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Full text of "Centralblatt für praktische Augenheilkunde 19.1895"

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MEDICAL LIBRARY 


ASSOCIATION, 


19 BOYLSTON PLACE. 





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CENTRALBLATT 


AUGENHEILKUNDE, 


HERAUSGEGEBEN 
VON 


De. J. HIRSCHBERG, 


A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT BERLIN. 


NEUNZEHNTER JAHRGANG, 


MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN M TEXT. 





LEIPZIG, 
VERLAG VON VEIT & COMP. 
1895. 





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OCT 29 1996 
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Druck von Metzger & Wittig in Leipzig. 


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12. 
13. 
14. 


15. 


16. 
1T. 
18. 
19. 
20. 
21. 


Register 1895. 


I. Originalaufsätze. 


. Ueber den Fall eines seit 10 Jahren in der Netzhaut verweilenden Kupfer- 


splitters, nebst Bemerkungen über Imprägnation der Netzhaut mit Kupfer 
(Chalkosis retinae), von Dr. W. Goldzieher. 


. Ueber einen Fall doppelseitiger Abducensparese nach Diphtherie TOM weitere 


Augenstörung, von Dr. E. Heintz 


. Der Reizzustand des Auges, drei durch Trigeminusreizung dE Reflexe, 


von Dr. Alfred Moll. . . . x d, ur Ae Es o As 


. Ueber Schichtstar, von J. Hirschberg: 
. Casuistische Beiträge zur Beurtheilung des Werthes der Magnetextractin 


von Dr. Purtscher 


. Zur Verhütung der eher der Neugeborenen, von Prof. Hacen ann 
Cohn. . . . . soa ii ae LOTT: 
. Ueber die Bezieliangen des Facialis zur Thränänsdsretion, von Dr. W. Gold- 


zieher 


. Herpes zoster frontalis mit Keratitis cenroparalybion and Oculomotoriusparese, 


von Dr. Ginsberg . 


. Ist das linke oder das reslite Auge bo den Bep: und Hüttenarbeitern das 


gefährdetere? von Dr. Nieden . 
Hereditäre retrobulbäre Neuritis DEER von Dr: C. H. A. Westhof f 

Ueber die antiseptische TE der Thránen, von Dr. med. Gustav Ahl- 
ström gë er ee ee ; 
Zur Operation der: Trichiasia, von Dr. Thier. e 

Stahlsplitter im Glaskörper, von Dr. Rosenmeyer ; 

Behandlung der acuten und chronischen Daeryocystitis mit Bhinilgin; von 
Dr. Thomalla 

Ueber die Balgdrüsen (eod onatinten Manz schen“) i in der normalen Gonjanctiva 
des Menschen. Vorläufige Mittheilung von Dr. T. Theodoroff . : 
Zur Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen, von J. Widmark . 
Die operative Behandlung des Astigmatismus, von Dr. E. Faber 

Ein Beitrag zu den Hauthörnern der Augenlider, von Dr. med. C. Achenbach 
Ueber Sehstörung durch Lichtzerstreuung, von J. Hirschberg 

Zur Aetiologie der scrophulósen Ophthalmien, von Gordon Norrie ; 
Zur Geschichte der Blindenstatistik in Russland. Eine literarische Skizze von 
Dr. G. Ischreyt . 


ı* 


Seite 


33 


66 
75 


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289 
294 
296 


321 


22. 
23. 
24. 


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11. 
12. 
13. 


. Register 1895. 


Ueber seróse, idiopathische lriseysten, von Dr. Ginsberg . . . . . . . 
Beitrag zur Ectropium-Operation, von Dr. Augstein . 

Der zeitliche Verlauf bei syphilitischen Erkrankungen des Solinérrón nach 
150 Fällen, von Dr. Michael Januszkiewicz. . . . . . . . . 


IL. Klinische Beobachtungen. 


. Ein Fall von melanotischem Sarcom des ae von J. Hirschberg 


und A. Birnbacher 


. Abducensparalyse und mar von Dr. C. I A. “Westhoff : 
. Hornhautfárbung zur Verbesserung der Sehschárfe, von Dr. Otto Landau. 
. Aspiration eines traumatischen Stars mit gutem Erfolg, von Dr. Otto Landau 
. Ueber sympathische Augenentzündung, von J. Hirschberg "un 
. Eine bisher noch nicht beschriebene Vaceine-Erkrankung des Auges. Nebst 


allgemeinen Beiträgen, von Dr. Purtscher 


. Keratitis nach Wespenstich, von Dr, Purtscher 

. Zwei Modificationen von Ectropion-Operationen, von Dr. J St: v. Sikidasy iun 
. Behring's Heilserum bei Diphtherie der Conjunctiva, von Dr. Recken . 

. Ein seltner Fall von luetischer Affection der SE E Mitgetheilt von 


Dr. Max Mandelstamm ; . 

Ein Fall von Pigmentadenom der Bindehaut, von Dr. L. Steiner ; 

Eine interessante Magnet-Operation, von Dr. Gelpke. . . 

Neuritische Atrophie des Sehnerven bei Mutter und Kind. Mitgetheilt ı von 
Dr. Max Linde. Tm RSS : Be. fe te 


Seite 
332 
353 


358 


83 
112 
141 
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298 
303 
331 


363 


Sachregister. 
* Originalartikel. 


Abducenslähmung und Pneumonie 9. | Hysterie s. d. — durch Acetanilid 507; 
— isolirte, einseitige 421. — beiders. | Intoxications- — s. d. — ohne Befund 
nach Diphtherie 33.* 541. — bei oti- 611. 
tischer Meningitis 251. — traumatische | Ametropie, Kopfschmerzen durch — s. d. 


439. 449 u. 580 (nach Verletzung des — Grösse der Netzhautbilder bei corri- 
Proc. mastoid.) 556. girter — 456. — s. a. Astigmatismus, 
Aberration, sphärische, des Auges 63. Hypermetropie, Myopie, Refraction. 


Ablatio retinae s. Retina, Ablösung. Ammoniak, Verbrennung durch — Dämpfe 
Abramis Brama, Sehpurpur von — 500. 613. 


Abrus precatorius 39. Amyloide Degeneration der Cornea 815. 
Abscess, subconjunctivaler 567. — endo- | Anämie, pernicióse — durch Bandwürmer, 

cranieller, nach retrobulbärem — 616. Netzhautblutungen 288. 
Absorptions-Spectrum des flüssigen Was- | Anästheticum am Auge 57. 

sers 547. Anatomie, Histologie, Pathologie. — Li- 
Acanthopoiden, Sehnerv bei — 352.585. teratur 587. 590. — des Auges, Atlas 
Acetanilid, Amblyopie durch — 507. 204. — des accommodirten Auges 491. 
Accommodation u. Convergenz 220. — — der Blutungen nach Staroperation 454. 

Theorie u. Mechanismus 381. 497. — — der Conjunctiva 257,* — der Chorioi- 


Grössenberechnung der — 447. — im dea 315. — der Embolie der Central- 
erblindeten Auge 350. — äussere, durch arterie 54. 469. — der serösen Binde- 
Muskeldruck 55. — ungleiche 315. 444. hautcysten 382. 579. — der Hypopyon- 
— bei Uebersichtigen u. Astigmatikern keratitis 454. — der Lidnerven 175. 396. 
444. — Breite u. Refraction 449. — im — der intrauterinen Augenkrankheiten 
aphakischen Auge 464. — im Fischauge 882. — der Macula bei Retinitis albu- 
492. — Untersuchung des accommodirten minurica 456. — der Nervenendigangen 


Auges 491. — Literatur 591. 592. 593. im Conjunctiva u. Cornea 583. — der 
Acromegalie und Augenstörungen 311. Neuritis optica 22. — der Stauungs- 

401. 462. apille 373. 463. — einer Ophthalmia 
Actinomyces im Thränenröhrchen 251. hepatica 441. — des Opticus 190. 352 
Adaption u. — Störung 444. — 612. (vergleichende) 389 u. 567 (Faserverlauf). 
Adenom, Pigment — der Bindehaut 303. — der Pinguecula 601. — der Pseudo- 

— der Thránendrüse 815. gliome 189. — der Pupillenstarre 487. 
Aderhaut s. Chorioidea. — der Retina 42 (der Wirbelthiere), 175. 
Adonidin als Anästheticum am Auge 57. 190. 583 (Neuroglia). — des Ganglion 
Aether-Tod 61. ciliare 583. — sympathisirender Augen 
Aetzung der Scleralbindehaut 56. 246. — der Stauungspapille 492. — des 
Albuminurie s. Retinitis. Trachoms 14. 526 (a. Follicularis), — 
Alexie mit Farbenhemiopie 557. der Sclera u. Scleritis 604. — der Re- 
Allgemeinerkrankungen u. Auge, 8. tinitis proliferans 381. — der Retinitis 

Augenerkrankungen. igmentosa 609. — pathol. — d. eitrig. 
Alter, Sehschärfe im — 520. — Sehen im Keratitie 388. — vergleichende des Kam- 


— u. Farbenmalerei 582. merwinkels (Huhn) 453. — des Fisch- 
Amaurose s. GE auges 8. d. 
pmply opie Besserung durch Uebung 16. | Anatropie 579. 
— ohne Spiegelbefand, u. Schielen 254. | Aneurysma der Carotis interna im Sinus 
— durch Chocolade 527. — durch cavernosus 448. 554. 580. 


VI Sachregister. 


i 


Angeborne Veränderungen des Auges | Auge(n), künstliche, für geschrumpfte 
14. 62. 222 (Aetiologie), 254. 396. 456. Augenhöhlen 113; Geschichte der — 155. 
416. 511. 574. — angeb. Beweglichkeits- 448; 481 u. 580 (Behandlung). — Dif- 
defecte der Augen 557. — der Augenmus- ; fusion ins Innere des — 215. — Durch- 
keln 188. 898. 597. — der Chorioidea 414. lässigkeit der — Medien für ultrarothe 
415. 416. — des Ciliarkórpers 475. — | Strahlen 547. — electrische Reaction des 
der Cornea 254. 382, — der Iris 151. — 491. 584. — Ermiidung der — 126. 
414, 475. 528. — des Lides 14. 62. 464. — Flüssigkeitsabsonderung im — 527. 
476. 516. — der Linse 14. 117. 189. 218. — Gefährdung des linken und rechten 
348. — der Macula 117. 476. — des — 161.* — Infectionskrankheiten des — 
Opticus 458. 475. 476. — der Orbita 206. — Mitbewegung zwischen — und 
456. 469. — der Pupille 14. 414. — der Nase 528. — rudimentäre, bei einem 
Netzhaut 414. 475. — des Thränensackes | Teratom 574. — Sensibilitätsstörungen 
439. 466. — s. a. Colobom. am — bei Tabes 485. — von Squilla 

Angiom der Conjunctiva 152. 600 (sub- mantis 583. — der Verbrecher 516. — 
conjunct.). — cystisches, der Orbita 451. — Verletzungen u. Wunden, s. Verl. — 
— s. a. Lymph- — Wachsthum des — 395. 

Angio-neurotisches Bindehautödem 465. | Augenärztliche Praxis 28. — Unter- 

Aniridie, traumatische 188 (mit normaler | richtstafeln 89. 


Linse). Augenbewegungen, Einfluss des Gross- 
Anisometropie, das Wort 459. u. Kleinhirns auf die — 404. 463. — 
Anophthalmus 417. 511. '  — associirte, der Lider 464. 
Antipyrin bei Neuritis 477. | Augenerkrankungen in Persien 457. 


Antisepsis 150. 530. |  — seltene 541. — u. Allgemeinleiden 506. 
Antisepticum 16. 96. 119. — antisept. 541. 614. — im Kindesalter 543. — sub- 
Wirkung der Thränen 193.* — a. Ver- | jective Gesichtswahrnehmungen bei — 


bande, Einwirkung auf d. Keimgehalt s. Gesichtew. — einige äussere — 564. 
des Bindehautsackes 384. — bei harnsaurer Diathese 32. 495, — 
Aphakie, Accommodation bei — 464. | u. Gehirnkrankheiten &. d. — bei Acro- 
Aphasie 46. — motorische 487. — func- , megalie 311. 401. 462. — bei Basedow- 


Apparate s. Instrumente. Influenza s. d. — durch Hysterie s. d. 
Arbeitsbrillen s. Presbyopie. — bei Diabetes s. d. — durch Kopflause 
Arecolin, neues Mioticum 320. | 297.* — durch Intermittens 457. — bei 


tionelle 556. — optische 568. scher Kr. s. d. — bei Gicht s. d. — durch 


Aristol in der Augenheilkunde 503. Infectionskrankheiten 615. — in der Lac- 
Arsen, Conjunctivitis nach — -Gebrauch | tation s. d. — durch Lebercirrhose 219. 


117. | 394. 541. — nach Masern s. d. — durch 
Arteria centralis Retinae, Embolie der Nasen- u. Nebenhóhlenerkrankungen s. d. 

— g. Emb. — bei Leucámie 615. — durch Lepra 
Arteria hyaloidea persistens 58. 471.608. 616. — u. Pneumonie 9. 467. — bei 
Arteriitis s. Gefässerkrankungen. Nephritis 563, s. a. Retinitis albuminu- 
Asepsie 38. 96. 530. rica, u. Uramie. — durch Raupenhaare 
Asiaten, Farbenblindheit der — 511. s. d. — bei Scorbut 541. — — in der 
Associirte Augenlidbewegungen 464. Schwangerschaft s. d. — durch Sexual- 


Asthenopie, musculire 17, — Cylinder leiden, s. Geschlechtsorgane, s. a. Men- 
bei — 17. — durch Brillenfassung aus struation. — durch Syphilis s. d. — bei 
Gold 553. Tabes dors. s. d. — nach Typhus 32. 

Astigmatismus, das Wort 445. 459, — 316. — ‘Thalassotherapie 587. 
als Ursache der Cataract 156. 578. — | Augenheilanstalten 586. — s. a. Be- 
bei Star-Operirten 445. — operative Be- richte. 
handlung 262.* — Bestimmung 17. 454 Augenheilkunde, ungarische Beiträge 
(ophthalmoskopische). — Accommodation zur — 59. 147. — Lehrbücher u. dgl. 
bei — 444. — Enuresis nocturna durch 12. 38. 89. 113. 146. 204. 231. 232. 305. 
— 481. — myopicus, durch Fremdkörper 506. 586. — in Indien 39. — Geschichte 
der Orbita 585. — Muse. obliqui bei — 95. — Neuerungen 96. — s. a. Medica- 
593. 594, — Zunahme des hyperopischen mente. — Literatur 586. 





— 593. | Augenmuskeln, Schwäche 17. — latente 
Atlas, ophthalmoskopischer 11. — der | Störung der — bei Tabes dorsalis 191. 

Nervengebiete 38. — der Anatomie des ,  — Erkrankung bei Lebercirrhose 219. — 

Auges 204. — der Hirn- und Rücken- | Gleichgewieht der — 597. — Gleich- 

marksnerven 499. gewichtsstórungen der — als Ursache 
Atrophie nervi optici s. Opticus, Atrophie. , von Schwindel 452. — Balance der 
Atropin 529. |  — und Refraction 594. — Literatur 
Aufsaugung eines traumat. Stares 37. | 596. 


Sachregister. 


Augenmuskellähmung 421. — aout 
entstehende — 564. — complete, trau- 
matische, geheilt 187. — doppelseitige, 
complete, angeborene 188. 398. — ein- 
seitige Sphincterl. 390. — nucleare, mit 
spinaler Erkrankung 398. 556. 570. — 
äussere 414. — angeborene 557. 597. — 
progressive 570. — bei Migraine ophtal- 
mique 514. — s. a. die einzelnen Muskeln. 

Augenoperationen, Delirum nach — 
557. 585. — s. a. Instrumente a). 

Augensalben, antiseptischer Wert 26. — 
gelbe Salbe 191. — Veränderung durch 
Licht 379. 

Augenschutz bei abendlicher Naharbeit 
543. 

Augenspiegel s. Instrumente b). 

Augenspiegeln s. Ophthalmoskopie. 

Augensymptome bei Gehirnsyphilis 438. 
— bei Syringomyelie 576. 

Austernschalen, Keratitis durch — 531. 

Australische Arzneipflanzen 545. 


Bacillen, bei metastat. Ophthalmie 24. 
— Wirkung verschiedener — am Auge 
206. — im Bindehautsack 26 u. 600 (u. 
in Augensalben), 380. 384. — bei Con- 
junctivitis pseudomembranacea 484. — 
— bei acuter Conjunctivitis 38. 45 (Folli- 
cul. besonderer Art), 316. 372. 471. 526 
(Trach. u. Follic.). — Resorption frischer 
Wunden 264. — bei Dacryocystitis neo- 
natorum 489. — Panophthalmie 266. 476. 
526. — Pneumonickokken 436. 452 (bei 
Orbitalphlegm.), 571. — Geschwür der 
Hornhaut 275. 372. — Staphylokokken 
bei Orbitalphlegmone 452. — bei Iritis 
458. — bei Dacryocystitis 577. 

Balgdrüsen in der Conjunctiva 257.* 

Bandwürmer, Netzhautblutung bei — 
288. — Erblindung durch — Mittel 41. 
501. 530. 

Basedow’sche Krankheit 279. 45). 
486. 487. 493. 569. 615. — Natr. sali- 
cyl. gegen — 151. 459. — schwere Augen- 
störungen bei — 417. — Experimentelles 
461. — Thränensecretion bei — 486. — 
— u. Epilepsie 520. 

Basisfractur s. Schädelfractur. 

Beamte, s. Eisenbahn- —, s. a. Seeleute. 

Behring's Heilserum bei Diphtherie der 
Conjunctiva s. Diphtherie. 

pele? ungarische, zur Augenheilkunde, 


B. qd. 

Beleuchtungsarten, Vergleiche 543. 

Belichtung, galvanische Vorgänge in der 
Netzheut durch — 502. 

Bergarbeiter, Gefährdung der Augen 
161. 

Berichte der Hamburgischen Staats- 
Krankenanstalten 44. — über das Land- 
schaftshospital za Michailowka 59, — 
über das Landesspital zu Laibach 500. 


| 


VII 


— über fliegende Colonnen in Russland 
s. Flieg. — 25jäbr. über d. Augenheil- 
anstalt v. Prof. Hirschberg 89. — über 
das Nolinskische Landschaftshospital 475. 
— über augenärztl. Thätigkeit im Dorfe 
478, in der Stadt Krasnyi 525. — über 
das Hospital Donscher Aerzte 477. 587 
— über Blindenanstalten s. d. — über 
Augenspital in Amsterdam 586, in Genf 
(Rothschild) 586, in Massachusett 586, 
in Hagen 586, Magdeburg 587, Leipzig 
587. 

Beruf, Augengefährdung im — 161.* 551, 
— Wahl u. Sehkraft 319. 

Bindehaut s. Conjunctiva. 

Binoculares Sehen, —- Schielender 350. 
481 (nach Operation, besonderer Fall). 
— 384. 421. 

Blattern, Erblindung durch — 523. 

Blei, Neuritis optica durch — -Vergiftung 
480. — Farbe in der Linse 480. — Korn 
im Auge 578. 

Blennorhoe 224. 232. 249 (Aetiologie), 
352 (seltene Complication), 473 (Bacte- 
riologie), 482. 499. 516. 583. 600. — 
neonatorum, Verhütung 107.* 136.* 159, 
160. 207. 260.* 282. 473. 482. 516. 518 
(in d. Schweiz), 519. 600. 601. — For- 
mol bei — 155. — Behandlung mit Irri- 
gationen 395. 575. 516; mit Quecksilber- 
cyanid 546. .— Schutzverband bei — 119. 
— Erblindung durch, s. Blinden, Stati- 
stik. — Statistik 150. 

Blepharitis, trichophytica 159. — 252. 
— Pyoctanin bei — 573. — s. &. Vaccine. 

Blepharochalasis 506. 563. 

Blepharoplastik 384. 481. 568. 595. 

Blepharospasmus, Resection der oberen 
Facialisäste bei — 118. 

Blinde, Reliefschreibpapier für — 117. — 
Sehenlernen eines Blindgeborenen 185. 
— Beobachtungen an blindgeborenen 
psychisch Kranken 524. — Statistik in 
Russland 321.* 587; in Böhmen 523, 

Blindenanstalt, Klar'sche in Böhmen 523, 

Blinder Fleck 249. 

Blindheit s. Erblindung. 

Blinzeln als Maassstab für die Ermü- 
dung 250. 
Blitzschlag, 
trübung dur 

dureh — 613. 

Bluteirculation in den Capillargefässen 
d. Auges 349. 350. 

Blutfiecken 148. 

Blutung, retinale, bei Scorbat u. Leber- 
cirrhose 541. — nach Star-Operation 126. 
454, — zwischen Netzhaut u. Glaskör- 
per 183. — in Netzhaut u. Glaskörper 
57. — intraoculare, recidiv. durch Tu- 
mor 247. — monoculare, der Retina 282. 
— der Netzhaut, bei perniciöser Anämie 
durch Botriocephalus 288; nach Influenza 
575. 


ne Hornhaut- 
ch — 541. — Verletzung 


VIII Sachregister. 


Bóhmen, Blindenstatistik in — 523. 

Botriocephalus, Anàmie u. Netzbaut- 
blutung durch — 288. 

Brechkraft des Auges 447. — s. a. Re- 
fraction. 

Brillen s. Instrumente b). — Arbeits- — 
8. Presbyopie. — Verordnungslehre 531. 
— stenopäische 589. 

Bulbus, Luxation des — 480. | 

Buphthalmus s. Hydrophthalmus. 


Camera anterior s. Vorderkammer. 

Canthoplastik 154. 

Carcinom s. Epitheliom. 

Carotis interna, Aneurysma im Sinus 
cavernosus 448. 

Casuististische Mittheilungen s. Oph- 
thalmologische Casuistik. 

Cataracta centralis, Myopie bei — 448. 

Cataracta congenita 117. 218. 396 
(beim Kaninchen). 

Cataracta secundaria, Pincette zur Ent- 


fernung der — membranacea 150. — 
‘Operation 348. — Glaucom nach Dis- 
cission der — 221. — Discissionsmesser- 


chen für den — 386. 

Cataract senilis 604. 605. — Aetinlogie 
585. — mit Krystallbildung in der Linse 
117. — durch Astigmatisinus 156. 518. 
— Spontanresorption seniler — 397. 490. 
— entoptische Wahrnehmung der be- 
ginnenden — 451. 573. — künstliche 
Reifung s. C.-Operation. 

Cataracta traumatica, Behandlung 
584. — Aufsaugung 37. — partielle, 
durch Eisenstück 578. 

Cataracta zonularis und Operation der 
— 56 (Entstehung). 75.* 117. 520. — 
u. Rbachitis 604. — wiederholte Horn- 
hautpunctionen bei — 477. 

Cataract-Operation 18. 156. 381. 604. 
605. — ambulante 474. — Geschichte 
156. 452. 581. — Taxe 192. — Auf- 

- gaugung eines traumat. Stares 37. — 
Astigmatismus nach — 445. 576. — 
Blutung nach — 126. 454. 604. — seltene 
Complication nach — 451. 576. — ge- 
lungene — bei chron. Blennorrhoe 477. 
— Coma diabeticun nach — 559. — 
Cornealnaht nach — 222. 446. — Dacryo- 
eystoblennorrhoe bei — 548. 604, — 


Drahtmaske nach — 117. — Glaucom 
nach — 250. 348. — Kapseleröffuung 
462, — Messer zur — 446. — Secundär- 


glaucom und sympathische Ophthalmie 
nach — 154. — Statistik und Technik 
148. 149. 268. 277 (ohne Irid.). 398. 473. 
483 (neue Methode). 488 (nach Trousseau). 
507. 510. 517. 531. 558. 515 (Vorder- 
kammerspiilung). 604. 605. — Subconj. 
Sublimatinj. bei Infect. nach — 185. — 
Pupille naeh — 462. — Tausend — 231. 
265. — Nachkrankheiten nach — 401. 


— in Indien 89. — bacilláre Panophthal- 
mie nach — 416. 526. — zwischen 80 
und 90 Jahren 562. — Geistesstörung 
nach — 557. 585. — Behandlung der 
Infection bei — 498. — Reifung unreifer 
C. 511. 605. — beim Hund 515. — 
Refraction nach — 575. — s. a. Catar. 
traum., secund., zonal. 

Caustik des Ulcus serpens 392. — s. a. 
Galvano- —. 

Cavernom der Orbita 147. 

Centralnervensystem s. Nerven. 

Centren für die Augenbewegungen 404. 

Cerebellum s. Kleinhirn. 

Ceróbrum s. Gehirn. 

Chalazion, Natur des — 594. 

Chalkosis retinae 1.* 

Chemismus des Glaskórpers u. Humor 
aqueus 224, 

Chiasma, Sehnervenkreuzung im - 889. 
— Syphilom am — 511. 

Chinin-Amaurose 352. 583. 

Chlorwasser bei Augenkrankheiten 15. 
— Injection in den Glaskörper 402. 

Chocolade, Amblyopie durch — 527. 

Chorioidea 607. — Ablösung der — 416. 
— Myom der — 314. — Sarcom der — 
247, 403. 436 (Circulationsstérunyen u. 
Spannungsveränderungen bei —). 450 
(endotheliales). 464. — Drusen der — 
396. — Gumma der — 423. — Nerven- 
endigungen in der — 815. — Colobom 
414. 475. 476. — doppeltes Scotom (?) 
439. — peripapilläre Atrophie 420. — 
Ruptur 607. 

Chorioiditis 607. — disseminita sym- 
pathica 251. — Retino-Chorioideal-De- 
generation 875. — Refraction bei -- 
serosa 585. — superficicielle, periphere 
419. — metastatica, bei Pyämie 479. 
— specifica, bei Iritis 459. — s. auch 
Irido- —. 

Chorio-Retinitis, besonderer Art 397. 
— bei Lues hereditaria 459. 

Chromheteropie 612. 

Ciliarganglion 583. 

Ciliarkörper, melanotisches Sarcom des 
— 6. 476. — cystisches Sarcom 414, — 
Gummigeschwulst des — 393. — primáüres 
Carcinom des — 466. — primäre Tuber- 
culose des — 453. — Colobom des — 
475. — Geschwulst des — 476. 

Ciliarnerven, vordere 391. 

Cilie, als Erreger eines subconjunctivalen 
Abscesses 567. 

Cilio-retinale Arterie 421. 

Circulationsstörungen bei Aderhaut- 
sarcom 436. 

Cloquet’scher Canal 608. 

Cocain bei Hornhautgeschwüren 283. — 
acutes Glaucom nach — 474. — Idio- 
syncrasie gegen — 515. 


! Colloide Erkrankung der Macula lutea 


16. 





Sachregister. IX 


Colobom der Linse, Macula, Iris, Cho- 
rioidea, Opticus, Retina, Ciliarkórpers, 
Lides s. d. 

Coma diabeticum 559. 

Confluxion 592. 

Congenital s. angeboren. 

Congresse s. Gesellschaften. 

Conjugirte Deviation 583. 

Conjunctiva, Aetzung der — der Sclera 
56. — Angiom 152. 600. — Balgdrüsen 
in der — 257.* — Cysten 382. 445. 455. 
579. — Dermoid der — 468. — Epi- 
theliom 414. 445. 579 (bei einem 14jähr.). 
— Follikel in der — 475. — Keimgehalt 
des — -Sackes 26. 380. 384. 600. — 
Dipterenlarve als Parasit der mensch- 
lichen — 816. — Nervenendigungen in 


der — 583. — angioneurotisches Oedem 
465. — Osteom 117. 446. 579 (subcon- 
junctival). — Pemphigus der — 153. 


250. 403. 601. — Pigment in der — der 
Malayer 64. — Pigmentadenom der — 
303. — Primiraffect 413. 502. — papu- 
löses Syphilid 507. 521. 566. 578. — 
Tuberculose der — 205. 512. 600. — 
Variola der — 811. — Xerosis 219. 599. 
— Druck- u. Schinerzsinn der — 392. 
498. 565 (Sensibilitàt). — Temperatur 
des — -Sackes 503. — Plastik des leeren 
— -Sackes 601. — Verblutung aus der 
— 581. — Literatur 599. 

Conjunctivitis 599. 600. — Racillen bei 
— 8. d. — acuta (Bacillen bei —) 38. 
411. — seltene Form 417. — blennor- 
rhoica, s. Blenn. — catarrhalis 350 (Be- 
handlung). — diphther. s. Diphth. — 
— eczematosa 372. — follicularis 45. — 
Frühjahrs- — 601. — granulosa s. Tra- 
chom. — membranacea 89. — papillaris, 
nach Arsengebrauch 117. — petrificans 
389. — pseudomembranacea 470. 475. 
484. 600. — purulenta, Spülungen bei — 
575. 576. 594. 600. — Petroleum gegen 
— 600. — Streptokokken — 316. — 
trachomatosa s. Trachom. — Behandlung 
15. 528 (mechanische, chronischer —). 

Contrast 592. 

Conus 270. 

Convexgläser bei Myopen 155. 

Convergenz u. Accommodation 220. — 
Lähmung u. Ptosis 420. 

Corectopie 216. 

Cornea 602. 603. — amyloide Degene- 
ration 815. — Circulation in der — 214. 
— Diffusion durch die — 215. — Ent- 


zündung s. Keratitis. — Epitheliom am 
Limbus- — 396. 414. — Erosion 232. — 
— Färbung s. Tätowirung. — Fremd- 
körper 1!/4 Jahre lang in der — 349. | 
— 8. &. Greisenbogen. — Anheilung ab- 
getrennter — -Lappen 398. — s. auch 
Keratoplastik. — anormale Krümmung 


383. — Krümmung nach Entleerung des 


Humor aqueus 483. — Druck- u. Schmerz- | 


sinn der — 392. 498. 565 (Sensibilität). 
— künstlichen Ersatz der — 896. — 
Limbus der —, Geschwülste, s. Limbus. 
— Mikroskop 437. — Naht bei Cataract- 
extraction 446. — Narbenkeloid der — 
896. — Nervenendigungen in der — 583. 
— Pulverkörner in der — 460. — wieder- 
holte — -Punctionen bei Schichtstar 477. 
— Reflex bei der Ophthalmoskopie 420. 
— Refraction 490. — System von Linien 
in der — nach Keratitis interstitialis 472. 
— Silberimprägnation der — 222. — 
Sarcom der —, präcorneales, s. Limbus. 
— Staphylom s. d. — Teratom 396. — 
Trübungen 10. 31.147. 428 (Tatowirung); 
254. 382. 603 (angeboren); 294* (Licht- 
zertrennung durch —); 818 (seltene); 
448 (Myopie bei centralen —); 541 (durch 
Blitzschlag); 575 (beim Radfahren). — 
Uleus s. d. — Pannus s. d. — Un- 
empfindlichkeit der — bei Iridocyclitis 


223. — Veränderungen der — beim 
Neuroepithelioma retinae 397. — Ver- 
brennung 571. — Zellstudien an der 


gereizten — 150. 
Corneo-Seleralgrenze s. Limbus. 
Cornu cutaneum s. Hauthorn. 
Corpus mammillare 591. 

Corpus ciliare s. Ciliarkörper. 
Corpus vitreum s. Glaskörper. 
Cresylsüure 119. 

Cyolitis s. Irido- —. 

Cylinder-Glüser bei Asthenopie 17. 
Cyste(n) der Bindehaut 382. 445. 455 u. 

519 (seróse) — der Lider 14. — der 

Orbita 562. — der Iris 151. 332.* — 

der Retina 610. — Schleim- — der Orbita 

309. 3 
Cysticercus intraocularis 246 (sym- 

pathisirend). 612. 614. — der Orbita 546. 


Daoryo&adenitis s. Thrünendrüse. 

Dacryocystitis s. Thranensack. 

Daltonismus s. Farbenblindheit. 

Delirium, postoperatives, s. Augenopera- 
tionen. 

Demonstrationstafeln 59. 

Dermoid der Conjunctiva 468. 

Desinfectin 507. 

Desinfection der Wunden 150. — durch 
Naphthaproducte 507. 

Deviation, conjugirte 583. 

Diabetes, Augenkrankheiten bei — 576. 
614. — insipidus, Schcuklappenkrank- 
heit bei — 457. — nach Verletzung 616. 
— Coma diabeticum 559. — s. auch 
Retinitis. 

Diagnose der Sehnervnetzhautleiden bei 
Trübung der brechenden Medien 476. 
— topische, bei Hirngeschwulst 567. 

Diagnostische, topisch- — Bedeutung der 
Sehstérungen bei Gehirnerkrankungen 
352. | 


x Sachregister. 


Diffusion in’s Innere des Auges 215. 

Dilatator pupillae 453. 

Diphtherie, doppelseitige Abdacensparese 
nach — 33.* 541. — Bacillen bei — -Con- 
junctivitis 216. — Behring's Heilserum 
bei — der Conjunctiva 229. 287. 447. 
453. 457. 482. 499. 534. 599. — Bai- 
trag zur — der Conjunctiva 494. — 
Pseudo-Bacillus 577. 

Diplopie s. Doppeltsehen. 

Dipteren-Larve als Parasit der mensch- 
lichen Conjunctiva 316. 

Discision, Panophthalmie nach — 17. 
— Glaucom nach — des Nachstars 221. 
— Messerchen zur — des Nachstars 386. 

Distichiasis, Operation 14. 147. 

Doppelempfindungen 383. 

Doppeltsehen, ungewöhnliches, 
Schielen 16. 439. — monoculares, 
Hysterie 157. 

Druck des Auges, s. a. Ophthalmotono- 
metrie. — bei Aderhautsarcom 436. — 
— -Sinn der Conjunctiva u. Cornea 392. 
498. 

Druckpumpe, neue 847. 

Drüsen s. a. Balgdrüsen. 

Drusen der Macula lutea 16. — der Glas- 
lamelle der Chorioidea 896. — der vor- 
deren Linsenkapsel 277. 

Duboisin 545. 

Dynamit-Verletzungen des Auges 547. 


mit 


bei 


Ectopia lentis s. Linse. 
Eotropion, Operation 141. 353.* — Lid- 
heber bei — 158. 503. 595. — sarcoma- 
tosum 440. 
Ekzem, seborrhoisches der Lider 512. 
Eisen im Auge, s. a. Magnet, s. Sidero- 
skop. — Localisation 23. 883. 
Eisenbahnbeamten, Augen der — 405. 
541 u. 595. 560 (Prüfung). — Signal- 
gläser 514. 
Electricität s. a. Galvanismus. 
Electrische(s) Reaction des Auges 491. 
584. — s. &. galvanische. — Licht 543. 
571 (temporäre Erblindung). — Phäno- 
mene bei — Reizung 588. 
Electrolyse, bei Trachom 222. 
Angiom der Orbita 451. 
Electromagnet s. Magnet. 
Embolie der Centralarterie 54 (pathol. 
= Anat.) 419. 469 (Autopsie). 616. — 
— künstlich erzeugte, der Augengefässe 
~ 349. — partialis 375. — experimentelle, 
am Centralnervensystem 479. 
Emmetropie, Grösse der Netzhautbilder 
bei — 456. — das Wort 459. 
Empyem s. Sinus. 
Endarteriitis s. Gefasserkrankungen. 
Endotheliales Sarcom 450. — Endo- 
theliom der Orbita 456. 
Energieumsatz in der Retina 254. 
Enophthalmus, traumaticus 152. 


— bei 


-| 


beiders. 415. — abwechselnd mit will- 
kürlich hervorzurufenden Exophthalmus 
453. 

Entoptische Erscheinung von Glaskörper- 
trübungen 420. — Wahrnehmung von 
Linsentrübungen 451. — Phänomene 592. 

Entropion, Operation 456. 458. 459. 466. 

Entwickelungsgeschichte, Lehrbuch 
12. — des Kammerwinkels 453. 

Enucleation, Tod nach — 62. — In- 
dieationen 148. 

Enuresis nocturna, durch Augenbeschwer- 
den 481. 

Ephedrin 151. 

Epicanthus, congenitus 476. 

Epilepsie u. Morbus Basedowii 520. — 
Gesichtswahrnehmungen bei — 539. — 
Augengrund bei — 616. 

Episcleritis, periodica fugax 405. 479. 
564. 

Epitheliom der Orbita 16. — der Sclero- 
cornealgrenze 396. — verkalktes, der 
Lider 156. — des Keilbeins, Erblindung 
410. 461. — der Conjunctiva bei einem 
14jährigen 446. 579. — der Cornea u. 
Conjunctiva 414. — primäres, der Iris 
u. des Ciliarkörpers 466. — Methylblau 
gegen — 544. — des Thränensackes 596. 

Erblichkeit s. Heredität. 

Erblindung 612. — durch wurmabtrei- 
bendes Mittel 41. 501. — durch Ver- 
letzung 254. — erheuchelte einseitige — 
u. Prismen 348. 550. — während der 
Lactation 124. 526. — durch Schussver- 
letzung 379. — recidivirende 265. 565. 
— nach Chinin 352. 583. — durch Car- 
cinom des Keilbeins 410. — toxische, 
s. a. Bandwurmmittel. — durch Kopf- 
verletzung 460. — durch Hysterie s. d. 
— Ursachen der —, s. Blinden, Statistik. 
— temporäre — durch electrisches Licht 
571. — Wiederherstellung nach zwei- 
wöchentlicher — 612. — einseitige — 
und Diabetes nach Trauma 616. 

Ermüdung der Augen 126. 506 (Be- 
stimmung). — Einschränkung des Ge- 
sichtsfeldes 248. — Blinzeln als Maass- 
stab der — 250. 

Erwerbsunfähigkeit s. Unfallbeschädi- 
gungen 

Erythropie 148. 886. 403. 468. 529 (durch 
Nervenerregung). 

Eserin bei Glaucom 180. 393. 535. — 
bei Linsenluxation 571. 

Euclidis, Opera omnia 118. 

Evisceration 481. 

Excavation des Sehnerven 58. 

Exophorie, Behandlung 536. 

Exophthalmometrie 158. 

Exophthalmus bei einem 8 monatlichen 
Kinde 281. — Bemerkungen über — 569. 
— pulsirender. traumatischer 382. 554 
(bds.) — bei Menstrualblutungen 487. 
— intermittirender 383. 453 (freiwillig 


Sachregister. 


hervorzurufen). — mit Trigeminusanal- 
gesie 417. — einseitiger — seit 30 Jahren 
438. — durch Orbitalcyste 562. — s. a. 
Basedow'sche Krankheit. 

Exostose s. Osteom. 


Facialis, Resection der oberen — -Aeste 
bei Blepharospasmus 118. — Beziehung 
des — zur Thränensecretion, s. Thrünen- 
drüse, s. Weinen, einseitiges. — Verklei- 
nerung der Lidspalte bei heilender — 
-Parese 472. 

Fidchen-Keratitis s. K. filam. 

Färbung der Hornhaut, s. Tätowirung. 

Farbenapparat, diagnostischer 45. 

Farbenblindheit, halbseitige 223. 557 
(mit Alexie). — Prüfungsmittel für die 
— 404. 415. 566. — Untersuchung der 
Verkehrsbeamten auf — 405. 412. 514. 
555. 560. — Modification von Holmgren's 
Wollprobe 415. — unter den Asiaten 511. 
— auf der Eisenbahn 514. 

Farbenempfindungen beim Hören von 
Vocalen 584. 

Farbengleichungen, spectrale 63. 

Farbenhemiopie 223, 551. 

Farbenperception s. Farbensehen. 

Farbenprüfung s. Farbenblindheit. 

Farbenreaction der belichteten und un- 
belichteten Netzhaut 242. 

Farbensehen, Theorie des — 19. — des 
Hysterischen 450. — umgekehrtes, in 
Complementärfarben 513. — alter Maler 
582. — Störung 612. 

Farbensinn, räumliche Beziehungen des 
— 486. — Entwickelung des — in der 
Kindheit 583. — Literatur 593. 

Farbentheorie 156. 

Farbenzerstreuung an Benham’s Krei- 
sel 396. — im Auge 592. 

Farbige Flecke, Sehen von 249. 251. 

Farbstofflosungen, Resorption von sub- 
conjunctival injicirten — 440. 

Faserverlauf im menschlichen Opticus 
389. 567. 

Fenstervorhänge in Schulen 586. 

Festschrift der Aerzte des Reg.-Bez. Diis- 
seldorf 17. 

Fibrom, epibulbäres, congenitales 456. 
— des Augenlides 595. 

Fibrosarcom des Sehnerven 349. 439, 
— Adenoma cysticum der Thranendriise 
400. 

Filaria Loa, aus dem Auge entfernt 396. 
618. — in der Vorderkammer 457. 604. 

Filix mas, Erblindung durch — 41. 501. 
530. 

Fische, Sehnerv der — 352. 585. — Ana- 
tomie des — -Auges 573. — Accommo- 
dation im Auge der — 492. — Sehpurpur 
im — -Auge 500. 

Fistel des Thränensackes, angeboren 439. 
458. 466. 


x1 


Fixationspunkte, zwei in einem Auge 
439. : 

Fliegende Colonnen in Russland 416. 525. 
526. — Mücken 535. 

Flimmerscotom 611. — s. a. Gesichts- 
wahrnehmungen, subjective. 

Flüssigkeits- Wechsel in der Vorderkam- 
mer 390. — Absonderung im Auge 527. 

Fluorol 590. 

Follicularis s. Conj. foll. 

Follikel in der Augenschleimhaut 475. 

Fontana’scher Raum bei Glaucom 488. 

Formol (und Formaldehyd) als Här- 
tungsmittel 117. — in der Augenheil- 
kunde 159. 320. 475. 595. — bei Blen- 


norrhoe 155. — als Conservirungsmittel 
379. 

Framboesis Brasiliana an den Lidern 
594, 


Fremdkörper 612.613. — im Auge 503. 
536. — 10 Jahre in der Netzhaut 1.* — 
Toleranz der — im Augengrunde 191. 
— 17Jahre, ohne symp. Ophth. 612. — 
mehrere Jahre im Auge 533. — 22 Jahre 
in der Vorderkammer 532. — Oxydation 
im Auge 502. — Riesenzellen um — 
397. — 1'/, Jahre lang, Insectenfligel, 
in der Hornhaut 849. — 13 Jahre in der 
Sclera 604. — in der Orbita s. d. — 
partielle Cataract durch — 578. — 8. 8. 
Kupfer, Magnet, Schrotkugeln, Glas, 
Stahl, Blei, Stein, Messing, Verletzungen. 

Frühjahrs-Conjunctivitis s. d. 


Gallicin in der Augenheilkunde 485. 

Galvanische Vorgänge in der Netzhaut 
durch Belichtung 502. — s. a. electrische. 

Galvanocaustik, zur Entfernung von 
Pulverkörnern aus der Cornea 460. — 
des Ulcus serpens 392. — der Nase, 
Neuritis optica 468. 

Ganglion ciliare 583. 

Gaslicht 543. 

Gefüssabnormitüt am vorderen Bulbus 
528. — Mechanismus bei Hydrophthal- 
mus 582. 

Gefässerkrankungen der Netzhaut bei 
Acromegalie 414. — Endarteriitis cen- 
tralis retinae nach Intermittens 457. — 
Ruptur der Lymphscheide 16. — bei 
syphilit. Augenerkrankungen 521. 

Gefässgeschwülste der Orbita 309. 

Gehirn, Augenaffectionen bei — -Sypbilis 
438. 616. — Abscess nach Empyem der 
Highmorshóhle 453. — Erkrankungen, 
Sehstörungen bei — 352. — Einfluss des 
— auf die Augenbewegungen 404. 463. 
— Bau und Thatigkeit des Grosshirns 46. 
— Blutung bei Narcose alter Leute 61. 
— Geschwulst 53. 117. 468. 567 (Dia- 
gnostik). — Gumma 350. 422. — Augen- 
erkrankungen und — Erkrankungen 615. 

Geistesblindheit u. Hemianopsie 549. 


XII Sachregister. 


Gelatine s. Glycerin. 
Gelbe Salbe s. Augensalben. 
Gelenkaffectionen bei Keratitis paren- 


Gesichtsempfindungen, Rückwirkun- 
gen der — aufs physische u. psychische 
Leben 592. 





chymatosa 521. Gesichtsfeld, Ermüdungseinschränkung 
Gerontoxon s. Greisenbogen. des — 248. 551. — s. a. Hemianopsie. 
Geschichte 95. 113. — der Myopie 186. — Schemata 443. — Defecte, bitempo- 


— der künstlichen Augen 155. 448. — 
der Blindenstatistik in Russland 321.* 
— der Cataractextraction 156. 452. 581. 
— alte Taxe der Staroperation 192. 


Geschlechtsorgane und Auge 155. 
Geschwülste des Bulbus 13. 89. 348 


(durch Trauma). 384. 450 (seltene endo- 
bulbäre). 456 (epibulbär). — des Ciliar- 
kórpers 6. 414. 466. 416. — des Chiasma 
511. — der Chorioidea 247. 314. 403. 436 
(Circulation u. Druck des Auges bei —). 
450. 464. — der Conjunctiva 117. 152. 
303. 382. 414. 445. 446. 455. 468. 579. 
600. — der Cornea 396.414. — des Ge- 
hirns 58. 117. 463. 567. — des Gesichts 
414. — der Iris 247. 414. 466. 476. — 
des Keilbeins 410. 467. — des Klein- 
hirns 488. — der Lider 16. 156. 289.* 
389. 595. — im Limbus corneae 348. 
517. — des Opticus 16. 188. 349. 439. 
477 (Papille). — der Orbita 14. 16. 62. 
147. 153. 232. 245. 255. 309. 407 (Dia- 
gnose). 409. 455 u. 519 (pseudo-maligne). 
411. 451. 456 u. 469 (angeboren). 468. 533. 
546. 562. — der Retina 126. 397. 415. 
548. — des Sehhügels 565. — des Sinus 
frontalis 454. — der Thränendrüse 315. 
40Q. — des Thränensackes 596. — des 
Uvealtractus 364. — der Vierhügel 565. 
Gesellschaften und Congresse. — Oph- 
thalmolog. G. in Heidelberg 95. 386. — 
Ophthalmological Society of the United 
Kingdom 12. 116. 413 538. — American 
Ophthalmological Society 15. — Pariser 
ophthalmol. Ges. 89. 575. 576. 577. — 
Berliner med. Ges. 39. 204. — Aerzte-Ver. 
des Reg.-Bez. Düsseldorf, Festschrift 17. 
— Physical. med. Ges. zu Würzburg 175. 
400. — Med. Ges. in Giessen 398. — Unter- 
elsäss. Acrzteverein in Strassburg 398. — 
Congress f. innere Med. 59. — 67. Vers. 
deutscher Naturf. u. Aerzte 127. 252. — 
Aerztl. Localver. Nürnberg 176. — Nieder- 
rhein. Ver. f. Nat. u. Heilkde. in Bonn 
400. — Med. Verein zu Greifswald 400. 
— Naturhist.-med. Verein in Heidelberg 
401. — Physiol. Verein in Kiel 401. — 
Kel. Aerzteverein Budapest 41. — Deutsch. 
ärztl. Verein zu St. Petersburg 422. — 
Verein St. Petersburg. Aerzte 173. 205, 
422. — prakt. Aerzte zu Riga 232. — 
Med. Ges. zu Dorpat 421. — Moskauer 
augenärztl. Zirkel 475. — New York Aca- 
demy of Medicine 252. — Sect. of Oph- 


thalm., College of Physic. of Philadelphia | 


rale 384. — als diagnostischer Factor 
509. — Verschiebungstypus 489. 551. — 
bei traumatischer Neurose 489. — Ein- 
. fluss des Magneten auf das — 489. — 
' bei Unfallsverletzten 551. — Einschrän- 
kung bei cerebrater Kinderlähmung 553. 
— bei Simulation 558. — functionelle 
—-Anomalien 568. 
| Gesichtswahrnehmungen, subjective 
. 154. 249. 849. 350. 531 (als Krankheits- 
symptom). 539 (bei Epilepsie u. Migräne). 
588 (bei electr. Reizung). 
Gesichtswinkel bei abnehmendem Lichte 
314. 
Gicht, Perineuritis optica durch — 457. 
— s. a. harnsaure Diathese. 
Glaskörper 608. — Blutungen bei Men- 
struationsstörungen 499. — Chemismus 
des — 224. — starke Entziehungen des 
— 488. — Blutungen und Bindegewebs- 
bildung im — 57. — spontan entstan- 
denes Bindegewebe im — 381. — Trü- 
bungen bei Myopie, entoptische Erschei- 
nungen 420. — 8.8. Hyalitis; Blutung; 
Arteria hyaloidea. 
Glassplitter in der Vorderkammer 217. 
Glaucom 608. — Aetiologie a. Therapie 
153 (Scopolamin). 535. — Lehre vom — 
370. 393 (Excavation). — Fontana’scher 
Raum bei — 488. — Halo bei — 16. 
609. — acutes, nach Cocain 474. — Be- 
handlung des — chronicum simplex 410, 
456.535. — Eserin bei — 180. 393. 535. 
585. — Heredität bei — 477. — nach 
Diseission des Nachstars 221. — nach 
Staroperationen 250, 348. — Operations- 
methode, Priorität 58. — haemorrhagi- 
cum 457. — moderne Operation 318. — 
nach Embolie der Centralarterie 616. — 
malignes 380. 608, — Myopie u. — 575. 
— Papillenatrophie bei — 576. — Rück- 
kehr von Lichtempfindung nach Iridec- 
tomie bei — simplex 57. — Sclerotomie 
bei — 448. 575, — Secundär-— nach 
Cataractextraction 154, nach Linsenluxa- 
tion 577. 583. — durch Vanille 452. — 
vorgetäuscht durch Trigeminusneuralgie 
205. 
Gliom der Retina 397. 548. 610. — bei- 
derseitig 415. — der Orbita, angeboren 
| 456. — -Operation 552. 
; Gliosarcom der Retina 126. — des Klein- 
|  hirns 4$8. 
Glycerin-Gelatine-Präparate des Auges 
422, 





420. — Brit. med. Associat., Sect. of | G'old-Fassung der Glüser, Asthenopie durch 


i 


Ophthalm. 401. — Indian Medical Con- ' — 553. 


gress 38. 


| Goniometer 396. 


Sachregister. 


Gonorrhoe, Iriduchorioiditis durch — 
451. — s. a. Blennorrhoe. — Neuritis 
optica durch — 542. 

Graefe-Medaille 397. 

Greisenbogen der Hornhant, Entstehung 


62. 
philis. 


Gummata s. S 
Gutachten s. Verletzung, Begutachtung. 


Haemorrhagie s. Blutung. 

Halo bei Glaucom 16. 

Harnsaure Diathese, Augenerkrankun- 
gen durch — 32. 495. 

Haut-Horn des Lides 289.* 

Heilmittel s. Medicamente. 

Helligkeits - Contrast, simultaner 213. 
— Abhängigkeit der Sehschärfe von der 
— 445. — Gesichtswinkel bei abnehmen- 
der — 314. 

Hemeralopie 584. — angeborene — 375. 
— bei Leberleiden 394. — hereditäre 
611. — acute 444. — bei Xerosis con- 
junctivae 599. 

Hemiachromatopsie, homonyme 223. 

Hemianalgesie 583. 

Hemianopie 583. — binasale — 14. 462. 
614. — temporalis nach recidiv. Amau- 
rose 265. 565. — und Urümie 566. — 
bitemporalis 19 (traumat.). 384. 457. 511. 
—. doppelseitige, homonyme 443. — cor- 
ticale 46. — nach Betrachtung einer 
Sonnenfinsterniss 438. — doppelseitige 
nach unten 475. — und Geistesblindheit 
549. — transitorische, bei cerebraler Kin- 
derlähmung 558. — bei Dementia para- 
Te 955. — bei Hirnblutung 555. — 

urch Operation 555. — menstruale 555. 
— mit Hallucinationen im verlorenen 
G.-F. 556. — heteronyme 615. 

Hemianopische Pupillenreaction 19.252. 
265. 

Heredität, Neuritis retrobulbaris und — 
168.* — s. a. Syphilis. — bei Neuritis 
363. — Nachtblindheit 611. — bei Glau- 
com 477. — bei Nystagmus 403. 463. 580. 

Herpes zoster frontalis mit Keratitis 
neuroparalytica 183.* — mit H. z. der 
Iris 382. 

Herz, retinale Ischämie und Sehnerven- 
schwund nach — -Verletzung 448. 575. 
580. 

Heterophorie und Hypermetropie 16. — 
Nachweis der — 439. 

Highmorshöhle, Orbitalphlegmone nach 
Einpyem der — 154.453. — Trigeminus- 
eee durch Empyem der — 205. 

Hirn s. Gehirn. 

Histologie s. Anatomie. 

Homatropin 151. 

Horn s. Haut-. 

Hornhaut s. Cornea. 

Hüttenarbeiter, Augengefährdung der —- 
161. 


X1it 


Huhn, Vorderkammerwinkel beim — 453. 

Hulke, Nachruf 94. 

Humor aqueus, Chemismus 223. 
Hornhautkrümmung nach Entleerung des 
— 483. 

Hund, Staroperation beim — 515. 

Hyaline Degeneration der Cornea 318. 

Hyalitis, asteroide 15. 

Hydatideneyste der Orbita 116. 
(recid.). 

Hydrargyrum s. Quecksilber. 

Hydrophthalmus 608. 609. — Gefüss- 
mechanismus bei — 582. — Iridectomie 
bei — congenitus 554. 

Hydrops des Sinus frontalis 501. 

Hygiene, Grundriss der — 12. 

Hyperaesthesia retinae s. Retina. 

Hypermetropie, und Heterophorie 16. 
— das Wort 459. — periphere der Horn- 
haut 383. — latente, bei Verkehrsbeamten 
405. — Accommodation bei — 444. — la- 
tente 496. — hochgradige 594. — Neu- 
ritis bei — 542. 593. 

Hypopyon-Keratitis s. d. — Iritis s. d. 

Hysterie, Amblyopie durch — 395. 401. 
468 u. 562 (und Amaurose). — monocu- 
lare Diplopie bei — 157. — Erblindung 
durch — bei Männern 529. — Suggestion 
bei — 319. 484. — Thränenhypersecre- 


156 


tion durch — 62. — Farbenperception 
bei — 450. — hysterogene Zone des 
Auges 454. — Combination organischer 


und hyst. Sehstórungen 564. 
Weinen 565. 516. 


— hyster. 


Jahrbücher s. Berichte. 

Ichthyol 350. 584. 

Jequirity 39. 

Impfgeschwür am Lid s. Vaccine. 

Indien, Augenheilkunde in — 39. 
Instrumente eines Oculisten in — 415. 

Infantiler Kernschwund 158. 

Infections-Krankheiten des Auges 206. 


— Netzhautveränderungen bei — 526. 
— Augenerkrankungen bei — -Krank- 
heiten 615. 


Influenza, Augenerkrankungen bei — 18. 
282. 575. 615. — Orbitalphlegmone bei 
— 452. — Keratitis parenchymatosa nach 
— 457. 

Inouye, Nachruf 286. 

Instrumente u. Apparate 86. 113. 446. 
589 (Literatur). 

a) chirurgische. — eines indischen Ocu- 
listen 415. — Discissionsmesserchen für 
Nachstaroperationen 386. — Drahtmaske 
f. Staroperirte 117. — Druckpumpe, neue 
847. — Klemmscheere zur Cauthoplastik 
154. — künstliche Augen für geschrumptte 
Augenhöhlen 113; Behandlung 481.580. 
— Lidheber bei Ectropium 153. 503. — 
Lidhalter 443. 446. — neuer Magnet 124. 
— neue Starmesser 446. — Paquelin- 


XIV Sachregister. 


scher Thermocauter 119. — Irispincette 
446. — Pincette zur Ectropionirung u. 
Fixation d. oberen Uebergaugsfalte 59. 
— Porzellanbrett für Augcnoperations- 
instrum. 86. — zur Instrumenten- u. 
Verband-Sterilisation 576. — Neue Thrä- 
nengangsonden 119. 

b) physikalisch -optische, u. dgl. — 
Augenspiegel 86. 154. 314. 494 (Modifi- 
cation). — Demonstrationstafeln 59. — 
diagnostischer Farbenapparat 45. — zur 
Ermittlung der Farbenblindheit 404. 415. 
566. — Goniometer 396. — Hornhaut- 
mikroskop 437. — Leselupe 476. — Netz- 
hautfernrohr 437. — Lampenschirm 544. 
— Ophthalmophorometer 396. — Oph- 
thalmometer 483 (von Reid), 516 (modif.). 
— Ophthalmotonometer 396. — Opto- 
meter 477 (Young). — zur Bestimmung 
des Orbitalinhaltes 575. — Pincenez, 
neues 117. — Pupillometer 396. — Pu- 
pillostatometer 396. — Reitbügel für 
Probirgestelle 349. — Skiaskop, neues 
396. — Schreibpapier f. Blinde 117. — 
Schutzbrillen 126. — Stenopäische Brille 
589. — Sehproben 204. 454. 531. 589. 
590. — Tonometer 371.— Tropometer 421. 

Intermittens, Endarteriitis centralis re- 
tinae nach — 457. 

Internus s. Rectus int. 

Intoxication durch Vanille 452. — durch 
Acetanilid 507. — durch Blei 480. — 
durch Chocolade 527. — Amblyopie 611. 

Intracranialer Abscess, ausgehend vom 
Keilbein 13. 

Intraoculares Melanom 13. 

Intrauterine Augenkrankheiten 382. 

Jod-Quecksilber bei Trachom 58. — -Tri- 
chlorid 96. — -Tinctur im Glaskörper 
318. — -Injectionen bei chronischer Da- 
cryocystitis 581. 

Iridectomie bei Hydrophthalmus conge- 
nitus 584. 

Irideremie s. Aniridie. 

Iridochorioiditis 154. — Vascularisation 
der vorder. Linsenkapsel bei chronischer 
— 155. 575. — septica, nach Uterus- 
blutung 155. — suppurativa bei Gonor- 
rhoe 451. — sympath. s. Sympath. Ophth. 
— bacilläre, nasalen Ursprungs 458. — 
— suppurativa, Heilung 579. 

Iridocyclitis nach Cataractextraction 154. 

Iridotomie zur Pupillenbildung 452. 

Iris 606. — primáres Carcinom der — 
466. — -Colobom 414. 415. — -Cyste 151. 
332.* (seröse). — Herpes zoster der — 
382. — Melanosarcom der — 247. 476. 
— -Pincette 446. — -Sarcom 414. —- 
Tuberculose 13. 117. 176. 204. 277. 494. 
606. — -Vorfall 458 (Behandlung). — 
Wirkung der — 592. — -Synechien s. d. 

Iritis 606. — Scopolamin bei plastischer 
— 421. — bacilläre, nasalen Ursprungs 
458. 571. — traumatica 459. — Hypo- 


pyon — durch Pneumokokken 571. — 

i Lues hereditaria 459. — mit Cho- 
rioiditis 459. — 564. — Synechien s. d. 

Ischümie der Retina nach Herzverletzung 
448. 


Kalk, kohlensaurer, Einwirkung auf die 
Hornhaut 532. 

Kammer ». Vorderk. 

Kaninchen, Veränderungen am Auge des 
— 218. 396. 

Katatropie 579. 

Keilbein s. Sphenoid. 

Keloid der Cornea 396. 

Keratitis durch Austernschalen 531. — 
besondere Art 531 (luetische). — Biischel- 
form 576. — filamentosa (Fadchen- —) 
515. 547. 577. — Behandlung astheni- 
scher — durch Aetzung der Scleralbinde- 
haut 56. — Kochsalzinjectionen bei — 
92. — neuroparalytica (bei Herpes zoster 
frontalis) 133.* (Theorie) 538. 558. 561. 
— parenchymatosa 61 (mit Perforat.); 
277. 312. 391. 606 (tuberculosa); 451. 
457. 508 (bei erworbener Syphilis); 457 
(nach Influenza); 472 (Folgen der —); 
521 (Gelenkaffectionen bei —); 522 (Nar- 
ben um den Mund); 547. 564. 572 (ex- 
perimentelle). — punctata superficialis 
251 (durch Raupenhaare). — purulenta 
interstitialis acuta 155. — Sclerotico — 
rheumatica 18. — ekzematosa 372. — 
nach Wespenstich 112. — patholog. Ana- 
tomie der eitrigen — 388. — Hypopyon- 
keratitis 454. 603. — sclerosirende 575. 

Keratoconus, dem — entgegengesetzte 
Krümmung 383. — 478. 

Keratomalacie 478. 

Keratomykose 478. 

Keratoplastik 340. 396. 490. 545. 550. 

Keuchhusten, Netzhautablósung durch 
— 458. 

Kinder, Augenkrankheiten der — 543. — 
Hirnnerven bei cerebraler — -Lähmung 
556. — Hemianopsie u. Gesichtsfeld- 
beschränkung bei cerebraler — -Lähmung 
553. — Haltung der — beim Lesen u. 
Schreiben 543. — Farbensinn der — 5883. 

Kleinhirn, Einfluss des — auf die Augen- 
bewegungen 404. 463. — Gliosarcom 488. 

Klinische Beobachtungen s. Ophthalmo- 
logische Casuistik. — Forschen u. Ler- 
nen 419. 

Kochsalzinjectionen s. subconjuncti- 
vale. — K.-Losung bei Keratomalacie 253. 

Kopfláuse s. Pediculi. 

Kopfschmerzen durch Ametropie 405. 
504. — 8. a. Migräne. 

Kopfverletzung, Erblindung durch — 
460. — 8. a. Schädel. 

Krankenanstalten s. Berichte. 

Kryptophthalmus congenitus beim Ka- 
ninchen 396. 


Sachregister. xv 


Kuhhorn-Verletzungen des Auges 288. 

Kuhpocken s. Vaccine. 

Kupfer in der Netzhaut 1.^ — im Auge 
533. — schwefelsaures bei Trachom 58. 

Kurzsichtigkeit s. Myopie. 


Lactation, Erblindung während der — 
124, 

Lähmung s. Augenmuskel- —. 

Läuse des Kopfes s. Pediculi. 

Lagophthalmus durch Syphilis 150. 

Lamina cribrosa, Anomalie 475. 

Lampenschirm 543. 

Leber-Cirrhose, Augenerkrankung bei — 
219. 394. 441. — Hemeralopie bei — 
394. — Netzhautveränderungen bei — 
541. 

Lehrbücher der Augenheilkunde, s. d. 
— der speciellen Pathologie u. Therapie 
204. — der Entwicklungsgeschichte 12. 
— der Hygiene 12. — der Chirurgie 232. 

Lentioonus, falscher 156. — posterior 
384. 460. 

Lepra, Augenerkrankungen durch — 616. 

Lesen, Haltung der Kinder beim — 543. 

Leseproben s. Instrumente b) Sehproben. 

Leucämische Augenerkrankungen 615. 

Leucoma adhärens, Panophthalmie bei 
— 575. 

Leuw de, Nachruf 128. 

Licht, die Theorie des — 204. — Zer- 
streuung, Sehstórung durch 294.* — 
Gesichtswinkel bei abnehmendem — 314. 
— Einwirkung auf Augensalben 379. — 
räumliche Beziehungen des — -Sinnes 436. 
— Helligkeit verschiedener — -Arten 543. 
— -Scheu, Aetiologie 571. 

Lid(er) — s. a. Blepharitis, Blepharopla- 
stik u. dgl. — abnorme associirte — - 
Bewegungen 464. — Abscess bei Schar- 
lach 555. — Affectionen der — 594. — 
seborrhoisches Eczem der — 512. — 
traumatisches Colobom 594. — -Cysten 
14. 62. — Fibrom des — 595. — Epi- 
theliom der — 156. — Framboesia Bra- 
siliana an den — 594. — -Heber bei Ec- 
tropium 153. 503. — -Halter 443. 446. 
— Hauthorn des — 289.* — -Gangrän 
595. — -Krampf 66.* — Lipom des — 
389. — -Lockerung 506. 563. — mela- 
not. Sarcom 16. — Bacterien des — - 
Randes 600. — s. a. Ptosis. — Phthi- 
riasis der — 516. — -Oedem, einseitiges, 
seit 30 Jahren 438. — -Nerven 175. 396. 
— Sclerodermie 575. — -Schanker 379. 
413. 502. — Verkleinerung der — -Spalte 
durch Secundarcontractus 472. — Papel 
der — 521. — Zerstörung durch Sy- 
philis 150. — Literatur 594. 

Limbus corneae, melanot. Sareom des — 
348. — Sarcome im — 517. 

Linse 604. 605. — angeborene Verlage- 
rung 14. — Bleifarbe in der — 480. — 


Colobom 14. 189. — Krystallbildung in 
der — 117. — Luxation 395. 401. 405 
(in die Vorderk.), 479 (spontane), 577 
(Eserin bei —), 583 (Sec. Glaucom).. — 
bei Myopie 350. — Pigmentablagerungen 
in der — 414. — Sehen der eigenen — 
451. 573. — Trübung bei harnsaurer 
Diathese 495; s. a. Cataract. — Figur 
des —n-Sternes 489. —  Neutralisirung 
gleich starker Glas- — n 453. 

nkapsel, Vascularisation der — bei 
chronischer Iridochorioiditis 155. 575. — 
angeborene Perforation 218. — Drusen 
der — 277. — isolirte Verletzung 279. 
605 (ohne Starbildung). — patholog.- 
anatom. Veränderungen der — 605. 

Lipom der Orbita 232. — des Oberlides 
389. 

Literatur, allgemeine ophthalmologische 
586. — der Augenerkrankungen bei All- 
gemeinleiden 614. — der Amblyopien 
611. — der Anatomie 590. — der all- 
gemeinen Pathologie u. Therapie 587. — 
der Physiologie 591. — der Instrumente 
u. Heilmittel 589. — der Conjunctiva 
599. — der Cornea 602. — der Cho- 
rioidea 607. — des Farbensinnes 593. — 
des Glaskörpers 608. — des Glaucoms 
608. — der Iris 606. — der Linse 604. 
— der Lider 595. — der Muskeln u. 
Nerven 596. — der Orbita u. Neben- 
hóhlen 597. — der Refraction u. Ac- 
commodation 593. — der Retina u. des 
Sehnerven 609. — der Sclera 604. — 
der sympathischen Ophthalmie 608. — 
des 'lhránenapparates 595. — der Ver- 
letzungen, Freindkörper u. Parasiten 612. 
— der Vorderkammer 604. 

Loretin 589. 

Lues s. Syphilis. 

Lupe zum Lesen 416. 

Lupenspiegel 443. 

Luxation der Linse s. d. — des Bulbus 
480. 

Lymphangiom der Orbita 468. 

Lymphscheide, Huptur der —- 
Retinalvene 16. 

Lymphom, symmetrisches der Orbita 245. 
— malignes, der Orbita 456. 

Lysol 119. 


einer 


Maculae cornese s. Cornea, Triibungen. 

Macula lutea, colloide Erkrankung der 
— 16. — Einfluss der — auf spectrale 
Farbengleichungen 63. — bei Retinitis 
album., Anatomie 456. — Colobom der 
— 117. 416. — Doppelversorgung der 
— 443. — besondere Veränderungen 475. 

Magnetnadel zur Localisation der Eisen- 
splitter 23. — s. a. Sideroskop. 

Magnetoperation 15. 60. 61. 97.* 225.* 
337. 474. 503, 552. — grosser Magnet 
124. 125. 394. 474. 


xvi Sachregister. 


Maklakoff, Nachruf auf — 351. 

Malayer, Pigment in der Conjunctiva der 
— 64. 

Maler, Farbensehen alter — 582. — mo- 
noculares Seben der — 591. 

Manometrie des Auges 371. 

Markhaltige Nerventasern der Netzhaut 
189. — Schwund von — bei genuiner 

Sehnervenatrophie 247. 

Masern, (culomotoriuslahmung nach — 
580. 

Massage durch Vibration 31. — bei Ke- 
ratoconjunctivitis 575. 

Medicamente 15. 96. 119. 123. 151. 155. 
159. 228.* 320. 350. 421. 4'15. 485. 503. 
504. 507. 529. 536. 545. 573. 584. 585. 
589 u. 590 (Literatur). — neues An- 
ästheticum 57. 

Melanom s. Sarcoma melanot. 

Melanotisches Sarcom s. d. 

Meningitis, 5tauungspapille u. Abducens- 
parese bei otitischer — 251. 

Menstruation, Exophthalmus bei —s- 
Blutungen 487. — Ulaskörperblutungen 
bei —s-Störungen 499. 

Messing iu Auge 533. 

Metastatische Uphthalmie 24. 215. 316 
(bei Typhus), 479. 504. 

Mothylblau gegen Lidepitheliom 594. 

Migräne, Gesichtswabrnchmungen bei — 
539. — ophthalmique 556. 514 (mit Oph- 
thalmoplegie). — s. a. Kopfschmerz. 

Mikroaphakie 479. 

Mikrophthalmus 62. 476. 

Minium s. Blei. 

Miosis s. Pupille, Verengerung. 

Mioticum, neues 320, s. a. Medicamente. 

Missbildungen s. Angeborene. 

Mitbewegungen zwischen Auge u. Nase 
528. — s. a. Ptosis. 

Mittheilungen s. a. Berichte. 

Monocularei,s) Stereoskopie 320. — Sehen 
588. 591 (eines Malers). 

Morbus Basedowii s. Basedow. 

Mumps der Thranendriisen 501. 

Muskeln s. Augen- —. — Literatur 596. 
— Geschwulst der Orbita, aus — -Fasern 
469. 

Mydriasis 583. 

Mydriaticum, neues 151. — s. a. Medi- 
camente. 

Myom der Chorividea 314. 

Myopie, das Wort 459. — Augengrund 
bei hochgradiger — 392. — Besserung 
durch Glaser 17. — entoptische bischei- 
pungen bei — 420. — bei central, ge- 
legenen ‘Tribungen 448. — Genese der 
— 186. — bei Nasen- u. Rachenerkran- 
kungen 414. — periphere — der Cornea 
383. — umgekehrtes Bild bei starker — 
450. — Linse bei — 350. — u. Glau- 
com 575. — operative Behandlung 23. 
58. 117. 120. 153. 232, 277. 308 (Zu- 
nahme d. Schschärfe), 357. 398. 460. 


466. 548. 593. 594. — Sehleistung bei 
— 244. — subconjunctiv. Sublimatinject. 
bei Veränderungen durch — 451. 476. 
— Convexglaser bei — 155. — Patho- 
genese u. Theorie 270. 451. 496. 526. — 
Statistik 485. 501. — Verordnungen bei 
— 443. — durch Trauma 577. — Schul- 
—, Heilung 573. — Literatur 593. 594. 
Myxosarcom des Opticus 16. 


Nachbilder 592. ` 

Nachruf auf Hulke 94, Waldau 95, de 
Leuw 128, Nagel 283, Rydel 285, 
Schimmelbusch 285, Inouye 286, Makla- 
koff 351, Williams 468. 

Nachstar s. Catar. secund. 

Nachtblindheit s. Hemeralopie. `- 

Nagel, Nachruf 283. 

Naharbeit, Augenschutz bei abendlicher 
— 543. 

Naphta-Producte zur Desinfection 507. 

Narben um den Mund, bei hereditärer 
Lues 522. 

Narbenkeloid der Cornea 396. 

Narcose 60. 

Nase, Mitbewegung zwischen Auge u. — 
528. 

Nasenerkrankungen u. Auge 155. 173. 
504. 523. — u. Myopie 414. — u. Neu- 
ritis 468. — lritis bei — 458. 571. 

Nebenhohlen «s. a. Nasenerkrankungen, 

J. Highmorshóhle, Sinus ethmoidalis, fron- 
talis u. dgl. — Eiterungen des Auges u. 
der Orbita nach Erkrankungen der — 
173. 313. 455. — Literatur 597. 599. 

Nephritis, Augensymptome bei — 563, 
— s. & Retin. album. und Urämie. 

Nerven - Erkraukungen, neue Theorie 
einiger — 31. — Atlas der — -Gebiete 
38. 499. — Endigungen in der Con). u. 
Cornea 533. — des Augenlides 175. 396. 
— der Chorioidea 315. — Hirn- — bei 
cerebraler Kinderlähmung 556. — Fasern, 
markhaltige, s. markh. —  Geschwulst 
der Orbita aus — -Fasern 469. — ex- 
perimentelle Embolien am Central- — 
‘System 479. — Literatur 596. 

Nervus opticus s. Opticus. 

Netzhaut s. Retina 

Neugeborenen, Thränendrüse des — 30. 
— Sehvermógen der — 400. 500. — 
Augeneiterung s. Blennorrh. — Dacryo- 
cystitis der — 489. 

Neurasthenie, Wichtigkeit d. Refractions- 
correction bei — 405. 

Neurectomia optica, Heilungsvorgänge 
bei der — 190. 

Neuritis optica, Antipyrin bei — 477. 
— Pathologie 22. — nach Caustik der 
Nase 468. — während der Lactation 124. 
— syphilitica, zeitlicher Verlauf 358.* 
— durch Abscess der Keilbeinzellen 13. 
— Hypermetropum 542, 593. — neue 


Sachregister. 


XVII 


Theorie 31. — nach Ozaena 155. — | Ophthalmoskopische(s) Beobachtungs- 


durch Gonorrhoe 542. — zweiter Anfall 


von — nach neurit. Atrophie 439. 463. ` 


— bei Retinitis pigmentosa 475. — 
recidivirend 478. — saturnina 480. — 
s. a. Perineuritis. — s. a. Stauungspapille 
— hereditaria, s. Hered. — retrobulbaris, 
s. retrob. — s. a. Opticus, Atrophie. 
Neuroepithelioma retinae 397. 
Neuroglia der Retina 583. 
Neuroparalytische Augenentzündung s. 
Keratitis neurop. 
Neuroretinitis, hämorrhagia 554 (durch 
Trauma). 
Neuro: traumatische, Gesichtsfeld bei 
— 8. d. 
Nieren s. Nephritis u. Retin. album. 
Nosophen 504. 


Nystagmus, künstlich erzeugt bei Taub- | 


stammen 221. 596. — hereditär, mit 
Kopfbewegungen 403. 463. 580. — seltene 
Form 417. 419. — hereditär 449. 462. 


Oberkieferhöhle s. Highm. 


| 


| 


i 
| 
! 





Obliquus inferior, isolirte Lähmung 152. | 


— Musculi obliqui bei Astigmatisinus 
593. 594. 

Occipitallappen, Geschwulst im — 53. 

Oculist, indischer, Intrumente eines — 
415. 

Oculomotorius, Parese bei Herpes zoster 
frontalis 138.* — Parese durch Schrot- 
korn 157. — Lage u. Function der Zell- 
gruppen des — 369. — recidivirende 
Lähmung 420. 553. 597. — Lähmung 
nach Pneumonie 467. — Lähmung bei 


einem 4jàhrigen nach Masern, Heilung | 


448. 580. — Wurzelgebiete des — 570. 


Oedem, angioneurvtisches, der Bindehaut | 


465. 
Ohr, Physiologie des — -Labyrinths 221. 
Operationen s. Instrumente a) u. Augen- 


nn 
Ophthalmia suppurativa, nach Discision 
17; nach Pneumonie 571. — metastatica 


s. Metast. — hepatica 219, 394. 441. — 

nodosa, durch Raupenhaare 30. 413. 539. 

567. — purulenta s. Blennorrh. 
Ophthalmologie s Augenheilkunde. 
Ophthalmologische Casuistik 188. 459. 


| 


feld, Grösse des — 126. 157. — Prüfung 
im umgekehrten Bilde bei starker Myopie 
450. 
Ophthalmostatometrie 158. 371. 
Ophthalmotherapie s. Augenheilk. 
hthalmotomia posterior bei Netz- 
autablösung 480. 

Ophthalmotonometer s. Instrumente b). 

Ophthalmotonometrische Studie 243. 

Ophthalmotrop 190. 

Opticus, Atrophie des — 609. 610. — 
zweiter Anfall von Papillitis bei — 439. 
463. — Schwund markhaltiger Sehnen- 
fasern der Retina bei — 247. — neu- 
ritische, bei Mutter u. Kind 363. — 
zeitlicher Verlauf der syphilitischen — 
358.* — nach Herzverletzung 448. 575. 
580. — in Indien 39. — nervöse Trans- 
fusion bei — 584. — nach Empyem der 
Highmorshóhle 453. — bei Tabes s. d. 
— nach Influenza 575. 


Opticus 475. 609. 610. — Geschwulst 


des — 16. 188. — Colobom 458. 476. 
— Retina nach Durchschneidung des — 
583. — Eintrittsstelle 249. — Excavation 
des — 58. — Fibrosarcom des — 849. 
439. — Lähmung durch Schädelcontusion 
443. — bei Siluroiden u. Aconthopoiden 
352. — Resection bei symp. Ophthalmie 
311. 608. — Verletzung des — 502. — 
Spinnenzellen des — +90. — Kreuzung 
der — -Fasern im Chiasma 389. 567. — 
s. a. Papille. 

Optik, physiologische 11. 147. 213. 592. 
— 114. 452. 460. 

Optische(s) motorisches Feld 49. 
Aphasie 568. — Phänomene bei electr. 
Reizung 588. 

Optometer s. Instrumente b). 

Optometrie, durch die subjective Methode 
403. 464. — 497. 


' Optotypi s. Sebproben. 


411. — Ethymologie 459. — Studien ` 


223. 458. — Arbciten von Thomas Young 
315. 

Ophthalmometer s. Instrumente b). 

Ophthalmometrie 571. 

Ophthalmophorometer 396. 

Ophthalmoplegie s. Augenmuskelläh- 
mung. 

Ophthalmoskop s. Instrumente b) u. 
Augenspiegel. 

Opthalmoskopie, Lehrbuch 231. 571. 
— Cornealreflex bei der — 420. — Lupen- 
spiegel 476. 


Ora serrata, Functionskrankheiten 376. 
Orbita 597. — Abscess, Cellulitis s. u. 
Phlegm. — Angioma cysticum der — 
451. — Cavernom der — 147. — Cysti- 
cereus 546. — Cyste der — 562. — 
Geschwiilste der —, Diagnose 407. — 
pseudo-maligne Geschwülste der — 409. 
455. 519. —  beiders. seltene luctische 
Atfection 298. — Endotheliom 456 457. 
— Epitheliom der — 16. — (tumma der 
— 153 (doppelseitig). 350. 422. 501. — 
Fractur, besondere 437. — Freilegung 
der — -Höhle, temporäre 255 (zur Ent- 
fernung von Geschwiilsten). — Gliom 
der —, angeboren 456. — Fremdkörper 
in der — 16. 534 (Gewehrstift). 5:34 
(Fischschnabel), 585 (Astigmatisinus bei 
—). — Hydatidencyste 116. 156 (reeidiv.) 
Muskel- u. Nervengeschwulst, an- 
“ geboren 469. — Lipom 232. — Lymphom, 
syınmetr. 245. 456 (imalign.). — i,ymph- 
I 


XVIII 


angiom 468. — Osteom der — 14. 533. | 
546. — pulsirender Tumor 599. — Psam- 

mom der — 255. — Phlegmone 116. ' 
154 u. 453 (nach Empyem d. un 
Highm.); 178. 813. 455. 599 (durch 

Nebenhóhlenerkrankungen); 255 (Differ.- 
Diagnose); 410 (nach Zahnabscess); 438 
(durch Phosphornecrose); 452 (nach In- 
fluenza); 471 (von den Ethmoidalzellen 
her). 598. — Sarcom der — 62. 255. — | 
Schleimcysten u. Gefässgeschwülste der | 
— 309. — Instrament zur Bestimmung 

des — -Inhaltes 575. | 


Osmotischer Druck brechender Medien 


592. | 


Osteom der Orbita 14. 533. 546. — der | 


Conjunctiva 117. 446 u. 579 (subcon- 
junctival). — des Sinus frontalis 454. 
Oxydation von Fremdkörpern im Auge | 
502. 

Ozaena s. Nasenerkrankungen. | 





Palpebrae s. Lid. | 
Pannus, Heiluug des trachomatósen u. . 
scrophulösen — durch Lidlockerung 506. 
568. — Behandlung mit Tannin-Glycerin | 
571. | 
Panophthalmie, Bacillen 266. 476. — 
nach Discision 17. — durch Nebenhóhlen- | 
erkrankungen 455. — bei Leucoma ad- , 
hürens 515. à; 
Papel s. Syphilis. | 
Papille, gummöse Neubildung auf der — 
310. 428. — Geschwulst der — 477. 610. 
— s. a. Opticus. 
Papillitis s. Stauuogspapille u. Neuritis. 


‚Paquelin’scher Thermocauter 119. 
Parallax test zum Nachweis der Hetero- 


phorie 439. 
Paralysis spinalis syphilitica 522, 


Parasiten am Aure 612. 613. — s8. A 


Cysticercus, Filaria, Hydatiden, Band- 
würmer, Botriocephalus, Pediculi, Dipte- , 
ren, Würmer. 


Pathologie s. Anatomie. | 


Pediculi capitis als Ursache von Augen- . 
entzündungen 296.* — pubis an den 
Lidern 576. | 


Sachregister. 


Physiologie 584. 591 u. 592 (Literatur). 
— des Auges 390. 392. 547. — Doppel- 
empfindungen 383. — des Ohrlabyrinths 
221. — der Retina 254. 272. 436. 
s. a. Optik, physiolog. — der Pupillen- 
weite 242. — phys. Beobachtungen 350. 

des Trigeminus 546. 560. 

Pigment in der Conjunctiva der Malayer 
64. — Adenom der Bindehaut 303. — 
Degeneration, angeborene 375. — in der 
Linse 414. — in der Netzhaut, angeboren 
414. — Sarcom s. d. — Entfárbung des 
— jn mikroskopischen Schnitten 491. — 
ophthalmoskopische Unterscheidung des 
retinalen u. chorioidalen — 584. 

Pincenez s. Instrumente b). 

Pincette zum Ectropioniren 59. 

Plastik s. Kerato- —. — s.a. En- u. 
Ectropium, Blepharo- —. — s. a. Trans- 
plantation. — des leeren Conjunctival- 
sackes 601. 

Pinguecula 601. 

Pneumonie, Abducenzlähmung bei — 9. 
— Coccus am Auge 436. 452. 571. — 
Oculomotoriuslähmung bei — 467. 

Pocken s. Variola. 

Polycorie 14. 

Presbyopie, Correction der — 451. 456. 
477. 

Prismen, praktische Verschreibung 251. 
— und erheuchelte einseitige Blindheit 
348, 550. 

Probebuchstaben s. Sehproben. 

Probirbrillen s. Instrumente b). 

Psammom des Hinterhauptslappens 53. 
— der Orbita 255. 

Pseudogliom der Netzhaut 189. 
maligne Geschwülste der Orbita 409. 
455. 579. | 

Pterygium,  Aetiologie 120. 582. — 
Operation 147. 516. — natürliche Heilung 
461. — 521. 

Ptosis congenita beiders. 188. 476. 595. 
— links bei Erweichung d. rechten Gyrus 
angularis 556. — beiders. u. Convergenz- 
làhmung 420. — Operation 458. — con- 
genita, abnorme Mitbewegungen 464. — 
— cong., einseitig 516. 

Pulver-Kórner, Entfernung aus der Horn- 


Pemphigus conjunctivae 153. 250. 403. | haut 460. — -Verletzungen des Auges 
601. 541. 

Perimeter, Bestimmung des Winkels a Punkte, die hellleuchtenden, springenden 
am — 125. 154. 


Perineuritis optica durch Gicht 457, ' 
nach Influenza 575. 

Perniciöse Anämie s. Anämie. | 

Persien, Augenleiden in — 457. 


Pupille 606. — Bildung, künstliche 452. 
— Differenz, obne Nerven- und Augen- 
leiden 606. — Dilatator pupillae 453. — 
Fasern, centripetale 375. — nach Cataract- 


Petroleum- Licht, -Helligkeit 543. — extraction 462. — Function der centri- 
rohes, gegen Conjunctivitis 600. petalen — -Fasern 19. — einseitige 
Phakoskopie 451. 573. Sphincterlähmung 390. — Erweiterung 


Phlegmone der Orbita, s. d. 
Phosphornekrose 438. 
Photophobie s. Lichtscheu. 
Phthiriasis s. Pediculi. 


durch Reizung sensibler Nerven 592. — 
Reaction, hemianopische 19. 252; be- 
sondere, bei postneuritischer Opticus- 
atrophie 561, — Starre 487 (anatomische 


Sachregister. 


Grundlage); einseitige, reflectorische 383. 


437. 616. — Verschluss, angeboren 254. 
— Verengerung 66.* — Sympatbicus u. 
— 587. — Weite, Physiologie der — 242. 
— Polycorie 14. — Corectopie 216. 
Pupillo-Meter 396. — -Statometer 396. 
Pyümie, metastatische Chorioiditis bei — 
419. 504. 
Pyoctanin gegen Blepharitis 573. 
Pyonin 590. 


Quecksilber- Oxycyanid 96. 119. 126. 
520(subconjunct.). 546 (bei Blenn. neonat.). 
— s. a. Subconjunctivale Sublimatinjec- 
tionen. — Curven, Werth verschiedener 
— 580. — bei spätluetischen Augen- 
affectionen 576. 


Rachenerkrankungen s. Nasenerkran- 
kungen. 

Radfahren, Hornhauttrübung beim — 575. 

Raupenhaare als Entzündungsursache 
80. 251. 413. 539. 567. 

Rectus, internus, Láhmung 420. — supe- 
rior, Lähmung 596. 

Refraction, neue Bestimmungsmethode 
151. — Bestimmung 403. 464 (subjective). 
474 (objective). 571. 575. — u. Accommo- 
dationsbreite 449. — und Balance der 
Augenmuskeln 594. — der Hornhaut 
490. — bei Chorioiditis serosa 585. — 
Anomalien 593. — s. a. Anisometropie, 
Ametropie, Astigmatismus etc., Brech- 
kraft. — Literatur 593. 

Reizzustand des Auges 66." 

Retina, Ablösung der — 609. 610. — 
Aetiologie 154. 458 (bei einem Kinde, 
durch Keuchhusten?). 610. — Spontan- 
heilung 610. — Behandlung 15. 176 u. 

- 209 (neue) 818. 418 (operativ). 480 
(Ophthalmotomie). 575. 577. 581. — Hei- 
lung der kurzsichtigen — 17. 


Retina 609. 610. — s. a. Maculo. — 
Energieumsatz in der — 254. — der 
Wirbelthiere 42. — Anatomie u. Histo- 
logie, 8. Anatomie. — angeborene Pig- 


meptirang 414. — Bindegewebsbildung 
in der — 57. — Fernrohr 437. — Colohom 
475. — Bilder, ihre Grösse bei Emme- 
tropie und corrigirter Ametropie 456. — 
Cysten der— 610. — Gliosarcom 126.397. 
415. 548. — Pseudogliom 189. — Im- 
prägnation mit Kupfer 1.* — Verände- 
rungen bei Infectionskrankheiten 526. — 
Blutung, s. d. — Degeneration der Arte- 
rien der — bei Acromegalie 414. — 


EE 


Ischämie der — nach Herzverletzung 448. | 


575. 580. — markhaltige Nervenfasern 
der —, 8. d. — galvanische Vorgänge in 
der — 502. — Spinnenzellen der — 190. 
— nach Opticusdurchschneidung 583. 
— Neuroglia der — 583. — Farbenreac- 


XIX 


tion der belichteten und unbelichteten — 
242. — Function der — 592. — Gefäss- 
schatten 249. — Hyperästhesie 514 (ein- 
seitige, nach Trauma). — percipirende 
Schicht der — 272. — Ruptur der Lymph- 
scheide einer Vene der — 16. — Strärge 
der — 375. — Functionskrankheiten des 
Ciliartheiles der — 376. —. eigenthüm- 
liche, streifige Pigmentirung 440. — sym- 
re Zusammenhang zwischen den 
etzhäuten eines Augenpaares 498. 

Retinitis 609. 610. — albuminurica 39. 
239. 554 (gravidarum); 151 (Lebensdauer 
bei —); 456 (Anatomie der Macula bei —); 
549. — s. 8. Nephritis. — bei Scorbut 
und Lebercirrhose 541. — circinata 14. 
417.419. — diabetica 438, s. a. Diabet. 
— Retino- Choroideal- Degeneration 375. 
— pigmentosa 459 (in Heilung durch Hg). 
475 (Neuritis bei —) 609. — proliferans 
57. 381. 414. 476. — punetata albescens 
251. — striata 438. — bei angeborener 
Lues 233. 305. 343. 608. — bei sym- 
pathischer Ophthalmie 82. — s. a. Chorio-, 
s. a. Neuro-. 

Retrobulbire(r) Neuritis 168* (heredi- 
taria). 420 (durch Tabak). 547 (Erblindg., 
Heilg.). — Geschwülste, Entfernung 255. 
— Abscess, endocranieller nach — 616. 

Rhachitis, Cataract bei — 604. 

Rhinalgin gegen Dacryocystitis 228.* 

Riesenzellen um Fremdkörper 397. 

Rothe Strahlen, Durchlässigkeit der 
Augenmedien für — 547. 

Rothsehen s. Erythropsie. 

Ruptur der Lymphscheide einer Retinal- 
vene 16. — s. a. Verletzungen. 

Russland, die Blinden in — 321.* 587. 

Rydel, Nachruf 285. 


Salben s. Augensalben. 

Salicylsáure gegen Basedow'sche Krank- 
heit 157. 

Sarcom, cystisches des Ciliarkörpers 414. 
— der Chorioidea 247. 403. 436 (Cireu- 
lation u. Augendruck bei —). 450 (endo- 
theliales). 464. — der Hirnhemisphäre 
117. — praecorneales 517. — melanoti- 
sches, desCiliarkörpers 6. 476. 13 (seltenes 
intraoculares). 16 (des Lides). 247. 476 
(der Iris). 348 (der Corneoscleralgrenze). 
— des Opticus 188. — der Iris 414. — 
der Orbita 62. 255. — der Sch- u. Vier- 
hügel 565. — der Thrünendrüse 287. 348. 
— des Uvealtractus 364. — 8. a. Myxo-, 
Glio-, Fibro-. 

Schädelcontusion, 
dureh — 443. 460. 

Sehüdelfraetur, Hemianopsia bitempo- 


Sehnervenlähmung 


ralis durch — 19. — Abdueenslahmung 
durch — 556. 580. — pulsirender Ex- 
ophthalmus durch — 382. 


Scharlach, Lidabscess bei — 555. 
dh 


XX Sachregister. 


Scheiner’s Versuch 455. | streuungskreisen 245. — der Neugebore- 

Scheuklappenkrankheit s. Hemian- | nen 50. 400. , 
opie, bitemporale.  Sehhügel s. Thalamus opticus. 

Schichtstar s. Catar. zonul. : Sehkraft und Berufswahl 319. 


Schielen, mit ungewöhnlicher Diplopie | Sehleistung bei Myopie 244. 

16. — Behandlung 280. 549. — Erfolge | Sehnerv s. Opticus. 

der Operation 188. 453. 596. — binocu- : Sehproben, s. Instrumente b. — Einfluss 

lares Sehen 350. 481 (besonderer Fall). verschiedener — s. Sehprüfung. 

— Vorlagerung 125. 461. 536. — Am- | Sehprüfung 28. — periodische — in 

blyopie beim — 255. — Messung des — | Schulen 12. — der Verkehrsbeamten 405. 

396. — Ursache des concomitirenden ^ 412.555. — Einfluss der Probebuchstaben 

596. — verticales — 441. 448. 519. — | auf die — 277. 586. 587. 

Literatur 596. , Sehpurpur, Erkennbarkeit des — von 
Schimmelbusch, Nachruf 285. Abramis Brama mit dem Augenspiegel 
. Schleimcysten der Orbita 309. | 500. — in der Wirbeltbierreihe 591. 
Schlemm’scher Sinus 273. 274. Sehschärfe im Alter 520. — Abhängig- 
Schlummerzellen in der Hornhaut 150. keit der — von der Helligkeit 445. — 
Schmerzsinn der Cornea u. Conjunctiva . periodische Prüfungen der — in Schulen 

392. 12. 544 (England). — Verbesserung durch 
Schnee, Blutflecken auf — -Flecken 148. Hornhautfarbung 10. — fiir Militarschiler 


Schnupfen der Kinder 504. 459. 544. — für die Marine 459. — im 
Schreiben, Haltung der Kinder beim — Eisenbahndienst s. d. 
543. Sehschwäche s. Amblyopie. 


Schule(n) — Trachum in — 544. — Seh- Sehsphäre, Entwickelung der — 500. 
schärfe englischer Schüler 544. — Hei- Sehstörungen bei Gehirnerkrankungen 
lung der — -Kurzsichtigkeit 573. — perio- 352. — Combination organischer und 
dische Prüfungen der Sehschärfe in — 12. hysterischer — 564. — durch Lichtzer- 


Schussverletzungen s. Verletzungen. ^ streuung 294.* 
Schutz — vor Verletzungen 126. — Brillen, Sehvermogen, Verlust des —, Begut- 
s. Instrumente b). achtung 524. — Erhaltung des — bei 
Schutzverband 119. Schülern 544. 
Schwangerschaft, Retinitis albuwinu- Sensibilitäts- Störungen am Auge bei 
rica in der — 39. 239. 554. Tabes 485. — der Conjunctiva u. Cornea 
Schwindel durch Gleichgewichtsstórun- ^ 392. 498. 565. 
gen der äusseren Augenmuskeln 452. Septische Erkrankungen s. Metastatische 
Sclera 604. — Fremdkörper in der — Ophthalmie. 


604. — Gumma der — 59. 521. — Hei- Siebbein- Zellen s. Sinus ethm. 
lung perforirender Wunden der — 604. Sideroskop 23. 383. 441. 
— Sclerocornealgrenze s. Cornea, Limbus, Siluroiden, Sehnerv bei — 352. 585. 


— doppeltes der Chorioidea (?) 439. — Hydrops des — frontalis 501. 
Serophulóse Ophthalmie, Aetiologie296.* , Skiaskop s. Instrumente b. 

— Behandlung 482. 506 (Lidlockerung). | Skiaskopie 474. 540. 571. 581. 589. 590. 

563. , Sonnenfinsterniss — Scotom durch Be- 
Seborrhoe der Lider 512. traehten einer — 438 (u. Hemianopsie). 


Scleritis 564. 604. Simulation, u. Prismen 348. 550. — Ge- 

Selerodermie der Lider 575. .  Siehtsfeld bei — 558. 

Selerotico -Keratitis rheumatica 18. Simultaner Helligkeitscontrast 213. . 

Sclerose der Hornhaut 318. — der Arte- Sinnessphären, Entwickelung der — 
rien 8. Gefásse. 500. 

Sclerotomie 448 u. 575 (hintere). 450 , Sinus frontalis u. ethmoidalis, Freilegung, 
(innere). | temporäre 255. — Empyem der — 255. 

Scopolaminum hydrobromicum 123. 252. , 313. 471. 558 (froutalis). 598. — Aneu- 
287. 536. 585. — Glaucom nach — 153. | rysına der Carotis im — cavernosus 448. 
— bei plastiseher Iritis 421. 554. 550. — maxillaris s. Highmors- 

Scorbut, Netzhautveränderungen bei — hóhle, — Carcinom des — sphenoidalis 
541. | 410. 467. — Osteom des — frontalis 454. 

Scotom, nach Sonnenfinsterniss 438. 460. | — Thrombose des — cavernosus 477. 

| 


Secundär-UGlaucom s. d. 460. 
Seelenblindheit 46. 50. Spannungsveründerung des Auges bei 
Seeleute, Schprüfung der — 412. 555. Aderhautsarcom 436. 

560. — Sehschärfe der — 459. Spectral Farbengleichungen 63. 
Sehcentrum, s. a. Vceipitallappen. Sphenoidal-Zell:n-Abscess 13. — Kör- 
Sehen-Leruen eines Blindgeborenen 1585. | — perearcinom, Erblhndung durch — 410. 


— binoculares 350. 354. 421. — inZer. Sphincter iridis, einseitige Lähmung 390. 


Sachregister. 


Sphinctero-tomia anterior 117. 
anterior 118. 

Spinnenzellen im Sehnerv u. in der Re- 
tina 190. 

Squilla mantis, 


—lysis 


Auge von 583. 


Stahl im Auge s. a. Magnet. — 225.* — | 


Localisation 23. 383. 
Staphylokokken-Geschwür der Horn- 
haut 275. 
Staphyloma posticum s. Entstehung 270. 
— verum 892. — Behandlung des tota- 
.len — 484. 602. — der Cornea 571. 
Star s. Cataract. — -Stecher s. Cataract- 
Operation. 
Statistik der Blinden in Russland 321*, 


| 


| 


| 


in Böhmen 523. — des Trachoms 450, | 
8. &. d. — der Cataract-Operation s. d. ` 


— der mit Heilserum behandelten Augen- 
Diphtheriefälle 457, s. a. Diphth. — der 


Kurzsichtigkeit 485. 501. — der Augen- 


verletzungen 161.* 551. i 


Stauungspapille, Theorie 13. 373. 463. | 


492 (Anatomie). — bei otitischer Menin- 
gitis 251. —  Sectionsbefund 463, — 
615. 


Steilschrift während der letzten 5 Jahre ` 


320. — -Vorlagen in Frankreich 543, — 
auf der Naturforscher-Versammlung in 
Wien 544. 
Steinsplitter im Auge 508. 
Stenopáische Brille 589. 


Stereoskopie, monoculäre 320. — Dar- 


stellung st. Bilder 399. 
Stethoskopie, oculare 587. 
Stirnhöhle s. Sinus frontalis. 
Strabismus s. Schielen. 
Streptokokken- Conjunctivitis 316. — 
in der Vorderkammer 526. 


| 
i 


i 


Subconjunctivale(r)Kochsalzinjectionen ` 


92. — Sublimatinjectionen 153. 185. 189. 


250. 256. 267. 276. 380. 440 (Resorption ` 


von —), 449 (starke), 450. 451. u. 476 
(bei Myopie), 475. 520 (Hydr. oxycyan.), 
577. 582. 584. 588. inspritzungen, 
Ausbreitung von — 383. — Abscess, mit 
eigenthümlicher Ursache 567. 
Subjective Gesichtswahrnehmungen s. d. 
Sublimat, subconjunctivale — -Injectionen 
8. subconjunct. — bei Trachom 58. — 
subcutane — -Injectionen 530. 
Suggestion bei Hysteric, in der Augen- 
therapie 319. 484. 
Sycosis 159. 
Symblepharon, Operation 158. 417. 515. 
Sympathicus u. Pupillen 587. 
Sympathischer Zusammenhang zwischen 
den Netzhäuten eines Augenpaares 498. 
Sympathische Ophthalmie 608. — 
Retinitis bei — 80. — Chorioiditis disse- 
minata bei — 251. — nach Cataract- 
extraction 154. 
bei — 311. 608. 


— 


— nach Sarcom der 


XXI 


15. — Heilung 450. 452. — Theorie 190. 
536. 571. — anatom. Befund sympathi- 
sirender Augen 246. 

Synästhesie, visuelle 584. 

Synechien, vordere, Durchtrennung 117. 
606. — angeboren 414. 

Syphilis, Augenerkrankung durch — 45. 
222 (tertiäre). 223 (hereditäre). 457. 521 
(Gefässveränderungen). 576. 614.— Kera- 
titis parenchymatosa bei — s. d. — Be- 
handlung s. Quecksilber. — zeitlicher 
Verlauf der Sehnervenerkrankungen bei 
— 358.* — Autoinfection 379. — Kerato- 
mykose bei hereditärer — 478. — Netz- 
hautentzündung bei angeborener — 233. 
305. 843. 508. —  Augenaffectionen bei 
Gehirn- — 438. — seltene Affection beider 
Augenhóhlen 298. — Papel der Conjune- 
tiva 507. 521 (und Lider). 566. 578. — 
Gumma der Sclera 59. 521; der Orbita 
153 (doppelseitig). 350. 422. 501; der 
Basis cranii am Chiasma 265; am Seh- 
nerveneintritt 310. 423; des Ciliarkörpers 
393; der mittleren Schädelgrube u. des 
Gehirns 422; der Chorioidea 423; des 
Chiasma 511. —  Primáraffect an den 
Lidern u. der Bindehaut 379. 413. 502. 
— hochgradige Verwüstung durch — 150. 
Symptom der hereditären 522. — Para- 
lysis spinalis durch — 522, — s. auch 
lritis, Chorioiditis. 

Syringomyelie, Augenveründerungen bei 

576. 


Tabakamblyopie 420. 611. 

Tabes dorsalis, neue Theorie 31. — la- 
tente Angenmuskelstórungen bei — 191. 
— Opticusatrophie bei — 247. 858* (sy- 
PR: 569. — Sensibilitätsstörungen 

es Auges bei — 485. — periphere Läh- 
mung bei — 522. 

Tätowirung der Hornhaut, zur Verbes- 
serung der Sehschürfe 10. — besondere 
Methode 31. 147. 423. 


' Tannin-Glycerin gegen Pannus 571. 


Taubstummen, Nystagmus bei — 221. 
596. 

Temperatur des Conjunctivalsackes 503. 

Tension s. Druck; Ophthalmotonometer. 

Teratom der Cornea 396. — rudimentäre 
Augen bei einem — 574. 


, Thalamus opticus, Function des — 


418. — Sarcom des — 565. 


 Thalassotherapie der Augenkrankheiten 


Sehnervenresection ` 


Choriridea 190. — experimentelle Studien . 
390. 400. — ohne durchbohrende Wunde 


587. 
Thermocauter. Paquelin'scher 119. 
Thermometrie, oculare 587. — des 


Bindehautsackes 502. 

Thrinen 66.* — -Secretion bei Morbus 
Basedowii 486. — hysterische Hyper- 
secretion 62. — antiseptische Wirkung 
der — 193.* — häufige Erkrarkungen 
der — -Wege 457. 


xxn 


Thränendrüse beim Neugeborenen 30. 
— Adenom 315. 400 (Fibro-cystic.). — 
Innervation 68.* 127. 129.* 546. 561. — 
— Sarcom 287. 348 (durch Trauma). — 
Trachom der — 157. — Tuberculose der 


— 218. —  Exstirpation der — beim 
Thränenträufeln 596. — traumatischer 
Prolaps der — 448. 581. — Mumps der 


— 501. —- Literatur 595. 596. 
Thränencanal, Spritze für den — 347. 
— Behandlung mit dicken Sonden 460. 
577 (exostot. Verengerungen). — Litera- 
tur 595. 
Thränenröhrchen, Actinomyces im — 
251. — Schlitzung der — 461. 
Thränensack, chronische Entzündung 
des —, Behandlung 119. — Entzündung, 
Behandlung mit Rhinalgin 228*, mit 
Formaldehyd 320 u. 595, mit Jodinjec- 
tionen 581, mit Trichloressigsäure 532. 


— Exstirpation 422. — Fistel 439 u. 
466 (angeboren), 458. — Carcinom des 
— 596. — Verödung 436. — Entzün- 


dung bei Neugeborenen 489. — Eiterung, 
. bei Cataractextraction s. d. — Pseudo- 
diphtheriebacillus bei — -Eiterung 911. 
— Literatur 595. 
Thrombose des Sinus cavernosus 477. 
Thyreoidismus 487. 
Tonometrie s. Ophthalmotonom. 
Trachom 600. 601. Aetiologie 249. 
549. — Electrolyse bei — 222. — Hi- 
stologie 14. — u. Folliculosa 496. 526. 


| 





— mechanische Behandlung u. Sublimat | 


479. 599. — Bacteriologie u. patholo- 
gische Anatomie 526. — Rollpincette bei 
— 496. — in Schulen 544. — verglei- 
chende Wirkung des Sublimates, Jod- 
quecksilbers u. Kupfersulfats bei — 58. 
— Keratitis, Behandlung 506. 563. 571 
(Tannin). — Xerophthalmus bei — 379. 
— in Russland, s. Fliegende Colonnen. 
— der Thränendrüse 157. — in der 
Vendee 576. — Statistik 450. 

Transfusion, nervöse, bei OUpticusatro- 
phie 584. 

Transplantation von Cutis bei Sym- 
blepharon 158. 515. — s. a. Blepharo- 
E En- u. Ectropion, Trichiasis, 

\eratoplastik. 

Trauma s. Verletzungen. 

Traumatische Neurose, 8. d. 

Trichiasis, Operation 14. 200.* 405. 456. 
459. 464. 466. 525. 595. 

Trichloressigsäure bei Dacryocystoblen- 
norrhoe 582. 

Trichophyticon am Lid 159. 

Tricresol 16, 

Trigeminus-Reflexe 66.” — Physiologie 
des — 546. 560 (nach Entfernung des 
Ganglion Gasseri). — Neuralgie durch 
Oberkieferhóhlenempyem 205. — Anal- 
gesie mit Exophthalmus 417. — Wir- 
kung der — Durchschneidung 538. 


Sachregister. 


Tripper des Auges s. Blenn. 

Tropometer 421. 

Trübungen der Hornhaut s. Cornea. — 
der Linse s. Cataract. des Glaskör- 
pers s. d. 

Tuberculose 614. — des Auges 414 (in 
Heilung), 431. 441 (Häufigkeit u. Patho- 
genese), 505. 540. 577. — der Conjunc- 
tiva 205. 512. 600. — der Cornea 277. 
312. 391. 606. — der Iris 13. 117. 176. 
204. 277. 494. 606. — der Thranendriise 
218. — primäre des Ciliarkörpers 453. 

Typhus, Augenaffectionen nach — 32. — 
metastatische Ophthalmie bei — 316. 


Uebersichtigkeit s. Hypermetropie. 
Ulcus corneae 282. $72. 454 (Anatomie, 
mit Hyp»pyon), 516. 562. — Cauterisa- 
tion bei — serpens 392. — Chlorwasser 
bei — 15. — durch Staphylokokken 275. 
— symmetrisches, beider Augen 415. — 
— Behandlung mit Aetzung der Scleral- 
bindehaut 56; mit Kochsalzinjectionen 
92; mit subconjunctiv. Sublimatinjectio- 
nen 450. 575. 577; mit Bleilösung 548. 
— infectidses, Actiologie, Behandlung 
450. — hydraulische Curettage des — 450. 
Umschläge, kalte u. warme 502. 
Unfallsbeschädigungen der Augen, Be- 
gutachtung 53. 92. 121. 349. 398 (Läh- 
mang), 443. 550. — Gesichtsfeld bei — 


Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde 
89. 147. 

Universitäten, Heilanstalten an den — 
s. Berichte. 

Untersuchungsmethode des accommo- 
dirten Auges 491. 

Urämie u. Hemianopsie 566. 

Uterus, Iridochorioiditis septica nach —- 
Blutung 155. 

Uveal-Tractus, Sarcom des — 364. 

Uveitis sympathica s. Sympath. Ophth. 


Vaccine, Erkrankung des Auges 83. 159. 
502. — Blepharitis 412. 493. 

Vanille, Augenstörungen durch — 452. 

Variola der Bindehaut 311. — Parasiten 
515. 

Vasoskopie 474. 

Venen s. Gefáss-. 

Verblutung aus der Lidbindehaut 531. 

Verbrecher, Auge der — 516. 

Verbrennung der Cornea 571. — durch 
Ammoniak 613. 

Verletzungen 222. 398. 571. 574. 612, 
613. — Infectionsgefahr penetrirender — 
380. — Aniridie durch — 188. — Be- 
gutachtung s. Unfallbeschádigungen. — 
bei den einzelnen Berufen s. d. — Er- 
blindung durch — 254. — interessante 
— 613. — Gefährdung des linken und 


Sachregister. 


rechten Auges 161.* — durch Glassplitter 
217. — durch Schläfenschuss 612. — 
Ophtbalmoplegie durch — 187. 439. — 
der Orbita, besondere 437. — durch 
Schrotkugeln 61. 157. 578. 613. — durch 
Pulver u. Dynamit 8. d. — isolirte, der 
Linsenkapsel 279. — durch Kuhhornstoss 
288. — Myopie u. Zonuladehnung durch 
— 511. — Geschwiilste als Folge von — 
348. — Ruptur der Chorioidea 607. — 
Schutz vor — 126. — einseitige Hyper- 
aesthesia retinae durch — 514. — seltene 
— 160. 534 (der Orbita). 554. — des 
Sehnerven 502. — Schuss- — bei Selbst- 
mordversuch 379. 612. — Desinfection 
von Wunden 150. — der Thränendrüse 
448. — Bacterienresorption frischer — 
264. — s. a. Fremdkörper. 

Verschiebungsprobe zum Nachweis 
der Heterophorie 439. 

Verschiebungstypus des Gesichtsfeldes 
489. 

Vibration, als Massage bei Augenerkran- 
kungen 31. 

Vierhügel, Sarcom der — 565. 

Vocale, Farbenempfindungen beim Hören 
von — 584. 

Vorderkammer u. Schlemm’scher Sinus 
273. 274. — Flüssigkeitswechsel in der 


— 390. — Filaria in der — 457. 604. ` 


— Linsenlaxation in die — 405. — Bil- 
dung der — nach Cataractextraction 451. 


XXIII 


576. — Entwickelung des — -Winkels 
beim Huhn und beim Menschen 453. — 
- Winkel, bei Glaucom 488. — Bedingungen 
zur Vereiterung der — 526. — Fremd- 
kórper, 22 Jahre in der — 532. 
Vorderkapsel s. Linsenkapsel. 
Vorlagerung s. Schiclen. 


Wachsthum des Auges 395. 

Waldau, Nachruf 95. 

Weinen, einscitiges 127. 400. 559. — 
hysterisches 565 576. — Innervation 546. 

Wespenstich, Keratitis nach — 112. 

Williams, Nachruf auf — 468. 

Winkel «, Bestimmung am Perimeter 
125. 

Würmer s. Parasiten. 

Wunden s. Verletzungen. 


Xerophthalmus trachomatosus, opera- 
. tive Behandlung 379. 475. 
Xerosis conjunctivae 219, 599. 


Young, ophthalmologische Arbeiten von — 
315. 


Zahnabscess, Orbitalphlegmone nach — 
410. 

Zerstreuungskreise, Sehen in — 245. 

Zonuladehnung 577. 


Autorenregister. 


* Originalartikel. 


Abadie 450. 456. 576. 577. 
Ahelsdorff 384. 500. 591. 
Abney 593. 

Achenbach 289.* 599. 
Adamiick 22. 32. 380. 
Adelheim 475. 609. 

Adler 160. 494. 501. 
Ahlborg 520. 

Ahlstrom 188, 193.* 606. 
Albertotti 314. 5x6. 
Albrand 564. 

Alexander 45. 521. 

Alfieri 594. 

Alt 466. 467. 468. 469. 593. 
Amblard 595. 

Andeoud 449. 462. 580. 
Andogsky 379. 526. 
Angelucci 582. 

Antonelli 158. 314. 315. 576. 
Armaignac 449. 458. 580. 
Arnfeld 542. 

Ascher 186. 

Aschkinass 547. 

Asmus 23. 383. 441. 
Aswool 611. 

Aubineau 599%, 

Augiéras 459. 

Augstein 353.* 

Aulicke 608. 

Axenfeld, Th. 24. 215. 383. 391. 
Ayres 468. 


Baas 219. 


Bach 26. 115. 221. 275. 372. 380. 334. 390. 


396. 400. 436. 505. 
Baduel 318. 8 
Baer 443. 

Baerri 572. 

Bajardi 453. 

Banister 612. 

Baquis 157. 315. 310. 
Barabaschew 475, 
Barbary 599. 

Barde 586. 

Bardelli 316, 581. 
Barkan 529. 612. 


Barrett 460. 
Bartoschewicz 507. 
Basevi 587. 

Bates 553. 

Batten 414. 419. 
Baudouin 516. 
Bayer 64. 

Bayr 544. 

Beard 280. 
Beaumont 405. 
Beck 547. 

Becker, H. 309. 
Beckmann 547. 
Beclere 487. 

Beer 492. 

Beetz 514. 

Beevor 14. 
Bellarminoff 215. 526. 
Benson 15. 401. 
Bentzen 274. 
Berestneff 266. 
Berger 154. 253. 454. 485. 486. 565. 576. 
Bergmeister 32. 495. 
Bernheimer 570. 
Berry 61. 402. 

Best 216. 

Bevor 414. 
Bickerton 412. 560. 
Bieth 602. 

Bietti 315. 
Birnbacher 6. 96. 242. 
Bishop 504. 

Bistis 531. 

Bitzos 451. 

Black 465. 


| Blessig 350, 422. 2 


Blumenthal 548. 
Bocchi 582. 

Bock 485. 501. 
Bockel 608. 
Boerma 245. 

Bono, de 583. 
Booth 468. 562. 
Borthen 250. 
Bossalino 383. 600. 
Bosse 521. 


Autorenregister. 


Boteler 552. 
Bourgeois 157. 458. 
Bourgon 451. 
Bouvin 586. 

Boyer 452. 

Brand 600. 
Brandenburg 437. 
Braquehaye 156. 
Breda 594. 

Breuer 547. 
Bribosia 458. 456. 
Bronner 15. 117. 
Bruner 596. 

Budin 160. 
Biirstenbinder 277. 606. 609. 
Bull 15. 408. 464. 596. 
Burchardt 540. 
Burnett 16. 537. 
Buschan 486. 
Buxton 544. 
Byerson 511. 


Cabannes 604. 

Cajal 42. 

Calantoni 488. 
Campbell 417. 607. 
Cant 117. 

Cartwright 415. 566. 
Caspar 375. 

Casper 251. 

Castellino 478. 
Cattaneo 582. 594. 
Ceraso 583. 

Cereseto 488. 

Cerillo 604. 

Chabbert 574. 
Chalupecky 480. 
Chambers 515. 
Chauvel 223. 458. 594. 
Chevallereau 576. 577. 
Chibret 127. 157. 577. 
Chodin 57. 

Christen 189. 

Ciaccio 583. 

Cirincione 583. 

Clarke 417. 419. 

Cocks 474. 

Cohen 493. 
Cohn, H. 
Collins 415. 417. 420. 604. 
Colucei 583. 

Coppez 287. 454. 457. 
Coppes fils 456. 578. 
Cramer 189. 514. 

Caapodi 119. 

Cutler 375, 

Czermak 531. 603. 


Dahlfeldt 232. 

Dahms 223. 

Daly 521. 

Daragan 478. 

Darier 155. 880. 451. 573. 575. 577. 
Davis 464. 


107.* 186.” 159. 180. 445. 586. 


i 


- ———— ————— —— ————————————————————————————————— D ——— A ——— € — F— oder 
—————————Á A SSS 


XXV 


| Debagori-Mokriewitsch 58. 
Debono 819. 

Debov 232. 

Demicheri 156. 450. 

Denig 381. 441. 541. 

Derby 470. 510. 562. 
Despagnet 12. 575. 576. 
Deutschmann 125. 176. 185. 209. 
Deyl 352. 585. 

Dianoux 587. 

Dimmer 1883. 

Dodd 14. 117. 414. 438. 
Doehne 596. 

Dolganoff 215. 526. 
Dombrowski 467. 

Domec 594. 

Doyne 414. 

Dracoulidés 459. 586. 
Drake-Brockmann 415. 
Dransart 575. 

Duane 438. 439. 

Dubar 600. 

du Bois-Reymond, Cl. 89. 496. 
du Bois-Reymond, E. 204. 
Dürr 436. 

Dunn 439, 

Duyse, van 458. 456. 457. 574. , 


Eales 462. 

Eaton 522. 

Ebbinghaus 19. 

Edinger 81. 

Edmunds 461. 

Edridge-Green 404. 

Egbert 503. 

Eliasberg 91. 475. 

Elschnig 251. 348. 373. 393. 492. 
Emrys-Jones 534. 
Engel-Reimers 521. 

Épéron 593. 

Erchia, de 583. 

Erdberg, von 232. 

Esberg 848. 

Esson 472. 

Evans 595. 

Eversbusch 600. 615. 
Ewetzky 265. 266. 476. 565. 


Faber 262.* 

Fage 458. 571. 577. 
Falchi 610. 

Faure 574. 

Fay 595. 

Fedorow 476. 

Felice 583. 

Felteau 606. 
Fenoaltez 591. 
Fergus 461. 

Ferri 125. 126. 
Feuer 147. 

Fiala 479. 

Fick, E. 444. 498. 545. 550. 
Fink, E. 504, 

Fink, G. H. 553. 


XXVI 


Finkelstein 588. 

Finlay 439. 

Fischer 415. 

Fischer, E. 30. 

Fleet, van 503. 

Flügge 12. 

Forster 549. 

Fox 481. 511. 

Fränkel 349. 

Francisco 473. 

Franke 185. 400. 559. 604. 

Fridenberg 439. 472. 

Fröhlich 348. 550. 

Fromaget 155. 449. 

Frost 415. 

Fuchs, E. 305. 340. 342. 386. 403. 405. 463. 
419. 490. 

Fuchs, S. 502. 

Fuerstner 398. 570. 

Funk 457. 


Gabriélidés 453. 

Gad 254. 

Galezowski 
576. 577. 

Gallemaerts 546. 573. 

Gallenga 318. 484. 

Galtier 446. 579. 

Ganpillat 606. 

Garbini 583. 

Garmann 596. 

Garnier 58. 

Garrison 281. 

Gasparrini 126. 158. 316. 

Gaudenzi 597. 

Gayet 453. 

Geelmuyden 543. 

Geiger 479. 

Gelpke 337. 

Germann 173. 205. 423. 

Giese 503. 

Gille 611. 

Gillivray 403. 

Gimlette 39. 

Ginsberg 133.* 332.* 

Glas 153. 

Gloor 598. 

Glorieux 556. 

Goerluz 615. 

Goldschmidt 60. 

Goldzieher 1.* 129.* 

Golowin 352. 475. 476. 

Gomez 611. 

Goode 595. 

Gosetti 313. 

Gottberg 379. 612. 

Gotti 584. 

Gould 481. 535. 536. 561. 

Gourlay, de 155. 

Gowers 539. 

Graefe 220. 

Grandelement 458. 

Greeff 42. 190. 231. 350. 397. 

Gressau 61. 


222. 223. 457. 459. 480. 575. 


Autorenregister. 


| Griffith, John 13. 403. 464. 


Groenouw 151. 393. 448. 
Grossmann 254. 287. 530. 595. 
Grosso 484. 

Grész, v. 41. 148. 864. 501. 530. 
Gruber 62. 214. 222. 502. 
Grüning 471. 

Grünwald 400. 

Guaita 159. 314. 581. 584. 607. 
Guende 597. 

Günzburg 477. 

Guerin 452. 

Guibert 448. 576. 580. 

Guillery 191. 436. 

Guilloz 157. 454. 456. 

Gunn 117. 419. 420. 593. 
Gurfinkel 610. 

Gussenbauer 255. 

Gutmann 189. 973. 384. 507. 566. 


Haab 12. 124. 394. 
Haenel 150. 

Hallauer 600. 
Haltenhoff 448. 
Hamilton 534. 
Hamlisch 352. 
Hansell 16. 282. 420. 
Harlan 16. 420. 
Haruisch 502. 

Harris 410. 

Hartridge 117. 419. 
Harvey 439. 

Hasse 38. 499. 
Haushalter 571. 
Heddaeus 19. 349. 550. 
Hegg 596. 

Heiberg 113. 

Heim 518. 


_ Heintz 33.* 


Heinzel 124. 526. 
Helmholtz, von 204. 


' Helmbolts, von 11. 147. 


Hemen 589. 

Henschen 252. 

Hering 63. 

Herrnheiser 270. 349. 588. 

Hertel 311. 

Herter 251. 

Herter, C. A. 556. 

Hess 213. 

Hessberg 18. 

Heuse 18. 503. 

Heyl 16. 

Higgens 417. 

Hilbert 249. 349. 383. 507. 529. 

Hillemanns 222. 

Hippel, A. von 387. 

Hippel, E. von 247. 391. 395. 397. 401. 

Hirsch 478. 

Hirschberg, J. 6. 75.* 80. 86. 89. 233. 294.* 
305. 343. 423. 559. 613. 

Hirschberg, L. 487. 

Hirschfeld 559. 

Hitschmann 487. 493. 


Autorenregister. 


Hobbs 252. 536. 
Hoche 570. 
Höltzke 482. 
Hoesch 533. 
Holden 438. 
Hollgren 600. 
Holmstróm 596. 
Holth 379. 

Hoor 249. 

Hoppe 128. 499. 
Hori 23. 394. 396. 441. 
Horey 610. 

Hosch 519. 520. 
Hotz 593. 
Houdart 459. 610. 
Hüfler 567. 
Hürzeler 124. 
Hummelstein 567. 
Hunter 472. 


Jackson 17. 460. 540. 555. 593. 
Jacobi 516. 

Jacques 454. 
Jaenecke 610. 
Jaesche 384. 421. 
Jansen 568. 
Januszkiewicz 358.* 
Javal 543. 

Jessop 417. 

Jocqs 595. 

Johnson 16. 117. 593. 
Jones 405. 

Jordan 595. 

Joseph 600. 

Ischreyt 321.* 
Issekutz 119. 148. 
Juergensen 204. 
Juhász 148. 

Juler 410. 
Juliusberger 524. 


Kaestner 12. 

Kahle 512. 

Kalt 222. 395. 516. 
Karplus 597. 


Katz 250. 456. 476. 477. 478. 506. 612. 


Kaufmann 319. 

Kayser 605. 

Kazaurow 57. 
Kerschbaumer 615. 

Keyser 481. | 
Kirchstein 30. 

Klein 551. 613. 

Knapp 15. 191. 221. 536. 553. 
Koegel 520. 

Koenig, Arthur 11. 147. 
Koenig, Ed. 575. 576. 577. 
Koenig, W. 553. 556. 568. 
Koenigshöfer 482. 
Koenigstein 501. 

Koettgen 591. 

Koller 282. 

Kollock 16. 

Kopff 459. 


ee 


XXVII 


Kortnew 475. 
Kostenitsch 487. 
Koster 272. 370. $71. 
Krause 546. 560. 
Krienes 444. 
Krisowski 522. 
Krjucow 476. 
Kroschinski 152. 
Kriickmann 392. 
Krückow 252. 
Krüdener 436. 525. 549. 
Kruse 615. 

Kugel 56. 57. 
Kummer 557. 

Kunn 494. 

Kunst 592. 


Lachowicz 380. 

Lagleyze 456. 

Lagrange 157. 452. 453. 456. 556. 
Lamy 556. 


Landau 10. 37. 





eg a m nn, A 


Landolt 453. 454. 

Lang 14. 117. 

Lantsheere, de 541. 

Lapscy 571. 

Laqueur 375. 452. 529. 549. 
Largeau 604. 

Latte 608. 

Lavangna 320. 

Lavigerie 575. 

Lawford 15. 116. 413. 414. 417. 539. 555. 
Lawson 116. 

Leber 274. 389. 390. 396. 
Lecomte 546. 

Lee 403. 

Lefert 232. 

Lefevre 596. 

Lehmann 601. 

Leloir 512. 

Lenoble 601. 

Leroy 63. 

Lessing 520. ` 

Levi 491. 584, 

Lewin 530. 

Liebrecht 251. 219. 527. 605. 
Linde 363. 
Lippay 147. 

Lippincott 536. 

Lodato 584. 

Loewy 551. 

Lojetschnikow 58. 475. 476. 612. 
Lucciola 483. 

Lumbroso 491. 584. 

Lutz 605. 

Luzenko 58. 


Machek 382. 
Mackay 405. 
Mackinlay 14. 
Macleish 515. 
Maddox 460. 
Madhob Mukerji 39. 
Mager 254. 


XXVIII 


Maggio 615. 

Maginelli 597. 

Magnani 320. 

Magnus 53. 89. 99. 121. 413. 
Majmo 581. 

Maklakow 31. 475. 

Malgat 222. 612. 

Maltese 612. 

Mandelstamm 298. 
Mannhardt 44. 
Manz 120..189. 431. 540. 
Marchetti 581. 

Margaritti 508. 

Marlow 593. 

Marple 469. 

Marshall 117. 414. 415. 416. 
Marti 92. 

Martin 445. 605. 

Masselon 155. 576. 

Maude 615. 

May 207. 259. 

Mayer 615. 

Maynard 38. 

Mayweg 586. 

Mazet 596. 

McGillivray 468. 

Medem, von 544. 


Mellinger 189. 250. 256. 383. 485. 


Menge 113. 
Mercanti 489. 

Merz 154. 

Meuss 601. 

Meyer, E. 146. 401. 517. 
Mibelli 159, 

Michel 389. 
Millingen, van 450. 
Minot 12. 

Mirto 584. 

Mitchell 552. 
Moauro 613. 

Moll 66.* 

Mond 615. 

Monreal 547. 

Morax 38. 447. 451. 
Morton 414. 417. 
Motais 575 

Mott 417. 

Moxter 569. 

Müller, F. 50. 
Müller, L. 255. 480. 491. 
Müller-Lyer 592. 


Nagel, W. A. 498. 565. 
Nammack 511 615. 
Natanson 506. 

Nattini 126. 

Nettleship 410. 414. 415. 460. 
Neupauer 119. 

Nicati 156. 416. 
Nieden 161.* 190. 

Niel 603. 

Nietsch 501. 

Nimier 12. 

Nobl 352. 


Autorenregister. 


—. Noischewski 5419. 


Norrie 296.* 
Norton 594. 
Nuel 451. 456. 


Ohlemann 154. 610. 
Oliver 421. 

Ormerod 490. 

Ostwalt 243. 393. 396. 
Ottava 118. 

Ottinger 222. 

Otto 392. 

Ottolenghi 489. 


, Ovio 315. 578. 


Owen 516. 


Pagenstecher 250. 


= Panas 409. 453. 455. 542. 579. 


Pansier 155. 450. 580. 
Pants 224. 

Parent 454. 575. 577. 
Parenteau 575. 

Parinaud 443. 575. 577. 615. 
Parisotti 450. 

Pausier 448. 

Pedrazzoli 601. 

Peretti 19. 

Pergens 158. 452. 594. 613. 
Perles 206, 

Pes 484. 


| Peters 56. 350. 489. 528. 548. 


Pfalz 18. 


 Píngst 318. 613. 


Pfister 504. 

Pfliiger 318. 
Philipps 562. 

Piazza 315. 

Piceoli 596. 

Pick 352. 555. 566. 


" Pietri 589. 


Pincus 246. 

Pipino 511. 

Poljakow 474. 

Pontoppidan 554. 

Pooley 282. 615. 

Popper 61. 

Posey 535. 537. 

Possaner 184. 

Power 401. 

Prentice 251. 453. 592. 615. 
Pressel 499. 

Pretori 213. 

Proben 562. 

Prokopenko 477. 610. 
Protopopoff 587. 

Puccioni 584. 

Puech 575. 

Purtscher 62. 83. 97.* 112. 
Putnam-Jacobi 516. 


Rabinowitsch 475. 
Radswitaky 474. 476. 
Raehlmann 592. 


| Raia 126. 


Rakowicz 251. 615. 
Ramon y Cajal 42. 
Randolph 515. 531. 554. 
Ransom 462. 

Reber 615. 

Recken 229. 

"Reich 59. 
Reinewald 613. 
Reiss 455. 

Rho 584. 

Ribiere 590. 

Richey 16. 

Richter 544. 
Richter, V. 3388. 
Ricker 264. 

Ridley 14. 117. 615. 
Rinaldi 605. 
Rindfleisch 390. 
Ring 517. 

Risley 17. 
Robertson 396. 466. 


Rochon-Duvigneaud 204. 463. 


Rogman 446. 450. 455. 579. 
Rohmer 454. 

Rolland 590. 

Rombolotti 382. 445. 579. 
Rosenmeyer 225.* 
Rosenzweig, von 151. 
Rosmini 126. 

Rothschild, de 578. 

Rourc 448. 578. 

Roy 466. 

Rudnew 477. 

Rudni 600. 

Rudolph 39. 

Russell 404. 463. 615. 
Kychner 151. 


Sachs, H. 46. 
Sachs, M. 152. 
Sachsalber 277. 
Sänger 45. 
Salomonsohn 569. 
Salt 113. 

Salva 599. 

Salzer 218. 396. 
Salzmann 245. 
Samelsohn 564. 
Sandford 13. 
Santarnecchi 450. 
Sarti 488. 585. 
Sattler 55. 387. 
Saunders 613. 
Nauvineau 576. 
Savage 594. 
Sawitsch 476. 
Scarpatetti 565. 
Schaetler 287. 
Schanz 308. 437. 543. 
Schapringer 159. 
Scheffels 17. 
Scheidemann 310. 
Scheier 558. 
Schenk 557. 


Autorenregister. 


mm ee ee — —— 


ke, Tee Eet a Geet Ve 


XXIX 


Scher 58. 

Scherk 573. 

Schimanowsky 474. 
Schimmelbusch 264. 

Schirman 612. 

Schirmer, O. 216. 242. 396. 604. 
Schmeichler 254. 479. l 
Schmidt, E. 288. 
Schmidt-Rimpler 267. 496. 558. 
Schnabel 270. 479. 
Schneideman 462. 

Schöbl 590. 

Schon 376. 

Schramm 491. 

Schreiber 587. 

Schröder, von 58. 175. 422. 
Schubert 320. 

Schule 564. 

Schuleck 89. 117. 118. 120. 147. 148. 149. 
Schulte 153. 

Schulteis 601. 

Schultze 189. 

Schwabe 506. 563. 587. 
Schwarz 395. 612. 

Schweigger 188. 381. 531. 
Schweinitz, G. E. de 16. 439. 463. 509. 554, 
Scott 405. 461. 464. 

Segal, S. L. 471. 

Segall 474. 

Seggel 383, 601. 

Seiderer 517. 

Seifert 504. 

Senger 61. 

Sgrosso 585. 601. 

Sicherer, von 518. 546. 

Siegrist 154, 

Siemsen 551. 618. 

Siklössy jun., von 141. 384. 508. 
Sileock 414. 

Silex 39. 150. 204. 239. 

Silicia 481. 

Simi 585. 

Sinclair 464. 

Singer 479. 

Skeel 516. 

Smale 410. 

Smith, H. M. 513. 

Smith, Priestley 12. 411. 


, Snell 14. 413. 460. 


Snellen 396. 
Sourdille 156. 577. 
Spalding 438. 
Spalitta 592. 


. Spanbock 457. 


Spéville, de 148. 451. 576. 580. 
Spicer 14. 420. 

Stalin 45. 

Stavenhagen 232. 

Steiger 490. 

Steiner 64. 303. 400. 500. 
Steinhaus 457. 

Steinheim 533, 

Stephenson 14. 511. 

Stettler 2171. 


XXX 


Stevens 447. 448. 519. 
Stiel 176. 

Stilling 496. 

Störman 31. 

Stöwer 531. 

Story 461. 466. 
Stricker 608. 
Strzeminski 458. 
Stuelp 369. 382. 440. 
Stuffler 615. 

Sulzer 155. 452. 581. 
Sureau 575. 

Swanzy 401, 407. 
Sym 460. 

Szili 502. 


Tarnowski 59. 

Tay 420. 

Taylor, Ch. B. 156. 
Taylor, J. 13. 

Teillais 458. 

Tennant 488. 

Tepljaschin 382. 

Terson 156. 454. 515. 
Theobald 17. 481. 
Theodoroff 257.* 

Thier 200.* 

Thoma 487. . 
Thomalla 228.* 

Thomas 16. 421. 
Thompson 439. 

Thomson 463. 534. 
Thorington 590. 
Tillmanns 232. 
Topolansky 528. 532. 
Trantas 223. 457. 459. 
Triepel 244. 

Trompetter 153. 443. 503. 
Trousseau 446. 451. 613. 
Truc 575. 

Truhart 421. 
Tschemolossow 288. 526. 
Tscherning 497. 
Tschiriew 592. 

Turner 538. 

Tyndall 204. 


Uhthoff 388. 494. 568. 


Vacher 575. 
Valude 155. 448, 451. 499. 575. 577. 580.615. 
Veasey 439. 
Velhagen 190. 
Vernou 599. 
Verrese 599. 
Vialet 576. 

Vian 576. 
Vierling 123. 
Vignes 576. 577. 
Villard 455. 


Autorenregister. 


Viller 571. 
Vincentiis, de 599. 
Voelckers 401. 
Voges 551. 612. 
Vossius 89. 187. 277. 279. 389. 396. 398. 
Vüllers 218. 


Wagenmann 54. 217. 247. 311. 397. 
Wagner 592. 614. 
Walker 414. 606. 
Wallenberg 558. 

Walser 440. 

Walter, O. 153. 224. 381. 
Wanka 482. 

Watson 14. 

Webster 507. 

Wecker, de 155. 449. 450. 575. 
Weeks 386. 471. 
Weinland 592. 

Weiss, L. 59. 189. 204. 222. 395. 615. 
Weiss, M. 447. 

Wenyon 534. 

Westhoff 9. 168.* 

White 17. 

Whitehead 588.. 
Wicherkiewiez 223. 498. 
Widmark 260.* 
Wiedeinann 204. 
Wiegmann 349, 

Wilbrand 45. 443. 
Wilhelm 522. 

Willeth 609. 

Williams 125. 

Wilmer 16. 

Winkler 523. 
Wintersteiner 397. 616. 
Wolff 399. 

Wolffberg 45. 

Wolffs 543. 

Wolfring, von 440. 

Wood, Casey 527. 

Wray 418. 


Yamagiva 150. 


Zehender, von 154. 249. 349. 350. 396. 


' Zeigler 516. 


Zeller 567. 

Zenker 231. 268. 

Zentmayer 421. 535. 

Ziegenhagen 573. 

Ziehl 557. 

Ziem 347, 614. 

Zimmermann, Ch. 154. 438. 439. 536, 571. 
615. 

Zimmermann, W. 312. 392. 594. 

Zirm 89, 418. 

Zossenheim 185. 

Zummo 591. 

Zwinginann 232. 


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Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BERGER in Paris, Prof, 
Dr. BiRNBACHER in Graz, Dr. BraıLev in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bow-Reyuon in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern, 
Dr. GiwsBERG in Berlin, Doc. Dr. GorpziknuER in Budapest, Dr. GonpoN NonnikE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstaonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. KrUckow in Moskau, Dr. Kutur in Berlin, Dr. Lanvav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MicHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Doc. Dr. J. Munk in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESORN in Hamburg, Doc. Dr. PrscHkEL in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. REicH in Charkow, Dr. ScukEg in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Dr. ScHEIDEMANN in Berlin, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 









































J anuar. N eunzehnter d ahrgang. o 1895. 








Inhalt: Originalmittheilungen. Ueber den Fall eines seit 10 Jahren in der Netz- 
haut verweilenden Kupfersplitters, nebst Bemerkungen über Imprägnation der Netzhaut 
mit Kupfer (Chalkosis retinae). Von Dr. W. Goldzieher in Budapest. 

Klinische Beobachtungen. I. Ein Fall von melanotischein Sarcom des Ciliarkór- 
pers, von J. Hirschberg und A. Birnbacher. — II. Abducensparalyse und Pneu- 
monie, von Dr. C. H. A. Westhoff. — III. Hornhantfarbung zur Verbesserung der 
Sehscharfe, von Dr. Otto Landau, Augenarzt in Coblenz a. Rh. 

Neue Bucher. 

Gesellschaftsberichte. 1) The Ophthalmological Society of the United Kingdom. — 
2) American Ophthalmoloyical Society. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Festschrift zur Feier des 50jährigen Jubi- . 
läums des Vereins der Aerzte des Reg.-Bez. Düsseldorf. — 2) Theorie des Farbenschens, 
von H. Ebbinghans. 

Journal - Uebersicht. I. Archiv für Augenheilkunde. XXIX. 2. (Schluss.) — 
IL v. Graefe’s Archiv fiir Ophthalmologie. XL. 3. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1— 6. 








Ueber den Fall eines seit 10 Jahren in der Netzhaut 
verweilenden Kupfersplitters, nebst Bemerkungen über 
Imprägnation der Netzhaut mitKupfer (Chalkosis retinae). 
Von Dr. W. Goldzieher in Budapest. 
Eine Diseussion, die am vorjàhrigen internationalen augenärztlichen 
Congres zu Edinburg anknüpfend an einen Vortrag LrEsER's! (Ueber 
"^ 1 ÜRHENDER'S Mon.-Bl. 1594. Octoberheft, S. 311. 


L4. 095 ass 


Verletzung des Auges durch Fremdkörper aus Kupfer) stattgefunden hat, 
veranlasst mich, einen hóchst merkwürdigen Fall zu publiciren, den ich 
übrigens bereits am 28. April v. J. in der kgl. Gesellschaft der Aerzte zu Buda- 
pest demonstrirt habe,! wo er von zahlreichen Collegen untersucht werden 
konnte. Es ist dies ein Fall, in welchem sich seit ungefähr 10 Jahren ein 
Kupfersplitter in der Retina eingeheilt befindet, dessen Vorhandensein übrigens 
auch ohne Augenspiegel, bei passender Beleuchtung des Auges, wahr- 
genommen werden kann. Ich habe den in Rede stehenden Kranken erst 
in den letzten Tagen vor der Abfassung dieser Zeilen wieder untersucht, 
und festgestellt, dass die am 28. April vorgetragene Beschreibung bis auf 
ganz geringe Modificationen, die ich weiter unten erwähnen werde, voll- 
kommen naturgetreu ist. Der Fall ist folgender: 


Ein 18jàhriger Handelssehüler, Sz.....y aus Kaschau in Oberungarn, 
wurde mir von seinem Director wegen seiner Myopie zur Bestimmung 
eines Glases zugewiesen. Es wurde erhoben, dass das linke Auge eine 
mittlere Myopie mit voller Sehsehürfe besitzt, und sonst durchaus gesund 
ist. Am rechten Auge wird jedoch sofort eine scheibenfórmige, sehr 
zarte, das Gebiet der Pupille einnehmende Trübung der vorderen Linsen- 
kapsel bemerkt, an die sich temporalwärts noch eine kleinere, verwaschene, 
in die vordersten Linsenschichten eindringende Trübung anschliesst. Horn- 
haut und Iris sind vollkommen normal, keine Spur einer hinteren Synechie. 
Zur genauen Feststellung aller Verhältnisse wird die Pupille durch Atropin 
erweitert. Und nun entdeckt der Beobachter, dass, wenn er seitlich vom 
Patienten aufgestellt ist, dessen Auge von einer starken Lichtquelle be- 
leuchtet wird, aus dem Inneren des Auges ein starker metallisch rother 
Reflex hervordringt. Die Untersuchung mit dem Augenspiegel zeigt, 
dass die Linse, abgesehen von der oben erwähnten Trübung, welche nur 
die vordersten Schichten einnimmt, vollkommen durchsichtig ist. Der Glas- 
körper birgt mehrere punktförmige und grössere membranartige schwim- 
'mende Trübungen, trotzdem können alle Details des Augenhintergrundes, 
wenn auch ein wenig verschleiert, wahrgenommen werden. Die Papille 
ist normal, auch zeigen die Netzhautgefüsse keinerlei Abnormitäten. Un- 
gefähr eine halbe Papillenbreite vom temporalen Rande der Papille bis 
über die Maculargrenze hinaus sind jedoch sehr merkwürdige Verände- 
rungen vorhanden. Das genannte Netzhautgebiet ist erfüllt von zahllosen, 
hell-orangegelben oder röthlichen, bei Bewegungen des Spiegels oder des 
Kopfes eigenthümlich schillernden Flecken und Stippchen, welche unter- 
einander durch breite, aber durch Querlinien in einzelne Felder abgetheilte 
Ausläufer communiciren. Um ohne Zeichnung den Befund für jeden Kenner 
kurz und unverkennbar zu charakterisiren, führe ich an, dass er jenen mikro- 


1 Pester med.-chir. Presse. 1894. Nr. 19. 


— m 


skopischen Bildern von Zellennetzen gleicht, wie wir sie nach STRICKER! experi- 
mentell an entzündeten Hornhäuten durch Färbung mit Nitr. arg. herstellen 
können. Die Plaques liegen in den vordersten Netzhautschichten, unter den 
grossen, äusserlich ganz normalen Gefässen, und haben keine Spur von Pig- 
mentbeimischungen, so dass eine Betheiligung der Choroidea nicht anzuneh- 
men ist. Im Mittelpunkte des so veränderten Netzhautgebietes noch etwas 
nasalwärts von der Stelle, die man für die Macula lutea halten muss, 
steckt in schiefer Richtung, durch die Augenhäute gehend, ein feiner läng- 
licher Körper, mit seinem Ende etwas über das Netzhautniveau hervor- 
ragend, von hellstem metallischem kupferrothem Glanze, dessen Reflex sich 
bei Bewegungen des Kopfes und Spiegels fortwährend dreht. Leider stand 
mir kein binoculärer Augenspiegel zur Verfügung, aber durch genaueste 
Untersuchung im aufrechten Bilde konnte festgestellt werden, dass das 
innere freiragende Ende des Splitters von zwei sehr zarten Netzhautfältchen 
mit brauner Pigmentirung eingefasst wird, und dass sein schiefer Verlauf 
gegen die Sclera zu durch die durchscheinende Retina eine Strecke weit 
zu verfolgen ist. 

Da der Eindruck, dass es sich hier um einen in den Augenhäuten 
steckenden Metallsplitter handelt, für jeden Beschauer ein zwingender ist, 
so wird Pat. befragt, ob keine Verletzung des Auges vorhergegangen sei. 
Pat. erzählt nun, dass er vor ungefähr 10 Jahren durch ein explodirendes 
Zündhütchen verletzt worden und auch durch einige Zeit in ärztlicher Be- 
handlung gestanden sei. Das Auge wäre aber bald geheilt, und er habe 
seither keinerlei Beschwerden gehabt, und erfahre erst jetzt, dass sein Auge 
einen Fehler habe. Es wird nun constatirt, dass das Auge trotz der in 
seiner Netzhaut, in der Gegend des directen Sehens befindlichen Ver- 
änderungen eine Sehschärfe von fast ?°/,, besitzt und kleine Druckschrift 
gut lesen kann, bei einer Myopie von ca. 2,0 D. 

Es wurde nun sehr eingehend nach der Eingangspforte des frem- 
den Körpers gesucht, aber weder auf der Cornea noch auf dem Bulbus 
irgend eine narbige Veränderung gefunden, die als solche zu deuten ge- 
wesen wäre. Die feine scheibenfürmige Trübung am vorderen Linsenpol 
und der ihr entsprechende Sitz des fremden Körpers und der durch ihn 
herbeigeführten Veränderungen im Centrum des Augenhintergrundes sprechen 
wohl dafür, dass der verletzende Splitter durch den Mittelpunkt der Horn- 
haut eingedrungen sei und in sagittaler Richtung den Bulbus durchschlagen 
habe. Indessen war in der Hornhaut keine Trübung aufzufinden, so dass 
wir annehmen müssen, dass die minimale Hornhautwunde spurlos vernarbt 
sei. Merkwürdig bleibt es immerhin, dass die Trübung der verletzten Linse 
sich endgiltig nur um den vorderen Pol abgegrenzt hat. Als ich vor Ab- 
fassung dieser Zeilen den Patienten nochmals untersuchte, fand ich den 


ı STRICKER, Vorl. über allg. und exp. Path. 1877, S. 275. 
| j” 


— m 
Befund im Wesentlichen übereinstimmend, nur schien mir die Begrenzung 
der Linsentrübung etwas verwaschener, sie selbst etwas dichter geworden 


zu sein, was übrigens bei erweiterter Pupille die Wahrnehmbarkeit der 
geschilderten Veränderungen nicht wesentlich beeinträchtigte. 


In dem vorliegenden Falle besitzen wir nun ein neues Beispiel für 
die klinische — bei Gelegenheit der eingangs erwähnten Discussion von 
mehreren, wie NoyYEs, Kıpp, E. Mryer bestätigte Erfahrung, dass Kupfer- 
splitter Jahre hindurch ohne stürmische entzündliche Reaction im Inneren 
des Auges verweilen können. LEBER, der die Discussion anregte, meint 
auch, dass von aseptischen Kupfersplittern erzeugte Wunden des Augapfels 
leicht heilten, die Erregung einer sympathischen Entzündung nur von sep- 
tischen Fremdkörpern drohe. Da die Aetiologie der sympathischen Oph- 
thalmie nicht Gegenstand dieser Mittheilung ist, so will ich über diese 
Ansicht, welche von zahlreichen Fachmännern nicht getheilt wird, nicht 
weiter sprechen. Was unseren Fall betrifft, so können wir wohl annehmen, 
dass der in der Retina seit 10 Jahren steckende Kupfersplitter, da er au 
lange Zeit ohne Reizerscheinungen getragen wird, ja, die Function des 
Auges beinahe ungestört geblieben ist, aseptisch in's Augeninnere gelangt 
sel. Indessen so ganz harmlos ist seine Anwesenheit denn doch nicht, wie 
aus dem Vorhandensein von membranösen Trübungen im Glaskörper her- 
vorgeht. Die Möglichkeit ist auch nicht ausgeschlossen, dass der chemische 
Reiz des sich zersetzenden Metallsplitters mit der Zeit zu weiterer fibröser 
Entartung des Glaskörpers und allen Folgezuständen, vor allem zu Netz- 
hautablösung führen könnte. Freilich wird auf diese Möglichkeit hin kein 
Augenarzt ‘die Estraction des fremden Körpers versuchen wollen, darüber 
jedoch, dass ein Auge, das einen Kupfersplitter birgt, in einer ständigen 
Gefahr schwebt, mögen wohl alle Sachverständigen einig sein. 


Im höchsten Grade wichtig und werth der Besprechung sind jene mit 
dom Augenspiegel wahrnehmbaren Veränderungen, welche der Kupfersplitter 
in unserem Falle in seiner Umgebung hervorgebracht hat. Sie bestehen in 
eigenthümlichen, orangegelben, röthlich schillernden und mit einander com- 
municirenden, unbedingt in den vorderen Netzhautschichten liegenden Flecken, 
rings um den Metallsplitter, so dass dieser fast den geometrischen Mittel- 
punkt der so veränderten Netzhautpartie bildet. Der scharfe metallische 
Reflex, der bei erweiterter Pupille nach passender Beleuchtung aus dem 
Inneren des Auges dringt, wird offenbar von dieser, das Centrum des 
Augenhintergrundes einnehmenden Stelle geliefert. Ich kann mir die Sache 
nur so erklären, und ich glaube, dass dagegen ein Widerspruch nicht 
möglich ist, dass es sich hier um eine Imprägnation des Netzhaut- 
gewebes mit Kupfer handelt. Man könnte die Gewebsveränderungen, 
welche diese Imiprägnation in der Netzhaut hervorgebracht hat, nach dem 
Muster der ,,Siderosis bulbi“ mit dem Namen der Chalkusis retinae be- 


cow ad iue 


legen. Ich kann mir absolut sonst keinen krankhaften Zuständ denken, 
der zur Bildung von metallisch reflectirenden Retinalplaques führen kónnte.! 
Ueber die Histologie einer mit Kupfer imprägnirten Retina liegen bisher 
meines Wissens keine Erfahrungen vor, so dass ich über diesen Punkt 
schweigen muss; über die nach Einheilung eines Kupfersplitters in’s Re- 
tinalgewebe möglichen chemischen Vorgänge jedoch sind einige Bemer- 
kungen gestattet, zu welchen ich mich nach Besprechung dieses Themas 
mit Prof. Leo LIEBERMANN ermächtigt fühle. 


Angenommen selbst, es wäre der Kupfersplitter ganz blank in’s Auge 
gekommen, so wäre die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass sich eine 
kleine Kupfermenge gelöst und im umgebenden Gewebe fixirt hätte. Alle 
Gewebsflüssigkeiten, auch der Glaskörper sind kochsalzhaltig, und ver- 
dünnte Kochsalzlösungen greifen metallisches Kupfer an, noch stärker als 
concentrirte. Es entsteht da vielleicht Kupferchlorür, und es giebt kein 
Hinderniss für die Aufnahme dieses leicht löslichen Körpers. Schwieriger 
wäre es, eine Erklärung dafür zu finden, dass die Plaques auch metal- 
lisches Kupfer enthalten, falls der Reflex und die Farbe jener wirklich 
darauf zurückzuführen wären. Man müsste da an einen Reductionsprocess 
denken, den der nie fehlende Zucker des Blutes oder sonst irgend ein 
Stoffwechselproduct der Zellen einleiten könnte. Wer weiss übrigens, ob 
da nicht der Sehpurpur eine Rolle spielt? 


Die Frage, ob es ein Kupferalbuminat gäbe, das metallisch roth 
schimmere, verneint Prof. LIEBERMANN, da ihm ein solches unbekannt sei. © 
Die röthliche Farbe könnte aber von Kupferoxydul herrühren, das auch 
krystallisirt vorkommen und dann auch wohl einen metallähnlichen Glanz 
haben kann. (Man kennt schöne, rothgefärbte Krystalle aus Kupferoxydul.) 
Nehmen wir nun an, es wäre wirklich etwas Kupfer durch Kochsalz als 
Kupferchlorür — also ein Kupferoxydulsalz — gelöst und in der Retina 
deponirt worden, so könnte dort durch das Alkali der Gewebsflüssigkeiten, 
sowie durch Zucker, Kupferoxydul in rothen Krystallen niedergeschlagen 
worden sein. Man erhält ja diese Krystalle, wenn man ein Kupferoxydul- 
salz unter Erwärmen mit Kali und Zuckerlösung versetzt. 


Eine weitere und wahrscheinlichste Möglichkeit besteht darin, dass der 
Kupfersplitter beim Eindringen nicht blank, sondern mit etwas Grünspan 
und andereu Kupfersalzen überzogen gewesen sei, was ja nach einer Ex- 


! Man könnte mir hier erwidern, dass ich ja selbst, fast gleichzeitig mit Macnus 
im J. 1885, einen eigenthümlichen Spiegelbefund publicirt habe, und zwar von einem 
grossen metallisch glänzenden Fleck mit kirschrothem Centrum, der die Gegend 
der Macula lutea einnahm. Hier handelte es sich jedoch um einen angeborenen Zu- 
stand bei einem rhachitischen Kinde, das an Marasmus zu Grunde ging. Der Befund 
ist später von anderen Beobachtern noch einigemale gemacht worden, ohne dass meines 
Wissens bisher eine Erklärung oder mikroskopische Beschreibung geboten wurde. 


E EE 


plosion stets der Fall ist. In diesem Falle wäre das Uebergehen des 
Kupfers in das Gewebe der Retina noch mehr erleichtert, denn es wären 
dann schon fertig gebildete Salze in’s Auge gekommen. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Ein Fall von melanotischem Sarcom des Ciliarkörpers. 
Von J. Hirschberg und A. Birnbacher. 


Bei Ciliarkörpersarcom wird der ciliare Rand der Iris durch Geschwulst- 
masse abgelöst und der entsprechende Theil des Pupillarrandes gestreckt. A. v. 
Graefe und Iwanoff haben je einen Fall der Art abgebildet. (Vgl. Fuchs, 
Sarcom der Aderhaut, S. 12, 1882.) 

Im Jahre 1884 haben wir einen dritten Fall, von einer 57jáhrigen Frau, 
klinisch und anatomisch beschrieben. (Vgl. Centralbl. f. A. 1884. S. 10.) 

Fig. 1 zeigt den klinischen, Fig. 2 den anatomischen Befund dieses Aug- 
apfels. 





Heute sind wir in der Lage einen vierten Fall dieser eigenthümlichen und 
seltenen Geschwulstform zu beschreiben.- 

Anfang Novbr. 1893 kam eine 59jährige sonst gesunde Frau. 

Erst 14 Tage zuvor war der linke Augapfel roth und schmerzhaft ge- 
worden; erst Tags vor ihrem Kommen hatte sie bemerkt, dass die Sehkraft des 
linken Auges fast aufgehoben sei. 

Das rechte Auge ist gesund und sehkráftig. Das linke zählt nur Finger 
auf 3 Fuss und hat starke Gesichtsfeldbeschránkung. Die obere Hälfte des 
Gesichtsfeldes fehlt gänzlich, also ist die untere Hälfte der Netzhaut unempfind- 
lich für Licht. Der linke Augapfel ist geröthet, ringsum die Hornhaut, und 
namentlich die Venen in der Augapfelbindehaut stark erweitert, wie bei Druck- 
steigerung. Die Regenbogenhaut ist unten vom Strahlenkörper abgelöst 
und der untere Rand der Pupille nicht rund, sondern mehr grad- 
linig. Aber diese Ablösung der Iris ist nicht durch Verletzung bedingt, son- 
dern durch eine Geschwulst des Strahlenkórpers und des vorderen Theiles der 


ut A ee 


Aderhaut. Die Neubildung, welche hinter dem durchsichtigen Hormbautfenster 
sehr genau studirt werden kann, ist zur Hälfte ganz dunkelbraun, zur Hälfte 
heller und hierselbst von zwei breiten blutrothen Bändern durchsetzt. Ihre Ober- 
fläche ist i. G. glatt, nur oben mit einer zarten, wie zernagten Vertiefung ver- 
sehen. Hinter der durch 3 kleine Zacken oder. hintere Verwachsungen etwas 
unregelmässigen Pupille erkennt man die trübe Linse und bei seitlicher Be- 
leuchtung die sammtbraune Oberfläche des hinteren Theiles der Neubildung. 
Fig. 3 giebt das klinische Verhalten des Falles nach einer Farbenskizze von 


Hrn. Dr. Scheidemann. Ä 











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Fig. 3. 


Am 11. Novbr. 1893 wurde der linke Augapfel unter Chloroformbetäubung: 
ausgeschält. Es erfolgte reizlose Heilung. Ende 1894 war Frau L. gesund. 

Am 18. Novbr. 1893 wurde der Augapfel in senkrechter Sagittal- Ebene 
durchschnitten und die Diagnose bestätigt. 

Auf einem den Augapfel halbirenden Sagittalschnitte misst die Axe 24 mm. 
Den unteren Theil des Glaskörperraumes nimmt eine Geschwulstmasse ein, welche 
einen dreikantig prismatischen Wulst bildet; dieselbe liegt nach unten der Loder- 
haut vollständig an, nach vorne reicht sie durch Verdrängung des Ciliarkörpers 
und der Linse bis in die vordere Kammer, während die Iris in dem von der 
Geschwulst betroffenen Sector zwischen 'l'umormasse und unterom Linsenrand 
sich iu mehrfach geknickter Bahn hervorschiebt. Nach oben zu reicht die Kante 
des Prisma's bis an das Centrum des Glaskórperraumes; von hier fállt die freie 
Grenze der Geschwulst in flach gekrümmtem Bogen wieder zur Sclera ab. 
(Siehe Fig. 4.) 

Die grösste Ausdehnung der Geschwulst in sagittaler Richtung beträgt 
15 mm, ihre grösste Höhe 13,5 mm. Die Farbe des Tumor an seinem Durch- 
schnitt ist theils eine tieforaunschwarze, theils besonders in seinen vorderen 
Antheilen eine schmutzig graue. Durch stark pigmentirte Septen wird der Ge- 
sammtquerschnitt der Geschwulst in drei kleinere und ein grósseres nach hinten 


uc Ro. eum 


gelegenes Dreieck zerlegt. (Siehe Fig. 4. Von der Kuppe des Tumors zieht 
in Wellenlinien die abgehobene Netzhaut zur Sehnervenscheibe, welche keine 
merkliche Ausbuchtung zeigt. Auch der obere Abschnitt der Retina ist vom 
Aequator bulbi bis nahe an die Sehnervenscheibe hin von ihrer Unterlage ab- 
gehoben, doch dürfte dies nur eine Wirkung der Práparation sein. Die Linse 
ist in ihrem sagittalen Durchmesser vergrössert; durch ‘die andrängenden Ge- 
schwulstmassen sowohl aus ihrer Lage gerückt, nämlich nach oben verschoben, 
in ihrer Aequatorialebene nach hinten um eine horizontale Axe gedreht, als 
‚auch in ihrer Form verändert, indem ihre untere Hälfte durch die anlagernden 
Tumormassen eine Abflachung erlitt. 

Was den histologischen Aufbau der Geschwulst betrifft, so weicht derselbe 
in den oberen und unteren Partien in Nichts wesentlich von der Structur ge- 
mischtzelliger pigmentirter Aderhaut-Sarcome ab. Man findet ein zartes faseriges 
Grundgewebe, in welches Nester dicht gedrangter kleiner protoplasmaarmer Rund- 
zellen mit stark färbbarem Kerne eingelagert sind. Dazwischen ziehen Stränge 
zumeist stark pigmentirter kurzer Spindelzellen. Das Pigment findet sich sowohl 
als grobe Körner im Protoplasma dieser Spindelzellen und unregelmässig ge- 
formter, im Allgemeinen sternförmiger Zellgebilde, als auch in Schollen frei im 
Gewebe. Insbesondere der an die Lederhaut angrenzende Theil der Geschwulst 
ist dicht mit Pigment durchsetzt, so dass nur an ganz dünnen Schnitten die 
Structur erkannt werden kann. Die Blutversorgung dieses Geschwultantheiles 
ist keine sehr reichliche und erfolgt zumeist in wandungslosen Canälen, nur in 
den Randpartien findet man Stränge pigmentirter Spindelzellen, welche in ihrem 
Centrum bluthaltige, von Endothel ausgekleidete Lumina enthalten. 






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Fig. 4. Fig. 5. 


Die centralen Theile der Geschwulst sind wesentlich anders aufgebaut. 
(Siehe Fig. 5a.) Wir finden hier weite blutführende Lücken, daneben hämor- 
rhagische Ergüsse in das Gewebe der Geschwulst. Letzteres ist nur wenig pig- 
mentirt und enthält neben den oben beschriebenen Rund- und Spindelzellen 
eigenthümliche Zellformen in grosser Anzahl, welche sich durch ungewöhnlich 
grosse, blässer gefärbte, häufig mit Vacuolen versehene Kerne von ovaler Gestalt 
und einen mächtigen Protoplasma-Leib auszeichnen, der sich stark mit Eosin färbt 
und eine mehr grobkörnige Structur aufweist. (Siehe Fig. 55.) Man findet 
solche Zellen mit einem grössten Durchmesser von 60 « und darin Kerne von 
27 u. Verfolgt man diese Gebilde zu den hinteren Partien der Geschwulst, so 
findet man Uebergangsformen, welche es sebr wahrscheinlich machen, dass diese 
grossen Zellen Umwandlungsproducte von Endothelzellen aus den verschiedenen 
Endothelhäutchen der Aderhaut darstellen. Die massenhafte Zufuhr von Nähr- 
material durch die beschriebenen Lacunensysteme dürfte die Grundlage für dieses 
aussergewöhnliche Wachsthum abgeben. 


— 9 — 


Die Oberfläche der Geschwulst bietet nichts Erwähnenswerthes, nur ist an 
jener Stelle, wo sich der Tumor an die Hinterfläche der Linse anlegt, ein Rest 
der verschobenen plattgedrückten Ciliarfortsätze nachweishar. Mit dem Gewebe 
der Lederhaut, an welche die Geschwulst knapp anliegt, besteht keine Verbin- 
dung. Die Netzhaut ist im faserig-degenerirten Zustande erst von der Kuppe 
der Geschwulsi an bis zur Papille zu verfolgen, vor der Kuppe findet man von 
ihr keine Spuren. Das Irisgewebe grenzt sich scharf von der Geschwulst ab 
und zeigt keinerlei Veränderung; ebenso die Hornhaut, nur wäre an jenem Ab- 
schnitte der Vorderkammer, in welche der Tumor hineinragt, eine geringfügige 
Wucherung der Endothelzellen der Membr. Descemetii zu erwähnen. Die histo- 
logische Structur der Linse ist unverändert. 

Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass wir es hier mit einem pigmen- 
tirten gemischtzelligem Sarcom zu thun haben, das sich aus den mittleren und 
inneren Schichten der Chorioidea entwickelte, zwischen Lederhaut und Ciliar- 
körper in die Vorderkammer vorschob und in einzelnen Abschnitten durch be- 
sonders reichliche Zufuhr von Nährmaterial eine eigenthimliche starke Ent- 
wickelung der Endothelzellen zu Stande brachte, welche sich nicht so sehr durch 
Theilung der Zellen, als vielmehr durch Gróssenzunahme der einzelnen Zell- 
individuen manifestirte und hierdurch dem Geschwulstgewebe seinen eigenthüm- 
lichen Charakter verlieh. 


II. Abducensparalyse und Pneumonie. 
Von Dr. C. H. A. Westhoff. 


Am 16. Novbr. meldete sich Frau W. mit ihrem Töchterchen Catharina 
(Nr. 1313), 2!/, Jahr alt, auf meiner Poliklinik. 

Das Kind kommt an der Hand der Mutter in's Zimmer, den Kopf nach 
rechts gedreht. Vor mir stehend, bleibt der Kopf stets nach rechts gedreht; 
indem ich mit den Hünden den Kopf festhalte, und die Mutter rechts von dem 
Kinde stelle, und das Kind nun durch die Mutter rufen lasse, seh' ich, dass 
das rechte Auge nicht nach aussen bewegt werden kann. Es bleibt in der 
Mitte unbeweglich stehen, wáhrend das linke Auge ganz in den inneren Augen- 
winkel kommt. Die Bewegungen des rechten Auges nach oben, unten und innen 
sind gut und normal. Ä 

Es besteht also hier eine vollkommene Paralyse des rechten Nervus abdu- 
cens. Das Drehen des Kopfes nach rechts dient dazu, um Doppeltsehen zu ver- 
meiden. Ophthalmoskopisch ist nichts Abnormes wahrzunehmen. 

College Voüte, Kinderarzt, der zur selben Zeit seine Sprechstunde hält, 
hatte die Freundlichkeit, das Kind zu untersuchen und mir das Folgende mit- 
zutheilen. „Es ist das 7. Kind eines Vaters von 37 und einer Mutter von 
35 Jahren, welche Beide gesund sind. Künstlich ernährt, hatte es in sehr 
leichtem Maasse Rachitis. Keine Spur von Lues. Früher immer gesund, wurde 
das Kind vor 14 Tagen plötzlich krank mit heftigem Fieber. Nachdem dies 
3 Tage gewährt hatte, war der Mutter die eigenthümliche Haltung des Kopfes 
aufgefallen, und darum hatte sie einen Augenarzt consultirt. Die physicalische 
Untersuchung zeigte eine ziemlich grosse linke Spitzenpneumonie. Der Husten 
war gering; fast kein Fieber; übrige Organe alle gesund." 

7 Tage später war die Pneumonie bedeutend gebessert. Die Beweglichkeit 
des Auges nach aussen war grösser geworden. Wiederum 5 Tage später be- 


> Si): e 


deutende Besserung, welche gepairt war mit auffallender Besserung der Ab- 
ducenslähmung. 

Am 7. Decbr.. war nur hinten oben (links) eine sehr geringe Dämpfung 
nachweisbar, und die Paralyse auch so gut als geheilt. 

Einige Tage später war alles wieder zur Norm zurückgekehrt. 

Ut aliquid fiat, war als Heilmittel Spir. ammon. anisat. verschrieben. 

Wir haben es in diesem Falle mit einer Abducenslähmung zu thun, welche 
entsteht, nachdem einige Tage zuvor eine ausgebreitete Spitzenpneumonie sich 
‚entwickelt hatte. Im Momente, wo die Pneumonie sehr ausgebreitet war, ist 
die Paralyse vollkommen; und, je nachdem die Pneumonie sich resorbirt, ver- 
mindert sich auch die Paralyse, um bei vollkommener Resorption ganz zu ver- 
schwinden. 

Ein Causal-Verband scheint hier also wohl angenommen werden zu dürfen, 
auch darum, weil eine andere Ursache, wie z. B. Lues, hier nicht zu finden war. 

In der mir zugänglichen Literatur finde ich über diesen Zusammenhang 
nichts gemeldet. Allein Oppenheim sagt, dass Oculomotoriuslähmung nach 
Pneumonie beobachtet ist, ohne hiervon eine Erklärung zu geben. 

Nun meine ich aber doch, dass es möglich ist, diesen Zusammenhang auf 
Grund eines Analogon annehmen zu dürfen. Nach Diphtherie sehen wir oft 
Accommodationslahmung. Donders war der Erste, welcher den Zusammenhang 
bewies. Allgemein ist man der Meinung zugethan, dass diese Lähmung eine 
Folge ist von Intoxication des Nerven, welcher die Accommodation beeinflusst, 
durch die Toxine, welche gebildet werden von den Diphtherie-Bacillen. 

Wie diese Intoxication stattfindet, und warum nach Diphtherie haupt- 
sächlich dieselben Nerven gelähmt werden, weiss man nicht; und eine Erklärung 
hierfür ist auch noch nicht zu geben. 

Die Thatsache aber, dass nach Krankheiten, wobei in Folge von Infection 
mit Bacillen, Toxine me Blute aufgenommen werden, Nervenlähmungen ent- 
stehen können, giebt auch in unserem Falle uns das Recht, um einen Causal- 
verband anzunehmen zwischen Pneumonie und Abducenslähmung, und um so 
mehr, weil die Genesung beider gleichen Schritt hielt: sowie weniger Toxine 
ins Blut kamen, durch das Kleinerwerden des Infectionsherdes, ging die Läh- 
mung auch regelmässig zurück, um ganz zu verschwinden, nachdem keine 
Toxine mehr gebildet wurden. 

Es ist also wünschenswerth, bei Augenmuskellähmungen sorgfältig nach- 
zusehen, ob ein Infectionsprocess, wobei Toxine gebildet werden und im Blute 
circuliren, auch die Ursache sein kann. 


III. Hornhautfärbung zur Verbesserung der Sehschärfe. 
Von Dr. Otto Landau, Augenarzt in Coblenz a. Rh. 
(Nach einem Vortrag im Aerztlichen Verein daselbst,) 


Am 2. October 1894 kam der Koch W., 28 Jahre alt, in meine Sprech- 
stunde mit der Frage, ob der Zustand seines rechten Auges, an welchem er vor 
2 Monaten eine heftige, langwierige Entzündung durchgemacht habe, verbessert 
werden könne. — Ich fand bei völlig reizloser Bindehaut einen grossen, fast 
undurchsichtigen Weissfleck der Hornhaut, welcher in ungefähr rechteckiger 
Form mit unregelmässigen halb durchsichtigen Rändern gut die unteren ?/, der 
Pupille vollständig deckte und sich mit seinen seitlichen Rändern bis an den 


a. |, 


Limbus ausdehnte. Am schläfenseitigem Rande war punktförmig Regenbogen- 
haut eingeheilt. Die Sehkraft war knapp !/,, für die Ferne, mit + 6,0 D in 
der Nàhe Sn 3!/,: 4", Gesichtsfeld normal und dio Spannung desgleichen. Links 
normal, S — 1, G.F. n. Ich schlug dem Patienten die Tätowirung des Weiss- 
flecks mit nachfolgender Iridectomie vor, um einerseits das Aussehen des Auges 
zu verbessern, anderseits mit zu Hilfenahme der Schwarzfärbung das Sehver- 
mögen zu steigern. 


Am 9. October wurde mittelst schräger Stichelung in einer Sitzung die 
Tätowirung des Weissflecks in seinem ganzen Umfang vollzogen, natürlich mit 
Vermeidung des eingeheilten Irisstücks, wobei, da der Kranke äusserst ruhig 
hielt, die Fixirpincette entbehrt werden konnte. Die getrübte Hornhaut er- 
scheint nach der Operation tiefschwarz. Am 4. Tage darauf war nach reizloser 
Verheilung die Cornea schwarz, glatt und spiegelnd. Am 30. October betrug 
die Sehkraft für die Ferne ohne Gläser Io, also ca. !/,, und in der Nähe 
wurde Sn 1!/,:6—7" bequem gelesen. — Diese wesentliche Verbesserung der 
Sehkraft durch die blosse Schwarzfárbung des Licht zerstreuenden Weissflecks 
liess natürlich auf die Iridectomie verzichten. 


Der Fall reiht sich dem von meinem verehrten Lehrer und früheren Chef, 
Hrn. Prof. Hirschberg in der Deutschen Medicin. Wochenschr. 1891 publi- 
cirten an und spricht besonders dafiir, dass bessere Sehkraft durch einfache 
Farbung ohne Iridectomie erzielt wird, wenn ein auch nur schmaler Bezirk der 
natürlichen Pupille frei ist. — Ferner erscheint gegenüber den von Baiardi 
und Liebrecht vorgeschlagenen Tätowirmethoden — eine Nadel wird unter 
die Oberfläche der Hornhautnarbe gebracht und damit zugleich, oder durch eine 
Injectionsspritze die Tusche eingeführt — die einfache schräge Stichelung des 
Leucoms, welche sich vortrefflich in einer Sitzung ausführen lässt, den Vorzug 
zu verdienen, da man bei letzterem Verfahren immer das Operationsfeld genau 
übersieht und somit auch die oft durchsichtigen Ränder der Narbe genügend 
färben kann. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Handbuch der physiologischen Optik, von H. v. Helmholtz. Zweite 
umgearbeitete Auflage. Achte Lieferung. Hamburg u. Leipzig. Verlag von 
Leopold Voss. 1894. S. 561—640. | 

Die Verlagsbuchhandlung theilt mit, dass in der Fortsetzung und Voll- 
endung des Werkes durch den Tod des Verfassers eine Stórung nicht eintritt. 

Nach den Bestimmungen de$ Verf.'s wird Herr Prof. Dr. Arthur König 
in Berlin, der H. bei der Bearbeitung dieser Auflage von Anfang an zur Seite 
gestanden hat, das Werk zu Ende führen. 

Die noch fehlenden Theile, einschliesslich der umfangreichen Bibliographie, 
werden bedeutend rascher ausgegeben werden können, als sich das bei den bis 
jetzt erschienenen Lieferungen ermöglichen liess, so dass das Werk noch im 
Laufe des Jahres 1895 zum Abschluss gelangen wird. 

In dem vorliegenden Heft ist von besonderem Interesse eine neue Erórte- 
rung psychologischer Art über Wahrnehmungen im Allgemeinen. 


19. 


2. Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen 
Diagnostik, von Prof. Dr. O. Haab in Zürich. München, Verlag von J. F. Lehmann. 
1895. 64 Tafeln. 

Durch Reichhaltigkeit und zweckmässige Aisah der Abbildungen sehr 
geeignet zur Einführung in die Ophthalmoskopie, namentlich bei dem billigen 
Preise von 10 Mk. 

3. Trait6 el&mentaire d’Ophtalmologie, par H. Nimier & F. Despagnet. 
Paris, Felix Alcan. 1894. (940 Seiten, 432 Figuren.) 

Der Standpunkt der HHrn. Verff. dieses gut ausgestatteten Werkes wird 
am besten durch ihre eignen Worte gekennzeichnet: Nous avons voulu simple- 
ment nous rendre au désir souvent exprimé par nos éléves de publier les 
legons ... nous avons suffisament trouvé en France ce dont vous avions besoin. 

4. Grundriss der Hygiene, von Dr. C. Flügge, o. ó. Prof. der Hygiene und 
Director des hygienischen Instituts an der Universität Breslau. Leipzig, Veit 
& Comp. 1894. 12M. 

5. Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen, von Dr. Charles 
Sedgwick Minot, Prof. of histology and human embryology, Havard medical 
school, Boston. Deutsche Ausgabe mit Zusátzen des Verf.'s, von Dr. med. Sándor 
Kaestner, Privatdocenten an der Universitit Leipzig. Mit 463 Abbildungen. 
Leipzig, Veit & Comp. 1894. 24 M. H. 


Gesellschaftsberichte. 


1) The Ophthalmological Society of the United Kingdoms. Sitzung 
vom 3. Mai 1894. 


On periodical testing of eyesight in schools. 


Priestley Smith führt aus, wie wünschenswerth periodische Prüfungen 
der Sehschärfe sämmtlicher Schulkinder wären. Er meint damit nicht genaue 
Prüfung der Refraction; denn dies wäre nur durch oculistisch ausgebildete 
Schulärzte möglich, und da man noch weit davon entfernt ist, Schulärzte über- 
haupt zu besitzen, so dürfte es besser sein, nicht zu viel auf einmal zu er- 
streben und sich zunächst darauf zu beschränken, dass jährlich einmal sämmt- 
liche Schüler und Schülerinnen bezüglich ihrer Schschärfe untersucht würden. 
Um einheitliches Verfahren zu haben, seien nur Snellen’sche Tafeln zu ver- 
wenden in 6 m Entfernung bei möglichst heller Beleuchtung; diese Prüfung 
kann auch von gebildeten Laien gemacht und dadurch leichter eingeführt wer- 
den. Beträgt S auf einem Auge ?/,, so sei dies den Eltern mitzutheilen 
behufs ärztlicher Untersuchung. Diese Prüfungen wurden bisher schon in 483 
Knabenschulen der vereinigten Königreiche und 129 Mädchenschulen England's 
allein gemacht; Farbensinnprüfungen dagegen nur in 3 Schulen. Und doch sind 
diese nicht weniger wichtig; er schlägt vor, diese Prüfung mit Holmgren's 
Wollprobe zu machen, derart, dass der Schüler ein rein blassgrünes Bündel er- 
hält, ohne Nennung der Farbe, und dazu die gleichen aussuchen soll. Da 
Farbenblindheit, abgesehen von Krankheiten, angeboren ist, so ist diese Prüfung 
nur einmal zu machen. Die Farbenblinden, meist Knaben, müssen bei der Be- 
rufswahl darauf Rücksicht nehmen.  Zunáchst sollen die höheren Schulen diese 
Prüfungen eintühren. — In der Discussion hebt Argyll Robertson hervor, 


a | — 


dass auf diese Weise auf die Refractionsveränderungen während der Schule 
Licht geworfen würde; er verlangt auch Prüfung des Nahpunktes, um Hyper- 
metropie und Accommodationsanomalien zu entdecken. Nach Holmes Spicer 
sind solche Prüfungen gerade bei niederen Schulen am Platze, da hier die 
Eltern meist sehr wenig ärztliche Hilfe von selbst aufsuchen; z, B. fand er in 
einer derartigen Schule im Ostende London’s 40°/, bei 500 Schülern mit 
S < lj, ohne dass diese irgendwie behandelt worden wären; freilich nähmen 
diese Untersuchungen sehr viel Zeit in Anspruch. Doyne hebt die Schwierig- 
keit der Nahpunktsbestimmung hervor. Simeon Snell erwähnt das Interesse 
der Lehrer an solchen Prüfungen. | 


> 


On three cases of tubercle of the iris. 


Dr. Arthur Sandford berichtet über 2 Fälle von Iristuberculose mit be- 
stehender Lungentuberculose und über eine scheinbar primäre Iristuberculose bei 
einem jährigen Mädchen, das allerdings hereditär sehr belastet war. Iris, 
Ciliargegend, Aufhängeband, scheinbar auch die Linse selbst waren von tuber- 
culösen Massen durchsetzt. Das Auge wurde entfernt, das Kind gedieh, und 
zeigt jetzt (nach 8 Jahren) keinerlei Erkrankung. Johnson Taylor ist in 
allen derartigen Fällen für die Enucleation, während Hill Griffith dagegen 
ist, da es schwer ist, zu entscheiden, ob primäre lriserkrankung vorliege und 
auch bei conservativer Behandlung die tuberculósen Massen oft nachgeben und 
ein Auge mit befriedigender Sehschárfe zurücklassen. 


Intra-cranial abscess arising from caries of the sphenoidal cells. 


Dr. A. Sandford zeigt an einem Schädel die ehemalige Lage eines Ab- 
scesses, der aus den Keilbeinzellen hervorgegangen, doppelseitige Neuritis optica 
mit Atrophie und völliger Erblindung verursacht hatte, 27 Jahre vor dem jetzt 
erfolgten Tode des 78jährigen Mannes. 


A rare form of intraocular melanoma. 


John Griffith zeigt mikroskopische Schnitte eines intraocularen Melanoms 
mit epithelialen Zellen, das nach seiner Meinung vom tapetum nigrum der Netz- 
baut ausgegangen, und nicht, wie Collins in einem ähnlichen Falle behauptet 
(ef. d. C.-Bl. S. 143), von den Drüsen der Ciliarkörpergegend. 

Es folgen Demonstrationen. 


Sitzung vom 14. Juni 1894. 


Optic neuritis in its relation to cerebral tumor and trephining. 


Dr. James Taylor sah eine Anzahl von Fällen, bei denen die Neuritis 
optica dauernd verschwand nach Eröffnung der Schädelhöhle, selbst wenn der 
erwartete Tumor nicht gefunden oder aus anderen Gründen nicht exstirpirt 
werden konnte. Aehnliche Beobachtungen sind schon von Horsley, Bruns 
und Erb veröffentlicht, und sprechen dafür, dass die Neuritis bei Gehirn- 
geschwülsten durch Druck in Folge der Raumbeengung entsteht. Dr. Jackson 
erwähnt das Fehlen von Neuritis bei ausgedehntem Tumor, andererseits das 
Vorhandensein derselben bei Gehirnerkrankungen, die ohne jegliche Gewebs- 
vermehrung verlaufen, schliesslich einseitige Neuritis bei Tumor der entgegen- 
gesetzten Seite und plötzlichen Tod durch Athmungslähmung, während die Ge- 
schwulst im Occipitallappen sass; Buzzard erklirte dies durch eine Neuritis 
des Vagus analog der Neuritis optica. J. und Horsley schliessen sich T. an, 


see A eg 


wenn auch in einzelnen Fällen diese mechanische Erklärung der Neuritis auf 
Schwierigkeiten stösst. Ballance dagegen vertheidigt die Entzündungstheorie, 
während Griffiths die plötzlichen vorübergehenden Erblindungen bei dieser 
Erkrankung nur durch die Drucktheorie erklären zu können glaubt. 


Some points in the histology of trachoma. 


Ridley untersuchte die Conjunctiva gesunder, trachomatöser und mit 
Follicularcatarrh behafteter Augen. Wie bei jeder Schleimhaut befindet sich 
auch unter der Conjunctiva lymphoides Gewebe. Dieses nimmt zu bei Reizungen 
und Erkrankungen der Conjunctiva, und aus ihm gehen auch beim Trachom 
die charakteristischen runden Erhebungen hervor, von zartem Epithel bedeckt, 
jedoch ohne die von manchen Autoren angegebene fibröse Kapsel. Sie sind als 
infectidse Granulome aufzufassen, jedoch mit gesunden Blutgefässen und ohne 
Riesenzellen. Die Veränderungen beim Trachom beginnen in den Uebergangs- 
falten mit Zellwuchernng, Kryptenbildung, Anwachsen der Becherzellen und 
Bildung ovoider Zellung. Schliesslich schwindet das Epithel. 


Osteoma of orbit. 


Simeon Snell entfernte bei einer 25jàhrigen Frau ein taubeneigrosses 
Osteom von der inneren Wand der linken Orbita, das die linke Nase verstopft 
hatte und dessen Sitz den Ethmoidalzellen und dem hinteren 'lheil des Sinus 
frontalis entsprach. 


Congenital serous cysts of the eyelids, associated with anophthal- 
mos or mikrophthalmos. 


Simeon Snell sah mehrere Fülle von Cysten der Lider mit Anophthalmos, 
bez. Mikrophthalmos, wie sie häufig in der letzten Zeit schon veröffentlicht 
worden waren. : Einer davon bot die Besonderheit, die Cyste, welche melst am 
Unterlid sitzt, am Oberlid zu haben. Differentialdiagnostisch käme nur Meningocele 
in Betracht. Oft findet man bei genauer Prüfung in der Orbita ein rudimentares 
Auge. 

Demonstrationen: Mackinlay: Angeborene symmetrische Linsenver- 
lagerung beiderseits, nach oben innen, bei Bruder und Schwester, keine 
Zwillinge. Sydney Stephenson: Doppeltes Linsencolobom. Work Dodd: 
Beiderseitige Polycorie. Beevor und Lang: Binasale Hemianopie. Spicer 
Holmes: Retinitis circinata; diese letztere seltene Erkrankung betraf eine 
73jährige Frau, die sonst ganz gesund war. R waren einige Blutungen im 
Augengrunde, L die Maculargegend trūb, grau, und um diese eine Zone weisser 
Flecke von der Grösse des Durchmessers eines Netzhautgefässes bis zu der des 
3fachen Papillendurehmessers, in der Form einer Ellipse mit horizontaler Axe 
angeordnet. Die grösseren Flecke schienen aus dem Zusammentliessen mehrerer 
kleinerer entstanden zu sein. 


Sitzung vom 6. Juli 1894. 


A new operation for trichiasis and distichiasis. 


Spencer Watson giebt folgendes Verfahren an: eine Hautbriicke wird 
gebildet durch unter sich und dem Lidrande parallele Schnitte, welche alle 
fehlerhaft stehende Wimpern trägt; in dieses so gebildete ,Knopfloch' wird 
von unten her ein entsprechend schmaler Hautlappen hineinzeschoben nach 
Unterminirung der erwähnten Hautbrücke und an letzterer Stelle durch Nähte 


ze, I ncm 


befestigt; dadurch werden die schlecht stehenden Wimpern vom Auge abgewendet, 
während die verpflanzte Haut bald Schleimhautcharakter annimmt. Dies be- 
zweifelt Benson und meint die feinen Haare derselben reizten die Cornea, was 
Watson jedoch bestreitet. 


Monocular asteroid hyalitis. 


Benson (Dublin) sah bei einem 62jáhrigen, sonst gesunden Capitán, der 
über Asthenopie und Mückensehen R klagte, den Glaskérper R durch und durch 
erfüllt ınit hunderten, festsitzenden, zarten blassen Kügelchen von wechselnder 
Grösse. Wegen der Aehnlichkeit mit dem Sternhimmel nannte er den Zustand, 
den er noch nicht gesehen, noch irgendwie beschrieben gefunden, asteroide Hya- 
litis. Da das Auge sonst normal und S ebenso gut wie L (®/,) war, hält B. 
den Zustand für angeboren. Er war weder verursacht durch Cholestearinkrystalle, 
noch vergleichbar der Hyalitis bei Syphilis oder seróser Cyclitis, und blieb 
während 9 monatlicher Beobachtung unverändert. Robertson sah einen ähn- 
lichen Fall, jedoch mit beweglichen Kugeln, ebenso Lang. Jessop bestreitet, 
dass im Glaskörper solche fixirte Körperchen vorkommen könnten, und glaubt, 
sie wären in der Linse. 


Notes of a case of sympathetic ophthalmia of the right eye which 
showed itself eighteen days after a kick in the left eye. 


Dr. Bronner berichtet über das Auftreten sympathischer Ophthalmie 
18 Tage nach einem Stosse wider das andere Auge, welches keinerlei äussere 
Wunde oder Ruptur zeigte; auch nach Enucleation desselben traten in den 
letzten 2 Jahren noch ıuehrere typische Anfälle sympathischer Entzündung am 
anderen Auge auf. Der Fall spräche gegen den bacteriologischen Ursprung 
sympathischer Ophthalmie. 


The use of chlorine water in certain diseases of the eye. 


Lawford berichtet über günstige Wirkung von Chlorwasser bei den ver- 
schiedensten Fermen von Conjunctivitis, Hornhautgeschwüren und Thränensack- 
eiterung. Durch intraoculare Anwendung konnte er in zwei Fällen von Eiter- 
ansammlung in der Vorderkammer Besserung erzielen. 

Folgen Demonstrationen. *  Neuburger. 


2) American OphthalmologicalSociety. 27.Jahresversammlung zu Washington, 
30. und 31. Mai 1894. (Congress of American Physicians and Surgeons.) — — 
Med. Record. 16. Juni 1894. 


Detachement of the retina. 


Bull (New-York) empfiehlt zur Behandlung der Netzhautablösung ruhige 
Rickenlage, Atropin, Verband, Pilocarpin und Jodkali; in geeigneten Fällen auch 
Scleralpunktion mit Gráfe'schem Messer. 


Magnet operations. 


Knapp berichtet über 2 Magnetoperationen; der erste verlief ideal; es 
war schon leichte Reizung vorhanden, als das Stahlstückehen am 2. Tage ent- 
fernt wurde, doch konnte Patient nach 12 Tagen geheilt entlassen werden. 
Der 2. Fall zeigte bereits Linsentrübung und Verlust der oberen Gesichtsfeld- 
hälfte, als ihn K. sah; er konnte auch hierbei keinen Erfolg erzielen. 


_ 1 — 


Foreign bodies in th e Orbit. 


Johnson (Paterson) bespricht 4 Fälle von Fremdkörpern in der Orbita, die 
anderwärts genauer mitgetheilt werden (Amer. Journ. of Ophth. — Juni 1894). 


Epithelioma of the orbit. 


Harlan (Philadelphia) berichtet über 3 Fälle von malignen Neubildungen 
in der Orbita, welche durch Operation entfernt wurden; im 3. Fall trat in Folge 
wiederholten Recidivs Tod ein. Heyl bespricht die Behandlung mit Anilin- 
farben, Johnson die Wirkung der toxischen Producte des Erysipel, beide, obne 
besondere Resultate mittheilen zu können. 

Tumor of the-optic nerve. 

Burnett entfernte eine Sehnervengeschwulst; nach monatelangem Wohl- 
befinden Tod unter cerebralen Symptomen. Die Autopsie ergab den Ursprung 
der Geschwulst weit nach hinten liegend. Knapp räth, wenn irgend möglich 
den Augapfel, auch wenn er blind ist, zu erhalten durch Entfernung der Ge- 
schwulst durch die äussere Orbitalwand. Burnett hält das Myxosarcom meist 
für nicht malign. 

Hypermetropia and heterophoria. 

Hansell (Philadelphia) behauptet, functionelles Einwärtsschielen sei stets 

mit Ablenkung nach oben verbunden. 


Strabismus with anomalous diplopia. 

Thomas (Philadelphia) beobachtete 3 Schielfälle mit ungewöhnlicher 
Diplopie. Er erklärt dies durch die Annahme eines durch Gewöhnung er- 
worbenen falschen Fixirpunktes. Bei alleinigem Gebrauch des Auges sah Patient 
mit der Macula; sah er mit beiden Augen, so wurde der falsche Fleck gebraucht. 


Rupture of the lymph sheath of a retinal vein. 

Heyl berichtet über das Zerreissen der Lymphscheide einer Retinalvene, 
das Bild stellte sich dar in einer Vordrängung der Vene in den Glaskörper 
und einer Exsudation an der betroffenen Stelle. Die Ursache sieht H. in zu 
starkem intravenösem Druck und Erkrankung der Lymphscheide. 


Colloid disease in the macular region. 
G. E. de Schweinitz (Philadelphia) sah colloide Erkrankung der Macula 
analog den Drusen am Sehnerven. — Er empfiehlt als Antisepticum für Instru- 
mente und Tropfwässer Trieresol (1:1000). 


Exercise of the retina in amblyopia. 

Kollock (Charleston) sah hervorragende Besserung bei Amblyopie durch 

Uebung. 
| Sarcoma of the lid. 

Wilmer (Washington) entfernte von einem Lide ein melanotisches gross- 

zeliges Rundzellensarcom, in myxomatóser Degeneration. 
Halo symptom in glaucoma. 

Richey (Washington) làsst den Halo glaucomatosus! entstehen durch Licht- 
reflexe in den Medien, vielleicht im Kammerwasser oder Glaskórper; der Halo 
um den Mond sei analog. Lichtreflexion dureh Kochsalz- und Harnsáurekrystalle 
bewirkten die gleiche Erscheinung, 





! Das Wort ist zweideutig. Gemeint ist hier das Regenbogensehen. H. 


HI s 


Theobald und Heyl berichteten über Ophthalmia suppurativa nach Dis- 
cission eines Kapselcataract. Knapp hingegen erlebte nie eine Vereiterung, 
obwohl er über 1500 Nachstardiscissionen schon gemacht. Seine antiseptischen 
Massnahmen sind die gleichen wie bei Star-Ausziehung. 


Muscular asthenopia. 


Hale (Nashville) sieht die Ursache der sog. musculären Asthenopie nicht 
in einer Muskelschwäche, sondern in Innervationsstörungen. Deshalb wären 
Prismen, Tenotomie u. s. w. in der Mehrzahl der Fälle nicht anzuwenden. 

Jackson (Philadelphia) fand durch Messungen mit Javal’s Ophthalmo- 
meter und anderen Methoden unter voller Accommodationserschlaffung eine Ueber- 
einstimmung des cornealen und totalen Astigmatismus nur in 6°/, aller Ame- 
tropien, in 22°/, aller Astigmatismen allein, und die Richtung des Hauptmeridians 
gleich in 52°/,, annähernd gleich in 78?/,. Deshalb genügt zur Bestimmung 
des As. dieses Instrument allein nicht. 


Low-grade cylinders in asthenopia. 


White (Richmond) sah vielfach Asthenopie Be durch schwache 
Cylindergläser. 
Use of glasses in Myopia. 


Risley (Philadelphia) behauptet auf Grund von 195,754 eigenen und 
fremden Bevbachtungen durch Tragen passender Gläser könne ein Stillstand 
progressiver Myopie erzielt werden. Neuburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Festschrift zur Feier des 50jährigen Jubiläums des Vereins der 
Aerzte des Reg.-Bez. Düsseldorf. Verlag von J. F. Bergmann in Wies- 
baden. 1894. 


Heilung, kurzsichtiger"Netzhautablósung,vonDr.med.O.Scheffels, 
Augenarzt in Crefeld. 


Verf. theilt zunächst die Krankengeschichte einer 34jährigen Näherin mit, 
welche im März 1893 mit „kurzsichtiger‘“ Netzhautablösung, seit Ende Januar 
bestehend, in seine Behandlung kam und durch Rückenlage, 25tägigen Druck- 
verband, 3maligen Heurteloup, 30 g Natr. salicyl. (in den ersten 10 Tagen je 
3 g, bis dasselbe wegen Magenbeschwerden ausgesetzt werden musste), 20 Ein- 
reibungen von 4 gr Ung. ciner. und 10maliges sehr energisches Schwitzen im 
Schwitzbett völlig und dauernd (9monatliche Beobachtung) geheilt wurde. Nach 
der Ansicht des Verf.’s spricht dieser Fall fir die Exsudationstheorie, denn 
1. war nirgends eine Rupturstelle zu finden; 2. war die Spannung stets eine 
normale; 3. trat völlige Wiederanlegung der Netzhaut mit Wiederherstellung der 
Function ein. — Weiter berichtet Verf. über 4 nach Schólerscher Methode mit 
Einspritzung von Jodtinctur behandelte Fülle (3 von Prof. Pagenstecher, 
1 von ihm), die nicht sehr ausgedehnte, frische Ablösungen bei mittelhoher 
Myopie zeigten. In alien 4 Fällen hatten die Injectionen ein absolut unbe- 
friedigendes Resultat, indem das Sehvermógen durch die starken Glaskörper- 
trübungen sich noch verschlechterte. — Bei seinen Kaninchenversuchen, durch 

2 


— l8 -- 


Anwendung der trockenen Hitze eine adhäsive Chorioretinitis zu erzeugen, wie 
in letzter Zeit von französischen Autoren empfohlen wird, machte Verf. in 
mehreren Fällen die interessante Beobachtung, dass durch die Application des 
Galvanocauters auf die Sclera Netzhautablösung erzeugt wurde — In einem 
Falle von partieller Abhebung der Netzhaut bei mittlerer Myopie und zahl- 
reichen feinen Glaskörpertrübungen, der an dieser Stelle veröffentlicht wird, 
gelang es Pagenstecher, durch multiple Stichelungen mit einer feinen Hohl- 
nadel durch Sclera, Chorioidea und Retina hindurch entlang dem ganzen Ab- 
hebungsbezirk eine feste adhäsive Chorioretinitis zu erzeugen und so die Ab- 
hebung dauernd zu beschränken (letzte Untersuchung 3 Jahre nach der Ope- 
ration). Resume: Zunächst nicht operative Therapie (Druckverband, Heurteloup, 
Rückenlage, Milchdiät, Diaphorese, Inunctionscur etc.); wenn diese erfolglos, 
Scleralpunetion. Jeder weitere operative Eingriff ist zu widerrathen. — Schliess- 
lieh macht Verf. noch auf das ganz eigenthümliche ophthalmoskopische Bild der 
wieder angelegten Netzhaut aufmerksam (Streifenbildung, auf den Abhebungs- 
bezirk beschränkte chorioiditische Veränderungen), welche die Diagnose der ge- 
heilten Netzhautablósung noch nachträglich ermöglicht. 


Ueber Sclerotico-Keratitis rheumatica, von Dr. Pfalz, Augenarzt 
iu Düsseldorf. 


Unter dem Namen Sclerotico-Keratitis rheumatica beschreibt Verf. eine 
selbständige, in jener Gegend, „wo die Hornhaut an die Sclera und an letztere 
die Iris grenzt", auftretende Erkrankung, welche dureh starke Injection am 
Hornlautrande, Empfindlichkeit dieser Gegend auf Druck und in die Stirn aus- 
strahlenden Ciliarschmerz charakterisirt ist. Die Nachbarschaft wird erst nach 
mehrtägigem Bestehen in Mitleidenschaft gezogen, wobei tiefe Randinfiltrate oder 
diffuse zarte Randtrübung und Iritis auftreten; doch sind sowohl die sichtbaren 
Veränderungen in der Hornhaut, wie diejenigen der Iris consecutiver Art. Bei 
frühzeitiger Erkennung und Behandlung des Leidens pflegen diese Complicationen 
auszubleiben. Die Prognose ist durchaus günstig. Die Wirkung des Salicyls 
auf den Verlauf der Krankheit ist eine so eclatante, dass es als Specificum be- 
zeichnet werden kann. Verf. giebt 2—3 Tage hindurch 4—6 g Natr. salicyl. 
pro die, danach 3—2 g täglich; daneben 3—4mal täglich je !/, Stunde feucht- 
warme Umschläge und am ersten Tage 1 —2 Tropfen Atropin. 


Einiges über die Ausziehung des Altersstars, von Dr. Heuse, 
Augenarzt in Elberfeld. 

Augenerkrankungen im Gefolge der Influenza, von Dr. L. Hess- 
berg, Augenarzt in Essen. | 

Verf. theilt an. der Hand von zahlreichen Krankengeschichten seine Be- 
obachtungen mit, aus denen hervorgeht, dass im Gefolge der Influenza simmt- 
liche Theile des Auges, wie seine Adnexa erkranken können, dass jedoch alle 
diese Erkrankungen nicht besonders Charakteristisches darbieten, sondern in 
ihrem Wesen und ihren Folgen den bei anderen Infectionskrankheiten vor- 
kommenden Augenerkrankungen durchaus analog sind. In Bezug auf die Art 
der Einwirkung des Influenzaprocesses auf die Augen constatirt er 3 Wirkungs- 
weisen: 1. eine directe durch die parasitären Keime oder deren Toxine; 2. eine 
indirecte durch die Erschöpfung des Körpers und die gestörte Ernährung aller 
Gewebe; 3. dadurch, dass sie im Stande ist, schlummernde Krankheitszustände 
wachzurufen, ruhende pathologische Keime zu neuer Entwickelung anzuregen, 
und Giften, die einem unreschwächten Organismus nichts anhaben können, einen 
günstigen Boden zur Entfaltung ihrer Wirkung vorzubereiten. 


ze. Fi 


Hemianopsia bitemporalis traumatica, mit besonderer Berück- 
sichtigung der hemianopischen Pupillenreaction, von Dr. Peretti, 
Augenarzt in Mühlheim a. d. Ruhr. 


Verf. berichtet über einen Fall von Schádelbasisfractur, der vollstándige 
Unempfindlichkeit der nasalen Netzhauthälften und demnach Ausfall der äusseren 
Gesichtsfeldhálften zeigte. Ein Unterschied in der Pupillenreaction bei ab- 
wechselnder Beleuchtung der beiden Netzhauthälften jedes Auges war zunächst 
nicht wahrzunehmen. Als jedoch das Sehvermögen des linken Auges sich immer 
mehr verschlechterte und schliesslich ganz erloschen war, trat nur dann Pu- 
pillenreaction auf, wenn die temporale Netzhauthälfte intensiv beleuchtet wurde. 
Die Verhältnisse am rechten Auge waren unverändert. Aus den weiteren Aus- 
führungen ergiebt sich, dass die Diffusion und Retiexion des Lichts im Augen- 
innern, so lange die Netzhautmitte noch functionirt, eine grosse Rolle bei den 
Pupillenreactionen zugesprochen werden muss, und dass es deshalb in vielen, 
wenn nicht in den meisten Fällen, von Halbblindheit mit noch leidlichem Seh- 
vermögen unmöglich sein wird, aus dem Verhalten der Pupille eine sichere 
Diagnose zu stellen. 


Die centripetalen Pupillenfasern und ihre Function, von Dr. Hed- 
daeus, Augenarzt in Essen. 


Verf. erhebt zunächst Einspruch gegen die gebräuchliche, aber unzenaue 
Definition der ,Reflexempfindliehkeit'*: „Reflexempfindlich ist ein Auge, wenn 
seine Pupille auf Licht reagirt“ — und giebt folgende: Reflexempfindlich ist 
ein Auge (oder eine Netzhaut), wenn durch Lichteinfall in dasselbe eine Pu- 
pillenreaction, sei es auf dem gleichen Auge (directe P R), sei es auf dem an- 
deren Auge (consensuelle PR) oder beiderseits ausgelöst wird. Reflexunempfind- 
lich oder reiloxtaub ist es, wenn durch Lichteinfall in dasselbe weder eine 
directe, noch eine consensuelle Pupillenreaction ausgelöst wird, obwohl die Be- 
weglichkeit der Pupillen oder wenigstens einer Pupille erhalten ist. — Hierauf 
wendet er sich zu der Frage: Giebt es eigene centripetale Pupillenfasern und 
event. wie verlaufen sie? Nach Erörterung der Ergebnisse, welche die Thier- 
versuche von Gudden, Steinach, Bechterew gebracht haben, geht er zum 
Menschen über. Wären beide Fasergattungen identisch, so müsste bei allen 
Erkrankungen des Sehnerven, Chiasma und Tractus opticus die Function der 
Pupillen- und Sehfasern, die Reflexempfindlichkeit und das Sehvermögen gleichen 
Schritt halten. Der Parallelismus zwischen beiden ist jedoch kein vollständiger, 
so dass aus den klinischen Erscheinungen mit grösster Wahrscheinlichkeit her- 
vorgeht, dass centripetale Pupillenfasern als eigene, von den Sehfasern ver- ` 
schiedene auch beim Menschen vorhanden sind, und dass beide Faserarten un- 
abhängig von einander erkranken können. Ueber den Verlauf der centripetalen 
Pupillenfasern beim Menschen ist uns noch so gut wie nichts bekannt. So lange 
wir die Bahn, in welcher der Pupillenreflex abläuft, noch nicht genau kennen, 
wird auch die Verwerthung der Pupillensymptome zur topischen Diagnostik 
nicht auf festen Füssen stehen. Kuthe. 


2) Theorie des Farbensehens, von H. Ebbinghaus. (Zeitschr. f. Psych. 
u. Phys. d. Sinnesorg. V, 3 u. 4. S. 145—238.) 
Die Schwierigkeiten, die sich der Helmholtz’schen Theorie schon linger 
entgegenstellten, haben sich seit kurzem entschieden noch vermehrt. Die Ent- 
Q* 


— 90 — 


deckung Hering's, dass bei áusserst geringer objectiver Helligkeit und nach 
vorausgegangenem lángerem Aufenthalt im Dunkeln der Normalsehende das pris- 
matische Spectrum genau ebenso sehe, wie der total Farbenblinde unter ge- 
wóhnlichen: Verhàltnissen, stellte zwischen der totalen Farbenblindheit, dem 
Purkinje'schen Phänomen (Verschiebung der Helligkeiten des Spectrums bei 
Aenderungen der Lichtstärke), und dem Grauwerden der Farben bei schwachem 
Licht einen Zusammenhang her, der der Helmholtz’schen Theorie noch grössere 
Schwierigkeiten für die Erklärung bietet, als sie diese einzelnen Erscheinungen 
für sich schon boten. Andererseits ist von den bisherigen Stützen der Theorie 
die beste in's Wanken gerathen. Auf Grund der Veröffentlichung des ge- 
sammten Thatsachenmaterials der Untersuchungen von König und Dieterici 
(Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. IV, S. 241) lässt sich zeigen, dass 
die behauptete Uebereinstimmung zwischen den Farbencurven der Farbenblinden 
und der Farbentüchtigen gar nicht besteht. Die Grün- und Rothblinden sind 
geren Sättigungsunterschiede im Gelb weit empfindlicher als Farbentüchtige, 
diese sind relativ unempfindlich für das Weisslichwerden der gelben Farbentöne. 
Dies beruht nach E. darauf, dass diese Farbentüne bei ihnen schon von Hause 
aus relativer weisslicher sind, d. h. dass eine stärkere Weisserregung bei ihnen 
besteht; um eine Aenderung in der Empfindung hervorzurufen, muss daher die 
Aenderung der Erregung ihrem absoluten Betrage nach grósser sein, als wenn 
die Weisserregung geringer ist, und für den Farbenblinden ist eben die Weiss- 
erregung im Gelb und seiner Nachbarschaft erheblich geringer. Dieser Unter- 
schied in der Weisserregung erklárt sich leicht durch die Hering'sche Roth- 
grünsubstanz, allerdinge mit etwas anderen, als den von Hering ihr bisher zu- 
geschriebenen Eigenschaften. Die beiden an ihr möglichen Processe, auf denen 
das Rothempfinden und das Grünempfinden beruht, summiren sich zum Theil 
und in einer eigenthümlichen Weise in der Gegend des Gelb und bewirken 
Weiss. Diese Substanz fehlt dem Farbenblinden. 

Gegen Hering's Theorie in ihrer bisherigen Gestalt ergeben sich 
aus den neueren Arbeiten folgende Schwierigkeiten: 1. Der Antagonismus zwischen 
den die sogenannten Gegenfarben verursachenden Processen kann kein voll- 
kommener und unbedingter sein, sondern, obwohl bei ihrer gleichzeitigen Er- 
regung eine gewisse wechselseitige Aufhebung stattfindet, bleibt doch noch eine 
Wirkung auf die Nerven bestehen, die sich als verschieden grosse Verstärkung 
der schon von der Weisssubstanz herrührenden Helligkeitsempfindung äussert. 
2. Von zwei gevenfarbigen Processen wird nicht immer bloss der eine oder bloss 
der andere erregt, sondern gewisse Wellenlängen können die beiden Processe 
gleichzeitig hervorrufen. Die Erregungscurven der Gegenfarben setzen sich im 
Spectrum nicht scharf gegeneinander ab, sondern greifen theilweise übereinander. 
Jene antagonistischen Processe lassen sich daher nicht als , Dissimilation" und 
„Assimilation“ unterscheiden. 3. Die Theorie kann den wohlcharakterisirten 
Unterschied zwischen den beiden Gruppen der Farbenblinden nicht befriedigend 
erklären. 

Gegen Wundt’s Farbentheorie, die eine unbestimmt grosse Anzahl von 
der Wellenlänge abhängiger, eine Farbenempfindung erregender Spaltungsproducte 
annimmt, wendet E. ein, dass die Gesammtheit der hergehörigen Thatsachen 
zweifellos auf eine ganz geringe Zahl chromatischer Stoffe oder Processe hinweise. 

Die Schwierigkeiten der Hering'schen Theorie lassen sich mit einer einzigen 
Annahme beseitigen, die zunächst eine Art Ergänzung zu ihr darstellt, dann 
aber sofort die erforderlichen Modificationen dieser Theorie nach sich zieht, und 
ferner bestimmte Beziehungen zwischen der Anatomie der Netzhaut und der 


— 2] — 


Physiologie oder Psychologie des Farbensehens aufstellt. E. fasst seine Theorie, 
die er ausführlich begründet, folgendermassen zusammen: 

Das normale Farbensehen wird durch drei lichtempfindliche Substanzen in 
den áussersten Netzhautschichten vermittelt. Die eine von diesen, die Weiss- 
substanz, ist über die ganze Netzhaut verbreitet und zugleich am lichtempfind- 
lichsten. Sie absorbirt die Lichtstrahlen fast des ganzen sichtbaren Spectrums, 
vorwiegend diejenigen mittlerer Wellenlänge, und wird durch sie zersetzt. Dabei 
wird Energie frei in einer zur Nervenerregung geeigneten Form, die Folge dieser 
Reizung ist eine Empfindung der Helligkeit (Weiss oder Grau). Die Substanz 
wird unablässig zersetzt (durch äussere oder innere Reize) und zugleich un- ` 
ablässig neugebildet, wobei nicht nur die gereizte Stelle, sondern auch deren 
Umgebung, ja in gewisser Weise die ganze Netzhaut sich betheiligt. Für das 
Bewusstsein machen sich nur die FRIESRZUNESNOTBÄNGE, nicht auch die Regene- 
rationen bemerklich. 

Eine zweite Substanz ist in den Aussengliedern der Stäbchen und Zapfen 
enthalten; sie ist identisch mit dem Sehpurpur; ihr Verhalten gegen das 
Licht kann also unabhängig von allen Iıypothetischen Constructionen untersucht 
werden und ist bereits untersucht worden. In ihrem ursprünglichen Zustande 
ist sie purpurfarben, und zwar existirt sie ın einer rötheren und einer violetteren 
Modification. Sie absorbirt vorwiegend die (für die Empfindung) gelbrothen bis 
grünen Strahlen; die Absorptionsmaxima ihrer beiden Spielarten liegen zwischen 
D und E. Durch geeignete Belichtung wird auch diese Substanz zersetzt; sie 
verschiesst zunächst in’s Gelbe, und dieses Sehgelb wird dann durch die Strahlen 
von Grün bis Violett weiter zersetzt. (Die grünen Lichtstrahlen wirken also 
gleichzeitig auf beide Substanzen.) Aus den Producten der letzten Zersetzung 
wird die ursprüngliche Substanz, der Sehpurpur, wieder hergestellt, wobei mög- 
licherweise kurzwelliges Licht unterstützend mitwirkt, übrigens auch wieder die 
ganze Netzhaut betheiligt ist. Bei den Zersetzungen des Sehpurpurs und des 
Sehgelb wird zunächst, ganz wie bei denen der Weisssubstanz, Energie frei. 
Diese bewirkt Reizung des Nerven, deren Wirkungen uns, wie vorhin, als 
Empfindungen der Helligkeit bewusst werden. Die aus der jederzeitigen Zer- 
setzung der Weisssubstanz stammende gleichartige Wirkung wird hierdurch 
lediglich verstärkt. Zugleich aber erhält in diesem Falle die nervöse Erregung 
einen eigenthümlichen, seinem Wesen nach unbekannten Nebencharakter, den 
man ala Rhythmisirung der Erregung bezeichnen kann. Die Helligkeits- 
empfindungen erhalten dadurch eine eigenartige Tönung, und zwar bei Zersetzung 
des Sehpurpurs eine Tönung in’s Gelbe, bei Zersetzung des Sehgelb eine Tönung 
ins Blaue. Zusammen vertragen die beiden Erregungsrhythmen sich nicht; sie 
haben etwas Antagonistisches und stören sich gegenseitig. Werden also Seh- 
purpur und Sebgelb gleichzeitig zersetzt (d. h. sehen wir gelbes und blaues 
Licht gemischt), so schwächt eine farbige Tónung die andere ab. Blau und 
Gelb sind Gegenfarben. Bei einem bestimmten Mengenverhältniss beider Er- 
regungen fällt der chromatische Charakter der Empfindung völlig fort. Die bei 
jenen Zersetzungen frei werdende Energie wird aber davon nicht berührt, die 
in dem Gelb und Blau enthaltenen Helligkeitsempfindungen bleiben also un- 
gestórt bestehen; d. h. wir sehen bei geeigneter Mischung der beiden Gegen- 
farben nur die Summe ihrer Helligkeiten (die zum Theil aus Zersetzung der 
Weisssubstanz stammen) als Weiss oder Grau. 

Eine dritte Substanz (Rothgrünsubstanz) ist beim Menschen bloss in 
den Aussengliedern der Zapfen vorhanden. Sie ist etwas leichter zersetzlich, 
als der Sehpurpur. Von Hause aus ist sie grün gefärbt und existirt möglicher- 


— 99 — 


weise isolirt in den grünen Stäbchen der Froschretina. Da ihre Farbe beinahe 
complementär ist zu der des Sehpurpurs, so neutralisiren die beiden Substanzen 
da, wo sie zusammen vorkommen, ihre Färbung gegenseitig, und die Aussen- 
glieder der Zapfen erscheinen deshalb farblos. Bei Belichtung durch Strahlen 
längster und kürzester Wellenlänge verschiesst die ursprünglich grüne Substanz 
zunächst in ein rothes Zwischenproduct, ähnlich wie die absterbenden Blätter 
des wilden Weins. Dieses wird durch Strahlen mittlerer Wellenlänge weiter 
zersetzt, und aus den letzten Spaltungsproducten wird die grüne Ausgangs- 
Substanz regenerirt. Von Orange bis Gelbgrün greifende Absorptionsspectren 
der beiden Substauzen übereinander. Bei jenen beiden Zersetzungen nun wird 
Energie frei, deren Einwirkung auf den nervösen Apparat wieder als Helligkeit 
zum Bewusstsein kommt. Bei beiden überträgt sich die Erregung auf den 
Nerven mit einem specifischen Nebencharakter, in einem besonderen Rythmus, 
durch den die Helligkeitsempfindung eine farbige Tönung erhält. Die Zersetzung 
der ursprünglichen Substanz empfinden wir als Rotlı, die des rothen Zwischen- 
productes als Grün. Beide specifische Rhythmen haben auch hier wieder etwas 
Antagonistisches, so dass wir bei einer geeigneten Mischung von Roth und Grün 
nur die Summe ihrer Helligkeiten als Weiss empfinden. 

Die gewöhnlichen Farbenblinden haben keine Rothgrünsubstanz, sie empfinden 
daher von Farben im engeren Sinne nur Gelb und Blau. Die Art, wie sie diese 
im Spectrum vertheilt selıen, wird durchaus bedingt durch die Absorptions- 
spectren des Sehpurpurs und des Sehgelb. Die bei ihnen beobachtete Ver- 
schiedenheit ferner von sog. Rothblindheit und Grünblindheit beruht auf dem 
Vorkommen des Sehpurpurs in zwei Modificationen. 

Bei den Zuständen sogenannter Farbenschwáche oder bei ungleichmässigen 
Beeinträchtigungen von Gegenfarben bestehen Stórungen irgendwo centralwärts 
von der Stabzapfenschicht, durch welche die Erregungsrhythmen bei ihrer Ueber- 
tragung auf das Centralorgan in mehr oder minder capricióser Weise alterirt 
werden. Derartige Schädigungen liegen auch vor bei den cerebralen Affectionen 
des Farbensehens, in Folge von Hysterie, Apoplexie u. S. w. 

Bei totaler Farbenblindheit endlich fehlen entweder die beiden chroma- 
tischen Substanzen gänzlich, oder es werden die von ihnen herrührenden chro- 
matischen Rhythmen durch centralwärts bestehende Störungen gänzlich aufgehoben, 
während eine Fortleitung des blossen Erregungsquantums noch möglich ist. 

Schwarz. 


Journal-Uebersicht. 


I. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXIX. Heft 2. (Schluss.) 

3) Etwas zur Pathologie der Nervi optici, von Prof. Adamük in Kasan. 

Die Kenntniss der acuten Entzündungen des Sehnerven ist nach A.’s An- 
sicht deshalb noch nicht auf der wünschenswerthen Höhe, weil betrefis der 
Eintheilung der verschiedenen Formen der Krankheit und betreffs der Nomen- 
clatur einige Verwirrung besteht. A. will die verschiedenen Formen der Neu- 
ritis optica eingetheilt wissen zunächst in allgemeine und partielle, je nachdem 
der Nerv mehr oder weniger gleichmässig in seiner ganzen Dicke betroffen ist 
eder nur auf gewissen Stellen seines Querschnittes. Die Affectionen der ersten 
Art theilt er wieder ein in ódematóse (Neuritis oedematosa mit den bekannten 
Symptomen der sog. Stauungspapille) und einfache (in Form der nicht ódema- 


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tósen), welch’ letztere gewöhnlich durch die Symptome der sog. Neuritis des- 
cendens (v. Graefe) gekennzeichnet sind. Tie partiellen Affectionen theilt A. 
ein in periphere (Perineuritis), centrale (Neurit. axial. s. central.) und herd- 
formige (Neurit. disseminata). Betreffs der Differentialdiagnose, speciell zwischen 
Perineuritis und Neuritis axialis, hält Verf. gegenüber anderen Autoren daran 
fest, dass bei Perineuritis stets eine Gesichtsfeldeinengung vorhanden sein muss, 
mit oder ohne centrales Scotom, dass man aher bei Abwesenheit einer solchen 
peripheren Gesichtsfeldeinengung und blossem Bestehen eines centralen Scotoms 
nicht von Perineuritis reden dürfe, sondern nur von Neuritis central. s. axialis. 


4) Ueber díe Localisation der Eisensplitter im Bulbus mit Hilfe der 
Magnetnadel, von Dr. Eduard Asmus, Assistent an der kgl. Universitäts- 
Augenklinik in Breslan. 

Verf. weist an der Hand von 40 Beobachtungen nach, dass man mit Hilfe 
der Magnetnadel die Anwesenheit von Eisensplittern sicher diagnosticiren kann, 
gleichviel ob man sich dazu des Gérard’schen Instrumentes oder des vom Verf. 
construirten Sideroskops bedient, und dass man ferner unter Benutzung dieses 
letzteren Apparates die im Auge vorhandenen Eisensplitter auch ziemlich genau 
localisiren kann. 

6) Beitrag zur operativen Behandlung der hochgradigen Myopie, vun 
Dr. M. Hori, kaiserl. japan. Stabsarzt in Tokio (Japan). 

Verf. berichtet über die ersten 15 Fälle (im Ganzen wurden bisher 28 ope- 
rirt) von operativer Behandlung hochgradiger Myopie, wie sie Sch weigger im 
Jahre 1892 und 1693 vornahm. Nach Schweirger's Ansicht ist zur Ope- 
ration geeignet eiu Auge, dessen Fernpunktsdistanz 7 cm oder weniger betrügt. 
Die Sehschürfe muss ausreichend sein, d. h. nach Correction mindeseens ®/,, be- 
tragen. Es darf keine entzündlche Complication bestehen. Auch die myo- 
pischen Chorioidealveränderungen dürfen besonders in der Nähe der Macula 
nicht zu ausgedehnt sein. Je jünger der Patient, desto besser. Man sell nie 
früher operiren, als bis beim Patienten genügende Schulkenntnisse vorhanden sind 
zur Vornahme einer genaueren Sehprüfung. Diese letztere ist von entschei- 
dender Bedeutung. Für die Ferne prüft man mit Gläsern unter Berechnung 
des Abstandes des Glases vom Auge, der am kleinsten gemacht werden kann, 
. wenn man die Gláser nicht iun die Fassung des Probirbrillengestelles steckt, 
sondern wie ein Monokel vom Patienten vor das Auge halten lässt. Ausserdem 
controlirt man mittelst des Thompson’schen Versuches. Die Naheprüfung macht 
man mittelst der Schweigger'schen Druckproben oder der Burchardt’schen Punkt- 
proben. Fir die objective Bestimmung der Refraction ist die oplıthalmosko- 
pische Bestimmung im aufrechten Bild nicht sehr geeignet, weil der Abstand 
des corrigirenden Glases vom untersuchten Auge dabei ziemlich gross ausfällt 
und ausserdem nicht unveränderlich festgehalten werden kann. Auch der 
Schmidt-Rimpler’sche Refractionsbestimmer eignet sich nicht gut für die Fälle 
von hochgradiger Myopie. Prompt und sicher erweist sich die skiaskopische 
Untersuchung. Nur stört auch hier der Umstand, dass man Correctionsyliser 
gebrauchen muss, die vom Auge mehr oder weniger abstehen. Die sicherste 
Methode dürfte die Bestimmung mit dem electrischen Augenspiegel von 
Schweigger sein. Man operirt in einer Sitzung nur ein Auge, und zwar das 
stärker myopische. Vor der Operation beseitigt man nach Möglichkeit etwaige 
Erkrankungen der Lider, Bindehaut, Hornhaut, Iris u. s. w. Nach gründlicher 
Desinfection discidirt man sodann die Linse, wie bei Schichtstar und lässt den 


— 94 —- 


Patienten, nach der Operation wenigstens, 2 Tage im Bett bleiben. Während 
der Nachbehandlung wird Atropin eingetraufelt. Erfolgt die Quellung der 
discidirten Linse langsam, so überlässt man sie der Resorption, was ungefähr 
ein halbes Jahr dauert, erfolgt die Quellung aber stürmisch, so macht man 
die Extraction mit der Lanze. Zurückgebliebene Linsenreste kann man, voraus- 
gesetzt, dass kein harter Linsenkern vorhanden ist, ruhig der Aufsaugung über- 
lassen. Bleibt schliesslich Nachstar zurück, so discidirt man mit 2 Nadeln. 
Bis zu einer gewissen Höhe hat das Alter keinen Einfluss auf das Heilungs- 
resultat, ebensowenig das Geschlecht. Die Refraction der operirten Augen wurde 
durch die Operation nicht immer um denselben Werth vermindert, sondern es 
schwankt derselbe zwischen 16 bis 20 Dioptrien. Es geht daraus hervor, was 
schon von anderen Autoren betont wurde, dass die Linse hochgradiger Myopen 
einen höheren optischen Werth hat, als die der Emmetropen, und dass dieser 
Werth bei verschiedenen Individuen verschieden ist. Ausnahmsweise ist die 
Sehschárfe nach der Operation bedeutend besser, als vor der Operation, ge- 
wöhnlich aber ist nur eine Verbesserung geringeren Grades vorhanden, die 
Schweigger darauf bezieht, dass die vor der Operation durch die starken 
Concavgläser bedingte Verkleinerung der Bilder nach der Operation wegfällt. 
Dr. Ancke. 


II. v. Graefe's Archiv für Ophthalmologie. XL. 3. 


1) Ueber die eitrige metastatische Ophthalmie, besonders ihre Aetio- 
logie und prognostisehe Bedeutung, von Dr. med. Th. Axenfeld, 

I. Assistent der Augenklinik in Marburg. I. Hälfte. 

Das Auge erscheint für grössere infectiöse Pfröpfe weniger empfänglich, 
zur Capillarembolie dagegen disponirt. Die Capillaren des Auges sind sehr eng. 
Finden wir, dass in einer für das Auge verhältnissmässig grossen Zahl sich 
endogene Infectionen ausbilden, so ist von vornherein deren capillare Entstehung 
wahrscheinlicher. 

Wenn man auch in neuerer Zeit von einer Trennung der Septicämie und 
Pyämie zu einer einheitlicheren Auffassung dieser Erkrankungen übergegangen 
ist, so hält doch Verf. den alten Begriff der puerperalen Ophthalmie auch heute 
noch für nicht ganz unberechtigt und betont, dass das Puerperium und neben 
diesem die Endocarditis ulcerosa viel häufiger eine metastatische Ophthalmie 
im Gefolge hat, als chirurgische Infectionen. Der Umstand, dass puerperale 
Infectionen sehr schwer zu sein pflegen, ist hierbei ohne Bedeutung, bei 100 tödt- 
lichen chirurgischen Fällen ist der Procentsatz der metastatischen Ophtlialmie 
geringer als bei 100 puerperalen. Bei doppelseitiger, annähernd gleichzeitig 
auftretender, puerperaler metastatischer Ophthalmie erfolgt fast ausnahmslos 
Exitus let. Die einseitige metastatische Ophthalmie des Puerperiums gestattet 
eine günstigere Prognose. Ob bei ihr die Mortalität höher ist, als durch- 
schnittlich bei puerperaler Pyämie, ist nicht festgestellt, jedenfalls ist sie höher, 
als die der metastatischen Ophthalmie aus anderen Ursachen. Die septische 
puerperale Endocarditis ist relativ erheblich häufiger bei der doppelseitigen, als 
bei der einseitigen metastatischen Ophthalmie gefunden worden. Einseitige 
Ophthalmie bildet nicht selten die einzige Metastase, bei der doppelseitigen sind 
anderweitige Metastasen bäufiger, doch konnten in keinem Falle anderweitige 
Herde im Bereiche der Carotiden nachgewiesen werden. 

Bei nicht puerperalen Infectionen der weiblichen Genitalien ist die meta- 
statische Ophthalmie sehr selten. Das Gleiche gilt von der nach chirurgischen 


— Ze 


Eingriffen auftretenden „primären“ Septico-Pyämie, deren Mortalität sehr gross 
ist. Häufiger führt die nach localen Eiterungen gewissermassen secundür auf- 
tretende Pyämie durch Vermittelung einer Thrombo-Phlebitis zur metastatischen 
Ophthalmie. 

Meistens tritt Panophthalmie mit Perforation und nachfolgender Phthisis 
bulbi ein, doch entwickelt sich einzeln directe Phthisis, einmal selbst bei An- 
wesenheit von Streptokokken (Panas). Neben diesen hat man Staphylococcus 
aur. und citr. gefunden. In phthisischen Augen sind noch 70 Tage nach Be- 
ginn der Entzündung virulente Kokken nachgewiesen worden. 

Doppelseitige metastatische Ophthalmie findet sich nur bei schweren Fällen 
chirurgischer Pyämie, trübt an sich aber die Prognose nicht. Die einseitige 
Ophthalmie begleitet meistens mildere Fälle, ist sie die einzige Metastase, so 
darf man den Fall zu den günstigeren rechnen. 

Endocarditis ulcerosa ist im Allgemeinen bei puerperalen Processen häufiger 
als bei chirurgischen, doch findet sie sich, wenn man nur die mit metastatischer 
Ophthalmie complicirten Fälle vergleicht, bei chirurgischer Pyämia in nur wenig 
niedrigerem Procentsatze als bei puerperaler. Diese Thatsache bestätigt die 
Richtigkeit der Annahme, dass Endocarditis ulc. besonders leicht zu Metastasen 
in die Augen führt. 

Verwerthbare anatomische Untersuchungen liegen nur in geringer Zahl vor. 
In zwei doppelreihigen Fällen war die Netzhaut zuerst erkrankt. 

