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(Nach Ucc i^ichnung dti M. Muian^ Wien, AlbcninD.
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Carl Screta.
(1610-1674.)
EIN BEITRAG ZUR KUNSTGESCHICHTE
DES XVII. JAHRHUNDERTES
VON
Dr, GUSTAV E. PAZAUREK.
FR. EHRLlCH'ä BUCH- UND KUNSTHANDLUNG.
(BERNHARD KNAUbK i
1889.
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(ALLE RECHTE VORBEHALTEN)
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DRUCK VON D. KUH IN PRAG.
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>
IBie Aufgabe, den Maler Carl Screta monographisch zu
behandeln, ist schwer und zugleich leicht, undankbar und
doch wieder lohnend, welches pro und contra in den Schwierig-
keiten localer Natur, wie in solchen, die ein StoflF der Barock-
zeit überhaupt mit sich bringt, seinen Grund hat.
Geschrieben wurde über Screta viel, aber nicht vieles :
Nur äusserst wenig und nicht ausnahmslos richtiges Material
bat uns der Zeitgenosse des Malers Joachim von SandrartO
geliefert. Der Jesuit B. Baibin, Scretas Freund, gibt uns in
seinen verschiedenen compendiösen Werken*) nur spärliche
zerstreute Notizen. Die Niederländer: Kornelis de Bie^),
J. C. Weyermann*) u. s. w. vermitteln uns fast nur die
Thatsache, dass Screta BentmitgUed war. Die Franzosen:
de Piles^), Descamps") etc. sind, was Sci'eta anbelangt, ganz
voa Sandrart und den Niederländern abhängig. — Von den
böhmischen Werken wäre noch J. F. Hammerschmidt^) zu
erwähnen, der der Zeit des Malers nahestand. Quantitativ,
und nur theilweise qualitativ erfuhr erst in den 70er Jahren
des vorigen Jahrhundertes die Kunstgeschichte Böhmens,
also auch der Scretastoff Bereicherung durch die fast gleich-
*) Sandrart: Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlereykunst.
Nürnberg und Frankfurt 1676.
*) Diese, sowie solche Bücher, die Scretas Namen nur gelegentlich anführen,
werden an den hetreflfenden Stellen herangezogen werden.
*) de Bie; Hetgulden Cabinet, Antwerpen 1661.
*) Weyermann : De Levens - beschryvingen der Nederlandsche Konst-
Schilders. s'Gravenhage 1729.
*) de Piles: Histoire des peintres; besonders in der deutschen Ausgabe:
>Historie und Leben der . . Mahler. Hamburg 1710 (p. 320—323), in
der Screta wieder zu seinem richtigen Namen kommt, sieht man die
wörtliche Entlehnung aus Sandrart. — Sa wird z. B. selbst der Druckfehler
j »Leiteriz« statt »Leitmeritz« hier abgedruckt.
•) Descamps: La vie des peintres. Paris 1754.
') Hammerschmidt: Prodromus gloriae Pragenae. Prag 1723.
zeitigen Aufzeichnungen des F. M. PelzeP) und des t&chtigen
J. Q. Jahn^; der fiir Böhmen eine Art Earel van Mander
ist Dieses und die unkritischen Sammelnotizen des überaus
fleissigen Jar. Schaller') bilden zum grössten Theile die
Grundlage für O. J. DlabacS' verdienstvolle Zusammenstel-
lungen^), die von NaglerO bis auf die neueste Zeit als Evan-
gelium galten. Wesentliche Bereicherung erfuhr die Familien-
geschichte durch E. J. Erben^) und im numismatischen Werke
von Miltner und Neumann^, in das Screta als Adeliger, nicht
als Künstler, Aufnahme fand. Auf diesen genannten Werken
u. z. fast ausschliesslich darauf fosst die einzige unzuläng-
liche Monographie über diesen Maler, von A. RybiSka Sku-
teSsk^, zu deren Entschuldigung gesagt sein mag, dass sie
für eine belletristische Zeitschrift bestimmt war*^). Seither
hat T. Bflek^) in seinen tüchtigen, leider der czechischen
Sprache wegen nicht allgemein verständlichen, Laudtafelfor-
schungen noch einige Bausteine zur Familiengeschichte Scretas
beigetragen. Was sonst von Aufsätzen über Screta geschrieben
wurde"), enthält die alten Fehler und bringt wesentlich nichts
Neues. Ja die alte Seeschlange der Irrthümer schleppt sich
noch in's Jahr 1889 fort, allerdings in den — „Humoristicke
Listy".")
Durch eine vollständigere Benützung der Landtafel-
und Stadtbücher, durch die Aufzeichnungen verschiedener
Pfarrmatrikeln, besonders der Protocolle und Acten der Ge-
sellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag^% durch das
*) AbbilduDeen böhm. und mähr. Gelelirter und Künstler. Prag 1773 — 82.
*) Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und Künste, tom. XIX.
Leipzig 1776.
*) Schaller : Topographie des Königreichs Böhmen. Prag u. Wien 1786- 90.
— Besdireibung der Residenzstadt Prag. Prag 1794 — 97.
*) Dlabac2: Allg. bist. Künstler-Lexikon für Böhmen . . Prag 1816.
6) Nagler: Künstler-Lexikon. München 1885-- 62.
•) Pamätky archaeologick^ a mfstopisne. IL, Prag 1867. Audi in anderen
Jahrgängen dieser Zeitschrift finden sich einige liierher gehörige Stellen.
'') »Beschreibung der böhm. Privatmünzen und Medailen.« Prag 1862 ff.
«) Rybidka: »Karel Skreta Sotnovsky ze Zävofic«. Prag 1869. Separat-
abdruck der Zeitschrift >Sv§tozor.«
9) Bilek: >Dejiny konfiskacl v Cechäch po R. 1618.« Prag 1882.
") z. B. F. J. Pei^na in »Sla\in€ I. Prag 1872, F. L, Rieger, Slornfk
nau&iy. tom. IX. Prag 1872 etc.
Jahrgang XXXI. Nr. 2. p. 10.
Die hauptsächlichsten Quellen werden im Folgenden in Abkürzungen
citirt ; G. P. K. F. =- Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde. — L. T. - k.
böhm. Landtafel, Prag. - St. A. — Prager Stadtarchiv. - Sth. A. — Statt-
haltereiarchiv von Böhmen. Was die Sdireibweise anbelangt, muss
bemerkt werden, dass an die Stelle der jetzigen czechischen Orthogra-
:?
Aufsuchen zerstreuter Urkunden konnten die zahlreichen
Irrthümer beseitigt und die Darstellung des Lebenslaufes Carl
Scretas wesentlich bereichert werden. — Da sich kein
„vlastenec", den Rybißka*) zu dieser Arbeit ermuntert, ge-
funden hat, habe ich die Aufgabe übernommen, die Biographie
des Malers — und auf die möchte ich das Hauptgewicht
legen — zu ergänzen [und richtig zu stellen. — Etwaige
Fehler und kleine Lücken möge man freundlich entschul-
digen; Studien und Reisen meiner nächsten Jahre dürften noch
manches Capitel bereichem, erforderlichenfalls corrigiren. —
Was die Gemälde anbelangt, habe ich mich noch hie und
da auf die Mittheilungen auswärtiger Kunstfreunde oder
Pfarrer beschränken müssen, denen ich dafür meinen auf-
richtigen Dank sage. Ich danke femer bestens der löblichen
Gesellschaft patriotischer Eunstireunde in Prag, den Herren
Archivaren Prof. Dr. Gindely, Prof. Dr. En^er, Prof. Dr.
Öelakovsky und K. Eöpl für Ihr überaus liebenswürdiges
Entgegenkommen, überhaupt Allen, die diese meine Studie
unterstützten, und ganz besonders meinem hochvererten
Lehrer Herrn Prof. Dr. A. Schultz, der mir die Anregung
zu dieser Arbeit gegeben und mir mit seinem Rathe zur
Seite stand. —
phie von ö, §, f, § und i meistenlheils die in deutschen Werken übli-
che und der damaligen Schreibweise entsprechendere Form: cz, ie,
rz, seh (früher ss) und zc (zi) getreten ist.
Op. 18.
•^ ^
^
l
Uebersicht :
T. Scretas Geschlecht p. 9.
IF. Jugendzeit des Malers p. 18.
ITT. Screta in Italien p. 22.
TV. Screta in Prag p. 25.
V. Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere p. 42
VI. Die Namensvetter des Malers p 50
VII. Schüler ScreUis p. 52.
VIII. Scretas Gemälde p. 60.
IX. Handzeichnungen p. 95.
X. Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas p. 97.
I
L
Seretas') Geschlecht.
Am Donnerstage, am Tage vor S. Marcellus*) (1. Juni)
1559 verlieh der Magistrat der Altstadt Prags einem Johann
Sskreta aus Woleschnitz, einem kleinen Flecken zwischen
Bechin und Moldautein, das Bürgerrecht*), nachdem dieser
seinen Losbrief vom Freitag nach S. Elias (24. Juli) 1556
vorgezeigt hatte.
Sskreta war ein Müller^), vor allem aber ein tüchtiger
Geschäftsmann, der durch mannigfaltige vortheilhafte Handels-
beziehungen, die sich einerseits nach Deutschland, anderer-
*) Die Inconsequenz der Orthographie darf uns in jener Zeit nicht Wunder
nehmen, zumal in einem Lande, wo noch heuteutage die Schreibweise
der Eigennamen bald von der einen, bald von der anderen Landes-
sprache heeinflusst wird. Neben Screta — welche Verwälschung erst
der Maler u. z. mit der grössten Vorliebe, in deutschen Schriften con-
sequent gebraucht — findet sich vorzugsweise in czechischen Urkunden.
»Sskreta«, entsprechend dem gegenwärtigen »Skreta«, deutsch >Schkreta<
(L. T. Lib. test vet. urb. I. ah 1582 f 298 v.), auch .Sskreyta« (St A.
N. 1173. Lib. inv. ab 1584 f. 182 v.) >Skrot« (Wiener Adelsarchiv Fase.
P. oh. 270) etc.
Die Niederländer und, von diesen heeinflusst^ die Franzosen schreiben
>Creten« oder »Creeten.« Ebenso fehlerhaft ist die Schreibweise >Scretta«
(Mittheilungen der Gesellschaft f^r Salzburger Landeskunde II p. 245),
»Scritta« ^Uwein, Salzburger Künstlerlexicon, Salzburg 1821 p. 215)
und >Sciaretti« (B. Hübner. Beschreibung der hochfürstL erzbisch. Haupt-
und Residenzstadt Salzburg . . Salzburg 1792. tom. l. p. 197.)
*) Genauer >SS. Marcellinus & Petrus« (2. Juni) — Die Schreibweise
>Priscus« (»Beschreibung« p. 494) ist unrichtig.
») St. A. Nr. 535. Lib. jur. civil, vet. urb. I. ab 1500. f. XXVni.
*) Im Jahre 1575 finden wir ihn auch als Aufsichtsorgan der Mälzer
genannt: Böhmische Landtagsverhandlungen (Sn^my öesk^) tom. V
(Prag 1887) p. 262.
2
1
10 Scretaa Geechlecht.
• aeila uacli Polen') und vorzuRsweise nach Ungarn, ja bia
ins türkische Gebiet hinein erstreckten, bald zu Vermögen
und Urundbesitz kam. Das Ansehen, das Sskreta in weiten
Kreisen genoss — er wurde auch zum Senator der Altstadt
Prag erwählt*) — bestimmten Kaiser Maximihan II., ihm am
Freitage, dem S. Matthiastage (24. Februar) 1570 den Adel
mit dem Wladiken-Prädicate „Ssotnowsky*) von Zawontitz*)"
zu verleihen, aus welchem Anlasse der neu Geadelte eine
Gedenkmünze^) prägen liess.
Adelsttedenh münze des Johann Sskreta.
<N;<ch 'Beichreibung bfibmiicher PilvKtnlUnun.«)
Das Wappen ist folgendes : Der Schild ist quergetheilt.
Die obere Hälfte ist doppelt gespalten. Im rothen Mittelfelde
befindet sich eine weisse Lilie ; die Felder rechts und links
davon sind weiss. Die nutere Hälfte ist dreimal gespalten :
rechts die Felder gelb und schwarz, links weiss und roth.
') So wird SItreta — wie i
Brief V
1 Freitag nach S. Veil
{17. Juni) 1675 vermittelt — gefragt, ob er sich oachPoIen begehen
werde. Er stellt es fUr S. Bartholomiei {24. August) in Aussicht: {Böhm.
Landlagsverhandlungen . . tom IV (Prag 188fi) p. *t9.
') So vom Jahre 1575-79 (St. A. Nr. fi9. Lih, renov. ab 1571 f. 31).
') »Schotnowsky" oder »Schottnowsky" h.^ngt, einem Aufsatze des J. Vävra
in den Pamätky X. p. 851) zu Folge, mit dem ehemaligen »Schotten-
hof> hei Kolin zusammen, den Johann Screta 15G9 um 50 Schock ge-
kauft hat Die anderen, daselbst angeführten Daten lassen sich mit der
feststehenden Geschichte des Hauses Sskreta nicht in Einklang bringen.
') Eine >Herrscha(t Zavorzicz« , die in J. H. Eedler's UniveraaT-Lexicon,
tom. 36 (Leipzig und Halle 17i3) p. 709 genannt wird, exislirt nicht.
üb das Prädicat mit dem Dorfe »Zawrzitz' bei Przibram zusammen-
hüngt, lässl sich nicht entscheiden,
') Diese Münze, wie auch die anderen Gedenkmünzen der Familie Sskreta
sind in der >Beschreibung böhmischer PrivatmUnzen und Medaillen«
Tafel LXVsubNr. 648 IT, abgebildet. Es sind durchwegs Schaumünzen
und besassen keine Geldwährung, wie es im Universal-Lexicon, an der
oben citirten Stelle, unrichtig aufgeraagt wird.
Scretas Geschlecht. 11
Die Helmkleinode sind die weisse Lilie und zwei doppelt
gebogene Homer : gelb-schwarz und weiss-roth.^) Seit aem
bamstege, an S. Gregor (12. März) 1580 erscheint der Helm
nach einem Diplome Kaiser Rudolphs IL gekrönt. — Wappen
mid Prädicat waren der Familie Sskreta nicht ausschliesslich
zu eigen; Johannes Vetter, der Unterkammeramtsschreiber^
Johann Pollius theilte mit ihm dieses Recht. Zu dem wurden
später noch ihre Vetter und IVeunde Laurenz Brzekowetz*),
altstädter Bürger und königl. Weinbergmeister, dann Wenzel
de ClivOy Bürger der Altstadt und Rathsschreiber, und der
aus Aman stammende, spätere Kuttenberger Bürger Jacob
Holy mit in die Adelsfamilie aufgenommen, was Kaiser
Rudolph U. in dem oben citirten Diplome von 1580 bestätigte.')
Johann starb am Sonntage vor dem Gedächtnisstage des
Johann Hus (5. Juli) 1587 und wurde in der alten S. Niklas-
Kirche der Altstadt beigesetzt.*) Sein, vom Montag, dem
Dreikönigstage (6. Januar) 1586 datirtes, am Donnerstage
nach S. Andreas (3. December) 1587 eröffnetes und ein-
getragenes Testament^) imd das am Montag nach S. Scholastica
(12. Februar) 1590 aufgenommene Verlassenschaftsinven-
*) unrichtig wird das Wappen in der >Beschreibung« p. 69^ dargestellt,
wo statt weiss und roth der unteren Schildhälfte die Farben weiss
und schwarz erscheinen. — Desgleichen fehlerhaft ist die Darstellung
der Renz'schen Wappensammlung (Lit. S. 2, Nr. 399) im Landesarchive,
wo die Lilie im Sdiilde und als Kleinod gelb erscheint Das Familien-
wappen in Mosaikarbeit besitzt die Rudolphinum^alerie (G. P. K. F.)
in Prag; es ist oval, 9 cm. hoch, ?• cm. breit, m Holz gefasst und
dürfte mit jenem identisch sein, das in dem später genannten Ver-
lassenschaftsinventar Carl Scretas des Jüngeren erwähnt wird.
Grewöhnlich bedienen sich alle Familienmitgheder auf den Siegeln
und Münzen des ganzen Wappens; nur einmal siegelt der Maler Carl
Screta mit der Lilie des Mittelfeldes allein (Neuhauser Urkunde vom
18. October 1640).
') Laurenz Brzekowetz spielte im öffentlichen Leben eine ziemliche Rolle ;
er tritt uns 1581 als Consul, hei der neuen Renovation in diesem Jahre
als Brückenbeamter auf und wird 1594 sogar kais. Richter der Alt-
stadt etc. (St A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571 f. 88 v, 149 v. etc. —
Die Familie Brzekowetz von Zaworzitz finden wir besonders häufig in
den öffentlichen Büdiern noch zu den Zeiten des Malers und darüber
hinaus, u. z. vor allem einen Daniel Adalbert dieses Namens.
') Die beiden Adelsurkunden werden im Wiener Adelsarchive aufbewahrt
2'asc. Dipl. S. qu 336 und P. oh 270; Saalbuch Nr. 287 f. 354 p v.)
ie Vermittlung dieser Urkunden verdanke ich meinem Freunde Benno
V. Rettich in Wien. Die Landtafel und das Landesarchiv in Prag ent-
halten die Adelsverleihung in ihren Adelsbüchem nicht.
*)D. A. V. Weleslawin: »Kalendaf hystorycky.« Prag 1690, p. 368.
ß) L. T. Lib. lest, vet. urb. l ab 1582, f. 83 v. ff.
12 Scretas G«Bchlecht.
tar^) geben uns AufschlliBse über seine Familie undVennögenB-
verhältnisse. — Er besass den sogenannten „SchmerhoP*)
nächst dem altstädter Rathhause^ das Ilaus ^bei drei Fliegen-
wedeln"'*) auf dem Ring, beide schuldenfrei, ein neu gebautes
Haus mit Garten auf der Neustadt nächst der Moldau „auf
dem BergeP, zwei Schiffsmühlen*), einen Weingarten „zwischen
den Bergen oberhalb des Weges** und einen bei Wolschan.
Ausserdem wurde in seiner Verlassenschafl noch ein Baar-
yermögen von 1000 Thalem und 3207 ungarischen Gulden,
nebst verschiedenem anderen, selbst türkischem Gelde vor-
gefunden.
Elisabeth, seiner Tochter erster Ehe, hatte er 250 Schock
böhm. Groschen, Agnes, dem verwaisten Kinde der anderen
Tochter dieser Ehe Anna, 75 Schock vermacht; die Töchter
der zweiten Ehe Ludmilla, Catharina, Johanna und Anna
bekamen je 500 Schock — das Uebrige gehörte seinen Söhnen
Heinrich, Conrad, Paul, Daniel und Georg. — Seine Witwe
Agnes, geborene von Wodolin, wahrscheinlich eine Tochter
des Kuttenberger Münzmeisters Samuel Wodolinsky von
WodoUn^), die im „Schmerhofe" einen Handel mit Holz-
geschirr trieb, erfüllte den, im Testamente ausgesprochenen
Wunsch, ledig zu bleiben, nicht, sondern heirathete den
Med. Dr. Lawin von Ottenfeld*^), wurde daher mit 500 Schock
abgefertigt.
') St. A. Nr. 1173 Lib. inv. ab 1584. (Von K. J. Erben in den »PamÄtky«
II 368 nach der alten Rückennuramer als »310c citirt ) — Das genaue
Inventar ist sittengeschichtlich «ehr interessant. Wagen und Pferde, wie
die vier Pelze (darunter ein >Ssloffpelcz bobrowey«) bestätigen die
Reisen, die Skreta gemacht, die Bücher, darunter eine Cosmographie
und ein Lejcicon Graeco-Latinum lassen auf eine gewisse Bildung in
der Familie schiiessen. - Vom Himmelbett bis auf eine in Silber
gefasste Kokosnuss (»Worziech Indyanskyt) wird jeder Gegenstand
aufgezählt.
^) Der »Schmerhof« war — nach Hajek — in den Hussitenzeiten ein viel
besuchtes und durch ein Mordattentat auf König Wladislaus II. (1490)
berüchtigtes Wirthshaus ( J. M. Schottky : Prag wie es war und wie es
ist Prag 1831 und 1832. — I. p. 224: und 225), das in unserem Jahr-
hundert der neuen Rathhausfa^^ade Platz machen musste (Gr. Ring
Nr. 938-1.).
^) Als Eigenthümer dieses Hauses wiBd er bereits z. B. f. 5. post Dom.
Cantate (23. Mai) lo8ö genannt. (St. A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571. f. 88 v.)
*) Die landtäfliche Abschrift des Kaufcontractes der einen Schiffsmühle
befindet sich im St. A. Papier-Urkunden-Sammlung 48/8.
^) »Beschreibung« p. 595. -- Konrad, ihr Sohn, erbt später einen Expectanz-
brief, der dem Samuel Wodolinsky von Wodolin vom Kaiser Maximilian II.
ertheilt wurde. (Sth. A. Copialbuch Nr. 105, f. 277.)
») »Beschreibung« p. 595. — L. T. Nr 236 bl. f. M. 18 v. u. X. 7. v. —
Ein czechischer Zettel nebensächlichen Inhaltes ohne Datum, der an
2*
Scretas Geschlecht. 13
Johanns ältester Sohn Heinrich^ dem die Neustädter
Besitzungen seines Vaters zugefallen sein mochten, erlangte
am Dienstag nach S. Briccius (16. November) 1593 das
Bürgerrecht der Neustadt Prag^), vermalte sich in diesem
Jahre mit Ludmilla Ealischtie von Ottersfeld') imd wurde
1594 Steuerschreiber.
Heinrich war 1610 wol schon todt, da er auf dem
gemeinsamen Jetton") der Brüder aus diesem Jahre nicht
vorkommt.
Conrad^), der Zweitälteste Sohn Johanns, war Beamte
der königl. böhm. Eammerbuchhaltung, bei der er 1605
Buchhalter wurde. Auf einen, von Samuel Wodolinsky von
Wodolin geerbten auf 200 Schock böhm. lautenden Expectanz-
brief des Kaisers Maximilian hin fällt ihm am Dienstag nach
S. Dionys (11. October) 1605 ein Hof in der Vorstadt von
Nimburg zu, der nach einer gewissen Anna Huniata oder
Hlawniczek heimgefallen war.^) Für treue, dem Kaiser
Rudolph II. geleistete Dienste, schenkte dieser dem Conrad
am Donnerstage . nach S. Aegidi (6. September) 1607 die,
an die königl. Kammer heimgefallene landtafliche Scherling-
mühle^) auf der Neustadt nebst einem am Ufer gelegenen
Hause, was ihm gegen eine geringe Vergütung an die Erben
des früheren Besitzers Had von Prosecz, die er am Donners-
tage nach S. Matthseus (27. September) 1607 bei der Landtafel
erlegt'^, zugeschrieben wurde. Ausserdem besass Conrad auch
Daniel Sskreta gerichtet ist, nennt einen Jacob Lawin als »Schwager.«
^rag. Sanunlung des Herrn Dr. HorÖiöka.)
St. A. Nr. 568. Lib. jur. civil nov. urb. ab 1582, f. 142 v.
^) Fliegendes Blatt »pro nuptiis ab amicis.« 4^. Pra^ 1593. cilirt von
K. Filat: Nobilitas Bohemise, Böhmisches Museum M. S. 3 H 23, p. 145.
*) Der verstorbene Prager Numismatiker Donnebauer zweifelte einige der
Familienmünzen in ihrer Echtheit an ; bevor jedoch seine hinterlassenen
Schriften, die in der nächsten Zeit herausgegeben werden sollen, seine
Hypothesen bestätigen, muss man die, m der >Beschreibung< sub
Nr. 548 — 551 angeführten Gedenkmünzen als beweiskräftig ansehen. —
Die letzte, unter Nr. 552 genannte Münze wird dort als >neu< bezeichnet.
^) Von seiner Hand befindet sich ein czechischer Originalbrief neben-
sächlichen Inhaltes an Bürgermeister und Rath der Stadt Schlan vom
Dienstage nach S. Medard (10. Juni) 1597 in der Autographensamm-
lung des t Herrn Donnebauer in Prag, die gegenwärtig durch J. Bser
& Co. in Frankfurt a. M. zum Verkaufe gelangt.
«) Sth. A. Copialbuch Nr. 105, f. 277.
•) L. T. 133, f . L 20 bis 21 v.
') L. T. 197 bl., f. D 12 V. — Vielfache czechische Beschwerdeschriften
in oriff. & cop. von 1610 wegen dieser Mühle (als deren Mitbesitzer
Conrad Screta genannt wird) an den Magistrat finden sich im St. A.
Pap. Urkund. Sammig. 48: 13, 16, 17, 20,^22.
1
14 Scretas (Geschlecht.
das Haus „bei schwarzen Hirschen^*)^ das er am 12. Januar
1592 von Ludmilla Morchendorf, Erhard Wolf von Wolfsdorf
und Laurenz Storka von Storkenfels um 1350 Schock gekauft
hatte. Bei dieser Gelegenheit mag er eine Verwandte der
Verkäuferin, Catharina von Morchendorf kennen gelernt haben,
die seine Gemalin wurde. Der Ehe entsprossen sieben Kinder :
die Töchter Agnes, Esther, Catharina und die Söhne Johann,
Conrad, Heinrich und Carl, der Maler — wie aus seinen,
vom 18. Mai 1612 datirten, am Freitage nach Mari» Geburt
(13. September) 1613*) eröffneten letztwilligen Verfügungen')
hervorgeht, die uns auch seinen übrigen Besitz bekannt
Sehen. Das Nimburger Höfchen hat er wieder veräussert,
agegen gehört ihm ein Haus mit Gärtchen ^u kameniku"
auf der Neustadt, zwei Weingärten auf dem Spitalberge da-
selbst, ein Weingarten nebst Wald unterhalb des Schlosses
von Melnik und ein Haus in der Vorstadt von Melnik —
alles schuldenfrei. Ausserdem kam ihm für treue, dem Kaiser
vor 12 Jahren geleistete Dienste eine „Expectanz** von 1300
Schock meissn., zu fünf Procent zu. — Von dem bedeutenden
Vermögen Conrads bekam jede Tochter 700 Schock meissn.,
das Uebrige fiel auf die Söhne. —
Paul*), sein Bruder wurde 1604 Münzamtsschreiber,
1608 Münzamtsverweser, 1610 Münzamtmann ^) in Kuttenberg,
wurde 1612 mit anderen Amtsgenossen, wegen Unzukömm-
lichkeiten, die beim Silberschmelzen vorkamen, suspendirt,
aber schon 1616, nachdem er seine Schuldlosigkeit dargethan,
wieder bei der Münze in Kuttenberg angestellt; 1619 — 1620
war er Münzmeister in Prag. Nach der Schlacht auf dem
weissen Berge kam er in Untersuchungshaft, wurde aber
bald wieder entlassen. 1625—1626 begegnen wir ihm als Raths-
L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. ab 1592 f. XCIV. v.
ä) Daher muss, übereinstimmend mit Da^icky M. S. im Böhm. Museum,
herausgegeben von Dr. A. Rezek, Prag 1878—80. — H. p. 138), sein
Todesjahr auf 1613 festgesetzt werden. — »1615c (noch Rybiöka p. 4)
ist fälsch
») L. T. Lib' test. vet urb. II. f. 34 ff.
•*) Ueber seine äussere Lebenslage findet sich Näheres bei Daöicky IL,
p. 90, 106, 107, 108, 113, 125, 134, 174, 183, 193, 267 und 259. —
Sth. A. C 215, G Vt und S. 8. — »Beschreibung* p. 596 und 597. —
Bllek p. 594.
*) Die Originalinstruction befindet sich im böhmischen Museumsarchive;
aus diesem Anlasse Hess er mit seinen Brüdern einen Jetton prägen
(»Beschreibung« Nr. 550) und im nächsten Jahre — Georg, der jüngste
Bruder dürfte indessen grossjährig geworden sein — wieder einen
Jetton der Brüder (»Beschreibung« Nr. 551).
Scretas Geschlecht. 15
heim in Kuttenberg, wo er in der Zeit der Gegenreformation
viel zu leiden hatte, bis er schliesslich um den grössten
Theil seiner Habe kam. Am 4. Juli 1631 finden wir ihn
zum letztenmale erwähnt u. z. in Olmütz.^) Paul's erste
Gemalin, eine Deutsche: Susanna Lange, die ihn in ihrem
Testamente von Mariae Himmelfahrt (15. August) 1607*) zum
Universalerben eingesetzt hatte, starb 1608, gewiss noch
jung an Jahren; sie kla^ in der Testamentsschrifl, dass
y,wir Menschen wie die Schöne Rosen gleichsfalls wiederumb
vergehen." Seine zweite Gattin Catharina Nypschitz von
Holtendorf und deren Tochter Agnes starben 1625 in
Kuttenberg, seine dritte Gemalin Elisabeth Schatne von Olivet
verlor ihre Habe mit der ihres Mannes.
Daniel*), der interessanteste von den Brüdern, zugleich
die Verkörperung der Familientradition, war 1603 Secretär
bei der böhm. Kammer und ward 1615 zum „defensor con-
sistorii et academise sub utraque^ gewählt Als fanatischer
Utraquist wurde er 1618 einer der 30 Directoren des Landes
u. z. als Mitvertreter der Altstadt. Nach der Schlacht auf
dem weissen Berge floh*) er als Anhänger des Winterkönigs
mit seiner Gattin Judith und verlor seinen Adel und seinen
Besitz. Wir treffen ihn noch am 26. December 1620 in Beuthen*)
in Niederschlesien, wo er auf der Flucht übernachtet und
verlieren ihn dann aus den Augen. Nach der einen Version
soll er später Secretär des Stadtrathes von Danzig^ geworden
sein, nach der anderen der des polnischen Königs.^) —
Georg, der jüngste der Brüder, kommt ausser auf der
Klippe vom Jahre 1611 nirgend vor. —
*) Eine Quittung mit obigem Datum über 50 fl., die von Karl von Zce-
rotin dem Aelteren stammen, befindet sich in der Leon'schen Sammlung
im Landesardiive ; mit Zcerotin bringt ihn auch ein Stern berg'scher
Auszug aus der Horzowitzer Bibliothek in Beziehung, der in der »Be-
schreibung« p. 597 citirt wird.
») L. T. Lib. lest. vet. urb. I ab 1682, f. 298 ff.
8) Mehr über Daniel enthält: L T. Nr. 236 bl. f. M. 18 v. und X. 7 v. -
L. T. Nr. 192, f. N. 8. — L. T. Lib. contr. caerul. vet urb. III, f. 328. -
Sth. A. C 215. P Vfi und S 18. — Bflek p. 593 und 594. —
»Besdireibung« p. 597 und 598.
*) St. A. Nr. 69. Lib. renov. ab 1571 f. 257 fügt 1620 zu seinem Namen
hiezu: >fugit.«
*)Klopsch: Geschichte des Geschlechtes v. Schönaich. Heft IV., p. 25.
•) > Beschreibung« p. 598.
') >Pamdtky< IX. p. 557: Aufsatz von A. Komlnek. Die Quellenangabe
wird unterlassen.
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Scretas Geschlecht 17
1) Wien. Adelsarchiv. (S. qu. 336 und P. oh. 270.)
») D. A. V. Weleslawina : Kalendaf hystorycky. Prag 1Ö90, p. 368.
8) L. T. Lib. test. vet. urb. I. ab. 1682, f. 84 u. 84 v.
*) L. T. Nr. 236 bl. f. M. 18 v. u X. 7 v.
*) Fließendes Blatt »pro nuptiis ...« 4 Prag 1593; citirt von K. Pilat:
NobiUtas Bohemiae. M. S. im Böhm. Museum : 3 H 23, p. 145.
«) L. T. Lib. test. vet urb. II. f. 34 v. u. 35.
') L. T. Lib. test vet urb. L f. 298 ff. — Susanna hatte keine Tochter,
wie es irrthümlich in der »Beschreibung« p. 597 heisst; die dort ge-
nannte Hedwig war ihre Schwester.
8) N. Daczitzky v. Heslowa (um 1620) M. S. im Böhm. Museum ; heraus-
gegeben als »Pameti MikuldSe DaCick^ho z Heslova« von Dr. A. Rezek.
Prag 1878 — 80 als Nr. 5 der 3. Reihe der »Pamdtky stare literatury ^
Cesköt II. p. 257 u. 259.
») Bilek p. 594. .
•0) L. T. Nr. 192 f. N. 8.
»1) Pamätky IX p. 858.
") »Beschreibung« p. 595 citirt: »Epithalamia saeculi XVII. et XVIII.c
9. Bibliothek des Stiftes Strahow. Bei der Bürgerrechtsbewerbung
des Dr. Luk tritt sein Schwager Conrad Sskreta als Bürge auf. (St.
B. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 59).
»») Chr. G. Jöcher: Gelehrtenlexicon. Leipzig 1751, tom. IV p. 431 u. 432.
1*) J. H. Zedier: Universal-Lexicon, tom. 36. Leipzig und Halle 1743»
p. 709 u. 711.
'^) »Beschreibung« p. 596 citirt das Titularbuch vom J. 1654. — Wahr-
scheinlicher ist es, dass sich die Angabe auf den Neffen des Malers
aus der Schweizer Linie bezieht.
1«) Matrikeln der S. Gallikirche. Prag I.
17) Matrikel der S. Thomaskirche. Prag HI.
«8) 1682 ist Veronica noch bei der Taufe ihres Enkels anwesend; 1691
werden zwei Bilder der Verstorbenen genannt (St A. Lib. inv. vet.
urb. N. 1179, f. 103 v. und 107: N. 35, 163.)
»») Sth. A. C. 215, S. 18: Auszug aus dem Protocoll des Anton Lom-
nitzky f. 187. — L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. HI. f. 413.
•«ö) Matrikel der S. Jacobskirche. Prag I. — Die Taufmatrikel der 80er Jahre
ist gegenwärtig verschollen ; die Stelle hat sicli jedoch in einem Aus-
zuge des liandesarchivs (»Matrikenauszüge«) erhalten.
"») L. T. Lib. test vet urb. IV. f. 276 v. ff.
«4 Am 30. Juni 1677 nicht mehr genannt: L. T. Nr. 239 bl. f. A. 2 Rand.
«) St A. Lib. inv. vet. urb. N. 1179 f. 101.
^
IL
Jugendzeit des Malers.
Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderte»^) wurde dem
königl. böhm. Kammerbuchhalter Conrad Sskreta Ssotnowsky
von Zaworzitz von seiner Frau Catharina, wahrscheinlich in
seinem Hause „beim schwarzen Hirschen^') ein Knäblein
geboren, das in der Taufe den Namen Carl erhielt ^) Dem
Vater, der in seinem Testamente zur Vonnundschaft über
die unmündigen Kinder seine Gemalin, seine beiden Bruder
Paul und Daniel und einen gewissen Johann Sraubenj^) be-
') Das Geburtsdatum lässt sich vorläufig nicht genau feststellen, da die
älteste erhaltene Taufmatrikel der Teinkirche. in deren Sprengel das
Haus» beim schwarzen Hirschen«, das mutmassliche Geburtshaus des Carl
Screta liegt, erst mit dem Jahre 1614 beginnt Nach Sandrart (IL p. 327)
wäre Screta 1615 geboren, was nicht möglich ist, da er bereits im
Testamente seines Vaters am 18. Mai 1612 genannt wird; ebenso
unrichtig ist das Datum »1619« (Abregt de la vie des peintres dont
les tableaux composent la Galerie electorale de Dresde. Dresden 1782.)
Die Angaben variiren von 1601 (»Beschreibung« p. 596) bis 1610 (K. Pur-
kyne: Rritickä, pfiloha k närodnim listum. Prag I. Jahrg. 1864 p. 103).
Die Annahme Pelzels (Abb. I. p. 109) »1604« ist — obwol willkürlich —
die Verbreiteteste.
*) Rybi£ka (p. 7) machte da die Bemerkung, dass dieses Haus zur ewigen
Gedächtnis geschmückt werden müsse : » videant ergo consules !« .... Der
Aufruf blieb nicht ohne Folgen; seit dem Jahre 1872 ist daselbst eine
Gedenktafel mit dem Reliefbilde des Malers angebracht, gestiftet von
der »Umeleckä beseda«.
•) Dass Screta — wie es in einem M. S. des Herrn Dr. Schebek in Prag
heisst — »von italienischen Eltern zu Prag gebohren« wurde, oder aus
einem »itahenischen Geschlechte« stammte (Jahn N. B. XIX p. 321),
gehört in das Reich der Fabel und wird schon 1792 von Pehsel
(Abb. IV. Vorrede p. XII) dementirt. Man glaubte, dieses aus dem
Namen schliessen zu können. — Indess kommt ein Waniek (Wenzel)
Sskrzeth und ein Peter Sskrzet schon im ältesten Prager Malerbuche
vor (Pangerl und Woltmann: Das Buch der Malerzeche in Prag. Wien
1878, p. 62, 77. 108 und 112).
*) J. Sraubeny aus Schlan, Rathsdiener war f. 4. post Incarn. Christi
(30. März) 15VM; Altstädter Bürger geworden. (St. A. Nr. 535. Lib. jur.
civ. vet urb. ab 1550. f. 274.)
Jugendzeit des Malers. 19
stimmt, liegt das G-edeihen seines jüngsten Söhnchens sehr
am Herzen; er bittet in den genannten letztwilligen Ver-
fügungen wiederholt seine Frau, sieh nicht vor der Volljährig-
keit Carls wieder zu verehelichen^ zu sparen, um dieses Kind,
gleich den anderen^ auch gut in Reli^on und Kenntnissen
erziehen lassen zu können, damit sich alle später gut ernähren
könnten u. s. w. Solche Worte des Testamentes machten
nach dem Hinscheiden Conrads (1613) gewiss den mächtig-
sten Eindruck auf dessen Witwe; sie nahm sich auch- jeden-
falls der Erziehung ihrer Kinder warm an. — Ihre beiden
Schwäger Paul und Daniel werden sie wol wenig dabei
unterstützt haben, sodass sie sich den Eimer Weines, den
Conrad jedem in seinem Testamente für seine Mühewaltung
ausgesetzt hatte, kaum verdienten. Paul lebte zumeist in
Kuttenberg und Daniel war in das politische Getriebe seiner
Tage so sehr verwickelt, dass er wol nicht viel Zeit für
seine Verwandtschaft erübrigt haben dürfte, und eines ist
sicher: Wenn die ersten Anfänge der Kunst bei Carl noch
in seine Prager Zeit fallen, hat Daniel, der unter den Bilder-
stürmern der Domkirche besonders gen^^nnt wird,*) seinen
Neffen, jedenfalls nicht für die Malerei begeistert.
Im Einzelnen lässt sich der Bildungsgang des jungen
Carl nicht verfolgen; er mag einige Jahre lang eine Mittel-
schule besucht haben. Seine lateinischen Kenntnisse, und —
wenn wir eine analoge Schulbildung, wie bei seinem Bruder
Heinrich*) annehmen — die Anfangsgründe des Französischen
und Italienischen sind vielleicht in diese Zeit zurück zu
datiren. Auch lässt sich nicht bestimmen, ob er den Joachim
Sandrart, seinen späteren Biographen, der 1621 nach Prag
zum Aegidius Sadeler kam'), schon bei dieser Gelegenheit
kennen gelernt hat.
Sein erster Zeichenunterricht dürfte wol noch in seine
Prager Zeit fallen, obgleich er sich zu keinem zünftigen
*) »Beschreibung« p. 597 citirt ein M. S. der Strahower Bibliothek »Be-
schreibung des Fenstersturzes«.
«) Ein Stammbuchblatt von dessen Hand in französischer und italienischer
Spracie befindet sich in dem Gedenkbuch eines Dobrzikowsky von
mleiow [p. 192 (nach p. 198)], bei dem sich Heinrich Sskreta zu
Dobrzikow im April 1626 aufgehalten haben muss (Prag. Autographen-
sammlung des t Herrn Donnebauer), publicirt* in den »Pamätky« XII
p. 542. [Aber ein »Screta von Dobrzikow«, wie da geschrieben wird,
existirt nicht.]
•) Lebenslauf und Kunstwerke des . . . Joachims von Sandrart von des-
selben . . . Vettern und Discipeln. Nürnberg 1675 p. 5 col. 1.
20 Jugendzeit des Malers.
MeiBter als Lehrling begab ^). Möglicherweise ftihlte auch
unser Maler sich veranlasst, zur Palette zu greifen, als Sadeler
dem Sandrart die Malerei empfohlen. Die reiche Gemälde-
sammlung Kaiser Rudolphs II., die damals noch vollständig
in Prag aufbewahrt war, bot gewiss zahlreiche Anregungen. —
„Scretas" erste bekannte Arbeit vom Jahre 1627 ist
1635 von W. Hollar gestochen worden.
Die Schlacht auf dem weissen Berge (8. Nov. 1620)
änderte mit einem Schlafe die Sachlage in Böhmen. Die
Liberalen hatten allen Hidt im Lande verloren, auch Namen
und Wappen der Familie Sskreta hieng auf dem Galgen,
da Daniel seine Person der richterlichen Gewalt durch die
Flucht entzog. Conrads Witwe Catharina wollte den Tradi-
tionen ihres Hauses treu bleiben, daher wurde sie gezwungen,
mit ihrer Familie ein anderes Heim aufzusuchen, und begab
sich mit ihren Kindern in Gesellschaft anderer Emigranten
nach Freiberg*).
Catharinas ältester Sohn Johann lenkte schon früher
seine Schritte in die Schweizer Berge und begründete dort
eineAerzte- und Gelehrten-Familie, die weithin einen guten
Namen hatte'). Der zweite Sohn Conrad scheint jung gestorben
zu sein, da nicht er, sondern der bereits ebenfalls grossjährige
dritte Sohn Catharinas 1630 als Bevollmächtigter seiner
Mutter bei einem Grundverkauf auftritt. Zuerst verkauft
1) Im »Raittungsbuchc der Prager Maleraeche von 1600 — 66 (G. P. K. F.)
findet sich wenigstens keine Ngtiz vor.
=») Sth. A. C. 215. S. 18. — Wenn Leonhard Korka Cholowsky von Kor-
kinie, der die beiden czechischen Berichte: vom 12. und 18. October
1633 an die königl böhm. Kammerräthe verfasste, die nichtkatholische,
ja feindHche Gegend, in der sich Catharina und ihre Kinder aufhalten,
besonders tadelnd hervorhebt, so darf uns das nicht Wunder nehmen ;
es geschah dies noch unter dem Eindrucke des sächsischen Einfalles
in Böhmen (1631).
