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Full text of "Carl Screta(1610-1674): Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des XVII. Jahrhunderts"

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(Nach Ucc i^ichnung dti M. Muian^ Wien, AlbcninD. 



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Carl Screta. 

(1610-1674.) 

EIN BEITRAG ZUR KUNSTGESCHICHTE 
DES XVII. JAHRHUNDERTES 

VON 

Dr, GUSTAV E. PAZAUREK. 




FR. EHRLlCH'ä BUCH- UND KUNSTHANDLUNG. 

(BERNHARD KNAUbK i 

1889. 



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(ALLE RECHTE VORBEHALTEN) 



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DRUCK VON D. KUH IN PRAG. 



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IBie Aufgabe, den Maler Carl Screta monographisch zu 
behandeln, ist schwer und zugleich leicht, undankbar und 
doch wieder lohnend, welches pro und contra in den Schwierig- 
keiten localer Natur, wie in solchen, die ein StoflF der Barock- 
zeit überhaupt mit sich bringt, seinen Grund hat. 

Geschrieben wurde über Screta viel, aber nicht vieles : 
Nur äusserst wenig und nicht ausnahmslos richtiges Material 
bat uns der Zeitgenosse des Malers Joachim von SandrartO 
geliefert. Der Jesuit B. Baibin, Scretas Freund, gibt uns in 
seinen verschiedenen compendiösen Werken*) nur spärliche 
zerstreute Notizen. Die Niederländer: Kornelis de Bie^), 
J. C. Weyermann*) u. s. w. vermitteln uns fast nur die 
Thatsache, dass Screta BentmitgUed war. Die Franzosen: 
de Piles^), Descamps") etc. sind, was Sci'eta anbelangt, ganz 
voa Sandrart und den Niederländern abhängig. — Von den 
böhmischen Werken wäre noch J. F. Hammerschmidt^) zu 
erwähnen, der der Zeit des Malers nahestand. Quantitativ, 
und nur theilweise qualitativ erfuhr erst in den 70er Jahren 
des vorigen Jahrhundertes die Kunstgeschichte Böhmens, 
also auch der Scretastoff Bereicherung durch die fast gleich- 



*) Sandrart: Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlereykunst. 
Nürnberg und Frankfurt 1676. 

*) Diese, sowie solche Bücher, die Scretas Namen nur gelegentlich anführen, 
werden an den hetreflfenden Stellen herangezogen werden. 

*) de Bie; Hetgulden Cabinet, Antwerpen 1661. 

*) Weyermann : De Levens - beschryvingen der Nederlandsche Konst- 
Schilders. s'Gravenhage 1729. 

*) de Piles: Histoire des peintres; besonders in der deutschen Ausgabe: 

>Historie und Leben der . . Mahler. Hamburg 1710 (p. 320—323), in 

der Screta wieder zu seinem richtigen Namen kommt, sieht man die 

wörtliche Entlehnung aus Sandrart. — Sa wird z. B. selbst der Druckfehler 

j »Leiteriz« statt »Leitmeritz« hier abgedruckt. 

•) Descamps: La vie des peintres. Paris 1754. 

') Hammerschmidt: Prodromus gloriae Pragenae. Prag 1723. 



zeitigen Aufzeichnungen des F. M. PelzeP) und des t&chtigen 
J. Q. Jahn^; der fiir Böhmen eine Art Earel van Mander 
ist Dieses und die unkritischen Sammelnotizen des überaus 
fleissigen Jar. Schaller') bilden zum grössten Theile die 
Grundlage für O. J. DlabacS' verdienstvolle Zusammenstel- 
lungen^), die von NaglerO bis auf die neueste Zeit als Evan- 
gelium galten. Wesentliche Bereicherung erfuhr die Familien- 
geschichte durch E. J. Erben^) und im numismatischen Werke 
von Miltner und Neumann^, in das Screta als Adeliger, nicht 
als Künstler, Aufnahme fand. Auf diesen genannten Werken 
u. z. fast ausschliesslich darauf fosst die einzige unzuläng- 
liche Monographie über diesen Maler, von A. RybiSka Sku- 
teSsk^, zu deren Entschuldigung gesagt sein mag, dass sie 
für eine belletristische Zeitschrift bestimmt war*^). Seither 
hat T. Bflek^) in seinen tüchtigen, leider der czechischen 
Sprache wegen nicht allgemein verständlichen, Laudtafelfor- 
schungen noch einige Bausteine zur Familiengeschichte Scretas 
beigetragen. Was sonst von Aufsätzen über Screta geschrieben 
wurde"), enthält die alten Fehler und bringt wesentlich nichts 
Neues. Ja die alte Seeschlange der Irrthümer schleppt sich 
noch in's Jahr 1889 fort, allerdings in den — „Humoristicke 
Listy".") 

Durch eine vollständigere Benützung der Landtafel- 
und Stadtbücher, durch die Aufzeichnungen verschiedener 
Pfarrmatrikeln, besonders der Protocolle und Acten der Ge- 
sellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag^% durch das 



*) AbbilduDeen böhm. und mähr. Gelelirter und Künstler. Prag 1773 — 82. 

*) Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und Künste, tom. XIX. 
Leipzig 1776. 

*) Schaller : Topographie des Königreichs Böhmen. Prag u. Wien 1786- 90. 
— Besdireibung der Residenzstadt Prag. Prag 1794 — 97. 

*) Dlabac2: Allg. bist. Künstler-Lexikon für Böhmen . . Prag 1816. 

6) Nagler: Künstler-Lexikon. München 1885-- 62. 

•) Pamätky archaeologick^ a mfstopisne. IL, Prag 1867. Audi in anderen 
Jahrgängen dieser Zeitschrift finden sich einige liierher gehörige Stellen. 

'') »Beschreibung der böhm. Privatmünzen und Medailen.« Prag 1862 ff. 

«) Rybidka: »Karel Skreta Sotnovsky ze Zävofic«. Prag 1869. Separat- 
abdruck der Zeitschrift >Sv§tozor.« 

9) Bilek: >Dejiny konfiskacl v Cechäch po R. 1618.« Prag 1882. 
") z. B. F. J. Pei^na in »Sla\in€ I. Prag 1872, F. L, Rieger, Slornfk 
nau&iy. tom. IX. Prag 1872 etc. 
Jahrgang XXXI. Nr. 2. p. 10. 

Die hauptsächlichsten Quellen werden im Folgenden in Abkürzungen 
citirt ; G. P. K. F. =- Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde. — L. T. - k. 
böhm. Landtafel, Prag. - St. A. — Prager Stadtarchiv. - Sth. A. — Statt- 
haltereiarchiv von Böhmen. Was die Sdireibweise anbelangt, muss 
bemerkt werden, dass an die Stelle der jetzigen czechischen Orthogra- 



:? 







Aufsuchen zerstreuter Urkunden konnten die zahlreichen 
Irrthümer beseitigt und die Darstellung des Lebenslaufes Carl 
Scretas wesentlich bereichert werden. — Da sich kein 
„vlastenec", den Rybißka*) zu dieser Arbeit ermuntert, ge- 
funden hat, habe ich die Aufgabe übernommen, die Biographie 
des Malers — und auf die möchte ich das Hauptgewicht 
legen — zu ergänzen [und richtig zu stellen. — Etwaige 
Fehler und kleine Lücken möge man freundlich entschul- 
digen; Studien und Reisen meiner nächsten Jahre dürften noch 
manches Capitel bereichem, erforderlichenfalls corrigiren. — 
Was die Gemälde anbelangt, habe ich mich noch hie und 
da auf die Mittheilungen auswärtiger Kunstfreunde oder 
Pfarrer beschränken müssen, denen ich dafür meinen auf- 
richtigen Dank sage. Ich danke femer bestens der löblichen 
Gesellschaft patriotischer Eunstireunde in Prag, den Herren 
Archivaren Prof. Dr. Gindely, Prof. Dr. En^er, Prof. Dr. 
Öelakovsky und K. Eöpl für Ihr überaus liebenswürdiges 
Entgegenkommen, überhaupt Allen, die diese meine Studie 
unterstützten, und ganz besonders meinem hochvererten 
Lehrer Herrn Prof. Dr. A. Schultz, der mir die Anregung 
zu dieser Arbeit gegeben und mir mit seinem Rathe zur 
Seite stand. — 



phie von ö, §, f, § und i meistenlheils die in deutschen Werken übli- 
che und der damaligen Schreibweise entsprechendere Form: cz, ie, 
rz, seh (früher ss) und zc (zi) getreten ist. 
Op. 18. 



•^ ^ 



^ 



l 



Uebersicht : 

T. Scretas Geschlecht p. 9. 

IF. Jugendzeit des Malers p. 18. 
ITT. Screta in Italien p. 22. 
TV. Screta in Prag p. 25. 

V. Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere p. 42 

VI. Die Namensvetter des Malers p 50 

VII. Schüler ScreUis p. 52. 
VIII. Scretas Gemälde p. 60. 

IX. Handzeichnungen p. 95. 
X. Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas p. 97. 



I 



L 



Seretas') Geschlecht. 

Am Donnerstage, am Tage vor S. Marcellus*) (1. Juni) 
1559 verlieh der Magistrat der Altstadt Prags einem Johann 
Sskreta aus Woleschnitz, einem kleinen Flecken zwischen 
Bechin und Moldautein, das Bürgerrecht*), nachdem dieser 
seinen Losbrief vom Freitag nach S. Elias (24. Juli) 1556 
vorgezeigt hatte. 

Sskreta war ein Müller^), vor allem aber ein tüchtiger 
Geschäftsmann, der durch mannigfaltige vortheilhafte Handels- 
beziehungen, die sich einerseits nach Deutschland, anderer- 



*) Die Inconsequenz der Orthographie darf uns in jener Zeit nicht Wunder 
nehmen, zumal in einem Lande, wo noch heuteutage die Schreibweise 
der Eigennamen bald von der einen, bald von der anderen Landes- 
sprache heeinflusst wird. Neben Screta — welche Verwälschung erst 
der Maler u. z. mit der grössten Vorliebe, in deutschen Schriften con- 
sequent gebraucht — findet sich vorzugsweise in czechischen Urkunden. 
»Sskreta«, entsprechend dem gegenwärtigen »Skreta«, deutsch >Schkreta< 
(L. T. Lib. test vet. urb. I. ah 1582 f 298 v.), auch .Sskreyta« (St A. 
N. 1173. Lib. inv. ab 1584 f. 182 v.) >Skrot« (Wiener Adelsarchiv Fase. 
P. oh. 270) etc. 

Die Niederländer und, von diesen heeinflusst^ die Franzosen schreiben 
>Creten« oder »Creeten.« Ebenso fehlerhaft ist die Schreibweise >Scretta« 
(Mittheilungen der Gesellschaft f^r Salzburger Landeskunde II p. 245), 
»Scritta« ^Uwein, Salzburger Künstlerlexicon, Salzburg 1821 p. 215) 
und >Sciaretti« (B. Hübner. Beschreibung der hochfürstL erzbisch. Haupt- 
und Residenzstadt Salzburg . . Salzburg 1792. tom. l. p. 197.) 

*) Genauer >SS. Marcellinus & Petrus« (2. Juni) — Die Schreibweise 
>Priscus« (»Beschreibung« p. 494) ist unrichtig. 

») St. A. Nr. 535. Lib. jur. civil, vet. urb. I. ab 1500. f. XXVni. 

*) Im Jahre 1575 finden wir ihn auch als Aufsichtsorgan der Mälzer 
genannt: Böhmische Landtagsverhandlungen (Sn^my öesk^) tom. V 
(Prag 1887) p. 262. 

2 



1 



10 Scretaa Geechlecht. 

• aeila uacli Polen') und vorzuRsweise nach Ungarn, ja bia 
ins türkische Gebiet hinein erstreckten, bald zu Vermögen 
und Urundbesitz kam. Das Ansehen, das Sskreta in weiten 
Kreisen genoss — er wurde auch zum Senator der Altstadt 
Prag erwählt*) — bestimmten Kaiser Maximihan II., ihm am 
Freitage, dem S. Matthiastage (24. Februar) 1570 den Adel 
mit dem Wladiken-Prädicate „Ssotnowsky*) von Zawontitz*)" 
zu verleihen, aus welchem Anlasse der neu Geadelte eine 
Gedenkmünze^) prägen liess. 




Adelsttedenh münze des Johann Sskreta. 

<N;<ch 'Beichreibung bfibmiicher PilvKtnlUnun.«) 

Das Wappen ist folgendes : Der Schild ist quergetheilt. 
Die obere Hälfte ist doppelt gespalten. Im rothen Mittelfelde 
befindet sich eine weisse Lilie ; die Felder rechts und links 
davon sind weiss. Die nutere Hälfte ist dreimal gespalten : 
rechts die Felder gelb und schwarz, links weiss und roth. 



') So wird SItreta — wie i 



Brief V 



1 Freitag nach S. Veil 



{17. Juni) 1675 vermittelt — gefragt, ob er sich oachPoIen begehen 
werde. Er stellt es fUr S. Bartholomiei {24. August) in Aussicht: {Böhm. 
Landlagsverhandlungen . . tom IV (Prag 188fi) p. *t9. 

') So vom Jahre 1575-79 (St. A. Nr. fi9. Lih, renov. ab 1571 f. 31). 

') »Schotnowsky" oder »Schottnowsky" h.^ngt, einem Aufsatze des J. Vävra 
in den Pamätky X. p. 851) zu Folge, mit dem ehemaligen »Schotten- 
hof> hei Kolin zusammen, den Johann Screta 15G9 um 50 Schock ge- 
kauft hat Die anderen, daselbst angeführten Daten lassen sich mit der 
feststehenden Geschichte des Hauses Sskreta nicht in Einklang bringen. 

') Eine >Herrscha(t Zavorzicz« , die in J. H. Eedler's UniveraaT-Lexicon, 
tom. 36 (Leipzig und Halle 17i3) p. 709 genannt wird, exislirt nicht. 
üb das Prädicat mit dem Dorfe »Zawrzitz' bei Przibram zusammen- 
hüngt, lässl sich nicht entscheiden, 

') Diese Münze, wie auch die anderen Gedenkmünzen der Familie Sskreta 
sind in der >Beschreibung böhmischer PrivatmUnzen und Medaillen« 
Tafel LXVsubNr. 648 IT, abgebildet. Es sind durchwegs Schaumünzen 
und besassen keine Geldwährung, wie es im Universal-Lexicon, an der 
oben citirten Stelle, unrichtig aufgeraagt wird. 



Scretas Geschlecht. 11 



Die Helmkleinode sind die weisse Lilie und zwei doppelt 
gebogene Homer : gelb-schwarz und weiss-roth.^) Seit aem 
bamstege, an S. Gregor (12. März) 1580 erscheint der Helm 
nach einem Diplome Kaiser Rudolphs IL gekrönt. — Wappen 
mid Prädicat waren der Familie Sskreta nicht ausschliesslich 
zu eigen; Johannes Vetter, der Unterkammeramtsschreiber^ 
Johann Pollius theilte mit ihm dieses Recht. Zu dem wurden 
später noch ihre Vetter und IVeunde Laurenz Brzekowetz*), 
altstädter Bürger und königl. Weinbergmeister, dann Wenzel 
de ClivOy Bürger der Altstadt und Rathsschreiber, und der 
aus Aman stammende, spätere Kuttenberger Bürger Jacob 
Holy mit in die Adelsfamilie aufgenommen, was Kaiser 
Rudolph U. in dem oben citirten Diplome von 1580 bestätigte.') 

Johann starb am Sonntage vor dem Gedächtnisstage des 
Johann Hus (5. Juli) 1587 und wurde in der alten S. Niklas- 
Kirche der Altstadt beigesetzt.*) Sein, vom Montag, dem 
Dreikönigstage (6. Januar) 1586 datirtes, am Donnerstage 
nach S. Andreas (3. December) 1587 eröffnetes und ein- 
getragenes Testament^) imd das am Montag nach S. Scholastica 
(12. Februar) 1590 aufgenommene Verlassenschaftsinven- 



*) unrichtig wird das Wappen in der >Beschreibung« p. 69^ dargestellt, 
wo statt weiss und roth der unteren Schildhälfte die Farben weiss 
und schwarz erscheinen. — Desgleichen fehlerhaft ist die Darstellung 
der Renz'schen Wappensammlung (Lit. S. 2, Nr. 399) im Landesarchive, 
wo die Lilie im Sdiilde und als Kleinod gelb erscheint Das Familien- 
wappen in Mosaikarbeit besitzt die Rudolphinum^alerie (G. P. K. F.) 
in Prag; es ist oval, 9 cm. hoch, ?• cm. breit, m Holz gefasst und 
dürfte mit jenem identisch sein, das in dem später genannten Ver- 
lassenschaftsinventar Carl Scretas des Jüngeren erwähnt wird. 

Grewöhnlich bedienen sich alle Familienmitgheder auf den Siegeln 
und Münzen des ganzen Wappens; nur einmal siegelt der Maler Carl 
Screta mit der Lilie des Mittelfeldes allein (Neuhauser Urkunde vom 
18. October 1640). 

') Laurenz Brzekowetz spielte im öffentlichen Leben eine ziemliche Rolle ; 
er tritt uns 1581 als Consul, hei der neuen Renovation in diesem Jahre 
als Brückenbeamter auf und wird 1594 sogar kais. Richter der Alt- 
stadt etc. (St A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571 f. 88 v, 149 v. etc. — 
Die Familie Brzekowetz von Zaworzitz finden wir besonders häufig in 
den öffentlichen Büdiern noch zu den Zeiten des Malers und darüber 
hinaus, u. z. vor allem einen Daniel Adalbert dieses Namens. 

') Die beiden Adelsurkunden werden im Wiener Adelsarchive aufbewahrt 

2'asc. Dipl. S. qu 336 und P. oh 270; Saalbuch Nr. 287 f. 354 p v.) 
ie Vermittlung dieser Urkunden verdanke ich meinem Freunde Benno 
V. Rettich in Wien. Die Landtafel und das Landesarchiv in Prag ent- 
halten die Adelsverleihung in ihren Adelsbüchem nicht. 

*)D. A. V. Weleslawin: »Kalendaf hystorycky.« Prag 1690, p. 368. 

ß) L. T. Lib. lest, vet. urb. l ab 1582, f. 83 v. ff. 



12 Scretas G«Bchlecht. 



tar^) geben uns AufschlliBse über seine Familie undVennögenB- 
verhältnisse. — Er besass den sogenannten „SchmerhoP*) 
nächst dem altstädter Rathhause^ das Ilaus ^bei drei Fliegen- 
wedeln"'*) auf dem Ring, beide schuldenfrei, ein neu gebautes 
Haus mit Garten auf der Neustadt nächst der Moldau „auf 
dem BergeP, zwei Schiffsmühlen*), einen Weingarten „zwischen 
den Bergen oberhalb des Weges** und einen bei Wolschan. 
Ausserdem wurde in seiner Verlassenschafl noch ein Baar- 
yermögen von 1000 Thalem und 3207 ungarischen Gulden, 
nebst verschiedenem anderen, selbst türkischem Gelde vor- 
gefunden. 

Elisabeth, seiner Tochter erster Ehe, hatte er 250 Schock 
böhm. Groschen, Agnes, dem verwaisten Kinde der anderen 
Tochter dieser Ehe Anna, 75 Schock vermacht; die Töchter 
der zweiten Ehe Ludmilla, Catharina, Johanna und Anna 
bekamen je 500 Schock — das Uebrige gehörte seinen Söhnen 
Heinrich, Conrad, Paul, Daniel und Georg. — Seine Witwe 
Agnes, geborene von Wodolin, wahrscheinlich eine Tochter 
des Kuttenberger Münzmeisters Samuel Wodolinsky von 
WodoUn^), die im „Schmerhofe" einen Handel mit Holz- 
geschirr trieb, erfüllte den, im Testamente ausgesprochenen 
Wunsch, ledig zu bleiben, nicht, sondern heirathete den 
Med. Dr. Lawin von Ottenfeld*^), wurde daher mit 500 Schock 
abgefertigt. 



') St. A. Nr. 1173 Lib. inv. ab 1584. (Von K. J. Erben in den »PamÄtky« 
II 368 nach der alten Rückennuramer als »310c citirt ) — Das genaue 
Inventar ist sittengeschichtlich «ehr interessant. Wagen und Pferde, wie 
die vier Pelze (darunter ein >Ssloffpelcz bobrowey«) bestätigen die 
Reisen, die Skreta gemacht, die Bücher, darunter eine Cosmographie 
und ein Lejcicon Graeco-Latinum lassen auf eine gewisse Bildung in 
der Familie schiiessen. - Vom Himmelbett bis auf eine in Silber 
gefasste Kokosnuss (»Worziech Indyanskyt) wird jeder Gegenstand 
aufgezählt. 

^) Der »Schmerhof« war — nach Hajek — in den Hussitenzeiten ein viel 
besuchtes und durch ein Mordattentat auf König Wladislaus II. (1490) 
berüchtigtes Wirthshaus ( J. M. Schottky : Prag wie es war und wie es 
ist Prag 1831 und 1832. — I. p. 224: und 225), das in unserem Jahr- 
hundert der neuen Rathhausfa^^ade Platz machen musste (Gr. Ring 
Nr. 938-1.). 

^) Als Eigenthümer dieses Hauses wiBd er bereits z. B. f. 5. post Dom. 
Cantate (23. Mai) lo8ö genannt. (St. A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571. f. 88 v.) 

*) Die landtäfliche Abschrift des Kaufcontractes der einen Schiffsmühle 
befindet sich im St. A. Papier-Urkunden-Sammlung 48/8. 

^) »Beschreibung« p. 595. -- Konrad, ihr Sohn, erbt später einen Expectanz- 
brief, der dem Samuel Wodolinsky von Wodolin vom Kaiser Maximilian II. 
ertheilt wurde. (Sth. A. Copialbuch Nr. 105, f. 277.) 

») »Beschreibung« p. 595. — L. T. Nr 236 bl. f. M. 18 v. u. X. 7. v. — 
Ein czechischer Zettel nebensächlichen Inhaltes ohne Datum, der an 

2* 



Scretas Geschlecht. 13 



Johanns ältester Sohn Heinrich^ dem die Neustädter 
Besitzungen seines Vaters zugefallen sein mochten, erlangte 
am Dienstag nach S. Briccius (16. November) 1593 das 
Bürgerrecht der Neustadt Prag^), vermalte sich in diesem 
Jahre mit Ludmilla Ealischtie von Ottersfeld') imd wurde 
1594 Steuerschreiber. 

Heinrich war 1610 wol schon todt, da er auf dem 
gemeinsamen Jetton") der Brüder aus diesem Jahre nicht 
vorkommt. 

Conrad^), der Zweitälteste Sohn Johanns, war Beamte 
der königl. böhm. Eammerbuchhaltung, bei der er 1605 
Buchhalter wurde. Auf einen, von Samuel Wodolinsky von 
Wodolin geerbten auf 200 Schock böhm. lautenden Expectanz- 
brief des Kaisers Maximilian hin fällt ihm am Dienstag nach 
S. Dionys (11. October) 1605 ein Hof in der Vorstadt von 
Nimburg zu, der nach einer gewissen Anna Huniata oder 
Hlawniczek heimgefallen war.^) Für treue, dem Kaiser 
Rudolph II. geleistete Dienste, schenkte dieser dem Conrad 
am Donnerstage . nach S. Aegidi (6. September) 1607 die, 
an die königl. Kammer heimgefallene landtafliche Scherling- 
mühle^) auf der Neustadt nebst einem am Ufer gelegenen 
Hause, was ihm gegen eine geringe Vergütung an die Erben 
des früheren Besitzers Had von Prosecz, die er am Donners- 
tage nach S. Matthseus (27. September) 1607 bei der Landtafel 
erlegt'^, zugeschrieben wurde. Ausserdem besass Conrad auch 



Daniel Sskreta gerichtet ist, nennt einen Jacob Lawin als »Schwager.« 
^rag. Sanunlung des Herrn Dr. HorÖiöka.) 

St. A. Nr. 568. Lib. jur. civil nov. urb. ab 1582, f. 142 v. 

^) Fliegendes Blatt »pro nuptiis ab amicis.« 4^. Pra^ 1593. cilirt von 
K. Filat: Nobilitas Bohemise, Böhmisches Museum M. S. 3 H 23, p. 145. 

*) Der verstorbene Prager Numismatiker Donnebauer zweifelte einige der 
Familienmünzen in ihrer Echtheit an ; bevor jedoch seine hinterlassenen 
Schriften, die in der nächsten Zeit herausgegeben werden sollen, seine 
Hypothesen bestätigen, muss man die, m der >Beschreibung< sub 
Nr. 548 — 551 angeführten Gedenkmünzen als beweiskräftig ansehen. — 
Die letzte, unter Nr. 552 genannte Münze wird dort als >neu< bezeichnet. 

^) Von seiner Hand befindet sich ein czechischer Originalbrief neben- 
sächlichen Inhaltes an Bürgermeister und Rath der Stadt Schlan vom 
Dienstage nach S. Medard (10. Juni) 1597 in der Autographensamm- 
lung des t Herrn Donnebauer in Prag, die gegenwärtig durch J. Bser 
& Co. in Frankfurt a. M. zum Verkaufe gelangt. 

«) Sth. A. Copialbuch Nr. 105, f. 277. 

•) L. T. 133, f . L 20 bis 21 v. 

') L. T. 197 bl., f. D 12 V. — Vielfache czechische Beschwerdeschriften 
in oriff. & cop. von 1610 wegen dieser Mühle (als deren Mitbesitzer 
Conrad Screta genannt wird) an den Magistrat finden sich im St. A. 
Pap. Urkund. Sammig. 48: 13, 16, 17, 20,^22. 



1 



14 Scretas (Geschlecht. 



das Haus „bei schwarzen Hirschen^*)^ das er am 12. Januar 
1592 von Ludmilla Morchendorf, Erhard Wolf von Wolfsdorf 
und Laurenz Storka von Storkenfels um 1350 Schock gekauft 
hatte. Bei dieser Gelegenheit mag er eine Verwandte der 
Verkäuferin, Catharina von Morchendorf kennen gelernt haben, 
die seine Gemalin wurde. Der Ehe entsprossen sieben Kinder : 
die Töchter Agnes, Esther, Catharina und die Söhne Johann, 
Conrad, Heinrich und Carl, der Maler — wie aus seinen, 
vom 18. Mai 1612 datirten, am Freitage nach Mari» Geburt 
(13. September) 1613*) eröffneten letztwilligen Verfügungen') 
hervorgeht, die uns auch seinen übrigen Besitz bekannt 

Sehen. Das Nimburger Höfchen hat er wieder veräussert, 
agegen gehört ihm ein Haus mit Gärtchen ^u kameniku" 
auf der Neustadt, zwei Weingärten auf dem Spitalberge da- 
selbst, ein Weingarten nebst Wald unterhalb des Schlosses 
von Melnik und ein Haus in der Vorstadt von Melnik — 
alles schuldenfrei. Ausserdem kam ihm für treue, dem Kaiser 
vor 12 Jahren geleistete Dienste eine „Expectanz** von 1300 
Schock meissn., zu fünf Procent zu. — Von dem bedeutenden 
Vermögen Conrads bekam jede Tochter 700 Schock meissn., 
das Uebrige fiel auf die Söhne. — 

Paul*), sein Bruder wurde 1604 Münzamtsschreiber, 
1608 Münzamtsverweser, 1610 Münzamtmann ^) in Kuttenberg, 
wurde 1612 mit anderen Amtsgenossen, wegen Unzukömm- 
lichkeiten, die beim Silberschmelzen vorkamen, suspendirt, 
aber schon 1616, nachdem er seine Schuldlosigkeit dargethan, 
wieder bei der Münze in Kuttenberg angestellt; 1619 — 1620 
war er Münzmeister in Prag. Nach der Schlacht auf dem 
weissen Berge kam er in Untersuchungshaft, wurde aber 
bald wieder entlassen. 1625—1626 begegnen wir ihm als Raths- 



L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. ab 1592 f. XCIV. v. 

ä) Daher muss, übereinstimmend mit Da^icky M. S. im Böhm. Museum, 
herausgegeben von Dr. A. Rezek, Prag 1878—80. — H. p. 138), sein 
Todesjahr auf 1613 festgesetzt werden. — »1615c (noch Rybiöka p. 4) 
ist fälsch 

») L. T. Lib' test. vet urb. II. f. 34 ff. 

•*) Ueber seine äussere Lebenslage findet sich Näheres bei Daöicky IL, 
p. 90, 106, 107, 108, 113, 125, 134, 174, 183, 193, 267 und 259. — 
Sth. A. C 215, G Vt und S. 8. — »Beschreibung* p. 596 und 597. — 
Bllek p. 594. 

*) Die Originalinstruction befindet sich im böhmischen Museumsarchive; 
aus diesem Anlasse Hess er mit seinen Brüdern einen Jetton prägen 
(»Beschreibung« Nr. 550) und im nächsten Jahre — Georg, der jüngste 
Bruder dürfte indessen grossjährig geworden sein — wieder einen 
Jetton der Brüder (»Beschreibung« Nr. 551). 



Scretas Geschlecht. 15 



heim in Kuttenberg, wo er in der Zeit der Gegenreformation 
viel zu leiden hatte, bis er schliesslich um den grössten 
Theil seiner Habe kam. Am 4. Juli 1631 finden wir ihn 
zum letztenmale erwähnt u. z. in Olmütz.^) Paul's erste 
Gemalin, eine Deutsche: Susanna Lange, die ihn in ihrem 
Testamente von Mariae Himmelfahrt (15. August) 1607*) zum 
Universalerben eingesetzt hatte, starb 1608, gewiss noch 
jung an Jahren; sie kla^ in der Testamentsschrifl, dass 
y,wir Menschen wie die Schöne Rosen gleichsfalls wiederumb 
vergehen." Seine zweite Gattin Catharina Nypschitz von 
Holtendorf und deren Tochter Agnes starben 1625 in 
Kuttenberg, seine dritte Gemalin Elisabeth Schatne von Olivet 
verlor ihre Habe mit der ihres Mannes. 

Daniel*), der interessanteste von den Brüdern, zugleich 
die Verkörperung der Familientradition, war 1603 Secretär 
bei der böhm. Kammer und ward 1615 zum „defensor con- 
sistorii et academise sub utraque^ gewählt Als fanatischer 
Utraquist wurde er 1618 einer der 30 Directoren des Landes 
u. z. als Mitvertreter der Altstadt. Nach der Schlacht auf 
dem weissen Berge floh*) er als Anhänger des Winterkönigs 
mit seiner Gattin Judith und verlor seinen Adel und seinen 
Besitz. Wir treffen ihn noch am 26. December 1620 in Beuthen*) 
in Niederschlesien, wo er auf der Flucht übernachtet und 
verlieren ihn dann aus den Augen. Nach der einen Version 
soll er später Secretär des Stadtrathes von Danzig^ geworden 
sein, nach der anderen der des polnischen Königs.^) — 

Georg, der jüngste der Brüder, kommt ausser auf der 
Klippe vom Jahre 1611 nirgend vor. — 



*) Eine Quittung mit obigem Datum über 50 fl., die von Karl von Zce- 
rotin dem Aelteren stammen, befindet sich in der Leon'schen Sammlung 
im Landesardiive ; mit Zcerotin bringt ihn auch ein Stern berg'scher 
Auszug aus der Horzowitzer Bibliothek in Beziehung, der in der »Be- 
schreibung« p. 597 citirt wird. 

») L. T. Lib. lest. vet. urb. I ab 1682, f. 298 ff. 

8) Mehr über Daniel enthält: L T. Nr. 236 bl. f. M. 18 v. und X. 7 v. - 
L. T. Nr. 192, f. N. 8. — L. T. Lib. contr. caerul. vet urb. III, f. 328. - 
Sth. A. C 215. P Vfi und S 18. — Bflek p. 593 und 594. — 
»Besdireibung« p. 597 und 598. 

*) St. A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571 f. 257 fügt 1620 zu seinem Namen 

hiezu: >fugit.« 
*)Klopsch: Geschichte des Geschlechtes v. Schönaich. Heft IV., p. 25. 
•) > Beschreibung« p. 598. 

') >Pamdtky< IX. p. 557: Aufsatz von A. Komlnek. Die Quellenangabe 
wird unterlassen. 



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Scretas Geschlecht 17 



1) Wien. Adelsarchiv. (S. qu. 336 und P. oh. 270.) 

») D. A. V. Weleslawina : Kalendaf hystorycky. Prag 1Ö90, p. 368. 

8) L. T. Lib. test. vet. urb. I. ab. 1682, f. 84 u. 84 v. 

*) L. T. Nr. 236 bl. f. M. 18 v. u X. 7 v. 

*) Fließendes Blatt »pro nuptiis ...« 4 Prag 1593; citirt von K. Pilat: 
NobiUtas Bohemiae. M. S. im Böhm. Museum : 3 H 23, p. 145. 

«) L. T. Lib. test. vet urb. II. f. 34 v. u. 35. 

') L. T. Lib. test vet urb. L f. 298 ff. — Susanna hatte keine Tochter, 
wie es irrthümlich in der »Beschreibung« p. 597 heisst; die dort ge- 
nannte Hedwig war ihre Schwester. 

8) N. Daczitzky v. Heslowa (um 1620) M. S. im Böhm. Museum ; heraus- 
gegeben als »Pameti MikuldSe DaCick^ho z Heslova« von Dr. A. Rezek. 
Prag 1878 — 80 als Nr. 5 der 3. Reihe der »Pamdtky stare literatury ^ 
Cesköt II. p. 257 u. 259. 

») Bilek p. 594. . 

•0) L. T. Nr. 192 f. N. 8. 

»1) Pamätky IX p. 858. 

") »Beschreibung« p. 595 citirt: »Epithalamia saeculi XVII. et XVIII.c 
9. Bibliothek des Stiftes Strahow. Bei der Bürgerrechtsbewerbung 
des Dr. Luk tritt sein Schwager Conrad Sskreta als Bürge auf. (St. 
B. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 59). 

»») Chr. G. Jöcher: Gelehrtenlexicon. Leipzig 1751, tom. IV p. 431 u. 432. 

1*) J. H. Zedier: Universal-Lexicon, tom. 36. Leipzig und Halle 1743» 
p. 709 u. 711. 

'^) »Beschreibung« p. 596 citirt das Titularbuch vom J. 1654. — Wahr- 
scheinlicher ist es, dass sich die Angabe auf den Neffen des Malers 
aus der Schweizer Linie bezieht. 

1«) Matrikeln der S. Gallikirche. Prag I. 

17) Matrikel der S. Thomaskirche. Prag HI. 

«8) 1682 ist Veronica noch bei der Taufe ihres Enkels anwesend; 1691 
werden zwei Bilder der Verstorbenen genannt (St A. Lib. inv. vet. 
urb. N. 1179, f. 103 v. und 107: N. 35, 163.) 

»») Sth. A. C. 215, S. 18: Auszug aus dem Protocoll des Anton Lom- 
nitzky f. 187. — L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. HI. f. 413. 

•«ö) Matrikel der S. Jacobskirche. Prag I. — Die Taufmatrikel der 80er Jahre 
ist gegenwärtig verschollen ; die Stelle hat sicli jedoch in einem Aus- 
zuge des liandesarchivs (»Matrikenauszüge«) erhalten. 

"») L. T. Lib. test vet urb. IV. f. 276 v. ff. 

«4 Am 30. Juni 1677 nicht mehr genannt: L. T. Nr. 239 bl. f. A. 2 Rand. 

«) St A. Lib. inv. vet. urb. N. 1179 f. 101. 



^ 



IL 

Jugendzeit des Malers. 

Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderte»^) wurde dem 
königl. böhm. Kammerbuchhalter Conrad Sskreta Ssotnowsky 
von Zaworzitz von seiner Frau Catharina, wahrscheinlich in 
seinem Hause „beim schwarzen Hirschen^') ein Knäblein 
geboren, das in der Taufe den Namen Carl erhielt ^) Dem 
Vater, der in seinem Testamente zur Vonnundschaft über 
die unmündigen Kinder seine Gemalin, seine beiden Bruder 
Paul und Daniel und einen gewissen Johann Sraubenj^) be- 



') Das Geburtsdatum lässt sich vorläufig nicht genau feststellen, da die 
älteste erhaltene Taufmatrikel der Teinkirche. in deren Sprengel das 
Haus» beim schwarzen Hirschen«, das mutmassliche Geburtshaus des Carl 
Screta liegt, erst mit dem Jahre 1614 beginnt Nach Sandrart (IL p. 327) 
wäre Screta 1615 geboren, was nicht möglich ist, da er bereits im 
Testamente seines Vaters am 18. Mai 1612 genannt wird; ebenso 
unrichtig ist das Datum »1619« (Abregt de la vie des peintres dont 
les tableaux composent la Galerie electorale de Dresde. Dresden 1782.) 
Die Angaben variiren von 1601 (»Beschreibung« p. 596) bis 1610 (K. Pur- 
kyne: Rritickä, pfiloha k närodnim listum. Prag I. Jahrg. 1864 p. 103). 
Die Annahme Pelzels (Abb. I. p. 109) »1604« ist — obwol willkürlich — 
die Verbreiteteste. 

*) Rybi£ka (p. 7) machte da die Bemerkung, dass dieses Haus zur ewigen 
Gedächtnis geschmückt werden müsse : » videant ergo consules !« .... Der 
Aufruf blieb nicht ohne Folgen; seit dem Jahre 1872 ist daselbst eine 
Gedenktafel mit dem Reliefbilde des Malers angebracht, gestiftet von 
der »Umeleckä beseda«. 

•) Dass Screta — wie es in einem M. S. des Herrn Dr. Schebek in Prag 
heisst — »von italienischen Eltern zu Prag gebohren« wurde, oder aus 
einem »itahenischen Geschlechte« stammte (Jahn N. B. XIX p. 321), 
gehört in das Reich der Fabel und wird schon 1792 von Pehsel 
(Abb. IV. Vorrede p. XII) dementirt. Man glaubte, dieses aus dem 
Namen schliessen zu können. — Indess kommt ein Waniek (Wenzel) 
Sskrzeth und ein Peter Sskrzet schon im ältesten Prager Malerbuche 
vor (Pangerl und Woltmann: Das Buch der Malerzeche in Prag. Wien 
1878, p. 62, 77. 108 und 112). 

*) J. Sraubeny aus Schlan, Rathsdiener war f. 4. post Incarn. Christi 
(30. März) 15VM; Altstädter Bürger geworden. (St. A. Nr. 535. Lib. jur. 
civ. vet urb. ab 1550. f. 274.) 



Jugendzeit des Malers. 19 



stimmt, liegt das G-edeihen seines jüngsten Söhnchens sehr 
am Herzen; er bittet in den genannten letztwilligen Ver- 
fügungen wiederholt seine Frau, sieh nicht vor der Volljährig- 
keit Carls wieder zu verehelichen^ zu sparen, um dieses Kind, 
gleich den anderen^ auch gut in Reli^on und Kenntnissen 
erziehen lassen zu können, damit sich alle später gut ernähren 
könnten u. s. w. Solche Worte des Testamentes machten 
nach dem Hinscheiden Conrads (1613) gewiss den mächtig- 
sten Eindruck auf dessen Witwe; sie nahm sich auch- jeden- 
falls der Erziehung ihrer Kinder warm an. — Ihre beiden 
Schwäger Paul und Daniel werden sie wol wenig dabei 
unterstützt haben, sodass sie sich den Eimer Weines, den 
Conrad jedem in seinem Testamente für seine Mühewaltung 
ausgesetzt hatte, kaum verdienten. Paul lebte zumeist in 
Kuttenberg und Daniel war in das politische Getriebe seiner 
Tage so sehr verwickelt, dass er wol nicht viel Zeit für 
seine Verwandtschaft erübrigt haben dürfte, und eines ist 
sicher: Wenn die ersten Anfänge der Kunst bei Carl noch 
in seine Prager Zeit fallen, hat Daniel, der unter den Bilder- 
stürmern der Domkirche besonders gen^^nnt wird,*) seinen 
Neffen, jedenfalls nicht für die Malerei begeistert. 

Im Einzelnen lässt sich der Bildungsgang des jungen 
Carl nicht verfolgen; er mag einige Jahre lang eine Mittel- 
schule besucht haben. Seine lateinischen Kenntnisse, und — 
wenn wir eine analoge Schulbildung, wie bei seinem Bruder 
Heinrich*) annehmen — die Anfangsgründe des Französischen 
und Italienischen sind vielleicht in diese Zeit zurück zu 
datiren. Auch lässt sich nicht bestimmen, ob er den Joachim 
Sandrart, seinen späteren Biographen, der 1621 nach Prag 
zum Aegidius Sadeler kam'), schon bei dieser Gelegenheit 
kennen gelernt hat. 

Sein erster Zeichenunterricht dürfte wol noch in seine 
Prager Zeit fallen, obgleich er sich zu keinem zünftigen 



*) »Beschreibung« p. 597 citirt ein M. S. der Strahower Bibliothek »Be- 
schreibung des Fenstersturzes«. 

«) Ein Stammbuchblatt von dessen Hand in französischer und italienischer 
Spracie befindet sich in dem Gedenkbuch eines Dobrzikowsky von 
mleiow [p. 192 (nach p. 198)], bei dem sich Heinrich Sskreta zu 
Dobrzikow im April 1626 aufgehalten haben muss (Prag. Autographen- 
sammlung des t Herrn Donnebauer), publicirt* in den »Pamätky« XII 
p. 542. [Aber ein »Screta von Dobrzikow«, wie da geschrieben wird, 
existirt nicht.] 

•) Lebenslauf und Kunstwerke des . . . Joachims von Sandrart von des- 
selben . . . Vettern und Discipeln. Nürnberg 1675 p. 5 col. 1. 



20 Jugendzeit des Malers. 



MeiBter als Lehrling begab ^). Möglicherweise ftihlte auch 
unser Maler sich veranlasst, zur Palette zu greifen, als Sadeler 
dem Sandrart die Malerei empfohlen. Die reiche Gemälde- 
sammlung Kaiser Rudolphs II., die damals noch vollständig 
in Prag aufbewahrt war, bot gewiss zahlreiche Anregungen. — 

„Scretas" erste bekannte Arbeit vom Jahre 1627 ist 
1635 von W. Hollar gestochen worden. 

Die Schlacht auf dem weissen Berge (8. Nov. 1620) 
änderte mit einem Schlafe die Sachlage in Böhmen. Die 
Liberalen hatten allen Hidt im Lande verloren, auch Namen 
und Wappen der Familie Sskreta hieng auf dem Galgen, 
da Daniel seine Person der richterlichen Gewalt durch die 
Flucht entzog. Conrads Witwe Catharina wollte den Tradi- 
tionen ihres Hauses treu bleiben, daher wurde sie gezwungen, 
mit ihrer Familie ein anderes Heim aufzusuchen, und begab 
sich mit ihren Kindern in Gesellschaft anderer Emigranten 
nach Freiberg*). 

Catharinas ältester Sohn Johann lenkte schon früher 
seine Schritte in die Schweizer Berge und begründete dort 
eineAerzte- und Gelehrten-Familie, die weithin einen guten 
Namen hatte'). Der zweite Sohn Conrad scheint jung gestorben 
zu sein, da nicht er, sondern der bereits ebenfalls grossjährige 
dritte Sohn Catharinas 1630 als Bevollmächtigter seiner 
Mutter bei einem Grundverkauf auftritt. Zuerst verkauft 



1) Im »Raittungsbuchc der Prager Maleraeche von 1600 — 66 (G. P. K. F.) 
findet sich wenigstens keine Ngtiz vor. 

=») Sth. A. C. 215. S. 18. — Wenn Leonhard Korka Cholowsky von Kor- 
kinie, der die beiden czechischen Berichte: vom 12. und 18. October 
1633 an die königl böhm. Kammerräthe verfasste, die nichtkatholische, 
ja feindHche Gegend, in der sich Catharina und ihre Kinder aufhalten, 
besonders tadelnd hervorhebt, so darf uns das nicht Wunder nehmen ; 
es geschah dies noch unter dem Eindrucke des sächsischen Einfalles 
in Böhmen (1631). 

