va nà va dî xal to vepov cv ¿var Bovexwpevor.
Der zweite Vers muls heilsen: zgo6&r«rnv pera dpiouòv unv& mods
zo xogecuwov. Der Emir ahnt nichts vom Vorgefallenen; aber “er
schickt einen von den Grofsen, vielleicht einen Imam, um zu sehen,
ob das Zauberwasser getrübt sei”.
id. 1865. x’ y ‘Poun diadéyerar ‘Pouatov Basılsiov (ob nicht Ba-
sılcov Red.).
Das soll doch gewils heilsen: x 7 ‘Poun dvadéyer tov ‘Popatov Ba-
ouléav.
So lassen sich noch viele, viele Verse bessern, ohne dafs man den
Vorwurf des Leichtsinns zu befürchten brauchte Zum Schlufs möchte
ich nur noch auf eins aufmerksam machen, auf die Namen und zwar
in allen diesen Gedichten. Davon hier nur eine Andeutung. Im
A pollonios 548 heifst der Knecht des Kupplers Haxegaaa, doch wohl
weil er nur poca roba hat; er würde englisch John Lackshirt heifsen,
bei uns Hans Ohnehose; im Phlorios 1263 heifst ein Wirt Iedeoxvra,
doch wohl von pelare und oxùros, also ‘Schinder, Hautabzieher’; wir
würden an der Börse ‘Kehlabschneider’ sagen, eine Benennung, die aus
dem italienischen Original stammen mufs, aber deren Humor in der
griechischen Bearbeitung, also im griechischen Auszuge, bis auf den
Namen verloren gegangen ist. Dals auf diese Dinge zu achten ist,
zeigen ja gleich im Anfang Phlor. 145 die Namen des Helden und
der Heldin Flor und Blancheflor; sie sind sinnbildlich; beide sind ein-
ander ähnlich zum Verwechseln an Leib und Seele: eine Blüte der
Rose und der Lilie, rot und weils wie die beiden Blumen, diari ray
Evin ui tod 6ddov xal rod xpivov, so lese ich, während die
Handschrift hat &v&iua rod 60008900 xpivov. &v9n ud stammt von
398 I. Abteilung. H. Köstlin: Zu Phlorios und Platziaphlora
Mullach; Wagner hat diari rav Evdy pià Tod dposegod Tod xpivov,
wo, wie er selbst sieht, das rod vor xpívov verdächtig ist; er schlägt
deshalb vor tod dgocegddovg xgívov; der Fehler steckt aber nach
meiner Meinung in dem unerwarteten und sehr zweifelhaften dgocegei.
Im Phlorios 111 geben die Königin und die Mutter der Platziaphlon
einander offenbar Schmeichelnamen, und das geht von der Königin aus;
sie heifsen eigentlich anders; daher sagt der Dichter: pd@e xal re
óvópara tiv dio xal Esvífov, “lerne auch ihre Namen kennen und
erstaune’. Und erstaune! Worüber soll der Hörer erstaunen? über
die nichtsbedeutenden, scheinbar ganz sinnlosen und sinnlos in die Er-
zählung hineingefügten langweiligen Namen? Aber es sind, so scheint
mir, Schmeichelnamen, welche das vertraute Verhältnis der beiden durch
das Schicksal verbundenen Frauen bezeichnen. Bei Toxartía könnte
man an ein Deminutiv von topo ‘Maus’ denken, aber gewifs näher
liegend ist die Ableitung von roxd£ıov aus dem Sprichwort txt
qevooy xal roxdtiov (rd dt toxdidév ¿ori Aldog tiv zoasoreden)
Tiérfov Xilidd. 8, 964 und 969, und sollte Kadsorvéga oder Kel-
luotéoa — ich frage hier nur und wünsche Belehrung — nicht vie
leicht Kaddsoavéga heifsen von irgend einem Lieblingsvogel? Wem
ich die dunkele, verworrene Stelle recht verstehe, so haben sie sogar
ihre Kleider getauscht, aber das lifst sich aus den untereinander-
gemischten Versen schwer beweisen und also leicht abweisen.
Hamburg. Heinrich Köstlin.
Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien.
Es ist ein grofses Verdienst Krumbachers, die traditionelle An-
schauung von einem unaufhaltsamen Verfall der griechischen Litteratur
vom 6. bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. von Grund aus erschüttert und
auf die aufsteigende Entwickelung hingewiesen zu haben, welche mit
dem erneuten Studium der Alten im 9. Jahrhundert beginnt und im
12. und 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht.') Das rege Inter-
esse für Byzantinistik, welches durch Krumbachers schönes Werk er-
weckt worden ist, wird ohne Zweifel auch Spezialarbeiten über Art
und Umfang der klassischen Studien jener byzantinischen Renaissance
zeitigen. Bis jetzt fehlt es, wie Krumbacher”) bemerkt, noch an allen
Vorarbeiten zur Lösung der Frage, was die Byzantiner von der alten
Litteratur besafsen, und welche Werke ihre Lieblingslektüre bildeten.
Einen kleinen Beitrag hoffe ich im Folgenden dadurch bieten zu können,
dafs ich die Benutzung des Dion Chrysostomos und des Themistios
durch Theophylaktos nachweise und die des Synesios und des Julian
wahrscheinlich mache.
Ein Vergleich der Fürstenspiegel des Agapetos und des Basileios
einer- und des Erzbischofs Theophylaktos*) andererseits bestätigt voll-
kommen Krumbachers Charakteristik der beiden Hauptperioden der
byzantinischen Litteraturgeschichte. Basileios*) gehört zwar dem Beginn
der neuen Epoche an; seine xepaiaıa raparverixt tragen aber noch
das Gepräge der vorhergehenden Zeit. Agapetos und Basileios bringen
nur sehr allgemein gehaltene Regeln. Die Beziehung auf den Fürsten
und sein Amt ist grofsenteils nur sehr lose. Von den Gedanken, die
1) Geschichte der byzantinischen Litteratur $. 8.
9) A. a. O. S. 217.
8) Ich berúcksichtige von Theophylaktos' rcıdel« Bacs hier nur den
zweiten paränetischen Teil.
4) Krumbacher $. 187 hält. das Schriftchen für untergeschoben und vermutet
den Verfasser in einem Manne der Umgebung des Kaisers, vielleicht Photios.
Doch möchte ich bezweifeln, dafs Photios bei seiner grofsen Belesenheit nicht
mehr antikes Material verwendet haben, und dafs das Ganze unter seiner Hand
so dürftig ausgefallen sein sollte.
400 I. Abteilung
sich in den Abhandlungen der Alten über das Fürstenideal immer aufs
neue wiederholen'), findet sich in beiden Schriften nur ein geringer
Bruchteil, und auch davon scheint manches erst durch Vermittelung
christlicher Schriftsteller auf die antiken Quellen zurückzugehen. Nur
Isokrates und Pseudo-Isokrates zpdg Anuóvizov”) sind von Basileios
stark herangezogen; Isokrates wird c. 66 zur Lektüre besonders
empfohlen. Beide Werke tragen ein hervorragend christliches Geprige;
namentlich bei Agapetos geht die Benutzung von Kirchenschriftstellen
sehr weit,*)
Ganz anders Theophylaktos. Während Basileios seinen Vorgänger
Agapet stark ausgebeutet und seine Schrift im wesentlichen in desen
Geiste gehalten hat, legt Theophylakt einen ganz neuen Grund. Von
einer Anlehnung an seine beiden byzantinischen Vorgänger findet sich
nichts.“) Statt dessen geht er wieder auf die Alten zurück. Beseitigt
man einiges wenige Christliche’), so könnte die ganze Schrift ihrem
Inhalte nach von einem antiken Verfasser herrühren. An den
Stellen freilich läfst sich Benutzung eines bestimmten alten Vorbildes
nachweisen. Fast überall treffen wir auf Gedanken, die sich in einer
Reihe einschlägiger Arbeiten des Altertums von Xenophon bis auf
Synesios vorfinden; auch ihre Anordnung und die Form, in welcher
sie auftreten, verraten in seltenen Fällen eine bestimmte Quelle. Offen-
bar hat Theophylakt in der Weise gearbeitet, dafs er sich bei der
Lektüre Gedanken, die er glaubte verwerten zu können, anmerkte, sie
in eine neue Form umgofs und an dem lockeren Faden der Kapitel-
einteilung aufreihte. Dieses Blütensammeln hat Theophylakt mit Agapet
und Basileios gemein; nur sind die letzteren weit unfreier und ver-
ändern den Wortlaut ihrer Quellen wenig oder gar nicht. Natürlich
1) Eine fleifsige Zusammenstellung des hierher Gehörigen aus einer Anzahl
antiker Schriftsteller enthält die Arbeit von Barner, comparantur inter se graec.
de regent. homin. virtutib. auctores, Marpurgi 1889, die zum Folgenden zu ver-
gleichen ist.
2) Diese Schrift war auch sonst bei den Byzantinern beliebt, vgl. Krum-
bacher $. 289.
3) Einiges Nähere über christliche Quellen des Agapetos gedenke ich dem-
nächst zu veröffentlichen.
4) Agapet. c.22 (rdv cœoudroy rag oxic pepotpevor von den Schmeichlern gesagt)
berührt sich mit Theophyl. c. 15 (onı&g Egyov noı@v); Basil. c. 22 mit Theophyl.
c. 13 (der König wird durch seine Freunde gleichsam vervielfacht). In beiden
Füllen liegt aber nur gemeinsame Verwertung eines überlieferten Gedankens vor,
nicht Benutzung seiner Vorgänger durch Theophylakt.
5) So der Schlufs von c. 18. Am Ende des ganzen Werkes sind christ-
liche Anklänge durch die Bezugnahme auf die persönlichen Verhältnisse des An-
geredeten herbeigeführt.
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 401
bietet ein nach der Art Theophylakts gearbeitetes Werk der Quellen-
forschung ein weit schwierigeres Problem als eine Schrift, in welcher
gröfsere Abschnitte nach einem einheitlichen Vorbilde verfafst sind oder,
wie bei Agapet und Basileios, in den entlehnten einzelnen Sätzen die
Ausdrucksweise des Originals treuer festgehalten ist. In den meisten
Fällen läfst sich bei Theophylakt nur nachweisen, dafs der Gedanke
antik ist; verhältnismäfsig selten führt die Beibehaltung einer be-
stimmten Wendung des Gedankens weiter. So enthalten c. 7 ff. die
üblichen Ausführungen über die Tyrannis, ohne dafs zu Tage träte,
wem der Verfasser die einzelnen Züge verdankt. Die Anwendung der
Gewalt ist das Charakteristische der Tyrannis im Gegensatze zum König-
tum c. 7 und 11; vgl. Xen. memor. 4, 6, 12; Plat. pol. 276 d, 291 e,
Dio Chrys. or. 3 p. 46 Dind. u. a.? Auch die bekannten oopiouara
rvgavvırd fehlen nicht. Der Tyrann beseitigt die hervorragenden Bürger?):
0.8 xdrte tóv dotayvev roda xootyorrae; vel. Arist. pol. VII (vulg. V)
c.10 p.1311a; 111 13 p.1284 a; Herod. V 92, 6; Themist. or. 19 p. 232 a;
in römischer Umbildung Liv. I 54. Er bringt seine Unterthanen in
Armut und versenkt sie in Leid und Trübsal, damit sie keine Mulse
1) Von einer Ausnahme in c. 8 wird unten die Rede sein.
2) Die Einteilung der Verfassungen, wie sie in c. 7 und 11 zu grunde liegt
und in c. 6 eingehender entwickelt. wird, ist im wesentlichen die des platonischen
Politikos; nur fehlt das Idealkónigtum. Wie bei Platon scheiden sich die rich-
tigen und die verfehlten Verfassungen darnach, ob nach Gesetzen oder ohne
Gesetze, und ob mit. dem Willen der Bürger oder gegen denselben regiert wird,
Unter den zoAAol &eyovres, welche in der Aristokratie am Ruder sind, können
natürlich nur viele im Verhältnis zu einem, d. i. mehrere, verstanden sein, da
sonst der Unterschied zwischen Aristokratie und gesetzlicher Demokratie wegfiele.
Die Terminologie ist von der platonischen verschieden. Die ungesetzliche Demo-
kratie trägt, wie auch sonst bei Späteren, den Namen Ochlokratie; für dduyaeyia
tritt óliyoxgaría cin; das Verbum ölıyoxeareiv finde ich bei Themist. or. 2 p. 35 Db.
Ein genau entsprechendes Schema vermag ich nicht nachzuweisen. Vel. für die
nacharistotelische Zeit die Zusammenstellung bei Henkel, Studien zur Geschichte
der griech. Lehre vom Staat S. 100 Anm. 4, wo noch Sallust de deis et mundo
c. 11 hinzuzufügen wäre. An Dion Chrysostomos erinnert die Definition der Ochlo-
kratie als ovyxezvuévov rod nAndovs cvvélsvors &vouog te nal ravranagiv èrantos;
vgl. Dio Chr. or. 3 p. 47 Dind.: zorxidn al mavrodari) qpooc nindous ovôtr
elddrog driòs taparrouevov dé dei. Doch gehen im übrigen die beiderseitigen
Ausführungen zu weit auseinander, als dafs an eine Benutzung Dions zu
denken wäre.
3) Häufiger noch ist der Gedanke in der erweiterten Form, dafs der Tyrann
die Guten (Besten) überhaupt aus dem Wege riiumt. Einige Stellen hat gesammelt
Ellinger, die antiken Quellen der Staatslehre Machiavellis S.55 ff. Vgl. aufser-
dem Xen. Cyrop. V 4, 35; Plat. rep. VIII 567 b; Eurip. Suppl. 444 f.; Isocr. Hel. 33.
Verwandt Xen. Cyr. VIII 8, 12. Daus Gegenbild Plat. leg. III 694 b.
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 403
c. 17!) der Rat, den wenn auch bisweilen bitteren Zurechtweisungen der
Freunde stille zu halten (vgl. Themist. or. 10 p. 129d u. a.). Das
18. Kapitel betrifft die Auswahl der Freunde, welchen wichtige Ämter
übertragen werden sollen. Drei Stufen sind es, auf welchen jeder sich
zu bewähren hat. Sie lassen sich bezeichnen durch die drei Worte:
Mensch, Haus, Staat. Wer sein eigenes Selbst nicht in der Gewalt hat,
kann sein Haus nicht richtig leiten; wer dies nicht vermag, ist als
Staatslenker unmöglich. Wer andererseits auf der ersten Stufe sich
erprobt hat, kann zur zweiten, und, wenn er auch da sich bewährt, zur
dritten befördert werden. Diese Darlegung erinnert an die von Platon
und Xenophon vertretene, von Aristoteles im Eingange der Politik be-
kämpfte Anschauung, nach welcher der Staat nur eine vergrölserte
Hausgemeinde, und zwischen dem Staatsvorsteher und Hausverwalter
kein Wesensunterschied ist; s. Plat. polit. 258 e f. u. ö., Xenoph. mem.
III 4, 6 u. 6.; von anderen wäre etwa zu vergleichen Phil. lud. de creat.
prince. 7, 366 M; 12, 372 M. Eine der theophylaktischen genau ent-
sprechende Forderung vermag ich nicht nachzuweisen. Das Verlangen,
dafs, wer den Staat regieren will, zunächst sich selbst beherrsche (wobei
von der zweiten Stufe des Theophylaktos nicht die Rede ist), ist sehr
allgemein und fehlt in keiner Ausführung über die Pflichten des Fürsten;
auch unser Verfasser spricht sich ebendahin aus in c. 4. Von den
ungezählten hierher gehörigen Stellen führe ich als unserm 4. Kapitel
durch die Entgegensetzung von facoidevg und dodAos (Tüv dover)
besonders nahestehend an: Isocr. ad Nicocl. 29, Themist. or. 1 p. 6a,
Synes. or. de regn. 11 p. 11a. Vgl. sonst noch etwa Democr. fr. 247
Mull., Dio Chrys. or. 1 p. 3, or. 62 p. 200, or. 13 p. 251, Themist. or. 1
p. 5b, or. 9 p. 126a. Den Satz, dafs nur der tüchtige Haushalter zum
Staatsmann tauge (Verbindung der dritten und der zweiten Stufe des
Theophylaktos) läfst Polyb. 10, 22 (25), 5 den Philopoimen von einigen
vorher genannten Männern, unter welchen auch die Arkesilaosschüler
Ekdemos und Damophanes, empfangen.?) Die richtige Verfassung des
einzelnen Menschen (erste Stufe) wird, wie bei Platon, darin gefunden,
dafs &vyés und ¿xidvuia im Gehorsam gegen den Aoyıoudg verharren.
In der Rede an Alex. Comn. c. 2 p. 551 b rühmt Theophylakt von
dem Angeredeten: Baoılda dt tov Adyov qerporovioas thy Hvuov avr
dogvp6gov érédnxas, ein platonischer Gedanke (rep. 441 c ff.), den der
Verfasser vielleicht Themist. or. 2 p. 35c verdankt: — rod gudoodgov
1) Über einige Stellen in diesen Abschnitten wird unten gehandelt werden.
2) Vgl. Ps.-Isocr. ad Demonic. 36; Iamblich. vit. Pyth. c. 30 p. 359 Kiessl.;
Paul. ad Timoth. 3, 5.
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien
405
eine Benutzung von Dion Chrysostomos aus einer Vergleichung von
dessen dritter Rede p. 49 f. mit Theophylakts 21. Kapitel.
Theophyl.
det dì oùyi tev Povey xAé0v
Eqevv tiv Baucideiav, rüv de n6-
var xal ray ppovridwv ro Bagos
ePelovehy. davaridz08a.
N ody beds xal tov xupegvirnv
Same del ¿vepyós tori
xal Toy &llov OD xadevddv-
roy xal fatò xoua drayévicov
aÚTOS ti Aypunvia TPOSTÉTAAE,
aay MUÉQUS Urvdon xagov
doabdusvos, reis diaxormaîs 0 Vavos
eis yornpogoiv avr meguiotatar
Gore TUVAVÓG AÚTOV Acysıv
tiv d8&dvnv negiorsılov, tov
aóda E&aniAwoov,
ro aNÎKAL0v negıayays, «Ad
volfer To xéoas dalla xogoflita
cxóxelov Expvye.
xai ogeddv ts nAEovV évepyel
TOY Eyeonyogörwv aros xei
xOLUOULEVOS.
Dio Chrys.
TO oye ovdautos brdunor ....
ovdt rAgovextoùv èvéceac xal
oyoAijs, «dia peovridav xal
adévav.')
aúrixa Ev vai
émfaras ¿Esoriv duedetv . . of
dé vives naduavacavrées ovdt
AVEGTNOAV EWS ......
uova dè éxsiva tig piv vuxrds
Mrrov teoria xadvavoai 3) vois
VILOUEVOLS"
nuégas dì ef mov Tu Poayù
KÄEWELE TOD VAVOV, xal TOÙTO us-
téwooy xal «upiBolov
ws avaforv roldddaxis Y ro
¡otiov oréldelv
N] rmapayerv to aNÒeALov À
&Alo TL TÜV vavrixüv.
OTE xxl xoıumuevog ÉxETVOS
púllov éniueleïitar tig veos
i) trav Kddov of opddou ¿yon-
yopótes.
Auch die Worte oxéxelov éxpvye sind vielleicht veranlafst durch
das bei Dion L 11 vorhergehende: od pay ovdè ra Ev rd Budo zei]
davddverv abröv À Aosta mepurreciov dpdlois mérpars Y KörAoıg Equa.
Der auch bei anderen häufig wiederkehrende?) Satz, dafs der Tyrann
ohne Freunde lebe, erhält bei Theophylakt in c. 8 eine Begründung,
die sich völlig mit der von Dion Chrysostomos or. 3 p. 61 gegebenen
deckt und offenbar aus dieser Stelle geflossen ist.
1) Der Gedanke ist nicht selten; a. Xen. Cyr. 1, 6, 25 (vgl. 2, 2, 22); Dio
Chrys. or. 1 p. 5, 11; Jul. or. 2 p. 86c; Synes. de regn. 15 p. 15c; Sopat. in
Stob. flor. 46, 55.
2) So z.B. Plat. rep. IX 576 a; bei Dion aufser an der gleich anzuführenden *
Stelle auch or. 6 p. 107, 32.
406
Theophyl.
. ovdevl miorevav, oddéva
pidov Eywmv, navras ex pode
xa l TOLOÚMEVOS xal HyovpEvos.
Tovs uèv dyatods bre vopite
tao tovt@yv piosiodar’ ayatol
yao Övres!) uomoovor tovs &vo-
potovs.
rove dè movngods dt’ «dtd robro
MAVTAS, OT movygol xal ray
avtay EÉqpuemevo ayowug po
un tug AVTOD movyngedtEegos ti aeg
éxtdy4oorro.*)
I. Abteilung
Dio Chrys.
Kavray yao ANOXWTaTOg EOTL
pıliag túpavvos: ovOE yap Ôv-
vata moveiofar piiovs.
. ÚNO dè tev dvouoiwv xal
ayutay uuceîltur..... ol uty
yao Ouxaias uuonoovorv a«vróv.
of de tOv avrOv Enıdvuoürv-
TES
ExtBovievovetyv.
Bekanntschaft des Theophylaktos mit Themistios ergiebt eine
Vergleichung von Them. or. 8 p. 119d mit Theophyl. in Alex. Comn.
c. 7 p. 556b. Erstere Stelle lautet: xai dijra Into cswapooovvns «pa
av Adyou xoçoodendeinte, oÙtog va” avrod nıeböusvov TO CÓMO
dpvreg diywn, Aud, tats donpégar Fvoavdlars; Os ye xal edvyv
uiav ¿yaxá, y ovvebvyn. Damit deckt sich die theophylaktische
Stelle in folgenden Worten: .. nıEdovra rd COMA... TATG EXUOTOTE
Puvpavilars...06ye nai uiav EE «exis ¿orepte tiv naiv év
puvarti tiv Bacıleiag abiav ovEvyov.
Eine zweite Stelle findet sich in der gleichen Rede unseres Autors
c. 8 p. 556e. Wie unzählige Male von den Alten der gute König mit
dem sorgsamen Hirten verglichen wird, so erscheint der schlechte Regent
als Verderber der Herde. So schon bei Xen. mem. 1, 2, 32; 37; darnach
Dio Chrys. or. 43 p. 111, 25. An der erstgenannten xenophontischen und
an der dionischen Stelle besteht das Vergehen darin, dafs der gewissen-
lose Hirte die Tiere der Herde an Zahl verringert und schlechter,
d. i. schwächer (so Dion) macht. Diese beiden Elemente des Gedankens
werden in der Folgezeit gesondert, und es entstehen zwei verschiedene
1) So ist wohl statt övrwg zu schreiben.
2) Vielleicht hat auch für eine Stelle in c. 2 Dion vorgelegen; freilich ist
die Übereinstimmung hier nicht so frappant, und ich möchte deshalb die Sache
in der Schwebe lassen. Theophylakts Worte sind: un y&e otov ty facrdstay cor
mods Oóca» cvufaltiodar, el un nul tov roonor Bactdindy Emidelkaig ..... ¿llo
rocovro uälloy yelacdjoy tiv Pacideiaev dPoigov, Dow «al thoibeis repgrpavécrepo».
Damit stimmt im Gedanken überein Dio Chrys. or. 1 p. 10: (die Königsgewalt
ist ein göttliches Geschenk); 05 0” «v ragafi nal drıuaon toy émirotparyra nai
dovra tiv dweray tavrnv, ovdtv «xovaro rg mollijg ¿ovolas nai dvyiuems 7
_rocobrov povov 0009 qpavegds nücı yeriodaı roig 100” abróv nal rolg Torepoy
TOYNQOS xal kuodectog wy. |
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 407
Fassungen des Vergleichs. Entweder wird gesagt, der Fürst schlachte
die Herde, um sie zu verzehren. So Plat. rep. Ip. 345c und nach
ihm („ag ¿qu tig“) Dio Chrys. or. 1 p. 3; vgl. auch Dio or. 3 p. 46.
In diesem Sinne heifst der selbstsiichtige Regent uayegos und sein
Treiben paysgexy: Dio Chrys. or. 4 p. 12; Themist. or. 13 p. 171c;
Synes. de regn. c. 5 p. 5d. Oder er wird mit einem Hirten verglichen,
der die Herde (durch Darreichung zu geringer Nahrung, durch zu
häufiges Melken) schwach und elend macht, um sich selbst zu mästen.
Hierher gehört (neben Plat. Theaet. 174d) namentlich Themist. or. 1
p. 10a. Synes. de regn. 6 p. 6 b vermittelt beide Wendungen. Unser
Autor nun hat sich beide Fassungen des Gedankens angeeignet, und
zwar die erstere in der wad. Boots. c. 20, wo als die Schlächter die
Beamten auftreten, welche der eigennützige Fürst zum Unheil des
Volkes gewähren lälst (xal didwoe Tovroıg xarauuyeıpevev tè apparu,
pövov el adrd Ta Aınapwrega peporev); die erste und die zweite an
der oben genannten Stelle der Rede an Alexios Komnenos, und zwar
die letztere, wie die Übereinstimmung im Ausdruck zeigt, unter Be-
nutzung von Themist. or. 1 p. 10a. Bei Themistios lauten die be-
treffenden Worte: aúrov piv miovu xatuoxevatdpevos xal nayuv, tas
Béag dì éxtijuav te xal ¿Enoyvaivov, bei Theophylakt: «brods piv
zıalvovras, toùs dè moditus loyvalvovras.
Noch an einer dritten Stelle der nämlichen Rede hat der Verfasser
Themistios als Vorlage benutzt. C. 8 p. 556d wird die Beamtenhierarchie
des Staates zu der Hierarchie der Engel im Weltall in Parallele gesetzt.
Von den himmlischen Königen heilst es: &AAoıg Ogios üyyelov &Alor
¿Dviv Entomnoe ndvras npüg Exeivov ereotguuuevovs. Themistios be-
spricht or. 8 p. 118c das für die Wohlfahrt des Volkes erforderliche
Verhalten der Beamten und führt dann 118d fort: rovovrovg di vrdp-
yey dvayın TOÙS LÉQOUS ÉTITOUTEVOUVTUS TH TO GÚNTOV AVjpTnuEvo.
Goxeo ye xal tod oúuxavros rovde è xbopos voya nogEnoV Eoriv' aAAC
TO dv xepadarov Es tov Deov avijata Tijg owryelus, Ta ueon dè
&llos Aho xvfepva tev bn’ Exeivov mpooretuypeviov. Mg tateos àxo-
dauvewv oler delv xual todrov tov xiouov ov mpoorarevets.')
1) Die Dämonen erscheinen als Hirten der einzelnen Völker, während die
Gottheit sich um das Ganze bekümmert, auch Plat. leg. IV p. 713cd, vgl. pol. 271d,
aber ohne mit den Gliedern der Beamtenhierarchie des einzelnen Staates vergli-
chen zu werden. Ps.-Anstot. de mundo e. 6 vergleicht die Ordnung des Weltalls
mit der des Staates unter ausführlicher Berücksichtigung des persischen Beamten-
wesens. Aber die Gottheit bedient sich nicht der Hülfe untergeordneter Geister
— in dieser Beziehung wird eine Parallele mit dem Stautsleben ausdrücklich ab-
gelebnt —, sondern ihre durch die ganze Welt sich erstreckende dövenig bewegt
408 IL Abteilung | .
| In o 14 der xudeía fasilimi sielli Theophyiakt den Bete es
nichts sei so schwach, wie ein Mann, der von. vielen gehafsi werde,
wenn er auch über eine starke Leibwache gebiete, und. fährt dam
fort: xgocxuvet pty long 5 xodivng xal psyalóves zul ebpupet zul
poc dr Musodv alrstra: mapa vot xpetrrovog* dil' $ yes’ épé-
poz, $ 8% porv ¿or évóporos. Der Zusatz xul zpocdfew fpspdr
alvelro mapa rod xpsírrovos zeigt, dals an ein Fest, vielleicht das Ge
burtsfest des Herrschers, gedacht ist. Völlig tibereinstimmend führt
Themist. or. 8 p. 102b aus: sí 8’ 4 dxavOquala nab zaiszdeng crise
bxodvoiro faciisias, % zadıng diaroifi) xa) $ ravene zeóvos dvedere-
orog tolg bxnudoss: .... xal sópnuodo: uly Evodey dxd cile yiébrre,
ca dè slow pecrà sdvopor.
Im 2. Kapitel, für welches wir oben die Benutzung einer Stelle
Dions glaubten vermuten zu dürfen, scheint gleichzeitig Themistios -
herangezogen zu sein. Doch läfst sich auch hier wieder über eine
blofse Vermutung nicht hinsuskommen. Zwischen den beiden oben sb
gedruckten Sätzen des Kapitels stehen die Worte: ¿xsl oUre ye mal 6
uawwöpsvog Kaußdang xal 6 Oñive Zagdavdzaloc Aquessiboo mi
Exapeiváówvdov ¿apxpóregos. In ähnlichem Zusammenhange (voran geht
die Behauptung, nicht die Tiara noch auch der sonstige Schmuck
mache den König) sagt Themistios or. 2 p. 36c: tatra yèg dxavra
xal Kaußvon vañoge TO uavouevo. Am Schlusse des Kapitel
wird die von den Alten sehr häufig betonte!) Wahrheit eingeschirft
dafs beim Fürsten jeder Fehler weit mehr in die Augen falle als beim
Privatmanne. Dieser Abschnitt beginnt mit den Worten: édiérov pr
yao addyas Biwoxovrog ...xüv Ó vertovov dyvonrssıcev. Themistios
bezeichnet or. 1 p. Gbf. die Menschenliebe als die charakteristische Tr
gend des Königs, die seinem Stande eigne wie andere Tugenden andere
Ständen. Es heifst dann weiter: éxel té osuvòv yemgydv elvas xpior
Y oxvrotduov; ti yao Y xeadtys aÙrod todg xoddovdg dries, dy oi
peltoves dvoxdias éxtytv@oxover. Möglich ist es ja gewils, das
die sprichwörtliche Wendung, in welcher beide Autoren übereinstimmen,
bei Theophylakt eine Reminiszenz aus anderweitiger Lektüre ist; vgl
Plat. Ale. 121cd und d. Schol. zu d. Stelle; Plat. Theaet. 174b. En
und leitet alles. Auch Synes. de regn. c. 30 bedient sich zur Veranschaulichung
der Staatsverwaltung durch dem Könige untergebene Männer der Analogie der
Weltleitung, aber auch bei ihm bilden nicht Geister das Werkzeug Gottes, 90-
dern die voi. Vgl. auch Plut. praec. ger. reip. 15,6; ad princ. iner. 6, 1; a
seni sit ger. resp. 18, 6.
1) So Xen. Cyrop. VIII 7, 23; Plut, praec. ger. reip. c. 4, 10; Dio Chrys. or. 1
p. 10, 4f.; 21f.; vgl, or. 3 p.41, 1f.; Cass. Dio 52, 34; Jul. epist, ad Themist. 262dî.
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 409
ähnlicher Zweifel besteht für die Worte & tijg yovlag dvaondası mgos
tà ueigaxıe Yidvottovtas in c. 17. Plat. Gorg. 485d hat nera ueıgaxiwv
Ev pavia tardy Y rerrdewv Widvettovra; Themist. or. 22 p. 265b: &v
pavia udvn mods tà uescgéxia yidvoitev; darnach wäre die Über-
einstimmung mit Themistios vollständiger; doch möchte ich darauf
nicht allzu viel geben.
In der Rede an Alex. Comn. c. 6 p. 555df. bespricht der Verfasser
die Versöhnlichkeit des Angeredeten: xal Boyer uällor dad goes
Eysiv tods ele of rmAnupelroavras wg nodvd uèv ôpeilovtrag rod
dè dpedévrag xal To dixciov dparioovias tocobrov Goov dpeidm-
cav. Benutzt ist Themist. or. 7 p. Ace: 6 tiv Tıuwgiav dapuywov 600
dixaudtegov pde, tocovta uällor bxdyoEwWS pivera TH 0vyYO-
Qqquoavti.
Ich lasse einige Stellen folgen, an welchen Dion oder Themi-
stios benutzt zu sein scheint, ohne dafs sich ausmachen liefse, welcher
von beiden vorgelegen hat. In c. 20 der mud. furor. sagt Theophy-
lakt von dem gewinnsüchtigen Fürsten: Ilépgo«W. 0° dv xannkov einoLev,
Goxeg éxsivov Jagstoyv. Diesen Spitznamen des Dareios bringen in
ähnlichem Zusammenhange Dio Chrys. or. 4 p. 82 und Themist. or. 19
p. 233 a. Im Anschlufs an Dion deutet Jul. or. 2 p. 85d den Namen
an, ohne das Wort x&zndog zu nennen; Synes. de regn. 28 p. 28a ver-
rät Bekanntschaft mit dem Vergleich des habsüchtigen Fürsten und
des Krämers, nennt aber nicht den Dareios. So bleiben die beiden
erstgenannten als mögliche Quellen übrig. Zwischen ihnen eine Ent-
scheidung zu treffen, fehlt es an Anhaltspunkten.
C. 11 heifst es in der Charakteristik des guten Königs: doerís
yao atiov Tv Paordetav exdéyerar xul mavtes Úroyopovo. TÜV
EQELTTÓVOV TH xoELTTOVI. OUTO xav uelicccis è faoideds avro-
puñs sor xal xnav to nANdos Nyeudva tovtov rmexoíntal. Der Ver-
gleich des Königs mit der Bienenkónigin*) war sehr verbreitet*) und
1) Oder nach antiker Bezeichnung dem Bienenkönig; denn „den Alten
ist der Weisel nicht weiblichen, sondern männlichen Geschlechts“, Glock, die
Symbolik der Bienen, Heidelberg 1891 S. 185; vgl. jedoch Charit. 3, 10 p. 32
Hercher.
2) Er fand sich schon bei den Agyptern; vgl. Glock a. a. O, S. 121 ff. und
die ebenda $. 127f. angeführten Stellen Horapoll. I 62 und Amm. Marc. XVII 6, 11.
Von Griechen kommen in Betracht Xen. Cyr. 5, 1, 24 (vgl. auch oec. 7, 16; 32; 38;
Hellen. III 2, 28); Plat. pol. 301 d (nach Henkel a. a. O. S. 8 gerichtet gegen
Xen. Cyrop. 5, 1, 24). Plat. rep. VII 520 b ist die Bienenkönigin nicht Beispiel
für das natürliche Königtum, sondern steht zu diesem geradezu im Gegensatze.
Vgl. sonst noch Sen. de clement. 1, 19, 2; Basil. M. or. 8 in hex. p. 173, de
iud. dei p. 655 M., homil. 18 p. 489 M.; Charit. 3, 10 p. 32 Hercher.
Bysant. Zeitschrift I S u. 4. 27
K. Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien 411
Immerhin wird sie ausreichen, um eine nach dieser Richtung gehende
Vermutung zu rechtfertigen, zumal zahlreiche Thatsachen lehren?), dafs
Synesios in der byzantinischen Zeit keineswegs verschollen war.
An einer andern Stelle wird ähnlich wie oben hinsichtlich des
Dion und des Themistios, so hier hinsichtlich des Themistios und des
Synesios ein Zweifel bestehen bleiben, welcher von beiden dem Ver-
fasser vorgelegen hat. C. 13 wirft die Frage auf: Wie wird der König
der Menge der Geschäfte sich gewachsen zeigen und alles, was an ver-
schiedenen Orten geschieht, verfolgen und beaufsichtigen können? Die
Antwort lautet: did rod trav gYiAwmv ategwrod Gguaros. «avros uty
yao sig goti, noAlunicorog dì die TÜV piiAmv piverai. Die allmähliche
Ausgestaltung dieses Gedankens läfst sich noch deutlich in der griechi-
schen Litteratur verfolgen. Xen. mem. 2, 3, 19 (und nach ihm Dio
Chrys. or. 3 p. 58) erklärt Brüder (Dio Freunde) für mehr wert als
Hände, Füfse und Augen, da diese Organe nicht auf grifsere Ent-
fernung hin wirken, wie jene es thun. Ist dies richtig, so kann von
den Freunden gesagt werden, dafs sie — mindestens — die gleichen
Dienste leisten, wie jene körperlichen Organe: Xen. mem. 2, 4, 7 (vgl.
Cyrop. VIII 2, 10); Dio Chrys. or. 3 p. 61, 15”); or. 1 p. 7. Zu Augen
und Ohren fügt Dion an der letztgenannten Stelle noch den Verstand,
der die von den Sinnesorganen übermittelten Empfindungen verwertet,
und gelangt nun zu dem Satze, jemand, der Freunde besitze, sei gleich
einem, dem ein Gott einen Leib und viele Seelen verliehen habe. Ein
solcher kann, wie or. 3 p. 58 ausgeführt wird, an vielen Orten zugleich
sein, was selbst den Göttern Schwierigkeiten bereitet.
Sachlich ist also schon Dion von der Behauptung einer Verviel-
faltigung des Menschen durch die Freundschaft kaum mehr einen Schritt
entfernt. Doch hat er diesen Gedanken mit direkten Worten nicht
ausgesprochen. Wohl aber that dies Themistios; vgl. or. 22 p. 281 b
(vom brüderlichen Verhällis or. 6 p. T4c; 82a). Ebenso spricht
Synes. de regn. c. 11 p. 11d von einem moddenxdacrefery — allerdings
nicht der Person, sondern der Wirkungsfähigkeit — durch die Freund-
schaft.?)
—
1) Vgl. Krumbacher an den im Index unter „Synesios“ angeführten Stellen.
2) Die Quelle Dions vertrat die von Xen. Cyr. VIII 2, 11 bekümpfte Ansicht,
nach welcher der Perserkönig einen sog. óp9aduós faciléos hatte — eine That-
sache, die vielleicht für die Frage nach den Quellen Dions nicht ohne Be-
deutung ist.
3) Unter den Byzantinern wäre zu vergleichen Basil. Maced. exhort. c. 22:
Eieus ceavrdy nollarloër xal tion play pvyiv xolloyv qilo» xal dpPuluar
noxio diapviaztonevnv.
27*
414 I Abteilung. K.Praechter: Antike Quellen des Theophylaktos von Bulgarien
legentlich in seinen Schriften mit dem Christentum in Berührung kam,
sondern selbst der gewaltige kaiserliche Feind der Kirche, dessen ganzes
Streben der Unterdrückung der neuen Lehre galt, in dieser zweiten
Epoche der byzantinischen Litteraturgeschichte auch in anderer als
polemischer Absicht gelesen und, wo er Brauchbares brachte, verwertet
wurde. So weit hatte die neuerwachte Freude an der Antike eine vor-
urteilslose Beschäftigung mit ihren Vertretern gefördert.
Bern. Karl Praechter.
Handschriftliches zu Ignatius Diaconus.
In der Rezension meiner Abhandlung über Ignatius (Kiel 1886),
die Fr. Hanfsen im Philol. Anzeiger 1387, p. 141 u. 142 veröffent-
lichte, wird es als bedauerlich bezeichnet, dafs für die von mir edierten
Texte der testrasticha iambica und der versus in Adamum kein neues
handschriftliches Material beigebracht ist, mit dem Bemerken: „es wäre
unschwer zu beschaffen und keineswegs überflüssig gewesen“. So
richtig die letztere Behauptung ist, so entschieden möchte ich die erstere
zurückweisen. War es an sich schon eine mühsame Arbeit, die Persön-
lichkeit des Ignatius Diaconus einigermafsen sicher zu stellen und die
von diesem Ignatius herrührenden Schriften zu bestimmen, so bedurfte
es zur Beschaffung und Sichtung des handschriftlichen Materials nach
einer sorgfältigen und zeitraubenden Durchsicht der in Betracht kom-
menden Kataloge griechischer Handschriften in den wichtigsten Biblio-
theken Europas der Vermittlung der deutschen Iteichskanzlei, um die
ermittelten Handschriften zur Benutzung zu erhalten, und im Falle,
dafs diese wirkungslos blieb, einer Reise ins Ausland, um an Ort und
Stelle die Handschriften zu vergleichen, oder der hülfreichen Unter-
stützung von Gelehrten, die das erforderliche Material zur Verfügung
stellten.
Im Verlauf der letzten fünf Jahre habe ich mir nun eine Kollation
der oriyoı zig tov ‘Addy in einer Pariser Handschrift aus dem 11. Jahr-
hundert verschafft, ferner für die tetrasticha iambica sechs Pariser
Handschriften, eine Kopenhagener, eine in London befindliche und den
(von A. Eberhard in seiner Babrius-Ausgabe benutzten) cod. Gudianus
aus der Herzogl. Bibliothek in Wolfenbüttel selber verglichen und von
zwei Wiener Handschriften genaue Kollationen erhalten. An der Hand
dieses Materials habe ich aufs neue den Text jener beiden Dichtungen
des Ignatius herzustellen versucht und bin dabei — wenigstens in
Bezug auf die tetrasticha — auf eine von der früheren vielfach ab-
weichende Gestalt geführt, mufs ferner die Ansichten über Stil und
Verstechnik des Ignatius, wie ich sie in meiner oben zitierten Schrift
entwickelt hatte, in einigen Punkten modifizieren und einzelne Kon-
416 I. Abteilung
jekturen zu Gunsten handschriftlich besser beglaubigter Lesarten zurück-
nehmen. Im ganzen und grofsen freilich scheint das, was ich, derzeit
blofs auf Grund der mir vorliegenden vielfach fehlerhaften Drucke und
Ausgaben, über Ignatius und seine Bedeutung in der byzantinischen
Litteratur festzustellen versucht habe, durch das neugewonnene hand-
schriftliche Material seine Bestätigung zu finden.
L ’Iyvarlov orlyoı eis tov "Addu.
Die zuerst von Boissonade (anecd. Graeca I p. 436—444)"), dann
von Dübner (im Anhang der Didotschen Ausgabe der Frgm. Euripidis
von Wagner, Paris 1846, p. 91—94) herausgegebenen Verse waren
dem cod. Paris. 1630, fol. 213. 214 entnommen. Dieser cod. bomby-
cinus stammt aus dem 14. Jahrhundert, wie im Catal. codd. mser.
biblioth. regiae II p. 378 (Paris. 1749) angegeben ist, eine Miscellan-
handschrift, welche 144 Schriften der verschiedensten Art aus der
Profanlitteratur, wie christlich-religiösen Inhalts in buntem Gemisch
vereinigt: als Nr. 115 „Ignatii versus iambici in Adamum“. Nun fand
ich bei H. Omont (inventaire sommaire des manuscrits du supplém.
grec de la bibl. nationale, p. 80) m Bezug auf den cod. Paris. suppl.
gr. 690, der von ihm ins 11. Jahrhundert gesetzt war, die Angabe,
er enthalte fol. 107 die versus in Adamum Igmatii Constantinopolitani.
Die Vermutung lag also nahe, dafs wir in dieser relativ alten Hand-
schrift eine wesentlich bessere Niederschrift der Verse finden würden,
als sie die bisher allein bekannt gewordene des viel jüngeren cod.
Paris. 1630 zu bieten schien.”) Allein der Versuch, den cod. 690 zu
geschickt zu erhalten, schlug fehl; die im übrigen ja höchst liberale
Verwaltung der -Pariser Nationalbibliothek erklärte auf Anfrage, dals
dieser wertvolle Codex nicht nach auswärts verliehen würde. Da erwies
mir nun Alfred Schöne in Königsberg (jetzt in Kiel) die grofse Gefällig-
keit, gelegentlich eines Aufenthalts in Paris die betreffende Handschrift
1) Wieder abgedruckt bei Migne, patrol. Graec. tom. 117, Paris 1864.
2) €. Dilthey (in den Symbolae eriticae ad anthol. Graecam ex libris ma-
nuscriptis petitae, ind. schol. acad. Gotting. 1891, p. 5) ist geneigt, den von
Minoides Menas aus Griechenland gebrachten cod. 690 dem 12. Jahrhundert zu-
zuschreiben; nach seiner Angabe ist er rerum copia et facie splendida quam
maxime insignis, und als seine Vermutung fügt er hinzu: manu nitidissuna
scriptum volumen cum titulis et aliis quibusdam auro pictis in usum nobilis
alicuius sive regii adulescentuli confectum esse mihi videtur, sed artifici
nitorem librarius haud acquavit seripturae fide. Die letztere Bemerkung
wird, wie mir scheint, auch durch die Niederschrift der versus in Adamum
bestätigt.
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 417
an Ort und Stelle zu vergleichen und mir die Kollation in liebenswür-
digster Weise zu übermitteln. Der Name dieses Gelehrten giebt für
die unbedingte Zuverlässigkeit seiner Angaben die sicherste Gewähr.
Aus der Vergleichung der Lesarten beider Handschriften ergiebt
sich, — was ja auch an sich wahrscheinlich, da bis jetzt wenigstens
keine weitere handschriftliche Überlieferung der versus in Adamum be-
kannt geworden ist, — dafs die jüngere Handschrift aus dem
14: Jahrhundert direkt aus der älteren des 11. (oder 12.) Jahr-
hunderts stammt; ich bezeichne im folgenden jene als P?, diese als P!.
Es finden sich in beiden dieselben Auslassungen einzelner Wörter
(v. 49 8%, von Dibner richtig nach dè eingesetzt, v. 88 te, das vor
tod yvovæ wohl mit Recht von Boissonade hinzugefügt ist), das Iota
subser. oder adser. wird in beiden nur selten gesetzt, das v éqedx.
fehlt häufig, wo es durch das Metrum gefordert erscheint (z. B. v. 6
edge, v. 11 poso); mehrere offenbare Verschreibungen in P! kehren
genau in derselben Form in P* wieder, und an einigen — freilich
wenigen — Stellen bietet die ältere Handschrift in Kleinigkeiten eine
Abweichung von P?, die wir als zweifellos richtige Textgestalt anzu-
sehen haben. An zwei Stellen bestätigt P! die Richtigkeit einer von
mir früher vorgeschlagenen Emendation: v. 61 goeol Baños (P* und
die Ausgaben Aaßoö), v. 119 magovorav (P? und die Ausgaben von
Boissonade und Diibner x«ggyotav).
Die sonstigen geringfügigen Abweichungen des P' vom bisherigen
Text sind folgende:
v. 4 xoAvdgVAntov, P? noAvdgVAANTor.
v. 15 Xepovfelu ... Zepaqelu, P° Xepovßlu ... Zeoapiu.
v. 31 tédyto, P? rédero.
v. 37 Eoriorwv, P? &otıwvrov.
v. 50 gayoısv mit ausradiertem ».
v. 55 nuäs, P? tye.
v. 59 udvnv, P? udvor.
v. 64 xpo0ÿ19e, P* r0007A858.
v. 65 ele éué, P? we ¿ué.
v. 73 u. 74 von m! ausgelassen, aber am Rande beigeschrieben.
v. 93 éxdaZnag (-:littera erasa), P? éxdémye.
v. 99 eioneooı, P? elonéon.
v. 116 ruxovuévou (x a m! suprascriptum), P? xrvrovuévov.
v. 130 © tela, P? © rédav.
v. 142 geovrioı, P? ppovricv.
Von diesen Lesarten ist aufser der Schreibung zolv9çgvAnror (v. 4)
nur beachtenswert v. 59 u0vnv, das, auf das vorangehende ysdow
C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 419
sine Jugendarbeit des Diaconus ansehen, die Dichtung der versus in
Adamum einer späteren Periode seines Lebens zuweisen müssen. Aus
lieser Annahme lassen sich vielleicht auch Eigentümlichkeiten in Bezug
auf Prosodie und Metrik in den Tetrasticha erklären, welche in den
versus in Adamum nicht mehr vorkommen.
Wie dem auch sein mag, so viel ist gewifs, dafs die Tetrasticha
in der Folgezeit viel Beifall fanden. Das ergiebt sich nicht blofs aus
dem Umstande, dafs sie uns in ziemlich vielen Handschriften überliefert
sind, sondern auch daraus, dafs vielfach Umarbeitungen und Nach-
bildungen derselben bis etwa ins 14. Jahrhundert vorgenommen wurden.
So mag es zu erklären sein, dafs wir in den Handschriften nicht nur
manche, zum Teil auffallende Varianten des Textes haben, die uns die
Herstellung der ursprünglichen Fassung erschweren, sondern auch eine
Anzahl von Tetrasticha finden, die aus verschiedenen Gründen unmöglich
ron Ignatius herrühren können, sondern offenbar einer weit späteren
Zeit ihren Ursprung verdanken. In den meisten Fällen führt die sorg-
fáltige Beobachtung der ignatianischen Verstechnik zu einer sicheren
Unterscheidung der echten Tetrasticha von den jüngeren Nachbildungen.
Die Prüfung des handschriftlichen Materials, das ich in den letzten
Jahren allmählich zusammengebracht habe, ergab, dafs von den 53.
Tetrasticha, welche ich auf Grund der Ausgaben von Nevelet, Corais u. a.
1886 als ignatianische edierte, nicht alle echt sein können; bei den
übrigen hat sich an nicht wenigen Stellen eine korrektere Gestalt des
Textes ergeben, hier und da auch eine Bestätigung der von mir vor-
geschlagenen Emendationen.
Über die verglichenen Handschriften habe ich folgendes zu be-
richten:
In der Bibliothek von Paris befinden sich sechs Handschriften,
welche die Tetrasticha enthalten; sie haben mir sämtlich vorgelegen
und besonders wertvolle Ergebnisse geliefert. Es sind dies nach der
Bezeichnung im Catal. codicum mser. bibl. regiae, vol. II (Paris 1740):
1. Cod. 2571, chartac., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur.
2. Cod. 2991 A, chartac., a. 1420 exaratus in monasterio S. Ana-
stasiae.
3. Cod. 1140 A, bombye., saec. XIV ut videtur.
4. Cod. 1788, bombye., olim Colbertinus, saec. XIV ut videtur.
5. Cod. 583, chartac., olim Baluzianus, saec. XVI—XVII.
6. Cod. 522, chartac., olim Mazarinaeus, a. 1443 exaratus.
Von diesen sechs Handschriften hat die beiden ersten bereits
A. Eberhard für die Herausgabe einiger neuer Tetrasticha (in einer
Gratulationsschrift an Dr. Suffrian, Magdeburg 1875) benutzt und sie
420 I. Abteilung
mit P und Q bezeichnet. Diese Sigla sind im folgenden beibehalten
und nach diesem Vorgang die oben unter 3, 4, 5 und 6 aufgeführten
codices R, S, s und T genannt.
In der kaiserlichen Bibliothek in Wien befinden sich zwei Codices,
nach dem Catal. codd. Graec. bibl. Caesar. Vindobonensis (IV p. 102
u. 124) 178, Nr. 34, chartac., und 225, Nr. 4, chartac. et bonae notae,
beide „a Busbeckio olim Constantinopoli comparati“. Von diesen Hand-
schriften, die ich im folgenden als V und W bezeichne, haben mir
zwei Gelehrte, die Herren Dr. Schwencke, Custos an der Universitäts-
bibliothek in Göttingen, und Dr. J. Petter in Wien, freundlichst Kol-
lationen besorgt, während eine an den Direktor Dr. Knoell in Wien
gerichtete Anfrage über Alter und Wert dieser Handschriften ohne
entsprechende Beantwortung blieb.
Aus einer Dissertation von A. Kall, Hafniae 1762, erhielt ich
Kunde von der Existenz eines Codex, der aufser den Fabeln des
Aphthonius, einer vita und den Fabeln des Äsop, sowie der Abhand-
lung des Palaephatus de incredibilibus und Hori Apollinis hieroglyphica
auch die Fabeln des „Chabrias“ enthält und nach der Angabe des
Verfassers jener Dissertation im Besitz seines Vaters, des Professors
der hebräischen Sprache Joh. Chr. Kall, gewesen ist. Weitere Nach-
forschungen ergaben, dafs sich dieser Codex jetzt in der Königl. Uni
versitätsbibliothek in Kopenhagen befindet (additamenta Nr. 215,
in 4%; von hier aus wurde er mir durch den Etatsrat Bruun u
bereitwilligster Weise auf längere Zeit zur Benutzung geliehen. Der
Codex ist ein chartac. des 14. oder 15. Jahrhunderts, aufserordentlich
sauber und schön geschrieben, er stammt, wie von jüngerer Hand be
merkt ist, e bibliotheea C. Thomae Bartholini. Ich bezeichne diese
Handsehrift als H.
Die Durchmusterung des Handschriftenverzeichnisses im British
Museum in London ergab nur das Vorhandensein emes Cod. chartac.
des 15. Jahrhunderts (addit. mss. 17015) in K°, der hinter einer vita
und 131 Fabeln des Asop auf fol. 57 und 58 „Eregoı uvdo dia
oriyav“, 14 Tetrasticha des Ignatius enthält, dann abbricht. Auf der
ersten Seite dieser Handschrift steht: „vita di Esopo Frigio e sue
Favole con altrune altre di Gabria, MS greco che offre infinite e im
portantissime varianti dalli stampati. La mano di seritto di questo
codice e la stessa del celebre Omero Laurenziano.“ Für Ignatius sind
die geringen Abweichungen dieser Handschrift ohne jede Bedeutung.
Im folgenden ıst sie mit L bezeichnet.
Schliefslich wurde mir auf ein Gesuch an das Herzogl. Ministerium
in Braunschweig durch die Güte des Oberbibhothekars Prof. Dr. von
C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491
Heinemann aus Wolfenbüttel der Codex übersandt, den A. Eberhard
in seiner Ausgabe des Babrius (Berlin 1875) verwertet hat. Er be-
zeichnet diesen cod. Gudianus als G, und diese Bezeichnung habe ich
im folgenden beibehalten. Es ist ein chartac. saec. XVI exeuntis!)
ohne Wert; auf den ersten 20 von seinen 66 Blättern stehen Tafpiov
"Eiinvos teredarıya (links der Text, rechts ein versio Latina), 41 an
der Zahl aufser den angefügten oxcfovres meol yelrdóvos xal anddvos,
die sich auch in Nevelets Ausgabe finden, mit geringen Varianten.
Es ist mir wahrscheinlich, dafs in ihm uns eine Abschrift einer
gedruckten Ausgabe vorliegt, wenn auch nicht der mythologia Aesopica
des Nevelet, von der G hier und da abweicht. Es folgen dann noch
11 Hexameter M&gxov Movoovgov tot Kontos, 4 Distichen rod adrod
elg Movoatov und Movoaíov tè xar” Hew xai Ascvdgov (p. 22—38)
nebst lateinischer Übersetzung, endlich adnotationes ad Musaei carmen
conscriptae und aufser einigen Lacinien sechs lateinische Dedikationsverse.
Bis jetzt unzugänglich waren mir:
1. Der cod. Mediceus, den A. Bandinius in seinem Catalog. codd.
Graec. bibl. Laurent., Florentiae 1764, tom. I p. 29 als plut. V
cod. 10 anführt und aus welchem er 20 Tetrasticha, die sich in den
früheren Ausgaben nicht fanden, zum Abdruck bringt. Er bemerkt
dazu: Animadvertendum hic est Gabriae, non Babriae fabulas in nostro
codice esse 69, ex quibus 43 editae sunt Graece et Latine ab Aldo
Manutio, cum Phurnuto, Palaephato et aliis, Venetiis 1505, fol., et a
Frobenio Basileae 1538, #9, Tubingae 1546, 8°. Reliquas usque ad LIV.
e codicibus Palatinis addidit J. Neveletius in edit. Francofurtensi 1670, 8°.
Hac usi sumus in recensione nostri codicis, in quo 6 fabulae desunt ex
editis a Neveletio, reliquae vero multum ab ipsis discrepant. Itaque
supersunt 20, quae adhuc inter editas desiderantur quasque hic in
studiosorum gratiam, uti iacent in codice, proferimus: ex quo etiam
colligitur, istarum fabularum auctorem non esse Ignatium diaconum, ut
suspicatur Fabricius bibl. Graec. lib. II cap. 9, T. I p. 398, sed
Gabriam ipsum, cui, ut in titulo adnotavimus, tribuuntur. lam vero
ipsas Gabriae fabulas ineditas proferamus, illas quidem eo numero,
quem in mendosissimo codice obtinent, adnotatas . . ... Und am Schluß
fügt er hinzu: Cod. Graec. chart. mser. in 4 minori, pessime scriptus,
saec. XIV, constat fol. scriptis 246.
Im folgenden wird der Abdruck dieses Codex, soweit er bei Ban-
dinius vorliegt, als Med. bezeichnet. Für die Textkritik der echt
ignatianischen Tetrasticha scheint er nahezu wertlos.
_ oe
1) Cfr. Fr. Ebert, bibl. Guelferbytanae codices Graeci, Lipsiae 1827, p. 74,
422 da I Abteilung «ho da >.
- 2. Die codd. mser. Palatini Graeci: bibliathecee- V aticanaé,
über die wir bei Stevenson in seinem Verzeichnis (Romas -1885-p. 83)
Nüheres erfahren. Im cod. 156, den Stevenson dem 15-16 Jahr
hundert zuweist, finden sich fol, 116 ff. nach seiner Angahe 44: fabulae
Babrii ab Ignatio Magistro in compendium redactae mit der Über
schrift: Baßglov éy éxrouÿ peraygagpiv tad.’Fyvariou .peplecogos, sb
‚ erste &vdods xool xeteito xézoevos Atev,. als letzte Ovalo. 30570
arbxeg à tiv év Bin. -Da diese Handschrift (Pal I)..genau die
selbe Überschrift der ignatianischen- Tetrastieba und die
gleiche Anzahl (vermutlich auch in derselben ‚Raihenfolge)
enthält wie V, so werden wir sie als aus einer und derselben
Quelle hervorgegangen, wenn nicht geradezu ala Apographoa |
der Wiener Handschrift ansehen dürfen. Aus ihr hat vermutlich
Nevelet in seiner mythol. Aesopica die 10 als appendix. angefügles
Tetrasticha entnommen; wenigstens ist das als app. 10 abgedruekie
nach Stevensons Angabe das letzte der Sammlung im Pal 1.
Aus dem Miscellancodex Nr. 319, 4°, saec. XV—XVI, führt
Stevenson. als auf fol. 23 befindlich- an: y Aesopi. fabulas» (año. ade
codex) == Aesopicae fabulae 33, ab Ignatio Magistro in .sotidem :tebe-
sticha iambica digestae. Singulis suum praefigitur ¿x:uúdvov, pedeetri
scriptum sermone. Prima incipit: éx’ &perj) où del éxaípeodas. “Avdpos
xool nareîro xrà., ultima & zagawei tig mossito. ‘00965 faditen
eine xagxivog rexvo. Hiernach zu urteilen, dürfte der Cod
(Pal. 2) mit S nahe verwandt sein, vielleicht auch mit R und W.
Über den Pal. 369 endlich bemerkt Stevenson, er stamme aus
dem Ende des 15., resp. Anfang des 16. Jahrhunderts und enthalte saf
fol. 135 dieselben .Fabeln im iambischen Versmafs wie der Pal 319;
er ist also wohl als eine Abschrift des Pal 2 anzusehen.
3. Die von Eberhard (Gratulationsschrift an Suffrian, Magdeburg
1875, p. 4) angeführten Handschriften, eine Venediger und em
Moskauer, deren Wert für Ignatius nach den dort gegebenen Probe
allerdings höchst problematisch erscheint.
4. Die von F. Rühl (Philologus, N. F. 1888, p. 583) erwähnk
Handschrift der Universitätsbibliothek in Catania auf Sicilien, s
dem 14. Jahrhundert, in der nach seiner Angabe Aesopi fabulae ver-
sibus expressae enthalten sind, wahrscheinlich also die Tetrastibs
des Ignatius, die ja auch im Pal. 2 als Aesopi fabulae bezeichnet sin
Aufser den oben angeführten Handschriften habe ich die editi
princeps des Aldus Manutius, Venet. 1505, deren Lesarten aus eine?
auf der Münchener Bibliothek befindlichen Exemplare mir Dr. O.Mensif
DET nee N
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 423
freundlichst mitgeteilt hatte, im British Museum nachverglichen. Die
,fabellae Gabriae“ sind hier zweimal abgedruckt; hinter dem zweiten
Abdruck findet sich der Vermerk: |
Aldus Lectori $.
Haec Gabriae trimetra cum Skazonte ultimo epigrammate nacti
correctius exemplar iterum imprimenda curavimus, ut perperam
excusa ante hisce queas corrigere. Vale! — Welche Handschrift dies ist
und woher sie stammt, hat Aldus nicht angegeben. Der zweite Ab-
druck wird von mir als a!, der erste als a? bezeichnet.
Die erste Auflage Frobens (Basel 1518) habe ich im British
Museum verglichen, die zweite (Basel 1524) O. Mensing nach einem
Exemplar der Münchner Bibliothek. Beide sind einfach als Abdruck
der Aldina mit allen Fehlern derselben zu bezeichnen; die geringfügigen
Abweichungen sind als Druckversehen zu betrachten. Eine neuere
Auflage, Basel 1541, ex officina Hervagiana, bietet einige, aber nicht
ins Gewicht fallende Varianten. Die Ordnung der Fabeln ist dieselbe
wie bei Nevelet, der überhaupt diese Ausgabe vielfach benutzt zu
haben scheint. Ich nenne jene Baseler Ausgabe (1518 und 1524) b!,
diese (1541) b?.
Endlich fand ich ebenfalls in London einen Band aus dem Jahre
1517, der aufser verschiedenen grammatischen und anderen Schriften
eine vita et fabellae Aesopi cum Aldi Manutii interpretatione Latina
und Gabriae fabellae 43 enthielt mit dem Druckvermerk: „Venales
reperiuntur Lovanii e regione scholae Iuris civilis apud Theodoricum
Martinum Alustensem, diligentissimum et fidelissimum chaleographum.“
Diese Ausgabe der Tetrasticha (1) pflegt mit a! übereinzustimmen, bietet
aber doch einzelne Abweichungen. Am Schlufs steht die babrianische
Fabel xegl yediddvog xai dndévos.
Ein Exemplar der Ausgabe von Rittershaus (Lugd. Batav. in
officina Plantiniana 1598) habe ich in London gefunden und ver-
glichen (r); sie stimmt meist mit b überein.
Man sollte nun annehmen, dafs bei dem verhältnismäfsig ge-
zingen Umfang der Dichtungen des Ignatius und bei dem Zeitalter, in
dem er gelebt hat, der Wert der Handschriften und ihr Verhältnis zu
einander sich leicht und endgültig bestimmen liefse. Dafs gerade das
Gegenteil der Fall ist, erklärt sich unseres Erachtens, wie oben kurz
erkt ist, aus der Beliebtheit, deren sich die äsopischen Fabeln im
ittelalter, speziell wohl auch in der von Ignatius gewählten poetischen
'arbeitung, resp. Verkürzung, zu erfreuen hatten, und aus dem eifrigen
ben byzantinischer Dichterlinge späterer Zeit, Ähnliches wie
424 I. Abteilung.
Ignatius zu schaffen, zumal da es hierfür keiner eingehenden Studien
und keines bedeutenden Aufwandes von dichterischer Gestaltungskraft
bedurfte. Nur bei dieser Annahme wird es einigermafsen begreiflich,
dafs in der Mehrzahl der von mir verglichenen Handschriften
weder die Anzahl noch die Reihenfolge der unter dem Namen
des Ignatius (resp. Gabrias!)) überlieferten Tetrasticha über-
einstimmt, und dafs der Text selber, wie die beigefügten
Epimythien, merkwürdig verschieden lautet. Es sind eben
zum gröfsten Teil nicht Abweichungen, die durch Versehen
oder Flüchtigkeit der Abschreiber entstanden sind, sondern
neue Redaktionen und mit Bewufstsein vorgenommene Umge-
staltungen des vorliegenden Textes. Eben deshalb ist, wie oben
angedeutet wurde, die Frage bezüglich des Wertes der einzelnen Hand-
schriften für die Feststellung der wirklich dem Ignatius zuzuschreibenden
Tetrasticha und ihre Textgestaltung sehr verwickelt und schwer zu lösen,
um so mehr, da die uns vorliegenden Handschriften insgesamt dem
späteren Mittelalter angehören, keine wenigstens vor dem 14. Jahr-
hundert entstanden zu sein scheint, mit Ausnahme vielleicht von W,
über dessen Alter mir keine genauen Angaben vorliegen.
Als (mehr oder weniger) sichere Resultate haben sich mir aus der
Vergleichung der oben angeführten Handschriften ergeben:
l. Der cod. Paris. 583 (s) ist als Abschrift des cod. Paris.
1788 (5) auzusehen. Das beweist nicht nur der Umstand, dafs genau
dieselbe Anzahl der Tetrasticha im derselben Reihenfolge in beiden
Handschriften sich findet, sondern auch die wörtliche Übereinstimmung
der Epimythien; die Lesarten im emzelnen lauten in beiden fast durer
gingig überein, wo gelegentlich Abweichungen in s sich finden, sin
sie entweder auf Flüchtigkeit des Abschreibers zurückzuführen, oder es
sind Korrekturen des Textes, die sich ihm ohne weiteres bei der Nieder
schrift als selbstverständlich ergaben. Beim ersten Vers der Tetrasticha
und beim Anfang der Epimythien ist nicht selten die Initiale in 5
weggelassen, offenbar weil der Schreiber sie mit roter Farbe nachtraget
wollte. Dies ist dann später unterblieben. An allen diesen Stellen
fehlt nun auch in s der Anfangsbuchstabe, oder er ist, sofern er sich
ohne besonderes Nachdenken finden liefs, am Rande hinzugesetzt.
Besonders evident wird dies Verhältnis beider Handschriften au
folgenden Stellen:
Tetr. 7 (in meiner Ausgabe [M] 51) sind zwischen +. 2 und 5
1) Vgl. über diese falsche Bezeichnung meine Abhandlung de Ignatii metrii
arte vita scriptis, Kiliae 1886, p. 5 und 6.
C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 425
in S, wie in s, sinnlos die Worte eingeschoben: bri xoatiotov eivaı
td un npoGxöntev avdomaoıs, wahrscheinlich ein zu einem anderen
Tetrastichon gehöriges und hier versehentlich hinemgeratenes Epimy-
thion.') s hat bei dieser Stelle am Rande ein y und einige unleserliche
Buchstaben; offenbar hatte der Abschreiber gemerkt, dafs jene Worte
nicht in das Tetrastichon gehören. Tetr. 10 (M 27), v. 4 haben 5 und s
mopeva statt anuaivo, 11 (M 12) v. 1 Papoug 5, ebenso s (in marg. I’),
v. 4 S rexvoosie, wobei das x fast wie w aussieht; s hat denn auch
wirklich reuv@osıe daraus gemacht; 13 (M 21) v. 1 5 Zjre mit un-
deutlich geschriebenem £, s &rre, v. 2 fehlt in S wie in s (wo am
Rande wieder ein +). Das Epimythion vor tetr. 15 (M 14) lautet in
beiden Handschriften ro wegioooy «vayxe” "nıßlaßes, tetr. 20 (M 34);
v. 2 Béla vuyels (statt ruxeig), Epim. vor 21 (M 37) un fjonrai tig
(HV 0 un foxnrai vs, R e un xéxrnrai vus), tetr. 23 (M 5), v. 1 hat
S on statt duxélov, und genau so s, Epim. vor 24 (M 20) ... xal
quostota. dexróv S und s (V yagıodijvaı denreov, H dextéov), tetr. 25
(M 2), v. 2 into S und s statt foro (R toro), 26 (M 26), v. 1 xo6s
tivas S und s, Epim. vor 27 (M 25) sind in S zwischen u&llov und
géoovoi drei oder vier Buchstaben weggekratzt, s hat u&llor peoovor
ohne Lücke; nach 34 (M 22) folgt in beiden Handschriften noch das
Epim. zu tetr. (M) 3 gaveoov (Ss: avegov) Gueornuae ur copiteodai
ohne das tetr. selbst, so dafs wir also anzunehmen haben, dals S —
dem s ganz folgt — Jie Sammlung der Tetrasticha unvollständig ent-
hält (im ganzen 34).