Ueber die nach verschiedenen Infectionskrankheiten auftretenden metasta- 
tischen Ophthalmien bietet die Literatur bis jetzt kein für eine Verarbeitung 
brauchbares Material. Bei einzelnen Krankheiten kommt es in Folge von Misch- 
infection mit den bekannten Eitererregern zur Pyämie, bei anderen ist die Frage, 
ob specifische oder Mischinfection nicht zu entscheiden, bei Typhus abdom. und 
Erysipelas ist der specifische Charakter eitriger metastatischer Ophthalmie bac- 
teriologisch nachgewiesen worden. Bei Typhus trat sie stets als Nachkrankheit 
auf und führte nicht zur Panophthalmie. (Siegrist in Bern hat aus einem 
nach Influenza aufgetretenen retrobulbären Abscess ausschliesslich Pfeiffer'sche 
Influenzabacilen cultivirt.) Im Verlaufe der kryptogenetischen Septicopyämie 
kommen Metastasen in den Augen häufig vor. Verf. stellt 27 Fälle, darunter 
4 eigene, zusammen. Die Sehstörung tritt anfangs allmählich auf, nimmt aber 
bald rasch zu. Die Intensität der im Auge gesetzten Entzündung giebt keinen 
Maassstab für die Malignität der ganzen pyämischen Erkrankung. Neben Pan- 
ophthalmie findet sich directer Uebergang in Phthisis bulbi, und zwar letzteres 
etwas háufiger, als bei der puerperalen und chirurgischen Form. 12 doppel- 
seitigen stehen 15 einseitige gegenüber, erstere mit 83,3 °/,, letztere mit 
33,3 °/, Mortalität. 2 doppelseitige Fälle sind genesen, von denen einer 
(Hirschberg) besonders erwähnt zu werden verdient, weil S. sich z. Th. 
wiederherstellte: 16 Jahre nach der Erkrankung R:Sn. XVII:3" (luxat. lent. 
catar) L:Sn. 2!/,:4". In allen anderen Fällen trat Erblindung ein. Auch 
bei der kryptogenetischen Pyämie zeigt sich die Ophthalmie, und besonders die 
doppelseitige am häufigsten, wenn Endocarditis besteht. 

Da ausser einem mit Meningitis complicirten, in allen Fällen von Erkran- 
kung beider Augen keine sonstigen Metastasen im Gebiete der Carotiden vor- 
handen waren, so darf man trotz häufiger Endocarditis auf capillare Entstehung 
der Eiterung schliessen, und zwar scheint vorwiegend die Netzhaut zunächst zu 
erkranken. 

Der Fränkel-Weichselbaum’sche Pneumococcus ist häufiger nachgewiesen 
worden. Die Schwierigkeit der Färbung des Pneumococcus und der Differential- 


= "OR. acs 


diagnose zwischen diesem und Streptokokken, Staphylokokken etc. wird eingehend 

erörtert. Verf. beobachtete gleich anderen, dass hochgradige Endocarditis sich 

in vivo einer sicheren Diagnose entziehen kann, und theilt einen Fall mit, bei 
dem erst die metastatiscle Ophthalmie die richtige Deutung einer bisher un- 
aufgeklärten fieberhaften Erkrankung ermöglichte. | 

Affectionen der Lungen führen häufiger zur metastatischen Ophthalmie. 
Die Pyämie beruht aber nicht immer auf Pneumokokken. Verf. citirt einen 
Fall von Pyopneumothorax, wo Streptococcus pyog. nachgewiesen wurde. 

Die bei Meningitis cerebro-spinalis auftretende Oplıthalmie geht bekanntlich 
sehr selten in Panophthalmie, sondern in der Regel direct in Phthisis bulbi 
über. Da derartige Patienten fast immer genesen, so besitzen wir kaum eine 
anatomische Untersuchung eines solchen Auges, es kann aber nicht zweifelhaft 
sein, dass wie die Meningitis, so auch die Ophthalmie durch den Diplococcus 
lanceolatus hervorgerufen wird. Entsteht die Ophthalmie durch Infection des 
Blutes von den Meningen aus? — oder durch directe Fortleitung in den 
Scheidenräumen? — ist die Meningitis nur Symptom einer allgemeinen krypto- 
genetischen Pyämie? — alle diese Fragen sind noch ungelöst, vielleicht be- 
stehen alle Möglichkeiten. Verf. theilt einen Fall mit, in welchem er beider- 
seits im Scheidenraume des Sehnerven zwischen und in Rundzellen massenhafte 
Diplokokken ohne deutliche Kapsel fand. Dieselben reichten aber nur bis an 
die Lamina cribrosa, nicht in die Lamina und in den Bulbus hinein. Links 
wurden intraocular überhaupt keine Diplokokken gefunden, rechts nur im Be- 
reich der Papille, entsprechend einer verstopften Capillare, eine ca. 2 mm lange 
cylindrische Kokkenmasse, aber ohne nachweisbaren Zusammenhang mit den 
intravaginalen Kokken. In der Umgebung Rundzelen und Fibrin, dazwischen 
einzelne freie Diplokokken. 

Ausserdem sah Verf. Diplokokkenhaufen in den Gewebsspalten des orbi- 
talen Fettgewebes, ohne Beziehung zu thrombotischen Gefässen, ausgehend von 
der Fissura orbit. sup. — In einem anderen vom Verf. untersuchten Falle, in 
welchem eitrige Retinitis mit kleinen lanzettförmigen Diplokokken bestand, 
waren Opticus und Opticusscheiden ganz frei. Ebenso war die Chorioidea in- 
tact. ÜUeberhaupt ist der vielfach gebrauchte Ausdruck: „eitrige Chorioiditis“ 
nicht berechtigt. Ausgangspunkt ist häufig die Netzhaut, und wenn alle Ge- 
bilde ergriffen sind, so sagt man richtiger allgemein Ophthalmie. 

Das im Verhältniss zur metastatischen Ophthalmie erheblich seltenere Vor- 
kommen der metastatischen Orbitalphlegmone bestätigt die schon früher aus- 
gesprochene Vermuthung, dass die Feinheit der intraocularen Capillaren für die 
Entstehung der metastatischen Ophthalmie von Bedeutung sind. 

2) Ueber den Keimgehalt des Bindehautsackes, dessen natürliche 
und künstliche Beeinflussung, sowie über den antiseptischen Werth 
der Augensalben, von Dr. Ludw. Bach, Privatdocent und I. Assistent 
der Univ.-Augenklinik in Würzburg. 

Jeder Bindehautsack ist von vornherein als inficirt anzusehen. Besondere 
Bedeutung haben der Staphylococcus pyogen. aur. und alb., sowie der Staphylo- 
coccus pyogen.  Dieselben wurden in septischen Hornhautgeschwüren gefunden, 
konnten aber manchmal, zumal wenn der Process älter war, nicht nachgewiesen 
werden. Einmal fand Verf. bei geringem Bindehautcatarrh eine Reincultur von 
Staphylecoceus pyog. aur. auf der Conjunctiva und am Lidrande. Im Ganzen 
konute Verf. 27 verschiedene Árten bestimmen, welcho rein gezüchtet und durch 
Impfung in Kaninchenhornhaut auf ihre pathogenen Eigenschaften untersucht 





acus IT we 


werden. Von den 27 Arten waren 10 pathogen, darunter eine bisher un- 
bekannte, vom Verf. Micrococcus conjunctivitis minutissimus genannt. Bei Ver- 
suchen mit dem Kieler Wasser-Bacillus, welcher wegen seiner Resistenz gegen 
Thränen und wegen des von ihm producirten rothen Farbstoffes gewählt wurde, 
zeigte sich, dass bei intacten Thränenwegen die Bacterien sehr rasch durch den 
Lidschlag in die Nase abgeführt wurden, und dass ein Uebertritt derselben aus 
der Lidspalte auf ein vorgelegtes Lintläppchen nur bei Verschluss der Thränen- 
canälchen stattfand. Eine Infection des Bindehautsacks von der Nase aus scheint 
nach dem Ausfalle der bez. Versuche bei gesunden 'Thränenwegen niemals vor- 
zukommen. 

Thränen bewirkten in der Mehrzahl der Versuche eine wesentliche Hem- 
mung des Wachsthums der Keime, zeigten vereinzelt aber das Wachsthum be- 
fördernde Wirkung. Die Ursache ist nicht aufgeklärt. Verschiedene chemische 
Zusammensetzung? Jedenfalls beruht die bacterienfeindliche Wirkung nicht, wie 
Bernheim angiebt, auf der Anwesenheit von Serumalbumin, und ist der Koch- 
salzgehalt nicht alleinige Ursache, denn auch Aq. fontana und destillata brachten 
Staphylokokken rasch zum Absterben. 

Das Kammerwasser übt keinen wesentlichen bacterienfeirdlichen Einfluss 
aus, auf Glaskörper gedeiht der Staphylococcus pyog. aur. gut. 

Conjunctivalsecret scheint das Wachsthum der Keime zu befördern, ver- 
mehrte Secretion dagegen nicht besonders gefährlich zu sein. 

Mechanische Reinigung des Bindehautsackes und der Lidränder bei gleich- 
zeitiger Irrigation mit physiologischer Kochsalzlösung ist für die Vernichtung 
der Keime wirksamer, als das alleinige Ausspülen mit antiseptischen Lösungen. 
Normaler Wundverlauf kann auch bei der Anwesenheit zahlreicher Mikroorga- 
nismen erfolgen. Unter eineın Verbande vermehren sich oft die Keime, doch 
ist auch beobachtet, dass der Conjunctivalsack unter einem Verbande 2 Tage 
lang ganz steril blieb. Verf. ist der Ansicht, dass der Heilungsverlauf viel 
weniger — oder kaum — abhängig ist von der Quantität des Keimgehaltes 
des Bindehautsackes, als von der Technik des Operateurs, vom Verlaufe der 
Operation und von dem Circulationsapparate, sowie dem Ernáhrungszustande des 
Patienten. Wenn der Arzt alle ihm zu Gebote stehenden Vorsichtsmassregeln 
beobachtet, so besteht bei Staroperationen eine Infectionsgefahr der Wunde 
nicht mehr. 

Sublimatvaselin (!/,?/4,) und Argent. nitric.-Salbe (2 °/,) tódten Keime in 
wenigen Minuten. Gelbe Salbe wirkt weniger energisch, Borvaselin gar nicht 
' desinficirend. Sublimat-Argent. nitric.- und Cuprumvaselin bewahren ihre para- 
siticiden Eigenschaften auch bei Anwesenheit eines wässerigen Menstruums 
(Thränen). 

Reines amerikanisches weisses Vaselin wird nie ranzig, und die mit dem- 
selben bereiteten gebräuchlichen Augensalben bleiben dauernd steril. Auch in 
dem reinen Fett gehen Keime von Staphylococcus pyog. aur. rasch zu Grunde. 

Durch häufigeres Einstreichen von Sublimatvaselin konnte Verf. den Binde- 
hautsack und meistens auch die Lidränder in 24—48 Stunden keimfrei machen, 
wenn, wie es in. Wirklichkeit der Fall zu sein pflegt, die Anzahl der Keime 
nicht sehr gross war. Entwickelten sich jedoch beim Abimpfen von der Con- 
junctiva auf der Platte unzählige Colonien von Staphyloc. pyog. aur., so waren 
auch nach 48 Stunden noch mehr oder weniger Staphyloc. vorhanden. Scheer. 

(Fortsetzung folgt.) 


— 98 __ 


Vermischtes. 


1) Kleinigkeiten aus der alltäglichen Praxis, 


Das Tagewerk des Augenarztes besteht aus zwei grundverschiedenen Theilen, 
dem künstlerischen, das ist das Stellen einer schwierigen Diagnose oder die 
tadellose Ausführung einer Operation, und dem handwerksmässigen, ewig sich 
wiederholenden, d. i. die Feststellung der Sehschärfe an einer ermüdend langen 
Reihe von Patienten. Diese Sisyphus-Arbeit verrichtet man mit den verschie- 
densten Leseproben, voluminösen und compendiösen, praktischen und unprak- 
tischen. Zu den unpraktischen rechne ich von vornhersin die voluminösen. 
Man sehe sich nur an, in welchem Zustande der Abgegriffenheit sich in der 
Regel die dicken Bücher befinden, welche Jaeger, Snellen u. A. herausgegeben 
haben, wie unendlicher Schmutz die ersten immer gebrauchten Seiten bedeckt 
und die Buchstaben fast unleserlich macht, während die ganze Reihe der fol- 
genden Blätter noch untadelhaft aussieht. Viel praktischer sind schon die Lese- 
proben, welche Nieden bei Bergmann in Wiesbaden hat herstellen lassen, 
welche auf 4 Seiten das Nöthisste bringen und viel gleichwässiger abgegriffen 
sind, ehe man sie durch ein neues Exemplar ersetzt. Und doch, wie rasch 
sind auch sie in einem solchen Zustande, dass man sie einer Dame kaum mehr 
in die Hand zu geben wagt. Ich sehe ganz ab von unseren Arbeitern, welche 
mit der schwieligen, vom Schmutz der Fabrikarbeit noch bedeckten Hand in 
unsere Praxis kommen, von unseren Kleinen, welche mit den Butterbrodfingern 
die Leseprobe beschmutzen. Es ist Regenwetter, es bekommt eine Dame mit 
feuchten Handschuhen das Blatt in die Hand und im Nu hat der schwarze 
Handschulı dem reinen Papier einen Trauerrand in Gestalt eines schwarzen Ab- 
drucks des Daumens aufgedrückt. Sehr geschickt umgehen diesen Uebelstand 
Albrand's Sehproben für die Nähe, welche mit einem 3 Finger breiten Rande 
von steifer, dunkelbraun gefärbter Pappe umgeben sind, auf welchem sich 
schadlos der Finger des Patienten abdrücken kann, die Leseprobe selbst bleibt 
unbeschmutzt. Hat man sich aber an andere Leseproben, z. B. die von Nieden 
gewöhnt, so ist nichts leichter, als von dem Kunstgriffe Albrand's zu profi- 
tiren, indem man das weisse Blatt auf einen blauen Actendeckel klebt, welcher 
an allen Seiten dasselbe um etwa 3 Finger breit überragt. Nur so entspricht 
man den Anforderungen der gewöhnlichsten Reinlichkeit. 

Und nun der Text: Lesen Sie! sagt man dem zu Untersuchenden und giebt 
ihm Nieden's Sehproben (ich wáühle dieses Beispiel nur desshalb, weil ich 
gerade diese Proben im täglichen Gebrauch habe und sie für die zweckmässigsten 
halte). Patient burhstabirt: Nr. 7. Jaeger Nr. 9. Sn. Nr. 4. Schw. 1,0. Un- 
geduldig unterbricht man ihn: Das nicht! Die Sätze lesen! Er beginnt wieder: 
muss er denn nach Caprivi, Grossmutter? Man erklärt, dass es Capri heisse 
und dankt heimlich seinem Schöpfer, dass jetzt Hohenlohe Reichskanzler ge- 
worden ist, um diesem schrecklichen Missverständnisse vorzubeugen. Es geht 
weiter. Die feinere Schrift! San...., Santi...., Santissima, stottert Patient. 
Gott sei Dank, endlich ist auch dieser Passus überwunden und man kann all- 
mählich zur feinsten Schrift übersehen. Rascher aber kommt man vorwärts, 
wenn man diese Stellen, welche Kindern und Erwachsenen mit Kinderverstand 
zur Scylla und Charybdis werden, einfach von vornherein bei Ingebrauchnehmen 
der frischen Leseprobe durchstreicht, so dass die Patienten nur dem allgemeinen 
Verständniss zugängliche Sachen vor sich haben. — In einer anderen von mir 
sehr geschätzten Leseprobe, welche erst im vorigen Jahre erschienen ist, findet 


— 29 — 


sich der Passus Nr. 6 (Sn. IV), auf welchen nach Anordnung des Ganzen der 
Blick des Patienten zuerst fallen muss: ..... schien auf das braune Gelock 
des Burschen, der Wind blies ihm ins offene Hemdlein..... Auch diese Stelle 
habe ich dick mit Bleistift durchstrichen, nachdem einmal ein Backfisch im 
Beisein der streng blickenden Mama vor Lachen nicht weiter lesen konnte. 
Auch die von den verschiedensten Collegen herausgegebenen Sehproben für die 
Ferne haben ihre ganz kleinen, aber doch gelegentlich störenden Mängel. Da 
hat man sich die Tafeln für alle Zwecke brauchbar zu machen versucht, indem 
man am Schlusse der aus gewöhnlichen Buchstaben bestehenden Reihen jedes- 
mal ein umgekehrtes lateinisches E oder einen räthselhaften Haken angebracht 
hat. 20°/, der Patienten stutzen davor, als ob es chinesisch wäre, und kommen 
erst weiter, wenn ihnen die Erklärung gegeben ist, dass das Zeichen für An- 
alphabeten seien. Hat man nun glücklich diese Zeichen zugeklebt oder erst 
zugeklebt und dann mit richtigen Buchstaben übermalt, dann beginnt man: 
Erste Reihe! m. Zweite Reihe! a o i. Dritte Reihe! u e s. Vierte Reihe! 
Fünfte Reihe! Schon wird das untersuchte Kind confus und nun wird der 
Vater desselben mit einem Lineal zur Wand geschickt, um jeden einzelnen 
Buchstaben aus dem widerstrebenden kleinen Patienten herauszulocken. Hat 
man einen Assistenten, so übernimmt auch dieser wohl die Arbeit des ,,Zeigens“, 
aber ich habe noch nie einen Augenarzt getroffen, der diese Situation namentlich 
vor einem auf Astigmatismus zu untersuchenden Kinde zu den schönsten Mo- 
menten seines Daseins gerechnet hätte. Mit Tinte habe ich jede einzelne Reihe 
deutlich mit den Zahlen 1, 2, 3 in der den Buchstaben entsprechenden Grösse 
versehen. Ohne Erfolg, ohne Erleichterung für die praktische Verständigung 
mit dem Patienten! Dann kam ich auf die Idee, unter der vierten Reihe der 
Wandtafel einen ca. 1cm breiten rothen Streifen mit einem Rothstift quer über 
die ganze Tafel von rechts nach links zu ziehen oder einen solchen Streifen 
von grellrothem Papier an entsprechender Stelle aufkleben zu lassen. Dieses 
hat mir persönlich entschieden eine gewisse Erieichterung im Verkehr mit den 
Patienten gewährt, denn nun heisst die Aufforderung zum Lesen einfach: Erste 
Reihe! Zweite Reihe! Dritte Reihe! Die Reihe über dem rothen Strich! Die 
Reihe unter dem rothen Strich! Folgende Reihe! Letzte Reihe! und endlich ist 
wieder die handwerksmässige Arbeit erledigt, eine Arbeit, welchor nur dadurch 
ein gewisser Reiz innewohnt, dass man vorher im aufrechten Bilde die Re- 
fraction der verschiedenen Meridiane des Auges objectiv bestimmt hat und nun 
damit die subjectiven Angaben des Besitzers dieses Auges vergleicht. Sehr 
bequem ist auch dieser rothe Strich sagen wir unter der vierten Reihe, bei 
jener grossen Zahl von Patienten, bei denen man von vornberein keine schlechte 
Sehschärfe voraussetzt und von welchen man daher die ganze Zusammenstellung 
der Buchstaben von Sn CC bis Sn XV gar nicht vorgelesen haben will. Ver- 
langt man von diesen Patienten ungeduldig gleich die letzte Reihe, so hapert 
es vielfach. Verlangt man dagegen „die Reihe unter dem rothen Strich“, so 
ist diese sehr oft ein geeigneter Aufang, Patient füngt mit grosser Präcision 
bei den kleineren Reihen an und ermüdet den Untersucher nicht erst durch 
Vorlesen der grösser gedruckten Buchstaben. Endlich sei mir noch eine ganz 
kurze Bemerkung über unsere Probirgestelle gestattet. 3 Jahre lang habe ich 
als Assistent mit jenen vorsündtluthlichen Brillengestellen gearbeitet, bei welchen 
über das eingesetzte Glas ein federnder Haken greift, welcher jedesmal zurück- 
gebogen werden und wieder einschnappen muss, ehe man das probirte Glas 
durch ein anderes zu probirendes ersetzt hat. Wie spielend leicht wechselt 
man dahingegen die Gläser in den Gestellen, welche einfache Taschen haben, 


— 30 _. 


aus welchen man die Gläser im Augenblick herausnehmen und durch neue er- 
setzen kann. Hat man sich dieses Alles iu seinem kleinen Wirkungskreise 
einigermassen praktisch eingerichtet, so wird man die Zeit, welche man bei den 
Sehprüfungen spart, interessanteren Untersuchungen widmen können. 
Dr. Fischer - Dortmund. 
2) Berichtigung. 

Jahrg. 1894, Seite 370 Zeile 8 von unten lies ausmachen statt aus. 

» = „ 371 „ 6 „ oben „ Schaltzellen statt Schallzellen. 


Bibliographie. 


1) Ueber Entzündungen, insbesondere Augenentzündungen, her- 
vorgerufen durch Raupenhaare, von Wilh. Stórman. (Inaug.- Diss. 
Berlin 1894.)  Hautentzündungen durch Raupenhaare sind schon länger be- 
kannt; sie sind sogar zuweilen mit heftigen Störungen im Allgemeinbetinden 
verbunden, für die als besonderes Beispiel die von Verf. mitgetheilten inter- 
essanten eigenen Erfahrungen des Prof. Ratzeburg dienen. Diese heftigen 
Erscheinungen, welche namentlich auch bei Thieren, deren Futter zufällig solche 
Haare enthält, bedrohliche Symptome sogar mit tödtlichem Ausgang hervorrufen 
können, brachten bald auf die Vermuthung, dass nicht nur die mechanische Wir- 
kung, sondern vielmehr ein in den hohlen, mit Widerhaken versehenen Haaren 
enthaltenes Gift, möglicherweise Ameisensäure, die Entzündungen bedinge. Es 
koınmen hauptsächlich 7 Raupenarten in Betracht: Bärenraupe, Bürstenraupe, 
Nonne, Dispar, Chrysorrhoea, Processionsraupe, Gastropacha (Neustrier). Augen- 
entzündung durch Raupenhaare veröffentlichte erst Pagenstecher 1883. 
Wie so häufig folgten dieser Mittheilung von verschiedenen Seiten bald andere, 
doch sind es bis jetzt immer noch nicht viele. Hauptsächlich die schwereren 
Fälle mit Iritis sind glücklicherweise selten. Verf. theilt sie ausführlich mit, 
sowie die Literatur sowohl in medicinischer, als naturwissenschaftlicher Hinsicht. 
Es bilden sich tuberkelähnliche, hirsekorngrosse, gelbliche Knötchen in der 
Conjunctiva, bei schweren Fällen auch in der Iris; sie bestehen zum grössten 
Theil aus Rundzellen und schliessen in der Mitte das Raupenhaar ein, welches 
so spitz ist, dass es, wie erwähnt, sogar die Cornea perforiren kann, namentlich 
wenn es, wie meist, von ziemlicher Höhe eines Baumes in das nach oben blin- 
kende Auge fällt. Die Behandlung besteht bei Conjunctivitis in Anwendung 
der üblichen adstringirenden Mittel und event. Excision der Knötchen; bei 
stärkerer Reizung und Irisbetheiligung in warmen Umschlägen, Atropin event. 
Blutentziehung, und nach einiger Beruhigung in Excision der Irisknótchen. 
Auffällig ist die zeitweise Häufung dieser Erkrankung. Dies hängt von zeit- 
weilig stärker auftretonder Raupenplage ab, möglicherweise sind die Haare zu 
verschiedenen Zeiten mehr oder weniger getährlich, wofür auch manche Be- 
obachtungen sprechen. Dass die Haare in trocknem Zustand weniger wirken, 
bestätigen des Verfs Experimente an Kaninchen. Neuburger. 

2) Ueber die Thränendrüse des Neugeborenen und die Unter- 
schiede derselben von der des Erwachsenen, von Fritz Kirschstein. 
(Inaug.-Diss. Berlin 1894.) Verf.'s Untersuchungen über diesen in der Literatur 
wenig behandelten Gegenstand ergaben, dass die Neugeborenen keine Thränen 
vergiessen; das jüngste Kind mit normaler Thränensecretion war 25 Tage alt. 
Die Thrinendrise beim Neugeborenen ist in Folge ihrer hellen Farbe viel 
schwerer von dem umgebenden Fett zu unterscheiden als die des Erwachsenen, 


zei kk zc 


ferner auch erheblich kleiner, als es im Verhältniss zu den anderen Theilen 
des Auges zu erwarten ist, und zeigt schliesslich mikroskopisch das typische 
Bild einer fótalen Drüse, die noch nicht in Thàtigkeit gewesen ist. 
Neuburger. 
3) Eine neue Theorie über die Ursachen einiger Nervenkrank- 
heiten, insbesondere der Neuritis und der Tabes, von L. Edinger. 
(Volkm. klin. Vorträge, Nr. 106 der neuen Folge.) Die Function bedeutet eine 
Schädigung der Nervenelemente, welche jedoch unter normalen Verhältnissen 
durch den Stoffwechsel wieder ausgeglichen wird. Ist jedoch die Function eine 
zu angestrengte, wirken andererseits Traumen, sonstige äussere Einflüsse oder 
constitutionelle Erkrankungen schädigend auf den Ersatz ein, so gehen die be- 
treffenden functionirenden Nervenelemente zu Grunde, das Zwischengewebe da- 
gegen wuchert. Auf Grundlage dieser Hypothese stellt Verf. eine „Functions- 
Theorie" auf über die im Titel erwähnten Nervenerkrankungen. Speciell am 
Auge erklärt dieselbe nicht nur die bei der Tabes vorkommenden Störungen, 
vielmehr verlangt dieselbe geradezu die Existenz der Pupillarstórungen, ferner, 
dass die Fasern, welche den Lichtreflex vermitteln, früher erkranken als die- 
jenigen, welche der Accommodation dienen. Von den Aussenmuskeln sind am 
meisten der Lidheber, Abducens und Internus in Anspruch genommen, und ge- 
rade an diesen zeigen sich schon früh bei Tabikern Schwächezustände und 
Lähmungen. In vielen Fällen werden die Schädigungen relativ gering sein, so 
dass die erschöpfte Zelle sich wieder zu repariren vermag. Die Functionshypo- 
these erklärt daher den Umstand, dass gerade Augenmuskellähmungen nicht 
selten zurückgehen, wieder kommen, wieder schwinden und doch eines Tages 
ständig werden. Sie fordert auch, dass es Opticusatrophie gebe, aber erst 
weitere Untersuchungen darüber, inwiefern davon befallene Tabiker ihre Augen 
besonderen functiouellen Schádigungen ausgesetzt haben, werden ermitteln können, 
warum dieselbe manchmal eintrete, warum sie so oft fehle Die näheren Aus- 
führungen, speciell auch über lange nur vereinzelt auftretende Symptome der 
Tabes, ferner über die Ophthalmoplegia progressiva (Westphal) müsseu im 
Original nachgesehen werden. Neuburger. 
4) Die Vibration als Art von Massage in der Ophthalmolovgie, 
von Prof. A. Maklakow. (Chirurgitscheskaja Ljetopissj, Bd. Ill, Heft 6. Refer. 
in Nr. 24 d. St. Petersb. med. Wochenschr. 1894.) M. hat Versuche mit der 
Edison'schen Feder angestellt, welche einen kleinen Electromotor darstellt, der 
einen mit feiner Nadel endigenden Zeiger in ganz gleichmässige Bewegung setzt; 
die Stösse folgen in gleichen Intervallen, 9000 mal in der Minute, mit gleich 
bleibender Kraft; die !/, mm betragende Amplitude kann geändert werden. Die 
Feder ist ursprünglich bestimmt, auf Papier eine Reihe dicht gestellter feinster 
Löcher zu stechen, so dass man beim Schreiben punktirte Linien erhält, die 
Farbe durchlassen und ein leichtes Copiren und Vervielfaltigen des Geschriebenen 
ermöglichen. Hormhautflecke lassen sich gut damit färben in Folge des sicheren 
Zeichnens, der Schmerzlosigkeit und Schnelligkeit des Verfahrens gegenüber den 
sonst üblichen. Die Schmerzlosigkeit erklärt sich M. durch eine in Folge der 
vielen kleinen, schnell auf einander folgenden Nadelstössen eintretende Tetani- 
sirung des Auges. In Verfolgung dieses Gedankens benutzte er den Apparat 
unter Einsetzung anderer Ansätze (Elfenbeinkügelchen, Metallplättchen) an die 
Feder an Stelle der Nadel zur Tetanisirung bez. Massaze des Auges, in der 
Voraussetzung, dass die Summe der grossen Zahl der kleinen Einzelwirkungen 
bedeutende Gesammtwirkung entfalten muss. Die Resultate waren sehr über- 
raschend und befriedigend. Das Auge wird nicht nur ganz gleichmässig in allen 


— 32 wë 


Theilen erschüttert, sondern pflanzt die Erschütterung weiter fort, so dass auf 
der Stirn, in der Fossa canina etc. Vibration gefühlt wird. Am Limbus corneae 
aufgesetzt, bewirkt der „Tetanisa‘or‘“ Erweiterung der Iriskrypten, stärkere Blut- 
füllung der Circulus iridis minor, Conjunctivalhyperämie, punktförmige Extra- 
vasate an der Berührungsstelle. Der Humor aqueus kommt in starke Bewegung, 
wie man bei Hypopyon, Hyphäma oder Linsenmassen in der Vorderkammer sehen 
kann, und wird schnell von den Lymphräumen aufgenommen. Dadurch sinkt 
schon sehr schnell der intraoculare Druck (in ca. 1 Minute), was mit dem Oph- 
thalmotonometer nachgewiesen werden kann. Die Wirkung ist dauernd, tritt 
aber nur ein bei vorherigem normalem oder erhöhtem Druck; pathologisch ver- 
ringerter Druck wird dadurch auf kurze Zeit erhöht. Der Eintluss auf die intra- 
oculare Circulation ist noch nicht genau festgestellt, doch lässt sich mit Sicher- 
heit behaupten, dass die Gefásse anu der Papille dadurch früher pulsiren als bei 
anhaltendem Fingerdruck auf den Bulbus. Sehr günstige Resultate durch diese 
Tetanisirung hatte M. bei Iritis simplex, Cyelitis, Scleritis und Episcleritis, 
Keratitis parenchymatosa, Hypopyonkeratitis, traumatischer Cataract, Trachom 
(die Körner werden mit einem reibeisenförmigen Metallplättchen behandelt). Die 
Schmerzen werden schnell gemildert, pathologische Exsudate rasch zum Ver- 
schwinden gebracht, der Krankheitsprocess meist sehr bedeutend abgekürzt. — 
Einzelheiten im Original. Neuburger. 

5) Ueber das Vorkommen von Störungen des Sehorgans bei ge- 
wissen Stoffwechselanomalien, speciell bei harnsaurer Diathese, 
von Prof. Dr. O. Bergmeister in Wien. (Wiener med. Wochenschr. 184904. 
Nr. 42, 43.) An der Hand einer Reihe von Beobachtungen sucht B. den Nach- 
weis zu liefern, dass im Gefolge von harnsaurer Diathese, die sich hauptsächlich 
durch fortgesetzte bedeutend vermehrte Harnsäureausscheidung charakterisirt, 
Erkrankungen des Auges zu Stande kommen. In allen von ihm beobachteten 
Fallen handelte es sich um eine Art von hinterer polarer Linsentrübung, welche 
sich als aus feinen Pünktchen zusammengesetzt und der Mitte der tellerfürmigen 
Grube entsprechend, nachweisen liess. Mit dem Aufhüren der übermässixen 
Harnsäurebildung nach einer Diütcur, schwanden die Trübungen. Bei einigen 
Fállen waren auch Krankheiten des Augenhintergrundes Glaskórpertrübungen und 
Retinitis (Neuroretinitis) nachweisbar. Hämorrhagien in der Netzhaut kamen 
in keinem Falle zur Beobachtung. In einem Falle, eine relativ junge Frau be- 
treffend, entwickelte sieh im Laufe von 4 Jahren aus der partiellen Linsen- 
trübung eine einseitige Totalcataracta; Glaskörpertrübungen fehlten nur in einem 
Falle. Schenkl. 

6) Ueber Augenaffectionen nach typhösen Processen, von E. 
Adamück. (Petersburger med. Wochenschrift. 1894. Nr. 38 u. 39.) Unter 
1138 Typhusfällen wurden 32 Aussenaffectionen beobachtet, und zwar in 24 Fällen 
mit deutlichen äusserlichen entzündlichen Erscheinungen, in 8 Fällen ohne solche. 
Am häufigsten war die Chorioidea affieirt, öfters combinirt mit einer Iritis (seröse 
und parenchymatöse Form). Die Erkrankung des Auges beobachtet man am 
häufigsten 2—3 Wochen nach Beendigung des typhösen Processes, oder noch 
später, die Dauer beträgt 3—4 Wochen oder mehr. Die Behandlung bestand 
in Judkali innerlich, heissen Compressen und Atropin. 


———M—— 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 





Verlag von V&ir & Cour. in Leipzig. -- Druck von METZGER & Wittic in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BiRNBACHEBR in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. 11. Cous in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pv Bos-Reyuonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuMERT in Bern, 
Dr. GiwsBERG in Berlin, Doc. Dr. GoLDzZIEHER in Budapest, Dr. GORDON NORRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issıaonıs in Sınyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. KrÜckow in Moskau, Dr. Kurue in Berlin, Dr. Lanpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Maenvs in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vaN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Doc. Dr. J. Mung in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PkLTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PrscHREL in Turin, 
Dr. PURTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. ReıcH in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Dr. SCHEIDEMANN in Berlin, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


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Februar. Neunzehnter J ahrgang. 1895. 


SE EEE 

Inhalt: Orlginalmittheilungen. Ueber einen Fall doppelseitiger Abducensparese 
nach Diphtherie ohne weitere Augenstórung. Von Dr. E. Heintz. 

Klinische Beobachtungen. Aspiration eines traumatischen Stars mit gutem Erfolg. 
Von Dr. Otto Landau, Aagenarzt in Coblenz a. Rh. 

Neue Bücher. 

Gesellschaftsberichte. 1) Indian Medical Congress. — 2) Berliner Medicinische 
Gesellschaft. — 3) Kónigl. Aerzteverein zu Budapest. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Die Retina der Wirbelthiere, von Dr. Richard 
Greeff. — 2) Jahrbücher der Hamburgischen Staats-Krankenanstalten. — 8) Diagno- 
stischer Farbenapparat, von Wolffberg. — 4) Neue Erfahrungen über luetische Augen- 
erkrankungen, von Dr. Alexander. — 5) Vorträge über Bau und Thätigkeit des Gross- 
hirns und die Lehre von der Aphasie und Seelenblindheit für Aerzte und Studirende, 
von Dr. med. Heinrich Sachs, Nervenarzt iu Breslau. (Schluss.) — 6) Ein Beitrag zur 
Kenntniss der Seclenblindheit, von Prof. Friedr. Müller in Marburg. — 7) Leitfaden 
für Begutachtung u. Berechnung von Unfallsbeschädigungen der Augen, von Prof. Magnus. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. XL. 3. (Forts.) 
II. Wjestnik oftalmologii. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—9. 











Ueber einen Fall doppelseitiger Abducensparese nach 
Diphtherie ohne weitere Augenstörung. 
Von Dr. E. Heintz. 


Bei der Seltenheit postdiphtherischer Lähmung der äusseren Augen- 


muskeln ohne gleichzeitige Accommodationsstörung dürfte wohl die Mit- 
» 3 


n 84 e 


theilung eines Falles von pustdiphtherischer doppelseitiger Abducenslähmung 
gerechtfertigt sein, den Verf. in der ophthalmologischen Poliklinik seines 
hochverehrten Lehrers, des Herrn Dr. Schwarz, zu beobachten Gelegen- 
heit hatte. 


Der Patient W. Z., ein Tjähriges Steinmetzen-Kind aus L.-Eutritzsch, 
hereditär durchaus nieht belastet, soll bis zum September 1893 immer 
ganz gesund gewesen sein. In der zweiten Hälfte dieses Monats erkrankte 
er plötzlich an Diphtherie, die sich vorwiegend im Nasenrachenraum locali- 
sirte. Etwa 3 Wochen nach Ausbruch dieser Krankheit wandten sich die 
Eltern wegen Auftretens von Schluckbeschwerden und näselnder Sprache 
des Patienten an den Specialarzt für Nasen - Rachenaffectionen, Herrn 
Dr. PreiFFeR dahier, der mir einige Notizen über diesen Fall mitzutheilen 
die Güte hatte. Nach seiner Aussage war eine erhebliche diphtherische 
Gaumensegellahmung vorhanden, welche vom 9. bis 16. October electrisch 
behandelt und innerhalb dieser Zeit so bedeutend gebessert wurde, dass 
kein Verschlucken mehr auftrat; doch hat die Sprache noch etwa 14 Tage 
lang ihren nàselnden Charakter beibehalten. Ende October fühlte sich der 
Knabe so wohl, dass er die Schule wieder besuchen konnte. Ungefähr 
zwischen 5. bis 7. November trat plötzlich eine Augenslörung ein. Der 
Knabe klagte über Doppeltsehen, der Lehrer und die Eltern bemerkten 
Schielen, Patient fühlte sich beim Gehen unsicher, öfters schwindlig. Diese 
subjectiven Beschwerden, sowie die Entstellung veranlassten die Eltern 
augenärztlichen Rath in Anspruch zu nehmen. 


Die Untersuchung der Augen am 10. November ergab beiderseits 
E., normale Sehschärfe, Nahpunktsabstand beiderseits 5 cm; Pupillen- 
reactivn normal. Es bestand Strabismus convergens alternans, indem bei 
Blickwendung nach rechts mit dem linken, nach links mit dem rechten 
Auge fixirt wurde. Der Fixationswechsel erfolgte ziemlich nahe der Me- 
dianebene. Beim Blick gerade aus in die Ferne von 8 m bestand gleich- 
namige Diplopie mit ziemlich erheblichen Abstànden der Bilder von 
einander. Bewegte man das Licht bei feststehendem Kopf zur Seite, so 
nahmen die Abstände der Bilder zu; doch konnten genauere Angaben 
darüber nicht gewonnen werden. Die Prüfung des muscularen Gleich- 
gewichts mit aufwärts brechendem Prisma vor einem Auge ergab für die 
Entfernung von 8m 32°, für 30 cm 26° und für 15 cm 8° Prisma (bei 
Vertheilung der adducırenden Prismen vor beide Augen). Beim Vorsetzen 
des ganzen adducirenden Prismas vor ein Auge betrug für die Ferne die 
Convergenz 34° Prisma, gleichgiltig ob dasselbe rechts oder links vorgesetzt 
wurde. Der Divergenzfernpunkt lag 18—19 cm vor dem Mittelpunkt der 
Dasallinie. 


Besondere therapeutische Massnahmen ausser den hygienischen wurden 
nicht angeordnet. 


"— A. 


Am 20. November war keine Schielstellung mehr nachweisbar; nur 
bei stärkerer Blickwendung nach rechts und links traten noch Doppelbilder 
auf; der Knabe konnte wieder die Schule besuchen und ohne Beschwerden 
lesen. Die latente Convergenz betrug für die Nähe (30 cm) 2°, für die 
Ferne 6° (rechts wie links). Am 29. Novbr. war das Befinden wesentlich 
unverändert; die latente Convergenz für Nähe und Ferne verhielt sich wie 
2:5°. Bei etärkster Blickwendung nach rechts traten auf 8 m Entfernung 
noch gleichnamige Doppelbikder auf, nach links nicht mehr. Bei einer am 
28. Februar vorgenommenen Untersuchung betrug die latente Convergenz 
für die Nähe 5°, für die Ferne 4° links wie rechts, die Adduction 44°, 
die Abduction 6° beiderseits. Doppelbilder bei stärkster Blickwendung 
nach rechts. 


Dass es sich hier um eine doppelseitige Abducenslähmung in Folge 
von Diphtherie handelt, dürfte zweifellos sein. Beachtenswerth ist das 
Fehlen jeglicher Accommodationsstörung. Dass eine Accommodationsparese 
vor der augenärztlichen Untersuchung vorhanden gewesen und in kurzer 
Zeit wieder verschwunden sei, ist höchst unwahrscheinlich, da der Knabe 
bis dahin beim Lesen, nach Angabe des Lehrers, sein Lesebuch viel näher 
als sonst an die Augen brachte. 


In der Literatur finden sich verhältnissmässig wenig Angaben über 
postdiphtherische Abducenslähmung, namentlich isolirt scheinen sie äusserst 
selten beobachtet zu sein. RosENMEYER (1l) berichtet, dass MAINGAULT (2) 
in seiner Abhandlung unter 90 Fällen diphtherischer Lähmung 10 Fälle 
von Strabismus erwähnt, die wohl als Augenmuskelparesen zu deuten seien. 
Unter 10 Fällen postdiphtherischer Accommodationsláhmung, die RosEN- 
MEYER (3) in der Sattler’schen Klinik zu Erlangen beobachten konnte, war 
2mal Parese der Externi vorhanden. Remar (4), der in der Hirschberg- 
schen Klinik 100 Fälle postdiphtherischer Augenmuskellähmungen zu unter- 
suchen Gelegenheit hatte, wies nach, dass bei all diesen Fällen die 
Accommodationsfähigkeit in höherem und geringerem Grade gestört war. 
Dagegen waren viel seltener andere Augenmuskeln von der Lähmung er- 
griffen. Es fand sich der Abducens theils einseitig, theils auf beiden Augen 
10 mal afficirt, d. h. in 10?/, der Fälle, ein ähnliches Verhältniss, wie wir 
es bei MAINGAULT finden, wenn wir dessen „Strabismen“ als Abducens- 
paresen auffassen dürfen. Die Affection des Abducens scheint nach REMAR’s 
Erfahrungen viel häufiger zu sein, als bisher angenommen wurde. Denn 
er hat auch in solchen Fällen postdiphtherischer Accommodationslahmung, 
bei denen die Kinder Doppeltsehen in Abrede gestellt hatten, durch Vor- 
setzen eines bunten. Glases vor ein Auge oft gleichnamige Doppelbilder 
im Sinne einer gewöhnlichen beiderseitigen Abducensparese nachweisen 
können. 


Im Brit. med. Journal theilt Morton (5) 4 Fälle mit, in welchen 
3* 


zu UB. oes 


nach Diphtherie Lähmung der beiden Mm. externi entstanden war. Doppelt- 
sehen, unsicherer Gang, allgemeine Körperschwäche kam bei allen vor. 
Die Lähmung der Mm. externi entstand 4—7 Wochen nach dem Auf- 
treten der Diphtherie. Die Affection dauerte zwischen 4 und 26 Wochen. 
Es gesellte sich in einem Falle Lähmung des M. rectus superior und inferior 
hinzu; die Pupillen reagirten auf Licht und Accommodation. Letztere war 
mangelhaft in 3 Fällen und in einem dieser Fälle gänzlich gestört; ob im 
4. Fall sich die Accommodation ganz normal verhielt oder ob eine vielleicht 
vorhandene Myopie eine normale Accommodation nur vortäuschte, ist 
daraus nicht ersichtlich. 

Die andere Morton'sche Arbeit in Transactions etc. war dem Verf. 
leider nicht zugänglich, und es ist ihm nicht möglich zu beurtheilen, ob 
Morton einen dem oben beschriebenen ganz analogen Fall beobachtet 
hat. In gleicher Lage befindet er sich gegenüber einem Beitrag von DE 
SCHWEINITz (6) über Paralyse der Mm. recti externi nach Diphtherie mit 
einem Krankheitsfall. 

Auch HxNoca (1) hat einen einschlägigen Fall beobachtet. Er schreibt: 
„Unter den Fällen von diphtherischer Paralyse ist ein 6jähriges Kind zu 
nennen, bei welchem die beiden Mm. abducentes bulbi mitgelähmt und 
Aphonie vorhanden war ete. Doch ist, wie es scheint, gar keine Prüfung 
der Accommodation vorgenommen worden. 

In der Mooren’schen (8) Statistik, die sich auf 108,416 Augenerkran- 
kungen erstreckt, finden sich 349 Beobachtungen von einseitiger und nur 
i von doppelseitiger Abducenslähmung verzeichnet, aber ohne nähere An- 
abe der Aetiologie, so dass für die postdiphtherischen Abducenslähmungen 
aus dem Mooren’schen Buch nichts zu entnehmen ist. 

Anders verhält sich’s mit der vortrefflichen Abhandlung von P.BLoca (9), 
der aus einem Krankenmaterial von mehr als 116000 Patienten, welche 
in Prof. HırscHBErg’s Augenklinik zur Behandlung kamen, 438 Abducens- 
lähmungen zusammengestellt hat. Darunter sind 17 Fälle postdiphtherischer 
Abducensstorung verzeichnet, worin jedenfalls auch die oben erwähnten 
10 Remak’schen Fälle miteingerechnet sind. Davon waren 


a) beide Abducentes mit beiderseitiger Accommodationsláhmung  be- 


fallen... . Smal 
b) Abducens der einen Seite ait bedensel EE 

dationdáhmung ... . . 6mal 
c) Abducens sowohl wie acconimoditun sis udi Heiden ein- 

setg ... 1 mal 
d) tee ges eene die aber 

vorher bestanden haben soll. . . . . . 2mal 


e) isolirte Abducensláàhmung 3 mal, davon 2 mal bett 
Diese beiden letzterwähnten Fälle scheinen ganz mit dem oben be- 


— 87 — 


schriebenen übereinzustimmen, und es dürfte bei der relativen Häufigkeit 
postdiphtherischer Accommodationsstörung ohne wesentliche Betheiligung der 
Abducentes, der umgekehrte Fall postdiphtherischer doppelseitiger Abducens- 
lähmung ohne Störung der Accommodation immerhin als auffallend selten 
zu betrachten sein. 

Im Begriff Vorliegendes. zum Druck einzusenden, findet der Verf. in 
Scumipt’s Jahrbüchern 1894 ein kurzes Referat über einen ähnlichen Fall: 
HARRY FRIEDENWALD (10) (Postdiphtheric paralysis of both external recti 
muscles. Med. News LXIIT. 17, p. 461, Oct. 1893) beschreibt ein 51/, jàhr. 
Mädchen, das 6 Wochen nach dem Beginn einer 3 Wochen dauernden 
Halsentzündung eine Lähmung beider Externi bekam. Die Parese ver- 
schwand nach 16 Tagen ziemlich plötzlich. 


Literatur-Angabe. 


1) Wiener med. Wochenschr. 1886. S. 459. 

2) De la paralys. diphth. Paris (nach Naazr's Jahresbericht. 1870). 

3) Wiener med. Wochenschr. 1886. Nr.14. S. 492. 

4) HigscusEno's Centralblatt. Juni 1886. 

5) Brit. med. Journal. 1890. S. 14716. 

S. auch Neurolog. Centralblatt. 1891. S. 8060. 

6) Ds Scuweinitz, H. E., Paralyse der Musculi recti externi nach Diphtherie 
mit einem Krankheitsfalle. Annal. of Ophth. and Otolog. Philadelphia. July 1892. 

7) Hexocs, Deutsche med. Wochenschr. 1889. Nr. 44. 

8) MavTHNEB, Die Lehre von den Augenmuskellábmungen. Wiesbaden 1889. 

9) Broca, P., Statistisch-casuistischer Beitrag zur Lehre von den Abducens- 
lahmungen. Inaug.-Diss. Berlin 1892. 

10) Harry Frrepenwaup, Posdiphtheric paralysis of both external recti muscles. 
Med. News LXIII. 17. p. 461. 


Klinische Beobachtungen. 


Aspiration eines traumatischen Stars mit gutem Erfolg. 
Von Dr. Otto Landau, Augenarzt in Coblenz a. Rh. 


Der Maurer K. W., 20 Jahre alt, welcher rechts immer gut gesehen, war 
vor 10 Tagen durch Schlag mit einem Dornbusch am rechten Auge verletzt 
worden und die Sehkraft seitdem äusserst herabgesetzt. Die Bindehaut ist leicht 
gereizt, durch starke Linsenquellung die Iris nach vorn gedrängt und von fast 
viereckiger Form, in der Mitte des nasalen Randes der Hornhaut befindet sich 
eine punktförmige Narbe, welche mit der inneren Peripherie der Regenborrenhaut 
verwachsen ist, die Spannung ist leicht erhöht. Die Sehkraft war R = Finger 7’; 
+ 6,0 D = Sn XXX:6” mühsam, das Gesichtsfeld ist durchaus normal. Links 
(Macula corneae) S — !5/xi, Sn 1!/,:12". 


Am folgenden Tage, 1. Decbr. 1894 eröffnete ich wegen der Drucksteige- 
rung mit mittlerer Lanze die Vorderkammer, entfernte vermittelst der Kapsel- 
pincette die Linsenkapsel und entleerte durch Reihen der Lider einige Linsen- 
flocken. Am 5. war das Auge reizlos, die Vorderkammer wieder sehr tief, aber 
die Pupille völlig undurchleuchtbar. 

Um den Resorptionsprocess abzukürzen, wurde am 14. abermals mit mittel- 
breitem Lanzenmesser die vordere Kammer eröffnet, und obwohl sofort starke 
Linsenmassen sich an die Hornhaut anpressten, mit dem vou Teale angegebenen 
Aufsaugeinstrument bis zur Mitte der Pupille eingegangen. Unter mässigem 
Saugdruck füllte sich das Glasrohr des Instruments bis zur Hälfte mit weicher 
Linsensubstanz. Der Patient hatte, da jede Berührung der Regenbogenbaut 
vermieden wurde, keinerlei Schmerzempfindung und zählte sofort die Finger. 

Die Heilung verlief glatt ohne jede Reizung, und am 25. Decbr. war die 
Sehschärfe mit + 11,0D = !°/xı bis !®/xxx für die Ferne, mit + 16,0 D wurde 
Su 1?/, zu 8” in der Nähe bequem gelesen; der obere Theil der Pupille war 
gut durchleuchtbar, im unteren fanden sich noch streifenförmige Linsenreste; 
die vordere Synechie war gesprengt und das Auge hatte ein vollständig nor- 
males Aussehen. 

Es führte mich dies zu der Ansicht, dass in geeigneten Fällen zur Ab- 
kürzung des Heilverfahrens die Methode der Aufsaugung der weichen Ver- 
letzungsstare alle Beachtung verdient gegenüber der Schwierigkeit der voll- 
ständigen Entbindung einer weichen und quellenden Liuse mittelst der Extraction. 
Soweit mir die Literatur zugänglich (Coppez, Trousseau), wird die Suction 
der Cataracte besonders nur nach der Discission bei congenitalen Staren an- 
gewandt, und ich will mich der Hofinung hingeben, dass meine bescheidene 
Mittheilung vielleicht zu weiteren Versuchen Anlass gebe. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


* 1. Hand-Atlas der sensiblen und motorischen Gebiete der Hirn- und 
Rückenmarksnerven zum Gebrauche für praktische Aerzte und Studirende, von 
Prof. Dr. C. Hasse, Geh. Med.-Rath und Director der Kgl. Anatomie zu Breslau. 
Mit 36 Tafeln. Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann. 1895. 

2. Recherches bactériologiques sur l'étiologie des conjonctivites aigués et 
sur l'asepsie de la chirurgie oculaire par le docteur V. Morax, de la Faculté 
de Paris. Paris, Société des éditions scientifiques. 1894. 

3, 4. Erschienen sind: Michel-Nagel's Jahresbericht für 1893 und der 
Bericht über den Congress zu Edinburgh. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Augenärztliches aus dem „Indian Medical Congress“. (24.—29. Dec. 
1894, Calcutta.) 
Original-Bericht von F. P. Maynard, Surgeon Capt. J. M. 8. 
(Uebersetzt vom Herausgeber.) 
Augenärztliche Vorträge von Bedeutung wurden auf dem Congress nicht 


39 


gehalten. Es ist das sehr bedauerlich, zumal wenn man das so ungeheuer 
grosse Material an Augenoperationen in Indien berücksichtigt. Die Ursache 
liegt wohl darin, dass die in Indien wirkenden Aerzte so schwierige Pflichten 
in einem entnervenden Klima zu verrichten haben, dass sie weder Zeit noch 
Thatkraft finden, um Statistiken zu sammeln oder Vorträge vorzubereiten. Das 
klinische Material ist sehr gross. Es giebt in Indien kaum einen Civil-Chirurgen, 
der nicht etliche Hundert Star-Operationen verrichtet hat, ganz abgesehen von 
andern Augen-Operationen. 

Babu! Sal Madhob Mukerji gab einen Rückblick auf die Entwicklung 
der Augenheilkunde in Bengalen. 1880 war die Ziffer der Heilung nach Star- 
operation 84°/, (926 Operationen), heute ist sie 951/,°/,. Allerdings gab er 
keine Definition des Wortes Heilung. Granulationen behandelt er mit Einstäu- 
bung von Tannin. Sehnervenatrophie sei häufig in Bengalen bei denen, die 
sich dem Tabak, Alkohol, Ganja (indischem Hanf) ergeben. 

Der Bericht der Ganja-Commission, der bald folgen soll, wird zeigen, 
ob dies richtig ist. 

Surgeon- Major Gimlette, J. M. S., sprach über Star-Ausziehung nach 
500 Fällen. In der Discussion wurde erwähnt, dass lridectomie bei der Ex- 
traction nur dann gemacht werden solle, wenn sie besonders angezeigt sei. 
[Star-Extraction in Indien ist leichter, als bei uns. Das mittlere Lebensalter 
für den Alter-Star ist etwa 40, nicht wie bei uns 60 J. Der Schnitt kann 
kleiner sein und ist kleiner, wie ich selber gesehen. H.] 

In der Abtheilung für gerichtliche Heilkunde las Dr. Rudolph eine 
Abhandlung über die Samen von Abrus precatorius (lequirity), die in Indien 
als „Vieh-Gift“ benutzt werden. Die Samen enthalten kein Alkaloid; durch 
Siedehitze wird das Gift zerstört; vom Magen aus wirken die Samen wohl giftig, 
aber nur wenn sie frisch sind; die gepulverten Samen, unter die Haut ge- 
bracht, wirken tödtlich. Die Versuche wurden an Hunden und Mäusen an- 
gestellt. [Sie sind durch die Versuche, die in Europa schon vor Jahren an- 
gestellt werden, lange überholt. Vgl. Centralbl. für Augenheilk. 1884, S. 51, 
55, 127, 170.) 

Der nächste Congress wird 1898/99, wahrscheinlich zu Bombay, abgehalten 
werden. 


2) Berliner Medicinische Gesellschaft. (Therap. Wochenschr.) 
Sitzung vom 23. Januar 1895. 


Herr Silex: Ueber Retinitis albuminurica gravidarum. 


Vortr. schildert zunächst die Symptome dieser Affection: trübe Netzhaut, 
die Arterie verengt, die Venen erweitert, oft weisse Umrandung der Arterien. 
Als charakteristisch beim Beginn der Erkrankung bezeichnet er Reflexverände- 
rungen, Umwandlung des centralen Arterienreflexes, der normal gelblich auf 
rothem Strang ist, in einen weissen Strang und zum Theil fast verschwindend. 
Ferner zeigt die Netzhaut fettige Degenerationsherde u. s. w. Schwärzliche und 
hellrothe Herde sprechen für Mitbetheiligung der Nieren. Ueberhaupt ist häufig 
aus der Totalität des Bildes die Diagnose auf ein Nierenleiden zu stellen. 
Bilex stellt sodann die bekannten pathologisch-anatomischen Befunde zusammen. 
Man ist nicht im Stande, aus dem pathologischen Befund und dem ophthalmo- 
logischen Bilde Schlüsse auf die Aetiologie zu ziehen. Die Sehstörungen ent- 





ı Titel eines europäisch gebildeten Hindu. 


—. 40 — 


wickeln sich durch Wochen und Monate meist in der ersten Hälfte der Gravi- 
dität; die Sehschärfe und das Gesichtsfeld nehmen langsam ab, bisweilen schwindet 
jede Lichtempfindung, um dann allmählich sich wieder zu heben. Die gelegent- 
liche Amaurose hängt nicht von der Retinitis ab, sondern ist auf Urämie zurück- 
zuführen. Die sonstigen Blutveränderungen kommen hier nicht in Betracht, nur 
bei Complicationen kann das Sehvermögen ohne Eclampsie schwinden; der ver- 
minderte braunrothe Urin hat starken Eiweissgehalt und viele Cylinder. Ueber 
die Entstehung der Retinitis gehen die Ansichten auseinander; das der Retinitis 
gravidarum zu Grunde liegende Nierenleiden ist am häufigsten die Schwanger- 
schaftsniere. Es ist aber weder klar, wie diese zu Stande kommt, noch wie oft 
sie vorkommt, noch wie oft sich bei ihr die Retinitis entwickelt, Silex nimmt 
an, dass auf 3000 Schwangere ein Fall von Retinitis albuminurica kommt. 
Der Verlauf der Schwangerschafts-Nierenerkrankung ist subacut beim Auf- 
treten während der zweiten Hälfte der Gravidität, und acut, wenn am Schluss 
auftretend. Nach den Sectionsergebnissen kommt ferner noch eine acute Ne- 
phritis in Betracht.  Vielfach ist auch überhaupt daran zu denken, ob nicht 
eine chronische, durch Gravidität heeinflusste Nephritis vorliegt. Auch ein 
Uebergang von acuter in chronische Nephritis ist sehr wahrscheinlich. Jeden- 
falls können alle diese Formen der Nephritis eine Retinitis in der Graviditat 
herbeiführen. Die ‘relativ beste Prognose bietet die allein auf Schwangerschafts- 
niere zurückzuführende Retinitis; das Sehvermögen kann zur Norm zurück- 
kommen, doch meist nur, wenn nach Feststellung der Sehstörungen die Gravi- 
dität unterbrochen wird. Silex hat drei solche Fälle genesen sehen. Allerdings 
ist in anderen Fällen auch ?/, Sehscharfe wieder erreicht worden, trotz Be- 
endigung der Gravidität; im Allgemeinen ist dann aber nur auf höchtens mittleres 
Sehvermögen zu rechnen, weun man bis zu den letzten Monaten wartet, oft 
kommt es sogar zur Erblindung. In 35 Fällen, die Silex längere Zeit im 
Auge behalten hat, war die beste erzielte Sehschärfe !/,, dann !/, !j,, !/,,, 
bei 6 nur !/,,, diese letzteren waren also im praktischen Sinne blind. Bei 
einer Frau, die 10 Kinder schon geboren hatte, traten bei der 11. Gravidität 
in der 5. Woche Sehstórungen ein. Gefährlich sind die während der Gravidität 
auftretenden grösseren Blutungen; da ist stets zur Frühgeburt zu rathen. In 
2 Fällen, wo dies nicht geschah, erblindeten die Frauen, die eine auf einem, 
die andere auf beiden Augen. Die Netzhautveränderungen gehen fast nie ganz 
zurück. Frauen mit schlechtem Sehvermögen zeigen atrophische Verfärbung der 
Papillen, fadenfórmige Gefásse darauf. Eine besonders starke Netzhautablósung 
sah Silex bei einer Graviditätsnephritis; hier waren 2 Jahre hindurch grosse 
Mengen Eiweiss im Urin bei gutem Allgemeinbefinden, die dann schwanden, 
ähnlich auch bei anderen Patienten, ohne dass es zu chronischer Nephritis kam. 
Das ist so zu erklären, dass die Veränderung der rothen Blutkörperchen längere 
Zeit persistirte. Länger dauernde Eiweissausscheidung bedeutet darum nicht 
gleich eine schlechte Prognose.  Bisweilen ist der Sehverlnst bei der Retinitis 
nur sehr gering, verschlechtert wird er aber, wenn starke Blutverluste bei der 
Geburt vorkommen. Die Ansichten gehen auseinander, ob stärkere Eiweiss- 
ausscheidung eine Unterbrechung der Schwangerschaft rathsam macht. Bei 
chronischer Nephritis aber ist nach allgemeiner Ansicht die Unterbrechung der 
Schwangerschaft indicirt, weil die Mutter in Gefahr kommt, und die Aussichten 
für die Frucht minimal sind; tritt hier Retinitis auf, so würde die Mutter ohne 
Unterbrechung der Schwangerschaft erblinden. Die Entscheidung, ob bei Schwanger- 
schaftsniere oder acuter Nephritis die Schwangerschaft zu unterbrechen ist, ist 
dem Geburtshelfer zu überlassen; ist aber Retinitis dabei, so hält Silex die 


zc Al == 


Unterbrechung stets am Platze, da unter seinen Fällen die günstigen uur geringe 
Sehschärfe behielten, die ungünstigen ganz erblindeten, und es oft auch bei 
Eclampsie zur Geburt todter oder nicht lebensfähiger Kinder kommt. Am 
günstigsten sind die Fälle, die mit dem Augenspiegel keine oder nur die mini- 
malsten Gefässveränderungen erkennen lassen; hier kann man aber abwarten. 
Bei starken Gefässänderungen ist aber sofortige Frühgeburt rathsam. Nach 
Eliminirung der Frucht ist mit warmen Bädern, Ableitungen nach dem Darm, 
anhaltender Diurese u. s. w. vorzugehen. Die Nephritis und Retinitis sah Silex 
in 2 Fällen bei neuer Schwangerschaft wiederkehren, in einem dritten nicht. 


3) Königl. Aerzteverein Budapest. 


Emil Grósz: Durch ein wurmabtreibendes Mittel verursachter 
Fall vollständiger Erblindung. 


Das Sehvermögen des 29jährigen Tischlers 1). F. war auf dem linken Auge 
schon ehedem geringer, das rechte Auge jedoch war vollkommen gut. Patient 
litt seit vorigen Sommer an Magenbeschwerden. Er wurde ohne Erfolg behandelt. 
Durch Annoncen aufmerksam gemacht, kaufte er in einer Apotheke ein band- 
wurmabtreibendes Mittel. Am 9. Januar nahm er mit Ricinusöl in der Zwischen- 
zeit von je einer halben Stunde 32 Capseln. Am Abend fühlte er sich unwohl, 
verlor am anderen Tage das Bewusstsein, bekam Durchfálle und war am 11. Januar 
Morgens vollständig erblindet; am 15. kam er auf die Universitäts-Augenklinik, 
und man konnte damals bei maximaler Mydriasis und normalem Fundus voll- 
ständige Amaurose constatiren. (Am linken Auge myopischer Astigmatismus 
mit Macula corneae.) Patient erschien am 19. und 21. abermals und wurde 
am letzteren Tage in die Klinik aufgenommen, wo man damals schon eine De- 
coloration der Papillen bemerken konnte; seitdem treten die Erscheinungen der 
Atrophie immer mehr in den Vordergrund. Durch Privaterkundigung konnte G. 
feststellen, dass erwáhntes Mittel aus Extractum filicis maris und Extractum 
punicae granati bestand; jede Capsel enthielt je 0.25 g. Die eingenommene 
Dosis betrug je 8g. Die Mydriasis und die eingenommene Dosis in Betracht 
ziehend, muss man die toxische Wirkung der Filixsäure annehmen. Das Mittel 
wurde früher für unschädlich gehalten, als man jedoch mit den Dosen von 3,5 g 
zu 8—10 g stieg, wurden auch bald Intoxicationen veröffentlicht. Poulsson 
erwähnt 13 Fälle von Intoxication und 3 Todesfälle. Er hält die amorphe 
Form der Filixsäure für giftig. Prof. Bókai hebt in seinen Vorträgen die 
Gefahr der Vergiftung immer hervor. Am Auge wurde Mydriasis, vergängliche 
Amblyopie und Amaurose, ein- und beiderseitige dauernde Erblindung mit Seh- 
nervenschwund beobachtet. (Leichtenstern, Immermann, Fritz, Schlier, 
Bayer etc.) Die toxische Dosis war sehr verschieden, variirte von 4— 45 g. 
Das hat seine Ursache im Ursprung des Mittels, ob das Práparat frisch oder 
alt ist, in der Resorptionsfähigkeit des Magendarmcanals, und was sehr wichtig 
ist, ob das Mittel mit oder ohne Ricinusöl genommen wird. Thierversuche 
zeigen, dass die giftige Filixsäure mit Oel leichter resorbirt wird und Intoxi- 
cation hervorruft; in einem Falle blieb das Mittel ohne Oel auch unschädlich, 
während mit Ricinusöl die halbe Menge tödtlich wirkte (2°/, Jahr altes Kind). 
Die Mydriasis und Amaurose betrachtet Kniess als peripherischen Ursprunges 
und stellt sie der durch Chinin und Anämie verursachten Amaurose gleich. 
G. hält auch die Abnahme der Sehkraft und die Mydriasis, gestützt auf seinen 
Fall und die bisher veröffentlichten Fälle, für peripherischen Ursprunges. 


— QO? ig 


Hierfür sprechen: 
a) die maximale Mydriasis, 
b) die schnelle Entwickelung der Atrophie, 
c) die dauernde Amaurose bei fehlenden Gehirnerscheinungen, 
d) das Vorkommen einseitiger vergänglicher Amaurose, 

e) die Entwickelung einseitiger dauernder Erblindung mit Sehnervenschwund 

aus beiderseitiger Amaurose, 

f) Mydriasis ohne Sehstórung. 

Der Fall lehrt uns, wie das schon in Deutschland nach tódtlich endenden 
Intoxicationen vorgeschlagen wurde, dass der Verkauf des Extractum filicis 
maris ohne ärztliche Verordnung verboten werden soll, dass man es mit Ricinusöl 
nicht geben darf und dass die Feststellung der Maximaldosis nöthig ist. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Die Retina der Wirbelthiere. Untersuchungen mit der Golgi-Cajal- 
schen Chromsilbermethode und der Ehrlich'schen Methylenblaufärbung. Nach 
Arbeiten von Prof. S. Ramon y Cajal. In Verbindung mit dem Verfasser 

zusammengestellt, übersetzt und mit Einleitung versehen von Dr. Richard 
Greeff, Privatdocent für Augenheilkunde zu Berlin. Mit 7 Tafeln und 
3 Abbildungen im Text. Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1894. 

In der Einleitung und Literaturübersicht giebt Verf. zunächst einen kurzen 
Ueberblick über die Geschichte der beiden Methoden: der Färbung des lebenden 
Gewebes mit Methylenblau von Ehrlich und der Osmium -Bichromat - Silber- 
Methode von Golgi-Cajal, indem er auf die Technik der letzteren näher ein- 
geht. Hierauf schildert er die Entwicklung der Lehre vom Bau der Retina, 
in welcher seit 1887 durch die Untersuchungen von Tartuferi, Dogiel und 
Cajal eine neue Periode begann. Das Problem von dem Zusammenhang der 
lichtpercipirenden Elemente mit den Nerven, welche den Lichtreiz den nervösen 
Centren direct zuleiten, ist jetzt als gelöst zu betrachten, und zwar nach 
R. y Cajal in folgender Weise: Jedes Stäbchen verlängert sich zu einem feinen 
Fädchen, welches eine in der äusseren Körnerschicht gelegene kernartige An- 
schwellung bildet und dann weitergeht, bis es frei mit einem Knötchen endet. 
Die Zapfenfaser zeigt eine solche Anschwellung nicht, sondern geht gerade 
durch die äussere Körnerschicht hindurch und bildet in der angrenzenden 
äusseren plexiformen (reticulären) Schicht ein sogenanntes Endbäumchen. Die 
Knötchen der Stäbchen und die Endbäumchen der Zapfen werden von den feinen 
Ausläufern der für sie bestimmten Zellen der inneren Körnerschicht umsponnen. 
Diese Zellen werden bipolare Zellen genannt, da sie auch nach der anderen 
Seite, also nach innen und den Ganglienzellen zu, Ausläufer entsenden. Wäh- 
rend sich die bipolare Zelle eines Stäbchens direct auf eine Ganglienzelle auf- 
setzt und dieselbe mit fingerförmigen Zweigen umklammert, enden die bipolaren 
Zellen der Zapfen in verschiedener Höhe in der inneren plexiformen Schicht 
mit Endbäumchen, welche sich mit den Aestchen bestimmter Ganglienzellen 
(schichtenbildender) verflechten. Die Ganglienzellen entsenden nach innen einen 
Fortsatz, welcher direct in die Nervenfaser übergeht. — Wir haben also zwei 
Arten von Leitung, die der Stäbchen und die der Zapfen; eine jede von ihnen 
ist in ihrer Continuität zweimal unterbrochen. 

Der Weg, welchen der Lichtreiz durch die Retina einnimmt, ist nunmehr 


43 


klargelegt; über die Art und Weise jedoch, wie die Nervenzellen mit einander 
in Verbindung stehen, ob continuirlich oder durch Contact, sind die Meinungen 
zur Zeit noch getheilt. Als Grundregel gilt R. y Cajal die Lehre von der 
völligen Unabhängigkeit der Nervenzellen, deren Endästchen alle frei auslaufen 
und nicht mit einander anastomosiren. Er stellt daher den Satz auf, dass ein 
Reiz von einer Zelle auf die andere sich nur dadurch überträgt, dass die Fort- 
sätze beider Zellen sich aneinander legen. Der heftigste Gegner dieser fast 
allgemein anerkannten Theorie ist Dogiel, welcher auf Grund seiner nach der 
Ehrlich'schen Methode hergestellten Präparate an der alten Netztheorie festhält. 

R. y Cajal's Untersuchungen der Retina beschränken sich auf einzelne 
Familien und Arten von 6 verschiedenen Thiergattungen: 1. der Knochenfische, 
2. der Frösche, 3. der Reptilien, 4. der Vögel und 5. der Sáugethiere. Am 
einfachsten sind die Verhältnisse bei den niederen Thieren. Im Allgemeinen 
herrscht in dem Bau der Retina bei allen 5 Classen eine merkwürdige Ueber- 
einstimmung. „Man kann behaupten, dass die einzigen anatomischen Ab- 
weichungen, welche sich auffinden lassen, sich auf die relative Dicke der ein- 
zelnen Schichten der Retina und auf die Form und die Dichtigkeit der Stäbchen 
und Zapfen beziehen. — Es hat nicht den Ansehein, als ob der Aufbau der 
Retina, wenn man in der Thierreihe der Vertebraten nach oben geht, voll- 
kommener würde. Es kommen in ihrem Bau nur einige Modificationen vor, die 
sich hauptsächlich auf die Stäbchen und Zapfen beziehen und der Eigenartigkeit 
des Gesichtssinnes eines jeden 'Thieres entsprechen.“ 

Die üussere plexiforme Schicht zerfällt in zwei Lagen: a) die äussere 
Lage oder die der Endkügelchen der Sehzellen und b) die innere Lage oder 
die der horizontalen Fasern. Diese Fasern sind zum Theil die Ausläufer der 
horizontalen Zellen (Basalzellen, Sternzellen oder subreticulären Zellen anderer 
Autoren), welche, zuerst entdeckt von Merkel und Kölliker, neuerdings mit 
verbesserter Technik von zahlreichen Forschern untersucht wurden (Golgi, 
Schwalbe, Dogiel, Tartuferi u.s. w.). Je nach dem Verhalten ihrer Fort- 
sátze unterscheidet man verschiedene Arten davon, am besten zwei: 8) die 
äusseren horizontalen Zellen, die sich horizontal in der äusseren plexiformen 
Schicht ausbreiten, und b) die grösseren inneren horizontalen Zellen, deren 
Ausläufer ein unendlich dichtes Faserwerk bilden. Diese letzteren werden 
wieder eingetheilt in 1. solcbe, welche absteigende Protoplasmafortsätze haben, 
und 2. solche, deren Zellkörper abgerundet ist. 

In der Schicht der bipolaren Zellen (innere Körnerschicht) lassen sich drei 
Arten von Zellen unterscheiden: 1. bipolare Zellen mit vertical sich ausbrei- 
tendem Büschel (für die Stäbchen), 2. bipolare Zellen mit in der Fläche sich 
ausbreitendem Bischel (fir die Zapfen), 3. bipolare riesige Zellen mit sehr 
ausgedehntem oberem Büschel. — Ferner kommen in dieser Körnerschicht die 
von Cajal so genannten amakrinen Zellen vor, welehe identisch sind mit den 
von Tartuferi beschriebenen Spongioblasten. Es sind ,,enterfórmige'' Zellen, 
die in verschiedenen Lagen über einander angeordnet sind, so dass man 
,,5 Unterschichten" erkennen kann. Die amakrinen! Zellen, welche bei Fröschen, 
Reptilien und Vögeln sehr lange Verzweigungen haben, zeigen bei den Säuge- 
thieren kürzere Fibrillen. Ihre Körper sind theils oval, enterfórmig, theils von 
dreieckiger, halbmondförmiger Gestalt. 

In der Ganglienzellenschicht unterscheidet Cajal solche, welche sich ein- 
schichtig verzweigen, und solche, welche sich zwei- oder mehrschichtig ver- 


! Schlechter Name, von a- nicht, uaxoog lang, is Faser, Fortsatz. H. 


- 44 —— 


ästeln. Jede Ganglienzelle zeigt ein sehr dichtes Netz von Ausläufern, welches 
mit mehreren bipolaren Zellen in Berührung tritt. „Man muss wohl annehmen, 
dass selbst die schmalsten und am meisten individualisirten Ueberleitungsbahnen 
von Lichteindrücken durch die Retina aus jedesmal einer ganzen Gruppe vou 
bipolaren Zellen bestehen, welche einer Ganglienzelle ihre Eindrücke über- 
tragen. — Schliesslich scheint die Mehrzahl der Contactflächen oder der hori- 
zontalen Plexus in der inneren plexiformen Schicht den Zweck zu haben, dass 
auf einem kleinen Raum in der Hetina eine grosse Anzahl ziemlich getrennter 
Ueberleitungswege ermóglicht wird. Denn es ist leicht verständlich, dass, wenn 
in der inneren plexiformen Schicht nur eine Schicht für den Contact vor- 
handen wäre, welche alle den gewaltigen, ausgedehnten Verzweigungen von zwei 
Factoren des nervösen Leitungsapparates (den Büschel der Bipolaren und die 
flachen Verzweigungen der Ganglienzellen) aufnehmen müsste, die von den Seh- 
zellen ziemlich isolirt hergeleiteten Impulse sich in dieser Schicht zu einer 
Gesammtbewegung vermengen würden und so ein grösser Theil von der Seh- 
schärfe einer Wahrnehmung verloren ginge.“ — Die Fortsätze der Ganglien- 
zellen laufen alle zusammen, um eine Reihe von, mit ihrer Oberfläche parallel 
zu einander verlaufenden Plexus zu bilden, welche durch Fibrillen verbunden 
sind. — Centripetalwärts entsenden die Ganglienzellen einen Axencylinderfort- 
satz, welcher in die Sehnervenfaserschicht übergeht. Alle Opticusfasern haben 
in bestimmten Zwischenräumen ovale oder rundliche Knötchen. Auch centri- 
fugale, von der Sehnervenfaserschicht ausgehende, feinste Fasern hat Cajal 
gesehen, welche in verticaler Richtung quer durch die innere plexiforme Schicht 
hinauf bis zur Schicht der amakrinen Zellen steigen, um mit den Spongioblasten 
in Contact zu treten. 

Unter den Elementen des Stützgewebes der Retina unterscheidet man zwei 
Arten: 1. die Müller'schen Fasern oder die epithelialen Zellen, und 2. die 
Spinnenzellen oder die eigentlichen Neuroglia-Zellen. Sie bieten die mannig- 
fachsten Formen dar und werden nach der Stelle ihres Vorkommens in Zellen 
der Ganglienzellenschicht und in Zellen der Opticusfaserschicht eingetheilt. 

Ueber die Entwicklung der retinalen Zellen sind Cajal's Untersuchungen 
noch nicht beendigt. Er fand, dass die Schichten der Ganglienzellen und der 
Opticusfasern die ersten sind, welche sich bei jungen Embryonen differenziren. 
Die Ganglienzellen weisen bald Fortsätze auf, die sich verschieden anordnen und 
in späterer Zeit mehrmals theilen. Die amakrinen Zelien erscheinen gleichzeitig 
mit den Ganglienzellen; mit der Entwicklung ihres unteren Büschels beginnt die 
Bildung der inneren plexiformen Schicht. Die bipolaren Zellen sind beim 
Hühnchenembryo vom 13. Tage ab deutlich sichtbar; vom 15. Tage ab findet 
man schon alle Nervenzellen der Retina fast vollständig ausgebildet. 

Den Schluss des sehr umfangreichen Werkes bildet das Capitel „Allgemeine 
Schlüsse“, welches kurz zu referiren nicht gut möglich ist. Im Anhang folgt 
die genaue Erklärung der 7 Tafeln, welche in ihrer vorzüslichen Ausführung 
dazu beitragen, dass das Buch mit Recht ein Prachtwerk genannt werden kann. 

Kuthe. 
2) Jahrbücher der Hamburgischen Staats-Krankenanstalten. Bd. III, 
für 1891/92. Hamburg, L. Voss. 1894. 
L Neues Allgemeines Krankenhaus, Abtheilung für Augenkranke, Oberarzt 
Dr. Mannhardt. 

Tabellarische Aufzählung der behandelten Erkrankungen und ausgeführten 

Operationen. 


LL Altes Allgem. Krankenhaus, Poliklinik für Augenkranke (Dr. Wilbrand). 
Im Jahre 1891 6332 Fälle, im Jahre 1892 6545 Fälle. 

III. Seemannskrankenhaus: 6 behandelte Fälle. 

IV. Aus der Augenpoliklinik des Alten Allgemeinen Krankenhauses: Unter- 
suchungen über eine Conjunctivitis - Epidemie, von DDr. Wilbrand, 
Sånger, Stälin. 

Es wird über eine zu der im Frühjahr 1893 in Hamburg herrschenden 
folliculären Schwellungsconjunctivitis epidemisch hinzugetretenen Infection be- 
richtet, die in den Anfängen der Erkrankung mit dem Augentripper eine ge- 
wisse Aehnlichkeit besass. — Die mikroskopische Untersuchung des graugelben, 
meist geronnenen Secrets, ergab zahlreiche Diplokokken in derselben Anordnung 
wie bei der Gonorrhoe und Blennorrhoea neonatorum.  Befallen wurden nur 
Individuen der niederen Volkeclassen. Die mit nur geringer Follikelschwellung 
complicirten Fälle waren nach 3—4 wöchentlicher Behandlung mit 2 "/, Höllen- 
steinpinselung geheilt, während die mit Fullicularcatarrh combinirten Erkran- 
kungen erst einer längeren Behandlung mit dem Kupferstift wichen. Aus einigen 
Fällen soll sich echtes Trachom entwickelt haben. — 2 Cornese gingen necro- 
tisch zu Grunde. Im Ganzen wurden bis November 1893 512 Patienten an 
dieser Conjunctivitis behandelt. 

Die bacteriologische Untersuchung des Secrets ergab Diplokokken und Ba- 
cillen. Erstere sehen den Gonokokken sehr ähnlich, unterscheiden sich aber 
darin von diesen, dass sie bei Gram'scher Behandlung ihre Farbe behalten. Die 
Bacillen gleichen am meisten denen der Mausesepticimie. Die genaueren An- 
gaben über die Wachsthumsverhältnisse der gefundenen Mikroorganismen sind 
im Original einzusehen. Alfred Moll. 
3) Diagnostischer Farbenapparat, von Wolffberg. Vierte verb. Auflage. 

Breslau, Preuss & Jünger. 

Ein Kasten, enthaltend die zur Prüfung nothwendigen Probebuchstaben, 
Sehproben, farbigen Scheiben nebst Gebrauchsanweisung. 

Verf. beurtheilt den dioptrischen Apparat des Auges nach der Sehschärfe, 
den photochemischen nach dem Blaulichtsinn, den neuroptischen nach dem Roth- 
lichtsinn, und combinirt die Ergebnisse zur Diagnose. Für letztere beiden Prü- 
fungen hat er Einheiten von farbigen Scheiben festgesetzt. Die Gebrauchs- 
anweisung enthält Tabellen der gefundenen Werthe bei verschiedenen Graden 
von Myopie, Hypermetropie, Trübungen u. s. w. Der Gang der Untersuchung 
selbst wird an praktischen Beispielen erklärt. Die Prüfung selbst scheint ver- 


bältnissmässig grosse Anforderungen an die Intelligenz des Kranken zu stellen. 
| Alfred Moll. 
4) Neue Erfahrungen über luetische Augenerkrankungen, von Dr. 
Alexander, dirig. Arzt der Augenheilanstalt fir den Reg.-Bez. Aachen. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann. 1895. 

Es sind die Erfahrungen, die A. in den Jahren 1889—1894 auf seinem 
Specialgebiete gemacht hat, und die er zugleich als Ergänzung zu seinem be- 
kannten Werk „Syphilis und Auge‘ zusammenstellt. Bei den einzelnen Capiteln 
wird auch die neuere einschlägige Literatur berücksichtigt und kritisch ge- 
würdigt. Die wichtigeren von A.s Beobachtungen seien kurz wiedergegeben. 

Primáraffecte an den Lidern wurden 3mal notirt. 

Unter den aufgezählten Fällen von Gumma der Orbitalknochen endete einer 
mit völliger Amaurose durch Neuritis optica. 


46 -- 


Parenchymatöse Keratitis in Folge von acquirirter Lues hat A. bisher 
23 mal beobachtet. Darunter ist ein atypischer Fall zu nennen, der unter zeit- 
weiliger Knötchenbildung in der Cornea verlief und in Bezug auf die Diagnose 
zwischen Lues und Tuberculose schwanken liess. 

Ein Fall von Pantophthalmie, der als hervorstechendstes Symptom ein 
Gumma des Corp. cil. darbot, wurde durch antiluetische Behandlung fast vollig 
geheilt. 
Was die syphilitische Retinitis betrifft, so glaubt A., sich der Lehre von 
der Abhängigkeit dieser Affection von den Wandveränderungen der kleinsten 
Gefässe nicht anschliessen zu sollen. Unter 100 Fällen konnte er nur 2mal 
eine Verbindung der kleinen gelbröthlichen Flecken mit kleinen Gefässen oph- 
thalmoskopisch nachweisen. 

Ein Fall von doppelseitiger Neuritis optica bot eine Combination mit acuten 
spinalen Symptomen, die natürlich auch auf multiple luetische Processe zurfick- 
geführt wurden. 

Sog. Pseudotabes mit berinnender Sehnervenatrophie wurde durch specifische 
Behandlung erheblich gebessert. Der Fall bot die klassischen Zeichen der 
wirklichen 'Tabes dorsalis dar und beruhte wahrscheinlich auf einer syphilitischen 
Erkrankung der Spinalmeningen. 

Zu der Lehre von den luetischen Affectionen der Augennerven werden 
casuistische Beiträge geliefert. 

Das vorliegende Buch stellt sowohl durch seine reichen Mittheilungen, wie 
auch durch die kritische Berücksichtigung der neueren Publicationen einen 
werthvollen Beitrag zur Erkenntniss der so vielgestaltigen Syphilis dar. 

Alfred Moll. 


6) Vorträge über Bau und Thätigkeit des Grosshirns und die Lehre 
von der Aphasie und Seelenblindheit für Aerzte und Studirende, 
von Dr. med. Heinrich Sachs, Nervenarzt ın Breslau. Breslau 1894. 

(Schluss.) 

Unterbrechung der Bahn vom optischen Lichtfeld zum Auge erzeugt sub- 
corticale Hemianopsie. Liegt die Unterbrechung central von den subcorti- 
calen Centren, so ist der Pupillarreflex normal; bei Unterbrechung von den 
subcorticalen Centren bis zum Chiasma besteht hemianopische Pupillenstarre. 
Es ist anzunelımen, dass die Kranken in der ausgefallenen Gesichtsfeldhälfte 
Schwarz sehen. Beiderseitige vollständige Unterbrechung der optischen sub- 
corticalen Bahn bewirkt Blindheit als Summe einer doppelseitigen Hemianopsie. 
Je nach dem Sitz der Unterbrechung fällt der Pupillarreflex ganz aus oder 
bleibt ganz erhalten. 

Die Ursache der Unterbrechung der subcorticalen optischen Bahn kann ein 
Herd in der inneren Kapsel oder im Stabkranz des Hinterhauptlappens sein. 
Auch ein Rindenherd im unteren Scheitelläppchen oder im vorderen Theil der 
convexen Fläche des Hinterhauptlappens kann die subeaorticale optische Bahn 
schädigen und Hemianopsie hervorrufen. 

Einseitige Zerstörung des optisch-sensorischen Rindenfeldes bewirkt corti- 
cale Hemianopsie; dabei besteht für die ausgefallene Gesichtsfeldhälfte „vision 
nulle“. Beiderseitige Zerstörung des Lichtfeldes bewirkt vollständige Rinden- 
blindheit mit Verlust der Erinnerung an das früher gesehene Licht. Dadurch 
tritt nothwendig eine Störung der Intelligenz ein, indem diejenigen concreten 
Begriffe, die sich wesentlich auf den von den Gegenständen hervargerufenen 
Licht- und Farbeneindrücken aufbauen, vernichtet oder schwer geschädigt werden. 


— 47 — 


Die Folgen partieller Zerstörung eines Lichtfeldes lassen sich nicht bestimmt 
angeben, so lange die Frage noch offen ist, ob die von „identischen“ Netzhaut- 
punkten kommenden Nervenfasern in der Rinde an denselben Stellen oder in 
geringerem oder grösserem Abstand von einander endigen. 

Doppelseitige Erkrankung des optischen Bewegungsfeldes bewirkt 
corticale Seelenblindheit. Die Vorstellung einer Form ist an eine be- 
stimmte Combination von Associationsfasern des optisch-motorischen Feldes ge- 
knüpft; dieselben Associationsfasern dienen in verschiedener Combination der 
Reproduction von Erinnerungsbildern verschiedenster Art. Bei der Wahrnehmunz 
der Form eines Gegenstandes ist es meist, besonders beim ersten Betrachten, 
nur eine verhältnissmässig geringe Anzahl von Punkten, deren Lageverhältnisse 
in unserer Erinnerung sich erhalten, und an denen wir, als an seinen Er- 
kennungspunkten, den Gegenstand später seiner gesehenen Form nach wieder- 
erkennen. So erkennen wir ein Porträt an ganz wenig Strichen, die ein ge- 
schickter Zeichner hinwirft. Die Punkte eines Gegenstandes, die seine Form 
bestimmen, bezeichnet Verf. als „äussere Erkennungspunkte“, die bei der 
Wahrnehmung des relativen Lageverhältnisses der äusseren Erkennungspunkte 
in Thätigkeit tretenden Associationsfasern als „innere Erkennungspunkte“. 
Sieht man einen Gegenstand häufiger, so mehrt sich die Zahl seiner inneren 
Erkennungspunkte Die Aehnlichkeit von Formen beruht darauf, dass sie eine 
grössere oder geringere Menge vun inneren Erkennungspunkten gemeinsam haben. 
Je mehr Erkennungspunkte wir von ähnlichen Objecten erhalten, umso geringer 
wird ihre Aehnlichkeit für uns, weil die nicht zusammenfallenden Erkennungs- 
punkte immer mehr überwiegen. Ebenso erkennen wir Veränderungen einer 
uns bekannten Form umso leichter, je grösser unsere Bekanntschaft mit ihr, 
d. h. unser Besitz von Erkennungspunkten ist. Die Zahl und Lage der ver- 
wertheten Erkennungspunkte desselben äusseren Objectes ist natürlich für ver- 
schiedene Personen ganz verschieden. Selbst 2 Fachleute können an demselben 
mikroskopischen Präparate ganz verschiedene Dinge sehen, je nach ihrem vur- 
hardenen Besitz an Formerinnerungsbildern. In dieser Eigenthümlichkeit unseres 
Geistes, die ja für alle Associationsgebiete gilt, liegt die Ursache für die gröb- 
lichen Unterschiede in der Auffassung von Thatsachen, von Objecten, seitens 
verschiedener Beobachter, die man kaum für móglich halten sollte; hier liegt 
ebenso die Wurzel für die Differenzen in der Beurtheilung verwickelter Lebens- 
verhaltnisse. Die Auffassung des Weltbildes entwickelt sich nicht bloss im 
Individuum, sondern ebensosehr in einem ganzen Volke, in einer ganzen Zeit- 
periode, nach bestimmten Richtungen hin (Stile, Schulen). 

Mit der Möglichkeit, eine Form wiederzuerkennen, ist an sich noch nicht 
die Fähigkeit verbunden, sie sich aus der Erinnerung heraus klar vorzustellen, 
oder sie gar mit Hülfe eines anderen motorischen Gebietes wiederzugeben, sie 
nachzuzeichnen. Dazu ist die feine Ausarbeitung von Associationen innerhalb 
der transcorticalen Faserung zwischen optisch-motorischen und anderen motorischen 
Rindenfeldern, also die weitere Ausbildung des Complexes der einfachen Be- 
wegungsvorstellungen aller beweglichen Körpertheile, nothwendig. Erst die 
Uebernahme einer gesehenen Form auf diesen Complex giebt den meisten 
Menschen die Möglichkeit, sie aus der Erinnerung heraus sich klar vorzustellen. 

An dem Zustandekommen der Formerinnerungsbilder und an ihrer Asso- 
ciation mit den anderen Sinnesfeldern sind wohl im Allgemeinen beide Hemi- 
spharen betheiligt, ohne Ueberwiegen der einen Hemisphäre wie bei den Sprach- 
vorgängen. Denken wir uns zunächst den rechten Hinterbauptlappen vollständig 
ausgeschaltet. Wird nun noch ein umschriebener Theil des linken optischen 


Bewegungsfeldes zerstört, so wird damit ein Theil der in ihm liegenden Asso- 
ciationsfasern, welche die inneren Erkennungspunkte der Gegenstände bilden, 
unterbrochen. Dadurch werden Theile von sehr vielen oder allen optischen 
Formerinnerungsbildern ausgeschaltet. Bis zu einer gewissen Grösse des Aus- 
falles werden wir die Mehrzahl der gesehenen Gegenstände mit Hülfe der im 
Gedächtniss noch erhaltenen Erkennungspunkte wiederzuerkennen. Wird der 
Defect grösser, fallen mehr und mehr Erkennungspunkte fort, so werden wir, 
und zwar bei verschiedenartigen Gegenständen verschieden früh, in der Deutung 
der Gegenstände allmählich unsicher werden, und ähnliche Gegenstände, die 
viele gemeinschaftliche Erkennungspunkte besitzen, miteinander verwechseln. 
Dieses Verwechseln ist der erste Beginn der eigentlichen Seelenblind- 
heit. Je grösser der Ausfall im Bewegungsfeld wird, umso stärker werden die 
Erscheinungen der Seelenblindheit, umso häufiger wird der Erkrankte ganze 
Reihen von Gegenständen gar nicht erkennen. Eine vollständige isolirte Zer- 
störung des optisch-motorischen Feldes in beiden Hemisphären würde es un- 
möglich machen, trotz vollkommen erhaltener Licht- und Farbenempfindlichkeit 
im ganzen Gesichtsfeld, die Form eines gesehenen Gegenstandes zu erkennen. 
Eine solche Erkrankung dürfte allerdings nicht vorkommen ohne vollständige 
Mitzerstörung oder Functionsvernichtung der Lichtfelder. Will man annehmen, 
dass Lichtfeld und Bewegungsfeld nicht in getrennten Bezirken der Hirnrinde 
liegen, sondern einander decken, so würden im allgemeinen dieselben Erwägungen 
gelten. In diesem Falle würde partielle corticale Seelenblindheit stets mit 
hemianopischen Gesichtsfelddefecten verbunden sein. 

Durch Functiousstórung des optisch-motorischen Feldes leiden auch die- 
jenigen psychischen Functionen, denen Associationsvorgánge zwischen dem optisch- 
motorischen Feld und anderen Gehirnpartien zu Grunde liegen; z. B. das Klang- 
bild „Hund“ löst nicht mehr das optische Erinnerungsbild des Hundes aus, 
ferner treten Erscheinungen von Alexie, Agraphie („optische Agraphie“) und 
Aphasie („optische Aphasie‘ nach Freund; s. u.) auf. Auch die Intelligenz 
bleibt nicht intakt wegen Schädigung der optischen Componenten der Begriffe, 
besonders solcher Begriffe, bei denen die optische Bewegungsvorstellung die 
Hauptrolle spielt; diese Schädigung tritt besonders bei den allgemeinen räum- 
lichen Vorstellungen und der Orientirung am eigenen Körper und in der Um- 
gebung hervor. 

Welche optischen Erinnerungsbilder, und welche Arten von ihnen bei einer 
Funktionsstörung im optisch-motorischen Gebiet zuerst und am meisten ge- 
schädigt werden, hängt von bestimmten Gesetzen ab. Im Allgemeinen ist zu 
vermuthen, dass zuerst diejenigen optischen Formerinnerungsbilder betroffen wer- 
den, die überhaupt nur wenige Erkennungspunkte haben, wie z. B. die Buch- 
Staben, oder zu deren Auffassung eine sehr grosse Anzahl von Erkennungs- 
punkten nothwendig gebraucht wird, wie z. B. mikroskopische Práparate, archi- 
tectonische Zeichnungen u. dgl. Zu einer Art von optischen Erinnerungsbildern, 
die sehr viele Erkennungspunkte besitzen, zu deren Anwendung aber einige 
wenige Associationen genügen, gehören die abstrahirten optischen Begriffe. Alle 
Individualbilder bestimmter Menschen z. B. haben eine bestimmte Anzahl von 
Associationsfasern gemeinsam, diese bilden den optischen abstrahirten Begriff 
des Menschen. Durch diese gemeinschaftliche Gruppe von Associationsfasern 
kann von jedem gesehenen Menschen aus, er sei bekannt oder nicht, das Klang- 
bild „Mensch‘ ausgelöst werden. Ein Seelenblinder wird unter bestimmten Um- 
ständen Jemanden noch als Menschen erkennen können, während er nicht mehr 
im Stande ist, ihn als bestimmten, ihm von früher bekannten Menschen wieder- 


ur AO ema. 


zuerkennen. Durch selbständige Association optischer Individualerinnerungsbilder 
mit einander, soweit sie unmittelbar nach einander entstanden sind, kommt es 
zur Bildung rein optischer Vorstellungsreihen. Dazu gehören die mit 
einander in einer bestimmten Reihenfolge associirten Bilder, die wir beim Ueber- 
blick eines Zimmers, bei einem Gang im Haus oder im Freien erhalten. An 
solchen Reihen orientiren wir uns in unserer Umgebung; fallen sie durch corti- 
cale motorische Sehstöruugen auseinander, so verlieren wir die Orientirung in 
bisher bekannt gewesenen Gegenden und kónnen diese auch nicht mehr aus dem 
Gedüchtniss beschreiben.  Handelt es sich nicht um Zerstórung eines Theils, 
sondern um functionelle Herabsetzung der Thätigkeit des ganzen op- 
tisch-motorischen Feldes, so muss ebenfalls eine Form der Seelenblindheit 
auftreten. In diesem Fall dürften zuerst die jüngeren Associationen geschädigt 
werden, und diejenigen, die am wenigsten eingeübt sind. So können die Er- 
innerungsbilder der griechischen Buchstaben verschwunden sein, während deutsche 
und lateinische Buchstaben noch erkannt werden. Der umgekehrte Fall ist nie 
beobachtet. Eine Störung in der Benennung der Farben kann bei einer nur 
das optisch-motorische Feld treffenden Erkrankung nicht stattfinden. 

Vollständige Unterbrechung der beiden grossen Faserzüge, die die Seh- 
sphäre einerseits mit dem Klangfeld, andererseits mit den Rindenfeldern für die 
beweglichen und tastenden Körpertheile verbinden, würde dieselben Erscheinungen 
hervorrufen, wie gänzliche Zerstörung der Sehsphäre selbst. Isolirte nnd totale 
Unterbrechung der Bahn zum Klangfeld bewirkt akustische Seelen- 
blindheit, die sich durch optische Aphasie und Alexie kundgiebt. Der 
Kranke kann zu einem gesehenen Gegenstand, auch gesehenen Buchstaben, die 
Benennung nicht finden, überhaupt über ein gesehenes Object oder über Gesichts- 
erinnerungsbilder sich nicht sprachlich äussern, soweit nicht der Umweg über 
andere Sinnesfelder, besonders über die Tastfelder, aushilft. Auch das Erkennen 
der gesehenen Dinge macht, namentlich bei complicirteren Sachen, Schwieris- 
keiten, da die zerstörte Bahn von wesentlicher Bedeutung für Entstehung und 
Festhalten der Begriffe ist; daraus folgt zugleich Störung der Intelligenz. Ferner 
kann der Kranke zu dem gehörten Wort nicht die entsprechenden Gesichts- 
vorstellungen sich ins Bewusstsein rufen, obwohl diese selbst unversehrt sind. 
(Diese Störung könnte man „optische Seelentaubheit‘“ nennen, da die 
sprachliche Bezeichnung von solchen Sachbegriffen, deren Hauptcomponente die 
optische ist, mangelhaft oder gar nicht mehr verstanden wird. Ref.) Der 
Kranke kann noch nachzeichnen und copiren, aber nicht willkürlich oder auf 
Dictat schreiben (da das Klangfeld mit den Bewegungsfeldern der Exremitäten 
nicht direct, sondern mittelbar durch die Sehspháre associativ verbunden ist, hat 
die optische Seelentaubheit „akustische Agraphie“ zur Folge, analog wie durch . 
akustische Seelenblindheit optische Aphasie bedingt wird. Ref). Partielle 
Zerstórung der optisch-akustischen Bahn verhindert das Lesen, selbst das 
Erkennen der Buchstaben (literale Alexie), da diese nur wenig Erkennungs- 
punkte haben, während andere Objecte entweder individuell oder doch der Art 
nach erkannt werden, ähnlich wie bei partieller Zerstörung im optischen Be- 
wegungsfeld selbst. Eine Herabsetzung der Erregbarkeit der ganzen 
Bahn lässt das Lesen (mehr oder minder) unberührt, weil die Associations- 
gruppen für die Buchstaben zu den bestgeübten gehören, verhindert dagegen 
das Erkennen complicirterer Objecte. 

Reine und vollständige Unterbrechung der Bahn aus dem 
optisch-motorischen Feld zu den Tast- und Bewegungsfeldern, also 
„tactile Seelenblindheit“, würde es unmöglich machen, die Gesichtsvorstellungen 

4 


S08 El, n 


uach irgend eimer Richtung hin für die Bewegungen zu verwerthen. Der Kranke 
kónnte einen von früher bekanuten Weg genau beschreiben, aber nicht ihn gehen. 
Zeichnen und jegliches Schreiben wäre unmöglich. Erkennen und benennen be- 
tasteter Gegenstände wäre anfangs schwierig, bis der Kranke gelernt hat, von 
der Tastwahrnehmung her allein ohne die gewohnte Unterstützung der optischen 
Bewegungsvorstellung den Namen des Objects zu finden. Eine Unterbrechung, 
die sich auf die Verbindung des optischen Bewegungsfeldes mit dem Rinden- 
centrum einer einzigen Extremität, etwa mit dem Feld zur rechten Oberextremität, 
beschränkte, würde Zeichnen und Schreiben nur mit diesem Körpertlieil unmög- 
lich machen (ebenso auch andere von optischen Bewegungsvorstellungen ab- 
hängige Bewegungen, es wäre „optische Monoplegie“ vorhanden. Ref.) 

In Wirklichkeit sind reine Fälle der einen oder anderen Art der centralen 
Sehstórung, abgesehen von der corticalen Halbblindheit oder Blindheit (als 
Summe doppelseitiger Halbblindheit), aus anatomischen Gründen kaum je zu er- 
warten. Meist werden sich verschiedene Stórungen in mannigfacher Combination 
zusammenfinden, wobei der Anthej ejneg, jpdeu einzelnen Hirntheils an den Er- 
scheinungen oft recht schwg e estimmelr &à «ird. Hinsichtlich der blossen 
Schädigung der Function g a transcorticalen Bi ist zu berücksichtigen, dass 
die Leitung in dieser durchaus nicht nach beider“ Richtungen hin gleich gut 
eingeübt zu sein braucht wiQGT ig 9ed290 dass Pino aus einem Rindenfeld 
stammende Erregung in ef anderes, trotz UnterbMÉghung der directen Associa- 
tionsbahn auf Umwegen geh Nee karm md 1 dass diese Umwege durch Uebung 

à pər wäre es bei optischer Aphasie 
möglich, dass für gesehene Gegenstände, wenn auch zügernd und schwierig, der 
Name gefunden werden kann, indem von der Sehspháre die übrigen Componenten 
des concreten Begriffes, besonders die tactile, erregt werden, und von diesen aus 
das Sprachfeld erreicht wird. Bei der Annahme, dass in der Bahn vom Centrum 
für die rechte Hand zum Klanefeld Associationen für die Schreibebilder der 
Buchstaben nicht eingeübt werden, fállt ein solcher Umwegz für die Buchstaben 
aus. Ebenso haben die Farben ausser ihrem Wortbegriff nur noch die eine 
Componente im optischen Lichtfeld; ihre Benennung fállt daher nach Zerstórung 
der Bahn vom klangfeld zu beiden Lichtfeldern dauernd aus. Anders als die 
Buchstaben verhalten sich die Zahlen, sie werden in vielen Fällen von literaler 
Alexie noch erkannt, und es werden selbst schriftliche Rechnungen damit aus- 
geführt. Verf. bringt dies mit der besonderen Art der Zahlbegriffe in Zu- 
sammenhang, ohne aber damit eine Erklärung geben zu wollen. (Er bezeichnet 
die Zahlen als „Zeitbegriffe“; das ist nicht zutreffend, sie sind „Verhältniss- 
begriffe“ und als solche mit Maassbegriffen [wie Raum-, Zeit-, Kraftbegriffen], 
Ordnungsbegriffen, concreten Sachbegriffen — als Einheiten benannter Zahlen — 
in der allermannizfaltigsten Weise associativ verknüpft. Das Zählenlernen mit 
Hilfe der Finger stellt wohl für die Zahlbeeritffe auch directe Associationen 
zwischen Klangfeld und den Tast- und Bewegungsfeldern her.  Ref.). 

Der 12. Vortrag behandelt die Physiologie der vorderen Hälfte des Gross- 
hirns und die Erscheinungen bei krankhaften Processen in den verschiedenen 
Abschnitten der Pyramidenbahn. Schwarz. 



























6) Ein Beitrag zur Kenntniss der Seelenblindheit, von Prof. Friedrich 
Müller in Marburg. (Arch. f. Psychiatrie. Bd. XXIV. 3.) 
Verf. beschreibt 2 Fälle von Seelenblindheit, die er in Breslau eingehend 
untersucht und längere Zeit beobachtet hatte. Der eine Fall betraf eine 


Di 


50jahrige Frau, die eines Morgens ,,nicht mehr sehen konnte“, nachdem sie 
Tags zuvor heftige Kopfschmerzen gehabt hatte. Es bestand ein hoher Grad 
von Seelenblindheit mit Verlust des grössten Theils der früher er- 
worbenen optischen Erinnerungsbilder sowohl für Formen wie für 
Farben, ferner relative linksseitige Hemianopsie (handtellergrosse 
Papierstücke konnten auch in den linken Gesichtsfeldhälften noch wahrgenommen 
werden), die rechte Gesichtsfeldhälfte war beiderseits sehr eingeengt, besonders 
nach oben. Die Augenbewegungen waren frei, für die Ferne und Nähe wurde 
stets binocular richtig fixirt. Pupillenreaction normal, keine hemianopische 
Reaction. In der ersten Zeit waren abgesehen von mässiger allgemeiner Ge- 
dächtnissschwäche keine sonstigen Zeichen einer cerebralen Erkrankung nach- 
weisbar. Die Sehschárfe konnte mit Hülfe von kleinen Kreisen, Quadraten, 
Punkten, die mit Kreide auf eine schwarze Tafel gezeichnet wurden, und mittelst 
der Snellen’schen Haken mühsam geprüft werden, es ergab sich Anfangs 
S. — !j,, später = ?"/., und blieb so bei späteren Untersuchungen. Farben 
konnten nicht benannt werden, intensiv gefärbte Stoffe wurden indess mit Be- 
stimmtheit für farbig erklärt; zu gegebenen Wollproben wurden immer die rich- 
tigen Bündel ausgesucht, auch feinere Nuancen nie verwechselt („amnestische 
Farbenblindheit^ nach Wilbrand). In der ersten Zeit konnte Pat. fast gar 
keine Gegenstände erkennen, verwechselte Gegenstände, die eine gewisse Aehn- 
lichkeit mit einander hatten, wie Fenster und Spiegel, Oefen und Schränke, 
während sie mittelst des 'Tast-, Gehörs- und Geschmackssinns Dinge, die charak- 
teristische Eigenschaften für den betreffenden Sinn hatten, leicht erkannte. Am 
Geruch konnte sie dagegen manche selbst stark riechende Stoffe (Cigarre, Petro- 
leum) nicht erkennen, obwohl sie dabei einen Geruch empfand. Nach längerem 
Gebrauch von Jodkalium konnte sie manche einfache Gegenstände wiedererkennen, 
am wenigsten aber solche, die an ihrer charakteristischen Farbe erkannt werden. 
Einfache Figuren (Kreuz, Dreieck, Kreis) und einige Zahlen konnte sie 
unbeholfen nachzeichnen, aber auch hierbei nicht benennen. Figuren, die 
sich nur durch eine Kleinigkeit unterscheiden, erkennt sie als verschieden, kann 
aber nicht zugeben, worin die Verschiedenheit beruht. Ohne Vorlage konnte 
sie ausser einem Kreuz nichts zeichnen. Für Zahlen war sie alektisch und 
agraphisch, nur die 1 erkannte sie bisweilen, wenn man ihr die Zahlen in 
die Hand schrieb, oder ihre Hand führte, um Zahlen nachzufahren. Der 
Zahlenbegriff war noch vorhanden, sie konnte bis 100’ zählen und die 
einfachsten Exempel (2x2, 3X3, 4 —2) richtig rechnen. Eine weitere Prüfung 
auf Alexie und Agraphie war nicht móglich, da Pat. Buchstaben weder lesen 
noch schreiben gelernt hatte. Ueber Gegenstände, die hauptsächlich mit dem 
Tastsinn oder Gehórsinn erfasst werden, wusste sie aus der Erinnerung gut 
Auskunft zu geben; die Erinnerung an alle Gegenstände dagegen, die 
allein oder vorwiegend optische Eindrücke hinterlassen, war hoch- 
gradig gestórt, besonders auch die Erinnerung an die Farbe der Gegenstände; 
nur bei solchen Dingen, deren Name mit der Farbe sprachlich sehr oft ver- 
bunden wird (Blut, Gras), war sie sicher. Das stereoskopische Sehen war 
intact, auch wurden nahe Entfernungen und die Grösse der vor ihr stehenden 
Gegenstände richtig geschätzt. Die manuelle Geschicklichkeit war nur 
bei solchen Thätigkeiten gestört, bei denen das Sehvermögen wesentlich in 
Betracht kommt. Seit der Erkrankung hat Pat. keine Träume mehr gehabt, 
während sie früher oft lebhaft träumte. 

Im weiteren Verlauf wechselten ab und zu Besserungen und Verschlimme- 
rungen, einmal trat conjugirte Ablenkung der Augen nach rechts auf, 

AS 


52 


mit bedeutender Verschlechterung des Sehvermögens und schwereren cerebralen 
Erscheinungen. Gegen Ende der sich auf etwa 1 Jahr erstreckenden Beob- 
achtung war der Zustand ziemlich derselbe wie zu Anfang. 

Als Ursache vermuthet M. eine doppelseitige Erkrankung des Occipitalhirns 
auf luetischer Grundlage. 

Der zweite, viel complicirtere Fall ist dadurch von besonderem wissen- 
schaftlichen Interesse, dass er zur Section kam. Eine 5Vjährige Frau litt seit 
etwa 8 Jahren an Kopfschmerzen und Anfällen von Schwarzwerden vor den 
Augen, seit 4 Jahren an Zittern im rechten Arm und Bein, und Gefühlsstörung 
der rechten Gesichtshälfte Allmählich Steigerung der Kopfschmerzen, Auftreten 
von Gedächtnissschwäche, Verwechslung mancher Gegenstände. Bei Beginn der 
Beobachtung waren unregelmässige Zuckungen der rechtsseitigen Extre- 
mitäten und der roechtenGesichtshälfte, Herabsetzung der Sensibilität 
im ganzen rechten Trigeminusgebiet, Steigerung derKniephánomene, 
und Stauungspapille vorhanden. Die Sehschärfe war auf Fingerzühlen in 
9 Fuss rechts, in 5 Fuss links herabgesetzt; es bestand rechtsseitige He- 
mianopsie mit Freilassung des Fixirpunktes; die linke Gesichtsfeldhälfte war 
erheblich eingeengt. Ferner war optische Aphasie vorhanden, indem Pat. 
einzelne Gegenstände nicht nennen konnte, aber ihrer Bedeutung nach erkannte, 
sie kunnte sie zum Theil umschreiben. Ausserdem waren auch Symptome von 
Seelenblindheit vorhanden, einzelne der gezeigten Gegenstände wurden mit 
dem Gesicht allein nicht mehr erkannt, dagegen benannt oder umschrieben, so- 
bald sie mit einer charakteristischen Eigenschaft auf ein anderes Sinnesorgan 
einwirkten.  Allmáhlich gesellten sich dazu auch mehr und mehr Symptome 
von Asymbolie, Pat konnte viele Gegenstánde auch dann nicht mehr erkennen, 
wenn mau sie ihr in die Hand gab. Farben konnte sie nicht nennen, zu einer 
vorgelegten Wollprobe fand sie aber meist die richtige Nuance; zn einer 
ınündlich bezeichneten Farbe konnte sie indess die zugehörige Probe nicht 
finden. Die Frage, welche Farbe ein Kanarienvogel, das Blut, das Gras, ein 
Veilchen habe, beantwortete sie richtig. (Verf. schliesst daraus, dass das 
optische Erinnerungsvermögen für Farben vorhanden gewesen sei; es 
wire indess denkbar, dass hierbei lediglich die Erinnerung an die acustische 
Componente des Farbenbegriffs vorlag, da gerade bei den genannten Objecten 
das Begriffsmerkmal der Farbe besonders eng mit dem betreffenden Sachbegriff 
verknüpft ist. - Bei der vorigen Patientin war dies ohne Zweifel der Fall. Ref.) 
Die optischen Formerinnerungsbilder schienen zum grössten 'l'heil intact, 
Pat. konnte eine Sache, eine Person leidlich richtig aus dem Gedächtniss be- 
schreiben und kannte sie oft kurz darauf nicht mehr. Die Orientirung in 
der Umgebung war ziemlich gut. Das stereoskopische Sehen und das 
Augenmaass waren ungestört. Einen Theil der vorgelegten Buchstaben des 
geschriebenen und gedruckten deutschen und lateinischen Alphabetes benannte 
sie richtig, andere kann sie nicht erkennen oder benennt sie falsch; auch einige 
kurze Worte liest sie manchmal richtig. Geschriebene Buchstaben, die 
sie beim Lesen nicht benennen kann, findet sie zuweilen, wenn sie sie mit der 
Hand nachfährt; bei gedruckten Buchstaben ist ihr das nicht möglich. 
Zahlen erkennt sie fast durchgangig und liest noch 3—4 stellige Zahlen richtig. 
Spontan schreibt sie manche Wörter, auf Dictat schreibt sie die Mehrzahl 
der Buchstaben richtig. Abschreiben kann sie auch solche Buchstaben, die 
sie beim Lesen nicht erkannt hatte, sie erkennt sie beim nachschreiben meistens, 
kann sie aber unmittelbar darauf nicht wieder lesen. Zahlen kann sie meist 
richtig copiren und auf Dictat schreiben. Aus dem Kopf zeichnet sie ein- 


es, ` ZE ek 


fache Gegenstände. Zu manchen gedruckten Buchstaben kann sie die ent- 
sprechenden geschriebenen finden und schreiben, ohne sie zu erkennen. 

Allmählich nahmen die körperlichen und geistigen Störungen zu, es trat 
schliesslich völlige Verblödung ein, und nach fast einem Jahr (seit Beginn der 
Beobachtung) führte eine Verschluckungspneumonie zum Tode. 

Die Obduction ergab in der Hauptsache ein von der basalen Dura aus- 
gehendes Psammom im linken Hinterhauptlappen, mit Erweichung des 
umgebenden Marklagers, die sich nach vorn und ınedial bis zum hintersten 
Theil des Balkens erstreckte und diesen mit ergriff. Dadurch wurden die Asso- 
ciationsfasern unterbrochen, die die grösstentheils erhaltene rechte Occipitalgegend 
mit der linken Seite und damit auch mit dem Sprachcentrum verbinden. Der 
Tumor griff auch noch 2—3 cm weit auf die mediane Flüche des rechten 
Hinterhauptlappens über. Die Rinde des ganzen linken Hinterhauptlappens war 
durch die Geschwulst comprimirt und grossentheils zerstört. Als Ursache der 
rechtsseitigen Trigeminusanästhesie fand sich Compression und Degeneration des 
rechten Ganglion Gasseri und des Trigeminus durch extradurale Geschwulst- 
massen. 

Bei der sehr interessanten Besprechung der vorliegenden Fälle und ihrer 
Vergleichung mit anderen bisher beschriebenen Fällen von Seelenblindheit ent- 
wickelt Verf. ähnliche Anschauungen über die Seelenblindheit und die damit 
häufig verbundenen Erscheinungen von Aphasie, Alexie und Agraphie, wie 
Sachs in seinem Buche „Vorträge über Bau und Thätigkeit des Grosshirns und 
die Lehre von der Aphasie und Seelenblindheit" (s. Referat im Centralblatt). 
Das Zustandekommen der optischen Erinnerungsbilder hält M. für bedingt durch 
inniges Zusammenwirken der rein optischen Eindrücke mit den Bewegungs- 
empfindungen des Auges (worunter er wohl auch die „Innervationsempfindungen“ 
mit begreift) und ausserdem durch associative Verknüpfung beider Hinter- 
bauptlappen, von denen jeder eine Hälfte des Netzhauteindrucks wahrnimmt. 
Während Zerstörungen an der medianen Seite des Hinterhauptlappens anscheinend 
zu Rindenblindheit und nicht zu Seelenblindheit führen, sind mit letzterer eher 
pathologische Processe an der convexen Fläche des Hinterhauptlappens in 
Zusammenhang zu bringen, ferner Zerstörung der Balkenstrablung und der Asso- 
ciationsbahnen, welche die einzelnen Occipitalwindungen unter sich sowie mit 
dem im uıteren Scheitelläppchen vermutheten Centrum für die Augenbewegungen, 
und schliesslich mit dem Schläfenlappen und den übrigen Gehirnregionen ver- 
knüpfen. M. theilt die Fälle von Seelenblindheit in zwei Gruppen; bei der 
einen sind die optischen Erinnerungsbilder zum grössten Theil verloren gegangen, 
bei der anderen sind sie grossentheils erhalten, während die Identificirung des 
neu gewonnenen Gesichtseindruckes mit dem vorhandenen Erinnerungsbild un- 
möglich ist. Zum Schluss stellt M. in einer Tabelle die bisher bekannt ge- - 
wordenen Fälle von Seelenblindheit in ihren Hauptpunkten übersichtlich zu- 
sammen. Schwarz. 


7) Leitfaden für Begutachtung und Berechnung von Unfallsbeschädi- 

gungen der Augen, von Prof. Magnus. Breslau, Kern's Verlag 1894. 

8°, Mit 4 Tafeln u. 29 Tabellen. 176 S. 

„Der Grundsatz, von dem sich der Arzt bei der erwerblichen Beurtheilung 
körperlicher Beschädigungen stets leiten lassen soll, muss immer lauten: Indi- 
vidualisiren, nicht schematisiren. Aber ohne gewisse rechnerische Prin- 
cipien lässt sich dieser Grundsatz nicht durchführen in der Praxis .. .“ und 
eben diese letzteren soll des Verf's Arbeit liefern. Jedem Augenarzt, der 


54 -- 


Gutachten abzugeben hat, sei das Studium dieses interessanten und auch in 
seinem mathematischen Theile klar geschriebenen Buches empfohlen; den reich- 
lichen Inhalt desselben hier ausführlich anzugeben müssen wir uns versagen, 
wir wollen vor allem Vert.s Kritik der bisher üblichen Verfahren und sodann 
seine eigenen Grundsätze anführen. 

Schon in der Grundauffassung des „Unfallversicherungsgesetzes‘‘ unter- 
scheidet sich M. von Zehender, dessen Vorschläge bisher wohl fast allgemein (?) 
ausgeführt wurden. Während Z nämlich gemäss der Benennung des Gesetzes 
für jeden Unfall gleichviel, ob die Erwerbfähigkeit dadurch geschmälert ist oder 
nicht, Entschädigung verlangt, hält M. gemäss dem Wortlaut desselben eine 
Rente nur für „die Dauer der Erwerbsunfähiskeit“ oder -Behinderung für ge- 
geben und befindet sich damit auch in Uebereinstimmung mit Mooren. As 
Verdienst besteht nur darin, als erster mathematische Principien für die Be- 
rechnung der optischen Erwerbsbeschädigung aufgestellt zu haben. Abgesehen 
davon aber, dass er nur die centrale Sehschärfe in Betracht zieht. und andere 
sehr wichtige Factoren, z. B. das periphere Sehen, die Muskelthátigkeit der doch 
immer subjectiven Schätzung überlässt, weist M. nach, dass Zahlengruppirung 
überhaupt nicht naeh mathematischen Gesetzen erfolgt ist, ferner dass sie die 
Verhältnisse beim Einäugigen, von denen Z. ursprünglich ausgegangen, falsch- 
licher Weise auch auf einfache Herabsetzung der Sehschärfe beider Augen 
überträgt, und in Folge dessen bei leichteren Beschädigung zu viel, bei schweren 
zu wenig Rente gibt. Die Formel lautet bekanntlich. Erwerbsfähigkeit 
= (2a+b);3, wobei a der Selischärfe des erhaltenen bez. besseren, b der des 
verlorenen bez. schwächeren Auges entspricht; dieselbe, nach dem Muster des 
aritkmetischen Mittels (a +5 + c)/3 gebaut, hat nur dann Berechtigung, wenn 
wir nach dem Verlust eines Auges wirklich mit „drei Augenwerthen‘“ rechnen 
dürfen. Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall, denn durch Verdoppelung 
des Werthes eines Gegenstandes erhalten wir doch nicht zwei verschiedene 
Gegenstände, so wenig als jemand, dessen Haus doppelten Werth erlangt durch 
besondere Umstände, dadurch 2 Häuser besitzt, oder jemand, dessen eines Haus 
doppelt so viel und dessen anderes Haus gar keinen Werth mehr erlangt, da- 
durch Besitzer von 3 Häusern wird. Wenn Z. aus ‚der Sorge um die Zukunft, 
der grösseren Erblindungsgefahr, der Behinderung, schnell Arbeit zu finden, 
der grösseren Vorsicht und Schonung im Gebrauch des übrig gebliebenen 
Auges“ Berechtigung für doppelte Bewerthung des normalen Auges beim Ein- 
äugigen herleitet, so fallen diese Factoren weg, wenn jemand ein normales und 
ein nur mässig geschwächtes Auge besitzt. Und doch rechnet Z. auch hier 
das normale Auge doppelt; in Folge dessen giebt er jemanden mit S — 0,8 u. 0,2 
auf seinen 2 Augen eine Kente von 25"/, (M. nur 5,9) und, bei S = 0,2 
beiderseits, 75";, (M. dagegen 93,5"/,). M. kommt am Schlusse seiner Aus- 
führungen, wegen deren Einzelheiten wir aurs Original verweisen müssen, dazu, 
von der Benutzung der Formel Z.’s auts Entschiedenste abzurathen. 

(Forts. folgt.) Neuburger. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv fúr Ophthalm»logie. XL. 8. (Fortsetzuug.) 
3) Beitrag zur Kenntniss der pathologischen Anatomie der Embolie 
der Centralarterie, von Prof. Dr. A. Wagenmann in Jena. 


45jahrige Frau, welche 12 Munate nach Eintritt der Embolie starb. Section 
8 Stunden p. m. Ein kurzer dicker Embolus lag dicht hinter der Lamina cri- 
brosa. Im Bereiche desselben war die Art. centr. retin. auffallend ausgedehnt. 
Diese Erweiterung muss secundär erfolgt sein, denn ein Embolus von der ge- 
fundenen Grösse hätte das central gelegene Ende der Arterie nicht passiren 
können. Der Embolus ist nicht deutlich abzugrenzen, da er von Zellenwuche- 
rungen durchwachsen und organisirt ist. Das Gewebe ist nach der Gefüsswand 
hin streckenweise aufgelockert und mit Hohlráumen durchsetzt, die meistens 
nach der Gefásswand hin liegen. Wahrscheinlich hat eine dünne Blutsäule sich 
unter Benutzung dieser Hohlräume den Weg durch den Embolus und neben 
demselben gebahnt. 

Der Opticus war bis über das Foramen optic. hinaus total atrophisch, die 
Papille zeigte das ausgesprochene Bild der atrophischen Excavation.  Pigment- 
epithel und Stäbchen und Zapfen waren überall intact, die äussere Kürnerschicht 
bis auf kleine Vacuolen normal, die äussere granulirte und innere Körnerschicht 
hochgradig atrophisch, die innere granulirte, Gan:rlienzellen- und Nervenfaser- 
schicht fehlten gänzlich; nach innen folgte auf die innere Körnerschicht eine 
dünne Lage verdickten Retinalstützgewebes. Bei sämmtlichen Netzhautarterien 
war das Lumen durch Endothelwucherung verengt, die Gefüsswand meist ver- 
dickt und nyalin degenerirt. Aderhaut im Ganzen gesund, einzelne endarterii- 
tische Wucherungen bis zum Verschluss der Gefässe, doch fehlten in Folge der 
vielfachen Anastomosen Circulationsstörungen. Diese Endarteriitis ist nicht Folge 
der Embolie, sondern beruht auf einer Gefässerkrankung des ganzen Körpers. 
Die Veränderungen in der Maculagegend entsprachen denen in der übrigen Re- 
tina, also Schwund der inneren, intacte äussere Schichten. Degeneration der 
äusseren Netzhautschichten, wie sie von Elschnig beschrieben wird, fehlte 
vollkommen, obwohl ein Jahr seit Eintritt der Embolie vertiossen war, und dürite, 
wenn sie vorkommt, auf zufälliger Complication mit entzündlichen Aderhaut- 
processen beruhen. 


4) Untersuchungen über die Frage nach dem Vorkommen einer 
äusseren Accommodation durch Muskeldruck, von Prof. H. Sattler 
in Leipzig. 

Nach einer geschichtlichen Uebersicht über die Frage der Accummudation 
bei Aphakischen geht Verf. näher auf die 1886 und 1888 von Schneller ver- 
öffentlichten Versuche ein, nach denen bei Convergenz und Abwärtswenden der 
Augen ein Zuwachs der Accommodationsbreite zu Stande kommen soll, welcher 
auf Verlängerung der Augenaxe durch Muskeldruck beruht. Es wird nach- 
gewiesen, dass diese Versuche anfechtbar und keineswegs beweisend sind. Verf. 
hat bereits 1887 in der ophthalmologischen Gesellschaft das Resultat von Ver- 
suchen mitgetheilt, welche die Schneller'schen Beobachtungen nicht bestätigen, 
und giebt hier weitere Versuchsreihen, welche an einem Apparate angestellt 
wurden, dessen Beschreibung im Original nachzusehen ist. Die Einrichtung 
des Apparats ist so getroffen, dass 1. bei der Prüfung mit parallelen Blick- 
linien jede Convergenzbewegung dadurch sicher ausgeschlossen wird, dass e:ne 
hayloskopische Verschmelzung der den einzelnen Augen dargebotenen Bilder 
stattfindet; 2. die bei den Versuchen erforderlichen Brillengläser stets den 
gleichen Abstand von den Augen behalten und immer genau senkrecht von den 
Blicklinien getroffen werden; 3. die Drehungsaxe, um welche Brillengläser und 
Sehobjecte — bei feststehendem Kopfe — gesenkt und gehoben werden, mit 
der Grundlinie der Augen zusammenfüllt. Verf. kommt zu dem Sehlusse, dass 


ste RG xa 


nach Ausschluss der inneren Accommodation bei Convergenz und Senkung der 
Blickebenen eine Erhöhung der optischen Einstellung der Augen nicht eintritt, 
und dass demnach die von Schneller angegebene Verlängerung der Augenaxe 
nicht erwiesen ist. 

Wenn Schneller später die Axenverlängerung durch Muskeldruck auf 
jugendliche Individuen mit nachgiebiger Sclera beschränkt und behauptet, dass 
die Sclera erst mit vollendetem Wachsthume ihre normale, im späteren Alter 
noch zunehmende Dicke erreiche, so führten ausgedehnte Untersuchungen den 
Verf. zu einem anderen Resultate. Er fand, dass die Dicke der Sclera am 
hinteren Pole im Verháltniss zur Axenlànge im Kindesalter am gróssten und 
nicht selten absolut grösser ist, als bei Erwachsenen. Das lockere Gefüge der 
Sclera besteht nur bis etwa zum 16. Lebensjahre. Selbst die grössere Starrheit 
in höherem Alter ist nicht regelmässig vorhanden. Diese Untersuchungen sollen 
später eingehend veröffentlicht werden. 


^ 





5) Ueber die Entstehung des Schichtstars, von Dr. A. Peters, Privat- 
docent der Augenheilkunde in Bonn. 

Antwort auf Schirmer's Arbeit (v. Gr. Arch. XXXIX. 4, Centralbl. 1894. 
Márz.) 

Bisher ist noch niemals die Umwandlung eines congenitalen oder kurz nach 
der Geburt entstandenen 'Totalstars in einen Schichtstar beobachtet worden, ob- 
wohl extrauterin entstandene Schichtstare häufig genug vorkommen. Die be- 
obachtete Auflagerung normaler Fasern auf eine getrübte Schicht ist möglicher- 
weise als Aufhellung trüber Corticalis zu deuten. Nicht die Rhachitis an sich, 
sondern die im Verlaufe derselben auftretenden Krämpfe sind Ursache des 
Schichtstars. Die Contractionen des Ciliarmuskels schädigen die Ernährung der 
Linse durch Verminderung des zugeführten Ernàhrungsmaterials, dagegen handelt 
es sich nicht um die Zufuhr pathologischer Stoffe, wie beim Naphthalinstar und 
bei Diabetikern. In letzterem Falle wird die Corticalis zuerst leiden, in ersterem 
aber der weniger lebenskräftige Kern. Das Fehlen von Veränderungen am 
Kapselepithel bat Schirmer darauf zurückgeführt, dass die Epithelien wieder 
normal wurden. Dem gegenüber ist unerklärlich, dass die scharf begrenzten 
vorderen Polarstare stets bleiben. | 

Schrumpfung der centralen Theile kann ohne Verkleinerung des Linsen- 
durchmessers bestehen, wenn Spaltbildung auftritt. Die Startrübungen erweisen 
sich bei genauer Messung und einzeln selbst bei oberflächlicher Betrachtung 
als verschieden gross. In diesen Fällen ist die zeitlich getrennte Entetehung 
(Schirmer) nicht wahrscheinlich. P. nimmt an, dass die Ciliarmuskelcontrac- 
tionen meistens beiderseits gleiche Störungen setzen, dass aber, da Schrumpfung, 
Tropfenbildung etc. secundäre Processe sind, Differenzen zwischen den beiden 
von gleichen Schädlichkeiten getroffenen Augen nicht auffallen können. 








6) Ueber Aetzung der Scleralbindehaut, von Dr. L. Kugel, Primärarzt 
der Augenabtheilung am Alexanderhospital in Sofia. 

In über 200 Fällen von „chronischen parenchymatösen und ulcerösen 
Keratitisformen asthenischen Charakters“, sowie bei torpiden Entzündungen der 
Sclera wandte Verf. Astzungen der Scleralbindehaut mit Lapis bimitigatus und 
später mit L. mitigatus an. Die sehr schmerzhaften Aetzungen werden zunächst 
in der Nähe des Limbus und in weiteren Sitzungen im Bereiche der ganzen 
Copjunct. bulbi bis zur Uebergangsfalte und selbst darüber hinaus auf der Conj. 
palp. ausgeführt. In der Nähe des Limbus konnte oft eine Verwachsung der 


zx B. we 


Conjunctiva mit der Sclera nachgewiesen werden. 2 Fälle werden eingehender 
mitgetheilt: I. Trachom, dichter Pannus, Trichiasis. R. F. Z.: 2m, L. F. Z.: 1m. 
Zunüchst Aetzungen der Conj. palp. mit Argent. nitric. sol, Lapis mitigat. und 
Cupr. sulf, nach 3 Monaten R. Sn. III, L. Sn. IV in 50 cm. Darauf Lapis 
mitig.-Aetzungen der Uebergangsfalten. Nach 1!/, Monat R. Sn. 1,75: 30 cm. 
Endlich, da die Heilung 2 Monate stockte, Aetzungen der Scleralbindehaut, 
12 Sitzungen. Resultat: R. S=1 fast, L. Sn. I: 80 cm. Behandlungsdauer 
nicht angegeben, nur „schneller als ich erwartet hatte“. In 5 Jahren kein 
Recidiv. IL Trachoma invet., beiderseits grosse, tiefgreifende, glasige Hornhaut- 
geschwüre bei geringer Reizung. Nach 2 Monaten keine Besserung. Dann 
Aetzungen der Scleralbindehaut, rechts im Ganzen 18, liuks 31 Sitzungen. Die 
bisher ausgebliebene Vascularisation der Geschwüre trat rasch ein. Behandlungs- 
dauer? „Die leichte Trübung der die Geschwüre ausfüllenden Masse war nach 
6 Monaten, wo ich die Kranke wiedersah, verschwunden.“ 


7) Bin Fall von Rückkehr qualitativer Lichtempfindung nach Iri- 
dectomie bei Amaurosis in Folge von Glaucoma simplex, von 
Dr. L. Kugel. 

30 jahriger Mann. Seit 6 Wochen Abnahme von Sehscharfe, nach 14 Tagen 
Erblindung. Bei der Aufnahme typisches Glaucoma simpl. o. u. S = 0. Iri- 
dectomie beiderseits. Nach 3 Tagen Q. L., nach weiteren 3 Tagen R. Bewegung 
der Hand, L; F. Z.: 40 cm. 16 Tage nach der ersten nochmals Iridectomie 
o. u. 14 Tage spåter R. F. Z.: 10 cm, L. F.Z.: 1 m, weitere 6 Wochen später 
L. F. Z.: 1,20 m, R. geringe Abnahme von S. G. F. stark eingeengt, rechts 
stärker als links. Augenspiegel: Bei der Aufnahme Papillen bläulich verfärbt, 
tief excavirt, Gefässe abgesetzt; bei der Entlassung rechts Papille weisslich ver- 
färbt, Abnahme der Excavation, links Papille normal gefärbt, Excavation fast 
ganz verschwunden. T. n. (früher stark erhöht). Scheer. 

(Schluss folgt.) 


II. Wjestnik oftalmologii. 1894. Januar-April. 

1) Zur Frage der spontanen recidivirenden Blutungen in den Glas- 
körper, und über die Bildung von festem Bindegewebe im Glas- 
körper und der Netzhaut, von Prof. A. Chodin. 

Da der Schluss des Artikels noch nicht vorliegt, wird das Referat mit dem 
des nächsten Heftes geliefert werden. 


2) Adonidin als Anaestheticum am Auge, von I. N. Kazaurow. 

Veranlasst durch Rommel's Mittheilung im 39. Bande des Graefe'schen 
Archives, unternahm K. Controlversuche. Er benutzte ein Merck'sches Original- 
praparat. : 

Amorpher gelber Körper, in Wasser leicht löslich, angenehmer Geruch. Die 
durch Aufkochen sterilisirte Lösung wird nach etwa 1!/, Wochen etwas kleisterig. 
Steinader behauptet, dass reines Adonidin geruch- und farblos sein müsse. 

Kazaurow's Resultate sind andere als die Rommel's. 

K. wirft die Frage auf, ob dieses nicht am Präparate gelegen hat? 

Eine 4°/,ige Lösung ruft erst nach !/,—5/, Stunden Unemptindlichkeit 
hervor. Die Reizerscheinungen sind beträchtlich. Accommodation und Augen- 
druck werden nicht beeinflusst. 

Kazaurow meint, es sei in der Augenpraxis nicht brauchbar. Er ver- 


cu JS a 


suchte es an & Personen. An normalen Augen in 6 Fällen. 1 Leucoma ad- 

haerens sollte tätowirt werden; eine Stunde vor der Operation 4"/, Adonidin. 

Keine Wirkung, aber Reizung des Auges. Es musste schliesslich doch cocainisirt 

werden. Ein an Glaucoma erblindetes Auge erhält !/, Stunde vor der Operation 

Adonidin, das andere Auge wird cocainisirt. Beiderseits Sclerotomie. Am 

Auge, welches Adonidin erhalten, war die Operation schmerzhaft, am anderen 

schmerzlos. 

3) Vergleiche in der Wirkung des Sublimates, des Jodquecksilbers 
und des schwefelsauren Kupfers bei der Behandlung des Trachoms, 
von J. Debagori-Mokriewitsch in Bender. 

An dem grossen Materiale einer Militärstation für Trachomkranke wurden 
die Beobachtungen gemacht Das Hydrargyrum bijodatum zieht er dem Sublimat 
vor, weil auch in stärkerer Lösung weniger reizend. Beide Mittel leisten in 
der Trachombehandlung sehr wenig. Der Kupferstift ist das beste medica- 
mentöse Mittel. 


4) Ein Fall von Arteria hyaloidea persistens, von S. Scher in Simferopol. 





5) S. N. Lojetschnikow wendet sich in einer „Literaturergänzung“ gegen 
Knies' Neue Methode der Glaucombehandlung. (Bericht der 23. Ver- 
sammlung der Ophthalm. Gesellschatt zu Heidelberg.) 

L. verweist auf seine Arbeit: „Zur Indication der lridectomie und Selero- 
tumie beim Glaucom“. (Wjestnik Oltalmologii 1870, referirt in Michel’s Jahres- 
bericht.) Hiernach kann Knies allerdings nicht behaupten, er habe eine neue 
Methode angegeben. 





6) L. Luzenko wendet sich in einem polemischen Artikel gegen Dr. Schtsche- 
potjew. I 

7) Ueber die Resultate der operativen Behandlung der hóchstgradigen 
Myopie dureh Extraction der Linse, von Dr. Th. v. Schroeder. 


8) Ueber die Excavationen des Sehnerven, von Dr. Garnier in Odessa. 
Der Ansicht, dass nur die bei Glaucom zu beobachtende Excavation des 
Sehnerven pathologisch, alle anderen Excavationen aber zufállige oder 
physiologische seien, trat bekanntlich W. Schön entgegen. Er versuchte 
zu beweisen, dass die sogenannte physiologische Excavation keine normale Er- 
scheinung sei, sondern eine Folge zu grosser und andauernder Accommodations- 
anstrengung. Um diese Theorie Schón's zu prüfen, beobachtete Garnier 
zunächst die Form und Eigenthümlichkeiten von Excavationen in Augen, deren 
Retraction genau bestimmt worden. Sein Material bildeten 2594 Augen Odessa- 
scher Schüler. Zweitens untersuchte Garnier mikroskopisch -anatomisch die 
Stelle des Selinerveneintrittes an Längs- und Querschnitten, wobei die Verbin- 
dunzen zwischen Sehnerv und Sclera, das Verhältniss der Lamina cribrosa zur 
Selera und Aderhaut, genauer beachtet wurden. 
Unter den Myopen zeigten 30?/, eine Excavation 
i; » Hypermetropen 26 ,, 
» » Emmetropen e ug i 
Die tjefsten und ausgebreitetsten Excavationen fanden sich stets in kurz- 


3) » 


— 59 uu 


sichtigen Augen. Conus und Excavation combinirt war stets ein Anzeichen 
für hohe Myopiegrade. Die Theorie Schón's verwirft Garnier. Der Scleral- 
ring, d. h. die Vereinigung der Duralscheide des Sehnerven mit der Sclera, soll 
eine Art Schutzapparat für den Sehnerven sein, und letzteren gegen Schádigung 
durch Staphylombildung schützen. 


9) Ein Fall von Gumma der Sclera, von E. J. Tarnawski. 
10) Kurzer Bericht über die Augenkranken, welche sich im Jahre 
1892 und 1898 im Landschaftshospital zu Michailowka im Polta- 
waschen Gouvernement, Kreis Krementschug, vorstellten, von O. Or- 
lowski. 
1388 Patienten. 283 grössere Operationen, darunter 174 Extractionen 
und 56 Iridectomien. Die mechanische Behandlung des Trachoms wurde sehr 
ausgiebig, besonders vermittelst des Ausdrückens, geübt — 320 Fälle. 





11) Eine Pincette zur Ectropionirung und Fixation der oberen Ueber- 
gangsfalte, von M. J. Reich in Charkow. 


Vermischtes. 


1) Der 13. Congress für innere Medicin findet vom 2. bis 5. April 1895 
zu München statt. Sitzungslocal: Academie der Wissenschaften, Neuhauser 
Strasse Nr. 01. Das Präsidium übernimmt Herr von Ziemssen (München). 

Folgende Themata sollen zur Verhandlung kommen: 

Am ersten Sitzungstage, Dienstag den 2. April: Die Eisentherapie. 
Referenten: Herr Quincke (Kiel) und Herr Bunge (Basel). 

Aın zweiten Sitzungstage, Mittwoch den 3. April. Die Erfolge der Heil- 
serumbehandlung der Diphtherie. Referat erstattet von Herrn Heubner 
(Berlin). ; 

Am dritten Sitzungstage, Donnerstag den 4. April: Die Pathologie und 
Therapie der Typhlitiden. Referenten: Herr Sahli (Bern) und Herr 
Helferich (Greifswald). 

Zahlreiche Vorträge sind bereits angemeldet. 

Weitere Anmeldungen zu Vorträgen nimmt der stándige Secretàr des Con- 
gresses Herr Emil Pfeiffer (Wiesbaden) entgegen. 

Mit dem Congresse ist eine Ausstellung von neueren árztlichen Apparaten, 
Instrumenten u. 8. w., soweit sie für die innere Medicin von Interesse sind, ver- 
bunden. Besondere Gebühren werden dafür den Ausstellern nicht berechnet. 
Hin- und Rückfracht, Aufstellen und Wiedereinpacken, sowie etwa nóthige Be- 
aufsichtigung sind üblicher Weise Sache der Herren Aussteller. Anmeldungen 
und Auskunft bei Herrn von Ziemssen (München). : 


2) Notiz für Gebrauch der Demonstrations-Tafeln, 

von Prof. L. Weiss. 

Handelt es sich um kurz dauernde Demonstrationen, so genügt Aufhellung 
der matten Glasscheiben durch Befeuchten mit Wasser. 

Will man eine länger bleibende Aufhellung erzielen, so empfiehlt sich das 
Bestreichen mit stark verdünntem Spirituslack. Dabei ist Folgendes zu be- 
achten: Zunächst muss die Glasplatte gut gereinigt und gut getrocknet sein 
(letzteres am besten durch gleichmässiges Erwärmen am Ofen). Alsdann wird 


— 60 — 


schnell mit grossen breiten gleichmässigen Pinselstrichen der stark verdünnte 
Spirituslack (im warmen trocknen Raum) aufgetragen. War die Glastafel gut 
trocken und warm, so vergeht die gelegentlich Anfangs auftretende leichte 
Trübung nach einiger Zeit. Die matte Glasplatte wird durch diese Behandlung 
so weit durchscheinend, dass die Details des untergelegten Bildes gut erkannt 
werden können. Auf die so präparirte Tafel lässt sich mit farbiger Kreide! 
und Aquarellfarben gut aufzeichnen. Die mit Wasser abgewaschene Tafel kann 
sofort wieder verwendet werden. 

Will man die Bilder für Demonstrationen etwas besser vorbereiten, so 
empfiehlt es sich, die Glasplatten mit Oel, z. B. mit gebleichtem Leinöl, aufzu- 
hellen. Alsdann lassen sich die pathologischen Veränderungen mit Oelfarben, 
denen etwas Siccativ zugesetzt ist, aufmalen. Mit wenig Mühe erhält man auf 
diese Weise sehr anschauliche Bilder, z. B. von pathologisch-ophthalmoskopischen 
Befunden. Ist die Oelfarbe noch frisch, so lässt sie sich leicht mit Terpentin 
entfernen, andernfalls mit Lauge. Die Demonstrations-Tafeln mit doppelter Glas- 
platte sind u. a. auch sehr geeignet zur Demonstration vom Operationsvorgang 
bei plastischen Operationen. Auf der unteren wird die Schnittführung, auf der 
oberen die Lappenverschiebung aufgezeichnet. 


Bibliographie. 


1) Aus der Augenklinik des Prof. Dr. Hermann Cohn in Breslau. — 
Ueber Entfernung von Eisensplittern aus der Tiefe des Auges mit 
dem Electromagneten, von Dr. Hugo Goldschmidt. (Deutsche Medi- 
einische Wochenschrift. 1895. Nr. 3 u. 4.) Nach unseren Erfahrungen müssen 
wir Hirschberg vollkommen darin beistimmen: 1. Dass bei gut desinficirtem 
Magneten und Instrumenten eine Eiterung durch die Operation nicht zu be- 
fürchten ist. (Wir tauchten unsere Instrumente vor der Operation stets in 
kochende Sodalésung.) 2. Dass auch Splitter unter 10 mg in die Tiefe des 
Auges gelangen kónnen. (Gewicht des Splitters in unserem ersten Falle 2 mg). 
3. Dass der kleine Magnet unentbehrlich ist. 4. Dass derselbe den Fremdkórper 
nicht in falsche Bahnen lenkt. 5. Dass man nicht statistisch die Erfolge ver- 
schiedener Operateure vergleichen darf, da die endgiltige Sehschärfe von den 
verschiedenston incomparabeln Factoren abhängt. Ausserdem fassen wir unsere 
Erfahrungen in folgende Schlüsse zusammen: 1. Ist ein Eisensplitter mit Sicher- 
heit im Auge anzunehmen, so soll in jedem Falle der Versuch zu seiner Ent- 
fernung gemacht werden. 2. Die Hirschberg'sche Magnetsondirung hat ihre 
volle Berechtigung und soll in allen frischen Fällen angewendet, nöthigenfalls 
soll die Eingangsoffnung etwas erweitert werden. 3. Bei sichtbarem und un- 
beweglichem Eisensplitter ist die genaue Localisationsbestimmung vorzu- 
nehmen und demgemäss zu operiren, wie in unserem dritten Falle ausführlich 
dargelegt worden ist. 4. Die Häufigkeit des Eingehens darf nicht abschrecken 
von weiteren Versuchen, da selbst ein achtmaliges Eingehen die Frzielung einer 
vollen Sehschärfe nicht hindert, wie unser erster Fall zeigt. 5. Bei beweglichen 
Splittern im Glaskórper ist der Hirschberg'sche Meridionalschnitt in der Aequa- 
torialgegend am Platze. 6. Die Frage, ob Chloroform oder Cocain, lässt sich 
von vorn herein nicht entscheiden. Man soll erst cocainisiren, und wenn das 
nicht ausreicht, die Chloroformnarcose nachfulgen lassen. 


! Sehr geeignet sind die weichen (französischen) farbigen Pastellstifte, zu be- 
ziehen durch Brugger, München, Theatinerstrasse. 


ee NEC 


2) Ueber einen Fall von Aethertod in Folge von Lungenödem, 
nebst Bemerkungen zur Narcosenstatistik, von Prof. Poppers und 
Gressau. (Deutsche Med. Wochenschr. 13. Sept. 1894.) Die Beobachtung 
eines Falles von Lungenódem nach einer Aethernarcose mit tódtlichem Ausgange 
2 Stunden nach glücklich überstandener Operation, veranlasste den Verf. aus 
der Literatur 7 ähnliche Fälle zusammenzustellen, die unzweifelhaft ergeben, 
dass, wenn man solche Fälle von Spättod nach der Aethernarcose bei der Nar- 
cosenstatistik berücksichtigen würde, es mit dem Dogma von der Ungefährlich- 
keit des: Aethers im Verhältniss zum Chloroform zu Ende ist. P. berechnet, 
dass das Verhältniss sogar bedeutend zu Ungunsten des Aethers verschoben 
werden würde. — Der während oder nach der Aethernarcose eintretende Tod 
an Lungenódem ist durch eine toxische Wirkung des Aethers bedingt und ist 
als echter Narkosentod aufzufassen. Beim Aether ist der Tod während der 
Narcose seltener als beim Chloroform; umgekehrt treten nachträglich, oft 
noch lange Zeit nach beendigter Narcose: beim Aether üble Zufälle mit oder 
ohne tödtlichen Ausgang ungleich häufiger ein, als beim Chloroform. 

Peltesohn. 

3) Ueber die Gefahr der Hirnblutung bei der Narcose alter 
Leute, von Dr. Emil Senger in Crefeld. (Ebenda.) S. weist an der Hand 
eines mitgetheilten Falles auf eine nicht genügend beachtete Gefahr bei der 
Narcose alter Leute hin, nämlich die Berstung eines arteriosclerotischen Hirn- 
gefasses. Diese mittelbare Gefahr ist vielleicht häufiger die Ursache eines 
Narcosentodes geworden, als man gemeinhin annimmt. Wenn diese Gefahr schon 
beim Chloroform besteht, so ist sie beim Aether, wo die Pulsstärke durch- 
schnittlich um den dreifachen Werth sich hebt, ungleich grösser. Deshalb soll ` 
man bei alten Leuten mit ausgesprochener Arteriosclerose unter keinen Um- 
ständen den Aether vor dem Chloroform den Vorzug einräumen. — Die 56jährige 
Patientin des Verf.'s erlitt während der Narcose einen typischen apoplectischen 
Anfall der ganz das Bild einer Asphyxie vortäuschte und erst nachher sich als 
eine rechtsseitige Hemiplegie herausstellte. Wäre der Tod eingetreten, so hätte 
man sicher eine Herzlähmung durch Chloroform angenommen. Peltesohn. 

4) Hospital cases, by George A. Berry. (Edinb. Hosp. Rep. Vol. IL.) 
B. beschreibt 2 Fälle von interstitieller Keratitis, welche mit Perforation der 
Hornbaut endigten. Sie betrafen 2 junge Frauen von 17 und 23 Jahren. In 
beiden Fällen waren ausgesprochene Symptome hereditärer Syphilis vorhanden 
und frühere Attacken von interstitieller Keratitis vorausgegangen. Der Verlauf 
und der Eintritt der Perforation waren beide Male ganz gleichartig, indem die 
interstitielle Infiltration nach der Hornhautmitte zu allmählich dichter und dichter 
wurde, bis an der späteren Durchbruchspalte sich ein eitergelber Erweichungs- 
berd abgegrenzt hatte von etwa 4 mm Durchmesser. Es handelte sich ganz 
augenscheinlich um einen echten necrotischen Process. — Ausser einem mit 
voller Sehschärfe geheilten Fall von erst am 12. Tage vollzogener Magnet- 
extraction aus dem Glaskörper, schildert Verf. ferner zwei ungewöhnliche Hei- 
lungen nach Schrotkugelverletzungen. In dem einen Falle hatte die Kugel die 
Retina durchsetzt und nur ein kleines Scotom im äusseren und unteren Qua- 
dranten hervorgerufen. Im anderen war unmittelbar nach der Verletzung heftiges 
Nasenbluten und Tags darauf das iinke Auge nach vorn gedrängt. Am vierten 
Tage darauf war der Exophthalmus spurlos verschwunden, und trat nicht wieder 
ein, wie das erste Mal, wenn Pat. die Nase schneuzte. Vermuthlich war die 
Kugel in die Ethnoidalzellen eingedrungen und hatte eine Communication zwischen 
Nasen- und Augenhöhle geschaffen, genügend, um bei heftigem Nasenschneuzen 


ae e 


Luft in die Auzenhonle eindrinzen zu lassen. Des Weiteren erwähnt B. eines 
Failes von hysterischer Hyperserretisn der Thranen und einer mit dem Tode 
endigenden Enueleation bei Giaskörpereiterung. Hier war 24 Stunden nach der 
Enacleation. der Tod im Coma eingetreten. Die Autopsie ergab eine deutliche 
Perforation der vorderen Flàche des Fel:enbeins und ausgesprechene septische 
Basalmeninzitis mehr in den hinteren Partien in der Nähe des Kleinhirns, ein 
Beweis, dass die V«rgänge in der Augenhóhle an dem tödtlichen Ausyange un- 
schuldig waren. — Der letzte der B.'schen Fälle betraf ein 3jährıges Kind mit 
einem Misehzellensarceem der Orbita, welches, nach dem mikroskopischen Befunde 
zu schliessen, seinen Ausgang v«n der hinteren Partie der Orbita rings um den 
Opticus genummen hatte. Es war ein äusserst gefässreiches Sarcom von ge- 
mischtem Typus, melanotischen Charakters, mit wenig Pigment, welches häma- 
togen entstanden zu sein schien. Das Kind gedieh nach der Exstirpation vor- 
reich, Peltesohn. 
5) Ueber Mikrophthalmus mit Cysten im oberen Lide, von 
Dr. Purtscher in Klagenfurt. (Internat. klin. Rundschau. 1594. Nr. 43.) 
Ein 2jähriger, sonst gesunder Knabe, but folrenden. seit der Geburt bestehenden 
seltenen Befund des rechten Auges dar: das Oberlid ist durch eine in dasselbe 
eingelagerte, blaulich durchschimmernde, pflaumengrosse Cyste bedeutend ver- 
grossert, vom Bulbus schwer abziehbar. Der sagittal abgeplattete Bulbus zeigt 
kaum ?, der Grosse des linken normalen Bulbus; die Cornea ist abgeflacht, 
milehig getrübt und lässt nichts von einer etwa dahinter gelegenen Iris erkennen. 
Aus der Curnealmitte zieht ein weisslicher symblepharonartiger Strang direct 
nach oben und inserirt sich hier in der Cystenwand. Die Innentläche des 
cystisch entarteten Lides befindet sich im Zustande trüber Bóthung, eine An- 
deutung Meibom’scher Drüsen ist nicht vorhanden. Die Cyste wurde punktirt 
unl dabei eine grössere Menge seröser Flüssigkeit entleert. 1!,, Jahr später 
bekam P. das Kind, welches sich mittlerweile sehr kräftig entwickelt hatte, 
wieder zu sehen; die rechten Lider werden nun leicht geschlossen gehalten und 
zeigen geringere Prominenz als über einen normalen Bulbus; beide Lidränder 
normal; Innenfläche des Oberlides von gleicher trüber Röthung wie früher, 
Knorpel anscheinend gut entwickelt. Vom Bulbus nur ein undeutlich abgegrenzter 
schlaffer Sack ohne Andeutung einer Cornea nachweisbar; der Bindegewebsstrang 
eben noch erkennbar: Cyste und Bulbus sind somit der totalen Atrophia ver- 
fallen. P. glaubt auch für den vorliegenden Fall ein enges genetisches Ver- 
haltniss der Cyste zu der Bulbusentwickelung annehmen zu müssen. Auch für 
diesen Fall wurde die Annahme Kundrat's, dass entweder gar keine oder aber 
nur eine unvollständige Einstülpang des distalen Blattes der fötalen Augenblase 
stattrefunden habe, eine ausreichende Erklärung abreben. Schenkl. 
6) Die Entstehung des Greisenbogens der Hornhaut, von Dr. K. 
Gruber, Assistent der I. Wiener Augenklinik. (Wiener med. Wochenschrift. 
1844. Nr. 47.) Im Alter werden die Circulationsverbältnisse ungünstiger, 
wahrend die vitale Gewebsthätigkeit keine wesentliche Aenderung erfährt. Die- 
jenigen Theile der Cornea, die sich durch vitale Gewebsthätigkeit ernähren, 
werden daher keine Störung erfahren; diejenigen aber, welche zum Theil durch 
mechanische Strömung ihr Nährmaterial beziehen, und zu diesen gehören die 
peripheren Partien, werden Ernährungsstörungen erleiden und der Degeneration, 
wie solche das Gerontoxon darstellt, verfallen. Die äusserste Hornhautperipherie, 
die wohl auch zum Theil durch mechanische Strömung emährt wird, bleibt 
durchsichtig, weil die mechanische Strömung wegen der geringeren Entfernung 
vom Limbus weniger alterirt wird, und selbst bei gesunkenem Blutdrucke eine 


— 63 .— 


hinreichende Stärke besitzt, um an dieser Stelle der Ernährung zu genügen. 
In den von dem Limbus entfernter gelegenen peripheren Partien wird die ver- 
ringerte mechanische Strömung zur Ernährung des Gewebes nicht mehr aus- 
reichen, die, nur eine sehr kurze Strecke in die Hornhaut hineinreichende 
mechanische Strómung, zieht sich nun noch mehr an die Peripherie zurück. 
Das Auftreten des Greisenbogens erklärt sich daher durch die, durch Alters- 
veränderungen hervorgerufene Verwinderung der Strömungsgrösse in der Hornhaut. 
Schenkl. 

1) Ueber den Einfluss der Macula lutea auf spectrale Farben- 
gleichungen, von Ewald Hering. (Pflüg. Arch. Bd. 54. S. 277—312) 
H. zeigt durch seine Untersuchungen: 1. Dass sehr viele spectrale Gleichungen 
zwischen verschieden zusammengesetzten weissen Lichtern, wenn sie, wie üblich, 
in zu grossem Felde gestellt werden, keine richtigen, sondern nur schein- 
bare Gleichungen sind, und zwar in Folge der ungleichen Pigmentirung der 
verschiedenen Zonen der Macula, wodurch Licht verschiedener Wellenlängen in 
verschiedenem Maass absorbirt wird. 2. Dass diese Gleichungen umso richtiger 
werden, je kleiner bis zu einer gewissen, durch anderweite Rücksichten ge- 
zogenen Grenze das Feld ist, auf dem sie hergestellt werden. 3. Dass, warum 
und nach welcher Regel die auf zu grossem Felde hergestellten Gleichungen 
zu Unrleichungen werden, wenn man die Intensität aller betheiligten Lichter in 
demselben Verhältnisse mindert oder steigert. 4. Dass dagegen diese Gleichungen, 
wenn sie auf zureichend kleinem Felde richtig hergestellt wurden, auf allen 
Intensitätsstufen als Gleichungen bestehen bleiben innerhalb der durch die üb- 
lichen Mischungsmethoden und Lichtquellen gezogenen Intensitätsgrenzen. — 
Ganz analoge Betrachtungen und Versuche lassen sich bezüglich farbiger Glei- 
chungen anstellen. Die neuerdings wiederholt als ungiltig hingestellte Voraus- 
setzung des Newton'schen Gesetzes der Farbenmischung, dass alle Farben- 
gleichungen von Aenderungen der Lichtintensität unabhängig sind, sofern diese 
alle betheiligten Lichter im gleichen Verhältniss treffen, bleibt daher als richtig 
bestehen. Schwarz. 

8) Méthode pour mesurer objectivement l'aberration sphérique 
de l'oeil vivant, par M. C. J. A. Leroy. (Comptes rend. de l'acad. des 
sciences, 23. janv. 1893.) L. hatte früher eine Methode zur Messung der 
Aberration bei Mikroskopobjectiven beschrieben. Das Princip ist dasselbe, auf 
dem die skiaskopische Refractionsbestimmung beruht, deren Theorie L. begründet 
hat. Gerade wie bei den Objectiven siebt sich die Aberration bei der Skia- 
skopie durch doppelte Bewegungsrichtung des Lichtspiels in der Pupille kund, 
indem gleichsinnige und gegenläufige Bewegung gleichzeitig stattfinden. Die 
Chromatische Aberration ist wegen der vorherrschenden Farbe des Lichtes nicht 
walırnehmbar. Da die Versuchsbedingungen weniger genau sind als bei den 
Objectiven, und das Auge ein geometrisch viel unregelmüssigeres Organ ist, 
sind die Erscheinungen hier viel weniger rein; oft ist das ,,Gegenlicht* (lumiére 
inverse) nur an einer Erhellung der dem Lichteintritt entgegengesetzten Seite 
der Pupille kenntlich, so dass eine mehr oder minder dunkle Zwischenstelle 
auftritt, die gleichzeitig von beiden Seiten her zum Verschwinden gebracht wird. 
Die Grösse der Aberration wird in Dioptrien ausgedrückt durch den Unterschied 
der Brechkraft des stärksten und schwächsten Glases, bei dem die Erscheinung 
noch zu Stande kommt. Die Aberration der Gläser selbst kann im Allgemeinen 
vernachlässigt werden. Durch Astigmatismus kann eine sehr störende loppel- 
bewegung bewirkt werden (was auch dem Ref. und gewiss vielen Fachgenossen 
beim Skiaskopiren schon aufgefallen ist). Bei mittlerer Pupillenweite ist die 


eet" BE ce 


Aberration im Allgemeinen nicht merklich, während sie bei Atropinanwendung 
mehrere Dioptrien betragen kann. L. untersucht auf 0,5 m Abstand mit einem 
Convexspiegel von 0,25 m Brennweite, dessen Belag ein rundes Loch von 
] mm hat. Schwarz. 
9) Ueber das Vorkommen von Pigment in der Conjunctiva der 
Malayer, von Dr. L. Steiner in Soerabaya. (Deutscher Abdruck aus Genees- 
kundig Tijdschr. voor Nederlandsch-Indié. XXXIII. 1.) Auf der Bindehaut von 
Individuen malayischer Rasse, sowie gemischter, kaukasisch-malayischer Ab- 
stammung, kommen sehr häufig Pigmentflecke vor, und zwar auf allen Theilen 
der Lid- und Augapfelbindehaut, oft mehrfach an einem Auge. Bald sind sie 
tiefschwarz, scharf umschrieben, rundlich, von der Grösse eines Stecknadelkopfs 
bis zu der einer Erbse, bald sind sie grösser, von unregelmässiger Form, gleich- 
mässig braun und heben sich von der Umgebung weniger scharf ab. In einer 
dritten Reihe von Fällen sieht man in der leicht bräunlich oder normal ge- 
färbten Schleimhaut eine feine Zeichnung von schwarzen Punkten und Strichen. 
Letztere Form sah S. ausschliesslich auf der Lidbindehaut, und zwar fast nur 
in Fällen mit deutlichen Anzeichen von vorhandener oder abgelaufener Entzün- 
dung, namentlich Trachom. Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man 
das Pigment im Epithel und im subepithelialen Gewebe, theils in den Zellen, 
theils zwischen ihnen, bald in continuirlicher Lage, bald in durch normal ge- 
färbtes Gewebe geschiedenen Inseln. Im Epithel selbst findet man das Pigment 
zum Theil in der Intercellularsubstanz, zum weitaus grössten Theil aber in den 
Epithelzellen selbst. Diese erleiden durch die Aufnahme von Pigment be- 
merkenswerthe Veränderungen an Grösse und Form. Sie sind meist bedeutend 
grösser als die übrigen Epithelzellen, sehr unregelmässig, annähernd siernförmig. 
Besonders auffallend sind zahlreiche, feine, lange, vielfach verästelte Fortsätze, 
die mit ähnlichen Fortsätzen der Nachbarzellen zierliche Netze bilden. Im sub- 
epithelialen Bindehautgewebe sieht man das Pigment in Schollen von plumper 
rundlicher Form und von sehr ungleicher Grösse. Meistens treten sie in mehr 
oder weniger dichten Nestern auf, seltener vereinzelt. Zwischen ihnen sieht 
man oft feine Pigmentkörnchen in der Intercellularsubstanz. Meist kommt der 
Farbstoff zugleich im Epithel und im subepithelialen Gewebe und zwar in weitaus 
grösster Menge in ersterem vor. Oft ist das Epithel allein betheiligst. — Die 
circumscripten tintenschwarzen Flecke der Bindehaut sind als Gegen- 
stücke zu den Pigmentmälern aufzufassen, die auf der Haut der Malayen so 
überaus zahlreich vorkommen. Für die Richtigkeit dieser Auffassung sind die 
Fälle beweisend, wo ein Pigmentmal auf dem Lidrande reitet, also zum Theil 
der Lidhaut, zum Theil der Bindehaut angehört. — Die Pigmentflecke sind auf 
der trachomatösen Bindehaut viel häufiger als auf der normalen; die Annahme 
ist berechtigt, dass die Entzündung die directe Ursache des Auftretens der 
grossen Pigmentflecke ist. Dass gleichzeitige Einwirkung des Lichtes und der 
chronischen Entzündung zu starker Pigmententwickelung in der Bindehaut führen 
kann, beweist ein von S. beobachteter Fall von chronischer Conjunctivitis und 
Ectropium der beiden unteren Lider, das angeblich seit etwa einem Jahre be- 
stand. Soweit die Schleimhaut ectropionirt war, zeigte sie eine braune Farbe, 
während die übrige Bindehaut blos geröthet war. Schwarz. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Vrır & Comp. in Leipzig. — Druck von MrTzoxm & WiTTIG in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. BRRGER in Paris, Prof. 
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Cr. pu Bors-RevuoNp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuuERT in Bern, 
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John Whitaker Hulke 


zu London geb. 1830, gest. Febr. 1895. 





Inhalt: Originalmittheilungen. I. Der Reizzustand des Auges, drei durch Tri- 
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berg's Augenklinik. — 1l. Ueber Schichtstar. Von J. Hirschberg. 

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und ibre therapeutische Wirkung bei destruetiven Hornhautprocessen. Inaug.-Diss. von 
Arnold Harti, Arzt in Basel. — 2) Leitfaden für Begutachtung und Berechnung von 
Unfallsheschadigungen dor Aneen, von Prof. Magnus. (Fortsetzung.) 

Vermischtes. Nr. 1—3. 

Bibliographie. Nr. 1. 


PR eu, Ee 


Ll ber REezzu-:and des Auges. drei dureh Trigeminus- 
reizung ausgeluste Rerlexe. 


Vie Dr. Alfred Neil. 
Leit aa Pré Hirectierg’s Scgenkuak. 


Fit ce el sirien Extriniang der verderen Bualbushalfte be- 
suec wA we ence Teeten, de unter dem Berff „Böizzustand“ zu- 
SA fe ees worden sud bs snd dis. we min verehrter Lehrer, 
Hr: Pr £. HIE-CHBEES, in sinen Vor:i-sunzen auzuführen pfl-et, Thranen, 
Lag ur Pupjnzusammenzichunz. Ali-n diesen drei Reflexen, denn 
st Ss. Le seen such die genannten Ers:keinungen dar. ist der centri- 
porns T des Héfüerteens gemeinsam. Stets ist es der J. Ast des 
N. zesua, der den Raz zum Central.rzan leitet, wu dieser in die ent- 
tpe Genie ceptrfugal veriaufende Errerung umgesetzt wird. 

Von diem Standpunkt aus betrachtet, ergiebt sich sofort eine Be- 
«Lrankung un-res Themas. Wir wollen ganz absehen von jenen Impulsen. 
de das Geniro auf Reizang des Opticus aussendet. und die sich in ähn- 
hiwr Weie durch Lidschluss und Pupillenverengung manifestiren. Durch 
diese Fehrankung ist zugleich angedeutet, dass wir die zu beschreibenden 
MYmptemne in erster Linie bei Entzündungen der vorderen Bulbustheile 
erhalten werden, deren sensible Fasern dem Trigeminus angehören. 

Nirgends im menschlichen Körper liegen die Reflexvorgange so offen 
zu Tage, wie gerade im Auge; war es doch z. B. der Lidschlag, aus dem 
zum ersten Mal von Descartes der Begriff des Reflexes abgeleitet worden 
jet. Diesen Begriff selbstverständlich als bekannt voraussetzend, beginne 
ich mit der Betrachtung der genannten einzelnen Reflexe, und zwar an 
erster Stelle mit der Besprechung des reflectorischen Thranens. 

Selbst an dem rein anatomischen Theil der Frage sind gerade in 
neuester Zeit Bedenken erhoben worden, die es wahrscheinlich machen, 
dass die Lehre von der Thränensecretion in Bezug auf die Innervation eine 
Umwandlung erfahren wird. 

Der centripetale Theil der R-flexbahn ist, — wenn wir, wie oben fest- 
gesetzt, vom Opticus absehen, —- der Trigeminus mit seinem sensiblen 
I. Aste. Wo das Centrum sich befindet, wollen wir zu bestimmen ver- 
suchen, wenn wir uns über den Verlauf der centrifugalen Erregung klar 
geworden sind. Und dazu bedarf es einer kleinen anatomischen Erörterung. 

Ueberall in den gangbaren Büchern findet sich die Bemerkung, dass 
die "l'hrànendrüse versorgt wird vom N. lacrymalis (l. Ast Nerv. V) und 
dem N. subeutaneus malae (Il. Ast), denen sich sympathische Fasern zu- 
gesellen, mit anderen Worten, dass der Trigeminus der Secretionsnerv der 
Drüse ist. Diese Anschauungsweise findet eine Stütze in den Versuchen 
von HERZENBTEIN (1), WOLFERZ (2) und DEMSCHENKO (3), die Im Grossen 


— 67 - 


Ganzen zu gleichen Resultaten führten der Art, dass Reizung der peripheren 
Enden des Lacrymalis und Subcutaneus malae eine vermehrte Secretion im 
Gefolge hatte. In Bezug auf den Sympathicus konnten die Autoren zu 
keinem eindeutigen Resultate kommen. 


Brücke (4) ist meines Wissens der erste, der gegen diese Lehre theo- 
retische Bedenken erhob und folgende Ueberlegung anstellte. Die Secretions- 
nerven, die wir kennen, gehen mit motorischen Nerven aus dem Central- 
organ heraus. Das passt mit unseren Vorstellungen, da ja diese Nerven, 
wie motorische, Impulse centrifugal leiten. Nun geht die ganze motorische 
Portion des Trigeminus mit dem III. Aste zur Schádelhóhle hinaus. Es 
können also keine Fasern, welche mit der motorischen Wurzel hervor- 
getreten sind, zur Thränendrüse gelangen. Fulglich dürfte der Trigeminus 
an sich nicht als der Secretionsnerv der Thränendrüse anzusprechen sein. 


Wahrscheinlich angeregt durch diese Ueberlegung, stellte Reıca (5) 
in Brücke’s Laboratorium eine Reihe von geistvoll erdachten und combi- 
nirten Versuchen an, deren Schlussresultat bier nur in aller Kürze wieder- 
gegeben werden kann. Nach Reıca hat die Reizung des peripheren Endes 
der ,Trigeminus-Wurzel^ keine Vermehrung der Thränensecretion im Ge- 
folge, während das Reflexthränen bei Reizung des centralen Stumpfes un- 
verändert weiter besteht, ein Beweis, dass die secretorischen Fasern nicht 
aus dem Trigeminus stammen können. Die Reizung des peripheren Endes 
eines durchschnittenen Lacrymalis bringt 'Thränenfluss hervor; dagegen ist 
reflectorische Absonderung nicht mehr zu erzielen. Es ist demnach er- 
wiesen, dass der Lacrymalis secretorische Fasern führt, nur muss er sie aus 
einer anderen Quelle als dem Trigeminus entlehnen. Die Reizung des 
Halssympathicus ergiebt unsichere Resultate, doch hält Reıca einen Ein- 
fluss dieser Nerven auf die Secretion für möglich. Nach Exstirpation des 
Ganglion cerv. supr. soll die Secretion bei Reizung des Halssympathicus 
unverändert fortbestehen, ein Vorgang, der allerdings schwer verständlich 
ware. Jedenfalls fasst Brücke selbst das Endergebniss der RrıcH’schen 
Untersuchungen dahin zusammen, dass die Secretionsnerven der ‘Thranen- 
drüse aus dem verlängerten Marke stammen und auf sympathischen 
Bahnen in den Trigeminus gelangen, der sie dann in seinem I. Aste zur 
Drüse führt. 

Die Frage nach der Innervation der lhrànendrüse ruhte nun über 
20 Jahre — RxicH schrieb 1873 — bis in neuester Zeit GOLDZIEHER (6) 
diesen Theil der Secretionslehre einer erneuten kritischen Betrachtung 
unterzog. Die Argumente, die er anführt, um auf theoretischem Wege zu 
dem Schlusse zu gelangen, dass der N. facialis der eigentliche Innervator 
der Thränendrüse ist, sind zu wichtig, als dass ich sie hier übergehen 
könnte. Zum Verständniss der folgenden Zeilen diene diese kleine Zeich- 


nung. [Schematisch nach GEGENBAUR (7).] 
5* 


68 


Wir ersehen aus derselben, dass zwei Möglichkeiten existiren, auf 
welche Facialisfasern in den Trigeminus gelangen können. Einmal steht 
der IL Ast des Trigeminus und folglich der Subcutaneus malae mit dem 
Gangl. sphenopalatinum in Verbindung und kann so motorische Fasern 
erhalten, die dem Ganglion durch den N. petros. superf. maj. aus dem 
Facialis zugehen. Und zweitens wäre es vom physiologischen Standpunkte 
aus nicht unmöglich, dass Chordafasern im III. Ast des Trigeminus zurück 
verliefen und sich vom Gang]. Gasseri aus dem I. oder II. Aste des Tri- 
geminus beimischen. Diese rein anatomische Begründung erhält eine 
Stütze durch wichtige, scheinbar vergessene und erst von GOLDZIEHER 
citirte Versuche von VuLpıan und Journac (8), welch’ letztere bei Ge- 
legenheit von Speicheldrüsen-Versuchen bei Faradisation des Cavum tym- 
pani eine vermehrte Thränensecretion constatiren konnten. — Ferner führt 
GOLDZIEHER eine Reihe von klinischen Beobachtungen an, die dafür 


Facialis Trigeminus o" 
& 





LT (Linguaks! 


sprechen, dass der Facialis und nicht der Trigeminus der Innervator der 
Thränendrüse ist. So veröffentlichte Urnorr (9) Fälle von completer 
Facialisláhmung mit einseitigem, d. h. nur auf der nicht gelàhmten Seite 
auftretendem Weinen. — SCHÜSSLER (10) sah überreiche Thränenabsonde- 
rung bei Dehnung des Facialis, wobei er wahrscheinlich die Chorda zerrte. 
Krause (11) fand beiderseits gleiche Seeretion nach Exstirpation des Gangl. 
Gasseri und eines Stückes des centralen Nerven-Stammes auf der einen 
Seite. Ja JENDRASSIK (12) erklärte jüngst einseitires Weinen für ein 
bisher unbekanntes neues Symptom der completen Facialisláhmung. 

So steht die Frage nach der Innervation der Thränendrüse augen- 
blicklich, und experimentell- physiologischen Untersuchungen muss es vor- 
behalten werden, sie endgiltig zu entscheiden. Ich selbst bin augenblicklich, 
angeregt durch die Mittheilungen von GOLDZIEHER, mit einer hierauf bezüg- 
lichen Arbeit beschäftigt, deren Resultate später veröffentlicht werden sollen. 


— 69 — 


Natürlich hängt die Frage nach dem Centrum des Thränenreflexes 
davon ab, welchen Nerven man als den Innervator der Drüse ansieht. 
Genauere Untersuchungen über die Lage des Centrums fehlen noch. Nach 
Ecxuarp (13), der auf dem Standpunkt steht, dass der beim Reflexthränen 
betheiligte centrifugale Nerv ebenfalls wie der centripetale dem Trigeminus 
angehört, ist dieser Nerv anatomisch und physiologisch bis zum verlängerten 
Mark und den allerobersten Theilen des Rückenmarkes zu verfolgen. In 
Folge dessen ist zu vermuthen, dass das Centrum nicht leicht über jene 
Stellen hinaus liegen könne. Ist jedoch der Facialis der centrifugale Theil 
des Reflexbogens, so liegt das Centrum nach Exner (14) in der Nähe der 
Spitze des Calamus scriptorius, oder ragt wenigstens bis dorthin. 


Wir kommen zum zweiten der zu besprechenden Reflexvorgänge, dem 
Blepharospasmus. 

Der Begriff des Blepharospasmus ist ein sehr weiter, und die Formen, 
unter denen dieser auftritt, sind sehr verschieden. Gewöhnlich wird der 
Name reservirt für den tonisch auftretenden Krampf im Musc. orbicularis, 
wodurch eine länger dauernde : Verengung der Lidspalte oder selbst 
dauernder Schluss derselben eintritt. (15) Nach der Art des Auftretens 
dieses Lidkrampfes unterscheidet man einen intermittirenden und einen 
continuirlichen Blepharospasmus. (16) 


Der continuirliche Blepharospasmus, welcher speciell den Ophthalmo- 
logen interessirt, ist am häufigsten zu beobachten bei Phlyctänenbildung 
auf der Conj. bulbi oder auf der Cornea jugendlicher Individuen. Doch 
giebt dieser sog. Blepharospasmus scrofulosus nicht immer ein Maass ab 
für die Stärke der Entzündung; vielmehr beobachtet man oft gerade den 
stärksten Krampf bei sehr mässiger Phlyctänenbildung und eine Fortdauer 
desselben nach Abheilung der eigentlichen Affection. 


Andererseits sind es Fremdkörper, welche, in den Conjunctivalsack 
oder in die Hornhaut gedrungen, heftigen Blepharospasmus erzeugen. Je 
schärfer und eckiger sie sind, desto heftiger ist der Krampf, und auch 
hier weicht dieser nicht immer nach Entfernung des fremden Körpers, 
sondern bleibt dann noch ausnahmsweise selbständig bestehen. In ge- 
ringerem Grade kummt der Blepharospasmus auch zu Stande durch En- 
tropium, Kalkconcremente in der Conj. palpebr., Narben und kleine Ge- 
schwülste auf derselben oder am Lidrande, und endlich auch bei den 
meisten mit Episcleritis verbundenen Augenentzündungen. 


Endlich müssen wir noch einer Form des Lidkrampfes gedenken, deren 
Ursache ebenfalls in einer Affection des Auges selbst zu suchen ist, wäh- 
rend wir die übrigen Arten des Blepharospasmus, die von anderweitigen, 
meist nervögen Leiden, abhängen oder auch idiopathisch entstehen und so 
mehr den Neurologen, als den Augenarzt interessiren, an dieser Stelle 
ignoriren wollen. 


10 — 


Diese sehr eigenthümliche Form von Blepharospasmus wurde von 
Dowprns (17) als sympathische Neurose angesehen. Nachdem das eine 
Auge, meistens in Folge einer Verletzung, an Iridocyclitis zu Grunde ge- 
gaugen, entwickelt sich auf dem anderen, sonst ganz gesunden Auge, 
Blepharospasmus, welcher anhaltenden und völligen Verschluss der Lid- 
spalte bedingt und nach der Enucleation des primär erkrankten Auges 
sofort verschwindet. 


Diese bisher bespruchenen Formen des Lidkrampfes sind sämmtlich 
als Reflexerscheinungen aufzufassen. Der centripetale Theil des Reflex- 
bogens ist auch hier, wenn wir vum Blepharospasmus absehen, der bei 
einzelnen Affectionen der Retina und des Opticus auftreten kann, der 
I. Ast des Trigeminus, dessen conjunctivale und corneale Fasern den Reiz 
dem Centralorgan übermitteln, wo er auf den Facialis und so auf die den 
Musc. orbicularis versorgenden Fasern umgeschaltet wird. Das Centrum 
dieses Reflexkrampfes ist im Facialiskern des verlängerten Markes zu 
suchen, obschon hinleitende Verbindungen mit sensiblen Fasern des Tri- 
geminus noch nicht aufgefunden sind (18). 


Unter dieselbe Categorie von Erscheinungen dürfte auch der von 
DonDErs so genannte „sympathische“ Blepharospasmus als einfacher Reflex, 
von den Ciliarnerven ausgehend, gerechnet werden. Hierbei erklärt sich 
das Auftreten des Krampfes auf der dem Reiz gegenüberliegenden Seite 
aus dem Gesetze der Reflex-Symmetrie, indem bei stärkerem Reiz die 
gegenüberliegenden auf derselben Höhe des Centralorgans entspringenden 
Fasern mitafficirt werden. | 


Es dürfte hier, nach Besprechung der beiden Reflexe, denen sowohl 
der centripetale wie centrifugale Theil des Bogens im Grossen Ganzen 
gemeinsam ist, der geeignete Ort sein, mit einigen Worten jener Fälle zu 
gedenken, in denen sich eine Lähmung des einen oder des anderen Nerven 
(Facialis oder Trigeminus) findet. 


Ein Versiegen der Thränen bei Facialislähmung auf der gelähmten 
Seite wurde zu wiederholten Malen beobachtet und von JENDRASSIK, wie 
wir oben nach GOLDSCHEIDER’s Citat bemerkten, als bisher unbekanntes 
Symptom der completen Facialislihmung aufgestellt. Andererseits wird 
bekanntlich gleichfalls, und schon seit langer Zeit als eines der Zeichen 
von Gesichtsnervenlähmung ständiges Thränenträufeln aufgezählt. Wie 
sind diese einander scheinbar widersprechenden Thatsachen zu erklären’? 
Zu diesem Ende ist streng zu unterscheiden zwischen Reflexthränen, einer 
Leistung der Thränendrüse, und jener continuirlichen Absonderung, die 
das Auge selbst nach Exstirpation der Thränendrüse feucht erhält und 
nach HynrL (19) ihre Ursache in der eigenthümlichen Anordnung der 
Gefiisse in der Conjunctiva hat, die lediglich unter dem Einfluss der Vaso- 
motoren stehen. Die Transsudation aus den conjunctivalen Gefässen dauert 


zum. ED ues 


natürlich bei Facialisláhmung ungestórt fort und erscheint um so grösser, 
je weniger die gelieferte Flüssigkeit durch das geláhmte Oberlid den Thránen- 
punkten zu- und so aus dem Conjunctivalsack abgeführt werden kann. 
Auf diese Weise koınmt es dann zum Thränenträufeln, das den Eindruck 
gesteigerter Secretion macht. Im Gegensatz hierzu dürfte es jedoch nicht 
gelingen, wirkliches Reflexthränen vom Trigeminus aus, oder Weinen durch 
psychische Affecte hervorzurufen. 


Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei Hemiatrophia facialis. Wenig- 
stens theilt SAMUEL (20) einen Fall mit, in dem bei einer Microcephalin 
gänzliches Fehlen der Thranensecretion constatirt wurde, welch’ letztere 
auch vollständig ausblieb, wiewohl Gesichtszüge und Geschrei deutlich die 
Tendenz zum Weinen verriethen. 


War bisher von Störungen in der centrifugalen Bahn die Rede, so 
müssen wir jetzt noch der Empfindungsläihmungen kurz gedenken, die 
natürlich auch eine Alteration des Reflexapparates im Gefolge haben. 


Hier, z. B. in der viel discutirten Lehre von der Keratitis neuro- 
paralytica, stossen wir jeduch auf dieselbe Schwierigkeit in Bezug auf die 
Beurtheilung der Thränensecretion. Selbst in den eingehender mitgetheilten 
Fällen findet sich selten eine genauere Angabe, wie es sich mit der eigent- 
lichen Thränensecretion verhalten habe. Und vollends ist meines Wissens 
kein Fall mitgetheilt, in dem systematisch Reflexversuche angestellt worden 
sind. Wenn es gewöhnlich heisst, das betr. Auge ist trockener als das 
andere, so muss man sich vor dem naheliegenden Trugschlusse hüten, als 
seien die Thränen deshalb versiegt, weil der Trigeminus als supponirter 
Innervator der Thränendrüse gelähmt sei. Denn ist die oben angeführte 
Transsudation aus den Conjunctival-Capillaren schon an sich verhältniss- 
mässig gering, so erscheint sie hier, wo bei der bestehenden Empfindungs- 
lähmung der Impuls zum reflectorischen Lidschlage fehlt und in Folge 
dessen die Cornea oberflächlich trocken und matt wird, noch bei weitem 
geringer. 

Aehnlich wie bei Trigeminus-Lähmung liegen die Verhältnisse beim 
Glaucom. Auch hier wird durch Drucklähmung der Nerven in der Cornea 
der reflectorische Lidschlag seltener, und auch hier erscheint die Cornea 
häufig trockener. — Bezüglich der Unmöglichkeit des Entstehens von 
Blepharospasmus bei Facialis- oder Trigeminusláhmungen gelten natürlich 
im Allgemeinen dieselben Grundsátze. 


Die letzte noch zu besprechende Reflexerscheinung, die Verengung der 
Pupille auf Reizung des Trigeminus, ist, wie die Bewegungen der Iris 
überhaupt, bekanntlich Gegenstand einer überaus grossen Literatur ge- 
worden. Dass bierbei die widersprechendsten Resultate zu Tage treten, 
ist nicht wunderbar, wenn man bedenkt, an welch’ verschiedenen Thier- 
species die verschiedenen Autoren gearbeitet haben. 


— 1.9 . 


Die Thatsache, dass bei tieferen Affectionen der Cornea, vollends 
bei Entzündungen der Iris selbst, die Pupille eng ist, steht ausser Zweifel. 
Wie dieses Verhalten jedoch zu erklären ist, kann zur Zeit mit Sicherheit 
noch nicht gesagt werden. 

Im Allgemeinen werden zwei sich entgegenstebende Meinungen ver- 
treten. Die eine geht dahin, dass sowohl der Oculomotorius wie der Tri- 
geminus einen directen Einfluss auf die Pupillenbewegung hat; die an- 
dere, dass lediglich der Oculomotorius in unmittelbarer Beziehung zur 
Pupille steht. 

So hängt nach AuBERT (21) die Contraction der Pupille ab von der 
Reizung der Nn. oculomotorius und trigeminus. Die Function des ersten 
dieser beiden Nerven war schon lange erkannt und namentlich durch die 
Untersuchungen von Buper (22) und anderen sichergestellt. Als dann 
v. GRAEFE (23) einen Fall von Làhmung aller Aeste des Oculomotorius 
veröffentlichte, in dem die Pupille bei Lichteinfall und Accommodations- 
- Veränderungen (im anderen Auge) vollkommen starr blieb und sich nur 
zusammenzug, sowie das gelähmte Auge durch den normal functionirenden 
Abducens in den äusseren Winkel hineinbewegt wurde, schloss man, dass 
beim Menschen der Oculomotorius nicht der einzige pupillenverengende 
Nerv sein kónne.! 

Auch bei manchen Thieren wurde ein zweiter Verengungsnerv nach- 
gewiesen. So von MAGENDIE (24), der beim Kaninchen nach Durchschnei- 
dung des Trigeminus im Schädel eine starke Contraction der Pupille be- 
obachtete, die nach !/, Stunde nachliess. Eine directe Reizung des Ram. 
ophthalm. Trig. unternahm GrÜNHAGEN (25) und bekam bei Hunden Ver- 
engung der Pupille. Dieser verengende Einfluss des Trigeminus soll nach 
demselben Forscher (26) trotz Atropineintráufelung im Gegensatz zur 
Oculomotoriuswirkung bestehen bleiben. Ä 

Aus diesen Versuchen schliesst nun AUBERT, dass zweierlei Nerven 
anzunehmen sind, welche die Pupille zur Verengung bringen: In erster 
Linie Fasern des Oculomotorius, in zweiter Fasern des Trigeminus. 

Ganz anders argumentirt DonDers (27). Nach ihm nämlich können 
wir per exclusionem annehmen, dass der Trigeminus der Iris die Empfin- 
dung verleiht, denn weder der Oculomotorius? noch der Sympathicus be- 
Sitzen sensible Fasern, durch welche die grosse Empfindlichkeit der Iris 
erklärt werden könnte. Ueberdies hört auch die Empfindung auf, sobald 
der Trigeminus durchschnitten wird. Nun ist durch Versuche (s. o.) nach- 
gewiesen worden, dass Reizung sowohl des Stammes des Trigeminus, als 
auch des Ram. ophthalm. die Pupille zur Verengung bringt. Nach DONDERS 


! Auf die richtige Deutung des Phänomens kommen wir unten zurück. 
? Die in diesen Nerven verlaufenden sensiblen Fasern dienen wohl ohne Zweifel 
der Leitung des Muskelgefühls. 


— 733 ou 


kennen wir aber keine andere Verenguug der Pupille im unverletzten Auge, 
als jene, welche durch die Reflexwirkung des Lichts und durch die 
Accommodation hervorgerufen wird, und diese beiden Arten hören bei 
Lähmung des Oculomotorius völlig auf. Mit dieser Ansicht verträgt sich 
übrigens auch der oben citirte Fall von GRAEFE sehr wohl. Denn es ist 
ganz unzweifelhaft, dass sich die pupillenverengenden Fasern zuweilen in 
andere Nervenbahnen, z. B. in die des Abducens, verirren können, so dass 
bei vollstandiger peripherer Lahmung des Oculomotorius Bewegungen der 
Pupille bestehen bleiben können. 


Ein directer Einfluss des Trigeminus auf den Sphineter pupillae durch 
motorische Fasern ist also nach DoNpEns sehr unwahrseheinlich. Vielmehr 
werden wir nach diesem Forscher zu der Annahme geführt, dass die Rei- 
zung des Trigeminus sowohl in seinem Stamm als in seinen Zweigen in 
der Weise auf das Ganglion ciliare wirkt, dass dadurch entweder eine Ver- 
stárkung der Wirkung des Oculomotorius oder eine Verminderung der 
Wirkung des Sympathicus hervorgebracht wird. Dieser Einfluss tritt nach 
DonpeEss auch dann noch auf, wenn Sympathicus und Oculomotorius vorher 
durchschnitten wurden. Dies ist jedoch durchaus nicht befremdend, da 
doch das Ciliarganglion und das Nervensystem im Auge selbst nach den 
erwähnten Durchschneidungen andauernd normal bleiben. 


Von diesem Gesichtspunkt aus kann man auch die oben erwähnte 
bei Durchschneidung des Trigeminusstammes beobachtete und sich nach 
1/, Stunde verlierende Contraction der Pupille sehr wohl als eine reflec- 
torische Erregung der Oculomotoriusfasern des Sphincter pupillae auffassen. 
Die hierbei supponirten, zum Ciliarganglion hinleitenden Fasern im Tri- 
geminus brauchen in Wirklichkeit nicht zu bestehen, da wir wissen, dass 
bei Reizung eines Nerven die Aenderung seines electromutwrischen Verhal- 
tens nach beiden Seiten hin sich gleichmässig fortpflanzt. — Dass endlich 
ein Reflex ohne Mitwirkung des Centralorgans zu Stande kommen kann, 
in unserem Falle also bei gereizter Horuhaut, auf welcher die Trigeminus- 
endigungen verbreitet sind, sich die Pupille durch Reflexaction im Ganglion 
ciliare selbst verengt, können wir aus Analogie schliessen, nachdem durch 
BERNARD in Bezug auf die Speichelsecretion eine Reflexaction durch das 
Ganglion submaxillare nachgewiesen worden ist. 


Aus den beiden eben mitgetheilten, sich entgegenstehenden Anschau- 
ungen über die Function des Trigeminus ersehen wir, dass dieses Gebiet 
der Physiologie noch der Aufklärung bedarf. Wenn wir die beschriebenen 
Versuche kritisch betrachten, so ergiebt sich zunächst, dass die Verengung 
der Pupille nach Durchschneidung des Trigeminus entweder auf einer 
reflectorischen Erregung der im N. oculomotorius für den Sphincter pupillae 
vorhandenen, oder auf verengenden Faseru beruhen kann, die im N. tri- 
geminus selbst verlaufen. Nun hat (FRÜNBAGEN (8. 0.) die Verengung noch 


"TEL, ce 


bei atropinisirtem Auge, in welchem nachweisbar durch das Atropin der 
Sphincter gelähmt ist, eintreten sehen, so dass die reflectorische Erregung 
ausgeschlossen erscheint. Aber auch das Vorhandensein von direct ver- 
engenden Fasern wird sehr unverständlich, da ihre Enden doch im Sphincter 
zu suchen und ungelähmt wären, obgleich die Enden eines zweiten Nerven 
(N. oculomotorius) in demselben Muskel gelähmt sind. (28) 

Einen vermittelnden Standpunkt glauben wir einnehinen zu können, 
wenn wir bedenken, dass dem Trigeminus vasomotorische Fasern für die 
Gefässe der Iris beigemischt sind. Denn von diesem Gesichtspunkte aus 
dürfte die wohl ungezwungene Ansicht auszusprechen sein, dass Reizung 
der sensiblen, centripetal verlaufenden Fasern des Trigeminus in einem 
noch näher zu bestimmenden Centrum sich umsetzt in die centrifugal sich 
fortpflanzende Erregung der Vasomotoren; mit anderen Worten, dass durch 
Gefässerweiterung eine Volumensvermehrung der Iris zu Stande käme, 
letztere sich auf diese Weise entfalte, und so eine Verengung der Pupille 
im Gefolge hätte. Mit dieser Auffassung stimmen sowohl die oben be- 
schriebenen Versuche als auch die klinischen Erfahrungen (Verhalten der 
Pupille bei Iritis und Glaucom) überein. 

Herrn Prof. HigmscHBERG sage ich für die Anregung zu diesem Auf- 
satz meinen ergebenen Dank. 


Literatur-Angabe. 


1) Herzensrein, Arch. f. Anat. u. Phys. 1867. p. 651. 
2) Worrerz, Experimentelle Untersuchungen über die Innervation der Thranen- 
drüse. Dissertation. Dorpat 1871. 

3) DEMTSCHENKO, Arch. f. d. ges. Phys. VI. p. 191.. 

4) Brücke, Vorlesungen über Physiologie. 

5) Reıca, Arch. f. Ophthalmol. Bd. 19. 3. Heft. 

6) GoLpziEHER, Arch. f. Augenheilk, Bd. 28, wo ein Theil der Literatur zu 

finden. 

7) GEGENBAUCR, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. 

8) VuLPIAN u. JovRNAC, Compt. rend. 1879. Bd. 89. p. 393. 

9) UTHorr, Neurolog. Centralbl. 1885, Nr. 33; und D. med. W. 1886. Nr. 19. 
10) Scaüsster, B. kl. W. 1879. p. 684. 
*11) Krause, D. m. W. 1893. Nr. 14. 

12) JeNDRAssiK, citirb nach GoLpziEHER; bisher nur in ungar Sprache erschienen. 
13) Ecknanp in HxnMANN's Handbuch der Physiologie. 

14) Exner, Experiment. Untersuchungen der einfachsten psych. Processe. 

15) MicHEL, in GRakFE u. SAEMISCH IV. 

16) R. ScniRMER in EuLENBURG'Ss Real-Encyelop. Bd. Ill. 

17) ZEHENDER’s kl. Monatsbl. 1863. p. 448. 

18) Exner, 1. c. 

19) Hyrry, Wiener med. Wochenschr. 1860, p. 701. 

20) SAMUEL, Realencyclop. XVIII. p. 182. 


e ES u 


21) GraErE u. Saemisca, Handb. ll. p. 456. 

22) Buper, Ueber die Bewegang der Iris. 

23) Arch. f. O. III. p. 368. 

24) Journal de Physiologie 1824. IV. 

25) Zeitschrift für rat. Med. XXIX. 1867. 

26) Prrücee’s Arch. X. p. 172. | 

27) DonpErs, Anomalien der Refraction und Accommodation. 
28) STEINER, Grundriss der Physiologie. 


II. Ueber Schichtstar. 
Von J. Hirsehberg.! 


Gegenüber dem Voll- oder Kern-Star des reiferen und hóheren 
Lebensalters ist der Schicht-Star, welcher durch eine vorübergehende 
Erkrankung der fótalen Linse bedingt wird, die häufigste Form der Linsen- 
trübung bei Kindern und jüngeren Menschen. 

Uebrigens kann ein grosser, durchscheinender Schicht-Star, welcher 
zunächst wenig störte, im reiferen Alter? erheblich trüber werden und 
die Ausziehung erheischen: vier Mal kam (an drei Kranken) jenseits des 
40. Lebensjahres die Ausziehung eines Schicht-Stares durch Hornhaut- 
Lappenschnitt bei mir vor, unter 200 aufeinander folgenden Kernstar- 
Ausziehungen (Sept. 1888 bis Nov. 1891); das sind zwei vom Hundert, 

Nach einer fleissigen Zusammenstellung, die Herr Dr. Neuburger 
aus meinen Krankentagebüchern gemacht, kamen (von Anfang 1871 bis 
zum 1. Juli 1893) 168 Augen an 99 Kranken wegen Schicht-Star zur 
Operation. 

Keines von diesen 168 Augen? ging durch die Operation 
verloren. (Wohl aber hatte ich Jan. 1891 ein 5jáhriges Kind zu ope- 
riren, dem 4 Jahre zuvor anderweitig das bessere rechte Auge mit un- 
glücklichem Erfolg operirt worden, so dass nur noch das schlechte, linke, 
schielende* zur Verfügung stand. Es wurde hier durch zweimalige Dis- 


ı Vgl. den 25jährigen Bericht über die Augenheilanstalt von J. HIRSCHBERG. 
Berlin 1895. 

3 Vgl. C. Bl. f. A. 1898, S. 225. 

® Oder der andren seit dieser Zusammenstellung wegen Schicht-Stars operirten. 

* Wenn bei doppelseitigem Schicht-Star das eine Auge dauernd schielt, so 
pflegt dessen Sehkraft recht gering zu sein. Diese Thatsache ınuss der Wundarzt 
kennen und prognostisch wie praktisch verwerthen. Zum Beispiel war, bei guter 
Durchsichtigkeit beider Augen nach der Operation, 
die Sehkraft des fixirenden Auges !/,, des schielenden '/,, bei einem 50 jährigen, 
no» » zo (exc) „ » 6 „p , 


1 1 
„ se sn LE ag Jos oe » Iso 33 98 11 99 


99 LA +. 99 »9 


16 


cission ein freies Sehloch erzielt. October 1894 sah das jetzt 9jahrige Kind 
mit +4” Finger auf 5’, kounte allein umhergehen, kleine Gegenstünde 
aufheben und das Auge schon etwas mehr gerade halten.) 

Von den 99 Schicht-Star-Kranken waren 63 männlich, 36 weiblich, 
ein starkes Missverhältniss! zu Ungunsten des männlichen Geschlechtes. 
69 wurden auf beiden Augen operirt, 30 auf einem. Unter den letzteren 
Fällen war 2 Mal der Sehicht-Star einseitig, in allen übrigen Füllen 
(97 von 99) war derselbe duppelseitig. 

Unter den 99 Kranken standen im Alter 

von unter 1 Jahr 5, 
„ 1-4 Jahren 11, 
„ 5—9 » 31, 
» 10—14  ,, 20, 


» 10—19  , IL, 
» 20—24  , 10, 
» Vo, l, 
» 3T y l, 
» 46 y l, 
» 90 , l, 
» 92 y l, 
” OD y l. 


Krankheit ist ein praktischer Begrift; die Kranken kommen zum Arzt, 
nicht weil sie Abweichungen vom Ideal darbieten, sondern weil sie Stö- 
rungen verspüren: die Schicht-Star-Kranken, sowie die Aufgaben der Schule 
an sie herantreten, oder stärker werden (5l von 95 zwischen dem 5. und 
14. Lebensjahr); mitunter etwas später, durch nachträgliche Sättigung 
der trüben Schicht (10 im Alter von 20—24 Jahren); nur selten im 
reiferen Alter (6 vom 30. bis 55. Lebensjahr) Ueberhaupt ist die ver- 
hältnissmässige Häufigkeit? der gesammten Star-Bildung in den 
8 aufeinanderfolgenden Lebensdekaden, nach 1010 von mir in 20 Jahren 
operirten Star-Kranken, wie 1:0,5:0,75:1,15:0,5:16:22,5: 12. 

Hier erkennt man deutlich, dass der Einfluss des Schicht-Stares iu 
den ersten 10 Jahren überwiegt, und dass vom 50. bis 80. Jahre die 
Häufigkeit des Alters-Stars zunehmend ansteigt. 

Drei verschiedene Verfahren kummen, wie schon A. v. GRAEFE gelehrt. 
hat, in Betracht bei dem Schicht-Star. 

1. Nichtsthun. Das ist wichtiger, als man glaubt. Wenn ein 
Mensch mit Schicht-Star gut sieht, lasse man ihn unberührt. Schon 
manchem Schicht-Star-Kranken, der mich befragte, ob er dem Rath der 


! Unter 200 aufeinander folgenden Operationen wegen Alters- Star betrafen 92 
(46°,) Männer und 108 (54°/,) Frauen. 
? Vgl. med. Statistik (1874, S. 9) und NEURURGER, C. Bl. f. A., Sept. 1898. 


suu E. a 


Operation folgen soll, habe ich abgerathen, wenn ich fand, dass er Sehkraft 
IL bis !/, besass, d. h. soviel als wir nach gelungener Operation gewöhnlich 
erzielen. Natürlich gilt ein solcher Rath nicht für alle Zeit; 
nach 10 Jahren kann die Schicht trüber, eine Operation zweckmässig oder 
sogar nothwendig werden. 

2. Die Pupillenbildung. Der Werth der optischen Pupillenbildung 
ist vor 20 bis 30 Jahren überschätzt worden.! Die Netzhautbilder, und 
also die Sehkraft, sind mittelmässig aus zwei Ursachen: erstlich, wegen der 
Lichtzerstreuung, die von der im Pupillengebiet befindlichen Trübung (hier 
dem Schicht-Star) ausgeht und einen Lichtnebel über die ganze Netzhaut 
ergiesst, so dass das umschriebene Bild von dem Hintergrunde nicht ge- 
nügend sich abhebt; zweitens, weil der Randtheil der Linse noch unregel- 
mässiger ist, als der der Hornhaut. Wenn man zwei Augen mit ungefähr 
gleicher lridectomie, das eine mit, das andere ohne Crystall-Linse, im 
aufrechten Bilde untersucht; so wird man die Verzerrung des Netzhaut- 
bildes bei dem ersteren weit stärker findeu. Nur bei vollständiger Pupillen- 
sperre leistet die optische Iridectomie wirklich eine sehr erhebliche Ver- 
besserung der Sehkraft. Bei theilweiser Pupillensperre durch halbtrübe 
Flecke, seien dieselben in der Hornhaut, oder in der Linse, wird die Seh- 
kraft durch optische Iridectomie nicht wesentlich verbessert, mitunter sogar 
verschlechtert. 

A. v. GRAEFE rieth bei kleinem trüben Schicht-Star die künstliche 
Pupille zu bilden. Horner war wohl der erste, der spiter bei Schicht- 
Star der Kinder von der Iridectomie abrieth und grundsätzlich die Be- 
seitigung der Linse durch Discission empfahl. 

Natürlich soll man vor der Entscheidung die Sehkraft genau 
prüfen, erst bei gewöhnlichem Verhalten der Pupille, dann bei künstlich 
erweiterter Pupille, endlich noch dazu mit der Sehlitzbrille. Aber die 
unbefangene Prüfung zeigt uns schon vorber oft genug, dass diese Augen 
durch eine selbst schmale Pupillenbildung nicht gewinnen werden. 

Im Beginn meiner eignen Thätigkeit habe ich nach den Grundsätzen 
meines Lehrers A. v. GRAEFE öfters die Pupillenbildung gegen Schicht-Star 
verrichtet. Aber die fortgesetzte Prüfung bat auch mich belehrt, dass 
wirkliche Verbesserung der Sehkraft selten, eher eine gewisse Er- 
leichterung der Arbeit, eine grössere Bequemlichkeit des Sehens erfolgt. 
Nur zwei Beispiele will ich anführen, wo doch die Pupillenbildung erhelı- 
lichen Nutzen stiftete: 

1. 14jähriges Mädchen mit mittelgrossem, ungewöhnlich trübem 
Schicht-Star, liest 27. V. 1855 Sn X mühsam in 6”, nach der Iridectomie 
Sn 2 in 6” bequem. 


! Zum Theil auch deshalb, weil der Arzt nach der Pupillenbildung den Sehnerv 
mit dem Augenspiegel besser sieht. 


x Ma os 


2. Kin 31jáhriger Schriftsetzer hatte auf ärztlichen Rath seit 5 Jahren 
wegen Schicht-Star regelmässig Atropin eingeträufelt; den weiteren Rath, 
so zu arbeiten, hatte er nicht ausführen können, weil es ihm einfach un- 
möglich war. 

28. II. 1885: Rechts — 6" Finger 55 Sn 1'/, in 2!,". L — 4” 
Sn CC:15^ Sn 1!/, in 3". Die Spaltbrille bessert ein Wenig. Beiderseits, 
nach einander, schmale Iridectomie nasenwárts. 

20. II. 1886 — 5” R. Finger in 8°, L. Sn CC: 15’. 

Aber jetzt hat er sich etablirt und arbeitet regelmässig als 
Schriftsetzer. 

Dazu kommt noch ein Umstand, der uns von der lridectomie ab- 
mahnt. Mit wenigen Ausnahmen, wie ich auch selber beobachtet, sind 
die Kinder mit Schicht-Star kurzsichtig. Der Grad der Kurzsichtigkeit 
lässt sich weder mit Gläsern, wegen der Schwachsichtigkeit, noch mit dem 
Augenspiegel, wegen der Trübung, ganz genau bestimmen. Aber diese 
Kurzsichtigkeit nimmt zu, auch wenn man Iridectomie gemacht hat, und 
erreicht die höchsten, lästigen Grade. Nicht allzuselten beobachtet man 
später Unregelmässigkeiten des Pigments in der Netzhautmitte und damit 
stärkere Sehstörungen; gelegentlich, 10 Jahre nach der Iridectomie, Netz- 
hautablösung. Durch die Beseitigung der Linse sind die Kinder der 
Kurzsichtigkeit, der Anstrengung des Auges und den davon drohenden 
Gefahren enthoben. 


Die meisten Lehrbücher, deutsche wie ausländische, jedoch nicht alle, 
überschätzen noch heute den Werth der Pupillenbildung gegen 
Schicht-Star. 


3. Die Beseitigung der Crystall-Linse ist das Hauptverfahren, 
sowie die Trübung das Sehen wirklich stört. Bei Kindern liefert die Kapsel- 
spaltung ideale Erfolge. Niemals braucht man Iridectomie voraufzuschicken, 
auch wenn die Pupille, was ich öfters beobachtet, vor der Operation durch 
Atropin-Einträuflung nicht über 5 mm sich erweitert. 


Allerdings ist Geduld erforderlich, da nur ausnahmsweise in einem 
Monat, selten in 2 Monaten die Auflósung vollendet ist. Meist sind 3 bis 
ü Monate erforderlich. Die Menschentreundlichkeit gebietet, da diese Augen 
vor der Operation doch nicht blind sind, durch die Operation aber für 
kürzere Zeit im Verlauf der Linsenquellung blind werden, das zweite 
Auge erst dann zu beginnen, wenn das erste schon einige Sehkraft wieder- 
gewonnen hat. 

Ausnahmsweise tritt durch Linsenquellung Drucksteigerung ein; 
dann muss durch Lanzenschnitt ein Theil der gequollenen Linsenmasse, 
soviel bequem austritt, entleert werden. Der Endausgang ist gute, ja selbst 
volle Sehkraft (wenn nicht ausnahmsweise die Netzhaut auf dem schielenden 
Auge zu schwach war), und normales Aussehen des Auges. Eine kleine 


s WU un 


Schwierigkeit erwächst, den Kindern mit Star-Gläsern in der Volksschule 
das Lesen rasch beizubringen. 

Sowie der Mensch alt und vernünftig genug ist, einige Tage ruhig zu 
liegen, d. h. vom 20. Jahre ab, vollführe ich die Ausziehung des Schicht- 
Stars mit Hornhautlappenschnitt und mit Erhaltung der runden Pu- 
pill. Die Zeiten sind vorbei, wo man Vereiterung des Auges ernstlich zu 
befürchten hatte. Bis zum 25. Jahre geht ja auch noch die Discission. 
Später aber nicht mehr. Gelegentlich sah ich Erblindung durch Druck- 
steigerung, bei Menschen, die im 27. oder 29. Jahr mittelst der Discission 
von Anderen operirt waren. 

Auch der Lappenschnitt liefert einen idealen Erfolg, einen weit 
besseren als die sogenannte modificirte Linearextraction, nur muss man ihn 
bei Leuten von 30 Jahren und darüber ja nicht zu klein machen. Die 
Linse misst 8x 3 mm und tritt aus dem Drittelbogenschnitt am oberen 
Hornhautrande bequem und ganz vollständig aus. Jede „reifende“ 
Vor-Operation ist überflüssig und eher nachtheilig, als vortheilhaft. 

An den 168 Schicht-Star-Augen wurden die folgenden Operationen 
verrichtet: 

114 Iridectomien, 
50 Discissionen, 
1 Iris- und Kapsel-Zerschneidung,! 
8 Partialextractionen mit Lanzenschnitt, 
9 Lappenschnitt-Extractionen, davon 8 mit runder Pupille. 
Bezüglich der Seherfolge 
sind 73 Augen nicht zu verwerthen, hauptsächlich wegen zu jugend- 
lichen Alters der Kranken, einige wegen der Schiel-Schwach- 
sichtigkeit. 

Von 60 Iridectomien lieferten 


D Be (La 
10 S = '/,, 
10 8 — '/, 
22 S 2! 
13 S — !j,. 
Von 27 Discissionen lieferten 
75 = d 
A Bes in 
TS = "is 
6 $2 1f, 


(Bei der Discission tritt meist noch Nachbesserung ein!) 


! Der Fall war in der Provinz mit Discission operirt und zeigte dicke Pupillen- 
sperre. 


xe Bl): es 


Von den 8° Lappenschnitten lieferten 
935-2 Jm 
382! 
258 = 3j, bis 1. 

Man sieht also deutlich, die Sehkraft ist erheblich besser nach 
der Discission, als nach der Iridectomie; am allerbesten nach der 
Lappenschnitt-Ausziehung, die allerdings für die seltnen Fälle des Schicht- 
Stars bei Erwachsenen aufbewahrt bleiben muss. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Ueber sympathische Augenentzündung. 
Von J. Hirschberg. 


Der Umstand, dass eine Doctor-Schrift über die sympathische Augenent- 
zindung mit zwei Fällen aus meinem Beobachtungskreis veröffentlicht wird, ver- 
anlasst mich, den einen der dort beschriebenen Fälle kurz hier mitzutheilen und 
ein Bild der sympathischen Augenhintergrundsveränderungen beizu- 
fügen. Giebt es denn ein Augengrundsbild der sympathischen Entzündung? Ganz 
gewiss. Sogar ein ganz eigenartiges. Es besteht in hellen Herden der Peripherie, 
die eine entfernte Aehnlichkeit mit den specifischen haben, und kommt 
ebenso auch dem ersterkrankten (verletzten) Auge zu. Berücksichtigen wir, dass 
die anatomische Untersuchung der frischen Erkrankung des verletzten Auges 
eine gewisse Aehnlichkeit mit der Tuberculose (kiesenzellen, Granulations- 
gewebe) darbietet; so werden wir vorläufig gut thun, als Ursache der svmpa- 
thischen Augenentzündung das Eindringen eines Erregers von Granulations- 
wucherung (Bacill) zu vermutben, nicht aber Eiter-Erreger (Kokken), zumal die Ent- 
wicklungszeit der Krankheit von 3 bis 12 Wochen mit jener Vermuthung über- 
einstimmt. Bezüglich der Wege der Uebertragung wissen wir nur soviel, dass 
weder die Blutbahnen, noch die Ciliarnerven, noch die Sehnerven es sein können; 
vielleicht wird es gelingen, eine Lymphbahn zwischen den beiden Augäpfeln zu 
entdecken. 

Am 1. Dec. 1893 gelangte ein 6jähriges Bauer-Mädchen zur Aufnahme. 
Am 16. X. 1893, also 6 Wochen zuvor, hatte das Kind beim Durchschneiden 
eines Bandes mit einem Brodmesser sein linkes Auge verletzt. Anfangs be- 
stand Róthung und Schmerz, aber im Laufe von drei Wochen gingen diese Er- 
scheinungen, unter kühlen Wasser-Umschlägen, ohne ärztliche Behandlung zurück. 
In der letzten Zeit wurde Thränen des andern Auges beobachtet, und deshalb 
das Kind gebracht. Auf dem linken Auge beginnt die Narbe der durch- 
bohrenden Verletzung innen-unten im TLederhautsaum und reicht schräg 
etwa 4 mm weit in die llornhaut hinein. Die Pupille ist mandelförmig, die 
herenbogenhaut mit der Narbe verwachsen. Das Auge nur leicht geröthet, am 
unteren Ende der Narbe. Im Augengrund ist nichts Krankhaftes zu entdecken, 
zumal die Pupille dem Atropin nicht nachgiebt. Das Auge zählt Finger auf 


' Der 9. betraf das Schielauge einer 50jährigen, welches trotz klarer Pupille 
natürlich nur mittelmässig sehen konnte. 


— 81 — 


Stubenbreite (15^). Ebenso auch das andre. Dieses thränt fast gar nicht, 
sieht äusserlich fast reizlos aus. Die Pupille erscheint rund, aber ein wenig 
nach oben verlagert; d. h. die untere Hälfte der Regenbogenhaut ist breiter, 
als die obere. In der Pupille sind einige bräunliche und auch hellere Punkte 
wahrzunehmen, so dass der Herr, welcher das Kind zuerst untersuchte, zuerst an 
Reste einer Pupillenhaut (membrana praepupillaris perseverans) dachte.! Aber 
die Lupe zeigt sofort Punkte in den tieferen Schichten der Hornhaut. Somit 
wird eins Regenbogenhautentzündung und, wegen der gesetzmässigen 
Zwischenzeit seit der Verletzung, eine sympathische angenommen. 

Sonst ist das Kind völlig gesund; während der über Jahr und Tag fort- 
gesetzten genauen Beobachtung ist ausser dem Augenleiden keinerlei andre 
Krankheitserscheinung bei ihm gefunden worden. 

Sofort wird Atropin eingeträufelt. Auf dem rechten Auge wirkt es. pünkt- 
lich; eine kleine Verwachsung der Regenbogenhaut nach unten wird sichtbar. 
Der Augengrund scheint normal, namentlich der Sehnerv. 

In einer Beziehung ist der Fall ganz gewöhnlich: ein Bauerkind ver- 
letzt sich ein Auge, bleibt ohne ärztliche Behandlung, wird nach 6 Wochen 
gebracht, weil das zweite Auge mitleidet, dessen Erkrankung ja natürlich nicht 
erst in diesem Augenblick begonnen hat. In andrer Beziehung ist der Fall 
ganz ungewöhnlich: Die Verwundung des verletzten Auges ist scheinbar 
ganz unbedeutend. Die Sehkraft des verletzten Auges ist ebenso gut wie 
die des sympathisch erkrankten. An Entfernung des verletzten Auges kann 
gar nicht gedacht werden. In der That ist auch heute noch, nach 15 Monaten, 
das verletzte Auge das bessere, obwohl die Erkrankung, trotz unbedeu- 
tenden Anfangs, hartnäckig fortgeschritten ist. Es wurde beschlossen, das Kind 
im Dunkeln zu halten, Atropin so weit und so lange einzuträufeln, bis die 
Gefahr der Pupillensperre beseitigt, bezw. verringert erscheint, und auflösende 
Kinreibungen von grauer Salbe anzuwenden. Bis heute, 15 Monate, ist das 
Kind in der Anstalt, zweimal ist es, wegen Heimweh, von den Eltern heraus- 
genommen, aber beide Male nach kurzer Zeit, wegen Verschlimmerung, wieder- 
gebracht worden. 

16. Dec. 1893. Das Kind klagt nicht. (Darin besteht die Gefahr der 
tückischen Erkrankung, da die Kinder vom Lande meist zu spät gebracht 
werden.) Trotzdem sind die Augen nicht ganz reizlos. Rechts ist unter Atropin 
die Pupille maximal und ziemlich rund. Zahlreiche Punkte in der Hornhaut, 
Pigmentpunkte auf der Linse. Der Glaskörper scheint nicht ganz frei zu sein. 
Herderkrankungen im Augengrund, auf die nach früheren Erfahrungen beson- 
ders geachtet wurde, sind nicht nachweisbar, Sehnerv normal. Links besteht 
einige Röthung der Augapfelbindehaut. In der Nähe der Narbe zeigt die 
Hornhaut bei Lupenbetrachtung zahlreiche Punkte, aber doch weniger als rechts. 
Hinter der angewachsenen Narbe ist eine helle Wucherung im Glaskörper, wie 
ich solche in klassischen Fällen der Art. wiederholt gesehen, trotz grösster Mühe 
nicht wahrnehmbar. Sebnerv und Augengrund anscheinend normal. 

9. Feb. 1894 zählt jedes Auge für sich Finger auf 30°. Verschlechterung 


! Einige Tage vorher hätte man ohne genaueste Lupen-Betrachtung vielleicht gar 
nichts gesehen, und wenn dann der verletzte Augapfel ausgeschält worden, eine Ent- 
ae le der sympathischen Entzündung nach der Ausschälung angenommen. Die 
übliche Schilderung der Entstehung sympathischer Augenentzündungen ist falsch. 
Vorläufer fehlen in der Regel. Der acute Beginn mit Schmerzen ist selten. Meist ist 
der Anfang fast unmerklich, die ersten Veränderungen sind vom blossen Auge nicht 
zu sehen. 


6 


—- 82 — 


der Sehkraft nicht anzunehmen. Da die Augen ziemlich reizlos geworden, Queck- 
silber in genügender Menge schon verabreicht war, die rechte Pupille maximal 
weit und rund, die linke wenigstens mittelweit und ohne Zacken war; so wurde 
das Kind mit Atropineinträuflung vorläufig in die Heimath entlassen, zumal das 
Kind sich ebenso nach den Eltern, wie die Eltern sich nach dem Kinde sehnten. 

14. April 1894 wird sie wieder gebracht mit mässiger Reizung des rechten 
Auges, aber stärkeren Klagen: sie sieht angeblich Telegraphen -Stangen, wohl 
den Schatten länglicher Trübungen. S unverändert, bds. Finger auf 30 (u. m.) 
Rechts ist die Augapfelbindehaut nur mässig geröthet, aber der Hintergrund 
doch etwas mehr verschleiert; Hornhautpunkte noch zahlreich; Pupille weit und 
rund, doch besteht eine regelmässige Kette von linienförmigen, kurzen Ver- 
wachsungsfäden; jeder einzelne der letzteren zieht speichenförnig zu einem Pig- 
mentpunkt auf der Vorderkapsel, deren mittlerer Bezirk ausserdem noch kleine 
Pigmentauflagerungen zeigt. Jetzt, im 5. Monate der Beobachtung, sind 
die ersten Spuren von Herderkrankung im Augengrunde nachweisbar: es 
sind ganz kleine, rundliche, helle Fleckchen in der Peripherie, dicht neben Ver- 
zweigungen der Netzhautgefässe, auch hinter denselben. Die schon etwas stär- 
kere Verschleierung des Hintergrundbildes spricht für Anwesenheit von Glas- 
kórpertrübungen. 

Links bestehen Punkte in der Hornhaut, eine mittelweite Pupille, mässige 
Verschleierung des Hintergrundes, in dem sehr bald einige Herde von der 
gleichen Art wie rechts entdeckt werden. Die Behandlung bestand wiederum 
in Lichtabschluss, Atropin-Einträuflung, Einreibung von grauer Salbe in die 
Haut des Körpers. Die Netzhautherde nahmen langsam an Zahl und Grösse 
zu, die rechte Pupille wurde allmählich enger. Am 22. Mai 1894 musste das 
Kind wieder wegen Heimweh entlassen werden, am 6. August 1894 wurde es 
wiedergebracht mit verringerter Sehkraft und ist seitdem in der Anstalt ver- 
blieben. 

6. August 1894: Finger beiderseits auf 20—22'. Kein Schmerz, keine 
Róthung. Rechts geringe Hornhautpunktirung, links stärkere, so dass sie iin 
unteren Viertel bei Lupenbetrachtung schon pflasterfórmig erscheint. Beider- 
seits ist die Irisperipherie gewuchert. Rechts ist die Pupille nicht mehr 
vollständig erweitert, auch rautenfórmig durch bindegewebige Verwachsung zwischen 
dem ganzen Rande und der Linsenkapsel. Die hellen Herde im Augengrunde 
sowohl zahlreicher, als auch grósser. Obschon das Kind nicht klagt, nimmt die 
tückische Krankheit zu auf beiden Augen. Die Einreibungscur hat so gut wie 
gar keimen Einfluss. 

Es wird die vordere Verwachsung des linken Auges unter Chloroform- 
betäubung gelöst (13. Juli 1894) oder doch verringert; dann, im Monat August, 
Sublimat-Einspritzungen (1:5000; !;, g) unter die Bindehaut beider Augen 
rechts zwei Mal, links drei Mal, mit den üblichen Zwischenzeiten, vorgenommen. 

Sept. 1894: S bds. Finger auf 15’ (u. m.). Zarte Bindegewebszüge schieben 
sich von den Verwachsungen aus über die Vorderkapsel. Auch links ist in der 
Schläfenhälfte des Sehlochs zartes Bindegewebe entwickelt. Beide Augen sind 
reizlos. 

Im Oct. 1894 tritt die bemerkenswerthe ''hatsache mehr und mehr in den 
Vordergrund, dass das verletzteAuge besser ist, als das sympathisch erkrankte. 
Sowohl die Trübungen der lichtbrechenden Theile, als auch die Herde im Augen- 
grund sind links geringer, als rechts. 

Im Nov. 1894 ist das Hintergrundsbild des rechten Auges von Herrn 
Dr. Scheidemaun gezeichnet worden. 


on MP. > 


Am 24. Decbr. 1894 klagte das Kind über Flimmern auf beiden Augen. 
S nicht schlechter, als zuvor: R. Finger 25’, L. 30'. Sie kann eine Nähnadel 
einfädeln. Atropin wird jetzt fortgelassen, da die Spannung eher hoch schien. 
(Keine Spur von Bindehautreizung, nachdem ein Jahr lang, täglich mehrmals, 
eingeträufelt worden.) 





3.März 1895. Beide Augen reizlos, Spannung normal. Beiderseits Hornhaut. 
punkte nicht sichtbar. Beiderseits zartestes Bindegewebe in der Pupille. Beider- 
seits Iris wieder abgeflacht. Beiderseits Sehnerv sehr gut sichtbar. Beide zarte 
helle Herde in der Peripherie. S wie zuvor. Es scheint ein gewisser Still- 
stand in dem Process eingetreten zu sein; es steht zu hoffen, dass die 
sympathische Erblind’ung wird vermieden werden können. 


II. Eine bisher noch nicht beschriebene Vaccine-Erkrankung des Auges. 
Nebst allgemeinen Beiträgen. Von Dr. Purtscher. 


Am 9. Juni 1894 Nachmittags kam Frau G., 33 Jahre alt, soeben aus Wien 
zugereist, in meine Sprechstunde. 

Sie gab an, ihr rechtes Auge habe sich vor zwei Tagen entzündet, sie 
habe aber desshalb ihre schon festgesetzte Reise behufs Sommerfrische in Kärnten 
nicht verschieben wollen; der Zustand habe sich aber während der Fahrt rapid 
verschlimmert; sie verspüre zeitweilig starkes Stechen im Auge und ihr Allge- 
meinbefinden habe sehr gelitten. 

Status präsens: Etwas anämische zarte Frau, kämpft fortwährend mit Ohn- 
machtsanwandlungen. Nach Entfernung der Binde fällt sofort auf die mächtige 

6* 


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s= e 


Schwellung der rechtsseitigen Lider, insbesondere des oberen (bei nur mássiger 
Róthung — wohl wegen der Anümie), ferner eine nicht unerhebliche bis in die 
Nackengegend sich erstreckende Schwellung der rechten Gesichtshälfte; besonders 
afficirt war die Gegend der stark vergrösserten auf Druck sehr empfindlichen 
Práauriculardrüse. Auch das rechte Oberlid war etwas druckempfindlich. Die 
Wimpern desselben waren durch spürliches Secret an die Gesichtshaut angeklebt; 
activ konnte das Auge nicht geöffnet werden, wohl aber passiv. Die Lidränder 
zeigten vollkommen normales Aussehen. Die Innenfläche des Unterlides mässig 
geröthet und aufgelockert, die Bindehaut des Augapfels im unteren Abschnitte 
etwas chemotisch. 

Schwer gelang die Auswärtswendung des Oberlides. Die Bindehaut des 
Knorpels war miassig geröthet, aber stark aufgelockert, duch ohne eigentliche 
Papillen oder Granula aufzuweisen; von einem Belage keine Spur. Dagegen 
fand man mächtige Veränderungen des Uebergangstheiles. Derselbe präsentirte 
sich als ein colossaler chemotischer Wulst von relativ blassem, sulzigem Aussehen 
und uneben welliger Oberfläche; an vielen Stellen fehlte auch das Epitbel. Ein 
ganz besonders merkwürdiges Gepräge erhielt der Wulst durch die Einlagerung 
massenhafter ziemlich intensiv weisslicher. verschwommen begrenzter, mindestens 
hanfkorngrosser Herde in verschiedenen Tiefen, deren Aussehen lebhaft an nicht 
ganz durchgekochte Sagokörner erinnerte; ein eigentliches Geschwür der Binde- 
hautoberfläche aber war nirgends zu finden. Dagegen fanden sich da und dort 
im chemotischen Wulst kleine Ekchymosen (vielleicht beim Umklappen erzeugt). 
Die unteren und mittleren Hornhautbezirke waren normal; die obersten wurden 
von der Chemosis überlagert. 

Das Bild war mir ein ganz neues, fast ráthselhaftes. ls lag eine binnen 
zwei Tagen fertig ausgebildete intensive Ophthalmie vor ohne nennenswerthes 
Secret, anderseits mit starker Schwellung der Práauriculardrüse, sowie der be- 
treffenden Gesichtshälfte, verbunden mit sehr erheblicher Alteration des Allge- 
meinbefindens. l 

An Trachom und Blennorrhoe war nicht zu denken, ebensowenig an Croup 
oder Diphtherie, da die gewichtigsten Merkmale fehlten, dafür andere hervor- 
stechende unerklärt blieben. Selbstredend konnte in Anbetracht der fehlenden 
Ulceration auch nicht an ein Ulcus specificum gedacht werden. 

In lebhafter Erinnerung an zwei Fälle von Vaccine-Blepharitis meiner 
Praxis, wo gleichfalls eminente Schwellung der Präauriculardrüse vorgelegen, 
forschte ich in dieser Richtung und zwar mit positivem Resultat. 

Patientin gab an, dass ihr kleiner Knabe vor etwa 13 Tagen geimpft. 
worden sei und zwar mit ungewöhnlich intensivem Erfolge. Pat. hatte sich viel 
mit Reinhaltung der Pusteln beschäftigt und erklärt als sehr möglich, dass sie 
etwas davon in ihr Auge gewischt haben könnte. Ich glaube, dass für diese 
Annahme auch die Rechtsseitigkeit als Stütze herangezogen werden könnte. 

Die Prognose wurde unter obiger Voraussetzung günstig gestellt. 