In den Freiberger Bürgerlisten wird der Name Screta nicht genannt,
wie denn überhaupt Frauen nur selten vorzukommen pflegen. Dass
Freiberg eine beliebte Zufluchtsstätte für die böhmischen Exulanten
war, erhellt z. B. auch aus den dortigen Aufzeichnungen vom 28. Fe-
bruar 1638, an welchem Tage eine Gesellschaft von 19 Personen,
darunter 5 Frauen, das Bürgerrecht bekommt. — Dem Präsidenten
des Freiberger Alterthumsvereines Herrn H. Gerlach sei an dieser
Stelle mein bester Dank für sein freundschaftliches Entgegenkommen
während meines Aufenthaltes dortselbst ausgesprochen.
8) Näheres über die Schweizer Linie : Gh. G. ' Jöcher : A. Gelehrtenlexicon
Leipzig 1751 tom. IV p. 431 u. 432 und J. H. Zedier : Universal-Lexicon
tom. 36 (Leipzig und Halle 1743) p. 709—11. Die Nachkommen dieser
Linie existiren noch heutzutage in der Schweiz z. B. in SchafHiausen.
Jugendzeit des Malers. 21
diese die Scherlingmühle an einer gewissen Himmelstein ^),
dann im Jahre 1629 das Haus „beim schwarzen Hirschen^
um 2500 Schock meissn. an den Rathsherm Andreas Leyn-
haus von BrzewnoW; der ihr 1000 Schock als Anzahlung gab*).
Den Rest des Kaufschillings confiscirte die königl. Rammer
1633, weil Catharina ihre verwaisten Kinder aus dem Lande
gefiihrt und trotz der „Patente** und „Decrete de Emigrantibus
orphanis** nicht mehr zurückgebracht hatte'). An dem Pro-
cessen) betheiligte sich später der Maler Carl, der sich um
diese Zeit bereits in Italien aufhielt, — Den Weingarten
aui dem Spitalberge hatte Catharina durch ihren Sohn 1630
an Judith Bilvn um 400 Schock meissn. veräussert.*)
Die sächsische Bergstadt Freiberg, in der die Witwe
mit ihren Kindern lebte, hatte damals eine viel grössere
Bedeutung, als heute ; sie zählte 30.000 Einwohner. Erst der
dreissigjährige Krieg, der auch Freiberg arg heimsuchte,
brach die Blüthe des Wolstandes dieser Stadt
Wie lange Carl da lebte, wer seinen Unterricht in der
Kunst leitete, lässt sich nicht feststellen; er dürfte wahr-
scheinlich nur kurze Zeit in Freiburg verbracht haben®).
In Prag befand sich um das Jahr 1630 von der ganzen
grossen Familie nur noch eine Schwester Carls, Agnes^, die
an einen gewissen Reimund vermalt war und als Mitbevoll-
mächtigte ihrer Mutter mit Jacob Kozel von Peczlinowetz^)
und Josef Dobrzensky von Nigroponte^) die Interessen ihrer
Angehörigen zu vertreten hatte.
*) Sth. A. C. 215 S. 18. (Bericht vom 18. Oclober lföJ3.) Es wird nur eine
»Mühle« schlechtweg genannt, aber Conrad besass eben nur die
Schmerlingmühle.
*) L. T. Lib. contr. ca^rul. vet. urb. IIT. f. 413 v.
*) Aus den oben citirten zwei Berichten L. Korkas (Sth. A.J entnehmen wir,
dass eine von den bereits »majorennen« Waisen — vielleicht Conrad —
schon aus dem Leben schied, der eine Sohn, wahrscheinlich Johann,
schon lange vor dem Hausverkaufe sich »im Reiche« niedergelassen
und dort verheirathete, der zweite — wol Heinrich — im Dienste
eines nichtkatholischen Fürsten stehe. Die daselbst gebraudite Be-
zeichnung »Lyssensky« dürfte vielleicht mit »Liegnitz« zusammen-
hängen, und in diesem Falle wäre Heinrich im Dienste des sächsischen
Kurfürsten Johann Georg L gestanden, in dessen Gebiet ja auch Frei-
berg lag. Eine Tochter — möriicherweise Esther — sei gegen das
Verbot heimlich der Mutter nachgefolgt, habe aber die Gefahren der
Reise nicht ertragen und sei gestorben.
*) Sth. A. C. 215 S. 18 : Urkunden vom 12. und 18. October und 7. No-
vember la^ mit Beilagen von 1628 u. 1629, und vom 7. August 16^1.
Sth. A. C. 215 U. 5 : Decretsentwurf vom 23. October 1668.
6) L. T. Lib. contr. XX f. 222. (Bllek p. 1034.)
«) Dr. E. Wemikes Aufsatz »Zur Gescnichte der Malerinnunc in Freiberg«
(Mitteilungen vom Freiberger Altertumsverein. 17. Heft 1880. p. 17 ft^
III.
Sereta in Italien.
Die Familie Sskreta fand das idyllische Asyl, das sie
nach den Wirrsalen in Böhmen suchte, in der sächsischen
Bergstadt nicht. Der Durchmarsch der verschiedenen Truppen,
die bald vor Magdeburg, bald auf das Schlachtfeld von
Leipzig und Breitenfeld zogen, die periodischen Zwangsein-
quartirungen und Contributionsfordeningen — das Alles be-
dränge auch unsere Exulanten« Carl, der mittlerweile zum
Jüngling herangewachsen war und sich der Kunst gewidmet
hatte, sah bald, dass Freiberg zur Entfaltung seiner Wirk-
samkeit nicht der richtige Ort war; ein Maler war damals
in Deutschland überflüssig; in der Nachfrage nach einigen
wenigen Porträts äusserte sich das ganze Kunstbedürfnis,
wenn das noch so genannt werden darf. — Andererseits
war dieser Maler ja erst in den Lehrjahren. Da war es der
Ruf einiger Kunststätten in Italien, der auch nach Deutsch-
land gedrungen war und den jungen Mann bewog, die Reise
südwärts über die Alpen anzutreten.
In Venedig hielt sich Screta — seit der italienischen
Reise gebraucht er diese Schreibweise, zumal als Künstler,
consequent — ^etliche Jahre" auf, ^dass er alles denkwürdige
nennt weder Screta, noch irgend einen Maler, der mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit dessen Lehrer sein könnte. Ob Screta mit dem
Freiberger Maler Christoph Zdölen, der seit dem 10. September 1598
Bürger der Kleinseite Prags war (St. A. Nr. 567. Lib. jur. civ. min. urb.
ab 1587. f. 63 v.), in Verbindung gestanden, ist nicht bekannt. —
Dem Freiberger Gymnasium dürfte Screta nicht mehr als Schüler an-
gehört haben. Dieses lässt sich aber ebensowenig beweisen, wie das
Gegentheil, da der damalige Rector Schellenberg — wie mir Herr
Dr. M. Rachel freundlichst mittheilt — von 1626 — 42 keine Eintra-
gungen vornahm.
')Sth. A. C. 215 S. 18. Processbeilage : Auszug aus dem Protocoll des
Anton Lomnitzkv f. 187. — L. T. Lib. contr. caerul. vet. urb. lü. f. 418.
1
1
I
I
Screta in Italien. 23
sich bästmöglichst zu Nutzen machte. ^0 Von Venedig, wo
Screta hauptsächlich den Veronese und Tintoretto studirte,
begab er sich zu längerem Aufenthalte zu den damaligen
Modemalem nach Bologna ; vor Allem waren es die Carracci
und Guido Reni^, die den nachhaltigsten Einfluss auf ihn
ausübten, ein Einfluss, der ihn zeitlebens beherrschte.
Hierauf reiste er über Florenz^, wo er sich einige Zeit
aufhielt, nach Rom. Hier traf er 1634^) ein, in demselben
Jahre, als der Strassbur^er Maler Johann Wilhelm Bauer^)
der Italien bereiste und später ebenfalls in Oesterreich
Stellung fand, aus Neapel dahin kam; auch mit Sandrart
mag er da zusammengetroffen sein. In Rom wurdo Screta
als nordischer Maler selbstverständlich MitgUed der löblichen
Gesellschaft Schilder Beut, und empfieng den Namen ^Slag-
zwaart"^, „Zlagzwaard"^) oder „Espadron"®). Screta studirte,
wie mannigfache Anlehnungen in seinen Gemälden beweisen,
in Rom vor Allem Raffael und die Naturalisten.
*) Sandrart ü. 327. — Purkynö (Kritickä pHloha k närodnfm listüm)
Jahrg. 1864 p. 104 setzt die Zeit seines venezianischen Aufenthaltes
wiUkttrlich in die Jahre 1630 — ftö. Im Verlaufe seines sehr phantasie-
vollen Artikels kommt er fast nur auf die italienischen Maler, von
denen er einige mit Screta persönliche Freundschaft schliessen lässt,
im Allgemeinen zu sprechen, wobei Screta, dem der Aufsatz gewidmet
sein soll, zu kurz kommt; er führt unter anderen Zeichnungen, die
sich bis auf den heutigen Tag erhalten haben sollen, mit Namen einen
Ganymedes mit der Signatur »Veneziac an, den er bei einem Münchner
Sammler — den Namen nennt er nicht — gesehen haben will.
^) Dass Screta den Guido Reni sehr hoch hielt, ist wol nicht zu be-
zweifeln. Conte C. C. Malvasia (Felsina pittrice. Bologna 1678 II. p. 58)
sagt ja: >Fü tanta, e tale insomma la fama e'l grido ch^egli ebbe, che
parue, che a suoi tempi non fosse stimato buon Pittore, chi d^esser
stato suo scolare non si fosse potuto pregiare . . .« — Dass aber Screta
ein Lieblingsschüler Guido's gewesen wäre, wie man umgekehrt gerne
gefolgert hatte, ist sicher unrichtig. Malvasia, der uns die ausführ-
lichsten Daten über die Bologneser Maler liefert und jedenfalls schon
zu Lebzeiten Screta's an seinem Werke schrieb, kennt dessen Namen
gar nicht; er mag wol unter den genannten tauchen »ottanta Scolari
di tutte quasi le niizioni di Europa« enthalten sein. — Jedenfalls hat
Screta die ihm von wol wollenden > Kunsthistorikern« zugedachte Rolle
in Italien nie gespielt.
*) Ein freundschaftlicher Verkekr mit dem damals ungefähr 17jährigen
Carlo Dolci wird wol nicht anzunehmen sein.
*) Sandrart Tl. 327 col 1.
6) Sandrart II. 306 col. 2.
*) A. Houbraken. Schouburgk. 1718. Uebersetzt von Dr. A. von Wur/bach.
Quellenschriften XIV, (Wien 1880) p. 220
') J. C. Weyermann II. 217.
) Descamps U. 365. — Ob aus diesem Namen, wie Rybiöka p. 8 meint,
Rückschlüsse auf eine l)esonders ritterliche Haltung erlaubt sind, ist
8
24 Screta in Italien.
Bald nach dem Jahre 1634 wird Screta, wol in Qesell-
Bchaft des Malers Wilh. Bauer, Rom und Italien überhaupt
verlassen haben und ohne weitere Umwege zurückgekehrt
sein. Briefe seiner Angehörigen mit der Nachricht, dass im
Jahre 1633 die seiner Mutter gebührende Summe von 1500
Schock meissn. vom Fiscus eingezogen wurde und die köniel.
Kammer auf wiederholte Vorstellungen und Recurse nicnt
reagirte, mö^en ihn zum Entschlüsse einer raschen Rückreise
bestimmt haben. Möglicherweise knüpfte er auf dem Rück-
wege in Salzburg jene Beziehungen an, die später in der
Bestellung von Gemälden ihren Ausdruck fanden.O
Bis zur Rückkehr des Malers aus Italien ist sein Lebens-
lauf verhältnissmässig noch dunkel und unbekannt.^)
zweifelhaft. Mich dünkt, dass ein Spitzname — und solche führten
doch zumeist die Bentmitglieder — gewöhnlich einen Mangel berQhrt.
Es passt zu allen Charakterzügen Screta^s, die wir später kennen
lernen werden, besser, sich ihn nicht gerade als Raufbold — als
welcJier er mit den Niederländern wol kaum hätte concurriren
können — , sondern eher als Hasenfuss vorzustellen.
1) Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Krzbischof Johann Ernst Graf
Thun-Hohenstein, der von Prag nach Salzburg kam, erst später die
Bilderbestellung vermittelte.
*) Eine Vorstellung einer itaUenischen Künstlerfahrt jener Zeit vermittelt
uns der »Lebens-Lauf und Kunst -Werke des . . . Joachims von Sandrart
von dessen . . . Vetlern und Discipeln.« Nürnberg 1676 fol. Für Screta
müsste ein etwas verkleinernder Massstab angenommen werden.
IV.
Sereta in Prag.
Screta hatte seine guten Gründe, warum er wieder
nach Deutschland zurückkehrte. — Die Concurrenz, die ihn
in Italien erdrückt hätte, brauchte er im heiligen römischen
Reiche nicht so zu fürchten. Mit grossem Fleisse hatte er
sich im Süden eine gewisse technische Fertigkeit angeeignet,
die ihm gegenüber den heimischen Zunftgenossen, die kaum
aus dem Umkreise ihrer Mauern hinausgekommen waren, die
dominirende Stellung sicherte. So zog er denn heim, „um da-
selbst die Früchte seines Füllhornes auszuschütten^ — wie
sich Sandrart auszudrücken behebt — oder „der edlen
Mahlkunst; die in einem tiefen Schlamm äusserer Verachtung
steckte, den Schmutz von ihrem Gesichte abzuwaschen".
Schon im Jahre 1635 finden wir Screta diesseits der
Alpen u. zw. in Sachsen, wo seine Mutter ihren Wohnsitz
aufgeschlagen hatte; er zeichnet für den Kupferstich einige
Mitglieder der Kurfürstenfamihe 0.
Warum er bald gerade in Prag sich niederliess, findet
zum Theile seine Erklärung in den langwierigen Familienpro-
cessen, die wir später kennen lernen werden; jedenfalls müssen
eine poetische Sehnsucht nach seiner Geburtsstätte, eine Be-
geisterung für seine Heimat u. dgl. schöne theoretische Triebe
aus dem Spiele gelassen werden.
*) Eine Anwesenheit am Sächsischen Fürstenhofe muss aher deshalb nicht
angenommen werden, ist sogar höchst unwahrscheinUch. Die sehr con-
ventionellen Zeichnungen, denen keine directen Aufnahmen zu Grunde
Hegen, sind auf Bestellung des Dresdner Verlegers Jacob Schmit von
Samuel Weishun, der sich damals zu Pirna aufhielt, gestochen worden
und waren für die Verbreitung unter das Volk bestimmt.
3
26 Screta in Prag.
Gegen das Jahr 1638 '") ist Screta in Prag, wo er bis
an sein Lebensende verblieb.*)
Der Maler, der sich bei jeder Gelegenheit als ein kluger
und pfiffiger Mann benimmt, wusste genau, was man thun
musste, wenn man eine Rolle spielen wollte. Das zähe Fest-
halten An der alten Familientradition, dass noch seine Mutter
zum Verlassen ihrer Heimat bewogen, schien ihm nicht am
*) In dieses Jahr fällt, wie wir später sehen werden, seine Erbserklärung
nach seiner Tante Strassburger oder Strosberger. Seinen Namen finden
wir u. A. bald auch auf einer im gräfl. Czernin'schen Archive zu Neu-
haus verwahrten Cessionsurkunde vom 18. October 1640. vermittelst
welcher Joh. Jacob Cavallini, Universalerbe seines Vetters Caspar
Delfinetti dem Joseph MaggioU und seiner Frau Elisabeth die laut
Obligation bei Anton Brucci auf Rothlhota und beim Grafen Wilhelm
Slavata haftende Forderung von 4000 fl. abgetreten hatte. — Die Mit-
theilung dieser Urkunde, die Screta — kaum zufallig — in Beziehung
zu Italienern vorführt, verdanke ich dem Herrn Archivar Franz Tischer
in Neuhaus. — Auf dem Pseudoselbstporträte Screta's im Rudolphinura,
Prag, das nach der Tracht zu schUessen gewiss keinen Italiener, sondern
ein böhmisches Landeskind vorstellt, findet sich schon die (allerdings
etwas unsichere) Signatur:
Carolus Screta
Pinxit 1638.
Die schöne Fabel von Pelzel (I. 109) und Jahn (N. ß. XIX. 323), man
habe dem Screta in Bologna eine academische Professur angetragen
und zwar jene, die, wie Purkyne (K. P. p. 106) und Rybi6ka (p. 9)
mutmassen, nach dem Tode Guido's (1642) erledigt worden war, wird
damit selbstverständlich illusorisch. Man wird doch nicht im Ernste
behaupten wollen, dass man einem Manne, den Malvasia nicht einmal
dem Namen nach kennt, das Diplom über die Alpen nachgesandt
hatte. Ebenso unrichtig, wie die Aussage Jahn's, »dass ihn die Italiener
nicht von sich wegreisen lassen wollten,« ist andererseits die Ansicht
Füsslins (Allgem. Künstlerlexicon, Zürich 1779 p. 601 col. 1), der von
einer Zurück be ruf ung nach Böhmen spricht. — Die spätere Tradi-
tion mag das aufgebauscht haben, was Screta nach seiner Rück-
kehr aus Italien seiner spiessbürgerlichen Umgebung aufgebunden
haben wird.
«) Dass Screta bei seiner Rückkehr aus Italien von Kaiser Ferdinand III.
oder gar — wie es im M. S. des Herrn Dr. Schebek heisst — später
von Leopold I. mit dem Adel beschenkt worden sei, ist unrichtig. Die
Angabe stammt aus einer Zeit, in der man die Eltern und Grosseltern
des Malers noch nicht kannte; leider fristet sie noch ihr Dasein bis
zum Jahre 1864 (Purkyne). — Der Adelsverlust bezog sich nur auf
den Oheim des Malers, Daniel. — Ebenso überflüssig wäre auch die
von Pelzel (A. I. p. 109) erwähnte Verleihung des Bürgerrechtes von
Seiten des Altstäater Magistrates gewesen, da Screta ja bereits alt-
städter Bürger war. Thatsächlich enthalten auch die Stadtbücher
nicht die geringste Andeutung davon. — F. Müller (Die Künstler aller
Zeiten und Völker. Stuttgart 1857— ()4 tom. III. p. 512) weiss uns
nebst der Ad eis Verleihung sogar zu erzählen, dass Screta »Ehren-
bürger« von Prag wurde, wie er ihn auch 1644 »Ehren mitgliedc der
Malerzeche werden lässt.
ScretaSin Prag. 27
Platze, zu einer Zeit, in der die Gesellschaft Jesu das erste
und entscheidende Wort zu reden hatte ; er hielt es für an-
gezeigt, Katholik zu werden und schloss sich in der Folgezeit
immer enger an die Jesuitenpartei an, welche sich in diesen
Tagen der grössten Macht erfreute.
Da Screta — auch in der Folge — die Hofbefreiung
nicht erlangte, trat er in die Bruderschaft der damals noch
vereinten Altstädter und Kieinseitner Maler ein '). Wie in der
Vorahnung, dass mit Screta eine neue bedeutsame Epoche
in der Malerbruderschaf); eintreten würde, beginnt dieses Jahr
in ungewönlich feierlicher Weise im „Raittungsbuche** :
Soli Deo Honor Et Gloria
Anno 1644. 10. Januari.
In dem Quartalberichte vom 19. Januar 1644*) begegnen
wir dem Namen Screta*) zum ersten male. Es sind folgende
Zunftgenossen anwesend: Ausserdem Regierungsvertreter, In-
spector und Rathsherrn der Altstadt Prag, Paul Oonstantin Fiala
von Feigelfeld; der Rathsherr und Goldschmied Carl Schuster
*) Die Kleinseitner und Altstädter bildeten, getrennt von den Neustädtern,
eine gemeinsame Zunft der Maler, Bildhauer (Holzschnitzer), Goldsticker
(Perlhefter) und Glaser. Erst im Todesjahre Screta's (1674^ erfolgt die
Separation der Kleinseitner. — Unrichtiger Weise verwecnselt Nagler
(Künstlerlexikon tom. 16 p. 184?) die Malerbruderschaft, eine Zunft, mit
einer »Academie« oder »Kunstanstalt«.
«) Der >8. Mai< ist unrichtig, aber seit Jahn (N. B. XIX. 321) nicht zu
beseitigen. Die Urquelle, aus der geschöpft wurde, ist ein Mitglieder-
verzeichnis der Malerzunft vom Komotauer Maler Paul Friedrich
Fahmschon (Prag. G. P. K. F.), das aber erst vom Jahre 1714; datirt.
Bei jedem Mitgliede gibt dieser das genaue Aufnahmsdatum an ; woher
er es genommen, bleibt meistentheils räthselhaft. In unserem Falle
liegt vielleicht eine Verwechslung mit dem 8. Mai 1651 vor, an welchem
Screta nach einigen Gontroversen sich wieder mit der Bruderschaft ver-
söhnte. Die Originalprotocolle der Malerzeche aus dieser Zeit sind zum
Glück theil weise noch erhalten (G. P. K. F.). — Das »Raittungsbuch«
(Rechnungsbuch) vom Jahre 1600 bis 1656 bildet die Hauptquelle für
diesen Theil meiner Darstellung; leider fehlt dann die Fortsetzung
von 1656—99, da das nächste erhaltene Malerbuch erst mit diesem
Jahre wieder beginnt. Die erste Publication aus diesen Malerbüchern
unternahm der Secretär der Gesellschaft Herr Alois Czermack in der
»Allgemeinen Kunst-Chronik« Jahr§. 188-4 p. 108—110 u. 129, 130. —
Eben diesem Herrn bin ich für die leichte Zugänglichkeit der Maler-
confraternitätsacten zu besonderem Danke verpllichtet.
^) Seine officielle Aufnahme, die wahrscheinlich noch vor das Jahr 1644
fällt, ist nicht verzeichnet, wie denn überhaupt die Jahre 1636 — 43
nur fragmentarische und — weil nicht chronologisch geordnete —
spätere Aufzeichnungen enthalten. — Da die Sprache der Bruderschafts-
bücher zu Screta's Zeiten zum grössten Theile czechisch war, wird
dessen Namen hier consequent »Sfkreta« geschrieben.
3*
28 Screla in Prag.
von Goldburg; der Altstädter Maler Ulrich Husch (Mossau),
Oberftltester J der Kleinseitaer Maler David Norbert Altmann
von Eydenburg; der Altstädter Hofglaser Georg Lambeck
(Lanapach), der Kleinseltner Goldsticker Melchior Starklauf —
drei Zunftälteste. - Ausserdem: der Hofmaler Mathes Mayer
(Mär)'), der Kleinseitner Maler Anton Stefan (Stevens von
Steinfels), der Altstädter Illuminist Georg Gabriel Mayer,
der Maler Mathes Arant — und Carl Screta^ nebst zwei
Glasern: Jacob Sysel (Surex) und Severin Votter.
Screta erscheint in dieser Sitzung in der man die Ord-
nung der Plätze bestimmte, als der letzte in der Reihe der
Maler.*)
In den nächsten Jahren bis 1650 kommt Screta nicht
vor; zum Theile waren es die Kriegsereignisse dieser Zeit,
welche die Sitzungen aus der Ordnung brachten, ja das
ganze Vereinsleben eine Zeit lang aufhoben.
Ob Screta im Jahre 1648 an der Vertheidigung Prags
gegen die Schweden activ betheiligt war^), lässt sich nicht
feststellen. Wahrscheinlich ist dies nicht; Screta war damals
jung verheirathet. Als Meister musste er nämlich eine passende
Ehehälfte haben, und die fand er in der ehrsamen Jungfrau
Veronica Grönberger, mit welcher er am 9. Juli 1645 unter
Assistenz von fünf angesehenen Zeugen in der Kleinseitner
S. Thomaskirche getraut wiirde.^)
*) Matthias Mayer, der am 23. März 1610 aus Ips nach Prag kam (St A.
Nr. 667. Lib. jur. civ. min. urb. ab 1587. f. 105), gewinnt dadurch
unter den Anderen an Wichtigkeit, weil er der Lehrer des Georg Gabriel
ist, den er an S. Laurentius (10. August) 1632 als Lehrling angekündigt
hatte (Raittungsbuch f. 110). Seine beiden Söhne Heinrich und Hans
Ernst gehören zu denen, die der Confraternität am meisten zu schaffen
machten. — Matthias war zugleich der Lehrer des Breslauers Arant, den
er am Montag, an St. Heinrich (12. Juli) 1621 freigesprochen hatte (Rait-
tungsbuch f.80v.) und der zugleich mit Altmann und Stefan am 31. März
l&ß um Aufnahme in die Malerbruderschaft bat. (Raittungsbuch f. 115 v.)
Raittungsbuch f. 118 v.
Unter den von Hammerschmidt (p. 622 — 624r) namentlich erwähnten
ruhmvollen Vertheidigern Prags kommt der Namen Screta's nicht vor ;
freilich erwähnt dieser nur öffentliche Würdenträger, während Carl
Screta kein Amt bekleidete. Die zwei Kupferstiche, die der Maler
später fiir das »Theatrum Ruropaeum« entwarf, sind natürlich kein
Beweis für seine active Theilnahme.
) In derVermälungsmatrikel der S. Thomaskirche (Prag III) vom Jahre 1632
steht unter obigem Datum, fol. 18. b: Item Copulatus est ingenuus &
spectabilis Don^'n^s Garolus Screta pictor, cum honesta virgine Vero-
nica Grönbergerin filia Antonij Grönberger ciuis minoris Pragae &
Mariae. Testes Nobilis et Arnplifsimus Dominus Wenceslaus Giffsberoffsky
Scriba minor Re^ni Boemiae, Antonius de Bofsi officialis falis, Dom»""«
Martinus Luth vitricus fponsae ciuis et Senator paruae partis, Simon
?
Screta in Prag. 29
Am 27. Juni 1650 finden wir Screta — sein Name
rangirt gleich hinter denen der Aeltesten — in der Maler-
zeche; er unterstützt mit anderen eine Beschwerdeschrift
gegen einen gewissen J.Paul Dworsky.*) — Bald darauf ver-
anlassen ihn, sowie die Bildhauer Ernst Heidelberger und
Abraham Melber^, verschiedene Sti'eitigkeiten zum Aus-
tritte. Aber schon am 8. Mai 1651^) wird der Zwist wieder
beigelegt, Screta und die Anderen erklären, wieder eintreten
zu wollen, was allgemein beifällig aufgenommen wird und
den Protocollisten veranlasst, seinen Bericht mit einem Segens-
ausdruck zu schliessen.
Die Erfolge dieser freudigen Sitzung feiert man noch
bei einem Gläschen Wein, zu welchem Zwecke 1 Schock
meissn. und 15 böhm. Groschen bewilligt wurden.*)
Von nun an erscheint und zahlt Screta wieder regel-
mässig. — Der Stoff der Berathungen ist immer derselbe :
finanzielle Massregeln, Zwistigkeiten mit Neustädter Malern,
mit den Bildhauern, mit auswärtigen Künstlern u. s. w. Das
Raittungsbuch gibt uns überhaupt nur über die pecuniären
Verhältnisse der Malerbruderschafl genauen Aufschluss, allen-
falls noch über Lehrlingsaufhahmen ; von verfertigten Kunst-
werken ist fast nie die Rede.
Der Herzenswunsch Scretas sollte bald in Erfüllung
gehen. Der Oberälteste (seit 1631) Ulrich Musch lag wahr-
scheinlich schon krank darnieder, als sich am 22. Mai 1653^)
die vier der einflussreichsten Zimftmitglieder : Fabian Harow-
Dietz lorarius et ciuis minoris Pragae, Simon Luth etc. — Das Citat
der Zeitschrift »Lumir« VIII. Jahrg. Prag 1858 ist nicht so wörtlich,
wie es sich zu sein rühmt.
*) Raittungshuch f. 127 v. — Dworsky, der von 1648 bis zu seinem Tode
(.Sl. Dec. 1653) die verschiedensten öffentlichen Stellungen bekleidete
(St. A. Nr. 70 Lib. ren. ab 1630. f. 38 v. ff.), war, wie auf demselben
Blatte des Raittungsbuches verzeichnet ist, zu dieser Zeit erster Beamte
am Tein und hatte am 14. Juni zwei Postaraente vom S. Lucas-Maler-
altar der Teinkirche wegtragen lassen.
2) Diese beiden, nach Prag eingewanderten deutschen Bildhauer ver-
ursachten der Malerbruderschaft immerwährend viel Aergernis, wie
nicht nur im Malerbuch fast auf jedem Blatte zu lesen ist, sondern
auch aus mehreren erhaltenen Streitschriften (G. P. K. F.) hervorgeht.
3) Raittungsbuch f. 129 v.
*) Die »Politik« Nr. 84 vom Jahre J883 rechnet falsch, wenn sie ungleich-
artige Summanten zusammenzählt und »16 Schock Groschen« heraus-
bringt. — Leider sind solche nebensächliche Unrichtigkeiten nicht die
einzigen und grössten, die in den genannten beiden Feuilletons
dieser Zeitung (vom 8. April und 19. December 1883) über Screta zu
finden sind.
b) Raittungsbuch f. 139 v.
30 Screta in Prag.
nik '), Johann Hess ^, Nicodem Czizcek ^ und Johann Georg
Starklauf bei Screta versammeln, um mit diesem Berathungen
zu pflegen. Am 4. Juli dieses Jahres stirbt Musch und wird
am 7. Juli feierlich begraben.*) Am 11. Juli^) reichen die
Aeltesten Czizcek und Lambeck im Namen der Conlrater-
nität eine Supplication ein^ dass an Stelle des Verstorbenen
ein anderer zum Oberältesten bestimmt werde. So wird
denn am 14. Juli 1653 ^j Carl Screta ins Rathhaus berufen
und von den Räthen zum Oberältesten bestimmt.
Am 20. Juli^*) hält die Malerzeche eine feierliche Ver-
sammlung bei Screta ab; unter vierzehn Namen wird der
Scretas an der Spitze genannt. Die Uebernahme der Privi-
legien und Vereinsdocumente, die bei dieser Gelegenheit
einzeln aufgezählt werden, und des Vermögens geschieht in
herkömmlicher Weise, indem die Witwe des früheren Ober-
ältesten den einen Schlüssel der Lade überbringt, den zweiten
David Altmann schickt; den dritten hat der Inspector Fiala
von Feigelfeld. Während dieser langen Zusammenkunft
werden — wie der Protocollist natürlich nicht unerwähnt
lassen darf — 10 Finten Wein zu 4 kr. getrunken, wobei
auch der Regierungsvertreter, wie gewönlich, wacker mitthut.
Am 21. October^) wird — das einzige mal bei Screta —
im Malerbuch ein Bild dieses Malers erwähnt u. zw. das
*) Ueber diesen Maler und späteren Zunflältesten, der in der Schloss-
capelle von Nachod beschäftigt gewesen sein soll (»Wegweiser durch
das Schloss Nachod.« Königgrätz 1872 p. 25) und uns wiederholt in
den öffentlichen Büchern genannt wird, erfahren wir einiges — besonders
seine Familien- und Vermögens Verhältnisse — aus seinem am 18. Juni
1686 pubhcirten Testamente. (L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 182 ff.)
In den Malerbiichern werden wiederholt Lehrlingsaufnahmen etc. be-
richtet, was ich mir auf eine andere Gelegenheit aufsparen muss,
obwohl die Versuchung, jeden einzelnen Maler wenigstens unter dem
Striche zu behandeln sehr gross ist.
*) Hess, der ursprünglich die kaiserliche Hotbefreiung auf drei Jahre genoss,
setzt sich mit der Malerzunft am 10. Februar 1B52 auseinander (Raittungs-
buch f, 136 Nr. 6) und tritt am 21. Juli dieses Jahres ein (fol. 137 v.).
*) Czizcek, der am 22. October 1627 zum Meister ernannt worden war, ist
seit dem Jahre 1650 neben Musch und Lambeck einer der drei Zunft-
ältesten (St. A. 70. Lib. renov. f. 58 v.). — Er und Harownik be-
wohnten mit ihren Familien ihre Häuser im Pfarrbezirke von S. Galli
(Prager Univers.-Bibliothek M. S. II. A. 26. Nr. 2), wo auch Screta das
Haus »beim schwarzen Adler« inne hatte. (Nebenbei sei erwähnt, dass
das citirte Manuscript neuerdings mit >ca. 1630« falsch datirt ist; aus
verschiedenen Gründen geht die Jahreszahl *1653« als unzweifelhaft
hervor.)
*) Raittungsbuch f. 140.
A Raittungsbuch f. 141.
•) Raittungsbuch f. 141 v.
') Raittungsbuch f. 144.
Screta in Prag. 31
Porträt der Kaiserin*), das von der Confratemität um drei
Gidden angekauft und dem Kanzler verehrt wird*), das
Geld lässt sich der Maler am 17. März 1654 auszahlen.^)
Gemäss der „Renovation" der Zunft d. h. der behörd-
lichen Bestätigung der gewählten Zunftältesten, was am
30. September erfolgte, wird Screta am 23. October 1653 auch
auf Weiters zum Oberältesten gewählt.*)
Die Jahre 1654 und 1655 vergehen in der alten Ord-
nung'^), oder besser Unordnung. Nur die Finanzen werden
von tüchtiger Hand, nämlich von Screta selbst geleitet. Von
ihm stammt jedenfalls auch die neue Einführung, dass alle
Einnahmen und Ausgaben nochmals am Ende des Buches
genau registrit werden — was bei seinem Vorgänger gar
nicht und in früheren Zeiten nur unvollkommen bestand.
Screta schreibt auch einige Stellen, zumal Verrechnungen
eigenhändig in das Raittungsbuch ein.^ Dass dieser Maler die
Seele des gesammten Geldverkehres war, wie dies auch
durch seine Eigenschaft als Oberältester bedingt ist, geht
auch daraus hervor, dass man eine Rechnungslegung vom
13. October 1654 auf den 15. Februar 1655 verschiebt, mit
der Motivirung, dass Screta in der ersten Sitzung nicht an-
wesend war.^
*) Ob die Witwe Kaiser Ferdinands 11. Eleonora Gonzaga. Tochter des Her-
zogs Vincenz von Mantua (f 1655) gemeint ist, oder die dritte Gemalin
des regierenden Ferdinands III., Eleonora, Tochter Carl IL von Mantua
(t 1686), ist nicht gesagt. Wahrscheinlich ist es die letztere, damals
23jährige Herrscherin, die 1651 ihre Vermälung gefeiert hatte und am
2. September 1656 zur Königin von Böhmen gekrönt wurde. — Von
Porträts dieser Kaiserin befindet sich eines in der Ambraser Samm-
lung in Wien (E. v. Sacken, die k. k. Ambraser Sammlung, 2. Theil,
Wien 1855 p. 59), ein anderes im Schlosse von Raudnitz (»Raudnitzer
Schlossbilderc, Prag 1860).
») Kanzler der Altstadt Prag war damals Georg Stiepanek von Wltawa
(Hammerschmidt p. 577).
»} Raittungsbuch f. 14;7 v. und f. 164 b.
*) Auch officiell finden wir Screta zum Jahre 1653 als Oberältesten ; mit
ihm werden Harownik, Lambeck, Czizcek und der gefeierte Bildhauer
Johann Georg Pendel als Aelteste genannt. (St. A. Nr. 70. Lib. renov.
f. 67 V.) — Jedenfalls ist die Angabe Jahn^s (N. B. XIX 321): »1652t,
die von Dlabac2 und Nagler bis auf unsere Tage immer wieder ab-
gedruckt wird, unrichtig.
*) Unter Screta, wahrschemUch über seine Anregung, wurden auch die
Instructionen für das Verhalten der Gesellen, welche diesen in den
Quartalsitzungen vorgelesen wurden, in deutscher und czechischer
Sprache zusammengestellt und in das Raittungsbuch eingetragen
(f. 159 b. V. und f. 160 b).
•) Raittungsbuch f. U7 v., U9, 150, 151 v., 153 v., 157 v., 159 v., 161
und- 162 V.
') Raittungsbuch f. 150 v.
92 Screta in Pra|^.
Am 1 Juni 1655 kommt der Maler erst zum Schiasse
der Sitzung; es hat den Anschein, als wollte er den Schluss-
programmspuukt Nr. 11 nicht versäumen, nämlich die Be-
zahlung einer Forderung von 5 fl. 34 kr.*)
Das steht fest, dass die arme Malerbruderschatt dem
reichen Screta keinen Pfennig schuldig bleiben darf.
So bezahlt die Zeche dem Maler z B am 5 August
1655 : 2 fl. 3 kr. für Wein, den er für die Inspectoren be-
zahlte, 1 fl. 12 kr., die er dem Neustädter Richter gab,
damit die zwei Brüder Mayer in Arrest gesetzt würden,
1 fl. für den Procurator in derselben Angelegenheit etc.*)
Ja noch mehr! Am Lucastage (10. October) 1656 ist
die löbliche Malerzunft, deren Schutzpatron alljährlich ge-
feiert wurde, zu einem Festessen bei Screta'^) geladen, aber
der Gastgeber lässt sich auch dieses Mal mit 6 fl. begleichen.*)
Inzwischen hatte die Mitgliedschaft manche Aenderung
erfahren, und das letzte Namensverzeichnis, das wir im
Raittungsbuche finden, ist das vom 12. August 1656; das
lautet :
„Pawel Konstantjn Ffyala z Ffayklffeldu (Inspector).
V. P. Karel Sskreta z ZaworSicz.
P. Ffabian Waczlaw Harownik z fFerinu.
P. Nikodim Czi2ek.
P. Jirzi [Georg] lambek, sklenarz [Glaser].
P. Antonin SstefFan z Sstanflelzu.
P. Jan Hes z HesycS.
P. Jan Kulyk.
P. wondrzeg [Andreas] Petr.
P pawel Ragn, krumplirz [Perlhefter, Goldsticker]
P. pawel l^aur, sklenarz.
P. Jan mozer, sklenarz."
^) Raittungsbuch f. 156.
-) Raittungsbuch f. 157 v. Aehnliche Liquidationen finden sich am 19. Ja-
nuar, 29. Juni 1656 u. s. w.
*) Auch gelegentUch von Sitzungen und Berathun^en — zwei Fälle sind uns
bereits vorgekommen — versammeln sich die MitgUeder mitunter in
grösserer Zahl beim »Herrn Karl« (z. B. Raittungsbuch f. 154 v.). —
Es ist eine Eigenthümlichkeit, dass sehr oft selbst noch zu dieser Zeit
ZunftmitgUeder mit dem blossen Vornamen genannt werden ; besonders
häufig begegnet dies bei jenen, die eine gewisse Popularität in der Zunft
genossen — was bei Screta nie der Fall war — oder dieser viel zu
schaffen machten, wie z. B. bei Job. Georg Pendel (»Hanz Girg«) oder
Heidelberger (»Ernst« oder »Arnosst«) etc.
*) Raittungsbuch f. 165 v. — In der Scnlussrechnung (f. 165 b. v.) wird
dieser Posten vertuscht.
Screta in Prag. 33
Aus uns unbekannten Gründen trat Screta von der
Leitung der Zunft im Jahre 1661 zurück/) doch bleibt er
noch mit einigen Mitgliedern, und gerade mit seinem Amts-
nachfolger Harownik auf freundschaftlichem Fusse; er er-
scheint uns z- B. noch 1673 bei der Vermälung der Tochter
Harowniks Constanzia Leopoldina mit Wilhelm Franck von
Hohenberg als Zeuge.') —
Wie einst Piaton den Göttern täglich für dreierlei
dankte, hätte auch Screta Ursache gehabt dem Himmel für
dreierlei zu danken: dass er ein flinker Maler war, dass
er diesseits der Alpen arbeitete, somit die itaUenische Con-
currenz weniger zu fürchten hatte, und ferner, dass er nach
Beendigung des dreissigjährigen Krieges lebte.
Die Soldateska einerseits und Bilderstürmer anderer-
seits hatten Raum für neue Kunstwerke geschaffen. Viele
Kirchen und Kapellen wurden neu gebaut, oder wenigstens
im neuen Stile der pracht- und pompliebenden Jesuiten um-
gestaltet. Unzählige Stiftungen der frommgewordenen Mensch-
heit führten den Kirchen und Klöstern Reichtümer zu •, diese
konnten somit namhafte Summen zur Ausschmückung der
Gotteshäuser verwenden. Auch der höhere Adel, der eine
breite und sichere Grundlage gewonnen hatte, gefiel sich
darin, die Kunst zu unterstützen; die Galerien schössen wie
Pilze nach dem Regen auf. Besonders mussten lebensgrosse
Porträts den späteren Generationen die Züge erlauchter An-
herren erhalten. —
So war den überall vollauf zu thun, und dem Screta,
der in Böhmen damals Modemaler war und mit den mass-
gebenden Factoren auf dem besten Fusse stand, kam das
natürlich am meisten willkommen.') Er entwickelte eine
*) Nationale und politische Gründe scheinen im Spiele gewesen zu sein. —
Screta, der im Gegensatz zu den meisten Männern seines Umganges
im öffentlichen Lehen niemals irgend eine Rolle spielte, neigte sich von
der Volkspartei, mit der er nie intim wurde, immer mehr der herrschen-
den Jesuitenpartei zu. — Während wir ihn in dem Fahrnschon'schen
Verzeichnisse (G. P. K. F.) p. 94 noch am 19. Mai 1661 mit Fabian
Harownik als >Eltiste Mahler t finden, wird uns im Liher renovationum
(St. A. Nr. 70 f. 88) seit dem 14. Juli dieses Jahres Scretas nicht mehr,
sondern nur Harownik, Czizcek und der Glaser Moser genannt. — Den
Harownik finden wir noch im Sterbejahre Screta's (1674) in dem ge-
nannten Buche (f. 138) an der Spitze der Malerzeche.
«) S. Galli-Vermälungsmatrikel zum 23. April 1673.
') In der Autographensammlung des Herrn Dr. Schebek in Prag befindet
sich eine Originalquittung Screta's über eine Bestellung nach Reichen-
berg: »Dass ich Untersdiriebener auss anordnung Ihr. Gräffl. Gnad.
Hr. Francisci Gräften Gallassen von (titul) Hr. Bernard t Plückha, Wohl-
bestellten Hauptmann zu Reichenbergk Ein Hundert Ein und Neunzig
34: Screta in Prag.
enorme Fruchtbarkeit, und wir werden später Gelegenheit
haben, seine Gemälde einzeln kennen zu lernen
Auch eine Künstleranekdote mit der Tendenz „Wir
können es auch so gut, wie die Italiener" hat sich von-
Screta erhalten.*)
Auch Bilderrestaurationen werden Screta anvertraut
u.zw. hat er im Jahre 1663 im Auftrage des Schatzmeisters
Ferdinand Miseroni^) einige Bilder der kaiserlichen Gemälde-
sammlung in Prag, die „bey beklaid- oder ausstafFlung der
Bilder Gallerie vor den Tischler schaden gelietten", ausge-
bessert Screta nennt in seiner Eingabe^ besonders zwei
Gulden Paar empfangen habe, bezeugt diesse meine eigenhändige
SchrifTt und Unterschrift.