In den Freiberger Bürgerlisten wird der Name Screta nicht genannt, 
wie denn überhaupt Frauen nur selten vorzukommen pflegen. Dass 
Freiberg eine beliebte Zufluchtsstätte für die böhmischen Exulanten 
war, erhellt z. B. auch aus den dortigen Aufzeichnungen vom 28. Fe- 
bruar 1638, an welchem Tage eine Gesellschaft von 19 Personen, 
darunter 5 Frauen, das Bürgerrecht bekommt. — Dem Präsidenten 
des Freiberger Alterthumsvereines Herrn H. Gerlach sei an dieser 
Stelle mein bester Dank für sein freundschaftliches Entgegenkommen 
während meines Aufenthaltes dortselbst ausgesprochen. 

8) Näheres über die Schweizer Linie : Gh. G. ' Jöcher : A. Gelehrtenlexicon 
Leipzig 1751 tom. IV p. 431 u. 432 und J. H. Zedier : Universal-Lexicon 
tom. 36 (Leipzig und Halle 1743) p. 709—11. Die Nachkommen dieser 
Linie existiren noch heutzutage in der Schweiz z. B. in SchafHiausen. 



Jugendzeit des Malers. 21 

diese die Scherlingmühle an einer gewissen Himmelstein ^), 
dann im Jahre 1629 das Haus „beim schwarzen Hirschen^ 
um 2500 Schock meissn. an den Rathsherm Andreas Leyn- 
haus von BrzewnoW; der ihr 1000 Schock als Anzahlung gab*). 
Den Rest des Kaufschillings confiscirte die königl. Rammer 
1633, weil Catharina ihre verwaisten Kinder aus dem Lande 
gefiihrt und trotz der „Patente** und „Decrete de Emigrantibus 
orphanis** nicht mehr zurückgebracht hatte'). An dem Pro- 
cessen) betheiligte sich später der Maler Carl, der sich um 
diese Zeit bereits in Italien aufhielt, — Den Weingarten 
aui dem Spitalberge hatte Catharina durch ihren Sohn 1630 
an Judith Bilvn um 400 Schock meissn. veräussert.*) 

Die sächsische Bergstadt Freiberg, in der die Witwe 
mit ihren Kindern lebte, hatte damals eine viel grössere 
Bedeutung, als heute ; sie zählte 30.000 Einwohner. Erst der 
dreissigjährige Krieg, der auch Freiberg arg heimsuchte, 
brach die Blüthe des Wolstandes dieser Stadt 

Wie lange Carl da lebte, wer seinen Unterricht in der 
Kunst leitete, lässt sich nicht feststellen; er dürfte wahr- 
scheinlich nur kurze Zeit in Freiburg verbracht haben®). 

In Prag befand sich um das Jahr 1630 von der ganzen 
grossen Familie nur noch eine Schwester Carls, Agnes^, die 
an einen gewissen Reimund vermalt war und als Mitbevoll- 
mächtigte ihrer Mutter mit Jacob Kozel von Peczlinowetz^) 
und Josef Dobrzensky von Nigroponte^) die Interessen ihrer 
Angehörigen zu vertreten hatte. 

*) Sth. A. C. 215 S. 18. (Bericht vom 18. Oclober lföJ3.) Es wird nur eine 
»Mühle« schlechtweg genannt, aber Conrad besass eben nur die 
Schmerlingmühle. 

*) L. T. Lib. contr. ca^rul. vet. urb. IIT. f. 413 v. 

*) Aus den oben citirten zwei Berichten L. Korkas (Sth. A.J entnehmen wir, 
dass eine von den bereits »majorennen« Waisen — vielleicht Conrad — 
schon aus dem Leben schied, der eine Sohn, wahrscheinlich Johann, 
schon lange vor dem Hausverkaufe sich »im Reiche« niedergelassen 
und dort verheirathete, der zweite — wol Heinrich — im Dienste 
eines nichtkatholischen Fürsten stehe. Die daselbst gebraudite Be- 
zeichnung »Lyssensky« dürfte vielleicht mit »Liegnitz« zusammen- 
hängen, und in diesem Falle wäre Heinrich im Dienste des sächsischen 
Kurfürsten Johann Georg L gestanden, in dessen Gebiet ja auch Frei- 
berg lag. Eine Tochter — möriicherweise Esther — sei gegen das 
Verbot heimlich der Mutter nachgefolgt, habe aber die Gefahren der 
Reise nicht ertragen und sei gestorben. 

*) Sth. A. C. 215 S. 18 : Urkunden vom 12. und 18. October und 7. No- 
vember la^ mit Beilagen von 1628 u. 1629, und vom 7. August 16^1. 
Sth. A. C. 215 U. 5 : Decretsentwurf vom 23. October 1668. 

6) L. T. Lib. contr. XX f. 222. (Bllek p. 1034.) 

«) Dr. E. Wemikes Aufsatz »Zur Gescnichte der Malerinnunc in Freiberg« 
(Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein. 17. Heft 1880. p. 17 ft^ 



III. 

Sereta in Italien. 

Die Familie Sskreta fand das idyllische Asyl, das sie 
nach den Wirrsalen in Böhmen suchte, in der sächsischen 
Bergstadt nicht. Der Durchmarsch der verschiedenen Truppen, 
die bald vor Magdeburg, bald auf das Schlachtfeld von 
Leipzig und Breitenfeld zogen, die periodischen Zwangsein- 
quartirungen und Contributionsfordeningen — das Alles be- 
dränge auch unsere Exulanten« Carl, der mittlerweile zum 
Jüngling herangewachsen war und sich der Kunst gewidmet 
hatte, sah bald, dass Freiberg zur Entfaltung seiner Wirk- 
samkeit nicht der richtige Ort war; ein Maler war damals 
in Deutschland überflüssig; in der Nachfrage nach einigen 
wenigen Porträts äusserte sich das ganze Kunstbedürfnis, 
wenn das noch so genannt werden darf. — Andererseits 
war dieser Maler ja erst in den Lehrjahren. Da war es der 
Ruf einiger Kunststätten in Italien, der auch nach Deutsch- 
land gedrungen war und den jungen Mann bewog, die Reise 
südwärts über die Alpen anzutreten. 

In Venedig hielt sich Screta — seit der italienischen 
Reise gebraucht er diese Schreibweise, zumal als Künstler, 
consequent — ^etliche Jahre" auf, ^dass er alles denkwürdige 

nennt weder Screta, noch irgend einen Maler, der mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit dessen Lehrer sein könnte. Ob Screta mit dem 
Freiberger Maler Christoph Zdölen, der seit dem 10. September 1598 
Bürger der Kleinseite Prags war (St. A. Nr. 567. Lib. jur. civ. min. urb. 
ab 1587. f. 63 v.), in Verbindung gestanden, ist nicht bekannt. — 
Dem Freiberger Gymnasium dürfte Screta nicht mehr als Schüler an- 
gehört haben. Dieses lässt sich aber ebensowenig beweisen, wie das 
Gegentheil, da der damalige Rector Schellenberg — wie mir Herr 
Dr. M. Rachel freundlichst mittheilt — von 1626 — 42 keine Eintra- 
gungen vornahm. 
')Sth. A. C. 215 S. 18. Processbeilage : Auszug aus dem Protocoll des 
Anton Lomnitzkv f. 187. — L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. lü. f. 418. 



1 



1 



I 

I 



Screta in Italien. 23 



sich bästmöglichst zu Nutzen machte. ^0 Von Venedig, wo 
Screta hauptsächlich den Veronese und Tintoretto studirte, 
begab er sich zu längerem Aufenthalte zu den damaligen 
Modemalem nach Bologna ; vor Allem waren es die Carracci 
und Guido Reni^, die den nachhaltigsten Einfluss auf ihn 
ausübten, ein Einfluss, der ihn zeitlebens beherrschte. 

Hierauf reiste er über Florenz^, wo er sich einige Zeit 
aufhielt, nach Rom. Hier traf er 1634^) ein, in demselben 
Jahre, als der Strassbur^er Maler Johann Wilhelm Bauer^) 
der Italien bereiste und später ebenfalls in Oesterreich 
Stellung fand, aus Neapel dahin kam; auch mit Sandrart 
mag er da zusammengetroffen sein. In Rom wurdo Screta 
als nordischer Maler selbstverständlich MitgUed der löblichen 
Gesellschaft Schilder Beut, und empfieng den Namen ^Slag- 
zwaart"^, „Zlagzwaard"^) oder „Espadron"®). Screta studirte, 
wie mannigfache Anlehnungen in seinen Gemälden beweisen, 
in Rom vor Allem Raffael und die Naturalisten. 



*) Sandrart ü. 327. — Purkynö (Kritickä pHloha k närodnfm listüm) 
Jahrg. 1864 p. 104 setzt die Zeit seines venezianischen Aufenthaltes 
wiUkttrlich in die Jahre 1630 — ftö. Im Verlaufe seines sehr phantasie- 
vollen Artikels kommt er fast nur auf die italienischen Maler, von 
denen er einige mit Screta persönliche Freundschaft schliessen lässt, 
im Allgemeinen zu sprechen, wobei Screta, dem der Aufsatz gewidmet 
sein soll, zu kurz kommt; er führt unter anderen Zeichnungen, die 
sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben sollen, mit Namen einen 
Ganymedes mit der Signatur »Veneziac an, den er bei einem Münchner 
Sammler — den Namen nennt er nicht — gesehen haben will. 

^) Dass Screta den Guido Reni sehr hoch hielt, ist wol nicht zu be- 
zweifeln. Conte C. C. Malvasia (Felsina pittrice. Bologna 1678 II. p. 58) 
sagt ja: >Fü tanta, e tale insomma la fama e'l grido ch^egli ebbe, che 
parue, che a suoi tempi non fosse stimato buon Pittore, chi d^esser 
stato suo scolare non si fosse potuto pregiare . . .« — Dass aber Screta 
ein Lieblingsschüler Guido's gewesen wäre, wie man umgekehrt gerne 
gefolgert hatte, ist sicher unrichtig. Malvasia, der uns die ausführ- 
lichsten Daten über die Bologneser Maler liefert und jedenfalls schon 
zu Lebzeiten Screta's an seinem Werke schrieb, kennt dessen Namen 
gar nicht; er mag wol unter den genannten tauchen »ottanta Scolari 
di tutte quasi le niizioni di Europa« enthalten sein. — Jedenfalls hat 
Screta die ihm von wol wollenden > Kunsthistorikern« zugedachte Rolle 
in Italien nie gespielt. 

*) Ein freundschaftlicher Verkekr mit dem damals ungefähr 17jährigen 
Carlo Dolci wird wol nicht anzunehmen sein. 

*) Sandrart Tl. 327 col 1. 

6) Sandrart II. 306 col. 2. 

*) A. Houbraken. Schouburgk. 1718. Uebersetzt von Dr. A. von Wur/bach. 
Quellenschriften XIV, (Wien 1880) p. 220 

') J. C. Weyermann II. 217. 

) Descamps U. 365. — Ob aus diesem Namen, wie Rybiöka p. 8 meint, 
Rückschlüsse auf eine l)esonders ritterliche Haltung erlaubt sind, ist 



8 



24 Screta in Italien. 



Bald nach dem Jahre 1634 wird Screta, wol in Qesell- 
Bchaft des Malers Wilh. Bauer, Rom und Italien überhaupt 
verlassen haben und ohne weitere Umwege zurückgekehrt 
sein. Briefe seiner Angehörigen mit der Nachricht, dass im 
Jahre 1633 die seiner Mutter gebührende Summe von 1500 
Schock meissn. vom Fiscus eingezogen wurde und die köniel. 
Kammer auf wiederholte Vorstellungen und Recurse nicnt 
reagirte, mö^en ihn zum Entschlüsse einer raschen Rückreise 
bestimmt haben. Möglicherweise knüpfte er auf dem Rück- 
wege in Salzburg jene Beziehungen an, die später in der 
Bestellung von Gemälden ihren Ausdruck fanden.O 

Bis zur Rückkehr des Malers aus Italien ist sein Lebens- 
lauf verhältnissmässig noch dunkel und unbekannt.^) 



zweifelhaft. Mich dünkt, dass ein Spitzname — und solche führten 
doch zumeist die Bentmitglieder — gewöhnlich einen Mangel berQhrt. 
Es passt zu allen Charakterzügen Screta^s, die wir später kennen 
lernen werden, besser, sich ihn nicht gerade als Raufbold — als 
welcJier er mit den Niederländern wol kaum hätte concurriren 
können — , sondern eher als Hasenfuss vorzustellen. 

1) Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Krzbischof Johann Ernst Graf 
Thun-Hohenstein, der von Prag nach Salzburg kam, erst später die 
Bilderbestellung vermittelte. 

*) Eine Vorstellung einer itaUenischen Künstlerfahrt jener Zeit vermittelt 
uns der »Lebens-Lauf und Kunst -Werke des . . . Joachims von Sandrart 
von dessen . . . Vetlern und Discipeln.« Nürnberg 1676 fol. Für Screta 
müsste ein etwas verkleinernder Massstab angenommen werden. 



IV. 



Sereta in Prag. 

Screta hatte seine guten Gründe, warum er wieder 
nach Deutschland zurückkehrte. — Die Concurrenz, die ihn 
in Italien erdrückt hätte, brauchte er im heiligen römischen 
Reiche nicht so zu fürchten. Mit grossem Fleisse hatte er 
sich im Süden eine gewisse technische Fertigkeit angeeignet, 
die ihm gegenüber den heimischen Zunftgenossen, die kaum 
aus dem Umkreise ihrer Mauern hinausgekommen waren, die 
dominirende Stellung sicherte. So zog er denn heim, „um da- 
selbst die Früchte seines Füllhornes auszuschütten^ — wie 
sich Sandrart auszudrücken behebt — oder „der edlen 
Mahlkunst; die in einem tiefen Schlamm äusserer Verachtung 
steckte, den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen". 

Schon im Jahre 1635 finden wir Screta diesseits der 
Alpen u. zw. in Sachsen, wo seine Mutter ihren Wohnsitz 
aufgeschlagen hatte; er zeichnet für den Kupferstich einige 
Mitglieder der Kurfürstenfamihe 0. 

Warum er bald gerade in Prag sich niederliess, findet 
zum Theile seine Erklärung in den langwierigen Familienpro- 
cessen, die wir später kennen lernen werden; jedenfalls müssen 
eine poetische Sehnsucht nach seiner Geburtsstätte, eine Be- 
geisterung für seine Heimat u. dgl. schöne theoretische Triebe 
aus dem Spiele gelassen werden. 



*) Eine Anwesenheit am Sächsischen Fürstenhofe muss aher deshalb nicht 
angenommen werden, ist sogar höchst unwahrscheinUch. Die sehr con- 
ventionellen Zeichnungen, denen keine directen Aufnahmen zu Grunde 
Hegen, sind auf Bestellung des Dresdner Verlegers Jacob Schmit von 
Samuel Weishun, der sich damals zu Pirna aufhielt, gestochen worden 
und waren für die Verbreitung unter das Volk bestimmt. 

3 



26 Screta in Prag. 



Gegen das Jahr 1638 '") ist Screta in Prag, wo er bis 
an sein Lebensende verblieb.*) 

Der Maler, der sich bei jeder Gelegenheit als ein kluger 
und pfiffiger Mann benimmt, wusste genau, was man thun 
musste, wenn man eine Rolle spielen wollte. Das zähe Fest- 
halten An der alten Familientradition, dass noch seine Mutter 
zum Verlassen ihrer Heimat bewogen, schien ihm nicht am 



*) In dieses Jahr fällt, wie wir später sehen werden, seine Erbserklärung 
nach seiner Tante Strassburger oder Strosberger. Seinen Namen finden 
wir u. A. bald auch auf einer im gräfl. Czernin'schen Archive zu Neu- 
haus verwahrten Cessionsurkunde vom 18. October 1640. vermittelst 
welcher Joh. Jacob Cavallini, Universalerbe seines Vetters Caspar 
Delfinetti dem Joseph MaggioU und seiner Frau Elisabeth die laut 
Obligation bei Anton Brucci auf Rothlhota und beim Grafen Wilhelm 
Slavata haftende Forderung von 4000 fl. abgetreten hatte. — Die Mit- 
theilung dieser Urkunde, die Screta — kaum zufallig — in Beziehung 
zu Italienern vorführt, verdanke ich dem Herrn Archivar Franz Tischer 
in Neuhaus. — Auf dem Pseudoselbstporträte Screta's im Rudolphinura, 
Prag, das nach der Tracht zu schUessen gewiss keinen Italiener, sondern 
ein böhmisches Landeskind vorstellt, findet sich schon die (allerdings 
etwas unsichere) Signatur: 

Carolus Screta 
Pinxit 1638. 
Die schöne Fabel von Pelzel (I. 109) und Jahn (N. ß. XIX. 323), man 
habe dem Screta in Bologna eine academische Professur angetragen 
und zwar jene, die, wie Purkyne (K. P. p. 106) und Rybi6ka (p. 9) 
mutmassen, nach dem Tode Guido's (1642) erledigt worden war, wird 
damit selbstverständlich illusorisch. Man wird doch nicht im Ernste 
behaupten wollen, dass man einem Manne, den Malvasia nicht einmal 
dem Namen nach kennt, das Diplom über die Alpen nachgesandt 
hatte. Ebenso unrichtig, wie die Aussage Jahn's, »dass ihn die Italiener 
nicht von sich wegreisen lassen wollten,« ist andererseits die Ansicht 
Füsslins (Allgem. Künstlerlexicon, Zürich 1779 p. 601 col. 1), der von 
einer Zurück be ruf ung nach Böhmen spricht. — Die spätere Tradi- 
tion mag das aufgebauscht haben, was Screta nach seiner Rück- 
kehr aus Italien seiner spiessbürgerlichen Umgebung aufgebunden 
haben wird. 

«) Dass Screta bei seiner Rückkehr aus Italien von Kaiser Ferdinand III. 
oder gar — wie es im M. S. des Herrn Dr. Schebek heisst — später 
von Leopold I. mit dem Adel beschenkt worden sei, ist unrichtig. Die 
Angabe stammt aus einer Zeit, in der man die Eltern und Grosseltern 
des Malers noch nicht kannte; leider fristet sie noch ihr Dasein bis 
zum Jahre 1864 (Purkyne). — Der Adelsverlust bezog sich nur auf 
den Oheim des Malers, Daniel. — Ebenso überflüssig wäre auch die 
von Pelzel (A. I. p. 109) erwähnte Verleihung des Bürgerrechtes von 
Seiten des Altstäater Magistrates gewesen, da Screta ja bereits alt- 
städter Bürger war. Thatsächlich enthalten auch die Stadtbücher 
nicht die geringste Andeutung davon. — F. Müller (Die Künstler aller 
Zeiten und Völker. Stuttgart 1857— ()4 tom. III. p. 512) weiss uns 
nebst der Ad eis Verleihung sogar zu erzählen, dass Screta »Ehren- 
bürger« von Prag wurde, wie er ihn auch 1644 »Ehren mitgliedc der 
Malerzeche werden lässt. 



ScretaSin Prag. 27 



Platze, zu einer Zeit, in der die Gesellschaft Jesu das erste 
und entscheidende Wort zu reden hatte ; er hielt es für an- 
gezeigt, Katholik zu werden und schloss sich in der Folgezeit 
immer enger an die Jesuitenpartei an, welche sich in diesen 
Tagen der grössten Macht erfreute. 

Da Screta — auch in der Folge — die Hofbefreiung 
nicht erlangte, trat er in die Bruderschaft der damals noch 
vereinten Altstädter und Kieinseitner Maler ein '). Wie in der 
Vorahnung, dass mit Screta eine neue bedeutsame Epoche 
in der Malerbruderschaf); eintreten würde, beginnt dieses Jahr 
in ungewönlich feierlicher Weise im „Raittungsbuche** : 

Soli Deo Honor Et Gloria 

Anno 1644. 10. Januari. 

In dem Quartalberichte vom 19. Januar 1644*) begegnen 
wir dem Namen Screta*) zum ersten male. Es sind folgende 
Zunftgenossen anwesend: Ausserdem Regierungsvertreter, In- 
spector und Rathsherrn der Altstadt Prag, Paul Oonstantin Fiala 
von Feigelfeld; der Rathsherr und Goldschmied Carl Schuster 



*) Die Kleinseitner und Altstädter bildeten, getrennt von den Neustädtern, 
eine gemeinsame Zunft der Maler, Bildhauer (Holzschnitzer), Goldsticker 
(Perlhefter) und Glaser. Erst im Todesjahre Screta's (1674^ erfolgt die 
Separation der Kleinseitner. — Unrichtiger Weise verwecnselt Nagler 
(Künstlerlexikon tom. 16 p. 184?) die Malerbruderschaft, eine Zunft, mit 
einer »Academie« oder »Kunstanstalt«. 

«) Der >8. Mai< ist unrichtig, aber seit Jahn (N. B. XIX. 321) nicht zu 
beseitigen. Die Urquelle, aus der geschöpft wurde, ist ein Mitglieder- 
verzeichnis der Malerzunft vom Komotauer Maler Paul Friedrich 
Fahmschon (Prag. G. P. K. F.), das aber erst vom Jahre 1714; datirt. 
Bei jedem Mitgliede gibt dieser das genaue Aufnahmsdatum an ; woher 
er es genommen, bleibt meistentheils räthselhaft. In unserem Falle 
liegt vielleicht eine Verwechslung mit dem 8. Mai 1651 vor, an welchem 
Screta nach einigen Gontroversen sich wieder mit der Bruderschaft ver- 
söhnte. Die Originalprotocolle der Malerzeche aus dieser Zeit sind zum 
Glück theil weise noch erhalten (G. P. K. F.). — Das »Raittungsbuch« 
(Rechnungsbuch) vom Jahre 1600 bis 1656 bildet die Hauptquelle für 
diesen Theil meiner Darstellung; leider fehlt dann die Fortsetzung 
von 1656—99, da das nächste erhaltene Malerbuch erst mit diesem 
Jahre wieder beginnt. Die erste Publication aus diesen Malerbüchern 
unternahm der Secretär der Gesellschaft Herr Alois Czermack in der 
»Allgemeinen Kunst-Chronik« Jahr§. 188-4 p. 108—110 u. 129, 130. — 
Eben diesem Herrn bin ich für die leichte Zugänglichkeit der Maler- 
confraternitätsacten zu besonderem Danke verpllichtet. 

^) Seine officielle Aufnahme, die wahrscheinlich noch vor das Jahr 1644 
fällt, ist nicht verzeichnet, wie denn überhaupt die Jahre 1636 — 43 
nur fragmentarische und — weil nicht chronologisch geordnete — 
spätere Aufzeichnungen enthalten. — Da die Sprache der Bruderschafts- 
bücher zu Screta's Zeiten zum grössten Theile czechisch war, wird 
dessen Namen hier consequent »Sfkreta« geschrieben. 

3* 



28 Screla in Prag. 



von Goldburg; der Altstädter Maler Ulrich Husch (Mossau), 
Oberftltester J der Kleinseitaer Maler David Norbert Altmann 
von Eydenburg; der Altstädter Hofglaser Georg Lambeck 
(Lanapach), der Kleinseltner Goldsticker Melchior Starklauf — 
drei Zunftälteste. - Ausserdem: der Hofmaler Mathes Mayer 
(Mär)'), der Kleinseitner Maler Anton Stefan (Stevens von 
Steinfels), der Altstädter Illuminist Georg Gabriel Mayer, 
der Maler Mathes Arant — und Carl Screta^ nebst zwei 
Glasern: Jacob Sysel (Surex) und Severin Votter. 

Screta erscheint in dieser Sitzung in der man die Ord- 
nung der Plätze bestimmte, als der letzte in der Reihe der 
Maler.*) 

In den nächsten Jahren bis 1650 kommt Screta nicht 
vor; zum Theile waren es die Kriegsereignisse dieser Zeit, 
welche die Sitzungen aus der Ordnung brachten, ja das 
ganze Vereinsleben eine Zeit lang aufhoben. 

Ob Screta im Jahre 1648 an der Vertheidigung Prags 
gegen die Schweden activ betheiligt war^), lässt sich nicht 
feststellen. Wahrscheinlich ist dies nicht; Screta war damals 
jung verheirathet. Als Meister musste er nämlich eine passende 
Ehehälfte haben, und die fand er in der ehrsamen Jungfrau 
Veronica Grönberger, mit welcher er am 9. Juli 1645 unter 
Assistenz von fünf angesehenen Zeugen in der Kleinseitner 
S. Thomaskirche getraut wiirde.^) 



*) Matthias Mayer, der am 23. März 1610 aus Ips nach Prag kam (St A. 
Nr. 667. Lib. jur. civ. min. urb. ab 1587. f. 105), gewinnt dadurch 
unter den Anderen an Wichtigkeit, weil er der Lehrer des Georg Gabriel 
ist, den er an S. Laurentius (10. August) 1632 als Lehrling angekündigt 
hatte (Raittungsbuch f. 110). Seine beiden Söhne Heinrich und Hans 
Ernst gehören zu denen, die der Confraternität am meisten zu schaffen 
machten. — Matthias war zugleich der Lehrer des Breslauers Arant, den 
er am Montag, an St. Heinrich (12. Juli) 1621 freigesprochen hatte (Rait- 
tungsbuch f.80v.) und der zugleich mit Altmann und Stefan am 31. März 
l&ß um Aufnahme in die Malerbruderschaft bat. (Raittungsbuch f. 115 v.) 
Raittungsbuch f. 118 v. 

Unter den von Hammerschmidt (p. 622 — 624r) namentlich erwähnten 
ruhmvollen Vertheidigern Prags kommt der Namen Screta's nicht vor ; 
freilich erwähnt dieser nur öffentliche Würdenträger, während Carl 
Screta kein Amt bekleidete. Die zwei Kupferstiche, die der Maler 
später fiir das »Theatrum Ruropaeum« entwarf, sind natürlich kein 
Beweis für seine active Theilnahme. 

) In derVermälungsmatrikel der S. Thomaskirche (Prag III) vom Jahre 1632 
steht unter obigem Datum, fol. 18. b: Item Copulatus est ingenuus & 
spectabilis Don^'n^s Garolus Screta pictor, cum honesta virgine Vero- 
nica Grönbergerin filia Antonij Grönberger ciuis minoris Pragae & 
Mariae. Testes Nobilis et Arnplifsimus Dominus Wenceslaus Giffsberoffsky 
Scriba minor Re^ni Boemiae, Antonius de Bofsi officialis falis, Dom»""« 
Martinus Luth vitricus fponsae ciuis et Senator paruae partis, Simon 



? 



Screta in Prag. 29 



Am 27. Juni 1650 finden wir Screta — sein Name 
rangirt gleich hinter denen der Aeltesten — in der Maler- 
zeche; er unterstützt mit anderen eine Beschwerdeschrift 
gegen einen gewissen J.Paul Dworsky.*) — Bald darauf ver- 
anlassen ihn, sowie die Bildhauer Ernst Heidelberger und 
Abraham Melber^, verschiedene Sti'eitigkeiten zum Aus- 
tritte. Aber schon am 8. Mai 1651^) wird der Zwist wieder 
beigelegt, Screta und die Anderen erklären, wieder eintreten 
zu wollen, was allgemein beifällig aufgenommen wird und 
den Protocollisten veranlasst, seinen Bericht mit einem Segens- 
ausdruck zu schliessen. 

Die Erfolge dieser freudigen Sitzung feiert man noch 
bei einem Gläschen Wein, zu welchem Zwecke 1 Schock 
meissn. und 15 böhm. Groschen bewilligt wurden.*) 

Von nun an erscheint und zahlt Screta wieder regel- 
mässig. — Der Stoff der Berathungen ist immer derselbe : 
finanzielle Massregeln, Zwistigkeiten mit Neustädter Malern, 
mit den Bildhauern, mit auswärtigen Künstlern u. s. w. Das 
Raittungsbuch gibt uns überhaupt nur über die pecuniären 
Verhältnisse der Malerbruderschafl genauen Aufschluss, allen- 
falls noch über Lehrlingsaufhahmen ; von verfertigten Kunst- 
werken ist fast nie die Rede. 

Der Herzenswunsch Scretas sollte bald in Erfüllung 
gehen. Der Oberälteste (seit 1631) Ulrich Musch lag wahr- 
scheinlich schon krank darnieder, als sich am 22. Mai 1653^) 
die vier der einflussreichsten Zimftmitglieder : Fabian Harow- 



Dietz lorarius et ciuis minoris Pragae, Simon Luth etc. — Das Citat 
der Zeitschrift »Lumir« VIII. Jahrg. Prag 1858 ist nicht so wörtlich, 
wie es sich zu sein rühmt. 
*) Raittungshuch f. 127 v. — Dworsky, der von 1648 bis zu seinem Tode 
(.Sl. Dec. 1653) die verschiedensten öffentlichen Stellungen bekleidete 
(St. A. Nr. 70 Lib. ren. ab 1630. f. 38 v. ff.), war, wie auf demselben 
Blatte des Raittungsbuches verzeichnet ist, zu dieser Zeit erster Beamte 
am Tein und hatte am 14. Juni zwei Postaraente vom S. Lucas-Maler- 
altar der Teinkirche wegtragen lassen. 

2) Diese beiden, nach Prag eingewanderten deutschen Bildhauer ver- 
ursachten der Malerbruderschaft immerwährend viel Aergernis, wie 
nicht nur im Malerbuch fast auf jedem Blatte zu lesen ist, sondern 
auch aus mehreren erhaltenen Streitschriften (G. P. K. F.) hervorgeht. 

3) Raittungsbuch f. 129 v. 

*) Die »Politik« Nr. 84 vom Jahre J883 rechnet falsch, wenn sie ungleich- 
artige Summanten zusammenzählt und »16 Schock Groschen« heraus- 
bringt. — Leider sind solche nebensächliche Unrichtigkeiten nicht die 
einzigen und grössten, die in den genannten beiden Feuilletons 
dieser Zeitung (vom 8. April und 19. December 1883) über Screta zu 
finden sind. 

b) Raittungsbuch f. 139 v. 



30 Screta in Prag. 



nik '), Johann Hess ^, Nicodem Czizcek ^ und Johann Georg 
Starklauf bei Screta versammeln, um mit diesem Berathungen 
zu pflegen. Am 4. Juli dieses Jahres stirbt Musch und wird 
am 7. Juli feierlich begraben.*) Am 11. Juli^) reichen die 
Aeltesten Czizcek und Lambeck im Namen der Conlrater- 
nität eine Supplication ein^ dass an Stelle des Verstorbenen 
ein anderer zum Oberältesten bestimmt werde. So wird 
denn am 14. Juli 1653 ^j Carl Screta ins Rathhaus berufen 
und von den Räthen zum Oberältesten bestimmt. 

Am 20. Juli^*) hält die Malerzeche eine feierliche Ver- 
sammlung bei Screta ab; unter vierzehn Namen wird der 
Scretas an der Spitze genannt. Die Uebernahme der Privi- 
legien und Vereinsdocumente, die bei dieser Gelegenheit 
einzeln aufgezählt werden, und des Vermögens geschieht in 
herkömmlicher Weise, indem die Witwe des früheren Ober- 
ältesten den einen Schlüssel der Lade überbringt, den zweiten 
David Altmann schickt; den dritten hat der Inspector Fiala 
von Feigelfeld. Während dieser langen Zusammenkunft 
werden — wie der Protocollist natürlich nicht unerwähnt 
lassen darf — 10 Finten Wein zu 4 kr. getrunken, wobei 
auch der Regierungsvertreter, wie gewönlich, wacker mitthut. 

Am 21. October^) wird — das einzige mal bei Screta — 
im Malerbuch ein Bild dieses Malers erwähnt u. zw. das 



*) Ueber diesen Maler und späteren Zunflältesten, der in der Schloss- 
capelle von Nachod beschäftigt gewesen sein soll (»Wegweiser durch 
das Schloss Nachod.« Königgrätz 1872 p. 25) und uns wiederholt in 
den öffentlichen Büchern genannt wird, erfahren wir einiges — besonders 
seine Familien- und Vermögens Verhältnisse — aus seinem am 18. Juni 
1686 pubhcirten Testamente. (L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 182 ff.) 
In den Malerbiichern werden wiederholt Lehrlingsaufnahmen etc. be- 
richtet, was ich mir auf eine andere Gelegenheit aufsparen muss, 
obwohl die Versuchung, jeden einzelnen Maler wenigstens unter dem 
Striche zu behandeln sehr gross ist. 

*) Hess, der ursprünglich die kaiserliche Hotbefreiung auf drei Jahre genoss, 
setzt sich mit der Malerzunft am 10. Februar 1B52 auseinander (Raittungs- 
buch f, 136 Nr. 6) und tritt am 21. Juli dieses Jahres ein (fol. 137 v.). 

*) Czizcek, der am 22. October 1627 zum Meister ernannt worden war, ist 
seit dem Jahre 1650 neben Musch und Lambeck einer der drei Zunft- 
ältesten (St. A. 70. Lib. renov. f. 58 v.). — Er und Harownik be- 
wohnten mit ihren Familien ihre Häuser im Pfarrbezirke von S. Galli 
(Prager Univers.-Bibliothek M. S. II. A. 26. Nr. 2), wo auch Screta das 
Haus »beim schwarzen Adler« inne hatte. (Nebenbei sei erwähnt, dass 
das citirte Manuscript neuerdings mit >ca. 1630« falsch datirt ist; aus 
verschiedenen Gründen geht die Jahreszahl *1653« als unzweifelhaft 
hervor.) 

*) Raittungsbuch f. 140. 

A Raittungsbuch f. 141. 

•) Raittungsbuch f. 141 v. 

') Raittungsbuch f. 144. 



Screta in Prag. 31 



Porträt der Kaiserin*), das von der Confratemität um drei 
Gidden angekauft und dem Kanzler verehrt wird*), das 
Geld lässt sich der Maler am 17. März 1654 auszahlen.^) 

Gemäss der „Renovation" der Zunft d. h. der behörd- 
lichen Bestätigung der gewählten Zunftältesten, was am 
30. September erfolgte, wird Screta am 23. October 1653 auch 
auf Weiters zum Oberältesten gewählt.*) 

Die Jahre 1654 und 1655 vergehen in der alten Ord- 
nung'^), oder besser Unordnung. Nur die Finanzen werden 
von tüchtiger Hand, nämlich von Screta selbst geleitet. Von 
ihm stammt jedenfalls auch die neue Einführung, dass alle 
Einnahmen und Ausgaben nochmals am Ende des Buches 
genau registrit werden — was bei seinem Vorgänger gar 
nicht und in früheren Zeiten nur unvollkommen bestand. 
Screta schreibt auch einige Stellen, zumal Verrechnungen 
eigenhändig in das Raittungsbuch ein.^ Dass dieser Maler die 
Seele des gesammten Geldverkehres war, wie dies auch 
durch seine Eigenschaft als Oberältester bedingt ist, geht 
auch daraus hervor, dass man eine Rechnungslegung vom 
13. October 1654 auf den 15. Februar 1655 verschiebt, mit 
der Motivirung, dass Screta in der ersten Sitzung nicht an- 
wesend war.^ 

*) Ob die Witwe Kaiser Ferdinands 11. Eleonora Gonzaga. Tochter des Her- 
zogs Vincenz von Mantua (f 1655) gemeint ist, oder die dritte Gemalin 
des regierenden Ferdinands III., Eleonora, Tochter Carl IL von Mantua 
(t 1686), ist nicht gesagt. Wahrscheinlich ist es die letztere, damals 
23jährige Herrscherin, die 1651 ihre Vermälung gefeiert hatte und am 
2. September 1656 zur Königin von Böhmen gekrönt wurde. — Von 
Porträts dieser Kaiserin befindet sich eines in der Ambraser Samm- 
lung in Wien (E. v. Sacken, die k. k. Ambraser Sammlung, 2. Theil, 
Wien 1855 p. 59), ein anderes im Schlosse von Raudnitz (»Raudnitzer 
Schlossbilderc, Prag 1860). 

») Kanzler der Altstadt Prag war damals Georg Stiepanek von Wltawa 
(Hammerschmidt p. 577). 

»} Raittungsbuch f. 14;7 v. und f. 164 b. 

*) Auch officiell finden wir Screta zum Jahre 1653 als Oberältesten ; mit 
ihm werden Harownik, Lambeck, Czizcek und der gefeierte Bildhauer 
Johann Georg Pendel als Aelteste genannt. (St. A. Nr. 70. Lib. renov. 
f. 67 V.) — Jedenfalls ist die Angabe Jahn^s (N. B. XIX 321): »1652t, 
die von Dlabac2 und Nagler bis auf unsere Tage immer wieder ab- 
gedruckt wird, unrichtig. 

*) Unter Screta, wahrschemUch über seine Anregung, wurden auch die 
Instructionen für das Verhalten der Gesellen, welche diesen in den 
Quartalsitzungen vorgelesen wurden, in deutscher und czechischer 
Sprache zusammengestellt und in das Raittungsbuch eingetragen 
(f. 159 b. V. und f. 160 b). 

•) Raittungsbuch f. U7 v., U9, 150, 151 v., 153 v., 157 v., 159 v., 161 
und- 162 V. 

') Raittungsbuch f. 150 v. 



92 Screta in Pra|^. 



Am 1 Juni 1655 kommt der Maler erst zum Schiasse 
der Sitzung; es hat den Anschein, als wollte er den Schluss- 
programmspuukt Nr. 11 nicht versäumen, nämlich die Be- 
zahlung einer Forderung von 5 fl. 34 kr.*) 

Das steht fest, dass die arme Malerbruderschatt dem 
reichen Screta keinen Pfennig schuldig bleiben darf. 

So bezahlt die Zeche dem Maler z B am 5 August 
1655 : 2 fl. 3 kr. für Wein, den er für die Inspectoren be- 
zahlte, 1 fl. 12 kr., die er dem Neustädter Richter gab, 
damit die zwei Brüder Mayer in Arrest gesetzt würden, 
1 fl. für den Procurator in derselben Angelegenheit etc.*) 

Ja noch mehr! Am Lucastage (10. October) 1656 ist 
die löbliche Malerzunft, deren Schutzpatron alljährlich ge- 
feiert wurde, zu einem Festessen bei Screta'^) geladen, aber 
der Gastgeber lässt sich auch dieses Mal mit 6 fl. begleichen.*) 

Inzwischen hatte die Mitgliedschaft manche Aenderung 
erfahren, und das letzte Namensverzeichnis, das wir im 
Raittungsbuche finden, ist das vom 12. August 1656; das 
lautet : 

„Pawel Konstantjn Ffyala z Ffayklffeldu (Inspector). 

V. P. Karel Sskreta z ZaworSicz. 

P. Ffabian Waczlaw Harownik z fFerinu. 

P. Nikodim Czi2ek. 

P. Jirzi [Georg] lambek, sklenarz [Glaser]. 

P. Antonin SstefFan z Sstanflelzu. 

P. Jan Hes z HesycS. 

P. Jan Kulyk. 

P. wondrzeg [Andreas] Petr. 

P pawel Ragn, krumplirz [Perlhefter, Goldsticker] 

P. pawel l^aur, sklenarz. 

P. Jan mozer, sklenarz." 



^) Raittungsbuch f. 156. 

-) Raittungsbuch f. 157 v. Aehnliche Liquidationen finden sich am 19. Ja- 
nuar, 29. Juni 1656 u. s. w. 

*) Auch gelegentUch von Sitzungen und Berathun^en — zwei Fälle sind uns 
bereits vorgekommen — versammeln sich die MitgUeder mitunter in 
grösserer Zahl beim »Herrn Karl« (z. B. Raittungsbuch f. 154 v.). — 
Es ist eine Eigenthümlichkeit, dass sehr oft selbst noch zu dieser Zeit 
ZunftmitgUeder mit dem blossen Vornamen genannt werden ; besonders 
häufig begegnet dies bei jenen, die eine gewisse Popularität in der Zunft 
genossen — was bei Screta nie der Fall war — oder dieser viel zu 
schaffen machten, wie z. B. bei Job. Georg Pendel (»Hanz Girg«) oder 
Heidelberger (»Ernst« oder »Arnosst«) etc. 

*) Raittungsbuch f. 165 v. — In der Scnlussrechnung (f. 165 b. v.) wird 
dieser Posten vertuscht. 



Screta in Prag. 33 



Aus uns unbekannten Gründen trat Screta von der 
Leitung der Zunft im Jahre 1661 zurück/) doch bleibt er 
noch mit einigen Mitgliedern, und gerade mit seinem Amts- 
nachfolger Harownik auf freundschaftlichem Fusse; er er- 
scheint uns z- B. noch 1673 bei der Vermälung der Tochter 
Harowniks Constanzia Leopoldina mit Wilhelm Franck von 
Hohenberg als Zeuge.') — 

Wie einst Piaton den Göttern täglich für dreierlei 
dankte, hätte auch Screta Ursache gehabt dem Himmel für 
dreierlei zu danken: dass er ein flinker Maler war, dass 
er diesseits der Alpen arbeitete, somit die itaUenische Con- 
currenz weniger zu fürchten hatte, und ferner, dass er nach 
Beendigung des dreissigjährigen Krieges lebte. 

Die Soldateska einerseits und Bilderstürmer anderer- 
seits hatten Raum für neue Kunstwerke geschaffen. Viele 
Kirchen und Kapellen wurden neu gebaut, oder wenigstens 
im neuen Stile der pracht- und pompliebenden Jesuiten um- 
gestaltet. Unzählige Stiftungen der frommgewordenen Mensch- 
heit führten den Kirchen und Klöstern Reichtümer zu •, diese 
konnten somit namhafte Summen zur Ausschmückung der 
Gotteshäuser verwenden. Auch der höhere Adel, der eine 
breite und sichere Grundlage gewonnen hatte, gefiel sich 
darin, die Kunst zu unterstützen; die Galerien schössen wie 
Pilze nach dem Regen auf. Besonders mussten lebensgrosse 
Porträts den späteren Generationen die Züge erlauchter An- 
herren erhalten. — 

So war den überall vollauf zu thun, und dem Screta, 
der in Böhmen damals Modemaler war und mit den mass- 
gebenden Factoren auf dem besten Fusse stand, kam das 
natürlich am meisten willkommen.') Er entwickelte eine 

*) Nationale und politische Gründe scheinen im Spiele gewesen zu sein. — 
Screta, der im Gegensatz zu den meisten Männern seines Umganges 
im öffentlichen Lehen niemals irgend eine Rolle spielte, neigte sich von 
der Volkspartei, mit der er nie intim wurde, immer mehr der herrschen- 
den Jesuitenpartei zu. — Während wir ihn in dem Fahrnschon'schen 
Verzeichnisse (G. P. K. F.) p. 94 noch am 19. Mai 1661 mit Fabian 
Harownik als >Eltiste Mahler t finden, wird uns im Liher renovationum 
(St. A. Nr. 70 f. 88) seit dem 14. Juli dieses Jahres Scretas nicht mehr, 
sondern nur Harownik, Czizcek und der Glaser Moser genannt. — Den 
Harownik finden wir noch im Sterbejahre Screta's (1674) in dem ge- 
nannten Buche (f. 138) an der Spitze der Malerzeche. 

«) S. Galli-Vermälungsmatrikel zum 23. April 1673. 

') In der Autographensammlung des Herrn Dr. Schebek in Prag befindet 
sich eine Originalquittung Screta's über eine Bestellung nach Reichen- 
berg: »Dass ich Untersdiriebener auss anordnung Ihr. Gräffl. Gnad. 
Hr. Francisci Gräften Gallassen von (titul) Hr. Bernard t Plückha, Wohl- 
bestellten Hauptmann zu Reichenbergk Ein Hundert Ein und Neunzig 



34: Screta in Prag. 



enorme Fruchtbarkeit, und wir werden später Gelegenheit 
haben, seine Gemälde einzeln kennen zu lernen 

Auch eine Künstleranekdote mit der Tendenz „Wir 
können es auch so gut, wie die Italiener" hat sich von- 
Screta erhalten.*) 

Auch Bilderrestaurationen werden Screta anvertraut 
u.zw. hat er im Jahre 1663 im Auftrage des Schatzmeisters 
Ferdinand Miseroni^) einige Bilder der kaiserlichen Gemälde- 
sammlung in Prag, die „bey beklaid- oder ausstafFlung der 
Bilder Gallerie vor den Tischler schaden gelietten", ausge- 
bessert Screta nennt in seiner Eingabe^ besonders zwei 



Gulden Paar empfangen habe, bezeugt diesse meine eigenhändige 
SchrifTt und Unterschrift. 
So geschehen den 27. Febr. A^- 1H7Ü. 