Die angeführten Beispiele werden genügen, um meine Behauptung
zu rechtfertigen, dals s als Apographon von S anzusehen ist. Im
Catal. codd. mscr. biblioth. regiae 11 (Paris. 1740) heilst der cod. 583 (s)
ein chartaceus, olim Baluzianus, quo continentur opuscula varia
ab erudito quodam ad usum suum descripta.
2. Der cod. Vindobonensis 17%, Nr. 34 (V) steht mit dem
Hafniensis addit. 275 (U) in einem nahen verwandtschaft-
lichen Verhältnis; beide sind wahrscheinlich auf eine gemein-
same Quelle zurückzuführen. Das beweist nieht nur die beiden
gemeinschaftliche Anzahl der Tetrasticha (44) in genau derselben Reihen-
folge, sondern auch die fast durchgängige Übereinstimmung der Les-
arten in den Versen, wie in dem jedem Tetrastichon folgenden Epi-
mythion. *) Als Uberschrift steht in V: Baßoiov év éExitopy
1) Es fehlen in S und s die Epimythien vor tetr. 2, 3 und 19; zu 3 könnten
die Worte zur Not passend erscheinen.
3) Vgl. z. B. tetr. (M) 14, 3: dins Dem» Zéovra pedyev Lu uéons HV, dns
di roy Adovra qpevyovo’” Eu uéons SW, Ding di tov Afovra qedyor êx peons QU,
Byxant. Zeitschrift I 8 u. 4. 26
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 491
der Verse wiederholt ganz auffällige Varianten auf. Ich denke mir
daher das Verhältnis so, dafs zwischen der Handschrift, aus der H
und V abstammen, und S noch ein Mittelglied steht, das, von einem
selbständig denkenden librarius hergestellt, manche Korrekturen (und
Interpolationen) enthielt, die dann in S übergingen, also folgenden
Stammbaum:
S selbst ist ziemlich nachlässig und flüchtig geschrieben. Das beweisen
Stellen wie tetr. 1 (M 8), v. 4 xoddods av oldas «vdeurovs Aldovg
für woAlodg dv sides Svras dvdownovg A., tetr. 11 (M 12), v. 4:
Exaorov elev exBiBowoxwy &Tliov statt Exaotov olov éxBépowxer ¿Picos
(denn so wird mit HVQR der Vers zu schreiben sein, nicht wie m P,
bei Nevel und in meiner Ausgabe steht: Ex«orov Exßeßowxe yvuvdr
os Eva); ferner tetr. 27 (M 23), v. 2 evons xeodo úpiora momuévos
xal dn pdye, v.3 wg un nreiv ex ndyovs eine de reg, was sicher auf
flüchtiger Niederschrift der Vorlage beruht, die etwa lautete:
sUpiox” Gguota nouuévos xal dy paper,
og un apoxvxtemw x14. (HR xvntewv).
Tetr. 29 (M 24), v. 4 S: sita yeyovos sbgEdn statt sita puuvos eboédn,
16 (M 25) v. 3 xöga& dè dire. tuoòv N 6’ side payev (wofür T rayos
setzt), ganz sinnlos, während in QVHR steht: 6 vijzios 0° ¿xpafev: 3)
d” elie rtvgóv, in W: yatver xdoak, winter tvods, repo 0’ Eqn, bei
Nevel. und in anderen Ausgaben (Coray = S): ed9dg 0” 6 rtobrov
Gipev: % 8 avrov payev. Tetr. 10 (M 27) v. 4 bietet S rdv &vdou
xoupyéva yao, où rodó 6€ ye (QRW zouaivo) statt des allein rich-
tigen znualvo (Babr. 10, 12 tovro xoraivo, pnoiv, d xx pava).
Vgl. die ganz ähnliche Verschreibung in Laur. A bei Soph. Ai. 360
zoıuevov für, anuovav. Tetr. 20 (M 34), v. 2 Beisı vuyeis dì Mo
duveine toudde statt Béla runels dì Dooly eine tordde. Das Epim.
zu tetr. 21 (M 37) lautet in S un fonrai tig un periévas (vor ui)
fehlt 6, vgl. oben S. 424), in HV richtig 6 uy Hoxntaı ..., in Re
un xExınrei ris, un weri£var det, in W è un yiyvooxe tig, und
serievar det, ganz abweichend in P, T und den Ausgaben. Tetr. 18
(M 44) lautet in H und V:
EHaAnE tig pewoyos Ev xdAnoıg ¿yv (H Gp)
Goa xpuovs. émel dè Depuis Todero,
Eninke roy Odipavra xal xreiveı tayos.
OÙTO xaxol MOLWÜOL TOTS EVEOYETOLS.
Qut
C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 429
"Avdgog xool maretto nergıvog Aéœv xal tig Agov te pol thy loyòv
. | Pâëxeis;
GAA’ el Akovıss einev fdeoav yAUgewv; nollods dv sides bvtag dvdow-
nove Aldove.
Zu beachten ist, dafs die Reihenfolge der einzelnen Tetrasticha sich
an die in HVS befindliche anschliefst, nur dafs eine ziemliche Anzahl,
— aus welchem Grunde, ist nicht erkennbar, — dazwischen ausgelassen
ist, wie aus der folgenden Zusammenstellung ersehen werden kann:
Man könnte sich hiernach versucht fühlen,
(M) HVS T | T aus einer der drei anderen Handschriften
8 1 1 | herzuleiten; indessen bieten die zum Teil auf-
13 2 2 | fallend abweichenden Lesarten keinen sonder-
— 3 — | lichen Anhalt dafür. Auch die Epimythien
32 4 3 | sind grüfstenteils ganz verschieden. Beach-
30 5 4 | tenswert ist die Lesart in tetr. 11 (M), v. 1,
38 6 5| wo VWS am Schlufs mit unerträglichem
51 7 6 | Hiat zoo HAlov bieten, T roö puspógov, an
49 8 — | sich sehr hübsch und annehmbar, sofern es
28 9 7 | nicht als die Korrektur eines gebildeten und
27 10 — | metrisch geschulten Abschreibers anzusehen
12 11 — | ist. Im übrigen weisen freilich die Varianten
11 12 8 | in T keineswegs auf einen solchen hin. So
21 13 — | steht (M) 14, v. 3 ganz unsinnig: 9é0v9”
16 HV —,S14| 9| Ans Acovre pedyev êx uevng (wo wohl statt
14 | HV 14, 515 | 10 | des in meiner Ausgabe nach Nevelet gegebenen
25 | HV 15, S 16 | 11 | Schlusses mit WS zu schreiben sein wird:
42 | HV 16,517 | — Vins O& toy Agovta qespovo’ éx uéons
44 | HV 17,518 | 12 Dvñoxe: medndeio” cis Eyaupev eis udrqv),
47 | HV 18, S 19 | — | ebenso 32, v. 1 dp’ ünvoüvrog, 38, 1 ¿v Seger
41 | HV 19,S — | 13 | (statt Me), v. 3 6 O” &v Seger (statt og ev
34} HVS 20 |14| &é04) u. v. a.
37 21 15 Für die Feststellung des Textes ist
18 22 16 | also diese Handschrift von keinem oder
5 23 17 | höchstens sehr geringem Wert.
20 24 — 5. Die beiden Handschriften P (cod.
2 25 18 , Paris. 2571) und R (Paris. 1140 A), beide,
26 26 19 wie es scheint, aus dem 14. Jahrhundert,
23 21 ı — | haben insofern etwas Gemeinsames, als
46 28 |_| sie die Tetrasticha in alphabetischer
24 29 (20) Reihenfolge (nach den Anfangsbuchstaben
36 30 | 21: des ersten Verses) enthalten, was ja auf
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 431
Abdruck gekommen, erst von A. Eberhard in der Gratulationsschrift
an Dr. Suffrian (Magdeburg 1875) veröffentlicht sind (I. XI. XXV—
P 13 finde ich auch bei Eberhard nicht und bringe es daher an
dieser Stelle zum Abdruck:
ZijAos ty dAéxtoooi xmeol dgvidar’
Ó vevixnubos xénpayev él Toiyov'
alpuns 6° «eros tov avrov xadaoraogas.
6 dapels Eneßaıve Yndetas udvos:
Epim. xmpós tò uy xavy&o®ar Eni vixn.
Wie dieses, so sind auch die übrigen auf die Autorität von P hin
von Eberhard unserem Ignatius zugeschriebenen Tetrastichen beschaften.
Sie weichen, wie leicht erkennbar, in Bezug auf Gräcität und Vers-
technik so sehr von den als echt anzusehenden ignatianischen Versen
ab, dafs sie ohne allen Zweifel viel jüngeren Ursprungs sind und der
„Epoche der Stümper“, wie sie Hilberg bezeichnet hat'), d. h. der-
jenigen Zeit angehören, in der Hiat und Quantität gar nicht mehr
berücksichtigt, sondern die 12 Silben, gleichgültig ob kurz oder lang,
einfach gezählt wurden (vgl. meine Abhandlung über Ignat. 7 ff.).
Dieselbe Nichtbeachtung der älteren metrischen Gesetze, die Ignatius,
wie ich a. a. O. nachzuweisen versucht habe, möglichst genau in seinen
Versen befolgte, zeigen auch manche ganz willkürliche Versgestaltungen
in P bei den übrigen Tetrastichen, wie z. B. (M) 9, v. 3 und 4:
6 0% Ovorgapels évrépn mods tov Kove
où où Aoıdogeig 6 19708 O Ev d orixsıs
anstatt
vo dì BAEWwWas puoiv: od Oxuntes OÙ ue,
avopyos 0, de brdite de mods Dodoos ueya (5).
Dafs somit P fiir die Textgestaltung des Ignatius nichts
beitragen kann, leuchtet ein.
Interessant ist und tritt namentlich bei dieser Handschrift hervor,
wie sich die Abschreiber späterer Zeit nicht entblödeten, den über-
lieferten Text nach ihrem Geschmack und meistens natürlich invita
Minerva, ganz willkürlich umzuformen, Zusätze zu machen und ganze
Tetrastichen unter die des Ignatius ohne weiteres einzupaschen. Bei
Q werden wir weitere Beispiele finden.
Auch R (Paris. 1140 A, frühestens aus dem 14. Jahrhundert, wie
die Schriftzüge und Abkürzungen erweisen) bietet für die Fest-
1) Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt. S. 801.
C. F. Miiller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 433
also unmöglich die ursprüngliche Prosafabel sein kann, — worauf
übrigens auch die ganz unklare Fassung des Inhalts hinweist.')
In den von mir verglichenen Handschriften findet sich nun folgende
Gestalt:
Q (4)?): Kiowd Abxos nayıorov sloogadv xbva,
dijoas ris ékédoeye rodrov hod Epn'
xuvny6s. ARR tovto un add Avxog'
&uol qídos Auòs yee 7) xAoıod Bdgos.
1. xlovdy R zayıorov L tagioros kB Qav toy nova S ndygıorov iotogay xvva
H xotw Aüxos decuovuevov Blenwv xvva W
2. ¿Doepe V Orous ov LEedoepe mommy tle fon Med. (sec. Bandinium),
&Eedoste S Gs $ ¿on HSRL fora: tle tospei de dicas; 6 8’ Epn W
3. &ld& un tovro un S rado. VWHMed. nade R
4. Euorye pllog W xlouds xó00s R xodowoî xbpog Med.
Epim. év ovupogeis un yaorpiteota. HR Med VW, deest in S.
Was die besonders in v. 1 und 2 dieses Tetrastichon zu be-
achtenden Lesarten in W an dieser Stelle klar hervortreten lassen,
erscheint auch durch die Fassung der übrigen Tetrastichen in dieser
Handschrift für den Schreiber derselben als charakteristisch: das Be-
streben, da, wo er Unzusammenhängendes oder Widersinniges
vor sich zu haben glaubt, unbedenklich nach eigenem Er-
messen die Vorlage zu ändern und etwas (seiner Meinung
nach) Besseres an die Stelle zu setzen. Daraus allein lassen sich,
wie mir scheint, die vielen von der sonstigen Überlieferung stark ab-
weichenden Lesarten in W erklären.
Um nur einige Beispiele zu geben, so lautet der Anfang des
tetr. 14 (M) nach der Vulgata:
anyais doaou dooxas «bri thy déav
Aextovs nödas umuetto, gatos È’ elg «equ...
in W dagegen:
ayas Béav BAenovoa dopxas (diay
Aentods addag uopuetto, yalge O Eis xéous.
Tetr. 8, 3 el y&o Adovres W, alle anderen Handschriften haben
air el Aéovrec, 15, 1 oide V, side HPQR, idev die Ausgaben, W
Eyvo, 23, 4 bietet W Ades wor pivov, vulg. elojAdes yivou, 24, 3
hat W sinnlos airy dì da, 25, 2 W Ads, alle anderen (richtig)
Znvés, v. 3 W qaiver xdoak, mére tveds, xeodo Ô ¿y statt der
1) Der richtige Zusammenhang ergiebt sich aus der etwas erweiterten Dar-
stellung bei Babrius (fab. 100 Eberhard).
2) Eberhard a. a. O. zitiert P, — das mufs auf einem Versehen beruhen,
denn P hat dies tetr. gar nicht.
434 1. Abteilung
vulg. eviig 8’ 6 rodrov grpev: à d’ abròv peyer.‘) Tetr. 26, 3 laut
die vulg. oo) rodror, simev, sl des, dsito aéles, während W die
Lesart bietet ¿yó oor rodrov, eimev, el délers, Osito. Hier ist also
statt des am Ende ausgelassenen ag, um den Vers auszufüllen, #4
im Anfang eingefügt und dadurch ein — allerdings fehlerhafter —
Cholinmb zurechtgestutzt. Tetr. 28, 4 steht in den alten Drucken
dreoregeito xal tod obreg éxgdrer, unerträglich wegen des Hints; ich
habe dafür xa 164’ vorgeschlagen, glaube aber jetzt die Lesart von
VRST xavrós (QL xévros) als besser beglaubigt vorziehen zu müssen.
Statt dessen bietet nun W, von allen anderen abweichend, nällor.
Dies liefse sich ja zur Not als aus ze! tod verlesen ansehen, di
gegen ist doch wieder als ganz willkürliche Korrektur des Abschreibers
die Lesart in tetr. 30, 1 965 tiva xdxgov zu betrachten statt der
Überlieferung in den anderen Handschriften mgög morbv (L rözon,
P xovr#, die Ausgaben wort) xéxçw. Ebenso ist sicherlich in W
interpoliert tetr. 31, das von der vulg. ganz abweichend lautet:
red héov weigıfev Kygav dovitav.
moby ye nolgav simey dg vow)v Exe,
tiv devrégay 8° ¿once bg Uvet péoeuw,
moins d bg dv pavosiev, Eye pavtdve.
Tetr. 41, 4 steht statt der vulg. roùrov pvdòv Euvnos ris dvatias
in W mit ganz willkirlicher Anderung: rupels écurdv pvños ri;
draklas, tetr. 42, 3 el magélterg dE éuoò W statt ef (iv?) æagélôgs
uaxgöderv.
Auch in der Fassung der Epimythien weicht W nicht selten ganz
von den übrigen Handschriften ab, z. B. zu tetr. 12, 25, 41 (M). Zu
tetr. 50 war anfangs versehentlich das Epimythion des folgenden
(M 35) gezogen, ist dann aber wieder gestrichen.
7. Besonders lehrreich für die Erkenntnis, wie willkür-
lich die späteren Abschreiber der Tetrasticha mit dem ihnen
vorliegenden Texte verfuhren, und in welcher Weise sie selber,
so gut es anging, es dem Ignatius gleich zu thun und seine
versifizierte Bearbeitung äsopischer Fabeln zu vermehren
und zu verbessern suchten, ist die Überlieferung in Q (cod
Paris. 2991 A, chartac., p. 416—421). Dieser Codex, „in monasterio
Sanctae Anastasiae, PapuexoAvrgieg dictae, quondam asservatus“, ist im
Jahre 1420 fertiggestellt, wie aus der Notiz auf p. 447 hervorgeht:
treisıhdn rd magdv Bifliov Ev unvl centefoio Evdexdry cod Qu.
1) Wofär vielleicht zu schreiben # 8° adc Aéyev (oder puro), vgl. meine
Anm. z. d. St. a. a, O, p. 38.
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 435
Die Überschrift (in Rot) lautet: 'Iyveriov Aiaxsvov rergdoriya di
idußov & tiv Xaßpiov (über dem X steht mit schwarzer Tinte B)
Aloœmx@v, uerappacdévea xa) mods àperv Enaleipovre. Die letzten
Worte liefsen Epimythien erwarten, diese fehlen indessen. Die Samm-
lung enthält zunächst 44 auch anderweitig überlieferte Tetrasticha, im
ganzen in derselben Reihenfolge wie HVS (wenn schon sich mehrere
Abweichungen finden), aber mit vielfach veränderter Textgestalt, die
in den seltensten Fällen als Verbesserung anzusehen ist. Das Schlufs-
wort des tetr. 44 (M 53) téyos steht, von dem Vers getrennt, mitten
unter demselben und ist in zwei Kreuze eingeschlossen, woraus man
vielleicht schliefsen darf, dafs das Nachfolgende als ein nicht von dem-
selben Verfasser herrührender Zusatz bezeichnet werden soll. That-
sächlich steht im folgenden nur noch ein Tetrastichon, das sich auch
in einigen anderen Handschriften des Ignatius findet (es fehlt in
SWPT) und in Q also lautet:
duo Óvos rapryev coyvoody fueras"
Doißov Toros nko IQOCXVVÓV nINTE ACTO
tipo 0 ¿mapdele uy HEAwv peverv voc.
fxovoesv où Bebo tov Bedv d° yes. (Vgl. M 40.)
Sodann folgen noch, — und das ist besonders bemerkenswert —
mehrere versifizierte Fabeln in doppelter Bearbeitung: voran
steht eine längere Fassung, metrisch wie sprachlich durchaus barbarisch,
hinterdrein jedesmal ein Tetrastichon, das der Verfasser in des Ignatius
Weise zu bilden versucht hat. Dieser Art sind im ganzen fünf Paare
angefügt, zuerst zwei Fabeln zu je fünf Versen, sodann drei zu je acht.
Versen. Zwischen dem ersten und zweiten Paar steht ein merkwürdiges
tetr. eingeschoben, das den Namen des Lykophron enthält, und das
zuerst von Eberhard (in der mehrfach zitierten Gratulationsschrift als
XXIV) abgedruckt ist. Es lautet:
Exn mooxóyas Tod Avudpoovos Avxos
&rte. mode Doviv TRÜTR TOD podoa yo"
y À ab uadythy de side xeynvdre
teiveL HTEQOÏOL TIPOS puyNYV MTELYUEVN. |)
Um zu erkennen, welcher Art die übrigen sind und in welcher
Weise der Verfasser seine Vorlage in ein tetrastichon Ignatianum um-
n — me e —
1) Schon Boissonade (in seiner Ausgabe «des Babrius p. 237) erwähnt dies
tetr. mit den Worten (Anm. zu xeoxórpas): aliud exemplum praebuit mihi fabula
quam ineditam repperi inter Ignatianas codicis 2991 A: En xeoxd wag ati. Non
displiceret xgox6was, lupus videlicet eruditior qui in legendo Lycophrone pro-
fecerat; „un loup quelque peu clerc“ ut ait Fontanius.
C. F. Müller: Handschriftliches zu Ignatius Diaconus 437
dingter Sicherheit festgestellt werden kann. Als feststehend ist zu
erachten, dafs durch die Abschreiber der im Mittelalter offenbar be-
lebten und vielgelesenen Versifikation, die Ignatius mit einer Reihe
von äsopischen Fabeln vorgenommen hatte, ihr Text vielfach kontami-
niert und dafs mancherlei auf gut Glück von ihnen hinzugedichtet ist,
das wegen der mangelhaften Verstechnik und aus anderen Gründen
nicht auf seine Rechnung gesetzt werden darf. So sind in die alten
Drucke denn auch ziemlich viele Tetrasticha eingedrungen, welche die
älteren und besseren Handschriften überhaupt nicht enthalten. Mit
Sicherheit werden aus der von mir nach Nevelet u. a. Ausgaben her-
gestellten Sammlung zu streichen sein: Nr. 1 und 4 (die sich in keiner
der von mir verglichenen Handschriften finden), Nr. 7 (blofs in P,
auch von mir schon früher beanstandet), 10 und 17 (nur in P), 19
(ebenso, von mir in der Ausgabe als exilis et ieiuna epitome fabulae
Aesopicae bezeichnet), Nr. 29, 33, 39 und 52 (sämtlich nur in P über-
liefert). Streichen wir diese 10, so bleibt die Zahl von 43 Tetrasticha,
die wir als vere Ignatiana anzusehen haben; vielleicht dürfen wir noch
die beiden in VHQ befindlichen (xAoiw Avxog... vgl. S. 433 und das
in Eberhards Gratulationsschrift als XXI abgedruckte ynAij Boôs ...)
hinzurechnen, sodafs im ganzen 45 Tetrasticha unsern Ignatius zum
Verfasser hätten.
Kiel. Carl Friedr. Müller.
Nikolaos von Methone.
Als Ullmann im Jahre 1833 in seiner Abhandlung „Nieolaus yon
Methone, Euthymius Zigabenus und Nicetas Choniates, oder die dog-
matische Entwickelung der griechischen Kirche im 12. Jahrhundert‘')
von der hohen wissenschaftlichen Bedeutung des Nikolaos von Methone
als Kirchenlehrers und dogmatischen Schriftstellers zum erstenmale eine
klarere Vorstellung zu geben unternahm, that er dies auf Grund dreier
Schriften desselben, der kleinen Abhandlung über Leib und Blut Christi
im Abendmahl*) und besonders der von Vömel in den Jahren 1825
und 1826 veröffentlichten, wissenschaftlich sehr bedeutenden und wich-
tigen „Widerlegung des Proklos“ sowie der theologischen Fragen und
Antworten.*) Wenn unser Wissen von den Schriften und Lehren des
methonensischen Bischofs seitdem nur äulserst geringe Fortschritte ge
macht hat, so ist einer der Hauptgründe für diese befremdliche Er-
scheinung der Umstand, dafs Gafs, dem wir auf dem Gebiete der
byzantinischen Theologie so vielfache Förderung verdanken, es unter
lassen hat, seine allein nach eben jenen drei Schriften des Nikolaos
1858 in der Realencyklopädie (Bd. X S. 348—350) entworfene Schil-
derung und nähere Kennzeichnung der theologischen Bedeutung des
Bischofs von Methone in der 2. Auflage des Werkes 1882 (Bd. I
8. 573.) auf Grund der inzwischen in gröfserer Anzahl ans Licht ge
tretenen Werke desselben zu erweitern und zu vervollständigen. Nur
von zwei im Jahre 1865 durch den Hellenen Demetrakopulos ver
öffentlichten Schriften des Nikolaos‘) hat er Kenntnis genommen ud
1) Theologische Studien und Kritiken 1888, Heft 3, S. 647—748,
2) Bibliotheca vet. patr. (Paris 1624), T. II p. 272.
8) Nicolai Methonensis Refutatio institut. theol. Procli Platonici. Primun
edidit annotationemque subiecit J. Th. Vömel. Frankfurt, Brönner 183. —
Nicolai Methonensis Anecdoti Pars I et II in den Jahresberichten des Frankfurt
Gymn. 1825 und 1826.
4) Ninoldov émoxénov Medévns Ubyor 860 nark rie algkorus riv leyére
thy cotigior inte hav Hvolav pi ti) tetovxocráro Sedente xeocazôtre, dll
16 narod póno url. Nov neûror éxdodévrec dnd Anzınavdglsov ‘Ardeorizov MST
teaxomoúlov, Leipzig, List und Francke 1865,
J. Driseke: Nikolaos von Methone 439
die im Jahre 1858 gegebenen dogmatischen Ausführungen im wesent-
lichen wiederholt. Jetzt ist er davon überzeugt, dafs die Untersuchungen
über die Person und das Zeitalter des Nikolaos von Methone zwar „zu
einem sicheren, aber nur ungefähren Resultat geführt“ (S. 573) haben.
Das wenige Neue ist, dafs er, auf Demetrakopulos’ Angaben (a. a. 0.
S. y) gestützt, die Thatsachen verzeichnet, dafs Nikolaos unter Manuel
Komnenos (1143— 1180) wirkte und von diesem Kaiser infolge der
Synode von 1156 zu kirchlichen Sendungen gebraucht wurde, damals
jedoch schon, seinem eigenen Zeugnis zufolge, ein alter Mann war
(S. 574). Letzteres steht in der Schrift selbst (S. 2 yeowv pév, dida
vectov ti apodvuia), die vorhergehende Behauptung aber geht einzig
auf Demetrakopulos’ Worte zurück (a. a. O. S. y): ¿éméupdy «xo rod
avroxgetogos Mavouni Eis ÖLapögovs noAsıg xal yopas, iva tods
xLOTODS nds THY svosberav otnoitn. Für diese bietet weder die Über-
lieferung, soweit ich sie kenne, irgend einen Anhalt, noch ist die an-
gedeutete Verbindung der vermeintlichen Sendungen mit der Synode
‚von 1156 möglich oder auch nur wahrscheinlich, was im Verlauf der
folgenden Darstellung ohne weiteres klar zu Tage treten dürfte. Un-
beachtet gelassen hat Gafs des Nikolaos Schrift gegen die Lateiner
über den heiligen Geist, welche Simonides schon un Jahre 1859
herausgab!), und nicht weniger als acht weitere, zum Teil umfangreiche
Schriften des Bischofs von Methone, welche von Demetrakopulos
1866 in seiner Bibliotheca ecclesiastica (Leipzig, List und Francke) nach
Moskauer Handschriften, mit Ausnahme der letzten, zum erstenmale
veröffentlicht worden sind. Wenn Gals, im Hinblick auf das von
Demetrakopulos in seiner Einleitung zu der Ausgabe der beiden Schriften
des Nikolaos 1865 gegebene reiche Verzeichnis von Schriften desselben,
noch im Jahre 1882 urteilte: „Sollten diese Schriften sämtlich heraus-
gegeben und mit den bereits vorhandenen verbunden werden, so würden
sie uns in den Stand setzen, den Stand der griechischen Theologie im
12. Jahrhundert vollständig zu überselien“ (S. 575): so ist dies Urteil
merkwürdig und unzutreffend, erstens deswegen, weil die von Gafs
herbeigesehnten Schriften thatsächlich damals längst vorlagen, und
zweitens, weil die Veröffentlichung derselben, nach meiner Überzeugung,
uns noch lange nicht dazu befähigt, „den Stand der griechischen Theo-
logie im 12. Jahrhundert vollständig zu übersehen“. Zu diesem Zwecke
bedarf es noch vieler sorgfältiger Einzeluntersuchungen. Auch liegen
- ————6— me € __ +»
1) Oettoddemv ‘Elinvowy Peoloyixal yeapal téooupes. A’. Ninolaov éxicxoxov
Medówns 26708 xeds rovg Autivovg negi Tod a«yiov rvevparos uti. Ilpürov Yon rá
zivea ¿y Aovdivo tnd K. Zuumvidov txdidopeva. London, David Nutt 1859.
J. Driiseke: Nikolaos von Methone 441
satz, der sich für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts entschied.
Er stützte sich auf die von Leo Allatius!) gegebene Nachricht über
die Synode vom Jahre 1166, der zufolge unter den Unterschriften der
Verhandlungen dieser Synode sich auch die des Nikolaos von Methone
finde. Diese Nachricht schien ihm „bis zur möglichen Entdeckung
einer noch genaueren Spur der sicherste Haltpunkt zu sein“ (S. 704).
Leo Allatius hat sich aber ganz offenbar versehen, da die von Mai
veröffentlichten Synodalverhandlungen nirgends den Namen des Nikolaos
von Methone, wohl aber mehrfach den des Nikolaos von Methymna
aufweisen. Wir müssen die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts viel-
mehr gänzlich aufser Betracht lassen und können zwar die Regierung
des Kaisers Manuel Komnenos als die Zeit der Hauptwirksamkeit des
Nikolaos ansehen, müssen aber den Beginn seiner schriftstellerischen
Wirksamkeit weit früher, schon unter Kaiser Johannes II Komnenos
(1118— 1143) ansetzen. Gerade das bedeutende Ansehen, welches
Nikolaos sich schon in den zwanziger und dreifsiger Jahren des
12. Jahrhunderts als theologischer und philosophischer Schriftsteller
erworben hatte, scheint mir der nächstliegende und wichtigste Erklá-
rungsgrund für den Umstand zu sein, dafs er von vornherein bei dem
theologisch gründlich gebildeten Kaiser Manuel Komnenos in. der Stelle
eines theologischen Beraters, ja als vertrauter Freund desselben erscheint.
Auf der Synode des Jahres 1156 war Nikolaos ebenso wenig anwesend
wie auf der des Jahres 1158; seine Unterschrift findet sich in den von
Mai?) veröffentlichten Synodalverhandlungen nicht. Schriftlich gab er
dem Kaiser seine Freude über den Verlauf derselben kund, er selbst
sitzt derweilen ruhig in seinem kleinen messenischen Methone, ein
hochbetagter Greis, fast schon erstorbenen Leibes (yégay uèv.... xal
xatepuyuévos a. a. O. S. 2), der die weite, gefahrvolle Seereise um das
sturmverrufene Vorgebirge Malea herum nach Byzanz zu unternehmen
nicht mehr imstande ist. Des Nikolaos Geburt fällt somit in
das letzte Dritteil des 11. Jahrhunderts, etwa in die Regierungs-
zeit des Kaisers Nikephoros ILL Botaniates (1078—1081) oder Alexios I
Komnenos (1081 — 1118).
War somit Nikolaos auf den genannten Synoden der fünfziger
Jahre sowohl als auch, wie das Fehlen seiner Namensunterschrift be-
weist, auf der im Jahre 1166 abgehaltenen persönlich nicht anwesend,
so könnte doch vielleicht aus einer seiner Schriften geschlossen werden,
1) De ecclesiae occident. et orient. perpet. consens. lib. II. cap. 12, $ 4,
p. 689 und 690.
2) Mai, Spicilegium Romanum X S. 62 und 95, vgl. $. 39 und 57.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 29
J. Dräseke: Nikolaos von Methone 443
hinausgehen und die Anfinge jenes christologischen Streites schon in
die fiinfziger Jahre verlegen miissen, wenn wir die Schrift, wozu aller-
dings manche Wendung derselben auffordert, auf eben jenen Streit be-
züglich ansehen wollten. Nikolaos sagt nämlich (S. 302): obra xal
Eyer xal Aaufaver tv BaorAeiav To wiv wg Dede, td 0 be &vdgaros,
© noAldxıs eloyxapev: otto di xal rupadidwo. tavtnv TO küvrı ded
(Gedy di Stav cino, Aéyo xara tov Deoldóyov Tonpipiov raréga nai
vlov xal Gyiov nvedua) tage yovv ovdiv dxadov eineiv, Ste xal nuo
éxvrod Aaufaver nai Euvro xrupudidwowv, Óxoiov xal rd xapa xod-
Aoig viv HgvAAovusvov xal oùx old brag Avrıleydusvov, TO Tapa
tay Ebdpywv Ts Delas lepoveylas UVOTRYWYOVUEVOV „OU TQ0OpÉQUY
xat xpoopepónevos xal xoocdeyspevog nu. dradidduevos*’ megl ob
adarútegov piv ÉGaddis étetuodyostar, ro dè viv togodtov
doxéoder póvov elxeiv, wg xtdA. Nach diesen Worten schrieb Nikolaos
die Schrift zu einer Zeit, als der Inhalt jener von ihm da erwähnten
liturgischen Formel Gegenstand der allgemeinen theologischen Erörte-
rung bildete, und er selbst stellt über diese derzeit brennende Frage
eine besondere Schrift in Aussicht. Damit kann er nur hinweisen —
nicht, wie Demetrakopulos (a. a. 0. 5. 302, Anm.) meint, auf die
von ihm im Jahre 1865 veröffentlichte Schrift, sondern, wie ich (Ztschr.
f. Kirchengesch. IX 428) bewiegen zu haben glaube, — auf seine
"Aytigenoig m06s Ta youpévta mapa Lwtyoiyou (1), welche in das
Jahr 1157 fällt. Demselben Jahre 1157 miifsten wir somit auch die
Schrift, von der hier die Rede ist, zuweisen. Besonders dem Anfang
nach zu schliefsen, nimmt Nikolaos auf Verirrungen in der Lehre Bezug,
die sich damals aus falschgeschäftiger Schriftauslegung zu entwickeln
begannen.!) Weitere schriftliche Spuren, die uns etwa bis zum
Jahre 1166 selbst noch geleiteten, stehen uns nun aber nicht
mehr zu Gebote, so dafs allerdings der Gedanke nahe liegt,
Nikolaos habe jenes Jahr nicht mehr erlebt.
Über den Ort seiner Herkunft fehlt uns bis jetzt jegliche
Nachricht. Wenn Nikolaos sich im Eingange seiner Schrift an den
Grofsdomestikos Johannes Axuchos (9) einen armen, bäurischen Mann
und Ausländer (0 nevng ¿yw xul ayooixog xal vrepógpios, Bibl. eccl.
ed. Dem. 8. 199) nennt, so erscheint der Ausdruck gesucht und absicht-
lich gewählt, um die hohe rednerische Kunst und die gründliche philo-
1) A. a. O. 9.293: ’Egevväv &17 où nepieoyateodar tag yoapas, obdE orgeßlodv
nad fiaterv nal mods oluelov petaqégery fovinua tov tovrov cxondy y Bsios Loyog
diansdeverar .... 0001 de nanocgbicas ¿xvniarodo: TO yeappa ual Hnoolexrovor»
¿xtóxos, drag dv olusioy dbyua xaviomorv, oùrot piv dAindelag éxxinrovoi, els
&vodlag BE tivas «iperinàg drogptgoviui nal oxoreiva fapadea xal rórovs.
yt
J. Dräseke: Nikolaos von Methone 445
advrov tv dí Deod dedopevov muiv xcddordy te xaì ueyıorov, Adyor,
toitov fn toùrov). Die Schilderung ist auch deswegen von Wichtig-
keit, weil durch sie alle anderen Stidte Namens Methone, von denen
uns Thukydides und Strabon melden, ausgeschlossen und das
messenische Methone als die Stadt unseres Nikolaos gekennzeichnet
wird. Medovn xddig — hebt er an — («242 aroxdare pot to ovp-
aÂfooux tig mportacsms Y navrelÿs Tod peddovs mapaitnors* iv yao
Gre mólig Qu, viv de Eorıv Eonudroris, corn moditov, éonun tegov
xal tig darò ter éopaleins leyeodo d Gus xal obro nds EAnidı
tod nalıv tobro yevnosodar dic rs Ev Xoro navra dvvapevns xal
Evegypovons adroxparoguxis detràs) addic td oyua, Tolywvos Tv Desi»,
tag nepl Tv xopupalav yoviav mhevods Aupıdalacaos, be udvoy Tv
diatzivovoav evs firergov Enavoiyovoa' frreipov thy avTYV xal vijoov,
Mus &xo tov axewtov olxytogog IleRoxdvvnoos mooenydgevtac’ uépos
adryn tay pepovuuos leyouévov KATOTIAGY TO xatoregov, node VOL
vodiotégou xAlunrog AnoxAivov, xal tavtng &xgov ¿oyartov y Medavn,
y ¿yd dvotvyH> olxEîv AUTEXQLÓNV META TOY HOOPNTIXÈS TOONYOQEV-
pévov ,,eloshevoerar Eis ta xatotata tig yîs* (Ps. 62, 10). Schon
im Beginn des peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. war Methone
nach Thukydides’ Zeugnis (II 25) eine ummauerte, wenn auch schwach
befestigte Stadt. Nikolaos klagt über die Verwüstung derselben und
über das ihm widerfahrene Unglück. Wie kam er dazu, diese That-
sache, die doch mit dem Zweck seines Adyog éxtvintog zunächst gar
nichts zu thun hatte, gleich im Eingange zu erwähnen, wenn dieselbe
nicht ganz neu und ihn selbst tief erschütternd gewesen war? Wer
hatte Methone seiner Bürger beraubt, wer den schirmenden Kranz
seiner Mauern gebrochen? War kein Brasidas so wie damals (Thuky-
dides II 25) zur Stelle, der das Heer der Angreifer kühn durchbrochen,
sich in die Stadt geworfen und diese tapfer verteidigt hätte? Die in
Ghristus alles vermögende, thatkräftige Hand seines Kaisers ist des un-
glücklichen Bischofs einzige Hoffnung; sie wird alle jene wertvollen,
durch des Feindes Wüten verloren gegangenen Güter wieder erstatten.
Wir werden an jene furchtbaren Normannenschwärme und ihre Ver-
wüstungen in dem Seekriege zu denken haben, in welchem sie die
griechische Flotte zweimal 1154 und 1158 entscheidend schlugen, so
dafs der Krieg erst nach der letzten griechischen Niederlage im Jahre
1158, wie Kinnamos (IV 15) berichtet, durch Friedensschlufs sein
Ende erreichte. Bei der lückenhaften Überlieferung jener Kriegsvor-
gänge scheint es mir ganz wohl möglich, dergleichen anzunehmen.
Mit Bezug auf gerade diese würden sich Nikolaos Worte am einfach-
sten und naturgemäfsesten erklären.
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 447
gehenden Heidentums geringer, als angenommen werde und von weitem
scheine. Der Neuplatonismus ist im Gegenteil noch sehr lange eine
lebendige, den Glauben des christlichen hellenischen Volkes bedrohende
Macht gewesen und hat auf hellenischem Boden mit dem Christentum
um die Herrschaft des Geistes gerungen. Und obwohl hervorragende
griechische Theologen, wie Nikolaos, durch und durch Platoniker waren,
so glaubten sie doch den mit heidnischer Denkart verbundenen Plato-
nismus, wie er in Proklos erscheint, dessen glänzend verklärtes Heidentum
schwachgläubigen Christen als etwas Höheres und Herrlicheres er-
scheinen konnte, bekämpfen zu müssen, wie gerade die Schrift unseres
Nikolaos und noch nach hundert Jahren die jener gleichartigen (bisher
noch nicht veröffentlichten) Sv&rrijosıg xegh eoloyex@v Deowav tod Iaia
romxoû quaocépou Iodxiov Biflic FE eines anderen Nikolaos von
Methone zur Genüge beweisen. Was es mit der für den christlichen
Glauben bedrohlichen Macht des Platonismus seiner Zeit für eine Be-
wandtnis hatte, das teilt uns Nikolaos im Eingange seiner Schrift
deutlich mit. Nicht verwunderlich erscheint es ihm, wenn Hellenen
— db Heiden, wie solche um jene Zeit in grófserer Zahl, wenn auch
vielleicht nur in jenen vielfach unzugänglichen, dem Weltverkehr ent-
rückten Gebirgsschluchten des Peloponnes, im Erymanthos- und Tay-
getos-Gebirge, thatsächlich noch vorhanden gewesen sind — „die wahre
Weisheit, die unsrige nämlich, für Thorheit halten und in schallendes
Gelächter über uns ausbrechen, die wir den Glauben an einen Ge-
kreuzigten bekennen und ungelehrte Männer und Fischer als unsere
Lehrer bezeichnen“'); wunderbar aber allerdings, wie innerhalb der
christlichen Gemeinschaft stehende Leute nach vielleicht höchst ober-
flichlicher Aneignung heidnischer Bildung (éxed) zul rie o modeles
uertogov $ mov xa) dxgotiyòs pavo) „las Fremde über das Unsrige
setzen können, indem sie das Klare, Einfache und Ungeschmückte der
‚christlichen Lehre als etwas Gemeines verschmähen, das Schimmernde,
Rätselhafte und Geschmiickte (ro zoıziAov xe) yetpov xed xouÿév)
des Heidentums dagegen als wahrhaft ehrwürdig und echte Weisheit
vergöttern“, Nikolaos beklagt es, dafs so viele Anstofs nehmen, von
dem rechten Glauben abweichen und durch die Macht sophistischer
Rede verführt, unvermerkt in lästerliche Ketzereien verfallen. „Damit
nun dieses“, fährt er fort, „nicht auch vielen meiner Zeitgenossen be-
1) A. a."0, 8.1: Ouvuacrón obdér, dev "ElAnves, ol tiv ¿vdoozivqy xed nar-
soyovuérny Ev Xororò copie» tntovvres, $ qnol Madhos, à Pelog &xderolos, umglev
farro: thy dAmdıriv xed jpertoay coglav nel mhariy quar serazioni y hora,
ti elg roy doravgonévor míori xooPallouévo nal didaondiove eygauudrous sa
dueis Emyocpopévo».
448 I. Abteilung
gegne, habe ich in Erwigung, wie mancher die Schrift des Lykiers
Proklos, welche die Aufschrift @z040yix ororyelwois trägt, besonderer
Aufmerksamkeit wert erachtet, es für ein Bedürfnis gehalten, die Wider-
sprüche gegen den heiligen Glauben in jedem einzelnen Abschnitt dieses
Buches mit einer Widerlegung sorgfältig anzuzeigen und den künstlich
ersonnenen und durch Spitzfindigkeiten verhüllten, dadurch aber gerade
den meisten sich entziehenden Irrtum aufzudecken.“
Wenn nun auch Nikolaos’ „Widerlegung des Proklos“ gelegentlich
nur darin besteht, dafs er den fein gefafsten und sorgfältig gefügten
Sätzen des Gegners einfach die Kirchenlehre gegenüberstellt, statt
durch Gründe jenen innerlich beizukommen und ihre Haltlosigkeit zu
erweisen, so stofsen wir doch auch sehr häufig auf gründliche philo-
sophische Beweisführung, die von des Verfassers Scharfsinn und Geistes-
tiefe rühmliches Zeugnis ablegt. Diesen Teilen seiner Schrift eingehend
zu folgen und die philosophische Bedeutung des Mannes ans Licht zu
stellen, ist für unsern nächsten Zweck weniger wichtig, als den Theo-
logen in dieser Streitschrift kennen zu lernen. Es liegt in der Natur
der Sache, dafs in jenem Zusammenhange vorwiegend die allgemeinen
theologischen Grundsätze, soweit sie die griechische Kirche seit alters
auch philosophisch begründete, berührt werden mufsten, d. h. die
Gotteslehre, die Theologie (Seoloyiæ) im Sinne der alten Kirchen-
lehrer, und die Lehre vom Menschen und von der menschlichen
Freiheit. Was über diese Fragen Nikolaos in seiner Schrift gelehrt,
das werden wir hier in den Grundzügen zur Darstellung bringen
miissen. ')
Ganz so wie die Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts betont Nikolaos
die Einheit des schöpferischen Grundes aller Dinge, weil die Annahme
mehrerer Grundursachen zur Vielgötterei führe (S. 80). Auch die in
den ersten christlichen Jahrhunderten lebendige Überzeugung, dafs die
heidnischen Gottheiten Dämonen seien, teilt noch Nikolaos, ja er sucht
dieselbe wissenschaftlich zu begründen, wenn er von jenem Grundsatze
in seiner erweiterten Form ,das Eine und das Gute sind eins“ (és
tTabrov xal tayadoy xal to Ev... Ovvayovraı) ausgehend, sich so aus-
läfst (S. 26): „Die vielen Götter, inwiefern es viele sind, sind von dem
Einen und unter sich selbst verschieden; insoweit sie aber verschieden
sind, haben sie auch keinen Teil an der Einheit und ermangeln des
Guten, sie sind also nicht vollkommen gut. Insofern sie, aber nicht
vollkommen gut sind, sind sie schlecht, wie wir wissen, dafs die Dä-
1) Die zu meinen im folgenden gegebenen Anführungen gesetzten Seiten-
zahlen beziehen sich auf Vömels Ausgabe.
J. Driseke: Nikolaos von Methone 449
monen aus guten Naturen durch freie Selbstbestimmung schlechte ge-
worden sind; weshalb auch der Prophet (Ps. 96, 5) sagt: Die Götter
der Heiden sind Dämonen.“
Um nun Nikolaos Lehren von dem Wesen und den Eigen-
schaften Gottes recht zu verstehen, miissen wir wiederum auf das
4. Jahrhundert zurückgehen. Nicht mit Unrecht führt dies Jahrhundert
den Beinamen des klassischen theologischen. In ihm haben hervor-
ragende Männer im Kampfe mit philosophisch geschulten Gegnern die
Lehre von Gott philosophisch und schriftgemäfs in jenem Umfang
und jener Tiefe entwickelt und ausgebildet, die es den folgenden Ge-
schlechtern einigermafsen schwierig machte, auf diesem Gebiete noch
durch selbständiges Forschen und Denken die Vorfahren zu übertreffen.
Gleichwohl hat Nikolaos auch hier selbständige Gedanken aufzuweisen.
Während Männer der arianischen Richtung wie Eunomios von dem
Satze aus, dafs dem Menschen eine völlig zutreffende Kenntnis des
göttlichen Wesens möglich sei, es nur zu einer rein verständigen, be-
griffsmälsigen Gotteslehre brachten, Dionysios dagegen, der Urvater der
griechischen Mystik, jene von Eunomios und seinen Schülern behauptete
voll entsprechende Erkenntnis Gottes durchaus leugnend, das Göttliche
als etwas Überschwengliches, als das eigenschaftslose Unbedingte be-
trachtete, suchten ausgezeichnete Lehrer wie Gregorios von Nazianz
und Chrysostomos eine wahrhaft vernünftige, über jene beiden Be-
trachtungsweisen sich erhebende Anschauung zu begründen. Sie be-
haupteten gleicherweise die Möglichkeit einer wirklichen Erkenntnis
Gottes aus Offenbarung und Vernunft, blieben sich aber der Schranken
des menschlichen Denkens und des menschlichen Erkenntnisvermögens,
des Sinnbildlichen, Übertragenen, Nichtvollentsprechenden desselben
lebendig bewulst. Wenn wir selbstverständlich Nikolaos durchaus fern
von der Anschauungsweise des Eunomios sehen, um so nachhaltiger
und tiefer zeigt er sich, wie zuvor schon angedeutet wurde, von Dio-
nysios und dem Nazianzener Gregorios abhängig. Und zwar sehen
wir ihn von deren Gedanken sowohl wie deren Sprache bestimmt, je
nachdem ihn Neigung und Bedürfnis mehr zu dem einen oder zu dem
andern hinzogen. Demnach ist ihm Gott seinem eigentlichen Wesen
nach nicht erkennbar (S. 6). Wir erkennen Gott nur, soweit er sich
in der Welt offenbart, und haben somit eine nieht vollkommen ent-
sprechende Gotteserkenntnis (S. 24). Freilich müssen wir unsere Be-
zeichnungen der Gottheit dem menschlichen Vorstellungskreise ent-
1) 8.26: n órépdeos uovàs xal tyes, nv el nal otros óvoudfoper, Sums
duoloyobpsv &yvostv, Gris ou tiv obolav toriv: oddtv yao 6 Adyog, obx Üvoux, ot“
trvónpa thy Ey dßaroıs inxequdguuesny xovqpidenta tavens dEdyes.
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 451
alles Sein, wie ein unermefsliches und grenzenloses Meer des Seins.
Indem wir nun Gott auf diese Weise das Seiende und Gute nennen,
verstehen wir deshalb noch nicht sein Wesen, denn dieses ist unaus-
sprechlich und unerkennbar; deshalb sagen wir dies alles auch nicht
so schlechthin von ihm aus, sondern im Übermafs, nämlich überwesent-
lich, übergut, und so fort.“
Angesichts dieser Ausführungen wird man, trotzdem sie engen
Zusammenhang mit Dionysios und Gregorios zeigen, nicht in Abrede
stellen können, dafs sie derjenigen Grenze unmittelbar sich nähern, wo
der also gefafste Gottesbegriff in Gefahr ist, zu einem leblosen zu
werden. Vor diesem Abwege weils Nikolaos sich allerdings zu schützen
durch die richtige Bestimmung des göttlichen Selbsthewulstseins, jener
Eigenschaft, deren begriffliche Fassung immer eine Beschränkung vor-
aussetzt, „Gott ist unbegrenzt“, sagt Nikolaos (8. 117), „nicht in Be-
ziehung auf sich selbst, sondern in Beziehung auf alles andere; denn er
ist seiner selbst sich bewulst (£«vròv yde olde), und des Vaters Be-
grenzung ist der Sohn, des Sohnes Begrenzung der heilige Geist, und
indem Gott schlechthin (4x20g) sich selbst weils und begrenzt oder
durch die Erkenntnis umfafst, weils er alles.“ So gewinnt Nikolaos in
Bezug auf das innergöttliche Wesen fast in der Weise des Apollinarios
von Laodicea die Grundzüge der Dreieinigkeitslehre; in Bezug auf die
Welt ist ihm das göttliche Selbstbewufstsein Allwissenheit.
In der weiteren Beobachtung der Art und Weise, wie Nikolaos
Gottes Verhältnis zur Welt denkt, ist es höchst lehrreich zu sehen,
dafs er dieses Verhältnis als ein unmittelbares, von keinen Mittel-
ursachen abhängiges gefafst hat. „Die uranfängliche Einheit (ey)
uovds)“, sagt er (S. 117), „läfst alles aus sich hervorquellen kraft ihrer
neidlosen Güte und bedarf auch keiner Vermittelung («el oddè peot-
trés vivos dsirei),... indem sie selbst der Urgrund von allem ist“;
ein Ausspruch, der durch den zwiefachen Satz: „In Gott ist alles der
Ursache nach, und in allem ist Gott durch Teilnahme“ (S. 128) und
„Gottes Denken ist Thun und sein Thun Denken“ (¿ori avrod 7
vónois xotnorg, xa) % roimoig vdnorg) eine sachgemälse Ergänzung er-
fährt. Wenn nun Nikolaos trotz der von ihm wiederholt mit Nach-
druck behaupteten Unerkennbarkeit Gottes mit grofser Zuversicht sich
in die Geheimnisse der göttlichen Dreieinigkeit vertieft, die feinsten
Unterschiede und Beziehungen des innergöttlichen Wesens erörtert und
gegen ketzerische Auffassung verteidigt, so verfällt er in denselben
Fehler, wie seine grofsen Vorgänger, insbesondere Gregorios von Nazianz.
In allen einzelnen Teilen der Dreieinigkeitslehre, in der Bestim-
mung des Verhältnisses zwischen Einheit und Dreiheit (S. 23), in der
J. Driseke: Nikolaos von Methone 453
schen zum Göttlichen für untiichtig, ihn selbst teilhaft der Sünde des
ganzen Menschengeschlechts, Rettung, Besserung und Heiligung des
Menschen allein von der göttlichen Gnade bedingt erklärte. Jene pela-
gianische Auffassung blieb in der Folge in der griechischen Kirche
ununterbrochen die herrschende „Der Mensch ist ein vernünftiges
Wesen“, sagt auch Nikolaos (S. 207), „und darum frei und mit Wahl-
fähigkeit begabt, zu thun, was er will (Aoyıxöov tovro Eddy ¿ori xal
xara tovro ¿deúdepóv te xal abretovoiov Tod moctrev Oneg dv Bov-
Ante), und nicht blofs durch die Natur bestimmt, wie die unvernünf-
tigen Wesen.“ Ja er schreitet zu der Behauptung fort, dafs, „wem
die Freiheit des Wollens abgesprochen wird, damit auch die sittliche
Güte genommen wird“ (S. 102: ov ye «qarpelra to Bédev, xa y
dyadérns ovvapapeira). Hören wir aus Augustinus den schönen
Gedanken des Paulus von dem Kindschaftsverhältnis des Menschen zu
Gott hervorklingen, wie der Mensch ohne Vermittler dás ihm durch
Gottes Gnade in Christo geschenkte Heil ergreift, die göttliche Gnade
die einzige Rettung des in Sünden toten Willens, so begegmet uns bei
Nikolaos der unbiblische Gedanke (S. 33): „Bei der Rückkehr zum
Besseren oder der Umkehr (zgög tv éxl To xpeirrov Endvodov eirovv
Exıorgopijv) unterstützen uns die himmlischen Geister (of Beioı voes),
da sie selbst menschenfreundlich und dem göttlichen Willen gehorsam
sind.“ Diese höheren Geister, auch (5. 63) ouvegya rg mods to xpelrrov
&ziörgopijg genannt, „nehmen“ — nach Nikolaos (S. 161) — „zuerst
an den göttlichen Erleuchtungen (ueréyovteg tOV Belov é1Aduyecv)
Anteil, dann gewähren sie den Genufs derselben sich unter einander
und: hierauf auch uns“. Hier haben wir offenbar Lehren vor uns, von
denen sich zwar Andeutungen schon bei früheren Kirchenlehrern finden,
die aber kaum irgendwo mit solcher Bestimmtheit zum Ausdruck ge-
bracht worden sind, wie von Nikolaos; sie sind darum wohl damals
bereits längst allgemein kirchlich anerkannt gewesen. Im Vorbeigehen
erwähne ich nur noch, dufs Nikolaos auch die Lehre von der Unsterb-
lichkeit der Seele in einem Punkte eigenartig gestaltet hat, wenn er
nämlich nicht jede Seele, sondern nur die vernünftige, höhergeistige
und göttliche unsterblich werden lifst (8. 208: où zäo« puy avmäe-
Beds ¿ori xal äpdagros, dA simo KQa y Aoyixy TE xal voepa xal dela).
Beachtenswert ist schlielslich noch Nikolaos Lehre von der Er-
lösung durch Christus. Der tiefe paulinische Gedanke von Sünde
und Tod durch Adam, von Gerechtigkeit und Leben durch Christus
(Röm. 5) hat bei Nikolaos gleichfalls in pelagianischem Sinne eine Ab-
schwächung erfahren, wenn er lehrt (S. 156): „Da der erste Adam
durch die Übertretung das göttliche Ebenbild verdunkelte, will der
J. Driseke: Nikolaos von Methone 457
Tv meoLocotegav dotferav), tequnv dosfiav doyudrov tov Abyov meron-
uévos. Die Bedeutung dieser römischen Irrlehren erkannte, wie Psellos
rühmend hervorhebt, in vollem Umfange allein Michael Kerullarios, der
berufene Hort der Frömmigkeit. Wenn der Geschichtschreiber der
rastlosen Bemühungen des Patriarchen, der Gegner Irrtum aufzudecken
und durch Wort und Schrift sie zur besseren Einsicht zurückzuführen,
anerkennend gedenkt: we 0’ ox érede névra noütrov, GAR éyeyd-
verdav of nadaywyovmevor DONOUTEQOL xal dvarcguvidtEgOL, TNVIXKÜTE
xl adbros «vaperyvuras, xal ri) avaroguviia tig doEBElag ris edosfeius
avrtidno Tv daxgiferav — hat er es gleichwohl für nötig gehalten,
die Haltung desselben und der Griechen den Römern gegenüber theo-
logisch noch etwas eingehender zu begründen, indem er (a. a. O. $. 349)
fortfährt: TeroAumxaoi tiveg Tor Exeise ta AQHta rig te tTÓvV nollüv
moootacias xal abrod di) tod Adyou xal ris meol tà dóyuara dyyıvolas
deduov mods tis xarareiva xal Into av Edokav diapavicaota. Karl
HQÓCOTOV raugeoxevaouévors GvAloyiouois, TO Velov TUPAVAJLVÓO_OVTES
evayythiov, tas leous BiBdovg Ent To ddtav Éavroîs xammievovres,
TouPeirou Tv algeoıv, Y ovdè robro: mög yap dv ely dede rd ex Te
olxelas OTEQHOE0S HOQUYÓMEVOV, TY 166 TOÙTO, TO ÉTÉOO uéoò xal
xpeittovi diaigovpevov; 7} abdis, TOS Eva Heov elrrorev 0Eßeodaı ol uy
xoùs tO mo@btov altiov ta ¿E avrod Enavayovres, dilù ÖLaıgoüvreg
xa, xaratéuvovtes, xal elo aviodtyta diagragartovtEs TMV nOOTNV
toétnta; — Psellos selbst hat hier thatig eingegriffen. Er war es,
der, nachdem man mit den Gesandten Leos IX vergeblich verhandelt
und diese während des Gottesdienstes in der Sophienkirche am 16. Juli
1054 eine Bannschrift wider die griechische Kirche niedergelegt hatten,
den Patriarchen nicht blofs bestimmte, das päpstliche Schreiben durch
die Synode mit dem Fluch belegen zu lassen, sondern der auch in der
Sitzung am 20. Juli 1054 persönlich dazu den kaiserlichen Auftrag
vorwies. Der Patriarch zerrifs darauf das päpstliche Schreiben und
sprach seinerseits über die römische Kirche den Bann aus: 6 ueyas
mate — sagt Psellos a. a. O. S. 349 — todrév te diagmagetteE,
axdxelvous Toro mavrodaroîs dosfioavtas tod DVelov TE apogiée
xinpmuaros xal morsitar evddg Uno mv poixwmdeoratyny dgdv. Die
Geschichtschreiber schweigen über die Kirchentrennung, und hierin
gerade sieht Fischer!) mit Recht den „Beweis, dafs dies Ereignis für
ziemlich unbedeutend gehalten wurde, weil eben die beiden Kirchen
faktisch schon eher getrennt waren“.
1) W. Fischer, Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrhunderts
(Beilage zum Jahresbericht der Gymnasial- und Realschulanstalt zu Plauen i. V.
1883, Progr. Nr. 495), S. 16, Anm. 10.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 30
J. Draseke: Nikolaos von Methone 459
keit des Anselmus näherte man sich bei diesen Gesprächen so weit, wie
es nie zuvor der Fall gewesen. Beide Gegner sprachen es offen aus,
dafs es nur schief gewählte Ausdrücke oder Nebensachen seien, welche
die Eintracht und Liebe zwischen Abend- und Morgenland hinderten,
und beide gaben dem Wunsche und der Hoffuung Ausdruck, dafs ein
ökumenisches Konzil beiden Kirchen den Frieden bringen möge. Das
geschah nun freilich nicht. Im Gegenteil ward Anselmus’ Anwesenheit
für die Griechen der erneute Anlafs zu schriftstellerischer Bekämpfung
der Lateiner. Nicht blofs Niketas selbst verfafste nach dem öffent-
lichen Streitgespräch eine Schrift wider die Lateiner, von der Bruch-
stücke in Anselmus von Havelberg drei Büchern „Dialogi“ erhalten
sind, sondern höchst wahrscheinlich auch Neilos Doxopatres und
Nikolaos Muzalon, sicherlich aber, und zwar noch während der An-
wesenheit des abendländischen Bischofs in Konstantinopel und mit be-
sonderer, in lebhafter, dialektisch gestalteter Bezugnahme auf diesen,
unser Nikolaos von Methone.
Ich meine in erster Linie die von Simonides 1859 veröffentlichte
Schrift (4) [gig toùs dativovs negl tov aylov xvevuaros.
Dazu kommen noch, als wahrscheinlich durch dieselbe Veranlassung
‚hervorgerufen, die zuerst 1857 von Simonides aus Cod. Monac. 66,
dann von Demetrakopulos (Bibl. ecel. S. 359 — 380) herausgegebenen
(19) "Eisyyoı xepaAuımösıg Tod mapa Aarivorg xarvoguvods ddyuatos,
Tod di rò mvedua td Gyuov ¿x TOD xatodg xal tod vioù mpocgyetat,
Guvoyudfévres Ex tüv dia nAcrovg TÁ Gpiotato Dario Ev diapdpos
adroÿ peygaupevav, die von demselben Herausgeber (8) genannten, in
ihrer Stellung zur vorherigen Schrift nicht deutlich erkennbaren, bisher
unveröffentlichten “Axouvyuovevyara Ex tay Ev drapógoss Adyoıg peyouu-
pévov xera Aativor nepl Te elg To &yiov nvedua BAcopnuias, (15)
IIodg Aarívovs zeol dfiuav Asyo. dvo (gleichfalls unveröffentlicht)'),
und. (18) Kara rg dexís rod Lexa (oder wohl auch Heel zpwreiwv
Tléxa bezeichnet), in den Athosklöstern handschriftlich vorhanden, aber
noch nicht herausgegeben. Aus letzterem Grunde werden wir uns
naturgemiiís an die erstgenannte Schrift zu halten haben.
Mit einem Gebete an den heiligen Geist anhebend, legt sich Niko-
laos zuerst (S. 2) die Frage vor, wovon er bei seiner Untersuchung
1) Der Anfang des ersten Buches wird von Simonides a. a. O. S. 142 aus
einer Pariser Handschrift mitgeteilt. Danach liefs Nikolaos diese Schrift der
über den heiligen Geist folgen: Tòv piv rewroy Adyor tronocur», & Aarire, reds
ot neol tig mobtns xl dovyyvocrov Plaapnuias, re els td nvedua TO &yıov
xaviodelons cor... folgt kurze Inhaltsangabe. rd dè viv am oor regi ts dev-
régag nal dpolag ri mery rg Ent roy vidy dvapsoouevns dialsbdpevos.
30*
J. Dräseke: Nikolaos von Methone ; 461
wenngleich nicht zu verkennen ist, dafs der philosophisch gründlich
geschulte Geist des Nikolaos den sejt dem 4. Jahrhundert so vielseitig
und umfassend erörterten Fragen und der Erklärung der so oft behan-
delten Beweisstellen der heiligen Schrift hier und da thatsächlich neue
Seiten und Gesichtspunkte abzugewinnen gewulst hat (S. 7—24). Als
aber der Gegner auf den Kernpunkt der Streitfrage zuriickkommt,
warum Nikolaos es fiir widersinnig erklire, dafs der heilige Geist auch vom
Sohne ausgehe, da erhebt sich dieser (S. 25), alle Griinde seiner Kirche
in sieben Hauptsätze zusammenfassend, zu schneidiger Abwehr und
bündiger Zurückweisung dieses abendländischen Satzes mit ausdrück-
licher Bezugnahme auf die Behauptungen des gerade anwesenden Ver-
treters der römischen Lehre, der, wie Nikolaos sagt, mit seinem Wagnis
eines Zusatzes zur Gotteslehre sich gegen unseren einigen Herrn und
Meister Christus überhebe (og ¿pa devrepgov viv Ex dvouòov pavévros
xadnynTod onpestepov te xal axgıßeoregov Ts Bedrntog ¿Enyyroú
ragà tov Eva xal moòrov xal póvov Nuov xaÿnynriv nal diddéoxcdov
Xguoróv). Nikolaos sieht in jener Lehre eine Erneuerung der Behaup-
tungen des Areios, Eunomios und Makedonios (S. 26), einen abermaligen
Versuch der Vermischung sowohl wie der Auseinanderzerrung der un-
trennbaren und unvermischbaren Dreieinigkeit. Aus diesen Griinden
lehnt er die Neuerung ab. — Er hätte hier seine Erörterungen schliefsen
können, aber trotz des Paulus Mahnung (Tit. 3, 10), einen ketzerischen
Menschen, wenn er einmal und abermal ermahnt ist, zu meiden, will
er lieber des Herrn Anweisung befolgen (Matth. 18, 15—17) und einen
dritten Versuch der Zurechtweisung folgen lassen. Wir lesen nun eine
sorgfältige, durch die Einwände des Gegners bestimmte Auswahl von
Johanneischen Stellen. Ihre Erklärung schliefst er wirkungsvoll mit
den Worten (S. 31): Airy % ®eolopia tod nvevuatos, iv 6 xUgLog
nagédaxe’ tavtnv OTEQYE, TAÚTNS EvTEJOV, tavtny por puiaoce ti
zaAnv nagaxaradmumu Ilavióz 60 pera tod Adypov diaxedevera.
un gpvAcooovrı de, GA 7) no00TLFEVLL 7) ¿parpodvr: 6 aros ¿xócrodos
pera tod avrod avevparos émeye viv wijpov „el tig, déyov, evuyye-
Atterae úuiv mag’ 5 rapeldfere, évddeux Foro. ti dè naped&Bopev;
N ndvros, 5 xa) maupidwxev 6 dndorodos: rmapidwxe de, Y xal autos
xaga tod xugiov napélafe: toto dé xmepl tod avevynaros tod &yiov
xopllafev, Ste ual napdxAnros llos ¿ori maga toy vidv, xl avevua
ig ddndelas, xal mapa Tod matods Exnogevetan, xal XATUTEUTETEL tots
dEloug tijg adrod perozís mapa tod mareos did tod vioò: xal uceruget
xeg tod vioò xada xal 6 ratio ws lodrıuov' xal nücur didtoner tig
Hedrnrog tiv dAideıav, Tv xal 6 vids ¿Enyíyoaro. In rednerisch äufserst
eindringlicher Weise führt Nikolaos darauf seine Zeugen vor: Matthäus,
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 463
des Kaisers Manuel Komnenos (1143—1180) geschrieben sind. Gleich-
wohl bleibt der Satz zu Recht bestehen, dafs Nikolaos bedeutendste
Thätigkeit unter die Regierung dieses Kaisers füllt. Freilich sind viele
der uns überlieferten Schriften derartig, dafs Nikolaos, der, wie wir
wissen, ein sehr hohes Alter erreichte, sie zu jeder Zeit seiner bischöf-
lichen Amtsführung geschrieben haben kann. Dahin gehören, um nicht
Veröffentlichtes zuerst zu nennen, eine Schrift, die in der Moskauer
Synodalbibliothek handschriftlich vorhanden, nach Demetrakopulos' An-
gabe ohne Überschrift ist (16) und mit den Worten beginnt: Alyud-
iatoı xeg aiyueiAoro, und ein dreigeteiltes, von Demetrakopulos ver-
öffentlichtes Werk, das folgende Aufschrift trägt (11): Weds tov &ew-
enouvra, el ory 6003 Éoig xal Baverov’ xal müs, tovtov dodévros,
ovx úv Ein xaxóv altiog 6 Beds (Bibl eccl. S. 219—235). Daran
schliefst sich (12): Hegi rod avrod Adyog devregus, dx TÜV yeapixay
paerveròv tà avra ovveyor xal roy tig dopiotius apeofevrro EAEYYWV
xal xeldds tivas œdrüv éxAaufavovra xal rag Evreüdev œuouévas
axogiag Avaov (Bibl eccl. S. 235—258) und (13) Tlegl rot avrod
Adyog tpitos, thy aroniav EAEyymv tis Xara Tv Rogiotiuv vIODÉGENS
dia tig cis ddvvarov «xayoyme (Bibl eccl. S. 258—265). Wenn
Demetrakopulos zu der ersteren Schrift bemerkt: “Ev 1a 4670
rourg 2sye 6 NixdAuos tò ¿quorijoavre: „Kei tore wiv ¿E bxoyutov
tv spay yvouny evdig ¿Bsxaduvpa”. Tudra dè ra eE dxoyuiou peapsrvra
icaog netviai nov lavdavovra — so scheint er mir zu irren. Nikolaos
hat dem trefflichen und edlen Manne, an den die Schrift gerichtet ist,
— wir werden an einen besonders tüchtigen kaiserlichen Beamten zu
denken haben; zpäbal re óreodo debrotatos ei xul fovAevoaota. ovve-
Tararog, Eineiv ts dervotatos, duidfoaei te yapueoraros, heilst es von
ihm im Eingange S. 219 — seine Ansicht über die von ihm angeregte
Frage zuerst mündlich aus dem Stegreif dargelegt und ihm eine aus-
führlichere schriftliche Erörterung der Frage versprochen. Das geht
aus seinen Worten deutlich hervor (S. 220): ¿yd 0% doxadiog otro
xal nócos dstcuevos tiv Egwrnow, nal tore uèv ¿E droyuiou tiv Euiv
yvounv eviig ¿Esxdivpa, brooyöusvog dè xal rehevdtegdy cos tov Tegi
tod fntjuaros Aödyov dıaxgıßwoaodeı, tabenv viv 1xw xrinoóv wg
oidg TE Elu tiv Umdozeow, td mavra Ogiéovre xa) rmeparívovr: Adyo
tedaponxag. Das Werk selbst ist ein vorwiegend philosophisches (vgl.
u. a. das übersichtliche xepdAcıov TOV elenuévov «xdvrov S. 264) und
nimmt nur in beschränktem Mafse — d. h. im zweiten Teile — auf
Schriftzeugnisse Bezug, die überdies fast ausschliefslich dem Alten
Testamente entnommen sind. Nikolaos’ Vertrautheit mit den Kunst-
ausdrücken der philosophischen Sprache, hier insbesondere des Aristo-
J. Draseke: Nikolaos von Methone 465
erwünschter Weise Eustathios von Thessalonike, der in seiner
Gedächtnisrede auf Kaiser Manuel (a. a. O. S. 196 ff.) die zu dessen
Zeit vorgefallenen theologischen Verhandlungen, in welche der Kaiser
persönlich eingriff, anschaulich und in zeitlicher Aufeinanderfolge schil-
dert. Drei solcher Gelegenheiten erwähnt er: 1) Manuels Ein-
schreiten gegen den Wortführer der Bogomilen (Kap. 36);
2) seine Bekämpfung des Soterichos Panteugenos (Kap. 37)
und 3) die Synode vom Jahre 1166 gegen Demetrios von
Lampe (Kap. 38). Dafs letzteres Ereignis für die Geschichte des
Lebens und der Schriften des Nikolaos nicht mehr in Betracht kommt,
ist oben bereits gezeigt worden. Um so wichtiger und bedeutungs-
voller sind dagegen die beiden erstgenannten.