Therapie: Auswaschung mit Sublimat 1:3000 und tagsüber Umschläge mit 
derselben Lösung, ferner täglich einmal Atropin. Einreibung der geschwollenen 
Drüse mit grauer Salbe. | 

Der weitere Verlauf gestaltete sich nach wenigen Tagen besser; in den 
zunächst folgenden bestand noch zeitweiliges Frösteln, verminderte Esslust, dann 
aber besserte sich das Allgemeinbefinden auffällig. Erst mit diesem Zeitpunkte 
begann eine erheblichere Rückbildung der Schwellung und Infiltrationen des 
oberen Fornix, so dass der obere Hornhautrand sichtbar wurde. — Es zeigte 
sich an. demselben jetzt ein seichter Geschwürshallimond, nur leicht belegt, ferner 


— —— — Á— CER DEDE LB AL concu ome ERR a m ERR. n ERR n -—— "m Wë Li — 


cai BD.. e 


centralwärts geringfügige oberflächliche diffuse Trübung. Noch später zogen 
vereinzelte Gefässe von obenherein bis gegen das Centrum. Eine stärkere 
Secretion war in keinem Stadium nachweisbar. 

Nach vielleicht vier Wochen war von den Herden keine Spur mehr zu 
sehen. Der obere Fornix noch trüb geröthet; ebenso die Bindehaut des Ober- 
lides, welch letzteres noch merklich herabhing. Auch der Cornealprocess war 
noch bei weitem nicht abgeschlossen. Pat. war mit ihrem Zustand schon ganz 
zufrieden und wurde mit gelber Salbe in ihren Sommeraufenthalt entlassen. 


Der Fall scheint mir unter allen Umständen recht merkwürdig. Ich glaube 
als nahezu absolut sicher annehmen zu dürfen, dass es sich thatsächlich um 
eine Vaccine-Ophthalmie gehandelt habe. Ausser den oben angeführten 
Momenten spricht für diese Auffassung die relativ vollständige Restitution, welche | 
ja auch von den Autoren über Vaccine-Blepharitis resp. Ophthalmie im Allge- 
meinen hervorgehoben wird. 

Auffallend muss uns nur erscheinen, dass sowohl die Lidränder — der 
Lieblingssitz der in Frage kommenden Eruptionen —, als auch die äussere Haut 
vollkommen normal waren und blieben; ferner, dass in keinem Stadium ein Belag 
der Bindehaut nachzuweisen war; endlich, dass eine profusere Secretion auch in 
den späteren Phasen gänzlich vermisst wurde. 

Es würde daher die Frage entstehen, ob vielleicht durch grössere Ver- 
dünnung des Impfvirus — etwa durch erfolgtes oberflächliches Waschen der 
Hände oder dergleichen — die veränderte Erscheinungsweise des Processes am 
Auge erklärt werden könnte Die Localisirung auf die obere Uebergangsfalte 
und das herdweise doch massenhafte Auftreten der Infiltrationen liessen an eine 
Ansammlung des Giftes in den bekannten Bindehautbuchten des Oberlides denken. 
Es soll aber in keiner Weise präjudicirt werden. 

Der beobachtete Cornealprocess kann wohl nicht mit dem von O. Schirmer 
beobachteten eigenthümlichen Bilde zusammengeworfen werden, da er von diesem 
grundverschieden war. Es handelt sich wohl nur um eine ähnliche — nur 
schwächere — randständige Hornhautulceration, wie wir sie in viel intensiverer 
Weise bei acuter Blennorrhoe finden. 


Meine andern beiden Vaccine-Ophthalmien, beziehungsweise Blepharitisfälle 
betrafen eine blühende Frau von 19 Jahren und einen Knaben von 3—4 Jahren. 

Dieselben sollen — als sich mit den im Allgemeinen beobachteten Typen 
deckend — nur kurz skizzirt werden; sie seien hauptsächlich aus statistischem 
Interesse angeführt. 

Das Bild des ersteren Falles deckt sich bis in alle Einzelbeiten mit dem 
unlängst von Cohen! veröffentlichten Falle I. aus der Fuchs'schen Klinik. 
Ein mächtiges Geschwür nahın den rechten äusseren Lidwinkel ein. Die Er- 
scheinungen waren höchst stürmische, scheinbar gefahrdrohende. Auch de Lider 
des linken Auges konnten wegen mächtigen Oedems nicht activ geöffnet werden; 
die rechte Präauriculardrüse war intensiv afficirt, das Allgemeinbefinden derart 
gestört, dass Pat. einige Tage zu Bette verbringen musste. 

Der andere Fall zeigte das erste Impfgeschwür an der Grenze des inneren 
und mittleren Drittels des Intermarginaltheiles des linken Oberlides. Sehr bald 
kam, wie auch sonst so häufig beobachtet ein zweites Impfgeschwür an der 
correspondirenden Stelle des Unterlides zu Stande. Das Kind trug selbst noch 
Impfpusteln. 


! Ueber Vaccine-Blepharitis. Wiener klin. Wochenschrift. 1894. Decbr. Nr. 52. 


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AST S. 

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Azs Teczie Alze Wir. ers nen lasses Size bei Erwachsenen, die 
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323 pur be.à.2z terek £a Ach im Fals. dass sch otuge Vermothung be- 
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in einer Deen, scht handiichen und b.lizen Ferm! hervestellt worden: Lange 
155 mr. Breite 130 mm. acssere H^te 26, inrere 16 mm; zwei feste Stege 





für vier sehneidende Instrumente; Rauminhalt nur wë Liter. Sehr brauchbar 
für Star-Operation u. dgl., sei es, dass man die gekochten Instrumente trocken 
hineinlegen oder den Hohlraum mit steriler Fiüssigkeit anfüllen will. Ebenso 
brauchbar für die kleinen Eingriffe sert irveior, d.h. in der Poliklinik und im 
Sprechzirnmer. 


IL Zwei Arten von Augenspiegel 


verwende ich bereits seit mehreren Jahren, deren den betreffenden Zwecken an- 
gepasste handliche Construction ich empfehlen mochte. 

Das Refractionsophthalmoskop soll einer móglichst raschen und ge- 
nauen Refrartionsbestimmung dienen. Zwischen zwei 48 mm breiten, deckenden 
Blechstücken befinden sich zwei runde Scheiben, von welchen jede 13, 8 mm im 
Durchmesser betragende Löcher zur Aufnahme der Linsen enthält. Auf der 
einen Hundscheibe sind eingetragen: 0, — 0,5, —1, — 1,5, — 2, — 3, — 4, 
— 5, — 6, — 8, — 10, — 12, — 20 Dioptrien; auf der andern: 0. + 0,5, +1, 
+1,5, +2, +3, +4, +5, +6, +8, +10. +12, +16. Die eine der 


! 4 Mk. 25 Pfv. 








Fig. 1. 





88 - - 


Scheiben ist am Rande gezähnt und lässt bei Drehung nach einander die letzt 
angeführten Linsen (Convex in rother Schrift) passiren, die andere Scheibe wird 
durch eine unterhalb befindliche kleine gezähnte Scheibe dirigirt und lässt nach 
einander die Concavlinsen erscheinen (deren Nummern in einem über dem andern 
gelegenen Fenster in weisser Schrift). Ein Blick auf 
die Vorderseite des Spiegels zeigt die Stellung der 
beiden Scheiben d. h. in den beiden Fenstern die 
Nummer der vor der Oeffnung des Spiegels befind- 
TA lichen Linse. Vor dər Anwendung des Spiegels 
SCH müssen Beide auf O gestellt sein. Je nachdem es 
X sich bei der mit beiderseits O begonnenen Unter- 
«M suchung um Myopie oder Hypermetropie handelt, 
a} werden durch Drehung der einen der Scheiben, wäh- 
9,7 rend die andere fixirt bleibt, die Concav- oder 
= 7 Convexlinsen in aufsteigender Reihe vorübergeführt, 
ohne dass es nöthig ist, den Spiegel vom Auge zu 
entfernen. Dadurch wird eine rasche und sichere 
Refractionsbestimmung ermöglicht. $ Die erwähnten 
Linsen reichen für den practischen Gebrauch voll- 
kommen aus. Zwischenstufen lassen sich durch Com- 
bination beider Scheiben in dem einen oder andern 
Falle beliebig erzeugeu Doch lehrt mich ein langer 
Gebrauch, dass dies sehr selten nothwendig ist. 
In der raschen Vorüberführung der Linsen ohne 
Combination sehe ich den Vorzug dieses Oph- 
thalmoskops. Durch eine Feder wird jede Scheibe 
zwischen jeder Einstellung leicht festgehalten. An 
der Rückseite des Ophthalmoskops befindet sich der 
um eine verticale Achse drehbare concave Beleuch- 
tungsspiegel, welcher sich durch einen statt seiner 
rasch einsetzbaren Planspiegel vertauschen lässt. Das 
Instrumeut ist leicht ausgeführt. 

Das zweite Ophthalmoskop ist für Spie- 
gelcurszwecke und auch für den practischen 
Arzt, der keine genauen Refractionsbestimmungen 
macht, vollkommen ausreichend. Es enthält an der 
Vorderseite des den Beleuchtungsspiegel (sein Dia- 
meter = 30 mm) rückwärts tragenden 37 mm brei- 
ten mit dem Griffe versehenen Blechstückes eine 
excentrisch fixirte, am Bande gezähnte drehbare 
Scheibe mit 7 runden, 8 mm im Durchmesser be- 
tragenden Oeffnungen, welche: 0, — 1, —2, — 4, 
— 8, 4- 2, 4- 4 Dioptrien enthalten, die abwechselnd 
vor die Oeffnung des Spiegels eingestellt werden 

Fig. 8. können. Dies genügt zur ophthalmoskopischen Unter- 
suchung auch ametropischer Patienten auch durch 
Untersucher, welche ihre Accommodation nicht erschlaffen können. 

Auch für ametropische Untersucher sind beide Augenspiegel in gleich ein- 
facher Weise verwendbar. 

Die beigegebenen in natürlicher Grösse gezeichneten Abbildungen sollen die 
kurze Beschreibung ergänzen. Fig. 1 zeigt die vordere, bei der Verwendung 








— 89 — 


dem Auge des Untersuchers zugewendete Seite des Refractionsophthalmoskops. 
Sollen die Cuncavlinsen in aufsteigender Reihe hinter der runden Oeffnung er- 
scheinen, so spielt der Zeigefinger des Untersuchers an der unteren stärkeren 
Krümmung, die Dioptrienzeiger erscheinen im oberen Fenster, die zweite Scheibe 
bleibt in Ruhe; sollen die Convexlinsen eingestellt werden, so erfolgt die Drehung 
an der seitlichen schwächeren Krümmung, die Ziffern erscheinen im unteren Fenster, 
während das obere zeigt. Fig. 2 gibt die Rückseite, welche dem zu unter- 
suchenden Auge zugewendet ist, Fig. 3 die Vorderseite des kleinen Augenspiegels. 
Die Instrumente werden in sehr solider Ausführung von dem Optiker Alois 
Schwarz, Wien IX, Spitalgasse 1, hergestellt! Wenn die grössere Breite des 
ersteren Spiegels vielleicht Manchem als ein Uebelstand erscheinen könnte, so 
wird dies durch die sonstige bequeme, einfache und rasche Handhabung der 
Instrumente mehr als ausgeglichen. 
Dr. Eduard Zirm, Augenarzt in Olmütz. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. 25jähr. Bericht über die Augenheilanstalt von Dr. J. Hirschberg, 
a. o. Prof. an der Univ. Berlin. Berlin 1895. 116 Seiten. 

2. Augenärztliche Unterrichtstafeln für den akademischen und Selbst-Unter- 
richt. Herausgegeben von Prof. Dr. H. Magnus. Heft VII. Die wichtigsten 
Geschwülste des Auges, von Dr. A. Vossius, o. 6. Prof. der Augenheikunde 
und Dir. der Univ.-Augenkl. in Giessen. 14 Tafeln mit Text. Breslau 1895. 
J. U. Kern’s Verlag. | 

3. Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde Unter Mitwirkung von Fach- 
genossen herausgegeben von Prof. Wilhelm Schulek, Dir. der Augenklinik 
an der Univ. in Budapest. I. Bd. Mit 45 Abbildungen. Leipzig und Wien, 
Fr. Deutike. 1895. 277 S. Sehr dankenswerth, dass das Werk in deutscher 
Sprache erschienen ist. 

4. Klinische Augenheilkunde. Ein kurzes Lehrbuch für Studirende und 
Aerzte. Erster Theil: Erkrankungen des Sehorgans und deren Behandlung. Von 
Dr. Cl. du Bois-Reymond, Privatdocent an der Univ. Berlin. Mit 14 Ab- 
bildungen im Text. Leipzig, J. A. Barth. 1895. 191 S. in kl. 8° (Gut 
geschrieben.) 


Gesellschaftsberichte. 
Pariser Ophthalmologische Gesellschaft. 


Beitrag zur Lehre von der Conjunctivitis membranacea. 


Da die Pathogenese der Conjunctivitis membranacea, trotz der letzten Er- 
oberungen der Bacteriologie, noch viel Unklares darbietet, so móchten wir glauben, 
dass es nicht ganz unnütz wäre, einige persönlich genau beobachtete, klinische 
Fälle aus diesem Bereiche vorzuführen. 


! Das grössere zu dem Preise von 25 fl., das kleinere zu 6 fl. 


-— 90 — 


Es sei im Voraus bemerkt, dass ın den vorliegenden Fällen, aus verschiedenen 
Gründen, keine bacterivlogische Untersuchung stattgefunden hat. 

Uebrigens hatte sich M. Valude durch Mangel an bacterivlogischen Daten 
nicht abschrecken lassen, auf Grund vereinzelter klinischer Beobachtungen 
die klassische Theilung der Conjunctivitis membranacea in crupose und diph- 
therische umzuändern. 

Er unterscheidet nämlich A Formen von Conjunctivitis membranacea: 
1. Conjunctivis cruposa benizna; 2. Conjunctivitis cruposa chronica; 
3. Conjunctivitis membranacea acutissima (diese letzte Form wurde auf 
Grund einer einzigen Beobachtung aufgestellt) und endlich 4. Conjunctivitis 
interstitialis von Graefe. 


Diese neue Classification wurde zuerst vom Autor in der Semaine Médicale 
(cf. Sem. Médic. 1894, p. 20 und ff.) angekündirt. Dann machte Verf. dieselbe 
zum Gegenstande einer Mittheilung. an die Pariser Ophthalmologische Gesell. 
schaft (cf. Bulletins de la Soc. d'Ophtalm. de Paris 1894, p. 8 ff, Valude, 
La Conjonctivité à fausses membranes et Ja diphtérie oculaire). 

Aber diese Neuerunz fand keinen Widerhall im Schoosse der Gesellschaft. 
Abadie hob hervor, dass diese neue Classification jeder soliden  Begrüüdung 
entbehrt. In der That sind die von V. zwischen seinen NN. 1 und 2 einer- 
seits und den NN. 3 und 4 andrerseits aufrestellten Grenzen zu unsicher, dass 
dieselben in abgesonderte nosozraphische Einheiten zu scheiden würen, ein jäher 
Widerspruch gegen irgend welche rationelle Classification. 

Sousdille, der über diesen Gegenstand eine Reihe interessanter Arbeiten 
in den „Archives d'Ophtalmologie" veröffentlichte, spricht sich in seiner letzten 
Arbeit so aus: „au point de vue clinique il est bon de distinguer ces deux 
formes, «roupale et interstitielle, car elles ont en général une marche et une 
gravité prognostiques bien differentes“. (Cf. Sousdille, „les fausses membranes 
de la conjunctive“, Archives d'Ophtalm. T. XIV, p. 251.) 

Vom klinischen Standpunkte aus bleibt also nichts übrig, als die classisclie 
Theilung der Conjunctivitis membranacea, in cruposa und diphtheritica sive 
interstitialis beizubehalten, umsomehr, als letzthin sich Stimmen erhoben, die die 
specifische Rolle des Lóffler'schen Bacillus, als Erreger der Diphtherie, bestreiten 
und somit die Grundlage der bacteriolugischen Lehre von der Diphtherie zu 
erschittern trachten. 

Sousdille seinerseits hatte bei den vorgenommenen bacteriologischen Unter, 
suchungen der mit Diphtherie behafteten Bindehäute kein einziges Mal den 
L. Bacillus im isolirten Zustande finden können, da derselbe hier entweder 
mit dem Strepto- oder mit dem Staphylococcus associirt war. 

Und jetzt wollen wir zur Beschreibung der Fälle, worauf oben Bezug ge- 
nommen wurde, übergehen. 

Den 15. Mai 18x94 wurde in die Sprechstunde die kleine Simch. B. ge- 
bracht wegen ihres rechten Auges. 

Status praesens: Oc. dext. Augenlider ein wenig geschwollen Beim 
Eróffnen derselben springt eine grauweisse Membran hervor, die den vorderen 
Abschnitt des Auges dem Anblicke verdeckt. Bei nàherer Betrachtung stellt 
sich heraus, dass diese Membran die dorsale Fláche der Lider auskleidet. Nach 
Entfernung dieser Membran, was sehr leicht geschieht, zeigt sich die Bindehaut 
saftreich und leicht blutend. 

Die Hornhaut ist in ihrer ganzen Ausdehnung matt, indem die untere 
Hälfte derselben milchweiss erscheint. (Conj. cruposa.) 


— 9) — 


Seitens der allgemeinen Constitution der 6monatlichen Patientin ist Nichts 
zu notiren. 

Behandlung: Nach Entfernung der Membran wurde die Bindehaut täglich 
mittelst der gelben 2!/,9/,igen Salbe massirt und dann ein feuchter, täglich 
erneuerter, antiseptischer Verband angelegt. 

Schon nach Verlauf von 8—10 Tagen hörte die Membranenbildung voll- 
ständig auf, die Bindehaut nahm ihr normales Aussehen an. Die Hornhaut 
wurde wieder durchsichtig und nur eine leichte hauchartige Trübung der untern 
Hornhauthalfte, die übrigens täglichen Calomeleinstäubungen bald nachgab, 
zeugte von der überstandenen schweren Erkrankung. 

Im zweiten Falle handelte es sich um die kleine El. Anj, 5 Jahre alt, 
die, nach Aussage ihrer Mutter, schon 1!/, Jahre an den Augen leidet. 

Status praesens: Augenlider beiderseits ein wenig geschwollen, Binde- 
haut hyperämisch, leicht hypertrophirt, Absonderung schleimig-eitrig, Quantität 
mässig; in der rechten Hornhaut eiu paracentrales, seichtes Hornhautgeschwür. 

Nach 15tägiger Behandlung, als der Zustand der Augen eine merkliche 
Wendung zur Besserung zeigte, kam die Mutter eines Tages ganz verzweifelt, 
die kleine Patientin in den Armen, und erzählte, dass die Kleine die Nacht 
sehr unruhig zubrachte, und des Morgens, als sie erwachte, war sie ausser 
Stande, die Augen aufzumachen wegen der Geschwulst der Lider. 

Die Untersuchung ergab Folgendes: Lider beiderseits geschwollen, die Ober- 
lider ragen aus der Lidspalte hervor und hängen wulstähnlich über den unteren 
herab. Nach Ectropionirung der Lider kam eine, die dorsale Oberfläche der 
Lider auskleidende weisslich-graue Membran zum Vorschein. Nachdem die 
Membran entfernt wurde, was ohne jegliche Mühe geschah, zeigte sich die 
dahinter gelegene Bindehaut geröthet und succulent. In diesem Falle wurde 
folgende Behandlung eingeleitet: Tägliches Massiren der von der Membran be- 
freiten Bindehautoberfläche mittelst der gelben Salbe; ausserdem wurde in’s 
rechte Auge mehrmals täglich Atropin (!/, ?/,) eingeträufelt und Jodoformsalbe 
eingestrichen. 

Die Membranenbildung dauerte in diesem Falle fast einen Monat hindurch 
und ging in einen katarrhalischen Zustand mit reichlicher Absonderung über. 

Dieser Zustand hielt 4 Wochen an, ungefähr naclı Verlauf von 2 Monaten 
wurde die kleine Patientin ala geheilt entlassen. 

Man möchte glauben, dass in diesen Fällen der glückliche Ausgang dem 
Umstande zuzuschreiben wäre, dass während der Membranenbildung von der 
Cauterisation mit der Höllensteinlösung Abstand genommen wurde. Diese 
schonende, abwartende Behandlungsmethode wurde auch in denjenigen Fállen 
von Ophthalmoblennorrhea neonaturum befolgt, wo Ablagerung von Membranen 
auf der Bindehaut stattfindet. 

Auch bei Ophthalmoblennorrhea neonatorum, wo die Cauterisation das 
Alpha und das Omega der Behandlung bildet, muss man bisweilen abwarten 
und nicht sofort die Bindehaut touchiren: festina lente. 

Sonst könnte es sich wohl ereignen, dass man sich gegen den cardinalen 
Grundsatz der Heilkunst: „nowror To um Biereg verginge. 

Dr. Eliasberg, Augenarzt in Salonich. 


92 —- 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber subconjunctivale Kochsalzinjectionen und ihre therapeutische 
Wirkung bei destructiven Hornhautprocessen. Inaug-Diss., sub ausp. 
Prof. Schiess, von Arnold Marti, Arzt in Basel. Basel 1894. 

Subconjunctivale Kochsalzinjectionen sind schon im Jahre 1866 von Roth- 
mund in München zu therapeutischen Zwecken empfohlen worden und zwar als 
Reizmittel zur Authellung alter Hornbauttrübungen, besonders bei solchen nach 
Keratit. parenchymatosa. Von dem Gedanken ausgehend, dass destructive Horn- 
hautprocesse, besonders intectidser Natur, durch das am Starksten desinficirende 
Sublimut am Ginstigsten beeintlusst werden müssen, führte Secondi subcon- 
junctivale Sublimatinjectionen ein. Vielfache Erfahrungen lehrten jedoch Schatten- 
seiten dieser Sublimatinjectioneu kennen, unter denen besonders Heizerscheinungen, 
Schmerzhaftigkeit und mehr oder weniger ausgedelnte Verwachsung der Con- 
junctiva mit der Sklera zu nennen sind. Zugleich ergaben vergleichende Ver- 
suche von Mellinger an Thieren und Menschen, dass viel schwachere Sublimat- 
lösungen als die bisher angewandten, die nämliche Wirkung auf destructive 
Hornhautprocesse ausüben wie stärkere, so dass, bei der geringen Quantität 
der injicirten Flüssigkeit einer so verdünnten Lösung, es zweifelhaft werden 
musste, ob das Sublimat so noch als Desinficiens das wirksame Agens sei, oder, 
vb nicht vielmehr die Einwirkung der injicirten Flüssigkeit an sich auf die 
Lyınpheireulation in Betracht falle. In Erwägung nun, dass auch physiologische 
Forschungen, unter welchen besonders diejenigen von Heidenhain zu nennen 
sind, ergeben haben, dass Kochsalzlösungen zu den kráftigsten lymphtreibenden 
Mitteln gehören, sind seit ca. 1 Jahre an der ophthalmologischen Klinik in Basel, 
subconjunctivale 2— 3 "jj Kochsalzlósungen ganz an Stelle der Sublimat- 
injectionen getreten. 

Eine Reihe von Krankengeschichten über Keratitis cum infiitratione, Kera- 
titis ulcerativa, Keratitis ulcerativa cum hypopyo, Hypopyonkeratitis, illustriren 
die mit Kochsalzinjectionen gemachten Erfahrungen, und fasst sie Marti, die 
Sublimatinjectionen damit in Vergleich ziehend, in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Subeonjunctivale Sublimatinjectionen beeintlussen destructive Hornhaut- 
prucesse günstig, führen jedoch zu adhäsiver Entzündung und Obliteration des 
subconjunctivalen Raumes. 

2. Subconjunctivale Kochsalzinjectionen leisten uns wenigstens die gleichen 
Dienste, ohne die Nachtheile der Sublimatinjectionen. 

3. Die günstigen Erfolge der subconjunetivalen Injectionen beruhen über- 
haupt nicht auf der desinficirenden Wirkung der angewandten Lösungen, sondern 
auf der anregenden und beschleunigenden Wirkung auf die Lymphcirculation. 

4. Die Anregung und Beschleunigung der Lympheirculation hat nothwen- 
digerweise eine rasche Resorption und Elimination schädlicher Stoffe zur Folge, 
wodurch der Heilunssprocess gefördert wird. 

5. Nach den Versuchen Heidenhain’s gehört die Kochsalzlösung zu den 
kräftigsten lymphtreibenden Mitteln, und wir haben für ihre von uns klinisch 
constatirte günstige Wirkung, eine annehmbare physiologische Erklárung. 

Emmert. 

2) Leitfaden für Begutachtung und Berechnung von Unfallsbeschidi- 
gungen der Augen, von Prof. Magnus. Breslau, Kern’s Verlag 1894. 
SU. Mit 4 Tafeln u. 29 Tabellen. 176 S. (Forts) 


—- 98 — 


Nun zu des Verf.’s eigenen Vorschlägen. Die Erwerbsfähigkeit E eines 
Individuums setzt sich zusammen aus der Functionsfähigkeit der Körperorgane F, 
den zur Ausübung eines Berufes erforderlichen Vorkenntnissen V, und schliesslich 
der Concurrenzfähigkeit auf dem Arbeitsmarkte X. Da der letztere Factor 
wesentlich von den beiden ersten abhängt, besitzt er als solcher nur geringere 
Bedeutung. Dies wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass wir ihn als 


Wurzelwerth V K in die Formel einführen. X ist bei Unfällen stets < 1, also 
ein ächter Bruch, und da die Y aus einem solchen > als dieser selbst ist, so 
ist hiermit der Einfluss der Beschädigung von K in der Formel ein geringerer, 
weil eben Z grösser wird durch V K als bloss durch X. Je grösser der 
x 
Wurzelexponent, um so grösser wird auch YA werden, desshalb wählen wir 
x = 10 bei leichten, x = 5 bez. 7 bei schweren optischen Beschädigungen, je 
nach den höheren bez. geringeren optischen Ansprüchen des Berufs. Für die 
Formel selbst dürfen wir die Bestandtheile nicht addiren; denn sowie einer der- 
selben = 0 wird, wird auch .E — 0, sonderen wir müssen sie multiplieiren; es ist 
xz 


also E= F.V. VK .— — F. V hingegon ist = A (Arbeitsfähigkeit). Uns inter- 
essirt jedoch nur Æ. So wichtig ferner 7 für die normale E ist, für die Unfalls- 
beschädigung von E ist es belanglos, weil es wohl kaum durch eine Augen- 


x 
verletzung direct geschädigt wird; also haben wir nur E = F.V K. 

F setzt sich zusammen aus der centralen Sehschärfe C, dem peripheren 
Sehen P und der Muskelthátigkeit AM. Licht- und Farbensinn, Adaption, 
cerebrale Vorgänge können wir bei Unfallsbeschädigungen des Sehactes wohl 
ausser Acht lassen. A/ setzt sich zusammen aus der Thätigkeit der einzelnen 
Muskeln »,, m,, bez. u,, u, beider Augen und wird beim monocularen Sehen 
=m, +m,+m,+..., beim binelaren = (m, .m,.my...) (m. uo ng ---) 
sein, da in letzteren Falle schon das Fehlen eines Factors Erwerbsunfähigkeit 
durch Diplopie bedingt. Da P und M weniger wichtig sind als C werden sie 


1 
als Wurzelwerthe eingeführt (s. ob. .K) und zwar P als y, M als V, weil 
weniger wichtig. Es lautet also die Formel für # beim binocularen Sehact 


4 
S, = C VP. Vim, .M,.M,...). (yy. g++); beim monocularen dagegen be- 
trägt das Gesichtsfeld nur °/, des binocularen G. F., also P hier nur °/, P, 
and auch die Muskelthätigkeit ist beeinträchtigt, weil die Entfernungsschätzung, 
das körperliche Sehen geschädigt sind, also ist hier 


4 
S, — C.Y5J, P. y^, (m +m, +m +m, + m +m. 

Was nun C anlangt, so haben wir zu unterscheiden zwischen wissenschaftlicher 
und erwerblicher Sehschärfe und Verf. theilt die einzelnen Berufsarten ein in 
solche mit höheren und niedrigeren optisch-erwerblichen Ansprüchen. 
Die wissenschaftliche S = 1 ist selbst bei den ersteren nicht erforderlich, es 
genügt hier vielmehr bereits 0,75 der wissenschaftlichen S, um trotzdem völlig, 
erwerbsfähig zu sein, in der zweiten Abtheilung sogar schon 0,50. Umgekehrt 
hält Verf. Jemanden mit w.S = 0,15 der ersten bez. 0,05 der zweiten Gruppe 
für völlig erwerbsunfähig, seine erwerbsfähige S ist also = 0. Eine Curve, 
sowie Leseproben mit entsprechender Auszeichnung, endlich Tabellen stellen für 
jeden Grad der wissenschaftlichen © den entsprechenden erwerblichen Grad fest 
und wollen im Original nachgesehen werden. Das C in obiger Formel ent- 
spricht also der erwerblichen centralen Sehschirfe. Um den Werth von P 


— 94 —. 


festzustellen, wird das binoculare G. F. in je 3 Zonen auf beiden Seiten vom 
Fixirpunkte an eingetheilt und je nach dem Verlust P zu ?,,, 5/, u. 8. w. 
bewertet. ^ Bei beiderseiger Einengung auf 5? concentrisch wird p — 0. Der 
Werth eines Muskels m,, ,, u,, u4 u.8. W. wird auf !/, angeschlagen nach 
der Zahl der Augenmuskeln; nur wenn ein Muskel besonderen Werth hat für 
bestimmte Berufe, z. B. der rectus superior für den Bergmann, tritt entsprechende 
Hóherschátzung ein. 

Den Theil der Concurrenzfahigkeit, den das Individuum beisteuert — die 
Concurrenzfähigkeit, Concurrenz im Ganzen setzt sich ja aus vielen, theilweise 
vom Unfall ganz unabhängigen Umständen zusammen — bringt Verf. formel- 


mässig zum Ausdruck indem er ihn = YF setzt. Um die durch einen Unfall 
hervorgerufene Behinderung der Concurrenzfähigkeit auszudrücken, wird bei Be- 


schädigung von C in V F statt einfach C das arithmetische Mittel von C beider 
Augen genommen, also c, 4- c,/2, wührend das C oben in der Formel von $, 


der centralen erwerblichen Sehschárfe des jeweils besseren Auges entspricht. 
Wir erhalten also 


Ex P Vn cm e Quer) H CVET mar 


Dies sind in Kürze die im allgemeinen Theile aufgestellten Grundsätze der 

Berechnung. So gefährlich diese Formel auch aussieht mit ihren Wurzeln, so 

einfach ware gegebenfalls deren Berechnung. Doch ist man dieser wohl in den 

allermeisten Fällen enthoben durch die im folgenden speciellen Theile so zahl- 

reich für fast alle einschlägigen Fälle zusammengestellten Tabellen, welche für 

ein Referat zu umfangreich zur Widergabe sind. Neuburger. 
(Schluss folgt.) 


John Whitaker Hulke 

stammt von einer niederländischen Familie, die um ihres Glaubens willen aus 
den Niederlanden vor dem Herzog Alba nach England sich tlüchtete. Sein 
Vater war ein geschätzter Wundarzt zu Deal, der, zusammen mit dem Sohn, 
den Herzog v. Wellington während seiner letzten Krankheit (1852) behandelt 
hat. J. W. Hulke studirte erst 2 Jahre in Deutschland, er war einer der 
Wenigen aus der älteren Schule Londons, die ich des Deutschen mächtig fand; 
hierauf studirte er an Kings College 1849, wurde Assistent von Bowman, 
Ferzusson, Assistenzarzt der englischen Truppen in Smyrna und Sebastopol; 
1857 F. R. C. Surzeons und Wundarzt an Moorfield's Augenheilanstalt. Hier 
gehörte er neben Bowman und Critchett zu den führenden Männern; 1817 
hatte ich Gelegenheit, seinen Scharfblick, seine Operationskunst und Kenntniss 
der Anatomie zu bewundern. Seine Hauptarbeiten beziehen sich auf mikrosko- 
pische und vergleichende Anatomie des Aures; seine Abhandlung über den Augen- 
spiegel gewann den Jackson- Preis. Er war ein vielseitirer Forscher, der auch 
in der Paläontologie Bedeutendes leistete, die Arris and Gale Vorlesungen 
über Chirurgie in dem R. C. Surreons hielt und 1562 als Chirurg am Middlesex- 
Hospital angestellt und 1890 sugar zum Präsident dieser berühmten Gesellschaft 
gewählt ward. Er nahm thátig Theil an den wissenschaftlichen Prüfungen und 
ferner an der Sorge tür die armen Blinden. Jeder, der Gelegenheit hatte, ihm 
zu begegnen, wird ihm ein ehrenvolles Anzedenken bewahren. 

Die Titel seiner Hauptarbeiten, soweit sie die Leser dieses Centralblattes 
interessireu, sind: A practical treatise on the use of the ophthalmoscope, 


nr hp menge nie iii: zu 


— 95 — 


London 1861. On the morbid changes of the retina, Anatomy of the retina 
in amphibia and reptiles, Proceed. of the R. S. 1865. Anat. of chameleon's 
retina, Phil. Tr. 1866. Fovea centr. of human ret. Ibid. 1867. Glaucoma 
and its surgical treatment by iridectomy. 

Ferner Aneurism of orbit, astigmatism, colloid disease of the choroid, cysts 
in the iris, glioma retinae, sarcoma of the choroid, optic neuritis. H. 


Am 8. März starb zu Berlin, 73j., Dr. A. Waldau, G. S. R. Er gehörte mit 
Michaelis und Arndt zu den Jugendfreunden von A. v. Graefe, die seine 
ersten Assistenzärzte wurden. In der v. Graefe'schen Klinik gab er einen 
Operationscursus und pflegte dem Meister bei den Operationen zu assistiren. 
Verfasst hat er ausser seiner Dissertation (Ueber die Bewegungsstörungen des 
Auges, 1858) noch eine Abhandlung „Ueber die Auslöffelung des Stars‘, die 
heute allerdings nur noch geschichtlichen Werth besitzt. — Ein Strahl von 
Graefe’s Genius fiel auf ihn. H. 


Vermischtes. 


1) Ophthalmologische Gesellschaft in Heidelberg 1895, 
4. bis 7. August. 


Sonntag, 4. August: Tag der Zusammenkunft. — Sitzung des Ausschusses. 

Montag, 5. August: Morgens 9 Uhr: Erste Sitzung in der Universitäts- 
Aula. — Nachmittags: Demonstrationssitzung. 

Dienstag, 6. August: 9 Uhr: Sitzung. — Nachmittags: Freie Vereini- 
gung, Ausflüge. 

Mittwoch, 7. August: Sitzungen. 


2) Es erben sich auch — Citate wie eine ew’ge Krankheit fort. „Non 
nocere' wird uns als Erbweisheit, die von dem Vater der Heilkunde her- 
stamme, auf internationalen Congressen vorgeführt. So lesen wir auch in diesem 
Heft ‚den cardinalen Grundsatz der Heilkunde nowrov ro np Den. 

Das wäre ja eine recht dürftige Weisheit, die man eher der nihilistischen 
Schule der Heilkunde aus unserm Jahrhundert zutrauen sollte, als dem Hippo- 
crates! In Wirklichkeit lautet aber bei diesem (Epidem. 1, 5; Littré II, 634) 
der Grundsatz ganz anders, nämlich folgendermassen: 

agxésy, mepi ta vovoruae, fro, mgelsew 7 un BAanrew, d. h. in deu Krank- 
heiten muss man zwei Dinge vor Augen haben, zu nūtzen oder wenigstens nicht 
zu schaden. Auch dieser Satz schien anfangs dem grossen Galen eines Hippo- 
crates nicht würdig zu sein, aber nach den Erfahrungen und — Enttäuschungen 
einer längeren Praxis ist ihm die Bedeutung klar geworden. (Galen, Comment. 
in Hippoer. libr. I Epidem., XVII a, 148 — 149: rois uiv ot» un avovat 
Tor Terme old or dofer xatuneg pol note 10 wyedsetv n un Blogen ovx aStor 
7190€ Inmoxgarovs yeyoap an tois O& iargevovoiw yn capos oida thr Brout mut ou 
garıconernp. — Galen, de compos. med. p. genera l. ], c. 16, XIII, 438. 
Sr eggdn gun piv éyo TO NEWTON, Ws und CT Innoxgareı eivat PONT SELY napatyovytt 
ovra NAVIA TA KATA TEYVIV NQATTELW ws coy cheir nun Bhantew. vorevor d Error 


avió ueyiaTiy ÓOrvauiy tyew so... Galen, d. c. m. sec. loc. ]l. I, 1; X, 38.) Wer also 
den Wortlaut des Hippocrates begriffen, wird hoffentlich in Zukunft nicht mehr 
den verstümmelten Satz anführen. H. 


3) Geschrieben wird viel, gelesen wenig. In den ungar. Beitr. z. 
Augenheilk. (I, 1895, S. 73) dankt Prof. W. Schulek seinem Freunde Karl 


— 960 — 


B. Hofmann in Graz, dass er ihn auf Cassius Felix’ Besprechung des Flügel- 
fells aufmerksam gemacht. In unserem Centralbl. 1891, S. 265 konnte er die 
ganze Stelle im Urtext lesen. In demselben Werk (S. 80) meint Dr. Lippay, 
dass zur Färbung eines Hornhautflecks bis 30 Sitzungen nothwendig seien. 
In unserem Centralbl., 1887, Märzheft, und 1891 8. 297, konnte er lesen, dass 
für die grössten Narben wie für Färbung gesunder Hornhautpartien stets eine 
Sitzung ausreicht. H. 


Bibliographie. 

1) Ueber Neuerungen in der Ophthalmotherapie. Vortrag, gehalten 
auf der Wander-Versammlung des „Vereins der Aerzte in Steiermark“ in Juden- 
burg am 28. Juni 1894 von Prof. Dr. Birnbacher. (Mittheilungen des Ver- 
eines der Aerzte der Steiermark. 1894. Nr. 7.) Vortr. berichtet zumeist über 
Neuerungen auf dem Gebiete der Antiseptik und Aseptik und über die An- 
wendungsweisen der verschiedenen Mittel. Zur subconjunctivalen Injection ver- 
wendet er die von Schlösser in die Augen-Therapie eingeführte Lösung von 
Hydrargyrum oxycyanatum 1,0:5000,0, welche bei gleich starker therapeutischer 
Wirksamkeit wie die Sublimatlósung 1,0:1000,0 (1 bis 2 Theilstriche), vor 
derselben den grossen Vortheil darbietet, dass es weniger Eiweiss- coagulirend 
ist, weniger Schmerzen und weniger locale Gewebs-Reactionen hervorruft, sn dass 
man früher als bei Sublimat zu einer neuen Anwendung schreiten kann. In- 
dicationen: vor allem bei Erkrankungen des Uvealtractus, die durch Einwanderung 
pathogener Mikroorganismen entstanden sind, besonders bei eitriger Iritis und 
Cyclitis nach Operationen und Verletzungen; ferner bei sympathischer Ent- 
zündung, hartnäckiger parenchymatöser Keratitis, luetischen Entzündungen der 
Iris und Chorioidea, aber auch in den Anfangsstadien der Chorioiditis disseminata 
ohne Lues. Für die medicamentöse Behandlung der chronischen infectiösen 
Bindebautentzündungen, des Trachoms und folliculàren Katarrhs, empfiehlt Birn- 
bacher als Abreibemittel die Jodtrichloridlósung 1,0:1000,0 (als 10 "/jige 
Lösung aufzubewahren!), welche von Pflüger mit bestem Erfolge als Desinficiens 
bei Operationen eingeführt wurde. Dieselbe wirkt rascher und sicherer als 
Sublimat, macht viel geringere Reaction und keine subjectiven Beschwerden. In 
derselben Concentration kann es auch als Tropfwasser bei chronischen Katarrhen 
und zur Ausspritzung des Thränenkanales angewandt werden. Zur operativen 
Zerstörung der Trachomkórner gibt Birnbacher dem Galvanokauter den Vorzug. 
— Auch bei der lymphatischen oder phlyktaenularen Bindehautentzündung findet 
das Quecksilberoxycyanid Anwendung. Weiter macht Vortr. auf die concentrirte 
wasserige Fluorescinlösung aufmerksam, durch welche auch die kleinsten Epithel- 
verluste der Hornhaut, die Ausdehnung von Geschwiren oder deren Heilungs- 
grad deutlich zur Anschauung gebracht werden kann. Ganz besondere Auf- 
merksamkeit. ist auch der Sterilisation vun Instrumenten, Verbandstoffen, Tropf- 
wässern, Tropfern etc. zuzuwenden, auf deren Ausführung der Vortr. genauer 
eingeht. Er demonstrirt ein Instrumentenkästchen, das zugleich als Kochwanne 
mit Spirituslampe «dient. Als besonders practisch und zu allerlei Zwecken in 
der Augenheilkunde nützlich hat sich Birnbacher’s ,,Glasstab“ bewährt. 

Kuthe. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. B 


Verlag von Veır & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzerr & Wırrie in Leipsig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIiRNBACHER in Graz, Dr. BRAiLEY in London, Prof. Dr. H. Conn in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. nv Bors-RzvuoND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuMERT in Bern, 
Dr. GissBERG in Berlin, Doc. Dr. GorpzixHER in Budapest, Dr. GogboN NonuIE in Kopen- 
bagen, Prof. Dr. HonsTMANN in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. KsÜckow in Moskau, Dr. KurHk in Berlin, Dr. LaNDaAU in Coblenz, Prof. Dr. 
MAGNUS in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAvNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Doc. Dr. J. Munx in Berlin, 
Dr. NEkUBURGER in Nürnberg, Dr. PeLTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PEscHEL in Turin, 
Dr. PuxTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. RxicH in Charkow, Dr. ScuxER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





April. Neunzehnter Jahrgang. 189. 





Inhalt: Orlginalmittheilungen. I. Casuistische Beiträge zur Beurtheilung des 
Werthes der Magnetextraction. Von Dr. Purtscher, Augenarzt in Klagenfurt. — 
lI. Zur Verhiitung der Augeneiterung der Neugeborenen. Von Prof. Hermann Cohn 
in Breslau. (Schluss folgt.) 

Klinische Beobachtungen. Keratitis nach Wespenstich. Von Dr. Purtscher. 

Neue Instrumente, Medicamente etc. Künstliche Augen für geschrumpfte Augen- 
hóhlen. Von Salt in Birmingham. 

Neue Bücher. 

Geseilschaftsberichte. Ophthalmological Society of the United Kingdom. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde. 
Unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben vou Prof. Wilhelm Schulek. 
(Schluss folgt.) — 2) Ueber operative Behandlung hochgradiger Myopie. Vortrag, ge- 
halten in der Sitzung des Vereins Freiburger Aerzte am 19. October 1894 von Prof. 
Manz. — 3) Leitfaden für Begutachtung und Berechnung von Unfallsbeschädigungen 
der Augen, von Prof. Magnus. (Schluss.) 

Journal-Uebersicht. I. Deutschmann's Beiträge zur Augenheilkunde. — II. The 
Ophthalmic Review. — III. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 

Vermischtes. Nr. 1—4. 





L Casuistische Beiträge zur Beurtheilung des Werthes 
der Magnetextraction. 
Von Dr. Purtscher, Augenarzt in Klagenfurt. 
(Aus der Landes-Augenabtheilung.) 
Bekanntlich hat in neuester Zeit Haas eine Umwälzung auf dem 
Gebiete der Magnetoperationen anzubahnen unternommen durch Verwendung 
sehr grosser Elektromagnete. 


- 
t 


05 — 


Nur verhältnissmässig wenige Augenärzte werden sich in der Lage 
befinden, Versuche mit so grossem Apparat vorzunehmen. Ueber den 
therapeutischen Vorzug der neuen Methode kann ich mir ein Urtheil wohl 
nicht erlauben. Dagegen sei es mir vergónnt, im Nachfolgenden kurz über 
meine eigenen Erfahrungen über Magnetoperationen zu berichten, wie ich 
sie unter Anwendung des alten Hırschzerg’schen Instrumentes zu sammeln 
Gelegenheit hatte. Nur Thatsachen beweisen; je grösser die Casuistik, 
desto sicherer ein Urtheil. 

Meine Fälle sind chronologisch geordnet folgende: 

1. Sigmund Schneider, 21 Jahre, Schneidergehilfe aus Judenburg, stellt 
sich am 23. Dec. 1888 vor mit der Angabe, es sei ihm am 18. Dec. beim 
Hämmern mit einem Kameraden ein kleines Stahlstück gegen das rechte 
Auge geflogen. Angeblich wurden von ärztlicher Seite Versuche gemacht, 
den Fremdkörper zu entfernen. Nun schmerze ihn das Auge zunehmend. 


Status praesens: An der Grenze des inneren und mittleren Drittels 
des rechten Oberlides — etwa 4—5 mm über dem convexen Knorpelrande 
— eine kleine Borke: die Durchschlagsstelle des Fremdkörpers durch das 
Lid. Dieser Stelle entsprechend sind auch Bindehaut und Sklera durch- 
schlagen. Die Bulbuswunde liegt somit etwa 45° nach oben und innen 
und zwar 4—5 mm vom Cornealrande entfernt; ihre Form ist verschwommen 
rundlich; einige getribte Glaskérperfetzen hangen durch sie heraus. 


Im Uebrigen bereits starke Ciliarinjection; Pupille auf Atropin ziemlich 
gut erweitert. Bulbus druckempfindlieh. T— 2. Der Augenspiegel zeigt 
leichte diffuse Medientrübung, ausserdem aber auch ziemlich massenhafte 
blutige Glaskórperflocken, welche von der Wunde aus diametral nach unten 
und aussen ziehen, wo sie sich in eine massige Trübungswolke verlieren. 
Ein Fremdkörper nicht sichtbar; doch wird seine höchst wahrscheinliche 
Gegenwart sofort angenommen. . S. Handbewegungen. 

Pat. wird sofort über die Gefahr unterrichtet und der Versuch einer 
Magnetextraction dringend empfohlen. Pat. geht darauf nicht ein, bittet 
zunächst um nicht operative Heilungsversuche. 

Daher: Atropin, Cocain, Sublimat (1:3000) Verband, ruhige Rückenlage. 

28. Dec. Schmerzen rauben die Nachtruhe; intensive Ciliarinjection; 
einzelne Aederchen werden auf der Iris sichtbar. Starke Druckempfind- 
lichkeit. Kein rother Reflex mehr mit Augenspiegel zu gewinnen. Pat. 
bittet um Magnetoperation. 

29. Dec. In tiefer Narkose Wunde nach rückwärts zu einem etwa 
8 mm langen Meridionalschnitt erweitert, nachdem vorerst die Bindehaut 
mit Schere durchtrennt worden war. Zunächst vorsichtige Einführung des 
dickeren Poles nach unten aussen; umsonst. Es folgen noch 4 vergebliche 
Versuche Endlich wurde der Pol nicht nur nach unten aussen, sondern 
zugleich weit nach hinten eingeführt: der Splitter folgte; derselbe erschien 


utc. 300. unes 


schwarz, besass annähernd Keilform, eine Länge von 5, mm, eine Breite 
von 1—2,7 mm. 
Kein Glaskórperverlust. Bindehaut wurde durch 2 Näthe geschlossen. 
30. Dec. morgens: Nacht gut. Leichtes Oedem, besonders des oberen 
Lides, etwas Chemosis, ziemlich reichliches Secret. Wenig Schmerzen. 
Cornea ziemlich trüb, zumal im Centrum. Aus dem Glaskörper gelber Reflex. 


31. Dec. Oedem und Chemosis fast verschwunden, Secret spärlicher, 
mehr wässerig. Cornea klarer, im Glaskörper keine differenzirbare Trübung. 
Schmerzen fehlen vollkommen. Maximale Mydriasis auf Atropin. 


2. Jan. Näthe spontan ausgestossen. Chemosis ganz verschwunden; 
Ciliarinjection aber noch sehr intensiv. Cornealtrübung geht schön zurück. 


6. Jan. Bulbus viel blasser, Iris noch intensiv grün, im Glaskörper 
viel Blut. Spiegelreflex (Concavspiegel) wird central, ferner nach unten 
und nach innen gut wahrgenommen. 

10. Jan. Reizung viel geringer. Lichtempfindung schlecht. 

25. Jan. Bulbus nur noch leicht violett injieirt, weich, nicht druck- 
empfindlich. Aus der Tiefe rother Reflex mit gelben Streifen. Licht- 
empfindung, doch keine Handbewegungen. Pat. mit Atropin entlassen. 

Nach mehreren Monaten kommt Pat. wieder mit reizfreiem Auge und 
ziemlich guter Lichtempfindung. Pupillarabschluss. Eine vorgenommene 
Iridektomie war wegen mächtiger Blutung und morscher Iris schwer aus- 
führbar und besserte am Zustande nichts. 

2. Ferdinand Egger, 17 Jahre, Zeugschmiedelehrjunge aus Obervellach, 
kommt am 15. Nov. 1889 mit frischer Verletzung des rechten Auges. 
Dieselbe erfolgte beim Abstemmen eines dickeren Stahlbleches. 

Krankengeschichte nicht auffindbar. 

Es fand sich ausser einer linearen Perforationswunde der Cornea nach 
unten und innen ein etwa kleinbirsekorngrosses Loch der Iris. Das Niveau 
derselben in dieser Gegend uneben, etwas vorgewölbt. Linse scheint intact. 

Sofort Lanzenschnitt wie zur Iridektomie, nach unten innen. Ein- 
führung des dünneren Magnetpoles in die vordere Kammer. Man gewahrt 
sogleich Bewegung des Fremdkörpers in der hinteren Kammer, doch gelingt 
es nicht, ihn durch die Oeffnung in der Irisfläche wieder herauszulocken. 
Kleine Iridektomie. Neues Eingehen mit Magnet; der 5 mm lange und 
1,5—2 mm breite Fremdkörper folgt sofort mühelos. 

Reizlose Heilung. 

9. Dec. 1889 wurde Pat. mit nahezu voller Sehschärfe entlassen. 

3. Anton Druml, 17 Jahre, Schmiedelehrjunge, aus St. Stefan, erscheint 
am 26. Marz 1890 mit der Angabe, es sei ihm am 24. Marz bei der 
Arbeit ein Stückchen Stahl direct in das rechte Auge geflogen. 

Gerade nach oben gegenüber der Irisfläche eine 2 mm lange verticale, 
lineare Hornhautwunde. Ihr gegenüber hirsekorngrosses Loch in der Iris. 


Tm 


— 100 — 


Perlmutterglànzender Wundstar. Leichte Chemosis, plastische Iritis mit 
massenhaften Synechien. Bulbus spontan und auf Druck empfindlich. 
Gute Lichtempfindung. 

27. Marz entschliesst sich Pat. wegen zunehmender Schmerzen zur 
Vornahme eines operativen Eingriffes. 

Iridectomie nach oben nach Cocain. Abfliessenlassen der quellenden 
Starmassen, es entleert sich auch ein wenig Glaskörper. Einführung des 
dünneren Poles des Elektromagneten in die Linsenkapsel — ohne Resultat; 
dann sofort vorsichtig in die Tiefe gegen den hinteren Pol; der Fremd- 
körper folgt ohne Mühe. Derselbe ist flachrundlich, besitzt etwa 2,5 mm 
Durchmesser und etwa 0,75 mm grösste Dicke. Nahezu kein Glaskörper- 
verlust. 

Abends: Chemosis etwas zugenommen. 

27. März. Keine Schmerzen, Chemose geringer. 

29. März. Keine Chemosis mehr. Mässige Secretion. Keine Schmerzen. 
Linsenreste etwas gelblicher, wie mit Exsudat vermischt. 

30. März. Gar kein Schmerz. Auge immer blasser. Pupillarverschluss 
für die Zukunft wahrscheinlich. 

8. April. Kammer enge. Auge sehr weich. Atropinverband weiter. 

14. April. Fast reizlos. Doch schlechte Lichtempfindung. 

18. April. Reizung fehlt. Unverkennbare Phthise. 

1. Mai. Auge sehr schlecht gespannt. Keine Lichtempfindung. 

20. Mai. Bulbus schwindet rasch, ist etwas druckempfindlich. Wund- 
gegend eingezogen. 

21. Mai. lIridektomie nach oben. Starke Blutung. 

12. Juni. Auge, das sehr empfindlich war, hat sich beruhigt, ist 
wesentlich atrophirt. Mit Atropin entlassen. 

4. Johann Hatzl, 41 Jahre, Sensenschmied aus Wolfsberg, wurde am 
Abend des 21. Nov. 1890 beim Schlagen auf einen Meissel am rechten 
Auge durch ein Stahlstückchen verletzt. Seine Vorstellung erfolgt am 
24. Nov. 1890. 

Pat. gab an, das Auge habe sogleich etwas geblutet; zugleich habe er 
aber auch schon hochgradige Verschlechterung des Sehens bemerkt. 


Status praesens: Am inneren Hornhautrande — von ihm nur 
0,5 mm entfernt — eine lineare 1,5 mm lange verticale Wunde.  Pupillar- 
rand der Iris, dem Sector der äusseren Wunde entsprechend, durch breite 
Synechie mit der Linse verlóthet. Innen oben Glaskörperabsces. Ganz 
kleines Hypopyon.  Bulbus etwas protrudirt. S. = Handbewegungen auf 
kurze Distanz. 

25. Nov. Weil Fremdkörper im Augeninnern vermuthet, — Magnet- 
extraction versucht. Meridivnalschnitt nach unten und innen. Eingriff 
erfolglos. Wunde durch Suturen geschlossen. 


=- 101 — 


4. Dec. Keine wesentlichen Schmerzen; doch immer noch Protrusion. 
Glaskörperabscess schreitet fort. 


7. Dec. Auge fast schmerzfrei. Pat. auf sein Verlangen in seine 
Heimat entlassen. 


4. Sept. 1891 neue Vorstellung. Amaurose. Pat. kommt wegen stets 
recrudescirender Kyklitis. Bulbus stark druckempfindlich. 

8. Sept. Enucleation. 

17. Sept. Pat. entlassen. 

Der anatomische Befund war insofern sehr lehrreich, als sich der 
Fremdkórper an unerwarteter Stelle vorfand. Er steckte fest eingekeilt im 
hinteren oberen áusseren Octanten der Sklera, ins Augeninnere nur wenig 
prominirend; seiner Hauptmasse nach befand er sich extrabulbär. Die 
inneren Augenhäute zeigten schwerste Veränderungen. 

Es war somit leicht begreiflich, dass der Erfolg eines Extractions- 
versuches nur ein negativer sein konnte; anderseits ragte der Fremdkörper 
aber doch noch in das Augeninnere hinein und konnte so weiter reizend ein- 
wirkend, wenn wir ganz absehen von der hier wohl sofort eingetretenen 
Infection des Glaskórpers. Selbstredend würde unter letzterer Voraussetzung 
der Ruin des Auges auch erfolgt sein für den Fall, dass der Stahlsplitter 
den Bulbus wieder total verlassen hätte oder die Extraction gelungen wäre. 

9. Georg Offner, 36 Jahre, Zimmermann, aus Himmelberg, gelangt 
am 24. Nov. 1891 zur Aufnahme. Er gibt an, es sei ihm am Nachmittage 
zuvor beim Schlagen mit einem Hammer ein Splitter ins linke Auge geflogen. 


Status praesens: Etwas über dem horizontalen Meridian der Cornea 
eine 2—8 mm lange querverlaufende Hornhautwunde; tumescirender Star. 
Sehr gute Lichtempfindung. Keine Schmerzen. Auf Bitte des Pat. momentan 
Atropinverband, Bettruhe. 

30. Nov. Schmerzen täglich zunehmend, intensive Injektion, sehr 
grosse Druckempfindlichkeit. 

Magnetextraction unternommen. Meridionaler Schnitt nach unten uud 
aussen in Narkose. Nach mehrmaligem Eingehen folgt ein Splitter von 
3,5 mm Länge und 2,5 mm Breite. Sehr wenig Glaskörper. Bindehaut- 
wunde durch drei Nähte geschlossen. 

Schmerzen sind abends gering; mässige Chemosis. Günstiger weiterer 
Verlauf. 

8. Dec. Chemosis verschwunden; dagegen noch starke Ciliarinjection. 
Iris etwas verfärbt. Mässige Quellung des Stares. Sehr gute Lichtempfin- 
dung nach allen Seiten. 

9. Dec. Turbulente Linsenquellung. Starke Schmerzen. Punction der 
Starmassen in Narkose. Relativ wenig Starreste. 

14. Dec. Injection nimmt ab. Noch zeitweise Schmerzen. 

14. Jan. Auge schön blass, reizlos. Tiefe Kammer, schwarze Pupille. 


— 102 - 


5. Handbewegungen. Der Augenspiegel erziebt ausgebreitete Netzhaut- 
ablösung. 

Pat. wird mit Atopin entlassen. 

Spätere Berichte meldeu Besserung des Sehens. 

6. Josef Pressinger, 40 Jahre, Schmiedegehülfe aus Bleiburg, erlitt am 
10. Februar 1892 vormittags eine Verletzung des rechten Auges und zwar 
— wie Pat. selbst angiebt — durch Abspringen eines Splitters von seinem 
Hammer. 

Aufnahme am 11. Februar 1892. 


Status praesens: Leichte Vortreibung des rechten Augapfels. Im 
oberen äusseren Quadranten der Hornhaut eine 3— 4 mm lange quer ziehende 
Wunde. Der betreffende Irissector defect in Form eines ziemlich regel- 
mässigen Colobomes nach oben und aussen. Beginnende Cataracta; kleines 
Hypopyon. Kammerwasser trüb, besonders in der Wundgegend. 

S.: Handbewegungen. 

13. Feb. Vergeblicher Versuch einer Magnetextraction. 

15. Feb. Geringe Reaction. Etwas Chemosis. Gelber Reflex aus 
der Tiefe. 

24. Feb. Auf Verlangen ungeheilt entlassen. 

7. Christian Duschnig, 28 Jahre, Schmied, aus Spital in Kärnten, er- 
scheint am 3. Nov. 1893 früh in der Abtheilung mit der Angabe, es sei 
ihm gestern abends ein Stahlsplitter bei der Arbeit ins linke Auge geflogen. 
Pat. klagt über nicht unbeträchtliche Schmerzen. 


Status praesens: Leichte Ciliarinjection. Nach aussen vom Horn- 
hautcentrum eine horizontal verlaufende, etwa 2 ınm lange eiterig belegte 
Wunde dieser Membran. Iris etwas in die Wunde gezogen. Quere Kapsel- 
wunde, Catarakta. Rauchig gelbe Trübung der Cornea, beziehungsweise des 
Ikammerwassers. Kleines Hypopyon. Sehr gute Lichtempfindung. 

Pat. geht auf den Vorschlag eines Extractionsversuches sofort ein. Die 
Operation wird unverzüglich vorbereitet. 

Meridionalschnitt nach oben und aussen in Narkose. 

Bei der 3. Einführung des Magnetes gelingt die Entfernung des 
Splitters; kein Glaskörper, doch ziemlich viel Blut. Der Körper lag ganz 
innen und unten. Seine Länge betrug 3,5 mm, seine Breite 1—1,75 mm. 
Wunde durch zwei Näthe geschlossen. 

Abends: Etwas Chemosis; kein Schmerz. 

4. Nov. Ruhige Nacht ohne Schmerzen. Wenig schleimiges Secret. 
Chemosis verschwunden; ebenso das Hypopyun, Cornea und Kammerwasser 
klarer. Pupille ziemlich stark gelblich. Sublimat, Atropin, Cocain. 

1. Nov. Nur Wundgegend noch etwas geschwollen. Im Uebriges 
mässige Injection, keine Chemosis. Die gelbe Verfärbung nicht mehr vor- 
handen. Star quillt etwas; nach innen und aussen einzelne Synechien. 


103 — 


Keine Empfindlichkeit des anderen Auges, welches schon seit 5. ganz 
gut frei getragen wird. ; 


9. Nov. Wundgegend gegen die Cornea zu zeigt gelblichen Stich; 
etwas Schmerzen. 

Bindehaut daselbst gespalten. Kein Eiter. 

25. Nov. Nur mehr Spuren von Injection. Bulbus absolut unempfind- 
lich gegen Druck. Nach oben maximale Mydriasis. Schön seidenglänzende 
Catarakta bei promptester Lichtempfindung. 

Pat. entlassen. 

Neue Aufnahme am 23. März 1893. 

Alle Verhältnisse ausser dem Wundstar die denkbar besten. 

S. Finger: 0,4 m. Normale periphere Projection. 

26. März. Discision. 

18. April. S. mit + 12,0 8/VI. Pat. entlassen. 

Ein Bericht vom 5. März 1895 von ärztlicher Seite meldet, dass 
Duschnig’s Sehkraft sich vollkommen gleich erhalten habe. 

8. Giacomo Degiumpietro, 29 Jahre, Handlanger beim Bau der Mur- 
thalbahn, gelangt am 19. Juni 1894 zur Aufnahme. Er erlitt am 13. Juni 
beim Behauen eines Steines eine Verletzung des linken Auges. 


Status praesens: Hochgradige Ciliarinjection. Im horizontalen Me- 
ridian der Cornea nahezu central eine kleine lineare Wunde. Kammer- 
wasser trübe, Iritis, perlmutterglänzender Star. Schmerzen. 


Erst am 22. Juni entschliesst sich Pat., dem ihm gegebenen Rathe 
zu folgen, sich dem Versuche einer Magnetext’action zu unterziehen, der 
im Hinblick auf die Erfahrung motivirt erschin, dass auch die beim Be- 
hauen von Steinen abspringenden Splitter häufig nicht Stein-, sondern 
Stahlsplitter sind. 

Meridionalschnitt durch alle Augenhäute ob:n und aussen von 7—8 mm 
Länge in tiefer Narkose. 

Erste Einführung ohne Resultat, zweite förcert ein beinahe kleinlinsen- 
grosses Stahlstück zu Tage. Kein Glaskörpervwlust. 3 Bindenähte. 

Günstiger Heilungsverlauf; derselbe wird nur durch intercurrente 
grössere Abscedirungen Meısom’scher Drüsen wesentlich in die Länge 
gezogen. 

17. Aug. Auge blass, nicht druckempfindlib, von normaler Spannung. 
Pupille beinahe ganz durch schrumpfendes Exsuiat verschlossen. Auch der 
Reflex des liehtsehwachen Spiegels nach allen R»htungen prompt erkannt; 
Projection aber mangelhaft. 

18. Aug. wird Pat. entlassen; soll sich späer behufs möglicher Ope- 
ration wieder vorstellen. 

9. Johann Wucherer, 16 Jahre, Schmiedelehrunge aus Thörl in Kärnten 
wird am 31. Juli 1394 von seinem Vater überhrcht, mit der Bitte, seinen 


— jut — 


Sohn, dem beim Hammern ein Spiitter ins rechte Auge gedrungen sei, der- 
selben Operation wie Duschnig ‘Fall 7) unterziehen zu wollen, von dessen 
glücklicher Heilung er zufällig Kunde erhalten hatte. 

Ein Splitter soll zwar schon vom Arzte entfernt worden sein. 


Status praesens leider in der Krankengeschichte sehr mangelhaft 
skizzirt. 

Pupille erweitert sich auf Atrupin maximal; Reizung fehlt nahezu 
vollkommen. Gute Lichtempfindung. Glaskörper fast ganz von Blut erfüllt. 
Ueber die genauere Lage der Einbruchspforte fehlt jede Notiz; sie befand 
sich — soweit meine Erinnerung reicht — oben innen, wenige Millimeter 
vom Limbus entfernt in der Skiera. 

1. Aug. Magnetextractionsversuch durch Meridionalschnitt oben und 
innen gelingt bei der ersten Einführung. 

Leider fehlen alle näheren Notizen über den weiteren Verlauf. 

Derselbe war reactionslos; nie bestanden Schmerzen. In späterer Zeit 
war die Iris verfärbt — bei maximaler Mydriasis Es wurden Jodkalium 
und Pilokarpin-Injectionen in Anwendung gezugen. 

Bei der Entiassung am 7. Sept. Auge reizlos, Pupille rund und weit 
(Atropin), leichte Ablenkung nach aussen. Glaskörper noch voll Blut. 
Fingerzàhlen auf kurze Distanz. 

Nach Wochen zufällges Wiedersehen. Iris wieder normal gefärbt. 
& 3 XXXVL 

Ein Antwortschreiben des Vaters auf meine Anfrage — datirt vom 
4. März 1895 — enthält olgenden Passus: 

».... kann ich Ihna die freudige Mittheilung machen, dass das 
Ri nen des verletzter Auges wieder vollkommen hergestellt, und der 
Bursche den kleinsten Drurk lesen kann, wofür ....“ 

Selbstredend ist der Aitraum ven kaum 1!, Monaten für die Dauer 
des Erfüolges noch nicht bereisend; immerhin aber sind derartige Berichte 
ermuthirend. 

Wir verfügen smit m Ganzen über 9 Fälle. in welchen Magnet- 
extracücn unternommen vurde. Von diesen entfällt aber noch Fall 2 
weicher die Extraction ebes Spitters aus der hinteren Kammer zum 
Gezenstande bat. Von Kiherem Interesse sind die restirenden 8 Fälle, 
welche in den Giaskorper elugedrungene Spütter betreffen. 

In zweien derseiben olieb der Eingriff obne pesiives Resultat. Der 
Grand des Misserfoiges tat in Fall 4, we später wegen Schmerzen die 
Exnvermung des Azgapfeisnothwendig wurde, klar ru Tage. wie schon oben 
beri hte 

Ueber Fall 6 bin ta ausser Stande, die. Ursache der Resultatlosigkeit 
anzzeten, vermag auch über das spätere Schicksul des inficirten Auges 
nobi n berichten. Wabschkeinüch kam es wohl zu Schwund des Augapfels. 


— 105 — 


Die 6 Fälle, in welchen die Extraction gelang, vertheilen sich hin- 
sichtlich des Erfolges dieses Eingriffes, wie folgt: 

Vollkommen gute S.: 2 Fälle (7. und 9.). 

Erkennen von Handbewegungen: 1 Fall (5.). 

Lichtschein, und zwar in einem Falle mit Aussicht auf Verbesserung 
durch spätere Operation: 2 Fälle (1. und 8.). 

Schwund des Augapfels: 1 Fall (3.). 

Aus näherer Betrachtung unserer kleinen Reihe geht vor allem Eines 
mit Sicherheit hervor: die Regel, man operire solche Fälle überhaupt 
unbedingt; denn niemand wird bestreiten, dass ohne Vornahme des Ein- 
griffes obige Resultate nie und nimmer erzielt worden wären. 


Es ergibt sich weiter als zweite Regel: man operire so früh als 
möglich. 

Fall 7 und 9 sind die Glanzpunkte; im Fall T wurde etwa 15!/, Stunden 
nach der Verletzung operirt; trotz beginnender Eiterung und Wundstar 
S. 3/VI. Fall 9, der sich wenigstens momentan bester Sehkraft bei nor- 
maler Linse erfreute, gelangte noch vor 48 Stunden zur Operation. 


Fall 4 und 6, wo zwar noch 3 resp. 4 Tage nach der Verletzung 
operirt wurde, kommen , da der Fremdkörper ja im Auge verblieb, nicht 
ın Betracht. 

In Fall 3 wurde wohl auch schon nach 3 Tagen — und mit Glück — 
operirt; trotzdem aber kam es hier zur Phthisis Bulbi. Villeicht kommit 
theils die Complication mit Wundstar, theils das Eingehen mit dem In- 
strumente durch die Fossa patellaris in den Glaskörper für den Misserfolg 
mit in Betracht. Allein — wäre der Splitter im Auge verblieben — 
würde es wohl weiter gekommen sein bis zur Enucleation. 

Dass es besser ist, auch spät noch zu operiren, lehren die Fälle 5, 
1l und 8. In Fall 5 wurde nach 7 Tagen, in 1 und 8 nach 10 bezw. 
9 Tagen operirt. 

Waren die Resultate in diesen 3 Fällen auch nur: Handbewegungen 
im ersteren, in den beiden anderen Erhaltung des reizlos gewordenen Aug- 
apfels mit Lichtempfindung, so wird man zugeben müssen, dass unter den 
gegebenen Verhältnissen von der Operation mehr nicht erwartet werden 
konnte, ohne Operation das Erreichte nicht zu erzielen gewesen wäre. 


Hätten die drei Verletzten früher in die Operation eingewilligt, wäre 
der Erfolg bei ihnen wohl auch ein weit besserer geworden. 


Gewiss wird man HüÜRZELER nicht widersprechen können, wenn er 
: pe... 80 müssen wir nicht nur zugestehen, dass dieselben (die Er- 
rungenschaften der Magnetoperationen!) weit hinter idealen Erfolgen, die 
doch das Endziel jeder Heilmethode sind, zurückstehen, sondern ... .“; 
allein man darf nicht vergessen, dass es in der Natur der Sache gelegen 
ist, dass wir auf diesem Gebiete niemals Resultate erzielen werden, deren 


—. 106 .- 


Sicherheit sich mit jener z. B. der Staroperationen vergleichen liesse. Auch 
der stärkste grosse Elektromagnet, der etwa im Stande wäre, jeden Eisen- 
oder Stahlsplitter durch intacte Bulbushüllen durchzulocken, wird nie im 
Stande sein, mit dem Fremdkörper auch die von ihm etwa in den Bulbus 
mithineingerissenen Infectionskeime sammt und sonders mit zu entfernen. 
Die Sachlage ist eben hier eine ganz andere, als bei den typisch durch- 
führbaren Operationen. Wir haben es hier mit Augäpfeln zu thun, die 
ohne Kunsthülfe einfach dem Untergange geweiht wären; wäre es aber 
auch nur möglich, einige wenige Augen von hundert durch die Operation 
zu erretten, so hielte ich mich dennoch verpflichtet, alle diese Augen operativ 
anzugehen. Nun sind aber die Resultate der HirscuBere’schen Operation 
doch sehr wesentlich bessere. So tbeilt uns HüRzELER mit, dass unter 
den von ihm zusammengestellten 313 Magnetoperationen (davon 65 von 
HimscHBERG allein) in 22,04 ?', bessere oder geringere S. erhalten wurde, 
in 11,18?/, wenigstens der erblindete Bulbus in der Orbita belassen werden 
konnte, was doch immerhin als eine höchst bemerkenswerthe Errungenschaft 
bezeichnet werden muss. Man wird sich ebensowenig verwundern können, 
dass hier nicht einer grösseren Zahl von Augen die Sehkraft erhalten werde, 
als über die mangelhaften Ergebnisse der Operation complicirter Stare. 


Freilich wäre es idealer, könnten wir den Meridionalschnitt durch die 
Bulbushüllen vermeiden. Merkwürdiger Weise trat in unseren Fällen ge- 
glückter Entfernung gerade in jenem ein Schwund des Augapfels ein, 
wo ein solcher Schnitt vermieden und von vorne her durch die Pupille 
eingegangen worden war. 


Hiermit soll nicht gesagt sein, dass wir die Gefahren perforirender 
Narben in den Bulbusbäuten in Abrede stellen wollten. Auch der noth- 
wendig entstehende Gesichtsfeldausfall darf nicht ignorirt werden. Umso- 
mehr sehe ich mich veranlasst zu motiviren, weshalb in mehreren unserer 
Fälle von der HIRSCHBERG’ schen Regel abgegangen wurde, womöglich nach 
unten und aussen zn operiren. Es geschah dies theils in Erwägung der 
Lage der Einbruchspforte, von der alten Ansicht ausgehend, dass Fremd- 
körper am leichtesten auf demselben Wege wieder entfernt werden können, 
auf welchem sie in den Organismus gelangten, anderseits in der Erwägung, 
dass frei im Glaskörper befindliche Splitter in Anbetracht ihrer Schwere 
mehr nach unten im Bulbus vermuthet werden müssen. Es gelingt aber 
entschieden leichter, die untere Augapfelhälfte von oben her wirksam zu 
bestreichen, als von unten, wo der Fall sehr wohl denkbar wäre, dass der 
gesuchte Splitter sich vielleicht nahe neben dem Schnitte frei befinden 
könnte, dem anziehenden Pole aber, der ihm nicht genug genähert werden 
könnte, anderseits zu schwach magnetisch wäre, um auf grössere Distanz 
noch genügend attrahirend wirken, trotz seiner Nähe dennoch nicht zu- 
fliegen würde. Besser ein Gesichtsfeldausfall, als ein negatives Resultat! 


Ob die neueste Phase der Magnetextractionen wesentlich bessere Er- 
gebnisse liefern wird, steht erst abzuwarten; gewiss wäre es ganz gut denk- 
bar. Im Uebrigen halte ich die alte Operation mit dem kleinen Magneten 
für eine treffliche Bereicherung unserer operativen Therapie. 


ll. Zur Verhütung der Augeneiterung der Neugeborenen. 


Von Prof. Hermann Cohn in Breslau. 


Die medicinische Section der schlesischen Gesellschaft beschäftigte sich 
seit Januar d. J. in 4 Sitzungen mit der wichtigen Frage der Verhütung 
der Augeneiterung der Neugeborenen. 

Herr Dr. KrEıLmann hatte in einem Vortrage am 25. Januar mit- 
getheilt, dass 500 Kinder in der Universitäts-Frauenklinik von der Krankheit 
frei blieben, obgleich bei ihnen nicht nach UREDE verfahren, sondern 
ihnen nur sofort nach der Geburt des Kopfes die noch ge- 
schlossenen Augenlider sorgsam abgewischt worden waren. Aller- 
dings seien 8 Fälle von Eiterung vorgekommen; diese seien aber im Juli 
von 2 Kindern eingeschleppt worden, welche nicht in der Anstalt geboren 
und nicht prophylactisch behandelt waren; die von diesen Kindern in die 
Klinik gebrachte Blennorrhöe sei vermuthlich durch das Badewasser von 
einer schmutzigen Wärterin auf 4 Kinder übertragen worden. 2 andere 
Kinder erkrankten im September am 8. und 9. Tage. Primäre Infectionen 
sah also KEILMANN nie unter 500 Fällen, nur jene Spätinfectionen. 

In der dem Vortrage folgenden Debatte citirte ich zunächst die im 
Cap. VI meines Lehrbuchs der Hygiene des Auges enthaltene ausführliche 
Statistik des Vorkommens von Blennorrhöe in den verschiedenen Anstalten 
vor und nach der Einführung von Crepk’s Methode. Ich erwähne hier 
nur meine eigenen Zahlen. 

In den 5 Lustren von 1866—1890 hatte ich 17, 19, 16, 12 und 10°, 
Blennorrhéen unter meinen Augenkranken, im Jahre 1894 aber wieder 12 °/,,,. 
In der Privatpraxis, in der überhaupt von jeher die Krankheit seltener war, 
betrug die Zahl in jenen 5 Lustren: 9, 6, 5, 4, 3"/,,, im Jahre 1894 auch 
39?/[, Eine Abnahme der Blennorrhöefälle ist also in letzter Zeit hier 
gewiss nicht eingetreten. 

Auch Sex (Zeitschr. f. Geburtshilfe u. Gynakol. Bd. 31. Heft 1) 
weist neuerdings nach, dass 1878 vor Crep&’s Methode 12°/,,, aber in den 
Jahren 1889—1894 auch noch 10—12 ?/,, Blennorrhóen unter den Kranken, 
welche die Universitätsklinik in Berlin aufsuchten, notirt wurden. 

Demgegenüber hat Haag bekanntlich festgestellt, dass in den Gebär- 
anstalten vor der Einführung von Crepe’s Tropfen 9°;,, nach derselben 
nur 1°/, der Kinder erkrankten. 


— 108 -- 


Epidemien in Gebär- und Findelanstalten, die früher sehr häufig 
waren, können heute durch Sauberkeit und Achtsamkeit bekanntlich voll- 
kommen verhütet werden. Die Mütter müssen auf die Gefahr der Ueber- 
tragung aufmerksam gemacht, die Erkrankten müssen sofort separirt, nur 
gut gedrillte und reinliche Wärterinnen dürfen angestellt werden. Kommt 
ein Kind in die Anstalt, dass schon auf der Fahrt zu derselben oder auf 
der Treppe geboren, so muss man jedenfalls Höllenstein eingiessen und den 
Fall aus Vorsicht isoliren. Besonders aber darf keine gemeinsame Be- 
nützung von Tüchern, Becken, Wannen, Badewasser, Leinenstücken und 
sonstigen Utensilien stattfinden. LEFORT hat im Pariser Findelhause ge- 
zeigt, dass die früher so häufigen Hausepidemien von Blennorrhöe aufhörten, 
als er sofort jedes Kind isolirte, welches Augeneiterung zeigte. 


Dieselben Vorsichtsmaassregeln gegen Spätinfectionen müssen auch in 
der Privatpraxis angewendet werden. Hier ist freilich nur das eine Kind, 
oder bei Zwillingen beide Kinder gefährdet; auch hier ist vernünftige Be- 
lehrung der Mutter besonders nöthig über die Gefahr, welcher das Kind 
ausgesetzt ist, wenn sein Auge mit den Fingern oder mit Wäschestücken 
berührt wird, die mit dem kranken Schoosse der Mutter in Berührung 
waren. 

Ist ja doch der Augentripper Erwachsener, der früher nicht so selten 
war, nach HirscaBERG’s und meiner genau übereinstimmenden Statistik 
auf 1°/,, der Augenkranken gesunken, — offenbar weil jeder Tripperkranke 
jetzt eindringlicher als früher gewarnt wird. 

Was die Primärinfectionen betrifft, so sollte die Prophylaxe eigent- 
lich beim Vater beginnen. Ein tripperkranker Mann sollte keinen Bei- 
schlaf ausüben; dann wird Mutter und Kind von Gonokokken frei bleiben. 
Die Hausärzte sollten Männer mit schwerem Nachtripper nicht heirathen 
lassen. Ist aber die Mutter einmal inficirt, so muss die Vorbeugung bei 
ihr beginnen, 

Ueber die präventive Desinfection der Scheide sind bekanntlich die 
Frauenärzte nicht einig; während der eine Carbol empfiehlt, widerräth der 
andere jedes Medicament; ein dritter hat sogar die Scheide mit einer Bürste 
und Seife vor der Geburt ausgebürstet. 


Dagegen war bisher kein Streit darüber, dass die Augen des Kindes 
desinficirt werden müssen. Nur über das Wie? wurde gestritten. 


Da sich die Gonokokken auf der Haut der Lider und an den Wimpern 
des Kindes befinden, so gerathen sie natürlich erst beim Oeffnen der stets 
bei der Geburt des Kopfes geschlossenen Augen auf die Bindehaut. 


Daher hat man schon làngst die mechanische Reinigung der Lider 
gleich nach der Geburt des Kopfes empfohlen. Das preussische Hebammen- 
lehrbuch sagt schon treffend in $ 324: „Die Hebamme wird also einsehen, 
wie ausserordentlich wichtig es ist, dass sie dem Kinde, sobald der Kopf 


— 109 2 


geboren ist, diesen verderblichen Schleim sofort mit reinem Wasser 
von den Augen abwüscht. Von der Sorgfalt, welche sie hierbei anwendet, 
wird oft die Gesundheit des Kindes abhängig sein.“ 


Die Methode von Dr. KEILMANN ist also durchaus nichts Neues. Ihm 
hat sie allerdings, was anerkannt zu werden verdient, nur gute Resultate 
gegeben, anderen Geburtshelfern offenbar nicht. Denn obgleich dieses sorg- 
same Abwischen schon lange geübt worden, suchten hervorragende Frauen- 
ärzte doch andere Methoden zur sicheren Verhütung der Blennorrhöen. 


Sorgsames Auswaschen der Augen mit destillirtem Wasser, Abwischen 
des Kopfes mit trocknem Tuche (nicht mit dem Badewasser, welches ab- 
gestreifte Gonokokken enthalten kann), Carbol, Salicyl, Sublimat, Thymol, 
Chlorwasser, Borsäure, übermangansaures Kali wurde empfohlen und wieder 
verlassen. 

Nur die Methode von Crep£ hat mit Recht einen Triumphzug gefeiert. 
Freilich, man muss auch seine 1882 gegebene Vorschrift auf’s Genaueste 
befolgen. Sie lautet wörtlich: „Die Kinder werden nach der Abnabelung 
zunächst von der Hautschmiere und dem an ihnen haftenden Blute, Schleime 
u. s. w. in der bekannten Weise befreit, dann in das Bad gebracht und 
dabei die Augen mittels eines reinen Läppchens oder besser mittels reiner 
Watte, nicht mit dem Badewasser, sondern mit anderem reinen guten 
Wasser äusserlich gereinigt, namentlich von den Lidern alle anhaftende 
Hautschmiere beseitigt. Dann wird auf dem Wickeltische vor dem An- 
kleiden des Kindes jedes Auge mittels zweier Finger ein wenig 
geöffnet, ein einziges, am Glasstibchen hängendes Tröpfchen einer 
2°/,igen Höllensteinlösung der Hornhaut bis zur Berührung genäbert und 
mitten auf sie fallen gelassen. Jede weitere Berücksichtigung der Augen 
unterbleibt. Namentlich darf in den nächsten 24—36 Stunden, falls eine 
leichte Röthung und Schwellung der Lider mit Schleimabson- 
derung erfolgen sollte, die Eiuträufelung nicht wiederholt werden.“ 


Von 1160 Kindern, die CrEDE so behandelte, bekam nur ein ein- 
ziges Blennorrhöe, und „bei diesem einen Falle war im Drange der 
Geschäfte die Einspritzung vergessen worden.“ 


Allerdings sind bei dieser Methode von KÖNIGSTEIN, FELSENREICH, 
KRUKENBERG U. A. duch noch 0,7 —1?/, Blennorrhöe beobachtet wurden; 
das kann aber wohl nur an der ungenauen Ausführung der Einträufelung 
gelegen haben. Denn FuuRMaNN, Director der Hebammenlehranstalt in 
Breslau, hat nie einen Fall von Blennorrhoe nach CrEp£’s Methode ge- 
sehen. | 

Nun ist es schwer begreiflich, warum ein so sicheres und einfaches 
Mittel von vielen Geburtshelfern nicht angewendet, jà sogar den Hebammen 
in der Privatpraxis verboten wird. 

Dass es, richtig angewendet, sicher die Krankheit verhütet, wird nicht 


ër: Ek es 


bestritten; es kann also nur Besorgniss sein, dass es dem Auge in 
anderer Art Schaden bringt. 


Viele Frauenärzte sahen am nächsten Tage das Auge geröthet, einen 
Catarrhus conjunctivae. Das ist ganz richtig. Ich habe diese catar- 
rhalische Reizung auch gesehen, und zwar in Fällen, wo ich das zweite 
Auge, wenn nur das eine erkrankt war, entsprechend der Anweisung von 
FRANKEL in Chemnitz (Klin. Monatsbl. 1889. S. 57) täglich prophylactisch 
mit einem Tropfen der 2°/,igen Silberlösung behandelte. Rothe, etwas 
Lichtscheu, Thränen, auch eine leichte Schwellung sah ich, aber niemals 
eine Keratitis; 2 Tage nach dem Aussetzen des Mittels war die Binde- 
haut wieder blass und jede krankhafte Erscheinung verschwunden. FRÄNKEL 
hat durch diesen Tropfen, der 6 Wochen lang täglich gegeben wurde, ohne 
Verband das andere Auge geschützt und niemals eine üble Folge gesehen. 


Wenn die Behauptung einiger Frauenärzte richtig wäre, dass dieser 
künstliche Silberkatarrh den Gonokokken ihre verderbliche Arbeit er- 
leichtere, so müssten letztere ja bei der Nähe des erkrankten Auges das 
zweite, prophylactisch eingeträufelte erst recht schädigen, — und das ist 
nicht der Fall. 


Die Sache liegt hier ganz anders, wie bei Diphtherie und anderen 
Leiden des Kehlkopfes oder der Luftröhre, wo die Bacillen, welche aus der 
Luft auffliegen, besseren Nährboden finden, wenn die Schleimhaut Catarrh 
zeigt, als wenn sie gesund ist; bei der Blennorrhóe muss eben der Gono- 
coccus in die Schleimhaut hineingewischt werden, und da gedeiht er 
leider, wenn auch nur ein Spürchen auf die gesunde Conjunctiva 
kommt, so rapide, dass er auf einer catarrhalischen gar nicht schneller 
wachsen kann. 


Ich wünsche einen Fall zu sehen, in dem das Auge durch den CREDE’- 
schen Tropfen wirklich geschädigt worden ist. Wenn nur je eine Keratitis 
dadurch entstanden wäre, wie hätten die Gegner des Verfahrens denselben 
ausgenützt, — aber meines Wissens enthält die Litteratur nicht einen Fall. 

Also Sorge um Schädigung des Auges sollte keinen Arzt von CREDE's 
Prophylaxe abhalten. 

Nun wird von manchen Geburtshelfern eingewandt, die Hebammen 
seien zu ungeschickt für diese kleine Einträufelung. CREp& bemerkte 
aber schon sehr richtig, dass nach alten Verordnungen in die Hebammen- 
schulen nur Frauen angenommen werden dürfen, „welche schmale, ge- 
schmeidige und geschickte Hände mit feiner Haut und schlanken, gelenkigen, 
nicht zu kurzen Fingern haben, frei von Warzen, Schwielen und Ver- 
unstaltungen.“ Leider, fügt Creo mit feinem Sarkasmus hinzu, leider 
besteht eine derartige Verordnung für Aerzte nicht, und sein Urtheil falle 
nach 30 jähriger Thätigkeit mehr zu Gunsten der Hebammen als der Aerzte 
in dieser Hinsicht aus. — 


e ke, = 


Wir Augenärzte sind gewiss davon überzeugt, dass man einer Hebamme, 
die ja viel schwierigere Handgriffe lernen muss, diesen kleinen Handgriff 
mit Leichtigkeit einüben kann. Wir staunen, wenn wir hören, dass einige 
Geburtshelfer behaupten, dass nicht 25°/, der Hebammen den Tropfen in 
die Lidspalte brächten. Man lasse nur jede Hebamme beim Examen einem 
Kinde etwas eintropfen und lasse sie unbarmherzig durchfallen, wenn sie 
diesen kleinen Dienst nicht ordentlich leisten kann. Dr. FUHRMANN hat 
in der 2. Hälfte des Cursus die Hebammen selbst die Methode üben lassen 
und nie einen Schaden dabei gesehen. Ich stimme vollkommen mit STEFFAN 
und HAAB überein, welche betonen, dass ein Hebammenstand, dem dieses 
Verfahren nicht anvertraut werden kónne, überhaupt keine Existenz- 
berechtigung habe. 


Wenn wir jetzt sehen, dass die Blennorrhöe nicht abnimmt, so trägt 
die Hauptschuld meines Erachtens das beklagenswerthe Gutachten der 
preussischen wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen vom 
Jahre 1887 (Referent Scuröper). Da heisst es: „Das Verfahren von CREDE 
ist sehr gut, hat jedoch den Nachtheil, dass die Bindehaut sehr leicht 
gereizt wird. Wird den Hebammen diese Prophylaxe überlassen, so können 
sie leicht, allzu sorglos, den Ausbruch der Blennorrhöe übersehen. 
Es wird abgerathen, den Hebammen in der Privatpraxis das Verfahren zu 
überlassen.“ Ich frage immer: Wo sind denn die Fälle von Reizung der 
Bindehaut, die Schaden gebracht haben? Wie kann denn ein Ausbruch 
der Blennorrhöe übersehen werden, da sie ja eben nach Höllenstein nicht 
ausbricht? Und wenn wirklich schlecht eingegossen worden, wie kann 
denn die Hebamme die Schwellung und Eiterung übersehen? Jeder Mensch 
merkt doch, wenn Eiter aus dem Auge kommt. Man kann also nur immer 
wiederholen: Dieses überaus schwache Gutachten der obersten wissenschaft- 
lichen medicinischen Behörde hat die Blindheit vieler Kinder in Preussen 
verschuldet und wird sie weiter verschulden, wenn den Hebammen die 
CnrEpÉ'sche Methode verboten bleibt. 


In Wirklichkeit ist sie aber gar nicht für alle Fälle verboten. Denn 
das preussische Hebammenlehrbuch schreibt im $ 218 sehr treffend: „Die 
Augen der Neugeborenen sind bei allen Schwangeren, welche an an- 
steckendem Schleimflusse leiden, sehr gefährdet. Um einer Erkrankung 
derselben vorzubeugen, dringe die Hebamme auf die Zuziehung eines Arztes 
schon während der Entbindung. Bis der Arzt zur Stelle, suche sie die 
Scheide der Kreissenden von dem ansteckenden Schleime durch Ausspülen 
und Abtupfen möglichst gründlich zu reinigen, und vor Allem wasche sie 
dem Kinde sofort nach Hervortritt des Kopfes, bevor es noch die 
Augen geöffnet hat, die Augenlider mit reinem Wasser gründlich 
von dem anhaftenden Schleime der miitterlichen Geburtswege ab. (Also 
nochmalige Mahnung wie im $ 324!) Sofort nach dieser Reinigung aber 


— 112 — 


träufle sie dem Kinde einen Tropfen 2°/,,iger Höllensteinlösung in 
jedes Auge.“ 

Also Crepk’s Methode ausser der mechanischen Reinigung, aber nur 
bei Frauen mit verdächtigem Ausflusse! 

Es ist auffallend, dass trotzdem in den Kliniken von OLSHAUSEN, 
HEGAR, ALFELD, LÖHLEIN und KÜstnEr, wie letzterer bei der Debatte 
mittheilte, das Crep£’sche Verfahren nicht mehr geübt wird. PERNICE 
und ScHATz lassen es nur in der Klinik, nicht in der Poliklinik anwenden. 
SCHULTZE benutzt Argentumlösung von 1,5°/, und GussEROow solche von 
19/, Nur Fresure ist von der KanrENBACB'schen zur CnEDfÉ'schen 
Methode zurückgekehrt. 

Wenn die Geburtshelfer in der Prophylaxe jetzt etwas laxer vorgehen, 
als die Augenärzte wünschen, so liegt das wohl daran, dass sie die schreck- 
lichen Endausgänge vieler Fälle gar nicht sehen. Am 9. Tage verlässt 
das Kind die Entbindungsanstalt, da sind meist die Hornhäute trotz der 
Eiterung noch nicht durchgebrochen; erst später platzen sie, und wir 
Oculisten und die Blindenanstalten sehen das traurige Ende. 

Ganz unrichtig scheint mir die Anwendung schwächerer Argentum- 
lösungen. CREDE "hat schon davor gewarnt, und Versuche haben ja er- 
geben, dass nur eine 2°/ ‚ige Lösung in 2 Secunden die Gonokokken tödtet, 
während schwächere Lösungen erst in !/,—1 Minute wirken. Man thut 
also sehr Unrecht, die Misserfolge derartiger Modificationen dem CREDE'- 


schen Verfahren anzurechnen. 
(Schluss folgt.) 


Klinische Beobachtungen. 


Keratitis nach Wespenstich. 
Von Dr. Purtscher. 


Johann Woschitz, 50 Jahre alt, aus Stadsberg, stellt sich am 25. Juli 1885 
im Ainbulatorium vor mit der Angabe, es habe ihn Tags vorher (vor circa 
24 Stunden) eine Wespe direct in das rechte Auge gestochen. Er hatte so- 
fort heftigen Schmerz den er vergebens durch kalte Umschläge zu mildern be- 
strebt war. Gestern strahlten die Schmerzen auch in die ganze rechte Ge- 
sichtshälfte aus; heute ist letzteres Symptom nahezu verschwunden. 

Status präsens: Die Weichtheile der rechten Gesichtshälfte sind mässig 
geschwollen und geröthetet, speciell die Lider dieser Seite; doch kann Pat. trotz- 
dem das Auge leidlich spontan öffnen. Die Bindehaut des rechten Augapfels 
ist lebhaft injicirt, besonders intensiv nach innen. Nach unten starke Chemosis, 
nach aussen nur einzelne erweiterte Lymphräume. 

Die Cornea zeigt in ihrem inneren und unteren Antheile diffuse ober- 
flàchliehe Trübung; am saturirtesten ist dieselbe etwas nach innen vom Horn- 
hautcentrum; von dieser Stelle machtigster Tribung strahlen radiáre grauliche 


— 13 — 


Streifen von verschiedener Mächtigkeit nach den peripheren Trübungsbezirken 
aus, woselbst sie sich langsam verlieren. Bei näherer Besichtung gewahrt man 
dem Tribungscentrum entsprechend einen kreisrunden, äusserst scharf begrenzten, 
etwa 3 mm im Durchmesser betragenden Epitheldefect mit einem gleichfalls 
sehr scharf markirten vertieften Punkt im Centrum — offenbar der Stelle des 
Stiches. Der Epithelrand erscheint überall leicht erhaben; der kreisförmige 
epithelberaubte Fleck ist ziemlich glattspiegelnd. In der Vorderkammer findet 
sich ein kleines — kaum millimeterhohes — Hypopyon. Die Pupille überall 
frei — ist eher weiter als links; Spannung vielleicht ein wenig erhöht; doch 
kann wegen arger Druckempfindlichkeit kein sicheres Urtheil gewonnen werden. 

Pat. wurde mit Atropin entlassen. 

Leider sah ich den Mann nicht wieder. 


Aus der Literatur liegt mir nur eine kurze Notiz in Hirschberg's Cen- 
tralblatt vor, welche besagt, dass Dr. Leplat einen analogen Fall beobachtet hat.! 


Neue Instrumente, Medicamente etc. 


Künstliche Augen für geschrumpfte Augenhöhlen. 
Von Salt in Birmingham. 


Herr Salt in Birmingham, Corporation Street 69, empfiehlt in solchen 
Fällen, wo kein künstliches Auge in der Orbita Platz findet, eine von ihm con- 
struirte Brille zu verwenden, an deren einem Glase künstliche Lider angebracht 
sind. Wenn die Brille angelegt ist, ruht das Auge ganz leicht auf den Lidern, 
und wenn das Auge den Verhältnissen entsprechend sorgfältig ausgesucht ist, 
soll der kosmetische Effect sehr befriedigend sein. Denselben Gedanken hat 
schon vor ihm Dr. Collins gehabt und im Lancet beschrieben. (Brit. Med. 
Journ. 17. Nov. 1894.) Peltesohn. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


Euclidis Opera omnia ed. J. L. Heiberg et H. Menge. Vol. VII. Euclidis 
Optica, Opticorum recensio Theonis, Catoptrica, cum scholiis antiquis ed. J. L. 
Heiberg, Prof. Dr. phil. Lipsiae, in Aed. B. G. Teubneri. MDCCCXCV. 

Eine werthvolle Gabe für die Liebhaber der Geschichte. Und wer rechnet 
sich nicht gern zu diesen? Prahlen doch mit dem Staube der Bibliotheken 
auch Leute, die schon das Gestern vergessen haben. Aber für nachdenkliche 
Fachgenossen ist es rührend, das erste, noch jugendliche Stammeln derjenigen 
Wissenschaft zu hören, deren vollkommnere Ausbildung uns mit dem Augen- 
spiegel, dem Vergrösserungsglas, dem Fernrohr beschenkt hat. 

Als ich meine ersten Studien machte, galt es für ziemlich ausgemacht, 
dass die unter dem Namen Euclides uns überlieferten Onrıxa und Aarontoıxa 


! Piqüre de l'oeil par un dard de gu@pe. Bulletin de la Société de Médic. de 
Gand. Marz 1894. Hirschberg's Centralbl. 1894. Juli. p. 203, 


8 


-- 114 -- 
so unvollkommen und nachlässig geschrieben seien, dass sie unmöglich für echte 
Schriften des berühmten Vaters der Geometrie! gehalten werden könnten. Diese 
Ansicht hat auch der Verf. der ersten Geschichte der Optik?, Joseph 
Pristley, nachdrücklich vertreten. Aber, obwohl das eigentliche Werk des 
Euclides uns unbekannt, und nur die Ausgabe des Theon gedruckt vorlag; 
waren doch andre, der Optik und des Griechischen mehr kundige Männer für 
die Echtheit mit Wärme eingetreten: so schon der berühmte J. Kepler?, so 
unser gelehrter Landmann E. Wilde, Verf. der 2. Geschichte der Optik.* 

Heutzutage besitzen wir nun auch die echte Schrift des Euclid über Optik, 
welche J. L. Heiberg aus Kopenhagen zuerst aus einer Wiener Handschrift 
1882 herausgegeben und in dem Bande, der hier besprochen wird, wieder 
abgedruckt hat; zusammen mit der von Theon (gegen Ende des 4. Jahrh. n. Chr. 
zu Alexandrien) besorgten Ausgabe, die seit dem Wiedererwachen der Wissen- 
Schaften allein bekannt gewesen; und mit einer lateinischen Uebersetzung des 
erstgenannten Textes aus dem Mittelalter, des lotztgenannten aus der Renaissance- 
zeit; endlich mit der Catoptrik, die nach Heiberg, wegen sachlicher Irr- 
thümer und wegen der Sprache, dem Theon zuzuschreiben ist, und mit alten 
(griechischen) Scholien zu den genannten Schriften. 

Wer den Inhalt kennen lernen will, muss das Buch lesen, aber den 
griechischen Text. Derselbe ist verständlicher, als die lateinische Uebersetzung; 
einmal weil die griechische Sprache zu solchen Erörterungen geeigneter ist, 
sodann weil der Verf. des Griechischen seine Sprache besser beherrschte. 

Immerhin kann ich es mir nicht versagen, einige kurze Anfülırungen zu 
machen für diejenigen, welche sich wenigstens eine Vorstellung von dem In- 
halte bilden wollen. 


Euklid beginnt mit Begriffserklirungen (ove), die er als Erfahrungssiitze 
hinstellt: 


(2. H ‘ > 4 ~ ” 
1l. Ymoxs'uO« tag ano tov ouuatos 
a > 3 ` S 
oye xat evdetes yuauuas rop det 
e £ € , 2 A 2 , 
Dryn Tt 001010608 an alkı)av. 


€ ER ' a € D - y 
2. Nat T0 UEV VHO TOV OYEWP HEQE- 
, s * $ 1 ` 
yousvor ogun riet Sruäton Tiy xogue 
' 3^ ‘ ~ v a ERT à r 
Hir Ezurte MOOS TO ouuerı, THY OF Pace 
` x r D ` e 
HVOS TOS TEQHOL TOY OYMUsra”. 


à \ € ~ ` v 1 ex 
3. het operae: uev tavta, Agog n 
r c »M ` ‘ € A 
Y (& Ol'EL£. TTQOGTUTITQUL UN ogas Ha 
se 4 sn 4 ` ei » 
ÒE, "tQos tt UV UN 710007011000. Gb. OYE. 








Wir müssen annehmen, dass die vom 
Auge ausgehenden Sehstrahlen fortziohen 
in geraden Linien, die gewisse Zwischen- 
räume zwischen sich lassen. 

Die von den Sehstrahlen eingesclilos- 
sene Figur ist ein Kegel, dessen Spitze 
in Auge liegt, die Grundfläche aber 
auf den Grenzen der sichtbaren Gegen- 
stände. 

Wir sehen nur das, worauf Seh- 
strahlen fallen; wir sehen aber das 
nicht, worauf keine Sehstrahlen fallen. 


! Er lebte um 300 v. Chr. zu Alexandria in Aegypten am Hofe des Ptolomaeus 


Lagi. Nach unseren heutigen Begriffen wird der Grieche von den Barbaren (Aegyptern) 
viel gelernt haben, ehe er es unternehmen konnte, die Welt mit den Anfangsgründen 
der Geometrie zu beschenken und die Grundsteine zu einer ganz neuen Wissenschaft, 
der Optik, zu legen. 

2 Deutsch von G. S. Klügel. Leipzig 1775. S. 7. — Aehnlich Poggendorff 
(Geseh. d. Physik S. 23) und die neuesten Convers.-Lexica. 

? Euclidis Catoptrica voʻeveiw arguis, meo judieio perperam. 
Keplerum, von Hansch. Epist. CLIL) 

* Gesch. d. Optik von Dr. E. Wilde, Prof. d. Math. u. Physik am berlinischen 
Gymnasium zum grauen Kloster. Berlin 1538. Vgl. auch Christ, Geschichte der 
griechischen Literatur. München 1890, 8. 719; Günther, G. d. Naturwiss. i. A. 
München 1894, 8. 269, 


(Epistol. ad J. 


— 15 - 


Wenn der Grieche annimmt, dass die einzelnen Sehstrahlen in dem kegel- 
förmigen Bündel Zwischenräume zwischen sich lassen und nicht ununter- 
brochen (ov ovreyris) den Raum des Kegels ausfüllen; so ist das derselbe 
Gedanke, als wenn wir heute sagen, das Netzhautbild ist musivisch und besteht 
aus einzelnen Punkten, die den lichtauffangenden Endorganen (Zapfen und Stäbchen) 
entsprechen: das musivisch zusammengesetzte Auge der Insecten würde aller- 
dings noch eher den Gedanken des Griechen ausdrücken, da er von Lichtbrechung 
nichts versteht, als das dioptrisch gebaute Auge der Wirbelthiere. Nur wenn 
man dies erwägt!, wird man verstehen, wie Euklid das Vorhandensein eines 
kleinsten Unterscheidungswinkels oder eines Minimum visibile (eines 
physiologischen Netzhautpunktes nach Aubert) zu beweisen unternimmt. Es 
lautet nämlich der dritte Lehrsatz folgendermassen: 


‘Exaotoy tov ogwusrav Eye Té 5x07 Für jeden sichtbaren Gegenstand 
ecouUTQuctos, ov yevouerov ovzéti ogatai. giebt es eine gewisse Entfernung vom 
Auge, in welcher er aufhört, sichtbar 
zu sein. 
fur yag ouo u£y B sei das Auge, T'4 der sichtbare 
t0 D, ógoutrov Ó£ 10. Gegenstand. Ich behaupte nun, dass 
TA. què ð on zu TA in einem bestimmten Abstande vom 
TA £v 104 enosry- Auge nicht mehr sichtbar bleibt. 
UATE YEVUMEVOV OUXETL 
ue d ET. 
yeyeruo 00 yag TÒ Man bringe T4 in den Zwischenraum 
TA èv tw uerašv ðw- der [zwei benachbarten] Sehstrahlen, 
ouat TOY oyeor wo A liegt: dann wird kein von H 
AQ) ov TO K. ovxotr agós to K ovdeu'e ausfahrender Strahl auf x treffen u.s. w. 
Toy a0 Tov B owewv zigozntgkltet x. 1. À. 

Hiermit in Uebereinstimmung erklärt Euclid, dass von zwei gleichen und 
gleichlaufenden Längen die nähere genauer erscheint, da sie unter mehr Seh- 
strahlen (imo akeorwy oyeor) oder unter mehr kleinsten Winkeln (vu 
isıorwr yorur) gesehen wird. 

[Beiläufig sei erwähnt, dass in einer freien lateinischen Uebersetzung von 
Euclid’s Optik (die Handschrift ist aus dem Jahre 1359 n. Chr.) folgendes 
steht: Sit igitur dbg minimus angulus determinatus visui.] 

Das Weitere enthält solche Sätze, wie die folgenden: 

Von gleichen Grössen erscheint diejenige grösser, die dem Auge näher ist. 
Gleiche Grössen, die vom Auge ungleich entfernt sind, erscheinen nicht ihren 
Entfernungen proportional. Von Ebenen, die unter dem Auge liegen, erscheinen 
die ferneren Theile höher. Die Aufgabe, eine Höhe zu messen, wird in doppelter 
Weise gelöst: 1. mit Hilfe des Schattens, 2. mit Hilfe eines ebenen Spiegels. 
òs wird untersucht, wie viel das Auge von einer Kugel, einem Cylinder, einem 
Kegel überschaut; wie bei gleichförmiger Bewegung nähere und fernere Gegen- 
stände sich gegeneinander verschieben, u. A. m. 

An vielen Stellen ist der neugefundene Text wesentlich verständlicher. Man 
könnte sich wundern, dass diese griechischen Optiker nicht nachdrücklicher gegen 
die Annahmen der Philosophen über die vom Auge ausgehenden Sehstrahlen 
auftraten. Nun sie wussten ganz gut, dass von den leuchtenden Körpern Strahlen 
in's Auge dringen; sie meinten aber, dass zum Wahrnehmen noch eine Thätig- 
keit des Auges (oder der Seele, Fixation, Aufmerksamkeit) hinzukommen 





B 





! Was, wie mir scheint, bisher noch nicht geschehen ist. 
H? 


— 116 — 


müsse. So heisst es in der erläuternden Vorlesung des Theon (S. 146): ‘Evegyovs 
uty Ovtus OTL NOY gus xat sydeiay yonuumy gegeraı, zol nacı ngodnkov uerada'reır 
eis tyy oyiw 5ov ... 

Die Katoptrik entwickelt, zum ersten Male in der Geschichte der Wissen- 
schaft, die Hauptsätze der Lehre von der Zurückwerfung des Lichtes, von dem 
Orte und der Stellung der Bilder ebener wie gekrümmter Spiegel. Dass der 
Verf. dem Brennpunkte der Hohlspiegel nicht die richtige Lage gegeben, wird 
derjenige verzeihen, der berücksichtigt, wie selbst ein Kepler hierin noch irrte, 
und anerkennt, wie schwer es war, die ersten Bausteine der Optik 
zu begründen.! H. 
Neue Journale: La Clinique ophth. par Jocqs, Paris 1895. 

Engl. Ausgabe der Annales d'Ocul. von Stevens, NewYork 1895. 


Gesellschaftsberichte. 


Ophthalmological Society of the United Kingdom. Sitzung vom 13. De- 
cember 1894. (Ophth. Review. 1895. Januar.) 


Five case of plastic cellulitis. 

Herr George Lawson berichtet über 5 Fälle von Orbitalcellulitis, von 
denen 4 überhaupt keinen, der letzte nur sehr wenig Eiter bei der Punction 
entleerten. In einem Falle trat die Affection auf beiden Augen ein. Niemals 
lag eine áussere Verletzung als Ursache vor. L. glaubt an einen septicámischen 
Ursprung, ohne dass er aber in 3 Fällen eine Quelle der Septicämie nachweisen 
konnte. Einmal war eine acute Tonsilitis voraufgegangen. In einem anderen 
Falle lag offenbar eine Pyümie vor, indessen blieb deren Ausgangsstelle ver- 
borgen. Bei Frauen glaubt L. öfter, als man annimmt, eine Septicämie ver- 
borgen, welche von dem Genitaltract herstammen; viele sog. Rlıeumatismen bei 
Frauen hält er für solche Septicämien. Von den Patienten L.’s starben drei, 
einer büsste sein Auge ein, der letzte behielt ein herabgesetztes Sehvermögen. 

Herr Tweedy hält alle solche Fälle für sehr bedenklich, sah aber und 
verspricht sich eine erhebliche Hilfe von breiten Incisivonen des oberen Ludes. 
Vielfach gehe doch irgend ein Trauma der Affection vorher, wie in einem seiner 
Fälle eine Schlitzung des Thriinencanales. 

Herr Hulke hielt es für wünschenswerth, in solchen Fällen sich durch 
die Section überzeugen zu können, ob ein primärer Process vorlag oder ein 
Folgezustand von einer Thrombose der Vena ophthalmica oder des Sinus caver- 
nosus oder einer Meningitis. 

Herr Critchett erinnert an eine Krankenvorstellung, bei welcher die 
Cellulitis nach Entfernung kranker Molarzälıne zurückgegangen war. 


Hydatid cyst of the orbit. 

Herr Lawford berichtet über eine 17jährige Patientin, bei welcher nach 
vorausgegangenen Schmerzen und Verdrängung des Bulbus nach vorn und unten, 
Boweglichkeitsbeschränkung, geringem Oedem der Lider und Hyperämie der 
Bindehaut, Stauungspapille mit Netzhautblutungen hinter der Trochlea eine tief- 
liegende Cyste gefunden werden konnte. Die Punction entleerte eine dünne 


! Neue Ausgaben der andern Werke der Alten über Optik: I. Optika Ptole- 
maei (lat.) ed. Govi, Turin 1885. Il. Heliodori xeqeA«ia tov ontixay steht noch 
aus. 111. Heron’s Katoptr. lat. von Val. Rose, anecd. gr. 11. 


— 17 — 


klare Flüssigkeit, worauf die Cyste zusammenfiel und, nachdem der Schnitt etwas 
vergrössert worden war, leicht extrahirt werden konnte. Es handelt sich um 
eine ausgesprochene Hydatidencyste, aber ohne Hakenbefund. Das Sehvermögen 
besserte sich dann wieder, und es trat Heilung ein bis auf etwas Divergenz- 
stellung, vielleicht in Folge von Schädigung des Internus, oder, wie Robertson 
bemerkte, durch Compression der Nervenleitung. Eine möglichst frühzeitige 
Extraction nach Punction sei dringend indicirt. 

Herr Rocliffe sah sich einmal gezwungen, das Auge zu opfern, weil Pat. 
die Operation zu lange hinausgeschoben hatte. 

Herr Johnson Taylor hatte zwischen Meningocele und Cyste zu unter- 
scheiden; die Untersuchung des punctirten Inhaltes liess erstere ausschliessen. 


Osteoma of the conjunctiva. 


Herr Hartridge salı bei einem Kinde von 3 Monaten eine angeblich schon 
3 Tage bemerkte Schwellung am äusseren Theile des rechten Bulbus. Sie be- 
stand aus einer oberflächlichen weichen und einer tieferen harten, einem Schneide- 
zahn ähnelnden Portion, welche sich als mit Periost bedeckter Knochen erwies. 
Dr. Robertson hat vor vielen Jahren einen ganz gleichen Fall gesehen. 


Formol as a hardening agent. 


Herr Marshall spricht über das Formol, welches in 10°/,iger Lëeung 
sıch als eine hervorragende Conservirungsflüssigkeit erwiesen habe. 

Herr Lindsay Johnson hat sie schon vor Leber angewendet, aber keinen 
Vorzug vor anderen Mitteln entdeckt. 

Papillary conjunctivitis. 

Dr. Adolf Bronner sah bei einem 22jährigen Manne, der in Folge eines 
chronischen Excems viel Arsenpillen schluckte, eine papillare Conjunctivitis ent- 
stehen, die mit leichter Chemosis einherging. Der Kupferstift half gar nichts, 
bis der Arsengebrauch ausgesetzt wurde. 

Dr. Robertson bezweifelt den Zusammenhang, weil die Affection auf ein 
Auge beschränkt blieb. 

Demonstrationen: Herr Lang: Cataract mit Krystallbildung in der 
Linse, mit mikroskopischen Präparaten. — Herr Dodd: 1. Neues Pincenez. 
2. Angeborene Linsentrübung. — Dr. Bronner: 1. Drahtmaske für Staroperirte. 
2. Benno's Schreibpapier mit Relieflinien für Blinde. — Herr Johnson: 
1. Linsenextraction bei Myopie. 2. Symmetrische Zeichnung von Schichtstar. — 
Herr N. C. Ridley: Angeborenes Macularcolobom. — Herr W. J. Cant: Grosses 
Sarcom der rechten Hirnhemispháre. — Herr Gunn: Tuberculóse Iritis. 

Peltesohn. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde. Unter Mitwirkung von Fach- 
genossen herausgegeben von Prof. Wilhelm Schulek, Director der Augen- 
klinik in Budapest. I. Bd. mit 45 Abbild. im Text. Leipzig und Wien. 
Franz Deuticke. 1895. 

Sphincterotomia pupillaris. Durchschneidung des Pupillen- 
verengerers am Narbenrande, von Prof. Wilhelm Schulek. 


Um bei bestehender peripherer Synechia auterior Folgeerscheinungen, vor 
Allem secundáres Glaucom zu verhüten resp. zu beseitigen, empfiehlt Sch. an 


- 118 — 


ewe der Iridectomie, welche die Selischärfe herabsetze, und der Punction, welche 
pur Vorüberzehenden Nutzen bringe, ein neues Operationsverfahren, die von ihm 
cov, Sphincterotomia pupillaris. Dieselbe besteht in der Durchschneidung der 
P’ugallenschenkel der Synechie möglichst nahe am Rande der Narbe von hinten 
nach vorn mittels des Sphincterotoms. Dieses ähnelt einer Starnadel, nur läuft 
dig Spitze in ein zartes, convex geschliffenes Messerchen aus. Die Operation 
lasst verschiedene Modificativnen zu. 


Sphineterolysis anterior. Abtrennung des Pupillenverenzerers 
von Jlornhautnarben, von Prof. Wilhelm Schulek. 


Der operative Vorgang ist für solche Fälle erdacht, in denen die Iris seit- 
lich mit einer Hornhautnarbe verwachsen, die Pupille jedoch nicht ganz ausser 
Function gesetzt ist. | 

Man sticht das Messer an einem Rand der Narbe ein, am entgrgensresetzten 
aus, die Narbe liegt so auf dem Messer, die Schneide richtet sich Nach gegen 
die an die Narbe gewachsene Iris. Da nun das Messer sich nicht gut zwischen 
Iris und Hornhaut bringen liess, so nahm Sch. ein zweites Messer zu Hilfe, 
welches zu dem an der Riicktlache der Narbe geführten Messer parallel, also 
ebenfalls flach. geführt wurde, jedoch mit dem Rücken nach vorwärts gekehrt 
und nur an die Obertläche angelehnt war. Dieses zweite Messer führt Sch. 
mit der anderen Hand, wobei er den Stiel nach der entgegengesetzten Seite 
hielt. Die Narbe war also zwischen zwei Messer gefasst und wurde von dem 
hinteren durchschnitten, während das vordere dagegen drückte. 

Da man durch dieses Verfahren die Breite des zu durchtrennenden Lappens 
wegen des davor liegenden Messers nicht gut beurtheilen konnte, so erdachte 
Sch. ein anderes Verfahren, welches er Apotomia iridis nennt. 

Man drückt die Cornea mit einer Glasplatte an das rückwärts abschälende 
Messer. Diese Glasplatte verbreitert sich auf eine Länge von 20 mm bis zu 
10 mm, von da an besitzt sie eine 12 mın lange, aber parallele, zum sicheren 
Anfassen rauh geschliffene Fortsetzung; die Spitze ist auf eine Länge von 4 mm 
abgesetzt. Der mattgeschliffene Theil der Glasplatte wird mit Guttaperchapapier 
eingehüllt und mit einer, mit Schieberverschluss versehenen Zange festgehalten. 
Die Operation stellt sich also so dar: Mit einem schmalen Messer wird über 
einem der Irisschenkel an der Grenze des trüben Gewebes der Narbe in die 
Kammer eingestochen, dann wie zur Sphincterolysis bogenförmig an der ent- 
gegengeselzten Seite ausgestochen, das schon vorher in die Zange gefasste Glas- 
blatt wird mit einer passenden Stelle oberflächlich auf das so aufgeladene Narben- 
rewebe aufgesetzt und hierauf an der Rücktläche der Narbe, entsprechend dem 
Druck auf die Vorderfläche, eingeschnitten. Entsprechend dem Breiterwerden der 
Narbe werden breitere Stellen der Glasplatte gegen die Schneide vorgeschoben. 


Die Resection der oberen Facialisäste bei Blepharospasmus 
idiopathicus, von Dr. Ignaz Ottava. 


O. beschreibt einen Fall von Blepharuspasmus bei einem 55jahr. Manne. 
Das Leiden entstand nach einem Brande, wobei dem Pat. die Flammen in's Auge 
geschlagen wurden. Einfache Durchschneidung der oberen Facialisaste hatte 
keinen bleibenden Erfolg, erst die Resection brachte nahezu vollständige Heilung. 

Bei einem 35jáhr. Müller dauerte der Blepharospasmus beiderseits schon 
3 Jahre. Electrisiren und Jodeinpinselung ohne Erfolg. Heilung durch Resection 
der oberen Facialisáste. 

Bei einem 43jühr. Manne erkrankten nach einer Zahnextraction die Augen. 


— 119 — 


5 Monate nachher entsteht Blinzeln, das schon 6 Wochen anhalt. Ueber beiden 
Arcus zygomatici wurde ein 2,5 cm langer, bis zum Knochen dringender Schnitt 
gemacht, quer vom oberen Ende bis zum unteren. Aus der Tiefe der Wunde 
wurde ein Stück der Weichtheile ausgeschnitten, worauf das Blinzeln verschwand. 
Lähmung des Orbicularis nach der Durchscheidung trat nicht ein, weil nicht 
alle Fasern durchschnitien wurden, die zum Muskel verlaufen. 

Bei weiteren 10 Operirten mit 15 Operationen wurde ein voller Erfolg in 3, 
ein nahezu vollständiger in 2, ein theilweiser in 8 Fällen erreicht, in zweien 
blieb er aus. 


Der Paquelin'sche Thermocauter in der Augenheilkunde, von 
Dr. Stephan Csapodi. 

Csapodi beschreibt den in der Budapester Augenklinik befindlichen Thermo- 
cauter und seine Anwendung. 


Hermetischer Schutz gesunder Augen, von Dr. Ladislaus Issekutz. 


I. benutzt zum hermetischen Verschluss des gesunden Auges bei Blennorrhóe 
des anderen Auges den wasserdichten Wachstaffet; das ganze Auge wird damit 
bedeckt, so dass die Ränder oben auf die Stirne, unten aufs Gesicht — etwas 
höher als die Nasenflügel —, aussen auf die Schläfe und nach innen auf den 
Nasenrücken bez. auf die Nasenwurzel zu liegen kommen. Der nach einem 
Papiermuster ausgeschnittene Wachstaffet wird in Sublimat abgewaschen, ab- 
getrocknet und auf's Auge gelegt; die Ränder werden mit langen, aber schmalen, 
etwa !/, cm breiten Englischpflasterstreifen rund herum zugespickt, so dass die 
Hälfte der schliessenden Streifen auf den Rand des Wachstaffets, die andere 
Hälfte auf die Haut des Gesichts, bez. der Stirn zu liegen kommt. Die Streifen 
werden mit Collodium flexile eingestrichen, um gegen das Aufweichen der Streifen 
durch Wasser Schutz zu bieten. Der Verband wird täglich geöffnet und dus 
Auge mit Sublimat ausgewachen. In 30 Fällen blieb das so geschützte Auge 
von der Iufection geschont. 


Zur Behandlung der Dakryocystitis chronica. Neue Sonden, von 
Dr. Gustav Neupauer. | 


Nach Feststellung der Thränenstauung wird das obere 'lhránenróhrchen 
geschlitzt. Es wird nun Bowman Nr. 3 eingeführt: Bleibt die Sonde im 
Thränengang stecken und ist eine Narbenstrictur anzunehmen, so folgt: 1. Aus- 
drücken des Thránensackes, 2. Sondirung des 'Thränenganges mit Bowman’scheu 
Sonden, 3. Ausspritzen des Thränensackes und -Ganges. 

Die Sonden sind von bestimmter Dicke, mit conischer Spitze und nad, 
nicht doppelt. Zum Ausspritzen dienen Sonden mit seitlicher Oefinung. 


Ueber den Werth dreier neuerer antiseptischen Mitteln in der 
Augenheilkunde, von Dr. Gustav Neupauer. 


N. untersuchte das Hydrargyrum cyanatum, das Lysol und die Cresylsáure. 
Er fand, dass die 1°/,ige Cresylsiure und die 1°/,,ige Lósuug des Hydrarg. 
cyanat. in das Auge des Kaninchens eingetropft, keine Entzündung hervorrufen, 
während das Lysol auch in der Lösung von 1:1000 eine bis 2 Stunden 
dauernde Reizung hervorruft. Ferner stellte er fest, dass Hydrarg. cyanat. 1:1000 
Cholera- und Anthraxbacillen in 1 Minute, Staphylococcus pyog. aur. in 5 Minuten 
tüdtet, Cresylsáure 1:100 iu 15,15 und 20 Minuten, Lysol 1:1000 in 20, 
1 und 20 Minuten. Es ist deshalb das Hydrarg. cyanat. als Augendesinficiens 
zu empfehlen. 


— 120 — 


Zur Aetiologie des Pterygiums, von Prof. Wilhelm Schulek. 


Bei der Entstehung des Pterygiums spielen die Bewegungsverhältnisse der 
Lidspalte und die Krümmungen an der Oberfläche des Augapfels eine Rolle. 
Ausserdem kommen noch photochemische Verhältnisse in Betracht und natürlich 
äussere Schädlichkeiten. 

Sch. fasst seine Meinung dahin zusammen: 

1. dass die Entwickelung des Flügelfells unter dem Einfluss äusserer Schäd- 
lichkeiten steht; 

2. mit dem Mechanismus des Lidschlags über der Augapfeloberfläche zu- 
sammenhängt; 

3. von localen Hormbautveränderungen eingeleitet wird; 

4. im Beginn in einem Hinüberlegen der Pinguecula sammt dem dieselbe 
einschliessenden Conjunctivalgewebe, später in einem fortgesetzton Nachziehen 
der Bindehautduplicatur besteht; 

5. dass das Flivelfell die Pinguecula theilweise absorbirt, theilweise aus- 
dehnt; 

6. dass entzündliche Schwellungen und Gewebsvermehrungen der Conjunctiva 
ein wesentlicher Factor sind, dagegen die senile Degeneration nur nebenbei läuft; 

7. dass die Cornea Gewebsverluste erleidet und 

8. diese allsogleich durch Vordringen der Conjunctiva ausgefüllt werden; 

9. dass trotz Abstossung von Cornealsubstanz diese Lücken makroskopisch 
nicht deutlich sichtbar werden, weil sie nicht flächenförmig sind, sondern immer, 
wenn auch mehr oder weniger, in die Tiefe greifen; 

10. dass das Uebergreifen der Bindehaut auf die Hornhaut bald ein actives, 
bald ein passives ist; 

11. dass die Schwellung, Schrumpfung und Faltung die Folgen der wechseln- 
den Phasen des Grundprocesses ist; 

12. dass die anatomischen, physiologischen und senilen Verhältnisse nur die 
Disposition abgeben; 

13. dass aber die Hauptschädlichkeit die chemische Wirkung des Lichtes 
ist, welche durch die fremden Körper auf den Hornhautrand und spāter auf den 
Kopf des Flūgelfells sich concentrirt; 

14. und dass schon gleich im ersten Beginn die langsame Anbildung der 
Pinguecula, die Hypertrophie der elastischen Fasern, die catarrhalischen Reizungen, 
die Vermehrung des Zellenmaterials in einer solchen Menge, dass es später nicht 
mehr gehörig ernährt werden kann — dass alles dies in erster Linie von der 
photochemischen Reizwirkung ausgeht. Dr. Stiel. ` 

(Schluss folgt.) 


— 





2) Ueber operative Behandlung hochgradiger Myopie. Vortrag, gehalten 
in der Sitzung des Vereins Freiburger Aerzte am 19. October 1894 von 
Prof. Manz. (Münchener med. Wochenschr. Nr. 51. 1894. December.) 
Nach einer kurzen Beschreibung der Operation bespricht Vortragender die 
Indicationen und Contraindicationen derselben. Das Alter des Pat. und die 
anatomischen Veränderungen im Auge sind von besonderer Bedeutung, Trotz 
der günstigen Heilerfolge, die Vortragender ebenso wie andere erzielt hat, er- 
mahnt er doch zur vorsichtigen Beurtheilung, da einerseits der Eingriff eine 
nicht unbedeutende entzündliche, oder wenigstens congestive Reaction verursacht 
und da wir andererseits über das spätere Schicksal der mit gutem Erfolge 
operirten Augen noch im Ungewissen sind. Aus den unglücklich verlaufenen 


— Ae 


Fällen, „welche hoffentlich alle recht getreu mitgetheilt werden“, 
müssen wir möglichst sichere Anhaltspunkte zu gewinnen suchen für die richtige 
Auswahl derjenigen Patienten, welche sich für die Operation eignen. Kuthe. 


3) Leitfaden für Begutachtung und Berechnung von Unfallsbeschädi- 
gungen der Augen, von Prof. Magnus. Breslau, Kern's Verlag. 1894. 
8°, Mit 4 Tafeln u. 29 Tabellen. 176 S. 

(Schluss.) 

Verhältnissmässig einfach gestaltet sich die Sache bei Beschädigung bez. Ver- 
lust des einen Auges, bei normalem anderen Auge; verwickelter bei geschädigtem 
anderem Auge, ferner bei Beschädigung beider Augen entweder in gleichem oder 
verschiedenem Grade. Am schwierigsten endlich liegt die Sache bei Beschädigungen 
eines oder beider Augen, wenn eines oder beide vor dem Unfall nicht normale cen- 
trale Sehschärfe hatten, zumal wenn letztere nicht von wissenschaftlicher Seite fest- 
gestellt war. Denn nur dann darf das verletzte Auge als schwachsichtig in Rech- 
nung gestellt werden, wenn es vorher von wissenschaftlicher Seite als solches ge- 
funden worden ist. Ausserdem muss man es stets als normal annehmen. Denn man 
darf nie vergessen, dass das Unfallversicherungsgesetz aus humanitären Absichten 
entstanden ist und deshalb im Zweifel stets das Interesse des Arbeiters als 
ausschlaggebend anzusehen ist. Zu diesen Beschädigungen der centralen Seh- 
schärfe kommen dann noch die verschiedenen Combinationen mit Gesichtsfeld- 
defecten und Muskellähmungen. Alles dies hier genau zu referiren ist unmöglich, 
anderseits könnten Einzelheiten zu leicht ein falsches Bild von dem von M. ange- 
gebenen Berechnungsverfahren geben, wie auch nur derjenige von dem Buche 
wirklich Nutzen haben wird, der jeden von ihm zu begutachtenden Falle nach 
der angebenen Methode selbstständig überlegt und dann erst in den Tabellen 
nachsieht, und so das Werk nicht nur als schematisches Nachschlagebuch ge- 
braucht Verf. warnt auch an jeder Stelle vor dem Schematisiren, da sich ja 
doch oft Umstánde ergeben im einzelnen Falle, die sich nicht immer als genau 
begrenzte rechnerische Grósse anführen lassen, sondern stets mehr oder weniger 
dem Ermessen des einzelnen Begutachters anheimgestellt werden müssen. 

Was nun die so gewonnen Resultate anlangt, so könnten wiederum 
einzelne ausser dem Zusammenhang hier wiedergegebenen Zahlen falsche Vor- 
stellungen erzeugen. Deshalb dürfen wir nur allgemeine Angaben darüber 
machen. Früher war die Erwerbschädigung bei Verlust eines Auges und 
gesundem anderem = 50°/, gesetzt worden; jetzt wird dies wohl allgemein für 
zu hoch gehalten und Zehender bewilligt nur 33!/,, Jatzow als Vermittelungs- 
vorschlag 40°/,. M. dagegen berechnet nur 30,90 bei Berufsarten mit höheren, 
bez. 21,966 mit niedrigeren optischen Ansprüchen; dazu tritt nach Ablauf 
eines Jahres Ermässigung auf 27,315 bez. 18,388 ein, weil während dieser 
Zeit der Einàugige gelernt hat, Entfernungen besser zu schätzen u. dgl. Auf 
Grund der gleichen Ueberlegung giebt M. bei allmählich eintretendem Sehverlust. 
eines Auges nur 21,966 bez. 18,988"/, Diese Zahlen sind also wesentlich 
niedriger als die obigen und wir müssen bezüglich Vertheidigung derselben auf 
das Original verweisen.  Z. B. lässt Verf. die grössere Erblindungsgefahr des 
Einäugigen (Zehender), event. die Gefahr einer sympathischen Opthalmie nicht 
gelten als Erhöhungsgrund der Rente: einmal bedroht die häufigste Erblindungs- 
ursache vom 15.— 45. und zweitliàufigyste vom 45.— 060. Lebensjahr, die Atrophia 
nervi optici, woil fast ausschliesslich duppelseitig, Zweiäugige ebenso wie Win- 
äugige, sodann ist der Vorschlay Z.’s die Erblindungsgefahr versicherungspilichtig 


zu machen, auch in rechnerischer Hinsicht vollkommen verfehlt. Denn wenn 
der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer für eine vorhandene Beschädigungsgefahr 
eine jährliche Summe zahlen wollte, so würde nicht der letztere, sondern der 
erstere versichert sein, ähnlich wie z. B. bei der Feuerversicherung die gezahlte 
Prämie eine Vergütung bezweckt, wenn die befürchtete Feuersgefahr zur That- 
sache geworden. Ebenso würde hier die jährlich an den Arbeiter a conto der 
grösseren Erblindungsgefahren gezahlte Summe die Versicherungsprämie darstellen. 
Aber bei Eintritt der Erblindung muss der Einäugige unbedingt die volle Ent- 
schädigung erhalten; also hat die mit Rücksicht auf diese Gefahr gezahlte 
höhere Summe keinen Sinn. Gleiches gilt für die sympathische Entzündung. 

Andererseits wird diese Kürzung der bisherigen Entschädigung für Ein- 
äugige wieder ausgeglichen durch gewisse Vorzüge des Verfahrens: es ermög- 
licht für alle optischen Erwerbstörungen eine sichere Quotisirung und damit 
dem Arbeiter einen sicheren, numerisch fixirten Anspruch in Fällen, wo das 
bisherige Verfahren denselben lediglich nur der Schätzung des Arztes oder der 
Behörde überliess; es vermag nit der genauen Festlegung der maximalen wie 
minimalen erwerblichen Grenzen des Sehactes sich den Ansprüchen des Arbeit- 
gebers wie Arbeitnehmers viel besser anzuschmiegen wie die bisherigen 
Methoden. Namentlich ist hervorzuheben, dass bei dem Verfahren des Verf. 
die volle Erwerbsunfähigkeit schon eintritt bei einer S von !/,—!/,,, bisher 
jedoch erst bei S = !/(,,, sowie dass es bei Schädigung des Einäugigen und 
bei gleichmässiger Schädigung beider Augen viel mehr gewährt als das bis- 
herige. Z. B. bei S des einzigen Auges von 0,7; 0,4; 0,1 gewährt Magnus 
(Zehender) 37, 75 (41), 75, 83 (66), 100,0 (91)°/, Rente und bei SS beider 
von 0,7 0,4, 0,1:9,12 (7), 61,8 (50), 100,0 (87). Bei einer S — 1 des einen 
und S = 0,6; 0,4; 0,2 des andern Auges dagegen gibt M. (Z.) 1,32 (16), 
3,38(25), 5,94 (34)°/,. Besondere Ueberlegung erfordert der Fall des ursprüng- 
lich, d. h. vor der Verletzung Einäugigen, sowie der ursprünglichen Schwach- 
sichtigkeit eines oder beider Augen. Letzteres haben wir schon oben erwähnt, 
die näheren Ausführungen über beide Eventualitäten sind jedoch wesentlich 
mathematischer Natur und am besten im Original nachzulesen. 

Wird ein Auge aphakisch durch einen Unfall bei normalem anderen 
Auge, so ist bei dem hochgradigen Brechungsunterschiede ein gedeihliches Zu- 
sammenwirken beider Augen unmöglich, desshalb ist das so verletzte Auge un- 
bedingt einem Auge gleichzusetzen, dessen centrale Selschärfe hochgradig (auf 
0,15 bez. 0,05) herabgedrückt worden ist, während sein peripheres Sehen gleich 
geblieben ist. Anders, wenn das aphakische Auge das bessere von Anfang an 
und auch nach der Verletzung ist; dann ist seine Sehschärfe als entscheidend 
anzusehen und der schon erwähnte Berechnungsfall von Schwachsichtigkeit des 
unverletzten Auges gegeben. 

Beschädigungen der Lider, der Bindehaut u. s. w., z. B. Symblepharon, 
welche ohne Herabsetzung der Functionen nur durch Entstellung schädigen, 
lassen sich nicht nach mathematischen Grundsätzen feststellen, sondern müssen 
stets der Schätzung unter genauer Berücksichtigung der jeweils vorhandenen 
besonderen Umstände überlassen bleiben. Doch warnt Verf. hier vor Ueber- 
Schätzung der Entstellungen. Insbesondere gibt er nicht zu, dass die Ent- 
stellung bei der Eináugigkeit noch besonders entschádigt wird, da diese eben 
schon berücksichtigt ist bei der oben angegebenen Berechnung der Entschädigung 
im Factor der Concurrenzfähigkeit; die Rente würde nämlich viel niedriger aus- 
fallen, wenn wan nur die optischen Beschädigungen bei eintretender Ein- 
äugigkeit in Rechnung zöge. 


ics Ege Lu 


Zum Schlusse erwähnt Verf. nuch eine wichtige Frage. Arbeiter werden 
sehr häufig verletzt durch kleine Eisensplitter der Cornea; nach deren Ent- 
fernung tritt meist rasche Heilung ein. Allein ein grauer Fleck bleibt zurück. 
Durch Häufung derartiger Unfälle tritt allmählich eine Verschlechterung des 
Sehens ein, jedoch ohne vom Pat. bemerkt zu werden, weil eben allmählich 
eintretend. Erleidet das Auge nun noch eine andere Erkrankung, dann macht 
sie sich mit einem Male sehr geltend, z. B. nach Ausziehung des Alterstares. 
Obwohl nun zweifellos die Einbusse am Sehen durch Betriebsunfall erfolgt ist, 
hat der Arbeiter doch gesetzlich keinen Anspruch auf Entschädigung, weil 
die formellen Forderungen der Behörden bezüglich des einzelnen Unfalles sich 
nicht ermitteln lassen. Doch meint Verf. die Berufsgenossenschaft sollte in 
solchen klarliegenden Fällen Gnade vor Recht ergehen lassen, da die Absicht 
des Gesetzgebers doch gewiss für den Arbeiter spricht. Neuburger. 


Journal-Uebersicht. 


I. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde. Heft XIII. 1894. 

1) Ueber die Wirkung des Scopolaminum hydrobromicum, von Dr. Franz 

Vierling, Volontärarzt in Giessen. 

Die unter Leitung von Vossius angestellten Versuche ergaben: a) an 
4 Kaninchen bewirkt 1 Tropfen einer Lösung von Scop. (1:200) Mydriasis 
nach 5 Minuten, höchste Steigerung nach 15 Minuten gleichzeitig mit Verlust 
der Reaction auf Licht; beides hält durchschnittlich 15—16 Stunden an. 
b) am Menschen wurde 1 Tropfen einer Lösung von 1:1000 oder 1:2000 
angewendet und der Vergleich ergab bezüglich der Pupillenerweiterung folgende 
Zusammenstellung: 


Scopolamin Atropin Duboisin Homatropin 
erste Wirkung in Minuten 12—13 14 8 9 
maximale Weite nach Minuten 30 36 19 35 (nur bei 2 
Fällen erreicht) 
Dauer derselben in Stunden 24 26 24 3 
Dauer der. Einwirkung über- 
haupt in Stunden 74 108 96 24 


Eine wesentliche Differenz in der Wirkung auf den Sphincter pupillae bei 
Anwendung verschieden starker Lösungen von Scopolamin wurde nicht beob- 
achtet. Die Vergleichszahlen stammen von Schäfer (Arch. f. Augenheilk. X. 
S. 187) und beziehen sich auf !/,°/, Atrop. Lösungen; doch ergaben vom 
Verf. angestellte Versuche mit !/, ?/,, Atrop. Lósung (entsprechend der !/,?/,, 
Scopol. Lösung) annähernd die gleichen Zahlen. Bezüglich der Accomodation 
ergab sich Folgendes: 


Scopolamin Atropin Duboisiin Homatropin 


Erste Wirkung nach Minuten 11 23 10 9 
Lähmung nach Minuten 45 165 80 105 
Anhalten derselben in Stunden 25,5 18 12 3 
Wirkung überhaupt in Stunden 74 66 59 24 


Scopolamin wurde vorzüglich vertragen und kann, wenn die Pupille rasch 
und dauernd erweitert werden soll, als Mydriaticum nur empfohlen werden; 
allerdings ist es noch sehr theuer. Obige Beobachtungen stimmen mit denen 


ze Pi 


Rahimano's (Klin. Monatsbl. XXXI. Febr. S. 59) und Martelli’s (Archivo 
di Ottalm. Palermo 1893, Vol. Il. Fasc. 1—2) dberein. 








2) Eine vorübergehende Erblindung während der Lactationsperiode, 
von Dr. Karl Heinze] in Wien. 

Die in der Klinik von Fuchs beobaclıtete 25 jährige sonst gesunde, kräftige 
Patientin bemerkte, nachdem Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ganz 
normal verlaufen war, in der 7. Woche post partum, während sie ihr Kind 
selbst stillte, eine Abnahme des Selvermógens, die in wenigen Tagen zur Er- 
blindung führte. Der Augenspiegel zeigte nur leichte Neuritis, weshalb die 
schwere Sehstórung auf hauptsáchlich retrobulbàre Entzündung des Sehnerven 
zurückgeführt werden musste. Unter Schwitzkur mittelst Natr. salicyl. trat 
nach 2 Monaten völlige Wiederherstellung ein; aber trotz vollkommener Seh- 
schärfe blieb eine leichte Abblassung beider Papillen zurück. Verf. stellt die 
bisher beobachteten ähnlichen Fälle zusammen, von denen nur wenige ophthalmo- 
scopisch untersucht worden waren, sowie die Hypothesen über den Zusammen- 
hang der Neuritis mit dem Säugen, und entscheidet sich für folgende: es liegt 
die Vermuthung nahe, dass wülrend der Lactationsperiode giftige Biweisskörper 
sich bilden können, zumal Hagemann durch "l'hierversuche nachgewiesen hat, 
dass der Eiweisszerfall während dieser Zeit rascher vor sich geht, als dem 
Stoffwechsel der Mutter und der Milchsecretion entspricht. Es ist also wahr- 
scheinlich, dass dabei ab und zu schädliche Substanzen in wirksamer Menge 
gebildet werden und die beschriebene Neuritis optica verursuchen, zumal Möbius 
und Tuilant eine puerperale Neuritis der Extremitätennerven beschrieben und 
auf dieselbe Ursache zurückgeführt haben. 

3) Ueber die Anwendung von Electromagneten bei den Eisensplitter- 
verletzungen des Auges, von Adolf Hürzeler, Arzt in Aarburg. 

Das Wesentliche dieser Arbeit ist schon an anderer Stelle referirt. (Dies. 
Centralbl. 1894. S. 281 fi.) 








4) Ein neuer Electromagnet zur Entfernung von Eisensplittern aus 
dem Auge, von Prof. O. Haab in Zürich. 

Beschreibung des Apparates und klinische Mittheilunzen s. dies. Centralbl. 
1894. S. 283. Hinzuzufügen wäron hier vielleicht noch die Versuche H.'s an 
Thieraugen und einige Angaben über zweckmässige Anwendung des Apparates. 
Es muss angestrebt werden, den Splitter auf gleichem Wege, wie er eingedrungen, 
wieder zurückzuleiten; zu diesem Zwecke soll der Strom nicht gleich in voller 
Stärke, sondern erst allmählich zunehmend angewendet werden, damit der Splitter 
sich einstellen kann; dies geschieht am besten mittelst eines die Stromzuleitung 
rerulirenden Rheostaten. Ferner ınuss der Magnet so an die Wunde gehalten 
werden, dass seine stärksten Kraftlinien, d. h. seine Axe, sich gewissermassen 
verlängert in den ursprünglichen Wundkanal hinein; endlich soll, damit nicht 
der Splitter beim Ausziehen sich neben der Eingangspforte einbohrt, die ab- 
schraubbare Spitze des Magneten etwas in die Wunde eingesenkt werden können. 
Je schärfer aber die Spitze zu diesem Behufe sein muss, um so weniger An- 
ziehungskraft besitzt sie; man muss daher, je schärfer die Spitze ist, desto 
stärkeren Strom nehmen. Bei der doppelten Stromstärke nämlich beträgt die 
Anziehungskraft das Vierfache, andererseits nimmt bei dreifacher Entfernung 
dieselbe schon um das Siebenfache ab. Ferner zeigten Versuche am Thierauge, 
dass die Stärke der Anziehung in hohem Grade bedingt ist durch die Grösse 


nr — M 


— 125 — 


der anzuziehenden Masse, so dass also kleine Splitter, unter 0,02 g, schwerer 
auszuziehen sind. Interessant ist das Verhalten der Linse; Versuche zeigten, 
dass der von der Retina her zurückfliegende Splitter diese .nicht durchbohrt, 
vielmehr längs der hinteren Linsenkapsel um die Linse herumgleitet; zieht der 
Magnet sehr kräftig an, so kann letztere am Aequator noch durchbohrt werden; 
bei schwächerer Anziehung dagegen gleitet der Splitter um den Rand herum, 
ohne ihn zu verletzen. Man wird also die Magnetspitze nicht in der Hornhaut- 
mitte, sondern am Rande ansetzen, um den Splitter nicht viel um die Linse 
herumführen zu müssen. Endlich sei noch bemerkt, dass sowohl klinische Er- 
fahrung als auch das Experiment zeigten, dass der Splitter unter keinen 
Umstánden die Iris beim Herausziehen mit dem grossen Magneten 
durchbohrt; er wird zwar so fest in dieselbe hineingezogen, dass er nicht 
mehr zurückgeht, aber weitere Versuche, ihn durchzuziehen, verursachten keinen 
weiteren Erfolg als ungeheure Schmerzen. "Vielmehr ist es rathsam, dann in 
die Vorderkammer entsprechend der Irisvorbuckelung einen Einschnitt zu machen 
und den Splitter mittelst des kleinen Electromagneten zu entfernen, 
nicht aber mittelst des grossen, weil man sonst Gefahr liefe, dass mit dem 
Splitter die ganze lris mit herausgerissen werden kónnte. 





5) Extraction eines Eisensplitters aus dem Glaskörper mit Anwendung 
eines starken Electromagneten, von Prof. R. Deutschmann. 
Auch dieser Fall ist an anderer Stelle schon referirt. (Dies. Centralbl. 
1894. S. 375.) (Fortsetzung folgt.) Neuburger. 


II. The Ophthalmic Review. 1894. December. 
The operation of advancement in squint, by Richard Williams, 
Liverpool. 

W. kommt auf ein Operationsverfahren gegen Schielen zurück, welches er 
1887 bekannt gegebeu und seitdem mit stetem Erfolge weiter angewendet hat. 
Seine Vornähung zeichnet sich durch eine verhältnissinässig geringe Reaction 
und Schwellung nach der Operation aus, weil dabei nur ein einziger Faden ge- 
knüpft wird. Er spaltet zunächst die Bindehaut längs des vorzunähenden 
Muskels, lüftet sie über der Insertionsstelle und hebt mit dem Schielhaken den 
Muskelansatz in die Höhe. Alsdann wird ein Faden durch die Conjunctiva 
event. auch durch einige Scleralfasern am Hornhautrande geführt, darauf der 
Muskel so nahe als nöthig am Canthus senkrecht zu seiner Längsrichtung mit 
der Nadel durchsetzt und, nachdem der Muskelbauch durehschnitten, die Schlinge 
über die Conjunctiva geknüpft. 2 Illustrationen veranschaulichen das Verfahren. 
W. macht die Tenotomie des Antagonisten immer erst nach der Vornähung, 
deren Effect er erst beurtheilt. 


Es folgen Referate. mM Peltesohn. 


1895. Januar-Februar. 
Enthält nur Referate und einon Gesellschaftsbericht. Peltesohn. 


III. Anpali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 1894. Fasc. 3—4. 
1) Bestimmung des 3-« mit dem Perimeter, von Ferri. 
Verf. versetzt das Rotationscentrum des Bulbus in das Kugelcentrum des 
Perimeters. Albertotti’s Perimeter scheint ihm für diese Experimente der 


-— 126 


zweckmüssigste. Man findet alsdann im horizontalen Meridian den Ka durch 
Messung der 2 ungleichen Winkel, in welche der die Hornhautapertur dar- 
stellende Winkel durch die Gesichtslinie getheilt wird. 
2) Die Grösse des ophthalmoskopischen Beobachtungsfeldes, von Ferri. 
Unter Hinweis auf eine frühere Arbeit (Giornale della K. Accademia di Med. 
di Torino. 1855. Fasc. 1—2) kommt Verf. für das aufrechte Bild zu der- 
selben Formel wie Guilloz (Arch. d'Ophthalm. 1894. Février), wonach das 
Feld circa doppelt ao gross ist, als es nach Helmholtz’s Angaben ist. Für 
das umgekehrte Bild lässt die Helmholtz'sche Formel die Pupillenweite des 
untersuchten Auges, sowie die Entfernung der Convexlinse vom letzteren ausser 
Acht. Verf. giebl eine einfache Formel, welche auch diese Factoren in Be- 
tracht zieht. 





3) Gliosareom der Retina, von Nattini. Mit 13 Figuren. 

Giebt die sehr ausführliche mikroskopische Beschreibung eines Falles. Wie 
in anderen Fällen, bestand concentrische Schichtung der gliosarcomatösen Ele- 
mente um die neugebildeten Gefässe herum statt, und zwar meist central grosse 
längliche epithelioide Zellen, dann grosse rundliche Zellen, und peripher endlich 
die kleinen eigentlichen Gliomzellen. Verf. fand auch im Gegensatze zu Thieme, 
dass nicht blos Sarcom-, sondern auch Gliomelemente in das Lumen der Gefiisse 
direct hineinwuchern. 

4) Schutz der Arbeiter vor den kleinen Augenverletzungen, von Ros- 
mini. 

Empfiehlt Schutzbrillen. In den Werkstätten der Adriatischen Eisenbahnen 
sind 3—4 mın dicke Glasbrillen mit beweglichem Netze eingeführt, welche die 
Arbeiter vorzüglich beschützen. Dieselben werden sehr billig von Bonomi, 
Colson e Ferrari, Optiker in Mailand, verfertigt. Verf. hat mehrere Paare dieser 
Brillen in Händen, welche die Spuren angeflogener Eisensplitter tragen. 

5) Ueber die Ermüdung der Augen, von Raia. 

Setzt die Terminologie von Stevens über Gleichgewichtsstörungen der 

Augenmuskeln kurz auseinander. 


6) Blutung nach Staaroperation (Heilung), von Gasparrini. 

Ein 71jähr. Mann mit starkem Arterienatherom wurde in einem Auge am 
Staar operirt, einige Stunden nachher trat intraculäre Blutung ein, mit Vorfall 
der Choroidea. Dennoch erfolgte Heilung mit V = ?/,. Nach 1!/, Monaten 
wurdo das zweite Auge operirt. Nach 3 Stunden trat auch hier die Blutung 
ein mit partiellem Vorfalle der Choroidea zwischen die Wundlefzen. Das Auge 
wurde atrophisch. Verf. betont nach dieser Erfahrung, sich mit der Enucleation 
in diesen verweifelten Fällen nicht zu übereilen, da die Möglichkeit einer Heilung 
vorliege. (Schluss folgt.) Peschel. 


Vermischtes. 


1) Monsieur le Professeur et trés honoré Confrére. 

Permettez moi de vous signaler une erreur bibliographique dans le numéro 
de votre Centralblatt de mars 1895, p. 96: „Die von Schlösser in die Augen- 
therapie eingeführte Lösung von Hydrargyrum oxyeyanatum 1,0 :5000.“ 


== —m an ae = c ge 


— 127 — 


Le Dr. Schlösser n’a fait que reprendre ou confirmer mcs travaux, dans 
son mémoire présenté en 1893 & la société de Heidelberg. 

Devant cette méme Société, au congrés international d'ophtalmologie en 
1888, j'avais présenté un travail intitulé: , Etudes bactériologiques pour la 
détermination d'une antisepsie exacte en ophtalmologie, avantages de l'oxycyanure 
de mercure comme antiseptique.' 

Dans les archives d'ophtalmologie de Panas, en 1892 je publiais encore 
un long mémoire intitulé: ,,De l'antisepsie de l'oeil et plus spécialement par le 
cyanure de mercure." 

Ces 2 publications parues 5 ans et un an avant le travail de M" le Dr. 
Schlisser ne peuvent laisser aucun doute sur le nom de l'introducteur des 
cyanures de mercure en chirurgie oculaire et même en chirurgie générale; 
car le même sujet a étó traité par moi à la société de chirurgie de Paris 
en 1891. 

Veuilles excuser cette rectification, Monsieur le Professeur et trés honoré 
confrére: Elle est un témoignage de l'estime que J'ai pour votre journal. . 

Dr. Chibret. 
Zusatz des Herausgobers. 
College Chibret hat vollständig Recht. Vergl. Centralbl. f. Augenheilk. 
1888, S. 251, 
1892, S. 405, 464, } Chibret, 
und meine Einführung, 1892, S. 5, 
gegen Centralbl. f. Augenheilk. 1893 S. 274, Schlösser. H. 

2) Berichtigung. 

Dass ein Mensch mit vollständiger einseitiger Gesichtsnerv-Lähmung nur auf 
der nicht gelähmten Seite weint, hat Goldzieher entdeckt und 1876 in der 
Pester med.-chir. Presse veröffentlicht, auch in seinem Lehrbuche Therapie 
der Augenkrankheiten (1881, S 252) allgemein bekannt gegeben. Die Leser 
dieses Centralbl. kennen Goldzieher’s Vortrag auf der Heidelberger Vereinigung 
vom Jahre 1893 (Centralbl. f. Augenheilk. 1893, S. 275) Ueber ein bisher 
unbekanntes Symptom der completen Facialislähmung: „Bei der voll- 
ständigen Lähmung dieses Nerven vorsiegt die Thränendrüse dieser Seite“; sie 
kennen ferner das Referat der ausführlichen Arbeit Goldzieher’s über diesen 
Gegenstand (Centralbl. f. Augenheilk. 1894, S. 242), worin ausgeführt wird, dass 
„bei completer Facialislähmung das Weinen auf dieser Seite unmöglich ist“, 
dass ein einseitiges Weinen als Symptom einseitiger (gegenständiger) vollständiger 
Facialisläbmung zu betrachten ist; dass der Facialis und nicht der Trigeminus 
der secretorische Nerv der Thränendrüse ist. Erst nachdem diese Arbeit in 
ungarischer Sprache erschienen, hat Jendrassik die Befunde von Goldzieher 
bestätigt. Dass Centralbl. f. Augenheilk. 1895, S. 70, Z 11 v.u, Goldzieher 
zu lesen sei, wird der aufmerksame Leser wohl schon selber bemerkt haben. 

H. 

3) 67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Lübeck, 
16.— 21. September 1895. 

Lübeck, im März 1895. 
Hochgeehrter Herr! 

Im Einverständnisse mit den Geschäftsführern der 67. Versammlung deutscher 
Naturforscher und. Aerzte haben wir die Vorbereitungen für die Sitzungen der 
Abtheilung No. 19, Augenheilkunde, übernommen und beehren uns hiermit, 
die Herren Vertreter des Faches zur 'lheilnahme au den Verhandlungen dieser 
Abtheilung ganz ergebenst einzuladen. 


—- 128 — 


Gleichzeitig bitten wir, Vortráge und Demonstrationen frühzeitig — bis 
Ende Mai — bei dem unterzeichneten Einführenden anmelden zu wollen, da die 
Geschäftsführer beabsichtigen, zu Anfang Juli allgemeine Einladungen zu ver- 
senden, welche eine vorläufige Uebersicht der Abtheilungssitzungen enthalten 
sollen. 

Der Einführende: Augenarzt R. Jatzow, Der Schriftführer: Dr. med. Ahrens, 
Beckergrube 41. Breitestrasse 69. 


4) F. H. de Leuw. 

Vor etwa 4 Decennien wirkte in Gräfrath bei Elberfeld ein in aller Welt 
berühmter augenärztlicher Praktiker. Den älteren Ophthalmologen, zumal West- 
deutschlands, wird der Name de Leuw noch wohlbekannt sein; aber ich hoffe, 
dass die nachstehenden, einem grösseren Aufsatze entnommenen Notizen auch 
in dem weiteren Kreise der Fachgenossen einiges Interesse finden werden. 
F. H. de Leuw, geb. am 1. August 1792 in Dinslaken bei Wesel, war von 
schlichtem Herkommen und verdankte allein dem eigenen Fleisse die Kenntnisse, 
welche seine Aufnahme als Zögling des grossen Militärlazareths in Düsseldorf 
ermöglichten. Schon bald zum Unterarzt befördert, betheiligte er sich 1813 
unter Napoleon an dessen sächsischem Feldzuge und liess sich nach dem Friedens- 
schlusse in Gräfrath nieder. 1823 promovirte ihn die medicinische Facultät der 
Universität Giessen auf Empfehlung zum Doctor der Chirurgie, Geburthilfe und 
Augenheilkunde, zu deren Ausübung er die Licenz hatte, später auch zum Doctor 
in der inneren Medicin. Eine ungewöhnliche Gelegenheit zur Begründung augen- 
ärztlicher Praxis brachte ihm jene Ophthalmia militaris, welche, bekanntlich 
durch französische Truppen ursprünglich eingeführt, in jenen Jahren besonders 
am Niederrhein weite Verbreitung gefunden hatte. Eine 1824 erschienene 
Broschüre über die contagiöse Augenentzündung lenkte die Aufmerksamkeit 
weiter Kreise auf den jungen Arzt, dessen Thätigkeit im Laufe der Jahre einen 
aussergewöhnlichen Umfang erreichte. Von der ganzen cultivirten Erde kamen 
in Schaaren Augenkranke zu de Leuw, trotz der damals so äusserst mangel- 
haften Verkehrsmittel, — in England erschienen sogar Handbücher für die Reise 
nach Grifrath. Aus allen Kreisen, nicht zum wenigsten der Aristokratie des 
In- und Auslandes, besonders Spaniens, Frankreichs und Englands, sah de Leuw 
Patienten bei sich. Von seinem vornehmsten Patienten, Kónig Georg von Han- 
nover, zum ÖOber-Medicinalrath, vom König von Preussen zum Hofrath ernannt, 
mit zahlreichen höchsten Orden ausgestattet, genoss er in seinem durch ihn 
wohlhabend gewordenen Heimathorte eine fast abgöttische Verehrung, bis ihn 
der Tod am 12. Januar 1861 aus seinem Wirkungskreise rief. Neben einer 
umfassenden allgemeinen und ärztlichen Bildung, einer ungewöhnlichen operativen 
Geschicklichkeit, verdankte de Leuw seiner äusserst sympathischen Erscheinung, 
welche einen Jeden sofort und für immer gefangen nalım, den staunenswerthen 
Erfolge. Die Augenheilkunde theoretisch auszubauen überliess er Anderen — 
es genügte ihm, als Praktiker Vollendetes zu erstreben. In der Literatur ist 
darum sein Name kaum zu finden, aber in seiner engeren Heimath lebt er un- 
vergänglich in Aller Munde. Dr. Hoppe- Elberfeld. 


— u ne 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. | 


Verlag von VgiT & Cour. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırrıa in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


. Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BrRNBACHER in Graz, Dr. BRaıLey in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doe. Dr. 
CL. DU Bow-Reymonp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern, 
Dr. GINSBERG in Berlin, Doc. Dr. GoLpzrgHER in Budapest, Dr. GORDON NoRRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. HonsTMANN in Berlin, Dr. IssiGoNis in Smyrna, Prof. H. KwaPP in New 
York, Prof. Dr. KsÜckow in Moskau, Dr. KurTHE in Berlin, Dr. LANDAU in Coblenz, Prof. Dr. 
Magnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maynarp in Calcutta, Dr. MicHaELsen in Górlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. Morr in Berlin, Doc. Dr. J. Munk in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. Psscher in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Reıcn in Charkow, Dr. Scherer in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScnzxEkL in Prag, Doc. Dr. Scawarz in Leipzig, Dr. StıeL in Köln. 











Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


1895. 




















Mai. N ennzehnter d ahrgang. 


ee DUE, ie se 


Inhalt: Originalmitthellungen. I. Ueber die Beziehungen des Facialis zur Thränen- 
secretion. Von Dr. W. Goldzieher in Budapest. — II. Herpes zoster frontalis mit Kera- 
titis neuroparalytica und Oculomotoriusparese. Von Dr. Ginsberg. — IHI. Zur Ver- 
hütung der Augeneiterung der Neugeborencn. Von Prof. Herm. Cohn in Breslau. (Sclıluss.) 

Klinische Beobachtungen. Zwei Modificationen von Ectropion- Operationen. Von 
Dr. Julius von Siklóssy jun., Assistenzarzt der Augenabtheilung des 5t. Rochus, 
Spitales zu Budapest. 

Neue Bücher. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde. 
Unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von Prof. Wilhelm Schulek. 
(Schluss.) — 2) Statistisches über die Blennorrhóe der Neugeborenen, von Dr. P. Silex. 
— 3) Zellenstudie an der gereizten Hornhaut, von Yamagiva. — 4) Hochgradige 
Verwüstungen durch Syphilis, von Dr. P. Silex. — 5) Zur Frage der Desinfections- 
fähigkeit der Wunden, von Dr. Friedr. Haenel. — 6) Ephedrin- Homatropinlósung, 
ein Mydriaticum von rasch vorübergehender Wirkung, von Dr. Groenouw. 

Journal-Uebersicht. I. Deutschmann's Beitráge zur Augenheilkunde. — II. Ze- 
hender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. — 11I. Annales d'oculistique. — 
IV. Archives d'ophtalmologie. — V. Recueil d'ophtalmologie. — VI. Revue generale 
d'ophtalmologie. — VII. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—2. 

















l. Ueber die Beziehungen des Facialis zur Thränen- 
| secretion. 
Von Dr. W. Goldzieher in Budapest. 


Schon im Jahre 1876 bin ich durch einen genau beobachteten Fall 


auf das so charakteristische Symptom des einseitigen Weinens bei 
9 


130 


completer Facialislähmung aufmerksam geworden und habe die An- 
sicht gewinnen müssen, dass nur der Facialis und nicht wie allgemein 
angenommen der Trigeminus als der Innervator der Thränendrüse zu 
gelten habe.! Im Laufe der Zeit hat sich diese meine Ansicht zur Ueber- 
zeugung gefestigt, der ich denn auch in einem Vortrage am Congress der 
ophthalmologischen Gesellschaft zu Heidelberg 1893 sowie in einer aus- 
führlicheren Arbeit im Archiv für Augenheilkunde (Bd. 28) Ausdruck ver- 
liehen habe. In dieser Arbeit glaube ich eine genügende Anzahl von 
Beweisstücken gesammelt zu haben, aus denen hervorgeht 1. dass der 
Facialis der Innervator des aus der Thränendrüse quellenden Gemüths- 
und Reflexweinens ist, während die reguläre Befeuchtung der Augapfel- 
oberflache von der Bindehaut geliefert wird und keines besonderen Inner- 
vators bedarf, 2. dass in Fällen von Facialislähmung, die durch eine 
Affection des Nerven in der Höhe des Ganglion geniculi oder noch höher 
hinauf centralwärts bedingt sind, Versiegen der Thränendrüse auf der ge- 
lähmten Seite auftritt, ein Factum, das sowohl in theoretischer Beziehung 
als auch aus dem praktischen Grunde der Localisation einige Bedeutung 
beanspruchen darf. 

Nachdem ich diese Thatsachen in der Budapester physiologischen Ge- 
sellschaft vorgetragen hatte, hat Prof. E. JEnprAssIK sich mit gewohnter 
Gründlichkeit mit der Frage beschäftigt und in einigen sehr beweisenden 
Krankengeschichten meine Ansicht von dem Verhältnisse des Facialis zur 
Thrünensecretion durchaus bestätigt. Namentlich der letzte Fall JEN- 
DRASSIK’S verdient genauer bekannt zu sein. Es handelt sich um eine 
4Ojihrige Frau, die in Folge eines centralen Leidens abwechselnd an 
Krämpfen und Lähmungen im Gebiete eines Facialis litt. Während des 
Krampfstadiums stürzten Thränenströme ausschliesslich aus dem Auge der 
affieirten Seite, während zu Zeiten der Lähmung die Thränensecretion ver- 
siegt war und auch reflectorisch durch Einathmen von Senföl nicht zu er- 
zielen war, bei welcher Probe selbstverständlich das Auge der gesunden 
Seite in Thränen schwamm. Da, wie aus der Krankengeschichte hervor- 
geht, der Sitz des Leidens innerhalb der Schädelhöhe zu suchen war und 
mit Wahrscheinlichkeit in jenen Pyramidenfasern sich befand, die zu den 
Facialiskernen in Beziehung stehen, so ist es wahrscheinlich, dass die 
Fasern, die der Facialis vom Ganglion geniculi aus zur Thränendrüse ent- 
sendet, nicht entlehnte sind, sondern aus den Facialiskernen stammen, um 
vom genannten Ganglion aus auf der Bahn des Nervus petrosus superficialis 
major in die Drüse zu ziehen. 

Unter den Fällen von Facialislähmung mit einseitigem Weinen aus 
meiner Praxis, die ich seit der Publication meiner oben erwähnten Arbeit 
beobachtet habe, móge der folgende ausführlicher beschrieben werden. Er 


! Pester med. ehir. Presse. 1876. Nr. 34. 


-- 131 


bietet sowohl vom Standpunkte der uns beschäftigenden Frage, als auch 
wegen einer Complication mit Hysterie ein besonderes Interesse. 

Die 20jàhrige Arbeiterin Therese P. kommt am 7. Febr. d. J. in meine 
Ordination an der Allgemeinen Poliklinik, um ihre Augen untersuchen zu 
lassen. Schon unaufgefordert giebt sie an, dass sie merkwürdiger Weise 
seit einiger Zeit nur mit dem rechten Auge weinen kónne, was sie auch 
vor der ganzen Hörerschaft prompt producirte, während das linke Auge 
trocken blieb und auch sonst an Trockenheit leide. | 


Die Anamnese ergiebt, dass Pat. ihre Mutter vor einigen Wochen an 
Phthise verloren habe, der Vater und 7 (Geschwister leben und seien 
gesund. Sie selbst habe seit jeher an Schmerzanfällen in der Scheitelgegend 
gelitten, besonders nach Aufregungen oder nach der Arbeit. 


Vor 1!/, Jahren liess sie sich infiltrirte Lymphdrüsen an der linken 
Halsseite entfernen, wovon die ausgedehnten Narben noch jetzt sichtbar 
sind. Am 15. Sept. 1893 acquirirte sie in Folge kalten Luftzuges eine 
linksseitige Gesichtslähmung, welche noch heute besteht, gleichzeitig 
mit Schmerzen hinter dem linken Ohr und in der linken Gesichtshälfte. 
Auch sei Schwerhörigkeit des linken Ohres aufgetreten. Nach sieben- 
monatlicher Dauer hörten die Schmerzen hinter dem linken Ohre auf, duch 
besteht noch jetzt, wenngleich in geringerem Grade, Empfindlichkeit gegen 
Kälte und Electricität. Beim Versuche, das linke Auge zu schliessen, 
empfindet sie ein zischendes Geräusch im Ohr und „wie wenn das Ohr 
dabei am Drahte gezogen würde“. In Folge von Hustenanfällen wird das 
Ohr noch jetzt manchmal auf 3 Tage taub. Seit 2 Monaten sollen in 
Folge electrischer Behandlung die Lähmungserscheinungen des Antlitzes 
sich gebessert haben. 

Status praesens: Linkerseits kann die Stirne nicht gerunzelt werden, 
mässiger Lagophthalmus. Beim Sprechen, Pfeifen, Zähnefletschen u. s. w. 
schwächere Action der linksseitigen Wangenmusculatur. Der weiche Gaumen 
ist beiderseits auf Intonation und mechanische Reizung gleich gut beweglich. 
Uvula zeigt keine seitliche Abweichung. Die Zunge wird in der Median- 
linie hervorgestreckt, die Nadelspitze wird daselbst rechterseits gut gefühlt. 
Auf der linken Zungenhälfte sowie auf der linken Wangenschleimhaut ist 
Anästhesie sowohl für Berührung als für Schmerz vorbanden. Die links- 
seitige Incisura supraorbitalis, foramen infraorbitale, Processus alveolaris 
des Oberkiefers über dem Schneidezahn, foramen mentale äusserst schmerzhaft 
auf Druck. Am Schädel, linken Processus mast., an der Nackenwirbelsäule 
keine Druckschmerzpunkte. Beim Weinen entströmen Thränen nur 
dem rechten Auge, während das linke Auge nur etwas feuchter 
erglänzt. Herabsetzung der Hörschärfe am linken Ohr, die Taschenuhr 
wird auf 40 cm, rechterseits auf 60 cm gehört. Geschmacksempfindung 
auf der linken Zungenhälfte (vordere 2 Drittel) aufgehoben, rechts prompt. 

dh 


132 


Die Geruchschärfe der linken Seite ist, wie aus den Versuchen mit 
Spirit. sinapis, Asa foetida, ol. menth. pip. hervorgeht, ebenfalls herab- 
gesetzt. Auf der ganzen linken Gesichts- und Brusthülfte ist die Tast- 
und Schmerzempfindung deutlich herabgesetzt, auch ist an der behaarten 
Kopfhaut am Scheitel rechts eine vollkommen anästhetische Stelle. Am 
Hinterhaupt ist die Empfindung beiderseits gleich gut; zweifelhafte Unter- 
empfindlichkeit der linken Oberextremität und Rückenhälfte. Der Bauch 
von der Höhe des unteren Rippenbogens, sowie Kreuz- und Gesässgegend 
sind beiderseits gleich gut empfindlich, in der Gegend des Scrobiculum 
cordis ist aber eine unempfindliche Stelle. Ober- und Unterschenkel zeigen 
vorne gleiche Tast- und Schmerzempfindung, hinten ist linkerseits gleich- 
falls Unterempfindlichkeit vorhanden. Der linke Fuss ist gleichfalls unter- 
empfindlich. 

Conjunetiva und Cornea, sowie die Nasenlócher sind beiderseits gleich 
gut empfindlich, dagegen ist die linke Ohrmuschel hypästhetisch. 

O.D. hat durchsichtige Medien, einen mit dem Javar’schen Instru- 
mente gemessenen Astigmatismus von 3,0 D und eine S=°/,,, bei nor- 
malem Augenhintergrund; O.S. Hm 1,0, S=®/, feinster Druck wird in der 
Nähe sehr flüssig gelesen. Gesichtsfeld normal. 

Nachzutragen wären noch die Verhältnisse der electrischen Erregbar- 
keit im Facialisgebiet: der Facialisstamm zeigt faradische und galvanische 
Erregbarkeit ASZ>KSZ. Dasselbe gilt für die Muskeln. ! 


Fassen wir die wichtigsten Daten der vorstehenden Krankengeschichte 
zusammen, so ergiebt sich, dass bei einer Person mit linksseitiger Facialis- 
lähmung behaftet, an derselben Seite ein Ausfall der Function der Thränen- 
drüse festzustellen ist. Die Facialislähmung ist eine periphere, der ana- 
tomische Sitz ist mit höchster Wahrscheinlichkeit in der Gegend des 
Ganglion geniculi oberhalb des supponirten Abganges der Thränensecretions- 
nerven zu suchen. Es ist dies aus der begleitenden Schwerhörigkeit sowie 
aus dem Symptom der mit dem Lidschlage isochronischen entotischen Ge- 
räusche (Lähmung des N. ad tensorem tympani) zu erschliessen. Bei 
weiterer Untersuchung könnte uns die an der linken Kopfhälfte vorhandene 
Anästhesie stutzig machen und etwa die Annahme erwecken, dass das 
Versiegen der Thränendrüse die Folge einer peripherischen Erkrankung des 
lrigeminus sei. lIndessen müssen wir diese Annahme wieder fallen lassen 
in Anbetracht des Umstandes, dass die Conjunctiva und Cornea beiderseits 
gleich gut empfindlich sind, ferner dass am Stamme und den Extremitäten 


! Die Patientin wurde auch von meinem Freunde, Dr. J. Donare, Docent der 
Nervenpathologie, genau untersucht. Die vorstehenden Daten sind zum Theil von ihm 
aufgenommen, jedenfalls von ihm überprüft und bestätigt, wofür ich ihm meinen 
besten Dank ausspreche. 


Bu u 


— 183 — 


anästhetische Regionen sind. Es handelt sich also hier um eine Empfind- 
lichkeitsherabsetzung centraler Natur, also einer Hysterie wahrscheinlich 
älteren Datums. Das Versiegen der Thränendrüse muss demnach dem 
Facialisleiden zugeschrieben werden. 


II. Herpes zoster frontalis mit Keratitis neuroparalytica 
und Oculomotoriusparese. 
Von Dr. Ginsberg. 


Bei Herpes zoster frontalis wird haufig die Hilfe des Augenarztes wegen 
Keratitis neuroparalytica in Anspruch genommen. Selten aber hat man 
Gelegenheit, derartige Fille mit motorischen Lihmungen complicirt zu 
sehen. Die kurze Mittheilung einer t solchen Beobachtung dürfte daher von 
allgemeinem Interesse sein. 

Am 28. October 1894 consultirte mich ein 65jàhr. Herr wegen seines 
rechten Auges. Er litt seit einiger Zeit an rechtsseitiger Stirnneuralgie 
und liess die schmerzhafte Gegend massiren. Die Schmerzen liessen nicht 
nach, es stellte sich Röthung der Haut, Thränenträufeln und Entzündung 
des rechten Auges ein. Pat. war nie innerlich krank, speciell wird Lues 
entschieden in Abrede gestellt. 

Rechts bestand fleckweise Hyperämie ohne Schwellung im Gebiete des 
ersten Trigeminusastes (N. supraorb., N. frontal. und N. supratrochl.) und 
ziemlich starke Conjunctivalinjection; beiderseits Thränen (das in mässigem 
Grade schon lange vorhanden war; Pat. war vor Jahren vorübergehend mit 
Sondirung behandelt worden. O.n. Bds.S=5/., R + 1,5 D. Urin frei 
von Eiweiss und Zucker. 

Zwei Tage später erfolgte eine sehr heftige Eruption von Herpesbläschen 
auf den hyperämischen Stellen und dem rechten Oberlid. Letzteres war 
prall ödematös, die Lymphdrüsen vor und hinter dem Ohre geschwollen und 
sehr schmerzkaft. Der Augapfel war, abgesehen von der Conjunctival- 
injection, intact. 

Nach weiteren vier Tagen, während die Blasen, z. Th. unter Bildung 
grosser, schwarzbrauner Schörfe, eingetrocknet waren und die Lidschwellung 
abnahm, zeigte sich die Cornea etwas trübe, das Epithel besonders 
peripher leicht gestichelt, die Empfindlichkeit sehr herabgesetzt. T. n 

Am folgenden Tage hat die Trübung zugenommen. Sie liegt im 
Parenchym, ist etwa an der Grenze zwischen äusserem und mittlerem 
Drittel der Hornhaut am dichtesten und erstreckt sich fast bis zum Rand; 
sie ist wolkig mit mehreren von oben nach unten verlaufenden Streifen. 
Die Oberfläche der Hornhaut ist trockener als links. Die Empfindlich- 


u SR ee 


keit derselben ist vollständig, die der Conjunctiva grössten- 
theils aufgehoben. Die rechte Pupille ist weiter als die linke 
(2:1 mm), starr bei Lichteinfall sowohl in’s rechte, wie in’s linke Auge. 
Die linke Pupille reagirt direct und indirect. T.n. Gf.n. S+1,5D 
= 5/,,. O0. nur rother Reflex. — Am übrigen Nervensysteme nichts 
Pathologisches nachweisbar. 

In den nächsten Tagen zeigten sich kleine, flache Substanzverluste 
neben unregelmássigen Erhebungen des Epithels. Einmal war Ciliarinjection 
am äusseren Hornhautrande vorhanden, aber nach geringer Atropinisirung, 
die übrigens nur wenig erweiternd wirkte, schon am folgenden Tage ver- 
schwunden. Ab und zu traten heftige Neuralgien im Gebiete des zweiten, 
seltener des ersten Trigeminusastes auf; vorübergehend bildeten sich auf 
dem Mittelkopfe rechts sehr schmerzhafte, ödematöse Stellen. 

Am 9. November waren die Schörfe grösstentheils abgestossen, die 
Bindehautinjection etwas verringert. Das rechte Auge thrünt wieder. 
Cornea etwas klarer, Epithel glatter. Ophthalmoskopisch sind Papille und 
Gefässe erkennbar. S 4- 1,5 D = 5/,,. 

Unter leichten Schwankungen verringerte sich die Hornhauttrübung 
weiter — (die Streifen verschwanden, es blieb ein feines graues Netzwerk 
mit grauen Punkten) —, so dass am 15. November S -- 1,5 D — 5/,. 

Am 20. November konnte eine Parese des Oculomotorius con- 
statirt werden. Das Lid war jetzt ganz abgeschwollen, hing aber schlaff 
herab und konnte nur minimal durch Wirkung des N. frontalis gehoben 
werden. Ferner bestand Diplopie. Die Angaben bei der Prüfung an 
HırscHBERG s Diplopietafel schwankten etwas, so dass ich von Mittheilung 
der Distanzgrade absehe; doch war Folgendes sicher: Die Doppelbilder sind 
im ganzen Blickfelde gekreuzt und höhendistant. Der Seitenabstand nimmt 
beim Blick nach links etwas zu. Das Bild des rechten Auges steht beim 
Blick. nach oben höher, am höchsten beim Blick nach rechts und oben. 
Sonst steht es tiefer als das des linken; manchmal wird angegeben, dass 
es beim Blicke nach rechts und unten am tiefsten steht. Die Accommo- 
dation ist intact, da links + 3,5 D Sn 1?/, : 10”, rechts (bei R + 1,5 D) 
+ 5,0 DSn 4!/,:10” gelesen wird. Es besteht daher rechts: Erhebliche 
Lähmung des Levator palp., geringere des Sphincter pup., M. internus, 
M. rect. sup. und M. rect. infer.! 

Unter electrischer Behandlung mit schwachen Strömen, welche Herr 
Prof. BERNHARDT ausführte, war nach 14 Tagen Besserung der Ptosis zu 
bemerken. Die Hornhauttrübung hellte sich immer mehr auf; die Ober- 


! Vielleieht war auch der Trochlearis afficirt, da beim Blick pach unten von der 
Mittellinse nach links hin der Höhenabstand auch zunahm, während die Distanz der 
ungleichnamigen Doppelbilder abuahm. Doch wechselten diese Angaben zu sehr. als 
dass ich sichere Schlüsse daraus ziehen möchte. 


— 135 — 


fläche war wieder ganz glatt. In dem feinen Netzwerke zeigten sich braune 
Punkte, ganz ähnlich den Auflagerungen der M. Descemeti bei sog. Iritis 
serosa. Dann verschwand allmählich das Netzwerk vollständig, es ent- 
standen ganz zarte Maculae, die wegen ihrer Lage ausserhalb des Pupillen- 
gebietes das Sehen nicht beeinträchtigten; die braunen Punkte blieben un- 
verändert. Dies war nur bei Lupenbetrachtung sichtbar, dem unbewaffneten 
Auge erschien die Hornhaut völlig klar. — Am 10. Januar 1895 war 
RS = /,,0.Gl, + 35 DSn 3:10”. 


Allmáhlich nahm nun die Bindehautinjection ab. Neuralgien traten 
seltener auf. Bei der Prüfung am 5. März 1895 zeigte sich die Horn- 
haut zum ersten Male gegen leichte Berührung mit der Sonde 
grössten Theils empfindlich. Die braunen Punkte und die Maculae 
waren unverändert. Das Oberlid hing noch etwas, konnte aber fast normal 
gehoben werden. Die Pupille war unverändert, 2 mm weit, weiter als die 
linke, starr auf Lichteinfall, während die linke direct und consensuell 
reagirte. Diplopie war nicht mehr nachweisbar. 


Am 19. Márz war RS — 5/,,, Gläser verschlechtern. Bds. Sn 1!/, : 10" 
+ 3,5 D. 

Die Conjunctivalinjection hatte weiter abgenommen. Es war noch im 
Bereiche der Lidspalte am Hornhautrande aussen eine ca. 2 qmm grosse 
Stelle, innen ein Gefäss stärker gefüllt. Eine Störung des Nerveneinflusses 
auf die Thränendrüse macht sich insofern geltend, als das rechte Auge 
manchmal plötzlich schussweise von Thränen überschwemmt wird. Am 
25. März hatte sich die Gefässfüllung noch etwas verringert. Cornea wie 
am 5. März. Empfindlichkeit nur auf den getrübten Stellen nicht vor- 
handen. Bas. S = / „+ 3,5 D Sn 17/,:10”, rechts subjectiv etwas schlechter 
als links, aber auch fliessend, binocular völlig klar. 


Um das Wesentliche kurz zusammenzufassen: Ein sonst gesunder, 
60Jjähr. Herr erkrankt ohne bekannte Veranlassung an Herpes zoster fron- 
talis; unter den Vorboten sind Thränenträufeln und Bindehautinjection. 
Vier Tage nach der Eruption beginnt, noch vor dem gänzlichen Erlöschen 
der Sensibilität, Keratitis neuroparalytica, die aber während des ganzen 
Verlaufes, bis die Cornea wieder empfindlich ist (4 Monate), nicht zur 
Ulceration führt, trotzdem Epitheldefecte vorkommen. S sinkt während der 
Erkrankung von 5/, auf 5/,, und wird wieder °/,,. Die Refractionserhöhung 
ist wohl aufzufassen wie die sonst bei Keratitis manchmal beobachtete, als 
bedingt durch Krümmungszunahme der Hornhaut. 


Am fünften Tage nach der Eruption zeigte sich Parese des Oculomotorius 
in fast allen Zweigen, nur die Accommodation ist stets intact. Etwa gleich- 
zeitig mit dem Wiedereintreten der Sensibilität ist die motorische Parese 
fast gänzlich geschwunden. Es bleibt nur leichte Ptosis, leichte Mydriasis 
und reflectorische Pupilleustarre. Die Spannung, das Gesichtsfeld und der 


-—- 136 — 


ophthalmoskopische Befund waren stets normal. Zeichen einer allgemeinen 
oder cerebrospinalen Erkrankung waren nie vorhanden. 

Die Behandlung bestand im Wesentlichen nur in leichtem Schutz- 
verbande (von der Zeit an, als das Auge geöffnet werden konnte, bis zur 
Herstellung der Empfindlichkeit) und in leichter Galvanisation des Auges 
(ca. 20 Sitzungen). Jodkali vertrug Pat. nicht. Ut aliquid fiat, erhielt 
er kurze Zeit hindurch innerlich Jodoform, das ja manchmal bei Neuralgien 
gut wirkt, aber ohne erkennbaren Erfolg. Daher wurde von innerer 
Medication bald ganz abgesehen. 

Wenn, wie es meist ‘der Fall ist, die primäre Erkrankung ihren Sitz 
im Ganglion Gasseri hat, so.müssen wir annehmen, dass sich ein entzünd- 
licher Process längs des ersten Trigeminusastes fortgepflanzt und den Oculo- 
motorius, der dicht vor seinem Eintritte in die Orbita dem Ramus ophthal- 
micus sehr nahe liegt, in Mitleidenschaft gezogen hat. Herpes zoster mit 
Augenmuskellähmung ist, wie schon erwähnt, sehr selten. MiıcaeL erwähnt 
(Handb. v. GRAEFR und SAEMISCH. IV. 8.399 u. S. 402) einige wenige 
Fälle. Betroffen waren: der Oculomotorius (VERNoN, HuUTcHINXson), der 
Abducens (HurcHınson, GosETTI, Bowman), Accommodation und Iris 
(ARLT, BERLIN). In der neueren Literatur, soweit sie mir zugänglich war, 
konnte ich analoge Fälle nicht auffinden. 


III. Zur Verhütung der Augeneiterung der Neugeborenen. 


Von Prof. Hermann Colin in Breslau. 
(Schluss.) 


Die Bemühungen, noch einfachere Mittel als Höllenstein zu finden, 
sind gewiss anzuerkennen, und die Asepsis ist, wenn sie absolut sicher 
wäre, der Antisepsis wohl vorzuziehen. Aber bisher war doch das Argen- 
tum noch das Sicherste. Freilich hat schon Fuchs vor 10 Jahren in seiner 
schönen Preisschrift „Ueber die Verhütung der Blindheit“ (S. 143) empfohlen, 
(lass ausser dem (‘renk'schen Verfahren die Hebammen auch die sofortige 
Reinigung der Lider vornehmen sollen. „Da man nämlich, sagt er, bei 
Hebammen sich nie vollständig auf die sorgfältige Ausführung einer Methode 
verlassen kann, so giebt dies eine Garantie mehr, dass die Infection ver- 
mieden wird.“ 

Wenn man nun vorschligt, der CnEp£'sche Tropfen müsse wie die 
Zwangsimpfung obligatorisch eingeführt werden, so hört man oft den Ein- 
wurf, dass viele Eltern, die sich rein von jeder Gonorrhoe wissen, 
das Verfahren nieht gestatten würden. Hier kann eben nur Belehrung 
helfen. Man muss verbreiten, dass die Kehlkopfkatarrhe, die ganz un- 


— 131 — 


schuldiger Natur sind, ebenso mit Hóllenstein behandelt werden, wie die 
syphilitischen; ebenso werden auch gewöhnliche Catarrhe der Bindehaut 
mit Höllenstein verhütet und behandelt, gerade wie Blennorrhöen. Dann 
wird das Odiöse des Argentumtropfens aufhören. 


Die Belehrung ist immer das Wichtigste. Sie sollte eigentlich schon 
in der Schule beginnen. Natürlich kann in einer höheren Tüchterschule 
nicht über den Tripper gesprochen werden. Aber warum soll nicht in der 
obersten Volksschulklasse bei der Anthropologie mitgetheilt werden, dass es 
eine höchst gefährliche Augenkrankheit in den ersten Lebenstagen giebt, die 
durch einen Tropfen Hóllenstein sicher verhütet werden kann, und bei der 
die schleunigste ärztliche Hülfe nöthig ist, falls sie ausgebrochen. 


In Havre wird den Personen, welche die Geburt eines Kindes an- 
melden, auf der Mairie eine kleine Broschüre über Blennorrhoe mitgegeben; 
Fıruzau hat sogar vorgeschlagen, schon kei der Fiheschliessung den Eltern 
ein Avis aux parents auszuhandigen. 


Ferner ist als wirksames Mittel gegen die Vernachlässigung der Eiterung 
schon lange die Meldepflicht seitens der Hebammen vorgeschlagen 
und in Sachsen, Schlesien, Mecklenburg angeordnet. Bei uns in Schlesien 
existirt erfreulicher Weise eine Polizeiverordnung vom 20. October 1884, 
publicirt im Amtsblatte am 7. November 1884, also seit über 10 Jahren, 
deren $8 4 und 5 lauten: ,Jeder Fall von eitriger Augenentzündung der 
Neugeborenen ist ohne Verzug dem zuständigen Physikus schriftlich oder 
mündlich anzuzeigen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 
30 Mark bestraft.“ 


Diese Meldepflicht ist aber in Schlesien leider völlig in Vergessen- 
heit gerathen, wie mehrere Physiker versicherten. Die Hebammen prak- 
tieiren bekanntlich zu gern selbst, verordnen stets ihren beliebten Kamillen- 
thee für das Auge, trösten die Mütter, welche über die Eiterung erschrecken, 
ja sie verhindern selbst jetzt noch mitunter die Zuziehung eines 
Arztes und warnen zuweilen gerade vor den Augenkliniken. So habe ich 
im vorigen Jahre ein Kind gesehen, das erst nach drei Wochen in Be- 
handlung kam, da die Hebamme täglich sich dem Herbeirufen des Arztes 
widersetzte; bei einem anderen Kinde liess die Hebamme vierzehn Tage 
lang Milch in’s Auge giessen, bis die Hornhäute schwer erkrankt waren. 

Wir können solche Hebammen allerdings der Staatsanwaltschaft an- 
zeigen, — aber wer giebt sich gern zum Denuneianten her?! Und selbst 
wenn eine Hebamme in ähnlichen Fällen verurtheilt wurde, stand die Geld- 
strafe nicht im Verhältnisse zu der Missethat, deren sie sich durch das 
Erblindenlassen des Kindes schuldig gemacht hat. 

So oft auch schon diese Argumente in Lehrbüchern, Broschüren und 
Vorträgen wiederholt worden sind, — es nutzt niehts; die Behörden müssen 
eben energischer einschreiten! — — 


— 138 — 


Daher stellte ich am 1. Februar d. J. am Schlusse einer sehr lebhaften 
Debatte mit den Proff. Nesser und Küstner, in der ich für die CREDE" 
sche Methode aufs Wärmste eintrat, den Antrag, die medicinische Section 
möge eine Commission ernennen, welche Vorschläge für die Verhütung 
der Blennorrhoe ausarbeiten solle. 

Diesen Antrag begründete ich in der Sitzung am 22. Februar und wies 
besonders darauf hin, dass 1. die Commission die Behörde ersuchen möge, 
den Hebammen die oben citirten Paragraphen des Hebammenlehrbuchs 
und die Meldepflicht einschärfen zu lassen und 2. dass die Commission 
eine Belehrung, ähnlich der zu Havre vertheilten, ausarbeiten und auf 
den Meldeämtern vertheilen lassen möge. 

Auf Wunsch von Prof. MıkuLicz wurde beschlossen, dass die Com- 
mission sich mit theoretischen und offenen therapeutischen Fragen nicht 
beschäftigen, sondern nur administrative Vorschläge machen solle, die auf 
allgemein anerkannten hygienischen Grundsätzen basiren. In die Com- 
mission wurden gewählt die Proff. CzEnNv, JacoBI, KÜSTNER, NEISSER 
und ich. Wir einigten uns sehr rasch, da meine obigen Vorschläge im 
Prineip angenommen wurden. Es sollte eine Eingabe an den Oberpräsi- 
denten abgesendet und eine Belehrung auf den Standesämtern ver- 
theilt werden. | 

In ersterer wurde gebeten $ 218 u. 8 324 des Hebammenlehrbuchs und 
die Meldepflicht den Hebammen wieder einschärfen zu lassen. 


Auch der Entwurf der Belehrung wurde nur wenig verändert, den ich 
in Anlehnung, aber duch in mancher Hinsicht abweichend gearbeitet von 
dem „Avis aux méres, qui ne veulent pas que leurs enfants deviennent 
aveugles“, welches in Havre vertheilt wird. 

Nur Prof. Czerny war der Ansicht, dass meine „Vorschriften für die 
Behandlung der Blennorrhöe vor dem Eintreffen des Arztes“ undurchführ- 
bar seien. Er meinte, dass die Angehörigen das wünschenswerthe Aus- 
wischen des Eiters und die richtigen kalten Umschläge nicht machen 
können. 

Auf den Antrag des Prof. Neisser sollten am Schlusse der zu ver- 
theilenden Belehrung die Adressen und Sprechstunden aller Augenärzte ge- 
nannt werden, welche unentgeltlich blennorrhoische Kinder behandeln. 

Ferner beschloss die Commission, die „Belehrung“ an den Magistrat. 
und an den Oberpräsidenten zu senden mit der Bitte, sie bei der Meldung 
von Geburten vertheilen zu lassen. Da jährlich 12,000 Kinder in Breslau 
geburen werden, soll die Belehrung für Breslau in 12,000 Exemplaren auf 
Carton gedruckt werden. (Sie führt den Titel: „Ueber die Gefahr der 


Augenentzündung der Neugeborenen. — Eine Belehrung für Mütter, welche 
ihre Kinder vor Erblindung bewahren wollen. — Herausgegeben von der 


medieinischen Abtheilung der schlesischen Gesellschaft für vaterländische 


Cm cw mëi e i Li E E o ridi e 


— 139 — 


Cultur.“ Diese Belehrung ist von der Druckerei von Grass, Barth & Co. 
in Breslau zu beziehen.) 


Obgleich die Commission sich mit diesen administrativen Dingen eigent- 
lich hätte begnügen müssen, da sie ja eine gebundene Marschroute hatte, 
so glaubte sie doch, Indemnität zu erhalten, wenn sie in allgemein 
wissenschaftlichem Interesse doch noch etwas über ihre stricte Aufgabe 
hinausging. 

Sie beschloss also zunächst, eine Umfrage über die Häufigkeit 
der Blennorrböe im Jahre 1894 unter den hiesigen Aerzten zu 
veranstalten. Ich wandte mich daher schriftlich zunächst an alle Augen- 
ärzte der Stadt und später durch gedruckte Circuläre an alle Aerzte 
Breslaus und ersuchte, mir mitzutheilen, wie viel Fälle aus Breslau, wie 
viel von auswärts, und wie viel Spätinfectionen von ihnen beobachtet 
worden. 

Mehr habe ich zunächst nicht gefragt. In den 31 Jahren, in denen 
ich oculistische Statistik treibe, habe ich nämlich einsehen lernen, dass das 
alte Sprichwort: „Wer viel fragt, bekommt viel Bescheid“ in der Statistik 
nicht richtig ist. Nur, wer wenig fragt, bekommt schnell und gern 
Bescheid. 

Und so konnte ich denn schon am 15. Märzt die Resulate mittheilen. 
Wir wissen jetzt zum ersten Male, wie viel Fälle von Blennorrhöe über- 
haupt in Breslau in einem Jahre behandelt wurden. 


Mit Dank erkenne ich an, dass sämmtliche Augenärzte der Stadt 
bald geantwortet haben, einige mit sehr schätzenswerthen Details. 


16 Augenärzte hatten im Jahre 1894 im Ganzen 282 Fälle in Be- 
handlung, davon 257 Breslauer Kinder und 25 auswärtige. (ls behandelten 
Prof. Forster 53, Prof. Maanus 37, Dr. LAnpmann 37, Dr. Lasınsky 35, 
Dr. WoLFFBERG 27, Dr. WALLENTIN 20, Dr. Beyer 16, Prof. Coun 15, 
Dr. LANpsBEnG 12, Dr. Kówra 11, Dr. GüNsBUnG 5, Dr. RITTER 5, Dr. JUNG- 
MANN 4, San.-Rath BuncHangD 3, Dr. EugENFRIED und Dr. GgoEkNouw 
je 1 Fall.) In der Klinik von Prof. Förster waren 12?/,, in meiner An- 
stalt auch 12°/,,, in der von Prof. MaaNus 8?/,,, von Dr. WoLFFBERG 6°7/,, 
und in der schlesischen Augenheilanstalt (Dr. LanpMann) 5°/,, Blennorrhoe 
unter den Augenkranken. 

Alle Collegen betonten die Seltenheit der Krankheit in der Privatpraxis. 

Ueber die Spit-Infectionen kann ich zunächst noch keine Durch- 
schnittsziffer geben. Fast alle Collegen schrieben, dass sie sehr selten 
seien; die meisten Fälle traten eben am 3.— 5. Tage auf. Es ist ja be- 
kanntlich auch oft schwer, hier Sicheres zu erfahren. Die Personen, welche 
die Kinder in die Polikliniken bringen, wissen oft selbst nicht anzugeben, 
ob das Kind, das sie am 8. oder 10. Tage oder später in die Poliklinik 
tragen, am 3. Tage oder erst später Entzündung bekommen haben. Ueber 


— 140 —- 


diesen Punkt dürften erst sorgsam vorbereitete Notizen in den Kranken- 
büchern im nächsten Jahre Klarheit bringen. Unter den 15 Fallen, die 
ich im Jahre 1894 gesehen, waren 8 bestimmt in den ersten 5 Tagen ent- 
standen. 

Ausser den schriftlichen Nachfragen bei 16 Augenärzten versendete ich 
noch 351 gedruckte Circulare an alle praktischen Aerzte Breslaus,’ 
welche im Adressbuch verzeichnet sind. Von diesen Anfragen kamen 9 als 
unbestellbar zurück. Von den 342 Collegen, welche das Circular erhielten, 
antworteten mir nur 77, d. h. 23°/. Ich vermuthe, dass die übrigen 
keine Fälle von Blennorrhöe gesehen haben. 

Von den 77 Aerzten, welche antworteten, schrieben 58, dass sie keinen 
Fall im Jahre 1894 behandelt; 19 Herren aber berichteten über 41 Fälle, 
die sie behandelt, sämmtlich aus Breslau mit einer Ausnahme. 

9 Aerzte sahen je 1 Fall, 3 Aerzte 2 Fälle, 4 Aerzte 3 Fälle, 2 Aerzte 4 
und 1 Arzt 6 Fälle. 

Von diesen 41 Fällen sind 3, welche von den Collegen in Augenkliniken 
geschickt wurden, jedenfalls abzuziehen, da sie ja dort schon gezählt sind. 
Es kommen also zu den 282 von Augenärzten behandelten noch 38 von 
praktischen Aerzten behandelte Blennorrhöen. 

Es wurden also im Jahre 1894 im Ganzen in Breslau 320 Fälle, 
davon 294 aus der Stadt selbst behandelt. 

Sicherlich ist diese Zahl nicht absolut richtig, da ja mancher schwere 
Fall von einem Arzte zum andern wandert, also mehrfach figurirt. Aber 
selbst wenn wir deswegen sogar 44 Fälle abziehen, dürfen wir mit Sicher- 
heit behaupten, dass von den 12,000 Kindern, die im Jahre 1894 in Breslau 
geboren wurden, mindestens 250, d. h. cirea 2?/, an Blennorrhoe 
eelitten haben. 

Gewiss ist diese Zahl überraschend und erschreckend. Keiner 
von uns Augenärzten hat geglaubt, dass eine Krankheit, die bei richtiger 
Prophylaxe gar nicht mehr vorkommen dürfte, in 320 Fällen hier in einem 
Jahre behandelt wurde, und wir empfinden gewiss nun Alle die Verpflich- 
tung, durch geeignete hygienische Vorschläge diese Zahl im nächsten 
Jahre wesentlich zu verringern. Ä 

Die Commission hofft dies durch ihre Vorschläge zu erreichen. Die- 
selben wurden auch, nachdem ich sie am 15. März begründet, von der 
medicinischen Section angenommen. 

Nur wünschte die Gesellschaft, dass am Schlusse der Belehrung die 
Adressen und Sprechstunden der 17 Augenärzte, welche sich zur Gratis- - 
behandlung bereit erklärten, nicht genannt werden. Doch hat die Com- 
mission, welcher noch einige redactionelle Aenderungen und Kürzungen 
überlassen wurden, sich gefreut, mittheilen zu können, dass alle Augen- 
ärzte der Stadt (nur Einer hat sieh ausgeschlossen, der ausschliesslich 


141 - 


Privatpraxis treiben will) arme blennorrhoische Kinder unentgeltlich zu 
behandeln sich erboten haben. 

Endlich hat die Commission beschlossen, eine wissenschaftliche 
Enquéte über das Vorkommen von Blennorrhoea neonatorum und die ge- 
übten Verhütungsmaassregeln in allen Gebäranstalten und geburtshülf- 
lichen Kliniken sowie in allen Augenheilanstalten und Augenkliniken 
Deutschlands und Oesterreichs im Jahre 1895 zu veranstalten, und 
sie hat mit der Anfertigung und Versendung der Fragebogen Herrn Med.- 
Rath Prof. Dr. KósrNER und mich beauftragt. 

Die Vorarbeiten haben wir begonnen. | 

Wir hoffen, dass unsere prophylactischen Bestrebungen in Schlesien 
Erfolg haben, und dass viele andere ärztliche Gesellschaften unsrem 
Beispiele folgen werden. 

Die Blennorrhoea neonatorum kann und muss aus allen 

civilisirten Staaten verschwinden! 


Klinische Beobachtungen. 


Zwei Modificationen von Ectropion-Operationen. 


Von Dr. Julius von Siklóssy jun, 
Assistenzarzt der Augenabtheilung des St. Rochus-Spitales zu Budapest. 


In den folgenden Zeilen erlaube ich mir zwei, resp. drei Fälle von Ectro- 
pion und die Art, die mir bei der Ausführung der Operationen am besten 
erschien, mitzutheilen.! 

Der 24jährige, ledige Kürschnergehilfe Michael H. kam am 1. April 1894 
auf die Abtbeilnng, Hilfe suchend für sein Augenleiden. Seine Klagen bezogen 
sich auf ein grosses Geschwür, das im unteren Drittel der Hornhaut sich be- 
fand, mit eitrigem Belage versehen, mässig tief, aber der Grösse nach einer 
halben Erbsen gleich kommend. 

Beim Schliessen der Lider war eben der genannte Theil der Hornhaut un- 
bedeckt geblieben; die Lidspalte blieb da offen; das obere Lid ist nämlich im 
Ganzen verkürzt, besonders im inneren Drittel (Fig. 1). Unterhalb der Augen- 
braue, oberhalb des Lidrandes, parallel mit beiden verlaufend, sind zwei lineare 
Narben zu bemerken, die sich 1 cm vom Nasenrücken entfernt in einem circa 
3 mm breiten, 5 mm langen Narbenstrang vereinigen, der ein pralles, ganz 
weisses Gewebe darstellt, das nicht in Falten zu legen ist. Dieser Narbenstrang 
ist die Fortsetzung des Lappens, der im vorigen Jahre im Auslande fast hori- 
zontal aus der Stirnhaut genommen worden war; ein Lappen, an dessen Stelle 
jetzt über den Augenbrauen eine 5 mm breite, 22 mm lange, weiss - glänzende 
glatte Narbe verläuft. Demgemäss steht die linke Augenbraue mit ihrem 
lateralen Ende bedeutend höher, als die rechte. 





ı Fall 1 und 2 wurden in der Sitzung des Vereines der Spitalärzte (abgehalten 
in Budapest am 31. October 1894) vom Verf. vorgeführt. 


vue, “149 


Der erwähnte Lagophtalmus ist also durch den ständigen Zug des Narben- 
stranges im inneren Drittel des linken oberen Lides entstanden. Das Geschwür 
auf der Hornhaut ist bloss als consecutives Leiden aufzufassen. — 

Der Kranke wurde in's Spital aufgenommen; an demselben Tage die Cau- 
terisation des eitrigen Geschwüres vorgenommen, worauf die Reizerscheinungen 
gänzlich zurückgingen; das Geschwür reinigte sich, und der Boden wurde flach 
und glänzend. 

Unter diesen Umständen wurde am 9. April 1894, da die Hornhautaffec- 
tion gänzlich geheilt gewesen, — um einer solchen für die Zukunft vorzubeugen, 
die Correction der erstgemachten Fricke’schen Operation vorgenommen: eigent- 
lich aber eine Lagophtalmus-Operation speciellen Falles vollzogen. 

Die Operation bestand darin, dass die Ränder des primär gemachten Lap- 
pens aufgefrischt wurden; das Narbengewebe nahe am inneren Winkel wurde 
entfernt, der Lidrand frei präparırt, — so dass der Cilienboden dieselbe Stel- 
lung einnahm, wie am anderen, normalen Auge, — eher aber etwas mehr nach 





unten hing; — die Haut der temporalen Gegend, wo bei der ersten Operation 
der Stiel des Lappens gewesen, wurde nach unten — aussen gegen das Ohr 
durch zwei Schnitte derart gekreuzt, dass sie in die Fortsetzung der erster- 
wähnten aufgefrischten Lappenränder fielen und gleichzeitig einen gewissen 
Grad von Divergenz zeigten. 

(Dieser Schnitt in der Temporalgegend ist auf Fig. 2 genau zu bemerken). 
Durch Lospräpariren der Haut gewann ich einen Lappen, der mit dem vor 
einem Jahre gebildeten verglichen, gewiss ein Plus von einem Quadratcentimeter 
aufwies. — 

Es handelte sich nun um die Rechtstellung des so vergrösserten Lappens. 
Die ersten Befestigungsnáhte wurden so applicirt, dass durch das mediale Ende 
des Lappens der Hautdefect sehr bequem, ohne irgend eine Zerrung oder Span- 
nung ersetzt werde. Dies wurde durch zwei Nähte erreicht, die ich in der 
Richtung des äusseren Lidwinkels angebracht habe, wobei natürlich ein gewisses 
Verschieben des temporalen Theiles des Hautlappens zu Stande kam; — und 
ist eigentlich bloss durch dieses Verschieben möglich gewesen. Die beiden Wund- 
ränder wurden so vernäht, dass die zugehörigen, einander gegenüber liegenden 


148 -- 


Theile der frisch gemachten Hautwunde nicht einer mit dem andern vereinigt, 
sondern dass sie bei jeder Naht etwas nach oben gezogen wurden. Wenn also 
die Knopfnähte zu 2 mm neben einander angebracht worden sind, dann konnte 
man bei jeder Naht ca. 1 mm Verschiebung gewinnen, — gewiss von dem oberen 
Schnitt, der nicht so gerade nach unten verlief. 

(Fig. 1 zeigt das Auge vor der Operation; Fig. 2, 14 Tage nach der Ope- 
ration mit geschlossenen, Fig. 3 mit offenen Augen. Leider habe ich versáumt 
eine Photographie vor der Operation machen zu lassen.) 

Der Heilungsverlauf ging ohne irgend welche Stórung vor sich, wie es 
eben auch zu sehen ist. Die Nähte blieben über 8 Tage, da keine Eiterung 
deren Entfernung erheischte. Der Mann verliess das Spital in dem Zustande, 
wie auf Fig. 2 und 3 zu sehen ist. 





Fig. 2. Fig. 3. 


Unwillkürlich knüpfen sich einige Bemerkungen an den Fall, und zwar 
wenn man darnach forschen will, was die Ursache der Lagophtalmus gewesen 
ist. Die Antwort darauf wird einfach gegeben, nämlich die oben gezeich- 
neten Narbenstrange. Sie sind entweder dort gewesen — worüber ich 
keine Auskunft bekommen habe — oder aber sind sie nach der ersten Opera- 
tion entstanden (zumal der Kranke von Eiterung und von 8 Wochen langer 
Spitalsbehandlung erzählt. Da wäre also das lateralste Ende des Lappens (in 
der Nähe des inneren Winkels) abgestorben, dessen Stelle das Narbengewebe 
einnahm. 

Es ist sehr bemerkenswerth, wie der Operateur sich in einer schlimmeren 
Lage befindet, wenn er die Correction einer Blepharoplastik unternehmen muss. 
— Es giebt Fälle, wo die Correction schwerer zu vollführen ist, als die erste 
Operation. — Die Ursache davon wird leicht ersichtlich, wenn man bedenkt, 
dass die angrenzenden Hautpartien schon durch die erste Operation mehr oder 
weniger gelitten haben, das heisst durch von der ersten Operation verursachten 
Narben eingenommen sind. 

Die Methode, die Fricke'sche Blepharoplastik, war in diesem Falle 


— 14 - 


glücklich gewählt, weniger glücklich gelungen. — Es handelte sich bei uns 
um die Herstellung des inneren Drittel des Lides; woher aber dazu die Haut 
zu nehmen? 

Die Reverdin-Thiersch'sche Transplantation konnte nicht vorgenommen 
werden, denn die ausserordentlich grosse Schrumpfung, die die neueingepflanzten 
Hautpartien erleiden, hätte den Erfolg leicht gefährden können. — Bevor man 
zu der italienischen Methode greift, müsste bedacht werden, ob nicht etwa aus 
der Nachbarschaft der Defect zu bedecken wäre. Von der Nasalseite her wäre 
es unmöglich gewesen, da die Haut des Nasenrückens zur Verschiebung nicht 
geeignet ist; mit den unteren festen Zellgeweben ist sie zu fest verbunden, um 
zur Bedeckung des Defectes benutzt werden zu können. Ein gestielter Lappen 
wäre also der einzige gewesen, an den man hätte denken können, und zwar 
wieder von der Stirn aus — ein Lappen nach Fricke, mit der Umschlags- 
stelle auf dem Nasenrücken. — Der Effect hätte vollständig, aber gar nicht 
kosmetisch sein können. — 

Da entstand die Idee, die Operation in der Weise zu vollstrecken, wie es 
oben geschrieben und gezeichnet steht. 

Es scheint mir überflüssig, die Vortheile dieser Methode im gegebenen 
Falle hervorzuheben; es soll nur gestattet werden, die Indication dazu kurz 
derart anzugeben, dass die Correction einer Fricke’schen Operation, bei der 
durch Absterben des distalen Endes des Lappens Lagophtalmus oder Ectropion 
entstanden ist, durch Aufpräpariren des Lappens, weit in die tenıporale Gerend 
hinein, weit über seinen eigentlichen Stiel hinaus, durch Befreiung des Lid- 
randes und Wiederansetzen des so gebildeten neuen Lappens — mit dem schön- 
sten Erfolge zu machen ist. 

Es verflossen Monate, sind ich die Methode bloss für ganz specielle 
Fälle brauchbar hielt, die Veröffentlichung des Falles ist eben desshalb auf- 
geschoben worden. 

Da ergab sich am 24. September 1894, dass der Kranke St. L., dessen 
Bild Fig. 4 darstellt, die Abtheilung aufsuchte, erzühlend, dass er vor 12 Jahren 
seinen Kopf an die Kante eines Tisches angeschlagen hatte, wonach ein Abscess 
entstand, der nachher im inneren oberen Augenwinkel sich entleerte. Seit dieser 
Zeit ist sein rechtes oberes Lid in der inneren Hälfte derart verkürzt, dass er 
selbst mit den grössten Anstrengungen das Auge nicht schliessen kann; die 
Lidspalte ist im inneren Winkel in ovaler Form unbedeckt. 

Sein derzeitiges Uebel entstand vor zwei Wochen. Beide Augen sind 
etwas prominent. Die palpebrale Conjunctiva ist geschwollen, stark hyper- 
ämisch, bulbäre Bindehaut stark injicirt, in dem inneren unteren Quadranten 
der Hornhaut ein grosses Geschwür mit eitrig belegtem Grund. Man sieht viele 
Gefüsse gegen das Geschwür ziehen. Die Kammer ist Lis zu der Hälfte mit 
Eiter gefüllt. Die Sehschärfe beschränkt sich auf !/, m Finger zählen. 

Am 26. September v. J. wurde die Thermocauterisation vorgenommen. Die 
corneale Affection nahm in kurzer Zeit ein Ende, so dass am 12. October die 
plastische Operation zur Beseitigung des Ectropions, id est des Lagophtalmus, 
vorgenommen werden konnte. Dies geschah in der Weise, dass die Narbe ex- 
cidirt, der Rand des Lides ganz frei präparirt wurde; ein aus der gebliebenen 
Lidhaut und aus der des Gesichtes (in einem schwach nach unten und aussen 
geführten Bogenschnitt) gebildeter Lappen (vide Fig. 5) wurde von der Unter- 
lage gelóst und in den Defect hineingenáht. Es dauerte einige Zeit, bis man 
die richtige Stelle der Nähte finden konnte; die Grösse der Verschiebung des 
Lappens erheischte einen Ersatz unten am Gesichte; am Lide selbst durfte 


mm véi RER PR ee m RR 


— 145 -. 


ein Zerren in der Langsaxe nicht stattfinden, wenn schon unvermeidbar, dann 
. musste es bloss auf die Quere beschrünkt bleiben. 

Die Directionslinien sind auf Fig. 5 sichtbar, wo auch von dem Effecte 
(nach 20 Tagen) ein klares Bild zu gewinnen ist. 

Also alles bedacht, hat man in dieser Methode ein ausgezeichnetes Ver- 
fahren für manche Fälle, bei denen im inneren oberen Augenwinkel entstandene 
Narben eines Ersatzes benöthigen. Keine von den Methoden giebt nur ein an- 
nähernd schönes und gutes Resultat, da die Haut theilweise aus der Haut des 
Lides selbst genommen wird, so dass sie daher eben dieselbe dünne, feine Be- 
schaffenheit haben wird; theilweise wird sie aus der Haut des Gesichtes her- 
beigezogen, eben von der Stelle, wo der Uebergang ohnedies unbemerkbar vor 
sich geht. 





Fig. 5. 


Gegen Schrumpfung ist man geschützt, wenn man aseptisch verfährt und 
die Haut des Lappens direct auf gänzlich freiem und reinem Boden angepasst 
wird. Die ersten Nähte werden, wie gesagt, derweise gemacht, dass durch sie 
der Lappen im eigentlichen ursprünglichen Defecte keiner Zerrung unterliegt, 
jede einzelne der Nähte nimmt einen Theil der Zerrung auf sich, so dass die- 
selbe durch die geschickte Vertheilung an keinem einzigen Punkte grösser ist, 
als an dem anderen; am Lide selbst dienen die Nähte bloss zur Sicherung 
gegen Verschieben; andere Massregeln bei dem Nähen werden weiter unten an- 
geführt. 


Ein Fall soll hier noch erwähnt werden; ein Narbenectropion, das durch 
eine sehr einfache Methode corrigirt wurde. Wie es an Fig. 6 sichtbar ist, 
kam das Mädchen von 17 Jahren J. R. auf die Abtheilung mit einer dicken, 
adhärenten Lidnarbe 7 mm vom Lidrande entfernt, die die Haut des Lides mit 
der des oberen Orbitalrandes verwachsen hielt. Dadurch war ein Lagophthalmus, 
ein theilweises Ectropion, und eine Keratitis e lagophthalmo bedingt. Das Mädchen 
war sonst von äusserst scrophulöser Natur: Hornhautnarben, geschwollene Drüsen 

10 


=; GR m 


am Halse. — Zur Correction des Ectropions wurde bloss das Lospräpariren der 
laut von der Narbe gewählt; was unterhalb des Lides von innen, von der 
Conjunctiva her geschah. Nach diesem Eingriffe, ausgeübt mit einem einfachen 
Scalpell, das durch die Uebergangsfalte bis unter die Haut der Augenbraue 
geatochen wurde, erwies die Haut des Lides fast von normaler Lánge resp. 
Ausdehnung. Es handelte sich nachher bloss darum, die erreichte Lage festzu- 


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Fig. 6. Fig. 1. 


halten: zu diesem Zwecke führte ich 3 Seidenfäden in den Lidrand ein, zog die- 
selbe weit hinunter und befestigte sie durch Anlegen von Sparadrapstreifen am 
unteren Theile des Gesichtes. Bei dieser Gelegenheit musste die Haut am Ge- 
sichte stark nach oben gezogen werden; die gesagte Befestigung darf erst an 
der straff angezogenen Stelle vorgenommen werden. Die Fäden sind jetzt, 
schön gespannt, der Lidrand nach unten gezogen, und in dieser Stelle fixirt. 
Mit welchem Erfolge die Operation ausgeübt wurde, ist in Fig. 7 ersichtlich, 
die das Mádchen mit geschlossenem Auge darstellt. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Traité pratique des maladies des yeux, par le Dr. Edouard Meyer. 
IV. Edition, entierement revue et augmentée. Avec 216 figures intercalées dans 
le texte. Paris, G. Masson. 1895. 807 Seiten. 

E. Meyer hat vor 20 Jahren durch die erste Auflage seines Werkes der 
Wissenschaft und Lehre einen grossen Dienst erwiesen, da er als einer der 
Ersten die neue Augenheilkunde dargestellt; sein Buch ist in's Deutsche 
(5 Auflagen). in’s Englische, Spanische, Italienische, Polnische, Russische und 
in's Japanische übersetzt worden. Die neue Auflage steht auf der Höhe der 











———À —— a gë, r————— 


-- MT 


Zeit und zeichnet sich besonders aus durch genaue Angabe der Therapie, 
namentlich auch der Operationen. 

2. Handbuch der physiol. Optik, von H. v. Helmholtz. Zweite umgearb. 
Aufl. Neunte u. zehnte Lieferung. Hamburg u. Leipzig, Verlag von L. Voss. 
1894, 1895. S. 641—800. 

Mit dem Erscheinen der 8. Lieferung betrachtete H. v. Helmholtz seine 
Arbeit an der zweiten Auflage dieses Werkes im Wesentlichen als beendet. Dem 
entsprechend will der Herausgeber, Herr Prof. A. König, die Arbeit zu Ende 
führen. 

In den beiden vorlierenden Heften ist die Lehre von der Gesichtswahrneh- 
mung fortgeführt vom Dreliungsgesetz bis zum Stereoskop. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ungarische Beiträge zur Augenheilkunde. Unter Mitwirkung von Fach- 
genossen herausgegeben von Prof. Wilhelm Schulek, Director der Augen- 
klinik in Budapest. I. Bd. mit 45 Abbild. im Text. Leipzig und Wien. 
Franz Deuticke. 1895. 

(Schluss.) 
Zur Operation des Pterygiums, von Prof. Wilh. Schulek. 


Um zu verhindern dass sich, wie bei der üblichen Pterygiumoperation die 
Conjunctivalzipfel auf die Cornea hinüberschieben, legt Sch. bei schmalem Ptery- 
gium die erste Naht soweit vom Limbus an, als die Hälfte der wunden Stelle 
des Hornhautrandes beträgt und macht ferner Einschnitte in die obere und 
untere Conjunctivalfalte bis zum Limbus 2—3 mm über und unter den Wund- 
enden am Hornhautrande. Bei breitem Flügelfell wird die erste Naht etwa 
1—1'/, mm weit vom Limbus gemacht und werden die Einschnitte 2—4 mm 
lang senkrecht in die Bindehaut vom Hornhautrande aus geführt. Um eine 
glatte Hornhautwunde zu erhalten, trage man das Pterygium auf der Horn- 
haut nur oberflächlich ab und glätte die Hornhautwunde mit dem Galvano- 
oder Thermocauter. 


Eine neue Methode zum Färben der Hornhautnarben, von Dr. 
Alexander Lippay. 


Man macht mit einem convexen Messerchen sowohl in das Epithel als auch 
in das Gewebe der Hornhautnarbe der ganzen Trübung entlang, dicht neben- 
einander, oberflächliche, parallel laufende, etwas schräge Einschnitte; in der Broito 
eines Millimeters genügen 3—4. Hierauf ebensolche Einschnitte, welche die 
ersten kreuzen und reibt die so scarificirte Stelle mittelst eines Spatels fest mit 
dick geriebener Tusche ein. Das Verfahren hat den Vorzug, schnell zum Ziele 
zu führen. 

Tumor cavernosus orbitae, von Dr. N. Feuer, Universitátsdocent 
und Landes-Sanitátsinspector. 

Der Tumor sass im inneren oberen Winkel der orbita, liess sich ohne Ver- 
letzung des Bulbus leicht herausschálen. - 

Distichiasis-Operationen, von Doc. Dr. N. Feuer in Budapest. 

Bei ausgebreiteter Trichiasis oder Distichiasis des Oberlides verfáhrt F. 
in folgender Weise: 

10* 


- 145  — 


Zunächst wird der intermarginale Schnitt, dann in einer Höhe von ca. 5 mm 
der Horizontalschnitt gemacht. Nach Unterminirung und Emporschiebung des 
oberen Wundrandes resp. der Lidhaut wird die den Cilienboden enthaltende 
Brücke mittelst 3—4 starker Fäden an die Fascia tarso-orbitalis genäht. Von 
dem oberen Wundrande wird jetzt ein 2—3 mm breiter Lappen geformt mit 
dem Stiel an denjenigen Augenwinkel, wo die Trichiasis resp. Distichiasis am 
stärksten ist. Hier wird die den Cilienboden enthaltende Brücke durchschnitten 
und der Lappen in die intermarginale Wunde durch 1—2 Fäden eingenäht. 
Es ist diese Operation eine Combination verschiedener älterer Verfahren. 

Wern nur die Mitte des Lidrandes von der Trichiasis resp. Distichiasis 
befallen ist, so setzt F. einen stiellosen Lappen ein. Auf diese Weise soll 
Recidiven am besten vorgebeugt und ein gutes kosmetisches Resultat erzielt 
werden. 

Wenn nur einzelne genügend weit von einander stehende wilde Haare 
vorhanden sind, sticht F. nach Einlegung der Jüger'schen Platte in den Balg 
des wilden Haares die Spitze einer feinen Nadel ein; auf dieselte wird die 
Schlinge des Galvanocauters aufgeführt, wodurch die Nadel so erwärmt wird, 
dass sie den Haarbalg zerstört. Eine Narbe entsteht nicht. Auch die Cau- 
terisation des Haarbodens nach Anlegung eines Intermarginalschnittes wurde 
von F. mit Erfolg ausgeführt. 


Die Indicationen der Enucleation des Augapfels, von Dr. Emil 
Grósz. 

Durch die Antisepsis resp. Asepsis gelangt die Enucleation wieder in ihr 
Recht. Bei 400 Enucleationen war der Verlauf quoad vitam ein günstiger. 


Die Erythropsie. ,Dlutfiecken" auf Schneefláàchen und Roth- 
sehen in der Dämmerung, von Prof. Wilhelm Schulek. 


Durch Beobachtungen an sich und Anderen gelangte Sch. zu der Ueber- 
zeugung, dass die Erythropsie der Regenerationszustand (Assimilation) der roth- 
grünen Sehsubstanz nach einer, durch photouchemischen Reiz (ultraviolett) be- 
wirkten Erschöpfung derselben sei. 


Die Staroperationen der Klinik des Prof. Schulek im Schul- 
jahr 1876/77, von Dr. Ludwig Juhász. 


Die Resultate sind in Tabellen niedergelegt, auf welche verwiesen 
werden muss. 


Starextractionen der Budapester Augenklinik in den Schul- 
jahren 1877/78 und 1878/79, von Dr. Ludwig Juhäsz. 


In den 2 Jahren war die Verlustziffer 2,5°/,, während sie im vorherge- 
gangenen Jahr 5,3"/, betrug. Dieser Unterschied wird zurückgeführt 1. auf 
den geringeren Gebrauch der Scheere zur Wundvergrösserung, 2. auf den 
weniger häufigen Glaskörpervorfall und 3. das weniger Diere Eindringen mit 
der Pincette ins Augeninnere. Mehrmals wurde die Sphincterotomie bei der 
Iridenkleisis gemacht. Bemerkenswerth waren ein Fall von Regeneration der 
Linse nach einer Extraction in der zurückgebliebenen Capsel und em Fall von 
akutem Atropincatarrh, auf Idiosynkasie beruhend. Nach einer Extraction mit 
der Weber'schen Hohllanze entstand eine Keratitis striata, welche eine dauernde 
Trübung zurückliess. 

Die in den Jahren 1880—1890 bei den Kataract-Operationen 
gesammelten Erfahrungen. Aus der ophthalmiatrischen Klinik des 
Prof. Schulek, von Dr. Ladislaus Issekutz. 


— 149 — 


J. hat sich davon überzeugt, dass das Cocain die Tension der Bulbus ver- 
mehre, jedoch nicht so stark wie das Atropin. 

Das Iriscolobom wurde immer in der Grösse der Wunde angelegt. Aus 
dem Bericht erwähnen wir noch, dass bei der Nachbehandlung täglich zwei- 
maliges Auswaschen des operierten Auges mit warmer 3°/, Borsäurelösung 
eingeführt war. 


Ueber eine noue Methode der Entfernung des grauen Stares, 
von Prof. Wilhelm Schulek. 


Bemerkenswerth ist, dass an der Klinik von Prof. Schulek auch die 
Practicanten an den Operationen theilnehmen, ohne dass dadurch die Statistik 
verschlechtert wurde. 

Die Operation ist folgende: 

Mit einem Graefe’schen Messer (unter 2 mm breit) sticht man am 
Rande (an der inneren Grenze des Limbus) des oberen nicht zu knapp be- 
messenen Drittels der Hornhaut ein und gegenüber wieder aus, geht reichlich 
Ui mm flach aufwärts, stellt hierauf die Schneide des Messers steil nach 
vorne und zieht es der ganzen Länge nach gegen sich heraus, so dass am 
Cornealrande eine in der Mittellinie 11/,—2mm hohe Kante bleibt, die sich 
seitlich allmählich verschmälert. 

Der zweite Akt ist die Ausreissung eines Capselstückes mit der modi- 
fieirten Fórster'schen Pincette, in der Weise, dass man die Capselfalte nicht 
gleich gegen die Wunde zieht, sondern man muss sie unter der gegen die 
Wunde gerichteten Iris herausreissen und dann erst gegen die Wunde richten. 

Zum Schlusse stürzt Sch., vou unten her drückend, den Star und treibt 
ihn aus, während er von oben her mit einer kantigen Schaufel die Iris stützt, 
worauf dann die Schaufel vorgeschoben und die darauf gesammelten Starreste 
entfernt werden. 

Im folgenden Abschnitt werden die zu der neuen Operation zweckmüssig 
construirten Instrumente geschildert. 


Versuche über den Hornhautschnitt, von Prof. Wilh. Schulek. 


Sch. stellte an Leichenuugen Versuche an, um zu ermitteln, welcher Horn- 
hautschnitt den 3 Anforderungen seiner Staraustreibung, die in entsprechendem 
Klaffen des Lappens, glatter und schneller Wundheilung und Zurückhalten der 
Iris bestehen, am vollkommensten entspräche. Sch. vereinigt die Daviel- 
Beer'sche und von Graefe'sche Methode mit der von Adolf Weber. Wegen 
des Näheren muss auf das Original verwiesen werden. 


Staraustreibung mittels concav gestutzten Lappenschnitt und 
rund erhaltener Pupille, von Prof. Wilh. Schulek, 


Eine ausführliche Darstellung der von Sch. ausgearbeiteten neuen Opera- 
tionsmethode. Die Verluste betrugen 3°/,, es sind also ungünstigere Resultate 
wie bei der v. Graefe’schen Operation. Vor letzteren bleibt jedoch das Er- 
haltenbleiben der runden Pupille in 90°/, ein nicht zu unterschätzender Vor- 
theil. Sch. stellt ziemlich genau Indicationen für die Ausführung seines Ver- 
fahrens auf; dasselbe eignet sich mehr bei jugendlichen Personen wie bei 
Erwachsenen. Die von Graefe'sche Operation behält ilıre Berechtigung 1. für 
sehr unreife oder geblähte Stare; 2. complicirte Cataracten, besonders bei 
hinteren Synechien, verdachtiger Tension, Myopie, Tribungen in der Mitte der 
Hornhaut und dgl.; 3. bei gleichzeitigen Bindehautleiden; 4. bei Zuständen, die 
ein ruhiges Liegen als unwahrscheinlich voraussehen lassen, wie bei Potatoren, 


— 150 — 


Krüppeln, Asthmatischen, Altersschwachen u. s. w.; 6. bei Glotzäugigen und 
Lidkneifern; 6. bei reizbaren und undisciplinirbaren, schwachsinnigen Leuten; 
4. bei Einàugigen, besonders wenn am anderen Auge eine Staroperation vor- 
ausgegangen war. 

Eine neue Pincette zur Entfernung der Cataracta secundaria 
membranacea, von Dr. Alexander Rovács. Dr. Stiel. 


2) Statistisches über die Blennorrhöe der Neugeborenen, von Privat- 
docent Dr. P. Silex. (Zeitschr. f. Geburtshilfe u. Gynákologie. Bd. XXXI. 
Heft 1.) | 
Auf Grund einer Statistik von ca. 100,000 Augenkranken der Universitäts- 

augenklinik zu Berlin weist Verf. nach, dass die Blennorrhoea neonatorum in 

einem Procentsatz von 1,11 erscheint und dass in den 80er und 90er Jahren, 
ebenso wie in dem ganz willkürlich gewählten Jahre 1878 (vor Credé) auf 

1000 Augenkranke 11 Blennorrhöe-Kinder kommen. In Anbetracht dieser hohen 

Ziffer stellt Verf. die Frage auf, was zur Verminderung derselben gethan werden 

kann, und giebt im Folgenden genaue Anweisungen, welche Maassregeln bei 

Geburten zum Schutz und zur Pflege der Augen zu treffen sind. Kuth e. 

3) Zellenstudie an der gereizten Hornhaut, von Yamagiva. (Virchow's 
Archiv. Bd. CXXXVII. S. 77. — Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 4.) 
Literaturbeilage. 