So geschehen den 27. Febr. A^- 1H7Ü.
^„ L. S. Carl Screta.«
Die Quittung dürfte im Zusammenhange stehen mit einem Porträt der
ganzen Figur des Grafen Franz Gallas. das wir im Inventar nach
Screta's Sohne unter Nr. 116 wiederfinden (St. A. Nr. 1179. Lib. invent.
f. 105 V.) und das noch nicht abgeUefert worden sein mag.
*) Pelzel A. I. p. 111: »Einer unserer Böhmischen Edelleute, der sich für
einen genauen Kenner der Malerey ausgab, bestellte bey Screta ein
Bild, welches dieser nach dem Styl des Caraccio verfertigte und ilim
überreichte. Allein dieser Ca valier, der, wie es leider! noch heut zu
Tage geschieht, alles, was in seinem Vaterlande gemacht wird, für
schlecht hielt, gab es unserem Screta mit Verachtung zurück. Screta
nahm diesen Schimpf ganz gleichgültig auf; schrieb an einem weniger
in die Augen fallenden Orte semen Namen auf das Gemälde, und
schickte es nach Wälschland, wo man es durchaus für eine Arbeit
des Caraccio ansah. Wenige Jahre darnach reiste dieser Edelmann
selbst nach Wälschland; durch ein Ungefähr fand er eben dieses Bild
in Florenz, und kaufte es, um seinen einheimischen Screta zu über-
zeugen, dass er nur die Urgemälde der wälschen Maler zu copiren, nicht
aber selbst etwas zu erfinden wisse, sehr theuer an sich. Wie gross
war aber die Beschämung dieses vermeyntlichen Bilderkenners, als ihm
Screta seinen Namen auf dem Gemälde zeigte, und ihm den Ungrund
des Vorurtheils, das er wider seinen Landsmann hegte, aufdeckte.«
Da uns diese Anekdote in dieser Form erst 100 Jahre nach dem
Tode Screta's auftaucht, muss man sich weiterer Schlüsse enthalten.
Das Motiv war — wie dies einigemal mit Screta's Biographie ge-
schieht — Gegenstand eines czechischen Lustspieles von W. A. Swo-
boda Nawarowsky. 1841.
*) Die Famihe Miseroni, Nachkommen jener italienischen Künstler, die am
Hofe Rudolphs II. eine hervorragende Rolle spielten, stand, wie im
Folgenden ersichtlich ist, in mehrfacher Gevatterschafls-Beziehung
zu Screta.
*) Sth. A. S. 12. Czechisches Original ohne Datum mit deutscher Rücken-
erledigung. — Cf. E. Engerth: Kunsthistorische Sammlungen des a. h.
Kaiserhauses, tom. III. (Wien 188B) p. 2()5 Nr. 50. — Die Angabe in
demselben Werke tom. I. (Wien 1882) p. XXXVIII. ist ungenau.
Screta in Prag. 35
Bilder, eines von Dürer/) das andere von Tintoretto^ und
verlangt für seine Arbeit 50 Thaler. Der Referent Adam
Küfer schätzt jedoch nach Einvernahme von Sachverstän-
digen in seinem Indorsolvermerk vom 14. Juni 1663 die
Arbeit nur auf 25 —30 Reichsthaler. Ein Q-lück ist es, daas
Dürers Rosenkranzfest — dieses dürfte wol gemeint sein —
damals nicht zu arg beschädigt gewesen sein mochte^); viel
hätte der arme deutsche Altmeister von Screta kaum profitirt.
Die vielfachen Beziehungen, die Screta hatte, waren
die Quellen eines bedeutenden Wolstandes,*) zu dem er
ziemlich rasch kam. Aber wir würden uns irren, wenn wir
in dem grossen Fleisse, mit dem er den vielen Bestellungen
nachzukommen sich Mühe gab, allein den Grund seines
Reichtumes erblickten. Screta war auch ein hervorragendes
Finanzgenie; mit Glück behauptete er alle Forderungen,
die ihm zukamen.
Von 1638 bis 1650 dauerte sein Process mit Ladislaus
Zeidlitz von Schönfeld und der Gemeinde der Altstadt Prag
wegen seiner Erbansprüche auf ein Freihaus im Teinbezirke
nach einer Verwandten Namens Susanna Strassburger *) oder
Strosberger. Der Maler siegte.
^) Im Inventarium vom 8. April 1718 (Sth. A.) finden wir ausser dem
Rosenkranz feste (N. 300) noch zwei Gemälde Dürer's angeführt: N. 49
Ein contrafe^ eines cardinals, N. 145 Eines alten manns köpf. Da uns
aber gerade bei dem Rosenkranz feste die Bemerkung entgegentritt
»ganz verdorben«, wird hier die Uebermalung — etwas anderes war
es kaum — anzunehmen sein. (Inventarium : K. Köpl im Jahrbuch der
kunsthist. Sammlungen des a. h. Kaiserhauses, Wien 1889, tom. X.
Nr. 6232.)
*) Welches Bild gemeint ist, lässt sich nicht feststellen, da das eben ge-
nannte Inventarium nebst zwei Schulbildern und zwei Copien 14 Ge-
mälde von Tintoretto — oder, wie ihn Screta zu nennen beliebt: >Ten-
toreta« — namhaft macht.
*) Dr. J. Neuwirth : Albrecht Diirer's Rosenkranzfest. Leipzig und Prag
1885, p. 25.
*) St. A. 328. Lib. memor. vet. urb. f. 256 v. wird er unter vielen wol-
habenden Bürgern, die den Altar »Beim Lamm« auf dem Ringplatze
gelegentlich der Frohnleichnamsprocession — auch damals, wie neute
noch am Sonntag nach dem Feste — zu schmücken haben, als erster
erwähnt; f. 295 in dem darauf folgenden Jahre (1663) als zweiter.
In der Folgenzeit hat er sich die Verpflichtung vom Halse zu schaffen
trewusst.
6) K. J. Erben (Pamätky 11. 368): 1643; »Beschreibung« (p. 596): 1645. —
Die Quelle dafür — die Erben nicht nennt und die die Jahreszahl nicht
genau angibt — ist ein Verzeichnis der Herrnhäuser im Teinviertel vom
22. October 1643 (St. A. Papier-Urkunden-Sammlung Nr. 105—2), in
welchem der Streit als Anmerkung angeführt wird. — Gf. neuerdings
A. Rybiöka im »Gasopis musea krälovstvi Ceskeho« 1887, p. 284. —
36 Screta in Prag.
Screta besass auch das Haus „beim schwarzen Adler^
(Obstmarkt Nr. 574— I)'), welches er auch mit seiner Familie
bis an sein Lebensende bewohnte. Wenn wir vom Sohne,
den wir später kennen lernen werden, auf den Vater rück-
schliessen können, was in unserem Falle wol statthaft sein
wird, mag Screta auch Beziehungen mit jüdischen Handels-
leuten unterhalten und Geldgeschäfte verschiedener Art be-
trieben haben.
Es darf nicht unerwähnt gelassen werden, dass er
nicht sein ganzes bedeutendes Vermögen nm* zu Specula-
tionen verwendet haben soll. Er hat — wenn die Angabe*)
richtig ist und keine Verwechslung mit dem Verlassen-
schaftsinventar nach seinem Sohne vorliegt — eine Kunst-
sammlung besessen, in welcher sich unter Anderem auch
das vielumstritteno Abbild „vera vultus & corporis depicta
imago" des S. Johann von Nepomuk befunden hätte, das
vier Tage nach dessen Tode, am 20 Mai 1383 gemalt
worden sein soll ®)
Das Haus (Grosser Ring 934—1; in der »Beschreibung« p. 596 fälsch-
lich »596 — I.« genannt), das theils den Titel »Carl Skretisches Hauss«,
theils den älteren »u Hajku« führt, bleibt im Besitze des Malers, der
es an seinen Sohn vererbt.
*) Es gibt auf der Altstadt allein nichts weniger als neun Häuser »zum
schwarzen Adler«, darunter in der Karpfengasse jenes Haus, von dem
am 21, Juni 1B89 der ungeheuere Brand ausging (Hammerschmidt
p. 661). Selbst im S. Gallisprengel hatten drei Häuser diese Bezeich-
nung. Zum Unterschiede von dem Hause »apud nigram aquilam in
platea ferrea« (Eisengasse 493—1.) wird das Haus Screta's in der
S. Gallisterbematrikel in der Regel »apud nigram aquilam penes
Scretam« genannt; dagegen führt das, schon seit dem Jahre 1419 »beim
schwarzen Adler« (W. W. Tomek. Zdklady stareho mistopisu Pra2skeho.
Prag 1866. I. p. 132.), im vorigen Jahrhundert »beim goldenen Barsch«
genannte, seit 1789 veränderte Haus (Rittergasse Nr. 400-1.) in dieser
Matrikel den Titel : »apud nigram aquitam mter pannitonsores« d. h.
in der Nähe der Tuchscherer des Kotzengebäudes.
Das Haus, das nach der Portalinschrift im Jahre 1679 umgebaut, neuer-
dings restaurirt wurde, bewohnte Screta — wahrscheinlich aus Erspa-
rungsrück sichten — nicht allein. In der S. Galli-Sterbematrikel heisst es:
zum 10. April 1656: Sepulta est in roimiterio majori (iliola alicuius
tabellarii ex Domo apud nigram a(|uilam penes Scretam — (zugleich
eine Illustration, in welcher Art diese Matrikel geführt wurde);
zum 10. Juni 1671: Sepultus est infans in Ca^miterio majori ab
nigra aquila, qui statim post baptismum mortuus est;
zum 27. Februar 1673: Sepulta est quaedam in(iuilina apud nigram
aquilam mortua penes Scretam, in co^niterio maiori;
zum 12. October 1673: Sepultus est in ccBmiterio majori miles
quidam mortuus apud nigram acjuilam penes Scretam. etc.
•'») Pelzel A. I. p. 100.
*) Schaller. Prag I. p. 116 ff. — Wenn wir kein Bild S. Johann's v. Ne-
pomuk im Inventar nach Screta dem Jüngeren finden, so hat das nichts
Screta in Prag. 37
Von den Geschäften Scretas erfahren wir noch, dass
er mit seiner Gattin Veronica am 27. Juli 1673 ^) „Vber-
goltes Vndt meistentheil mit Augspurger Prob gezeichnetes
Silbergeschir, dem guttwiiligen Vertrag nach, das Loth Umb
ein Gulden reinl. gerechnet" an Franz Michael Hissrle,*)
Herrn von Chodau und Elczowitz, Hof-, Lehen- und Kammer-
rechtsbeisitzer und dessen Gattin Isabella Margaretha Fran-
zisca, geh Freiin von Sollhausen verkauft. Die Summe wird
auf dem Gute Elczowitz sichergestellt.
Am interessantesten ist jedoch Scretas Familienprocess,
der ihn zur Rückkehr nach Böhmen besonders bewogen haben
mag. Von der Summe von 2500 Schock meissn., die Catha-
rina, seine Mutter für das Haus „beim schwar2jen Hirschen**
von Andreas Leynhaus von Brzewnow erhalten sollte, war
dieser 1500 Schock schuldig geblieben, von denen' durch
drei Jahre je 500 Schock an die Bevollmächtigten der Ver-
käuferin zu zahlen gewesen wären. Die Summe aber belegte
— wie wir wissen — die königl. Kammer 1633 mit Beschlag.
Gleich nach seiner Ankunft in Prag mag Screta alle
Hebel in Bewegung gesetzt haben, in den Besitz der ihm
gebührenden Summe zu gelangen und so setzte er es mit
der grossen Protection, die er hatte, durch, dass ihm sein
Theil, nämlich 750 Schock in Monatsraten zu 30 Schock
laut Decret der böhmischen Kammer vom 7. August 1641
angewiesen wurden.*) Aber Screta konnte zu seinem Gelde
nicht kommen, weil keines vorhanden war.
Da sann er auf andere Mittel und Wege. „Bey der
längst Verwi ebenen obscheuelichen Rebellion" hatte Caspar
Uzlar von Kranzberg, ein Parteigenosse Daniel Sskretas,
seine Habe verloren, aber es war ihm doch noch gelungen,
ein Capital von 5800 Schock meissn. bei dem Neustädter
Magistrate zu „vertuschen". Screta denuncirt nun den Uzlar,
damit er „dauon bezahlt werden khönte" und lässt seine
Schuldpost darauf versichern.
Und doch muss er zum Schlüsse von seiner „Prsetension,
so besag Buchhalterey-Berichts, Vndt Abraittung litt. K et L
am Capital, Vndt bis anhero angewachsenen Interesse, auff
Befremdendes. Der ganze Passus bei Schaller ist höchst problematisch ;
er nennt auch bei dieser Gelegenheit als Schwiegersohn Screta's einen
Kleo von Raudne. was, wie wir später sehen werden, ebenfalls
unrichtig ist. %
*) L. T. 239 bl. f. A 1—4.
*) Von seiner Hand l)e wahrt Herr Dr. Schebek in Prag sittengeschichthch
interessante Memoiren.
«) Sth. A. C. 215, S. 18. Halbbogen vom 7. August 16il.
B8 Screta in Prag.
4355 fl. 56 kr. sich erstrecket^ zur Abschreibung des namhaften
Betrages von 3189 fl. 16 kr. sein Einverständnis erklären
und bekommt gegen Äusfolgung dieser Erklärung, Quittung
„Vndt Cassirung der kays. Assecuration" 1200 fl ausgefolgt.*)
Ein solches Benehmen eines reichen Mannes von Adel,
dessen Ahnen selbst der Oppositionspartei angehört hatten,
musste bei vielen ehrlich Denkenden Unwillen und Miss-
billigung hervorrufen. Screta zog sich dadurch zahlreiche
Feinde zu. Einen derselben lernen wir aus einem Briefe
des Malers kennen^ der am 22. December 1664 in der
Stadtrathssitzung von Melnik zur Verlesung gelangte.*) Er
lautet in wörtlicher deutscher Uebersetzung :
,, Glorreiche und geehrte RechtKchkeit, Euer Gnaden
Herr Bürgermeister und Rathsherrn, mir liebenswürdig ge-
wogene Herrn!
Der Brief Euer Gnaden vom 11. Novembris des lau-
fenden Jahres 1664 wurde mir richtig zugestellt und ich
habe seinen Inhalt beim Lesen vollkommen verstanden. Und
ich kann mich nicht genug wundern, was dieser Delator
Daniel Jaromierzsky ') alles vorhat, obwol er sieht, dass
») Sth. A. C. 216, U. ö.
*) Czechischer Originalbrief in der Autographensammlung des f Herrn
Donnebauer in rrag.
») Daniel Jaromierzsky von Stromberg aus Czaslau, seit dem 14?. März 1635
Altstädter Bürger (St. A. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet urb. ab 1600.
f. 306. V.), den wir schon im Jahre 1653 unter den Aeltesten der
Kaufleute finden (St. A. Nr. 70. Lib. renov. ab 1(530. f. 76.). und der
vom Jahre 1661 an in den Rath der Altstadt Prag gewählt, bis an sein
Lebensende (29 Nov. 1676) als Consul die verschiedensten öffentli-
chen Stellungen bekleidete (ebenda f. 84 bis f. 13), bewohnte mit seiner
Frau und semen beiden Töchtern sein Haus, das auch im S. Galli-
sprengel, also unweit dem Screta's lag, und hatte somit Gelegenheit
den Maler gut zu beobachten (Prager Univ.-Bibl. M. S. II. A. 26, Nr. 2).
— Er war ein angesehener, wolhabender Mann, (z. B. L. T. Lib. contr.
rub. vet. urb. I. f. 23, V. f. 95 oder V. f. 103 etc. genannt) und war
auch in Melnik begütert, wie aus seinem Testamente am 4. December 1676
hervorgeht (L. T. Lib. test, vet. urb. III. f. 449 v. ff). In dem genauen
Inventar, das nach seinem Tode aufgenommen wird (St. A. Nr. 1177.
Lib. inv. ab. 16()6 f. 416 v. ff.) lernen wir ihn auch als Bilderfreund
kennen ; seine Beziehungen zu Screta werden (f. 428) durch ein Fascikel
Schriften bestätigt, die die Aufschrift tragen »sub lit. C. dess Seel.
Skreta betr. Schrifften« ; schade, dass sich diese nicht erhalten haben !
Dass der Brief Jaromierzsky's an den Melniker Stadtrath Screta's
Vorgehen gegen Uzlar. das wol schon in dieses Jahr fällt, wenigstens
gestreift haben wird, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass IJzlar
auch ehedem in Melnik begütert war (Sth. A. C. 215 U. 15). Die ver-
einzeinte, weil verspätete Confiscation bildete damals gewiss den all-
gemeinen Gesprächsstoff, und wenn Jaromierzsky den Screta angreifen
wollte, so bot ihm das natürlich die beste Veranlassung.
Screta in Prag. 39
wir Gottlob in gutem Einverständnis verbleiben, und was
er sich ausdenkt, um uns nach seiner Art und böswilligen
Gepflogenheit gegen einander zu hetzen und absichtlich zu
Schaden zu bringen, da ich doch von Euer Gnaden nicht
die geringste Veranlassung dazu habe, wie es die Quittungen
Jahr für Jahr und Halbjahr für Halbjahr, wie wir mit ein-
ander zu verhandeln haben*), bestätigen, die das gute Ein-
vernehmen eher, als ein Missverständnia ausweisen. Daher
leugne ich frei und offen im ganzen Magistrat zu einer
Klage eine Veranlassung zu haben, und das wird auch
dieser Delator oder Denuntiant nicht ausführen und be-
weisen können ; nicht einmal als Kläger oder Zeuge kann
mein Hauptfeind *j gegen mich auftreten und wird es nicht
können, weil das Stadtrecht es verbietet. Ich ersuche daher
Euer Gnaden freundschaftUch, dass das unbegründet ist, und
schenket — mit Verlaub — dem bösen Leumund keinen
Glauben, vielmehr möge ich Euch wol empfohlen und mit
Euer Gnaden in guter Freundschaft bleiben. -- Hiemit ver-
bleibe ich, beide Theile dem Schutze Gottes empfehlend.
Euer Gnaden bereitwilliger Freund
Carl Screta von Zaworzitz.
Datum in Prag, den 22. Novembris A^ 1664/'^)
Als Screta am Abend seines Lebens auf seinen „löblich
verrichteten Lebens- und Tugendlauf***) zurückblickte, wird
er doch einige Gewissensbisse empfunden haben. — Neben-
bei haben ihm wol die verschiedenen Geistlichen, zumal die
Jesuiten, mit denen er besonders in den letzten Lebensjahren
vielfach verkehrte, gewiss die Hölle recht heiss gemacht. —
Da fühlte sich Screta bewogen, ein gutes Werk für sein
Seelenheil zu üben und stiftete mit Gräfin Ludmilla von
Eozdrazow und Maria Elisabeth Sachs, geborene Härtung
*) Die Verhandlungen werden sich wol kaum auf die Bilder beziehen, die
Screta für Melnik gemalt hat, da er mit dem Stadtrathe unterhandelt,
sondern wahrscheinlich auf die Besitzungen, die sein Vater in Melnik
hatte (L. T. Lib. test. vet. urb. U. f. M ff).
*) Indem Superlativ, den Screta gebraucht, hegt das Zugeständniss, dass er
noch andere Feinde gehabt habe, die wir vorläufig nicht verfolgen können.
®) Nebenbei mag hier noch erwähnt werden, dass wir Screta in dem-
selben Jahre, am 14. October als Taufpaten des Kleinseitners Wenzel
Naiwerdt finden (Prag III. S. Wenzels-Tauf Matrikel), wie wir ihn auch
früher einmal, am 27. März 1654; als Burgen bei der Bürgerschafts-
bewerbung eines Ez. Jac Alexius aus Sobieslau antrafen (St. A. Nr.
536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 425). —
*) Sandrart IL 327.
40 Screta in Prag.
von HartenfelB *) und anderen *) den Hochaltar für die
S Gallikirche, zu deren Pfarrsprengel er gehörte, und die
damals neu zu erstehen begann.
In den letzten Tagen des Juli 1674 schloss Screta die
Augen und wurde am 1. August*) feierlich in der S. Galli-
kirche vor dem Marienalter (rresbyterium, Epistelseite) bei-
gesetzt.
Man darf sich nicht wundem, dass kein Leichenstein
mit Inschrift und Geschlechtswappen die letzte Ruhestätte
des Malers bezeichnet, da — wie aie S. Galli-Sterbematrikel
ausweist — die Gruft vor dem Marienaltar keineswegs ein
Familieneigentum derer aus dem Geschlechte Ssotnowsky
von Zaworzitz war, sondern Raum bot für viele Vornehme
dieses Pfarrspren^els, die auf dem Gottesacker nicht be-
graben werden wollten. — Ein Testament oder eine Inventar-
aufnahme findet sich nicht vor.
Die Physiognomie dieses, zu seiner Zeit vielgefeierten
Mannes vermitteln uns einige Abbildungen. Aus seiner
italienischen Periode dürfte das Oelporträt von BerardeUi*)
*) Waren die Leute damals überhaupt sehr fromm, so war es Frau Sachs,
wie aus ihrem späteren Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. IV.
p. 293 ff.) hervorgeht, in ganz besonders hervorraeender Weise; nahezu
ihr ganzes Vermögen verschenkte sie an verschiedene Kirchen; bei
ihrem Todesfall allein sollten 1000 Messen gelesen werden u. s. w.
*) Hammerschmidt p. 166. — Die Darstellung in der Zeitschrift »Hespe-
rus« 1814, Nr. 6, der Schottky (Prag, wie es war und wie es ist.
Prag 1831 und 1832; I. p. 291) folgt, ist ungenau, weil sie die Ver-
muthung enthält, als wäre die Unterstützung des Malers und der beiden
genannten Frauen für den Bau der ganzen Kirche hinreichend gewesen.
Indess hat er mit ihnen nur den, erst 16% vollendeten Hochaltar gestiftet,
und das that er, wie Hammerschmidt sagt, noch mit »aliis pluribus »
s) S. Galli-Sterbematrikel zum obigen Datum: »Sepultus est in criptä
ante altare B. M. V. Dominus Garolus Screta famosissimus pictor.» Die
Angabe L. Winkelmanns (»Neues Mahlerlexikon Augsburg 179B) : > 1661«,
die E. Förster (Geschichte d. deutschen Kunst, Leipzig 18d0), nach-
druckt, ist aus der Luft gegriffen. Das Datum 1690 (noch Purkyne
K. P. p. 106) beruht auf einer Verwechselung mit dem Sohne des Malers.
*) Das Bild, das sich seit 1796 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag
befindet und früher dem Grafen Wallis gehörte, wurde 1882 von der
Gesellschaft käuflich erworben und trägt die Signatur BerardoUi (Ein-
reichungscatalo^ Nr. 90.) — Auf der Rückseite der Leinwand befindet
sich die Insclinft:
»11 Ritratto di Carlo piu, s'io sio, o pitor
Screta. o depinto
Jo che rimagi altrai S'all verisimil
Soglio eterna formar e l'finto
Co mei penelli ch'infinitfi n'havian
Vegio hora Imagm mia tu Gloria
Opera tua gra tenelli Jo Vita
Viva spirar, che non so Aless. Berardellj.<
oder Tenelli in der Rudolphinumgalerie (G. P. K. F.)
stammen. Screta erscheint uns hier ab blasser, junger Mann
mit schwarzem Schnurr- und Kinnbart')- Ak kluger Mann
von reifem Alter, die gefurchte Stirne von langem welligen
Haare umramt, tritt er uns in dem Stiche von Philipp
Rilian in Sandrarts Academie*) entgegen. Eine ähnlicne
Auffassung zeigt die Zeichnung von Matthäus Merian in der
Wiener Albertina").
■) Etwa zusammenhangend mit dem Bilde Nr. Si, das im Inventar nach
Screta's Sohne als das »Porträt des verstorbenen Herrn, als er noch
jung war«, erscheint. — Ausserdem ist auch unter Nr. 33 ein Bild
Screta's des Aeltern angerührt.
') Tafel 00.
') Deutsche Schule, tom. VI., Cart. Nr. 369. Mit liebenswürdiger Bewilli-
gung der löblichen Direction habe ich eine Reproduction dieser Zeich-
nung meiner Abhandlung beigerdgl.
Eine philiströse Variante des Kilian'schen Striches bat I. Balzer
nach der Zeichnung von J. Kleinhard 177.'i gestochen {Pelzel A. I Nr. 29
und Voigt: ElTigies virorum eruditorum . . . Prag 1773—75, tom. I.
p. 97), die wiederum Rlr die Reproduction in den >Humorislick^ listyt
(Jahrg, 1889. Nr. 3) benützt wurde.
Sonst werden noch folgende •Scretabildnisse' genannt: Das Por-
trät der Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. in Prag, vom Jahre 1688,
das bei Rybii^ka im Holzschnitt reproducirt wird, ist fälschlich als
Selbitporträt dea Malers anfgefasst worden; ebenso hat sich dieser in
dem S. Lucasbilde (jetzt im Rudolphinum) nicht dargestelll, wie Pelzel
(A. 1 . 108) zuerst behauptet. Das S. Johannes Ev,-Bildchea , das sich
eliedem in der St. Martinskirche befand und - ebenfalls nach Peizei —
den Maler im vierzigsten I^Äbensjabre dargestellt haben soll (Dlabaci
III, p. 97 nennt den Heiligen .Eligius«!, ferner das Selbstportrilt in der
ehemaligen Erz bischöflichen Gemäldesammlung zu Prag, das Purkyne
(K. P. p. 106) nenat, schlietslich jenes Selbstporlrät, das eh^em im
Sdilosse I.eopoldskron nächst Salzbun zu sehen war (Pillwein: Salzb,
Künstlerlexicon. Salzburg 1821, p. 215) — sind verschollen. RybiCka
zählt in Folge einer falschen Auffassung des Purkyne (K. P. p. 106),
der nur zwei von Screta gemalte Porträtgemälde überhaupt im Prager
Kreuzherrenkloster auR^ähll, diese als Selhstporträts auf. — Die zwei
Gemälde im Kreuzgange dieses Kloslers — nämlich zwei Ordensgene-
räle — stammen aber nicht einmal von Screta, obwol man sie als
Bilder Screta's zeigt, da schon die Unterschriften sie in eine spätere
Zeit verweisen. ~ Endlich Tührt noch G. Parthey (Deutscher Bildetsaal,
Berlin 18ftt. tom, I.. p. ü) ein Porträt Scretas von Asselyn an (Nr. 3).
V.
Familie des Malers; Carl Sereta der Jüngere.
Carl Screta hatte mit seiner Frau Veronica, geborenen
Grönberger — soviel mir bekannt ist — drei Söhne: Carl,
geb. 1646'), Wenzel Gottlieb (?), geb. 1653»), Anton, geb.
1659") und eine Tochter Veronica, geb. 1657*).
*) S. Galli-Begräbnismatrikel zum 3. Januar 1691: »Gen«w>su« Domm«* Ca-
rolus Screta Piclor 45 anno» n. Sep*»*«"« in crypta apud altare B«»**«
Mariae yi»««»'« Neapoü**»»«.* Sein näheres Geburtsdatum ist nicht
zu bestimmen, weil die älteste S. Galli-Taufmatrikel erst mit dem
Jahre 1652 beginnt. Ueberdies ist sein Vater erst seit dem Jahre 1653 i
im S. Gallipfarrsprengel nachzuweisen. Auch die erhaltenen Matriken '
der Theinpfarre enthalten diese Taufe nicht: überhaupt wird nur
einmal — meines Wissens — in der Vermal ungsmatrikel dieses
Sprengeis der ältere Screta genannt u. z. als Trauzeuge bei der Hochzeit
des Andreas Kelhart mit Catharina »Kassylyczky« am 16. October 1663.
») S. Galli-Taufmatrikel p. 13 zum 5. October 1653: »Baptisat« e« Infans
nomine Wencesla"« Deochar«» Parentu™ Francisci Skreta et Veronic«.
Patrini: Do«"»«"» Wencesla«" Gesberovskj, Dionysi"» Miseron, Do««"«
Antonius de Boosi, Anna Miseronoua, Maria Elisabetha Chinostinoua.«
Befremdend ist der Name des Vaters > Franz« statt >Carl«. Und
doch werden wir nur einen Schreibfehler anzunehmen haben ; die Zeit
würde passen, der Name der Mutter ist derselbe, und zwei Taufzeugen
(Bossi und Gesberowsky) kommen auch bei den zwei anderen erwähnten
Taufen vor. Ein »Franz« ist in der ganzen Familie des Malers nicht
bekannt.
•) S. Galli-Taufmatrikel p. 95 zum 13. Juni 1659: »Baptizat«» est Antoninus
Caroli Skretae et Veronic« filius legitimus. Patrini: Dominus Antoninus
de Bossi, An tonin ui Stephanus Steinschneider, Anna Klobizowa.« —
Bossi, den wir schon als Trauungszeugen Screta's kennen gelernt haben,
war von der Kleinseite auf die AltsUdt u. z. auch in den S. Galli-
sprengel in sein Haus übersiedelt und bekam 1650 das Altstädter
Bürgerrecht. (St. A. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 392.) Er
gehörte wol zu den intimsten Freunden des Screta'schen Hauses und
überlebte den Maler, da wir ihn als »Gber-Saltz-Ambts-Cassirer«
z. B. noch am 14. April 1676 finden (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. I.,
f. 14 V.).
«) S. Galli-Taufmatrikel p. 69 zum 23. Januar 1657 : »Baptizata est iilia
Veronita Don"ni Caroli Szkreta et Veronic«, Civium Veteropragensium,
I
Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 43
Wenzel Gottlieb und Anton sind jung, wahrscheinlich
schon in den Jahren 1661 — 1667*), jedenfalls aber vor dem
30. Juni 1677 ') gestorben, denn an diesem Tage finden
wir Carl Screta und „Veronica Jelenin gebohrene Scretin**
als einzige directe Nachkommen des Malers angeführt.
Veronica hatte sich nämlich, nachdem sie ein halbes
Jahr um ihren Vater getrauert, nach kurzer Bekanntschaft
am 20. Februar 1675 vermalt^) und zwar mit dem JUDr.
und nachmaligen Appellationsrathe Aegidius Jelen^), der Ende
1674 aus der Moselgegend nach Prag kam und am 18. De-
cember 1674 das Altstädter Bürgerrecht erlangt hatte ^).
Das Ehepaar Jelen hatte mehrere Kinder, von denen
wir in den Jahren 1695 und 1697, gelegentlich der Testa-
mentserrichtung der Elisabeth Kleo von Raudne^), verwit-
weten Screta erf'ahien, dass die älteste Tochter Veronica
einen gewissen Jonak geheiratet hat, die zweite Barbara
susceptoribus: Venceslao Gesberoski ex monte oliueti Vicescriba Regni
BohemisB et Do«»ina Veronica Mazarkowa.«
Hammerschmidt irrt, wenn er den Gesberowsky von Olivenberg,
der 1649—60 kais. Rath und Viceschreiber war, p. 783 »Wilhelm«
nennt, da er ihn selbst an anderer Stelle (p. 623) ricntig »Wenceslaus«
genannt hat. wo er ihn nämlich unter denen anführt, aie sich bei der
Vertheidigung Prags gegen die Schweden besonders hervorgethan haben.
Auch ihn haben wir bereits unter den Trauungszeugen Screta's kennen
gelernt.
*) In dieser Zeit weist die S.-Galli-Begräbnismatrikel, die überhaupt, wie
wir gesehen haben (conf. p. 36. 1.), nichts weniger als mustergiltig
geführt ist, eine grosse Lücke auf.
•') L. T. Nr. 239 bl. f. A. 2. Rand.
») S. Galli-Vermälungsmatrikel p. 637: »Copulati sunt matrimonio in facie
Eccl«siae Clarissimus Do™'n"s Aegidius Jelen Utriusq"« Juris Doctor
cum honesta Virgine Veronica relictä füiä post Do""num Carolum
Screta de Zavorzitz. Testes Generosus Dominus Wilhelmus Dirix de
Brück et Rotenberg questor S^crae Ocsarae M^j««««"» et Generös"« Dominus
Samuel Globicz de Buczinä.«
*) Nach Hammerschmidt p. 762 wird Jelen (Gelen) am 16. December 1681
Appellationsrath und stirbt den 26. März 1685. Wir finden seinen
Namen wiederholt in den Büchern, wo er uns als Zeuge bei verschie-
denen Rechtsgeschäften auftritt. Dass er und seine Frau Veronica sich
eines gewissen Wolstandes erfreuten, beweist die Thatsache, dass sie
sich am 3. Februar 1679 das Haus »Beim König Salomon« »an Königl.
Baadt Vnndt Brückhenambt« (Postgasse Nr. 194/1) um 2500 fl. rh.
kauften (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. I. f. 156). Da auch bei dieser
Gelegenheit, wie es bereits bei der Bürgerschaftsbewerbung der Fall
war, ein Dirix von Brück und Rotenberg äs Zeuge genannt wird, lässt
sich auf einen regen Verkehr dieser Familie im Hause der Malertochter
schliessen.
») St. A. Nr." 537. Lib. jur. civil, vet. urb. ab 1661, f. 224 v.
•) Testament und Codicill: L. T. Lib. test. vet. urb. IV., f. 279 und 280.
4*
44 Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere
hiesB, die dritte, Johanna um das Jahr 1697 sich ebenfalls
vermalte und die vierte Tochter Catharina zwischen 1695
und 1697 gestorben sein dürfte, weil sie im letzteren Jahre
nicht mehr genannt wird.
Ueber das Leben Carls des Jüngeren, des Sohnes des
Malers, sind wir besser unterrichtet, zumal das wertvolle,
ausführliche Inventar'), das am 12. Januar 1691, nicht ein-
mal zwei Wochen nach seinem Tode, au^enommen wurde,
uns vielfache Rückschlüsse auf seine Lebensverhältnisse
gestattet.
Er genoss im Eltemhause jedenfalls die sorgfältigste
Erziehung. Die Bibliothek, die wol 2um grossen Theile von
seinem Vater, dem Maler herrührte, war für seine Zeit nicht
unbedeutend, namentlich aber vielseitig, da nicht blos
deutsche und czechische Bücher, sondern auch lateinische,
italienische und französische Werke vertreten waren. Ver-
schiedene Musikinstrumente deuten darauf hin, dass er —
vielleicht auch schon sein Vater *) — ein Freund der Musik
gewesen. Dass er auch mit Waffen umgehen konnte, lässt
sich nach deren Vorhandensein annehmen; manche darunter
scheinen allerdings alte Erbslücke zu sein.
Im Jahre 1664 wurde er als Hörer der Rechte an der
Prager Universität inscribirt'), trat nach Vollendung seiner
Studien in den Staatsdienst und brachte es in der Folge
zum Rath des k. Oberstburggrafengerichtes ^).
Zu gleicher Zeit wird er als Maler genannt; aber er
war wol mehr Amateur, als Künstler. Er malte im oberen
Stockwerke seines Hauses, wo die grosse Malstaffelei und
der grosse Gliedermann standen. In einem zweiten Atelier
mit blauen Vorhängen waren nebst zwei Staffeleien und
Gliederpuppen, Gypsmodelle, der Stein zum Farbenreiben,
grundirte Leinwand etc. unterbracht.
Als einzige Bilder werden ein S. Stephan '^), der nach
Schopka nächst Melnik als Copie eines gleichen, beschädigten
St. A. Nr. ll'?9, f 100 V. — 114. — (Von K. J. Erben nach der alten
Indorsalnummer als >316« citirt). Abgedruckt in den »Pamätky« II,
p. 825 fr. und in der »Kritickä pfiloha k närodnim listum.« rrag,
Jahrg. 18()4, p. 107 ff.
*) Was die äusseren Verhältnisse anbelangt, wird aus dem Inventar auch
mancher Rückschluss auf das Leben des älteren Screta statthaft sein,
da der grösste Theil der Gegenstände auf diesen zurückgehen dürfte,
obwol der Brand des Hauses »uKorandu» manches vernichtet haben kann.
') Universitätsarchiv: Rothsamtene Universitätsmatrikel.
*) z. B. L. T. Lib. contr. ruh. vet. urb. III. f. 117.
A Inventar. Bild Nr. 153 und 154.
Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 46
Bildes Scretas des Aelteren kommen sollte^ und eine Madonna
mit dem Christuskinde ^) genannt; beide sind verschollen.
Bei letzterem Gemälde wird ausdrücklich hervorgehoben, dass
es Screta der Jüngere selbst gemalt habe — woraus man
schliesseii kann, dass er wol nicht allzu viele Bilder verfertigt
haben mag, da sonst die einmalige Betonung dieses Factums
keinen Sinn hätte.
Eine Handzeichnung im Rudolphinum ^), die den heil.
Franciscus Seraph, mit einem Begleiter darstellt, denen das
geflügelte Crucinx in den Wolken erscheint, Hesse sich allen-
falls, wenn die Datirung echt und mit der Zeichnung zu-
sammenhängend ist, dem jüngeren Screta zuschreiben.
Jedenfalls hat dieser, wie die später genannten Namens-
vetter keine künstlerische Bedeutung, da die Zeitgenossen
nur von einem Screta, nämlich von Carl, dem Aelteren
sprechen und eine Unterscheidung der Beiden nicht kennen.^)
Da wir Carl, den Jüngeren als Maler zu verfolgen
nicht im stände sind, müssen wir uns begnügen, ihn als
Privatmann ins Auge zu fassen.
*) Inventar Bild Nr. 23. — Verlegenheitshypothesen (Pamätky III, p. 17,
Rybiöka 13 etc) schreiben ihm auch 2 Bilder in der Prager S. Gastulus-
kirche und einige der Altbunzlauer Collegiatkirche (mit der Jahreszahl
1681) zu. Man hatte noch zu einer Zeit, wo Screta's des Aelteren
Sterbejahr nicht genau bekannt war, die Bilder diesem zugetheilt;
später glaubte man die Autorschaft auf den Sohn übertragen zu müssen,
weil man den Namen »Screta« nicht aufgeben wollte.
*) Eine gelbgehöhte, quadrirte Federskizze auf braunem Papier, signirt:
C. Screta. h. 29-3 cm., b. 20*4 cm., im Prager Rudolphinum, früher im
Besitze des Herrn von Lanna. — Auf der Rückseite ist mit schwarzen
gräfl. Sternberg'schen Siegeln ein Blatt befestigt mit folgendem Wortlaut:
»Vermög dieses abrys halt der herr Screta Sich Verobligiret, S. Francisci
bild in die Sternbergisse Gapellen bey den Patribus Hibernis einzumah-
len. Undt auf das kleinere blos mus ein besonderer abrys gesch. ali-
quid de Trinitate als zum exempel etwan die heylyg geist spiritum
sanctum super Apostolos mittentem, weylen die allerheyligste Dreyfal-
tigkeit schon in Selber Kirchen in andren Capellen gemahlet ist. Für
diesse beede bilder Seind dem H. Screta Hundert Thaler Versproch.
Word., mit condition, wann er So liehe zur satisfaction Unser mahlen
wird. ÖO Thaler werd. ihn gegeb. noch wann er anfang. wird zu
mahlen, ante festum S. Francisci Seraphici 8 tag . . . Soll es in altar
schon Seyn.
Prag, d 12. April 1679. Sternberg.«
Im Inventar wird unter Nr. 31 eine Sendung des heil. Geistes angeführt,
die sich darauf beziehen Hesse. Hammerschmidt (p. 303), der den
S. Franciscusaltar nennt, gibt den Maler und das Jahr der Errichtung
nicht an. Auch diese Bilder sind verschollen.
•) Nur einmal, meines Wissens, wird die Form >Senioris Scretae« gebraucht
(Hammerschmidt p. 69) und lässt sich auch da anders erklären.
46 Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere.
Am 2. Jani 1679') vermalte er sich mit Elisabeth
Rosina^ der Tochter des JUDr. und Appellationsrathes Wenzel
Rosa*), eines reichen Mannes. — Sein Schwiegervater
schenkte ihm und seiner Frau am 19. October 1682^) das
Bierverlegerhaus „u Korandu". Ausserdem besass er — wie
aus dem Inventar hervorgeht — noch das Altstädter Haus
„u Hajku***) neben dem ^^schwarzen Adler", unweit der
Münze (Grosser Ring 934-1. ). Auch an baarem Gelde fehlte
es ihm keineswegs; er hatte dessen soviel, dass er - wie
das Inventar berichtet - 2980 fl. rh. auf Pfilnder verborgte,
die er in einem schwarzen Sarge (!) verwahrt hielt, und nebst-
dera noch Darlehen in der Gesammtsumme von 5700 fl. rh.
gewährte. - Unter seinen Geschäftsfreunden finden wir die
Kamen : Kaiman Brandeys, Israel Brandeis, Löbl Wiener und
Aaron Planta vertreten^). Auch der Wagen, den er besass
»)S. Jacobs-Vermälungsmatrikel (1636-1710) f. 30: tin Facie Eccl«i»
Juncti sunt Vinculo matritnonij Generosus Domim« Carolus Filius pie
defuncti G«nerosi Domini Caroli Screta Ssaknowsky w za-Wor2icz [!] Et
Ingenua Virgo Anna Elisabeth Rosina, filia Generosi ac clarissimi Do"»«ni
Venceslai Rosa Ui""«!"^ juris Doctoris et in Apellatione consiliarij,
prsesentib"» Reverendissijno Do"™»no Joanne Benol , canonico Wyssegra-
dicensi, Do^mo Carolo Borowansky Ut"»«q"e juris Doctorc, Do*«»«» Giel-
helmo Dirix z Wobumbergu [!], Do™»na W«ronica Scretowa, Anna Budi-
nowa. Copulans Reuerendissimus Do»n»n"s Abbas Sedlecenfis ordi»»»
cifterc^cnsium ^citirt in den Matrikenauszügen des Landesarchivs ; bei
S. Jacob p. 10).
*) Wenzel Rosa, der mit seinem Sohne Wenzel aus Zcebrak einwanderte
und am 7. December 1673 Altstädter Bürger wurde (St. A. N. 537.
Lib. iur. civ. vet. urb. ab 1661 f. 109), ist seit dem 27. Februar 1670
Appelationsrath (Hammerschmidt p. 761), tritt uns mit seiner Frau
Anna wißderholt in den Büchern als Hauskäufer entgegen (z. B. L. T.
Lib. contr. rub. vet. urb. I. f. 68 v. — IL f. 162, 222 etcO und stirbt
am 11. August 1689 (Hammerschmidt p. 761). Sein Sohn Wenzel wurde
schon am 22. December 1687 im 68. Jahre in der S. Gallikirche bei-
gesetzt (S. Galli-Begräbnismatrikel).