^„ L. S. Carl Screta.« 

Die Quittung dürfte im Zusammenhange stehen mit einem Porträt der 
ganzen Figur des Grafen Franz Gallas. das wir im Inventar nach 
Screta's Sohne unter Nr. 116 wiederfinden (St. A. Nr. 1179. Lib. invent. 
f. 105 V.) und das noch nicht abgeUefert worden sein mag. 

*) Pelzel A. I. p. 111: »Einer unserer Böhmischen Edelleute, der sich für 
einen genauen Kenner der Malerey ausgab, bestellte bey Screta ein 
Bild, welches dieser nach dem Styl des Caraccio verfertigte und ilim 
überreichte. Allein dieser Ca valier, der, wie es leider! noch heut zu 
Tage geschieht, alles, was in seinem Vaterlande gemacht wird, für 
schlecht hielt, gab es unserem Screta mit Verachtung zurück. Screta 
nahm diesen Schimpf ganz gleichgültig auf; schrieb an einem weniger 
in die Augen fallenden Orte semen Namen auf das Gemälde, und 
schickte es nach Wälschland, wo man es durchaus für eine Arbeit 
des Caraccio ansah. Wenige Jahre darnach reiste dieser Edelmann 
selbst nach Wälschland; durch ein Ungefähr fand er eben dieses Bild 
in Florenz, und kaufte es, um seinen einheimischen Screta zu über- 
zeugen, dass er nur die Urgemälde der wälschen Maler zu copiren, nicht 
aber selbst etwas zu erfinden wisse, sehr theuer an sich. Wie gross 
war aber die Beschämung dieses vermeyntlichen Bilderkenners, als ihm 
Screta seinen Namen auf dem Gemälde zeigte, und ihm den Ungrund 
des Vorurtheils, das er wider seinen Landsmann hegte, aufdeckte.« 
Da uns diese Anekdote in dieser Form erst 100 Jahre nach dem 
Tode Screta's auftaucht, muss man sich weiterer Schlüsse enthalten. 
Das Motiv war — wie dies einigemal mit Screta's Biographie ge- 
schieht — Gegenstand eines czechischen Lustspieles von W. A. Swo- 
boda Nawarowsky. 1841. 

*) Die Famihe Miseroni, Nachkommen jener italienischen Künstler, die am 
Hofe Rudolphs II. eine hervorragende Rolle spielten, stand, wie im 
Folgenden ersichtlich ist, in mehrfacher Gevatterschafls-Beziehung 
zu Screta. 

*) Sth. A. S. 12. Czechisches Original ohne Datum mit deutscher Rücken- 
erledigung. — Cf. E. Engerth: Kunsthistorische Sammlungen des a. h. 
Kaiserhauses, tom. III. (Wien 188B) p. 2()5 Nr. 50. — Die Angabe in 
demselben Werke tom. I. (Wien 1882) p. XXXVIII. ist ungenau. 



Screta in Prag. 35 



Bilder, eines von Dürer/) das andere von Tintoretto^ und 
verlangt für seine Arbeit 50 Thaler. Der Referent Adam 
Küfer schätzt jedoch nach Einvernahme von Sachverstän- 
digen in seinem Indorsolvermerk vom 14. Juni 1663 die 
Arbeit nur auf 25 —30 Reichsthaler. Ein Q-lück ist es, daas 
Dürers Rosenkranzfest — dieses dürfte wol gemeint sein — 
damals nicht zu arg beschädigt gewesen sein mochte^); viel 
hätte der arme deutsche Altmeister von Screta kaum profitirt. 

Die vielfachen Beziehungen, die Screta hatte, waren 
die Quellen eines bedeutenden Wolstandes,*) zu dem er 
ziemlich rasch kam. Aber wir würden uns irren, wenn wir 
in dem grossen Fleisse, mit dem er den vielen Bestellungen 
nachzukommen sich Mühe gab, allein den Grund seines 
Reichtumes erblickten. Screta war auch ein hervorragendes 
Finanzgenie; mit Glück behauptete er alle Forderungen, 
die ihm zukamen. 

Von 1638 bis 1650 dauerte sein Process mit Ladislaus 
Zeidlitz von Schönfeld und der Gemeinde der Altstadt Prag 
wegen seiner Erbansprüche auf ein Freihaus im Teinbezirke 
nach einer Verwandten Namens Susanna Strassburger *) oder 
Strosberger. Der Maler siegte. 



^) Im Inventarium vom 8. April 1718 (Sth. A.) finden wir ausser dem 
Rosenkranz feste (N. 300) noch zwei Gemälde Dürer's angeführt: N. 49 
Ein contrafe^ eines cardinals, N. 145 Eines alten manns köpf. Da uns 
aber gerade bei dem Rosenkranz feste die Bemerkung entgegentritt 
»ganz verdorben«, wird hier die Uebermalung — etwas anderes war 
es kaum — anzunehmen sein. (Inventarium : K. Köpl im Jahrbuch der 
kunsthist. Sammlungen des a. h. Kaiserhauses, Wien 1889, tom. X. 
Nr. 6232.) 

*) Welches Bild gemeint ist, lässt sich nicht feststellen, da das eben ge- 
nannte Inventarium nebst zwei Schulbildern und zwei Copien 14 Ge- 
mälde von Tintoretto — oder, wie ihn Screta zu nennen beliebt: >Ten- 
toreta« — namhaft macht. 

*) Dr. J. Neuwirth : Albrecht Diirer's Rosenkranzfest. Leipzig und Prag 
1885, p. 25. 

*) St. A. 328. Lib. memor. vet. urb. f. 256 v. wird er unter vielen wol- 
habenden Bürgern, die den Altar »Beim Lamm« auf dem Ringplatze 
gelegentlich der Frohnleichnamsprocession — auch damals, wie neute 
noch am Sonntag nach dem Feste — zu schmücken haben, als erster 
erwähnt; f. 295 in dem darauf folgenden Jahre (1663) als zweiter. 
In der Folgenzeit hat er sich die Verpflichtung vom Halse zu schaffen 
trewusst. 

6) K. J. Erben (Pamätky 11. 368): 1643; »Beschreibung« (p. 596): 1645. — 
Die Quelle dafür — die Erben nicht nennt und die die Jahreszahl nicht 
genau angibt — ist ein Verzeichnis der Herrnhäuser im Teinviertel vom 
22. October 1643 (St. A. Papier-Urkunden-Sammlung Nr. 105—2), in 
welchem der Streit als Anmerkung angeführt wird. — Gf. neuerdings 
A. Rybiöka im »Gasopis musea krälovstvi Ceskeho« 1887, p. 284. — 



36 Screta in Prag. 



Screta besass auch das Haus „beim schwarzen Adler^ 
(Obstmarkt Nr. 574— I)'), welches er auch mit seiner Familie 
bis an sein Lebensende bewohnte. Wenn wir vom Sohne, 
den wir später kennen lernen werden, auf den Vater rück- 
schliessen können, was in unserem Falle wol statthaft sein 
wird, mag Screta auch Beziehungen mit jüdischen Handels- 
leuten unterhalten und Geldgeschäfte verschiedener Art be- 
trieben haben. 

Es darf nicht unerwähnt gelassen werden, dass er 
nicht sein ganzes bedeutendes Vermögen nm* zu Specula- 
tionen verwendet haben soll. Er hat — wenn die Angabe*) 
richtig ist und keine Verwechslung mit dem Verlassen- 
schaftsinventar nach seinem Sohne vorliegt — eine Kunst- 
sammlung besessen, in welcher sich unter Anderem auch 
das vielumstritteno Abbild „vera vultus & corporis depicta 
imago" des S. Johann von Nepomuk befunden hätte, das 
vier Tage nach dessen Tode, am 20 Mai 1383 gemalt 
worden sein soll ®) 

Das Haus (Grosser Ring 934—1; in der »Beschreibung« p. 596 fälsch- 
lich »596 — I.« genannt), das theils den Titel »Carl Skretisches Hauss«, 
theils den älteren »u Hajku« führt, bleibt im Besitze des Malers, der 
es an seinen Sohn vererbt. 
*) Es gibt auf der Altstadt allein nichts weniger als neun Häuser »zum 
schwarzen Adler«, darunter in der Karpfengasse jenes Haus, von dem 
am 21, Juni 1B89 der ungeheuere Brand ausging (Hammerschmidt 
p. 661). Selbst im S. Gallisprengel hatten drei Häuser diese Bezeich- 
nung. Zum Unterschiede von dem Hause »apud nigram aquilam in 
platea ferrea« (Eisengasse 493—1.) wird das Haus Screta's in der 
S. Gallisterbematrikel in der Regel »apud nigram aquilam penes 
Scretam« genannt; dagegen führt das, schon seit dem Jahre 1419 »beim 
schwarzen Adler« (W. W. Tomek. Zdklady stareho mistopisu Pra2skeho. 
Prag 1866. I. p. 132.), im vorigen Jahrhundert »beim goldenen Barsch« 
genannte, seit 1789 veränderte Haus (Rittergasse Nr. 400-1.) in dieser 
Matrikel den Titel : »apud nigram aquitam mter pannitonsores« d. h. 
in der Nähe der Tuchscherer des Kotzengebäudes. 

Das Haus, das nach der Portalinschrift im Jahre 1679 umgebaut, neuer- 
dings restaurirt wurde, bewohnte Screta — wahrscheinlich aus Erspa- 
rungsrück sichten — nicht allein. In der S. Galli-Sterbematrikel heisst es: 

zum 10. April 1656: Sepulta est in roimiterio majori (iliola alicuius 
tabellarii ex Domo apud nigram a(|uilam penes Scretam — (zugleich 
eine Illustration, in welcher Art diese Matrikel geführt wurde); 

zum 10. Juni 1671: Sepultus est infans in Ca^miterio majori ab 
nigra aquila, qui statim post baptismum mortuus est; 

zum 27. Februar 1673: Sepulta est quaedam in(iuilina apud nigram 
aquilam mortua penes Scretam, in co^niterio maiori; 

zum 12. October 1673: Sepultus est in ccBmiterio majori miles 
quidam mortuus apud nigram acjuilam penes Scretam. etc. 
•'») Pelzel A. I. p. 100. 

*) Schaller. Prag I. p. 116 ff. — Wenn wir kein Bild S. Johann's v. Ne- 
pomuk im Inventar nach Screta dem Jüngeren finden, so hat das nichts 



Screta in Prag. 37 



Von den Geschäften Scretas erfahren wir noch, dass 
er mit seiner Gattin Veronica am 27. Juli 1673 ^) „Vber- 
goltes Vndt meistentheil mit Augspurger Prob gezeichnetes 
Silbergeschir, dem guttwiiligen Vertrag nach, das Loth Umb 
ein Gulden reinl. gerechnet" an Franz Michael Hissrle,*) 
Herrn von Chodau und Elczowitz, Hof-, Lehen- und Kammer- 
rechtsbeisitzer und dessen Gattin Isabella Margaretha Fran- 
zisca, geh Freiin von Sollhausen verkauft. Die Summe wird 
auf dem Gute Elczowitz sichergestellt. 

Am interessantesten ist jedoch Scretas Familienprocess, 
der ihn zur Rückkehr nach Böhmen besonders bewogen haben 
mag. Von der Summe von 2500 Schock meissn., die Catha- 
rina, seine Mutter für das Haus „beim schwar2jen Hirschen** 
von Andreas Leynhaus von Brzewnow erhalten sollte, war 
dieser 1500 Schock schuldig geblieben, von denen' durch 
drei Jahre je 500 Schock an die Bevollmächtigten der Ver- 
käuferin zu zahlen gewesen wären. Die Summe aber belegte 
— wie wir wissen — die königl. Kammer 1633 mit Beschlag. 

Gleich nach seiner Ankunft in Prag mag Screta alle 
Hebel in Bewegung gesetzt haben, in den Besitz der ihm 
gebührenden Summe zu gelangen und so setzte er es mit 
der grossen Protection, die er hatte, durch, dass ihm sein 
Theil, nämlich 750 Schock in Monatsraten zu 30 Schock 
laut Decret der böhmischen Kammer vom 7. August 1641 
angewiesen wurden.*) Aber Screta konnte zu seinem Gelde 
nicht kommen, weil keines vorhanden war. 

Da sann er auf andere Mittel und Wege. „Bey der 
längst Verwi ebenen obscheuelichen Rebellion" hatte Caspar 
Uzlar von Kranzberg, ein Parteigenosse Daniel Sskretas, 
seine Habe verloren, aber es war ihm doch noch gelungen, 
ein Capital von 5800 Schock meissn. bei dem Neustädter 
Magistrate zu „vertuschen". Screta denuncirt nun den Uzlar, 
damit er „dauon bezahlt werden khönte" und lässt seine 
Schuldpost darauf versichern. 

Und doch muss er zum Schlüsse von seiner „Prsetension, 
so besag Buchhalterey-Berichts, Vndt Abraittung litt. K et L 
am Capital, Vndt bis anhero angewachsenen Interesse, auff 

Befremdendes. Der ganze Passus bei Schaller ist höchst problematisch ; 

er nennt auch bei dieser Gelegenheit als Schwiegersohn Screta's einen 

Kleo von Raudne. was, wie wir später sehen werden, ebenfalls 

unrichtig ist. % 

*) L. T. 239 bl. f. A 1—4. 
*) Von seiner Hand l)e wahrt Herr Dr. Schebek in Prag sittengeschichthch 

interessante Memoiren. 
«) Sth. A. C. 215, S. 18. Halbbogen vom 7. August 16il. 



B8 Screta in Prag. 



4355 fl. 56 kr. sich erstrecket^ zur Abschreibung des namhaften 
Betrages von 3189 fl. 16 kr. sein Einverständnis erklären 
und bekommt gegen Äusfolgung dieser Erklärung, Quittung 
„Vndt Cassirung der kays. Assecuration" 1200 fl ausgefolgt.*) 

Ein solches Benehmen eines reichen Mannes von Adel, 
dessen Ahnen selbst der Oppositionspartei angehört hatten, 
musste bei vielen ehrlich Denkenden Unwillen und Miss- 
billigung hervorrufen. Screta zog sich dadurch zahlreiche 
Feinde zu. Einen derselben lernen wir aus einem Briefe 
des Malers kennen^ der am 22. December 1664 in der 
Stadtrathssitzung von Melnik zur Verlesung gelangte.*) Er 
lautet in wörtlicher deutscher Uebersetzung : 

,, Glorreiche und geehrte RechtKchkeit, Euer Gnaden 
Herr Bürgermeister und Rathsherrn, mir liebenswürdig ge- 
wogene Herrn! 

Der Brief Euer Gnaden vom 11. Novembris des lau- 
fenden Jahres 1664 wurde mir richtig zugestellt und ich 
habe seinen Inhalt beim Lesen vollkommen verstanden. Und 
ich kann mich nicht genug wundern, was dieser Delator 
Daniel Jaromierzsky ') alles vorhat, obwol er sieht, dass 



») Sth. A. C. 216, U. ö. 

*) Czechischer Originalbrief in der Autographensammlung des f Herrn 
Donnebauer in rrag. 

») Daniel Jaromierzsky von Stromberg aus Czaslau, seit dem 14?. März 1635 
Altstädter Bürger (St. A. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet urb. ab 1600. 
f. 306. V.), den wir schon im Jahre 1653 unter den Aeltesten der 
Kaufleute finden (St. A. Nr. 70. Lib. renov. ab 1(530. f. 76.). und der 
vom Jahre 1661 an in den Rath der Altstadt Prag gewählt, bis an sein 
Lebensende (29 Nov. 1676) als Consul die verschiedensten öffentli- 
chen Stellungen bekleidete (ebenda f. 84 bis f. 13), bewohnte mit seiner 
Frau und semen beiden Töchtern sein Haus, das auch im S. Galli- 
sprengel, also unweit dem Screta's lag, und hatte somit Gelegenheit 
den Maler gut zu beobachten (Prager Univ.-Bibl. M. S. II. A. 26, Nr. 2). 
— Er war ein angesehener, wolhabender Mann, (z. B. L. T. Lib. contr. 
rub. vet. urb. I. f. 23, V. f. 95 oder V. f. 103 etc. genannt) und war 
auch in Melnik begütert, wie aus seinem Testamente am 4. December 1676 
hervorgeht (L. T. Lib. test, vet. urb. III. f. 449 v. ff). In dem genauen 
Inventar, das nach seinem Tode aufgenommen wird (St. A. Nr. 1177. 
Lib. inv. ab. 16()6 f. 416 v. ff.) lernen wir ihn auch als Bilderfreund 
kennen ; seine Beziehungen zu Screta werden (f. 428) durch ein Fascikel 
Schriften bestätigt, die die Aufschrift tragen »sub lit. C. dess Seel. 

Skreta betr. Schrifften« ; schade, dass sich diese nicht erhalten haben ! 

Dass der Brief Jaromierzsky's an den Melniker Stadtrath Screta's 
Vorgehen gegen Uzlar. das wol schon in dieses Jahr fällt, wenigstens 
gestreift haben wird, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass IJzlar 
auch ehedem in Melnik begütert war (Sth. A. C. 215 U. 15). Die ver- 
einzeinte, weil verspätete Confiscation bildete damals gewiss den all- 
gemeinen Gesprächsstoff, und wenn Jaromierzsky den Screta angreifen 
wollte, so bot ihm das natürlich die beste Veranlassung. 



Screta in Prag. 39 



wir Gottlob in gutem Einverständnis verbleiben, und was 
er sich ausdenkt, um uns nach seiner Art und böswilligen 
Gepflogenheit gegen einander zu hetzen und absichtlich zu 
Schaden zu bringen, da ich doch von Euer Gnaden nicht 
die geringste Veranlassung dazu habe, wie es die Quittungen 
Jahr für Jahr und Halbjahr für Halbjahr, wie wir mit ein- 
ander zu verhandeln haben*), bestätigen, die das gute Ein- 
vernehmen eher, als ein Missverständnia ausweisen. Daher 
leugne ich frei und offen im ganzen Magistrat zu einer 
Klage eine Veranlassung zu haben, und das wird auch 
dieser Delator oder Denuntiant nicht ausführen und be- 
weisen können ; nicht einmal als Kläger oder Zeuge kann 
mein Hauptfeind *j gegen mich auftreten und wird es nicht 
können, weil das Stadtrecht es verbietet. Ich ersuche daher 
Euer Gnaden freundschaftUch, dass das unbegründet ist, und 
schenket — mit Verlaub — dem bösen Leumund keinen 
Glauben, vielmehr möge ich Euch wol empfohlen und mit 
Euer Gnaden in guter Freundschaft bleiben. -- Hiemit ver- 
bleibe ich, beide Theile dem Schutze Gottes empfehlend. 
Euer Gnaden bereitwilliger Freund 

Carl Screta von Zaworzitz. 

Datum in Prag, den 22. Novembris A^ 1664/'^) 

Als Screta am Abend seines Lebens auf seinen „löblich 
verrichteten Lebens- und Tugendlauf***) zurückblickte, wird 
er doch einige Gewissensbisse empfunden haben. — Neben- 
bei haben ihm wol die verschiedenen Geistlichen, zumal die 
Jesuiten, mit denen er besonders in den letzten Lebensjahren 
vielfach verkehrte, gewiss die Hölle recht heiss gemacht. — 
Da fühlte sich Screta bewogen, ein gutes Werk für sein 
Seelenheil zu üben und stiftete mit Gräfin Ludmilla von 
Eozdrazow und Maria Elisabeth Sachs, geborene Härtung 



*) Die Verhandlungen werden sich wol kaum auf die Bilder beziehen, die 
Screta für Melnik gemalt hat, da er mit dem Stadtrathe unterhandelt, 
sondern wahrscheinlich auf die Besitzungen, die sein Vater in Melnik 
hatte (L. T. Lib. test. vet. urb. U. f. M ff). 

*) Indem Superlativ, den Screta gebraucht, hegt das Zugeständniss, dass er 
noch andere Feinde gehabt habe, die wir vorläufig nicht verfolgen können. 

®) Nebenbei mag hier noch erwähnt werden, dass wir Screta in dem- 
selben Jahre, am 14. October als Taufpaten des Kleinseitners Wenzel 
Naiwerdt finden (Prag III. S. Wenzels-Tauf Matrikel), wie wir ihn auch 
früher einmal, am 27. März 1654; als Burgen bei der Bürgerschafts- 
bewerbung eines Ez. Jac Alexius aus Sobieslau antrafen (St. A. Nr. 
536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 425). — 

*) Sandrart IL 327. 



40 Screta in Prag. 



von HartenfelB *) und anderen *) den Hochaltar für die 
S Gallikirche, zu deren Pfarrsprengel er gehörte, und die 
damals neu zu erstehen begann. 

In den letzten Tagen des Juli 1674 schloss Screta die 
Augen und wurde am 1. August*) feierlich in der S. Galli- 
kirche vor dem Marienalter (rresbyterium, Epistelseite) bei- 
gesetzt. 

Man darf sich nicht wundem, dass kein Leichenstein 
mit Inschrift und Geschlechtswappen die letzte Ruhestätte 
des Malers bezeichnet, da — wie aie S. Galli-Sterbematrikel 
ausweist — die Gruft vor dem Marienaltar keineswegs ein 
Familieneigentum derer aus dem Geschlechte Ssotnowsky 
von Zaworzitz war, sondern Raum bot für viele Vornehme 
dieses Pfarrspren^els, die auf dem Gottesacker nicht be- 
graben werden wollten. — Ein Testament oder eine Inventar- 
aufnahme findet sich nicht vor. 

Die Physiognomie dieses, zu seiner Zeit vielgefeierten 
Mannes vermitteln uns einige Abbildungen. Aus seiner 
italienischen Periode dürfte das Oelporträt von BerardeUi*) 

*) Waren die Leute damals überhaupt sehr fromm, so war es Frau Sachs, 
wie aus ihrem späteren Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. IV. 
p. 293 ff.) hervorgeht, in ganz besonders hervorraeender Weise; nahezu 
ihr ganzes Vermögen verschenkte sie an verschiedene Kirchen; bei 
ihrem Todesfall allein sollten 1000 Messen gelesen werden u. s. w. 
*) Hammerschmidt p. 166. — Die Darstellung in der Zeitschrift »Hespe- 
rus« 1814, Nr. 6, der Schottky (Prag, wie es war und wie es ist. 
Prag 1831 und 1832; I. p. 291) folgt, ist ungenau, weil sie die Ver- 
muthung enthält, als wäre die Unterstützung des Malers und der beiden 
genannten Frauen für den Bau der ganzen Kirche hinreichend gewesen. 
Indess hat er mit ihnen nur den, erst 16% vollendeten Hochaltar gestiftet, 
und das that er, wie Hammerschmidt sagt, noch mit »aliis pluribus » 
s) S. Galli-Sterbematrikel zum obigen Datum: »Sepultus est in criptä 
ante altare B. M. V. Dominus Garolus Screta famosissimus pictor.» Die 
Angabe L. Winkelmanns (»Neues Mahlerlexikon Augsburg 179B) : > 1661«, 
die E. Förster (Geschichte d. deutschen Kunst, Leipzig 18d0), nach- 
druckt, ist aus der Luft gegriffen. Das Datum 1690 (noch Purkyne 
K. P. p. 106) beruht auf einer Verwechselung mit dem Sohne des Malers. 
*) Das Bild, das sich seit 1796 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag 
befindet und früher dem Grafen Wallis gehörte, wurde 1882 von der 
Gesellschaft käuflich erworben und trägt die Signatur BerardoUi (Ein- 
reichungscatalo^ Nr. 90.) — Auf der Rückseite der Leinwand befindet 
sich die Insclinft: 

»11 Ritratto di Carlo piu, s'io sio, o pitor 

Screta. o depinto 

Jo che rimagi altrai S'all verisimil 

Soglio eterna formar e l'finto 

Co mei penelli ch'infinitfi n'havian 

Vegio hora Imagm mia tu Gloria 

Opera tua gra tenelli Jo Vita 

Viva spirar, che non so Aless. Berardellj.< 



oder Tenelli in der Rudolphinumgalerie (G. P. K. F.) 
stammen. Screta erscheint uns hier ab blasser, junger Mann 
mit schwarzem Schnurr- und Kinnbart')- Ak kluger Mann 
von reifem Alter, die gefurchte Stirne von langem welligen 
Haare umramt, tritt er uns in dem Stiche von Philipp 
Rilian in Sandrarts Academie*) entgegen. Eine ähnlicne 
Auffassung zeigt die Zeichnung von Matthäus Merian in der 
Wiener Albertina"). 

■) Etwa zusammenhangend mit dem Bilde Nr. Si, das im Inventar nach 
Screta's Sohne als das »Porträt des verstorbenen Herrn, als er noch 
jung war«, erscheint. — Ausserdem ist auch unter Nr. 33 ein Bild 
Screta's des Aeltern angerührt. 

') Tafel 00. 

') Deutsche Schule, tom. VI., Cart. Nr. 369. Mit liebenswürdiger Bewilli- 
gung der löblichen Direction habe ich eine Reproduction dieser Zeich- 
nung meiner Abhandlung beigerdgl. 

Eine philiströse Variante des Kilian'schen Striches bat I. Balzer 
nach der Zeichnung von J. Kleinhard 177.'i gestochen {Pelzel A. I Nr. 29 
und Voigt: ElTigies virorum eruditorum . . . Prag 1773—75, tom. I. 
p. 97), die wiederum Rlr die Reproduction in den >Humorislick^ listyt 
(Jahrg, 1889. Nr. 3) benützt wurde. 

Sonst werden noch folgende •Scretabildnisse' genannt: Das Por- 
trät der Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. in Prag, vom Jahre 1688, 
das bei Rybii^ka im Holzschnitt reproducirt wird, ist fälschlich als 
Selbitporträt dea Malers anfgefasst worden; ebenso hat sich dieser in 
dem S. Lucasbilde (jetzt im Rudolphinum) nicht dargestelll, wie Pelzel 
(A. 1 . 108) zuerst behauptet. Das S. Johannes Ev,-Bildchea , das sich 
eliedem in der St. Martinskirche befand und - ebenfalls nach Peizei — 
den Maler im vierzigsten I^Äbensjabre dargestellt haben soll (Dlabaci 
III, p. 97 nennt den Heiligen .Eligius«!, ferner das Selbstportrilt in der 
ehemaligen Erz bischöflichen Gemäldesammlung zu Prag, das Purkyne 
(K. P. p. 106) nenat, schlietslich jenes Selbstporlrät, das eh^em im 
Sdilosse I.eopoldskron nächst Salzbun zu sehen war (Pillwein: Salzb, 
Künstlerlexicon. Salzburg 1821, p. 215) — sind verschollen. RybiCka 
zählt in Folge einer falschen Auffassung des Purkyne (K. P. p. 106), 
der nur zwei von Screta gemalte Porträtgemälde überhaupt im Prager 
Kreuzherrenkloster auR^ähll, diese als Selhstporträts auf. — Die zwei 
Gemälde im Kreuzgange dieses Kloslers — nämlich zwei Ordensgene- 
räle — stammen aber nicht einmal von Screta, obwol man sie als 
Bilder Screta's zeigt, da schon die Unterschriften sie in eine spätere 
Zeit verweisen. ~ Endlich Tührt noch G. Parthey (Deutscher Bildetsaal, 
Berlin 18ftt. tom, I.. p. ü) ein Porträt Scretas von Asselyn an (Nr. 3). 







V. 



Familie des Malers; Carl Sereta der Jüngere. 

Carl Screta hatte mit seiner Frau Veronica, geborenen 
Grönberger — soviel mir bekannt ist — drei Söhne: Carl, 
geb. 1646'), Wenzel Gottlieb (?), geb. 1653»), Anton, geb. 
1659") und eine Tochter Veronica, geb. 1657*). 



*) S. Galli-Begräbnismatrikel zum 3. Januar 1691: »Gen«w>su« Domm«* Ca- 
rolus Screta Piclor 45 anno» n. Sep*»*«"« in crypta apud altare B«»**« 
Mariae yi»««»'« Neapoü**»»«.* Sein näheres Geburtsdatum ist nicht 
zu bestimmen, weil die älteste S. Galli-Taufmatrikel erst mit dem 
Jahre 1652 beginnt. Ueberdies ist sein Vater erst seit dem Jahre 1653 i 

im S. Gallipfarrsprengel nachzuweisen. Auch die erhaltenen Matriken ' 

der Theinpfarre enthalten diese Taufe nicht: überhaupt wird nur 
einmal — meines Wissens — in der Vermal ungsmatrikel dieses 
Sprengeis der ältere Screta genannt u. z. als Trauzeuge bei der Hochzeit 
des Andreas Kelhart mit Catharina »Kassylyczky« am 16. October 1663. 

») S. Galli-Taufmatrikel p. 13 zum 5. October 1653: »Baptisat« e« Infans 
nomine Wencesla"« Deochar«» Parentu™ Francisci Skreta et Veronic«. 
Patrini: Do«"»«"» Wencesla«" Gesberovskj, Dionysi"» Miseron, Do««"« 
Antonius de Boosi, Anna Miseronoua, Maria Elisabetha Chinostinoua.« 
Befremdend ist der Name des Vaters > Franz« statt >Carl«. Und 
doch werden wir nur einen Schreibfehler anzunehmen haben ; die Zeit 
würde passen, der Name der Mutter ist derselbe, und zwei Taufzeugen 
(Bossi und Gesberowsky) kommen auch bei den zwei anderen erwähnten 
Taufen vor. Ein »Franz« ist in der ganzen Familie des Malers nicht 
bekannt. 

•) S. Galli-Taufmatrikel p. 95 zum 13. Juni 1659: »Baptizat«» est Antoninus 
Caroli Skretae et Veronic« filius legitimus. Patrini: Dominus Antoninus 
de Bossi, An tonin ui Stephanus Steinschneider, Anna Klobizowa.« — 
Bossi, den wir schon als Trauungszeugen Screta's kennen gelernt haben, 
war von der Kleinseite auf die AltsUdt u. z. auch in den S. Galli- 
sprengel in sein Haus übersiedelt und bekam 1650 das Altstädter 
Bürgerrecht. (St. A. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 392.) Er 
gehörte wol zu den intimsten Freunden des Screta'schen Hauses und 
überlebte den Maler, da wir ihn als »Gber-Saltz-Ambts-Cassirer« 
z. B. noch am 14. April 1676 finden (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. I., 
f. 14 V.). 

«) S. Galli-Taufmatrikel p. 69 zum 23. Januar 1657 : »Baptizata est iilia 
Veronita Don"ni Caroli Szkreta et Veronic«, Civium Veteropragensium, 






I 



Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 43 

Wenzel Gottlieb und Anton sind jung, wahrscheinlich 
schon in den Jahren 1661 — 1667*), jedenfalls aber vor dem 
30. Juni 1677 ') gestorben, denn an diesem Tage finden 
wir Carl Screta und „Veronica Jelenin gebohrene Scretin** 
als einzige directe Nachkommen des Malers angeführt. 

Veronica hatte sich nämlich, nachdem sie ein halbes 
Jahr um ihren Vater getrauert, nach kurzer Bekanntschaft 
am 20. Februar 1675 vermalt^) und zwar mit dem JUDr. 
und nachmaligen Appellationsrathe Aegidius Jelen^), der Ende 
1674 aus der Moselgegend nach Prag kam und am 18. De- 
cember 1674 das Altstädter Bürgerrecht erlangt hatte ^). 

Das Ehepaar Jelen hatte mehrere Kinder, von denen 
wir in den Jahren 1695 und 1697, gelegentlich der Testa- 
mentserrichtung der Elisabeth Kleo von Raudne^), verwit- 
weten Screta erf'ahien, dass die älteste Tochter Veronica 
einen gewissen Jonak geheiratet hat, die zweite Barbara 



susceptoribus: Venceslao Gesberoski ex monte oliueti Vicescriba Regni 
BohemisB et Do«»ina Veronica Mazarkowa.« 

Hammerschmidt irrt, wenn er den Gesberowsky von Olivenberg, 
der 1649—60 kais. Rath und Viceschreiber war, p. 783 »Wilhelm« 
nennt, da er ihn selbst an anderer Stelle (p. 623) ricntig »Wenceslaus« 
genannt hat. wo er ihn nämlich unter denen anführt, aie sich bei der 
Vertheidigung Prags gegen die Schweden besonders hervorgethan haben. 
Auch ihn haben wir bereits unter den Trauungszeugen Screta's kennen 
gelernt. 

*) In dieser Zeit weist die S.-Galli-Begräbnismatrikel, die überhaupt, wie 
wir gesehen haben (conf. p. 36. 1.), nichts weniger als mustergiltig 
geführt ist, eine grosse Lücke auf. 

•') L. T. Nr. 239 bl. f. A. 2. Rand. 

») S. Galli-Vermälungsmatrikel p. 637: »Copulati sunt matrimonio in facie 
Eccl«siae Clarissimus Do™'n"s Aegidius Jelen Utriusq"« Juris Doctor 
cum honesta Virgine Veronica relictä füiä post Do""num Carolum 
Screta de Zavorzitz. Testes Generosus Dominus Wilhelmus Dirix de 
Brück et Rotenberg questor S^crae Ocsarae M^j««««"» et Generös"« Dominus 
Samuel Globicz de Buczinä.« 

*) Nach Hammerschmidt p. 762 wird Jelen (Gelen) am 16. December 1681 
Appellationsrath und stirbt den 26. März 1685. Wir finden seinen 
Namen wiederholt in den Büchern, wo er uns als Zeuge bei verschie- 
denen Rechtsgeschäften auftritt. Dass er und seine Frau Veronica sich 
eines gewissen Wolstandes erfreuten, beweist die Thatsache, dass sie 
sich am 3. Februar 1679 das Haus »Beim König Salomon« »an Königl. 
Baadt Vnndt Brückhenambt« (Postgasse Nr. 194/1) um 2500 fl. rh. 
kauften (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. I. f. 156). Da auch bei dieser 
Gelegenheit, wie es bereits bei der Bürgerschaftsbewerbung der Fall 
war, ein Dirix von Brück und Rotenberg äs Zeuge genannt wird, lässt 
sich auf einen regen Verkehr dieser Familie im Hause der Malertochter 
schliessen. 

») St. A. Nr." 537. Lib. jur. civil, vet. urb. ab 1661, f. 224 v. 

•) Testament und Codicill: L. T. Lib. test. vet. urb. IV., f. 279 und 280. 

4* 



44 Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere 



hiesB, die dritte, Johanna um das Jahr 1697 sich ebenfalls 
vermalte und die vierte Tochter Catharina zwischen 1695 
und 1697 gestorben sein dürfte, weil sie im letzteren Jahre 
nicht mehr genannt wird. 

Ueber das Leben Carls des Jüngeren, des Sohnes des 
Malers, sind wir besser unterrichtet, zumal das wertvolle, 
ausführliche Inventar'), das am 12. Januar 1691, nicht ein- 
mal zwei Wochen nach seinem Tode, au^enommen wurde, 
uns vielfache Rückschlüsse auf seine Lebensverhältnisse 
gestattet. 

Er genoss im Eltemhause jedenfalls die sorgfältigste 
Erziehung. Die Bibliothek, die wol 2um grossen Theile von 
seinem Vater, dem Maler herrührte, war für seine Zeit nicht 
unbedeutend, namentlich aber vielseitig, da nicht blos 
deutsche und czechische Bücher, sondern auch lateinische, 
italienische und französische Werke vertreten waren. Ver- 
schiedene Musikinstrumente deuten darauf hin, dass er — 
vielleicht auch schon sein Vater *) — ein Freund der Musik 
gewesen. Dass er auch mit Waffen umgehen konnte, lässt 
sich nach deren Vorhandensein annehmen; manche darunter 
scheinen allerdings alte Erbslücke zu sein. 

Im Jahre 1664 wurde er als Hörer der Rechte an der 
Prager Universität inscribirt'), trat nach Vollendung seiner 
Studien in den Staatsdienst und brachte es in der Folge 
zum Rath des k. Oberstburggrafengerichtes ^). 

Zu gleicher Zeit wird er als Maler genannt; aber er 
war wol mehr Amateur, als Künstler. Er malte im oberen 
Stockwerke seines Hauses, wo die grosse Malstaffelei und 
der grosse Gliedermann standen. In einem zweiten Atelier 
mit blauen Vorhängen waren nebst zwei Staffeleien und 
Gliederpuppen, Gypsmodelle, der Stein zum Farbenreiben, 
grundirte Leinwand etc. unterbracht. 

Als einzige Bilder werden ein S. Stephan '^), der nach 
Schopka nächst Melnik als Copie eines gleichen, beschädigten 



St. A. Nr. ll'?9, f 100 V. — 114. — (Von K. J. Erben nach der alten 
Indorsalnummer als >316« citirt). Abgedruckt in den »Pamätky« II, 
p. 825 fr. und in der »Kritickä pfiloha k närodnim listum.« rrag, 
Jahrg. 18()4, p. 107 ff. 

*) Was die äusseren Verhältnisse anbelangt, wird aus dem Inventar auch 
mancher Rückschluss auf das Leben des älteren Screta statthaft sein, 
da der grösste Theil der Gegenstände auf diesen zurückgehen dürfte, 
obwol der Brand des Hauses »uKorandu» manches vernichtet haben kann. 

') Universitätsarchiv: Rothsamtene Universitätsmatrikel. 

*) z. B. L. T. Lib. contr. ruh. vet. urb. III. f. 117. 

A Inventar. Bild Nr. 153 und 154. 



Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 46 

Bildes Scretas des Aelteren kommen sollte^ und eine Madonna 
mit dem Christuskinde ^) genannt; beide sind verschollen. 
Bei letzterem Gemälde wird ausdrücklich hervorgehoben, dass 
es Screta der Jüngere selbst gemalt habe — woraus man 
schliesseii kann, dass er wol nicht allzu viele Bilder verfertigt 
haben mag, da sonst die einmalige Betonung dieses Factums 
keinen Sinn hätte. 

Eine Handzeichnung im Rudolphinum ^), die den heil. 
Franciscus Seraph, mit einem Begleiter darstellt, denen das 
geflügelte Crucinx in den Wolken erscheint, Hesse sich allen- 
falls, wenn die Datirung echt und mit der Zeichnung zu- 
sammenhängend ist, dem jüngeren Screta zuschreiben. 

Jedenfalls hat dieser, wie die später genannten Namens- 
vetter keine künstlerische Bedeutung, da die Zeitgenossen 
nur von einem Screta, nämlich von Carl, dem Aelteren 
sprechen und eine Unterscheidung der Beiden nicht kennen.^) 

Da wir Carl, den Jüngeren als Maler zu verfolgen 
nicht im stände sind, müssen wir uns begnügen, ihn als 
Privatmann ins Auge zu fassen. 



*) Inventar Bild Nr. 23. — Verlegenheitshypothesen (Pamätky III, p. 17, 
Rybiöka 13 etc) schreiben ihm auch 2 Bilder in der Prager S. Gastulus- 
kirche und einige der Altbunzlauer Collegiatkirche (mit der Jahreszahl 
1681) zu. Man hatte noch zu einer Zeit, wo Screta's des Aelteren 
Sterbejahr nicht genau bekannt war, die Bilder diesem zugetheilt; 
später glaubte man die Autorschaft auf den Sohn übertragen zu müssen, 
weil man den Namen »Screta« nicht aufgeben wollte. 

*) Eine gelbgehöhte, quadrirte Federskizze auf braunem Papier, signirt: 
C. Screta. h. 29-3 cm., b. 20*4 cm., im Prager Rudolphinum, früher im 
Besitze des Herrn von Lanna. — Auf der Rückseite ist mit schwarzen 
gräfl. Sternberg'schen Siegeln ein Blatt befestigt mit folgendem Wortlaut: 
»Vermög dieses abrys halt der herr Screta Sich Verobligiret, S. Francisci 
bild in die Sternbergisse Gapellen bey den Patribus Hibernis einzumah- 
len. Undt auf das kleinere blos mus ein besonderer abrys gesch. ali- 
quid de Trinitate als zum exempel etwan die heylyg geist spiritum 
sanctum super Apostolos mittentem, weylen die allerheyligste Dreyfal- 
tigkeit schon in Selber Kirchen in andren Capellen gemahlet ist. Für 
diesse beede bilder Seind dem H. Screta Hundert Thaler Versproch. 
Word., mit condition, wann er So liehe zur satisfaction Unser mahlen 
wird. ÖO Thaler werd. ihn gegeb. noch wann er anfang. wird zu 
mahlen, ante festum S. Francisci Seraphici 8 tag . . . Soll es in altar 
schon Seyn. 

Prag, d 12. April 1679. Sternberg.« 

Im Inventar wird unter Nr. 31 eine Sendung des heil. Geistes angeführt, 
die sich darauf beziehen Hesse. Hammerschmidt (p. 303), der den 
S. Franciscusaltar nennt, gibt den Maler und das Jahr der Errichtung 
nicht an. Auch diese Bilder sind verschollen. 
•) Nur einmal, meines Wissens, wird die Form >Senioris Scretae« gebraucht 
(Hammerschmidt p. 69) und lässt sich auch da anders erklären. 



46 Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 

Am 2. Jani 1679') vermalte er sich mit Elisabeth 
Rosina^ der Tochter des JUDr. und Appellationsrathes Wenzel 
Rosa*), eines reichen Mannes. — Sein Schwiegervater 
schenkte ihm und seiner Frau am 19. October 1682^) das 
Bierverlegerhaus „u Korandu". Ausserdem besass er — wie 
aus dem Inventar hervorgeht — noch das Altstädter Haus 
„u Hajku***) neben dem ^^schwarzen Adler", unweit der 
Münze (Grosser Ring 934-1. ). Auch an baarem Gelde fehlte 
es ihm keineswegs; er hatte dessen soviel, dass er - wie 
das Inventar berichtet - 2980 fl. rh. auf Pfilnder verborgte, 
die er in einem schwarzen Sarge (!) verwahrt hielt, und nebst- 
dera noch Darlehen in der Gesammtsumme von 5700 fl. rh. 
gewährte. - Unter seinen Geschäftsfreunden finden wir die 
Kamen : Kaiman Brandeys, Israel Brandeis, Löbl Wiener und 
Aaron Planta vertreten^). Auch der Wagen, den er besass 

»)S. Jacobs-Vermälungsmatrikel (1636-1710) f. 30: tin Facie Eccl«i» 
Juncti sunt Vinculo matritnonij Generosus Domim« Carolus Filius pie 
defuncti G«nerosi Domini Caroli Screta Ssaknowsky w za-Wor2icz [!] Et 
Ingenua Virgo Anna Elisabeth Rosina, filia Generosi ac clarissimi Do"»«ni 
Venceslai Rosa Ui""«!"^ juris Doctoris et in Apellatione consiliarij, 
prsesentib"» Reverendissijno Do"™»no Joanne Benol , canonico Wyssegra- 
dicensi, Do^mo Carolo Borowansky Ut"»«q"e juris Doctorc, Do*«»«» Giel- 
helmo Dirix z Wobumbergu [!], Do™»na W«ronica Scretowa, Anna Budi- 
nowa. Copulans Reuerendissimus Do»n»n"s Abbas Sedlecenfis ordi»»» 
cifterc^cnsium ^citirt in den Matrikenauszügen des Landesarchivs ; bei 
S. Jacob p. 10). 

*) Wenzel Rosa, der mit seinem Sohne Wenzel aus Zcebrak einwanderte 
und am 7. December 1673 Altstädter Bürger wurde (St. A. N. 537. 
Lib. iur. civ. vet. urb. ab 1661 f. 109), ist seit dem 27. Februar 1670 
Appelationsrath (Hammerschmidt p. 761), tritt uns mit seiner Frau 
Anna wißderholt in den Büchern als Hauskäufer entgegen (z. B. L. T. 
Lib. contr. rub. vet. urb. I. f. 68 v. — IL f. 162, 222 etcO und stirbt 
am 11. August 1689 (Hammerschmidt p. 761). Sein Sohn Wenzel wurde 
schon am 22. December 1687 im 68. Jahre in der S. Gallikirche bei- 
gesetzt (S. Galli-Begräbnismatrikel). 