Die von Kruse am Rande der gereizten Hornhautstelle gesehenen dünnen, 
intensiv fürbbaren Kerne, die er als erwachende auffasste, betrachtet Verf. als 
schrumpfende, untergehende, schliesslich innerhalb einer homogenen Zone ganz 
verschwindende Kerne. Die leukocytenàhnlichen Zellformen hält er, entgegen 
der von Kruse und Grawitz vertretenen Ansicht, für emigrirte weisse Blut- 
zellen. Kr findet demnach in den histologischen Verhältnissen der gereizten 
Hornhaut keine Stützpunkte für die Grawitz’sche Schlummerzellenthevrie. 

Kuthe. 

4) Hochgradige Verwüstungen durch Syphilis, von Privatdocent Dr. 
P. Silex. (Berliner med. Gesellschaft vom 9. Januar 1895. — Deutsche 
med. Wochenschr. 1895. Nr. 5. Vereinsbeilage.) 

Vortragender stellte einen Fall von Syphilis vor, bei dem er aus stillosen 
Lappen aus dem Oberarm obere Augenlider gemacht und so die Fulgezustände 
des Lagophthalmos geleilt hatte. Gegen S = E vorher konnten jetzt Finger 
gezählt werden. Kuthe. 


5) Zur Frage der Desinfectionsfähigkeit der Wunden. Vortrag, gehalten 
in der chirurgischen Section der 66. Versammlung deutscher Naturforscher 
und Aerzte in Wien, 27. September 1894, von Dr. Friedr. Hinel in 
Dresden. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 8.) 

Die an 44 Kaninchen angestellten Versuche über den Unterschied zwischen 
antiseptischer und aseptischer Behandlung inficirter Wunden haben ergeben, dass 
die mit Carbolsäure behandelten '[hiere sich ganz ebenso verhielten, wie die 
mit Kochsalzlósung behandelten. Die mit trockenen Verbänden und ohne Tam- 
ponade behandelten Wunden eiterten erheblicher, als die gleichzeitig mit dem- 
selben Virus infieirten, aber feucht verbundenen Wunden. Die exacte experi- 
inentelle Forschung bringt also eine abermalige Bestätigung des schon früher 
auspesprochenen Satzes, dass mit chemischen Mitteln eine Desinfection des in- 


— 151 — 


ticirten lebenden Gewebes nicht zu erreichen sei. Nicht die Application der 
Antiseptica auf die Wunde bewirkt nach erfolgter Infection den günstigen Ver- 
lauf, sondern es kommen neben den specifischen Eigenschaften der Infections- 
erreger auch physikalische Bedingungen in Betracht: freier Abfluss des Secrets, 
breites Offensein der Wunde, Richtung des osmotischen Stromes aus der Wunde 
in den Verband. Die Abspülung der Wunden, das Abtupfen u. s. w. wirkt 
günstig durch die damit verbundene mechanische Entfernung septischer Stoffe. 
Kuthe. 


6) Ephedrin-Homatropinlösung, ein Mydriaticum von rasch vorüber- 
gehonder Wirkung. Aus der königl. Universitätsklinik in Breslau, von 
Privatdocent Dr. Groenouw. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 10.) 

Nach den günstigen Resultaten, welche Prof. Geppert bei den Thierver- 
suchen mit seiner Ephedrin-Homatropinlósung batte, brachte Verf. dieselbe beim 
Menschen (in fast 100 Fällen) in Anwendung, und zwar nach folgendem Recept: 

Ephedrin. hydrochloric. 1,0. 

Homatropin. hydrochloric. 0,01. 

Aq. destill. 10,0. 

Nach einmaligem Eintráufeln von 2—3 Tropfen in den Bindehautsack fand 
er, dass die Pupille sich nach durchschnittlich 8!/, Minuten zu erweitern be- 
ginnt, nach einer halben Stunde das Maximum ihrer Grösse erreicht, welches 
eine halbe Stunde lang anhält, und noch 4—6 Stunden wieder ilıre ursprüng- 
liche Weite erlangt. Auf die Accommodation hat sie keinen Einfluss. Die 
Reaction der Pupille auf Licht wird niemals vollkommen aufgehoben. Bei Ein- 
tritt von sehr hellem Tageslicht beträgt der Pupillendurchmesser etwa 5—6 mm. 
Niemals treten Reizerscheinungen oder unangenehme Nebenwirkungen ein. Die 
beigegebenen Curven des Wirkungsverlaufes einer Lösung von Ephedrin- Hom- 
atropin, Ephedrin 10 °/, allein und Homatropin 1°/, allein bringen die Vorzüge 
der obigen combinirten Lösung zur Anschauung. Es ist also in dem neuen 
Mydriaticum ein Mittel gegeben, welches ınindestens ebenso rasch wie die anderen 
Mydriatica eine ziemlich beträchtliche, für diagnostische Zwecke vollkommen 
ausreichende Mydriasis erzeugt, deren Spuren nach wenigen Stunden wieder ganz 
geschwunden sind. , Kuthe. 


Journal-Uebersicht. 


I. Deutschmann’s Beiträge zur Augenheilkunde Heft XIV. 1894. 
1) Eine neue Methode der Refractionsbestimmung im umgekehrten 
Bilde, von Eugen Rychner. | 
Ueber diese Arbeit ist schon an anderer Stelle berichtet. (Dies. Centralbl. 
1894. S. 254); die Messungsergebnisse sind hier ausführlicher mitgetheilt. 








2) Ein Fall von congenitaler seröser Iriscyste, von Else Milde v. Rosen- 
zweig. 
Das linke Auge der 3 Monate alten Pat. zeigt bei völlig reizluosem Zustande 
im unteren äusseren Quadrauten auf der sonst normalen Iris eine etwas ab- 
geplattete, rundliche, perlgraue Blase, die einerseits bis zum Kammerwinkel 
reicht, andererseits vom Pupillarrande nur durch einen 1 min breiten Irissaum 


— 152 — 


getrennt ist und seit der Geburt bestehend gewachsen sein soll. Sie wird nach 
18 Tagen wegen ihrer deutlichen Vergrösserung von Prof. Fuchs entfernt unter 
Bildung eines Coloboms an der betreffenden Stelle. Sie stellt sich als seröse 
Cyste dar, deren dünne vordere, sowie dickere hintere Wand von Iris gebildet 
wird, die in ganzer Ausdehnung von mehrschichtigem echten Epithel stellenweise 
mit deutlichen Stachel- und Riffzellen überzogen ist. Nach Anführung der 
Theorien über die traumatischen und spontan entstandenen serösen lriscysien, 
sowie der bisher veröffentlichten (nur 4) Fälle von angeborenen Cysten stellt 
Verf. für ihren Fall in Anbetracht des Epithelfundes folgende zwei Möglichkeiten 
auf: einmal kann die Cyste von deın retinalen Epithel ausgegangen sein, welches 
die Hinterfläche der Iris, sowie die Ciliarfortsätze überzieht, so gut als von 
demselben auch Geschwülste ausgehen können, wie bisher schon 4 derartige Fälle 
beobachtet wurden; sodann kann die Cyste auch durch versprengte Ektoderm- 
keime analog den Dermoideysten entstanden sein. 

3) Isolirte Lähmung des Obliqguus inferior oculi sinistri (Enophthalmus 
traumaticus).. — Heilung durch Tenotomie des Rectus superior 
oculi dextri, von Dr. Moritz Sachs in Wien. 

Schon referirt. (Dies. Centralbl. 1893. S. 540.) 








4) Ueber Angiome der Conjunctiva und die Möglichkeit einer Spontan- 
heilung, von Dr. E. Kroschinski. 

Die früher unter dem Collectivnamen ,,Polypen* zusammengefassten gut- 
artigen Geschwülste der Conjunctiva zerfallen in weiche und harte Fibrome, 
Papillome, Adenome und Angiome. Letztere sind sehr selten. Die untersuchte 
derartige erbsengrosse Geschwulst stammte von einem 7jährigen Knaben, und 
war, im äusseren Winkel sitzend, mit einem ca. 3 mm langen, graulich gefürbten 
Stiele am Ligamentum canthi externum befestigt. Beim Versuche, sie abzu- 
tragen, reisst der dünne Stiel, sobald die Geschwulst mit der Pincette gefasst 
wird, nahe der Conjunctiva bulbi ab, ohne dass ein Tropfen Blut abfliesst. Die 
mikroskopische Untersuchung zeigt massenhaft  communicirende Gefásslumina, 
die rothe und daneben auch weisse Blutkórperchen enthalten. Das dazwischen 
liexende lockere Bindegewebe enthält auch grosse Mengen von Blutkörperchen, 
deren Auswanderung wohl durch Stase bedingt ist. An einzelnen Stellen, be- 
sonders um die Gefässe herum, zeigt sich massenhafte, dem Bilde der Ent- 
zündung ähnliche Anhäufung von Rundzellen. Die Gefässe des Stieles sind 
meist obliterirt, und der Rest genügte zur Ciculation im Tumor nicht mehr, wie 
die vielfachen Hämorrhagien beweisen. Der Stiel ist wahrscheinlich so ent- 
standen, dass die anfangs warzenartige Geschwulst bei ihrem Wachsthume von 
den Lidbewegungen erfasst, hin und her geschoben wurde; auf diesen mecha- 
nischen Einfluss der letzteren sind wohl auch die Stauungsvorgänge und die 
Gefässobliteration zurückzuführen. Wahrscheinlich wäre dadurch auch eines 
Tages der stets dünner und länger werdende Stiel gerissen und dadurch Spontan- 
heilung eingetreten. Ein weiterer Fall erwies sich als gestieltes Fibro-Sarcoma 
teleangiectodes, das nach Entfernung nicht recidivirte, also relativ gutartig war; 
der Stiel zeigte hier gute Entwickelung, so dass Spontanheilung nicht zu erwarten 
gewesen wäre. Endlich beobachtete Verf. noch ein flach aufsitzendes Angiv- 
Surcom, das zweimal recidivirte und erst nach Cauterisation ausblieb, also sich 
als bósartig erwies. 

Diese 3 Fälle zeigen deutlich, wie wenig aus dem Aussehen der Con- 
junctivalpolypen eine exacte Diagnose und Prognose gestellt werden kann, da 


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— 153 — 


es sich bei allen dreien um mässig resistente rothe Gebilde handelte, die mikro- 
skopische Untersuchung dagegen einen völlig verschiedenen Bau zeigte. 
Neuburger. 
(Fortsetzung folgt.) 


II. Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1895. Januar. 

1) Zur Aetiologie und Therapie des Glaucoms, von O. Walter. 

Walter beschreibt einen Fall, der einen 44jàhrigen Mann betraf, woselbst 
nach Influenza eine seróse Entzündung des Uvealtractus auftrat. Nach Ein- 
träufelung einer schwachen Scopolaminlösung besserte sich der Zustand, doch 
trat nach wenigen Stunden ein heftiger Glaucomanfall auf, der durch Eserin 
beseitigt wurde. Ein zweiter Fall litt ebenfalls an einer Affection des Uveal- 
tractus. Nach Instillation der Scopolaminlösung trat ebenfalls sehr bald ein 
Glaucomanfall auf. 

Beide Fälle beweisen, dass Scopolamineinträufelungen, ebenso wie solche 
von Atropin und Dubvisin, einen Glaucomanfall hervorrufen können. 

2) Doppelseitiges Gumma der Augenhöhle nebst Sectionsbefund, von 
Demselben. 

Bei einem 31/,jährigen Findelkinde entwickelte sich beiderseits hochgra- 
diger Exophthalmus, die Augen selbst gingen in Folge von Hornhautgeschwüren 
zu Grunde. Das Kind starb. Bei der Section stellte es sich heraus, dass das- 
selbe an einer durch den ganzen Körper verbreiteten syphilitischen Erkrankung 
mit Gummabildung zu Grunde gegangen war. Auch der beiderseitige Exoph- 
thalmus war durch ein Gumma in der Orbita veranlasst, das wahrscheinlich 
von der Sehnervenscheide ausgegangen war. 

3) Pemphigus conjunetivae, von Dr. Glas. 

Es handelte sich um 3 Fälle von Pemphigus conjunctivae, der 3 Soldaten 
betraf. Die beiden ersten heilten, ohne nachtheilive Folgen zu hinterlassen, 
während bei dem dritten eine Schrumpfung der Conjunctiva und eine oberflüch- 
liche Geschwirsbildung und Trübung der Cornea eintrat. 


4) Ein Lidheber bei Ectropium, von Dr. Trompetter. 


Februar. 
1) Die therapeutischen Erfolge der subconjunctivalen Sublimat- 
injectionen, von E. Schulte. 

Sch. berichtet über die Resultate der subconjunctivalen Sublimatinjectionen, 
welche in der Universitäts- Augenklinik zu Strassburg ausgeführt waren. Es 
werden möglichst weit vom Limbus entfernt 1, höchstens 1'/, Theilstriche einer 
1°/,, kochsalzfreien Sublimatlösung unter die Conjunctiva injicirt. Bei Er- 
krankungen der Chorioidea, der Retina, der Sehnerven, des Glaskörpers, bei 
iridocyclitischen Processen leisteten dieselben gute Dienste. 








2) Zur Correction der Kurzsichtigkeit durch Aphakie, von Ed. Pergeus. 

P. discidirte in 11 Fällen von hochgradiger Myopie nach Fukala’s Vor- 
schlag die Linse des linken Auges. Netzhautablösungen oder andere üble Zer- 
fälle kamen nicht vor. Die Refractionsverminderung wechselte von 14,5 D bis 
18 D, die Sehschärfe besserte sich fast in allen Fällen. 








— 154 — 


8) Ein Fall von Iridochorioiditis suppurativa mit Heilung und voll- 
ständiger Wiederherstellung der Sehschärfe, von C. Zimmermann. 
Bei einem Matrosen, der wiederbolt an Gonorrhoe und gonorrhöischen 
Gelenkaffectionen gelitten hatte, trat eine heftige Iridochorioiditis auf, die wieder- 
helt exacerbirte, aber durch subconjunctivale Sublimatinjectionen vollständig ge- 
heilt wurde. 


4) Iridocyclitis nach Cataractoperation, Secundär-Glaucom, sym- 
psthische Affection des zweiten Auges und ebenfalls Secundär- 
Glaucom, von H. Merz. 

Nach einer Cataractoperation mit Iridectomie nach oben bei einem 62 jähr. 
Manne trat Secundär-Glaucom auf, welches die Sclerotomie nothwendig machte. 
Dieselbe hatte indessen nur einen vorübergehenden Erfolg. Da sich nach einigen 
Tagen sympathische Erscheinungen am andern Auge, in Form von Iritis und 
Verfärbung des Opticus zeigten, wurde das erst erkrankte Auge enucleirt und 
eine Schmiercur eingeleitet, wonach sich die sympathische Affection besserte, 
indessen das Sehvermögen nur !8/,,, betrug. — Bei der Untersuchung des 
enucleirten Bulbus fand sich die Linsenkapsel in die Wunde eingeheilt, wodurch 
wohl die Iridocyclitis und das Secundär-Glaucom veranlasst waren. 


5) Ein Fall von Orbitalphlegmone nach Empyem des Antrum High- 
mori, von H. Merz. 

In Folge von Caries zweier Backenzähne trat ein Empyem der Highmors- 
höhle liukerseits ein, welche letztere eine Orbitalphlegmone derselben Seite ver- 
anlasste. Entweder war der Boden der Orbita direct vom Antrum Highmori 
perforirt worden oder die Nase wurde von letzterer eitrig infltrirt und erst 
tertiär die Orbita afficirt. Nach Extraction der Backenzihne, Entfernung des 
Eiters aus der Orbita, sowie Ausspülungen der letzteren, des Antrum Higlimori 
und der Nase heilte die Affection. 


6) Eine Klemmscheere zur leichteren Ausführung der Czermak’schen 
Canthoplastik, von Dr. Siegrist. 


— 


März. 
1) Ueber einige subjective Gesichtswahrnehmungen, von W.v.Zehender. 


L Die hellleuchtenden springenden Punkte. 
Im Original nachzulesen. 


2) Zur Aetiologie der Netzhautablösung, von Dr. Ohlemann. 

Nach dem Tragen von mehreren 120—130 Pfund schweren Säcken trat 
bei einem 60jàhrigen Emmetropen auf dem linken Auge eine Netzhautablósung 
auf. Ohlemanu bringt dieselbe mit dem Heben der schweren Last in átio- 
logischen Zusammenhang. 


3) Ein Augenspiegel mit Mechanismus zur selbstthätigen Linsen- 
auswechselung, von E. Berger. 
B. erinnert an seinen bereits 1883 im Archiv für Augenheilkunde (XII. 
p. 412) beschriebenen Augenspierel mit selbstthätiger Linsenauswechselung. 
Horstmann. 


— 155 -— 


III. Annales d'oculistique. 1895. Januar. 

1) De la névrite optique consécutive à l'ozéóne, par le Dr. D. E. Sulzer. 

Verf. beobachtete bei 2 sonst gesunden [ndividuen, welche an Ozaena litten, 
in dem einen Fall auf einem Auge, in dem andern Fall auf beiden Augen Neuritis 
optica, die aber nur partiell war, wie die Gesichtsfeldaufnahme und der Augen- 
spiegelbefund bewies. S. glaubt, dass diese Neuritis entstanden ist durch Infection 
von der Nasenhöhle aus, da durch geeignete Massnahmen gegen die Ozaena die 
Augenaffection in dem einen Fall gebessert, in dem andern Fall geheilt wurde. 


2) Histoire des yeux artificiels, par M. Pansier (d'Avignon). 


3) Etude sur la kératite purulente interstitielle aigue, par M. du 
Gourlay (de Dinard). 





4) Vascularisation de la cristalloide anterieure dans un cas d’irido- 
choroidite chronique, par M. A. Darier. 

D. beobachtete bei einer Frau, die schon lange an Iridochorioiditis litt, eine 
feine Vascularisation eines kleinen Gebietes der vorderen Linsenkapsel, ähnlich 
der Getässneubildung in der Hornhaut bei Kerat. diffusa. D. glaubt, dass diese 
Gefässe entstanden sind durch Organisation eines auf der vorderen Kapsel de- 
ponirten entzündlichen Exsudats. Das Exsudat wurde sodann wieder resorbirt, 
während die Gefässe zurückblieben. Eine Irideetomie in der Nähe der vascu- 
larisirten Stelle brachte die Gefässe, die jetzt kein Blut mehr enthielten, zur 
Schrumpfung. 

5) Iridochoroidite septique consécutive à une hémorrhagie utérine, 
par M. Valude. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 





Februar. 
1) Des avantages de l'usage des verres convexes pour la vision 6loi- 
gnée chez les myopes, par L. de Wecker et J. Masselon. 

Um excessiven Myopen, besonders solchen mit schlechterer Sehschärfe, bei 
welchen die Verkleinerung des Bildes, wie sie stärkere Concavgläser geben, sehr 
in Betracht kommt, ein besseres Sehen, wenigstens für einen kurzen Moment, 
durch Erzeugung grosser Bilder zu ermöglichen, schlagen die Verff. vor, solchen 
Myopen Concavglaser von ca. 5,0 D und grosser Oeffnung (von 5 bis 6 cm) 
gewissermassen als Loupen fiir die Ferne zu verschreiben. Halten diese Myopen 
dann die Loupe so, dass ihr Brennpunkt mit dem Fernpunkt des kurzsichtigen 
Auges zusammenfällt, so bekommen sie ein ziemlich gutes, weil vergróssertes 
Bild ferner Gegenstände. Allerdings ist dieses Bild ein umgekehrtes, aber die 
Vertf. meinen, dass die Patienten bald lernen, diese umgekehrten Bilder zu ver- 
werthen. [Sie ziehen ein Opernglas oder Steinheil'schen Kegel vor. H. 

e 
2) Traitement de l'ophtalmie purulente par le formol, par M. Fromaget. 

Als ein vorzürliches Mittel in den Händen Ungeübter bei Blennorrhoe 
empfiehlt Verf. das Formol in Form von Auswaschungen des Bindehautsacks 
mit Lösungen 1:2000 und in Form von Finträufelungen mit Lösungen 1:200. 
Der geübte Oculist wird freilich noch besser thun, wenn er dabei die alt- 
bewährten Cauterisativnen mit Arg. nitr. nicht unterlässt. Der Hollenstein ist 





— 156 — 


am besten im Stand, die Mikroben zu tödten, das Formol dagegen verdirbt den- 
jenigen Keimen, die das Arg. verschont hat, den Nährboden. Die Vereinigung 
beider Mittel giebt deshalb die besten Resultate. 


3) Faux lenticone, par M. L. Demicheri, chef de clinique du docteur de 
Wecker. 

Verf. beschreibt einen Fall von falschem Lenticonus, wie er vorgetäuscht 
wird durch die Differenz dər Brechkraft des Kerns und der Rinde der Linse, 
im Beginn der Starbildung bei Corticalstar. Die Aehnlichkeit mit echtem Lenti- 
conus ist oft so gross, dass nur die aufmerksame Untersuchung der Spiegel- 
bilder der brechenden Flächen eine Differentialdiagnose zulässt. 


4) L’extraction de la cataracte à notre époque. (Revue historique et 
clinique.) Par M. Charles Bell Taylor (de Nottingham). 


5) Récidive d'un kyste hydatique de l'orbite deux ans apres une 
première intervention, par M. le Dr. Terson (de Toulouse). 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


IV. Archives d’ophtalmologie. 1895. Januar. 
1) Théorie de la couleur, par W. Nicati. 


2) Du ròle de l'astigmatisme dans la genése de la cataracte, par le 
Dr. Roure (Clinique ophtalmol. de Montpellier. — Prof. H. Truc). 

Verf. hat 33 Individuen mit doppelseitiger Cataract, bei denen sich irgend 
eine der bekannten Ursachen für Starbildung nicht nachweisen liess, auf Horn- 
hautastigmatismus untersucht und nachgeforscht, ob ein Causalnexus zwischen 
dem Astigmatismus und der Starbildung sich finden lässt. In 20 Fällen war 
nun das stärker astigmatische Auge auch dasjenige, welches zuerst cataractös 
geworden war, in 5 Fällen fand das Gegentheil davon statt, und in 8 Fällen 
bestand gar kein Astiymatismus, resp. der Grad des Astigmatismus war auf 
beiden Augen derselbe. Die stärker astigmatischen Augen hatten auch früher 
begonnen, cataractós zu werden, als die schwächer astigmatischen; denn es fand 
sich, dass die Augen mit Ast. O bis 0,5 D, resp. 0,75 D bis 1,5 D, resp. 
1,75 D bis 2,75 D durchschnittlich mit 62,4, resp. 59,7, resp. 50,8 Jahren 
die ersten Zeichen der Starbildung aufwiesen — Trotzdem glaubt Verf. nicht, 
dass der Astigmatismus als eine Ursache der Cataractbildung angesehen werden 
darf (denn er fand bei 16,6 °/, der Cataractösen überhaupt keinen Astigmatis- 
mus), Sundern dass er nur ein den Krankheitsprocess begünstigendes Moment 


darstellt, wenn aus anderen, uns noch unbekannten Gründen die Linse sich zu 
trüben beginnt. 


Es folgen Referate. Ancke. 


Februar. 


1) De l'épithéliome calciflé des paupiéres, par MM. J. Braquehaye et 
G. Sourdille. 


157 -— 


2) Champ d'observation dans l'examen ophtalmoscopique & l’image 
renversée, par le Dr. Guilloz, chef des travaux du laboratoire de physique 
médicale de la Faculté de Médecine de Nancy. (à suivre.) 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


V. Recueil d'ophtalmologie. 1895. Januar. 
1) De la diplopie monoculaire chez les hystériques, par le Dr. Félix 
Lagrange. 

Verf. beschreibt einen Fall von monocularer Diplopie bei einer Hysterischen, 
der sich von den bisherigen beschriebenen Fällen in verschiedener Hinsicht 
unterscheidet, besonders aber dadurch, dass ein Accommodationsspasmus, mit 
Hilfe dessen das Doppeltsehen von den meisten Autoren erklärt wurde, fehlt. 
L. ist der Ansicht, dass es sich in seinem Fall um eine central sitzende Stö- 
rung handelt, um eine Art von Hallucination, wofür auch der Umstand spricht, 
dass eine rein suggestive Therapie zur Heilung führte. 





2) Blessure extraoculaire par un seul grain de plomb. Cecite, pa- 
rylsie du moteur oculaire commun, par le Dr. A. Bourgeois. 

Ein einziges Schrotkorn drang bei einem Jáger am innern Augenwinkel in 
die Augenhóhle ein, ohne den Bulbus zu verletzen. Jedoch wurde der Oculo- 
motorius derart betroffen, dass nur der Rectus sup. noch functionirtle und der 
Sehnerv wurde in seinem hinteren Dritiel (das bewies der zunächst völlig nor- 
male Augenspiegelbefund) direct oder indirect so beschädigt, dass sofortige 
völlige, irreparable Erblindung eintrat. 


+ 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


VI. Revue generale d’ophtalmologie. 1895. Januar. 
1) Le salicylate de soude dans le goitre exophtalmique, par le 
Dr. Chibret (Clermont-Ferrand). 

Verf. hat in 4 Fällen von Basedow schon nach wenigen Tagen bedeu- 
tende Besserung gesehen durch tägliche Gaben von 20,0 Natr. salicylicum 
(4 x 5,0). Die Erscheinungen traten nach Weglassung des Mittels sofort wieder 
auf, wenn es nicht schon über ein Jahr lang genommen worden war. Die 
Patienten haben allerdings eine grosse Abneigung gegen das Mittel. Dasselbe 
wird jedoch ziemlich gut vertragen, wenn man jede Dose a 5,0 in einen halben 
Liter Wasser gelöst giebt. Bei grosser Intoleranz gegen Salicyl kann man auf 
Dosen von 2,0 heruntergehen, die immer vertragen werden. 


Es folgen Referate. Ancke. 


Februar. 
Enthält nur Referate. Ancke. 


VII. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 1894. Fasc. 3—4. 
7) Trachom der Thrünendrüse, von Baquis. Mit 2 Abbildungen. 
Verf. stellt alle ihm bekannten (38) Fälle symmetrischer Erkrankung beider 
Thranendrisen zusammen. Es handelt sich 1. theils um chronische Dacryo- 
adenitis mit lymphoider Infiltration des perilobulären Bindegewebes ohne active 


158 — 


Betheiligung des Drüsengewebes. Fast bei allen betroffenen Individuen besteht 
Leukämie mit Lymphdrüsen-, Milz- und Lebervergrösserung. Auch die Parotiden 
können Theil nehmen. Dieser Gruppe kann man den einzigen Fall symmetrischer 
Tuberculose von Abadie anreihen. 2. Lymphome, theils von langsamem, theils 
von stürmischem Verlaufe, die erstere Form heilt durch Jodgebrauch. 3. Epide- 
mische Dacryoadenitis, dem Mumps der Speicheldrüsen entsprechend. 4. Tumoren. 
Der Fall von Mooren (1873) ist offenbar metastatische Erkrankung beider 
Thränendrüsen bei Lebercarcinom. Es existirt in der Litteratur nur ein einziger 
Fall (Alexander 1874) von symmetrischer Entwickelung primitiver Tumoren 
(Sarcom) in den beiden Thränendrüsen. 

Verf. beschreibt nan klinisch und anatomisch einen Fall von Trachom beider 
Thränendrüsen, wie bereits De Vincentis (1875) in seiner Arbeit über das 
Chalazion klinisch beobachtete. Der Pat. litt an sehr schwerem Trachom seit 
mehreren Jahren, seit 6 Monaten waren beide Thränendrüsen vergrössert, ver- 
ursachten Ptosis und starke Schmerzen. Verf. exstirpirte eine Drüse, die zweite 
atrophirte von selbst während der Behandlung des Trachoms der Lider. Der 
anatomische Befund zeigte bereits im Bindegewebe, dass der Process vom Innern 
der Drüse gegen die Peripherie hin sich entwickelt hatte, da die Sclerosirung 
weit stärker im Innern als in der Peripherie, in der Kapsel ausgeprägt war. 
Ebenso waren die kleineren im Inneren der Drüse verlaufenden Gefässe durch 
Periarteriitis weit stärker alterirt, als die grösseren nahe der Oberfläche der 
Drüse verlaufenden Gefässe. Um die atrophischen Drüsengänge und Acini haben 
sich massenhaft grosse endothelioide Zellen mit viel Protoplasma und grossem 
Kerne entwickelt, und zwar befanden sich dieselben in derselben Anordnung, 
wie die Bindegewebsmaschen, also standen in Längsreihen in den Septis und 
concentrisch um die Acini und Drisenginge. Ferner sah man wahre Trachom- 
knoten, deren centrale Partie jene endothelioiden, polygonal gegenseitig abplatten- 
den Zellen enthielten, mit einzelnen karyocinetischen Figuren, während die Peri- 
pherie von einer Zone Lymphkörnchen gebildet wurde. Einzelne „Mastzellen“ 
fanden sich als dritter Zellentypus. Das noch vorhandene Drüsenepithel war 
wenig alterirt, mitzu abgehoben, geschwollen, Kern färbte sich nicht. Der Process 
war von den die Drüsengänge umspinnenden Lymphgefässnetzen ausgegangen, 
weshalb auch diese Theile am stärksten atrophirt sind. Es ist, streng genommen, 
eine Periadenitis ascendens. 

8) Cutistransplantation bei Symblepharon, von Gasparrini. 

In Folge von Exstirpation eines Epithelialkrebses bestand eine Narbe, welche 
ca. die innere Hälfte des vorderen Bulbusabschnittes interessirte, auch der mediale 
Theil der Cornea war in das Symblepharon hineingezogen. Nach Trennung der 
Adharenzen bis zu vollkommener Beweglichkeit des Bulbus wurde ein grosses 
Hautstück vom Vorderarme transplantirt, mit Nähten fixirt. Da dasselbe zum 
Theil necrotisirte, war später eine zweite ähnliche Transplantation nóthig, welche 
namentlich die losgetrenute Innenfläche des Ober- und Unterlides mit Cutis be- 
deckte und vollkommen reussirte. 

Es folgt der Bericht über den Ende März 1894 in Rom abgehaltenen 
internationalen medicinischen Congress, ophthalmologische Section. 


Fase. 5. 
1) Exophthalmometrie und Ophthalmostatometrie mittelst des Oph- 
thalmometers von Javal, von Antonelli. 
Uebersetzung aus „Archives d’Ophthalmolvgie“, September 1894. 


159 = 
2) Formol in der Augenheilkunde, von Guaita. 


3) Blepharitis trichophytica, von Mibelli. 

Verf. schildert 2 Falle von dieser seltenen Krankheitsform, die sich wie 
einfache Blepbaritis ciliaris klinisch darstellt mit Krustenbildung, Abscesschen. 
Die Cilien sind zam Theil abgebrochen, zeigen am ausgezogenen Schafte feinste 
Sporen von Trichophyton tonsurans exclusiv in der Rinde, ohne Mycelium. Die 
Erkrankung geschieht entweder durch continuirliche Fortsetzung von tricho- 
phytischen Herden der Augenbrauen oder Lidhaut, oder auch ohne jegliche 
Theilnahme dieser. Therapeutisch am wirksamsten erwies sich die Epilation, 
überdies Sublimatlösung 1:5000; für die Hautherde wurde diese 2:1000 an- 
gewandt. 

Verf. kommt auch auf die Verschiedenheit der klinischen Form der Tricho- 
phyzie zu sprechen, je nach dem animalen oder humanen Ursprung des Pilzes, 
und betont, dass gerade die animale Form, als die acutere und tiefer die Cutis 
interessirende (trichophytische Sycosis), auch die Blepharitis producirt, während 
die Erkrankung humanen Ursprungs meist nur erythematös-squamös ist. Er 
erklärt endlich, dass Maincchi bereits diese Blepharitisform in 3 Kranken- 
geschichten seines klinischen Archivs vor Jahren geschildert hat. Peschel. 


Vermischtes. 


1) Die medicinische Section der schlesischen Gesellschaft hat beschlossen, 
eine Sammelforschung über Blennorrhoea neonatorum zu beginnen. Ich 
wurde beauftragt, allen Augenärzten Deutschlands, Oesterreich - Ungarns, 
Hollands und der Schweiz Fragebogen zu senden und deren Beantwortung für 
Januar 1896 zu erbitten. 

An diejenigen Augenärzte, welche als Mitglieder der ophthalmologischen 
Gesellschaft in dem Verzeichniss in Zehender’s Monatsblättern aufgeführt sind, 
konnte ich die Fragebogen absenden. 

Die anderen Herren Collegen, deren Adresse dort nicht angegeben, und die 
sich bei der Sammelforschung betheiligen wollen, ersuche ich höflichst, bei mir 
durch Postkarte gef. einen Fragebogen zu bestellen. 

Breslau, Schweidnitzer Stadtgraben 25. Prof. H. Cobn. 


2) Zur Kuhpockenansteckung des Auges, von Dr. A. Schapringer. 

a) Eine von Calhoun schon im Jahre 1882 mitgetheilte Beobachtung wurde 
bei allen bisher veröffentlichten Literaturzusammenstellungen üher Kuhpocken- 
ansteckung des Auges übersehen. So auch in der jüngsten Zusammenstellung 
von J. J. Cohen (,Ueber Vaccine-Blepharitis", Wiener klin. Wochenschr. 1894, 
S. 984). Das Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1882, S. 309 enthält hierüber 
folgendes kurze Referat: 

„Amer. Medical Association 1882, June. Section in Ophthalmology etc. 
(Med. Record, N. Y., 1882, 24 June).“ 

„Dr. Calhoun (Atlanta, Ga) berichtete über einen Fall von Vaccination 
des Auges. Auf unbekanntem Wege wurde Vaccine von dem Arm auf andere 
Körpertheile und ‚auf das rechte Auge‘ übertragen, wo die Pustel ihren ge- 
wohnlichen Gang nahm, aber der Ausgang war Zerstörung des Auges.“! 

! Den ersten Fall von Impfbläschen an den Lidern habe ich mitgetheilt, Knapp's 
Arch. 1879 (VIII, S. 181). J. Hirschberg. 


—- 160 — 


hy duo dec. blauz. Dissertation „Ueber Vaccine-Ophthalmie“ von Rein. 
ui: Boun S94) und in dem früher erwáhnten Aufsatze von J. J. Cohen 
(ole eh angexeben, ich hätte bei Vaccine-Ophthalmie Aetzungen mit Höllen- 
veut ancewendet und solche Aetzungen empfehlenswerth gefunden. Diese An- 
sabe beruht auf. Missverstándniss. Ich habe bisher im ganzen sechs Fälle von 
huhpechenansteekung des Auges zu beobachten Gelegenheit gehabt — ein- 
„hlwsslich der vier Fälle, über welche ich in der N.-Y. Med. Monatsschr. 1890 
und 180 berichtet habe. In keinem dieser sechs Fälle habe ich selbst Arg. 
iili, iy. Anwendung gezogen, noch auch je eine Phase der Krankheit gesehen, 
in wolcher ich die Anwendung differenter Mittel für angezeigt gehalten hätte. 
tu einem. der von mir veröffentlichten Fälle ist zwar von der Anwendung von 
Hollenstein die Rede, doch ist das nur der Fall in dem Bericht über die Be- 
handlung einer Frau in einem Hospital, wohin dieselbe gerathen war, nachdem 
sie sich nach einmaliger poliklinischer Vorstellung meinem Gesichtskreise ent- 
zogen hatte. In dem Hospital stand sie nicht unter meiner Beobachtung, nech 
weniger unter meiner Behandlung. Die Angabe über die Touchirung mit Arg. 
nitr, entnahm ich später der im Hospital geführten Krankengeschichte. 

Ich möchte hier ausdrücklich bemerken, dass ich meinen Fall I, ein 6jähriges 
Mudchon betreffend, noch über 3 Jahre nach Ablauf der Krankheit zu beobachten 
Gelegenheit hatto, und dass der stellenweise Ausfall der Wimperhaare sich bleibend 
orhielt, obwohl in diesem Falle kein eingreifenderes Mittel als Borsäurelösung 
mu Form von Umschlägen zur Anwendung gekommen war. Ich führe dies an, 
weil Schmitz den Verdacht ausspricht, dass bleibender Ausfall der Wimper- 
hanre niemals durch die Pocken selbst, sondern nur durch unzweckmässige 
Anwendung von Aetzmitteln verschuldet werden dürfte. 


Bibliographie. 


1) Einen seltenen Fall von Augenverletzung demurstrirt Primar- 
arzt Dr. H. Adler in der Sitzung der Gesellschaft der Aerzte in Wien am 
25. Januar 1895. (Wiener med. Wochenschrift. 1895. Nr. 6.) Es handelt 
sich um einen Fall von Bruch des Oberkiefers bei dem die dislocirten Knochen- 
frazmente des unteren Orbitalrandes durch Druck auf den Unterkiefer und Gegen- 
druck auf den Schädel, subconjunctivale Scleralrupturen des linken Auges er- 
zeugt hatten. Schenkl. 

2) Du traitement prophylactique de l'ophthalmie des nouveau- 
nés par le nitrate d'argent en solution faible, à 1:150; par P. Budin. 
(Progrés medieal 1895. Nr. 3.) Da die Einträufelungen nach Crédé oft die 
Augen der Neugeborenen sehr reizen, hat B. die Concentration derselben von 
1:50 auf 1:150 herabgesetzt und auch mit dieser schwachen Lösung aus- 
gezeichnete Resultate erhalten. In der Privatpraxis kam ihm seit 1892 kein 
Fall von Blenn. neonat. mehr vor und im Gebärhaus heobachtete er bei 
2004 Kindern nur 2 Fälle von wirklicher Blenn. neben 7 Fälle von secundärer 
Conjunetivitis, die erst eine Woche nach der Geburt und noch später auftraten. 

Anck e. 


Um Einsendung von Separatabdriicken wird gebeten. 


Verlag von VuiT & Coup. in Leipzig. — Druck von Merzezr & Wırtie in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BiRNBACHEB in Graz, Dr. BRAiLEY in London, Prof. Dr. Il. Coun in Breslau, Doc. Dr. 
CL. pu Bom-Reyuono in Berlin, Dr. DAHRENSTARDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Dern, 
Dr. GiNsBERG in Berlin, Doc. Dr. Gorzpzi&HER in Budapest, Dr. GonbpoN NoRkIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. HoRSTMANN in Berlin, Dr. IssrGoNis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. KaÜckow in Moskau, Dr. Kutue in Berlin, Dr. Lannau in Coblenz, Prof. Dr. 
Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vAN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Munk in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PrscnEL in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Heen m Charkow, Dr. ScukkR in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENEL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in L.eipzig, Dr. Srıer. in Köln. 











Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 














Juni. Neunzehnter J ahrgang. 


——————— nn ven — - = 


u 1895. 








Inhalt: Orlginalmittheilungen. 1. Ist das linke oder das rechte Auge bei den 
Berg- und Hüttenarbeitern das gefährdetere® Von Dr. Nieden in Bochum. — 11. Here 
ditäre retrobulbäre Neuritis optica. Von Dr. C. H. A. Westhoff, Augenarzt in Amsterdam. 

Gesellschaftsberichte. |. Verein St. Petersburger Aerzte. — Il. Physikalisch- 
medicinische Gesellschaft zu Würzburg. — III. Aerztlicher Localverein Nürnberg. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber ein neues Heilverfahren bei Netz- 
hautablósung, von Prof. Dr. R. Deutsehmann. — II. Ueber die Behandlung des 
Glaucoms mit Eserin, von Prof. Hermann Cohn in Breslau. 

Journal-Uebersicht. I. Deutschmann's Beitráge zur Augenheilkunde, — II. Archiv 
für Augenheilkunde. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 








I. Ist das linke oder das rechte Auge bei den Berg- 
und Hüttenarbeitern das geführdetere? 


Von Dr. Nieden in Bochum. 


Nach dem nunmehr fast 10jährigen Bestehen des Unfallversieherungs- 
gesetzes darf man mit Recht behaupten, dass sich dasselbe sein Bürgerrecht 
voll und ganz erworben hat, indem es sowohl bei der Laienwelt als auch 
bei dem ärztlichen Stande zur vollen kenntnissnahme gekommen ist, die 

11 


— 162 - 


noch vielfach bestehenden Härten und ihm anhaftenden Unzuträglichkeiten 
abgestreift hat und zu einem wohlorganisirten und in seinen Einzelheiten 
durchgebildeten Ganzen geworden ist. 

Auch die anfangs besondere Schwierigkeiten darbietende Abschätzungs- 
frage der Eirwerbseinbusse, wie letztere durch die einzelne Verletzung und 
ihre Folgen bedingt wird, und für die verschiedenen Organe oft von den 
einzelnen Beurtheilern in den extremsten Grenzen festgesetzt wurde, hat im 
Laufe der Jahre eine auf der Erfahrung aus dem Leben und dem wirk- 
lichen Sachverhalte begründete Bestimmung der einzelnen Entschädigungs- 
grössen zur Geltung gebracht, gegenüber einer oft auf theoretisch philo- 
sophirendem Raisonnement, verquiekt mit unangebrachten Gefühlsregungen 
und philanthropischen Vorstellungen aufgebauten Abschätzungsweise. 

Natürlich war wieder die Augenheilkunde, als die mit genauesten Be- 
eriffsbestimmungen auf mathematischer Grundlage arbeitende Disciplin, in 
der günstigsten Lage, zuerst mit bestimmten Zahlen und Berechnungen 
die Werthabschätzung des eingetretenen Verlustes machen zu können und 
werden wir daher stets dem derzeitigen Nestor der deutschen Ophthalmo- 
loren zu Dank verpflichtet sein, dass er uns zuerst lehrte, eine mathe- 
matische Formel der Abschätzung zu Grunde zu legen. 

Wenn dieselbe sich auch nicht für den praktischen Gebrauch als voll- 
kommen und stets zutreffend erwiesen hat, zum Theil zu weite, zum Theil 
nieht. weit genug ihre Grenzen zog, noch auch alle zu berücksichtigenden 
Punkte umfasste, so wurde es doch jetzt leichter, einzelne Aenderungen an- 
zubringen und sie den Erfordernissen des praktischen Lebens anzupassen. 

Als eine der wichtigsten Fragen nach dieser Richtung hin ist die des 
relativen Werthes des Sehorganes für die verschiedenen Beschäftigungs- 
arten anzusehen, wie er sehon bei oberflüchliehster Beobachtung in die 
Augen springt und auch zur rechnerischen Verwerthung gelangen muss. 

Magnus hat bekanntlich gerade diesem Punkte in seiner jüngsten 
Arbeit! besondere Aufmerksamkeit gewidmet und darnach die Eintheilung 
der Verlustberechnung systematisch durchgeführt. Allein auch diese ent- 
behrt nicht ganz der Willkürlichkeit und des Schematismus. 

Noch weiter geht das Bestreben nach möglichst objectiver und rein 
sachlicher Aburtheilung des wirklich eingetretenen Schadenfalles dahin, 
wenn die Frage aufzeworfen wird, ob nicht nur die Augen der verschie- 
denen Berufsarbeiter ungleichwerthig zu veranschlagen sind, sondern 
auch. vb das eine Auge bei den einzelnen Berufsgattungen mehr als das 
andere Auge wefährdet Ist 

Cous? hat zuerst auf Grund eines kleinen Materials von 54 unheilbaren 
Verletzungen bei Metallarbeiteru. berechnet, dass 36mal, also in 66,6 °/, das 


‘OH. Macscs, Leitfaden der Unfailsbesehadizungen der Auzeu. Breslau 1894. Kern. 
TH. Cons, Lehrbuch der Hygiene, Is92. 8. 703. 


— 163 - 


linke und 18mal oder in 33,3?/, das rechte Auge beschüdigt worden war, 
die linke Seite also zu der rechten im Verhältniss von 2:1 bei den 
Schmieden, Drehern und Feilern gefáhrdet ist. 

TROMPETTER! bearbeitete das Material der Fößsrter’schen Klinik und 
stellte unter 10,000 ' Kranken 674 Verletzungen der Hornhaut fest, von 
denen 355 das linke und 319 das rechte Auge betrafen, so dass danach 
sich also ein Verhältniss ergiebt von 52,65 %/,:47,35°/, wiederum zu Un- 
gunsten der linken Seite. 

Als Ursache hierfür wird die Thatsache erwähnt, dass bei der Arbeit 
der Schlosser, Stein- und Feilenhauer dadurch, dass der Arbeiter den Kopf 
etwas nach der rechten Seite wendet, hauptsächlich das linke Auge dem 
zu bearbeitenden Gegenstand zugewendet und deshalb dieses von ab- 
springenden Theilen eher getroffen wird als das rechte Auge, welch’ letzteres 
auch durch den vorspringenden Nasenrücken mehr’ vor Verletzungen ge- 
schützt ist. 

Weiter stellte WrEıDmann? die Verletzungen durch Fremdkörper zu- 
sammen, die in den letzten 10 Jahren in der Augenklinik und Privat- 
praxis von Haas in Zürich vorkamen. Unter 30,000 Patienten waren 1762 
— 6?/, Verletzungen durch Fremdkörper verzeichnet, von denen 75°/, die 
Hornhaut und 17°), die Bindehaut getroffen hatten. Für die Verletzungen 
der Linse fand er das Vorwiegen der rechten Seite gegenüber der linken. 

Während MicuhEL? nach seiner Erfahrung glaubt, dass in Friedens- 
zeiten, d. h. also bei den gewöhnlichen Beschäftigungsarten, das rechte 
Auge häufiger eine Verletzung erleide, als das linke, welches ebenso wie 
bekanntlich die linke Körperseite den Verletzungen durch Kriegswaflen 
stärker ausgesetzt ist (im französisch-deutschen Kriege war das Verhältniss 
von 374 links zu 317 rechts, d.h. 54,3 °/,: 45,7 °/,), stellte OTTINGER® . 
aus dem Materiale der Klinik von L. Weiss fest, dass auf 1000 Ver- 
letzungen sich 602mal oder in 60,2°/, das linke und 398mal oder in 
39,8"/,, oder wenn wir nur die Berufsverletzungen zählen: 443mal, d.h. 
in 62,13°/, links und 270 mal, d. h. in 37,87%, rechts die Affection findet. 

Sind diese Procentzahlen auch nicht ganz so hoch, wie die von Coun 
aus einem kleinen Materiale gefundenen, so kommen sie denselben doch 
sehr nahe und hilt OTTINGER sie dafiir beweisend, dass das linke Auge bei 
der Berufsarbeit das am meisten verletzte, deshalb auch das am meisten 
gefährdete sei. | 

Schliesslich füge ich noch eine kurze Statistik HırLemannxs’® aus der 
Bonner Klinik an, die für die Eisensplitterverletzungen gar keine hervor- 


ı J. TROMPETTER, Zehender, klin. Monatsbl. 1879. S. 55. 

? Weipmann, Diss. inaug. Zürich. 

* MicHEL, Lehrbuch der Augenheilkunde. Wiesbaden. Bergmann. 

4 W. OTTINGER, Zehender, klin. Monatsbl. 1894. S. 75. 

5 HiLLEMANNS, Ueber Verletzungen des Auges. Archiv f. Augenheilk. XXX. S. 5. 
Ert 


— 64 — 


ragende Betheiligung der linken Seite, für Steinsplitterverwundungen indess 
eine solche von 66,6°,, für das linke gegenüber 33,3°/, für das rechte 
Auge feststellen konnte und gleich OTTINGER die grössere Gefährdung des 
linken Auges bei den Steinbrucharbeitern (natürlich unter der Voraussetzung 
der Rechtshändigkeit des Arbeiters), ebenso wie bei der Schlosser- und 
Schmiedearbeit darauf zurückführt, dass wegen der nach links abweichenden 
Richtung der Schläge den Steinsplittern eine Flugrichtung nach links mit- 
getheilt wird. 

Diese Zusammenstellungen umfassen bisher ein Beobachtungsmaterial 
von 1767 Augenverletzungen (excl. HAAB), von denen 1019 mal das linke 
und 748mal das rechte Auge betroffen war, d. h. sich die Verwundung des 
linken Auges zu der des rechten verhielt wie 57,6:42,4. 

Der Mehrzahl nach betrafen dieselben nur Metallarbeiter und wird von 
allen Autoren die Eigenart der Beschäftigungsweise für das Vorwiegen der 
linksseitigen Verletzungen verantwortlich gemacht. 

Doch wäre es voreilig, schon aus diesen Zahlen feste Schlussfolgerungen 
zu entnehmen und daraus allgemeine Consequenzen für die Frage der Un- 
fallentschädigung zu ziehen. 

Es gehören vielmehr einmal, worauf Conn schon hingewiesen hat, viel 
grössere Beobachtungsziffern zu einer sicheren und allgemeinen Schluss- 
folgerung und zweitens eine genaue Abzweigung der einzelnen Berufsarten. 

Ich habe deshalb im Anschluss an das ca. 10jährige Bestehen des 
 Unfallversicherungsgesetzes das Beobachtungsmaterial der letzten 10 resp. 
11 Jahre, wie es mir für Hütten- und Bergarbeiter zu Gebote steht, nach 
dieser Richtung hin gesichtet und kann hier mit Zahlen dienen, die durch 
die Grösse ihrer Reihen und die Genauigkeit, mit der dieselben von Anfang an 
schon der gesetzlichen Bestimmungen und der sich daraus für das einzelne 
Individuum ergebenden Consequenzen willen geführt sind, einigen Anspruch 
auf Beachtung finden dürften. 

Der Auszug ist einer grösseren Arbeit über die Augenkrankheiten der 
Hütten- und Bergarbeiter entnommen, die ich zu bearbeiten im Begriff stehe. 

Beschäftigen wir uns zunächst mit den Bergleuten, so ergiebt. die 
Statistik von 1884—1894 das Vorkommen von 16,987 von mir an Augen- 
leiden behandelten Bergarbeitern. 

Unter diesen fanden sich 4975 Augenverletzungen, so dass danach 
der Procentsatz des Vorkommens von Verletzungen 29,3°/, beträgt, und 
‚zwar vertheilen sich dieselben nach den einzelnen Jahren: 


für 1884 von 1520 Fällen 540 Verletzungen = 35,5 °/, 


, 1885 , 1500 ,, 457 5 = 80,5 , 
„1886 „1440 „ 465 3 — 823 , 
, 1887 , 1290 , 385 » — 30,0 „ 


, 1888 , 1309 , 380 g — 295 , 


eb EE EEE Eee E 


— 165 — 
für 1889 von 1559 Fällen 431 Verletzungen = 27,6°/, 


„1890 „ 1598 , 406 " = 25,5 ,, 
, 1891 , 1960 , 553 e = 28,2 „ 
, 1892 , 1756 , 495 E — 982 ,, 
|, 1898 , 1551 , 430 : — , 
, 1894 , 1509 , 427 » — 983 , 


. 16,987 Füllen 4975 Verletzungen — 29,39/, 

Danach ergiebt sich also eine regelmässige Abnahme der Zahl der 
Verletzungen vom Jahre 1884—1890 von 35,5°/, auf 25,5°/,, von wo 
wieder ein langsames procentuales Ansteigen der Verletzungsziffer beobach- 
tet wird. 

Ob wir hier einen Causalzusammenhang mit den socialen Unruhen 
(1889 war der erste grössere Streik im Bergwerksbezirke) und ihren Folgen, 
die notorisch eine grössere Vernachlässigung und Lässigkeit in der Berufs- 
arbeit und Leistung mit sich brachten, anzunehmen haben, lasse ich dahin- 
gestellt. 

Sehen wir nun, wie sich das Verhältniss der Verletzungen für die 
einzelne Seite in diesen Zahlenreihen gestaltet, so findet sich, dass von 
den 4975 Augenverletzungen 2426 die linke und 2549 die rechte Seite be- 
trafen, so dass sich also der Procentsatz für das linke Auge auf 48,8°/, und 
das rechte Auge auf 51,2°,, stellt, und hier im Gegensatz zu den anderen 
Statistiken ein Vorwiegen der Verletzung der rechten Seite bei den Berg- 
arbeitern beobachtet wird. 

Allerdings ist der Unterschied zwischen beiden Zahlen bei der Grösse 
der Zahlenreihen kein erheblicher namentlich, wenn wir die einzelnen Jahres- 
gruppen betrachten, wonach sich bei den Verletzungen im Jahre 


1884 die linke Seite zur rechten verhält wie 272: 268 (540 zusammen) 


1885 ,, » » » » » » 213:244 (457 20» ) 
1886 , č» ” » » » » 228:291 (465 » ) 
1887 ,  , » » » » „ 199:186 (385 » ) 
1888 ,  , » » » » 183: 203 (386 ” ) 
1889 , » » » » » » 198:233 (431 ” ) 
1890 ,  , » » » » » 205:201 (406 » ) 
1891 , ,, » » » » » 283: 270 (553 » ) 
1892 ,  , » » » » » 224:211 (195 » ) 
1883 , , » » » » » 218:212 (430 » ) 
1894 ,  , » » » » » 203:224(421 » ) 


Der Wechsel in den Jahren ist darnaeh ein so verschiedener, dass 
nur ein zufälliges Zusammentreffen des Ueberschusses einmal für das linke, 
danm für das rechte Auge angenommen werden kann. 

Auch die Beschäftigungsweise des Koblenhauers, bei dem hauptsächlich 
als dem mit Schlägel und Eisen vor den Kohlen und dem Gestein arbeiten- 


— 166 


den Bergmann Augenverletzungen zur Beobachtung gelangen, lässt diese 
nahezu gleiche Betheiligung beider Seiten erklärlich erscheinen, da bei der 
Bergarbeit im Allgemeinen nicht die eine Seite ausschliesslich oder in be- 
sonderer Weise dem Arbeitsfelde genähert werden muss oder den Schädlich- 
keiten besonders ausgesetzt ist. i 

Wenn wir ferner nur die im bergmánnischen Berufe vorkommenden 
schweren Verletzungen der Augen in Betracht ziehen, wie sie Stórungen und 
Folgezustände hervorrufen, die später die Gewährung einer dauernden Un- 
fallrente bedingen, so findet sich auch hier ein nahezu gleicher Procentsatz 
für beide Seiten. 

Nach der mir durch die Freundlichkeit des Vorstandes der Knapp- 
schafts- Berufsgenossenschaft Section II ermöglichten Einsichtnahme in die 
Listen der in den Jahren 1885 —1894 zur Entschädigung gelangten Augen- 
verletzungen bezifferten sich dieselben auf 550 Fälle, von denen 222 das 
rechte, 225 das linke und 103 beide Augen betrafen, so dass demnach alse 
das Verhältniss von rechts zu links sich stellt wie 49,9:50,1°/,, während 
es für alle, leichtere und schwerere, Verletzungen sich, wie oben ausgeführt, 
wie 51,2:48,5°/, gestaltet. 

Es lässt sich demnach also für die Bergarbeit im Allgemeinen der Satz 
feststellen, dass ein wesentlicher Unterschied des Vorwiegens von Augen- 
verletzungen für eine der beiden Seiten nicht besteht. 

Demgegenüber finden sich bei den Eisen- und Hüttenarbeitern 
erheblich andere Verhältnisse vor. 

Ich lege hier eine Statistik der letzten 10 Jahre über die auf dem 
hiesigen, ca. 4000— 5000 Mann beschäftigenden, Bochumer Verein für Berg- 
bau und Gussstahlfabrication in meine Behandlung gelangten Augenkranken 
zu Grunde, 

Es traten danach in den Jahren 1855 — 1894 in augenärztliche Be- 
handlung 5443 Patienten, von denen 3723, d. h. 65,4 "ʻa, wegen Verletzung 
Hilfe nachsuchten. 

Für die einzelnen Jahre sind allerdings die Zahlen sehr verschieden, 
indem sich fanden im Jahre 


1885 = 45 °/, Verletzungen 1590 = 68,3 °/, Verletzungen 
1886 = 57,9 „ ji 1891 = 81,2 „ j 
1887 = 75,1 ,, 5 1892 = 66,3 ,, 5 
1888 2 80,1 „ s 1893 2 175,1 „ P 
1859 = 78,1 ,; - 1894 = 56,8 ,, si 


Ks ergiebt sich daraus, dass die Beschäftigung im Eisen- und Hütten- 
betriebe für die Arbeiter eine ganz unverhältnissmässig höhere Augenver- 
letzungsquote setzt, als es bei den Bergarbeitern der Fall ist. s 

Ebenso zeigt sich betreffs der betroffenen Seite der Atfeetion, dass von den 
3723 Fällen 2085 mal oder in 56° , das linke und 1638 mal oder in 44°, 


— 167 — 


das rechte Auge verletzt worden war und findet sich hier die interessante 
Thatsache, dass, gegenüber den grossen Unterschieden in dem Vorkommen 
von Verletzungen für die einzelnen Jahre, betreffend Betheiligung beider 
Seiten an denselben ein viel gleichmässigeres Verhalten beobachtet werden 
kann, indem das procentuale Verhältniss in den Jahresabschnitten beträgt: 


links rechts 
im Jahre 1885 . . . 582°, zu 41,8°,, 
»  » 1886 . . . 546 , , 454 , 
x ep. T887 « s a 192,9 55 4652. e 
s we 1888 . . e 58,2 „ „ 41,8, 
» 9 1889 . . . 552, , 448 , 
„ ox» 1890 .. . 5783 „ „ 42,1, 
»  y 1891 . . . 561, „ 43,9, 
5. uw 1892 . . . 541, „ 45,9, 
»  » 18988 .. . 55,5, , 445 , 
» a 1894 . . . 58,0 „ „ 42,0 p 

56 °/, zu44 D, 

Ist bei diesen grossen Zahlenreihen auch das Verhältniss zu Ungunsten 
der linken Seite nicht ein so hohes, wie wir es bei Conn und OTTINGER 
gefunden haben, so ist es doch ein so in die Augen springendes, dass von 
einem zufalligen starker Betroffenwerden des linken Auges, besonders beim 
Blick auf die relative Gleichmässigkeit desselben für die einzelnen Jahre, 
nicht die Rede sein kann, sondern hier die Ursache dafür in den besonderen 
Schädlichkeiten der Beschäftigungsart gesucht werden muss. 


Noch mehr tritt dieser Gegensatz hervor, wenn wir die schwersten 
Verletzungen, bei denen es sich um den Verlust eines Auges handelt, allein 
in Rechnung ziehen und ergiebt eine Sonderuntersuchung, die ich bei 
sämmtlichen zur Zeit auf dem Werke angestellten Arbeitern vorgenommen 
habe, welche ein Auge durch Verletzung im Berufe eingebüsst haben, dass 
von 24 Individuen 17 das linke und 7 das rechte Auge verloren hatten. 


Es stellt sich demnach der Prucentsatz der linken Seite zur rechten 
wie 70,8:29,2, ein Verhältniss, wie es die bisherigen Zahlen übersteigt, 
allerdings nur einer kleinen Zahlenreihe entnommen werden konnte, aber 
sich auf den Zeitraum vieler Jahre erstreckt und darum der Beweiskraft 
nicht ermangelt. 


Wir seben also aus diesen Zusammenstellungen, dass nur gleichartige 
Beschaftigungsarten in Bezug auf ihre mehr oder mindere Gefährlichkeit 
der Schädigung des einen oder des anderen Auges mit einander verglichen 
werden können, und ebenso, dass zweifellos im Hütten- und Eisen- 
betriebe das linke Auge des Arbeiters als das entschieden gefáhrdetere 
angesehen werden muss, da nach der Statistik über die Metallarbeiter von. 


— 168 — 


Coun. . .mit 54 Fallen sich das linke Auge in 66,6 °/,, rechtein 33,3 °;, 
TROMPETTER » 674 » » » »n no o» 52,6 » » n 41,4 „ 
ÜTTINGER . » 113 » » » n mn nm 62,1 » » »969 , 
NIEDEN MS o» 3123 » 0» „ » oO» » 56 0» OoOO O Bo „ 44 50 

also in 5164 Fällen sich das linke Auge in 59,85 ?/,, rechte,, 40,65 *', 
verletzt verzeichnet findet. — 

Für die Bergarbeiter besteht diese grössere Gefahr für das linke Auge 
nicht, und ergiebt hier die Statistik ein geringes Ueberwiegen der rechten 
Seite im Verhaltniss von 51,2°/, zu 48,8°/,. — 

Nothwendiger Weise muss die gleiche Statistik für die übrigen Be- 
schäftigungsgruppen durchgeführt werden, wie sie von HILLEMANNs schon 
für die Steinbrucharbeiter zugesagt ist, ehe weitere Schlussfolgerungen für 
den eventuell höheren oder niedrigeren Entschädigungssatz des einen und des 
anderen Auges gezogen werden Konnen, 

Bis jetzt erst muss für die Hütten- und Eisenarbeiter für bewiesen 
gelten, dass das linke Auge derselben bei der Arbeit das gefährdetere ist, 
weshalb es auch gerechtfertigt erscheint, hier den Verlust des rechten 
Auges höher einzuschätzen als den des linken, da der rechtsseitig erblindete 
Arbeiter in der Ausführung seiner Berufsbeschäftigung weit höher für eine 
Schädigung seines erhaltenen linken Auges gefährdet und deshalb in der 
Wahl seines Erwerbes viel beschränkter ist, als der linksseitig Erblindete. 


ll. Hereditäre retrobulbäre Neuritis optica. 
Von Dr. C. H. A. Westhof, Augenarzt in Amsterdam. 


Obgleich seit dem Erscheinen der Monographie von LEBER in GRAEFE’S 
Archiv im Jahre 1871 ,Ueber hereditàre und congenital angelegte Seh- 
nervenleiden* mehrere l'àlle hereditàrer Neuritis optica beschrieben wurden, 
sind reine Typen, welehe über mehrere Generationen zu verfolgen sind, selten. 
Die Mittheilung folgender Fälle ist so eine, wobei die Krankheit in drei 
Generationen zu verfolgen ist und wobei ausschliesslich die männlichen 
Nachkommen der weiblichen Linie angegriffen werden. 

Cornelis Lambertus F., 18 Jahr alt, Schmied zu Deventer, meldete 
sich im Monat Februar, klagend, dass er schlecht sehe. Neit einer Woche 
ungefähr kann er seine eigene Handschrift nicht mehr lesen. Vordem 
hatte er nichts beobachtet, was ihn hinderte. Nun aber sieht er alles 
wie im Nebel, und die Buchstaben, welche er nicht fixirt, sieht er besser 
als diejenigen, welcbe er wohl fixirt. Vor einem Jahre verwundete er sein 
linkes Auge mit einem Eisensplitter und wurde damals vom Collegen 
FAbER behandelt. Er fühlte sich vollkommen gesund und war nie krank. 


— 169 — 


Er hat nie Missbrauch von Tabak oder Alcoholica gemacht. Von Lues 
war keine Spur zu finden. Patient hat ein gesundes kräftiges Aussehen. 
Die beiden Augen sind äusserlich gesund. Nur auf dem linken Auge ist 
ein Coloboma iridis in Folge der seiner Zeit stattgefundenen Verwundung, 
wobei die Iris prolabirte und abgetragen wurde. Visus OD !/,, VOS !/,,. 
OD ist emmetropisch, OS ein wenig astigmatisch. Die Gesichtsfelder sind 
nicht eingeengt, nur für Roth, Grün und Blau ein wenig. Ein centrales 
Scotom wurde auf beiden Augen gefunden. Pat. giebt an, des Abends 
besser sehen zu können als am Tage, wenn die Sonne kräftig scheint. 


College WERTHEIM SALOMONSON war so freundlich, Pat. weiter zu 
untersuchen. Er schreibt: „Gehirnnerven, opticus ausgenommen, normal. 
Sensibilität und Motilität vollkommen normal. Reflexe, animale Functionen 
vollkommen normal, innere Organe (Herz, Lungen, Leber, Milz) vollkommen 
normal.“ 


Die Untersuchung mit dem Augenspiegel gab folgenden Befund. Die 
Media sind klar. Der temporale Sector (Maculafasern) der Papilla nervi 
optici des rechten Auges ist bläulichweiss, am deutlichsten am Rande. 
Der übrige Theil ist ein wenig geschwollen und verliert sich ohne sehr 
scharfe Grenze in der Netzhaut. Im aufrechten Bilde kann man den 
äusserst feinstreifigen Uebergang in die Netzhaut beobachten. Am linken 
Auge findet sich dasselbe Bild, nur mit dem Unterschiede, dass die diffuse 
Schwellung noch geringer ist als rechts. Die Gefässe sind in beiden Netz- 
hàuten vollkommen normal. 

Zufällig sagte mir der Vater des Pat., dass ich vor einigen Jahren 
seinen Bruder behandelt hatte mit ungefähr denselben Klagen. Dieser 
Sohn sei jetzt fast vollkommen blind. Weiter nachfragend erfuhr ich jetzt, 
dass alle männlichen Nachkommen der weiblichen Linie in dieser Familie 
blind geworden sind zur Zeit der Pubertät und dass die weiblichen 
Nachkommen verschont blieben. 


Im Anfange dieses Jahrhunderts lebte in Deventer das Ehepaar D. 
Sie hatten zwei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Jacob D., ge- 
boren 1820, war Schnied zu Deventer. Als er 25 Jahre alt war, begann 
er schlecht zu sehen, was er dadurch bemerkte, dass er ein glühendes 
Hufeisen anstatt auf den Huf, auf die Hand, welche den Huf festhielt, 
setzte. Er ist seit 10 Jahren todt. Er war nicht absolut blind, denn er 
konnte noch allein gehen. Lesen war ihm aber ganz und gar nicht möglich. 
Er hinterliess vier Söhne und eine Tochter. Einer der Söhne starb im 
Alter von 20 Jahren. Die drei anderen Söhne waren und blieben gut 
sehend. Die Tochter sieht auch gut und hat einen Sohn, der auch 
gut sieht. 

Der zweite Sohn des Ehepaares D.. Jan D., einige Jahre jünger als 
sein Bruder Jacob, auch Schmied, wurde, als er 20 Jahre alt war, insofern 


— 10 — 


blind, dass er nicht: mehr lesen konnte, wohl aber allein gehen konnte. 
Er starb vor 9 Jahren, einen Sohn und drei Töchter hinterlassend. Der 
Sohn sieht gut und ist Vater von zwei Söhnen und 11 Töchtern, welche 
alle gut sehen. Die Töchter sind verheirathet, haben Kinder, Knaben und 
Mädchen, welche alle gut sehen. 


Die einzige Schwester von Jan und Jacob D., Dirkje D., sah, als sie 
60 Jahre alt war, noch sehr gut. Sie verheirathete sich zweimal mit 
N. und R. 


Aus der ersten Ehe mit N. hat sie eine Tochter uud einen Sohn. 
Der Sohn Gerrit N., der Wagenmacher war, wurde, als er 20 Jahre alt 
war, blind. Er ist jetzt ungefähr 60 Jahre alt und kann allein umher- 
gehen, aber nichts lesen. 

Jans N., die Tochter von Dirkje, ist gesund und sieht gut. Sie ist 
verheirathet mit Cornelis Lambertus F. und Mutter des Patieuten, der die 
Vornamen seines Vaters hat. 

Aus ihrer zweiten Ehe mit R. hat Dirkje D. zwei Sóhne, namentlich 
Hein R., der, als er zum Kriegsdienste kam (19 Jahr), schon nicht mehr 
gut sah und jetzt 43 Jahre alt ist. Er blieb die vorgeschriebene Zeit im 
Dienste, sah aber immer schlecht. Er arbeitet jetzt als Spuler in der 
grossen Teppichfabrik zu Deventer. Er kann allen herumgeheu, aber 
nicht zum Lesen und Schreiben sehen. Er ist verheirathet, hat aber keine 
Kinder. 

Barend R., der jüngste Sohn von Dirkje D., ist jetzt 48 Jahre alt. 
Als er beim Militär war, fing er an schlecht zu sehen. Später war er in 
der Blindenanstalt zu Amsterdam und ist jetzt Korbmacher zu Deventer. 
Er sieht sehr schlecht, sodass er nur mühsam allein gehen kann. Er hat 
ein 3 Jahre altes gesundes Kind. 

Obengenannte Jans N., die Mutter unseres Patienten, hat in ihrer 
Ehe mit C. L. F. fünf Söhne und eine Tochter. 

Ihr ältester Sohn Josef F. ist jetzt 27 Jahre alt und wurde vor 
6 Jahren blind. Er war Schmied, doch musste er seinen Beruf aufgeben, 
weil er kaum allein herumgehen kann. Er hat jetzt ein kleines Stein- 
kohlengeschäft, wobei ein Knecht ihm hilft. Er hat zwei gesunde Kinder, 
ein 3 Jahre und ein 6 Monate altes. 

Auf Josef F. folgt die Tuchter Mina F., 26 Jahre alt, verheirathet 
mit D. Sie kann gut sehen und hat einen 3 Jahre alten Sohn. 

Auf sie folgt der zweite Sohn Arend F., 24 Jahre alt. Er war auch 
Schmied. Er eonsultirte mich Juli 1892, weil er damals seit einem halben 
Jahre schlecht sah. Im Januar 1892 sah ihn College FABER, weicher mir 
schreibt, dass er damals das Bild einer mässigen Neuritis optica fand mit 
oxsudat den Venen entlang, welche geschwollen waren. Im Juli konnte 


— 11 — 


er nicht allein herumgehen und constatirte ich beiderseits vollkommene 
Atrophie des Nervus opticus mit sehr stark herabgasetzter Sehschärfe. 


Der dritte Sohn, Dirk F., 22 Jahre alt, ist Schneider. Alser 17 Jahre 
alt war, sah er nebelig. kr besuchte einen Augenarzt, welcher ihm eine 
Salbe zum Einreiben auf der Stirne gab. Etwas später consultirte er, weil 
er viel Last von Pollutiones hatte, einen anderen Arzt, welcher ihm Jod- 
kalitropfen gab. Das Nebeligsehen wurde dann besser. Jetzt hat er auf 
dem rechten Auge Visus ®/,,, auf dem linken */,,. Der temporale Sector 
der Papilla n. o. des rechten Auges ist blauweiss atrophisch und die 
Lamina cribrosa sehr deutlich. Auf dem linken Auge ist der temporale 
Sector weiss, aber nicht so stark als rechts. Mit dem linken Auge kann 
er gut lesen und seine Arbeit thun, aber nicht mit dem rechten. 

Der vierte Sohn, Cornelis Lambertus F., ist der Patient, dessen Kranken- 
geschichte oben ausführlich mitgetheilt wurde. 

Der fünfte Sohn, Barend F., ist 10 Jahre alt und sieht noch sehr gut. 

Beigefügter Stammbaum giebt eine Uebersicht dieser Familie. Die 
cursiv gedruckten Namen stellen die männlichen Nachkommen der weib- 
lichen Linie vor, welche alle kurz vor oder nach dem 20. Jahre blind 
geworden sind. 

Im Allgemeinen gleichen unsere Fälle den in der Literatur bekannten, 
nur finden wir bei unseren Patienten, welche übrigens kräftige gesunde 
Leute sind, keine Familienheirath und keine Spur anderwarts beschriebener 
Symptomen als Herzklopfen, Schwindel, Farbensehen u.s.w. Beide Augen 
scheinen auch bei allen fast zu gleicher Zeit angegriffen zu sein. Nicht 
aber bei allen in gleichem Maasse. Indem die meisten auf beiden Augen 
ein centrales Seotom bekamen, das sich nicht weiter ausstreckte und die 
Peripherie schonte, ist bei Arend, wo die Entzündung auch heftiger auftrat 
mit Perivaseulitis, eine vollkommene Atrophie des Sehnerven gefolgt, und 
ist er der einzige, welcher nicht mehr allein herumgehen kann. Bei Dirk 
dagegen, weleher blonder ist als seine Brüder, ist das Scotom auf dem 
linken Auge stark zurückgegangen, nicht so auf dem rechten. Die Seh- 
schärfe hat aber doch viel gelitten, denn sie ist jetzt links 5/,, und 
rechts */,,. 

. Meinen Pat. behandelte ich ohne Erfolg mit Sequardine-Injectionen 
von grauer Hirnsubstanz. Er gebraucht jetzt Jodnatrium. 

Hereditàt, wovon wir noch so wenig wissen, ist ohne Zweifel Ursache 
der Neuritis optica, welche alle männlichen Nachkommen der weiblichen 
Linie angreift. Die Frage, warum nur allein diese Nachkommen angetastet 
werden, ist schwierig zu lösen. Nach Darwın herrscht im Allgemeinen die 
Art des Vaters bei seinen Töchtern und die seiner Frau bei den Söhnen vor. 
In Folge dieser Anschauung muss man annehmen, dass schon am Ende des 
vorigen Jahrhunderts oder vielleicht noch früher eine Frau den Krankheitskeim 


= 172 


Stammbaum der Nachkommen des Ehepaares D., welches Anfang dieses Jahrhunderts zu Deventer lebte. 
Beide gut sehend. 














Dirkje D., geb. 1815. Jacob D., Jan D., 
Konnte 1875 noch gut sehen. geb. 1820, gest. 1885. geb. 1823, gest. 1886. 
Erste Heirath mit N. Zweite Heirath mit R. Blind 1845. Blind 1846. 
tmm c es tien ee EIE RI TER ENSE EE eegener, 
Gerrit N., Jans N., Hein R., Barend R., 4 Söhne. 1 Tochter. 1 Sohn. 3 Töchter 
geb. 1835. geb. 1838. geb. 1841. geb. 1846. Alle gut Gut Gut Alle ` 
Blind 1855. Sieht gut. Blind 1860. Blind 1865. gehend. sehend. schend. gut sehend. 
Verh. mit Keine Kinder. | 

C. L. Fr. e / 
x N | 
S e | 
N E | 


Ze KE | 




















u mm, 
Jozef F, Mina F., Arend F., Dirk F., Cornelis Lambertus F., Barend Jan F., 1 Kind, Sohn. 2 Söhne 9 Töchter. 
geb. 1867. eb. 1868. geb. 1872. geb. 1873. geb. 1876. geb. 1884. 3 Jahr. Gut Gut Alle gut 
" Blind 1888. ieht gue Blind 1894. Blind 1890. - Blind 1895. Sieht 1895 Sieht gut. sehend. ^ sehend. sehend. 
Verh. noch gut. Sóhne und 
zur | Tóchter. 
Sohn Alle gut 
3 Jahr alt. sehend. 


Gut senend. 


— 13 — 


in sich aufgenommen haben muss, welchen sie auf ihre Töchter übertrug, 
welcher Keim jedoch bei diesen, weil sie die Art des Vaters haben, nicht 
zur Reife kommt. Anders bei ihren Söhnen. Bei diesen hat die Art der 
Mutter die Uebermacht und kommt der Krankheitskeim zur Reife, das ist 
zur Krankheit, aber mit dieser Eigenthümlichkeit, dass sie — wie eine 
veredelte Frucht — selbst nicht keimtragend ist. Die blinden Männer 
zeugen normal sehende Kinder. Ein reifer Apfel ohne Kerne. Die Tochter 
der Mutter aber trägt den Keim wieder auf ihre Kinder über, indem die 
Tochter normalsichtig bleibt, aber blind werdende Knaben erzeugt. 

In drei Generationen haben wir dies nachspüren können. Der Krankheits- 
keim bleibt Keim bei den Töchtern und kommt bei den Söhnen zur Reife, 
um auszusterben. Die weiblichen Nachkommen der weiblichen Linie dieser 
Familie hätten sich also nur der Procreation zu enthalten, um das ganze 
Spiel der Natur zu hemmen. 

Dass die Entstehung der Blindheit in directem Zusammenhange steht 
der mit Pubertät, glaube ich nicht. Impotenz kommt bei dieser Familie 
nicht vor, im Gegentheil ist die Erzeugungskraft der männlichen Mitglieder 
nicht gering und die Töchter sind unglücklicher Weise auch nicht steril. 

Bei näherer Beobachtung ist es nicht zu leugnen, dass wir etwas 
finden, das man kann auffassen als ein Streben der Natur zur Herstellung 
des Gleichgewichtes. Wenn wir nämlich Acht geben auf die Thatsache, 
dass Dirkje D., die grosse Erzeugerin blinder Menschen, nur eine Tochter 
hat und diese Tochter auch nur eine Tochter erzeugt, indem ihr Bruder 
Jan drei Töchter und neun Kleintöchter hervorbringt, dann kann man 
hierin das Streben erkennen, das Weiterverbreiten des Krankheitskeimes 
zu hemmen. 

Das Kind der Mina F. ist ein Knabe, und wünschenswerth wäre es, 
dass diese Frau keine Kinder mehr erzeuge, denn obgleich über dem 
Haupte dieses Kindes das Damokles-Schwert der Erblindung hängt, würde 
alsdann er jedenfalls der letzte sein, welcher hereditär belastet zur Welt 
kommt. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Verein St. Petersburger Aerzte. Sitzung vom 29. November 1894. 
(St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 6.) 


Zur Symptomalogie der Orbitalphlegmonen, veranlasst durch 
Empyeme der Nebenhóhlen der Nase, spricht Hr. Germann. 

Während an casuistischen Mittheilungen über das gleichzeitige Vorkommen 
von Empyemen einer oder mehrerer Nebenhöhlen der Nase und Phlegmone der 
Orbita kein Mangel ist, herrscht über das Primäre bez. Secundäre beider Affec- 
tionen keine Uebereinstimmung. Da sich in den vorhandenen Lehrbüchern über 


PEL A 


das vorliegende Thema sehr wenig findet, will G. auf Grundlage eigener klinischer 
Erfahrunger, nach Durchsicht einschlägiger casuistischer Mittheilungen, sowie 
nach Kenntnissnahme der Schriften Grünwald's und Hajek's über Nasen- 
eiterungen und Empyeme der Nase eine Symptomatelogie und Therapie des 
erwähnten Krankheitsbildes geben. Seine Ueberzeugung ist, dass die Orbital- 
phlegmone allermeist erst secundär eintritt als Folge eines Durchbruches einer 
bestehenden Eiterung einer oder mehrerer Nebenhöhlen der Nase durch die 
Orbitalwandung. Auch giebt es genügend Anhaltspunkte, die es schon dem 
Augenarzte ermöglichen, einen Orbitalabscess als eine Folge von Nebenhöhlen- 
Empyem zu erkennen. In der Anamnese findet sich chronischer oder mehrfach 
acuter Schnupfen; seit langer Zeit bestehende Ozaena, d.h. stinkende Expirations- 
luft und Vorhandensein stinkenden Eiters bez. Borkenbildung in der Nase; be- 
hindertes oder aufgehobenes Athmen durch die der Orbitalphlegmone entsprechende 
Nasenseite; häufires Nasenbluten; Zahnschmerzen; langsames Auftreten des Ex- 
ophthalmus, wáhrend dieser bei primárer metastatischer Phlegmone schon in 1 
bis 3 Tagen sich bildet. Objective Symptome sind: Ozaena, stinkender Eiter- 
fluss aus der Nase, erschwerte Nasenathmung, Verschwellung der Nasenöffnung, 
carióse Backenzühne; von besonderem Werthe ist auch die Lage der den Aug- 
apfel verdrängenden fluctuirenden Geschwulst, bez. die Richtung, nach welcher 
die Beweglichkeit desselben eingeschränkt ist. Ist das Auge gleichmässig naclı 
vorne getrieben, ebenso die Beweglichkeit nach allen Richtungen hin gleichmässig 
eingeschränkt, ohne dass rings um den Orbitalrand eine fluctuirende Geschwulst 
zu fühlen ist, so spricht das für Eiteransammlung in der Tiefe der Orbita, 
welche vom Keilbein, den h!ntersten Siebbeinzellen, oder von einer weit nach 
hinten reichenden Stirnhóhle herrühren kann. Lässt sich die Geschwulst oben 
oder obeninnen fühlen bei Verdrängung des Bulbus gerade nach unten und 
Bewegliehkeitsbeschränkung nach oben, so spricht dies für Durchbruch von der 
Stirnhöhle her. Verdrängung nach aussen, unten und Beweglichkeitsbeschrän- 
kung nach innen mit Geschwulstbildung innen spricht für Eiteransammlung im 
Siebbein. Bei combinirten Erkrankungen und stürmischen Verlauf lassen sich 
die letzteren Momente zwar nicht entsprechend verwerthen; dafür sind folgende 
geradezu pathognomonisch. Verschliesst man dem Pat. den Mund und drückt 
die der Orbitalphlegmone abgekehrte Nasenhälfte zu, und presst der Pat. jetzt 
Luft durch die kranke Nasenseite, so bemerkte G. ein Anschwellen der Fluc- 
tuationsstelle mit folgendem Rückfall, wenn das Luftdurchpressen aufhörte, wäh- 
rend gleichzeitig etwas stinkender Eiter aus dem Nasenloche vorgepresst wurde. 
In zwei Fällen floss bei Druck auf die Geschwulst Eiter aus der Nase. Ist die 
Orbitalphlegmone bereits nach aussen geöffnet, so treten beim Luftdurchpressen 
durch die kranke Nasenseite aus der Oeffnung Luftblasen mit Eiter untermischt. 
Thränennasengangeiterung ist bei Ozaena sehr häufig, aber für ein bestehendes 
Empyem nicht charakteristisch. Die subjectiven Symptome sind wenig zuver- 
lässig. Doch sieht man aus dem Vortrag, dass es auch ohne Spiegelung und 
Sondirung der Nase mörrlich ist, eine Orbitalphleginone als Secundärerkrankung 
zu erkennen. Die Therapie ergiebt sich aus Vorstehendem von selbst. Bei 
Fluctuation der Orbita incidire man sofort breit, mit folgender Drainage; doch 
ist damit die Aufgabe nicht erschöft; vielmehr muss von specialistischer Seite 
auch die verborgene Kiterquelle in einer der Nebenhóhlen chirurgisch behandelt 
werden; ist keine Fluctuation zu fühlen und die Symptome nicht bedrohlich, so 
muss überhaupt letzteres zunächst versucht werden, jedoch ohne Aufschub. (Die 
Krankengeschichten G.'s werden in den „Mittheilungen aus der St. Petersburger 
Augenheilanstalt“ veröffentlicht werden.) 


— 15 — 


Im Anschluss hieran theilt Herr v. Schröder zwei Fälle retrobulbärer 
Phlegmone in Folge von Caries und Empyem der Siebbeinzellen und der Keil- 
beinhöhle mit. Ein 14 jähriges Mädchen, das seit 2 Jahren periodisches Nasen- 
bluten links hat und Ozaena, seit 14 Tagen links Exophthalmus, zeigt mässige 
Röthung und Schwellung des linken Oberlides, Druckempfindlichkeit der Orbital- 
wand und spontane Schmerzen, Verdrängung des Bulbus 1!/, cm nach vorn und 
gerade nach aussen, verringerte Beweglichkeit nach allen Richtungen, haselnuss- 
grossen, glatten, harten, sehr druckempfindlichen Tumor an der medialen Orbital- 
wand, während die Nasenuntersuchung Caries der hinteren Ethmoidalzellen und 
der vorderen Wand der Keilbeinhöhle ergiebt. Incision des Orbitaltumors, kein 
Kiter. Caries der Lamina papyracea. Drain. Unter Ausspritzung der Orbita 
und Nase und Auskratzen der cariösen Nasenknochen baldige Besserung. — 
Wie gefährlich länger bestehende Nebenhöhleneiterung werden kann, zeigt der 
zweite Fall, der eine 25jáhrige, kráftize Frau betrifft, der vor 7 Jahren rechts 
ein Nasenpolyp entfernt wurde mit folgendem Recidiv. Oft Schnupfen. Kein 
Nasenbluten; zu Zeiten geruchloser Ausfluss schleimig-eitriger Flüssigkeit rechts; 
keine Behandlung. Anfallsweise Kopfschmerzen. Vor 3 Wochen derartiger An- 
fall, am nächsten Tage Schmerzen der rechten Orbita; am 5. Tage Verschlech- 
terung des Sehens rechts und nach weiteren 2 Tagen Erblindung. Zunehmende 
Unbeweglichkeit mit Exophthalmus und Lidschwellung. Starkes Fieber. Links 
normal. Rechts Mydriasis, Pia und Retina weisslich, Arterien fadenförmig, 
Venen von normalem Kaliber, geschlängelt, mit Blutungen. Oberer Orbitalrand 
stark druckempfindlich, besonders in der Mitte, Bulbus nach vorn und etwas 
nach aussen verdrängt. In der Nase Polypen, Caries der Siebbeinzellen und 
des Keilbeins. Incision unter dem oberen Orbitalrand, viel dicker Eiter, die 
Sonde zeigt Nekrose des oberen Orbitaldaches, besonders medialwárls. Zwar 
schwand das Fieber bald, die Wunde sah rein aus, aber unter cerebralen Sym- 
ptomen Schwächezunahme und nach ca. 2 Wochen Exitus letalis. Die Section 
ergab Abscess im rechten Stirnlappen, Meningitis serosa rechts, Empyem der 
Stirn- und Keilbeinhöhle, Caries der Siebbeinzellen, der medialen Wand der 
Orbita und des Orbitaldaches bis zum Foramen opticum. Eine Perforations- 
öffnung desselben war nicht nachzuweisen, wohl aber entzündliche Veränderungen 
der Dura unter dem Abscess, welcher wenig Eiter enthielt, woraus Verf. schliesst, 
dass analog einem von v. Graefe mitgetheilten Falle auch hier der Eiter durch 
die Orbita ausgetreten ist. Neuburger. 


2) Physikalisch-medicinische Gesellschaft zu Würzburg. Sitzung vom 
26. Jan. 1895. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 7.) 


Herr Bach: 1. Ueber die Nerven des Augenlides beim Menschen 
und Kaninchen. (Demonstration.) 


2. Demonstration von Netzhautpräparaten. 


Unter Benutzung der Golgi-Cajal'schen Methode fand B. die Lider beim 
Menschen ausserordentlich nervenreich. Es kommt zu Geflechtbildungen von 
ganz merkwürdigem Typus, sowohl im Tarsus (Tarsalgetlecht), als auch in der 
Conjunctiva (Conjunctivalgeflecht). Nahezu constant ist im Tarsus ein stärkeres 
Geflecht nahe dem oberen Ende der Meibom’schen Drüsen vorhanden. Das 
Conjunctivalgeflecht, von dem Aestchen zum Epithel abgehend, ist nicht überall 
gleich stark. Zwischen den einzelnen Läppchen der Meibom’schen Drüsen 
existirt ein ziemlich reichliches Getlecht (Interglandulargeflecht), von dem Aest- 
chen in die Läppchen eindringen. — Beim Kaninchen bestehen, abgesehen von 


— 116 — 


den anatomischen Verschiedenheiten der Lider auch ziemliche Abweichungen in 
der feineren Nervenversorgung derselben. ‘Tarsus und Conjunctiva tarsalis sind 
hier weniger nervenreich. Ziemlich in der Mitte der Dicke des Lides ziehen 
ca. 3 Nervenstämmchen zum Lidrand, durch 2—3 Cilien getrennt, jedoch durch 
ein feines Geflecht in Verbindung stehend und verästeln sich am Lidrand zu 
einem sebr zierlichen Geflecht, das die ganze Breite des Lidrandes einnimmt. 
Von demselben gelien Aestchen ab nach rückwärts zu den Meibom’schen Drüsen, 
nach vorwärts zu den Cilien. 

An Präparaten der Netzhaut und aus dem Oculomotoriuskerngebiet demon- 
strirt B., dass keine parallelfibrillàre Structur der Ganglienzellen vorhanden ist, 
sondern dass dieselben aus einem färbbaren, d. h. geformten und einem nicht 
färbbaren Theil bestehen. Die geformten Elemente zeigen Verschiedenheiten je 
nach der Thierclasse und wahrscheinlich auch nach dem Alter. — Ist eine 
Netzhaut ungefähr einen Monat abgelöst, so lassen sich an den Ganglienzellen 
durch Färbung mit Thionin charakteristische Veränderungen nachweisen, die 
schliesslich zum Untergange der Zellen führen. Ungefähr 1—?2 Monate nach 
Ablösung der Netzhaut lässt sich bereits Sehnervenschwund nachweisen. Die 
Therapie dürfte also (?) bei Jänger bestehender und ausgedehnter Ablösung macht- 
los sein. — Lange andauernde Belichtung der Netzhaut brachte keine anato- 
misch nachweisbaren Veränderungen an irgend einer Schicht hervor. 

Neuburger. 
3) Aerztlicher Localverein Nürnberg, 21. Juni 1894. (Münch. medien 
Wochenschr. 1895. Nr. 4.) 

Hr. Stiel demonstrirt einen Fall von Iristuberculose bei einer 23 jähr,, 
erblich belasteten, seit mehreren Jahren an Husten und Auswurf leidenden Frau. 
Es bestehen Anzeichen von Lunsentubereulose. Am oberen Pupillarrand der 
Iris des linken Auges sitzt ein stecknadelkopfgrosses, gelblicles Knötchen mit 
braunrothem Hof. Am nächsten Tage zeigten sich auch nasal- und temporal- 
wärts von demselben braunrothe Prominenzen in der Iris. Die Beobachtung 
dauerst erst 3 Tage. Es besteht starke iritische Reizung. Neuburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber ein neues Heilverfahren bei Netzhautablösung, von Prof. 

Dr. R. Deutschmann. (Beiträge zur Augenheilkunde. Heft XX. 1895. April.) 

In der Einleitung bespricht Verf. zunächst den heutigen Stand der Frage 
von der Entstehung und dem Wesen der Netzhautablösung und constatirt, dass 
wir therapeutisch dieser Erkrankung noch immer nahezu ohnmächtig gegenüber- 
stehen. Seit 5 Jahren ist er bemüht gewesen, eine neue, mehr Aussicht auf 
Erfolg bietende Behandlungsmethode ausfindig zu. machen, deren Verlauf und 
Resultate er an der Hand sehr ausführlicher Krankengeschichten mittheilt. Verf. 
wandte zweierlei operative Verfahren an. 

I. Verfahren: Die Netzhautglaskórperdurchschneidung.  Dasselbe 
geht von dem Gedanken aus, dass vor allem anderen etwaige Verbindungsstränge 
zwischen dem schrumpfenden Glaskörper und der Netzhaut zu durchtrennen 
seien, und dass es gleichzeitig der abgelösten Netzhaut ermöglicht werden müsse, 


— 11 — 


sich der Aderhaut wieder anzulegen. Nachdem ein Tropfen einer 5°/,igen 
Cocainsublimatlisung eingetraufelt worden ist, wird in das gut atropinisirte Auge 
ein zweischneidiges, spitzes und sehr scharfes Linearmesser mit Verschiebung 
der Conjunctiva in der Richtung der Ablösung, möglichst peripher, durch Sclera, 
Chorioidea und Retina in den Glaskörperraum eingestossen, in etwas schräger 
Richtung quer durch diesen hindurch vorzeschoben, bis es auf der anderen Seite 
an die Bulbuswand anstósst, und dann mit ganz vorsichtig im Glaskórper nach 
beiden Seiten hin leicht schneidender Bewegung wieder durch die Eingangs- 
öffnung zurückgezogen. Die Absicht ist: 1. die subretinale Flüssigkeit zu ent- 
leeren; 2. die Netzhaut möglichst zweimal, an zwei verschiedenen Stellen ein- 
zuschneiden; 3. etwaige Glaskörperstränge, die die Netzhaut halten, zu durch- 
trennen; 4. die präretinale, zwischen Netzhaut und schrumpfenden Glaskärper 
befindliche Flüssigkeit gleichfalls ausstrómen zu lassen und so ako 5. durch 
die Durchtrennung von haltenden Glaskörpersträngen die Netzhaut frei zu be- 
kommen, durch den Druck der ausströmenden práretinalen Flüssigkeit sie an 
. die Chorioidea anlegen zu lassen, die Anlegung durch Schaffung mehrerer Riss- 
stellen zu erleichtern und durch die an den Netzhautdiscissionsstelen zweifellos 
auftretende Blutung eine Verklebung zwischen der Netzhaut und der Aderhaut 
herzustellen, nachdem auch die subretinale Flüssigkeit durch die Sceralincisions- 
öffnung unter die Conjunctiva entleert war. Nach Beendigung des Schnittes 
wird ein Tropfen einer Sublimatlösung 1:5000 in den Bindeiautsack ein- 
seträufelt und ein nur sehr leicht anschliessender aseptischer Vertand angelegt, 
der nicht stramm angezogen werden darf, da das Auge nach der Jperation sehr 
weich ist und es dann zur Faltung der Hornhaut und zu unangenehmen Com- 
plicationen koınmen kann. Erster Verbandwechsel nach 24 Sturden, bei dem 
das Auge reizlos und nur ab und zu leichte Chemosis vorhanden ist. Zur Aus- 
schliessung der Accommodation mindestens 4 Wochen lang täglırh ein Tropfen 
einer 0,5 "/,igen Atropinsublimatlösung; dann allmähliches Aussetzen des Atro- 
pin. Während der ersten 8 Tage ruhige Rückenlage, dann virsichtiges Auf- 
stehen bei Vermeidung jedes Bückens. Ist nach 4—5 Tagen de Anlegung der 
Netzhaut noch nicht erfolgt, so wird die Durchschneidung wederholt, event. 
4—5 mal hintereinander, da in der genügend häufigen Wiederiolung innerhalb 
einer kurzen Zeit ein hauptsáchlicher Heilfactor zu erblicken it. 

Verf. berichtet über 11 Fälle, bei welchen er die Názhautglaskórper- 
durchschneidung ausgeführt hat, und zwar gewöhnlich ohne anlerweitige Neben- 
behandlung. Einige Male schickte er subconjunctivale Sublimstinjectionen nach 
in der Absicht, dadurch vielleicht eine leicht entzündungserregende Wirkung auf 
die Aderhaut auszuüben und so die Verklebung von Netzhauf und Aderhaut zu 
beschleunigen. Doch ist er zu der Ansicht gekommen, dass hier solche Injectionen 
eher schädlich wirken. Bei Fall 2, 3, 4, 5 wurde die Netzhautglaskörper- 
durchschneidung combinirt mit der Paquelinperforation des Bulbus. Die letztere 
wurde so vorgenommen, dass nach Bildung eines Conjunctvallappens mit einem 
sehr spitzen rotliglühenden Paquelinbrenner möglichst weit nach hinten die 
Bulbuswand an melireren, einige Millimeter von einander entfernten Stellen bis 
in den subretinalen Raum durchbohrt wurde, worauf sin eine Spur gelblicher 
Flüssigkeit entleerte; darauf Reposition und Naht des Cajunctivallappens. Der 
Erfolg war jedoch nur ein vorübergehend günstiger; nw Fall 2 zeigt vielleicht 
‘ein dauernd gutes Resultat, kann jedoch wegen mangelhifter Beobachtungsdauer 
nicht sicher verwerthet werden. Fall 3 und 4 bekamer Recidive; Fall 5, an 
sich hoffnungslos, konnte nur ganz kurze Zeit beobachtet werden. Verf. kam 
zu der Ansicht, dass die Paquelinperforationsstellen spätzrlin durch zu starken 

12 


oe ae 4, rg. he Se an Seen Lc ra ae naeh be a 


— 18 — 


Narbenzug Recidive begiinstigten, und kehrte zur einfachen Netzhautglaskörper- 
durchschneidung zurück. 

Die behandelten Fälle waren vorzugsweise Myopen, deren Kurzsichtigkeit 
sich jedoch in mässigen Grenzen hielt. Eine directe Ursache der Ablösung 
konnte in keinem Falle nachgewiesen werden; nur bei Fall 1 war die Seh- 
störung plötzlich aufgetreten. — Glaskórperopacititen waren immer vorhanden, 
dagegen keine entzündlichen Erscheinungen seitens der Iris. Die abgelöste 
Netzhaut flettirte in allen Fällen mehr oder weniger stark. Eine Spontan- 
perforation war niemals zu finden. Der Augendruck war normal. Es handelte 
sich somit wohl in allen Fällen um eine langsame Schrumpfung des veränderten 
Glaskórpers. — Die Erfolge, welche Verf. mit der -Netzhautglaskérperdurch- 
schneidung ?rzielt hat, müssen als ganz überraschend günstige bezeichnet werden. 

Fall 1. 38jähr. Stationsassistent. "Vor der Operation S (— 2 D) !5/,,. 
G.F.-Defect nach innen oben. Ophth. ausgedehnte Ablósung nach unten aussen. 
Netzhautglaskórperdurcehschneidung ca. 7 Wochen nach dem Auftreten der Ab- 
lösung. Erfdg: 2 Tage nach der Operation: G.F. überall frei, auch bei herab- 
gesetzter Beeuchtung; Ophth. Netzhaut glatt anliegend; Messerschnittstelle als 
horizontaler Spalt, mit Blut umsáumt; keine Glaskórpertrübungen; Auge reizlos; 
keine Schmeizen. Nuch 8 Wochen S = !5/... Nach 4 Jahren 8 — !?/,, — Y fyo 
Nr. 1; G.E. frei; Ophth. Netzhaut überall anliegend, Schnittstelle als breiter, 
gelbweisser Heck. 

Fall 2. 30jähr. Frau. Netzhautablösung seit Monaten bestehend. S = 
Finger in 5—6 Fuss. G.F.-Defect der ganzen oberen Hälfte; Ophth. sehr aus- 
gedelinte, seh’ flache Ablösung. 4 Paquelinperforationen, 2 Tage später Netz- 
hautglaskórpeidurchsehneidung. Erfolg: 5 Tage nach der Operation G.F. frei 
bei Tageslicht Netzhaut fast völlig wieder angelegt. 12 Taxe nach der Ope- 
ration S TL Nr. 10 Jäger; G.F. frei auch bei herabgesetzter Beleuchtung; 
Netzhaut angdegt, nur in der äussersten Peripherie einige nicht flottirende 
Filtchen, Glastérper klar. Hat sich dann nicht wieder vorgestellt. 

Fall 3. 61jähr. Frau. Alte Netzhautablösung. S = Handbewegungen. 
Grosser G.P.-D'fect. Netzhautglaskörperdurchschneidung, nach 7 Tagen zwei 
Paquelinperforatonen und nach 9 Tagen abermals zwei. Erfolg: 8 Tage nach 
der letzten Opeution S = Finger in 4—5 Fuss. Ophth. Netzhaut in der Ge- 
gend der Macule völlir anliegend, aussen oben partielle Ablösung: Glaskörper- 
trübungen. Nacı 8 Wochen S= Finger in 6—7 Fuss. 4 Wochen Recidiv 
der Netzhautablósung. 

Fall 4. 4?jihr. Beamter. Sehstörung seit 6 Wochen. S(— 5 D) = 
Finger in 15 Fuss; G.F.-Defect oben; Ophth. grosse beutelförmige Netzhaut- 
ablósung nach unten 2 Paquelinperforationen. Nach 9 Tagen S = Finger in 
15 Fuss; G.F. frei. Nach 3 Wochen S (-5D) =) w— "iz Nr. 2; G.F. 
frei, auch bei heriül:gpsetzter Beleuchtung. 1 Monat später leichtes Recidiv der 
Netzlautablösung, S = Finger in 13 Fuss. Netzhautglaskórperdurchschneidunz. 
Danach anfänglich fas 1°/,,, dann 17/,00 Nr. 5; G.F. frei bei Tageslicht; Ophth. 
in der Peripherie einige flache Falten. Nach 6 Monaten Status idem. 3 Monate 
später Zunahme der Nitzhautablósung. (Weiter behandelt nach der II. Methode 
des Verf.'s; siehe spähr.) 

Fall 5. &jährigr Knabe. 8 Tage alte totale Netzhautablösung. Kein 
sicherer Lichtschein. Kur des Experimentes halber 2 mal Paquelinperforationen 
und eine Netzhautglaskirperdurchschneidung. Erfolg: Ablösung wesentlich flacher, 
aber kein Lichtschen. 

Fall 6. 56jänriger Mann. Alte zunehmende Netzhautablösung. G.F.- 


— 179 — 


Defect oben und oben innen. Cataracta. S — Finger in 4—5 Fuss excentrisch. 
3mal Netzhautglaskórperdurchschneidung. Erfolg: S= Finger in 10 Fuss. 
G.F. völlig frei bei Tageslicht. X Ophth. nirgends Retinalfalten. Heilung der 
Netzhautablósung, und zwar dauernde.  Beobachtungsdauer über 2 Jahre. 

Fall 7. 43jàhrige Frau, ausserordentlich ungeduldig und nervós. Alte 
totale Netzhautablósung, nach unten und aussen abgerissen und mit umgerollten 
Rändern. S = Finger in 2 Fuss excentrisch. Netzhautglaskörperdurchschnei- 
dung und 2 Tage später subconjunctivale Sublimatinjection. Erfolg: nach 
12 Tagen S = Finger in 4 Fuss excentrisch; Netzhaut nach innen und oben 
anliegend. Beobachtungsdauer 2 Monate, während welcher Status idem. 

Fall 8. 30jähr. Lehrerin, nicht kurzsichtig. Alte ausgedehnte Netzhaut- 
ablósung nach aussen. G.F.-Defect nach innen. S = !7j,,. Netzhautglaskörper- 
durchschneidung. Erfolg: nach 8 Tagen S — !//,,. G.F. frei, auch bei herab- 
gesetzter Beleuchtung. Netzhaut überall glatt anliegend. Heilung der Netz- 
hautablösung, und zwar dauernde. Beobachtungsdauer 2 Jahre. 

Fall 9. Kurzsichtiger College, ca. 2 Monate alte, ausgedehnte, mässi« 
flache Netzhautablósung nach unten. S (— 7D) — '//,,. G.F.-Defect nach 
oben und oben innen. 2mal Netzhautglaskörperdurchschneidung, dazwischen 
eine subconjunctivale Sublimatinjection, welche eher Schaden stiftete. Erfolg: 
nach 4'/, Monaten S(— 7 D) — !'/,, Nr. 1. G.F. frei, auch bei herabgesetzter 
Beleuchtung. Netzhaut überall glatt anliegend. Heilung der Netzhautablósung. 
Beobachtungsdauer 2 Jahre. 

Fall 10. 30jähr. Fräulein.  Hechts alte, fast totale Netzhautablósung. 
Cataracta incipiens. S — Finger in 5 Fuss excentrisch. Links alte ausgedehnte 
Netzhautablósung nach unten. G.F.-Defect nach oben und oben innen. S( — 7 D) 
= [Qo Nr. — Links zunächst 5mal Netzhautglaskörperdurchschneidung 
(22. I, 1. II, 9. IL, 26. IL, 10. IIL). Erfolg: nach 7 Tagen 8 (— 7 D) — !?/, 
Nr. 1. G.F. frei, auch bei herabgesetzter Beleuchtung. Ophth. Netzhaut überall 
angelegt bis auf en Falten ganz nach unten innen. Nach 3!/, Monaten 
S(—7D)2 "],,—"f,, Nr. 1 G.F.frei, bei herabgesetzter Beleuchtung nach 
aussen beschränkt. Ophth. dasselbe. Da Recidiv zu befürchten war, abermals 
3 Netzhautglaskórperdurchschneidungen (4. VIL, 19. VIT, 21. VII.). Erfolg: nach 
7 Tagen G.F. auch bei herabyesetzter Beleuchtung frei; S (— 7 D) = “/so 
Nr. 1; Ophth. Netzhaut überall glatt anliegend; unten 4 Schnittstellen als weisse 
Flecke mit Resten von Blut; flottirende sanguinolente Glaskórpertrübungen. — 
Rechts 2mal Netzhautglaskörperdurchschneidung. Erfolg: am 15. Tage nach 
der letzten S = Finger in 12 Fuss; G.F. frei bei Taxe; Ophth. geringe Netz- 
hautablösung nach unten aussen. — Endresultat nach Smaliger Netzhautglas- 
körperdurchschneidung links und 2 maliger rechts: 

S L (—7D) = "/ a Nr. 1, 
, R = Finger in ca. 12 Fuss. 
G.F. L frei, auch bei stark herabgesetzter Beleuchtung, 
„ HR frei bei Tageslicht. 
Ophth. links Netzhaut tadellos anliegend, rechts geringe Netzhautablösung. Hei- 
lung der Netzhautablósung links. Beobachtungsdauer °/, Jahre. 

Fall 11. 32jähriger Commis, stets kurzsichtig. Seit einigen Wochen 
zunehmende Sehstörung. Beiderseits flache ausgedehnte Netzhautablösung. Seh- 
befund links abhanden gekommen, R = !7/,,,. Netzhautzlaskörperdurchschnei- 
dung links; danach am 13. Tage S (mit Correction) = !'/,, Nr. 1; G.F. frei; 
Ophth. Netzhaut überall anliegend. Nach 4 Monaten beiderseits Recidiv § R = 
Finger in 12 Fuss, L — / oo GE. eingeengt. Ophth. rechts grosse Falten, 


12* 


— 180 — 


links seichte Abhebung. Netzhautglaskórperdurchschneidung beiderseits. Erfolg: 
am 18. Tage links S — !7/,,, G.F. frei, Ophth. Netzhaut anliegend; rechts S = 
Finger in 15 Fuss, G.F. bei Tageslicht frei, Ophth. noch Netzhautablösung. 
(Ueber das rechte wird später berichtet.) Links nach 8 Wochen abermals 
Recidiv: S = Faw G.F.-Defect, Ophth. einige seichte Falten. Abermals Netz- 
hautglaskórperdurchschneidung (dritte). Schon am folgenden Tage S = !*/,,, 
G.F. frei, Ophth. Netzhaut anliegend. 6 Tage später S — !//,,— la Nr 2, 
G.F. frei, auch bei sehr schwacher Beleuchtung, Ophth. Netzbaut überall an- 
liegend. Beobachtungsdauer ca. 2 Monate. Andauernde Heilung anzunehmen, 
resp. bei weiterer gleicher Behandlung zu erwarten. 
(Schluss folgt.) 


2) Ueber die Behandlung des Glaucoms mit Eserin, von Prof. Hermann 
Cohn in Breslau. (Berliner klin. Wochenschr. 1895. Nr. 21.) 

Fall I. Eisenbahndireetor G. W., 46 Jahre, stammt aus einer Glaucom- 
familie. Sein Vater wurde bereits an Glaucom operirt. Ich kenne den Kranken 
seit October 1877, wo er noch völlig frei von Prodromen war und links H 3,5 
und S=1, rechts H 5,0 und S ?/, zeigte. Im November 1881, also vor 
14 Jahren, kam er mit der Mittheilung, dass er seit ?/, Jahren 6— 8 mal, meist 
nach geschäftlichen Aufregungen, vor dem linken Auge schöne Regenbogen- 
farben ums Licht gesehen und zugleich linksseitigen Stirnkopfschmerz gehabt 
habe. Nach dem Schlafe verschwanden sie. Gesichtsfeld, Spannung, Pupille, 
Hintergrund völlig normal. Ich verordnete Eserin, einen Tupfen (0,05:10,0). 

Sept. 1882: 4mal wöchentlich, stets nur Abends, vor dem linken Auge 
. Regenbogen, die auf Eserin prompt nach 15 Minuten verschwanden. Links 
H 2,75, S=1. Perimeter normal. 

Márz 1884. Jede Aufregung ruft den Anfall hervor. Jeden Abend beim 
Scatspiel Ringe. Sehr interessant und neu ist seine Mittheilung, dass der An- 
fall nie beim Lesen kommt, ja dass er sogar nach halbstündigem 
Lesen verschwindet. (Offenbar weil die Pupille dabei eng wird.) Der An- 
fall ist stets links, er kommt nur rechts, wenn Pat. aus Vorsicht Abends vor 
dem Anfalle ins linke Auge Eserin gegossen. Links: H 3. S 1. Rechts H 5. 
S ?/,. Objectiv nichts Abnormes. 

Januar 1888. Anfälle mitunter auch am Taxe. Beim Lesen verschwinden 
sie, ebenso stets auf Eserin. Schon seit 7 Jahren hat er 4—5mal wöchent- 
lich unbedenklich vor dem Anfall eingegossen. Setzt er aus, so kommen die 
Prodrome. Eserin schmerzt jetzt nur im Anfall, nicht vorher. Objectiv Alles 
normal. 

Juli 1891. Jeden Abend Ringe und Nebel. Sonst nichts Abnormes, Eserin 
beseitigt stets. 

3. Januar 1894. Vor 14 Tagen, also 13 Jahre nach Beginn der Prodrome, 
trat acutes, entzündliches Glaucum links auf, welches in seiner Heimath von 
einem Collegen operirt werden sollte. Er hatte einige Tage kein Eserin ge- 
nommen, weil er wegen eines Blasenleidens operirt worden war. Wegen schlechten 
Allgemeinbefindens wurde nicht operirt; Eserin beseitigte die Entzündung. Da 
am nächsten Tage von Herrn Geh.-Rath Mikulicz wieder eine chirurgische 
Operation vorgenommen und der Kranke dabei chloroformirt werden sollte, ent- 
stand die Frage, ob nicht in derselben Narkose die Iridectomie gemacht werden 
könne. Ich fand aber das Auge nach Eserin ganz normal und verzichtete auf 
Operation. 





— 181 — 


3. Februar 1894, also einen Monat später, wurde ich wieder in die Klinik 
von Herrn Prof. Mikulicz geholt, da ein typischer, acut entzündlicher 
Glaucomanfall ausgebrochen war. Eserin beseitigt ihn nach 2 Stunden. Am 
nächsten Tage keine Regenbogen, keine Verdunkelung, Kammer noch eng. Am 
2. Tage Perimetrie ganz normal auf beiden Augen. Jedes Auge H 4,5; S — 1. 
Nerv normal. 

Am 31. Januar 1895 kam Herr W. auf meine Bitte nochmals zur Revision. 
Jedes Auge H 4; S= 1. Gerichtsfeld und Spannung ganz normal Nerven 
wegen löserinpupille nicht genau zu untersuchen. Lesen hilft beim Anfalle noch 
jetzt, freilich nicht so sicher mehr, wie früher. Aber Eserin wirkt jeden 
Abend; lässt er es aus, so sieht er Nebel und Ringe. — ` 

Fall Il. Frau v. M, 72 Jahre. Im Juli 1891 war sie wegen entzünd- 
lichen Glaucoms des rechten Auges von einem anderen Augenarzte iridectomirt 
worden; dabei wurde die Linse angestochen, welche 6 Tage später heraus- 
genommen werden musste. Es trat starke Blutung auf, schwere Iridochorioiditis 
folgte, und als ich die Kranke am 3. September 1891 zum ersten Male sah, 
war kein Lichtschein mehr vorhanden. Langsam schrumpfte das Auge. 

Das linke Auge war: hart, schmerzhaft, tief injicirt, zeigte aber keine 
Aushohlung des Nerven; Puls nur auf starken Druck. S !/,, und erhebliche 
Einschränkung des Gesichtsfeldes. Die Grenzen desselben waren nach den Ziffern 
der Uhr von 1—12 Uhr: 20°, 40, 40; 40, 40, 60; 70, 60, 60; 40, 35, 20°. 
— Ich gab Eserin. Nach 4 Tagen Schmerz und Röthe, sowie Regenbogen 
verschwunden. Pupille sehr ene. — 

8. Februar 1893. Hat bis vor 14 Tagen täglich, also 1!/, Jahre, Eserin 
gebraucht, es dann fortgelassen und wieder alle subjectiven Erscheinungen be- 
kommen. Heute Pupille gross und starr. Auge steinhart. Nach Eserin am 
nächsten Tage keine Ringe mehr, Pupille eng. Weiter Eserin. — 

29. März 1893. Spannung gut. H 1,0; S ?/. Mit 4- 5,0 wird 0,5 
gelesen. 

13. Februar 1894. Da seit einigen Tagen nicht eingegossen wurde, vor- 
gestern neuer Anfall. Regenbogen. Pupille weit. Jetzt Aushöhlung des Nerven 
sichtbar. Durch Eserin Alles beseitigt.  H. 3,0; S !/,. 

23. August 1894. Täglich Eserin. Keine Regenbogen. H 8,0; S '/,. — 
Mit -+ 6,0 wird 0,6 gelesen. Tiefe Aushóhlung.  lridectomie vorgeschlagen, 
aber abgelehnt. Kann in ihrem Gebetbuch lesen, mehr will sie nicht. 

7. Februar 1895. Kommt auf meine Bitte zur Besichtigung. Giesst tüg- 
lich 2—3 mal Eserin ein; setzt sie es aus, so erscheinen sogleich Nebel, Ringe 
und Kopfschmerz. Kammer und Pupille eng, daher Hintergrund nicht genau 
zu untersuchen. H 3,5, S !/,. Mit + 6,0 wird 0,5 richtig gelesen. Gesichts- 
feld fast genau wie vor 4 Jahren. 

Fall III. Gymnasialdireetor E., 54 Jahre. stellt sich am 22. Februar 1892 
vor. Seit 2 Jahren links Regenbogen, vor 14 Taxen Verschlechterung des 
Sehens. Bekam in seinem Wohnorte gleich Eserin. Jetzt rechts M 3,95, S !/,; 
links M 3,5, S !/,. Jedes Auge 0,5 gelesen. Gesichtsfeld zeigt auf beiden 
Augen sehr kleine periphere Einschränkungen. Nach den Ziffern der Uhr von 
1—12 sind die Grenzen auf dem rechten Auge: 65°, 80, 90; 90, 80, 70; 
55, 50, 50; 50, 45, 45°. Auf dem linken Auge: 50", 45, 50; 50, 50, 70; 
80, 80, 80; 50, 50, 50. Beide Augen hart, Kammer eng. Wegen Eserin- 
pupille nìcht zu spiegeln. Weiter Eserin. — Am 18. Januar 1895, also nach 
3 Jahren, schreibt er: „Eserin beseitiste stets die Regenbogen. Aber starkes 
Vibriren der Lider tritt dabei ein; daher wurde mir von anderen Augenärzten 


se E 


Pilocarpin gegeben, das keine Zuckungen machte. Dies wird immer wieder bei 
Anfällen angewendet. Ich bin ganz zufrieden.“ 

Fall IV. Rentner B., 46 Jahre, stammt aus Glaucomfamilie. Der 
Vater der Mutter erblindete daran, die Mutter und 2 Brüder derselben wurden 
von v. Gräfe rechtzeitig daran operirt. Am 16. Januar 1894 kam er zu mir. 
Schon im vorigen Winter sah er Regenbogen und Nebel. Rechtes Auge: Pupille 
gross, Cornea matt, Hintergrund nicht zu erkennen. Auge hart, tief injicirt. 
Deutliche Regenbogen. S !/,,. Gesichtsfeldeinschränkung. Grenzen nach den 
Ziffern der Uhr von 1—12 Uhr: 25”, 60, 60; 70, 50, 40; 50, 45, 30; 30, 
30, 30. Links Nebel und Regenbogen. Hintergrund undeutlich. Gesichtsfeld- 
grenzen: 45°, 55, 60; 50, 50, 50; 60, 80, 80; 70, 60, 48. Eserin. 

17. Januar 1894. Rechtes Auge: S ?/,. Pupille sehr eng durch Eserin. 
— Linkes Auge: S 1. Regenbogen verschwunden. Augen blass. 

19. Januar 1894. Rechtes Auge: Nerv tief ausgehóhlt. Puls auf Druck. 
Auch links schon beginnende Aushöhlung. Eserin. . 

23. Januar 1894. Rechts: S !/,,. Iridectomie rechts nach oben. Kleine 
Pigmentptinktchen auf der Kapsel zurückgeblieben (vermuthlich vom Eserin- 
gebrauch). 

29. Februar 1894. Trotz guter künstlicher Pupille rechts wieder Regen- 
bogen und Trübung der Hornhaut. Diese und mehrere folgende bis Mai dauernde 
Entzündungen verschwinden stets nach Eserin. 

5. Mai 1894. Links jeden Morgen Regenbogen, auch häufig Entzündungen, 
die immer dem Eserin weichen. Im Februar war links S= 1, jetzt ebenfalls. 
(Rechtes Auge: S !/,,). Folliculareatarrh, durch Eserin entstanden. — 

20, September 1894. War 3 Wochon in Marienbad. Links S 1. Rechts 
BL, 

9. Januar 1895. Jeden Morgen sieht er einen Ring; nach Eserin den 
ganzen Tag frei. Bemerkt, dass sogleich nach Eserin das Auge weicher und 
blass wird. Links S 1, rechts S !/.. 

Hat ein ganzes Jahr täglich Eserin gebraucht. 

Fall V. Fabrikbesitzer B. aus Lodz, 62 Jahre, kommt am 15. Márz 1894 
mit linksseitigem, subacutem Glaucom. Seit einem Jahre Regenbogen. Des- 
wegen in Warschau Pilocarpin, das Ruhe schaffte. Im October in Wiesbaden 
Eserin, Pilocarpin, Selerotomie. Aber 14 Tage nach dieser Operation wieder 
kegenbogen. Ich finde links S 3/,, (rechts S 1) und unter meinen Augen einen 
Anfall. Eserin beseitigt ihn in 20 Minuten. Ich rieth Eserin und keine Iri- 
dectomie. 

7. Mai 1894. Er erzählt, dass ein berühmter Augenarzt ihn einige Tage 
später im März operiren wollte. Da fuhr er nach Wien. Dort rieth ihm ein 
anderer berühmter Specialist von der Operation ab und gab Eserin. Heute 
links S */,, reehts S 1. Gesichtsfeld zeigt Einschränkungen. Rechts: 50°, 45, 
55; 48, 50, 55; 50, 40, 40; 60, 50, 45". — Links: 40°, 50, 45; 55, 50, 
50; 60, 60, 50; 60, 40, 45. Hat täglich Eserin gebraucht, höchstens 2 Tage 
pausirt. Ganz frei von Beschwerden. 

29. October 1894. Links S !/, rechts S 1. Hintergrund normal. Nahm 
täglich Eserin. 

29. Januar 1895 schreibt er mir: „Ich habe keine Schmerzen und lasse 
mich nieht operiren. Täglich oder alle 2 Tage tropfe ich ein. Lasse ich es 
aus, So. wiederholt sich der Anfall. Ich vertrage Eserin sehr gut. Ich giesse 
ein, wenn ich merke, dass der Anfall kommt.“ — — 

Meine Beobachtungen hatte ich bereits im December vorigen Jahres im 


— 183 — 


Verein der Aerzte des Reg.-Bez. Breslau mitgetheilt; im Februar d. J. erhielt 
ich den ausgezeichneten 25jihrigen Bericht über die Augenheilanstalt von 
Hirschberg, in dem ebenfalls „4 glänzende Beispiele von Heilung“ des 
Glaucoms durch Eserin bei selbst schweren Prodromalerscheinungen geschildert 
werden. — — 

Fasse ich Alles zusammen, so ergiebt sich: 

1. Jeder Glaucomatöse erhält Eserin. 

2. Da der grossartigste Nutzen im Prodromalstadium beobachtet wird, so 
müssen die Hausärzte besonders auf die erste Klage des Regenbogen- 
sehens achten und sofort Eserin geben. 

3. Auch im acut-entzündlichen Anfalle wirkt Eserin vorzüglich. Man 
kann es dabei stündlich anwenden. Wird die Pupille eng, so ist der Anfall in 
1—2 Tagen verschwunden. 

4. Eserin schadet nie; es kann viele Jahre lang tüglich 1—2mal gegeben 
werden. Kleine iritische heizungen sind sehr selten. 

5. Falls aber einmal das Eserin im Anfalle seinen Dienst versagt, so 
müssen die Kranken sogleich zum Augenarzt gehen. 

6. Schreitet das Glaucom weiter, so wird iridectomirt, freilich mit nur 
mittelmássiger Prognose. l 

7. Follicularcatarrh wird nur durch verunreinigtes Eserin hervor- 
gerufen; man achte duher darauf, dass die Pipette nach dem Eintropfen sogleich 
in die gelbe Tropftlasche, in die sie eingeschliffen ist, wieder eingesteckt wird. 


Journal-Uebersicht. 


I. Deutschmann's Beitráge zur Augenheilkunde. Heft XV. 1894. 
1) Ein Fall von Blutung zwischen Netzhaut und Glaskórper, von Dr. 

F. Dimmer, Docent in Wien. 

Die 28jährige Patientin litt schon längere Zeit an heftigen Kopfschmerzen, 
eines Morgens stürzte sie beim Verlassen des Bettes bewusstlos zusammen; 
tags darauf bemerkte sie bedeutende Herabsetzung des Sehvermögens. Die All- 
gemeindiagnose lautete mit Rücksicht auf den Urin- und Herzbefund: Schrumpf- 
niere, chronische Uremie. Am linken Auge zeigt der Augenspiegel sehr starke 
Schwellung des Sehnerven, von Gefässen sind nur 3 sehr erweiterte Venen 
sichtbar. Innen unten von der Pa liegt eine 1!/, PD breite dunkelrothe Blu- . 
tung, nach unten durch eine convexe kreisfórmige, nach oben durch eine völlig 
horizontale Linie nach allen Richtungen scharf begrenzt. Bei Neigung des 
Kopfes verändert sich die obere horizontale Bexrenzung entsprechend. Der tem- 
porale Rand der Blutung, welche fast genau am Pa Rande liegt, setzt sich nach 
oben in einen Blutstreifen furt, welcher dem Pa Rande folgend, etwa bis zum 
oberen Ende des verticalen Meridians der Pa reicht und gegen die Pa zu scharf 
eontourirt ist. Auch am anderen Rande der oberen Begrenzungslinie ist ein 
ähnlicher, senkrechter Blutstreifen. Aussen unten befindet sich auch direct ain 
Sehnerven beginnend eine zweite dreimal so breite, aber niedrigere Blutung, 
ähnlich begrenzt; die obere Grenze der ersten Blutung ist + o D prominent. 
Nach oben schliesst sich an beide Blutungen blassröthliche Färbung des Augen- 
grundes an, ausser nach unten, nach allen Richtungen hin um die Pa herum, 
aussen 3!/, Pa D, oben 1!/, und innen 1 Pa D breit, durch einen convexen, 


— 184 — 


stellenweise einzekerbten, weissen Streifen beerenzt, welcher wohl einen zwischen 
Netzhaut und Glaskórper befindlichen mit trübem Exsudat erlüllten Raum dar- 
stellt, und innerhalb desselben sind nur 3 sehr erweiterte Venen undeutlich und 
nur streckenweise zu sehen. Im übrigen Augengrund sind die Venen sehr ge- 
füllt, die Arterien kaum zu sehen. Auch ausserdem sind noch einzelne, kleinere 
prominente Blutungen zu sehen, weissliche Flecke, später eogar Sternfigur. Am 
rechten Auge sind im wesentlichen die gleichen Verhältnisse. Die nähere Be- 
weisführung für den Sitz der Blutungen muss im Original nachgesehen werden. 
Die Blutung resorbirte sich nur langsam. — Bemerkenswerth erscheinen in 
diesem Falle besonders 2 Punkte. Zunächst der auffallende Sitz und die auf- 
fallende Form der Blutungen. Blutungen zwischen Netzhaut und Glaskörper 
ausserhalb des Bereiches der Macula gehören zu den Seltenheiten; hier aber 
umgiebt der wahrscheinlich zwischen Glaskörper und Netzhaut befindliche Hohl- 
raum den grössten Theil der Papille bis zu ihrem Rande sich erstreckend, tem- 
poralwärts reicht derselbe noch über die Maculargegend hinaus. Auffallend ist, 
dass er an beiden Augen gerade am unteren Rande der Papille fehlt, so dass 
er sich nicht zu einem vollständigen Ringe schliesst. Die Ausbreitung der 
Blutung in der Umgebung der Papille macht den Eindruck, als ob die Blutung 
an beiden Augen aus einem oberhalb der Papille oder der Macula gelegenen 
Gefässe begonnen hätte, worauf die Senkung und Verbreitung derselben sich 
immer weiter fortsetzte, schliesslich aber doch ein unterhalb der Papille ge- 
legener Theil des Glaskörpers an der Netzhaut fixirt blieb. Dass die Blutung 
bier nicht auch die Papille verdeckte, spricht nach Verf. gegen das Vorhanden- 
sein einer sogen. Area Martegiani, d. h. eines trichterfórmigen Beginnes des 
Centralcanals des Glaskórpers. Der zweite bemerkenswerthe Punkt in diesem 
Falle ist das eigenthümliche Verhalten mehrerer Gefässe am Rande jener zwischen 
Netzhaut und Glaskórper befindlichen Spalte. Zwei Venen nämlich machen am 
oberen Raude des oben beschriebenen Exsudats eine starke Biegung nach vorne 
(+ 3 Dioptr. und tauchen erst am inneren Rande des oben nuch schon er- 
wáhnten weissen Begrenzungsstreifens in die Tiefe. Verf. glaubt, dass durch 
das in den praeretinalen Raum ergossene Blut ein Zug auf die Netzhaut aus- 
geübt wurde, durch welch letzteren an dieser Begrenzungsstelle, wo die Hya- 
loidea mit der Netzhaut fester verklebt war, die erwáhnten Gefásse nach vorne 
gebogen wurden sammt einem Theile der Netzhaut, so dass eine Spalte inner- 
halb der letzteren entstand, welche durch Exsudat erfüllt wurde und dann den 
erwähnten Begrenzungsstreifen darstellte. Letzterer wurde auch schon in an- 
deren Fällen derart beobachtet. Eine vergleichende, ausführliche Litteraturzu- 
sammenstellung erhöht den Werth dieser interessanten Einzelmittheilung. Die 
beobachtete Häufigkeit dieser Blutungen in der Maculargegend erklärt Verf. 
aus der Zartheit der inneren Enden der Müller'schen Radiärfasern, die sich 
zur Membrana limifans interna zusammensetzen, eben in dieser Gegend, so dass 
eine Blutung aus einem nahe der inneren Oberfläche der Retina befindlichen 
Gefäss eben hier am leichtesten die Retina durchbricht. Dass in diesem Falle 
die Blutung venös war, dafür spricht auch der Umstand, dass die Membrava 
Iıyaloidea dieselbe zurückhielt, während durch eine unter höherem Druck 
stehende arterielle Blutung wohl der Glaskörper selbst erfüllt worden wäre. 
2) Ueber die Lebensdauer nach dem Auftreten von Retinitis albu- 
minurica, von Gabriele Baronin Possaner. med. pract. aus Wien. 
Die Resultate dieser interessanten Untersuchung, welche sich auf 33 klinisch 
beobachtete und 39 Privatpatienten des Prof. Haab — es werden nur sichere 


— 18 — 


und genau untersuchte Fälle von Schrumpfniere vermerkt — erstreckt, sind 
folgende: Die Prognose bezüglich der Lebensdauer für die klinischen männlichen 
Patienten ist pessima, d. h. sie starben sümmtlich innerhalb der ersten 2 Jahre 
nach der Diagnose „Retin. album.“ Schon für die weiblichen klinischen Patienten 
sinkt indess die Procentzahl der innerhalb der ersten 2 Jahre Verstorbenen auf 
68°/ Noch mehr ist dies bei den Privatpatienten der Fall, auch hier stehen 
die weiblichen Zahlen (53°/,) wieder etwas günstiger als die männlichen (61,5). 
Wenn auch das Minimum der Mortalität innerhalb der ersten 2 Jahre von 53°/, 
immer noch eine sehr ernste Vorhersage bedingt, so kann man doch daraus ent- 
nehmen, dass die Lebensdauer durch zweckwmässige, ruhige Lebensweise, namentlich 
unter Vermeidung des Alkohols, verlängert werden kann. Unter 67,000 Augen- 
kranken überhaupt fand sich Retin. album. in 1,99/,,. für die klinischen und 
poliklinischen Kranken 1,4°/,,, für die Privatpraxis 2,8?/,,. Die weiteren inter- 
essanten Kınzelzahlen, sowie die fleissige Litteraturzusammenstellung müssen im 
Original nachgesehen werden. Fast alle Autoren stimmen überein, dass eine 
Lebensdauer von mehr als 2 Jahren nach der Diagnose Retin. album. sehr 
selten sei. Doch sind länger lebende Fälle sowohl schon veröffentlicht, als 
auch von Verfasserin unter ihrem Material gefunden: 5 Männer und 5 Frauen 
aus der Privatpraxis leben noch in Abstufungen von 6 bis 2'/, bezw. 11 bis 
3!/, Jahren nach Feststellung der Diagnose, und 5 klinisch beobachtete Frauen 
von 6 bis 2'/, Jahren. 


3) Ueber die subconjunctivalen Injectionen von Sublimat, von Dr. M. 
Zossenheim in Hamburg. 





4) Ueber Behandlung von acut infectidsen Processen des Auges 
durch subconjunctivale Sublimatinfectionen, nebst Schlussbemer- 
kungen über diese Behandlungsmethode überhaupt. (Zusatz zu 
dem vorstehenden Aufsatz von Dr. Zossenheim) Von R. Deutsch- 
mann. 

Während erstere Arbeit die Methode beschreibt und die Krankengeschichten 
derartig in Deutschmann's Klinik behandelter Fälle kurz mittheilt, über deren 
Ergebniss D. selbst auf dem Congress zu Edinburg schon berichtet hat (8. 
Referat in dem Centr. Bl. 1894 S. 335), enthält die zweite Arbeit 6 inter- 
essante Fälle von infectiösen Processen nach Starausziehungen bezw. Discissionen, 
in welchen die subconjunctivalen Sublimatinjectionen je nach dem Zustand der 
Wunde mit oder ohne Cauterisation vorzüglich wirkten. Ueberhaupt stellen 
diese nach D. bei allen den postoperativen Infectionen, welche nicht von der 
Wunde ausgehen, sondern bei denen der Infectionsstoff, den wir als parasitären 
ansehen müssen, im Bulbusinneren seine primäre Wirksamkeit entfaltet, das 
máchtigste Heilmittel dar, über das wir zur Zeit verfügen. Speciell in dreien 
der obigen Fälle waren schon früher starke Entzündungsprocesse vorhergezangen, 
und es handelte sich jetzt nach D. nicht um frische Infection von der Wunde 
her, sondern um Aufrüttelung bis dahin eingekapselt gewesener Infectionsmassen. 

Heft XVI. 

1) Das Sehenlernen eines 26jihrigen intelligenten Blindgeborenen, 
von Dr. V. Franke, 1. Assistenzarzt an der Universitäts- Augenklinik zu 
Greifswald. 

Der 26jährige Patient war blind geboren, durch den Widerstand seiner 
Eltern nicht operiert worden, genoss vom 10.—20. Jahre Unterricht in der 


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Blindenerziehungsanstalt zu Stettin, durch den sein gut veranlagter Geist einen 
ziemlichen Grad von Intelligenz erlangte, und wurde schliesslich mit 26 Jahren 
bds. von Prof. Schirmer zufallsfrei vom grauen Star befreit. Es bestand etwas 
Mikrophthalmos und leichtes Augenzittern. Die Sehprüfungen, welche unter 
strengster Beaufsichtigung angestellt wurden, sind dadurch interessant, dass 
sie nicht wie die Fälle Hirschberg's, v. Hippel's und Uhthoff's Kna- 
ben betrafen, sondern einen intelligeuten 26jàhrigen, und ergaben folgende 
Resultate. Erkennen von Gegenständen, die er vorher durch Betastung erkaunt, 
gelingt weder beim ersten noch beim zweiten Male, doch merkt er auch nur 
einmal gezeigte Gegenstände sofort im Gegensatz zu den obigen Fällen; bei 
der 3. Prüfung erkennt er sogar Dinge, die er vorher noch nicht gesehen, nur 
durch die Betrachtung. Während Uhthoff’s Knabe schon rasch stereoskupi- 
sche von geometrischen Gebilden unterscheiden konnte, gelingt dies merkwür- 
digerweise diesem intelligenten Manne noch 5 Monate später nicht immer. 
leichter gelingt ihm die Schätzung von Entfernungen, wie er auch schon dies 
vor der Operation bei stark retlectierenden Objecten konnte, doch hielt er bei 
7wei gleich grossen Wattebáuschen den doppelt entfernten für halbmal so klein 
ais den näheren. Farben, die er anch schon vorher unterschied, konnte er 
später exact angeben, sogar den Helligkeitsgrad der Holmgrenn'schen Woll- 
proben. Obgleich Patient auch im Gegensatz zu den obigen Fällen grosse 
Freude an seinem neuerschlossenen Sinn hatte, benutzte er denselben anfangs 
bei der Orientierung im Raum fast gar nicht. Obwohl er bds. 4- 10 D trug, 
bewegte er sich wie vorher mit gesenkten Augen und vorgehaltenen Händen 
an Wänden und Stühlen fort. Verhältnissmässig geringe Fortschritte machte 
er anfangs im Zählen von Objecten, doch besserte sich dies später erheblich. 
Versuche, bei denen es ebensowohl auf die Intelligenz wie auf das Sehen selbst 
ankam, machten dem Patienten wenig Schwierigkeiten. Zum ersten Mal in 
einen Spiegel sehend, sagte er zunächst „es ist ein Bild‘ — ein solches hatte 
er schon gesehen, verbesserte sich aber sofort lachend „es ist ein Spiegel“, 
wusste auch genau, dass er sich selbst darin sah; ebenso erkannte er ziemlich 
leicht figürliche Darstellungen, z. B. Gypsabgüsse von Menschen, auch im Ge- 
gensatz zu obigen Jüngeren Patienten. Nach 5 Monaten war das Augenzittern 
geringer, doch die Sehschärfe wenig gebessert, mit + 10 D Fingerzählen in 
30 cm trotz bis. guter Pupille und ophthalm. normalen Befund; da er eben 
erst mit 26 Jahren operiert. wurde, waren seine Augen amblyopisch geworden. 





2) Historische und experimentelle Beiträge zur Genese der Myopie, 
von Dr. Julius Ascher, Aurenarzt in Frankfurt a. M. 

Die Kurzsichtigkeit war schon den Alten bekannt, doch ihr Wesen wurde 
erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts durch Kepler klargelegt, und zwar 
schufen die Brillen den Ausgangspunkt der Forschung. Kecht spat erst traten 
die Ophthalmologen das Vermáchtniss Kepler's an und erst in unseren Tagen 
wurde die Frage nach dem Wesen der Myopie als Längsbau des Auges völlig 
gelöst. Bezüglich der verschiedenen Forscher in den einzelnen Zeitabschnitten 
und sonstiger interessanten Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. Wah- 
rend bezüglich der Genese der Myopie der Einfluss der Nabarbeit fast allze- 
mein anerkannt wird, ist die Rolle der Krblichkeit noch weniger klar, wahr- 
scheinlich handelt es sich hier um „erbliche Disposition“. Der Zusammenhang 
mit der Naharbeit ist jedoch auch nichts weniger als sicher erforscht, vielmehr 
stehen sich 2 ältere und eine neuere Theorie noch schrotff gezenüber. Nach 
der von Gräfe und Donders u. a. vertheidigte Convergenztheorie üben die 


= OT uu 


geraden Muskeln einen Druck auf den Bulbus aus, dessen Belastung anderer- 
seits wieder auf die Venue vorticosae drückt, die ihrerseits durch Blutstauung 
den intraocularen Druck erhöhen. Diesen vereinigten inneren und äusseren 
Druckkräften giebt der hintere Augenpol als Locus minoris resistentiae nach. 
Nach der Accomodationstheorie bewirkt nur der Accomodationsakt erhöhten in- 
traocularen Druck des Auges mit seinen Folgen. Beide Theorien befriedigen 
` nicht, wie im Original ausgeführt wird. Vor ca. 10 Jahren hat Stilling dem 
Muse. obliquus superior ausschlaggebende Wirkung für die Genese der Myopie 
zugeschrieben, da er bei der Naharbeit das Auge nach unten dreht. Liegt 
nämlich die Trochlea tief, so liegt dieser Muskel dem Auge mehr oder weniger 
auf und bewirkt durch den bei seiner Zusammenziehung ausgeübten Druck auf's 
Aure die oben beschriebenen Wirkungen; zugleich entsteht durch die von ihm 
bewirkte Zerrung am hinteren Pol der Conus. Für den Einfluss des Obliquus 
ist also Höhe oder Tiefe der Orbita massgebend, bezw. für die Myopie die 
letztere. Die stattgehabten Messungen machten die einen Autoren zu Anhängern, 
die anderen zu lebhaften Gegnern dieser Theorie. Verf. machte nun Experimente 
an jungen Kaninchen, indem er das eine Auge durch stärkere Vornähung des 
Rectus internus und inferior in Schielstellung nach innen unten fixierte wie bei 
Naharbeit; aber nach 4 Monaten fand er sowohl die Refraction als auch das 
Bild des Augenhintergrundes unverändert normal. Ebensowenig hatten fortge- 
setzte Eserineinträufelungen durch Accomodationsanstrengung oder beide Metlioden 
zusammen Erfolg. Da auf diese Weise sich keine Drucklegung auf’s Auge con- 
statiren liess, sprechen diese Experimente auch gegen Stilling’s ‘Theorie, 
welche ja auch den Druck zu Hilfe nimmt, und es lässt sich bisher also keine 
der 3 Theorien als erwiesen annehmen. 

3) Ein Fall von traumatischer Ophthalmoplegie mit Ausgang in 

Heilung, von Prof. A. Vossius in Giessen. 

Der 17jährige erhielt einen mittelstarken Stoss mit dem stumpfen Ende 
einer Lanze in die linke Gesichtsseite. Das linke Oberlid sank sofort herab 
und konnte nicht mehr gehoben werden und Tags darauf zeigte auch das Auge 
selbst nur nach aussen noch leichte Beweglichkeit; die Pupille war mittelweit, 
reactionslos; die Accommodation völlig gelähmt. Ophthalmoscop. bds. nichts 
Krankhaftes, aber bei leichter Myopie links nur S — ?', und rechts nur = ?/,. 
Gesichtsfeld normal. Anästliesien bestanden weder im Gesicht noch im Auge. 
Am linken Unterlid befand sich eine kleine, nicht in die Tiefe gehende Haut- 
wunde. Am Auge eine flache, erst nachträglich entstandene Bindehautblutung. 
Am Oberlid war die Betastung der Augenhóhle in der Gegend der Trochlea 
ausserst schmerzhaft, ohne dass Crepitation oder sonstige Anomalien zu finden 
waren. Ver Bulbus war nicht vorgetrieben. Während traumatische Lähmungen 
einzelner Muskeln nicht allzu selten sind, ist eine völlige Ophtlialmoplegie von 
solchem Umfang sehr bemerkenswerth. Nach «ca. 5 Monaten war fast völlige 
Rückbildung derselben eingetreten bis auf einen geringen Grad von Mydriasis, 
Accommodations- und rechts Superior-Parese; S bds. — 1. Dies beweist, dass 
die jedenfalls periphere Ursache nicht in organischen Veränderungen oder Zer- 
reissungen, sondern in Compression der Augenmuskelnerven bestand, wahrsehein- 
lich veranlasst durch eine Fissur des linken Orbitaldaches durch die Fissura 
orbitalis superior, eventuell die Canales optici (bds. Amblyopie), wofür auch die 
erwähnte Druckschmerzhaftickeit der Trochleagegend zu sprechen scheint, ferner 
die am Tage nach der Verletzung sichtbar gewordene Bindehautblutung. Der 
comprimirende Bluterguss war jedenfalls nicht gross, da der Bulbus nicht vor- 


— 188 — 


getrieben war. Orbitaldachfracturen durch relativ geringe Traumen sind schon 
mehrfach beobachtet, wie Verf.’s Litteraturangaben beweisen. 


4) Ophthalmologische Casuistik, vou Dr. Gustav Abljstrém in Gothenburg. 

a) Traumatische Aniridie mit Erhaltung der normalen Linse. 
Das Merkwürdive des Falles besteht in der Erhaltung der normalen Linse, ob- ` 
wohl der durch stumpfe Gegenstände geschlagene 33jähr. Mann 2 mm vom oberen 
Corneo-Scleralrand entfernt eine Bulbusruptur erlitten hatte, durch welche die 
ganze Iris herausgetrieben wurde; dieselbe war auch unter der Conjunctiva 
nicht ınehr zu sehen. Es trat gute Heilung ein. S = Finger : 4m; mit steno- 
päischem Loch = ®/,,. Die Linse war auch nicht luxirt. Verf.'s Beobachtungen 
über die Accommodation, wobei die Ciliarfortsätze sich näherten und nach dem 
Centrum hin verschoben, sowie die Anführunzren der verschiedenen ‘Theorien 
über das Zustandekommen der Ruptur sind im Original nachzusehen. 

b) Doppelseitige congenitale Ptosis und Unbeweglichkeit der 
Bulbi. Beide Abnormitáten bestehen bei dem 15jáhrigen, sonst gesunden, gut 
entwickelten Knaben seit Geburt. Opbthalinoskopisch normal. S = ê „ bds. 
Die Ptosis wurde nach Birnbacher gut beseitigt. Keine Diplopie. Bei dem 
Fehlen sonstiger cerebraler Symptome entscheidet sich Verf. dafür, die Ursache 
in angeborener Muskelanomalie zu suchen, zumal bei der Operation die Lidheber 
kaum zu sehen waren. Möglicher Weise sind jedoch Kernläsionen analog dem 
„infantilen Kernschwund“ (Möbius) mit vorhanden. 

c) Tumor nervi optici. Das rechte Auge des 12jähr. Mädchens war 
colossal vorgetrieben, seit 3 Jahren allmählich entstanden, ohne Schmerz oder 
Entzündung. S = 0. Ophthalmoscop. Sehnervensehwund nach Entzündung. 
Die diagnosticirte Sehnervengeschwulst wurde entfernt, wobei sich das Auge 
nicht erhalten liess, und erwies sich als 8mm hinter dem Auge beginnendes, 
19—15 mm dickes, bis zum Foramen opticum und wahrscheinlich durch dasselbe 
hindurch sich erstreckendes Sarcom mit theilweise myxomatöser Degeneration, 
welches ganz in der erweiterten Sehnervenschoide eingeschlossen lag und wahr- 
scheinlich vom unteren 'Theile der vorderen Sehnervenpartie aus sich entwickelt 
hatte. Neubarger. 


II. Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXIX. Heft 8 u. 4. 

1) Die Erfolge der Schieloperation, von Prof. C. Sehweigger in Berlin. 

Schw. beschreibt die unmittelbaren und die dauernden Erfolge, die er bei 
den verschiedenen Formen des Schielens mit den verschiedenen Methoden der 
Schieloperation erzielt hat. Als Quintessenz seiner Erfahrungen ergiebt sich, 
dass der dauernde Erfolg einer Schieloperation sich nie sicher vorausbestimmen 
lässt, und dass speciell bei der Tenotomie der unmittelbare und der dauernde 
Erfolg sehr oft recht bedeutend von einander verschieden sind, wahrscheinlich 
weil die Kraft des Antagonisteii, den man ja auch gelegentlich der Vorlagerung 
oft nur sehr schwach entwickelt findet, in vielen Fällen trotz der Schwächung 
des zurückgelarerten Muskels zur richtigen Einstellung nicht genügt. Schw. 
neigt sich deshalb, nachdem er in scharfer Kritik die Unzulänglichkeit der be- 
kannten, modernen Schieltheorien beleuchtet hat, der Ansicht zu, dass für das 
Schielen eine einheitliche Ursache wahrscheinlich nicht vorhanden ist, dass je- 
doch in vielen Fallen der Einfluss elastischer Kräfte innerhalb oder auch ausser- 
halb der Muskeln kaum geleugnet werden kann. 


— 189 — 


2) Ueber markhaltige Nervenfasern in der menschlichen Netzhaut, 
von Prof. Wilhelm Manz in Freiburg. 

3) Drei Fülle von angeborenem Linsencolobom, von Dr. Theodor 
Christen. 





4) Klinische und experimentelle Untersuchungen über subconjuncti- 
vale Injectionen und ihre therapeutische Bedeutung, von Dr. Carl 
Mellinger, Privatdocent an der Universität Basel. 

In der Baseler Klinik wurden in letzter Zeit in einer Reihe geeigneter 
Fälle subconjunctivale Injectionen gemacht von Sublimat 1: 2000. Ganz be- 
sonders günstige Resultate wurden bei Hypopyonkeratitis erzielt. Ausser der 
bedeutenden Schmerzhaftigkeit, welche sich bei Wiederholungen mitunter bis zur 
Unerträglichkeit steigerte, veranlassten jedoch andere unangenehme Folgeerschei- 
nungen, die in der Bildung circumscripter, nekrotisirender Herde und adhäsiver 
Entzündung des subconjunctivalen Gewebes und in flächenhafter Verwachsung 
der Bindehaut mit der Unterlage bestanden, nach einem passenden Ersatz für 
de Sublimatlösung 1: 2000 zu suchen. Dass wirklich die Sublimatinjectionen 
der Grund der genannten Erscheinungen war, bewiesen experimentelle Versuche 
an Kaninchen. Es wurden nun Injectionen einer Sublimatlösung 1: 4000 ge- 
macht, die dieselben therapeutischen Resultate hatten, ohne die beschriebenen 
üblen Folgen. Da bei so grosser Verdünnung kaum noch von einer Sublimat- 
wirkung die Rede sein kann, so wurden auch Versuche mit einfacher Kochsalz- 
lösung (0,75 "/, und 2°/,) gemacht und zwar ebenfalls mit demselben thera- 
peutischen Resultat (das sich noch grösser zeigte bei Benutzung der concentrir- 
teren Lösung), ohne irgend welche störenden Folgeerscheinungen. Es scheint 
demnach, dass der Einfluss von subconjunctivalen Injectionen in der Hauptsache 
eine Folge der anregenden Wirkung derselben auf die Lympheirculation des 
Auges darstellt. 

5) Ueber subconjunctivale Injectionen, von Dr. G. Gutmann, Berlin. 

Verf. unterzieht die bisher erschienenen Veróffentlichungeu über den be- 
sagten Gegenstand einer sehr scharfen Kritik, indem er behauptet, dass die 
meisten der mitgetheilten Krankengeschichten nicht einwandsfrei seien. Bald seien 
die Angaben zu ungenau, bald lägen offenbare Beobachtungsfehler vor, bald 
wieder gewinne man den Eindruck, dass die Krankheit auch ohne die Ein- 
spritzungen denselben Verlauf genommen hätte und bald sei der Erfolg der In- 
jectionen uncontrollirbar, da gleichzeitig eine andere energische Behandlung, 
die auch allein zum Ziele führt, angewendet wurde. Verf. entschloss sich des- 
halb in 12 Fällen, die Injectivnen selbst anzuwenden, kann aber nur wenig 
Günstiges berichten. Abgesehen davon, dass die Methode sehr unangenehm für 
den Pat. ist, war sie fast immer olıne Erfolg und erzeugte ihm meist sehr starke 
Reizung, ja mitunter direct Iritis. 

6) Beitrag zur Casuistik und Anatomie der Pseudogliome der Retina, 
von Dr. Cramer, Augenarzt in Cottbus, und Dr. Schultze, Augenaraé in 
Frankfurt a./U. 


7) Ueber das Verhalten von M. rectus externus und rectus internus 
bei wachsender Divergenz der Orbita, von Dr. Leopold Weiss, 
Augenarzt und Docent der Augenlieilkunde der Universität Heidelberg. 


— 190 — 


W. beschreibt ein Ophthalmotrop, mit Hülfe dessen man sich die Lage 
der seitlichen Augenmuskeln und ihr Verhältniss zum Bulbus, d. h. die Grösse 
ihrer Abrollungsstrecke schematisch darstellen kann, bei verschiedener Tiefe und 
Divergeuz der Orbita, verschiedenen Abstand der Foram. optica und der Augen- 
drehpunkte von der Mittellinie und verschiedener Bulbuslänge. An einer Reihe 
von Tabellen weist er nach, wie gross die Abrollungsstrecke des M. internus 
und des M. externus und die Summe der beiden Abrollungsstrecken ausfállt, 
wenn eine der oben genannten Grössen sich ändert bei Constantbleiben der 
anderen. Verf. verspricht in einer späteren Publication die praktischen Schlüsse 
aus diesen Ergebnissen zu ziehen. 





8) Die Spinnenzellen (Neurogliazellen) im Sehnerv und in der Retina, 
von Dr. Richard Greef, Privatdocent für Augenheilk. an der Univ. zu Berlin. 


8) Ueber sympathische Entzündung in Folge von Sarcom der Cho- 
rioidea, von Sanitätsrath Dr. Nieden in Bochum. 

Verf. beschreibt einen absolut reinen Fall von sympathischer Entzündung 
in Folge von Sarcom der Chorividea, der durch Enucleation des inducirenden 
Auges völlig geheilt wurde. Auch in diesem Falle hatte die Anwesenheit des 
Sarcoms zur Erzeugung der sympathischen Entzündung nicht genügt, dieselbe 
wurde vielmehr, nachdem das Sarcom schon 1 Jahr bestanden hatte, erst erregt, 
als sich Iridocyelitis hinzugesellt hatte und durch keecidivbildung zu stärkerer 
lintwickelung gelangt war. In dem enucleirten Bulbus fanden sich mit Sicher- 
heit Mikroorganismen, wenn sie auch nur sehr spärlich vorgefunden wurden. 
Dass die Iridocyclitis in dem sarcomatósen Auge durch die Geschwulstbildung 
bedingt ist, beweist uns die wiederholte Beobachtung dieser Complication in der- 
gleichen Fällen. 


10) Experimentelle und anatomische Untersuchungen über die Hei- 

lungsvorginge bei der Neurectomiu optica des Kaninchens, von 

Dr. C. Velhagen, I. Assistent der Universitäts-Augenklinik zu Göttingen. 

Da die Entstehung sympathischer Ophthalmie trotz rechtzeitig vorgenom- 
mener Neurectomie mit der Auffassung der sympathischen Erkrankung als 
einer migratorischen nicht in Einklang zu bringen war, batte Deutschmann 
seiner Zeit anatomische Untersuchungen an 6 neurectomirten Kaninchen vor- 
genommen und gefunden, dass Aufschwemmungen von Tusche, die man kurz 
vor oder kurz nach dem Tode des Thieres in den Arachnoidealraum des Gehirns 
einspritzt, selbst wenn seit der Neurectomie schon Monate verstrichen waren, 
dureh einen Narbenstrang zwischen dem centralen und peripheren Ende des 
Sehnerven, der aus zartem, kernreichem und gefássführendem Gewebe bestand, 
bis zur Papille gelangten, dass also die Sehnervenwunden nicht durch Narben- 
gewebe fest verschlossen waren, sondern dass der Zwischenscheidenraum central 
und peripher offen geblieben war. — Verf. hat nun diese Versuche Deutsch- 
mann's wiederholt, aber mit dem entgegengesetzten Erfolge. Wenn die 
Kaninchen nach der Neurectomie noch 5 Wochen oder lànger lebten, so war von 
dem Farbstoff, den V. unter grossem Druck in den Arachnoidealraum gespritzt 
hatte, nichts aus dem centralen Nervenstumpt in die Orbita gedrungen, da dieser 
Stumpf immer fest durch Narbenrewebe verschlossen war. Die Entfernung 
der beiden Sehnervenenden entsprach der Grösse des resecirten Stückes, wurde 
sogar mitunter noch grösser gefunden, so dass von einer Tendenz der Narbe 
zwischen den beiden Stürnpfen, diese einander zu nähern, nichts bemerkt werden 
konnte. Auch fand sich zwischen den Nervenenden kein einheitlicher, das re- 


— 191 — 


Socirte Nervenstück gewissermassen ersetzender Narbenstrang, sondern die Narbe 
verzweigte sich vielfach, entsprechend den Verletzungen des Orbitalgewebes bei 
der Operation. Die Beziehungen dieser Befunde zur Migrationstheorie bedürfen. 
nach des Verf.’s Ansicht eigentlich keines Commentars. Wenn beim Menschen 
die Narbenbildung in ähnlicher Weise vor sich geht, wie beim Kaninchen, so 
können, wenn nach der Neurectomie eine nur einigermassen für die Vernarbung: 
genürzende Zeit verstrichen ist, Mikroorganismen aus dem Bulbusinnern nicht. 
mehr in die centrale Sehnervenscheide gelangen. 

11) Ueber latente Augenmuskelstörungen bei Tabes dorsalis, von 

Stabsarzt Dr. Guillery in Köln. 

Es ist bekannt, dass zu den ersten monirenden Symptomen bei Tabes das. 
Auftreten vorübergehender, ohne ersichtliche Ursache entstehender Diplopie ge- 
hort. G. fasst nun diese Augenmuskellihmungen nur als vorübergehende Ver- 
schlimmerungen von schon vorher und auch nachher vorhandenen latenten Augen- 
muskelstörungen auf, da er Gelegenheit hatte, in drei Fällen von beginnender 
Tabes, bei welchen nie über Doppeltsehen geklagt wurde, mit Hülfe des Mad- 
dox'schen Glasstabes latente Lálimungen zu beobachten. Solche latente, keine 
subjectiven Erscheinungen verursachenden Stórungen, sind nach G.'s Ansicht 
wohl ófters vorhanden, entgehen jedoch, da sie nicht einfach durch Vorhalten 
eines rothen Glases vor das eine Auge zu erkennen sind, meist der Diagnose. 
Dass es sich in den beobachteten Fällen nicht einfach um ein gewöhnliches 
latentes Schielen handelt, bewies der Umstand, dass die Doppelbilder nur bei 
Seitwärtswendung des Blickes auftraten und in ihrer Distanz von einander bei 
verschiedener Blickrichtung verschieden waren. 








12) Einiges über die Toleranz von Fremdkörpern im Augengrunde, 
von H. Knapp in New-York. 





Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


Vermischtes. 


1) Unsere gelbe Salbe, von Dr. Fischer, Dortmund. 

Herr College S. Holt, Drammen, Norwegen, veróffentlicht im Archiv f. A. 
XXX. S. 206 cet. eine Abhandlung über Zersetzung der gelben Salbe, in welchem 
er einen kleinen, von mir geschriebenen Artikel aus dem Märzheft des Jahr- 
ganges 1894 des Centralbl. f. A. erwähnt, so dass ich veranlasst werde, auf 
diesen Gegenstand noch einmal zurückzukommen. 

College Holt sucht den Grund der Verfärbung der gelben Salbe allein ın 
der Einwirkung des Lichtes, welches durch die Wände und den Holzdeckel der 
Porzellankruken durchscheine und das gelbe Quecksilberoxyd zersetze, gleichviel 
welche Salbengrundlage man verwende. 

Die Einwirkung des Lichtes ist jedoch eine so langsame, dass man sich 
vor deren Folgen in der Praxis einfach in der Weise schützen kann, dass man 
den Patienten sagt: Lassen Sie die Salbe spätestens nach 4 Wochen erneuern! 

Das Ung. leniens unseres deutschen Arzneischatzes zerstört aber gelezent- 
lich das gelbe Quecksilberoxyd binnen 3 Tagen. Die verordnete 2'/, "/ ige Salbe 
ist nach dieser Zeit oft vollständig weiss mit vereinzelten gelben Stippchen. 
Das darf nicht vorkommen und zu ändern ist es einfach durch Verordnung der 
Vaseline, speciell der schönen weichen gelben Vaseline der Chesebrough Man’f’g. Co. 


— 192 — 


in New-York. Bekanntlich bringt aber die Vaseline den von allen Dermatologen 
beklagten Uebelstand mit sich, das sie das Medicament mehr wie andere Salben- 
grundlagen sozusagen festhält, dass aus ihr heraus die Wirkung des Arzneimittels 
keine so energische ist, wie aus anderen wasserhaltigen Cunstituentien. Die 
Vaseline schmiegt sich, wie auch College Holt ganz richtig hervorhebt, dem 
Bulbus nicht so an und vermischt sich nicht so leicht mit der Conjunctival- 
flüssigkeit, wie das wasserhaltige Ung. leniens. 

Dies war für mich der Grund, zu einem modificirten Ung. leniens zurück- 
zukehren. Zunächst versuchte ich, den Wallrath, welcher sich bekanntlich in 
dem Oele der Schádelknochen der Wale, namentlich des Physeter macrocephalus 
findet, zu eliminiren und durch Myranin (Däglingwalöl) zu ersetzen, welches als 
einwandfreie Salbengrundlage empfohlen wurde. Indessen ging der Zersetzungs- 
process in diesem Medium noch viel schneller vor sich, als in Ung. len. 

Als ich indessen statt des Wallraths das weisse Wachs eliminirte und auf 

Anrathen des hiesigen Apothekers Herrn Heimannsfeld durch gelbes Wachs 
" ersetzte, da schwanden sofort die Klagen über rasches Verderben der Salbe, so 
dass hierin der Kernpunkt der Sache zu liegen scheint, wahrscheinlich deshalb, 
weil meistens Wachs durch Chlor gebleicht ist und selbst nach genauestem Aus- 
waschen noch ein kleiner Rest Chlor gebunden bleibt. 

Nachdem ich einige Zeit dieses Ung. len. cum cera flava paratum ver- 
wendet und mich von den eclatanten Vorzügen desselben überzeugt hatte, hatte 
ich das Vergnügen, von dem Collegen Herrn Sanitätsrath Dr. Nieden in Bochum 
zu erfahren, dass er die Salbe in der gleichen Weise bereiten lasse und das 
„Unguentum anglicum flavum" für eine in jeder Beziehung vortreffliche Salben- 
grundlage halte. Obwohl ja immer noch leichte Differenzen in der Güte der 
Salbe vorkommen, je nachdem sie in dieser oder jener Apotheke angefertigt ist 
und obwohl man namentlich bei empfindlicher Haut der Lider sehr wohl ge- 
legentlich noch gezwungen ist, seinen Patienten zu sagen: „Lassen Sie versuchs- 
weise die Salbe in einer anderen Apotheke anfertigen“, so bin ich doch seit 
einem Jahre mit der gelben Salbe zufriedener als jemals zuvor. 

2) Eine alte Taxe der Star-Operation enthált die Lex Visigothorum 
Óeccessvindiana, ed. K. Zauner.  Hannoverae et Lipsiae, 1894, p. 292. 
(Reckessvind regierte 649—772 n. Chr.) 

L. Vis. Reecessv. XI. 1, 5 (liber XI, titulus 1, aera 5). 

Antiqua (d. h. bereits von Leovigild [572—586 n. Chr.] redigirt, 
vielleicht noch älter.) 

Si de oculis medicus ipocemata tollat. 

Si quis medicus hipocisim de oculis abstulerit et ad pristinam gaitatom 
infirmum revocaverit, V solidos pro suo beneficio consequatur. 

Hierzu notirt Zauner in den Anmerkungen 1 und 2: 

ipocemata = hypochymata, hypochyma autem idem est atque hypochysis. 
Hypocisis vel hypochysis est morbus oculorum, qui vulgo dicitur ‘Staar’. 

Der Gold-Solidus wog in der fraglichen Zeit ungefähr 3,90 g Goldes. Nach 
Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte, 2. Aufl. (Leipzig 1894) S. 184, Note 2, 
entsprach er „an Mittelwerth beinahe unserer Krone (= 10 Mark)“. 

Die damalige Kaufkraft des Solidus ist nicht genau anzugeben. Bei den 
Burgunden galt ein Pferd 12 solidi und mehr. Demnach erreichte die Taxe 
für gelungene Star-Heilung fast den halben Werth eines Pferdes. 





Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. ` 


Verlag von VxiT & Compe. in Leipzig. — Druck von MkTzagE &£ Wırrie in Leipzig. 





Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. pv Bors-RzvuoND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EMMERT in Bern, 
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hagen, Prof. Dr. HORSTMANN in Berlin, Dr. Issigonis in Smyrna, Prof. H. KNAPP in New 
York, Prof. Dr.Krtckow in Moskau, Dr. KurHk in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Mıenus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
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Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PkLTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PESCHEL in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. Reıca in Charkow, Dr. Scheer in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. STIEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 


Juli. Neunzehnter Jahrgang. 1895. 


a a ae SR UN NUNNGE NEM UIN US 


Inhalt: Orlginalmittheilungen. I. Ueber die antiseptische Wirkung der Thränen. 
Von Dr. med. Gustav Ahlström, Gothenburg (Schweden). — II. Zur Operation der 
Trichiasis. Von Dr. Thier, Augenarzt in Aachen. 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. 1) Berliner medicinische Gesellschaft. — 2) Verein St. 
Petersburger Aerzte. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Experimentelles zur Lehre von den Infections- 
krankheiten des Auges, von Max Perles. — 2) The prevention and treatment of oph- 
thalmia neonatorum, and the necessity for more efficient legislation to prevent blind- 
ness from this cause, by Charles H. May, M. D. New York. — 3) Ueber ein neues 
Heilverfahren bei Netzhautablösung, von Prof. Dr. R. Deutschmann. (Schluss.) 

Journal-Uebersicht. J. v. Gracfe’s Archiv fir Ophthalmologie. XL. 4. — II. Archiv 
für Augenheilkunde. XXX. 1. — III. Recueil d’ophtalmologie. 

Vermischtes. Nr. 1—2. 

Bibliographie. Nr. 1—3. 





l. Ueber die antiseptische Wirkung der Thränen. 
Von Dr. med. Gustav Ahlström, Gothenburg (Schweden). 


Am 9. Juli 1894 wurde der 18jàhrige Carl Gustav J. im hiesigen 
Augenkrankenhause aufgenommen. Vor 6 Jahren traf ihn ein Hagelschuss 
an der rechten Seite des Gesichtes, wovon eine ausgebreitete strahlige 
Narbe auf der Wange entstanden und in Folge dessen der rechte Mund- 

13 


— 194 — 


winkel bedeutend in die Höhe gezogen war und das rechte untere Augenlid 
ektropionirt. Er hatte später nie den geringsten Schmerz in seinen Augen 
empfunden, als plötzlich vor 3 Wochen, ohne einen Grund hierfür angeben 
zu können, das obere Augenlid aufschwoll, roth wurde und bei jeder Be- 
rührung schmerzte; diese Symptome hatten mehr und mehr zugenommen 
und in den letzten Tagen waren heftige Schmerzen hinzugetreten, die mit 
Fieber und schlechtem Befinden im Allgemeinen vereinigt waren. Als ich 
ihn das erste Mal sah, war das obere Augenlid lebhaft geröthet, was 
hauptsächlich in der Nähe des äusseren Augenwinkels und des temporalen 
Theiles der Augenbrauen der Fall war, welche Partie auch ödematös an- 
geschwollen war. Bei der Palpation, die für den Patienten sehr schmerzhaft 
war, fühlte man eine diffuse Resistenz an der äusseren Hälfte des Augen- 
lides; Margo orbitalis war normal und that beim Berühren nicht beson- 
ders weh; das Augenlid konnte sich nicht von selbst heben, sondern 
bedeckte gänzlich den Bulbus; es zu evertiren war unmöglich, denn nur 
mit Mühe konnte man die Augenlider ein wenig von einander trennen; 
man sah dann, dass der Bulbus etwas nach vorn, nach unten und nach 
innen verschoben war; hochgradige Chemosis vorhanden; Cornea normal; 
die Sehkraft gut. 


Wo der genannte inflammatorische Process seinen eigentlichen Ursprung 
haben konnte, darin war ich zu Anfang etwas zweifelhaft; alles sprach 
jedoch dafür, dass hier einer von den seltenen Fällen der acuten Dakry- 
adenitis vorläge; die weitere Entwickelung der Krankheit bekräftigte auch 
vollständig diese Vermuthung. 


Ich verordnete warme Breiumschläge und am folgenden Tage zeigte 
sich bei der Palpation eine geringe Fluctuation; ich machte daher eine 
Incision unmittelbar unter der Augenbraue, am äusseren Theil derselben 
und paralell mit diesem; viel Pus kam heraus; der Schnitt wurde so viel 
erweitert, dass der kleine Finger hineingeführt werden konnte, und con- 
statirte man dann, dass Glandula laerymalis bedeutend vergróssert war; 
die hintere Kante war nicht erreichbar; mit der Sonde fand man nirgends 
einen entblóssten. Knochen vor; der Bulbus leicht verschiebbar. Drain- 
röhren wurden nun hineingelegt und nach 14 Tagen, als die Ausschreibung 
des Patienten geschah, waren alle inflammatorischen Symptome ver- 
schwunden; die Suppuration hatte aufgehört und nur eine mit Blut ver- 
mischte seröse Flüssigkeit floss aus der Wunde. Allmählich heilte diese 
grössten Theils, doch sieperte noch immer eine dünne, klare Flüssigkeit aus 
dem einen Winkel der Wunde heraus. 

Dass sich eine Fistula glandulae laerymalis gebildet, war ausserhalb 
allen Zweifels, und zwei Monate nach Ausschreibung des Patienten, führte 
ich den, von Bowman, für solche Fälle vorgeschlagenen operativen Ein- 
griffs aus, indem ein doppelt armirter Faden, den ich durch die Oeffuung 


— 195 — 


der Fistels führte, an der conjunctivalen Seite zusammengeknotet wurde, 
wonach sich die Fistel schloss und das Thränen aufhörte. 

Ehe ich dieses Verfahren ausführte, stellte ich einige Versuche über 
die baktericiden Eigenschaften der Thränenflüssigkeit an, über welche ich 
hiermit Auskunft ertheilen will. 


Um die Thränen aufzusammeln, gebrauchte ich eine Glasretorte, 
ca 5 ccm messend, und auf deren Spitze eine kleine, gut passende Metall- 
röhre applieirbar war, welche vorsichtig in den feinen Fistelgang hinein- 
geführt wurde; die andere Oeffnung der Retorte war mit einem kleinen 
Wattentampon leicht verschlossen. Durchschnittlich vergingen 3 Stunden 
um !/,cem Thränen zu bekommen, führte man aber den Hals der Retorte - 
so weit in den Fistelgang hinein, dass er Schmerzen verursachte, dann 
sonderten sich die Thränen in grösserer Menge ab. Die Retorte nebst 
Ansatzröhre wurden jedes Mal durch strömenden Wasserdampf sterilisirt. 
Die auf diese Weise erhaltenen Thränen, bildeten eine etwas trübe, sehr 
alkalisch reagirende Flüssigkeit, welche mittelst Silbernitrat einen deut- 
lichen Niederschlag zeigte. 

Mit meinen Versuchen wollte ich die Wirkung der Thränen auf 
Staphylococcus pyogenes aureus prüfen, und ging dabei zu Wege, wie folgt: 
nachdem ich !/,—1 cem Thränenflüssigkeit erhalten, wurde diese in eine 
kleine sterilisirte Probenröhre gegossen, und begann ich entweder meine > 
Untersuchung sogleich oder höchstens nach Verlauf weniger Stunden; die 
Flüssigkeit wurde an einem kalten Orte aufbewahrt. Erst untersuchte ich 
die Thränenflüssigkeit, um zu sehen ob sich hier schon Bakterien vor- 
fanden; mittelst einer Platinaschlinge holte ich eine kleine Probe heraus, 
vermischte diese mit ungefähr 1 ccm Fleischextract-Peptongelatine, und goss 
dies zu einer Platte. Nur bei einem einzigen von diesen Versuchen eeigten 
sich auf diesen Controlplatten einige Bakteriencolonien und dann nur isolirt, 
weshalb ich im Folgenden nicht bei jedem besonderen Versuch die Control- 
probe zu nennen brauche; die untersuchten Thränen konnten also als 
sterile angesehen werden, und die im genannten Falle vorgefundenen 
Bakterien muss man wahrscheinlich einer zufälligen Verunreinigung, welche 
beim Herausschöpfen der Thränen entstand, zuschreiben. 

Nachher inficirte ich die Thränenflüssigkeit mit einer jungen Rein- 
cultur der oben genannten Bakterie, deren Pathogenitat durch die Ein- 
impfung in die Hornhaut eines Kaninchens constatirt wurde. Nachdem 
die Flüssigkeit gehörig umgeschüttelt, nahm ich mit der Platinaschlinge 
— ich bediente mich bei allen Versuchen derselben Schlinge — eine kleine 
Probe heraus, welche ich in eine Gelatineröhre einimpfte; nach gründ- 
licher Umschüttelung wurde die Gelatine zu einer Platte gegossen. Die 


infieirte Thränenflüssigkeit wurde in einer Temperatur von 33° gehalten, 
13* 


— 196 — 


und holte ich zu wiederholten Malen, in verschiedenen Intervallen, mit 
meiner Schlinge Proben daraus hervor, welche mit Gelatine vermischt, zu 
Platten gegossen wurden. Auf diese Weise erhielt ich eine Anzahl Platten 
mit Culturen von Staphyloccus pyogenes, deren Mukroorganismusse je 
kürzere oder längere Zeit mit den Thränen in Berührung gewesen waren, 
und konnte die Anzahl der auf den verschiedenen Platten befindlichen 
Colonien einen Beweis liefern für die Wirkung, welche die Thränenflüssig- 
keit auf die genannten Bakterien ausgeübt. Das Zählen dieser Colonien 
geschah mit dem Mikroskop; mit Hilfe eines Objectivmikrometers bestimmte 
ich das Gesichtsfeld 2,5 qmm, so dass also auf 1 qem eine 40-doppelte 
Anzahl Colonien kamen; die Grósse der Platten war ungefáhr 9 qcm; bei 
jeder Untersuchung wurden 50 Gesichtsfelder gezählt, und nach der Anzahl 
der in diesen Gesichtsfeldern gefundenen Colonien, konnte man ja leicht 
die Bakterienanzahl der ganzen Platte berechnen. 


Versuch I. 


Sogleich nach der Infection . . 4320 Colonien, 
nach 6 Stunden . . . . . 3960 3 


». E gs ©.. >. . 8600 sr i 
mo XP. 3 SN vd na 3600 5 
Versuch II. 


Sogleich nach der Infection . . 6480 Colonien, 
nach 4 Stunden . . . . . 6840 ue 15 
a 8 , S 4» = x» 4920 gr 
» 24 3 ede d xc A020 S 


Versuch III. 


Sogleieh nach der Infection . . 1800 Colonien, 
nach 6 Stunden . . . . . 1080 A 
» 18 j e ër La 0 3 
» 96 , 0... 180 , 


Versuch IV. 
Sogleich nach der Infection . . 7200 Colonien, 


nach 2 Stunden 0. 5.5... (200 "P 
5 D uu k e me a. $920 Sr 
» S. vu .. . . . 8640 5 


Versuch V. 


Sogleich nach der Infection . . 3240 Colonien, 
nach 6 Stunden . . . . . 3960 e «3 
0 ` Po a a 2920 n 


— 197 — 


Versuch VI. 
Sogleich nach der Infection . . 2520 Colonien, 
nach 3 Stunden . . . . . 2520 5^ 5 
2 8 , © 5... 2880 3 
» 24 , 20.... 4990  , 


Versuch VII. 


Sogleich nach der Infection . . 1440 Colonien, 
nach 3 Stunden . . . . . 1440 Bu 
se. 46 3 0.5... 1080 , , 
» 24 , e6cx x cx uw 20 is 


Versuch VIII. 
Sogleich nach der Infection . . 4540 Colonien, 
nach 4 Stunden . . . . . 5400 ino 
5 9 , 0... . 6480 ge 3 
s. X4. 3 0. 5.0. . 7560 E 
Versuch IX. 
Sogleich nach der Infection . . 7200 Colonien, 


nach 2 Stunden 5. . e. 6840 » 9 

= 4 , .. . . . 6480 y. y 

w IS 4 0... . DT60 " 
Versuch X. 


Sogleich nach der Infection . . 1440 Colonien, 


nach 6 Stunden . 5. ... . 2160 o 3 
9 io te. cae oes a 3240 ae 


» » 


, 22 , 2.2... 4680 — , 


Nach diesen Untersuchungen zu urtheilen, kann man den Thränen 
keine bakterientödtende Eigenschaft zuschreiben; denn wenn auch 
bei ein paar Versuchen eine Verminderung der Anzahl der Colonien vorkam, 
80 ist diese doch sehr gering, und ist weit davon entfernt, ein plötzliches 
Stocken des Vegetationsprocesses constatiren zu können, im Gegentheil hat die 
Anzahl der Colonien in den meisten Fällen stets zugenommen. Andererseits 
können doch die Thränen nicht gerade als ein besonders passender Nähr- 
boden für Staphylokokken angesehen werden, indem sich ihr Zuwachs in 
ganz bescheidenen Grenzen gehalten hat. 

Andere Untersuchungen haben freilich zu ganz anderen Resultaten 
geführt. So hat BrERNHEIM! bei seinen Untersuchungen eine ganz ent- 
schiedene bakterienfeindliche Eigenschaft bei den Thränen constatiren können; 
seine Verfahrungsweise war jedoch insofern von der meinen verschieden, 


! Beiträge zur Augenheilkunde. VII. 


— 198 — 


da er sich die erforderliche Thränenquantität dadurch verschaffte, dass er 
die Thränen theils von Personen auffing, die an Keratitis und Conjunctivitis 
eczematosa mit starker Epiphora litten, theils von gesunden Augen, wo der 
Thränenfluss durch Ammoniakdämpfe hervorgebracht war. Des Vergleiches 
halber führte auch ich einige Untersuchungen aus mit Thränen, von 
dem Conjunctivalsacke von Kindern mit phlyctenulösen Processen; zum 
Herausholen der Thränen gebrauchte ich eine Spritze mit Gummiballon, 
eine solche, die bei Injectionen mit Kocn’s Lymphe angewandt wird. Im 
Uebrigen war meine Verfahrungsweise dieselbe, wie bei meinen vorher ge- 
nannten Untersuchungen. Auch die auf diese Weise erhaltene Thranen- 
flüssigkeit war frei von Bakterien, verhielt sich also in dieser Hinsicht wie 
bei BERNHEIM’s Untersuchungen. Dahingegen stimmten meine Unter, 
suchungsresultate im Uebrigen nicht mit den seinigen überein, wie aus dem 
Folgenden hervorgeht: | 
Versuch I. 


Sogleich nach der Infection 
nach 4 Stunden. 
» 22 9 


Sogleich nach der Infection 
nach 6 Stunden . 
„ 12 H 
2) 96 „ 


Sogleich nach der Infection 
nach 4 Stunden . 
» 8 » 
2» 24 ?? 


Sogleich nach der Infection 
nach 5 Stunden . 
» 14 ji Ju 
Versuch V. 
Sogleich nach der Infection 
nach 6 Stunden . 
” 17 » 
?? 36 » 


Sogleich nach der Infection 
nach 4 Stunden. 

» 12 » . 

» 20 Stunden . 


Versuch II. 


Versuch III. 


Versuch IV. 


Versuch VI. 


6480 Colonien, 


. 9880 , , 


1440 „ 


8640 Colonien, 


5040, , 
2160 p, 
720, 


4680 Colonien, 


3240, , 
1800 , , 
180 „ 


1080 Colonien, 
360 E UN 
0 se cd 


5220 Colonien, 


1800 , , 
120 9 $ 
0 , . 


3600 Colonien, 

9880 p, 

1440 P 
40 e 


— 19 — 


Bei diesen Versuchen sieht man ja eine Abnahme der Bakterienzahl 
unter dem Einflusse der Thränen, also sprechen diese letztgenannten Ver- 
suche im Gegensatz zu den vorhergegangenen für eine gewisse bakterien- 
hemmende Eigenschaft der Thränen. Doch gelang es mir nicht, eine so 
eclatant antiseptische Wirkung constatiren zu können, wie dies bei BERN- 
HEIM'S! und Bacnu's? Untersuchungen der Fall war. 

Die Ursache der von einander abweichenden Hesultate, zu denen ich 
bei meinen beiden Untersuchungsserien kam, muss sicher in der ungleichen 
Beschaffenheit der Thränenflüssigkeit zu suchen sein beim Fistelfall und 
bei den Fällen, als die Thränen aus der krankhaft veränderten Conjunctiva 
geholt wurden. 

Im Vergleich zu einander boten diese Flüssigkeiten, was das Aus- 
sehen betraf, keinen erwähnbaren Unterschied, doch waren die Thränen, 
welche aus dem Conjunctivalsacke stammten, etwas flockiger. Leider konnte 
hier mit den verschiedenen Thränenquantitäten keine genauere chemische 
Analyse vorgenommen werden, doch konnte leicht ein bestimmter Unter- 
schied zwischen ihnen constatirt werden, nämlich hinsichtlich der Reaction; 
die von der Cunjunctiva geholte Thränenmenge reagirte nämlich nur ganz 
schwach alcalisch, während die von dem Fistel erhaltenen Thränen eine 
durchaus stärkere alkalische Reaction zeigten. Man kann daher bestimmt 
bei den respectiven Fällen die verschiedenen Eigenschaften der Thränen 
gerade dem ungleichen Grad der Alkalicitàt zuschreiben, so dass also die 
Thränen, je stärkere alkalische Reaction sie zeigen, desto weniger Einwirkung 
auf die Staphylokokken haben können. 

Es ist auch möglich, dass die ungleichen Resultate, wozu verschiedene 
Forscher (BERNHEIM und Bac) hinsichtlich der Wirkung, welche die 
Kochsalzlösung auf die Bakterien ausübt, gekommen sind, der ungleichen 
Reaction dieser Lösung zuzuschreiben ist, die bisweilen von schwacher 
saurer Reaction, bisweilen neutral ist; im ersten Falle sterben die Bakterien 
sehr bald, im letzteren entwickeln sie sich weiter. 

Je reichlicher sich die Thränen absondern, desto schwächer ist die 
alkalische Reaction und desto hemmender wirken sie auf die Staphylokokken 
ein; unter normalen Verhältnissen, mit gesunder Bindehaut, wenn die 
Thränenabsonderung nur sehr sparsam vor sich geht, würden die Thränen 
in keinem nennenswerthen Grade antiseptische Eigenschaften auf den Mikro- 
organismen, welche sich im Conjunctivalsacke befinden, entwickeln können; 
dahingegen kann eine solche zu Stande kommen, wenn die Thränen, wie 
bei inflammotorischen Zuständen in den Augen, oder bei chemischen Irri- 
tamenten, sich in abnormer Menge absondern und dabei eine veränderte 
chemische Zusammensetzung zeigen. 

! ]. c. 

? GgaEFE's Archiv. 40. 3. 


— 200 — 


Aber kann man wirklich in Folge des Factums, dass Mikroorganismen 
in dieser Flüssigkeit ihren Untergang finden, derselben baktericide Eigen- 
schaften zuschreiben? Den einzigen Schlusssatz, den man meiner Meinung 
gemäss daraus ziehen kann, auch in solchen Fällen, wo das gänzliche Ab- 
sterben der Bakterien stattgefunden, ist der, dass die Thränen kein passender 
Nährboden sind für die weitere Entwickelung der Bakterien. 

Dass die in dem Conjunctivalsacke befindlichen Bakterien auf längere 
oder kürzere Zeit verschwinden, kann ja nicht bestritten werden, dieser 
Umstand aber könnte vielmehr seine Erklärung in den mechanischen Mo- 
menten finden, die durch das Blinken oder den continuirlichen Thränenstrom 
durch die Nasencanäle entstehen, als gerade durch die antiseptische Wirkung 
der Thränen. 


II. Zur Operation der Trichiasis. 
Von Dr. Thier, Augenarzt in Aachen. 


. Die Consequenzen des Trachoms, wie sie im letzten Stadium — dem 
der narbigen Retraction — auftreten, speciell die Trichiasis mit ihrer 
deletären Einwirkung auf die Hornhaut, bilden einmal für den Arzt ein 
oft unübersteigbares Hinderniss, andererseits stellen sie nicht selten die 
Existenz des Patienten geradezu in Frage. Zur mehr oder weniger voll- 
ständigen Beseitigung der Trichiasis werden alljährlich neue Vorschläge 
gemacht. Aber gerade die grosse Anzahl der bis in die neueste Zeit in 
Vorschlag gebrachten Operationsmethoden ist der beste Beweis dafür, dass 


eine völlig befriedigende Lösung dieser Frage bis zur Stunde nicht vorliegt, ` 


Ich übergehe die in den Lehrbüchern beschriebenen bekannten Methoden. 
wie sie von STELLWAG, ARLT-JAESCHE, SNELLEN, Hotz, WARLOMONT, 
DE WECKER, JACOBSON, SPENCER Warson uud vielen Andern zur Zeit 
angegeben worden sind. 

Aus jüngster Zeit finde ich in den Transactions des 8. internationalen 
ophthalmologischen Congresses unter den Papers presented but not read 
eine Arbeit von Dr. GERMAIX in Algier, betitelt: Procédé opératoire pour 
le distichiasis. GERMAIX spaltet den Lidrand in ein vorderes und hinteres 
Blatt, bis der Tarsus zu einer Höhe von 6—7 mm blosgelegt ist, cauterisirt 
die unteren Haarzwiebeln und excidirt dann in der Mitte des Lides eine 
Hautfalte. Die auf diese Weise gebildete Bandelette, d. h. den zwischen 
Lidrandwunde und Lidwunde gelegenen, die Cilien tragenden Hautstreifen, 
der vom Tarsus losgelóst ist, umgreift er mit 4 Fadenschlingen, welche 
aussen geknotet die Hautbrücke nach oben ziehen, indem sie auf der 
Stirn befestigt werden. Verfasser erwähnt als Hauptvortheil seines Ver- 


— 201 — 


 fahrens die Vermeidung von Suturen und die weniger starke Narben- 
retraction. 

Wenn ich im Folgenden dazu übergehe, mein Verfahren zu veróffent- 
lichen, welches ich seit nunmehr 8 Jahren anwende, so bin ich einmal 
dazu veranlasst durch verschiedene Collegen, welche die Resultate desselben 
zu sehen Gelegenheit hatten, andererseits fühle ich mich um so mehr 
dazu berechtigt, als dasselbe mich bisher nie im Stiche gelassen, sondern 
stets einen vollen Erfolg geliefert hat. Das Princip desselben ist die all- 
gemein bekannte Idee der Transplantation in den in ein vorderes und 
hinteres Blatt gespaltenen Lidrand. Ich transplantire jedoch nicht einen 
gestielten Lappen, wie es von SPENCER WaTsoN vorgeschlagen ist. Ich 
nehme vielmehr die Transplantation eines grossen ungestielten Haut- 
streifens vor, den ich mir aus irgend einer Stelle des oberen Lides, so 
breit und lang, wie es mir zweckdienlich erscheint, aus der ganzen Dicke 
der Cutis entnehme. Die Befestigung des transplantirten Lappens geschieht 
durch Suturen, welche denselben in die Wunde hineinpressen, ohne durch 
den Lappen hindurchzugehen. Erstreckt sich die fehlerhafte Wimper- 
stellung über die ganze Breite des Lidrandes, so nehme ich die ganze 
Breite desselben plus einige Millimeter als Längenmaass für den zu 
excidirenden Hautstreifen. Erstreckt sich die Trichiasis nur auf einen 
Theil des Lidrandes, so wird ein dementsprechendes Maass zu Grunde 
gelegt. 

Als ersten Act excidire ich aus irgend einer Stelle der Lidhaut zwischen 
Cilien und Augenbrauen einen etwa 3 mm breiten Hautstreifen von ent- 
sprechender Länge parallel dem Lidrande. 


Derselbe wird auf eine aseptische Glasschüssel gelegt und die ent- 
standene Wunde durch einige Suturen sofort geschlossen. Letztere hat 
nicht den Zweck, durch Narbencontraction zu wirken, und thut das über- 
haupt nicht, wenn sie weiter oben gelegen ist. Hierauf spalte ich den 
Lidrand bis zu einer Tiefe von etwa 3 mm in zwei Blätter, indem ich 
nicht genau die Mittellinie vorfolge, sondern den Schnitt so lege, dass alle 
Wimpern, selbst solche, die sehr nahe nach dem Auge zu gewachsen sind, 
auf das äussere Blatt fallen. Bevor nun der Hautstreifen implantirt wird, 
lege ich die Suturen an. Ich steche ein an der inneren Lidrandkante, oder 
wenn das innere Blatt des gespaltenen Lides zu dünn ist, etwas höher in 
der Conjunctiva palpebrae, führe die Nadel quer durch die Wunde und 
steche an der äusseren Lidrandkante aus, so dass also die Suturen die 
ganze Dicke des Lides durchsetzen. Derartiger Suturen, welche vorläufig 
nicht geknotet werden, lege ich drei bis höchstens vier in entsprechenden 
Zwischenräumen je nach. Bedürfniss an. Wenn ich nun mit einer Pincette 
oder mittelst eines Spatels das in der Wunde liegende Fadenstück heraus- 
ziehe, so erhalte ich eine Fadenschlinge. Die bis zur Hóhe von etwa 1 em 


— 202 — 


ausgezogenen drei bis vier Fadenschlingen werden vom Assistenten mittelst 
eines Spatels hochgehalten. Unter diese Fadenbógen schiebe ich den Haut- 
streifen, und sobald derselbe in entsprechender Weise mit Hülfe von 
Pincette und Spatel adaptirt, eventuell auch noch mit der Scheere etwas 
zugestutzt ist, ziehe ich die Enden der einzelnen Suturen an und knote 
dieselben auf der Mitte der Wunde. Das in der intermarginalen Wunde 
liegende Fadenstück presst von unten nach oben wirkend! den Streifen in 
die Wunde hinein, so stark, wie ich es wünsche, und entsprechend dem 
mehr oder weniger starken Zuge, den ich beim Knoten ausübe. Der 
transplantirte Lappen wird so in denkbar bester Weise adaptirt. Trotzdem 
doch eine gewisse Zeit vergeht von der Excision des Hautstreifens bis zu 
seiner Ueberpflanzung, heilt derselbe, wiewohl er ganz erkaltet ist, ganz 


/ 





, Q 
PE 
- 3 
Fig. 1. Anlegen der Suturen durch Fig. 2. Schnitt durch die 
den gespaltenen Lidrand. a vernähte Hohe des Lides. a trans- 
Lidhautwunde. b gespaltener Lidrand plantirter Lappen. b Sutar. 


mit ausgezogenen Fadenschlingen. 


perfect an. Der stets binoculare Verband bleibt zunächst 2 Tage liegen 
und wird dann tāglich gewechselt. Die Entfernung der Suturen, die im 
Uebrigen sehr leicht und mit vólliger Schonung des transplantirten Lappens 
vor sich geht, erfolgt nach 6—8 Tagen, je nach der Reaction, welche 
auftritt. | 

Es lässt sich nicht leugnen, dass die meisten bis jetzt üblichen Ver- 
fahren mit grossen Nachtheilen behaftet sind, was vor Allem darin seinen 
Grund hat, dass es schwer ist, den Effect der Narbenretraction grösserer 
Wundflächen genau zu bemessen. So sehen wir nicht selten Ectropium 
mit Lagophthalmus darnach auftreten, oder aber die Wirkung der Operation 
ist nicht genügend, und das alte Uebel bleibt bestehen. Die Operation 
der Trichiasis ist um so vollkommener, je sicherer ihr Effect bezüglich der 
Wimperstellung ist, je weniger sie entstellend wirkt und je weniger sie 
überhaupt eine Verschiebung des normalen Situationsplanes zur Folge hat. 


! Es ist stets vom oberen Lide die Rede. 


— 203 — 


Das von mir angewandte Verfahren giebt keine störenden Narben der 
Lidhaut. Die Stelle, aus welcher der einige Millimeter breite Hautstreifen 
excidirt ist, kann später kaum noch aufgefunden werden. 

Abgesehen von der absoluten Sicherheit des Effectes ist ein Haupt- 
vorzug desselben die Erhaltung des Lidrandes.  Letzterer erscheint bei 
genauerer Besichtigung etwas verbreitert, ohne indessen irgendwie kosmetisch 
ungünstig zu wirken. Eine störende Schrumpfung des eingelegten Lappens 
findet auch nach Jahren nicht statt. Die vor der Operation das Auge 
molestirenden Wimpern sind so weit abgerückt, dass sie das Auge über- 
haupt nicht mehr treffen können. Letzteres habe ich sogar in Fällen ver- 
folgen können, wo der trachomatöse Process noch nicht erloschen war, 
sondern noch zu weiterer Narbenretraction Veranlassung gab. 

Was die Transplantation eines so grossen stiellosen Hautstreifens an- 
langt, so kann ich nur sagen, dass dieselbe absolut sicher ist. Ich habe 
in keinem einzigen Falle eine totale oder auch nur partielle Gangrán auf- 
treten sehen. Die Franzosen unterscheiden zwischen einer Greffe epi- 
dermique und einer Greffe dermique. Erstere, bei welcher es sich um 
Ueberpflanzung von ganz dünnen, nur die oberflächlichsten Schichten der 
Haut enthaltenden Stückchen handelt, wird jetzt wohl am meisten in der 
Chirurgie angewendet. Ein Nachtheil derselben ist die später eintretende 
starke Schrumpfung. Hautpfropfungen von grösseren Stücken aus der 
ganzen Dicke der Cutis heilen selten an; leichter erfolgt die Anheilung, 
wenn der zu transplantirende Lappen in kleine Stückchen zerlegt wird. 

Bei dem in ein vorderes und hinteres Blatt gespaltenen Lidrande liegen 
die Verhältnisse sehr günstig für die Transplantation eines grossen stiellosen 
Lappens. Derselbe wird in denkbar bester Weise adaptirt, indem das ge- 
spaltene Lid ihn gewissermassen wie eine Klemme umfasst, in welche er 
durch von aussen wirkende Suturen hineingepresst wird. 

Dass die angeführte Methode noch weiterer Verwendung fähig ist 
dafür möchte ich folgenden Fall anführen. Bei einer mit leichter Trichiasis 
des oberen Lides behafteten Patientin excidirte ich um 8 Uhr Morgens 
einen grossen etwa l cm breiten und etwa 2 cm langen Hauptlappen. 
Derselbe wurde bis 11 Uhr in !/,proc. lauwarmer Kochsalzlösung suspendirt 
und dann, da der betreffende Patient nicht eher erschien, in die Augen- 
höhle eines wegen schwerer Verbrennung früher Enucleirten auf eine frische 
Wundflàche transplantirt. Zweck der Operation war, durch Erweiterung 
der durcb starke Vernarbungen verengten Augenhóhle eine Prothese zu 
ermöglichen. Die Suturen wurden in analoger Weise durch die ganze 
Dicke des Lides angelegt. Auch hier erfolgte die Anheilung ohne jede 
Gangrän. 


— 204 — 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


. 1. Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie. Für Studierende und 
Arzte von Dr. Th. Jürgensen, o. 0. Prof. der Medizin und Vorstand der Poliklinik 
an der Univ. Tübingen. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage. Mit zahl- 
reichen Abbildungen im Text. Leipzig, Verlag von Veit & Co. 1894. (848 8.) 
Preis geh. 16 M., geb. in Halbfr. 18 M. Es giebt kaum ein Buch, das mit 
solcher Kürze eine derartige Vollständigkeit vereinigt. 

2. Das Licht. Sechs Vorlesungen von John Tyndall. Autorisirte deutsche 
Ausgabe. Bearbeitet von Clara Wiedemann. Mit einem Vorwort von 
G. Wiedemann. Zweite Auflage. Braunschweig, Druck und Verlag von 
Friedrich Vieweg & Sohn. 1895. 258 Seiten. (Mit einem Portrait von Thomas 
Young und 57 in den Text eingedruckten Abbildungen.) In klarer, verständ- 
licher Sprache, ohne mathematische Hilfsmittel, ist die Theorie des Lichtes 
durch logische Aufeinanderfolge zweckmässiger Versuche entwickelt. Das Buch 
ist fast unentbehrlich für jeden, der Optik ohne Mathematik verstehen will, und 
erfreulich und belehrend auch für den, der durch eine mathematische Schulung 
gegangen ist. 

3. Fragmente. Neue Folge von John Tyndall. Übersetzt von Anna 
v. Helmholtz und Estelle du Bois-Reymond. Braunschweig, Druck und 
Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn. 1895. (566 Seiten.) Eine schöne Er- 
innerung an den kürzlich heimgegangenen Gelehrten, besonders werthvoll für 
denjenigen, der ihn persönlich gekannt und seine liebenswürdige Gastlichkeit 
erfahren, ausserordentlich anregend für jeden Gebildeten. Unsere Leser werden 
besonders von zwei Abhandlungen angezogen werden, über Thomas Young und 
über Goethe's Farbenlehre. 

4. Sehproben- Tafeln zur Bestimmung der Sehschärfe für die Ferne, von 
Dr. L. Weiss, a. o. Prof. d. Augenheilk. a. d. Univ. Heidelberg. Wiesbaden, 
Verlag von J. F. Bergmann. 1895. Sie geben, nach dem Princip von Monoyer, 
wie schon mehrere (von Careras, aus der Petersburger Augenklinik, u. A.), 
die Sehschärfe von 0,1; 0,2; 0,3 bis 1,0. (Abstand 6 Meter.) 

5. Precis iconographique d’anatomie normale de l'oeil (globe oculaire et 
nerf optique), par le docteur Rochon-Duvigneaud, chef de clinique ophthalm. 
de la faculté. Paris, Société d'édit. scientif., 4 Rue Antoine-Dubois. 1895. 
130 Seiten, 23 Figuren. Sehr brauchbar zur raschen Orientirung. Die Figuren, 
die den mit der Camera lucida gezeichneten Präparaten entstammen, sind durch 
einen kurzen, klaren Text erläutert. H ` 


Gesellschaftsberichte. 


1) Berliner medicinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Februar 1895. 
(Deutsche Medicinal-Zeitg. 1895. Nr. 18.) 

Silex stellt 2 Fälle von Augentuberculose vor. Das 13jährige Mad. 
chen litt an ausgedehnter Knochen-, Sehnen-, Drüsen- und Lungentuberculose. 
Vor 7 Wochen Beginn einer linksseitigen Iristuberculose. Die durchaus erfor- 
derliche Enucleation konnte aus äusseren Gründen nicht vorgenommen werden; 
in Fulge dessen war es möglich, das Wachsen der gelbrothen Knoten und zalıl- 


— 205 — 


reicher miliarer Knötchen zu verfolgen. Augenblicklich ist der grösste Theil 
der Iris von grossen tuberculösen Herden bedeckt, ähnlich dem Bilde der weiter 
vorgeschrittenen Impftuberculose beim Kaninchen. Das klinische Bild war so 
charakteristisch, dass die Erhártung der Diagnose durch Impfung überflüssig 
erschien. S. hebt besonders hervor, dass diese Form der Tuberculose beim 
Menschen weder spontan heilt, noch durch bis jetzt bekaunte Arzneimittel zu 
beeinflussen ist. Deshalb könnte man sie zum einwandsfreien Prüfstein für 
etwaige neue Specifica gegen Tuberculose machen. — Der 2. Fall ist sehr lehr- 
reich. Der 6jährige Knabe litt vor 4 Jahren an ausgedehnten tuberculösen 
Geschwüren des rechten Unter- und Oberlides. Henoch rieth von Tuberculin- 
behandlung seiner Zeit ab, und da operative Eingriffe auch wenig versprachen, 
nahm S. eine ganz inditferente Behandlung mit Borwasser, Salben u.s. w. vor. 
Der Zustand verschlechterte sich immer mehr, bis der Kranke aufs Land ge- 
bracht wurde. Hier erfolgte in kurzer Zeit Heilung; seit 4 Jahren sind jetzt 
keine Geschwüre mehr aufgetreten. Am Oberlid ist keine Spur mehr zu sehen; 
am Unterlid ist die Conjunctiva in eine schwielige Masse verwandelt. 
Neuburger. 
2) Verein St. Petersburger Aerzte. Siizung am 13.Dec. 1894. (St. Petersb. 
med. Wochenschr. 1895. Nr. 8.) 


Hr. Germann: Ein Fall von chronischer Neuralgie im Gebiete 
des ersten Astes Nervi trigemini, veranlasst und unterhalten durch 
ein Empyem der Oberkieferhóhle. Der Fall táuschte Glaucom vor. 


Der 43jáhrige, sehr nervóse Patient ist Links durch Glaucoma simplex fast 
erblindet, befürchtet in Folge hàufiger und heftiger Schmerzen aim rechten Auge, 
sowie der ganzen rechten Kopfseite auch Rechts zu erblinden. S war "/,, mit 
— cyl; die Untersuchung Rechts war auch sonst völlig negativ. Phenacetin, 
Pilocarpin und versuchsweise Eserin verbesserten den Zustand nicht. Während 
der ganzen Beobachtungszeit keine objectiven Glaucomsymptome. Nach 5 Mo- 
naten wurde er auswürts von einem anderen Arzte iridectomirt, jedoch ohne 
Befreiung von den Schmerzen zu erlangen. Ein Jahr nach der ersten Vor- 
stellung fand Germann S = °/,,, abgesehen von dem Coloboma arteficiale Status 
idem. Das rechte Auge selbst ist auf Druck unempfindlich, dagegen ruft Druck 
gegen den oberen Orbitalrand heftige Schmerzempfindung hervor. Die Anfälle 
beginnen Morgens zwischen 2 und 3 Uhr und dauern ca. 12 Stunden. In Er- 
innerung an den stinkenden Athem des Pat., den G. beim Augenspiegeln wahr- 
genommen, sendet er ihn trotz seines anfünglichen Widerstrebens zu Dr. Lumin, 
der ein Empyem der rechten Oberkieferhöhle foststellte, und dem ungläubigen 
Pat. durch Ansaugen zweier Spritzen stinkenden Eiters das Bestehen der Eite- 
rung bewies. Die Kieferhöhle wurde nach Extraction des ersten caridsen 
Backenzahnes durch die Alveole angebohrt; unter Ausspülungen heilte das Em- 
pyem bald aus. Pat. ist wieder arbeitsfähig und schmerzfrei. G. hebt hervor, 
dass einige Autoren bei Nebenhöhleneiterung der Nase Gesichtsfeldeinschränkung 
beobachtet hätten; auch dieser Fall spräche dafür und jener Befund habe wohl 
hauptsächlich irre geleitet und die Iridectomie veranlasst. (Ueber das G.F. im 
vorliegenden Falle ist im Original nichts zu finden. Ref.). Andererseits beweist 
der Fall aufs Neue die Wichtigkeit der Nebenhóhlenuntersuchung bei ander- 
weitig nicht erklärbaren Kopfschmerzen und Neuralgien. Neuburger. 


— 206 — 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Experimentelles zur Lehre von den Infectionskrankheiten des 
Auges, von Max Perles. (Virchow’s Arch. Bd. CXL. S. 209.) 

Aus dem Nachlasse des, wie auch dies Blatt (Centralbl. 1894. S. 350) be- 
richtet hat, früh heimgegangenen Verf.’s liegt eine grössere experimentelle, in 
den pathologischen Instituten zu Berlin und München ausgeführte Studie vor. 
Die an Kaninchen mit Reinculturen, unter allen Cautelen der modernen Bacte- 
riologie und streng aseptisch angestellten Versuche haben der Hauptsache nach 
zu folgenden Resultaten geführt: Reinculturen von Heubacillen, von gelber oder 
orange Sarcine, von saprophytischen (nicht pathogenen) Bacillen aus faulenden 
Seefischen, endlich von Choleraspirillen, in die Vorderkammer oder den Glas- 
körper geimpft, erzeugen keine wesentlichen Läsionen des Bulbus, nur zuweilen 
fibrinös-hämorrhagische Iritiden, welche Synechien zuriicklassen. Typhusbacillen 
aus frischer, stark virulenter Cultur erzeugten von der Vorderkammer aus 
.Hypopyon und Verschluss der Pupille durch eine Schwarte, gingen aber schon 
innerhalb 3 Tagen zu Grunde; Impfung in den Glaskórper erzeugte Abscedirung 
des letzteren, im Abscess fanden sich Bacillen frei und in Zellen eingeschlossen. 
Streptokokken erzeugten in der Vorderkammer nur Kammer- und Pupillarexsudat; 
streptokokkenhaltiger Eiter führte schon innerhalb 24 Stunden zu schwerer 
Iritis septica; Injection in den Glaskórper brachte denselben zur Vereiterung. 
Frische virulente Diphtheriebacillen erzeugten von der Vorderkammer aus eitriges 
Exsudat, in dem schon innerhalb 2 Tagen die Bacillen zu Grunde gehen, nebst 
Kerato-iritis; in den Glaskórper geimpft bringen sie denselben zur Vereiterung. 
Der Friedländer’sche Pneumoniebacillus ist einer der bösartigsten Feinde des 
Auges; schon eine Spur davon, in den Glaskörper geimpft, erzeugt heftigste 
Panophthalmie, die schon binnen 16 Stunden zur Ruptur des Augapfels führen 
kann; das Gleiche, nur weniger stürmisch, bewirkt Impfung in die Vorder- 
kammer. Impfung in die Hornhaut führt zu einem charakterischen Gesch wür, 
das vernarben kann; von der unverletzten Conjunetiva erfolgt keine Infection. 
Kein Versuchsthier ist allgemein erkrankt. Im Gegensatz dazu sind sämmt- 
liche, mit virulenten Fränkel- Weichselbaum’schen Pneumokokken ins Auge 
geimpfte Kaninchen in wenigen Tagen an Allgemeininfection zu Grunde ge- 
gangen, und erst durch Züchtung der Kokken auf Eiern ist es gelungen, einen 
so schwachen Virulenzgrad zu erzielen, dass intraoculare Impfung Panophthalmie 
bewirkt, das Leben jedoch erhalten bleibt. Während Pneumokokken für ge- 
wöhnlich nur in frischem Zustande virulent sind, erhält sich die Virulenz der 
Pneumobacillen auf Agar oder auf Gelatinestieheulturen gleichmássig über Monate. 

Die Pneumobacillen finden sich in dichten Haufen sehr typisch mit Kapsel 
im Bindehauteiter, sehr oft in Zellen eingeschlossen. Bei Hormhautimpfungen 
liegen sie häufchenweise in den Saftlücken der Hornhaut. Bei Impfung in die 
Vorderkammer liegen sie dicht zwischen den Eiterzellen und kriechen frühzeitig 
in die Zwischenräume der Ciliarfortsátze hinein. Ausserordentlich üppig ver- 
mehren sie sich im Glaskörper, durchwuchern dicht die Netzhaut, insbesondere 
die Pigment-, Stabchen- und Zapfenschicht, Aderhaut und blutgefasse bleiben 
frei. Da sich dieser Bacillus gar nicht selten in der Mundhöhle findet, nach 
Verf. auch besonders häufig bei Ozaena angetroffen wird, so wird auf ihn in 
Fällen von Infectionskrankheiten des Auges zu achten sein. 

Im Anhang ist die neuere, auf den Prineipien der modernen Bacteriologie 
basirende Litteratur über Augeninfectionen (seit 1883) zusammengestellt. 


— 200 — 


Von besonderem Werthe erscheint die Methodik der mikroskopischen Unter- 
suchung, Hártung und Fürbung, die Verf. an den enucleirten Augen befolgt hat; 
11, zum Theil farbige Abbildungen erläutern die vom Verf. erhobenen Befunde 
besser, als dies die detaillirteste Beschreibung vermag. 

Die aseptisch enucleirten Bulbi kommen am besten in wässerige con- 
centrirte Sublimatlósung (Müller'sche Flüssigkeit macht die bacteriologische 
Untersuchung geradezu unmóglich!); nachgehàrtet wird iu Alkohol von steigender 
Concentration, dann in absolutem Alkohol der Bulbus aufgeschnitten, mit alkoho- 
lischeı Xylollösung uud schliesslich mit Paraffin durchtränkt. Gefärbt wurde 
theils nach Gram, theils mittelst einor Combination von Eosin und Methylen- 
blau (vergl. Orig... Der Effect der letzteren, vom Verf. besonders gerühmten 
Behandlung ist der, dass alle bindegewebigen Theile des Auges, auch das Proto- 
plasma der epithelioiden Zellen, sowie die Aussencylinder der Stábchen und 
Zapfen, die Zwischenkórnerschichten und die Nervevfaserschicht rosa, die Kerne 
und kernähnlichen Gebilde, insbesondere die beiden Körnerschichten leuchtend 
blau, die im Präparat etwa vorhandenen Bacterien tiefblau gefärbt erscheinen. 
Auch die Hámatoxylin- Eosin-, sowie die Ehrlich-Biondi’sche Färbung liefern 
schöne Bilder, nur bleiben dabei die Bacterien ungefärbt. 

Wegen vieler Einzelheiten der inhaltreichen Abhandlung muss auf das 
Original verwiesen werden. | J. Munk. 
2) The prevention and treatment of ophthalmia neonatorum, and the 

necessity for more efficient legislation to prevent blindness from 
this cause, by Charles H. May, M. D. New York. (Vortrag, gehalten 
in der Medical Society of the County of New York. 1894. 206. November. 
— Med. Record. 1895. 16. Februar.) 

Nachdem geraume Zeit verflossen ist seit Einführung des segensreichen 
Verfahrens von Credé zur Verhütung des Neugeborenen-Eiterflusses, muss die 
betrübende Thatsache festgestellt werden, dass trotzdem diese Erkrankung in 
den Augenheilanstalten nicht seltener wird, wie die letzten Verdtfentlichungen 
von Silex (Zeitschr. f. Geburtshilfe u. Gynákol. Bd. 31. H. 1) und H. Cohn 
(dies. Centrbl. April 1895) beweisen. Die gleiche Erfahrung wird in Amerika 
gemacht trotz bestehender Gesetze zur Verhütung der Erblindung, und Verf. 
hat deshalb in seinem ausführlichen und interessanten Referate verschiedene 
Vorschläge zur Besserung gemacht. Das Verfahren von Credé hat in den ver- 
schiedenen Entbindungsanstalten von New York sich auf's Glànzendste bewährt; 
in einigen wurde es allerdings zusammen mit vaginalen Ausspülungen ange- 
wendet; theilweise war man auch vom Silbernitrat zu gesättigter Borsäurelösung 
übergegangen, auch mit gutem Erfolge. Die Erfahrung zeigt, dass auch in 
New York die Erkrankung überwiegend unter der ärmeren Bevölkerung auftritt. 
Verf. giebt nun eine eingehende Darstellung der Behandlung derselben. Erst- 
lich müssen die Augen häufig, 1—2 stündlich, ausgespült werden, wobei jedoch 
die Lidspalte nicht weit geöffnet werden braucht und grosse Sorgfalt angewendet 
werden muss, um die Cornea nicht zu verletzen, am besten mit lauwarmer, ge- 
sättigter Borsäurelösung aus einer Glas-Undine. Eisumschläge erweisen sich sehr 
nützlich bei Schwellung der Lider und am Beginn; in schweren Fällen sind sie 
Tag und Nacht zu machen, in leichteren nur stundenweise, bei schwachen 
Kindern und wenn schon Hornhautgeschwüre da sind, mit grosser Vorsicht, 
bezw. ganz wegzulassen. Sodann als dritte Hauptmassresel bei der Behandlung 
sind täglich einmalige Aetzunzxen mit Silbernitratlösung anzuführen. Verf. hält 
eine 1°/,ige Lösung für genügend stark; im Anfangsstadium, so lange die Lider 


— 208 — 


noch stark geschwollen und hart sind, ist von ihrer Anwendung überhaupt ab- 
zusehen. Bei der Behandlung der Hornhautgeschwüre erwähnt Verf., dass er 
grossen Erfolg gesehen von Aetzungen derselben mit Jodtinctur und von der 
Cauterisation mit Glühhitze; dabei wird Atropin (!/,?/,) eingetropft, bei peri- 
pherem Sitz desselben Eserin (!/, °/,). Da die Erblindung durch den Eiterfluss nur 
in Folge von Unwissenheit oder Nachlässigkeit erfolgt, und unter jungen Blinden 
bis zu 20 ?/, und mehr, bei allen Blinden überhaupt nach Magnus über 11 "/, 
von derartigen Erblindungen enthalten sind, müssen unbedingt gesetzliche Vor- 
schriften zur Verhütung eingeführt werden. In den Vereinigten Staaten ist die 
Blindenzahl von 1850—90 von 4,2 allmählich auf 8,0:10,000 Einwohner ge- 
stiegen. (?) Derartige gesetzliche Vorschriften wurden zuerst in der Schweiz (1865) 
eingeführt; dann folgten Preussen (1878), Oesterreich (1882), Frankreich (1888) 
und einzelne Staaten Nordamerikas (von 1890 an). So wurde zuerst im Staate 
New York die gesetzliche Bestimmung eingeführt, dass jede Hebamme oder 
Pflegerin eines Kindes bei beträchtlicher Strafe im Unterlassungsfalle bei Ent- 
zündung der Augen des Kindes innerhalb 2 Wochen nach der Geburt binnen 
6 Stunden schriftliche Anzeige machen muss bei der zuständigen Gesundheits- 
behörde (health officer) oder bei einem gesetzlich approbirten Arzte (legally 
qualified practitioner of medicine). Wenn man davon eine Abnahme des Eiter- 
flusses erwartete, so hat man sich jedoch getäuscht.  Aebnlich wie Silex 
und Cohn (s. oben) findet Verf, dass die Zahl derartiger Patienten in vier 
Augenkliniken New York's im Jahre 1893 noch fast ebensoviel betrug. wie 
3 Jahre zurück, vor Einführung des Gesetzes, nämlich 5 "/,,; wenn auch die 
Blennorrhöe im Allgemeinen milder geworden zu sein scheint, die Zahl der mit 
zerstörter Cornea hoffnungslos in die Klinik gebrachten Fälle ist verhältniss- 
mässig die gleiche geblieben. Die Zahl der im Jahre 1893 in den aufgeführten 
4 Anstalten behandelten Fälle von Blennorrhöe beträgt 137, für sämmtliche 
Kliniken New York’s schätzt Verf. sie auf 500; von diesen erblinden, da eben 
viele vorher ungeeignet behandelt wurden und dann erst im schlimmen Zustande 
gebracht werden, auf einem oder beiden Augen ca. die Hälfte, d. i. 250, und 
nach Howe erleidet der Staat dadurch einen jährlichen Schaden von 1!/, Mill. 
Dollar. Dieser ist also voll berechtigt, das Gesetz, welches bis jetzt nicht ge- 
nügend wirkte, entsprechend zu verschärfen, und Verf. macht dazu folgende 
Vorschläge: Erstlich hebt er hervor, dass dasselbe nicht genügend allgemein 
bekannt ist, besonders auch unter den Hebammen und Wärterinnen. Sodann 
gebe der Begriff „legally qualified practitioner of medicine“ den letzteren einen 
zu weiten Spielraum. Endlich müsse auch die Anzeige einer Uebertretung dem 
Arzte bequemer gemacht werden als bisher; die nähere Begründung hat nur 
locales Interesse. Um in jedem Falle das Wichtigste nicht zu versäumen, 
nämlich geeignete ärztliche und häusliche Pflege, müsste jeder Fall von 
Blennorrhöe, gleichviel, ob er in der Entbindungsanstalt vorkommt, ob ein Arzt 
ihn zuerst sieht in der Privatpraxis oder eine Hebamme, der Gesundheitsbehörde 
angezeigt werden und falls die Anzeige nicht von Seiten eines Arztes erfolgt, 
ein ,,Gesundheitsinspector^ in die Wohnung gesandt werden, um zu sehen, ob 
die richtige Behandlung und Pflege zugegen ist, oder nóthigenfalls der Staat 
eingreifen muss. Die Kosten würden sich reichlich lobnen durch Verminderung 
der Blindenzahl. Ref. glaubte, über den Vortrag eingebender berichten zu 
müssen, da über kurz oder lang bei uns auch ähnliche Vorschriften erlassen 
werden müssen. Dass letztere von grossen Werthe sind, beweist die seiner- 
zeitige Mittheilung Horner's, dass, seitdem sesetzliche Vorschriften in der 
Schweiz bestehen (1865), in die Blindenanstalt von Zürich kein Kind mehr 


— 209 — 


eingeliefert wurde, das, nach diesem Jahre geboren, an Blennorrhóe er- 
blindet wäre. 

In der anschliessenden Discussion hebt Roosa hervor, er sähe nicht ein, 
wie durch das erwähnte Gesetz die Zahl der in den Kliniken behandelten Fälle 
vermindert werden sollten, im Gegentheil, diese sollten eben dem bisherigen 
Heilpersonal, den Hebammen u. dgl., entzogen werden. Eine Verminderung 
könne nur eintreten mit Verallgemeinerung der in den Entbindungsanstalten 
bewahrt gefundenen Verhütungsmassregeln. Knapp hält die bisherige Behand- 
lung für sebr mühevull und nicht immer für ausreichend; er glaubt auch, dass 
viele Fälle, wo die Mutter eine alte Gonorrhöe hat, keine richtige Blennorrhöe 
darstellten, sondern nur eine abgeschwächte, ähnliche Entzündung, ohne Vor- 
handensein des Gonococcus Neisser. Bei Hornhautgeschwüren wendet er local 
Jodtinctur an. Berücksichtigung der allgemeinen Gesundheit sei sehr wichtig. 
Thomas R. Pooley hält das Credö’sche Verfahren für eine „unnöthige Grau- 
samkeit“ gegenüber den Neugeborenen; Scheidenausspülungen der Mutter und 
Auswaschen der Augen mit Borsäure leisteten das Gleiche; für die an Eiterfluss 
leidenden Neugeborenen, welche zu Hause nicht genügend gepflegt würden, sei 
eine besondere Anstalt einzurichten. Mittendorf sagt u.a. 65°/, allor Fälle 
treffe auf Primiparae; die Pfleger und Aerzte müssten sehr gewarnt werden, 
damit sie sich selbst keinen Eiter in’s Auge brächten; grosser Nachdruck müsse 
auf eine antiseptische Geburtshilfe gelegt werden. Andrews hält den Eiter- 
fluss der Neugeborenen nicht durchaus für milder als den bei Erwachsenen, 
sondern im Allgemeinen die kindliche Hornhaut für widerstandsfähiger. Cred6’s 
Verfahren möchte er nicht anwenden, da das Argentum nitricum zwar nützlich 
sei im Allgemeinen, jedoch in der jetzt üblichen Anwendungsweise schon manche 
Augen zerstört hätte. Reinlichkeit sei die Hauptsache. Gruenining sagt, es 
würden die Augen nicht nur durch zu wenig, sondern auch durch zu viel Be- 
handlung zerstört. Man müsse dem Wartepersonal strenge einschárfen, den 
Eiter so zu entfernen, dass die Hornhaut nicht beschädigt wird. Tucker von 
der Sloane Entbindungsanstalt tritt warm fir Credé’s Verfahren ein, das alle 
anderen Verfahren an Wirksamkeit fibertreffe. Gleiches beweist May in seinem 
Shlusswort an der Hand der Statistik: (s. Fuchs, Die Ursachen der Erblindung 
und deren Verhütung.) Neuburger. 


3) Ueber ein neues Heilverfahren bei Netzhautablösung, von Prof. 
Dr.R.Deutschmann. (Beiträge zur Augenheilkunde. Heft XX. 1895. April.) 
(Schluss.) 

Da bei einigen Fällen mit der Netzhautglaskörperdurchneidung zwar an- 
fänglich ein günstiger Erfolg, indess keine dauernde Besserung erreicht wurde; 
ersann Verf. das 

II. Verfahren: die Kaninchenglaskörpertransplantation oder -In- 
jection, welche er bei Augen anwandte, die bereits bis auf Lichtschein er- 
blindet waren, also bei „verzweifelten“ Füllen, bei denen kaum etwas zu ver- 
lieren war und eine geringe Besserung schon einen grossen Gewinn bedeutete. 
Der Grundgedanke ist: 1. die im Bulbus frei circulirende Flüssigkeit abzulassen; 
2. den präretinalen Raum mit einer Flüssigkeit anzufüllen, die, nachdem die 
Retina durch den Strom der abfliessenden Masse der Aderhaut möglichst ge- 
nähert war, sie weiter an die letztere andrückt; 3. durch die Möglichkeit 
längeren Verweilens im Bulbus sie auch einige Zeit angedrückt hält; 4. durch 
Erregung schwacher entzündlicher Vorgänge zunächst eine Verklebung, später- 
hin zu einer Verwachsung von Netzhaut und Aderhaut führt; 5. dabei doch 

14 


— 210 — 


nicht so different ist, dass sie direct schädigend auf die Elemente der Netz- 
haut bezw. des Uvealtractus einwirkt; 6. vollständig aseptisch ist, ohne etwa 
dadurch an Wirksamkeit einzubüssen. 

Nach den Erfahrungen, die Verf. im Laufe der Zeit gemacht hat, ist die 
Operation in folgender Weise auszuführen: Anästhesie des vorher atropinisirten 
Auges durch einen Tropfen einer 5°/ igen Cocainsublimatlösung. Bereithalten 
von zwei jungen Kaninchen, die nicht über ?/, Jahr alt sein sollen, da die 
chemische Wirkung des Glaskórpers alter Thiere eine intensivere ist, als die 
junger. Nach sorgfältiger Säuberung der Umgebung des Kaninchenauges mit 
Sublimatlösung Enucleation desselben; Freipräparirung von allen anhängenden 
Muskel- und Bindebautfetzen; flüchtiges Abspülen in Sublimatlósung 1:5000; 
Abwaschen mit heissem sterilisirtem Wasser; Einschneiden der Augenháute am 
hinteren Pole mit der Scheere; Herauslassen des Glaskórpers, der in einem 
durch Hitze vorher sterilisirtem und bis auf ca. 40? C. wieder abgekühltem 
Glasschälchen mit eingeschliffenem Deckel aufzufangen ist. Zusetzen einiger 
Tropfen (beim ersten derartigen Eingriff) einer 0,5 oder 0,75?/,igen, durch 
Kochen sterilisirten, noch warmen Chlornatriumlósung, so dass der damit (mittelst 
sterilisirten Glasstabes) angerührte Glaskörper des Thieres eine zur Aufsaugung 
in die Spritze und zur Injection eben genügend halbflüssige Consistenz hat. 
Schiefes Einstossen einer gewöhnlichen Neusilber- oder Stahlcanüle in das zu 
operirende Auge in der Gegend der Ora serrata oder dicht dahinter, und zwar 
so, dass man darauf rechnen kann, dass die injicirte Masse vornehmlich in die 
Gegend der Hauptablósung, durch Senkung, gelangt. Erst nach dem Ein- 
stechen der Canüle (weil später dies durch Weichheit des Bulbus sehr erschwert) 
die Messerschnittpunction an der Stelle der stärksten Netzhautablösung, um hier 
vorhandenes sub- und präretinales Transsudat abzulassen; dabei ist die Netz- 
haut stets mitzadurchschneiden, wenn nicht schon durch Abreissen derselben 
an den Rändern oder vorgängige Netzhautglaskörperdurchschneidungen auf ge- 
nügende Communication des sub- und präretinalen Raumes zu rechnen ist. 
Aufsaugen des präparirten Kaninchenglaskörpers in eine sonst gewöhnliche, nur 
mit Asbeststempel und Glascanülenansatz versehene Pravaz’sche Spritze, die 
vorher durch Kochen sterilisirt und zur Zeit noch ca. 38" C. warm ist. Lang- 
same Injection der präparirten Flüssigkeit in den Bulbus, und zwar nur so 
viel, als genügt, einen mittleren Augendruck herzustellen, wozu meist 
1,5 Theilstriche hinreichend sind. (Auf keinen Fall soll man versuchen, den 
Augendruck geradezu „hart“ zu machen, da dann die Flüssigkeit kurz hinterher 
wieder ausgetrieben wird und es dadurch zu einer beträchtlichen Verschlimme- 
rung der Netzhautablösung kommen kann!) Langsames und nicht sofortiges 
Zurückziehen der Canüle, damit die Flüssigkeit in toto im Bulbus bleibt. Nicht 
drickender Verband, der schon am Abend des Operationstages zu wechseln ist, 
später alle 12 Stunden; nach 3—4 Tagen kleiner Verband, nach ca. 8 Tagen 
Klappe. Je nach dem subjectiven Verhalten des Kranken und nach dem Be- 
funde des operirten Auges 8 Tage Bettruhe oder auch länger, sobald die dem 
Eingriff folgende acute entzündliche Reaction länger dauert. 

Heilungsverlauf: Gewöhnlich erfolgt am 2. oder 3. Tage nach der Operation 
eine entzündliche keaction von Seiten des gesammten Uvealtractus, deren acutes 
Stadium nach weiteren 2 Tagen vorüber ist. Dieselbe wird angekündigt’ durch 
manchmal recht lebhafte Schmerzen im Auge und in der Umgebung; dazu Binde- 
hautchemosis, Lidschwellung, Unregelmässigkeit der Pupille, eventuell hintere 
Synechien und feines Exsudat im Pupillengebiet, zuweilen mit etwas Blut ver- 
mengt. Auf 2—3 Tropfen einer 0,5"/,igen Atropinlösung täglich pflegen diese 


— 211 — 


Symptome nach wenigen Tagen zu verschwinden. — Der Glaskörper, der un- 
mittelbar nach der Injection klar und durchsichtig ist, zeigt sich nach einigen 
Stunden entweder ganz trübe oder partiell klar, nach unten (wie ein schwerer 
Glaskörperabscess) graugelblich reflectirend von wolkig klumpigen Massen her, 
die am Boden der Netzhaut aufliegen. Später lösen sie sich los, erscheinen in 
kleinere Stücke zerklüftet und flottiren in den tieferen Schichten des Glaskörpers. 
Ihre Resorption, zu deren Beschleunigung man nach ca. 3 Wochen ab und zu 
eine subconjunctivale Sublimatinjection machen kann, dauert Monate lang und 
lässt endlich einen normal durchsichtigen Glaskörper zurück. — Der Augen- 
druck, selbst wenn er unmittelbar nach der Operation noch niedriger als normal 
ist, pflegt schon am folgenden Tage normal zu sein und ist zeitweise noch höher. 

Die Stärke der entzündlichen Reaction von Seiten des gesammten Uveal- 
tractus hüngt ab 1. von der Concentration der injicirten Masse und 2. von der 
Menge der Wiederholungen der Operation. Je mehr der thierische Glaskórper 
durch 0,5 oder 0,75°/,ige Chlornatriumlösung verdünnt wird, desto schwächer 
ist die Reaction. Die oben angegebene Concentration ist die beste beim ersten 
Versuch; bei späteren Wiederholungen muss die Injectionsmasse immer concen- 
trirter genommen werden, um wirksam zu sein, da das menschliche Auge auf 
eine gleiche Concentration das zweite Mal wesentlich geringer reagirt, als das 
erste Mal. Eine einfache Kochsalzinjection hat sich als wirkungslos ergeben, . 
weil die Resorption schnell erfolgt und so ein Hauptzweck der Therapie ver- 
loren geht. Das Wesentliche und zugleich Schwierigste ist die richtige Be- 
urtheilung der Concentration. Verf. warnt davor, hieran anfangs zu wenig zu 
thun. In Bezug auf die zu injicirende Quantität soll man dagegen anfangs 
lieber zu wenig als zu viel zu thun. Mit der Wiederholung der Operation hat 
man abzuwarten, bis das Auge sich genügend reizfrei zeigt. — Eine vielleicht 
wesentliche Bedingung für das Gelingen ist die vorherige Durchtrennung aller 
etwa die Netzhaut haltenden Glaskörperstränge. Da Verf. stets vorher seine 
erste Methode, die Netzhautglaskörperdurchschneidung, versucht, ist diese Be- 
dingung erfüllt. | 

Der Zweck der Kaninchenglaskörpertransplantation ist nicht ein einfaches 
augenblickliches Anfüllen des erkrankten Auges mit Flüssigkeit überhaupt, 
sondern die Flüssigkeit muss dauernd den Bulbus gefüllt und dadurch die 
sich anlegende oder durch den Flüssigkeitsstrom der abgelassenen prä- und 
subretinalen Flüssigkeit angelegte Netzhaut an die Aderhaut angedrückt halten, 
bis die gleichfalls durch dieselbe Injectionsmasse angeregte Uveitis zu einer 
Verklebung und weiterhin Verwachsung von Retina und Chorioidea geführt hat. 
Diesen Anforderungen entspricht der Kaninchenglaskörper darum so gut, weil 
er, von Haus aus aseptisch, in mässiger Menge in das menschliche Auge ein- 
gebracht, dort nicht nur nicht gleich resorbirt wird, sondern offenbar quillt, 
bezw. sich zu grósseren, quellenden Klumpen zusammenballt, die dadurch nicht 
nur den Augendruck auf einer normalen Höhe halten, sondern zweifellos zeit- 
weilig sogar steigern mögen; weil er ferner durch einen dabei vor sich gehenden 
chemischen Process, der zu späterem Zerfall der injicirten Massen führt, 
eine schon durch die Concentration bei seiner Verwendung controlirbare Uveitis 
zur Folge hat, die den zweiten gewünschten Effect, die Verwachsung von Netz- 
haut und Aderhaut, herbeiführt. 