*) L. T. Lib. contr. vet. urb. ruh. I. f. 328 v. Dieses Haus, das Dr. Rosa
seiner Tochter und seinem Schwiegersohne zur Wohnung angewiesen,
hatte er von seinem Verwandten Carl Benol erstanden, der es am
19. November 1665 um 1000 II. rh. gekauft hatte (L. T. Lib. contr.
caerul. vet. urb. V. f. 119).
*) Franz Theophil Kleo von Raudne, dem später dieses landtäfliche Haus
durch Erbschaft zugefallen war, verkaufte es am 2. Januar 1699 um
4000 jl. rh. und 50 fl. Schlüsselgeld an die Gräfm Anna Catharina
von Daun (L. T. Lib. contr. vet. urb. rub. III. 229), die es in ein
Schlosshaus verwandelte; später überging dieses Haus in den Besitz
des Grafen Galla«. Auch das Haus Nr. 11 in der Hibernergasse
V — : / führt den Namen »beim Screta« ; es mag eine Zeit
lang im Besitze irgend eines FamiUenmitgliedes gewesen sein.
*) St. A. N. 1179. Lib. inv. f. 101 und 102.
Familie des Malers; Carl Screta der Jüngere. 47
und 12 Eimer guten Weines, die er im Keller eingelagert
hatte, deuten auf Wolstand ^) hin.
Screta und seine Frau wählten sich als reiche und
angesehene Leute auch einen Umgang mit Männern von
Stand und Vermögen, insbesondere verkehrten viele höhere
geistliche Würdenträger in ihrem Hause. Wir lernen diese,
insbesondere den Oheim der Frau, den späteren Prälaten
und Dechant von SS. Peter und Paul auf dem Wyschehrad
Johann Wenzel BenoP) bei den freudigen Familiener-
eignissen kennen. Am 16. April 1680 wird eine Tochter
Anna Catharina*), am 7. üecember 1682 ein Sohn Nicolaus
Franz*), am 5. August 1685 eine Tochter Elisabeth Domi-
nica*) getauft. Alle diese drei Kinder gehen ihrem Vater im
Tode voran, nur Wenzel Johann von Gott (geb. 1688) wird
als einzig überlebender Sprosse Scretas des Jüngeren ge-
nannt^.
1) Bei Screta's pecuniär sichergestellter Lebenslage werden wir der Nach-
ridit Pelzers (A. I. p. 110), er hätte die reiche Kunstsammlung seines
Vaters nach Nürnberg verkaufen müssen, keinen Glauben schenken
können. Die Tradition wird sich mit seiner Verlassenschaft irren, welche
nach seinem Tode veräussert wurde.
*) Nach Hammerschraidt (p. 658) wird er 1691 Dechant und stirbt den
16. April 1706, nachdem er die Wyschehrader Kirche zum Erben ein-
gesetzt. — Als Oheim der Elisabeth erscheint er in deren Testament
(L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 277 v.), wo er als reicher Mann an-
geführt wird.
8) S. GaUi-Taufrnatrikel p. 288: »Baptizata filia Anna Calharina, Dom»no
Carolo Screta et Elisabetha Conjugibus. Patrinj: ReverendilTmus Dominus
Joannes Benol Canonicus Wifsegradenfis Clarifsimus Do™»nvs Garolus
Jaroslaus Borowansky de Borowan J»"« Ut»"sq"« Doc»or Domina Maxi-
miliana Machtin, Do^aina Catharina Klobitzin. Cum facultate et licentia
nos^^a Baptizavit Rcvcrendifs»"»"» Do™»n"s Joannes Samuel Borowanfky
de Borowan Canonicus Budissynensis.« — Carl Jaroslaus Borowanfky
von Borowan und Stern feld, den wir mit Benol schon als Trauungs-
zeugen kennen gelernt haben, wird nach Hammerschmidt (p. 761) am
16. October 1676 Appellationsrath und stirbt den 11. Juni 1691.
*) S. Galü-Taufmatrikel p. B12: >Baptizat«» e»t Nicola"» Francisc«» Domino
Carolo Screta et Elisabetha Conjugib"» Patrini : Do»n>n"s Francisc«" Felix
Necasj A«q"« ReverendisMmus Dominus Joannes Benol Canonicum Wifsegradi.
Domina Veronica Scretin. — ä Patre Procopio«. — Die Witwe Scretas
des Aelteren war also 1682 noch am Leoen und erst 1691 werden
drei Bilder der »verstorbenen« Frau Screta angeführt (Inventar Nr. 35,
163 und 164.)
^) Die betreffende Stelle aus der S. Jacob-Taufmatrikel vom Jahre 1671
an, die gegenwärtig verschollen ist, wird in den Matrikenauszügen des
Landesarchivs citirt.
•) Der in der S. Galli-Begräbnismatrikel genannte, am 22. Mai 1693 ver-
storbene Joseph Screta gehört, obwol er auch in der Kirche begraben
48 Familie des Malers; Carl Screta der Jün gere.
Schon am 3. Januar 1691 wird der Rath des Oberst-
burggrafengerichtes Carl Screta an der Seite seines Vaters,
des Malers, in der 8. Gallikirche beigesetzt.*) — Am 12.
desselben Monates wird in Anwesenheit der Altstädter Raths-
commissäre Johann Daniel J^ozin von Drahobeyl und Maxi-
milian Czeczelickj von Rosenwald die Verlassenschaftsab-
handlung eingeleitet, bei welcher Gelegenheit das schätzbare
Inventar aufgenommen wird.
Scretas Witwe Elisabeth vermalt sich später wieder
und zwar mit dem Declamator der königl. böhm. Landtafel
Franz Theophil Eleo von Raudne'). In ihrem Testamente
vom 31. December 1695'), das uns über ihre Verwandt-
schaft und über ihr ansehnliches Vermögen vielfache Auf-
klärungen verschafft, denkt sie vor allem an ihr Seelen-
heil, mr das sie, ausser der Stiftung einer wöchentlichen
Messe nächst ihrem Grabe in der S. Gallikirche, 400 Gedenk-
messen lesen lässt. — Ihr Universalerbe ist ihr zweiter
Gatte, da ihr Sohn erster Ehe Wenzel Johann Screta*) — und
mit ihm die männliche Nachkommenschaft des Malens über-
haupt — gestorben war*).
Dass Elisabeth die Beziehungen zur Familie Screta
nicht ganz aufgegeben, zeigt der 12. Absatz ihres Tastamentes,
in welchem sie den vier Töchtern nach dem verstorbenen Appel-
lationsrathe Jelen je 100 fl. rh. vermacht; auch im Nach-
tragscodicill werden drei von ihnen — die jüngste ist in-
wird, nicht in diese Familie, da im Inventar der 2*1^ Jahre alte Wenzel
als einziges lebendes Kind angeführt wird ; dass es kein Nachgeborener
sein kann, beweist die Erklärung, dass er 6 Jahre alt war.
^) S. Galli-Begräbnismatrikel (siehe oben). — Befremdend ist es, dass Screta
nicht den ihm gebührenden Titel, sondern die Bezeichnung »Pictor«
erhält, was aber bei der bekannten Flüchtigkeit des Matrikelführers
vielleicht als eine Reminiscenz an den älteren Screta zu erklären ist.
*) Schaller (Prag I. p. 116) irrt, wenn er den. Kleo von Raudne zum
Schwiegersohne Screta's, also zum Gemale der einzigen Tochter des
Malers Veronica macht
«) L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 2^76 v. ff.
*) Von seinem Grossvater, dem Appellationsrathe Rosa, war er — der
7. Absatz des Testamentes wird in dem letzten Willen seiner Tochter
citirt — zum Erben einer Wiese eingesetzt worden.
*) Der von RybiÖka (ja. 6) erwähnte Feigencaffee-Fabrikant M. Screta in
Wien, sowie ein Mundant bei JUDr. Bendiener in Prag, ein Kauf-
mann in Smichow etc. beweisen nur, dass der Name noch nicht aus-
gestorben ist; vom Maler, dessen Descendenz nun genau bekannt ist,
stammen sie entschieden nicht ab.
Familie des Malers ; Carl Screta der Jüngere. 49
zwischen wol gestorben — mit Legaten und Andenken, die
aus der Familie Screta stammen, bedacht.
Kleo Yon Raudne soll ^im Jahre 1709 nach dem Tode
seiner Gemahlin Schulden halber aus Prag flüchtig" ge-
worden sein *). — Hätten ihn etwa die vielen Legate seiner
verstorbenen Frau in Schulden gestürzt? —
*) Schaller (Pra« I. p. 124). — Die Angabe muss angezweifelt werden,
da Kleo noch nach dem Tode seiner Gemalin Geld für kirchliche
Zwecke ausgiht, indem er den Dreifaltigkeitsaltar der S. Casiuluskirche
errichten lasst und bei dem Kreuzaltare derselben Kirche eine wöchent-
liche Messe stiftet (Hammerschmidt p. 48 und 40).
VI.
Die Namensvetter Seretas.
Es ist ein besonderes Verhängnis, das verschiedeoe
Maler in Böhmen verfolgt, im selben Beruf noch einige
Namensvetter zu haben.
Dass es dem Screta nicht angenehm sein mochte,
wenn Andere „Scretabilder" malten, ist gewiss, nicht als ob
er deren künstlerische Concurreuz zu fürchten gehabt hätte;
aber pecuniär mag es ihm doch geschadet haben, denn die
Bilder der anderen Seretas waren sicherlich billiger — und
doch hatte sie ^ Screta^ gemalt.
Die Verwechslung mit den beiden alten Malern Peter
Schkrzet und Waniek Schkrzeth, die im ältesten Prager
Malerbuche genannt werden, ist zwar ausgeschlossen. —
Aber auch unter den Zeitgenossen Seretas werden uns
mehrere Maler dieses Namens angeführt.
Ein Matthias Screta tritt uns am 23. November
1685 in Raudnitz entgegen*), wo sein Söhnchen Franz Leo-
pold die Taufe empfing; er soll für den Patronatsherm von
B^udnitz, den Fürsten Lobkowitz, beschäftigt gewesen sein.
Manches Porträt des Raudnitzcr Schlosses*) mag von ihm
herrühren, denn Bilder bekannter Persönlichkeiten für die
Porträtgalerie zu copiren, war gewiss seine Hauptaufgabe.
Auch ein Maler Michael Screta') wird genannt,
und ausserdem ein Maler Franz Screta, der zu Anfang
») Dlabaci III. p. 98. P. Zani : Enciclopedia delle belle arli. I. vol. XVII
Parma 1823, p. 182. — Die Angabe von Nagler (L. 16, p. 186) »zu
Prag« ist falsch. — Das fürstliche Archiv von Raudnitz enthält, wie
Herr Archivar Max Dwofak mir freundlichst mittheilt, keine Nachricht
von irgend einem Screta.
Raudnitzer Schlossbilder.« Prag 1860.
Das einzigemal begegnen wir diesem Namen auf einem Porlrätstiche
des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen (nach rechts gewendet,
das Kurschwert in der Rechten haltend, umgeben von den Allegorien
?f
Die Namensvetter Scretas. 51
des 18. Jahrhunderts in Böhmen lebte und für das fürstlich
Lobkowitz'scbe Haus arbeitete*); er scheint mit dem Sohne
des Matthias identisch zu sein^ der am 23. November 1685
in der Taufe den Namen Franz Leopold erhielt und
später das Geschäft seines Vaters übernommen haben mag
Schliesslich geschieht noch eines deutschen Malers Paul
Screta Erwähnung, der um das Jahr 1634 lebte*).
Ob der Vater jenes Joseph Screta, der am 22. Mai
1693 begraben wird^) — oder etwa jener Anton Screta aus
Neubitschow, der am 22. Mai 1719 Neustädter Bürger
wird*) — ob diese gar auch Maler gewesen, ist nicht be-
kannt. Keiner von den Namensvettern Carl Scretas lässt
sich in seinen Gemälden verfolgen; es dürlFte wahrscheinlich
auch nicht einmal der Mühe wert sein, denn sicherlich haben
diese Maler — soferne sie concrete Gestalten überhaupt
sind — künstlerisch nur eine sehr untergeordnete Be-
deutung; sie werden manches von den Gemälden, die von
„Screta" herrühren, aut dem Gewissen haben
des Krieges und Friedens und vier allegorischen Medaillons; oben das
Wappen, unten die Widmung; Plattengrösse h. 29-5, h. 23). Die Signatur
lautet: Mich. Screto pinxit. — Joh. Dürr fculpsit — Schon die Schreib-
weise »Screto« beweist eine Ungenauigkeit, die sich auch auf den Vor-
namen erstrecken kann. Oder ist das »Mich.« überhaupt keine Namens-
abkUrzung. sondern ein aus einer deutschen Vorlage herübergenommener
Accusativ des Personalpronomens? — Nagler L. 1(5 p. 186 stellt die
Hypothese auf, dass Michael mit Matthias identisch und ein Sohn Carl
Screta's sein könnte, und was da nur Conjectur ist, wird bei Fr.
Müller (III. p. 512) bereits Gewissheit. — Da nun die Descenden^c C.arl
Screta's genau bekannt, und weder ein Michael noch ein Mathias
im Stammbaume nachzuweisen ist. stellt sich diese Annahme als
völlig haltlos heraus.
Dlabac2 III. p. 81.
*) F. Zani : Enciclopedia I. XVII. p. 182.
^) S. Galli-Begräbnismatrikel zum obigen Datum.
*) St. A. 5(52. Lib. jur. civil, nov. urb. ab 1718 f. 22.
VII.
Seretas Sohüler/)
Der Ruf des Malers Screta veranlaste viele, die Führung
von Pinsel und Palette bei diesem ^^anderen Apelles auf
diesem Kayserlichen Musen-Parnass" zu lernen. Leider ist
das Malerbuch vom Jahre 1656 an verloren gegangen, und
die Namen^ die bis dahin genannt werden, sind jedenfalls
nur ein Bruchtheil von denen aller Schüler. — Im „Raittungs-
buche" von 1600—1656 finden wir:
I. Franz Paling.*)
Am 10. Februar 1652 erklärt Screta, das Paling. ein
Eleinseitner Bürgersohn, in diesem Jahre seine siebenjährige
Lehrzeit beendet haben werde ^). Geld und Wachs hat er
nicht in die Lade abgeführt, wird aber nicht gemahnt, da
er ein Altarbild für den Maleraltar der Teinkirche zu malen
verspricht.*) — Paling war nämlich am 1. Januar 1646 zu
^) Bei dem Maneel einer ausgesprochenen originellen Eigenart Screta's kann
man natürlich nicht von einer zusammenhängenden »Schule Screia^s«
(z. B. Einreichungscatalog der Galerie der ö. P. K. F. in Prag. —
Nr. 1082, 1088 oder 1365) reden. . — Dass man sich sehr häufig mit
der Bezeichnung »Screta's Art« hilft, wenn man einen höhmischen
oder auch nicht böhmischen Maler des 17. Jahrhunderts meint, ist vor-
läufig bei der geringen Kenntnis der anderen künstlerischen Individuali-
täten dieser Zeit leicht erklärlich.
") Gegenüber den verschiedenen Varianten: Palynk, Ballink, Palling etc.
halte ich mich an seine eigene Namensunterschrift im Gontracte.
«) Raittungsbuch f. 136 v. Nr. 2.
*) Ob er das Versprechen ausgeführt, ob etwa eines der in der Tein-
kirche befindlidben Bilder von ihm herrührt, lässt sich nicht fest-
stellen. Möglicherweise ist nur eine Beihilfe bei dem Lucasbilde
Screta's darunter zu verstehen. Die Teinkirche von Prag I. war es, in
der sich die Malerzunft bei ihren Andachtsübungen zusammenfand und
wo auch der S. Lucasaltar der Zeche stand.
Scretas Schüler. 53
Screta in die Lehre gekommen; somit endigte seine sieben-
jährige Lehrzeit mit dem Jahresschlüsse 1652. Er musste
aber verwendbar und tüchtig gewesen sein, da Screta mit
ihm am 13. April 1653 einen neuen Vergleich auf drei Jahre
abschliesst ^) — Am 20. Juli 1653, in derselben Sitzung, in
welcher Screta zum erstenmale als Oberältester auftritt,
entlässt dieser den Paling feierlich aus der Lehre und meldet
ihn als seinen Gesellen auf drei Jahre an.^ — Paling hat
s^en Schritt bald bereut. Auf Anrathen der Maler Nicodem
Czizcek und Elias Pistorius^ wird er contractbrüchig und
*) Der Contractu dessen Original sich im Rudolphinum (G. P. K. F.) be-
fmdet, ist für Paling nichts weniger als günstig zu nennen. Er lautet:
>Deinnach der Edlvesste Herr Tobiaß winckkler Burger
vndt Rathsverwanter der Kleinen Stadt Prag demeauch Edlenvessten
Herrn Carl Skreta der hochlöbl. Khunst der mahlerey zuegethannen :
Franciscum Palling vnder dato ersten Januarij Ap- 1646: auf Siben
Jahr lang in die Lehr aufgedinget vnd vbergeben, Er Franciscus
Pälling auch solch seine 7 Jahr mit endt Decembris 1652 albereits
erstreckhet; Vndt dannenhero von Ihme Herrn Skreta gebreüchigd.
masßen frey vnd loß gesprochen wordten, daß Er also sein fortun
nach belieben witter hette suchen khonnen, allerweillen Er aber solch
sein erlehmete Khunst bey mehrbesagten Herrn Skreta in etwaß meh-
rers zu ergreifTen verlanget, alß ThuetEr sich zue solchen endte umb
seines mehren nuczen willen noch auf 3 Jahr lang zue mehr besagten
Herrn Screta verdingen mit allen vorigen Puncten vndt Clausulen daß
Er nemblichen sich inder Zeit getrey aufrecht Redlich Still vndt ver-
schwigen gestalten es einem Ehr vndt Tugent liebenden menschen
wol anstehet aignet und gebühret verhalten, Boße gesellschafften
Sauffen huerreyen vnd der||gleichen ^ottmisßfallige vnTugenden meyden
sonderlich aber bey nächtlicher weil ohne seines Herrn bewust vnd
erlaubnuß ausßer Hauß nicht bleiben soll undt will — herentgejgen
verspricht oflft besagter Herr Skreta bemelten Francz Palling nicht
allein mit allen grundt vndt Fundamenten so guet alß Ers erlehrnte
habe, femer zue vnderweißen also daß Er so ferne Er änderst selbsten
seinen Fleiß anwenden will mit gottlich hülfT wol für einen Khünstler
werde bestehen köhnnen sondern auch Ihme neben der nottürffligen
Khost Jahrlichen ein auf sein Perschon gezimmendes ganzes Klaydt
zue verschaffen vndt sein weiß gewandt wie ))iß anhero beschehen
waschen zue lassen vnd deßen zue wahrer vhrkhund vndt mehrer Be-
krefiftigung seindt dißer dienstverschreibung zwey gleichlautende Exem-
plar von ainer handt geschriben von beeden Thailen mit handtschrifft
vnd Pettschafft verfertiget vndt veden Theil dem eins angehandiget
worden so geschehen Prag, den 13. Aprilis. Anno 1653.
Carl Screta von Zavorzicz. Frantz Paling.«
(L. S.)
») Raittungsbuch f. 142, Nr. 4
*) Elias Pistorius, früher Hofmaler des Herzogs Julius Heinrich von Sachsen-
Westphalen, tritt 1644 mit der Malerbruderschaft in Berührung (Raittungs-
buch f. 121). Am 29. Januar 1654 weisste er sich vor dem Magistrate
mit einem Geburtsbriefe von Karl Ludwig, Pfalzgrafen beim Rhein,
aus Heidelberg, vom 24. November 1649 aus und wird Neustädter
Bürger (St. A. Nr. 559. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612. f. 322 v.).
11
54: Scretas Schüler.
wohnt und malt bei einem gewissen Ctybor.*) — In der Sitzung
vom 22. Februar 1654 hat er sich deswegen zu verant-
worten ; sein Qesuch wird abgewiesen, Czizcek und Pistorius
erhalten Rügen und dem Paling wird bedeutet, dass er nur
mit Zustimmung Scretas den Contract lösen könne, sonst
würde man mit dem Gesetze gegen ihn einschreiten. •) —
Und Screta gelingt es wirklich, ihn bis zum 5. Mai 1656
festzuhalten; erst an diesem Tage wird er entlassen und
begibt sich sofort nach Nürnberg. ^) — Damit entzieht er
sich unserer Betrachtung.*)
II. Andreas Octavian Peter.*)
Am 23. Juni 1656 kommt Andreas Peter, Bürger
der Altstadt Prag, vor die versammelte Malerconfratemi-
^) Czechischer Vorname, bedeutet: Honorius.
•) Raittungsbuch f. 146 v.
V Raittungsbuch f. 162 v. (Eigenhändige Einzeichnung Screta's.)
*} Nach Prag ist Paling nicht wieder zurückgekehrt; denn nicht einmal
das Fahrnschon'sche Verzeichnis nennt seinen Namen. — Auch sonst
findet sich keine Nachricht vor.
^) Eine kühne Hypothese, die — meines Wissens — zuerst in dem gelegen-
tlich schon citirten Manuscripte des Herrn Dr. Schebek in Prag —
dem ich für seine Freundlichkeit herzlichst danke — vorkommt, ändert
den Namen »Andreas« in »Aertsens« und macht im Handumdrehen
diesen Maler zu einem Niederländer, zum Enkel jenes Peter Aertsens,
der uns bei Füßli (I. 12) oder zum Sohne dessen, der bei Descamps
(I. 219) genannt wird. — Dass Screta einen Niederländer zum Schüler
?ehabt, wäre zwar nicht schle(;hterdings unmöglich, da selbst Nicodem
Iziczek einen Gesellen »z Nydrlandu«, nämlich Gerhard Busch hatte
{Prager Univ.-Bibl. M. S. U. A. 26, Nr. 2). Aber die Annahme ist
unhaltbar, denn Andreas Peter, der 1656 Altstädter Bürger genannt
wird, müsste in dem gutgeführten Altstädter Bürgerrechtsbuche iSt A.
Nr. 5.S6) vorkommen, was aber nicht der Fall ist.
Man erräth, weshalb die Hypothese entstand. Pelzel (A. IV. p. XII)
erzählt uns zuerst, dass Screta mit einem auswärtigen Künstler
in Streit gerieth und diesen im Zweikampf erstach; hierauf habe er
sich ein Jahr im Augustinerkloster bei S. Wenzel vor dem Gesetze
verborgen und während dieser Zeit die vielen dortigen Bilder gemalt.
In der S. GalU-Begräbnismatrikel heisst es ferner zum 'I. September 1673 :
>Sepultus e«* in coemiterio maiori pictor exlebs [!] ex domo apud nigrum
gallu"» transfix"« in platea.€ Mit diesen dunklen Nachrichten lässt sich
nichts anfangen, zumal ich in den Memorabilienbüchern des Stadtarchivs
keinen Aufschluss finden konnte.
Das schöne Geschichtchen ist aber voll von Anachronismen : Screta wird
sich als alter Mann wol kaum duellirt haben ; Peter dagegen wird noch
im Jahre 1678 — wie wir später sehen werden — als lebend ange-
führt. — Die Bilder im Augustinerkloster sind (Hammerschmidt p. 346)
bereits um das Jahr 1643 gemalt und in diesem Jahre auch vom
Laienbruder Henricus im Stiche herausgegeben worden. Vom 4. Sep-
tember 1673 bis zum 1. August 1674, dem Begräbnistage Screta's, ist
es nicht einmal ein Jahr etc. Ueberdies gehörte das Haus >beim
Scretas Schüler. 55
tat') und ersucht um Aufnahme, da er bei Sereta gelernt habe
u. zw. seit der Zeit^ als sich dieser noch nicht der Malerzunft
angeschlossen hätte*), er somit im Raittungsbuche nicht ange-
meldet sei. Screta bezeugt dies, Peter entrichtet sein Geld
und zwei Pfimd Wachs und wird aufgefordert, sein Meister-
stück zur zweiten Quartalsitzung fertig zu stellen, was er
auch verspricht.
Am 29. Juni zeigt Peter der Confratemität seine voll-
endete Arbeit*), wird zum Meister ernannt und in üblicher
Weise in die Malerzeche aufgenommen. Die Neustädter
Maler waren ebenfalls eingeladen gewesen, das Meisterstück
• Peters anzusehen^), ein Beweis, dass es fiir sehenswert ge-
j halten wurde. Dass sie nicht erschienen, wirft auf Peter
kein schiefes Licht, wenn man das gespannte Verhältnis der
Alt- und Neustädter Zunft im Auge behält. — Und so er-
scheint uns Andreas Peter schon bei der nächsten Quartal-
sitzung vom 12. August in der Reihe der Mitglieder — frei-
lich das erste- und letztemal, da mit dieser Sitzung das Ma-
lerbuch schliesst.
In der Folge wird er 1666 amtlich neben Harownik
^ und dem Glaser Moser als Aeltester der Bruderschaft ge-
1 nannt, ebenso in den Jahren 1670 und 1671 ; in den Jahren
1674 und 1678 kommt er als Oberältester vor.*) — Mit
Screta finden wir ihn noch am 11. März 1669 beisammen,
als er nämlich mit diesem bei der Bürgerrechtsbewerbung des
Malers Klosse Bürgschaft leistet®) — Als Privatmann wird
schwarzen Hahn« nicht — wie es im M. S. des Herrn Dr. Schebek
heisst — dem Screta. sondern dem Maler J. B. Klosse. — Da schliess-
lich auch erhaltene Schriften des ehemaligen Augustinerklosters
zu S. Wenzel (Pr. Univ.-Bibl. IL A. 26, XV. E. 15, XVII. E. 23) nicht
die geringste Andeutung von einem heimlichen Aufenthalte Screta's
enthalten, muss das ganze Duellhistörchen (das in neuerer Zeit wieder-
holt von der czechischen Belletristik verwendet wurde) in das Reich
der Fabel zurückgewiesen werden; Pelzel nennt es ja selbst eine
> Anekdote«.
1) Raittunesbuch f. 160 u. v.
") Wahrscheinlich im Jahre 1650.
*) Raittungsbuch f. 163. — Fahrnschon gibt in seinem Verzeichnisse das
Aufnahmsdatum — wie bei Screta unrichtig — mit dem 14. Juli an.
*) Raittungsbuch f. 163 v.
*) St. A. Nr. 70. Lib. renovat. ab 1630: f. 100, 112. 123. 138 u. 15i. —
Desgleichen finden wir ihn auch auf einem ProtocoU über den »Fran-
zosen oder Burgunder« Monotty vom Jahre 1678 als Oberältesten
genannt (Rudolphinum G. F. K. F. Acten-Fas(äkel »Diverse Rech-
nungen.«)
«) St A. Nr. 537. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1661, f. 94 v.
i
56 Scretas Schaler.
Peter aach z. B in einem Streitfall mit seinem Hausnachbar
Salomon „FeydekervonFeydbergk" im Jahre 1668 erw&hnt;
es handelt sich um vier Balken^ von denen er nur drei in
seine Mauer zu legen bewilligt hatte ^).
Von seinen Bildern wird nur ein Seitenaltargemälde
in der S. Niclaskirche der Altstadt genannt^, das ganz
verschollen ist-, es soll im Geschmack des van Djck aus-
geführt gewesen sein.
IIL Jacob Tucz
Auch von der Neustadt^ die ihre eigene, mit der Alt-
städter rivalisirende Malerzunft hatte, an deren Spitze später
der seinerzeit gefeierte Maler Matthias Zimbrecht aus München
(t 1680) stand, findet sich ein LehrUng im Atelier Scretas
ein. Am 29. Juni 1656 meldet Screta den Jacob Tucz, der,
wie ausdrücklich erwähnt wird, von Neustädter Eltern stammt^)
— nach vorausgegangener Rücksprache mit dem Vater und
Bürgschaftsleistung von Seiten des Neustädter Rathsherrn
Daniel Termanus, und Neustädter Bürgers Qeorg Daniel Nisl,
— als Lehrling auf sieben Jahre an.*) Tucz entrichtet sein
Geld in die Lade und verspricht das Wachs ebenfalls abzu-
liefern. — Das ist das einzigemal, wo seiner in den Maler-
büchem und Zunftacten Erwähnung geschieht.
IV Samuel Globitz von Buczina.^)
Einen Sohn dieser angesehenen FamiUe, der nach seinem
Vater ebenfalls Samuel benannt war, nahm Screta nach vor-
St. A. Nr. 1077. Lib. testim. ab 1664 f. 352 ff.
') M. S. des Herrn Dr. Schebek. — Dagegen nennt Hammerschmidt, der
gerade die Bilder dieser Kirche ausführlich beschreibt (p. 68— 73), kein
Gemälde Peter's, und Hammerschmidt wird mehr Glauben beanspru-
chen dürfen.
*) J. Tucz dürfte ein Sohn jenes Salomon »Duc2« aus »Chrapkowicz« sein,
der am 4. August 1631 Neustädter Bürger geworden war (St. A.
Nr. 549. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612 f. 172 v.), — Wenn wir
uns erinnern, dass eben zu derselben Sitzung die Neustädter Maler
eingeladen gewesen waren, das Meisterstück Andreas Peters anzu-
sehen, begreifen wir um so eher, warum sie gerade zu dieser Sitzung
nicht kamen; es konnte ihnen nicht gleichgiltig sein, wenn ihnen ein
Lehrling entgangen war, — So einzig war aber dieser Vorfall keines-
wegs ; auch andere Altstädter Zunftmeister nehmen Neustädter Bürger-
söhne in die Lehre, z. B. Fabian Horownik (Raittungsbuch f. 146),
Johann Hess (f. 151) etc.
*) Raittungsbuch f. 163.
*) Diese Familie, die wir wiederholt bei festUchen Gelegenheiten im Hause
Screta's vertreten finden, hatte damals in Prag einen guten Klang. —
Zahlreiche Würdenträger dieses Namens kommen in den Büchern vor.
Auch Hammerschmidt nennt wiederholt Familienmitglieder, die sich
bei der Vertheidigung Prags gegen die Schweden hervorgethan oder
Scretas Schüler. 57
hergegangener Abmachung mit dessen Vater auf fönf Jahre
in die Lehre auf und kündigte ihn am 8. October 1656 als
Lehrling an. *) Für ihn bürgen Johann Georg Rowensky von
Libanhora und Daniel Globitz von Buczina; er entrichtet
die Gebühren natürlich pünktlich.
Globitz bildete sich nicht zum Künsler heran^ sondern
nahm jedenfalls nur Zeichenunterricht, da er uns später wie-
derholt als Landesvermesser und Fortificationscommissär
begegnet. Er hat sich auch dadurch bekannt gemacht; dass
er das ,, Büchlein von dem Landmässen; zu welcher Zeit die
Masz in Böheimb angefangen, etc.^ von Simeon Podolsky
von Podol im Jahre 1683 herausgab und verlegte*).
Beglaubigt wird uns noch ein Schüler Scretas an-
geführt :
V. Johann Spindler") „der Jüngere^.
Dieser Schüler kommt am 1. Juni 1667 zu Screta,
von dem er am 15. October 1672 einen Lehrbrief^) erhall^
in welchem Soreta in üblicher Weise dessen Wolverhalten
während seiner Lehrzeit bestätigt und ihn entlässt, um ihn
verschiedene akademische Grade erreicht haben (p. 546, 548, 549. 557
558, 559, 622 etc.)- Unter dem Grundbesitze dieser Familie oefan
sich auch ein Haus im S. GaUisprengel, nämlich das »beim goldene
Hahn«, das sie aber nicht bewohnte fPr. Univ.-Bibl. M. S. ü. A. 26
Nr. 2). Wiederholt weist die S. Galli-Taufmatrikel Gevaterschafts-
beziehungen der Häuser Globitz und Screta auf. Die Globitze werden
wol zum ständigen Umgang der Malerfamilie gehört haben.
*) Raittunffsbuch f. 164 v. — Ein anderer Globitz wird — nach einer Schrift
des Rudolphinumarchivs (G. P. K. F.) — im Jahre 1700 vom Oberältesten
der Kleinseitner Confraternität, Maler Johann Christoph Tummer (f 30.
März 1732) freigesprochen.
*) Gedruckt in Prag bei G. Czemoch. — Neu herausgegeben von Dr,
Herrn. Jire^k in den »Spisy prävnicke . . .« Wien 18^. f. 218 flf. S.
Podolsky aus Olmütz, der den 31. Juli 1589 Altstädter Bürger gewor-
den (St. A. Nr. 535, Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1550 f. 220J, war, wie
sein Lehrer, der Landvermesser Matthäus Ornius aus Limnerg, auch
Mitglied der Malerbruderschaft gewesen.
) Spindler (Dlabac2, Nagler u. A. schreiben unrichtig »Schindler«) hängt
vielleicht mit dem Carlsbader Maler gleichen Namens zusammen, oder
er ist etwa ein Nachkomme jenes Erfurter Malers Gabriel Spindler,
der am 13. September 1600 das Altstädter Büreerrecht erhält (St. A.
Nr. 536 Lib. jur. civ. vet. urb. f. 2) und später als »Kabrijel Sspindler«
oder »P. Kabryel« im Raittungsbuch der Malerzeche auftritt, deren Ober-
ältester er vor Musch war. — Ein anderer Johann Spindler, mit dem
dieser Maler auch in Verwandschaftsbeziehung stehen könnte, war ein
Uhrmacher aus Weipert und wurde den 4. December 1619 Altstädter
Bürger (St. A. Nr. 536. Lib. jur. civ. vet. urb. ab 1600 f. 199 v.J.
) Das czechische Originaldocument, das Screta eigenhändig geschrieoen,
wird im Rudolphinumarchiv (G. P. K. F.) aufbewahrt.
5
s
68 Scretas Schüler.
nicht „länger aufzuhalten und seinem weiteren Glücke hin-
derlich zu sein", . — Nähere Daten über sein Leben und
seine Werke sind unbekannt.
Die beiden von Pelzel genannten Maler: Klosse und
LubUnsky sind nicht directe Schüler, sondern mehr Freunde
Scretas gewesen, dem sie vielleicht manche Anregung ver-
danken mochten.
Johann Bartholomäus Klosse kommt ja als
Mann von gesetztem Alter mit seinem Sohne Johann Franz
aus Würzburg nach Prag, selbst schon ein zünftiger Meister,
so dass man an ein Lehrverhältnis nicht denken kann. Bei
der Bürgerschaftsbewerbung am 11. März 1669') und bei
ähnlichen Anlässen finden wir Screta an seiner Seite.
Die vielen Landschaften und StilUcben, die neben
seinen Heiligenbildern von ihm erwähnt werden*), deuten
darauf hin, dass er eine andere Kunstrichtung verfolgte.
Martin Anton Lublinsky®), der spätere Dcchant
des AUerbeiligenklosters in Olmütz (f 24 December 1690),
der nur gelegentlich seiner Studienzeit an der Prager Uni-
versität auch mit Screta verkehren mochte, ist ebenfalls
nicht als Schüler Scretas anzusehen. Schon die Fresco-
techiiik, die er bisweilen anwandte^ schUesst die Hypothese
aus, dass Screta darin sein Lehrer gewesen, denn dieser
verstand den nassen Kalk nicht zu behandeln. Lublinsky
wird daher anderwärts seine Kunsterfahrungen geholt haben
müssen.
Schliesslich wird noch der Altstädter Maler und späterer
Zunftälteste Carl Kulik (begraben am 1. August 1719)
n St. A. Nr. 537. Lib. jur. civil, vet. urb. al) 1661, f. 9* v.
«) Auf das interessante Inventar, das nach dem Tode dieses Malers, am
19. September 1679 aufgenommen wurde (St. A. Nr. 1177. Lib. inv.
ab 1666, f. 596 ff.), sowie auf seine Familien- und Vermögensverhält-
nisse überhaupt werde ich gelegentlich meiner Arbeit über den Maler
Peter Brandel ausführlicher zu sprechen kommen; Brandel hatte
nämlicii eine Tochter des Klosse zur Frau.
») Schätzbare Beiträge zur Geschichte dieses fruchtbaren, besonders in
Mähren stark vertretenen Malers enthalten — wie ich erfahre — die
Annalen des Allerheiligenklosters in Olmütz f. 139 (eine Gemäldeskizze),
174, 187, 189, liK) und 201. Einiges berichtet Pelzel (A. IV. p. 74 ff.)
und Dlabac?. (II. p. 234 ff.), die auch seine Bilder aufzählen. Zwei
seiner Gemälde werden auch im Kremsierer Inventarium vom Jahre 1691
angeführt. (Mittheilungen der k. k. Central- Com mission XIV. p. 190,
Wien 1888.)
Scretas Schüler. 59
als Schüler Scretas angeführt^. In seinen Gemälden merkt
man vom Einflüsse Scretas nicht mehr und nicht weniger,
als in denen anderer Maler dieser Zeit.
*) Dr. L. Glückselig : Der Prager Dom. Prag und Leitmeritz 1855, p. 90. —
Dies wäre nach dem Fahrnsdion^schen Verzeichnisse, das sich wenigstens
in den Jahren nicht oft zu irren pflegt, recht wol denkbar, weil Kuhk's
Eintritt in die Zunft auf 1678 gesetzt wird, dieser also noch seine ersten
Lehrjahre bei Screta zugebracht haben kann. — Unvereinbar wäre es
allerdings mit der Angabe DIabac2's (II. p. 156), der sein Geburtsdatum
in das Jahr 1670 verlegt. — Das Raittungsbuch von 1656 — 1699, das
uns darüber sicheren Aufechluss geben Könnte, ist leider verloren
gegangen.
vni.
Seretas Gemälde.
Die Geschichte der italienischen und unserer von dieser
theilweise abhängigen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts
schwimmt noch, wie dereinst im Aegeischen Meere die
Insel Delos, in einem Meere von Phrasen *) herum. — Noch
haben sich wenige bestimmte Individualitäten herauscrystalli-
sirt und selbst den Carracci und dem Guido Reni wurde noch
keine erschöpfende moderne Würdigung zutheil. Es ist somit
eine umso schwerere Aufgabe^ einem Screta, der durchaus
keine grosse Führerrolle spielt, in der Kunstgeschichte einen
genau bestimmten Platz anzuweisen.
Zu den allgemeinen Schwierigkeiten gesellt sich noch
ein misslicher Factor localer Natur. Gleich den zwei Landes-
Satronen Johann von Nepomuk und Wenzel kennt man auf
em Gebiete der Malerei in Böhmen nur zwei Heilige:
Screta und Brandel, und diese gemessen einen besonderen
Cultus. Man weiss nicht und will nichts davon wissen^ dass
Screta durchaus nicht der himmelstürmende Titane war, zu
dem man ihn gewöhnlich stempelt, dass andere Prager Maler,
wie Reiner, Balcko etc. weit Tüchtigeres geleistet haben ; —
man hat sich eben einmal daran gewöhnt, ihn f&r einen
hochbedeutenden Mann zu halten und schreibt ihm oder
dem Brandel jedes Bild zu^ auf das man Gewicht legen
>) Bei Screta sind besonders die Aussprüche Jahn's (Neue Bibl. XIX.
p. 321 ff.), wie: »er hat nicht seinen Gremälden das heutzutage be-
kannte Helldunkle mit einfliessen lassen«, oder »es findet sich in
seinen Werken nichts schmeichelhaftes, nichts geschmücktes«, ja
selbst einzelne Worte an bestimmten Stellen, wie »richtig und edel
gezeichnet« etc. zu den starrsten Phrasen geworden, die, sogar theil-
weise in's Gzechische übersetzt, ihr Leben noch heutzutage fristen.
Scretas Gemälde. 61
will^)y so dass der Unfag; der in diesem Artikel sports-
massig betrieben wird; kaum endgiltig zu beseitigen ist.
Die wenigen Gemälde des sehr fruchtbaren Malers,
die ihm bestimmt zugesprochen werden müssen , zeigen
bei ihrer Verschiedenheit nur das eine vollkommen klar:
Screta steht ganz unter dem Banne der italienischen
Kunst. — Wenn dem Sandrart seine Schüler nachsagen,
dass er in Italien ^^nicht, wie andre nur bloss den Horizont,
sondern auch das Gehirne, verändert und verwechselt hatte,"
kann man bei diesem Maler das nicht gelten lassen; trotz
seiner italienischen Reise war und blieb er zeitlebens ein
Philister.
Die Composition ist — und das muss uns im Ver-
hältnis zu den übrigen Malern der Barockzeit, die niemals
genug thun zu können glaubten, am meisten in Verwunde-
rung setzen — die schwächste Seite Scretas, wie seine Ge-
mälde und noch mehr die Kupferstiche nach seinen Zeich-
nungen darthun.
In der Auffassung der religiösen Stoffe hat er sich in
der Regel von der breitgetretenen Strasse des Conventionellen
nicht weit entfernt, ja häufig Figuren und Gruppen *) berühm-
^) Wenn man wUsste, dass man sich nicht leicht grössere Gegensätze als
Screta und Brandel denken kann, vermiede man wenigstens die oft
gehörte und gelesene Meinung: irgend ein bestimmtes Bild sei »von
Screla oder Brandel«.
") Das Hochaltarbild der Prager Teinkirche möge als bezeichnendes Bei-
spiel dafür herangezogen werden. Alles ist schon einmal dagewesen,
besonders die Madonna im Engelgewirr: auch der Apostel am linken
Bildrande ist nur eine Barockvariation des Paulus von Raffael (Teppich :
Predigt in Athen), also ein ständiges Kunstmobilar, das bis m die
Brancaccicapelle hinaufreicht. Der Paulus des Leitmeritzer Dombildes
stammt aus der »Schule von Athen«. Ein Bild, das sich 1802 — 44 in
der Gallerie der G. P. K. F. in Prag befand, wird direct als >eine Art
von Nachahmung der Schule von Athen« bezeichnet (Einreichungs-
catalog Nr. 870). Ebenfalls von einem Werke Raffaels u. zw. von
dessen Transfiguration ist Screta's »Christus auf dem Beree Tabor«
beeinflusst Den Reiter, der als Zugabe auf dem Bilde »Taufe Christi«
in der Prager S. Stepkanskirche erscheint, findet man bereits auf dem
Bologneser Bilde des Lucio Massari »Der verlorene Sohn« (gestochen
von Snadagnioi bei Rosaspina) etc. etc. — Seltener sind die Entlehnungen
von Niederländern. Die Composition des S. Felixbildes der Prager
S. Josephskirche und die dazu gehörige Skizze stehen unter dem Em-
flusse des S. Antoniusbildes von van Dyck, das damals durch den
Stich des Aegidius Rousselet bekannt wurde. Dass die Flammen bei
der Ausgiessung des hl. Geistes (Salzburg, Domkirche) nicht schon auf
den Häuptern der Apostel ihren Platz gefunden haben, sondern erst
herniederschweben, hatte bereits Rubens zur Darstellung gebracht etc.