*) L. T. Lib. contr. vet. urb. ruh. I. f. 328 v. Dieses Haus, das Dr. Rosa 
seiner Tochter und seinem Schwiegersohne zur Wohnung angewiesen, 
hatte er von seinem Verwandten Carl Benol erstanden, der es am 
19. November 1665 um 1000 II. rh. gekauft hatte (L. T. Lib. contr. 
caerul. vet. urb. V. f. 119). 

*) Franz Theophil Kleo von Raudne, dem später dieses landtäfliche Haus 
durch Erbschaft zugefallen war, verkaufte es am 2. Januar 1699 um 
4000 jl. rh. und 50 fl. Schlüsselgeld an die Gräfm Anna Catharina 
von Daun (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. III. 229), die es in ein 
Schlosshaus verwandelte; später überging dieses Haus in den Besitz 
des Grafen Galla«. Auch das Haus Nr. 11 in der Hibernergasse 

V — : / führt den Namen »beim Screta« ; es mag eine Zeit 

lang im Besitze irgend eines FamiUenmitgliedes gewesen sein. 
*) St. A. N. 1179. Lib. inv. f. 101 und 102. 



Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 47 

und 12 Eimer guten Weines, die er im Keller eingelagert 
hatte, deuten auf Wolstand ^) hin. 

Screta und seine Frau wählten sich als reiche und 
angesehene Leute auch einen Umgang mit Männern von 
Stand und Vermögen, insbesondere verkehrten viele höhere 
geistliche Würdenträger in ihrem Hause. Wir lernen diese, 
insbesondere den Oheim der Frau, den späteren Prälaten 
und Dechant von SS. Peter und Paul auf dem Wyschehrad 
Johann Wenzel BenoP) bei den freudigen Familiener- 
eignissen kennen. Am 16. April 1680 wird eine Tochter 
Anna Catharina*), am 7. üecember 1682 ein Sohn Nicolaus 
Franz*), am 5. August 1685 eine Tochter Elisabeth Domi- 
nica*) getauft. Alle diese drei Kinder gehen ihrem Vater im 
Tode voran, nur Wenzel Johann von Gott (geb. 1688) wird 
als einzig überlebender Sprosse Scretas des Jüngeren ge- 
nannt^. 



1) Bei Screta's pecuniär sichergestellter Lebenslage werden wir der Nach- 
ridit Pelzers (A. I. p. 110), er hätte die reiche Kunstsammlung seines 
Vaters nach Nürnberg verkaufen müssen, keinen Glauben schenken 
können. Die Tradition wird sich mit seiner Verlassenschaft irren, welche 
nach seinem Tode veräussert wurde. 

*) Nach Hammerschraidt (p. 658) wird er 1691 Dechant und stirbt den 
16. April 1706, nachdem er die Wyschehrader Kirche zum Erben ein- 
gesetzt. — Als Oheim der Elisabeth erscheint er in deren Testament 
(L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 277 v.), wo er als reicher Mann an- 
geführt wird. 

8) S. GaUi-Taufrnatrikel p. 288: »Baptizata filia Anna Calharina, Dom»no 
Carolo Screta et Elisabetha Conjugibus. Patrinj: ReverendilTmus Dominus 
Joannes Benol Canonicus Wifsegradenfis Clarifsimus Do™»nvs Garolus 
Jaroslaus Borowansky de Borowan J»"« Ut»"sq"« Doc»or Domina Maxi- 
miliana Machtin, Do^aina Catharina Klobitzin. Cum facultate et licentia 
nos^^a Baptizavit Rcvcrendifs»"»"» Do™»n"s Joannes Samuel Borowanfky 
de Borowan Canonicus Budissynensis.« — Carl Jaroslaus Borowanfky 
von Borowan und Stern feld, den wir mit Benol schon als Trauungs- 
zeugen kennen gelernt haben, wird nach Hammerschmidt (p. 761) am 
16. October 1676 Appellationsrath und stirbt den 11. Juni 1691. 

*) S. Galü-Taufmatrikel p. B12: >Baptizat«» e»t Nicola"» Francisc«» Domino 
Carolo Screta et Elisabetha Conjugib"» Patrini : Do»n>n"s Francisc«" Felix 
Necasj A«q"« ReverendisMmus Dominus Joannes Benol Canonicum Wifsegradi. 
Domina Veronica Scretin. — ä Patre Procopio«. — Die Witwe Scretas 
des Aelteren war also 1682 noch am Leoen und erst 1691 werden 
drei Bilder der »verstorbenen« Frau Screta angeführt (Inventar Nr. 35, 
163 und 164.) 

^) Die betreffende Stelle aus der S. Jacob-Taufmatrikel vom Jahre 1671 
an, die gegenwärtig verschollen ist, wird in den Matrikenauszügen des 
Landesarchivs citirt. 

•) Der in der S. Galli-Begräbnismatrikel genannte, am 22. Mai 1693 ver- 
storbene Joseph Screta gehört, obwol er auch in der Kirche begraben 



48 Familie des Malers; Carl Screta der Jün gere. 

Schon am 3. Januar 1691 wird der Rath des Oberst- 
burggrafengerichtes Carl Screta an der Seite seines Vaters, 
des Malers, in der 8. Gallikirche beigesetzt.*) — Am 12. 
desselben Monates wird in Anwesenheit der Altstädter Raths- 
commissäre Johann Daniel J^ozin von Drahobeyl und Maxi- 
milian Czeczelickj von Rosenwald die Verlassenschaftsab- 
handlung eingeleitet, bei welcher Gelegenheit das schätzbare 
Inventar aufgenommen wird. 

Scretas Witwe Elisabeth vermalt sich später wieder 
und zwar mit dem Declamator der königl. böhm. Landtafel 
Franz Theophil Eleo von Raudne'). In ihrem Testamente 
vom 31. December 1695'), das uns über ihre Verwandt- 
schaft und über ihr ansehnliches Vermögen vielfache Auf- 
klärungen verschafft, denkt sie vor allem an ihr Seelen- 
heil, mr das sie, ausser der Stiftung einer wöchentlichen 
Messe nächst ihrem Grabe in der S. Gallikirche, 400 Gedenk- 
messen lesen lässt. — Ihr Universalerbe ist ihr zweiter 
Gatte, da ihr Sohn erster Ehe Wenzel Johann Screta*) — und 
mit ihm die männliche Nachkommenschaft des Malens über- 
haupt — gestorben war*). 

Dass Elisabeth die Beziehungen zur Familie Screta 
nicht ganz aufgegeben, zeigt der 12. Absatz ihres Tastamentes, 
in welchem sie den vier Töchtern nach dem verstorbenen Appel- 
lationsrathe Jelen je 100 fl. rh. vermacht; auch im Nach- 
tragscodicill werden drei von ihnen — die jüngste ist in- 



wird, nicht in diese Familie, da im Inventar der 2*1^ Jahre alte Wenzel 
als einziges lebendes Kind angeführt wird ; dass es kein Nachgeborener 
sein kann, beweist die Erklärung, dass er 6 Jahre alt war. 

^) S. Galli-Begräbnismatrikel (siehe oben). — Befremdend ist es, dass Screta 
nicht den ihm gebührenden Titel, sondern die Bezeichnung »Pictor« 
erhält, was aber bei der bekannten Flüchtigkeit des Matrikelführers 
vielleicht als eine Reminiscenz an den älteren Screta zu erklären ist. 

*) Schaller (Prag I. p. 116) irrt, wenn er den. Kleo von Raudne zum 
Schwiegersohne Screta's, also zum Gemale der einzigen Tochter des 
Malers Veronica macht 

«) L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 2^76 v. ff. 

*) Von seinem Grossvater, dem Appellationsrathe Rosa, war er — der 
7. Absatz des Testamentes wird in dem letzten Willen seiner Tochter 
citirt — zum Erben einer Wiese eingesetzt worden. 

*) Der von RybiÖka (ja. 6) erwähnte Feigencaffee-Fabrikant M. Screta in 
Wien, sowie ein Mundant bei JUDr. Bendiener in Prag, ein Kauf- 
mann in Smichow etc. beweisen nur, dass der Name noch nicht aus- 
gestorben ist; vom Maler, dessen Descendenz nun genau bekannt ist, 
stammen sie entschieden nicht ab. 



Familie des Malers ; Carl Screta der Jüngere. 49 

zwischen wol gestorben — mit Legaten und Andenken, die 
aus der Familie Screta stammen, bedacht. 

Kleo Yon Raudne soll ^im Jahre 1709 nach dem Tode 
seiner Gemahlin Schulden halber aus Prag flüchtig" ge- 
worden sein *). — Hätten ihn etwa die vielen Legate seiner 
verstorbenen Frau in Schulden gestürzt? — 



*) Schaller (Pra« I. p. 124). — Die Angabe muss angezweifelt werden, 
da Kleo noch nach dem Tode seiner Gemalin Geld für kirchliche 
Zwecke ausgiht, indem er den Dreifaltigkeitsaltar der S. Casiuluskirche 
errichten lasst und bei dem Kreuzaltare derselben Kirche eine wöchent- 
liche Messe stiftet (Hammerschmidt p. 48 und 40). 



VI. 

Die Namensvetter Seretas. 

Es ist ein besonderes Verhängnis, das verschiedeoe 
Maler in Böhmen verfolgt, im selben Beruf noch einige 
Namensvetter zu haben. 

Dass es dem Screta nicht angenehm sein mochte, 
wenn Andere „Scretabilder" malten, ist gewiss, nicht als ob 
er deren künstlerische Concurreuz zu fürchten gehabt hätte; 
aber pecuniär mag es ihm doch geschadet haben, denn die 
Bilder der anderen Seretas waren sicherlich billiger — und 
doch hatte sie ^ Screta^ gemalt. 

Die Verwechslung mit den beiden alten Malern Peter 
Schkrzet und Waniek Schkrzeth, die im ältesten Prager 
Malerbuche genannt werden, ist zwar ausgeschlossen. — 
Aber auch unter den Zeitgenossen Seretas werden uns 
mehrere Maler dieses Namens angeführt. 

Ein Matthias Screta tritt uns am 23. November 
1685 in Raudnitz entgegen*), wo sein Söhnchen Franz Leo- 
pold die Taufe empfing; er soll für den Patronatsherm von 
B^udnitz, den Fürsten Lobkowitz, beschäftigt gewesen sein. 
Manches Porträt des Raudnitzcr Schlosses*) mag von ihm 
herrühren, denn Bilder bekannter Persönlichkeiten für die 
Porträtgalerie zu copiren, war gewiss seine Hauptaufgabe. 

Auch ein Maler Michael Screta') wird genannt, 
und ausserdem ein Maler Franz Screta, der zu Anfang 



») Dlabaci III. p. 98. P. Zani : Enciclopedia delle belle arli. I. vol. XVII 
Parma 1823, p. 182. — Die Angabe von Nagler (L. 16, p. 186) »zu 
Prag« ist falsch. — Das fürstliche Archiv von Raudnitz enthält, wie 
Herr Archivar Max Dwofak mir freundlichst mittheilt, keine Nachricht 
von irgend einem Screta. 
Raudnitzer Schlossbilder.« Prag 1860. 

Das einzigemal begegnen wir diesem Namen auf einem Porlrätstiche 
des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen (nach rechts gewendet, 
das Kurschwert in der Rechten haltend, umgeben von den Allegorien 



?f 



Die Namensvetter Scretas. 51 



des 18. Jahrhunderts in Böhmen lebte und für das fürstlich 
Lobkowitz'scbe Haus arbeitete*); er scheint mit dem Sohne 
des Matthias identisch zu sein^ der am 23. November 1685 
in der Taufe den Namen Franz Leopold erhielt und 
später das Geschäft seines Vaters übernommen haben mag 
Schliesslich geschieht noch eines deutschen Malers Paul 
Screta Erwähnung, der um das Jahr 1634 lebte*). 

Ob der Vater jenes Joseph Screta, der am 22. Mai 
1693 begraben wird^) — oder etwa jener Anton Screta aus 
Neubitschow, der am 22. Mai 1719 Neustädter Bürger 
wird*) — ob diese gar auch Maler gewesen, ist nicht be- 
kannt. Keiner von den Namensvettern Carl Scretas lässt 
sich in seinen Gemälden verfolgen; es dürlFte wahrscheinlich 
auch nicht einmal der Mühe wert sein, denn sicherlich haben 
diese Maler — soferne sie concrete Gestalten überhaupt 
sind — künstlerisch nur eine sehr untergeordnete Be- 
deutung; sie werden manches von den Gemälden, die von 
„Screta" herrühren, aut dem Gewissen haben 



des Krieges und Friedens und vier allegorischen Medaillons; oben das 
Wappen, unten die Widmung; Plattengrösse h. 29-5, h. 23). Die Signatur 
lautet: Mich. Screto pinxit. — Joh. Dürr fculpsit — Schon die Schreib- 
weise »Screto« beweist eine Ungenauigkeit, die sich auch auf den Vor- 
namen erstrecken kann. Oder ist das »Mich.« überhaupt keine Namens- 
abkUrzung. sondern ein aus einer deutschen Vorlage herübergenommener 
Accusativ des Personalpronomens? — Nagler L. 1(5 p. 186 stellt die 
Hypothese auf, dass Michael mit Matthias identisch und ein Sohn Carl 
Screta's sein könnte, und was da nur Conjectur ist, wird bei Fr. 
Müller (III. p. 512) bereits Gewissheit. — Da nun die Descenden^c C.arl 
Screta's genau bekannt, und weder ein Michael noch ein Mathias 
im Stammbaume nachzuweisen ist. stellt sich diese Annahme als 
völlig haltlos heraus. 

Dlabac2 III. p. 81. 

*) F. Zani : Enciclopedia I. XVII. p. 182. 

^) S. Galli-Begräbnismatrikel zum obigen Datum. 

*) St. A. 5(52. Lib. jur. civil, nov. urb. ab 1718 f. 22. 



VII. 

Seretas Sohüler/) 

Der Ruf des Malers Screta veranlaste viele, die Führung 
von Pinsel und Palette bei diesem ^^anderen Apelles auf 
diesem Kayserlichen Musen-Parnass" zu lernen. Leider ist 
das Malerbuch vom Jahre 1656 an verloren gegangen, und 
die Namen^ die bis dahin genannt werden, sind jedenfalls 
nur ein Bruchtheil von denen aller Schüler. — Im „Raittungs- 
buche" von 1600—1656 finden wir: 

I. Franz Paling.*) 
Am 10. Februar 1652 erklärt Screta, das Paling. ein 
Eleinseitner Bürgersohn, in diesem Jahre seine siebenjährige 
Lehrzeit beendet haben werde ^). Geld und Wachs hat er 
nicht in die Lade abgeführt, wird aber nicht gemahnt, da 
er ein Altarbild für den Maleraltar der Teinkirche zu malen 
verspricht.*) — Paling war nämlich am 1. Januar 1646 zu 



^) Bei dem Maneel einer ausgesprochenen originellen Eigenart Screta's kann 
man natürlich nicht von einer zusammenhängenden »Schule Screia^s« 
(z. B. Einreichungscatalog der Galerie der ö. P. K. F. in Prag. — 
Nr. 1082, 1088 oder 1365) reden. . — Dass man sich sehr häufig mit 
der Bezeichnung »Screta's Art« hilft, wenn man einen höhmischen 
oder auch nicht böhmischen Maler des 17. Jahrhunderts meint, ist vor- 
läufig bei der geringen Kenntnis der anderen künstlerischen Individuali- 
täten dieser Zeit leicht erklärlich. 

") Gegenüber den verschiedenen Varianten: Palynk, Ballink, Palling etc. 
halte ich mich an seine eigene Namensunterschrift im Gontracte. 

«) Raittungsbuch f. 136 v. Nr. 2. 

*) Ob er das Versprechen ausgeführt, ob etwa eines der in der Tein- 
kirche befindlidben Bilder von ihm herrührt, lässt sich nicht fest- 
stellen. Möglicherweise ist nur eine Beihilfe bei dem Lucasbilde 
Screta's darunter zu verstehen. Die Teinkirche von Prag I. war es, in 
der sich die Malerzunft bei ihren Andachtsübungen zusammenfand und 
wo auch der S. Lucasaltar der Zeche stand. 



Scretas Schüler. 53 



Screta in die Lehre gekommen; somit endigte seine sieben- 
jährige Lehrzeit mit dem Jahresschlüsse 1652. Er musste 
aber verwendbar und tüchtig gewesen sein, da Screta mit 
ihm am 13. April 1653 einen neuen Vergleich auf drei Jahre 
abschliesst ^) — Am 20. Juli 1653, in derselben Sitzung, in 
welcher Screta zum erstenmale als Oberältester auftritt, 
entlässt dieser den Paling feierlich aus der Lehre und meldet 
ihn als seinen Gesellen auf drei Jahre an.^ — Paling hat 
s^en Schritt bald bereut. Auf Anrathen der Maler Nicodem 
Czizcek und Elias Pistorius^ wird er contractbrüchig und 

*) Der Contractu dessen Original sich im Rudolphinum (G. P. K. F.) be- 
fmdet, ist für Paling nichts weniger als günstig zu nennen. Er lautet: 
>Deinnach der Edlvesste Herr Tobiaß winckkler Burger 
vndt Rathsverwanter der Kleinen Stadt Prag demeauch Edlenvessten 
Herrn Carl Skreta der hochlöbl. Khunst der mahlerey zuegethannen : 
Franciscum Palling vnder dato ersten Januarij Ap- 1646: auf Siben 
Jahr lang in die Lehr aufgedinget vnd vbergeben, Er Franciscus 
Pälling auch solch seine 7 Jahr mit endt Decembris 1652 albereits 
erstreckhet; Vndt dannenhero von Ihme Herrn Skreta gebreüchigd. 
masßen frey vnd loß gesprochen wordten, daß Er also sein fortun 
nach belieben witter hette suchen khonnen, allerweillen Er aber solch 
sein erlehmete Khunst bey mehrbesagten Herrn Skreta in etwaß meh- 
rers zu ergreifTen verlanget, alß ThuetEr sich zue solchen endte umb 
seines mehren nuczen willen noch auf 3 Jahr lang zue mehr besagten 
Herrn Screta verdingen mit allen vorigen Puncten vndt Clausulen daß 
Er nemblichen sich inder Zeit getrey aufrecht Redlich Still vndt ver- 
schwigen gestalten es einem Ehr vndt Tugent liebenden menschen 
wol anstehet aignet und gebühret verhalten, Boße gesellschafften 
Sauffen huerreyen vnd der||gleichen ^ottmisßfallige vnTugenden meyden 
sonderlich aber bey nächtlicher weil ohne seines Herrn bewust vnd 
erlaubnuß ausßer Hauß nicht bleiben soll undt will — herentgejgen 
verspricht oflft besagter Herr Skreta bemelten Francz Palling nicht 
allein mit allen grundt vndt Fundamenten so guet alß Ers erlehrnte 
habe, femer zue vnderweißen also daß Er so ferne Er änderst selbsten 
seinen Fleiß anwenden will mit gottlich hülfT wol für einen Khünstler 
werde bestehen köhnnen sondern auch Ihme neben der nottürffligen 
Khost Jahrlichen ein auf sein Perschon gezimmendes ganzes Klaydt 
zue verschaffen vndt sein weiß gewandt wie ))iß anhero beschehen 
waschen zue lassen vnd deßen zue wahrer vhrkhund vndt mehrer Be- 
krefiftigung seindt dißer dienstverschreibung zwey gleichlautende Exem- 
plar von ainer handt geschriben von beeden Thailen mit handtschrifft 
vnd Pettschafft verfertiget vndt veden Theil dem eins angehandiget 
worden so geschehen Prag, den 13. Aprilis. Anno 1653. 

Carl Screta von Zavorzicz. Frantz Paling.« 

(L. S.) 

») Raittungsbuch f. 142, Nr. 4 

*) Elias Pistorius, früher Hofmaler des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen- 
Westphalen, tritt 1644 mit der Malerbruderschaft in Berührung (Raittungs- 
buch f. 121). Am 29. Januar 1654 weisste er sich vor dem Magistrate 
mit einem Geburtsbriefe von Karl Ludwig, Pfalzgrafen beim Rhein, 
aus Heidelberg, vom 24. November 1649 aus und wird Neustädter 
Bürger (St. A. Nr. 559. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612. f. 322 v.). 



11 



54: Scretas Schüler. 



wohnt und malt bei einem gewissen Ctybor.*) — In der Sitzung 
vom 22. Februar 1654 hat er sich deswegen zu verant- 
worten ; sein Qesuch wird abgewiesen, Czizcek und Pistorius 
erhalten Rügen und dem Paling wird bedeutet, dass er nur 
mit Zustimmung Scretas den Contract lösen könne, sonst 
würde man mit dem Gesetze gegen ihn einschreiten. •) — 
Und Screta gelingt es wirklich, ihn bis zum 5. Mai 1656 
festzuhalten; erst an diesem Tage wird er entlassen und 
begibt sich sofort nach Nürnberg. ^) — Damit entzieht er 
sich unserer Betrachtung.*) 

II. Andreas Octavian Peter.*) 
Am 23. Juni 1656 kommt Andreas Peter, Bürger 
der Altstadt Prag, vor die versammelte Malerconfratemi- 

^) Czechischer Vorname, bedeutet: Honorius. 

•) Raittungsbuch f. 146 v. 

V Raittungsbuch f. 162 v. (Eigenhändige Einzeichnung Screta's.) 

*} Nach Prag ist Paling nicht wieder zurückgekehrt; denn nicht einmal 
das Fahrnschon'sche Verzeichnis nennt seinen Namen. — Auch sonst 
findet sich keine Nachricht vor. 

^) Eine kühne Hypothese, die — meines Wissens — zuerst in dem gelegen- 
tlich schon citirten Manuscripte des Herrn Dr. Schebek in Prag — 
dem ich für seine Freundlichkeit herzlichst danke — vorkommt, ändert 
den Namen »Andreas« in »Aertsens« und macht im Handumdrehen 
diesen Maler zu einem Niederländer, zum Enkel jenes Peter Aertsens, 
der uns bei Füßli (I. 12) oder zum Sohne dessen, der bei Descamps 
(I. 219) genannt wird. — Dass Screta einen Niederländer zum Schüler 

?ehabt, wäre zwar nicht schle(;hterdings unmöglich, da selbst Nicodem 
Iziczek einen Gesellen »z Nydrlandu«, nämlich Gerhard Busch hatte 
{Prager Univ.-Bibl. M. S. U. A. 26, Nr. 2). Aber die Annahme ist 
unhaltbar, denn Andreas Peter, der 1656 Altstädter Bürger genannt 
wird, müsste in dem gutgeführten Altstädter Bürgerrechtsbuche iSt A. 
Nr. 5.S6) vorkommen, was aber nicht der Fall ist. 

Man erräth, weshalb die Hypothese entstand. Pelzel (A. IV. p. XII) 
erzählt uns zuerst, dass Screta mit einem auswärtigen Künstler 
in Streit gerieth und diesen im Zweikampf erstach; hierauf habe er 
sich ein Jahr im Augustinerkloster bei S. Wenzel vor dem Gesetze 
verborgen und während dieser Zeit die vielen dortigen Bilder gemalt. 
In der S. GalU-Begräbnismatrikel heisst es ferner zum 'I. September 1673 : 
>Sepultus e«* in coemiterio maiori pictor exlebs [!] ex domo apud nigrum 
gallu"» transfix"« in platea.€ Mit diesen dunklen Nachrichten lässt sich 
nichts anfangen, zumal ich in den Memorabilienbüchern des Stadtarchivs 
keinen Aufschluss finden konnte. 

Das schöne Geschichtchen ist aber voll von Anachronismen : Screta wird 
sich als alter Mann wol kaum duellirt haben ; Peter dagegen wird noch 
im Jahre 1678 — wie wir später sehen werden — als lebend ange- 
führt. — Die Bilder im Augustinerkloster sind (Hammerschmidt p. 346) 
bereits um das Jahr 1643 gemalt und in diesem Jahre auch vom 
Laienbruder Henricus im Stiche herausgegeben worden. Vom 4. Sep- 
tember 1673 bis zum 1. August 1674, dem Begräbnistage Screta's, ist 
es nicht einmal ein Jahr etc. Ueberdies gehörte das Haus >beim 






Scretas Schüler. 55 



tat') und ersucht um Aufnahme, da er bei Sereta gelernt habe 
u. zw. seit der Zeit^ als sich dieser noch nicht der Malerzunft 
angeschlossen hätte*), er somit im Raittungsbuche nicht ange- 
meldet sei. Screta bezeugt dies, Peter entrichtet sein Geld 
und zwei Pfimd Wachs und wird aufgefordert, sein Meister- 
stück zur zweiten Quartalsitzung fertig zu stellen, was er 
auch verspricht. 

Am 29. Juni zeigt Peter der Confratemität seine voll- 
endete Arbeit*), wird zum Meister ernannt und in üblicher 
Weise in die Malerzeche aufgenommen. Die Neustädter 
Maler waren ebenfalls eingeladen gewesen, das Meisterstück 
• Peters anzusehen^), ein Beweis, dass es fiir sehenswert ge- 

j halten wurde. Dass sie nicht erschienen, wirft auf Peter 

kein schiefes Licht, wenn man das gespannte Verhältnis der 
Alt- und Neustädter Zunft im Auge behält. — Und so er- 
scheint uns Andreas Peter schon bei der nächsten Quartal- 
sitzung vom 12. August in der Reihe der Mitglieder — frei- 
lich das erste- und letztemal, da mit dieser Sitzung das Ma- 
lerbuch schliesst. 

In der Folge wird er 1666 amtlich neben Harownik 
^ und dem Glaser Moser als Aeltester der Bruderschaft ge- 

1 nannt, ebenso in den Jahren 1670 und 1671 ; in den Jahren 

1674 und 1678 kommt er als Oberältester vor.*) — Mit 
Screta finden wir ihn noch am 11. März 1669 beisammen, 
als er nämlich mit diesem bei der Bürgerrechtsbewerbung des 
Malers Klosse Bürgschaft leistet®) — Als Privatmann wird 

schwarzen Hahn« nicht — wie es im M. S. des Herrn Dr. Schebek 
heisst — dem Screta. sondern dem Maler J. B. Klosse. — Da schliess- 
lich auch erhaltene Schriften des ehemaligen Augustinerklosters 
zu S. Wenzel (Pr. Univ.-Bibl. IL A. 26, XV. E. 15, XVII. E. 23) nicht 
die geringste Andeutung von einem heimlichen Aufenthalte Screta's 
enthalten, muss das ganze Duellhistörchen (das in neuerer Zeit wieder- 
holt von der czechischen Belletristik verwendet wurde) in das Reich 
der Fabel zurückgewiesen werden; Pelzel nennt es ja selbst eine 
> Anekdote«. 

1) Raittunesbuch f. 160 u. v. 

") Wahrscheinlich im Jahre 1650. 

*) Raittungsbuch f. 163. — Fahrnschon gibt in seinem Verzeichnisse das 
Aufnahmsdatum — wie bei Screta unrichtig — mit dem 14. Juli an. 

*) Raittungsbuch f. 163 v. 

*) St. A. Nr. 70. Lib. renovat. ab 1630: f. 100, 112. 123. 138 u. 15i. — 
Desgleichen finden wir ihn auch auf einem ProtocoU über den »Fran- 
zosen oder Burgunder« Monotty vom Jahre 1678 als Oberältesten 
genannt (Rudolphinum G. F. K. F. Acten-Fas(äkel »Diverse Rech- 
nungen.«) 

«) St A. Nr. 537. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1661, f. 94 v. 



i 



56 Scretas Schaler. 



Peter aach z. B in einem Streitfall mit seinem Hausnachbar 
Salomon „FeydekervonFeydbergk" im Jahre 1668 erw&hnt; 
es handelt sich um vier Balken^ von denen er nur drei in 
seine Mauer zu legen bewilligt hatte ^). 

Von seinen Bildern wird nur ein Seitenaltargemälde 
in der S. Niclaskirche der Altstadt genannt^, das ganz 
verschollen ist-, es soll im Geschmack des van Djck aus- 
geführt gewesen sein. 

IIL Jacob Tucz 

Auch von der Neustadt^ die ihre eigene, mit der Alt- 
städter rivalisirende Malerzunft hatte, an deren Spitze später 
der seinerzeit gefeierte Maler Matthias Zimbrecht aus München 
(t 1680) stand, findet sich ein LehrUng im Atelier Scretas 
ein. Am 29. Juni 1656 meldet Screta den Jacob Tucz, der, 
wie ausdrücklich erwähnt wird, von Neustädter Eltern stammt^) 

— nach vorausgegangener Rücksprache mit dem Vater und 
Bürgschaftsleistung von Seiten des Neustädter Rathsherrn 
Daniel Termanus, und Neustädter Bürgers Qeorg Daniel Nisl, 

— als Lehrling auf sieben Jahre an.*) Tucz entrichtet sein 
Geld in die Lade und verspricht das Wachs ebenfalls abzu- 
liefern. — Das ist das einzigemal, wo seiner in den Maler- 
büchem und Zunftacten Erwähnung geschieht. 

IV Samuel Globitz von Buczina.^) 
Einen Sohn dieser angesehenen FamiUe, der nach seinem 
Vater ebenfalls Samuel benannt war, nahm Screta nach vor- 

St. A. Nr. 1077. Lib. testim. ab 1664 f. 352 ff. 

') M. S. des Herrn Dr. Schebek. — Dagegen nennt Hammerschmidt, der 
gerade die Bilder dieser Kirche ausführlich beschreibt (p. 68— 73), kein 
Gemälde Peter's, und Hammerschmidt wird mehr Glauben beanspru- 
chen dürfen. 

*) J. Tucz dürfte ein Sohn jenes Salomon »Duc2« aus »Chrapkowicz« sein, 
der am 4. August 1631 Neustädter Bürger geworden war (St. A. 
Nr. 549. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612 f. 172 v.), — Wenn wir 
uns erinnern, dass eben zu derselben Sitzung die Neustädter Maler 
eingeladen gewesen waren, das Meisterstück Andreas Peters anzu- 
sehen, begreifen wir um so eher, warum sie gerade zu dieser Sitzung 
nicht kamen; es konnte ihnen nicht gleichgiltig sein, wenn ihnen ein 
Lehrling entgangen war, — So einzig war aber dieser Vorfall keines- 
wegs ; auch andere Altstädter Zunftmeister nehmen Neustädter Bürger- 
söhne in die Lehre, z. B. Fabian Horownik (Raittungsbuch f. 146), 
Johann Hess (f. 151) etc. 

*) Raittungsbuch f. 163. 

*) Diese Familie, die wir wiederholt bei festUchen Gelegenheiten im Hause 
Screta's vertreten finden, hatte damals in Prag einen guten Klang. — 
Zahlreiche Würdenträger dieses Namens kommen in den Büchern vor. 
Auch Hammerschmidt nennt wiederholt Familienmitglieder, die sich 
bei der Vertheidigung Prags gegen die Schweden hervorgethan oder 



Scretas Schüler. 57 



hergegangener Abmachung mit dessen Vater auf fönf Jahre 
in die Lehre auf und kündigte ihn am 8. October 1656 als 
Lehrling an. *) Für ihn bürgen Johann Georg Rowensky von 
Libanhora und Daniel Globitz von Buczina; er entrichtet 
die Gebühren natürlich pünktlich. 

Globitz bildete sich nicht zum Künsler heran^ sondern 
nahm jedenfalls nur Zeichenunterricht, da er uns später wie- 
derholt als Landesvermesser und Fortificationscommissär 
begegnet. Er hat sich auch dadurch bekannt gemacht; dass 
er das ,, Büchlein von dem Landmässen; zu welcher Zeit die 
Masz in Böheimb angefangen, etc.^ von Simeon Podolsky 
von Podol im Jahre 1683 herausgab und verlegte*). 

Beglaubigt wird uns noch ein Schüler Scretas an- 
geführt : 

V. Johann Spindler") „der Jüngere^. 

Dieser Schüler kommt am 1. Juni 1667 zu Screta, 
von dem er am 15. October 1672 einen Lehrbrief^) erhall^ 
in welchem Soreta in üblicher Weise dessen Wolverhalten 
während seiner Lehrzeit bestätigt und ihn entlässt, um ihn 



verschiedene akademische Grade erreicht haben (p. 546, 548, 549. 557 
558, 559, 622 etc.)- Unter dem Grundbesitze dieser Familie oefan 
sich auch ein Haus im S. GaUisprengel, nämlich das »beim goldene 
Hahn«, das sie aber nicht bewohnte fPr. Univ.-Bibl. M. S. ü. A. 26 
Nr. 2). Wiederholt weist die S. Galli-Taufmatrikel Gevaterschafts- 
beziehungen der Häuser Globitz und Screta auf. Die Globitze werden 
wol zum ständigen Umgang der Malerfamilie gehört haben. 

*) Raittunffsbuch f. 164 v. — Ein anderer Globitz wird — nach einer Schrift 
des Rudolphinumarchivs (G. P. K. F.) — im Jahre 1700 vom Oberältesten 
der Kleinseitner Confraternität, Maler Johann Christoph Tummer (f 30. 
März 1732) freigesprochen. 

*) Gedruckt in Prag bei G. Czemoch. — Neu herausgegeben von Dr, 
Herrn. Jire^k in den »Spisy prävnicke . . .« Wien 18^. f. 218 flf. S. 
Podolsky aus Olmütz, der den 31. Juli 1589 Altstädter Bürger gewor- 
den (St. A. Nr. 535, Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1550 f. 220J, war, wie 
sein Lehrer, der Landvermesser Matthäus Ornius aus Limnerg, auch 
Mitglied der Malerbruderschaft gewesen. 

) Spindler (Dlabac2, Nagler u. A. schreiben unrichtig »Schindler«) hängt 
vielleicht mit dem Carlsbader Maler gleichen Namens zusammen, oder 
er ist etwa ein Nachkomme jenes Erfurter Malers Gabriel Spindler, 
der am 13. September 1600 das Altstädter Büreerrecht erhält (St. A. 
Nr. 536 Lib. jur. civ. vet. urb. f. 2) und später als »Kabrijel Sspindler« 
oder »P. Kabryel« im Raittungsbuch der Malerzeche auftritt, deren Ober- 
ältester er vor Musch war. — Ein anderer Johann Spindler, mit dem 
dieser Maler auch in Verwandschaftsbeziehung stehen könnte, war ein 
Uhrmacher aus Weipert und wurde den 4. December 1619 Altstädter 
Bürger (St. A. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 199 v.J. 

) Das czechische Originaldocument, das Screta eigenhändig geschrieoen, 
wird im Rudolphinumarchiv (G. P. K. F.) aufbewahrt. 

5 



s 



68 Scretas Schüler. 



nicht „länger aufzuhalten und seinem weiteren Glücke hin- 
derlich zu sein", . — Nähere Daten über sein Leben und 
seine Werke sind unbekannt. 

Die beiden von Pelzel genannten Maler: Klosse und 
LubUnsky sind nicht directe Schüler, sondern mehr Freunde 
Scretas gewesen, dem sie vielleicht manche Anregung ver- 
danken mochten. 

Johann Bartholomäus Klosse kommt ja als 
Mann von gesetztem Alter mit seinem Sohne Johann Franz 
aus Würzburg nach Prag, selbst schon ein zünftiger Meister, 
so dass man an ein Lehrverhältnis nicht denken kann. Bei 
der Bürgerschaftsbewerbung am 11. März 1669') und bei 
ähnlichen Anlässen finden wir Screta an seiner Seite. 

Die vielen Landschaften und StilUcben, die neben 
seinen Heiligenbildern von ihm erwähnt werden*), deuten 
darauf hin, dass er eine andere Kunstrichtung verfolgte. 

Martin Anton Lublinsky®), der spätere Dcchant 
des AUerbeiligenklosters in Olmütz (f 24 December 1690), 
der nur gelegentlich seiner Studienzeit an der Prager Uni- 
versität auch mit Screta verkehren mochte, ist ebenfalls 
nicht als Schüler Scretas anzusehen. Schon die Fresco- 
techiiik, die er bisweilen anwandte^ schUesst die Hypothese 
aus, dass Screta darin sein Lehrer gewesen, denn dieser 
verstand den nassen Kalk nicht zu behandeln. Lublinsky 
wird daher anderwärts seine Kunsterfahrungen geholt haben 
müssen. 

Schliesslich wird noch der Altstädter Maler und späterer 
Zunftälteste Carl Kulik (begraben am 1. August 1719) 



n St. A. Nr. 537. Lib. jur. civil, vet. urb. al) 1661, f. 9* v. 

«) Auf das interessante Inventar, das nach dem Tode dieses Malers, am 
19. September 1679 aufgenommen wurde (St. A. Nr. 1177. Lib. inv. 
ab 1666, f. 596 ff.), sowie auf seine Familien- und Vermögensverhält- 
nisse überhaupt werde ich gelegentlich meiner Arbeit über den Maler 
Peter Brandel ausführlicher zu sprechen kommen; Brandel hatte 
nämlicii eine Tochter des Klosse zur Frau. 

») Schätzbare Beiträge zur Geschichte dieses fruchtbaren, besonders in 
Mähren stark vertretenen Malers enthalten — wie ich erfahre — die 
Annalen des Allerheiligenklosters in Olmütz f. 139 (eine Gemäldeskizze), 
174, 187, 189, liK) und 201. Einiges berichtet Pelzel (A. IV. p. 74 ff.) 
und Dlabac?. (II. p. 234 ff.), die auch seine Bilder aufzählen. Zwei 
seiner Gemälde werden auch im Kremsierer Inventarium vom Jahre 1691 
angeführt. (Mittheilungen der k. k. Central- Com mission XIV. p. 190, 
Wien 1888.) 



Scretas Schüler. 59 



als Schüler Scretas angeführt^. In seinen Gemälden merkt 
man vom Einflüsse Scretas nicht mehr und nicht weniger, 
als in denen anderer Maler dieser Zeit. 



*) Dr. L. Glückselig : Der Prager Dom. Prag und Leitmeritz 1855, p. 90. — 
Dies wäre nach dem Fahrnsdion^schen Verzeichnisse, das sich wenigstens 
in den Jahren nicht oft zu irren pflegt, recht wol denkbar, weil Kuhk's 
Eintritt in die Zunft auf 1678 gesetzt wird, dieser also noch seine ersten 
Lehrjahre bei Screta zugebracht haben kann. — Unvereinbar wäre es 
allerdings mit der Angabe DIabac2's (II. p. 156), der sein Geburtsdatum 
in das Jahr 1670 verlegt. — Das Raittungsbuch von 1656 — 1699, das 
uns darüber sicheren Aufechluss geben Könnte, ist leider verloren 
gegangen. 



vni. 

Seretas Gemälde. 

Die Geschichte der italienischen und unserer von dieser 
theilweise abhängigen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts 
schwimmt noch, wie dereinst im Aegeischen Meere die 
Insel Delos, in einem Meere von Phrasen *) herum. — Noch 
haben sich wenige bestimmte Individualitäten herauscrystalli- 
sirt und selbst den Carracci und dem Guido Reni wurde noch 
keine erschöpfende moderne Würdigung zutheil. Es ist somit 
eine umso schwerere Aufgabe^ einem Screta, der durchaus 
keine grosse Führerrolle spielt, in der Kunstgeschichte einen 
genau bestimmten Platz anzuweisen. 

Zu den allgemeinen Schwierigkeiten gesellt sich noch 
ein misslicher Factor localer Natur. Gleich den zwei Landes- 

Satronen Johann von Nepomuk und Wenzel kennt man auf 
em Gebiete der Malerei in Böhmen nur zwei Heilige: 
Screta und Brandel, und diese gemessen einen besonderen 
Cultus. Man weiss nicht und will nichts davon wissen^ dass 
Screta durchaus nicht der himmelstürmende Titane war, zu 
dem man ihn gewöhnlich stempelt, dass andere Prager Maler, 
wie Reiner, Balcko etc. weit Tüchtigeres geleistet haben ; — 
man hat sich eben einmal daran gewöhnt, ihn f&r einen 
hochbedeutenden Mann zu halten und schreibt ihm oder 
dem Brandel jedes Bild zu^ auf das man Gewicht legen 



>) Bei Screta sind besonders die Aussprüche Jahn's (Neue Bibl. XIX. 
p. 321 ff.), wie: »er hat nicht seinen Gremälden das heutzutage be- 
kannte Helldunkle mit einfliessen lassen«, oder »es findet sich in 
seinen Werken nichts schmeichelhaftes, nichts geschmücktes«, ja 
selbst einzelne Worte an bestimmten Stellen, wie »richtig und edel 
gezeichnet« etc. zu den starrsten Phrasen geworden, die, sogar theil- 
weise in's Gzechische übersetzt, ihr Leben noch heutzutage fristen. 



Scretas Gemälde. 61 



will^)y so dass der Unfag; der in diesem Artikel sports- 
massig betrieben wird; kaum endgiltig zu beseitigen ist. 

Die wenigen Gemälde des sehr fruchtbaren Malers, 
die ihm bestimmt zugesprochen werden müssen , zeigen 
bei ihrer Verschiedenheit nur das eine vollkommen klar: 
Screta steht ganz unter dem Banne der italienischen 
Kunst. — Wenn dem Sandrart seine Schüler nachsagen, 
dass er in Italien ^^nicht, wie andre nur bloss den Horizont, 
sondern auch das Gehirne, verändert und verwechselt hatte," 
kann man bei diesem Maler das nicht gelten lassen; trotz 
seiner italienischen Reise war und blieb er zeitlebens ein 
Philister. 

Die Composition ist — und das muss uns im Ver- 
hältnis zu den übrigen Malern der Barockzeit, die niemals 
genug thun zu können glaubten, am meisten in Verwunde- 
rung setzen — die schwächste Seite Scretas, wie seine Ge- 
mälde und noch mehr die Kupferstiche nach seinen Zeich- 
nungen darthun. 

In der Auffassung der religiösen Stoffe hat er sich in 
der Regel von der breitgetretenen Strasse des Conventionellen 
nicht weit entfernt, ja häufig Figuren und Gruppen *) berühm- 



^) Wenn man wUsste, dass man sich nicht leicht grössere Gegensätze als 
Screta und Brandel denken kann, vermiede man wenigstens die oft 
gehörte und gelesene Meinung: irgend ein bestimmtes Bild sei »von 
Screla oder Brandel«. 

") Das Hochaltarbild der Prager Teinkirche möge als bezeichnendes Bei- 
spiel dafür herangezogen werden. Alles ist schon einmal dagewesen, 
besonders die Madonna im Engelgewirr: auch der Apostel am linken 
Bildrande ist nur eine Barockvariation des Paulus von Raffael (Teppich : 
Predigt in Athen), also ein ständiges Kunstmobilar, das bis m die 
Brancaccicapelle hinaufreicht. Der Paulus des Leitmeritzer Dombildes 
stammt aus der »Schule von Athen«. Ein Bild, das sich 1802 — 44 in 
der Gallerie der G. P. K. F. in Prag befand, wird direct als >eine Art 
von Nachahmung der Schule von Athen« bezeichnet (Einreichungs- 
catalog Nr. 870). Ebenfalls von einem Werke Raffaels u. zw. von 
dessen Transfiguration ist Screta's »Christus auf dem Beree Tabor« 
beeinflusst Den Reiter, der als Zugabe auf dem Bilde »Taufe Christi« 
in der Prager S. Stepkanskirche erscheint, findet man bereits auf dem 
Bologneser Bilde des Lucio Massari »Der verlorene Sohn« (gestochen 
von Snadagnioi bei Rosaspina) etc. etc. — Seltener sind die Entlehnungen 
von Niederländern. Die Composition des S. Felixbildes der Prager 
S. Josephskirche und die dazu gehörige Skizze stehen unter dem Em- 
flusse des S. Antoniusbildes von van Dyck, das damals durch den 
Stich des Aegidius Rousselet bekannt wurde. Dass die Flammen bei 
der Ausgiessung des hl. Geistes (Salzburg, Domkirche) nicht schon auf 
den Häuptern der Apostel ihren Platz gefunden haben, sondern erst 
herniederschweben, hatte bereits Rubens zur Darstellung gebracht etc. 