Verf. berichtet über 6 Patienten und 7 Augen, welche nach der zweiten 
Heilmethode operirt wurden: 

Fall 1. 28jähr. Steuermann mit ausgedehnter, schwach flottirender Netz- 
hautablösung auf beiden Augen, seit einem Jahre bestehend. Su =*/,, Nr. 3 

147 


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mühsam. 3mal Netzhautglaskörperdurchschneidung. Anfänglich wesentliche 
Besserung. 14 Tage nach der letzten plötzlich ohne jede Veranlassung Ab- 
reissung der Netzhaut durch blutig seröse Flüssigkeit; S = 0, Lichtschein höchst 
mangelhaft. Kaninchenglaskórpertransplantation. Erfolg: Schon am Abend des 
Operationstages Lichtschein und Projection völlig prompt; nach einem Tage 
Finger in nächster Nähe; nach 2 Tagen Finger in !/, Fuss, G.F. bei Kerzen- 
licht frei; nach 4 Tagen Finger in 3 Fuss; nach 9 Tagen Finger in 4— 5 Fuss; 
nach 4!/, Wochen Finger in 7 Fuss, subconjunctivale Sublimatinjection zur An- 
regung der Resorption; nach 12 Wochen (4-1D) — !'/Q,; nach 5 Monaten 
— lj, Nr.83, G.F. frei, auch bei herabgesetzter Beleuchtung. Seitdem noch 
weitere Besserung nach Angabe des Patienten. Beobachtungsdauer über 1 Jahr. 
— Rechts S = Finger in 14 Fuss. 3mal Netzhautglaskörperdurchschneidung. 
Nach anfänglich wesentlicher Besserung abermals ein Recidiv; S = Finger in 
2 Fuss. Abwechselnd zwei weitere Netzhautglaskörperdurchschneidungen und drei 
Kaninchenglaskörpertransplantationen. Erfolg: S = !7/,,, Nr. 5, G.F. frei, auch 
bei herabgesetzter Beleuchtung, Netzhaut überall anliegend. Beobachtungsdauer 
3], Jahr. 

. Fall 2. 42jähr. Eisenbahnbeamter (oben als Fall 4) Jahre lang bestehende, 
beständig recidivirende Netzhautablösung. S = Finger in ca. 4 Fuss excentrisch. 
Cataracta incipiens. Eine Kaninchenglaskórpertransplantation. Erfolg: nach 
5 Monaten S= Finger in 6—7 Fuss excentrisch; G.F. bei Tageslicht frei; 
Ophth. Netzhaut mit Aderhaut fest verwachsen. Dauernde Heilung. Beobach- 
tungsdauer °/, Jahr. 

Fall 3. 68jähr. Mann mit totaler Netzhautablösung, wahrscheinlich nach 
Trauma. S = Handbewegungen nach unten aussen. 2mal Kaninchenglaskörper- 
transplantation und 2mal Netzhautglaskörperdurchschneidung. Erfolg: S= Finger 
in 2—3 Fuss excentrisch; G.F. defect; Ophth. flottirende Netzhautablösung. 

Fall 4. 58jährige Frau, von Jugend auf kurzsichtig. Seit Kurzem be- 
stehende Netzhautablösung. S = Finger in 6 Fuss. 2mal Netzhautglaskörper- 
durchschneidung ohne Erfolg. 2 mal Kaninchenglaskörpertransplantation. Erfolg: 
S= Finger in 12 Fuss; G.F. bei Tage frei; Ophth. wenig flottirende Falten- 
bildung. (Noch nicht abgeschlossen.) 

Fall 5. 32jähriger Mann (oben als Fall 11). Recidivirende Netzhaut- 
ablósung. S — Handbewegungen unsicher. Eine Kaninchenglaskórpertransplan- 
tation. Erfolg: nach einem Monat S — !7/,4, Nr. 14; G.F. bei Tageslicht frei; 
Ophth. Netzhaut mit Aderhaut verwachsen. Beobachtungsdauer über 5 Monate. 

Fall 6. 58jähr. Fräulein, stark kurzsichtig. Seit einigen Tagen nahezu 
totale Netzhautablósung. S — Handbewegungen nach oben aussen. 3mal Netz- 
hautglaskörperdurchschneidung und 2mal Kaninchenglaskörpertransplantation 
(misslungen). Danach S = 1/00, nahezu totale Netzhautablósung. Abermals 
Kaninchenglaskörpertransplantation. Erfolg: nach 4 Monaten S —?/,,—9?/,,; 
G.F. bei Tageslicht frei; Ophth. Netzhaut überall glatt anliegend. Weitere 
Besserung anzunehmen. 

Demnach ist bei 4 von diesen 7 Augen, die (mit Ausnahme von Fall 4) 
bereits bis auf Lichtschein oder ein kaum mehr in Betracht kommendes Seh- 
vermögen erblindet waren, ein im höchsten Maasse überraschender Erfolg er- 
zielt worden. 

Verf. hat Gelegenheit gehabt, Theile eines menschlichen Auges zu unter- 
suchen, an dem er kurz vorher die Operation der Kaninchenglaskörperinjection 
gemacht hatte. Es handelte sich um das Auge eines 15jähr. Knaben, das in 


- 918 — 


Folge totaler Netzhautablósung nur noch zweifelhaften Lichtschein hatte (zwei 
Netzhautglaskórperdurchschneidungen erfolglos) und bei dem nur experimenti 
causa eine Injection von unverdünntem Kaninchenglaskórper vorgenommen worden 
war. Zur schnellen Herstellung der Arbeitsfáhigkeit war am 26. Tage nach 
der Operation die Exenteratio bulbi gemacht worden. Verf. giebt eine genaue 
Beschreibung der aus Celloidineinbettungen hergestellten, mit Alauncarmin, sowie 
Unna’s Polychrommethylblaumethode gefärbten Präparate. Nach dem Resultate 
dieser Untersuchung und dem klinischen Verlaufe macht er sich von den Vor- 
gängen im menschlichen Auge nach der Injection des Kaninchenglaskörpers 
folgendes Bild: Zunächst Quellung der injicirten Masse zu grösseren gelbweissen 
Klumpen. Durch Einwanderung von Rundzellen Umwandlung in eine feinst- 
körnige Masse. Unter gleichzeitiger Bildung von Riesenzellenformation führt 
dieser Process höchst wahrscheinlich zu einer totalen Resorption oder vielleicht 
nutzbaren Endumwandlung des thierischen Glaskörpers zu Stoffen, die zum Auf- 
bau eines neuen glaskörperähnlichen Gewebes verwendet werden können. Den 
bindegewebig degenerirten Glaskörper des erkrankten Auges drängt die Injection 
nicht allein mechanisch auseinander, sondern erzeugt durch Chemotaxis offenbar 
in ihm Vorgänge, die zu einer Art Erweichung führen dürften, resp. vielleicht 
zu einer Resorption festerer Massen und Ersatz durch frisches, junges Gewebe. 
Sicher ist endlich eine mässig entzündliche Wirkung im Uvealtractus, die an- 
fänglich zu einer Verklebung, später aber zu einer Verwachsung von Netzhaut 
und Aderhaut führt. Kuthe. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe's Archiv für Ophthalmologie. XL. 4. 

1) Messende Untersuchungen über die Gesetzmüssigkeit des simul- 
tanen Helligkoeits-Contrastes, von Dr. Carl Hess und Dr. Hugo Pretori. 
(Aus dem physiolog. Institut der deutschen Universität in Prag.) 

„Wir suchten zunächst einen genauen Aufschluss zu erhalten über die 
Helligkeitsänderungen, welche eine beliebig beleuchtete kleinere Fläche erfährt, 
wenn sie auf einer grösseren Fläche von anderer Beleuchtung gesehen wird; 
diese Aenderungen müssten für möglichst viele Punkte der Beleuchtungs- 
Intensitätsscala bestimmt werden, und es war hierzu nothwendig, die Be- 
leuchtungsintensität der grossen Fläche sowohl als die der kleinen innerhalb 
weiter Grenzen durch allmähliche Uebergänge in messbarer Weise variiren zu 
können.“ 

Der für die Untersuchungen benutzte Apparat ist derart construirt, dass 

je zwei rechtwinkelig zusammenstossende Flächen hinter einander aufgestellt 

sind. Die vorderen Flächen haben viereckige Ausschnitte, durch die hindurch 

Stücke der hinteren Flächen gesehen werden können. Beide Flächenpaare stehen 

in einem oben und unten gedeckten Kasten und können durch seitliche licht- 

dichte Röhren isolirt und verschieden beleuchtet werden. Werden vordere und 
bintere Flächenpaare gleichmässig beleuchtet, so erscheinen die durch die Löcher 
der vorderen gesehenen Hinterflächen — die kleinen Felder — gleich hell. 

Wird die Beleuchtung z. B. der rechten hinteren Fläche geändert, so erscheint 

das kleine rechte Feld anders als das linke, kann aber durch Veränderung der 

Beleuchtung der rechten vorderen Fläche wieder auf gleiche Helligkeit mit dem 


— 214 — 


kleinen linken gebracht werden. (Contrastwirkung.) Successivcontrast wurde 
durch besondere Vorrichtungen sicher ausgeschlossen. 

Die Grösse des Beleuchtungsunterschiedes der beiden hinteren Flächen zu- 
sammen mit der Beleuchtungsänderung, welche an der rechten vorderen Fläche 
erferderlich war, um die beiden kleineren Flächen subjectiv gleich hell zu 
machen, kann als Maass für die Contrastwirkung dienen. 

Trägt man in einem Coordinatensysteme die willkürlich geänderten Be- 
leuchtungsintensitäten der hinteren Flächen (kleine Felder) als Abscissen auf, 
und diejenigen Beleuchtungsintensitäten der vorderen Flächen (grosse Felder), 
durch welche die kleineren Felder jedesmal auf gleiche Helligkeit gebracht 
wurden, als Ordinaten, und verbindet die Schnittpunkte, so zeigt sich, dass sie 
annähernd in einer geraden liegen. Daraus folgt: „Wird ein kleines Feld von 
einem anders beleuchteten grösseren Felde umschlossen, so zeigt es eine von 
der eigenen Beleuchtung und vom Contraste abhängige scheinbare Helligkeit, 
welche unverändert dieselbe bleibt, wenn die beiden Beleuchtungen der beiden 
Felder derart geändert werden, dass die beiden Beleuchtungszuwüchse ein be- 
stimmtes von ihrer absoluten Grösse unabhängiges Verhältniss einhalten.“ 

Sind daher für 2 Punkte gleicher scheinbarer Helligkeit die Abcissen und 
Ordinaten bestimmt, so kann man durch Construction bezw. Rechnung alle 
übrigen Verhältnisse der Beleuchtungen der grossen und kleinen Felder finden, 
unter welchen die kleinen Felder gleich hell erscheinen. 

Die Verff. beschreiben ausserdem einen von Hering angegebenen Apparat, 
welcher sich besonders zur Demonstration des Simultancontrastes eignet, wenn 
auch nicht zu messenden Untersuchungen. 

2) Beiträge zur Kenntniss der Hornhautcirculation, von Dr. R. Gruber, 

Assistenten an der I. Wiener Augenklinik. 

Für das Verständniss der Versuche, welche über die Hornhautcirculation 
vorliegen, ist es erforderlich, zwischen der Circulation krystalloider, diffusions- 
fähiger Substanzen und colloider, nicht diffusionsfähiger Substanzen zu unter- 
scheiden. 

I. Circulation diffusibler Körper. Nach einem Ueberblick über frühere 
Arbeiten beschreibt Verf. folgenden eigenen Versuch. Einer Katze wurden 2 bis 
3 geglühte Eisenstückchen in die Hornhaut eingeführt und nach einigen Tagen, 
wenn sich ein Rostring gebildet hatte, wieder entfernt. Wurde dann etwas 
10°/,ige Ferrocyankaliumlösung in die V. K. injieirt, so färbten sich die Rost- 
ringe in 2—10 Minuten bei Zusatz von Salzsäure schön blau. Es ist demnach 
eine Diffusion aus der V. K. in die Hornhaut möglich. Auch bei Injection von 
Ferrocyankaliumlösung in die Vena crural. trat Blaufärbung der Rostringe ein, 
und zwar zu einer Zeit, wenn das Kammerwasser noch keine Reaction gab. 
Diffusible Stoffe werden daher auch ohne Vermittelung des K. W. in die Horn- 
haut fortgeleitet. 

Ferner theilt Verf. einen Versuch mit, welcher beweist, dass auch am 
todten Schweinsauge eine Diffusion von Blutlaugensalz innerhalb des Hornhaut- 
gewebes, wenn auch langsamer als am lebenden, stattfindet. 

„Fassen wir das Gesagte zusammen, so gelangen wir zu dem Resultate, 
dass eine Circulation krystalloider Körper ohne Anspruchnahme der Vitalität des 
Cornealgewebes ausschliesslich auf Grund der mechanischen und Diffusionsströ- 
mung möglich ist, dass sie aber im Leben unter Betheiligung der Gewebs- 
thätigkeit erfolgt.“ 

ll. Die Circulation colloider Körper ist von besonderer Wichtigkeit, weil 


— 215 — 


das eigentliche Nährmaterial der Cornea, das Serum, zu den colloiden Körpern 
gehört. Verf. wiederholte den Versuch von Knies: Injection von löslicher 
Starke in die V. K., und fand übereinstimmend mit Knies, dass in der Horn- 
haut niemals Stärke nachgewiesen werden konnte, wohl aber Traubenzucker, in 
den die Stärke sehr rasch überzugehen scheint. 

Abgesehen von einer randständigen Circulation, findet in der Hornhaut 
eine Strömung für colloide Körper wahrscheinlich nicht statt, und die Circu- 
lation colloider Stoffe erfolgt durch vitale Zellthatigkeit. Auf dieser letzteren 
muss daher die Ernährung der Hornhaut beruhen. 


3) Ueber die Diffusion in’s Innere des Auges bei verschiedenen 
pathologischen Zuständen desselben, von Prof. L. Bellarminoff und 
Dr. W. Dolganoff in St. Petersburg. 

. Die Versuche wurden derart angestellt, dass bei Kaninchen die Lider von 
den Augen ab und etwas aufwärts gezogen wurden. Alsdann wurde in die ent- 
falteten Bindehautsäcke beider Augen eine gesättigte Fluoresceinlösung in 2°/, 
Sodalösung geträufelt und 20 Minuten mit der Hornhaut und Bindehaut in Be- 
rührung gelassen. Nach 20 Minuten Abspülen und mittelst der Pravazspritze 
Entnahme von Kammerwasser und Glaskörper, deren Fluoresceingehalt nach der 
catorimetrischen Methode von Bellarminoff (s. v. Graefe’s Arch. XXXIX, 3) 
bestimmt wurde. Die Versuche erstreckten sich auf verschiedene, an je einem 
Auge hervorgerufene krankhafte Zustände, und führte zu folgendem Resultat. 
Abscesse, Infiltrate, frische Narben der Cornea steigern die Diffusionsfähigkeit 
und das um so mehr, je ausgedehnter diese Processe sind und je tiefer sie 
greifen. Bei Iridectomie, Extr. lent. ist die Diffusionsfahigkeit nur so lange 
gesteigert, als die Narbe frisch ist. Stationäre Narben der Hornhaut setzen die 
Diffusionsfähigkeit herab, dagegen wird dieselbe durch entzündliche Processe, 
welche operative Hornhautwunden compliciren, erhöht. Coloboma artefic. Iridis 
an sich übt keinen Einfluss. Steigerung des intraocularen Drucks bewirkt 
Herabsetzung der Diffusionsfäbigkeit.e Die Wirkung erhöhter Temperatur ist 
zweifelhaft. Bei der Versuchsdauer von 20 Minuten erreichte das Fluorescein 
den Glaskórper nur bei verletzter Linse (Aphakie) Die unverletzte Zonula 
sammt Linse und die Membran. hyaloid. verhindern die Diffusion in den Glas- 
kórper. 


4) Ueber die eitrige metastatische Ophthalmie, besonders ihre Aetio- 
logie und prognostische Bedeutuug, von Dr. med. Th. Axenfeld, 
I. Assistenten der Augenklinik in Marburg. 2. Hälfte. Die für die sep- 
tische Embolie des Auges im Allgemeinen wichtigen anatomisch-bacteriolo- 
gischen Verhältnisse. 

Die Leber'sche Lehre, dass von Operationsnarben und vernarbten Iris- 
prolapsen häufig Glaskörpereiterungen ausgehen, ist allgemein anerkannt. In 
manchen Fällen lässt es sich aber auch anatomisch nicht erweisen, ob die 
Infection auf diesem oder auf endozenem Wege erfolgte. Verf. giebt nicht zu, 
dass, wie Wagenmann argumentirt, die endogene Infection nur dann ange- 
nommen werden darf, wenn der anatomische Nachweis von Mikroorganismen 
innerhalb der Gefásse erbracht ist. Trotz embolischer Entstehung der Eiterung 
brauchen sich Mikroorganismen in den Gefüssen nicht zu finden. Die einzelnen 
Kokken scheinen sich hier verschieden zu verhalten, indem die Streptokokken 
es lieben, sich in den Gefässbahnen fortzupflanzen, während die Pneumokokken 
schneller aus den Gefässen heraus sich zu vertheilen scheinen. 


— 216 — 


Für die Deutung mancher anatomischer Befunde muss die postmortale Ver- 
mehrung der Kokken berücksichtigt werden. Findet man z. B. in Venen grössere 
Haufen von Streptokokken, welche die Capillaren nicht haben passiren können, 
und fehlt jede entzündliche Veränderung der Venenwandung, so muss man an- 
nehmen, dass die Kokkenhaufen ihre Ausdehnung erst postmortal erhalten haben. 
Mehrfache Beobachtungen sprechen dafür, dass in den Gefässen circulirende 
Eiter erregende Mikroorganismen das Gefásslumen nur dann verlassen, wenn die 
Gefässwandungen durch pathologische Veränderungen für sie durchgängig ge- 
worden sind. Fehlen solche Veränderungen, so sind auch in den Scheiden- 
räumen des Opticus noch nie Mikroorganismen gefunden worden. 

Das Vorkommen eines metastatischen Hornhautabscesses in Folge endogener 
Infection ist bis jetzt nicht erwiesen. 

Die Bezeichnung „metastatische Chorioiditis“ ist als nicht zutreffend auf- 
zugeben. Der Ort, wo die Infection des Auges erfolgte, lässt sich nicht immer 
bestimmen, jedenfalls wird aber die Retina häufig zuerst ergriffen, und die 
Chorioidea erkrankt erst secundär. Wenn daher letztere auch die Hauptmasse 
des Exsudats liefert, so spricht man doch richtiger allgemein von „metastatischer 
Ophthalmie“. 

5) Corectopie, von Dr. Friedrich Best in Wermelskirchen. 

Eingehende Beschreibung von 8 bisher nicht veröffentlichten Fällen. 

In normalen Augen liegen die Pupillen niemals genau central. Die ohne 
weitere Complication auftreteode Pupillenverschiebung ist oft nur ein höherer 
Grad dieser normalen Ectopie. In manchen Fällen beruht sie auf mangehafter 
Anlage der Iris oder auf intrauteriner Entzündung. Corectopie als alleiniger 
Fehler ist meistens einseitig. Ganz vereinzelt ist sie mit Cornea globosa oder 
Mikrophthalmus complicirt. 

Die Complication mit Verlagerung der Linse ist fast stets doppelseitig. 
Bei weitem am häufigsten sind Pupille und Linse in entgegengesetzter Richtung 
verschoben, doch kommt Verschiebung in gleicher Richtung, sowie seitlich vor. 

Meistens liegen die Pupillen nahezu symmetrisch oben-aussen nahe dem 
Hornhautrande, ausnahmsweise findet die Verschiebung nach beliebigen anderen 
Richtungen hin statt. Die Iris ist normal oder es scheinen die circulären 
Faserzüge ganz oder partiell zu fehlen, bezw. die radiären Leisten stärker 
hervorzutreten. 

Irisschlottern in Folge von Lockerung der Linse fehlt nie. Der manchmal 
im Pupillengebiet sichtbare Linsenrand war einzeln eingebogen.  Cornea und 
Corp. vitr. stets klar, nie Coloboma choricid., selten Membr. pupill. persist. 

Die Refraction ist meistens myopisch, Astigmatismus nicht selten. Das 
Sehvermögen schwankt in weiten Grenzen und ist einerseits durch die optischen 
Verhältnisse — unter Umständen monoculare Diplopie in Folge von Luxat. 
lentis — andererseits durch die Netzhaut bedingt. 

Häufig findet sich die Anomalie bei mehreren Geschwistern zugleich und 
auch bei den Eltern. 

Eine befriedigende Erklärung der Anomalie kann bis jetzt nicht gegeben 
werden. Man sieht Uebergangsformen zu Colobom, Irideremie und Polycorie. 


6) Zum klinischen Bilde der Diphtheriebacillen-Conjunctivitis, von 
Prof. Otto Schirmer in Greifswald. | 
Beschreibung einer Anzahl von Fällen, welche klinisch unter dem Bilde 


— 


— 217 — 


der sog. Conjunctivitis cruposa verliefen, bei denen aber durch Züchtung und 
Impfung die Anwesenheit von Löffler’schen Diphtheriebacillen nachgewiesen 
werden konnte. Die Lider waren zwar geschwollen aber nie bretthart, die Be- 
läge locker aufliegend, abwischbar, die Conjunctiva geschwollen und blutreich, 
nicht nekrotisch. Keine Narbenbildung. Nur in einem Falle fanden sich kleine 
unscheinbare wirkliche Einlagerungen, an deren Stelle sich später Narben ent- 
wickelten, doch überragen auch hier die lockeren Auflagerungen ganz wesentlich. 
Im Gegensatz zur Conj. crup. scrophulösen Ursprungs, bei der die Conj. bulbi 
nur injicirt zu sein pflegt, scheint bei der diphtheritischen Form Chemosis Conj. 
bulbi sowie Auflagerungen auf derselben häufiger vorzukommen. In 4 von 
8 Fällen kam es zu schweren Hornhautaffectionen, 3 mal wurde der grösste 
Theil der Hornhaut zerstört. Dieselbe zeigte sich zuerst in grösserer Aus- 
dehnung oberflächlich getrübt, wie man es bei Blennorrhóe und acutem 'Trachom 
sieht. Diese Trübung kann sich (1 Fall), ohne dass es zur Verschwärung 
kommt, in einen „zarten Narbenschleier“ umwandeln. Häufiger kommt es aber 
zu tieferen, progressiven Ulcerationen. 

In 2 Fällen war die Affection einseitig. 

Einträufelungen und Umschláge mit !/,9/,, Sublimatlósung führten zu 
rascher Besserung der Conjunctivitis, trotz der Besserung nahm aber die Heilung 
der Hornhautgeschwüre nicht immer sogleich einen günstigeren Verlauf. Nach 
Scarificationen kann es zu diphtheritischer Infiltration der Schnitte kommen. 

Verf. nimmt an, dass diese Conjunctivitis eine mildere Form der bisher 
als Conj. diphth. beschriebenen Erkrankung darstellt. Gestützt wird diese An- 
schauung durch die bemerkenswerthe Thatsache, dass in mehreren Fällen die 
Diphtheriebacillen sich bei den Impfversuchen als nicht vollvirulent erwiesen. 


7) Mittheilung über die Extraction eines Glassplitters aus der vor- 
deren Augenkammer nebst Bemerkungen über die durch den 
Fremdkórper hervorgerufene Entzündung, von Prof. Dr. A. Wagen- 
mann in Jena. 

Einem 16 jáhrigen Lehrling flog beim Platzen eines Wasserstandglases ein 
Glassplitter ins linke Auge. Anfangs sehr geringe Reaction. Nach 6 Monaten 
S = °/,, Sehw. 0,4:12—30 cm. Auge blass, erst nach längerer Untersuchung 
geringe Ciliarinjection. 4—5 mm lange Hornhautwunde, welche vom Centrum 
nach oben-aussen verläuft. Unten-aussen im Kammerwinkel haftet ein grösserer 
Glassplitter. Hornhaut bei Tageslicht klar, erst bei focaler Beleuchtung sieht 
man, dass sio der Lage und Form des Fremdkörpers entsprechend zart getrübt 
ist. Dio Iris zeigt da, wo der Glassplitter sie berührt, eine geringe graugelb- 
liche Gewebsverdickung. Tension eher nach — neigend. G.F. frei. Der 
Fremdkörper sitzt fest eingekeilt und bewegt sich bei verschiedenen Stellungen 
des Kopfes nicht im Geringsten. Die vorgeschlagene Extraction des Fremd- 
körpers wird abgelehnt. 

Nach 3 Monaten Ciliarinjection, sogleich auffallende dreieckige paren- 
chymatöse Trübung der Cornea über dem Fremdkörper, Epithel gestippt. 
S= ®/ ,. Operation verweigert. 2 Monate später sind die Reizerscheinungen 
stärker ausgeprägt, die Hornhauttrübung ist ausgebreiteter und dichter, nur das 
obere Drittel noch frei. Tension deutlich herabgesetzt. S = F. Z.:4 m. Extrac- 
tion des Fremdkórpers durch einen ca. 6 mm langen horizontalen Schnitt, welcher 
die Hornhaut schrág durchsetzt, und da der Glassplitter sich durch denselben 
nicht sogleich fassen lässt, mit der Scheere nach unten-aussen verlängert wird. 


— 218 — 


Heben des Splitters mit einem stumpfen Häkchen und Extraction. Das Glas- 

stückchen war 4 mm lang, 2 mm breit, 1 mm dick. Heilung glatt, geringe 

vordere Synechie aussen. Der Splitter erwies sich als steril. Nach reichlich 

14 Tagen S — 9/,,. Auge reizlos, die Hornhaut bedeutend aufgeklärt. Linse 

intact. 

Der Verlauf entspricht genau den Leber’schen Versuchen. Die Horn- 
hauttrübung kann nicht auf Epithelabschürfung beruhen, da sie sich erst nach 
Monaten entwickelte. Man muss annelınen, dass eine von dem Glassplitter aus- 
gehende chemische Einwirkung auf die Hornhaut stattgefunden hat. Bei der 
Unbeweglichkeit des Fremdkörpers ist hier eine mechanische Reizwirkung auf 
das Auge ausgeschlossen. 

8) Angeborene Cataract beider Augen mit Perforation der Linsen- 
kapsel beim Kaninchen, von Dr. H. Vüllers in Düsseldorf, früherem 
Assistenten an der Augenklinik in Heidelberg. 

Bei einem Kaninchen wurde bald nach der Geburt Cataracta o. u. bemerkt. 
Die genauere Untersuchung der gehürteten Augen ergab makroskopisch und 
mikroskopisch nichts, was auf eine stattgehabte Verletzung zu schliessen be- 
rechtigte. Die Bulbi waren vollkommen ausgebildet und zeigten beide an Cornea 
und Iris geringfügige Residuen entzündlicher Processe: umschriebene Binde- 
gewebswucherungen unter dem Cornealepithel, einzelne vordere Synechieen im 
Kammerwinkel, einmal mit Verdickung der Membr. descem. durch Auflagerung 
glashäutiger Substanz. 

Besondere Beachtung verdient das rechte Auge. Hier ist die Jris stellen- 
weise dünn, die Hinterfläche mit zahlreichen Hervorragungen versehen und 
mehrfach mit der vorderen Linsenkapsel verwachsen. An zwei Stellen peripher 
und central ist die Iris durch Lücken der vorderen Kapsel hindurch weit in 
die Cataract hineingewachsen, an der centralen Stelle quer durch die ganze 
Dicke bis zu einem an der hinteren Kapsel befindlichen Kapselstaar. Die Linse 
ist geschrumpft und in regressiver Metamorphose begriffen, Detritus, Myelin- 
kugeln etc.; in einem Präparat fanden sich Leukocyten. An der Stelle, wo der 
Irisfortsatz sich durch die ganze Linse erstreckt, erscheinen in einer Reihe von 
Schnitten die beiden getrennten Theile der Linse um die ganze Dicke derselben 
gegen einander verschoben. 

Verf. verinuthet, dass in der Fötalzeit, sei es durch einen zugleich im 
Uterus befindlichen Fötus, sei es durch die Bauchdecken des Mutterthieres hin- 
durch eine Verletzung der Augen stattgefunden hat. 


8) Ein Beitrag zur Kenntniss der Tuberculose der Thränendrüse, 

von Dr. F. Salzer, früherem Assistenten der Univ.-Augenklinik in Heidelberg. 

Beschreibung eines von Czerny exstirpirten Thränendrüsentumors zwei- 
fellos tuberculóser Art, wenn auch Bacillen gar nicht und Riesenzellen nur in 
sehr geringer Zahl nachgewiesen werden konnten. Die Knótchen bestanden fast 
ausschliesslich aus epitheloiden Zellen, welche keineswegs immer im intersti- 
tiellen Gewebe entstanden waren, sondern vielfach von den Drüsenepithelien ab- 
stammten. 

Sehr vereinzelte Bilder konnten zu der Deutung verleiten, als ob eine 
Riesenzelle sich aus dem Zusammenfliessen mehrerer Zellen gebildet habe, doch 
hält Verf. keins seiner Präparate für beweisend. 


10) Ueber eine Ophthalmia hepatica. Nebst Beiträgen zur Kennt- 
niss der Xerosis conjunctivae und zur Pathologie der Augen- 
muskelerkrankungen, von Dr.K.L. Baas, Privatdocenten und I. Assistenten 
an der Univ.-Augenklinik in Freiburg i. B. 

Zwei selbst beobachtete Fálle von Lebercirrhose, von denen der eine in 
Genesung überging, der andere zum Tode führte und Gelegenheit zur anatomi- 
schen Untersuchung eines Auges bot. 

I. 18jähr. Mann. Schmerzlose Auftreibung des Leibes, keine Gelbsucht, 
aber dunkelbrauner Urin. Nach einigen Monaten Hemeralopie, welche !/, Jahr 
anhielt und dann verschwand. Später ausgesprochene Gelbsucht, Schwellung 
der Leber und Milz. 7 Monate nachher wieder Hemeralopie, Xerosis conjunctivae, 
S 2 9/, 6. F. frei, Farbenempfindung normal, Torpor retinae, Reizschwelle bei 
8 mm (Förster). Punktförmige Linsentrübungen im Aequatur, Papille wachs- 
artig getrübt, Retinalvenen hyperámisch, feinkórnige 'rübung der ganzen Re- 
tina, Täfelung des Pigments. 2 Jahre nach Beginn der Erkrankung wesont- 
liche Besserung. Icterus verschwunden, die Hemeralopie war nicht wieder auf- 
getreten, Licht- und Farbensinn, G. F. normal. S=°/,. Linsentrübung un- 
verändert, leichte Hyperämie der Retinalvenen, stellenweise ausgesprochene 
Täfelung des Pigments. Allgemeinbefinden so gut, dass Pat. arbeitet. 

II. Im 7. Lebensjahre acute Erkrankung .mit Erbrechen und Gelbsucht. 
Besserung. Im 14. Lebensjahre ausgesprochene Nachtblindheit. Ein Jahr später 
Icterus, Kopfschmerz, Erbrechen, Hemeralopie unverändert. H. m. 2,5 D, S 2 ?—3/,, 
G. F., Farbensinn .normal, Lichtsinn: Reizschwelle bei 12—13 mm. Pigment- 
atrophie, zahlreiche kleine weisse Punkte am Fundus. Später waren die Pa- 
pillen verwaschen, Fundus durch Pigwentrareficirung getäfelt, körnig getrübt. 
Späterhin in der Gegend der Macula viele Fleckchen in der Chorioidea, Lumen 
der Arterien verengt, die Wandungen auffallend deutlich sichtbar. — Xerosis 
conjunctivae. 

Nach wechselndem Verlaufe plötzlich Verschlimmerung des Allgemein- 
zustandes, Temperaturen bis 40,6, Coma, Exitus. 

Leichendiagnose: Cirrhosis hepatis, Icterus, multiple Blutungen in der Pleura, 
in den Lungen, im Gehirn und in der Medulla oblong. 

Aus dem mikroskopischen Befunde am Auge ist zunächst eine weit ver- 
breitete Endarteriitis bezw. Endophlebitis hervorzuheben; Wucherung des Endo- 
thels, Verdickung der Gefässwandungen, Verengerung des Lumens. Diese Ver- 
änderungen bewirkten einerseits Circulationsstörungen, welche lacunenartige Er- 
weiterungen der Gefässe im Gefolge hatten, und andererseits Auswanderung 
zelliger Elemente, die sich in Gestalt von diffuser oder herdförmiger Rundzellen- 
infiltration zeigte. Ferner fand sich eine ausgebreitete Bindegewebshyperplasie, 
die zwar anscheinend zu keiner starken Schwellung des Gewebes, wohl aber zu 
ausgesprochener Schrumpfung desselben geführt hatte. Diese Veränderungen 
zeigten sich vorwiegend in den vorderen Theilen der Chorioidea, insbesondere 
war der Ciliarkörper hochgradig degenerirt. Bei schwacher Vergrösserung er- 
schien der eigentliche Ciliarkörper — zumal in Rücksicht auf die bestehende 
Hypermetropie — wenig entwickelt, von den Ciliarfortsátzen war kaum einer 
wohl ausgebildet, die meisten hatten nur etwa !/, der normalen Grüsse und 
stellten niedrige Vorsprünge dar. Bei starker Vergrösserung sah man, dass 
vorwiegend die circulären Muskelfusern untergegangen waren und neugebildetem 
Bindegewebe Platz gemacht hatten. Ebenso war die Schrumpfung der Proc. 
cil. im Wesentlichen durch bindegewebige Dereneration bedingt. Im Pigment- 
epithel war das Pigment vermindert, viele Zellen hatten 2 Kerne (Entartungs- 


— 220 


erscheinung). In der Retina fanden sich in den reticulären Schichten, sowie 
in der inneren Körnerschicht zahlreiche Lücken (Oedem). Der Opticus zeigte 
starke Kernwucherung, welche besonders an Querschnitten zu Tage trat und 
hauptsächlich auf Wucherung der Capillarendothelien beruhte. 

Die Trübung der Linse dürfte als Folgezustand der Ernährungsstörung in 
der Chorioidea anzusehen sein. Auf dieselbe Ursache muss man die Verände- 
rungen im Pigmentepithel zurückführen, dessen Atrophie die Hemeralopie ver- 
ursacht haben wird. Ob die Ernáhrungsstórung der Chorioidea durch quanti- 
tativ ungenügende Zufuhr von Nährmaterial oder durch die veränderte Zu- 
sammensetzung des Blutes hervorgerufen wurde, ist vorläufig nicht zu ent- 
scheiden. 

Verf. schlägt vor, den Krankheitsprocess analog der Retinitis nephritica s. 
albuminurica Chorioiditis hepatica s. icterica zu nennen. 

Die mikroskopische Untersuchung der xerotischen Conjunctiva ergab im 
subconjunctivalen Gewebe bis zur Gefässobliteration führende Wucherung der 
Endothelien. Das Epithel zeigte eine von der Tiefe bis zur Oberfläche fort- 
schreitende Degeneration der Zellen; in den tieferen Schichten verminderte 
Färbbarkeit und schliesslich an der Oberfläche vollkommen fettige Entartung. 
Xerosestäbchen konnten nachgewiesen werden. 

In zwei zur Verfügung stehenden Stücken von Augenmuskeln zeigte sich 
zunächst wieder die Wucherung der Gefässintima. Daneben theilweiser Schwund 


der Muskelfasern und Hyperplasie des interfibrillären Bindegewebes, welches ' 


mehrfach in Gestalt von Schwielen ganze Muskelbündel ersetzte — also Myo- 
sitis indurativa cbronica. 
11) Accommodation und Convergenz, von Alfred Graefe. 

Nach Schweigger kommen als Convergenzfactoren bei Einstellung beider 
Augen nur die Accommodation und das binoculare Einfachsehen (Fusionsbestreben) 
in Frage, und bedarf es des von Hansen Grut als Nahebewusstsein bezeich- 
neten, von Graefe Convergenzbestreben, Convergenzreiz, Einrichtungszwang 
genannten Factors zur Erklärung der Erscheinungen nicht. 

Graefe hatte schon früher darauf hingewiesen, dass bei Verschluss eines 
Auges selbst dann genaue Einstellung beider Augen folgt, wenn Presbyopen 
innerhalb ihres Nahepunkts oder Myopen jenseits ihres Fernpunkts fixiren, so 
dass Fusionsbestreben und Accommodation. keine Rolle spielen können. Ebenso 
erfolgt binoculare Einstellung bei künstlicher Accommodationslähmung. Der Ein- 
wand Schweigger’s, dass Presbyopen bei der angegebenen Versuchsanordnung 
Accommodationsimpulse aufwenden und dadurch zum Convergiren veranlasst 
werden, ist nicht ganz zutreffend, denn da ein deutliches Bild des fixirten Gegen- 
standes nicht gewonnen werden kann, so fehlt der Maassstab für den erforder- 
lichen Accommodationsstimulus, von dem wiederum die Convergenzstellung ab- 
hängt. Man müsste unter diesen Verhältnissen mindestens Schwankungen bei 
der Einstellung beobachten, was nicht der Fall ist. 

Wenn Schweigger angiebt, dass Myopen bei dem geschilderten Versuche 
meistens eine Divergenzstellung des verdeckten Auges zeigen, so hält doch 
Graefe seine Beobachtung, dass in der Mehrzahl der Fälle richtige Einstellung 
erfolgt, für erwiesen. 

Binige selbstverständliche Ausnahmen werden von Schweigger zugegeben. 

Myopen neigen zur Divergenz, weil ein unbestritten wichtiger Convergenz- 
factor, die Accommodation, bei ihnen wenig oder gar nicht in Function tritt. 
Die Divergenz ist oft die Ruhestellung, welche von dem verdeckten Auge ein- 


-= 


— 21 -- 


genommen wird. Damit sind aber jene Fälle, in denen richtige Einstellung er- 
folgt, nicht erklärt. Sie werden nur verständlich, wenn man den von Graefe 
angenommenen dritten Convergenzfactor heranzieht. Der Einwand, dass unter 
Umständen aus irgend welchem Grunde eine Convergenzstellung die Ruhelage 
des Auges sei, würde nicht stichhaltig sein. Liegt bei einem Myopen der Fern- 
punkt in !/, m, der Ruhepunkt in 6 m, und zeigt sich bei allen zwischen is 
und 6 m liegenden Abstünden richtige Einstellung, so werden wir zu der An- 
nahme gedrängt, dass der bestrittene Convergenzfactor thätig war. 

Nur unter normalen Verhältnissen, bei Emmetropie und guter Accommo- 
dation, reichen Accommodation und Fusionsbestreben aus, um die Erscheinungen 
der binocularen Einstellung zu erklären. 

Die Gewöhnung, unsere Sehlinien auf denselben Punkt zu richten, führen 
durch Uebung und Erfahrung zur Heranbildung eines Einrichtungszwanges, der 
neben Accommodation und Fusionsbestreben eine gewisse Selbstständigkeit besitzt. 

Scheer. 


II. Archiv für Augenheilkunde Bd. XXX. Heft 1. 

1) Ueber Glaucom nach Discission des Nachstars und seine Heilung, 
von H. Knapp in New-York. 

Verf. beschreibt 16 schwere Fälle von Glaucom nach Discission des Nach- 
stars. Das Vorkommen solcher schweren Fälle, in denen iridectomirt werden 
musste, betrug 2 °/, der vorgenommenen Discissionen, das leichterer Fälle, die 
durch Miotica geheilt wurden, nur 1°/,. Die Iridectomie heilt diese Fälle von 
Glaucom fast immer. Die Krankheit tritt auf 1—6 Tage nach der Discission, 
in der zweiten Woche schon selten. In 3 Fällen nur trat die Drucksteigerung 
erst einige Monate bis über ein Jahr nach der Discission auf. Die Ursache 
dieses Glaucoms ist wohl weniger auf die Quellung etwaiger Corticalreste nach 
der Discission zu beziehen als vielmehr auf die mit ausgiebizer Kapselspaltung 
verbundene Zerrung des Ciliarkürpers.! Das hier beschriebene traumatische 
Glaucom heilt zweifellos in vielen Fällen ohne Behandlung. Gut ist es, wenn 
man sieht, dass die Kapselöffnung sehr gross ausgefallen ist, nach der Operation 
Pilocarpin einzutráufeln, wodurch wohl nie ein Nachtheil entsteht. Bei wirklich 
ausgebrochenem Glaucom führt die lridectomie so sicheren Erfolg herbei, dass 
K. nicht gewagt hat, Versuche mit anderen Operationsverfahren vorzunehmen, 
die vielleicht auch zum Ziele führen. 

2) Ueber künstlich erzeugten Nystagmus bei normalen Individuen 
und bei Taubstummen. Beitrag zur Physiologie des Ohrlabyrinths, 
von Dr. med. Ludwig Bach, Privatdocenten und I. Assistenten au der 
Universitäts-Augenklinik zu Würzburg. 

Durch öftere rasche Drehung um ihre Verticalaxe konnte Verf. bei nor- 
malen Individuen sowohl, als auch bei Taubstummen Nystagmus horizontalis 
und mitunter auch conjugirte Deviation der Augen hervorrufen. Während aber 
die Erzeugung von Nystagmus nur bei 5?/, der normalen Individuen nicht zu 
erreichen war, blieb dieselbe fast bei der Hälfte der Taubstummen aus. B. 
schliesst sich deshalb der Breuer-Mach’schen Theorie an und glaubt, dass 
durch die Drehung des Körpers zunächst primär ein Reiz in den Bogengängen 
des Labyrinths entsteht und dass von da aus reflectorisch die Augenbewegungen 
veranlasst werden. 


1 Oder anf plötzliche Verstopfung der Kammerbucht durch Iris. H. 


— 222 — 


3) Die Cornealnsht nach Extraction der Cataract, von Dr. Kalt. (An 
anderer Stelle referirt.) 


4) Zur Aetiologie der angeborenen Missbildungen des Auges, von Dr. 
L. Weiss und W. Ottinger. 

5) Zur Silber-Imprägnation des Cornealgewebes, v. Dr. Rudolf Gruber, 
Assistenten der I. Wiener Augenklinik. 


6) Ueber Verletzungen des Auges, von Dr. Hillemanns, I. Assistenzarzt 
an der Universitäts-Augenklinik zu Bonn. 


Es folgen Referate. Ancke. 





III. Recueil d'ophtalmologie. 1895. Februar. 
1) Des accidents syphilitiques tertiaires de l'oeil et de leur traite- 
ment, par Galezowski. 

Die tertiàr syphilitischen Affectionen, die Beziehung zum Auge haben oder 
sich an diesem selbst abspielen, zählt G. in folgender Weise auf: 

a) Caries der Nasenknochen, welche Erkrankungen der Thränenwege, Ex- 
ophthalınus und Sehnervenentzündung bedingt. Letztere hängt in diesen Fällen 
nicht, wie einige Autoren wollen, von der etwa bestehenden toxischen Ozaena 
ab, sondern ist die Folge einer basilaren Periostitis. 

b) Die mit den Geschwüren des Gesichts zusammenhängenden Ulcerationen 
der Lider. 

c) Gummóse Iritis und Scleritis. 

d) Chorioretinitis pigmentosa mit und ohne Nachtblindheit. Prädilections- 
stelle für die abnorme Pigmententwickelung ist hierbei die &usserste Peripherie 
des Augengrundes. 

e) Gummata des Chiasma mit folgender Neuritis resp. Atrophie des Opticus. 

f) Gleichnamige oder gekreuzte Halbblindheit mit Störungen des Gedächt- 
nisses, der Farbenwahrnehmung, Scotomen u. s. w. 

g) Locomotorische Ataxie mit Atrophie des Sehnerven und Lähmungen der 
verschiedensten inneren und äusseren Augenmuskeln, wobei im Allgemeinen nur 
das eine Auge betroffen wird. 

In der Behandlung der tertiären Symptome weicht Galezowski insofern 
von vielen Autoren ab, als er auch hier statt des Jodkali eine Inunctionscur 
verordnet und dieselbe (2,0 pro die) zwei Jahre hindurch fortsetzt. — Jodkali 
benuzt er im Allgemeinen nur, um das Hg bei Intoxicationserscheinungen schneller 
zu eliminiren. Hat er diesen seinen Zweck erreicht, so geht er von Neuem zu 
Einreibungen über. Er hat auf diese Weise hartnäckige Fälle von specifischer 
Chorioiditis geheilt. 


2) Traitement de la conjunctivite granuleuse par l'électrolyse, par 

Malgat. 

Im Anschluss an 18 auf dem letzten Congress in Edinburg mitgetheilten 
Fálle werden weitere 12 Krankheitsgeschichten gegeben, die für des Verf.'s 
Methode sprechen. Letztere besteht in der Anwendung der negativen nadel- 
formigen Electrode, die kurze Zeit auf die einzelnen Granula gesetzt wird, 
worauf diese alsbald verschwinden, ohne Narben zu hinterlassen. — Die An- 
wendung von Cocain ist zweckmässig. 


gee eee g a amar Á 


E e e a ‘e a ipa C ii. aii eg 


— 223 — 
3) Etudes ophtalmologiques, par Chauvel. (Suite.) 


März. 

1) Sur la syphilis oculaire héréditaire, par Galezowski. 

In dieser Mittheilung werden die durch hereditäre Lues im und am Auge 
gesetzten Veränderungen systematisch zusammengestellt. 

a) Missbildungen der Lider, Orbitalperiostitis und Affectionen der 'l'hránen- 
wege. 

b) Lähmungen der motorischen Augennerven mit Ptosis, Nystagmus. 

c) Entwickelungsstörungen wie Mikrophthalmus, Astigmatismus u. s. w. 

d) Keratitis, Chorioiditis, Retinitis mit Atrophie des Opticus und Cataract. 

Für einige dieser Erkrankungsformen werden bezeichnende Fälle mitgetheilt. 


2) Insensibilité relative de la cornée dans l’iridocyclite, par Trantas. 
Die Herabsetzung der Sensibilität der Cornea wird von T. als ein bisher un- 
beschriebenes Symptom bei einigen Formen von Iridocyclitis angesehen. A. Moll. 


Vermischtes. 


1) Unser geschätzter Mitarbeiter Dr. W. Goldzieher in Budapest ist 
zum a. 0. Prof. ernannt worden. 

2) Prof. Wicherkiewicz ist zum Nachfolger von Rydel in Krakau er- 
nannt worden. 





Bibliographie. 


1) Ueber halbseitige Farbenblindheit (homonyme Hemiachromat- 
opsie) und Mittheilung eines Falles, von Otto Dahms. (Diss. inaug. 
Leipzig 1895.) Der in der Poliklinik von Dr. Schwarz in Leipzig beobachtete 
Fall betrifft eine 62jährige Wittwe, welche angiebt, — nach einem Anfalle von 
Schwindel vor 14 Tagen — schlecht zu sehen, Kopfschmerzen zu haben und 
seitdem auch gedächtnissschwach zu sein. Lues-Anamnese negativ. Die Unter- 
suchung ergiebt bds. fast volle S, Pupillenreaction bds. gut, sowohl bei Belichtung 
der rechten, als der linken Netzhauthälfte, O:n, dagegen zeigt das Gesichtsfeld 
homonyme, rechtsseitige Hemiachromatopsie, verbunden mit ungleichmässiger, rechts- 
seitiger Einschränkung für Weiss und leichter concentrischer Einengung im 
Ganzen. Neben dem vollständigen Ausfalle des Farbensinnes rechts findet sich 
noch deutliche Herabsetzung des Raum- und Lichtsinnes. Die 3 Empfindungs- 
qualitäten des Gesichtssinnes stellen sich jedoch während der 2 Jahre dauernden 
Beobachtung bis zu einem gewissen Grade wieder her, doch nimmt die all- 
gemeine Gedächtnissschwäche wesentlich zu. Keine Erscheinungen von Seelen- 
blindheit. Verf. verlegt die Krankheitsursache, die er als leichte Gehirnblutung 
auffasst, bei dem Fehlen hemiopischer Pupillenreaction jenseits der Intercalar- 
ganglien, in die Rinde des rechten Occipitallappens, wofür auch der Uhnstand 
spricht, dass ausser den allgemeinen bestimmte Gehirnsymptome nicht vorhanden 
sind, während das Fehlen von absoluter Hemianopsie einen Sitz des Herdes in 
der Sehstrahlung ausschliesst. Für eine Apoplexie sprechen die geringfügigen 
Symptome, namentlich aber die ziemlich weitgehende Zurückbildung der homo- 
nymen Farbendefecte; letzteres ist übrigens nur selten beobachtet worden. Die 
Trennungslinie für die Farbengrenzen ging anfangs mitten durch den Fixirpunkt. 
Die Defecte restaurirten sich nicht in gleichmässiger, d. h. congruenter Form. 


— 224 — 


Letzterer Umstand spricht nach Verf. gegen Mauthner’s Theorie, der zu Folge 
die aus identischen Punkten beider Netzhäute kommenden Fasern an der gleichen 
Stelle der Sehsphäre ihr centrales Ende finden, und für Wilbrand, nach welchen 
jedem Empfindungskreise der Netzhaut auch ein elementares Wahrnehmungsfeld 
entspricht und die Anordnung dieser den homonymen Netzbauthälften zugehörigen 
Wahrnehmungsfelder in der entsprechenden Sehsphäre bei verschiedenen Menschen 
eine ganz verschiedene sein kann; die sonstigen Bedenken des Verf.s gegen diese 
letztere Theorie sind im Originale nachzusehen. Die Gesichtsfeldeinengung in 
den intacten homonymen Gesichtsfeldhälften erklärt Verf. als indirectes Symptom, 
etwa so, dass der Blutaustritt in der Rinde des linken Occipitallappens auch 
einen Druck auf den rechten ausgeübt hat, und führt hierfür einen Fall aus 
der Literatur mit Sectionsbefund an. Einen später auftretenden leichten Grad 
von Dyslexie führt er auf den allgemeinen geistigen Verfall zurück. — An der 
Hand seines Falles und anderer aus der Literatur erörtert er sodann ausführ- 
lich die Frage, vb in der Hirnrinde der Occipitallappen die elementaren Centren 
für Licht-, Raum- und Farbensinn über einander liegen, so dass das für den 
Farbensinn zu äusserst liegt (Wilbrand, „Schichtentheorie“), oder ob dieselben 
in obiger Reihenfolge schachbrettähnlich neben einander liegen (Epéron- Noth- 
nagel, „Feldertheorie“), oder endlich, ob alle 3 Centren zusammenfallen und 
so die Empfindung des Lichtes, der Form und Farbe nur als verschiedene 
Functionen eines und desselben Rindencentrums anzusehen wären („Functions- 
theorie“). Auf Grund der im Originale nachzusehenden kritischen Besprechung 
der einschlägigen Fälle aus der Literatur entscheidet er sich für letztere und 
erklärt die verschiedenen Formen der Hemianopsie etwa anf folgende Weise. 
Der Vorgang der Farbevempfindung in den zelligen Elementen des Sehcentrums 
ist der complicirteste, wird daher auch schon durch leichtere Insulte, z. B. 
leichte Apoplexien oder hämorrhagische Cysten gestört, der der Form- und 
Lichtempfindung ist weniger complicirt, zeigt daher erst bei schwereren Insulten, 
z. B. Tumoren, starken Apoplexien, grössere Störungen. Zur völligen Ent- 
scheidung der Frage bedarf es jedoch noch weiterer, und vor Allem genau und 
wiederholt beobachteter Fälle, und Verf. fordert auf, dass auch in medicinischen 
Kliniken und Polikliniken bei apoplectiformen Insulten das Gesichtsfeld für Weiss 
und Farben hänfiger geprüft würde, wenn auch die genauen Untersuchungen 
sehr mühsam und zeitraubend sind. Neuburger. 
2) Beiträge zum Chemismus des Glaskörpers und des Humor 
aqueus, von Dr. W. Pantz in Marburg. (Zeitschr. f. Biol. Bd. XXXI. S. 212.) 
1. Der Glaskörper des Ochsenauges enthält Harnstoff und zwar, auf Stickstoff 
berechnet, im Mittel 0,239°/,, N. Auch im Humor aqueus des Ochsen fand 
sich Harnstoff. 2. Sowohl Glaskórper als Humor aqueus des Ochsenauges ent- 
halten Traubenzucker; dessen Menge nimmt umsomehr ab, je spáter beide dem 
Auge nach dem Tode entnommen werden. 3. Der Glaskórper des Ochsenauges 
enthält Paramilchsäure, bezw. ein oder melırere Salze der Säure; von dem Hu- 
mor aqueus konnte dies nicht sicher festgestellt werden (Deutsche medic. Zeitg.). 
Neuburger. 
3) Der Augentripper, von Dr. Walter in Odessa. (Wiener klin. 
Wochenschr. 1895. Nr. 11. 12.) Uebersichtliche Zusammenstellung der neueren 
Anschauungen über das Wesen, die Incubation und Prognose der gonorrhoischen 
Blennorrhoe. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANcKE in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BraıLey in London, Prof. Dr. H. Coun in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bomw-Reyuon in Berlin, Dr. DAuRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. Euuerrt in Bern, 
Dr. GriwgBERG in Berlin, Prof. Dr. GorpzikHER in Budapest, Dr. Gorpon NoRRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstconis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr.Krtickow in Moskau, Dr. KUTHE in Berlin, Dr. Laxpau in Coblenz, Prof. Dr. 
Maonus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maynarp in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. vaN MILLINGEN in Constantinopel, Dr. Mout in Berlin, Prof. Dr. J. Mung in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. Prı.TEsoun in Hamburg, Doc. Dr. PrscHEr in Turin, 
Dr. PURTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. RgicH in Charkow, Dr. SchrEr in Oldenburg, Prof. 
Dr. SCHENKL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. STIEL in Köln. 














Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 














August. Neunzehnter Jahrgang. ` 1895. 








ee —— — ———— ———— 


Inhalt: Originalmittheilungen. I. Stailsplitter im Glaskórper. Von Dr. Rosen- 
meyer in Frankfurt a. M. — ll. Behandlung der acuten und chronischen Daeryocystitis 
mit Rhinalgin. Von Dr. Thomaila. dirigirender Arzt des Marienhospitals (Hickewagen). 

Klinische Beobachtungen. Behrinz’s Heilserum bei Diphtherie der Conjunctiva. 
Von Dr. Recken. 

Neue Bücher. 

Geselischaftsberichte. Gesellschaft praktischer Aerzte zu Riga. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber Netzhautentzündung bei angeborener 
Lucs, von Prof. Dr. J. Hirschberg in Berlin. (Forts. folgt.) — 2) Ueber Retinitis 
albuminurica gravidarum, von Dr. P. Silex, Privatdocent. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe's Archiv für Ophthalmologrie. XL. 5. — II. Zehen- 
der’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde — 1I. Tbe American Journal of 
Ophthalmologie. 

Vermischtes. Nr. 1—4. 

Bibliographie. Nr. 1— 7. 








I. Stahlsplitter im Glaskörper. 
Von Dr. Rosenmeyer in Frankfurt a. M. 


Seitdem HIRSCHBERG uns gelehrt hat, Fremdkörper „aus der dunklen 
Tiefe des Augengrundes* zu entfernen, ist die Zahl der glücklich operirten 
1 Nach einem im ärztlichen Vereine zu Frankfurt a. M. gehaltenen Vortrage. 

15 


- - 226 


Fälle eine relativ so grosse geworden, dass es kaum mehr angezeigt er- 
scheint, die Casuistik über diesen Gegenstand zu vermehren. Wenn ich 
einen von mir beobachteten Fall von Stahlsplitter im Glaskörper trotzdem 
einer kurzen Besprechung unterziehe, so mögen dies die Nebenumstände, 
welche die Erkrankung begleiten, entschuldigen. 

Die pathologisch-anatomischen Untersuchungen BeErLIn’s! haben ge- 
zeigt, dass Fremdkörper, welche das Auge durchsetzen, nicht selten von 
der hinteren Augenwand abprallen und je nach ihrer Schwere an anderen 
Stellen ihren Sitz aufschlagen. Wir sind berechtigt bei allen Fremdkörper- 
verletzungen, in welchen die Intensität der Verwundung mit der starken 
Herabsetzung des Sehvermögens nicht in Einklang zu bringen ist oder in 
welchen Gesichtsfelddefecte nachweisbar erscheinen, an eine gleichzeitige 
Verwundung der Netzhaut zu denken, selbst wenn der Fremdkórper im 
vorderen Bulbusabschnitte sitzen sollte. 

Die Abbildung eines solchen Práparates gab ich in einer früheren 
Mittheilung:? nahe hinter der Linse ist da der Fremdkörper in einer 
Schwarte eingebettet; nachweisbar ist jedoch, durch die innige Verwachsung 
der Augenhäute daselbst, dass er an die hintere Bulbuswand nach innen 
vom Sehnerven angeflogen ist und dann zurückprallte. 

Das Ricochetiren des Fremdkórpers mit dem Spiegel im durchsichtigen 
Auge nachzuweisen gehört jedoch zu den seltensten Zufàllen, und diesen 
interessanten Befund hier niederzulegen, sei meine Aufgabe. 

Die Krankheitsgeschichte ist die folgende: 

M. R, 28 Jahr alt, Schlosser in C. bei Fr., verletzte sich das rechte 
Auge beim Hämmern am 2. März d. J. Der zugezogene Arzt constatirt 
eine Verletzung der Hornhaut und verordnet Atropin. Nachdem Patient 
einige Tage später noch über Sehstörung klagt, findet sein Arzt einen 
Fremdkörper im Auge, und bewegt ihn, specialistische Hilfe aufzusuchen. 

Am 10. März Vorstellung in der Sprechstunde mit folgendem Be- 
funde: Rechts Lider und Conjunctiva normal. Auge blass, die Cornea 
zeigt nach aussen und unten vom Centrum eine ca. 2 mm im Umfang 
messende leichte Trübung, Vorderkammer rein. Iris durch Atropin mässig 
erweitert, an derselben nichts nachweisbar. Linse normal. Sehschärfe 
Fingerzählen in 4 m. Beim Untersuchen mit dem Augenspiegel sieht man 
im Glaskörper einen schwarzen Fremdkörper, beinahe alles rothe Licht bei 
der nur mässig erweiterten Pupille absorbirend. Bei Bewegungen des 
Augapfels macht die Cornealtrübung geringe Exeursionen mit demselben, 
die scliwarze Trübung im Glaskórper stárkere in entgegengesetzter Riehtung. 
Links ist bi Hn +3 DS *#/,?, die Verhältnisse normal. 

Es war für den ersten Augenblick überraschend, beinahe in 


! GRAEFE's Archiv, Dd. 13 u. 14. II. S. 275. 
? Archiv f. Augenheilk. Bd. XXVIII. S. 72. 


= èë - 


— 227- 


derselben Axe, gegenüber der Cornealwunde, weit hinten im 
Glaskörper einen Fremdkörper zu sehen, ohne auf dem Ver- 
bindungswege dieser beiden Punkte Zeichen einer Verletzung 
nachweisen zu können. Bei stärker erweiterter Pupille ergiebt die 
Untersuchung des Augenhintergrundes die Ursache jenes interessanten Be- 
fundes, man sieht an einer kleinen Stelle nach oben, nahe am Aequator, 
die Sclera durchschimmern, in ihrer Umgebung kleinere und grössere 
blutige Herde in der Netzhaut. Den Umstand berücksichtigend, dass Pat. 
bei stark gesenkter Blickrichtung mit dem Hammer auf ein Eisenstück 
schlug, musste angenommen werden, dass der Fremdkörper nach Durch- 
querung der Cornea, Iris und Zonula an die Bulbuswand in der oberen 


Fa a ‚I ar 
Jo IE Ki 





Fig. 1. Flugrichtung des 
Fremdkörpers a. Fig. 2. a Anprallstelle. 5 Meridionalschnitt-Spitze. 


Aequatorgegend anschlug, die Netz- und Aderhaut daselbst zerissen hatte 
und dann in den Glaskórper ricochetirte. Der Befund am Tage der Vor- 
stellung sprach auch für die aseptische Beschaffenheit des Stahlsplitters. 
Patienten wurde die operative Entfernung des Stahlsplitters vor- 
geschlagen und 2 Tage später die Operation vorgenommen. 
Cocainanästhesie. Conjunctiva bulbi etwa 6 mm vom Hornhautrande 
abpräparirt in der Mitte des inneren und unteren Quadranten. Ca. 10 mm 
vom Hornhautrande wird ein 6 mm langer Meridionalschnitt mit dem 
GBAEFE’schen Starmesser durch die Augenhäute und den Glaskörper ge- 
führt. Einsenken des Magneten. Nach wenigen Secunden wird der Magnet 
mit dem Fremdkörper herausgezogen. Die Wunde der Bindehaut wird mit 
15* 


— 998 .— 


3 Seidennáhten geschlossen. Verband.  Heizlose Heilung, den 5. Tag 
werden die Nähte entfernt. Den 8. Tag wird Patient auf seinen Wunsch 
aus der klinischen Behandlung entlassen. Die flüchtige ophthalmoskopische 
Prüfung zeigt reinen Glaskórper. 

Der kleine Splitter erweist sich als unregelmässig dreikantig geformt, 
von 2 mm grósster Lánge, 1!/, mm Breite und ?/, mm Dicke. 

Am 30. März ergiebt die Sehprüfung S mit + 3,0 D®; ,, man sieht 
noch immer blutige Herde an der Anprallstelle, ebenso die breite Narbe 
des Meridionalschnittes. Patient nimmt Mitte April seine Arbeit wieder 
auf und kann derselben ohne Beschwerden nachkommen. 

Ist auch die Beobachtungsdauer eine viel zu kurze, so lässt doch der 
bisherige Verlauf hoffen, dass die Wiederherstellung des Sehvermógens eine 
dauernde bleiben dürfte. 

Beiliegende Skizzen geben das ungefàhre Bild der muthmasslichen 
Flugrichtung des Fremdkörpers und des Spiegelbefundes vom 30. März. 


II. Behandlung der acuten und chronischen Dacıvo- 
cystitis nit Rhinalgin. 
Von Dr. Thomalla, dirigirendem Arzt des Marienhospitals (Hiickewagen). 


Als Begleiterscheinung jedes heftigeren Schnupfens werden wir meisten- 
theils eine geringere oder heftigere Conjunctivitis beobachten können. Die 
Entzündung der Nasenschleimhaut pflanzt sich auf die Schleimhaut des 
Thränennasencanals fort, bald schwillt diese Schleimhaut, es kommt zu 
einer vermehrten Absonderung und Stauung von Secret, den Thränen ist 
der Durchgang in die Nasenhöhle versperrt und die vhnedies schon vor- 
handene Entzündung der Conjunctiva wird durch den Reiz, welchen die 
stauenden Thräuen hervorrufen, noch vermehrt. Schwindet der Schnupfen, 
so lassen auch die entzündlichen Erscheinungen im Auge nach, dagegen 
bleibt das Leiden bei chronischem Schnupfen oft monatelang bestehen und 
erfordert in vielen Fällen eine Sundirung des Canals. Ich habe nun in 
Nr. 55 der „Allg. Med. Centralzeitung‘“ nachgewiesen, wie schnell durch 
Rhinalgin eine Abschweilung der Nasenschleimhaut und Beseitigung des 
Schnupfens erzielt wird. In einer Reihe von Fällen fand ich nun, dass 
Rbinalgin unter gewissen Bedingungen einen ebensv grossen Einfluss auf 
die entzündete und geschwellte Schleimhaut des Thräuennasencanals direct 
oder indirect ausübt. Ich less dreimal in Tage Früh, Mittags und Abends 
den Patienten in jedes Nasenluch je !/, Zäpfchen Rhinalgin nach Vor- 
schrift einlegen, indem Pat. die Rückenlage einnahm, das Khinalgin, sobald 
es Zu Zergehen begann, weit in die hintere Nasenöffnung geschoben, und 


.— 999 — 


so lange die Nase vorn zugehalten wurde, bis die ganze Lósung resorbirt 
war. Das dadurch im Rachenraum hervorgerufene kratzende Gefühl wird 
schnell durch mehrmaliges Gurgeln beseitigt. In der Regel geben die 
Patienten schon am zweiten Tage an eine bedeutende Besserung zu ver- 
spüren, welche nach 3—4 Tagen eine vollständige ist, wenn man besonders 
die Conjunctivitis noch mit !/, °/,iger Alumnollösung anstatt mit Zinklösung 
behandelt. Die schnelle Besserung ist nur durch die beseitigte Schwellung 
der Nasenschleimhaut und der Schleimhaut des Thränennasencanals zu 
erklären, wodurch den Thränen freier Abfluss verschafft und somit der 
durch stauende Thränen hervorgerufene Reiz der Conjunctiva beseitigt wird. 
Bei chronischer Schwellung der Nasenschleimhaut und dadurch hervor- 
gerufener chronischer Dacryocystitis ist natürlich eine wochenlange Be- 
handlung mit Rhinalgin erforderlich. 

Es ist ja selbstverständlich, dass mein Rhinalgin nur dann einen 
sicheren Erfolg haben kann, wenn die einzelnen dazu benützten Ingredien- 
zien gut gelöst und gleichmässig vertheilt sind. Meine Rhinalginzapfcheu 
bestehen aus 1,0 Cacaobutter, welche, in die Nase gebracht, bald zergeht, 
die Nasenschleimhaut einfettet, dieselbe vor Einrissen schützt und dabei 
die Resorption der übrigen Bestandtheile des Rhinalgins erleichtert. Ein 
zweiter Bestandtheil ist Alumnol, jedes Zäpfchen 0,01, welches auch in den 
tiefen Gewebsschichten, wie Heinz, LiEBRECHT u. A. nachgewiesen, ad- 
stringirend wirkt, drittens ist darin enthalten Ol. Valerian. 0,025, welches 
reflexhemmend und beruhigend auf die afficirten Nerven einwirkt, endlich 
ist Menthol enthalten 0,025, welches nur local anästhesirend wirkt. Es 
ist mir gelungen; trotz der verschiedenen Lösbarkeit genannter Ingredien- 
zien alles in eine gleiche Mischung zu bringen, so dass dann die einzelnen 
Zäpfchen gleichmässig hergestellt werden können. Da die Art meiner Zu- 
bereitung auch noch das Angenehme hat, den unangenehmen Geruch und 
Geschmack des Ol. Valerian., wenigstens theilweise, zu beseitigen, so habe 
ich, damit diese Herstellung stets gleichmássig vor sich geht, nur eine 
Fabrik mit der Anfertigung meines Rhinalgins betraut, es ist dies die 
Kronenapotheke von S. Radlauer, Berlin, von wo das Rhinalgin in Schächtel- 
chen zu 10 Stück für M. 1,00 zu beziehen ist. 


Klinische Beobachtungen. 


Behring’s Heilserum bei Diphtherie der Conjunctiva. 


Von Dr. Recken, 
dirigirendem Arzt der Prov. Augenheilanstalt zu Münster i. W. 


Fälle von reiner Diphtherie der Conjunctiva gehören nicht zu den All- 
täglichkeiten der auwrenärztlichen Praxis. Daher mag es rühren, dass mir bis 


— 230 -- 


jetzt eine Beobachtung über den Einfluss des Behring'schen Heilserums auf 
die Diphtherie des Auges in den ophthalmologischen Zeitschriften nicht zu 
Gesicht gekommen ist. Vielleicht auch wartet der eine oder andere College, 
bis er an der Hand einer grösseren Versuchsreihe ein Urtheil abgeben kann. 
Wenn ich heute einen einzigen von mir mit Heilserum behandelten Diphtherie- 
fall kurz mittheile, so bin ich mir wohl bewusst, dass aus dieser einzelnen Be- 
obachtung nicht viel zu schliessen ist; der Verlauf des Falles aber war ein so 
günstiger, dass ich denselben den Collegen nicht vorenthalten möchte. 

Patient, ein gesunder Knabe von 1!/, Jahren, war vor 3 Tagen in 
Begleitung seiner Mutter zu Besuch nach Münster gekommen. Am Tage nach 
der Ankunft, am 27. Mai, wurde Schwellung und Röthung der Lider des rechten 
Auges bemerkt. Da diese entzündlichen Erscheinungen in kurzer Zeit trotz 
kalter Umschläge bedeutend zunahmen, wurde ich am Abend des 29. Mai zu 
dem Kleinen gerufen. 

Der Befund am 29. Mai war folgender: 

R. Lider sehr stark geschwollen, geröthet und heiss; in der fest-teigigen 
Lidgeschwulst lassen sich einzelne härtere Stellen durchfühlen. Aus der Lid- 
spalte fliesst beim Oeffnen dünnes, molkiges Secret. Die Bindehaut ist fast in 
ihrer ganzen Ausdehnung von einer grauen Membran bedeckt, die sich nicht 
abwischen lässt; die Membran sitzt vielmehr im Gewebe selbst. Die Bindehaut 
fühlt sich eigenthümlich spród-glasig an. Die Hornhaut zeigt auf der Mitte 
eine grau-weisse Trübung vom Durchmesser der Pupille; das Epithel der Horn- 
haut ist intact. 

L. Conjuuctivale Keizung oder bereits beginunender Catarrh; zweifelhaft, 
ob noch normale Verhältnisse. 

Diagnose. Conjunctivitis diphtheritica, confluirende Form, Stadium in- 
filtrationis. 

Was das Allgemeinbefinden anbelangt, so war dasselbe ein gutes, abgesehen 
davon, dass das Kind bei wenig gesteigerter Körperwärme sehr unruhig war 
und fast gar keinen Appetit zeigte. | 

Die Entstehung der diphtheritischen Augenerkrankung liess sich genau 
feststellen; cs handelte sich um eine Uebertragung von Seiten der Mutter. 
Letztere erkrankte vor 14 Tagen an Scharlach und leichter Diphtherie des 
Rachens. Der Hausarzt veranlasste die sofortige Entfernung des Kindes, ge- 
stattete jedoch bereits nach 5 Tagen die Wiederzulassung zur Mutter. 

Therapie. Das Kind wurde in klinische Behandlung genommen. 

R. Stündliche sorgfältige Reinigung mit Sublimat 1:10000, Einstreichen 
einer gleich starken Sublimatsalbe, warme Umschläge. 

L. Die Anlegung eines Occlusivverbandes lässt sich nicht durchführen; 
von dem Versuche wird bald Abstand genommen, da die entzündlichen Er- 
scheinungen zunehmen. 

30. Mai. R. Schwellung, Secretion und Belag unverändert; Hornhaut- 
trübung nicht grösser geworden; Epithel unversehrt. 

L. Zunahme der entzündlichen Erscheinungen in mässigem Grade. 

31. Mai. R. Epithel über der Hornhauttrübung gelockert; eitriges Ge- 
schwür der Hornhaut. Verband. 

L. Wenig Veränderung. 

1. Juni. L. Pralle Schwellung und Röthung der Lider; das Auge bietet 
äusserlich dasselbe Bild wie das rechte vor 3 Tagen. Ausgedehnter florartiger 
Belag der Bindehaut, Hornhaut intact. 

R. Hornhautgeschwür durchgebrochen; Durchmesser grösser. Injection 


— 281 


des Bering'schen Heilserums Nr. II; der ganze Inhalt des Flaschchens wird 
sachgemäss in den Oberschenkel injieirt. Die kleine Wunde wird durch 24 Stunden 
durch einen Verband geschützt. 

Die locale Behandlung bleibt dieselbe. 

Reactionsloser Verlauf der Injection; ein Einfluss auf das Allgemeinbefinden, 
welches, abgesehen von der Unruhe und dem Appetitmangel bei heftigem Durste, 
andauernd ein gutes bleibt, lässt sich nicht feststellen. Leider konnten bei der 
grossen Unruhe des Kleinen, eine unliebsame Beigabe zu dem Ulcus perfor., die 
Temperaturmessungen nicht in der gewünschten Weise vorgenommen werden. 
Dass sich im Verlaufe der localen Erkrankung nach der Injection eine wahr- 
nehmbare Veränderung äusserlich bemerkbar gemacht hätte, kann ich nicht be- 
haupten. Die entzūndlichen Erscheinungen erreichten anscheinend links dieselbe 
Höhe wie rechts und blieben auch dieselbe Zeit, 10—12 Tage, auf der Höhe. 
Die Schwellung der Lider war eine gleich starke wie rechts, doch waren einzelne 
Verhärtungen (obliterirte Gefässe) in der Lidgeschwulst nicht zu fühlen. Der 
Belag schien aber weniger in die Tiefe zu dringen, was ich aus der Neigung 
zu geringen Blutungen schloss. Dass dieses wirklich der Fall gewesen, zeigte 
sich später nach Abstossung der Membranen. Während sich rechts auf der 
wunden Fläche der Bindehaut grössere Fleischwärzchen zeigten, die wiederholt 
touchirt werden mussten, war die Wundfläche links nur wenig granulös und 
heilte in kurzer Zeit ohne weitere Behandlung vollständig aus. Die Hornhaut 
blieb trotz der Schwere der Erkrankung intact. 

Auf dem rechten Auge, welches ich nach dem am 5. Tage der Erkrankung 
erfolgten Durchbruch des grossen Geschwüres bereits verloren gegeben hatte, 
kam es ebenfalls zu einem relativ sehr befriedigenden Abschluss. Das grosse 
Geschwür liess ein Leucoma centrale adhaer. zurück, welches nach Ablauf von 
4 Wochen bei der Entlassung des Patienten einen Durchmesser von 1!/, bis 
2 mm zeigte. 

Bei der Schwere der Erkrankung darf der Ausgang gewiss als ein sehr 
günstiger bezeichnet werden.  Beweist der einzelne Fall auch wenig oder gar 
nichts, so dürfte er doch zu weiteren Versuchen anspornen. Meine Hoffnungen, 
welche ich auf den Fall gesetzt hatte, wurden übertroffen, so dass das Behring'- 
sche Heilserum an mir einen dankbaren Befürworter gefunden hat. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


1. Prof. C. Schweigger's Vorlesungen über den Gebrauch des Augen- 
spiegels. Als ein Lehrbuch der Ophthalinoscopie für Studierende und Arzte 
bearbeitet und erweitert von Dr. R. Greeff, Privatdocent für Augenheilkunde, 
wissenschaftlicher Assistenzarzt der Konig]. Univ.-Augenklinik zu Berlin. Mit 
41 Holzschnitten im Text. Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann 1895. (171 S.) 

Schweigger’s Buch hat mancherlei Umgestaltungen und Zusätze erfahren; 
Greeff war bestrebt, sich hierbei nach den Ansichten seines Lehrers zu richten. 

* 2. Tausend Staaroperationen. Bericht aus der augenärztlichen Praxis 
Sr. kgl. Hoheit des Herzogs Dr. Carl in Bayern. Von Dr. H. Zenker, Assi- 
stenzarzt. Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann. (158 S.) 


— 232 — 


3. Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie Von Dr. med. Hermann Till- 
manns, Prof. a. d. Univ. Leipzig. 4. verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 
463 Abbildungen im Text. Leipzig. Verlaz von Veit & Co. 1895. (690 S) 

Gründliche Kenntnisse in der allgemeinen Chirurgie sind für jeden Arzt, 
insbesondere auch für den Augenarzt, unerlässlich. Die meisten Lehrbücher der 
Augenheilkunde sind in dieser Beziehung mangelhaft oder unvollständig. Die 
Studirenden und die Aerzte, die wir zu unterrichten haben, einheimische wie 
fremde, zeigen oft bedenkliche Lücken auf diesem Gebiete. Um so freudiger 
ist das vorliegende Werk zu begrüssen, das in klarer, erschöpfender Weise den 
gegenwärtigen Zustand unsres Wissens darstellt und unser Können fördert. Die 
Abschnitte über Geschichte der Chirurgie, über Betäubung, über Wundbehand- 
lung, über Wundkrankbeiten seien Jedem, insbesandere auch Lehrbuchverfassern, 
dringend empfohlen. 

4. Bibliotheque médicale fondée par M. M. J. M. Charcot et G. M. Debove, 
dirigée par M. G. M. Debove. Les ophthalmies du nouveau-né par E. Valude, 
médecin de la clinique nationale Ophtalmologique des Quinze-Vingts. Paris, 
Ruetf & C., 1895. (144 S.) 

Bebandelt kurz und lehrhaft die eitrige Entzündung der Bindehaut, auch 
die pseudomembranóse und ihre Folgen. 

5. Manuel du Médecin praticien. La pratique des maladies du veux dans 
les hopitaux de Paris, par Paul Lefert. Paris, J. B. Bailliere et Fils, 1895. 
(324 S.) 

Enthält die Ansichten und Verfahren von 45 Augenärzten und Chirurgen 
aus Paris, über 400 Gegenstände, in alphabetischer Reihenfolge, wie Antisepsie 
oculaire, Astigmatisme, Blépharite. Die Ansichten der Einzelnen sind oft dia- 
metral entgegengesetzt. H. 


Gesellschaftsberichte. 


Gesellschaft praktischer Aerzte zu Riga. Sitzung vom 21. Dec. 1894. 
(St. l'etersb. med. Wochenschr. 1395. Nr. 11.) 

1. Lipom der Orbita. — Dr. Zwingmann stellt eine 17jáhrige Lettin 
vor, der er vor 10 Jahren einen oben innen in der linken Orbita sitzenden, das 
Auge nach unten aussen ziemlich stark verdrängenden Tumor exstirpirte. Derb, 
leicht gelappt, nicht compressibel, war er rasch gewachsen und erwies sich bei 
der Operation als Lipom, dessen zahllose Fettträubehen nur zum Teil abgekapselt 
waren und nur in kleinen Stücken, meist mit dem Finger, aus der Orbita ent- 
fernt werden konnten. wobei bis auf den Sehnerven vorgedrungen werden musste. 
Vor der Operation zeigte das Auge leichte Stauung in den Retinalvenen und 
leichte Verschleierung der oberen und unteren Papillengrenze. Jetzt wurde sie 
wegen Strabismus div. und Ptosis L operirt. — Lipome der Orbita sind sehr 
selten, wie aus Verf.'s Literaturanzaben hervorgeht; etwas häufiger ist das 
Angioma lipomatodes. 

2. Ueber operative Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit 
spricht Dr. v. Erdberg, auf Grund von 179 Fällen aus der Literatur, 3 von 
Dr. Stavenhagen und 7 von Dr. Dahlfeldt. Mit Ausnahme dreier Fälle 
Stellt sich der Erfolg in allen übrigen befriedigend. Der Effect ist um so 
grösser, je höher die Myopie; das Sehen erfährt eine wesentliche Besserung, oft 


— 233 — 


um das Dreifache Die Myopie wird in Emmetropie verwandelt; das Sehen in 
der Nähe wird durch geeignete Gläser bewirkt; der zweite Knotenpunkt des 
Auges rückt nach vorne durch die Operation. Die präparatorische Iridectomie 
verwirft Vortragender; etwaiger Glaucomanfall durch Linsenblähung kann durch 
möglichst frühzeitige Linearextraction beseitigt werden. Ein sicheres Urtheil 
über die Zukunft der aphakisch gemachten Augen kann jetzt wegen der Kürze 
der Beobachtungszeit noch nicht abgegeben werden, namentlich was das fernere 
Verhalten der Netzhaut anlangt; jedenfalls sollten für's erste Personen über 
30 Jahre nicht operirt werden. Desgleichen lässt sich noch nicht sagen, ob die 
entzündlich degenerativen Processe der Chorioidea wie auch das Fortschreiten 
der Myopie durch die Operation beseitigt würden. Geringe chorividale Ver- 
änderungen bilden keine Contraindication. Pflüger's Rath, vorerst stets nur 
ein Auge zu operiren, verdient durchaus Anerkennung. — Dr. Mandelstamm 
wendet sich gegen die Behauptung des Vortragenden, es würde durch eine 
Operation die Sehschárfe verbessert, das sei ein Irrthum, nur die Netzhautbilder 
würden grósser und in Folge dessen das Sehen besser. Auch bezweifelt er einen 
günstigen Einfluss auf die progressive Myopie, da durch die Entfernung der 
Linse die Augenaxe nicht verándert werden kónne. — Dr. v. Erdberg betont, 
dass Schweigger z. B. vierfache Verbesserung der Sehschárfe beobachtet. — 
Dr. Dahlfeldt glaubt nicht, dass die Operation der progressiven Myopie Einhalt 
thun könne. Was die Verbesserung der Selischärfe anlange, so tritt dieselbe 
nur insofern ein, als bei hochgradigen Myopen die ausnutzbare Sehschärfe nach 
der Operation wesentlich verbessert wird, da die Pat. vorher die corrigirenden 
Concavgläser einfach nicht vertragen konnten. Den Hauptzweck der Operation 
sieht er im Schaffen einer genügenden Arbeitsdistanz. Der Grad der Myopie 
ist nieht allein entscheidend für die Operation; wo die Sehschärfe genügend ist, 
kann man auch mit Gläsern auskommen, letztere ist also das entscheidende 
Moment. Es scheint, dass die Operation selbst wenig Gefahren bringt; er hatte 
bis jetzt 5 Erfolge; 2 sind noch in Beobachtung; er ist gegen beiderseitige 
Operation. — Dr. Stavenhagen ist im Interesse des binocularen Sehens und 
dessen Vortheile für beiderseitige Operation. Die práüparatorische lridectomie 
$cheint ihm mehr Sicherheit zu geben gegen die Folgen einer event. Linsen- 


bláàhung. — Dr. Dahlfeldt ist gegen die Iridectomie im Interesse eines deut- 
lichen Sehens; ausserdem erlebte er trotz derselben Drucksteigerung ohne weitere 
Nachtheile. Neuburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber Netzhautentzündung bei angeborener Lues, von Prof. Dr.J. Hirsch- 
berg in Berlin. (Aus der „Deutschen Medicinischen Wochenschrift“ 1895, 
Nr. 26 u. 27.) 

Den aufmerksamen Beobachter überrascht das scheinbare Missverhältniss 
zwischen der Zahl der Fälle von erworbener und der von angeborener Lues. 
Allerdings ist es recht schwer zu sagen, wie viele Menschen in einer um- 
schriebenen Bevólkerung an erworbener Lues leiden; bei uns zu Lande kann 
man unter Männern in der Blüthezeit des Lebens, z. B. denen, welche die 
Sprechstunde eines Augenarztes aufsuchen, etwa zwölf vom Hundert auffinden, 


234 


welche erworbene lues entweder noch zeigen oder durchgemacht haben.' Von 
solchen Männern treten viele in die Ehe, bevor die Erscheinungen der Seuche 
getilgt worden, da einige von ihnen zu unwissend sind, einzelne sogar den ent- 
gegenstehenden Rath des Arztes ausser Acht lassen. Von den in solchen Ehen 
gezeugten Kindern sterben allerdings viele schon vor der Geburt ab, wie ge- 
nügend bekannt ist;? andere erliegen der angeborenen Seuche bereits im ersten 
Lebensjahr; nichtsdestoweniger ist die Zahl der überlebenden gross genug, dass 
man mehr Fälle von Augenleiden durch angeborene Lues erwarten sollte. 

Wenn die Ausbeute der Literatur ungenügend erscheint, so liegt das daran, 
dass eine grössere Zahl solcher Erkrankungen übersehen oder nicht richtig 
aufgefasst werden. 

Verhältnissmässig die häufigste von allen Augenkrankheiten aus angeborener 
Lues ist die sog. diffuse Hornhautentzündung.? Tritt diese frisch dem 
Arzt entgegen, so ist es ja leicht sie zu erkennen und zu benennen: man 
muss sich nur hüten, nach alter Weise und Willkür (mit Arlt) neben der 
specifischen noch eine scrofulóse* Form anzunehmen. 

Ist aber der entzündliche Zeitabschnitt der Krankheit schon vorüber, 
kommt das Kind oder der Halberwachsene nur mit zarten, wolkigen Flecken der 
Hornhaut bei ganz reizlosem Zustand der Augen; so sind sehr viele Aerzte nur 
alzu geneigt, jene Flecken als Folgen einer abgelaufenen oberflüchlichen (scro- 
fulösen, eczematösen) Hornhautentzündung zu deuten, zumal wenn zur Zeit 
keinerlei sinnfållige Erscheinungen oder Rückstände der angeborenen Lues wahr- 
genommen werden. 

Erst die genauere Berücksichtigung einerseit der feineren Veränderungen 
am Auge, nämlich des nur mit Lupenvergrösserung erkennbaren, charakteristischen 
Blutgefássnetzes der Hornhaut, sowie der natürlich nur bei sorgfältiger 
Handhabung des Augenspiegels und nach künstlicher Pupillenerweiterung nach- 
weisbaren Heerderkrankungen im Augengrunde; andererseits der wichtigeren 
sonstigen Zeichen für angeborene Lues, als da sind verhältnissmässige 
Kleinheit der Körpergrösse, im Gesicht der eingefallene Nasenrücken und die 
zarten Narben, besonders an den Mundwinkeln und unterhalb des Naseneingangs, 
gekerbte Schneidezihne der zweiten Schichtung,? Schwerhörigkeit, kleine, aber 
zahlreiche härtliche Nackendrüsen, Narben im Rachen, ja selbst noch deutliche 
Geschwüre, sogar Ausfälle im weichen oder harten Gaumen, Narben an ver- 
schiedenen Körpergegenden oder Geschwüre, besonders auch an den Unter- 


! Diese Zahl hörte ich eiust von A.v. Graefe. Coccius fand unter 7900 Augen- 
kranken 11°, mit Lues. Unglaublich wenig Ausbeute findet man in Lehrbüchern 
der venerischen Krankheiten, in Hirsch’s hist. geogr. Path.. in Oesterlein’s med. 
Statistik. Nur in der verdienstvollen Arbeit von A. Blaschko (Die Verbreitung der 
Syphilis in Berlin, 1892) finde ich (8. 17) einen bündigen Satz: „Etwa jeder zehnte 
Mensch unserer Bevölkerung ist oder war syphilitisch. In den letzten 
30 Jahren hat sich eine erfreuliche Abnahme feststellen lassen.“ 

? Nach Kassowitz von 330 Kindern 191, d. h. 58%. 

® Vgl. D. Med. Wochenschrift 1888, Nr. 25 und 26. 

* Der eine Fall, wo E. v. Hippel jr. mit Wabrscheinlichkeit Tuberculose 
vorfand. kann meine auf nahezu 1000 Fällen klinischer Beobachtung beruhende Ueber- 
zeugung nicht erschüttern. (Vgl. Arch. f. Ophthalmol. XXXIX, 3.) 

* Diese werden immer noch nicht richtig gewürdigt. Ich habe die Entstehung 
beobachtet; der mittlere Lappen der Endtläche fehlt von vornherein, nicht erst durch 
Abbröckelung. Man muss die Fälle länger beobachten, namentlich wenn die Kinder 
unter 6 Jahren waren; oft genug kann man diese Zahnform dann noch später be- 
obachten. Noch nie sah ich diese gekerbten Zähne bei Gesunden. Man muss sie nur 
nicht mit den gerifften verwechseln. 


235 


schenkeln, Knochenauftreibungen ebendaselbst, chronische, meist schmerzlose- 
Kniegelenkswassersucht, Entzündung des Nagelbettes; sei es einzelne von diesen 
Zeichen, oder mehrere, oder fast alle; dazu noch die Geschichte des Kranken 
und die Vorgeschichte der Eltern, — erst diese Untersuchung vermag, je nach 
der Beschaffenheit des Einzelfalles, bald schneller, bald langsamer, die Diagnose 
zu Sichern, dass hier ein Fall von angeborener Lues vorliegt. 

Diese Diagnose hat aber nicht nur theoretischen Werth, sondern in vielen 
Fällen eine grosse praktische Wichtigkeit. 

Erstlich sind diese Veränderungen am Auge, auch wenn sie schon sehr 
lange (nicht blos Monate, sondern selbst einige Jahre) bestehen, keineswegs 
immer schon ganz abgelaufen. 

Der praktische Arzt wird eine gründliche Behandlung (natürlich mit Queck- 
silber) der bis dahin übersehenen angeborenen Lues einleiten und zu seinem 
Staunen eine Besserung der Sehkraft wahrnehmen, welche wegen der langen 
Dauer der Sehstórung kaum zu erhoffen war, und gleichzeitig zu seiner 
freudigen Ueberraschung ein Wiederaufblühen des siechen Kindes be- 
obachten. Ä 

Sodann lehrt die Erfahrung, dass diese sog. diffuse Hornhautentzündung, 
sei es, dass sie gar nicht, oder bei der poliklinischen Behandlung aus den ge- 
nügend bekannten Gründen nicht lange genug (oder auch anscheinend voll- 
ständig, mit Quecksilber) behandelt worden, recht häufig, vielleicht in 30 ?/, 
der Fälle, Rückfälle der Augenentzündung nach sich zieht, entweder in der 
scheinbaren Form von Hornhaut-, oder von Lederhaut-, oder von Regenbogen- 
h aut-Entzündung. . 

Hat also im Einzelfall noch keine genügende Behandlung der Grundkrank- 
heit stattgefunden, so empfiehlt es sich jedenfalls, eine solche jetzt vorzunehmen, 
um so viel als móglich die Gefahr eines Rückfalls zu verringern. 

Aber bei der diffusen Hormhautentzündung ist immerhin die Beurtheilung 
noch verhältnissmässig einfach. 

Weit schwieriger ist die Erkennung derjenigen Fälle, wo die angeborene 
Lues bei ganz kleinen Kindern zunächst nur Veränderungen des Augen- 
grundes, hauptsächlich Netzhaut-Entzündung und Entartung hervorruft. Dies 
ist eine, wenn auch seltene, so doch wichtige Erkrankung, welche 
bisher nicht genügend beachtet wurde, obwohl ich selber sie seit vielen 
Jahren kenne und vortrage und die Fälle angehenden Aerzten gezeigt habe. 

Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass die sechs typischen Fälle, 
deren Geschichten ich hier gleich mitzutheilen habe, im Alter von 5—18 
Monaten an der Netzhautentzündung ausangeborener Lues erkrankt 
sind, fünf von den sechs zwischen dem fünften und achten Monat.! Dieser 
frühe Beginn ist sowohl wichtig als auch beweiskräftig. 

Die meisten Kinder der Art werden von den Müttern nicht mit solchen 
Angaben gebracht, die den Arzt sofort auf den richtigen Weg leiten. Die 
Kinder werden eben gebracht, weil sie den Kopf schief halten oder weil sie 
schielen. Wer dann mit einer äusserlichen Betrachtung sich begnügt, den 
Augenspiegel nicht in jedem Falle sorgfältig, nach künstlicher Erweiterung der 
Pupillen, anwendet, die schreienden und zappelnden Kleinen nicht mit der 
nöthigen Geduld untersucht; wird diese Krankheitszustände fast regelmässig 
übersehen. Etwas leichter zu beurtheilen sind diejenigen Fälle, wo die sorg- 





! ,Diffuse Hornhautentzündung entsteht zwischen dem 2. und 20. Jahr, haupt- 
sächlich zwischem dem 8. und 15. Jahr“ (Fournier: 


same Mutter eine plótzlich eingetretene Sehstórung vermeldet; natürlich musa 
dieselbe beträchtlich sein, um bei ganz kleinen, noch nicht redenden Kindern 
aufzufallen. 

Ganz einfach ist die Art der Erkrankung zu erkennen in denjenigen Fällen, 
wo neben der Sehstörung ausgedehnte Geschwüre am Atter (Condylomata lata) 
bestehen, oder rissförınige Geschwüre an den Mundwinkeln. Ziemlich leicht zu 
beurtlieilen sind auch diejenigen Fälle, wo von vornherein, zugleich mit der Netz- 
und Aderhaut, die Regenbogenhaut von Entzündung befallen wird;! der 
aufmerksame Beobachter wird den rosigen Gelüsskranz rings um die Hornhaut 
nicht ohne Weiteres für den Ausdruck einer scrofulósen Entzündung der Horn- 
haut erklàren, zumal die punktfórmigen Heerde in der letzteren und an ihrem 
Rande völlig vermisst werden, während hingegen zarte Unrerelmässigkeiten am 
Pupillenrande bei seitlicher Beleuchtung oder bei der Durchleuchtung mit dem 
Augenspiegel nachweisbar sind. Mitunter fehit jede Röthung des Auges: die 
chronische Entzündung der Rerenborenhaut ist nur durch Zacken am Pupillen- 
rande und dureh feine, spinnzewebize Ausschwitzung im Pupillengebiete zu er- 
kennen. Ueberhaupt ist jede scheinbar selbstständize” Regenbogenhaut- 
entzündung bei ganz kleinen kindern immerhin ein seltener Befund, als Aus- 
druck der angeborenen Lues zu betrachten und regelmässig mit Veränderungen 
des Augengrundes vergesellschattet. 

Ausdricklich will ieh noch bemerken, dass, wenn ich bisher von Netz- 
hautentzündung gesprochen, natürlich eine Betheiligung der Aderhaut immer 
zugestanden werden muss, meist auch eine solche des Glaskórpers und sogar des 
Sehnerven unmittelbar dureh den Aueenspiegel nachgewiesen werden kavn. 

Bisher habe ich nur die berleitenden Umstände oder die bequem zugang- 
lichen Veränderungen des vorderen Augenabschnittes erörtert, nach denen der 
praktische Arzt die Diagnose zu stellen im Stande ist. Jetzt komme ich zu 
dem Augenspiegelbetunde und betone, dass es bei diesen kleinen Kindern 
im ersten und zweiten Lebensjahr schon recht schwierig ist, überhaupt Ver- 
änderungen zu Sehen, vollends dieselben so genau zu beobachten, dass eine zu- 
Sammenhangende Beschreibung vom ersten Beginn bis zu dem Endausgang ge- 
liefert werden kann. Ich verweise deshalb auf die Einzelfälle und Abbildungen, 
möchte aber doch das Folgende hervorheben. 

Im Anfang ist entschieden der Sehnerv-Eintritt und die Netzhaut um den- 
selben getrübt. Blutungen und bläuliche Flecke sind selten und vorübergehend. 
Sehr rasch treten helle Stippchen im ganzen Augenerund auf, die im Laute der 
Zeit an Zahl und Grósse zunehmen und schliesslich auch feine Pigmentpünktehen 
gewinnen. Die Netzhautmitte zeigt frühzeitig eine dunkelgraue Färbung, die 
aber später wieder etwas abblassen kann. Die Peripherie wird von hellen. 
scheckiven oder dunklen Heerden veptlastert. 

Weit häufiger als diese frischen Fälle, sieht man gelegentlich, z. B. bei 
der geforderten Brillenwahl für Schulkinder, ältere abgelaufene Veränderungen, 
die nicht selten erhebliche Sehstörungen eines oder beider Augen bedingen. 
Glaskörpertrübung, fortschreitende Entartung des wichtigeren (mittleren) Tlieiles 
der Netzthaut, Netzliautablösung, bindegewebige Schrumpfung des Sehnerven 
können vollständige oder nahezu vollständige Erblindung des Auges verursachen. 

Bei sorgsamer Prüfung kann man die Häufirkeit dieser Netzhautent- 


! In drei von den sechs mitgetheilten Fällen. 
? Also nieht von Hornhautverciterung. von Verletzung des Auges, vom Eindringen 
eines Blasenwurms, von Tuberkelbildung abhängige Regenbogenhautentzündung. 


— 291 -— 


zündung aus angeborener Lues auf 1:1000 Augenkranken veranschlagen (und 
zwar kummt ein frischer Fall auf etwa 7 bis 10 alte); in derselben Zahl von 
1000 Augenkranken findet man nuch etwa 6 Fälle von diffuser Hornhautent- 
zündung: also über sieben vom Tausend Augenkranker sind durch an- 
geborene Lues bedingt! 

Hervorheben möchte ich noch, dass diese Netzhautentzündung durch an- 
geborene Lues immer doppelseitig auftritt, während die nach erworbener Lues 
einseitig bleiben kann, selbst bis zu dem gelegentlich durch die Seuche 
selber erfolgenden Tode, allerdings in der Mehrzahl der Fälle doppel- 
seitig wird.? 

Hinsichtlich der Behandlung habe ich einen Grundsatz in den Vorder- 
grund zu stellen: Ist die Krankheit hartnäckig, so sei es auch der Arzt. 

Das Heilmittel ist Quecksilber. Mit denen, die davor warnen, ver- 
lohnt es nicht. lange Erórterungen zu pflegen. Also alle Syphilitischen sollen 
Quecksilber erhalten, nur die kleinen Kinder nicht, die es am besten vertrazen? 
die so sehr selten Speicheltluss oder Durchfall bekommen? 

Ich bevorzuge die Einreibungen. da diese Kranken nur in die Sprech- 
stunde gebracht, nicht in die Heilanstalt auigenummen werden. Säuglinge er- 
halten 0.5 g, kleine Kinder 0,75 g, grössere 1,0 œ grauer Salbe einmal täglich; 
nur ın Ausnahmefallen, die rasche Einwirkung erheischen, zweimal täglich: so 
5 Tarre hindurch, dann ein Bad und 3—5 "Tage Pause. 

Nie lasse ich vor 100 Einreibungen auflioren und suche die Nachbehand- 
lung 1—2 Jahre fortzusetzen; öfters war ich genötligt, wegen der Rückfälle 
bis zu 300 Einreibungen zu verordnen. 

Die Erfolge sind sehr befriedigend, mitunter geradezu überraschend. 
Kinder, die fast blind in Behandlung gekommen waren, werden in wenigen 
Wochen wieder sehkräftig und können nach längerer Fortsetzung der Be- 
handlung schliesslich sogar zum Schulbesuch gebracht werden. Allerdings bleiben 
doch gewisse Sehstörungen zurück. Das Lesen bleibt zögernd durch kleine 
Ausfälle in der Gesichtsfeldmitte; gelerentlich ist ein Auge stärker schwach- 
sichtig, in Schielstellung abgelenkt, sein Sehnerv? abgeblasst. Jahre lang 
fortgesetzte Beobachtung ist nothwendig. Leider lässt sich dieselbe nicht immer 
durchiühren, da gelegentlich die Mutter selbstständig entscheidet, wann die Be- 
handlung abzubrechen sei. 

Zwei Thatsachen möchte ich noch hervorheben: I. Auch noch später, im 
zweiten Jahrzehnt des Lebens, kann die Netzhautentzündung durch angeborene 
Lues rückfällig hervortreten. 

II. Weit häufiger als die selbstständige ist die mit der sog. diffusen Horn- 
hautentzündung* verbundene Netzhautentzündung aus angeborener Lues, 

Fortgesetzte Beobachtung von nahezu 1000 Fällen jener Hornhauterkrankung 
hat mir die folgenden Hauptsätze an die Hand gegeben: 


! Die anderen Formen, Gummi-Bildung in den vorderen wie hinteren Theilen des 
Auges, Sehnervenleiden, Muskelstörungen sind selten. 

? Die dureh Bacillen- Einwanderung bedinzten Netzhautentzündungen kónnen 
einseitig bleiben. Hierher müssen wir verinuthungsweise die specilischen rechnen. 
Die angeborene Seuche bat einen rascheren und schlimmeren Verlauf, als die erworbene. 
Das zeigt sich auch an der Netzhaut. — Die durch chemische Veränderungen 
der ganzen Säfternasse bedingten Netzhautentzündungen sind von vornherein ausnahmslos 
doppelseitig, so die albuminurisehen und die diabetischen. NW 

® Die angeborene Lues kann auch vorwaltend den Sehnerven_ betieiligen. 
Beispiel C. Bl. f. A. 1856, S. 102. 

* Vyl. D. Med. Wochenschrift 1888, Nr. 25 und 26. 


238 


1. Verhältnissmässig häufig war Netzhautentzündung schon vorauf- 
gegangen, wenn die Kinder mit der Hornhautentzündung gebracht werden. 
Dies lehrt sorgfältige Spiegeluntersuchung der einseitigen, bez. der erst be- 
ginnenden Hornhautentzündung. Gelegentlich habe ich im ersten Lebensjahre 
die Netzhaut-, im siebenten die Hornhautentzündung unmittebar beobachtet. 

2. Nach Ablauf der Hornhautentzündung durch angeborene Lues congenita 
sind ganz regelmässig! Veränderungen von Netz-Aderhautentzündung im 
Augengrunde nachweisbar, mit Ausnahme einiger seltenen Fälle, wo sozusagen 
vom ersten Tage der Erkrankung an eine recht gründliche Quecksilberbehand- 
lung eingeleitet und durchgeführt worden ist. 


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a Kr Se Ma 
M To di ii 





3. Die Formen dieser Augengrundsveránderungen sind sehr mannigfaltig 
und bereits von mir beschrieben.  (Eulenburg's Realencyclopádie II. Aut., 
Ophthalmoskopie). 

a) Nicht so selten, als man nach den Lehrbüchern und Wochenschriften 
annehmen sollte, sind über die Peripherie des Augengrundes zerstreut jene 


! Es ist ganz unrichtig, von 10 oder 20 °,, der Fälle zu sprechen. Man muss 
eben die Fälle länger verfolgen und die Mühe einer genauen Untersuchung sich nicht 
verdriessen lassen. 


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— 139 — 


hellen, rosafarbenen, später weisslichen Flecke, die wir von der Netz- 
hautentzündung durch erworbene Lues genügend kennen. 

Fig. 1 stellt das umgekehrte Hintergrundbild des rechten Auges von 
einem sechsjährigen Mädchen dar, welches am 9. Mai 1893 wegen einer seit 
2 Monaten bestehenden diffusen Entzündung der linken Hornhaut zur Auf- 
nahme gelangte Beiderseits rosafarbene, helle Herde in der Peripherie des 
Augengrundes, besonders nach uünten. (Bald gebessert, 11. September 1893 
auch die rechte Hornhaut befallen, 13. September 1894 Riickfall auf beiden 
Hornhäuten, nach 8 Wochen im wesentlichen geheilt entlassen). 

b) Häufiger beobachtet man scheckige oder dunkelschwarze Flecke in der 
Netzhaut, welche das Sehen meistens nicht so erheblich beeinträchtigen, wenn 
sie in der Peripherie oder doch wenigstens nicht gerade in der Mitte liegen. 

Diese schwarzen Flecke können ausnalımsweise in der Peripherie so dicht 
Sich zusammendránzen, dass eine gleichfórmige Schwarzfürbung eintritt — 
wie in dem normalen Auge des Allivators.! 

c) In anderen Fällen ist die Peripherie von hellen (atrophischen) Flecken 
gepflastert. Der Pigmentgehalt der Herde ist nicht entscheidend. 

d) Nicht selten ist das Bild der sug. areolären Netzaderhautentzündung, 
d. h. rundliche, helle, mit Pigmentsüumen und -Inseln versehene Herde sind über 
den Augengrund zerstreut. Sie fliessen auch zusammen und bilden Züge und 
Windungen. (Sog. serpigenöse Form.) Gelegentlich nehmen einige oder alle 
Herde das Aussehen einer Schiessscheibe an, indem concentrische helle und 
dunkle Ringe mit einander abwechseln. 

In vielen Fällen sind die Herde mannigfaltig und aus den erwähnten 
Typen gemischt. 

4. Eine wichtige, bisher meist übersehene Thatsache ist die, dass nicht 
allzuselten, selbst Jahre lang nach Ausheilung der Hornhautentzündung, eine 
Fortentwickelung jener Pigmentveränderungen im Augengrunde stattfinden kann,” 
welche besonders verhingnissvoll fir die Sehkraft wird, wenn sie die Netzhaut- 
mitte befällt. Quecksilber- und Jodkalibehandlung haben dann leider nur ge- 
ringen Einfluss. 

Durch einige Beispiele möchte ich nun das Auseinandergesetzte erläutern. 

(Fortsetzung folgt.) 


2) Ueber Retinitis albuminurica gravidarum. Vortrag, gehalten am 16. Jan. 
in der Berlin. med. Gesellsch. von Dr. P. Silex, Privatdocent. (Berl. klin. 
Wochenschr. 1895. Nr. 18.) 

Während man über die Anatomie der Retin. album. schlechtweg in den 
Lehrbüchern sehr gute Auskunft findet und das dort Gefundene sich im All- 
gemeinen auf die Retinitis gravidarum übertragen lässt, ist das klinische Bild 
der letzteren weniger deutlich verzeichnet und noch weniger die Prognose, und 
gar nichts findet sich über die Therapie im einzelnen Falle. Verf. hat deshalb 
seit den letzten 7 Jahren die in der Universitäts-Augenklinik mit Ret. alb. 


1 Vgl. meine Mittheilung zur vergleichenden Ophthalmoskopie, Archiv f. Phy- 
siologie 1882. 

* Man darf wohl annehnien, dass dies nicht eine neue (rückfällige) Einwanderung 
des Erregers der Lues in Ader-Netzhautgefässe bedeutet, sondern eine Fortwirkung von 
Verengerung bez. Verödung einzelner Blutgefässe. (Dieselbe Annahme gilt wohl auch 
für viele Fälle von recht späten Rückfällen derjenigen Regenbogenhautentzündung, deren 
erster Anfall von erworbener Lues abhing.) 


eet 340 + 


erav. sich vorstellenden und die durch das Entgegenkommen der Universitäts- 
Frauenklinik ihm zu Gesicht gekommenen Frauen Jahre hindurch beobachtet, 
um aus dem Verlaufe therapeutische Schlüsse ziehen zu können. Das uphthal- 
moscopische und pathologisch-anatomische Bild unterscheidet sich kaum von dem 
wohl bekannten der Retin. album. überhaupt; vielleicht werden bei der Ket. 
gravid. häufig die Hämorrnagien zahlreicher angetroffen. Das klinische Bild ıst 
jedoch ein differentes und wird vom Verf. auf Grund eigener und in der Literatur 
niedergelegten Beobachtungen fulgendermassen beschrieben: die Sehstörung komuit 
langsam im Verlaufe von Wochen und Monaten, meist bei Erstgebärenden und 
in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft zur Entwickelung, wie ja auclı das 
Auftreten von Albumen gewöhnlich in diese Zeit fällt. Gesichtsfeld wird nicht 
eingeengt, Farbeusinn nicht gestört; bisweilen, namentlich bei Eklampsie, schwindet 
jegliche Lichtempfindung mit verschiedenem Verhalten der Pupillen bei Licht- 
einfall, um sich dann, sei es, dass die Schwangerschaft unterbrochen wurde, sei 
es, dass dies auch unterblieb, allmählich wieder zu heben. Die hier gelegent- 
lich zu constatirende Amaurose hängt nicht von der Netzhauterkrankung ab, 
denn letztere persistirt, wenn die Erblindung längst geschwunden, sondern sie 
ist auf Uramie zu beziehen, vorausgesetzt, dass Eiweiss sich im Urin nach- 
weisen lässt; nur bei Complicationen, z. B. Netzhautablósung bei Hetinitis, kann 
S auch ohne Eklampsie = 0 werden. In späteren Schwangerschaften zeigen 
sich leicht Recidive; Störungen des Allgemeinbefindens können fehlen, während 
Oedeme fast immer nachweisbar sind. Der verminderte dunkelbraunrothe Urin 
zeigt starken Eiweissgehalt, hyaline, selten granulirte Cylinder und mit Fett 
erfülte Epithelien. Ueber die Entstehung der Retinitis gehen die Ansichten 
sehr auseinander, am häufigsten liegt die sog. Schwangerschaftsniere vor. Die 


Háufivkeit der letzteren steht nicht fest — die Autoren schwanken zwischen 
-1 und 20 "j, — und noch viel weniger die der Retin. gravid. album. Für 


Morbus Brightii giebt Frerichs 13 °/, Retin. an; hier ist die Zahl natür- 
lieh viel geringer. Nach des Verf. Berechnung vielleicht 1 Ketin. album: 
3000 Schwangeren. In den Entbindungsanstalten stellt sieh durch Häufung 
der schweren Fälle natürlich eine andere Zahl heraus. Der Verlauf der 
Schwangerschaftsniere ist ein subacuter beim Einsetzen der Krankheit in der 
zweiten Hälfte der Gravidität und ein acuter beim Eintritt gegen das Ende; die 
Symptome gehen im Wochenbett im ersteren Falle allmählich, im letzteren schnell 
zurück. Auch an eine acute Nephritis, die zufällig in der Schwangerschaft auf- 
tretend Retinitis erzeugt, ist zu denken; treten die Symptume der Nephritis und 
davon abhängig die der Retinitis sehr frühzeitig auf, so ist zu beobachten, vb 
nicht eine chronische, durch die Gravidität ungünstig beeinflusste Nephritis vor- 
liegt. Für das auch schon beobachtete Uebergehen des Sehwangerschattsnieren- 
Jeidens in eine acute, und diese wiederum in eine chronische Nephritis, führt 
Verf. einen. Beweisfall (mit Sectionsbefund) an. Durch diese drei Formen der 
Nephritis kann eine LHetinitis in. der Graviditát entstehen; je nach dem Grund- 
leiden wird sich die Prognose gestalten bei der Schrumpfniere sehr schlecht, 
besser bei der acuten Nephritis und am besten bei der auf Schwangerschafts- 
niere beruhenden Ketinitis. Das Sehvermógen kann bei letzterer zur Norm 
zurückkehnren. Verf.’s eigene Erfahrungen vehen dahin, dass auf eine Restitutio 
ad integrum nur zu rechnen ist, wenn nach Constatirung der Selistérung und 
der Retinitis baldigst die Graviditat, sei es spontan, sei es kūnstlich, unter- 
brochen wird (3 Fälle). In zwei anderen Fallen kam es bei exspectativem Ver- 
halten während 4 Wochen, d. h. bis zur Beendigung der normalen Schwanger- 
schaftszeit auch zu einer S von ca. Zi Die Gesammtzahl der beobachteten 


— 241 — 


Fälle beträgt 35; doch sind mehrere bald der Beobachtung entschwunden, so- 
dass, abgesehen von den schon erwähnten, noch 16 Fälle bleiben, bei denen 
trotz Schädigung des Sehvermögens theils das Ende der Schwangerschaft ab- 
gewartet, theils erst in den allerletzten Wochen eine Unterbrechung stattfand, 
und nachher noch jahrelange Beobachtung: stattfand. Von ne hatten les 
ih6S=!;, 2= T 2= 1, 1=', 1= 1 2215, 2-— lig und 
5 = "ioo (waren also in praktischer Beziehung blind); zu den letzteren ge- 
hörte eine 11 para, die 10 Geburten glücklich überstanden; die Sehstörungen 
stellten sich im 8. Monat ein und die kurze Zeit von 5 Wochen hatte genügt, 
solch hochgradige Veränderungen herbeizuführen. Besonders die bei Albuminurie 
Schwangerer auftretenden Glaskörperblutungen hält Verf. auf Grund zweier 
traurigen Erfahrungen für sehr gefährlich und für eine dringende Indication zur 
Einleitung der Frühgeburt. Die Herabsetzung der S wird weniger bedingt durch 
die anfänglich sichtbar gewesenen Netzhautveränderungen, als durch die sich 
später einstellenden Complicationen, Atrophie des Sehnerven, der Netzhaut, Ader- 
haut und Netzhautablósung. Nur zweimal unter den 21 Fällen gingen die 
Netzhautveränderungen ganz zurück; selbst in den guten Fällen fanden sich bei 
sorgfältiger Untersuchung im aufrechten Bilde feine, krystallinisch aussehende 
weisse Punkte und Pigmentdegenerationen in der Macula. In den schlecht aus- 
gehenden findet sich Verfärbung der Papille und Gefässverengerung, Verlust des 
Pigmentepithels, Chorioidalatrophien. Die bisher ca. 121mal beschriebene Netz- 
hautablósung zeichnet sich durch relativ guten Verlauf aus; der einzige vom 
Verf. beobachtete Fall endete schliesslich mit dem Bilde einer Opticusatrophie 
und Chorioretinitis mit S — !/,; derselbe war noch dadurch merkwürdig, dass 
Pat. bei Zunahme des Körpergewichts und vorzüglichem subjectiven Befinden 
noch 2 Jahre lang stets grössere Mengen Eiweiss im Urin hatte, und erst dann 
ganz frei wurde und blieb (1!/, Jahre lang), bis sie sich der Beobachtung ent- 
zog. Bei Beurtheilung der Sehschärfe ist in Erwägung zu ziehen, dass der 
Angenarzt nur die schweren Fälle sieht, manche leichte Fälle dagegen über- 
haupt nicht zur Beobachtung gelangen. Die überhaupt vorsichtir zu stellende 
Prognose wird verschlechtert, went grössere Blutverluste bei der Geburt ein- 
treten und die Retinitis in mehreren auf einander folgenden Schwangerschaften 
sich zeigt. Welche therapeutischen Massnahmen empfehlen sich nun auf Grund 
dieser Beobachtungen? Bei chronischer Nephritis ist nach Ansicht fast aller 
Autoren die Unterbrechung der Schwangerschaft indicirt; bei der acuten Nephritis 
und bei der Schwangerschaftsniere sind dagegen die Ansichten der Geburtshelfer 
getheilt. Vom ophthalmologischen Standpunkte aus ist bei Auftreten einer 
Retinitis die Schwangerschaftsunterbrechung auch bei nur mässiger Herabsetzung 
der Sehschärfe am Platze Den 11 relativ günstigen Fallen Verf.s stehen 
10 ungünstige gegenüber; vielfach handelt es sich um mit Kindern reich ge- 
segnete Frauen der niederen Stände, für die eine auch nicht zu sehr grosse 
Herabsetzung des Sehens oft schwerwiegende Fulgen hat, so dass auch aus 
socialen Gründen die Unterbrechung sich empfiehlt. Hinsichtlich der Prognose 
bemerkt Verf. für denjenigen, der trotz alledem exspectativ verfahren will, dass 
die Fälle, welche trotz Retinitis an den Gefüssen keine ophthalmoskopischen Ver- 
änderungen zeigen, die relativ günstigsten sind, diejenigen aber, welche Reflex- 
streifen an den Gefässen zeigen, schlechte Sehschärfe ergeben. Die Thatsache, 
dass nur die Fälle auf volle Sehschärfe kamen, bei denen bald die Schwanger- 
schaft unterbrochen wurde, diejenigen aber die schlechtere, bei denen am lüngsten 
gewartet worden war, spricht entschieden für die Unterbrechung. Endlich ist 
es nuch sehr wichtig, weitere Schwangerschaften zu verhüten, weil erfahrungs- 
16 


=~ 242 — 


gemass Retinitis und Nephritis dann wiederkehren, und zwar mit schlechterer 
Prognose. Nach Unterbrechung der Schwangerschaft greift selbstverständlich 
die gewöhnliche Diät und Therapie der Nephritis Platz. Neuburger. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. XL. 
1) Ueber eine Farbenreaction der belichteten und unbelichteten Netz- 
. haut, von Prof. Birnbacher in Graz. 

. Verf. benutzte für seine Versuche vorzugsweise einen Fisch, Perca fluvia- 
tilis, bei welchem die Elemente der äusseren Netzhautschichten von besonderer 
Grösse sind. Wurden bei diesen Thieren, nachdem sie entweder längere Zeit 
im Dunkeln gehalten oder stärkerer Beleuchtung ausgesetzt waren, die Bulbi 
enucleirt, und die Netzhäute in genau gleicher Weise für die Untersuchung 
gehartet und mit verschiedenen Farbstoffen behandelt, so zeigte sich, dass die 
belichteten Netzbäute sich nach der Einwirkung von saueren Farbstofflósunzen 
nur sehr schwach färbten, (bei Eosin schmutzig gelb), während die nicht be- 
lichteten eine lebhafte Färbung annabmen. Die Zapfen -Ellipsoide wurde bei 
Eosin intensiv rosenroth, bei Sáurefuchsin kirschroth u. s. w. Das Biondi- 
Heidenhain'sche Färbegemisch färbte die Zapfen der belichteten Netzhaut 
grün, die der nicht belichteten gelb. 

Vermuthlich besteht ein Zusammenhang mit der von Angelucci gefun- 
denen Thatsache, dass belichtete Netzhäute sauer, unbelichtete alkalisch re- 
agiren. 

2) Untersuchungen zur Physiologie der Pupillenweite, von Prof. Otto 

Schirmer in Greifswald. 

Die Function des Auges wird bei jedem Wechsel der Helligkeit herab- 
gesetzt, und es dauert stets eine gewisse Zeit, bis das Auge sich der neuen 
Beleuchtung adaptirt, d. h. das Maximum der Function wieder erlangt hat. 
Diese Adaptation ist neben der Helligkeit von wesentlicher Bedeutung für die 
Pupillenweite. 

Ist ein Auge z. B. auf 600 mk maximal adaptirt, so erweitert sich die 
Pupille zunächst, wenn die Helligkeit auf 400 mk herabgesetzt wird. Besteht 
maximale Adaption auf 200 mk, und wird die Helligkeit auf 400 mk gesteigert, 
so tritt Verengerung der Pupille ein. Die gleiche Beleuchtung von 400 mk 

ruft also einmal Erweiterung, das andere Mal Verengerung der Pupille hervor. 
Die Art der Reaction wird bedingt durch den jeweiligen Adaptionszustand des 
Auges. 

Ist das Auge auf 200 mk adaptırt, und wird die Helligkeit rasch auf 
800 mk gesteigert, so erfolgt starke Verengerung der Pupille Wird nun die 
Helligkeit von 800 mk beibehalten, so erweitert sich die Pupille langsam und 
ist nach ca. 4 Minuten ebenso weit wie früher. Die Helligkeit ist gleich ge- 
blieben, und die Erweiterung der Pupille kann nur Folge der Veränderung des 
Adaptionszustandes (von 200 auf 800 mk) sein. Bei umgekehrter Anordnung 
des Versuchs tritt zunächst Erweiterung und dann Verengerung bis auf die 
frühere Grösse ein. 

Bei maximaler Adaption bleibt die Pupillenweite gleich bei Helligkeiten 


oÅ an 


— 243 — 


zwischen 100 und 1100 mk. Diese Weite würde als physiologische zu be- 
zeichnen sein. Bei Helligkeiten unter 100 und über 1100 mk ist die Pupille 
dauernd weiter bezw. enger. 

Die Adaptation wird gemeinschaftlich durch Vorgánge in der Netzhaut und 
durch das Pupillarspiel bewirkt. Letzteres besorgt rasch die vorläufige grobe 
Einstellung, und die Netzhautadaption folgt langsam nach. Beide Processe er- 
gänzen sich. Ist die Netzhautadaption vollendet, so nimmt die Pupille ihre 
frühere Grösse wieder an. Dies geschieht beim Uebergang vom Hellen zum 
Dunkeln in 15 —20, umgekehrt in 2—4 Minuten. 

Die Versuche wurden bei Tageslicht unter Benutzung eines Weber'schen 
Photometers angestellt. Wichtig ist, dass das Pupillometer keinen Schatten auf 
die Pupille wirft, und dass beim Ablesen keine starke Beleuchtung erforderlich 
ist. Um diese Fehlerquellen zu vermeiden, construirte Sch. mit Hilfe eines 
Prismas einen besonderen Apparat. Accommodation und Convergenz sind selbst- 
verstándlich auszuschliessen. 


3) Ophthalmotonometrisohe Studie, von Dr. F. Ostwalt in Paris. (Aus 
dem Laboratorium des Prof. Ch. Richet.) 

Die früheren Versuche, den intraocularen Druck mit Instrumenten zu messen, 
führten zu keinem brauchbaren Resultate, weil die Tiefe des in der Sclera be- 
wirkten Eindrucks zugleich von der Elasticitàt der Sclera beeinflusst wird. Die 
von Maklakoff und Fick angegebenen Instrumente bedeuten einen wesent- 
lichen Fortschritt. Beide beruhen auf dem Principe, dass eine Abplattung der 
gewólbten Bulbusoberfülàche hervorgerufen wird. Bei dem Maklakoff'schen 
Instrumente wird die untere Platte mit einem Farbstoff dünn bestrichen und bei 
gleich bleibendem Gewichte auf die Hornhaut aufgesetzt. Der bewirkten Ab- 
plattung entsprechend, haftet der Farbstoff an der Bulbusobertläche, und wenn 
nun auf mit Alkohol angefeuchtetem Papier ein Abdruck der Platte gemacht 
wird, so lässt sich der Abplattungskreis direct messen. Der Durchmesser des- 
selben steht natürlich im umgekehrten Verhältnisse zur Höhe des intraocularen 
Druckes. Ist r = Radius des Kreises und das Gewicht des Instruments 10 g, 
so berechnet Verf. die dem intraocularen Drucke entsprechende Höhe einer Queck- 
WTR (Vgl. Original.) 

13,6 . r?z' an 

Fick bestimmt, welches Gewicht erforderlich ist, um einen Hornhautbezirk 
von bestimmter Grösse vollständig abzuplatten. Das gefundene Gewicht ist dem 
intraocularen Drucke direct proportional. 

Verf. stellte mit beiden Instrumenten zahlreiche Versuche direct an, dass 
er frische Thieraugen durch den durchbohrten Opticus entleerte und mit phy- 
siologischer Kochsalzlösung füllte, welche mittelst eines Glasrohrs mit einer 
dieselbe Lösung enthaltenden Flasche communicirte. Die Flasche stand mit 
einer Druckpumpe und einem Hg-Manometer in Verbindung, so dass der Druck 
geändert und direct abgelesen werden konnte. Die mit dem Tonomeier be- 
stimmten Werthe und die wirklich vorhandenen Druckhöhen wurden verglichen. 
Das Maklakoff’sche Instrument gab regelmässig zu geringe Werthe, d. h. der 
entfärbte Kreis war zu gross. Verf. erklärt diese Erscheinung durch Annahme 
eines capillaren Spalts zwischen unterer Platte und Hornhaut. Die auf dem 
Augapfel befindliche Flüssigkeit dringt in den Spalt ein und spült etwas von 
dem Farbstoff ab. Wurde der Durchmesser des Entfároungskreises constant um 
1,5 mm verkleinert in Rechnung gestellt, so war die Uebereinstimmung mit den 
wirklichen Druckhóhen ziemlich genau. Der M.’sche Apparat ist demnach kein 

16* 





silbersäule nach der Formel: p-(Druck) = 


— 244 — 


absolutes Messinstrument, liefert aber genügend constante relative Angaben 
und ist daher zur Bestimmung von Spannungsdifferenzen sehr brauchbar. 

Fick’s Tonometer gab regelmässig etwas zu hohe Werthe, indessen wurden 
die Messfehler bei zunehmender Uebung des Beobachters veringer. Im Ganzen 
war das Resultat der Versuche sehr befriedigend. Für absolute Messungen ist 
der Apparat bei weitem brauchbarer und wird bei verbesserter Construction 
nech brauchbarer werden. 

4) Ueber Sehleistung bei Myopie, von Dr. Herm. Triepel in Leipzig. 

Verf. bezeichnet als Sehleistung die Leistungsfáhigkeit des unbewaffneten 
Auges, und in engerem Sinne die Fähigkeit, Gegenstände zu erkennen, welche 
in Zerstreungskreisen gesehen werden. 

Er untersuchte bei den Schülern der Thomasschule im Ganzen 1148 Augen, 
von denen aber nur 388 myopische und astigmatische verwerthet, die übrigen, 
weil E, H oder Amblyopie bestand, ausgeschlossen wurden. 

Die gefundenen Gróssen der Sehleistung bei verschiedenen Myopiegraden 
bestätigten die naheliegende Annahme, dass die Sehleistung bei wachsender 
Myopie abnimmt. Wird von den in nur geringer Zahl beobachteten höheren 
Graden der Myopie abgesehen, und die Sehleistung bei geringeren Myopiegraden 
vorzugsweise ins Auge gefasst, so zeigt sich, dass die Sehleistung bei verschie- 
denen Individuen mit derselben M innerhalb weiter Grenzen schwankt. Diese 
Schwankungen können bedingt sein durch die Art der Myopie (Axen-Krümmungs-) 
— durch den Abstand des fixirten Objects, welches mit wachsender Entfernung 
in um so grösseren Zerstreuungskreisen gesehen wird — durch die Weite der 
Pupille. Die Sehleistung konnte in einem Falle durch Vorhalten einer Kerze 
von 9/,, auf Dia gesteigert werden. Ferner ist die Sehschárfe von Bedeutung, 
soweit sie von der Durchsichtigkeit der Medien, der Netzhautfunction und der 
Function der nervósen Leitungsbahn zum Gehirn abhängige ist. Endlich ist die 
psychische Leistung von Einfluss, welche zum Unterscheiden der Zerstreuungs- 
kreise erforderlich ist. Auch die Uebung spielt eine Rolle. Myopische Augen, 
welche wegen E oder H des Partners wenig für die Ferne gebraucht wurden, 
zeigten eine ungewöhnlich geringe Sehleistung. 

Was das Lebensalter anlangt, so war bei den untersuchten Myopen von 
9—20 Jahren im Allgemeinen die Sehleistung bei àlteren Schülern grösser als 
bei jüngeren. Der Grund ist in der erhöhten psychischen Leistung und viel- 
leicht der engeren Pupille der älteren Individuen zu suchen. 

Das Tragen einer Brille für die Ferne setzt die Sehleistung herab, weil 
das an deutliches Sehen gewöhnte Auge die Fähigkeit, Zerstreuungskreise zu 
verarbeiten, verliert. Dagegen scheint der Gebrauch von Gläsern für die Nähe 
förderlich auf die Sehleistung zu wirken — dauernd verengte Pupille in Folre 
von Accommodationsaufwand? 

Astigmatismus verschlechtert die Sehleistung. Dieselbe ist aber höher, als 
wenn alle Meridiane der Hornhaut den Brechwerth des am stärksten brechenden 
Meridians hätten. 

Die inneren Bedingungen für die Sehleistung: 

Grösse und Abstand der Zerstreuungskreise, 

Sebschärfe, 

psychische Leistung 
„stehen nicht als gleichwerthige Grössen neben einander, vielmehr ist Grösse 
und Abstand solcher Zerstreuungskreise, die gerade noch verschiedene Eindrücke 
hervorzubringen vermögen, oder besser das Verhältniss beider zu einander von 


— 245 — 


Sehschärfe und psychischer Leistung abhängig.“ Die Zahl, welche dieses Ver- 
hältnis3s ausdrückt, würde die wahre Leistung beim Sehen in Zerstreuungs- 
kreisen kennzeichnen und einen Schluss auf Sehschärfe und psychische Leistung 
zu ziehen gestatten. 

Um nach einander Zerstreuungskreise von verschiedener Grösse auf der 
Retina desselben myopischen Auges zu erzeugen, und den Abstand zu bestimmen, 
der für ihre gesonderte Wahrnehmuug erforderlich ist, verfuhr Verf. so, dass 
er myopischen Augen wit °/, Sehschärfe unter Vermeidung einer vollkommenen 
Correction nach und nach verschiedene Concavgläser vorsetzte, deren Brechwerth 
um je 0,25 D differirte. Diejenigen Gläser wurden notirt, mit denen einzelne 
Zeilen einer in 5 m aufgestellten Snellen-Tafel gerade gelesen wurden. 

Die Berechnungen, welche hier nicht wiedergegeben werden können, er- 
geben, dass Zerstreuungskreise noch getrennt wahrgenommen werden können, 
wenn sie sich z. Th. decken. Werden sie kleiner, und der Abstand grösser, 
so treten schliesslich dieselben Verhältnisse ein wie bei Punkten, welche, um 
gesondert erkannt zu werden, einen gewissen Abstand von einander haben müssen. 

Bei demselben myopischen Auge steht der Halbmesser der Zerstreuungs- 
kreise in keinem constanten Verhältnisse zu dem Abstande des Centrums der 
Kreise von der optischen Axe. Anfangs nimmt der letztere Werth rascher ab, 
als der Durchmesser der Zerstreuungskreise, später findet das Umgekehrte statt, 
der Abstand nimmt langsamer ab, als der Durchmesser der Zerstreuungskreise. 
Die Ursache dieser Erscheinung ist in der herabgesetzten Sehschärfe der ausser- 
halb der Macul. lut. gelegenen Netzhautpartien zu suchen. 

Die Verschiedenheit der Sehleistung bei Individuen mit gleicher Myopie 
gestattet den Schluss, dass Zerstreuungskreise von gleichem Durchmesser bei 
verschiedenem Abstande von der optischen Axe getrennt wahrgenommen werden. 
Bei kleinen Zerstreuungskreisen kommt die geringere Sehschárfe der Netzhaut- 
peripherie kaum, sondern nur die centrale Sehschárfe in Betracht. Sind daher 
bei verschiedenen Individuen die centrale Sehschárfe und die Durchmesser kleiner 
Zerstreuungskreise gleich, so giebt der Abstand des Mittelpunkts der Zer- 
sireuungskreise von der optischen Axe ein Maass der psychischen Leistung. 
Dieselbe ist dem Abstande umgekehrt proportional. 


5) Das Sehen in Zerstreuungskreisen, von Ur. Maximilian Salzmann, 
Augenarzt in Wien. II. Theil. 
(Im Original nachzulesen, da es zu einem kurzen Referat sich nicht eignet.) 


6) Ueber einen Fall von symmetrischen Lymphomen in der Orbita, 
von Dr. Boerma, Augenarzt in Hagen i. W. (Aus der Univ.-Augenklinik 
in Leipzig.) 

63jähr. Frau. Seit 1!/, Jahren Drüsentumoren in der Inguinal-, Cubital- 
Nuchal und Cervicalgegend. Seit 2 Jahren wachsende Tumoren der Lider be- 
merkt. Bei der Aufnalıme sind beiderseits obere und untere Lider stark ver- 
dickt, rechts hängt das obere Lid starr herunter, so dass kaum eine Lidspalte 
vorhanden ist. Die Schwellung ist durch derb elastische Geschwülste bedingt, 
welche sich z. Th. so weit in die Orbita hinein erstrecken, dass das Ende nicht 
abgetastet werden kann. Links oben finden sich 2 getrennte Tumoren. Die 
äussere Haut ist verschiebbar, die Conjunctiva liegt fest an und erscheint grau- 
gelb, sulzig.  Exstirpation von der Conjunctiva aus. Heilung normal Nach 
3 Monaten untere Lider frei, oben beiderseits kleine Tumoren, von denen aber 


— 246 — 


nur auf Wunsch ein rechtsseitiger entfernt wurde, links lag keine Indication 
für eine Operation vor. 

Blut normal, keine Leukämie, — demnach Pseudoleukämie, — Allgemein- 
befinden gut. 

Die mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass es sich um Lymphome han- 
delt Von der Kapsel gehen Bindegewebszüge aus, welche sich mehr und mehr 
vertheilen und schliesslich in ein feinmaschiges Netzwerk übergehen, in dem 
Rundzellen mit grossen Kernen eingelagert sind. In den Bindegewebszügen sind 
Gefässe sichtbar, im lymphatischen Gewebe Capillaren. Die im Innern der 
Tumoren gelegenen Septa und z. Th. die Adventitia der Gefässe zeigen deutlich 
hyaline Degeneration.  Eosinophile Zellen, Riesenzellen und Bacterien fehlen. 

Bei der zweiten Operation handelte es sich wahrscheinlich nicht um ein 
Recidiv, sondern um die Exstirpation zurückgelassener Stücke der Geschwülste. 
Eine ausreichende Erklärung der Entstehung dieser Neubildungen ist bisher 
nicht gegeben worden. 


7) Anatomischer Befund von zwei sympathisirenden Augen, darunter 
eins mit Cysticercus intraocularis, von F. Pincus, approb. Arzt aus 
Posen. (Aus der Univ.-Augenklinik mit Jena.) 

I. 42jahr. Mann. Rechtes Auge stets gesund. Linkes Auge vor 14 Jahren 
plötzlich amblyopisch, seit 13 Jahren erblindet und häufiger heftig entzündet, 
nie ganz reizlos. Am 27. Sept. 1892 Aufnahme. Luxatio lentis, Cataracta, 
Iridodialysis. 28.Sept. Extractio cataractae. Nach 19 Tagen reiste Pat. trotz 
Abrathens mit noch entzündetem Auge ab und kehrte erst am 21. Nov. zurück. 
Linkes Auge Lidschwellung, Bulbus verkleinert, stark injicirt, druckempfindlich, 
Narbe eingezogen, V. K. mit gelben Exsudatmassen ausgefüllt. Rechtes Auge 
S = 9/,  lridochorioiditis plastic.-serosa. Enucl. bushi sin. Hechles Auge nach 
2—3 Monaten vollständig geheilt. (?) 

Die anatomische Untersuchung des linken Navel ergiebt einen im oberen 
Abschnitte befindlichen subretinalen Cysticercus. Die Blase ist von z. Th. in 
Bindegewebe verwandeltem Granulationsgewebe umgeben, in dessen inneren 
Schichten viele Riesenzellen und Eiterkörperchen sichtbar sind. Das Innere des 
Bulbus ist völlig degenerirt, Schwarten mit Knochenstückchen, Ablösung des 
Ciliarkörpers u.s.w. Die Operationswunde ist unvollkommen vernarbt; zwischen 
den nach innen eingebogenen Wundrändern lagert ein eitrig infiltrirtes Gewebe 
mit weiten, von Endotliel ausgekleideten Spalträumen. Die Epithelzellen er- 
strecken sich weit in die Wunde hinein und zeigen Degeneratianserscheinungen, 
sie sind vergrössert, die Kerne aufgequollen und schlecht färbbar. Die Unter- 
suchung auf Mikroorganismen ergiebt wenig Kokken, dagegen kurze Stäbchen, 
welche entweder in dichten Haufen zusammenliegen oder in längeren Zügen 
die Gewebslücken durchsetzen. Dieselben finden sich besonders in der Narbe, 
von wo sie sich iu das Bulbusinnere verfolgen lassen, in der Sehnervenscheide 
und auf der Sclera, sowie in den oberflächlichen Schichten derselben. 

In diesem Falle blieb also, trotz lang dauernder Reizung der Ciliarnerven, 
die sympathische Ophthalmie aus und entstand erst, nachdem in Folge eines 
operativen Eingriffs durch Einwanderung von Mikroorganismen eine infectiöse 
Iridocyclitis des Auges hervorgerufen war. 

II. 65jähr. Mann. Vor einem Jahre Contusio bulbi sin. Luxat. lentis. 
Extraction derselben mit der Schlinge, Glaskórperprolaps, unvollkommener Wund- 
verschluss, Irisvorfall, schleichende Iridocyclitis. Nach 4 Wochen sympathische 
Ophthalmie des rechten Auges. Sofort Enucleat. bulbi sin, doch wurde der 


so a ue 


deletäre Verlauf der Entzündung des rechten Auges nicht aufgehalten. Die 
Untersuchung des linken Auges ergab, dass eine eitrige Infiltration sich von 
der Operationsnarbe aus in den vorderen und hinteren Abschnitt des Bulbus 
verfolgen liess. In diesem Falle fanden sich vorzugsweise Kokken.  Dieselben 
durchsetzten die Narbe und deren Umgebung besonders dicht, fehlten jedoch 
im Bulbusinnern. In grosser Zahl konnten sie im Zwischenscheidenraum des 
Sehnerven, ‘besonders im blinden Ende, sowie ebenfalls auf der Sclera und in 
den oberflächlichen Schichten derselben nachgewiesen werden. | 

Verf. deutet diese Befunde als Bestátigung der Leber-Deutschmann- 
schen Theorie. 


8) Schwund markbhaltiger Nervenfasern in der Retina in Folge von 
genuiner Sehnervenatrophie bei Tabes dorsalis, von Prof. Dr. A. 
Wagenmann in Jena. 

Ein nach verschiedenen Seiten hin bemerkenswerther Fall. Doppelseitige 
Sehnervenatrophie, welche bei beginnender Tabes auftrat und innerhalb 2 Jahren 
bei fortschreitendem Grundleiden zur Amaurose führte. Im Verlaufe der Atrophie 
verschwand im linken Auge ein sich aussen-unten an die Papille anschliessender 
Sector markhaltiger Nervenfasern vollständig, und zwar waren die Markscheiden 
schon zu einer Zeit ganz unsichtbar, als in dem betr. Bezirke der Netzhaut das 
Sehvermögen zwar herabgesetzt, aber nicht aufgehoben war. Die Axencylinder 
müssen also noch längere Zeit leitungsfähig geblieben sein. Vermuthlich haben 
diese Verhältnisse auch für den Opticusstamm Geltung. 

Der Schwund der Markscheiden vor vollständiger Aufhebung der 
Function beweist, dass die Erkrankung der Fasern sich frühzeitig bis ins Auge 
erstreckte, und dass die Atrophie in der Netzhaut nicht als Folge einer Lei- 
tungsunterbrechung im Bereiche des Opticusstammes anzusehen ist. 

Aus der Krankengeschichte ist noch hervorzuheben, dass beiderseits, und 
zwar links schon bei S — */,—!/, und freiem G. F. vollkemmene Roth- Grün- 
blindheit bestand. Der Opticus muss frühzeitig in seinem ganzen Querschnitt 
- erkrankt gewesen sein. Ein besonders rechts ausgeprägtes centrales Scotom für 
blau und gelb deutet darauf hin, dass zu dieser Zeit der krankhafte Process 
in den papillo-macularen Sehnervenbündeln weiter fortgeschritten war, als im 
übrigen Opticus. 

8) Ueber recidivirende intraoculare Blutungen, bedingt durch einen 
Tumor, von Dr. E. v. Hippel, Privatdocenten und erstem Assistenten an 
der Univ.-Augenklinik zu Heidelberg. 

Eingehende anatomische Beschreibung von 2 Augäpfeln, welche hier nur 
kurz wiedergegeben werden kann. Im zweiten Falle handelte es sich um ein 
in vivo beobachtetes Melanosarcom der Iris, welches anfangs kaum wuchs und, 
nachdem wiederholt Blutungen aufgetreten waren, erst nach 9 Jahren zur Enu- 
cleation führte. Das Auge war erblindet und schmerzhaft, die Sclera aber richt 
von der Geschwulst durchbrochen. Die Untersuchung des Augapfels ergab, dass 
der Tumor den ganzen Innenraum anfüllte. Die Geschwulst war durchsetzt und 
umgeben von enormer Blutung, innerhalb deren es zu Fibrinausscheidung ge- 
kommen war. An Stelle von Corp. cil. und Iris fand sich ein von dunkel pig- 
mentirten runden Zellen durchsetztes Bindegewebe. Die Chorioidea war verdickt 
und zeigte entzündliche Veränderungen, in der Nähe des Sehnerven eine Knochen- 
schale. Zwischen Cornealepithel und Membr. Bowman, sowie zwischen Cornea 
und Membr. Descem. neugebildetes Bindegewebe. Die Membr. Descem. abgehoben, 


— 948 — 


gefaltet, an der Hinterflàche mit pigmentirtem Bindegewebe bedeckt. Von Linse 
und Retina nichts zu entdecken. 

Im ersteren Falle handelte es sich um äbnliche Verhältnisse, nur dass hier 
der Chorioidealtumor sehr klein (4:2 mm), und der Innenraum des Auges der 
Hauptsache nach mit geschichteten, gelblich bis schwärzlich gefärbten Lamellen 
ausgefüllt war, welche ein Umwandlungsproduct geronnenen Blutes darstellten. 
Eine Krankengeschichte lag zu diesem Präparate nicht vor, doch schliesst Verf. 
aus dem zweiten Falle, dass es sich auch hier um die Folgezustände eines 
Chorioidealsarcoms handelte. 

In den Blutextravasaten hatte sich offenbar aus dem Fibrin eine homogene 
Substanz entwickelt, welche Amyloidreaction gab. 


10) Ueber die Entstehung der sogenannten Ermüdungseinschrän- 
kungen des .Gesichtsfeldes, von Dr. R. Simon in Berlin. 

Der Wilbrand’sche Versuch wurde dahin abgeändert, dass, nachdem die 
Ermüdungstouren bis zu einer gewissen Einschränkung des- Gesichtsfeldes fort- 
gesetzt waren, das Object nach dem Verschwinden an der temporalen Seite 
nicht centralwärts, sondern weiter nach aussen über 90° hinweg und sofort 
zurückgeführt wurde. Das Gesichtsfeld zeigte dann genau dieselben Grenzen 
wie bei Beginn der Untersuchung. 

Um der Netzhaut jede Möglichkeit der Erholung zu nehmen, bestimmte 
Verf. zunächst den Ort des Verschwindens und des Wiedererscheinens des Ob- 
jects und führte dasselbe nach einigen Ermüdungstouren über den Ort des Ver- 
schwindens hinaus, aber nur bis zu der zuerst angegebenen Gesichtsfeldgrenze 
oder nicht ganz so weit und kehrte in gleicher Geschwindigkeit sofort um. 
Das Object wurde dann meistens an einem periphereren Punkte wieder gesehen, 
als es verschwunden war. 

Wurden, um einen stärkeren Reiz auf die Netzlıaut auszuüben, die Objecte 
in zitternder Bewegung durch das Gesichtsfeld geführt, so zeigte sich, dass 
das Gesichtsfeld gar nicht oder fast gar nicht ermüdete, während man nach 
Wilbrand doch annehmen musste, dass der stärkere Reiz auch eine stärkere 
Ermüdung der Netzhaut herbeifihrt. Uebrigens bedarf es der Zitterbewegung 
nicht, auch bei Benutzung eines ruhig geführten Objects von 3cm (statt 1 cm) 
bleibt jede Ermüdungseinschränkung aus, obgleich doch die grössere Fläche 
einen stärkeren Reiz auf die Netzhaut ausübt und daher um so mehr eine Er- 
müdung derselben verursachen müsste. 

Alle diese Versuche sind mit der Wilbrand' schen Ermüdungstheorie uun- 
vereinbar. 

Dürfen wir die Ursache der Ermüdungserscheinungen in der Psyche suchen? 

Ein plótzlieh an der Gesichtsfeldperipherie auftauchender Gegenstand erregt 
uusere Aufmerksamkeit leicht und entschwindet unserem Dewusstsein bei cen- 
tripetaler Führung nicht, weil die Reizstärke entsprechend der höheren Seh- 
schärfe der Netzhautmitte zunimmt. Umgekehrt liegen die Verhältnisse bei 
centrifugaler Führung des Objects. Wir sehen dasselbe im Centrum scharf und 
um so undeutlicher, je mehr das Bild auf periphere Punkte der Netzhaut fällt. 
Die Reizstärke nimmt ab und genügt bald nicht mehr, um eine Wahrnehmung 
hervorzurufen, zumal wenn das Concentrationsverinögen der Psyche herabgesetzt 
ist. Auf diese Weise wird die Thatsache erklirlich, dass ein bei centrifugaler 
Führung unsichtbar gewordenes Object wieder gesehen wird, wenn es unmittelbar 
nachher an einer mehr peripher gelegenen Stelle plötzlich auftaucht. 

Versuche mit dunklen Objecten ergaben, dass bei diesen Erscheinungen 


— 249 — 


die herabgesetzte Sehschärfe der Netzhautperipherie eine grössere Rolle spielt 
als der Lichtsinn. 

Bei geschwächter psychischer Perceptionsfähigkeit wird das Object beim 
ersten Auftauchen, an der normalen Gesichtsfeldgrenze vielleicht noch oben ge- 
sehen, nach der ersten „Ermüdungstour“ zeigt sich aber eine Einschränkung. 
Bei noch geringerer Perceptionsfähigkeit genügt der Reiz des auftauchenden 
Objects nicht, um eine Wahrnehmung hervorzurufen, und wir haben von Anfang 
an eine concentrische Gesichtsfeldbeschränkung. 

Eine an sich ermüdbare Psyche wird durch die mit der Untersuchung ver- 
bundene Einförmigkeit der Empfindungen noch mehr ermüden. Andrerseits kaun 
trotz psychischer Ermüdung dir Gesichtsfeldeinengung ausbleiben, wenn genügend 
starke Reize die Netzhautperipherie treffen, wie es bei zitternder Bewegung des 
Objects und bei sehr grossen Objecten der Fall ist. 

Unter Umständen mag die „Ermüdungseinschränkung“ auf einer Amblyopie 
der Netzhautperiphie beruhen, während in anderen Fällen vielleicht eine be- 
sonders hohe Sehschärfe der Netzhautperipherie eine herabgesetzte psychische 
Perceptionsfähigkeit zu paralysiren vermag. 

Treten die Ermüdungseinschränkungen schon bei Gesunden auf, so kann 
es nicht auffallen, dass sie bei nervösen Erkrankungen, bei denen die Fähigkeit, 
die Aufmerksamkeit anzuspannen, herabgesetzt ist, besenders häufig und hoch- 
gradig beobachtet werden. 

„Ich glaube also, dass die Einschränkung, die bei sofortiger centrifugaler 
Führung des Objects eintritt, sowie die Fälle, bei denen die „Ermüdung“ nach 
der ersten Tour aufhört, bei ferneren Touren also keine weitere Einschränkung 
sich zeigt, auf eine im Verháltniss zu der erregten Empfindung zu geringe 
psychische Perceptionsfähigkeit zurückzuführen sind; dass die bei fortgesetzten 
Ermüdungstouren weiter eintretenden Einschränkungen auf einer Ermüdung der 
Psyche beruhen.“ 

Die geringere Functionstüchtigkeit der Netzhautperipherie begünstigt das 
Zustandekommen der ersten Einschränkung und die schnellere Ermüdung der 
Psyche. Scheer. 


IL Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1895. April. 


1) Zur Frage der Aetiologie des Trachoms und der chronischen 
Bindehautblennorrhoe, von K. Hoor. 

Nach der Ansicht von Hoor werden das Trachom wie die chronische 
Bindehautblennorrhoe durch Infection mit Trippersecret hervorgerufen. In dem 
einen Auge tritt danach eine chronische Blennorrhoe der Bindehaut, oder, rich- 
tiger gesagt, ein papillares Trachom auf, im andern Auge aber ein kórniges 
Trachom. Durch die Beschreibung eines selbst beobachteten Falles sucht Hoor 
diese Ansicht zu stützen. 


2) Ueber einige subjective Gesichtsempfindungen, von W. v. Zehender. 
II. Die Schattenbilder der Netzhautgefässe und der Eintrittsstelle des Seh- 
nerven. 


3) Ueber das Sehen farbiger Flecken, von RK. Hilbert. 

Hilbert berichtet über eine Dame, bei der im Gesichtsfelde des rechten 
Auges ein grell gelb-rother Fleck dicht beim Fixirpunkte auftrat. Obgleich 
sich mehrere chorioiditische rundliche Herde und Glaskórpertrübungen fanden, 


— 250 — 


so kann das Scotom darauf nicht zurückgeführt werden, da keiner in seiner 
Configuration dem Scotom entsprach. 


4) Zur Frage der Wirkung subconjunctivaler Injectionen, von Carl 
Mellinger. 
Polemik gegen Dr. Schulte in Betreff der subconjunctivalen Kochsalz- 
injectionen. 


Mai. 
1) Ueber Gluucom nach Star-Operationen, von H. Pagenstecher. 

Glaucomatöse Processe können direct nach operativen Eingriffen, welche 
zur Entfernung des Linsensystems aus dem Auge vorgenommen werden, auf- 
treten und zwar beobachtet man dieselbe sowohl in Folge der Extraction und 
Discision, als auch in Folge von Nachoperationen. Während des Heilungs- 
verlaufes nach der Extraction sind sie nicht allzu selten und treten gewöhnlich 
auf nach vorhergehendem Atropingebrauch. Bettruhe, warme trockene Umschläge 
und der innerliche Gebrauch von Natrium salicylicum bringen gewöhnlich Lin- 
derung, wenn nicht, so träufelt man ein 1—2°/, Pilocarpinlösung ein; in der 
Regel tritt dann nach 2 bis 3 Tagen wieder normale Spannung und Nachlass 
der belästigenden Symptome ein. Die Ursache mag manchmal in der Quellung 
der zurückgebliebenen Corticalmassen liegen, doch auch obne solche werden 
glaucomatöse Erscheinungen beobachtet. Bei der einfachen Extraction kommen 
sie häufiger vor, als bei der mit Iridectomie. Weniger günstig sind die Fälle, 
in welchen der glaucomatóse Process als Begleiterscheinung einer lritis serosa 
auftritt. Hier kann es nóthig sein, dass man zur einmaligen oder wiederholten 
Punction der vorderen Kammer schreiten muss. 

Die glaucomatósen Processe nach Discision jugendlicher Cataracte werden 
am erfolgreichsten durch Punction der vorderen Kammer und Herauslassung der 
gequollenen Linsenmassen beseitigt. 

Spannungserhéhungen nach Discision der Cataracta secundaria sind keine 
Seltenheit. Bei irgend welchen verdächtigen Symptomen ist der frühzeitige 
Gebrauch einer 2"/,igen Pilocarpinlósung am Platze. Genügt dies nicht, so 
empfiehlt sieh die Punction der vorderen Kammer an der Corneoscleralgrenze. 

An aphakischen Augen, welche làngere Zeit hindurch gut functionirten, 
können nachträglich noch alle Formen von Glaucom antreten, mögen dieselben 
durch Extraction oder Discision, mit Iridectomie oder ohne dieselbe operirt sein. 
Sclerotomie und, wenn nóthig, lridectomie leisten hier oft gute Dienste. 

Den Schluss der Arbeit bilden vier das Capitel illustrirende Kranken- 
geschichten. 

2) Ueber das Blinzeln, als Maassstab für die Ermüdung des Auges, 
von R. Katz. 

Die Ermüdung des Auges kennzeichnet sich nach den Untersuchungen von 
Katz durch die Häufigkeit des Blinzelns. 





3) Zur Casuistik des Pemphigus conjunctivae, von J. Borthen. 

Bei einer 74jährigen sonst gesunden Frau, welche an Pemphigusbildung 
im Halse litt, trat partielle Symblepharonbildung an beiden Augen und Trübung 
der rechten Cornea auf. 


— 251 — 


4) Ein Fall von beiderseitiger Stauungspapille und einseitiger Ab- 
ducenslibmung bei otitischer Meningitis, von Dr. Rakowicz. 

Es handelt sich um einen 11jàhrigen Knaben, bei dem nach Influenza 
eine rechtseitige Otitis media purulenta auftrat. Dabei bestand rechtseitige 
Abducensparese und beiderseitige Stauungspapille. Nach Ausführung der Ra- 
dicaloperation des Ohres verschwanden die letzteren Symptome. 


Juni. 
1) Retinitis punctata albescens, von Dr. Liebrecht. 

L. berichtet über 4 Geschwistern, 2 Brüdern und 2 Schwestern, von nicht 
blutsverwandten Eltern abstammend, die an Retinitis punctata albescens (Fuchs) 
litten. Dieselben stehen jetzt zwischen dem 40. und 50. Lebensjahre Die 
Krankheit begann zwischen dem 15. und 20. Lebensjahre, von da ab ver- 
schlechterte sich das Sehvermögen ganz allmählich. 


2) Ueber das Sehen farbiger Flecke, von Dr. Herter. 

H. berichtet über das Auftreten von einem scharf begrenzten, centralen, 
grellrothen Scotom auf dem rechten Auge eines älteren Mannes, das nach einer 
Viertelstunde verschwand, um in den nächsten Tagen noch mehrmals aufzutreten. 
Der ophthalmoskopische Befund war negativ. 








3) Chorioiditis disseminata sympathica, von L. Casper. 

Bei einem 9jahrigen Kuaben, welchem vor 3 Jahren das linke Auge wegen 
einer schweren Verletzung enucleirt worden war, fanden sich rechts, ausser den 
Resten einer plastischen Iritis im Augenhintergrund, eine Masse kleiner gelb- 
weisslicher Flecke, von denen viele in der Mitte einen schwarzen Punkt hatten. 
Verf. fasst den Zustand als eine chronische sympathische Chorioiditis auf. 


4) Augenentzündung durch Eindringen von Raupenhaaren (Kerstitis 
punetata superficialis), von Dr. Elschnig. 

Bei einem 14jährigen Mädchen, der eine kleine grüne Raupe gegen das 
linke Auge geschleudert worden war, trat nach wenigen Stunden eine heftige 
Conjunctivitis und oberflichliche Keratitis auf. An der Oberfläche der Cornea 
liessen sich eingedrungene Raupenbaare nachweisen. Nach Aufhóren der ersten 
stürmischen Reizerscheinungen wurden die Härchen im Hornbautgewebe oder 
Epithel eingebettet ertragen und allmählich resorbirt. 


6) Actinomyces im Thränenröhrchen, von Dr. Elschnig. 

E. entfernte aus dem sehr ausgedehnten oberen Thränenröhrchen nach 
Spaltung desselben eine körnige Masse, welche sich bei der mikroskopischen 
Untersuchung als Actinomyces-Pilze erwies. Horstmann. 


HI. The American Journal of Ophthalmology. 1895. Januar. 
1) On the practical execution of ophthalmic prescriptions involving 
prisms, by Chas. Prentice, New York. 

Eine Linse, welche um 1cm decentrirt ist, hat die Wirkung so vieler Prismen- 
Dioptrien (vgl. dies. Centralbl. 1894. S. 338), als dieselbe Dioptrien-Brechkraft hat. 
Einige Beispiele werden diese Regel am besten erklären. Statt zu verschreiben: 

0. D: 4- 3 D. sph. > 1 A, Basis auswärts, 
0. 8$: + 3D. sph. C 1 A, Basis auswärts. 


— 252 — 


kann man einfacher äusführen 
0. D: + 3 D. sph., !/, em schláfenwárts decentrirt. 
0. S: + 3 D. sph., !/, cm schläfenwärts decentrirt. 

Dieses Gesetz wird zwar dadurch beschränkt, dass die gewöhnliche Grösse 
unserer Linsen eine Decentration nach der Seite um höchstens !/, c m, nach oben 
oder unten um höchstens !/, cm zulässt. Doch kann man sich auf verschiedene 
Weise helfen, z. B. statt 

0. D: — 2 cyl 180 © 2 A Basis nach oben 

0. S: — 2 cyl 180, kann man schreiben 
0. D. — 2 cyl 180 decentrirt !/, cm nach unten, 

0. S. — 2 cyl 180 decentrirt !/, cm nach oben. 

Amerikanische Optiker haben sich bereit erklárt, Liusen zu verfertigen, 
namentlich von 0,25 — 2,0 Dioptrieu-Brechkraft, welche eine Decentration bis 
zu 1 cm erlangen. 


2) Uebersetzung. 

On the hemianopic. reaction of the pupil, by Dr. S. E. Henschen, 
Upsala. (From clinical and anatomical contributions to the pathology of the 
brain. Part. IIL) 


3) Gesellschaftsberichte, u. a. 

New York Academy of Medicine. Section of Ophthalmology and 
Otology. 1894. 15. Oct. 

a) Blepharitis. Dr. C. H. May stellt einen Fall von chronischer Ble- 
pharitis vor, bei dem besonders bemerkenswerth war eine starke Hypertrophie 
des oberen Lidrandes bds. Rechts zuerst beginnend, war derselbe vor 1!/, Jahren 
gut einen !/, Zoll dick, besserte sich aber durch gelbe Präcipitatsalbe auf eine 
Dicke von !/, die ein Jahr später links auftretende Verdickung wich dieser 
Behandlung nicht, und betrágt immer noch !/,"; die Cilien sind einerseits ver- 
mebrt, fallen andererseits wieder oft aus, und zwar sind letztere stets von einem 
Eiterherd umgeben. knapp ráth zur Argentum- nitricum - Behandlung, aussen 
mit 2—3°;,, innen mit 1°/,iger Lösung. Ein operatives Eingreifen wurde 
allseitig für nicht gut gefunden. 

b) Reminiscences from a visit to several ophthalmological and 
otological clinics of Europe. 


4) Scopolamine hydrobromate, by Arthur G. Hobbs, M.D. Atlanta. 
Bringt nichts Neues. 





Vermisehtes. 


1) Prof. Krückow in Moskau ist zum ord. Prof. der Augenheilkunde, au 
Stelle des verstorbenen Prof. Maklakoff, berufen worden. Dr. Ewetzky in 
Moskau ist zum ausserordentl. Professor ernannt worden. 

2) Durch den am 22. Juli erfolgten Tod des Prof. Nagel in Tübingen 
hat unsre Wissenschaft einen grossen Verlust erlitten. 


3) 67. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
in Lübeck, 16. bis 21. Sept. 1895. 
19. Abtheilung: Augenheilkunde. 
Einführender: R. Jatzow, Auvenarzt. Schriftführer: Dr. med. Ahrens, 
Augenarzt. 


— 23 — 


Angemeldete Vorträge: 1. Prof. Dr. Berlin in Rostock: Zur Aetiologie 
des Schielens. — 2. Dr. med. Liebrecht in Hamburg: Ueber Absonderung der 
Ernährungsflüssigkeit und über den Flüssigkeitsstrom im Auge. 


Für gemeinsame Sitzungen mit anderen Abtheilungen: 


3. Dr. med. Samelson in Kóln: Die ophthalmoscopische Semiotik der 
Nephritis (mit Abtheilung 14, innere Medicin). — 4. Prof. Dr. Pflüger in 
Bern: Ueber Augenleiden bei Influenza (mit Abtheilung 14, innere Medicin). — 
5. Dr. med. Alexander in Aachen: Ueber Gefässveränderungen bei syphilitischen 
Augenerkrankungen (mit Abtheilung 22, Dermatologie und Syphilis sowie mit 
Abtheilung 13, allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie). — 6. Sanitäts- 
rath Dr. Nieden in Bochum: Rindenepilepsie mit Augenbefund und Therapie 
(Trepanation), (mit Abtheilung 18, Neurologie und Psychiatrie). — 7. Dr. med. 
Willbrandt in Hamburg: Die Erholungsausdehnung des Gesichtsfeldes und die 
Erklärung des Wesens der concentrischen Gesichtsfeldeinschrankung (mit Ab- 
theilung 18, Neurologie und Psychiatrie). — 8. Geh. Medicinalrath Prof. 
Dr. Schmidt-Rimpler in Göttingen: Ueber Gesichtsfeldermüdung und Gesichts- 
feldeinengung mit Berücksichtigung der Simulation (mit Abtheilung 18, Neuro- 
logie und Psychiatrie). — 9. Prof. von Zehender in München: Ueber die im 
eigenen Auge wahrnehmbare Bewegung des Blutes und der Fuscinkörperchen 
im retinalen Pigmentepithel (mit Abtheilung 25, Physiologie, sowie Abtheilung 2, 
Physik). — 10. Prof. Dr. Berlin und Prof. Dr. Martius in Rostock: Ueber 
morbus Basedowii (mit Abtheilung 14, innere Medicin sowie Abtheilung 165, 
Chirurgie). — 11. Dr. med. Winckler in Bremen: Erfahrungen, gesammelt 
über den Zusammenhang von Nasen- und Augenerkrankungen und Besserung 
resp. Heilung der letzteren durch Behandlung der Nasenerkrankang (mit Ab- 
theilung 21, Laryngologie und Rhinologie). 


4) Berichtigung. 

Es erscheint mir sehr wünschenswerth, einige Versehen, welche in Referaten 
über meine Arbeiten im eben erschienen Supplementhefte des Centralbl. f. Augen- 
heilk. zum Jahrgange 1894 vorgekommen, zu berichtigen; das umsomehr, als 
den meisten deutschen Collegen die Originalarbeiten nicht zugänglich sein dürften. 

Seite 434 heisst es: ,wenn die knócherne Zwischenwand zwischen dem 
Sinus (sphenoidalis) und dem Sehnerven zufálligerweise nur schwach ent- 
wickelt war.* Die papierdünne Beschaffenheit der optico-sphenoidalen Wand 
ist im Gegentheil nach meinen Untersuchungen der bei weitem häufigste 
Befund.! 

Seite 443 heisst es im Referate über meine Untersuchungen über die Ein- 
wirkung der Toxine auf die Thränensecretion und die Pathogenie der bei In- 
fectionskrankheiten vorkommenden Keratomalacie: „falls die Trockenheit ein ge- 
wisses Maass überschreitet, die Augen durch Occlusivverband vor weiterer Aus- 
trocknung zu behüten resp. durch Instillation von 4°/, Kochsalzlösung 
wiederholt zu befeuchten.“ Die Lösung, die ich anwende, ist 4 pro Mille, 
wie dies auch richtig angegeben ist in einem Referate (Seite 465) eines Vor- 
trages, den ich über das gleiche Thema in der Pariser Gesellschaft für Bio- 
logie hielt. E. Berger (Paris). 


! Vergl. auch hierüber mein Werk „Anatomie normale et pathologique de l’oeil“ 
p. 41 — 44. 


— 254 — 


Bibliographie, 


1) Der Energieumsatz in der Retina. Eine kritische Studie von 
J. Gad. (du Bois-Reymond's Arch. f. Physiol. 1894. S. 491.) A. König und 
Zumft (Centralbl. 1894, S. 168) wollten nachweisen kónnen, dass in der Netz- 
haut die roth und grün empfindende Schicht hinter der blau empfindenden ge- 
legen ist. Diese Versuche unterzieht Ref. einer Kritik. Dimmer hat mittelst 
der stenopäischen Methode die lichtempfindliche Schicht in der Fovea 0,08 mm. 
hinter der projieirten Gefässschicht gefunden und ferner eine Verschiebung der 
Heidinger'schen Büschel mit der Czermak'schen Mosaikfigur beobachtet. 
Deshalb sei, meint Verf., die áussere Flàche der Zapfenschicht als die licht- 
empfindende Schicht anzusehen, und zwar nimmt er an, dass die photochemische 
Wirkung auf das Netzhautepithel erfolge und dadurch die Aussenglieder der 
Zapfen gereizt werden. Die Messungen von König und Zumft über die Pro- 
jection der Schatten in den verschiedenen Schichten des Stäbchen- und Zapfen- 
bogens bei verschiedenfarbigem Licht erscheinen Verf. problematisch wegen der 
geringen Sehschärfe der resp. Netzhautstelle Ebenso wenig hält Verf. das Ver- 
schwinden der Mondscheibe im blauen Licht für einen scharfen Beweis der Blau- 
blindbeit der Fovea. Verf. selbst nimmt in dem braunschwarzen Farbstoff des 
Netzhautepithels, dem sog. Fuscin, 3 verschiedene Substanzen für lang-, mittel- 
und kurzwelliges Licht an. Von den Sehroth führenden Stäbchen meint Verf., 
dass ihre Bewegung nur die Reflexe auf die Papillenweite zur Folge hat. 
J. Munk. 
2) Verletzungserblindungen, von Primaraugenarzt Dr. L. Grossmann 
in Budapest. (Wiener med. Presse, 1895. Nr. 14 u. 15.) Einige in Folge 
Dynamitexplosion verletzte Augenfälle werden von G. mitgetheilt. In einem dieser 
Fälle, bei dem die Enucleation vorgenommen werden musste, sass ein Zünd- 
hütchenfragment im rückwärtigen Theile der Chorioidea und ragte in den Glas- 
körper hinein. Da der Verletzung ein überaus acuter Entzündungsprocess mit 
rapider Entwicklung von Panophthalmitis folgte, musste angenommen werden, 
dass gleichzeitig mit dem Kupfersplitter Infectionskeime von hoher Virulenz in 
den Bulbus eingedrungen waren; 5 Wochen nach vorgenommener Enucleation 
stellte sich der Pat. mit Iritis des zweiten Auges vor, welche G. in Anbetracht 
der kurzen Krankheitsdauer seines Pat. für eine idiopathische, und nicht für 
eine sympathische erklärt. Die Iritis heilte mit Pupillenverschluss. Anschliessent 
an diese Fälle bespricht G. die Erblindungen durch Blen. neonat. und hebt die 
Bedeutung des Créde'schen Verfahrens hervor. Schenkl. 
3) Aus der I. Augenklinik in Wien. — Ein Fall von Entwicklungs- 
anomalie beider Augen, von Dr. Wilhelm Mager. (Wiener klin. Wochen- 
schrift. 1895. Nr. 14.) Bei einem 4!., Monate alten Kinde fanden sich au beiden 
Augen Hornhauttrübungen, Verschluss und Abschluss der Pupillen. Das Gebilde, 
das die Pupillen verschliesst, macht den Eindruck von Bindegewebe, liegt hinter 
der Pupillarebene und zeigt keine Verbindungen mit dem vorderen Pupillenrande 
der sonst normal aussehenden lris. M. hält dieses Gebilde für einen Ueberrest 
der Tunica vasculosa lentis. Die Hornhauttrübung beschränkt sich auf die 
hinteren Schichten der Hornhaut; ihre Entstehung wird von M. auf das Anliegen 
der Iris an die hintere Cornealwand zurückgeführt. Schenkl. 
4) Sehschwäche ohne erklärenden Spiegelbefund (Bemerkungen 
zu den Sehfehlern beim Militär), von Regimentsarzt Dr. L. Schmeichler in 
Brünn (Militärarzt Jahrgang 29. Nr. 7. u. 8. Wien. med. Wochenschr. 1895. 


— 255 — 


Nr. 16.) Die Sehschwäche mit negativem Spiegelbefund bespricht Sch. in Bezug 
auf Militärpflichtige. An der Hand eines Falles sucht er den Nachweis zu 
liefern, dass bei Amblyopie mit Schielen letzteres nicht die Ursache der Am- 
blyopie sei; bei dem Betreffenden wurde in frühester Jugend eine Schie'operation 
mit glänzendem Erfolge vorgenommen, trotzdem blieb die Sehschárfe des am- 
blyopischen Auges !/,,, Und hatte sich nicht weiter gehoben. Auch die Be- 
zeichnung Amblyopia ex anopsia sei nicht richtig. Bei einem Falle mit Strabis- 
muss divergens und hochgradiger Myopie des abgelenkten Auges, bei dem dieses 
Auge niemals zum Sehen, weder in die Ferne noch in die Nähe, verwendet 
wurde, behielt dasselbe doch eine für den bedeutenden Grad der Kurzsichtig- 
keit ausgezeichnete Sehschärfe. Anstatt A. ex anopsia müsste A. congenita ge- 
sagt werden. Sch. fügt weiter einige Fälle von Entlarvung von Simulanten die 
Amblyopie simulirten bei. In einem Falle handelte es sich um Dissimulation. 
Weiter macht er aufmerksam, dass häufig Individuen, die mit Amblyopia 
congenita behaftet sind, trotz herabgesetzter Sehschärfe für die Ferne, in der 
nächsten Nähe noch Jäger I lesen und so den Eindruck hochgradig Kurzsichtiger 
machen. - Schenkl. 
5) Die temporäre Resection des Nasengerüstes zur Freilegung 
der Sinus frontales, ethmoidales und der Orbitalhöhlen, von Prof. 
Dr. C. Gussenbauer. (Wiener klinische Wochenschrift. 1895. Nr. 21.) 
In zwei Fällen nahm G. zum Behufe der Entfernung retrobulbärer Geschwülste 
die temporäre Resection des Nasengerüstes vor. In dem einen Falle handelte 
es sich um ein recidivirendes Sarcom (zellenreiches Psammom) der linken Or- 
bita, welches bereits 3mal operativ entfernt worden war und schliesslich durch 
den Sinus ethmoidalis in die rechte Stirnhóhle und von hier in die rechte Orbita 
wucherte. Der Fall war in 4 Wochen vollstàndig geheilt. Im zweiten Falle 
bandelte es sich um einen von der linken Orbita ausgehenden, langsam 
wachsenden Tumor (Endothelioma psammosum), der in das Siebbein und Keilbein 
bineingewachsen war und in dieser Gegend sowie in der, der oberen Orbital- 
wand die Schädelbasis durchbrochen hatte. Es bestand Stauungspapille, Störung 
des Geruchsinnes, Kopfschmerz, Schmerz und Parästhesien im Bereiche des 
rechten Trigeminus. Die wichtigsten der angegebenen Symptome schwanden nach 
der Operation. Schenkl. 
6) Ueber Empyem des Sinus frontalis und ethmoidalis, von 
Dr. L. Müller, Assistent der Augenklinik des Prof. Fuchs. (Wiener klin. 
Wochenschr. 1895. Nr. 11, 12 u. 13.) Im Laufe von 6 Jahren kamen 10 Pat. 
mit Sinus frontalis Empyem auf die Klinik des Prof. Fuchs, (ein Pat. mit 
durch Sinus empyem bedingten Veränderungen am Auge, auf 9000 andere Augen- 
kranke). Von acut entzündlichen Processen theilt M. 2 Fälle mit. Beide traten 
im Gefolge von Influenza auf. Die Differentialdiagnose zwischen acuten Sinus- 
empyem und Orbitalphlegmom ist im Beginn nicht leicht zu stellen, doch tritt 
bei Sinusempyem schon sehr früh bei relativ schwacher Schwellung des oberen 
Lides hochgradige Ptosis ein, während bei orbitalen Entzündungen Schwellung 
und Ptosis gleichen Schritt halten. Ist es bereits zur Eiterung gekommen, so 
macht die Diagnose keine Schwierigkeiten; bei orbitalen Entzündungen wird 
schon ein seichter Einschnitt zur Eiterentleerung führen, während es bei Sinus- 
empyem rückwärts gar nicht zus Eiterung in der Orbita kommt. Der Grad der 
Ptosis und die somit nicht in Einklang stehende Schwellung des Lides ist auch 
ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen intracraniellen Processen in der 
vorderen Schádelgrube und Orbitalphlegmone. M. erläutert dies an zwei ein- 
schlagigen Krankengeschichten. Das acute Empyem kann in ein chronisches 


— 256 — 


übergehen; in der Regel verläuft es aber von Anfang an chronisch unter den 
Symptomen des Catarrhs, der zur Secretstauung und zum Verschluss des Aus- 
führungsganges führt, worauf dann das eigentliche Bild des Empyems mit Er- 
weiterung des Stirnhöblencavums gegeben ist. Das letzte Stadium bildet die 
Abscedirung mit Durchbruch in die Orbita. M. befürwortet als Therapie die 
von Prof. Fuchs angegebene, vollstàndige Veródung des Sinus frontalis. Es 
wird die gesammte Auskleidung des Stirnhóhlencavums entfernt und dabei die 
ganze vordere Knochenwand abgetragen. Fälle, wo die Stirnhöhle tiefer in das 
Orbitaldach hineinrart, sind von einer derartigen Behandlung ausgenommen. Die 
Operation hat keine bedeutende Entstellung des Pat. zur Folge und hat nur den 
Nachtheil, dass eine Stelle seiner Schádelkapsel gegen die leichtesten Angriffe 
fast jedes Schutzes entbehrt. Dieser Nachtheil lässt sich, wie M. hervorhebt, 
vermeiden, wenn man sich begnügt, das Involucrum zu entfernen, die vordere 
knócherne Wand des S. front. aber schont und die von ihrer Schleimhaut ent- 
blösste Höhle nachträglich mit Epidermis (nach der Thiersch’schen Methode) 
auskleidet. Bei langwierigen Fällen von Sinus Empyem wäre die Vornahme 
dieses Eingriffes, noch ehe es zum Abscess kommt, gerechtfertigt Das Empyem 
der Ethmoidalzellen gre.ft in zweifacher Form in die Ortita über. Der Eiter 
bricht sich zwischen Periost und Knochen des Orbitaldaches nach aussen Bahn. 
Vor Durchbruch der Haut des oberen Lides kommt es zu bedeutender An- 
schwellung des Lides und Exophthalmus, oder es werden die erweiterten 
Ethmoidalzellen im inneren Augenwinkel in der Form eines soliden Tumors bis 
unter die Haut vorgedrängt. Zur Illustrirung beider Formen führt M. Fille 
eigener Beobachtung an. Zum Schluss erwähnt M. noch 2 Fälle, in denen 
ein Empyem der Ethmoidalzellen in den Thránensack perforirte und Thránensack- 
blenorrhoe inducirte. Schenkl. 
1) Klinische und experimentelle Untersuchungen über sub- 
conjunctivale Injectionen und ihre therapeutische Bedeutung, von 
Dr. Mellinger in Basel. (Arch. f. Augenli. XXIX. 4.) Da M. an enucleirten 
Augen an der Injectionsstelle der Conjunctiva eine innige Verwachsuny der- 
selben mit dem episcleralem Gewebe, resp. der Sclera selbst fand, wendete er 
eine viel schwächere Sublimatlösung an, nämlich 1:4000, der er };,,°;, NaCl 
zusetzte. Die Erfolge blieben damit die gleich günstigen, nur fehlte die ad- 
häsive Entzündung. Da nun die ausserordentlich minimale Menge von Sublimat 
(2'/, Theilstriche einer Pravaz’schen Spritze einer Lösung 1:4000 = 0,00005 g 
Subl.) keine besondere Wirkung machen konnte, wandte M. eine NaCl-Lósung 
an bei Kaninchen und Menschen mit gleich guten Resultaten. Er gelangt zu 
folgenden Sätzen: 1. Es handelt sich bei der subconjunctivalen Sublimatinjection 
nicht um die Wirkung eines Desinficiens; die Wirkung ist vielmehr als eine die 
Resorptionsvorginge in der Vorderkammer und Cornea alterirende, den Lymph- 
strom dadurch beschleunigende, die Abfuhr inficirender Stoffe erleichternde auf- 
zufassen. 2. Subeonjunetivale Sublimatinjeetionen wirken bei Hypopyonkeratitis, 
Keratitis und Kerato-Iritis ausgezeichnet, führen aber zur adhäsiven Entzündung 
zwischen Conjunctiva und episcleralem Gewebe. 3) Dieselben ausgezeichneten 
Erfolge kommen einer subconjunctivalen Injection von 4 Theilstrichen einer 
1 grammigen Spritze einer 2° ,iven NaCl-Lósung zu und führen diese zu keiner 
adhäsiven Entzündung. Neuburger. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 





Verlag von Veır & Come. in Leipzig. — Druck von Merzoer & Wirtie in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. ANckE in München, Dr. BRReER in Paris, Prof. 
Dr. Br&NBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. Coux in Breslau, Doc. Dr. 
CL. nv Bors-RevxoNp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuuznT in Bern, 
Dr. GrwsBEnG in Berlin, Prof. Dr. GoLpzıener in Budapest, Dr. GoRDoN NoRRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issiconis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Ksückow in Moskau, Dr. Korue in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maenus in Breslau, Surg. Capt. F. P. Maynarp in Calcutta, Dr. MICHAELsEN in Görlitz, 
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Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PesomeL in Turin, 
Dr. PURTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. REicH in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHzNkL in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. STIEL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 








September. Neunzehnter Jahrgang. 1895. 





Inhalt: Originalmittheiiungen. I. Ueber die Balgdrüsen (sogenannten „Manz’- 
achen*) in der normalen Conjunctiva des Menschen. (Vorläufige Mittheilung.) Von 
Dr. T. Theodoroff, ordinirendem Arzt an der Augenklinik in Moskau. — II. Zur Ver- 
hütung der Augenentzündung der Neugeborenen. Von J. Widmark in Stockholm. — 
IIl. Die operative Behandlung des Astigmatismus, Von Dr. E. Faber im Haag. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ucber Bacterienresorption frischer Wunden, 
von Dr. O. Schimmelbusch. — 2) Recidivirende Amaurose mit nachfolgender He- 
mianopsia temporalis, von Th. Ewetzky. — 3) Ueber Bacillen-Panophthalmitis, von 
Th. Ewetzky und N. Berestneff. — 4) Ueber subconjunctivale Sublimat-Injectionen, 
von Schmidt-Rimpler, Prof. in Góttngen. — 5) Tausend Star-Operationen. Be- 
richt aus der augenärztlichen Praxis Sr. kgl. Hoheit des Herrn Herzogs Dr. Carl in 
Bayern, von Dr. Heinrich Zenker, Assistenzarzt. — 6) Ueber Staphyloma posticum, 
Conus und Myopie, von Prof. Dr. Schnabel und Doc. Dr. Herrnheiser. 

Journal-Uebersicht. I. v. Gracfe's Archiv fürOphthalmologie. XLI. 1. (Schluss folgt.) 
— lI. Deutschinann's Beitráge zur Augenheilkunde, — III. The American Journal of 
Ophthalmologie. 

Vermischtes. Nr. 1—5. 

Bibliographie. Nr. 1—4. 








|. Ueber die Balgdrüsen (sogenannten , Manz'schen") 
in der normalen Conjunctiva des Menschen. 
(Vorläufige Mittheilung.) 
Von Dr. T. Theodoroff, ordinirendem Arzt an der Augenklinik in Moskau. 
Im Jahre 1859 wurden zuerst von Manz die Balgdrüsen in der Con- 


junetiva des Schweins beschrieben. Nach diesem Autor sind jene Gebilde 
17 


-— -258 — 


„helle, rundliche Bläschen von 0,03—0,1”” Durchmesser; bei stärkerer 
Vergrösserung sieht man auf diesen Bläschen Oeffnungen von ovaler Form, 
die von einem Wulste umgeben sind. Die Bindegewebsfasern, welche das 
Gerüste bilden, legen sich in concentrischen Lagen um die Drüsen herum, 
die aber manchmal noch ihre besondere helle Membran sehen lassen. 
In der nächsten Nähe des Hornhautrandes sind die Drüsen in zwei bis 
drei Reihen angeordnet, von denen jede ungefähr 20 Säcke enthält. Der 
Inhalt der Drüsen besteht aus helleu, rundlichen Zellen, von denen man 
manchmal einen Theil mit grosser Regelmässigkeit der Drüsenhülle anliegen 
sieht, welcher also das Drüsenepithelium darstellt, während die übrigen 
ohne weitere Ordnung im Säckchen durcheinander liegen. Ausser diesen 
Zellen enthält es aber noch Kerne verschiedener Grösse und eine kleinere 
oder grössere Menge einer feinkörnigen Masse.“ ! 

Im demselben Jahre beschrieb STROMEYER unter dem Namen „Manz’- 
scher Drüsen“ die Balgdrüsen in der Conjunetiva verschiedener Thiere und 
in der des Menschen.” STROMEYER’s Beschreibung der Structur der Drüsen 
unterscheidet sich durch nichts Wesentliches von derjenigen von Manz, 
nur hat STROMEYER nicht nur am Rande der Hornhaut Drüsen entdeckt, 
sondern auch in den anderen Theilen der Conjunctiva, wo die betreffenden 
Drüsen nur mit grosser Mühe wahrgenommen werden können. 

Von den nachfolgenden Schriftstellern erwähnt dieser Drüsen noch 
HENLE, welcher ein Mal in der Conjunctiva des Menschen ein paar 
„Manz’scher Drüsen“ gefunden hat.’ 

Diese Drüsen suchten beim Menschen Manz, W. Krause und KLE- 
SCHMIDT, aber vergeblich; KLEINSCHMIDT fand sie nur beim Schwein;* 
und BLUMBERG halt diese Drüsen sogar für Trachomfollikel.®° In viel 
späterer Zeit (im Jahre 1874) hat sich WaLDEYER mit dieser Frage be- 
schäftist und kam zu dem Resultate: sogenannte Manz’sche Drüsen in 
der Conjunctiva des Menschen stellen ,,nesterartige Ansammlung von 
Epithelzellen in einer Bindegewebstasche der Conjunctiva“ dar? Diese 
negativen Resultate bei der Untersuchung der Conjunctiva des Menschen 
sind aller Wahrscheinlichkeit naeh die Ursache der Erscheinung gewesen, 
dass man sich in den letzten 20 Jahren, nach der Arbeit WarDEvrm's, 
nicht mehr mit der speciellen Untersuchung der Balgdrüsen beschäftigt 
hat. In der einschlägigen Litteratur wird dieser Drüsen nicht einmal 


! Ueber neue, eigenthümliche Drüsen am Corncalrande und über den Bau des 
Limbus Conjunctivae, von W. Manz. Zeitschrift für rationelle Medicin. Bd. V. 1859. 

? Beiträge zur Lehre der granulösen Augenkrankheit, von STROMEYER. Deutsche 
Klinik Nr. 25. 1859. 

® Handbuch des System. Anatomie des Menschen, von Hexe. Braunschweig 1866. 

* Ueber die Drüsen der Conjunctiva, von Kreinscumipt. Gräfe’s Archiv. Bd. IX. 

® Inangural-Dissertation, von BLUMBERG. Dorpat 1867. 

° Mikroskop. Anatomie des Auges, von WALDEYER. Gräfe und Saémisch. Bd. J. 


-- 259 — 


mehr vorübergehend Erwähnung gethan, trotzdem, dass die Structur der 
Conjunctiva des Menschen zu wiederholten Malen und von den verschie- 
densten Schriftstellern Gegenstand der allersorgfältigsten und vielseitigsten 
Untersuchungen gewesen ist, besonders in Bezug auf die Frage über „die 
tubulôsen Drüsen“ HENLE’S und die Lymphfollikel. Das Vorhandensein 
der Balgdrüsen in der Conjunctiva des Menschen schien also nicht be- 
wiesen, und die Drüsen fielen in Folge dessen der Vergessenheit anheim. 

Ungeachtet dessen befinden sich in der Conjunctiva des Menschen 
zweifellos Balgdrüsen, deren Structur vollständig mit dem übereinstimmt, 
was Manz und STROMEYER über dieselben ` geschrieben haben. Von 
der Existenz dieser Drüsen habe ich mich an vielen Bindehäuten des 
Menschen überzeugen können; ich fand dieselben bei Erwachsenen eben- 
sowohl wie bei Kindern jeder Altersstufe, ja sogar bei Neugeborenen; 
vielfach begegnete ich denselben sogar bei Embryonen (von sieben bis 
acht Monaten). Bei der Untersuchung der Conjunctiva bediente ich mich, 
nach dem Vorschlag des Herrn Prof. Tu. EweErz&y, der vorläufigen Be- 
sichtigung derselben, während sie auf einer Fläche ausgespannt und mit 
irgend einer kernfärbenden Lösung gefärbt worden war. Bei solcher Be- 
sichtigung der Conjunctiva sieht man eigenthümliche Körperchen, welche 
sich scharf von dem sie umgebenden Gewebe unterscheiden lassen. Sie 
sind gewöhnlich rund, seltener von ovaler Form und zugleich schwach und 
ungleich durch Haemotoxylin gefärbt: die Peripherie, welche intensiver 
gefärbt ist, als das Centrum, zeigt radial verlaufende Linien; genau im 
Centrum der runden Körperchen sieht man eine ovale, fein und deutlich 
abgegrenzte Oeffnung von glänzend weisser Farbe. Bei den ovalen 
Körperchen findet man dieselben Verhältnisse, die Oeffnung liegt aber am 
Rande des Körperchens. Die Grösse derselben ist verschieden. Was die 
Lage dieser Gebilde zu einander anbelangt, so ist keine Regelmässigkeit 
dabei zu bemerken, obgleich sie nicht selten paarweise zu sehen sind. 
Diese Körperchen befinden sich in allen Theilen der Conjunctiva des 
Menschen, hauptsächlich aber im tarsalen Theile derselben, wo die Zalıl 
dieser Körperchen verhältnissmässig bedeutend grösser ist und die Kör- 
perchen selbst treten deutlich hervor; ganz am Rande der Hornhaut sind 
dieselben am seltensten zu finden. Die Zahl derselben schwankt im all- 
gemeinen zwischen 18—30 auf jedem Augenlid. An Querschnitten durch 
diese Körperchen erscheinen dieselben als eine sackartige Höhle im Gewebe 
der Conjunctiva unmittelbar unter dem Epithel derselben; diese sackartige 
Erweiterung endigt vermittelst eines kurzen Hälschens mit einer Oeffnung 
an der Epithel-Oberfläche. Der Balg und sein Hals werden aus einer glas- 
artigen Membrane gebildet, auf welcher sich das mehrfach geschichtete 
cylindrische Epithel befindet, wobei das Epithel des Balges und des Halses 
sich deutlich von einander unterscheiden lassen; der übrige Theil des 
Säckchens und des Hälschens sind mit einer Masse ausgefüllt, in welcher 

17° 


-. 960 — 


sich freie Zellen und eine Menge Zerfallsstoffe befinden; mit derselben 
Substanz ist auch die hinausführende Oeffnung der Drüse angefüllt ^ Die 
ovalen Kórperchen zeigen im Querschnitt dasselbe Bild. Die Balgdrüsen 
stehen senkrecht zur Oberfläche der Conjunctiva, doch man trifft auch 
solche an, die mehr oder weniger von der senkrechten Richtung abweichen. 

Der äusseren Form und mehr noch der Structur nach unterscheiden 
sich die Balgdrüsen scharf von den sogenannten „tubulösen“ Drüsen 
HEnte’s, deren Existenz durch die obenerwähnte Methode der Unter- 
suchung zweifellos bewiesen werden kann. Eine verhältnissmässig be- 
deutende Anzahl von Balgdrüsen in der Conjunctiva des Menschen in’s 
Auge fassend, ihre oberflächliche Gruppirung und ihre Ausscheidungs- 
thätigkeit, — kann man nicht umhin, ihren Antheil in der Pathologie 
der Conjunctiva zuzulassen, was ebensowohl durch klinische Beobachtungen, 
als durch meine pathologischen Untersuchungen entsprechender Fälle be- 
stätigt wird. 

Den pathologischen Theil der Beschreibung dieser Drüsen verlege ich 
auf ein anderes Mal. 

Moskau, 30. Juni 1895. 


Il. Zur Verhütung der Augenentzündung der Neu- 
geborenen. 
Von J. Widmark in Stockholm. 


Professor Coun aus Breslau hat im April- und Mai-Hefte dieser Zeit- 
schrift die grosse Bedeutung umfassender Massregeln, die Ophthalmia neo- 
natorum zu verhüten, wieder vorgehalten. Er hat ausserdem unter anderem 
die grosse Häufigkeit der Krankheit in Breslau erwähnt. Mit einer stati- 
stischen Berechnung kommt er zu dem, den Meisten wohl unerwarteten 
Resultate, dass etwa 2°/, der während des Jahres 1894 in jener Stadt 
Geborenen von der gefährlichen Krankheit angegriffen worden sind. 

In seinem Artikel erwähnt Conan einige statistische Aufgaben anderer 
Augenärzte. Da ich aber weder hier noch in seinem Werke „die Hygiene 
des Auges“ über das Vorkommen der Krankheit in Stockholm und über 
die prophylactische Maassregel, welche in dieser Stadt getroffen und mit 
grossem Erfolg gekrónt worden sind, etwas finde; so nehme ich an, dass dies 
seiner Aufmerksamkeit und wahrscheinlich der der meisten anderen Fach- 
genossen entgangen ist: ein Verhältniss welches übrigens seine Erklärung 
in der Thatsache hat, dass die Angaben ursprünglich auf schwedisch 
publicirt und erst später in eine der grossen Cultursprachen übertragen 
worden sind. ! 


(a Beitrüge zur Ophthalmologie, von J. Wipmark. Leipzig 1891. 


——L€—À Áo P mr ` wm ER dër 


n—— 


— 261 — 


Als ich vor etwa zwölf Jahren meine Praxis als Augenarzt in Stock- 
holm begann, war die Augenblenorrhoe hier sehr häufig. Nach einer von 
mir errichteten, statistischen Berechnung ergriff die Krankheit im Jahre 
1884: 2,27°/, der Neugeborenen.’ Es ist interessant die Uebereinstimmung 
dieser Zab] mit der Ziffer, welche Conw für Breslau erhalten hat, zu sehen. 

Während indessen die Verhältnisse in Breslau das letzte Decennium 
unverändert geblieben scheinen, sind sie in Stockholm sehr verbessert 
worden. Im Jahre 1885 war die Verhütung der Blenorrhoea neonatorum 
Gegenstand einer Discussion der schwedischen ärztlichen Gesellschaft, ein 
Comite wurde eingesetzt die Frage zu erörtern und ihr Gutachten? wurde 
in der Hauptsache von der Gesellschaft genehmigt. 

Die schwedische ärztliche Gesellschaft beschloss Ophthalmia neonatorum 
in ihre Morbiditätsberichte aufzunehmen. Sie beauftragte ihr Comité für 
Gesammtforschung, Angaben über das Vorkommen der Krankheit in unserem 
Lande überhaupt einzusammeln. Ausserdem genehmigte sie in der Haupt- 
sache den Vorschlag des Comités zu einer Hebammen-Belehrung. In dieser 
Instruction wurde auch ein Punkt eingeräumt, betreffend die Methode 
CREDÉ's, welche den Hebammen empfohlen werden sollte ohne ihnen obliga- 
torisch aufgelegt zu werden.’ 

Die Discussion und die Vorschläge gaben Anregung zu mehreren 
nennenswerthen Veränderungen. Mit dem Jahre 1885 war die Credé'sche 
Methode in allen obstetrischen Anstalten Stockholms eingeführt. Vor- 
lesungen über die Verhütung der Augenblenorrhoe wurde für die Hebammen 
gehalten und die Crede’sche Methode, ohne obligatorisch zu werden, begann 
während des. Jahres 1856 grosse Anwendung in Stockholm auch bei den 
privaten Entbindungen zu finden. Ausserdem wurde ein populärer Aufsatz 
über die Augenentzündung der Neugeborenen in dem Kalender für das 
Jahr 1886 eingeführt.* 

Der Erfolg dieser Massregel zeigte sich in einer bedeutenden Abnahme 
der Augenblenorrhoe, was besonders aus folgender Statistik der Polikliniken 
hervorgeht. 

Das Forkommen der Ophthalmia neonatrum an den Polikliniken zu Stock- 
holm während der Jahre 1884—1890.° 


Summe Summe Procent 

Jahr der Patienten der Blennorrhvefalle der Blennorhve 
1884 8235 99 12 
1885 8449 (4 0,88 
1886 9403 66 0,10 
1887 10328 48 0,16 
1888 9889 39 0,39 
1889 10738 30 0,28 
1890 12079 29 0,24 


141. * d.c. p. 91. 3 ], c. p. 107 und 135 Note 3. 


1l e. p. 
© lots pe 172. "le. p. 173. 


— 262 — 


Eine noch starkere Abnahme trat in der Privatpraxis ein. Wenn ich 
um Ziffern, vergleichbar mit denen Conn’s zu erhalten, die Häufigkeit 
während den 5 Jahresperioden 1885—89 und 1890—94 berechne, finde ich 
in der ersten Periode die Zahl der Ophthalmia neonatorum in meiner 
Privatpraxis 3°/,,, aber in der zweiten Periode nur 0,4"/,,. 

Die Verbesserung beschränkt sich aber nicht nur auf ein Abnehmen 
der Krankheit. Auch die Behandlung hat ein besseres Resultat gegeben. 
An drei Polikliniken deren Tagebücher ich für die Jahre 1884—1887 
Gelegenheit gehabt habe durehzugehen, und in meiner Privatpraxis kamen 
Cornealaffectionen vor: 

im Jahre 1884 in 30°/, 
» » 1885 „ 26°), 
» » 1887, 8% 
» » 1888 » 6 ^/,.! 


Die Ursache dieser bedeutenden Verbesserung ist wahrscheinlich die, 
dass auch die Aufmerksamkeit des grossen Publikums auf die Gefahren der 
Krankheit gelenkt wurde und dass die Blennorrhoefälle in Folge dessen 
weit früher zur Behandlung kamen. Im Jahre 1884 kamen nämlich an i 
den oben erwähnten Polikliniken und in meiner Privatpraxis nur 20°/, zur 
Behandlung in der ersten Lebenswoche, 1885 dagegen 28°/,, 1856 40°), 
und 1887 50°/,.? 

Da die Frage der Verhütung der Augenblennorrhoe von CoHN wieder 
geweckt worden ist, habe ich geglaubt, dass die oben angeführten Zitfern 
der Aufmerksamkeit verdienen. Sie zeigen, dass man auch bei den privaten 
Entbindungen mit prophylactischen Massregeln viel erreichen kann und 
dass die Crede’sche Methode auch in den Händen der Hebammen effectiy 
ist. Die Furcht, dass die Hebammen, wenn die Prophylaxe ihnen über- 
lassen werden sollte, den Ausbruch der Blennorrhve leicht übersehen könnten, 
hat sich nicht bestätigt. Im Gegentheil sind die kranken Kinder (vergl. 
oben) weit früher unter ärztliche Behandlung gekommen. 


III. Die operative Behandlung des Astigmatismus. 
Von Dr. E. Faber in Haag. 


Am 27. Juli kam in meine Sprechstunde Herr R., 19 Jahre alt, 
der wegen zu geringer Gesichtsschärfe als nicht militair-tauglich abgewiesen 
wurde. 

Bei der Untersuchung fand ich: 


le. p. 148. 7Le p. 138. 


— 268 — 


O.S. Vis. = 5/,. As. lev. 

O.D. Vis. — */,. Refraction M — 0,75 diept. Ash. — 1,5 diopt., 
Achse 60? temporalwárts. Vis O.D. nach der Correction = 7. 
(bei trūber Luft). 


Der Meridian der schwächsten Brechung war also 30° nasalwärts mit 
Refraction Hm = 0,75 diopt., der Meridian der stärksten Brechung 60° 
temporalwarts mit Refraction M = 0,75 diopt. 


Es war dem Patienten viel daran gelegen, militair-tauglich zu sein, und 
dies brachte mich zum Entschluss, zu versuchen, auf operativem Wege Ver- 
besserung des Visus zu erstreben. 

Es ist ja schon lange bekannt, dass Cataractoperationen und Iridectomien 
eine Abflachung der Cornea in der Richtung der Wunde verursachen, so 
dass bei zufallig anwesendem Astigmatismus diesem oftmals Rechnung ge- 
tragen wird. Schon früher war in Folge dessen vom Prof. Dr. H. SNELLEN 
die Meinung ausgesprochen, dass in der Zukunft vielleicht eine operative 
Behandlung des Astigmatismus möglich sein werde. Wiewohl mir nicht 
bekannt ist, ob diese theoretisch sehr einfache und auf der Hand liegende 
Therapie je practische Anwendung gefunden hat, meinte ich unter diesen 
Umständen zur Operation rathen zu dürfen. 

Am 30. Juli ward von mir unter aseptischen Cautelen nach Eintropfung 
von Mur. cocaini und Mur. pilocarpini (um Irisprolaps vorzubeugen) ein 
Lanzenstich ausgeführt von etwa 6 mm auf der Corneoscleralgrenze, 60? 
temporalwärts die Lanze eingeführt und fortgeschoben parallel der Iris- 
fläche. 

Unter antiseptischem Verbande und Ruhe genas die Wunde ohne die 
mindeste Irritation. Während der ersten drei Tagen nach der Operation 
ward mittelst Mur. pilocarpini die Pupille eng gehalten. 

Am 16. August ergab sich aus exacter Untersuchung Folgendes: 

Vis. Q.D. — ?/,.. Refraction Ash. = 0,75 diopt. max. 30° temporal- 
warts. Vis. nach Correction = 5/,. Der Visus ohne Glas war also in Folge 
der Operation gestiegen auf ®/,, so dass bei der neuen Prüfung am 17. August 
zu Breda der Herr R. militair-tauglich erklärt wurde. Aus den Prüfungs- 
protocollen ergab sich, dass in dem Haag und Breda resp. 5/,, fehlerhaft 
und ®/, constatirt worden war, so dass die Gesichtsschärfe sich um mehr 
als !/, gebessert hatte. Der Astigmatismus war von 1,5 diopt. auf 0,75 diopt. 
reducirt und der Meridian der stärksten Brechung hatte sich von 60° bis 
30° temporalwärts verstellt. 

Aus vorstehenden Fall folgt, dass die aprioristische Meinung, dass 
der Astigmatismus und speciell der myopische Astigmatismus einer opera- 
tiven Therapie zugänglich sei, in der Praxis ihre Befestigung findet; und der 
Ausgang giebt m. E. das Recht, den Herren Collegen in denrleichen Fällen 
obenstehende Behandlung anzurathen. 


— 264 — 


Ob vielleicht auch die Myopie sich in dieser Weise therapeutisch be- 
einflussen lässt, wird die Zukunft lehren. 

Dass es aber schwer sein wird, bei dieser Methode gerade den Gral 
der Abflachung zu erreichen, den man wünscht, ist klar und die verschie- 
denen Factoren, wie: Grösse der Wunde, Richtung, in der die Cornea per- 
forirt wird, Anwendung von Myotica, werden gewiss genaueres Studium 
erfordern, und es wird dabei die practische Erfahrung des Operateurs eime 
grosse Rolle spielen. 

Im Haag, 3. September 1895. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber Bacterienresorption frischer Wunden, von Dr. O. Schimmel- 
busch, Privatdocent an der Universität zu Berlin, und Dr. G. Ricker, 
z. Z. I. Assistent am pathologischen Institut der Universität Zürich. (Fort- 
schritte der Medizin. 1895. Bd. 13. Nr. 7—9.) 

Die Arbeit berichtet über 106 Versuche, welche an weissen Mäusen und 
Kaninchen zu dem Zwecke ausgeführt wurden, etwas Näheres über die Bacterien- 
resorption frischer Wunden zu erfahren. Die frisch angelegten Wunden wurden 
mit sporenfreien und sporenhaltigen Milzbrandbacillen, mit Staphylococcus aureus, 
Micrococcus tetragenus, Micrococcus prodigiosus, Bacillus pyocyaneus, Bacillus 
mycoides, ferner mit Keimen der Rosa-Hefe und mit den Sporen einer gelben auf 
Agar gezüchteten Aspergillusart geimpft, dann die Thiere 5 Minuten bis 5 Stunden 
nach der Infection durch Schlag auf den Kopf oder Ersticken getödtet und so- 
fort secirt. Nach der keimfreien Entnahme von Herz, Lungen, Leber, Nieren, 
Milz aus den Leichen wurden die excidirten Organe in Petri’sche Schälchen 
übertragen, mit sterilisirten Scheeren fein zerschnitten und dann mit Agar-Agar 
resp. Gelatine überrossen, da gegenüber der mikroskopischen Untersuchung an 
Schnitten oder Gewebssaftpräparaten die Uebertragung auf einen der Entwicke- 
lung der Bacterien günstigen Nährboden als feineres Reagenz hier den ent 
schiedenen Vorzug verdient. 

In 63 Versuchen gelang der Bacteriennachweis und zwar war der Sitz der 
Mikroben: Herz 17 mal, Milz 23mal, Nieren 44 mal, Lunge 46 mal, Leber 47mal. 
Der Grund dafür, dass in ca. !/, der Fálle negative Befunde erzielt wurden, ist 
nach Ansicht der Verff. darin zu suchen, dass anfánglich die excidirten Organe 
nicht hinreichend verkleinert wurden, dass bei der Uebertragung der Bacterien 
auf den Thierkörper stets grosse Mengen von Keimen zu Grunde gehen und dass 
bei längeren Zeitmaassen nach vollzogener Impfung auch die Ausscheidung speciell 
bei der Niere und Leber in Frage treten dürfte. „Die genaue Befolgung dieser 
Vorsichtsmassregeln von vornherein und in allen der ausgeführten Versuche 
würde wahrscheinlich die Zahl der negativen Resultate sehr vermindert, ja viel- 
leicht zu Null gemacht haben.“ 

Aus den erhaltenen Resultaten konnten folgende Schlüsse gezogen werden: 
Bei Einbringen von grösseren Mengen von Bacterien in tiefe Gewebswunden von 
Thieren erscheint eine mehr oder weniger grosse Anzahl der eingebrachten 
Keime in kürzester Zeit im Blutkreislauf und ist in den inneren Organen nach- 


| 


— 265 — 


weisbar. Ebenso wie die pathogenen Keime werden Saprophyten von der Wunde 
aus in die inneren Organe aufgenommen, wobei es nicht sehr viel ausmacht, ob 
die Keime sehr klein oder etwas grösser sind. Es ist nicht anzunehmen, dass 
die im Blutkreislaufe erscheinenden Keime den Lymphweg eingeschlagen und die 
Lymphdrüsen passirt hätten. Dagegen spricht die Schnelligkeit des Auftretens 
der Bacterien im Blute und deren zum Theil nicht geringe Menge; auch wurden 
mehrfach in den Lymphdrüsen keine Keime gefunden, während sie im Blute 
schon vorhanden und nachweisbar waren. Man kann wohl nicht anderes an- 
nehmen, als dass die aufgenommenen Bacterien direct in die durchschnittenen 
eröffneten Blutgefässe und von hier aus dann in die Circulation gelangen (analog 
der Entstehung der Fettembolie). Für die Betheiligung der Blutgefässe an der 
Bacterienresorption spricht auch die Thatsache, dass die Verff. die Resorption 
von Anthrax sicherer und schneller von den blutenden Wunden, als von den 
Lymphräumen des Unterhautzellgewebes eintreten sahen. Kuth e. 


2) Recidivirende Amaurose mit nachfolgender Hemianopsia tempo- 
ralis, von Th. Ewetzky. (Medicin. Rundschau. 1895. Nr. 4.) 

Ein Bauernbursche, 19 Jahre alt, wurde wegen Amaurose am 11. November 
1893 in die Moskauer Augenklinik aufgenommen. Die Erblindung erfolgte vor 
3 Wochen und entwickelte sich rasch binnen wenigen Stunden. Während der 
letzten Woche vor der Erblindung litt der Pat. an heftigen Stirnkopfschmerzen. 
Vor 2 Jahren hatte er einen ähnlichen Anfall von rasch und ohne Vorboten 
entstandener Amaurose überstanden, die 3 Wochen dauerte und dann durch 
Hemian. temp. von 4wóchentlicher Dauer substituirt wurde. — Bei der Auf- 
nahme boten die Augen äusserlich keine Veränderungen, nur waren die Pupillen 
erweitert (nicht ad maxim.)  Deutlicher pathologischer Hippus. Auf Licht 
reagirten die Pupillen nicht, da die Pausen zwischen Erweiterung und Verenge- 
rung durch Lichteinfall nicht beeinflusst wurden. On, nur waren die retinalen 
Venen etwas erweitert uud geschlàngelt. Totale Amaurose. Keine Störungen 
seitens des Nervensystems. Mehrere Symptome sprachen für syphilitische In- 
fection, die vor 5—6 Jahren per fauces erfolgt sein dürfte. 10 Tage nach ein- 
geleiteter combinirter Behandlung trat das S. auf, besserte sich langsam und 
blieb nach etwa 5 Wochen auf der erlangten Stufe stehen (Vos = 0,1, Vod = 0,5). 
Das Gesichtsfeld war hemianopisch: die innere Hälfte war nicht eingeengt, die 
äussere fehlte, aber nicht vollständig, längs der verticalen Trennungslinie lag 
eine schmale Zone mit abgestumpfter Empfindlichkeit. Links machte die verticale 
Linie eine leichte Einbiegung nach innen, wodurch der Fixirpunkt in das Ge- 
biet der erwähnten Zone zu liegen kam. Fixirpunkt war nicht verändert. Mit 
dem Erscheinen des Lichtes verengerten sich die Pupillen zur Norm und fingen 
an auf Licht zu reagiren, wobei hemianopische Pupillenreaction constatirt 
wurde. Hippus war nicht so deutlich und verschwand allmählich. Beide 
Papillen waren deutlich blass. In diesem Zustande verliess der Pat. die Klinik 
am 4. Februar 1894. | 

Diagnose: Gumma an der Basis cranii unter dem Chiasma mit partieller 
Zerstörung derselben. 

Zusatz (im Originalartikel nicht enthalten). Dr. Fedoroff theilt mir brief- 
lich über denselben Pat. Folgendes mit: Nach der Angabe des Pat. sollen das 
S. und Ge. während der ganzen Zeit seit der Entlassung aus der Klinik auf 
derselben Stufe gestanden haben. Dritter Anfall von Amaurose am 18. Juni 1895, 
Dauer desselben 10 Tage (Kj-Behandlung), Anfang August Vos = 0,1, Vod — 0,4, 


— 266 — 


Hemian. temp. bilat., Papillen blass und matt. Die Erblindung entwickelte sich 
diesmal recht langsam. 2 Wochen vor der Amaurose traten Kopfschmerzen auf, 
die bis zum 17. Juli fortdauerten, vom 9. bis 16. Juli vorübergehende Anosmie. 


3) Ueber Bacillen-Panophthalmitis, von Th. Ewetzky und N. Berestneff. 
(Medicin. Rundschau. 1895. Nr. 10.) 

Am folgenden Tage nach der Extraction mit der Kapsel einer durch 
Dacryocyst. blen. complicirter Cataract bei einer 68jähr. Frau, wobei etwas Glas- 
körper verloren ging: leichte pericorneale Injection, ein dünner graulicher Strang 
(C. vitri) zieht sich auf der Conj. b. zur Cornealwunde, H. aq. leicht ge- 
irübt, Iris geschwellt, auf derselben liegt in der Nähe der Wunde eine kleine 
weisse Exsudatflocke. Einen Tag später war beinahe die Hälfte der Kammer 
mit weissem, fibrinösem Exsudat ausgefüllt. Heftige Reizerscheinungen. Nun 
wurde die Wunde gesprengt, die zähe Fibrinmasse aus der Kammer entfernt und 
die letztere mit Hydrog. hyperoxyd. fleissig ausgewaschen. Am darauffolgenden 
Tage war die ganze Kammer mit ähnlichem Exsudat vollständig angefüllt. Da 
Chemose und starke entzündliche Erscheinungen beginnende Panophthalmitis an- 
deuteten und V = 0 war, so wurde das verlorene Auge 5 Tage nach der Er- 
traction enucleirt. Im Exsudat der vorderen Kammer fand man eine ungeheure 
Menge von Bacillen (1—2 u lang), die hauptsächlich paarweise angeordnet und 
mit breiten Kapseln umgeben waren. Sie färbten sich leicht mit allen gebräuch- 
lichen Anilinfarben, auch nach Gram. Identische Bacillen, nur mit Kokken 
gemischt, wurden im Secret des 'Thränensackes nachgewiesen. Einer gründlichen 
bacteriologischen Untersuchung unterworfen erwiesen sie sich dem Bac. saliv. 
sept. (Biondi) am meisten ähnlich, vielleicht mit demselben identisch. In allen 
Beziehungen der im Auge constatirten Bacterien ähnliche Bacillen wurden im 
Speichel der Pat. aufgefunden. Impfungen von reiner Cultur der Kapselbacillen, 
von Blut vorber mit denselben inficirten Thiere und von Exsudat aus dem Auge 
der Pat. in dic vordere Kammer der Kaninchen gaben immer positive Resultate. 
Unter heftigen Reizerscheinungen entwickelte sich rasch lrido-cyclitis fibrinosa, 
nach 2—3 Tagen war die vordere Kammer von weissen Fibrinmassen voll- 
kommen ausgefüllt. Um diese Zeit beginnt die stark ódematóse Hornhaut sich 
zu trüben und dem intraocularen Drucke nachzugeben. Der vollkommen weisse 
Keratoglobus nimmt allmählich zu, auch das Auge in toto tritt etwas hervor. 
6—10 Tage nach der Infection beginnen dicht gedrängte Gefässe von der 
Peripherie her gegen das Centrum der Cornea zu wachsen, wodurch die weisse 
Hornhaut allmählich roth wird. 2—.3 Wochen nach der Impfung beginnt der 
Bulbus sich zu verkleinern. Anatomische Untersuchung der inficirten Augen er- 
gab in den ersten Tagen eine Irido-cycl. sero-fibrinosa, die später auf alle übrigen 
Augenhäute übergreift. Es ist aber keine stürmische Panophthalmitis mit reich- 
licher Eiterbildung und Zerstörung des Auges, sondern ein subacuter Process, 
bei welchem die Eiterbildung sich nur im Glaskörper und in der Retina loca- 
lisirt und das fibrinöseitrige Exsudat bald zum Zerfall kommt mit nachfolgender 
hyperplastischen Entzündung des Uvealtractus und Schrumpfung des Bulbus. In 
allen inficirten Augen, wie im Auge der Pat., fanden sich colossale Mengen der 
Kapselbacillen, aber fast ausschliesslich in den Exsudatmassen, die die Bulbus- 
höhlen erfüllten. Wahrscheinlich wurde der Bac. saliv. sept. durch die Finger 
der Pat. in den Bindehautsack transportirt, aus welchem derselbe nachträglich 
in den 'Thränensack gelangte, wo er günstige Bedingungen für seine Entwicke- 
lung fand. Von hier aus drang dieser Bacillus später in das operirte Auge ein. 


— 200 — 


4) Ueber subconjunctivale Sublimat-Injectionen, von ‘H. Schmidt- 
Rimpler, Professor in Göttingen. (Therap. Monatshefte. März 1895.) 

Trotzdem bei den Thierversuchen von L. Bach und von Giese der Nach- 
weis des Quecksilbers im Augeninnern nicht gelang, ist nach der Ansicht des Verf.'s 
an der Möglichkeit der Resorption des subconjunctival injicirten Sublimats nicht 
zu zweifeln. Jedoch erscheint die Menge des resorbirten Sublimats viel zu ge- 
ring, um eine antiseptische Wirkung auszuüben, so dass der Heileinfluss, den 
die subconjunctivalen Sublimat-Injectionen in gewissen Fällen haben, nur auf die 
Veränderungen und Steigerungen der Blut- und Lympheirculation zurückzuführen 
sind. Bei syphilitischen Affectionen dagegen hält es Verf. nicht für unmög- 
lich, dass den minimalen Sublimat-Zuführungen eine besondere specifische Wirkung 
zukommt. 

Verf. hat einige 50 Fälle mit subconjunctivalen Sublimat-Injectionen nach 
dem Darier’schen Verfahren behandelt (1—5 Tropfen einer Sublimatlösung 
1:1000, etwa 7 mm vom Hornhautrande entfernt, unter die vorher cocainisirte 
Conjunctiva gespritzt) und folgende Erfahrungen gemacht: 1) Die Injectionen, 
wenn auch schmerzhaft, wurden gewöhnlich gut vertragen. 2) Die der Ein- 
spritzung folgende Injection und ödematöse Infiltration ist bei den einzelnen 
Individuen sehr verschieden, am stärksten, wenn bereits lebhaftere Entzündung 
besteht. 3) Häufig stellt sich später an den Injectionsstellen eine weissliche 
Narbenbildung ein und Verwachsung der Conjunctiva mit der Sclera. 4) Directe 
Verschlechterung der Affection und Zunahme der Entzündung als Folge der In- 
jectionen wurde verháltnissmássig selten beobachtet. 

Die Ergebnisse der Injectionen bei den verschiedenen Kranklıeitsformen sind 
folgende: 

10 Fälle von Hypopyonkeratitis (9mal Ulcus serpens, 7mal 'Thränensack- 
blennorrhöe), nebenbei mit Atropin und lauen Umschlägen, event. Sondiren be- 
handelt — bei 1 Fall nach 10 Einspritzungen Hypopyon geschwunden, Horn- 
hautinfiltrat rückgängig; bei 1 Fall allmähliche Heilung nach 8 Injectionen; bei 
den übrigen 8 Fällen war eine Heilwirkung der Injectionen nicht erkennbar und 
musste zu operativen Eingriffen geschritten werden. 

9 Fälle von Keratitis parenchymatosa (diffusa) zum Theil mit dikara 
Iritis — keine bemerkenswerthe Heilwirkung der Injectionen; selbst im Beginn 
der Krankheit gemacht, verhindern sie nicht das Fortschreiten des Processes. 

2 Fälle erweichter und ulcerirter Hornhautflecke — kein sichtbarer Effect 
(bei 1 Falle 15 Injectionen.) 

Diffuse Hornhauttrübung mit centralem Ulcus bei Cornea globosa eines 
2jährigen Kindes. Behandlung mit Atropin, lauen Umschlägen und Sublimat- 


injectionen (6 links, 4 rechts) — die Injectionen schienen von Nutzen gewesen 
zu sein. 

1 Fall von hartnäckiger Episcleritis, 20 Injectionen — keine Besserung, 
eher Verschlechterung. 

9 Fälle von Iritis, neben den Injectionen Atropin —  2mal bei Iritis 


plastica acuta nach 2 Injectionen deutliche Besserung (sehr starke Sehmerzen); 
bei den 7 anderen Fällen (Iritis serosa) 1mal nach 11 Injectionen innerhalb 
13 Tagen erhebliche Besserung, 4mal relativ guter Verlauf, 2 mal geringer Effect. 


2 Fälle von traumatischer suppurativer Irido- Chorioiditis — keinerlei 
Besserung. 
4 Fälle von Iridocyclitis — keinerlei Besserung. 


2 Fälle von Glaskörpertrübungen — keine Besserung (bei einem 24 In- 
jectionen), 


— 988 — 


1 Fall vón Chorioidealruptur mit Blutung und Exsudation (5 Injectionen) 
— die Resorption setzt sich fort, keine erhebliche Besserung der Sehschärfe. 

2 Fälle von Neuritis retrobulbaris — kein Erfolg. 

2 Fälle von einseitiger Neuroretinitis mit — Besserung, bereits eingeleitet, 
macht weitere Fortschritte. 

5 Fälle von Chorioretinitis mit Zerstörungen, die vielleicht nicht mehr 
rückgängig gemacht werden konnten — kein Erfolg. 

1 Fall von Chorioiditis (4 Injectionen) — erhebliche Besserung. 

1 Fall von doppelseitiger Chorioretinitis, bei welcher nur 1 Auge ge- 
spritzt wurde — die Sehschärfe nimmt ein wenig schneller zu als auf dem nicht- 
gespritzten Auge. 

Verf. zieht aus seinen Beobachtungen den Schluss, dass bei Hypopyon- 
keratis, Hornhautulcerationen und diffuser Keratitis nichts Besonderes von den 
subconjunctivalen Sublimatinjectionen zu erwarten ist. Erfolgreicher und weiterer 
Versuche werth erscheinen sie bei Iritis und vielleicht auch bei Chorioretinitis. 
Ebenso sind weitere Versuche angezeigt bei infectiósen Wundprocessen. 

Kuthe. 
5) Tausend Star-Operationen. Bericht aus der augenärztlichen Praxis 
Sr. königl. Hoheit des Herrn Herzogs Dr. Carl in Bayern, von Dr. Hein- 
rich Zenker, Assistenzarzt. Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann. 1895. 
158 Seiten. 

Verf. berichtet über 1000 Star-Operationen, welche vom 3. Juli 1889 bis 
8. April 1893 von Sr. könirl. Hoheit dem Herzog Dr. Carl in Bayern in 
München, Meran und Tegernsee ausgeführt wurden. Nur 4 Fille wurden ohne 
Iridectomie operirt, alle übrigen nach der combinirten Methode 15mal, bei 
besonders geeigneten Fällen, wurden beide Augen in einer Sitzung operirt. 

Nach einer eingehenden Besprechung der Vorbereitungen kommt Verf. zur 
Schilderung der Operation selbst. Der Operateur steht vorn neben dem Pat. 
Das rechte Auge wird mit der linken Hand, das linke mit der rechten Hand 
operirt. Princip ist, nach oben zu operiren, wenn nicht schon vorhandene Colo- 
bome oder Trübungen eine andere Schnittlage indiciren. Es besteht das Be- 
streben, den Schnitt genau im Limbus zu führen; Punction und Contrapunctión 
ca. 2 mm oberhalb des horizontalen Meridians erfolgen stets in demselben. 
Lappenhóhe 3—4 mm je nach der Grósse des Stars. Bei vorhandener Secretion 
wird ein Conjunctivallappen gebildet, bei bestehender Spannungsvermehrung, 
starker Myopie und sonstigen Complicationen die Lappenhöhe in die Hornhaut 
verlegt und der Schnitt dadurch der Linearität genähert. Die Iridectomie wird 
ausgeführt mit der Wecker’schen Pince-ciseaux und der äusserst feinen Pincette, 
die Eversbusch für feine Sphincterectomie angegeben hat. Die Eröffnung der 
Kapsel geschieht mit der Kapselpincette, bei deren Gebrauch es allerdings vor- 
kommt, dass der Star etwas luxirt wird. Nur wenn die Pincette die elastische 
Kapsel nicht fasst, tritt das Cystitom ın Thätigkeit. Nach Entbindung des Stars 
werden die Rindenreste mit dem unteren Lide herausgeschoben, eventuell mehr- 
fach die Ansammlung des Kammerwassers abgewartet, auch mitunter durch Ein- 
gehen mit dem Spatel nachgeholfen. Als Tractionsinstrument bei Schlotterlinsen, 
adhárenten Staren und Glaskórperprolaps dient stets der silberne Critschett’sche 
Löffel. Auch wenn der Schnitt einmal zu klein ausgefallen ist, wird anstatt 
Erweiterung der Wunde mit Kniescheere gerne der Critschett verwendet. Nach 
nochmaliger gründlicher Ausspülung des Conjunetivalsackes nebst Berieselung 
der Wunde, kommt ein Tropfen Eserin oder Pilocarpin in den inneren Wund- 


— 269 — 


winkel. Der Verband besteht in einer in Sublimat 1:1000 getränkten Com- 
presse auf beide Augen mit einem grösseren Wattebauschen darüber nebst Binde. 
Gleich nach der Operation bekommt jeder Patient einen Esslöffel Chloralmixtur 
(enthaltend 1,0 Chloral und 0,01 Morph.), ebenso Abends. Selten, nur wenn 
starker Glaskörperprolaps vorliegt, bleibt der erste Verband länger als 24 Stunden 
liegen. Ist beim ersten Verbandwechsel alles vollkommen gut, wird erst nach 
48 Stunden frisch verbunden. Bis zum 6. Tage doppelseitiger Verband, von da 
ab einseitiger bis zum 9.—11. Tage. Die Entlassung findet durchschnittlich 
am 16. Tage nach der Operation statt. 

Die Resultate sind folgende: Guter Erfolg in 952 Fällen. Es wurden ent- 


lassen mit S25. . . . . 68 Operirte, 

Ser, we uwce cw. 92. 4 
8-5, 54 „ 
S = 5, 238 „ 
ger 35 p 
S — "fis 18 " 
S — "hs i o3 
S = 5 20 53 » 
Se Ee Ws 8 ip 
S = 5/30 33 


Mithin eine Durchschnittssehscharfe von °/,—®/,. 

Ohne Sehprobe, zum Theil mit Nachstar, wurden entlassen 59; gestorben 
nach guter Heilung sind 3 Patienten. Ein absolut gutes Operations- und Heil- 
resultat wurde ferner in 116 Fällen erzielt, in denen der Star mit anderen 
Leiden complicirt war; das Sehvermögen war entsprechend den vorhandenen 


Complicationen. 
Bei 32 Fällen war der Erfolg nur ein mässiger, zum Theil noch von einer 
Nachoperation abhängig. — 16 Augen sind verloren gegangen und zwar durch 


Wundinfection nach der Extraction 8, nach der Discission 1, welches gut ge- 
heilt war und gute Sehscharfe (°/,,) hatte. Von den 8 Infectionen gleich nach 
der Extraction sind 2 auf Erkrankung der Lider und des Thränensackes zurück- 
zuführen; 3mal trat Spätinfection der Wunde ein; 3mal musste die Ursache 
in einer Infection durch die Instrumente gesucht werden. Weitere 6 Augen 
gingen durch lridocyclitis verloren und zwar 3 durch acute infectiöse, 3 durch 
chronische Cyclitis nach Glaskórperprolaps oder Kapseleinheilung und dadurch 
herbeigeführtes Glaucom. Ein Auge wurde nach Glaskórperprolaps bei Extraction 
eines complicirten Stares durch Vorfall der Chorioidea verloren. — In Procent- 
sätzen ausgedrückt ist das Gesammtresultat also folgendes: 

Gute Erfolge: 952 — 95,2 "f, 

Mássige Erfolge: 32 = 3,2°/, 

(in 0,5 °/, ist der Schlusserfolg abhängig von der Nachoperation) - 
Verluste: 16= 16°), 
(darunter Verluste durch Eiterung: 9 = 0,9 °/,). 
Die Narcose wurde 47 mal angewendet. 
Nachoperationen wurden im Ganzen 180 ausgeführt, und zwar an 168 Augen. 

125 mal wurde mit dem Knapp’schen Messerchen operirt. Von sonstigen Me- 
thoden der Nachoperation kamen ip Anwendung: die Discission mit Cystitom 
14mal, mit Gráfe's Messer 1mal, mit 2 Nadeln nach Bowman 1mal, die 
Extraction des Nachstars 10mal, die Capsulotomie nach Wecker 2mal, die 
Iridotomie nach Wecker 10mal, die Iridectomie nach Papillarverschluss 3mal. 
Die Discissionen wurden durchgängig bei elektrischem Lichte vorgenommen. 