62 Scretas Gemälde.
leren Vorbildern direct entlehnt^ was man gerade damals als
Todsünde aufzufassen anfing ; seine Studien in verschiedenen
Galerien und Kirchen und zahlreiche Kupferstiche boten ihm
die Grundlage dazu. Wenn er selbständig sein will, oder es
zu sein gezwungen ist, wird er ungemein philiströs-, er be-
sitzt eben keineswegs eine originelle Künstlerphantasie. —
Er vermeidet oft, aber nicht etwa aus ästhetischen Gründen,
mehr Personen anzubringen, als unumgänglich nothwendig sind;
man erkennt vielmehr daraus, dass er mit einer gewissen
Befangenheit componirt. Ja seine Illustrationen zur „Societas
Jesu'^, die wir mit den anderen Kupferstichen nach Screta
später kennen lernen werden, zeigen, dass er nur zu häufig
nicht einmal die nöthigsten Figuren darstellt und mit Händen,
Füssen, Waffen etc. andeutet, dass hinter dem Bildrandc jene
Personen zu denken sind, von denen die Katastrophe im
Bilde abhängt.
Von armseliger Erfindung zeugt auch die Wiederkehr
ein und desselben Motives auf verschiedenen seiner Bilder,
z. B. die Halbprofilfigur mit dem eigenartig gebogenen Knie,
oder besonders die kleine Dreifaltigkeit als Visionsgegenstand
in der oberen Bildecke. *)
Was die Zeichnung anbelangt, müssen auch da die
landläufigen Ansichten über Bord geworfen werden. Mit der
Antike hat er sich nicht viel zu schaffen gemacht ; die allge-
meine Sicherheit der Zeichnung verdankt er vielmehr seiner
italienischen Schulung. Hat er auch in der Regel auf die
Zeichnung grösseres Gewicht gelegt, als auf die Farben-
gebung, so kann man doch die stereotype Phrase, dass seine
Zeichnung „beinahe nicht zu verbessern" wäre, keineswegs
unterschreiben*). Nur zu oft findet man eine ziemlich allgemeine
Behandlung der menschlichen Anatomie^, ganz abgesehen von
^) z. B. übereinstimmend bei den Gemälden S. Antonios (Prag, Joseplis-
kirche), S. Franciscus Ser. (Strahow), S. Servatius (Mnischek), S. Ste-
Ehanus (Leitmeritz) etc.
iteressant ist eine Stelle bei Baibin (Historise Sancti Montis Lib. II.
' C. VIII. p. 127 und 128), wo uns berichtet wird, dass Screta trotz
stundenlanger Bemühungen nicht im Stande gewesen sei, das Madonnen-
bild des heiligen Berges richtig abzumalen; — >hanc pictam [sc. ima-
ginem] damnavimus uno ore omnest. Freilich darf man aus dieser
Stelle nicht zu viel herauslesen wollen, da es ja dem Baibin hier
darum zu thun ist, ein Wunder zu construiren.
«)Ich erinnere hier nur an zahlreiche Puttiköpfe, die eine vorschrifts-
widrig hohe Stirne haben, an die Armen im Fegefeuer des Crucifix-
bildes in der Kleinseitner S. Niklaskirche, bei denen uns die Zeichen-
schnitzer trotz ihrer scheinbar grossen Entfernung ganz deutlich hervor-
Scretas Gemälde. 63
der Pferdeanatomie, von der, einfach herausgesagt, Screta
keine Ahnung hat. *). Manches mag in der Flüchtigkeit^^
deren Stempel vielen Schöpfungen dieses Malers aufgeprägt
ist, seinen Grund haben.
Im Colorit ist Screta bald bei den Eclectikern, bald
bei den Naturalisten in die Schule gegangen*). So viel sich
verfolgen lässt, hat er besonders in der ersten Zeit mit Vor-
liebe die Richtung der Carracci und der Naturalisten^),
zumal des Caravaggio eingeschlagen — charakteristisch sind
für diese Periode das Bild in der Pniger S. Niclaskirche
der Kleinseite (Christus am Bj-euze) und S. Thomas in der
gleichnamigen Kirche ebenda — , während sich seltener die
Richtung Guidos und zwar dessen „silbertönige Maniera secon-
da^ mit gewissen Modificationen bemerkbar macht, die in der
Folgezeit mehr zum Durchbruche gelangt. Bei Screta fühlt man
sich an Guercinos Stilwandlungen erinnert, mit dem er manches
Verwandte hat. Die Werke der Niederländer, die des Ru-
bens, der sich 1600 — 1608 in ItaUen aufgehalten, und die des
van Dyck, der die Jahre 1623—1626 dort verbracht hatte,
sind in dieser Beziehung fast spurlos an Screta vorüberge-
gangen. — Grelle Farben liebt der Maler nicht-, im Allge-
meinen ist ein warmer Ton vorherrschend, aber trotzdem
kann man einigen Gemälden, zumal zahh'eichen Porträts ein
gewisses kreidiges, glanzloses Aussehen nicht absprechen« —
Sehr viele seiner Bilder sind in Folge des Hervortretens des
Bolusuntergrundes stark nachgedunkelt.
Signirt sind Scretas Bilder äusserst selten, und dann
mit dem vollen Namen*); dagegen tragen fast alle Kupfer-
treten, an die Allegorie des Lichtes auf dem Titelkupfer zu Balbin^s
»Epitome« etc.
*) Abgesehen von dem S. Martinsbild, das Döbler gestochen hat und das
vielleicht nicht mehr als authentiscli angesehen werden könnte, will
ich hier nur auf die Illustration S. Wenzel in Balbin's >Epitome€
verweisen.
*) Nagler (L. tom. 16, p. 184) redet fälschlich auch von »Bildern in der
Weise Murillos«.
*) Nur mit einer gewissen Einschränkung kann die Ansicht Kugler's (Hand-
buch der Geschichte der Malerei, 3. Aufl. 1867, tom. 111.), dass Screta
ein »tüchtiger und freier Naturalist nach der Weise der Italiener« war,
beibehalten werden.
*) Architect Baum gibt im »Slavfn« (Prag 1872, tom. I. p. 29 flf.) als Mono-
gramm ein mit dem C verschlungenes S an. Das Monogramm des vom
C umschlossenen S^ mit dem einige minder gelungene Schluss Vignetten
in Balbin's Werken (Bohemia docta) bezeichnet sind, wird vielleicht
auch auf Screta zu beziehen sein. Dass Screta seine Bilder nur aus-
nahmsweise signirte, könnte man auch aus der Künstler-Anecdote
(siehe p. M) schliessen.
64 Scretas Gemälde.
Stiche nach seiner Zeichnung seinen Namen oder die Buch-
staben: C. 8. — C 8, B, bedeutet: Carolus Screta Bohemus.
Von den Gemälden, die durchaus Oelgemälde sind *),
haben wir im einzelnen besonders die religiösen Darstel-
lungen und die Porträts ins Auge zu fassen. — Andere
Wege schlug Screta nur vorübergehend und höchst selten ein.
Dem Carl Screta werden folgende Gemälde zuge-
schrieben*) :
A. Kirchliche Bilder,
a) Testamentarisches.
*1. S. Trinitas. Prag I. S. Castuluskirche. 1699 von Fr. Th. Kleo von
Raudne, dem zweiten Gemale der Schwiegertochter Scretas der Kirclie
geschenkt*). Bei der Renovation derselben (1855), vielleicht schon
früher, beseitigt und verschollen*).
») Man versuchte auch Fresken dem Screta zuzuschreiben ; aber sowol
der Gewölbeschmuck in Humpoletz (Schaller Top. VI. p. 1-49) ein
Christus vor Gericht, der laut Inschrift erst 1727 entstanden ist (»Pa-
mätky« lü. p. 339), als auch das Frescobild in der Klosterkirche zu
Tepl, eine Kreuzigung Christi, die »angeblich« eine Arbeit Screta's ist
(ftivnÄC: Reisehandbuch für Böhmen. Prag 1882, p. 357), hat mit
diesem Maler gar nichts zu thun. Das D^engemälde in Dux: Graf
Heinrich von Waldstein führt seine 24 kriegs tauglichen Söhne dem
Ottokar II. vor, das Screta auch zugeschrieben wurde (»Curiositäten«.
Weimar 1811. Lp. 368), ist von W. L. Reiner. — Screta malte auf Lein-
wand, Holz, selten auf Kupfer; Bilder auf Bein (RybiÖka p. 16) sind
mir nicht bekannt.
3) Da das ganze Gebiet der damaligen Malerei noch lange nicht durchforscht
ist, also auch die künstlerische Eigenart der Maler aus Scretas Umge-
bung keineswegs hinreichend bekannt sein kann, wäre es etwas voreilig
und wenig gewissenhaft von mir, mich jetzt schon mit apodiktischer
Sicherheit über die Autorschaft zahlreicher, im Folgenden erwähnter
Bilder äussern zu wollen, zumal ich einige derselben noch nicht zu
studiren Gelegenheit hatte. Erst bei fortgesetzten Forschungen über
diese Periode wird man mit wissenscliafllicher Berechtigung aus der
Reserve treten können. — Die als Scretabilder historisch festste-
henden Gemälde werden im Folgenden durch ein Sternchen, die
historisch oder stilistisch zweifelhaften mit einem Fragezeichen hervor-
gehoben. Die Angaben von Höhe und Breite sind in cm. ausgedrückt ;
H = Holz, K := Kupfer, L -^ Leinwand; B. F. =-r Barockformat, oben
und unten abgerundet, oft ausgeschweift. Ev. S. — Evangeliumseite,
Ep. S. =: Epistelseite. Rechts und links gilt vom Zuschauer. Unter
dem Striche werden analoge Gemälde aus dem Inventar nach dem
jüngeren Screta (St. A. Nr. 1179. Lib. inv. p. 103 ff.) angeführt, da
viele davon auf Screta den Aelteren zurückgehen dürften. — Fr. Müller
gibt die Bilderzahl mit 103 an; das ist eine geistlose Addition der
Nummernanfange bei Dlabacz (59-|-44;), obwol unter einer Nummer
oft mehrere Bilder genannt werden, dagegen viele der angeführten
Bilder mit Screta wenig oder gar nichts zu thun haben.
•) Hammerschmidt p. 4S.
*) Im Depot des Prager Kirchenamtes (Prag I. Kotzengebäude) lässt sich
kein Bild auf Screta zurückfuhren. — Eläabetli Kleo von Raudne hatte
Scretas Gemälde. 65
idem. Trag III. S. Thomaskirche. Preshyterium Ev. S. In einem Manu-
scripte des Rudol'phinumarchives der G. P. K. F. (10 Bogen, wahr-
scheinlich von J. Q. Jahn) dem Screta zugeschrieben. — Mit Unrecht.
idem. Frag I. Teinkirche: siehe Mariae Himmelfahrt, Öberbild.
♦2. Moses, dessen Haupthaar wie in Flammen leuchtet, erhebt die Ge-
setztafeln in der Linken und deutet mit dem rechten Zeigefinger auf
die hebräische Inschrift. (Exod. C. 20.) Lindenholz h. 49, b. 57-5.
Dresden kgl. Galerie Nr. 1987 (P. 10), vor 1753 in der Sacristei des
ehem. S, Wenzelsklosters in Prag ü.^)
3. David mit dem Haupte des Goliath. Prag ehem. Sammlung Chlu-
metzky«) Nr. 22. L. h. 105, b. 95.
Christi Geburt. Laun^ Dechanteikirche, Hochalterbild, ist nicht von
Screta, sondern nach der Inschrift auf der Rückseite von einem gleich-
zeitigen Maler J. Schumer, einem Prag-Kleinseitner Biirgersohne. —
Schaller (Top. VII. p. 50) hat mit seiner unbestimmten Angabe die fal-
schliche Bezeichnung veranlasst.
4. idem. L. h. 68, b. 84, oval. Prag^ ehem. Sammlung Chlumetzky
Cat.-Nr. 621.
♦5. Jesus, Maria und Joseph. Der Christusknabe«) steht im Vorder-
grunde ganz en fape, links von ihm (profile) die Madonna. Im Hinter-
grunde rechts S.Joseph mit einem Buche und der Lilie; darüber die
Taube. L. h. c. 1.30, b. c. 90., oben rund. Nachgedunkelt. — Gott
Vater ist im Oberbildchen unterbracht. — l^ag I. Teinkirche Ev. S.,
1664 gestiftet. — Lithographirt von Garais. — Eine grosse Copie dieses
Bildes, die gegenwärtig verschollen ist, vermachte aer Altstäater Maler
Johann Hiebel in semem Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. VIII
f. 248) seiner Tochter Maria Josepha, die Nonne im S. Agneskloster war.
nicht das Bild, sondern einen S. Michael dieser Kirche testamentarisch
vermacht, was aber nicht vollstreckt worden zu sein scheint.
*) cf. Woermann : Katalog der königl. Gemäldegalerie zu Dresden. Dresden
1887. Grosse Ausgabe p. 628-^0. — Dass nur einige Bilder aus dem
ehemaligen S. Wenzelskloster nach Dresden kamen, andere aber
> anderswohin verführet worden«, dass das Factum also falschlich ver-
allgemeinert wurde, geht aus den Aufzeichnungen eines Zeitgenossen
hervor (Ehemant, in der »Böhm. Literatur auf das Jahr 1779. t Prag
1779. I. 234.). Die daselbst angeführte etwas zu runde Summe von
100.000 fl., die »aus Dresden für pure Gemälde ankamen«, lässt sich
natürlich nicht auf die Bilder Scretas allein beziehen. — Andererseits
ist die Vermutung J. Svätek's (Gulturliist. Bilder aus Böhmen. Wien
1879 p. 265), alle Dresdner Screta-Gemälde entstammten der kaiser-
lichen Galerie zu Prag, entschieden unhaltbar. Die Inventare nennen
kein Scretabild, und überdies ist bei einigen dieser »9 Stück Heili-
genbilder«, wie bei obigem Gemälde, der frühere Aufbewahrungsort
bekannt.
Alttestamentarisches im Inventar: Nr. 20 eine Rachel, gross, un-
vollendet; Nr. 63 Jacob und die Himmelsleiter ; Nr. 111 Isak segnet
Jacob, Nr. 114 Tobias wird vom Engel geführt.
*) Die Sammlung Chlumetzky, ehedem Prag N. C. 548—1. ist nun zum
grossen Theile in das Prager Hotel »Erzherzog Stephan« gekommen.
Der Catalog erschien im Drucke. Prag 1863.
ä) Inventar m. 93: Ein Jesuskind mit dem Kreuze.
I
66 Scretas Gemälde.
6. Heilige Familie. Das Christuskind, das im Schosse der Mutter Grottes
sitzt, reicht dem kleinen Johannes einen Apfel; links S. Joseph, rechts
S. Elisabeth und Zacharias. Oben erscheint Gott Vater und die Taube,
von Engelsköpfen umgeben. L. h. c. 130. b. 96. — Profß II. Karls-
hofer Kirche, unter dem Orgelchore.
*7. Taufe Christi. Christus (rechts) beugt die Knie vor dem ihn taufenden
S. Johannes (links). Darüber Gott Vater und die Taube, von zahl-
reichen Engelskindern umgeben. Drei Frauen (rechts, Hintergrund)
staunen das Wunder an. Links im Hintergrunde ein Ritter zu Pferd.
L. h. c. 230, b. c 130, oben rund. Wiederholt (nach Mikowec: Alter-
thümer und Denkwürdigkeiten Böhmens I. p. 25) und neuerdings
wiederum »restaurirt«. — I^ag IT. S. Stephanskirche Ev. S. 1. Altar;
12. October 1649 eingeweiht. — Gestochen von J. Skala 1837 nach der
Zeichnung von Kohl und Bergler. 4. und von Arnold. — Die Taube
und Gottvater erscheinen als Oberbild des S. Magdalena-Altares der
Prager S. Peterskirche wiederholt. — Eine Copie des ganzen Bildes in
der S. Johanneskirche von Xepmnuk erwähnt das interfoliirte Dlabac2-
oxemplar der Salzburger Studienbibliothek ; »eine Figur und ein Engel
in den Wolken sind Zusätze des Copisten, der vielleicnt einer der Mar-
chetti gewesen sein könnte«. Andere Copien, von denen Mikowec an
der ciiirten Stelle Erwähnung thut, sind mir nicht bekannt.
8. idem. Christus wird während der Taufe von vier bekleideten Engeln
umgeben und bedient. L. h. 157, b. 89, oben rund. — War als
Eigentum des Grafen Sternberg 1796 — 1854 in der Galerie der G. P. K. F.
in I*raf/ ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 109). — Wol mit dem,
von SchaUer (Prag IV. p. 169), genannten ehedem in der jetzt aufge-
hobenen Hibernerkirche zu Prag 11. befindlichen Gemälde (Pendant zu
S. Pauli Bekehrung) identisch.
9. Das samaritanische Weib am Brunnen. Christum sitzt im profile
links beim Brunnen, zu dem die Samaritanerin von rechts kommt.
Ein grosser Krug steht auf dem Boden. Landsciiafllicher Hintergrund.
L. h. 89, b. 127. — Schieissheim k. Galerie Cat.-Nr. 663. Im Catalog
von 1775 noch nicht genannt, dagegen 1805 unter Nr. 442 in der Kur-
pfalzbairischen Gemäldesammlung zu München (> Beschreibung« von Chr.
V. Mannlich II. p. 94).
10. Christus auf dem Berge Tabor. Christus im weissen Gewände
schwebt in den Wolken, links Moses, rechts Elias. Die drei Jünger,
die unten lagern, scheinen geblendet. L. h. 227, b. 150. Theilweise
unleserlich links unten: CAROLUS SCRETA PINXIT 1667. — Bei einer
beabsichtigten Restauration in der jüngsten Zeit gr()sstentheils verdorben;
alle Lasuren verwaschen. Prag I. Altstädter Rathhaus; früher in der
S. Heinrichskirche Prag II. (Von Schottky I. p. 406 > Christi Himmel-
fahrt« genannt.)
11. Christus und die Apostel. Choltitz bei Qirudim. Schon von
Friedenfels (»Gloriosus S. Romedius«. Prag 1699. Anhang p. 36) citirt.
12. Die zwölf Apostel (Letztes Abendmal). Heraletz, Schlosscapelle
zu S. Michael. — Nur von Schaller (Top. VI. p. 150) und zwar unbe-
stimmt eHvähnt; seitdem verschollen.
18. Passionsbilder, 10 Gemälde:
a) Christus auf dem Oelberge. - Ein Engel links in rosafarbenem Ge-
wände reicht ihm den Kelch des Leidens. Oben links erscheint Gott
Vater. L. h. 240, b. 184.
Scretas Gemälde. 67
b) Christus vor Annas, der rechts sitzt, von seinen Käthen umgeben.
L. h. 234, b. 176.
c) Christus (im weissen Mantel) vor Kaiphas (links), der mit der
Rechten nach oben zeigt. L. h. 234, b. 170.
d) Christus wird gegeisselt. Links ein Knecht mit der Geissei, rechts
zwei mit Foltennstrumenten. Links unten das Czernin'sche Wappen.
L. h. 234, b. 171.
e) Christus wird von Kriegsknechten verhöhnt.*) Unten das Nostitz'sche
Wappen. L. h. 236, b. 176.
f) Ecce Homo. Christus mit der Dornenkrone wird dem Volke gezeigt
Die Priester lehnen an einem weissen, reliefgeschmückten Balkon.
Unten behäbige Volksgestalten, die theils jauchzen, theils sich ab-
wenden. L. h. 234, b. 176.
g) Christus vor Pilatus. Während Christus nach rechts abgeführt wird,
wäscht sich Pilatus die Hände. L. h. 230, b. 171.
h) Christus am Kreuze. — Rechts unten ein Todtenschädel. Am
Schaft des Kreuzes das Martinitz'sche und Dietrichstein'sche Wappen.
L. h. 235, b. 177.
i) Die schmerzhafte Mutter Gottes. S. Maria (en fage, ganze Gestalt)
in ein weisses Tuch gehüllt, von einem Schwerte durchbohrt, neigt
den Kopf nach links. Wappen wie vorher. L. h. 236, b. 177.
k) Beweinung Cliristi. Der Leichnam Christi, der im Vordergrunde
unter dem Kreuze steif daliegt, wird von den drei klagenden Frauen,
Joseph von Arimathea und Nicodem umgeben. L. h. 234, b. 177. —
Seit 1886 als Eigentum des städtischen Museums in der Rudolphinum-
galerie (nur c) und d) ausgestellt) in Prag. Die Bilder (schon im
vorigen Jahrhundert als beschädigt genannt), die in der Ausführung
nur zum Theile auf Screta zurückgehen, stammen aus dem aufgeho-
benen Jesuitenprofesshause (Prag III.), wo sie in den Gängen, später
in der Bibliothek über der ehem. S. Wenzelskirche, zuletzt in den
Capellen der S. Niclaskirche (J. E. Nowack: die Kirche des hl. Bischofs
Nikolaus . . . Prag 1825) den Altären gegenüber hiengen. — Dlabac2
(III p. 86) erwähnt eine Abnehmung vom Kreuze »in dem Geiste des
Hannibal Caraccio«, die sich nach Schaller (Prag, III p. 591, der das
Bild aber nicht als zu dieser Serie gehörend bezeichnet) eine Zeit bei
einem gewissen Franz Schabas (Prag, Bergstein »bei drei Kugelnc) be-
funden haben soll. Dieses und das jetzt ebenfalls verschollene »Grab
Christi« nach Tizian werden von Dlabac2 als die besten Stücke dieser
Serie bezeichnet.
14. Ecce Homo. Prag ehem. Gemäldesammlung des f Dr. Kanka. —
Verschollen.
idem. Bruststück nach redits, L. h. 58, b. 57-5, stark beschädigt. Prag^
Wyschehrad, Capitelhaus. — Mit Unrecht dem Screta zugeschrieben.
idem. Früher in Sedletz j ehem. Stiftskirche. — Von Schaller (Top. VI
p. 77) unrichtig als Bild Scretas genannt; die Kirche lag zu Scretas
leiten noch im Schutt. — Von Will mann. (Vgl. Mittheilungen d. Ver-
eines f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen. XV. [1877] p. 70).
idem. Oherjeleny. Pfarrkirche, 2, Aftar der Ev. S. (Schaller Top. XIV
p. 242 sagt falschlich »Rausinow«, wo sich keine Kirdie befunden hat
*) Eine Krönung Qiristi, wahrscheinlich mit der Dornenkrone : Inventar
Nr. 113.
68 Scretas Gemälde.
und auch jetzt nicht befindet). — Das Bild (L. h. 215. b. 140) ist, wie
schon aus dem Memorabilienbuche der Pfarre (p. 357) hervorgeht,
nicht von Screta, sondern von P. Brandel.
♦15. Christus am Kreuze»). Die Madonna-») steht hnks im Vorder-
grunde. Drei Engel fangen rechts und links das Blut Christi in Kelchen auf,
um die Sünder des Fegefeuers (rechts, im Hintergrunde) zu befreien,
über die es ausgeschüttet wird. Rechts unten ein Todtenschädel. L. h. c.
300, b. c. 180. — Prag III. S. Niclaskirche, Ev. S., Todtencapelle —
Gemalt vor 1646. (Citirt von Baibin: Miscellanea. Dec. I. Lib. III.
C. X. p. 13t). — Gestochen von S. Weishun (u. zw. etwas variirt in
»Liber vitae«) W^. von J. C. Dooms fol. und von J. H. Störklin.
Lithqgraphirt v. Garais. Neuerdings reproducirt nach der Zeichnung
von Patoöka in dem Werke: Cechy III p. 39 (Prag 1886). — Eine
Copie davon existirt in der Galerie des Klosters Strahow. Pra^ IV.
Nr. 671. L. h. 107-5, b. 63-5. — Eine zweite wertlose und im schlechten
Zustand befindliche in der Pfarrkirche von Sclwpka bei Melnik. Ep. S.
L. 1l c. 140, b. c 90. — Eine dritte in Bredau. S. Mathiaskirche,
letzter Altar der Ev. S. L. h. c. 240, b. c. 140. — Eine kleinere Skizze
dazu, ohne Engel: Prag IV., Domcapitel. — Dieses Gemälde ist das
populärste von Screta. Vielleicht war es gerade das archaisirende
Moment des Blutauffansens, dem die Beliebtheit zuzuschreiben ist; die
Barockzeit pflegte allerdings auf solche Züge, die sich über Dürer und
Altdorfer hmaus bis zu deii Wechselburger Sculpturen, wie auch im
mittelalterlichen Italien verfolgen lassen, nicht gerne zurückzugehen.
Screta dürfte dieses Motiv dem ihm jedenfalls bekannten Bilde der
Melniker Dechanteikirche entlehnt haben.
16. idem. Prag IL ehem. Hibemerkirche (erst von Schaller, Prag IV p. 169
erwähnt). — Seit der Aufhebung der Kirche (1790) verschollen.
17. idem. Prag I. ehem. Sammlung Chlumetzky. Cat.-Nr. 622. L. h. 121,
b. 108.
idem. Prag II. Emauskloster. L. h. c. 200. b. c. 100. — Nicht von Screta.
idem mit S. Dominicus. Prag I. S. Aegidikirche. (Schottky I, 283.) —
Nicht von Screta.
idem. von J. G. Heintsch, früher in der Galerie der G. P. K. F. in Prag.
fälsclilich als > Screta« bezeichnet. (Einreichungscatalog Nr. 102.)
18. idem. Links vom Kreuze tröstet Johannes die Mutter Gottes, während
rechts S. Maria Magdalena mit aufgelösten Haaren im lichtblauen Ge-
wände die Füsse Christi küsst. Im Hintergrunde rechts Kriegs volk.
Oben Engelgestalten. L. h. H30, b. 190. — Salzburg, Dom. Ev. S.
19. Beweinung Christi. Der Leichnam Christi, der vor dem Felsengrabe
(rechts) liegt, beündet sich in der üblichen Umgebung. Schlackenxoerth,
Pfarrkirche.
*) Inventar : Nr. 73 Crucifix, Nr. 155 Crucifix mit S. Maria und S. Jo-
hannes, gross, unvollendet, Nr. 24 desgleichen, klein, auf Kupfer. —
Nr. 161 Crucifix mit S. Maria, S. Johannes und S. Magdalena, klein
auf Kupfer.
') Fast auf sämmtlichen Gemälden Screta's besteht die Garderobe der Ma-
donna — aus einem rothen Kleide und einem blauen Mantel. — Erst
mit dem Bekanntwerden der Bilder Murillo's im Norden, zu Ende des
17. Jahrhundertes, hängt die Beliebtheit von Blau und Gelblichweiss
bei Marienbildern zusammen.
Scretas Gemälde. 69
20. Sendung des hl. Geistes.^) S. Maria sitzt mit gefalteten Händen in
der Mitte des Bildes. Die feurigen Zungen senken sich aus Wolken
(darin Engelsköpfe) auf die Apostel nieder, welche — je 6 auf einer
Seite — die Madonna umgeben und ihrer grossen Verwunderung durch
lebhafte Geberden Ausdruck verleihen. — Auf der Stufe unter dem
Sitze Marias signirt: C. Screta pinx. L. h. 330. b. 190. — Salzburg^
Dom. Ep. S.
*2i. Mariae Verkündigung. Der Engel kommt von links zur Madonna,
welche die Botschaft kniend und die Hände über der Brust gefaltet
entgegennimmt. In den Wolken darüber einige Engelsköpfe. ") L. h. c. l'^O,
b. c. w, oben nmd, früher kleeblattform ig. I^aa I. Temkirche, 1. Altar
der Ev. S. (Von Dlabac2 in 65 u. 89 wird das Gemälde zweimal, unter
Nr. 3 und Nr. U aufgezählt.).
*22. idem. Pra^ I. ehem. S. Martinskirche. Seitenaltar, den die Familie
Reismann«) stiftete. Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784;) verschollen.
23. idem. Prag I. S. Castuluskirche. Nur von Dlabac2 (unter Nr. 47)
genannt — Verschollen,
24. idem. Prag II. Heinrichskirche. Ein grosses Bild. Von Hammerschmidt
p. 239 genannt. (Das jetzt an dieser Stelle, Ep. S. befmdliche Gemälde
ist nicht von Screta.) — Verschollen.
25. idem. Eine Art Spiegelbild des Gemäldes in der Teinkirche. L. h. c.
220, b, c. 110. — In sehr schlechtem Zustande, die Farbschichte zum
grossen Theile abgesprungen, l^ag III. S. Thomaskloster. Deposito-
rium. Früher in der Sacristei dieser Kirche.
26. idem. Maria kniet an der linken Seite des Bildes, rechts in den
Lüften der Engel mit der Lilie. L. h. 236*5, b. 154. — Eigentum des
Grafen Czernin, war 1796—1858 in der Galerie der G. P. K. F, in Prag
ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 437); jetzt in XeuhauSy Schloss-
capelle.
27. idem. Prag IV. ehem. Matthaeuscapelle. Ev. S. (Im Manuscripte des
Rudolphinumarchives genannt.) — Verschollen.
y28. Opferung Mariae im Tempel.*) Der hohe Priester tritt von rechts
aus dem Tempel, dessen rothe Vorhänge von seiner Umgebung zurück-
^) Inventar Nr. 31.
') Trotz des guten Gesichtsausdruckes der Madonna, den wir in ähnlicher
Weise nur noch auf dem Bilde > Maria in den Wolken« in der Malteser-
kirche wiederfinden (wenn dieses Bild nicht einem Venetianer angehört),
kann man sich natürlich nicht dem Urtheil des Anton Machek (St. A.
Pap. Urk. Sammig. 2521. Memorandum über die Renovation der Bilder
der Teinkirche), »dass es kein Raphael hätte besser darstellen können«,
anschliessen. — Der Körper des Engels ist zu kurz. — Ein anderes Ma-
donnenbild von Screta, das Machek in dieser Kirche noch aufzählt,
existirt nicht. — Eine Verkündigung: Inventar Nr. 115.
*) Diese Familie war mit dem Hause Globitz verschwägert (St. A. Nr. 1179.
Lib. inv. f. 276 v.), daher wol mit Screta bekannt. — Da diese Kirche
1678 durch Brand zerstört wurde, dieses Bild, wie die anderen, die
Hammerschmidt nennt, aber durch das ganze 18. Jahrhundert erwähnt
werden, scheinen diese Gemälde erst nach 1678 in die Kirche gekommen
zu sein.
*) Inventar Nr. 140 : Skizze der Opferung Mariae.
70 Scretas Gemälde.
geschlagen werden. Von links naht die Madonna, eine Kerze in der
Hand, von ihrer Verwandtschaft umgeben. L. h. 240, b. 120. —
l^rag III. S. Thomaskloster. Depositorium, früher in der Sacristei. —
Dasselbe Bild, in zwei kleinere Gemälde zerschnitten (einerseits die
Madonna — andererseits der hohe Priester, mit ihren Umgebungen), be-
findet sich in der S. Benedictkirche, Prag IV., unter dem Chore.
29. Pietä.i) Christi Leichnam liegt im Schosse der Mutter Gottes, die wie-
derum mit ihrem roth-blauen Gewände angethan ist; zwei Engelputti
links zu den Füssen Christi. Ein weisser, mit einer unleserlichen In-
schrift versehener, Zettel enthält eine czechische Dedication vom Jahre
1673, in welcher Screta dieses Bild zur Erinnerung an seinen Onkel
Paul der Stadt Kuttenberg vermacht.'«) L. h 120, b. 143. Neu auf-
gezogen und geschickt renovirt von K. Javörek, 1878. — Kuttenherg,
Sacristei der S. Jacobskirche.
♦30 Mariae Himmelfahrt.») Die Madonna im rosafarbenen Gewände
wird von einer Menge von Engeln in Knaben- und Jünglingsgestalt
aufwärts getragen, während die Aposteln im starken AfFect das leere
Grab umstehen. Zum Nachtheile der Composition ist die hl. Drei-
faltigkeit darüber, die die hl. Maria mit der Krone erwartet als selbst-
ständiges Gemälde (B. F.) behandelt und von dem grösseren Haupt-
bilde durch die reichen Barockformen des Altars getrennt; dadurch
wird die eigentliche Himmelfahrtsgruppe ungemein gearückt L. h. c. 300,
b. c 200, oben rund. — Prag I. Teinkirche, Hauptaltar (1649 errichtet).
Dass es das Zunftmeisterstück Scretas gewesen sei, wie vielfach be-
hauptet wird, entbehrt jeder Grundlage, ist sogar unwahrscheinlich.*)
*) Inventar Nr, 66: Eine schmerzhafte Mutter Gottes mit Christus im Schoss.
Nr. 156 desgleichen mit S. Johannes und S. Maria Magdalena, gross,
unvollendet.
') Diese Inschrift liegt uns in drei, nicht ganz übereinstimmenden Redactionen
vor (RybiCka, p. 7 [das »1573« ist wol nur ein Druckfehler]. J. J. fteh&k:
Kutnohorskö pffspevky . . . 1879. I. 21. und P. M. Veselsk^: Frem-
denführer von Kuttennerg. 1886. p. 62), bleibt aber — bei der eigentüm-
lichen Orthographie — einigermassen auffallend, zumal auch die Schreib-
weise der Eigennamen am meisten verwischt ist. Da übrigens auch
das Wappen Scretas, das links in der Mitte erscheint, in der unteren
Schildflädie statt gelb : roth enthält, werden die Zweifel noch grösser.
Erwähnt wird dieses Bild erst seit RybiÖka. — Vielleicht sind Worte
und Wappen — Zuthaten, allerdings sehr geschickt gemachte Cor-
recturen, die den Zweck hätten, dieses Screta-Bild interessanter zu
machen, und wir haben es mit jener Pieta zu thun, die im vorigen
Jahrhunderte, als zu Sedletz befindlich, wiederholt genannt wird(?). lieber
das in die Augen springende Verhältnis zur Pietä des A. Carracx;io
im Prager Rudolphinum siehe den oben genannten Aufsatz von J. J.
ftehäk.
») Inventar Nr. 21 u. 81, Nr. 36 klein, Nr. 99 ein Entwurf dazu, Nr. 162
gross, zusammengerollt. Nr. 18 mit verschiedenen Heiligen, länglich,
ohne Rahmen.
*) Die Satzungen der Malerzeche oder »Ardickel«, die uns in einer spä-
teren Abschrift der Kleinseitner (1677) in einem Quartbande vorliegen
(G. P. K. F.), fordern als Meisterstück eines Malers »eine Tadel fünft
virtl Prägerschr Ein hoch Vnd einer breit«, was — abgesehen davon,
dass das Bild der Teinkirche auch inhaltlich mit der vorgeschriebenen
Scretas Gemälde. 71
31. idem. Skizze; Maria in einer Glorie von Engeln, oben die hl. Drw-
faltigkeit, unten um das Grab herum die Apostel. L. h. 135^ h, 74 —
War als Eigentum des Fürsten Lobkowitz von 1796 — I8o2 in der
Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einrelchungscatalog Nr. 108).
idem. Prag III. S. Thomaskirche. Presfeyterium, Ep. S. — Im Manu-
scripte des Rudolphinumarchives dem Screta zugewiesen ; aber ebenso-
wenig von ihm, wie das demselben Maler von Schaller (Top. VII, p. 50)
der »Kunst wegen«, allerdings nur hypothetisch zugeschriebene Ge-
mälde desselben Gegenstandes in der Dechanteikirche zu Laun.
?32. Maria in den Wolken mit S. Johannes Bapt. und einigen
Malteserrittern. Die Madonna (diesmal gelb-blau) links oben, in einem
grossen Engelsgewirr, nimmt die Fürbitte Johannes des Täufers (rechts
in der Milte) entgegen, der die rechts unten knienden Malteserritter
der Himmelsgnade empfiehlt. Unten im Hintergrund zahlreiche Schiffe.
L. h. c. 400, b. c. 200, oben rund; neuerdings (1888) restaurirt. —
Mindestens die obere Hälfte ist viel zu gut für Screta, dessen beste
Gemälde sie bedeutend überragt. Wahrscheinlich von einem Venetianer,
der sich in Prag aufhielt. — Prcu/ III. Malteserkirche, Hochaltar.
?33. Madonna ') mit dem schlafenden Kinde. L. h. 90, b. 90. — Prag II.
Emauskloster.
34. idem. Prag IL ehem. S. Wenzelskloster; siehe S. Augustinus.
35. idem. Wahrscheinlich eine Copie des vorhergehenden Bildes : Madonna
mit dem Kinde und einigen Engelsköpfen; in ihrer Rechten hält sie
das Evangelium mit der aufgeschlagenen Bibelstelle: >Qui elucidant me,
vitam aetemam habebunt« H. h. 110, b. 80.— Wien, Gzernin'sche Gra-
lerie Cat.-Nr. 47.
36. idem. Die Madonna sitzt und säugt das Jesuskind. Ihr Nähzeus liegt
rechts vorne. Links S. Joseph, der in einem Buche liest. In den Wolken
drei Engelsköpfe. L. h. 133, b. 103. — War als Eigentum des Grafen
Sternberg 1809—1844 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt
(Einrelchungscatalog Nr. 1161).
?37. idem. Die Mutter Gottes mit dem Kinde und zwei Engeln; Copie
nach Carlo Maratti. — Wurde aus der fürsterzbischöflichen Residenz
von Salzburg zur Zeit der Consularregierung Napoleons mit anderen
Gemälden von französichen Generalen weggeführt. (Friedens-Almanach
von 1Ä)3. Göttingen bei H. Dieterich. p. liS, Nr. 5 und: Mittheilungen
der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde II, 1861—62, p. 246.)
b) Heiligendarstellungen.
*38. S. Adalbert. Der Heilige ist in ganzer Figur, im Bischofsornate
en fa(?e dargestellt; unten links ein Engelskind, ein zweites über ihm
rechts mit Kranz und Palme, ein drittes (links) trägt Waffen herzu.
L. h. c. 1(50, b. c. 100, oben rund. — Stark nachgedunkelt. — l^ag
I. Teinkirche, letzter Seitenaltar, Ev. S. (1648 von Had von Prosecz,
welche Familie wiederholt mit der des Malers in Berührung trat, er-
sitzenden Madonna keineswegs übereinstimmt — die obige Annahme
ausschliesst.
*) Inventar Nr. 151 klein, Nr. 94 Maria stillt das Christuskind, Nr. 142
Maria mit dem Jesuskinde und S. Anna und S. Carl Boromäus.
72 Scretas Gremälde.
richtet.) — Ein Ausschnitt aus diesem Gemälde, der Heilige als Knie-
stOck mit einem Engel, befindet sich in einer alten, sehr schlecht er-
haltenen Gopie (L. h. 102, b. 102) in Sedletz, Allerheiligen-Gruftcapelle
S Pendant zu S. Ludmilla, S. Veit und S. Wenzel) und wird — gleich
en anderen drei Bildern — daselbst falschlich als »Brandel« ausgegeben.
♦39. idcm. Ein Duplicat des Vorigen. In die Windung des Pedums ist
das Wapoen des ersten Leitmeritzer Bischofs v. Schleinitz eingefügt.
L. h. c. 350, b. c. 2öO. — Leitmerit:,^) Domkirche, dritter Wandaltar
der Ep. S.
?40. idcm. Der Heilige tritt von links aus der Kirche, um die Dürftigen
mit Almosen zu betheilen. (8 Köpfe.) L. h. c. 130, b. c. 192. —
Prctg n. Emauskloster.
•i|. idem. Mclniky Dechanteikirche, Seitenaltar. Nur von Schaller (Top. IV,
p. 161) genannt — Gegenwärtig verschollen.
42. idem. Sluch, Pfarrkirche, Früher in Winternitz. Nur von Schaller
(Top. X, p. 253) dem Screta zugeschrieben.
43. S. Alcxius. Wien, Liechtenstein-Galerie. Noch von Parthey (11, 537
Nr. 10) genannt. — Befindet sich nicht mehr daselbst.
♦44. S. Ambrosius. Halbfigur nach links im grauen Gewände vor
braunem Wandgrunde. Der sinnende Kirchenvater stützt sich mit
beiden Händen auf die Unks vor ihm liegenden Bücher. Lindenholz
h. 99'5. b. 80, gut restaurirt. — Dresden, k. Galerie Nr. 1985; vor
1753 in der Sacristei des ehem. S. Wenzelsklosters in Prag II. (An
die Stelle der Originale dieses und der anderen Bilder von dort sollen
Copien getreten sein, die jetzt verschollen sind). Ein Gegenstück zu
S. Gregor und S. Hieron ymus.
4ö. S. Anna und die hl. Sippe. Wernstadt, »Kaiserzimmer«, früher
Hochaltar der Pfarrkirche. — Nach dem Memorabilien buche dieser
Pfarre p. 20 (citirt von Neumann in den »Mittheilungen des nordböhm.
Excursions-Club« IL Böhm. Leipa 1879, p. 38) wurde dieses Bild 1775
vom damaligen Pfarrer Chr. Neczas in Mariaschein um den Preis von
4fl. 8 kr. erkauft. Der Wert ist daselbst mit 1000 Kaisergulden angegeben.
S. Andreas. Sedletz, ehem. Stiftskirche; dieses Bild ist nicht, wie
Schaller (Top. VI, p. 77) sagt, von Screta, sondern von Will mann. (Vgl.
Mittheil. d. Ver. f. Geschichte d. Deutschen in Böhmen. XV, p. 70). Es
war auch 1800—1857 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag laut Ein-
reichungscatalog Nr. 816 als »Willmann« ausgestellt.
46. S. Antonius von Padua. Der schmächtige Heilige (links) erscheint
von zahlreichen Engeln in den Wolken umgeben vor der hl. Dreifaltig-
keit (rechts oben). — Unten in ganz kleinen Figürchen eine Scene aus
seinem Leben. L. h. c. 200, b. c. 135 oben rund. Im vorigen Jahr-
hundert schlecht restaurirt. — Prag II. S. Josephskirche. Ev. S. —
Früher in der Hradschiner Capuzinerkirche.
47. idem. l\ag IL ehem. Hibernerkirche. Erst von Schaller (Prag IV.
p. 169) erw^nt; seit der Sperrung der Kirche (1790) verschollen.
♦48. idem. L. h. c. 200, b. c. 130. — Bechin. Franziskanerkirche. Seiten-
altar. Nach dem Memorabilienbuche des Klosters mit dem Gemälde
*) Schon von Sandrart werden die Scretabilder »zu Leiteriz in der
Bischofskircheu« genannt.
C. Screta: S. Lvkaa. Prag, Rudolphinumgalerie. (Vgl Nr. 89.)
74 Scretas Gemälde.
S. Francisci vom Grafen Franz Carl von Sternberg der Kirche ge-
schenkt. Wenn auch die daselbst angeführte Jahreszahl J6B4 nicht
direct auf die Bilder bezogen werden muss, werden vnr doch diese
beiden Gemälde zu den ältesten bekannten des Malers zu zählen
haben.
idem. Siehe S. Cajetan.