62 Scretas Gemälde. 



leren Vorbildern direct entlehnt^ was man gerade damals als 
Todsünde aufzufassen anfing ; seine Studien in verschiedenen 
Galerien und Kirchen und zahlreiche Kupferstiche boten ihm 
die Grundlage dazu. Wenn er selbständig sein will, oder es 
zu sein gezwungen ist, wird er ungemein philiströs-, er be- 
sitzt eben keineswegs eine originelle Künstlerphantasie. — 
Er vermeidet oft, aber nicht etwa aus ästhetischen Gründen, 
mehr Personen anzubringen, als unumgänglich nothwendig sind; 
man erkennt vielmehr daraus, dass er mit einer gewissen 
Befangenheit componirt. Ja seine Illustrationen zur „Societas 
Jesu'^, die wir mit den anderen Kupferstichen nach Screta 
später kennen lernen werden, zeigen, dass er nur zu häufig 
nicht einmal die nöthigsten Figuren darstellt und mit Händen, 
Füssen, Waffen etc. andeutet, dass hinter dem Bildrandc jene 
Personen zu denken sind, von denen die Katastrophe im 
Bilde abhängt. 

Von armseliger Erfindung zeugt auch die Wiederkehr 
ein und desselben Motives auf verschiedenen seiner Bilder, 
z. B. die Halbprofilfigur mit dem eigenartig gebogenen Knie, 
oder besonders die kleine Dreifaltigkeit als Visionsgegenstand 
in der oberen Bildecke. *) 

Was die Zeichnung anbelangt, müssen auch da die 
landläufigen Ansichten über Bord geworfen werden. Mit der 
Antike hat er sich nicht viel zu schaffen gemacht ; die allge- 
meine Sicherheit der Zeichnung verdankt er vielmehr seiner 
italienischen Schulung. Hat er auch in der Regel auf die 
Zeichnung grösseres Gewicht gelegt, als auf die Farben- 
gebung, so kann man doch die stereotype Phrase, dass seine 
Zeichnung „beinahe nicht zu verbessern" wäre, keineswegs 
unterschreiben*). Nur zu oft findet man eine ziemlich allgemeine 
Behandlung der menschlichen Anatomie^, ganz abgesehen von 



^) z. B. übereinstimmend bei den Gemälden S. Antonios (Prag, Joseplis- 
kirche), S. Franciscus Ser. (Strahow), S. Servatius (Mnischek), S. Ste- 

Ehanus (Leitmeritz) etc. 
iteressant ist eine Stelle bei Baibin (Historise Sancti Montis Lib. II. 

' C. VIII. p. 127 und 128), wo uns berichtet wird, dass Screta trotz 
stundenlanger Bemühungen nicht im Stande gewesen sei, das Madonnen- 
bild des heiligen Berges richtig abzumalen; — >hanc pictam [sc. ima- 
ginem] damnavimus uno ore omnest. Freilich darf man aus dieser 
Stelle nicht zu viel herauslesen wollen, da es ja dem Baibin hier 
darum zu thun ist, ein Wunder zu construiren. 

«)Ich erinnere hier nur an zahlreiche Puttiköpfe, die eine vorschrifts- 
widrig hohe Stirne haben, an die Armen im Fegefeuer des Crucifix- 
bildes in der Kleinseitner S. Niklaskirche, bei denen uns die Zeichen- 
schnitzer trotz ihrer scheinbar grossen Entfernung ganz deutlich hervor- 



Scretas Gemälde. 63 



der Pferdeanatomie, von der, einfach herausgesagt, Screta 
keine Ahnung hat. *). Manches mag in der Flüchtigkeit^^ 
deren Stempel vielen Schöpfungen dieses Malers aufgeprägt 
ist, seinen Grund haben. 

Im Colorit ist Screta bald bei den Eclectikern, bald 
bei den Naturalisten in die Schule gegangen*). So viel sich 
verfolgen lässt, hat er besonders in der ersten Zeit mit Vor- 
liebe die Richtung der Carracci und der Naturalisten^), 
zumal des Caravaggio eingeschlagen — charakteristisch sind 
für diese Periode das Bild in der Pniger S. Niclaskirche 
der Kleinseite (Christus am Bj-euze) und S. Thomas in der 
gleichnamigen Kirche ebenda — , während sich seltener die 
Richtung Guidos und zwar dessen „silbertönige Maniera secon- 
da^ mit gewissen Modificationen bemerkbar macht, die in der 
Folgezeit mehr zum Durchbruche gelangt. Bei Screta fühlt man 
sich an Guercinos Stilwandlungen erinnert, mit dem er manches 
Verwandte hat. Die Werke der Niederländer, die des Ru- 
bens, der sich 1600 — 1608 in ItaUen aufgehalten, und die des 
van Dyck, der die Jahre 1623—1626 dort verbracht hatte, 
sind in dieser Beziehung fast spurlos an Screta vorüberge- 
gangen. — Grelle Farben liebt der Maler nicht-, im Allge- 
meinen ist ein warmer Ton vorherrschend, aber trotzdem 
kann man einigen Gemälden, zumal zahh'eichen Porträts ein 
gewisses kreidiges, glanzloses Aussehen nicht absprechen« — 
Sehr viele seiner Bilder sind in Folge des Hervortretens des 
Bolusuntergrundes stark nachgedunkelt. 

Signirt sind Scretas Bilder äusserst selten, und dann 
mit dem vollen Namen*); dagegen tragen fast alle Kupfer- 
treten, an die Allegorie des Lichtes auf dem Titelkupfer zu Balbin^s 
»Epitome« etc. 
*) Abgesehen von dem S. Martinsbild, das Döbler gestochen hat und das 
vielleicht nicht mehr als authentiscli angesehen werden könnte, will 
ich hier nur auf die Illustration S. Wenzel in Balbin's >Epitome€ 
verweisen. 
*) Nagler (L. tom. 16, p. 184) redet fälschlich auch von »Bildern in der 

Weise Murillos«. 
*) Nur mit einer gewissen Einschränkung kann die Ansicht Kugler's (Hand- 
buch der Geschichte der Malerei, 3. Aufl. 1867, tom. 111.), dass Screta 
ein »tüchtiger und freier Naturalist nach der Weise der Italiener« war, 
beibehalten werden. 
*) Architect Baum gibt im »Slavfn« (Prag 1872, tom. I. p. 29 flf.) als Mono- 
gramm ein mit dem C verschlungenes S an. Das Monogramm des vom 
C umschlossenen S^ mit dem einige minder gelungene Schluss Vignetten 
in Balbin's Werken (Bohemia docta) bezeichnet sind, wird vielleicht 
auch auf Screta zu beziehen sein. Dass Screta seine Bilder nur aus- 
nahmsweise signirte, könnte man auch aus der Künstler-Anecdote 
(siehe p. M) schliessen. 



64 Scretas Gemälde. 



Stiche nach seiner Zeichnung seinen Namen oder die Buch- 
staben: C. 8. — C 8, B, bedeutet: Carolus Screta Bohemus. 
Von den Gemälden, die durchaus Oelgemälde sind *), 
haben wir im einzelnen besonders die religiösen Darstel- 
lungen und die Porträts ins Auge zu fassen. — Andere 
Wege schlug Screta nur vorübergehend und höchst selten ein. 

Dem Carl Screta werden folgende Gemälde zuge- 
schrieben*) : 

A. Kirchliche Bilder, 
a) Testamentarisches. 

*1. S. Trinitas. Prag I. S. Castuluskirche. 1699 von Fr. Th. Kleo von 
Raudne, dem zweiten Gemale der Schwiegertochter Scretas der Kirclie 
geschenkt*). Bei der Renovation derselben (1855), vielleicht schon 
früher, beseitigt und verschollen*). 



») Man versuchte auch Fresken dem Screta zuzuschreiben ; aber sowol 
der Gewölbeschmuck in Humpoletz (Schaller Top. VI. p. 1-49) ein 
Christus vor Gericht, der laut Inschrift erst 1727 entstanden ist (»Pa- 
mätky« lü. p. 339), als auch das Frescobild in der Klosterkirche zu 
Tepl, eine Kreuzigung Christi, die »angeblich« eine Arbeit Screta's ist 
(ftivnÄC: Reisehandbuch für Böhmen. Prag 1882, p. 357), hat mit 
diesem Maler gar nichts zu thun. Das D^engemälde in Dux: Graf 
Heinrich von Waldstein führt seine 24 kriegs tauglichen Söhne dem 
Ottokar II. vor, das Screta auch zugeschrieben wurde (»Curiositäten«. 
Weimar 1811. Lp. 368), ist von W. L. Reiner. — Screta malte auf Lein- 
wand, Holz, selten auf Kupfer; Bilder auf Bein (RybiÖka p. 16) sind 
mir nicht bekannt. 

3) Da das ganze Gebiet der damaligen Malerei noch lange nicht durchforscht 
ist, also auch die künstlerische Eigenart der Maler aus Scretas Umge- 
bung keineswegs hinreichend bekannt sein kann, wäre es etwas voreilig 
und wenig gewissenhaft von mir, mich jetzt schon mit apodiktischer 
Sicherheit über die Autorschaft zahlreicher, im Folgenden erwähnter 
Bilder äussern zu wollen, zumal ich einige derselben noch nicht zu 
studiren Gelegenheit hatte. Erst bei fortgesetzten Forschungen über 
diese Periode wird man mit wissenscliafllicher Berechtigung aus der 
Reserve treten können. — Die als Scretabilder historisch festste- 
henden Gemälde werden im Folgenden durch ein Sternchen, die 
historisch oder stilistisch zweifelhaften mit einem Fragezeichen hervor- 
gehoben. Die Angaben von Höhe und Breite sind in cm. ausgedrückt ; 
H = Holz, K := Kupfer, L -^ Leinwand; B. F. =-r Barockformat, oben 
und unten abgerundet, oft ausgeschweift. Ev. S. — Evangeliumseite, 
Ep. S. =: Epistelseite. Rechts und links gilt vom Zuschauer. Unter 
dem Striche werden analoge Gemälde aus dem Inventar nach dem 
jüngeren Screta (St. A. Nr. 1179. Lib. inv. p. 103 ff.) angeführt, da 
viele davon auf Screta den Aelteren zurückgehen dürften. — Fr. Müller 
gibt die Bilderzahl mit 103 an; das ist eine geistlose Addition der 
Nummernanfange bei Dlabacz (59-|-44;), obwol unter einer Nummer 
oft mehrere Bilder genannt werden, dagegen viele der angeführten 
Bilder mit Screta wenig oder gar nichts zu thun haben. 

•) Hammerschmidt p. 4S. 

*) Im Depot des Prager Kirchenamtes (Prag I. Kotzengebäude) lässt sich 
kein Bild auf Screta zurückfuhren. — Eläabetli Kleo von Raudne hatte 



Scretas Gemälde. 65 



idem. Trag III. S. Thomaskirche. Preshyterium Ev. S. In einem Manu- 
scripte des Rudol'phinumarchives der G. P. K. F. (10 Bogen, wahr- 
scheinlich von J. Q. Jahn) dem Screta zugeschrieben. — Mit Unrecht. 

idem. Frag I. Teinkirche: siehe Mariae Himmelfahrt, Öberbild. 

♦2. Moses, dessen Haupthaar wie in Flammen leuchtet, erhebt die Ge- 
setztafeln in der Linken und deutet mit dem rechten Zeigefinger auf 
die hebräische Inschrift. (Exod. C. 20.) Lindenholz h. 49, b. 57-5. 
Dresden kgl. Galerie Nr. 1987 (P. 10), vor 1753 in der Sacristei des 
ehem. S, Wenzelsklosters in Prag ü.^) 

3. David mit dem Haupte des Goliath. Prag ehem. Sammlung Chlu- 
metzky«) Nr. 22. L. h. 105, b. 95. 

Christi Geburt. Laun^ Dechanteikirche, Hochalterbild, ist nicht von 
Screta, sondern nach der Inschrift auf der Rückseite von einem gleich- 
zeitigen Maler J. Schumer, einem Prag-Kleinseitner Biirgersohne. — 
Schaller (Top. VII. p. 50) hat mit seiner unbestimmten Angabe die fal- 
schliche Bezeichnung veranlasst. 

4. idem. L. h. 68, b. 84, oval. Prag^ ehem. Sammlung Chlumetzky 
Cat.-Nr. 621. 

♦5. Jesus, Maria und Joseph. Der Christusknabe«) steht im Vorder- 
grunde ganz en fape, links von ihm (profile) die Madonna. Im Hinter- 
grunde rechts S.Joseph mit einem Buche und der Lilie; darüber die 
Taube. L. h. c. 1.30, b. c. 90., oben rund. Nachgedunkelt. — Gott 
Vater ist im Oberbildchen unterbracht. — l^ag I. Teinkirche Ev. S., 
1664 gestiftet. — Lithographirt von Garais. — Eine grosse Copie dieses 
Bildes, die gegenwärtig verschollen ist, vermachte aer Altstäater Maler 
Johann Hiebel in semem Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. VIII 
f. 248) seiner Tochter Maria Josepha, die Nonne im S. Agneskloster war. 

nicht das Bild, sondern einen S. Michael dieser Kirche testamentarisch 
vermacht, was aber nicht vollstreckt worden zu sein scheint. 

*) cf. Woermann : Katalog der königl. Gemäldegalerie zu Dresden. Dresden 
1887. Grosse Ausgabe p. 628-^0. — Dass nur einige Bilder aus dem 
ehemaligen S. Wenzelskloster nach Dresden kamen, andere aber 
> anderswohin verführet worden«, dass das Factum also falschlich ver- 
allgemeinert wurde, geht aus den Aufzeichnungen eines Zeitgenossen 
hervor (Ehemant, in der »Böhm. Literatur auf das Jahr 1779. t Prag 
1779. I. 234.). Die daselbst angeführte etwas zu runde Summe von 
100.000 fl., die »aus Dresden für pure Gemälde ankamen«, lässt sich 
natürlich nicht auf die Bilder Scretas allein beziehen. — Andererseits 
ist die Vermutung J. Svätek's (Gulturliist. Bilder aus Böhmen. Wien 
1879 p. 265), alle Dresdner Screta-Gemälde entstammten der kaiser- 
lichen Galerie zu Prag, entschieden unhaltbar. Die Inventare nennen 
kein Scretabild, und überdies ist bei einigen dieser »9 Stück Heili- 
genbilder«, wie bei obigem Gemälde, der frühere Aufbewahrungsort 
bekannt. 

Alttestamentarisches im Inventar: Nr. 20 eine Rachel, gross, un- 
vollendet; Nr. 63 Jacob und die Himmelsleiter ; Nr. 111 Isak segnet 
Jacob, Nr. 114 Tobias wird vom Engel geführt. 

*) Die Sammlung Chlumetzky, ehedem Prag N. C. 548—1. ist nun zum 
grossen Theile in das Prager Hotel »Erzherzog Stephan« gekommen. 
Der Catalog erschien im Drucke. Prag 1863. 

ä) Inventar m. 93: Ein Jesuskind mit dem Kreuze. 



I 



66 Scretas Gemälde. 



6. Heilige Familie. Das Christuskind, das im Schosse der Mutter Grottes 
sitzt, reicht dem kleinen Johannes einen Apfel; links S. Joseph, rechts 
S. Elisabeth und Zacharias. Oben erscheint Gott Vater und die Taube, 
von Engelsköpfen umgeben. L. h. c. 130. b. 96. — Profß II. Karls- 
hofer Kirche, unter dem Orgelchore. 

*7. Taufe Christi. Christus (rechts) beugt die Knie vor dem ihn taufenden 
S. Johannes (links). Darüber Gott Vater und die Taube, von zahl- 
reichen Engelskindern umgeben. Drei Frauen (rechts, Hintergrund) 
staunen das Wunder an. Links im Hintergrunde ein Ritter zu Pferd. 
L. h. c. 230, b. c 130, oben rund. Wiederholt (nach Mikowec: Alter- 
thümer und Denkwürdigkeiten Böhmens I. p. 25) und neuerdings 
wiederum »restaurirt«. — I^ag IT. S. Stephanskirche Ev. S. 1. Altar; 
12. October 1649 eingeweiht. — Gestochen von J. Skala 1837 nach der 
Zeichnung von Kohl und Bergler. 4. und von Arnold. — Die Taube 
und Gottvater erscheinen als Oberbild des S. Magdalena-Altares der 
Prager S. Peterskirche wiederholt. — Eine Copie des ganzen Bildes in 
der S. Johanneskirche von Xepmnuk erwähnt das interfoliirte Dlabac2- 
oxemplar der Salzburger Studienbibliothek ; »eine Figur und ein Engel 
in den Wolken sind Zusätze des Copisten, der vielleicnt einer der Mar- 
chetti gewesen sein könnte«. Andere Copien, von denen Mikowec an 
der ciiirten Stelle Erwähnung thut, sind mir nicht bekannt. 

8. idem. Christus wird während der Taufe von vier bekleideten Engeln 
umgeben und bedient. L. h. 157, b. 89, oben rund. — War als 
Eigentum des Grafen Sternberg 1796 — 1854 in der Galerie der G. P. K. F. 
in I*raf/ ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 109). — Wol mit dem, 
von SchaUer (Prag IV. p. 169), genannten ehedem in der jetzt aufge- 
hobenen Hibernerkirche zu Prag 11. befindlichen Gemälde (Pendant zu 
S. Pauli Bekehrung) identisch. 

9. Das samaritanische Weib am Brunnen. Christum sitzt im profile 
links beim Brunnen, zu dem die Samaritanerin von rechts kommt. 
Ein grosser Krug steht auf dem Boden. Landsciiafllicher Hintergrund. 
L. h. 89, b. 127. — Schieissheim k. Galerie Cat.-Nr. 663. Im Catalog 
von 1775 noch nicht genannt, dagegen 1805 unter Nr. 442 in der Kur- 
pfalzbairischen Gemäldesammlung zu München (> Beschreibung« von Chr. 
V. Mannlich II. p. 94). 

10. Christus auf dem Berge Tabor. Christus im weissen Gewände 
schwebt in den Wolken, links Moses, rechts Elias. Die drei Jünger, 
die unten lagern, scheinen geblendet. L. h. 227, b. 150. Theilweise 
unleserlich links unten: CAROLUS SCRETA PINXIT 1667. — Bei einer 
beabsichtigten Restauration in der jüngsten Zeit gr()sstentheils verdorben; 
alle Lasuren verwaschen. Prag I. Altstädter Rathhaus; früher in der 
S. Heinrichskirche Prag II. (Von Schottky I. p. 406 > Christi Himmel- 
fahrt« genannt.) 

11. Christus und die Apostel. Choltitz bei Qirudim. Schon von 
Friedenfels (»Gloriosus S. Romedius«. Prag 1699. Anhang p. 36) citirt. 

12. Die zwölf Apostel (Letztes Abendmal). Heraletz, Schlosscapelle 
zu S. Michael. — Nur von Schaller (Top. VI. p. 150) und zwar unbe- 
stimmt eHvähnt; seitdem verschollen. 

18. Passionsbilder, 10 Gemälde: 
a) Christus auf dem Oelberge. - Ein Engel links in rosafarbenem Ge- 
wände reicht ihm den Kelch des Leidens. Oben links erscheint Gott 
Vater. L. h. 240, b. 184. 



Scretas Gemälde. 67 



b) Christus vor Annas, der rechts sitzt, von seinen Käthen umgeben. 
L. h. 234, b. 176. 

c) Christus (im weissen Mantel) vor Kaiphas (links), der mit der 
Rechten nach oben zeigt. L. h. 234, b. 170. 

d) Christus wird gegeisselt. Links ein Knecht mit der Geissei, rechts 
zwei mit Foltennstrumenten. Links unten das Czernin'sche Wappen. 
L. h. 234, b. 171. 

e) Christus wird von Kriegsknechten verhöhnt.*) Unten das Nostitz'sche 
Wappen. L. h. 236, b. 176. 

f) Ecce Homo. Christus mit der Dornenkrone wird dem Volke gezeigt 
Die Priester lehnen an einem weissen, reliefgeschmückten Balkon. 
Unten behäbige Volksgestalten, die theils jauchzen, theils sich ab- 
wenden. L. h. 234, b. 176. 

g) Christus vor Pilatus. Während Christus nach rechts abgeführt wird, 
wäscht sich Pilatus die Hände. L. h. 230, b. 171. 

h) Christus am Kreuze. — Rechts unten ein Todtenschädel. Am 
Schaft des Kreuzes das Martinitz'sche und Dietrichstein'sche Wappen. 
L. h. 235, b. 177. 

i) Die schmerzhafte Mutter Gottes. S. Maria (en fage, ganze Gestalt) 
in ein weisses Tuch gehüllt, von einem Schwerte durchbohrt, neigt 
den Kopf nach links. Wappen wie vorher. L. h. 236, b. 177. 

k) Beweinung Cliristi. Der Leichnam Christi, der im Vordergrunde 
unter dem Kreuze steif daliegt, wird von den drei klagenden Frauen, 
Joseph von Arimathea und Nicodem umgeben. L. h. 234, b. 177. — 
Seit 1886 als Eigentum des städtischen Museums in der Rudolphinum- 
galerie (nur c) und d) ausgestellt) in Prag. Die Bilder (schon im 
vorigen Jahrhundert als beschädigt genannt), die in der Ausführung 
nur zum Theile auf Screta zurückgehen, stammen aus dem aufgeho- 
benen Jesuitenprofesshause (Prag III.), wo sie in den Gängen, später 
in der Bibliothek über der ehem. S. Wenzelskirche, zuletzt in den 
Capellen der S. Niclaskirche (J. E. Nowack: die Kirche des hl. Bischofs 
Nikolaus . . . Prag 1825) den Altären gegenüber hiengen. — Dlabac2 
(III p. 86) erwähnt eine Abnehmung vom Kreuze »in dem Geiste des 
Hannibal Caraccio«, die sich nach Schaller (Prag, III p. 591, der das 
Bild aber nicht als zu dieser Serie gehörend bezeichnet) eine Zeit bei 
einem gewissen Franz Schabas (Prag, Bergstein »bei drei Kugelnc) be- 
funden haben soll. Dieses und das jetzt ebenfalls verschollene »Grab 
Christi« nach Tizian werden von Dlabac2 als die besten Stücke dieser 
Serie bezeichnet. 

14. Ecce Homo. Prag ehem. Gemäldesammlung des f Dr. Kanka. — 
Verschollen. 

idem. Bruststück nach redits, L. h. 58, b. 57-5, stark beschädigt. Prag^ 
Wyschehrad, Capitelhaus. — Mit Unrecht dem Screta zugeschrieben. 

idem. Früher in Sedletz j ehem. Stiftskirche. — Von Schaller (Top. VI 
p. 77) unrichtig als Bild Scretas genannt; die Kirche lag zu Scretas 
leiten noch im Schutt. — Von Will mann. (Vgl. Mittheilungen d. Ver- 
eines f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen. XV. [1877] p. 70). 

idem. Oherjeleny. Pfarrkirche, 2, Aftar der Ev. S. (Schaller Top. XIV 
p. 242 sagt falschlich »Rausinow«, wo sich keine Kirdie befunden hat 



*) Eine Krönung Qiristi, wahrscheinlich mit der Dornenkrone : Inventar 
Nr. 113. 



68 Scretas Gemälde. 



und auch jetzt nicht befindet). — Das Bild (L. h. 215. b. 140) ist, wie 
schon aus dem Memorabilienbuche der Pfarre (p. 357) hervorgeht, 
nicht von Screta, sondern von P. Brandel. 

♦15. Christus am Kreuze»). Die Madonna-») steht hnks im Vorder- 
grunde. Drei Engel fangen rechts und links das Blut Christi in Kelchen auf, 
um die Sünder des Fegefeuers (rechts, im Hintergrunde) zu befreien, 
über die es ausgeschüttet wird. Rechts unten ein Todtenschädel. L. h. c. 
300, b. c. 180. — Prag III. S. Niclaskirche, Ev. S., Todtencapelle — 
Gemalt vor 1646. (Citirt von Baibin: Miscellanea. Dec. I. Lib. III. 
C. X. p. 13t). — Gestochen von S. Weishun (u. zw. etwas variirt in 
»Liber vitae«) W^. von J. C. Dooms fol. und von J. H. Störklin. 
Lithqgraphirt v. Garais. Neuerdings reproducirt nach der Zeichnung 
von Patoöka in dem Werke: Cechy III p. 39 (Prag 1886). — Eine 
Copie davon existirt in der Galerie des Klosters Strahow. Pra^ IV. 
Nr. 671. L. h. 107-5, b. 63-5. — Eine zweite wertlose und im schlechten 
Zustand befindliche in der Pfarrkirche von Sclwpka bei Melnik. Ep. S. 
L. 1l c. 140, b. c 90. — Eine dritte in Bredau. S. Mathiaskirche, 
letzter Altar der Ev. S. L. h. c. 240, b. c. 140. — Eine kleinere Skizze 
dazu, ohne Engel: Prag IV., Domcapitel. — Dieses Gemälde ist das 
populärste von Screta. Vielleicht war es gerade das archaisirende 
Moment des Blutauffansens, dem die Beliebtheit zuzuschreiben ist; die 
Barockzeit pflegte allerdings auf solche Züge, die sich über Dürer und 
Altdorfer hmaus bis zu deii Wechselburger Sculpturen, wie auch im 
mittelalterlichen Italien verfolgen lassen, nicht gerne zurückzugehen. 
Screta dürfte dieses Motiv dem ihm jedenfalls bekannten Bilde der 
Melniker Dechanteikirche entlehnt haben. 

16. idem. Prag IL ehem. Hibemerkirche (erst von Schaller, Prag IV p. 169 
erwähnt). — Seit der Aufhebung der Kirche (1790) verschollen. 

17. idem. Prag I. ehem. Sammlung Chlumetzky. Cat.-Nr. 622. L. h. 121, 
b. 108. 

idem. Prag II. Emauskloster. L. h. c. 200. b. c. 100. — Nicht von Screta. 

idem mit S. Dominicus. Prag I. S. Aegidikirche. (Schottky I, 283.) — 
Nicht von Screta. 

idem. von J. G. Heintsch, früher in der Galerie der G. P. K. F. in Prag. 
fälsclilich als > Screta« bezeichnet. (Einreichungscatalog Nr. 102.) 

18. idem. Links vom Kreuze tröstet Johannes die Mutter Gottes, während 
rechts S. Maria Magdalena mit aufgelösten Haaren im lichtblauen Ge- 
wände die Füsse Christi küsst. Im Hintergrunde rechts Kriegs volk. 
Oben Engelgestalten. L. h. H30, b. 190. — Salzburg, Dom. Ev. S. 

19. Beweinung Christi. Der Leichnam Christi, der vor dem Felsengrabe 
(rechts) liegt, beündet sich in der üblichen Umgebung. Schlackenxoerth, 
Pfarrkirche. 



*) Inventar : Nr. 73 Crucifix, Nr. 155 Crucifix mit S. Maria und S. Jo- 
hannes, gross, unvollendet, Nr. 24 desgleichen, klein, auf Kupfer. — 
Nr. 161 Crucifix mit S. Maria, S. Johannes und S. Magdalena, klein 
auf Kupfer. 

') Fast auf sämmtlichen Gemälden Screta's besteht die Garderobe der Ma- 
donna — aus einem rothen Kleide und einem blauen Mantel. — Erst 
mit dem Bekanntwerden der Bilder Murillo's im Norden, zu Ende des 
17. Jahrhundertes, hängt die Beliebtheit von Blau und Gelblichweiss 
bei Marienbildern zusammen. 



Scretas Gemälde. 69 



20. Sendung des hl. Geistes.^) S. Maria sitzt mit gefalteten Händen in 
der Mitte des Bildes. Die feurigen Zungen senken sich aus Wolken 
(darin Engelsköpfe) auf die Apostel nieder, welche — je 6 auf einer 
Seite — die Madonna umgeben und ihrer grossen Verwunderung durch 
lebhafte Geberden Ausdruck verleihen. — Auf der Stufe unter dem 
Sitze Marias signirt: C. Screta pinx. L. h. 330. b. 190. — Salzburg^ 
Dom. Ep. S. 

*2i. Mariae Verkündigung. Der Engel kommt von links zur Madonna, 
welche die Botschaft kniend und die Hände über der Brust gefaltet 
entgegennimmt. In den Wolken darüber einige Engelsköpfe. ") L. h. c. l'^O, 
b. c. w, oben nmd, früher kleeblattform ig. I^aa I. Temkirche, 1. Altar 
der Ev. S. (Von Dlabac2 in 65 u. 89 wird das Gemälde zweimal, unter 
Nr. 3 und Nr. U aufgezählt.). 

*22. idem. Pra^ I. ehem. S. Martinskirche. Seitenaltar, den die Familie 
Reismann«) stiftete. Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784;) verschollen. 

23. idem. Prag I. S. Castuluskirche. Nur von Dlabac2 (unter Nr. 47) 
genannt — Verschollen, 

24. idem. Prag II. Heinrichskirche. Ein grosses Bild. Von Hammerschmidt 
p. 239 genannt. (Das jetzt an dieser Stelle, Ep. S. befmdliche Gemälde 
ist nicht von Screta.) — Verschollen. 

25. idem. Eine Art Spiegelbild des Gemäldes in der Teinkirche. L. h. c. 
220, b, c. 110. — In sehr schlechtem Zustande, die Farbschichte zum 
grossen Theile abgesprungen, l^ag III. S. Thomaskloster. Deposito- 
rium. Früher in der Sacristei dieser Kirche. 

26. idem. Maria kniet an der linken Seite des Bildes, rechts in den 
Lüften der Engel mit der Lilie. L. h. 236*5, b. 154. — Eigentum des 
Grafen Czernin, war 1796—1858 in der Galerie der G. P. K. F, in Prag 
ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 437); jetzt in XeuhauSy Schloss- 
capelle. 

27. idem. Prag IV. ehem. Matthaeuscapelle. Ev. S. (Im Manuscripte des 
Rudolphinumarchives genannt.) — Verschollen. 

y28. Opferung Mariae im Tempel.*) Der hohe Priester tritt von rechts 
aus dem Tempel, dessen rothe Vorhänge von seiner Umgebung zurück- 

^) Inventar Nr. 31. 

') Trotz des guten Gesichtsausdruckes der Madonna, den wir in ähnlicher 
Weise nur noch auf dem Bilde > Maria in den Wolken« in der Malteser- 
kirche wiederfinden (wenn dieses Bild nicht einem Venetianer angehört), 
kann man sich natürlich nicht dem Urtheil des Anton Machek (St. A. 
Pap. Urk. Sammig. 2521. Memorandum über die Renovation der Bilder 
der Teinkirche), »dass es kein Raphael hätte besser darstellen können«, 
anschliessen. — Der Körper des Engels ist zu kurz. — Ein anderes Ma- 
donnenbild von Screta, das Machek in dieser Kirche noch aufzählt, 
existirt nicht. — Eine Verkündigung: Inventar Nr. 115. 

*) Diese Familie war mit dem Hause Globitz verschwägert (St. A. Nr. 1179. 
Lib. inv. f. 276 v.), daher wol mit Screta bekannt. — Da diese Kirche 
1678 durch Brand zerstört wurde, dieses Bild, wie die anderen, die 
Hammerschmidt nennt, aber durch das ganze 18. Jahrhundert erwähnt 
werden, scheinen diese Gemälde erst nach 1678 in die Kirche gekommen 
zu sein. 

*) Inventar Nr. 140 : Skizze der Opferung Mariae. 



70 Scretas Gemälde. 



geschlagen werden. Von links naht die Madonna, eine Kerze in der 
Hand, von ihrer Verwandtschaft umgeben. L. h. 240, b. 120. — 
l^rag III. S. Thomaskloster. Depositorium, früher in der Sacristei. — 
Dasselbe Bild, in zwei kleinere Gemälde zerschnitten (einerseits die 
Madonna — andererseits der hohe Priester, mit ihren Umgebungen), be- 
findet sich in der S. Benedictkirche, Prag IV., unter dem Chore. 

29. Pietä.i) Christi Leichnam liegt im Schosse der Mutter Gottes, die wie- 
derum mit ihrem roth-blauen Gewände angethan ist; zwei Engelputti 
links zu den Füssen Christi. Ein weisser, mit einer unleserlichen In- 
schrift versehener, Zettel enthält eine czechische Dedication vom Jahre 
1673, in welcher Screta dieses Bild zur Erinnerung an seinen Onkel 
Paul der Stadt Kuttenberg vermacht.'«) L. h 120, b. 143. Neu auf- 
gezogen und geschickt renovirt von K. Javörek, 1878. — Kuttenherg, 
Sacristei der S. Jacobskirche. 

♦30 Mariae Himmelfahrt.») Die Madonna im rosafarbenen Gewände 
wird von einer Menge von Engeln in Knaben- und Jünglingsgestalt 
aufwärts getragen, während die Aposteln im starken AfFect das leere 
Grab umstehen. Zum Nachtheile der Composition ist die hl. Drei- 
faltigkeit darüber, die die hl. Maria mit der Krone erwartet als selbst- 
ständiges Gemälde (B. F.) behandelt und von dem grösseren Haupt- 
bilde durch die reichen Barockformen des Altars getrennt; dadurch 
wird die eigentliche Himmelfahrtsgruppe ungemein gearückt L. h. c. 300, 
b. c 200, oben rund. — Prag I. Teinkirche, Hauptaltar (1649 errichtet). 
Dass es das Zunftmeisterstück Scretas gewesen sei, wie vielfach be- 
hauptet wird, entbehrt jeder Grundlage, ist sogar unwahrscheinlich.*) 



*) Inventar Nr, 66: Eine schmerzhafte Mutter Gottes mit Christus im Schoss. 
Nr. 156 desgleichen mit S. Johannes und S. Maria Magdalena, gross, 
unvollendet. 

') Diese Inschrift liegt uns in drei, nicht ganz übereinstimmenden Redactionen 
vor (RybiCka, p. 7 [das »1573« ist wol nur ein Druckfehler]. J. J. fteh&k: 
Kutnohorskö pffspevky . . . 1879. I. 21. und P. M. Veselsk^: Frem- 
denführer von Kuttennerg. 1886. p. 62), bleibt aber — bei der eigentüm- 
lichen Orthographie — einigermassen auffallend, zumal auch die Schreib- 
weise der Eigennamen am meisten verwischt ist. Da übrigens auch 
das Wappen Scretas, das links in der Mitte erscheint, in der unteren 
Schildflädie statt gelb : roth enthält, werden die Zweifel noch grösser. 
Erwähnt wird dieses Bild erst seit RybiÖka. — Vielleicht sind Worte 
und Wappen — Zuthaten, allerdings sehr geschickt gemachte Cor- 
recturen, die den Zweck hätten, dieses Screta-Bild interessanter zu 
machen, und wir haben es mit jener Pieta zu thun, die im vorigen 
Jahrhunderte, als zu Sedletz befindlich, wiederholt genannt wird(?). lieber 
das in die Augen springende Verhältnis zur Pietä des A. Carracx;io 
im Prager Rudolphinum siehe den oben genannten Aufsatz von J. J. 
ftehäk. 

») Inventar Nr. 21 u. 81, Nr. 36 klein, Nr. 99 ein Entwurf dazu, Nr. 162 
gross, zusammengerollt. Nr. 18 mit verschiedenen Heiligen, länglich, 
ohne Rahmen. 

*) Die Satzungen der Malerzeche oder »Ardickel«, die uns in einer spä- 
teren Abschrift der Kleinseitner (1677) in einem Quartbande vorliegen 
(G. P. K. F.), fordern als Meisterstück eines Malers »eine Tadel fünft 
virtl Prägerschr Ein hoch Vnd einer breit«, was — abgesehen davon, 
dass das Bild der Teinkirche auch inhaltlich mit der vorgeschriebenen 



Scretas Gemälde. 71 



31. idem. Skizze; Maria in einer Glorie von Engeln, oben die hl. Drw- 
faltigkeit, unten um das Grab herum die Apostel. L. h. 135^ h, 74 — 
War als Eigentum des Fürsten Lobkowitz von 1796 — I8o2 in der 
Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einrelchungscatalog Nr. 108). 

idem. Prag III. S. Thomaskirche. Presfeyterium, Ep. S. — Im Manu- 
scripte des Rudolphinumarchives dem Screta zugewiesen ; aber ebenso- 
wenig von ihm, wie das demselben Maler von Schaller (Top. VII, p. 50) 
der »Kunst wegen«, allerdings nur hypothetisch zugeschriebene Ge- 
mälde desselben Gegenstandes in der Dechanteikirche zu Laun. 

?32. Maria in den Wolken mit S. Johannes Bapt. und einigen 
Malteserrittern. Die Madonna (diesmal gelb-blau) links oben, in einem 
grossen Engelsgewirr, nimmt die Fürbitte Johannes des Täufers (rechts 
in der Milte) entgegen, der die rechts unten knienden Malteserritter 
der Himmelsgnade empfiehlt. Unten im Hintergrund zahlreiche Schiffe. 
L. h. c. 400, b. c. 200, oben rund; neuerdings (1888) restaurirt. — 
Mindestens die obere Hälfte ist viel zu gut für Screta, dessen beste 
Gemälde sie bedeutend überragt. Wahrscheinlich von einem Venetianer, 
der sich in Prag aufhielt. — Prcu/ III. Malteserkirche, Hochaltar. 

?33. Madonna ') mit dem schlafenden Kinde. L. h. 90, b. 90. — Prag II. 
Emauskloster. 

34. idem. Prag IL ehem. S. Wenzelskloster; siehe S. Augustinus. 

35. idem. Wahrscheinlich eine Copie des vorhergehenden Bildes : Madonna 
mit dem Kinde und einigen Engelsköpfen; in ihrer Rechten hält sie 
das Evangelium mit der aufgeschlagenen Bibelstelle: >Qui elucidant me, 
vitam aetemam habebunt« H. h. 110, b. 80.— Wien, Gzernin'sche Gra- 
lerie Cat.-Nr. 47. 

36. idem. Die Madonna sitzt und säugt das Jesuskind. Ihr Nähzeus liegt 
rechts vorne. Links S. Joseph, der in einem Buche liest. In den Wolken 
drei Engelsköpfe. L. h. 133, b. 103. — War als Eigentum des Grafen 
Sternberg 1809—1844 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt 
(Einrelchungscatalog Nr. 1161). 

?37. idem. Die Mutter Gottes mit dem Kinde und zwei Engeln; Copie 
nach Carlo Maratti. — Wurde aus der fürsterzbischöflichen Residenz 
von Salzburg zur Zeit der Consularregierung Napoleons mit anderen 
Gemälden von französichen Generalen weggeführt. (Friedens-Almanach 
von 1Ä)3. Göttingen bei H. Dieterich. p. liS, Nr. 5 und: Mittheilungen 
der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde II, 1861—62, p. 246.) 



b) Heiligendarstellungen. 

*38. S. Adalbert. Der Heilige ist in ganzer Figur, im Bischofsornate 
en fa(?e dargestellt; unten links ein Engelskind, ein zweites über ihm 
rechts mit Kranz und Palme, ein drittes (links) trägt Waffen herzu. 
L. h. c. 1(50, b. c. 100, oben rund. — Stark nachgedunkelt. — l^ag 
I. Teinkirche, letzter Seitenaltar, Ev. S. (1648 von Had von Prosecz, 
welche Familie wiederholt mit der des Malers in Berührung trat, er- 



sitzenden Madonna keineswegs übereinstimmt — die obige Annahme 
ausschliesst. 
*) Inventar Nr. 151 klein, Nr. 94 Maria stillt das Christuskind, Nr. 142 
Maria mit dem Jesuskinde und S. Anna und S. Carl Boromäus. 



72 Scretas Gremälde. 



richtet.) — Ein Ausschnitt aus diesem Gemälde, der Heilige als Knie- 
stOck mit einem Engel, befindet sich in einer alten, sehr schlecht er- 
haltenen Gopie (L. h. 102, b. 102) in Sedletz, Allerheiligen-Gruftcapelle 
S Pendant zu S. Ludmilla, S. Veit und S. Wenzel) und wird — gleich 
en anderen drei Bildern — daselbst falschlich als »Brandel« ausgegeben. 

♦39. idcm. Ein Duplicat des Vorigen. In die Windung des Pedums ist 
das Wapoen des ersten Leitmeritzer Bischofs v. Schleinitz eingefügt. 
L. h. c. 350, b. c. 2öO. — Leitmerit:,^) Domkirche, dritter Wandaltar 
der Ep. S. 

?40. idcm. Der Heilige tritt von links aus der Kirche, um die Dürftigen 
mit Almosen zu betheilen. (8 Köpfe.) L. h. c. 130, b. c. 192. — 
Prctg n. Emauskloster. 

•i|. idem. Mclniky Dechanteikirche, Seitenaltar. Nur von Schaller (Top. IV, 
p. 161) genannt — Gegenwärtig verschollen. 

42. idem. Sluch, Pfarrkirche, Früher in Winternitz. Nur von Schaller 
(Top. X, p. 253) dem Screta zugeschrieben. 

43. S. Alcxius. Wien, Liechtenstein-Galerie. Noch von Parthey (11, 537 
Nr. 10) genannt. — Befindet sich nicht mehr daselbst. 

♦44. S. Ambrosius. Halbfigur nach links im grauen Gewände vor 
braunem Wandgrunde. Der sinnende Kirchenvater stützt sich mit 
beiden Händen auf die Unks vor ihm liegenden Bücher. Lindenholz 
h. 99'5. b. 80, gut restaurirt. — Dresden, k. Galerie Nr. 1985; vor 
1753 in der Sacristei des ehem. S. Wenzelsklosters in Prag II. (An 
die Stelle der Originale dieses und der anderen Bilder von dort sollen 
Copien getreten sein, die jetzt verschollen sind). Ein Gegenstück zu 
S. Gregor und S. Hieron ymus. 

4ö. S. Anna und die hl. Sippe. Wernstadt, »Kaiserzimmer«, früher 
Hochaltar der Pfarrkirche. — Nach dem Memorabilien buche dieser 
Pfarre p. 20 (citirt von Neumann in den »Mittheilungen des nordböhm. 
Excursions-Club« IL Böhm. Leipa 1879, p. 38) wurde dieses Bild 1775 
vom damaligen Pfarrer Chr. Neczas in Mariaschein um den Preis von 
4fl. 8 kr. erkauft. Der Wert ist daselbst mit 1000 Kaisergulden angegeben. 

S. Andreas. Sedletz, ehem. Stiftskirche; dieses Bild ist nicht, wie 
Schaller (Top. VI, p. 77) sagt, von Screta, sondern von Will mann. (Vgl. 
Mittheil. d. Ver. f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen. XV, p. 70). Es 
war auch 1800—1857 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag laut Ein- 
reichungscatalog Nr. 816 als »Willmann« ausgestellt. 

46. S. Antonius von Padua. Der schmächtige Heilige (links) erscheint 
von zahlreichen Engeln in den Wolken umgeben vor der hl. Dreifaltig- 
keit (rechts oben). — Unten in ganz kleinen Figürchen eine Scene aus 
seinem Leben. L. h. c. 200, b. c. 135 oben rund. Im vorigen Jahr- 
hundert schlecht restaurirt. — Prag II. S. Josephskirche. Ev. S. — 
Früher in der Hradschiner Capuzinerkirche. 

47. idem. l\ag IL ehem. Hibernerkirche. Erst von Schaller (Prag IV. 
p. 169) erw^nt; seit der Sperrung der Kirche (1790) verschollen. 

♦48. idem. L. h. c. 200, b. c. 130. — Bechin. Franziskanerkirche. Seiten- 
altar. Nach dem Memorabilienbuche des Klosters mit dem Gemälde 

*) Schon von Sandrart werden die Scretabilder »zu Leiteriz in der 
Bischofskircheu« genannt. 