Im 36. Kapitel seiner Rede erwähnt Eustathios Kaiser Manuels
Einschreiten gegen den Wortführer der Bogomilen. Er be-
handelt diesen ganzen Gegenstand mit unverkennbarer Leidenschaftlich-
keit und hebt hier gerade des Kaisers Verdienst um die Beseitigung
der Gefahr für den Glauben, des Avxog édos, des xaxdv ’Aaavoıov, wie
er es nennt, begeistert hervor. Jener «AAdrgıds tig &vijo, welcher,
copds pty ta Eavrod, ta dè muétepa bs Ev pedns Adywo rapalalóv,
xuvnddv xara Tv Devorarov bAdxrnosv, site xal mg iremos ¿Esidxrioe,
poipacoduevos xatà Tod xvoiov adrod, wv ovdl Eneyvo, ist der da-
malige Wortführer der Bogomilen, der Mönch Nephon, welcher schon
zur Zeit des Patriarchen Michael mit ketzerischen Lehren hervorgetreten
war, infolge deren er durch Synodalbeschlüsse im Jahre 1144 und 1145
von Michael zu Kerkerhaft verurteilt worden war. Nach dem Tode des
Patriarchen wieder frei, verstand er es, mit dessen Nachfolger Kosmas
sogar in ein überaus freundschaftliches Verhältnis zu gelangen. Er
wagte jetzt freier hervorzutreten und gab durch seine Lehren, die er,
den Gott der Hebräer verwerfend, in öffentlichen Versammlungen auf
Strafsen und Plätzen vortrug, allgemeines Argernis. Kosmas bezeich-
nete die Synodalbeschlüsse wider ihn als ungerecht und blieb trotz
mannigfacher Warnungen Wohlmeinender dem Nephon, dessen Tugend
er hochschätzte, in treuer Freundschaft zugethan.!) Nach Byzanz heim-
gekehrt, berief der Kaiser im Februar 1147 eine Synode, die er selbst
leitete und wobei er persönlich mit Nephon verhandelte. Hier ist-
Eustathios’ Darstellung besonders anschaulich, sie ergänzt in wirksamer
Weise den kürzeren Bericht des Kinnamos. ‘O dè Baoiledg — sagt
Eustathios — rayd ëéxel9ov (où yap Tv Exeivov, Toig TOLOÚTOLS
éncvvordisiv), xal xarayvods xal nooßinuerioduevos ¿avr tà Tv
1) Kinnamos II 10, S. 64; Niketas im Man. Komn. II 3, 8. 106 ff.
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 467
Jahren war es gerade, dals infolge des Auftretens und der Verurteilung
Nephons durch Michael die Gefahr der Verbreitung bogomilischer Irr-
tiimer die rechtgläubige Kirche wieder einmal zu beunruhigen anfing.
Denn dafs die Bogomilen Leib und Blut des Heilandes verachteten, er-
fahren wir durch Anna Komnena'), welche uns die Lehren der Sekte
und das hinterlistige und grausame Verfahren ihres Vaters Alexios
gegen das Haupt derselben, den Mönch Basileios, ausführlich schildert. ?)
Zweck der Schrift des Nikolaos ist der Beweis, dafs der wahre Leib
und das wahre Blut Christi im geweihten Brot und Wein des heiligen
Mahles gegenwärtig seien. Nikolaos lehrt — ich gebe den Inhalt der
Schrift kurz nach Ullmann (a. a. O. S. 742) — aufs bestimmteste eine
Verwandlung des Brotes und Weines in Leib und Blut Christi und
bedient sich dafür der Ausdrücke ueraßaAlsod«ı und ueraßoAr.”) Zum
Beweis für das Dogma beruft er sich auf Stellen aus den Evangelien
und den Briefen an die Korinther, besonders aber, wie auch die abend-
ländischen Theologen, auf die schöpferische, unbeschränkte, wunder-
wirkende Allmacht Gottes und auf die ganze Reihe ebenso geheimnis-
voller und wunderbarer Erscheinungen im Leben Jesu. Die Ursache,
warum trotz der Verwandlung die äufsere Gestalt von Brot und Wein
im Abendmahl bleibe, setzt er wie die Scholastiker in eine Herablassung
Gottes zur menschlichen Schwachheit, damit nicht durch den Anblick
des wirklichen Fleisches und Blutes der schreckbare Mensch vom Ge-
nufs des Sakraments abgehalten werde.*) Der eigentliche Zweck des
Abendmahles aber oder des Genusses von Fleisch und Blut ist nach
der Überzeugung des Nikolaos die Teilnahme an Christus (usrovoia
Xpioroö) und an dem durch Christus erworbenen ewigen Leben. „Leib
und Blut Christi“, sagt er S. 273, „ist das, was durch dieses Sakrament
hervorgebracht wird; der Zweck des Sakraments ist die Teilnahme an
1) Anna Komnena in der „Alexias“ (rec. A. Reifferscheid. Leipzig, B. G.
Teubner 1884) XV 8, 8. 297: révra di ¿nta te xal Koonta émovveloer 6 FeorAnyÎs
duatros ¿vie nal obdevös Epeloaro dsouisodg dóyuaros, alla xal thy Heoloyiav
Mur rapefléparo xal toùs vaors, oluor, rove ipods vaods daruovor davonane xal
cd relovuevov rap fuir cbua nel «ua rod memtov xa) &eztEgéws nal dvuatos wage
gailoy tdero xal ¿loyícaro. — Euthymii Zygadeni narratio de Bogomilis ed.
Gieseler (Göttingen 1841), Kap. XVII S. 26—27.
2) Anna Komnena a. u. O. und Euthymios Zygad. a. a. O. $. 6.
8) A. a. O, S. 274: 6 tov &orov els rb abtoò copa perafarlecda xooc-
rerazbs, ti mal Enreis alriav nal rate púcsos rig tod «prov perafolrs els
To rod Xowrod cóna xa) rod Ddarog xa) olvov eis alu.
4) A. a. O. S. 274: Ozós, pilavdooróraros dv, olxovourós cobro éxolnge, ri
&rdomnivn doPevsia cvyuarafalvar, va un exrocroépwrrar oi mollo) rèr éegaPava
the alaviov fans nal Svozeqaivwa, capnu sal alua Bléxovras.
J. Dräseke: Nikolaos von Methone 469
aber verstôfst nicht gegen das Gesetz, Briiderliche Erwägung geziemt
der Untersuchung. Ist nicht das Argernis dies, dafs der Patriarch
Cypern ausgeschlagen und das dortige Amt niedergelegt und jetzt
Konstantinopel innehat (S. 287)? Nikolaos deutet die Gründe jenes
Schrittes an, wenn er von freiwilligen Verzicht, von Zwang infolge
feindlichen Angriffs oder Tötung der Ortsangehörigen redet; aber er
erhebt sich nunmehr zu dem Satze: Der Hierarch, welchen Dionysios
den göttlichen Hierarchen und Boten des allmächtigen Herrn nennt,
ist nicht an den Ort gebunden (S. 279). Daher sagt Nikolaos (S. 280):
Nicht das Priestertum, sondern den Bischofssitz hat jener ausgeschlagen.
Nach des Gegners Einwand, der Patriarch habe mit Ablehnung des
Sitzes und der Leitung der Kirche auch das Priestertum abgelehnt,
warnt Nikolaos vor dem Trugschluls von dem Teil auf das Ganze.
Die gegenwärtige Kirche darf nicht für die allgemeine Kirche gehalten
und das Priestertum nicht nach den Teilkirchen gesondert werden.
Daraus ergiebt sich für Nikolaos die wichtige Folgerung (S. 280):
O toivuv tivds TÓV xara ueoos ExxAnoius moootugiav THOQPULTNOGUEVOS
xal tiode Tic ExxAnoias oUro rus ywouodels oy xadvrtog xal mons
tabtòv Ò elmetv tie xadólov xal müs Ennindias EEmpıaev, À ovxér”
dv 0v0” Ev Xoioriavoîs tarroıto. Das ist eine gesunde Anschauung,
von der ich freilich nicht anzugeben weils, ob sie von Nikolaos’ theo-
logischen Zeitgenossen geteilt worden ist und auch später noch in
Geltung gestanden hat. Demetrakopulos wenigstens urteilt von der
vorliegenden Schrift des Nikolaos (in der oben genannten Ausgabe
vom Jahre 1865, IIoö4oyog, S. 8): 0Awg avrixeıta Toig Evayyog bab
tic éxxÂnoiag rüs 'Edáddog nepi tod dueraderov tev érioxsacv
Beouoderndeicıw. — Indem Nikolaos an die eben mitgeteilten Worte
den Satz knüpft: Die eine Kirche ist zeitlich, örtlich und sonst be-
dingt und gesondert, die andere ist mit dem Hierarchen überall,
immer, an jedem Orte, unkörperlich, grenzenlos (S. 281), — erweitert
sich seine Schrift zu einer Untersuchung über das Wesen der Kirche
und des Priestertums, und hier gerade sehen wir Nikolaos mehr
noch als anderswo durch die Anschauungen und Gedanken des Dio-
nysios geleitet und bestimmt. Jene wesenhafte, in aller örtlichen
und zeitlichen Verschiedenheit dieselbe verbleibende Einheit des Prie-
stertums betont Nikolaos so stark, dafs er dem Gegner Unkenntnis
des wichtigsten Stückes der Heilsordnung vorwirft (S. 282). Die
Kirche würde, vom Priestertum gesondert, fürwahr nicht Kirche heifsen.
Sie kann nichts wirken von dem, was sie mit demselben wirkte
und dessentwegen sie Kirche war und genannt wurde, nicht Rei-
nigung (x&dapaıv), nicht Erleuchtung (pwrioudv), nicht Vollendung
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 471
Waren die in diesem inhaltlich geschilderten, an Kaiser Manuel
persönlich gerichteten Werke des Nikolaos berührten Verhältnisse ge-
eignet, den Frieden im Inneren von Byzanz zu gefährden, so brachte
dasselbe Jahr 1147 noch Ereignisse und Verwickelungen, die dem ge-
samten Reiche weit gefährlicher als jener kirchliche Zwist werden
konnten. In jene Zeit füllt die Schrift des Nikolaos (9) IIgög roy
péyav doueotixov femryoavra negl TOD Üyiov nvevuuros, ads
Aéyera. ovarvdos émômuion: xa) Evomijoaı Toig Gnootüduig, xal el
oÙrog iv “ul Ev Xoiota, mis oùyl xal avrol Xgsorol Aépovtai; 1) sl
ur oUtag, vis Y Orapoga; (Bibl. eccl. S. 199— 218.) Gerade in dieser
Schrift findet sich, ähnlich wie in anderen des Nikolaos, ein wertvoller,
gar nicht zu mifsdeutender Hinweis auf das wichtigste geschichtliche
Ereignis jenes Jahres. Koouixov dè — sagt Nikolaos S. 200 —
DATOJE TO ppóvT:OMO xal HÉVTOY TO TIPOVOYLAÍTATOV, Gros Uy Thy Ex
Tijs ¿pódov tov éonegloy névrov £9vov exnornucvoy iuiv xivdvvor
mapaydynte, EREYUVTES dvaynatws toig nat’ ¿ue Näcı, où tOv lóyov
uovov, Glad nai tig údins Evrugias tv nuoornotav. Und welches
waren die weltlichen Sorgen, welche auf dem Grolsdomestikos lasteten?
Die Antwort liegt nahe. Er mulste im Verein mit dem Kaiser darauf
bedacht sein, wie Nikoluos sich ausdrückt, die infolge des Heranzuges
der gesamten Völker des Abendlandes drohende Gefahr abzuwenden.
Gemeint sind die Gefahren, welche dem oströmischen Reiche infolge
des Durchzuges des Kreuzfahrerheeres unter Kaiser Konrad 1147 er-
wuchsen, Gefahren, deren religiöse Seite Nikolaos anzudeuten scheint,
wenn er davon redet, dafs seinen Zeitgenossen während der Anwesen-
heit der Lateiner Vorsicht und Enthaltsamkeit in Rede und Auftreten
höheren Ortes zur Pflicht gemacht war. Der Name jenes Grofsdomestikos,
der, wie die an ihn gerichtete Schritt des Nikolaos beweist, seinem
für die Erörterung spitzfindiger Fragen der Glaubenslehre begeisterten
Kaiser gleich, als ein echter Byzantiner an der Besprechung und Ver-
handlung theologischer Fragen den lebhaftesten Anteil nahm, ist uns
wohlbekannt, obwohl Nikolaos ihn nicht nennnt. Es ist Johannes
Axuchos, ein hochbedeutender Mann türkischer Abstammung, 1007
bei der Einnahme und Befreiung der Stadt Nikúa in Bithynien von
türkischer Herrschaft in griechische Gefangenschaft gefallen, dann treuer
Berater und Diener zweier Kaiser, insbesondere Manuels von seinen
ersten öffentlichen. Schritteu au, ein Mann, dessen Thaten und grofse
Verdienste in Krieg und Frieden von Kinnamos') und Niketas?)
1) Kinnamos Il 7, S. 47, 18; 51, 8; III 6, S. 109, 2.
2) Niketas Chon. im Johannes Komn. 3, S, 14, 4; 16, 4; 11, $. 55, 12;
62, 7; im Manuel Komn. I 1, 8. 65, 1; 11 2, S. 103, 14; III 3, S. 109, 4.
J. Driseke: Nikolaos von Methone 473
Aposteln inne, und zwar nicht ganz allgemein, sondern gewissermafsen
in abgeschwächter Weise? Mit Hiilfe der Unterscheidung des Aristo-
teles (S. 208) zwischen dem xadólov und xoıvöv (sg 6 xaddAov &v-
Bemxos xal 7 dvIgaordins) und dem xadexacroy und dem &ropov (ws
ovros 6 &vdgwros, 6 ITétgos tuyiov 7 6 Iludlog, 5 xal ngWrnv ovoiay
"AguororéAns eivar uadiota fBovieras) erläutert er Gregorio” Ausdruck
ovetwdaco, indem er behauptet, die Bezeichnung Wesen (odoiæ) werde
auch auf das Göttliche übertragen und ebenso auch dort das Gemein-
same (xoıv6v) und das Besondere (lö1x6v) betrachtet. Denn gemeinsam
ist die Gottheit und der Gottesname, besonders (¿0xdv) aber und
gleichsam unteilbar (%rouov) wird eine jede der Personen der Drei-
einigkeit em Wesen für sich besonders genannt und ist es. Und so
wird denn im folgenden (S. 200—218) in gründlicher philosophischer
Weise die Lehre vom Geiste und die Stellung desselben innerhalb der
Trinitätslehre behandelt und befestigt und die heilige Schrift in ihren
hier besonders in Betracht kommenden Aussprüchen nicht minder
gründlich erklärt und ausgelegt.
Wir erinnern uns an jene oben angeführte Stelle aus Eustathios,
wo dieser die drei hauptsächlichsten Veranlassungen namhaft macht,
die Kaiser Manuel zu theologisch-kirchlichem Einschreiten veranlafsten.
Die dritte und die erste haben wir betrachtet, es bleibt uns noch
die zweite übrig, sein Verfahren gegen Soterichos Panteugenos.
Die durch diesen nach der Entscheidung der Synode von 1156 zu er-
neuter Verhandlung gestellte Streitfrage gab auch Nikolaos von Me-
thone Veranlassung zu seinen, soweit wir es jetzt beurteilen können,
letzten Schriften.
Die Streitfrage, welche auf der Synode 1156 verhandelt wurde,
drehte sich um die Deutung jenes in den Liturgien des Basileios und
Chrysostomos befindlichen Satzes: Zù el 6 noocpéowr xal r000pe00-
pevos xal mpocdexduevos. Die einen behaupteten, heifst es in den von
Mai veröffentlichten Synodalverhandlungen!), das Opfer am Kreuz sei
nur dem Vater und dem Geiste, nicht aber zugleich dem sich opfernden
Logos dargebracht; sonst sei man genötigt, innerhalb des einen Gottes-
sohnes mit Nestorios zwei Personen anzunehmen. Die anderen wollten
auch dem Sohne als dem einen, unteilbaren Teilhaber der heiligen
Dreiemigkeit das Opfer dargebracht wissen. Für die letztere Ansicht
erklärte sich die Synode. Während die Vertreter der verurteilten An-
sicht diese zwar nicht aufgaben, sondern sie im stillen mündlich weiter
verbreiteten, wagte es der zum Patriarchen von Antiochia erwählte
1) Mai, Spicilegium Romanum X (Rom 1844) 8. 1—93.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. Y
J. Drüseke: Nikolaos von Methone 415
Patriarchen von Antiochia erwählten Soterichos um seine Meinung zu
befragen: ’Evradda uällor Mv idety to Entovuevov ebpioxduevov —
heifst es in den urkundlichen Verhandlungen. Soterichos, offenbar be-
unruhigt und durch die allgemeine Einmütigkeit der Anwesenden in
Bestürzung versetzt, erbat sich bald Bedenkzeit, bald gab er Antworten,
von denen die Urkunden wenigstens behaupten, dafs sie Widerspruchs-
volles enthielten. Bestimmt gefragt, ob er im Sinne der Mehrheit der
Synode glaube, dafs das Opfer Jesu Christi der heiligen Dreieinigkeit
dargebracht worden sei und dargebracht werde, oder dem Vater allein,
antwortete er: Weder diesem allein, noch auch nicht allein. Er machte
bestimmte sprachliche Unterschiede bei den Worten- „darbringen“
(xgoccyey) und „annehmen“ (xço6d€7e6d«), indem er ersteres für eine
wesenhatte Eigentümlichkeit des Sohnes, letzteres für eine solche des
Vaters erklärte. Sodann suchte er die Anwesenden durch spitztindige
Schlufsfolgerungen auf seine Seite zu ziehen, deren eine wenigstens
die Synodalverhaudlungen mitteilen. Weun nämlich, sagte Soterichos,
das „Annehmen“ (zgoodeyesduı) Eigentümlichkeit nicht der Person des
Vaters wäre, sondern, wie seine Gegner behaupteten, der göttlichen
Natur, so würde daraus etwas Widersinniges folgen; es würde dann
Gott einmal Gott sein, ein anderes Mal nicht, denn die Darbringung
(29000707) ist nicht eine immerwährende, sondern eine nach der
Menschwerdung eingetretene und zwar gewordene; folglich mufs das
„Annehmen“ (xpoodéyeota.) überhaupt innerhalb einer gewissen Zeit
fallen (S. 73— 74). Die hiergegen erhobenen Einwendungen, soweit
sie in den urkundlichen Verhandlungen niedergelegt sind, können wir
an dieser Stelle übergehen. Jetzt aber griff Kaiser Manuel persönlich
in die Verhandlungen ein. Er trat dem Soterichos als Verfechter der
Ansicht der Synode entgegen, und sein Auftreten als Kaiser und
Schutzherr der Rechtgliubigkeit des Reiches wohl mehr als das Gewicht
der von ihm ins Feld geführten Gründe schüchterte den streitumsich-
tigen und philosophisch gründlich bewanderten Suterichos dermafsen
ein, dafs er sich unterwarf und in einer besonderen Erklärung nicht
blofs widerrief, sondern sogar seine eigene Schrift verurteilte. Darauf
erfolgte auf des Kaisers Anregung, mit Zustimmung und zum Teil
ausführlicher Begründung ihrer Ansichten von seiten der Patriarchen
und der hervorragendsten Bischöfe (5. 78—82), des Soterichos Ab-
setzung; er wurde für die Zukunft jeglichen priesterlichen Amtes für
unwúrdig erklärt.
Auf Nikolaos’ 'Avrigonoss näher einzugehen, wird man nach den
gegebenen Proben aus den Synodalverhandlungen kaum für nötig er-
achten, so unbedeutend und eigenartig byzantinisch ıst das Gezänk um
31*
J. Driseke: Nikolaos von Methone 477
"Avrigensis und dem dritten Adyog £nıvixıos an Kaiser Manuel eine
so auffallende Übereinstimmung in der Form, dafs der letztere einfach
als ein freilich recht geschickter Auszug aus der ersteren Schrift er-
scheint. Die ’Avriggnois ist unbedingt die wissenschaftlich bedeutendere
Leistung, als ein Wort des Friedens und ‘der Verständigung an Sote-
richos sich wendend, für die wissenschaftlich an der Erörterung der
Streitfrage sich Beteiligenden in erster Linie berechnet; der Adyog
éxivixtog zunächst nur an Kaiser Manuel gerichtet, darum mit einer
dessen Verdienste um die Besiegung des Gegners verherrlichenden und
auch seine gewaltigen Kriegsthaten im Vorbeigehen berührenden Ein-
leitung, sowie einem die gleichen Gedanken noch einmal schwungvoll
zusammenfassenden Schlufsworte versehen. In letzterer Schrift verweist
Nikolaos ausdrücklich auf die ausführlichere übersichtliche Darstellung
und Erörterung des Gegenstandes (S. 17: ¿yw dè xal toy ravraraciv
dopalñ Adyov dn te Hvvontixüs ¿Esdeuny u. s. w.), wie sie sich eben
in der ‘Avtipgnois S. 328 ff. findet. Aber mehr noch als dies. Um
es kurz und bündig zu sagen, so deckt sich 4óyog éxivíxios S. 13,
Z. 2 v. o. bis S. 14, 2. 3 v. u. mit "Avrigonors S. 324, Z. 4 v. o. bis
zur Mitte von S. 325 (eme besonders beachtenswerte, den philosophisch
gründlich gebildeten Widerleger des Proklos verratende Ausführung
über Platons Ideenlehre und Aristoteles’ Stellung zu derselben),
Ady. émivix. S. 14, Z. 3 v. u. bis S. 16, Z. 6 v. u. mit “Avrígo. S. 325,
Z. 4 v. u. bis S. 327, 2.9 v. o., Aöy. Enıvia. S. 17 bis Z. 10 v. u.
mit ’Avripg. S. 327 Mitte bis S. 328, Z. 10 v. o., endlich Ady. émvix.
S. 31,2. 12 v. u. bis S. 42, Z. 2 v. o. mit “4vripo. S. 347, Z. 14 v. u.
bis S. 358, Z. 11 v. u. fast wörtlich und so vollständig, dafs überall
die ‘Avrtigognois als die Grundlage der Darstellung oder als
die Vorlage des Adyog éxuvixtog sich zeigt, kurz dafs letzterer
als nichts anderes denn ein teils wörtlicher, teils verkürzter Auszug
aus der gründlicheren Beweisführung der ersteren Schrift uns entgegen-
tritt. Ich sehe darin ein Erlahmen der geistigen Kraft des Nikolaos,
über welches wir, angesichts der Thatsache, dafs wir schriftstellerische
Leistungen desselben aus vollen vier Jahrzehnten an unserem geistigen
Auge haben vorüberziehen lassen können, und im Hinblick auf die
grofse körperliche Schwäche, von der er ‘gerade im Adyog éxuvixios
selbst redet, uns nicht werden wundern dürfen. Es ist, wie ich zuvor
schon bemerkte, darnach höchst wahrscheinlich, dafs der methonensische
Bischof die sechziger Jahre des 12. Jahrhunderts nicht mehr erlebt hat.
Ich blicke auf den Eingang dieser Untersuchung zurück. Fern
von dem Anspruch, durch meine Darstellung, welche eine Reihe der
wichtigsten theologischen Schriften des Nikolaos von Methone herbeizog
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Autotypie von Melsenbach, München.
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Osocalovinns Ext ¿lepavrocréov.
Apyela six@y tod peyaZouaorvoos aylov Anuntelov tod xolovyov
Oscdaiovixys émi ¿lepavrocréov.
IloAvriuov »eıundıov nadaiàg Bvfavrivis TEeyvns Éxrnouro Ted
ddcyou qgóvov 6 Ev Becoudovinn piAduovoos xveLos Zions ZaogdrovAos
Goris xal evuev®o ÉnmitoËdag por Tv Eberacıv avrod xal pedetnv pol
ÉdœxE tiv époguÿr mods modyeoov te xal Boayd onuetoua xatayo-
ouodèv Ev tí Admvarri) époouadraia Eynuegidı “Eoría”, 1891 ed. 380.
Edrvyfous detiag ve AcBo xal Pwroygupıxov drorvamua adrod, Ent-
pelos maepeoxevacuevov Ev td Ev Geocadovixn patoyeapixe Épyaornoio
tov Zepdji xat° dAlyov ti uixgdtegov tod noapuatixoù, éxdldaui viv
wurd Enidvvanıoav dupifi te tav én’ abvrod Teoiyoagpnyv xal Egunveiav
xel Soa dla oyerınd xods Tr dr6de0tv por selva yvwotà N UNO
&Alov dn mod éuoò dednpooievpeva Y xal TO mpótov viv tx’ ¿uod
yvopıua yivdpeva.
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°Enì Asiag mAaxds EE EAspavrodreov (ivoire), unxovs 11 éxaroorüv
Tod pérgov xal mAatovs 7, xara ro uuov mov ¿Enveyov dvayeyAvatai
éotüg 6 peyadoudorus, tie Oecoulovixns xodrovyos, dyios AnUÑTOLOS,
be paprvpel y Ex deluov tig xepadiis avrod éexvyeag? Hoe:
‘O 'AF(IOC) AHMHT(PIOC)-
tà yoduuara TPIOC yeyonupévo elvai, ¿dv un énarœuc, dE dguoreowr
tig xepadiig tod Gpiov ¿vda xexalvupéva elvar Gmb Aentoùò tepaziov
aeyveod œuilov (éldauaros) Hvveyousvov mods TO meoifAnua TÜV
zepıE uixg@v eindvwv regi où 6 Adyog ¿ora xatatéga* diaupiva Exei
to oxélos tod yocuuatos T pera tod Muiosos tig Ex avrod yoaupijs*
dv tà yoduuara xeivra novia Ev tí adri sepa, TPIOC, % tiva
abröv Úro tots hormoto. OC, tovto Ev ye tO mapóve: div Övvaraı ve
ttaxoiBo8f), El xal moot ve voulow TO TPÓTOV xrfavaregor.
IIsgl tà Uxga vie nAauds xequdéer dirdodv diéyoanupa sgmnuatitov
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éyplov. Td Bos tod couarog tod ueyaloudprvpog eivaı 10 Éxaroor&r,
to dì uéyiorov ndyos, atoms Ind Tí xordiaxî yoou, 3 Exarocróv"
480 L Abteilung
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tile xspañíis, ¿leódegov ydeiv rod gersivod xixdov (nimbus), dins
zegıßdilsı viv xspaliv, dio 8 Exeroord serà mAdros #hesdeoa you
tiv Salov Era tndidura 5 Epos. Ent tod yıravos, ob xdro zer
tods umpods xl tà póvere palveres pixoòv xavovixibg éxrvzoputww
péoos, épnouoouévos elvaı è xsventds Péoué utyor ray dopior dg’
dy tozovea al xugnernuéves poAldes dv tergumi) ceva weyePuvdpeve
sal Seow xarégzqovras" yepldes xeldxrovor ros yeiges purvsuevii
póvov wurd vd xdro pépos vd dad rim dyxdvav pégor toy xapriv,
sarà dì zb dowdy Evo pégos sexcdvupdve ixd óuolow rats xp0zigy-
pira políbov dy palvovia: al tpiaiaî ito velo, con fm Eine
xaduppivev dad rod Inerlov (ris giapidos). "Exsoouévov Ext row
pov xal cod oréprou bye 6 Eyıog lpdriov ov zo miro dekıbv dxpov
Cpyyxths ovvézer dud vis dgıorepäg yeıpds él rod srifitovs, rod
dgıorepod Expov dvszruyulvov zug xel épeuuévou ¿levdépov xpds tà
ade” tà vo ünge cvvdsdeptva yalvorıcı Ext rod omjtovs dAlyov
xdeodev rod Anıuod. OÙ xódeg xspureruliyuévos slvar due row bzodn-
udrov dEsmvovuévov péxol cob pécov xov tiv xvquiw. “Ev Ti, dvare-
vapévy Sett quo 5 Eyıog Eye vd dógu ¿ornomuévov ext rijs yi
tiv dpuorspdv zeton SreuBsBlnuevny did rod rótov armgiker, ds elxov,
éxl cod orídovs £peidav rèv apriva abris éml rod uéoov rod rótov"
End vis vevgas xeïvre rola Bein dv tà wiv nreport Exon ¿Eéyovoiw
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&xgov tod luariou td ¿ml rod orídovs. ‘Trò rd róbo, SxroPev tod
dvextuyuévov éxpov tod [pariov, dvnorquéva elvan Ex tijs dopuos à
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(xarà-ti)v aiyuiv) vis nréqras tod dorategod odds.
‘H nick disoyropéva slvar eis tiv Evo deuorepóv (TE dovr) xaì
xdto debiev yovíav, Pefdappévn 0% pixp6v ti serà rdv debrby xóda
xal rd vo kxgov tov dóparos.
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uélavos Evlov (ueovas) fig al neo tiv wadxa dai eva exixexacdop-
péva dud Rertov deyógov pÜéllov ¿ml rosrav dì dv puxgoïs rerga-
yavınols nAcısloıs dvayeyAvppévar ziva 15 puxgal eludves perà cov
xapexeuévov ceyixdy ypauudrav tiv óvopdrov tiv xpocóxov, dde:
i debia mul dpuorepè Ba, mAdrous 31, Exarocróv, elvar Scyonpéves
slg névre nAaicın pépovra tag sluóves tiv ’Anoordiav xa) Edayye
Asraw, à debia (cò Soave) cod TT(érçov;), M(ardalov;), A(ovxé),
A(vdgde) xa) Blapdolopalov), tov Tour rpórov éysvrav dva zeiges
II. N. Tlaxayeweyiov: "Aogaia elxwy tod aylov Anunteiov 481
Evayyéla xexderoueva, Tüv de dio releviaicov xvlivdgous ovventvype-
vous” 1) dì équorept (épaguévnr) tod (TexóBov), IN (évvov), M(dgxov;),
C(épovos) xal Tl(aviov), rod xedrov, rerdprov xal xéuxrov peodvrav
xvAivdoovs, tod dt devrepov xal tpitov Evayyédia. ‘O Tönog Ó us-°
tatò tüv ¿vo youdy, midrovs 3 Exarootiv, elvar Öımonuevos els
rola nicicia Sv to uéoov xaréyer 6 IC XC sddoyóv did tig debug
geioòs xal Eywv Ev ri Goioteoì Evayyéliov Ev 1% nicicio To lx
dstióv avrod elxdviotar 7 Mr, “Mine tod Oeov”, év di td ¿E
¿puoregiv ÎQ(dvvns $ Iloéôgouos), éupéregor Eyovres tès yeïows
lxétidas nooretapevas mods tòv Kigiov. ‘O téros 6 ueratò rev xéto
yovióv, nidrovs 3 Exaroorav, siva. dinempevos ets dio whateva œpé-
govra tag elxdvag tod O(œou&) xal (¿pd9apuévav) tod D(.Airzov),
éxeívov uév, ubvov éx tHv Aaddexa, TOOTELVOVTOS rag yetoug lxerev-
rıxös, tovrov di ¿yovros xVvALvdgov. “Ataxtog Elva Y diadeoie TÜV
puoòv otooyyÜlov xoountixbv otIYUETOv, nod piv Ente (Omuk), rod
Où névre daribv (‘Inco0, Mureós, ’Iodvvov Ilpododuov, ITérgov,
Mar8aiov, Aovx&, Megxov xal Iodcvvov), rod de nevre dixióv (Bag-
Solouaiov xal Didinxov), mod di roiwv (Ziucavos) xai mov duo
(ITaviov)' ovdiv Exovov al elxdveg tod Avdota nai ’Iaxdfov.
Kal 600v piv áqpooú ele tiv rapdoraciv tod ‘Inooù Xoiorod
Eoröros ueratò tig Mnrodg xal "Iodvvov rot Ileodeduov, Yvworov
elvar Sri énexpurnoev Ev ti téyvn Tic Avarolınns 'Opdodótov ’Ex-
xinolas xal uéyor tic onuepov Ent elxóvov xal rouyoypapiüv. Al
marci Bubavrival Exxinoiaı avenv Eyovaı ultra Ev tH xoltdw toto
(tH onxd) tod dyiov Búuaros, Boris Eviore xoousitar xal did ubvns
tis elxdvog tijg Osourtogos xadmuevns xl Bodvov xal Ev rois xdAmorg
vrofaotatovons to mardiov, tig xouv®g émAepouevns “IlAorvregag'.
“Ooov sig Tv OsocaZovixnv, ovdeula tHv «oyalov éexxdnorav abris
elte tay tecocgay xadolx@v (rod ITavroxo&rogos Y ayiov Tewpytov,
Ts Tod Os00 aylag Zoqpías, Tic navdyvov @eoufropos Y «pias
Ilaoaorevijg xal rod ueyadoudorveos ayiov Anunreiov' "I. Kausvittov
xepei. 11, Evoradiov opusc. 084. 153, 2 xal I. Avapvootov xep. 20),
cv peraBeflquevov els tiauia (Xograrti ZovAetuav Epevrn tiauuoi,
"Eoxl Ttiovu& téauoi, Kacınıd téauol xal ‘de Zbqpia TÉuol) ai
TÓV pixporégav Gdlov, énions ele tiauia uerafefinuévov, elte trav
xal pera thy xarexryno xutaderpdero@v elg nv Xoiotiavin)v Aargsiav,
ovdenla abtay, 1éyo, cate viv tiv TOLIPÓCOAIOV nagcotacw: «lla
tay piv xadolixòv Y Tic Gpius Zoplas xexooumuévn elvas Ev tH ayio
Biiuerı dia ueydAns wypidarijg (musiva, xovòs ‘paoatxijs’) elxôvos
«is Ilharvrégas Ilavayiag (Bayet, mémoire sur une mission au mont
II. N. IIaxaysopylov: ’Aeyala elxay Tod ayiov Anuntelov 483
Gxodounuëvn xar” Enıyoapiv, xéeol to ual xaroréow ¿oran 5 Adyos,
vd Teweyiov Tod... péun, Egovoa Ev 14 «yio Biuerı Öuoiorernv
THY TOUTOÉOHTOY NaQdoracLY mode THY Te mAuxòs TG HOOKELLEVNS,
ávexaivpdn ti 24” "Tovviov rod ¿rovg tovrov eis Bddos tordv uéTowv
x0 tH viv ¿dape Ev th Önıodev aviar Tod rbaniov tig apiag Zopias
év 40 Bnudrov anoordası ano rod dyiov Biyuatog avrob.
Ooov dè elg tà xoountıxd otiyuata, touxdra obdauod, Ev th Oeo-
Gaiovixn TodAayıorov, Ev ovdEmd mado ExxAnoia rmaoetionoe NOTE,
didpopov dt Evvorav youve. ta Ev Ti exxAnoia tig ayas Zogpias
oríyuata Griva 6 Bayet dvapéoe Ev tH urnuovevdevr topo avrod.
Or 7 sixiov tod ayiov Anunroiov 7 Ent rod EAepavrooteov xal
al éxl tev deyvody qpuilaov menomuevar div siva Zoya Tod abrod
gesvov, diddoxe capús OLapoga adrov xal Ev rH 6vdud Ts tegvns
xal Ev tH qapaxtijoi tov yoauuérov 6 Eoyarng Exeivng ElEyyeı Euvrov.
éqópevov Eri tie doyuixñe avernodstytos xal tod AXKUNTOV Tequixod
turov: tovvavtiov dé, 6 xadditéyyng tovtav mageornoe TA rodocona
abrod ¿yovra Eonodv tb dog xal ebupiveîs tag yoauuds, avauuvi-
oxovra Ev utosr Boa xulo neol Bubavrivig réyvns tod dexdtov albvos
¿vayyos duedaBev 6 G. Schlumberger év ro cEsoddywm odon tH Enıye-
yocuuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts
TT 5 (1891) 204—306). "Asse nANv rovrou, bre al eixôves ovOsuiav
Ev doy elyov oyEoıv mods Alias, uagtvoodver ta lelpava kopvotov
qúuilov ta xadvdatovra elg uéon tiva, uddiota dé etc thy vo Öskıdkv
TH Óópúvt: yoviav, tiv nldxa Ts elxóvos Tod «ytov Anumrgiov'
Ojdov di Ste rdv tóxov rie elxôvos tavins xarelye mado dA6xANOOV
«oyvgov púllov ¿yov iddorte dvayeyivuuevav EAAny elxóva, ávoudios
dl doregov negixoneisav ¿mos doon rénov eis tiv nAdxa Tv él
¿lepavrooréov.
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‘H elxucov Tod &ylou Anuntolov avis elo tà Aeyôueva pviaxtioia
(amuleta), div. siva. dl rodunodv va etxdon tig Ste nat’ Keyes NTo
aria oevroxpdropós tivos Y Orgarnyod xal bre Voregov wEQuxooundiv
du tov ¿pyvood repiBifuaros xareredn Ev ldiwrınd; éxxAnota. “Av
elvar xateoxevaouevn dv adri Ty Oecoulovixn, ti ble: tod uaprvoiov
tod aylov, Y uh div yivooxouer didri ovdeuia wEQLEGa~DY OYETIX)
zapadocıg pl adrod, Y dì metoa Édidatzv Bri y napddocıs xal did
uvdixdy émxodunuéror mepiuexcAvuuevn é0idatev utc Eviore Soe
div xagédaxev abr) 4 yeyoauuévn [oropía Y Édœxe tovidgiorov toy
pitov mods evosciv Tod dAndods.
Oxwodixor' dv ¿qn to noûyua, È todros Tic maguordcewg tod
ueyaloudprvpog év rij elxdve tavin sive oxaviwraros, Ev ria. dè xal
480 I. Abteilung
xatà taòta 1 uty ¿xarooróv tic whaxds slvar xara To Bos, Úxepdev
ris xepulñe, ¿devdegov qápiv tod Pwreıvod xdxdov (nimbus), deris
neue tv xepadiy, dio de Exaroora xard nÂdrog dlsúdega yapıv
tov bxhov activa ¿vdgdvro 6 &yıos. “Ent tod yiróvos, ob xdro xari
toÙs unoods xal tà yivara Yaiveraı uixoòv xavovixbs éxtvyouey
uéoos, Epnopocuevos silva 6 xevintòs Badoak pero. Tov dopúnv dp
ov ¿pyovra al rapnotnuevar podides Ev terpardí cared peyedvvduevu
x” Ooov xarepyovraı’ qeroldes xadvarover tas yelgas qparvóneva
udvov xard th «dro uépog TO and TÓV &yxoveaov utyoi TOY ragni,
xara dè to Aoınov Gvo uépos xexaAvupueva. vid duoiav tala xQOELOY-
uévais polidov ov paívovre al tpindaù xro osıpal, tüv Evo éxixe-
xavuuévor bxo tov luatiov (tig yAeuvdos). ’Erepoiuuévov ¿xl tüv
Guav xal tod orépvov Eyer 6 Gyios ludriov où 1d xro OeEidv Expov
Opuyxatós ovvêyer did tig doroteods yecods Ent Tod otHtovs, Toü
épiotepod xpov Aventvyusvov mas xal dpepuevov ¿devdégov xoùds th
To" TA vo Uxoa cuvdedeueva palvovra En) Tod oríibdovs Ôdiyor
xarodev tod dano. OÙ nödes megırerviyusvor siva Ove TÜV vxodn-
udrov EEixvovusvov uéyor tod peoov mov THY xvmu@v. ’Ev ti Avare-
tauevn detta yerol 6 Gyrog Eyer To Ödov écrnouyuévor ¿xml tie yic
thy douoregdv yeton disufeBAnuevnv did rod rótov ornolkeı, ds elxor,
él tot GTII0vs Eosidwv tov aypuOva «Uri él TOD uécov tod tólow"
ent rijs vevoàs xelvrea role BEIN Ov TA uèv nreport lixoa EEeyovan
EX TOY KOLGTEQaY TOD aylov, «i OE «lyuai Ovunintovowv Els To deliòr
éxgov tod [uariov to ¿xi rod oridovs. “Tro tH TOËW, Omer toi
AVERTVYUEVOvV kKxpov TOD [uariov, avnotquevn Elva En tie doqpuos i,
xeunvayn onedy Ev xevrnri Fan he paíveral TO xéto Furov &arduevor
(zarte: rv alquav) tis aTÉGVAS TOD KQLOTEQOU Odds.
"A nié dueoyuouéva sivar eig Tv vo «puoreoadv (TO doa@vte: ui
xéTo Osio yovíav, Pefflupuérn dé wlxody te xata TOV Setiòv xoûc
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CH nick tie elxóvos tod éylov Anunrgiov xelra viv dv Ian è
nédavos Evlov (xcQuas) Ns af megt tv midua dar selva ErixexcAvu-
weve Ove Aentov coytoeov púuldov: ent rovrov dè Ev wtxooig teror-
yovıxolz mAuıoloıs «vayeyivuuévea etvar 15 uxgai eludves uere Tor
TLOUKEUEVOV ÉQYLXOV yocuudtor TOY ÓVPOUATOV TOV TOCGMNAY, WOE:
y debià nai dpiotegì da, mAdtovs 3, Exaroota@v, Elva dinoruerci
elo mevre niaicia pégovta tag eluóvas T@v "Arxootólov xui Edayye
Lotor, i) debit (TO ôgovre) rod TT (er90v;), M(erdaiov;), A(ovxà.
A(vöoee) xd B(xpTolouuiov), tev TOLÓV TOÓOTOV éyovrwr are yeige:
II. N. llaxayewgytov: ’Aogata eixwy tod &yiov Anunteiov 481
Evdayyélia xexdevopeva, tev de Ovo tedevralov uvdivdgovse ovvextuyué-
vous” Î) dì dguorepd (¿pOapuévav) rod (TaxdBov), IQ (évvov), M(doxov;),
Cliucvos) xal TT(aviov), tod xodtov, rerdprov xal réuxrov pepóvrov
xvlivOpovs, Tod dt devrégov xal roirov Evayyélia. ‘O téros 6 us-°
tatò tay Evo yon@v, nAdrovs 3 Eéxatootov, slvar Ornonuévos els
cota nhac: dv to uécov xaréyer 6 IC XC evdopar did ríe debug
quods xal Eyov Ev ti) éoioreo& Evayyéliov Ev 146 nAcıcio tO ex
deltov avrod stxubviotai 1 MreY, “Mitno tov Geoö’, Ev dt 15 &
aproregiov IN(dvuns 5 IToddoouos), dupdregoı Éyovres Tag yeloag
[xéridas nooterauëvac mods rdv Kigiov. ‘O téros 6 petakd Tv xéto
yaudy, xidtovs 3 ¿xarooróv, sivas Sinonuevos eis do mAaiora qé-
eovra tag elxdvag rod O(wud) xa) (¿p9apuévav) rod P(ulnzov),
éxeivou uév, udvov & tay Aadexa, nooTEivovrog tag yetoas [xerev-
tixbg, tovrov dt ¿yovros xvilivogov. "Araxtos eiva Y dida tov
puxoòv OTooyyVAmv xoountixov otiyuatav, rod wiv Ente (Oœuû), mod
6: xévre anlov (‘Inco0, Mnroös, ’Iodvvov Iloodeduov, Iléroov,
Mardaiov, Aovxä, Megxov xal ’Iwévvov), rod di nevre diriòv (Bao-
Solouaiov xa) Didixzov), mov dè tardy (Ziucavos) xai nov dv
(ITaÿlov)' ovdiv &yovoıv al elxôveg rod "Avdpéa xal "Ixxddfov.
Kal Goov pty dqpooàd ele tiv xagdoraciy rod ’Incod Xpiorod
¿oróros perakd tie Mnrodc xal “Iacvvov toü Ilpododuov, yvworòv
elvar Sri énexpornoer Ev ti téqun Tic “Avarodixñs Opdoddkov ’Ex-
xAnotas nai uéyor tic onueoov Ent elxóvcov Hal rocyoyeagidy. Al
marca Bußavrıval ExxAnoiar avenv Eyovoı wchiora Ev tH xoth@ Toyo
(14 onxd) tod ayiov Bruaros, Borg Eviore xoopeitar xal did udvns
tige elxdvog ris Osourogos xamuévne ¿xml Dodvov xal Ev tots xdArors
vxaofacratovons TO mardiov, tig xorvds émileyouérvns “Illarurépas”.
“Ooov sis tiv Oeodaliovixnr, ovdeuia túv doqatav exxdnordy «veis
alte tòv recodgav xadolixóv (rod Ilavroxgáropos Y «yiov Teagyiov,
Tis tod Oeoù «yias Zoqlas, tig naveyvov Oeouriropos 7 «pias
Tlagaoxevijs xal rod ueyadoucerveos &yiov Anuntoiov: I. Kausvidrov
xepad. 11, Evoratiov opusc. ei. 153, 2 xal "I. Avayvaorov xep. 20),
tov perafePinuevav ele ttauia (Xoprarti Zovietuav ¿qpevry teauıot,
’Eoxi Tfiovu& réauoi, Kaomu tiauioì) xal ‘Ar Zbqpia tiauicoì) xai
Tv uixgorégav üAlov, Enions ets tíapulio peroBefiquevoo, site TOY
xal pera tiv xardxrnou naralsıpdeiohv ele tiv Xorotiavix)v dacosiav,
ovdsula avróv, Ayo, odter viv Tv roingdomnoy raupdoraciv: dida
tay uèv xaDolixov 7) tig dpius Loplag xsxoounuevn elvas dv tH ayto
Búpore did peydins ynpidoris (musiva, xowwvós ‘uooaïxÿg) elxuóvos
cs Illarvurégas Iavayias (Bayet, mémoire sur une mission au mont
II. N. Tlaxaysweylov: 'Agzata sluwv rod «ylov Anunrolov 483
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yoauuévo „Un triptyque Byzantin en ivoire“ (Gazette des beaux arts
IH 5 (1891) 294— 306). 4240 niv rovrov, Or. al eindves oddeuiav
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486 I. Abteilung
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tov negl Oeocazovixns ¿pqyov (Berol. 1839) où tiv yeyainv dtiav
ovdauas Nuavowoev 6 modds Extote diapevduevos yodvog xal al Ev
rovt@ ovußäccı modlai xal noixidar avaxalúpes xal Ev vi lotopia
alla uadhiota di) Ev Ti doquiodoyia xal Ti toxoypaqpía tie óleos.
Televta tov Adyov uvnuovedwv wg év émuérem na) Soa dida
N. N. IIaxaytoeyiov: 'Agyata siuv tod aylov Anunteiov 487
Àsiypava Tod ueyaloutoptugos aylov Anumrgiov dacogovorr Ev Oe00a-
Aovixn, üyvodra xal toîs Muetépuis xal toro Eévous Loropuxote.
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Kal di neol tov “uvpov” tod lauarixod, ¿E où 6 ueyaloudotus
anenindn ‘uvooBlürns, diélafBev 6 Tafel év 084. 118—120 txoon-
pecovuevos Ev 054. 119 perciò üllov xual tà ¿Eñs: ,S. Demetrii
unguentum nostro quoque aevo habent templa quaedam montis Atho
(Io. Comnenus in Descript. montis Atho ap. Montfauc. palaeogr. p. 464.
474. 482); item ejus sanguinem (Io. Comn. 1. c. p. 485). Graeci Thes-
salonicenses num iisdem donis hodiedum gloriari possint, ego non legi.
— Demetrii Nestorisque sacra juncta fuisse docet Damascenus homil.
XXXV p. 511“: év ti) avai tijg otxiug tig xvpias Doravis Zappa
(xoıvag Asypopevns ‘Agayovpavovdas’), Keıusvng mAnoivr cis éxxAnoias
tod áyiov Nixoddov, xeivrar xal modded &Ala dpyaîu Asiwava (Baden
XLÓVOV, uopuaooe per” Enıygapüv, nAlvdoı pera Oravo@v) xal Ilgua-
xuvnmoiov ¿vda Ev Eopyayıousvo orauvo qpuicocera. aretnoaupevov
aime tod dpiov Anunigiov bxeg, used daros évauemyuévor (xo vòs
“uúgos”), mivduevoy DEQUIEVEL TOÙS TUPEGOOVTAS, KATA TV mIOTLV TOD
Aaov. LZxantovres &Aiote Ev ti adAï evgov Bodwroy xoruntigiov
mAîess dorov nal Erepov Ev cd écobovto xal Toıgoypapiaı, xatà tv
yvounv dé tivav Exeo Ev éxelvo To tino n Aeyopevn 'Kurapvyn’,
i dadperos otod Ev édidatev 6 üyıos (Taf. od. 112—113).
Üoov dl sig to riuov oœua, 6 Tafel év ced. 133 poder: „corpus
S. Demetrii ubi terrarum nunc asservari credatur, de eo vide Cornelii
Byei commentarium praevium ad Acta S. Demetrii L c. p. 77. 78. —
Incertum quoque, num ea tempestate (Acyes tv dnd tov Tovexwv
GAwowv tig xmóleos) Sancti sui reliquias Graeei recuperarint, nec ne.
Immo Graeci Thessalonicae hodierni Sancti sui reliquiis carere videntur,
quae nunc Polae in Istria asservarı dicuntur, monente Corn. Byeo“:
Ev deyveò xforidio ts éxxAnoias tig Tramavriz puldocera Ev
quadidico púpov Tod ayiov Anuntgiov, teuaziov tod déouaros xul Tod
xvavod é¿vóvuaros TOD ueyaloudotupog xal OOTOY TEPLEOPLYMEVOV
deyved daxrulio Ep’ où naAuık Kvayıywoxovran TA yodupara
NCT
“Néoropos” tod ovuueprvgpijoavrog (Taf. 084. 152).
Ev @sooauhoviny, ti) 295/10" Avyovorou 1802.
IHéto0s Nix. Ilunayemgyiov.
Le trésor et la bibliothèque de Patmos au commencement
du 18° siècle.
(D’après des documents inédits.)
Lorsque, au mois d'avril 1088, Alexis Comnène donna Patmos à
St. Christodule, nul endroit n’était plus propre à devenir, suivant l'ex
pression du prince, «un séminaire de vertu»), Il fant lire la description
que fait de cette solitude le commissaire impérial chargé de remettre
l'ile entre les mains du saint: «Ayant parcouru en tout sens l'ile de
Patmos, nous l'avons trouvée déserte, inculte, toute couverte d'un im-
pénétrable fourré de broussailles et d’épines, entièrement aride par
suite du manque d’esu. Par toute l'île en effet nous n'avons rencontré
nulle eau courante ou jaillissante, sauf quelques petits puits, qui d'ail-
leurs le plus souvent ne donnent point d'eau en suffisanee, .... et
permettent è grand peine de mettre en culture une surface de 627
mesures: encore cette terre cultivable est-elle enfermée et comme
étranglée entre de longues chaînes de montagnes. Tout le reste de
Vile est un pays montagneux, rude, impraticable; dans la partie culti-
vable elle même, 160 mesures à peine peuvent être labourées è la
charrue; tout le reste doit être travaillé à la pioche et au hoyau, et arrosé
des sueurs et du sang du cultivateur; ce ne sont, pour ainsi parler,
que pierres, pentes abruptes et montagnes. D’arbres nous n'avons pas
vu la moindre trace, ni arbres cultivés ni même arbres sauvages, à
l'exception d'une vingtaine de poiriers desséchès; semblablement nous
n'avons pas aperçu une seule construction, sauf un misérable oratoire
élevé, sous le vocable du vénérable Théologue, à l'intérieur de l'enceinte
d'un grand temple construit au sommet de la plus haute montagne, à
l'endroit où le grand apôtre a regu les divines et mystérieuses révé
lations et accompli ses merveilleux miracles.»*) A lire ce tableau peu
enchanteur, on congoit que les compagnons de St. Christodule aient
1) Miklosich et Müller. Acta et diplomata graeca medii aevi, t. VI, p. 45
certe feyactieror. Cf. ce que dit le saint lui-même de cette résidence (Ada,
p. 66): Pnoavedy Zvbukor ragaxiocng 1d énumiquéror ravens nal dxagdadgro.
2) Acta, p. 66—57.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 489
regretté, sur le rocher de Patmos, les douceurs de leur couvent de Cos,
et attristé par leurs plaintes, leurs récriminations, leurs défections mème
l'âme du saint solitaire.') Ajoutez que, malgré la protection impériale,
le monastere nouvellement fondé n’etait pas riche, si dépourvu de res-
sources que la parcimonie était recommandée jusque dans l’accomplis-
sement des œuvres de charité*); ajoutez la menace constante des
descentes des corsaires?), les attaques des Tures, qui un moment
chasserent Christodule de Patmos et l'obligèrent à s’en aller mourir
dans la lointaine Eubée*): et l'on comprendra qu'il fallut toute la
pieuse ténacité du fondateur pour soutenir l’etablissement naissant,
tout l’invincible attachement de ses successeurs à l’œuvre du saint
ascète pour la conserver intacte. Toutefois, gràce a la bienveillance
impériale, qui jamais ne se relächa, gràce aux privileges de tout genre
dont les princes de la famille des Comnènes comblèrent le couvent de
Patmos°), les misères et les dangers du début diminuèrent avec le temps.
Sans doute, jusqu’au milieu du 12° siècle, le monastère connut bien des
traverses, attaques des Turcs, auxquels il fallut à prix d'or acheter la
rançon de l’abbaye®), pillages des corsaires’), exactions des officiers im-
périaux, peu soucieux de respecter les privilèges du couvent®): malgré
ces vicissitudes, le monastère prospérait. Il possédait, outre Patmos,
Vile voisine de Lipso”), des terres à Leros !‘), des domaines en Crète),
et partout ses colons étaient exempts d'impôts ?); il avait ses vaisseaux
qui naviguaient en franchise par tout l’Archipel'’); sur le montant des
impòts de la province de Crète, il touchait sa bonne part en blé et en
argent“); enfin, aux dernières années du 12° siècle, sous l'higouménat
d'Arsenios, il réunissait près de cent cinquante moines.!) C'est à ce
1) Acta, p. 66. 88.
2) Acta, p. 77. Cf. p. 104 et 94.
3) Acta, p. 88.
4) Athanase d’Antioche, dans ’Axolou@iæ ¿spa tod Öclov Xçescrodovlov, Athènes.
1884. p. 151. Cf. Acta, p. 85.
5) On en trouvera le résumé dans un chrysobulle de Manuel Comnène (Acta,
p. 111).
6) Acta, p. 107.
7) Acta, p. 107.
8) Acta, p. 107—108. 111—112.
9) Acta, p. 34.
10) Acta, p. 25. 34. 111.
11) Acta, p. 130. 132.
12) Acta, p. 53. 94. 105.
13) Acta, p. 99. 119. 122. 127. 137. 139. 142. 151.
14) Acta, p. 99. 106—107. 117. 140.
15) Acta, p. 131. En 1157 on en compte 75 seulement (Acta, p. 108—110).
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 32
490 1. Abteilung
moment même, où la vie matérielle mieux assurée laissait l'esprit plus
libre pour des préoccupations d'autre nature, que nous reporte le
curieux document, que nous publions ici pour la première fois.
Ce texte, conservé aux archives de Patmos (n° 15), forme un long
rouleau de parchemin, large de 0,26. Au recto se trouve un inven
taire fort circonstancié des icones, reliques, vases sacrés et ornements
sacerdotaux, manuscrits sur parchemin et manuserits sur papier de cotoy,
conservés au monastère au commencement du 13° sieele; cet inventaire en
effet a été dressé sous Vhigouménat d’Arsenios'), au mois de septembre
1201. Au verso on lit une série de notes, d'une date un peu poste
rieure è celle du catalogue, contenant le registre des prêts faits par la
bibliothèque du couvent. Déjà plusieurs fois signalé*), ce document
néanmoins est jusqu'ici demeuré inédit; pourtant il est à peine besoin
den dire toute l'importance. On dad combien sont rares ces cata
logues de bibliothèques byzantines®), combien aussi ils sont précieux
pour histoire des lettres au moyen-ige. Ils montrent au vif les
préoccupations essentielles, les goûts dominants de l'époque où se
formérent ces collections; ils nous apprennent, quand il s’agit de
librairies plus tard dispersées, la provenance de maint manuscrit
aujourd’hui conservé dans les bibliothèques d'Occident*); peut-être sont
ils plus instructifs encore, lorsque, comme à Patmos, ils concernent
1) L'higoumène Arsenios est mentionné pour la première fois dans les chartes
de Patmos à la date de décembre 1188 (Actu, p. 122); la dernière mention que
l'on trouve de lui se rencontre dans un acte de novembre 1199 (Acta, p. 14%.
Notre catalogue montre qu'en 1201 il gouvernait encore l'abbaye; mais en tout
cas il était mort avant mars 1206; à cette date une charte nomme l'higoumène
_Euthymios (Acta, p. 150). On peut, ce semble, reconstituer ainsi, d'après les
textes, la liste des premiers higoumènes du couvent:
1. Christodule 1088—1098.
2. Joseph le Jasite 1093 — vers 1128. (Acta, p. 100. 106.)
3. Sabas (?) vers 1128. (4nolovßie, p. 154. Acta, p. 107.)
4. Theoctistos vers 1128—23 sept. 1157. (Acta, p. 107—108.)
5. Leontios 23 sept. 1157 —? (dernière mention en mai 1161. Acta,
p. 117. Il quitta l'higouménat pour devenir patriarche de Jérusalem -
6. Christodule ? — ?. (Acta, p. 144-149.)
7. Arsenios ? (1° mention 1188) —? (dernière mention en sept. 1201.)
8. Euthymios (1° mention 1206) — ?
2) Floridès, dans le catalogue publié par la Iavdéga (déc. 1868 — mai 1869)
no 16. — Sakkelion, Ierpsaxì) Bifivod%xn, Athènes, 1890, p. #, qui se trompe
en disant que cet inventaire énumère environ 600 manuscrits, — Acta et dipl
mata, p. 246.
8) Krumbacher, Gesch. d. bye. Litt., p. 221—222.
4) Cf. Studemund, Das Inventar der Bibliothek des Klosters St. Johanmis ru
Patmos, (Philologus, 1867) p. 172—173.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18€ siècle 491
une bibliothèque moins exposée en apparence aux causes ordinaires
de ruine, et qui a dû, semble-t-il, se conserver presque intacte depuis
les temps lointains de sa fondation Or, parmi les pièces de cette
sorte, inédites ou publiées!), qui se rapportent au couvent de Patmos,
le document que nous étudions est chronologiquement le plus ancien;
postérieur d'un siècle à peine à l'établissement du monastère, il nous
rend à peu de choses près l'aspect primitif de la librairie; comparé
aux catalogues de date ultérieure, à celui de 1355 publié par Mai ou
à celui de 1382 encore inédit, il nous permet de constater les accrois-
sements successifs réalisés au cours du 13° et du 14° siècle; enfin, rap-
proché d’autres documents et en particulier du catalogue de la
bibliothèque actuelle), il nous montre avec une cruelle précision les
pertes que la collection a depuis lors éprouvées. Ainsi nous pouvons
en quelque manière reconstituer les fortunes diverses de la librairie
de Patmos, apprendre quel fut, dans un grand couvent byzantin, le
. destin des manuscrits confiés à la sollicitude des moines; et si l’on
songe qu'il s’agit ici d'une des plus importantes parmi les bibliothèques
de l'Orient, on ne jugera point sans doute entièrement dépourvu d'in-
térêt cet épisode de l'histoire des livres dans les monastères grecs du
moyen-âge.
L’inventaire du trésor ne mérite pas moins d'attention que le
catalogue des manuscrits. On sait quelles informations précieuses
fournissent les documents de cette sorte pour l’histoire des arts in-
dustriels au moyen-äge dans l’Europe occidentale et méridionale, quel
parti l'on peut tirer, lorsque les monuments mêmes font défaut, de
ces comptes de dépense des rois et des princes, de ces inventaires de
châteaux, d’eglises vu d’abbayes, conservés en si grand nombre dans
les dépôts d'archives de l’Occident.*) «Mais, ajoute Labarte, lorsqu'il
1) Ces pièces sont, dans l'ordre chronologique: 1. Le catalogue de 1855, publié.
(Migne, Patr. graec., t. 149, p. 1047.) 2. Le catalogue de 1382, inédit. (Sakkelion,
loc. laud., p. ta’. Acta, p. 8—4.) 3. Le catalogue du 16° siècle publié par
Antoine Possevin (Catalogi mss. graec., p. 42, en appendice au t. II de l’Apparatus
sacer ad script. vet. et nor. Testamenti, Cologne 1608) qui n'est qu'une traduction
latine, parfois inexacte et incomplète, du catalogue de 1855. Il n’y a donc nulle
importance à attacher à l'indication qu'en donnent Montfaucon (Palaeogr. graec.
p. XXI) et Sakkelion Vor. laud , p. ta’). Toutefois je saisis cette occasion de
signaler dans le livre peu connu de Possevin plusieurs catalogues intéressants de
bibliothèques constantinopolitaines du 16° siècle, p. ex. celles du patriarchat, du
prince Antoine Cantacuzène, ete. (loc. laud., p. 44—49). — Sur les catalogues
récents de Patmos, cf. Sakkelion, loc laud., y. sa'— ff.
2) Il u été dressé par Sakkelion et publié en 1890 à Athènes sous ce titre:
Iorpiaxi BiflioDun.
3) Labarte, Histoire des arts industriels au moyen-áge, 2° éd., t. III, p. 64—65.
82*
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 493
les réceptions solennelles les merveilles vénérables entassees dans ia
chapelle impériale'); et la masse des reliques expédiées en Occident
par les croisés de 1204 prouve surabondamment limmensité des
richesses religieuses que renfermait la capitale byzantine.?) Assurément
le monastère de Patmos n'avait eu, au commencement du 13° siècle,
ni le temps ni les moyens d'acquérir une telle quantité de reliques;
pourtant il possédait un certain nombre de monuments remarquables.
Au premier rang figuraient plusieurs de ces fragments du bois de la
Vraie Croix, auxquels les fidèles témoignaient une vénération particu-
lière: toute église s'enorgueillissait de posséder quelqu'un de ces pre-
cieux débris, tout grand personnage tenait à honneur de suspendre à
son cou quelqu'un de ces phylactères, de ces encolpia, contenant, avec
d'autres reliques, une parcelle du bois de la croix.”) Il en allait de
même à Patmos. Outre trois riches reliquaires renfermant ces insignes
reliques, le trésor possédait l'encolpion d'un des premiers higoumenes,
Joseph le Jasite*), où brillait un éclat du bois vénéré. Puis c'était
une quantité de pieux débris, de saints ossements, entassés, un peu à
l'aventure, dans des boîtes et des coffrets de toute sorte, ici dix-sept
fragments grands et petits, là quarante morceaux ensemble, provenant
pour la plupart de martyrs anonymes. L’inventaire ne nomme d’une
façon expresse que quatre reliques: celles de St. Jacques le Perse, de
St. Etienne le Jeune, de St. Hermolaos et de l’apötre St. Philippe. On
y peut joindre les restes sanctifiés de St. Paul du Latros, renfermés
dans un tableau-reliquaire représentant le saint higoumène. Sans doute
St. Christodule lui même avait sauvé jadis ces reliques de la destruction,
au moment où l'invasion ottomane menaçait les pieuses retraites de
l’Anatolie grecque”), et emportant avec lui les ossements de son saint
prédécesseur, il leur avait assuré plus tard un asile à Patmos.
Plus intéressants que les reliques elles-mêmes étaient les reli-
quaires qui les contenaient. Sans doute la plupart d'entre elles étaient
placées tout simplement dans des boîtes en cuivre, en argent doré, en
voire, dans des cassettes de bois ornées de ferrures, dans des coffrets
le métal en forme de croix; toutefois les plus insignes d’entre elles
avaient recu un plus somptueux abri. L'un des morceaux de la Vraie
Croix est enfermé dans une chasse d'argent doré; un autre dans un
1) Riant, loc. laud., p. 18.
2) Riant, ibid., p. 12—18. 19. 27—81.
8) Riant, loc. laud., p. 28.
4) Cf. sur ce personnage la note de la p. 501.
5) Sur le gouvernement de Christodule è St. Paul du Latros, cf. Acta, p. 16.
17. 30. 87.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 495
ou brochées étaient un autre luxe ordinaire des églises orientales.')
Pendant de longs siècles, on le sait, la fabrication des tissus précieux
demeura presque un monopole des manufactures,byzantines?): les ateliers
constantinopolitains fournissaient des produits de leur industrie le monde
civilisé tout entier. Quand les empereurs voulaient taire un riche pré-
sent aux souverains de l'Occident, aux papes, aux évêques, ils leur
envoyaient quelqu’une de ces somptueuses étoffes, dites impériales,
brochées d’or ou historiées de figures; quand ils fondaient une église
ou un monastère, ils n'étaient pas moins empressés à leur donner ces
tissus admirables, «qui, dit un historien, ajoutent à la splendeur et à
la magnificence des sanctuaires et témoignent de la libéralité impériale ».*)
On pense bien que ces merveilles de l’industrie byzantine ne manquaient
point à Patmos. L'inventaire enumere des étoffes pour recouvrir les
vases sacrés, des rideaux pour envelopper les reliquaires et les icones,
des nappes d’autel*), des chasubles, des étoles, des ornements sacerdo-
taux de toute espèce. Tantòt ce sont des tissus de soie légère, tantòt
d'épais et lourds samits”), aux couleurs éclatantes de pourpre et d'écar-
late, aux teintes de vert de mer, de violet sombre ou de jaune citron.
Certaines étoffes sont brodees, d’autres sont brochées d’or, d'autres enfin,
les plus remarquables, sont décorées de sujets et de figures.) Parmi
ces tissus historiés, plusieurs doivent ètre particulierement signales.
Ici c'est une nappe d’autel écarlate brodée de deux croix noires, ou
une couverture de reliquaire ornée de figures tissées dans l'étoffe; là ce
sont des vétements sacerdotaux brodés de sujets de toute sorte; enfin
ce sont trois pièces tout-à-fait interessantes, une chasuble ancienne à
figures, dite du Patriarche, et deux nappes d’autel de pourpre violette,
où sur le fond éclatant de la soie se detachaient des images de griffons
et d’animaux.’) De tous ces tissus précieux, admirables témoignages
de l'industrie des artistes byzantins, pas un seul n'est parvenu jusqu’à
nous: et si l’on songe que pour faire l'histoire de cet art disparu il
a
nous reste à peine quelques lambeaux d’etoffes, si l'on remarque en
1) Miintz, la Tapisserie, p. 71.
2) Labarte, loc. laud., t. II, p. 419—424. | |
3) De Const. Porphyr., dans les continuateurs de Théophane, éd. de Bonn,
p. 452.
4) Sur ces objets, cf. Labarte, loc. laud., t. II, 480.
5) Sur cette étoffe, cf. Fr. Michel, Recherches sur les etoffes de soie, d’or et
d’argent pendant le moyen-äge, t. I. p. 106—119. 158—178.
6) Sur les dessins brodés ou tissés dans l'étofte, cf. Fr. Michel. :bid., p. 14—19.