49. S. Augustinus, die Madonna auf der Rückseite. H. Verschollen. —
Früher im ehem. S. Wenzelskloster zu Prag II., soll dann nach Dr enden
gekommen sein, wofür — wie berichtet wird — das Kloster Copien auf
Holz bekam. — Wahrscheinlich sind mit diesen Copien das folgende
und das oben genannte, ebenfalls in der Czernin'schen Galerie unter
Nr. 47 befindliche Madonnenbild identisch.
50. idem. Der Heilige sitzt im schwarzen Mönchsgewande bei einem
Tische am Meeresstrande (links) und schreibt; er erblickt eine Vision,
auf die ihn ein Engel aufmerksam macht; geblendet hält er seine
Linke vor die Augen. H. h. 110, b. 80. — M'ien. Czemin-Galerie Nr. 46.
♦51. S. Barbara*) (falschlich S. Caecilia oder S. Catharina genannt). —
Die .Heilige (en fa^e) ist im Begriffe, sich in das Gebäude mit Thürmen
(rechts) zu begeben. Ein schwebender Engel naht ihr von Ihiks mit
der Palme. L. h. c 230, b. c. 140. oben rund, übermalt. — /Vri// I.
Teinkirche (1. Säulenaltar Ep. S.).
52. idem. Enthauptung. — Die Heihge kniet in einer Halle links und
wendet sich von dem heidnischen Priester im weissen Gewände ab,
der ihr eine Götzenstatuette entgegenhält. Der König, ihr Vater, hat
das Schwert schon zum Streiche erhoben. Zwei Personen im Hinter-
grunde; hnks oben ein Engel. L. h. c. 210, b. c. 160 nachgedunkelt,
neu gefirnisst. — I*rag HI. Malteserkirche. Ep. S. — Gestochen von
Wenzel Schuldes in aquatinta, imp. fol. nach der Zeichnung von Joseph
Bergler. ■)
58. S. Bartholomäus. Der Heihge, der mit Stricken gebunden ist. wird
von zwei Henkern geschunden, von links tröstet ihn ein Engel. L. h. c.
210, b. 158, ungeschickt übermalt. — l^ag II. Spitalskirche des Armen-
hauses.
idem. Sedlete, ehem. Stiftskirche. — Nicht von Screta, wie Schaller
(Top. 6, p. 77) sagt, sondern von Willmann. (Vgl. Mitth. d. Ver. f. Gesch.
d. Deutsch, in Böhmen, XV. p. 70).
54. idem. Seroioitg, Pfarrkirche. Nur von Schaller (Top. XV. p. 92)
erwähnt, schon von J. G. Sommer (Das Königreich Böhmen. Prag
1883 — 4:9, tom. X. p. 212) nicht mehr genannt.
S. Benedict. Pra^ I. ehem. S. Niclaskirche von J. Fr. Hess. Von Dlabac2
(Nr. 49) durch eme schlechte Auffassung des Hammerschmidt (p. 70)
dem Screta zugeschrieben. — Verschollen.
*55. S. Bernhard. Der Heilige ist knieend dargestellt, von Engclgruppen
umgeben. L h. c. 200, b. c. 126. Durch Renovations-Versuche eines
*) Inventar Nr. 97 : Entwurf zur S. Barbara.
') Zuerst angekündigt als 29' hoch und I9V3' breit zum Preise von
4 Thalern in »Meusel's Archiv für Künstler und Kunstfreunde«,
I. Dresden 1805, p. 164 und 105.
r
Scretas Gemälde. 75
Maurergesellen (I) in den 60er Jahren unverantwortlich verdorben. —
KönigscuUy ehem. Stifts- jetzt Pfarrkirche. Seitenaltar im nördl. Quer-
I schiffarm. — Ob es eines von den Bildern der dortigen S. Jacobs-
' capelle ist, die — nach Schaller Top. VIII. p. 74 — »1660 der Abt
Desider Duchoslaw mit kostbarem Kirchengeräthe und einer zahl-
reichen Sammlung von Skretischen sowohl als Brandlischen Gtemäldenc
versehen hatte, lässt sich nicht entscheiden. Wahrscheinlich ist es
eines von jenen Gemälden, die Sandrart (Ac. IL 327 col. 2) »zu Königs-
i saler Closter« nennt. — Da schon Jahn (N. B. XDC p. 327) dieses
Gemälde an dem Orte anführt, kann es nicht, wie neuere König-
saaler Aufzeichnungen vermuten lassen, erst unter Thomas Budecius
(1816 — 32) in die Kirche gekommen sein.
/ S. Caecllia siehe S. Barbara.
■ ?B6. S. Cajetan, auch falschüch S. Antonius genannt. — Der knieende
\ Heilige (profil nach links) ist von einem Gewirr von Engelsköpfen um-
geben. L. h. 133, b. 96. — Im trostlosen Zustand, aucn früher
werthlos, wahrscheinhch überhaupt nicht von Screta. — Teplitz. Schloss-
capelle Ev. S. — Vielleicht ist es nur ein schlechter Ersatz für das
' eigentliche Scretabild, das schon nach dem Memorabilienbuche der
Teplitzer Dechantei p. 139 »itzt Alters halber im Schlosse hinterlegt«,
nunmehr verschollen ist.
idem. Siehe S. Franciscus Ser. Nr. Nr. 67.
57. S. Carolus Boromaeus. Der Heilige in seiner Cardinais tracht (rechts)
besucht die Kranken (links). Ein Weib holt Medicamente von einem
Wandbrett (recJits). Daneben muss in dem Bilde eine zeitgenössische
• Anspielung sein, die wir jetzt nicht mehr verstehen : während nämlich
links ein alter Mann (im Costume des 17. Jahrh.) auf einen Altar im
Hintergrunde hinweist, der die Inschrift trägt: »EGO MAX |ANTONIVS
CASSINIS^)! F(E^G.] 1647«, sehen wir hinter dem Heiligen unmittelbar
einen Mann, der aerPorträtänlichkeit wegen vielleicht Screta selbst ist, der
sich seinem Namenspatrone angeschlossen hatte, ein anderer, auch
schwarz gekleideter Mann, begleitet um. — L. h. 210, b. 247. Oben
rund. Prag, III. Ital. Waisenhaus"). Jetzt im Dormitium, früher in der
Capelle.
*) Anton Cassini von Bugella, der am 13. August 1641 Kleinseitner Bürger
wird (St. A. Nr. 568. Lib. jur. civ. min. urb. ab 1630 f. 57.) am 28.
Februar 1658 als Bürge für den Niederländischen Maler Georg Rorbelk
auftritt (ebenda f. 133. v.), überhaupt in den öffentlichen Büchern
häufig vorkommt und auch unter den Wolthätern des walsdien
Spitales erscheint, tritt uns 1654—70 als einer der Vorsteher der
italienischen Congregation entgegen (Hammerschmied -497 und 498.).
Mit zweien der früheren Vorstände fseit 1640) und zw. mit Dionysius
Miseroni und Friedrich Cortesi fanaen wir Screta bereits in Verbin-
dung. Da auch der Hauptfeind Screta's Daniel Jaromiersky von Strom-
berg (1666) unter die Wolthäter der Congregation zählt, werden die
persönlichen Verhältnisse umso verwickelter. Das Bild dürfte aus den
50er Jahren des 17. Jahrhundertes stammen.
3) Das andere Gemälde des italienischen Waisenhauses, eine hl. Familie
L. h. c. 135 b. c. 105, das man dem Screta zuschreiben will, hat mit
diesem nichts gemein.
6*
«
6 Scretas Gremälde.
58. idcm. Der Heilige dient im Hospitale. — L. h. 31, b. 23. War als
Eigentum des Grafen Fr. Steraberg 1Ö23— 44 in der Galerie der G. P. K. F.
in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog Nr. 1647.)
S. Catharina. Ptag^ I. Teinkirche s. S. Barbara. Jahn (N. B. XIX,
p. 325) und Pelzel (A. I. p. 112) haben diese falsche Bezeichnung auf-
gebracht. DlabacS führt dasselbe Gemälde zweimal, unter beiden
Namen an (N. 4 und 43.).
59. idem. Die Heilige sitzend, mit Schwert und Palme in der Linken,
zeigt mit der Rechten auf ein vor ihr liegendes aufgeschlagenes Buch.
— L. h. 230, b. 146. War als Eigentum der Prager Universität
1821—54 in der Galerie der G. P. K. F. in JVo^ ausgestellt (Ein-
reichungscatalog Nr. 1460).
60. idem. Verlobung. Trag I., ehem. S. Martinskirche »links unter dem
Bogen«. Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784) verschollen. Vielleicht
identisch mit:
61. Idem. Die Heilige kniet rechts vor dem Christuskinde, das links von
der Mutter Gottes gehalten wird. Im Hintergrunde S. Barbara (rechts)
und S. Joseph (links). Oben zwei blumenstreuende Engel. — L. h. c.
172, b. 110, oben rund. Wien, Galerie Liechtenstein Nr. 439 (237J. (In der
»Descrizzione . . nella Gallerie . . di Lichtenstein« Wien 1767 noch
nicht genannt; cf. Katalog von J. Falke, Wien 1873, p. 53).
62. idem. Enthauptung der Heilicen. Tra^ IV. S. Benedictskirche, Seiten-
altar. Seit Beginn dieses Jahrhunderts verschollen.
63. S. Eligius. Prag II, ehem. S. Wenzelskloster, Sacristei. Seit der Auf-
hebung des Conventes verschollen. Gestochen von M. Küsel fol.
idem. Prag I, ehem. S. Martinskirche; siehe: S. Johannes Ev. Nr. 78.
64. S. Felix. Der Heilige kniet rechts unten im braunen Mönchsgewande
und hält das Christuskind, das ihm die Madonna aus den Wolken
darreicht. Zwei Engelputti im Vordergrunde, andere oben in den
Wolken. — L. h. c. 200, b. c. 1.35, oben rund, im vorigen Jahrhundert
schlecht restaurirt. Profj, II, S. Josephskirche. Ep. S., früher in der
Hradschinor Capuzinerkirche. (Pendant zu S. Antonius.) Skizze dazu:
siehe Ilandzeichnungen.
65. S. Franciscus Borgias, verschollen. Gestochen von de Grooss.
*66. S. Franciscus Seraphicus. — L. h. c. 200, b. c. 130. (Pendant zu
S. Antonius.) Neuerdings durch den Maler Herzog in Pilsen restaurirt.
Becliin, Franciskanerkirche, Seitenaltar, Ev. S.
67. idem. Der Tod des Heiligen. Diesen, der (links) vor einem Betstuhl
(rechts vorne) kniet, trifft der Pfeil, den ein Engel hält ; ein anderer fangt
den Sterbenden auf. Rechts oben erscheint in den Wolken die heilige
Dreifaltigkeit. Landschaftlicher Hintergrund. Rechts unten bezeichnet:
»Carolus Screta Fecit Ao. 1665.« — L. h. 154, b. 94. Pra:j, IV, Ge-
mäldegalerie des Klosters Strahow, Nr. 688. — WaJhrscheinlich mit
jenoin »S. Cajetanbild« gleicher Grösse identisch, das im Jahre 1796
auf kurze Zeit, als Eigentum der Gräfin L. Sylva Tarouca in der Ga-
lerie dor G. P. K. F., Prag ausgestellt war (Einreichungscatalog Nr. 86),
bei dem aber die Signatur noch nicht verzeichnet ist.
68. S. Franciscus Xaverius. L. Dessau, Nr. 443. (Catalog der Ge-
mäldesammlung der FQrstl. Amalienstiftung. Dessau. 1877. p. 24.) —
Scretas Gemälde. 77
Ein S. Franciscus Xav. von Screta wurde 1740 vom Grafen J. R. von
Sporck abgezeichnet, fol. Strahow (Dlabac2 HI. p. 174).
69. S. Gallus. I*rag, I. S. Gallikirche. Hochaltarbild, verschollen.*)
70. idem. Der Heilige heilt die vom Satan besessene Fürstentochter
Friedeburg. — L. h. 827, b. 207. 1847 durch L. Brunner in Wien,
1865 neuerdings restaurirt. Reichenau, DekanaJkirche, Hochaltarbild.
♦71. S. Gregor, Halbfigur nach rechts. Vor roth beschlagenem Pulte Uest
der Kirchenvater (im CardinaJsgewand) in einem Buche. Eine Taube
auf seiner rechten Schulter. Dunkler Hintergrund. — Lindenholz. h. 96-6,
b. 80, restaurirt. Dresden, k. Galerie Nr. 19aS (Q. 3), vor 1753 in der
Sacristei des ehemaligen S. Wenzelsklosters, Prag II. Bildet mit dem
folgenden Bilde ein Gegenstück zu Nr. 44.
♦72. S. Hicronymus*), Halbfigur nach links in einer Höhle. Der alte,
• halbnackte 'Kirchenvater hält die Feder in der Rechten, blickt nach
rechts zurück und stützt sich m(t der Linken auf das zwischen Todten-
kopf und Crucifix vor ihm aufgeschlagene Buch. — Lindenholz, h. 96-5,
b. 80. Dresden, k. Galerie, Nr. 1984 (Q. 3), vor 1753 in der Sacristei
des ehemaligen S. Wenzelsklosters in Prag IL Bildet mit dem vorigen
Bilde ein Gegenstück zu Nr. 44.
73. S. Ignaz von Loyola wurde 1740 vom Grafen J. R. v. Sporck ab-
gezeichnet, fol. Stranmo (Dlabac2 III. p. 174).
74. S. Johannes Bapt.,«) en fa^e, das Kreuz in seinem linken Arm.
Links ein Lamm. Landschaftlicher Hintergrund. — L. h. 230, b. 154.
Leümeritz, S. Johannescapelle.
idem. Laun, Dechnateikirche zu S. Nicolaus. Seitenaltar. Fälschlich
dem Screta zugeschrieben auf Grund der unbestimmten Angabe von
Schaller (Top. VH. 50.).
75. idem. Die Geburt des Heihgen {?Y). Der Säugling wird links von
zwei Frauen gehalten, während zwei andere damit beschäftigt sind,
die Wäsche vorzubereiten. Andere Weiber im Hintergrunde. Links
vorne ein Hund. — L. h. 55, b. 94*7. Prag, Hoser-Sammlung im
Rudolphinum. Nach dem »Catalogue raisonnö« Prag 1846, p. 156,
befand sich dieses Bild in den 80er Jahren des vorigen Jahrhundertes
im Pickart'schön Cabinet zu Prag, später in der Fürst Colalto'schen
Sammlung und bei anderen Privaten.
76. idem. Der Heilige steht rechts vor dem sitzenden Herodes, den
seine Räthe umgeben (Marc. VI. 20). Verschiedenes Volk im Vorder-
f runde. Ob die rechtssitzende, entblösste Jünglingsgestalt etwa eine
'ersonification des Jordans (?) sein könnte, lässt sich bei der schlech-
ten Erhaltung des Bildes schwer bestimmen. L. h. c. 170, b. c. 130.
^) Vielleicht hat es überhaupt nicht bestanden, und die Bemerkung von
Schaller (Prag III. p. 175) basirt auf einer schlechten Auffassung der
betreffenden Stelle bei Hammerschmid (p. 166), der nur mittheilt, dass
Screta den 1696 errichteten Hochaltar mitstiftete. Das jetzige Altar-
bild daselbst, das einer späteren Zeit angehört, ist von Reiner.
«J Inventar Nr. 87.
») Inventar Nr. 16.
*) Kann auch als profanes Genrestück gelten; die Beziehung auf S. Jo-
hannes ist willkürlich, da selbst Zacharias auf dem Bilde fehlt.
78 Scretas Gomäldo.
ProseJc, Pfarrkirche Ev. S. — Die Einsichtnahme in alte Memorabihen-
bücher oder Invenlare wurde mir nicht gestattet.
77. idem. Enthauptung: Der Heilige erscheint im Kerker (rechts), eben
geköpft. Der rohe Henker übergibt das Haupt auf einer Schüssel den
harrenden Dienern im Hintergrunde. Links sieht Herodias (im rothen
Gewaade] mit Schaudern der Scene zu. Im traurigen Zustand. Stra-
konitSj Prioratsconventualkirche. Ep. S. an der Wand.
78. S. Johannes Evans;. ^). auch falschUch S. Eligius genannt (Dlabac2 III,
p. 97). Screta soll sicn hier im vierzigsten Lebensjaufire porträtirt haben.
l^raOj I, ehem. S. Martinskirche. Oberbild des Hochaltares. Seit der
Aufhebung der Kirche (1784) verschollen.
79. idem. Der Evangelist sitzt am Meeresstrande, schreibt in ein grosses
Buch und hält in der Linken das Tintenfass. Hinter ihm der Adler
auf einem Felsen. — L. h. 230, b. 14f6. War als Eigentum der Prager
Universität 1821—67 in der Galerie der G. P. K. F. in Profj ausge-
stellt (Einreichun^scatalog Nr. 14:59), gegenwärtig in der deutschen
Universitätskanzlei.
80. idem. Kniestück des Evangelisten im weissen Gewand und blauem
Mantel vor landschaftlichem Hintergrunde. Der junge Apostel hält das
Buch, in das er schreibt, etwas nach rechts gewandt, auf den Knien.
Links sein" Adler. — Lindenhölz, h. 68'5, b. 91. Schon vor 1754 in
Dresden^ k. Galerie Nr. 1980. (Q. 3.) Zur Evangelistenserie") gehörig.
81. S. Johannes Nep. Chanawitz, Pfarrkirche. Noch 1840 bei Sommer
(Das Königreich Böhmen, tom. VUL p. 138) angeführt; seitdem ver-
schollen.
82. idem. Der Heilige in Lebensgrösse, Almosen austheilend. Nepomuk,
S. Johanneskirche, Hochaltar. Dieses Bild, das einem ehedem in der
Prager Domkirche befindlichen, jetzt verschollenen Gemälde gleich
gewesen sein soll, wurde — wie berichtet wird — 1641 vom Grafen
Sternberg gestiftet. Schon zu Anfang unseres Jahrhundertes als sehr
besdiädigt angeführt, wurde es 1878 gelegentUch der Kirchenrenovation
überhaupt beseitigt. Von einer Restanration sah man des geringen
Kunstwertes wegen ab Vielleicht ist es nur irrtümlich als Arbeit
Scretas angesehen worden, während diese bei dem Brande von 1686
zu Grunde gegangen sein mag. Von Dlabac2, der den Schaller unrichtig
verstand, wird auch dieses Gemülde zweimal aufgezählt (III. p. 90,
Nr. 56 und p. 93, Nr. 34).
83. S. Joseph.*) Prag II, ehem. S. Wenzelskirche, Sacristei. Seit deren
Aufhebung verschollen.
84. idem, mit dem Christuskinde. — L. h. 87, b. 63. Schlecht gefirnisst.
Kolecz bei Schlan, Pfarrkirche, Seitenaltarbild.
85. Vier Kirchenlehrer. Heraletz, Schlosscapelle zu S. Michael. Nur
von Schaller (Top. VI., pag. 150) u. z. sehr unhestimmt genannt. Seither
verschollen.
*J Inventar Nr. 141 : S. Johannes Ev. auf Patmos, gross, unvollendet.
«) Eine andere EvangeUstensene (ohne Attribute) in der Stiftsgalerie von
Hohenfurt (Nr. 352—355) wird mit Unrecht ebenfalls dem Screta zu-
geschrieben (Bilder auf Leinwand, je h. 685 b. 56-5).
iventar Nr. 27: S. Joseph schlafend, klein. — Nr. 124: S. Joseph mit
' dem Jesuskinde auf dem Arm.
N,
Scretas Gemälde. 79
86. S. Laurentius. Schopka nächst Melnik, ehem. Klosterkirche, jetzt
Pfarrkirche, Hochaltar. Der bärtige Heilige heilt, von zahlreichem Volk
umgeben, einen Blinden, der rechts von ihm sitzt. Durch eine offene
Architectur wird der landschaftliche Hintergrund sichtbar. — L. h. c.
300, b. c. 200. Wie das Bild, das Sommer (II. p. 117) als »muthmasslich
von Cramolin« bezeichnet, jetzt vorliegt, lässt sich eine Entscheidung
nicht fällen. In den siebziger Jahren wurde es von einem gewissen
Job. Zapletal willkürlich übermalt; von diesem erst soll auch der Engel
mit dem Roste über der Mittelgruppe herrühren. Höchstwahrscheinlich
hat dieses Gemälde mit dem schon von Sandrart erwähnten Bilde der
Laurentiuskirche gar nichts zu thun, und lezteres ist verschollen.
HandschriftUche Aufzeichnungen existiren, wie man mir an Ort und
Stelle versicherte, keine.
87. idem. Der jugendliche Heilige hält in der Rechten den Rost, in der
Linken einen Palmenzweig. StrakonUs, Prioratsconventualkirche. Ev. S.
88. idem. oval, mit Scretas Monogramm versehen. Wittingau, Dechanlei-,
früher Stadtkirche, unter dem furstl. Oratorium. Der Altar wurde erst
1715 von Laurenz Preinhelter gestiftet
♦89. S. Lucas.*) Der Heilige malt, zum Theil von der Staffelei verdeckt,
die Madonna, die ziemlich steif links im Vordergrunde sitzt, die linke
Hand auf das Haupt des Christusknaben gelegt, der ein Buch in der
Hand hält. Ein Engel im gelben Gewände steht dem Maler mit Rath
zur Seite. Darüber in den Wolken schweben zwei En^elputti mit
Blumengewinden. Das Gesicht des Heiligen wird fälschlich für ein
Selbstporträt Scretas gehalten. L. h. 233, b. 137, oben rund. Lasuren
verwaschen. — Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K F. rEinreichungs-
catalog Nr. 2138). — IJrsprüngUcn auf dem alten Maleraltare, der
1661 errichtet wurde, seit 1862 nächst der Sacristei in der Teinkirche,
hierauf bis 1886 im städtischen Museum, das es leihweise der
G. P. K. F. tiberlassen. — Die Wyschehrader Copie, die Schottky
(I, p. 278) nennt, ist gegenwärtig verschollen, wie auch jenes
grosse Bild, das in dem Testamente des Malers Johann Hiebel (L. T.
Lib. test. vet. urb. VIII f. 248) genannt wird.
90. idem. Kniestück nach links. Der greise Evangelist — wie bei den
Pendants ohne Heihgenschein — sitzt im roth-braunem Gewände vor
seinem auf einem Pulte liegenden Buche, hält die Feder in der Rechten
und blickt sinnend zur Seite. Links sein Ochse. Lindenholz h. 68*5,
b. 93. — Schon vor 1745 in Dresden, k. Galerie Nr. 1982 (Q. 3). Zur
Evangehstenserie gehörig.
91. idem. Wurzburg, Universität. — Citirt von Parthey II, 537 Nr. 16.
92. S. Ludmilla.*) Ganze Figur en fage im schwarz -braunen Kleide,
mit der Herzogskrone. Die Heilige ist bereits im gesetzten Alter dar-
gestellt. — Unten die Familienwappen. L. h. 175, b. 90. — ^^ ^^'
Domcapitel. Früher im Besitze des Ritters v. Neuberg. — Eine Copie
*) Sichtlich unter dem Einflüsse dieses Gemäldes entstand ein Altarbild der
S. Heinrichskirche. Prag II. Ev. S. Seitencapelle. — Der Kopf des Hei-
ligen ist verändert, die Madonna etwas bewegter. Die Engeln in anderer
Stellung. L. h. c. 220 b. c. 160. — Nach Hammerschmid fp. 237) ist dieses
Gemälde eine um 1696 verfertiffte Copie eines Bildes der S. Stephans-
kirche. Prag IL, das nun verschollen ist.
80 Scretas' Gemälde.
derselben Grösse von J. G. Heintsch (ohne Wappen') ebendaselbst;
früher in der Domkirrhe auf der Rückwand des Hochaltares. CGlück-
selig: PracrerDom p. 90.') — Eine zweite, wertlose Copie im S. Thomas-
kloster. Prag TIT.. Depositorium. — Em alter Ausschnitt aus diesem
Gemälde L. h. 102. b. 102. rPendant zu S. Adalbert. S. Veit und S.
befindet sich in der Allerheiligen-Gruftcapelle zu SedletZj Ev. S.
93. idcm. Prag IT. ehem. S. Wenzelskirche, Sacristei. — Seit deren
Aufhebung visrschollen.
9-4. idcm. Melntk^ Dechanteikirche, Seitenaltar und:
9B. idem. Melnik, alte Schlosscapelle. — Sehr schlecht restaurirt.
fSchaller Top. IV. p. 161 u. 168.) — Vielleicht sind diese beiden ge-
trennt angeführten Bilder mit einander identisch. — In der Dechantei-
kirche (TKv. S.) hängt ein wiederholt bis zur Unkenntlichkeit der Maler-
hand Oberstrichen es Gemälde dieser Heiligen: sie unterrichtet den
kleinen S. Wenzel, in Hintergrunde die Stadt Melnik, oben Engel mit
Herrscherenblemen. — Ein Screta ist dieses Bild entschieden nicht.
96. S. Marcus. KnieslÜck nach rechts. Der Evangelist hockt vor einem
niedrigen Pulte, auf dem das Buch ruht, in welches er schreibt. Rechts
sein geflügelter Löwe. Lindenholz h. 68*6. b. 91-5. — Schon vor 17B4
in Dresden, k. Galerie Nr. 1981 (Q. 3). Evangelistenserie.
97. S. Maria Magdalena.») Die Heilige ist sitzend en face dargestellt;
sie löst sich die Haare auf. L. h. c. 200, b. c. 120. Nachgedunkelt.
Im kleinen Oberbilde wiederholt sich ein Theil des Scretabildes :
»Taufe Christi« rPrag II,, Stephanskirche), nämlich Gott Vater, die
Taube und ein Eneel. — 'Praq ü. S. Peterskirrhe, Ev. S. 1. Altar. —
Nach dem interfoliirten DlabacJ^ der Salzburger Studienbibliothek wäre
dieses Bild nur eine Copie nach Le Brun: ich finde keine ITeberein-
stimmung mit einer der vielen betreffenden Darstellungen dieses Meisters.
idcm. W. F. Welleba r>Die Gemälde der . . Domkirche . . in Prag. Prag
1826 p. 65) zählt unrichtig auch ein S. Magdalenenbild Scretas in der
Domkirche zu Prag auf. während er die thatsächlich daselbst gewe-
senen Scretabilder (S. Wenzel und S. Ludmilla) nicht kennt.
98. idcm. Die Heilige (profil nach rechts) kniet in einer Höhle, durch
deren OefFnung Licht eindringt; auf sie fallt ein himmlischer Licht-
strahl, sonst dunkel. L. h. c. 200, b. r. 100. Hohlen, PfarrkircJie, Hoch-
altar. — Erst 1788 erwähnt. Das Bild kann nicht, wie geglaubt wird,
mit anderen Altären aus der 1786 gesperrten S. Michaelskirche in
Prag I. stammen, da diese, nach Hammerschmidt p. 178, keinen Altar
dieser Heiligen besass.
?99. idcm. Melnik, Dechanteikirche, Seitenaltar. Nur von Schaller (Top. IV,
p. 161) genannt. — Wenn dieser das manirirte Bild meint, das heut-
zutage auf der Epistelseite hängt, müsste die Autorschaft Scretas —
auch wenn das Gemälde nicht überdies die Jahreszahl 1693 trüge —
entschieden in Abrede gestellt werden.
1) Inventar Nr. 22 : Ludmilla's Tod.
«) Inventar Nr. 74 klein; vielleicht auch Nr. 110: »Eine weibliche Gestalt
mit einem Todtenschädel.«
Scretas Gemälde. 81
♦100. S. Martin zu Pferd. Prcuj, ehem. S. Martinskirche, Hochaltarbild.
Seit der Aufhebung dieser Kirche (1784f) verschollen. Wahrsclieinlich
identisch mit:
101. idcm. Der Heilige in Edelmannstracht zu Pferd zerschneidet mit
seinem Schwerte semen Mantel, um einem auf dem Boden sitzenden
Bettler einen Theil davon zu geben. Links in der Ferne erscheint er
als Bischof, wie er einen Todten erweckt. L. h. 328, b. 192, oben rund.
War als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1803—52 in der Galerie der
G.P.K.F. in Frag ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 941). (Jestochen
von Döbler, klein 4'«. Frag 1844 als Neujahrsentschuldigungskarte. Ein
übereinstimmendes ovales S. Martinsbildchen besitzt überdies noch
das Emauskloster. Prag, II.
102. S. Matthaeus. Kniestück nach links, vor grauer Steinwand. Der
Evangelist mit dunklem Vollbart legt das rechte Bein über das linke,
hält sein Buch mit der Linken auf den Knieen, die Feder in der
Rechten und wendet sich zu dem hinter ihm stehenden Engel zurück.
Lindenholz h. 70'6, b. 90 5. — Schon vor 1754- in Dresden, k. Galerie
Nr. 1979 (Q. 3). Evangelistenserie. (Vier Menschenalter.)
idem. Trag, Rudolphinumgalerie (Besitz des Herrn Pluhaf in Iglau),
das früher falschlich »Screta« genannt wurde, ist bereits im Cataloge
corrigirt »Unbekannter Meister des 17. Jahrhunderts«. (Einreichungs-
catalog Nr. 2139.)
"^103. idem. Der Apostel (Kniestück, Profil nach links) sitzt im braunen
Gewände an einem mit vielen Büchern bedeckten Tische und schreibt
sein Evangelium. Der Engel, der sich hinter ihm vorbeugt, führt ihm die
Hand. Dunkler Grund. — L. h. 170, b. 105. Nachgedunkelt, in den
40er Jahren durch den Hofmaler Kaiser Ferdinands geschickt restau-
rirt Krzeschitz, Pfarrkirche, Hochaltar. Screta soll dies Bild — einer
alten Tradition zu Folge — zum Danke für die Pflege, welche er
während einer Reise bei einer Krankheit da gefunden, als sein letztes
Bild gemalt haben. Eine Aufzeichnung des Kircheninventars (f. 5. v.)
aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts lautet: > Altar; daß große, S.
Mathsei Apostoü, welches Von dem berihmbten Mohler Screta Vor ein
Kündtstuck gehalten wirdt, indeme er daß letzte sein werck abgebildet
hatte; bey dem hiltzemen halmen, an der Khirchenthier [der Thür-
halter von Krzeschitz wird von einer Rebstockwurzel gebildet] sein
Khunst stuck, undt fleiß, Verlaßenhatt, wie er selbsten bekennet hatt.«
104, idem. Würzburg, Universität, citirt von Parthey, II. p. 537, Nr. 17.
105. S. Michael^). Leitmeritz, Dominikanerkirche zu S.Michael, die erst
1687 eingeweiht wurde. Nur von Schaller (Top. V. p. 39) u. z. ganz
unbestimmt dem Screta zugeschrieben. Seit der Aufhebung dieser
Kirche (1788) verschollen; in der jetzigen Dominikanerkirche zu St. Jacob
ebenfalls nicht befindlich.
*) Inventar Nr. 143 : S. Michael, die gefallenen Engel aus dem Himmel ver-
treibend, gross. — Wahrscheinlich dieses Bild vermachte die Schwieger-
toditer des Malers, Elisabeth geb. Rosa der S. Castuluskirche. Prag I.
(L. T. Lib. test vet urb. IV. i. 280) und bestimmte es für einen Altar,
den ihr Gatte errichten sollte, was aber nicht vollstreckt wurde; siehe
S. Trinitas.
82 Scretas Gemälde.
idem. Oberleutensdorf, Pfarrkirche, Hochaltarbild. Schaller (Top. V.,
p. 139) nennt dieses Bild, »welches 3000 f1. gekostet haben soll.c als
Werk Scretas. Schon Pelzels »Abbildungen« haben das Bild ganz richtig
als ein Gremälde Peter Brandeis bezeichnet. Abgesehen von der Stil-
verschiedenheit — zu einer so michelangelesken Composition hätte sich
Screta nie aufgeschwungen — würde auch der Umstand gegen die
Autorschaft Scretas stimmen, dass die Kirche erst 1690 errichtet wurde.
Handschriftliche Aufzeichnungen fehlen an Ort und Stelle.
106. idem. StrakonitZj Prioratsconventualkirche, Ep. S. Qber der Thür.
Der Engel mit Helm und Flammenschwert, als feuriger Jüngling dar-
gestellt Schaller (Top. III, p. 189) führt unrichtiger Weise zwei Bilder
aesselben Gegenstandes an, was bis auf Rybic^ka (p. 14.) abgedruckt wird.
107. S. Nicolaus. Der Heilige, in ganzer Figur, stehend, im bischöflichen
Ornate, mit Stab und Intel. Im Hintergrunde Scenen aus seinem Leben.
— L. h. 235, b. 140. 1736 (nach Sommer) und neuerdings wiederum
restaurirt. Praskoles, Pfarrkirche, Hochaltarbild. (Das dortige Memora-
bilienbuch datirt erst vom JsJire 1836.)
idem. Siehe S. Thomas v. Villanova. — Ein S. Nicolaus v. Toledo wurde
nach der Zeichnung des J. Spitzer von Klauber in Augsburg gestochen.
108. S. Oswald kniet vor dem Kreuze; über ihm schwebt ein Engel
mit Kranz und Palme. Rechts fliegt ein Vogel vorbei, der im Schnabel
einen Ring und einen Brief hält. — L. h. 122, b. 66. War als Eigen-
tum des Grafen Franz Klebeisberg 1815—1853 in der Galerie der
G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog Nr. 1273.)
♦109. S. Paulus. Halbfigur von vorne. Der Apostel in dunkelblauer Tunika
und dunkelrother Toga erhebt predigend die Rechte und stützt die
Linke auf sein Buch. Rechts sein Schwert, links auf einem Steine das
Inschriftfragment: DEO. IN ... — Lindenholz h. 96. b. 83. Dresden,
k. Galerie, Nr. 1986 (Q. 3.). Vor 1753 in der Sacristei des ehemaligen
S. Wenzelsklosters in Trag ü. — Gestochen von A. W. Böhm (1771—1823)
mit der Bezeichnung: C. Screda [!] pi: — W. Böhm sc:, gros«? 4«.
110. idem. Bekehrung. — L. h. 167, b. 89. Pendant zur Taufe Christi.
War als Eigentum des Grafen Sternberg in der Galerie der G. P. K. F.
in Pra^ von 1796—1854 ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 553). Es
mag mit ienem Bilde der ehem. Hibernerkirche. Trag, IL identisch sein,
das Schaller (Prag, IV., p. 169) nennt, und das nach der Sperrung
dieser Kirche (1790) verschwand. (Pendant zur Taufe Christi).
111. idem. Bekehrung. Der blinde Saul wird von einigen Menschen dem
Ananias zugeführt, kniet vor ihm, während dieser ihm die Hände auf-
legt In den Wolken zwei schwebende Engel mit Zetteln. Rechts oben
Christus. — L. h. 222, b. 1865. War als Eigentum des Fürsten Lob-
kowitz 1805—1852 in der Galerie der G. P. K. F. in Trag ausgestellt.
(Einreichungscatalog Nr. 1057.)
112. SS. Petrus^) et Paulus.«) Äiisclia, Pfarrkirche, Hochaltarbild. Der
Tradition zufolge soll Screta 1656 vom Magistrat in Auscha 30 fl. dafür
bekommen haben (Mittheil. d. nordböhm. Excursionsclubs, X. (1887) p. 96).
113. idem. CTwtown, S Procopskirche, Seitenaltar. Nur von Zap (Pa-
matky«, I., p. 41) erwähnt.
*J Inventar Nr. 105: Der schlafende S. Peter.
•) Inventar Nr. 61 : S. S. Peter und Paul.
Scretas Gemälde. 83
♦114 idem. S. Peter mit den Schlüsseln in seiner Rechten und einem
Buche in der Linken links, S. Paul mit Buch und Schwert rechts, beide
en fape in faltenreichen Gewändern. Architectonischer Hintergrund. —
L. h. c. 350, b. c. 250, oben rund. Stellenweise »ausgebessert«. Leit-
nieritZy Domkirche, 2. Wandaltar, Ep. S.
Eine gleich grosse, alte Copie mit verändertem Hintergrunde. (Die Nische
wird von je einem weissen Engel flankirt; oben Kreuz, Schwert und
Palme.) Melnik, Dechanteikirche, Hochaltar.
115. idem. Trennung. Pollerskirchen bei Humpoletz. Hochaltarbild.
116. idem. Sehr nachgedunkelt. Sträkonits, Prioratsconventualkirche, Ev. S.
Nach Schaller (Top. 3., p. 189) und Sommer (VIII., 120) wftrde man
zwei getrennte Bilaer verstehen, was dem Thatbestande nicht entspricht.
117. S. Procop. Der Heilige im Bischofsornate lehrt Unwissende und
heilt Kranke; über ihm schwebt ein Engel. Auf der Rückseite eine
Inschrift aus dem 18. Jahrhundert: »Hanc tabulam pinxit celeberrimus
Carolus de Screta.« Desgleichen im Inventarbuche. Strakonitz, Priorats-
conventualkirche, Hochaltar.
118. S. Rochus stützt sich mit der Rechten auf einen Baumstumpf. Ihm
zur Seite ein Engel. Sein Hund, der neben ihm sitzt, beleckt die Pest-
beule, die der Heilige unter dem rechten Knie hat. Landschaftlicher
Hintergrund. Strakonitz, Prioratsconventualkirche, Ep. S.
'*'119. S. Rosalia im blauen Rocke, mit gelb-braunem Kleide ist im
Todesschlafe dargestellt; ihre Hand stützt sich auf einen Stein (links).
Ueber ihr zwei Engel in ganzer Figur. — L. h. c. 100, b. c. 60. Links
unten, wie schon Schottky (L 411) hervorhebt, signirt: C. Screta p. 1671.
Ptcuj^ II. S. Stephanskirche, 1. Säulenaltar, Ep. S.'; lithogr. von J. Hellig
1836 für den böhm. Kunstverein.
idem. Die Heilige, auf einer Wolke knieend, von Engeln und Heiligen
umgeben. Unten ein kranker Mann auf einer Bahre. — L. h. 205, b. 105 .
Poaiebrady Dechanteikirche. Ev. S. Fälschlich als ein Bild Scretas im
Dechanteigedenkbuche registrirt.
♦120. Schutzengel.^) Prctg, L, ehem. Paulanerkirche zu S. Salvator. Seit
deren Aufhebung (1784) verschollen.
♦121. idem. Der Engel (im gelben Gewände mit braunem Ueberwurfe) mit
dem Wanderstabe in der Rechten führt ein kleines Kind (rechts) an
der linken Hand. Vor ihnen ein Hund. Landschaftlicher Hintergrund. -
L. h. c. 350, b. c. 250, oben rund. Schon 1776 als »ziemlich beschädigt!
genannt. (Jahn, N. B XIX. p. 327.) Nach Pelzel (A. 1. 113) hat dieser Altar
»durch einen Stümper, welcher ihn ausbessern wollte, grossen Scha-
den gelitten. »Seitdem restaurirt und übermalt. Leitmeritz, Domkirche.
2. Wandaltar. Ev. S.
122. S. Sebastian. Sternberg, Schlosscapelle, Hochaltar. Erst von Schaller
(Top. X., p. 70) u. z. unbestimmt erwähnt. Einen S. Sebastian stach
Kilian fol. (Nagler L. 16, 185.).
*123. S. Servatius. Der Heilige sitzt in seinem Bischofisomate mit Buch
und Schlüssel rechts im Vordergrund, neben ihm sein Adler und ein
fischartiges Ungetüm. Links im Hintergrunde eine Loggia, darin ein Bi-
^) Inventar Nr. 55 : Ein Engel Gabriel.
84 Scretas Gemälde.
schof. Darüber die lieili^e Dreifaltigkeit. K. übermalt. — Mnischek, Schloss-
capelle. Im Memorabilienbnche von Mnischek. das der Erbauer des jetzigen
Schlosses, Baron Servatius von Engelfluss^) um 1660 selbst angelegt,
findet sich f. 159 folgende Stelle: »Altar Plec.h, So lauter Kupfer ist,
kost 35 fl. Vor das Gemahl auf selbigem Kupfer Blat. worauf der
Heyl. Servatius, mit dem hevl. Athanasio in S. Consilijs Wieder den
Ariu™ die heylige Drevfaltigkeit defendiren, hat der Carl Screta gemahlt,
Wofür Ich Ihm bezahlt 100 fl. Jetzt NB. wolle Ich es nicht geben Ümb
500 fl.«
*124. S. Stephan kniet in der Mitte des Vordergrundes im Profil nach
rechts; ein Mann rechts, der auf ihn zuschreitet und einer links hintre
ilim, der ihn hält, haben Steine in der Rechten; links hebt ein Mann
einen Stein auf. Rechts im Hintergrunde wird eine Fahne mit dem
Wappen des ersten Leitmeritzer Rischofs von SrJileinitz gehalten. Zahl-
reiches Volk in der Umgebung. Ein Engel mit Kranz und Palme wird
von zahlreichen Engelskindern begleitet. Am oberen Rande des Rüdes
wird die heil. Dreifaltigkeit sichtbar, zu welcher der Heilige seinen Blick
erhebt Oben rund, nachgedunkelt. — L. h. c. 475, b. c. 330. Leitmeritz,
Domkirche, Hochaltarbild. Eine gute ausgeführte Skizze dazu, leider
seit 1856 in zwei Theile (der untere Theil h. 625, b. 89. der obere
(stark verschnitten) h. 62*5. b. 64) zerschnitten, (die unterklebte Lein-
wand der Rückseite trägt, allerdings kaum von des Malers Hand, die
alte Signatur: Carl Screta pinx.) bewahrt das Graf Clam Gallas'sche
Palais in Prag,
♦125. idem. Schopka bei Melnik, S. Laurentiuskirche. Im Inventar Scretas
des Jüngeren als beschädigt aufgeführt (Nr. 153.). Verschollen. Vielleicht
identisdi mit dem früher erwähnten Bilde des anderen Heiligendiakones
S. Laurentius. Vgl. oben p. 44.
126. S. Thomas Ap. Der Heilige legt zwei Finger in die Seite Christi
Verschollen. Eine Copie dieses Bildes befand sich als Oberbild des
Marienaltares : Proff^ I, Niclaskirche, Ev. S. Seit deren Aufhebung (1785)
ebenfalls verschollen.
127. S. Thomas v. Aquin. Prag^ II., ehem. S. Wenzelsklosterbibliothek.
Seit der Aufhebung des Conventes verschollen. Dieses Bild kam nicht,
wie DlabacS (Nr. 35) fälschlich angibt, nach Dresden.