270 — 


— 


. ainheiten bei allen nicht glatt verlaufenen Fällen muss 
- die Einzeln 
pg auf al Kuthe. 
aa rerwiese near 
1om8 posticum, Conus und Myopie, von Prof. Dr.Schnabel 
peber SPP rnheiser. (Zeitschrift für Heilkunde. 1895. Bd. 16.) 
and Doe. xu ari haben sich vorerst die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, 
pie SE Myopie mit Erwerbung eines Staphyloma posticum identisch 
ob Krwerbum" ^, ke wurden 12 myopische Augen und 23 emmetropische 
sei; ZU n Das Untersuchungsresultat ergab, dass die Axenlänge der 
Augen £^ schen Augen, d. i. der weit überwiegenden Mehrzahl der Augen 
meisten nn S und mittlerer Myopie, in der Hegel innerhalb derselben Grenzen 
mit M wie die Axenlànge emmetropischer Augen. Die niedrigsten Werthe 
SIE h iza emmetropischer Erwachsener wurden bei myopischen Augen nicht 
für = ^ hohe Werthe aber bei myopischen Augen häufiger als bei emmetro- 
E S ' Diese Beobachtung im Vereine mit den Beobachtungen, dass bei zwei 
IZ aa mit beiderseitig gleich hoher Myopie die Augen gleich lang waren, 
Gs bei drei myopischen Anisometropen das höhergradig myopische Auge eine 
längere Axe hatte, und dass einige Myopen niedrigen und mittleren Grades 
längere Axen zeigten, als die längste Axo eines emmetropischen Auges, docu- 
mentirten den Einfluss der Axenlänge auf die Refraction. Ein verlässlicher Schluss 
ist jedoch aus der bekannten Axenlänge auf die Refraction (bez. Myopiegrad) 
nicht zu ziehen. Normale Axenlänge schliesst die Existenz einer Axenverlänge- 
rung durch Scleralectasie am hinteren Pole nicht aus. Die Augen niedriger 
und mittlerer Myope gleichen jedoch nach Form und Volumen ganz dem em- 
metropischen; Zeichen von Dehnung der Sclera wurden bei ihnen nicht gefunden. 
Wesentlich unterscheiden sich aber von emmetropischen Augen solche mit Myopie 
von mindestens 10 D. Auch bei ihnen besteht keine constante Beziehung zwischen 
Axenlänge und Myopiegrad. Die Höhe und Breite dieser Augen ist aber in der 
Regel grösser als bei dem emmetropischen. Ihre Form gestaltet sich verschieden, 
je nachdem die Vergrösserung des Bulbusstückes hinter dem Ansatzkreise der 
geraden Augenmuskeln eine totale und partielle ist. Nur ein kleiner Theil 
dieser Augen zeigt scharf umschriebene Ectasien; das Scleralstück zwischen 
Opticus und Obliq. inf. ist jedoch bei Allen vergrössert und hat ein geblähtes, 
blasenwandähnliches Aussehen, während der Scleralgürtel vor den Sehnen der 
geraden Muskeln stets normale Dimensionen darbietet, wodurch sich solche Aug- 
äpfel von den durch Drucksteigerung vergrösserten wesentlich unterscheiden. 
Ohne Unterschied zeigten alle untersuchten myopischen Augen, selbst solche 
mit geringer Myopie, eine Verminderung der Resistenz der Sclera, ohne dass 
dieselbe auf Durchschnitten sich dünner erwies. An einigen myopischen Augen 
mit der Form des emmetropischen Auges und an allen myopischen Augen mit 
Staphyl. post. fand sich der vorderste Theil des Zwischenscheidenraumes nicht 
in, sondern hinter der Sclera. Die äussere Scleralschicht fehlte in der unmittel- 
baren Nachbarschaft des Opticus ganz oder war nur andeutungsweise vorhan- 
den. Es setzte sich dann die Duralscheide in beträchtlichem Abstande von der 
Oberfläche des Sehnerven an die hintere Fläche der inneren Scleralschicht an, 
wodurch das vordere Ende des Zwischenscheidenraumes eine abnorme Form und 
Weite gewinnt. Der Zwischenscheidenraum hat gewöhnlich an verschiedenen 
Stellen des Sehnervenumfanzes verschiedene Weite. Diese Anomalie fehlte in 
der Mehrzahl der Fälle niedriger und mittlerer Myopie. Allen Myopiegraden 
kommt der Conus gemeinsam zu; er fehlte den myopischen Augen nur ausnahms- 
weise und ist in nichtmyopischen Augen nur ausnahmsweise zu finden. Unter 


Ir be werden. 


ooa 





ate as 


6) 


-— 271 — 


den 12 Augen mit M 2 bis M 8 fanden sich 9 mit Conis; unter den 20 hoch- 
gradig myopischen Augen war eines frei von Conus. Anatomisch untersucht 
wurden 19 Coni myopischer Augen aller Grade und zwar 5 ringförmige, 
8 sichelförmige nach aussen, und 6 sichelförmige nach unten. Der sichelförmige 
Conus entsteht, wenn die vorderen Aderhautschichten von der Axe des Seh- 
nerven weiter abliegen und die innere Scheide sich in die Ebene der Augenhäute 
umlegen muss, um zum Rande der Lamin. elastica chorioideae gelangen zu 
können, wo dann ein Theil der dem Sehnerven zugewendeten Fläche der inneren 
Scheide sichtbar wird; während, wenn die vorderen Aderhautschichten so weit 
an die Axe des Sehnervenstranges heranreichen, wie der vordere Rand des 
Scleroticalcanals, nur der Rand der inneren Scheide (Bindegewebsring) sichtbar 
wird. Im Bereiche des Conus fehlt die Netzhaut; der Conus gehört daher stets 
zum blinden Fleck und zeigt natürlich kein Pigmentepithel; dasselbe beginnt 
erst knapp am Conus; Lamina elastica und Choriocapillaris fehlen ebenfalls; 
- die hinteren Schichten der Chorioidea sind rudimentär entwickelt. Dieser Be- 
fund bleibt derselbe, ob der Conus nach aussen oder unten gerichtet, ob er 
gross oder klein ist. Bei grossen sichelförmigen Conis erleidet die Papille im 
ophthalmoskopischen Bilde eine Gestaltsveränderung durch Superposition der 
Chorioidea, welche nur als eine ungewöhnlich starke Ausprägung des normalen 
Verhaltens aufzufassen ist. 

Der ringförmige Conus ist in anatomischer Beziehung vom sichelförmigen 
vollständig verschieden; bei ersterem liegt wegen der abnormen Weite des Sclero- 
Chorioidealcanals zwischen den Papillargrenzen, dem Bindegewebs- und Chorioidal- 
ring und dem Papillarrande ein ringförmiger Streifen des Querschnitts des von 
den äusseren Augenhäuten umschlossenen, von den Bändern der Lamina cribrosa 
durchzogenen Sehnervenstückes. Dieser Ring bildet im ophthalmoskopischen Bilde 
den ringfórmigen Conus. Dieser Conus liegt nicht zur Seite des Selnerven vor 
der Sclera, sondern innerhalb des Sehnerven. Wie der sichelfürmige muss er 
daher stets unmittelbar am Papillarrande liegen und muss seine ganze Fläche 
zum blinden Flecke gehören. Die mächtigen, buchtig begrenzten, weissen Felder, 
die in hochgradig myopischen Augen vorkommen, sind Resultate von Entzündung 
um den Conus herum. Beide Gattungen der Coni, der sichelförmige und der 
ringförmige, sind Formanomalien des Sehnerven, bedingt durch Bildungsmangel 
in einer oder beiden äusseren Augenhäuten in der unmittelbaren Umgebung des 
Sehnerven; alle Coni sind angeboren, und können mit fortschreitendem Wachs- 
thume des Auges an Umfang zunehmen. | 

In allen myopischen Augen, sowohl mit oder ohne Staphyloma post., be- 
steht ein angeborener Bildungsmangel in den äusseren Augenhäuten und muss, 
da eine grosse Zahl myopischer Augen Jahre hindurch emmetropisch gewesen 
sind, sich auch in vielen emmetropischen Augen finden. Diese angeborene Ab- 
normität in einer oder beiden äusseren Augenhäuten um die Opticus-Einpflanzung 
ist die angeborene Disposition zur Myopie. Die Augen, welche in der Schule 
myopisch werden, sind abnorm ehe sie myopisch werden, werden myopisch, weil 
sie abnorm sind, sind aber auch nach Erwerbung der Myopie durchaus nicht 
krank. Jeder Fall von typischer Myopie entsteht durch eine Wachsthumsano- 
malie des Auges. Diese führt je nach der Ausprägung des Bildungsfehlers in 
den äusseren Augenhäuten eine relativ zu grosse Länge des Auges herbei oder 
Staphyloma posticum. Da die anatomische Ursache der beiden Anomalien eine 
und dieselbe ist, giebt es vom ätiologischen Standpunkte aus nur eine Form 
der typischen Myopie. Die Ansicht, dass die Myopie den Schulkindern durch 
Entwicklung von Stapbyl. post. entstehe, dass jede derartige Myopie im Stande 


— 212 — 


ist, einen hohen Grad zu erreichen und den Augen Gefahr zu bringen, ist falsch. 
Ebenso die Lehre vom myopischen Process, von der Scleroticochorioiditis, der 
Neuritis der Myopie, dem Accommodationskrampf. „Die Entstehung des Staphy- 
loma post. kann nicht verhütet werden, der Uebergang der Schulmyopie in die 
hochgradige Myopie braucht nicht verhütet zu werden, weil derselbe auch ohne 
vermeintlich vorbauenden Massnahmen gar nicht stattfindet. Nur wenn zu be- 
sorgen wäre, dass die in der Schule erworbene Myopie zu hohen Graden heran- 
wachsen könnte, wäre sie ein wirkliches Uebel. Aber das Auge, das in der 
Schule myopisch wird, erwirbt kein Staph. post. und kann es nicht erwerben.“ 
Schenkl. 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. XLI. 1. 
1) Ueber die percipirende Schicht der Netzhaut beim Menschen, von 

Dr. W. Koster aus Utrecht. 

Nach König und Zumft wird das Licht von verschiedener Wellenlänge 
in verschiedenen Schichten der Netzhaut percipirt, und zwar um so weiter nach 
aussen, je grösser die Wellenlänge des betreffenden Lichtes ist. K. und Z. be- 
wegten im vorderen Brennpunkte des Auges einen mit zwei Löchern versehenen 
Schirm hin und her. Die zwei in's Auge fallenden Lichtbündel sollen zwei 
Schattenbilder der Netzhautgefässe hervorrufen, und diese Schattenbilder bei ver- 
schiedenfarbigem Lichte ungleichen Abstand zeigen. Aus der Grösse des Ab- 
standes ist die Entfernung der percipirenden Schicht von den Gefässen zu be- 
rechnen. 

Koster und auch Prof. Leber gelang es nicht, bei dieser Versuchsanord- 
nung ein doppeltes Gefässbild zu erhalten. Nach Angabe Leber’s entwarf Verf. 
ein einfaches Gefässbild auf halb rothem, halb hlauem Felde, indem das Löch 
des Schirms in der Richtung der Trennungslinie der beiden Feldhälften bewegt 
wurde. Nach König und Zumift's Rechnung hätten die Schattenbilder der 
beiden Felder eine verschiedene Schnelligkeit der Bewegung im Verhältniss von 
22:19 zeigen müssen. Es konnte aber nicht die geringste Differenz in der 
Schnelligkeit beobachtet werden, obgleich ein solcher Schnelligkeitsunterschied 
sehr deutlich wahrnehmbar ist, wie Versuche an einem ad hoc construirten 
Apparate zeigten. Auch wenn die Gefässschatten auf einer halb mit rothem, 
halb mit blauem Spectrallicht beleuchteten Milchglasplatte entworfen wurden, 
zeigte sich auf beiden Hälften keine Parallaxe. 

König und Zumft lassen den Umstand unbeachtet, dass die verschiedene 
Brechbarkeit der verschiedenen Farben einen Einfluss auf die Distanz der Doppel- 
schatten ausüben können. Ein für blau emmetropisches Auge ist für roth hyper- 
metropisch. Verf. fand an seinem Auge für roth und blau eine Refractions- 
differenz von 1,336 Dioptr. und berechnet, dass diese Differenz eine Verschieden- 
heit der Geschwindigkeit der Gefässschatten bei rothem und blauem Lichte im 
Verhältniss von 50:51 erzeugen müsste. Ein so geringer Unterschied ist nicht 
wahrnehmbar. Die verschiedene Brechbarkeit des farbigen Lichts kann daher 
au sich keine sichtbare Differenz der Parallaxe hervorrufen, würde aber, wenn 
in der That die Farbenperception in verschiedenen Schichten der Netzhaut statt- 
fände, den Eintluss der Sehichtung zum Theil verdecken. 

Wird die Adertigur in bekannter Weise durch Beleuchtung der Sclera 


— 213 — 


hervorgerufen, so wird sich zwar nicht der Abstand der percipirenden Schicht 
von den Gefässen genau messen lassen, wohl aber kann man mit dieser Methode 
untersuchen, ob die Farbenperception in verschiedenen Schichten der Netzhaut 
erfolgt. Die Dickendifferenz der Netzhaut müsste sich bei schräg durch die- 
selbe fallenden Strahlen besonders geltend machen und eine starke Verschiebung 
der Schatten bei verschiedenen Farben bewirken. Beträgt, wie König und 
Zumft angeben, der Abstand der rotlı und blau percipirenden Schicht 0,0606 ınm, 
so würde das, wenn die durch die Sclera fallenden Lichtstrahlen die Hauptaxe 
unter einem Winkel von 45° schneiden, auf 3 m projicirt eine Verschiebung der 
Schatten um 12 mm, bei 60° um 24 mm bedingen. Wird mittelst einer starken 
Convexlinse durch einen schmalen Spalt hindurch Spectrallicht auf die Sclera 
geworfen, so ist die Aderfigur bei kleinen Bewegungen der Linse dauernd sicht- 
bar. Die Lage der Gefässschatten zu einem fixirten Objecte ist leicht zu be- 
obachten, es konnte aber bei den verschiedenen Spectralfarben vom Verf. (und 
auch von Prof. Leber) keine Aenderung der Lage festgestellt werden. 

Auch weitere Versuche ergaben wie die früheren keine Bestätigung der 
Angaben von König und Zumft, obgleich nach der unter Zugrundelegung der 
Zahlen von K. und Z. ausgeführten Rechnung die Verschiebung des Bildes eine 
ziemlich ausgiebige hätte sein müssen. 

Die Young- Helmholtz’sche Farbentheorie würde nicht mit der Farben- 
perception in verschiedenen Netzhautschichten vereinbar sein. Abgesehen davon, 
dass K. und Z. 4 Schichten berechnet haben, während doch nur 3 erforderlich 
sein würden, müssten, sobald weisses Licht so schräg in’s Auge einfällt, dass 
die Orte der erregten Fasern in Bezug auf den Knotenpunkt nicht mehr in 
einer Linie liegen, farbige Punkte gesehen werden. Derartige Beobachtungen 
konnten aber nicht gemacht werden. 

Zum Schluss sucht Verf. nachzuweisen, dass bei einem Abstande der beiden 
Löcher ım Schirme von 1,5 mm, wie K. und Z. ihn bei ihren Versuchen be- 
nutzten, Doppelschatten nicht hervorgerufen werden hónnen. 


2) Ueber die Natur des Schlemm’schen Sinus und seine Beziehungen 
zur vorderen Augenkammer, von Dr. G. Gutmann, Augenarzt in 
Berlin. (Aus dem I. anatom. Institute der Königl. Universität Berlin.) 

Verf. machte an 35 tast ausnahmslos ganz frischen Leichenaugen- In- 
:jectionen von Berliner Blaulösung (7), japanischer Tusche (26), difibrinirtem 
Leichenblut (2) in die vordere Kammer. Die Injectionen wurden theils mit der 
Pravaz’schen Spritze, theils mit der Waldeyer'schen Seheibencanüle ausgeführt 
und zwar meistens unter dem normalen Kammerdruck von 20—30 mm Hg. 
In 3 Fällen steigerte man den Druck auf T+2 bis T+ 3, 2mal blieb die 
Augenspannung unter der Norm (— 1). 

Bei der bis zur normalen Augenspannung mit Tusche injicirten Augen war 
die Injectionsmasse in das Maschenwerk des Grenzgewebes, in den Schlemm’- 
schen Sinus und in die skleralen, z. Th. auch subconjunctivalen Venen vor- 
gedrungen. Im Grenzgewebe lag die Tusche in spindelfirmigen oder feinen 
nadelfórmigen Streifen, der sinus Schlemmii war z. Th. ganz, z. Th. weniger 
mit Tusche gefüllt. An einigen Präparaten konnte man den Weg der Tusche 
vom Schlemm’schen Sinus zu den skleralen Venen verfolgen. 

Bei den Augen, welche bei der Injection die normale Spannung nicht 
erreichten, fand sich im Sinus Schlemmii theils keine, theils sehr wenig Tusche. 

Diejenigen Augen, bei welchen der Injectionsdruck hochgradig gesteigert 
war, zeigten die Tusche besonders dicht im Grenzgewebe, dagegen war der 

18 


— 274 — 


Sinus Schlemmii nur wenig gefüllt. Die Tuschkórner lagen z. Th. in schmalen 
Streifen zwischen den Endothelien und drängten von der inneren Wand gegen 
das Innere an. 

Die Injectionen mit Berliner Blau führten zu einem | ganz ähnlichen Resul- 
tate. Auch bei den mit defibrinirtem Blute injicirten Augen fanden sich Blut- 
körperchen im Sinus Schlemmii: Diese Präparate zeigten deutlich das Vor- 
rücken der Blutkörperchen aus dem Maschenwerk und den Saftlücken des 
Grenzgewebes in den Sinus. 

Nach diesen Versuchen sieht Verf. es als erwiesen an, dass in Leichen- 
augen eine directe Communication zwischen der vorderen Kammer und dem 
Sinus Schlemmii besteht, und weist darauf hin, dass die Injectionsmasse keines- 
wegs nur bei hohem Druck in Folge von Gefásszerreissungen in den Sinus ein- 
dringt, wie von anderen Autoren behauptet wird. Im Gegentheil war bei Ueber- 
druck wenig in den Sinus gelangt. G. nimmt an, dass die Farbstoffe durch 
Lücken im Endothelbelage hindurchtreten. 

Wie Schwalbe, so bekenne sich auch Waldeyer jetzt zu der Ansicht, dass 
dass der Schlemm'sche Canal nicht dem iymphatischen RIDES angehört, 
sondern als venöser Sinus anzusehen ist. 





Hieran reiht sich zweckmässig 
12) Der Circulus venosus Schlemmii steht nicht in offener Verbin- 

dung mit der vorderen Augenkammer. Nach gemeinschaftlich mit 

Dr. Chr. F. Bentzen angestellten Versuchen, von Prof. Th. Leber in 

Heidelberg. 

Ein offener Zusammenhang .zwischen vorderer Kammer und Blutgefässen 
widerstreitet der täglichen Erfahrung. Bestände ein solcher Zusammen- 
hang, so müsste regelmässig, und nicht ausnahmsweise bei Abfluss des Kammer- 
wassers und bei starker Herabsetzung des intraocularen Drucks ein Bluterguss 
in die vordere Kammer erfolgen. Die vermutheten Klappen konnten von keinem 
Untersucher nachgewiesen werden. Zudem wäre bei freiem Abfluss des Kammer- 
wassers in die unter relativ niedrigem Drucke stehenden Venen ein stark 
erhöhter intraocularer Druck undenkbar. 

Von einer art. cil. long. oder einer ven. vortic. aus ist bei grösseren Thier- 
augen leicht eine Gefässinjection zu erzielen, der Canalis Schlemmii füllt sich, 
dagegen dringt die Injectionsmasse nie bis zu den Maschen des Fontana’schen 
Raumes vor. Dass der Circulus venosus unter. gewöhnlichen Verhältnissen blut- 
haltig ist, kann nicht bezweifelt werden. Wenn er an Leichenaugen häufig 
blutleer gefunden wird, so erklärt sich dies daraus, dass das Blut durch: 
den nach dem Tode fortdauernden Filtrationsstrom des Kammerwassers aus- 
gewaschen wird. 

Die Bezeichnung „Sinus“ passt nach Analogie der Sinus der Dura mater 
nur in soweit, als die Gefüsswand mit der Sklera eng zusammenhängt, ist aber 
in übrigen nicht zutreffend, weil es sich bei Thieren und ähnlich beim Menschen 
um ein dichtes Netzwerk annähernd gleich breiter Venen handelt. Man sagt 
daher richtiger „Circulus“. 

Der Circulus venosus und die Maschen des Fontana’ sehen Raumes sind 
zwei in enger Berührung stehende, aber getrennte Lückensysteme. Abgesehen 
von zufälligen Zerreissungen kann der Uebertritt von Flüssigkeit aus dem einen 
in das andere System nur auf dem Wege der Filtration erfolgen. Wenn Gut- 
mann annimmt, dass der Durchtritt durch Lücken des Endothels oder durch 
Kittsubstanzlinien ‘stattfindet, so entspricht dieser Vorgang ganz der Filtration 


im üblichen Sinne: Durchtritt von Flüssigkeit durch feinste Gewebslücken. 
Ebenso gut wie Tuschekörner, welche sich nicht in Wasser lösen, sondern nur 
in demselben suspendirt sind, Fliesspapier passiren, kónnem sie auf dem Wege 
der Filtration aus der vorderen Kammer in den Circulus Schlemmii übertreten. 

Erneute mit Dr. Bentzen ausgeführte Versuche ergaben, dass feinste körper- 
liche Partikelchen bei frischen todten Augen von der vorderen Kammer in die 
Ciliarvenen übergehen. Injectionen von Berliner Blaulösungen führten in der 
Regel nur dann zu einem positiven Resultate, wenn zuvor das Kammerwasser 
entleert wurde. Bei Tuscheinjectionen wirkt das Kammerwasser nur verdünnend, 
hindert aber den Uebergang in den Circul. venos. nicht. Ohne Zweifel ist die 
schon früher ausgesprochene Vermuthung richtig, dass das salzhaltige Kammer- 
wasser das Berliner Blau ausfällt, so dass es, wie die mikroskopische Beobachtung 
zeigt, in feinen Flóckchen in der vorderen Kammer zurückbleibt. Nur wenn 
der Niederschlag sehr feinkórnig ist, kann er den Filtrationsprocess mitmachen. 
Auf diese Weise werden frühere widersprechende Versuchsergebnisse mit Berliner 
Blau ungezwungen erklärt. Tuschkörner sind sehr fein, und da sie zudem vom 
Kammerwasser nicht verändert werden, so treten sie leicht über. 

Die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass Berliner Blau und Tusche- 
körnchen sowohl in die Intercellularlücken des Endothels der vorderen Kammer 
als auch tief in das Gewebe der Iris eindringen, und zwar erfolgt die Infil- ° 
tration nicht nur von dem stark mit Farbstoff durchtränkten Fontana’schen 
Raume, sondern auch von der Vorderfläche der Iris aus. Der Farbstoff ist im 
Fontana'schen Raume dicht angeháuft und liegt überall dem Bälkchen auf. 
Vielfach lásst sich der Durchtritt der Farbstoffpartikelchen durch die Inter- 
cellularlücken der Endothelhàute in das Lumen des Circulus venosus hinein 
beobachten, und weiterhin finden sich die episkleralen und conjunctivalen Venen 
injicirt. 

Bei einem menschlichen Auge, bei welchem 2 Stunden nach dem Tode eine 
Injection von Berliner Blau gemacht wurde, konnte mikroskopisch keine Injection 
der Venen beobachtet werden. Mikroskopisch zeigte sich, dass der Farbstoff 
an manchen Stellen nur bis zu einer gewissen Tiefe in das Maschenwerk des 
Fontana'schen Raumes eingedrungen war, an anderen Stellen aber das Lumen 
des Circulus venosus erreicht hatte. Sehr deutlich war hier die blaue Färbung 
zwischen den Endothelzellen. Dieser Versuch bestätigt die schon von Schwalbe 
gemachte Erfahrung, dass die Injectionen um so leichter gelingen, je weniger 
frisch die betr. Augen sind. Wahrscheinlich tritt als Leichenerscheinung eine 
Lockerung der Endothelzellen auf. Unter allen Umständen besteht aber keine 
offene Communication ‘zwischen Fontana’schem Raume und Circulus venosus, 
sondern der Dnrchtritt der Farbstoffe erfolgt auf dem Wege der Filtration in 
der üblichen Bedeutung des Wortes. 

„Nachdem wir hiermit die Annahme eines offenen Zusammenhanges zwischen 
vorderer Kammer und Venensystem im früheren Sinne als endgültig widerlegt 
betrachten dürfen, haben wir damit auch für die Erklärung der abnormen Druck- 
verhältnisse des Auges wieder eine allgemein anerkannte Grundlage gewonnen.“ 


9) Experimentelle Untersuchungen über das Staphylokokkengeschwür 
der Hornhaut und dessen Therapie, von Dr. Ludwig Bach, Privat- 
docent und I. Assistenzarzt der Univers.-Augenklinik zu Würzburg. 

Zweifel an der Wirksamkeit der subconjunctivalen Sublimatinjectionen ver- 
anlassten den Verf. zu seinen Versuchen. Er legte bei Kaninchen beiderseits 
im Centrum der Hornhaut mit der Lanze eine oberflächliche Tasche an und 

18* 


impfte in dieselbe eine Reincultur von Staphylokokkus pyogenes aureus. An 
der Impfstelle entwickelt sich in bekannter Weise ein Geschwür, welches zur 
. eitrigen Entzündung der Iris, des Ciliarkörpers und des vorderen Abschnittes 
der Chorioiden führt. Diese Entzündung ist nur bei centralem Sitze des Horn- 
hautgeschwürs heftig, während randständige Geschwüre die Iris etc. viel weniger 
afficiren und rasch heilen. Bei jedem Versuchsthiere wurde das eine Auge mit 
Atropin, das andere mit Atropin und subconjunctivalen Sublimatinjectionen 
behandelt. Waren beide Augen nicht gleichmässig entzündet, so wurde das 
weniger heftig erkrankte Auge der Sublimatbehandlung unterworfen. Nach 40 
Versuchen kommt Verf. zu dem Resultat, dass die subconj. Sublimatinjectionen 
bei diesen Impfgeschwüren nicht die geringste günstige Wirkung ausüben, sondern 
eher den Reizzustand der Augen erhöhen und in die Länge ziehen. | 

Zahlreiche mikroskopische und Culturversuche ergaben, dass wenn es nicht 
zur Perforation der Hornhaut gekommen war, weder ein Hypopyon noch in der 
Iris und Corp. cil. jemals Bakterien nachgewiesen werden konnten. Abgesehen 
davon, dass die geringe Menge des injicirten Sublimats nicht keimtódtend wirken 
kann, hat die Injection keinen Zweck, weil gar keine Keime vorhanden sind. 

Das Hypopyon ist das Product einer Entzündung der Iris und des Ciliar- 
körpers, und diese Entzündung wird hervorgerufen durch die diffusionsfähigen 
Proteine und Stoffwechselproducte der Hornhautbakterien. 


Um zu entscheiden, ob bei inficirten penetrirenden Wunden des Bulbus, 


bei septischer Embolie und Lues die subconjunctivalen Sublimatinjectionen von 
Nutzen sein können, bedurfte es der chemischen Untersuchung, welche von 
Dr. Gärber, Assist. für physiolog. Chemie am physiol. Institut, ausgeführt wurde. 
Gärber berichtet: Die vonSgrosso und Scalinci gewählte Methode, Quecksilber 
in den Augenháuten nachzuweisen, ist, wo es sich um so minimale Mengen 
handelt, unzulässig. Die mit Zinnchlorürlösung erzeugten grauschwarzen Nieder- 
schläge sind nicht, wie sie annehmen, Calomel, welches ja weiss ist, sondern 
gefällte Eiweisskörper. Mit der viel feineren Ludwig'schen Zinkamalgamprobe 
(ef. Original) konnten bei 5 Versuchen nach subconjunct. Injection von 0,0005 g 
Sublimat im Kammerwasser nicht die geringsten Spuren von Hg. nachgewiesen 
werden. 

Ferner wurden künstlich hervorgerufene Stapkylokokkengeschwäre 2 stündlich 
mit Sublimatlösungen (!/, u. !,,°/,.) berieselt und nach längerer oder kürzerer 
Zeit. durch das Culturverfahren auf ihren Keimgehalt geprüft. Bei 14 Ver- 
suchen blieb nur einmal nach Berieselung mit 1"/,, Sublimatlósung die Platte 
steril, 3mal zeigten sich wenige, 11mal sehr zahlreiche Colonieen. Günstiger 
wirkten Hydrarg. oxycyanatum und Jodtrichlorid. Verf. würde ersteres am 
meisten empfehlen, dagegen sind Sublimatberieselungen bei der Behandlung 
inficirter Hornhautgeschwüre unwirksam. 

Das Auskratzen der Geschwüre event. mit nachfolgender antiseptischer 
Spülung (Wecker) ist unter Umständen erfolgreich, aber weniger: zuverlässig 
und nicht schonender als die Glühhitze, welche sicher alle Keime zerstört. 
10 Versuche ergaben stets sterile Platten. 

Bei der Heilung der Geschwüre findet eine Phagocytose im Sinne Metsch- 
nikoff's nicht statt. 

Um zu beweisen, dass die Entzündung der Iris und des Corp. cil. bei 
Hornhautgeschwüren sowie bei heftigen Bindehauterkrankungen durch Proteine 
und Stoffwechselproducte der Bakterien hervorgerufen werden, also auf Fern- 
wirkung der Bakterien beruhen, stellte Verf. Proteine aus Staphylokokken-Rein- 
culturen her und brachte dieselben in den Bindehautsack. Schon dieses Ver- 


— 277 — 


fahren genügte, um eine fibrinös-eitrige Iritis zu erzeugen, rascher und stürmischer 
trat dieselbe bei Epitheldefecten der Hornhaut auf, und noch stürmischer bei 
Injectionen in die vordere Kammer und in den Glaskórper. Eine ähnliche 
Wirkung wurde erzielt, wenn statt der Stoffwechselproducte Keime von Staphylo- 
kokken wiederholt in den Bindehautsack gebracht wurden. 


4) Ueber tuberculóse Iritis und Keratitis parenchymatosa, von Dr. Otto 
Bürstenbinder, II. Assist. der Augenklinik zu Jena. 

Verf. theilt mehrere Fálle mit, bei denen nach den vorhergegangenen und 
begleitenden sonstigen Krankheitserscheinungen mit grosser Wahrscheinlichkeit 
angenommen werden darf, dass es sich in den Augen um einen tuberculósen 
Process handelte. Das vielfach wechselnde Krankheitsbild, welches auf eine 
Betheiligung des ganzen Bulbus schliessen lässt, ist bekannt. Scheer. 

(Schluss folgt.) 


II. Deutschmann's Beiträge zur Augenheilkunde. Heft XVIII. 1895. März. 
1) Hat der Flächeninhalt der Probebuchstaben Einfluss auf das Er- 
gebniss der Sehschürfemessung? Von Karl Stettler, Arzt aus Bonn. 
Mit 4 Tafeln. 

Verf. nahm Sehschürfebestimmungen mit Sehproben vor, welche zwar die 
gleiche lineare Ausdehnung, aber ungleiche Flächengrösse besitzen, und fand, 
dass der Flächeninhalt des Buchstabens allerdings ein Umstand ist, der in Be- 
tracht gezogen werden muss, dass aber von einem Sinken der Sehschärfe pro- 
portional der Flächenabnahme der Haken keine Rede sein kann und dass die 
Vermehrung des Flächeninhaltes über das von Snellen bezeichnete Mass hinaus 
überhaupt keinen nennenswerthen Vortheil bringt. Er kommt daher zu dem 
Schlusse, dass die von Vierordt und Guillery erhobenen Einwände gegen die 
Snellen’sche Art der Sehschärfemessung nicht begründet sind und dass theo- 
retisch und practisch vollauf Grund vorhanden ist, an Snellen's altbewahrter 
Art der Sehschärfemessung festzuhalten. 

2) Drusen der vorderen ldüsnkspsel Klinische Mittheilung von Dr. Adolf 
Sachsalber, Assistent der Universitäts-Augenklinik in Graz. 

Der 60jàhrige Patient litt auf dem linken Auge an einer, seit 1 Monat 
bestehenden Netzhautabhebung in der ganzen unteren Hälfte des Augenhinter- 
grundes mit beweglichen und fixen Glaskörpertrübungen. In der vorderen und 
hinteren Corticalis fanden sich leichte speichenförmige Trübungen, welche den 
Linsenpol nicht erreichten. An der binteren Fläche der vorderen Linsenkapsel 
besonders in der Gegend des Poles zeigten sich zahlreiche, gruppenförmig an- 
geordnete, ca. 0,5 mm hohe, tropfenartige Erhebungen von zart gräulich-weisser 
Farbe und meist runder Form, welche im durchfallenden Lichte (lichtschwacher 
Spiegel) sich als dunkle Punkte darstellten, die jedoch kleiner erschienen, als 
man nach ihrem Aussehen bei focaler Beleuchtung hätte erwarten sollen. Im 
Uebrigen war die Linsenkapsel selbst glatt und durchsichtig. — Am zweiten 
Auge, auf welchem sich von früheren Entzündungen her eine fast ringförmige 
vordere Synechie fand, felılten analoge Bildungen vollständig. 





3) Ueber die operative Behandlung der Myopie nebst Bemerkungen 
über die Staroperation, von Prof. Dr. A. Vossius in Giessen. 
Durch die sich mehrenden Publicationen über günstige Resultate der ope- 
rativen Behandlung der excessiven Myopie veranlasst, ging Verf. im Anfang des 


* 


— 278 — 


vorigen Jahres zu derselben über und operirte seitdem 9 Patienten im Alter 
von 7 bis 23 Jahren, mit einer Myopie von 10. bis 30 D. Die von ihm er- 
zielten Resultate bestätigen die Angaben Fukala’s und anderer Operateure, dass 
eine erhebliche Verringerung der Refraction durch die Operation hervorgerufen 
wird und dass sich nach derselben eine wesentliche Besserung der Sehschärfe 
ergiebt. 6 Augen wurden hypermetropisch, 3 blieben noch in geringem Grade 


myopisch. Die Abnahme der Refraction schwankte zwischen 13 und 28,5 Dioptrien. 


Die Zunahme der Sehschärfe betrug im Minimum etwa 0,1, in Maximum 0.3. 
In allen Fällen war das Sehvermögen durch den myopischen Process schon sehr 
stark herabgesetzt. Bei einem Kranken stellte sich der gestörte binoculare Sehact 
nach der Operation beider Augen wieder für die Ferne her, so dass zu hoffen 
ist, dass derselbe auch allmählich für die Nähe wiedererlangt wird. 

Der Grund für die auffallend hochgradige Abnahme der Refraction bei 
einem Falle (28,5 D.) sucht Verf. in der nahezu kugeligen Gestalt der Linse, 
welche bei der Operation constatirt wurde. Diesbezüglich theilt er einen weiteren 
Fall mit, bei welchem zweifellos die Myopie durch die kugelige Gestalt der Linse 
und die letztere durch Subluxation der Linse bedingt war. Bei jedesmaligem 
Uebertritt der Linse in die vordere Kammer fand hier durch Vorrücken der 
Knotenpunkte eine Steigerung der Myopie von 4 auf 15 D. statt. Die Extraction 
der beweglichen Linse in der Kapsel, vollständig kugelig gestaltet, wurde in 
sitzender Stellung des Patienten ohne Glaskörperverlust ausgeführt und brachte 
dem Kranken ein Sehvermógen von « ?"/,, mit + 13D. 

Der Operationsmodus war folgender: zunächst Discission, in einzelnen Fällen 
durch die ganze Linse hindurch bis in die hintere Kapsel. Bei 2 Fällen mehr- 
fache Wiederholung der Discission und Spontanresorption der Linse; in allen 
übrigen Entferung der Linse durch einfache Linearextraction, die nóthigenfalls 
wiederholt wurde. Dabei 2mal lrisprolaps, 1 mal Glaskórperblase in der Corneal- 
wunde, welche sich spontan zurückzog. Heilungsverlauf durehweg normal. Die 
Durchschneidung der Linse in ihrer ganzen Dicke beschleunigt entschieden die 
Heilung, indessen ist dann die Gefahr des Glaskörperprolapses während der 
späteren Linearextraction grösser und wird man häufiger zur Wiederholung der 
Punktion der Vorderkammer gezwungen zum Zweck der Herauslassung des ge- 
quollenen Linsenbreis. Bei strenzer Antisepsis ist die Operation absolut gefahrlos. 

Im Anschluss daran berichtet Verf. kurz über die Erfahrungen, welche er 
bei der Staroperation ohne Iridectomie gemacht hat. In einer Reihe von 
Fällen operirte er mit einem niedrigen Lappenschnitt in die Hornhaut. Der 
Heilungsverlauf war nur bei einzelnen Fällen ein glatter; bei den meisten ver- 
narbte die Hornliautwunde bedeutend langsamer, es trat Irisanheilung, Irisein- 
heilung und Irisprolaps ein, der einmal abgekappt werden musste, mit nach- 
folgender Sutur der Hornhautwunde. Er ist daher in letzter Zeit zu folgendem 
Operationsverfahren übergerangen, das ihm bessere Resultate gegeben hat: mit 
dem Graefe'schen Linearmesser Lappenschnitt im Limbus von ca. ein Drittel 
der Hornhautperipherie mit Bildung eines 3—4 mm hohen Conjunctivallappens 
beim Ausschnitt; nach Umklappen des Bindehautlappens ausgiebige Cystitomie: 
während nun die linke Hand mit dem Spatel die Iris von der Wunde aus ganz 
peripher in der Kammer zurückhält, drückt die rechte mit dem Kautschukloifel 
in der bekannten Weise leicht gegen den unteren Linsenrand und entbindet so 
die Linse. Hierauf Zurückstreichen der Iris mit dem Spatel und Zurückklappen 
und Glätten des Conjunctivallappens. Kurze Compression mit Watte, einige 
Tropfen Eserin, Verband. Die Operation setzt zu ihrem Gelingen vor Allem eine 
möglichst maximale Mydriasis durch Atropin-Cocain voraus. 


— 279 — 


Das Sehresultat fand Verf. bei runder Pupille nicht wesentlich besser als 
ohne dieselbe, die Heilungsdauer annähernd gleich. Der Vorzug des T,imbus- 
schnittes mit Bildung eines Conjunctivallappens bestehe darin, dass die Heilung 
der Wuude und die festere Consolidation der Wunde wesentlich gefürdert werde. 

Ferner theilt Verf. einen Fall mit, bei welchem im Alter von 44 Jahren 
die schnell gequollene und gereifte Cataract eines an Iridocyclitis erkrankten 
Auges spontan resorbirt wurde. Nach Extraction des membranósen, dünnen, 
einem Nachstarhäutchen völlig gleichenden Linsenrestes vermittelst der Kapsel- 
pincette sah das Auge mit + 8 D < Win | 

Am Schlusse resumirt Verf. seine bisherigen Erfahrungen über die Erfolge 
der operativen Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit, indem er die bis- 
herigen Angaben der verschiedenen Operateure in vollem Umfange bestätigt. Der 
Werth der operativen Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit ist nach 
seinem Dafürhalten auf die gleiche Stufe mit dem Nutzen der Iridectomie bei. 
Glaucom zu stellen. 


4) Ueber isolirte Linsenkapselverletzungen. Ein geheilter Fall von 
isolirtem grossen Linsenkapselriss ohne Cataractbildung, von Dr. Lieb- 
recht in Hamburg. 

Nach einem kurzen Ueberblick über die literarisch veröffentlichten Fälle 
von isolirter Linsenkapselverletzung, über die Art des Zustandekommens einer 
solchen und den Heilungsvorgang berichtet Verf. über einen Fall der eigenen 
Beobachtung. Einige Stunden nach stattgehabter Verletzung durch ein grósseres 
Stück Eisen, welches beim Hämmern gegen die Aussenseite des Auges geflogen 
war, stellte sich Pat. vor und zeigte als einzige Folge der Verletzung einen von 
oben innen nach unten aussen verlaufenden Riss durch die Linsenkapsel, welcher 
bei maximaler Mydriasis beiderseits bis an den Rand der Regenbogenhaut reichte, 
in der Mitte über 1 mm weit klaffte und nach beiden Enden spitz zulief. Die 
Linse in der Risswunde war von einer zarten, streifenfürmigen Trübung über- 
deckt, während die Linse selbst klar war. Die Linsenkapsel zeigte Falten, 
welche, senkrecht sich an die Rissränder ansetzend, nicht ganz bis an den 
Aequator verliefen. Der Verschluss des Risses geschah durch regenerative 
Wucherungsvorgänge von den wulstigen Rissrändern aus, so dass 4 Wochen 
nach der Verletzung ein ca. 2 mm breiter, weisser, aus. vielen verzweigten, im 
Wesentlichen aber in der Richtung des Risses verlaufenden Fäserchen sich zu- 
sammensetzender Streifen die Stelle des Risses bedeckte, der in den nächsten 
Wochen seine glänzend weisse Farbe verlor und sich etwas verschmälerte. Eine 
schützende Fibrinschicht über der freiliegenden Linsensubstanz war nur in den 
ersten Tagen sichtbar; später fehlte dieselbe und doch trübte sich die Linsen- 
substanz nicht. Die Faltung bestand noch, selbst nachdem sich die Lücke durch 
Narbengewebe vollständig geschlossen hatte. Die Sehschärfe betrug nach 7 Mo- 
naten = °/,,, Sn III mühsam. 





6) Ein Fall von Forme fruste! des Morbus Basedowii, von Professor 
Dr. A. Vossius in Giessen. 

Der Fall —: 22jähriges Dienstmädchen, seit ca. !/, Jahre erkrankt — ist 
vor allem dadurch interessant, dass von den Cardinalsymptomen die Palpitationen 
und die Struma fehlten und nur das dritte vorhanden war, die charakteristischen 
Veränderungen an den Augen, jedoch nicht an beiden Augen, sondern beschränkt 


! Sollte nicht eingeführt werden. Entspricht auch nicht der Bedeutung des 
französ. Wortes. Vgl. Diet. de l’Acad. fr. VII. Ed., I, 798. H. 


— 280 — 


auf das rechte allein. Während die linke Lidspalte durch eine geringe Ptosis 
verkleinert erschien, war die rechte auffallend breit; dabei konnte das linke 
obere Lid ganz normal bewegt werden. Der rechte Bulbus war etwas vor- 
getrieben und ein wenig nach aussen und unten abgelenkt. Bei Senkung der 
Blickebene verhielt sich das linke obere Lid normal, während das rechte sich 
nur sehr wenig senkte, so dass der grösste Theil des Bulbus unbedeckt blieb. 
Lidschlag sehr verringert. Die associirten Seitenbewegungen beider Augen nach 
rechts und links erfolgten durchaus normal, dagegen war die associirte Conver- 
genz beider Augen fast ganz unmöglich, ohne dass eine Lähmung der Interni 
bestand. Ophthalmoskopisch fand sich eine lebhafte Pulsation der Papillenvenen 
und zeitweise auch an einzelnen Arterienästen nicht sehr ausgiebiger Puls. 
S + 1,25 D= ®,, beiderseits. Kopfschmerzen und Müdigkeitsgefühl. 

Nach ca. 4 Monaten bedeutende Besserung des Allgemeinbefindens. Beide 
Lidspalten gleich und normal weit; das rechte Auge noch ein wenig protrudirt; 
wesentliches Zurückbleiben des rechten Oberlides bei Senkung der Blickebene; 
Insufficienz der Convergenz unverändert. Kuthe. 


III. The American Journal of Ophthalmology. 1895. April. 
1) Squint. — With special reference to its surgery, by Chas. H. Beard, 
M. D. Chicago. 

Verf. wil einige Gesichtspunkte zu Gunsten der Vorlagerung anführen 
und Operationsmethoden mittheilen, die sich ihm auf Grund langjähriger Er- 
fahrung als gut erwiesen. Die Ursache des Schielens erblickt er in mangel- 
hafter Ausbildung des Muskelsystems; die Hyperopie beim Strabismus convergens 
lässt er nicht als ursächliches, sondern nur als begünstigendes Moment gelten 
in Folge der Beziehungen zwischen Accomodation und Convergenz. Das über- 
wiegende Vorkommen des Einwärtsschielens erklärt er durch die anatomische 
Anordnung der Musculi recti, von denen 3 bestrebt sind, das Auge einwärts, und 
nur einer auswärts zu drehen; das Auswärtsschielen eines erblindeten Auges 
dagegen, sowie eines zu lang gebauten, hochgradig kurzsichtigen erklärt sich 
durch die Richtung der Orbitalaxe nach aussen. Den Ausdruck ,,convergens 
concomitans“ verwirft er als nutzlos und irreführend, da auch normale Augen 
stets concomitirend convergent seien beim Fixiren eines beliebig gelegenen 
Gegenstandes. Die Einzelheiten darüber sind im Original nachzusehen. — Was 
nun die Therapie anlangt, so wird erst operirt, wenn alle anderen Mittel, als 
Correction bestehender Ametropie, Uebung des schielenden Auges, gymnastische 
Kräftigung der Augenmuskeln vergeblich waren. Die Hauptoperation ist dann 
für Verf. im Gegensatz zu dem bisher üblichen Verfahren die Vorlagerung, 
während die Rücklagerung nur ausnahmsweise angewendet wird. Er macht 
letzterer den Vorwurf, dass im günstigen Falle .die Beweglichkeit des Auges 
nach der Seite des durchschnittenen Muskels eine Einbusse erleide, während 
sugar häufig genug entgegengesetztes Schielen oder Fortbestehen des bisherigen 
sich ergebe. Die Vorlagerung dagegen gehe direct auf die Ursache des Schielens 
los, indem sie den zu schwachen oder zu weit weg von der Cornea inserirenden 
Muskel kräftige. Sein Verfahren ist Folgendes: wenn irgend möglich mit Ver- 
meidung allgemeiner Narcose, nur unter Cocaïn, wird die vorzulagernde Sehne 
vorsichtig ganz frei gelegt, nachdem vorher bei starkem Schielen um den störenden 
Zug des Antagonisten während der Operation zu beseitigen letzterer nur partiell 
tenotomirt ist, ein doppelt armirter Faden oben und unten durch die Sehne 
geführt, je nach der gewünschten Stärke der Vorlagerung weiter vorn oder 


— 2831 — 


hinten, die Nadeln unter Conjunctiva nach vorn geführt bis zum verticalen 
Hornhautmeridian und dann oben, bezw. unten ausgestochen; das obere Faden- 
ende wird zurückgeführt, zwischen die Sehne und die durch das allererste Ein- 
stechengebilde Fadenschlinge hindurch, und um letztere herum wieder nach 
vorne geführt, so dass es mit dem unteren geknüpft werden kann; zunächst 
wird jedoch erst die Sehne durchtrennt und zwar nicht zu weit weg von der 
ersten Fadenschlinge, das nach vorne liegende Ansatznetz sorgfältig abgetragen 
und geglättet, dann werden die Fadenenden geknüpft und dadurch gleichzeitig, 
in Folge der geschilderten Anordnung der Fadenführung die Conjunctivalwunde 
geschlossen; jedoch werden die Fäden zunächst mit einer Schleife geknäpft und 
nicht abgeschnitten, um am nächsten Tage noch Nachcorrection vornehmen zu 
können; sie bleiben dann noch 5—8 Tage liegen und sind leicht zu entfernen; 
der Verband wird durchschnittlich alle 48 Stunden gewechselt. In manchen 
Fällen, wo nur eine Verkürzung, keine Vorlagerung des Muskels gewünscht 
wurde, führte Verf. nach Freilegung der Sehne eine doppelt armirte Schlinge 
durch die Sehne hindurch oben und unten, und stach die beiden Enden weiter 
hinten wieder oben bezw. unten heraus, das dazwischen liegende Sehnenstück 
wird sorgfältig ausgeschnitten, die beiden Stümpfe dann durch die Faden 
zusammengezogen. Einzelheiten, sowie erläuternde Abbildungen im Original. 
Verf.’s Resultate sind sehr gut; sie sollen im Einzelnen zusammen mit ein- 
gehender Abhandlung des Schielens überhaupt in einer Monographie veröffent- 
licht werden. 


2) Referate und Gesellschaftsberichte. 


. 9) Selections. 
a) A case of exophthalmos in an infant of three months, by 
Harriet E. Garrison, M. D. Dixon. 
Zwilingsgeburt; der erstgeborene (in Scheitelbeineinstellung) Junge wog 

8, der zweite 9 Pfund bei der Geburt. Nr. 1 schrie kräftig und war allem 
Anschein nach so gesund wie Nr. 2; während letzterer gebadet wurde, bekam 
Nr. 1 plötzlich einen Anfall von Cyanose und Kälte der Extremitäten. Unter 
heissen Einpackungen verschwanden die Erscheinungen. Nach 2 Monaten er- 
krankten beide an Cholera infantum; Nr. 1 wog zur Zeit 9, Nr. 2 11 Pfund; 
trotzdem Nr. 2 die schwereren Erscheinungen hatte, war er doch früher wieder 
gesund als Nr. 1. Einen Monat später wurde Nr. 1 wieder gebracht, sehr 
abgemagert, nicht schwerer als wie bei der Geburt, mit Exophthalmus und 
Tachycardie (240 Pulse in der Minute), angeblich erst seit einigen Tagen 
bestehend. Nach 2 Wochen jedoch nahm er unter Regelung der Diät und sehr 
vorsichtigen Dosen von Strychnin und Arsen wieder zu, der Exophthalmus ging 
zurück und nach weiteren 3 Monaten bekam er die ersten Schneidezähne; der 
Puls war immer noch 180; er wog 14 Pfund gegenüber 16 von Nr. 2. Er 
überstand einen Grippeanfall und befand sich im 11. Monat ganz wohl; Puls 110; 
Gewicht 19!/,, Nr. 2 21!/, Pfund. — Verf. beobachte noch keinen derartigen 
Fall, den er trotz des Fehlen einer Struma für Morbus Basedowii ausspricht; 
erbliche Belastung fehlte; das Haus liegt in sumpfiger Gegend, ein Umstand, 
den Verf. als Hauptursache ansieht; da das Kind von Geburt an schwächer war 
und auch gleich nach dieser einen Anfall von Cyanose erlitten, erst bei ihm 
eine geringere Widerstandsfähigkeit anzunehmen als bei seinem Bruder. Ob 
die Scheitelbeineinstellung durch Druck auf das Gehirn oder eine intrauterine 
‘ Schädigung mitgewirkt, lässt Verf. offen. Das Herz zeigte bei wiederholter 


— 282 .- 


Untersuchung keinen organischen Fehler. (Journal of the american med. 
association.) 

b) Report of three cases of monocular haemorrhages of the 
retina, by Howard F. Hansell, M. D. 

Die Patienten standen im Alter von 48, 60 (Frauen) und 65 (Mann) 
Jahren. Ohne Ursache und bei scheinbar ganz gesundem Allgemeinzustand 
traten auf je einem Auge zahlreiche, kleine Blutungen der Netzhaut, insbesondere 
um die Fovea herum, auf, die das Sehvermögen beträchtlich herabsetzen; der 
Sehnerv war unwesentlich betheiligt. Die Behandlung war fruchtlos. Als 
Ursache dieser „Apoplexia“ retinae nimmt Verf. eine Gefässerkrankung an; 
zwar konnten keine Getássunterbrechungen gesehen werden, so dass die Blutungen 
durch Diapedese entstanden sein dürften. Nach einem Jahre gleicher Zustand; 
weder Drucksteigerung im Auge, noch die zu befürchtende Gehirnapoplexie war 
eingetreten. (Philadelphia Policlinic.) Neuburger. 


Mai. 
1) Diseases of the eye dependent upon grip, by Thomas R. Pooley, 
M. D. New York. 

Auf Grund zahlreicher Literaturangaben und eigener Beobachtungen, deren 
Einzelheiten in dem ziemlich ausführlichen Originalartikel nachzusehen sind, 
kommt Verf. zum Schlusse, dass die durch Influenza verursachten Augenleiden 
relativ selten sind, d. h. im Vergleich zu der überaus grossen Anzahl von 
Influenzafällen, zumal bei vielen angeblich durch Influenza verursachten Er- 
krankungen am Auge der Zusammenhang schlecht bewiesen ist, und man viel- 
‘mehr nur ein zufälliges Zusammentreffen annehmen muss. Die Influenza kann 
das Auge direct durch Entzündung krank machen, oder von den benachbarten . 
Knochenhóhlen aus; die Erkrankung kann durch Ausdehnung in der Continuität 
oder auf metastatischem oder embolischem Wege erfolgen. Befallen werden die 
Conjunctiva, die Cornea (Herpes, Keratitis punctata superficialis), der Uveal- 
tractus (Chorioiditis suppurativa), das Orbitalgewebe (Phlegmone) und vielleicht 
auch die Tenon'sche Kapsel, die Accomodation und auch die äusseren Augen- 
muskeln (Lähmungen); der Sehnerv kann an intraocularer und retrobulbärer 
Neuritis erkranken; auch Anästhesia corneae wurde beobachtet. Stets müssen 
andere Ursachen, insbesondere Syphilis, Tabak, Alcohol etc. sorgfältig erwogen 
werden. Das Glaucom nach Influenza scheint nicht in directem Zusammenhang 
zu Stehen, vielmehr begünstigt nur die nach der Influenza auftretende allgemeine 
Schwäche bei dazu geneigten Augen den Ausbruch des Anfalles. 


2) An act for the prevention of blindness in children. 

Auch im Staate Missouri wurde die gesetzliche Anzeigepflicht jeder Augen- 
entzündung des Neugeborenen innerhalb der ersten 3 Wochen nach der Geburt 
eingeführt, wie sie schon in einer Reihe von Staaten der nordamerikanischen 
Union besteht. — (Und bei uns in Deutschland? St, 


3) Gesellschaftsberichte und Bücherschau. 


4) Selections. — Some remarks on erosions and ulcers of the cornea 
and their treatment, by Carl Koller, M. D. 
Jede Erosion und jedes nicht mit starker Secretion einhergehendes Ge- 
schwür bedarf eines gut sitzenden Verbandes, der einerseits die Lider ruhig 
stellt, andererseits bei drohender Perforation, bei welch letzterer auch Bettruhe - 


— 283 — 


angezeigt ist, verhindert, dass die Iris in grösserer Ausdehnung vorfällt; der 
Verband muss spätestens alle 24 Stunden erneuert werden. Heisse Umschläge, 
täglich 1 Stunde lang, sind sehr gut, indem sie die Circulation anregen. Atropin 
hat stricte Indicationen; es ist bei starker Reizung, Irishyperämie und centralen 
Geschwür am Platze; in andern Fällen dagegen schadet es dadurch dass es 
die Ciliarfalten anämisch macht und so die Ernährung der Cornea beeinträchtigt. 
Eserin ist nur indicirt bei drohender Perforation eines peripher sitzenden Ge- 
schwüres. Cocain stillt zwar den Schmerz, aber nur für ganz kurze Zeit, und 
schädigt als. Protoplasmagift Lei längerem Gebrauche das Hornhautepithel, soll 
deshalb ganz bei Seite gelassen werden bei Hornhautgeschwüren. Bei infectiösen, 
fortschreitenden Geschwüren wird Paracentese und Galvanokaustik angewendet. 
Auf Grund eigener Erfahrung empfiehlt Verf. hier auch die Jodtinctur; in einem 
verzweifelten Fall von Ulcus rodens bds, wo die Galvanokaustik im Stiche liess, 
brachte dieses Mittel einen ganz hervorragenden Erfolg; 3 Wochen nach seiner 
Anwendung war völlige Heilung eingetreten. (New-York Med. Journal.) 
Neuburger. 


Vermischtes, 


1) . Albrecht Nagel, 
geb. 14. Juni 1833 zu Danzig, gest. 22. Juli 1895 zu Tübingen. 


Albrecht Nagel bezog 1851 die Universität zu Königsberg, um Philo- 
logie zu studiren; doch hat schon nach dem ersten Semester seine Liebe zu den 
Naturwissenschaften ihn der Heilkunde zugeführt. Es war jene denkwürdige 
Zeit, wo Helmholtz, derzeit Professor der Physiologie zu Königsberg, die Welt 
mit dem Augenspiegel beschenkte. Der eifrige Student arbeitete in Helmholtz's 
Laboratorium und gewann hier die Anregung zu den Arbeiten über physiologische 
Optik, welche die Hauptleistung der wissenschaftlichen Arbeit seines Lebens ge- 
worden sind. Nach 6 Semestern siedelte er nach Berlin über und trat hier in 
den Bannkreis A. v. Graefe's, der, umgeben von Schülern aus der ganzen Welt, 
die Augenheilkunde auf neuer Grundlage aufzubauen begann. Den Doctor ge- 
wann Nagel 1855 zu Berlin mit der Schrift Observationes quaedam ophthal- 
moscopicae. In demselben Jahre begründete er zu Danzig mit seinem Freunde 
Schneller eine Privataugenklinik. Im Jahre 1859 unternahm er eine Reise 
nach Holland, wo er Anregungen von Donders empfing, nach England und nach 
Schottland. Der Plan, in Schottland als Augenarzt sich niederzulassen, erwies 
sich als undurchführbar. So kehrte Nagel nach Deutschland zurück, arbeitete 
bei Helmholtz in Heidelberg und habilirte sich 1861 als Privatdocent der 
Augenheilkunde zu Bonn. Ungünstise Verhältnisse nöthigten ihn aber, mehrere 
Jahre lang in Ostpreussen Landpraxis zu üben, bis er, unter thätiger Unter- 
stützung des Physiologen C. v. Vierordt, 1864 nach Tübingen zog, von Neuem 
die Lehrthätigkeit zu versuchen. Mit grossen Opfern errichtete er eine Privat- 
augenklinik. Diese wurde seit 1867 vom Staat unterstützt und 1874 für die 
Universität angekauft, 1885 vergrössert und umgebaut; und Albrecht Nagel, 
der schon 1867 die ausserordentliche Professur erhalten hatte, 1874 zum ordent- 
lichen Professor ernannt. In der kleinen, aber durch wıssenschaftlichen Geist 
so ausgezeichneten Universität Tübingen hat Nagel ein ganzes Menschenalter 
(1864—1895) segensreich gewirkt, als gründlicher Lehrer, als geschätzter, 
menschenfreundlicher Augenarzt und geschickter Operateur, sowie als Schriftsteller. 

Sein erstes Hauptwerk ist „Das Sehen mit zwei Augen und die Lehre von 
den identischen Netzhautstellen‘“, Leipzig 1861. Hierauf folgte (Tübingen 1866) 


— 284 — 


„Die Refractions- und Accommodations-Anomalien des Auges“. Eine Erweiterung 
und Neubearbeitung dieses wichtigen Gegenstandes hat er für das grosse Hand- 
buch von Graefe-Saemisch geliefert (Leipzig 1880), wenigstens den theore- 
tischen Theil. (Zur Ausarbeitung des klinischen oder practischen Theiles dieser 
Lehre ist er nicht mehr gekommen.) Der Begriff der Meterlinse rührt von 
Nagel her. Seine Schrift „Die Behandlung der Amblyopien und Amaurosen 
mit Strychnin“, 1871, war minder erfolgreich. Ein grosses Verdienst hat sich 
Nagel erworben durch Gründung des Jahresberichtes der Augenbeilk. (Tübingen 
1872flg., Laupp'sche Buchhdl.), der dem Andenken A. v. Graefe's gewidmet ist 
und alle seit 1870, d. h. seit dem Tode v. Graefe's, erschienenen Arbeiten über 
Augenheilkunde mit unvergleichlicher Genauigkeit und Sorgfalt sammelt. Seit 
1880 hat er in den ,,Mittheilungen aus der ophth. Klinik zu Tübingen“ seine 
und seiner Schüler Arbeiten herausgegeben. Eine kurze Liste seiner sonstigen 
Veröffentlichungen sei beigefügt: 

Casuist. Beiträge zur Heilwirkung der Iridectomie bei Glaucom. Berlin 1858. 

Ein neuer Fall von Cysticercus auf die Netzbaut nebst Bemerkungen über 
Entozoen des menschl. Auges. Berlin 1858. 

Cysticercus auf die Netzhaut. Berlin 1859. Arch. f. O. V. 2. 

Ueber die gemeinschaftl. Thätigkeit beider Augen, Einfach- und Doppelt- 
sehen. Berlin 1859. Ibid. V. 2. 

Angebornes Colobom der Iris und der innern Membranen des Auges. Berlin 
1860. Mit 1 color. Tafel. Ibid. VI. 1. 

Die fettige Degeneration der Netzhaut. Berlin 1860. Ibid. VI. 1. 

Ueber die ungleiche Entfernung von Doppelbildern, welche in verschiedener 
Höhe gesehen werden. Berlin 1862. Ibid. VIII. 2. 

Ueber die periodische Augenentzündung der Pferde. Berlin 1863. Ibid. IX. 1. 

Dasselbe. Berichtigende Bemerkung hierzu. Berlin 1864. Ibid. X. 2. 

Amaurose bei einem Pferde durch eine Cyste in die Schädelhöhle. Berlin 1863. 
Ibid. IX. 3. 

Ueber eine eigenthümliche Erkrankung der Retina (Perivasculitis). Berlin 1864. 

Zur Symptomatologie des Schielens. Stuttgart 1865. 

Zur Localisation der Doppelbilder. Berlin 1865. 

Histor. Notiz über Hyperopie und Astigmatismus. Berlin1866. Arch.f.O. XII. 1. 

Zur essentiellen Phthisis bulbi. Berlin 1867. Ibid. XIII. 2. 

Die Benutzung des Metermasses z. Numerirung der Brille. Stuttgart 1868. 

Ueber das Vorkommen von wahren Rollungen des Auges um die Gesichts- 
linie. Berlin 1868. Mit 1 Holzschn. 2 Hefte. Arch. f. O. XIV. 2 u. XVII. 1. 

Ueber Chorioiditis areolaris u. üb. Krystalle im Augenhintergrunde. Stuttg. 1868. 

Der Farbensinn. Berlin 1869. 

Ueber Chinin-Collyrien. Stuttgart 1869. 

Stryehnin als Heilmittel bei Amaurosen. Berlin 1870. 

Die Reform des ophthalm. Universitäts-Unterrichts. Tübingen 1870. 

Heilung einer durch Schussverletzung verursachten Amaurose mittelstStrychnin- 
injectionen. Berlin 1871. Mit Abb. 

Eine bisher unbekannte Form von Accommodationskrampf, heilbar durch 
Strychnin. Stuttgart 1871. 

Ueber vasomotorische und secretorische Neurosen des Auges. Stuttgart 1873. 

Der Vorübergang der Venus vor der Sonne im Jahre 1874. Ohne Ort 1873. 
Mit 1 Holzschn. 

Hochgradige Amblyopie, bedingt durch glashäutige Wucherungen u. krystalli- 
nische Kulkablagerungen an der Innenflache der Aderhaut. Stuttgart 1875. 


— 285 — 


N. u. Heimann, Ein patholog. Circulationsphänomen in der Hornhaut. 
Berlin 1876. 

Die Bestimmung der Sehaxenlänge am lebenden Auge. Leipzig 1878. 

Der ophthalmoskopische Befund im myopischen Auge.  Herüberziehung der 
Chorioidea über die Pupille. Tübingen 1879. 

Die Bezeichnung einerseits dioptrischer Werthe, adresais der Beträge 
symmetr. Convergenzbewegungen nach metrischen Einheiten. Tübingen 1879. 

Die optische Vergrösserung durch Linsen u. einfache Linsencombinationen 
mit Rücksicht auf Brillenwirkung und ophthalmoskop. Vergrösserung. Tübingen 
1880. S.-A. Mit Holzschn. 

Ueber die neuen, nach metrischem Maasse bezeichneten Brillengläser. Berlin 
1881. 4°. 

Statist. Notizen aus der ophthalm. Klinik zu Tübingen. 1882. 

Zur Kenntniss der postdiphtherit. Augenaffection. Ein pathol. Circulations- 
phänomen in der Cornea. Das Gewicht einiger sammt der Kapseln extrahirter 
Cataracte. Tübingen 1884. 

Noch einmal die Loupenvergrösserung. Tübingen 1885. 

Wie ist die Entwickelung der Kurzsichtigkeit zu verhüten? Stuttgart 1885. 

Die Augenklinik der Univ. Tübingen. Tübingen 1889. 4°. Mit Holzschn. 
und Tafeln. 

So ist denn wieder einer von den besonderen Schülern A. v. Graefe's 
heimgegangen. Nur wenige sind noch übrig unter den deutschen Professoren. 
Wir, die wir Nagel persönlich gekannt und neben seinen wissenschaftlichen 
Vorzügen auch die vorzüglichen Eigenschaften seines Herzens erfuhren, werden 
ihm stets ein bleibendes Andenken bewahren. Zu seinem Nachfolger ist sein 
Schüler, Prof. Schleich, berufen. 


2) Lucian Rydel, 
geb. 17. Nov. 1838, gest. Juli 1895 zu Krakau. 

Nachdem er in Wien Heilkunde studirt, wurde er Assistent an Professor 
v. Arlt’s Augenklinik, betheiligte sich an der Herausgabe eines der muster- 
giltigen Jahresberichte über v. Arlt’s Augenklinik, wurde 1866 Docent zu Wien 
und bald danach Professor der Augenheilkunde zu Krakau. Er gehörte zu den 
Säulen dieser polnischen Universität und hat als Lehrer wie als Operateur eine 
segensreiche Wirksamkeit entfaltet. Er beherrschte die deutsche Sprache in 
gleicher Meisterschaft wie die polnische und verfasste in ersterer verschiedene 
wichtige Abhandlungen, z. B. Beitr. zur Lehre vom Glaucom, Arch. f. Ophth. 
XVIII, 1. 1—17. 


3) Curt Schimmelbusch, 
geb. 1860, gest. 2. Aug. 1895. 


Doppelt und dreifach ist unser Schmerz, wenn der unerbittliche Tod in 
die hoffnungsvollste Jugend eine klaffende Lücke reisst. Curt Schimmel- 
busch besuchte zuerst das Realgymnasium zu Wiesbaden, studirte dann Natur- 
wissenschaften zu Freiburg und Marburg; an der letzten Universität ging er 
nach Erwerbung des Reifezeugnisses zum Studium der Heilkunde über und voll- 
endete dasselbe in Göttingen und schliesslich in Halle, wo er, schon als Student, 
in Eberth's Laboratorium angestellt ward. Danach wurde er Assistent an dem 
chirurgischen Krankenhaus von Bardenheuer zu Cóln und kam 1889 zu Hrn. 
v. Bergmann nach Berlin. Hierselbst hat er sich 1893 als Privatdocent habi- 
lhtirt. Rührend und für beide ehrend ist v. Bergmann’s Ausspruch in der 
Grabrede, dass er von seinem Assistenten mehr empfangen als ihm gegeben. 


— 286 — 


Schimmelbusch’s Arbeiten über Wundinfection und deren Verhütung werden 
einen bleibenden Platz in der Geschichte der Wissenschaft behaupten. Sein Buch 
über aseptische Wundbehandlung ıst in der Hand jedes Arztes — oder sollte es sein. 
Sein liebenswürdiger Charakter wird jedem, der ihn gekannt, unvergesslich bleiben. 


4) T. Inouye, 

gest. 15. Juli 1895 zu Tokyo. 
Unter den Augenärzten von Japan, das bekanntlich erst 1868 plötzlich den 
 Uebergang von einem mittelalterlichen Feudalsystem zu einer ganz modernen 
Staatseinrichtung vollzogen, ist einer der hervorragendsten und bekanntesten 
T. Inouye in Tokyo. 

Geboren um das Jahr 1840, erhielt er zunáchst den klassisch-chinesischen 
Unterricht seiner Heimath; aber, von brennender Wissbegier getrieben, wurde 
er ein Schüler des hollàndischen Arztes Bauduin, der zuerst an der 18557, 
also in der Zeit des Uebergangs, (noch von dem Shogunat) in Nagasaki errich- 
teten Medizinschule, später in Tokyo wirkte. Noch als verheiratheter Mann. 
und beschäftigter Augenarzt hat Inouye durch wiederholte Studienreisen in 
Europa sich fortzubilden gesucht und an verschiedenen Universitäten, wie Berlin 
und Heidelberg, längere Zeit zugebracht. Sept. 1892 zu Tokyo fand ich ibn 
in seiner Privataugenheilanstalt inmitten eines gewaltigen Krankenmaterials, das 
er mit rührender Geduld von Morgens 5 bis Abends 6 Uhr abfertigte; umgeben 
von zahlreichen Hörern, Studenten wie Aerzten, obwohl er keine Professur an 
der Universität bekleidete; in seinem aseptischen Operationssaal, in dem eine 
Glaswand den Wundarzt von den Zuhörern scheidet; als Vorsitzenden der von 
ihm gegründeten ophthalmologischen Gesellschaft, die 200 Mitglieder 
zählt, nur in deutscher Sprache verhandelt und meinen Vortrag über Asepsie 
in der Augenheilkunde in ihren „Verhandlungen“ ganz fehlerfrei zum Abdruck 
gebracht hat. Diese Gründung ist Inouye's Hauptverdienst. Sein zweites be- 
steht darin, dass er, als erster in Asien, einen Atlas der Ophthalmoskopie 
herausgegeben, worin, neben vielem Bekannten, auch sehr seltene und interessante 
Fälle, wie Netzhautblutungen bei Kakke (Beri-beri) abgebjldet sind. 

Inouye's Charakter zeigte jene Mischung von rührender Naivität, hoher 
gesellschaftlicher Bildung und tiefer Herzensgüte, die den echten Japaner kenn- 
zeichnen. Als ich von Tokyo abreiste, brachte er mir zum Bahnhof ein grosses 
Blatt Papier, auf dem er die Namen und Wohnorte seiner hauptsächlichsten 
Schüle® in den von mir zu durchreisenden 13 Provinzen Japans deutsch und 
japanisch verzeichnet hatte, damit ich mich an den nächsten wende, . wenn 
„Gefahr“ droht. 

Nach den ersten grossen Erfolgen Japans im letzten chinesischen Kriege 
sandte er mir seine Photographie, „hoch zu Ross“. Ich ahnte nicht, dass der 
schlanke Renner sein Verderben sein sollte. Am 10. Juli d. J. stürzte er mit 
dem Pferde auf die linke Seite und erlitt einen complicirten Bruch des linken 
Unterschenkels; am 15. trat plötzlich Meningitis dazu, an der er Vorm. 11 Uhr 
sanft entschlafen ist: wie mir sein Schwieger- und Adoptivsohn, der auch sein 
erster Assistent war, Hr. Tatsushichi Inouye, am 20. Juli d. J. EN 
Friede seiner Asche. Sein Andenken wird gesegnet bleiben. 


5) Bruxelles, 14 septembre 1895. 
. Monsieur et honoré Professeur! 
Je lis dans votre estimable journal, no. d'aoüt 1895, un article de M. Recken: 
Behring's Heilserum bei Diphtherie der Conjunctiva. Le Dr. Recken écrit qu'il 
n'a pas encore lu d'observation dans les journaux d'ophthalmologie concernant 


— 287 | 


l'action du sérum en diphtérie oculaire. Je me permettrai de faire remarquer 
que dés le mois d'octobre 1894, j'avais experimenté ce nouveau reméde dans 
un cas de conjonctivite pseudomembraneuse due au bacille de Loeffler, avec 
plein succès. Je vous adresse deux brochures à ce sujet. Il y a du reste à 
l'heure actuelle plus de 20 cas connus de diphtérie oculaire traités par le sérum 
antitoxique. Je compte sous peu en publier la.liste compléte. 

Agréez, Monsieur et honoré Professeur l'assurance de ma profonde con- 
sidération. 

R. H. Coppez, 
I assistant à la clinique ophthalmologique de Bruxelles. 





Bibliographie. 


1) Ueber Scopolaminum hydrobromicum, von Dr. Leopold Gross- 
mann, Primár-Augenarzt in Budapest. (Therap. Wochenschr. Jan. 1895.) Das 
von E. Merck in Darmstadt erzeugte Scopol. hydrobrom. ist als rasch wirkendes 
Mydriaticum und Antiphlogisticum indicirt: 1) Bei entzündlichen Erkrankungen 
des vorderen Bulbusabschnittes, bei Keratitis vasculosa und parenchymatosa. Es 
bewirkt Schmerzlinderung, Abnahme der Gefässinjection um die Cornea und Auf- 
hellung derselben, Verminderung des Thränenflusses, ‘der Lichtscheu, sowie 
Schwellungsabnahme der Bindehaut. 2) Bei Iritis bewirkt es starke Pupillen- 
erweiterung und Schwellungsverminderung des Irisgewebes. Breite und fest an- 
gewachsene Synechien widerstehen dem Mittel. 3) Bei Hypopyonkeratitis schnelle 
Reinigung des Geschwürs, rasche Aufsaugung des Hypopyon. 4) Bei Herz- 
leidenden und Kindern ist immer Scopolamin dem Atropin vorzuziehen, indem 
eine 1°. ‚ige Lösung selbst bei andauerndem Gebrauch toxische Nebenwirkungen 
nicht erzeugt. 5) Seiner raschen pupillenerweiternden, aber geringen, den 
Binnendruck des Auges steigernden Wirkung wegen ist das Scopolamin dem 
Atropin und Homatrupin zu diagnostischen Zwecken besonders bei bejahrten 
Individuen vorzuziehen. Auch widersteht Scopolamin unvergleichlich viel längere 
Zeit der Pilzbildung als Atropin. Kuthe. 

2) Ein Fall von Sarcom der Thränendrüse. (Aus der Universitäts- 
Augenklinik in Giessen. Inaug.-Diss. von Fritz Schäffer, approb. Arzt aus 
Giessen. Mit 2 Tafeln. Giessen 1895.) In der Giessener Universitäts-Augen- 
klinik kam im Laufe der letzten 4 Jahre unter 14594 Kranken (ausser 2 Hyper- 
trophien) ein Sarcom der Thränendrüse bei einem 51jahrigen Manne zur Be- 
obachtung, welches ohne Narcose entfernt wurde. ' Es hatte die Grösse- einer 
halben Wallnuss und eine weiche Consistenz. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab, dass der Tumor ein kleinzelliges Rundzellensarcom darstellte, das im All- 
gemeinen einen mässigen Reichthum an grüberen Gefássen, dagegen sehr reich- 
liche Capillargefásse zeigte. Es erwies sich, dass die Geschwulst von dem 
interacinösen Bindegewebe ausgegangen war, die Drüsenläppchen auseinander- 
gedrängt und beim weiteren Wachsthum bis zur Unkenntlichkeit erdrückt hatte. 
Stellenweise sah man die Wucherung im Verlauf der Gefässe, deren Wandungen 
verdickt und hyalin degenerirt erschienen. Ein Recidiv war bei 8monatlicher 
Beobachtungsdauer nicht wahrzunehmen. Verf. giebt dann eine kurze Uebersicht 
der 128 in der Litteratur publicirten Fälle von Tbränendrüsengeschwülsten, von 
denen 30 der älteren Litteratur angehören. Thränendrüsentumoren kommen hier- 
nach in jedem Lebensalter vor, am häufigsten zwischen dem 10. und 40. Lebens- 
jahre. Unter den echten Thränendrüsentumoren handelte es sich 21mal um 


— 288 - - 


Sarcome, 12mal um Adenome, 12mal um Carcinome; als Cylindrome sind 2 Fälle 
bezeichnet.  Recidive sind in einer grossen Zahl von Füllen, mitunter in sehr 
kurzen Intervalen nach der Operation aufgetreten. Kuthe. 
3) Blutaustritte in die Netzhaut bei der Biermer'schen perni- 
ciösen Anämie in Folge von Bandwürmern, von Dr. A. Tschemolossow, 
Marinearzt in Kronstadt. Vorläufige Mittheilung. (St. Petersb. med. Wochenschr. 
1894. Nr. 50.) Verf. beobachtete im Kronstädter Marinehospital 4 Fälle von 
perniciöser, progressiver Anämie in Folge von Botriocephalus latus und fand bei 
allen onne Ausnahme Blutaustritte in die Netzhaut, bei einem derselben ausser- 
dem noch Oedem der Netzhaut. Mit der Genesung schwanden die Extravasate 
schnell (in 8—10 Tagen) und spurlos. Ihre Grösse variirte von kaum merk- 
lichen Pünktchen bis zu Flecken vom Umfang der Papille. Verf. gelangt auf 
Grund seiner Beobachtungen zu folgenden Schlüssen: 1) Die Blutaustritte in 
die Netzhaut bei perniciöser Anämie in Folge von Eingeweidewürmern erfolgen 
per diapedesin. 2) Bei rechtzeitigem Ophthalmoskopiren werden solche wohl 
stets nachzuweisen sein. 3) Sie pflegen nicht grösser als die Papille zu sein 
und beschränken sich auf die Umgebung der Papille, des gelben Fleckes und 
den Raum zwischen beiden. 4) Sie sind am zahlreichsten während der Akme 
der Krankheit. 5) Die Abwesenheit frischer und die schnelle Resorption älterer 
Extravasate ist von günstiger prognostischer Bedeutung. 6) Mitunter Kommen 
ampullenförmige Gefässerweiterungen und Aneurysmen der Gefässwandungen dabei 
vor, die Blutaustritte vortäuschen können. 7) Die beschriebenen Extravasate 
sind nur für die perniciöse Anämie im Allgemeinon specifisch, nicht aber für 
irrend eine besondere Art von Helminthen. | Kuthe. 
4) Ueber die Verletzungen des Auges mit besonderer Berück- 
sichtigung der Kuhhornverletzungen. (Aus der Universitäts-Augenklinik 
in Giessen. Inaug.-Diss. von Ernst Schmidt, approb. Arzt aus Barmen. 
Giessen 1895.) Unter 35218 Augenkranken der Giessener Augenklinik in den 
Jahren 1879 —1895 befanden sich 1520 Patienten (4,31°/,) mit schweren Ver- 
letzungen. Davon waren 59 verursacht durch Kuhhornstoss. Nach einigen 
statistischen Bemerkungen über die Häufigkeit der Augenverletzungen und ihrem . 
Ausgang giebt Verf. in 2 Tabellen eine Uebersicht über die Kuhhornverletzungen. 
Die erste Tabelle umfasst 31 Patienten, welche wegen der Geringfügigkeit der 
Verletzung nur poliklinisch behandelt wurden oder sich später vorstellten. In 
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle hatte die Verletzung für das Sehvermögen 
keine schädlichen Folgen. 5 Augen waren erblindet, 3 hochgradig amblyopisch; 
2 mal Cataracta traumatica mit Complicationen, 3mal Luxationen der Linse 
(1mal unter der Bindehaut), 1mal retrobulbäre Blutung mit Beweglichkeits- 
stórungen des Bulbus und Diplopie, 1mal war das Auge aus der Orbita heraus- 
gerissen. Die zweite Tabelle umfasst 28 klinisch behandelte Fälle, bei denen 
die Folgen des Traumas bedeutend ernster waren, da kaum ein Theil des Auges 
und seiner Umgebung verschont geblieben war. Bei 9 Fällen blieb das Seh- 
vermögen hochgradig herabgesetzt; bei 2 Fällen S= 0; bei 8 Fällen S = 1; 
bei 2 Fällen = !/,. 2mal Ausgang in Phthisis bulbi. 4mal Enucleation wegen 
drohender Gefahr für das andere Auge, 1mal Exenteratio bulbi. Die Kranken, 
geschichten von 9 interessanteren Fällen sind ausführlicher mitgetheilt. 
Kuthe. 


~ 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Veır & Com. in Leipzig. — Druck von Merzeer & Wırrıe in Leipzig. 





— u —— 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BRRGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BRAILEY in London, Prof. Dr. H. ConHw in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. nu Bors- Rzvuoup in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuuzRT in Bern, 
Dr. Ginssera in Berlin, Prof. Dr. GoLpzızuer in Budapest, Dr. GogpoN NonRIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Isstaonis in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. Krttcnow in Moskau, Dr. Kutse in Berlin, Dr. Lanpav in Coblenz, Prof. Dr. 
Maanus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
Dr. van MILLINGEN in Constantinopel, Dr. MoLL in Berlin, Prof. Dr. J. Muxk in Berlin, 
Dr. NEUBURGER in Nürnberg, Dr. PELTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PEscHEL in Turin, 
Dr. PuRTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. RgicH in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. ScHwARZ in Leipzig, Dr. STIEL in Kóln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 











October. Neunzehnter Jahrgang. 8 1895. 
——————————————— "————————————————————Hun— 


Inhalt: Orlginalmittheilungen. I. Aus der Univ.-Augenklinik zu Marburg. Ein 
Beitrag zu den Hauthörnern der Augenlider. Von Dr. med. C. Achenbach, II. Assistenz- 
arzt der Klinik. — II. Ueber Sehstörung durch Lichtzerstreuung. Von J. Hirschberg. 
— III. Zur Aetiologie der scrophulösen Ophthalmien. Von Gordon Norrie in Kopenhagen. 

Klinische Beobachtungen. I. Ein seltner Fall von luetischer Affection der Augen- 
höhlen. Mitgetheilt von Dr. Max Mandelstamm in Kiew. — II. Ein Fall von Pig- 
mentadenom der Bindebaut. Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 

Neue Bücher. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Ueber Netzhautentzündung bei angeborener 
Lues, von Dr. J. Hirschberg in Berlin. (Forts.) 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. XLI. 1. (Schluss.) — 
IL Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. — IIL. Archivio di Ottal- 
mologia del Prof. Angelucci. 

Vermischtes. 

Bibllographie, Nr. 1—5. 








Aus der Universitäts-Augenklinik zu Marburg. 


L Ein Beitrag zu den Hauthörnern der Augenlider. 
Von Dr. med. C. Achenbach, II. Assistenzarzt der Klinik. 


Die ersten sicher nachweisbaren Hauthörner lassen sich nach LEBERT 
bis in das 13. Jahrhundert zurück verfolgen. Mit der Zeit sind zahlreiche 
derartige interessante Neubildungen veröffentlicht worden. So hat LEBERT 


aus der Literatur nicht weniger als 109 Fälle zusammengestellt; sie hatten 
19 


— 990 -- 


ihren Sitz an den verschiedensten Körperstellen. Dass sie übrigens keine 
alltägliche Erscheinung sind, geht wohl am besten daraus hervor, dass 
HeBRA! überhaupt nur 3 derartige Fälle zu beobachten Gelegenheit: hatte. 
LEBERT fand sie in 12°/, vergesellschaftet mit Epithelialkrebs. 


Das grösste Hauthorn, das bisher bekannt und von BArTGE? beschrieben 
ist, entstammt einer 17jährigen Russin mit weitverbreiteten Hörnern, wovon 
am auffallendsten ein 16 cm hohes, dicht unter dem Nabel sitzendes war. 
Allerdings sind diese grösseren Hauthörner nur ihrer Curiosität wegen be- 
merkenswerth, nicht aber sind sie dazu bestimmt, uns einen genauen Auf- 
schluss über den anatomischen Bau derselben zu liefern. Werthvoller hierfür 
erscheinen die in ihrem Entstehen begriffenen Hauthörner, wie sie Uxwa 
und BaAETGE? in Grósse von 1—8 mm untersuchen konnten. 


Wenn ich mit kurzen Worten auf die bisher noch viel discutirte Frage 
der Genese eingehe, so trennen die Autoren einen papillaren, follicularen 
und epidermoidalen Ursprung. Ein Hauptvertreter der papillaren Theorie 
ist RINDFLEISCH,* der zum Zustandekommen des Hauthorns als Basis noth- 
wendiger Weise eine Papillengruppe verlangt; ihm schliessen sich an 
FÖRSTER, LEBERT und HrssBERG. Den papillaren Ursprung verwerfen 
völlig HeBra und Karosı.° Nach ihnen wuchern die Hauthörner aus dem 
Rete mucosum und sitzen dem Papillarkörper der Cutis auf; oder es ist die 
Hornbildung aus den Hautdrüsen, insbesondere aus dem bedeutend ver- 
grösserten Talgfollikel hervorgegangen. Die nächste Umgebung eines Horns, 
d. h. die angrenzende Cutis ist nach ihnen normal, in seltenen Fällen ge- 
schwellt, hypertrophisch in Folge häufiger Zerrung von Seiten des Horns. 


In derselben Weise stellt sie Lesser® dar als eine übermässige circum- 
scripte Hornbildung, ausgehend von der Epidermis und von den Follikeln 
und zwar meist von vergrösserten Talgdrüsen, von Atheromcysten. 


BAETGE’ fand an einem 2 mm hohen Hauthorn keine Spur von Papillen, 
diejenigen zu beiden Seiten des in die Cutis dringenden Epidermiszapfens 
gewuchert, doch nicht senkrecht wie die gewucherten Papillen der Warzen, 
sondern mit ihrer Spitze nach aussen umgebogen, verdrängt durch die ge- 
wucherten Epidermismassen. 


! F. HEBRA u. M. Karosr, Lehrbuch der Hautkrankheiten. Bd. II. 

* A. BaETGE (Dorpat), Zur Casuistik multipler Keratosen. Deutsche Zeitschr. f. 
Chirurgie. 1876. 

* Ebenda. 

* E. RixpFLEisCH, Keratosis circumscripta (Cornu humanum). Lehrbuch der 
pathol. Gewebelehre. Leipzig 1878. 

° Hesra u. Kaposı, l. c. 

° Lesser, Anomalien der Epidermis. Handb. d. spec. Pathologie u. Therapie von 
v. Ziemssen. XIV. Bd. I. 1883. 

1! BAETGE, Le, 





— 291 — 


Ebenso hält Unna! an der Hand von Präparaten, deren Grösse nur 
wenige Millimeter betrug, die Hauthörner nicht follicularen, auch nicht 
papillaren Ursprungs, sondern für eine primäre Epidermiswucherung ohne 
irgend welche Betheiligung von wahren Hautpapillen. Auch AusPrrz leugnet 
jede papillare Genese. 

Wir sehen somit, dass die Frage über die Genese der Hauthörner noch 
keineswegs gelöst ist. 

Wenn ich in Folgendem einen in hiesiger Augenklinik beobachteten 
und von mir untersuchten Fall von Cornu cutaneum bekannt mache, so 
bin ich mir wohl bewusst. hiermit nicht eine Stütze für die eine oder andere 
Theorie zu liefern, wohl aber glaube ich dazu berechtigt zu sein, da Haut- 
hörner an den Augenlidern nicht gerade häufig beobachtet werden und jeder 
derartig mikroskopisch untersuchte Fall der Mittheilung werth erscheint. 
Eine Zusammenstellung der bis jetzt bekannten Fälle von Hauthörnern der 
Augenadnexa finden wir in der sehr ausführlichen, im vorigen Jahre ver- 
öffentlichten Arbeit von MrrvArskxy.* 

Bisher war in hiesiger Augenklinik noch niemals ein Cornu cutaneum 
zur Beobachtung gekommen, als sich in einem Zeitraum von 14 Tagen zwei 
Frauen mit derartigen Neubildungen vorstellten, wovon jedoch nur ein Fall 
zur genaueren Untersuchung gelangte. 

Der Fall betraf eine 58 Jahre alte Bauersfrau, die an ihrem rechten 
Unterlid, etwas einwärts von der Mitte desselben, ein conisch zugespitztes, 
zwiebelartiges Gewächs trug. Patientin will dies seit Ostern d. J. bemerkt 
haben und soll als „kleine Warze‘“ begonnen haben. Der Tumor ist über 
die Längsachse gekrümmt und sitzt derart dem Unterlid auf, dass die 
concave Seite dem Lid zugewendet ist. Die Consistenz an der breiteren Basis 
ist weich, elastisch, an der Spitze hart, hornartig. Die Basis erschien gegen 
die Umgebung etwas abgesetzt und eingeschnürt, von rosarother Farbe; das 
mittlere Stück war grauweiss, die schmale und zerklüftete Spitze schmutzig- 
grau gefärbt. 

Die Exstirpation gelang unter mässiger Blutung sehr leicht. An der 
Basis des abgetragenen Horns sah man kleine, runde, scharf begrenzte 
Knópfchen. Die Höhe desselben betrug 12—13 mm, der grösste Durch- 
messer an der Basis 7 mm. 

Das Präparat wurde etwas schräg durchschnitten, so dass die Basis mehr 
quer, dass eigentliche Horn dagegen der Länge nach getroffen ist. Härtung 
in Sublimatlösung. Einbettung in Paraffin. Vielleicht darf ich noch die 
Methode des Aufklebens der Paraffinschnitte auf dem Objecttrager mit- 
theilen, deren wir uns seit einiger Zeit mit sehr gutem Erfolge bedienen. 


1 Mirvausxy (Prag), Ein Beitrag zur Kenntniss der Hauthórner der Augenadnezxa. 
Archiv f. Dermatologie u. Syphilis. Wien u. Leipzig 1894. 
2 Mırvasky, Le 
19* 


— 292 — 


Dieselbe geschah mit warmem Wasser von ca. 40? C., so dass die Schnitte 
darin herumschwammen. Das überschüssige Wasser liess ich abfliessen und 
legte die Präparate für etwa 15 Minuten in den Brütofen, worauf die 
Schnitte derart dem Objecttráger anhafteten, dass ich sie ohne besondere 
Vorsicht den verschiedenen Proceduren bis zu ihrer Einbettung in Canada- 
balsam unterwerfen konnte. Die Färbung erfolgte vornehmlich mit Lithion- 
carmin. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab folgenden Befund: 


Die den seitlichen Partien des Horns entnommenen, nicht ganz dprch 
die Mitte verlaufenden Schnitte sind umkleidet von einer Hülle normalen 
Hautgewebes, das sich nach der verhornten Spitze zu verschmälert und 
schliesslich ganz verliert. Dort, wo der Tumor vom Lid abgetragen wurde, 
erkennt man zahlreiche Papillenquerschnitte mit unverändertem Aussehen. 
Das Cutisbindegewebe weist ‘eine mässige Vermehrung der Bindegewebs- 
kerne, sowie eine deutliche Rundzellenanhäufung in dem lockeren Stroma 
auf. Die hierin liegenden Blutgefässe sind verhältnissmässig zahlreich mit 
weitem Lumen versehen. Hier und da sind zwischen dem Bindegewebe 
kleine und kleinste Blutextravasate sichtbar. 


Die Wandungen der Blutgefässe sind zuweilen deutlich kleinzellig in- 
filtrirt als Ausdruck eines gewissen entzündlichen Reizzustandes, unter dem 
das Horn wohl durch mechanische Schädlichkeiten irgend welcher Art ge- 
standen hat. An einzelnen Stellen finden sich Figuren, welche baumförmig 
verästelt und deren Zellen stark pigmentirt sind; durch die Mitte zieht 
eine Strecke weit spärliches Bindegewebe mit Kernen und macht das Ganze 
den Eindruck von stark verzweigten, làngsgetroffenen pigmentirten Haut- 
papillen. In der Papillarschicht erkennt man ferner Gebilde, die in ihrer 
Mitte ein quergetroffenes pigmentirtes Haar einschliessen. Die Haarbalg- 
scheiden desselben führen gut gefárbte, ringformig um das Haar gerichtete 
Zellkerne. Um diese herum und an sie direct sich anschliessend eine 
mächtige Wucherung runder bis ovaler Zellen mit deutlichen Kernen, die 
sich durch ihre Carminfärbung scharf gegen das umgebende Bindegewebe 
abheben. 

Dieselbe Zellwucherung, von Haarbalgseheiden ausgehend, beobachten 
wir auch an Längsschnitten, woraus dann ein mehr schlauchförmiges Bild 
resultirt. 

Betrachten wir nun die Hauptmasse der Geschwulst, so besteht die- 
selbe vorwiegend aus compacten Epithelmassen, in welche sich vom Papillar- 
körper von unten her Papillen in verschiedener Höhe hineinerstrecken. 
Einige von diesen erheben sich fast durch die ganze Lànge des Horns, 
wührend andere schon sehr frühzeitig endigen. 

Inmitten der mächtigen Epithelschicht sieht man fast an allen Präpa- 
raten ein bis mehrere concentrisch geschichtete, blass gefärbte Hornperlen. 


— 293 — 


Unmittelbar auf der Papillenschicht sitzen hohe Cylinderzellen auf, wie 
sie in der normalen Haut vorkommen. Oefter finden wir auch ein mehr- 
schichtiges Cylinderepithel vor, so dass die Papillen den Eindruck einer 
massigen Hypertrophie machen, doch treten sie alle an Volumen zurück 
gegen die ihnen aufsitzenden Epithelmassen. Diese bestehen aus Riffzellen 
und machen die gesammte Epithelmasse aus. Die dem Papillarkörper be- 
nachbarten Riffzellen tragen noch einen etwas hohen, cylinderförmigen Bau 
und nehmen die Carminfärbung gut an. 


Je weiter wir uns aber von der Papillarschicht nach der Spitze des 
Horns hin entfernen, um so mehr werden die Zellen polygonal, ihre Färbung 
mattrosa; schliesslich werden die Zellgrenzen undeutlich, die Kerne bleiben 
noch über eine längere Strecke hin schwach gefärbt, das Stroma nimmt 
einen eigenthümlich welligen Verlauf an, abwechselnd wie Berg und Thal, 
hier und da stark zerklüftet, ähnlich parallel verlaufenden grob faserigen 
Bindegewebszügen. 


Schliesslich gehen die Kerne völlig verloren, es resultirt eine blasse, 
ungefärbte, homogene Masse, in der bis auf eine leichte wellige Anordnung 
des Horngewebes von Structur nichts mehr zu sehen ist. 


Wenn ich nochmals kurz resümirend auf unseren Fall eingehe, so 
handelt es sich um eine Neubildung, die im Wesentlichen einen epidermoi- 
dalen Charakter trägt und zwar derart, dass immer neue Stachelzellen- 
wucherungen sich gegen die Papillarschicht verschieben, indess die älteren, 
höher gelegenen Zellschichten zu degeneriren und zu verhornen beginnen. 
Es ergiebt sich hieraus in erster Linie das Längenwachsthum, duch nimmt 
durch die mächtige Epidermiswucherung in den Papillarkörper auch der 
Breitendurchmesser zu, noch unterstützt durch die verschiedensten Ein- 
schlüsse, welche wir vorfinden, nämlich Wucherung von den Haarbalg- 
scheiden aus, sowie gelegentlich von Schweissdrüsenausführungsgängen und 
Talgdrüsen, wie es MrrvALskv u. A. beschreiben; auch die Hornperlen, die 
wir öfter in Mehrzahl nebeneinander liegen fanden, tragen nicht wenig 
dazu bei. 


Die Papillarschicht war im Allgemeinen wenig verändert; sind auch 
die Papillen hier und da hvpertrophisch, so kann uns dies nicht Wunder 
nehmen, da durch die Wachsthumsenergie die Epidermisschicht ein Reiz auf 
die benachbarte Papillarschicht ausgeübt wird. Jedenfalls konnte ich an 
keiner Stelle die Ueberzeugung gewinnen, dass wir es mit einer primären 
Papillarwucherung zu thun haben. 

Alles in Allem glaube ich unseren Fall zu denjenigen bisher veróffent- 
lichten rechnen zu müssen, wo eine primäre Zellneubildung des Rete mucosum 
der Epidermis, die gleichzeitig eine theilweise Hypertrophie der Papillen be- 
dingte, zu einem Cornu cutaneum geführt hat. Ob der Ausgangspunkt 
unseres Práparates etwa von einem erweiterten Talgfollikel, einer Atherom- 


— 294 — 


cyste, herzuleiten ist, darüber liess sich kein Aufschluss gewinnen, da ich 
durch die Mitte des Horns verlaufende Schnitte aus technischen Schwierig- 
keiten nicht bekommen konnte. 

Bezüglich der Aetiologie der Hauthörner möchte ich noch erwähnen, 
dass sie bald auf anscheinend normaler Haut ohne äussere Veranlassung 
entstehen, bald auch wieder in Narben oder in Atheromen. Panas glaubt 
sie in Verbindung bringen zu müssen mit einer Reizung der Hautpapillen, 
viel seltener mit derjenigen von Balgdrüsen. Ausnahmsweise sollen sich 
nach Unna Hauthörner auch einmal aus „fadenförmigen Warzen“ (Haut- 
fibprömchen) entwickeln können. In einem einzigen Fall von Pıck, be 
treffend Hauthorn der Glans penis, scheinen papilläre Bildungen (spitze 
Condylome) zur Entstehung eines Cornu cutaneum (Gelegenheit gegeben 
zu haben. | 

Dass das höhere Alter von der Bildung der Hauthörner bevorzugt wird, 
erklärt Unna aus der reichlichen Faltenbildung der Haut. 

Herrn Professor UnTHorF, der mir das diesbezügliche Präparat gütigst 
zur Verfügung stellte, sowie die Veróffentlichung dieses Falles bereitwilligst 
gestattete, spreche ich hierfür meinen verbindlichsten Dank aus. 


II. Ueber Sehstörung durch Lichtzerstreuung. 
Von J. Hirschberg. | 


Wenn die Hälfte des Pupillengebietes, oder etwas mehr oder weniger, 
von einem trüben Hornhautfleck beschattet wird, so ist das Fernsehen ganz 
erheblich gestört. Künstliche Pupillenerweiterung vergrössert die Sehstörung. 
Ab und zu sieht man auch einen solchen Kranken, dem ein optisch nicht 
geschulter Arzt eine Pupillenbildung gemacht und dadurch das Sehen ver- 
schlechtert hat. Pupillen-Verengerung ist die richtige Operation, die 
man durch Schwarzfärbung des Hornhautflecks bewerkstelligt. 

Jene Sehstörung beruht hauptsächlich auf der Lichtzerstreuung: so- 
wie Licht auf die Hornhaut fällt, wird von jedem Punkt des trüben Flecks 
ein Theil des Lichts diffus, d. h. nach allen Richtungen hin, zerstreut und 
ein kegelförmiges Strahlenbündel, dessen Breite der des Sehlochs entspricht, 
auf die Netzhaut geworfen. Die verschiedenen Lichtkegel decken sich theil- 
weise und bewirken eine solche Erhellung des lichtauffangenden Netzhaut- 
grundes, dass auf dem letzteren das zu fixirende Bild des hellen Gegen- 
standes nicht genügend sich abhebt. 

Die gewöhnliche Sehprobe giebt uns nicht hinreichenden Aufschluss 
über den Grad und die Art der Sehstörung, zumal wir für die Leichtig- 
keit des Erkennens einer bestimmten Reihe der Schriftprobentafel keinen 





— 295 — 


genauen Ausdruck haben. Etwas mehr lehrt schon der Augenspiegel, 
namentlich die Betrachtung feinerer Netzhaut-Blutgefüsse im aufrechten 
Bilde. 

Eine recht sinnliche Anschauung der in Betracht kommenden 
Verhältnisse giebt die Photographie. Fig. 1 stellt das Lichtbild eines 
Hauses dar, das bei freiem Objectiv gewonnen ist. Fig. 2 ist mit dem- 
selben Apparat aufgenommen, nachdem die obere Hälfte des Objectivglases 





Fig. 1. Mit freiem Objectiv aufgenommen. 


mit einer Lage Seidenpapier beklebt worden.” Die Lichtbilder hat Herr 
Prof. H. W. VosEL in bekannter Meisterschaft hergestellt, wofür ich ihm 
meinen besten Dank sage. Die Autotypien, die unsre Figuren geliefert, 
bleiben natürlich zurück hinter den ursprünglichen Aufnahmen. Eigentlich 


! Ich habe noch cin andres Bild, das mit zweifacher Lage von Seidenpapier ge- 
wonnen wurde. 


u Bi > 


fehlt auch noch ein drittes Bild, das aufgenommen worden, nachdem die 
obere Hälfte des Objectivs mittelst eines Metallschirms ausgeschaltet 
worden. Aber schon so werden, hoffe ich, diese Figuren dazu beitragen, 





Fig. 2. Eine Lage Seidenpapier über die obere Hälfte des Objectivs geklebt. 


die künstliche Verkleinerung der Pupille, im Gegensatz zur Iri- 
dectomie d. h. zur Pupillen-Erweiterung, als Operation gegen Sehstörung 
durch Licht-Zerstreuung populärer zu machen. 


Ill. Zur Aetiologie der serophulósen Ophthalmien. 
Von Gordon Norrie in Kopenhagen. 


Im Jahre 1889 habe ich in der Dänischen ärztlichen Zeitschrift 
„Hospitalstidende“ die Meinung ausgesprochen, dass die sogenannten scr 
phulósen Ophthalmien, sei es Blepharitis, Conjunctivitis phlyctaenularis oder 





— 201 — 


Keratius, sehr oft Läusen ihre Entstehung verdanken. Von 1886 an hatte 
ich beobachtet, dass bei einer grossen Anzahl der Kinder, welche ich der 
genannten Krankheiten wegen behandelte, sich Pediculi capitis, seltener 
Pediculi vestimenti fanden, und dass, wenn die Läuse beseitigt wurden, die 
Kinder schnell genasen, während sie wieder erkrankten, sobald sich die 
Läuse wieder zeigten. Ich veröffentlichte damals meine Beobachtungen, 
weil ich in zwei Arbeiten, von Herz! und GOoLDENBERG,? für meine 
Meinung Bekräftigung fand. Herz sah die Läuse als eine häufige Ursache 
der Conjunctivitis phlyctaenularis an, GOLDENBERG fand etwas Aehnliches 
in LAssar’s Klinik, wohin eine Anzahl an Blepharitis und Conjunctivitis 
catarrhalis leidender Patienten von SCHWEIGGER's Klinik übersandt war. 
Später habe ich diese Sache betreffend keine Mittheilungen gesehen, sowie 
ich auch nicht in den neuesten Lehrbüchern, welche ich kenne, irgend eine 
Erwähnung derselben gefunden habe. 

In den folgenden Jahren setzte ich in meiner Klinik die Untersuchungen 
fort. Ich stimme danach mit Herz nicht überein, wenn er meint, dass die 
Conjunctivitis phlyctaenularis durch eine Reflexneurose verursacht sei; auch 
glaube ich kaum, dass es richtig sei, wenn GOLDENBERG die Erklärung 
darin zu finden meint, dass der Patient, welcher sich durch Kratzen des 
Kopfes mit einem von den Parasiten herrührenden scharfen lLxeret die 
Finger beschmutzt hat, sich später mit denselben die Augen reibt. Ich 
glaube vielmehr, dass durch Kratzen des Kopfes Ulcerationen entstehen, 
welche durch Streptokokken u. s. w. inficirt werden; durch wiederholtes 
Kratzen werden die Finger mit Bacterien besetzt, und durch Reiben der 
Augen werden diese in den Conjunetivalsaek hineingeführt oder auf den 
Lidrand und in die Cornea eingeimpft. Ich finde daher auch in den meisten 
Fällen von den genannten Augenkrankheiten — wenn die Krankheit nicht 
von der Nase herrührt — suppurirende Excoriationen am Kopfe; die Ur- 
sache dieser Suppurationen sind aber in Mehrzahl der Fälle Läuse. 

In der Weise glaube ich, dass man sagen kann, dass Pediculi eine 
häufige Ursache verschiedener Augenkrankheiten sind. Möglicher 
Weise spielt ein scharfes Secret der Laus hierbei eine Rolle; denn ich kenne 
eine Krankengeschichte, wo eine Laus in den Conjunctivalsack hinein kam 
und eine Art von Conjunetivitis phlyetaenularis hervorrief, und wo die noch 
lebende Laus auf der Spitze der Phlyctaene sass;? solches ist duch gewiss 
ein sehr seltener Fall. Die Eier irritiren kaum; jedenfalls habe ich ver- 
sucht, die Conjunetiva mit einem Ei wiederholt zu bestreichen, ohne dass 
sich eine Spur von Irritation gezeigt hat. 





' Herz, Zur Aetiologie des Herpes ciliaris (Conjunctivitis lymphatica). Klin. Monats- 
blätter f. Augenheilk. XXIV. S. 418. 

2? GOLDENBERG, Ueber Pediculosis. Berl. klin. Wochenschr. 1887. Nr. 46. 

30. GıersınG in Bibliethek for Läger (Dänisch). 1846. p. 33. 


298 — 


Ich werde noch daran erinnern, dass die Läuse oft grosse Abscesse in 
der Nackengegend hervorrufen, und dass Kaposı (siehe GOLDENBERG |. c.) 
auf ein Krankheitsbild, welches mit der Scrophulose bedeutende Aehnlich- 
keit besitzt, aufmerksam gemacht hat: die Läuse verursachen Ekzem, welches 
wieder geschwollene Glandeln hervorruft, und dabei werden die Kinder in 
Folge des schlechten, durch das fortwährende Jucken gestörten Schlafes elend. 

Jetzt, nachdem ich aus verschiedenen Ursachen meine Armenklinik habe 
aufgeben müssen, treffe ich bei meinen wohlhabenderen Patienten weit seltener 
Pediculose — und scrophulöse Ophthalmien; und doch wiederholt es sich 
jeden Augenblick, dass, wenn die genannten Augenkrankheiten sich finden, 
selbst eine oberflächliche Untersuchung der Haare Eier zum Vorschein bringt, 
während die Läuse selbst schwerer zu finden sind. In der militärischen 
Augenklinik zu Kopenhagen, welcher ich die Ehre habe vorzustehen, sehe 
ich verhältnissmässig selten Kinder. 

Ich erlaube mir deshalb die Herren Collegen, welche unter armen 
Leuten eine grosse Augenpraxis haben, aufzufordern, meine Meinung nicht 
unbedingt abzuweisen, sondern bei sämmtlichen Kindern, welche mit den 
genannten Augenkrankheiten erscheinen, Läuse und suppurirende Exooria- 
tionen nachzusuchen. Sollte der Ausfall zeigen, dass ich nicht Recht habe, 
wird es nimmer schaden, dass die Kinder untersucht und event. von ihren 
Läusen befreit werden; — habe ich Recht, ist es unzweifelhaft, dass die 
grössere Reinlichkeit, welche sich — leider doch sehr langsam — verbreitet, 
dahin führen wird, dass in dem folgenden Jahrhundert die „scrophulösen 
Ophthalmien* und besonders die Hornhautflecken viel seltener auftreten 
werden. 


Klinische Beobachtungen. 


I. Ein seltener Fall von luetischer Affection der Augenhöhlen. 
Mitgetheilt von Dr. Max Mandelstamm in Kiew. 


Am 23. März dieses Jahres wurde mir vom Collegen Prof. Trütschell ein 
55jähr. Mann zugeführt, der folgendes Bild darbot: 

Beide Augäpfel ragen in bedeutenden: Grade aus den Augenhöhlen hervor, 
und zwar ist der Exophthalmus rechts viel stärker, als links. Der Versuch, 
die Bulbi einzurenken, misslingt; vielmehr weichen sie, selbst bei stärkstem 
Zurückpressen nach hinten, nicht vom Fleck; es gelingt jedoch nicht, bei Ab- 
tasten des Augenhöhlenrandes, resp. bei Hineindrücken der Finger in die Orbita, 
irgend etwas Abnormes, etwas Resistentes, weder am Orbitalrand, noch in der 
Tiefe, durchzufühlen. Die rechte Hornhaut ist von einem chemotischen, grau- 
rosigen, ziemlich derben, hohen Wall umringt, der die ganze Hornhautperipherie 
bedeckt, nach unten bis zur unteren Uebergangsfalte, nach oben fast bis zum 
Aequator reicht, woselbst die chemotische Conjunctiva steil abfällt. Am linken 


— 999 — 


Auge dagegen ist blos die untere Hálfte der Bindehaut chemotisch, transparent 
und reicht die Chemose kaum bis zum Horizontalmeridian, von wo an die Sclera 
weiss durchschimmert. 

Beide oberen Lider sind, wie bei M. Basedowii, in die Höhe gezogen, so 
dass bei offenen Augen die oberen Scleralparthien unbedeckt bleiben, wodurch 
der Exophthalmus beiderseits noch prägnanter hervortritt. Wird der Kranke 
aufgefordert, die Lider zu schliessen, so vermag er es blos am linken Auge, 
während rechts bei Lidschluss die chemotische Conjunctiva sich zwischen die 
Lider schiebt. 

Ausserdem hängen an beiden Wangen, vom unteren Lidrand beginnend, 
zwei pralle, ödematöse Hautsäcke herab, die bei Fingerdruck Gruben bilden, sich 
aber nach kurzer Zeit wiederum prall füllen. An der rechten Wange ist der 
ödematöse Sack, der in höherem Grade ausgesprochenen Chemose des rechten 
Auges entsprechend, doppelt so gross als links und reicht bis zum Nasenflügel 
herab. Durch diese Hautanhängsel ist das Gesicht des Kranken ganz entstellt. 

Die Bewegungen beider Augen sind sehr beschränkt, namentlich nach aussen 
und nach oben; trotz grössten Willensimpulses können die Bulbi nach diesen 
Richtungen hin nicht über die Mittellinie gebracht werden, während die Ex- 
cursionen nach innen und nach unten viel ausgiebiger, wenn auch noch trotz- 
dem sehr mangelhaft sind; die oberen Lider folgen nicht den Blickbewegungen 
nach unten, bleiben vielmehr bedeutend zurück (v. Graefe’s Symptom). Ueber 
Schmerzen klagt der Kranke nicht, weder auf Druck, noch sonst. 

Der Augenhintergrund bietet nichts Abnormes, es sei denn, dass die Aa 
etwas dünner, die Vv im Verhältniss verbreitert zu sein scheinen. Gesichtsfeld 
vollkommen normal, Sehschärfe — den Verhältnissen entsprechend — sehr gut; 
mit Convexgläsern liest der Kranke feine Schrift, wenn auch nicht anhaltend, 
indem die Hornhäute in einem Thränenstrom schwimmen. Am rechten Auge 
sind übrigens Spuren dagewesener Iritis (eine Synechie und Epithelpigment auf 
der Kapsel) vorhanden. 

Aus der Anamnese geht hervor, dass der Kranke vor etwa 20 Jahren 
luetisch, sonst stets gesund gewesen sei, dass er vor etwa 6 Wochen an den 
Augen erkrankte, nachdem er in einem heissen Bade (russischer Badestube) ge- 
wesen und sich einen heftigen Schnupfen zugezogen hatte. Das Leiden begann, 
nach Aussage des Kranken, damit, dass sich zunächst an der linken Wange 
ein ódematóser Hautsack bildete, der langsam anstieg, — bald darauf aber auch 
an der rechten, wo der Sack rasch an Ausdehnung zunahm, während sich 
gleichzeitig Chemose der rechten Conjunctiva einstellte. 

Prof. Trütschell, der den Kranken genau untersuchte, fand im Herzen, 
in den Lungen, den anderen inneren Organen, ebenso wie an der Kórperober- 
fláche nichts Verdáchtiges; Harn normal. Es fehlen blos die Sehnenreflexe 
am Knie. 

Bei oberflächlicher Betrachtung machte der Kranke mit seinen Glotzaugen, 
den in die Höhe gezogenen oberen Lidern, dem Zurückbleiben derselben bei 
Blicksenkung, den Eindruck eines Basedowikers; es musste jedoch M. Basedowii 
von vornherein schon aus dem Grunde ausgeschlossen werden, als von der Trias 
weder Kropf, noch irgend eine Anomalie der Herzthátigkeit nachzuweisen waren; 
ja selbst der Exophthalmus war ganz anderer Art, von starker Chemose der 
Conjunctiva und Wangenhautódem begleitet, während die Augäpfel, nicht etwa 
wie bei Basedow, unbeweglich aus den Augenhöhlen hervorglotzten und die 
Augenexcursionen, fast wie bei Ophthalmoplegia exterior, im höchsten Grade ge- 
hemmt waren. In den Nebenhöhlen (Stirn-Highmorshöhle), im Glossopharyngeal- 


— 300 — 


raum war nichts, was secundär einen solch ausgesprochenen Exophthalmus be- 
dingen sollte. Das symmetrische Auftreten des Exophtbalmus an beiden Augen 
schloss zwar .eine bösartige, rasch sich entwickelnde Neubildung nicht aus, 
machte sie aber im höchsten Grade unwahrscheinlich, zum Theil des doppel- 
seitigen Auftretene wegen, theils aber auch deshalb, weil an den Orbital- 
wänden absolut nichts durchzutasten war. Das Eine blos stand fest: es muss 
im gegebenen Falle 1. eine colossale Venenstauung vorhanden sein, die hoch- 
gradiges Oedem der Conjunctiva und Wangenhautödem hervorruft und 2. muss 
ein Druck auf sämmtliche äusseren Augenmuskelnerven geübt werden, der die 
Muskeln paretisch, fast paralytisch macht. 

Da ich dem Kranken ohne sichere Diagnose gegenüberstand, so beschräukte 
ich mich fürs Erste auf ein rein expectatives Verfahren: ich verordnete trockene, 
aromatische Kräuterkissen, Schutzverband, häufige Borwaschungen und peinliche 
Reinhaltung des Conjunctivalsackes; College Hirschmann in Charkow, der den 
Kranken die ersten 2 Wochen nach Beginn des Leidens in Behandlung hatte, 
that dasselbe. | 

Zu meinem grössten Schrecken aber musste ich wahrnehmen, dass im Verlauf 
von 8—10 Tagen die Chemose täglich, ja fast stündlich anstieg; rechts war 
sie bereits so weit gediehen, dass sie, aus der Augenhöhle hervorkriechend, den 
ganzen unteren Lidrand bedeckte, so dass letzterer blos dann zum Vorschein 
kam, wenn die derbe, fast fleischige chemotische Masse mit den Fingern nach 
oben zurückgestülpt wurde; links schwoll sie ebenfalls mächtig an und an einen 
Lidschluss war auch hier nicht mehr zu denken; beide Augen blieben Tag und 
Nacht offen, unbedeckt. Auch die Hautsäcke an den Wangen wurden immer 
grösser und praller; rechts reichte er bis zum Schnurrbart, links fast bis zum 
Nasenflügel des Kranken herab. Ich nahm ausserdem wahr, dass sich an der 
rechten Hornhaut, der Lidspalte entsprechend, aus Mangel an Schutz Epithel- 
abschürfungen bildeten. 

Die Ungewöhnlichkeit und der Ernst des Falles veranlassten mich, College 
Neese zur Berathung herbeizuziehen. Wir heschlossen, freilich obne bestimmte 
Diagnose, theils um die chemotische Conjunctiva zu entlasten, theils um wegen 
der gefährdeten Hornhäute einen leidlichen Lidschluss zu erzielen. so häufig 
und ausgiebig wie möglich die Bindehaut zu scarificiren, zugleich aber, ex con- 
silio mit Prof. Trütschell, eine Schmierkur einzuleiten. Indicationen für 
letztere boten: die vor etwa 20 Jahren dagewesene Lues, Spuren einstiger Iritis 
rechts, Ausbleiben des Kniephänomens (vielleicht also beginnende Tabes 
luetica?). 

Im Verlaufe der nächsten 10—12 Tage, während welcher Zeit fleissig 
Hg-Einreibungen (Ung. ciner. duplex) gemacht worden waren, nahm das Uebel 
nicht nur nicht ab, sondern immer zu. Zwar trat unmittelbar nach einer jeden 
reichlichen Scarification die Chemose bedeutend zurück; auch wurden dement- 
sprechend die ódematósen Säcke an der Wange viel weicher; die Freude jedoch 
war gewöhnlich von kurzer Dauer; schon am 2., 3. Tage nach erfolger Scari- 
fication, bald rechts, bald links, pflegte die Chemose mit erneuter Macht anzu- 
steigen, während Epithelverlust sich bereits an beiden Hornhäuten, rechts 
in bedeutenderem Grade als links, einstellte. 

Die Ungeduld und Verzweiflung des Kranken, eines zwar intelligenten, 
aber höchst launischen, aufgeresten Mannes, stieg mit jeder Stunde, bis er uns 
eines schönen Tages klipp und klar erklärte, er wolle nichts mehr von der 
Schmierkur wissen, es gehe ihm seit der eingeleiteten Hg-Behandlung immer 
schlimmer und schlimmer. Da leider die subjectiven Empfindungen des Kranken 


— 301 — 


dem objectiven Thatbestand entsprachen, so bestanden wir auch nicht ferner auf 
die Einreibungen und gaben zugleich so ziemlich den Gedanken auf, dass Lues 
hier im Spiele sei. Wir verfielen nun auf die Idee, dass wir es vielleicht mit 
einer, von Manchen zwar angezweifelten, aber immerhin doch vereinzelt be- 
schriebenen Tenonitis,! durch starke Erkältung nach dem heissen Bade hervor- 
gerufen, zu thun haben. Wir leiteteten dementsprechend eine Behandlung ein, 
die aus JK in grossen Dosen, heissen, stundenlang fortgesetzten Breiumschlägen 
auf die Augen, bestand. Aber auch dies führte zu nichts; die Chemose und 
der Wangenhautódem, ebenso wie der Exophthalmus, stiegen immer an; die 
rechte Hornhaut abscedirte (Hypopyonkeratitis), schmolz allmählich ein; die täg- 
liche Entleerung des Eiters aus der vorderen Kammer fruchtete nicht im Ge- 
ringsten; eines schönen Tages schlüpfte die rechte Linse spontan aus dem Auge 
hervor. Links blieb es vorläufig bei oberflächlichen Epithelabschürfungen. 

Nach langeın Hin- und Hertasten, während welcher Zeit selbst eine Ge- 
hirnsinusthrombose uns vorschwebte, da im Verlaufe der Behandlung sich 
4mal Schüttelfróste mit hoher Temperatur und reichlichem Schweisse eingestellt 
hatten, kam mir wieder die Lues in den Sinn und ich proponirte den 
Collegen, nochmals zum Hg zu greifen, indem ja die Möglichkeit vorlag, dass 
die Frictionen nicht in genügendem Maasse angewandt worden, resp. dass im 
gegebenen Falle die Haut zu wenig resorptionsfähig gewesen sei. (Es wurde 
nämlich unterlassen, den Harn nach den Einreibungen auf Hg zu prüfen) 

Damit nun der Kranke von unserer Absicht nichts ahne, beschlossen wir, 
Hg einzuspritzen, unter dem Vorwande, wir wollen es mit Thyrioidea- 
Extract versuchen. Dazu gab sich der Kranke glücklicher Weise her. 

Die Hg-Injectionen besorgte Dr. Schadeck, Syphilidologe hierselbst; er be- 
gann mit Hg salycilicum, O,1g pro dosi, jeden 2. Tag; innerlich verabfolgten 
wir zugleich JK, 2 g täglich. 

Schon nach der 4. Injection nahmen wir wahr, dass die Chemose, nament- 
lich links, zum Stillstand gebracht worden sei, ja etwas abzunehmen begann. 
Gerade um diese Zeit sah den Kranken auch College Hirschmann wieder, der 
auf einer Durchreise durch Kiew, auf meine Veranlassung, denselben besuchte. 
Als wir ihm mit Bestimmtheit erklären konnten, dass das Leiden seit einigen 
Tagen mindestens auf einem Status quo verharre, sprach auch er sich für eine 
energisch fortzusetzende Injectionskur aus. 

Im Verlaufe von 3 Monaten nun, während welcher Zeit der Kranke gegen 
30 Injectionen erhielt, theils Hg salycilicum, theils Hg benzoicum (im Ganzen 
über 2 g Hg), gingen die bedrohlichen Erscheinungen langsam, aber sicher 
zurück. Nachdem wir uns von der vortretfflichen Wirkung des einzeschlagenen 
Verfahrens überzeugt hatten und es keinem Zweifel mehr unterlag, dass das 
Leiden an der Wurzel gefasst worden sei, entschlossen wir uns, die ärztliche 
Behandlung operativ zu beschleunigen. Wir kappten am linken Auge zu 
wiederholten Malen Stücke der chemotischen Conjunctiva ab, selbstverständlich 
in gehörigen Intervallen, da wir nach einem jeden Eingriff das Abklingen der 
reactiven Entzündung, die sich jedesmal einstellte, ruhig abwarteten. Am rechten 
Auge dagegen, wo nichts mehr einzusetzen war, schnitt ich a tempo ein grosses, 
1l, Zol| langes, !/, Zoll breites Stück weg, das lederhart, fleischig, fast 
sehnig war. 

Gegenwärtig, am 16./28. September, also 7 Monate nach Beginn des Leidens, 
ist folgender Status zu verzeichnen: 


! Fall Jacobson, von Berger citirt. (Les maladies des yeux. etc. S. 166.) 


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Die rechte Cornea ist vereitert, bildet ein weiss-graues Narbengewebe 
(Cornea quadratica); Lichtschein prompt, operative Abhülfe unmöglich. An der 
unteren Hornhautperipherie ist die Conjunctiva noch gewulstet, roth; der Ex- 
ophthalmus aber bei Weitem geringer, wenn auch noch vorhanden; die Lider 
können nur unvollkommen geschlossen werden. Das untere Lid, welches nun 
ganz frei daliegt, steht noch nach unten ab, daher die Thränenableitung mangel- 
haft. Der ödematöse Sack an der Wange ist auf kaum !/, seines früheren Um- 
fanges zusammengeschrumpft und bildet blos noch eine verdickte Hautfalte, 
anstatt der früheren, prallen Blase. Das obere Lid ist noch bis dato nach oben 
gezogen. Augenbewegungen viel freier. Das linke Auge dagegen ist schon fast 
normal geworden; die Lider werden obne Mühe ganz geschlossen, der Exoph- 
thalmus ist nun mehr scheinbar, als reell, dadurch bedingt, dass das obere, in 
die Höhe gezogene Lid die obere Bulbushälfte unbedeckt lässt. Die Chemose 
ist bis auf ganz kleine Spuren gewichen, die Conjunctiva total abgeblasst; der 
ödematöse Sack der linken Wange fast ganz geschwunden; die Cornea zeigt keine 
Spur mehr von Trübung; Patient kann mit Convex 8 (er ist H) kleinste Schrift 
ziemlich fliessend und anhaltend lesen. Das untere Lid aber steht auch hier etwas 
vom Bulbus ab und ist nach unten gezogen: deshalb auch hier etwas Thränen- 
tráufeln. Die Augenbewegungen sind nach allen Richtungen hin viel freier, nur 
nach aussen noch bedeutend beschränkt. Das Graefe’sche Symptom dauert 
noch fort. Die Restitutio ad integrum macht aber solche Fortschritte, dass sie 
auf sich kaum mehr lange wird warten lassen. 

Im gegebenen Falle müssen wir also die Diagnose ex juvantibus et nocen- 
tibus stellen. Ich glaube zum Schlusse berechtigt zu sein, es liege hier eine 
Lues tarda vor, welche sich im Verlaufe von vielen Jahren in der Orbita, und 
zwar symmetrisch beiderseits, rechts in umfangreicherem Maasse als links, loca- 
lisirt hat und, vielleicht nach einer starken Erkältung, zum Ausbruch gekommen 
ist. Der starke Exophthalmus, die Parese fast sämmtlicher äusserer Augen- 
muskeln, die colossale Venenstauung beiderseits, welche nicht nur Chemose, 
sondern auch noch exorbitantes Wangenhautödem zur Folge hatte, gestattet den 
Wahrscheinlichkeitsschluss, dass im gegebenen Falle luetische Ablagerungen vor- 
handen waren, die sich in der Nähe der Fissurae orbitales superiores, der 
Durchgangspforte der Vv. und Augenmuskelnerven, einnisteten. Das langsame 
Zurücktreten der Krankheitssymptome spricht für eine derbe Consistenz der 
syphilitischen Ablagerungen. — Unklar bleibt mir immerhin die spastische Ver- 
kürzung der oberen Lider, ebenso wie das v. Graefe'sche Symptom, während 
das Abstehen der unteren Lider offenbar mechanisch erzeugt worden ist, durch 
den Zug, welchen die ódematósen Hautsácke der Wangen auf letztere geübt 
haben. Auch ist es ráüthselhaft, dass sich die Vv. centrales retinae vom An- 
beginn bis zum Abklingen des Leidens so wenig au der Stauung betheiligt 
hatten. 

So viel ich, wie auch meine Fachcollegen, die den Fall gesehen. in der 
Literatur herumgestöbert haben, steht er in dieser Art des Auftretens fast ver- 
einzelt da. Allerdings ist unlängst von Dr. Walter (Odessa) ein Fall von 
doppelseitigem Gumma der Augenhöhle beschrieben worden, der bei Lebzeiten 
der Patientin als bösartige Neubildung aufgefasst und erst am Obductionstisch 
als gummöse Geschwulst erkannt worden ist.! Der Fall betraf ein 31/,jähriges 
Kind. Gemeinschaftlich war hier und dort der bedeutende Exophthalmus; aber 
im Falle Walter konnte in der Orbita eine harte Geschwulst abgetastet werden, 


1 Zehender’s klin. Monatsh. 1895. Nr. 8. 


— 808 -- 


während hier der Orbitalrand und, so weit die Fingerexploration es gestattete, 
die Orbitalwände nichts Resistentes darboten, was um so rathselhafter war, als 
die colossale Chemose und das starke Wangenhautódem das Durchfühlen einer 
Geschwulst erwarten liessen. Auch fehlten im Falle Walter Wangenhautödem 
ganz, während die Chemose ganz unbedeutend war. 

Als ,,warnendes Exempel scheint mir der soeben beschriebene Krankheits- 
verlauf ganz besonders lehrreich. Es ist ja leicht möglich, vielleicht auch wahr- 
scheinlich, dass, wenn zu Anbeginn des Leidens Syphilis mit Bestimmtheit er- 
kannt und nicht blos geahnt worden wäre, nicht nur das linke, sondern auch 
das rechte Auge hätte gerettet werden können. Leider wurden wir durch die 
Fruchtlosigkeit der Hg-Einreibungen irregeführt. Auf alle Fälle bewahrheitet 
sich wieder einmal die alte goldene Regel: in dubiis respice luem! 

Kiew, 16./28. September 1895. 


II. Ein Fall von Pigmentadenom der Bindehaut. 
Von Dr. L. Steiner in Soerabaya (Java). 


Bei einem älteren Malayen fand ich Folgendes: Auf beiden Augen acutes 
Trachom. Die Bindehaut ist geröthet und verdickt; die Oberfläche derselben 
unregelmässig buckelig, theils durch Vergrösserung der Papillen, theils durch 
eingestreute Körner. Sie sondert reichlichen eitrigen Schleim ab. Auf der 
Hornhaut alte Trübungen und frische pannöse Geschwüre. Auf der Bindehaut 
des rechten Oberlides, in der Gegend des oberen Randes des Tarsus und an 
der Grenze des mittleren und äusseren Drittels sitzt eine kleine, tintenschwarze, 
länglich-runde Geschwulst mit breiter Basis der Schleimhaut pilzförmig auf. Sie 
misst 4—7 mm im Durchmesser und erhebt sich um ca. 3 mm über die Um- 
gebung. Ihre Oberfläche ist glatt und regelmässig. Diese Geschwulst wird mit 
einem Theil des daneben und darunter liegenden Gewebes ausgeschnitten. Das 
Präparat wird in Alkohol gehärtet und die Schnitte in Glycerin untersucht. 

Die Geschwulst besteht fast ausschliesslich aus stark dunkelbraun gefärbten 
Drüsen-Acini. Dieselben sind rundlich, oft länglichrund, unregelmässig in ihrer 
Anordnung und von sehr ungleicher Grösse. Einzelne bilden grosse cysten- 
ähnliche Höhlen. Mehrfach sieht man mehrere Acini zu einem Conglomerat mit 
grosser centraler Höhle zusammentreten. Von der Oberfläche dringen unregel- 
mässige Gänge in das Innere der Geschwulst. Sie sind von sehr ungleicher 
Weite, bilden stellenweise Erweiterungen und Ausbuchtungen. An mehreren . 
Stellen münden Acini seitlich in dieselben. An anderen Stellen kann man die 
Gänge streckenweit verfolgen, ohne dies zu beobachten. Die Grenze der Acini 
entspricht nicht genau der Basis der Geschwulst. Einzelne von den grösseren 
dringen in das darunter liegende Bindegewebe und sind stellenweise als isolirte 
Cysten sichtbar. Ueberall, wo die geringe Dicke der Schnitte und das spär- 
lichere Pigment einen guten Einblick gestatten, ist in der Mitte der Acini ein 
Lumen deutlich nachweisbar. Nirgends sieht man compacte Zellennester ohne 
centrale Hóhle wie in den atypischen Epithelgeschwülsten. Die, Wand der Acini 
bildet eine mehrschichtige Zellenlage von ungleicher Dicke. Zu innerst sind 
grosse, lángliche Epithelzellen mit grossem Kern, die sehr wenig Pigment ent- 
halten. Nach aussen zu sind die Zellen kleiner und rund. Dabei wird der 
Kern undeutlich und vielfach ganz unsichtbar. Die Zellen der áussersten Schicht 
haben ungefáhr die Form und Grósse der Rundzellen, die das Bindehautgewebe 


— 304 -— 


in der Nähe der Geschwulst durchsetzen. Die Zellen sind braun bis tiefschwarz 
pigmentirt. Während die dunkelsten undurchsichtige Klumpen darstellen, kann 
man in den helleren das Pigment als feine staubförmige Körner im Protoplasma 
unterscheiden. Der Farbstoffgehalt nimmt von innen nach aussen rasch zu. Die 
äussersten Zellen sind von demselben ganz gefüllt und die Grenze des Acinus 
bildet fast stets eine einfache Reihe derselben, die zusammen eine scharf con- 
tourirte Linie darstellen. Eine Basalmembran ist nirgends zu sehen. Der 
Farbstoffgebalt der Geschwulst nimmt im Allgemeinen von der Oberfläche nach 
der Basis ab. Die Wände der Ausführungsgänge haben dieselbe Structur wie 
die Acini, innen hellere Epithelzellen, aussen kleine schwarze Rundzellen. Keine 
Grenzmembran. Das zwischen den eng gedrängten Acinii spärlich vorhandene 
Gewebe besteht aus kleinen Spindel- und Rundzellen, die wenig Pigment ent- 
halten. Zwischen denselben ziehen Bindegewebsfasern, die, an der Oberfläche 
äusserst spärlich, an der Basis des Tumors stellenweise zu starken Zügen zu- 
sammentreten. So weit ich sehen konnte, sind diese Fasern frei von Farbstoff 
und sitzt derjenige, den man zwischen ihnen findet, in eingestreuten Zellen. 
Eine besondere Deckmembran hat die Geschwulst nicht. Nur stellenweise sind 
die obersten Zellen abyzeplattet, epithelàhnlich. Meistens tritt das Zwischen- 
gewebe unmittelbar an die Oberfläche. Oft drängen sich die Acini durch das- 
selbe und liegen frei zu Tage. Das den Tumor begrenzende und mitexstirpirte 
Gewebestück ist von Pigment fast ganz frei. Bios an einer Stelle, zwischen 
einer isolirten Cyste und der 
Hauptgeschwulst, sind einige 


di 
o A Zb pa cuo 
Qo. o cw 
ST te NEE 


Eege IRRE braune Zellen. Dasselbe ist an 
icy RU c QR MEE i der Oberfläche reich mit Bund- 
a, a er ee, zellen infiltrirt, weniger in der 
ee EE e, A Na e e EE, Tiefe. Diese Rundzellen bilden 
S EE re ^ VERSES d zu oberst eine continuirliche 
| Wr SS P Eo 4 Schicht, die an Stelle des Epi- 
REITER paral w thels getreten ist. In der Nähe 

"Dim Rm he : 
xri der Geschwulst sieht man noch 
Ss ` Trachomkörner und Gebilde, die 


tubulären Drüsen ähnlich sehen, 
die aber vielleicht blos durch 
Faltung der Schleimbaut ent- 
standen sind. 

Die Zeichnung zeigt einen 
Durchschnitt des Tumors bei 
schwacher Vergrösserung. _ 

Ich habe die Geschwulst als Adenom bezeichnet. Allerdings weicht sie in 
ihrem Bau nicht unbedeutend von normalem Drüsengewebe ab: durch die un- 
regelmässige Anordnung der Acini und ihre ungleiche Grösse, durch die mehr- 
schichtige ungleichmässige Zellenlage und das Fehlen einer Basalmembran in 
derselben. Doch scheint mir das Vorhandensein von einem deutlichen Lumen 
in den Acinis und ihre vielfach vorhandene Ausmündung in die Ausführungs- 
gänge diese Bezeichnung zu rechtfertigen. 

Die in der mir zugänglichen Literatur beschriebenen Pigmentgeschwäülste 
der Conjunctiva sind Sarcome und Carcinome und gehen von der Gegend des 
Limbus aus. Einen durch seinen Sitz und durch seinen Bau dem oben be- 
schriebenen ähnlichen Tumor finde ich nicht erwähnt. Es ist dies wohl damit 
in Zusammenhang zu bringen, dass bei den Kaukasiern, die den in der Literatur 


Pigmentadenom der Conjunctiva. 


s= 305, => 


vertretenen Beobachtungen fast ausschliesslich als Beobachtungsmaterial gedient 
haben, Pigmentflecke der Conjunctiva nur selten und fast nur in der Limbus- 
gegend vorkommen. Wie ich an anderer Stelle bervorgehoben habe (Geneeskundig 
Tijdschrift voor Ned. Indie. Deel XXXIII. Afleverung I. 1893. Ueber das Vor- 
kommen von Pigment iu der Conjunctiva der Malayen), kommen dagegen bei 
den Malayen grosse schwarze Pigmentflecke überaus häufig vor und zwar nicht 
blos auf dem Limbus, sondern auf allen Theilen der Bindehaut, namentlich sehr 
oft auf derjenigen des Oberlides. Es vergeht beinane kein Tag, ohne dass ich 
solche bei meinen Patienten sehe. Ganz besonders häufig finden sie sich zu- 
sammen mit Trachom vor und es ist mir gar nicht zweifelhaft, dass die Körner- 
krankheit das Auftreten der Pigmentflecke hervorruft oder doch befördert. Bei 
der mikroskopischen Untersuchung derselben findet man das Pigment im Epithel 
und im subepithelialen Gewebe, zum grössten Theile jedoch in den tieferen 
Schichten des Epithels Wo im Bereiche der Pigmentflecke Drüsen ausmünden, 
sieht man häufig den Farbstoff dem Epithel in die Tiefe folgen und die Aus- 
führungsgänge und die Körper der Drüsen mit einer continuirlichen Lage 
schwarzer Zellen auskleiden. Es ist wohl anzunehmen, dass unsere Geschwulst 
von einer solchen pigmentirten Drüse ausgegangen ist, nach dem Sitze des Tumors 
zu urtheilen von einer Krause'schen acinotubuláren Drüse. 


Unser Büchertisch. 


Neue Bücher. 


Lehrbuch der Augenheilkunde, von Dr. Ernst Fuchs, o. ó. Prof. der 
Augenheilk. an der Univ. zu Wien. Fünfte vermehrte Aufl. Mit 215 Holz, 
schnitten. Leipzig u. Wien. Franz Deutike. 1895. 845 Seiten. 

Von allen Lehrbüchern der Augenheilkunde hat in unsren Tagen 
den gróssten Erfolg das von Fuchs, und mit vollem Recht: sowohl durch 
das, was es bringt, als auch durch das, was es, im Interesse der Anfänger, 
übergeht. Die erste Auflage erschien im Juli 1889, die fünfte im Juni 1895. 
Die englische und die französische Uebersetzung werden jetzt in zweiter Auflage 
(nach der fünften deutschen) vorbereitet;- ebenso eine italienische uud eine 
russische: es existirt eine spanische und eine japanische. Die letztere ist von 
Inuye und Morosumi; die in Japan angefertigten Holzschnitte sind 
ausgezeichnet und übertreffen die der englischen, französischen und spa- 
nischen Ausgabe. H. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Ueber Netzhautentzündung bei angeborener Lues, von J. Hirschberg . 
in Berlin. (Aus der „Deutschen Medicin. Wochenschrift“ 1895, Nr. 26 
u. 27.) (Forts.) 
A. Frischere Fälle. 


Fall 1. Willy N. 1 Jahr 8 Monate alt, wurde am 26. October 1888 
gebracht. Die Mutter giebt an, dass seit etwa 4 Monaten eine Sehstörung bei 
dem Kinde bestehe und seit 434 Tagen stärker sich geltend mache: das Kind 
benutze hauptsächlich nur ein Auge (das rechte) zum Sehen, blicke zuweilen 
höher, als der fixirte Gegenstand liege, und pflege bei geringerer Beleuchtung 
an Hindernissen anzustossen. Nur selten ist eine Mutter gu aufmerksam. um 

20 


— 306 — 


über das Sehvermögen eines 20 monatlichen Kindes so genaue, verwerthbare An- 
gaben zu machen. Auf weiteres Befragen gab sie dann noch ferner an, dass 
sie in ihrer Ehe zunächst zweimal Abort erlitten; dass dann das dritte Kind, 
unser Kranker, im Alter von 4 Monaten Flecke an der Haut, besonders der 
Lenden, gezeigt und deshalb von ihrem Arzt „Giftbäder‘, sowie weisse Pulver 
zum Einnehmen (Calomel) erhalten habe. 

Nach künstlicher Erweiterung der Pupillen finde ich beiderseits eine sehr 
deutliche und eigenartige Veränderung: der Sehnerv ist etwas grauröthlich ver- 
waschen, kleine helle Stippchen sieht man allenthalben in der Netzhaut, nach 
der Peripherie hin nehmen sie zu an Zahl und Ausdehnung; in der Mitte des 
Augengrundes erkennt man grauschwarze Herde. 

Sofort wurden Quecksilbereinreibungen begonnen, zweimal täglich je 0,5 g; 
5 Tage, dann eine Pause von 3 Tagen, und so weiter. Bereits nach zwanzig 
Einreibungen sieht der Knabe besser. Nach 30 Einreibungen erkennt 
er von seiner Wohnung, die einen Stock hoch belegen ist, den unten auf der 
Strasse laufenden Hund. Aber, wie immer in derartigen Fällen, werden die 
Stippchen zahlreicher und deutlicher, während die Sehkraft zunimmt. 

Am 3. Januar 1889 ist die Sehkraft gut. Staubförmige Trübung, sowie 
einzelne Klümpchen im Glaskörper; Sehnerv grauröthlich verschwommen, rings- 
herum eine helle Zone des Grundes, in der Mitte der Netzhaut eine grauschwarze 
Stelle, andere etwas seitlich; in der Peripherie helle Stippchen und einzelne, 
für Lues ziemlich charakteristische Herde von beller Farbe und scharfgezeichneter 
Umrisslinie. Dabei besteht leichtes Augenzittern in senkrechter Richtung, besser 
beim Augenspiegeln (wegen der Vergrösserung der Bewegung, also auch der Ge- 
schwindigkheit) wahrzunehmen. Nachdem 110 Salben verbraucht, Sehen und 
Befinden gut (21. Màrz 1889), wird die Behandlung ausgesetzt; muss aber bald 
wieder aufgenommen werden, da der Knabe wiederum anfáugt, nach oben neben 
dem Fixirpunkt vorbeizugucken. Am 25. Juni 1889 sagt die Mutter aus, dass 
4 Tage lang das linke Auge unbeweglich stil gestanden, jetzt ist es wieder 
beweglich, der Kleine sieht nah und fern, Befinden gut. Die durchsichtigen 
Theile des Auges sind im ganzen klar, die Sehnerven nicht atrophisch. Aber 
der Augengrund zeigt ausgedehnte Entfärbung, durch dicht gedrängte, helle 
Stippchen, die vom Sehnerv in breiten Zügen nach oben und nach unten aus- 
strahlen, auch nach aussen und nach innen, aber doch nicht den ganzen Augen- 
grund einnehmen, sondern grössere Strecken ganz oder theilweise freilassen; dazu 
kommen noch die dunkelgrauen Fleckchen in der Netzhautmitte. 

Am 12. September 1889 wird der Knabe wiedergebracht, da er Abends 
wieder anstösst und mit dem linken Auge überhaupt nichts sieht. 
Beiderseits ist die Peripherie ganz hell durch pflasterförmig gedrängte Stippchen 
und weissliche Herde. Links ist der Sehnerv ganz trüb und blass, 
neben den älteren, grauschwarzen Herden in der Mitte sind frische, bläu- 
liche sichtbar. Sein neugeborener Bruder ist gleich verstorben! 

Neue Einreibungscur, zunächst zwei Salben täglich von 0,5g. Nach 
14 Tagen ist das linke Auge noch so gut wie blind bei der Prüfung, nach 
Verbinden des rechten; leichter Speichelfluss. Deshalb Pause und weiterhin nur 
eine Salbe täglich. 

Am 17. October 1889, nachdem zu den alten 130 Einreibungen noch 
neuerdings 35 neue hinzugekommen, sieht das linke Auge wieder etwas. Am 
30. October 1889, nach 42 Salben, sieht er gut und ist munter; auch der linke 
Sehnerv ist wieder ziemlich klar. Am 7. November 1889, nach 58 Salben, 
kann er mit dem linken Auge allein im Zimmer umlergeben, ist aber etwas matt. 


— 307 — 


Am 18. September 1890, nachdem er im ganzen 250 Salben verbraucht, 
sieht er ziemlich gut, auch mit jedem Auge für sich, mit dem linken allerdings 
weniger; nur wenn es ganz dunkel ist, wird er unsicherer, als ein Gesunder. 
In einzelnen der hellen Stippchen zeigt sich ein feiner Pigmentpunkt. Jetzt 
wurde die erste genaue farbige Abbildung des Augengrundes von meinem da- 
maligen Assistenten, Herrn Dr. Michaelsen, angefertigt, — ein schweres Stück 
Arbeit. (Kleine Skizzen hatte ich schon zu Dutzenden gemacht und dem Kranken- 
tagebuch einverleibt.) Jodeisen-Syrup wurde verabreicht, — später auch wieder- 
helt in den Zwischenzeiten zwischen den Einreibungen gegeben. 

Am 15. Januar 1891 trat eine neue Veränderung im Augengrunde zu 
Tage: beiderseits wurden in der äussersten Peripherie nach unten zu trauben- 
fórmige, aus dicht gedrángten Beeren bestehende, bláuliche Massen, 
dicht vor dem Augengrund haftend, wahrgenommen. 

as wurden wieder 50 Salben verabreicht, dann Jodeisen-Syrup, Landaufent- 
halt, Milchcur; und so die folgenden Jahre, bis jetzt. Der Knabe ist blass und 
klein!, die vorderen oberen Schneidezähne fehlen ihm. Sein Verstand ist gut 
entwickelt. Schon am 4. December 1892, als er noch nicht zu lesen verstand, 
konnte er mit der Punkttafel geprüft werden. 

Rechts Sn 1!/, in 6", mit —6" SnC:15'. (Der Augenspiegel zeigt My. 
—6” nebst —20” Ast.). Links Sn XXX in 6”, indem das Auge nach innen 
abweicht. — Hierauf lernte er lesen. 

9. April 1894. Rechts —6" S — !5/,,, Sn 1!/, in 6". Gesichtsfeld normal. 
Links Finger in 7', Sn 16 in 4— 5"; Gesichtsfeld unbedeutend eingeengt (aussen 70°, 
innen 45") mit Dunkelfleck (von etwa 8" Halbmesser) in der Mitte. 

Neue Verschlimmerung. Nach neuer Einreibungscur, die aber bald Durch- 
fall bewirkte und darum nicht lange fortgesetzt werden konnte, am 28. Februar 
1895: Rechts —6” S = 5/,, Gesichtsfeld gut. Links Sn 16 in 4—5”. Befinden 
gut, klagt nicht, hat Jodeisen-Syrup. 

Man sieht jetzt (11. Mai 1895) feine Glaskörpertrübungen, punkt- und 
fadenförmige. Der rechte Sehnerv ist röthlich, darum leichter Pigmentschwund. 
Netzhautmitte nicht mehr so grauschwarz, wie zuvor. In der ganzen Peripherie 
zahlreiche, helle, rundliche Herde, zum Theil zusammenfliessend, mit wenig Pig- 
ment. Die bläulichen Trauben sind noch vorhanden, aber verkleinert, mehr in 
die Länge gezogen, die Beeren kleiner und zahlreicher, einzelne von der Traube 
abgetrennt.? | 

Links ist der Sehnerv blass, die Netzhautmitte von einem theils dunkel- 
grauen, theils bläulichen Herde eiugenommen. Zahlreiche helle Fleckchen im 
ganzen Augengrund. In vielen sind die Pigmentpünktchen deutlicher als zuvor. 
In der Peripherie sind auch einige dunkelschwarze Flecke, sowie einive mittel- 
grosse, scheckige, scharf umrissene aufgetreten. Ob in der äussersten Peripherie 
eine ganz zarte, fast mikroskopische Netzhautablösung vorliegt, möchte ich 
nicht mit Sicherheit entscheiden. 

Im Jahre 1892 wurde ein zweites farbiges Bild des Augengrundes mit den 
bläulichen Trauben von meinem damaligen Assistenten, Dr. M. Perles, ent- 
worfen, im Jahre 1894 von mir eine Skizze der neu hinzugekommenen Ver- 








ı Das ist ganz gewóhnlich bei angeborener Lues. 

2 Ich habe den Eindruck gewonnen, dass diese bläulichen Trauben aus einer lang- 
samen Blutung in den Glaskörper hervorgehen, schliesslich in Bindegewebe übergehen 
und einen glänzenden, blaugrünen Hügelrücken an der unteren Netzhautperiplierie 
bilden, wie ich ihn in anderen, abgelaufenen Fällen von Netzhautentzündung aus an- 
geborener Lues beobachtet hal. 


20” 


— 3808 — 


änderungen: alle drei Zeichnungen sind von Frl. Günther zu einem farbigen 
Gesammtbilde vereinigt, welches die Vorlage für unsere Fig. 2 abgegeben hat. 
(Die Figur giebt nur ein blasses Abbild der Vorlage.) Ich habe den vorliegen- 
den Fall einigermassen genau geschildert und auch hier abgebildet, einmal weil 
verschiedenen Fachgenossen das (immerhin seltene) Krankheitsbild noch nicht 





N RE nn 

M A S. EN ey EC ^ 
ASA AMET oe QA E 

4 ] A ES fa^ 7. 


H 
LE 


Fig. 2. Aufrechtes Bild des linken Augengrundes von Fall 1. 


geläufig zu sein scheint;! sodann, weil in der ganzen, diesen Gegenstand be- 
treffenden Literatur ein ähnlicher Fall nicht vorliegt, der vom Beginn der 
Erkrankung im zweiten Lebensjahr bis zum achten regelmässig ver- 
folgt werden konnte. Nur mein eigener Fall 2, 3 und 4 kann ihm in dieser 
Hinsicht zur Seite gestellt werden. (Forts. folgt.) 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe's Archiv für Ophthalmologie. XLI, 1. (Schluss.) 
5) Ueber die Zunahme der Sehschürfe bei der operativen Beseitigung 
hochgradiger Kurzsichtigkeit, von Dr. Fritz Schanz in Dresden. 
2 Wenigstens stiess einer meiner Zuhórer, der kürzlich in einer anderen Università! 


mit einer, meinem Material entnommenen Doctor-Arbeit über diesen Gegenstand promo- 
virte, auf nicht unerheblichen Widerspruch. 


Digitized by 





— 309 — 


Die Deutlichkeit des Netzhautbildes ist proportional der Bildgrösse und 
der Lichtstärke des Bildes, dagegen umgekehrt proportional der bei der Brechung 
stattfindenden Zerstreuung. 

Verf. wählt den einfachsten Fall: ein hochgradig myopisches Auge, welches 
durch ein im vorderen Brennpunkte befindliches Glas voll corrigirt wird, und 
nach Entfernung der Linse genau emmetropisch ist. Eine leichte Rechnung er- 
giebt, dass die Bildgrösse im corrigirten myopischen Auge einerseits und im 
aphakischen Auge andererseits sich etwa wie 2:3 verhält. 

Da parallel auf das Concavglas fallende Strahlen die Pupille divergent 
treffen, so gelangt von einem Strahlenbündel, dessen Querschnitt der Pupille 
gleich ist, nur ein Bruchtheil ins Auge, während beim aphakischen Auge das 
ganze Strahlenbündel eindringen kann. Die Lichtstärke ist daher in letzterem 
Falle grösser, doch kommt dieser Vortheil nur theilweise zur Geltung, weil die 
Helligkeit des Bildes mit zunehmender Grösse abnimmt. In Wirklichkeit dürfte 
die Helligkeit des um die Hälfte vergrösserten Bildes des aphakisch emmetro- 
pischen Auges der des kleineren Bildes im corrigirten myopischen Auges an- 
nähernd gleich sein. 

Im aphakischen Auge wirkt die Pupille vermindernd auf die Zerstreuung. 
(Ohne Zeichnung nicht zu erklären). Ausserdem haben wir im aphakischen 
Auge nur eine brechende Fläche, im corrigirten myopischen dagegen 5. Diese 
Verhältnisse bedingen im letzteren Falle durch sphärische und chromatische 
Aberration, ungenaue Centrirung des corrigirenden Glases und andere Fehler 
eine Zunahme der Zerstreuung. 

Das grössere Netzhautbild, mindestens gleiche Lichtstärke und verminderte 
Zerstreuung erklären die Thatsache, dass die Sehschärfe des aphakisch emme- 
tropischen Auges wesentlich grösser ist als die des corrigirten myopischen. 


6) Ein Beitrag zur Kenntniss der Schleimcysten und Gefiissgeschwiilste 
der Orbita, von Dr. Herm. Becker, Assistenzarzt an der Universitäts- 
Augenklinik in Marburg. 

I. 19jähr. Madchen zeigt oberhalb des rechten Thränensacks eine seit 
Jahren langsam gewachsene, fluctuirende Geschwulst von der Grösse einer kleinen 
Wallnuss. S — 1. Rhinitis atroph. Die Probepunction spricht gegen Encephalocele. 
Bei der Exstirpation reisst die Wandung ein, worauf sich eine grosse Menge 
heller, geruchloser schleimiger Flüssigkeit entleert. Die Cyste erstreckt sich tief 
in die Orbita hinein. In Folge retrobulbärer Blutung tritt starker Exophthal- 
mus auf. Nach Excision eines Stücks der vorderen Cystenwand wird ausgespült 
und drainirt. Anfangs bestand keine nachweisbare Communication mit der Nase, 
später floss die Spülflüssigkeit leicht durch die Nase ab. Die Heilung verlief 
im Ganzen reactionslos, doch erfolgte definitive Vernarbung erst nach 2 Jahren. 
Bulbus ganz intact. Die mikroskopische Untersuchung der Cystenwand zeigte 
geschichtetes Cylinderepithel, in der Tiefe von Falten fanden sich Becherzellen. 
Wahrscheinlich ist die Cyste in foetu durch Abschnürung von der Nasenschleim- 
haut entstanden. 

Il. Bei einem 18jähr. Tapezierer tritt unter Schwindel und Erbrechen 
plötzlich starke Protrusion des rechten Bulbus auf. Am nächsten Tage Wohl- 
befinden. Nach 8 Tagen zweiter Anfall wieder unter cerebralen Symptomen; 
Erweiterung und Schlángeluug der Netzhautvenen, nirgends Pulsation. Abends 
Sugillation des rechten unteren Lides. In den nächsten Tagen nimmt die Vor- ` 
treibung langsam ab. Beim Bücken, Pressen (Stuhlgang), Compression der Ven. 
jugul. wird der Exophthalmus regelmässig stärker. 


310 — 


Verf. nimmt eine retrobulbäre Blutung bei varicös erweiterten Venen der 
Orbita (und der Schädelhöhle) an. Seitdem keine Blutung mehr erfolgt, haben 
die cerebralen Symptome "aufgehört, die wechselnde Protrusion bleibt. 


111. 51jähr. Frau mit ausgedehnten Varicositäten der rechten Gesichtshalfte, 
welche seit der Geburt bestehen und mit der Zeit an Grósse zugenommen haben. 
Bückt Patientin sich etwa 2 Minuten lang, so tritt zwischen der medialen Grenze 
der rechten Brauen und dem inneren Lidwinkel eine umschriebene Hervorwólbung 
von reichlich Haselnussgrósse auf. Die Geschwulst verschwindet, wenn die 
Kranke sich aufrichtet, kann aber auch durch eine kräftige Exspiration und 
Compression der Ven. jugul. wieder hervorgerufen werden. 


IV. 50jähr. Frau. Unterhalb des rechten unteren Lidwinkels befindet sich 
eine kugelige Vorwölbung, welche von der braunroth gefärbten Haut des unteren 
Lides bedeckt ist. Die Exstirpation erriebt einen von derber Kapsel ein- 
geschlossenen Tumor, welcher sich bei der mikroskopischen Untersuchung als 
cavernöses Angiom erweist. Jedenfalls hat die dicke Kapsel ein periodisches 
: An- und Abschwellen der Geschwulst verhindert. Ueberhaupt wird bei Vari- 
cositäten der Orbita der Füllungszustand grösseren Schwankungen unterliegen 
als bei Angiomen. 


7) Ein Fall von gummöser Neubildung auf dem Sehnerveneintritt, 
von Dr. G. Scheidemann, Assistent an Prof. Hirschberg’s Augenklinik in 
Berlin. 

Ein 32jähr. Mann inficirte sich im August 1893 und litt im Nov. 1893 
an secundären Exanthemen. Im Febr. 1894 links Iritis condylomatosa, rechts 
reizlos, beiderseits Retinitis circumpapillaris. Mitte Mai 1894 Entzündung des 
rechten Auges, S herabgesetzt, plötzlich in einer Nacht fast völlige Erblindung. 
Stat. praes.: S = F. Z.: !/,. Acute Iritis, Trübung der brechenden Medien, be- 
sonders des Glaskórpers. Ophthalmoskopisch: An Stelle der Papille befindet 
sich ein stark prominirender, rundlich umgrenzter Knoten von hell grau-gelber 
Farbe, die umgebende Netzhaut ist ebenfalls geschwollen. Nur die Art. tempor. 
sup. ist mässig gefüllt, alle anderen Arterien sind stark verengt oder ganz un- 
sichtbar. Die Venen sind etwas verbreitert, im Bereiche der Schwellung aber 
spärlich und und z. Th. überlagert, so dass sie nur stückweise sichtbar sind. 
Ausgedehnte streifige Netzhautblutungen. 

Unter specifischer Behandlung ändert sich das Bild rasch. Die Schwellung 
ist nach 14 Tagen wesentlich zurückgegangen, in der Umgebung derselben sieht 
man mehrfache zackige Netzhauttrübungen, deren Zacken dem Verlaufe der fast 
unsichtbaren Arterien und Venen entsprechen. 4 Wochen nach Beginn der Er- 
krankung sind die Netzhautblutungen ausgedehnter, ihre Beziehungen zu den 
Venen unverkennbar. Die Netzhaut ist an mehreren Stellen getrübt. 14 Tage 
später finden sich in der Netzhaut zahlreiche feine, glänzend weisse Heerde, 
welche hinter den Gefässen liegen und wahrscheinlich verfettete Zellen der 
Körnerschichten darstellen. Diese Heerde werden äusserst langsam resorbirt. 
Die Papille zeigt noch längere Zeit eine verwaschene Umgrenzung, wird aber 
nicht atrophisch. Am 10. Sept. war S = 1°/,,,, mit + 6,0 Sn. 2'/,. Das Ge- 
sichtsfeld hatte Anfangs einen grossen Defect oben aussen und war nur ent- 
sprechend der Art. tempor. sup. (s. 0.) innen unten gut erhalten. Der Defect 
wird nach und nach erheblich kleiner, verschwindet aber nicht ganz. 

Bemerkenswerth ist, dass das Leiden bereits 10 Monate nach der Infection 
auftrat und einseitig blieb. Es handelt sich um eine primäre specifische Ent- 


— 31 — 


zündung der Papille und der Netzhaut, irgend welche Zeichen von Affection der 
Chorioidea fehlen. 

Besonders bei der Rückbildung der krankhaften Veränderungen treten die 
Beziehungen derselben zu den Gefässen deutlich hervor. Man darf annehmen, 
dass es sich um eine Perivasculitis, eine Umwucherung der Gefässe mit Granu- 
lationsmassen, handelte. Die Heubner’sche Endarteriitis wird hier nicht ge- 
fehlt haben, doch ist nur die Perivasculitis nachweisbar und zwar nicht nur an 
den Arterien, sondern auch an den Venen. 


8) Ein Fall von localer variolöser Bindehauterkrankung, von Prof. Dr. 
A. Wagenmann in Jena. 

Der Fall betrifft eine Schwester, welche im Jahre 1894 eine Pockenkranke 
pflegte. Die Schwester war in den Jahren 1862, 1872 und 1882 mit Erfolg 
geimpft und wurde an dem Tage, an welchem sie die Pflege übernahm, noch- 
mals, aber ohne Erfolg, revaccinirt. Beim Baden der Kranken ist ihr wieder- 
holt Badewasser ins Gesicht gespritzt und einmal ins rechte Auge gelangt. 
Dieses Auge erkrankte 9 Tage nach Beginn der Pflege. Am folgenden Tage: 
Mässige Röthung und Schwellung der Lider, in der gelockerten Conjunct. palp. 
inf. 2 gelbliche Plaques von Stecknadelkopfgrósse, Conj. palp. sup. geschwollen 
und von speckigem Glanze. Ord. Sublimatausspülungen und Umschläge. Am 
nächsten Tage Injection stärker, gegenüber den beiden Pusteln des unteren 
Lides in der Conjunct. bulbi ein kleines Geschwür mit grau-gelbem Grunde und 
verdicktem Rande, an der anderen Stelle ein oberfláchlicher Substanzverlust. 
Am 4. Tage rasch vorübergehende Temperatursteigerung auf 39°, sonst All- 
gemeinbefinden gut. Die Veränderungen am Auge bildeten sich auffallend rasch 
zurück, so dass Pat. nach 12 Tagen vollständig geheilt war. Cornea ganz intact. 

Verf. hält die Erkrankung für echte Variola der Bindehaut. Bis auf die 
Temperatursteigerung, welche auf die Infection bezogen wird, fehlten anderweitige 
Krankheitserscheinungen gänzlich. Incubation 4—5 Tage, wie bei Impfvariola. 
Der milde Verlauf dürfte Folge der früheren Impfungen sein. 


9) Ueber eine Modification der Sehnervenresection bei Gefahr sym- 
pathischer Entzündung, von Prof. Dr. A. Wagenmann in Jena. 

W. steht auf dem Standpunkte, dass er bei drohender sympathischer Oph- 
thalmie enucleirt, und nur dann, wenn die Enucleation verweigert wird, die 
Resection des Sehnerven verrichtet, der er eine gewisse Schutzkraft beimisst. 
Um die Schutzkraft zu erhöhen, cauterisirte er in 2 Fällen die peripheren 
Schnittflächen des Opticus ausgiebig mit dem Thermocauter. Der Eingriff wurde 
gut vertragen. 


10) Beziehungen der Akromegalie zu Augenerkrankungen, von Dr. 

E. Hertel aus Kösen. (Aus der Univ.-Augenklinik zu Jena.) 

In der vorliegenden Literatur sind folgende bei Akromegalie vorkommenden 
Augenerkrankungen geschildert worden. An den Lidern Verdickung der Haut 
und des Tarsus. Die Bulbi erscheinen häufig durch Prominenz der Orbitalränder 
zurückgesunken, in anderen Fällen sind sie durch Proliferation des orbitalen 
Fettgewebes stark vorgetrieben (Exophthalmus). In einem Falle von halbseitiger 
Akromegalie war auch der der betr. Seite zugehórige Bulbus in toto vergróssert. 
An den Nerven fand sich Verdickung der Scheiden und Degeneration der Axen- 
cylinder. Beschrieben sind ferner Gesichtsschmerzen, Supraorbitalneuralgien, 
Lichtscheu, Nystagmus, Muskelparesen, Mydriasis, Accommodationslahmung. Der 


— 812 — 


Abducens war stets intact. Die besondere Disposition des Oculomotorius beruht 
wahrscheinlich auf Hyperplasie der Hypophysis cerebri. Auf dieselbe Ursache 
ist vermuthlich trotz des Zweifels einiger Autoren zurückzuführen, dass der Seh- 
nerv frühzeitig unier dem Bilde der Neuritis mit nachfolgender Atrophie erkrankt, 
und dass temporale Hemianopsie in Folge von Druck auf das Chiasma nicht 
selten ist. 

Verf. beschreibt einen selbst beobachteten Fall von ausgesprochener Akro- 
megalie. An den Augen waren die äusseren Theile verdickt, die Lidspalten ver- 
engt, Parese der Levat. pa'p. sup. S sehr herabgesetzt. R.: Bewegungen der 
Hand, L. F. Z. in 3—4 M. Beiderseits temporaie Hemiano;»sie, das nasale G. F. 
eingeengt. R. keine Farben erkannt, L. Grün nicht, blau und :oth nur bei 
grossen Objecten in einer kleinen centralen Zone. Atroph. n. optic. Strychnin- 
injectionen ohne Erfolg. Nach 1!/, Jahren war S weiter gesunken, an den 
vergrösserten Körpertheilen ziemlich Stat. id. Pat. ist matter, kann nicht gehen 
und hat zweimal Ohnmachtsanfălle erlitten. 

11) Ueber einen Fall von Keratitis parenchymatosa tuberculosa, von 
Dr. W. Zimmermann, I. Assistent der Universitáts-Augenklinik zu Jena. 
24jàhr. etwas schwächliche Patientin. R. A. gesund. L. A.: Anfangs um- 

schriebene episclerale Injection und punktförmiges Infiltrat in den tieferen Schichten 
der Hornhaut. Unter wechselnder Stärke der Reizerscheinungen Vermehrung 
der kleinen Infiltrate und daneben flächenhafte parenchymatöse Infiltration, Iritis, 
Obscur. corp. vitr. Subconjunctivale Injectionen von Jodtrichlorid waren sehr 
schmerzbaft und wurden, da sie keinen Erfolg hatten, aufgegeben. Die an den 
Injectionsstellen entstandenen subconjunctivalen Blutungen zeigten keine Neigung 
zur Resorption und liessen schwielige Verdickungen zurück. Mit der Zeit con- 
fluirien die früher zerstreuten Infiltrate, so dass nach 11 Monaten die Hornhaut 
total getrübt war. Die vordere Kammer war jetzt in der unteren Hälfte von 
einem anscheinend organisirten Exsudate eingenommen, die Conjunctiva besonders 
am äusseren und inneren Limbus verdickt. Innen-oben nahe dem Hornhaut- 
rande fand sich eine ausgedehnte flache Ectasie der Sclera. T. nach + neigend, 
geringe spontane Schmerzen und Druckempfindlichkeit. S: schwacher Licht- 
schein. Enucleation. 

Die anatomische Untersuchung zeigte ausgesprochene Tuberkulose der Cornea, 
Selera, Iris und Conjunctiva, während die hinteren Abschnitte des Auges bis auf 
einen zweifelhaften Netzhautheerd frei von Tuberkulose waren. Auch das Corp. 
cil. war nur durch benachbarte Scleraltuberkel leicht gereizt. Membrana Descem. 
abgehoben. 

Besonders hervorgehoben zu werden verdient die massenhafte Durchsetzung 
der Hornhaut mit ausgebildeten 'Tuberkelknötchen und Riesenzellen, in denen 
Tuberkelbacillen zwar spärlich, aber mit Sicherheit nachgewiesen werden konnten. 
In der Umgebung dieser Knötchen ist das Hornhautgewebe bald mehr, bald weniger 
mit Leukocyten durchsetzt. Letztere finden sich auch sonst in unregelmassiver 
Anordnung, z. Th. nahe den wiefässen. Die Hornhautfibrillen sind nur in der 
unmittelbaren Umgebung der tuberkulösen Heerde aufgelockert, die interfibrillären 
Raume auseinander gedrängt und mit Rundzellen angefüllt. 

Die Lederhaut zeigte ähnlichen Befund. Die Bindehaut ist da, wo sie 
stärker ergriffenen Scleralpartien aufliegt, selbst schwerer erkrankt, an diesen 
Stellen dringen die tuberkulösen Wucherungen bis zum Epithel vor. Dem unteren 
Abschnitte der Iris liegt neugebildetes Gewebe z. Th. innig an, z. Th. ver- 
schmelzen beide zu einer von Tuberkeln durchsetzten Granulationsmasse. In der 


— 313 — 


Retina finden sich keine Tuberkeln, die Faserschicht ist streckenweise verdickt, 
das Stützgewebe gewuchert, einzelne Gefässe von Rundzellen umgeben, die 
Wandung verdickt und die Lumina obliterirt. In den Körnerschichten dicht ge- 
stellte Hohlräume. Im Sehnerven seróse Durchtránkung, Kernvermehrung und 
kundzelleninfiltration. Die Aderhaut zeigt keine wesentlichen Veränderungen. 
Verf. neigt zu der Ansicht, dass die subconjunctivalen Injectionen die Ver- 
breitung des tuberkulösen Processes auf die Bindehaut begünstigt haben. 
Scheer. 


II. Annali di Ottalmologia di Quaglino, Guaita e Rampoldi. 1895. Fasc. 1. 
1) 3 Fülle von Empyem des Stirnsinus, von Dr. Gosetti (Venezia). 

Ein 60jähriger, welcher an hartnäckiger Coryza litt, beobachtete unter der 
medialen Hálfte des rechten oberen Orbitalrandes einen anfangs indolenten Tumor, 
der haselnussgross wurde, Exophthalmus verursachte und die Beweglichkeit des 
Bulbus nach innen und nach oben beeintrachtigte. Tuberculose und Syphilis 
ausgeschlossen. Probepunction entleerte Eiter. Diagnose wurde auf periostitischen 
Abscess gestellt. Nach Incision zeigte die Sondirung, dass es sich um Empyem 
beider Sinus frontales handelte. Drainirung und desinficirende Irrigationen führten 
nicht zur Heilung. Daher führte Dr. Cavazzani, Chirurg, eine breitere Bloss- 
legung des Stirmsinus aus. Der horizontale Einschnitt wurde bis zur Mittel- 
linie der Stirn verlängert, dort ein senkrechter Schnitt von 3 cm Länge auf der 
Glabella hinzugefügt, die Weichtheile des Zipfels zurückpräparirt, Periost ab- 
geschabt, mit Meissel und Hammer und der Scheere Lannelongue die untere 
Wand des Sinus rechts entfernt und auch ein Theil links, mit Volkmann’schen 
Lóffeln die Höhle ausgekratzt, Os unguis und Theil der Siebbeinzellen mit den 
Fungositáten entfernt. Tamponiren mit Jodoformgaze. Am 3. Tage wurden 
2 Drainröhren eingelegt, eine gegen die Orbita, eine gegen den Sinus. Heilung. 
Nach einem Jahre sah man Deformität durch Depression der betr. Gegend und 
leichte Ptosis des rechten Oberlides. 

Ein 25jähr. Ingenieur, der in sehr heissen Localen arbeitete und darnach, 
um seine Wohnung zu erreichen, stets im offenen Kahn einen breiten Canal in 
Venedig passirte, wurde von acuter Coryza befallen mit Fieber und Schmerz am 
rechten oberen Orbitalrande und an der Nasenwurzel. Alsbald trat Oedem des 
Oberlides, Exophthalmus hinzu, Fluctuation. Bei der Eröffnung grosse Quantität 
foetiden Eiters, der von Empyem der Stirnhöhle stammte und in die Orbita 
durchgebrochen war unter Ablösung des Periostes des Orbitaldaches.  Desinfi- 
cirende Irrigationen der Stirnhöhle flossen direct durch die rechte Nasenhöhle 
ab, so dass offene Communication vorhanden war. Fungositäten bestanden nicht, 
wie die Sondirung ergab. Heilung. 

Im 3. Falle konnte man mit dem Speculum im mittleren linken Nasengange 
Eiter abfliessen sehen bei Druck auf den am linken oberen Orbitalrande befind- 
lichen Abscess. Ausdrücken, auch Massiren des Abscesses und Injectionen in 
die Nasenhöhle führten Besserung herbei, indem der nicht ganz verschlossene 
Canals frontalis wieder durchgängig wurde. 

Für den 1. Fall betont Verf, dass der von Guillemain und Panas als 
pathognomonisch erklärte Schmerz längs des N. frontalis im Anfang fehlte und 
erst auftrat, als in acuter Weise der Orbitalabscess himzutrat. 

Der Eiter des Empyems ist in den acuten Fällen foetid, gewöhnlich nicht 
in den chronischen, weil dort der Zutritt der Luft in den Sinus durch das In- 
fundibulum und den Canalis frontalis meist nicht verhindert ist, andererseits 
der dickflüssige Eiter durch diese Bahnen nicht abfliessen kann und sich dem- 


— 314 — 


nach stark zersetzt. In den chronischen Fällen hingegen sind jene Bahnen 
meist durch fungöse Wucherungen verschlossen, so dass der Luftzutritt nicht 
stattfindet. 

Da die Sinus frontales sich erst gegen das 7. Lebensjahr bilden, mit 25 Jahren 
vollständig entwickelt sind und bis in spätere Jahre durch Osteoporose sich noch 
erweitern, sind die bei Kindern unter 7 Jahren beschriebenen Empyeme als Tuber- 
culose oder syphilitische Osteitis des Orbitalrandes aufzufassen. Gewöhnlich 
nehmen in Folge Durchbruchs des Septum beide Sinus Theil, aber selten gleich- 
zeitig. 


2) Einfaches Ophthalmoskop, von Dr. Antonelli (Neapel). 
Ist in Taschenformat, Concav- und Planspiegel sind mit ihrer Rückseite 
vereint. 


3) Myom der Chorioidea, von Prof. Guaita (Siena). 

Nur 2 Fälle und zwar vom Ciliarkörper sind veröffentlicht, einer von Wecker- 
Iwanoff (1867) und einer von Lagrange (1893). Der gegenwärtige Fall gehört 
der eigentlichen Chorioidea an. Der. Tumor war in ca. 9 Monaten gewachsen, das 
rechte Auge zeigte unmittelbar vor dem Aequator in der Gegend zwischen M. rectus 
internus und inferior eine geringe Hervorragung. Ophthalmoskopisch wurde der 
Tumor und Netzhautablósung constatirt. Enucleation. Die Neubildung stellte eine 
etwa elliptische, 1—2 mm über die Obertläche der Chorioidea hervorragende 
Platte dar. Die Suprachorioidea war conservirt, alle anderen Schichten der 
Chorioidea waren im Tumor aufgegangen. Die innere Oberfläche zeigte Uneben- 
heiten. Bündel glatter Muskelfasern gingen von der Chorioidea in den Tumor 
ein, welcher stellenweise wie gestielt sich darstellte. Er bestand in seiner 
Totalität aus dichten Zügen charakteristischer glatter Muskelfasern, die fast alle 
longitudinal verliefen und mitzu Lymphlücken zwischen sich einschlossen, die 
mit Endothel auszekleidet waren. Nur in der vordersten Partie des Tumors 
waren einige circulär geordnete Bündel. Der Tumor enthielt Pigment, das meist 
in Zellen lag, welche den chorioidealen glichen. Das Retinalpigment nahm keinen 
Theil an der Neubildung. Vascularisation war spärlich, manche Gefüsse mit 
Leucocyten umgeben. Die Chorioidea zeigte in der Umgebung des Tumors eine 
Starke Hyperplasie der longitudinalen Muskelfasern, die in dicken Bündeln an 
der inneren Oberfläche der Membran verliefen. Sie waren unabhängig von den 
Muskeln der Gefässwände, welche normal waren.  Ueberdies sah man von der 
inneren Chorioidealobertläche stielartig Muskelzüge hervorwuchern, die Pigment 
enthielten, frei in das subretinale Exsudat hineinreichten und vom Retinalpigment 
wie von einem Hute bedeckt waren. 

Der Arbeit sind 10 Mikrophotographien beigegeben. 

Fasc. 2—3. 
1) Variationen des Gesichtswinkels bei abnehmendem Lichte, von 
Prof. Albertotti (Modena). 

Verf. giebt seine Resultate, die an 3 Individuen unter verschiedenen Ver- 
suchsbedingungen gewonnen sind, in einer grossen Zahl von Tabellen und fügt 
noch 2 Tabellen hinzu, welche ein hemeralopisches Individuum betreffen. Verf. 
berichtet ferner, dass er lithographisch durch feine schwarze und weisse, theils 
parallele, theils gekreuzte Liniensysteme für Leseproben einen sehr brauchbaren 
und eleganten Grund herstellen liess und zwar in den verschiedensten Ab- 
stufungen von Helligkeit, so dass z. B. das Schwarz !/,, !/, 1, 3, 4 des Weiss 





— 315 — 


betrug. Auf solchem Grunde wurden schwarze und weisse Buchstaben gedruckt. 
Andererseits wurden auf weissen Grunde die Buchstaben mit denselben Nuancen 
von Gran hergestellt, wie in der eben beschriebenen Weise der Grund. Die- 
selben Tafeln wurden auch in roth, grün, gelb, blau hergestellt. 

Es folgt eine vollständige Literaturangabe über den Gegenstand mit 
188 Nummern von 1704 bis 1894. 


2) Die ungleiche Accommodation, von Docent Dr. Ovio (Padova). 

Nach einer genauen Analyse der in der Literatur vorbandenen Arbeiten, 
welche sich betreffs der Frage der auf beiden Augen ungleich starken Accom- 
modation diametral in ihrer Ansicht gegenüberstehen, beschreibt Verf. eigene 
Experimente. Er behandelt die Frage, bis zu welchem Grade das Bild des einen 
Auges confus sein kann, ohne das binoculare Sehen zu verhindern, ferner bis 
zu welchem Punkte das Auge dioptrische Fehler ertragen kann, ohne die Deut- 
lichkeit der Wahrnehmung zu verringern. Er zeigt ferner, dass die Methode 
der Verdoppelung der 2 binoculär vereinigten Bilder mittelst Prismen sehr wenig 
zum Studium der Accommodationsphenomene sich eignet. Eine andere Reihe 
von Experimenten ergab, dass bei recht feinen Fixationsobjecten, wo dioptrische 
Fehler wenig ertragen werden, der Nachweis einer ungleichen Accommodation 
nicht gelang. 


3) Die Vertheilung und Endigung der Nerven der Chorioidea, von 
Dr. Bietti. (Laboratorium von Prof. Golgi, Pavia.) 

Verf. hat mittelst der Versilberungsmethode die vasomotorischen Plexus der 
Chorioidea untersucht und fand wie Retzius (1892) Nervenendigungen in der 
Gefässmusculatur in Form von rundlichen Anschwellungen. Auch wies er einen 
feinen Nervenplexus der Chorioidea in unmittelbarer Nähe des retinalen Pigment- 
epithels nach, welcher seine Endigungen im letzteren zu haben scheint. Verf. 
verspricht weitere Untersuchungen. 


4) Die ophthalmologischen Arbeiten von Thomas Young, übersetzt von 

Tscherning, Copenhagen 1894. Besprechung von Dr. Antonelli (Neapel). 

Die genialen Arbeiten von Thomas Young sind mit dieser Uebersetzung 
und Zusammenstellung den Ophthalmologen zugünglicher gemacht. Betreffs der 
Accommodation war Young bekanntlich der Wahrheit sehr nahe gekommen, da 
er sie auf Veränderung der Linsenoberfläche beruhen liess. Interessant ist, dass 
er auch eruirt hat, dass die Accommodationsbreite für die Peripherie der Linse 
bedeutend geringer ist, als für die centrale Zone. 


5) Adenom der Thränendrüse, von Dr. Pinari 

Der Tumor wurde exstirpirt. Die zurūckgebliebene Ptosis wurde nach 
Birnbacher später operirt. Verf. giebt die Literatur der letzten Jahre über 
Tumoren der Thränendrüse. | 


Fasc. 4. 
1) Amyloide Degeneration der Cornea, von Dr. Baquis (Livorno). Mit 
1 Tafel. 

Einem 61jàhrigen wurde das rechte, in Folge alten Trachoms mit Leucoma 
adhaerens, Cyclitis und Netzhautablósung amaurotische Auge unter Abtragung 
der Cornea exenterirt. Das T,eucom war gelblich gefärbt. Die Bowman’sche 
Membran fehlte im ganzen Gebiete der Cornea. In dem Leucom fanden sich 


— 316 — 


rundliche Haufen. amyloider Substanz und zwar in der ganzen Ausdehnung der 
Irisadhärenz. Der einzige bisher beschriebene ähnliche Fall von Beselin (1886) 
wurde von Schiele angezweifelt und die Massen für Glycogen, nicht für Amyloid- 
substanz gehalten. Beselin widerlegte diese Zweifel und Verf. bestätigt nun- 
mehr die Arbeit Beselin's durch seinen ganz analogen Fall.  Betreffs der 
Streitfrage, ob die Amyloidsubstanz von den Zellen oder von der Bindegewebs- 
substanz und den Gefässwänden gebildet wird, neigt Verf. für seinen Fall der 
Ansicht zu, dass dieselbe von den Hornhautlamellen und dem Bindegewebe des 
Leucoms abstaınmt. Er ersieht auch aus seinem Falle, dass die ln 
sich ohne vorgängige hyaline Phase bildete. 


2) Eine Dipteren-Larve als Parasit der menschlichen Conjunctiva, von 
Dr. Baquis (Livorno). 

Ein Arbeiter, der 9 Stunden vorher von einem Insect ins rechte Auge ge- 
stochen worden, zeigte Schwellungscatarrh und im oberen und unteren Con- 
junctivalsack eine Zahl von kleinen weissen Insectenlarven, die die ganze Länge 
des Sackes durchliefen und am Ende zurückkehrten. Beim Versuche, sie me- 
chanisch zu entfernen, fixirten sie sich hartnäckig. Cocaineinträuflung betäubte 
sie und es wurden alsdann mehr als 40 entfernt. Prof. Emery (Bologna) er- 
klärte die Larve für Tachinaria, es sei aber unmöglich, das Genus nnd die 
Species zu bestimmen; sie sei identisch mit den früher von Prof. Tartuferi 
ebenfalls ihm übersandten Larven, die derselbe auf einer menschlichen Con 
junctiva fand. 

Die Tachinariae haben 22 Genera und 160 Species. 

Einen dritten áhnlichen Fall hórte Verf. von einem Patienten erzàhlen, der 
nach einem Insectenstich viele Larven auf der Conjunctiva aufwies. Ein aus 
Livorno gerufener Arzt instillirte einige Tropfen Oel, wodurch die Larven er- 
stickten und sich leicht entfernen liessen. Es scheint, dass es sich um eine 
vivipare Species handelt. 
3) Die Streptokokken-Conjunctivitis, von Dr. Bardelli. (Klinik von 

Prof. Guaita, Siena.) 

Eine 60jährige, mit Stenosis der Thränenwege, hatte eine Acutisation der 
habituellen Conjunctivitis mit Empfindlichkeit der Präauriculardrüse. Präparate 
des Secretes, sowie Culturen zeigten Streptokokken, deren Injection in das 
Unterhautzellgewebe des Kaninchens Erysipelas, in die Venen Tod des Thieres 
nach 3 Tagen zur Folge hatte. Bei einem späteren Rückfall der Conjunctivitis 
wurde die alleinige Gegenwart des typischen Talamon-Fraenkel’schen Pneume- 
coccus constatirt. 


4) Bilaterale metastatische Ophthalmie bei Typhus, von Dr. Gasparrini, 
Docent in Siena. (Klinik von Prof. Guaita.) 

Verf. zählt die verschiedenen beschriebenen Typbusmetastasen am Auge auf 
und schliesst sich der Ansicht der Autoren an, welche die Hornhautgeschwüre 
‚als eine adynamische Manifestation erklären, die also nicht als Metastase zu be- 
trachten ist. Dafür spricht auch die Beobachtung von Axenfeld (1894), das 
selbst, wenn das Blut sehr reich an pyogenen Mikroorganismen ist, diese dennoch 
die Gefässwände nicht durchdringen, solange diese nicht pathologisch verändert 
sind. Ein anderer Beweis für die Pathogenese in Folge von Adynamie liert 
in den Formen, wo das Epithel der Cornea sich abstösst und der Grund kein 


— 317 — 


anderes Aussehen darbietet, als die andere Cornea, indem die Infiltration und 
Ulceration erst secundär hinzutritt. 

Doch betont Verf, dass nach Sanarelli (Annales de l'institut Pasteur. 
1893—1894) alle Phänomene des Typhus auf den Toxinen beruhen und durch 
diese allein auch Hornhautabscess hervorgerufen werden kann. Auf die Toxine 
ist auch die transitorische Amaurose, sowie Mydriasis und Accommodationsparese 
zurückzufübren, obwohl letztere beide auch durch die Gegenwart einer metasta- 
tischen Basilarmeningitis bedingt sein können. 

Verf. neigt sich der Ansicht zu, dass auch Panophthalmitis und Orbital- 
phlegmone durch die blosse Action der Typhustoxine hervorgerufen werden kaun 
ohne Transport von Typhusbaeillen, sicher sei dies der Fall mit den langsam 
verlaufenden Uvealmetastasen, die zu Phthisis bulbi führen. 

Verf. machte bacteriologische Untersuchungen in einem Falle von eitriger 
posttyphóser lridochorioiditis mit Perforation der Cornea in beiden Augen. Er 
erhielt Staphylokokkencolonien und in grósserer Zahl Colonien eines Bacillus, 
von dem er nicht entscheiden konnte, ob es der des Typhus war oder B. coli. 
Es trat in dem Falle alsbald eine retrobulbáre Phlegmone hinzu, sowie eitrige 
Decryocystitis. Der Biter beider enthielt auch jenen Bacillus. Panas fand 
(kurze Notiz im Handbuch der Medicin von Charcot, Bouchard, Brissaud. I. S.242) 
eine Reincultur von Typhusbacillen in einer Orbitalphlegmone, Gillet de Grand- 
mout (1892) eine desgl. im posttyphösen Hypopyum. Verf. giebt seine Zweifel 
kund, ob es sich in diesen Fällen um B. coli gehandelt habe, dessen Unter- 
scheidung vom Typhusbacillus heutzutage so schwer ist. In jedem Falle hat 
Gillet die Virulenz seines Bacillus nicht durch Injection in das Peritoneum von 
Meerschweinchen gemessen. Sanarelii wies auch nach, dass der Darmcanal 
nicht der beliebteste Aufenthalt des Kberth’schen Bacillus ist, indem in den 
Faeces Typhóser derselbe nur 8mal in 160 Kranken sich fand. Gillet erhielt 
durch Injection seines Typhusbacillus in den Kaninchenglaskórper nur leichte 
Hyalitis, Axenfeld aber suppurative Hyalitis .mit Phthisis bulbi, doch nie 
Panophthalmitis. Verf. suchte nun durch eigene Experimente diese Verschieden- 
heiten zu erkláren, die er auf den mehr oder weniger hohen Grad der Virulenz 
der Culturen zurückführt. Er machte mit Culturen von Typhusbacillen, die aus 
dem Blute Typhöser entnommen waren, aber wenig virulent waren, Injectionen 
in die Vorderkammer oder in den Glaskórper von Kaninchen und erhielt Trübung 
der Medien, die nach 20 Tagen geheilt war. Dabei traten leichte Alterationen 
der Retina und Chorioidea ein, sowie fibrinöse Exsudate am Ciliarkörper. Bei 
Impfung oder Injection zwischen die Corneallamellen erhielt er je nach der 
Virulenz der Cultur leichtere oder schwerere Keratitis, aber nie Perforation der 
Cornea, doch drohte letztere in einem Falle. 

2 Tropfen virulenter Cultur in Bouillon wurden einem Kaninchen in die 
Vorderkammer injicirt. Es folgte Phthisis bulbi mit Synizesis, keine Allgemein- 
infection. Amnatomisch wurde Netzhautablósung, fibrinóse Exsudate etc. gefunden. 
Mit Nicolles Fárbung liessen sich keine Bacillen nachweisen. Bei Injection in 
das Corp. vitreum dasselbe Resultat, aber die Symptome traten schneller und 
heftiger auf, und wenn die Cultur sebr virulent war, folgte Panophihalmitis 
mit Durchbruch des Eiters nach aussen. Culturen des Eiters oder Schnitte des 
Gewebes ergaben den Typhusbacillus nur in den Anfangsstadien des Processes, 
nicht später. 

Verf. experimentirte auch mit sehr virulenten Typhustoxinen, die er von 
Prof. Sanarelli erhielt. Meerschweinchen eignen sich besser als Kaninchen 
für diese Versuche Einem Kaninchen wurden in 1 Auge 5 Tropfen, ins zweite 


— 318 — 


gleichzeitig !/, g in den Glaskörper injicirt. Es erfolgte stärkere Reaction im 
2. Auge, in beiden fibrinóse Exsudation mit schliesslicher Tensionsverminderung, 
im 2. Falle Phthisis bulbi ohne Panophthalmitis. 

Verf. bemerkt noch, dass experimentell und klinisch ein Unterschied be- 
merkbar ist zwischen der Infection des Auges mit Bacillencultur und mit 'T'yphus- 
toxinen insofern, als die Erscheinungen bei letzteren langsamer auftreten und 
mit weniger Heftigkeit. Dies beruht darauf, dass die Bacillen massenhafte und 
immer neue Toxine erzeugen, während die injicirten Toxine sofort in Menge 
eliminirt werden. Daher findet man im 2. Falle den Glaskörper mit besser und 
massenhafter organisirtem Bindegewebe und nur wenig zahlreichen Leucocyten 
erfüllt, während im 1. Falle die Lymphkörperchen über die Bindegewebsmaschen 
vorwiegen. 

Resumirend legt Verf. Gewicht auf die Beobachtung von Sanarelli, dass 
viele Complicationen des Typhus dem B. coli zuzuschreiben sind, dessen Virulenz 
durch die Typhustoxine erhöht wird und welcher sich stets im Intestinum be- 
findet, aus welchem er bei den typhósen Darmalterationen auswandern kann. 

Klinisch beobachtet man mitzu nach schwerem Typhus oder nach anderen 
Infectionskrankheiten langsame lridocyclitis, die zur Erblindung führt, obwohl 
der Hintergrung nicht erhebliche Anomalien ophthalmoskopisch aufweist. Verf. 
hatte bei seinen Experimenten ähnliche Fälle, und fand mikroskopisch die Stäbchen 
und Zapfen der Retina leicht alterirt, gegen den Aequator und die Ora serrata 
hin stärker alterirt, was er durch die Einwirkung der Toxine erklärt. 

Peschel. 


III. Archivio di Ottalmologia del Prof. Angelucci (Palermo). Anno 1. Fasc. 10. 
Moderne Glaucomoperationen, von Prof. Pflüger. 


Verf. legt namentlich Gewicht auf die Erhaltung des Sphincter iridis, welcher - 


bei der lridectomie excidirt wird. Dieser ermöglicht aber die Contraction der 
Pupille und damit wirkt er gegen die Obstruction des Kammerwinkels. Er 
schlägt daher vor, nur die Irisperipherie zu excidiren, den Sphincter stehen zu 
lassen. Das Oberlid decke die 2. Pupille. 
Fasc. 11. 
Injectionen von Jodtinetur in das gesunde Kaninchenauge, von Dr. 
Baduel. 

Verf. kommt bei seinen Experimenten zu folgenden Resultaten: Gerinsste 
Quantitàten von Jodtinctur verursachen intensive Hyalitis mit Verflüssigung des 
Glaskórpers nebst hümorrhagischer Chorioiditis und Retinitis. Grössere Quanti- 
táten (nach Schóler geringste), nàmlich 2—3 Tropfen, bewirken hamorrhagisclie 
Cyclitis, Netzhautablósung nebst Netzhautsclerose, Hyalitis, hämorrhagische Pa- 
pilitis. 4 Tropfen (mittlere Dose nach Schüler) bewirken Atrophie des Aug- 
apfels. Da auch Fractionen eines Tropfens dem Verf. Phthisis bulbi bei Kaninchen 
ergaben, verurtheilt er das Schöler'sche Verfahren vollständig. 





Fasc. 12. 
1) Bine seltene Form progressiver Hornhauttrübung (Sclerosis mit 
hyaliner Degeneration, von Prof. Gallenga. 

Verf. erwähnt die Sclerose der Cornea bei Scleritis und referirt 2 von 
Baumgarten und von Berlin beobachtete Fälle Analogie mit dem letzteren 
hat der von ihm beschriebene Fall, wo bei einem 17jähr. Mädchen mit Trachom 
sich eine weissgelbliche, scharf begrenzte Opacität in der oberen Cornealhällte 


— 319 — 


des rechten Auges bildete, die leicht über das Niveau hervorragte. Mikroskopisch 

zeigte sich Einwanderung von adenoidem Gewebe in die Cornealsubstanz mit 

Zerstörung der Membrana Bowman und hyaliner Degeneration des eingewanderten 

Gewebes, sowie der Hornhautfibrillen. 

2) Die suggestive Therapie in den hysterischen Affectionen des Auges, 
von Dr. Debono. 

Verf. heilte mittelst Suggestion im wachen Zustande eine complete hyste- 
rische Amaurose, ferner eine Ptosis bei einem Mädchen, dessen 2 Freundinnen 
durch psychisches Contagium dieselbe Erkrankung zeigten. Bei dem einen dieser 
Mädchen half dieselbe Suggestion, bei dem zweiten wurde eine subcutane Sutur 
nur zum Zweck der suggestiven Wirkung angelegt und so Heilung erzielt (sug- 
gestive Chirurgie). Auch ein hysterisches Mädchen mit Strabismus convergens 
und Amblyopie, sowie ein 54jähr. Bauer mit hysterischer Megalopsie wurde 





durch hypnotische Suggestion geheilt. Peschel. 
Vermischtes, 


S. 287, Z. 24 lies 1°/,, statt 1°/,. 


Bibliographie. 


1) Berufswahl und Sehkraft, von Dr. med. F. Kaufmann, Augenarzt 
in Ulm. (Zeitschr. für Schulgesundheitspflege. 1895. Nr. 5.) Erfahrungsgemäss 
wählen junge Leute sehr oft Berufsarten, denen sie in Anbetracht des Zustandes 
ihrer Augen absolut nicht gewachsen sind. Um dem vorzubeugen, schlägt Verf. 
vor, den von den Volks- und Bürgerschulen abgelienden Schülern und Schüle- 
rinnen ein Zeugniss über ihre Sehschärfe, einen „Sehschein‘“ auszustellen. Der- 
selbe könnte dem Schulzeugniss beigefügt sein und sollte auch einen Fingerzeig 
enthalten, welche Berufsarten von hochgradig Schwachsichtigen zu vermeiden, 
resp. zu wählen sind. Es genügen allgemeine Angaben, wie gering resp. hoch- 
gradig kurzsichtig oder weitsichtig und zur Charakterisirung des Sehvermigens 
schlägt K. nur die drei Bezeichnungen vor: I. gut für eine S bis !/, herab, 
II. genügend für S — !/, bis !/, und III. ungenügend für die noch geringeren 
Grade. Damit nun die jungen Leute, die in das Leben hinaustreten, schon bei 
Zeiten wissen können, welche Berufsarten sie zu wählen resp. zu vermeiden 
haben, schlägt K. ausserdem vor, sie schon vorher einmal im 11. Lebensjahre 
: betreffs ihrer Sehkraft zu untersuchen. K. geht so weit, dass er verlangt, es 
mögen die in die höheren Lehranstalten neu eintretenden Schüler und Schüle- 
rinnen bei ihrem Eintritt in die Schule auf ihre Selıkraft geprüft werden und 
diejenigen, die S < !/, haben, womöglich nicht aufgenommen (?) werden. Der Seh- 
schein, für welchen K. ein Schema beifügt, soll auch Angaben enthalten über 
die zu ergreifenden resp. zu vermeidenden Berufsarten. Bei guter Sehschärfe 
kann natürlich jeder Beruf ergriffen werden, bei nur genügender Sehschärfe 
sollten Berufsarten vermieden werden, wie die als Graveur, Lithograph, Uhr- 
macher, Zeichner, Beinschnitzer, Retoucheur — Stickerin, Liniererin, Spitzen- 
arbeiterin, bei ungenügender Sehkrait, oder wenn nur ein sehtüchtiges Auge vor- 
handen ist, sollte man nicht einen Beruf wählen als Feuerarbeiter irgend welcher 
Art, Mechaniker, Schriftsetzer, Schmied, Musiker, Schreiber, Clavierbauer, Dach- 
decker — Niherin, Spinnerin, Buchhalterin. Dagegen ist es rathsam, sich in 
solchem Falle zu beschäftigen als Landwirtb, Gärtner, Bäcker, in Gastwirth- 


(— 890 — 


schaften, Molkereien, Käsereien, Fettwaaren-, Malz-, Zucker-, Cichorienfabriken, 
in Landesproducten-, Rohproducten-, Eisen-, Brennmaterialienhandlungen, in 
Ziegeleien, in Wasch- und Bleichanstalten, bei Pferde- und Viehzucht, in der 
Forstwirthschaft und bei der Flösserei — in Küche, Haushaltung und Land- 
wirthschaft. Ancke. 

2) Die Steilschrift während der letzten fünf Jahre, von Dr. med. 
Paul Schubert, Augenarzt in Nürnberg. (Zeitschr. f. Gesundheitspflege. 1895. 
Nr. 3.) Verf. stellt sämmtliche Erfahrungen zusammen, die im Verlauf der letzten 
fünf Jahre von verschiedenen Aerzten und Lehrern in verschiedenen Städten 
mit der Steilschrift gemacht worden sind. Diese Erfahrungen lehren mit Sicher- 
heit in theoretischer Hinsicht, dass durch schräge Zeilenführung ein Zug auf 
Kopf und Schulter in der Richtung nach links und unten ausgeübt wird, sie 
lehren aber ferner in practischer Hinsicht, dass erstens das Schreiben bei ge- 
rader Mittellage des Heftes in der Schule irgend welchen Schwierigkeiten nicht 
begegnet, und dass zweitens durch diese Heftlage die schiefe Schreibbaltung 
sowohl der Häufigkeit, als dem Grade nach wesentlich vermindert wird. Die 
' Steilschrift hat nach Sch.’s Ansicht ihre Probe also bestanden, Sache der Be- 
hörden sei es jetzt, dieselbe überall durchzuführen. Ancke. 

3) Monoculäre Stereoskopie, von Student Magnani. (Klinik des 
Prof. Reymond. — Giornale d. Accademia di Med. di Torino. 1895. S. 128.) 
Um stereoskopisch zu sehen, müssen die 2 perspectivischen Bilder entweder auf 
die beiden äusseren oder auf die beiden inneren Hälften der Retinae fallen. 
Die 2 Retinae kann man als eine betrachten, die aus einer rechten und linken 
Hálfte zusammengesetzt ist. Letzteres ist aber auch der Fall mit einer einzelnen 
Retina, man müsste also stereoskopisch auch mit 1 Auge sehen, wenn man die 
2 perspectivischen Bilder auf jeder der beiden Hälften einer Retina projicirt. 
Verf. stellte 2 gleiche plane Prismen mit ihren Kanten vertical dicht aneinander 
und blickte monocular nach 2 Stereoskopbildern in der Stellung, dass die ver- 
einigte Kante der 2 Prismen die Pupille balbirte.e Er erhielt so den Eindruck 
des Reliefs. Er verspricht ausführlichere Untersuchungen. Peschel. 

4) Formaldehyd in der Augenheilkunde, speciell gegen Thränen- 
sackleiden, von Dr. Lavagna. (Ibid. S. 131.) Empfiehlt, wie bereits Andere, 
die Lösung 1:2000 zu Injectionen in den Thränennasengang und Sack. 


Peschel. 
5) Arecolin, ein neues Mioticum, von Dr. Lavagna. (Klinik des 
Prof. Reymond. —- Ibid. S. 218.) Bromwasserstoffsaures Arecolin wurde von 


Fröhner, C. Graefe, Ehling 1894 in der Veterinärheilkunde angewandt und 
gefunden, dass es dem Pilocarpin analog Salivation hervorruft. Merk fand, dass 
es bei 100° in Wasser sich zersetzt. Verf. fand, dass es miotisch wirkt. Eine 
Lösung 1:100 (1 Tropfen instillirt) ruft Lidspasmus und Injection der Con- 
junctiva hervor, nach 2 Minuten clonische Iriscontractionen. Die Miosis hat ihr 
Maximum nach 10 Minuten, verschwindet nach 70 Minuten. Während derselben 
besteht Makropsie. Ein beigegebenes Diagramm giebt in Curven den Verlauf 
der Miosis und der Accommodationsparese nach Minuten an. Noch vor dem 
Irisspasmus tritt Spasmus des Muse. ciliaris ein, der sein Maximum nach der 
ersten Minute erreicht, nach 7 Minuten abnimmt, nach 35 Minuten verschwindet. 
Peschel. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Vair & Comp. in Leipzig. — Druck von Mrrzeer & Wırria in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE, 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BxRGER in Paris, Prof. 
Dr. BIRNBACHER in Graz, Dr. BBAILEY in London, Prof. Dr. H. Cony in Breslau, Doc. Dr. 
Cr. nv Bors-REvuoNp in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. EuwxRT in Bern, 
Dr. GrwsszRG in Berlin, Prof. Dr. GOLDZIEHER in Budapest, Dr. GorDoN NoRkIE in Kopen- 
hagen, Prof. Dr.:HoRSTMANN in Berlin, Dr. Issiconts in Smyrna, Prof. H. Knapp in New 
York, Prof. Dr. K&Ücgow in Moskau, Dr. KuTHE in Berlin, Dr. LANDaU in Coblenz, Prof. Dr. 
Magnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MICHAELSEN in Görlitz, 
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Dr. Scuzs&L in Prag, Doc. Dr. Schwarz in Leipzig, Dr. STEL in Köln. 


Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





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November. Neunzehnter Jahrgang. 1895. 


LEE PEI LER TE STE TET I CD TE PI EL IIE EEN 


Inhalt: Originalmittheilungen. I. Zor Geschichte der Blindenstatistik in Russland. 
Eine literarische Skizze. Von Dr. @. Ischreyt, Assistent an der Univ.-Augenklinik in 
Dorpat. — U. Ueber seröse, idiopathische Iriscysten. Von Dr. Ginsberg. 

Klinische Beobachtungen. Eine interessante Magnet-Operation. Von Dr. Gelpke 
in Karlsruhe. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 1) Ueber Keratoplastik, von Prof. Dr. Ernst 
Fuchs in Wien. — 2) Ueber Episcleritis periodica fugax, von Prof. E. Fuchs in 
Wien. — 3) Ueber Netzhautentzündung bei angeborener Lues, von Dr. J. Hirsch- 
berg in Berlin. (Schluss.) | 


Journal-Uebersicht, Zehender's klinische Monatsblütter für Augenheilkunde. Juli- 


October. 
Vermischtes, Nachruf an Maklakoff. 
Bibliographie. Nr. 1—4. 





I. Zur Geschichte der Blindenstatistik in Russland. 


Eine literarische Skizze. 
Von Dr. G. Isehreyt, Assistenten an der Universitüts-Augenklinik in Dorpat. 
l. Verbreitung der Blinden. 


Die ersten Anfänge einer wissenschaftlichen Blindenstatistik in Russ- 
land knüpfen sich an den Namen der Dorpater Universität. 1856—1859 
wurden unter der Leitung v. SAMSON-HıMMELSTJERNA’S und v. OETTINGEN'S 

21 





A 
8. 


1 ege 


— 3822 — 


statistische Erhebungen in Betreff der in Livland herrschenden Augenleiden 
gemacht und bei dieser Gelegenheit auch die Zahl der Blinden festgestellt. 
Es ergab sich damals ein Verhältniss von 1 Blinden zu 1076 Sehenden; 
doch machte v. OETTINGEN selbst darauf aufmerksam, dass in Wirklichkeit 
das Verhältniss weit schlimmer hätte ausfallen müssen, wenn die Mängel 
der angewandten Methode der Blindenzählung hätten vermieden werden 
können. Eine im Jahre 1855 im Dorpater Bezirke durch die Gemeinde- 
verwaltungen ausgeführte Blindenzählung hatte dementsprechend andere 
Resultate geliefert: hiernach kam 1 Blinder auf 255 Sehende. 


Seit diesem ersten Versuche im Kleinen vergingen fast 20 Jahre, ehe 
die für den Wohlstand des Reiches so wichtige Angelegenheit neue Be- 
arbeiter fand. Es waren allerdings Blindenzählungen für einige Gebiete 
ausgeführt worden, die Art und Weise der Ausführung war jedoch keine 
sehr Zutrauen erweckende. So wurden 1859—1863 die Blinden Trans- 
kaukasiens nur nach Mittheilungen der Blinden selbst oder ihrer Ver- 
"wandten registrirt, wobei die Angaben von den Gemeinden bestätigt 
wurden (9). 

Den indirecten Anlass zu einer wissenschaftlichen Wiederaufnahme der 
Frage bildete die erschreckende Thatsache der zahlreichen Erblindungen 
innerhalb des heimgekehrten Heeres von 1877/78, die zunächst als eine 
Folge von Verletzungen durch Waffengewalt aufgefasst, immerhin eine sorg- 
fältige Untersuchung veranlasste. 


Nicht, dass nicht schon früher die Häufigkeit von Augenleiden inner- 
halb des Heeres die Aufmerksamkeit der Aerzte auf sich gezogen hätte, 
— derartige Krankenberichte existirten schon seit einiger Zeit —; das Neue 
in der nun vor sich gehenden Bewegung liegt in der hervorragenden Be- 
rücksichtigung der Erblindungen. 


Im Auftrage des Haupteuratoriums „zur Versorgung nothleidender 
Soldatenfamilien“ unternahm A. SKREBITZKY (37) in den Jahren 1879 und 
1880 Reisen in die mittleren und südlichen Gouvernements des Reiches 
zur genaueren Erforschung der Aetivlogie der Erblindungen innerhalb der 
aus dem Dienst entlassenen Soldaten. Er constatirte, dass nur 5°/, der 
Erblindungen auf Verletzungen durch Waffen zurückzuführen seien, und 
der bei Weitem grösste Theil verschiedene specifische Augenerkrankungen 
zur Ursache hätte. 

Tao (6) untersuchte ziemlich gleichzeitig die Blinden des Warschauer 
Militairbezirks und fand nur bei 12,2"/, der Erblindungen die erwartete 
Ursache. 

Es ist das Verdienst SKREBITZKY’s — und das hätten seine Gegner 
nicht ausser Acht lassen sollen, — die ungeheure Verbreitung der Blindheit 
in Russland erkannt und die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf diese 
Thatsache zuerst hingelenkt zu haben. Auf jenen beiden Reisen empfing 


— 893 — 


er den herrschenden Eindruck von der Lage der Verhältnisse und die An- 
regung zu weiterem Studium derselben. 


In den Jahren 1882, 1883 und 1884 hatten auf Veranlassung des 
Kiewschen Marienpatronates für Blinde Blindenzählungen in den Gouverne- 
ments Kiew und Poltawa stattgefunden. Da jedoch die Daten durch nicht- 
medicinische örtliche Behörden gesammelt worden waren, und in der Be- 
arbeitung keinerlei Angaben über den Begriff der Blindheit und die an- 
gewandte statistische Methode genannt sind; so kann dieses Material in 
keiner Weise genügen. Für St. Petersburg existirte seit 1877 eine durch 
Prof. Janson zusammengestellte Blindenstatistik. 


Unter den officiellen statistischen Quellen waren die Berichte der 
Rekrutirungsbehörden in der Bearbeitung des Medicinal-Departements die 
einzigen, welche Glaubwürdigkeit beanspruchen konnten, wenn ihnen auch 
der grosse Mangel anhaftet, dass sie nur auf eine beschränkte Altersstufe 
Bezug nehmen.‘ SKREBITZKY bediente sich ihrer in Ermangelung geeig- 
neterer Quellen. 


Ueber die Resultate seiner Arbeiten berichtete er auf dem allgemeinen 
Blindenlehrercongress zu Frankfurt a.M. (1882) (7), zu Amsterdam (1885) (10) 
und auf dem I. Congresse russischer Aerzte in St. Petersburg (December 
1885) (12). Das nach jenem Material berechnete Verhältniss betrug 1:101; 
SkREBITZKY machte jedoch darauf aufmerksam, dass hierbei unter ,,Blinde* 
nicht die beiderseits Erblindeten allein, sondern gemäss der Auffassung des 
betreffenden Wehrpflichtreglements auch die nur auf dem rechten Auge 
Erblindeten zu verstehen seien. Ueberhaupt ist sich SkREBITZKY der Lücken- 
haftigkeit seines Materials wohl bewusst; er verlegt den Werth seiner Arbeit 
auch nicht auf die Zahlenangaben, sondern vor Allem auf die Feststellung 
des Factums, dass schon im wehrpflichtigen Alter in Russland eine so überaus 
hohe Zahl von Erblindungen vorhanden sei, wie sie in Westeuropa nicht 
gekannt wird. | 


Diese Mittheilungen SKREBITZKY’s riefen in Russland eine grosse Er- 
regung hervor, auf der einen Seite Zustimmung, auf der anderen heftigen 
Widerspruch. Die Gegner, unter denen in erster Linie Professor DoBRro- 
WOLSKY (14,18) zu nennen ist, wandten sich in Verkennung des Zweckes 
der angegriffenen Arbeit fast ausschliesslich gegen die Genauigkeit der 
Zahlenangaben, die sie für bedeutend zu hoch gegriffen halten. Ohne auf 
die einzelnen Punkte der Polemik einzugehen, sei hier nur auf einige prin- 
cipielleVerschiedenheiten in den beiden Auffassungen hingewiesen. SKREBITZKY 
vertraut den von ihm benutzten Quellen in Hinsicht auf ihre Zuverlässigkeit, 
DosRowoLsky hält die Aerzte der Rekrutirungsbehörden für zu wenig 
specialistisch ausgebildet und die ihnen zur Untersuchung bemessene Zeit 
für zu kurz, um auf grosse Genauigkeit ihrer Angaben .rechnen zu können. 
Wenn auch SKREBITZKY in Folge der Mangelhaftigkeit seines Materials das 

21* 


— 324 — 


Verhältniss zu ungünstig angiebt, scheint in DopkowoLsky’s Auffassung 
das Bestreben einer zu optimistischen Darstellungsweise durchzuklingen. 
Die Verhältnisszahl, welche Letzterer auf Grund von Acten des General- 
Stabes berechnet, differirt demnach ganz erheblich von jener SKREBITZKY'S; 
sie beträgt annähernd 1:600. Zum Theil beruht diese Abweichung darauf, 
dass DoBRowoLsky die Landwehr als ärztlich besichtigt mit verrechnet, 
während SKREBITZEY mit Hinweis auf das Reglement davon absieht, da 
dasselbe eine Einreihung in die Landwehr nur nach allgemeinen äusseren 
Eindrücken verlange und daher kein Recht gäbe, eine ärztliche Unter- 
suchung vorauszusetzen. Zum Vergleich zieht DoBROWoLSKY ausserdem 
noch die Blindenstatistik von Janson für St. Petersburg heran, welche ein 
Verhältniss von 1:1117 angiebt. 


Die hier flüchtig berührte Polemik spielte sich bald in die Tagesblätter 
hinüber und entzieht sich hier der weiteren Verfolgung. 


Dass SKREBITZKY’s Ausführungen immerhin in massgebenden Kreisen 
anerkannt wurden, beweist ein Schritt Porkın’s, der damals Vorsitzender 
einer Commission ‚zur Verbesserung der Sanitätsverhältnisse des Reiches“ 
war. Er liess als solcher an SKREBITZKY die Aufforderung ergehen, Mas- 
nahmen zur Einschränkung der ansteckenden Augenkrankheiten anzugeben, 
um auf diese Weise „die Ursachen der Blindheit zu verhüten und zu ent 
fernen“. SKBREBITZKY leistete dem Folge; im Anschluss an diese Arbeit, 
die sich hauptsächlich über die Aetiologie der Erblindungen verbreitet und 
im Mai 1886 erschien (13), wandte er sich einer Correctur seiner ersten 
Blindenstatistik zu und veröffentlichte im Jahre 1893 eine seine neuen 
Ansichten zusammenfassende Tabelle. Er war auf die Urquellen zurück- 
gegangen, wie sie sich im Ministerium des Innern vorfanden und hatte 
dabei nicht unwesentliche Abweichungen von den Berichten des Medicinal- 
Departements constatirt. Es kommen nunmehr auf 1730636 ärztlich be- 
sichtigte Einberufene (1879—1883) 9238 „Blinde“ (auf beiden Augen oder 
dem rechten allein) und 1051 Mann mit Staphylomen der Hornhaut. — 
Zum Vergleiche führe ich die Zahlen an, welche das Medicinal- Departe- 
ment (44) aus den Einberufungsiisten für 1890 angiebt. Die Zahl der 
„Besichtigten“ (inel. 477 530 der Landwehr zugezählten) betrug 881 600 Mann; 
dienstuntauglich in Fulge vun Augenleiden überhaupt waren davun 8930, 
darunter 289 Fälle mit Staphyluma corneae und 5616 Fälle von Blindheit 
und Linàugigkeit (mit erblindetem rechten Auge). 


Was überhaupt die auf diesem Gebiete publieirten Arbeiten betrifft 
füllt vor allem die geringe Menge derselben auf. In Anbetracht der com- 
plicirten Verhältnisse, wie sie eine buntgewürfelte Meuge vieler Völker, wie 
sie schroffe Gegensätze in Klima und socialen Verhältnissen mit sich 
bringen, will die kleine Anzahl von Monographien nicht viel bedeuten, 


d EZ aT,» v amem EZ sf... 


NL XL 2 —s amu FII 


— 325 — 


während die officiellen statistischen Erhebungen, ebenso wie ihre Vorgänger, 
nicht unbedingtes Zutrauen verdienen. 


In dem Jahre 1886 fand auf Veranlassung des „Marienvereines zur 
Fürsorge für die Blinden“ die erste allgemeine Blindenzählung in Russland 
durch Verwaltungs- und Polizeibehörden statt; eine Bearbeitung des um- 
fangreichen Materials lieferte das centrale statistische Comité durch ALENITZIN 
und SrgNew (26). Nach dieser Arbeit finden sich in 50 Gouvernements des 
europäischen Russland, in Polen und dem Kaukasus 189872 Blinde, d. h. 
20 Blinde auf 10000 Sehende. So richtig diese erste allgemeine Bearbeitung 
der Blindenverhältnisse in Russland auch sein mag, an ihrem Werthe steigen 
berechtigte Zweifel auf, wenn man z. B. für die Stadt Uischinew die Zahl 
der Blinden mit 55 angegeben findet und JoELsoHun (32) 6 Jahre später 
deren 162 festzustellen im Stande ist. 


Mehr Beachtung verdienen die zum Theil mit grossem Fleisse bear- 
beiteten Blindenzählungen, wie sie von einigen Aerzten für einzelne Städte 
und ländliche Districte ausgeführt worden sind. Es ist nur zu bedauern, 
dass dieses an sich schon kleine Material noch durch Uneinheitlichkeit in 
der Zusammenstellung zersplittert wird und einzelne wichtige Fragen nicht 
berücksichtigt. 


Daurnger (25) fand in Astrachan unter 100000 Einwohnern 288 Blinde, 
von denen 51 unheilbar waren (1:1960) JoELsoHn (32) bearbeitete in 
einer umfangreichen und gründlichen Monographie die Verhältnisse der 
Stadt Kischinew in Bessarabien. - Unter 120074 Einwohnern fanden sich 
162 Blinde (1:741). TepısascHın (17) fand unter 32689 Wehrpflichtigen 
des Glasowoschen Bezirks im Gouvernement Wjatka 65 Blinde und be- 
rechnete hieraus das Verhältniss derselben zur Einwohnerzahl mit 1:500. 
SUCHODEJEW (19) fand in drei Distrieten des Samaraschen Gouvernements 
unter 903821 Einwohnern 2333 Blinde (1:388). IsaTsOHEK (38) fand 
unter 4177 Einwohnern der Sergiewschen Gemeinde im Gouvernement 
Kaluja 13 Blinde (1:321), AnzANTSCHIKOW (34) unter 23186 Einwohnern 
aus mehreren Gebieten des Gouvernements Twer 74 Blinde (1:313), 
SERGIEW (21) unter 205951 Einwohnern des Nolinskischen Bezirks im 
Gouvernement Wjatka 823 Blinde (1:249), KvuscuEw (33) endlich zählte 
in dem Dorfe Alt-Slawkin des Gouvernements Saratow unter 4844 Ein- 
wohnern 50 Blinde (1:96). 


Diese Beispiele bestátigen die ungeheure Verbreitung der Blindheit in 
Russland; ein aus diesen Zahlen berechnetes Durchschnittsverhältniss nähert 
sich bedenklich KERSCHBAUMER’s „natürlicher Blindenquote“. Mit einander 
verglichen zeigen die einzelnen Daten zu bedeutende Abweichungen, um 
fürs erste mehr als vielleicht Grenzwerthe darzustellen, zwischen welchen 
die Grössen schwanken können. Ein grosses locales Interesse haben sie 


— 326 — 


aber ganz entschieden und sind wohl im Stande, bei der practischen Be- 
handlung der Blindenfrage wichtige Anhaltspunkte zu geben. 


2. Ueber die Ursachen der Erblindungen und ihre Abhülfe. 


Mit der Frage nach der Verbreitung der Blindheit musste sich natur- 
gemäss auch die Frage nach ihren Ursachen und nach einer geeigneten 
Abhülfe erheben; war ja doch der Anlass zur Bearbeitung dieses Themas 
überhaupt einem Bedürfnisse der Gesellschaft entsprungen, sich vor den 
öconvmischen Schäden, welche ihr aus der Blindheit erwuchsen, in geeigneter 
Weise zu schützen. 

Krückow (3) hatte schon 1878 eine tabellarische Zusammenstellung 
der in seiner Klinik beobachteten Blinden nach ätiologischen Momenten 
gegeben; ähnliche Berichte besitzen wir aus der ülteren Zeit von TALkKo (0), 
Reıca (9) und FErsER (1l) Allgemein wurde diese Frage zuerst von 
SKREBITZKY (13) in der schon früher erwähnten Denkschrift an PoTkın 
behandelt. 

Dieser Autor führte als die wichtigsten Ursachen der Erblindung die 
Blennorrhvea neonat. (29) und das Trachom an. Was die erstere betrifft, 
stand ihm das ganze Material der Findelhäuser in Moskau und St. Peters- 
burg, des Elisabethkinderhospitals (Dr. RErrz) und des Kinderhospitals des 
Prinzen von Oldenburg (Dr. RAucHruss) zur Verfügung.  Hiernach be- 
rechnete SKREBITZKY den Procentsatz der Erkrankungen der Neugeborenen 
an Blennorrhoea auf 2—13?/,. Ueber den Ausgang finden sich Angaben 
in den Berichten des St. Petersburger Findelhauses. Von 125696 Neu- 
geborenen (1868—1883) waren 8376 an Blennorrhoea erkrankt; 1228 davon 
erblindeten auf einem oder beiden Augen oder wurden mit „Läsionen“ ent- 
lassen, worunter die Berichte Maculae corneae, Leucome, Staphyloima der 
Hornhaut und Atrophia bulbi verstanden. Die auf beiden Augen Erblin- 
deten allein betrugen 0,16°/, der überhaupt aufgenommenen Neugeborenen. 
Gestützt auf die Thatsache einer der Gebärenden meist nur in ungenügender 
Weise gebotenen Hülfe bei der ärmeren Bevölkerung, meint SKREBITZEY 
ähnliche Verhältnisse für das ganze Reich annehmen zu dürfen. 


TALKO (5) stellte das Morbiditäts- und Mortalitätsverhältniss bei der 
Blennorrhoea adult. innerhalb der Truppen des Warschauer Militairbezirks 
zusammen. 1878 erkrankten von 131242 Soldaten 394 an Blennorrhoe 
und von diesen erblindeten 30 auf beiden Augen (0,3°/, resp. 0,02°/, der 
Gesammtzahl). 

In der Trachomfrage stützte sich SKREBITZKY in der oben erwähnten 
Denkschrift in erster Linie auf die statistischen Arbeiten der kaukasischen 
Militairärzte in ihrer Zusammenfassung durch Reıca, der in der kaukası- 
schen Armee 2—46"/, Trachomkranker festgestellt hatte. Man kann ein- 
wenden, dass die Krankheitsverhältnisse innerhalb eines unter schlechten 


— 821 — 


hygienischen Bedingungen lebenden Heeres keineswegs Gültigkeit für andere 
Verhältnisse beanspruchen dürfen, und der Einwand ist vollständig be- 
rechtigt. Dass aber in der That auch unter der ländlichen Bevölkerung 
das Trachom ungemein verbreitet ist, bewies ausser Anderen TEPLJASCHIN, 
indem er im Gouvernement Wjatka unter seinen Augenkranken 45°/, an 
Trachom oder seinen Folgezuständen Leidende constatirte. 


Auch unsere Forscher bestätigten diese ungeheure Ausbreitung des 
Trachoms: die Aerzte der „Fliegenden Ophthalmologencolonnen“ hatten im 
Jahre 1893 (36) in 32,8°/, aller Kranken Trachomatöse in Behandlung und 
im Jahre 1894 (40) sogar 36,1°/,. 

Unter den Versuchen einer procentischen Berechnung der Häufigkeit 
des Trachoms innerhalb einer ganzen Bevölkerung sind die Untersuchungen 
v. OETTINGEN’s und v. SAMSON-HIMMELSTIERNA’S (41, 42) in Livland die 
ältesten und als solche von Interesse (1856— 1859), wiewohl sie viel zu 
günstige Verhältnisse angeben. Hiernach betrugen die Trachomkranken nur 
« 1,13°/, der ganzen Bevölkerung; doch gelang es auf kleineren Gebieten in 
Folge genauerer Durchforschung die Zahl auf 3,36 und sogar 4,46?/, zu 
steigern. 

Sehr werthvoll, aber nur auf eine gewisse Altersstufe Bezug nehmend, 
sind die Untersuchungen OrHRu’s (45) für Livland; er fand unter 11310 
Dorfschülern im Alter von 8—18 Jahren für die einzelnen Distriete als 
Minimum 3,6°/, und als Maximum 25,7°/, trachomatös Erkrankter. 


ALJANTSCHIKOW (34) endlich fand unter 23186 Bewohnern eines Ge- 
bietes des Gouvernements Twer 1127 Trachomatöse, d. s. 4,9°/, der ganzen 
Bevölkerung. | 

Es ist verständlich, dass bei der geringen Anzahl von Aerzten über- 
haupt und besonders von Specialisten die grosse Ausbreitung der infectiösen 
Augenleiden vun nachhaltigem Einfluss auf das Blindenverhältniss sein muss. 
(Nach BELLJARMINOW (25) kommen 44960 Augenkranke auf jeden Arzt, 
der sich überhaupt mit Augenleiden befasst, 112400 auf einen Specialisten.) 
Fulgende von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Zeiten gesammelte 
Daten geben einen Begriff von der Grösse jenes Einflusses. Ausser den 
Procentzahlen für Blennorrhoea neonat. und Trachom finden sich auch solche 
für Variola vera und Glaucom in der Tabelle angeführt, für die erstere, 
weil derartige Angaben in einem Lande, in welchem kein Impfzwang existirt, 
besonders interessant erscheinen, für letzteres, weil gerade diese Affection 
nächst dem Trachom die häufigste Erblindungsursache abgiebt. 


Die Procentzahlen dieser Tabelle zeigen ohne Weiteres, wo man haupt- 
sächlich anzugreifen hat, um einen Kampf mit der Blindheit erfolgreich zu 
führen. Fast alle Schriftsteller, die sich eingehender mit dieser Frage be- 
schäftigt haben, fügten ihren Angaben dementsprechende Vorschläge bei; 
in der richtigen Würdigung der Verhältnisse legten sie ihr Hauptgewicht 


| 
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p — oa — ~~ E — 
Siaja |J |Z ZJE & 
E Se aa = | Sa ge an d 
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S| a| Dsm a ama |g |s 3 
5 i 9 A 3 £u 3 B a 
f a a >» MI A 
SE | ig cerdo e. 

Gesammtzahl * |1228 | 824 | 51| 590| 162) 50" 74| 5172925" 13 
Blinden | | | | 
Blenorrhoea neonat. | 7,00 — | 0,6| 5,0/11,2| 1,0 3,1) — | 13] 88| 55 0 

we 
Variola vera . . 18| — | 18,6] 6,9; 5,8] 4,4; 6,8) 6,0; 8,1] 9,6 | 13,9) 15,8 
ES 
Glaucoma . 94,0 21,5, 8,7 22,71| 5,1|11,8/18,5| 4,0] 9,4| 15,6! 16,3 | 23,0 
Trachoma . 0,6) — |29,7| 0,7| 6,8] 37,8 | 80,9 |82,0|40,5|21,4|22,5 | 0 
* i 








auf die kulturelle Hebung der niederen Schichten der Bevólkerung (vergl. 
SKREBITZKY (13)), verlangten aber daneben ausser allgemeinen hygienischen 
und prophylactischen Massnahmen eine sorgfältigere Ausbildung der Aerzte 
und Hebammen. 

Ein thatkräftiges Eingreifen in die bestehenden Missstände ist das Ver- 
dienst der letzten Jahre, namentlich hat das Blindencuratorium der Kaiserin 
Maria Alexandrowna, gestützt auf ein festes Programm, eine segensreiche und 
umfassende Thätigkeit begonnen. Ganz besonders ist es die Institution der 
„Fliegenden Ophthalmologencolonnen“, die, durch Prof. BELLJARMINOW (35) 
ins Leben gerufen, augenblicklich im Mittelpunkte des allgemeinen Inter- 
esses steht und schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens eine Literatur 
hervorgerufen hat. 

Es werden seit 1893 in den Sommeruniversitätsferien vollständig mit 
Instrumenten und Medicamenten ausgerüstete Expeditionen unter der Leitung 
von Ophthalmologen in verschiedene Gebiete abdeligirt, um hauptsächlich 
dem Landvolke Hülfe zu bringen. 

Wenn man den Werth dieser Einrichtung richtig würdigen will, darf 
man vor Allem nicht das ganze Programm des Curatoriums aus dem Auge 
verlieren, von dem diese Art der Thätigkeit nur einen Theil bildet. Das 
Blindencuratorium hat sich neben der wissenschaftlichen Erforschung der 
Blindheit die Bekämpfung derselben in ihren Ursachen in erster Linie zur 
Aufgabe gestellt und zu diesem Zwecke hauptsächlich Gründungen von 





* Krückow’s Angaben beziehen sich auf 457 Fälle mit 596 blinden Augen. In 
48 Fällen ist die Ursache nicht angegeben. Die Ziffer für Trachom hält K. selbst für 
viel zu niedrig. 

** Die Zahlen für Bleunorrh. neonat., Variola vera und Glaucoma sind nach dem 
Referat von ADBLHEIM in dem betr. Nagel’schen Jahresbericht wiedergegeben, die Procent- 
zahl für Trachom nach der Wiedergabe von JORLSORN (I. c.) ergänzt. 

*** Infectionskrankheiten überhaupt. 


— 329 — 


Ambulatorien und Krankenhausern, Vermehrung der Specialisten, Verbreitung 
von populären Schriften u. a. m. in Aussicht genommen. In Anbetracht je- 
doch dessen, dass dieses umfangreiche Programm erst allmählich ausgeführt 
werden könne, specialistische Hülfe und ganz besonders eine genaue Recogno- 
scirung der Verhältnisse aber dringend nothwendig sei, beschloss das Cura- 
torium iu der vben geschilderten Form activ einzugreifen. Die zahlreichen 
von Specialisten und Nichtspecialisten geführten Angriffe berücksichtigen 
dieses letztere viel zu wenig, indem sie hauptsächlich auf die „palliative“ 
und nicht radicale Eingriffsweise dieser Institution hinweisen. Zur Beur- 
theilung der Thätigkeit der Colonnen mögen hier einige Daten aus den Ge- 
sammtberichten für 1893 und 1894 folgen. 


Im Jahre 1893 (36) wurden von 7 Colonnen im Ganzen -7691 Kranke 
behandelt und 1466 Operationen ausgeführt (darunter 228 Cataractextractionen, 
194 Iridectomien und 346 Trichiasis- und Entropionoperationen). Malen 
der Cornea waren in 24,1?/, aller Fälle in Behandlung. 


Im Jahre 1894 (40) wurden von 21 Colonnen 35053 Kranke behandelt 
und 9554 Operationen ausgeführt (1003 Cataractextractionen, 883 Iridectomien 
und 2733 Trichiasis- und Entropionoperationen). 26,6°/, aller Kranken litten 
an der Cornea. Die werthvollen Beobachtungen der Colonnen in Betreff 
der Blindenverhältnisse und der Verbreitung des Trachoms sind schon oben 
berührt worden. 