7) Une étoffe de cette sorte est décrite dans Labarte, loc. laud., t. II, 426.
Elle appartient à la cathédrale d'Aix-la-Chapelle. Une reproduction se trouve
dans Labarte, t. II, p. 415.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 497
fit, presque de force, embarquer les volumes de la bibliothèque à des-
tination de Cos, d'où ils furent un peu -plus tard transportés à Cons-
tantinople; «et si je n'avais agi de cette sorte, ajoute-t-il avec un
accent de sincérité vraiment touchant, tous ces livres auraient été ab-
solument detruits.»!) Plus tard, sans doute lorsqu'il fonda Patmos,
Christodule demanda á l'empereur et au patriarche de lui concéder une
portion de ces manuscrits du Latros que son énergie avait suuvés; il
obtint en effet le quart de la collection, et quoique sa part ne comprit
que les moins beaux d’entre ces volumes, il s’en montra vivement satis-
fait.*) Il augmenta bien vite, à force de recherches et de dépenses, ce
premier noyau de bibliothèque), et jusqu’à la fin il garda pour ces
volumes si laborieusement rassemblés un attachement passionné. Quand,
au déclin de sa vie, il dut une nouvelle fois s'enfuir devant l'approche
des Turcs, de nouveau il emporta avec lui dans la lointaine Eubée ses
chers manuscrits; et durant ses derniers jours, alors qu'il s'occupait tout
entier à assurer l’avenir de son couvent bien aimé, ses livres demeu-
rerent l’une de ses principales pensées. En mourant, il voulut tous
les léguer à l’abbaye, «afin qu'ils demeurassent éternellement dans ce
monastère de Patmos»*), et nulle précaution ne lui sembla superflue
pour en garantir la conservation. Il fait dresser le catalogue de ces
précieux volumes, et le remet, signé de sa main, à l'un de ses disciples,
afin que nul manuscrit ne puisse être détourné®); il ordonne que tout
soit exactement remis aux mains du nouvel higoumène, et appuie ses
injonctions de la menace de la damnation éternelle®); il recommande a
son fidèle Sabas de veiller au retour de la bibliothèque à Patmos’);
il interdit aux abbés ses successeurs d’aliener jamais aucune pièce de
la collection; il leur enjoint de repousser sans merci toutes les récla-
mations venant des couvents du Latros, toutes les protestations élevées
contre la donation légitimement faite è Christodule par le patriarche:
«Si jamais quelqu'un tentait, au nom du monastère de Stylos ou” de
quelque autre abbaye du Latros, de revendiquer quelqu'un des livres
qui m'ont été donnés par le très saint patriarche, qu'il soit débouté
de sa demande et qu'il attire sur lui la malédiction des trois cents dix
huit pères et la mienne.»*)
1) Acta, p. 87.
2) Acta, p. 87.
3) Acta, p. 87.
4) Acta, p. 83.
6) Acta, p. 83.
6) Acta, p. 86—87.
7) Athanase d'Antioche dans I’ ‘Axolov@ia, p. 154.
8) Acta, p. 87.
498 1. Abteilung
Les successeurs de St. Christodule ne furent pas moins empressés
que lui à enrichir la bibliothèque de Patmos. Les uns, tels que
Joseph le Jasite, réunissent de riches manuserits, qu'ils lèguent en
mourant au monastère‘); d'autres, tels que Vhigouméne Arsénios, ne
dédaignent point de copier quelques volumes de leur main”), et les
moines imitent cet exemple.*) D'autre part, au cours du 12° siècle, les
dons de livres affluent à l'abbaye; il en vient de Rhodes, de Chios, de la
Crète, d'ailleurs encore; les donateurs, comme l’attestent les souscriptions
de quelques manuscrits actuellement conservés à Patmos, croient par ces
cadeaux faire œuvre pie et assurer leur salut éternel*), et ils n'épargnent
rien pour que le présent soit beau et digne de l'abbaye, L'un deux,
dans la souscription qui accompagne le livre, énumère, non sans em-
phase, les sommes qu'il a dépensées pour l'achat du papier, pour la
copie, pour la reliure, pour la notation musicale.") Un autre, un
humble moine de Rhodes, offre avec une modestie touchante le manu
serit copié de sa main, et la souscription nous montre en même temps
quelle activité littéraire animait le couvent vers le milieu du 12° siècle:
«J'ai consacré, dit le donateur, dans le vénérable et saint monastère de
Patmos le présent livre, non point que le couvent n'en possède point
de semblable; loin de moi une telle pensée! quel monastère en effet
renferme plus de savants hommes et de pieux calligraphes que la divine
abbaye du Théologue?»5) Aujourd’hui encore on conserve à Patmos
toute une série de volumes datés de ce temps”); sans doute plusieurs
d’entre eux ont été écrits de la main même des saints solitaires.
On conçoit que de cette sorte une librairie assez importante ait
pu exister à Patmos en l’année 1201. Le catalogue énumère 267 ma-
nuscrits sur parchemin”), 63 sur papier de coton, en tout 330 volumes.
Toutefois, il faut le dire sans tarder, la composition de cette bibliothèque
ne répond point, du moins à nos yeux, aux espérances qu’éveille d'abord
le nombre de ses livres. Les manuscrits liturgiques, les œuvres des Pères
1) Catalogue de 1201, passim.
2) Ibid.
3) Ibid.
4) Sakkelion, loc. laud., p. 95—96. 119.
5) Ibid., p. 119.
6) Sakkelion, loc. laud., p. 96.
7) Ibid., no 9 de 1192, no 120 de 1194, no 175 de 1174, no 218 de 1167,
no 221 entre 1143 et 1179, no 262 de 1192.
8) Pourtant on observera que sur ces 267 mss., 7 numéros ont été ajoutés
d'une autre main à la fin du chapitre des membranacei, et 2 également d'une
autre main, à la fin du chapitre des bombycins. Mais en tout cas ces addition
ne sauraient être de date bien postérieure à la rédaction du catalogue.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 499
de l'Eglise y tiennent une place prépondérante; les auteurs classiques
y manquent presque absolument. Sur 267 manuscrits sur parchemin,
il n° y a pas moins de 109 livres liturgiques, Evangiles, Psautiers, Oc-
toichos, Triodion, Euchologes, Panégyriques, Synaxaires, Ménées et Kon-
takia. Les Vies de saints de Syméon Métaphraste forment 23 numéros,
et cette série hagiographique se grossit encore de quelques œuvres de
möme nature, Vies de St. Pachòme, de St. Théodore d’Edesse ou de
St. Théodore Studite, Histoire Lausiaque ou «Paradis». Les manuscrits
des Pères ne sont guère moins abondants: on en compte 26 de St. Jean
Chrysostome, 13 de St. Basile, 6 de Grégoire de Nazianze, 5 de Gré-
goire de Nysse, sans nommer les volumes de Mélanges tirés des Pères,
et les nombreux commentaires des Livres saints empruntés à leurs ouvrages.
Puis, c'est la Philocalie d’Origene, l’histoire ecclésiastique et les com-
mentaires sur l'Ecriture de Théodoret de Cyr, des traités de St.-Atha-
nase ou de St. Ephrem, les dialogues de Grégoire le Grand traduits en
grec. Enfin la patristique proprement byzantine n’est pas moins bien
représentée. Patmos possede les ouvrages de St. Jean Damascene et
de St. Théodore Studite, les traités de ‚Jean Climaque et de St. Maxime
le confesseur; on y trouve le livre d’Antiochus moine de St. Sabas, les
lettres de Michel le Diacre, les commentaires de Léon le Philosophe,
les écrits de. l’évêque Basile de Néopatras; on y rencontre même des
œuvres de date assez récente, comme la Panoplie dogmatique d’Euthy-
mios Zigabenos, ou le livre de Syméon, moine de St. Mamas, que l'on
surnommait le second Théologue. En face de cet amas de littérature
religieuse, á grand peine découvre-t-on une douzaine de volumes
ayant l'aspect profane: encore la plupart d'entre eux semblent de bien
mince importance. Ce sont deux volumes sur la grammaire (Toauua-
tex), deux autres sur la médecine (Targixd), un lexique, deux volu-
mes anonymes de chronologie (qgovoyedgos et reel y06vav); comme
ouvrages de valeur, je ne trouve a citer, après deux exemplaires du
célèbre roman de Barlaam et Joasaph,.qu'un volume de Josèphe, un
commentaire d’Eustathe sur les Antiquités judaiques du même auteur,
et un manuscrit contenant en tête les Catégories d'Aristote.
Si nous passons aux manuscrits bombycins, nous n'aurons guère
qu’à répéter les observations précédentes. Sur 63 volumes énumérés,
il y a près d'une vingtaine de livres liturgiques; puis ce sont des vies
de saints ascètes, tels que St. Syméon, St. Cassien ou St. Barsanuphios,
et de saints plus modernes, comme Théophane et Théodore Graptos;
c'est une vingtaine de manuscrits des Pères, où l’on trouve, à côté des
grands noms de la patristique, des écrits de St. Epiphane, des homélies
d'André de Crète, des lettres d’Isidore de Péluse et les commentaires
500 1. Abteilung
sur les Evangiles de l'archevéque Théophylacte de Bulgarie. Cinq ou
six manuscrits seulement représentent la part de la Littérature profane:
c'ést un lexique, un manuscrit d'Aristote, sans autre indication que le
nom du philosophe, et trois ouvrages historiques, dont deux méritent
d'être particulièrement signalés, tant est rare dans les bibliothèques
monastiques de l'Orient la rencontre de volumes de cette sorte: c'est
la chronographie du patriarche Nicéphore et l'histoire de Seylitzès!)
On voit quelle place exelusive est faite dans la librairie de Patmos
aux livres liturgiques, aux œuvres d'hagiographie, de patristique et
d'édification: sur 330 manuscrits, il n'y a pas vingt volumes touchant
de près ou de loin à la littérature profane; et ce seul fuit éclaire d'une
lumière significative les préférences intellectuelles des moines byzantins
du 12° siècle. Toutefois dans cette vaste collection d'ouvrages sacrés,
1) Il m'a para utile de résumer dans les tableaux suivants les données que
fournit le catalogue de 1201 sur la composition de la bibliothèque de Patmos.
1. Manuscrits sur parchemin. sù
Evangéliaires 12 Apocalypse a
Apôtres 4 Commentaires des livres saints 5
Psautier 6 St. Basile 18
Octoichos, Canons 18 St Chrysostome 26
Triodion 3 St. Grégoire de Nazianze 6
Mendes 25 St. Grégoire de Nysse 5
Panégyriques 9 St. Jean Damascène 2
Euchologe 6 St. Théodore Studite 8
Kontakia 10 Théodoret de Cyr 4
Sticheraria 6 Autres œuvres de patristique (Gré-
Synaxaires 2 goire le Grand, Origène, etc) 25
Autres livres liturgiques 8 Mélanges tirés des pères
Nomocanon 3 Vies de saints 8
Métaphrases 23 Ouvrages profanes BR
Ouvrages de l'ancien Testament Divers 5
(Job, Proverbes, Ecclésiaste; 9 361
144
IL Manuscrits bombycins. a
St. Marc 1 St. Chrysostome 1
Psautier 3 St. Grégoire de Nazianze 1
Octoïchos 4 St. Grégoire de Nysse 2
Ménées 2 Théodoret 1
Synaxaires 3 Autres œuvres de patristique (St.
Autres livres liturgiques 5 Hippolyte, Climaque, etc.) 1
Livres de l'ancien Testament (Rois, Vies de saints 5
Job) 4 Ouvrages profanes 5
Commentaires des livres saints 2 Divers 7
St. Basile 8 6
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 501
il y a autre chose qu’un simple fatras liturgique ou théologique. Cer-
tains ouvrages mentionnés au catalogue ont la valeur de véritables
monuments historiques: c’est ainsi qu’on conservait pieusement l’Eucho-
loge de St. Christodule, qui portait sur sa reliure l’image en argent du
saint higoumene.!) D'autres manuscrits non moins précieux avaient
appartenu à l’un des premiers successeurs de Christodule, à l’higoumène
Joseph le Jasite, dont les textes vantent la vertu, les bonnes œuvres,
la sollicitude pour le monastère?), et qui, à l’exemple de son illustre
prédécesseur, avait en mourant laissé plusieurs volumes au couvent.)
Un Euchologe richement relié venait de Constantin, évêque de Leros,
celui-là même qui en 1157 assista à ses derniers moments l'higouméne
Theoctistos.*) D'autres manuscrits se recommandaient à l'attention par
leur valeur artistique, par les riches reliures dont ils étaient habillés.
En tête du catalogue sont énumérés quatorze volumes, principalement
des Evangéliaires, dont les couvertures étaient décorées d'ornements
et de figures en argent ou en argent doré. On y voyait les sujets
habituels à l’orfèvrerie religieuse byzantine, la Crucifixion, les quatre
Evangélistes, la Theotokos, le Théologue, l'image du Christ ou celle
de la Croix, sans qu'on puisse d'ailleurs déterminer avec exactitude
si ces compositions étaient exécutées en bas-reliefs ou si des émaux
venaient ajouter à la richesse de la matière le charme de la cou-
leur. Enfin, même en faisant abstraction de ces précieux volumes,
on doit reconnaître que la bibliothèque de Patmos était composée
d'une manière assez heureuse et convenable au grand établissement mo-
nastique - auquel elle était destinée. Non seulement elle renfermait la
plupart des œuvres importantes de la littérature religieuse; elle possé-
dait en outre de nombreux écrits hagiographiques, et quantité de
traités d'écrivains de second ordre, dont plusieurs nous sont assez mal
connus. Elle contenait certains manuscrits de luxe, tels que ce St.
Basile ou ce St. Grégoire de Nazianze que le catalogue désigne de
A A A PP -
1) Catalogue de 1201.
2) Acta, p. 106—107.
8) Joseph le Jasite est mentionné dans deux documents, dans un chrysobulle
non daté de l'empereur Jean Comnène (1118—1143) et dans le testament de l’abbe
Theoctistos (1157). On voit qu'il était higoumène de Patmos et qu'il fut dans le
gouvernement du monastère le prédécesseur immédiat de Theoctistos (Acta, 107):
or, celui-ci ayant administré le couvent pendant près de trente ans (Acta, 107)
et étant mort en 1157, on doit placer son avènement et la mort de Joseph le
Jasite vers l’an 1128. Il semble bien d’autre part qu'il ait été le premier succes-
seur de St. Christodule (Acta, 100); en tout cas il parvint à l’higouménat sous
le règne d'Alexis Comnéne (Acta, 100. 106).
4) Acta, p. 108. 113.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 503
au catalogue de 1201. Enfin, si l'on cherche à identifier les riches
Evangéliaires énumérés dans l'inventaire, on peut, semble-t-il, les
retrouver avec de grandes chances de probabilité. Actuellement Patmos
ne possède pas moins de vingt-quatre manuscrits de cette sorte anté-
rieurs au 13° siècle; beaucoup d’entre eux sont accompagnés de la
notation musicale, plusieurs sont enrichis de miniatures, trois d’entre
eux (no 74. 84. 274) sont couverts de reliures de prix, et sans doute
la plupart de ces beaux volumes, évidemment destinés à la celébration
des offices religieux, en étaient originairement revêtus. On peut donc
admettre avec grande vraisemblance que les Evangéliaires de 1201 se
trouvent pour la plupart parmi ces manuscrits; pour deux d’entre eux
l'identification est même certaine: les couvertures des no 74 et 274
correspondent exactement à deux des reliures décrites dans l'inventaire.
Mais à l'exception de ces deux pièces, d'ailleurs fort remarquables’),
Patmos n'a gardé nulle trace des précieux monuments d’orfevrerie qui
enrichissaient ses manuscrits à la fin du 12° sieele; et si l'on remarque
par surcroît que, parmi les rares couvertures d Evangeliaires conservées,
plusieurs sont en fort mauvais état*), la disparition totale des autres
excitera les plus légitimes inquiétudes sur le soin qu'ont apporté les
moines de Patmos à garder les richesses de leur librairie.
Et en effet, sur 267 manuscrits sur parchemin mentionnés en 1201,
à grand peine peut-on en retrouver 108 dans le catalogue actuel.)
Plus de la moitié des livres possédés par le couvent au commencement
du 12° siècle sont aujourd'hui irrémédiablement perdus, et parmi eux,
presque tous ceux que l'inventaire désignait comme particulièrement
anciens. Perdus, ces vingt-cinq volumes de Ménées, dont plusieurs se
1) L'une (no 74) représente la Crucifixion; d'un côté de la croix se tient la
Theotokos, de l’autre St. Jean; aux angles sont les figures des quatre Evangélistes.
L'autre ais est orné de clous en forme d'étoile. La reliure du no 274 représente
la Crucifixion au centre, les quatre Evangélistes aux angles. Toutes ces figures
sont exécutés en bas reliefs d'argent, sans nulle adjonction d'émaux.
2) Le no 84, du 11° siècle, mais qu'on ne peut identifier à aucune des cou-
vertures de 1201, est fort endommagé. Le no 81 (de 1345) n'a plus qu'un de
ses ais. Le no 75 (de 1460) est plus maltraité encore. De même le no 274 parwit
avoir perdu un de ses ais.
8) Il fuut toutefois tenir compte de la considération suivante: beaucoup de
manuscrits mentionnés à l'inventaire sont de minces plaquettes (fifdidacia, Prfle-
domovia); plusieurs d’entre elles ont pu être par la suite réunies avec d'autres
brochures sous une reliure commune, et parvenir jusqu'à nous, perdues en quel-
que sorte dans un volume plus compact. Ainsi le no 112 renferme la lettre de
St. Athanase au duc Antiochus, le no 179 contient la Vie de Constantin. Cepen-
dant ces cas ne sont pas bien nombreux et diminuent de quelques unitéx à peine
le total des manuscrits perdus.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 505
postérieure.*) (Cependant quelques documents uniques et curieux ont
sans doute sombré dans le naufrage; et lors même qu'il s’agit de textes
déjà connus d'autre party la perte d'exemplaires très anciens n'est pas
moins attristante. Pour l’histoire de la paléographie, la disparition des
bombycins est tout particulièrement déplorable: il reste si peu de manu-
scrits sur papier de date antérieure au 13° siècle, on est si mal informé
de l’époque où le papier de coton entra d’abord en usage, qu'on ne
saurait assez regretter la ruine de soixante manuscrits de cette sorte,
dont plusieurs sont, à tort ou à raison, désignés au catalogue de 1201
comme étant «très anciens».
Il faut en terminant essayer de rendre compte des causes qui ont
privé la bibliothèque de Patmos de près de deux cents manuscrits an-
térieurs au 13° siècle. La principale est sans nul doute la négligence
apportée par les moines dans l'entretien de leurs manuscrits. Les preuves
se présentent ici avec une abondance tout-à-fuit regrettable. Si Pon
examine par exemple le catalogue de 1355, qui se borne à enregistrer
les manuscrits les plus importants de la librairie, on constate que plu-
sieurs de ces précieux volumes sont désignés comme étant «fort endom-
magés»*): à ce titre, ils méritaient, ce semble, une sollicitude toute par-
ticuliere; au contraire on en a pris si peu de soin qu'ils ont aujourd'hui
disparu. Veut-on savoir ce que sont devenus maints volumes nommés
dans l'inventaire de 1201? qu'on regarde les reliures de la bibliothèque
actuelle: on y trouvera par exemple des feuillets du livre d’Antiochus
de S. Sabas?), des fragments d’histoire ecclésiastique“), des lambeaux
d'Evangéliaire?), des morceaux de Dion Chrysostome*), qui attestent
surabondamment le cas qu'on a fait des manuscrits originaux. Parcourez
enfin quelques uns des volumes que l’on conserve présentement à Patmos,
par exemple le no 272 ou le no 4207): ils se composent de fragments
de toute sorte, appurtenant à des manuscrits fort différents, qu'une
main prévoyante a, malheureusement bien tard, réunis sous une reliure
commune. Dans le no 272 en particulier on rencontre des fragments
de St. Jean Chrysostome, des homélies de Grégoire de Nazianze, de
1) C'est le cas pour Syméon de St. Mamas (no 390 et 427), pour Isaac le
Syrien (no 362), pour l'Evergetikon du moine Paul (no 441. 442), pour d'autres
encore.
2) Migne, loc. laud, no 49. 50. 56: diepdapuévov Mar.
3) Duchesne et Bayet, Mission au Mont Athos (Archives des Missions,
3° Série, t. III), p. 438.
4) Ibid., 437.
6) Ibid., 438.
6) Ibid., 489.
7) Sakkelion, p. 140 et 187.
Byzant. Zeitschrift I 8 u. 4. 33
I, Abteilung
St. Basile, de St. Ephrem, de St. Athanase, des morceaux de Vies de
saints, d’autres pièces encore, provenant d'une série de manuserits du
10° et du 11° siècle, Sans nul doute ces voltimes appartenaient à li
bibliothèque primitive; lacérés plus tard et mis en pièces, ils n'ont
laissé subsister que l'ombre d'eux-mêmes; et je ne parle même pas des
manuscrits, fort nombreux à Patmos, où l'on constate, au début où à
la fin du livre, l'absence d'un certain nombre de feuillets. Tout cela
t on l’avouera, une incurie navrante, D’autres circonstances encore
pu contribuer au désastre. La librairie de Patmos, on le verra,
prötait assez liheralement ses manuscrits au 13° siècle; près d'une ein-
quantaine de volumes sont sortis de cette manière, et dispersés, les
uns à Leros, à Calymnos, à Cos, à Samos, d'autres sur la côte d'Ans-
tolie, à Palatia ou dans les couvents du Latros, d'autres plus loin encore,
et jusqu'en Crète. Les livres ainsi échappés à la garde de Vecclésiarque
ont-ils toujours fait scrupuleusement retour à la bibliothèque? les dé-
sastres imprévus qui si souvent, en ces siècles troublés, sont venus
s’abattre sur les côtes ou les îles de l'Archipel, n’ont-ils pas pu détruire
quelques uns de ces manuscrits? La chose est plus que vraisemblable.
Il n’en demeure pas moins acquis que la librairie de Patmos, si im
portante à la fin du 12° siècle, a peu à peu laissé perdre beaucoup de
ses plus précieuses richesses, et il y a quelque intérêt peut-être à
examiner en quel temps sa décadence a commencé.
Si Pon étudie les documents du 13° et du 14° siècle relatifs à la
librairie de Patmos, il semble que, loin de décroître, la bibliothèque
ait d’abord prospéré. Malgré les dangers auxquels le monastère fut
exposé au cours du 13° siècle, malgré les constantes attaques des pirates
dont les insultes et les flèches montaient jusqu'aux portes closes de
l'abbaye, malgré les ravages des Vénitiens, qui rançonnaient sans
merci les îles de l’Archipel et obligeaient ’higoumene Germanos à vider
le trésor du couvent pour sauver sa communauté du massacre"), malgré
les amertumes de tout genre, auxquelles le monastère dut se résigner,
la librairie ne cessait de s'enrichir. Vers la fin du 13° siècle, l'abbé
Sabas lui laissait par testament une trentaine au moins de manuscrits’)
parmi lesquels il faut noter, à côté de livres de liturgie, d’hagiographie
et de patristique, une série de lettres des patriarches de Constantinople,
deux volumes d'histoire ecclésiastique, et un ouvrage juridique, le J7oé-
xsıgog véuos. Le catalogue de 1355 fait connaître de nouvelles acqui
sitions. Sans doute ce document ne nous fournit qu’une liste sommaire
1) Acta, p. 230.
2) Acta, p. 241—243,
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 507
des manuscrits principaux de la librairie: il n’en est pas moins singuliere-
ment instructif. Sur 58 numéros qu'il comprend, 22 au moins, — plus
du tiers — ne figurent point à l'inventaire de 1201 et sont entrés à la
bibliothèque postérieurement à cette date. Parmi eux, on retrouve deux
des volumes de l’higoumène Sabas, le traité du pseudo-Denys l’Aréo-
pagite') et l’histoire ecclésiastique d’Evagrius?); les vingt autres, quelle
qu'en soit l'origine, sont plus intéressants encore. A côté des manu-
scrits des Pères, tels qu'Anastase, Grégoire de Nysse ou Nemesius
d'Emèse*), des commentaires de Nicétas de Serres ou de Macarius de
Philadelphie‘), à côté des pieuses élucubrations dues au zèle religieux
de certains empereurs, tels qu’Isaac Comnene ou Mathieu Cantacuzene”),
apparaissent des œuvres historiques ou philosophiques et des manuscrits
d'auteurs classiques. Ce sont les écrits de Nicéphore Chumnos, fausse-
ment mis sous le nom de Seylitzes*); c'est une partie de la chronique
de Zonaras et une histoire des Paléologues d'un certain Georges”); c'est
un exemplaire des Basiliques*); ce sont enfin trois manuscrits de
Diodore de Sicile, de la Cyropédie de Xénophon et des dialogues de
Platon.”) A ce moment un esprit nouveau semble animer vraiment le
couvent de Patmos; l'antique sévérité se relâche, qui jadis rendait les
moines si hostiles aux ouvrages profanes; leur curiosité s'étend au-delà
des étroites limites de l’hagiographie et de la patristique, et les livres
d'histoire en particulier trouvent à l’abbaye une faveur aussi remar-
quable que rare dans les monastères byzantins.!)
1) Migne, loc. laud., no 41.
2) Migne, ibid., no 49.
3) Migne, ibid., no 33. 23. 35. 30.
4) Migne, ibid., no 36. 37, 16. Dans la même série d'acquisitions nouvelles
figurent les numéros suivants du catalogue de 1355: no 2. 31. 57. 7 bis. Nous
désignons ainsi un volume mentionné dans la traduction latine publiée par Possevin.
Après le commentaire de Job (no 7 de Migne) on lit: In Ksaiam expositio Basilit,
Chrysostomi, Theodoreti et aliorum, manuscrit qui manque dans le texte grec de
la Patroloyie. Le volume suivant (no 8 de Migne), décrit par Possevin sous le
titre: In eumdem Basilii solius expositio, n'est donc point le commentaire de
St. Basile sur Job, mais bien le commentaire de ce père sur Esaie, Les deux
volumes se retrouvent dans la bibliothèque actuelle (Sakkelion, no 214 et 26):
le second figure déjà au catalogue de 1201.
5) Migne, ibid., no 82, 9.
6) Migne. 1bid., no 29.
7) Migne, ibid, no 58. 46.
8) Migne, ibid., no 45.
9) Migne, 1bid., no 47. 54. 56.
10) Cf. sur ce point Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt., p. 220. Aujourd'hui
encore Patmos possède un manuscrit de la chronique de Georges le moine (Sak-
kelion, no 7).
83°
508 1. Abteilung
Malheureusement ce beau zèle ne paraît point avoir dépassé la
seconde moitié du 14° siècle. On a vu que des 1355 certains mano-
serits étaient fort endommagés; d'autres, qui de 1201 à 1355 s'étaient
conservés intacts'), disparaissent après cette date et sont aujourd'hui
perdus; dans le catalogue encore inédit de 1382 figurent 300 volumes
seulement*); or en 1355 les documents nous permettaient d'en retrouver
au moins 380. Donc, dès la fin du 14° siècle, la bibliothèque est en
décroissance. Sans doute, en apparence du moins, elle a depuis lors
réparé ses pertes: actuellement Patmos compte 735 manuserits; mais
plus de la moitié de ces volumes sont de date fort récente et ne saw
raient remplacer les anciens exemplaires qu'on a laissé perdre miséra-
blement. Sans doute aussi, pendant les siècles qui suivent le 14% des
circonstances heureuses introduisent parfois encore des manuscrits inté
ressants au monastère, Au 15° siècle, comme autrefois, de pieux dona
teurs se rencontrent parmi les higouménes*); des îles voisines, de
Naxos"), de Rhodes‘), d’ailleurs encore, des livres émigrent à Patmos;
enfin, l'abbaye s'enrichit quelquefois de la ruine des couvents de lu
côte asiatique et hérite de quelques unes de leurs dépouilles.*) Mais,
pendant ce temps, les manuserits anciens s'en vont à l'abandon. Ni les
souvenirs historiques qui s’attachent à certains volumes, ni la place
assignée à d'autres parmi les trésors de la bibliothèque ne les garan
tissent contre la ruine. Sur les cinquante-huit manuscrits mis en vedette
par le catalogue de 1355, vingt au moins ne se retrouvent plus
aujourd’hui. Les livres d'aspect profane sont particulièrement maltraités:
tous ceux qui figuraient dans les inventaires de 1201 ou de 1355 ont
disparu, à l’exception de Nicéphore Chumnos et de Zonaras”), de Dio
dore de Sicile‘) et de Platon. Encore ce dernier volume a-t-il pu, on
le sait, être emporté en 1803 en Angleterre"): preuve dernière de l'in-
différence que professaient pour leurs manuscrits les moines de Patmos,
également oublieux des enseignements de St. Christodule et de l'antique
gloire de leur librairie.
1) Migne, loc. laud., no 27. 38. 48. 50. 56.
2) Sakkelion, p. sa”
3) Sakkelion, p. 53—54.
4) Sakkelion, no 50 et 57.
5) Ibid, no 207.
6) Ibid., p. 122—123. no 78. 242. 244.
7) Sakkelion, no 127. 298.
8) Ibid, no 50.
9) Cf. sur cet incident Sakkelion, dans le delziov "Iorogıxns a) ’Eßwoloysik
"Exaugeiag ris "Ellddog, t. IL p. 427 et Tlurpeaxÿ Biflsodíxn, p. e’, not. 6.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 509
M.
Le registre des pröts.
En quelques endroits de l'inventaire, une seconde main a ajouté à
la marge des notes indiquant que tel ou tel volume a été empranté à
la bibliothèque, et ces indications, répétées et complétées au verso du
manuscrit, constituent un véritable registre des prèts faits par la librairie
de Patmos. Les renseignements que nous y trouvons se rapportent
pour la plupart à une époque un peu postérieure à la rédaction de
l'inventaire: à la vérité, nous ignorons la date de l'higouménat de Ni-
codemos, dont le nom accompagne les dernières lignes du registre; mais
nous pouvons tirer du texte mème de suffisantes informations chrono-
logiques. Parmi les emprunteurs assez nombreux qui viennent puiser
aux richesses de la bibliothèque, deux établissements monastiques sem-
blent traités avec une faveur particuliere: la métochie de Pyrgos recoit
d’un seul coup onze volumes, celle de Cos, dix, et dans les deux cas,
les manuscrits prêtés sont de même nature; c'est une série à peu
près complète des livres liturgiques, comme si Patmos avait voulu
fournir à ses deux métochies les textes indispensables à la célébration
de l'office divin.') Or nous savons à quelle date les deux couvents en
question sont entrés dans le domaine de l’abbaye. Pyrgos lui a été
donné en 1216 par l'empereur Théodore Lascaris”); le monastère de la
Theotokos tév Zrovd&r à Cos paraît lui avoir été attribué sous le
règne de Jean Vatatzès (1222—1254).*) C'est sans doute au moment
de la prise de possession des deux métochies que les livres nécessaires
leur furent remis par la bibliothèque, et nous pouvons en conséquence
placer avec grande vraisemblance l’higoumène Nicodemos immédiatement
avant Germanos, que nous trouvons en 1258 occupé à achever l’orga-
nisation de la métochie de Cos.*) Les prêts de manuscrits enregistrés
dans notre document doivent donc être rapportés à la première moitié
du 13° siècle.*)
1) C'est dans le même esprit que l'higoumène Sabas légue à l'église rot
"Acopcarov un certain nombre de livres liturgiques, (va yalln 6 péllwr naeapévery
éxeloe (Acta, p. 242).
2) Acta, p. 176. 180. 199.
3) Cf. Acta, p. 217.
4) Acta, p. 193. 199.
5) On peut serrer de plus près encore la date des derniers prêts inscrits au
registre et consentis sous l'higouménat de Nicodemos en faveur de la métochie
de Cos. Ils portent l'indication chronologique de l’indiction 2. Or, sous le règne
de Jean Vatatzès, deux dates seulement correspondent & cette indiction: ce sont
les années 1229 et 1244.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 511
1 fois; Evergetikon, 1 fois), des traités d'édification (Climaque, 2 fois)
et un manuscrit de Job. Les auteurs profanes n’ont tenté la curiosité
d’aucun des correspondants du couvent.
Ces indications, si peu nombreuses qu’elles soient, permettent cepen-
dant d’entrevoir la place considérable que Patmos mérite dans l’histoire
littéraire du moyen-àge oriental. Sur les cötes de l’Anatolie grecque,
dans ces îles de l’Archipel, si durement éprouvées par des misères de
toute sorte, les moines de Patmos ont, pendant plusieurs siècles, allumé
un dernier rayon de vie intellectuelle. Pour ces pieuses communautés,
pour ces humbles bourgades réfugiées sous la protection du saint patron
de l’abbaye, le couvent de St. Jean le Théologue n'a pas été seulement
un centre religieux, il est demeuré un foyer vivant de culture et de
civilisation. En dotant d’une bibliothèque son monastere bien aimé,
Christodule n'avait donc point fait une œuvre vaine; en poursuivant
pendant près de trois siècles l’aceroissement de la primitive librairie,
ses successeurs n'avaient point tenté des efforts stériles. Sans doute
le résultat final n'a point pleinement répondu à leurs espérances; sans
doute la négligence des siècles suivants a laissé disparaître beaucoup
de ces volumes qu'ils avaient si laborieusement rassemblés. On men
doit pas moins savoir gré aux moines du 11° et du 12° siècle d’avoir
su unir aux soucis de la foi ces nobles et sérieuses préoccupations:
elles leur assurent une grande place dans l'histoire des lettres, elles leur
méritent aujourd'hui: encore notre reconnaissance et notre respect.
Appendice.
Nous publions en appendice le texte inédit de l’Inventaire de 1201
qui a servi de base à nos recherches sur la bibliothèque de Patmos.
Kadnt ovv ded This cefacuias tod nyannuévov td Xoiot Oeo-
A6yov Movie ris Iaruov, yeyovas éxl tig NYovusviag TO mavoora-
TATOV Tatoòds TUÓvV uovayod xvpod Apoeviov, xara uiva LenréuBorov,
Ivdıruwvos 0’, tod sy’ Erovs. “Eyer dè obras.
dia tor «yiov sixdvar.
Eixov ayia ueyain 6 @eoldyog pera reorpepelas dppvoodiazovoov,
nal otepavov nal EVAYYELOV TY AUPOTEEWV yoVOOYELMEVTaY') KOYVOAY.
Eyndiniov Y Zravowois. ¿repov orgoyyvlov Oeoróxos pera Bospous,
ta dupôrepx aoyved dityovon yemevta. Erepa elxcwv ol Gyior ’Ano-
oroAoı ITetgos xal Ilavdos dbAoxdountos doyvoà xai yovowmpervy. Etégo
1) Sur le sens des mots gemevròs et zeluevorg, cf. Labarte, Hist. des arts
industriels, t. III, p. 74—76.
L Abteilung
zixòv è Xovodoropos Eyovsa otepámiov, sdapyéivov, Empire mi |
Gravoods rgelg, tè dupórega doyvoî xal povomueva. Eréou elxiov à
dyios Anwjtowos perà megupegelas xul orepdvov deyver xal yovou-
wiry. éréga sixoy Y irepapia Osoróxos Epovoe megupégerev. Eriga |
elxtow ol éyror tosis, Osódogos, Anuiroros xed Pedoyrog, bhorkéxaros.')
Éréga eluiow 6 üyıog Nixdduog sugovr<n>*) werk repupegeías. Eréga sir
À kyla Oeoróxos were wegipegsias xal arepávov, izoven zul dv ro
perdre uagpagirapirtiv. Eréoa slnòv dénruyos Eyovoa eis ri En pégos
eixoviouere FE, dv Évrég stor tà adrów Gye Zeluva. Eroe elxiv
dhoxdountos 6 Gyiog "Aduvácios xa) 6 üyıog Kigeddog. eixiov Éxtou
diyvov(?) à dpía Osordros uerà megıpepeiag Ego 1 elzowiouere zei
otepdvove, fosporparodou xal Ev ro orepavi 100 Boépous ddp
duo xul uegyapırdgiov Ev. Eréga sixiov 6 üyıog Maddog 6 dv rH Acro
Exovoa ¿vrbg tod adrod éylou Aeitava.*) Erégu ela ódorfdxoros è
Xoiords zul of dio Evayyelioral Aovxús sol Todvung. siol sal sis
rd xedliov rod ÖnAmdevrog xudnyovuévoo EyaoAmov bioxdopntor i)
dyla Osoréxos éoyvgozetuevtoy werd Boépous. Eréga elxiov bloxdounros
6 &yıog Tempyıos zul 6 pros Anwijrgiog éxowoa xed Évrdg tiuror Esàor.
eixiov Étéqu i) éyix Osoróxos Úlorféxoros pero Boépous. Érepor pexgdr
Eynöknıov ij Koiunois. oravods rouvds égyvods drtyovoos els. orevgoì
Eregor ueydAoı dio dpyvgorfdmwro. Eregog oraveds otyvoy Eymv slxo-
vicuara qequevid.*) Erega eixov 7 Koípnois ris bregapias Oeoróxov
xoounuevn. Erega slxiov 6 Gyog Megxovguos xoounuevn, duporspe
Lö6dnsev maga tod...... 5) dad vv Koi. Eriga sixv ÿ ayia
Oeoróxos yiurm) xal xoounuévy. Erega 6 &pios IavreAetfpav xoour-
“névov.*) .
Aé tev tiuiov Sbiov xal úyiov Zeupdvov.
Tira Edda”) ceca dv rd Ev dopveoridxwrov yeuevrov xal did-
qevoov. ¿regov muxçdv doyvodv xal didypucov. Eregov Eyudizior rd
tod 'lucirov Eyov Evrög tipuov Evlov xal Eyre Aelpava xerraord.*)
1) Ttérurog = clavatus (Ducange).
2) Cf. sur ce mot l'inventaire de Michel Attaliote (Sathas, p. 48). Le mot
cagovt signifie cuivre (Ducange).
3) Sur St. Paul du Latros, ef. Acta Sanet., Oct. t. XI, p. 308. Cf. Analecta
Bolland., t. XI (1892 fasc. 1 et 2, où se trouve la vie du saint.
4) Depuis éréçu elxòv % Kolgnoss, les objets mentionnés sont inscrits en
marge de l'inventaire
5) Blanc dans le manuscrit.
6) La dernière phrase éréga 6 &yıog Iavrelerpoy se trouve inscrite à la
marge, comme les précédentes, mais d’une autre main.
7) Sur les ripio Evla, cf. Riant, Des dépouilles religieuses enlevées à Com
stantinople, p. 17 et 28. 8) Sur ces phylactères, Riant, ibid., p. 28.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 513
Guotdgiov EVAvov pera Oeudrov œônowv Eyov évrdg Gyia delpava
xouucta pixpa xal ueyada dexaenta. avidly yalxodv Eyov Evrdg Eyuo
Aeiwava dvo, ay to Ev rod dyiov ’Iaxwßov rod Ilépoov. xauxroirév
uıxgbv dpyvpodıdyovoov Eyov Evròs Asi'avov tod ayiov Zrepdvov rob
véov. overagiov Evdivoy Eyov Evros Aelpava «yiov xouudrin Ente.
Eregov avAitpittiv E:’Aıvov Eyov évrog Asiwava dvo. Erepov ougrégiov
puxodv Evlivov Eyov Evros Asiwava xouuatia mEvTE. oravoly yxlxodv
dixdobv ¿yov Eowdev Kyra delpava. xauntoittıv orpoyyvlov ëlepav-
tivov koxgov Eyov ¿owmdev xouuatia lelpava Tédougx xal cagna xop-
pera Odo. Erslgov) xaurntpittiv Baivov Eyov Evtog lelpava xouudria
Ente. Erepov Ovoragıov padveov BovBadixòv ordyoddetov ¿yov Eomdev
xouuatia Aslpava téccqoa. xai Erega Ovo To Ev Tod dplov ‘Eguodcov,
xal to &Alo tod &yiov ¿xoorólov Dilimmov. Eregov overdpuov Evliwov
Attòv Erov Eomdev lelpavov xouuariov Ev. Koxda modo ¿yovoa EOw-
Dev Asipava xouueria w'.
Ma tó» aylar dioxorotneior xcAuuuctoy zat Blarrior.
"Apia motigia 0’, rà uty y Copvoà xal ro Eregov Adour iaonıv
uavoov ¿pyupóderov. dioxor agyveol dvo. Aafidar') Guorar €’. aote-
06x0:?) öuoroı dvo. dAuol”) Guoror tpeîs. Pvpiutòs doyvods els uerà
elxovıouctov diaggvoav FE. nattiv') «pyvgotv Ev. roryooxalvuuara
evento duo xal dio”) yxovoogavitotos els. Erega xornooxalvuuero
mala névre. Biartia, fito. Eumooordiın tav aypioy elxóvov pixod
ueycda Oexanévre. Eregov dllakiuatagiv xataBiartiov") do. Etepa
PAarcia uevada mévre. TO wiv Ev aaraßicrrıov nulœidv xar’ d&£og. TO
Erepov Yaxwrdv. TO Eregov ÖLßlarragıv, xiteivoy ¿yov xal dorpittv,
xal TO Erepov vagdyxmwroy miextòv, xal ro Erepov Ebauitov') xdxxevoy
peta yeauudrov. Evövral dvo ¿E Evos Updouatos plartiou xut’ o&Eog
tevzatod pera Ewdiov xal yovwwv*), xal évdvuatav Baußvaivov roa-
Givav. ¿vega Evövrn radar pera évdvuaros Aivorpacivov. Etéga Ev-
1) Petite cuiller pour extraire le pain du calice, et à l'aide de laquelle on
donne la communion aux fidèles.
2) Petit arc destiné à empêcher le contact entre l'hostie et l'étoffe qui re-
couvre la patène.
3) Cf. l'inventaire d’Attaliote (Sathas, p. 48) où on lit ¿Quos.
4) Cassolette pour l'encens.
5) Étoffe qui sert à couvrir à la fois le calice et la patène (Sopho cles
Greek Lexikon, v. xdivuue).
6) Sur le xaraßlarrıov, cf. Francisque Michel, Recherches sur le commerce, la
fabrication et Pusuge des étoffes de soie, d'or et d’argent, t. I, p. 12.
7) Sur l'éfaperor, cf. Fr. Michel, ibid., t. I, p. 106—119.
8) Sur ces étoffes historiées, cf. Labarte, II, 424—426.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 515
tetouBayyelov uixgòv Eyov Eis TO Ev pegos otavpittiv urxoov, Bovidas
9”, nal duvydadittra O°, ta Gupôregx doyvoë, xal xoufodrnivaca d'.!)
Erepov Tergaßayyelov wıxoov Eyov elg to Ev pepos fovidlav uiav,
auuvydalittia récongu, Eis ÖL TO Erepov pépos aduvydalitta résonon
xai xoußodmivaıen 0°, ta dupórepa qaduà.?) Ersgov Tergaßdyyelov
Eyov elg to EV pueéoos otavoòdv dgyvoòv uixgòv, Ev cd xa) yodumare
elo. Evrerunwueva leyovra “Kupie Border tH doviw cov Osodmpw”,
Eyov xat Bovdlas O”, duvydalia y’, elg Oe TO ExEQov pépos duvydalia
6’, Bovilas B', xal xoufodnivace y”, ta dupôreou yadue.*) edyodd-
giov TO tov Emoxônov Exeivou xvgoò Kwvotavriov, Eyov Eig to Ev
uéoos elxóvigua tov Xgıorov, fovidas wixods x’, elg OE TO Etegov uépos
otavgov, Bovllas uxguas AB’, xal xoufodnAbaia È’, tà aupotega dp-
puoodidyovoa. TETEEOV rergafaypyedov TO xeluevov ElG TOY Gyiov TATEQO,
"Asiov.‘) tétegov Edayyéliov to tod ‘Iagitov, Eyov xai rdv Gnéotodov
AUQÓTEJOV XUDNYUEOLVOV vy TI) TOOPYTELA, Eyov Els TO Ev wEQOS OTavgoov
aoyvooy xal xoußodmAvxoßoviia qadxà. BıßAiov 6 xutà xvpranv dva-
-yıv@oxdusvos xoukandorodos’), éyov Eis TO Ev pepos xaeppía ta, auvy-
dala d', ooavrog xal elo TO &Alov uéoos xbufovs adppvgodvs Ss’, xal
Ev qaulxodv, nal nión deyupa O°. padriouov Eyov slg TO Ev pepos
auvyddla 0’, elg to Eregov uépos duvpdaria d', BovAdag 5’, xai xoufo-
Inivxa 0”, tà dupôregx coyver. BiBiia unvaîa dmdexa ra yoddó-
ueva ave UVA ....... égovta tov 0lov Eviavitod. fufBliov EtTegov
Toıwdıov dpyôuevor darò Ts avgiaxig Tod TeAwmvov xui Tod Pagroaiov
exo: Tod Aakdgov.®) Eregov BıßAiov ròv (sic) Enikoınov adrod Torwdiov
deyóuevov ano ts xvpiarijs tig Batopógov xal Ews tov ayiov nav-
tav.) Erepa BiBlia y, Oxt@yzyor ave O fyovs Eyovdaı. AAN óxto-
NIOS xavovas Eqovoa xnagaxdytixovs tig Osoroxov. bodrio oreyzo-
Aoyiag B'. oTıynoagıov Ev ro padiduevov.?) xovrazion Ev. ido BLBAL-
dóxoviov tO Tunıxov tig ExxÂnoiag.") Eregov BußAuöönoviov pixgòv
Eyov OTıynga THY oOxtaryov tig vrepupias Oeoróxov. Eregov PiBAt-
dóxoviov To padiduevov EEanogteikdgia. BıßAiov Kilo Ó xadnuegivòs
andoroios.!”) Erepos andotodog wingög caffatoxvpraxds. Erega PrBAca B'
ovvabcpıc EEaunviara.!!) BıßAiov &Ado 1 Ilpopnreia.!?) «¿do BuBliov
malaòv unvalov tov "IovAlov unvdg. étegov BußAıdonoviov 6 Ayıog
ITeyauıos.'?) Ersgov fBiflidaguov 6 Bios tod ayiov Weodagov 'Edéoons
Eyov nal xmpos to tédos xepaiaıa noaxrinc moimua avrod. Eregov Bußir-
dóxoviov n axoxdlupis tod Beoddyov. Eregov pixgov o Bapla«u.*”)
1) no. 82(?). 2) no 88(?). 3) no 80(%. 4) no 67(?) 5) no 15(2.
6) no 212(?). 7) no 213(?). 8) no 218(?). 9) no 267(?). 10) no 11.
11) no 261 et 262. 12) no 210. 13) no 9. 14) no 8.
516 I. Abteilung
BıßAiov Eregov à Ilavdextns.!) Eregov pixgòv Eyov tov Biov Tod Zrov-
ditov. Eregov BuBliov ¿yov Ev ti deyîj éxiorolas tod Xgvooorduov
mods Tv paxagiav OAvunıdda, xal tag mepuódovs Tod dylov dxoorólov
xal moaroxdyrov ’Avögeov.?) PBıßAiov &Alo EQuyvEeta Tod Xovoocotduov
eis to xara Todvynv ¿qov Adyovs an'.?) tod adrod Eregov eg TO avrò
éyov Adyoug pd’.*) Erepov BiBdiov Tod a«vrod eig TO xara Mardatov
égov Adyovs u'.5) Etegov Buorov tod avrod elo td avro ¿yov Adyovg v’.
Erepov frfliov Equnvela av nodkewv tod Xpvecsróuov.*) BiBAcov
&Alo TOD AÚTOD, Epunvera n nowrn ébaiuepos. llo BıßAiov Egunveca
tov avrod waArigiov.') Eregov PıßAiov reds ‘Pouaiovs Epunveia Tod
avrov.*) ido BiBAiov i) perepgaois Tod Shov Zenteufpiov unvos.")
¿repov Öuoıov Oxrafpiov!0). Eteoa PrBlia B' Y uerapgacis tod Noeu-
Boiov unvds.!!) BiBiia Ersoa B Y ueraponois tod Aexeufgiov unvds.!?)
xai &Alo Bıßliov uertpoaois Ev tod Glou Aexeufipiov unvòs.!) Erépa
uetdpoaois Ev tod Olovu unvòs "Iavovagiov. BuBliov Eregov peragpgaois
tov devrégou éEauryvov.) &llo Bıßiiov 6 üyıos "Eppaiu”) ro fuov'
Etegov 6 Ilagddecog."*) 440 ro Eyov xal To Eyamuov tig aptag Ma-
xoivys. Eregov To Aavoatxüv.!7) &Alo to Edepyerixdv. Eregov BıßAiov
Eounveca tov Xgvoooröuov eis mods Kogıvdiovg xal mods Titov Enı-
otoldg, TO Eyov xal node nv «oyo» ra Baufvxva tergadia. Erepov
BiBAiov Epumveia tod adrod xods Kopuvdiovs B Exvorodís.'*) ido BıßAiov
tà xelueva tod Maïou unvög.!?) Eregov uerdpouoig tetpapnviaia de-
qouevn ano unvos Defpovapiov xal Eungoodev. ido Epuyvela rod Xpv-
cootóuov 200g Epeoious xal mods Tiuódeov enrorodiis.”) Eregov Br-
BAlov of avayıvwardusvor Adyoı tod Oeoddyov Eyov xal éx ties ‘EEan-
uegov tov ayiov BaoiAetov. Ereoov BıßAiov ravnyvornòv TO xal nag’
nuiv Aeyduevov "Alsbarögıvöv.”!) &llo BiBiiov 6 aytog BaotAerog.**)
ETEOOV uetapoaois Eyoven ano tov Le Toviiov Fag tedovg Avyovorov.
dio PBıßkiov perápoaciv tod B' OAov Ebauıjvov”), fro. dx dere
Deßoovagiov ¿wz télous Avyovorov. BıßArov Etegov mavynyverxoy nadaoy,
égov diapdoovs Adyovg «xd unvos Zenteufoiov xal ¿uxpocdev. Erepa
1) Il y a un livre de ce nom composé par St. Nicon, moine de Raitha en
Palestine (Fabricius, Bibl. graeca, ed. Harles, t. XI, p. 275—278). Cf. aussi pour
un autre Ilavdenrns, Sakkelion, loc. laud., p. 144—145. Ce livre se trouve aussi
dans la bibliothèque de Michel Attaliote (Sathas, loc. laud., p. 49).
2) no 162. 3) no 128. 4) no 141. 5) no 168. 6) no 150.
7) no 159(?). 8) no 145(2). 9) no 228. 10) no 250. 11: no 230 et 231.
12) no 240 et 243. 13) no 241. 14) no 255. 15) no 107. 16) Sur le
Ilagadersos, cf. Fabricius, t. X, p. 115. 134. Sur le Ilagddercos vos, ibid., t. X,
p. 130. 17) no 176. 18: no 146(?) 19) no 257. 20) no 147.
21) Cf. Sathas, loc. lawd., p. 50, où Von trouve rdv ‘Alééarôgoy.
22) no 27(?). 23) no 259.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 517
fifdia rédoaga navnyupıxa tè xal maga tod uoragod xugod Magxov
ypapevra. BiBAiov &Alo Eyov toda deonorixodg xavóvas éounvevpuevovs.
Eos ds tè ovevóueva.
+ BıßAiov Eregov ¿yov xepalara tod dotov nareds Nuov Zvusdv
ngEOBVTEEOV xal myovuévou uoviig tod &yiov Mduavros tig Ævlo-
xéquov 6 xal B' @eoddyos Asyduevos.!) &llo BiBdiov péya 6 6408
BeoA6y0s.*) Eteoov BiBliov Y meaty éÉayusoos Eregov BiBAiov pera-
poaois tov Zenteufoiov unvos.*) Eregov Ouorov rod Nosußgiov unvös.*)
Erepov Ardy égunvevuévor 6 Ioß.) Eregov perápoacis tov OxrofBplov
unvös) BiBliov &Alo Egumvevusvov al émorolai rod ayiov IlevAov.‘)
BıßAiov Ersgov Wadrijoos ¿Enynos dxpifeoráry, Egumvsidg EYovda Tod-
Ady xarépgov.) Eregov BiBliov al émierolai Tod a«yiov TlavAov éxov
Ö’ adrd Tv ¿ounveiev did oyoliwv.”) Eregos axdotodos 0caffaro-
xvoetaxds.'°) &Alo BuBAiov exxaynoracrixdy xai molrixdv vouoxavovov
Autôv.") Eregov BiBAiov Énitoui) Egunveiag eis tv Téveowv.!*) Eregov
Bıßkiov Xovooorouınov, Ev d elo nal of negl legoovdvns Adyor adrod."*)
BıßAiov Eregov, uerapgasız ano unvog Matov ¿mg tédovs Abyovorov
oxogcdyy.'*) &Alo PıßAiov waAtngiov Epumvsiav Eyovtog tod &yiov
Baotheiov, rod ayiov Imdvvov tut Xovooorduov, Poriov raroudoyov
xal Ecgowv.») BiBdiov Eregov Egunveia els ro ¿Exouderarroópyrov Bact-
Asiov untgoroditov Newv Ilato@v.!") llo PıßAiov perápouors and
tod x ‘Tavovagiov ¿yov xal tov Deßoovagıov.!”) BıßAlov Eregov uag-
TUpOYoauuEva xeiueva unvòs TOD ‘Arpiàiov.!*) ¿repov BuBliov Ô “Ados
ITugdderoos (reo Erwgiodn xal ¿00d To fiuiov el tà Iloldria Ev ti
Movij tov ‘Ayiov Meoxovgiov).) &llo BiBiiov Xovooorouixov eig TO
676790 olvo yow xal Er£govs Adyovs adrod. illo BıßAiov Equnvela rod
padrijoos.”) Eregov 6 üyıog Baothetog.”!) ido 6 Aauaëxnvôs®?) Eregov
Eqov Eis thy dognv ‘Hovgiov moeoputégov ‘1egoooAvuwv xai Eregwv.”?)
dido Egumveia tod Xovooorduov sis nv neds ‘Pœouaivvs émiotrodriv.*)
Exegov 6 &yuos Epoalu ro Huov.?) Eregov muvnpvoixòv deyóuevov
ano Tis xvgiaxng Tic Xavavalas Ewe tov Ildoya, Eyov diapdgove Adyoug
tod Xpvooozduov xal ¿régov, &Alà xal ‘Ixnoivrov xáxo ‘Pouns elg mv
devtépav xagoveiay tod Kvgiov judy ‘Inooù Xoısrov.”) BiBAtov &X20
Egunvela Tod Xgvooorduov elo To xato Mardaiov fuov, ¿yov xal
1) Sur ce personnage, cf. Fabricius, II, 302 et Sakkelion, p. 177. 188.
2) no 33. 3) no 249. 4) no 235. 5) no 171. 6) no 261.
7) no 61. 8) no 65 (?). 9) no 63 (?). 10) no 16 (?). 11) no 173 (?).
12) no 177 (?). 13) no 170 (?). 14) no 256. 15) no 66. 16) no 31.
17) no 247. 18) no 254. 19) La phrase entre parenthèses est écrite d’une autre
main à la marge du ms. 20) no 269 (?). 21) no 24. 22) no 125. 23) no 109.
24) no 62. 25) no 106. 26) no 186.
518 I. Abteilung
moog to tédog tods meol legoovvns Adyovs.') Erepov fiBAiov Eounvela
Bs0daprrov Enıonönov Kvgov elg ta Entovueva rijg Being yoxpis.?)
Exegov fiBAlov ¿yov And te toùs dvaywaorouevovs xai un dvayıyo-
oxouévovs Adyovs tod @eoldyou”) BußAlov ¿Alo tod Xovoootduov Epun-
veía eis nv 200g Pouciovg xal Dilinnnoious EnioroAiv. Exegov BıßAlov
Aırov ¿yov xepaiaıen dudpogx Avrıdyov uovayod tig hagas tod &yiov
Zappa mods Evorádiov.*) Eregov BıßAiov Eyov anoxevpovs Adyovs tod
@s0Adyov‘ BiBAiov dido ta doxntixà tod ayiov Bactisiov.") Eregov
Bifaiov Eyov Ev doxij tov Biov rod dpiov Zulßeorgov xal Erepuv
diapópgov.) PBıßAiov &X40 Eyov ta avrigentxa tod dyiov Baoıklsiov
xutà tov dvocefovs Edvouiov, xal ide didpoga.') BiBliov &Alo ro
vouoxdvovov. Etegov BıßAiov Eyov Ev ti) den xatnyootas "Apueroredovs
&Alo BıßAiov Eyov Ev ti) «exi tov Xpvoooröuov reel axareiintov xal
xatà Tovdaíwv.) ido PıßAlov tO fuuov Atòv ¿yov tiv dnoxakvpıv
tod Gesolóyov. Eregov frflidóroviov al xarnyryjeeg tod Zrovditov.")
¿repo fifBlidóxroviov pixoòv aadaoy ¿yov xar’ doqàs tov "If, ras
adıaxgitovg mragoruiaz Tod Zolou&vros, tov ’Exxindiaormv, xal Erepov
£yov xal oyddia’ Exegoy BıßAiov nuicidv diunvatov Aexeufipiov xai
’Iavovepiov. Eregov nalcıov unvatov OxrwBpros. Eregov Guovov Toúvios.
¿repov Suorov “Axpidios. &llo nalaòv unvaiov Iavovdgios. Eregov
ouorov AexeuBorog. xal &Alo Guorov ’Iavovagiov. ¿repov BıßAuödroviov
nooprtreior tOv Xouotovyevvav Obv TÓV purov xal nv ÖAnv Teo-
orguxooriv. Eregov nadaidv unvatov Matos xai ’Tosvios. &AAO pixgòv
decaoœuevor Aırov Epunvevuevov 6 ‘THB. Er<epov> fBrfirdóroviov xa-
dav y Didonadia.”) &Alo BıßAiov peya Mélioda, tb xa. nag’ Muiv
Aeydusvov Gyios Nix@v!!), Eyov xai nodg To télog xepdiAuud tive
diapdowv ayiov naregwv. Eregov BıßAiov Eyov Abyovs diagpdoovs tod
ayiov Baotheiov, xai Eis To tédos époranoxgioais Tod ayiov "Adavacion.
Eregov BıßAiov ro Elpuolôyrov.*) ido BıßAiov orıyegdgiov veórovov.!*)
Eregov YoArıxov Ouorov. Erepov fBifliov unvaiov foproAgpiov. ido
BıßAiov dxranyos xadnuegivn. Erepov BıßAiov 1) doypatixi mavondia.!*)
Eregov Bifirdóroviov ovvontaı. ‘Iargixà Ovo. ¿repa fifdia orıyepapın
B'.") Eregov fBiflrdóroviov Aetixdv. Eregov BuBliov orıyegdgiov xu-
Aaıdrovov.!) ¿repov BıßAlov uéya 6 &yios Bacíderos.") ido Bi<Bliov>
1) no 138. 2) no 114. 3) no 37.
4) Cf. Duchesne et Bayet, Mission au Mont-Athos (Arch. des missions,
3° Série, t. III, p. 438) et sur l’auteur, Fabricius, X, 499—504.
5) no 20. 6) no 188. 7) no 184. 8) no 152. 9) no 112. 10) no 270.
11) Sur la Melissa du moine Antoine, Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt., 289.
12) no 54. 13) Sakkelion, p. 119. 14) no 102. 15) Sakkelion, p. 119.
16) ibid. 17) no 18.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 519
yegovrıxdv.!) Er. Bi. unvaiov Adyovorov. &llo fi. Y nadaià Dela
yeagy.”) Er. fi. Eyov Ev tí doy? wegl dperís nal xaxtag xal drapópovs
Adyovs tod dpiov Buoılsiov. Er. orıyeodpiov nadaidv.?) Ado fi. è
Túonxos. Et. Bi. unvatov Zenteußpiov. terpddia andAvra Epunvevpevnvu
éyorta tiv drox&ivypiv Tod Oeojdyov.*) Er. Bi. ¿yov toÙs Técoagus
Eöoyyelıorag Egumvevusvovs’) Bl. dAdo vta danavdicuara tov Xovoo-
GTÓMOV, TO yoagpiv nage tod xadnyovuévov povagoù xvood ‘Apoeviov.
Erspov frfirdóxroviov uixpov ¿yov nepl yodvarv xal xTidewg xdopov.
étegov Pi. Aivoy 6 Aicdoyos.®) BiBliôdnovior &Ado ro ¿bacóqpiv. Eregov
Be. Exov tig 0xtoxyov fixovs Ô . Eregov fiflidóroviov 6 rodas
Bagladu.") údlo BıßAiov to teL@dtov tod ‘Iacitov. Etsepov Epumveia
tov ayíov Bactietov Eis tov noopirnv ‘Hoaiav.®) Eregov Brflrdóroviov
tov Iacitov, &yov Ev ti dog tov Nuoons éxioroldas moog OAvunıov
aoxytyy. ET. Bi. Magxov uovayod regi viuov nvevuatixod.”) údio
BıßAıdonoviov didragis TÜV ayiwv áxoorólov xepl Aatuv.!%) Er.
BeBAcddxovioy ¿yov toda teraduxods xavóvas nal otiynoa xadicuara.
&Alo uxgov ¿yov xavóvas tig Oeordxov tod ano tig Podov uovayod
Netdov."') Er. Bi. Eyov tods d' Nyovs Tic dxtorgov. ET. pixgòv rada
Tod ayiov "Adavacion megi rmdelorov Enrnudtov. Etegov uixgòv oi
avayivacusuevor Adyor tod Beoddyov.'*) dido pixoov 6 &yios Touar 6
Zvgos**) Aurdygaqov. Er. Biflidóroviov 6 Kliuaë ¿yov xal xepadara
tov ayiov Neilov xal Ecéowv.) fBiBAiov údlo. ¿yov ta «uviua xov-
tama. ETEQOV muxpdv Eyov TAG tod Avyvırod evyas xal tag ¿odivas.
Erepov fifliov ta doxqrixa tov ayiov Bactisiov. Eregov fBiflidóroviov
TO EvyoAdpLoy tov Ayiov Nuov nareds xal xrirogos uera elxovicua-
TOS aeyveot. Eevyoddyioy &Alo TO dv Eig tobdg @yiovs TEOGAPAADNVTA.
Erepov eúyolóyiov ¿yov Oiapôgous MoAildg edxas and TE tV yELQO-
Toviav xal ÉTÉQOV. Etepov edyoddpiov muxpovtéixov rdvv uxpav Eyov
tv axohovdiayv. Eregov BiBliov dxtanyos Y tod Tacirov. fBiBlior
ZARO doydusvov «xo tie xvocxis tov Baiwv ueyor TÜV éyiov nav-
tov. Erepov fiiBAiov taHv negl dyanns xepadaicov tod ayiov Mati-
uov.!) Eregov BiBliov yoovoypdpos to fuiov. Erepov Bıßlıddnoviov
palrthorov. xovrtáxa 0 tig Asırovoyias tod ayiov Baordetov, xai
Erepa 0° rod Xgvooorduov. PiBdiddmoviov GAlo, ai dvayıvmaröusvau
th ueyadn u' xarnyiocıs tod Zrovdirov. fiflidóroviov &A110 ¿yov
tv dxolovdiav tig «yias Magivns xai tivas diapdsgovg xavóvas.
1) Sur cet ouvrage, Fabricius, X, 128—129. 2) no 216 (?). * 3) Sakkelion,
p. 119. 4) no 64. 5) no 58. 6) no 48. 7) no 120. 8) no 26. 9) no 193
et sur l'auteur, Fabricius, IX, 267. Cf. aussi no 48. 10) no 174. 11) no 175.
12) no 34. 18) Cf. Fabricius, XI, 119 et Sakkelion, p. 162. 14) no 122.
16) Cf. no 48.
520 I. Abteilung
Eregov uixgòv madaròv ¿yov éyuouia tOv doyayyélov!), xal mpos to
téhog Adyov Tod Xgvooorduov Eis nv Engavdetoav ovxijy. Etepov
pixgov Egov tv axodovdiay tav d«eyayyédov. &Alo uunpovttixov
Eyov Tv dxodovdiav tod ayiov «xosrólov Baud. éEregov PußAlov
Egunveia tov Nuoons eis rov "ExxAnowaot)v, EXov xal mods To rédos
avrıgonrına tod ayiov Baoidetov xata Evvoutov. iio BuBliov Atòv
ta Ndına tov ayiov Bactisvov ¿yov xal aúrov Ev ti) «pyí (orogiépévor.
étegov Evoradiov lotopixòv xeol tic tod 'Inormov Tovdatxjs doyeio-
Aoyiag, nAsiov dé ¿ori To fiBàiov qoovoypdpos xav xal od tédeLOS.
Eregov fiBAiov ¿yov Ev tH coyî Ev faufaxivois teroadiocs éenynowv
Todvvov Temuerpov Eis tov Adyov tav Xpuotovyévvov.?) Eregov fi-
BAıödnovAov Aırov tod ayiov Ma&iuov.’) Eregov Xovoocroucxoy êv
émitoui] Eoumveia elg To xatà Murdaiov, Ev dì td ted adrod ¿qun-
veía Envoxdnov Böorgwv Titov, xal KAAmv tivóv ele To xard Aovaàv
Evdayyéliov.“) Eregov BiBlidémovior émiorolàg ¿yov tod áyiov Jw-
podéov mods adelpòv aiıjoavız neupdivar avr, mods dt To Télos
tovtov toy fiov Ts dotag Magias. Eregov uixgoy tod Nvoons xepi
tod un Partodoyeiv Ev vrais noodeuyais xal node TO tÉ40G avrod
TETOMOLA..... BauBÜxiva ¿yovra Lwopgoviov uovayod Tod Aauaoxnvod
Ex tay Bavpcrav tav «yiov Kúgov xal ’Inavvov.") Erepov BiBAtov
tod Aapaoxyvod "Ivavvov «vrepuivevya eis thy Epumveiav tod Xpu-
cootóuov tig mods Pwoueiovs énotodijg, Eyov tà Ina wg Atéygagpa,
Ev Ot tH TERE tovtov, xal mods Tiuódeov. Erepgov BuBliov odvtopoy
éounvera, tod Xovoootiuov Eis To xatà Murdaiov.) BiBlidóroviov
dido tod dyiov Iwavvov rod Livaitov xpdg robs Exvtod uovayove.')
¿repov Pifdiov Osodagrrov xeol tig exxdynoraotixis lorogias' &440
BiBAiov ¿yov rot Xovooorduov émicrolas nevs Oeddagpov dannınv éx-
neodvru xal Eis to TElog mods Tv paxapiav Odvunidda. Erepov
BiBAiov énmioroläg Exyov Tod ayiov BaorAetov nods Evoradiov prió-
gopov ‘Avriogetas. Eregov PiBAiddnovdaoy Émrouÿ EQunvelag slg Tv
Téveoiv xal sig tiv Eëodov, Eyov xal émiorolàg drapdgovs.®) Erepov
BıßAlov ovvrouos Eounveta tod Xgveoordmor eis tods 0° EdayyeMiotds.
BiBlidórroviov &ALO Ocodwgirov éxioxdmov Kvgov els tà Enrovueva
tig Deleg Ioagpîs.") Eregov umobv BiBliddnovlor ¿qov Ev ri deyi
Me&iuov reds Iletgov tòv illovorguov, tò dt Sdov Earl vouoxavévor
modutixdv. Eregov PiBdcov è ‘of Eounvevuévos. Eregov xrrevdv To
BoovrossıouoAdyıov.!?) Eteoa BıßAıdonovia dvo td youpparixc. BuBds-
1) Sur cet ouvrage, Fabricius, IX, 165. 2) Cf. Sakkelion, p. 12, no 26.
3) no 192. 4) no 59. 5) Sur Sophronius, cf. Fabricius, IX, 164. 6) no 60.
7) no 121. 8) no 178. 9) no 10. 10) Cf. Sathas, loc. laud., p. 50, où l’on
trouve un ZsiouoßgowroAdyıov.