♦128. S. Thomas de Villanova (falschlich auch S. Nicolaus v. Toledo
genannt). Der Heilige spendet zahlreichen Dürftigen, die ihm von rechts
und links nahen. Almosen, die ihm von Engeln (links oben) reichlich
zufliessen. Rechts unten ein Hund. Architectonischer Hintergrund. —
L. h. c. 300, b. c. 250. Stark nachgedunkelt. Praff, IB., S. Thomas-
kirche. Letzter Altar, Ep. S. Das Bild mag zur Zeit der Vermälung
des Malers (1645), die in dieser Kirche stattfand, entstanden sein.
129. S. Veit steht mit erhobenem Blicke, ausgestreckter Rechten und
eine Palme in der Linken haltend, vor einem Postament; auf diesem
*) Baron v. Engelfluss, der seinen Namenspatron auch von Rieh. Collin
stechen liess, war mit der Frau M. Elisabeth Sachs, die wir als Mit-
stifterin des S. Galli-Hochaltares kennen gelernt haben , wie aus ihrem
Testamente (L. T. Lib. test. vet. urb. IV. f. 293 ff.) hervorgeht, ver-
wandt; dadurch könnte auch die Bekanntschaft mit Screta erklärt
werden.
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86 Scretas Gemälde.
ein Hahn auf einem Buche. Kniestück. — L. h. 107, b. 80*6. War als
Eigentum des Grafen Nostitz von 1818 bis 1850 in der Galerie der
G. P. K. F. in Prag ausgestellt. TEinreichungscatalog Nr. 1379.) —
Eine alte Wiederholung dieses Bilaes (L. h. 102, b. 102. Pendant zu
den Heiligen Adalberl, Ludmilla und Wenzel) befindet sich in Sedletz,
Allerheiligen-Gruftcapelle Ep. S.
♦130. S. Wenzel. Der Heilige in Rüstung und Mantel hält die Fahne in
der Rechten. Rechts und links hinter ihm je ein Engel. — L. h. c. 180,
b. 140. Stark nachgedunkelt. Pra^, II., S. Stephanskirche, Ev. S. neben
dem Altar der Taufe Christi, bis 1756 auf dem Braualtar. (Mikowec,
Alterth. L, 25.)
131. idem. Eine ausgeführte Skizze zum vorigen Bilde. — L. h. 868,
b. 66. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (EinreichungsprotocoU
Nr. 2099). Bis 1886 in der Privatsammlung des Herrn JÜDr. Toman in
Prag. (Catalogue Raisonne. Prag 1884, Nr. 63.)
idem. Prag I., S. Niclaskirche. Durch eine schlechte Auffassung des
Hammerschmidt (p. 70) von Dlabac2 (Nr. 50) dem Screta zugeschrieben.
Von Hess. Verschollen.
132. idem. Bruststück (Profil nach links). Der Heilige mit dem Herzogs-
hute und Hermelinkragen hält in der Rechten die rothe Fahne. —
L. h. 90, b. 73-5. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (Ein-
reichungscatalog Nr. 2126.) Früher im städtischen Museum und vordem
im altstädter Rathhause. — Ein Duplicat bewahrt das Domcapitel zu Prag.
Eine zweite alte Wiederholung (L. h. 102, b. 102, Pendant zu den
Heiligen Adalbert, Ludmilla und Veit) befindet sich in Sedletz, Aller-
heiligen-Gruftcapelle, Ev. S.
Ausserdem mag die Domkirche noch ein anderes S. Wenzelsbild u. zw.
in ganzer Figur besessen haben, welches als Pendant zum S. Ludmilla-
gemälde genannt wird (Glückselig, Prager Dom p. 90), und wie dieses
von Heintsch copirt worden sein soll. — Bild und Copie sind — solerne
nicht die eben genannten Gemälde etwa damit übereinstimmen — ver-
schollen.
*133. idem. Ältbunzlau,^) Collegiatkirche, Hochaltar. Aus der ehem.
S. Wenzelskirche, Prag U., 1785 gekauft.
134. idem. Der Heilige kniet, von zwei Engeln umgeben, vor einem
Muttergottesrelief, hmter welchem eine strahlende Monstranz mit En-
gelsköpfen erscheint ; sein Schild mit dem einköpfigen schwarzen Adler
lehnt an dem Altare. (Der S. Wenzelskopf wird irrtümlich auch für
ein Scretaporträt gehalten.) L. h. c. 130, n. c. 100. oben rund; re-
staurirt. — KuUenherg. S. Barbarakirche, Ghorumgang. Ep. S.
♦135. idem. Ennordun^.*) Der Heilige (im rothen Kleide mit dem Her-
zogshute), der sich links an dem Thürringe hält, wird von seinem
Bruder und dessen Kriegsknechten mit Schwert und Lanze durchbohrt.
*) Die vierzehn grossen Bilder der S. Wenzelslegende an den Säulen des
Hauptschiffes in Altbunzlau, die früher ebenfalls dem Screta zuge-
schrieben wurden, haben, wie schon die Jahreszahl 1681 auf einem
derselben beweist, mit diesem Maler nichts zu thun. Wenn man sie
jetzt dem jüngeren Screta zuschreiben will, so ist dieses eine ganz
willkürliche Annahme.
■) Inventar Nr. 92 und Nr. 150, gross.
Scretas Gemälde. 87
Darüber ein Engel mit einem Kranze. L. h. c. 350, b. c. 250, oben
rund. Durch wiederholtes Uebermalen und Firnissen bis zur Unkennt-
lichkeit verdorben. — Leitmeritz, Domkirche, letzter Wandalter Ev. S.
?136. idcm. Der Heilige Oinks) speist Arme (11 Köpfe), rechts im Hinter-
grunde eine Burg. L. h. c. 130, b. 192. — Pendant zu Nr. 40.
Prag, Emauskloster.
*137. S. Wenzelslegende. Ein Cyclus von 30 Gemälden (Hammer-
schmidt p. 346), der um das Jahr 1643 entstanden sein soll, und nur
theilweise von Screta gemalt war. Als die besten Stücke daraus
werden genannt: Die Geburt des Heiligen, das Niederreissen des Götzen
und Drahomiras Versinken. — Diesem Cyclus, der sich in dem ehem.
S. Wenzelskloster bis zu desen Aufhebung befand, gehören folgende
Bilder (a bis g) an. die als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1805—1852
in der Galene der G. P. K. F. in Prag ausgestellt waren (Einreichungs-
catalog Nr. 1058—1064):
a) Geburt des Heilijjen. . Eine sitzende Frau hält das neugeborene
Kind, das die herbeikommende hl.Ludmilla segnet. Die Mutter wird
von zwei Frauen gestützt und gelabt; andere links beim Kamin, an
welchem Wäsche trocknet L. h. 143, b. 227.
b) Ein Winzer wirft Trauben in einen Bottich, der Heilige rührt sie
um; links in der Ferne bäckt er Hostien. L. h. 143, b. 276.
c) Drahomira wird mit Ross und Wagen von der Erde verschlungen.
Ihr Kutscher kniet im Hintergrunde in einer Capelle. Links vorne
halten zwei Engeln eine Tafel mit der Erklärung und einen Zettel
mit der Aufschrift »Waczlaw Mladffy Worzikowsky z Kundraticz.
F. C. 1641.« — L. h. 14% b. 228.
d) Herzog Radislaus von Kaurzim kniet vor dem Heihgen. auf
dessen Pferde noch zwei Engeln sitzen. Rechts einige Kriegsknechte
und der Schildknappe des Heiligen. — L. h. 143, b. 276.
e) Heidnischen Eltern werden ihre Kinder abgekauft. Der Heilige
sitzt in einem Stuhle, ein Knabe steht vor ihm. Links ein Weib,
das das gelöste Geld zählt. Im Hintergrunde rechts eine Schule. —
L. h. 143, b. 276.
f) Ermordung. Der Heilige kniet an der geschlossenen Kirchenpforte
und wird von ßoleslaus erstochen. Ein Engel hält über ihm die
Krone und eine Palme. Rechts in der Ferne ein beleuchteter Pa-
last, in dem ein Gastmal stattfindet. — L. h. 143, b. 240.
g) Die Leiche Wenzels wird von knienden Menschen umgeben. Der
Priester Hostivit empfängt in einem Tuche den von der Hand
Wenzels abfallenden Finger. Links vorne die lateinische Erklärung,
rechts eine Vase und ein Wappen. — L. h. 143, b. 276. Bezeichnet:
D. F. R. Z. G. — Ausser diesen:
I h) Niederreissen der heidnischen Tempel und Götzenbilder durch
I S. Wenzel. Beigefügt latein. Verse. Lebensgrosse Figuren. L. h. 140,
b. 278. — Wien, Galerie Liechtenstein Nr. 406 (nach Falke*s Gatalog,
Wien 1873, p. 49). Dep.
Der ganze Cyclus wurde in 32 Blättern (in der »Vita S. Wenceslai«,
Prag 1643, deutsche Ausgabe »dem Heiligen Wenceslao . . geflochtener
I
I
\
Ehren-Krantz«, Prag 1680) vom Laienbruder des S. Wenzelsklosters
88 Scretas Gemälde.
Frater Henricus*) gestochen. Nur die ersten drei Bilder (8®) sind mit
F. H. signirt; der Maler ist nicht genannt. Die relativ besten Blätter
dieser schwach componirten und schlecht reproducirten Bilder sind:
Nr. 3. 10. 19, 22 und 24.. Auf die obigen Gemälde (a bis g) beziehen
sich die Stiche: 1, 10, 17, 18, 20, 2:$ und 29. — Ein »Heiliger mit
Fahne und Palme«, wahrscheinlich S. Wenzel, wurde von J. ¥. Leonart
in Schwarzkunstmanier gestochen.
lieber das beglaubigte Scretabild des ehem. Cistercienserklosters Plass
fehlen nun alle Nachrichten.
Nicht näher bezeichnete Heilige:
138. Kopf eines Heiligen in Ordenstracht. L. h. 42, b. 33. — Prag,
ehem. Sammlung Chlumetzky. Gat.-Nr. 202.
139. Ein Heiliger oder Mönch hält mit beiden Händen ein grosses
braunes Stück Holz. Halbe Figur. H. h. 1' 7", b. 1' Va" Pudolstadt,
Schloss (citirt von Parthey II, 537, Nr. 20).
B. Porträt-Darstellungen. *)
140. Bramberger von Bramberg (en fav^j) mit dunklem Haar und
weissem Kinnbart, in schwarzer Kleidung und weissem Halskragen;
er hält in der Hand die Blätter eines halb offenen Buches. Im Hinter-
grunde sein Wappen. L. h. 82-5, b. 70. — J^ag. Rudolphinum-Galerie
der G. P. K. F. (Einreichungscatalog Nr. 1874) seit 1836.
Czeika, Gräfin Benedicta als Kind. Kloster Skcdka bei Mnischek. —
Wird imrichtiger Weise von der Tradition dem Screta zugeschrieben.
*) Nagler (L. tom. XVI. p. 185) nennt ihn »Ferdinand Henricus und gibt
»mehr als 50 Blätter in 8 und fol.c an.
'J) Ausser vielen nicht näher genannten, weltlichen und geistlichen Würden-
trägern finden sich im Inventare folgende Personen namentlich an-
geführt :
Nr. 28: General Piccolomini, klein.
Nr. 33: Screta der ältere.
Nr. 34: ebenfalls, in seiner Jugend.
Nr. 35: Die verstorbene Veronica Screta.
Nr. 39: Der verstorbene Herr Gortesi.
Nr. 46: Kaiserin Margaretha.
Nr. 58: Kaiser Ferdinand lll.
Nr. 64: Der verstorbene Cardinal v. Harrach.
Nr. 69: Screta der jüngere, in der Jugend.
Nr. 107: Der verstorbene Kcmigsaalor Abt Junker.
Nr. 108: Der Kaiser [Leopold] in der Jugend.
Nr. 116: Graf Franz Gallas, ganze Figur.
Nr. 118: General Collorodo.
Nr. 120: Der verstorbene Graf Job. Hartwig v. Noslitz.
Nr. 163: Veronica Screüi, / -
Nr. m: ebenliills, im Alter \ angefangen.
Besonders das Gemälde dos Cardinais Ilarrach scheint auf den älteren
Screta zurückzugehen. — Ks findet sich in mehreren Exemplaren in
Prag vor. z. B. im erzbischöfllichen Palais, im Kreuzherrnkloster, im
Domcapitel etc.
C. Sereta: Bernhard de Wüte. Dresden, k. Galeric. (Vgl Nr. 161).
(Nach eIut PhMognpfaic ym Ad. Bnim & Co. Donucb snd Pui(,)
r
90 Scretas Gemfilde.
f
\
141. Czemin von Chudenitz, Graf Humprecht, mit Spitzbart, schwarz
Sekleidet. Lebensgrosses Kniestück. L. h. 150, b. 117. Eigentum
es Fürsten Georg Lobkowitz. — Eine Copie davon befindet sich seit
1803 in der Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. in Prag (Einreichungs-
catalog Nr. 946); eine andere (von Kratzmann) auf Schloss Petersburg
bei Saaz.
142. Eleonora Gonzaga, Kaiserin. Im Raittungsbuch der Prager Maler-
zunfl (f. 144) erwämit, verschollen, (conf. pag. 31).
143. Fromm. P. Andreas, verschollen. Gestochen von A. Niederhofer
{m Pelzel A. IV. p. 66). Das Strahower Bild des mürrischen P. Fromm
(mit Inschrift) ist eine ganz untergeordnete Pinslerei, gewiss nidit von
Screta.
144. Martinitz, Graf Bernhard Ignaz. Halbe Figur. L. h. 102, b. 87.
Schlecht gefirnisst, überhaupt bis auf Gesicht und Hand im schlechten
Zustande. — Friedland. Altes Schloss. Wahrscheinlich identisch mit
dem im Inventar unter Nr. 45 erwähnten Bilde. — Gestochen von
Danckerts 4« (Dragulin Nr. 13344).
146. Proskowsky von Krohenstein. Verschollen. Gestochen von J. G.
Dooms.
?146. Rakoczy Georg, als Knabe. Pra>g, ehem. Sammlung Müller von
Nordegg. (Ganze Figur L. h. 137, b. 92.) — Verscliollen.
147. Schleinitz Max Adolf. Brustbild des 1. Bischofs von Leitmeritz, im (
violetten Kragen. Halbprofil nach links. Auf dem Tische vor ihm ein
Glöckchen etc. — L. h. c. 100, b. c. 80, stark übermalt. — Leihneritj,
Schlafzimmer der bischöflichen Residenz, gestochen von J. Balzer 8^*
(in Pelzel A. II. 9), lithogr. von Zumsande, bei Leykum & Co., gross 4®.
Schleinitz, der dem Screta in dessen letzteren Lebensjahren zanlreiche
Bilderauflräge für Leitmeritz übertrug, dürfte die persönliche Be-
kanntschaft mit diesem Maler 1658 gemacht haben, als er anlässlich
der Krönung Leopold I. nach Prag kam.
148. Scretas Pseudoselbstporträt. Brustbild eines älteren Mannes mit
Schnurr- und Kinnbart. L. h. 80, b. 64, stark übermalt. Auf dem
Zettel, auf welchen der Mann mit seiner Rechten zeigt, die (unsichere)
Inschrift: Garolus Screta
Pinxit 1638.
Prag. Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. (Einreichungscatalog Nr. 1919.)
Früher im Besitze des Appellations-Rathes Miniberger. Im Hohschnitt
nach der Zeichnung von Joseph Scheiwl bei RybiÖka reproducirt.
149. Terzky. Lebensgrosses Kniestück des Generals in Felduniform mit
dem Commandostab, L. h. 103, b. 84. — Prag, ehem. Sammlung
Chlumetzky Nr. 83.
150. Waldstein Graf H. Gestochen von Wussin.
151. de Witte, Bernhard. Kniestück fast von vorne auf braunem Grunde.
Der schwarz gekleidete Ritter trägt ein Malteserkreuz am Mantel und
ein kleines auf der Brust. In der gesenkten Linken hält er ein Buch.
Links oben über dem Wappen die Inschria: BERNARDUS WIITE;
darunter: 165L L. h. 124 5, b. 895, gut reslaurirt. Phot. A. Braun XV., 15.
— Dresden, k. Galerie Nr. 1988 (Q. 3.) — 1742 durch Riedel in Prag
erworben.
Scretas Gemälde. 91
152. Worzikowsky von Kundratitz, Wenzel Carl. Ein Mann en fa^
mit Spitzbart, Halskragen und abgeschnittenem rechten Aermel; die
linke Hand ragt unter dem Mantel vor. L. h. 90, b. 74. Bezeichnet:
WENGES. CAROL. WORZYKOWSKY DE KVNDRATIZ. War als
Eigentum des Grafen Schlick (1802 — 1816) in der Galerie der
G. P. K. F. in Frag ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 902).
Porträts des Sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. und seiner vier
Söhne sind nidit bekannt, den betreffenden Kupferstichen Weishuns
liegen Zeichnungen, nicht Gemälde Scretas zu Grunde; die Signatur
derselben lautet nicht >C. S. pinx.«, wie dies sonst üblich ist, sondern
nur »C. S. pici«
Unbekannte Persönlichkeiten.
153. Unbekannter Mann (willkürlich »Edelsteinschleifer Schwankart«
genannt) in schwarzer Kleidung, mit langen Haaren und Spitzbart,
nach links sehend. Auf einem Tische rechts vorne zusammengebun-
dene Briefe. Halbe Figur. L. h. 80, b. 67. — Prag. Rudolphinum-
galerie der G. P. K. F.; seit 1796. (Einreichungscatalog Nr. 103.)
154. Ein altes Weib, nach rechts sehend, die Hände über einander
gelegt. Halbe Figur; ebenso gross. Pendant zum Vorigen. — Prag,
Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. seit 1796. (Einreichungscatalog
Nr. 104.)
155. Ein Mann im Lehnstuhl. Seine Rechte liegt auf der Stuhllehne,
in der Linken hält er die Handschuhe. Halbe Figur, lebensgross. L. h.
115, b. 86-5. Prag, Rudolphinumgalerie der G. P. K. F. seit 1796. (Ein-
reichungscatalog Nr. 173.)
?156. Ein Maler mit der Palette vor seinem Gemälde; aus dem Bilde
heraus.sehend. L. h. 82*5, b. 70. — Pra^. Rudolphinumgalerie der
G. P. K. F. seit 1836. (Einreichungscatalog Nr. 1876.)
157. Ein Primator mit röthlich brauner Perücke; die Hand ruht auf
einem rothen Pulte. L. h. 96, b. 76. — Prag. Rudolphinumgalerie der
G. P. K. F. (Einr.-Nr. 2127), bis 1886 im städtischen Museum, vorher
im Altstädter Rathhause.
158. Ein Mann, der die Rechte auf ein Postament gelegt hat und die
Linke in die Seite stützt. Kniestück L. h. 995, b. 86. — Praa. Fürstl.
Lobkowitz'sche Bibüothek. — War in den Jahren 1805 — 18o9 in der
Galerie der G. P. K. F. in Prag ausgestellt. (Einreichungscatalog
Nr. 1087.)
159. Ein junger Mann mit langem, vollen Haare; die linke Hand auf
die Brust gelegt Brustbild. L. h. 93, b, 68. — Prag, Galerie Nostitz
Nr. 176.
160. Ein aufwärts blickender Mann mit Stutzbart, im braunen Mantel
und weissen Halskragen. Brustbild. L. h. 70, b. 55. — Prag. Galerie
Nostitz Nr. 93.
161. Ein Malteserritter, in den Händen ein offenes Buch, vor ihm ein
Grucifix; rechts oben sein Wappen mit bischöflichen Insignien. L. h. 85,
b. 76. — Prag. Galerie Nostitz Nr. 223.
162. Ein junger Unbekannter. L. h. 58, b. 45. — Wien. Galerie Harrach
Nr. 332.
7»
98 Scretas Gremälde.
163. Männliches Porträt, sitzend, nach rechts sehend ; zu seinen Füssen
ein Tiegerhund. L. h. 86, b. 70. — Wien, im Auctionscataloge von
Em. Girard, 1882. Nr. 130 genannt.»)
164. Ein alter Mann mit einem Buche (fillschlich >SchreibtafeU). Die
Feder in seiner Rechten (en fa(;e). — L. h, 91, b. 75. — Sckleissheim.
K. Galerie Nr. Gß^. — (Im Catalog von 1776 noch nicht genannt.)
166. Brustbild eines Jünglings. L. h. 61, b. 61. — Gotha. Herzogl.
Galerie Nr. 321. (Catalog von H. J. Schneider. Gotha 1883, p. 34.)
166. Ein Mann mit weissen Haaren steht vor einem Tische, worauf
Papier und Briefe. L. h. 111. b. 96. Darmstadt. Galerie Nr. 5. (Catalog
V. Prof. R. Hofmann. Darmstadt 1886, p. 2.)
167. Ein männliches Porträt, Kniestück. — In schwarzer Kleidung und
rothbraun gefüttertem Mantel tritt uns ein kräftiger, dunkelgelockter
Mann entgegen, dessen Linke den Mantel hält, während die ausge-
streckte Rechte die innere Handfläche zeigt. L. h. 111, b. 91. — Berlin^
Privatsammlung von Otto Wesendonck Nr. 357. (Catalog ohne Jahr.)
♦168. »Ein Kopf in Romanischen gewandt, in einer Vergolten Zier
Ram vom Scretta, dann auch Zeichen, oder Handriß Zusammen 3 Stücke«
befanden sich laut Inventar der Gemäldesammlung des Cardinais Grafen
Carl V. Liechtenstein vom 9. April 1691 in der bischöflichen Residenz
zu Olmütz (Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Wien 1888,
tom. XIV, p. 186).
169. Porträts von Augustinern; ehem. S. Wenzelskloster. Prag. 11.,
seit der Aufhebung desselben verschollen.
Gruppen.")
170. Porträt eines sitzenden Mannes, der in seiner Rechten eine
Zeichenfeder, in seiner Linken einen Plan hält; er sieht auf eine
neben ihm stehende Frau. L. \\. 93-4', b. 73*7. — Prag. Rudolphinum-
galerie der G. P. K. F. ; seit 1796. (Einreichungscatalog Nr. 208.) Früher
beim Grafen Wrtby.
171. Ein Edelsteinschleifer f »Wesselyc ?] mit seiner Familie. — Der Vater
sitzt an einem roth gedeckten Tische; um ihn herum seine Frau und
6 Kinder mit Juvelen spielend. — Im Hintergrunde die grosse Werk-
statt mit Schleifrädern. L. h. 186, b. 251. — War als Eigentum des
Ignaz Wessely 1796—1854 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag
ausgestellt. — 1886 von der Gesellschaft bleibend für die Rudolphinum-
galerie erworben. (Einreichungscatalog Nr. 524 und 2154.)
?172. Ein vornehmer Herr in alter Kriegstracht [Alchimist?], dessen
Schild mit einer Schlange ein Knabe hält, steht vor einem Kessel und
einige Leute reichen ihm etwas dar. Rechts in der Ferne scheint ein
chemischer Process vor sich zu gehen. L. h. 995, b. 86*5. — War
») Die Uebenswürdige Mittheilung dieser und einiger ähnlicher Notizen
verdanke ich dem Herrn Dr. A. Ilg in Wien.
•^) Inventar Nr, 25 : Ein Doc.tor mit Kranken. (Wenn dieses weiter nicht
bekannte Bild von Screta herrührte, so Hesse sich darin mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit eine niederländische Beeinflussung con-
statiren.) — Nr. 112. Ein grosses Stück: Eine Historie. Darauf fünf
Personen und ein Kind.
Scretas Schüler. 93
als Eigentum des Fürsten Lobkowitz 1806—1852 in der Galerie der
G. P. K. F. in Frckg ausgestellt (Einreichungscatalog Nr. 1088).
Die von Dr. Toman (Janitscheks Repertorium für Kunstwissenschaft X.
p. 20) aufgestellte Ansicht, das Dresdner > Bildnis einer Dame in hohem
Spitzenkragen (Nr. 1004; früher 929) wäre von Screta, theile ich nicht.
C. Mythologisches und Allegorisches.')
173. Procrys und Cephalus. Landschaftlicher Hintergrund. L. h. 194,
b. 159. — Prag, Galerie Nostitz Nr. 19.
174. Dido und Aeneas. Halbe Figuren. Wahrscheinlich Porträts im
Phantasiecostume. L. h. 118, b. 87. Früher hatte das Bild den Titel: Ein
geharnischter Mann führt ein junges Frauenzimmer; eine Alte geht
nach. — Prag, Galerie Nostitz Nr. 241, jetzt im Salon des zweiten
Stockwerkes.
175. Im Tempel der Weisheit, bei deren Thron Christus, der hl. Geist
und S. Mana erscheinen, versammeln sich verschiedene Gruppen von
Gelehrten und Künstlern. »Eine Art Nachahmung der Schule von
Athen«. L. h. 183, b. 316. — War als Eigentum des Grafen Sternberg
1802— 184i in der Galerie der G. P. K. F. zu Prag ausgestellt (Ein-
reichungscatalog Nr. 870). Erscheint wiederum im Jahre 1884 unter
Nr 5 im Auctioscatalog von C. Maurer (München) p. 1.
Wenn die Signatur eines Kupferstiches [4fi,) richtig ist (Carol. Scret*
pinx., C. de Groos fecit), liegt auch diesem Blatte ein Gemälde zu
Grunde: Ein Genius der Greschichte schreibt in ein Buch (Dlabac2 III,
96 beruft sich auf das »Verzeichniss eines ansehnlichen Kupferstichka-
binets zu Leipzig« 1802 p. 358, Nr. 4173).
D. Andere Gebiete.^)
176. Eine Schäferscene, signirt, befindet sich, wie mir Herr Dr. Toman
freundlich mittheilt, auf Schloss Beichenau in Böhmen.
*) Inventar :
Nr. 32 : Ein grosses Stück ; 6 musicirende nackte Frauengestalten.
Nr. 82: Die Göttin Pallas.
Nr. 52 und 95: Eine nackte weibliche Gestalt mit einem Greise.
Nr. 78 : Venus mit dem Mond auf dem Haupte. (Wahrscheinlich eine Diana.)
Nr. 83: Drei nackte weibliche Figuren (wahrscheinlich die Grazien). —
Ausserdem werden viele »nackte weibliche Gestalten«, Actfiguren oder —
was dasselbe ist — Göttinnen angeführt. — Hierher gehört auch das Bild
Nr. 144: Die 12 Monatszeichen, ein grosses Stück; vielleicht hängt
dieses mit einem Entwürfe für die Altstädter Rathhausuhr zusammen,
von der zum Jahre 1659 berichtet wird, dass sie »noviter depingitur
& renovatur (Hammerschmidt p. 570).
*) Von historiscnen Darstellungen nennt das Inventar u. A. Nr, 17 eine
Cleopatra, Nr. 149 eine Lucretia. — Das Genre ist sehr zahlreich ver-
treten; aber es liegt die Vermutung nahe, dass diese Bilder von an-
deren Malern herrühren, wie dies unzweifelhaft aus dem Gemälde
Nr. 48: »Ein holländischer Marktschreier« hervorgeht. — Mag Screta
auch ein oder das andere Bild dieser Art geraalt haben, so ist denn
doch die Aeusserung von L. Winckelmann {»Mahlerlexikon, Augsburg
1796, p. 188) man hätte »von diesem Künstler häusliche Beschäftigungen
abgemahlt, als Kinderzimmer, Kuchelwesen etc.« zum mindesten über-
trieben. — Eine typographische üngenaui^keit in dem »Verzeichniss
94 Scretas Gemälde.
177. Eine historische Darstellung im Costume der Alten: Weiber und
Kinder suchen tobende Krieger zu besänftigen. Im Hintergrunde bren-
nende Schiffe. L. h. 145, b. 225. — War als Eigentum des Grafen
Fr. Sternberg 1829-1855 in der Galerie der G. P. K. F. in Prag aus-
gestellt (Einreichurigscatalog Nr. 1750).
Zerstörung von Sedletz durch die Husitten, fälschlich »angeblich«
von Screta genannt (F. J. BeneS: »Beschreibung sämmtUcher Fresko-
büder zu Sedlec«. Kuttenberg 1867). — Richtig: von Willmann. (Vgl.
Mittheilungen d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. XV. [1877] p. 71.)
Das Bild, das im Seitenschiffe (Ev. S.) der ehemaligen Cistercienser-
kirche hängt, trägt überdies noch die deutliche Signatur: M. Willman
fec. 1703.
Eine häusliche Scene, die S. v. Mechel (»Verzeichnifs der Gemälde
der k. k. Bilder^allerie in Wien«. Wien 1783, p. 297) unter Nr. 64r an-
gefiihrt, wird bis auf Rybidka, ja bis auf unsere Tage als Gemälde
Scretas registrirt, obwol schon der Galeriedirector Krafft die Signatur
»Tobias Pock. F. 1662c sichergestellt hat, und das Bild seitdem aus Ge-
mälde dieses Malers figurirt ü^tzt Nr. 1638). (Vgl. E. v. Engerth:
Kunsth. Sammlungen des a. h. Kaiserhauses. Gemälde, III (Wien 1886)
p. 182 — L) — Bei C. Haas (»k. k. Bildergallerie im Betvedere zu
Wien«, Wien u. Prag 1821—1828, HI) ist es als »Wohnzimmer eines
Mahlers, von Screta« von Kovatsch gestochen.
Einige Bilder^ die eine Zeit lang dem Screta zuge*
schrieben wurden, aber eben nur als „Scretabilder** bekannt
waren^ ohne dass uns der Inhalt des Vorgestellten über-
liefert worden wäre, sind inzwischen wieder verschollen,
ohne dass die Angabe der Gewährsleute, besonders des
etwas unkritischen Schaller, geprüft werden können.
So wurden ehedem einige Gemälde in der Galerie
Bretfeld und im Schönfeld'schen Museum in Wien, in der
Scott'schen und in der Putzlacher'schen Gemäldesammlung
in Prag bewahrt, andere in Eolodieg (Schloss), Liboch (Kirche),
Nymburg (Dominikanerkloster; vgl. „Pamdtky" III, p 357),
Kothopoczno (Schloss), Rzepin (Schlosscapelle), Zdechowitz
(Schloss).
der Kunstwerke der patriotischen Kunstfreunde zu Prag« (Prag 1856,
p. 39) hat G. Parthey II. 538, der sich nach diesem Cataloge gerichtet,
weiterverpflanzt, wenn er unter Nr. 22 >Zwei Würfelspieler mit ver-
larvten öesichtern« dem Screta zuschreibt. — Im Inventar werden
schliessHch auch viele Landschaften genannt, ebenso Blumenstücke;
doch dürften solche Bilder kaum — wie Fiorillo (^III. 298) angibt —
auf Screta zurückgehen. Kein einziges Gemälde dieser Art wird ihm
motivirt zugeschrieben; auch bedient sich Screta des landschaftlichen
Hintergrundes in seinen Bildern nicht gar häufig. — Vielleicht sind
einige der im Inventar erwähnten Bilder Andenken an Wilhelm Bauer,
mit dem er in Rom zusammengetroft'en, oder sind sie (besonders z. B.
Nr. 10, 11, 131 und 132 » Marinestücke c) Skizzen von Niederländern,
mit denen er in der Bentgesellschaft zu Rom kneipte.
IX.
Handzeiehnungen .
Nur äusserst wenige Handzeichnungen Scretas haben
sich erhalten') und selbst diese sind zum Theile zweifelhaft.
Um das Jahr 17ri6 war noch ein Skizzenbuch dieses Malers
im ehemaligen S. Wenzelskloster zu Prag IL zu sehen*),
welches aber noch im vorigen Jahrhunderte verloren gieng.
In Trotg befinden sich folgende Handzeichnungen:
1. S. Katharina vor den Richtern, li; Köpfe. Gelbgehöhte Federskizze
auf grauem Papier; signirt. h. 22, b. 15*6 Tfag, Rudolphinumgalerie
der G. P. K. F. — Früher im Besitze des Herrn v. Lanna, der sie aus
der WeigePschen Sammlung (Nr. 984-) erwarb.
2. Allegorische Darstellung: Vereinigung der Elbe und Moldau (zwei
Greise, die Gefasse ausgiessen), dahinter die Gestalten der Poesie und
Historie. Im Hintergrund der böhmische Löwe. Sepiazeichnung, h. 18,
b. 14 — Kam ebenfalls als Geschenk des Herrn v. Lanna in die
Rudolphinumgalerie.')
3. Allegorische Darstellung: Der Baum der christlichen Religion, von
vielen Genien umgeben. Sepiazeichnung, h. 20, b. 32'6. — Besitz des
Herrn v. Lanna.
4. S. Felix (?) im Mönchsgewande mit dem Jesuskinde in den Armen
kniet (rechts) vor der Madonna, die in den Wolken steht. Rechts
oben zwei Engelsköpfe. Sepiazeichnung, h. 23-5, b. 16*3; signirt:
^) In Dresden sind keine Blätter zu finden ; auch die zweite Angabe des
RybiÖka (p. 17), dass die königl. Sammlung zu München Zeichnungen
aufbewahre, ist — wie mir Herr Dr. W. Schmidt freundlichst mittheilt -—
nicht richtig.
») Jahn, Neue Bibliothek XIX. p. 325.
*) Die weibliche Porträt-Zeichnung (Braunstift auf blauem Grunde h. 29,
b. 25), die aus dem Nachlasse des Malers Manes in den Besitz des
Herrn v. Lanna kam, der auch dieses Blatt der G. P. K. F. schenkte,
hat mit Screta nichts zu thun; sie gehört einer späteren Zeit an. —
Die quadrirte Zeichnung >S. Franciscus Seraphicus« wurde bereits
p. 45, der »Ganymedes« p. 23 erwähnt.
96 Handzeichnungen.
C. Screta delin. Prag IT., Besitz des f Herrn Donnebauer. — Wahr-
scheinlich ein Entwurf zu dem in etwas geänderter Form entstan-
denen Gemälde der S, Josephskirche. Prag II. (siehe p. 76, Nr. 64).
?6. Brückensturz des S. Johannes v. Nepomuk. .13 Köpfe. Getuschte
Sepiazeichnun^ auf braunem, weiss unterklebtem Papier, n. 27*2, b. 36-2.
Mit Tinte signirt: C Screta inv. (Falsiiicat?) — Prag Tl. Besitz des
Herrn W. WeiÜmer, früher des Kupferstechers Riepenhausen.
In der Handzeichnungensammlung des Herrn Dr. A. Horöiika, Pragl.,
sind etwa folgende — alle nicht signirte — Blätter auf Screta zurück-
zufQhren :
6. Porträtkopf nach links. Röthel- und Bleistiftzeichnung, h. 19, b. 28-5. —
Sammlung Nr. A. a. 15.
7. Maria als Fürbitterin, oben die Trinität. Tuschzeichnung, h. 26*5,
b. 13. — Sammlung Nr. E. a. 3.
8. S. Johannes Bapt., sein Knie auf einen Felsen gestützt Sepia- und
Bleistiftzeichnung. — Sammlung Nr. E. b. 17.
9. Taufe Christi. 7 Köpfe. Rötheizeichnung, h. 39, b. 27. — Samm-
lung Nr. E. c. 5.
10. S. Johannes Nep. vor dem Crucifix (ünks) kniend, von vielen
Engehi umgeben. Getuschte Federzeichnung, h. 32*5, b. 20. — Samm-
lung Nr. E. c. 20.
In der Albertina in Wien befinden sich folgende Blätter von Screta:
11. Allegorie: Ein Schiff wird ausgerüstet, darin ein Palmenbaum auf-
gerichtet. Getuschte Sepiazeichnung, h. 29*2, b. 30. Signatur: Carl
öcreta f. — Albertina. Deutsche Schule, tom. 6. Gart-Nr. 387.
12. Zum vorigen gehörend : Das Schiff mit Allegorien der Wissenschaften
u. s. w. hat auf dem Meere mit verschiedenen Feinden zu kämpfen.
Getuschte Sepisuseichnung. h. 295 , b. 286. — Albertina. Deutsche Schule,
tom. 6. Gart. -Nr. 388. (cf. denselben Vorwurf beim Kupferstiche Nr. 13.)
13. Ein Feldherr in Rüstung mit dem Commandostab. Kniestück ; proül
nach rechts. Tuschzeichnung, h. 40*4', b. 30. Die Signatur »Carolus
Screta« rührt von einer späteren Hand. — Albertina. Deutsche Schule,
tom. 6. Gart -Nr. 390. ~ Die ebendaselbst unter Cart.-Nr. 389 befind-
liche weissgehöhte Kreidezeichnung auf blauem Papier: »Silen als
Kindererzieher« ist nicht von Screta; vielleicht von Samdrart, mit
dessen Stichen sie viel Aehnhchkeit hat.
Sonst sind noch zu nennen:
14. S. Laurentii Marter. Federzeichnung mit Sepia, klein foUo. Wien^
Auctionscatalog v. J. Wawra, 1880. Nr. 1255.
15. Eine strahlende Monstranz erscheint auf drei Engelsköpfen in den
Wolken von anderen Köpfchen umgeben; zu beiden Seiten schwingt
je ein Engel in ganzer Gestalt das Rauchfass. Unten knien fünf Heilige
(des Jesuitenordens?) in Priestergewändern, von denen der äusserste
Linke ein Buch hält. Gelbgehöhte, leichtgetuschte (nicht signirte) Fe-
derzeichnung auf grauem Papier, h. 263, b. 18. Berlin, k. Kupfer-
stichcabinet, Deutsche Schule.
Schliesslich sei hier noch der Erklämngsgrund ange-
geben, warum man in verschiedenen Privatsammlungen
Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 97
neuere Porträtzeichnungen nach Gemälden Scretas findet;
diese stammen von einer Preisconcurrenz her, die die Ge-
sellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag im Jahre 1804
ausgeschrieben hat/)
X.
Kupferstiehe naeh Zeiehnungen Seretas. ^
Screta hat nicht^ wie andere Maler seiner Zeit, Grab-
stichel oder Radiernadel geführt^), aber viel für den Kupfer-
stich gezeichnet. Eine grosse Anzahl von Titelkupfern,
Illustrationen und Universitätsthesen sind nach der Zeichnung
dieses Malers gestochen worden; die zum Theile schon sehr
selten gewordenen, schwulstigen mythologischen und allego-
rischen Darstellungen, die in ihrer gesuchten Ei-findung zum
grössten Theile den betreffenden Bestellern zur Last fallen
werden, tragen häufig das Gepräge der Flüchtigkeit an sich.
*) Vgl. Meusel's Archiv für Künstler und Kunstfreunde, 1. Band. Dresden
1806, 3. Stück p. 177.
') Wie bei den Gemälden zählt Fr. Müller auch da die Nummernanfänge
bei Dlabac2 zusammen und sa^t »20 sind gestochen worden«, obwol
unter Nr. 2 bei Dlabacz allein 169 Blätter gemeint sind. — Die Lücken-
haftigkeit dieses Capitels empfinde ich schmerzlich. Grosse Sammlungen
legen vorläufig auf Reproductionen aus der Barockzeit kein Gewicht;
selbst das Dresdner Kupferstichcabinet besitzt nur wenig Stiche nach
Screta (Itaüenische (!) Schule Nr. 133); dem Herrn Inspector Lindau
danke ich bestens nir sein freundliches Entgegenkommen während
meiner dortigen Studien, ebenso Herrn Dr. Berlin für seine üebenswürdige
briefliche Mittheilung. Das Material in Prag ist äusserst armselig:
die grösste Sammlung, die des böhm. Museums, ist zur Zeit noch
ungeordnet und unzugänglich; leider ist auch eine Anzahl von Titel-
kupfern aus den Exemplaren der Prager Universitäts-Bibliothek ver-
schwunden. — Vielleicht ist nicht allzuviel verloren, da eine grosse
Menge dieser phantastischen Darstellungen künstlerisch von unterge-
ordnetem Werte ist.
■) Die im Winkler'schen Cataloge genannte, von Nagler (L. 16 pag. 186)
dtirte grosse philosophische These »Philosophia üniversa in Universi-
tati Pragensi« mit Beziehungen zum Hause Lobkowitz, 2 Blätter gr. fol.,
die mit »Gar. Screta fec. 1666c signirt ist, braudit nicht das Gegen-
theü zu beweisen; »fecit« ist nur eine ungenauere Form für das sonst
von Screta angewendete »delineavit« oder »invenit«; das »sculpsit«
dQrfte es kaum in sich schUessen.
98 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretaa.
Es empfiehlt sich^ die einzelnen Blätter gesondert nach
den Kupferstechern — die zum grössten Theile mittelmässige
und untergeordnete „Künstler** waren — zu betrachten, um
dem Screta gegenüber unparteiisch zu sein.
J. Balzer. (173&— 99.)
Die heil, drei Könige. Kleines Blatt in Tuschmanier. Wol nach einem
verschollenen Gemälde.
Ä. G. Bouttats. (1640—1703.)
1. »Loaica est pure practica«, allegorische These, 4 Blätter. (Nagler
L. lo, p. 185.)
Ä J. C. Dooms.^) (Arbeitszeit 1642—1675.)
2. Titelblatt zu »Rosa Boemica sive Vita Sancti Woytiechi«. Prag,
1668. 12«. — Bez.: »Carol«« Screta delineavit -— Kaspar Dooms
sculpsit« ~ Der Titel wird von zwei Rosenstöcken umgeben, die auf
einem altarähnlichen Unterbaue stehen. — Aermliche Erfindung.
Die anderen Kupferstiche dieses Büchleins, die keine Bezeichnung tra-
gen — .35 an der Zahl — dürfte Dooms allein auf dem Gewissen
haben; nur ist es zu verwundem, dass er hier nicht auch, wie auf
einem ebendaselbst befindlichen Pprträtstich des Weihbischofes Simon
von Hornstein, selbsbewusst dazusetzte: »Caspar Dooms id uiuum
delineauit et fecit.«
3. These: »Philosophia iustitiae et pietati sacra« unter dem Präsi-
dium des P. Gnaa. — In einem Renaissancebau mit den Statuen
Karl IV. (rechts) und Ferdinand III. (links), deren Namen die Prager
Universität trä^t, ersclieint in der Mitte Christus und der heil. Geist
nebst S. Catharina. Unten die verschiedenen Wissenschaften und Künste,
und das Wappen des F. E. von Buckau. Bildgr.: h. 59-5, b. 89*5.
Bez.: Garolus Screta Delineauit — Gafpar Dooms fculpfit — Pragae.