Von den Feinden der Institution ist ferner angeführt worden, dass der 
pädagogische Zweck derselben, auf den die Vertheidiger ein so grosses Ge- 
wicht legten, wegen thatsächlichen Mangels an Zeit nur ungenügend erfüllt 
werden könne. Es ist dem entgegenzuhalten, dass der pädagogische Werth 
vor Allem in der Anregung liegt, ‚die ein so starkes und mannigfaltiges 
Material unbedingt auch auf den Nichtspecialisten ausüben muss, ein mäch- 
tiger Sporn zur weiteren Ausbildung innerhalb der Disciplin. 


Dass aber das Blindencuratorium den Kampf mit den Ursaehen der 
Erblindung, treu seinem Programm, auch schon auf andere, nachhaltigere 
Weise führt, beweist die Gründung einer Anzahl von Freibetten für Augen- 
leidende an verschiedenen Krankenhäusern und die Eröffnung von Augen- 
polikliniken in Taschkent, Tiflis und Astrachan. 


Man kann sich beim Anblick dieser Thatsachen dem nicht verschliessen, 
dass nunmehr die Zeit grosser Erfolge in dieser Frage gekommen sei. Dass 
dieselben von Dauer sein werden, dafür birgt die Umsicht und die Energie, 
mit der bisher vorgegangen worden ist. 


— 330 — 


Litteratur-Angabe. 


Die mit * bezeichneten Arbeiten sind mir weder im Original noch in ausführlichen 
Referaten zugänglich gewesen. 


1) v. OETTINGEN, Die endemischen Krankheiten Livlands. (Balt. Monatsschr. 
VI. 1862.) 

*2) Janson, Vergl. Statistik Russlands u. d. westeurop. Staaten. St. Petersburg 
1877. Russ. 

3) KaUckow, Beitr. zar Aetiol. der Erblindung. (Med. Uebers. 1878. April.) 

*4) REicH, Aus d. oculist. Ber. üb. d. Zustand d. kaukasischen Militairbezirks f. 
d. Jahr 1878. (Milit. med. Journal. 1879. Febr.) Russ. 

5) TaArko, Aus d. Jahresber. des Warschauer Militairbezirks. (Gaz. lek. 1880.) Poln. 

6) TaLko, Die Blinden des Warschauer Militairbezirks aus dem letzten Kriege. 
(Gaz. lek. 1880.) Poln. 

*7) SKREBITZKY, Zur Blindenfrage in Russland. Frankfurt a. M. 1882. 

.*8) Beien, Einige Worte über d. Blinden im Allgemeinen und im Kaukasus. 
Tiflis 1884. Russ. 

9) RxicH, Zur Blindenstatistik Russlands. (Centr. f. pr. Aug. 1884. Oct.) 

10) SknaEniTzkv, In welchem Verháltniss steht in Russland d. Fürsorge d. Blinden 
zu deren Zahl? Bonn 1885. Juli. 

11) FELSEB, Zur Frage d. Aetiol. der Blindheit. (West. Oft. 1885. p. 382.) Russ. 

12) SKREBITZKY, Ueb. d. Verbreitung u. Intensität d. Erblindungen in Rüssland 
u. d. Vertheilung d. Blinden üb. d. verschiedenen Gegenden des Reiches. Vortrag, geh. 
auf d. I. Congress russ. Aerzte in St. Petersburg am 28. Dec. 1885. (St. Petersburger 
med. Wochenschr. 1886. Nr. 4.) 

13) Skresitzky, Zur Frage v. d. bedeutenden Verbreitung ansteckender Augen- 
krankheiten in Russland u. die Mittel zur Verhütung derselben. St. Petersburg 1886. 
Mai. Russ. 

14) DosRoworsEkv, Einige Erklärungen u. Zusätze im Anlass d. Frage d. Ver- 
breitung d. Blindheit in Russland auf Grund offic. Daten. (Wratsch. 1886. Mai.) Russ. 

15) SKREBITZKY, Zur Frage der Blindenverbreitung bei uns. St. Petersburg 1886. 
Mai. Russ. 

*16) Panticnow, Ueber d. Blindheit in Russland. (Woenn. sanit. Del. 1886. 
p. 23.) Russ. 

17) Tertsaschın, Ueber Blindheit unter d. Welhrpflichtigen im Glasowoschen Be- 
zirk des Gouv. Wjatka. (Abhandl. d. II. Congr. russ. Aerzte in Moskau. II. p. 25. 
1886.) Russ. 

18) DoskowoLsky, Zur Frage üb. d. Verbreitung d. Erblindungen in Russland. 
(Klin. Mon. f. Aug. 1886. p. 324.) 

. 19) SucBADEJEW, Angaben über d. Blinden des Stawrop., Busuluns. u. Bugurusl. 
Bezirks d. Gouv. Samara. Samara 1886. Russ. 

*20) Fucus, Ueber d. Ursachen u. d. Verhütung d. Blindheit. Kiew 1886. Russ. 

21) Sercıew, Die Blindheit u. ihre Ursachen innerh. d. Bevölkerung d. Nolinschen 
Bezirks im (Gouv. Wjatka. Inaug.-Diss. St. Petersburg 1887. Russ. 

*22) MırkewirscH, Ueber d. Blinden Odessas. (Protocoll d. med. Ges. zu Odessa. 
XVII. 1887.) Russ. 

*23) JoELsoHN, Der augenblickliche Stand d. Frage v. d. Blindheit. (Med. Bess. 
1888. Nr. 21.) Russ. 

24) Dsakonow, Blindenstatistik u. einige Daten in Betreff d. Aetiologie d. Blind- 
heit innerhalb des russ. Volkes. Inaug.-Diss. Moskau 1888. Russ. 





= gl, — 


25) DALINGER, Ophthalm. Beobacht. u. Versuch einer statist. Untersuchung d. 
Blindheit innerh. d. Bevölkerung d. Stadt Astrachan. (West. Oft. V. p. 502. 1888.) Russ. 

26) Blindenstatistik Russlands nach d. Zählung v. 1886. Bearbeitet von 
ALENITZIN U. SIBNEw. St. Petersburg 1888. Russ. 

*27) BEckEB, Die Blindheit in Russland u. d. Verhütungsmassregeln derselben. 
(Sitzungsbér. d. med. Ges. zu Woronesh. 1888/89. p. 22.) Russ. 

*28) Ropionow, Beitrag zur Frage üb. d. Verminderung der Zahl d. Blinden in 
Russland. (West. Oft. V, p. 133. 1888.) Russ. 

29) SKREBITZKY, Ueber d. Vorkommen d. Ophthalmoblennorrhoea neonatorum in 
St. Petersburg. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1888. Nr. 18 u. 19.) 

30) TgPLJAscHIN, Ueber die im Glasowoschen Spitale von 1882—1887 beobacht. 
Blinden. Kasan 1889. Russ. 

*31) KRUMBMÜLLER, Zur Frage üb. d. Blindheit bei d. Rekruten des Nowgorodschen 
Districts. (Sitzungsber. u. Mittheil. d. Ges. d. Aerzte d. Gouv. Nowgorod. 1891. 
p. 79.) Russ. 

32) Jorısonn, Die Blindheit innerhalb d. Bevölkerung d. Stadt Kischinew. (West. 
Oft. IX. 1892. p. 295 u. 467.) Russ. 

33) Kuscuhew, Die Blindheit u. ihre Ursachen innerhalb der fremden Bevölkerung 
des Dorfes Alt-Slawkin im Gouv. Saratow. (West. Oft. IX. 1892. p. 379.) Russ. 

34) ALJANTSCHIKOW, Die Augenkrankheiten u. d. Blindheit unter d. Bauern der 
Prudow., Kusowin. u. Dorsk. Gemeinden des Nowotorshen Districts des Gouv. Twer 
n. Daten einer allgem. Besichtigung. Inaug.-Diss. St. Petersburg 1892. Russ. 

35) BRLLJARMINOW, Ueber d. Organisation v. Massnahmen zur Vorbeugung d. 
Blindheit u. d. Organisation augenárztlicher Hülfe f. Augenkranke. St. Petersburg 
1893. Russ. 

36) BELLJABMINOW, Uebersicht. üb. d. Thätigkeit d. Fliegend. Ophthalm.-Colonnen. 
(Wratsch. 1894. Nr. 6 u.7.) Russ. 

37) SKREBITZKY, Geschichtl. Untersuchung im Anlass d. bei uns verbreiteten 
Augenleiden u. d. Blindheit. (Wratsch. 1894. Nr. 20 u. 22.) Russ. 

38) Isatscaek, Die Augenkrankheiten u. Blindheit innerh. d. bäuerischen Be- 
völkerung d. Sergiewschen Gemeinde d. Kalugaschen Districts im Gouv. Kaluga. 
Inaug.-Diss. St. Petersburg 1894. Russ. 

39) Water, Im Anlass des Kampfes mit d. Blindheit in Russland. Odessa 
1895. Russ. 

40) AnpopsKkY, BELLJARMINOw u. DoLGanow, Ueber d. Thätigkeit d. Fliegenden 
Ophthalm.-Colonnen im Jahre 1894. (Wratsch. 1895. Nr. 8, 9, 10 u. 11.) Russ. 

41) Weiss, Zur Statist. u. Aetiol. d. unter d. Landvolke Livlands am häufigsten 
vorkommenden Augenkrankheiten, besonders d. Trachoms. Diss. Dorpat 1861. 

42) v. OETTINGEN, Die ophthalm. Klinik Dorpats in d, 3 ersten Jahren ihres Be- 
stehens. Dorpat 1871. 

43) TEPLJAsCHiN, Kurzer Bericht üb. d. Augenkranken d. Glasowoschen Kranken- 
hauses. (West. Oft. III. p. 198. 1886.) Russ. 

.44) Bericht des Medicinaldepartements d. Ministerium d. Innern für d. Jahr 1890. 
St. Petersburg 1893. Russ. 

45) OguHBU, Zur Trachomstatist. in Livland. Vortrag, geh. auf dem IV. livländ. 
Aerztetag in Wenden am 16. Sept. 1892. (Centr. f. pr. Aug. 1893. p. 79 u. 115.) 





— 332 — 


ll. Ueber seróse, idiopathische lriscysten. 
Von Dr. Ginsberg. 


In die Poliklinik von Herrn Geh. Rath HinscHBEBG brachte eine Frau 
ihren 4°/, Jahre alten Knaben. Sie hatte in dessen linkem Auge auf der 
Regenbogenhaut seit der Geburt ein steckna-lelkopfgrosses Pünktchen be- 
merkt, das in den letzten 6 Wochen rasch gewachsen war. — Eine Ver- 
letzung ist nicht vorhergegangen. [Sommer 1895.) 

Es findet sich eine mehr als erbsengrosse Iriscyste im nasalen Quadranten, 
bis zur Hornhauthinterflàche vordringend. Das Auge ist reizlos. Das Iris- 
gewebe ist stellenweise sehr auseinandergedrängt, besonders auf der Kuppe, 
wo die Cyste wasserhell durchschimmert. Bei seitlicher Beleuchtung sieht 
man, dass zwischen Iris und Linse ein Buckel nach hinten sich er- 
streckt. O.n. 

Die Operation vollführte Prof. HırschBErg in der von ihm (Ctribl. f. 
Augenheilk. 1886. Sept-Oct.) beschriebenen Weise. 

Unter Chloroform wird die Vorderkammer mit der Lanze eröffnet und 
dabei gleich die Cyste angestochen, so dass sie zusammenfällt. Darauf 
wird sie mit der Kapselpincette hart am Sphincter gefasst, herausgeleitet 
und mit einem Scheerenschlage abgeschnitten. — Die Heilung verlief normal. 
Pat. wurde 13 Tage nach der Operation entlassen. Das Colobom sah aus 
wie nach einer gewóhnlichen lridectomie.  Sehkraft, soweit zu prüfen, be- 
friedigend. [Nach 3 Monaten ebenso, wie auf dem anderen Auge.] 

Nach Härtung in Müller’scher Flüssigkeit und Nachhärtung in Alkohol 
wird das Präparat in Paraffin eingebettet, in eine Serie von Schnitten zu 
7,5 u zerlegt und auf dem Objectträger mit‘ Alauncarmin gefärbt. 

Die mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass die Cyste von einem 
einschichtigen Eudothel ausgekleidet ist, sich im Irisgewebe vorn und hinten 
ziemlich gleichmässig erstreckt und hinten bis an die Pigmentschicht reicht, 
während sie auf der Kuppe vorn nur von spärlichen Theilen des Irisgewebes 
bedeckt ist. Im Stroma selbst treten die Räume um die Gefässe und 
ausserdem etwas verzweigte Spalträume sehr deutlich hervor, die wohl als 
erweiterte Lymphbahnen anzusehen sind. An den Blutgefassen ist eine be- 
sundere Stauung nicht bemerkbar. Ferner zeigen ‘die Strumazellen und 
Adventitiazellen der Gefässe vielfach eine auffallende Grösse und Deutlich- 

keit der Kerne. 

Der Endothelbelag der Cyste sitzt unmittelbar ohne besondere Zwischen- 
schicht dem Irisstroma auf, welches vielfach pulypöse Fortsätze von meist un- 
bedeutender Grösse ins Innere des Hohlraums getrieben hat. (Vgl. SCHMIDT- 
Rımrter’s Fall. Auch im Innern finden sich hie und da Strange oder 
schmale Bänder von Irisgewebe, die im Schnitt auf beiden Rändern von 


Endothel bekleidet sind. Die Zellen bilden einen centinuirlichen Saum, 


— .8883 — 


sind niedrig, platt, ihr Kern ca. 5—7 u lang. Stellenweise stehen die Zellen 
eine Strecke weit aufrecht „pallisadenartig‘“ (nach ScaMiDT-RımpLer). Auch 
rundliche, blasige Gebilde von ca. 15 u Durchmesser mit plattem, an den 
Rand gedrücktem Kern kommen dazwischen vor. Der Cystenraum ist ein- 
heitlich, streckt aber viele, etwas verästelte Ausläufer in die Umgebung 
aus, so dass manchmal an das Bild einer verzweigten, tubulösen Drüse er- 
innert wird. 

Um die Entstehungsweise solcher im Irisparenchym gelegener Cysten 
erkennen zu können, ist es notwendig, nur die Fälle speciell zu berück- 
sichtigen, in denen sich spontan eine Cyste entwickelt hat, d. h. in denen 
nach der genau aufgenommenen Anamnese keine Verletzung oder Entzündung 
vorhergegangen ist. Denn bei diesen ätiologischen Momenten können, wie 
aus den zahlreichen publicirten Fällen! hervorgeht, Cysten oder cystenähn- 
liche Bildungen auf sehr verschiedene Weise zu Stande kommen, so dass 
bald Rornmunp’s Implantationstheorie, bald EvERsBuscH's Idee der durch 
Contusion erzeugten Trennung vom Ligamentum pectinatum her oder 
SaATTLER's Annahme der leichten Irisverletzung mit folgender Endothel- 
wucherung zur Erklärung herbeigezogen werden kann. Die Hypothesen 
v. Wecker's erklären Cysten, welche im Irisparenchym liegen, also nicht 
nur z. Th. von Iris, z. Th. vom Ciliarkórper oder der Cornea begrenzt sind, 
überhaupt nicht. Weder die ,, Vorderkammercysten* (GuarrA), noch die 
„eystoide Entartung der Iris“ gehören zu der in Rede stehenden Krankheit. 
Nur durch diese Trennung ist es möglich, zu einiger Klarheit über die 
Pathogenese zu kommen, wovon wir allerdings noch entfernt sind. Die 
Iriscysten bieten eine treffende Illustration zu VırcHow’s Satz,? „dass an 
derselben Localität scheinbar ganz analoge Cysten von ganz verschiedener 
Bedeutung vorkommen“. | 

Unter den serósen Iriscysten, die sich ohne vorhergegangene Entzündung 
oder Verletzung entwickelt haben, kónnen als typische die congenitalen 
gelten, bei denen sonst der Bulbus vollstáàndig normal ist? Hieran 
reihen sich jene an, bei denen das Vorhandensein der Abnormitàát zwar erst 
im späteren Lebensalter durch das Wachstum auffiel, bei denen aber mit 
Bestimmtheit eine vorgegangene Entzündung oder Verletzung des Auges in 
Abrede gestellt wird und auch kein Anzeichen dafür gefunden werden kann. 

Zur ersteren Categorie gehören folgende Fälle ausser dem vorliegenden: 

1. HERRNHEISER, Prager med. Wochenschrift. 1891. 

Die Mutter des 6jähr. Mädchens bemerkte bald nach der Geburt auf 
der linken Iris eine stecknadelkopfgrosse Hervorwölbung. Erst in den letzten 


! Literatur über traumatische Iriscysten bei GREEF, „Zur Kenntniss der intraocu- 
laren Cysten“, Arch. f. Augenheilk. XXV. 

* Die krankhaften Geschwülste. I. S. 213. 

® Daher gehört z. B. der Fall Krückow’s in GnRAErk's Arch. f. Ophth. XXI, 2. 
S. 218 nicht hierher, in dem Zeichen einer intrauterinen Entzündung bestanden. 





e, Ab HAN REA enger imet os Mu LIÉ Pë 


— 824 — 


zwei Monaten Grössenzunahme. Eifrigste Nachforschungen auf Trauma 
resultatlos. Geburt war nicht schwer. — Im unteren äusseren Quadranten 
der linken Iris sitzt eine Cyste von ca. 5 mm Durchmesser. Die Vorder- 
wand ist unten zart graublau, durchscheinend, oben herrscht die Farbe der 
Iris vor. Sie hat die Gestalt einer Linse, von der innen ein Theil durch 
eine vertical verlaufende Furche abgeschnürt ist, ragt in die Vorderkammer 
herein, ohne die Hornhaut zu berühren. 


2. JuLES, Transact. of the Ophth. Soc. of the Unit. Kingdom. XIII. 
S. 60. 

Die Mutter des 4 Jahre alten Knaben hat in dessen 6. Lebensjahre 
im linken Auge etwas wie eine kleine Perle, nicht grösser als ein Steck- 
nadelkopf, bemerkt. Es findet sich jetzt eine durchscheinende Cyste im 
unteren Theil der Vorderkammer. Der obere convexe Rand reicht bis zum 
unteren Pupillarrand, die Basis verliert sich in der Kammerperipherie. Nach 
17 Tagen ist die Cyste bis zum oberen Pupillarrand gewachsen, ihr Inhalt 
klar, so dass Irisgewebe hindurch zu erkennen ist. Die Iris scheint rück- 
wärts gedrängt. Entzündliche Symptome fehlen. 


3. ELsE MinpE v. Rosenzweig, Beiträge zur Augenheilkunde von 
Deutschmann. XIV. Heft. S. 34. 

Bei einem 3 Monate alten Mädchen hat die Mutter wenige Tage nach 
der Geburt desselben „den Beginn der Cyste‘“ auf der linken Iris bemerkt. 
Auf dieser liegt jetzt eine etwas abgeplattete, rundliche, perlgraue Blase. 
Der radiäre Durchmesser misst 3,0 mm. Bedeutendes Wachstum in 18 Tagen, 
so dass zur Entfernung durch Anstechen der Cyste und folgeude Iridectomie 
geschritten wird. Die mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass die Wand 
der Blase von Irisgewebe gebildet wird, das sich in der lockeren Stroma- 
schicht näher der vorderen als der hinteren Grenze gespalten hat und mit 
mehrschichtigem Epithel von wechselnder Mächtigkeit besetzt ist. Die Zellen 
sind in der untersten Lage langgestreckt mit ovalem Kern, die darüber- 
liegenden sind platter mit rundlichem Kern. Von diesen zeigen einige 
deutliche Stacheln und Riffe; sie liegen ziemlich unregelmässig in mehr- 
facher Lage durcheinander. Stellenweise findet sich noch eine Schicht senk- 
recht zur Wandung stehender, cylindrischer Zellen auf der letztbeschriebenen. 
Dazwischen liegen grosse, hlasige Gebilde, die Verf. als degenerirte Epi- 
thelien auffasst. Sie denkt sich die Cyste analog den Dermoidcysten ent- 
standen. 


4. C. F. CLARK machte auf dem internat. Ophthalmologencongress zu 
Edinburgh 1894 Mittheilung von 2 Fällen idiopathischer, seröser 
Iriscysten. (Transact. of the eight ophth. Congr. S. 141.) 

Der erste Fall betrifft einen 22 Monate alten Knaben, bei dem die 

Mutter kurz nach der Geburt im linken Auge etwas Graues bemerkt hatte. 
Als die Cyste zur Operation kam, hatte sie die hintere Hornhautwand er- 


— 88b — 


reicht, die Pupille verlegt und die Linse subluxirt. Das Auge wurde enucleirt. 
Das Endothel der Cyste ähnelt dem der Membr. Descemeti. 

In dem in Kurın’s Lehrbuch der Augenheilkunde erwähnten Fall, 
den v. RosEnzwEiG unter den serösen congenitalen Iriscysten anführt, ist ` 
weder das Alter des Patienten erwähnt, noch dass die Cyste congenital war, 
noch dass sie sich spontan gebildet hatte. — 

Seróse, spontan entstandene Iriscysten, die erst bei Erwachsenen be- 
merkt wurden, sind wenige bekannt. 


6. SCHRÖTER, Klin. Monatsbl. f. Augenh. 1877. S. 417. 

18jähr. Mädchen. Die Cystenwand besteht aus einer mehrfachen Schicht 
grosser, platter, ovaler oder polygonaler Zellen mit rundem Kern und glän- 
zendem Kernkörperchen. 


7. SCAEMIDT-RIMPLER. (traefe’s Archiv. XXX, 1. 

46jàhr. Frau. Die Cystenwand besteht aus mehrschichtigem Endothel, 
dessen Zellen bald platt, bald cylindrisch sind und dann pallisadenartig 
aufrecht stehen. Auch finden sich grössere, durchsichtige Blasen mit Kern. 
Das Irisgewebe bildet vielfach Buchten und Hervorragungen. Die Blut- 
gefässe zeichnen sich durch deutliches Hervortreten der Endothelien und 
Verbreiternng der Adventitia aus. Schmipt-RımpLeß nimmt an, dass bei 
Verschluss einer Crypte das Endothel der Iris unter dem Reiz der weiter 
abgesonderten Lymphe wuchert und fasst die serösen, spontanen oder idio- 
pathischen lriscysten auf als „Lymphabsackungen in abgeschlossenen Iris- 
crypten“. 

Der von Morton, Transact. of the Ophth. Soc. of the Unit. Kingdom. 
XIII. S. 58 als Iriscyste beschriebene Fall gehört nicht hierher, da die Iris 
durch die Cyste abgelöst war, diese also wahrscheinlich vom Ciliarkórper 
ausgegangen ist, ähnlich wie in v. GRAEFE’s Fall, Arch. f. Ophth. XII, 2. 
S. 228. 

8. ist der zweite Fall von CrAnx hierher zu rechnen. l. c. 

32jàhr. Frau mit Cataract und lriscyste rechts. Die Iris bildet in den 
oberen zwei Drittel einen durch eine verticale Furche eingeschnürten Sack, 
der so über die Pupille hàngt, dass letztere dreieckig ist; die Basis des 
Dreiecks bildet der untere Pupillarrand. Die Regenbogenhaut scheint an 
der Spitze des dreieckigen Pupille an der getrübten Linse adhärent. Iris . 
auf der Cyste atropbisch, unten normal. 

Die Cyste wurde angestuchen, wobei sich eine hellbernsteinfarbene 
Flüssigkeit entleerte. Während der 8 Jahre langen Beobachtungsdauer 
kein Recidiv. 

Die serósen, idiopathischen Iriscysten hilt v. Rosenzweie fiir Dermoide. 
Diese Ansicht hat sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Erstens gieht 
die Beschaffenheit der Wand gar nicht den Typus der äusseren Haut wieder, 
auch iu v. Rosenzwei@’s Fall nicht; denn die einzigen Elemente der Cysten- 


— 3386 — 


auskleidung, die auch in der äusseren Haut vorkommen, sind einige Stachel- 
und Riffzellen, die jedoch „unregelmässig durcheinander“ liegen. Ferner 
pflegen Dermoide langsam zu wachsen, während für die Iriscysten, sobald 
das Wachsthum überhaupt wahrgenommen wird, gerade die enorm rasche 
Vergrösserung bezeichnend ist. Endlich haben Dermvide keinen serüsen, 
klaren Inhalt; wenn er flüssig ist, so ist er doch nie wässrig, sondern mehr 
ölig oder schleimig. 


Dagegen glaube ich mich ScHwrpT-RrwPLER's Auffassung anschliessen 
zu dürfen, mit einer unwesentlichen Abweichung. Es ist nicht nöthig an- 
zunehmen, dass gerade eine Crypte verschlossen wird. Abschluss des Lymph- 
raumes im lrisstroma würde denselben Effect haben und dabei würde uns 
begreiflich sein, dass die Cysten bald mehr Irisgewebe an der Vorderfläche, 
bald mehr an der Hinterfläche haben, während eine Cyste, die durch Ver- 
schluss einer Crypte sich bildet, wohl stets vor den grossen Gefässen liegen, 
nicht ein im Stroma liegendes Gebilde darstellen dürfte. HERBNHEISER s 
Einwand gegen die Schmipt-RımpLee’sche Annahme, dass die Frage offen 
bleibt, auf welche Weise sich gerade im vorliegenden Fall eine Crypte ge- 
schlossen hat, ist genau so berechtigt oder unberechtigt, als wenn man 
sagen wollte, dass man bei der allgemein angenommenen Erklärung der 
Eierstockdermoide z. B. ja nicht weiss, auf welche Weise und aus welchem 
Grunde gerade da ectodermale Keime in jenes Organ gelangt sind. Das- 
selbe könnte man ja bei jeder Retentionscyste sagen. 


In Scamipr-Rımpueer’s Fall wie in dem unsrigen fand sich, dass die 
Gefässendothelien ausserordentlich deutlich hervortraten. In einem Fall von 
SATTLER,! in welchem nach Verletzung eine lriscyste entstand, konnte 
positiv nachgewiesen werden, dass die Endothelzellen der Gefásse und ihrer 
Scheiden vergrössert waren, sowie dass Zellen der Adventitia in die Aus 
kleidungsschicht eindrangen und selbst zu Wandelementen der Cyste wurden. 
Wie sich Endothelzellen am Zustandekommen einer selbst vielschiehtigen 
Zellenlage beteiligen kónnen, ist aus dem bekannten ersten Experiment von 
DooBEMAAL? zu ersehen, in dem um ein in die Vorderkammer gebrachtes 
Stückchen .Papier sich eine mehrfache Zellenschicht bildete. Zwar lässt 
DooREMAAL selbst ihre Herkunft unentschieden, doch kann man den 
höchstens mikroskupisch wahrnehmbaren Stückchen Hornhaut- oder Binde- 
hautepithels, die möglicher Weise bei der Operation mit hineingebracht 
wurden sind, kaum eine Rolle bei der Wucherung zuschreiben. In diesem 
Sinne spricht sich auch v. RECKLINGHAUSEN? aus: „Diese Zellmassen 
konnten wohl nur von den Endothelien der Iris und der hinteren Horn- 


! Klin. Monatsbl. f. Augenh. 1874. 
3 Arch. f. Ophth. XIX. 8. 
* Handbuch der allg. Pathol. des Kreislaufs und der Ernährung. S. 304. 


— 881 — 


hautfläche abstammen.“ Daraus geht auch hervor, dass epitheliale An- 
ordnung von Elementen noch nicht deren ectodermale Herkunft beweist. 

Es spricht somit viel für und nichts gegen die Annahme, dass die 
zellige Auskleidung der lriscysten von den vom mittleren Keimblatt stam- 
menden Zellen der Iris geliefert wird, die wir je nach ihrer Lage als Ad- 
ventitiazellen der Gefässe, als Stromazellen oder als Endothelzellen der Iris- 
vorderflàche bezeichnen, ohne dass damit ein tiefgreifender Unterschied 
gegeben wäre. 

Zur Erklärung der idiopathischen, serösen Iriscysten glaube ich dem- 
nach mit SCHMIDT-RıMPLER eine „Lymphabsackung“ annehmen und die in 
Rede stehenden Bildungen als Retentionscysten auffassen zu dürfen. 


Klinische Beobachtungen. 


Eine interessante Magnet-Operation. 
Von Dr. Gelpke in Karlsruhe. 


Nach den günstigen Erfahrungen, welche wohl jeder practisch thätige 
Ophthalmologe mit dem Electromagneten bei frischen ‚Verletzungen durch 
einen in das Innere des Auges gedrungenen Eisensplitter gemacht hat, scheint 
es mir überflüssig, zu dieser Casuistik weitere Beiträge zu liefern. Dagegen 
halte ich es des allgemeinen Interesses halber für angezeigt, einen Fall zu 
publiciren, bei dem der Electromagnet ?/, Jahre nach der Verletzung geradezu 
Wunder wirkte, indem er nicht allein das primár afficirte, sondern auch das 
secundär inficirte Auge vor dem Untergang bewahrte. 

Der Fall war folgender: 

M., Georg, Schlosser, 20 Jahre alt, hatte am 8. April 1893 das Un- 
glück, dass ihm beim Aufschlagen auf einen Meissel ein Stückchen Eisen in 
das linke Auge flog; Patient fühlte einen plótzlichen heftigen Schmerz und be- 
merkte schon nach Verlauf einer Stunde eine Abnahme der Sehkraft. Er be- 
gab sich darauf in eine Augenheilanstalt und wurde daselbst 5 Wochen lang 
mit Eis, Atropin und Bettrune behandelt. Ob damals das Vorhandensein eines 
Eisensplitters im linken Auge constatirt wurde, wusste Patient nicht anzugeben. 

Am 3. Mai 1893 nahm Pat. auf ärztliches Anrathen seine Arbeit wieder 
auf. Dieselbe musste jedoch wiederholt unterbrochen werden, da bei jeder körper- 
lichen Anstrengung (auch beim Lesen und Schreiben) das verletzte Auge sich 
röthete, auf Druck schmerzhaft und gegen Tageslicht ungemein empfindlich 
wurde. Am 20. November 1893 nahmen diese Beschwerden derart zu, dass 
die abermalige Aufnahme in die frühere Klinik nothwendig wurde. Es erfolgte 
daselbst wieder die gleiche Behandlung, worauf die subjectiven Beschwerden an- 
geblich etwas zurückgingen, sodass Pat. am 2. December wieder als arbeits- 
fähig entlassen werden konnte. 

Da nun aber mittlerweile das Sehvermögen des linken Auges noch mehr 
abgenommen hatte, und auch das rechte Auge Schwierigkeiten beim Lesen 
machte, kam Pat. am 3. December 1893 zu mir und bat mich um Rath. 

Als ich darauf hin die Augen untersuchte, fand ich folgende Veränderungen: ° 

22 


mu HR. ors 


Linkes Auge: S = Projection ist richtig, T— 2. Der Bulbus zeigt 
eine schwache pericorneale Injection. In der im Allgemeinen klaren Cornea ist 
ungefähr im Scheitel derselben eine halbkreisfürmige scharfrandige graue Narbe 
sichtbar, welcher genau eine ganz ähnlich gestaltete Narbe in der vorderen 
Linsenkapsel entspricht. Die Linse selbst, soweit bei der engen Pupille sicht- 
bar, zeigt eine gleichmässig graue Trübung. Die Iris hat eine eigenartig rost- 
braune Farbe und ein ganz verwaschenes Aussehen. Mit dem Augenspiegel 
erhält man einen schwach röthlichen Reflex und daher keinen genauen Einblick 
in die inneren Verhältnisse des Auges. Nach künstlicher Erweiterung der Pupille 
sieht man temporalwärts unten durch die peripheren, nur wenig getrübten Theile 
der Linse eine lebhaft reflectirende, aber nicht metallisch glänzende Masse liegen, 
welche weit nach vorn an das Corpus ciliare reicht. Der Glaskörper ist trüb 
und enthält viele bewegliche bräunliche Fetzen. Die Sehnervenpapille scheint 
nur schwach hindurch, ist aber deutlich geröthet. 

Rechtes Auge ist äusserlich normal. S beträgt aber nur 0,5, Gläser ver- 
bessern nicht. G.F. hat normale Grenzen. SnI wird mühsam mit + 1,5 ge- 
lesen. OE. An der Sehnervenpapille fällt eine lebhafte Röthe und Verschwommen- 
heit der Ränder auf. Die Netzhautgefässe sind sichtlich erweitert und nament- 
lich die Venen stärker, als gewöhnlich, geschlangelt. — Die Pupillenreaction 
erfolgt etwas langsamer, als gewöhnlich. 

Nach der Anamnese und vbjectiven Untersuchung konnte es somit kein 
Zweifel sein, dass in dem linken Auge ein Fremdkörper — wahrscheinlich ein 
Eisensplitter — weilte, welcher z. Z. durch die Cornea und Linse in den Glas- 
körper gedrungen war und sich temporalwärts unten festgesetzt hatte. Im Abn- 
schluss daran erfolgte dann eine Entzündung der Netz- und Aderhaut, welche 
nach Verlauf von ca. 8 Monaten eine sympathische Reizung des anderen Auges 
bedingte; denn als solche mussten die Veränderungen am rechten Auge auf- 
gefasst werden. 

Was solle nun geschehen? Offenbar gab es nur zwei Móglichkeiten, eine 
energische und wirksame Therapie zu entfalten. Entweder musste das linke 
Auge sofort enucleirt, oder zum mindesten das Corpus delicti aus deinselben so- 
bald als móglich entfernt werden. 

Von vornherein war die Aussicht für das Gelingen des zweiten Verfahrens 
keine grosse. Denn der Eisensplitter war jedenfalls im Laufe der Monate von 
einer Exudatschicht umgeben, welche ihn hinderte, dem Electromagneten zu folgen. 


Trotz alledem glaubte ich, im Hinblick auf die relativ gute Verfassung des 
Auges, einen Versuch mit dem Magneten machen zu müssen. Ich legte dem 
Patienten die Situation klar, und liess mir vor der Narcose von demselben die 
Ermächtigung zur Enucleation des Auges BER falls die Magnetoperation er- 
folglos verliefe. 

Ungefähr der Stelle entsprechend, an der ich mit dem Spiegel jene leb- 
haft reflectirende Masse im Glaskörper sah, machte ich am 3. December 1893 
noch in später Abendstunde einen meridionalen Einstich in die Sclera, führte 
den Magneten ein und — kaum waren einige Secunden vertlossen — hörte ich 
den wohlbekannteu „Tick“. Es folgte, von einer grünlichen Exudatmasse um- 
geben, ein kantiger Eisensplitter von 6,3 mm Läuge, 4,5 mm Dicke und 5,8 mm 
Breite. Bevor ich die Wunde durch eine Bindehautnaht vereinigte, machte ich 
eine Injection vor zwei Theilstrichen einer Subliwatlösung 1:5000 in den Glas- 
körper. — Die Heilung verlief ohne wesentliche Stirung. Am 6. December 
erfolgte der erste Verbandwechsel. Dabei konnte eine völlig klare Hornhaut, 


en, 936; = 


weite Pupille und eine nur geringe Injection der Bindehaut in der Operations- 
gegend, aber keine Chemose constatirt werden. Der Augenhintergrund hatte 
noch ein recht trübes Aussehen. Da das Sehvermögen des anderen Auges noch 
in gleicher Weise reducirt war, und der Sehnerv das gleiche Aussehen darbot, 
wurde eine energische Inunctionskur [5,0 pro die] eingeleitet. 

Am 23. December 1893 konnte Patient mit völlig reizlosen Augen 
aus meiner Augenabtheilung entlassen werden. Während der dreiwöchent- 
lichen Behandlung war die sympathische Reizung des rechten 
Auges völlig zurückgegangen. Mit der Abnahme der Röthung und 
Schwellung des Sehnerven stieg S allmählich auf 1,0. S links war nur quan- 
titativ; Projection richtig. 

Patient konnte bis 1. März 1894 ohne Beschwerden arbeiten. 

Am 3. März 1894 wurde er wieder aufgenommen, um die mittlerweile 
völlig reif gewordene Cataract des linken Auges zu entfernen. Sicherheits halber 
machte ich zunächst eine Iridectomie nach oben. 

Am 6. April 1894 wurde dann die I. Discissio, am 30. April 1894 die 
II. Discissio Catar. vorgenommen. 

Am 18. Mai 1894 war die Linse so weit resorbirt, dass durch die relativ 
freie Pupille wieder ein Einblick in das Augeninnere gewonnen werden konnte. 
Der Glaskörper enthielt noch massenhafte bräunliche Fetzen, und konnte man 
an der Stelle, wo der Eisensplitter ursprünglich lag, ein relativ scharf be- 
grenztes dunkelröthliches Blutgerinsel sehen. Die Sehnervenpapille war deut- 
lich geröthet und von trübem Aussehen. S betrug = 0,1 mit + 11,0. G.F. con- 
centrisch eingeengt. 

Am 6. Juni 1894 wurde Pat. zur ambulatorischen Behandlung mit Kal. 
jodat. [10:180] entlassen. 

Am 6. Juli 1894 konnte eine Aufklärung des Glaskörpers und damit eine 
Zunahme von S auf 0,2 constatirt werden. 

Zur weiteren Aufhellunz des Glaskórpers wurden jetzt versuchsweise einige 
subconjunctivale Sublimatinjectionen, in achttägigen Pausen, gemacht. [Ich will 
hier bemerken, dass ich im Allgemeinen kein Freund dieser Injectionen bin, denn 
ich habe gegenüber meiner sonst üblichen Therapie keine wesentlich besseren 
Resultate damit erzielt.] In vorliegendem Fall stieg S auf 0,4, da die Glas- 
körpertrübungen entschieden an Grösse und Dichtigkeit abgenommen hatten. 
[Diesen Erfolg schiebe ich aber auf die relativ grossen Gaben von Kal. jodat.] 

Pat. entzog sich dann längere Zeit meiner weiteren augenärztlichen Controlle. 

Als ich ihn am 21. April 1895 wieder sah, ergab die Untersuchung un- 
gefähr den gleichen Befund. Insbesondere war das rechte Auge völlig intact 
geblieben. Die Sehkraft des linken Auges hetrug < 0,3 mit + 9,0 (Unter- 
suchung fand an einem trüben Tage statt). Das Gesichtsfeld hatte eine deut- 
liche Erweiterung erfahren und zeigte nirgend seinen nachweisbaren Defect. Im 
Augenhintergrund waren, abgesehen von einer leichten Hyperämie der Papille 
und Netzhautgefässe, keine Störungen zu constatiren. 

Nach dem Obigen kann es wohl kein Zweifel sein, dass wir es mit einem 
ungemein glücklich verlaufenen Krankheitsfall zu thun hatten. 

Fragen wir, worauf wir diesen glücklichen Verlauf zurückführen dürfen, 
so müssen wir darauf antworten, dass in erster Linie die sofortige Be- 
nutzung des Electromagneten entscheidend für das Schicksal der Augen 
wurde. Es ist meine feste Ueberzeugung, dass ein Verzug von nur 24 Stunden 
die sympathische Ophthalmie zum Ausbruch gebracht hätte. Dass die Ent- 
fernung des Eisensplitters mit dem Electromagneten (es war der „kleine“ jüngst 

227 


— 340 — 


in seiner Kraft von gewisser Seite discreditirte! Magnet nach Hirschberg) ge- 
lang, kann wohl auf die Art der Einführung des Instruments zurückgeführt 
werden. Es ist stets mein Grundsatz, den meridionalen Einstich genügend 
gross (mindestens 8 mm lang) zu machen und dann den Glaskörper bis etwa 
zum Mittelpunkt des Auges hin nach verschiedenen Seiten hin zu spalten. Da- 
durch wird entschieden das Austreten von einem grösseren eventuell von Exu- 
datmasse umgebenen Eisensplitter erleichtert. Einen dabei möglichen Verlust 
von Glaskörper fürchte ich nicht, ebensowenig die bei der Operation etwa mög- 
liche Infection, da ich ohne Ueberhebung sagen kann, dass mir die Aseptik in 
Fleisch und Blut übergegangen ist. 

Ob die Handbabung des Magneten allein den günstigen Umschwung in 
unserem Fall hervorgerufen hat, ist natürlich eine weitere Frage. Wenn mit 
der Entfernung des Eisensplitters auch der entzündliche Reiz beseitigt wurde, 
so blieben doch die bereits gesetzten entzündlichen Veränderungen, welche die 
Sehkraft beider Augen so hochgradig alterirten, zurück. In dieser Beziehung 
haben sicherlich die der Extraction folgenden Massnahmen förderlich gewirkt. 
Insbesondere glaube ich der Sublimatinjection in den Glaskörper einen günstigen 
Einfluss sowohl auf die glatte Heilung als auf das Aufhören des sympathischen 
Reizes zuschreiben zu müssen. Dass andererseits eine energische allgemeine 
Mercurialisation mitunter eine beginnende sympathische Ophthalmie aufhalten, 
ja — nach Beseitigung des afficirenden Auges, zur Rückbildung bringen kann, 
ist eine bekannte, nicht zu leugnende Thatsache. 

Wie dem nun auch sei, jedenfalls ist — Dank des eingeschlagenen Heil- 
wegs — der Fall so günstig verlaufen, wie es nur irgend denkbar war. 

Eine Lehre geht aber wieder daraus hervor, dass das ärztliche Zögern in 
solchen Fällen sehr verhängnissvoll werden kann. Meines Erachtens muss in 
jedem Fall, in dem anzunehmen ist, dass ein Eisensplitter im Innern des Auges 
verweilt, mag man ihn mit dem Spiegel sehen oder nicht, mag er scheinbar 
fest eingekeilt in der Wand sitzen oder frei im Glaskörper liegen, unverweilt 
zum Magneten gegriffen werden. Ich habe principiell bei keinem der 16 Fälle, 
welche in meine Behandlung kamen, den Magneten unversucht gelassen. Ins- 
besondere lasse ich mich nie durch das scheinbare Festhaften in den Augen- 
häuten dazu verleiten, an eine Unmöglichkeit der Extraction zu glauben, seit- 
dem es mir in zwei derartigen Fällen mühelos gelungen ist, den Eisensplitter 
zu entfernen.  Ebensowenig würde ich mich, wie im vorliegenden Fall, durch 
den anfangs reizlos im Auge verweilenden Fremdkörper zu einem expecta- 
tiven Verhalten je haben verleiten lassen. Wie dieser und andere Fälle be- 
weisen, kann selbst nach monatelangem reizlosen Verweilen im Auge eine ent- 
zündliche Reaction eintreten, welche zum Ruin des Auges führt und dann unser 
ärztliches Gewissen schwer belastet. 

Daher in jedem Fall: Noli cunctari! 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


1) Ueber Keratoplastik, von Prof. Dr. Ernst Fuchs in Wien. Vorgetragen 
in der 27. Section der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.? 
Nach einem kurzen Ueberblick über die Operationstechnik und die Kesul- 
tate der Keratoplastik berichtet Vortragender über die Erfahrungen, welche er 
an 30 mittelst der totalen Keratoplastik operirten Fällen gemacht hat. Die 


! Ich werde darauf zurückkommen. H. ? Wiener klin. W. 1894. Nr. 45. 


- am umo na". eer aille 


— 834 .-- 


Operationen betrafen: 1. Zwei Fälle von Keratitis parenchymatosa, welche eine 
so dichte Trübung zurückgelassen hatte, dass das Sehvermögen nahezu ver- 
nichtet war. In dem einen Falle waren 3, in dem anderen 8 Jahre seit der 
Hornhautentzündung verflossen. 2. Dichte, aber flache Hornhautnarben mit Ein- 
heilung der Iris, wenn kein genügend breiter Saum durchsichtiger Hornhaut be- 
stand, um eine Iridectomie machen zu können. 3. Totale Staphylome, bei welchen 
nebst der eventuellen Wiederherstellung des Sehvermögens auch eine Abflachung 
der Ektasie durch die Operation angestrebt wurde. 4. Kleine, aber ektatische, 
ziemlich verdünnte, dunkel durchscheinende Narben, aus einem [risvorfalle hervor- 
gegangen, also partielle Staphylome, welche in den meisten Fällen den Ausgang 
eines skrophulösen Hornhautgeschwüres bildeten. In einem Falle bestand eine 
Fistel, in ein paar anderen Fällen dagegen Drucksteigerung. Bei diesen Fällen 
sollte mittelst der Keratoplastik Ersatz des vorgewölbten, mit der Iris ver- 
wachsenen Narbengewebes durch festes Hornhautgewebe geschaffen und damit 
weiteren schädlichen Folgen, wie Drucksteigerung, Fistelbildung, Spätinfection 
vorgebeugt werden. 

14mal wurden Kaninchenaugen, 11 mal enucleirte menschliche Augen, 
einigemale Hundeaugen und die Hornhaut todtgeborener, noch ganz frischer 
Kinder als Material zur Einpflanzung verwandt. Im Ganzen sind von den 30 
eingepflanzten Hornhautstückchen 11 nicht eingeheilt, wobei aber das verwendete 
Material keine Rolle zu spielen schien. Die Nichteinheilung war vielmehr ge- 
wóhnlich durch mechanische Ursachen bedingt. Doch giebt Vortragender der 
menschlichen Hornhaut den entschiedenen Vorzug und will in Zukunft die sehr 
dünne Kanincbenhornhaut nur dann verwenden, wenn es sich um die Operation 
an kindlichen Augen handelt, für welche ein Lappen aus der Hornhaut eines 
ausgewachsenen menschlichen Auges zu dick ist, oder wenn menschliche Horn- 
haut als Material gerade nicht zur Verfügung steht. — Der Durchmesser der 
überpflanzten Scheibe wechselte zwischen 3 und 7 mm. Die besten Erfolge 
geben solche von 4—5 mm Durchmesser, da ganz kleine Lappen sich sehr 
rasch trüben, die ganz grossen dagegen selbst bei Fixation durch das Hinüber- 
ziehen eines Fadens oder eines Bindehautlappens sich leicht verschieben. Die 
grösste Sorgfalt ist darauf zu verwenden, dass die Iris, soweit sie mit den 
Rändern der Oeffnung verwachsen ist, durch Ausschneiden frei gemacht wird. 

Der Verlauf der Heilung war der gewöhnliche, dass nämlich nach einigen 
Tagen der Lappen vom Rande her sich trübte, dann Gefässe in denselben ein- 
drangen und unter Zunahme der (sefässbildung die Trübung vollständig wurde; 
späterhin trat in einigen Fällen eine theilweise Wiederaufhellung des Lappens 
ein. Der Beginn der Lappentrübung wurde zumeist erst nach dem 3. Tage be- 
merkt, in 6 Fällen erst nach dem 10. Tage; in einem Falle war der Lappen 
bis zum 15. Tage vollkommen klar geblieben. Die Gefässbildung wurde immer 
erst einige Tage, zuweilen erst einige Wochen nach dem Beginne der Trübung 
constatirt und sah ganz ähnlich aus wie bei Keratitis parenchymatosa. Später 
bildeten sich die Gefässe theilweise oder auch ganz zurück und auch der Lappen 
wurde ein wenig heller, während die Grenze zwischen Lappen und benachbarter 
Hornhaut für immer als eine saturirt weisse, scharfe Kreislinie zu sehen war. 

Im Gegensatz zu Hippel bezieht Vortrasender die regelmässig eintretende 
Trübung des Lappens nicht auf Imbibition des Lappens mit Kammerwasser, 
sondern auf die Vorgànge der eigentlichen Einheilung. Solange der eingepflanzte 
. Lappen klar ist, ist er mit dem Rande der Hornhautlücke noch nicht verwachsen, 
sondern blos durch Fibrin mit demselben verklebt und wird vermittelst Diffusion 
ernährt. Die organische Verwachsung beginnt mit der Zellvermehrung am Rande 


312 


der Hornhautlücke, auf welche Zelleinwanderung in den Lappen selbst und 
Hineinsprussen von Gefássen in denselben, mithin Trübung des Lappens erfolgt. 
Trotz der Versuche Wagenmann's an Kaninchenhornhàuten ist daher eim 
wenigstens mässiger Erfolg nur in jenen Ausnahmefällen zu erwarten, wo die 
Trübung und Gefässbildung die Mitte des Lappens frei lässt oder wo nachträg- 
lich eine theilweise Wiederaufhellung des Lappens eintritt. 

Was die Kesultate anlangt, so ist es bei keinem Falle gelungen, den ein- 
gepflanzten Lappen vollkommen durchsichtig zu erhalten. Die besten Erfolge 
ergaben die beiden Fälle von Keratitis parenchymatosa:! S — Fg in 1— 1!;, M; 
Beobacltungsdauer fast 2 Jahre. 2. Bei der Entlassung S — Fg in 1'/j, M, 
konnte dann gróbere Arbeiten verrichten, bis vor 3 Monaten unter heftigen 
Kopfschmerzen das Auge nahezu erblindete (wahrscheinlich durch kleine Ge- 
schwürchen, die Vortragender auch in anderen Fällen unter den Augen nach- 
träglich im Lappen entstehen sah). — In 12 Fällen von dichten, aber flachen 
Narben ist nur 2wmal der Lappen ein wenig durchsichtig geblieben. Der eine 
kann (1!/, Jahre nach der Operation) allein ausser dem Hause umbergehen, der 
andere zählte bei der Entlassung Finger in 15 cm. — In 8 Fällen von totalem 
Staphylom war nur imal das transplantirte Stück durch mehr als einen Monat 
ziemlich durchsichtig geblieben, als nicht zu beseitigende Drucksteigerung ein- 
trat, unter welcher sich der Lappen vollständig trūbte. In einem Falle trübte 
sich zwar das eingeheilte Stück, aber die Hornhaut blieb flach. In allen anderen 
Fällen blieb die Ektasie so wie vor der Operation bestehen. — In 5 unter 
8 Fällen von partiellem Staphylom heilte der eingepllanzte Lappen gut an, 
wurde zwar trüb, blieb aber fest und flach. — Eine Transplantation nach Hippel 
war erfolglos. 

Schlussresultat: Das in der Regel angestrebte Ziel, das Sehvermögen bei 
totaler Trübung der Hornhaut wieder herzustellen, wurde in einigen Fällen sehr 
unvollkommen, in den meisten garnicht erreicht. Bei partiellen Staphylom da- 
gegen, wo es darauf ankam, das Auge vor den schädlichen Folgen einer ekta- 
tischen Narbe dauernd sicher zu stellen, wurden Erfolge erzielt, wie sie durch 
keine andere Methode (Excision, Kauterisation, Iridectomie u. s. w.) zu erreichen 
sind. Vor allem in Fällen dieser Art ist die Keratoplastik zu cultiviren und 
Erfahrungen über deren Erfolge zu sammeln. Kuthe. 
2) Ueber Episcleritis periodica fugax.! Vortrag, gehalten am 31. Juli 1895 

in der ophthalmologischen Section der Jahresversammlung der British me- 

dical Association von Prof. E. Fuchs in Wien. (Wiener kl. W. 1895. Nr. 34.) 

Die Krankheit besteht in einer háufig wiederkehrenden heftizen Entzündung 
der Bindehaut des bulbus, besonders aber des darunterliegenden episcleralen 
Gewebes, welche ohne erhebliche Exsudation verläuft und sehr flüchtiger Natur 
ist. Dieselbe ist häufig von ziemlich heftigen Reizerscheinungen, namentlich von 
Schmerzen begleitet, welche oft schon vor der Entzündung auftreten und deren 
Kommen ankündigen. In heftigen Fällen nehmen auch die tieferen Theile an 
der Hyperämie Theil, sodass manchmal Schmerzen bei der Accommodation oder 
bei Bewerungen des Augapfels auftreten oder ein Krampf des Sphincter (Pa- 
pillenverengerung) und ein Krampf des Ciliarmuskels (vorübergehende Myopie) 
besteht. Von der gewöhnlichen Episcleritis unterscheidet sich die Erkrankung 
durch das Fehlen eines Knotens und durch das ausserordentlich rasche Ver- 
schwinden ohne Hinterlassung einer Spur. Vom acuten Bindehautkatarrh unter- 


! Vgl. A. v. Graefe's Klin. Vortr., 1871, S. 161... (Subeonjunctivitis.) H. 


343 


scheidet sie sich durch den Mangel der Secretion, sowie durch Beschränkung 
auf die Bindehaut des Augapfels, von welcher oft nur ein Quadrant erkrankt ist. 

Die Dauer der Entzündung heträgt gewöhnlich nur wenige Tage, nur in be- 
sonders heftigen Fällen bis zu 14 Tagen oder darüber. Die Anfälle kommen 
meist in ziemlich regelmässigen Zwischenräumen wieder, welche von einigen 
Wochen bis zu mehreren Monaten variiren. Die Dauer des Leidens beträgt in 
der Regel mehrere Jahre. 

Die Therapie ist in den meisten Fällen machtlos. Eine gegen die uratische 
Diathese gerichtete Diät oder eine Kaltwasserbehandlung bewirkt manchmal, dass 
die Anfälle seltener und leichter werden. Durch Chinin und salicylsaures Natron 
erzielte Vortragender in je einem Falle eine sofortige und dauernde Heilung. 

In Bezug auf die Aetiologie der Ejpiscleritis fugax ist Vortragender der 
Ansicht, dass die Disposition zu dieser Erkrankung durch eine Anomalie im 
Stoffwechsel gegeben ist, wie z. B. durch gichtische Anlage, Intermittens u. 8. w. 
In Folge dieser Stórung sammeln sich schádliche Stoffe an, welche, in genügender 
Menge aufgehàuft, endlich zum Ausbruche der Entzündung führen. Der letzte 
Anstoss wird oft durch äussere Veranlassungen gegeben, z. B. durch einen Tem- 
peraturwechsel. Die Ansicht, dass die Krankheit vasomotorischer oder angio- 
neurotischer Natur sei, hat Vortragender aufgegeben, da die Erscheinungen doch 
über das einfache Oedem weit hinausgehen und die Anfälle auch viel länger 
dauern, als wir dies von vasomotorischen Neurosen kennen. 

Die Episcleritis periodica fugax ist eine ziemlich seltene Krankheit, doch 
hatte Vortragender Gelegenheit, 23 Krankengeschichten zu sammeln, von denen 
er 6 besonders charakteristische im Auszuge mitteilt. Er fand die Krankheit 
am häufigsten bei Männern iin mittleren Lebensalter, viel seltener bei Frauen. 
Eigentliche gichtische Erscheinungen fanden sich bei keinem der Fälle. Gerade 
derjenige Fall, bei welchem am meisten Momente für Gicht sprachen, heilte 
nach Extraction eines abnorm gewachsenen Zahnes sofort vollständig. Von Rheu- 
matismus waren deutliche Anzeichen nur in einem einzigen Falle vorhanden, 
dagegen ergaben sich in mehreren Fällen Anhaltspunkte für Malaria. Ein Fall 
war mit Urticaria verbunden. Für die grosse Mehrzahl der Fälle liessen sich 
keine ätiologischen Momente auffinden. Nur 7 von allen Fällen wurden endlich 
von ihrer Krankheit befreit; bei einem derselben hatte das Leiden 20 Jahre lang 
gedauert. Kuthe. 


3) Ueber Netzhautentzündung bei angeborener Lues, von J. Hirschberg 
in Berlin. (Aus der ,, Deutschen Med.Wochenschr.“ 1895. Nr. 26u. 27.) (Schluss.) 
Fall 2. Paul K., 10 Monate alt, wird am 6. Mai 1890 von seiner Mutter 
gebracht, da er seit 4 Wochen etwas lichtscheu geworden: wenn er eine Weile 
in’s Helle geguckt, halte er sich die Hand vor, zeige auch eine Neigung zum 
Auswartsschielen. Aeusserlich sind die Augen normal, bis auf das Auswärts- 
schielen des linken; mit dem Augenspiegel ist ein scharfes Bild nicht zu ge- 
winnen; aber nach künstlicher Erweiterung der Pupillen erkennt man auf beiden 
Augen: 
1. deutliche Glaskörpertrübungen, 
2. zahlreiche helle Herde (Stippchen) in der Netzhaut, besonders in der 
Peripherie, auch vereinzelte schon mittelgrosse; 
3. leichte Trübung des Sehnerveneintritts. 
Jetzt erfábrt man auch nach genauerem Befragen, a) dass das Kind zu 
früh geboren ist; b) dass es längere Zeit hindurch Flecke auf der Haut zeigte. 
Ausserdem besteht Thurmschädel. Die Sehkraft scheint herabgesetzt, doch kann 


— 344 — 


man darüber natürlich bei einem unmündigen, 10 monatlichen Kinde nicht mehr 
herausbringen, als bei einem beliebigen, nicht redenden Säugetbier. 

Sofort wurde zur Einreibung Ung. cin. 0,5, dos. V, verschrieben; nach 
dem Verbrauch immer eine Pause von 3 bis 5 Tagen, später eine noch längere 
gemacht, und dies über 1 Jahr lang fortgesetzt. Zunächst wurden 140 Salben 
(70 g Ung. cin.) verbraucht. Speichelfluss oder Durchfall ward nicht beobachtet. 
Der Knabe wurde dick und fett dabei. Schon nach 7 Wochen, 26. Sep- 
tember 1890, nach 30 Salben, ist die Sehkraft offenbar besser; die Lichtscheu 
geringer: im Freien hält er das rechte Auge gar nicht mehr zu, gelegentlich 
das linke. Am 25. September 1890, nach 65 Salben, ist die Sehkraft gut; 
aber die hellen Herde zahlreicher, einzelne auch schon ein wenig grösser und 
mit einem Pigmentpunkt in der Mitte ausgestattet. Links wird eine kleine Netz- 
hautblutung, etwas schläfenwärts von dem gelben Fleck, beobachtet. 

Der zehnte Bericht des Krankentagebuchs, vom 20. August 1891, also 
15 Monate nach Beginn der Behandlung, lautet: Hat 140 Salben verbraucht, 
aber seit 2 Monaten keine mehr bekommen; befindet sich ganz wohl; sieht gut, 
aber zeitweise noch „nach der Seite“. Der rechte Sehnerv sieht ziemlich gut 
aus, der linke ist blass. Helle Stippchen allenthalben im Augengrunde, be- 
sonders in der Peripherie, auf beiden Augen, auf dem linken mehr, auch etwas 
grössere, mit Pigmentpünktchen. 

Der Knabe bekam nun Jodeisen-Syrup. Auch bei ihm wurde beobachtet, 
dass trotz Besserung der Sehkraft und des Befindens die Pigmentver- 
änderung des Augengrundes weiter fortschreitet. 

17. December 1891: a) Der Sehnerv ist mässig grauroth verfärbt, nament- 
lich für ein Kind so zarten Alters. In der Peripherie oben wie unten sieht 
man hand- oder blattförmige grössere, helle Figuren, in deren Bereich das Pig- 
ment entfärbt ist, während auf diesem hellen Grunde zahlreiche schwarze Pig- 
ment-Punkte, Striche und Netzchen hervortreten. b) Zwischen Sehnerv und 
Peripherie sind zahlreiche helle Stippehen vorhanden. c) In der Mitte des 
Augengrundes oder nahe derselben sind dunkelgraue, zarte Veränderungen sichtbar. 

Zu Anfang des Jahres 1892 wird das Kind wieder gebracht mit gewaltigen 
breiten Condylomen am After. Nach Einreibung von 30 Salben in die 
Körperhaut, sowie nach Bestreuen der Condylome mit Jodoformpulver, konnte 
die Heilung der letzteren festgestellt werden. Aber wie das leider bei Lues 
unter jeder Behandlung beobachtet wird, Rückfälle blieben nicht aus. Am 
26. Januar 1893 wurde der Knabe wieder gebracht mit neuen Condylomen 
am After. 30 Salben genügten wieder zur Heilung (20. April 1893). Jetzt 
sieht man auch noch in der Nähe des Sehnerven kleine helle Fleckchen (Stipp- 
chen), etwas weiter ab schwarze, sowie mittelgrosse helle Herde. Sehkraft gut, 
doch guckt er viel nach der linken Seite. (Ausfall in der Nähe der Gesichts- 
feldmitte, durch Herde in dem gelben Fleck der Netzhaut.) 

Am 23. April 1895 wird der jetzt sechs Jahre alte Knabe wieder- 
gebracht. Die Mutter erklärt ihn für gesund. Kleine harte Drüsen sind im 
Nacken zu fühlen, die oberen Vorderzähne fehlen. Das linke Auge schielt nach 
auswärts (zwischen null und zwanzig Grad wechselnd). Sehkraft beiderseits !/,, 
mit Wolffberg's Tafeln geprüft. G. F. nicht zu prüfen, muss aber gut sein, 
da er Abends ungehindert umhergeht. Die brechenden Theile beider Augen 
sind klar, der Sehnerv von guter Farbe, aber von Pigmentveränderungen um- 
geben. Die Mitte der Netzhaut ist leidlich frei, aber in der Peripherie sind 
helle, scheckige und schwarze Herde nachweisbar, in der äussersten Peripherie 
ausgedehnte, blattfürınise Entfärbungen, auf welchen Pigmentfiguren aufsitzen. 





— 345 .— 


Der Fall gehört zu den merkwürdigsten 1. wegen des jugendlichen 
Alters (von 10 Monaten) im Beginn, 2. wegen der raschen Besserung der 
Sehkraft unter Quecksilbereinreibungen, 3. wegen der wiederkehrenden breiten 
Condylome, 4. wegen der langen Beobachtungsdauer. 

Fall 3. Charlotte E., 11 Monate alt, wird am 8. Juli 1888 gebracht, 
weil sie nach der Ansicht der Mutter zu wenig sieht, und zwar seit 5 Monaten. 
Hiernach wäre der merkbare Beginn der Erkrankung in den siebenten 
Monat des extrauterinen Lebens zu setzen. Das erste Kind dieser Ehe war 
im 2. Jahr an Lungenentzündung verstorben. Charlotte hatte von der 6. bis 
zur 10. Lebenswoche Hautausschläge gehabt. Sie leidet auch an Schnupfen. 
(Urin normal.) Das Kind ist fast blind, genauere Sehprüfung natürlich un- 
möglich. Auch die Augenspiegeluntersuchung ist recht schwierig, doch 
gelingt es sofort, auf beiden Augen eine Netzhautentzändung, in Folge von an- 
geborener Lues, festzustellen. 

Das linke Auge ist stärker verändert und zeigt eine ausgedehnte Trübung 
der Netzhaut rings um den Sehnerveneintritt, darin auch einzelne stärker aus- 
geprägte bläuliche Flecke, ferner nahe der Netzhautmitte einen grauschwarzen 
Herd; endlich auch einzelne Glaskörperflöckchen. Rechts ist die Veränderung 
ähnlich, aber alles weniger ausgeprägt, am deutlichsten noch der grauschwarze 
Herd nahe der Netzhautmitte. Sofort wurde Ung. cin. 0,5, zweimal täglich ein 
Päckchen, eingerieben. Schon nach dem Verbrauch von zwanzig Salben 
(10 g Ung. cin.), am 21. Juli 1888, konnte zu unserer Freude eine erhebliche 
Besserung der Sehkraft festgestellt werden. 

Dabei ist das Kind munter und gesund. Der Sehnerv tritt jetzt weit klarer 
heraus, da die umgebende Netzhauttrübung geringer geworden. Allerdings bleibt 
der Pigmentherd nahe der Mitte und die hellen Fleckchen mehr :nach der 
Peripherie zu. Eine hintere Verwachsung des linken Pupillenrandes ist nach 
Atropineintráuflung sichtbar, zum Zeichen einer chronischen Regenbogen- 
hautentzündung. Die Einreibungen wurden fortgesetzt. 

Am 3. September 1888 wurde Einwärtsschielen beobachtet, und zwar 
merkwürdigerweise des rechten Auges. Am 13. December 1888 vermag das 
jetzt 1!/,jàhrige Kind eine Stecknadel vom Fussboden aufzuheben, 
wührend es fünf Monate zuvor fast blind gewesen. 75 Salben sind 
verbraucht. (Wie viel Salben überhaupt verbraucht wurden, vermag ich nicht 
anzugeben. Das Kind blieb fort aus der Behandlung, als die Mutter die Heilung 
für vollendet ansah.) 

Am 22. Februar 1895 wurde das jetzt achtjährige Kind wieder gebracht, 
da es denn doch beim Schulbesuch gelegentlich Schwierigkeiten bemerkte. Das 
rechte Auge schielt nach innen, um etwa 20°, und zeigt mässige Erweiterung 
der Pupils: Das rechte Auge zàhlt die Finger nur auf 15 Fuss, das linke 
hat S — 5/,,. Die Gesichtsfeldgrenzen scheinen Pg soweit die Messung 
auf Zuverlässigkeit Anspruch machen kann. 

Die merkwürdige Thatsache, dass das rechte Auge, welches ursprünglich 
die geringeren Veránderungen dargeboten, nach einwárts schielt und schwach- 
sichtiger geworden, wird erklärt durch den Augenspiegel. Der rechte Seh- 
nerv ist abgeblasst, besonders in der Nasenhälfte; zahlreiche helle Herde 
sind über den rechten Augengrund zerstreut. — Links ist der Sehnerv gut. 
Ein Netzwerk von hellgrauen Streifen zieht hie und da über den linken Augen- 
grund; theils liegen die Streifen hinter den Blutgefässen, theils dicht davor. 
In der Peripherie sieht man grössere blattförmige Figuren heller Entfärbung mit 
darauf zerstreuten Pigmentpunkten.  Merkwürdigerweise ist der grössere grau- 


— 846 — 


schwarze Herd der Netzhautmitte jetzt, nach fast 7 Jahren, nicht mehr so deut- 
lich wahrnehmbar, wie im Beginn der Erkrankung. 

Der Fall ist wichtig 1. wegen des frühzeitigen Beginns, 2. wegen der 
raschen und sicheren Heilung, 3. wegen der fast 7 Jahre lang fortgesetzten 
Beobachtung. 

Fall 4. Ein 5 Monate alter Knabe, Arthur D., wurde am 29. Januar 
1885 in die Poliklinik gebracht, weil er, mit sehenden Augen geboren, jetzt 
nicht mehr recht sieht. 

Der ungewóhnliche Befund einer chronischen Regenbogenhaut- 
entzündung beider Augen in so zartem Alter veranlasste zunächst 
eine genaue Anamnese zu erheben. 

Der Vater des Kindes hatte im Octaber 1880 ein Ulcus genit. erworben, 
war ärztlich ınit Pillen behandelt worden und hatte ausser Haarausfall keinerlei 
secundäre Erscheinungen beobachtet. 1883 Heirath, 1884 Abort. — Arthur 
zeigte im Alter von 3 Wochen Ausschläge und wurde erfolgreich mit Subliwat- 
bädern behandelt. Von dem behandelnden Arzte bekam ich ausdrücklichen Be- 
scheid, dass das Kind October 1884 wegen angeborener Lues erfolgreich mit 
Quecksilber behandelt worden sei und im December d. J. keinerlei Erscheinungen 
mehr dargeboten habe. 

Röthung der Augen hat die Mutter nie beobachtet. 

Sehprüfung ist natürlich nicht anzustellen, doch folgt das Kind dem Licht 
mit den Augen. 

Beide Augäpfel sind reizlos, die Hornhäute klar, die Pupillen mittel- 
weit und zackig durch Synechien, feine, spinnzewebs-ähnliche Ausschwitzung im 
Pupillengebiet; Netzhaut nicht sichtbar. 

Es wurden Atropineintranflungen, Sublimatbader und innerlich Calomel ver- 
ordnet. Sehr bald trat Besserung ein. 

10. Februar 1885. Pupillen mittelweit, etwas zackig, im Centrum feine 
spinngewebige Haut, der Randtheil gut durchleuchtbar. Netzhaut verfärbt. Starke 
Halsdrüsen. 

Am 20. Februar 1835 sind die Pupillen frei, mittelweit, zackig durch Ver- 
wachsungen, die Netzhaut hochgradig verfarbt durch dichtgedrängte graue Stipp- 
chen. Die Veränderung beginnt in mässiger Entfernung von dem Sehnerven. 
Da Calomel nicht gut vertragen wurde, verordnete ich Einreibungen von grauer 
Salbe 0,5. Bis Ende Juni 1885 waren 60 Salben verbraucht. Sehkraft be- 
friedigend. 

August und September war das Kind auf dem Lande und wurde gut gepflegt. 

Am 25. Januar 1886 sieht das Kind blühend aus. Es sieht und hört 
gut, schnüffelt ein wenig. 

Pupillen mittel weit, auf Licht sich zusamımenziehend, wenig verändert. Ohne 
Atropineinträuflung sind Verwachsungen nicht sichtbar. 

Im Augengrund sieht man helle, scharf umschriebene Stippchen, haupt- 
sächlich in der Mitte. Sehnerven etwas blass, aber sunst normal. 

April 1886: Derselbe Zustand. 

Soweit der erste Act. 4 Jahre später begann der zweite. 

Am 9. September 1890 wird der Knabe, jetzt 6 Jahre alt, wiedergebracht 
wegen einer Entzündung des rechten Auges, die seit 8 Tagen bestand. 

Der Knabe ist sonst munter, schnüffelt ein wenig, die oberen Schneidezähne 
fehlen. Die Sehkraft ist leidlich, nur guckt er etwas seitlich neben dem fixirten 
Gegenstand vorbei und stósst sich in der Dunkelheit; doch hebt er eine Steck- 
nadel vom Fussboden auf. 


347 


Das linke Auge ist reizlos, zeigt a) Trübung der Linse am Schlafen-. 
rande, b) Glaskörperflöckchen, c) Sehnerv grauróthlich, d) helle charakteristische, 
scharf umrissene Herde in der Mitte der Netzhaut und mehr schläfenwärts, 
e) ganz schläfenwärts einen grossen hellweissen, narbigen Herd mit inselfórmiger 
Pigmentauflagerung. 

Das rechte Auge zeigt a) den Anfang der diffusen Hornhautent- 
zündung, eins schmale rothe Randleiste von neugebildeten Blutgefässen, oben 
wie unten, b) Linsentrübung am Rande, c) Sehnerv noch stärker verfärbt als 
links, d) in der Netzhaut zahlreiche grosse Herde, besonders nach der Schläfen- 
seite. (Schwer zu untersuchen.) Beide Pupillen sind nach Atropineinträuflung 
rund und maximal weit. Eine gründliche Schmiercur wurde eingeleitet. 

2. Januar 1891 rechts Sn 1!/,, links Sn V in 4—5”. 

Dritter Act. Am 21. Januar 1895 wird der jetzt zehnjährige Knabe 
wiedergebracht. Jetzt zeigt er gekerbte Schneidezähne; er hat sie erst 
seit einem Jahr. Urin normal. Gesundheit befriedigend. Rechts S = °,,,, 
Sn 1!/, in 4", links Finger in 15', Sn 2!/, in 5". Der Knabe ist am Perimeter 
durchaus nicht zu prüfen. 

Beiderseits besteht schläfenwärts — d. h. nach derselben Richtung, wo 
auch die stärksten Netzhautveränderungen, — eine Linsentrübung, wie das 
Segment eines Schichtstars, beiderseits Glaskórperflóckchen, beiderseits leichte 
V erfárbung des Sehnerven, kleine Stippchen in der Netzhautmitte, grosse scheckiga 
Herde schläfenwärts, mittlere unten in der Peripherie. 

Der Fall ist in vieler Beziehung bemerkenswerth: 1. wegen der sicheren 
Anamnese a) bezüglich der verhältnissmässig frischen, erworbenen Lues des 
Vaters, b) bezüglich der angeborenen des Sohnes. 

2. Wegen des frühen Alters von 5 Monaten, in dem die Netzhautent- 
zündung auftrat und der langen Zeitdauer von 10 Jahren, während deren die 
Beobachtung fortgesetzt werden konnte. 

3. Wegen des Voraufgehens der Netzhautentzündung, der erst nach 
5 Jahren die Hornhautentzündung nachfolgte, wodurch diejenigen Fälle 
von diffuser Hornhautentzündung erläutert werden, wo das nicht befallene Auge 
bei der ersten Prüfung schon Netzhautherde zeigt. 

4. Wegen des beobachteten Auftretens der Hutchinson’schen Zähne, die 
erst im 9. Lebensjahr, 4 Jahre nach Ablauf der diffusen, Hornhautentzündung, 
entstanden sind. 

Fall 5. Margarethe E, 8 Monate alt, wird am 13. September 1893 ge- 
bracht, da sie wohl nach dem Licht blickt, aber nach nichts greift. Anamnese 
negativ. 

Augenzittern, Sehnerv undeutlich begrenzt, Netzhaut trübe, zahlreiche Stipp- 
chen, auch bläuliche Klumpen dicht vor der Netzhaut, feinflockige Glaskörper- 
trübung. Ist nicht lange in Beobachtung gewesen. 

(Das weitere ist im Original nachzulesen.) 


.Journal-Uebersicht. 


Zehender’s klinische Monatsblätter für Augenheilkunde. 1895. Juli. 
1) Eine neue Druckpumpe und ihre Bedeutung für die praktische 
Augenheilkunde, von Dr. Ziem. 


— 848 — 


Z. bat eine Druckpumpe construirt, deren Anwendung er bei Ausspritzungen 
des Conjunctivalsackes, des Thránennasencanals und der Nasenhóhle empfiehlt. 
(Beschreibung ders. vergl. Orig.) 


2) Glaucom nach Staroperation, von Dr. Elschnig. 

Bei einer 73 jährigen rechterseits hemiparetischen Frau mit rigiden Ge- 
fässen traten nach linksseitiger Cataractextraction mit normalem Verlauf nach 
5 Wochen glaucomatöse Erscheinungen auf, welche durch Pilocarpineinträufe- 
lungen nicht beseitigt wurden. Eine Sclerotomie war verweigert worden. Als 
später die Extraction am rechten Auge vorgenommen wurde, traten schon am 
2. Tage glaucomatöse Erscheinungen auf. Durch Eserin wurden dieselben nicht 
vollständig beseitigt. Die Sclerotomie brachte nur vorübergehende Besserung. 
Atropin war nach der Operation nicht angewandt worden. 





3) Lenticonus posterior, von Dr. Elschnig. 

E. beobachtete bei einem 17 jährigen Mädchen einen Lenticonus posterior 
rechterseits, in dessen Mitte sich eine unregelmässige rundliche Trübung befand. 
Das Auge war hochgradig amblyopisch. Die abnorme Gestalt der Linse muss 
jedenfalls als angeborene bezw. intrauterin erworben betrachtet werden. 


August. 
1) Zur Operation des Nachstares, von H. Esberg. 
E. empfiehlt vermittelst der Scheerenpincette den Nachstar durchzuschneiden. 


2) Zwei interessante durch Trauma entstandene Tumoren des Auges, 
von A. Pfingst. 

Bei einem gesunden 57 jährigen Manne entwickelte sich nach einem vor 
3 Jahren an der Corneoscleralgrenze des rechten Auges erlittenen 'Trauma da- 
selbst eine Geschwulst, deren Länge 9 mm und Breite 3—4 mm betrug. Die- 
selbe wurde mit der Scheere und dem scharfen Löffel abgetragen. Bei der 
Untersuchung erwies sie sich als Melanosarcom. Nach einem halben Jahre trat 
ein Recidiv auf, welches wieder entfernt wurde; dasselbe zeigte mikroskopisch 
denselben Bau, wie der Primärtumor. 

Bei einem 54 jährigen Schneider, dem vor 1!/, Jahren beim Holzspalten 
ein grosses Stück Holz geren den rechten Orbitalraud geflogen war, entwickelte 
sich rechtsseitiger Exophthalmus, veranlasst durch einen weichen elastischen 
Tumor von lappigem Bau im oberen temporalen Theile der Orbita zwischen 
Bulbus und Orbitaldach. Derselbe wurde entfernt; er hatte die Grösse einer 
Kastanie und erwies sich ala ein Sarcom der Thránendrüse. 


3) Prismen und erheuchelte einseitige Blindheit, von Conrad Fröhlich. 

F. benutzt 2 Kalkspathprismen von je 14°, welche mit der Basis an einander 
gelehnt sind. Zwischen beiden findet sich ein kleiner Spalt, kleiner als der 
Durchmesser der Pupille. Hält man den Apparat vor ein Auge, so entsteht 
monoculare Triplopie. Man deckt nun das angeblich blinde Auge mit einer 
Klappe zu und hält die Prismen vor das sehende Auge; alsdann sieht der Unter- 
suchte beim Durchsehen durch den Spalt eine Kerze dreifach. Darauf färbt 
man die drei Bilder, dadurch, dass man ein rothes Glas vorhält. Jetzt ver- 
tauscht man die Klappe vor dem scheinbar blinden Auge mit einem rothen Glase, 
alsdann sieht der Geprüfte ebenfalls drei rothe Bilder. Nun bedeckt man ab- 
wechselnd vor dem sehenden Auge nur den Spalt oder die Prismen allein mit 


— 349 — 


dem rothen Glase. Sieht der Untersuchte alsdann immer noch drei rothe Bilder, 

so ist er entlarvt. 

4) Ein Fall von primärem Fibrosarcom des Sehnerven, von E. Wieg- 
mann. 

Es handelt sich um ein Fibrosarcom, das vom Perineurium des Opticus 
innerhalb seines Verlaufes in der Orbita ausgegangen war, bei einem 5jabrigen 
Mädchen. 

5) Ein Fremdkörper über 1!/, Jahre in der Hornhaut steckend, von 

R. Hilbert. 

Bei einem 30 jährigen Heizer wurde die 1 mm lange, wohlerhaltene Flügel- 
decke eines kleinen Käfers, deren Spitze in den Hornhautlamellen steckte, 
während das untere Ende gleichsam an die Hornhaut angesogen war, entfernt. 
Der Fremdkörper hatte 1'/, Jahre in der Cornea verweilt, ohne Reizerschei- 
nungen zu machen. 


6) Noch ein Vorschlag zur Schätzung der Erwerbsunfähigkeit bei 
Augenverletzungen, von E. Heddaeus. 


7) Reitbügel für Probirgestelle, von Dr. Fraenkel. 


September. 
1) Ueber einige subjective Gesichtswahrnehmungen, von W. v. Zehender. 
III. Die Sichtbarkeit der Blutcirculation in den Capillargefássen des eigenen 
Auges. 


2) Ueber experimentelle Erzeugung von Embolien der Blutgefüsse 
im Innern des Auges, von J. Herrnheiser. 

Vermittelst der Singer'schen Mikrosyringe spritzte Herrnheiser Kanin- 
chen und Hunden etwas Kobaltblau oder Asphaltlack in die Carotis interna. 
Obgleich die Mebrzahl der Thiere in Folge von Embolisirung der Hirngefásse 
bald zu Grunde ging, gelang es doch bei einer Anzahl, dieselben eine Zeit lang 
am Leben zu erhalten und die Veränderungen am Auge zu beobachten. Nach 
der Injection zeigte sich eine auffallende Verengerung der Pupille, gleichzeitig 
stellte sich starker Thränenfluss ein und bei zwei Thieren später Keratitis 
neuroparalytica. Diese drei Symptome sind wahrscheinlich auf einen cerebralen 
Reiz zurückzuführen. Auch gelangten die eingespritzten Massen bei zufälliger 
Injection der Gefässe des Ciliarkörpers und der Iris in die vordere Kammer. 
Bei Gelegenheit der ophthalmoskopischen Controle des Ganges der Injections- 
masse gelang es, das Vorhandensein von directen Uebergängen aus den Arterien 
in die Venen der Markstrahlen des Kaninchenauges zu constatiren. Die in die 
arteriellen Gefässe gelangten Pfröpfe wurden bis in die feineren Endästchen 
weiter geschoben; grössere Massen blieben im Gefässe stecken, und man konnte 
eine Art Krampf in den Gefässwänden, welche den eingedrungenen Fremdkörper 
fest umschnürten, wahrnehmen, wobei sowohl das centrale wie periphere Eude 
durch die ihn krampfhaft einschnürende Gefässwand zugespitzt wurde. Diese 
Beobachtung ist für die Erklärung der Ischämie bei unvollständiger Embolie 
der Centralarterie von Bedeutung. Das Gefäss unmittelbar nach der Injection, 
wenn sein Lumen durch den Pfropf verlegt war, füllte sich oft nach ganz kurzer 
Zeit so, dass es zum normalen Kaliber zurückkehrte, ein Beweis für die aus- 


— 850 — 


geprägte Entwickelung von Anastomosen zwischen Ciliar- und Retinalarterien 
beim Kaninchen. In einer anderen Reihe von Fallen blieb die Papille ganz 
blutleer, blass, es trat Schwund ein, der sich zuerst in einem Fleckigwerden 
der Markstrahlen kundgab und dann das typische Bild einer Atrophie des 
Kaninchen-Opticus lieferte. 

3) Physiologische Beobachtungen, von R. Greeff. 

I. Accommodation im erblindeten Auge. 

Bei einem 7jährigen, sonst gesunden Knaben, dessen linkes Auge normal, 
das rechte wahrscheinlich in Folge eines vom orbitalen Theile des Opticus aus- 
gehenden Tumor erblindet war, konnte auch am letzteren beim Sehen in der 
Nähe vermittelst des Skiaskops eine Accommodationsleistung, genau entsprechend 
dem gesunden Auge, nachgewiesen werden, ein Beweis dafür, dass auf beiden 
Augen die Accommodation gleichmässig innervirt wird. 

4) Ein Fall von gummöser Erkrankung der Orbite, der mittleren 
. BSehüdelgrube und des Gehirns, von E. Blessig. 

Bei einem 31 jährigen Manne musste die Exenteration der rechten Orbita 
in Folge eines Orbitaltumors vorgenommen werden, der sich als Gumma erwies. 
Bald zeigte sich auf dem bis jetzt gesunden linken Auge das Bild der Stauungs- 
papille, auch traten andere Symptome von Hirntumor auf, an dem der Kranke 
zu Grunde ging. Es fand sich bei der Section eine gummöse Masse, welche 
die Sella turcica ausfüllte, die Arteria ophthalmica und die rechte Hälfte des 
Chiasma umschloss, in den vorderen 'Theil des Felsenbeins drang und sich in 
die untere Fläche des Temporallappens des Gehirns fortsetzte. 








October. 
1) Ueber einige Gesichtswahrnehmungen, von W. v. Zehender. 


IV. Die Sichtbarkeit der Bluteirculation in den Capillargefässen des eigenen 
Auges (Forts. u. Schluss). 





2) Physiologische Beobachtungen, von R. Greeff. 

II. Bemerkungen über binoculares Sehen Schielender. 

G. berichtet über Patienten, welche nach der Schieloperation nicht nur eine 
Sammelfigur im Stereoskop auffassen lernten, sondern auch den Hering’schen 
Fallversuch bestanden. 

III. Ueber die Bedeutung der Linse bei Myopie. 

Während bei den emmetropischen Augen der optische Werth der Linse 
etwa 10 Diopt. betrágt, beobachtet man bei hochgradig kurzsichtigen Augen 
Linsen einen solchen bis zu 22 Diopt, im Durchschnitt 15 Diopt. 





3) Zur Behandlung der Bindehautcatarrhe, von A. Peters. 

Bei Bindehautcatarrhen in Verbindung mit Hautekzem, bei chronischen 
Catarrhen ohne letzteres, sowie bei der sog. Blepharitis angularis strich Peters 
mit gutem Erfolge eine Salbe, die aus 0,2— 0,5 Ichthyol. ammon, 0,5 Amyl. 
iritic,, ebensoviel Zinc, und Vaselin. Amer. 25,0 bestand, in den Bindehaut- 
sack ein. Horstmann. 


— 851 — 


Vermischtes. 


Professor A. N. Maklakoff. 


Am 16. Mai starb in Moskau der Professor der Ophthalmologie an der 
Kaiserlichen Universität Dr. Alexei Nicolayewitsch Maklakoff. 

A. N. Maklakoff wurde zu Moskau als Sohn eines Arztes im Jahre 1837 
geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er am I. Moskauer Gymnasium, bezog 
darauf die Universität daselbst und widmete sich dem Studium der Medicin. 

Der Grad eines Arztes wurde ihm im Jahre 1860 verliehen und darauf 
im Jahre 1866, nach Einreichung der Inaugural-Dissertation „Ueber die trau- 
matische Entzündung der Netzhaut des Auges“ der Grad eines Dr. der Medicin. 

Im Jahre 1864 erhielt er einen Ruf an die Moskauer Augenheilanstalt, 
in welcher er bis an sein Lebensende verblieb. 

Ausserdem bekleidete er vom Jahre 1871 das Amt eines Privat-Docenten 
und im Jahre 1890 wurde er zum Professor ernannt. Seine Vorlesungen trug 
er, sowie auch die Praktika mit den Studenten in seiner Abtheilung in oben- 
genannter Augenheilanstalt vor, vom Jahre 1892 an aber in der neuerbauten 
Augenklinik. 

Auf die Organisation und Einrichtung dieser Klinik verwandte Prof. Mak- 
lakoff viel Arbeit, Mühe und Sorgfalt und widmete sich ihr mit ganz beson- 
derer Liebe. 

Wiederholt in der Woche verbrachte er daselbst buchstäblich den ganzen 
Tag, wobei er die Klinik erst um 11— 12 Nachts verliess, sich mit dem ein- 
fachen Mittagessen begnügend, das allen Kranken gereicht wurde. Nach den 
Operationen und Vorlesungen begab er sich gewóhnlich in das Laboratorium 
der Klinik, wo er mit fieberhaftemn Eifer seinen Arbeiten oblag, ohne das 
Schwinden der Zeit zu beachten. 

In wissenschaftlicher Hinsicht hatte für ihn die physikalische Seite der 
Ophthalmologie ein ganz specielles Interesse, da die Physik (besonders die 
Lehre von der Electricitàt) sein Lieblingsstudium war. Darum behandelt auch 
der grósste Theil seiner wissenschaftlichen Arbeiten dieses Thema, so z. B. von 
der Ophthalmotonometrie, von dem Einfluss des Lichtes des Volta’schen 
electrischen Bogens auf die Haut und das Auge, von der Anwendung des 
Electromagneten als Massage bei Augenkrankheiten u. s. w. (Seine Arbeiten 
veröffentlichte der Verstorbene ausser in russischen Journalen hauptsächlich in 
den „Archives d’Opbtalmologie‘‘). 

Bei aller Liebe zu seinen wissenschaftlichen Arbeiten im Laboratorium 
gehörte Dr. Maklakoff doch nicht zu den Gelehrten, denen das Leben, und 
die dem Leben fremd sind. 

Oeftere Reisen ins Ausland und ein beständiger lebhafter Verkehr mit 
einem zahlreichen Freundes- und Bekannten-Kreise, zu dem viele hervorragende 
Gelehrte Deutschlands, Frankreichs und Italiens gehörten, liessen iln mit stets 
regem Interesse allen beachtenswerthen Ereignissen und Strömungen des Euro- 
päischen Geisteslebens folgen. 

Ein leidenschaftlicher Naturfreund, beschäftigte er sich in seinen Musse- 
stnnden mit Naturwissenschaften, mit der Bienenzucht und Malerei. 

Selbst dem Gemeinwesen seiner Heimath widmete er ein warmes Interesse 
und arbeite auch auf diesem Felde nach Kräften, als Glied der Semstwo (der 
Landesstände) und als Stadtverordneter in der Duma (kath) von Moskau. Hier 
erscheint er unter anderen als kühner Verfechter der Gerechtsame der Ab- 


— 8592 — . 


geordneten in den Epochen, wo diesen Gerechtsamen eine Beschränkung drohte. 
So machte seine feurige Rede in der Sitzung der Duma im Jahre 1892 einen 
tiefen Eindruck, eine Rede, welcher seine Demission auf dem Fusse folgte. 

Im Allgemeinen gehörte Professor Maklakoff zu den Menschen, von denen 
man sagt, sie hätten „gelebt“ in der besten Bedeutung des Wortes und alle 
irdischen und geistigen Güter voll genossen. 

Er war ein Mann von eigenartigem Charakter, — und wenn man vielleicht 
sagen darf, ihm habe das innere Gleichgewicht gefehlt; so muss unbedingt 
zugegeben werden: er war ein talentvoller Mensch, der an der schablonenhaften 
Form kein Genüge fand und der in selbstlosester Weise zum Idgal strebte. 

Mag ibm die Erde leicht sein; möge sie nicht zugleich mit dem .Leibe 
den Geist erdrücken, den Geist, der gegen die Routine des Lebens bis zum 
letzten Athemzuge kämpfte. Dr. S. Golowin. 





Bibliographie. 


1) Ueber die topisch-diagnostische Bedeutung der Sehstórungen 
bei Gehirnerkrankungen, von Prof. A. Pick in Prag. (Prager med. Wochen- 
schrift. 1895. Nr. 1 u. 2.) Zusammenstellung und Erläuterung der wichtigsten 
Sehstörungen, die bei der Diagnose von Gehirnerkrankungen in Betracht kommen. 

Schenkl. 

2) Ueber den Sehnerven bei Siluroiden und Acanthopoiden, von 
Prof. Dr. J. Deyl in Prag. (Anatom. Anz. Centralbl f. d. ges. wissenschaftl. 
Anatomie. 1895. Bd. XI. Nr. 1.) Während der Opticus bei den meisten Fisch- 
arten entweder eine einfach fächerartig zusammengelegte Membran bildet oder 
aus complicirteren Falten und Fältchen besteht, konnte D. bei Siluroiden und 
Acanthopoiden den Nachweis liefern, dass deren Opticusstamm schon ausserhalb 
der Sclera in einzelne starke Bündel getrennt ist, welche innerhalb der Sclera 
noch in feinere, gänzlich isolirte Stränge zerfallen, um in der Netzhaut mehrere 
regelrecht gebaute Papillen zu bilden. Es sind dies Eigenschaften des Seh- 
nerven, welche nur den höheren Thierklassen zukommen. D. glaubt, dass sich 
der Bau des Sehnervenstranges verwerthen liesse, um die einzelnen Fisch- 
gattungen unter einander und mit den hóher und tiefer stehenden Thierklassen 
in eine im Sinne der vergleichenden Anatomie zusammenhángenden Reihe zu 
ordnen. | . Schenkl. 

3) Ein Fall von Amaurose nach Chinin (Mittheilungen aus der 
Praxis) von Dr. H. Hamlisch, Districtsarzt in Zaroschütz. (Wiener klin. Rund- 
schau. 1895. Nr. 31.) Vollständige Blindheit bei einem 4jähr. Knaben nach 
Gebrauch einer Dosis von 2,5 g Chin. sulf.; negativer Augenspiegelbefund — 
Rückgang der Sehstórung in wenigen Stunden. Schenkl. 

4) Ueber seltenereComplicationen der Blennorrhoe, vonDr.G.Nobl, 
Assistent der Abtheilung des Primararztes Prof. Dr. Lang. (Allgem. Wiener med. 
Zeitung. 1895. Nr. 33.) Unter anderen Fällen ein Fall von Urethrocystitis, 
Polyarthritis und Endocarditis incipiens, complicirt mit Conjunctivitis und catarrba- 
lischen Geschwüren; im späteren Verlaufe trat auch Iritis hinzu. Schenkl. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. — 


Verlag von Vair & Comp. in Leipzig. — Druck von METZGER & WirTIG in Leipzig. 


Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE. 


Herausgegeben von 


Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anckz in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
Dr. BRNBACHER in Gras, Dr. Brarter in London, Prof. Dr. H. Conx in Breslau, Doe. Dr. 
Cr. pu Bois-RavuoND in Berlin, Dr. DAHRENSTAEDT in Herford, Doc. Dr. E. ExwEgT in Bern, 
Dr. GiusBEeRG in Berlin, Prof. Dr. GorpzigHgR in Budapest, Dr. Gorpon Norre in Kopen- 
hagen, Prof. Dr. Horstmann in Berlin, Dr. Issiaoms in Smyrna, Prof. H. Kuarr in New 
York, Prof. Dr.Krückow in Moskau, Dr. KrTHE in Berlin, Dr. LaNDAU in Coblenz, Prof. Dr. 
Magnus in Breslau, Surg. Capt. F. P. MAYNARD in Calcutta, Dr. MicHAELsEN in Góérlitz, 
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Dr. NzUBURGER in Nürnberg, Dr. PxvTESOHN in Hamburg, Doc. Dr. PmsOHEL in Turin, 
Dr. PugTSCHER in Klagenfurt, Dr. M. RmicH in Charkow, Dr. ScHEER in Oldenburg, Prof. 
Dr. ScHENKL in Prag, Doc. Dr. ScHwaARz in Leipzig, Dr. StıeL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark, Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postans:alten des Deutschen Reiches. 


vg. ve ee e be A RÀ a 
e M E nn ——————— ee er u 


December. N eunzehnter Jahrgang. 1895. 


Inhalt: Originalmittheilungen. I. Beitrag zur Ectrorium-Operation. Von Dr. Aug- 
stein in Bromberg. — II. Aus Prof. Hirschberg’s Augenklinik. Der zeitliche Ver- 
lauf bei syphilitischen Erkrankungen des Sehnerven nach 150 Füllen. Von Dr. Michael 
Januszkiewicz. l 

Kiinische Beobachtungen. Neuritische Atrophie des Sehnerven bei Mutter und 
Kind. Mitgetheilt von Dr. Max Linde. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. Ueber das Sa:com des Uvealtractus, von 
Emil v. Grósz. 

Journal-Uebersicht. I. v. Graefe's Archiv für Ophthalnologie. XLI. 2. — IL. Archiv 
für Augenheilkunde. XXX, 2—4. XXXI. 1.2. 

Vermischtes. 





I. Beitrag zur Ectropium-Cperation. 
Von Dr. Augstein in Brombeg. 


Nach einem Vortrage im Verein der Aerzte des leg.-Bezirk Bromberg. 


Es giebt gewisse Leiden, die der Arzt niat gern erscheinen sieht. 
Wenn ein recht altes Ulcus cruris auftaucht, »flegt der Chirurg ebenso 
wenig entzückt zu sein, wie der Nerven-Arzt vomAnblick der hysterischen 
Dame. Eine ähnliche Stelle nimmt das Eetropiun in der Augenheilkunde 

23 


— 354 — 


ein. Fragen wir uns nach dem Grunde dieses Missbehagens, so entdecken 
wir einen inneren Zwiespalt. Man fühlt ziemlich sicher, dass man wenig 
helfen kann; aber es soll geholfen werden, und in der Erinnerung schweben 
so viel schöne Sachen, die man in Lehrbüchern und anderen Veröffent- 
lichungen darüber gelesen hat, dass man sich, trotz schlimmer Erfahrungen, 
immer wieder daran wagt. So wird halb gezwungen der spröde Stein 
immer wieder bearbeitet, und mit der nöthigen Geduld kommt gar am 
Ende ein Kunstwerk heraus, oder zum Mindesten ein Resultat, das Be- 
friedigung gewährt. 

Sehen wir uns in den Lehrbüchern um, so finden wir fast überall eine 
kritiklose Aufzählung aller möglichen Operations-Methoden, die auf dem 
Papier nur weiter leben, weil ein berühmter Name ihnen das Leben ge- 
geben. Aber es giebt Ausnahmen; Fucas z. B. lässt fast alle unberück- 
sichtigt und kommt im Kapitel „Operationen gegen Ectropium* nach wenig 
Worten zur Blepharoplastik, und damit ist eine sehr gute Kritik der sonst 
die Seiten füllenden zahlreichen Methoden gegeben. 


Gehen wir näher auf das Ectropium ein, so finden wir drei das Wesent- 
liche desselben bezeichnende Symptome: 


1. Verlängerung des Lides. 

2. Tieferstellung des Lides. | 

3. Vergrösserung der nach auswärts gedrehten Conjunctiva in wech- 
selndem Grade, von kleinen Anfängen bis zur stärksten hypertrophischen 
W ulstung. 

Damit sind drei Indicationen gegeben, denen genügt werden soll. Mit 
der hier wie überall gepriesenen ätiologischen Behandlung ist praktisch 
wenig zu erreichen. Bei dem einigermassen bedeutenden Ectropium haben 
wir uns eben zur Operatim zu entschliessen, gleichgiltig ob wir ein Ectro- 
pium paralyticum, senile der cicatriceum vor uns haben. Eine Ausnahme 
mag das Ectropium sarematosum (s. luxurians, spasticum) machen. Es 
wird wohl in der Regel aich ohne Operation durch Behandlung der Binde- 
haut und Verband heilen wie schon ARLT angegeben; natürlich wird es 
auch heilen, wenn man de Suturen nach SNELLEN anlegt, und ich glaube, 
dass dieselben von diese: Art des Ectropium ihren Ruf und ihre Ueber- 
schitzung herleiten, denn bei den anderen Arten leisten sie nichts. Wir 
haben bei dem Ectropiun spasticum ungefähr dieselben Verhältnisse wie 
bei der Paraphimosis pens, nur dass hier die Erscheinungen noch stür- 
mischer sind; aber nach ler Redressirung des einklemmenden Hautringes 
gehen sie zurück, ohne dass man eine Naht anzulegen nóthig hat. 


Sehen wir uns nun de Operations- Methoden an, so sondern sie sich 
alle in zwei grosse Kategoien, die z. Th. der ersten und z. Th. der zweiten 
oben angegebenen Indicaton genügen sollen; natürlich wurden auch Com- 
binationen der beiden vorgenommen. 


= har o i ee gf — a Er 


— 355 — 


Die Tarsoraphie nach WALTER genügte meistens nicht allein zur Ver- 
kürzung des Lides; man .exeidirte ein dreieckiges Stück aus der ganzen 
Dicke des Lides, nach dem Vorschlage von Apams aus der Mitte des 
Lides; ArLT verlegte die Excision nach der Gegend der inneren Commissur, 
AMMoN nach der äusseren und SzyMmanowskı in die Schläfengegend. Sehr 
bemerkenswerth ist die Operation nach KunwT, der eine Excision der Con- 
junctiva vornahm, aber auch in Form eines Dreiecks, dessen Basis dem 
Lidrande zugekehrt war. 


Von den Operationen zur Hebung des Lides hat der Quadrilaterallappen 
v. GRAEFE’s und die Excision eines viereckigen Hautlappens nach Unter- 
minirung der adhärenten Stelle von FRIEDRICH JAEGER wohl nur ein histo- 
risches Interesse. Von bleibendem Werthe sind die Operationen von DIEFFEN- 
BACH und WARTON Jonzs: die Hebung des Lides durch einen V-formicen 
Schnitt, der die Narbe eines Y, bez. eines T ergiebt. AnrT will von diesem 
Verfahren niemals ein befriedigendes Resultat gesehen haben. Aber merk- 
würdig — an demselben Orte! lobt er ein Verfahren, „bisher 4mal mit 
gutem Erfolge geübt“, dessen wesentlich- 
ster Act doch gerade in Hebung des Lides 
durch V-Schnitt besteht. Nach dem be- 
kannten Bilde Arır’s (s. Figur) ist wohl 
vielfach operirt worden. 1. Act: V-Schnitt 
und Hebung des unterminirten Lappens 
abd; 2. Act: Abtragung des Lidrandes 
sammt Colienboden von c bis d, so dass 
nach der Reposition des Lappens die Haut- 
wunde co an der bei d liegt. Also Ver- 
kürzung des Lides mit Hebung desselben 
combinirt, soll hier ein befriedigendes Resutat geben. Hat man aber 
in der That dies Ziel erreicht? Ich glaube, es dürfte nur ganz ver- 
einzelt vorgekommen sein. In schwereren Fällen wulstet sich die hyper- 
trophirte Bindehaut früher oder später wieder hervor und bedingt Ent- 
stellung; hat man doch aus dieser Erkenntniss zu dem heroischen Mittel 
gegriffen, für einige Wochen das obere Lid mit dem unteren zu vereinigen 
(künstliches Ankyloblepharon) Aber es kann durch diese Methode bei 
ausgiebigem Schnitt und ausgiebiger Lockerung des Lappens eine befriedi- 
gende Hebung des Lides erzielt werden. 





So sind wir mit den hauptsächlichsten Methoden fertig und sehen, 
dass bei ihnen allen der dritten oben gegebenen Indication gar nicht ge- 
nügt ist. So auffallend dies erscheinen mag, so leicht erklärlich ist es 
doch: die Bindehaut galt als ein Noli me tangere. Ich glaube, dass FUKALA 








1 GRAEFE-SAEMISCH, 3. Bd., ARLT, Operationslehre S. 463. 
e 93* 


ke 856 — 


einen wesentlichen Schritt vorwärts gethan hat, indem er die Scheu vor 
der Ausschneidung der gewulsteten Bindehaut überwand und dieselbe ge- 
radezu zur Methode erhob.! Wenn auch früher von einzelnen Operateuren 
ähnliche Excisionen gemacht worden sind, (— auch Zerstörungen mit gal- 
vano-caustischem und PaquELriN'schen Brenner in Erwartung späterer 
Narbenschrumpfung —), so dürfte es doch sehr vereinzelt geschehen sein, 
und liegen meines Wissens keine Bekanntmachungen derselben vor. 


Selbstrerständlich wird nun die Zahl der Ectropien, bei denen man 
mit der FokaLA'schen Excision allein zum Ziele gelangt, doch nur eine 
geringe sein. Die Tiefstellung des Lides und die Verlängerung desselben 
kann dadurch nicht gehoben werden. Es muss eben eine zweckmässige 
Combination der früheren Methoden mit der Excision verbunden werden. 
Nachdem ich nun in 11 Fallen nach diesem Princip operirt habe, habe 
ich auch bei schwereren Fallen z. Th. so tadellose Resultate erhalten, wie 
sie mir vorher überhaupt nicht bekannt waren, so dass ich mir erlauben 
möchte, einzelne besonders anzuführen. 


I. Arbeiter M. P., 47 Jahre alt, wurde am 27. April 1894 mit grossem 
Narben-Ectropium des rechten Unterlides aufgenommen und am 4. Mai geheilt 
entlassen. Die Photograpbie zeigt das Auge nach der Entlassung; leider 
ist vor der Operation kein Bild angefertigt, weil ich damals wegen der 
grossen Entstellung selbst nicht glaubte, ein befriedigendes Resultat zu 
erreichen; es entsprach das Aussehen aber so genau dem oben von ARLT 
angegebenen Bilde, dass ich mir die Maasse für den V-Schnitt und die 
Excision des Lidrandes nach jenem Bilde vor der Operation markirte; zum 
Schluss wurde die als Wulst doch vorquellende Bindehaut in ganzer Aus- 
dehnung excidirt und der Lidrand mit dem Rest der Conjunctiva durch 
Nahte vereinigt. 


II. Arbeiter T. G., 42 Jahre alt, wurde am 29. October 1894 mit 
Narben-Ectropium des linken unteren Lides aufgenommen und am 10. Nov. 
geheilt entlassen. a zeigt die Photographie vor, 5 nach der Operation. 
Hebung des Lides durch V-Schnitt, ohne Verkürzung des Lides‘, und Ex- 
cision der Bindehaut wie oben. 


III. Gastwirthssohn E. M., 19 Jahre alt, aus Tuchel, Narben-Ectropium 
des linken unteren Lides; a vor, b nach der Operation, genau wie II 
operirt. 

Drei andere, ebenso operirte Fälle von Narben-Ectropien, gleichen so 
sehr dem letzteren, dass sie übergangen werden können. Besondere Er- 


wagungen knüpfen sich noch an diejenigen Fálle, die ich mit Excision der . 


Conjunctiva allein operirt habe. 


—————— 





! Berliner klin. Wochensehrift. 1891. Nr. 11. 


bi BDT e 


IV. betrifft den 76 Jahre alten Rittergutspächter W. H., der ein 
Ectropium des rechten unteren Lides durch chronisches Ekzem der Gesichts- 
haut hatte. Da die Tiefstellung des Lides nicht bedeutend war, wurde er 
mit einfacher Excision operirt. Das Resultat war geringe Auswärtsdrehung 
des unteren Lides, die durch Höherstellung des Lides zu vermeiden gewesen 
wäre. 


V. Kellner W. F., 22 Jahre alt, den 21. August 1895 aufgenommen, 
den 25. August geheilt entlassen. Er hatte im Juni einen Selbstmord- 
Versuch gemacht, bei dem die Revolver-Kugel in die rechte Schläfe ein- 
gedrungen war und nicht gefunden worden ist. Die anfängliche Protrusion 
des Augapfels hatte sich zurückgebildet; das Auge zeigte bei der Aufnahme 
Sehnerven-Atrophie und war völlig erblindet; sehr entstellend war ein 
grosses Ectropium der Bindehaut des unteren Lides, das das Auge völlig 
verdeckte, ohne die geringste Tiefstellung des Lides. Dasselbe — wohl 
^ richtiger eine, ursprünglich durch Blutstauung bedingte, Ectopie der Schleim- 
haut zu nennen — hatte sich in mehrwóchentlicher Beobachtung nicht 
verkleinert trotz Druckverband. Die einfache Excision ergab ein kosmetisch 
völlig befriedigendes Resultat und genügende Tiefe des Bindehautsackes. 
(a vor, 5 nach der Operation.) 


VI. Frau M., 33 Jahre alt, am 7. Februar 1893 aufgenommen, am 
16. Februar entlassen. Grosses Narben-Ectropium rechts oben und unten 
nach Verbrennung im 2. Lebensjahre. Beim Lidschluss geschah die Be- 
deckung der Hornhaut durch die ectropionirte Bindehaut. Einfache Ex- 
cision oben und unten. Nach der Operation kosmetische Verbesserung, 
aber Schädigung der Cornea, auf der sich, weil sie unbedeckt blieb, Ulcera 
entwickelten. 


Noch zwei weitere Fälle betrafen senile MELODIEN, die durch einfache 
Excision gut heilten. 


Fall VI hätte gar nicht oder mit nachfolgender Blepharoplastik des 
oberen Lides öperirt werden müssen. Sonst ist in keinem Fall ein Schaden 
durch die Excision der Bindehaut eingetreten. Besonders beachtenswerth 
erscheint mir, dass ein Keil in der Ausdehnung des Ectropium mit der 
Basis nach der Oberfläche so herausgeschnitten wird, dass ein 3—4 mm 
hohes Stück von der Bindehaut des Lides übrig bleibt, welches durch Naht 
mit dem Lidrande vereinigt wird; zweckmässig wird der erste Schnitt dazu 
von der innern Lidkante dem Lide parallel nach unten in genügende Tiefe 
mit dem Messer geführt, der zweite Schnitt, der die Excision vollendet, 
mit der Seheere. Fall V konnte einzig und allein nur durch dreiste Ex- 
cision operirt werden, da eine Verlängerung und Tieferstellung des Lides 
gar nicht vorhanden war. Fall IV zeigt, dass zu vollkommenem kos- 
metischen Erfolg selUst eine geringe Tieferstellung nicht vernachlässigt 
werden darf. 


— 358 — 


Fasse ich demnach zum Schluss meine Beobachtungen kurz zusammen, 
so ergiebt sich: 


Die Exeision der Bindehaut ist zur Ectropium-Operation nothwendig; 
sie genügt allein nur in wenigen Füllen; aber durch Combination mit 
Hebung und ev. Verkürzung des Lides können selbst in schweren Fällen 
befriedigende Resultate erzielt werden; zur Hebung des Lides empfiehlt 
sich am meisten der V-Schnitt. 


Aus Prof. Hirschberg's Augenklinik. 


Il. Der zeitliche Verlauf bei syphilitischen Erkrankungen 
des Sehnerven nach 150 Fällen. 
Von Dr. Michael Januszkiewicz aus Warschau. 


Die Erkrankungen des Sehnerven in Folge erworbener Lues sind sehr 
verschiedenartig. Ihrer Entstehung nach kann man sie eintheilen in zwei 
Hauptgruppen: 1. in nichtentzündliche, denen verschiedene degenerative 
Processe im Sehnerven zu Grunde liegen und 2. in entzündliche oder Neu- 
ritiden, die häufig wieder in Atrophie ausgehen. 

Die erste Gruppe, das heisst die nichtentzündlichen Erkrankungen des 
Opticus, theilen wir ein in genuine und spinale Atrophien. 

Was die zeitlichen Verhältnisse, namentlich die Berücksichtigung des 
Intervalls zwischen Primäraffection und Auftreten des Sehnervenleidens an- 
belangt, so ist in der allgemeinen Literatur wie auch in den Lehrbüchern 
wenig darüber zu finden. Nur bei Kniızs finde ich die Mittheilung, dass 
die durch meningitische und gummöse Processe bedingten Sehnervenerkran- 
kungen gewöhnlich spät auftreten, während die selbständige specifische Neu- 
ritis optica verhältnissmässig früh, nämlich 8—20 Monate nach der In- 
fection zu erscheinen pflegt. 

Wir gehen über zur Betrachtung unserer 150 Fälle mit Berücksich- 
tigung der zeitlichen Verhältnisse der Opticuserkrankung. Wenn wir sie 
nach der oben angeführten Eintheilung beobachten, so sehen wir, dass sich 
unter den 150 Fällen 107 oder 71,3°/, von nichtentzündlichen Erkran- 
kungen des Sehnerven befinden, während der Rest von 43 Fällen oder 
28,7 °/, auf Entzündungen kommt. Die erste Abtheilung zerfällt in 45 Fälle 
oder 30°/, genuiner und 62 Fälle oder 41,3°/, spinaler Atrophie. In der 
zweiten Abtheilung wurde die Entzündung 26mal oder 17,3°/, im acuten 
Stadium und 17 mal oder 11,3°/, im Stadium der entzündlichen Atrophie 
beobachtet. | 


— 359 — 


Wir müssen noch 6 Fälle erwähnen, die wir als zweifelhaft hinstellen 
und von denen 4 unter der Rubrik der genuinen Atrophie angeführt sind; 
2 von ihnen hatten schwache Kniereflexe, 2 Miosis, während bei 2 Fällen 
von entzündlicher Atrophie die Kniereflexe fehlten. Wenn dies auch die 
einzigen Symptome sind, die auf eine spinale Erkrankung hinweisen, so 
können wir doch nicht mit Sicherheit sagen, ob sich mit der Zeit nicht 
noch andere gefunden haben würden. 


I. Genuine Atrophien. 
































- Ars aan ao on = 

s| 2,5 3383|, 2,5 388|3 | 2,33%: 
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1$ 4 £33 Bee 13 = 1,85 | ESE 12 |= | se | Bee 
e 574 24$ S| | 84/823 lq e = |32 

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W. | 28 | 21,| 2 |M|4| 10 8. Iw.|58 | 20 191. 
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» | 60 10 9 e 4| 8 1 W.| 45 14 12 





Wir ersehen aus unserer Tabelle, dass der Zeitraum zwischen der In- 
fection und dem Anfang der Sehstórung sehr verschieden ist, die kürzeste 
Frist ist 6 Monate und zwar in 1 Falle, die längste 29 Jahre, in 2 Fällen. 
Am häufigsten trat die Sehstörung 5— 10 Jahre nach der In- 
fection, nämlich in 15 Fällen, aber auch ziemlich häufig bis 
20 Jahre, auf. 

Wenn wir diese Verhältnisse genauer betrachten, so ergiebt sich Fol- 
gendes: Von den 45 Fällen von genuiner Atrophie trat die Sehstörung ein: 
nach 1/, Jahre 1mal 
zwischen 1—3 Jahren 5 ,, 

» 3—5 » d 3 » 
” 5—10 » 15 » 
» 10—15 » 
» 15— 20 „ 
” 20—30 d 


„ 


» 


m CO 


3 


-- 360 — 


Was den weiteren Verlauf der Krankheit anbetrifft, so ist in 10 Fällen 
die Amaurose unter unseren Augen eingetreten, und zwar war 
der kürzeste Verlauf 6 Monate, der längste 5 Jahre. Was das 
Geschlecht anbelangt, so waren 28,8°/, der Kranken Frauen und 71,2?, 
Männer. 


II. Tabische Atrophien. 





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| 
| 
| 
| 














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M. 34| 14 12 | 


M. | 33 11 10!/, | 

Die Zeitschwankungen zwischen Infection und Krankheit sind auch 
hier bedeutend, nur mit dem Unterschied, dass hier als kürzeste Frist 
zwischen Infection und Sehstórung 2 Jahre gefunden wird (1mal), als làngste 
30 Jahre (1 mal), in den meisten Fällen 5 bis 20 Jahre. Der Verlauf 
der Fälle gestaltet sich folgendermaassen: 


nach 2 Jahren 1mal 
” 3—5 „ 6 » 
P 5—10 „1, 
„ 10—15 j 16 „ 
„ 15—20 - 15 , 
» 20—25 » 8 » 
» 25—30 » 1 » 


Geschlecht 


_ 
<j 


M. 
W. 
M. 


W. 


21/, Monate nach der Infection. 


361 


In 16,1°/, waren die Kranken Frauen, in 83,9 °/, Männer. 10 Fälle 
sind während der Beobachtung erblindet. Am schnellsten trat die Amau- 
rose nach 1 Jahre ein (bei einem Falle), am spätestens nach 8 Jahren. 
Die meisten Falle kamen zur Beobachtung in den Anfangsstadien der Tabes, 
während bei 15 Fallen deutliche Ataxie notirt ist. Einmal trat die Seh- 
störung erst auf, nachdem die Tabes schon 14 Jahre bestanden hatte. 


| eet E 
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SS |ı 553 
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| 
33 3!| 
28 5 
35 10 
21 3 
25 9 
32 D 
48 2 
38 20 
39 14 


Zeit zwischen 


Infection und 


Sehstórung 


> 


Geschlecht 


À 
< 


Alter 


23 
31 
21 
[ia 
49 


Vor wieviel | 


Jahren 


Infection 


Zeit zwischen 
Infection und 
Sehstórung 


-1 to C" 
- 


b> Fe 


Qr 


(Geschlecht 


M. 


W. 


III. Acute specifische Neuritiden. 


Alter 


bei g 
-1 bo Pe 


^ I 
-- 


26 


Vor wieviel 


Jahren 


Infection 


Zeit zwischen 


[Infection und 
Sehstórung 


oo -_ — 
c 
S 


19 


Hier sehen wir, dass die Krankheit grósstentheils schon früh 
auftritt, meistens 1 bis 5 Jahre nach der Infection, so bei 1 Falle 


Andererseits kommen aber auch Fille 


vor, bei denen sie sich ausnahmsweise sehr spät zeigt; die späteste Frist 
ist 28 Jahre. Dann ist der Zusammenhang fraglich oder doch nicht direct. 


Im Einzelnen verliefen die Fälle in folgender Weise: 


die Sehnervenerkrankung bald nach der Infection sich gezeigt hatte. 


nach 2!/, Monaten 
1—1 Jahre 6 , 
1—3 Jahren 5 


„ 


„ 


» 


D 


2» 


„ 


2) 


Bei 11 von den 26, 


3—5 


5—10 
10—15 
15—20 
20—30 


» ` 


» 


] mal 


C2 ro to C5 d 


mit Unguentum 


» 


9 


» 


„ 


cinereum behandelten 
Fällen trat bedeutende Besserung ein und zwar besonders dann, wenn 


In 


4 Fällen ist der acute Process in Atrophie übergegangen. 


— 362 — 


IV, Neuritische Atrophie. 





| 
| 



































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» | 29 10 |. 9'A| . Tag 30 28 





Die im Zustande der neuritischen Atrophie zur Beobachtung gelangten 
Fälle sind meistentheils spät nach der Infection erkrankt; die kürzeste Zeit, 
in der schon deutliche Atrophie beobachtet wurde, ist 2, die längste 28 Jahre. 
Bei der Zusammenstellung ergiebt sich: 


nach 2 Jahren 1mal 
» 2—5 » 0 » 


» 5—10 » 6 » 
99 10—15 » 5 9 
» 15 — 20 » 9 » 
» 20—30 ” 2 » 


Bei keinem von diesen Fállen war Besserung nachgewiesen, die Seh- 
schärfe sank allmählich bei allen, wenn es auch in der Zeit der Beobach- 
tung nieht zur vollstàndigen Amaurose kam. 

An Neuritis resp. Atrophie erkrankten 39,5°/, Frauen und 60,5°;, 
Männer. 

Wenn wir einen Blick auf die 150 Fälle von Sehnervenerkrankung 
nach Lues zurückwerfen, so sehen wir, dass Neuritis hauptsächlich 1 bis 
5 Jahre, Atrophie der Sehnervren 5—10 Jahre und länger nach der Infection 
vorkommt. Einzelne Fälle scheinen eine Ausnahme zu machen, doch ist 
bei der poliklinischen Beobachtung absolute Genauigkeit auf solchem Ge- 
biete nicht zu erzielen. 

Eine angenehme Pflicht ist es für mich, auch an dieser Stelle Herrn 
Geheimrath HırscHhBere meinen verbindlichsten Dank für das mir über- 
lassene Material auszusprechen. 


m _ p 


— 363 — 


Klinische Beobachtungen. 


Neuritische Atrophie des Sehnerven bei Mutter und Kind. 
Mitgetheilt von Dr. Max Linde. 


Anfang November 1895 wurde in die Klinik des Herrn Prof. Hirschberg 
em schwachsichtiges Kind, Marie O., von der Mutter gebracht mit der Angabe, 
dass die Eltern seit 2 Jahren bei dem Kinde eine Abnahme der Sehkraft be- 
obachtet hätten. Es handelt sich um ein 3!/, jähriges aufgewecktes Kind von 
blasser Hautfarbe und zartem Wuchs. Das Kind ist 81 cm hoch! und für das 
Alter körperlich zurückgeblieben. Die Zähne sind normal. Es hat keine Drüsen- 
anschwellungen und keinen Ausschlag. Am Schädel sind keinerlei Missbildungen 
zu beobachten. Das Kind ist schwachsichtig. Es erkennt grössere Gegenstände, 
wie z. B. die Uhr, in 4—5 Fuss, kleinere Dinge, z. B. ein Stück Zucker, in 
1—2 Fuss. Im Raume findet es sich gut zurecht. Die Prüfung mit dem 
Augenspiegel ergiebt, dass bds. der Sehnerv kreideweiss ist. Die Umgebung 
desselben ist verwaschen; es finden sich keine peripheren wesentlichen Herde im 
Augengrunde. Das ophthalmoskopische Bild ist demnach das einer neuritischen 
Atrophie des Sehnerven. 

Die Anamnese ergiebt, dass das Kind kurz nach der Geburt Blennorrhoe 
gehabt hat, dass es erst im Alter von 1°/, Jahren laufen gelernt hat, dass es 
erst sehr spät, nämlich zwischen dem 1. und 2. Lebensjahre die Zähne bekommen 
hat. Jedesmal, wenn ein Zahn durchbrach, stellten sich Krämpfe ein. Im Alter 
von 1!/, Jahren traten die Krämpfe, welche sich mit Bewusstlosigkeit und 
Schielen vereinigten, besonders heftig auf. Erst nach Durchbruch der Zähne 
liessen sie nach. Weitere Erhebungen ergaben, dass auch die Mutter 
schwachsichtig sei, und deshalb wurde auch diese einer Untersuchung unter- 
zogen, wobei sich herausstellte, dass die Mutter denselben Befund zeigte. 

Die Mutter giebt an, 26 Jahre alt zu sein. Der Vater ist früh an Typhus 
gestorben. Ihre Mutter lebt und ist gesund. Von ihren Geschwistern leben 
vier und sind gesund. Doch ist eine Schwester auffallend klein geblieben. Eine 
Schwester ist an unbekannten Ursachen im Alter von 2 Jahren gestorben. Pat. 
hat stets schlecht gesehen und hat in zarter Jugend viel an den Augen ge- 
litten. Sie vermag aber genauere Angaben hierüber nicht zu machen. 

Der Status ergiebt, dass auch die Mutter ausserordentlich in ihrem Knochen- 
wachsthum zurückgeblieben ist. Der ganze Kórperbau ist wohlproportionirt, doch 
sehr zart. Die Höhe vom Scheitel bis zur Sohle betr&gt nur 1 m 16 cm. Die 
Zähne sind normal. Am Schädel keine Missbildungen. Die Augen sind lang 
gebaut und zeigen leichte Divergenz. Cornea und Iris normal. Die S. beträgt 
r. und l Finger in 7—8 Fuss. (Gläser nicht besser), Sn 7!/, in 4 Zoll. Das 
Gesichtsfeld zeigt beiderseits ein centrales relatives Scotom von 5—10?. Die 
Peripherie ist etwas eingeengt. 

Der Augenspiegel zeigt wie bei der Tochter beiderseitsauffallend weisse Papillen. 
Die Grenzen sind ziemlich scharf, doch pigmentirt, auch ist die Sehnervenscheibe 
nicht rund, sondern eckig, besonders links.  Atrophische Excavation ist nicht 
wesentlich, anch schimmert die Lamina cribrosa nur wenig durch. Die Gefasse 
sind normal. Es finden sich keine Herde im Augengrunde Demnach muss 
auch in diesem Falle die Diagnose gestellt werden: neuritische Atrophie beider 
Sehnerven. | 


! Die Durchschnittsgrésse fiir dieses Alter beträgt 95 cm. 


s dedu 


Es handelt sich jetzt um die Deutung des Falles. Die Literatur er- 
giebt nur eine geringe Ausbeute. Zwar hat Leber zuerst auf jene Fälle 
familiärer idiopathischer Neuritis optica aufmerksam gemacht, welche ohne nach- 
weisbare Ursache durch Vererbung entstehen, meistens Geschwister und mit Vor- 
liebe nur das männliche Geschlecht befallen, und zwar meistens in der Pubertät, 
und mit Atrophie endigen. Später haben andere Autoren (Mooren, Prouf, 
Alexander, Hirschberg, Pufahl u. a.) ähnliche Fälle veröffentlicht, sodass 
zur Zeit die Zahl der beobachteten Familien schon eine beträchtliche (ca. 20) 
ist. Aber mit dieser Form hat der oben berichtete Fall nichts zu thun. Es 
muss vielmehr angenommen werden, dass hier eine erbliche Krankheit bei der 
Mutter die Sehnervenentzündung bewirkte, und dass die Mutter ihrerseits das- 
selbe Virus ihrem Kinde vererbte zugleich mit einer Schwáche (locus minoris 
resistentiae) des Sehnerven. Das vererbte Virus befiel nun mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit den schon schwachen Kórpertheil. Als eine solche vererb- 
bare Krankheit kennen wir aber nur die Lues. Dass es sich thatsáchlich um 
eine syphilitische Affection handelt, wird nicht nur durch Diagnose per ex- 
clusionem wahrscheinlich, sondern lässt sich auch durch die Nackendrüsen bei 
der Mutter und den Kleinwuchs bei Mutter und Kind vermuthen. Die Krämpfe 
des Kindes bei der Zahnung sind wohl auf meningitische Reizung zurückzuführen. 
Uebrigens sind auch bei der Neuritis luetica Krämpfe beovachtet wie Prof. Hirsch- 
berg dies als vorkommend beschrieben hat. 

Demgemäss wurde dem Kinde eine Inunctionskur verordnet (0,5 Ung. by- 
drarg. p. d.) in der Annahme, dass hier die Atrophie noch nicht so lange be- 
steht, dass nicht noch eine Hoffnung auf Besserung vorhanden wäre, wie das 
ja auch aus den Besserungen hervorgeht, die Prof. Hirschberg bei den an 


congenitaler luetischer Retinitis leidenden Kindern constatirte. Der Mutter 


wurde KJ. gegeben. Doch ist hier wohl Hoffnung auf Besserung ausgeschlossen. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge. 


Ueber das Sarcom des Uvealtractus, von Emil v. Grösz. (29 Fälle.) 
(Orvosi Hetilap. Szemészet. 1895. 4.) 


I, Diagnose und Prognose. 

Fuchs betont in seiner classischen Monographie über das Sarcom des 
Uvealtractus mit Recht, dass wir bezüglich der Prognose des Leidens wegen 
Mangel an entsprechenden Daten noch so ziemlich im Dunkeln herumtasten. 
Unsere Kenntnisse können wir auf eine einfache Weise erweitern, wenn wir das 
weitere Schicksal der Operirten verfolgen. Dass diesem Streben bei grossem 
Materiale besondere Schwierigkeiten entgegentreten, ist leicht verständlich. 

Abgesehen von der Monographie Fuchs’s, lieferten uns noch Hirsch- 
berg und Leber mit diesem Gegenstande sich befassende Studien, welche zur 
Klärung der Frage über die Prognose des Leidens beitragen. 

Noch wichtiger ist es, die Diagnostik der Krankheit zu entwickeln. Zwar 
gehört das Sarcom der Uvea zu den selteneren Erkrankungen des Auges (nach 
Fuchs 0,06 °/,, nach Hirschberg 0,05°/,, nach Freudenthal 0,04 °/,); 
ziehen wir jedoch die Bösartigkeit des Leidens und die traurigen Folgen in 
Betracht, so ist es von grösster Wichtigkeit, dass wir die Diagnose im aller- 
ersten Stadium stellen, da wir zu dieser Zeit die meiste Aussicht haben, eine 
dauernde Heilung zu erzielen. 


— 365 — 


Wir müssen daher bestrebt sein, unsere Kenntnisse nach beiden Richtungen 
hin zu ergänzen. Zu diesem Zwecke studirte ich die auf der Königl. ungar. 
Universitäts- Augenklinik des Prof. Wilhelm Schulek in den letzten 20 Jahren 
operirten Fälle. Das grosse einschlägige Material, ebenso der Umstand, dass 
ich in einer bedeutenden Anzahl von Fällen ausser der. Diagnose und Ope- 
ration Dank der Gefälligkeit meines Chefs auch die histologische Untersuchung 
ausführen konnte, bieten für Schlussfolgerungen eine sichere Basis. 

Wir unterscheiden im Verlaufe der Krankheit bekannter Weise vier Stadien. 
Das letzte Stadium, (in welchem das Leiden durch Metastasenbildung schon all- 
gemein geworden ist) berührt nicht mehr den Wirkungskreis des Augenarztes, 
ja nicht einmal den des allgemeinen Praktikers, da es ohnedies für den Kranken 
dann keine Hülfe mehr giebt. Im dritten Stadium (wenn die Geschwulst 
die Umhüllungen des Augapfels durchbrochen hat) ist die Diagnose leicht zu 
stellen. Desto schwerer kann das im ersten und zweiten Stadium sein. Im 
ersten Falle bleibt die kleine Geschwulst hinter der abgelösten Netzhaut ver- 
borgen, im letzteren wird der Einblick in das Auge durch die in Folge von 
Glaucom verursachte Trübung der Medien erschwert, wenn nicht unmöglich 
gemacht. 

Von den Sarcomen des Uvealtractus kommt das der Choroioidea am häufigsten 
vor, das der Iris am seltensten. Nach Fuchs betrafen von 250 Uvealsarcomen 
nur 11, d. i. 4,4?/,, die Iris. Unter unseren 29 Fällen kamen 3 Sarcome an 
der Iris vor; die Diagnose der letzteren ist, da das Uebel vor unseren Augen 
liegt, noch am leichtesten zu stellen. Die Entwickelung stellt sich gewöhnlich 
in der Form einer in der Vorderkammer sitzenden leber- oder dunkelbraunen 
Geschwulst dar. Das rasche Wachsen bietet den Hauptunterschied vom Melanom 
und der Mangel von Entzündungserscbeinungen lässt auf den ersten Blick das 
Tuberculam und Gumma ausschliessen. Schwieriger ist die Diagnose der durch 
Netzhautablösungen gedeckten hinteren Sarcome. Die steil abfallende unbeweg- 
liche Ablation, die manchmal durchscheinenden eigenen Gefässe der Geschwulst, 
die dunklere Färbung, der Mangel anderer, Ablation hervorrufender Ursachen 
(Myopie, Trauma) und hauptsächlich die erhöhte oder wenigstens normale Tension 
bilden die Hauptstützpunkte der Diagnose. Es ist schon längst bekannt, dass 
die Spannung der Augen mit Netzhautablösung vermindert ist, hingegen ist die 
Tension desjenigen Auges, welches eine Geschwulst in sich birgt, schon vor 
Ausbruch der Symptome des Glaucoms eher erhöht (Graefe). Bei vollkommener 
Netzhautablösung lässt die an die Linse angedrückte abgelöste Netzhaut das 
Uvealsarcom vermuthen. Dass sich nach Einträufelung von Atropin ein Glau- 
comanfall einstelle, wenn hinter der abgelösten Netzhaut eine Geschwulst liegt, 
giebt keinen verlässlichen Stützpunkt. Mir gelangen diese Versuche auch bei 
wiederholten Eintráufelungen nicht. Hirschberg empfahl für zweifelhafte 
Fälle die Punction der Sclera, da sich die Netzhaut, wenn die Ablösung nur 
durch subretinale Flüssigkeit verursacht wird, wieder anlegt, während, wenn 
hinter der Ablösung eine Geschwulst verborgen liegt, die Umrisse dieser schärfer 
hervortreten. Fränkel empfiehlt, dass wir unter Controle des Augenspiegels 
mittelst einer von der entgegengesetzten Seite eingeführten Starnadel die Con- 
sistenz der Ablösung, resp. der Geschwulst sondiren. 

Fuchs modificirte dieses Vorgehen in der Weise, dass er den Einstich 
entsprechend der Ablösung macht und die Beweglichkeit der Nadel beobachtet. 
Jedoch werden nicht selten die Medien trübe und die Beurtheilung mittelst des 
Spiegels stösst auf neue Hindernisse. Die Durchleuchtung des Auges mit elek- 
trischem Licht gelingt auch nicht immer. 


366 — 


Im zweiten Stadium ist eine Verwechselung mit primärem Glaucom leicht 
möglich. Als Unterscheidungspunkte können folgende dienen: beim Uvealsarcom 
tritt der Glaucomanfall dann ein, wenn das Auge schon ganz erblindet ist, die 
Schmerzen sind continuirende, das Auge ist steinhart, manchmal ist die Netz- 
hautablösung trotz der getrübten Medien erkennbar, nur ein Auge ist ergriffen, 
die Iridectomie vermindert nicht die erhöhte Tension, die Füllung der episeleralen 
Gefässe ist auf einer Seite auffallend. 

Alle diese Schwierigkeiten werden durch zufällige Umstände noch grösser. 
Das veranlasste mich, zur Sicherung der Diagnose neue Anhaltspunkte zu suchen. 

Diesen Zweck verfolgend, begann ich mit der chemischen und mikroskopi- 
schen Untersuchung der aus den eröffneten, wegen Sarcom enucleirten Augen 
ausfliessenden Flüssigkeit. Die Untersuchungen wurden, mit Ausnahme des ersten 
Falles, den wir selbst untersuchten, durch die Herren Dr. B. Vas und Dr. G. 
Gava ausgeführt. 

In den letzten 2 Jahren bot sich zu solchen Untersuchungen dreimal die 
Gelegenheit. 

1. K. J., ein Mann von 65 Jahren. Das rechte Auge wurde 2 Stunden 
nach der Enucleation eröffnet; es entleerte sich 4 cm? dunkelbraunrothe Flüssig- 
keit (Panas fand die subretinale Flüssigkeit gewöhnlich strohgelb). Die Flüssig- 
keit ist von alkalischer Reaction, enthält viel Albumin, unter dem Mikroskope 
sind zahlreiche rothe, einige weisse Blutkörperchen und viele dunkelbraun 
pigmentirte Zellen von verschiedener Grósse sichtbar. 

2. Frau V. M. Nach Eróffnung des Auges entleerte sich 4 cm? dünne, 
rothbraune Flüssigkeit von alkalischer Reaction. Die Untersuchung ergiebt 
Folgendes: Viel Serumalbumin (nach Scheerer bestimmt 1,2°/,), Spuren von 
Gallfarbstoffen und Traubenzucker. Kein Pepton und Propepton. Alkohol, 
Aether, Alkalien und Eisenchloridlösung bringen an dem Farbstoffe keine Ver- 
änderungen hervor. 

Mikroskopisches Bild: Wenig rothe, einige weisse Blutkörperchen, ausser- 
dem in mässiger Anzahl grössere ovale und runde, gekörnte, da und 
dort Pigmentkörnchen enthaltende Zellen. 

"3. Sz. J. Aus dem 9 Tage nach der Enucleation eróffnetem Auge ent- 
leert sich 5 cm? rumfarbene, dicke, alkalische Flüssigkeit: In dem röthlichen 
Extract viel Serumalbumin, nach Ausfällen des Eiweisses bleiben wenig redu- 
cirende Stoffe zurück. Die mikroskopische Untersuchung giebt wegen gleich- 
mässiger gelber Pigmentirung der geformten Elemente keine genügende Auf- 
klärung. (Die Eröffnung des Auges geschah zu spät.) 

In den zwei ersten Fällen enthielt die subretinale Flüssigkeit viele Pig- 
mentzellen von verschiedener Grösse und Form und wir können mit Recht 
annehmen, dass diese Zellen aus der Geschwulst stammen. 

Es kam mir nun der Gedanke, bei auf Sarcom verdächtigen 
Fällen die Punction der Sclera auszuführen und die so gewonnene 
Flüssigkeit mikroskopisch zu untersuchen. Ich musste mich jedoch 
vorerst überzeugen, ob nicht auch die aus anderen Netzhautablösungen ge- 
wonnene subretinale Flüssigkeit Tiigmentzellen enthalte, welche aus dem Pig- 
mentepithel herrühren. Zu diesem Zwecke liess ich die durch Scleralpunction 
aus anderen Netzhautablösungen gewonnene subretinale Flüssigkeit untersuchen. 
Im letzten Jahre bot sich hierzu dreimal die Gelerenheit. In allen drei Fällen 
handelte es sich um eine myopische Ablation. | 

1. 0,4 cm? wasserhelle, schwach alkalische Flüssigkeit, in welcher man 
Serumalbumin, reducirende Stoffe und ziemlich viel Kochsalz nachweisen kann. 


ee m 


= 867 o 


Die mikroskopische Untersuchung ergiebt einige Rundzellen und sehr wenig 
Detritus. 

2. 0,6 cm? hellgelbe, reine, alkalische Flüssigkeit, mässige Mengen Serum- 
albumin und wenig reducirende Stoffe enthaltend. Unter dem Mikroskop ist 
wenig amorphes Pigment, einige weisse Blutkörperchen und wenig Detritus 
sichtbar. Keine pigmentirten Zellen. 

3. 0,4 cm? helle, wasserklare, alkalische Flüssigkeit, welche mittelmässige 
Mengen Eiweiss und wenig reducirende Stoffe enthält. Unter dem Mikroskope 
sind ausser einigen weissen Blutkörperchen wenige Pigmentkörnchen und De- 
tritus sichtbar. Auch hier keine Pigmentzellen. 

Aus diesen drei Fällen ist ersichtlich, dass in der subretinalen Flüssig- 
keit der aus anderen Ursachen entstandenen Netzhautablösungen 
keine pigmentirten Zellen vorzukommen pflegen. 

Zuletzt machte ich auch in zwei an Sarcom verdächtigen Fällen die Punc- 
tion. In beiden Fällen war das Leiden noch im ersten Stadium und nur eine 
theilweise Ablösung der Netzhaut vorbanden. Aber es gelang in diesen Fällen 
nicht, durch die Punction Flüssigkeit zur Untersuchung zu gewinnen, weil sich 
kein Tropfen entleerte. (Die Punction geschah mit dem Messer Graefe’s und 
auch mit der Pravaz’schen Spritze.) Trotzdem auch dieser Umstand die Dia- 
gnose des Sarcoms sicherer stellte, willigten die Kranken dennoch nicht in die 
Enucleation ein. In Betracht ziehend, dass die Krankheit verhältnissmässig 
selten vorkommt und dass die Patienten gewöhnlich erst im dritten Stadium 
die Klinik aufsuchen, bot sich in den letzten 2 Jahren zur Probepunction nicht 
öfter die Gelegenheit. 

Wenn ich nun dieses Experiment für zweifelhafte Fälle empfehle, bedeutet 
das noch nicht, dass ich mir über dessen Werth ein endgültiges Urtheil 
gebildet habe (hierzu dürften auch 10 Jahre nöthig sein), sondern ich sehe 
darin nur für weitere Versuche genügende Stützpunkte. Ich empfehle 
das Experiment um so eher, weil zugleich auch die von Hirschberg und 
Fränkel empfohlenen Probeversuche ausführbar sind. 

Was nun die Prognose des Leidens betrifft, so konnten wir zur Be- 
urtheilung dieser von 27 klinischen Fällen nur 14 verwenden. In 8 Fällen 
gelang es nicht, über das Schicksal der Kranken sichere Auskunft zu erhalten, ` 
während seit der Operation der letzten 5 Fälle noch keine 2 Jahre verstrichen 
sind, daher die Zeit für Schlussfolgerungen zu kurz ist. 

Von den 14 Patienten blieben 3 vollkommen gesund, und zwar wurde der 
eine vor 10, der andere vor 7 und der dritte vor 14 Jahren operirt. Ein 
Kranker starb nach 7 Jahren, angeblich wegen eines anderen Leidens. Ein 
anderer stellte sich nach 5 Jahren mit orbitaler Recidive vor. 9 Patienten 
gingen bestimmt an Metastasen zu Grunde. 

Auf diese Weise starben 64 °/, unserer Operirten an Metastasen. Wenn 
wir nur die noch lebenden 3 Fälle als gänzlich geheilt betrachten, so erhalten 
wir 21°/,, rechnen wir auch den Fall eines Patienten hinzu, welcher nach 
1 Jahren einem anderen Leiden erlag, so erhalten wir einen Heilerfolg von 
28°/,. Den Fall, dessen angeblich eine Woche vor seiner Wiederkehr ent- 
standene Localrecidive wir nach 5 Jahren operirten, können wir nirgends anreihen. 

Das Resultat ist bedeutend besser, wenn ich die von Herrn Prof. Wil- 
helm Schulek ‘in der Privatpraxis operirten Fälle noch hinzurechne Den 
einen operirte er Anfangs April 1878 und sah ihn im September 1882, also 
41!/, Jahre später, als vollkommenen gesunden Menschen wieder. Patient lebte 
noch am 25. Juni 1895 und war gesund. 


—- 368 — 


Der andere Fall betrifft einen Mann von 63 Jahren, dessen Auge im Mai 
1887 operirt wurde und der auch bis heute (8 Jahre später) gesund blieb. 

Mit Hinzurechnung dieser beiden Fälle beläuft sich die Zahl der gänzlich 
geheilten auf 37 °/,. 

Fuchs konnte von seinem grossen Materiale aus ähnlichen Gründen, wie 
wir, nur 15 Fälle zur Procentberechnung benützen. Von diesen lebte nur einer 
4 Jahre nach der Operation, d.i.6°/,. 86°/, starben, einer von den Operirten 
lebte, jedoch mit einer Localrecidive. 

Günstigere Resultate erzielte Hirschberg. Der Tod trat bei 62°/, in Folge 
der Metastasen ein, ein Kranker starb nach 6 Jahren nach Operation durch Local- 
recidiv (12°/,), während 25°/, der Fälle gesund blieben. (8 Fälle konnten 
zur Statistik benützt werden.) ! 

Von den von Freudenthal publicirten 27 Fällen konnten 16 zur Pro- 
centrechnung benützt werden. Von diesen waren 6 Fälle, d.i. 37 °,;,, 3 Jahre 
nach der Operation gesund. (Es ist bemerkenswerth, dass bei einem Falle, der 
an Metastasenbildung zu Grunde gegangen, die Bauchgeschwulst erst 7 Jahre 
nach der Operation zum erstenmal constatirt werden konnte.) 

Es’ ist selbstverständlich, je fräher wir operiren, desto geringer ist die 
Wahrscheinlichkeit einer Recidiv- oder Metastasenbildung. Wir dürfen je- 
doch darin übereinstimmen, dass auch die im ersten Stadium ausgeführte Ope- 
ration nicht unbedingt das Leben rettet. Von unseren 27 Fällen war nur einer 
im ersten Stadium und auch dieser starb an Metastasenbildung. In einem 
zweiten Falle, welcher im Beginne des zweiten Stadiums war, trat das Local- 
recidiv nach 5 Jahren auf. Es ist bemerkenswerth, dass es sich in beiden 
Fällen um eine Geschwulst der Iris handelte. Von unseren als gänzlich geheilt 
zu betrachtenden Fällen waren zwei im 2. und zwei im 3. Stadium. 

Die in der Privatpraxis des Herrn Prof. Wilhelm Schulek operirten und 
vollkommen geheilten Fälle waren beide im 1. Stadium. Von den 27 auf der 
Klinik operirten Fällen war einer im 1., 9 im 2. und 17 im 3. Stadium. 

Aus all diesem ist die ungünstige Prognose des Leidens und die Häufig- 
keit der Recidiven in genügender Weise ersichtlich. Die verschiedenen Resul- 
ate der Statistik vergleichend, können wir behaupten, dass im Allgemeinen !;, 
der Fälle durch die Operation am Leben erhalten wird. 


Leider ist auch die Thatsache zu constatiren, dass die Fälle überall, vor- 
zugsweise aber bei uns, gewöhnlich erst in sehr vorgeschrittenem Stadium des 
Leidens zur Operation gelangen. Unter den 29 Fällen Freudenthal's waren 
noch 6 im 1. Stadium, unter unseren 27 Fällen nur einer. 


Die Ursache ist meistens in der Indolenz der Kranken, oft in der Abneigung 
gegen die Operation, manchmal auch in der falschen oder zu späten Diagnose 
zu suchen. 

Zuletzt habe ich nuch einige Bemerkungen bezüglich des Alters und Ge- 
schlechtes der Kranken, sowie der topographischen Verhältnisse der Geschwulst 
zu machen. Von unseren 27 Kranken war der jüngste 22, der älteste 71 Jahre 
alt, das Durchschnittsalter beträgt demnach 45 Jahre (nach Fuchs 44, nach 
Lawford 58, nach Freudenthal 49 Jahre). 


! Aber 1895 E ich Folgendes veröffentlicht: 89 Fälle von Aderhautsarcom 
1872— 1895; 5 zu frisch, 10 ohne weitere Nachrichten; verwert'ibar 24 Fälle. Min- 
destens ein Drittel stirbt 1—2 Jahre nach der Enucleation an Metastasen, ein Drittel 
KC davernd geheilt, ein Drittel bleibt zunächst unbestimmt. (Vgl. 25jähr. SE 

. 78.) | 


— 869 — 


Von den 27 Kranken waren 14 weiblichen Geschlechtes, d. i. 51 ?/, (nach 
Freudenthal 20°/,, nach Lawford 25°/,, nach Fuchs 44 °/,). 

Die Geschwulst hatte ihren Ursprung 3mal in der Iris, d. i. 11 °/, (Fuchs 
. fand dies nur in 4,4 °/, seiner Fälle). 


Journal-Uebersicht. 


I. v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. XLI. 2. 

1) Zur Lehre von der Lage und Function der einzelnen Zellgruppen 
des Oculomotoriuskerns, von Dr. O. Stuelp, I. Assist. an der Univ.- 
Klinik f. Augenkranke zu Strassburg i. E. 

Ebenso wenig, wie sich die Anatomen über den Bau der Kernregion des 
Oculomotorius geeinigt haben, ist über die functionelle Bedeutung der Einzel- 
kerne bis jetzt bei den Physiologen eine Einigung erzielt. Die faradische Reizung 
der Einzelkerne kann keine reinen Resultate geben, da die isolirt zu treffenden 
Punkte zu klein sind, und zudem die Nachbarschaft stets mit gereizt wird. 
Auch das Gudden'sche Verfahren lhat keine Resultate erzielt. Gudden ging 
von der Voraussetzung aus, dass nach Exstirpation einzelner Augenmuskeln die 
Kerne der zugehörigen Oculomotoriuszweige degeneriren würden. Diese An- 
nahme hat sich im Allgemeinen nicht bestätigt. Stuelp untersuchte die Kern- 
region an der Leiche eines 50 jährigen, dem vor 34 Jahren ein Bulbus enucleirt 
worden war. Man durfte erwarten, dass der Kern des Levator-Astes intact, die 
Kerne der äusseren Muskeläste mässig und die der inneren Muskeläste stark 
atrophisch sein würden. An 150 Schnitten konnten aber durchaus keine de- 
generativen Zustände wahrgenommen werden. ! 

Ein dritter Weg ist mehrfach, aber ebenfalls mit nur unvollkommenem Er- 
folge, betreten worden: die mikroskopische Untersuchung der Kernregion nach 
in vivo beobachteten Nuclearlàhmungen. Leider war aus den Krankengeschichten 
häufig nicht ersichtlich, welche Muskeln gelähmt waren; in vielen Fällen mag 
der Zustand des Kranken eine genaue Untersuchung unmöglich gemacht haben. 
Wahrscheinlich wird aus diesen Untersuchungen, dass die Kerne für die Eud- 
zweige der inneren Muskeln im vorderen, die Kerne für die Nerven der äusseren 
Muskeln im übrigen Theile des Kerngebiets zu suchen sind. 

Verf. schlug einen vierten Weg ein. Er bemühte sich, aus der klinischen 
Beobachtung partieller Nuclearlàhmungen und besonders aus der Art der Com- 
bination von Lähmungen einzelner Oculomotoriuszweige Licht in die Frage zu 
bringen und stellte 229 Fälle zusammen. Die Schlussfolgerungen sind kurz 
folgende: Die Kerne der den Musc. ciliaris und Sphinct. iridis versorgenden 
Zweige müssen nahe bei einander liegen und zwar im vordersten Abschnitte des 
Kerngebiets. Das Centrum für den Ram. levat. palp. sup. liegt in der Nähe 
und jedenfalls in einer gewissen Entfernung von den Kernen der zu den äusseren 
Bulbusmuskeln gehenden Aeste. Nach rückwärts folgen die Kerne der Zweige 
fir Rect. int. und Rect. sup., und zwar liegt der des Rect. int. der Mittellinie 
näher. Weiterhin nach rückwärts müssen die Kerne für den Rect. inf. und 
Obliq. inf. gelegen sein, der des Rect. inf. nahe bei dem des Rect. int. und 
näher der Mittellinie als der des Obliq. inf. 


— 370 - 


2) Beiträge zur Lehre vom Glaucom, von Dr. W.Koster, Gzn. aus Tirez 
Experimentelle Untersuchung aus dem Laboratorium von Prof. Leber CG 
Heidelberg. 

Die Versuche des Verf.’s verfolgten zunächst das Ziel, die Folgezustärie 
der Unterbindung aller und einzelner Wirbelvenen zu studiren. Nach cer 
Unterbindung aller Wirbelvenen wird das Auge sogleich sehr hart, im Ganzer 
ausgedehnt, die Hornhaut vergróssert. Durch die starke Hyperámie angeschwetez 
drangt das Corp. cil. die Irisperipherie gegen die Cornea. Nach etwa einer 
Stunde zeigen sich Blutpünktchen auf der Iris, die Blutungen in die V.K. neu mez 
langsam zu, überziehen die Linse und füllen nach 2 bis 3 Stunden die ganze 
V.K. bis auf die Peripherie, wo die Iris der Cornea fest anliegt. Am nächsten 
Tage hat die Spannung gewöhnlich abgenommen. Es entwickeln sich an der 
Cornea Veränderungen, welche im Ganzen der Keratitis parenchymatosa ent- 
sprechen, und denen gleichen, welche Wagenmann nach Durchschneidung der 
Art. ciliar. beobachtete. Im Laufe der Zeit (2—3 Monate) wird das Blut der 
V. K. vollkommen wieder aufgesogen, aber nicht selten bleiben hintere Synechier, 
Trübungen der vorderen Linsenkapsel und selbst Totalstar zurück. Die Tension 
wird bald subnormal. Der weiche, in seiner Ernährung hochgradig beeinträch- 
tigte Bulbus verfällt aber nicht der Atrophie. Injectionsversuche stellten fest. 
dass feine Gefässe an der Stelle der Emissarien der Vortexvenen eine collatera.e 
Circulation herstellten. Die feinen Gefàsse zwischen Hetina und Chorioidea in 
der Nàhe der Papille waren stets erweitert. 

Die mikroskopische Untersuchung eines 4 Stunden nach der Unterbindung 
der V. vortic. enucleirten Auges zeigte eine weite Verbreitung rother Blutkorper- 
chen und zwischen denselben freies Pigment und Pigmentzellen, welche aus de: 
Pigmentschicht der Iris und des Corp. cil. stammen und von den austretenden 
rothen Blutkörperchen fortgeschwemmt sind. 

Nach 3 Wochen sind die Stauungserscheinungen kaum noch ausgeprärt. 
Am auffallendsten sind die Veränderungen in der Retina, deren Structur ap 
vielen Stellen nicht mehr erkannt werden kann; die Stäbchenschicht ist meistens 
ganz zerstört und durch ein reticuläres, fibrilläres Gewebe ersetzt. Vielfach 
wird bei albinotischen Kaninchen ein structurloses Pigment gefunden, welches 
wegen seines nachgewiesenen Eisengehalts als hämatogenes anzusehen ist. In 
späteren Stadıen ist die Netzhaut häufig abgelöst, die rothen Blutkörperchen 
verschwinden ganz, Venen und Arterien zeigen normale Füllung, die periphere 
Irisverwucherung bleibt bestehen, nicht jedoch eine anfangs vorhandene homogene 
Zwischenschicht. Die eingehende Beschreibung der partiellen bzw. totalen Linsen- 
irübungen würde hier zu weit führen; hervorgehoben sei nur, dass das Epithel 
der vorderen Kapsel gewuchert war, und dass auch die hintere Kapsel ein mehr- 
schichtiges, grosszelliges Epithel zeigte. 

Nach der Unterbindung von 2 und 3 Ven. vortic. wird das Auge zunächst 
etwas härter oder bleibt normal, später kann die Tension zeitweise die Norm 
überschreiten. Blutungen und Linsentrübungen bleiben aus.  Mikroskopiseh 
wurde in Iris, Corp. cil. und Chorioidea in Zellen eingeschlossenes Pigment auf- 
gefunden. Die Netzhaut zeigte ähnliche Veränderungen wie nach der Unter- 
bindung aller Ven. vortic. 

In einem Resumé weist Verf. darauf hin, dass die Veränderungen der Neiz- 
haut, die Kerat. parench. und die Starbildung auf die Circulationsstórungen im 
Bereiche der Chorioidea zurückzuführen sind. Wichtig ist auch, dass nach Unter- 
bindung der Ven. vortic. die Peripherie der Iris mit der Cornea verwachsen kaan. 

Die Versuche haben ergeben, dass der Verschluss der Ven. vortic. in keinem 


— 3911 — 


Falle das Krankheitsbild hervorrief, welches wir Glaucom nennen. Verf. folgert 
daraus, dass die Glaucomtheorien, welche als prímáre Ursache der Krankheit 
eine Stauung im Gebiete der Ven. vortic. annehmen, nicht haltbar sind. 

Ein sinnreicher Versuch zeigte, dass der Druck in der V. K. und im Glas- 
körperraum gleich ist. | 
Kann der sich aus der hinteren in die vordere Kammer bewegende Lymph- 
strom die Iris quer durchsetzen, oder nimmt er seinen Weg durch die Pupille? 
Ueber das offene Ende eines Glasróhrchens gespannte Iris und Chorioidea von 
Ochsenaugen lassen von einer Kochsalzlósung selbst bei einem Druck von 20 
bzw. 10 mm Hg anfangs nichts durchfiltriren, erst spátet eutstehen Risse, welche 
auch eine Tuscheverreibung durchlassen. Dagegen erweisen sich Iris und 
Chorioidea als gute Dialysatoren. Der Lymphstrom wird daher die Iris schwer- 
lich quer durchsetzen. Andererseits zeigten Injectionsversuche, dass jedenfalls 
ein Theil der Augenflüssigkeit die Pupille passirt. 








3) Beiträge zur Tonometrie und Manometrie des Auges, von Dr. W. 
Koster, Gzn. aus Utrecht. Experimentelle Arbeit aus dem Laboratorium von 
Prof. Leber in Heidelberg. 

Bei dem Fick'schen Tonometer ist die Platte zu gross, als dass man die 
Wandspannung der Sclera oder Cornea vernachlässigen könnte Thatsächlich 
ist die Kraft, welche erforderlich ist, um die Platte gleichmässig anzudrücken, 
nicht dem auf der Innentläche des betreffenden Bezirks lastenden intraocularen 
Drucke gleich, sondern kleiner, weil die Wandspannung einen Theil des Druckes 
trägt. Andererseits würde eine wesentlich kleinere Platte einen zu geringen 
Druck brauchen. Macht man die Feder schwächer, so dass die Ausschläge 
grösser werden, so könnte die Brauchbarkeit des Instruments auch bei kleiner 
Platte erhöht werden. Ausserdem würde es zweckmässig sein, je nach der 
Grösse des Bulbus grössere oder kleinere Platten zu benutzen. 

Die von R. A. Fick und A. Fick angestellten Probeversuche sind haupt- 
sächlich deshalb nicht beweiskräftig, weil die Augen während des Aufsetzens 
des 'Tonometers nicht vom Manometer abgeschlossen wurden. Die vom Verf. 
gemachten Controlversuche zeigten, dass durch das Aufsetzen des Tonometers 
der Augendruck gesteigert wird, und dass auch bei grosser Uebung in.der Hand- 
habung des Tonometers die mit demselben gefundenen Werthe schwanken; man 
kann nicht genau sehen, wann die Platte anliegt. 

Ueber den wirklichen Druck im Auge giebt nur das Manometer Aufschluss 
Mit dem Fick’schen 'Tonometer bestimmen wir, wie mit dem tastenden Finger, 
ob der Bulbus leicht oder schwer noch ein grósseres Quantum Flüssigkeit aut- 
nehmen kann. Diese mógliche Raumvergrósserung ist aber ausser vom intra- 
ocularen Drucke auch abhángig von der Gestalt des Bulbus (Abweichung von. 
der Kugelgestalt, cf. unten), von der Elasticitát und Biegsamkeit der Hüllen 
und von der Schnelligkeit, mit der die Flüssigkeit das Auge verlassen kann. 
Für die Gesammtheit dieser Factoren giebt das Tonometer statt einer willkür- 
lichen Abschätzung vergleichbare, in Zahlen ausgedrückte Werthe. Und darin 
liegt seine unverkennbare Brauchbarkeit. 

Verf. hat bei Jung (Heidelberg) ein modificirtes Tonometer anfertigen 
lassen, dessen Beschreibung hier ebenso wenig wiedergegeben werden kann, wie 
die eines vom Verf. construirten ganz neuen Tonometers, bei welchem in sinn- 
reicher Weise ein genaues Anlegen der Platte an die Hornhaut bewirkt, und 
zudem in dem Augenblicke, in welchem die Platte anliegt, durch das Einspringen 
einer selbstthätigen Feder der Indicator fixirt wird, so dass der gefundene Werth 

24* 


— 372 - 


nach Abnahme des Instruments abgelesen werden kann. Auch dieser Apparat, 
dessen Brauchbarkeit durch Versuche erwiesen wurde, bestimmt nicht den wirk- 
lichen intraocularen Druck, sondern die Gesammtheit der oben genannten Fac- 
toren, und es empfiehlt sich daher, den Tonus nicht in Millimetern Hg, sondern 
in Gramm auszudrücken, deren Zahl mit dem Tonometer bestimmt ist. 

Die Manometrie giebt nur dann zuverlässige Resultate, wenn die Canüle 
in die V. K. eingeführt wird. Glaskörpercanülen sind unbrauchbar. Durch eine 
dünne Canüle kann der dickflüssige Glaskórper nicht hindurchtreten, und dicke 
Canülen bewirken zu starke Verletzungen des Auges. 

Schliesslich giebt Verf. das Ergebniss seiner Versuche über die Elasticität 
der Augenkapsel und über das Verhältniss von Volumenzunahme und Formver- 
änderung des Auges zu der Höhe des intraocularen Drucks. Lässt man Flüssig- 
keit unter gewissem Druck in's Auge eintreten, so darf die Volumenzunahme 
nicht immer, wie geschehen ist, als elastische Dehnbarkeit des Bulbus gedeutet 
werden. Diese Dehnbarkeit ist nur ein Factor, mit dem gerechnet werden mnss, 
ein zweiter Factor ist aber das Bestreben des Bulbus, Kugelgestalt anzunehmen. 
Um die Formveränderung des Bulbus genau messen zu können, bediente sich 
Verf. eines besonderen Tasterzirkels und für feinere Messungen eines Apparats, 
der aus einem Thermometerrobr besteht, welches an einem Ende in einen Trichter 
ausläuft. Ueber die Trichteröffnung ist eine elastische Membran gespannt, in 
deren Mitte an einer Platte eine Nadel befestigt ist. Wird die Nadel um 1 mm 
verschoben, so verändert sich der Stand der im Trichter und Rohr befindlichen 
gefärbten Flüssigkeit im Rohr um 180 mm. Bei den Versuchen wurden event. 
mehrere Trichter gleichzeitig an den Bulbus angelegt. 

Die in verschiedenen Variationen an lebenden und todten Kaninchen- und 
Schweinsaugen angestellten Versuche zeigten im Wesentlichen, dass geringe Druck- 
stufen eine relativ beträchtliche Ausdehnung der Bulbuswand besonders in einer 
Richtung bewirken, während bei höherem Druck die Ausdehnung nach allen 
Richtungen hin gleichmässig, aber in sehr geringem Maasse erfolgte. Der Bulbus 
sucht zunächst Kugelgestalt anzunehmen, und wenn diese möglichst erreicht ist. 
so dehnt sich die vanze Bulbushülle innerhalb minimaler Grenzen gleichmässig aus. 


4) Bacteriologische Untersuchungen uber die Aetiologie der Keratitis 
und Conjunctivitis ekzematosa, nebst Bemerkungen zur Einthei- 
lung, Aetiologie und Prognose der Hormhautgeschwüre, von Dr. L. 
Bach, Privatdocent und I. Assistent der Univ.-Augenklinik in Würzburg. 

Während Verf. bei früheren Versuchen unter Ekzemborken verschiedener 
Hautstellen háutig. die Anwesenheit vou Staphylococcus pyogenes aur. nachweisen 
konnte, ergaben die Züchtungsversuche mit dem Inhalte von Phlyctänen fast 
durchweg negative Resultate. Nur in einem Falle kamen Culturen von Staphyl. 
pyog. aur. auf Azar zur Entwickelung, und es gelang durch Impfung dieser 
Culturen bei Kaninchen und Menschen typische Phlyctanen hervorzurufen. Der 
Inhalt der Impfphlyetänen lieferte wiederum fast constant auf Agar und Gela- 
tine Staphylokokkencolonien. 

Die Erfahrung, dass in einem mehrere Tage alten Ulcus serpens häufig 
keine Bacterien mehr gefunden werden, und dass in Kaninchenhornhaut ein- 
geimpfte Staphylokokken nach kurzer Zeit verschwinden, brachte Verf. auf die 
Vermuthung, dass dieselben Verhältnisse bei den Phlyctänen obwalten könnten. 
In der That gelang bei frischen Phlyctànen der Nachweis von Staphylokokken 
fast ausnahmslos. Ob dieselben in ihren eigenen Stoffwechselpruducten oder 
unter dem Eintlusse des stromenden Blutes so rasch zu Grunde gehen, lasst 


zs BTS) 8 


Verf. dahingestellt. Für die letztere Annahme spricht, dass in den lockeren, 
blutreicheren Partien der Conjunctiva die Phlyctänen schwerer zur Entwickelung 
gelangen. 

Von der Virulenz und Menge der Kokken, sowie von der Widerstands- 
fähigkeit des Organisınus wird es abhängen, ob sich eine Phlyctäne oder Pustel 
entwickelt, beide sind nur graduell verschiedene Formen derselben Erkrankung. 

Da für das Ekzem derselbe Erreger nachgewiesen ist, so empfiehlt sich 
die Bezeichnung Keratitis bezw. Conjunctivitis ekzematosa. 

Zwischen Phlyctänen und Scrophulose besteht kein directer, sondern nur 
in soweit ein indirecter Zusammenhang, als scrophulöse Individuen in Folge 
ihrer empfindlichen Haut und ihrer Neigung zu Schleimhautcatarrhen leichter 
inficirt werden. 

Hornhautgeschwüre werden fast ausnahmslos durch Mikroorganismen er- 
zeugt. Ihr Sitz entscheidet über die grössere oder geringere Malignität. Cen- 
trale Geschwüre geben eine ungünstigere Prognose als periphere. Der Grund 
liegt wahrscheinlich darin, dass die peripheren Geschwüre den Blutgefassen 
näher liegen, welche einerseits die Stoffwechselproducte der Bacterien rasch 
fortführen und andererseits die Bacterien selbst vernichten. Bei den centralen 
Geschwüren können diese Heilfactoren erst später in Wirksamkeit treten, und 
zudem gelangen die Stoffwechselproducte der Bacterien in die vordere Kammer 
und erzeugen eitrige Iritis mit ihren Folgezuständen. 


6) Ueber die patholögische Anatomie und Pathogenese der sogen. 
Stauungspapille, von Doc. Dr. Anton Elschnig in Graz. (Aus dem 
patholog.-anat. Institute.) 

Die Trennung der bei intracraniellen Erkrankungen vorwiegend in Betracht 
kommenden Affectionen des Sehnerven, Neuritis und Stauungspapille, ist nie 
allgemein anerkannt worden, andererseits hat aber auch die Leber-Deutsch- 
mann'sche Theorie vielfache Anfechtung erfahren. Nach Leber stellt die 
Stauungspapille eine Entzündung der Papille dar, die Stauung ist Folge, nicht 
Ursache der Entzündung, welche durch phlogogene, aus dem Lig. cerebro-spin. 
stammende Substanzen hervorgerufen wird. 

Verf. wendet mit Uhthoff die Bezeichnung Stauungspapille nur dann an, 
wenn die Papille eine Niveaudifferenz von mindestens 2—3 Dioptr. zeigt. Seine 
Untersuchungen führten ihn in Uebereinstimmung mit Leber zu dem Resultate, 
dass jede Stauungspapille, welche er zu untersuchen Gelegenheit hatte, aus ein- 
facher Neuritis hervorgeht. Schwellung der Papille ohne. Entzündung, also 
Oedem, hat er bei intracraniellen Erkrankungen nie gesehen. Die Netzhaut ist 
häufig an der Entzündung betheiligt, desshalb ist aber die Aufstellung einer 
besonderen Krankheitsform als Neuroretinitis nicht berechtigt. 

Die eingehende anatomische Beschreibung von 15 Fällen intracranieller 
Neubildungen ergiebt, dass in 13 Fällen beiderseits Stauungspapille bestand, 
einmal auf einem Auge Stauungspapile, auf dem anderen Neuritis, einmal 
einerseits Neuritis, andererseits Neuroretinitis. In einem Falle entwickelte sich 
aus der Stauungspapille eine Neuroretinitis, welche in Atrophie überging. Die 
Netzbaut ist bei Stauungspapille überaus häufig erkrankt, „so dass ein strenger, 
gründlich beobachtender Dualist kaum jemals in die Lage gekommen wäre, 
‚Stauungspapille‘ zu diagnosticiren. s 

Der Stauungspapille lag in allen Fällen eine chronische Entzündung der 
Papille zu Grunde Die Volumszunahme der Papille ist durch entzündliches 
Oedem und durch Vorquellen des im Sclerotico-Chorioidealcanale gelegenen Seh- 


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‚nd birdeveweb.ze Veristieze ces Su was Is nach der Stauungspapiie 
Atroprie encetreven, a) besteht die Firi_e aus einem dichten, kernreichen und 
von Rzrézeien dzreL-eu:en B:réezewete. in dem Nervenfasern spärlich oder 
gar nicht nachzuweisen Sin. 

keiner Hsárops der Setnervenseheiden bee Entzündung derselben wur 
bei Hirntumoren nie becbacktert 

Der Seiners erkrankt v,rwiezend in seinem gefässführenden und canal 
cularen Abschnitte unter dem Bilde der chronischen interstitiellen Neuritis in 
heriweiser Anorlnunz. Die Degeneration des Sehnervenstammes ist Folge der 
Entzündung, für eine ascenlirende oder descendirende Degeneration liegen keine 
Anzeichen vor. Eine frische Stauunzspapile kann neben alten neuritiscben 
Derenerationsherden des Sehnervenstammes, und vorgesehrittener Schwund der 
Nervenfasern in der Papille neben geringfügisren Derenerationserscheinungen im 
retrobulbären Sehnervenstücke bestehen. In 3 weiteren Fällen von Hırntumuren 
faud sich in den so untersuchten Augen nur Neuritis optica, aber keine Stauungs- 
papille. Die anatomischen Veränderungen entsprachen ganz den bei Stauung®- 
papille beobachteten, nur dass das Oedem fehlte. Diese Neuritis kann, brauch! 
aber auch dann, wenn der Hirndruck erhöht ist, durchaus nicht in Stauungs- 
papille überzugehen. 

Endlich folgen 3 Fälle von Hirntumoren, bei denen die Papillen ganz 
normal waren, trotz Hirndruck, Hydrocephalus intern., Perineuritis und inter- 
stitieller Neuritis. Keine Spur von Oedem. 

Bei 29 Fällen von intracraniellen Entzündungen wurde ebenfalls theils 
suunespapille (9), theils Neuritis intraocul. (10), theils normale Papille be- 


t.d 


— 375 — 


Die anatomischen Veränderungen entsprachen genau den bei intracraniellen 
Tumoren gefundenen Verhältnissen. Die Veränderungen trugen keineswegs den 
Charakter einer acuten Entzündung, nur war die Bindegewebswucherung in 
Folge des frühzeitigen Todes der. betr. Kranken weniger ausgeprägt. Niemals 
bestand Oedem ohne Entzündung. 

Meningitis n. optici fehlte fast nie und war bei Entzündung der Papille 
stets vorhanden. Obgleich Theilerscheinung der intracraniellen Erkrankung, 
zeigte doch die Affection der Sehnervenscheiden manchmal eine andere Be- 
schaffenheit als die der Meningen des Gehirns. Die Sehnervenscheiden können 
— abgesehen von dem basalen Stücke — bei acuter und abgelaufener Menin- 
gitis normal sein, in anderen Fällen können sie bei chronischer Möningitis acut 
entzündliche und umgekehrt bei acuter Meningitis chronisch entzündliche Ver- 
änderungen zeigen. 

Wie bei den Neubildungen, so war auch hier selbst bei normaler Papille 
der Sehnerv in keinem Falle entzündungsfrei; und zwar erwies sich ganz be- 
sonders der gefássführende und canaliculáre Theil des N. optic. zur Entzündung 
disponirt. Von einer Neuritis descendens oder ascendens konnte niemals ge- 
sprochen werden. 

Die früheren Theorien über die Entstehung der Stauungspapille sind un- 
haltbar. Es geht derselben kein Oedem vorher, sondern eine Neuritis, ohne 
diese keine Schwellung. Ebenso giebt es an der Lamina ohne Entzündung 
keine Schwellung. Die Compression der Centralgefässe ist nicht nachgewiesen. 
Die constant beobachtete interstitielle Neuritis kann mit der mechanischen 
Theorie nicht vereinigt werden. Für die Erklärung der Neuritis muss die An- 
wesenheit einer entzündungserregenden Substanz angenommen werden. Bei den 
intracraniellen Entzündungen ist dieselbe vorhanden, aber auch bei den Tumoren 
darf sie vorausgesetzt werden, da in der Nähe derselben und selbst an ent- 
fernten Stellen häufig chronische Meningitis beobachtet wird. 

Erhöhung des intracraniellen Drucks übt unmittelbar keinen Einfluss auf 
das Aussehen der Papille Die Thierexperimente sind mit Unrecht auf den 
Menschen bezogen worden. Uebrigens hat man neuerdings auch die Ergebnisse 
dieser Experimente in Zweifel gezogen. 

Wenn auch feststeht, dass die Stauungspapille nur eine besondere Form 
intraocularer Neuritis ist, so kann doch die Frage, warum und unter welchen 
Verhältnissen sich aus der Neuritis eine Stauungspapille entwickelt, vorläufig 
nicht beantwortet werden. Scheer. 


II. Archiv für Augenheilkunde Bd. XXX. Heft 2 u. 3. 

8) Ueber einen Fall von Embolie der Centralarterie mit Freibleiben 
des temporalen Netzhautbezirks nebst Bemerkungen über die centri- 
petalen Pupillenfasern, von Prof. Dr. Laqueur in Strassburg. 

9) Ueber angeborene Nachtblindheit und Pigmentdegeneration, von 
Dr. Colman W. Cutler aus New-York. 


10) Drei ungewóhnliche Fülle von Retino- Chorioideal- Degeneration, 
von Dr. Colman W. Cutler aus New-York. 


11) Zur Casuistik und Aetiologie der EES von Dr. L. Caspar 
in Mühlheim a. Rhein. 





— 376 — 


An der Hand dreier neuer Falle weist Verf. nach, dass die sogenannten 
Netzhautstringe (Chorio-retinitis striata) nichts anderes sind, als ein freilich 
seltenes Endstadium der Netzhautablösung. In einem der Fälle konnte C. die 
Umwandlung subretinaler Fibringerinnsel bei Amotio retinae in typische Netz- 
hautstränge sich quasi unter seinen Augen vollziehen sehen, während bei dem 
zweiten Fall, wo es sich um eine stabile, partielle Netzhautablösung handelte, 
der Uebergang der hinter der abgelösten Partie durchscheinenden Gerinnsel in 
die weissen Stränge der wiederangelegten Netzhaut stellenweise auf das Deut- 
lichste zu verfolgen war. 


12) Die Functionskrankheiten der Ora serrata und des Ciliartheiles 
der Netzhaut, von Dr. Wilh. Schoen in Leipzig. 

Sch. hat sehr interessante Untersuchungen über die normale und pathologische 
Beschaffenheit der Ora serrata und des Ciliartheiles der Netzhaut angestellt und 
kommt auf Grund dieser Forschungen zu theilweise ganz unerwarteten Resul- 
taten. Zunächst ist die Feststellung dessen, was in der Gegend der Ora serrata 
als normal anzusehen ist, nicht ganz leicht. Ein ganzer Theil des Befundes, 
der in den Lehrbüchern der Anatomie als normal geschildert wird, ist als patho- 
logisch anzusehen und auszuscheiden. Die functionellen Veränderungen in der 
besagten Gegend sind so häufig, dass sie zwar schon oft gesehen und beschrieben 
worden sind, fälschlicher Weise aber entweder als normal oder als Kunstproduct 
oder als Altersveränderungen aufgefasst wurden. — Die Zonulafasern entspringen 
mit ihrer Hauptmasse aus der Ora serrata, ausserdem aber noch von dem Epithel, 
welches als eine Fortsetzung der Netzhaut mit einer zweiten Epithelschicht das 
Pigmentepithel der Ciliargegend überzieht. Aus dem Glaskörper kommen keine 
Zonulafasern, die Hyaloıdea bildet eine scharfe Scheidewand. Die Zonula ist 
keine Membran, sondern eine Schicht nebeneinander und übereinander liegender 
Fasern. Die Zonulafasern zerfallen in eine untere und obere Lage, die obere 
kommt von der Ora serrata, die untere von den Epithelien des Ciliartheils der 
Netzhaut. Jede Epitlielzelle sendet eine feine Faser aus, die sich mit den be- 
nachbarten Faserņ zu je einer Zonulafaser vereinigt. Die Epithelien des Ciliar- 
theils in der Netzhaut sind in der Norm schön gebildete hohe Cylinderzellen, 
die eng aneinander anliegen und senkrecht auf der Unterlage stehen. Durch 
mechanische Einflüsse (Zerrung) bekommen nun diese Epithelien mehr Kegel- 
form, berühren sich nur mehr mit ihrem Fusstheil und stehen gegen den Ciliar- 
körper hin schief geneigt, durch entzündliche Eintlässe aber erleidet der Ciliar- 
theil der Netzhaut allerlei Veränderungen. Man findet hier sämmtliche Zellent- 
artungs- und Wucherungsvorgänge, welche im Linsenkapselepithel dem Starprocess 
zu Grunde liegen. Mit der Zerstörung der Epithelzellen gehen auch die aus 
denselben entsprinzenden Zonulafasern zu Grunde und das Zonulafaseraystem ver- 
liert dadurch immer mehr an Halt. — Die mechanischen Einflüsse machen sich 
noch deutlicher geltend an der Ora serrata und sollen deshalb erst später be- 
sprochen werden, die Entzündung aber erzeugt gewisse, bestimmte Krankheits- 
bilder und muss man eine acute, eine larvirte und eine latente chronische 
functionelle Entzündung der Pars ciliaris retinae unterscheiden. Die Cyclitis 
simplex acuta ist dasselbe, was bisher als Iritis serosa, Hydromeningitis, Desce- 
metitis oder Uveitis bezeichnet wurde. Dieselbe ist lediglich als eine Functions- 
krankheit aufzufassen, bedingt durch übermássige Accommodationsanstrengung. 
Die Patienten haben stets uncorrigirte Hyperopie oder hyperopischen Astigma- 
tismus und sind meist blutarme, zarte, weibliche Wesen, bei denen eine gróssere 
Empfindlichkeit der Gewebe anzunehmen ist. Mit der Erkenntniss des eigent- 


— 3817 .— 


lichen Wesens dieser Krankheit ergiebt sich die Therapie von. selbst, und Verf. 
konnte in einer Reihe von Fällen lediglich durch Einträufelung einiger Tropfen 
Atropin und Cocain und durch Verordnung der richtigen Brille in ein bis zwei 
Wochen Heilung erzielen, während sonst mit aller roborirenden Therapie oft 
viele Monate vergehen, ehe man einen Erfolg sieht. Die Beschläge im Pupillar- 
gebiet und auf der Rückwand der Hornhaut rühren von dem Detritus abgestossener 
Epithelien der Pars ciliaris retinae her. Die Ablagerung solcher Stoffe auf die 
Irisláchen und die veränderte, klebrige Beschaffenheit des Humer aqueus müssen 
als Ursache der Miterkrankung der Iris aufgefasst werden. Die Wucherung des 
Epithels des Ciliartheils.der Netzhaut ist bedingt durch die Zerrung an den 
hinteren Zonulafasern bei der Accommodation. Dieser Einfluss der accommoda- 
tiven Anstrengung spielt auch bei anderen Formen der Iritis cine gewisse Rolle 
und schafft für die allgemeine Noxe hier einen Locus minoris resistentiae. Ohne 
die Accommodationsanstrengung würden die Patienten gerade diese Lokalisation 
ihrer Syphilis, ihres Rheumatismus u. s. w. nicht bekommen haben. Die Cyelitis 
simpl. acuta verbindet sich oft mit Keratitis accommodativa. Es sind das zum 
Theil die als Keratitis profunda bezeichneten Fälle. Gelangt der Detritus nicht 
in die vordere Kammer, fehlen also die Beschläge, so handelt es sich um larvirte 
Cyclitis simplex acuta, es treten dann nur gewisse Reizerscheinungen zu Tage 
und es resultirt das Bild der iritischen oder keratitischen Reizung. Die dritte 
Art der Entzündung, die Cyclitis simplex chronica, bleibt während des Lebens 
latent, die anatomischen Veränderungen, welche beschrieben wurden, finden sich 
aber bei der Autopsie jedes accommodativ angestrengten Auges. Verf. hat Präpa- 
rate von Augen mit Cataracta simplex, accommodativer Excavation und Glaucom 
in grosser Zahl, welche solche Veränderungen aufweisen. Die latente chronische 
Form der Cyclitis macht sich nicht als selbständiges Krankheitsbild geltend, sie 
wird nur zu einem Symptom unter anderen, die mehr hervortreten. — Die oben 
erwähnte Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen Normalem und Pathologischem 
macht sich aber nun noch vielmehr geltend, wenn man feststellen will, wie die 
Zähne beschaffen sind, denen die Ora serrata ihren Namen verdankt. Die Zähne 
sind in verschiedenen Augen sehr verschieden entwickelt. An der Spitze und 
an den Rändern der Zähne sowohl, wie am Rande der übrigen Netzhaut werden 
die Fasern des Fasergerüstes unmittelbar zu Zonulafasern. Dies gilt für jede 
Bildungsform der Zähne. Der ganze Netzhautrand besteht aus dicht neben- 
einander liegenden Zotten und Zöttchen, welche am Netzhautrande breiter sind, 
sich allmählich zuspitzen und schliesslich zu Zonulafasern werden. Die Ent- 
fernung der Zähne voneinander ist durchaus nicht constant, nähert sich jedoch 
einem Durchschnitt von 1,25 mm. Auf den ganzen Umfang kommen 47 bis 
48 Zähne. Je drei Ciliarfortsätzen entsprechen ungefähr zwei Zähne. Schon 
hieraus und weiter aus dem Umstande, dass die Zähne nicht in gleichen Ab- 
stánden voneinander stehen und auch nicht gleich gross sind, geht die Unmóg- 
lichkeit hervor, ein entwickelungsgeschichtlich begründetes Gesetz anzunehmen, 
nach welchem die Záhne immer den Zwischenráumen zwischen den Ciliarfort- 
sátzen entsprechen müssten. Um nun zu ergründen, ob diese Zähne überhaupt 
normaler Weise vorhanden sein müssen, untersuchte Verf. Schweinsaugen und 
Kinderaugen und fand bei diesen die Grenzlinie der Netzhaut vollkommen gerade 
und ohne Zähne, nur mikroskopisch war sie besetzt mit etwa 850 Zähnchen, 
die jenen oben genannten Zotten und Zöttchen entsprechen. Der Begriff 
einer Ora serrata mit 47 bis 48 dem blossen Auge sichtbaren 
Zähnen muss also für das normale Auge fallen. Die 48 grossen, 
bisher als normal angesehenen Zähne sind in die pathologische 


— 318 — 


Anatomie zu verweisen. — Das Stützfasergerüst der Netzhaut setzt sich 
noch jenseits der Ora serrata fort, nicht blos in dem Epithel, sondern auch in 
den Zonulafasern. Die Zonulafasern zusammen mit den Epithelzellen sind modi- 
ficirte Stützfasern. Die Zähne der Ora serrata sind also, wie schon gesagt, als 
pathologisch anzusehen, aber man findet auch noch gröbere Veränderungen an 
der Ora serrata und von diesen aus rückwärts gehend kann man auch die 
leichteren erworbenen Veränderungen, die Anfänge als solche erkennen. Als 
mechanisch bedingte Veränderung an der Ora serrata ist zunächst die Sporn- 
bildung anzusehen, die verursacht ist durch Herüberzerrung des sonst normaler 
Weise ziemlich steil gegen die Pars ciliaris abfallenden ‚Netzhautrandes über diese 
letztere. An der Spitze des Sporns sieht man immer deutlich erkennbare derbe 
Zonulafasern. Der Bau. des Sporns ist identisch mit dem der Zähne und es ist 
wohl ausser Zweifel, dass die Spornen und Zähne das Gleiche sind; erstere stellen 
auf dem Meridionalschnitt dasselbe Gebilde dar, wie letztere auf der Flächen- 
ansicht. Die Zähne sowohl wie die Spornen findet man in allen accommodativ 
angestrengten Augen, Zähne von sehr grosser Länge sind der wesentliche Befund 
bei absolutem Glaucom. — Ausserdem beobachtet man entsprechend der Basis 
der Zähne Heerde in der Netzhaut mit blasigen Hohlräumen, die eine Ver- 
dickung der betreffenden Netzhautpartie zur Folge haben. Sie sind besonders 
häufig bei alten Leuten, da bei diesen die Schädlichkeit schon längere Zeit ge- 
: wirkt hat, als bei jungen Leuten, dürfen jedoch deshalb noch nicht als Alters- 
veränderungen im eigentlichen Sinne des Wortes aufgefasst werden. An die 
Netzhautheerde schliessen sich auch Aderhautheerde an, die denen bei Chorioi- 
ditis dissem. sehr ähnlich sind. Um die genannten Netzhaut- und Aderhautheerde 
bilden sich nun weitere entzündliche Veränderungen in Form von Degeneraticns- 
und Wucherungsvorgängen, und so kommt sowohl eine Chorioretinitis orae acuta, 
als auch chronica zu Stande. Die Verzerrung der Ora serrata ist am Lebenden 
selbst nicht sichtbar, sondern nur in ihren Folgen zu erkennen, die wiederum 
zu den charakteristischsten Kennzeichen accommodativ angestrengter Augen ge- 
hören. Rückt die Ora serrata nach vorn, so gleiten um dasselbe Stück die 
Zonulafasern nach vorn, ebenso die Ciliarfortsátze und das ganze Linsensystem. 
Die Iris wird dadurch vorgetrieben, die Irisfalte verstreicht und die vordere 
Kammer wird flacher, so dass schliesslich die Iriswurzel an die Hornhaut an- 
gedrückt wird. Diese Erscheinungen können in ganz verschieden hohem Grade 
vorhanden sein; da aber Zähne von 3 mm Länge vorkommen, im Glaucomauge 
aber auch solche, die doppelt und dreifach so lang sind, so ist ein Vorrücken 
des Linsensystems um 3 mm ganz gut möglich. Dadurch tritt eine Zunahme 
der Refraction ein und bei Schrägstellung der Linse Astigmatismus. In letzter Linie 
führen diese Veränderungen zu Glaucom und Verf. hat seinerzeit schon nach- 
wewiesen, dass dem Ausbruch von Glaucom fast immer besondere accommodative 
Anstrengung vorausging. Ist der beschriebene „Prolapsus lentis“ erst einmal 
ordentlich ausgebildet, so gehört Heilung zu den Unmöglichkeiten, nur ganz im 
Anfang leisten die Miotica noch etwas. Um bei entwickeltem Prolapsus lentis 
noch operativ zu helfen, wäre nicht mehr und nicht weniger nöthig, als in 
sämmtliche Zonulafasern einen Knoten zu schlagen und sie so zu verkürzen. 
Es giebt aber auch einen rein dynamischen Linsenprolaps, der vollkommen wieder 
zurückgehen kann, und der nur auf einem vorübergehenden Nachlass des Tonus 
der betreffenden Ringe und Meridionalfasern des M. ciliaris beruht. Versagen 
nun die äusseren Meridionalfasern, so entsteht das Bild des atonischen Glaucoms. 
Ein Uebelstand der Behandlung ist es, dass die Miotica auf alle Fasergruppen 
des M. ciliaris wirken, während man bei acutem Glaucom doch nur die eine, 


— 379 — 


bei atonischem Glaucom nur die andere anregend beeinflussen móchte. Darum 
können unter Umständen die Miotica die Erscheinungen verschlimmern. 


13) Ueber operative Behandlung des Xerophthalmus trachomatosus, 
von Dr. N. Andogsky, Asstistent an der akademischen Augenklinik von 
Prof. Bellarminoff (St. Petersburg). 

Rubin hat auf dem letzten, 5. Congress russischer Aerzte gegen Xerophthal- 
mus trachomatosus ein neues Operationsverfahren an einigen mit Erfolg behan- 
delten Patienten demonstrirt. Nach seiner Ansicht wird ja selbst in schweren 
Fallen noch immer etwas Flüssigkeit zur Befeuchtung der Augapfeloberflàche 
abgesondert, es genügt aber nicht zur Feuchterhaltung, da es durch die weit . 
offenstehende Lidspalte zu rasch wieder verdunstet. Rubin hatte nun die Idee, 
die beiden Lidränder in ihren seitlichen Partien anzufrischen und durch die Naht 
zu vereinigen mit Ausnahme eines kleinen, !/, cm langen Stückes in der Mitte. 
Diese neue Lidspalte ist so klein, dass durch dieselbe nur wenig Flüssigkeit 
verdunsten kann, der Bindehautsack behält jetzt genug Feuchtigkeit und die 
Xerose der Hornhaut geht wieder zurück, soweit das noch möglich ist. — Verf. 
hat nun diese Rubin’sche Operation (betreffs der Technik der A.'schen Operation 
verweise ich auf das Original) 5mal bei Xerophthalmus trachomat. ausgeführt 
und zwar 2mal mit günstigem Resultat und in 2 Fällen mit relativ günstigem 
Resultat, insofern eine Besserung zu constatiren war. In dem 5., ganz ver- 
_tweifelten Fall wurde wenigstens das subjective Gefühl der Trockenheit geringer, 
ohne dass jedoch die Sehkraft zunahın. 


14) Ueber Formaldehyd, angewandt zur Conservirung von mensch- 

lichen Leichenaugen für operative Uebungen an Fantomen, von 

Dr. N. Andogsky. 

Verf. hat zu diesem Zweck der Cunservrirung menschliche Leichenaugen 
9 bis 7 Tage lang in eine 0,1 bis 0,5°; ige Formaldehydlösung gelegt. Waren 
die Augen ganz frisch, so erhielt sich die Durchsiehtigkeit der Hornhaut, nur 
nahmen sie eine etwas härtere Consistenz an, waren sie nicht mehr frisch und 
schon etwas weich, so erlangten sie durch die Conservirungsmethode eine mehr 
oder weniger normale Consistenz; die Durchsichtigkeit der Hornhaut aber blieb 
unverändert, d. h. die Hornhaut behielt den Grad der Trübung unverändert bei, 
den sie schon hatte. 


15) Blindgeschossen beim Selbstmordversuch, von E.Gottberg, pract. Arzt. 
16) Das Licht, unsere gelbe Salbe und die gewöhnlichen Salbenkruken, 
von S. Holth, Drammen, Norwegen. 

Verf. hat sich durch Versuche überzeugt, dass unsere gelbe Salbe sich bald 
grau fárbt nicht unter dem Eintluss der Luft, der Temperatur oder des Salben- 
constituens, sondern lediglich unter dem Einfluss des Lichtes, weshalb er em- 
pfiehlt, diese Salbe nur in lichtdichten Kruken mit lichtdichten Deckeln aufzu- 
bewahren. 

17) Die syphilitische Autoinfection und der harte Lidschanker, von 

S. Holth, Drammen, Norwegen. 


— 380 — 


18) Experimentelle Untersuchungen tiber die Infectionsgefahr pene- 
trirender Bulbusverletzungen vom inficirten Bindehautsack aus 
nebst sonstigen Bemerkungen gur Bacteriologie des Bindehaut- 
sackes, von Dr. Ludwig Bach, Privatdocent und I. Assistent an der 
Universitäts-Augenklinik zu Würzburg. 

B. hat sich die Aufgabe gestellt, procentuarisch festzustellen, wie gross die 
Gefahr der Infection einer mit sterilem Instrument gesetzten penetrirenden Bulbus- 
wunde ist, wenn der Bindehautsack mit unzähligen pathogenen Keimen über- 
schwemmt ist. Die Versuchsanordnung war dabei die folgende: Mit einem sterilen 
Instrument wurde bei Kaninchen genau im Limbus eine 6 bis 8 mm lange pene- 
trirende Wunde angelegt. Der Bindehautsack wurde entweder kurz vorher oder 
gleich nachher mit einer Staphylokokkenreinkultur, welche auf ihre Virulenz ge- 
prüft war, infieirt. Dann kam das Kaninchen ohne Verband zu den anderen in 
den Stall und wurde an den zwei nachfolgenden Tagen in Bezug auf das Aus- 
sehen der Wunde controllirt. Verf. nahm im Ganzen diesen Versuch 50 mal 
vor, und zwar wurde 25:hnal der Bindehautsack vor dem Anlegen des Schnittes 
und 25 mal nach dem Anlegen des Schnittes inficirt. Das Resultat war einiger- 
massen überraschend. Bei vorheriger Infection des Bindehautsackes trat 5mal, 
also in 20°/, der Fälle, Infection der Wunde ein. In 3 Fällen ging das Auze 
durch Panophthalmie zu Grunde, in 2 Fällen ging die Eiterung zurück in 2 bis 
4 Tagen, ohne dass etwa andere Massnahmen getroffen wurden, als Atropin- 
einträufelungen gegen die Iritis. In den Fällen, wo erst nach dem Anlegen des 
Schnittes der Bindehautsack infieirt worden war, trat 2mal, also in 8°, der 
Falle Infection der Wunde ein, 1mal ging das Auge durch Panophthalmie zu 
Grunde, das andere Mal bildete sieh die Eiterung zurück binnen 2 Tagen. — 
Ausserdem stellte B. 10 weitere Versuche an, indem er den Schnitt mit einer 
inficirten Lanze anlegte; in 9 Fällen ging dabei das Auge durch Panophthalmie 
zu Gründe, nur in 1 Fall trat keine Infection ein (das Kammerwasser war in 
diesem Fall unter sehr hohem Druck abgeflossen). — B. kommt auf Grund 
dieser Ergebnisse zu dem Schluss, dass zur Vermeidung der Infection einer 
Wunde das Hauptgewicht auf Sterilitàt der Instrumente zu legen ist. Haben 
wir eine Wunde an einer keimfreien Stelle angelegt, so ist die Gefahr der nach- 
triiglichen Infection aus dem Bindehautsack kaum mehr vorhanden.(?) Das Er- 
reichen dieser beiden Ziele liegt aber in unserer Hand. Es genügt eben zur 
Infection einer Wunde nicht, dass pyogene Keime in oberflächliche Berührung 
mit derselben kommen, sondern die Mikroben müssen in die Gewebe mehr oder 
minder hineingepresst werden. 


19) Die subconjunctivalen Sublimatinjectionen. Eine Antwort an Dr. 
Mellinger und Dr. Gutmann, von Dr. A. Darier in Paris. 


20) Zwei Fülle von Glaucoma malignum, von Prof. E. Adamük in Kasan. 











21) Ueber die Bacterien im Conjunctivalsack des gesunden Auges, 
von Dr. S. Lachowicz aus Wilna. 

L. hat Untersuchungen angestellt über den Keimgehalt des Bindehautsackes 
von Leuten, die vollkommen gesunde Bindehaut aufwiesen und zwar erstreckte. 
sich die Versuchsreihe auf 63 Augen von 32 Personen. Der bacteriologischen 
Untersuchung wurde dabei nur die Thränenflüssigkeit unterzogen; Schleimflocken 
kamen, als nicht ganz physiologisch, nicht in Frage. — Bacterien wurden nun 
in 19 Augen gefunden (31°/,), in den übrigen Augen (69°/,) fehlten sie. Unter 


— 381 -— 


15 Personen der ersten Gruppe waren nur bei 4 Personen beide Augen keim- 
haltig. Von 20 Personen der zweiten Gruppe hatten 16 Personen keine Bac- 
terien in beiden Augen, während die übrigen nur in einem Auge Bacterien be- 
sassen. Bei 11 Personen, die keimhaltige Bindehäute aufwiesen, fanden sich 
allein Kokken, nur 4 Personen hatten Bacillen. Unter den Kokken fanden sich 
Staphylococc. pyog. albus, Micrococc. candicaus, Streptococc. pyogenes, Sarcina 
lutea, Micrococc. cereus albus. Die Bacillen wurden nicht alle genau bestimmt, 
es fanden sich aber unter Anderen Bacillus fluoresc. putridus und Bacillus xerosis 
conjunctivae. Die gefundenen Mikroorganismen waren mit Ausnahme der Sta- 
phylokokken und Streptokokken fast lauter solche, die der Luft und dem Wasser 
angehören, einige waren einfach Saprophyten. Um sich nun klar zu werden 
über das Schicksal aller dieser Mikroorganismen, wenn dieselben in einen ge- 
sunden menschlichen Bindehautsack gelangen, nahm Verf. Impfversuche an seinen 
eigenen nachgewiesener Massen vollkommen keimfreien Bindehautsäcken vor. 
Er verwendete dazu Micrococc. candicaus, Bacillus sporiferus, Staphlococc. pyog. 
alb. (2mal), Bacill. fluoresc. putrid., Micrococc. coronat., Micrococc. cereus albus. 
Es traten auf keine der Ueberimpfungen, weder unmittelbar noch später, irgend 
welche Reizerscheinungen auf und Culturversuche mit der Thránenflüssigkeit der 
inficirten Augen, die nach Verlauf einiger Stunden bis eines Tages vorgenommen 
wurden, bewiesen, dass die Keime rasch von den Thránen weggespült werden 
und schliesslich vollkommen wieder aus dem Bindehautsack verschwinden. — 
Verf. hat damit festgestellt, dass im Gegensatz zu anderen Schleimhàuten die 
Bindebaut kein constanter Sitz der gewöhnlichen, uns bekannten Mikroorganismen 
ist. Die mitunter vorhandenen Keime stammen aus der Luft und verbleiben nur 
temporär im Auge; als Beweis dafür können gelten die spärlichen Culturen, die 
man durch Abimpfung erhält, wenn Keime vorhanden sind, ferner die geringe 
Anzahl der keimhaltig gefundenen Bindehautsäcke, und schliesslich das rasche 
Wiederverschwinden der künstlich eingeführten Mikroben, wobei übrigens die 
verschiedenen Arten wahrscheinlich verschieden rasch verschwinden. Alle an- 
geführten Bacterien (ausser Streptococcus und Bacillus xerosis) sind für das 
gesunde Auge ganz indifferent. 





22) Zum Accommodations- Mechanismus, von Prof. C. Schweigger in Berlin. 

Verf. hat bei Staroperationen, wenn die Linse zufällig wit unverletzter 
Kapsel aus dem Auge getrieben wurde, gelegentlich in Fällen von Verflüssigung 
der Corticalis gesehen, dass die Linse nicht die senile flache Form aufwies, 
Sondern mehr rund war, wie man das an jugendlichen Linsen post mortem findet. 
Da nun eine verflüssigte Corticalis eine besondere Elasticitát nicht haben kann, 
so erklärt sich jene Thatsache lediglich aus der Elasticität der Linsenkapsel. 
Sch. glaubt nun, dass auch bei der Accommodation die Linse das Bestreben, 
der Kugelgestalt sich zu nähern, nur der Elastieität der Kapsel verdankt und 
dass die Linse selbst nur eine passive Rolle dabei spielt. 


Es folgen Referate. Ancke. 


Heft 4. 
23) Bericht und Erfahrungen eines fahrenden Starstechers aus dem 
Ende des 19. Jahrhunderts, von Dr. med. O. Walter, Odessa. 


24) Anatomischer Befund bei spontan entstandener Bindegewebsneu- 
bildung im Glaskórper (sog. Retinitis proliferans), von Dr. Rudolf 
Denig, Assistent an der Universitäts-Augenklinik zu Würzburg. 


982 -- 


25) Zur pathologischen Anatomie der intrauterinen Augenkrankheiten 
und insbesondere der angeborenen Hornhauttrübungen, von Dr. 
Alexander Tepljaschin in Kasan. 

Verf. hat die Augen eines Kindes, welches mit berderseitiger centraler Horn- 
hauttrübung zur Welt kam, mikroskopisch untersucht. Es fand sich dabei, dass 
die angeborenen Trübungen auf beiden Augen entzündlichen Charakters waren 
und als solche ein Resultat der pathologischen Veränderungen der Cornea im 
Uterus. Sie waren von entzündlichen Erscheinungen der anderen Theile des 
Auges begleitet. Dis Tribung der Cornea des rechten Auges wurde durch das 
Vorhandensein einer interstitiellen Entzündung (Keratit. interst. diffusa) bedingt, 
während diejenige der linken Hornhaut durch Veränderungen, welche als „Keratitis, 
von der hinteren Wand der Cornea ausgehend“ aufgefasst werden müssen, hervor- 
gebracht waren. Es lag nämlich der hinteren Fläche der Cornea eine knoten- 
förmige Verdickung der Iris an, welche die Structur eines Gumma hatte. — 
Verf. schliesst noch die Beschreibung zweier weiterer Fälle von angeborener 
Hornhauttrübung an. In dem einen Fall handelte es sich um ein cyclopisches, 
in dem anderen um ein mikrophthalmisches Auge. In diesen’ beiden Fällen war 
die Trübung als eine Entwickelungshemmung anzusehen, welche in dem ersten 
Fall durch zu geringe, in dem zweiten Fall durch zu reichliche Ernährung der 
betreffenden Hornhautpartie verschuldet war. 


Es folgen Referate. | Ancke. 


Band XXXI. Heft 1. 

1) Ueber Herpes Zoster der Regenbogenhaut im Verlaufe von Herpes 
Zoster frontalis, von Dr. E. Machek, Primararzt am galiz. Landesspital 
in Lemberg. 

M. beschreibt einen interessanten Fall von Erkrankung der Iris im Gefolge 
eines schweren hämorrhagischen Herpes Zoster frontalis. Er fasst de Er 
krankung der Iris wohl mit Recht als echten Herpes der Iris auf. Die Krank- 
heit war charakterisirt durch starke Schmerzen und rasches Aufschiessen von 
Knötchen in der Iris, die bald unter Auftreten ziemlich starker Blutung platzten. 
Die Aehnlichkeit mit dem Verlauf der Herpeseruption auf der Haut war frappant, 
es fehlte eben nur in Anbetracht des Vorhandenseins des Kammerwassers die 
Schorfbildung. Der Pupillarrand war ringsum angelöthet und die vordere Kammer 
in der ersten Zeit sehr tief. Die Krankheit ging aus dem acuten Stadium bald 
in ein mehr chronisches über. Die Blutungen wiederholten sich ungemein 
häufig. Die Tension des Bulbus war während der ganzen Dauer der Krank- 
heit herabgesetzt. Der Reizzustand ging schliesslich im Verlauf einiger Monate 
zurück unter Narbenbildung in der Iris, eine Restitutio ad integrum trat jedoch 
nicht ein. 


2) Klinischer und anatomischer Beitrag zu den einfachen oder serósen 
Cysten der Bindehaut, von Dr. Giacomo Romblotti, gew. I. Assistent 
an der Universitáts-Augenklinik zu Pavia. 

3) Ein Fall von traumatischem pulsirenden Exophthalmus mit Sections- 
befund, von Dr. med. O. Stuelp, I. Assistent an der Universitáts-klinik 
für Augenkrankheiten zu Strassburg. 

Der Fall verlief letal in Folge einer cerebralen Nachblutung. Die Section 
wies mit Sicherheit Basisfractur und eine Ruptur der sonst unveränderten Carotis 
interna im Sinus cavernosus nach. 





— 383 — 


4) Ueber intermittirenden Exophthalmus, von Dr. P. V. Richter, Assistent 
an der Münchener Universitäts-Augenklinik. 

5) Zur Kenntniss der sogenannten Doppelempfindungen, von Dr. Richard 
Hilbert in Sensburg. 

6) Ueber die genaue Localisation grosser eiserner und stühlerner 
Fremdkörper im Auge mit dem Sideroscop, von Dr. Eduard Asmus, 
Assistent an der kgl. Universitäts-Klinik für Augenkranke in Breslau 

7) Experimentelle Studie über die Ausbreitung subconjunctival in- 
jicirter Flüssigkeiten, von Dr. Carl Mellinger und Dr. Domenico 
Bossalino. 

Da einige Autoran die Ansicht ausgesprochen haben, dass die Ausbreitung 
subconjunetival eingespritzter Flüssigkeiten sich auf den vorderen Theil des 
Auges beschränke und deshalb Injectionen in die Tenon’sche Kapsel vorziehen, 
haben sich die Verff. die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, wie weit Flüssiz- ` 
keiten, die unter die Bindehaut gespritzt werden, sich im Auge, resp. in der 
Umgebung des Auges ausbreiten. Zu diesem Zwecke machten sie bei einer Reihe 
von Kaninchen Injectionen mit sterilisirter Tusche-Emulsion. Der Eingriff wurde 
ganz gut vertragen, und es stellten sich keinerlei Reizerscheinungen ein. Bei 
der mikroskopischen Untersuchung zeigte sich, dass die Tuschepartikel frei in 
den Lymphráumen lagen, nur einige wenige mit Tusche .beladen Leucocyten 
konnten nachgewiesen werden. Aus den angestellten Versuchen ergiebt sich, 
dass subconjunctival injicirte Flüssigkeiten, den grossen Lymphspalten fulgend, 
den ganzen Bulbus. und Sehnerven umgeben. Ausserdem aber sind die Verf. 
auf Grund ihrer Befunde geneigt anzunehmen, dass die unter die Bindehaut 
eingespritzten Flüssigkeiten nicht nur das Auge und den Sehnerven umgeben, 
sondern auch durch vorhandene Communicationswege mit dem Suprachorioldeal- 
raum und dem Zwischenscheidenraum in Verbindung treten können. 








8) Ein weiterer Fall einseitiger, reflectorischer Pupillenstarre, von Ober- 
stabsarzt Dr. Seggel in München. 

Verf. beschreibt wieder einen Fall von einseitiger, reflectorischer Pupillen- 
starre, der sich jeduch von dem seinerzeit veröffentlichten ersten Fall wesent- 
lich dadurch unterscheidet, dass dabei nicht Mydriasis, sondern Miosis bestand. 
Die reflectorische Starre war in diesem zweiten Fall zweifelsohne angeboren. 
Das gleichzeitige Vorhandensein einer Miosis lässt sich jedoch weder erklären, 
wenn man die centrale Läsion, die die reflectorische Starre bedingt, in den centri- 
petalen Theil des Reflexbogens verlegt (Meynert'sche Fasern), wie S. dies bei 
seinem ersten Fall that, noch auch, wenn man diese Lásion in den centripetalen 
Theil des Bogens verlegt, wie Heddaeus dies will (cf. das Referat S. 348 des 
C. f. A. 1893). S. ist vielmehr der Ansicht, dass die Miosis nicht central be- 
dingt ist, sondern auf einen Mangel der elastischen Kräfte in der Iris selbst 
bezogen werden muss. Die reflectorische Starre ist in diesem Falle, wie gesart, 
angeboren, und da in der ersten Zeit des Lebens nur die Reaction auf Licht- 
einfall das Spiel der Pupille, also auch die Erweiterung, vermittelt, so blieb die 
Pupille bei dem Ausfall der Lichtreaction in der miotischen Stellung stehen, wie 
wir sie bei ganz kleinen Kindern constant sehen. 


9) Eine weitere Beobachtung von dem Keratoconus entgegengesetzter 
Hornhautkrümmung (corrigirbare periphere Myopie und corrigir- 
bare centrale Hyperopie in ein und demselben Auge), von Dr. Axen- 
feld, Assistent an der Universitäts-Augenklinik in Marburg. 

Es folgen Referate. Ancke. 


— 884 — 


Heft 2. 
11) Zur Lehre vom binocularen Sehen, von Dr. E. Jaesche, Dorpat. 


12) Zur klinischen Bedeutung bitemporaler Gesichtsfelddefecte, von 
Dr. Goorg Abelsdorff, Assistent an der Universitäts- Augenklinik zu 
Berlin. 

Verf. will die Bezeichnung ,,temporale Hemianopsie“ reservirt wissen fir 
solche Fälle, bei denen der centrale Sitz der Läsion am Chiasma sicher an- 
genommen werden darf, während die anderen Fälle, bei denen die Gesichtsfeld- 
beschränkung aller Wahrscheinlichkeit nach durch symmetrische Erkrankung der 
beiden Sehnerven bedingt ist, einfach als „bitemporale Gesichtsfelddefecte‘ ge- 
führt werden solle. [Vgl.A.f.O.II,2, 284; D. Zeitschr. f.pr.M. 1878, Nr. 4 u. 5.] 


13) Casuistischer Beitrag zur Lehre von den Geschwülsten des Aug- 
apfels, von Dr. G. Gutmann in Berlin. 








14) Bacteriologische Untersuchungen über den Einfluss von verschie- 
denen, speciell antiseptischen Verbänden auf den Keimgehalt des 
Lidrandes und Bindehautsackes, von Dr. med. Ludwig Bach, Privat- 
docent in Würzburg. 

B. hat bacteriologische Untersuchungen über den Keimgehalt von Binde- 
hautsack und Lidrand angestellt an Augen, welche 24 Stunden lang (bei mehr- 
maligem Verbandwechsel) unter einfachem, nicht antiseptischem, trockenem oder 
nassem Verband resp. unter antiseptischem, nassem Verband gelegen hatten. Als 
Antisepticum wurde theils Hydrarg. oxycyanat. 1:5000, theils Sublimat 1 : 3000 
benutzt. B. fand nun, dass wir durch don antiseptischen Verband nicht im 
Stande sind, mit einiger Sicherheit das fragliche Terrain steril zu machen, im 
Gegentheil, es findet auch unter dem sog. antiseptischen Verband meist eine 
mehr oder minder starke Vermehrung der schon vorhandenen Mikroben statt, 
wobei es gleichgültig war, welches von den beiden genannten antiseptischen 
Mitteln angewendet wurde: Die Keimvermehrung unter den nicht antisoptischen, 
feuchten oder trockenen Verbänden ist oft dieselbe wie unter den antiseptischen 
Verbänden, wenn auch öfters unter den ersteren die Zahl der Keime in erheb- 
licherem Grade in die Höhe schiesst. Daraus lässt sich allerdings eine geringe 
desinfiecirende Wirkung der antiseptischen Verbände ableiten, die jedoch meist 
unerheblich und nicht constant genug ist, als dass wir in practischer Hinsicht 
wesentliche, ja nennenswertlie Vortheile von der Anlegung antiseptischer Verbände 
auf das Auge erwarten dürfen. 


15) Zur Blepharoplastik, von Dr. Julius v. Siklóssy jun., I. Assistent 
der Augenabtheilung des St. Rochusspitals zu Budapest. 

















Es folgen Referato. Ancke. 
Vermischtes. 
Berichtigung. 

Seite 276 Zeile 14 muss es heissen: weder im Hypopyon. Sch. 


Um Einsendung von Separatabdrücken wird gebeten. 


Verlag von Veit & Comp. in Leipzig. — Druck von Merzege & Wirtie in Leipzig. 


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Centralblatt 


für praktische 


AUGENHEILKUNDE 


Herausgegeben von 
Prof. Dr. J. Hirschberg, Geh. Med.-Rath, in Berlin. 


Unter ständiger Mitwirkung der Herren Dr. Anck& in München, Dr. BERGER in Paris, Prof. 
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Dr. ScnugxkL in Prag, Doc. Dr. Scuwanz in Leipzig, Dr. Spro in Berlin, Dr. STIEL in Köln. 





Monatlich ein Heft. Preis des Jahrganges 12 Mark. Zu beziehen durch alle 
Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postanstalten des Deutschen Reiches. 





Supplement zum Jahrgang 1895. | 





Neue Instrumente, Medicamente etc. (S. 336.) Ein neues Discissionsmesserchen für 
Nachstaroperationen, von John E. Weeks. 

Geselischaftsberichte. (S. 386—423.) 1) Bericht über die 24. Versammlung der Oph- 
thalmologischen Gesellschaft. — 2) Medicinische Gesellschaft in Giessen. — 3) Unter- 


elsässischer Aerzteverein in Strassburg. — 4) Niederrheinischer Verein für Natur- und 
Heilkunde in Bonn. — 5) Medicinischer Verein zu Greifswald. — 6) Physikalisch- 
medicinische Gesellschaft zu Würzburg. — 7) Naturhistorisch-medicinischer Verein in 


Heidelberg. — 8) Physiologischer Verein in Kiel. — 9) 63. Annual mecting of the 
British Medical Association. — 10) Ophthalmological Society of the United Kingdom. 
— 11) Section on Ophthalmology, College of Physicians of Philadelphia. — 12) Medi- 
cinische Gesellschaft zu Dorpat. — 13) Deutscher ärztlicher Verein zu St. Petersburg. 
14) Verein St. Petersburger Aerzte. 

Referate, Uebersetzungen, Auszüge. (S. 423—435.) 1) Die Gummiknoten des Augen- 
grundes, von J. Hirschberg. — 2) Ueber einige tubereulöse Entzündungen des Auges, 
von Prof. W. Manz. 

Journal-Uebersicht. (S. 436—478.) I. Archiv für Augenheilkunde. — II. Annales 
d'oculistique. — III. Archives d’ophtalmologie. — IV. Recueil d’ophtalmologie. — 
V. Revue générale d'ophtalmologie. — VI. The Ophthalmie Review. — VII. The 
American Journal of Ophtbalmology. — VIII. New York Eye and Ear Infirmary Re- 
ports. — IX. Wjestnik oftalmologii. 

Bibliographie. (S. 478—585.) Nr. 1—350. 

Literatur-Uebersicht vom Jahre 1895. (S. 586—616.) 


25 


— 386 — 


Neue Instrumente, Medicamente ete. 


Ein neues Discissionsmesserchen fiir Nachstaroperationen. 
Von John E. Weeks. 


W.'s Messerchen zeigt eine scharfe Krümmung der Art, dass die äusserste 
Spitze etwa 2mm von der verlängerten Axe des Stieles abweicht. Einen Milli- 
meter weit von der sehr feinen Spitze sind beide Krümmungen geschärft, von 
da ab nur die concave Seite. Bei dem Einstich in die V. K. muss man der 
Krümmung folgen, um nicht eine zu grosse Hornhautincision zu erhalten. W. 
nimmt folgende Vorzüge für sein Instrument in Anspruch: 1. Der Kapselschnitt 
erfolgt mit grösserer Leichtigkeit und Sicherheit. 2. Es wird ein geringerer 
Zug auf die Ciliarfortsätze ausgeübt. 3. Es lässt sich damit leichter in der 
V. K. arbeiten. 4. Die Spitze des Messers braucht nicht so tief in den Glas 
körper einzudringen. (Med. Record. 28. Sept. 1895.) Peltesohn. 


Gesellschaftsberichte. 


1) Bericht über die 24. Versammlung der Ophthalmologischen Gesell- 
schaft. Heidelberg 1895. Redig. durch W. Hess u. W. Zehender. (Stutt- 
gart 1895.) 


1. Sitzung am 5. August, Vormittags. 
Sitzungspräsident: Argyll Robertson (Edinburg). 


1) Ueber Erythropsie, von Ernst Fuchs (Wien). 


Bei Bergtouren nach langer Wanderung über Schnee hatte F. schon ófter 
Rothsehen bemerkt; er studierte diese Erscheinung genauer, indem er sich nach 
längerem Marsch über Schneefelder in eine mässig dunkle Hütte begab. Sofort 
nach dem Eintritt blickt man auf eine Schachbrettfigur mit schwarzen und 
weissen Feldern; ferner muss man eine kleine schwarze Tafel bereit halten, 
welche mit Hülfe einer weissen Marke als Compimeter dient. Sofort nach dem 
Eintritt sieht man alle dunklen Objecte grün; bald darauf auch die helleren; 
in der zweiten Viertelminute nach dem Eintritt beginnt das Grünsehen in Roth- 
sehen überzugehen; letzteres ist ca. 1 Minute nach dem Eintritt vollkommen, 
wird dann rasch ganz intensiv und verschwindet bald wieder, so dass oft nach 
2 — 3 Minuten alles vorüber ist. Die Farbe der Erythropsie ist im Spectrum 
nicht vorhanden, sie besteht nämlich in schönem, hellem Purpur, und ist comple- 
mentär dem Grün zu beiden Seiten der Linie F im Spectrum, welches an dieser 
Stelle während der Erythropsie grau erscheint, wie selbstverständlich während- 
dem auch andere gefärbte Gegenstände anders aussehen. Das Centrum wird 
selten roth gesehen, in der Peripherie auch nur bis 10—20°. Das Rothsehen 
der Aphakischen ist mit dem normaler Augen identisch, und gleichfalls durch 
Blendung veranlasst; sie sind im Allgemeinen besser dazu disponirt, wie über- 
haupt äussere Umstände, z.B. Pupillenerweiterung, grössere Meereshöhe, die in-li- 
viduelle Disposition beeinflussen; letztere ist auch sehr verschieden. Da die 
Erscheinung bei Exposition bloss eines Auges auch nur in diesem auftritt, je 
nach der verschieden starken Blendung in den verschiedenen Theilen des Ge- 
sichtsfeldes verschieden stark ist, schliesst F., dass sie in der Netzhaut ihren 
Sitz hat, und zwar bedingt ist durch das Sichtbarwerden des Sehpurpurs. Der- 
selbe wird für gewöhnlich nicht gesehen, weil wir in Folge seiner beständigen 


zer, BET, ai 


Gegenwart dafür abgestumpft sind; ist die Netzhaut durch längere Beleuchtung. 
aber vollkommen ausgebleicht, so beginnt beim Eintreten in einen dunkeln Raum 
die Regeneration des Sehpurpurs, die Zapfen, welche selbst zwar keinen Purpur 
besitzen, werden durch purpurnes Licht beleuchtet, und es tritt nun das Rothsehen 
auf, welches in seiner Farbe auch genau mit der des Sehpurpur übereinstimmt. 

In der Discussion berichtet Greeff über einen Fall von reiner Mono- 
chromasie, wobei das ganze Spectrum roth erschien, vom hellsten bis zum 
dunkelsten Roth, Haab über den Einfluss der Pupillenweite, indem bei einem 
Fall von Glaucoma simplex Erythropsie aufgetreten war, die erst schwand, 
nachdem durch andauernden Pilocarpingebrauch die Pupillen eng geworden waren, 
endlich Dufuvur über Rothselien, das bei einem 14jahrigen, wegen Glaucom 
iridectomirten Mädchen kurz nach Spitalaustritt an schneeigen Tagen auftrat, 
immer des Abends und bis zum anderen Morgen anhielt. 


2) Ueber die operative Behandlung hochgradiger Myopie, von 
A. v. Hippel (Halle). 

v.H. hat in den letzten 2 Jahren 60 Fälle operirt, darunter auch Fälle bis 
zu 55 Jahren; bei keinem fand sich die Andeutung eines Kernes; bei 
allen verlief die Linsenquellung nach der Discision gerade so, wie bei den Kindern. 
Die Indication hàngt nicht so sehr von einer bestimmten Dioptrienzahl, als von 
dem Alter und der Verträglichkeit gegen Brillen ab. Bei Kindern unter 
10 Jahren operirte er schon von 10 D ab, in den übrigen Fällen waren es 
12—24 D. Es empfiehlt sich wegen des binocularen Sehens bei beiderseitiger 
hoher Myopie beide Augen zu operiren. In einem Drittel aller Fälle waren 
chorioidale Veränderungen, zuweilen auch Netzhautblutungen vorhanden, ohne 
den Erfolg zu beeinträchtigen. Die Technik besteht in kreuzweiser, kräftiger 
Discision nach völliger Pupillenerweiterung und, nach folgender völliger Linsen- 
irübung, in Linearextraction ohne Iridectomie. Stets wurde später noch die hintere 
Kapsel discindirt. Einmal trat Iritis mit Pupillarverschluss, einmal croupöse 
Conjunctivitis mit Phthisis bulbi auf; sonst ungestörte Heilung. Die Re- 
fractionsdifferenz betrug zwischen 14 und 24 D, im Mittel ca. 19 D. Die Horn- 
hautkrümmung bewegte sich innerhalb der physiologischen Grenzen; in 5/, der 
Fálle bestand Astigmatismus, dessen genaue Bestimmung vor der Operation sich 
deshalb empfiehlt, weil man ihn durch passend gewählte Lage des Schnittes im 
Limbus ganz oder theilweise ausgleichen kann. Die Sehschärfe wurde oft um 
das Vier- bis Zehnfache gebessert. Glaucom,! Netzhautablösung oder sonstige üble 
Folgen hat v. H. nicht gesehen, weshalb er die Operation als Fortschritt begrüsst. 


3) Dasselbe Thema, von Sattler (Leipzig). 

S. berichtet über 65 Augen. Die Patienten standen im Alter von 9 bis 
62 Jahren (künstliche Reifung, Bogenschnitt), die meisten zwischen 10 und 
20 Jahren; unter 12 D soll in der Regel nicht operirt werden, da sonst zu 
starke Hyp. eintritt; die Kefractionsdifferenz betrug im Mittel 15,0 D; die directe 
Messung des Fernpunktes mit kleinster Druckschrift scheint bei hochgradiger 
Myopie noch am sichersten. Die Sehschärfe wurde 18mal nicht, in den übrigen 
Fällen bis um das Dreifache erhöht, höher nicht. Myopische Complicationen 
waren vielfach vorhanden, ohne das Resultat zu beeinträchtigen. Zweimal trat 
Infection auf, mit noch leidlicher Sehschärfe am Ende. Viermal trat Netz- 
hautablósung auf; einmal nach Faustschlag; im 2. Falle war das andere Auge 
längst durch Ablösung erblindet, die Operation hatte die Sehschärfe um das Drei- 
fache gesteigert, 4 Wochen nach der Entlassung olıne bekannte Ursache Ablösung; 





! Kommt aber vor. H. 
25* 


— 3888 — 


in den beiden anderen Fällen hatte sich bei der Linearextraction Glaskörper 
gezeigt, so dass möglicher Weise ein Glaskörperstrang Schuld hat. Trotzdem 
hält S. die Gefahr der Netzhautablösung für keine Contraindication, da diese 
auch bei nichtoperirten Myopen auftritt. Die Operation besteht in Discision mit 
Vermeidung der Verletzung der hinteren Kapsel und 3—16 Tagen später vor- 
genommener Linearextraction mit Vermeidung aller eingreifenderen Proceduren. 

In der Discussion zu 2) und 3) berichtet Fuchs über einen Schichtstar- 
fall, complicirt mit hochgradiger Myopie, dessen Refraction trotz Discision zu- 
nahm, Rosenmeyer über einen ähnlichen Fall, der ausserdem noch atrophische 
Herde in der Nähe der Macula hatte und im Laufe der Zeit sein Sehvermógen 
fast ganz einbisste. Schweigger halt es fir winschenswerth, dass die post- 
operative Hyp. nicht mehr als 4 D beträgt; er operirt deshalb bei einem 
Fernpunkt von höchstens 7 cm (oder weniger) =15—16 D; die Refraction wird 
am besten objectiv ohne Gläser mit dem von ihm angegebenen elektrischen 
Augenspiegel gemessen. Nur wenn das aphakische Auge noch myopisch ist, hält 
er es für wünschenswerth, beide Augen zu operiren. Ostwalt spricht über die 
Ursache der grósseren Refractionsdifferenz bei aphakischen Myopen und führt aus, 
dass der Brechzustand des aphakischen Auges eben davon abhänge, wie weit 
die Netzhaut desselben sich vor dem Brennpunkt der Hornhaut 
befinde; die Axenlänge von /,. beträgt 30 mm; erst bei 22 D Myopie wird das 
aphakische Auge emmetropisch; annähernd lässt sich die Refraction des myopi- 
schen Auges für den Fall der Aphakie vorhersagen, indem man die Dioptrien- 
zahl des Correctionsglases des kurzsichtigen Auges durch 2 dividirt und den 
erhaltenen Werth von 11 D Hyp. (= der Refraction des aphak. emmetropischen 
Auges) abzieht. Thier fand gleichfalls, dass die Linsen hochgradiger Myopen 
erst viel später sclerosiren; er ist für ausgiebige Durchschneidung der Linse, 
da er nie Nachtheile, z.B. Glaucom, davon gesehen. Ferner ist nicht so sehr die 
Vervielfältigung der Sehschärfe zu betonen, als vielmehr der Umstand, dass Pat. 
dauernd das Glas tragen kann, welches ihm die beste Sehschärfe giebt; auch tritt 
für die Nähe ein sog. Ersatzaccommodationsgebiet ein. Die Netzhautablösung 
ist in keinen ursáchlichen Zusammenhang(?) mit der Operation zu 
bringen, weshalb er sehr für die letztere ist. Schón bringt die Refractions- 
differenz in Zusammenhang mit der tieferen Lage der Linse bei hochgradiger 
Myopie, welche dadurch gesteigert wird. v. Schröder hat günstige Resultate. 
Elschnig glaubt gefunden zu haben, dass der Abfluss des Kammerwassers bei 
der Discision die Linsenquellung begünstive. Haab mahnt zur Vorsicht, nament- 
lich um Glaskörperaustritt zu vermeiden, der spätere Ablösung zur Folge haben 
könnte. Sattler weist die Fälle von Fuchs und Rosenmeyer als nicht be- 
weisend zurück. 


4) Zur pathologischen Anatomie der eitrigen Keratitis des 
Menschen (nach mitDr. Th. Axenfeld gemeinsam angestellten Untersuchungen), 
von W. Uhthoff (Marburg). 


Nach historischem Ueberblick über die bisherigen relativ sparsamen Unter- 
suchungen berichtet U. über seine eigenen an 11 Augen gemachten, darunter 
5 mit eigentlichem Ulcus serpens, 4 mit Keratomalacie, resp. necrotisirendem 
Ulcus serp. im Lidspaltentheil, 2 mit beginnender Panophthalmie, anschliessend 
an ein perforirtes Uleus. Die Membrana Descemetii ist durchweg intact, wenn 
keine Totalperforation der Cornea stattgefunden hat; jedenfalls ist eine Perfo- 
ration derselben äusserst selten bei erhaltenen hinteren Hornhautschichten. Das 
Endothel dieser Membran ist vielfach abgelöst, zum Theil auch gewuchert. Die 


— 889 — 


Hornhautsubstanz selbst zeigt Oedem, Erweiterung der Saftlücken, Quellung, 
in der Umgebung des Ulcus gelegentlich Nekrose, jedoch keinen typischen In- 
filtrationsring, wohl weil die Veränderungen zu alt sind; Zellinfiltration von der 
Peripherie und vom Conjunctivalsack her; deutliche Beteiligung der Hornhaut- 
körperchen regenerativ als Reaction auf den Entzündungsreiz. Das Epithel der 
Cornea fehlt oft auch in der Umgebung des Ulcus;_ doch ist letzteres oft an 
einer Stelle schon vom Epithel bekleidet, während es an anderer Stelle noch 
fortschreitet; oft auch tiefreichende Wucherung des Epithels bei Narben. Die 
Membrana Bowmanii ist faserig zerfallen, oft auch in der Umgebung des Ulcus. 
Das Hypopyon, ohne Perforation stets mikroorganismenfrei, stammt bei nicht 
perforirter Hornhaut zweifellos nicht aus der Hornhaut, sondern aus der Iris, 
Umgebung des Fontana’schen Raumes u. s. w. Iris und Corpus ciliare sind bei 
septischer Keratitis stark entzündlich infiltrirt. — Die Präparate werden nach- 
mitiags demonstrirt. | 

Wagenmann sah im Wesentlichen die gleichen Bilder; bei Perforation 
war die Membrana Descemetii eigenthümlich gespalten und aufgeblättert. 


5) Ueber Conjunctivitis petrificans, eine ungewöhnliche Form 
von Conjunctivalerkrankung, von Th. Leber. 


Bei der 23jährigen, an Spitzenkatarrh leidenden, sonst gesunden Patientin 
traten in anfallsweisen, bald rechts, bald links sich zeigenden mässigen Entzün- 
dungen auf der Bindehaut weisse, opake Flecke auf, die kaum über die Ober- 
fläche prominiren und aus veränderter Schleimhaut bestehen; allmählich stellen 
sie: eine vollkommen trockene, steinharte, weisse Masse dar, die sehr fest haftet. 
Die Erscheinung ist bis jetzt noch nicht beschrieben, und auch L. kann sie 
nicht erklären. Parasiten wurden keine gefunden; kohlensaurer Kalk und Phos- 
phorsáure liessen sich darin nachweisen; doch kann es sich nicht um gewóhn- 
liche Verkalkung handeln. An der Oberfläche der Conjunctiva zeigten sich 
schollige Massen mit Riesenzellen; die Massen wurden mit Jod und Säuren 
mahagonibraun, mit gewissen Anilinfarben roth gefärbt. Die verkalkten Flecke 
wurden vorsichtig entfernt, und unter feuchter Wärme trat baldige Heilung ein. 
v. Hippel sen, Vossius, Brückner (Darmstadt), von dem auch der vorge- 
stellte Fall stammt, haben schon ähnliche, leichter verlaufende Fälle beobachtet. 