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 18° siècle 521
dóxoviov ido Eyov émuorolas MizomA povazod xal diaxdvov xpós
tiva avevperixdy avrod xarépa. Etegov PBA Odxovdoyv tumixdv ris
ueydAns “ExxAnoias. Erepov fBifBliov ¿yov repaiaia rod affà "Houiov
tov mouyaorod.!) Eregov frfliov ¿yov tv dxolovdiav &maguv tod
dAov Eviavrod and te uyvaiov, Ovvabapiwv, TPOPAYTÓV, evayypericv,
Axoctólov, Oriysgapiov, (drouélov xa) ra Guorx, ave pijvag EE?), ov
TO a’ Eye nat’ dpyas Tv dxtonyov, daregov dt xar’ deyas To
zee@dıov. Eregov fiflidóroviov rod Núsons xepi tig oveaviov tati-
aprias.» Eregov Brfirdóroviov Tod aytov Bactietov Enıoroldg mods
Kovoravrıov avroxparopa. BiBliov Ado Aırov Eyov Ev th ¿exi Adyovs
MEOÌ Tic EVENOEDS tod tiulov oravgod, xal moùdg td redog Adyov tod
aytov “Eripaviov és tv daveAinyiv tov Zorñoos. ¿repov BuBliov al
xarnynoss tov Zrovdirov.*) ¿repov PußAıdönoviov bpovs xal vxo-
youpas Eyov Ta anavdıodEvra xara Oroıysiov dx diapdgwy NaTEgwv.”)
Erepov fifiidagiov Eyov Ev Ti) 2077 Adyov tov «y¿ov BaotAetov Eis TO
Ev dexí éxoínosv È Oesdg tov odpavov xal thy yiv. ¿repgov BiBAiov
Eyov éxierolas tov Xovooorduov moog Kadiioroarov éenxioxonov xai
Erepovg xal mode tiv uaxapiev OAvunıdda, xal tov noopiınv 'Hociav
Epurvevuévov dl a«btod. Bipdiov &Alo Oeodagrrov émioxérov Ksoov
quiddeos ‘Totopia xal doxntixai noditetar. &Alo uxpdv Bıßkıdagıov
égov dnrogBepuata frovv Epowranoxgiseıs tov te Weoddyov Tonyo-
giov, rod áyiov BaotAziov, tod Núcons, xal Eripwv ayiwv naregwv.
Eregov BuBliov eis tods Ilgopúres, xa eis tag exddoerg. BıßAiov llo
dadexdagoy booAdyıov. Eregov BıßAlov pagrvooygau<ueva) xetueva TOD a
¿buurvov oxogddny, Eyov xal Adyovs mavnyverods diapspovs, tb dodiv
maga tov Ev ty Korn xvood 'lodvvov nort rod Blaotod. Erega ow-
para Bifiia dvo, TO uty Ev éxAoydònv ¿yov elg nv deyyv tod dyiov
Eyoalu nepl doerav, eis dE to redog Adavasiov Aretavdpetas xodg
‘Avriogov ägyovra rmepl avapuatcav Enrnperov®), ro dè Eregov Eye elg
tv koyv Adyov [oropuxov ts Oeotoxov, tas wEQuddovg Tod Beoddyov
mai Erepd tiva Ta and Tod Nadavanji. werappasıs couarda Zeureu-
Botov.") Eregov Buorov Aexeufoiov vo fuiov.®) ¿repov Ouoıov EEaijuegog
Tod Xpvooorduov. Eregov Öuoıov 'Oxtofipros xetueva. Exegov Buorov
of vayivooxópevo: Adyoı tod ®eoAgyov.") Kai tadra uev stor tà
couyoróa BBiia xal obras ¿yovra, yon dì Nuiv xal rà Bauubrxiva
Evaygdıpaı.
. 1) Sur ce personnage, Fabricius, IX, 282. 2) no 266 (?). 3) Cf. Sakke-
lion, p. 40—41, et Christ, Gesch. d. griech. J.itt., 2° éd. 749— 750. 4) no 111.
5) Partie du no 263 (Sakkelion, p. 128). 6) Cf. Sakkelion, p. 7 (no 17) et p. 68
(no 112). 7) no 271. 8) no 239. 9) no 45. Ces sept derniers numéros, depuis
Erega cœuarüx Pıßlle Ivo jusqu'à rod Osolóyov, sont inscrits d'une autre main.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. SA
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 593
eis tv Aggov).') ¿repa fifdia B° cvvatdorov dvd FE uñvas Eyovra.
Erepov fifllov of égunvevuévor dvayiv@oxdusvor Adyoı tod Beoddyov.
Exegov Biblio tà koxntixà tod dayiov BaotAziov, Eyov xal raporuiarode
Aéyous tov Núcons.*) Eregov fiBAlov nrevòv, Epunvsia @ecodmphrov
éxuoxóxov Kugov eis to dadexanedgytoy. ¿repov tov dyiov Adavagiov
xepl tie PBißlov tev ev paduiv. Erepov uxpdv 6 &yios Ilayauıoc.
BuBliov Kilo ¿xopdeyuara tHv d«yiov rartepuv 1d Ovyypaqiv maga
Tod xrítopgos trie brepaylas Osoróxov rüs Evepyeridos?), ¿dev xal
éxtjoaro Agyeoda. ro Evepyerixóv. ¿tepgov uixoòv xal csoadoautvor
Eyov Epunvelav tev xadodindy ÉxmiorolGv. Erepov fBifiidóroviov ropd-
Avtov xal gecadeouévov 6 "If Epunvevuevos. &Ai0 uixoòv Eyov tv
xgúóryy tv BaotAetcav. &llo Exov Ev ti «oxf Adyov tod dpiov
Avög&ov Kortns eis tòv avieanivov Blov xal eis xouun®évras (80697
eis tiv Zauov xoùds tov Ilpgofaráv).*) &Alo Biflidóroviov 6 &yıos
Inx6Avros nanas ‘Phung. Erepov uexpov emcotodds Eyov nods Evora-
Prov qpuidoogpov xal Eregovs.?) &llo Eyov Ev tí doxî) xepeiara tod
Gylov Maxagiov. BiBdiov ido ovvatapiov Ev éxitouÿ tov 0lov
éviavtod. fBifdiov ido Y rada xai Bela your Eyovra xal to
EExaidexanedgyroy. Erepgov pixpov og Astixdv. Eregov muxodv Eyov
meol yduwv. &Alo Eyov ¿moroias tod Ilmlovaiwrov "Tovdwpov, tod
Nôcons xal erégov. Erepov ¿Earooreiidpuov tov ypdvov. ¿repov PiBài-
dóxoviov rpodempía, td Aeyduevov 6dnyds. Erepov BıßAdov Eyov xorvàs
éxtotodds, ¿ye De nal mods tb tédog Ev copar yaprio vónovs xepl
yáucov. Ersgov ta dnavdicuata tod Xoveooróuov. Erepov ¿yov xnav
deyás rod ayiov Bacılsiov mepl Aperüg nai xaxias. Erepov Tb Tunındv
the Movîjs trot to “TegocoAvuirixóv. ¿ori xual Erepov fiBlidóroviov
Giov did oriqov didietis wuyîs xal obuaros, roque tIVOS dpiov
yEpovrog.?) Erepov al xatnynosis tijg teccapaxootis. Erepov unvatov
óxtoBeros (£060 Elo tov Gyiov Megxovgıov sis ta IlaAatia).") Erepov
5 "Apuororédns. Ereoov Dilovos Epumveia elo tv TEvssıv. Erepov
unvalov cœuar®or Eyov toùs dvo uijvas Müpriov xal Arxpídiov. Eregov
Xgvoogrouıxdv Eyov diapdeovs Adyovs Gouaróov, td oraddy ano tiv
Xiov zuge Fewpylov ‚Avayvoorov.?)
1) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne.
2) no 304 (?).
3) Cf. Sakkelion, p. 199 (no 441. 442).
4) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne.
5) no 326 (?).
6) Cf. Sathas, Bibl. gr. med. aevi, t. I, p. 273 et 292.
7) La phrase entre parenthèses est écrite au dessus de la ligne.
8) Les deux derniers numéros, depuis Éregoy unvatoy jusqu'à ’Avayvborov,
sont inscrits d’une autre main.
dA*
Ch. Diehl: Le trésor et la bibl. de Patmos au commencement du 13° siècle 525
cmuarbov didxdngov rer@diov. — ‘Opoias xal eis tov Puyoòv!)
rerpángov Tv Eypapev 6 uovayds ‘Hoains, Erepov reLW@dıLov deyduevov
exo rod Teimvov xal tod Papıociov uéyoer tod ueydAov Zaßßerov.
Eregov Bıßilov xaregexdy, tà dupôrepa Baußuxıve. — ¿dódnoav eig tiv
K& eis ro puerdygiov?) fiBiia déxa, tà uv duro umvale, và B'
áxócrolos, Evayyéliov oùv Ilgopnreiaısg rape tod navociorérou
xarede iubv xal xamypovuévou xvpod Nixodyuov. xal modéa pia
xavovgria To xvoi TaAaxtiavi to olxovdum.
Tvôuxtiüvog B'. —
Nancy. Ch. Diehl,
. Mosaiques byzantines de Nicée.
M. Strzygowski a pris la peine d’ajouter quelques indications fort
utiles à la description que j'avais donnée des mosaïques de Nicée. Les
monogrammes de l'arc triomphal avaient en effet échappé à mon atten-
tion; j'avais noté toutefois ceux qui sont inscrits aux chapiteaux des
pilastres; mais n'en pouvant donner une interprétation satisfaisante,
j'avais jugé peu nécessaire de les publier. Depuis lors, j'ai eu occasion
d'étudier à nouveau ces monogrammes, et sans pouvoir présenter encore
un déchiffrement certain du second, j'incline à proposer pour le premier
une correction à la lecture de M. Strzygowski. Ce monogramme offre
en effet une forme un peu différente du dessin qui en a été donné
(Byz. Zeitschrift, p. 340); l'aspect en parait être celui-ci:
On remarquera que la partie centrale de ce monogramme offre fort
nettement la lettre T: c'est une première raison pour écarter la lecture
Nixoddov, qui d'ailleurs, en tout état de cause, semble assez mal rendre
compte du monogramme. Ne serait-il point possible de lire ici Nev-
xgattov? Dans ce cas, la difficulté relative à l'inscription du côté
si Pm”
1) Le couvent de St. Nicétas, év rÿ roxodecia rod Puyooò, était situé en
Crète. Il fut donné en 1196 au monastère de Patmos (Acta, p. 131).
2) Sur la métochie de Cos, dite de la Theotokos ra» Zxordür, cf. Acta,
p. 184. 198. 200.
Reimprosa im 5. Jahrhundert.
ch bin überzeugt, sagt Professor Wilh. Meyer in seiner Abhand-
lung: „Die Anfänge der lateinischen und griechischen rhythmischen Dich-
tung“'), wer sucht, wird bei den griechischen Kirchenschriftstellern
ähnliche Reimprosa oft finden“, wie er sie in dem Epilog des Briefes
ad Diognetum gefunden habe.
Ich selbst habe Beispiele für griechische Reimprosa nie absichtlich
gesucht, war aber überrascht, als ich den 65. Band von Mignes Patr. Gr.,
wo des Patriarchen Proklos Homilien gedruckt sind, zu anderem Zweck
durchblätterte, dort zwei dramatische Bruchstücke mit ziemlich klang-
vollen Reimen zu finden. |
Ich zitiere einige Zeilen davon ohne jede Veränderung, indem ich
nur „die Verse“ abteile.?)
Die Eröffnung der Scene lautet:
Ladd tig Ilapdévov 7 xordia
xa) reddy tod ‘Iman % xapdía:
elde tiv Eragow tig yaotods
mai antyva tig dyvelag TO uvotigiov navreiög'
édedonoev éyxvuova, .
nal elo péyiortov xacrémece xAvdmve’
NOOGECYE TEPOQTOUMEVAV,
xal brrevonoe repdapuevnv.
Es folgt nun die dramatische Handlung.
Joseph allein: Ov morevo thy ovAAmyıv,
¿av ph xariów Tv yEvvnaıv'
¿dv uy Dedómua ro Bpepos,
00% anehavva TS kyvwdiag TO VEPOS U. s. w.
Joseph und Maria.
Joseph: “Ande uaxpav tijg Iovdaixiis dvyyevelas,
the édvixijg exolafovoa dxadapoilag.
1) Abhandl. d. philosophisch-phil. Klasse d. k. bayer. Akad. XVII. 1884. S. 378.
2) Kol. 786 ff.
528 1. Abteilung
Maria: BeßnAouevnv évvosts, :
bre byxouévmr pe Dewpeïs;
Joseph: Tuwewds oùx ¿or xoopins,
GhAdree pooveiv ebosBelag:
Maria; Ancor redxov mogveiag,
où didwg róxov dxoloyias;
Joseph: 'Exmiuéveis yèg dgvovuéwy,
obros Eyxóuov yevopévn;
Maria: Zijryoov 1d awevdìs motos rig meopytixis xg09-
Qoeos
zul pedon capos dE «bris rd xaıvompenks es deozo-
TLXÎ)S OvAlnbewg.
Joseph: ‘Haérnoag rb edosflg cuvorxécov,
HEcıg, Gre oùx EAmikeıg, eig tò dxgepts Aoyoéciov u. s. w.
Zum Beispiele diene noch ein Bruchstück aus der anderen Scene,
zwischen Maria und Gabriel.!)
Thema: log fore: wor rodro, polir, Éxel ävdga où y1-
vVÓCIO;
Maria: ’Ayvoò tod Guaros th oapés,
zul ng pvóooua rod rpdyuaros rd Veomperés;
Gabriel: "Amarres oby tà dyyedixd rápuero
toonta Ömuooısdev Éfuare;
Maria: BAdfnv Eye tà ris érepotioeog,
¿dv pavepodr tà ris ovAMwE0S;
Gabriel: Bléxeig rdv edayyelbôuevor Fafpiji
nal Evdoıdbeis tov unvudusvov ’Eupavoviji; u. s. w.
Kann man angesichts dieser Proben noch von ,bescheidenen An-
fángen des griechischen Reimes“ sprechen?*) Liegt hier nicht zugleich
ein interessanter Beweis fiir das Fortleben der dramatischen Form bei
den Griechen in dieser Übergangsperiode vor?
Man mufs gestehen, dafs in den oben zitierten Scenen, wie sie bei
Migne abgedruckt sind, der Reim nicht ganz systematisch durchgeführt
ist. Aber in den meisten Fällen, wo der Reim fehlt, braucht man nur
ganz kleine Veränderungen oder Umstellungen vorzunehmen, um den
Reim wiederherzustellen, und ich bin überzeugt, dafs solche Ver-
änderungen zumeist noch dadurch empfohlen werden, dafs auch der
Text an den betreffenden Stellen gewinnt.
Z. B. in der ersten Scene unmittelbar nach den angeführten Reim-
oder Assonanzpaaren folgt:
1) Ebenda Kol. 740.
2) Wilh. Meyer a. a. O,
A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert 529
Maria: @eisıs oùv ¿E vaovoiag ratadizaodivai
Tv Ex Ovvovdiag un xadvBorouevnv;
Man kann lesen: Oé2eig odv ¿E drovoiag xatadedixacuevnv
nv éx Ovvovdias uy xadvBorouevnv;
Nach vier weiteren richtigen Reimpaaren ein fehlerhaftes:
Joseph: Nouéteis di’ tregdyxav fnutrov
TV Podvnowv xagaxpovoucdat tis Eure rodas;
Man muls lesen: Nopiferg du’ Uregdyxcov ónudrov
THY PPÓVYOLY HAQUXQOUONG DR THY noayuctov.!)
Etwas weiter unten heifst es:
Maria: Trouviodnt xai iv énnyyelueévnrv zapovoiav rob
. Kvgiov
nel éxxAivne Tv ng0BYEvouEvnv oor éx tov ITovnood
anıoriav.
In erster Zeile ist zu lesen: rod Kvpiov rapovoíav.
Nur einmal in diesen beiden Scenen fehlt der Reim mit Recht,
und der Text bedarf keiner Veränderung.
Joseph sagt im Selbstgespräch:
Eav un (do voy vontòv Nov EnapBdevia,
e
où rEidoucı, dtt Y VONTA HeAyvn wever Ey ti) take TS MaQDEvias.
Hier tritt an Stelle des Reimes das Wortspiel und eine gewisse Art
von Allitteration.
Es ist einzuräumen, dafs in dem betreffenden Werke des Proklos
nicht blofs die eigentlich dramatischen Stellen gereimt sind; auch die
eigenen Worte des Redners aufserhalb der Handlung zeigen Reime,
hier aber nicht so systematisch und regelmäfsig.
Daraus erhellt, dafs die Reim- und Assonanzpaare für den Verfasser
eine Art der rhetorischen Ornamentik im allgemeinen waren, dafs er
sich aber wohl bewufst blieb, wie viel mehr der Reim den dramatischen
Partien eigne.?)
1) Das unmittelbar nachher folgende Gmuara: rodyuare widerstrebt der
Konjektur nıcht: Proklos und ohne Zweifel die übrigen Reimprosaisten haben
ähnliche Wiederholungen und Wortspiele sehr gern (z. B. ebenda Kol. 740—1 6
cóvOgovos Tod TATEÒG, EVECOMLOS yvvaınög..... Naso tO èravyacua TOD matoòdg
yiverar yérmuax yuvandg). |
2) Es ist interessant, dafs dieselben Scenen zwischen Joseph und Maria und
Maria und Gabriel nach drei Jahrhunderten dem Germanos die Gelegenheit gaben,
seine ,,syntonischen“ Dialoge zu verfassen. Vgl. E. Bouvy: Poètes et Mélodes etc.
Nimes 1886 p. 321 et 332. Bouvy führt denen des Proklos ähnliche homophone
und homotone Antithesen und Parallelen aus Isokrates (p. 186—7) an und zeigt
auch ähnliche rhetorische Verzierungen bei den Predigern des 7.—10. Jahrhunderts
(vgl. Additions 361 ss.); aber das Beispiel des Proklos beweist, dafs Bouvy weiter
530 I. Abteilung. A. Kirpitschnikow: Reimprosa im 5. Jahrhundert
Die genauere Erforschung der byzantinischen Reimprosa ist sehr
wichtig für die Geschichte der poetischen Formen in der altrussischen
Litteratur. Es ist bekannt, dafs bei uns die systematische Einführung
des Reimes in der Poesie sehr spät anfängt: erst im 17. Jahrhundert
in der sogenannten syllabischen Dichtung der südwestlichen Provinzen,
die von der polnischen Litteratur am stärksten beeinflufst war. In
der grofsrussischen Poesie erscheint der Reim erst im 18. Jahrhundert
unter dem Einflufs der westlichen Kunstlitteratur. Aber die Anfänge
des Reimes und andere ähnliche poetische Kunstmittel in der Prosa
kommen schon viel früher, im 12.—13. Jahrhundert, vor. Es ist sehr
leicht, zahlreiche Beispiele dafür bei dem sogenannten Daniel Zatoënik
(inearceratus) und in den alten Sprichwörtern und Gnomen zu finden.
Im 16. Jahrhundert ist im moskauischen Reich sehr klangvolle ge
reimte Prosa schon Lieblingsform besonders für die Satire und Gnomik)
München. Alexander Kirpitschnikow.
binaufgehen mufste und dafs Agypten vielleicht keine besonders wichtige Rolle
in der Entwickelung des Reims gespielt hat.
1) Da ich im Augenblick keine weiteren Hilfsmittel zur Hand habe, gebe
ich als Beispiel ein Sprichwort und einige Zeilen aus der Klage eines Adligen,
die den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts entstammt (vgl. Bibliografiöeskijs
Zapiski 1892. N. 4 8. 280)
Powédilsa kuwschin pó-wodu chodít'
Tam jemi i gölowu slomít' (Sprichwort; der Sinn: „Du trägst deinen Krug
allzu oft zum Wasser, er wird zerbrechen“. Gi. Freytag, Marcus König. Leipsig
1876. $, 161).
Tulskije wory wylomali na pytkach rüki
I narjadili ¿to krúki....
A i lawka byla uzk&
I wzjala menja velikaja toská
A poslana rogóga
A spat’ ne pogöße u. 8. w.
L'Illyricum ecclésiastique.
Suivant la conception byzantine de l’organisation ecclésiastique, il
y avait cinq patriarcats, ceux de Rome, Constantinople, Alexandrie,
Antioche, Jérusalem, plus une province autocéphale, celle de Chypre.
Les patriarcats de Rome et de Constantinople étaient considérés comme
limitrophes: là où finissait l’un, l’autre commençait. Cela ne veut pas
dire que la limite entre les deux soit toujours demeurée identique à
elle-même. Au déclin du VI° siècle le patriarcat de Constantinople ne
dépassait pas l’ancien diocèse de Thrace: ses provinces les plus occiden-
tales étaient celles de Mésie II° (Marcianopolis), de Thrace (Philippo-
polis) et de Rhodope (Traianopolis). Plus tard on y annexa tout ce
qui restait de provinces grecques dans l’Illyricum, les îles du littoral
dalmate, la Sicile tout entière et une bonne partie de l'Italie méri-
dionale. Sur ces changements nous sommes renseignés, soit par les
documents officiels, soit par les historiens, soit par les Notices ou
catalogues des sièges épiscopaux. Les plus anciennes de ces No-
tices'), les TIeicız Taxrixa, correspondent à un temps où l'Illyricum
était encore en dehors des cadres du patriarcat byzantin: leur série se
prolonge jusque vers la fin du IX° siècle. Les autres, les Ne« Tax-
zıxd, qui paraissent avoir été constituées d'abord aux environs de
Pan 900, nous présentent les provinces ecclésiastiques de l'Illyricum
groupées avec les autres provinces suffragantes de Constantinople.
Avant ce changement il n’est pas douteux qu'elles ne fissent
partie du patriarcat romain. C'est ce dont témoigne nettement l’une
des plus anciennes notices, la Notitia I de Parthey. Après avoir énu-
méré les évêchés des provinces anciennement soumises au patriarche,
elle y ajoute les sept?) sièges de Thessalonique, Syracuse, Corinthe,
Reggio, Nicopolis d’Epire, Athènes et Patras, en disant qu'ils ont été
détachés du diocèse patriarcal de Rome et rattachés au groupe (ovvodog)
1) Sur ces documents, v. le mémoire du M. H. Gelzer, Zur Zeitbestimmung
der griechischen Notitiae episcopatuum, dans le Jahrb. f. protest. Theologie, t. XII.
2) G. Parthey, Hieroclis Synecdemus, p. 74; H. Gelzer, Georg Cyprit De-
scriptio orbis romani, p. 27. Certains manuscrits ajoutent à cette liste les sièges
de Crète et de Nouvelle-Patras.
532 1. Abteilung
de Constantinople, et cela parce que le pape de l'ancienne Rome est
maintenant soumis aux barbares.!) Il en est de même, dit-il, de la
province de Séleucie d'Isaurie, détachée, pour une raison semblable, du
patriarcat d’Antioche.
Au VIT siècle les documents, assez rares, qui sont venus jusquà
nous, concordent absolument. avec les indications des Notices. Dans
les conciles célébrés à Constantinople en 681 et 692, les évêques de
l'Illyricum se rattachent nettement au patriarcat romain, En 692, le
métropolitain de Crète (Gortyne) se qualifie de »représentant de tout
le synode de la sainte église de Rome«. En 681, les trois métropoli-
tains de Thessalonique, de Corinthe et de Crète prennent le même
titre, identique à celui des évêques italiens que le concile du pape
Agathon avait députés à Constantinople.
Les actes de haute juridiction exercés dans ces contrées par les
papes sont relativement fréquents. En 625 le pape Honorius suspend
la confirmation du métropolitain de Nicopolis en Epire et lui enjoint
de venir à Rome se soumettre è une enquête”) En 649, le pape
Martin dépose*) le métropolitain de Thessalonique; la lettre par laquelle
il lui notifie sa sentence marque expressément‘) que cet évêque dé
pend du saintsiége (broxsíuevos ro xa’ rude drocrolixo Doóno).
En 668, le pape Vitalien casse une sentence de déposition prononcée
par le métropolitain de Crète contre son suffragant, l'évêque de
Lappa.°)
Si ces exemples ne sont pas plus nombreux, c'est que la cor-
respondance des papes du VII” siècle est perdue presque tout entière.
Celle de s. Grégoire le Grand (590—604) s'étant conservée en partie,
nous n’y trouvons pas moins de vingt et une lettres relatives à l'Ily-
ricum oriental.) Il suffit de les lire pour constater avec la plus entière
évidence que le pape est alors le patriarche de ces provinces. Il notifie
son élection à leurs métropolitains, leur envoie le pallium romain, con
firme ou casse leurs sentences quand il se présente des appels, leur
impose, en cas de prévarication, des suspensions de pouvoir; il refus
1) Elol dì nal of dxoonastévces éx es ‘Popainîg diorniforag, vir ab te
Robvres tnd tòv Sedvoy KIla: unteorolitar nai dp” favrods Svreg exloxoxor’ 6
Grocalovixne . ... OSror meocerébnoa» rf cordàp KIl"; Bià vo bud row Lover
narkyeodaı roy mdnav tite mocofurtoos ‘Phung.
2) Jaffé, 2010.
3) Jaffé, 2071. 2072.
4) Hardouin, Conc., t. III, p. 666 A.
5) Jaffé, 2090—2098.
6) Jaffé, 1095. 1113, 1164. 1165. 1176. 1191. 1210. 1211. 1243. 1325. 1387.
1497. 1683. 1723. 1819. 1847. 1860. 1861. 1920, 1921. 1990.
L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 533
à l'empereur la destitution de l’un d’eux; il se renseigne sur l'attitude des
clergés locaux dans les questions qui intéressent la foi; il pourvoit aux
besoins matériels des évêques chassés de leurs sièges par les invasions
des barbares: en un mot, il a l'œil à tout, et son autorité se fait sentir
partout, depuis Sardique et Scodra jusqu’à l’île de Crète. Dans lexer-
cice de ses droits et de sa sollicitude, il ne paraît gèné par aucune
autorité. Pas la moindre trace d'une opposition, même d'une ingérence,
de la part du patriarche de Constantinople, ni surtout de l’empereur.
Au contraire, l'autorité du pape est employée par le gouvernement
pour faire parvenir aux évêques d’Illyricum certaines lois ou règlements
de sujet mixte. Ainsi, en 591, Grégoire envoie une circulaire aux
évêques d’Illyricum pour appuyer une décision impériale et un ordre
du préfet du prétoire relativement à l'entretien des évêques envahis
par les barbares.!) En 597, il notifie à tous ses métropolitains une
loi sur l'admission des militaires dans le clergé et dans l’état monacal.?)
Cette notification est très remarquable. Elle nous présente un spéci-
men des actes analogues par lesquels les patriarches grecs communi-
quaient à leurs épiscopats respectifs les décisions du gouvernement.
Cette filière est mentionnée dans un grand nombre de lois impériales;
je ne connais pas de lettres patriarcales correspondantes; mais il a dû
y en avoir beaucoup. Dans l'intitulé de sa: circulaire, Grégoire désigne
les personnes auxquelles elle est directement adressée. Ce sont les
métropolitains de Thessalonique, Dyrrachium, Milan, Nicopolis, Co-
rinthe, Justiniana I°, Crète, Scodra, Larisse, Ravenne, Cagliari, et »les
évêques de Sicile«. Cette liste est fort interessante; elle contient, sauf
quelques exceptions, l’enumeration des provinces ecclésiastiques de
l'empire qui dependaient immédiatement du patriarcat romain. Les
pays transalpins, situés en dehors de l'empire, n’y figurent pas. Les
métropoles d’Aquilee et de Salone sont omises: la première était en
schisme, la seconde en démélés fort graves, avec le saint-siège. Par
ailleurs, nous y trouvons tous les groupes épiscopaux de l'Italie: les
provinces de Milan, de Ravenne, de Cagliari, puis l'épiscopat sicilien,
qui, sans avoir alors une organisation métropolitaine, formait cependant
une section assez marquée dans l’ensemble des suffragants directs du
saint-siège. Pour l'Illyricum, toutes les provinces du diocese méridional
sont mentionnées: Macédoine, Epire ancienne, Epire nouvelle, Thessalie,
Achaïe, Crète. Il n'en est pas de même du diocèse du Nord, qui ne
fournit ici que les provinces de Prévalitane (Scodra) et de Dardanie
1) Jaffé, 1118.
2) Jafté, 1497.
L. Duchesne: L'lyricum ecclésiastique 535
que les relations constatées sous celui-ci existaient déjà avant lui. Si
lon tient compte de l’état de l'Italie et de Pempire en général depuis
la mort de Justinien, et, en particulier, de la difficulté des communica-
tions depuis l'invasion lombarde, on sera peu disposé à chercher dans
cette période l’origine d’une semblable institution.
Il est donc naturel de croire qu’elle remonte au moins à Justinien,
et que ce prince, qui a réglé tant de choses dans le domaine religieux
comme dans le domaine civil, a aussi institué ou sanctionné l’organisa-
tion ecclésiastique de l'Illyricum, telle que nous la voyons fonctionner
à la fin du VI° siècle.
Cependant, chose étrange, le code Justinien contient une loi de
Théodose II, du 14 juillet 421, qui rattache les provinces d’Illyricum
à la juridiction de l’eveque de Constantinople.!) Cette loi figure aussi
dans le code théodosien. Il semble donc que le rattachement de l'Illy-
ricum au patriarcat romain soit une institution postérieure à la pro-
mulgation du code (534) et contradictoire à un état de choses plus
que séculaire.
Examinons cela de plus près.
Quelques mois après la publication du Code, le 14 avril 535,
paraissait une novelle*) de l’empereur Justinien, adressée à Catellianus,
archevêque de Justiniana Prima (Scupi, Uskub?)) par laquelle il décla-
rait que l’évêque de cette ville (jusqu'alors métropole de la province
de Dardanie) serait désormais »archevéque« de plusieurs provinces. Ces
provinces sont énumérées: ce sont celles qui formaient, au temps de la
Notitia Dignitatum (v. 400), le diocèse de Dacie, plus ce qui restait à
l'empire de la Pannonie, alors presqu’entierement occupée par les bar-
bares. Les évêques de cette contrée sont déclarés exempts de tout
lien avec celui de Thessalonique, ce qui suppose qu’ils avaient été
antérieurement en un rapport spécial avec lu. Justinien expose, à
l'appui de ce changement, que la préfecture d’Illyricum, qui avait jadis
a
son siège à Sirmium, avait été transportée à Thessalonique au temps
1) lidem augg. (Honorius et Theodosius) Philippo pp. Illyrici. Omni inno-
vatione cessante, vetustatem et canones pristinos ecclesiasticos qui nunc usque
tenuerunt et per omnes Illyrici provincias servari praecipimus, ut si quid dubie-
tatis emerserit, id oporteat non absque scientia viri reverentissimi sacrosanctae
legis antistitis urbis Constantinopolitanae, quae Romae veteris praerogativa lae-
tatur, conventui sacerdotali sanctoque iudicio reservari. Data pr. id. iul. Eustathio
et Agricola conss. — Cod. Iust. I 2, 6; cod. Theod. XVI 2, 45.
2) Nov. 11.
8) Et non pas Ochrida (Lychnidos); v. Evans, Antiquarian Researches in
Illyricum, p. 134 et suiv.
L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 537
Mésie supérieure et Pannonie'); lui-même sera ordonné par son propre
concile; enfin, dans les provinces de sa circonscription, »il sera le re-
présentant (rdv tóxov éxéqeuv) du siège apostolique du Rome, selon
ce qui a été défini par le saint pape Vigile«.
Sans entrer encore dans l'étude de ces pouvoirs de vicaire ou de
légat, on peut cependant conclure que leur collation par le pape est
inconciliable avec l’idée que l'Illyricum ait fait antérieurement partie
du ressort patriarcal de Constantinople, et par conséquent avec la loi
de Théodose II reproduite dans le Code Justinien. Si celle-ci eût été
l'expression vraie des rapports réels, ce n’est pas au pape, c’est au
patriarche que l’on eût demandé une délégation. L'idée de s'adresser
au pape eût été d'autant moins naturelle que, en cette année 535, au
moment où les négociations commencèrent avec Agapit, Rome était
encore soumise au roi des Goths. Rompre avec une tradition sécu-
laire, froisser gravement le clergé byzantin en diminuant dans des
proportions énormes la circonscription du patriarche, et cela pour
avantager une autorité ecclésiastique située en dehors des frontières
réelles de l'empire, c'eùt été agir avec bien peu de sens.
Il est plus simple d'admettre que l’organisation que nous voyons
fonctionner après Justinien avait des racines antérieures à lui et que
la loi théodosienne, même corroborée par son insertion dans le Code,
était en réalité contradictoire à la tradition.
Mais il y a d'autres raisons de le croire.
La lettre du pape Agapit contenait aussi des explications relatives
à un évêque Etienne, à propos duquel le saint-siège avait rendu une
sentence, taxée de partialité à Constantinople, mais qui n'aurait pu être
différente sans que Pon parût autoriser le mépris de l'appel au tribunal
du pontife romain.*) A cette affaire se rattachait Pordination d'un
autre évêque, Achille, célébrée par le patriarche Epiphane, sur l’ordre
de l'empereur, contrairement aux droits du pape. Les légats reçoivent
pleins pouvoirs pour résoudre ces questions. Si je comprends bien
cette lettre, Etienne avait été déposé par le patriarche de Constanti-
nople, lequel avait ensuite ordonné Achille pour occuper sa place.
1) D s'agit ici de quelques débris de l’ancienne province de Sirmium (Pan-
nonia Il); la Novelle 11 nomme aussi la Mucedonia II, province assez instable.
Comme elle est omise ici, et que l'évêque de Zappara, ville située dans cette
province, déclara, en 553 (Conc. vecum. V sess. 2; Hardouin, t. III p. 69), qu'il
relevait de l'archevêque de Justiniana Prima, il y a lieu de croire que, dans
l'intervalle entre les deux novelles (535—545), la Macedonia II avait été sup-
primée et rattachée 4 la Dardanie.
2) Jaffé, 891.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 35
L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 539
mule, du reste, aucune conjecture sur la date de l’imposture.!) A cet
égard il se contente de noter que la correspondance des papes Nicolas I
et Hadrien I dépend déjà des pièces incriminées et par suite en sup-
pose l'existence. La loi du 14 juillet 421 est pour lui l’expression vraie
de l’organisation hiérarchique en Illyricum, avant et après l’année 531;
c'est à cet étalon qu'il rapporte les documents, rejetant impitoyable-
ment tous eux qui supposent une juridiction spéciale du pape sur les
pays considérés. Il est vrai qu'il ne s’est nullement inquiété de la
correspondance de s. Grégoire et de ses successeurs du VII‘ siècle, pas
plus que des conciles du même temps ou des Notices épiscopales.
Une discussion aussi incomplète ne saurait être suivie point par
point, pas plus qu'il ne serait convenable de combattre une these aussi
dépourvue de précision. Je me bornerai à quelques observations.
1°. En supposant que le concile romain de 531 ait été fabri-
qué en tout ou en partie, il faut admettre qu'il a été fabriqué pour
défendre les droits du saint-siege sur l’Illyricum oriental. Or ces droits,
nous les voyons exercés, sans la moindre opposition, depuis Justinien.
Le faussaire aurait done travaillé sous ce prince, en vue d’agir soit sur
son esprit, soit sur celui du pape. Il faut avouer qu'il eût été bien
habile. Ses procès-verbaux sont datés du mois de décembre 531; le
faux ne peut donc remonter plus haut que l’année 532. Or trois ans
après, l'impression que l’on aurait voulu produire était produite, et
cela sur l'esprit du pape Agapit?), un des hommes les plus importants
du clergé romain des avant le temps de Boniface II, un personnage
de grande famille, un lettré, un ami de Cassiodore C’est à un tel
homme que l'on eût pu faire prendre pour de bon argent des pièces
tout fraîchement fabriquées, alors qu'il avait dans ses archives le moyen
—— a
1) Parmi toutes les hypothèses entre lesquelles M. Fr. parait flotter, une
des plus extraordinaires est celle-ci. Le concile est authentique, mais le recueil
de textes anciens présenté par Théodose est apocryphe (en très grande partie).
M. Fr. appuie cette idée en disant que, dans le manuscrit tel qu’il est actuelle-
ment, on voit bien que Théodose demande la confrontation de ses textes avec
ceux des archives romaines, mais on ne voit pas indiqué le résultat de cette con-
frontation, le ms. étant mutilé avant l'endroit voulu. A ceci on peut opposer:
1° que la sentence fut rendue conformément à la requête de Théodose, tant sur
le fond de la cause que sur la compétence du tribunal, ce qui suppose que ses
documents ont été jugés authentiques: 2° que si l'enquête avait été défavorable
à ces pièces, il est inconcevable que la curie pontiticale les eût fait publier dans
un protocole orné de tant de solennités; elle n’a pas l'habitude de fournir des
verges à ceux qui désirent la battre.
2) Il est clair que le pape Agapit se reconnaissait des droits spéciaux sur
l'Tlyricum puis qu'il promettait de les déléguer: Nemo dat quod non habet.
35°
1. Abteilung
en ler?) Et si l'on veut que, soit le pape Agapit, soit
Y ile, ou tel autre pape du VI° siècle, ait été complice ou trompé, il
udra ensuite s'imaginer que le gouvernement impérial et le patriarcal
Constantinople se sont laissés prendre è de tels mensonges; que,
pour se conformer à de prétendues lettres des papes du V* siècle, ils
ses pressés d'abandonner leurs droits et leurs traditions. Credal
teus Apella!
2°. Les pièces inerimindes étaient, de leur nature, peu propres
er dans les recueils latins de droit canonique, Elles sont rela
~ = Un pays spécial, à des relations tout particulières. C'est ainsi
+ les lettres pontificales qui forment le plus clair de ce qu'on appelle
privilèges de l'église dA = rencontrent que dans un recueil
spécial et n’ont point passé, ir la plupart, dans les /ibri canonum
des temps mérovingiens.*) Il y a cependant des exceptions. Sur les
22 lettres pontificales insérées dans le recueil de Théodose, trois sont
connues d’ailleurs et ne peuvent être traitées d’apoeryphes. Quant aux
autres, il n’y a, vu leur objet, rien à conclure contre elles de ce qu'elles
e se sont pas conservées en dehors de ce recueil.
3°. Une lettre“) de s. Léon, relative au vicariat de Thessalonique
et à l'organisation ecclésiastique de l'Ilyrieum, nous est parvenue par
d’autres voies que le recueil de 531. Comme elle traite de plusieurs
points de discipline générale, elle a trouvé place dans un certain
nombre de libri canonum. Si elle ne se trouve pas dans le Vati-
canus 5751, c'est apparement è cause de la mutilation de ce manuserit:
il sinterrompt justement au milieu des lettres de s. Léon. Il est clair
que, si cette lettre est authentique, il n’y a plus l'ombre d’une ob-
jection contre celles du recueil de 531. Aussi M. Friedrich a-t-il fait
les plus grands efforts pour la contester. Selon lui elle aurait été
fabriquée sous le pape Hormisdas, vers l'année 517. Mais, sans parler
de l’intrinsèque, il y a è cela de graves difficultés extrinsèques. La
lettre en question se trouve dans la collection de Denys le Petit, ainsi
que dans celle du manuscrit de Freising, et dans ce qu’on appelle la
collection Quesnel. Or ces trois collections sont fort anciennes; les
deux dernières ont été formées, suivant M. Maassen*), aux environs de
1) Cf. Lib. pontif., t. I, p. 288, note 1. Il est bon de noter qu'Agapit assi
stait, comme diacre, au concile de 531; son nom figure dans les procès-verbaux
2) Jaffé, 481. 483. 509. Sur les 52 pièces qui forment la collection des privi-
lèges de l'église d'Arles, 10 seulement se rencontrent dans d'autres recueils. Ce-
pendant les 42 autres sont universellement acceptées comme authentiques.
3) Jaffé, 411; c'est la lettre 14 de l'édition Ballerini.
4) Geschichte der Quellen und der Litter. des can. Rechts, t. I, p. 41.
L. Duchesne: L'Tllyricum ecclésiastique 541
Pan 500 (an der Grenze des 5. und 6. Jahrhunderts)!); le recueil de
Denys ne semble pas beaucoup plus recent. M. Friedrich ne parle que
de la collection Denys, négligeant ainsi le témoignage des deux autres.
Il insiste sur ce que, dès le commencement du VI° siècle, des faussaires
ont fabriqué à Rome des conciles et des lettres pontificales. Cependant
il omet de dire, ce qui est la vérité, qu'aucun de ces faux n’a trouvé
place dans la collection des Décrétales formée par Denys, et que la lettre
qui le gêne serait la première piece apocryphe que l'on eût signalée
dans cette collection.
4°. M. Th. Mommsen, qui a décerné, dans le Neues Archiv?), une
approbation entière à la démonstration de M. Friedrich, n’insiste, pour
son propre compte, que sur un seul point, sur le style de deux lettres
impériales contenues dans le recueil de Théodose. Ces deux lettres
sont en rapport avec la loi du 14 juillet 421; par la première, Hono-
rius transmet à Théodose II une réclamation du pape contre certains
rescrits*) obtenus par subreption, qui violent les droits acquis du saint-
siège en Illyricum; par la seconde, Théodose II fait savoir à Honorius
qu’il fait droit à la requête pontificale et qu'il va donner des ordres
en conséquence au préfet du prétoire d'Illyrie. M. Mommsen juge, avec
raison, que ces textes n'ont pas les formules usitées dans les actes
législatifs et que, pour avoir forme de loi, ils devraient porter en tête
les noms des deux augustes. À cela je répondrai:
a) que personne ne sait ce que ces pièces portaient en tête, vu
que leurs suscriptions originales ne nous sont pas connues. Le recueil
omet ces suscriptions et les remplace par des rubriques qui sont évi-
demment du collecteur lui-méme: Exemplar epistolae piissimi imp. Honorti
ad Theodosium aug.; — Rescriptum Theodosii aug. ad Honorium au.
b) Les lettres en question ne sont nullement données dans le recueil
de 531 comme des actes législatifs, mais simplement comme exprimant
les déterminations personnelles des deux empereurs.
c) Un acte législatif est annoncé dans le rescrit de Théodose: ad
9270S Ulustres praefectos*) practorit Illyrici nostri scripta porrecimus, ut
1) En ce qui regarde la collection Quesnel, qui provient d'Arles ou des en-
rirons et qui ne contient pas une pièce datée posterieure a l'année 495, je ferai
‘emarquer que l'un de ses plus anciens manuscrits, dont M. Maussen n'a pas eu
:onnaissance (Atrebatensis 644), contient un catalogue des papes arrêté primitive-
nent à Gélase lui-même, c'est-à-dire au dernier pape nommé dans le recueil
Liber pontif., t. I, p. XIV et 14).
2) T. XVIII, p. 367.
3) Il s’agit ici évidemment de la loi du 14 juillet 421.
4) Ce pluriel, s'il ne résulte pas de quelque erreur de copiste, ce qui paraît
1robable, représente un emploi abusif de la formule où les préfets du prétoire
L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 543
sieurs évêques de Thessalonique et de divers autres prélats de l’Ilyri-
cum. Or ces noms se retrouvent, en assez forte proportion, dans les
signatures des conciles cecuméniques de 431 et de 451. Ainsi, la lettre
J. 363, du pape Boniface à Rufus de Thessalonique, nomme cinq évé-
ques thessaliens, sans indiquer leurs sièges: Perrevius, Pausianus, Cyria-
cus, Calliopus et. Maximus. La lettre est de 422. Trois de ces prélats
assistèrent au concile d’Ephese: Perrevius du côté orthodoxe, Pausianus
et Maxime du côté de Nestorius. Or il se trouve que, dans la lettre
à Rufus, le pape prend la défense de Perrevius, tandis qu'il prononce
des peines ecclésiastiques contre les autres. La coïncidence n'est-elle
pas remarquable? Les évêques thessaliens mal notés à Rome en 422
figurent en 431 dans l'opposition conciliaire. — La lettre J. 366 est
adressée par le pape Célestin à neuf évêques de Plllyricum. Sur ces
neuf évêques, cinq sont identifiés, par les signatures du concile d’Ephese
et par d'autres documents avec les métropolitains de Corinthe, Nico-
polis, Larisse, Scodra et Surdique; la lettre mentionne en outre Rufus
de Thessalonique et Félix métropolitain de Dyrrachium; il y a bien
lieu de croire que les quatre restants sont les metropolitains des quatre
autres provinces, Crète, Mésie, Dardanie et Dacie ripuaire. — La lettre
J. 404 est encore une circulaire adressée à divers métropolitains d’Illy-
ricum; elle est de s. Léon et de l’année 446. Or sur les six noms
qu'elle porte en tête, trois sont connus d’ailleurs pour être ceux des
métropolitains de Scodra (Senecio), de Dyrrachium (Lucas), de Larisse
(Vigilantius). — Atticus, métropolitain de Nicopolis, à propos duquel
fut écrite la lettre J. 411, contestée aussi par M. Friedrich, figure
avec son titre dans les signatures des conciles d’Ephese (441) et de
Chalcédoine (451).
En somme, on peut dire que, sauf de rares exceptions, tous les
noms d’eveques que l’on rencontre dans les pièces incriminées sont
vérifiés par les conciles contemporains et que les autres ne sont con-
tredits par aucun témoignage. Une telle exactitude est inconciliable
avec l'idée de faux. Joignez à cela que les notes consulaires sont en
règle avec les fastes réels, que les formules et le style sont conformes
aux usages de la chancellerie pontificale du temps. Il n'y a vraiment
rien contre ces lettres, si ce n'est qu’elles ne sont pas d'accord avec un
systeme spécial sur l'organisation ecclésiastique de l'Illyricum.
On n'est donc pas en droit d’ecarter les pièces cantestees par
M. Friedrich. L'histoire de l’organisation ecclésiastique dans l'Illyricum
oriental restera celle que l'on connaissait jusqu'à présent. Dès le
temps du premier Théodose, le pape Sirice confia à l’évêque de Thes-
salonique la direction supérieure de l’épiscopat de ces provinces, et le
544 1. Abteilung
vicariat, installé alors, fonetionna jusqu'à la rupture du pape Félix II
avec l'église grecque, en 484.1) Pendant ce premier siècle de son ex}
stence, il fut contesté, à deux reprises au moins, par les patriarches de
Constantinople Atticus et Proclus: c'est sous l'épiscopat d’Attieus,
évidemment à son instigation, que fut publiée la loi du 14 juillet 421,
contraire à la possession pontificale; c'est sous l'épiscopat de Proclus
que parut le code théodosien où cette loi fut insérée. Mais les papes
réussirent à maintenir leur droit en dépit de la loi et du code,
Le schisme à propos d’Acace (484—519) troubla gravement cette
situation. Les évèques de Thessalonique observèrent la meme attitude
que l'ensemble de l'épiscopat byzantin et perdirent, pour cette raison,
la communion du pape. Dès lors il ne pouvait être question de leur
décerner les pouvoirs de vicaire apostolique. On ne voit pas que,
dans cette période, les patriarches de Constantinople aient repris leurs
tentatives d’annexion. L'Illyricum fut abandonné à lui-même; les papes
faisaient ce qu'ils pouvaient pour mainteni dans leur communion et
dans leur obédience certains groupes épiscopaux sur lesquels ils se
trouvaient avoir plus d'action. C'est ainsi que Gélase renoua des rela
tions avec les évêques de la Dardanie et des provinces voisines, pays
latins, plus accessibles que d'autres aux conseils de Rome.*) Ces rela-
tions se maintinrent; nous avons encore (Jaffé 763) une lettre du pape
Symmaque adressée aux évêques de ce pays. Anastase II échanges
des lettres avec l'évêque de Lychnidos, dans l'Epire nouvelle.) Des
avant la mort de l'empereur Anastase, l'Epire ancienne était rentrée
dans la communion romaine, par l'intermédiaire de son métropolitain,
Aleyson de Nicopolis. Ces démarches n'étaient pas sans danger. L'empe-
reur Anastase, irrité, manda à Constantinople les évêques de Nicopolis,
de Lychnidos, de Sardique, de Naissus et de Pautalia; deux d’entre
eux y moururent, dont le métropolitain Alcyson.*)
C'est dans ces circonstances que se produisit une manifestation
assez imposante de l'épiscopat d’Illyricum. Quarante évêques de ces
régions, indignés de ce que le métropolitain de Thessalonique fût entré
en communion avec Timothée, patriarche intrus de Constantinople, se
réunirent et rédigèrent une pièce par laquelle ils déclaraient rompre
1) Le pape Hilaire traite encore l'évêque de Thessalonique comme son
vicaire; ceci résulte d'un fragment de lettre (Jaffé 565) que les Regesta pontificum
ont mal à propos rangé parmi les apocryphes.
2) Jaffé, 623. 624. 635. 638. 639. 664; lettre des év. de Dardanie, Thiel, L 348.
3) Jaffé, 746.
4) Chron. Marcellini com. a. 516.
L. Duchesne: L'Illyricum ecclésiastique 545
avec lui et rentrer dans la communion de Rome. A ce propos, Théo-
dore le lecteur donne à l’évêque de Thessalonique le titre de patriarche,
ce qui étonne très fort Théophane, auquel nous devons ce fragment
de Théodore.!)
Théodore n’avait pas tout-à-fait tort. Il n’est pas impossible que
le titre de patriarche ait été alors donné à l’évêque de Thessalonique
ou même adopté par lui. Il n'avait pas encore le sens privatif qui lui
fut attribué plus tard; on le voit, par exemple, donné aux évêques de
Tyr?) et d’Hierapolis en Phrygie.*) Ce qui est sûr c'est que l'autorité
exercée par les évêques de Thessalonique sur les métropolitains et
autres prélats d’Illyricum ressemblait beaucoup à la juridiction patriar-
cale. Il n’y avait qu’une différence, c'est que la juridiction patriarcale
était ordinaire, inhérente à un siège déterminé, tandis que la juridiction
de Thessalonique n'était que déléguée; c'était la juridiction patriarcale
du pape, exercée par commission spéciale.
Une fois l'union rompue (484), les pouvoirs délégués avaient cessé
par le fait. Les évêques de Thessalonique firent de grands efforts pour
échapper aux conséquences qui découlaient de là. Dès le temps de
Félix IH, André, qui occupait alors le siège, s'efforca à diverses re-
prises de renouer avec Rome sans se mettre mal avec le gouvernement.)
L'entreprise était mal aisée: il y échoua. Dorothée, son successeur,
sembla d'abord être dans les mêmes dispositions; mais le clergé de
Thessalonique était alors soumis à des influences théologiques peu fa-
vorables à l'union. Quand l'empire eut changé d’attitude et donné :
satisfaction au pape Hormisdas (519), la résistance se prolongea quelque
temps à Thessalonique; on se porta même à des violences sur la per-
sonne des légats romains envoyés pour célébrer la réconciliation. Doro-
thée était responsable de ces désordres; mais le principal instigateur
avait été un prêtre Aristide, contre lequel le pape Hormisdas se montra
très irrité. Hormisdas aurait voulu que Dorothée fût déposé, auquel
cas il demandait qu'on ne le remplacät pas par Aristide. Ce conflit,
sur la suite duquel nous ne sommes pas renseignés, finit cependant par
1) Theoph. Chron. a. 6008.
2) Hardown, Conc., t. II, p. 1356 et suiv.
3) C. I G. 8769; cf. Journal of hellen. studies, t. VI, p. 346. — Il est possible
que l'inscription de Thessalonique C. I. (1. 8834 (cf. ma Mission au mont Athos,
n° 104) où l'on mentionne un zarercezns soit relative à un évêque du lieu.
Rapprocher le patriarcat d'Aquilée, le titre de patriarche donné aux métropoli-
tains dans Cassiodore (Var. IX, 15), à l'évêque de Lyon par Grégoire de Tours
(Hist. Fr. V, 20) et par le 2" concile de Mäcon (585).
4) Jaffé, 617. 638. 746; cf. Thiel, Epp. Rom. pont., t. I, p. 630; Liber pontif.
vie d'Anastase II.
L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 547
Mais il n’a pas tort de rattacher au voisinage de la prefecture
l'éclat du siège de Thessalonique. Comme résidence du premier ma-
gistrat de tout l’Illyricum et aussi en raison de son importance propre,
Thessalonique était la ville la plus en vue de ces contrées. Son évêque
était le chef d’un clergé nombreux et d'une population chrétienne très
considérable. La tendance que l’on avait alors, surtout en Orient, à
faire coincider les cadres ecclésiastiques avec ceux de l'administration
civile devait conduire à lui donner une importance analogue à celle des
évêques d’Antioche, d’Ephese, de Césarée en Cappadoce. Dans les con-
ciles anciens, il occupe toujours un des premiers rangs. Cependant, si
des honneurs on passe à la juridiction, il se trouve qu'aucun concile
n'a réglé la situation de l'évêque de Thessalonique et qu'elle n'est
définie que par le vicariat pontifical. Celui-ci, après avoir fonctionné
près de cent ans, cessa en droit pendant soixante-dix ou quatre-vingts
ans. Mais il était difficile qu'il ne restàt rien de relations qui avaient
duré tout un siècle. Sans doute, les métropolitains avaient parfois re-
gimbé contre l'autorité du vicaire et les papes avaient dû plusieurs fois
les admonester à ce sujet. A la longue, cependant, on s'était habitué
à le considérer comme un supérieur. Le siège de Thessalonique était,
à tout le moins, un centre de relations. Les métropolitains lui noti-
fiaient leur avenement. Pendant le schisme, les papes empécherent
les évêques des provinces latines, Dardanie et autres, de ce con-
former à cette tradition. Ils firent de même pour les évêques d'Epire
ancienne, quand cette province rentra, en 516, dans la communion
romaine.
Il ne faut pas croire que cette notification entrainàt un rapport
de subordination; les patriarches se notifiaient ainsi leur avenement
sans que cette démarche füt le moins du monde un aveu de dépen-
dance mutuelle. C'était un signe de communion ecclésiastique, rien de
plus. Le pape Hormisdas, en Pinterdisant aux évêques d’Epire, ne se
préoccupe que d’une chose, c’est de la question de communion. Sil
emploie incidemment, dans une de ses lettres'), le terme de confirma-
tion, il le fait sans appuyer aucunement sur le sens special de ce mot;
du reste, tout évêque à qui un collègue notifie son avenement et qui
lui répond en conséquence, peut être considéré, dans un certain sens,
comme l'ayant confirmé.
En somme ce qui subsistait le plus et le mieux de la situation
passée du siège de Thessalonique, c'était le souvenir de sa prééminence
au siècle précédent, fortifié par le sentiment où l'on était que, la paix
1) Jaffé, 795; Thiel, p. 808.
548 I, Abteilung
faite avec le pape, cette prééminence rentrerait bientôt en vigueur, Ce
sentiment était très juste. Le pape Hormisdas lui-même, dans une
lettre écrite, précisément à propos de Nicopolis, à l'évêque Dorothée
de Thessalonique, lui reproche de ne pas suivre l'exemple de ceux qui
rentrent dans la communion du saint-siège, alors qu'il aurait dû les
précéder dans cette voie: quod debueras primus assumere. Tl le blame
ensuite de prétendre user des privilèges pontificaux, alors qu'il se
maintient en révolte contre Rome: Quo pudore, rogo, privilegia circa te
illorum manere desideras quorum mandata non at) Dans les in-
structions expédiées à ses légats en même temps que cette lettre, le
pape déclare que, si l'évêque de Thessalonique rentre dans sa com-
munion, ses privilèges lui seront rendus: Certe redeat ad unitatem, et
nos cum eo insistemus, ut omnia privilegia, quaecumque consecuta est a
sede apostolica ecclesia eius, inviolata serventur,*) Ces expressions, pour
le dire en passant, visent clairement l’ancien vicarint et ses documents
pontificaux.*) Mais il ne semble pas, comme je l'ai dit tout-à-l'heure,
que ces bonnes dispositions du pape aient été suivies d'effet; elles
furent découragées par l'attitude de l'évêque de Thessalonique. En 535,
celui-ci se trouvait dans la situation que j'ai décrite, celle du plus im-
portant métropolitain d'Illyricum, de l’évêque dont la résidence était
aussi le siège du préfet du prétoire. En fait de juridiction ecclésiasti-
que supérieure, il n'avait, à proprement parler, que des souvenirs, magni
nominis umbram.
Tel était l'état des choses au moment où Justinien reconstruisit
sous son nom l'ancienne cité de Scupi (Uskub) et décida que l’évêque
de Justiniana Prima deviendrait un métropolitain supérieur, une sorte
1) Jaffé, 798; Thiel, p. 811.
2) Jaffé, 796; Thiel, p. 808.
3) M. Friedrich (p. 809) échappe à cette conclusion, si fatale à son système,
en remarquant que les papes d'alors fuisaient dériver de concessions pontificales
toute autorité ecclésiastique supérieure à celle des métropolitaine. Cette idée
extraordinaire est établie sur un texte dont on n'a pas compris le sens. Dans
une lettre de Gélase (Jaffé, 664; Thiel, p. 420) il est question du patriarche Acace,
à qui le saint-siège avait délégué le soin des affaires religieuses d'Orient: non
ad sedem apostolicam a qua sibi curam illarum regionum noverat delegatam . .
M. Fr. a cru que cura illarum regionum désignait l'autorité du patriarche de CP
dans son propre patriarcat. Or Gélase ne parle nullement de cela; il fait allusion
à la commission spéciale délégnée au patriarche Acace par le pape Simplicius.
pour suivre l'affaire du monophysisme et notamment les questions relatives aux
sièges d'Alexandrie et d’Antioche. Cette cura delegata permettait è Acace d'agir
au nom du pape, avec l'autorité que celui-ci donna plus tard à ses apocrisiaires
permanents; elle n'a aucun rapport avec la juridiction patriarcale ordinaire.
L. Duchesne: L’Illyricum ecclésiastique 549
d’exarque, pour les provinces ecclésiastiques de l’ancien diocèse de Dacie.
Nous avons vu que cette affaire fut soumise par lui au pape Agapit
et réglée définitivement, avant l’année 545, par le pape Vigile. La
forme sous laquelle s'exerça cette nouvelle primatie fut celle d'un vica-
riat apostolique, analogue à celui des évêques d'Arles et à celui qui
avait fonctionné, au siècle précédent, entre les mains de l’évêque de
Thessalonique. Nous sommes peu renseignés sur ce nouveau vicariat.
Dans la correspondance de s. Grégoire il est souvent question de l’auto-
rité du pape en Illyricum, très rarement de celle de ses vicaires. Ce-
pendant on y trouve les pièces!) relatives aux pouvoirs conférés à Jean
de Justiniana Prima; ces pouvoirs sont encore mentionnés dans deux
lettres adressées aux métropolitains de Sardique et de Scodra?), sub-
ordonnés au vicaire, enfin dans une lettre fort dure, adressée au vicaire
lui-même, coupable de prévarication dans un jugement.?) Après s. Gré-
goire aucun évêque de ce siège n'est connu.
L’eveque de Thessalonique, lui aussi, était vicaire du pape. Cela
ne résulte pas clairement des lettres de s. Grégoire, où l'on trouve à
peine un passage allusif à une supériorité de ce prélaé sur les autres
métropolitains de l’Illyricum méridional.*)
Au VII siècle, les évéques de Thessalonique avaient le titre de
vicaire, Le pape Martin?) reproche vivement à l’un d’eux de lui avoir
écrit sans se qualifier ainsi. Au VI° concile œcuménique, l'évêque de
Thessalonique signe, non seulement comme légat du siège apostolique,
c’est-à-dire comme représentant du corps épiscopal romain, mais encore
comme vicaire; la première qualité lui est commune avec les évêques
de Corinthe, Gortyne, Athènes, Reggio, Tempsa; celle de vicaire est
absolument privative. Du reste l’évêque de Thessalonique siège ici
aussitôt après les patriarches.
— — ee —.
1) Jaffé, 1164. 1165.
2) Jaffé, 1325. 1861; cf. 1860.
3) Jaffé, 1210.
4) Jafté, 1921. L'affaire dont il est question dans cette lettre paraît être
d'ordre temporel. Cependant l'évêque de Nicopolis est qualifié de minor relative-
ment à celui de Thessalonique: Eusebio (Thess.) scribe . ... minores non premere.
— Aucune trace du vicariat dans les deux lettres J. 1723 et 1847, adressées
à Eusèbe de Thessalonique tout seul. Dans les deux circulaires J. 1497 et 1683
expédiées à tous les metropolitains de l’Illyricum, le nom d'Eusèbe figure en
premier lieu; mais ceci ne prouve rien, car l'évêque de Justiniana Prima, qui
était sûrement vicaire, ne vient qu'en cinquième lieu. I] est probable qu’Eusebe
était le doyen des metropolitains et qu'ils sont rangés par ordre d'ancienneté.
On voit par là que le vicariat était alors une chose bien peu importante.
6) Juffé, 2071.
l'Italie furent soumises au même gouvernement. Tant qu'il y eut deux
obédiences politiques, le pape rencontra les plus grandes difficultés dans
l'exercice de son autorité patriarcale. ‘Elles cessèrent si bien depuis
Justinien, que le vicariat, institué dans d'autres circonstances, perdit
aussitôt son utilité pratique et passa au rang des décorations ecclé
siastiques.
Paris. L. Duchesne.
Die Abdankungsurkunde des Patriarchen Nikolaos Mystikos.
Sowohl in der politischen als religiösen Geschichte von Byzanz
nimmt die Entfernung des Nikolaos I Mystikos vom Patriarchenthrone
Konstantinopels, nach welcher, wahrscheinlich 907, Antonios II folgte,
einen hervorragenden Platz ein. Der Grund dieser Entfernung war
bekanntlich nicht sowohl der nicht zu verleugnende leidenschaftliche
Charakter des Patriarchen, sondern ganz besonders seine Opposition
gegen Kaiser Leo den Weisen, dessen vierte Ehe mit Zoë Karbunopsina
er weder gebilligt noch gesegmet hatte und gegen welche er, selbst
nach deren Vollziehung durch den vom Patriarchen abgesetzten Priester
Thomas, zu protestieren nicht aufhörte.
Die meisten Quellen stellen die Entfernung des Patriarchen aus
Konstantinopel, welche die Folge der immer wachsenden Spaltung
zwischen ihm und dem Kaiser war, folgendermafsen dar:
Der Patriarch wurde am 1. Februar 907 zur kaiserlichen Tafel
eingeladen. Es handelte sich darum, ihn vollends zu bewegen, den
dem Kaiser wegen der Tetragamie auferlegten Bann zu lösen. Da
aber der Patriarch trotz alledem unerbittlich blieb, wurde er in die
an der gegenüberliegenden asiatischen Küste gelegene Vorstadt Hiereia
gebracht; von dort wurde er dann zu Fufs nach dem Kloster in der
Gegend Galakrenae unweit Chalkedon') befördert. Kurze Zeit darauf
wurde anstatt des entfernten Nikolaus von Leo Euthymios zum Pa-
triarchen erhoben. ?)
. In allen diesen Quellen ist von einer förmlichen Absetzung des
Nikolaos seitens des Kaisers nicht die Rede, wenn auch thatsächlich seine
—_—_ —————— ———+€ + ©
1) Dieses Kloster hatte Nikolaos selbst gestiftet, und wahrscheinlich war er
auch darin Mönch vor seiner Erhebung zum Patriarchenthrone; jedenfalls aber
hat er dort die fünf Jahre seiner Zurückgezogenheit bis zu seiner neuen Erhebung
im Jahre 912 verlebt. Daher führte Nikolaos aufser dem Titel Mystikos, welcher
ihm wegen seiner früheren Würde anhaftete, auch den Beinamen Galakrenites.
2) Theoph. Cont. 381, 1—6. — Leon Gramm. 279, 18—22. — Kedrenos II
265, 13—18. — Zonaras ed. Dindorf IV 44, 20—26. — Georgios Hamartolos (cont.)
ed. Muralt 787, 17—788, 3.
Der anonyme Verfasser der Vita Euthymii beschrinkt sich aber
nicht darauf, die Demission zu erwähnen: er giebt auch die Abdankungs-
urkunde selbst in extenso. Er sagt nun zwar jy 6 Zauovas ¿xl yeigas
Acpov ro Poors éxédoxer ¿yovoav xl ¿feos obrog; doch scheint
es, dafs er nicht das Ganze mitteilt. Das ist aus einer vollständigen
Abschrift dieser Urkunde zu schliefsen, welehe ich imstande bin, hier
mitzuteilen. Sie steht im cod. Monacensis 277 (f. 331°— 332"), einer
Papierhandschrift aus dem Schlufs des 15. Jahrhunderts, woraus ich
sie im Jahre 1877 abgeschrieben habe. Sie hat den Titel (E >ppgupos
maguiryorg NıxoAdov tod dyıwrdrov xarguigyov tod TaAuxgırirov
ped iv dxoxaréory abdig eig tov xarguegyixdvy Ygövov. Ich teile nun
diese interessante Urkunde mit, indem ich ihr den Text aus der Vita
Euthymii gegenüberstelle.
1) Bei Migne, Patr. Gr. 111, 202 ff.
2) A. a. 0.8. 205.
3) De patriarchis Cp. v. 10037 ‘dy ¿Esidous rod Sedrov copds Ada...
4) Ekoglteı Nixólao ris txxinolus ds peósen»”, wobei man doch noch
immer an eine Verbannung ohne vorhergehende förmliche Absetzung denken dürfte.
5) Vita Euthymii 8. 39—51.
6) Bei Lipomannus, Vit. Sanct. III fol. 97" „cum ... repudii libellum ecclesiae
dedisset*,
Sp. P. Lambros: Die Abdankungsurkunde d. Patriarchen Nikolaos Mystikos 553
Vita Euthymii S. 49, 22—29.
Exceso, mpapuarav!) ¿vav-
tudentos xal Ovoxepelas thy tod
Deod xarahaBovons*) exxdnoiav,
eis td dduvvarov nepuéotnv tod
olxovousiv te mepl tóv piidyoiotov
faordéa, tov Deóvov raparroduat,
chy xar” guavrov?) (dia xal dvaxe-
qoonuevnv xporiugoas Cary ris
Ev ngdyuaoiv dotatovons') cvvava-
oreopís, un Tic Betas ¿Evorduevos
fegaovvns év $ dv tóxo Tv ta-
xELVAV Nuov nagednvowperv Emp.
Codex Monacensis 277.
(N )ındicogs keyenioxonog Kov-
OTUYTLVOUROAEDS.
Môvn yapırı Dela ro uéya
tovro xal ovedcrvioy ddonuc
AaBov xal mag Eavrod undev
TL TpOgeveyxduevos ú'gLOD,
ÉRELÔT Ipayudrov Evavrıdınros
xal Ov6yepeias thy tod Deod
raralaffovons éxxAnoiav, elo TO
advvaroy megueotnv tov tL") mepl
toy gidAdyouotoy olxovouñoa. Ba-
duléa, toy Bedvoyv magactodpat,
nv xar” Euavrov (Olav xa &vane-
Awonwevyny mootiuyoas Lary tig
Ev noeyuaciv coratovens dva-
OTOOMIHS, UN tio Betas EEioraus-
vos d¿pyiepgocóvas wndi®) rod
éniteleiv boa older évepyelv
koxrEeQuovyn, év $ dv róxo thy
huay rapelrvcouev Conv, ecddteg
&xtvdvvoy 00x dv ro thy Delay
OSTEQ anageoxouevov adTh;
aroneéunreoda, yagıv' kAdws
te xal TOD lLepod xavovog TOVG
EEouodauevovs tv év Y Erd-
x8noav tegav AEttoveyiar,
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QOS TOTO GUVOÍACAS, ÁTAQ-
artos xal ovyyvauns a«xd-
ons yools xabarpodvros xal
eis thy tOV Xalxòv dáxop-
EINTOVTOS ¿DQAY.
Wenn man die beiden oben mitgeteilten Texte mit einander ver-
gleicht, findet man, aufser einigen unbeträchtlichen Differenzen im ein-
zu — — — — —.