C. Screta: S. Lvkaa. Prag, Rudolphinumgalerie. (Vgl Nr. 89.) 



74 Scretas Gemälde. 



S. Francisci vom Grafen Franz Carl von Sternberg der Kirche ge- 
schenkt. Wenn auch die daselbst angeführte Jahreszahl J6B4 nicht 
direct auf die Bilder bezogen werden muss, werden vnr doch diese 
beiden Gemälde zu den ältesten bekannten des Malers zu zählen 
haben. 

idem. Siehe S. Cajetan. 

49. S. Augustinus, die Madonna auf der Rückseite. H. Verschollen. — 
Früher im ehem. S. Wenzelskloster zu Prag II., soll dann nach Dr enden 
gekommen sein, wofür — wie berichtet wird — das Kloster Copien auf 
Holz bekam. — Wahrscheinlich sind mit diesen Copien das folgende 
und das oben genannte, ebenfalls in der Czernin'schen Galerie unter 
Nr. 47 befindliche Madonnenbild identisch. 

50. idem. Der Heilige sitzt im schwarzen Mönchsgewande bei einem 
Tische am Meeresstrande (links) und schreibt; er erblickt eine Vision, 
auf die ihn ein Engel aufmerksam macht; geblendet hält er seine 
Linke vor die Augen. H. h. 110, b. 80. — M'ien. Czemin-Galerie Nr. 46. 

♦51. S. Barbara*) (falschlich S. Caecilia oder S. Catharina genannt). — 
Die .Heilige (en fa^e) ist im Begriffe, sich in das Gebäude mit Thürmen 
(rechts) zu begeben. Ein schwebender Engel naht ihr von Ihiks mit 
der Palme. L. h. c 230, b. c. 140. oben rund, übermalt. — /Vri// I. 
Teinkirche (1. Säulenaltar Ep. S.). 

52. idem. Enthauptung. — Die Heihge kniet in einer Halle links und 
wendet sich von dem heidnischen Priester im weissen Gewände ab, 
der ihr eine Götzenstatuette entgegenhält. Der König, ihr Vater, hat 
das Schwert schon zum Streiche erhoben. Zwei Personen im Hinter- 
grunde; hnks oben ein Engel. L. h. c. 210, b. c. 160 nachgedunkelt, 
neu gefirnisst. — I*rag HI. Malteserkirche. Ep. S. — Gestochen von 
Wenzel Schuldes in aquatinta, imp. fol. nach der Zeichnung von Joseph 
Bergler. ■) 

58. S. Bartholomäus. Der Heihge, der mit Stricken gebunden ist. wird 
von zwei Henkern geschunden, von links tröstet ihn ein Engel. L. h. c. 
210, b. 158, ungeschickt übermalt. — l^ag II. Spitalskirche des Armen- 
hauses. 



idem. Sedlete, ehem. Stiftskirche. — Nicht von Screta, wie Schaller 
(Top. 6, p. 77) sagt, sondern von Willmann. (Vgl. Mitth. d. Ver. f. Gesch. 
d. Deutsch, in Böhmen, XV. p. 70). 

54. idem. Seroioitg, Pfarrkirche. Nur von Schaller (Top. XV. p. 92) 
erwähnt, schon von J. G. Sommer (Das Königreich Böhmen. Prag 
1883 — 4:9, tom. X. p. 212) nicht mehr genannt. 

S. Benedict. Pra^ I. ehem. S. Niclaskirche von J. Fr. Hess. Von Dlabac2 
(Nr. 49) durch eme schlechte Auffassung des Hammerschmidt (p. 70) 
dem Screta zugeschrieben. — Verschollen. 

*55. S. Bernhard. Der Heilige ist knieend dargestellt, von Engclgruppen 
umgeben. L h. c. 200, b. c. 126. Durch Renovations-Versuche eines 



*) Inventar Nr. 97 : Entwurf zur S. Barbara. 

') Zuerst angekündigt als 29' hoch und I9V3' breit zum Preise von 

4 Thalern in »Meusel's Archiv für Künstler und Kunstfreunde«, 

I. Dresden 1805, p. 164 und 105. 



r 



Scretas Gemälde. 75 



Maurergesellen (I) in den 60er Jahren unverantwortlich verdorben. — 

KönigscuUy ehem. Stifts- jetzt Pfarrkirche. Seitenaltar im nördl. Quer- 

I schiffarm. — Ob es eines von den Bildern der dortigen S. Jacobs- 

' capelle ist, die — nach Schaller Top. VIII. p. 74 — »1660 der Abt 

Desider Duchoslaw mit kostbarem Kirchengeräthe und einer zahl- 
reichen Sammlung von Skretischen sowohl als Brandlischen Gtemäldenc 
versehen hatte, lässt sich nicht entscheiden. Wahrscheinlich ist es 
eines von jenen Gemälden, die Sandrart (Ac. IL 327 col. 2) »zu Königs- 
i saler Closter« nennt. — Da schon Jahn (N. B. XDC p. 327) dieses 

Gemälde an dem Orte anführt, kann es nicht, wie neuere König- 
saaler Aufzeichnungen vermuten lassen, erst unter Thomas Budecius 
(1816 — 32) in die Kirche gekommen sein. 

/ S. Caecllia siehe S. Barbara. 

■ ?B6. S. Cajetan, auch falschüch S. Antonius genannt. — Der knieende 

\ Heilige (profil nach links) ist von einem Gewirr von Engelsköpfen um- 

geben. L. h. 133, b. 96. — Im trostlosen Zustand, aucn früher 
werthlos, wahrscheinhch überhaupt nicht von Screta. — Teplitz. Schloss- 
capelle Ev. S. — Vielleicht ist es nur ein schlechter Ersatz für das 
' eigentliche Scretabild, das schon nach dem Memorabilienbuche der 

Teplitzer Dechantei p. 139 »itzt Alters halber im Schlosse hinterlegt«, 
nunmehr verschollen ist. 

idem. Siehe S. Franciscus Ser. Nr. Nr. 67. 

57. S. Carolus Boromaeus. Der Heilige in seiner Cardinais tracht (rechts) 

besucht die Kranken (links). Ein Weib holt Medicamente von einem 

Wandbrett (recJits). Daneben muss in dem Bilde eine zeitgenössische 

• Anspielung sein, die wir jetzt nicht mehr verstehen : während nämlich 

links ein alter Mann (im Costume des 17. Jahrh.) auf einen Altar im 
Hintergrunde hinweist, der die Inschrift trägt: »EGO MAX |ANTONIVS 
CASSINIS^)! F(E^G.] 1647«, sehen wir hinter dem Heiligen unmittelbar 
einen Mann, der aerPorträtänlichkeit wegen vielleicht Screta selbst ist, der 
sich seinem Namenspatrone angeschlossen hatte, ein anderer, auch 
schwarz gekleideter Mann, begleitet um. — L. h. 210, b. 247. Oben 
rund. Prag, III. Ital. Waisenhaus"). Jetzt im Dormitium, früher in der 
Capelle. 



*) Anton Cassini von Bugella, der am 13. August 1641 Kleinseitner Bürger 
wird (St. A. Nr. 568. Lib. jur. civ. min. urb. ab 1630 f. 57.) am 28. 
Februar 1658 als Bürge für den Niederländischen Maler Georg Rorbelk 
auftritt (ebenda f. 133. v.), überhaupt in den öffentlichen Büchern 
häufig vorkommt und auch unter den Wolthätern des walsdien 
Spitales erscheint, tritt uns 1654—70 als einer der Vorsteher der 
italienischen Congregation entgegen (Hammerschmied -497 und 498.). 
Mit zweien der früheren Vorstände fseit 1640) und zw. mit Dionysius 
Miseroni und Friedrich Cortesi fanaen wir Screta bereits in Verbin- 
dung. Da auch der Hauptfeind Screta's Daniel Jaromiersky von Strom- 
berg (1666) unter die Wolthäter der Congregation zählt, werden die 
persönlichen Verhältnisse umso verwickelter. Das Bild dürfte aus den 
50er Jahren des 17. Jahrhundertes stammen. 

3) Das andere Gemälde des italienischen Waisenhauses, eine hl. Familie 
L. h. c. 135 b. c. 105, das man dem Screta zuschreiben will, hat mit 
diesem nichts gemein. 

6* 



« 



6 Scretas Gremälde. 



58. idcm. Der Heilige dient im Hospitale. — L. h. 31, b. 23. War als 
Eigentum des Grafen Fr. Steraberg 1Ö23— 44 in der Galerie der G. P. K. F. 
in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog Nr. 1647.) 

S. Catharina. Ptag^ I. Teinkirche s. S. Barbara. Jahn (N. B. XIX, 
p. 325) und Pelzel (A. I. p. 112) haben diese falsche Bezeichnung auf- 
gebracht. DlabacS führt dasselbe Gemälde zweimal, unter beiden 
Namen an (N. 4 und 43.). 

59. idem. Die Heilige sitzend, mit Schwert und Palme in der Linken, 
zeigt mit der Rechten auf ein vor ihr liegendes aufgeschlagenes Buch. 
— L. h. 230, b. 146. War als Eigentum der Prager Universität 
1821—54 in der Galerie der G. P. K. F. in JVo^ ausgestellt (Ein- 
reichungscatalog Nr. 1460). 

60. idem. Verlobung. Trag I., ehem. S. Martinskirche »links unter dem 
Bogen«. Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784) verschollen. Vielleicht 
identisch mit: 

61. Idem. Die Heilige kniet rechts vor dem Christuskinde, das links von 
der Mutter Gottes gehalten wird. Im Hintergrunde S. Barbara (rechts) 
und S. Joseph (links). Oben zwei blumenstreuende Engel. — L. h. c. 
172, b. 110, oben rund. Wien, Galerie Liechtenstein Nr. 439 (237J. (In der 
»Descrizzione . . nella Gallerie . . di Lichtenstein« Wien 1767 noch 
nicht genannt; cf. Katalog von J. Falke, Wien 1873, p. 53). 

62. idem. Enthauptung der Heilicen. Tra^ IV. S. Benedictskirche, Seiten- 
altar. Seit Beginn dieses Jahrhunderts verschollen. 

63. S. Eligius. Prag II, ehem. S. Wenzelskloster, Sacristei. Seit der Auf- 
hebung des Conventes verschollen. Gestochen von M. Küsel fol. 

idem. Prag I, ehem. S. Martinskirche; siehe: S. Johannes Ev. Nr. 78. 

64. S. Felix. Der Heilige kniet rechts unten im braunen Mönchsgewande 
und hält das Christuskind, das ihm die Madonna aus den Wolken 
darreicht. Zwei Engelputti im Vordergrunde, andere oben in den 
Wolken. — L. h. c. 200, b. c. 1.35, oben rund, im vorigen Jahrhundert 
schlecht restaurirt. Profj, II, S. Josephskirche. Ep. S., früher in der 
Hradschinor Capuzinerkirche. (Pendant zu S. Antonius.) Skizze dazu: 
siehe Ilandzeichnungen. 

65. S. Franciscus Borgias, verschollen. Gestochen von de Grooss. 

*66. S. Franciscus Seraphicus. — L. h. c. 200, b. c. 130. (Pendant zu 
S. Antonius.) Neuerdings durch den Maler Herzog in Pilsen restaurirt. 
Becliin, Franciskanerkirche, Seitenaltar, Ev. S. 

67. idem. Der Tod des Heiligen. Diesen, der (links) vor einem Betstuhl 
(rechts vorne) kniet, trifft der Pfeil, den ein Engel hält ; ein anderer fangt 
den Sterbenden auf. Rechts oben erscheint in den Wolken die heilige 
Dreifaltigkeit. Landschaftlicher Hintergrund. Rechts unten bezeichnet: 
»Carolus Screta Fecit Ao. 1665.« — L. h. 154, b. 94. Pra:j, IV, Ge- 
mäldegalerie des Klosters Strahow, Nr. 688. — WaJhrscheinlich mit 
jenoin »S. Cajetanbild« gleicher Grösse identisch, das im Jahre 1796 
auf kurze Zeit, als Eigentum der Gräfin L. Sylva Tarouca in der Ga- 
lerie dor G. P. K. F., Prag ausgestellt war (Einreichungscatalog Nr. 86), 
bei dem aber die Signatur noch nicht verzeichnet ist. 

68. S. Franciscus Xaverius. L. Dessau, Nr. 443. (Catalog der Ge- 
mäldesammlung der FQrstl. Amalienstiftung. Dessau. 1877. p. 24.) — 



Scretas Gemälde. 77 



Ein S. Franciscus Xav. von Screta wurde 1740 vom Grafen J. R. von 
Sporck abgezeichnet, fol. Strahow (Dlabac2 HI. p. 174). 

69. S. Gallus. I*rag, I. S. Gallikirche. Hochaltarbild, verschollen.*) 

70. idem. Der Heilige heilt die vom Satan besessene Fürstentochter 
Friedeburg. — L. h. 827, b. 207. 1847 durch L. Brunner in Wien, 
1865 neuerdings restaurirt. Reichenau, DekanaJkirche, Hochaltarbild. 

♦71. S. Gregor, Halbfigur nach rechts. Vor roth beschlagenem Pulte Uest 
der Kirchenvater (im CardinaJsgewand) in einem Buche. Eine Taube 
auf seiner rechten Schulter. Dunkler Hintergrund. — Lindenholz. h. 96-6, 
b. 80, restaurirt. Dresden, k. Galerie Nr. 19aS (Q. 3), vor 1753 in der 
Sacristei des ehemaligen S. Wenzelsklosters, Prag II. Bildet mit dem 
folgenden Bilde ein Gegenstück zu Nr. 44. 

♦72. S. Hicronymus*), Halbfigur nach links in einer Höhle. Der alte, 
• halbnackte 'Kirchenvater hält die Feder in der Rechten, blickt nach 
rechts zurück und stützt sich m(t der Linken auf das zwischen Todten- 
kopf und Crucifix vor ihm aufgeschlagene Buch. — Lindenholz, h. 96-5, 
b. 80. Dresden, k. Galerie, Nr. 1984 (Q. 3), vor 1753 in der Sacristei 
des ehemaligen S. Wenzelsklosters in Prag IL Bildet mit dem vorigen 
Bilde ein Gegenstück zu Nr. 44. 

73. S. Ignaz von Loyola wurde 1740 vom Grafen J. R. v. Sporck ab- 
gezeichnet, fol. Stranmo (Dlabac2 III. p. 174). 

74. S. Johannes Bapt.,«) en fa^e, das Kreuz in seinem linken Arm. 
Links ein Lamm. Landschaftlicher Hintergrund. — L. h. 230, b. 154. 
Leümeritz, S. Johannescapelle. 

idem. Laun, Dechnateikirche zu S. Nicolaus. Seitenaltar. Fälschlich 
dem Screta zugeschrieben auf Grund der unbestimmten Angabe von 
Schaller (Top. VH. 50.). 

75. idem. Die Geburt des Heihgen {?Y). Der Säugling wird links von 
zwei Frauen gehalten, während zwei andere damit beschäftigt sind, 
die Wäsche vorzubereiten. Andere Weiber im Hintergrunde. Links 
vorne ein Hund. — L. h. 55, b. 94*7. Prag, Hoser-Sammlung im 
Rudolphinum. Nach dem »Catalogue raisonnö« Prag 1846, p. 156, 
befand sich dieses Bild in den 80er Jahren des vorigen Jahrhundertes 
im Pickart'schön Cabinet zu Prag, später in der Fürst Colalto'schen 
Sammlung und bei anderen Privaten. 

76. idem. Der Heilige steht rechts vor dem sitzenden Herodes, den 
seine Räthe umgeben (Marc. VI. 20). Verschiedenes Volk im Vorder- 

f runde. Ob die rechtssitzende, entblösste Jünglingsgestalt etwa eine 
'ersonification des Jordans (?) sein könnte, lässt sich bei der schlech- 
ten Erhaltung des Bildes schwer bestimmen. L. h. c. 170, b. c. 130. 



^) Vielleicht hat es überhaupt nicht bestanden, und die Bemerkung von 
Schaller (Prag III. p. 175) basirt auf einer schlechten Auffassung der 
betreffenden Stelle bei Hammerschmid (p. 166), der nur mittheilt, dass 
Screta den 1696 errichteten Hochaltar mitstiftete. Das jetzige Altar- 
bild daselbst, das einer späteren Zeit angehört, ist von Reiner. 

«J Inventar Nr. 87. 

») Inventar Nr. 16. 

*) Kann auch als profanes Genrestück gelten; die Beziehung auf S. Jo- 
hannes ist willkürlich, da selbst Zacharias auf dem Bilde fehlt. 



78 Scretas Gomäldo. 



ProseJc, Pfarrkirche Ev. S. — Die Einsichtnahme in alte Memorabihen- 
bücher oder Invenlare wurde mir nicht gestattet. 

77. idem. Enthauptung: Der Heilige erscheint im Kerker (rechts), eben 
geköpft. Der rohe Henker übergibt das Haupt auf einer Schüssel den 
harrenden Dienern im Hintergrunde. Links sieht Herodias (im rothen 
Gewaade] mit Schaudern der Scene zu. Im traurigen Zustand. Stra- 
konitSj Prioratsconventualkirche. Ep. S. an der Wand. 

78. S. Johannes Evans;. ^). auch falschUch S. Eligius genannt (Dlabac2 III, 
p. 97). Screta soll sicn hier im vierzigsten Lebensjaufire porträtirt haben. 
l^raOj I, ehem. S. Martinskirche. Oberbild des Hochaltares. Seit der 
Aufhebung der Kirche (1784) verschollen. 

79. idem. Der Evangelist sitzt am Meeresstrande, schreibt in ein grosses 
Buch und hält in der Linken das Tintenfass. Hinter ihm der Adler 
auf einem Felsen. — L. h. 230, b. 14f6. War als Eigentum der Prager 
Universität 1821—67 in der Galerie der G. P. K. F. in Profj ausge- 
stellt (Einreichun^scatalog Nr. 14:59), gegenwärtig in der deutschen 
Universitätskanzlei. 

80. idem. Kniestück des Evangelisten im weissen Gewand und blauem 
Mantel vor landschaftlichem Hintergrunde. Der junge Apostel hält das 
Buch, in das er schreibt, etwas nach rechts gewandt, auf den Knien. 
Links sein" Adler. — Lindenhölz, h. 68'5, b. 91. Schon vor 1754 in 
Dresden^ k. Galerie Nr. 1980. (Q. 3.) Zur Evangelistenserie") gehörig. 

81. S. Johannes Nep. Chanawitz, Pfarrkirche. Noch 1840 bei Sommer 
(Das Königreich Böhmen, tom. VUL p. 138) angeführt; seitdem ver- 
schollen. 

82. idem. Der Heilige in Lebensgrösse, Almosen austheilend. Nepomuk, 
S. Johanneskirche, Hochaltar. Dieses Bild, das einem ehedem in der 
Prager Domkirche befindlichen, jetzt verschollenen Gemälde gleich 
gewesen sein soll, wurde — wie berichtet wird — 1641 vom Grafen 
Sternberg gestiftet. Schon zu Anfang unseres Jahrhundertes als sehr 
besdiädigt angeführt, wurde es 1878 gelegentUch der Kirchenrenovation 
überhaupt beseitigt. Von einer Restanration sah man des geringen 
Kunstwertes wegen ab Vielleicht ist es nur irrtümlich als Arbeit 
Scretas angesehen worden, während diese bei dem Brande von 1686 
zu Grunde gegangen sein mag. Von Dlabac2, der den Schaller unrichtig 
verstand, wird auch dieses Gemülde zweimal aufgezählt (III. p. 90, 
Nr. 56 und p. 93, Nr. 34). 

83. S. Joseph.*) Prag II, ehem. S. Wenzelskirche, Sacristei. Seit deren 
Aufhebung verschollen. 

84. idem, mit dem Christuskinde. — L. h. 87, b. 63. Schlecht gefirnisst. 
Kolecz bei Schlan, Pfarrkirche, Seitenaltarbild. 

85. Vier Kirchenlehrer. Heraletz, Schlosscapelle zu S. Michael. Nur 
von Schaller (Top. VI., pag. 150) u. z. sehr unhestimmt genannt. Seither 
verschollen. 

*J Inventar Nr. 141 : S. Johannes Ev. auf Patmos, gross, unvollendet. 
«) Eine andere EvangeUstensene (ohne Attribute) in der Stiftsgalerie von 
Hohenfurt (Nr. 352—355) wird mit Unrecht ebenfalls dem Screta zu- 

geschrieben (Bilder auf Leinwand, je h. 685 b. 56-5). 
iventar Nr. 27: S. Joseph schlafend, klein. — Nr. 124: S. Joseph mit 
' dem Jesuskinde auf dem Arm. 



N, 



Scretas Gemälde. 79 



86. S. Laurentius. Schopka nächst Melnik, ehem. Klosterkirche, jetzt 
Pfarrkirche, Hochaltar. Der bärtige Heilige heilt, von zahlreichem Volk 
umgeben, einen Blinden, der rechts von ihm sitzt. Durch eine offene 
Architectur wird der landschaftliche Hintergrund sichtbar. — L. h. c. 
300, b. c. 200. Wie das Bild, das Sommer (II. p. 117) als »muthmasslich 
von Cramolin« bezeichnet, jetzt vorliegt, lässt sich eine Entscheidung 
nicht fällen. In den siebziger Jahren wurde es von einem gewissen 
Job. Zapletal willkürlich übermalt; von diesem erst soll auch der Engel 
mit dem Roste über der Mittelgruppe herrühren. Höchstwahrscheinlich 
hat dieses Gemälde mit dem schon von Sandrart erwähnten Bilde der 
Laurentiuskirche gar nichts zu thun, und lezteres ist verschollen. 
HandschriftUche Aufzeichnungen existiren, wie man mir an Ort und 
Stelle versicherte, keine. 

87. idem. Der jugendliche Heilige hält in der Rechten den Rost, in der 
Linken einen Palmenzweig. StrakonUs, Prioratsconventualkirche. Ev. S. 

88. idem. oval, mit Scretas Monogramm versehen. Wittingau, Dechanlei-, 
früher Stadtkirche, unter dem furstl. Oratorium. Der Altar wurde erst 
1715 von Laurenz Preinhelter gestiftet 

♦89. S. Lucas.*) Der Heilige malt, zum Theil von der Staffelei verdeckt, 
die Madonna, die ziemlich steif links im Vordergrunde sitzt, die linke 
Hand auf das Haupt des Christusknaben gelegt, der ein Buch in der 
Hand hält. Ein Engel im gelben Gewände steht dem Maler mit Rath 
zur Seite. Darüber in den Wolken schweben zwei En^elputti mit 
Blumengewinden. Das Gesicht des Heiligen wird fälschlich für ein 
Selbstporträt Scretas gehalten. L. h. 233, b. 137, oben rund. Lasuren 
verwaschen. — Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K F. rEinreichungs- 
catalog Nr. 2138). — IJrsprüngUcn auf dem alten Maleraltare, der 
1661 errichtet wurde, seit 1862 nächst der Sacristei in der Teinkirche, 
hierauf bis 1886 im städtischen Museum, das es leihweise der 
G. P. K. F. tiberlassen. — Die Wyschehrader Copie, die Schottky 
(I, p. 278) nennt, ist gegenwärtig verschollen, wie auch jenes 
grosse Bild, das in dem Testamente des Malers Johann Hiebel (L. T. 
Lib. test. vet. urb. VIII f. 248) genannt wird. 

90. idem. Kniestück nach links. Der greise Evangelist — wie bei den 
Pendants ohne Heihgenschein — sitzt im roth-braunem Gewände vor 
seinem auf einem Pulte liegenden Buche, hält die Feder in der Rechten 
und blickt sinnend zur Seite. Links sein Ochse. Lindenholz h. 68*5, 
b. 93. — Schon vor 1745 in Dresden, k. Galerie Nr. 1982 (Q. 3). Zur 
Evangehstenserie gehörig. 

91. idem. Wurzburg, Universität. — Citirt von Parthey II, 537 Nr. 16. 

92. S. Ludmilla.*) Ganze Figur en fage im schwarz -braunen Kleide, 
mit der Herzogskrone. Die Heilige ist bereits im gesetzten Alter dar- 
gestellt. — Unten die Familienwappen. L. h. 175, b. 90. — ^^ ^^' 
Domcapitel. Früher im Besitze des Ritters v. Neuberg. — Eine Copie 



*) Sichtlich unter dem Einflüsse dieses Gemäldes entstand ein Altarbild der 
S. Heinrichskirche. Prag II. Ev. S. Seitencapelle. — Der Kopf des Hei- 
ligen ist verändert, die Madonna etwas bewegter. Die Engeln in anderer 
Stellung. L. h. c. 220 b. c. 160. — Nach Hammerschmid fp. 237) ist dieses 
Gemälde eine um 1696 verfertiffte Copie eines Bildes der S. Stephans- 
kirche. Prag IL, das nun verschollen ist. 



80 Scretas' Gemälde. 



derselben Grösse von J. G. Heintsch (ohne Wappen') ebendaselbst; 
früher in der Domkirrhe auf der Rückwand des Hochaltares. CGlück- 
selig: PracrerDom p. 90.') — Eine zweite, wertlose Copie im S. Thomas- 
kloster. Prag TIT.. Depositorium. — Em alter Ausschnitt aus diesem 
Gemälde L. h. 102. b. 102. rPendant zu S. Adalbert. S. Veit und S. 
befindet sich in der Allerheiligen-Gruftcapelle zu SedletZj Ev. S. 

93. idcm. Prag IT. ehem. S. Wenzelskirche, Sacristei. — Seit deren 
Aufhebung visrschollen. 

9-4. idcm. Melntk^ Dechanteikirche, Seitenaltar und: 

9B. idem. Melnik, alte Schlosscapelle. — Sehr schlecht restaurirt. 
fSchaller Top. IV. p. 161 u. 168.) — Vielleicht sind diese beiden ge- 
trennt angeführten Bilder mit einander identisch. — In der Dechantei- 
kirche (TKv. S.) hängt ein wiederholt bis zur Unkenntlichkeit der Maler- 
hand Oberstrichen es Gemälde dieser Heiligen: sie unterrichtet den 
kleinen S. Wenzel, in Hintergrunde die Stadt Melnik, oben Engel mit 
Herrscherenblemen. — Ein Screta ist dieses Bild entschieden nicht. 

96. S. Marcus. KnieslÜck nach rechts. Der Evangelist hockt vor einem 
niedrigen Pulte, auf dem das Buch ruht, in welches er schreibt. Rechts 
sein geflügelter Löwe. Lindenholz h. 68*6. b. 91-5. — Schon vor 17B4 
in Dresden, k. Galerie Nr. 1981 (Q. 3). Evangelistenserie. 

97. S. Maria Magdalena.») Die Heilige ist sitzend en face dargestellt; 
sie löst sich die Haare auf. L. h. c. 200, b. c. 120. Nachgedunkelt. 
Im kleinen Oberbilde wiederholt sich ein Theil des Scretabildes : 
»Taufe Christi« rPrag II,, Stephanskirche), nämlich Gott Vater, die 
Taube und ein Eneel. — 'Praq ü. S. Peterskirrhe, Ev. S. 1. Altar. — 
Nach dem interfoliirten DlabacJ^ der Salzburger Studienbibliothek wäre 
dieses Bild nur eine Copie nach Le Brun: ich finde keine ITeberein- 
stimmung mit einer der vielen betreffenden Darstellungen dieses Meisters. 

idcm. W. F. Welleba r>Die Gemälde der . . Domkirche . . in Prag. Prag 
1826 p. 65) zählt unrichtig auch ein S. Magdalenenbild Scretas in der 
Domkirche zu Prag auf. während er die thatsächlich daselbst gewe- 
senen Scretabilder (S. Wenzel und S. Ludmilla) nicht kennt. 

98. idcm. Die Heilige (profil nach rechts) kniet in einer Höhle, durch 
deren OefFnung Licht eindringt; auf sie fallt ein himmlischer Licht- 
strahl, sonst dunkel. L. h. c. 200, b. r. 100. Hohlen, PfarrkircJie, Hoch- 
altar. — Erst 1788 erwähnt. Das Bild kann nicht, wie geglaubt wird, 
mit anderen Altären aus der 1786 gesperrten S. Michaelskirche in 
Prag I. stammen, da diese, nach Hammerschmidt p. 178, keinen Altar 
dieser Heiligen besass. 

?99. idcm. Melnik, Dechanteikirche, Seitenaltar. Nur von Schaller (Top. IV, 
p. 161) genannt. — Wenn dieser das manirirte Bild meint, das heut- 
zutage auf der Epistelseite hängt, müsste die Autorschaft Scretas — 
auch wenn das Gemälde nicht überdies die Jahreszahl 1693 trüge — 
entschieden in Abrede gestellt werden. 



1) Inventar Nr. 22 : Ludmilla's Tod. 

«) Inventar Nr. 74 klein; vielleicht auch Nr. 110: »Eine weibliche Gestalt 
mit einem Todtenschädel.« 



Scretas Gemälde. 81 



♦100. S. Martin zu Pferd. Prcuj, ehem. S. Martinskirche, Hochaltarbild. 
Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784f) verschollen. Wahrsclieinlich 
identisch mit: 

101. idcm. Der Heilige in Edelmannstracht zu Pferd zerschneidet mit 
seinem Schwerte semen Mantel, um einem auf dem Boden sitzenden 
Bettler einen Theil davon zu geben. Links in der Ferne erscheint er 
als Bischof, wie er einen Todten erweckt. L. h. 328, b. 192, oben rund. 
War als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1803—52 in der Galerie der 
G.P.K.F. in Frag ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 941). (Jestochen 
von Döbler, klein 4'«. Frag 1844 als Neujahrsentschuldigungskarte. Ein 
übereinstimmendes ovales S. Martinsbildchen besitzt überdies noch 
das Emauskloster. Prag, II. 

102. S. Matthaeus. Kniestück nach links, vor grauer Steinwand. Der 
Evangelist mit dunklem Vollbart legt das rechte Bein über das linke, 
hält sein Buch mit der Linken auf den Knieen, die Feder in der 
Rechten und wendet sich zu dem hinter ihm stehenden Engel zurück. 
Lindenholz h. 70'6, b. 90 5. — Schon vor 1754- in Dresden, k. Galerie 
Nr. 1979 (Q. 3). Evangelistenserie. (Vier Menschenalter.) 

idem. Trag, Rudolphinumgalerie (Besitz des Herrn Pluhaf in Iglau), 
das früher falschlich »Screta« genannt wurde, ist bereits im Cataloge 
corrigirt »Unbekannter Meister des 17. Jahrhunderts«. (Einreichungs- 
catalog Nr. 2139.) 

"^103. idem. Der Apostel (Kniestück, Profil nach links) sitzt im braunen 
Gewände an einem mit vielen Büchern bedeckten Tische und schreibt 
sein Evangelium. Der Engel, der sich hinter ihm vorbeugt, führt ihm die 
Hand. Dunkler Grund. — L. h. 170, b. 105. Nachgedunkelt, in den 
40er Jahren durch den Hofmaler Kaiser Ferdinands geschickt restau- 
rirt Krzeschitz, Pfarrkirche, Hochaltar. Screta soll dies Bild — einer 
alten Tradition zu Folge — zum Danke für die Pflege, welche er 
während einer Reise bei einer Krankheit da gefunden, als sein letztes 
Bild gemalt haben. Eine Aufzeichnung des Kircheninventars (f. 5. v.) 
aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts lautet: > Altar; daß große, S. 
Mathsei Apostoü, welches Von dem berihmbten Mohler Screta Vor ein 
Kündtstuck gehalten wirdt, indeme er daß letzte sein werck abgebildet 
hatte; bey dem hiltzemen halmen, an der Khirchenthier [der Thür- 
halter von Krzeschitz wird von einer Rebstockwurzel gebildet] sein 
Khunst stuck, undt fleiß, Verlaßenhatt, wie er selbsten bekennet hatt.« 

104, idem. Würzburg, Universität, citirt von Parthey, II. p. 537, Nr. 17. 

105. S. Michael^). Leitmeritz, Dominikanerkirche zu S.Michael, die erst 
1687 eingeweiht wurde. Nur von Schaller (Top. V. p. 39) u. z. ganz 
unbestimmt dem Screta zugeschrieben. Seit der Aufhebung dieser 
Kirche (1788) verschollen; in der jetzigen Dominikanerkirche zu St. Jacob 
ebenfalls nicht befindlich. 



*) Inventar Nr. 143 : S. Michael, die gefallenen Engel aus dem Himmel ver- 
treibend, gross. — Wahrscheinlich dieses Bild vermachte die Schwieger- 
toditer des Malers, Elisabeth geb. Rosa der S. Castuluskirche. Prag I. 
(L. T. Lib. test vet urb. IV. i. 280) und bestimmte es für einen Altar, 
den ihr Gatte errichten sollte, was aber nicht vollstreckt wurde; siehe 
S. Trinitas. 



82 Scretas Gemälde. 



idem. Oberleutensdorf, Pfarrkirche, Hochaltarbild. Schaller (Top. V., 
p. 139) nennt dieses Bild, »welches 3000 f1. gekostet haben soll.c als 
Werk Scretas. Schon Pelzels »Abbildungen« haben das Bild ganz richtig 
als ein Gremälde Peter Brandeis bezeichnet. Abgesehen von der Stil- 
verschiedenheit — zu einer so michelangelesken Composition hätte sich 
Screta nie aufgeschwungen — würde auch der Umstand gegen die 
Autorschaft Scretas stimmen, dass die Kirche erst 1690 errichtet wurde. 
Handschriftliche Aufzeichnungen fehlen an Ort und Stelle. 

106. idem. StrakonitZj Prioratsconventualkirche, Ep. S. Qber der Thür. 
Der Engel mit Helm und Flammenschwert, als feuriger Jüngling dar- 
gestellt Schaller (Top. III, p. 189) führt unrichtiger Weise zwei Bilder 
aesselben Gegenstandes an, was bis auf Rybic^ka (p. 14.) abgedruckt wird. 

107. S. Nicolaus. Der Heilige, in ganzer Figur, stehend, im bischöflichen 
Ornate, mit Stab und Intel. Im Hintergrunde Scenen aus seinem Leben. 
— L. h. 235, b. 140. 1736 (nach Sommer) und neuerdings wiederum 
restaurirt. Praskoles, Pfarrkirche, Hochaltarbild. (Das dortige Memora- 
bilienbuch datirt erst vom JsJire 1836.) 

idem. Siehe S. Thomas v. Villanova. — Ein S. Nicolaus v. Toledo wurde 
nach der Zeichnung des J. Spitzer von Klauber in Augsburg gestochen. 

108. S. Oswald kniet vor dem Kreuze; über ihm schwebt ein Engel 
mit Kranz und Palme. Rechts fliegt ein Vogel vorbei, der im Schnabel 
einen Ring und einen Brief hält. — L. h. 122, b. 66. War als Eigen- 
tum des Grafen Franz Klebeisberg 1815—1853 in der Galerie der 
G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog Nr. 1273.) 

♦109. S. Paulus. Halbfigur von vorne. Der Apostel in dunkelblauer Tunika 
und dunkelrother Toga erhebt predigend die Rechte und stützt die 
Linke auf sein Buch. Rechts sein Schwert, links auf einem Steine das 
Inschriftfragment: DEO. IN ... — Lindenholz h. 96. b. 83. Dresden, 
k. Galerie, Nr. 1986 (Q. 3.). Vor 1753 in der Sacristei des ehemaligen 
S. Wenzelsklosters in Trag ü. — Gestochen von A. W. Böhm (1771—1823) 
mit der Bezeichnung: C. Screda [!] pi: — W. Böhm sc:, gros«? 4«. 

110. idem. Bekehrung. — L. h. 167, b. 89. Pendant zur Taufe Christi. 
War als Eigentum des Grafen Sternberg in der Galerie der G. P. K. F. 
in Pra^ von 1796—1854 ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 553). Es 
mag mit ienem Bilde der ehem. Hibernerkirche. Trag, IL identisch sein, 
das Schaller (Prag, IV., p. 169) nennt, und das nach der Sperrung 
dieser Kirche (1790) verschwand. (Pendant zur Taufe Christi). 

111. idem. Bekehrung. Der blinde Saul wird von einigen Menschen dem 
Ananias zugeführt, kniet vor ihm, während dieser ihm die Hände auf- 
legt In den Wolken zwei schwebende Engel mit Zetteln. Rechts oben 
Christus. — L. h. 222, b. 1865. War als Eigentum des Fürsten Lob- 
kowitz 1805—1852 in der Galerie der G. P. K. F. in Trag ausgestellt. 
(Einreichungscatalog Nr. 1057.) 

112. SS. Petrus^) et Paulus.«) Äiisclia, Pfarrkirche, Hochaltarbild. Der 
Tradition zufolge soll Screta 1656 vom Magistrat in Auscha 30 fl. dafür 
bekommen haben (Mittheil. d. nordböhm. Excursionsclubs, X. (1887) p. 96). 

113. idem. CTwtown, S Procopskirche, Seitenaltar. Nur von Zap (Pa- 
matky«, I., p. 41) erwähnt. 

*J Inventar Nr. 105: Der schlafende S. Peter. 
•) Inventar Nr. 61 : S. S. Peter und Paul. 



Scretas Gemälde. 83 



♦114 idem. S. Peter mit den Schlüsseln in seiner Rechten und einem 
Buche in der Linken links, S. Paul mit Buch und Schwert rechts, beide 
en fape in faltenreichen Gewändern. Architectonischer Hintergrund. — 
L. h. c. 350, b. c. 250, oben rund. Stellenweise »ausgebessert«. Leit- 
nieritZy Domkirche, 2. Wandaltar, Ep. S. 

Eine gleich grosse, alte Copie mit verändertem Hintergrunde. (Die Nische 
wird von je einem weissen Engel flankirt; oben Kreuz, Schwert und 
Palme.) Melnik, Dechanteikirche, Hochaltar. 

115. idem. Trennung. Pollerskirchen bei Humpoletz. Hochaltarbild. 

116. idem. Sehr nachgedunkelt. Sträkonits, Prioratsconventualkirche, Ev. S. 
Nach Schaller (Top. 3., p. 189) und Sommer (VIII., 120) wftrde man 
zwei getrennte Bilaer verstehen, was dem Thatbestande nicht entspricht. 

117. S. Procop. Der Heilige im Bischofsornate lehrt Unwissende und 
heilt Kranke; über ihm schwebt ein Engel. Auf der Rückseite eine 
Inschrift aus dem 18. Jahrhundert: »Hanc tabulam pinxit celeberrimus 
Carolus de Screta.« Desgleichen im Inventarbuche. Strakonitz, Priorats- 
conventualkirche, Hochaltar. 

118. S. Rochus stützt sich mit der Rechten auf einen Baumstumpf. Ihm 
zur Seite ein Engel. Sein Hund, der neben ihm sitzt, beleckt die Pest- 
beule, die der Heilige unter dem rechten Knie hat. Landschaftlicher 
Hintergrund. Strakonitz, Prioratsconventualkirche, Ep. S. 

'*'119. S. Rosalia im blauen Rocke, mit gelb-braunem Kleide ist im 
Todesschlafe dargestellt; ihre Hand stützt sich auf einen Stein (links). 
Ueber ihr zwei Engel in ganzer Figur. — L. h. c. 100, b. c. 60. Links 
unten, wie schon Schottky (L 411) hervorhebt, signirt: C. Screta p. 1671. 
Ptcuj^ II. S. Stephanskirche, 1. Säulenaltar, Ep. S.'; lithogr. von J. Hellig 
1836 für den böhm. Kunstverein. 

idem. Die Heilige, auf einer Wolke knieend, von Engeln und Heiligen 
umgeben. Unten ein kranker Mann auf einer Bahre. — L. h. 205, b. 105 . 
Poaiebrady Dechanteikirche. Ev. S. Fälschlich als ein Bild Scretas im 
Dechanteigedenkbuche registrirt. 

♦120. Schutzengel.^) Prctg, L, ehem. Paulanerkirche zu S. Salvator. Seit 
deren Aufhebung (1784) verschollen. 

♦121. idem. Der Engel (im gelben Gewände mit braunem Ueberwurfe) mit 
dem Wanderstabe in der Rechten führt ein kleines Kind (rechts) an 
der linken Hand. Vor ihnen ein Hund. Landschaftlicher Hintergrund. - 
L. h. c. 350, b. c. 250, oben rund. Schon 1776 als »ziemlich beschädigt! 
genannt. (Jahn, N. B XIX. p. 327.) Nach Pelzel (A. 1. 113) hat dieser Altar 
»durch einen Stümper, welcher ihn ausbessern wollte, grossen Scha- 
den gelitten. »Seitdem restaurirt und übermalt. Leitmeritz, Domkirche. 
2. Wandaltar. Ev. S. 

122. S. Sebastian. Sternberg, Schlosscapelle, Hochaltar. Erst von Schaller 
(Top. X., p. 70) u. z. unbestimmt erwähnt. Einen S. Sebastian stach 
Kilian fol. (Nagler L. 16, 185.). 

*123. S. Servatius. Der Heilige sitzt in seinem Bischofisomate mit Buch 
und Schlüssel rechts im Vordergrund, neben ihm sein Adler und ein 
fischartiges Ungetüm. Links im Hintergrunde eine Loggia, darin ein Bi- 



^) Inventar Nr. 55 : Ein Engel Gabriel. 



84 Scretas Gemälde. 



schof. Darüber die lieili^e Dreifaltigkeit. K. übermalt. — Mnischek, Schloss- 
capelle. Im Memorabilienbnche von Mnischek. das der Erbauer des jetzigen 
Schlosses, Baron Servatius von Engelfluss^) um 1660 selbst angelegt, 
findet sich f. 159 folgende Stelle: »Altar Plec.h, So lauter Kupfer ist, 
kost 35 fl. Vor das Gemahl auf selbigem Kupfer Blat. worauf der 
Heyl. Servatius, mit dem hevl. Athanasio in S. Consilijs Wieder den 
Ariu™ die heylige Drevfaltigkeit defendiren, hat der Carl Screta gemahlt, 
Wofür Ich Ihm bezahlt 100 fl. Jetzt NB. wolle Ich es nicht geben Ümb 
500 fl.« 

*124. S. Stephan kniet in der Mitte des Vordergrundes im Profil nach 
rechts; ein Mann rechts, der auf ihn zuschreitet und einer links hintre 
ilim, der ihn hält, haben Steine in der Rechten; links hebt ein Mann 
einen Stein auf. Rechts im Hintergrunde wird eine Fahne mit dem 
Wappen des ersten Leitmeritzer Rischofs von SrJileinitz gehalten. Zahl- 
reiches Volk in der Umgebung. Ein Engel mit Kranz und Palme wird 
von zahlreichen Engelskindern begleitet. Am oberen Rande des Rüdes 
wird die heil. Dreifaltigkeit sichtbar, zu welcher der Heilige seinen Blick 
erhebt Oben rund, nachgedunkelt. — L. h. c. 475, b. c. 330. Leitmeritz, 
Domkirche, Hochaltarbild. Eine gute ausgeführte Skizze dazu, leider 
seit 1856 in zwei Theile (der untere Theil h. 625, b. 89. der obere 
(stark verschnitten) h. 62*5. b. 64) zerschnitten, (die unterklebte Lein- 
wand der Rückseite trägt, allerdings kaum von des Malers Hand, die 
alte Signatur: Carl Screta pinx.) bewahrt das Graf Clam Gallas'sche 
Palais in Prag, 

♦125. idem. Schopka bei Melnik, S. Laurentiuskirche. Im Inventar Scretas 
des Jüngeren als beschädigt aufgeführt (Nr. 153.). Verschollen. Vielleicht 
identisdi mit dem früher erwähnten Bilde des anderen Heiligendiakones 
S. Laurentius. Vgl. oben p. 44. 

126. S. Thomas Ap. Der Heilige legt zwei Finger in die Seite Christi 
Verschollen. Eine Copie dieses Bildes befand sich als Oberbild des 
Marienaltares : Proff^ I, Niclaskirche, Ev. S. Seit deren Aufhebung (1785) 
ebenfalls verschollen. 