>
0. Gerhard de Groos.*)
4. Titelblatt zu »Antonii Perallic : Alveare D. Bemardi. Prag 1674 fol
1672 idem 4° — Der Heilige von Christus, S. Maria und Engeln 'um-
geben, links die Personification der katholischen Kirche mit den päpst-
lichen Emblemen. Bez. : C. Screta del. G. de Groos fecit. Pragae 1674
») Caspar Dooms, kein gebürtiger Prager, bekommt mit seinem Sohne
Johann erst den 10. März 1651 das Prag-Neustädter Bürgerrecht (St
A. Nr. 659. Lib. jur. civ. nov. urb. ab 1612 f. 293).
•) G. de Groos, auch >von der Groot«, >Gross€ etc. genannt, ein gebür-
tiger Antwerpner, kommt aus Dunkirchen nach Prag und wird den
18. Januar 1671 Kleinseitner Bürger (St A. Nr. 569. Lib. jur. civ.
min. urb. ab 1668 f. 126) ; auch sonst wird er wiederholt — auch mit
Künstlern in Beziehungen — angeführt.
Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 99
D. Wenzel HoUar. (1607—77.)
5. Unbärtiger Kopf nach links; um die Haare ist ein gestreiftes Tuch
geschlungen, welches links in zwei Enden herabhängt; das linke Ohr
grösstentheils sichtbar; um die Schultern ein faltiger Mantel. Links
oben bez, : C. Screta Boh. inu. 1627 0- W. Hollar fec. 1635. — Platten-
grösse: h. 8'2, b. 7*2. (G. Parthey: Wenzel Hollar. Berlin 1853. —
Nr. 1643.)
E. Bartholomäus Küian (der Jüngere, 1630—1696.)
6. S. Cajetanus im schwarzem Ordenskleid kniet rechts unten vor der,
von Engelsköpfen .umgebenen, sitzenden Madonna (links oben), die ihm
das Chnstuskind gereicht hat (ein bei Screta beliebtes Motiv). Links
unten drei Engelputti mit Lilie und Blumenkranz. Bez : C. Screta
del. Pragae. — B. Kilian fculps. Bildgr. : h. 325, b. 302. — Dieser
dem Grafen B. J. Martinitz gewidmete Stich dürfte 1671, zur Zeit der
Canonisation des Heiligen, entstanden »ein.
Seclis All^orien anlässlich der Vermälung Leopolds L mit Margaretha
Theresia von Spanien und zwar:
7. David hat mit der Schleuder den Goliath erschlagen, dessen Haupt
redits zu seinen Füssen liegt ; den Stein tragen zwei Engelputti hinauf
»ut aedificentur muri Hierufalem.« Links m der Ferne das Heer der
Phihster. Vorne eine Muschel mit zwei Perlen und der Umschrift:
»üniones non nafcuntur Uni.« — Bez.: C. Screta del. — B. Kilian fculp.
Plattengr.: h. 38, b. 27-7.
8. Der Kaiser Leopold erscheint (links mit lorbeerumkränztem Helme
vor der sitzenden Madonna (rechts) ; das neben dieser stehende Christ-
kind reicht ihm eine Perle mit der Inschrift »spes omnis in ista.« Hinter
dem Kaiser zwei Würdenträger mit Emblemen ; um die Madonna Meeres-
götter mit dem Banner Spaniens; oben drei Engelputti, unten der Dedi-
cirende : Graf v. Losinthai. Bez. : Carlo«) Screta del. — Batholome Kilian
fculp. Plattengr. : h. 38-2, b. 27*8.
9. Margaretha wird von einem Engelsjüngling (mit der Umschrift »veni
coronaberis«) vom Throne geführt; er weist mit der Rechten auf zwei
Engel (links oben) hin, die die Kaiserkrone halten. Architektonischer
Hintergrund. Bez.: Carlo Screta del. — B. Kilian fculp. Plattengr.:
h. 38-5, b. 27-6.
10. Eine umgestürzte und gebrochene Götzenstatue (rechts unten)
macht dem Muttergottesbilde (links oben) Platz. Nebst zahlreichen
^Inschriften ein Anagramm auf die Kaiserin Margaretha. Landschaft-
licher Hintergrund. Bez.: Carolo Screta d. 1668. — B. Kilian fculp.
Plattengr.: h. 38*4, b. 27-5.
11. Zahlreiche grosse Sterne fallen auf die Erde nieder, wo sie von
Engelputti aufgefangen werden. Links bekränzen einige Engel einen
Gedenkstein Rudolphs von Habsburg. Ein Engel hält emen Stern mit
Fürstenkrone und der Inschrift »multiplicabo« in einem Etui. Im
Die älteste bekannte Arbeit Scretas. ' ^
^) Die italienische Form des Namens begegnet uns häufig, wie es über-
haupt Screta seinen Landsleuten gegenüber liebte, sich auf den Italiener
zu spielen. Auch die Namensänderung »Screta« aus »Sfcreta« datirt
ja, wie wir gesehen haben, erst vom Maler her.
100 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas.
Hintergrunde ein Tempel. — Bez.: C. Screta del. — B. Kilian fculp.
Plattengr. : h. 383, b. 27-7.
12. Deukalion und Pyrrha, beide nach rechts gehend, Steine werfend.
Die Steine gestalten sich zu gekrönten Häuptern und Bischöfen. Im Hinter-
grunde ein Rundtempel und das betreffende Citat aus Ovid (Metam. I.
411 und 412). — Bez. : Carlo Screta del. — Bartholome Kilian fculp.
Plattengr.: h. 38*5, b. 28.
13. Ein reichgeschmücktes Schiff mit einem Palmenbaume legt vor
Anker, und ein Jüngling wird von einer Allegorie ans Land geführt.
Im Schiffe Vertreter der Wissenschaften. Die Feinde werden von'
Engelsköpfen weggeblasen. An einem Pilaster rechts und am Schiffs-
schnabel das Nostitz'sche Wappen. Inschrift: »Figit in optato me
Nostitz Anchora portu — stant httore puppes Austriaco.« — Bez.:
C. Screta del. 1670. — B. Kilian fculps. Bildgr. : h. 283, b. 36*6.
14. Porträt des Grafen J. H. Nostitz mit Beiwerken. Thesenblatt des
F. C. V. Scheidlern. Querfolio. Bez. : C. Screta del. 1670. — B. Kiüan
sc. (Dragulin Nr. 15137.)
Ausserdem werden noch genannt:
15. Allegorie auf Böhmens Regierung. Mehrere Blätter imp. fol.
16. Grosse philosophische These, unter dem Vorsitze des P. Weiss
verfochten; 4 Blätter.
F. Phiüpp Küian. (1628—1693.)
17. Titelblatt zu P. Joannes Nadasi: Annus Hebdomadarum coelestium.
Priig 1663. 4®. Um den Titel sitzen auf einem Wolkenkranze, von der
Schlange der Ewigkeit mit einander verbunden, die sieben alten Pla-
netengestalten (?) mit christlichen Emblemen in den Schilden. Be-
zeichnet: »C. Screta dehn. — P. Kilian f.« Plattengrösse : h. 17 '3,
b. 13-4.
ö. Wolfgang Küian. (1581—1660.)
18. S. Franciscus Xaverius, den Völkern das Evangelium predigend.
Grossfolio. Bezeichnet: Carolus Screta delineavit. Wolffgangus Ivihan
sculpsit.
19. Philosophische These unter Leopold I. unter dem Vorsitze des
P. Tanner vertheidigt. 4 Blätter. — (Nagler L. 16 p. 1^5 gibt statt »W«
fälschlich »M« Kilian an.) — Ausserdem werden von Kilian *) noch be-
zeichnet :
20. Pallas Athene und die Philosophie krönen die Jugend.
21. Leopold I. und die Philosophie.
22. Pallas auf dem Throne.
H. Matthäus Küsel. (1621—1682.)
23. Allegorie des goldenen Vliesses. Der geharnischte Graf Martinitz,
der auf *einen, von zwei Engoln gehaltonen, Plan zeigt, kniet (links
unten) vor dem Ordenspatrone S. Andreas, der oben in den Wolken
sitzt und von Engeln, die diis goldene Vliess tragen, umgeben ist.
^) Rybidka n. 16 kennt z.B. nur einen Kiüan, ebenso nur einen Küsel.
>» mW.A.. 1 f a-a, -
Utii* mtfrfccttw nl; Xl^rrttfu. in Gallu Cltraei .3
Äüfi dem Werke .Societas Jesu.» (Vgl Nr. 29.)
t.lGiA/
102 Kupferstiche^nach Zeichnungen Scretas.
unten eüf allegorische Figuren mit diesem Orden und dessen Ketten-
gliedern. Bez.: Carlo Screta del. — Matthseus Küflel fculp. Bildgr. :
h. 17-6, b. 15.
24. Prager Universitätsthese. Oben steht das Christuskind auf dem
H-Balken des IHS Hnks S. Maria, rechts S. Joseph, unter diesen je
vier Heilige, zu denen sich drei Gruppen von Flehenden mit den
Worten wenden: »Defendite a fame — a ppste — a hello.« Die Per-
sonification von Bölimen zeigt auf den böhmischen Globus, den der
zweigeschwänzte Löwe mit seiner linken Pranke hält ; auf dem Globus
sind die Namen »Praga« und »Comotau« verzeichnet. Bez.: Carol.
Screta del. — Mattheus Küsell. sculp. Plattengr. : h. 74, b. 60. (Aus
zwei Blättern zusammengesetzt.)
25. Ein Bild der sitzenden Madonna mit dem Christuskinde, das nach
der links beigefügten Legende 1050 bei Brunn aufeefdbden wurde,
erscheint zwischen Dornen und Felsen oben in der Mitte und bildet
den Gegenstand der Verehrung von zahlreichen Personen mit Emblemen
und Inschriften. Bez. : Carlo Screta in. — Mattheus Kiifell fcul. h. 29,
b. 41-8.
26. S. Catharina. Universitätsthese der Prager »Metaphysiker« vom
Jahre 1661 mit einer lateinischen Umschrift. 4®. Bezeichnet: »Carol.
Screta del. Matth. Küsel sculp.«
27. Titelblatt zu B. Balbins »Epitome rerum Bohemicarum.« Prag
1677. folio. — Im unteren der drei Querfelder bearbeiten böse Geister
die Bücher. Im Mittelfeld erscheint hnks die Finsternis mit einer La-
terne, in der Mitte eine Galerie antiker Büsten, rechts das Licht, die
Bücher unter dem Arme. Im oberen Felde werden die Werke unter
Assistenz verschiedener Engel wieder gereinigt und geweiht, was ein
Engel mit der Posaune verkündigt.
28. S. Wenzel und seine Begleitung zu Pferde kehren nach der Be-
siegung des Herzogs RadisTaus von Kaurzim zurück. Zwei über
ihnen schwebende Engel halten Lorbeer und Palmen. — Bezeichnet:
»C. Screta del. 1670. S« C^« M» Sculpt. Matthseus Küfel f.« — Bildgr.:
h. 30*7, b. 19-2. — Ebenfalls aus Balbins Epitome rerum Bohemicarum,
bei der Vorrede zum 7. Buche.
7. Melchior KüseL (1622—1683.)
29. 169 Illustrationen des Jesuiten werkes : »Societas Jesu usque
ad Sangvinis et vitae profusionem militans.« Prag 1675, fol. —
2)eutsche Ausgabe: »Die Gesellschaflft Jesu Biss zur vergiessung ihres
lutes . . .« Prag 1683 fol.). Das Werk hat »vier Theile. nach Art der
in eben so viel Stücke zerviertheilte« Welt-Kugel«, dementsprechend
auch vier phantastisch-allegorische Einleitungsblätter Tfol.) nebst einem
Tittelblatte. ^Von den Textillustrationen gehen 169 aur Screta zurück,')
und zwar sind 152 mit dem vollen Namen signirt, 7 mit den Anfangs-
buchstaben, 10 nicht signirt, aber der Stilverwandtschaft wegen unbe-
1) Da gerade gegen Schluss des Werkes die Illustrationen der Anderen
(Heinsch und Haff ner) überhand nehmen (die womöglich noch schlechter
sind), muss angenommen werden, dass Screta über dieser Arbeit starb.
Sein letztes Werk kann leider gewiss nicht als das beste bezeichnet
werden.
Kupferstiche nach Zeichnungen Scretaa» 1^
i
dingt dem Maler nicht abzusprechen. — Diese Stiche vertheilen sich
folgenderweise auf die vier Welttheile : Europa 55, Africa 15, Asien 68,
America 31. — üeber den Wertli dieser extrablattartigen »Morithaten«
kann ich mich nicht des näheren einlassen. War schon die Aufgabe,
Bilder zu solchen Sujets zu liefern, eine schwierige, so muss auch
gesagt werden, dass sie Screta in der möghch unglücklichsten Weise
löste. Alle Ungeschicklichkeiten, von der geringen Schussdistanz des
S. Sebastianaltares von Holbein dem Aelteren bis auf das mittelalter-
liche Spruchbandmotiv haben sich hier Rendezvous gegeben. Die
relativ besten Illustrationen sind noch die des P. Alexander Briantus
p. 15; deutsche Ausgabe p. 17) und des P. Petrus de Espinosa (p. 499;
eutsche Ausgabe p. 635).
•
30. S. Eligius in ganzer Figur en fa^e im bischöflichen Gewände. links
neben ihm ein Tisch, auf dem ein Rauchfass, ein Weihrauchschifflein,
zwei Büsten und eine Statuette stehen. Rechts im Hintergrunde sieht
man in die Goldschmiedewerkstätte, wo gearbeitet wird. — Inschrift:
»S. ELIGIVS Noviomenfis Episcopus, ab amore in DEVM et charitate
in proximum, erectione coenobiorum, sublevatione egerinorum, redemp-
tione captivorum, miraculorum multitudine et varietate illustrisfimus ;
ob artis praeftantiam Aurifabrorum Patronus«. Bez. : C. Screta del. —
Melchior Küsell fculp. Bildgr.: h. 26*2, b. 17-4.
31« Brustbild Leopolds I. Der jugendliche, bartlose Kaiser ist ein wenig
nach rechts gewandt, von einem Lorbeerbündel umgeben, dargestellt.
Sein rechter Arm ist in die Seite gestützt. Inschrift:
LEOPOLDO. I. ROMANORVM IMPERATORI
SEMPER AVGVSTO
HVNGARIAE & BOHEMIAE REGI & C.
Bez.: C. Screta del. Pragae — Bey Melchior Küfell. Augfpurg in der
Kholergafsen. Bildgr.: h. 275, b. 204.
32. Grosse allegorische These unter dem Vorsitze des P. Fr. Ka-
minko S. J. (der Name des Candidaten und das Datum ist auf dem
Dresdner Exemplar nicht ausgefüllt). Den Mittelpunkt der schwülstigen,
sehr figurenreichen Allegorie bildet oben in den Wolken die Madonna
mit der Umschrift »Beatam me dicent omnes.« Die zahlreichen Em-
bleme, Insignien und Inschriften reichen zur vollkommenen Erklärung
nicht aus. Bez.: Gar. Screta delineauit Pragae 1656 — Melchior Küfel
fculpfit. Bildgr.: h. 91, b. 64*2. (Aus zwei blättern zusammengesetzt.)
33. Grosse allegorische These >Positiones philosophiae« des Grafen
G M. Lazcansky unter dem Vorsitze des P. G. Kral vom Jahre 1668.
Der junge Kaiser erscheint zu Pferde rechts, von den sieben Kuritirsten
umgeben. Aus einem korinthischen Tempel (links) treten ihm die Alle-
gorien der österreichischen Erblande mit brennenden Herzen in den
Händen entgegen, Böhmen voran. Vorne links der Gandidat mit dem
Spruchbande. Bez. : Garolus Screta del. Pragae — Melchior Küsell fec.
August«, h. 91*5, b. 67*5. (Aus zwei Blättern zusammengesetzt.)
34. Grosse These »Pro jure et justitia« unter dem Vorsitze des
P. Kichler vom Jahre 1660. — Die zwölf Thesensätze werden von
Engelputten gehalten. In der Mitte S. Johannes Ev. en fa9e mit Kelch
und Schlange, neben ihm der Oelkessel; über ihm halten auf einer
Schüssel zwei Engel das lilieuumgebene Haupt S. Johannes Bapt,
104 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas.
dessen Leichnam im Geföngnisse. rechts im Hintergrunde zu sehen
ist. — Darüber das Lamm auf der hl. Schrift. Unten rechts S. Bar-
bara (?). links S. Laurentius, neben ihm verschiedene Marterwerkzeuge.
Bez. : C. Screta dell. Praag. [!] — Melchior Küfell sculps. Bildgr. : h. 62-3,
b. 43. (Zwei Platten.)
35. These des Grafen Waldstein: Eine Allegorie der Cultur und des
Handels unter der Regierung Leopold I.
36. These mit dem Marienbild vom weissen Berg^e bei Prag und
dem Wappen des Carmeliterordens. Fol. — Bezeichnet: »Card. Screta
del. — Melohior Küsel sculpsit.«
37. Titelblatt zu B. T. Türchner's Cosmographia elementaris. Prag
1673. — Universitätsthese unter dem Vorsitze des P. Caspar Knittel. —
Vor einer phantastischen Säulenhalle (rechts) mit verschiedenen Fürsten-
standbildern sieht man (in der Mitte) das Reiterstandbild des Fürsten
Julius Franz von Sachsen-Westphalen (en fa<?e), zu dem ein Mann
(Baltasar Türchner), in der Linken eine entfaltete Spruchrolle mit der
Ansprache haltend, aufsieht. — Oben Engelputti mit Wappen und
Emblemen: rechts der Doppeladler Leopolds, links unten Geschütz,
Waffen und Geräthe. Im Hmtergrunde zahlreiches Kriegsvolk. Quer-
folio. PlaltengrÖsse : h. 33"6, b. 41-8. Bezeichnet: »Carlo Screta
del. — Melchior Küfell f.« — Dem genannten Fürsten von Sachsen-
Westphalen sollen noch andere »Symbolische Bilder« dedicirl worden
sein (Nagler L. 16, p. 185.).
K. Matthäus Merian der Aeltere (?) 1593—1650.
Zwei Blätter Querfolio im »Theatrum Europaeum« tom. VI. ^1663), mit
der Bezeichnung: »Carlo Screta delin. — M. Merian exsuait.«*)
38. Belagerung von Prag. Während die Schweden aus überhöhten
Batterien die Geschosse in die Stadt Prag senden, die man " links
sieht, bewegen sich grosse Infanterie-Abtheilungen gebückt an die
Wälle. In der Mitte sind eben zahlreiche Schweden beschäftigt, ein
Geschütz von beträchtlichem Caliber über eine Holzrampe zu dem
zweiten Geschütze zu schaffen, das bereits im Feuer steht. — Die
Stadtmauern haben mehrfache Vorlagen von Pallisaden, Blockwänden,
spanischen Reitern, Faschinen etc. Verwundete, Ordonanzen etc. bilden
die weitere Staffage. — Ein Tuch mit einer Aufschrift erklärt uns das
Blatt als die Belagerung vom 5. October bis 2. November 1648. —
Rechts oben das Lorbeer- und Palmen-umkränzte Porträt des Don
Inocenz Poli et Quadaquoli, links das des Grafen Rudolph Colloredo.
39. Eine schwedische Batterie von vier Geschützen, die das Feuer
eingestellt haben, im Vordergrunde. Eine Trompeterordonanz nimmt
vom Commandanten der Abtheilung ein Schriftstück entgegen. — Im
Hintergrunde die Stadt Prag, von den jetzigen Weinbergen aus gesehen.
*) Merian ist nur als Verleger bezeichnet; der Stecher ist nicht genannt.
Da M. Merian der ältere schon 1650 zu Schwalbach gestorben ist, die
Zeichnungen Screta's jedenfalls nicht vor 1649 zu setzen sind, ercsheint
es fraglich, ob wir in ihm den Stecher dieser beiden Blätter anzu-
sehen haben.
Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 105
L. Joachim von Sandrart. (1606 — 1688.)
40. Allegorie auf die Beendigung eines Krieges (wol 1648). Hercules
mit dem Felle des erlegten I^wen hält Schwert und Lorbeer in seiner
Rechten. Von rechts fliegen fUnf Engelputti mit Oelzweigen herab. Links
ein Engel mit einem Wappen. Am Thorbogen, der die Inschrift >S. P.
Q. R.« trägt, sitzen zwei weibHche Allegonen. Bez.: C. Screta deli. —
L Sandrart fculp. Plattengr. h. 24, b. 15*4
M. Samuel Weishun, von 1640 — 1650 in Prag thätig.
41. Johann Georg L ^) von Sachsen, ganze Fiffur nach links gewendet,
das bärtige Gesicht en fa^e. Der Kurfürst nat in der Reckten den
Marschallstab, in der Linken den Federhut. Rechts neben ihm sein
Jagdhund; links liegen der Kriegshelm und die Handschuhe auf dem
Tische. Im Hintergründe die Stadt Liegnitz, rechts hinter der Ballu-
strade Heeresabtheilungen. Unten Wappen, Titulatur und Dedication
von 1635. Bez.: Samuel Weishun fecit Firn. — Dresdae Jac. Schmit
Excud. Plattengr. : h. 30, b. 18*5. — Screta wird zwar nicht als Zeichner
genannt und Weishun gebraucht das Wort > fecit«; trotzdem muss
we^en der Stilverwand&chaft mit den folgenden vier Blättern, die
^leidisam eine Serie bilden, die von demselben Stecher und Verleger
m demselben Jahre herausgegeben wird, eine zu Grunde liegende
Zeichnung Screta's angenommen werden. Das Verschweigen des Na-
mens, der in den folgenden Blättern nur durch die Anfangsbuchstaben
angedeutet wird, mag darin seinen Grund haben, dass Screta damals
noch kein bekannter Maler war, der Verleger also keinen Grund hatte,
den Namen besonders hervorzuheben.
42. Johann Georg, der 22jährige Erbprinz, Sohn des vorigen, mit kleinem
Schnurrbart, etwas nach links gewendet, die Linke in die Seite gestemmt,
in der Rechten einen Stab haltend. Uebereinstimmend mit den drei fol-
f enden Blättern: Ganze Figur im reich gestickten Rocke mit Spitzen-
ragen, die Schärpe um die Taille, den Degen an der Seite, mit hohen
Reiterstiefeln; eineStdat im Hintergrunde. — Unten Titulatur und Dedica-
tion von 1635. — Bej^. rechts : Samuel Weilhun fculptor Pernse — Jac.
Smit Exeu., links unter dem Rande: C. S. pict. Plattengr.: h. 29-5, b. 17.
43. August, der 21jährige Bruder des Vorigen. In der eingestemmten
Rechten nält er aen Federhut, während seine Linke an dem Degen-
g^änge liegt. Unten Titulatur und Dedicaton von 1635. Bez.: C. S.
pict. — Samuel Weifhun fculptor Pern» — Dresdae J. Schmit Excud.
Grösse wie beim Vorigen.
44. Christian, der 20jährige Bruder der Vorigen. Stellung wie bei den
anderen, nach links. Die vorgestreckte Linke stützt sich auf einen
Stab. Unten Titulatur und Dedication von 1635. — Bez.: C. S. pict
Samuel Weifhun Pernse fculptor — J. Schmit Excud. Grösse wie bei
den Vorigen.
46. Moritz, der 14jährige Bruder der Vorigen, nur wenig nach links;
sein vorgesetztes linkes Bein verdeckt das redxte fast ganz. Die Linke
*) Jahn (N. B. 19, p. 321) und seine Abschreiber nennen ßilschlich Jo-
hann Georg III., der erst 1647 zur Welt kam. Am allerwenigsten
kann Screta den Kurfürsten Johann Georg 111. gezeichnet oder gemalt
haben, da dieser erst 1680 die Regierung antritt.
8
n
106 Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas.
halt wieder den Federhut, die Rechte den Stab. Unten Titulatur und
Dedication von 1635. — Bez.: C. S. pict. — Samuel Weilhun fculptor
Pernee — J. Schmit Excut. [1] Grösse wie bei den Vorigen.
46. Grosse Universitätsthese unter dem Vorsitze des P. M, Steiner S. J.
vom Jahre 1644. — Die betrübten Personificationen der geistlichen und
weltlichen Gewalt, hinter denen der Doppeladler sichtbar wird, werden
von allegorischen Gestalten des 30jährigen Krieges (rechts) und des
Türkenkrieges (links) umgeben. Aus den Wolken senkt sich die Ge-
rechtigkeit und der Friede herab. — Bez. : Carolus Screta Delineauit. —
Samuel Weishun sculp. — Bildgr. : h. 72-5, b. 56'4 (zwei Platten).
47. Ferdinand II. vor dem Crucifix kniend. S\ (»Liber vitae.« Prag 1646,
p. 232.) Bez.: Garol. Screta f. — Sam. Weishun sculp.
48. Ariadnae suae Logica Pragensis. 1645 fol.
49. Die Weisheit Gottes. 1647 ») 4«.
50. Der Triumph der Weisheit. 1647. 4«.
61. Erschaffung des Adam. 1647. 4«.
Das dem Screta auch zugeschriebene, von einem gewissen Willala
(der nur durch dieses Blatt bekannt ist) gestochene Btatt »Die Institu-
tion des Carolinums zu Prag durch Carl IV.« (gross-Querfolio) kann
schon der Jahreszahl 1602 wegen mit Screta nicht zusammengebracht
werden.
N. Daniel Wussin. Arbeitszeit: vor 1660^ — 1694.^)
B2. These: Heinrich von Waldstein führt 1254^^ seine 24 kriegstaug-
lichen Söhne dem Przemisl Ottokar II. vor. Fol. — Bez.: C. Screta
del. D. Wussin sculp. Pragae. — Eine lateinische Umschrift erkLärt das
Factum.
63. Trophaea S. Wenceflai, In Felix Omen Illuftrifllmae Familiae Eilen-
bergianae erecta. In einer Architectur thront S. Wenzel mit Herzogshut,
Rüstung und Schild auf Wolken, von Engeln umgeben. Ein Engei
bringt mm ein Füllhorn, ein anderer einen Schild mit dem Bilde des
») .1746« (piabaci ffl. p. 346) )
«) »1601« (Dlabaci III. p. 425) \ sind nur Druckfehler.
*) »1524« (Nagler Lex. 22 p. 136) |
') D. Wussin (auch »Wufchin« geschrieben) aus Graz wird am 12. Oct.
1660 Neustädter Bürger (St. A. Nr. 660. Lib. jur. civ. nov. urb. ab
1657 f. 36. V.), befand sich jedoch schon längere Zeit in Prag, da sich
gegen ihn, als Bilderhändler, eine Klageschrift vom 21. Juni 1654 er-
halten hat (Rudolphinumsarchiv, G. F. K F.). Am 12. März 1668
bekommt er nebst seiner Frau Catharina und seinem Sohne Samuel
das Altstädter Bürgerrecht (St. A. Nr. 537. Lib. jur. civ. vet. urb. ab
1661, f. 86.J. — Zwei andere Söhne des Kupferstechers, Johann und
Franz, werden den 28. März 1705 genannt, im Zusätze zum Kaufcon-
tracte vom 21. October 1676, laut dessen D. Wussin das Haus beim
schwarzen Adler »in der Jesuwitergassen am Ekh« (Kleine Karlsgasse
und Husgasse 155—1.) gekauft hatte. (L. T. Lib. contr. ruh. vet. urb. I.
f. 29.). Auch sonst wird dieser Kupferstecher in den öffentlichen Bü-
chern wiederholt genannt.
Kupferstiche nach Zeichnungen Scretas. 107
Heiligen, ein dritter weist darauf hin. Links vorne Embleme der
Kunst und WissenschafL Bez.: C. Screta delineauit 1661 — Daniel
Wusim sculp. Pragae — h. 29-6, b. 177. — Das von Nagler (L. 22,
p. 136 unter Nr. o) erwähnte Blatt: S. Franciscus Assis, und Maria
de Victoria, fol., dürfte durch einen Irrthum aus Dlabacz (IIL p. 427)
herü hergenommen sein, obwol dieser aber nicht erwähnt, dass dieser
Stich eine Zeichnung Screta's zur Grundlage hätte.
Ausserdem haben sich einige Kupferstiche erhalten, die auf Screta
zurückgehen, aber keinen Namen eines Kupferstechers tragen.
54. S. Catharina, welche mit den Philosophen disputirt. Fol. Bezeichnet :
»Carol. Screta delin.«
55. Frühling *), Sommer, Herbst und Winter. Vier Blätter. Fol. Bez. :
»CaroL Screta delin.«
56. Der Auszug eines Kriegsheeres. Rückquart. Bezeichnet: > Carol.
Screta del.«
57. Auch die 5 Kupferstiche — ohne Bezeichnung des Malers und
Stechers — in >Pama posthuma Joannis Nepomuceni (von P. Georg
Ferus) Prag 1641, klein 4^, sind nach Baibin (Miscellanea Dec. I. Lib. lY,
§ LIX. C. VI. p. 106) von Screta :
a) S. Johann spendet Almosen; rechts im Hintergrunde hört er die
Beichte der Königin ; links der Brückensturz.
b) Gegend von Grünberg und Nepomuk; auf letzteres f&Ut ein Strahl
von dem in den Wolken sitzenden Heiligen.
c) Verehrung des Heiligen bei seinem Grabe im Prager Dom.
d) Graf Sternberg, dem der Grundriss der Kirche von Nepomuk vor-
gehalten wird, kniet mit seiner FamiUe vor S. Johann.
e) Oben S. Johann. Unten knien die Einwohner von Nepomuk bei
einer Tafel, auf welcher der Riss der Kirche dargestellt ist.
?58. Titelkupfer zu Baron: Histor.-theoret-prakt. Untersuchung der
Laute. Nürnberg 1727. Bezeichnet: >C. S.« 8«. (Dlabaci UI. p. 95).
59. Crucifix h. c. 54, b. über 22. — Bezeichnet: »C. Screta dehn«, ein
gutes Blatt.
Dlabac2 (lU. p. 95): •ApoUo.
Sehlussbemerkungen.
Ich habe versucht, Carl Screta als Mann und als
Künstler zu behandeln, um die vielen Irrtümer zu besei-
tigen, die sich gerade bei diesem Punkte in die Kunstge-
schichte eingeschlichen haben und von denen ich einige
wenige in Anmerkungen an den betreffenden Stellen ver-
zeichnete.
Natürlich muss ich darauf gefasst sein, den Vorwurf zu
vernehmen, warum ich über einen Maler so viele Worte ver-
liere, über dessen absoluten Wert ich mich so abfällig ge-
äussert habe. — Nun die absolute Schätzung muss man
hier freilich bei Seite lassen; jedoch der relative Wert vieler
Arbeiten Scretas ist nicht zu unterschätzen. — In einer
Zeit, in welcher überall im heiUgen römischen Reiche
deutscher Nation die Kunstbestrebungen darniederlagen, in
welcher auch in Prag die Traditionen der künstlerisch
bedeutsamen Rudolphinischen Epoche verloren gegangen
waren — in dieser Periode müssen wir einen Maler, der
doch immer seine zeitgenössichen Landsleute um ein gutes
Stück überragt, willkommen heissen, sei es auch als Lücken-
büsser, der wenigstens einen kleinen Theil der grossen EUuft
in der deutschen Kunstgeschichte auszufüllen bestimmt ist
Ich will zufrieden sein, einen bescheidenen Beitrag zur
Kenntnis dieser Periode beigetragen und eine, grössten-
theils vom nationalen Fanatismus bedingte, einseitige Ueber-
1) Als kleine Illusiration der Thatsache, wie wenig die Allgemeinheit über
diese Periode informirt ist, findet man im »Bädecker«, der in »Süd-
Deutschland und Oesterreich« durch alle Auflagen, selbst in der 20.
(Leipzig 1884, p. 443) den Screta in's 18. Jahrhundert versetzt.
Schlussbemerkungen. 109
Schätzung dieses Malers auf das richtige Mass zurückge-
führt zu haben.
Es ist in unseren Tagen in Böhmen üblich geworden,
die Nationalitätenfrage auch in wissenschaftliche Werke
*) An dieser Stelle mögen die Urtheile, besonders der Zeitgenossen, über
Screta angefilhrt werden; sie sind fast durchgehends überschwänglich
lobend, aber man erkennt in jedem Falle die betreffenden Beweggründe :
»Famosissimus pictor« hätte ihn der Matrikenführer der S. Gallikirche
gewiss nicht genannt, sondern etwa nach seiner Art nur »pictor quidam«,
wenn Screta dieser Pfarre gegenüber nicht ausnahmsweise ein wenig
seinen Geldbeutel aufgethan hätte. — Sandrart ist überhaupt als Freund
hochtrabender Phrasen bekannt; daher wundern wir uns nicht, wenn
er den Screta »den andern Apelles auf diesem Kayserlichen Musen-
Pamass« nennt — ein Titel, den er auch anderen, z. B. dem B. Spranger
verlieh; zudem war Sandrart gewiss mit Screta persönlich bekannt. —
Der Jesuit Baibin hat seinen guten Gruntf, warum er ihn »Pictor aetate
nostra in Patria summus« (Libri Erectkmum IIL p. 79) nennt, oder an
anderer Stelle (Historiae Sancü Montis Lib. II. Gap. VIU. p. 127 u. 128)
»antiquis jjictoribus parem . . . Orbi et Urbi notum, ubique ab arte lauda-
tum (nominare opus non est, digito Viator oftendet«). [Am Rande, steht
aber doch der kleine Fingerzeig: »Gar. Scr.«] etc. Baibin war, wie
er es selbst gesteht (Mise. Dec. I. Lib. III. Cap. X. p. 134) mit Screta
persönhch befreundet; überdies sind die Lobeserhebungen Screta's eine
Art Selbstreclam, um den Illustrator des Jesuitenwerkes »Societas Jesu«
berühmt zu machen. (Nebenbei sei bemerkt, dass es ein Citat »Mi-
scellanea Dec. I. lib. III. p. 365«, das Rybidka (p. 7) aus dem DlabacS
(III. p. 97) abgeschrieben, nicht gibt). — Friedenfels (der p. 66 erwähnt
wurde und bei Dlabac2 citirt wird) gibt ihm den Namen eines »Bohemiae
Apellis« P. Heinrich Labe in Bechm sogar den Titel eines »Germaniae
Apellis« ; waren doch Bilder dieses Malers in ihren Kirchen. Hammer-
schmidt, steht zu sehr unter dem Einflüsse Balbins und der anderen Zeit-
genossen Scretas, als dass man seine Epitheta ornantia als vollwertig
ansehen dürfte. Vom »famoso« (p. 56) oder »famosissimo Pictore«
(p. 31 und 239) durchläuft er die übliche Stufenleiter: »Pragensis
Apelles« (p. 438), lässt ihn zum »Bohemiae« oder »Bohemico Apelle«
(p. 31 und 48) avanciren und verleiht ihm schliesslich, u. zw. eben-
falls gelegentlich der Erwähnung des Bechiner Bildes — also unselbst-
ständig — den Rang eines »Germaniae Apellis" (p. 311).
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, also bereits nach dem Tode
der besten Maler der Barock- und Rococozeit wurde der Scretacultus
— der eine lange Weile etwas geschlummert liatte — wieder auf-
genommen. Im Jahre 1796 prägte die Prager Academie eine Screta-
gedenkmünze in Silber und Gold (von letzterer Gattung ein Exemplar
bei Herrn Dr. HoröiÖka in Prag), modellirt von Donner:
Av. Scretas Brustbild mit der Umschrift:
CAROLVS. SSKRETA. SSOTNOWSKY. PRAG. PICTOR.
Rev. : Apollo vom Belvedere mit der Umschrift:
R. PRAEMIVM. SOG. ART. LIB. PRAG. JNSTITVTAE 1796.
Dass in der neuesten Zeit der Cultus eher zu als abgenommen hat,
beweisen die Tafeln auf dem Gebäude der Prager Maleracademie, wo
sich Screta — zur Verwunderunff der Fremden, die sidi riesig un-
gebildet vorkommen, weil sie den Namen nicht kennen — in der
gewähltesten Gesellschaft eines Dürer, Raffael, Lionardo etc. befindet.
110 Schlussbemerkungen.
hereinzuziehen. — Ich will es unbeantwortet lassen, ob ein
Mann, der sich der Jesuiten- und Adelspartei angeschlossen,
die nach dem dreissigjährjgen Kriege das ezechische Element
gewiss nicht förderte, der gegen Anhänger jener Traditionen,
die von seinen czechischen Vorfahren hartnäckig verfochten
worden sind, feindsehg auftrat — ob dieser Mann ein be-
geisterter Czeche war, wie unsere Landesbriider jederzeit
von ihrem „czechischen RafFael" gerne behaupten.*)
War es doch dieser Maler, der seinen überkommenen
Familiennamen „Sfkreta" nicht liebte, diesen — sich auf
einen Italiener hinausspielend — in „Scrota'' umänderte und
sich sogar nicht selten, und zwar noch spät in seiner Heimat,
„Carlo Screta" unterschrieb. — Ihn wegen seiner geringen
Sympathien für die Czechen nun etwa für die deutsche
Partei reclamiren zu wollen, werde ich selbstverständlich
unterlassen.
^) Auch in (Woltmann-) Woermann, Geschichte der Malerei III. 2. (Leipzig
1888 p. 888) erscheint er — ezechische Quellen haben das verschuldet — '
als iczecliischer Meister
«.
Nachträge.
Während des Druckes fand ich in den alten Prager
Stadtbuchem, in denen ich andere Künstier dieser Zeit ver-
folge^ noch einige in diese Schrift gehörige Notizen^ vor
allem aber das Geburtsdatum Scretas; der geneigte Leser
möge die Freundlichkeit haben^ diese Zusätze mit den ent-
sprechenden Capiteln in Verbindng zu setzen.
ad p. 13. Ein colorirtes Situationsbild der Neustädter Mühlen vom
2. August 1610 (St. A. Pap. Urk. Samml. 48/16) gibt uns Auskunft
über die Lage der Scherimgmühle; diese stand in der untersten
Mühlenreihe, zunächst der heutigen Sophieninsel.
ad p. 18. Der Maler Carl Screta tritt am 14. October 1660 in einem
Verlassenschaftsprocesse des Georg Adalbert Pruina von Marbach
gegen Catharina Emilia Rzecziczka, geb. Florin von Lambftein als
als Zeu^e auf und gibt sein Alter mit 50 Jahren an; somit ßlUt seine
Geburt m das Jahr 1610 (St. A. Nr. 1076. Lib. testim. vet. urb. ab
1668. f. 210 V. ff., bes. f. 221 u. 222.). — Bei dieser Gelegenheit er-
fahren wir auch, dass der Onkel des Malers, Georg nicht, wie immer
angenommen wird, als Kind gestorben ist; er vermalte sich mit einer
Nichtkatholikin Namens Ursula und bewohnte den »Schmerhof«, der
ihm von seinem Vater zugefallen war. Nach seinem Tode heirathete
seine Wittwe den oberstburggräflichen Beamten Sylvester Florin von
Lambftein, der, besonders nach Ursulas Tode (1638), nach der über-
einstimmenden Aussage der Zeugen gerade kein Sparmeister war und
auch den »Schmerhof« an den Grafen Waldstein veräusserte. Die
processführende Catharina Rzecziczka ist die jüngere Tochter dieser
Ehe, Adalbert Pruina der zweite Gemal der älteren, bereits verstor-
benen Tochter Anna. — Charakteristisch für den finanzverständigen
Screta ist dessen Ausspruch über Florin: »wenn er gespart hätte, hätte
er sein Vermögen bewahrt« (»Kdyby fpor2il, bylby zachowal«. —
ebenda f. 221 v.).
ad p. 88. Einen nicht uninteressanten Einblick in den Streit Screta-Jaro-
mierzsky gestatten uns einige Zeugenaussagen aus dem Jahre 1662,
die der Maler verursacht haben mag, ohne seinem Gegner indess viel
Böses nachsagen lassen zu können. Wir erfahren zunächst haupt-
112 Nachträge.
sächlich einige Aussprache Jaroraierzskys über Screta: die Mehiiker
würden von diesem schön hinter's Licht geführt; dass Jaromiersky
mit der Mehiiker Witwe Maria Elisabeth Pruschek processire, hätte
der Maler verursacht, der diese beerben wolle. Als aas Wirtshausge-
spräch auf die Malerei geleitet wurde, hat Jaromierzsky seinen Gegner
emen »Malerzwergc (»malirSiczekc) genannt, etc. (St. A. Nr. 1076. Lib.
testim. vet urb. ab 1658 f. 344 — ^362 v.). — Leider haben sich die
Zeu^naussagen der Gegenpartei nicht erhalten. Wir hätten aus diesen
gewiss neue schöne Charaktereigenschaften Scretas kennen gelernt,
und wahrscheinlich Einiges über den Process Screta-Uzlar erfahren,
der selbst in diese Zeit zurückgehen wird, da die oben senannte
Urkunde im Statthaltereiarchive (C. 215, U. 5.), die vom 3. October 1668
datirt ist, nur den Schlussstein der ganzen Angelegenheit bildet
ad p. 48. Die Schwiegertochter des Malers Elisabeth erscheint bereits
ein Jahr nach dem Tode ihres ersten Gatten, an Kleo von Raudne
wiedervermählt; wir finden sie am 28. Juli 1692 in Geschäftsverbin-
dung mit jüdischen Händlern (St A. Nr. 1084, Lib. testim. f. a32 v, ff.).
ad p. 49. Franz Theophil Kleo von Raudne, der auch mit der Familie
Dirix verwandt ist erscheint uns 1700 in Unterhandlungen wegen des
Verkaufes seines Bierverlegerhauses in der Langen Gasse ; bei dieser Ge-
legenheit stellt sich uns auch der Geschäftsfreund des — zu dieser Zeit
in Wien weilenden — Kleo von Raudne, Herschi Weisl vor: »ich bin
Hauß^Judt des Herrn Gleo« (St A. Nr. 1086, Lib. testim. f. 51 flf.). —
Ein allzu sanftes Temperament muss der zweite Gemal der Schwieger-
tochter Scretas nicht gerade gehabt haben, da er seiner Köchio
Roschowfky, die er bei einem Diebstahl ertappt, nicht nur allerhand
schöne Worte zu sagen weiss, sondern diese auch »mit der Czukolada
quirl« und mit anderen Instrumenten derartig bearbeitet, dass sie ein
viertel Jahr arbeitsunfähig wird, — was ihm auch im Jahre 1704
einen Process mit dem Fürsten Ferdinand von Lobkowitz zuzieht,
dessen Unterthänige die Köchin war (St A. Nr. 1086, Lib. testim.
f. 308 ff.).
Ein Ortsverzeichnis glaube ich dieser Arbeit nicht
beifiit|;en zu müssen^ da dasselbe doch nur fiir die kleinsten
Kreise und für die engste Localforschung von praktischem
Werte wäi*e; auch eine Zusammenstellung der, in dieser
Schrift erwähnten, Künstlernamen will ich hier unterlassen,
weil ich von den wichtigeren Künstlern ja ohnehin in
anderem Zusammenhange, bei anderen Gelegenheiten aus-
fuhrlicher zu sprechen haben werde.
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Chi «araM (M19-M74) : «
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FA 1+193.89^.3
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