1) zeayparo» zweimal geschrieben im Cod.
2) sxatalafovoav Cod.
3) xa 9” éuavtòy Cod.
4) &oraroöücı schlägt de Boor vor.
5) xeçréotn rovrl Cod.
6) undé Cod.
Bysant. Zeitschrift I 8 u. 4.
36
zu gleicher Zeit auch eine Mahnung an den Nachfolger gerichtet.
mulste dem Lobredner des neuen Patriarchen, der die vierte Ehe Leos
anzuerkennen bestimmt war, peinlich erscheinen.
Athen. Spyr. P. Lambros.
1) Es ist hier nur die Rede von der ersten Abdankungsurkunde, welche dem
Nikolaos abgezwungen wurde; der Vita Euthymii zufolge hätte dann Nikolaoe
abroyvópos einen zweiten Dispensbrief verfafst und an den Kaiser abgeschickt
(8. 50, 2—9), Aber auch diesen Brief schliefst er mit dem Satze: rà a ri
&eyısgmadrng nal tov raurng tvegyeay, Tem deoû brdpyovros, did Piov &veditoga.
Aus diesem Zitat sieht man, dafs selbst im ersten Briefe nicht isgwcévm, sondern
doziecocim stand, wie der Monacensis richtig bietet; es ist daher nicht nútig
50, 7 &egieguevvns in ieçocévns zu ündern, wie de Boor vorschlägt, der die vor-
slitzliche Änderung des Textes des ersten Abdankungsschreibens durch den Ver
fasser der Vita nicht ahnen konnte,
IIAAAIOTPA®IKH ZTAXYOAOTIA
EK T2N MATIKSN BIBAISN.
A.
Aià tev Önuodısdocewv xal tav égevvdey tod Leemans, tov Parthey,
tov Wessely xal rod Dieterich wel tOv EAlnvırav uayixov nanvowyv
dispatiodn ixavòs y pedery Onpavrixis xegiddov tig lotogias tod
EdAqvixod nolriouod, Y Axpıßeoregov Tv Éxrpon@v ts EdAnvexijs
Siavolas. Ta napadota d° Exeiva anxoBdactiuata Tv yodvav, xad’
ods Tb doraduntov xal calevduevov Bonoxevtixdy alodypa, cKporgovy
Eunedov Olav, énebmrer Egeroua Ev nacais taig yvoctais téte don-
Oxslaıs, Ommovoyodr obro reparada Deoxoaciav, xal xa® ove thy ént-
oryuovixav Entnoıv eFddov à donucoae óyrovuevos popuros tig derosda:-
poviag, sivar ody Yaiotra wedérng Gira xal did tiv doniv, iv Zoyov
elg tag pera tadta TUyag tod dvdparivov avevnatos. ‘H énnpsia Tv
uayınav roxrvpov xa) tay Hvyyevov avrols Bifàicov selva avenidentog
aupiofnrnozas xara toda Bvtaviraxods yodvovs, nagareiverar de xal
mero tOV yodvav Nuov, didte Ev adrois dvvanedu v dvabytioopev
env puy xal va ebgouer tv ¿ENyyeiv nooiiyeov xal dofcorwdyr,
diatmpovuevav Avenıyvaorwg napd te tH 100” Muas ¿dique xal mag’
&Aloıg Anois, cvupovog pos toy bx0 tod Edw. Tylor xAndevra véuov
tus éxiBioeewg (survival in culture). Kaito. dè dev Eyevovro uiv
yvooral Pubavrianal ducoxeval tov Brfdicov éxetvav, Sums obddAws Enı-
ro&nercı v duquhallœuer Sti daiopyov toradrar Ev yonos mage trois
Bufavrivois, dudte ta xEequowPévra Targoodgia xai af ZoAoucovixal
AQPO0UIODETOVOLY avayxains nadardtega nodtunc. Ta uty Iatpoodgia,
Dv td) dezyodtatoy tHy uéyor tovde pyworay sivar ro bxd tod Todvvov
Lrapida tH 1384 avrıyoapev, dnwoorevdey O° Uno tod Em. Legrand’),
Onuadn dvra ¿yyergidia neaxtixig larpinîis xal devodaiuovog Depa-
melas, siva. ouvretapuéva énì ti faces: tOv BiBliov, Ériva xpd taeY
qoóvov Erı rod IaAnvoo ovvederov “yértes &vPomnor, Exndricrey cov
moidv ÖyAov ¿pyov nexoumuévor”. Ai dè Zolouœvixal exyyacav eE
1) Bibliothèque grecque vulgaire r. IL
36*
N. I. Tlodleng: Ilalaroygapini otazvoloyia dx trav payinòv Bifliov 557
Avoir dl tv dnopıav judy elusda fvayuacuevo. va rpospevyanev Els
TAG uagrvpias decBav ovyypapéor xal uovagòv Tic dvrixije xal ris
xevrquis Evoonns.") Ta uapixà fiBiia Bums rapeyovov iuiv dayr-
delo elònosis mepi TE TÓv navroior eld@v tov yagrov xal tig xara-
oxevijs avtod, xadds xal mepl ris xatacxevñs novöviimv xal ypapixod
uélavos nouilorérov ypoudror.
To BiBiia ¿E dv nevodnuev tag slónosig tavtas siva te
éndueva.
A. Xaprivos xbdit tic Ev "Adívars ’Edvinns BifBlioddans dr’
ao. 1265, yeyoaupevos, nidavis Ev Kúxoo, mepi tas doqàs tod ıs’
alovos. Eivaı xoloBôs, dxoteloduevos êx puiicov 62, oxyueros 4%,
Beit: 8 dvogtoygapidy. ITlepiéye tiv xouwv®s Asyousvnv Lodo-
kovıriv.
B’. Xaprivos xüdıE tig Ev Movdyo dnuocias BıußAuodniang (Cod.
gr. LXX) eis qpúilov, tod Ss’ alüvos, meguéyav "Iatpocogixov, ano de
tov 240 uéyor tod 253 puiiov Zoloumvıxiv, Y og Ev TO xwdıxı Emı-
yodpsraı atin’ “Typopavrsía. To xAndiov Tic naang Teyvng tig byeo-
navreiag' sbpettv Uno drapdoav tegvitov xal rod dpiov TPOPÍTOV
colou&vrog” AL ¿vopdoypapía Ev avr siva. edagıduo., Y dè xada-
garéga ylüooa adrod éléyyer Ot. avteyodqn Ex Ovxoxevís tig Lodo-
povixis radaLotepas tig TPONYOVLEVAS.
IT”. Xdpgrivos xüdıE tev «oyúv tod rapelddvros al@vos, &noxet-
pevos Ev th BifivodÍxy tijs ‘Toroouxijg xal EBvodopixijg Eraupiag ris
“Eliados. Elva xodofos, Ex pvadwv 42 dyddov oyfuaros, yeyoauuévos
var” dvôpds navreiög arardevtov eg yi@ocav qudaiav xa) adAoızov.
Xdorns.‘)
OÙ uayınol nanvgoı uymuovevovor norxthag Vilas, xata4AnAovs EOS
youphy tov énmdav.®) eloi 0 avrai:
a) Merdidiva éhdouata: méradov yovoodv: yovor dermis: Aeris
¿9voloy. ércaiplas ts 'Ellados rt. B' a. 62—64), dE ne pavdavopev Gre mepueyolovro
éviore ai pepBpava dt’? God, ore éxwdobvro nat peroo xal Gre reoeriuóvro ai
dental thy rayer.
1) Gardthausen, Gr. Paläographie o. 40.
2) ITepl zo» div Ep’ dv Eyexpoy oi keyatoi BA. Blümner, Gewerbe u. Künste
I 325. — Gardthausen abr. o. 20 xé. (IlAnv tod naniguv xal Tor ueufoavòy dva-
ploovraı peraldiva néralx, doreana, borä, Édlivar cavides, plorós, púlla qoivinos
N tlalag, qderns.)
8) Bi. xa Dieterich, Papyrus magica Musei Lugd. Batavi (= Jahrb. f. class.
Phil. Suppl. Bd. XVI p. 788—799).
I, Abteilung
éoyvoë" méralov dgyvootv: atdnoods xpixos* Aapviov xacorréowor
dé xuoouréquros Aduva de taviov') rAdtvupa podvpoor,
B') Tedopara: Pisowov Ééxos* ¿Pómov E
Y) dipftégai: zırrdaıov Legarındv.
0) Déila Am: nalridoov púidov: púiña ddpyns púlia wro-
oívqs. — ‘Pike xacvtéa ÿ dereuoía (Dieterich o. 815).
E”) Oorgaxa: dorguxov dad Daldoons Bow Ögvittog (Dieterich
6. 799).
5”) 'Oorgaxa (xegdusıa): raplyov Borgaxov.*)
"Ev dè voïg bredò Em. Legrand éxdotetow dnoordouaciv Turposo-
piov dvapégovre al Exdpever vor
a’) "Tadog: ‘oxedos puddivor® (6. 9. 23).
B’) Atos: ‘xgoapoge Astrovgyn Em’ (6. 10).
y) Dúilo: xpucópvida À oxogodópvida (6. 9) déuns puzion
(o. 10. 11. — BA. xal [Pudnvod] me sbrogiorov B', 27 1. 14 6. 489
Kuhn. I” 6. 526 K): púldo» 24 (0.11.20).
9) Xdorns: gapriv (0. 12.21. ).
Hokvaandeorercı Spas elvaı al ayoupóneva Ev rétg Zokoummı-
aus. Kal dij:
a”) Merdidiva éhdouara: 'uayatgıw! (A q. 14%). “woddpu’
(4' 9. 14°. 37%. 38°. 48%), “xuooidepos” (= xacolrepos A’ q. 38°).
“xéralov dAbyov' (4° p. 36%).
B') Tadog: “yvaliv (A° q. 39%).
y) Todopara: “xaviv peraboróv (4° p. 39%). ‘ravis dvb
(4 q. 40°).
3) Dúlla x4x.: guida xu0000 (A’ p. 37%. 38°). Pille Sepa
(4° 9. 40%. 41°. 45). pijlov (4° p.38" dis. 40%. Ba. xod [Luimr]
¿vd. dv. o. 546).
E) Oorä: ‘nlevod dvOoaxov dgasvıxod detid” (A’ p. 39%).
5”) 'Ootoauxa: 'xaıvovpyov sepapidiv’ (A’ p. 14%) ‘Eva xegapidiv
(A' 9. 40%): “puerglv dude? (4° y. 36%. 37° 419).
1) Adpva zb Loe. lamina (i) Adfıs elvaı ebyonoros nal dv rf Inubder). Taimer
8 ely dvoppifólos 1d lar. stannum (ya4i. étain = naolsegos) ifror ody) rassi-
segos, dll’ deyveopiyig póluBdos (plomb d'oeuvre, Werkblei), ds dugaivera: sal
de tig dv 1 nanigp yiwopévne diaxpiorag sosrov drd rod xaccirégov.
2) ‘O Dieterich qunveder dopalutvos riv Miti: "Tägızos hic interpretandum
mumie quod nos diximus;’ 68er xal tè xoglopara, Griva ÉvredOer curdya div
elvas dxgifi. (Notissimum est semper permultum ualuisse in re magica quae =
mortuis desumpta essent.’) Té ragizoug dergana elvaı drdds rà Opavenara rar
negaulvav dyyelov, ele E tveritecav rágrgos. ITofi. Anpoo8. mods Admesror 34
‘pagrvest. .. Evlodeı “Anollédwgoy els tiv vadv... uglzoug regdpia Evdena à
dbdena?.
N. T. TIokiwng: Ilaiaioyeagini orayvoloyia tu toy uayin®y Bıßliav 559
- EN) Xéerys: yagriv Baunaxıvov’ (A°' p. 38°) “yapriv navaduvov
(I gp. 10°): ‘foxxogdpriv’') (4° p.37°): ‘yagriv &oxgov’*) (A' p.36*. 37”).
n°) MeuBoavar: Al Zolouœvixal dvapépover usuBoevas du deg-
uatrov navroiwy fam nareoxevaouevas, EP DV npére và yocpeaovtai
of payixol Adyor. Emnueroreov 0 dti uéyor Todds Eyıvadxousv uóvov
ÓTL IQOS xataoxEevny ueufoaviov Eyivero yoÿors depudtav Guvydécrara
univ nooßerov xal udogav, Eviore 0 alpv xal yoipwv, xal Ev EEnıperi-
nate repintaodeoi dopxadar, Élepavrov xal dpewv xul Gre al Aentotarai
ueufodvar xursoxsvafovro Ex depuarav dyevvitov Y Yvndıyevov Ap-
viov.’) Kal Ev reis Zoldouovixalg ovyvaxız yiveraı Y didupiors tev
ueufoavov, oxonovuévou TOD tedxov TS xaraonevijs AÚTOV, Elo mao-
Dévovs Y xadapds xal elg dyevvirous, fito. dx depuaros dyevvitav
foamy xUTEOXEVAGUEVAS.
1) Ay&vvnrov qapriv: A’ q. 14%. 22°. 33°. 36° (ele dyevuntov
nai auéoas xatatega ‘elo yapriv ayévyytov’) q. 31° (vodwov... ele
ayevvnrov’) q. 55° (duotwe). ‘Ermione “¿Adqpivov ayévyyntov’, ‘Botvov’
7 “Boos «yevvntov”, xegl Ov xataréoo.
2) Xagpriv naodEvov Y xadagdv: “y. rapdevov” (A’ q. 13”,
B’ y. 248°). ‘y. xadagov (4° p. 37°. I q. 18°) “yapriv xadagdv al
xapdévov” (BA. xatatego).
3) MeufBoava ex dépuatos Bods À udogov: “yapriv Botvoy
&y£vvntov’ (A’ gp. 13°. B' q. 248%) ‘ydotns dyevvitov Bods xadapós
(I” q. 18°).
4) — Ex deguatos alyog Y tedyou: “yapriv tecyou’ (A’ q. 13°)
‘zaprl tecyivov’ (B' q. 248°): ‘yapriv recov’ (I q. 11°) ‘yaorly xe-
oatiov fyovv xatfimas” (I p. 10°). Tleol xataoxevijs ueuBodvns éx déo-
paros épupiov PAENE xatoteoo* Oporas xal neo xataoxevijs peuBoavns.
5) — éx deéouatos aoviov.
» 6) — Ex déouatos avridóxmys Y EAdpov: ‘yaptiv Eaprados”
(A' 9. 39%): “yapriv yabélliov your EAupıvdv’ (A' gp. 38°) ‘y. pagéd-
¿Lov” (A° p. 38". 38°): “yafeddivov qapriv® (4° p. 39°): ‘éléquvov yao-
tiv’ (4 q. 30%) ‘yaotiv ... EAupiov apévvntov’ (4' p. 13") ‘yagriv
1) ‘Ayvoò ti» onuaciav tig Afésws' dona 7 doùna leyera norvòg To sbéœuoy
(eruca sativa DC.), ¿6xas dì xacdodal tives ray Bvßavrıyav rus oxelidag rod oxogddov.
"Ada neodriws 7) CÚVTECIS deruvver nulv Gre obre neo) qÜlloy edímpov obre reg!
oxelidoy oxogddov nebnertai Evradda, dior: dev ro dvvatòv vu Övouaodacı tadta
zdercı. Minas reine va yea pj danogdotiv, roi yaetng Eu faxy ANTECKEVACHEVOS ;
2) ‘O nçocdiogouds Gorgos vouikousv dre d«puótes pállov elg yapınv N els
pepfoavar.
3) Gardthausen o 40. 41. 48.
N. TF. Tlodieng: Tledavoygapext orayvoloyia Eu tev payinòv Bıßllov
déque, tod sivas Etorpov xal xada-
gov elo 6 te uéllo yodpev Ev
avrà, và sivar ebruygor nal dAn-
Yıvöv. Kai tére Exagov Eva téov-
xaAıv xivovgyov xal xadapdv xal
aoßeoınv xadagdv, xal ndoonoov'
xal Aéye obras: “Egiody, Bog-
qavóv, Edi, 'Edióv, vo dariun-
tov xal ueya Gvoux tod peyalov
faordécos, eps TO rapo0v dequa
«yévvntov tod eivaı Eropuov ets
sav roúyuo, O pedi yodpeıv Els
avrd” Kal dp’ où oreyvoon podye
wavo és tov Zauuòv ta omueta
tabra. [Exovra 7 x0farlvoria on-
pela, xutà To Ev th adri Lodo-
povixT, Oteyavoypapixdv adpapy-
toy tov dyyélov MiyanA dndovyta
tà yocuuata AEMTOM?|
Aid va xauns xadagòv yap-
tiv. "Orav ueling và xduns xada-
qdv xal naodevov qapriv noene
và eivaı to EGov dapoevixdr, 7} Eor-
gov 1) apviov Óóxod va Bvbavn: xal
opate to uè thy 6nPeiony udyaıgav
The téqvns. Aéye xal tadta tá
óvóuara: “Oldai, “dapat, Avevo-
vevtov, Targad, Leuroppu-
odv, Taov, Iavagov, "Apovd,
Mapoovxata, Texata, Adavai,
Teovicóv, Evao%, Ta, Ta, reroa-
voduuatov xal Zo pag, &yıov Svoua
xal Övvarov xal pofepóv, xada-
0100v darò naons duagrias xl
561
tov yödons, xal nave elo toy xo-
tauóv, elg vEgbv topegduevov ul
midve to xal Edo to xada. IlAv-
vovrag to Aepe ta óvopata toda:
“’PoverA, Paoapani, Mopadi,
Ayıyoı &yyerot'), xatagloete
to ragdv déguav, tod elvas?)
Eroıuov xal xadagòdv Eis to uédlo
yodpeiv”) Ev avr, va yeivaı edtv-
yov xal aAndıvöv. [q. 13°] Kai
tétec Enagor Eva tiovuddiv xat-
vovgiov xal xadapov Uxiacrov xal
dopeoryv') xadagov xal naorgepe’)
to depuav. Kai made vnaye ele tov
motauòv xat mávvé to, xal mdv-
vovtds to deye tà ovduata avra:
“EoAovdy, Bogyavovv, EAopi,
Ekıov, to Ariumtov xal ueyav
Svoua tod peydlov Baordéas, pé-
pete TO muoòv deguav dyEvvntov
Tod siva Eroıuov elg nioayv rpá-
yuav è peddo yoapey®) Ev avr.”
Kal cav oreyvaon pede andvo‘)
eig tov Anıudv tov ta Onuela tabra.
[Exovra ra avra xafadliorina 67-
peta. |
Ed pavegava did va xa-
uns xaduodv yapriv. Orav
uëlAn va xéuns xabapov yapriv
xa) magdevov modesye và yelvaı
to [do Koosvırov, Y Éolpiov Y «p-
viov, va Bvtevn aubun' xal opabe
TO UE TO elonuevov uayalgıv Ts
tégune, xal Orav to opdens Àëye
ta óvóuare avra: “Oldayí, 'EI-
uayi, Aveovastor, Targa,
Zeuroogvoav,Iaov, Tavagod,
1) X. aynyı avyyedn. 2) X. varov
en. 3) X. ueloyoapoy. 4) X. wfBeorny.
5) X. waorepe. 6) X. ousdo yoapo.
7) X. aanavo.
1. Abteilung:
m. 15] dxaPagaies rod Ego rod-
v to déouav, tod elvar ¿Antes
ua) xedòv!), etre xal dv yedpa
alg abro ve eve oregedy. "Av.
“Aye dè mul yödge wird, zul xud-
ows xal mAövE ro vega E nal Adys
Uvodev pepoappiva óvópera*
‘Apov#, Magrara, Taurd')
Tısoovda, 'Hvuod, Td, Id, te
Tocyoduparos äyıov bvopa zul
poBegdv el duvaróv, sutupicate
toîs anedaggipag tod Égou rovrou,
td dégpe tov và pelvi canton
ua) xed, elrı và podww els abrov
at Hoyacé ro slg dopéornv ul
pepe)
và yeivar stegsopevov? [p.13]
Kal xhove abro sal xaddgusé ro
zul mAövE to uè vege Exré, zul
déys tà voter pepgappéve dvb
para nel opus to eis doplorn»
xl yodvov el mu dele”
1) Korg. nas. 1) X. cure.
Qe de vis dvrınagadkocng TOV da rovrov xeuévov xarapeaiverce
5 dv Movdyo x001É div meguéye vo tas Öönyiag) 6 tedxog THs muera
vîjs sivac 6 «rés, puxpiv dé Tu dapopdv uóvov magovordte: ri
g Torogızijg xa) #9vodopixije Érai 'g yerodyeapov, rpocritàv Gru
uer& to Eninuoue vis dopéorov Ev ti) yirou moéxmer ro diopa ve nuda
069% xal và xdvdi xal adbis eig Géov D8m.
Toapixov pédav xal qodpuata.
IloXvdpiduor sivar al negiowdelonı Ev uEonımvıxois yergoyvedpos
ouvrapal mods weraoxevjv yoapixod uédavos xal ypwudrov yoncipar
ele youpr.') Ovdiv frrov div duorgoderv ¿vdvapégovros al Ev toîs
uayızois BıßAloıs, wddrora did ras dprtopévas dviore xagaddtovg pikes
dAüv. "Hon Ev vois papixoîs xaxvgorg ebpioxousv Sdnyiav node xara-
oxeviv ‘Tupaviov pélavos” (otti. III orig. 23—26 zeg& Dieterich
6. 199). ‘Idrarréoag dì wveing äkım elven al ravesdòg dovvijdeis bias,
dv Spethov va novoviai yojow of udyor. "Ev rasta dt tiv mode
tdk xarézer td alga. Ol payixol xóxugo. xagayyésdover tov Bovid-
pevov và altijon Öveıgov và yodyy els Bússmwov fáxos «ipari dervyiov
elxóvo ‘Equoò (aria. V or. 5 6. 802 Dieterich). Ioagiv di’ aîparos
uvnuoveser xal to Eregov tiv dad Legrand éxdofévro ‘largocopiay
(0. 22. 23). Al dl Zoloumvızal dvaypipovaı zdvrors xal rd Ego
¿E où noire và Inpor ro eine‘ ody) oravias dvapégera: ¿vdedarvoy
alga: ‘yedpov abcd uè aiuav dv[dpóxov] (4' p 14°) ‘pt co alu
vis povrrys dov) (A’ q. 39%): ‘uè tò aluav tod daxtudiov cov rod
1) BA. Wattenbach, Das Schriftwesen des Mittelalters ¿xd. Il @. 197 xi.
N. I. IloMwng: TleAcıoygayınn orayvoloyia du tay payo fifliov 563
pixgod Ta d illa £a, mAV tev uvmuovevouévov Ev tolg xato-
tégo Inuocisvoutvors droondouasıy, siva. ta Eki:
Alkovgos. “pera aîuatos ailoÿgou %yovv xarov. (A’ g. 39°.)
Mods. ‘vedypov uè aluav novrixod” (A’ gp. 36%.)
IIsgıoreod. ‘yodyor ut aluav mepioteoàs Asvxijs.” (A' p. 38°. BA.
xal 9.39.) “ud fapapúv xal uè aivav mepiotepàs konons. (4° q. 37°.)
'Aléxtoo xal dAextopis. “Todpov... ul aluav Spvidas kanns
xal merervod kongov xal wise ta dupórepa [ta] aiuara tev Ev.
(4' 9. 37°.)
Bows. "Onwg to fósiov aiua xaraorí xatdiiniov mods uayixks
poupas perle 6 uéyos va opd—n adrog To ÉGov, emdeycov éex@drjv
tiva. (A' p. 15°.)
IIgdg ¿gudody yoapıv dpiterar ovyl onaviog xal Y yorers xıvva-
Bágeos, capis dt diayodgperai tives yoauual Eviov oynudrov ngéxe
và yecpavrar duc uedavos xal tives Epvdoal (I° q. 19%). "All 0
Via: POS yoagiy dvapspovraı vyvexts Ev uèv toîs uapixoîs maTYPOLE
y ouveva (oría. IV, 2. 16. V, 5. VI, 4. XI, 26), év dè reis Zo40uove-
xats è tapopds y Gapop« (carthamus tinctorius L.), frs e eldopev
dvotégo ¿uyvdeto Eviore pera aipatog mepuoteoàs (A’ q. 37°. 38°.
39%, 408. 45°). ’AugiBolov dé av % fapopa xal 6 nollæyoù énions
dvaypapôuevos xpóxos*) Andover To avro rpúyua: dıdrı Ev TIVI Del
tig Zolouœnxÿg Avayırmarousv: ‘uè Kongov adyod Ijyovv xpóxov. ?)
(A’ q. 39°.)
ITAÿv tovrov al Lodoparvinal ópifovov Tdıov ulyua mode yoapr
av xaBpadiorixoy qagarrípav Exdotov av éxmta mlavyróv, y O év
e Totopuxi ¿tapia anoxsıuevn xoooridyor xl ddnyiag mods xata-
oxeviy (dlov yeagixod pédavos du’ Exaotov nAavytny mobs yeagiy tev
éxpddy, doduis mpdxertar Éboguiouds TOY ayyelwy tov xverevdvtory
trav xlavytóv xa) tav droretapuevav adrois daruóvov. Kal év n0d-
toi mapuderouev wde Tv Ev tolg toral yerpoyodpors dvappagpiv tov
keyudıov.
— — —
1) ‘yodpoy tà xarodev pi xedxov nal pedecopvddor’ (A’ q. 39%. Meltaco-
qpuilov selva. 70 purov melissa altissima Sibth.). “yodpe uè u0oyov xa) xeoxoy xal
Goddorsuar’ (A’ pm. 22°). 'yoape... pera pdozou ue[tà] xedxov Hal den poßäcaı
Gs elvaı nal pè doddoreuev’ (A gq. 282). “uera uocuov xal xedxoy «al goddotapoy
nal nivvaBaosag’ (I q. 192).
2) 'O dads oddérote avyyesı rd levxopa (Kongov T coreddi) «al roy xe0xov
(nor noguòs 7 xgoxòs N) 40405) toù où. ‘Anatavintos dé qpalverai 7) toravin
adyzvorg rod Pifltoyedpov, dp’ où paliora oddsuia èrijegev «vayan Eoumveiag ts
nxowvorarne less “Lorgoy abyod’. Ildavov Gus dti 7 Arkıg neonos onuatver xal
¿y tq Zolopavinj nv Poravny, rapevóncs 6’ adrnr 6 Bifdcoyeagpos, ur diatnen-
8sicav Ev cH Spchovpery.
N. I. TIolleng: IIlelaıoygayınn oreguoloyia Ex tay payinòv BiBlioy 565
Ai d° ddnyia. xmp0s xaraoxevÿy yeagixod uédavos Exdotov tev
éxta xhavyray ¿yovov bs Ebig:
[I 9. 10°] Tdod xal ro usdZavi!) rod ‘Hiiov. Thy dSeav ôxov
xugeeves 6 “Hitog uè yovoov và vocwns. Adfe?) &xgav yQvoiov?) à
pera ÖAlyov dvagyugov xal teiwe ta émpelos xal Bad’ ta Eis paoriav,
Ems Sxov va pun à Övpdyvpos xal vorepis cvuuitov xal fovul NnAL0-
Boravov xai yodpe Ev ti (dia Hea Tod ynAlov.
Idod xal ro weddvi tig ZeArvns. To wedave cis Zelvns
yivercı uè vo fouui Tic éAnas nai dpsonaprapov') xai xdupoveay xal
paiua 20005), tpiwas xal Evasag wurd nal nolsov usdatviv xal yedge
ES tv pay Onov xugıeve Ledyvy. . . .
[p. 11°] 'Tdod xal ro weddve tod “Apecs. Td usAdvı tod
“Ages, Eis tv (dtav pa Sxov xvorever toiwov xivvaBapiv8), Beotiv
xai xuv6yAmdcov') xal xoupidiv ¿dig xal yodye elite Déleig Eis tv
@eav rod “Agr... .
Idov ro ueAdvı tod Eoquñ. Td uedavi rod 'Egun viverai xepi
xadagdv xa) dpyerov?) orAenucvı (;) wel 6Alynv nmovvia”) xal yaiuav
HETELVOD* tadra MAVTA nocyyooy uelavı Ev tH (oa tov Hous xal yodpe...
[p. 11°] Tdod xal ro wehave rod Zevs. To usdavi tod Zedg
Iverar!”) odros: Exapov Anboügıv xal wixgod ixtis (5) dpıotoioyiag!!) xal
aol ¿yBvos: avra mavra!”) toiwpov Ev ti Opa tod Zeus xal yodıbov
el ti Délai...
Tdod xal ro weddve vis Appodirns. Tis ‘Agppoditns ro us-
Adve ylveraı obtag: pulua nepioteRgds xal xdgxov™) xal foddotauov xal
&Aoyoféravov uè toayoveas'*) xal udoxov &xgato'), cuitov ti (dia doa
ng‘) “Appoditns nal yodpe el te Délais...
1) Xeto. uelatn. 2) X. 1afov. 3) X. geucovtov.
4) Ogeoncenxaeoy elvaı Porávn N &llos nalovuéyn 6£0v Pagfeoov (rheum
Emodi Wall. n rheum rhaponticum L.).
5) X. 2eov = alya Aaymod.
6) X. xavaffagiv.
7) X. xvvogioco».
8) = gueróv.
9) = natmviay (Paeonia corallina Retz).
10) X. nyere (= ylveras).
11) Aagodgy elvaı nidavig 1d ollpıov' «dl? 4 énouéyn Boravn wol slvar &yvo-
oros: long eivaı n aristolochia parvifolia Sibth.
12) X. zavra« navro.
13) X. x0pvov.
14) Td ut» &loyoféravov pol elvaı &yvmoroy dv dè taig imouivars Övol Akkecıy
óxodéro Gt Önonpünteraı rapepdapuévor ro bvoua rod pavdgaydgov, Serig xc)
uarouyoüpu ual pevreayovea léyeras xotvdds.
15) X. axeoro. 16) X. ern nôta ogorıg.
566 1. Abteilung
[p.12*] ‘Idoù xal to peddvi tod Kgóvov. Tb peldw wi
Kgóvov siver rovovras: "Exagov xuxovdia ... ['Apédn y@pos mobs cue
zlajgmoıv.]
"Ex tav mv yagoyodqov ZAksizovsw al bönpler abro. ‘Ey
dì 16 A’ xal 16 I’ dndqye xal i) Énouén ovvray) mods xecruoxeviy
dE doß6Aov weAdumg yoncipov xatè tiv Aexcvopavrsiav.
[d' 9.41°] “xal Zragov zal pos- LT’ 941%) 'xal Zragov Add: xe
Env dad tepdviv cidegtvov duidn- Bugdv xal uovvrfoöge drd*) n}
roy!) zul Bere uéoa Addıv xa) yaviov éxoxéro zul Bdve vd Addi
dvundrogov uè viv povinv và ylım uè riv povrtobpuv xol due ro pe
peláviv. Kal réreg dad ro with Adm. Kal podpe tiv yapaxrioe
yodpe eig tiv xadduny tod xopa- els tiv maddunv vis xdens.*)
Giov viv xdrottev: «cl yodwov vel
sig viv porno ryg tedra tà óvó-
pare,”
B'.
"Ev 16 Journal of the Hellenic Studies (1890 XI o. 286 xi) à
T. W. Allen ¿ónuootevoz didaxrızordenv wedérny meh rayvyocqpuar
onusiov dv Eldquixó xddcu vie Barızavig PrßAodrjeng (Regina 181),
yepocuuévo 16 1364. “H Ev tO xadızı toro 10703 regupgagızör
onusiov, eig &xgov ¿vdrapégovoa did rd xevopavés tuvav ¿E «dr, siva
dvoparos: dure tovadry qero yiveraı pévov xe@rov ply gv duyi-
Gtoig ywQlorg Tod xesuivov, Ev oig è Bifluoyedpos nage rd avd
yodpsı tagupoapixòg ovAlaßds rivas xal yodpuara* Exeta dy véle
tod BuBliov, dv nivaxı mepiéyove: tayvygapızc onuela xal riv ¿quy-
veíav adr@v xal relevraïov Ev Övol paxpalg onperdosciv, oùdeuier
oyeoıv eyovourg mods td xelpevov, yeyouuuévos 6’ Ev tH xevò zuge
duporépor tay sedidav tod peratò rod xívexos xal tig dezis vob
BuBliov púllov (p. 13).
Tóv onusıwaeov todrov, Eg xpiver oxovdmoráras bad zalmıoype-
penny Emoyiw, 5 “Ayydos ¿xdórns Snwooreder dvoruzOs tiv xgdry
uévov, év ravoporotino xa) dv perayonpí. Arde À éréga, Boaguréga
uty tig norme xard rülla 6’ Suola, Eragovolate noA1G peitovas
Ovoxolías, (os Atper. ‘Opodopet d° Bru Ev piper póvov ¿duvidy vt
1) X. dpijtdorov: voultopev Sri obra meine vi dioeda0f, Sides evzrérere
du rois naguonevaig vis Arnavopavıslus dvagicovea: redyuara éplinea, Gea dy
Audi dpeller và Adßn vs cond».
2) X. em.
3) "Ev macs toi ywoloıs tov Zolopovixóv, Era magedicaper Iumgdchsaner
tas dvogdoyguplag nal tiv minupelh orlkır rav yespoyedpor. Al dià xvgrèr fede
udrov perayoapépevar pgaosıs elvar Ev zergoyedqors Egudgel.
N. T. IloMens: Ilala:oyeapixi) orazuoloyía Ex cor nayızar Bıßllar 567
Evvonon radınv, xal xpocridyov ot ws etxaler ex us exavadrpenc
tay Aéteav yaetys, qaoaxrijoes, déoua, xegueyer avry Sdnyias xeds
avryeagny valuòv rıvav. Tv xatavónoiv Ouos tig onuerdozDs
tavtns Edvozegave paddov Y xÂAnuuslds avayvadıs Atkewv tivo, dedte,
be Ex tic xarotépo avrinagadioews TC Mueréoas pwerayoagis mods
tv TOD éxdérov xarapaiverai, to xsiuevov div elvas DvoOATATOY.
Journal 6. 295.
dno de tov VS paluov ¿ug tov Ed
paluov odv róvds(?) tas
qagaxríeas Öpelovv' diava xara
Pe Palais dvov |
va(?) undev Ever orduav, va. cod
anyndoyndi duevaotene
@oxeo Bods Éunpooracov: 7) &vdeus
Y yuvainas.
yodpar tods waiuods. nueloa] B°
sig Ehageva depuara: xal
Oxxio000v To yagrv xai andvo
Tod yaorny 1 ?0ds tas yapa
xtigpas: xal nvnoov|?] ro yaorny
Eviaib' xal Aovv rav"
mai tiAste (? rvAibere) pera perato-
tod" xal faota To Etc XQUTÉQUOV
xol va Pavpaoes: tiide[?] ro ‘H[?]
zagaxıijpm.
‘Hpereoa avayvoaız.')
"And di tov vs” paduov ¿m3 tov
Ed" paduov oùv tóvde tas
qapaxtípas Ôpelodv. dia va xa-
. tapedes &vdparov
va undtv Eyer orópav, và 000 amn-
loyn9 due va orex[»)
Woreo Bovs éurooôtt do0v° y &v-
doas Y yuvaixa.t
yodpar tobs yaluovs quéox B’. ele
eAapıva depu| a lr a] xat
ÜnxAwoov TO yapınv' xal anavo
tov yaotly rucde ras yapa
xrious' xal ACHVNOOV TO Yagrnv
Evlialon xal A....ndv.
xal rideké tlo] pera ueratorod. Kai
Baora to Eis xoitiguov
xual va Buvudasıs. Taods eivaı y
yapaxtyoes. T
gro: dLogdovusvoav tÓv avoetoyeagidy xal ris oriews: “And dè
tov vs’ paduov Ens tov Ed” paduov cÙv taevdE TAG yapaxripus dgpe-
Aoùv. Aid và xatapedns &vdoaorov ve undiv ¿qn oróuav va ood
anyhoyndij, aus và oréxn orso Bods éuxpocrá dov, Y &vdoas 7} yv-
vaixa (9niadr elte déve sivaL obrog site yuvi), yodde toda valuods
1) ’Ev orly. 2. Ta yoduuara De elvar diayeyoaupiva de To yeicoyoépo.
or. 3. "Ev tj televrala Atbsı To txinpbiv tro rod Allen wg e ris xatalntewg
elvat D Öbele tijs redrns ovilaßng.
or. 7. Avr "nal nynoov” dvayınborsraı caps "anal uanvnoov.
ot. 9. ’Erions capos «vayivooxrerar 7, relevraia gpoacıs. Td tazvyeagixdy
onuelov tod tas éravalaufPaverar xal Ev relsı tov 1 otigov xal év or. 6, mods dè
tovrog dv tH 7—8 otlyo TOY TOVOMOLOTÚTOV TÍVAKES TOY Taguyoaginòv onpsioy,
dy Ex tod abrod xbdixos ¿dnpocíevozv 6 Allen. "Ev ro «vr de nivanı, dy or. 11—12,
dounvesstaı bg Onlodr ‘elvac’ 1d tazvyeaqixdy onustov, Greg Ô Allen kvayivoone:
‘cb’. Kal cd ènte rd televratov y rayvypayındv onusiov div slvar w 21” es, ds
palverar êx or. T—8 rod abrod rlvaxos.
N. I. Todleng: IIaAcıoygayını) arayvoloyla Ex tó» payixóv BiBlloy 569
&oyovras xal Eis émoxéxovs, xal & te Being yiveraı’ “Exovras of
yapaxríoes, ov tiveg selva Spoor toig Ev tH Barixavò yepoyedpo.
Ev 17 60yyia tavry mapevridevra, xal Eddpıa paluiv (pad.
vi, 8.9 xAx.), dedri éx tV [legov Biflov To waltroiov ¿Dempelro
08 xapeyov telsdpogorara Bondiuara elo payyaveías. Kal Ev Aldous
Exgdais napevtideviai ovyvdtata xepuxomal paduay, to 0 va de.
2316 "Targocópiov rs “Edvixñs Brfliod dans trav Ilagioior dette etc
tivos sidovs uayyaveiar sivas opéliuos Exaotog paduós.!)
— -- ee nn
ITpoxeiuévov Adyou xepi TOD yeLpoyodpov rod Barixavod div xpl-
vopev AOXONOY và ONUELDOMUEV ÓLApOQAS TLVAS AVAYVÓCEDS TOY q0-
Qiaov TOD XELUEVOV, Elo & Epnoudodn pepixrós TO Tayvyoapırov EVETNUA,
duôte avaupıßölmg udvoy di’ dodge avayvacems dvvara. va Ovevxipl-
270 N ENG Tv Tayvygapırav onueiwv. Ta qogia Exsiva, Griva
perayodoper 6 Allen, sivar téccaou. Kal trav piv dvo tédevtatov %
uetayoagn éyévero dedos (lv müs deseos Ev TH TOLTO, Hrsg npéne
và yoapi; dvuödosıs xal odyl avridocıs)' sig Ol ta OVO reirte elce-
Awonoav Addy, diapdetoovra Tv Evvomav.
Ev 15 xoota 6 Allen avayıvworeı: ‘rois vx0 tovydvog? derydetoi
napoyoqua wiv meouadvvia. Koxovtar cvufaiverv Oraouol TE Ovvezeig
xan. Gels O° épormuarixdv omueior avtl Tic terdorns Ae bsos rob
xeuuévov, ragatnoei tadta: “In No. I. the fourth word, 9*, has no very
apparent meaning, at least I have not been able to hit on one to suit
it” "AA auoifbs y rmapadewis tig ¿bemos énelvns xadicryov dra-
téaAyatov to qogiov, didti nagadoywraryn llos Da Epaivero N) meou-
yoapN óledpiov dijdev ovurroudrov tod djyuaros KHWOoTdToV NTNVoü,
tie tovyévos. Kad nuüs tb ywgiov noeneı dvaupıoßnrirug v’ ava-
pvaodì ovro: ‘roi bad tevyóvos Badacoias Önydelcı, xalroı to
apúrov évradda eUontar tayvyoagixy ragdotaois tig Ackews Dadac-
Gius, nad’ Soov yırmarousv. ‘O Abyog iva mepi tig tovyóvos, tod
¿xdvos (trygon pastinaca L.), ob tò xEvrgov éxiorevor Ori Emip£geı tòv
devarov Eis toùs dvdporous xal Enguiver tà devdoa, uvIoloyodvres
Ot. xal 6 TnAgyovos Úxmiov ¿yv TOLODTO XEVTQOV TODOAUGZ AMEXTELVE
tov natéga adrod Odvocéa.*)
"Ev dì 14 devréow qooto 6 Allen ¿vayivooxer: “nal ¿ml tev êyeo-.
Oyxtav ¿povuev ¿ri Où moriouoi [? deriguol] ayudar. EAsAlopdxov
ee ee ee Ce
1) Legrand, Bibl. gr. vulg. II o. 20 xé.
2) BA. Nixcvde. One. 828 nd. — 'Onziav. “AL. B’, 484 ad. — Topi. *Aguovor. Z.
ior. O”, 25, 2.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 37
N. I. Ilodleng: Iloiawoyeagini arayvoloyla du rv payinbv fiBlior 571
te ts pAvxraivns...(xobua;)!) ragedapBdver*) naparircıov rH dxd
tòv équertv.*)
Tris uvyarnis tà lofóla dhyuara xal &vridora adr®v évapégovaiv
5 ‘AguotoréAns xa) Ado épyator ovyygageis.*) Ilspiyoapas dè tüv
duuxtoudrovy tig dxo THY toLOvT@Y Önyuaıov dnintneidosas, ÖuoLo-
tétas tí xagovon, Ebpioxousv Ev tots Onçraxois rod Nixdvdgov (or.
237 xé. tig égldvns. — or. 271 xé. rod xepdorov).
"Ev "Ad vass. N. T. Holitrç.
cd nn on
1) Tv &vayvaciv pluxraidos obdauds Émidommabousr, ob uovov Sión: xlco-
ceras oÙro tEgatHdns runos, «ld nal dıdrı ovdirore foruarve dog tò userà THY
dlpLoyyov at rayvyoayındv onusiov. MéAlov palverar dvijxov toùro eig tiv éxo-
tony idk, meds Ns tiv dnonardoracıy drapaienrug elvaı adroyla tod nbdinos.
AM évaugifélos y Evvora kmorrei tiv Atbıy ypoı& 7 yo@pa.
2) Aden elvas Y &xeiBijs dvayvacıs. Els tó yvwordv xal &Aloesr tayvyoagpi-
20» onuslov Tod apa reocerédn xa) tó tod x.
8) 'Aduvaroduev y” éropardouer dv elvas dopains y wage ro Allen dvayvaoız
foxvuteay, aq’ où ualicta de’ toornparixod onuelov decxvver Grs duplfoloy elvas
£0 v tig devrépas cullaBrs.
4) ’Aouovor. Z. ior. H', ny’ 3. — Nindvde. One. 815—16. — Tainv. Erd. dv.
— Agıorogp. xsgl fm» éxirou% B' 875—6 0. 109 dad. Z. Aduxçov.
37*
A source of Symeon Magister.-
In his Byzantinische Studien Hirsch has shown, that, in com-
piling his Chroniele, Symeon Magister made use of the following sources:
(1) Georgios; (2) the Continuation of Georgios founded on the “Chronicle
of the Logothete”; (3) Genesios; (4) the Continuation of Theophanes:
(5) the “Seriptor incertus de Leone’; (6) the Life of Ignatius by Nicetas!)
In regard to the first two of these, the results of Hirsch will have to
be modified in the light of the more recent investigations of Vasil-
jevskij. But of this it is not my purpose to speak here. Besides
what is drawn from these sources, there are a certain number of state
ments which cannot be traced. These are enumerated by Hirsch
(p. 337—8), and divided into several groups: (1) "gelehrte Bemerkungen‘;
(2) "Wundergeschichten und Anekdoten ganz fabulosen Inhalts”; (3) state
ments which are ‘anekdotenhaft und wenig glaublich” or "geradezu
falsch’; (4) a few “Nachrichten, welche ein glaubhafteres Gepräge
tragen’.
To this last class of credible statements belongs the following
short description of Leo’s personal appearance (p. 603 ed. Bonn):
Av dl tiv ilixiav xovrós, diò xal XauorAéov xgoenydgevtat,
émiueoros, súmpenís, yevsıov Eyav xadrordpevor, dyugds (leg. &yovgos?)
tiv xöunv, paviy ¿yov Boovrady dixnv Afovtos, Ppacús te xal derdés.
Now it seems to me extremely probable that this description was
derived from that mysterious work, which is unfortunately lost with
the exception of a valuable fragment known as the ‘Scriptor incertus
de Leone”. We are ignorant of the author, of the date and of the
original compass of this work. To all appearance, it was written in
the first half of the ninth century”), or drawn directly from some
source contemporary with Leo the Armenian. However this may be,
Symeon's account of Leo's Bulgarian war is either taken straight, as
1) Also (7) an unknown source, also used by Constantine Porphyrogennetos,
from which he derived the sepulchral inscription of Chares (p. 729).
2) Both Hirsch (p. 18) and Krumbacher (Geschichte der byz. Litteratur
p. 130) regard the author as n contemporary for the history of 813 and following
years. Strictly speaking, this has not been proved.
J. B. Bury: A source of Symeon Magister 573
Hirsch says, from this work, or else from a common source, which
both copied very closely indeed. Hirsch also points out a remarkable
agreement between Symeon and the Scriptor Incertus in the statements
relating to John the Grammarian (Cp. Symeon. p. 606 with Ser. Inc.
p. 349 ed. Bonn). It is, in fact, quite clear that either Symeon used
the Scriptor Incertus or both writers drew from some common authority.
The fragment of the unknown writer begins in the middle of the
reign of Michael I and ends before the account of Leo V is quite com-
plete. Whether the work covered more than these two reigns, we
have no means of knowing; but at all events, it comprised these
two. Now it is to be observed that, after recounting the fate of
Michael I and his family, the writer gives a description of that
Emperors physical appearance, closely analogous in style to the
description of Leo in Symeon Magister. It runs as follows (p. 541):
mv dì 6 MizahdA reisıos uv tv NMixiav, AYTO TO vos &yov
Tîjg VEÓTNTOS, HTEOPYYVÄONEOOWTOS, GLTOYELOS, uuvpav EYWV THY XEepainv
nat | éxmbtyovegov, xal ro peverov edugen@s Ovaxeluevov Ev ti Ópel
aútod uaveov xal avro. (We should possibly correct uavpar ¿qu
Tv (adunv xal rv) xepal)v Enıayovgov).')
It surely is not too much to suppose that these two personal
descriptions came from the same mint. If the Seriptor Incertus added
a personal description to his account of Michael, it is, on the tace of
it, probable that he also added a personal description to his account
of Leo. The passage in Symeon proves that there was such a de-
scription of Leo to be found somewhere. And as this description is
curiously similar in style to that of Michael, and as we know other-
wise that Symeon had either the Scriptor Incertus himself, or a com-
mon source, before him, it seems to be a reasonable conclusion that
Symeon derived his knowledge of Leo's figure and complexion from
the same quarter from which he derived his knowledge of the Bulgarian
war and Crumn’s siege of Constantinople, whether that quarter was the
Scriptor Incertus or some other unknown work, from which the Seriptor
Incertus also drew.
1) ¿xidyoveos (which occurs also in Sym. Mag. 656, 21. énidyoveos xai
ueyaloxépalos, and in (teorge Mon. 820, 21 Ééxidyoveoy xal peyadny xepalıv
Zyovta) can hardly mean 004068: as usually explained. It must be taken along
with &yoveog (Bactiuxds) = ephebus, Const. Porph., de Cer. p. 471, and Anna
Comn. VII 7, which is derived from &wgog. See Foy, Bezzenbergers Beiträge
XII 62, and Hatzidakis, Einl. in die neugr. Gramm., p. 119. For éyvgos in
Symeon 603 Ducange guessed óyxneó “elata caesarie’ or óxveos. I would read
Gy Oveos.
Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit.
Es wurde oben S. 61 ff. dieser Zeitschrift der Nachweis versucht,
dafs die beliebte Art Altchristlich und Altbyzantinisch zusammen-
zuwerfen verfehlt sei, wir vielmehr beide Kunstströmungen getrennt
unter dem Gesamttitel der christlichen Antike gegenüberzustellen haben
der arabischen Kunst des Ostens und der von Norden her angeregten
christlichen Kunst des Westens nach der Völkerwanderung. Wenden
wir uns heute im besonderen dem Gebiete der christlichen Plastik zu,
so haben wir diesen Kunstkreisen entsprechend für das erste Jahr-
tausend auf dem alten Kulturboden Italiens und Griechenlands drei
grofse Gruppen plastischer Bildwerke zu unterscheiden: altehristliche,
byzantinische und longobardische. Allgemeiner bekannt ist davon nur
die erste Gruppe, die der altchristlichen Sarkophage. Der Padre Garrucci
und Le Blant haben hierfür eine Art Corpus geschaffen, wie es neuer-
dings Robert in mustergültiger Form für das entsprechende Gebiet der
Antike herausgiebt. |
Auch die longobardische Plastik hat ihren Entdecker gefunden.
Raffaelle Cattaneo hat in seinem Buche ,L'Architettura in Italia dal
secolo VI. al mille circa“ (Venezia 1889) mit opterfreudigem Eifer die
grofse Masse der longobardischen Skulpturen gesammelt. Er hätte
sein Buch besser nach denselben benannt. Statt dessen geht er dem
Namen der germanischen Eroberer sorgfältig aus dem Wege und ge-
langt, die Bahnen Cordero's und Labarte's einschlagend, zur Annahme
eines latino-barbarischen, eines byzantino-barbarischen und endlich eines
italo-byzantinischen Stiles, wobei ihm byzantinisch erscheint, was in
dem Formenvorrat der alten Kunst Italiens nicht enthalten ıst. Das
entgegengesetzte Extrem vertritt auf einem verwandten Gebiete Sophus
Müller. Weder der eine noch der andere Forscher hat die byzantinische
Kunst anders als durch ihm zufällig bekannt gewordene Denkmäler
kennen gelernt, jedenfalls hat sie keiner von beiden in ihrer Heimat
aufgesucht. Nur aus dieser zu geringen Kenntnis des Materials erklärt
es sich, wie der immer noch der Lösung harrende Streit um die Be-
ziehungen zwischen Byzanz und der sogenannten romanischen Kunst des
576 1. Abteilung
Westens in erneuter Auflage in der jungen Wissenschaft des Völker.
wanderungsstiles wiederkehren konnte. Überzeugende Klarheit würde
hier nach beiden Richtungen hin nur eine Aufnahme und Publikation
des vorhandenen Denkmälerschatzes der byzantinischen Kunst und für
die Völkerwanderungszeit im besonderen eine solche der Plastik schaffen.
Davon aber sind wir, wenn nicht der um die byzantinische Zeitschrift
gruppierte Kreis die Sache in die Hand nimmt, noch sehr weit entferut.
Im Nachfolgenden führe ich einige byzantinische Skulpturen des
kaiserlich ottomanischen Museums im Tschinili-Kiosk zu Konstantinopel
vor, welche die Höhe jener Entwicklung bezeichnen, die ich S. 71 dieser
Zeitschrift kurz skizziert habe. Dieselben sind also eher geeignet auf
die Beziehungen von Byzanz zur Antike und zur altchristlichen Kunst
Licht zu werfen, als sie dazu beitragen können, die Frage nach dem
Verhältnis der nordischen und byzantinischen Kunst zu lösen, In dieser
Richtung wird den entscheidenden Aufschlufs nur eine Betrachtung der
Entwicklung des plastischen Ornamentes der Byzantiner geben. Davon
bei anderer Gelegenheit. Heute bitte ich den Leser den auf Tafel IM
abgebildeten figürlichen Skulpturen seine Aufinerksamkeit zu schenken.
Dieselben schliefsen sich den wenigen bisher bekannt gewordenen
Marmorbildwerken von unzweifelhaft byzantinischer Provenienz an: den
Reliefs am Fufsgestelle des ägyptischen Obelisken im Hippodrom zu
Konstantinopel'), dem Fragment eines Reliefs mit der Darstellung der
Geburt und Flucht Christi in Naxos?), den beiden von Bayet veröffent-
lichten Ambonen in Salonik®) und der von mir in der Kirche der
heiligen Paraskewi in Chalkis auf Euboia aufgefundenen Maria-Orans‘).
Die Tafeln sind nach Photographien angefertigt, die der Generaldirektor
des kaiserlich ottomanischen Museums, Excellenz Hamdy-Bey gütigst
für mich aufnehmen liefs, wofür ich auch an dieser Stelle Dank sage.
I
Tafel I und II stellen verschiedene Ansichten zweier mit Weinlaub
umschlungener Säulentrommeln dar, welche, in Marmor gearbeitet, in
Konstantinopel selbst gefunden sind und sich unter den allgemein zu-
gänglichen Objekten des Museums befinden. Die eine Trommel, Taf. I,
bildete, wie der obere Rand beweist, den Abschlufs einer Säule von
0,57 m Durchmesser. Sie ist 0,66 m hoch und nur zur Hälfte erhalten.
1) D’Agincourt Sculp. pl. X, Hertzberg, Geschichte der Byzantiner und des
osmanischen Reiches S. 4—6.
2) 'Epnueols dezarodoyixi 1890 xiv. 8.
3) Mission au Mont Athos p. 249 ff, Garrucci 426, 1.
4) delziov ris iorogixis xal #8vodoyinis érouglag 1889 6. 717 url.
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 577
Die Rückseite zeigt die Bruchflichen des nach der Vertikalachse ab-
gesprungenen Teiles. Die zweite Trommel, Taf. II, 1 und 2, hat eben-
falls 0,57 m Durchmesser und 0,66 m Höhe, gehört also vielleicht der-
selben Säule an und ist ebenso wie die obere Trommel nur zur Hälfte
erhalten. Leider haben auch die Skulpturen beider Trommeln stark
gelitten.
Um den Schaft der Säule windet sich spiralförmig ein dicker Wein-
stamm, der nach allen Seiten Äste und Blätter aussendet, so dafs der
Kern vollständig von einem dichten Weinlaubnetz umrankt erscheint.
Aın oberen Ende ladet der Schaft bis zu 0,63 m Durchmesser aus und
wird hier von einem 7,5 cm breiten Bande umfafst, welches eine 4 cm
breite Epheuranke schmückt. Dieselbe ist sehr flach gearbeitet: man
rechnete wohl darauf, dafs das obere Ende des Schaftes, einmal wegen
seiner Höhe, dann wegen der Pracht des übrigen Schmuckes wenig
Beachtung finden würde. Die Epheuranke bildet kein fortlaufendes
Band, sondern stöfst, wie man ın der Abbildung sehen kann, mit zwei
Enden zusammen; dadurch ist wohl die Mitte der Vorderseite bezeichnet
und es steht in der That die Hauptfigur der oberen Trommel genau
unter dieser Stelle. Im Gegensatz zur Epheuranke ist das Weinlaub
mit grofser Pracht gearbeitet. Fassen wir dafür allein die obere, besser
erhaltene Trommel (Taf. I) ins Auge. Ganz unten sieht man den knor-
rigen Hauptstamm empor- und rechts oben sein Ende sich wieder
nach abwärts ziehen. Von links her ranken einige Nebenäste in das
Feld herein, alle derart mit Blättern besetzt, dafs keine Lücke in der
Laubdecke frei bleibt. Und nun beachte man, wie natürlich und un-
gezwungen sich die Glieder verteilen und wie geschmackvoll dabei das
Ganze wirkt. Die Äste zeigen die typische Brechung der Weinranke
an allen den Stellen, wo ihnen ein Blatt entspriefst, die Blätter selbst
sind so getreu nach der Natur modelliert, dafs wir sie guten Leistungen
höher entwickelter Kunstsphären an die Seite stellen können. Indem
sie sich fast frei vom Grunde abheben — leider sind infolge dessen
viele Stücke abgeschlagen — wirken die zuerst gebohrten, dann aber
säuberlich ausgearbeiteten Blatteinschnitte scharf gliedernd, während
die Blattflächen selbst durch die plastischen Rippen und die zarten
Wölbungen der dazwischen liegenden Blattpartien frisch belebt er-
scheinen.
Dieses Weinlaub dient einer Reihe von figürlichen Darstellungen
als Folie, von denen auf Tafel I und II nur ein Teil sichtbar ist. Ich
gebe hier ihre vollständige Beschreibung, indem ich mit der oberen
Randtrommel beginne und den Spiralstamm entlang von oben nach
unten gehe. Nahe am linken Rande steht oben auf dem Hauptstamme
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 579
hohe Gestalt, die sich mit aufgestütztem rechten Fufse der Mitte zu-
wendet und den rechten, teilweise abgebrochenen Arm über das Haupt
der Mittelfigur ausstreckt. Der linke Arm und der Kopf sind abge-
stofsen. Doch ist immerhin zu erkennen, dafs die Gestalt langes Haar
und ebensolchen Bart trug. Sie ist bekleidet mit dem Chiton und
einem Mantel, den die linke Hand vorn aufrafft. An den Fülsen trägt
der Mann Sandalen. Ihm gegenüber stehen zwei 21 cm hohe Flügel-
figuren, die, in Chiton und Mantel gehüllt, entweder diesen letzteren
oder ein Tuch über die vor der Brust erhobenen Hände gebreitet
haben. Ihre Köpfe sind weggeschlagen. Zu ihren Füfsen erkennt man
bei näherem Zusehen noch die Reste einer kleinen Figur, welche die
linke Begrenzung des Wasserbeckens bildet: eine nackte, nach rechts
hin sitzende Gestalt, die neben sich einen Henkelkrug hat, dem das
Wasser entströmt. Über der Mittelfigur ferner bemerkt man Reste
des Schwanzes eines nach abwärts fliegenden Vogels. Es kann kein
Zweifel darüber bestehen, dafs hier die Taufe Christi mit Christus,
Johannes, zwei Engeln, der Personifikation des Jordan und der Taube
dargestellt ist. Man beachte die Komposition, den gut modellierten
Jünglingskörper und die wirkungsvolle Gliederung der Faltenmassen an
Johannes und den Engeln.
Neben dem Kruge des Jordan zweigt nach unten links ein Ast ab,
auf dem, in der Abbildung noch als ein Wulst am Rande eines Wein-
blattes erkennbar, ein 8cm hohes, bekleidetes Figürchen erscheint,
welches nach rechts hin, mit gekreuzten Beinen gelagert ist, indem es
den Oberkörper auf den rechten Arm stützt. — Links daneben, auf
der der Taufe Christi fast entgegengesetzten Seite, sieht man die Gruppe
zweier Frauen, welche Taf. II unten zeigt. Beide tragen den langen
Armelchiton und um die Schultern geschlungen die kurze Penula. Die
eine rechts hat eine Haube auf dem Kopf und hält unter dem linken
Arm einen Hund, die andere trägt das in den Nacken fallende Haar
unbedeckt und hat einen Hahn unter dem Arm. Beide blicken aus
dem Bilde heraus, Hund und Hahn sehen auf einander. Die Frau links
fafst ihr Gegenüber an der Haube. Auch die Frau rechts scheint,
nach der Penula zu urteilen, die rechte Hand hinter dem Rücken der
andern erhoben zu halten. Über der ganzen Gruppe, durch Wein-
blätter getrennt, erkennt man den Unterkörper eines aufrechtstehenden
Bären.
Fragen wir nun nach der Entstehungszeit dieser beiden Säulen-
trommeln, so kommen dafür gleicherweise die Ausarbeitung des Wein-
laubes, wie die figürlichen Kompositionen in Betracht. Ich habe be-
reits aufmerksam gemacht auf die Frische, mit welcher das Weinlaub
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 581
ornamentalen, steifen Figuren umgebildet werde. Hätte er die Säulen-
trommeln des Tschinili-Kiosk gekannt, dann würde er der byzantinischen
Kunst des 6. Jahrhunderts d. h. der Blütezeit auch den Vorwurf er-
spart haben, dafs sie das Weinlaub bei aller Natürlichkeit doch nicht
ohne eine gewisse Dürre und Steifheit, mit einer merkbaren Neigung
zur Überladung und symmetrischen Anordnung bilde.') Das mag für
eine provinzielle oder handwerksmäfsige Leistung dieser Zeit, wie die
Maximianskathedra in Ravenna gelten, wo die Ranke in der That. ganz
gleichmäfsig wiederkehrend so geschlungen ist, dafs der Raum für ein
Tier allein oder ein Blatt und ein Tier freibleibt. Der konstantino-
politanische Bildhauer aber setzt die figürlichen Scenen mitten herein
in das Laubgewinde; er spart nicht in gleichen Abständen Raum
für sie aus, sondern läfst sie in freier Aufeinanderfolge geschmackvoll
auf dem bewegten Blattgrunde erscheinen und verrät dadurch eine
Kühnheit, die gewifs sehr beachtenswert ist.
Dieser hochstehenden Art der Verwertung eines Pflanzenmotivs
entspricht auch die Vollendung, mit welcher der Bildhauer Tiere dar-
zustellen weiß. Sie sind in grofser Lebendigkeit mit den Zügen ihrer
Gattung vorgeführt: der Hund in seiner Treue zum Herrn, das Schaf
als gefräfsig, der Stier in wilder Wut. Wir werden in das Zeitalter
der Antonine herauf- oder bis zu den ersten Regungen der Renaissance
herabsteigen müssen, um so scharfe Charakteristik mit so vollendeter
Form vereinigt nachweisen zu können. Eine ungefähr gleichzeitige,
aber handwerksmälsig behandelte Analogie bietet auch hierfür wieder
die Maximianskathedra in Ravenna. Beide Denkmäler lassen unleugbar
eine Vertiefung des Naturstudiums in der Blütezeit der altbyzantinischen
Kunst hervortreten.
Das gilt jedoch nicht ebenso für die menschliche Gestalt. Man
wird bei einem prüfenden Blick auf die Säulentrommeln im Tschinili-
Kiosk finden, dafs die Proportionen des Körpers oft unrichtig, die
Arme bei fast allen bekleideten Figuren viel zu kurz, bei nackten
zu lang sind, wie am Christus in der Taufe, dessen Körper im übrigen
noch an die klassische Schönheit der griechischen Kunst gemahnt. Die
Bewegungen entbehren jener Natürlichkeit, die wir an Pflanze und Tier
so gelobt haben. Man sehe daraufhin den Hirten auf Tafel I an: die
Beine scheinen an Fäden zu hängen. Ein merkwürdiges Schwanken
läfst sich ferner bei Bildung der Gewandfalten beobachten: am Hirten
und den Gestalten der Taufe Christi sind sie mit grofser Sicherheit
und in voller Rundung herausgearbeitet, in der Gruppe der beiden
1) 8. Müller, Die Tierornamentik im Norden S. 168.
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 583
desselben Gegenstandes, so lag die Annahme nahe, dafs sich die Wand-
lung des Typus nicht in Ravenna, sondern in dem Zentrum, nach
welchem die Kunst Ravennas offenbar gravitiert, in Byzanz selbst voll-
zogen habe. Ein zwingender Beweis dafür war nicht zu erbringen,
weil eine altbyzantinische Darstellung reinster (nicht etwa syrischer)
Provenienz nicht vorlag. In diese Lücke tritt das Relief des Tschinili-
Kiosk. In Konstantinopel gefunden, mufs es entscheiden, ob thatsäch-
lich Byzanz mit Bezug auf die Taufe Christi typenbildend gewirkt hat;
andererseits dürften die Wiederholungen des Gegenstandes eine Datie-
rung unseres Reliefs ermöglichen.
Für den altchristlichen Typus der Taufe Christi (Strz. I 1—13)
ist charakteristisch, dafs die Engel und die Personifikation des Jordan
fehlen und Christus auf Sarkophagen als kleiner Knabe unter dem von
‘oben herabstürzenden Wasser steht. Die ravennatische Gruppe dagegen
(Strz. I 14, 15, U 8 etc.) zeigt Christus als Jüngling in dem natürlich
gebildeten Flusse stehend, daneben Jordan in voller Mannesgröfse per-
sonifiziert. Dazu kommen auf der Maximianskathedra (Strz. II 8)
auch noch die beiden Engel. Es kann nicht zweifelhaft sein, dafs in
der That zwischen der ravennatischen Gruppe und dem Relief des
Tschinili-Kiosk im Gegensatz zu dem altchristlichen Typus Verwandt-
schaft vorliegt; an der Maximianskathedra, einem Werke, das einzelne
Forscher für ein byzantinisches Originalwerk zu halten geneigt sind,
steigert sich derselbe offenbar zur grófsten Intimität. Trotzdem bleiben
einige sehr bezeichnende Unterschiede: der Jordan der Kathedra ist ein
ausgewachsener Mann, wie in den ravennatischen Mosaiken; in dem
konstantinopolitanischen Relief dagegen ist er das kleine Figürchen
der mittelbyzantinischen Kunst (Strz. III ff). Auf der Kathedra flieht
er nach Psalm 76, 17 und wie in der späteren byzantinischen Psalter-
illustration (Strz. VII), in unserem Relief dagegen ist er nach antiker
Weise gelagert, wie ihn der allgemein giiltige mittelbyzantinische Typus
zeigt (Strz. III ff.). Christus läfst zwar in beiden Darstellungen die
Arme herabhängen, doch wendet er sich in der ravennatischen Schnitzerei
nach der Seite, wie auf altchristlichen Sarkophagen, während er in Kon-
stantinopel entsprechend den älteren byzantinisch beeinflufsten Beispielen
(Strz. II 4—6, 9 u. 10) streng in Vorderansicht dasteht. Endlich ist
Johannes in Ravenna greisenhaft gegeben, während er in dem kon-
stantinopolitanischen Relief und in späteren byzantinischen Darstellungen
stets im besten Mannesalter steht. Dazu kommt auf der Kathedra eine
Hintergrund-Architektur, wo in Byzanz stets offene Landschaft sichtbar
wird — kurz es bleiben doch im Detail Unterschiede, welche das kon-
stantinopolitanische Original im Sinne des allgemein gültigen byzanti-
J. Strzygowski: Dic altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 585
menschlichen Gestalt, der bald z. Z. des Bildersturmes zur völligen
Aufgabe der figürlichen Plastik als einer mehr als handwerksmäfsigen
Kleinkunst führen sollte.
IL.
Die auf Tafel III wiedergegebene Büste befand sich 1889 in den
Magazinen des Tschinili-Kiosk Museums. Sie stellt ein oben abge-
brochenes, achteckig umrahmtes Medaillon aus weifsem Marmor von
0,34 m Seitenlinge und 0,88 m Durchmesser dar. Provenienz Kon-
stantinopel.
Man sieht das Brustbild eines bärtigen Mannes mit markigen,
derben Zügen vor sich. Sein Haar ist kurz und in Büscheln nach der
Stirn geordnet. Die Nase ist abgebrochen, wodurch das Gesicht eine
übermäfsig breite Gesamtform bekommt. Die geradeaus gerichteten
Augen mit breitem Oberlid und hochgezogener Pupille haben ernsten,
würdigen Ausdruck. Der leicht geöffnete Mund wird seitlich durch
einen Schnurrbart verdeckt, der sich mit dem um die breiten Kinn-
backen kurz und rund geschnittenen und auf dem Kinn symmetrisch
geordneten Barte mischt. Der im Verhältnis zum Körper etwas kleine
Kopf sitzt auf einem kurzen, dicken Halse. Ein reichfaltiger Chiton
umschliefst den Körper bis auf das Handgelenk und einen Ausschnitt
am Halse. Darüber ist ein Mantel gezogen, der die linke Schulter
und den Rücken bedeckt und auf der rechten Schulter leicht aufliegt.
Die Gestalt hält mit beiden Händen ein Buch vor sich, welches mit
einem Reliefkreuze geschmückt ist.