127. S. Thomas v. Aquin. Prag^ II., ehem. S. Wenzelsklosterbibliothek. 
Seit der Aufhebung des Conventes verschollen. Dieses Bild kam nicht, 
wie DlabacS (Nr. 35) fälschlich angibt, nach Dresden. 

♦128. S. Thomas de Villanova (falschlich auch S. Nicolaus v. Toledo 
genannt). Der Heilige spendet zahlreichen Dürftigen, die ihm von rechts 
und links nahen. Almosen, die ihm von Engeln (links oben) reichlich 
zufliessen. Rechts unten ein Hund. Architectonischer Hintergrund. — 
L. h. c. 300, b. c. 250. Stark nachgedunkelt. Praff, IB., S. Thomas- 
kirche. Letzter Altar, Ep. S. Das Bild mag zur Zeit der Vermälung 
des Malers (1645), die in dieser Kirche stattfand, entstanden sein. 

129. S. Veit steht mit erhobenem Blicke, ausgestreckter Rechten und 
eine Palme in der Linken haltend, vor einem Postament; auf diesem 



*) Baron v. Engelfluss, der seinen Namenspatron auch von Rieh. Collin 
stechen liess, war mit der Frau M. Elisabeth Sachs, die wir als Mit- 
stifterin des S. Galli-Hochaltares kennen gelernt haben , wie aus ihrem 
Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 293 ff.) hervorgeht, ver- 
wandt; dadurch könnte auch die Bekanntschaft mit Screta erklärt 
werden. 



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86 Scretas Gemälde. 



ein Hahn auf einem Buche. Kniestück. — L. h. 107, b. 80*6. War als 
Eigentum des Grafen Nostitz von 1818 bis 1850 in der Galerie der 
G. P. K. F. in Prag ausgestellt. TEinreichungscatalog Nr. 1379.) — 
Eine alte Wiederholung dieses Bilaes (L. h. 102, b. 102. Pendant zu 
den Heiligen Adalberl, Ludmilla und Wenzel) befindet sich in Sedletz, 
Allerheiligen-Gruftcapelle Ep. S. 

♦130. S. Wenzel. Der Heilige in Rüstung und Mantel hält die Fahne in 
der Rechten. Rechts und links hinter ihm je ein Engel. — L. h. c. 180, 
b. 140. Stark nachgedunkelt. Pra^, II., S. Stephanskirche, Ev. S. neben 
dem Altar der Taufe Christi, bis 1756 auf dem Braualtar. (Mikowec, 
Alterth. L, 25.) 

131. idem. Eine ausgeführte Skizze zum vorigen Bilde. — L. h. 868, 
b. 66. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (EinreichungsprotocoU 
Nr. 2099). Bis 1886 in der Privatsammlung des Herrn JÜDr. Toman in 
Prag. (Catalogue Raisonne. Prag 1884, Nr. 63.) 

idem. Prag I., S. Niclaskirche. Durch eine schlechte Auffassung des 
Hammerschmidt (p. 70) von Dlabac2 (Nr. 50) dem Screta zugeschrieben. 
Von Hess. Verschollen. 

132. idem. Bruststück (Profil nach links). Der Heilige mit dem Herzogs- 
hute und Hermelinkragen hält in der Rechten die rothe Fahne. — 
L. h. 90, b. 73-5. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (Ein- 
reichungscatalog Nr. 2126.) Früher im städtischen Museum und vordem 
im altstädter Rathhause. — Ein Duplicat bewahrt das Domcapitel zu Prag. 
Eine zweite alte Wiederholung (L. h. 102, b. 102, Pendant zu den 
Heiligen Adalbert, Ludmilla und Veit) befindet sich in Sedletz, Aller- 
heiligen-Gruftcapelle, Ev. S. 

Ausserdem mag die Domkirche noch ein anderes S. Wenzelsbild u. zw. 
in ganzer Figur besessen haben, welches als Pendant zum S. Ludmilla- 
gemälde genannt wird (Glückselig, Prager Dom p. 90), und wie dieses 
von Heintsch copirt worden sein soll. — Bild und Copie sind — solerne 
nicht die eben genannten Gemälde etwa damit übereinstimmen — ver- 
schollen. 

*133. idem. Ältbunzlau,^) Collegiatkirche, Hochaltar. Aus der ehem. 
S. Wenzelskirche, Prag U., 1785 gekauft. 

134. idem. Der Heilige kniet, von zwei Engeln umgeben, vor einem 
Muttergottesrelief, hmter welchem eine strahlende Monstranz mit En- 
gelsköpfen erscheint ; sein Schild mit dem einköpfigen schwarzen Adler 
lehnt an dem Altare. (Der S. Wenzelskopf wird irrtümlich auch für 
ein Scretaporträt gehalten.) L. h. c. 130, n. c. 100. oben rund; re- 
staurirt. — KuUenherg. S. Barbarakirche, Ghorumgang. Ep. S. 

♦135. idem. Ennordun^.*) Der Heilige (im rothen Kleide mit dem Her- 
zogshute), der sich links an dem Thürringe hält, wird von seinem 
Bruder und dessen Kriegsknechten mit Schwert und Lanze durchbohrt. 

*) Die vierzehn grossen Bilder der S. Wenzelslegende an den Säulen des 
Hauptschiffes in Altbunzlau, die früher ebenfalls dem Screta zuge- 
schrieben wurden, haben, wie schon die Jahreszahl 1681 auf einem 
derselben beweist, mit diesem Maler nichts zu thun. Wenn man sie 
jetzt dem jüngeren Screta zuschreiben will, so ist dieses eine ganz 
willkürliche Annahme. 

■) Inventar Nr. 92 und Nr. 150, gross. 



Scretas Gemälde. 87 



Darüber ein Engel mit einem Kranze. L. h. c. 350, b. c. 250, oben 
rund. Durch wiederholtes Uebermalen und Firnissen bis zur Unkennt- 
lichkeit verdorben. — Leitmeritz, Domkirche, letzter Wandalter Ev. S. 

?136. idcm. Der Heilige Oinks) speist Arme (11 Köpfe), rechts im Hinter- 
grunde eine Burg. L. h. c. 130, b. 192. — Pendant zu Nr. 40. 
Prag, Emauskloster. 

*137. S. Wenzelslegende. Ein Cyclus von 30 Gemälden (Hammer- 
schmidt p. 346), der um das Jahr 1643 entstanden sein soll, und nur 
theilweise von Screta gemalt war. Als die besten Stücke daraus 
werden genannt: Die Geburt des Heiligen, das Niederreissen des Götzen 
und Drahomiras Versinken. — Diesem Cyclus, der sich in dem ehem. 
S. Wenzelskloster bis zu desen Aufhebung befand, gehören folgende 
Bilder (a bis g) an. die als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1805—1852 
in der Galene der G. P. K. F. in Prag ausgestellt waren (Einreichungs- 
catalog Nr. 1058—1064): 

a) Geburt des Heilijjen. . Eine sitzende Frau hält das neugeborene 
Kind, das die herbeikommende hl.Ludmilla segnet. Die Mutter wird 
von zwei Frauen gestützt und gelabt; andere links beim Kamin, an 
welchem Wäsche trocknet L. h. 143, b. 227. 

b) Ein Winzer wirft Trauben in einen Bottich, der Heilige rührt sie 
um; links in der Ferne bäckt er Hostien. L. h. 143, b. 276. 

c) Drahomira wird mit Ross und Wagen von der Erde verschlungen. 
Ihr Kutscher kniet im Hintergrunde in einer Capelle. Links vorne 
halten zwei Engeln eine Tafel mit der Erklärung und einen Zettel 
mit der Aufschrift »Waczlaw Mladffy Worzikowsky z Kundraticz. 
F. C. 1641.« — L. h. 14% b. 228. 

d) Herzog Radislaus von Kaurzim kniet vor dem Heihgen. auf 
dessen Pferde noch zwei Engeln sitzen. Rechts einige Kriegsknechte 
und der Schildknappe des Heiligen. — L. h. 143, b. 276. 

e) Heidnischen Eltern werden ihre Kinder abgekauft. Der Heilige 
sitzt in einem Stuhle, ein Knabe steht vor ihm. Links ein Weib, 
das das gelöste Geld zählt. Im Hintergrunde rechts eine Schule. — 
L. h. 143, b. 276. 

f) Ermordung. Der Heilige kniet an der geschlossenen Kirchenpforte 
und wird von ßoleslaus erstochen. Ein Engel hält über ihm die 
Krone und eine Palme. Rechts in der Ferne ein beleuchteter Pa- 
last, in dem ein Gastmal stattfindet. — L. h. 143, b. 240. 

g) Die Leiche Wenzels wird von knienden Menschen umgeben. Der 
Priester Hostivit empfängt in einem Tuche den von der Hand 
Wenzels abfallenden Finger. Links vorne die lateinische Erklärung, 
rechts eine Vase und ein Wappen. — L. h. 143, b. 276. Bezeichnet: 
D. F. R. Z. G. — Ausser diesen: 

I h) Niederreissen der heidnischen Tempel und Götzenbilder durch 

I S. Wenzel. Beigefügt latein. Verse. Lebensgrosse Figuren. L. h. 140, 

b. 278. — Wien, Galerie Liechtenstein Nr. 406 (nach Falke*s Gatalog, 

Wien 1873, p. 49). Dep. 

Der ganze Cyclus wurde in 32 Blättern (in der »Vita S. Wenceslai«, 
Prag 1643, deutsche Ausgabe »dem Heiligen Wenceslao . . geflochtener 



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Ehren-Krantz«, Prag 1680) vom Laienbruder des S. Wenzelsklosters 



88 Scretas Gemälde. 



Frater Henricus*) gestochen. Nur die ersten drei Bilder (8®) sind mit 
F. H. signirt; der Maler ist nicht genannt. Die relativ besten Blätter 
dieser schwach componirten und schlecht reproducirten Bilder sind: 
Nr. 3. 10. 19, 22 und 24.. Auf die obigen Gemälde (a bis g) beziehen 
sich die Stiche: 1, 10, 17, 18, 20, 2:$ und 29. — Ein »Heiliger mit 
Fahne und Palme«, wahrscheinlich S. Wenzel, wurde von J. ¥. Leonart 
in Schwarzkunstmanier gestochen. 

lieber das beglaubigte Scretabild des ehem. Cistercienserklosters Plass 
fehlen nun alle Nachrichten. 

Nicht näher bezeichnete Heilige: 

138. Kopf eines Heiligen in Ordenstracht. L. h. 42, b. 33. — Prag, 
ehem. Sammlung Chlumetzky. Gat.-Nr. 202. 

139. Ein Heiliger oder Mönch hält mit beiden Händen ein grosses 
braunes Stück Holz. Halbe Figur. H. h. 1' 7", b. 1' Va" Pudolstadt, 
Schloss (citirt von Parthey II, 537, Nr. 20). 

B. Porträt-Darstellungen. *) 

140. Bramberger von Bramberg (en fav^j) mit dunklem Haar und 
weissem Kinnbart, in schwarzer Kleidung und weissem Halskragen; 
er hält in der Hand die Blätter eines halb offenen Buches. Im Hinter- 
grunde sein Wappen. L. h. 82-5, b. 70. — J^ag. Rudolphinum-Galerie 
der G. P. K. F. (Einreichungscatalog Nr. 1874) seit 1836. 

Czeika, Gräfin Benedicta als Kind. Kloster Skcdka bei Mnischek. — 
Wird imrichtiger Weise von der Tradition dem Screta zugeschrieben. 



*) Nagler (L. tom. XVI. p. 185) nennt ihn »Ferdinand Henricus und gibt 

»mehr als 50 Blätter in 8 und fol.c an. 
'J) Ausser vielen nicht näher genannten, weltlichen und geistlichen Würden- 
trägern finden sich im Inventare folgende Personen namentlich an- 
geführt : 

Nr. 28: General Piccolomini, klein. 

Nr. 33: Screta der ältere. 

Nr. 34: ebenfalls, in seiner Jugend. 

Nr. 35: Die verstorbene Veronica Screta. 

Nr. 39: Der verstorbene Herr Gortesi. 

Nr. 46: Kaiserin Margaretha. 

Nr. 58: Kaiser Ferdinand lll. 

Nr. 64: Der verstorbene Cardinal v. Harrach. 

Nr. 69: Screta der jüngere, in der Jugend. 

Nr. 107: Der verstorbene Kcmigsaalor Abt Junker. 

Nr. 108: Der Kaiser [Leopold] in der Jugend. 

Nr. 116: Graf Franz Gallas, ganze Figur. 

Nr. 118: General Collorodo. 

Nr. 120: Der verstorbene Graf Job. Hartwig v. Noslitz. 

Nr. 163: Veronica Screüi, / - 

Nr. m: ebenliills, im Alter \ angefangen. 
Besonders das Gemälde dos Cardinais Ilarrach scheint auf den älteren 
Screta zurückzugehen. — Ks findet sich in mehreren Exemplaren in 
Prag vor. z. B. im erzbischöfllichen Palais, im Kreuzherrnkloster, im 
Domcapitel etc. 




C. Sereta: Bernhard de Wüte. Dresden, k. Galeric. (Vgl Nr. 161). 

(Nach eIut PhMognpfaic ym Ad. Bnim & Co. Donucb snd Pui(,) 



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90 Scretas Gemfilde. 



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141. Czemin von Chudenitz, Graf Humprecht, mit Spitzbart, schwarz 

Sekleidet. Lebensgrosses Kniestück. L. h. 150, b. 117. Eigentum 
es Fürsten Georg Lobkowitz. — Eine Copie davon befindet sich seit 
1803 in der Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. in Prag (Einreichungs- 
catalog Nr. 946); eine andere (von Kratzmann) auf Schloss Petersburg 
bei Saaz. 

142. Eleonora Gonzaga, Kaiserin. Im Raittungsbuch der Prager Maler- 
zunfl (f. 144) erwämit, verschollen, (conf. pag. 31). 

143. Fromm. P. Andreas, verschollen. Gestochen von A. Niederhofer 
{m Pelzel A. IV. p. 66). Das Strahower Bild des mürrischen P. Fromm 
(mit Inschrift) ist eine ganz untergeordnete Pinslerei, gewiss nidit von 
Screta. 

144. Martinitz, Graf Bernhard Ignaz. Halbe Figur. L. h. 102, b. 87. 
Schlecht gefirnisst, überhaupt bis auf Gesicht und Hand im schlechten 
Zustande. — Friedland. Altes Schloss. Wahrscheinlich identisch mit 
dem im Inventar unter Nr. 45 erwähnten Bilde. — Gestochen von 
Danckerts 4« (Dragulin Nr. 13344). 

146. Proskowsky von Krohenstein. Verschollen. Gestochen von J. G. 
Dooms. 

?146. Rakoczy Georg, als Knabe. Pra>g, ehem. Sammlung Müller von 
Nordegg. (Ganze Figur L. h. 137, b. 92.) — Verscliollen. 

147. Schleinitz Max Adolf. Brustbild des 1. Bischofs von Leitmeritz, im ( 
violetten Kragen. Halbprofil nach links. Auf dem Tische vor ihm ein 
Glöckchen etc. — L. h. c. 100, b. c. 80, stark übermalt. — Leihneritj, 
Schlafzimmer der bischöflichen Residenz, gestochen von J. Balzer 8^* 
(in Pelzel A. II. 9), lithogr. von Zumsande, bei Leykum & Co., gross 4®. 
Schleinitz, der dem Screta in dessen letzteren Lebensjahren zanlreiche 
Bilderauflräge für Leitmeritz übertrug, dürfte die persönliche Be- 
kanntschaft mit diesem Maler 1658 gemacht haben, als er anlässlich 
der Krönung Leopold I. nach Prag kam. 

148. Scretas Pseudoselbstporträt. Brustbild eines älteren Mannes mit 
Schnurr- und Kinnbart. L. h. 80, b. 64, stark übermalt. Auf dem 
Zettel, auf welchen der Mann mit seiner Rechten zeigt, die (unsichere) 
Inschrift: Garolus Screta 

Pinxit 1638. 
Prag. Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (Einreichungscatalog Nr. 1919.) 
Früher im Besitze des Appellations-Rathes Miniberger. Im Hohschnitt 
nach der Zeichnung von Joseph Scheiwl bei RybiÖka reproducirt. 

149. Terzky. Lebensgrosses Kniestück des Generals in Felduniform mit 
dem Commandostab, L. h. 103, b. 84. — Prag, ehem. Sammlung 
Chlumetzky Nr. 83. 

150. Waldstein Graf H. Gestochen von Wussin. 

151. de Witte, Bernhard. Kniestück fast von vorne auf braunem Grunde. 
Der schwarz gekleidete Ritter trägt ein Malteserkreuz am Mantel und 
ein kleines auf der Brust. In der gesenkten Linken hält er ein Buch. 
Links oben über dem Wappen die Inschria: BERNARDUS WIITE; 
darunter: 165L L. h. 124 5, b. 895, gut reslaurirt. Phot. A. Braun XV., 15. 
— Dresden, k. Galerie Nr. 1988 (Q. 3.) — 1742 durch Riedel in Prag 
erworben. 



Scretas Gemälde. 91 



152. Worzikowsky von Kundratitz, Wenzel Carl. Ein Mann en fa^ 
mit Spitzbart, Halskragen und abgeschnittenem rechten Aermel; die 
linke Hand ragt unter dem Mantel vor. L. h. 90, b. 74. Bezeichnet: 
WENGES. CAROL. WORZYKOWSKY DE KVNDRATIZ. War als 
Eigentum des Grafen Schlick (1802 — 1816) in der Galerie der 
G. P. K. F. in Frag ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 902). 

Porträts des Sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. und seiner vier 
Söhne sind nidit bekannt, den betreffenden Kupferstichen Weishuns 
liegen Zeichnungen, nicht Gemälde Scretas zu Grunde; die Signatur 
derselben lautet nicht >C. S. pinx.«, wie dies sonst üblich ist, sondern 
nur »C. S. pici« 

Unbekannte Persönlichkeiten. 

153. Unbekannter Mann (willkürlich »Edelsteinschleifer Schwankart« 
genannt) in schwarzer Kleidung, mit langen Haaren und Spitzbart, 
nach links sehend. Auf einem Tische rechts vorne zusammengebun- 
dene Briefe. Halbe Figur. L. h. 80, b. 67. — Prag. Rudolphinum- 
galerie der G. P. K. F.; seit 1796. (Einreichungscatalog Nr. 103.) 

154. Ein altes Weib, nach rechts sehend, die Hände über einander 
gelegt. Halbe Figur; ebenso gross. Pendant zum Vorigen. — Prag, 
Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. seit 1796. (Einreichungscatalog 
Nr. 104.) 

155. Ein Mann im Lehnstuhl. Seine Rechte liegt auf der Stuhllehne, 
in der Linken hält er die Handschuhe. Halbe Figur, lebensgross. L. h. 
115, b. 86-5. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. seit 1796. (Ein- 
reichungscatalog Nr. 173.) 

?156. Ein Maler mit der Palette vor seinem Gemälde; aus dem Bilde 
heraus.sehend. L. h. 82*5, b. 70. — Pra^. Rudolphinumgalerie der 
G. P. K. F. seit 1836. (Einreichungscatalog Nr. 1876.) 

157. Ein Primator mit röthlich brauner Perücke; die Hand ruht auf 
einem rothen Pulte. L. h. 96, b. 76. — Prag. Rudolphinumgalerie der 
G. P. K. F. (Einr.-Nr. 2127), bis 1886 im städtischen Museum, vorher 
im Altstädter Rathhause. 

158. Ein Mann, der die Rechte auf ein Postament gelegt hat und die 
Linke in die Seite stützt. Kniestück L. h. 995, b. 86. — Praa. Fürstl. 
Lobkowitz'sche Bibüothek. — War in den Jahren 1805 — 18o9 in der 
Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog 
Nr. 1087.) 

159. Ein junger Mann mit langem, vollen Haare; die linke Hand auf 
die Brust gelegt Brustbild. L. h. 93, b, 68. — Prag, Galerie Nostitz 
Nr. 176. 

160. Ein aufwärts blickender Mann mit Stutzbart, im braunen Mantel 
und weissen Halskragen. Brustbild. L. h. 70, b. 55. — Prag. Galerie 
Nostitz Nr. 93. 

161. Ein Malteserritter, in den Händen ein offenes Buch, vor ihm ein 
Grucifix; rechts oben sein Wappen mit bischöflichen Insignien. L. h. 85, 
b. 76. — Prag. Galerie Nostitz Nr. 223. 

162. Ein junger Unbekannter. L. h. 58, b. 45. — Wien. Galerie Harrach 
Nr. 332. 

7» 



98 Scretas Gremälde. 



163. Männliches Porträt, sitzend, nach rechts sehend ; zu seinen Füssen 
ein Tiegerhund. L. h. 86, b. 70. — Wien, im Auctionscataloge von 
Em. Girard, 1882. Nr. 130 genannt.») 

164. Ein alter Mann mit einem Buche (fillschlich >SchreibtafeU). Die 
Feder in seiner Rechten (en fa(;e). — L. h, 91, b. 75. — Sckleissheim. 
K. Galerie Nr. Gß^. — (Im Catalog von 1776 noch nicht genannt.) 

166. Brustbild eines Jünglings. L. h. 61, b. 61. — Gotha. Herzogl. 
Galerie Nr. 321. (Catalog von H. J. Schneider. Gotha 1883, p. 34.) 

166. Ein Mann mit weissen Haaren steht vor einem Tische, worauf 
Papier und Briefe. L. h. 111. b. 96. Darmstadt. Galerie Nr. 5. (Catalog 
V. Prof. R. Hofmann. Darmstadt 1886, p. 2.) 

167. Ein männliches Porträt, Kniestück. — In schwarzer Kleidung und 
rothbraun gefüttertem Mantel tritt uns ein kräftiger, dunkelgelockter 
Mann entgegen, dessen Linke den Mantel hält, während die ausge- 
streckte Rechte die innere Handfläche zeigt. L. h. 111, b. 91. — Berlin^ 
Privatsammlung von Otto Wesendonck Nr. 357. (Catalog ohne Jahr.) 

♦168. »Ein Kopf in Romanischen gewandt, in einer Vergolten Zier 
Ram vom Scretta, dann auch Zeichen, oder Handriß Zusammen 3 Stücke« 
befanden sich laut Inventar der Gemäldesammlung des Cardinais Grafen 
Carl V. Liechtenstein vom 9. April 1691 in der bischöflichen Residenz 
zu Olmütz (Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Wien 1888, 
tom. XIV, p. 186). 

169. Porträts von Augustinern; ehem. S. Wenzelskloster. Prag. 11., 
seit der Aufhebung desselben verschollen. 

Gruppen.") 

170. Porträt eines sitzenden Mannes, der in seiner Rechten eine 
Zeichenfeder, in seiner Linken einen Plan hält; er sieht auf eine 
neben ihm stehende Frau. L. \\. 93-4', b. 73*7. — Prag. Rudolphinum- 
galerie der G. P. K. F. ; seit 1796. (Einreichungscatalog Nr. 208.) Früher 
beim Grafen Wrtby. 

171. Ein Edelsteinschleifer f »Wesselyc ?] mit seiner Familie. — Der Vater 
sitzt an einem roth gedeckten Tische; um ihn herum seine Frau und 
6 Kinder mit Juvelen spielend. — Im Hintergrunde die grosse Werk- 
statt mit Schleifrädern. L. h. 186, b. 251. — War als Eigentum des 
Ignaz Wessely 1796—1854 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag 
ausgestellt. — 1886 von der Gesellschaft bleibend für die Rudolphinum- 
galerie erworben. (Einreichungscatalog Nr. 524 und 2154.) 

?172. Ein vornehmer Herr in alter Kriegstracht [Alchimist?], dessen 
Schild mit einer Schlange ein Knabe hält, steht vor einem Kessel und 
einige Leute reichen ihm etwas dar. Rechts in der Ferne scheint ein 
chemischer Process vor sich zu gehen. L. h. 995, b. 86*5. — War 

») Die Uebenswürdige Mittheilung dieser und einiger ähnlicher Notizen 
verdanke ich dem Herrn Dr. A. Ilg in Wien. 

•^) Inventar Nr, 25 : Ein Doc.tor mit Kranken. (Wenn dieses weiter nicht 
bekannte Bild von Screta herrührte, so Hesse sich darin mit einer 
gewissen Wahrscheinlichkeit eine niederländische Beeinflussung con- 
statiren.) — Nr. 112. Ein grosses Stück: Eine Historie. Darauf fünf 
Personen und ein Kind. 



Scretas Schüler. 93 



als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1806—1852 in der Galerie der 
G. P. K. F. in Frckg ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 1088). 

Die von Dr. Toman (Janitscheks Repertorium für Kunstwissenschaft X. 
p. 20) aufgestellte Ansicht, das Dresdner > Bildnis einer Dame in hohem 
Spitzenkragen (Nr. 1004; früher 929) wäre von Screta, theile ich nicht. 

C. Mythologisches und Allegorisches.') 

173. Procrys und Cephalus. Landschaftlicher Hintergrund. L. h. 194, 
b. 159. — Prag, Galerie Nostitz Nr. 19. 

174. Dido und Aeneas. Halbe Figuren. Wahrscheinlich Porträts im 
Phantasiecostume. L. h. 118, b. 87. Früher hatte das Bild den Titel: Ein 
geharnischter Mann führt ein junges Frauenzimmer; eine Alte geht 
nach. — Prag, Galerie Nostitz Nr. 241, jetzt im Salon des zweiten 
Stockwerkes. 

175. Im Tempel der Weisheit, bei deren Thron Christus, der hl. Geist 
und S. Mana erscheinen, versammeln sich verschiedene Gruppen von 
Gelehrten und Künstlern. »Eine Art Nachahmung der Schule von 
Athen«. L. h. 183, b. 316. — War als Eigentum des Grafen Sternberg 
1802— 184i in der Galerie der G. P. K. F. zu Prag ausgestellt (Ein- 
reichungscatalog Nr. 870). Erscheint wiederum im Jahre 1884 unter 
Nr 5 im Auctioscatalog von C. Maurer (München) p. 1. 

Wenn die Signatur eines Kupferstiches [4fi,) richtig ist (Carol. Scret* 
pinx., C. de Groos fecit), liegt auch diesem Blatte ein Gemälde zu 
Grunde: Ein Genius der Greschichte schreibt in ein Buch (Dlabac2 III, 
96 beruft sich auf das »Verzeichniss eines ansehnlichen Kupferstichka- 
binets zu Leipzig« 1802 p. 358, Nr. 4173). 

D. Andere Gebiete.^) 

176. Eine Schäferscene, signirt, befindet sich, wie mir Herr Dr. Toman 
freundlich mittheilt, auf Schloss Beichenau in Böhmen. 

*) Inventar : 
Nr. 32 : Ein grosses Stück ; 6 musicirende nackte Frauengestalten. 
Nr. 82: Die Göttin Pallas. 

Nr. 52 und 95: Eine nackte weibliche Gestalt mit einem Greise. 
Nr. 78 : Venus mit dem Mond auf dem Haupte. (Wahrscheinlich eine Diana.) 
Nr. 83: Drei nackte weibliche Figuren (wahrscheinlich die Grazien). — 
Ausserdem werden viele »nackte weibliche Gestalten«, Actfiguren oder — 
was dasselbe ist — Göttinnen angeführt. — Hierher gehört auch das Bild 
Nr. 144: Die 12 Monatszeichen, ein grosses Stück; vielleicht hängt 
dieses mit einem Entwürfe für die Altstädter Rathhausuhr zusammen, 
von der zum Jahre 1659 berichtet wird, dass sie »noviter depingitur 
& renovatur (Hammerschmidt p. 570). 

*) Von historiscnen Darstellungen nennt das Inventar u. A. Nr, 17 eine 
Cleopatra, Nr. 149 eine Lucretia. — Das Genre ist sehr zahlreich ver- 
treten; aber es liegt die Vermutung nahe, dass diese Bilder von an- 
deren Malern herrühren, wie dies unzweifelhaft aus dem Gemälde 
Nr. 48: »Ein holländischer Marktschreier« hervorgeht. — Mag Screta 
auch ein oder das andere Bild dieser Art geraalt haben, so ist denn 
doch die Aeusserung von L. Winckelmann {»Mahlerlexikon, Augsburg 
1796, p. 188) man hätte »von diesem Künstler häusliche Beschäftigungen 
abgemahlt, als Kinderzimmer, Kuchelwesen etc.« zum mindesten über- 
trieben. — Eine typographische üngenaui^keit in dem »Verzeichniss 



94 Scretas Gemälde. 



177. Eine historische Darstellung im Costume der Alten: Weiber und 
Kinder suchen tobende Krieger zu besänftigen. Im Hintergrunde bren- 
nende Schiffe. L. h. 145, b. 225. — War als Eigentum des Grafen 
Fr. Sternberg 1829-1855 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag aus- 
gestellt (Einreichurigscatalog Nr. 1750). 

Zerstörung von Sedletz durch die Husitten, fälschlich »angeblich« 
von Screta genannt (F. J. BeneS: »Beschreibung sämmtUcher Fresko- 
büder zu Sedlec«. Kuttenberg 1867). — Richtig: von Willmann. (Vgl. 
Mittheilungen d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. XV. [1877] p. 71.) 
Das Bild, das im Seitenschiffe (Ev. S.) der ehemaligen Cistercienser- 
kirche hängt, trägt überdies noch die deutliche Signatur: M. Willman 
fec. 1703. 

Eine häusliche Scene, die S. v. Mechel (»Verzeichnifs der Gemälde 
der k. k. Bilder^allerie in Wien«. Wien 1783, p. 297) unter Nr. 64r an- 
gefiihrt, wird bis auf Rybidka, ja bis auf unsere Tage als Gemälde 
Scretas registrirt, obwol schon der Galeriedirector Krafft die Signatur 
»Tobias Pock. F. 1662c sichergestellt hat, und das Bild seitdem aus Ge- 
mälde dieses Malers figurirt ü^tzt Nr. 1638). (Vgl. E. v. Engerth: 
Kunsth. Sammlungen des a. h. Kaiserhauses. Gemälde, III (Wien 1886) 
p. 182 — L) — Bei C. Haas (»k. k. Bildergallerie im Betvedere zu 
Wien«, Wien u. Prag 1821—1828, HI) ist es als »Wohnzimmer eines 
Mahlers, von Screta« von Kovatsch gestochen. 

Einige Bilder^ die eine Zeit lang dem Screta zuge* 
schrieben wurden, aber eben nur als „Scretabilder** bekannt 
waren^ ohne dass uns der Inhalt des Vorgestellten über- 
liefert worden wäre, sind inzwischen wieder verschollen, 
ohne dass die Angabe der Gewährsleute, besonders des 
etwas unkritischen Schaller, geprüft werden können. 

So wurden ehedem einige Gemälde in der Galerie 
Bretfeld und im Schönfeld'schen Museum in Wien, in der 
Scott'schen und in der Putzlacher'schen Gemäldesammlung 
in Prag bewahrt, andere in Eolodieg (Schloss), Liboch (Kirche), 
Nymburg (Dominikanerkloster; vgl. „Pamdtky" III, p 357), 
Kothopoczno (Schloss), Rzepin (Schlosscapelle), Zdechowitz 
(Schloss). 



der Kunstwerke der patriotischen Kunstfreunde zu Prag« (Prag 1856, 
p. 39) hat G. Parthey II. 538, der sich nach diesem Cataloge gerichtet, 
weiterverpflanzt, wenn er unter Nr. 22 >Zwei Würfelspieler mit ver- 
larvten öesichtern« dem Screta zuschreibt. — Im Inventar werden 
schliessHch auch viele Landschaften genannt, ebenso Blumenstücke; 
doch dürften solche Bilder kaum — wie Fiorillo (^III. 298) angibt — 
auf Screta zurückgehen. Kein einziges Gemälde dieser Art wird ihm 
motivirt zugeschrieben; auch bedient sich Screta des landschaftlichen 
Hintergrundes in seinen Bildern nicht gar häufig. — Vielleicht sind 
einige der im Inventar erwähnten Bilder Andenken an Wilhelm Bauer, 
mit dem er in Rom zusammengetroft'en, oder sind sie (besonders z. B. 
Nr. 10, 11, 131 und 132 » Marinestücke c) Skizzen von Niederländern, 
mit denen er in der Bentgesellschaft zu Rom kneipte. 



IX. 

Handzeiehnungen . 

Nur äusserst wenige Handzeichnungen Scretas haben 
sich erhalten') und selbst diese sind zum Theile zweifelhaft. 
Um das Jahr 17ri6 war noch ein Skizzenbuch dieses Malers 
im ehemaligen S. Wenzelskloster zu Prag IL zu sehen*), 
welches aber noch im vorigen Jahrhunderte verloren gieng. 

In Trotg befinden sich folgende Handzeichnungen: 

1. S. Katharina vor den Richtern, li; Köpfe. Gelbgehöhte Federskizze 
auf grauem Papier; signirt. h. 22, b. 15*6 Tfag, Rudolphinumgalerie 
der G. P. K. F. — Früher im Besitze des Herrn v. Lanna, der sie aus 
der WeigePschen Sammlung (Nr. 984-) erwarb. 

2. Allegorische Darstellung: Vereinigung der Elbe und Moldau (zwei 
Greise, die Gefasse ausgiessen), dahinter die Gestalten der Poesie und 
Historie. Im Hintergrund der böhmische Löwe. Sepiazeichnung, h. 18, 
b. 14 — Kam ebenfalls als Geschenk des Herrn v. Lanna in die 
Rudolphinumgalerie.') 

3. Allegorische Darstellung: Der Baum der christlichen Religion, von 
vielen Genien umgeben. Sepiazeichnung, h. 20, b. 32'6. — Besitz des 
Herrn v. Lanna. 

4. S. Felix (?) im Mönchsgewande mit dem Jesuskinde in den Armen 
kniet (rechts) vor der Madonna, die in den Wolken steht. Rechts 
oben zwei Engelsköpfe. Sepiazeichnung, h. 23-5, b. 16*3; signirt: 



^) In Dresden sind keine Blätter zu finden ; auch die zweite Angabe des 
RybiÖka (p. 17), dass die königl. Sammlung zu München Zeichnungen 
aufbewahre, ist — wie mir Herr Dr. W. Schmidt freundlichst mittheilt -— 
nicht richtig. 

») Jahn, Neue Bibliothek XIX. p. 325. 

*) Die weibliche Porträt-Zeichnung (Braunstift auf blauem Grunde h. 29, 
b. 25), die aus dem Nachlasse des Malers Manes in den Besitz des 
Herrn v. Lanna kam, der auch dieses Blatt der G. P. K. F. schenkte, 
hat mit Screta nichts zu thun; sie gehört einer späteren Zeit an. — 
Die quadrirte Zeichnung >S. Franciscus Seraphicus« wurde bereits 
p. 45, der »Ganymedes« p. 23 erwähnt. 



96 Handzeichnungen. 



C. Screta delin. Prag IT., Besitz des f Herrn Donnebauer. — Wahr- 
scheinlich ein Entwurf zu dem in etwas geänderter Form entstan- 
denen Gemälde der S, Josephskirche. Prag II. (siehe p. 76, Nr. 64). 

?6. Brückensturz des S. Johannes v. Nepomuk. .13 Köpfe. Getuschte 
Sepiazeichnun^ auf braunem, weiss unterklebtem Papier, n. 27*2, b. 36-2. 
Mit Tinte signirt: C Screta inv. (Falsiiicat?) — Prag Tl. Besitz des 
Herrn W. WeiÜmer, früher des Kupferstechers Riepenhausen. 

In der Handzeichnungensammlung des Herrn Dr. A. Horöiika, Pragl., 
sind etwa folgende — alle nicht signirte — Blätter auf Screta zurück- 
zufQhren : 

6. Porträtkopf nach links. Röthel- und Bleistiftzeichnung, h. 19, b. 28-5. — 
Sammlung Nr. A. a. 15. 

7. Maria als Fürbitterin, oben die Trinität. Tuschzeichnung, h. 26*5, 
b. 13. — Sammlung Nr. E. a. 3. 

8. S. Johannes Bapt., sein Knie auf einen Felsen gestützt Sepia- und 
Bleistiftzeichnung. — Sammlung Nr. E. b. 17. 

9. Taufe Christi. 7 Köpfe. Rötheizeichnung, h. 39, b. 27. — Samm- 
lung Nr. E. c. 5. 

10. S. Johannes Nep. vor dem Crucifix (ünks) kniend, von vielen 
Engehi umgeben. Getuschte Federzeichnung, h. 32*5, b. 20. — Samm- 
lung Nr. E. c. 20. 

In der Albertina in Wien befinden sich folgende Blätter von Screta: 

11. Allegorie: Ein Schiff wird ausgerüstet, darin ein Palmenbaum auf- 
gerichtet. Getuschte Sepiazeichnung, h. 29*2, b. 30. Signatur: Carl 
öcreta f. — Albertina. Deutsche Schule, tom. 6. Gart-Nr. 387. 

12. Zum vorigen gehörend : Das Schiff mit Allegorien der Wissenschaften 
u. s. w. hat auf dem Meere mit verschiedenen Feinden zu kämpfen. 
Getuschte Sepisuseichnung. h. 295 , b. 286. — Albertina. Deutsche Schule, 
tom. 6. Gart. -Nr. 388. (cf. denselben Vorwurf beim Kupferstiche Nr. 13.) 

13. Ein Feldherr in Rüstung mit dem Commandostab. Kniestück ; proül 
nach rechts. Tuschzeichnung, h. 40*4', b. 30. Die Signatur »Carolus 
Screta« rührt von einer späteren Hand. — Albertina. Deutsche Schule, 
tom. 6. Gart -Nr. 390. ~ Die ebendaselbst unter Cart.-Nr. 389 befind- 
liche weissgehöhte Kreidezeichnung auf blauem Papier: »Silen als 
Kindererzieher« ist nicht von Screta; vielleicht von Samdrart, mit 
dessen Stichen sie viel Aehnhchkeit hat. 

Sonst sind noch zu nennen: 

14. S. Laurentii Marter. Federzeichnung mit Sepia, klein foUo. Wien^ 
Auctionscatalog v. J. Wawra, 1880. Nr. 1255. 

15. Eine strahlende Monstranz erscheint auf drei Engelsköpfen in den 
Wolken von anderen Köpfchen umgeben; zu beiden Seiten schwingt 
je ein Engel in ganzer Gestalt das Rauchfass. Unten knien fünf Heilige 
(des Jesuitenordens?) in Priestergewändern, von denen der äusserste 
Linke ein Buch hält. Gelbgehöhte, leichtgetuschte (nicht signirte) Fe- 
derzeichnung auf grauem Papier, h. 263, b. 18. Berlin, k. Kupfer- 
stichcabinet, Deutsche Schule. 

Schliesslich sei hier noch der Erklämngsgrund ange- 
geben, warum man in verschiedenen Privatsammlungen 



Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 97 



neuere Porträtzeichnungen nach Gemälden Scretas findet; 
diese stammen von einer Preisconcurrenz her, die die Ge- 
sellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag im Jahre 1804 
ausgeschrieben hat/) 



X. 

Kupferstiehe naeh Zeiehnungen Seretas. ^ 

Screta hat nicht^ wie andere Maler seiner Zeit, Grab- 
stichel oder Radiernadel geführt^), aber viel für den Kupfer- 
stich gezeichnet. Eine grosse Anzahl von Titelkupfern, 
Illustrationen und Universitätsthesen sind nach der Zeichnung 
dieses Malers gestochen worden; die zum Theile schon sehr 
selten gewordenen, schwulstigen mythologischen und allego- 
rischen Darstellungen, die in ihrer gesuchten Ei-findung zum 
grössten Theile den betreffenden Bestellern zur Last fallen 
werden, tragen häufig das Gepräge der Flüchtigkeit an sich. 



*) Vgl. Meusel's Archiv für Künstler und Kunstfreunde, 1. Band. Dresden 
1806, 3. Stück p. 177. 

') Wie bei den Gemälden zählt Fr. Müller auch da die Nummernanfänge 
bei Dlabac2 zusammen und sa^t »20 sind gestochen worden«, obwol 
unter Nr. 2 bei Dlabacz allein 169 Blätter gemeint sind. — Die Lücken- 
haftigkeit dieses Capitels empfinde ich schmerzlich. Grosse Sammlungen 
legen vorläufig auf Reproductionen aus der Barockzeit kein Gewicht; 
selbst das Dresdner Kupferstichcabinet besitzt nur wenig Stiche nach 
Screta (Itaüenische (!) Schule Nr. 133); dem Herrn Inspector Lindau 
danke ich bestens nir sein freundliches Entgegenkommen während 
meiner dortigen Studien, ebenso Herrn Dr. Berlin für seine üebenswürdige 
briefliche Mittheilung. Das Material in Prag ist äusserst armselig: 
die grösste Sammlung, die des böhm. Museums, ist zur Zeit noch 
ungeordnet und unzugänglich; leider ist auch eine Anzahl von Titel- 
kupfern aus den Exemplaren der Prager Universitäts-Bibliothek ver- 
schwunden. — Vielleicht ist nicht allzuviel verloren, da eine grosse 
Menge dieser phantastischen Darstellungen künstlerisch von unterge- 
ordnetem Werte ist. 

■) Die im Winkler'schen Cataloge genannte, von Nagler (L. 16 pag. 186) 
dtirte grosse philosophische These »Philosophia üniversa in Universi- 
tati Pragensi« mit Beziehungen zum Hause Lobkowitz, 2 Blätter gr. fol., 
die mit »Gar. Screta fec. 1666c signirt ist, braudit nicht das Gegen- 
theü zu beweisen; »fecit« ist nur eine ungenauere Form für das sonst 
von Screta angewendete »delineavit« oder »invenit«; das »sculpsit« 
dQrfte es kaum in sich schUessen. 



98 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretaa. 

Es empfiehlt sich^ die einzelnen Blätter gesondert nach 
den Kupferstechern — die zum grössten Theile mittelmässige 
und untergeordnete „Künstler** waren — zu betrachten, um 
dem Screta gegenüber unparteiisch zu sein. 

J. Balzer. (173&— 99.) 

Die heil, drei Könige. Kleines Blatt in Tuschmanier. Wol nach einem 
verschollenen Gemälde. 

Ä. G. Bouttats. (1640—1703.) 

1. »Loaica est pure practica«, allegorische These, 4 Blätter. (Nagler 
L. lo, p. 185.) 

Ä J. C. Dooms.^) (Arbeitszeit 1642—1675.) 

2. Titelblatt zu »Rosa Boemica sive Vita Sancti Woytiechi«. Prag, 
1668. 12«. — Bez.: »Carol«« Screta delineavit -— Kaspar Dooms 
sculpsit« ~ Der Titel wird von zwei Rosenstöcken umgeben, die auf 
einem altarähnlichen Unterbaue stehen. — Aermliche Erfindung. 

Die anderen Kupferstiche dieses Büchleins, die keine Bezeichnung tra- 
gen — .35 an der Zahl — dürfte Dooms allein auf dem Gewissen 
haben; nur ist es zu verwundem, dass er hier nicht auch, wie auf 
einem ebendaselbst befindlichen Pprträtstich des Weihbischofes Simon 
von Hornstein, selbsbewusst dazusetzte: »Caspar Dooms id uiuum 
delineauit et fecit.« 

3. These: »Philosophia iustitiae et pietati sacra« unter dem Präsi- 
dium des P. Gnaa. — In einem Renaissancebau mit den Statuen 
Karl IV. (rechts) und Ferdinand III. (links), deren Namen die Prager 
Universität trä^t, ersclieint in der Mitte Christus und der heil. Geist 
nebst S. Catharina. Unten die verschiedenen Wissenschaften und Künste, 
und das Wappen des F. E. von Buckau. Bildgr.: h. 59-5, b. 89*5. 
Bez.: Garolus Screta Delineauit — Gafpar Dooms fculpfit — Pragae. 

> 

0. Gerhard de Groos.*) 

4. Titelblatt zu »Antonii Perallic : Alveare D. Bemardi. Prag 1674 fol 
1672 idem 4° — Der Heilige von Christus, S. Maria und Engeln 'um- 
geben, links die Personification der katholischen Kirche mit den päpst- 
lichen Emblemen. Bez. : C. Screta del. G. de Groos fecit. Pragae 1674 



») Caspar Dooms, kein gebürtiger Prager, bekommt mit seinem Sohne 
Johann erst den 10. März 1651 das Prag-Neustädter Bürgerrecht (St 
A. Nr. 659. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612 f. 293). 