Aufser diesem besitzt das Tschinili-Kiosk Museum noch drei andere
stärker fragmentierte Medaillons, die ohne Zweifel alle zusammen-
gehören. Fragment 2 lag 1889 in den Arkaden rechts unter der Vor-
halle des Museums. Kopf und Schultern waren abgebrochen, das Kreuz
abgemeifselt, doch in den Spuren deutlich erkennbar. Fragment 3
ebenda, ohne Kopf und Schultern, das Kreuz gut erhalten. Fragment 4
im Magazin, nur die linke Brusthälfte mit den Ansätzen des Halses
und der Hand erhalten.
Wir haben Gelegenheit an diesen Skulpturen die oben an den
kleinen Figürchen der Säulentrommeln gemachten Beobachtungen über
die Bildung der menschlichen Gestalt durch den altbyzantinischen Bild-
hauer zu vervollständigen und zwar wesentlich, weil in der abgebildeten
Büste der Kopf erhalten ist und die Mafsverhältnisse eine genauere
Einsicht in die Detailarbeit gestatten. Der erhaltene Kopf zeigt un-
verkennbar porträthafte Züge: Stirn, Wangen und Mund sind gewils
nach dem lebenden Modell geformt. Die Augen haben jenen faden
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 38
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Blütezeit 587
von Denkmilern scheiden, solche, in denen die Evangelisten alle den
gleichen bärtigen Typus haben, und solche, in denen ihre Typen wech-
seln. Zu der ersten Gruppe gehören die Mosaiken von S. Vitale in
Ravenna (Garr. 263, 3—6), in denen die Evangelisten durch vier Greise
gegeben und nur durch die lateinischen Beischriften und die Symbole
geschieden sind, das fünfteilige Diptychon im Domschatze zu Mailand
(Garr. 454/5), in dem ebenfalls nur die beigegebenen Symbole charak-
terisieren, dann vier Medaillons der Kollektion Hoffmann!), welche
1878 bei S. Maria degli Angeli in Umbrien gefunden sein sollen, und
das Diptychon aus Luxemburg in der Kollektion Batemann in Yoly-
grave (Garr. 452, 2). Aus diesen Stereotypen können sich die byzan-
tinischen Varianten unmöglich entwickelt haben; dieselben werden
denn auch durch die Hauptdenkmäler in S. Vitale und Mailand als
vom byzantinischen Strome abseits liegend bezeichnet.
Der zweiten Gruppe, d. i. derjenigen, in welcher die Evangelisten-
typen variieren, gehören an: die Maximianskathedra (Garr. 416, 2—5),
die Lipsanothek in Brescia, an der ich im Gegensatz zur herrschenden
Ansicht die Evangelisten um den jugendlichen Christus am Deckel
gruppiert sehe (Garr. 441)*), der Codex Rossanensis*), die syrischen
Miniaturen im Etschmiadzin-Evangeliar*) und in der Bibel vom Jahre 586
(Garr. 135, 2), endlich der vatikanische Kosmas Indikopleustes (Garr.
151, 9—12).°) Diese Denkmäler vertreten im Gegensatz zu denen der
ersten Gruppe die Kunst des Ostens — denn auch die Lipsanothek
in Brescia, welche bis heute für altchristlich gilt, ist ein byzantinisches
Werk und zwar wahrscheinlich von konstantinopolitanischer Provenienz.
Und in der That zeigt denn auch wenigstens ein Vertreter dieser
Gruppe, die Miniaturen des vatikanischen Kosmas, die Typen der Evan-
gelisten schon fast identisch mit denen der mittelbyzantinischen Zeit.
Dem Relief des Tschinili-Kiosk gegenüber kann es wegen seines
Fundortes nicht zweifelhaft sein, dafs es der zweiten Gruppe angehört;
dann aber dürfte der dargestellte Evangelist Markus sein, für den in
mittelbyzantinischer Zeit das kräftige Mannesalter, volles Haar und
—
1) Catalogue vom Jahre 1886 Nr. 576—579 pl. XL.
2) Vgl. dagegen Garrucci VI p. 63 und Ficker, Die Darstellung der Apostel
S. 146. Petrus und Paulus heben sich deutlich inmitten der Reihe über der Be-
strafung des Ananias und des Saphira heraus (Garr. 444).
3) Ediert von Gebhardt und Harnack, Leipzig 1880 (für eingehendere, be-
sonders stilkritische Studien unbrauchbar).
4) Strzygowski, Byz. Denkmäler I, Tufel I.
5) Bei Garrucci 151, 9—12 fehlen die Farben und auch die Details sind
nicht durchaus zuverlässig.
38”
588 1. Abteilang
kurzer, runder Bart feststehen. Auf der Maximianskathedra ist &
der Evangelist zu äufserst rechts (Garr. 416, 5), auf der Lipsanothek
in Brescia derjenige zu fiufserst links. In diesen mit unserem Relie
annähernd im selben Jahrhundert entstandenen Bildwerken ist die Iden-
tität (besonders auf der Kathedra) denn auch unverkennbar.
Es läfst sich nun mit Heranziehung eines bisher unberiicksichtigt
gebliebenen Details unseres Reliefs.auch sagen, in welcher Art die vier
Evangelistenmedaillons ursprünglich verwendet gewesen sein dürften,
Bei einem andern von mir aufgefundenen Bildwerke derselben Epoche,
dem Relief der Panagia in der Kirche der heiligen Paraskewi in Chalkis,
bemerkt man, dafs das Brustbild nach oben zu immer mehr aus dem
Grunde vorspringt, also auf die Untenansicht berechnet ist. Die gleiche
Beobachtung können wir an dem abgebildeten Medaillon machen: während
Brust und Hände nur wenig über den umrahmenden Wulst hervor-
ragen, springt der Kopf so weit vor, dafs der obere Teil des Medaillons
abbrechen konnte, ohne den Kopf mitzunehmen. Der Bildhauer war
also auch hier auf die Untenansicht bedacht. Halten wir dazu noch
folgende Thatsache.
In allen byzantinischen und byzantinisch beeinflufsten Kirchen
nach 1204 etwa sind in den Kuppelpendentifs die vier Evangelisten
dargestellt. Dieser Brauch drang auch in die italienische Renaissance;
schon Brunelleschi setzt Evangelistenmedaillons in die Zwickel der Ca-
pella Pazzi und in die der alten Sakristei von S. Lorenzo. Aus mittel-
und altbyzantinischer Zeit fehlen bisher die Belege. In der Sophien
kirche sind in den Zwickeln bekanntlich Sechsflügler, in Daphni und
Hosios Lukas Scenen aus der Jugend Christi dargestellt. Nun könnte
man aber schon auf Grund der Thatsache, dafs in den meisten Fallen
Erscheinungen der späteren byzantinischen Kunst im 5. und 6. Jahr
hundert ihre Wurzel haben, annehmen, dafs auch unsere Medaillons
ursprünglich in solchen Zwickeln einer altbyzantinischen Kuppelkirche
angebracht waren. Die auf die Untenansicht berechnete Arbeit würde
dazu prächtig stimmen. Aber es giebt wenigstens einen, bisher aller-
dings unbekannt gebliebenen Beleg dafür, dafs dieser Usus auch schon
in älterer Zeit bestand. Es sind dies die Mosaiken der Neamoni in
den Gebirgen der Insel Chios, der ich an anderer Stelle eine eingehende
Besprechung widmen werde. In der Kuppel dieser Kirche erscheinen
neben den Sechsflüglern auch die Evangelisten. Diese Mosaiken stellen
also die Vermittlung zwischen dem Schema der Sophienkirche und dem
spätbyzantinischen her, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit für eine
Verwertung der vier Medaillons des Tschinili-Kiosk als Schmuck der
Pendentifs einer Kuppelkirche wächst.
J. Strzygowski: Die altbyzantinische Plastik der Bliitezeit 589
Nach den heute noch allgemein gültigen Grundsätzen würde man die
besprochenen Skulpturen möglichst. nahe an die Antike herangerückt
haben. Das mag für die altchristliche Kunst seine Berechtigung haben,
für die byzantinische ist diese Methode gewils falsch und eine immer
neue Quelle zäh haftender Irrtümer. Denn alle Anzeichen sprechen
dafür, dafs die Zeit von 330 bis auf Theodosius in Konstantinopel eine
Periode des sich Kreuzens und Drängens aller antiken und christ-
lichen Elemente war. Erst mit Theodosius d. Gr. kommt, wie sich mit
Sicherheit in der Architektur nachweisen läfst, ein einheitlicher Zug in
die bunt zusammengewürfelte Masse am Bosporus, und es entwickelt
sich der byzantinische Stil der Antike. Das Ornament wird durch der
Tier- und Pflanzenwelt entnommene Motive neu belebt und bereichert,
die plastische Darstellung des menschlichen Körpers verliert immer
mehr von der klassischen Schönheit und erhält sich bis auf Justinian
nur in solchen Bildwerken, in denen dogmatisch festgesetzte Typen der
Bibel und damit ältere traditionelle Formen wiederkehren. Für die
Bildung der Köpfe werden porträtmäfsige Züge eingeführt; die noch von
der altchristlichen Kunst angewendeten Idealtypen der Antike hören auf.
Es wurde oben gelegentlich des Lobes, welches der Gewandbildung
an der Evangelistenbüste gespendet werden mufste, erwähnt, dafs hierfür
verwandte Bildungen in der Elfenbeinplastik nachweisbar seien. Wir
berühren damit ein Gebiet, das ich bereits in meiner Arbeit über
„das Etschmiadzin-Evangeliar“ S. 51 gestreift habe. Als bezeichnend
für den konstantinopolitanischen Kreis solcher Schnitzereien wurde dort
die bekannte Tafel des Britischen Museums mit der Darstellung eines
Erzengels und der Aufschrift AEXOY TTAPONTA 12.) zitiert.
Man vergleiche nun die Bildung der Halspartien und des Gewandes
in dieser Tafel mit denen am Markusrelief des Tschinili-Kiosk und wird
dieselbe in London leider abgesprungene Steilfalte vorn und denselben
breiten dicken Hals finden. Recht auffallend ist auch die Ähnlichkeit
der gleichen Partien an der vor dem Grabe sitzenden Gestalt auf einer
die Wächter und Frauen am Grabe Christi darstellenden Tafel im
Museo Trivulzi in Mailand?) und bei mehreren Figuren der bereits
oben für Konstantinopel in Anspruch genommenen Lipsanothek in
Brescia.) Alle diese Bildwerke schliefsen sich eben zu einer ver-
wandten Gruppe zusammen, für deren Lokalisierung die abgebildeten
1) In der Abbildung Garruccis 457, 1 tritt das freilich nicht hervor. Man
vergleiche die Reproduktion bei Labarte pl. IV oder besser den verbreiteten
Gypsabguís der Arundel Society Ills.
2) Garrucci 449, besser die Photographie von Giulio Rossi in Mailand Nr. 109.
8) Garrucci 441 ff. oder die Photographien von C. Capitanio in Brescia.
Zu Theophanes.
Im 51. Bande des Philologus p. 188 macht Haury darauf auf-
merksam, dafs in dem Berichte des Chronisten Theophanes über die
Regierung des Justin I auf p. 170, 24 ff. diesem Kaiser Dinge zuge-
schrieben werden, welche tells aus inneren Griinden (Nennung der
Theodora, Gemahlin Justinians')), teils nach Vergleichung mit dem
parallelen Berichte des Malalas p. 422—23 sich auf seinen Nachfolger
Justinian beziehen müssen. Er versetzt deshalb diese ganze Stelle
p. 170, 24—171, 3 unter Veränderung des Namens ’Iovorivog in ’Iov-
oriviavós hinter p. 173, 17, d. h. an die Stelle, welche sie bei Malalas
einnimmt. Es sei mir teils als Herausgeber des Theophanes, teils aus
allgemeineren Gründen gestattet zu diesem Vorschlage einige Worte
zu äulsern.
Selbstverständlich ist mir, wie die am Rande notierten Stellen des
Malalas und des Chronicon Paschale beweisen, bei Ausarbeitung meiner
Ausgabe der von H. dargelegte Sachverhalt nicht entgangen, aber an
sein Auskunftsmittel habe ich damals nicht gedacht, und würde auch
heute genau so wie damals — abgesehen natürlich von dem Druck-
fehler ¿yovorav p. 170, 29 — den Text des Autors abdrucken lassen.
Zunächst hat sich H. die notwendige Aufgabe erspart, nachzuweisen
oder wenigstens begreiflich zu machen, auf welchem Wege die Worte
in unsern Handschriften von ihrer richtigen Stelle fort an ihren neuen
Platz haben gelangen können, und diesen Nachweis durfte man um so
mehr erwarten, erstens da es sich nicht um die jüngere stark mit-
genommene Überlieferung handelt, sondern auch der Vat. 154, dessen
Tradition bis nahe an die Abfassungszeit des Werkes hinanreicht, mit
allen anderen Handschriften übereinstimmt, zweitens des Autors wegen,
welcher emendiert wird. Für diejenigen, welche sich mit Byzantinern
1) Den ersten Grund, dafs der Chronist von dem a. 518 zur Regierung ge-
kommenen Justin nicht im Jahre 523/4 habe sagen können, er habe „ganz zur
richtigen Zeit die Herrschaft bekommen“, verstehe ich nicht, da ich diese Worte
nirgends zu finden vermag. éy xdoy ixavóryt — tis facidelag Enılaßöusvog
kann doch unmöglich so übersetzt sein.
C. de Boor: Zu Theophanes 593
Theophanes die Verhältnisse, wenn infolge eines solchen einmal be-
gangenen Irrtums oder infolge widersprechender Nachrichten verschie-
dener Quellen die chronologischen Ansätze mit einander in Widerspruch
gerieten. Häufig finden diese Diskrepanzen, absichtlich oder unabsichtlich,
keine Beachtung und stehen unvermittelt nebeneinander, bisweilen aber
treibt den Chronisten das Gewissen, sie auszugleichen, leider meistens
mit unglücklichem Erfolge. So auch in unserm Falle. Da Malalas die
Krönung Justinians und den Tod Justins genau datiert angiebt und
die von Theophanes falsch eingeordneten Ereignisse zwischen diesen
Daten erzählt, so konnte auch Theophanes an der richtigen chrono-
logischen Datierung keinerlei Zweifel hegen. Nun wird aber hier unter
anderm erzählt, es seien energische Mafsregeln zur Unterdrückung der
unruhigen Faktionen des Cirkus ergriffen worden. Dabei fiel dem
Chronisten offenbar ein, dafs er eben unter dem zweiten Jahre Justins
berichtet hatte, die Unruhen der Parteien hätten fünf Jahre gedauert,
dafs also die gewaltsame Niederschlagung derselben ins 7., oder wenn
er Anfangs- und Endjahr mitzählte, ins 6. Jahr Justins fallen müsse.
Statt nun an der sicheren Datierung des späteren Ereignisses fest-
zuhalten und dementsprechend die frühere Erzählung zwei oder drei
Jahre später einzufügen, fand er es bequemer das einmal Geschriebene
stehen zu lassen und danach das Spätere umzumodeln.
Breslau. C. de Boor.
Th. Büttner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 595
(nur der Kopf) in sehr roher Ausführung. Der Codex ist noch nicht
paginiert. Fol. 1" Namen der Winde u. s. w. Fol. 2" év dey) éxtouoev
6 Ye tOv oveavoy xal Tv piv Fag xwvoravrivov naicıoAdyov. "Ant
tod ¿dep ¿os tov xaraxAnouod u. s. w. Diese chronologische Uber-
sicht schliefst fol. 4° mit 1453. Fol. 4° folgt: dex) trav fouaiwv
BaorAzia (sic) xal nepl lovAlov xatcagos tov (das folgende Wort un-
deutlich, wie ueyev®évros?). “Tovitos 6 Kaisap ¿Bacidevos ¿rn ım.....
Dann noch Basaılsia abyovorov xaicagos. Schlufs von fol. 4: O rd
xataoxed0as (sic) pera avraviov. Nunmehr beginnt die ältere Hand des
14. Jahrhunderts, von welcher der ganze Grundstock des Codex stammt.
Erst jetzt ist das Papier gelblich und filzig, an den Rändern vielfach ge-
flickt. Fol. 9°: xai avexouiodr eis cAstavdperav: xal rapeoxevatov uëv
(Zonar. II p. 400, 10). Am geflickten Rand fügt die spätere Hand xegi
xAcorcaroag hinzu. Fol. 12": Miniatur und darunter mit roter Tinte Baot-
Asta adyovorov. Nunmehr folgen die übrigen Kaiser. Das letzte Blatt
von der alten Hand schliefst mit der etwas verwischten Zeile édotav
xal uGdiov, Ste ueravaoriva tv diormrjoedav rdv (Zonar. lib. XVII 3:
tom. IV p. 189, 27 s. Dind.). Die junge Hand des 15. Jahrhunderts
fährt ergänzend fort mit den Worten: éyxegepiouevov. avras.....
Auch in diesem Schlufsteile, dessen letzte Worte sind adsAyıdoüv dè
Tod tig yalxndwvn (sic) Tore mpozdpevovros Euxindiag. Adyots évte-
doauuevov troie te (Zonar. XVIII 25: t. IV p. 249, 1 Dind.), fehlen
Miniaturen nicht. Ein äufseres Zeichen dafür, dafs der Schlufs unvoll-
ständig ist, bildet der Umstand, dafs der gröfste Teil der letzten Seite
leer gelassen ist und noch drei weilse Blätter folgen. Zum Schlusse
folgen von derselben jungen Hand eine Sammlung von chronologischen
und anderen Listen:
1. Kaiserkatalog von Alexios Komnenos bis 1453 (also Fortsetzung
des Zonaras).
2. Liste der Kaiserinnen von Helene bis 1453.
3. Ta 6poinia (!) trav Baowdécov Awvoravrıvovndiswg, also eine
Liste der Ämter und Würden des kaiserlichen Hofes.
4. Liste der Patriarchen von Metrophanes bis auf Gregor III
(1443—1450). Die Jahreszahlen fehlen oft.
5. Liste der Metropolen.
6. Kaisergräber in Konstantinopel.
7. Kaiserkatalog von Konstantin dem Grolsen bis 1453.
8. Eine Reihe von Kaiserporträts, beginnend mit Johannes Kom-
nenos, also Ergänzung zu den Illustrationen des Zonaras. Zuletzt
folgen auch Köpfe älterer Kaiser. Im ganzen sind es 24 Bilder.
9. Schlufsblatt, vielleicht Schutzblatt, mit einem Fragment über den
Th. Biittner-Wobst: Studien zur Textgeschichte des Zonaras 597
¿vrevOev liest. Da nun die fraglichen Worte mit gleicher Tinte und
in ganz gleichmäfsigem Zuge niedergeschrieben sind, so ist nicht daran
zu denken, dafs der Schreiber unserer Handschrift nachträglich die
vorhandene Lücke ausgefüllt und etwa gar den Kedrenos eingesehen
habe. Vielmehr mufs bereits in dem archetypus des Manuskripts diese
Lücke ausgefüllt gewesen sein. Unser mutinensischer Codex nun, die
einzige Handschrift, welche jene Lücke nicht hat, ist wiederum, wie
oben gezeigt, so eng verwandt mit einzelnen der neunzehn Codices, die
sämtlich diese Lücke aufweisen, dafs es ganz unwahrscheinlich sein
würde ihn einem ganz anderen archetypus zuzuweisen. Es scheint viel-
mehr, als ob in der Vorlage unseres Codex bez. in deren Quelle zwar
auch die Lücke ursprünglich vorhanden, allein durch einen gelehrten
Byzantiner mit Hülfe des Kedrenos ergänzt war. Ist diese Annahme
richtig, so erhalten wir auch jetzt noch nicht unbedingte Sicherheit,
dafs die Lücke richtig ausgefüllt ist, sondern es bleibt immer noch die
Möglichkeit offen, dafs Zonaras für tv «dvaroAnv einen synonymen
Ausdruck, etwa ta avatodixe setzte. — Im übrigen giebt auch diese
Handschrift für den Text, soweit sich aus der kleinen Probe schliefsen
läfst, keine Förderung.
Dresden. Theodor, Büttner -Wobst.
II. Abteilung.
P. Batiffol, L'abbaye de Rossano, contribution à l'histoire de
la Vatieane. Paris 1891. Picard. 8% XL et 182 p.
Sil en faut croire le sous-titre placé par M. Batiffol en tête de son
livre, c'est une «contribution à l'histoire de la Vaticane» que doit avant
tout nous offrir ce volume; et au vrai on y rencontrera de curieux ren-
seignements sur la provenance de quelques-uns des manuscrits conservés
dans la librairie pontificale, Pourtant, ce n'est point là le seul intérêt de
ce travail: ce que nous y trouvons encore, ce que nous sommes surtout
heureux d'y trouver, c'est, suivant les expressions mêmes de l’auteur, «un
épisode de cette histoire de l'hellénisme en Italie, dont on a dit avec
raison quelle était encore à faire, et que c'était un des sujets les plus
rémunérateurs que la curiosité contemporaine ait laissés A traiter»
On sait quelle influence profonde la domination byzantine exerça entre
le 7° et le 11° siècle dans la Calabre et la Terre d’Otrante, quels longs
souvenirs elle y laissa jusque sous les princes normands ou angevins. On
sait avec quelle ampleur se répandirent dans ces provinces les monastères
basiliens et comment ils y demeurèrent pendant de longs siècles le foyer
des lettres et de la culture helléniques. On sait enfin quels aspects curieux
de la vie grecque en Calabre nous sont révélés par l’histoire de ces in-
nombrables couvents, et quel charme naïf offrent les pieuses légendes où
est contée l’existence des grands fondateurs d'abbayes, d'un St, Nil de Rossano
ou d'un St. Barthélémy de Simmeri. M. B., en des pages pittoresques, a
rappelé ces épisodes connus de l’histoire de la Grande-Grèce byzantine; il
y a même ajouté quelques aperçus nouveaux sur les causes de l’helléni-
sation de l'Italie méridionale (p. V. VITI—IX): pourtant on se demandera
si, en un livre d'érudition, cette introduction trop générale, trop sommaire,
oceupe bien sa vraie place, et si cet aperçu brillant, qui effleure tout sans
prétendre toujours à une suffisante exactitude, offre vraiment, privé qu'il
est de toute référence aux textes, une sérieuse et incontestable utilité.
Ven dirai presque autant du premier chapitre du livre. L'histoire de
l'abbaye du Patir, telle que la retrace M. B., demeure, malgré quelques
vues ingénieuses, un peu maigre pour les pages qu'elle emplit, et je ne vois
point que M. B. ait ajouté aux annales du monastère quelque évènement
nouveau d'une réelle importance. Ce qui plait et instruit davantage, c'est
la tentative qu'a faite M. B. pour reconstituer en partie l'antique librairie
du couvent. Au Vatican, à Grotta-Ferrata, à la bibliothèque Barberini, il
—
Besprechungen 599
a retrouvé 71 manuscrits provenant/incontestablement du Patir, et parmi
eux il en est de fort importants, tels que le Coder Patiriensis du Nouveau
Testament. M. B. ne s’est pas contenti de ces heureux résultats: il a voulu
nous dire encore l'origine des manuscrits réunis au monastère par le zèle
pieux des higoumènes; et dans une curieuse étude paléographique, il a fait
le départ de ce qui appartient aux calligraphes de Constantinople, de
ce qui a été copie en Calabre möme et parfois au Patir. Il a determine
les caractères de cette écriture gréco-lombarde à laquelle sont dus de nom-
breux manuscrits calabrais du 10° et du 11° siècle; il a montré cette tra-
dition cédant au 12° siècle à l'influence croissante de l’école constantino-
politaine; et «appliquant, comme il le dit, la méthode du groupement
par écoles calligraphiques inaugurée par M. Delisle dans l'étude de la
paléographie carolingienne», il a prouvé l'existence d'une calligraphie italiote
nettement distincte de la calligraphie byzantine.
Si Pon ajoute que les pièces justificatives offrent une série de précieux
documents sur les librairies basiliennes des Deux-Siciles, on comprendra
l'intérêt qu'offrent ces recherches pour l'histoire de l'Italie grecque. leut-
être pourtant trouvera-t-on que cet intérêt se disperse un peu trop, et
qu’on nous présente moins un livre bien sévèrement composé qu'un recueil
de mémoires, rattachés par un lien un peu làche, sur des sujets divers
d'histoire et de paléographie. Peut-être sentira-t-on aussi l'effort fait pour
grossir le volume: pour étoffer l'histoire de l'abbaye, on nous entraine, sans
raison très plausible, à St. Elie de Carbone et au St. Sauveur de Messine;
parmi les documents mis en appendice, on publie, je ne sait trop pourquoi,
l'inventaire des manuscrits de St. Elie de Carbone, du St. Sauveur de
Palerme, de St. Nicolas de Casole, du St. Sauveur de Messine, des SS. Pierre
et Paul d’Itala, toutes choses instructives, mais fort étrangères à l’abbaye
de Rossano; puis ce sont des excursus, des digressions pittoresques, et sans
doute tout cela a son intérêt ou son charme; mais tout cela laisse un peu
trop apparaître l’exiguite du sujet principal.
Je crains enfin qu'en composant ce livre, comme il le dit, «de ville
en ville et d'étape en étape» en «crayonnant parfois des notes en voiture»,
M. B. n'ait pas toujours eu le loisir de consulter d’assez près les docu-
ments. Je ne parlerai que pour mémoire de certaines lacunes de la biblio-
graphie; ce serait paraître attacher trop d'importance aux quelques articles
que j'ai publiés jadis sur les Printures byzantines de l'Italie méridionale
(Bull. de Corr. Hellén. 1884. 1887. 1888). Je ne discuterai pas non plus,
et pour les mêmes raisons, la date qu assigne M. B. aux mosaiques du
Patir (p. 31), encore que je croie avoir démontré qu'elles appartiennent
plutót au 12° siècle (Melanges de l'École française de Rome, 1890). Il est
d'autres points — malheureusement — où je dois relever quelques traces
d'un travail un peu rapide. Entre les souscriptions publiées en appendice
et les interprétations données dans le texte, il y a plus d'une fois fla-
grante contradiction.!) Ailleurs ce sont de menues erreurs, comme celle
ee ee
1) p. 49: Vat. 1636, mai 1064. La souscription (p. 151) indique le mois de mars;
p. 152: main du 13° siècle. La date donne qu= 6400, c. à. d. une année du 10° siècle ;
p. 67: Crypt. 4. 9. I. juillet 1487. La souscription (p. 154) donne juillet 1687;
tbid.: Crypt. T°. 6. VIII, 1520. La souscription (p. 155) donne 1504; p. 88: Nil moine.
La souscription (p. 157) donne NEGTOAX, c. à. d. probablement Nestorius.
600 IL Abteilung
qui attribue au 9° siècle et à l'empereur Basile I le fameux Ménologe
(Vat. 1615) du Vatican (p. 79, note), qui fait de la basilique toute latine
de la Roccelletta un monument de l'art byzantin (p. XII), ou qui imagine
un village de S. Stefano (près de Vaste, p. XXVIII) là où il a y a qu'une
grotte dite dei Santi Stefani. Parfois les négligences sont plus graves
M. B. a publié dans ses pièces justificatives une sorte de registre de prit
des manuscrits de St. Nicolas di Casole, se bornant d'ailleurs à en donner
la traduction latine, «d’après le grec, dit-il, qu'a bien voulu me commu-
niquer le P. Cozza Luzi». Or M. Omont a publié en 1890 le texte même
de ces notes (Rev. des Études grecques, t. II, 389—390), et il faut recon
naitre que la comparaison de l'original avec la traduction réserve au lecteur
quelques étonnements. Outre qu'en plusieurs points cette traduction est
peu exacte'), elle contient à peine la moitié du texte original. Est-ce que
la communication du P. Cozza Luzi aurait été incomplète? la chose est
peu vraisemblable. Est-ce plutôt que M. B. a jugé inutile de traduire tout
le document? Dans ce cas il eût été bon de nous en avertir, et à coup
sûr la résolution prise serait fort sujette à critique. En effet, parmi les
ouvrages omis dans la traduction de M. B. et qui figurent dans l'original
on trouve un manuscrit d’Aristote et un manuscrit d’Aristophane, dont
j'avais déjà moi-même signalé, d’après ce registre de prêt, Vexistence à
St. Nicolas et qu'il était assurément intéressant de comprendre dans la
publication de cette pièce justificative. On avouera qu'il y a là une façon
un peu inquiétante de traiter et d’accommoder les documents.
Je ne rencontre pas de moindres confusions dans la page où sont
exposées les institutions byzantines de la Grande-Gröce (p. X). Je n'ai
trouvé dans les documents nulle trace du fonctionnaire que M. B. dénomme
«le vestiarius imperialis, préposé au service du fisc et des finances». Dans
le texte grec des chartes (Trinchera, Syllabus graec. membr. p. 16. 27. 32.
41. 42. 43. 45) — car la traduction latine peut induire en quelque erreur
+ — on lit constamment rd fucilixóv veoréguov, et ce substantif neutre dé
signe une caisse du trésor impérial?) et nullement un dignitaire byzantin.
Aussi bien sait-on que dans l'administration byzantine le fonctionnaire
chargé du soin des finances s'appelait le protonotaire du thème, et que le
titre de vestiarius, pris isolément, n'a jamais désigné qu'une dignité pala-
tine. Je ne connais pas davantage les xpira/ assistant le romornexris, les
textes ne mentionnant sous ce nom que le juge du thème, chef de l’ad-
ministration judiciaire (Trinchera, p. 23); et je ne rencontre point, au
moins pour l’époque byzantine, d'autres personnages revêtus de ce titre:
encore n'est-il point certain que le xgrfç ne se confonde pas avec le pro-
tonotaire du théme.*) Je ne vois point non plus que le catapan d'Italie
ait jamais eu sous ses ordres les deux stratèges des thèmes (p. II):
1) Là où la traduction latine de M. B. dit: Philippo de Massa, le donne:
16 Dulluno ro Bdoce (de Vaste?); presbyter de Cantarello; grec: à Legets Acar
Kaveagéilos; Nicodemus hegumenus tod govléroov, lire: rod Teovléraov (de Tru-
lazzo); au lieu de rod covedívov (Batiffol), lire: rod Zovedvov (Omont).
2) Cf. dans les chartes de Patmos (Müller et Miklosich, Acta et diplomata
graeca medii aevi, t. VI, p. 95, 105) les termes: rò céxperoy rob éxi rod feoriapior,
tav Em) rav feoriaglor, qui est distinct d'ailleurs du céxperoy ris Baaueuÿs 6a-
xélins.
Ts) Cf. Rambaud, l’Empire grec au X° siècle, p. 200.
Besprechungen 601
durant toute la période où l’on rencontre des catapans (975—1034), les
chartes ne nomment aucun stratège. et il semble bien que le catapan se
soit substitué aux gouverneurs ordinaires des thèmes italiotes. Il y a dans
tout cela, on le voit, une connaissance un peu insuffisante de l'administra-
tion byzantine: et si ces taches ne suffisent point à enlever son mérite au
livre de M. B., du moins laissent-elles quelque involontaire inquiétude au
sujet des assertions qu'on ne peut directement vérifier.
On n’en doit pas moins remercier M. B. d'avoir rappelé l'attention
des érudits sur ce séduisant épisode de l'histoire byzantine et d'avoir réuni
de nombreux et curieux matériaux inédits pour l'histoire — qui reste tou-
jours à faire — de l'hellénisme au Moyen-Age dans l'Italie du Sud.
Nancy. Ch. Diehl.
Georgii Cvprii descriptio orbis Romani. Accedit Leonis impera-
toris diatyposis genuina adhuc inedita. Edidit praefatus est commentario
instruxit Henricus Gelzer. Adiectae sunt quattuor tabulae geographicae.
Lipsiae (Teubner). 1890. LXXII, 246 S. 8°.
Unter der leichtgewappneten Schar der Teubnerschen Textausgaben
erscheint dieses Buch mit seinen reichen Beigaben wie ein Schwergerüsteter:
ein gelehrter Kommentar begleitet Schritt für Schritt den wichtigsten Teil
des schwierigen, nur aus Namen bestehenden Textes (S. 22—56) und in
der ausführlichen Vorrede werden die einzelnen Ergebnisse zu einem Ge-
samtbilde vereinigt, das nicht nur die unmittelbar in Frage kommende Zeit
umfafst, sondern rückwärts und vorwärts schauen läfst, sodafs diese Vor-
rede nichts geringeres bietet als inhaltsreiche, auf vollem Quellenmaterial
beruhende Untersuchungen über die politische Geschichte des oströmischen
Reiches.
Der Text (S. 1—56) war zuerst unvollständig 1641 vom Bischof von
Avranches, Carl vom heiligen Paul, dann vollständiger 1648 von Goar
herausgegeben und nach diesen beiden unkritischen Ausgaben abgedruckt
worden von Parthey an erster Stelle in seiner Sammlung der Notitiae
graecae episcopatuum. Jetzt ist er erst brauchbar geworden durch Gelzers
kritische Ausgabe, in der er nach zwei Handschriften hergestellt ist: dem
Baroccianus 185 saec. XI, der durch Beveridge in seinem ovvodixov nur
sehr mangelhaft bekannt geworden war, und dem Coislinianus 209 saec. XI.
Neben diesen werden noch Lesarten des Vindobonensis 322 saec. XIV und
Coislinianus 346 saec. XI benutzt, sowie des von den beiden ersten
Herausgebern allein benutzten Regius = Parisinus gr. 1310 saec. XV, den
Gelzer mit dessen Abschrift, Parisin. gr. 1766 saec. XVII, erst nachträglich
aufgefunden hat (vgl. H. Gelzer, Analecta Byzantina p. 15 im Index schol.
1891/92. Jena).
Bisher hatte man das Ganze für eine kirchliche Notitia angesehen,
obwohl man die ungleichmälsige Behandlung der einzelnen Reichsteile nur
unvollkommen zu erklären vermochte. Gelzer weist schlagend nach, dals
in der Notitia zwei ganz verschiedene Stücke (Not. I, 1—529 und 530 —
1063 ed. Parthey = S. 1—27 und S. 23—56 ed. Gelzer) vorliegen, deren
erstes in der That eine hauptsächlich für die Diöcese Konstantinopel geltende
Notitia episcopatuum ist, während der zweite Teil, durchaus profanen Ur-
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 39
Besprechungen 603
Stadt Numidiens statt als erste der folgenden Provinz Mauretania I. Die
Hauptstadt von Mauretania II (= Diocletians Tingitana) ist das wichtige
Septem, von wo aus auch der spanische Besitz verwaltet wurde. Ob das hier
genannte Mescoxotaunvol ein einheitliches Wort ist, ob der Ort auf afrika-
nischer oder spanischer Seite liegt, ist unsicher: auffällig bleibt es, dafs
von den bekannten byzantinischen Städten des spanischen Festlandes keine
genannt wird, selbst Karthago nicht, das zu Georgius' Zeit sicher und auch
noch länger den Griechen gehörte, wie durch ausreichende Beweise fest-
gestellt wird. Der Fall Karthagos, beiläufig bemerkt, wird ausdrücklich
erwähnt von Isidor in Orig. 15, 1, 66: Afri.... Carthaginem Spartariam
construxerunt, quae .... nomen etiam prouinciae dedit. nunc autem a
Gothis subuersa atque in desolationem redacta est. Mit Riicksicht auf die
Abfassungszeit der Origines (im Jahre 627, vgl. Orig. 5, 39, 42) läfst sich
aber aus diesem Erwähnen offenbar jüngster Ereignisse der Zeitpunkt nicht
viel genauer bestimmen als aus den sonst angeführten Zeugnissen hervor-
geht, dafs nämlich Suinthila (621—631) den letzten Rest oströmischen
Besitzes eroberte. Die Seiten XXXII—XLIV in Gelzers Vorrede enthalten
eine vollständige Geschichte der 7Ojährigen Griechenherrschaft in Spanien
überhaupt.
In der Einteilung Ägyptens und des Orients stimmt Georgius, ab-
gesehen von der Reihenfolge der Provinzen, fast ganz mit Hierokles überein.
Er hat die von Justinian vorgenommene Teilung Ägyptens in zwei Pro-
vinzen, ihre Grenzen aber lernen wir erst durch sein Städteverzeichnis
kennen. Tripolis, das unter Justinian noch zu Afrika gehörte, ist jetzt
Ägypten zugeteilt. — In Syrien ist Theodorias hinzugekommen, und Cypern
wird nicht an dritter, sondern an letzter Stelle aufgeführt (als Insel? auch
in Sicilien stehen 592 ff. die Inseln am Ende). Ganz abweichend von
Hierokles, dessen Text freilich, wie schon Wesseling bemerkt hat, an dieser
Stelle lückenhaft ist, berichtet Georgius über Mesopotamien, wo er zwei
Provinzen: Mesopotamia superior und Armenia quarta, unterscheidet. Letztere
hat erst Justinian 536 eingerichtet, in dessen Ordnung (novell. 31, 3)
engere Grenzen gezogen werden, als wir bei Georgius finden. Des letzteren
Angaben stimmen eher mit den Berichten armenischer Schriftsteller, unter
denen die reichere Fassung der armenischen Geographie des Moses von
Chorene in der neuen Ausgabe (von P. Arsen Soukry, Venedig 1882) von
besonderer Wichtigkeit ist: ihr Verfasser stellt sich als Zeitgenosse von
Georgius heraus. Die armenischen Quellen bis zum 10. Jahrhundert herab
werden mit ihren Angaben über die Reichsgrenzen herangezogen. Wenn
sie alle von einem viel grölseren Umfange des byzantinischen Gebietes
sprechen als Georgius, so verdienen dennoch beide Glauben: Georgius ver-
zeichnet nämlich nur diejenigen Gebiete, die wie Mesopotamia und Ar-
menia IV zu wirklichen Provinzen gemacht waren, liefs aber alle andern
weg, die wie Turuberan und Airarat nicht unter den üblichen Beamten
standen.
Der Kommentar (S. 84—214) zu Georgius ist von grölstem Werte
für die alte Geographie und Topographie und enthält eine Fülle von wich-
tigem Materiale, das vielfach aus entlegenen Quellen und schwer zugäng-
lichen Werken zusammengetragen ist. Bemerkenswert ist auch die vorsichtige
Haltung des Herausgebers gegenüber verstümmelten oder unbekannten Namen.
39°
Besprechungen 605
2. Die zweite Aufgabe ist die Rekonstruktion des Urkorpus der soge-
nannten Sacra Parallela des Johannes von Damaskus. Die Meinung, dafs
wir in den von Lequien herausgegebenen Parallela ein Originalwerk be-
säfsen, hat lange Zeit die Gelehrten abgehalten, die den gleichen Titel
führenden Handschriften genauer zu prüfen und zu der Erkenntnis zu ge-
langen, dafs uns die Parallela in mehreren aus dem Urwerke abgeleiteten
Rezensionen vorliegen, deren eine, und nicht die beste, die von Lequien
edierte ist. Von der Wiederherstellung dieses Urkorpus hat die christliche
Florilegienforschung auszugehen. Sie hat bisher schwer nicht nur darunter
gelitten, dafs die von Philologen betriebene Forschung das christliche Ma-
terial der Florilegien meist meinte ganz beiseite setzen zu dürfen, sondern
auch dadurch, dafs man sich am meisten mit den Florilegien beschäftigte,
die am wenigsten taugen, die fast überflüssig sein und nur litterarhisto-
rischen Wert haben werden, wenn jene grofse Aufgabe gelöst sein wird.
Es ist erfreulich, dafs Loofs, gleichzeitig mit. L. Cohn, der denselben
Gegenstand a. a. O. behandeln wird, meine Bemerkungen fortführend, in
einigen Punkten auch berichtigend, durch Orientierung über das Verhältnis
der verschiedenen Rezensionen und über ihre Handschriften die Wege bahnt
und die Lösung jener Aufgabe vorbereitet, die hoffentlich von einem andern
bald in Angriff genommen werden wird. Mit Recht geht Loofs (S. 8) davon
aus, dals die beiden im Vat. 1236, der Handschrift Lequiens, erhaltenen
Vorreden, die zu der Rezension, der sie vorgesetzt sind, gar nicht passen,
für die voraufgehende Geschichte und Überlieferung des Parallelenbuches
zu verwerten sind. Die zweite Vorrede teilt den Stoff in drei Bücher, deren
erstes von Gott, das zweite von den menschlichen Verhältnissen, das dritte
von Tugenden und Lastern handeln soll. Diese Dreiteilung ist für das Ur-
korpus vorauszusetzen und für jeden der drei Teile alphabetische Kapitel-
ordnung. In dem Vat. 1236, dem Rupefucalinus, der durch Par. 923
und Ven. 138 vertretenen Rezension ist dann erst das Material aller drei
Teile nach rein alphabetischer Ordnung aneinander gereiht worden. Nun
bietet der zuerst von A. Mai benutzte Vat. 1553 eine Vorbemerkung, in
der gesagt wird, es solle, nachdem im 1. Buche über Gott gehandelt sei,
im zweiten über die Menschen gehandelt werden, und in der That bietet
diese Rezensiön nur solche Titel, die sich auf die menschlichen Verhältnisse
beziehen. Wenn man diese Titel der rein alphabetischen Rezensionen zu-
sammenstellt, ergiebt sich fast vollständig der Inhalt des Vat. 1553, wie
Loofs an oToLysiov A zeigt. Offenbar liegt also hier das 2. Buch des Ur-
korpus vor, wie zum Überflufs auch der Titel sagt. Das 1. Buch liegt vor *
im Coisl. 276, wie der Titel (BıßAlov xoûrov), der nur die göttlichen Dinge
betreffende Inhalt und ein Vergleich mit den entsprechenden Kapiteln der
alphabetischen Rezensionen beweist. Das 3. Buch, dem die erste Vorrede
des Vat. 1236 vorgesetzt war, ist uns nicht erhalten, wenigstens bis jetzt
nicht nachzuweisen. Aber sein Inhalt ist (auch mit Hilfe der raparrourat)
leicht zu gewinnen als der übrig bleibende Rest, wenn man die zu Buch I
und II gehörenden Kapitel der alphabetischen Rezension abzieht. Nur dies
3. Buch trug den Titel xepdlnde, weil es die korrespondierenden Tugenden
und Laster neben einander stellte (vgl. Stobaeus), das ganze Werk war
nach der zu ihm gehörigen Vorrede ¿spa betitelt. Auch das Verhältnis der
bis jetzt weniger bekannten Handschriften zu den verschiedenen Rezensionen
Besprechungen 607
tritt, wird aber auch dadurch bestätigt, dafs in den C eigentümlichen Kapiteln
und Zitaten meist der gleiche Kreis von Autoren und dasselbe Prinzip der
Auswahl erscheint wie in dem sonstigen Werke. Ungünstiger schon sind
wir gestellt bei Buch II. Auch hier haben wir zwar in K (Vat. 1553) eine
Grundlage, aber keine so treue Wiedergabe, wie C es für das erste Buch
ist. Auslassung von Zitaten und ganzen Kapiteln, arge Verwirrung in der
Reihenfolge begegnet in K häufiger. V und K stehen, wie die Analyse
mehrerer Kapitel zeigt. hier in einem ähnlich engen Verhältnis wie R und C,
während R von K weiter absteht. etwa wie Y von C. Auslassungen sind
auch hier in allen Rezensionen nachweisbar und lassen befürchten. dafs
auch durch Kombination der verschiedenen lückenhaften Versionen der lücken-
lose Urtext sich nicht völlig herstellen läfst. Die Annahme grúlserer Zu-
sätze scheint sich für K zu empfehlen, da K eine grofse Zahl eigentümlicher
Zitate bietet. Dennoch mufs man die in VR fehlenden Scholien wegen
ihrer Gleichartigkeit mit denen des ersten Buches wohl dem ursprünglichen
Werke zuschreiben, ebenso mehrere Zitate auch im ersten Buche benutzter
Väter, deren Auslassung in RV sich zum Teil aus der geringeren Schätzung
dieser Autoren in späterer Zeit erklären mag. Die Thatsache, dals in K
allein viele Autoren zitiert werden, könnte zu der Annahme führen. dals
diese Zitate Zuthat seien. Aber auch hier zeigt C ein ähnliches Mals von
Eigentümlichkeiten. Von den in C und K, zusammen genommen, zitierten
54 Autoren sind 25 CK gemeinsam. 14 K und 15 C eigentümlich. Und
manche dieser verdächtigen Zitate gewinnen auch dadurch an Gewähr, dafs
dieselben Autoren im dritten Buche sich nachweisen lassen und dafs manche
dieser singulär auftretenden Autoren zur Abfassungszeit des ursprünglichen
Werkes noch bekannt und geschätzt, dann bald vergessen waren.
Für das dritte Buch sind wir in der übelsten Lage, weil nur auf die
alphabetische und kontaminierte Überlieferung (VR) angewiesen. Aber dazu
kommen die Verweisungen auf die Parallelen in CK, die L. sämtlich ge-
sammelt hat, und — das ist eine neue Erkenntnis — die Melissa des An-
tonius, die neben Maximus das 3. Buch der ‘Ieo«, die Parallelen, benutzt hat.
Die meisten Titel der Melissa sind bei Maximus oder freilich meist in
ursprünglicherer Form in dem aus den angegebenen Quellen von Loofs
rekonstruierten Kapitelverzeichnis nachweisbar. Verzichten müssen wir
freilich beim dritten Buch auf die Herstellung der ursprünglichen Ord-
nung und mit der Thatsache rechnen, dafs uns manche Titel ganz ver-
loren sind.
Zum Schlufs berührt L. die interessante Frage nach Zeit und Verfasser
des Werkes. Die handschriftliche Überlieferung schreibt Buch I dem Pres-
byter und Mönch Johannes, Buch II dem Leontius und Johannes zu, und auf
verschiedene Hände scheint auch die Bevorzugung verschiedener Autoren in
beiden Büchern zu deuten. Der Leontius soll wohl der von Byzanz sein
(f um 543), der in seinen Werken Belege ziemlich derselben Autoritäten,
die für die ‘Ieg& benutzt sind, zusammenstellt. Auch die ‘Ieoa stellen die
Autorität der Kappadokier in den Vordergrund, verraten in den Scholien
einen ähnlichen dogmatischen Standpunkt wie dieser Leontius. Auch finden
wir in dessen Umgang mehrere Männer des Namens Johannes. Nimmt man
hinzu, dafs der späteste der in den “Tepd citierten Autoren der Areopagite
ist und dafs das Sammelwerk in dem Ilavdéxtns rms aylas yoapijg des An-
608 II. Abteilung
tiochus monachus (bald nach 614) benutzt zu sein scheint, so würde alles
dafür sprechen, unser Werk in die letzte Zeit des Leontius von Byzanz zu
setzen, wenn man nicht glaubte zwei Scholien in R auf den Raub des heiligen
Kreuzes durch die Perser 614 beziehen zu müssen. Dafs diese Scholien
späterer Zusatz sind, ist nicht wahrscheinlich nach dem oben Bemerkten.
Doch macht Loofs darauf aufmerksam, dafs die innern Wirren in Palästina,
wie sie in den Scholien geschildert werden, besser auf die Zeit nach 532
passen; man mülste dann aber freilich annehmen, dafs hier eine sonst
unbekannte Wegnahme des Kreuzes (durch die Perser) gemeint sei.
Mit welchem Grunde die Tradition den Namen des Johannes von Dam.
mit den Parallelen in Verbindung bringt, lüfst sich bis jetzt nicht ent-
scheiden.
| Inzwischen ist der oben verheilsene Aufsatz von Cohn erschienen. Cohn
bespricht zuerst die Pariser Catenen zum Oktateuch, die alle Exemplare der
Cat. Lips. sind, und das Verhältnis dieser Cat. zu Prokop. Er kommt,
indem er noch einen Schritt weiter geht als ich, zu dem Resultat, dafs die
Cat. im ganzen identisch ist mit den "Exloyal des Prokop, — eine Ansicht,
die durch die Zeit der in der Cat. zitierten Autoren — Gennadius, zweite
Hälfte des 5. Jahrhunderts, der letzte — und die Übereinstimmung namenlos
überlieferter Erklärungen der Cat. mit dem Kommentare des Prokop be-
gründet wird. In dem zweiten Teile kommt Cohn unabhängig von Loofs
zu dem gleichen Resultate wie dieser, dafs nämlich C und K das erste und
zweite Buch des Urflorilegs enthalten, dessen Bücher in den meisten andern
Rezensionen zusammengearbeitet sind. Cohn giebt ferner Mitteilungen über
den in gewisser Weise verwandten, aber, wie es scheint, aus verschiedenen
Quellen kontaminierten Coisl. 294. Ein interessantes Beispiel, wie die aus
dem Originalwerk abgeleiteten Quellen später wieder zu einem grölseren
Ganzen zusammengefügt werden (vgl. Laur. VIII 22), giebt auch Cod. Hiero-
solym. gr. 15 (‘Iegocodvpstixt BiBliodmun I S. 65 ff.), dessen vier Teile, wie
Cohn aus den Titeln schliefst, der Reihe nach enge Verwandtschaft mit V,
C, K, Coisl. 294 aufweisen.
Zu den schwierigsten Aufgaben der philologischen Kritik und Technik
gehört die Rekonstruktion verlorener Werke, und die Philologie hat glänzende
Leistungen auf diesem Gebiete aufzuweisen: die Wiedererweckung der Chronik
des Eusebius durch Scaliger, Diels’ Doxographi, die Herstellung des hippo-
lytischen Syntagma durch Lipsius. Die Aufgabe, das christliche Urflorilegium
wiederherzustellen, scheint zunächst unüberwindliche Schwierigkeiten zu bieten.
Es handelt sich hier ähnlich wie bei der Rekonstruktion des Urtextes der
LXX, die nun nach dem Tode des vielseitigsten Gelehrten unserer Zeit sich
nicht absehen l&fst, zunächst um die Feststellung verschiedener Rezensionen,
von denen aus man erst auf das Originalwerk zurückgehen kann. Diese
Rezensionen liegen nicht gedruckt vor, und ihre Veröffentlichung wäre zwar
zur Erleichterung der Rekonstruktion des Urflorilegs wünschenswert, ist
aber, weil sonst zwecklos, eben nicht zu erwarten. Ich sehe nicht, wie die
Aufgabe gelöst werden kann, wenn nicht einem Gelehrten auf längere Zeit
die gleichzeitige Benutzung der wichtigsten Hss. ermöglicht wird. Möchte
sich immer mehr die Erkenntnis Bahn brechen, dafs bei grofsen wissen-
schaftlichen Aufgaben die geringe Gefahr, die der freie Austausch der Hss.
auch zwischen verschiedenen Ländern für das Pergament in sich schliefst,
Besprechungen 609
gegeniiber dem wissenschaftlichen Gewinn gar nicht in Betracht kommen
darf, dafs die gepriesene Internationalität der Wissenschaft sich hier prak-
tisch bewähren mufs.
Berlin. | P. Wendland.
1) Duae Chorieii orationes nuptiales primum editae a Rich. Foerstero.
Breslauer Lektionskatalog. Sommer 1891. 24 $. 4°.
2) Duae Choricii in Brumalia Iustiniani et de Lydis orationes primum
editae a Rich. Foerstero. Breslauer Lektionskatalog. Winter 1891/2. 18 S. 4°.
3) Choriciana Miltiadis oratio primum edita a Rich. Foerstero.
Breslauer Lektionskatalog. Winter 1892/3. 17 S. 4°.
Die leitenden Persönlichkeiten und die Zustände in Gaza zur Zeit des
absterbenden Heidentums beginnen durch die Arbeiten von Dräseke (Marcus
Diaconus, gesammelte patristische Untersuchungen S. 208—247) und Seitz
(die Schule von Gaza, Heidelberg 1892) aus dem Dunkel herauszutreten.
Bis jetzt haben die Forschungen auf diesem Felde noch vielfach mit dem
Mangel einer ausreichenden litterarischen Grundlage zu kämpfen. Um so
freudiger ist daher Försters Unternehmen einer Chorikios-Ausgabe zu be-
grüfsen, von welcher in den oben aufgeführten Erstlingsausgaben einzelner
Reden vielverheifsende Proben vorliegen. Der mit dem Hauptteile seiner
Thätigkeit unter Justinian') fallende Sophist Chorikios war früher nur aus
den von Boissonade (Paris 1846) teils nach dem Vorgang anderer teils
neu herausgegebenen Reden bekannt, zu welchen durch Graux (revue de
philologte 1877) noch zwei weitere hinzukamen. Diesen Besitzstand ver-
mehrte Förster schon früher um drei neue Stücke aus dem Nachlasse des
Rhetors (Hermes XVII 193 ff.; Rheinisch. Mus. XXXVII 483 ff.); derselbe
Herausgeber bietet uns nun fünf weitere, bis auf dürftige Fragmente (s. d.
Boissonade'sche Ausgabe und Förster, mélanges Graux, p. 639f.) bisher
unbekannte Reden nach einer Madrider Handschrift (cod. graec. Nr. 101,
saec. XIV), derselben, welcher seine früheren Inedita entstammen und welche
noch viele weitere bis jetzt nicht veröffentlichte Choriciana enthält. In Ergän-
zung seiner früheren Mitteilungen”) giebt der Herausgeber in 1) S. 4—13
eine Beschreibung der Handschrift, für deren in Verwirrung geratene Blatt-
lagen er die richtige Ordnung feststellt. Den Text begleiten ein kritischer
Apparat und Nachweisungen von Stellen, auf welche Ch. anspielt, oder
welche sonst für das Verständnis seiner Ausführungen von Belang sind.
Der Brumalienrede sind ein dankenswerter Exkurs über das Brumalienfest
und andere Erläuterungen beigegeben. Der Text sämtlicher fünf Reden
liest sich dank der guten handschriftlichen Grundlage und der glücklich
bessernden Hand des Herausgebers recht glatt und fordert nur an verhältnis-
mäfsig wenigen Stellen zu Änderungen heraus. Eine Reihe grófstenteils sehr
einleuchtender Verbesserungsvorschläge von Bernardakis, Bruhn, Kurtz, Rohde,
Rothstein und Weil, die dem Herausgeber teils brieflich zugingen, teils bei
Besprechungen seiner Ausgaben in Zeitschriften gemacht wurden, sind am
1) Die Mimenrede ist wahrscheinlich noch unter Anastasios verfafst; vgl.
Graux, rev. de phil. 1877, p. 225 not. 10, Sathas, Konrıxöv Beargov cel. ty’. Im
übrigen vgl. zur Chronologie der Reden des Ch. Rohde bei Seitz a. a. O, S. 21.
2) Achilleus und Polyxena 9. 14 d. Ausg. Leipzig 1882.
Resprechungen 611
gespielt auf Plat. de rep. I p. 336b u. c, ebenda p. 24 1. 1 sind die Worte
Bdlacoa di magéyer idos eine Reminiscenz an Hom. Od. 19, 113. An einen
späteren Vorgänger unseres Sophisten. nämlich Himerios (or. 1. 19 Anf.)
erinnert ebendort p. 21 1. 21. Doch liegt der Gedanke nahe und die Über-
einstimmung kann zufällig sein. Bemerkenswert ist der enge Anschluls
der Hochzeitsreden an die antike Technik, wie sie uns bei Ps.-Dionys
und Ps.-Menander vorliegt. Der Kürze halber gebe ich nur einige Notizen
und übergehe Übereinstimmungen in der Disposition gänzlich. Zu 1) p. 19, 15
vgl. Ps.-Dionys. art. rhet. 4. 1 a. E., Ps.-Men. p. 400, 21 Sp.: hohes Alter
des Teuos p. 19, 20, Ps.-Men. p. 401, 2 Sp.; vgl. auch Aphth. progymn.
p-50 Sp. Unsterblichkeit der Gattung als Ersatz für die mangelnde Unsterb-
lichkeit des Individuums p. 19, 21 f., Ps.-Dionys. art. rhet. 2. 3. Ps.-Men.
p. 401, 18 f.; Aphth. a. a. O.; der Gedanke ist platonisch (conviv. 206 e, 207 d);
von Späteren bringen ihn Muson. in Stob. floril. 67, 20 p. 4 Mein., Luc. amor. 19
p- 419; die letztgenannte Stelle steht in den Einzelheiten der Chorikiosstelle
am nächsten. Gewalt des "Egws über Flüsse und Quellen, Bäume, fliegende
Tiere und Wassertiere p. 19, 30 ff, Ps.-Men. p. 401, 27 ff, Götter (Zeus und
Poseidon) p. 20, 5 ff., Ps.-Men. p. 402, 11ff. Der Hochzeitsgott Jüngling
und Greis p. 20, 12 vielleicht nach Ps.-Men. p. 401, 2 vgl. mit 404, 31
(die entsprechende Darstellung des Dionysos, auf welche Ch. anspielt, Corn.
nat. deor. p. 217 Gale, Plut. de Ei ap. Delph. 9). Hochzeitszug auf dem
homerischen Schilde des Achilleus p. 23, 15, Ps.-Men. p. 405, 8. Die Jahres-
zeit ist geeignet für die Feier p. 23, 28, Ps.-Men. p. 408, 9f., 410, 31.
Die Verwundung der Aphrodite moralisierend ausgedeutet p. 16, 13, Ps.-
Men. p. 416. 21; doch fehlt bei Ps.-Men. die Gleichsetzung der 6wpoocurr
mit Athene; vgl. Heracl. alleg. Homer p. 450 Gale. (Aus den früher be-
kannten Reden wäre hier neben anderem anzuführen: laud. Summi p. 31
Boiss. vgl. mit Ps.-Men. p. 374, 14; epit. Proc. p. 21 med. Boiss. mit Ps.-
Men. p. 420, 28 f.; wenn dort. Ch. in den Schülern des Prokop seine Kinder
sieht, so geschieht dies vielleicht im Hinblick auf Ps.-Men. ebenda 1. 29,
wo naldov sdruylæ als ein unter den «xo tuyns tomog gehöriger Punkt an-
gegeben wird.')
Anspielungen auf Schriften des Alten oder des Neuen Testamentes oder
auf christliche Lehren bieten die neuen Reden gar nicht, sie bestätigen
vielmehr durchaus das Urteil, welches Sathas*) über das Verhältnis des
Ch. zum Christentum fallt.
Im ganzen ist: der Eindruck der Reden kein unerfreulicher trotz der
frostigen Häufung von Anspielungen und trotz der mancherlei sonstigen
Auswüchse, wie sie das 'Treibhausgewächs eines gekünstelten Klassizismus
mit Notwendigkeit, hervorbringen mufste. Auch die neuen Veröffentlichungen
1) Noch enger ist der Anschlufs des Prokop an die Theorie des Ps.-Menan-
der; vgl. auch Seitz a. a. O. S. 48. |
2) a. a. O. cel. run. Nur geht Sathas zu weit, wenn er sagt: obre xav nat”
Ovouo umuoveverar 6 yorotiavionos; vgl. in Marc. 1, 92 f. Boiss., 2, 113f. u. è.
Aber die Beziehungen auf Christliches halten sich überall nur an der Oberfläche,
nirgends auch tritt tiefere Kenntnis des AT. oder NT. hervor. Die povwdía steht
mit einer gröfseren Anzahl von Zitaten aus dem AT. allein und ist mir schon
deshalb verdächtig. Auch Förster zweifelt an ihrer Echtheit (1) p. 8) und Seitz
findet ebenfalls einen Gegensatz zwischen der Monodie und den übrigen Deklu-
mationen (a. a. O. $. 50).
Besprechungen 613
standard of the coinage, the administration of the law, and the condition
of the population. To this it may be added, that the simplicity of the
texture of the story — the absence of complicated interests, of elaborate
diplomacy, and of recondite motives of action — causes the Byzantine
period to be better adapted to the comprehension of youthful students
than the intricate web formed by the politics of Western Europe: and
also, that it impresses on the mind, as no other period does, the com-
prehensiveness of the study of history, and the long succession of empires
in East and West, over the formation and the decay of which ‘a thousand
years their cloudy wings expand’.
The dangers to which a writer is most exposed in condensing the
history of many centuries into a narrow compass are, on the one hand,
that of overloading the narrative with facts in such a way as to produce
a dry summary, and, on the other, that of sketching a mere outline, too
unsubstantial to impress the imagination. Mr Oman has successfully avoided
both of these. He has selected those facts which are at once the most
significant from a historical point of view, and in other respects the most
impressive. This is especially conspicuous in the rapid summaries which
he has given of the events comprised in the less important periods. Such
are the history of Byzantium from its foundation to the time of Constan-
tine, to which the first chapter is devoted; the narrative of the reigns of
the emperors who intervened between Heraclius and Leo the Isaurian; and
particularly the notices of the petty states, whether Frank or Greek, that
arose on the ruins of the empire after the Fourth Crusade, whose varying
fortunes have here been woven into an intelligible tale. In like manner,
throughout the volume the principal events are presented to the reader in
a graphic manner, without the aid of word-painting or elaborate delineation.
A clear description is given of the city of Constantinople, as it appeared
during the first centuries of its existence. The leading features in the
characters of the chief men, both in peace and war, in each successive age,
are brought clearly out to view. In the case of Alexius Comnenus, for
instance, — who is here compared to Leo III, in respect of the success
with which he grappled with the almost hopeless difficulties that surrounded
him at the commencement of his reign — the powerful personality and extra-
ordinary ability of the man are insisted on, notwithstanding the ignoble and
repellent traits which are conspicuous in him. Attention is drawn to the ‘©
great crises by which the course of subsequent events was determined;
thus Mr Oman fixes on the battle of Manzikert, by which Asia Minor was
laid open to the Seljouks, and a safe frontier on the side of Asia for ever
lost to the Empire, as the turning-point of the entire history. At the same
time, the more scientific aspect of the subject is never wholly ignored.
The true causes of the changes that from time to time took place, espe-
cially in respect of the prosperity and extent of the empire, are distin-
guished from the apparent causes, which a superficial view of the circum-
stances might suggest. In particular, a lucid account is given of the
events which prepared the way for the Crusades — the conversion of
Hungary to Christianity, by which the land route to Constantinople was
opened to the Western nations, and the destruction of the Saracen naval
power in the Central Mediterranean, which gave free access to the East
Besprechungen 615
fascicules ont paru (janvier, avril et juillet 1892), a donné un certain
nombre de notices archéologiques intéressant les choses byzantines. Nous
les résumons brièvement.
A Jérusalem, aux abords de la basilique de Saint-Etienne, les Domini-
cains ont mis à jour deux «chapiteaux byzantins de bonne époque»; puis
une mosaïque chrétienne d'une vingtaine de mètres carrés, mosaïque de
pavement, à bordure blanche parsemée de croix rouges, noires et blanches,
à fond de losanges rouges, noirs et blancs, avec au centre un médaillon
circulaire portant un agneau entre deux arbustes. La description de ces di-
verses pièces est accompagnée de bons dessins les représentant, et qui
suppléent aux défauts de la description qu’on en donne (Revue biblique,
- pp. 118—122).
A Gaza, le P. Germer Durand a estampé six inscriptions grecques
chrétiennes «inédites» du sixième siècle. La premiere est la propriété du
«missionnaire latin, les autres font partie de la collection du curé grec».
— Sur une plaque de schiste noir, mill. 700 > 300, cassée en deux,
hauteur moyenne des lettres mill. 050: Ÿ unva | xoowavn | xao. otov,
A Ménas Cosmiané sa sœur(?). — Sur une plaque de marbre blanc carrée,
mill. 240 > 240, cassée en deux, hauteur moyenne des lettres mill. 025:
+ Oman tov pazagiorarov Émvovos viov Palvos sar pera dng exoreredn |
unvı vfeofepeteov | Bx tov zip etovg | vò yi |, Tombeau du bienheureur
Zenon, fils de Balus et de Megalé; a été depose du mois d'hyperbérétéon
le 22, de Van 565, indiction 13 (20 octobre 504 selon l’ère de Gaza). —
‚Sur une plaque de marbre blanc, mill. 600 >< 480, cassée en trois, hauteur
131.1
ev// de magayever////iavenan de ex | tov avtov RHEIN Ev u yogrr. È | tov
ay et. wd. e |, Metras ayant laissé(?) le reste de sa vie est arrivé ici, et
s'est repose de ses fatigues le 4 du mois de (rorpicon, de lan 601, indiction 5
(1% septembre 540). — Sur une plaque de marbre blanc, mill. 720 >< 290,
hauteur moyenne des lettres mill. 040: | avenay | ee paxagn | adavacia y!
agreunciov | ¿£ tov ny | etovs |, Est morte la bienheureuse Athanasia, du
mois d’Artemisios le 17, l'an 608 (12 mai 547). — Sur une plaque de
marbre blanc, mill. 520 >< 410, hauteur moyenne des lettres mill. 040:
T evdade xariecndn n 7 Du do vin ovora Buyer no tipodeov ev | M dararov
8 . , . nn? , , . .
ar trata yal. yxy wo. at Y, Ici a été déposée la servante de dieu Ousia,
fille de Timothée, au mois de daisios le 11, de Van 623 selon [l'ére de]
Gaza, indiction 11 (5 juin 562). — Sur une plaque de marbre blanc, mill.
360 >< 210, hauteur moyenne des lettres mill. 026: | evdade xro y te '
qu duin peysornora | tiuodes Buyarno | tov Biov anodeueve | ev u darcrw di
zu yl | er. ıwd. Bi |, Ici repose la servante du Christ Megistéria, fille de
Timothée, [qui a] quitté la vie au mois de daisios le 11, l'an 33(?), in
diction 12.
Le P. Germer Durand joint à ces six epitaphes de Gaza une serie
d’épitaphes d'autres provenances: — Jaffa, collection du baron von Ustinow,
inscription provenant de Césarée, sur une plaque de marbre blanc, mill.
160 >< 420, hauteur moyenne des lettres mill. 960 (?), cartouche à queues
d’aronde: fpacidra muori, | evdade ite. -- Jaffa, même collection, même pro-
Besprechungen 617
texte arabe: «Ce travail l’a fait Ibrahim et ses frères, Soubian, Moïse le
Djifnaoui; que Dieu leur fasse miséricorde, et qu'il fasse miséricorde à celui
qui lit et dit Amen!» Le texte grec: Avexevio9y y rag|ovoa] | uo[vn|
dia 005 te Boaz [roi] tovs a dedpovs avrov. [re] Blaoıkeıas] | y[osorovl]
a[avroxparogos] v | ıß u[ao]r[s0v] t[ov] myouuel vou] yeoao[i]u[ov]. «Cette
lecture ne peut être présentée qu'avec beaucoup de réserves», nous dit-on
en note. Soit. Mais où notre épigraphiste a-t-il trouvé les éléments de sa
traduction? «Le présent monastère a été restauré pas le main d’Ibrahim
et ses frères, dans l’année du règne du Christ tout puissant 950, le 12 mars,
sous l’higoumène Gérasime!» Et il ajoute: «Il s'agit ici de l'ère des martyrs,
. 1234 après J. C.> Quelques explications ne seraient pas de trop. —
Dans l’intérieur du couvent: gle uvnodir: tov doviov | cov ı859. Le P.
Durand interprète: pildavdgwre urnodırı tod dovlov ood svduxritvoc E” Eav-
Sixod 9, Ami des hommes, souviens-toi de ton serviteur. septième année de
P indiction, neuvième jour du mois xanthique. Or, remarque-t-il, l’année 1234
coïncide avec l'indiction 7. La coïncidence est exacte, mais quelle ano-
malie d'inscrire une date dans une pareille formule et dans ce style? «Il
faut reconnaitre que l’emploi d'un nom de mois macédonien, & une époque
aussi basse, a quelque chose d'étrange», nous dit-on en note. Assurément.
Peut-étre serait-on plus pres de la réalité en cherchant dans le groupe
«58 un nom propre cryptographié, dont rod doviov cov serait le qualificatif.
(Revue biblique, pp. 442—443.)
Au total, la Recue biblique trimestrielle nous fournit là d’interessants
monuments: nous souhaitons & ses vaillants directeurs d’en découvrir un
grand nombre encore, à condition toutefois de les décrire avec plus d’acribie
et de les interpréter avec plus de circonspection.
Paris. Pierre Batiffol.
K. E. Zachariä von Lingenthal, Geschichte des griechisch-
römischen Rechts. Dritte verbesserte Auflage. Berlin, Weidmann 1892.
8°. XXIV und 424 S.
Die neue Auflage dieses Werkes, in welchem Zachariä durch umfassende
Beherrschung ünd klare Sichtung des Materials den Grund für diesen Zweig
der byzantinischen Wissenschaft gelegt hat, giebt wie ihr Vorgänger die
Geschichte des Privatrechts, des Strafrechts ‘und des Prozesses, sowie einen
nach der Zeitfolge geordneten Überblick über Quellen und Litteratur. In
allen seinen Teilen finden sich Nachtrige; am stärksten ist der Abschnitt
über das Grundeigentum umgestaltet worden.
In seinem achtzigsten Jahr hat Z. diese Auflage abgeschlossen. Wie
er auf ein reiches Feld eigener Arbeit zurückblicken kann, so darf er sich
das Verdienst zuschreiben, bei anderen das Interesse für das byzantinische
Recht geweckt zu haben; am wenigsten freilich in Deutschland, wo noch
immer der von Z. hervorgehobene Gesichtspunkt keine entsprechende Be-
achtung gefunden hat, dafs die Mängel des Justinianischen Rechts an seinen
späteren Schicksalen im byzantinischen Reich klar werden, wo auch kaum
ein Anfang damit gemacht ist, die Zeugnisse der zeitgenössischen Juristen
über Sinn und Bedeutung des Justinianischen Rechts zu benutzen.
Bonn. Paul Krüger.
Byzant. Zeitschrift I 3 u. 4. 40
TIL Abteilung.
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen.
Die Aukeüge ans dem Journal des k, russ. Ministeriums der Volksaufklärung sind
von Ed. Kurtz (Riga) bearbeitet, der übrige Teil der Bibl ie von dem
Herausgeber. Zur Erreichung möglichster Vollständigkeit werden die HH. Ver-
fasser höflichst ersucht, ihre auf Byzanz bezüglichen Schriften, seien sie nun
selbständig oder in Zeitschriften erschienen, an die Redaktion zu lassen
Auf wiederholte Anfragen bemerken wir, dafs die Artikel innerhalb der einzelnen
Abschnitte der Bibliographie hier wie in: den früheren Heften nach der Chrono.
logie des betreffenden Gegenstandes aufgeführt sind.
1, Litteratur.
Georg Wentzel, Die Göttinger Scholien zu Nikanders Alexi-
pharmaka. Abh. d. k. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen 38 (1892).
Da die Ausgabe dieser Scholien, welche Rud. Väri nach einer Abschrift
des verstorbenen E. Abel veranstaltet hat (Budapest 1891), in jeder Be
ziehung ungenügend ist, giebt W. eine genaue Beschreibung der Handschrift
und einen neuen vollständigen Abdruck der Scholien. In der Einleitung
handelt er auch über andere Handschriften dieser Scholien und das Ver-
hältnis derselben zu den Theriaká-Scholien.
Carl Wotke, Handschriftliche Beiträge zu Nilus Paraphrase
von Epiktets Handbüchlein. Wiener Studien 14 (1892) 69—74.
Aus zwei vatikanischen Handschriften (Vatie. 1434 und Vatic. Reg. 653)
geschöpfte Varianten zu der von Nilos verfafsten christlichen Umarbeitung
des Encheiridion (Epicteteae philosophiae mon. ed. Schweighäuser V 98— 138).
Der Satz „für 700 schrieb und sprach ein Byzantiner ei“ (S. 74) wird
schwerlich Beifall finden.
A. Elter, Epicteti et Moschionis quae feruntur sententiae. —
Euagrii Pontici sententiae. Separatabdruck aus den Bonner Indices
scholarum für das Sommersemester 1892 und das Wintersemester 1892—93.
Leipzig, Teubner 1892. 30 und XLVII—LIV S. 4°. Über die Forschungen
auf dem trümmervollen, verrufenen Felde der griechisch-byzantinischen Flori-
legienlitteratur läfst sich auszugsweise nicht gut berichten. Wer hier nicht
selbständig mitgearbeitet hat, wird sich auch aus umfangreicheren Referaten
nicht orientieren können; wer das Gebiet aber aus eigener Erfahrung kennt,
dem genügt ein kurzer Hinweis auf die hinzuwachsende Litteratur. Vor uns
liegen zwei neue durch peinliche Genauigkeit und feine Beobachtung aus-
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen | 619
gezeichnete Arbeiten von A. Elter, die eine Fortsetzung und Erginzung
der in der Byz. Zeitschr. S. 157 ff. besprochenen Abhandlungen bilden. Die
erste bietet uns die Wiederherstellang einer von Stobaeos benutzten
Sentenzensammlung, welche bald dem Epiktet bald dem Moschion zu-
geschrieben wird. In Wahrheit hat sie mit Epiktet nichts zu thun, gehört
vielmehr in den Kreis der Gnomologien des Sextus und der anderen Py-
thagoriker, obschon sie auch hinter diesen an Kürze des Ausdrucks und
Schärfe des Gedankens beträchtlich zurücksteht. Mit gröfserem Rechte
scheint der Name Moschion mit der Sammlung verbunden zu sein und
jedenfalls ist sie mit sonstigen unter diesem Namen überlieferten Florilegien
verwandt; von der Zeit und Person dieses Mannes ist freilich noch nichts
Näheres bekannt geworden. Überraschend ist die scharfsinnige Aufdeckung
des Kompositionsprinzipes der Sammlung, welche nicht, wie H. Schenkl
meinte, eine nach sachlichen Rubriken geordnete Kompilation, sondern eine
von einem Autor verfafste Sentenzenreihe ist, in welcher eine Sentenz aus
der anderen hervorwächst derart, dafs alle Sentenzen durch einen fort-
laufenden Gedankenfaden verknüpft sind. Die zweite Arbeit betrifft einen
Sentenzensammler, der demselben pelagianischen Kreise angehört wie Sextus,
nämlich den Euagrios, der jedenfalls mit dem von Hieronymus erwähnten
Euagrios von Pontus, einem Anhänger des Origenes, identisch ist. Im
Verlaufe der Untersuchung über die Sammlungen des Euagrios, von denen
übrigens nur verdünnte Auszüge erhalten zu sein scheinen, streift E. auch
die jüngst von Loofs (s. o. S. 604 ff.) ausführlich erörterte Frage nach den
Quellen und der Komposition des unter dem Namen des Johannes von
Damaskos gehenden, mit Unrecht Parallela oder Sacra Parallela zube-
nannten Sammelwerkes. Mit besonderer Freude begrülsten wir die S. 7
der ersten Arbeit: gegebene Andeutung des Verfassers, dafs er eine zu-
sammenfassende Abhandlung über die Quellen des Stobaeos und über
die Komposition und Geschichte der griechischen Florilegien
überhaupt vorbereitet. Noch sei eines Nachtrages gedacht, welchen E. im
Rhein. Mus. Bd. 47, 629 ff. zu den in derselben Zeitschrift Bd. 47, 130 ff.
veröffentlichten Fragmenten des Stobaeos und zu Euagrios giebt. Er zeigt,
dafs eine im Cod. Voss. 4° 18 enthaltene Sammlung ein zweites Exemplar
der von ihm edierten Stobaeosfragmente darstellt. Zu Euagrios be-
schreibt er den Cod. Paris. Gr. 1220, in welchem er das griechische Original
eines bisher nur in einer angeblich alten, wahrscheinlich aber der neueren
Zeit angehörigen lateinischen Übersetzung bekannten, dem Euagrios
fälschlich zugeschriebenen jungen Florilegiums aufgefunden hat.
V. Semenov, Die Weisheit des Menander nach russischen
Quellen. Denkmäler des alten Schrifttums No. 48. 1892 (russ.). Altrussische
Texte der (in der slavischen Überlieferung gewöhnlich mit den Sprüchen
Jesu des Sohnes Sirach und denen des Salomon verbundenen) Menander-
sprüche mit Vergleichung der griechischen Texte. Zum zweiten russischen
Texte hat der Verfasser die griechischen Sprüche in einem separaten
Heftchen mitgeteilt, das bibliographisch nicht näher bezeichnet ist.
Leo Sternbach, Curae Menandreae. Dissert. classis philol. acad.
litt. Cracoviensis t. 17 (1892) 168—245. In dieser auf die Monosticha
des Menander bezüglichen Abhandlung finden sich auch manche wertvolle
Beiträge zu den byzantinischen Studien wie Bemerkungen zu einem ein
40*
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 621
samer Leitung L. Cohns abgefafst ist, genauer, als es Gaisford gegliickt
war, gesichtet und darauf hin das verwandtschaftliche Verhältnis des Coisl.
zu den übrigen Sprichwörtersammlungen bestimmt. In einem zweiten Ka-
pitel zeigt der Verfasser, dafs auch die Pariser und die Florentiner bez.
die aus ihr stammende Wiener Handschrift des sogenannten Eudemos mit
dem Cod. Coisl. eng verwandt sind und ebenfalls auf die interpolierte Epi-
tome des Suidas zurückgehen. Mithin genügt es statt den Eudemos voll-
ständig herauszugeben die Handschriften desselben soweit auszunützen, als
sie zur Emendation des Suidas und zur Ergänzung der Sprichwörtersamm-
lungen dienlich sind.
Paul Tannery, Psellus sur la grande année. Revue des études
grecques 5 (1892) 206—211. Der bekannte Forscher auf dem Gebiete
der griechischen Mathematik und Astronomie veröffentlicht aus cod. Escur.
Y—III—12 ein Brieffragment des Psellos „Über das grofse Jahr“, welches
das von Fabricius edierte und bei Migne wiederholte 125. Kapitel der
Adacxalla mavrodanı; (über das Ende der Welt) berichtigt und in seinen
Zahlen wahrscheinlich auf des Ptolemaeos Syntaxis zurückgeht.
A. Heinrich, Die Chronik des Johannes Sikeliota (sic!) der
Wiener Hofbibliothek. Progr. des k. k. I. Staatsgymnasiums, Graz 1892.
15 S. Gr. 8°. Der Cod. Vindob. hist. 99 enthält eine kleine Chronik
unter dem Namen eines Johannes Sikeliotes und eine Fortsetzung, die
in einer von zweiter Hand stammenden Überschrift dem Logotheten
Akropolites zugeteilt wird. H. giebt umfangreiche Proben aus der
Handschrift, ohne auf die Frage über die Verfasser beider Stücke und ihr
Verhältnis zu anderen Chroniken näher einzugehen. Die nächste Aufgabe
wird nun sein, mit Hilfe des von H. gebotenen Materials die ebenfalls dem
Johannes Sikeliotes zugeschriebene Chronik des Cod. Vatic. 394 auf ihr
Verhältnis zum Wiener Texte und zu Georgios Monachos zu prüfen.
Porphyrii quaestionum Homericarum ad Iliadem pertinen-
tium reliquias collegit disposuit edidit Hermannus Schrader. Fasc. II.
Leipzig, Teubner 1892. S. 183—496. 8°. Das vorliegende zweite und
letzte Heft der rühmlichst bekannten Ausgabe hängt nur lose mit den
byzantinischen Studien zusammen, mufs aber erwähnt werden, weil aus den
gründlichen Prolegomena einige Lichtstrahlen auf die Untersuchung der
Quellen des Eustathios, Tzetzes und Moschopulos in ihren Schriften
zu Homer, des Gregor von Korinth in seinem Hermogeneskommentar
fallen. Aus der Beschreibung des das erste Buch der Porphyriosscholien
enthaltenden Cod. Vatic. 305 saec. XIV lernen wir einen byzantinischen
Kopisten mit dem interessanten Namen Theophylaktos Saponopulos
kennen.
Maximilian Tren (Mas. Todt), Néos züdıE tiv Foymv rod ue-
yakov loyo@étov Kwvoravılvov rod ‘Axgonodlrov. Aeltiov tijg iovo-
quxñs xal Edvoloyırjg Erauplas vis Ellédos 4 (1892) 35 —50. Der Verfasser
berichtet über eine bisher unbekannte Handschrift der Werke des Grofs-
logotheten Konstantinos Akropolites, eines Sohnes des bekannten
Historikers Georgios Akropolites, den Cod. Ambros. H 81 Sup. aus dem
Anfang des 14. Jahrhunderts. Diese Handschrift steht nach Format, Schrift.
und Inhalt im allerengsten Zusammenhang mit einer von Dr. Papadopulos
Kerameus in der Patriarchalbibliothek zu Jerusalem gefundenen Handschrift,
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 623
Bande vorkommenden Autoren, Heiligen, Kalligraphen, Patriarchen, Länder-
und Städtenamen u. s. w. Es ist sehr zu wünschen, dafs das bedeutende
Werk, das sich augenscheinlich in den besten Händen befindet, ungehemmt
fortschreite und bald zum Abschlufs gelange. Da sich jetzt auch für die
Drucklegung des von Lambros ausgearbeiteten Katalogs der Athosbiblio-
theken in Cambridge die Mittel gefunden haben, wird dann der weitaus
grölste Teil aller noch heute im Orient übrigen griechischen Handschriften
in gediegenen und brauchbaren Verzeichnissen zugänglich sein und die Grie-
chen werden das Recht haben sich zu rühmen, dafs sie es wenigstens in
dieser Hinsicht manchen westeuropäischen Völkern zuvorgethan haben.
"A. Haradórxovlos Kegapets, ‘Avdienta ‘TepocoAvpitixie ota-
qvoloylag (furvrovueva uty Gvalóuac: tod abroxparopixod dododdtov Ila-
Aouctlvou ovidoyou, cvAleyivia de nai éxdiddueva bd A. II. K.). Towog A’.
"Ev Ilergovrnole 1891. XXI, 535 S. Gr. 8°. Zur Ergänzung des oben
erwähnten Katalogs hat sich Papadopulos Kerameus entschlossen eine
Blumenlese unedierter oder seltener Texte aus den Handschriften der zum
Patriarchat Jerusalem gehörigen Bibliotheken herauszugeben. Wie reich
seine Ausbeute ist, mag man daraus ermessen, dafs er die zur Aufnahme
dieser Texte bestimmten Analecta auf 6 Bände berechnet. Den Verlag
dieses grolsartig angelegten Werkes, das von der unerschöpflichen Arbeits-
kraft des Herausgebers ein neues Zeugnis ablegt, hat wiederum die k. rus-
sische Palästinagesellschaft übernommen. Mit Rücksicht auf die Bestim-
mung dieser Gesellschaft hat P. vornehmlich theologische und besonders
irgendwie mit Palästina verbundene Stücke ausgewählt, vorchristliche und
rein profane Texte dagegen ganz bei Seite gelassen; einiges hiervon wie
die Fragmente der Bibliothek des Apollodor, Stücke eines Lexikons u. s. w.
hat P. schon früher anderswo mitgeteilt. Die grolsen Schwierigkeiten,
welche die Veröffentlichung so zahlreicher nach Zeit, Inhalt und Form weit
auseinandergehender Texte mit sich bringt, hat P. im allgemeinen mit
Glück überwunden; doch wird noch vielfach Anlafs zu kritischen Besse-
rungen gegeben, die der Herausgeber in den späteren Bänden nachzutragen
«verspricht. Aus dem reichen Inhalt des Bandes, der 21 Stücke bekannter
Autoren und eine Auswahl anonymer zum Teil fragmentarischer Texte ent-
hält, können hier nur einige Hauptstücke ausgehoben werden: Das Leben
Jakobs, des ersten Bischofs von Jerusalem, von Andreas von Kreta, ein
Text, von dem bisher nur die Bearbeitung des Symeon Metaphrastes be-
kannt geworden war; die um 401 abgefalste Rede über den Frieden von
Severianos; eine griechische Übersetzung der Vita des heiligen Ambrosius
von Paulinus; eine dem Abte Markos, dem Schüler des Johannes Chryso-
stomos, zugeschriebene Rede gegen die Nestorianer; eine in der Alexias der
Anna Komnena erwähnte Schrift des Alexios Komnenos gegen die Arme-
nier; religiöse Lieder der Kirche von Jerusalem; eine Schrift über den
Kampf der Genuesen gegen die Byzantiner im Jahre 1348 von einem früher
unbekannten Alexios Makrembolites, der um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts lebte und aufser der hier edierten Schrift mehrere rhetorische
Sachen hinterlassen hat; eine Rede auf den heiligen Demetrios und eine
Biographie des heiligen Barbaros von Konstantin Akropolites; grie-
chische Fragmente einer nur lateinisch erhaltenen Schrift des Irenaeos
(Bischofs von Lyon); ein metrisches Gebet des Hymnendichters Romanos;
®
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen . 625
schnell angewachsen, wobei namentlich die Klosterbibliotheken der durch
den Berliner Vertrag mit (Griechenland vereinigten thessalischen Land-
schaften reiche Ausbeute liefern mufsten. So beläuft sich denn gegenwärtig
die Zahl der griechischen und fremdsprachlichen Handschriften der National-
bibliothek auf 1856. Darunter befindet sich zwar eine unverhältnismälsig
grofse Menge von Handschriften aus der neueren und neuesten Zeit; doch
fehlt es auch nicht an seltenen und besonders in paläographischer Hinsicht
wertvollen Stücken. Um die Sammlung der wissenschaftlichen Forschung
zu erschliefsen, beauftragte im Frühjahr 1890 die Direktion der Bibliothek
den Vorstand der Handschriftenabteilung J. Sakkelion mit der Ordnung
der Handschriften und der Ausarbeitung eines systematischen Katalogs. Der
treffliche Paläograph, dem die Byzanzforschung so viele Beiträge verdankt,
sollte die Veröffentlichung des Katalogs nicht mehr erleben. Sein Sohn
Alkibiades, der ihm schon zu seinen Lebzeiten als treuer Helfer beige-
standen hatte, übernahm im Auftrage des Direktors der Bibliothek G. Kon-
stantinidis die Vollendung des Werkes, das vor kurzem der Öffentlichkeit
übergeben worden ist. Die Handschriften sind nach dem früher allgemein
üblichen System dem Inhalte gemäfs geordnet; die reichste Abteilung
bildet wie in den meisten orientalischen Bibliotheken die Liturgie und
Kirchendichtung, darauf folgen die alte und neuere Profanlitteratur, die
Kirchenväter, die fremdsprachlichen Handschriften, das neue Testament u. s. w.
Den Gebrauch des Bandes erleichtert ein Index der Eigennamen.
Giuseppe Jorio, Codici ignorati nelle biblioteche di Napoli.
Fasc. I. Lipsia, Otto Harrassowitz (1892). 60 S. 8°. Prof. Jorio hat sich
der dankenswerten Aufgabe unterzogen, die in den kleinen Bibliotheken
Neapels verborgenen griechischen Handschriften bekannt zu machen. Das
soll in 10 Heften geschehen, wovon dem Prospekt zufolge das 6. dem
Synesios, das 7. einigen Byzantinern wie Zonaras, Psellos, Phrantzes,
Plethon u. s. w. gewidmet sein wird. In dem vorliegenden ersten Heft,
welches die Beschreibung und Kollation eines Codex der Hellenika des
Xenophon enthält, ist der Name des Besitzers Johannes Dokianos zu
notieren, der wahrscheinlich mit dem bekannten Rhetor aus der Mitte des
15. Jahrhunderts (vgl. Krumbacher, (Gesch. d. byz. Litt. S. 212 f.) iden-
tisch ist.
H. Omont, Les manuscrits datés des XV* & XVI° siècles de la
bibliothèque nationale et des autres bibliothèques de France.
Revue des bibliothèques 2 (1892) Jan. — Juni. Unter den Vorarbeiten,
welche eine neue (resamtdarstellung der griechischen Paläographie voraus-
setzt, steht an erster Stelle das genaue Studium aller datierten Hand-
schriften. Wenn man bedenkt, dafs unter den 4700 griechischen Hand-
schriften der Pariser Nationalbibliothek in mehr als 500 das Jahr und oft
auch der Tag und Ort der Vollendung verzeichnet sind, kann man ermessen,
eine wie feste Grundlage hier für jedes feinere Studium der griechischen
Paläographie und besonders für die zeitliche und örtliche Bestimmung
subskriptionsloser Handschriften gegeben ist. Nachdem nun O. die datierten
Handschriften der Nationalbibliothek vom 9.— 14. Jahrhundert in seinem
Angabe in einer anderen Schrift veranlafst wurde und nicht richtig gestellt werden
konnte, weil das Buch aus dem nun bekannt gewordenen Grunde dem Verfasser
trotz aller Anstrengungen unzugänglich blieb.
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 627
da in den gelehrten Quellenuntersuchungen, die sich an den Text an-
schliefsen, stets auch der Physiologus des Pseudo-Epiphanios, sowie
die mittelgriechischen, orientalischen, slavischen und rumäni-
schen Bearbeitungen des Werkes zum Vergleiche beigezogen werden. Zu
notieren ist Goldstaubs Definition (S. 1): „Wir begreifen unter Physiolo-
gus im eigentlichen Sinne eine Zusammenstellung (richtiger wäre wohl:
Beschreibung) von existierenden oder fabelhaften Tieren, Pflanzen und Steinen,
deren Eigenschaften in einem der naturgeschichtlichen Erzählung folgenden
Abschnitte typologisch gedeutet, oder mit anderen Worten: als Typen für
Christus, den Teufel, die Kirche oder den Menschen hingestellt werden.“
2, Sprache, Metrik und Musik.
K. Buresch, Kritischer Brief über die falschen Sibyllinen. Phi-
lologus 51 (1892) 84— 112; 422—464. Die Sibyllinen selbst liegen aufser-
halb unseres Programmes; dagegen verdienen die sprachlichen Bemerkungen,
welche B. seiner textkritischen Erörterung vorausschickt, auch für den
byzantinischen Studienkreis die höchste Beachtung. B. giebt nämlich im
einleitenden Teile seines kritischen Briefes eine auf ausgedehnte Samm-
lungen gestützte und an neuen Gedanken reiche Skizze der alexandrini-
schen Vulgärgräcität, die für die sprachliche Beurteilung und Kritik
der byzantinischen Schriftwerke ebenso lehrreich ist wie die S. 169 der
B. 2. notierte Arbeit desselben Verfassers. Sein Versuch die Erscheinungen
der Volkssprache landschaftlich zu fixieren und besonders das klein-
asiatische und ägyptische Griechisch auseinanderzuhalten ist sehr ver-
dienstlich, so zweifelhaft auch manches Detail bleiben mag, und jeder, der
sich mit der Herstellung spätgriechischer und byzantinischer Texte be-
schäftigt, wird ihm für die sorgfältige Darlegung der lautlichen, formalen
und lexikalischen Neuerungen, welche im ägyptischen Griechisch zuerst in
.gròfserer Menge deutlich erkennbar hervortreten, dankbar sein. Viele tigyp-
tische Eigenheiten scheinen freilich schon früh in die gesamte Gemein-
sprache eingedrungen zu sein und lassen sich später an den verschiedensten
Orten nachweisen. Hierauf wie auf einige Punkte, wo die Erklärungen des
Verfassers unseres Erachtens einer Revision bedürfen, können wir nicht
näher eingehen.
Carolus Boysen, Lexici Segueriani Zuvayayn Attewv yonolumv
inscripti pars prima (A) ex Cod. Coisl. No. 347 (ed. C. B.). Marburg 1891.
29 S. 4". Kritische Ausgabe des Buchstabens A des Cod. Coisl. 347 mit
Parallelen aus verwandten Wörterbüchern wie dem des Cod. Coisl. 345, des
Suidas, Eudemos, Zonaras u. s. w. Vgl. Krumbacher, Gesch. d. byz. Litt.
S. 270.
Lexicon Sabbaiticum nunc primum ed. et app. crit. instr. A. Papa-
dopulos-Kerameus. Sep.-Abz. aus dem russ. Journ. des Min. f. Volksaufkl.
Bd. 280— 281 (1892). Fragment eines griechischen Lexikons aus cod.
Sabbaiticus 137, saec. XIV, das mit avéyo:s beginnt und mit einem Artikel
über &&arpeoews dixn schlielst. Leider hat der Herausgeber, wie er im Vor-
wort bemerkt, nicht Zeit gefunden, das Verhältnis seines Ineditum zu an-
deren Werken dieser Art näher zu bestimmen. Auch wir müssen die
Lösung dieser Aufgabe anderen überlassen.
H. Omont, Lettres d’Anisson à Du Cange relatives à l’impression
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 629
Lehre des Maximos Planudes und Demetrios Triklinios und die
gp echnik des Planudes in seinen eigenen Gedichten besprochen.
M. Hagavixas, To nalaròdv cvormua Tüg ErnxÄnoıaorıxjg povot-
ans. O èv Kevoravtvouvmdde ¿ddnv. qudod. ovddoyos. Tôuos xa’. (Konstan-
tinopel, Otto Keil) 1892 S. 164—176. P. beschreibt zwei in Adrianopel
aufbewahrte griechische Handschriften. Die erste ist ausschliefslich kirchen-
musikalischen Inhalts; sie enthilt im ersten Teile eine Einleitung und theo-
retische Anweisungen von Joh. Plusidianos, Gregorios Alyattis, Joh.
Kukuzelis und Xenos Koronis, im zweiten Teile die Kirchenmusik fiir
das ganze Jahr, im dritten die Werke des berühmten Kirchensängers Petros
Bereketis. Den Inhalt der zweiten Handschrift bilden Predigten, Leichen-
reden u. s. w., deren Verfasser meist der neueren Zeit angehören. Als Probe
der musikalischen Handschrift veröffentlicht P. einen Teil der Einleitung,
leider ohne jeglichen Kommentar.
8. Theologie.
Ferd. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Confessions-
kunde. Erster Band. Die orthodoxe anatolische Kirche. Frei-
burg i. Br., J. C. B. Mohr, 1892. XXV 555 S. £° Der vorliegende erste
Band der vergleichenden Confessionskunde, welche Prof. Kattenbusch für
die bei Mohr erscheinende Sammlung von Lehrbüchern für protestantische
Theologen übernommen hat, enthält aufser einer Einleitung, in welcher
der Verf. seine Anschauungen über die Aufgaben der genannten Disziplin
entwickelt, eine Darstellung der orthodoxen anatolischen Kirche von
ihren Anfängen bis auf die Gegenwart. Von dem Inhalt des Bandes kann
hier nur eine kurze Übersicht gegeben werden. Nach den drei Kapitel
umfassenden Prolegomena erörtert der Verf. im vierten Kapitel die poli-
tische und kirchliche Erstarkung von Konstantinopel, die Proteste des
Papsttums gegen die Gleichstellung Konstantinopels mit Rom, die Vor-
bereitung der inneren Scheidung zwischen Orient und Occident, endlich das
Schisma des Photios und Kerularios. Das fünfte Kapitel ist den Wieder-
vereinigungsversuchen, besonders den Unionskonzilien zu Lyon und Florenz,
der Bedeutung Rufslands für die anatolische Kirche und den Beziehungen
derselben zu den Protestanten, Altkatholiken u. s. w. gewidmet. Die folgen-
den Kapitel behandeln die gegenwärtigen (bes. politisch-rechtlichen) Zu-
stände der orthodoxen Kirchen in der Türkei, Griechenland, Serbien, Bulga-
rien, Rumänien und Rulsland; die Nebenkirchen (Armenier, Kopten u. s. w.),
die Altgläubigen in Rufsland und die Unierten; die orthodoxe Dogmatik;
die Hierarchie und die Mysterien (mit einem Excurse über die kirchliche
Bedeutung der Kaiserwürde); endlich den Kultus, das Verhältnis der Kirche
zum Volkstum, das Mönchstum, die Mystik und die Ausartungen der Frömmig-
keit (Raskulniks u. s. w.). Auf die zahlreichen Punkte, welche zum Wider-
spruche herausfordern oder zu Nachträgen und Berichtigungen Anlafs geben,
wollen wir jetzt nicht eingehen; die Byzant. Zeitschr. wird ohnehin noch
oft genug Gelegenheit finden, auf das reichhaltige und für das Studium
der theologischen Litteratur der Byzantiner unentbehrliche Buch zurück-
zukommen. Der Verf. bemerkt selbst im Vorworte, dafs es ihm oft peinlich
wurde, ein Kirchenwesen zu schildern ohne eine praktische Anschauung zu
besitzen und bedauert, dafs er noch keine Gelegenheit gefunden habe, sich
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 631
Schriften über das Enkomion, die verschiedenen Arten desselben und die
‚erhaltenen Reden, endlich die Ordnung der Topen im Enkomion, im Epita-
phios, in der Monodie und in der Trostrede, wobei auch auf die byzan-
tinischen Werke dieser Litteraturgattung Rücksicht genommen wird. Im
zweiten Kapitel bespricht der Verfasser die drei Trostreden des Gregor von
Nyssa und erbringt den Beweis, dals der Stoff nach Anordnung und Form
von dem christlichen Redner genau nach denselben (Gesichtspunkten behan-
delt ist, die schon in der heidnischen Beredsamkeit herrschten, und
dafg gerade die rückhaltlose Hingabe an die antike Rhetorik diese Trost-
reden zum wahren und wirksamen Ausdruck des christlichen Trostes un-
geeignet gemacht hat. Vgl. auch die Bemerkungen von Joh. Dräseke,
Wochenschrift f. klass. Philol. 1892 S. 1176 ff.
K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des heiligen Theo-
dosios. Sitzungsber. der philos.-philol. und histor. Cl. der k. bayer. Akad.
d. Wiss. 1892 S. 220—379. Die Arbeit bezieht sich auf die Schriften des
Theodoros von Petrae und des Kyrillos von Skythopolis über das
Leben des heiligen Theodosios (f 529), welche H. Usener im Jahre 1890
aus einem Codex Laurentianus veröffentlicht hat. Im ersten Abschnitt (und
in einem Nachtrage) werden 7 beziehungsweise 8 neue Handschriften
nachgewiesen, welche teils die ausführliche Schrift des Theodoros, teils beide
Schriften enthalten. An eine Untersuchung des verwandtschaftlichen Ver-
hältnisses dieser Handschriften, die zum Teil älter und besser sind als der
von Usener benützte Cod. Laur., schliefsen sich allgemeine Bemerkungen
zur Überlieferungsgeschichte der griechischen Legenden, wobei
namentlich auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, aus der unübersehbaren
Masse griechischer Legendenbücher die Handschriften der vorsymeonischen
Hagiographie auszusondern und auf Grund derselben die gesamte von der
überarbeitenden Thätigkeit des Symeon nicht berührte Überlieferung zu-
sammenzufassen. Im zweiten Abschnitte werden einleitungsweise die Haupt-
schwierigkeiten erörtert, welche bei der Konstitution spätgriechischer
und byzantinischer Texte zu überwinden sind, und dann die wichtigsten
Thatsachen verzeichnet, die sich für die Verbesserung der von Usener edier-
ten Texte aus den neuen Handschriften ergaben. Im dritten Abschnitt han-
delt der Verfasser zuerst über die Beziehungen zwischen den Legenden
und der liturgischen Poesie und illustriert dieselben durch die Mitteilung
eines früher nur unvollständig bekannten Hymnus auf den heiligen Theo-
dosios. Im zweiten Kapitel dieses Abschnittes werden mit Beziehung auf
einen Exkurs Useners drei zum Teil mit physiologusartigen Erklärungen
ausgestattete Traktate über die Geburt des Menschen und die Toten-
feiertage veröffentlicht und besprochen, wobei vom Verfasser übersehen
wurde, dafs der erste dieser Traktate schon von Rohde aus cod. Vatie. 12
(Acta soc. philol. Lips. I 28) und von Treu aus cod. Paris. suppl. gr.
607 A (Excerpta anonymi Byzantini, Progr. Ohlau 1880 S. 41) ediert und
von Rohde (Acta soc. philol. Lips. V 303 ff.) und Förster (Jahrbücher
f. Philol. 113, 215—219) erörtert worden war. Im dritten Kapitel des
dritten Abschnittes erklärt der Verfasser die Klostereinrichtung des Weck-
holzes und veröffentlicht einige an Physiologusideen anklingende allego-
rische Deutungen desselben. Das letzte Kapitel enthält zerstreute Be-
merkungen über, Byzantinergriechisch, Verwechselung von &v und eis,
632 III. Abteilung
Bedeutung und Konstruktion von xaraleufávo, Mönchsdiät, profane und
heilige Wörter, Mynonheilige und schliefst mit dem Nachweise, dafs statt
des von de Boor, Usener u. a. bevorzugten ¿xoapiarás nach dem Zeng:
She per Rene er en
werden muls.
J. Pomjalovskij, Das Leben unseres verewigten Vaters Theodor,
Erzbischofs yon Edessa. Petersburg 1892. XVIII, 147 8. 8% (Ein
leitung russ.) Das Leben des Theodoros von Edessa fällt in die erste
Hälfte des 9. Jahrhunderts. Er wurde in Edessa geboren und erzogen, trat
in seinem 20, Jahre in das Kloster des heiligen Sabas bei Jerusalem, er-
langte im 32. Jahre die Abtswürde und wurde, nachdem er dieselbe
24 Jahre lang innegehabt, vom Patriarchen von "Antiochia zum Bischof
seiner Vaterstadt Edessa ernannt. Schwere Kämpfe mit verschiedenen
Sekten, die ihn hier erwarteten, führte er, mächtig unterstützt durch den
Sultan der Perser. In seinem Auftrage unternahm er auch eine Gesandt-
schaftsreise nach Byzanz an Michael II (842— 867). Er starb im
Kloster des heiligen Sabas, dem er früher vorgestanden hatte. Die |P
phie enthält neben manchen hübsch erzählten romanhaften Episoden (2 B.
das Martyrium des Mönches Michael e. 19—34) interessante Nachrichten
über das Verhältnis der Christen zu den mohammedanischen Beherrscheru
des Landes und über die Streitigkeiten innerhalb der christlichen Kirche
selbst. Den Wert dieser Nachrichten erhöht die Gewilsheit, dafs der Ver-
fasser der Vita ein jüngerer Zeitgenosse ist, der Schwestersohn Theodors,
Basilios, Bischof von Emesa in Syrien, der dem Theodor in der
zweiten Hälfte seines Lebens persönlich sehr nahe stand. Das Werkchen,
von dem Vasiljevskij in den Schriften der k. russ. Palästinagesellschaft
(Bd. IV, 2 S. 263 ff.) einen Teil veröffentlicht hatte, war auch durch eine
slavische Übersetzung bekannt geworden, welche die Gesellschaft der Freunde
des alten Schrifttums in Nr. 46, 61, 72 (1879—1885) ihrer Publikationen
herausgab. Den griechischen Text überliefern die Handschriften der Mos-
kauer ‘Synodalbibliothek Nr. 15 (A) und 18 (B), die beide vom Athos
stammen. Der Schlufs des Werkes steht auch im cod. Paris. Gr. 776, der
jedoch von P. nicht benützt werden konnte. Von einer vierten Handschrift,
die im Kloster der heiligen Maria auf Chalkis -aufbewahrt ist, teilt P.
S. IX— XVII wertvolle Varianten mit. Der Ausgabe ist cod. A zu Grunde
gelegt, die Varianten von B sind im Apparate vereinigt. Den Schlufs des
schönen Beitrages zu der neu aufblühenden hagiographischen Disziplin bildet
ein vortrefflicher Wort- und Sachindex.
A. Ivancov-Platonov, Zu den Forschungen über Photios den
Patriarchen von Konstantinopel (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl.
1892, Bd. 283, Septemberheft S. 1—60 und Oktoberheft S. 205 — 251.
(Vgl. Byz. Zeitschr. I S. 356 f) Eine grofse Bedeutung für die Er
kenntnis der Bestrebungen des Photios miifsten auch die Protokolle und
Beschlüsse der in seiner Sache abgehaltenen Synoden haben, deren nicht
wenige sowohl in Konstantinopel als auch in Rom und anderswo statt-
fanden. Aber leider hat sich davon sehr wenig erhalten und wiederum
hauptsächlich das, was gegen Photios gerichtet war, während das von ihm
Ausgegangene entweder spurlos verschwunden ist oder, wo es erhalten blieb,
auffallend lange auf Veröffentlichung warten mufste, worin der Verfasser
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 1633
nicht einfachen Zufall sehen will, sondern bewufste, von der römischen
Kirche beeinflufste Tendenz. Unter den vom Verfasser der Reihe nach be-
sprochenen Synoden sind in dieser Hinsicht besonders bemerkenswert die
von Photios in den Jahren 866 und 867 berufenen zwei Synoden und die
nach seiner Wiedereinsetzung 879/80 abgehaltene Synode. Auf den ersteren
kam u. a. das Vorgehen der päpstlichen Missionare in der Bulgarei und
mancherlei Klagen occidentalischer Bischöfe über den päpstlichen Despotis-
mus zur Sprache; von diesen dem Papsttum natürlich höchst unangenehmen
Dokumenten wurden zuerst in Rom die dahin übersandten Abschriften in
einem feierlichen Autodafé verbrannt, sowie bald darauf, als sich nach Ab-
setzung des Photios durch Basileios Makedon die Möglichkeit dazu bot,
ebenso in Konstantinopel die daselbst verbliebenen Originalakten. Die letz-
tere Synode gestaltete sich durch ihr äufseres Gepringe und durch ihre
bedeutsamen Beschlüsse zu einem grofsartigen Triumphe des Photios; die
Akten dieser haben die Gegner desselben nicht aus der Welt zu schaffen
vermocht, sie sind in zahlreichen Handschriften erhalten, aber von römischer
Seite doch so lange als möglich ignoriert worden. Die wichtigste, noch
viel zu wenig benutzte Quelle für die Geschichte des Photios sind schliefs-
lich seine eigenen Briefe und Abhandlungen. Die Briefe, so verschieden
sie auch sind je nach dem Stande und der Persönlichkeit der Adressaten,
nach der augenblicklichen Lage des Absenders, nach den behandelten Gegen-
ständen (einzelne von den Briefen sind geradezu vollständige theologische
und moralische Abhandlungen), zeigen uns doch alle in gleicher Weise den
Verfasser derselben nach Kopf und Herz von der anziehendsten Seite, ganz
anders, als seine Gegner ihn geschildert haben. Ebenso überraschen seine
übrigen Werke durch ihre Menge (obwohl vieles davon untergegangen ist,
manches auch noch des Herausgebers harrt), durch ihren inneren Gehalt
und ihre Vielseitigkeit. Besonders viele ausdrückliche Daten für sein tufseres
Leben bieten sie freilich nicht, da Photios, der nach der Darstellung seiner
Gegner voll Eitelkeit und Ruhmsucht gewesen sein soll, in seiner grofsen
‚Objektivität Mitteilungen über seine eigene Person und selbst Widerlegung
der gegen ihn gerichteten Angriffe vermeidet, aber wer sich in das Studium
derselben vertieft, wird doch eine Vorstellung von der gewaltigen, für alles
Edle begeisterten Persönlichkeit des Photios daraus gewinnen, die ihn an
der Richtigkeit des von seinen Gegnern entworfenen Zerrbildes wird zwei-
feln lassen. Zum Schlufs zeigt der Verfasser, das vorher Gesagte kurz zu-
sammenfassend, den Weg, auf welchem die Frage nach der Persönlichkeit
und historischen Bedeutung des Photios allein in richtiger Weise entschieden
werden kann, eine nicht leichte, aber notwendige Arbeit, und zwar eine
Ehrenpflicht der orthodoxen Byzantinisten.
Pastreck, Neuere Schriften über die Slavenapostel Kyrillos
und Methodios. Casopis matice moravské (Zeitschr. d. mährischen Vereins
f. Litt.) 15 (1891) 129—138; 207—215 (éechisch). Bericht über neuere,
besonders russische Arbeiten zu Kyrillos und Methodios (Malisevskij ete.).
Vita S. Pauli Iunioris in monte Latro cum interpretatione La-
tina Jacobi Sirmondi S. I. (ed. P. Hipp. Delehaye S. I). Analecta Bollan-
diana 11 (1892) 1—120 (Separatabzug). Das Leben des von der grie-
chischen Kirche am 15. Dezember gefeierten heiligen Paulus des Jüngern,
der unter Konstantin VII Porphyrogennetos als Abt eines Klosters
Brant, Zeitschrift I 3 u 4 41
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 635
Vatic. 2072, saec. XII, der zu den vom Abte Menniti aus Kalabrien nach
Rom gebrachten Handschriften gehört, wird von C. die Lebensbeschreibung
der zwei Mönche Sabas und Makarios, die vor der arabischen Gewalt-
thätigkeit aus ihrer Heimat Sizilien nach Kalabrien fliichteten und dort
durch ein frommes und wunderthätiges Leben glänzten, mit einer lateini-
schen Übersetzung veröffentlicht. Der Verfasser dieser bisher unbekannten
Vita ist Orestes, der in seiner Jugend Schüler des Sabas war und später
(1012) als Patriarch von Jerusalem die Märtyrerkrone erwarb. Die Er-
zählung, in der byzantinische und sarazenische Grofsen, Fürsten von Salerno
und Amalfi, Kaiser Otto mit seiner Gemahlin Theophano und andere be-
rühmte Zeitgenossen erwähnt werden, wirft manches erfreuliche Licht auf
die Geschichte des 10. Jahrhunderts und besonders die der Byzantiner in
Unteritalien. Wäre sie nur auch einigermalsen anständig ediert! Aber
dieses Elaborat überschreitet jedes Zugeständnis, das man einer editio
princeps zu machen geneigt ist. Ein Gymnasiast könnte sich hier als
Emendator hervorthun. (tegen diesen griechischen Text ist die oben er-
wähnte Ausgabe von Delehaye, die für ihre Unsauberkeit wenigstens durch
eine gründliche und lehrreiche Einleitung entschädigt, noch golden. Man
kann zweifelhaft sein, ob ungenügende Sprachkenntnis oder leichtfertige
Nachlässigkeit die Hauptschuld an dem Mifslingen der Arbeit trägt: für
keine beider Qualitäten verdient ein Herausgeber Entschuldigung. Unter
solchen Umständen ist es fast ein (tliick, dafs die Leistung an einem Orte
versteckt ist, wo niemand ein griechisches Heiligenleben aufsuchen würde.
6. C. Minasi, S. Nilo di Calabria monaco basiliano nel decimo
secolo. Napoli, Lanciano e d’Ordia 1892. 376 S. 16°. Dieses auf die
Geschichte des Byzantinismus in Unteritalien beziigliche Buch ist mir nur
aus dem Bericht in der Civiltà Cattolica" 43 (1892) 583 ff. und im
Histor. Jahrbuch 13 (1892) 894 f. bekannt.
Arsak Ter-Mikelian, Die armenische Kirche in ihren Be-
ziehungen zur byzantinischen (vom IV. bis zum XIII. Jahrhundert).
Leipzig, G. Fock 1892. 121 S. 8°. Wird in einem der nächsten Hefte
besprochen werden.
Th. Uspenskij, Skizzen zur Geschichte der byzantinischen
Kultur. Petersburg 1892. 395, III S. 8°. Buchausgabe von fünf Ab-
handlungen, die zuerst im Journal des Min. f. Volksaufkl. (vom Jahre 1891)
erschienen waren. Über die ersten vier derselben ist von E. Kurtz in der
Byz. Zeitschr. S. 176 ff. berichtet worden; die fünfte ist betitelt: „Ver-
breitung der antikirchlichen Ideen und lehren. Entstehung der Häresie
der Strigolniken“. Der um die innere Geschichte der byzantinischen und
slavischen Welt hochverdiente Verfasser bringt die russische Sekte der
Strigolniki auf Grund dogmatischer, metaphysischer und ritueller Kenn-
zeichen in Zusammenhang mit den dualistischen Häresien der Byzantiner
und Südslaven, besonders mit den Bogomilen, und diese wiederum werden
mit den Palamiten identifiziert. Unter anderem werden auch die Be-
ziehungen des Palamas zum serbischen Czar Stefan Dusan untersucht.
4. Äufsere und Innere Geschichte, Geographie und Topographie.
Max Treppner, Das Patriarchat von Antiochien von seinem
Entstehen bis zum Ephesinum 431. Eine historisch - geographische
41%
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 637
Notaren der kaiserlichen Kanzlei in Konstantinopel entlehnt wurde. Der
interessanten Studie ist ein Lichtdruckfacsimile des Briefes beigegeben.
Giovanni Mercati, Un antico catalogo greco de’ romani pon-
tefici inedito. Studi e documenti di storia e diritto 12 (1892) 325—343.
M. ediert aus dem Cod. Vatic. Ottob. 414, s. XI, der mehrere Kataloge
von Patriarchen, Königen und Kaisern enthält, ein griechisches Päpstever-
zeichnis, das bis auf Honorius I reicht. Die übrigen in der Handschrift ,
enthaltenen Listen schliefsen mit Konstantin VII und Nikolaos Mystikos,
scheinen also vor 925 abgefalst zu sein. Dem griechischen Text ist eine
populäre Einleitung und ein Kommentar beigegeben, in welchem die Ar-
beiten yon Duchesne und de Boor benützt werden. Zuletzt überrascht Wer
Verfasser mit der Bemerkung, dafs er nachträglich im Kataloge von Mont-
faucon die mit seinem Kataloge wahrscheinlich identische Liste des Cod.
Coisl. 120 notiert gefunden habe, die jedoch in der Litteratur noch nicht
verwertet sei. Statt nach dieser Entdeckung seinen Artikel zurückzuziehen
und die Frage weiter zu verfolgen, überläfst er das Studium des Verhält-
nisses beider Überlieferungen „a chi lo può“. Aus Krumbachers Gesch, der
byz. Litt. S. 151 hätte er lernen können, dafs die Pariser Handschrift schon
im Jahre 1886 zum Gegenstande einer Monographie gemacht worden ist:
G. Grosch, De codice Coisliniano 120. Diss., Jena 1886. Ebenda hätte
er den Titel einer zweiten ihm entgangenen Arbeit gefunden: F. Fischer,
De patriarcharum Constantinopolit. catalogis, Comment. philol. Jen. 3 (1884)
263—333.
D. Beljajev, Die tüglichen Audienzen der byzantinischen Kaiser und
ihre feierlichen Prozessionen in die Kirche der heiligen Sophia im 9. und
10. Jahrhundert (russ.). Zapiski (Memoiren) der Kais. Russischen Archäo-
logischen Gesellschaft, Petersburg. Bd. 6, S. 244—249.
A. Mordtmann, Torogixé Eyygapa meg rod “Adm. O dy Kaw-
orevrimwovróle: Ehiny. pihol. oúloyos. “Agyeohoyixh trutgori. Hopágrnua rod
x—u8" tónov (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 8. 61—72. Ans einer
Handschrift des Athosklosters der Iberer hat M. Gedeon mehrere für die
Geschichte des Athos und seiner Beziehungen zu Byzanz wichtige Akten-
stiicke, u. a. eine Korrespondenz des Kaisers Alexios Komnenos mit dem
Patriarchen Nikolaos Grammatikos, veröffentlicht. M. beschreibt nun
eine in seinem Besitze befindliche Handschrift des 16. Jahrhunderts, welche
zum Teil dieselben Texte enthält, und ediert aus derselben die 4vjynow
megix tüv Eriorolov "Aksklov Bactkéms sal Ninoldov marguigyov yevouévn
sarà ÓLepógovs vapore.
N. I. Favrénovios, Avo avindoror Bufavrıazai èrtyoagal
Aoduag (Agaßrjoxov). Bull. de corresp. hellénique 16 (1892) 88 £ Von
diesen beiden an der Metropole von Drama befindlichen Inschriften verdient
nur die erste den Namen byzantinisch; sie stammt aus der Zeit des Manuel
Komnenos (Juni des Jahres 6653) und enthält den Namen eines Kuro-
palaten Alexios Maniakis, auf dessen Kosten die Kirche, wie es scheint,
erbaut wurde. Die zweite Inschrift besagt, dafs dieselbe Kirche im Jahre
1721 renoviert wurde.
ius. Spata, I Siciliani in Salonicco. Palermo 1892. Dieses den
griechischen Text und eine italienische Übersetzung der historischen Schrift
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 639
ausführliche Besprechung von C. Jirecek im Arch. f. slav. Phil. 15 (1892)
81 ff. bekannten Werke drei slavische Chroniken iiber die Zeit von
1359—1553, welche dem wichtigsten einheimischen Gewährsmann für die
Geschichte der Moldau, dem Gregor Urechiä, als Quelle dienten. Wer
sich mit den letzten zwei Jahrhunderten des byzantinischen Reiches be-
schäftigt, wird künftig auch diese slavischen bezw. rumänischen Berichte
nicht aufser acht lassen, dürfen. Der Verfasser verspricht in der Vorrede
auch eine Abhandlung über die rumänische Chronik des Michael Moxa
(vgl. Byz. Zeitschr. S. 180) und eine Ausgabe der bulgarischen Über-
setzung der Chronik des Konstantin Manasses.
Hipp. Noiret, Documents inédits pour servir à l’histoire de
la domination Vénitienne en Crète de 1380 à 1499 tirés des archives
de Venise, publiés ou analysés (par H. N.). Bibl. des écoles frangaises
d’Athènes et de Rome, 61. fasc., Paris, Thorin 1892. XX, 601 S. 8° (mit
einer Karte). Wird in der Byz. Zeitschr. besprochen werden.
P. Syrku, Das „Leben des Joannes Kukuzelis“ als Quelle für
die bulgarische Geschichte (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892,
Bd. 282, Juliheft S. 130—141. Das griechisch geschriebene Leben des
Joannes Kukuzelis, der, am kaiserlichen Hofe wegen seiner Sangeskunst
hochgeehrt, denselben verläfst, um auf dem Athosberge Asket zu werden,
ist wiederholt heräusgegeben, aber immer auf Grund der Bearbeitung durch
den Kreter Agapios (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts). Eine ältere, im
Anfang viel ausführlichere Redaktion ist noch in drei nur wenig von
einander abweichenden Handschriften (auf dem Athos, auf Lesbos und in
St. Petersburg) nachzuweisen. Aus ihr giebt der Verfasser den Anfang in
wörtlicher Übersetzung.
A. Mordtmann, Boydav Zepai fro y Movn tod Evöokov xoogñrou
IIpodgouov xal Bartiotod ‘Inavvov i eninexdnuévy tig Todas Ilérouc.
Derselbe, Toroyvagia Kwvoravrıvovnoilewsg. Derselbe, ’Ex:yoapi
în Oeccaliovinns, O èv Kode Eddnv. qpidod. ovddoyos. ’Apyarodoyixi)
éxitooni. Ilepéormua tod ¿9 róuov (Konstantinopel, Otto Keil) 1891
S. 3—14; 28. In der ersten Abhandlung erörtert M. auf Grund eingehender
Prüfung der byzantinischen Quellen die Lage des mit dem heutigen Bogdan-
Serai identischen alten Klosters Tic radaris Ileroas, deren Bestimmung
namentlich wegen der häufigen Verwechselung der Namen Ta Ilergia, ITe-
tolov, Ilétoa bei Kodinos und in den Patria Schwierigkeiten bereitet. Der
energische Hinweis des Verfassers auf die Notwendigkeit einer kritischen
Bearbeitung des Kodinos und seiner Quellen verdient volle Zustimmung,
und wir schätzen uns glücklich den Lesern der Byz. Zeitschr. mitteilen zu
können, dafs diese für die gesamte Topographie und Geschichte der byzan-
tinischen Metropole so wichtige Arbeit bereits in Angriff genommen ist und
sich in den besten Händen befindet. In der zweiten Studie spricht M. in
lichtvoller Weise über die bei der topographischen Erforschung Konstan-
tinopels anzuwendende Methode, über die wichtigsten älteren Quellen wie
byzantinische Historiker, abendländische und slavische Reiseberichte, Stadt-
pläne u. s. w., endlich auch über die neueren Arbeiten von Paspatis und
Dethier. Sehr merkwürdig ist die an dritter Stelle veröffentlichte Inschrift
aus Saloniki: es ist die Grabschrift der im Jahre 550 gestorbenen Tochter
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 641
nos von Byzanz (russ.). Journ. d. Min. d. Volksaufkl. 1892, Bd. 282,
Augustheft. Abteilung für klass. Philologie S. 65—68. Bietet kritische
Bemerkungen zu einigen Artikeln des geographischen Lexikons des Ste-
phanos Byz. (Kogoxovddun, Kira, Zaguéra, Zuguére, Tégue).
Gust. Weigand, Vlacho-Meglen. Fine ethnographisch-philologische
Untersuchung. Leipzig, J. A. Barth 1892. XXXVI, 78 8. 8°. Ein wich-
tiger Beitrag zur Ethnographie des byzantinischen Reiches. Der
durch seine Schrift „Die Sprache der Olympo-Walachen“ (Leipzig, Barth
1888) und andere Beiträge zur Geschichte der Rumänen bekannte Verfasser
handelt hier über die von Bulgaren (teils christlichen, teils muhammeda-
nischen) Vlachen und türkischen Jürüken bewohnte Landschaft nord-
östlich von Vodena, welche bei den Byzantinern rà Méyheve (Möykaıva),
bei den Slaven Meglen, türkisch Karadzova heifst. Schon im 10. Jahr-
hundert gab es einen ¿mboxoxos Moykalvov, der dem bulgarischen Patriarchat
von Ochrida unterstand. Auch für die spätere Geschichte der Landschaft
enthalten die byzantinischen Quellen manches interessante Detail. Vgl. den
reiche historische Beiträge enthaltenden Bericht von C. Jireöek, Archiv für
slav. Phil. 15 (1892) 91—102.
Sp. Lambros, Neugriechenland seit 1453. Berliner Jahresberichte
der Geschichtswissenschaft 13 (1890) II 361—379. Dieser auf die neu-
griechische Zeit (von 1453 an) bezügliche reichhaltige Bericht verdient
eingesehen zu werden, weil in ihm, wie es natürlich ist, manche Schriften
besprochen werden, die auch für die byzantinische Geschichte, Litte-
ratur und Kunst von Wichtigkeit sind.
5. Kunstgeschichte und Numismatik.
F. v. Reber, Der Karolingische Palastbau. I. Die Vorbilder.
Il. Der Palast zu Aachen. Abhandl. d. k. bayer, Ak. d. Wiss. II. Cl.
19 (1891) 715—803 (mit einer Planskizze) und 20 (1892) 189—249
(mit einer Planskizze). Die erste Abhandlung bewegt sich fast aus-
schliefslich auf byzantinischem Boden. Nachdem der Verfasser dargelegt
hatte, warum Karl der Grofse für seinen Palastbau sich nicht die kaiser-
lichen Residenzen in Rom, Mailand, Paris, Trier u. s. w., sondern den
Palast zu Ravenna zum Vorbild nahm, sah er sich vor die schwere
Aufgabe gestellt dieses heute nicht mehr vorhandene Bauwerk nach Mög-
lichkeit zu rekonstruieren. Da nun die Baumeister von Ravenna, das der
Verfasser mit Recht byzantinischer als Byzanz selbst nennt, ihre Vorbilder
am goldenen Horne holten, ergab sich als Grundlage der ganzen Unter-
suchung die kritische Wiederherstellung des Kaiserpalastes in
Konstantinopel. Von ihm sind so viele Daiwa und so viele lit-
terarische Nachrichten erhalten, dafs die Berechnung seiner Anlage und
Bauart doch njcht mit allzu vielen Unbekannten zu operieren hat. Der
Verfasser stützt seine Rekonstruktion auf die alten byzantinischen Quellen,
auf die neueren Monographien wie Labarte und Paspatis, denen er
jedoch Mangel an vergleichendem Blick und an einem leitenden architek-
tonischen Grundgedanken vorwirft, und auf selbständige topographische
Forschungen, bei welchen ihm sein Freund O. v. Kühlmann, der General-
direktor der anatolischen Bahn in Konstantinopel, durch seine Ortskunde
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 643
verbunden, als ihr Titel vermuten läfst. Der Verfasser betrachtet nämlich
als eine Hauptvoraussetzung des süditalienischen Kunstbetriebes im früheren
Mittelalter die byzantinische Kunst und schildert das Entstehen der-
selben aus orientalischen, antik griechisch-römischen und christlichen Ele-
menten. Bezüglich des Bilderstreites ist er der Ansicht, dafs derselbe
nicht in einem Vandalismus gegen alle Kunsterzeugnisse bestand, wie ihn
die Bilderstürmer in der Reformation übten, sondern vielmehr eine Läu-
terung des Geschmackes und der Kunst herbeiführte. Die Ikonoklasten
haben nach ihm nur eine einseitige Richtung bekämpft und namentlich
auch die Behandlung weltlicher Stoffe und die freie Ausübung der Kunst
durch jeden Berufenen (im (Gegensatz zum ausschliefslichen Klosterbe-
triebe) gefordert. Beachtenswert ist der Hinweis auf den grofsartigen
Verkehr der Byzantiner mit dem slavischen und germanischen
Norden, aus welchem sich z. B. der byzantinische Stil auf westfälischen
Bildern des 13. Jahrhunderts erklärt, und auf die noch regeren Beziehungen
zu den Ländern des Mittelmeeres. Durch Ravenna wirkte Byzanz auf
ganz Europa, und Venedig ist geradezu als eine Dependenz von Byzanz
zu betrachten (vgl. unseren Bericht über ‘die Arbeit C. Neumanns, Byz.
Zeitschr. S. 359 f.). In Süditalien (Sizilien) schiebt sich dann neben die
christlich-byzantinische Welt mit nachhaltigster Wirkung die arabi-
sche Kultur. Beide Elemente verbunden und zu einem neuen spezifisch
süditalienischen Stil — der Ausdruck normannische Kunst wird vom
Verfasser mit Recht verpönt — ausgebildet zu haben, ist das Verdienst
der Normannen. Die folgenden Ausführungen über die süditalienische
Kunst unter der staufischen Herrschaft liegen aufserhalb unseres Programms.
J. Strzygowski und N. V. Pokrovskij, Altertümer Südrufs-
lands. Byzantinisches Denkmal gefunden in Kertsch im Jahre
1891. Materialien zur russ. Archäologie herausgeg. von der k. archäolog.
Kommission N. 8. Petersburg 1892. 37 S. 4° (mit 5 Tafeln und 9 Text-
illustrationen). Der Gegenstand dieser Doppelarbeit, von welcher der
Strzygowski gehörige Teil deutsch und russisch, der von Pokrovskij nur
russisch abgefalst ist, bildet ein in Kertsch gefundener Silberschild. Eine
auf der konkaven Innenseite desselben eingeritzte Darstellung zeigt einen
nach rechts sprengenden, durch Nimbus und Diadem als Kaiser charakte-
risierten Reiter, dem eine Nike voraneilt und ein Leibwächter folgt. Das
Bild ist offenbar Wiederholung eines häufigen rómischen Münztypus. Nach
Vergleichung der übrigen bis jetzt bekannt gewordenen Silberschilde und
sonstiger Denkmäler gelangen die Verfasser zum Schlusse, dafs auf dem
Kertscher Exemplar ein byzantinischer Kaiser, wahrscheinlich Justi-
nian I, dargestellt sei.
Giov. Batt. de Rossi, Capsella pensile Africana rappresen-
tante un cavaliere armato di lunga asta crociforme. Bullettino
di archeologia Cristiana, serie quinta, anno secondo (1891) 133—138.
Diese Studie des berühmten Meisters der christlichen Archäologie über eine
in Numidien gefundene Anhängekapsel aus Bronce hat auch für die by-
zantinische Altertumskunde Interesse. Das nach dem Verfasser aus
dem 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. stammende Stück gehört nämlich in
die Klasse der jüdisch-christlichen Zaubergehenke und ist demnach mit den
von Sorlin-Dorigny (Revue des 6t. gr. 1891, 287 ff.) und von Schlumberger
Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 645
byzantinischen Stoff im Schreine des heiligen Anno zu Siegburg (aus der
Zeit von 921—931) und den im Schreine Karls des Grofsen zu Aachen
(wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert). Über den letzteren steht eine
neue Publikation von Dr. Fr. Bock in Aussicht.
II. A. Koönnas, Ilegì oixodous Bvufavrtivóv vadv. ‘0 ev
Krooieı EM. quoi. ovlloyos. “Agyatodoyixh Erıtgonn. Ilagaprnua tot x —xß'
tôuou (Konstantinopel, Otto Keil) 1892 S. 38—46. ‘O abrós, Ilse!
Bvíavrivóv debauevóv, ebenda S. 47—53. Die erste dieser zwei Studien
bildet einen Teil einer gröfseren Abhandlung, deren Fortsetzung, wie
eine Anmerkung der Redaktion berichtet, wegen des plötzlichen Hin-
scheidens des Verfassers nicht aufgefunden werden konnte. So erklärt sich
wohl auch der Mangel an genauen Zitaten, wodurch die Benutzung der
Arbeit sehr beeinträchtigt wird. Gleich im Anfang beruft sich der Ver-
fasser auf eine früher von ihm veröffentlichte Abhandlung über griechische
Kirchen unter Konstantin dem Grofsen; die Redaktion sieht sich aber zu
dem Geständnis genötigt, dafs sie nicht wisse, welche Abhandlung der
Verfasser meine. Ebenso werden die zahlreichen byzantinischen Autoren,
denen der Verfasser seine Belege entnimmt, stets ohne Angabe des Buches
oder Kapitels zitiert. Den Inhalt der unter so traurigen Umständen ge-
druckten Arbeit bilden Erörterungen über die natürliche Lage, die Orien-
tierung und die Konstruktion der griechischen Kirchen. In der Geschichte
der byzantinischen Kirchenarchitektur unterscheidet der Verfasser drei
Epochen, von welchen die erste, die der Vorbereitung, von Justinian bis
auf Michael III (527—842), die zweite, die der Blüte, von Basilios I bis
auf Konstantin Monomachos (867 — 1042), die dritte, die des Verfalls, von
den Komnenen bis auf die neuere Zeit reiche. — In der zweiten Arbeit
giebt der Verfasser die Ergebnisse seiner offenbar eingehenden Untersuchungen
über die Konstruktion und das Baumaterial der alten Zisternen in Kon-
stantinopel. Den Beschlufs bilden historische Bemerkungen über einige er-
haltene Zisternen, welche die einschlägigen Kapitel in den der Topographie
von Konstantinopel gewidmeten Werken ergänzen.
6. Fachwissenschaften, Jurisprudenz, Mathematik, Naturkunde, Medizin.
Henry Monnier, Etudes de droit byzantin. Nouvelle revue histo-
rique de droit frangais et etranger 16 (1892) 123—164 und 330—352.
In dieser für das byzantinische Steuer- und Finanzwesen wichtigen
Studie wird die 2mıßoAn nach ihrem Ursprung und ihrer historischen Ent-
wicklung behandelt. Eine Fortsetzung ist in Aussicht gestellt.
A. Nifsl, Zur Geschichte des Chlotarischen Edikts von 614.
Mitteil. d. Instituts f. österreich. Geschichtsforsch. Ergänzungsband 3 (1892)
365— 384. Von dieser aus dem Nachlafs des verstorbenen Verfassers
stammenden Arbeit ist leider nur der erste Teil „die oströmischen
Kirchengesetze“ ausgeführt; die übrigen „oströmisches Recht in
Westrom“ u. s. w. sind nur skizziert. Im ersten Teile werden die justi-
nianische Gesetzgebung über die Gerichtsstandverhältnisse des Klerus
in Ostrom und dann der Einfluls dieser Verhältnisse auf das Abendland
untersucht.
"Bibliographische Notizen und kleinere Mitteilungen 647
Les salles voùtées du monastère sont déjà démolies sauf une, la plus
grande, probablement le réfectoire, dont les murs portent des peintures. Ici
encore l’arc de la voûte et des fenêtres est légèrement brisé.
L'église et le monastère conservent une partie de leur ancienne déco-
ration. Les peintures du monastère avaient disparu sous le badigeon: elles
viennent d’être retrouvées.
Dans l'église, à la voûte de Vabside est la vierge avec deux anges;
au dessous, Jésus et la vierge séparés par un baldaquin reçoivent chacun
huit personnages vêtus à l'antique et avançant leur bras droit enveloppé
de la toge comme pour présenter un objet; au dessous l’on voit six saints
en costume ecclésiastique; aux niches des absidioles, St. Michel et St. Georges.
Il y a encore sur les murs quelques autres représentations moins impor-
tantes.
Les peintures du monastère ont plus d'intérêt. A gauche de l'entrée,
sur le mur de tête, au dessous d'une large ligne rouge tracée à plus de
deux mètres de hauteur, se détachaient sur un fond noir six têtes encadrées
d’un nimbe jaune. La première (à gauche) est effacée; la seconde et la
troisième sont peu distinctes; la 4° a été transportée au Musée Central;
la 5° et la 6° sont encore nettement visibles.
N°. 4: C'est une jolie tête de femme. Elle porte un diadème, de longs
cheveux noirs dont les boucles sortent du voile qui les enveloppe et des-
cendent jusqu'aux épaules; on voit encore le haut de la poitrine vêtue de
rouge. L’ovale du visage est plein, régulier; les oreilles, la bouche, les yeux
sont petits et finement dessinées, le nez est peut-être un peu mince. Les
couleurs ajoutent leur charme à la grace du dessin: le brun des ombres
portées, le vert des dégradés ont pris les beaux tons du bronze, tandis que
le rouge encore vif qui indique la saillie des lèvres et des paupières, et le blanc
des yeux conservent à ce visage noirci l'éclat de la vie. Il n’est pas
jusqu'aux détails, aux raies rouges du voile, au lignes rouges-sombres du
diadème se détachant, ainsi que la visage même, sur le nimbe jaune, qui
ne trahissent le soin de la facture et l'entente du caloris.
N°. 5. C'est aussi une tête couronnée, mais un souverain; de longs
cheveux qui paraissent rouges enveloppent jusqu'au dessous des oreilles l’ovale
du visage également très noirci.
N°. 6. Femme portant un voile.
La voûte aussi était peinte. A droite de l'entrée un personnage nimbé
est étendu sur le sol. Au dessus de lui se dresse un arbre qui projette
symétriquement à droite et à gauche douze larges feuilles (la 12°" est
effacée). Sur le trône on aperçoit, debout l’un au dessus de l’autre, deux
hommes couronnés, vêtus, l'un d'un paludamentum rouge ouvert, le second
d'une courte tunique verte; et une orante enveloppée d'un voile. Chaque
feuille porte un personnage également nimbé dont on ne voit que le buste.
Chacun d’eux tient, ainsi que les deux souverains représentés sur le tröne,
un rouleau®deploye. Les deux plus élevés sont près de la tête de l'orante,
à la hauteur des reins de la voûte. La composition ne s'étendait pas
plus haut.
Sur le même mur est représentée une echelle de laquelle seize anges
s’approchent en volant (à main droite du visiteur).
Au mur de face on voit un personnage nimbé revêtu d’une cuirasse
M datfé, Wien.
Skulpierte Situlentrommel: Hirtenleben.
K. Museum des Tschinili-Kioxk, Konstantinopel.
tétes humaines. Dans nn bloc de marbre est taillé un jenne homme assis, le
buste nu, les jambes couvertes d'une toge, la tête coiffée d'un bonnet
phrygien. Il joue d'un instrument à cordes. Sur sa tête est un aigle; sur
son instrument un singe et une chouette. Des lions, des chiens, un sphinx,
les animaux les plus divers forment au dessus de lui et à ses côtés comme
une guirlande. La plupart paraissent attirés par la musique, mais les lions
ne manquent pas à leur office glouton. Sur le socle des animaux encore
moins nobles, un escargot, un lézard.
On le voit cette collection, si modeste soit elle, n’est pas depourvue
d'originalité ni d'intérêt.
Athènes. G. Millet.
_ Strzygowski, Byz. Plastik.
Tichidruok von M: Jaffé, Wien.
Skulpierte Süulentrommel: Hirtenleben,
K. Museum dos Tchinili-Kiosk, Konstantinopol.
Strzygowski, Byz. Plastik. Tafel II.
1. Skulpierte Säulentrommel: Taufe Christi.
Lichtäraek von M Jn ££é, Wien,
2. Skulpierte Säulentrommel: Zwei Frauen mit Hahn und Hund.
K Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel
. Strzygowski, Byz. Plastik.
Lichtdraok van M, Far, Wien.
Reliefmedaillon des Evangelisten Marcus.
K. Museum des Tschinili-Kiosk, Konstantinopel,
feto: — »
Drum
3 9015 01310 2101
—— ms —_—
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