•) G. de Groos, auch >von der Groot«, >Gross€ etc. genannt, ein gebür- 
tiger Antwerpner, kommt aus Dunkirchen nach Prag und wird den 
18. Januar 1671 Kleinseitner Bürger (St A. Nr. 569. Lib. jur. civ. 
min. urb. ab 1668 f. 126) ; auch sonst wird er wiederholt — auch mit 
Künstlern in Beziehungen — angeführt. 



Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 99 



D. Wenzel HoUar. (1607—77.) 

5. Unbärtiger Kopf nach links; um die Haare ist ein gestreiftes Tuch 
geschlungen, welches links in zwei Enden herabhängt; das linke Ohr 
grösstentheils sichtbar; um die Schultern ein faltiger Mantel. Links 
oben bez, : C. Screta Boh. inu. 1627 0- W. Hollar fec. 1635. — Platten- 
grösse: h. 8'2, b. 7*2. (G. Parthey: Wenzel Hollar. Berlin 1853. — 
Nr. 1643.) 

E. Bartholomäus Küian (der Jüngere, 1630—1696.) 

6. S. Cajetanus im schwarzem Ordenskleid kniet rechts unten vor der, 
von Engelsköpfen .umgebenen, sitzenden Madonna (links oben), die ihm 
das Chnstuskind gereicht hat (ein bei Screta beliebtes Motiv). Links 
unten drei Engelputti mit Lilie und Blumenkranz. Bez : C. Screta 
del. Pragae. — B. Kilian fculps. Bildgr. : h. 325, b. 302. — Dieser 
dem Grafen B. J. Martinitz gewidmete Stich dürfte 1671, zur Zeit der 
Canonisation des Heiligen, entstanden »ein. 

Seclis All^orien anlässlich der Vermälung Leopolds L mit Margaretha 
Theresia von Spanien und zwar: 

7. David hat mit der Schleuder den Goliath erschlagen, dessen Haupt 
redits zu seinen Füssen liegt ; den Stein tragen zwei Engelputti hinauf 
»ut aedificentur muri Hierufalem.« Links m der Ferne das Heer der 
Phihster. Vorne eine Muschel mit zwei Perlen und der Umschrift: 
»üniones non nafcuntur Uni.« — Bez.: C. Screta del. — B. Kilian fculp. 
Plattengr.: h. 38, b. 27-7. 

8. Der Kaiser Leopold erscheint (links mit lorbeerumkränztem Helme 
vor der sitzenden Madonna (rechts) ; das neben dieser stehende Christ- 
kind reicht ihm eine Perle mit der Inschrift »spes omnis in ista.« Hinter 
dem Kaiser zwei Würdenträger mit Emblemen ; um die Madonna Meeres- 
götter mit dem Banner Spaniens; oben drei Engelputti, unten der Dedi- 
cirende : Graf v. Losinthai. Bez. : Carlo«) Screta del. — Batholome Kilian 
fculp. Plattengr. : h. 38-2, b. 27*8. 

9. Margaretha wird von einem Engelsjüngling (mit der Umschrift »veni 
coronaberis«) vom Throne geführt; er weist mit der Rechten auf zwei 
Engel (links oben) hin, die die Kaiserkrone halten. Architektonischer 
Hintergrund. Bez.: Carlo Screta del. — B. Kilian fculp. Plattengr.: 
h. 38-5, b. 27-6. 

10. Eine umgestürzte und gebrochene Götzenstatue (rechts unten) 
macht dem Muttergottesbilde (links oben) Platz. Nebst zahlreichen 

^Inschriften ein Anagramm auf die Kaiserin Margaretha. Landschaft- 
licher Hintergrund. Bez.: Carolo Screta d. 1668. — B. Kilian fculp. 
Plattengr.: h. 38*4, b. 27-5. 

11. Zahlreiche grosse Sterne fallen auf die Erde nieder, wo sie von 
Engelputti aufgefangen werden. Links bekränzen einige Engel einen 
Gedenkstein Rudolphs von Habsburg. Ein Engel hält emen Stern mit 
Fürstenkrone und der Inschrift »multiplicabo« in einem Etui. Im 

Die älteste bekannte Arbeit Scretas. ' ^ 

^) Die italienische Form des Namens begegnet uns häufig, wie es über- 
haupt Screta seinen Landsleuten gegenüber liebte, sich auf den Italiener 
zu spielen. Auch die Namensänderung »Screta« aus »Sfcreta« datirt 
ja, wie wir gesehen haben, erst vom Maler her. 



100 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 



Hintergrunde ein Tempel. — Bez.: C. Screta del. — B. Kilian fculp. 
Plattengr. : h. 383, b. 27-7. 

12. Deukalion und Pyrrha, beide nach rechts gehend, Steine werfend. 
Die Steine gestalten sich zu gekrönten Häuptern und Bischöfen. Im Hinter- 
grunde ein Rundtempel und das betreffende Citat aus Ovid (Metam. I. 
411 und 412). — Bez. : Carlo Screta del. — Bartholome Kilian fculp. 
Plattengr.: h. 38*5, b. 28. 

13. Ein reichgeschmücktes Schiff mit einem Palmenbaume legt vor 
Anker, und ein Jüngling wird von einer Allegorie ans Land geführt. 
Im Schiffe Vertreter der Wissenschaften. Die Feinde werden von' 
Engelsköpfen weggeblasen. An einem Pilaster rechts und am Schiffs- 
schnabel das Nostitz'sche Wappen. Inschrift: »Figit in optato me 
Nostitz Anchora portu — stant httore puppes Austriaco.« — Bez.: 
C. Screta del. 1670. — B. Kilian fculps. Bildgr. : h. 283, b. 36*6. 

14. Porträt des Grafen J. H. Nostitz mit Beiwerken. Thesenblatt des 
F. C. V. Scheidlern. Querfolio. Bez. : C. Screta del. 1670. — B. Kiüan 
sc. (Dragulin Nr. 15137.) 

Ausserdem werden noch genannt: 

15. Allegorie auf Böhmens Regierung. Mehrere Blätter imp. fol. 

16. Grosse philosophische These, unter dem Vorsitze des P. Weiss 
verfochten; 4 Blätter. 

F. Phiüpp Küian. (1628—1693.) 

17. Titelblatt zu P. Joannes Nadasi: Annus Hebdomadarum coelestium. 
Priig 1663. 4®. Um den Titel sitzen auf einem Wolkenkranze, von der 
Schlange der Ewigkeit mit einander verbunden, die sieben alten Pla- 
netengestalten (?) mit christlichen Emblemen in den Schilden. Be- 
zeichnet: »C. Screta dehn. — P. Kilian f.« Plattengrösse : h. 17 '3, 
b. 13-4. 

ö. Wolfgang Küian. (1581—1660.) 

18. S. Franciscus Xaverius, den Völkern das Evangelium predigend. 
Grossfolio. Bezeichnet: Carolus Screta delineavit. Wolffgangus Ivihan 
sculpsit. 

19. Philosophische These unter Leopold I. unter dem Vorsitze des 
P. Tanner vertheidigt. 4 Blätter. — (Nagler L. 16 p. 1^5 gibt statt »W« 
fälschlich »M« Kilian an.) — Ausserdem werden von Kilian *) noch be- 
zeichnet : 

20. Pallas Athene und die Philosophie krönen die Jugend. 

21. Leopold I. und die Philosophie. 

22. Pallas auf dem Throne. 

H. Matthäus Küsel. (1621—1682.) 

23. Allegorie des goldenen Vliesses. Der geharnischte Graf Martinitz, 
der auf *einen, von zwei Engoln gehaltonen, Plan zeigt, kniet (links 
unten) vor dem Ordenspatrone S. Andreas, der oben in den Wolken 
sitzt und von Engeln, die diis goldene Vliess tragen, umgeben ist. 



^) Rybidka n. 16 kennt z.B. nur einen Kiüan, ebenso nur einen Küsel. 




>» mW.A.. 1 f a-a, - 



Utii* mtfrfccttw nl; Xl^rrttfu. in Gallu Cltraei .3 

Äüfi dem Werke .Societas Jesu.» (Vgl Nr. 29.) 



t.lGiA/ 



102 Kupferstiche^nach Zeichnungen Scretas. 



unten eüf allegorische Figuren mit diesem Orden und dessen Ketten- 
gliedern. Bez.: Carlo Screta del. — Matthseus Küflel fculp. Bildgr. : 
h. 17-6, b. 15. 

24. Prager Universitätsthese. Oben steht das Christuskind auf dem 
H-Balken des IHS Hnks S. Maria, rechts S. Joseph, unter diesen je 
vier Heilige, zu denen sich drei Gruppen von Flehenden mit den 
Worten wenden: »Defendite a fame — a ppste — a hello.« Die Per- 
sonification von Bölimen zeigt auf den böhmischen Globus, den der 
zweigeschwänzte Löwe mit seiner linken Pranke hält ; auf dem Globus 
sind die Namen »Praga« und »Comotau« verzeichnet. Bez.: Carol. 
Screta del. — Mattheus Küsell. sculp. Plattengr. : h. 74, b. 60. (Aus 
zwei Blättern zusammengesetzt.) 

25. Ein Bild der sitzenden Madonna mit dem Christuskinde, das nach 
der links beigefügten Legende 1050 bei Brunn aufeefdbden wurde, 
erscheint zwischen Dornen und Felsen oben in der Mitte und bildet 
den Gegenstand der Verehrung von zahlreichen Personen mit Emblemen 
und Inschriften. Bez. : Carlo Screta in. — Mattheus Kiifell fcul. h. 29, 
b. 41-8. 

26. S. Catharina. Universitätsthese der Prager »Metaphysiker« vom 
Jahre 1661 mit einer lateinischen Umschrift. 4®. Bezeichnet: »Carol. 
Screta del. Matth. Küsel sculp.« 

27. Titelblatt zu B. Balbins »Epitome rerum Bohemicarum.« Prag 
1677. folio. — Im unteren der drei Querfelder bearbeiten böse Geister 
die Bücher. Im Mittelfeld erscheint hnks die Finsternis mit einer La- 
terne, in der Mitte eine Galerie antiker Büsten, rechts das Licht, die 
Bücher unter dem Arme. Im oberen Felde werden die Werke unter 
Assistenz verschiedener Engel wieder gereinigt und geweiht, was ein 
Engel mit der Posaune verkündigt. 

28. S. Wenzel und seine Begleitung zu Pferde kehren nach der Be- 
siegung des Herzogs RadisTaus von Kaurzim zurück. Zwei über 
ihnen schwebende Engel halten Lorbeer und Palmen. — Bezeichnet: 
»C. Screta del. 1670. S« C^« M» Sculpt. Matthseus Küfel f.« — Bildgr.: 
h. 30*7, b. 19-2. — Ebenfalls aus Balbins Epitome rerum Bohemicarum, 
bei der Vorrede zum 7. Buche. 

7. Melchior KüseL (1622—1683.) 

29. 169 Illustrationen des Jesuiten werkes : »Societas Jesu usque 
ad Sangvinis et vitae profusionem militans.« Prag 1675, fol. — 

2)eutsche Ausgabe: »Die Gesellschaflft Jesu Biss zur vergiessung ihres 
lutes . . .« Prag 1683 fol.). Das Werk hat »vier Theile. nach Art der 
in eben so viel Stücke zerviertheilte« Welt-Kugel«, dementsprechend 
auch vier phantastisch-allegorische Einleitungsblätter Tfol.) nebst einem 
Tittelblatte. ^Von den Textillustrationen gehen 169 aur Screta zurück,') 
und zwar sind 152 mit dem vollen Namen signirt, 7 mit den Anfangs- 
buchstaben, 10 nicht signirt, aber der Stilverwandtschaft wegen unbe- 



1) Da gerade gegen Schluss des Werkes die Illustrationen der Anderen 
(Heinsch und Haff ner) überhand nehmen (die womöglich noch schlechter 
sind), muss angenommen werden, dass Screta über dieser Arbeit starb. 
Sein letztes Werk kann leider gewiss nicht als das beste bezeichnet 
werden. 



Kupferstiche nach Zeichnungen Scretaa» 1^ 



i 



dingt dem Maler nicht abzusprechen. — Diese Stiche vertheilen sich 
folgenderweise auf die vier Welttheile : Europa 55, Africa 15, Asien 68, 
America 31. — üeber den Wertli dieser extrablattartigen »Morithaten« 
kann ich mich nicht des näheren einlassen. War schon die Aufgabe, 
Bilder zu solchen Sujets zu liefern, eine schwierige, so muss auch 
gesagt werden, dass sie Screta in der möghch unglücklichsten Weise 
löste. Alle Ungeschicklichkeiten, von der geringen Schussdistanz des 
S. Sebastianaltares von Holbein dem Aelteren bis auf das mittelalter- 
liche Spruchbandmotiv haben sich hier Rendezvous gegeben. Die 
relativ besten Illustrationen sind noch die des P. Alexander Briantus 

p. 15; deutsche Ausgabe p. 17) und des P. Petrus de Espinosa (p. 499; 

eutsche Ausgabe p. 635). 

• 

30. S. Eligius in ganzer Figur en fa^e im bischöflichen Gewände. links 
neben ihm ein Tisch, auf dem ein Rauchfass, ein Weihrauchschifflein, 
zwei Büsten und eine Statuette stehen. Rechts im Hintergrunde sieht 
man in die Goldschmiedewerkstätte, wo gearbeitet wird. — Inschrift: 
»S. ELIGIVS Noviomenfis Episcopus, ab amore in DEVM et charitate 
in proximum, erectione coenobiorum, sublevatione egerinorum, redemp- 
tione captivorum, miraculorum multitudine et varietate illustrisfimus ; 
ob artis praeftantiam Aurifabrorum Patronus«. Bez. : C. Screta del. — 
Melchior Küsell fculp. Bildgr.: h. 26*2, b. 17-4. 

31« Brustbild Leopolds I. Der jugendliche, bartlose Kaiser ist ein wenig 
nach rechts gewandt, von einem Lorbeerbündel umgeben, dargestellt. 
Sein rechter Arm ist in die Seite gestützt. Inschrift: 

LEOPOLDO. I. ROMANORVM IMPERATORI 

SEMPER AVGVSTO 

HVNGARIAE & BOHEMIAE REGI & C. 

Bez.: C. Screta del. Pragae — Bey Melchior Küfell. Augfpurg in der 
Kholergafsen. Bildgr.: h. 275, b. 204. 

32. Grosse allegorische These unter dem Vorsitze des P. Fr. Ka- 
minko S. J. (der Name des Candidaten und das Datum ist auf dem 
Dresdner Exemplar nicht ausgefüllt). Den Mittelpunkt der schwülstigen, 
sehr figurenreichen Allegorie bildet oben in den Wolken die Madonna 
mit der Umschrift »Beatam me dicent omnes.« Die zahlreichen Em- 
bleme, Insignien und Inschriften reichen zur vollkommenen Erklärung 
nicht aus. Bez.: Gar. Screta delineauit Pragae 1656 — Melchior Küfel 
fculpfit. Bildgr.: h. 91, b. 64*2. (Aus zwei blättern zusammengesetzt.) 

33. Grosse allegorische These >Positiones philosophiae« des Grafen 
G M. Lazcansky unter dem Vorsitze des P. G. Kral vom Jahre 1668. 
Der junge Kaiser erscheint zu Pferde rechts, von den sieben Kuritirsten 
umgeben. Aus einem korinthischen Tempel (links) treten ihm die Alle- 
gorien der österreichischen Erblande mit brennenden Herzen in den 
Händen entgegen, Böhmen voran. Vorne links der Gandidat mit dem 
Spruchbande. Bez. : Garolus Screta del. Pragae — Melchior Küsell fec. 
August«, h. 91*5, b. 67*5. (Aus zwei Blättern zusammengesetzt.) 

34. Grosse These »Pro jure et justitia« unter dem Vorsitze des 
P. Kichler vom Jahre 1660. — Die zwölf Thesensätze werden von 
Engelputten gehalten. In der Mitte S. Johannes Ev. en fa9e mit Kelch 
und Schlange, neben ihm der Oelkessel; über ihm halten auf einer 
Schüssel zwei Engel das lilieuumgebene Haupt S. Johannes Bapt, 



104 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 



dessen Leichnam im Geföngnisse. rechts im Hintergrunde zu sehen 
ist. — Darüber das Lamm auf der hl. Schrift. Unten rechts S. Bar- 
bara (?). links S. Laurentius, neben ihm verschiedene Marterwerkzeuge. 
Bez. : C. Screta dell. Praag. [!] — Melchior Küfell sculps. Bildgr. : h. 62-3, 
b. 43. (Zwei Platten.) 

35. These des Grafen Waldstein: Eine Allegorie der Cultur und des 
Handels unter der Regierung Leopold I. 

36. These mit dem Marienbild vom weissen Berg^e bei Prag und 
dem Wappen des Carmeliterordens. Fol. — Bezeichnet: »Card. Screta 
del. — Melohior Küsel sculpsit.« 

37. Titelblatt zu B. T. Türchner's Cosmographia elementaris. Prag 
1673. — Universitätsthese unter dem Vorsitze des P. Caspar Knittel. — 
Vor einer phantastischen Säulenhalle (rechts) mit verschiedenen Fürsten- 
standbildern sieht man (in der Mitte) das Reiterstandbild des Fürsten 
Julius Franz von Sachsen-Westphalen (en fa<?e), zu dem ein Mann 
(Baltasar Türchner), in der Linken eine entfaltete Spruchrolle mit der 
Ansprache haltend, aufsieht. — Oben Engelputti mit Wappen und 
Emblemen: rechts der Doppeladler Leopolds, links unten Geschütz, 
Waffen und Geräthe. Im Hmtergrunde zahlreiches Kriegsvolk. Quer- 
folio. PlaltengrÖsse : h. 33"6, b. 41-8. Bezeichnet: »Carlo Screta 
del. — Melchior Küfell f.« — Dem genannten Fürsten von Sachsen- 
Westphalen sollen noch andere »Symbolische Bilder« dedicirl worden 
sein (Nagler L. 16, p. 185.). 

K. Matthäus Merian der Aeltere (?) 1593—1650. 

Zwei Blätter Querfolio im »Theatrum Europaeum« tom. VI. ^1663), mit 
der Bezeichnung: »Carlo Screta delin. — M. Merian exsuait.«*) 

38. Belagerung von Prag. Während die Schweden aus überhöhten 
Batterien die Geschosse in die Stadt Prag senden, die man " links 
sieht, bewegen sich grosse Infanterie-Abtheilungen gebückt an die 
Wälle. In der Mitte sind eben zahlreiche Schweden beschäftigt, ein 
Geschütz von beträchtlichem Caliber über eine Holzrampe zu dem 
zweiten Geschütze zu schaffen, das bereits im Feuer steht. — Die 
Stadtmauern haben mehrfache Vorlagen von Pallisaden, Blockwänden, 
spanischen Reitern, Faschinen etc. Verwundete, Ordonanzen etc. bilden 
die weitere Staffage. — Ein Tuch mit einer Aufschrift erklärt uns das 
Blatt als die Belagerung vom 5. October bis 2. November 1648. — 
Rechts oben das Lorbeer- und Palmen-umkränzte Porträt des Don 
Inocenz Poli et Quadaquoli, links das des Grafen Rudolph Colloredo. 

39. Eine schwedische Batterie von vier Geschützen, die das Feuer 
eingestellt haben, im Vordergrunde. Eine Trompeterordonanz nimmt 
vom Commandanten der Abtheilung ein Schriftstück entgegen. — Im 
Hintergrunde die Stadt Prag, von den jetzigen Weinbergen aus gesehen. 



*) Merian ist nur als Verleger bezeichnet; der Stecher ist nicht genannt. 
Da M. Merian der ältere schon 1650 zu Schwalbach gestorben ist, die 
Zeichnungen Screta's jedenfalls nicht vor 1649 zu setzen sind, ercsheint 
es fraglich, ob wir in ihm den Stecher dieser beiden Blätter anzu- 
sehen haben. 



Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 105 



L. Joachim von Sandrart. (1606 — 1688.) 

40. Allegorie auf die Beendigung eines Krieges (wol 1648). Hercules 
mit dem Felle des erlegten I^wen hält Schwert und Lorbeer in seiner 
Rechten. Von rechts fliegen fUnf Engelputti mit Oelzweigen herab. Links 
ein Engel mit einem Wappen. Am Thorbogen, der die Inschrift >S. P. 
Q. R.« trägt, sitzen zwei weibHche Allegonen. Bez.: C. Screta deli. — 
L Sandrart fculp. Plattengr. h. 24, b. 15*4 

M. Samuel Weishun, von 1640 — 1650 in Prag thätig. 

41. Johann Georg L ^) von Sachsen, ganze Fiffur nach links gewendet, 
das bärtige Gesicht en fa^e. Der Kurfürst nat in der Reckten den 
Marschallstab, in der Linken den Federhut. Rechts neben ihm sein 
Jagdhund; links liegen der Kriegshelm und die Handschuhe auf dem 
Tische. Im Hintergründe die Stadt Liegnitz, rechts hinter der Ballu- 
strade Heeresabtheilungen. Unten Wappen, Titulatur und Dedication 
von 1635. Bez.: Samuel Weishun fecit Firn. — Dresdae Jac. Schmit 
Excud. Plattengr. : h. 30, b. 18*5. — Screta wird zwar nicht als Zeichner 
genannt und Weishun gebraucht das Wort > fecit«; trotzdem muss 
we^en der Stilverwand&chaft mit den folgenden vier Blättern, die 
^leidisam eine Serie bilden, die von demselben Stecher und Verleger 
m demselben Jahre herausgegeben wird, eine zu Grunde liegende 
Zeichnung Screta's angenommen werden. Das Verschweigen des Na- 
mens, der in den folgenden Blättern nur durch die Anfangsbuchstaben 
angedeutet wird, mag darin seinen Grund haben, dass Screta damals 
noch kein bekannter Maler war, der Verleger also keinen Grund hatte, 
den Namen besonders hervorzuheben. 

42. Johann Georg, der 22jährige Erbprinz, Sohn des vorigen, mit kleinem 
Schnurrbart, etwas nach links gewendet, die Linke in die Seite gestemmt, 
in der Rechten einen Stab haltend. Uebereinstimmend mit den drei fol- 

f enden Blättern: Ganze Figur im reich gestickten Rocke mit Spitzen- 
ragen, die Schärpe um die Taille, den Degen an der Seite, mit hohen 
Reiterstiefeln; eineStdat im Hintergrunde. — Unten Titulatur und Dedica- 
tion von 1635. — Bej^. rechts : Samuel Weilhun fculptor Pernse — Jac. 
Smit Exeu., links unter dem Rande: C. S. pict. Plattengr.: h. 29-5, b. 17. 

43. August, der 21jährige Bruder des Vorigen. In der eingestemmten 
Rechten nält er aen Federhut, während seine Linke an dem Degen- 
g^änge liegt. Unten Titulatur und Dedicaton von 1635. Bez.: C. S. 
pict. — Samuel Weifhun fculptor Pern» — Dresdae J. Schmit Excud. 
Grösse wie beim Vorigen. 

44. Christian, der 20jährige Bruder der Vorigen. Stellung wie bei den 
anderen, nach links. Die vorgestreckte Linke stützt sich auf einen 
Stab. Unten Titulatur und Dedication von 1635. — Bez.: C. S. pict 
Samuel Weifhun Pernse fculptor — J. Schmit Excud. Grösse wie bei 
den Vorigen. 

46. Moritz, der 14jährige Bruder der Vorigen, nur wenig nach links; 
sein vorgesetztes linkes Bein verdeckt das redxte fast ganz. Die Linke 

*) Jahn (N. B. 19, p. 321) und seine Abschreiber nennen ßilschlich Jo- 
hann Georg III., der erst 1647 zur Welt kam. Am allerwenigsten 
kann Screta den Kurfürsten Johann Georg 111. gezeichnet oder gemalt 
haben, da dieser erst 1680 die Regierung antritt. 

8 



n 



106 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 

halt wieder den Federhut, die Rechte den Stab. Unten Titulatur und 
Dedication von 1635. — Bez.: C. S. pict. — Samuel Weilhun fculptor 
Pernee — J. Schmit Excut. [1] Grösse wie bei den Vorigen. 

46. Grosse Universitätsthese unter dem Vorsitze des P. M, Steiner S. J. 
vom Jahre 1644. — Die betrübten Personificationen der geistlichen und 
weltlichen Gewalt, hinter denen der Doppeladler sichtbar wird, werden 
von allegorischen Gestalten des 30jährigen Krieges (rechts) und des 
Türkenkrieges (links) umgeben. Aus den Wolken senkt sich die Ge- 
rechtigkeit und der Friede herab. — Bez. : Carolus Screta Delineauit. — 
Samuel Weishun sculp. — Bildgr. : h. 72-5, b. 56'4 (zwei Platten). 

47. Ferdinand II. vor dem Crucifix kniend. S\ (»Liber vitae.« Prag 1646, 
p. 232.) Bez.: Garol. Screta f. — Sam. Weishun sculp. 

48. Ariadnae suae Logica Pragensis. 1645 fol. 

49. Die Weisheit Gottes. 1647 ») 4«. 

50. Der Triumph der Weisheit. 1647. 4«. 

61. Erschaffung des Adam. 1647. 4«. 

Das dem Screta auch zugeschriebene, von einem gewissen Willala 
(der nur durch dieses Blatt bekannt ist) gestochene Btatt »Die Institu- 
tion des Carolinums zu Prag durch Carl IV.« (gross-Querfolio) kann 
schon der Jahreszahl 1602 wegen mit Screta nicht zusammengebracht 
werden. 

N. Daniel Wussin. Arbeitszeit: vor 1660^ — 1694.^) 

B2. These: Heinrich von Waldstein führt 1254^^ seine 24 kriegstaug- 
lichen Söhne dem Przemisl Ottokar II. vor. Fol. — Bez.: C. Screta 
del. D. Wussin sculp. Pragae. — Eine lateinische Umschrift erkLärt das 
Factum. 

63. Trophaea S. Wenceflai, In Felix Omen Illuftrifllmae Familiae Eilen- 
bergianae erecta. In einer Architectur thront S. Wenzel mit Herzogshut, 
Rüstung und Schild auf Wolken, von Engeln umgeben. Ein Engei 
bringt mm ein Füllhorn, ein anderer einen Schild mit dem Bilde des 



») .1746« (piabaci ffl. p. 346) ) 

«) »1601« (Dlabaci III. p. 425) \ sind nur Druckfehler. 

*) »1524« (Nagler Lex. 22 p. 136) | 

') D. Wussin (auch »Wufchin« geschrieben) aus Graz wird am 12. Oct. 
1660 Neustädter Bürger (St. A. Nr. 660. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 
1657 f. 36. V.), befand sich jedoch schon längere Zeit in Prag, da sich 
gegen ihn, als Bilderhändler, eine Klageschrift vom 21. Juni 1654 er- 
halten hat (Rudolphinumsarchiv, G. F. K F.). Am 12. März 1668 
bekommt er nebst seiner Frau Catharina und seinem Sohne Samuel 
das Altstädter Bürgerrecht (St. A. Nr. 537. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 
1661, f. 86.J. — Zwei andere Söhne des Kupferstechers, Johann und 
Franz, werden den 28. März 1705 genannt, im Zusätze zum Kaufcon- 
tracte vom 21. October 1676, laut dessen D. Wussin das Haus beim 
schwarzen Adler »in der Jesuwitergassen am Ekh« (Kleine Karlsgasse 
und Husgasse 155—1.) gekauft hatte. (L. T. Lib. contr. ruh. vet. urb. I. 
f. 29.). Auch sonst wird dieser Kupferstecher in den öffentlichen Bü- 
chern wiederholt genannt. 



Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 107 



Heiligen, ein dritter weist darauf hin. Links vorne Embleme der 
Kunst und WissenschafL Bez.: C. Screta delineauit 1661 — Daniel 
Wusim sculp. Pragae — h. 29-6, b. 177. — Das von Nagler (L. 22, 
p. 136 unter Nr. o) erwähnte Blatt: S. Franciscus Assis, und Maria 
de Victoria, fol., dürfte durch einen Irrthum aus Dlabacz (IIL p. 427) 
herü hergenommen sein, obwol dieser aber nicht erwähnt, dass dieser 
Stich eine Zeichnung Screta's zur Grundlage hätte. 

Ausserdem haben sich einige Kupferstiche erhalten, die auf Screta 
zurückgehen, aber keinen Namen eines Kupferstechers tragen. 

54. S. Catharina, welche mit den Philosophen disputirt. Fol. Bezeichnet : 
»Carol. Screta delin.« 

55. Frühling *), Sommer, Herbst und Winter. Vier Blätter. Fol. Bez. : 
»CaroL Screta delin.« 

56. Der Auszug eines Kriegsheeres. Rückquart. Bezeichnet: > Carol. 
Screta del.« 

57. Auch die 5 Kupferstiche — ohne Bezeichnung des Malers und 
Stechers — in >Pama posthuma Joannis Nepomuceni (von P. Georg 
Ferus) Prag 1641, klein 4^, sind nach Baibin (Miscellanea Dec. I. Lib. lY, 
§ LIX. C. VI. p. 106) von Screta : 

a) S. Johann spendet Almosen; rechts im Hintergrunde hört er die 
Beichte der Königin ; links der Brückensturz. 

b) Gegend von Grünberg und Nepomuk; auf letzteres f&Ut ein Strahl 
von dem in den Wolken sitzenden Heiligen. 

c) Verehrung des Heiligen bei seinem Grabe im Prager Dom. 

d) Graf Sternberg, dem der Grundriss der Kirche von Nepomuk vor- 
gehalten wird, kniet mit seiner FamiUe vor S. Johann. 

e) Oben S. Johann. Unten knien die Einwohner von Nepomuk bei 
einer Tafel, auf welcher der Riss der Kirche dargestellt ist. 

?58. Titelkupfer zu Baron: Histor.-theoret-prakt. Untersuchung der 
Laute. Nürnberg 1727. Bezeichnet: >C. S.« 8«. (Dlabaci UI. p. 95). 

59. Crucifix h. c. 54, b. über 22. — Bezeichnet: »C. Screta dehn«, ein 
gutes Blatt. 



Dlabac2 (lU. p. 95): •ApoUo. 



Sehlussbemerkungen. 

Ich habe versucht, Carl Screta als Mann und als 
Künstler zu behandeln, um die vielen Irrtümer zu besei- 
tigen, die sich gerade bei diesem Punkte in die Kunstge- 
schichte eingeschlichen haben und von denen ich einige 
wenige in Anmerkungen an den betreffenden Stellen ver- 
zeichnete. 

Natürlich muss ich darauf gefasst sein, den Vorwurf zu 
vernehmen, warum ich über einen Maler so viele Worte ver- 
liere, über dessen absoluten Wert ich mich so abfällig ge- 
äussert habe. — Nun die absolute Schätzung muss man 
hier freilich bei Seite lassen; jedoch der relative Wert vieler 
Arbeiten Scretas ist nicht zu unterschätzen. — In einer 
Zeit, in welcher überall im heiUgen römischen Reiche 
deutscher Nation die Kunstbestrebungen darniederlagen, in 
welcher auch in Prag die Traditionen der künstlerisch 
bedeutsamen Rudolphinischen Epoche verloren gegangen 
waren — in dieser Periode müssen wir einen Maler, der 
doch immer seine zeitgenössichen Landsleute um ein gutes 
Stück überragt, willkommen heissen, sei es auch als Lücken- 
büsser, der wenigstens einen kleinen Theil der grossen EUuft 
in der deutschen Kunstgeschichte auszufüllen bestimmt ist 

Ich will zufrieden sein, einen bescheidenen Beitrag zur 
Kenntnis dieser Periode beigetragen und eine, grössten- 
theils vom nationalen Fanatismus bedingte, einseitige Ueber- 



1) Als kleine Illusiration der Thatsache, wie wenig die Allgemeinheit über 
diese Periode informirt ist, findet man im »Bädecker«, der in »Süd- 
Deutschland und Oesterreich« durch alle Auflagen, selbst in der 20. 
(Leipzig 1884, p. 443) den Screta in's 18. Jahrhundert versetzt. 



Schlussbemerkungen. 109 



Schätzung dieses Malers auf das richtige Mass zurückge- 
führt zu haben. 

Es ist in unseren Tagen in Böhmen üblich geworden, 
die Nationalitätenfrage auch in wissenschaftliche Werke 



*) An dieser Stelle mögen die Urtheile, besonders der Zeitgenossen, über 
Screta angefilhrt werden; sie sind fast durchgehends überschwänglich 
lobend, aber man erkennt in jedem Falle die betreffenden Beweggründe : 
»Famosissimus pictor« hätte ihn der Matrikenführer der S. Gallikirche 
gewiss nicht genannt, sondern etwa nach seiner Art nur »pictor quidam«, 
wenn Screta dieser Pfarre gegenüber nicht ausnahmsweise ein wenig 
seinen Geldbeutel aufgethan hätte. — Sandrart ist überhaupt als Freund 
hochtrabender Phrasen bekannt; daher wundern wir uns nicht, wenn 
er den Screta »den andern Apelles auf diesem Kayserlichen Musen- 
Pamass« nennt — ein Titel, den er auch anderen, z. B. dem B. Spranger 
verlieh; zudem war Sandrart gewiss mit Screta persönlich bekannt. — 
Der Jesuit Baibin hat seinen guten Gruntf, warum er ihn »Pictor aetate 
nostra in Patria summus« (Libri Erectkmum IIL p. 79) nennt, oder an 
anderer Stelle (Historiae Sancü Montis Lib. II. Gap. VIU. p. 127 u. 128) 
»antiquis jjictoribus parem . . . Orbi et Urbi notum, ubique ab arte lauda- 
tum (nominare opus non est, digito Viator oftendet«). [Am Rande, steht 
aber doch der kleine Fingerzeig: »Gar. Scr.«] etc. Baibin war, wie 
er es selbst gesteht (Mise. Dec. I. Lib. III. Cap. X. p. 134) mit Screta 
persönhch befreundet; überdies sind die Lobeserhebungen Screta's eine 
Art Selbstreclam, um den Illustrator des Jesuitenwerkes »Societas Jesu« 
berühmt zu machen. (Nebenbei sei bemerkt, dass es ein Citat »Mi- 
scellanea Dec. I. lib. III. p. 365«, das Rybidka (p. 7) aus dem DlabacS 
(III. p. 97) abgeschrieben, nicht gibt). — Friedenfels (der p. 66 erwähnt 
wurde und bei Dlabac2 citirt wird) gibt ihm den Namen eines »Bohemiae 
Apellis« P. Heinrich Labe in Bechm sogar den Titel eines »Germaniae 
Apellis« ; waren doch Bilder dieses Malers in ihren Kirchen. Hammer- 
schmidt, steht zu sehr unter dem Einflüsse Balbins und der anderen Zeit- 
genossen Scretas, als dass man seine Epitheta ornantia als vollwertig 
ansehen dürfte. Vom »famoso« (p. 56) oder »famosissimo Pictore« 
(p. 31 und 239) durchläuft er die übliche Stufenleiter: »Pragensis 
Apelles« (p. 438), lässt ihn zum »Bohemiae« oder »Bohemico Apelle« 
(p. 31 und 48) avanciren und verleiht ihm schliesslich, u. zw. eben- 
falls gelegentlich der Erwähnung des Bechiner Bildes — also unselbst- 
ständig — den Rang eines »Germaniae Apellis" (p. 311). 

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, also bereits nach dem Tode 
der besten Maler der Barock- und Rococozeit wurde der Scretacultus 
— der eine lange Weile etwas geschlummert liatte — wieder auf- 
genommen. Im Jahre 1796 prägte die Prager Academie eine Screta- 
gedenkmünze in Silber und Gold (von letzterer Gattung ein Exemplar 
bei Herrn Dr. HoröiÖka in Prag), modellirt von Donner: 
Av. Scretas Brustbild mit der Umschrift: 

CAROLVS. SSKRETA. SSOTNOWSKY. PRAG. PICTOR. 
Rev. : Apollo vom Belvedere mit der Umschrift: 

R. PRAEMIVM. SOG. ART. LIB. PRAG. JNSTITVTAE 1796. 
Dass in der neuesten Zeit der Cultus eher zu als abgenommen hat, 
beweisen die Tafeln auf dem Gebäude der Prager Maleracademie, wo 
sich Screta — zur Verwunderunff der Fremden, die sidi riesig un- 
gebildet vorkommen, weil sie den Namen nicht kennen — in der 
gewähltesten Gesellschaft eines Dürer, Raffael, Lionardo etc. befindet. 



110 Schlussbemerkungen. 



hereinzuziehen. — Ich will es unbeantwortet lassen, ob ein 
Mann, der sich der Jesuiten- und Adelspartei angeschlossen, 
die nach dem dreissigjährjgen Kriege das ezechische Element 
gewiss nicht förderte, der gegen Anhänger jener Traditionen, 
die von seinen czechischen Vorfahren hartnäckig verfochten 
worden sind, feindsehg auftrat — ob dieser Mann ein be- 
geisterter Czeche war, wie unsere Landesbriider jederzeit 
von ihrem „czechischen RafFael" gerne behaupten.*) 

War es doch dieser Maler, der seinen überkommenen 
Familiennamen „Sfkreta" nicht liebte, diesen — sich auf 
einen Italiener hinausspielend — in „Scrota'' umänderte und 
sich sogar nicht selten, und zwar noch spät in seiner Heimat, 
„Carlo Screta" unterschrieb. — Ihn wegen seiner geringen 
Sympathien für die Czechen nun etwa für die deutsche 
Partei reclamiren zu wollen, werde ich selbstverständlich 
unterlassen. 



^) Auch in (Woltmann-) Woermann, Geschichte der Malerei III. 2. (Leipzig 
1888 p. 888) erscheint er — ezechische Quellen haben das verschuldet — ' 



als iczecliischer Meister 



«. 



Nachträge. 

Während des Druckes fand ich in den alten Prager 
Stadtbuchem, in denen ich andere Künstier dieser Zeit ver- 
folge^ noch einige in diese Schrift gehörige Notizen^ vor 
allem aber das Geburtsdatum Scretas; der geneigte Leser 
möge die Freundlichkeit haben^ diese Zusätze mit den ent- 
sprechenden Capiteln in Verbindng zu setzen. 

ad p. 13. Ein colorirtes Situationsbild der Neustädter Mühlen vom 

2. August 1610 (St. A. Pap. Urk. Samml. 48/16) gibt uns Auskunft 

über die Lage der Scherimgmühle; diese stand in der untersten 
Mühlenreihe, zunächst der heutigen Sophieninsel. 

ad p. 18. Der Maler Carl Screta tritt am 14. October 1660 in einem 
Verlassenschaftsprocesse des Georg Adalbert Pruina von Marbach 
gegen Catharina Emilia Rzecziczka, geb. Florin von Lambftein als 
als Zeu^e auf und gibt sein Alter mit 50 Jahren an; somit ßlUt seine 
Geburt m das Jahr 1610 (St. A. Nr. 1076. Lib. testim. vet. urb. ab 
1668. f. 210 V. ff., bes. f. 221 u. 222.). — Bei dieser Gelegenheit er- 
fahren wir auch, dass der Onkel des Malers, Georg nicht, wie immer 
angenommen wird, als Kind gestorben ist; er vermalte sich mit einer 
Nichtkatholikin Namens Ursula und bewohnte den »Schmerhof«, der 
ihm von seinem Vater zugefallen war. Nach seinem Tode heirathete 
seine Wittwe den oberstburggräflichen Beamten Sylvester Florin von 
Lambftein, der, besonders nach Ursulas Tode (1638), nach der über- 
einstimmenden Aussage der Zeugen gerade kein Sparmeister war und 
auch den »Schmerhof« an den Grafen Waldstein veräusserte. Die 
processführende Catharina Rzecziczka ist die jüngere Tochter dieser 
Ehe, Adalbert Pruina der zweite Gemal der älteren, bereits verstor- 
benen Tochter Anna. — Charakteristisch für den finanzverständigen 
Screta ist dessen Ausspruch über Florin: »wenn er gespart hätte, hätte 
er sein Vermögen bewahrt« (»Kdyby fpor2il, bylby zachowal«. — 
ebenda f. 221 v.). 

ad p. 88. Einen nicht uninteressanten Einblick in den Streit Screta-Jaro- 
mierzsky gestatten uns einige Zeugenaussagen aus dem Jahre 1662, 
die der Maler verursacht haben mag, ohne seinem Gegner indess viel 
Böses nachsagen lassen zu können. Wir erfahren zunächst haupt- 



112 Nachträge. 



sächlich einige Aussprache Jaroraierzskys über Screta: die Mehiiker 
würden von diesem schön hinter's Licht geführt; dass Jaromiersky 
mit der Mehiiker Witwe Maria Elisabeth Pruschek processire, hätte 
der Maler verursacht, der diese beerben wolle. Als aas Wirtshausge- 
spräch auf die Malerei geleitet wurde, hat Jaromierzsky seinen Gegner 
emen »Malerzwergc (»malirSiczekc) genannt, etc. (St. A. Nr. 1076. Lib. 
testim. vet urb. ab 1658 f. 344 — ^362 v.). — Leider haben sich die 
Zeu^naussagen der Gegenpartei nicht erhalten. Wir hätten aus diesen 
gewiss neue schöne Charaktereigenschaften Scretas kennen gelernt, 
und wahrscheinlich Einiges über den Process Screta-Uzlar erfahren, 
der selbst in diese Zeit zurückgehen wird, da die oben senannte 
Urkunde im Statthaltereiarchive (C. 215, U. 5.), die vom 3. October 1668 
datirt ist, nur den Schlussstein der ganzen Angelegenheit bildet 

ad p. 48. Die Schwiegertochter des Malers Elisabeth erscheint bereits 
ein Jahr nach dem Tode ihres ersten Gatten, an Kleo von Raudne 
wiedervermählt; wir finden sie am 28. Juli 1692 in Geschäftsverbin- 
dung mit jüdischen Händlern (St A. Nr. 1084, Lib. testim. f. a32 v, ff.). 

ad p. 49. Franz Theophil Kleo von Raudne, der auch mit der Familie 
Dirix verwandt ist erscheint uns 1700 in Unterhandlungen wegen des 
Verkaufes seines Bierverlegerhauses in der Langen Gasse ; bei dieser Ge- 
legenheit stellt sich uns auch der Geschäftsfreund des — zu dieser Zeit 
in Wien weilenden — Kleo von Raudne, Herschi Weisl vor: »ich bin 
Hauß^Judt des Herrn Gleo« (St A. Nr. 1086, Lib. testim. f. 51 flf.). — 
Ein allzu sanftes Temperament muss der zweite Gemal der Schwieger- 
tochter Scretas nicht gerade gehabt haben, da er seiner Köchio 
Roschowfky, die er bei einem Diebstahl ertappt, nicht nur allerhand 
schöne Worte zu sagen weiss, sondern diese auch »mit der Czukolada 
quirl« und mit anderen Instrumenten derartig bearbeitet, dass sie ein 
viertel Jahr arbeitsunfähig wird, — was ihm auch im Jahre 1704 
einen Process mit dem Fürsten Ferdinand von Lobkowitz zuzieht, 
dessen Unterthänige die Köchin war (St A. Nr. 1086, Lib. testim. 
f. 308 ff.). 



Ein Ortsverzeichnis glaube ich dieser Arbeit nicht 
beifiit|;en zu müssen^ da dasselbe doch nur fiir die kleinsten 
Kreise und für die engste Localforschung von praktischem 
Werte wäi*e; auch eine Zusammenstellung der, in dieser 
Schrift erwähnten, Künstlernamen will ich hier unterlassen, 
weil ich von den wichtigeren Künstlern ja ohnehin in 
anderem Zusammenhange, bei anderen Gelegenheiten aus- 
fuhrlicher zu sprechen haben werde. 



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3 2044 033 308 719 



FA 1+193.89^.3 




FA U193.89U.3 



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