6) Ein Fall von echtem Lipom des Oberlides, von Vossius. 


Halbwallnussgrosse Geschwulst bei einem 56 jährigen Manne in der iuneren 
Hälfte des rechten oberen Augenlides, die sich ohne nachweisbare Ursache ent- 
wickelt hatte und sich als ein echtes Lipom erwies; sonst bestand keinerlei 
Adipositas. In der Litteratur finden sich derartige Lidgeschwülste sehr selten. 

In der Discussion erwähnt Lange einen Fall von Mikrophthalmus, der 
an Stelle des Glaskörpers vollkommen ausgebildetes Fettgewebe zeigte, und 
v. Hippel jun. eine apfelgrosse Fettgeschwulst, die sich bei einem 7 jährigen 
Jungen von Geburt an entwickelt und den Boden der Orbita ganz nach unten 
gedrängt hatte sammt dem Bulbus; nach der Entfernung glich sich die Dis- 
location wieder etwas, jedoch nicht völlig aus. 


7) Ueber die Kreuzung der Sehnervenfasern im Chiasma, von 
Michel. 

Nach anatomischen Untersuchungen v. Kölliker’s an eigenen Präparaten 
und denen von M. gefertigten finde im Chiasma des Menschen, des Hundes 
und der Katze völlige Kreuzung der Sehnervenfasern statt; wenn beim Hunde 
überhaupt ungekreuzte Bündelchen vorkommen, so können dieselben wegen ihrer 


— 390 — 


geringen Menge keine physiologische Rolle spielen, höchstens als centrifugale 
Ramón'sche Retinalfasern angesehen werden. 


8) Experimentelle Studien über die sympathiscne Ophthalmie 
(mit Demonstrationen), von L. Bach (Würzburg). 


Zahlreiche Wiederholungen der Deutschmann'schen Versuche, sowie Con- 
trollversuche haben niemals eine Bacterienüberwanderung längs der 
Sehnervenscheiden ergeben; ebensowenig fand sich nach Resection eines Seh- 
nervenstückes eine Wiederherstellung der Verbindung zwischen dem Scheidenraum 
des centralen und peripheren Stückes. Dagegen fanden sich schon kurze Zeit nach 
Reizung der Ciliarnerven des erkrankten Auges mikroskopische Veränderungen 
am gesunden Auge, die als erste Entzündungsanfänge gedeutet werden müssen. 
Deshalb ist B. für die Ciliarnerventheorie und denkt sich die Ueberleitung des 
Reizes folgendermaassen: Von dem ersterkrankten Auge geht der Reiz centri- 
petal durch die Ciliarnerven zum Ganglion ciliare, von da besonders durch 
dessen Radix sympathica zum Plexus caroticus des Sympathicus derselben Seite, 
hierauf durch den Circulus arteriosus Willisii zum selben Sympathicusgefleclt 
der anderen Seite, und nun wieder zum Ganglion ciliare und durch die Ciliar- 
nerven zum anderen Auge. 

Zimmermanun fand ebenfalls in keinem Falle einen Verbindungsstrang iin 
Sinne Deutschmann's bei Sehnervenresection, wenn das Thier noeh längere 
Zeit lebte, eine Durchwanderung der centralen Narbe von den in Zellen einge- 
schlossenen Farbstofftheilchen; dagegen wurde nie die periphere Narbe erreicht. 


2. Sitzung vom 6. August, Vormittags. 
Vorsitzender: Prof. Fuchs, Wien. 


9) Ein Fall von einseitiger Lähmung des Sphincter iridis, von 
Rindfleisch (Weimar). 

Sphincterkernlähmung, möglicherweise durch Blutung im centralen Höhlen- 
grau verursacht; nach einiger Zeit minimale Reaction bei Convergenz und be- 
ginnende Lähmung der vorher intacten Accommodation; durch Inunctionskur 
wurde Beides gebessert. 


10) Ueber den Flüssigkeitswechsel in der vorderen Augen- 
kammer, von Th. Leber (Heidelberg). 


Um den Flüssigkeitswechsel in der Vorderkammer zu studiren, darf man 
keine diffusionsfähigen, gefärbte Substanzen, wie Ferrocyankalium oder Fluorescin, 
benützen, da das Lösungsmittel, das Wasser, in Ruhe bleibt und nur die Mole- 
küle des gelüsten Stoffes sich durch Diffusion weiter verbreiten. Der einfachste 
Weg ist vielmehr der, dass man am frischen todten Auge die Menge Flüssig- 
keit bestimmt, welche durch den Kammerwinkel in bestimmter Zeit nach aussen 
fiitrirt. Derartige von Leber und Bentzen angestellte Versuche, sowie einige 
Beobachtungen an lebenden Augen mit Synchysis scintillans und Aphakie er- 
gaben, dass zwar eine stetige Erneuerung des Kammerwassers stattfindet, dass 
dieselbe aber viel zu langsam erfolgt, als dass man das Recht hätte, von einer 
Strömung der Flüssigkeit zu sprechen, indem wahrscheinlich in einer Stunde der 
Inhalt der Vorderkammer nur ungefähr zweimal erneuert wird. 


11) Ueber Keratitis parenchymatosa, von E. v. Hippel jun. 


Wenn schon die einzelnen Statistiken je nach dem Krankenrnateria] der 
betreffenden Gegenden erheblich schwanken, so spielt doch sicher die hereditáre 
Lues in der Aetiologie eine ausserordentlich wichtige Rolle. Doch haben nicht 


— 391 — 


alle Fälle diese Ursache. Unter seinen 80 (?) Fällen sind 28, von denen 14 nur 
anamnestische, 7 nur objective, 7 anamnestische und objective Anhaltspunkte für 
Tuberculose bieten; wie viele unter den 80 auf Lues beruhen, giebt v.H. nicht 
an; unter den 28 geben 15 gleichzeitig anamnestische und objective Anhalts- 
punkte für das Bestehen von Lues; es bleiben dann immerhin 13 Fälle, in 
welchen bei hochgradig tuberculöser Belastung oder sicheren objectiven Symptomen 
keine Anhaltspunkte für Lues zu finden sind. Von diesen 13 hatten 2 An- 
deutung von Hutchinson’schen Zähnen, 1 war der bekannte von v. H. anato- 
misch untersuchte Fall, 2 hatten hochgradige Schwerhörigkeit, ebenfalls derselbe 
darunter, 7 Drüsenschwellungen, 4 Gelenkerkrankungen. v. H. schliesst aus 
keinem dieser Symptome, wenn es allein vorhanden ist, auf Lues. Nach wei- 
teren Ausführungen und Beweisgründen hält er es für gerechtfertigt, bei Ab- 
wesenheit von charakteristischen Zeichen für hereditäre Lues und Vorhandensein 
ausgesprochener tuberculóser Belastung oder tuberculóser objectiver Symptome 
mit grósster Wahrscheinlichkeit die Diagnose Keratitis parenchymatosa tubercu- 
losa zu stellen. Die von Hirschberg als charakteristisch für Kerat. parenchy- 
matosa luetica bezeichneten zurückbleibenden tiefen Hornhautgefässe, sowie die 
peripheren chorioretinitischen Veränderungen kann v. H. nicht als beweiskräftig 
für Lues gelten lassen, da sich beide auch bei tuberculösen Individuen gefun- 
den hätten.! Für die Kerat. par. tuberculosa sind Knötchen der Iris als charakte- 
ristisch angegeben worden, doch sind solche auch bei hereditärer Lues beobachtet 
worden, freilich erheblich häufizer bei ersterer. Was die Therapie anlangt, so 
giebt es kein Mittel, das den Ausbruch der Krankheit auf dem anderen Auge 
verhindern könnte. Ist hereditäre Lues festgestellt, so ist, wenn keine Contra- 
indication vorliegt, eine Schmier- oder Spritzkur das einzig Richtige. Alle übrigen 
Punkte will v.H. an anderem Orte besprechen. 

In der Discussion berichtet Vossius, der gleichfalls die Lues nicht als 
ausschliessliche Ursache gelten lässt, über einige Fälle, die wahrscheinlich durch 
Rheumatismus veranlasst wurden. Michel schützt als Ursache in 50°/, here- 
ditäre Lues, in 40°/, tuberculése Infection und in 10°/, andere Veranlassungen. 
Innerlich empfiehlt er Guajacolpastillen. Wagenmann sah Kerat. par. nach 
lnfluenza, die unter Natr. salicyl. gut verlief; so häutig, wie Michel, sah er 
Tuberculose nicht als Ursache; soll letzteres der Fall sein, so müssen Zeichen 
von Lues fehlen, Tuberculose der Lunge oder anderer Organe nachzuweisen 
sein und zu irgend einer Zeit Knötchen auftreten. Sattler konnte Lues viel 
häufiger nachweisen, als gemeiniglich angegeben wird, bezieht dies aber auf 
locale Ursachen; bei Lues empfiehlt er vor Allem lange fortgesetzte Schmierkur, 
bei Tuberculose sah er von ganz kleinen Tuberculininjectionen Vortheil. Franke 
sah günstigen Einfluss von Kreosot bei Tuberculose. Uhthoff weist auf die 
Fälle hin, in denen Kerat. par. erst in den zwanziger Lebensjahren auf Grund- 
lage von angeborener Lues entstand. Manz glaubt, dass erst weitere Beob- 
achtungen lehren müssen, die tuberculöse Natur aus dem Verlauf und besonderen 
Veränderungen kennen zu lernen. 


12) Ueber sog. vordere Ciliarnerven, von Axenfeld (Marburg). 


Da die Ansichten über die vorderen Ciliarnerven noch auseinander gehen, 
hat A. Práparate und mikroskopische Schnittserien hergestellt, als deren Resultat 
sich ergiebt, dass von den Ciliarnerven da, wo sie hinten die Sclera durch- 
bohren, feine Aestchen sich nach vorne abzweigen, die er episclerale Aeste der 
Ciliarnerven nannte, und die sich in dem Gewebe der Tenon'schen Kapsel und 


! Tuberculose und Lues schliessen einander nicht aus. H. 


-— 899 — 


im benachbarten Fett verloren; keinesfalls konnte er sie in die Sclera ver- 
folgen. Sodann fand er vorn vor der Sehne des Internus bei seinen Schnitt- 
serien einen 1!/,mm dicken Nerven die Sclera durchbohrend und sich nach 
vorn und hinten in der Uvea verbreitend, dessen Herkunft noch nicht genau 
festgestellt werden konnte. Unsere Nervi ciliares „longi“ werden von den 
Franzosen richtiger als ,, directe" Ciliarnerven bezeichnet. Wenn trotz regel- 
rechter Neurotomie keine völlige Anästhesie eintritt, so sind nicht etwa die 
obigen episcleralen Zweige, sondern abnorme Aeste des Lacrymalis und beson- 
ders des Naso-ciliaris, welche erst vorn den Nerven verlassen, die Ursache. 
Deshalb ist die Operation von innen her rathsamer, und ferner die Neurectomie 
der blossen Durchtrennung vorzuziehen. 


13) Prüfungsmethode des Druck- und Schmerzsinnes der Cornea 
und Conjunctiva, von Krückmann (Leipzig). 

Ausführlicher Bericht über diese mittelst der von v. Frey angegebenen 
Reizhaare angestellten Versuche folgt im Graefe'schen Archiv. 


14) Ueber Cauterisation bei Ulcus serpens, von W. Zimmer- 
mann (Jena). 

Bericht über 83 Fälle, ohne wesentlich Neues zu bringen; in 40 Fillen 
reichte die einfache antiseptische Behandlung aus, in 43 musste cauterisirt 
werden. Die bekannten Vorzüge dieses Verfahrens werden hervorgehoben. Bei 
Thránensackleiden wurde erst sondirt und ausgespritzt; primäre Exstirpation 
des Sackes nie vorgenommen. Die Spaltung nach Sámisch neben der Cauteri- 
sation hat sich nur in den schwersten Fällen als nöthig erwiesen. f 

Schirmer exstirpirt in schweren Fällen den Thränensack; Schlösser spält 
ihn mit 1"/,igem Queeksilberoxycyanid gründlich aus, und verwendet zum Ver- 
band mit Vortheil 1° ,ige gelbe Pagenstecher’sche Salbe. Kalt und Thier 
empfehlen, vor der Cauterisation subconjunctivale Sublimatinjectionen anzuwen- 
den; Bach, Nieden, Hóderath sind für möglichst frühzeitige Cauterisation; 
v. Hoffmann empfiehlt einen von dem Instrumentenmacher Biondetti in Basel 
verbesserten Paquelin. 


15) Beitrag zur Kenntniss der Veränderungen am Hintergrund 
hochgradig kurzsichtiger Augen, von Otto (Leipzig). 

Die anatomisch nachgewiesenen buckelartigen Ausbuchtungen der Häute 
myopischer Augen wurden mit dem Augenspiegel lange Zeit nicht gesehen; 
erst Weiss, Caspar und Masselon theilen solche Befunde mit. O. zeigt an 
der Hand von Zeichnungen, dass es gar nicht so selten möglich ist, in hoch- 
gradig myopischen Augen die ausgesprochensten Schatten- und Stufenbildungen, 
entstehend durch kuppelartige Ausbuchtungen der verdünnten Augenhäute nach 
hinten (wirkliche Staphylome), zu beobachten, mittelst parallactischer Verschiebung, 
des Verhaltens der Netz- und Aderhautgefässe u. dgl. So können auch nur 
theilweise Auswölbungen sowie stärkere Ausbuchtungen innerhalb schon ausge- 
buchteter Stellen nachgewiesen werden. Zwischen 11 und 15D finden sie sich 
in der Hälfte der Fälle, über 15 D werden sie nur selten, über 20 D nie ver- 
misst. Das Lebensalter scheint nur insofern eine Rolle zu spielen, als so 
hochgradige Kurzsichtigkeit überhaupt erst jenseits des Kindesalters sich findet. 
In der Leipziger Klinik konnten solche Veränderungen bei 312 Myopen 55mal 
festgestellt werden. Zum Schlusse Demonstration der Abbildung eines hoch- 
gradig myopischen Auges, das nach Härtung in Formol zwischen Obliquus in- 
ferior und Rectus superior eine deutliche buckelartige Vorwölbung zeigt, die bis 
zum Aequator hinreicht. 


— 3893 — 


Leber macht darauf aufmerksam, dass in der v. Graefe'schen 
Klinik schon in den 60er Jahren das Staphyloma posticum verum 
ophthalmoskopisch von den gewöhnlichen Fällen, wo die Ektasie 
allmählich in die normalen Theile übergeht, unterschieden wurde. 
Weiss ist von der so häufigen Beobachtung scharf begrenzter, stufenförmig 
abgesetzter Ektasien überrascht, da er trotz genauer Nachforschung dieselben 
viel seltener fand. 


16) Bemerkungen über die glaucomatöse Excavation, von 
Elschnig (Graz). 

An der Hand von anatomischen Präparaten sucht E. zu beweisen, dass, 
wie Schnabel zuerst hervorgehoben, typische glaucomatöse Excavation unab- 
hängig von intraocularer Drucksteigerung vorkommen kann, durch vollständigen 
Schwund des intraretinalen und intrachorioidalen Sehnervenstückes veranlasst, 
ohne Compression oder Verlagerung der Lamina cribrosa; die Ursache dieser 
glaucomatösen Excavationen ist das glaucomatöse Sehnervenleiden. 


17) Zur Eserinbehandlung des Glaucoms, von Groenouw (Breslau). 


Auf Grund mitgetheilter Beobachtungen wendet sich G. gegen die dauernde 
Behandlung des Glaucoms mit Eserin in folgenden Schlusssätzen: Das Eserin ist 
ein sehr wirksames Palliativmittel zur Beseitigung der Prodromalerscheinungen 
oder eines einzelnen acuten Glaucomanfalles. Eserin vermag keine dauernde 
Heilung des Glaucoms zu bringen und macht die Iridectomie nicht überflüssig. 
Trotz dauernden Eseringebrauches kann der glaucomatóse Process doch fort- 
schreiten, wie aus dem Auftreten einer Excavation der Sehnervenpapille hervorgeht. 

In der Discussion zu 16) und 17) hebt Schón die Wichtigkeit richtiger 
Gläser hervor zur Verhütung des Glaucoms bei Ametropie, sowie den von ihm 
schon vor langer Zeit geführten Nachweiss, dass die glaucomatóse Excavation 
keine Druckaushóhlung sei, Dufour den schlechten Einfluss der Dunkelheit bei 
Glaucomen, da sie annähernd wirke wie ein Mydriaticum, endlich Schweigger 
die Schwierigkeit der Diagnose bei bestehender grosser physiologischer Excavation; 
es gebe keine ophthalmoskopisch festzustellende „typische“ Druckexcavation. 


3. Sitzung vom 7. August, Vormittags. 
Sitzungspräsident: Prof. Dor. 


18) Bemerkenswerther Fall von Gummigeschwulst des Ciliar- 
körpers, von F. Ostwalt (Paris). 

Die Affection ist bis jetzt nur 10—12 mal beobachtet‘ worden. Ein vor 
14 Jahren inficirter, nur mit Jodkali behandelter Mann, der inzwischen gesund 
gewesen war, geheiratet und gesunde Kinder hatte, bekam eine ziemlich rasch 
in die Vorderkammer herein aus dem Kammerwinkel hervorwachsende gelbweiss- 
liche Geschwulst. Als energische mercurielle Kur eingeleitet wurde, zerfiel die- 
selbe sehr rasch und es trat völlige Heilung ein. 

Vossius erwähnt einen Fall, wo während einer wegen Roseola und Condy- 
lomen eingeleiteten Schmierkur unter cyklitischer Reizung ein Tumor sich in 
ähnlicher Weise wie der obige entwickelt hatte, unter weiterer energischer 
Schmierkur aber wieder zurückging. 


19) Zur Anatomie einer Ophthalmia hepatica, von Hori (aus 
Japan, zur Zeit in Heidelberg). 

Der in der Klinik von Fuchs beobachtete Patient war an Lebercirrhose 
gestorben. Bei Lebzeiten hatte er an Nachtblindheit gelitten; der Augenspiegel 


— 394 — 


hatte getäfelten Fundus und Gefässveränderungen gezeigt; einige Tage vor dem 
Exitus bekam er tiefe Hornhautgeschwüre. Das Gesichtsfeld war mässig con- 
centrisch eingeengt. Die mikroskopische Untersuchung ergab chronische Ent- 
zündung der Uvea, ausgehend von dem vorderen Abschnitt derselben, welche die 
übrigen Augenhäute in Mitleidenschaft gezogen hatte, ferner ein Streptokokken- 
geschwür der Cornea, wohl als Folge der durch den schweren Icterus verur- 
sachten Ernährungsstörung. 

In der Discussion weist Leber auf den engen Zusammenhang zwischen 
Leberleiden und Hemeralopie hin, weshalb in jedem Fall von letzterer die Leber 
zu untersuchen sei; ihre Ursache dürfte in Netzhauterkrankung zu suchen sein, 
trotz des häufig negativen ophthalmoskopischen Befundes.! Weiss beobachtete 
bei Leberleiden Einengung des Gesichtsfeldes, Herabsetzung der Sehschärfe, 
leichte Ermüdbarkeit, sowie Xerose-ähnliche Veränderungen der Bindehaut. 
Meyer sah wiederholt bei Europäern, die in den Tropen leberkrank geworden, 
ausser den beschriebenen Erscheinungen kleine Pigmentflecke an den erkrankten 
Retinalgetissen. Uhthoff verweist auf das Vorkommen von Xerosis conjunc- 
tivae und Hemeralopie bei chronischem Alkoholismus; vielleicht bildet die Leber 
dabei das Bindeglied. Seggel beobachtete acute Hemeralopie in Folge starker 
Ueberblendung; der Pat. hatte ein Jahr zuvor schweren Icterus durchgemacht; 
die Leber ist noch genauer zu untersuchen. 


20) Die Zurückziehung von Eisensplittern aus dem Innern des 
Auges, von O. Haab. 


Unter 38 Linsen-, Glaskórper- und Retinalsplittern erzielte der grosse von 
H. angegebene Magnet in 60°/, ein brauchbares Auge. In 5 misslungenen 
Fällen war der Splitter meistens zu klein, bezw. der Magnet noch zu schwach 
geweseu; wer also den stärksten Magneten besitzt, wird am wenigsten solche 
Misserfolge erleben. Der grosse Preis (jetzt 460 Fr.) dürfte nicht abschrecken. 
Das Verfahren sei einfach, rasch und schonend, da der Glaskörper nicht verletzt 
würde; Netzhautablösung wurde nie beobachtet, wenn nur der grosse Magnet 
angewendet worden war. Ist der Fremdkörper nicht genau bestimmbar, so sei 
letzterer auch von grossem Vortheil gegenüber dem kleinen Magneten von Hirsch- 
berg, der fast keine (?) Fernwirkung hat, aber so zu sagen die beste Pincette für 
Eisensplitter sei und deshalb durch die Anwendung des grossen Magneten doch 
nicht gänzlich (?) entbehrt werden kann. [Ich habe 3. VI. 96 i. d. Berl. med. G. 
geantwortet. H.] 

In der Discussion betont Wagenmann, dass die Methode bei unbe- 
kanntem Sitz des Fremdkörpers mit Vortheil anzuwenden sei, in anderen Fällen 
dagegen wieder schaden könne; es besteht die Gefahr, dass durch die grosse 
Anziehungskraft der Splitter die Gefässhaut zerreissen künne; wenn bei unver- 
letzter Linse der Fremdkörper sichtbar ist, sei es rathsamer, um die sicher zu 
befürchtende Linsenverletzung durch den nach vorne gezogenen Fremdkörper 
zu vermeiden, die Extraction durch Meridionalschnitt mittelst Hirschberg’- 
schen Magneten zu machen, zumal bei kleinsten Splittern auch der vorne an- 
gesetzte grosse Magnet versage; Wagenmann führt einschlägige Fälle an. 
Seggel berichtet über eine frische Verletzung, bei der durch den grossen Mag- 
neten der Splitter unter Iriszerreissung in die Vorderkammer gezogen und 
daraus mittelst Schnitt und kleinem Magneten entfernt wurde. Thier: Ein in 
der Ciliargegend eingedrungener Fremdkörper hatte heftigste Reizerscheinungen 


_ ! ]eh fand mehrmals: zahlreichste, ganz feine, weisse Fleckchen mit zierlichem 
Pigmentsaum, in der Peripherie; und buchte es als Ret. hepat. 


— 395 — 


gemacht; ein grosser Electromagnet machte intensiven Schmerz und das Gefühl, 
als ob das Auge ausgesogen würde Am nächsten Tage war das Auge reizlos 
und schmerzfrei; offenbar war der Splitter vom Ciliarkörper weggezogen worden; 
später Scleralschnitt und Entfernung mit kleinem Magneten; volle Sehschärfe. 
Schlösser: Kleine Splitter können durch die Zonula, zwischen Linse und Iris 
in die Vorderkammer gezogen werden. Leber führt einen Fall an, in dem 
nach lange fortgesetzten vergeblichen Bemühungen mit dem grossen Electro- 
magneten der sehr kleine Splitter mit Hirschberg’schen Magneten leicht ge- 
holt wurde; das anfangs gute Sehvermögen wurde durch Nachblutung in den 
Glaskörper herabgesetzt. Haab sah Linsenverletzungen, Blutungen, Zerrungen 
beim grossen Magneten nur selten, auch sind sie vermeidbar; die Diagnose sei 
mit demselben leichter, als mit dem Sideroskop von Asmus;! die Electromag- 
neten der physikalischen Laboratorien seien ott nicht geeignet. 


21) Nouvelles observations sur le traitement de l'ophthalmie 
purulente par les grandes irrigations, par Kalt (Paris). 

Die von K. angegebene Behandlung eitriger Aurenentzündangen, insbe- 
sondere auch der Neugeboreneneiterung, mittelst mehrmaliger Ausspülung des 
Bindehautsackes während der ersten Tage mit Kalium hypermanganicum-Lösung 
(1:3000) unter Zuhülfenahme eines zwischen die Lider eingeführten Trichters gab 
auch im letzten Jahre sehr gute Erfolge; 2 Liter laufen im Verlauf von 7—8 Mi- 
nuten aus einem höchstens um 30 cm erhöhten Irrigator durch den Bindehautsack. 


22) Ueber hysterische Sehschwäche, von O. Schwarz (Leipzig). 

Die Abgrenzung der hysterischen Sehstörungen hängt von der Begriffs- 
bestimmung der Hysterie überhaupt ab. Hysterisch sind alle diejenigen krank- 
haften Veränderungen des Körpers und seiner Functionen, welche durch seelische 
Vorgänge verursacht sind. Sch. bespricht nur die Fermen der hysterischen 
Sehschwäche, die bisher noch nicht allgemein der Hysterie zugetheilt wurden, 
sieht also von der ausgesprochenen hysterischen Amblyopie ab, und hält für die 
häufigsten und wichtigsten Symptome: Herabsetzung der Sehschärfe ohne nach- 
weisbare optische oder organische Störung, wenn sie durch Suggestion deutlich 
gebessert werden kann, concentrische Gesichtsfeldeinengung, Inversion der Farben- 
grenzen, Sensibilitätsstörungen an der Bindehaut (und Hornhaut). 

In der Discussion berichtet v. Hippel jun. über hysterische Er- 
blindung nach spontaner Linsenluxation in die Vorderkammer; die 
Linse konnte in den Glaskörper zurückgeschoben werden, die Amaurose blieb. 
Strychnininjectionen, sowie Elektrisiren bewirkten vorübergehende Besserung; die 
Linsenextraction brachte Heilung. Schwarz hat auch die günstige Wirkung der 
Elektricität beobachtet. 


23) Ueber das Wachsthum des Auges, von Weiss (Mannheim). 

Zahlreiche Messungen an den Augen Neugeborener und Erwachsener in 
verschiedenen Alterstufen ergaben bei ersteren 2290 mg Gewicht (Vol.: 2185), 
bei letzteren 7448 (7180). Während also das Gesammtgewicht des Körpers 
um das 21fache zunimmt, wächst also das Gewicht der Augen nur um das 
3,25fache, ähnlich dem des Gehirns, das um das 235 fache zunimmt. Ihre 
Wachsthumscurven gehen ziemlich parallel und steigen beide in den ersten 
Lebensjahren steil auf. Das Wachsthum der Sclera im vorderen und hinteren 
Abschnitt ist ziemlich gleichmässig; die anatomischen Verhältnisse des myopi- ` 
schen Auges werden an anderer Stelle mitgetheilt. 


! Das bestreite ieh. Das Sideroskop arbeitet fehlerfrei. H. 


396 


I. Nachmittags-Sitzung vom 5. August. 
Demonstration von Präparaten nnd Instrumenten. 
Präsident: Prof. Vossius. 


1) L. Bach demonstriert die zu seinem Vortrag über sympathische Oph- 
thalmie gehörigen Präparate, ferner solche von den Lidnerven des Menschen und 
des Kaninchens, von der menschlichen Netzhaut nach Golgi-Cajal, endlich von 
angeborenem Kryptophthalmus beim Kaninchen. 

2) Zehender demonstrirt ein Goniometer zur genauen Bestimmung des 
Schielwinkels. 

3) Vossius und 4) Leber die zu ihren Vorträgen gehörigen Präparate. 
Leber demonstrirt ferner ein Teratoma corneae; letztere war ersetzt durch 
eine teratoide Bildung, die, Knorpelplättchen, zahlreiche acinöse, anscheinend 
fettsecernirende Drüsen und weite Gefässräume enthaltend und mit der ge- 
schrumpften Linse verwachsen, wahrscheinlich durch fötale Keratitis entstanden 
war; ein Epitheliom der Sclerocornealgrenze mit ungemein langsamen 
Verlauf (11 Jahre), drusige Excrescenzen der Glaslamelle der Chori- 
oidea eines phthisischen Auges mit eigenthümlichem Bau, Präparate von an- 
geborener doppelseitiger regressiver Cataract bei einem Kaninchen, 
wahrscheinlich durch intrauterines Trauma entstanden. In der Discussion er- 
wähnt Vossius einen Fall von Narbenkeloid der Cornea auf dem Boden 
eines durch Diphtherie entstandenen adhárirenden Leukoms. 

5) Ueber künstlichen Hornhautersatz, von Salzer (München). 

Durch die Misserfolge der Transplantation lebender Hornhautsubstanz, sowie 
durch den Umstand, dass die Frage des künstlichen Hornhautersatzes noch nicht 
im Lichte der modernen Anschauungen über Fremdkórperwirkung und Entzün- 
dung betrachtet worden ist, veranlasst, hat S. neue Versuche mit befriedigendem 
Resultat vorerst bei Thieren, da kein geeigneter menschlicher Fall sich darge- 
boten, angestellt. Als Material wurde Bergkrystall und Platin verwandt, beides 
unlösliche Stoffe. Ein Quarzscheibchen von 4—5 mm Durchmesser, !/, mm dick, 
steckt in einer ringförmigen Platinfassung von etwa 1 mm Breite, welche am 
Rande eine Anzahl feine Widerhäkchen besitzt und von möglichst zahlreichen 
und grossen Löchern durchbrochen ist, durch welche Gewebsstränge zur Be- 
festigung durchwachsen. In näher beschriebener Weise wird diese Prothese an 
die Hinterfläche der Hornhaut eingeführt, dort lässt man sie einheilen, und 
dann erst wird davor eine Oeffnung angelegt, die Ränder derselben mit vorge- 
zogener Conjunctiva bulbi bedeckt; das Ganze hat die Krümmung der vorher 
bestimmten Krümmung der Hornhaut. Ein Kaninchen trägt die an der Hinter- 
fläche der (nicht trepanirten) Hornhaut befestigte Prothese schon 7 Monate, 
ohne dass sich an ihrer Hinterfläche eine Membran gebildet hätte. 

6) Argyll Robertson demonstrirt eine aus dem Auge einer Missionärin, 
die in Westafrika gelebt, entfernte Filaria Loa, 7) Ostwalt ein Ophthalmo- 
phorometer, Pupillostatometer und selbstregistrirendes Ophthalmo- 
tonometer, 8) Hori ein neues Skiaskop. 


II. Nachmittags-Sitzung vom 6. August. 
Demonstration von Präparaten und Instrumenten. 
Vorsitzender: Prof. Haab. 


9) H. Snellen demonstrirt eine Erscheinung von Farbenzerstreuung 
an Benham's Kreisel, 10) O. Schirmer ein Pupillometer, bei welchem 


— 897 — 


wührend der Messung das untersuchte Auge weder vom Instrument noch vom 
Kopf des Untersuchers beschattet ist. 


11) Der Bau und das Wesen des Glioma retinae, von Richard 
Greeff (Berlin). 

Untersuchungen nach der Golgi-Cajal'schen Methode zeigten, dass das 
Glioma retinae im Wesentlichen aus gewucherten Gliazellen besteht, welche mit 
ihren Fortsätzen einen dichten Faserfilz bilden, und aus ausgebildeten und in 
Entwickelung begriffenen Ganglienzellen und Nervenfasern. Da die Spinnen- 
zellen (= Gliazellen) in der Retina nur in der Nervenfaser- und Ganglien- 
zellenschicht vorkommen, das Gliom aber nicht ausschliesslich aus diesen 
Schichten seinen Ausgang nimmt, so ist dasselbe wahrscheinlich eine Geschwulst, 
welche aus einer Gewebsmissbildung in der Retina hervorgeht, wahrscheinlich 
aus den sog. versprengten Keimen. Der bisherige Name besteht also zu Recht; 
noch genauer wäre „Neuroglioma ganglionare‘“.! 


12) Ueber Hornhautveränderungen beim Neuroöpithelioma re- 
tinae, (Glioma,) von Wintersteiner (Wien). 

Dieselben lassen sich in 3 Gruppen theilen: a) in solche, die durch Druck- 
steigerung hervorgerufen werden; ähnlich denen beim Glaucom, sind sie durch 
die physikalischen Eigenschaften der kindlichen Hornhaut modificirt; sie be- 
bestehen in Megalocornea, Abflachung, Verdünnung, Rupturen der Bowman- 
schen und der Descemet’schen Membran; b) die entzündlichen treten als 
Keratitis neuroparalytica oder xerotica auf und zeigen keine Besonderheiten ; 
c) von der Geschwulst selbst kann die Cornea ergriffen werden von der Corneo- 
scleralgrenze her oder durch Einwanderung der Zellen direct von hinten her an 
den Rupturstellen der Descemet'schen Membran, oder endlich kann das Neuroépi- 
theliom von den Wundrandern einer geschwürigen Hornhautperforation hinein- 
wachsen, sowohl zwischen die Hornhautlamellen als auch das Epithel in zwei 
Schichten spalten. In einem Falle fanden sich in neugebildeten Hornhaut- 
gefässen Geschwulstzellen, also Geschwulstembolien. 


13) Wagenmann spricht über Riesenzellen, die er um ins Auge ge- 
drungene Fremdkörper, um Cholestearin, bei traumatischer Cataract und 
spontaner Resorption einer spontan luxirten Cataract gefunden. Ausführliche 
Mittheilung folgt im v. Graefe'schen Archiv. 


14) Ueber Spontanresorption seniler Cataracte, von E. v. Hip- 
pel jun. 

Die Untersuchung einer in der Kapsel entfernten verflüssigten Cataract 
zeigte, dass, gleich wie in dem Mitvalsky'schen Falle, das Kapselepithel fast 
ganz zu Grunde gegangen war. Dadurch ist jedenfalls das Eindringen von 
Kammerwasser und in Folge dessen die Auflösung der Linse sehr begünstigt 
worden. 

Sodann stellt v. Hippel jun. einen Patienten mit sehr ungewöhnlichem 
N etzhaut- bezw. Aderhautleiden vor, der erst noch weiter beobachtet wer- 
den muss; ausführliche Mittheilung später. 

In der Geschäfts-Sitzung vom 5. August erhielt Leber durch Wahl die 


in diesem Jahre zur Vertheilung gekommene Graefe-Medaille. 
Neuburger. 


! Ein solches Wort giebt es nicht, wohl aber ee yayykımöns (Hipp) und 
frz. ganglionnaire (D. de l'Ac.). 


— 3898 -- 


2) Medicinische Gesellschaft in Giessen. (Vereins-Beilage Nr. 30 der 
Deutsch. med. Wochenschr. 19. Dec. 1895.) 


Sitzung vom 18. December 1894. 


Hr. Vossius stellt zwei Fälle von Augenverletzungen vor, in welchen 
die Wiedereinheilung von abgelösten Corneallappen gelungen war. 


Sitzung vom 5. Februar 1895. 


Hr. Vossius berichtet über den gegenwärtigen Stand der Frage der ope- 
rativen Behandlung der hochgradigen Kurzsichtigkeit und über 
9 Fälle, die, mit Discission und meist folgender Linearextraction der Cataracta 
traumatica behandelt, ganz erhebliche Besserung des Sehvermógens erlangten. 
Schliesslich bespricht Vortragender die von ihm in letzter Zeit geübte modi- 
ficirte Extraction der Cataracta senilis ohne Iridectomie. Es wird ein 
Lappenschnitt im Limbus corneae von 1!/, der Cornealperipherie (soll wohl 
heissen !/,?) mit einem mehrere Millimeter hohen Conjunctivallappen vollführt, 
die Linsenkapsel angeritzt und die Iris beim Linsenaustritt durch einen Spatel 
in der Vorderkammer zurückgehalten. Die Operation wird bei maximaler My- 
driasis ausgeführt, erzielt durch Cocain-Atropin. Vorstellung einzelner derart 
operirter Fälle mit absolut runder Pupille. 


Sitzung vom 14. Mai 1895. (Vereins-Beilage Nr. 3 der Deutsch. med. Wochenschr. 
23. Jan. 1896.) 


Hr. Vossius stelt ein 13jähr. Mädchen mit beiderseitiger angeborener 
multipler Augenmuskellähmung und linksseitiger Facialislähmung, rechts- 
seitigem Hohlfuss und Verkümmerung der Finger der rechten Hand vor, bespricht 
die Genese des Leidens und die einschlägige Literatur. Als Sitz des Leidens 
wurde eine Anomalie der Kernregion am Boden des vierten Ventrikels ange- 
nommen. (Ausführliche Veröffentlichung folgt anderwärts.) Neuburger. 


3) Unterelsässischer Aersteverein in Strassburg. (Vereins-Beilage Nr. 3 
der Deutsch. med. Wochenschr. 23. Jan. 1896.) 


Sitzung vom 4. Mai 1895. 


Nucleare Ophthalmoplegie, complicirt mit spinaler Erkran- 
kung, von Fürstner. 


Der 1&jährige, hereditär leicht belastete, sonst gesunde Pat. führt seine 
Erkrankung auf einen vor !/, Jahre erlittenen Unfall zurück; während er auf 
der linken Schulter einen 1'/, Centner schweren Kartoffelsack trug, glitt er aus 
und fiel nach vorn. Seitdem heftige Schmerzen in den Schultern, denen bald 
Bewegunesunfáhigkeit und Schwäche in beiden Armen folgte. Bei wiederholtem 
Examen stellte sich aber heraus, dass schon 14 Tage vor dem Unfall Doppelt- 
sehen bestanden hat. R bestand bei der Aufnahme Abducenslähmung, bei Ver- 
suchen, den rechten Bulbus nach innen (?) einzustellen, traten lebhalte Zitter- 
bewegungen auf. L bestand Ptosis, sowie Beweglichkeitsstörung nach allen 
Richtungen hin, am wenigsten nach oben. Die Pupillen reagirten prompt auf 
Licht und bei Accommodation, die rechte ist allmählich dauernd etwas weiter 
als die linke geworden. = 1, On. Die Störungen sind allmählich etwas 
zurückgerangen, das erwähnte Zittern nur noch selten zu beobachten, nach 
jeder Galvanisation ist die Ptosis geringer, doch besteht auch ohne jeden thera- 
peutischen Eingriff grosse Schwankung in der Intensität der Störungen, oft 


— 3899 — 


während der ärztlichen Beobachtung. Hierzu gesellt sich bei vollkommen intacter 
Sensibilität eine Schwäche und Atrophie, L>R, der Mm. deltoidei, biceps, 
brachialis internus, triceps, pectoralis; an Stelle des 1l. Infraspinatus findet sich 
eine deutliche Vertiefung, Trapezius und Serratus sind nicht deutlich verändert. 
Der Functionsausfall ist bedeutend; die Arme können nicht bis zur oder über 
die Horizontale gehoben werden, von Wirkung des Triceps fehlt jede Spur. 
Bewegungen im Bereich der Vorderarme sind frei; Händedruck ungemein schwach. 
Bei der electrischen Prüfung sind mit starken faradischen Strömen Contractionen 
an den betheiligten Muskeln auszulösen, vom Erb’schen Punkt aus erfolgt nur 
eine partielle Contraction der in Betracht kommenden Muskeln; keine Entartungs- 
reaction; Reflexe schwach, gerade noch auszulösen; sonstige Erscheinungen fehlen. 
In weiterer Ausführung erklärt Vortr., die Augenmuskellähmung sei nicht durch 
den Unfall bedingt, da schon 14 Tage vorher Diplopie bestanden hatte; es 
handle sich nach dem ganzen Bilde zweifellos um eine Kernaffection, deren 
eigentliche Ursache bei der negativen Anamnese bis jetzt nicht zu ermitteln sei. 
Von besonderem Interesse ist die Complication mit der bilateralen Muskelschwäche 
und Atrophie. Es sind ja schon Fälle bekannt, wo der Process sich von den 
Bulbärkernen aus nach unten ausbreitete. Hier ist die Affection trotz fehlender 
Entartungsreaction jedenfalls in die Vorderhörner zu verlegen. Die Intensitäts- 
schwankungen der gesammten Störungen, die auffallend schnelle Ermüdung, ein 
Symptom, auf das Strümpell erst jüngst hingewiesen, sprechen dafür, dass es 
sich nur um functionelle Störungen handelt, und machen die Prognose günstig, 
wie auch aus der Strassburger Klinik von Hoche ein einschlägiger Fall von 
Ophthalmoplegia nuclearis mit voller Wiederherstellung veróffentlicht worden ist. 
Endlich spielt noch die etwaige Aetiologie durch das Trauma eine wichtige 
Rolle, da dasselbe vom Kranken angegeben wird, um eine Unfallsrente zu er- 
halten.  Vortr. glaubt nicht, dass durch dasselbe organische Veränderungen, 
etwa Blutungen, gesetzt wurden, ebenso wenig, dass durch anderweitige Folgen 
des Trauma, Shok, Gemüthsbewegungen die functionellen Veränderungen im 
Rückenmark angeregt wurden. Dagegen lässt sich nicht bestreiten, dass der 
vorher schon vorhandene spinale Process durch das Trauma in seinem Fort- 
schreiten begünstigt werden konnte. 


Ueber eine neue Methode, stereoskopische Bilder darzustellen, 
von Wolff. 


Die bisherigen Verfahren zur Herstellung stereoskopischer Bilder verschie- 
dener, namentlich Hautkrankheiten zeigen ziemliche Mängel. Nach Besprechung 
derselben erwähnt W. ein neues Verfahren von Ducos du Hauron, nach dem 
Vorbilde, das von d’Almeida schon vor 60 Jahren angewendet wurde, an- 
gegeben. W. selbst war schon vor 2 Jahren selbständig darauf gekommen, 
dass es möglich wäre, indem man zwei stereoskopische Bilder in verschiedenen 
Farben, z. B. rechts grün und links roth, auf eine grüssere Fläche projicirte 
und diese dann mit farbigen Complementárglüsern betrachten würde, die in 
umgekehrter Weise, d.i. rechts roth und links grün, vor die Augen gehalten. 
würden, eine Reliefempfindung zu gewinnen. In ähnlicher Weise stellt Ducos 
du Hauron zwei Bilder, welche dem r. bezw. l. Auge entsprechen, her in 
rother, bezw. violettblauer Farbe, welche durch eine Brille mit umgekehrt ge- 
stellten, entsprechend gefärbten Gläsern betrachtet, prächtige Reliefempfindung 
geben. Neuburger. 


— 400 — 


4) Niederrheinischer Verein für Natur- und Heilkunde in Bonn. 
Sitzung vom 17. Juni 1895. (Deutsche med. Wochenschr. 1896. Ver.- 
Beil. Nr. 5.) 

Steiner (Köln): Ueber das Eintreten des Sehvermógens bei Neu- 
geborenen. 

Bei Reizungen des Sehcentrums bei Tauben und Säugethieren erhält man 
associirte Augenbewegungen und Kopfbewegungen nach der entgegengesetzten 
Seite; S. nimmt an, dass bei Eintritt dieser Bewegungen das Tier wirklich voll- 
ständig siebt. Durch Experimente fand er bei Katzen, die erst am 9. bis 
10. Tage die Augen Öffnen, am 14., bei Kaninchen am 15. Tage die zugehörigen 
Kopfbewegungen. Während die motorische Sphäre bei den genannten Thieren 
erst mit Eröffnung der Augen erregbar ist, ist sie beim Meerschweinchen nach 
Tarchanof gleich nach der Geburt vorhanden; S. konnte dies bestätigen; die 
Sehsphäre tritt aber erst mit dem 5. Tage in Action. Beim Hunde dauert es 
erheblich länger; mit 23 Tagen ist er noch blind; er läuft gegen die Möbel, 
folgt aber auf Zuruf, hört also schon früher. Mit 33 Tagen sieht er wohl, 
aber noch nicht peripher; die Sehsphäre ist am 34. Tage noch nicht erregbar. 
Àm 40. Tage zeigte er vollkommenes Sehen; die Sehsphäre war jetzt auch 
erregbar. Es ist also die Sehspháre bei den verschiedenen Thieren in ver- 
schiedener Zeit entwickelt; S. fand also nicht was er wollte; er wollte finden, 
waun ein Thier nach der Geburt sah, fand aber nur, wann sein Sehen ein 
vollkommenes ist. Beim Menschen lassen sich natürlich solche Versuche nicht 
anstellen. Nach Raehlmann kónnen Kinder von 5 Wochen sehen, kórperlich 
aber erst mit 5 Monaten; also ist bei den Kindern auch die Sehsphäre erst im 
fünften Monat entwickelt. Neuburger. 


5) Medicinischer Verein zu Greifswald. Sitzung vom 6. Juli 1895. 
(Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 43.) 

Grünwald demonstrirt eim Fibro-Adenoma cysticum der Thránen- 
drüse. 

Der Tumor hatte sich bei einer 53jähr. Frau im Verlaufe von 4!/, Jahren 
spontan entwickelt; er gehórte dem oberen Lappen der Drüse an, war taubenei- 
gross und mit der Umgebung nicht verwachsen, von einer bindegewebigen 
Kapsel umgeben, im Centrum zertallen, peripher mit hirsekorngrossen Cysten, 
sonst von glatter, leicht schwammiger Beschaffenheit. Mikroskopisch ist nichts 
von normalem Drüsengewebe zu sehen; kleinere und grössere mit abgeflachtem 
Epithel ausgekleidete Hohlräume sind in breit entwickeltes Bindegewebe ein- 
gesenkt; nirgends infiltratives Wachsthum in den Bindegewebsspalten; der Tumor 
ist als gutartig anzusprechen. O. Schirmer hebt hervor, dass der Bulbus nach 
aussen unten dislocirt war, nicht nach innen unten, wie man hätte erwarten 
sollen. 

Franke: Ueber einseitiges Weinen bei Facialislähmung. (Ander- 
weitig veröffentlicht.) Neuburger. 
6) Physikalisch-medicinische Gesellschaft zu Würzburg. Sitzung vom 

20. Juni und 18. Juli 1895. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 32.) 

L. Bach: Experimentelle Untersuchungen über das Zustande- 


kommen der sympathischen Ophthalmie mit Demonstration. (S. Bericht 
über die Versammlung d. Ophth. Gesellsch. Heidelberg 1895.) 


— 401 — 


7) Naturhistorisch-medicinischer Verein in Heidelberg. Sitzung vom 
11. Juni 1895. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 33.) 
Dr. v. Hippel stellt einen Fall von spontaner Linsenluxation mit 
hysterischer Amaurose vor. (S. Bericht über die Versammlung d. Ophth. 
Gesellsch. Heidelberg 1895.) 





8) Physiologischer Verein in Kiel. Sitzung vom 7. Jan. 1895. (Münch. 
med. Wochenschr. 1895. Nr. 28.) 


Prof. Vélckers: Nachkrankheiten bei Star-Operationen. 

Oefters treten nach Star-Operationen Entziindungen auf, dic auf Infection 
von aussen nicht zurückgeführt werden können, besonders wenn Kapselstücke 
in die Hornhautwunde eingeklemmt werden; diese heilen nach Durchschneidung 
des Kapseltheiles sofort. Er beobachtete auch am 10. Tage nach der Operation 
und bisher guter Heilung Iritis, Glaskörpertrübung, später Hypopyon. Der 
Kranke hatte früher schwer an Beri-Beri gelitten. Unter Natr. salicyl. heilte 
das Hypopyon etc. vollkommen. Neuburger. 


8) 63. Annual meeting of the British Medical Association, held in 
London, 30. Juli bis 2. August 1895. 


Section of ophthalmology. (Brit. med. Journal. 1895. 19. Oct. — The 
Ophth. Rev. 1895. Aug. and Sept.) 


Der Präsident Henry Power bespricht in der Begrüssungsrede die Ent- 
wickelung der Augenheilkunde seit Entdeckung des Augenspiegels durch Helm- 
holtz und betont die Unerlässlichkeit physikalischer und mathematischer Vor- 
kenntnisse für den Augenarzt. 


Case of acromegalie with ocular complications, by A. H. Benson, 
Dublin. 


38jahriger Pat., der nach einer Verletzung eines Beines vor 9 Jahren 
träge, schläfrig und dick wurde, sein Sehen ist seit 2—3 Jahren gestört. Keine 
erbliche oder erworbene Diathese. Starker Raucher, centrales Farbenscotom, 
bitemporaler Farbendefect. S beiderseits — 9;,,. Nach Aufgeben des Rauchens 
und Jodkaligebrauch stieg S wieder auf 9/,, und blieb 2 Jahre gut. Er rauchte 
wieder und in 2 Monaten war S wieder nur 5/4; zu dieser Zeit bot er den 
charakteristischen Anblick der Akromegalie und hatte irreguláre bitemporale 
Hemianopsie. Tabletten von Thyroidextrat, aber am nächsten Tage bestand nur 
mehr Lichtperception; es wurde frisches Thyroidextract gegeben und nach 
T Wochen war S wieder = 9,,. Sein Gewicht hatte abgenommen, sein Gesichts- 
feld sich verbessert. 

Meyer (Paris) beobachtete 3 Fálle von Akromegalie, von denen 2 Augen- 
symptome hatten. S war gesunken auf °/,, —®/,,; vollständige temporale 
Hemianopsie, mit leichter Abblassung des Sehnerven; in dem einen Falle be- 
standen noch ausgesprochene tabetische Symptome, in dem anderen ausser der 
Akromegalie keine Störung des Wohlbefindens. Seine Patienten leben noch; die 
bisherigen Autopsien hatten theils Veränderung der Zirbeldrüse ergeben, theils 
nicht. Das Merkwürdige an Benson's Fall sei die Wiederherstellung des so 
sehr gesunkenen Sehvermógens. 

Swanzy (Dublin) bemerkte, dass die Akromegalie, obwohl erst in der 
Neuzeit beschrieben, schon eine alte Krankheit sei, indem an dem im Museum des 
Trinity College in Dublin aufbewahrten Skelett des irischen Riesen Cornelius 

26 


— 402 — 


Magrath, der am Anfange des vorigen Jahrhunderts gelebt hatte, markante 
Zeichen dieser Erkrankung vor 2 Jahren festgestellt wurden. Die Sella turcica 
war so erweitert, dass eine kleine Wallnuss darin Platz hatte; die Grube für 
das Chiasma und die Processus clinoidei posteriores waren verschwunden. 

Little (Manchester) sah nur einen Fall von Akromegalie mit Augen- 
symptomen; 30jähriger Mann, dessen linkes Auge seit 3—4 Wochen sich ver- 
schlechtert hatte; S = °/,,; Sehnerv ganz leicht blass. Nach einem Monat war 
jedoch schon deutliche Atrophie zu sehen, keine Neuritis, Gesichtsfeld aussen- 
oben eingeengt; nach weiteren 2 Monaten unter fortschreitender Atrophie nur 
mehr S= Jäg. 20. Rechts stets normal. 

Panas (Paris) beobachtete eine 35jährige Frau mit typischer Akromegalie, 
der epileptische Anfälle vorhergegangen waren, und Hypertrophie der Schild- 
drüse. Der Urin enthielt reichlich Zucker und Eiweiss. Bitemporale Hemianopsie 
mit scharfer Trennungslinie in der Mittellinie, als Beweis dafür, dass die im 
vorderen Chiasmawinkel gelegene Hypophysis in Folge ihrer Vergrösserung com- 
primirend wirkte. Als Grundursache sieht er eine Veränderung des Central- 
nervensystems an, welche Vergrösserung der Schild- und Zirbeldrüse, Diabetes 
und Albuminurie, sowie die epileptischen Anfälle erzeugt hatte.! 

Fuchs (Wien) glaubt, das centrale Scotom in Benson's Falle rühre nicht 
von einer Tabakamblyopie her, sondern stehe mit der Hemiopie in Zusammen- 
hang. Er beobachtete einen Fall, bei dem ein Tumor des intracraniellen Seh- 
nervenstückes angenommen wurde, überspringend auf die andere Hälfte des 
Chiasma. Es bestand complete Blindheit des einen und temporale Hemiopie 
des anderen Auges. Dieser Hemiopie war ein centrales Scotom vorhergegangen, 
welches später wieder verschwand, und es stellte sich normale Sehschärfe wieder 
ein. Das Scotom war wohl durch entzündliches Oedem in Folge des Tumors 
entstanden, welch letzteres auf das sehr empfindliche papillo-maculares Bündel 
gedrückt hatte. 

Hill Griffith (Manchester) beobachtete einen Fall von ausgebreitetem 
Sarcom der Schilddrüse, ohne dass die Gesichtsfelddefecte hierbei irgend etwas 
Charakteristisches geboten hätten, wie z. B. Halbblindheit. 

Snell (Sheffield) beobachtete Akromegalie bei einem Manne ohne Augen- 
stórungen. Benson's Fall beweise die Wichtigkeit wiederholter Gesichtsfeld- 
prüfung. 


On injecting chlorine water in to the vitreous. 


G. A. Borry (Edinburgh) theilt die Ergebnisse weiterer Versuche mit In- 
jectionen von Chlorwasser in den Glaskörper mit. Nach Incision der Bindehaut 
im Aequator zwischen den Sehnen des Rectus inferior und externus wird ein 
Grafe’sches Messer eingestossen und bierauf die Nadel einer Injectionsspritze 
bis zur Mitte des Glaskörpers geführt und 4 Theilstriche frisch bereiteten Chlor- 
wassers langsam injicirt, dann die Bindehaut genäht. Mässige Chemosis folgt, 
ohne weitere Schädigung. Ist der Glaskórper schon eitrig infiltrirt, so tritt 
Verschlechterung ein; doch hofft B., bei weiteren Versuchen zu finden, wie sich 
der Ausbruch septischer Entzündung, namentlich nach Entfernung von Metall- 
stückchen, verhüten lässt. 

Argyll Robertson sah die meisten Fälle Berry’s und kann die günstige 
Wirkung bestätigen, vorausgesetzt, dass die Eiterung noch nicht zu weit vor- 
geschritten war. 


` 3 Anch ich fand bei einer 25jähr. Kranken Mendel’s mit Akromegalie Scheu- 
klappenkr. (Hemianops. bitemp.), r. S = "/s9, I. Yee- H. 


— 403 -- 


Optometry by the subjective method. 


G. J. Bull (Paris) glaubt, dass der richtige Weg der Refractionsbestimmung 
mittelst der subjectiven Methode der sei, zuerst den Astigmatismus zu bestimmen 
und dann erst das allenfalls noch nothwendige sphärische Glas zu ermitteln. 
Er stellt zuerst mit Hülfe eines Systems gekreuzter Linien (Einzelheiten darüber 
8. in seinem Vortrage in The Ophthalmic Review, Sept. 1895) den Meridian der 
schwächsten Refraction fest, corrigirt denselben und hierauf den dazu senkrechten. 
(Die directe Messung mit dem Augenspiegel scheint immer noch am einfachsten 
und sichersten zu sein. Ref.) 


Essential shrinking of the conjunctiva. 


C. G. Lee (Liverpool) berichtet über einen Fall von Pemphigus conjunctivae, 
in welchem das Sehvermögen beiderseits auf Lichtperception reducirt war; im 
ersten Auge war die Krankheit complicirt mit einer Blase des Oberlides, die 
bis auf den blossen Knochen des Orbitalrandes hinabführte. 


Choroidal Sarcoma in infancy. 


John Griffith (London) beobachtete bei einem 2'/,jährigen und 4jährigen 
Kinde unzweifelhaftes pigmentloses Sarcom der Chorioidea. Er hält überhaupt 
diese Affection im Kindesalter für häufiger als bisher angenommen wurde, stellt 
die Ansicht auf, dass das Gliom der Retina ein Sarcom wäre und verwirft den 
Ausdruck ,,Gliom* überhaupt. (S. seinen Vortrag in The Ophth. Rev., Sept. 1895.) 


Hereditary congenital nystagmus associated with head movements. 


Angus Mac Gillivray (Dundee) sah zwei Reihen, in welchen die Ver- 
erbung des Nystagmus, verbunden mit Kopfbewegungen, durch vier Familien- 
generationen hindurch verfolgt werden konnte. (Einzelheiten, sowie den Stainm- 
baum s. in seinem Vortrage, The Ophth. Rev, August 1895.) Der Nystagmus 
war horizontaler Art und die Kopfbewegungen bestanden durch's ganze Leben 
bindurch, beides gleich von der Geburt an, unablıängig vom Zahnen oder anderen 
Ursachen, mit Ueberspringung einzelner Glieder oder auch einer ganzen Generation. 
Alle waren körperlich und geistig gut entwickelt. Die Freigebliebenen zeigten 
keine anderen Störungen oder Missbildungen. Die Vererbung erfolgte durch die 
weiblichen auf die männlichen Kinder. Die Bewegungen in diesen Fällen scheinen 
eine Art Bindeglied zu sein zwischen dem Kopfschütteln in der Kindheit und 
dem Zittern im Alter. 

Snell (Sheffield) beobachtete oft Nystagmus bei Vater und Sohn, ohne 
jedoch Vererbung anzunehmen, vielmehr, da beide Bergleute waren, die gleiche 
schädigende Beschäftigung für die Ursache ansehend. 

G. Walker (Liverpool) beobachtete oft beträchtliche Verringerung des 
Augenzitterns nach Correction bestehender Ametropie, und glaubt, auch die Ver- 
erbung desselben könne abhängig von der Ametropie sein. 

Lloyd Owen (Birmingham) sah auch Familiennystagmus durch die weib- 
lichen auf die männlichen Kinder vererbt; alle waren übersichtig. 

Demonstrationen. Koster (Utrecht): Neues Tonometer zur Bestimmung 
des Druckes im Auge. — Gayet (Lyon): Photographien, welche den Nutzen der 
Photographie beweisen sollen bezüglich der Aufnahme des Auges vor, während 
und nach der Behandlung. 


A new theory of erythropsie. 


Fuchs (Wien) komint nach eigenen Beobachtungen bei Besteigung schnee- 
bedeckter Berge zum Schlusse, dass Rothsehen ein gewóhnliches Vorkommen bei 
26* 


— 404 — 


gesunden Augen sei; er konnte es willkürlich hervorrufen bei Leuten, denen 
er die Linse entfernt hatte, dadurch, dass er sie in den Schnee sandte. Es 
kommt so zu Stande, dass das Auge die Entstehung seines Sehpurpurs sieht, 
der vorher durch die lange Einwirkung blendenden Lichtes zerstórt worden war. 
(Näheres s. The Ophth. Rev., August 1895, und 24. Versammlung der Ophthal- 
molog. Gesellschaft zu Heidelberg 1895.) 


The tests for colour blindness. 


Edridge-Green schlug vor, nach kurzer Besprechung des über die Farben- 
blindheit Bekannten, farbige Gegenstände aus verschiedenem Materiale als Proben 
zu verwenden, ebenso farbige Flammen, wenn nöthig, modificirt durch Neutral- 
glas, welche die Lichtfarbe wohl für den Farbenblinden, nicht aber für den 
Normalsichtigen ändert. 


The influence of the cerebrum and cerebellum on eye movements. 


Dr. Risien Russell führte nach Beschreibung seiner früheren einschlägigen 
Versuche aus, dass es móglich sei, sogar an Hunden und Katzen das Vorhanden- 
sein getrennter Centra in der Hirnrinde für die einfachen Augenbewegungen 
nachzuweisen. Bei Intactsein aller Augenmuskeln ergiebt sich als unveränder- 
liches Resultat der Reizung der frontalen Augensphäre des Grosshirns Bewegung 
beider Augen nach der entgegengesetzten Seite; war diese Bewegung durch 
Durchschneidung des Rectus externus des entgegengesetzten und des Rectus 
internus des gleichseitigen Auges unmöglich gemacht, so war es gelungen, das 
Vorhandensein einer Stelle zu zeigen, deren Reizung einfache Aufwärtsbewegung 
der Augen zur Folge hatte. Nach Durchschneidung dieser Muskeln konnte 
auch ein Centrum für die Abwärtsbewegung nachgewiesen werden. Aufgabe 
dieser Centren scheint es zu sein, durch ihre Thätigkeit untergeordnete Centren 
zu reizen, welche dann erst die verlangte Bewegung zur Ausführung gelangen 
lassen. Bezüglich der Aufgaben des Kleinhirns hatte R. schon früher gezeigt, 
in Uebereinstimmung mit anderen Autoren, dass die Entfernung einer Hälfte 
desselben Abweichung der Augen nach der entgegengesetzten Seite zur Folge 
hat. Klinische und pathologische Erfahrung lehrt, dass letzteres auch eintritt 
bei Reizung einer Grosshirnhemisphäre, während bei Zerstörung einer solchen. 
die Augen nach der zerstörten Seite gerichtet sind. Bezüglich der Differential- 
diagnose müssen also noch andere Symptome beigezogen werden, z. B. bei Zer- 
störung einer Grosshirnhälfte mit Hemiplegie und Augenstörungen betrifft die 
Extremitàtenlàhmung die entgegengesetzte Seite, während die Augen nach der 
zerstörten Seite hinsehen; bei Zerstörung einer Kleinhirnhälfte dagegen betrifft 
eine etwa vorhandene Extremitätenlähmung die gleiche Seite, während die Augen 
nach der entgegensetzten Seite gewendet sind. Ist keine eigentliche Ablenkung 
der Augen vorhanden, besteht aber die Unmöglichkeit, die Augen nach der 
Seite der Kleinhirnläsion zu drehen, so kommen die Resultate halbseitiger 
Brückenläsion in Betracht, bei welcher nämlich ähnliche Unfähigkeit besteht, 
die Augen nach der Seite der Läsion hin zu drehen, aber bei Beschädigung 
der Brücke besteht gekreuzte, bei der des Kleinhirns gleichseitige Extremitäten- 
lahmung. Also bei Läsion der Brücke können die Augen nicht von den ge- 
lähmten Gliedern wegsehen, bei der des Kleinhirns können sie diese nicht an- 
sehen. R.'s Experimente zeigten ihm weiter in einem Falle von Kleinhirn- 
erkrankung mit anderen allgemeinen und Augensymptomen, dass diese letzteren 
von Beschädigung des Mittellappens des Kleinhirns herrühren kónnten; doch 
war hier auch Gehirndruck vorhanden, so dass die Beschädigung der Abducenten 


— 405 — 


dadurch nicht ausgeschlossen war. Die weiteren Möglichkeiten einer Erkrankung 
der Nervenkerne mit secundärer Erkrankung des Kleinbirns und umgekehrt 
machen die Diagnose noch verwickelter. (S. auch The Ophth. Rev., Aug. 1895.) 


Errors of refraction in neurasthenic women. 


H. Macnaughton Jones betont die Wichtigkeit der Correction etwa be- 
stehender Ametropie bei neurasthenischen Frauen; von 270 Frauen, die ihn 
wegen Störungen der Beckenorgane consultirten, klagten 53 über Kopfschmerz; 
von diesen hatten eine erhebliche Anzahl mehr oder weniger starken hyper- 
opischen Astigmatismus; durch Correction desselben wurden 27 ganz oder theil- 
weise von ihren Kopfschmerzen befreit. 


On the question of latent hypermetropia in the visual examination 
of candidates for the public services. 


W. M. Beaumont (Bath) verlangt bestimmte Vorschriften bezüglich der 
latenten Hyperopie bei den Candidaten für den öffentlichen Dienst. 


The surgical treatment of dislocation of the lens into the anterior 
chamber. 


George Mackay (Edinburgh) fragt die Collegen nach- ihrer Erfahrung 
bezüglich der Dauererfolge der Reducirung der dislocirten Linse. Er fand als 
bestes Verfahren, die Linse mit einer Nadel zu fixiren und dadurch sowohl dem 
Messer aus dem Wege bringen zu können während des Hornhautschnittes, als 
auch andererseits ihr Versinken in den Glaskörper zu verhindern, während der 
Hebel hinter sie geführt wird. 


A new operation for trichiasis. 


Kenneth Scott (Cairo) hatte mit den gewöhnlichen Methoden gegen 
Trichiasis, die er sehr häufig zu beobachten hat, keine durchschlagenden Er- 
folge; letztere bekam er erst durch folgendes neue Verfahren, mittelst dessen 
er unter 374 Operationen nur 9 Misserfolge hatte, die auf Deformation des 
Lides durch frühere Operationen zurückzuführen sind. Durch einen Schnitt auf 
der Conjunctivalfläche des Lides, ungefähr 2 mm vom Rande entfernt und parallel 
zu demselben wird der Tarsus in seiner ganzen Dicke durchtrennt seiner ganzen 
Länge nach, der so abgetrennte Rand, der die Haare trägt, wird mit zwei 
Pincetten nach aussen gebogen; eine mit einem Silberdraht armirte Nadel wird 
in der Mitte des Lides eingestochen von aussen her, durch den oberen Theil 
des Tarsus nach unten hin geführt, in der Mitte des abgetheilten Randes aus- 
gestochen, in die ursprünglich vordere Fläche des unteren abgetrennten und 
evertirten Tarsaltheiles wieder eingeführt und endlich am freien Lidrande in der 
Mitte zwischen den Wimpern und der Conjunctivalkante ausgestochen; zwei 
gleiche Nähte werden innen und aussen angelegt; die beiden lang gelassenen 
Enden jeder Naht werden für sich zusammengedreht und dadurch wird das 
untere Tarsalstück dauernd evertirt, die Pincetten werden abgenommen. Die 
langen Enden werden dann noch weiter geführt unter die Haut der Augenbraue, 
bezw. beim Unterlide zur Wange, um die so gewonnene Lidstellung zu fixiren. 
Die Operation dauert nur 3—4 Minuten, die Nähte bleiben 5—7 Tage liegen. 
Weitere Einzelheiten s. im Originale (The Ophth. Rev., Sept. 1895). 


Episcleritis periodica fugase. 
Ernst Fuchs (Wien) bespricht auf Grund der an 23 Fällen, von denen 
er einige typische anführt, gemachten Erfahrung diese seltene Erkrankungsforın. 


- 406 — 


Dieselbe besteht in einer heftigen Entzindung der Conjunctiva bulbi und be- 
sonders des darunter liegenden episcleralen Gewebes. Von acuter Conjunctivitis 
unterscheidet sie sich durch das Fehlen einer Secretion und durch die Be- 
schrankung auf die Conjunctiva bulbi, von welcher manchmal auch nur ein 
Quadrant ergriffen ist. Von gewöhnlicher Episcleritis unterscheidet sie sich 
durch das Fehlen der Knotenbildung und durch ihr äusserst rasches Wieder- 
verschwinden ohne Hinterlassung jeglicher Spuren. Sie besteht vorwiegend in 
einem heftigen Oedem des episcleralen Gewebes; auch die tieferen Gewebe 
nehmen oft Theil an der Hyperämie, wie dies bewiesen ist durch die Beobach- 
tung von Schmerz bei Accommodation oder Bewegungen des Augapfels, von 
spastischer Miosis, von Spasmus des Ciliarkórpers und dadurch erzeugter vor- 
übergehender Kurzsichtigkeit. Oft stellt sich heftige Lichtscheu, Thränenfluss 
und Schmerz als Begleiterscheinung ein; letzterer kündigt oft die Entzündung 
an, von welcher selbst noch Nichts zu sehen ist. In der Regel dauert die 
Entzündung nur wenige Tage; sie erscheint in regelmässigen Zwischenräumen 
von einigen Wochen bis Monaten. Ihr Verlauf ist beim gleichen Falle oft ver- 
schieden. Die Erkrankung dauert in der Regel mehrere Jahre; unter 23 Pa- 
tienten ergaben sich nur 7 als völlig geheilt, während bei einem die Krankheit 
schon 20 Jahre dauert. Die Behandlung ist, wie sich hieraus schliessen lässt, 
meist machtlos. Diät, insbesondere mit Rücksicht auf gichtische Diathese, 
und Hydrutherapie können oft den Verlauf milden. Wirksamer sind Chinin 
und salicylsaures Natron, von denen jedes schon dauernde Heilung erzielt hat. 
Die Erkrankung wurde zuerst beschrieben von Hutchinson (1884) als „hot 
eye“, später von Nettleship. Beide halten sie für ähnlich der recurrirenden 
Iritis, welche ja dabei vorkommen mag, von F. jedoch noch nicht beobachtet 
wurde. Burnett betrachtet sie als vasomotorische Störung. F. beobachtete sie 
sehr häufig bei Männern im mittleren Alter, seltener bei Frauen. Hutchinson 
und Nettleship beschuldigten die Gicht als Ursache, während F.'s Erfahrung 
nicht dafür spricht, wenn sie auch nicht gänzlich auszuschliessen ist. In einigen 
Fallen war Gelenkrheumatismus und Intermittens vorhergegangen; man muss 
sich hüten, die bei letzterer während des Fieberanfalls zuweilen auftretende 
Conjunctivitis mit der vorliegenden Erkrankung zu verwechseln. In vielen Fällen 
konnte keine Ursache ermittelt werden. F. glaubt, dass die Prädisposition durch 
irgend eine Diathese, z. B. Gicht, Malaria u. s. w., verursacht ist, während die 
Ursache des eigentlichen Anfalls oft nur rein äusserlich, z. B. Temperaturwechsel, 
sein kann. Er betrachtete die Störung anfangs als vasomotorisch oder angio- 
neurotisch, verwandt mit Urticaria, die auch in einigen seiner Fälle mit vor- 
handen war. Bei genauerer Betrachtung überschritten die Erscheinungen jedoch 
beträchtlich die des nichtentzündlichen Oedems. 

Berry (Edinburgh) hält die Erkrankung für bekannt bei allen Ophthal- 
mologen, wenn auch unter verschiedenen Namen. Wahrscheinlich ist sie identisch 
mit der ,Subconjunctivitis" v. Graefe's. Sie ist möglicher Weise in einigen 
Fällen der Vorläufer ernsterer Erkrankung, z. B. von Iridocyclitis, Scleritis u. a. 

Emrys Jones (Manchester) beobachtete drei einschlägige Fälle; in einem 
äusserst hartnäckigen erzielte er durch Peritomie dauernden Erfolg; er wendete 
sie daher auch bei den anderen zwei an, gleichfalls Besserung erzielend. 

Pristley Smitt (Bırmingham) hàlt die Affeetion für schwer definirbar; 
sie sei verwandt mit Episcleritis, Urticaria, Heufieber und Herpes, und zu diesen 
localen kämen oft allgemeine Ursachen, wie Gicht, Rheumatismus und andere 
Stoffwechselanomalien, zu deren Beseitigung ihm eine Trinkcur (Morgens und 
Abends heisses Wasser) sehr nützlich erscheint. 


— 407 — 


Critchett halt Rheumatismus für die Ursache; er sah sehr guto Erfolge 
von Salicyl, Chinin, heissem Wasser innerlich und warmen Bädern. 


A discussion of the diagnosis of orbital tumours. 


I. H. R. Swanzy (Dublin) bespricht ausführlich die Diagnose der Orbital- 
tumoren nach ihren drei Hauptpunkten, nämlich ob überhaupt ein Tumor vor- 
handen ist, ob er auf die Orbita beschränkt ist oder die Nachbarhühlen ergriffen 
hat, und drittens endlich welcher Art derselbe ist. Eines der Hauptzeichen ist 
der Exophthalmus, vorausgesetzt dass der Tumor schon eine gewisse Grüsse 
hat und nicht ganz hinten in der Orbita sitzt; zwar kommt derselbe auch bei 
anderen Erkrankungen vor, aber während hierbei der Bulbus meist gerade nach 
vorne gedrängt ist, zeigt sich bei Tumoren, in der Regel wenigstens, gleich- 
zeitig eine seitliche Verschiebung entsprechend der Entwickelung der Geschwulst 
von der einen oder anderen Wand der Orbita. In seltenen Fällen nur, z. B. 
bei Lymphomen, sind beide Augen ergriffen; meist nur eines, — ein weiteres Unter- 
scheidungsmerkmal gegenüber anderen Ursachen des Exophthalmus. Die seit- 
liche Verschiebung fehlt ineist bei Geschwülsten innerhalb des Muskeltrichters, 
z B. bei Sehnervengeschwülsten.  Differentialdiagnostisch wichtig ist auch die 
allmáhliche und langsame Entwickelung des Exophthalmus bei Geschwülsten. 
In zweiter Linie kommt die Palpation in Betracht; bei tiefer Lage und 
Kleinheit des 'Tumor freilich unmöglich, giebt sie andererseits die genaueste 
Kenntniss über Sitz, Grösse und Consistenz desselben. Stets empfiehlt sich 
hierbei ein Vergleich mit der gesunden Orbita. Sehstörungen sind oft, je- 
doch nicht immer vorhanden, abháugig von der Lage der Geschwulst zum Seh- 
nerven und ihrer langsamen oder rascheren Entwickelung. Doppeltsehen ist 
auch oft vorhanden in Folge seitlicher Verschiebung des Augapfels. Schmerz 
ist zuweilen vorhanden, oft neuralgischer Art und in starkem Maasse, meist 
abhàngig von Druck auf die in der Orbita verlaufenden Trigeminusáste. Manche 
Art der Tumoren ist mehr geneigt, Schmerz zu erzeugen, wie später gezeigt 
werden soll. Verringerte Beweglichkeit des Auges kommt sehr häufig 
vor, theils mechanisch durch die Raumbeengung in Folge des 'lumors verur- 
sacht, theils durch Muskel- oder Nervenlähmung von Seiten der Geschwulst 
bedingt. Deutlicher Exophthalmus ohne erhebliche Beweglichkeitsbeschränkung 
lässt auf eine Geschwulst innerhalb des Muskeltrichters schliessen. Ob der 
Tumor auf die Orbita beschränkt ist oder schon die Nachbarhöhlen ergriffen 
hat, lässt sich nur entscheiden, je nachdem nur die eben geschilderten Symptome 
oder auch noch andere vorhanden sind. Ueber den primären Ausgangspunkt 
kann oft nur die Anamnese und die Entwickelung der Symptome Aufschluss 
geben. Die im Sinus frontalis entstehenden Geschwülste sind gewöhnlich 
Schleimpolypen oder Osteome. Erstere breiten sich häufig auf den Sinus eth- 
moidalis aus und dann erst auf die Orbita, den Bulbus nach unten aussen ver- 
drängend. Manchmal besteht Supraorbitalschmerz und manchmal Durchwucherung 
zur Nase heraus. Die Diagnose ist oft dunkel. Die Osteome wachsen langsam, 
meist ohne Schmerz, verdrängen bei Durchbruch in die Orbita den Bulbus nach 
unten ‘und vorne. Anlass zu irrthünlicher Diagnose ist manchmal dadurch ge- 
geben, dass ein im Sinus frontalis entstehender Tumor dessen untere Wand, 
oder bei Ausbreitung in den Sinus ethmoidalis das Thränenbein in die Orbita 
vorwölbt und so ein Osteom der Orbitalwand vortäuschen kann. letztere können 
oft durch den Sinus frontalis bindurch die Schädelbasis zerstören, ohne dass 
Cerebralsymptome dies kund thun. Im Sinus ethmoidalis entstehen gleich- 
falls meist Myxome oder Osteome; in die Orbita durchgebrochen, verdrängen 





— 408 — 


sie den Bulbus nach vorn und aussen. Bei Myxomen kann man dann oft an 
der inneren Orbitalwand Fluctuation nachweisen, wahrend auch die Osteome 
meist leicht zu palpiren sind. Auch die Nase und der Mund sind stets zu 
untersuchen wegen event. Verdrängung des Septums oder des harten Gaumens. 
Auch Enchondrome, Fibrome und maligne Geschwülste entspringen hier manch- 
mal. Vom Os sphenoidale oder dessen Sinus entspringende Geschwülste, 
Osteome, Polypen und Sarcome brechen selten nach der Orbita, häufiger nach 
dem Naso-Pharyngealraume durch, welcher daher stets zu untersuchen ist, und 
sind im Anfange nicht sicher zu diagnosticiren. Geschwilste der Highmores- 
höhle brechen zuweilen in die Orbita durch, den Bulbus nach oben verdrängend, 
durch Druck auf den Infraorbitalis oft Schmerzen machend. Gehirngeschwülste 
wachsen selten in die Orbita hinein durch die Fissura sphenoidalis oder durch 
das Foramen opticum; eine Diagnose ist nur móglich, wenn zuvor Gebirnsymptome 
bestanden; ebenso kónnen Geschwülste der Zirbeldrüse hineinwachsen; Polvurie 
vnd bitemporale Hemianopsie können dann die Diagnose stützen. Umgekehrt 
wachsen häufiger Orbitalgeschwülste längs des Sehnerven oder durch das Orbital- 
dich hindurch in die Schädelhöhle. Welcher Art die Geschwulst ist, lässt sich 
im Anfange bei tiefem Sitze nicht diagnosticiren, und auch später oft erst durch 
Punction oder exploratorische Excision. Doch lassen sich gewisse Symptome, 
Schmerz, Beweglichkeit, Pulsation, Consistenz, congenitaler Ursprung, für die 
Diagnose sehr verwerthen. Schmerzfrei sind in der Regel die gutartigen Ge- 
schwülste, während bei bösartigen oft schon frühzeitig über Schmerz geklagt 
wird. Mangelhafte Beweglichkeit des Auges kann bei jeder Art von Tumoren 
vorkommen, je nach ihrem Sitze oder Grösse, doch ist es charakteristisch für 
bösartige, dass schon in sehr frühem Stadium derselben fast gänzliche Be- 
wegungslosigkeit eintritt. wofür Verf. einen Belegfall anführt.  Pulsation der 
Geschwulst oder des Augapfels, sowie dem entsprechend Geräusche, vom Pat. 
und vom Arzte gehört, kommen bei Gefässgeschwülsten vor, sowie auch bei 
anderen malignen, gefässreichen Tumoren. Congenital sind in der Regel nur 
Encephalocelen oder Dermoidcysten. Letztere machen oft, ursprünglich klein, 
erst durch spáteres Wachsthum, z. B. während der Pubertät, sich bemerkbar. 
Erstere sitzen meist am inneren Orbitalwinkel, fluctuiren, sind halbdurchsichtig 
und können, wenn sie sich nicht, wie es zuweilen vorkommt, abgeschnürt haben, 
durch Druck zum Verschwinden gebracht werden unter gleichzeitigem Auf- 
treten cerebraler Symptome. Die Palpation giebt meist sicheren Aufschluss über 
die Art der Geschwülste; doch ist dabei zu beachten, dass manche maligne 
Geschwülste durch ihre Hárte ein Osteom und andererseits wieder durch 
falsche Fluctuation in Folge ihrer Weichheit eine Cyste oder dergl. vortäuschen 
können und in beiden Fällen erst die Probepunktion Aufschluss geben kann. 
Osteome sind meist etwas kugelig, unbewerlich mit einer Orbitalwand zusammen- 
hänsend. Wahre Fluctuation findet sich bei Cysten, Meningocelen, Mucocelen 
aus dem Sinus ethmoidalis, Abscessen, und in seltenen Fällen bei Cysticercus 
und Echinococcus. Letzterer macht gewöhnlich sehr heftige Ciliarneuralgie. Die 
Fluctuation wird am besten so geprüft, dass die eine Hand den vorgetriebenen 
Aurapfel zurückdrängt, während die Finger der anderen auf der Geschwulst 
liegen. Manche Cysten sind mit Knochen- und malignen Geschwülsten ver- 
gesellschaftet; manche Dermoidcysten, die Cholesteatome fluctuiren nicht.  Be- 
züglich der Sarcome ist auf die Worte Berlin's verwiesen: wenn wir einen 
seliden Tumor treffen mit kórniger Oberflàche, weder tluctuirend, noch pulsirend, 
weder zusammendrückbar, noch steinhart, nicht zusammenhängend mit dem Ge- 
hirn, noch ausgehend von den Lidern, dem Augapfel, der Thrinendriise, dem 


— 409 .— 


Sehnerven oder den Nachbarhóhlen, müssen wir ein Orbitalsarcom annehmen. 
Naevus der Orbita ist congenital, fast immer mit einem der Lider vergesell- 
schaftet.  Sebnervengeschwülste drüngen das Auge fast genau in der Sehaxe 
nach vorn, ohne Beweglichkeitsbeschránkung desselben, verursachen frühzeitig 
Erblindung, keinen Schmerz, sind weich, wachsen langsam.  Geschwülste der 
Thränendrüse lassen sich aus ihrem Sitze und der Verdrängung des Augapfels 
diagnosticiren. — Trotz alledem wird vielfach eine richtige Diagnose erst nach 
der Operation zu stellen sein. 


II. Pseudo-Malignant tumours of the orbit. 


Panas (Paris) bespricht die vielfach schon gemachte Beobachtung, dass 
ein sicher diagnosticirter Orbitaltumor unter der Einwirkung eines intercurrirenden 
Erysipels oder innerlich genommener Medicin verschwunden sei; man nahm dann 
fast stets eine syphilitische Geschwulst an. Nach Besprechung der einschlägigen 
Litteratur, unter Anderem der Beobachtung Esmarch’s von 40 Fällen von Sar- 
comen und Lympbhadenomen syphilitischen Ursprungs, die specifischer Behand- 
lung getrotzt hätten, bestreitet er auf Grund seiner Erfahrung, dass die obige 
Annahme über die syphilitische Natur der innerlich geheilten Geschwälste 
richtig sei. Er theilt mehrere Fälle mit von ein- oder doppelseitiger Orbital- 
geschwulst, die zum Theil auch mittelst Probeexcision mikroskopisch untersucht 
werden konnten und aus Rundzellen bestehend für Sarcome gehalten wurden. 
In einigen war Ozaena oder adenoide Wucherungen in der Nase und deren 
Nebenhóhlen vorhergegangen und P. glaubt an die Möglichkeit einer Infection 
von da aus und dadurch bedingie Lymphadenumbildung in der Orbita. Sámmt- 
liche Fälle wurden dauernd geheilt bei interner Darreichung von Jodkali oder 
Arsen; in einem wurde Tinctura Conii gegeben. Um den infectiösen Ursprung 
zu beweisen, hat Delbet Thierversuche angestellt, und zwar mit positivem Er- 
folge. Aus dem Milzblute einer an allgemeiner Lymphadenombildung erkrankter 
Frau konnten Culturen angelegt werden; diese erzeugten beim Hunde das gleiche, 
letal endende Krankheitsbild und aus dem Blute desselben konnten die gleichen 
Cultaren wieder gezüchtet werden. Bezüglich der Orbita sind ja schon mehrere 
Fälle bekannt von Schwellung der Thrinendriisen, gleichzeitig mit der der 
Parotiden, Submaxillar- und Cervicaldrüsen. Als Ursache können allgemeine 
Infectionen dienen, wie Gonorrhoe, Influenza, Mumps u. dgl.; vielleicht auch 
Syphilis. Die Schwellung ist vorwiegend doppelseitig, auch von Uterinstörungen 
manchmal abhängig, in einem Falle mit plastischer Chorioiditis verknüpft. Zum 
Schlusse stellt er folgende drei Sätze auf: Bei Vorhandensein von Orbital- 
geschwülsten, die für Sarcom gehalten werden, soll man, selbst wenn die mikro- 
skupische Diagnose ebenso lautet, an einen infectiösen Ursprung denken und 
erst nach Misslingen interner Therapie zur Operation schreiten. Es empfehlen 
sich hierfür Quecksilber, Jod, Arsenik, sowie die Serumtherapie mit dem aus 
Erysipelculturen gewonnenen Serum oder mit den reinen Culturen. Die Ursache 
der Infection ist stets genau zu suchen, namentlich die Nase mit ihren Neben- 
höhlen und der Rachen zu beachten. 

Hill Griffith (Manchester) beobachtete ein Sarcom der Orbita mit un- 
gewöhnlich heftigen Entzündungserscheinungen, das den ganzen Augapfel um- 
wachsen, und fragt an, ob es sich empfehle bei Exophthalmus, ohne dass andere 
Symptome vorhanden seien, die tieferen Theile der Orbita durch eine explora- 
torische Operation zu untersuchen. 

Fuchs (Wien) beobachtete ein Rhinosclerom beider Orbitae, welches sich 


— 410 — 


von der Nase her durch die Spitze der Orbita entwickelt hatte. Der Fall 
zeichnete sich durch frühzeitigen Beweglichkeitsverlust der Augen aus. 

Argyll Robertson unterstützt die von Panas ausgesprochenen Sätze. 

Nettleship erwähnt einen Fall von Exophthalmus mit Hypertrophie und 
halbsolidem Oedem der entsprechenden Schläfengrube, der durch die letzten 
5 Jahre vollkommen stationàr geblieben ist. 

Spencer Watson beobachtete doppelseitigen Exophthalmus, welcher durch 
Entfernung beider unterer Muscheln nebst anderen nasalen Wucherungen ge- 
heilt wurde. ; 

Adams Frost beobachtete symmetrische Geschwülste in beiden Thránen- 
drüsen, deren eine excidirt ein kleinzelliges Rundzellensarcom zeigte, während 
die andere unter Jodkali geheilt wurde. 


Case of acute orbital phlegmone following a deutal abscess. 


H. E. Juler und Morton Smale berichten über folgenden Fall: 15jàhr. 
Junge, der wenige Tage zuvor gestürzt war, wird gebracht mit allen Zeichen 
acuter Orbitalphlezmone. Das Auge war verloren, wurde entfernt und durch 
viele Incisionen in's umgebende Orbitalgewebe viel stinkender Eiter entfernt. 
Pat. klagt über Schmerzen im oberen Molarzahn; derselbe wird auch entfernt. 
Ein Abscess an seiner Wurzel communicirte mit dem Antrum und dieses durch 
eine Oeffnung an seinem Dache mit der Orbita. Nach Herstellung freier Drainage 
trat baldige Heilung ein. 


Carcinoma of the body of the sphenoid: complete Blindness of 
both eyes. 


H. E. Juler und W. J. Harris: Mammacarcinom, entfernt. Nach 2 Jahren 
plötzliche Erblindung eines Auges ohne intraoculare Veränderungen. Dann trat 
Exophthalmus auf, Ptosis, Verringerung der Beweglichkeit, völlige Ophthalmo- 
plegie. Am linken Auge der gleiche Verlauf. Die Autopsie ergab secundäres 
Carcinom des Keilbeinkorpers. 


A discussion on the question of operating in chronic glaucoma. 


E. Nettleship: Die Frage, ob chronisches, nicht entzündliches Glaucom 
besser verläuft ohne oder mit Operation, ist immer noch nicht gelöst. Des 
weiteren erhebt sich die Frage, ob das ohne Druckerhöhung verlaufende chro- 
nische Glaucom überhaupt Glaucom sei oder eine besondere Form der Sehnerven- 
atrophie mit Aushöhlung der Papille. Vortr. entscheidet sich für ersteres und 
meint überhaupt, durch die letztere Anschauung werde eine dem Glaucom gegen- 
über unthunliche abwartende Haltung des Arztes bewirkt. Die Lamina cribrasa 
sei in diesen Fällen eben sehr nachgiebig, so dass die Spannung zu geriug 
ist, um vom Finger wahrgenommen zu werden. Ferner fragt sich, ob eine 
Operation noch Besserung verspricht, wenn der Gesichtsfelddefect, besonders in 
Sectorenform, schon nahe an den Fixirpunkt heranreicht, und nicht vielmehr 
den Verlust des letzteren nach sich zieht. N.’s Erfahrungen sprechen für die 
Operation: nur in wenigen Fällen brachte sie Verschlechterung, während in 
einer ganzen Anzahl das Gesichtsfeld gleich blieb wie zuvor. Ceteris paribus 
ist die Operation um so riskanter, je grósser die Spannungserhóhung ist. Soll 
die Operation besser frühzeitig erfolgen, oder erst wenn die Krankheit schen 
sehr vorgeschritten und wenig mehr zu verlieren ist?  Vortr. ist entschieden 
für frühzeitige und zwar zunächst einseitige Operation, wenn beide Augen er- 
griffen sind, da die Iris und der Ciliarkórper noch wenig atrophisch sind, Linsen- 


-- 411 — 


luxation und innere Blutung weniger zu befürchten, und andererseits Wieder- 
herstellung des Kammerwinkels eher zu erwarten ist. Er schiebt das in die 
Operation gesetzte geringe Vertrauen grossentheils auf den Umstand, dass meist 
zu spät operirt wird. Da bei frühzeitiger Operation oft im Prodromalstadium 
operirt wird ohne erhebliche Veränderungen am Sehnerven und Gesichtsfeld, 
und diese Fälle, sich selbst überlassen, theils acutes, theils chronisches Glaucom 
mit allen Folgen bekommen hätten, kann kein Zweifel sein, dass die Iridectomie 
im Prodromalstadium, wo sie bei sorgfältiger Ausführung auch wenig Gefahr 
mit sich bringt, viele Leute vor Erblindung schützt. Wirkt ein Mioticum gut, 
so kann die Operation im Prodromalstadium verschoben werden; doch hat es 
sein Bedenken, den Patienten ein solches in die Hand zu geben, da die Be- 
fürchtung gerechtfertigt ist, sie würden sich nicht zur rechten Zeit wieder 
vorstellen. Bei entwickeltem chronischen Glaucom sind nur sehr alte Leute 
und solche, bei denen Complicationen die Prognose verschlechtern, von der 
Operation auszunehmen. Andererseits ist bei jungen Leuten die Operation 
unerlässlich, zumal bier im Verlaufe das Ligamentum suspensorium und die 
Blutgefässe oft sehr schwach werden; deshalb macht N. hier auch bei genügend 
tiefer Vorderkammer den Einschnitt weiter vorn als bei alten Leuten. Die Iris 
wird oft stellenweise atrophisch; solche Stellen sind bei der Iridectomie zu ver- 
meiden. Unter Glaucom-Operation versteht N. in erster Linie die Iridectomie; 
Sclerotomie führt er nur aus, wenn die eben genannte Operation nicht dauernd 
hilft, nachdem er mit derselben, nach Wecker's Methode primár ausgeführt, 
keine Erfolge gehabt hatte. Priestley Smith's Scleralpunktur als Vorlàufer 
der Iridectomie hat er nur zweimal bei acutem Glaucom ausgeführt, ohne 
Nachtheile davon zu sehen. Die nachfolgende Iridectomie war dadurch sicher 
erleichtert, da enge Vorderkammer bestanden hatte. 

Fuchs (Wien) hat die Operation bei chronischem Glaucom aufgegeben, 
ausser bei Druckerhöhung. Er macht die Iridectomie, nur bei nachfolgender 
abermaliger Druckerhöhung die Sclerotomie. 

Meyer (Paris) ist mit N.’s Ausführungen völlig einverstanden, er macht 
immer die Iridectomie, gleichviel wie Sehschärfe und Gesichtsfeld ist. Nur bält 
er den Begriff „Glaucom“ für enger; er sah Fälle mehrere Jahre hindurch mit 
stets zunehmender Sehnervenaushöhlung ohne besonderer Veränderung des cen- 
tralen und peripheren Sehens, welche er nicht für Glaucom hält. 

Gayet (Lyon) betrachtet die Sclerotumie auch nicht als genügend; gewóhn- 
lich macht er die Iridectomie, scheint diese zu gefährlich, die äquatoriale 
Punktion. 

Critchett ist für frühzeitige Operation; er hält cystoide Narbe für sehr 
vortheilhaft. 

Priestley Smith hebt den Mangel einer sinngemässen Bezeichnung dessen 
hervor, was man unter „Glaucom“ versteht. Für ihn ist ausschlaggebend für 
die Diagnose die Druckerhöhung. Fehlt diese, so handelt es sich um Anderes, 
z. B. physiologische Excavation mit Sehnervenschwund. Der Gebrauch eines 
guten Tonometers würde jedoch diese Fälle immer seltener machen; das von 
Koster vorgezeigte zeige einen Fortschritt, doch müsse seine praktische Ver- 
wendbarkeit erst erprobt werden. Seine Erfahrung über operative Behandlung 
des chronischen Glaucoms laute: In allen Fällen, wo noch rettungswerthes Seh- 
vermögen da sei, soll bei sonstig gutem Zustand des Patienten operirt werden, 
da es die einzige, wenn auch nicht sichere, Methode sei, welche die Erblindung 
hintanhalten könne. Hierbei ist vor allen Dingen zu vermeiden Linsenverlagerung 
und innere Blutung. Ersteres kann dadurch verhindert werden, dass durch 


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vorhergehende Scleralpunktur das Auge weicher gemacht wird, letzteres durch 
sorgfältigste Beachtung des allgemeinen Zustandes und Verhaltens des Patienten, 
lässt sich aber trotzdem nicht immer vermeiden. Der gute Enderfolg der 
Operation hängt davon ab, dass es gelingt, eine dauernde subconjunctivale Fistel 
zu erzeugen, damit das Auge dauernd weich bleibe. Dauernde Erhaltung des 
Sehvermógens ist trotz allen Anforderungen entsprechender Operation nicht immer 
möglich, da der Opticus, gleich anderen Nerven nach theilweiser Atrophie, wie 
in vorgeschrittenen Glaucomfällen, sehr geneigt ist zu weiterem Zerfall, besonders 
bei nicht genügender Ernährung des Nervensystems überhaupt. Daher sind 
Ueberanstrengung, Kummer und Sorge, Appetit- und Schlaflosigkeit möglichst 
zu verhindern. 

Little (Manchester) ist gleichfalls für Iridectomie schon im Prodromal- 
stadium, da früher oder später doch Glaucom ausbreche, und zwar für Bildung 
einer cystoiden Narbe, für Sclerotomie nur, wenn die Iridectomie schon gemacht 
ist. Weitere Einschränkung des Gesichtsfeldes sei ganz unabhängig von der 
Operation. 

Henry Power macht seine Behandlung abhängig von dem mehr oder 
weniger vorgeschrittenen Stadium. Einige Fälle, die nur von geistiger An- 
strengung herrührten, heilten unter Eserin durch Allgemeinbebandlung. Sclero- 
tomie sei nutzlos bei chronischem Glaucom. 

Panas behandelt zuerst mit Eserin-Pilocarpin-Salbe, um angeblich Binde- 
bautreizung zu vermeiden; die Anwendung geschehe 4mal täglich, da Experi- 
mente gezeigt, dass die Wirkung nur 5 Stunden anhalte. Nützt dies nichts, 
macht er zuerst die Sclerotomie, und erst wenn diese wirkungslos, die Iridectomie. 

Swanzy ist für frühzeitige Operation; erreicht der Gesichtsfelddefect aber 
schon den Fixirpunkt, operirt er nicht mehr, da vielfach das Sehen nur 
schlechter wird. 

Adams Frost ist in letzter Zeit davon abgekommen, die Iridectomie als 
nützlich zu betrachten; sie hält die Krankheit nicht auf. Er macht höchstens 
frühzeitig die Sclerotomie. 

J. G. Mackinlay operirt frühzeitig; der Einschnitt soll sehr weit hinten 
gemacht werden. 

Treacher Collins fand bei anatomischer Untersuchung i cystoide Narbe 
bedingt durch eine Iriseinlagerung in die Wunde; durch diesen stets nachgiebigen 
Punkt werde weitere Drucksteigerung verhindert. 

R. Williams (Liverpool) zieht die Sclerotomie vor; sie sei einfacher. 

G. Walker (Liverpool) hält es für wesentlich, Refractionsanomalien, be- 
sonders Hypermetropie zu corrigiren. Er hat die Iridectoiie schon vor 20 Jahren 
aufgegeben. Um eine wirksame cystoide Narbe zu machen schlägt er einen 
Conjunctivallappen durch die Einschnittswunde in die Vorderkammer herein. 


On the uttur neglect of the eyesight question in board of trade 
inquiries into shipping disasters. 


T. H. Bickertson (Liverpool) bespricht die schon lange zu Tage getretenen 
Missstánde bei der Seh- und Farbenprüfung der Seeleute und beklagt das bis- 
herige Verhalten der betreffenden englischen Behórden gegenüber den árztlichen 
Eingaben um Abstellung derselben. Einerseits würden Leute als Lehrlinge 
zugelassen und erst nachdem sie mehrere Jahre auf den Schiffen zugebracht, 
durch Prüfung als farbenblind erkannt, zurückgewiesen und so geschädigt, 
andererseits sogar Officiere durch die verschiedenen Prüfungsinethoden erst nach 
vielen Jahren ohne Entschädigung wegen Farbenblindheit entlassen. Daher soll 


— 418 — 


eine einheitliche, auf ärztlichen Vorschlag hin als gut erkannte Prüfungsart 
eingeführt werden, und diejenigen, welche sich als unbrauchbar erweisen, nachdem 
sie schon lange thätig gewesen, in anderen angemessenen Aemtern vom Staate 
angestellt werden. Die Einzelheiten haben speciell nur für England Interesse. 
Nachdem dem Präsidenten der Dank der Section ausgesprochen worden 
war, wurden die Verhandlungen geschlossen. Neuburger. 


10) Ophthalmological Society of the United Kingdom. 
Sitzung vom 13. Juni 1895. (The Ophth. Rev. Juni 1895.) 


Ophthalmia nodosa. 


Lawford beobachtete bei einem Knaben eine Entzündung des r. Auges, 
verursacht durch Haare der Barenraupe, Bombyx rubi; letztere war gegen das 
Auge gefallen und es wurden aus dem unteren Theile der Conjunctiva später 
zwei Haare entfernt, während in den tieferen Theilen des Auges keine gefunden 
wurden; die Entzündung hatte mit Remissionen 6 Monate gedauert, ohne wesent- 
liche Schädigungen des Auges zu hinterlassen. Er bespricht sodann die bis 
jetzt, fast alle in Deutschland, beobachteten nicht sehr zahlreichen Fälle dieser 
von Sämisch mit obigem Namen belegten Erkrankung mit genauer Literatur- 
angabe. Dieselbe betraf stets Landbewohner und gewöhnlich Kinder, und kam 
vorzugsweise im August bis October vor. Weitere Einzelheiten sind in diesem 
Centralbl. schon an anderer Stelle mitgetheilt worden gelegentlich des Referats 
über einschlägige Fälle. L. hält die Entzündung für toxischen Ursprungs, her- 
vorgebracht durch ein in den Haaren, die mit Drüsen zusammenhängen, ent- 
haltenes Gift. 

Hartridge glaubt, die lange dauernde Reizung sei verursacht durch das 
Wandern vergrabener Haare und nicht durch Einbringen eines Giftstoffes bei 
der anfänglichen Verletzung. 

Donald Gunn erwähnt einen Bericht, für dessen Wahrheit er allerdings 
nicht einstehen kann, dem zufolge die indischen Truppen häufig Augenentzün- 
dungen bekommen sollen, verursacht durch eine glatthàutige grüne Raupe, die 
während des Schlafes über die Augen hinwegkriecht. 

Lawford erwidert, dass die Haare nicht lange wandern würden, sondern 
bald eingekapselt würden und dann bis zu ihrer Entfernung stationär blieben. 
Ferner seien oft gerade Iris und Corpus ciliare entzündet, ohne dass sich An- 
zeichen fänden von durchgedrungenen Haaren. Die Entzündung bei den indischen 
Truppen sei von vorliegender Erkrankung ganz verschieden. 


Nine cases of chancre of the eyelids and conjunctiva. 


Snell beobachtete neun Primaraffecte an den Lidern und der Conjunctiva, 
von denen zwei am Canthus internus, einer am C. externus, drei am Ober- und 
einer am Unterlid, einer an der Augapfel- und einer an der Lidbindehaut sassen. 
Die Patienten waren 2!/,, 4, 11, 20, 21, 28, 29, 30 und 55 Jahre alt. Die 
spärlichen Veröffentlichungen in den Verhandlungen der Gesellschaft liessen daran 
denken, dass seine Beobachtungen aussergewóhnlich seien; aber S. glaubt dies 
nicht, vielmehr dürfte das Krankheitsbild nicht immer riehtig gedeutet werden. 

Nach Bulkley sind 4°/, aller Schanker extragenital. Die Diagnose ist 
im Allgemeinen nicht schwer. In allen Fallen waren die praeauricularen, manch- 
mal auch die submaxillaren Drüsen geschwollen, als charakteristisches Merkmal. 
Die Art der Infection war gewöhnlich schwer festzustellen; einmal soll die Amme 


— 414 — 


durch ein syphilitisches Kind gekratzt worden sein; in einem Falle waren Mutter 
und Kind, in einem anderen Vater und Mutter syphilitisch. Zwei waren Spiel- 
kameraden, die kurz hinter einander in Behandlung kamen; einmal war es der 
Insasse eines Logirhauses, wo vier Handtücher für 18 Leute genügen mussten. 

Marshall sab einen ähnlichen Fall bei einem 20jährigen; derselbe hatte 
ein Geschwür, das erst durch antisyphilitische Behandlung geheilt werden konnte. 

Hill Griffith hebt die Schwierigkeit der Diagnose hervor, die erst durch 
Ausbruch secundärer Erscheinungen gesichert sei. Verwechslungen sind haupt- 
sächlich möglich mit Vaccinepusteln, die häufiger vorkämen als man annimmt 
(doch sei hier die locale Entzündung stärker), und mit tuberculösen Geschwüren 
(und mit Carcinom?). 

Bronner hat 8—10 Fälle gesehen und hält die Affection gleichfalls für 
nicht so selten. Bei den geringen Beschwerden kämen die Patienten oft so 
spät in ärztliche Beobachtung, dass die wahre Natur des Geschwüres nicht 
immer sichergestellt werden kann. 


Demonstrationen: H. Secker Walker: Sarcom der Iris; Epitheliom der 
Cornea und Conjunctiva; Colobom der Iris und Chorioidea. — Devereux 
Marshall: Cystisches Sarcom des Ciliarkérpers. — Morton: Mikroskopische 
Präparate einer Gesichtsgeschwulst. — J. B. Lawford: Eigenartig pigmentirte 
Ablagerungen in der Linse. — H. Work Dodd: Congenitale Netzhautpigmen- 


tirung. — Silcock: Angeborene vordere Synechie; Tuberculose des Auges, in 
Heilung. — Nettleship: Retinitis proliferans. — Doyne: Acromegalie; De- 
generation der Netzhautarterien. — Bevor: Ophthalmoplegia externa. 


Sitzung vom 5. Juli 1895. (The Ophth. Rev. Juli 1895.) 


The Association of certain forms of Myopia with disease of the 
nose and pharynx. 


Dr. Batten beschreibt nach kurzer Wiederholung seines friheren Vortrags, 
dem zufolge verschiedene Arten von Kurzsichtigkeit durch constitutionelle Krank- 
heiten verursacht wirden, eine derartige mit Nasen- und Rachenerkrankung ver- 
gesellschaftete. Die Hauptzüge dieser Form sind: das Vorhandensein localisirter 
hinterer Staphylome entweder in unmittelbarer Nachbarschaft des Sehnerven 
oder an der nasalen Seite des Fundus; Zerrung des Sehnerven nach der Rich- 
tung des Staphyloms bin; ödematöser Zustand des prominenten Sehnervenrandes. 
Dieses Oedem, oder diese „Pseudo-Neuritis“, ist secundär und wird durch die 
Zerrung des Sehnerven bedingt. Die Veränderungen des Nasenrachenraumes 
bestehen in adenvoiden Wucherungen, vergrösserten Tonsillen, Septumdeviationen, 
krankhaften Abweichungen durch Nasen- oder Stirnverletzungen verursacht, ferner 
durch Ozaena, Syphilis der Nasenknochen und chronische Otorrhoe. Er führt 
Fälle an, in denen die Kurzsichtigkeit unmittelbar dem Beginne einer der er- 
wähnten Erkrankungen folgte; das Oedem zeigt an, dass die Grundursache noch 
einwirkt; die Sehschärfe ist selten gut trotz niederen Grades der Myopie, und 
besonders schlecht bei Staphylom auf der nasalen Sehnervenseite. Der ganze 
Zustand ist ein Anzeichen progressiver Myopie, und sowohl das Oedem als die 
Zerrung verschwinden zugleich mit dem Fortschreiten der Kurzsichtigkeit. 

E. A. Browne hält noch stärkere Beweisführung für nothwendig, als sie 
vom Vortr. gegeben worden sei, für diejenigen, die sich mit dem Gegenstand 
noch nicht befasst hätten. Manche Factoren, z. B. vorhergehender Scharlach, 
Rheumatismus müssten eliminirt werden, da sowohl diese wie überhaupt andere 


415 — 


erschópfende Krankheiten bekanntlich manchmal Beginn oder Steigerung der 
Kurzsichtigkeit zur Folge haben. 

Spencer Watson bedauert, dass von Batten nichts über den Zusammen- 
hang in ätiologischer Beziehung vorgetragen worden sei. Er beobachtete bei 
interstitieller Keratitis syphilitischen Ursprunges Entwickelung von Kurzsichtig- 
keit! und erklärte sich dies in der Weise, dass durch die Erkrankung das ganze 
Auge weicher und dadurch mehr zur Ausdehnung neigend wurde. Aehnlich 
dürfte es mit den oben erwähnten Nasenerkrankungen constitutionellen Ur- 
sprungs sein. 

Batten erwidert, über die constitutionellen Erkrankungen habe er schon 
früher vorgetragen. Was den vorliegenden Gegenstand betrifit, so bestehe ein 
enger Zusammenhang zwischen den Sphenoidzellen und -Fissuren und der Blut- 
versorgung des Auges. In gewissem Maasse könne dieses als Endorgan be- 
trachtet werden, und Störungen der letzteren könne zu Veränderungen führen 
analog denen der kolbigen Finger. 


Indian oculist’s instruments. 


Adams Frost zeigt einen vom Surgeon-Captain Drake-Brockman der 
Gesellschaft geschenkten vollständigen Instrumentensatz eines indischen Oculisten 
und beschreibt die Operation. Es wird kein Versuch zur Asepsis, ja nicht 
einmal zur gewöhnlichen Reinlichkeit gemacht; das Unterlid wird evertirt, mit 
einer Lancette ein Einschnitt in der Ciliargegend gemacht und die Linse mittels 
einem durch diesen eingeführten Instrument niedergedrückt. Die meisten Augen 
gehen durch Panophthalmie oder Secundárglaucom zu Grunde.*? 

Surg.-Col. Drake-Brockman erwáhnt die Schwierigkeit, solche Instru- 
mente. zu erlangen, die durch viele Generationen durch von Vater zu Sohn über- 
liefert werden. Weniger als 10°/, nur können als erfolgreich behandelte Fälle 
betrachtet werden. 


Demonstrationen: E. H. Cartwright: Modification der Thomas’schen 
Anordnung von Holmgren's Wollprobe. — Fischer: Symmetrische Ulcera 
beider Hornháute. — D. Marshall: Beiderseitiger Enophthalmos. 


Zum Präsidenten für 1895/96 wird E. Nettleship gewählt. 


Sitzung vom 17. October 1895. (Tbe Ophth. Rev. Oct. 1895.) 


Der neue Präsident E. Nettleship dankt für die Wahl, betont in seiner 
Antrittsrede die Wichtigkeit der Einrichtung von Specialabtheilungen in den 
allgemeinen Krankenbáusern und hebt eine grosse Reihe von noch strittigen 
Punkten in der Augenheilkunde hervor, deren Erforschung sehr dankenswerth 
wäre, deren Aufzählung hier im Referate jedoch zu weit führen würde. 


Four caaes of bilateral glioma of the retina cured by enucleation 
of the two eyes. 


Treacher Collins erinnert an eine frühere Arbeit, in der Lawford und 
er bewiesen, dass kein Fall verbürgt sei von Recidiv eines Glioms, das erst 
später als 3 Jahre nach der Enucleation eingetreten wäre, weshalb nach dieser 
Frist jeder Fall, der bis dahin recidivfrei geblieben sei, als dauernd geheilt 
betrachtet werden müsse. Sodann theilt er folgende 4 Fälle mit: Knabe, mit 
5 Monaten R, nach 3 Jahren L Enucleation wegen Gliom; 3!/, Jahre nach 


! Vgl. Hirschberg, Netzhautentz. b. ang. Lues, D. ined. W. 1895. Nr. 26 u. 27. 
* Vgl. dagegen C.-Dl. f. A. 1894. S. 48. 52. 559. H. 


— 46 — 


Entfernung des zweiten Auges völliges Wohlbefinden. Mädchen, mit 5 Monaten L, 
nach 9 Monaten R Enucleation; nach 4!/, Jahren gesund. Mädchen, mit 10 Mo- 
naten L und mit 2!/, Jahren R Enucleation; 4 Jahre später völlig gesund. 
Knabe, mit 11/, Jahren bds. Enucleation; nach 3!/, Jahren völlig wohl. 

Lang sah 3 derartige Fälle, darunter 2 von den oben beschriebenen. Im 
dritten wurde das eine Auge mit 15 Monaten entfernt; 9 Monate später wird 
auf dem anderen Gliom entdeckt, Enucleation anfangs verweigert, erst später 
wegen Schmerzen erlaubt; dann secundärer Knoten im Nacken. Das Kind war 
nicht gestorben, bis es 8 Jahre alt war. 

Lawford führt einen Fall an, in welchem das eine Auge schon im Alter 
von 2 Monaten enucleirt wurde; 21/, Jahre später Erkrankung des anderen; 
Enucleation verweigert, erst nach 3 Jahren gestattet, als die Nerven ergriffen 
waren. 

Pristley Smith erwähnt ein Kind, das er in einem Blindeninstitut ge- 
sehen, dem angeblich beide Augen in der frühesten Kindheit entfernt worden 
waren wegen ,Krebs', vermuthlich wegen Gliom. 

E. Nettleship sah einen weiteren Fall, dem vor 1892 beide Augen ent- 
fernt worden waren, und der heute noch ganz gesund ist. 


Detachment of choroid. 


C. Devereux Marshall beobachtete in letzter Zeit drei einschlägige Fälle. 
20jähriger, wegen Glaucom iridectomirt, bekommt nach 3 Tagen sehr starke 
Schmerzen, als deren Ursache sich eine subchorioidale Blutung findet. Enu- 
cleation; völlige Ablösung der Chorioidea und Netzhaut. Der zweite Fall betraf 
gleichfalls ein Glaucom, bei einem 60 jährigen; Iridectomie, Phthisis bulbi, Enu- 
cleation. Ausgedehnte Ablösung der Ader- und Netzhaut; der Zwischenraum 
ausgefüllt mit neugebildetem Gewebe, das cystenähnliche Hohlräume enthält. 
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, dass es die stark verdickte Lamina 
suprachorioidea und Lamina fusca ist; die kleinen Hohlräume enthalten Pigment 
und sind wahrscheinlich Lymphcanäle. Endlich drittens ein 68jähriger, der 
nach Starextraction S = 9/,, hatte und Jäger Nr. I las, aber 6 Monate später 
erblindete. Wegen Vermuthung einer Neubildung wird das Auge entfernt. Es 
fand sich fast völlige Ablösung der Ader- und Netzhaut, nur an den Durch- 
trittsstellen der Gefässe und Nerven fehlte sie, wodurch vier ballonförmige Ab- 
lösungen entstanden. Der Zwischenraum enthielt nur seröses Exsudat. Der 
erste Fall ist ähnlich dem durch ausgedehnten Glaskörperverlust hervorgerufenen 
Zustand und kommt gelegentlich nach Starausziehung vor, aber hier trat die 
Blutung erst 3 Tage nach der Operation auf, bei der überdies kein Glaskörper 
verloren ging. Der letzte Fall ist sehr ungewöhnlich. Die Ablösung ist wahr- 
scheinlich das Resultat einer Hyalitis, die zu Glaskörperschrumpfung führte, 
einer Chorio-Retinitis, sowie endlich einer Exsudation zwischen Chorividea und 
Sclera. Die Diagnose vor der Enucleation ist sehr schwierig. Die Spannung 
ist gewöhnlich vermindert als Unterscheidungsmerkmal einfacher Ablösung gegen- 
über der durch Neubildung bedingten. 

Jessop tragt, ob Fälle bekannt wären von vermindertem Druck bei intra- 
oculärer Neubildung. 

E. Nettleship fragt nach Fällen, in denen die richtige Diagnose vor der 
Enucleation gestellt wurde. Verminderte Spannung sei im frühesten Stadium 
von Neubildungen nicht sehr ungewöhnlich. 

Priestley Smith und Treacher Collins sahen letzteres trotz vielfachen 
Nachforschungen bis jetzt noch nicht. 


— 4M --- 


Demonstrationen: Ernest Clarke: Seltene Form von Nystagmus. Or- 
bitaltumor. — Mott und Treacher Collins: Exophthalmus mit Trigeminus- 
Hemianalgesie. — Kenneth Campbell: Anophthalmus. — A. S. Morton: 
Snellen's Operation gegen Symblepharon. — Higgens: Ungewóhnlicho Form 
von Conjunctivitis. — Lawford: Retinitis circinata. 


Sitzung vom 14. November 1895. (The Ophth. Rev. Nov. 1895.) 


Three cases of exophthalmic goitre with severe ocular lesions. 


Jessop: 40jáhrige, verheirathot, nie gravid gewesen, Menses immer an- 
regelmássig, keine Vergrósserung der Thyreoida, aber colossaler Exophthalmus 
bds. Deshalb bds. theilweise ‘larsorrhaphie. ‘Trotzdem nach 4 Tagen Entwicke- 
von Hornhautgesehwüren, die aller Therapie trotzend zum Verlust beider Augen 
unter Staphylombildung führten. Pat. lebt noch, ist aber sehr schwach. 35jährige, 
verheirathet, mit colossalem Exophthalmus und Zerstörung beider Hornhäute; 
R Enucleation. Pat. wurde geisteskrank und starb. 24jahrige, mit extremem 
Exophthalmus; r. Auge, zerstört, wird enucleirt; I, wiederholte Anfälle ober- 
flächlicher Hornhautgeschwire. — J. referirt weiter über 25 berichtete Fälle, 
die 7 Männer und 18 Frauen betrafen. Das Resultat bei ersteren war schlechter, 
indem 4 starben; das Alter schwankt zwischen 38 und 56 Jahren. Die Frauen 
standen zwischen 18 und 52 Jahren; 2 starben, 10 verloren beide Augen. Von 
drei mit partialer Tarsorrhaphie behandelten Frauen verloren zwei beide Augen, 
eine wurde mit gutem Sehvermögen geheilt; doch war hier die Ulceration nur 
oberflächlich. 

Little sah keinen Fall, der Lidvernähung nothwendig gehabt hätte. 

Power hatte in dem zweiten oben von Jessop erwähnten Falle das Auge 
wegen andauernder Schmerzen entfernt; er dachte, es sei vielleicht hinter dem 
Auge etwas. Er glaubt nicht, dass die Ulceration durch Exponirung entstehe, 
da sie oft in Fällen fehle, die selbst während des Schlafes die Augen nicht 
schliessen. 

Mackenzie Davidson hatte eine Patientin, die beide Augen verlor, geistes- 
krank wurde, später aber geheilt wurde. In einem anderen Falle machte er 
die Tarsorrhaphie, und die Cornea blieb bds. gesund. In einem dritten Falle 
- wurde die Oberfläche der Hornhaut völlig zerstört. 

Lang wachte in einem Falle die Tarsorrhaphie, aber die Nähte, die 
jedoch sonst weiter keinen Schaden machten, gaben nach und bds. wurde die 
Hornhaut zerstört. 

Johnson Taylor hält völlige, nicht theilweise, Vernähung für richtig, 
und zwar sobald die Hornhaut afticirt ist. 

Lawford vereinigte in einem Falle mit grossem Exophthalmus und Horn- 
hautgeschwär die Lider in der Mitte statt am Canthus, mit sehr gutem Resultate; 
er halt die Vereinigung der Lider fir prophylaktisch sehr wirksam. 

Der Präsident E. Nettleship hat 5 Fälle Basedow’scher Krankheit ge- 
sehen mit Hernhautbeschädigung. Er ist für Lidnaht; doch muss sie ganz fest 
ausgeführt werden, sonst schadet sie. Er bevorzugt Drahtnähte. Ein Fall betraf 
einen 52jähr. Mann mit extremem Exophthalmus und Hornhautgeschwür, der 
sich nach der Lidnaht wohl befand. Alle Fälle vertrugen keinerlei Umschläge 
oder Verband. ` 

Jessop bittet bei dem Mangel an Beobachtungen, alle Fálle genau mit- 
zutheilen. 


21 


— 418 -— 


The treatment of detached retina. 


Wray berichtet über folgenden mit Erfolg operativ behandelten Fall von 
Netzhautablósung. Das Sehen begann 1885 schlechter zu werden, 1893 zuerst 
untersucht zeigte er ungefáhr die halbe Netzhaut abgelóst. Die Spannung war 
entschieden erhöht, aber Schmerz hatte nie bestanden. Das andere Auge, seit 
vielen Jahren in Folge durchbohrender Verletzung erblindet, wurde im Interesse 
des jetzt erkrankten Auges entfernt. Pat. kam erst im Januar 1895 wieder mit 
sehr ausgedehnter Ablösung, viel stärker als vorher, so dass trotz Klarheit der 
Medien der Sehnerv nicht zu sehen war. Die Spannung war noch merklich 
erhöht, die Hornhaut leicht neblig. Es wurden nur mehr Handbewegungen in 
4—6 Zoll wahrgenommen. Am 7. April wurde durch Punktion der Ablösung 
eine trübe, gelbliche Flüssigkeit entleert. Hierauf Bettruhe, Atropin, fester 
Verband. Tägliche Pilocarpininjectionen wurden, weil nicht vertragen, schou 
nach 3 Tagen wieder aufgegeben. Eine Woche später zeigte sich zwar noch 
beträchtliche Ablösung, aber S war gestiegen auf Fingerzählen in 3—4 Meter. 
Nach einigen Tagen Erholung, nochmalige Operation; diesmal stieg S auf 9/,, 
bei guter Beleuchtung und schwankte seitdem bis zu ®/,,. Die Netzhaut scheint 
überall anzuliegen; es zeigt sich, wie gewöhnlich in solchen Fällen, eine gewisse 
ehorio-retinale Atrophie mit Pigmentirung am Sitze der ursprünglichen Ablösung, 
Gesichtsfeld ist sehr eingeschränkt. Der Fall beweist, dass selbst bei aus- 
gedehnter und lange bestehender Netzhautablósung die operative Behandlung 
günstig wirken kann. Von Pilocarpincur ist wenig zu erwarten, besonders bei 
älteren und herzkranken Leuten. Da auch Druckverband und lange dauernde 
Bettruhe schwer zu ertragen sind, auf der anderen Seile gänzlicher Verlust des 
Sehens in Aussicht steht, ist es besser gleich zu operiren, zumal bei Asepsis 
die Operation keine Gefahr hat. Zudem ist, um Functionsverminderung zu ver- 
meiden, baldigste Wiederanlegung der Netzhaut zu erstreben, und die Aufsaugung 
eines einigermaassen grossen 'subretinalen Exsudats dauert ohne Function zu 
lange, um die gewünschte und gegen die Wiederkehr einer Ablósung sehr wichtige 
anatomische Vereinigung der wieder angelegten Netzhaut zu erreichen. Un- 
geeignet für die Operation sind die Fälle, wo die Macula mitabgelöst ist, der 
Glaskörper Stränge, Membranen oder grosse Hämorrhagier enthält, die Ablösung 
total ist oder die Spannung niedriger als — 3 ist. Gutes Resultat wurde ver- 
öffentlicht in einem frischen Falle mit Z’— 2. Clavelier's Experimente be- 
wiesen, dass Ströme von 5 Milliamperes 1 Minute lang angewendet werden 
können, ohne mehr als vorübergehende Glaskörpertrübung zu erzeugen, und von 
anderer Seite wurden unter 11 so behandelten Fällen drei Besserungen und 
zwei Heilungen erzielt. Möglicher Weise wirkt hier bei der Electrolyse der 
in situ befindliche Pol flüssigkeitsentziehend. Die gegen constitutionelle Ursachen 
gerichtete Therapie, z. B. gegen Gicht, Rheuma, Syphilis, wirkt zu langsam, als 
Unterstützung wirkt sie später zweifellos gut. 

Devereux Marshall hält eine Differentialdiagnose bei einer Neubildung 
durch die Punktion für unwahrscheinlich, da der Tumor sich nicht abbröckele 
und keine Theilchen mit der Flüssigkeit zu Tage träten. 

Jessop sah nach der Punktion Recidiv und Verschlinmerung. Durch Ruhe 
und Pilocarpincur legte sich in einem Falle die Netzhaut wieder an, und das 
wiederangelegte Gebiet wurde stark pigmentirt. 

Little operirte schon oft, erzielte damit nur zwei völlige dauernde Hei- 
lungen, ohne Operation sah er aber nie Heilung. 

Secker Walker liess-die Flüssigkeit abtliessen unter gleichzeitiger Injection 





s OU 


— 419 — 


physiologischer Kochsalzlósung in den Glaskörper.! Einmal trat vorübergehendes 
Glaucom auf. Die Retina blieb aber nur 5 Wochen angelegt. 

Lang sah unter einfacher Ruhecur zwei Heilungen, von Punktionen aber 
nach den verschicdensten Methoden keinen Erfolg. 

Tweedy sah von den Operationen der verschiedensten Art nur Besserung, 
keine Heilung, und bezweifelt sogar die Diagnose in letzteren Fällen.(?) Trotzdem 
hält er die Scleralpunktur für richtig. Durch Ruhe und Pilocarpincur verbesserte 
er einmal die S von Handbewegungen auf Jäger I, bei einer Kurzsichtigen. Das 
Resultat bestand einige Zeit. 

E. Nettleship sah die letzte Patientin 17 Monate später gesund, olıne 
Zeichen einer Ablösung. 

Power glaubt, frischer Glaskörper von Hunden oder Katzen könnte in 
den Glaskörper injicirt durch Druck die Netzhaut wieder anlegen. ! 

Johnson Taylor fragt, ob Jemand Abführmittel eopraucns habe als ab- 
leitende Behandlung. 

Grimsdale sagt, Frost hatte Glaskérper vergeblich zu injiciren versucht, 
da er nicht durch die Spritze ging. Neuburger. 


Sitzung vom 12. December 1895. (The Ophth. Rev. Dec. 1895.) 


Case of retinitis circinata. 


Hartridge berichtet über einen Fall, in welchem die Fovea im Bilde 
einer grauen Degeneration erschien mit einer Fülle weisslicher Depots in der 
Nervenfaserschicht von der Netzhautmitte ausgehend, ohne Netzhautblutungen. 
H hält ihn für ein frühes Stadium der Retinitis circinata, während Holmes 
Spicer sich mehr für eine albuminurische Retinitis ausspricht, weil in allen 
unzweifelhaften Fällen von R. circinata die Gruppirung der Exsudatherde eine 
gänzlich davon verschiedene ist. Eine Nephritis lag aber nach H. nicht vor. 


Rare form of nystagmus. 


Ernest Clarke demonstrirt einen jungen Mann, Juwelier, dessen Seh- 
schärfe beim Gebrauch beider Augen zusammen = ®/, ist, während bei Verschluss 
eines Auges das unbedeckte sofort heftig zu oscilliren beginnt. Grimsdale 
zeigt drei ähnliche, nur nicht so deutlich ausgesprochene Fälle. Nach Dr. Ha- 
bershon zeigt dieser Patient keinerlei nervöse Krankheit, scheint aber doch 
neuropathisch veranlagt, weil alle Reflexe bei ihm etwas erhöht sind. Dr. Or- 
merod macht darauf aufmerksam, dass Pat. erst den Nystagmus zeigte, nachdem 
er bei seiner Thätigkeit als Juwelier die Uhrmacherloupe zu gebrauchen an- 
gefangen hatte. 

Superficial peripheral chorioiditis. 

Dr. Rayner Batten zeigt einen Fall von Chorioiditis peripherica, dessen 
Ursprung ibm dunkel erscheint. Es handelt sich um eine 40jàhr. Frau, welche 
frei von allen Krankheiten schien. B. vermuthet eine Späterscheinung von Lues 
hereditaria, worin ihm Holmes Spicer beipflichtet, weil längs der kleineren 
Venen zarte weisse Linien bemerkbar seien, die eine gewöhnliche Erscheinung 
dabei sind. Ä 


Embolism of the central artery. 


Marcus Gunn sah bei einem -jungen anämischen Mädchen ohne alle 
Herzaffectionen das klinische Bild einer Embolie der Centralarterie auftreten. 


! Nicht neu. 
27* 


— 490 — 


Obwohl in dem Caliber der Gefässe keine nennenswerthe Veränderung zu 
constatiren war, war duch der typische kirschrothe Fleck in der Fovea deutlich. 
G. vermuthet deshalb und mit Rücksicht auf die nachfolgende partielle Besserung, 
dass es sich vielleicht um eine Blutung in den Sehnerv gehandelt haben könne, 
welche die Circulation im Sehnerv beeinflusste. 

Hartridge sah in einem Falle von Embolie schon nach 2!/, Stunden das 
charakteristische Oedem der Netzhaut. 

Bickerton und Batten sahen Falle, wo die Gefüssveránderungen nur 
sehr mässig ausgesprochen waren. 


Retrobulbar optic neuritis. 


Holmes Spicer demonstrirt einen 68jähr. Raucher, der seit 7 Monaten 
an fortschreitender Neuritis retrobulbaris krankt. Die Sehnerven schienen sehr 
bleich und leicht geschwollen. Trotz Abstinenz konnte der fortschreitende Ver- 
fall des Sehvermögens nicht aufgehalten werden. Während Griffith die Blässe 
der Papillen für eine Tabaksintoxication als zu hochgradig findet und Taylor 
an eine Combination mit Alkoholismus denkt, Dr. Habershon dagegen den 
Fall als ein Mittelding zwischen der Tabaksamblyopie und den von Leber 
beschriebenen Familien-Atrophien ansprechen möchte, erklärt Nettleship, dass 
bei alten Leuten die allmáhliche Verschlimmerung einer Tabaksamblyopie nichts 
Ungewóhnliches sei. 


Recurrent paralysis of third nerve with migraine. 


Dr. Ormerod und Spicer demonstriren einen Fall von recidivirender 
Oculomotoriuslihmung bei einem 15jähr. Knaben, dessen erste Attacke in sein 
zweites Lebensjahr fiel. Mit 7 Jahren erkrankt er zum zweiten Mal und seit- 
dem etwa alle 9—10 Monate. Der linke Opticus schien etwas atrophisch; 
einzelne Muskeln erholten sich gar nicht mehr von ihrer Lähmung. 


Double ptosis. 


Waren Tay zeigt eine doppeltseitige Ptosis mit Convergenzlähmung und 
Parese der Interni. Eisen und Strychnin helfen schnell. 


Paralysis of both internal recti, demonstrirt von Collins. 
Peripapillary atrophy of choroid of unusual character, von 
Donald Gunn gezeigt. Peltesohn. 


11) Section on Ophthalmology, College of Physicians of Philadelphie. 


In der am 17. December 1895 abgehaltenen Sitzung, welcher Dr. Wm. F. 
Norris präsidirte, wurden folgende Vorträge gehalten: 

Geo C. Harlan machte einige Bemerkungen über den sog. Corneal- 
reflex bei der Ophthalmoskopie im directen Bild. William Thomson 
erwähnt hierzu seine Versuche mit Convex- und Concavlinsen und die gefundenen 
interessanten entoptischen Phänomene bei dem Gebrauche künstlicher Augen oder 
anderer kleiner Objecte mit einem dem menschlichen Auge gleichen Krümmungs- 
radius. Er konnte so leichte Hornhaut- und Linsentrübungen entdecken und hält 
die Methode für werthvoll zur Bestimmung der Durchsichtigkeit der Augenmedien. 

Howard F. Hansell sprach über die entoptische Erscheinung von 
Glaskórpertrübungen bei uncorrigirter Myopie; bei geeigneter Correction 
verschwinden sie. Charles Shaffner glaubt, dass einige entoptische Er- 
scheinungen bei Myopie abhängig seien von Störungen in der intraocularen 


ENEE 


Circulation, welche eine geringgradige entzündliche Reaction hervorriefen, und 
dass so erzeugte Glaskörpertrübungen nur allmählich oder überhaupt nicht gänz- 
lich verschwänden. 

Charles A. Oliver sprach über den therapeutischen Werth des 
Scopolaminum hydrobromicum bei plastischer Iritis. Im Beginn und 
im Frühstadium derselben ist das Mittel sehr wirksam; wenn längere Anwendung 
nöthig ist, wie in manchen chronischen Formen mit subacuten Exacerbationen, 
scheint die gute Wirkung nicht so anzudauern und Abwechslung mit Atropin 
gut zu sein. Vergiftungen sah er nie. 

Charles Hermon Thomas zeigte die verbesserte Form von Steven's 
Tropometer, durch welches eine vergrósserte Ansicht der Cornea gegenüber 
einer Scala erscheint, wodurch die Stellung derselben zu messen und latente 
Heterophorie oder Heterotopie zu bestimmen ermöglicht ist. Thomson erwähnt 
kurz einen Fall, bei dem erst das Instrument eine richtige Diagnose ermöglichte. 

William Zentmayer zeigte einen Fall von cilio-retinaler Arterie 
deren zwei Hauptäste sich bis zur Maculargegend erstreckten. Neuburger. 


12) Medicinische Gesellschaft zu Dorpat. (St. Petersb. med. Wochenschr. 
1895. Nr. 28.) 


Sitzung vom 28. September 1894. 


Truhart spricht über Paralyse und Parese der Augenmuskeln, 
indem er besonderes Gewicht legt auf die intracraniellen Lähmungen und deren 
Localisation corticalen cerebralen und nucleären Ursprungs. (Der Vortrag wird 
in extenso publicirt werden.) 


Sitzung vom 19. October 1894. 


Jaesche spricht über das binoculare Sehen. Die allgemein bestehende 
Annahme, dass die Lage des Scheinbildes eines Gegenstandes bei Lähmung 
eines Augenmuskels von der darauf aufgewendeten Willensanstrengung bestimmt 
werde, steht im Widerspruch mit bereits feststehenden Beobachtungen und leicht 
zu wiederholenden Versuchen, deren Vortr. einige hervorhebt, aus denen erhellt, 
dass die Richtung der Blicklinie auf einen Punkt des Blickfeldes nur dann 
richtig aufgefasst wird, wenn dieselbe durch willkürliche Bewegung erfolgt. Für 
das Sehen mit beiden Augen lässt sich durch Versuche feststellen, dass unter 
Umständen Punkte, auf welche die Blicklinien gerichtet werden, nicht an den 
Stellen des Blickfeldes gesehen werden, auf welche die Blicklinien eingestellt 
sind, und dass zwei getrennte Punkte, auf welche je eine Blicklinie eingestellt 
' ist, einfach, verschmolzen erscheinen, ihre Lage im Blickraum jedoch sich ändern 
kann, je nach der Stelle, wo beide Blicklinien sich schneiden oder wo sie bei 
Convergenz zusammentreffen würden. Daraus und aus weiteren Beobachtungen 
ergiebt sich, dass die Lage des Scheinbildes bei Augenmuskellihmung davon 
abhängt, dass die krankhafte Ablenkung einer Blicklinie nicht zum Bewusstsein 
kommt, sondern dass diese als mit der gesunden zusammenfallend aufgefasst 
wird, und um so viel als die gelähmte Blicklinie hinter der Einstellung der 
gesunden zurückbleibt, wird der von dieser fixirte Gegenstand dem kranken 
Auge erscheinen als ein um eben so viel von eben diesem Gegenstand ab- 
gewichenes Scheinbild. 

Im Anschluss daran und an seinen letzthin gehaltenen Vortrag über Augen- 
muskellähmungen berichtet Truhart über einen Fall von isolirter, voll- 
ständiger Lähmung des ]. Abducens bei einem jetzt Yjährigen Mädchen, 


422 — 


welches nach Angabe der Eltern zufolge einer Erkältung im Bade schon in den 
ersten Tagen des extrauterinen Lebens zu schielen begonnen hätte; im dritten 
bezw. vierten Lebensjahre hätte die Kleine häufig an Magenverstimmungen, an 
Uebelkeit und Erbrechen gelitten, wobei jedoch die zu Rathe gezogenen Aerzte 
ausdrücklich eine effective Erkrankung des Magens ausgeschlossen hätten, ferner 
habe sie in früheren Jahren die Gewohnheit gehabt, den Kopf in eigenthüm- 
licher Stellung, mit starker Drehung nach links aussen, zu halten. Daraus 
schliesst Vortr., dass das Kind seiner Zeit beim binocularen Sehakt in hohem 
Grade von Doppelbildern belästigt gewesen sei und dass eine gegenwärtig con- 
statierte Scoliose als secundäre Folgeerscheinung der immer wiederkehrenden 
Kopfverdrehung aufzufassen sei. Des weiteren bespricht Vortr. den in diesem 
Centralbl. schon referirten Fall von Eliasberg von einer in den ersten Lebens- 
monaten erworbenen Augenmuskellähmung. Neuburger. 


13) Deutscher ärztlicher Verein zu St. Petersburg. (St. Petersb. med. 
Wochenschr. 1895. Nr. 28.) 


Sitzung vom 21. November 1894. 


v. Schroeder stellt eine Patientin vor, an welcher er die Exstirpation 
des Thränensackes nach Kuhnt ausgeführt. Man schneidet medianwärts 
vom 'Ihränensacke dicht am Thränenbein ein, dessen Crista anterior eine sichere 
Orientirung bietet, und schneidet den Sack nach Ablösung vom Knochen mit 
ein paar Scheerenschlägen in toto aus. An der vor 4 Tagen operirten Pat. 
ist bereits Heilung per primam eingetreten und kaum eine lineäre Narbe sicht- 
bar. Als Indication gilt Thranensackeiterung bei vorzunehmenden Operationen 
am Bulbus, Uleus corneae in Folge dieser Eiterung, erfolglose Behandlung durch 
Spaltung und Ausspritzung, endlich Caries des Knochens. Vortr. machte auch 
in seinen Fállen die Wahrnehmung, dass das Auge nach Exstirpation des 
Thrünensackes wohl mit Thránen gefüllt ist, aber kein Ueberfliessen derselben 
stattfindet. Neuburger. 





14) Verein St. Petersburger Aerste. 


Sitzung vom 14. Februar 1895. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 21.) 


Blessig bespricht einen von ihm gemeinsam mit Dr. Dombrowski be- 
obachteten Fall von gummóser Erkrankung der Orbita, der mittleren 
Schádelgrube und des Gehirns, worüber in diesem Centralb. schon be- 
richtet wurde (1895. Nov.). 


Sitzung vom 19.September 1895. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 40.) 


Blessig legt eine Sammlung von in Glycerin-Gelatine eingebetteten 
Präparaten des Auges vor. Die Präparate betreffen theils pathologisch ver- 
ünderte Menschenaugen (mit intraocularen Tumoren, Totalstaphylomen, Fremd- 
körpern im Augeninnern etc.), theils normale Thieraugen. Die Methode ihrer 
Herstellung stammt von Pristley-Smith, der gelegentlich des VII. inter- 
nationalen Ophthalmologen-Congresses in Heidelberg 1888 eine wunderschöne 
Sammlung derartiger Prüparate ausstellte und die Methode in den Verhandlungen 
des Congresses ausführlich beschrieb. Seitdem ist das Verfahren in ophthal- 
mologischen Kreisen allgemein bekannt und vielfach in Gebrauch, doch dürfte 
es sich auch auf anderen Gebieten zur Herstellung auschaulicher und dauer- 


498 —- 


hafter makroskopischer Präparate vorzüglich eignen. Das ursprüngliche Ver- 
fahren von Pristley-Smith bestand kurz in Folgendem: Härtung des Auges 
in Müller’scher Flüssigkeit, Halbirung desselben in gefrorenem Zustande, vor- 
bereitende Behandlung des Präparates (des halbirten Auges) mit Chloralhydrat- 
lösung (5°/,), und mit Glycerinlésung (15°/,, 25°/,, 50°/,), Einbettung des- 
selben in Gelatine, die mit Wasser und Glycerin (1:8:8) unter Zusatz einiger 
Tropfen Carbolsäure hergestellt ist, in eigens dazu bestimmten Glasnäpfchen. 
Vortr. schliesst die letzteren gleich nach Erkalten der Gelatine luftdicht mit 
Canadabalsau ab, wobei sich die Gelatine und das Präparat in derselben Jahre 
lang unverändert erhalten. Zur Härtung benutzt er seit 2 Jahren ausschliess- 
lich das Formalin (anstatt der früher auch von ihm angewandten Müller- 
schen Flüssigkeit). Das Formalin erhält die Farbe des lebenden Gewebes und 
die Durchsichtigkeit der brechenden Medien des Auges fast unverändert, wodurch 
das Präparat wesentlich an Frische und Schönheit gewinnt. 


Sitzung vom 31. October 1895. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 50.) 


Germann spricht unter Krankenvorstellung über eine neue Methode 
zur Färbung von Hornhautflecken. Eine kleine dolchförmige Lanze ist 
an der vorderen Rippe mit einer Rinne versehen, welche von der Basis bis zur 
Spitze reicht. Nach Befeuchtung dieser vorderen Fläche mit chinesischer "Tusche 
wird möglichst oberflächlich am Rande des Leucoms in der Richtung zum 
Centrum desselben eingestochen. Bevor die Lanze zurückgezogen wird, führt 
man eine zarte Drehung derselben nach rechts und links aus, wodurch die 
Wundtasche zum Klaffen gebracht und der Farbstoff durch Capillarattraction 
zunächst an den Seiten der Lanze eingeführt wird. Dann drückt man mit der 
wiederum gerad gehaltenen Lanze gegen die hintere Wand der Tasche und 
zieht das Instrument langsam heraus. Es hinterbleibt dann bei richtiger Aus- 
führung ein schwarzes Dreieck. So geht man um die ganze Peripherie des 
Leucoms herum. Die zwischen den einzelnen Dreiecken bleibenden grauen 
Leucomstreifen färbt man dann später mit der Stichelung. Die Lanzenfihrung 
verlangt einige Uebung. (Uns scheint die alte Methode mittelst Stichelung und 
Fixirung des Bulbus mit Gummipincette mindestens ebenso sicher, einfacher und 
leichter zu sein. — Ref.) Neuburger. 


Referate, Uebersetzungen, Auszüge, 


1) Die Gummiknoten des Augengrundes, von J. Hirschberg. (Beiträge 
zur Dermatologie und Syphilis. Festschrift, gewidmet Georg Lewin zur 
Feier seines 50jáhr. Doctorjubilàums am 5. November 1895.) 


Dass die Syphilis das Auge verhältnissmässig häufig in Mitleidenschaft 
zieht, weiss man ziemlich so lange, als jene Seuche überhaupt durch genauere 
Beschreibung den Aerzten bekannt geworden.! Die syphilitischen Entzündungen 
des dunklen Augengrundes, besonders der Netzhaut und Aderhaut, des Sehnerven, 
sind durch den Augenspiegel in klares Licht gestellt worden. Aber von Gummi- 
knoten (Syphilomen) des Augeninnern ist weder in den Lehrbüchern der 


-—— 


! Vgl. Proksch, Gesch. d. vener. Krankh. IL. S. 171. 1895. 





— 494 - 


Syphilis, noch in denen der Augenheilkunde !, noch endlich in den Sonderschriften 
über syphilitische Augenkrankheiten zusammenhängend und erschöpfend gehandelt 
worden.  Heisst es doch sogar in der trefflichen Abhandlung Mauthner’s?®: 
„Wenigstens wurde noch niemals ein gummöser Knoten in einer in Folge von 
Lues entzündeten Retina mit dem Ophthalmoskop wahrgenommen.“ Und selbst 
Alexander (Syph. und Auge. 1889. S. 77) sah nur einen Fall mit zwei 
Gummiknoten der Aderhaut (von 1,5, bezw. 1mm Hervorragung) in einem 
späten Stadium des Verlaufes, und citirt nur zwei Fälle von Gummi des 
Sehnerven (S. 104). 

Gelegenheit zu anatomischen Untersuchungen ist selten, der anatomische 
Beobachtungsstoff dürftig. 

Klinische Beobachtungen, namentlich der früheren Entwickelungsstufen 
dieser seltenen Krankheitsformen, können nur durch Jahrzehnte lang fortgesetzte 
Prüfung eines grösseren Krankenmaterials in einiger Vollständigkeit gesammelt 
werden, so dass man in der Lage ist, nach eigener Anschauung eine Beschreibung 
zu liefern. 

Alle Theile des Augapfels können Sitz von Gummiknoten werden, mit 
Ausnahme derjenigen, die man früher als die Feuchtigkeiten des Auges 
zu bezeichnen liebte; zu diesen wurden, ausser dem Kammerwasser, noch die 
Linse und der Glaskörper gerechnet. Die Linse ist ein Abkömmling der Deck- 
zellenlage, der Glaskörper ein zellenarmes Schleimgewebe. Die Hornhaut, welche 
zu den Bindesubstanzen gehört, aber keine Blutgefässe besitzt, kann erst dann, 
wenn sie zuvor durch syphilitische Entzündung von einem neugebildeten Blut- 
gefüssnetz durchzogen ist, Sitz von Gummiknoten werden: dies äusserst seltene 
Ereigniss habe ich bei angeborener Lues beobachtet. 

Die Augapfelbindehaut, die Lederhaut, die Regenbogenhaut und der Strahlen- 
körper, die Aderhaut, die Netzhaut, der Sehnerv werden gelegentlich Sitz von 
Gummigeschwülsten. Sowie die letzteren grösser werden, dringen sie von ihrem 
Ausgangspunkte weiter in die Nachbarschaft vor, z. B. von der Lederhaut auf 
den Strahlenkórper; ausserdem entstehen durch Fernwirkung des Entzündungs- 
reizes noch Reizungen und Entzündungen der empfindlicheren, gefässreichen 
Theile des Augapfels, z. B. der Regenbogenhaut. 

Bemerkenswerth ist das verhältnissmässig frühzeitige Auftreten solcher 
Gummiknoten im Auge, wobei ich vollständig absehe von der papulösen Regen- 
bogenhautentzündung, die man früher vielfach, heute noch gelegentlich als 
guminós bezeichnet: möglicher Weise spielt die Zartheit der Augengewebe und 
ihr Gefässreichthum hierbei eine wichtige Rolle. 

Die Behandlung ist meist recht wirksam; jedoch nicht immer. Nament- 
lich, wenn die Kranken selbständig die Behandlung zu früh unterbrechen, kann 
schon durch Gummiknoten der Lederhaut und des Strahlenkörpers Erblindung 
des Augapfels eintreten. Vollends bei solchen Geschwülsten des Augengrundes. 
Nur über diese will ich genauere Mittheilungen machen. 

Zwei Hauptfále sind zu unterscheiden: I. Der Gummiknoten der A der- 
haut. II. Der Gummiknoten des peripheren Sehnervenendes. Beide ziehen 
die Netzhaut in Mitleidenschaft. 

I. Bei einem Menschen, der an erworbener Lues leidet, tritt (entweder 
schon im ersten Jahre, oder erst einige Jahre nach der Ansteckung) Seh- 


t Ich habe die besten und neuesten daraufhin noch einmal durchgesehen und 
will durch Aufzählung negativer Befunde den Leser nicht ermüden. 
* Zeissl. Syph. 4. Aufl. 1882. S. 5584. 


-- 495 —— 


störung eines Auges und Schmerzhaftigkeit desselben auf. Deutliche 
Erscheinungen der Syphilis (papulise und andere Hautausschlige, Kehlkopf- 
geschwüre u. dgl.) sind noch vorhanden oder kurze Zeit zuvor vorhanden ge- 
wesen. Das Auge selber ist auch äusserlich geröthet, gelegentlich sogar eine 
umschriebene, rotbe Anschwellung der Lederhaut nachweisbar. Die Sehstörung 
macht rasche Fortschritte und erreicht bald einen hohen Grad. Die 
Diagnose wird durch das Augenspiegelbild geliefert. | 

Die Netzhaut ist vorgedrängt durch eine weisse, knotenfürmige Neu- 
bildung, die in dem eigenen Gewebe der Netzhaut, hauptsächlich aber in dem 
darunter liegenden der Aderhaut ihren Sitz hat. Auch nach aussen, bis zur 
Lederhaut, kann die Neubildung durchschlagen und durch Fortleitung des Ent- 
zündungsreizes die Regenbogenhaut in Mitleidenschaft zieben und Glaskörper- 
träbung veranlassen. Der Verlauf ist langwierig, auch mit inneren Blutungen 
und Sehnerventzündung complicirt; aber unter gründlicher Behandlung ist Heilung 
inöglich, mit Erhaltung und Wiederherstellung des Sehvermögens. Doch bleibt 
im Gesichtsfelde meistens ein umschriebener Ausfall, entsprechend 
dem Sitze der Gummigeschwulst. 

Fall I. Am 14./IX. 1891 kam der 28jährige O. M. zur Aufnahme. 

Im März 1891 hatte er sich ein Geschwür an den Geschlechtstheilen zu- 
vezogen und Drüsenanschwellung in der Schenkelbeuge. Nach 8tägigem Be- 
stehen suchte er Behandlung nach, welche nach seiner Angabe in örtlicher 
Einreibung von grauer Salbe bestand. Bald nach Pfingsten bekam er eine 
Halsentzündung, die durch Einathmungen und innerlichen Gebrauch von Jodkali 
bekämpft wurde. 

Nach einiger Zeit folgte ein Gesichtsausschlag. 

Am 10./IX. 1891 verspürte er im rechten Auge Schmerz und Tags darauf 
Selistórung. 

Am 12./IX. 1891 zeigte er auf der Stirn einen aus kleinen Papeln be- 
stebenden Ausschlag; ferner, bei der Untersuchung mit dem Kehlkopfspiegel, 
eine Entzündung unterhalb der Stimmbänder (Laryngitis subglottica ulcerosa). 
Die Bindehaut des rechten Augapfels ist mässig geröthet; ganz oben, am 
Aequator, besteht eine flache, rothe Hervorwólbung der Lederhaut, auf Druck 
sehr empfindlich. 

Die lichtbrechenden 'lheile des Auges sind durchsichtig. Der Sehnerven- 
eintritt ist verwaschen, nicht wesentlich hervorragend, bis auf eine zarte Gefäss- 
neubildung gerade am oberen Rande; alle Venen gestaut. Nach oben, etwa 
10 mm oberhalb des Sehnervenrandes, sitzt eine mächtige Herderkrankung, die 
etwa 10mm lang (von rechts nach links), etwa 4mm breit (von oben nach 
unten) und stark hervorragend scheint; sie besteht aus zwei dicht aneinander 
stossenden, bläulich weissen Knoten, deren Gewebe die Netzhautgefässe theil- 
weise verschleier. Die innere Herderkrankung entspricht der äusserlich sicht- 
baren Erhebung der Lederhaut und bewirkt im Gesichtsfelde des rechten Auges 
unten einen Ausfall an der Peripherie (vom 38. Grad bis 60. Grad), während 
die centrale Sehschärfe noch fast normal geblieben ist. Das linke Auge ist 
normal. 

Als zwei Tage später (14./IX. 1891) der Kranke zur Aufnahme kam, war 
die Wucherung aussen, wie innen etwas stärker geworden, Kegenbogenhaut- 
entzündung hinzugetreten, die Sehkraft des kranken Auges etwas schlechter 
geworden. 

Der Kranke wurde im Dunklen gehalten, Atropinlösung in das rechte Auge 
eingeträufelt und graue Salbe, wie üblich, in die Haut einverieben. 


— 426 - - 


17./1X. 1891 nimmt die Reizung des Auges noch zu. 24./IX. ist der 
ganze Glaskórper trüb, durch staubförmige, zum Theil zusammengeballte 'Theilchen, 
Sehkraft nur !/,,, mit Gesichtsfeldbeschránkung nach unten: die Gummigeschwulst 
oben iin Augengrunde nicht mehr deutlich zu sehen. "Trotz starker Erweiterung 
der Pupille besteht heftige Entzündung der Regenbogenhaut. (Gewebe grünlich, 
feine Niederschláge auf der Vorderkapsel, feine Punkte in der Hornhaut, all- 
gemeine Róthung der Augapfelbindehaut rings um die Hornhaut.) 

Nach 20tàgiger, gründlicher Einreibung (5./X. 1891) ist die Sehkraft 
besser (S — !/,, Gesichtsfeldverdunkelung unten), die Reizung geringer. Die 
bläuliche Masse am Augengrunde ist geschwunden; man sieht daselbst einen 
Entfärbungsherd, in dem ein Stück von einem grösseren Aderhautgefässe 
mit verdickten Wandungen auftaucht. (Narbe der Aderhaut.) 

Im weiteren Verlaufe (2./XT. 1891) trat die Entzündung des Sehnerven- 
kopfes mehr in den Vordergrund: derselbe ist geschwollen, von weisser Aus- 
schwitzung durchsetzt, undeutlich begrenzt; Glaskörpertrübungen noch deutlich, 
Aderhautherd wie zuvor. (S=!/,. Gesichtsfeldausfall unten vom 38.— 60. Grad.) 

Die Behandlung wurde fortgesetzt. 28./XT. war S wieder !/, (bis !/,), 
Gesichtsfeldausfall unverändert. Die Entzündung des Sehnerven ist abgelaufen, 
Verfärbung zurückgeblieben, sowie ein graublaues Flöckchen im Glaskörper. 
einige Millimeter vor dem Sehnerven. Auf der Aderhautnarbe ist jetzt eine 
feine, schwarzgraue Pigmentirung der Netzhaut hinzugekommen. Von hier ziehen 
feine, halbdurchscheinende Fasern mit dunkleren Punkten nach vorn durch den 
Glaskörper. 

Am 30./X1I. 1891 ist die Sehkraft des rechten Auges fast normal, 
(55/,,; Su 1!/, in 75) doch bleibt der untere Gesichtsfeldausfall vom 
38. bis 60. Grad, entsprechend dem Sitze der früheren Gummi- 
geschwulst. 

Bemerkenswerth ist in diesem Falle das frühzeitige Auftreten der „tertiären“ 
Neubildung, noch im ersten Jahre nach der Ansteckung. Wer will, mag den 
Fall zu der galoppirenden Form der Lues rechnen. 

Fall II. Am 13./II. 1894 kam in die Öffentliche Sprechstunde Frau J. F., 
28 Jahre alt, ziemlich schwächlich. — 4 Jahre zuvor hatte sie ein primäres 
Geschwür an den Lippen gehabt und danach Geschwüre zwischen den Zehen. 
Sie wurde in einem hiesigen Öffentlichen Krankenhause mit Einreibungen be- 
handelt. Seit 2!/, Jahren ist sie verheirathet. Zuerst erfolgte ein Abort. Sie 
begab sich zum Herrn Collegen Lassar, der sie einer Einspritzungscur unter- 
zug. Dann gebar sie ein lebensfähiges Kind, das aber Ausschläge im Gesicht 
und am Hintern bekam. Vor 8 Wochen erkrankte ihr rechtes Auge unter 
Flockensehen und Nebel; erst in letzter Zeit trat dazu Röthung und Schmerz. 
Das rechte Auge ist auf Druck empfindlich, rings um die Hornhaut geröthet, 
die letztere von feinen Punkten durchsetzt, die Pupille rund (aber schon am 
22./III. durch eine untere Verwachsung zackig), der Glaskörper staubförmig 
getribt. Der Sehnerv ist unverändert, die Netzhautvenen erweitert; im oberen 
Drittel, anfangend vom Sehnerven, die Netzhaut leicht geschwollen und getrübt 
(ödematös). In dieser trüben Netzhaut sitzt innen-oben (an der Arteriola nasalis 
superior) ungefähr 5 mm vom Sehnerven entfernt, ein etwa 4 mm grosser, rund- 
licher, hervorragender Herd von bläulicher Farbe mit heller Randzone und ver- 
deckt theilweise die Netzhautgefässe. Die Sehkraft des erkrankten Auges ist 
erheblich herabgesetzt, entsprechend der schon 8 wöchentlichen Dauer des Leidens, 
nämlich auf = !/ ,; dazu besteht, entsprechend dem Herde des Augengrundes, 
im Gesichtsfelde ein seitlicher Ausfall, vom 20. bis 40. Grad, nach aussen-unten 


2. 490 — 


von Fixirpunkte. Der Ausfall ist umgeben von einem Ringe undeutlichen 
Sehens, der, zungenförmig sich umbiegend, in die unteren und inneren Theile 
des Gesichtsfeldes hineinreicht. Die Kranke wurde vom Herrn Collegen Lassar 
weiter behandelt, wie es ihr Kräftezustand erlaubte; 5./IX. 1894 hatte sie wieder 
35 Einspritzungen durchgemacht und fühlte sich wohl. 

Das Augenleiden zeigte zunächst erhebliche Verschlimmerung. 

2./IV. 1894 war das Auge bis auf Lichtschein (Wahrnehmung von Hand- 
bewegungen) erblindet und auch ein grosser Ausfall in der oberen Hälfte 
des Gesichtsfeldes hinzugetreten. Die untere Hälfte des Glaskórpers ist von 
undurehleuchtbaren (blutigen) Trübungen erfüllt, die Gummibildung oben 
scheint verkleinert. 

9./IV. 1894. Finger excentrisch auf 2 Fuss (S = !/,,,), die blutige Be- 
schaffenheit der Glaskórpertrübung ist deutlich nachweisbar. 

15./1V. 1894. Nacb 32 Einspritzungen bedeutend besser; Finger in 6 Fuss, 
ringfórmiger Ausfall im Gesichtsfelde. Die Glaskórpertrübung ist einem Gitter 
oder Korbgeflecht ähnlich. — 3./VII. 1894. Finger in 8 Fuss. Statt des ge- 
schwulstähnlichen Herdes sieht man jetzt eine helle, narbige Stelle, umgeben 
von zarter Pigmentveránderung. 

18./VII. 18904. Sn C in 15, S— lj, 

7.! VIII. 1894. Rückfall (offenbar neue e Blutung in den Glaskörper). Das 
Auge wurde völlig verdunkelt, nach 4 Tagen aber wieder klarer; als sie sich 
am 15./Vill. 1894 vorstellte, war S= !/... (Finger auf 3 Fuss.) 

6. X. 1894 konnte das Auge wieder feine Druckschrift lesen (Sn2 in 6’ 
wit + 6”) Der Glaskörper ist klarer, obwohl er noch Flöckchen beherbergt. 

Der Herd ist gut sichtbar, verkleinert, flach, grau mit heller Mitte. Eine 
feine Arterie zieht gerade hindurch und wird für eine kurze Strecke durch 
Pigment verdeckt. 

3./I. 1895. S — !/,. Gesichtsfeld normal: eine wunderbare Besserung. 

Ich habe noch andere Fälle der Art beobachtet, kleinere Gummiknoten der 
Ader- und Netzhaut auch schon 1888 (Centralbl. f. Augenheilk. S. 164) be- 
schrieben. 

II. Die gummöse Erkrankung des peripheren Sehnervenendes! habe ich 
bereits (in Eulenburg's Realencyclopádie. 2. Aufl. Ophthalmoskopie) kurz, aber 
genau beschrieben; doch sind meine Mittheilungen bisher in die Lehrbücher 
noch nicht übergegangen, ja sogar nicht einmal in der so umfangreichen Sonder- 
schrift von Alexander beachtet worden. 

„Bei gummöser Neubildung im Sehnerven hinter dem Augapfel, wodurch 
der Nerv fingergliedstark anschwellen kann, kommt es zu der stärksten Stauungs- 
papile mit starker Trübung des Sehnerveneintritts, sowie der benachbarten Netz- 
hautzone und mit fetzigen Trübungen, die weit in den Glaskórper hervorragen. 
Dabei ist die Sehkraft des befallenen Auges vóllig vernichtet. Die richtige 
Diagnose, selbst unter ungewöhnlichen Verhältnissen, z. B. bei Damen der besten 
Privatpraxis, und die sofort eingeleitete energische Einreibungscur bat mir 
wiederholentlich glänzende Heilunzen gewährt. Zurück bleibt nichts als eine 
Erweiterung des Mariotte’schen Flecks, woraus die Kranken sich nichts machen, 
und eine nichtssagende Pigmentveränderung um die Sehnerven, die an einzelnen 
Blutgefässen weiter in die Netzhaut hineinstrahlt.“? Ferner ebendaselbst: „Eine 


Anne 





* Wohl zu unterscheiden von der doppelseitigen Stauungspapille in Folge von 
gummäser Hirnhautentzündung. Diese Erkrankung habe ich hier nieht zu besprechen. 

* „Auch Bindegewebsbildung auf dem Sehnerveneintritt“ habe ich in meinem 
eigene m Handexemplar binzugefügt. 


428 -- 


milchweisse gesättigte Trübung ergiesst sich vom Sehnerven auf etliche Milli- 
meter nach allen Richtungen hin in die Netzhaut, deren Blutgefässe ebenso 
wie die Umrandung des Sehnerven vollständig verdeckt sind. Die Sehstörung 
ist sehr bedeutend. Unter dem Einflusse der Behandlung zerfällt die gleich- 
formige Trübung in kleine Inseln; schliesslich verschwinden auch diese; eine 
nichtssagende Pigmentveränderung um den abgeblassten Sehnerven ist der Aus- 
gang. Ein mittleres Sehvermögen kann erzielt werden. 

Wahrscheinlich handelt es sich um gummóse Entzündung des Sehnerven 
hinter dem Augapfel (Neuroretinitis gummosa). Die Schwellung presst die 
Netzbaut-Schlagader zusammen; in Folge der gehinderten Blutstrimung kommt 
es, wie in den Fallen von Embolie, von acutester Blutleere durch Blutverlust 
u. 3. w., Zu einer starken Tribung der Netzhaut.“ 

Mein ehemaliger Assistent, Herr Dr. Scheidemann, hat eine vorzigliche 
Beschreibung und farbige Abbildung eines meiner Fälle von gummöser Ent- 
Zündung des Sehnerveneintritts (im Arch. f. Ophth. XL, I) geliefert. Ich ver- 
weise auf diese Mittheilung uud will nur in Kürze Folgendes hervorheben: 

Fall III. Der 32jährige zog sich August 1893 einen Schanker zu. 
November 1893 Ausschlage (Hg), Februar 1894 Regenbogenhantentzindung 
des linken (Hg), Mitte Mai erst Verschleierung, dann plötzlich in der Nacht 
vom 25.—26. Mai Aufhebung der Sehkraft des rechten Auges: acute Regen- 
bogenhautentzündung; an Stelle des Sehnerveneintritts sieht man einen breiten, 
rundlichen, bellgraugelben Knoten von 2 mm Hervorragung. Unter 
gründlicher Hg-Behaudlung bildete sich der Knoten wieder zurück. Aber erst 
am 10./1X. 1894 vermochte das Auge wieder feine Druckschrift zu lesen. 





Anmerkung. 


Die syphylitische Geschwulst (Syphilom) wird heutzutage ziemlich allgemein 
mit dem Worte Gumma (oder Gummi) bezeichnet. Ueber die Rechtschreibung 
und Beugung dieses Wortes sind heftige Streitigkeiten entbrannt, welche dem- 
jenigen recht überflüssig erscheinen, der die Entwickelung dieses Sprach- 
stammes berücksichtigt. 

Das Wort Gummi stammt aus der altágyptischen (hieroglyphischen) 
Sprache und findet sich bereits vielfach im Papyrus Ebers, welcher um das 
Jahr 1500 v. Chr., also vor etwa 3400 Jahren, niedergeschrieben ist.! 

Die àgyptische Schrift, welche die in der Mitte der Worte vorkommenden 
Selbstlaute zumeist nicht ausdrückt, schrieb qmy (oder ktmiy) und bezeichnete 
damit den Klebstoff, der auch bei uns heute noch Gummi heisst. Das Wort ist 
iu der Schreibweise KOMH (sprich Kommi) in das Koptische? übergegangen, 
das aus dem Aegyptischen sich herausgebildet hat, wie das Italienische aus dem 
Lateinischen. [Allerdings findet es sich nur in einem kopt. Wórterbuch.] 

Die Griechen übernahmen von den Aegyptern den in der Heilkunde so 
vielfach gebrauchten Klebstoff und seinen Namen. Sie wussten?, wenigstens 


! Vgl. Hirschberg. Aegypten. 1890. S. 68. 

? Aber nicht in das Hebräische. Haltlos ist die Annahme von Kraus, dem 
ebenso gelehrten, wie urtheilslosen Verf. des med. Lexicon (3. Aufl. 1844. S. 430), 
dass almugim (1. Kón., 10, 11) und algumim (2. Chron. Cap. 2, 1, sowie Cap. 9, 10; 
das Wort qmy darstelle und bedeute. Almugim, die ursprüngliche Lesart, be- 
deutet eine kostbare Holzart aus Ophir nach allen neueren Erklärern. Uebrigens 
dürfte almugim aus dem Sanskritworte valgukam (Sandellolz) herstammen. Vgl. 
Hunter, The Indian Empire, London 1893, S. 210, Note 3. 

3 Athenaeus 2 p.66. E. (Lebte 170 bis 230 n. Chr. in Alexandria und in Rom.) 


— 429 —- 


in der späteren, gelahrteren Zeit, dass der Sprachstamm ein fremder sei; be- 
zeichneten damit hauptsächlich die Ausschwitzung der ägyptischen! Akazie 
und schrieben das Wort ro xouu:, gebrauchten es sowohl ohne Biegung (rov 
xouut, to xopye), als auch in rov xouueoc, 1€) xouues gebogen. (Beide Formen 
bei Hippocrates und Galen.) 

Die Römer übernahmen von den Griechen, wie die gesammte Heilkunde, 
so auch dieses Wort, schrieben es cummi, das sächlich und biegungsunfähig 
war, oder lieber cummis, das weiblich war und in cummim, cummium gebogen 
wurde. Die Schreibart cummis ist bei Plinus die der besten Handschriften; 
somit auch der kritischen Ausgabe von Julius Sillig (Hamburg und Gotha 1852). 
Später scheint die Schreibweise gummi oder gummis üblicher geworden zu 
sein. Auch cumma, gumma, selbst gummus (männlich, 2. Fall gummi) und 
gumen (guminis) findet man bei späteren Schriftstellern, wie Palladius? u. A. 

Im mittelalterlichen Latein der Nichtärzte sucht man das Wort ver- 
gebens. Wenigstens konnte ich es in dem zehnbändigen Glossar. med. et infim. 
latin. überhaupt nicht auffinden. Doch kommt, nach freundlicher Mittheilung 
des Herrn Collegen Pagel, gummi arabic. in dem Areolae St. Amandi, 
auch in der Augenheilkunde des Alcoatim, gummi albotin (terebinth.) bei 
ersterem, g. prunorum bei Mesue, g. cerasi bei Mondeville vor. 

Nach dem Wiedererwachen der Wissenschaften haben die neu- 
lateinischen Aerzte hauptsächlich der Form gumma (gummatis) für ihre 
Zwecke sich bemächtigt.? Diese ist auch in die latinisirende Sprache der Heil- 
kunst unserer Tage übergegangen. Wenn einzelne Forscher uns eine bestimmte 
Schreibart des Wortes (gummi) AUIZWIDEOD wollen, 80 ist das eher Willkür, als 
Gesetz der lateinischen Sprache.* 

Ueberhaupt ist es mir zweifelhaft, ob der Name für die syphilitische 
Geschwulst von dem Worte für Klebstoff herkommt. Behauptet ist ja oft, 
dass die Geschwülste von der gummi-artigen Festigkeit und Schnellkraft ihren 
Namen führen. Diese Behauptung reicht bis in das erste Jahrhundert der 
Syphilisbeschreibung zurück. Bei Fallopia heisst es: 

Isti tumores quum contineant materiam crassam: quae est veluti gummi 
eliquatum, ideo gummata gallica vocantur a medicis. Ferner? bei demselben: 
Tumores ateromaticos, quae gummata vocantur assumpta similitudine ab arboribus, 
quoniam in morbo gallico crescunt tubercula aemulantia gummas arborum. 

Am meisten bekannt und berühmt ist der Satz von van Swieten?: Gummi 
Solet vocari tumor, ex ipsa ossis substantia enatus, talis tenacitatis et mollitiei, 
ut digitis cedat, fere uti solent gummi ex arboribus stillantia et concreta, dum 
radiis solaribus mollescunt, vel nondum perfectam duritiem acquisiverunt. Die 
Länge dieser rationalistischen Erklärung verdächtigt ihre Ursprünglichkeit. 
Denn bei einigen der ältesten Syphilisbeschreiber finde ich, dass das Wort, 


——— 


1 axavdn, spina Aegyptiaca. Vgl. Herodot 2,96; Strabo 17, S. 809; Theo- 
phrast. H. Pl. 4, 2, 8; Plin. XIIL 66; Diosc. V. I. Schon die Acgypter sprachen 
vom Gummi der lade (sndt.). 

3? Im 4. Jahrh. n 

* Massa (1532) obruit neben gummata auch die ungebeugte Form gummi 
(Aphr. 105 D, apostemata dura sive gummi). Desgl. Almenar (1502); Alex. Traj. 
Petron. (1556) hat gummitio, gummositas. 

* Denn Plinius, der der classischen Art des Lateinischen am nächsten steht, 
schreibt cummis. 

® 1523—1562 n. Chr. Opera omnia. Venet. 1584. Vgl. Aphrod., 820. 

* De morbo gallico liber. Patavii 1564. Aphr. 781, c. 

' Commentar. in Boerhaavii aphorismos. Leyden 1741—1742. I, 939. 





— 


zur Zeit jener sogenannten epidemischen Verbreitung der Seuche, zuerst vom 
Volke gebraucht und danach erst in die Sprache der Aerzte aufgenommen 
wurde. Vgl. Nicol. Massa (De morbo gallico. Venet. 1536. I, 46): Praeterea 
sunt apostemata dura, adhaerentia panniculis et ossibus, ut sunt ossa furculae 
pectoris, crurum et frontis, quae a vulgaribus gummata appellantur. Und 
ferner Aphr. l, 43: Hanc eandem materiem videmus quotidie in apostematibus 
duris, quae vulgares gummata appellant, nam quando inciduntur aut ex se 
rumpuntur, sunt plena materiae albae, viscosae. Endlich I, 44, E: apostemata 
dura mala, quae vulgaria! gummata appellant. 

Man braucht nur Glossar. med. et inf. lat. nachzusehen: Vulgares, 
vulgus, plebs. Ferner: Vulgariter, lingua vulgari, vernacula. Danach móchte 
man auch noch Juan Almeuar (1502, Aphr. I, 362) herbeiziehen: Qui nodos 
habent, qui gummi vulgariter appellantur, difficilius ceteris curantur. 

Man kann also wohl zulassen, dass, wie die ganze Krankheit ihren ersten 
Namen (Franzosenkrankheit, morbus gallicus) aus der Volkssprache geschópft 
hat?, so auch das Wort gumma aus der Sprache des Volkes in die der 
Aerzte übergegangen ist. Dann muss man nach einem volksthümlichen Stamme 
des Wortes suchen. Ihn zu finden, wäre es nothwendig, die Volkslite- 
ratur jener Zeit, namentlich die italienische, daraufhin genauer zu durchforschen. 
Aber vermuthungsweise möchte ich daran erinnern, dass Knoten, Geschwulst 
oder Beule? auf italienisch Gomma hiess. Vgl. Gloss. med. et inf. latin: 
A) ,Gumba, tumor, Ital. Gomma.* Inquisit. anno 1270. ap. Murator. V, Antiqu. 
Ital. med. aevi col. 102: Et proprio juramento firmavit, quod ipsa habuit et 
habebat duas Gumbas sive bocias, unam in pectori, alteram in spatulis.“ 

B) ,Bocia (ital. bozza) = ulcus 8. apostema.“ 

C) „Comba, Cumba = Curvatura.“ | 

Das Wort ist im Spanischen erhalten, auch in italienischen Mundarten 
(gomba, comask.) und soll nach Dietz’ Gewähr von concava herstammen. (Etym. 
Wörterb. d. roman. Spr. 3. Aufl. I, 134. 1869.) 

Die Aerzte, welche den einfach beschreibenden Volksausdruck 
Gomma aufnahmen, haben ihn bald umgeändert und mit einer geelehrten 
Deutung versehen. 


! Druckfehler für vulgares. 

? Vgl. Prokseh, Il, 149 „nach dem Sprachgebrauche des gemeinen Volkes (vulgo 
dieitur, vulgus appellat)". 

> Und so (tubercula, tumores Gallici, nodi) wurden die Gummiknoten bei den 
altesten Syphilisbeschreibern genannt. 

+ Allerdings möchte man nach dem vorzüglichen Wörterbuche von Manuzzi 
schliessen, dass das Wort gomma erst nach dem Jahre 1500 n. Chr. volksthümlich 
geworden ist. M. giebt drei Belegstellen: 

a) Firenzuola (Agnolo, geboren 1493 zu Florenz), Rime burlesche, p. 130: 

non dorma mai la notte, per le doglie, 
E sia ripien di gomme d’ogn’intorno. 
b) Canti Carnascialeschi (p. 432), andati per Firenze dal tempo del Magnifico 
Lorenzo de' Medici fino all’ anno 1559: 
Anzi di doglie, e gomme e piaghe infetti, 
Non trovano spedal che gli raccetti. 
c) Rime burlesche v. Giovanni della Casa (geb. 1503 in Mugello), testo a Penna 
p. 17: 
Gotte, gomme, dolor, doglie franciose. 
Heutzutage ist gomma den Italienern der „Gummiknoten“. 


cx dE. oues 


3) Ueber einige tuberculöse Entzündungen des Auges l von Professor 
W. Manz. (Separatabdruck aus der Münch. Med. Wochenschr. Nr. 45. 1895.) 


Unsere Kenntnisse von den tuberculösen Erkrankungen des Auges haben, 
seitdem die Diagnose einiger derselben durch die anatomische Untersuchung er- 
härtet war, eigentlich nur ziemlich langsame Fortschritte gemacht. Nach und 
nach sind allerdings alle Theile des Auges, wenigstens die gefässhaltigen, ge- 
legentlich als Sitz tuberculóser Neubildung und Zerstörung erkannt worden, 
nachdem eine Zeit lang fast ausschliesslich die Aderhaut dafür in Anspruch ge- 
nommen war; es hat, kann man sagen, die Tuberculose im Sehorgan in unserer 
Erfahrung ein immer grósseres Terrain gewonnen, wozu auch die verfeinerte 
Diagnostik der inneren Augenaffectionen das Ihrige beitrug. Immerhin schienen 
derartige Krankheitsfálle, etwa mit Ausnahme der Miliartuberculose der Chorioidea, 
doch noch mehr oder weniger zu den Seltenheiten zu gehóren; man konnte 
jedenfalls nicht behaupten, dass diese Localisation der Tuberculose der in 
manchen anderen Organen an Häufigkeit auch nur nahe käme. Erst in den 
letzteren Jahren hat sich bei einigen Augenärzten eine andere Meinung ge- 
bildet; es sind besonders die Erfahrungen, welche man auf der Würzburger 
Augenklinik gemacht hat, in einem Bezirk, in dem, wie es scheint, Tuberculose 
sehr verbreitet ist, die für eine viel grössere Häufigkeit der Augentuberculose 
zu sprechen scheinen, hat doch Prof. Michel für die Regenbogenhautentzündung 
allein in 50°/, diese Aetiologie in Anspruch genommen, eine Annahme, welcher 
‘wohl zur Zeit noch nicht viele Collegen beipflichten werden. : 

Zu der schon länger in zwei verschiedenen Formen, der miliaren und der 
grossknotigen, bekannten Erkrankung der Chorioidea kamen zunächst zwei weitere 
Localisationen der fraglichen Krankheit: die in der Bindehaut und in der Regen- 
bogenhaut; insbesondere erregte die letztere bald allıremeineres Interesse, da 
man hier gegenüber einer Geschwulstbildung, welche man seitlier, sofern nicht 
Syphilis zu Grunde lag, als eine ziemlich harmlose, indifferente Neubildung 
(Granuloma iridis) anzusehen gewohnt war, die Diagnose nicht selten ändern 
musste. Unterdessen hatte man nun auch die Impftuberculose des Kaninchen- 
auges kennen gelernt und war nun vorbereitet, analoge Veränderungen auch 
beim Menschen zu beobachten. — In der That wurden auch Fälle bekannt, in 
welchen die kleinen Knötchen in der Iris zu grösseren zusammengingen, welche 
die Corneo-scleralgrenze durchbrachen und das Auge in einer Weise ruinirten, 
wie man das von der syphilitischen lritis nicht zu sehen gewohnt war. Ein 
solcher Verlauf und Ausgang entsprach nun am besten der Vorstellung, welche 
man von der Entwickelung der chronischen Tuberculose in anderen Organen 
hatte, und man erkannte darin hin und wieder eine Bestätigung der Diagnose 
auch da, wo, wie nicht selten, der Nachweis des Koch’schen Bacillus miss- 
lungen war und vielleicht auch das Thierexperiment zu keinem sicheren Ergebniss 
geführt hatte. Sehr bald erstand nun auch die practische Frage, was mit einem 
solchen tuberculös kranken Auge zu geschehen habe. Die ophthalmologische 
Gesellschaft in Paris hat sich wiederholt mit diesem Thema beschäftigt, wobei 
die Ansichten und Rathschläge sehr auseinander gingen: die Einen riethen zu 
sofortiger Wegnahme des doch jedenfalls der Zerstörung verfallenen Organes, 
um die weitere Ausbreitung der Krankheit im übrigen Körper zu verhüten, dıe 
Anderen erklärten die Operation für nutzlos, da nicht anzunehmen sei, dass das 
Auge der primäre und einzige Sitz derselben sei. Die meisten Redner gingen 


! Nach einem auf dem XVI. oberrheinischen Aerztetag in Freiburg gehaltenen 
Vortrag. 


— 432 —. 


dabei doch von der Ueberzeugung aus, dass die in Rede stehende Trisaffection, 
sofern sie eine tuberculóse, unheilbar sei. Trat doch einmal Heilung ein, ver- 
schwanden die Knótchen, so meinte man die Diagnose aufgeben zu müssen. 
Diese Meinung entsprach ja im Wesentlichen der, welche über die Prognose der 
Tuberculose überhaupt immer noch vorherrschte; wie diese, so ist auch der 
Glaube an die Unheilbarkeit dieser specifischen Augenkrankheit in neuerer Zeit 
sehr erschüttert worden. Verschiedene Krankheitsfälle, darunter auch einige von 
mir beobachtete, haben uns eines Anderen belehrt. 

Wenn man eine Organerkrankung, auf einer bisher unbekannten oder noch 
wenig bekannten ätiologischen Basis ruhend, studirt, so wird man natürlich in 
dem Krankheitsbilde Symptome aufsuchen, durch welche sich dieses etwa von 
einer gleichnamigen Affection anderen Ursprunges unterscheidet. Der Unter- 
schied kann dabei ausser in den einzelnen Symptomen auch im Verlauf der 
Krankheit oder auch in den Erfolgen einer besonderen Therapie liegen, wie das 
z. B., wenn auch nicht ganz uneingeschränkt, für die Quecksilberbehandlung 
mit Bezug auf syphilitische Localaffectionen gilt. Für die tuberculösen würde 
ja das Tuberculin vielleicht ein solches Prüfungsmittel sein können, wenn man 
bei entzündlichen inneren Augenleiden dessen Anwendung wagen will. 

Was den Krankheitsverlauf betrifft, so gehören die der Tuberculose ver- 
dächtigen Augenentzündungen meistens zu den chronischen Veränderungen, wobei 
die entzündlichen Symptome zeitweise und dem Grade nach sich sehr verschie- 
den verhalten können. In diesem Verbalten liegt manchmal auch der Ausdruck: 
einer scheinbaren Heilung, wie dies ja auch für andere Organe gilt; mit diesen 
scheinen jene Ophthalmien auch die öfteren Remissionen und Exacerbationen 
gemein zu haben. 

Wenn wir die nun schon ziemlich zahlreich gewordenen Beschreibungen 
der einzelnen Fälle von Iritis tuberculosa überschauen, so kann uns nicht ent- 
gehen, dass das Krankheitsbild, in welchem Anfangs die knötchenförmigen Exsu- 
date die beherrschende Erscheinung waren, doch recht mannigfaltig sich gestalten 
kann, sowohl durch die späteren Veränderungen in der Iris selbst, als durch 
die Betheiligung ihrer Nachbarschaft, die schliesslich auf fast alle Theile des 
Augapfels sich erstrecken kann. Von diesen hat die Betheiligung der Horn- 
haut, welcher man wegen ihrer Gefässlosigkeit früher die Fähigkeit, für sich 
allein tuberculös zu erkranken, abgesprochen hatte, neuerdings ganz besondere 
Bedeutung gewonnen. 

Als ein Beispiel einer solchen tuberculösen Augenentzündung erlaube ich 
mir nun einen Krankheitsfall vorzuführen, den ich seit lange zu beobachten in 
der Lage war. 

G. S., Krankenschwester, 30 Jahre alt, consultirte mich zum erstenmale im 
Jahre 1892. Sie hatte schon als Kind viel an „Drüsen“ gelitten, so auch wieder 
vor 10 Jahren. Der Vater ist an einem Lungenleiden ziemlich früh gestorben, 
ein Bruder gegenwärtig mit Hämoptysis behaftet. Im December hatte sie die 
Gesichtsrose, welche sich vor einigen Wochen wiederholte. Vor 2 Jahren litt 
sie einige Zeit an Bluthusten. Nach dem ersten Gesichtserysipel entzündete 
sich zuerst das rechte, dann das linke Auge. Nach einer vorübergehenden 
besserung trat eine rasche Abnahme der Sehkraft ein. 

Status am 26. Febr. 1892. Gesicht etwas gedunsen, an der linken Hals- 
seite, besonders unter dem Unterkieferwinkel, zahlreiche harte, vergrösserte Lymph- 
drüsen und Narben von solchen, auch am Kinn eine tief eingezugene Drüsen- 
narbe. (Eine von dem Hausarzte vorgenommene Untersuchung der Brust hatte 
kein Resultat gegeben.) 


=en 488 — 


Beide Augen Jeicht thränend, die Lider etwas geschwollen, mässige Licht- 
scheu; an den Bulbi eine nicht sehr bedeutende, mehr episclerale als conjunctivale 
Injection. 

Rechtes Auge: Auf der Sclera, nahe dem Hornhautrand ein kleines weiss- 
graues Knötchen neben einem flachen grauen Fleck; in der Hornhaut ausge- 
dehnte, vom Rand ausgehende sclerosirte Trübungen, die nasale Hälfte 
rein. Vorderkammer tief, Pupillarrand mehrfach adhärent. In der Kammerbucht, 
auf der Iris und auf einigen hinteren Synechien kleine, zum Theil confluirende 
grauweisse Knötchen, ebensolche an der Hinterfläche der Hornhaut und in dieser 
selbst; Iris eigenthümlich graugrün verfärbt, ihre Zeichnung sehr verändert. 

Linkes Auge zeigte ähnliche Veränderungen, nur erscheint hier die Horn- 
hauttrübung noch dichter, die hinteren Synechien sehr breit, der Pupillarrand 
nur nach unten innen und nach aussen oben an einer kleinen Strecke frei. 

Der Augenspiegel gab nur einen schwachen, durch Kapselauflagerungen 
vielfach unterbrochenen Reflex, Details des Augengrundes waren nicht erkennbar. 
Die Augäpfel waren nicht stärker gespannt und nicht besonders druckempfind- 
lich. Die Sehkraft war sehr gering; links wurden nicht einmal Finger gezählt, 
rechts nur in nächster Nähe. 

Die Therapie bestand in Anwendung von Atropin, warmen Umschlägen, 
Diaphoretica. 

Im weiteren Verlauf, den ich nur summarisch erzählen will, trat bald eine 
gewisse Besserung in subjectiver und objectiver Beziehung ein: Aufhellung der 
Hornhaut, Abnahme der Hyperämie, Klärung der Pupille. Die Knötchen auf der 
Sclera verschwanden, auch die in der Hornhaut verminderten sich an Zahl und 
Grösse, die in der Kammerbucht blieben immer noch sichtbar. 

S. war Mitte April R !/,,, L !/,, geworden. Später verschwanden die 
Knótchen in Hornhaut und lris und lösten sich einige Synechien. Die Iris war 
deutlich atrophisch, theils grau, theils braun gefärbt. Der Augengrund, jetzt 
gut sichtbar, erwies sich als normal. 

Ende Juni trat Patientin aus der Behandlung, nachdem die Veränderungen 
in Iris und Cornea noch mehr zurückgegangen, die Augen ganz reizlos gewor- 
den waren und die Sehschärfe sich R auf ?/,, L ?/, gehoben hatte, so dass 
Patientin mit + 2,75 die feinste Druckschrift lesen konnte. Dieser günstige 
Zustand dauerte bis zum März des laufenden Jahres an. Da entzündeten sich 
ohne bekannte Ursache beide Augen wieder und kam Patientin am 2. April 
wieder mit folgendem Befund zu mir: 

Linke Gesichtshälfte geschwollen; an der linken Halsseite eine grosse, bis 
zum Ohr reichende, an einer Stelle aufgebrochene Lymphdrüsengeschwulst, die 
Lider geschwollen, starkes Thránen und Lichtscheu.  Conj. bulbi stark geróthet 
und etwas chemotisch, am unteren Bulbustheil drei kleine Geschwüre mit gefáss- 
reicher Umgebung. Vorderkammer tief, Pupille eng, stark verzugen, Iris sehr 
verfarbt. Cornea zeigt einige (ältere) Trübungen. 

Am rechten Auge fallt ganz besonders die Conj. bulbi auf durch eine 
eigenthümlich porzellanweisse Farbe und geringe Schwellung, die ihr das Aus- 
sehen eines geringwerthigen künstlichen Auges giebt.! Diese Conj. zieht über 
den Hornhautlimbus herüber, in der Hornhaut selbst sitzen mehrere graue 
sclerotische Flecken, Pupillenadhäsionen wieder vermehrt. Der temporale Theil 
der Iris fast bis zur Berührung an die Cornea angedrängt. Rechts ist der 
Augenhuntergeune nur schlecht, links etwas besser sichtbar, wenigstens die 

! Von wir als Porzellan-Auge beschrieben. (C.-Bl. 1885, S. 26.) H. 

28 


— 484 — 


Nachbarschaft der Pupille; es fanden sich auch diesmal keine Abnormitäten, 
ausser einigen Glaskörpertrübungen. Die Sehschärfe war wieder auf schwache 
Lichtempfindung gesunken. 

Diesmal verordnete ich ausser den früher benützten örtlichen Mitteln 
Fowler’sche Lösung, welche nur kurze Zeit, und später Kreosotpillen, welche 
lange genommen und recht gut ertragen wurden. 

Auch diesmal besserte sich der Zustand des linken Auges bald, die Ent- 
zündung ging ziemlich rasch zurück, die übrigens nie bedeutende Schmerzhaftig- 
keit hörte auf, nach einigen Wochen war auch die Sehscharfe wieder = }/,. 

Dieser günstige Verlauf erfuhr noch zweimal eine jedoch nur kurz dauernde 
Unterbrechung durch einen Entzündungsanfall. Beim zweiten traten unter mässigen 
Reizungserscheinungen in der Cornea einige kleine graue Knötchen auf, von 
welchen eines ausgekratzt und, olıne bacteriellen Befund zu ergeben, untersucht 
wurde. Schon Anfangs Juli war das Auge wieder ganz reizlos und da ich vor 
einigen Tagen die Kranke sah, hatte ihr linkes Auge ?/, Sehschärfe, das rechte, 
welches sich an der letzten Entzündung nur wenig betheiligt hatte, ?/,; beide 
lasen feinen Druck. Das Allgemeinbefinden war jetzt ein sehr gutes, die Diarrhoe, 
an welcher Patientin schon seit lange gelitten hatte, hatte seit mehreren Wochen 
ganz aufgehört. 

In Juni wurde durch Herrn Hofrath Schinzinger eine Exstirpation der 
Drüsengeschwulst am Halse vorgenommen und das Präparat auf dem pathologi- 
schen Institut untersucht, Herr College Ziegler constatirte Drüsentuberculose. 
Fine Impfung auf das Kaninchenauge, welche ich ausführte, ergab nach etwa 
3 Wochen eine tuberculóse Entzündung mit langsamer Zerstörung des Bulbus. 

Trotz des oben erwähnten günstigen Befundes in Bezug auf die Function 
trugen beide Augen noch bedeutende Spuren der überstandenen Krankheit: die 
eigenthümliche Chemose der Bindehaut und ein geschrumpftes Exsudat in der 
Kammerbucht am rechten, sclerosirte streifige Trübungen in der Hornhaut, eine 
atrophische Verfärbung der Iris mit einer verzogenen Pupille auf beiden Augen: 
dagegen fehlte jedes Zeichen von Reizung. 

Ich werde wohl kaum Widerspruch erfahren, wenn ich die eben besprochene 
Augenkrankheit als eine tuberculöse Entzündung auffasse, welche sich haupt- 
sächlich im vorderen Bulbusabschnitte abspielte. Es wäre ja vielleicht auch an 
einen Zusammenhang mit dem Gesichtsrothlauf zu denken, allein wenn derselbe 
auch etwa den Anstoss gegeben haben sollte, so wird jene Annahme doch 
durch die Anamnese wie durch die Untersuchung der Halsdrüsengeschwulst 
wohl ausser Zweifel gesetzt und noch durch das Thierexperiment gestützt. Es 
ist nun die Frage, ob wir auch ohne diese Belege, aus dem klinischen Bild 
und dem Krankheitsverlaufe allein zu jener Diagnose berechtigt wären? Wenn 
wir diesen Fall mit den in der letzten Zeit von verschiedenen Autoren unter 
derselben Diagnose beschriebenen zusammenhalten, so scheint mir darin aller- 
dings etwas so Charakteristisches vorzuliegen, dass die specifische Natur der 
chronischen Entzündung nicht zu verkennen ist und wir damit auch in anderen 
analog verlaufenden Fällen die richtige Prognose stellen und eine rationelle 
Therapie einleiten können. Ein charakteristisches Merkmal scheint mir vor 
Allem in dem Auftreten von kleinen grauweisslichen Knötchen in verschiedenen 
Theilen des Bulbus — Conjunctiva, Cornea, Sclera, Iris, Kammerbucht —, ein 
anderes auch in dem eigenthümlichen Verlauf zu liegen. Durch letzteren scheiden 
aus unserer Betrachtung schon als eine besondere Form diejenigen Fälle aus, 
welche entsprechend der gewöhnlichen Impftuberculose des Kaninchenauges in 
wenigen Wochen zur Zerstörung des Auges führen, Fälle, die besonders dem 


- . 485 - 


Kindesalter anzugehören scheinen. Schwieriger zu beurtheilen sind aber die 
chronischen mit günstigem Ausgang, der nun ein sehr verschiedener sein kann, 
mit grösserer oder, wie bei meiner Kranken, nur geringer Beschränkung der 
Function. Worin überhaupt der mildere Verlauf begründet ist, ob in der Qualität 
oder Quantität des Virus selbst, oder in dem Alter des Patienten oder in seiner 
Constitution, wissen wir bis jetzt nicht. Von besonderer Wichtigkeit aber und 
in Stellung der Prognose zur Vorsicht mahnend sind die oft ziemlich langen 
Remissionen mit vollständigem Zurücktreten der entzündlichen Erscheinungen, 
welche bei vielen derartigen Kranken, wie auch bei mehreren von mir beob- 
achteten vorgekommen sind. Aehnliches begegnet uns allerdings auch bei syphi- 
litischen Augenentzündungen, die jenen überhaupt in vieler Beziehung am nächsten 
stehen und darum der differentiellen Diagnose die meisten Schwierigkeiten bieten 
werden, und doch ist gerade hier eine möglichst frühzeitige Entscheidung wegen 
der Therapie so besonders wichtig. Es muss für einen solchen Kranken geradezu 
unheilvoll werden, wenn sein Leiden fálschlich für syphilitisch gehalten und mit 
Quecksilber und Jod „energisch“ behandelt wird. Ein solcher Missgriff wäre 
um so mehr zu beklagen, nachdem wir jetzt, abgesehen von Diät- und klima- 
tischen Curen, auch Arzneimittel besitzen, welche auf tuberculöse Localleiden 
günstig einzuwirken scheinen. | 

Da wir wohl nur selten Gelegenheit haben werden, auf Grund einer mikro- 
skopischen Untersuchung der im Auge gesetzten Krankheitsproducte die Diagnose 
zu stellen, so werden wir uns eben an die klinischen Symptome halten müssen, 
und es fragt sich, ob das, was uns bis jetzt davon bekannt ist, dazu hinreicht. 
In der 'That scheinen die in den letzten Jahren von verschiedenen Beobachtern 
publicirten Fälle, wenn auch nicht gerade ein einheitliches Krankheitsbild, so 
doch so viel Charakteristisches zu bieten, um daraus wenigstens mit einer ge- 
wissen Wahrscheinlichkeit die tuberculöse Natur gewisser Entzündungen des 
vorderen Bulbusabschnittes zu erkennen. Auf diese Merkmale heute näher ein- 
zugehen, erlaubt mir die meinem Vortrage zugemessene Zeit nicht; ich kann 
nur sagen, dass auch meine eigenen Beobachtungen mich das annehmen lassen. 
Viel schwieriger würde sich aber die Sache gestalten, wenn sich häufiger be- 
währen sollte, was wenigstens einzelne Augenärzte behaupten, dass auch die- 
jeuigen Hornhaut- oder Regenbogenhautentzündungen, welche unter dem uns 
lange bekannten Bilde der Keratitis parenchymatosa oder Iritis serosa verlaufen, 
echt tuberculöse Affectionen sein können. Während wir bisher für diese Fälle 
Lues, insbesondere L. hereditaria oder Rheumatismus als Ursache anzunehmen 
besonders geneigt waren, wofern uns nicht, wie nicht gerade selten, die Aetio- 
logie trotz genauester Nachforschung unbekannt bleibt,! müssen wir jedenfalls 
künftighin auch dort jenen anderen Ursprung in Betracht ziehen und unsere 
Therapie danach einrichten. Jedenfalls wird durch diese Erfahrungen der Arzt 
fernerhin um so mehr aufgefordert sein, nicht jede parenchymatöse Keratitis 
oder etwa mit Knótchenbildung einhergehende lritis ohne weitere Prüfung mit 
Mercur oder Jodkali oder Salicylsüure zu behandeln, sondern in jedem Falle 
möglichst genau die auf die ganze Familie sich erstreckende Anamnese zu er- 
heben und seine Untersuchung auf alle Organe auszudehnen, in denen die Tuber- 
culose sich bemerkbar zu machen pflegt, — ein solches Vorgehen wird ihn 
gewiss in den meisten Fällen von in Frage stehender Augenentzündung vor 
einem verhängnissvollen Missgriff bewalıren. 


! [eh habe etliche Male Lues von der Amme her nachgewiesen. H. 


28* 


425 


Journal-Lebersicht. 


L Areir Er Álgertnesrcznie BY XXAL Hen] roce. 

16) Ueber eine einfache Methode der Verodung des Tn-&nensec5 

af Let, Sat. taerztb Dr. Dirr in. Hzznover. 

DP. et ples. ene wou itm an 11 Jaurena geiiie Neubeut fe kr 
Ges Tira ves-artes 2.6 est, Cer prakt 

ber flirt duren de Ne Gees augespauciem Leemericn DIPIT me ne 
2.5 ct langen, 4mm obera dee Liirapes beg;renzen T LLG- auri AL” 
er dar Mersr in cje Tiete bir zum unteren NasenZazg Uu spa UI nn 
augen”. Nun wird ca. 0,1 g Wiener Aeuipasté nach Läit. Ek: wel 
nach oben m Charp:ieii.e in den [ThraLencanal vet. ion tn6 Qvod 10. Eroa 
belaren., Darauf wırd eine Charpiewieke einge;ert, um b.ciurger zb Yen 1 c3 
der Fat. bekommt Esumebazge. Die Reaction ist ger.z2. Gë Ee me mir 
teictens barn 12 Tagen. 

Nur in 4.6" , der Falle gelaug die Operation nich teim erser Wie 1% 
Vorzüge gind Kinfachheit und Sebneiigkeit der AusfüLrtng neben oer Soccer 
des Gelingens. 


17) Experimentelle Untersuchungen über die Bedeutung das Pusa- 
moniecoccus in der Pathologie des Auges, vn Dr. L.äw.e !::1. 
Vrivatdocenten und I. Assistenten an der Universitats-Augerk.irik Winnie 
per. Diplococcus. pueurnoniae. vermag in der Patbegenese vom Accete rir 

kungen eine bedeutende Rolle zu spielen. Jn die Hornhaut eigen,“ Ture 

er jedoch stets nur leichte Affection des Gewebes herbei, so dass B. e zé re 
deutung bei Bildung von typischem Ulc. progrediens corneae fir genre nar 

18) Ueber die r4umlichen Beziehungen des Licht- und Farbensinnes. 
von Dr. Guillery, Stabsarzt in Koln a. Rh. 

Die Aufgabe, welche Verf. sich stellt, ist festzustellen, ob eine eegensez 
^rranzung der Netzhautelemente der Art besteht, dass die Schwäche eines Erie 
für Licht- und Farbensinn ersetzt werden kann durch die Grosse der gereine 
Fläche. Die in dieser Beziehung angestellten älteren Versuche sind meist nick: 
einwandsfrei, ihnen fügt Verf. neue binzu. Letztere bestätigen den Satz in der 
Form, dass Licht- wie Farbensinn in demselben Sinne abnehmen, wie die Gr.se 
der gereizten Netzhautlläche. Dieses gesetzmässige Verhalten bewährte sich bei 
den verschiedensten Modificationen der Versuche. Auch im Gebiete des Racm- 
sinnes ist die Grösse des gesammten Netzhautbildes, nicht der Sehwinkel für 
die Deurtheilung eines Eindruckes maassgebend, wenn man auf bestimmte Formen 
verzichtet, und. einfache Prüfungsobjecte wählt. Die gegen letztere Methode ge- 
machten. Einwendungen werden im Folgenden vom Verf. entkräftet. 


19) Ueber Circulationsstörungen und Spannungsveränderungen des 
Auges bei Aderhautsarcom, von Dr. H. Baron Krüdener in Warschau. 
Die Arbeit enthält die Beschreibung von neun mit Tumoren behafteten Augen 
mit Rücksicht auf die durch die Geschwülste verursachte Drucksteigerung. 
all 1 und 2 wiesen keine Spannungsänderung auf; in Fall 3, 6, 7 war 
der Druck höher, in Fall 8 und 9 niedriger als normal. Fall 4 und 5 boten 
das Bill des Glaucoma absolutum. | 











— 491 --— 


Eine Prädilectionsstelle für die Entstehung des Sarcoms ist der zwischen 
Sehnerv und Aequator gelegene Chorioidealtheil und betrifft hier die Haller'sche 
Gefässschicht. Auffallend stark sind im Gegensatz zu den Arterien die kleinen 
Venen und Capillaren betheiligt. Bei der Umwandlung der Gefásswánde in 
Tumormasse verlieren diese ihre Elasticitát, wodurch die Störungen der Circu- 
lation veranlasst werden. Die regulirende Thätigkeit der Aderhaut fällt theil- 
weise fort und die Venenstämme und Wirbelvenen sind dem intraocularen Drucke 
ausgesetzt. Durch die theils damit, theils mit directem Verschluss des Gefäss- 
lumens durch 'Tumormasse bedingte Verlegung des Abflusses steigt der intra- 
oculare Druck bis zur Höhe des Druckes in der Ophthalmica an. Diese Druck- 
steigerung giebt Anlass zu starker Exsudation in den Glaskörperraum, diese 
ihrerseits bewirkt eine Erhöhung des intraocularen Druckes. Das Wachsen der 
neugebildeten Massen als Ursache der Drucksteigerung ist stets überschätzt 
worden. Der grösste Druck ist erreicht, wenn der Arteriendruck bei Herzsystole 
gleich dem des Augeninneren geworden ist. 


20) Drei Fülle einseitiger reflectorischer Pupillenstarre, von Dr. Fritz 
Schanz, Dresden. 


Die Fälle, in denen an sonst normalen Augen eine Pupille auf Licht 
reagirt, während die andere reflectorisch starr ist, aber accommodativ reagirt, 
sind in der Literatur selten. Verf. theilt drei hierzu gehörige Fälle mit. 

Für ihre Erklärung hält er die Ansicht von Heddäus für die beste, nach 
welcher Accommodations- und Sphincterkern in keiner directen Beziehung stehen, 
aber der Ramus iridis n. III. sich aus zwei Wurzeln zusammensetzt, die aus 
beiden Kernen entspringen. Durch Zerstörung des Sphincterkernes resp. der 
zugehörigen Wurzel entsteht einseitige reflectorische Starre, wird auch der andere 
Kern resp. Wurzel ergriffen, so ist absolute Pupillenstarre gegeben. 





21) Ein Hornhautmikroskop und ein Netzhautfernrohr mit conaxialer 

Beleuchtung, von Dr. Fritz Schanz, Augenarzt in Dresden. 

Das erstere Instrument soll eine Verbesserung des Lupenspiegels darstellen. 
Das Licht eines über einem einfachen Mikroskop angebrachten Glühlämpchens 
wird durch ein total reflectirendes Prisma auf ein vor dem Öbjectiv gelegenes 
durchbohrtes Spiegelchen geworfen. Letzteres wirft das Licht in der Axe des 
Mikroskops in das untersuchte Auge. 

Beim Netzhautfernrohr tritt in dem geschilderten Apparate ein Fernrohr 
an Stelle des Mikroskopes. 


22) Ein Fall von Splitterbruch des äusseren Augenhöhlenrandes mit 
Einkeilung und Festwachsen eines Splitters unter dem Dach der 
Augenhöhle, von Dr. G. Brandenburg in Trier. 

Ein Knochensplitter, durch Hieb mit einem unreinen Instrumente (Bier- 
flasche) verursacht, stellte sich auf die hohe Kante und heilte so reactionslos 
unter dem Dache der rechten Augenhóhle ein. Als Folge traten Stellungs- 
und Beweglichkeitsstórungen des Auges und auffallender Weise schwere nervóse 
Symptome von Seiten des Herzens ein. Die Entfernung des Splitters führte 
Besserung resp. Heilung herbei. S piro. 


——— ———— 


438 — 


Die Originalartikel aus den letzten Heften der englischen Ausgabe, berichtet von 
Privatdocent R. Greeff in Berlin. 
Heft I. 
1) Ueber Augenaffectionen bei Gehirnsyphilis mit Beobachtungen an 
fünf neuen Fällen, von Ch. Zimmermann in Milwaukee. 

Der innige Zusammenhang zwischen Gehirn und Auge bringt es mit sich. 
dass bei Gehirnleiden das Auge sehr häufig betheiligt ist. Verf. bespricht die 
Augensymptome bei Gehirnsyphilis und fügt Beobachtungen über fünf neue Fälle 
hinzu. Der erste zeigt Hemianopsie und doppelseitige Papillitis nach basaler 
gummöser Meningitis, im zweiten Falle blieb eine syphilitische Endarteritis 
obliterans der linken mittleren Arteria cerebralis ohne Augenerscheinungen, wobei 
ein Blutabschluss durch die vielen Anastomosen verhindert wurde. Im dritten 
war Lähmung eines dritten Nerven mit gekreuzter Hemiplegie durch syphilitische 
Erkrankung der linken Seite des Pons verursacht, der vierte zeigte eine partielle 
Lähmung des Nerv. IlI. aus basaler Ursache. Der fünfte Fall ist ein Beispiel 
von Lähmung des sechsten Nerven, bedingt durch eine basale gummöse Meningitis. 


2) Klinische Beiträge, von Dr. J. Spalding, Portland. 

a) Empyem der Orbita nach ausgedehnter Nekrose des Alveolarfortsatzes 
des Oberkiefers entstanden durch Phosphordämpfe. 

b) Ein Fall von seit 30 Jahren unverändert bestehendem einseitigen Oedem 
beider Augenlider mit Exophthalmus und partieller Atrophie des Nervus opticus. 


€ 
3) Bleibendes centrales Scotom nach Betrachtung einer Sonnenfinster- 
niss mit einseitiger vorübergehender und sich drehender Hemia- 
nopsie, von Dr. A. Duane, New-York. 


Heft II. 
1) Ueber die streifenfórmigen Erkrankungen der Retina (Retinitis 
striata) und ihren wahrscheinlichen Ursprung aus Blutungen, von 
W. A. Holden, New-York. 

Von den drei Arten der streifenförmigen Erkrankung der Retina, die wir 
kennen, wissen wir nunmehr bestimmt, dass zwei derselben durch Blutung her- 
vorgerufen werden, während die Genese der dritten Art noch unbekannt ist. 

In dem ausführlich mitgetheilten Falle finden sich die Characteristica aller 
drei Formen: 1. blàulich weisse membranése Gebilde in der Gegend der Mac. 
lutea, 2. ein System verzweigter Streifen von dunkelbrauner Farbe, 3. gelblich- 
weisse Streifen, doppelt so breit wie letztere. Die Entstehung der Streifen aus 
Blutungen konnte verfolgt werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Verschleppung 
des Blutfarbstoffes durch die prüexistirenden Lymphbahnen der Retina geschieht 
und diese die schliessliche Gestalt der Streifen bedingen. 

2) Ueber Retinitis diabetica, von Oskar Dodd, Chicago. 

D. stellt aus der Literatur solche Fülle von Retinitis diabetica zusammen, 
bei denen Albuminurie fehlte, und fügt drei solche neu beobachtete Fälle hinzu. 
Es findet sich am häufigsten die von Hirschberg Retinitis centralis punctata 
diabetica genannte Form. Helle glänzende Flecken, untermengt mit kleinen 
Blutungen, nehmen den centralen Theil der Retina ein. Die Flecken sind meist 
klein, unregelmässig begrenzt und zeigen selten sternfórmige Anordnung um die 


— 489 .— 


Macula. Zuweilen sind im nasalen Theil oder lings der temporalen Gefásse 
Flecke und Blutungen vorhanden. 

Bei einer anderen Klasse von Fällen sind grössere Flecke und Blutungen 
über den ganzen Fundus verstreut. Oedem der Retina und der Papille sind im 
Gegensatz zur Retin. albumin. sehr selten. Embolie der Centralarterie ist zwei 
Mal beschrieben. Selten kommt eine rein hämorrhagische Form der Retinitis 
diabetica vor. 

3) Ueber die Figur des Linsensternes beim Menschen und einigen 
Vertebraten, von P. Fridenberg. 

Die gewóhnlich in den Lehrbüchern abgebildete Figur des Linsensternes 
mit seiner regelmässigen Theilung in neun oder zwölf Strahlen ist falsch. Verf. 
fand nur ein bis zwei Mal einen dreistrahligen Stern. Unter 100 untersuchten 
Linsen zeigten ungefähr !/, vier Strahlen, ?/, eine fünfstrahlige, der Rest eine 
siebenstrahlige Figur des Sternes. Die Figur am Linsenpol ist selten die eines 
wahren Sternes, da die Winkel zwischen den Strahlen ungleich sind. Die Strahlen 
gehen ausserdem nicht vom Pol aus, sondern von einer durch den Pol gehenden 
Laterallinie. Auch die Theilung der Strahlen ist unregelmässig. 

Bei Säugethierlinsen liess sich die Sternfigur der Linse als einer natürlichen 
Structur entsprechend durch die einfachsten Methoden sichtbar machen. 





4) Ein Fall von doppeltem Scotom der Chorioidea, von C. A. Veasey, 
Philadelphia. 


— ——— 





5) Ein alveoläres Fibrosarcom des Nervus opticus, von E. Finlay, 
Havana. 


6) Traumatische Lähmung des Nervus abducens, von C. Zimmermann, 
Milwaukee. 


7) Ein Fall von anomaler Diplopie. Strabism. div. mit gleichnamigen 
Doppelbildern; zwei Fixationspunkte in einem Auge, von Dr. Har- 
vey, Providence. 


8) Einseitige congenitale Fistel des Thränensackes über und parallel 
mit dem unteren Tränenröhrchen gelegen, von J. Dunn, Richmond. 





9) Ein zweiter Anfall von Papillitis nach neuritischer Atrophie beider 
Sehnerven, von G. Schweinitz und G. Thompson, Philadelphia. 


10) Die Verschiebungsprobe (parallax test) zum Nachweis der Hetero- 
phorie, von J. Duane, New-York. 

Verf. erhält durch seine Probe auch dann Resultate, wenn andere Methoden 
versagen. 

Pat. fixiert bei aufrechter Kopfhaltung einen etwa 12 Fuss entfernten weissen 
Fleck (1—2cm Durchmesser), welcher sich auf schwarzem Hintergrund von 
grosser Ausdehnung befindet. Giebt Pat. bei abwechselndem Bedecken der Augen 
an, dass der Fleck sich gegen seinen Hintergrund bewegt, so besteht Diplopie, 
deren Art durch die Bewegungsrichtung des Fleckes gegeben ist. Den Grad 
der Diplopie giebt dasjenige Prisma an, welches die Bewegungen aufhören macht. 

Spiro. 


— 440 — 


Heft 3. 
23) Ueber den Mechanismus des Ectropion sarcomatosum, von Prof. 

Dr. Emil von Wolfring, Warschau. 

Nach der älteren Auffassung ist die Entstehung des Ectr. sarc., wie es 
sich oft in Folge von chronischen Erkrankungen der Conjunctiva, besonders nach 
chronischer Blennorrhöe entwickelt, durch die excessive Schwellung der Ueber- 
gangsfalte verursacht. Die gescliwollene Partie sucht aus der Lidspalte hervor- 
zudringen, zieht die am Tarsus fest haftende Bindehaut nıt und stülpt so das 
Lid um. Die Umstülpung ist eine dauernde, wenn der Tarsus erweicht war. 
Verf. schreibt nun der Zugwirkung des M. levator palpebr. super. eine wichtige 
Rolle bei der Entwickelung des Ectr. sarcom. zu. 

Die durch krankhafte Processe verursachte Schwellung der Uebergangs- 
theile der Conjunctiva beruht, wie zahlreiche Präparate zeigen, hauptsächlich 
auf pathologischen Veränderungen im Drüsenapparate. Die tiefer eingebetteten 
Drüsenpackete (zum Theil Krause’sche Drüsen und tarsoconjunctivale Drüsen des 
Verf's) ziehen die mittleren und hinteren Ansatzportionen des Lev. palpebr. in 
Mitleidenschaft und hemmen deren Thätigkeit. Die wenig beeinträchtigte vordere 
sehnige Ansatzschicht lockert bei den fortwährenden Hebeversuchen das Binde- 
gewebe zwischen dem Tarsus und ihrer Ausbreitung. Die Entfernung der letz- 
teren von der vorderen Tarsalfläche wird grösser und die Faserbindel des 
M. orbic. oculi werden in die Höhe gezogen. Erweicht hierbei, wie gewöhnlich 
in der Entwickelung des Kctr. sarc., das Tarsusgewebe, so kann der unelastische 
Tarsus nicht mehr den in seiner Substanz liegenden Theil des M. orbic. oculi, 
den M. Riolani, in seiner Lage erhalten, dieser folgt dem Zuge und der freie 
Lidrand ist ectropionirt. 


-———— — 


24) Wird nach subconjunctivalen Sublimatinjectionen Quecksilber 
in’s Augeninnere resorbirt? Experimentelle Untersuchungen nebst 
Bemerkungen über die Resorptionswege von Farbstofflösungen 
nach Injection unter die Bindehaut, von Dr. O. Stülp, Mülheim a. d. R. 
Zur Beantwortung der Titelfrage stellte Verf. eine Reihe von Untersuchungen 

an und kommt zu dem Resultat, dass es auch mit der bis jetzt empfindlichsten 

chemischen Methode ebenso wie auf mikroskopischem Wege unmöglich ist, in 
den inneren Theilen von Augen, welche mit den üblichen subconjunctivalen 

Sublimatinjectionen behandelt sind, Quecksilber nachzuweisen. Von Anderen 

erlangte positive Resultate sind auf Fehler der Untersuchungsmethoden zurück- 

zuführen. 

Versuche mittelst Farbstofflösungen, die ähnliche Diffusionsbedingungen 
haben, wie die Sublimatinjectionen, ergaben Folgendes. Die Lösung drang nie 
über die Sclera hinaus in's Augeninnere, färbte Conjunctiva und subconjunctivales 
Bindegewebe und nahm hauptsächlich ihren Abfluss nach hinten zwischen den 
Augenmuskelbündeln in das orbitale Zellgewebe. Angesichts dieser Ergebnisse 
sucht Verf. die Wirkung der Sublimatinjectionen in einem Reize, welcher die 
Lympheirculation beschleunigt, den Stoffwechsel erhöht und die schädlichen Stoffe 
aus dem kranken Organe schneller entfernt. 


25) Drei Fälle eigenthümlicher streifiger Pigmentirung des Fundus, 
von Dr. B. Walser, Wien. 
Verf. berichtet eingehend über zwei Fülle von streifiger Pigmentirung des 
Fundus, bei denen im Wesentlichen sich peripapilläre graue Ringe fanden, von 
denen grau-bräunliche Streifen radiär abgingen. Die Peripherie war unregel- 


— 44 - 


mässig pigmentirt. In Betreff der Aetiologie ist W. geneigt, vor der Annahme 
einer sehr frühzeitigen Retinitis oder der directen Entstehung aus Blutungen 
nach der Geburt, der Annahme einer indirecten Entwickelung aus Blutungen 
den Vorzug zu geben. In Folge von Schwellung der Retina, eventuell auch der 
Papille, durch massenhafte Blutungen würde hierbei die Netzhaut concentrisch 
und radiär gefaltet, so dass man die sonst nothwendige Annahme von prä- 
existirenden Bahnen, denen die Pigmentirung folge, nicht zu machen brauche. 
Ein äbnlicher dritter Fall wird kurz angeschlossen. 





26) Ueber die Häufigkeit der Localtuberculose des Auges, die Be- 
ziehungen der Tuberculose des Auges zur Tuberculose der übrigen 
Organe, nebst Bemerkungen über die Diagnose und Prognose, 
von Dr. Rudolph Denig, Assist.-Arzt an der Univ.-Augenklinik Würzburg. 
D. wendet sich gegen die Auffassung der Localtuberculose des Auges als 

eine secundáre. Durch eine eingehende Literaturdurchsicht und Beobachtungen 

an über 200 Patienten in den verschiedensten Stadien der Tuberculose kommt 
er zu der Annahme einer Localtuberculose im Sinne einer primáren Ansiedelung 
des Infectionsstoffes im Auge. In einer grossen Zahl der Fülle waren sonstige 

Zeichen der Tuberculose zu keiner Zeit beobachtet, ferner blieb der Process 

häufig auf das Auge beschränkt, endlich ist bei ausgebrochener Tuberculose 

anderer Organe die Betheiligung der Augen ein seltenes Vorkommniss. 

Seltener ist eine andere Form der Localtuberculose des Auges, die Verf. 
als Metastase von einem primär erkrankten Herd im Körper auffasst. Das 
Zustandekommen derselben ist durch acuten Charakter der Primärerkrankung 
begünstigt. 

Zur Diagnose will D. den klinischen Befund der Knötchen-Iritis, der häu- 
figeren Form der Augentuberculose, und der Aderhautknötchen mehr als bisher 
herangezogen wissen. 

Die Prognose ist bei der ersten Form quoad vitam im Allgemeinen günstig, 
bei der zweiten ungünstig. 


27) Zur Anatomie einer Ophthalmia hepatica, von Dr. med. Hori, Stabs- 
arzt aus Japan. 

Nach einer Besprechung der bisher veröffentlichten Fälle, in denen Augen- 
erkrankungen mit Erkrankungen der Leber in Zusammenhang gebracht sind, 
beschreibt Verf. einen Fall von Pigmententartung des Fundus, bei welchem 
Cirrhosis hypertr. hepatis cum ictero gravi bestand. Nach dem genau mit- 
getheilten mikroskopischen Befunde handelte es sich um chronische Entzündung 
der Uvea, welche die übrigen Augenhäute in Mitleidenschaft zog, ferner um ein 
Streptokokkengeschwür der Hornhaut. Dem Grade der Chorioidealveränderungen 
entsprechen die der Retina. H. lüsst die Frage offen, ob der Zusammenhang 
der Erkrankung des Auges mit der Leber durch mangelhafte Zufuhr von Nähr- 
material oder abnorme Blutbeschaffenheit verursacht ist. Spiro. 


Ergänzungsheft. Beiträge zur Augenheilkunde. Festschrift zur Feier des 70. Geburts- 

tages Herrn Geh. Med.-Rath Prof. Dr. R. Förster in Breslau gewidmet. 

1) Ueber weitere mit dem Sideroskop gemachte Erfahrungen, von 
Dr. Eduard Asmus, Augenarzt in Düsseldorf, bisher Assistent an der 
Kgl. Univ.-Klinik für Augenkranke in Breslau. 

Seit der ersten Veröffentlichung des Verf.'s hat das Sideroskop einige Ver- 
änderungen in der Ausrüstung erfahren. So ist es auf Astasirung der Nadel 


442 


durch Einschieben einer zweiten Magnetnadel eingerichtet und erreicht durch 
diese einfache Vorrichtung eine in allen Fällen genügende Empfindlichkeit. Die 
Aufstellung des Ablesungsfernrohres erfolgt jetzt gesondert von der Skala. Zur 
Frage nach der Häufigkeit, in welcher Fernrohruntersuchung nothwendig wird, 
ist A. in der Lage, folgende Zahlen zu geben: Von 69 Fällen von Eisen- oder 
Stahlsplitter im Auge waren die Nadelausschläge 18 Mal nur mit dem Fernrohr, 
dagegen in 51 Fällen makroskopisch und zwar maximal zu sehen. Bei weiteren 
24 Fällen, in welchen auch mit dem Fernrohr keine Ablenkung zu sehen war, 
sprach meist schon Anamnese und äussere Untersuchung gegen die Annahme 
von Eisen im Auge. 

Für die Bestimmung von Sitz und ungefährer Grösse des Fremdkörpers, 
ergaben sich folgende Anhaltspunkte. Bringt bei Annäherung des verletzten 
Auges nur ein kleiner Bezirk desselben maximalen Nadelausschlag hervor, so 
ist- der Sitz des Splitters bezeichnet. Vergleicht man die Ablenkung in den 
einzelnen Meridianen bei Fernrohrablesung, so ergeben sich Schlüsse auf die 
Grösse des Stückes. Grössere Splitter bewirken in grösseren Bezirken maxi- 
malen Ausschlag. Um sie zu localisiren, wird eine zweite, feststehende, Magnet- 
nadel herangezogen. Dieselbe wird mit dem entgegengesetzten Pole dem bei 
der Untersuchung in Betracht kommenden Magnetnadelende so lange genähert, 
bis schliesslich nur eine kleinste Partie des Bulbus den Gegenzug der fest- 
stehenden Nadel überwindet. Diese Hülfsnadel kann in den neuen Apparaten 
leicht angebracht werden. 

Die eben beschriebene Methode ist leicht modificirt vou besonderem Werte 
bei der Localisation subcutaner Eisensplitter, die meist grösser und stärker 
magnetisch sind, als die im Auge vorkommenden. 

Sitzt der Fremdkörper, wie nur selten zutrifft, in Theilen des Auges, die 
der Untersuchung nicht direct zugänglich sind, so giebt eine Fernrohrunter- 
suchung in allen Meridianen bei möglichst stark rotierten Auge Aufschluss. 

In allen Fällen, die eine starke Annäherung des Auges an den Apparat 
erheischen, ist es zweckmässig, vorher zu cocainisiren. 

Unter den neun beobachteten Fällen kam nur ein Mal ein Irrthum in der 
Diagnose vor. Es wurde eine Ablenkung auf einen Fremdkörper im Auge be- 
zogen, während sie durch einen in der Augenbrauengegend eingeheilten Stahl- 
splitter verursacht war. Bei einigen Füllen lenkte der enucleirte Bulbus ab, 
während bei der Section kein Eisen zu finden war. Hierbei trifft die Schuld 
wohl die nicht genügende Feinheit der Untersuchungsart. 

Der Fall. dass durch das Sideroskop ein Eisensplitter ausgeschlossen wurde, 
wänrend sich nachträglich ein solcher fand, kam nicht vor. 

In dem einzigen Falle, wo die Diagnose unsicher blieb, weiss Pat. nichts 
von einer Verletzung. Das Sideroskop gab minimale Ausschlüge. Es könnte 
sich um einen vor langer Zeit in's Auge eingetretenen Splitter handeln, der 
zum grössten Theile oxydirt ist. Solche Fälle sind nach den bisherigen Er- 
fahrungen äusserst selten. 

Die Magnetoperationen der localisirten Splitter wurden bei 34 Fällen 23 Mal 
mit Glück, 14 Mal ohne Erfolg unternommen. Von den ersteren 23 Patienten 
behielten 11 einen Theil der Sehkraft, 2 waren schon vor der Operation 
erblindet. 

Der Zeitraum zwischen Unfall und Operation schwankte in den erfolgreichen 
wie erfolglosen Fällen zwischen 1. Tage und Monaten. Ein bereits erblindeter 
Pat. wurde sogar erst nach 16 Jalıren von dem Fremdkörper befreit. 


- CUm a e a T 


-. =y = ee 


—. 448 — 


2) Ueber Sehnervenlähmungen nach Schädelcontusionen in foren- 
sischer Beziehung, von Dr. Oswald Baer, pract. Arzt in Hirschberg. 

Fälle von Sehnervenlähmungen nach Schädelcontusionen stellen dem Arzte 
in forensischer Beziehung eine schwere Aufgabe. Ist doch der Nachweis eines 
causalen Zusammenhanges zwischen Sehstörung und Verletzung nur bis zum 
Grade höchster Wahrscheinlichkeit, nicht mit absoluter Sicherheit zu führen. 
Vor Allem gilt es die Simulation auszuschliessen, welche, wie Verf. an einem 
drastischen Beispiele zeigt, auch auf diesem Gebiete als Folge der modernen 
Unfallsgesetzgebung sich breit macht. 

Unter 8000 Fällen von Augenkranken beobachtete B. etwa 20, die bei 
intactem Bulbus auf eine traumatische Lähmung des Sehnerven durch Contusion 
des Schädels bezogen werden mussten. 

Das klinische Bild ist kein einheitliches, gemeinsam ist allen Fällen nur 
die Fractur des Canalis optieus. Schwere und Art der Verletzung bedingen 
eine ausserordentliche Verschiedenheit der Einwirkung auf den Sehnerven. Dies 
erhóht die Unsicherheit des Urtheils. 

Als bemerkenswerthes Ergebniss der Beobachtungen stellt B. den Satz auf: 
Ohne Sugillation der Conjunctiva keine Fractur des Canalis opticus. 


3) Der Lupenspiegel, von Dr. Hugo Magnus, Prof. an der Univ. Breslau. 

Der Lupenspiegel hat sich, nachdem er durch Hirschberg! und vor fünf 
Jahren vom Verf. in die Praxis eingeführt worden ist, bei der Untersuchung 
der brechenden Medien des Auges als unentbehrlich bewährt. Er ist besonders 
wichtig bei der Beobachtung der Anfangsstadien der Linsentrübung, die er früh- 
zeitig zu diagnosticiren ermöglicht. Auch die wissenschaftliche Erkennung des 
Vorganges der Starbildung hat sehr grossen Vortheil aus der Anwendung des 
Instrumentes gezogen. Unsere Kenntnisse von der Pathologie der Linse sind 
durch dasselbe erweitert und Aussicht auf weitere Erforschung derselben eröffnet. 


4) Verordnungen für Kurzsichtige, von Dr. Julius Trompetter, Augen- 
arzt in Cleve. 

T. giebt jedem jugendlichen Kurzsichtigen auf seinen Fall bezügliche An- 
ordnungen gedruckt resp. schriftlich mit, so dass der Beaufsichtigende die An- 
weisung genau vor sich hat. Der Augenbefund ist zur Selbstcontrolle des Pat. 
ebenfalls aufgezeichnet. 





5) Ueber die beste Form der Gesichtsfeldschemata, von Dr. A. Groe- 
nouw, Privatdocenten der Universität Breslau. 

Verf. erórtert die Art der Aufzeichnung der Gesichtsfeldschemata mit cen- 
traler, mit orthographischer Projection und vermittelst Abwickelung der Kugel- 
oberfläche auf der Tangentialebene. Die erste Form ist nicht gebräuchlich. Vor 
der durch orthogonale Projection gewonnenen Form giebt G. der dritten, speciell 
dem Fórster'schen Schema, den Vorzug, da diese einen nahe am Aequator 
gelegenen Gesichtsfelddefect weniger verzerrt aufzeichnen. 


6) Ein Lidhalter mit paralleler Bewegung der Arme, von Dr. A. Groe- 
nouw, Privatdocent an der Universität Breslau. 


7) Die Doppelversorgung der Macula lutea und der Forster’sche Fall 
von doppelseitiger homonymer Hemianopsie, von Dr. H. Wilbrand, 
Augenarzt am Allgemeinen Krankenhause zu Hamburg. 


! C.-Bl. f. A. 1886, S. 333 u. 1888, S. 216; D. m. W. 1888, Nr. 25; Eulenburg's 
Realencycl. II. Aufl., 1888, XIV, 641. H. 


— 444 — 


Der von Förster im Jahre 1890 veröffentlichte Tall, der bei doppel- 
seitiger homonymer Hemianopsie nach rechts und links vom Fixirpunkt kleine 
Gesichtsfeldreste aufwies und durch diesen Befund geeignet schien, die Lehre 
von der Doppelversorgung der Macula lutea stark zu erschüttern, ist zur Section 
gekommen. Verf. schliesst aus der Vergleichung des klinischen mit dem ana- 
tomischen Befunde, dass sich der Fall gerade mit der angeführten Lehre am 
besten deckt und eher geeignet ist, sie zu stützen, als sie in Frage zu stellen. 








8) Einiges über Accommodation, von Dr. A. Eugen Fick, Privatdocent 
an der Hochschule Zürich. 


1. Vom Accommodiren der Uebersichtigen. 

Die merkwürdige Thatsache, dass es Uebersichtige giebt, welche trotz aus. ` 
reichender Accommodationsbreite nicht im Stande sind, auf einen fernen Gegen- 
stand scharf einzustellen, hat zu verschiedenen Erklärungen Anlass gegeben. 
Ungenügend ist der Hinweis auf den Zusammenhang von Accommodation und 
Convergenz, wonach der Abstand des fixirten Objectes Parallelstellung der Ge- 
sichtslinien und damit Accommodationsruhe erfordere, denn die Erscheinung ist 
auch bei einäugig fixirenden Uebersichtigen beobachtet. Einleuchtender ist die 
v. Schroeder’sche und die ähnliche, selbständige, Erklärung Claude du Bois- 
Reymonds. Letzterer nimmt an, dass ein einjähriges Kind bei stärkster Zu- 
sammenziehung seines Ciliarmuskels eine Leistung von 20 Dioptrien hervorbringe. 
Theilt man diese Gesammtleistung in 20 Theile, so bringt jede einzelne, jede 
„Entonie“, eine Dioptrie Accommodation hervor. Nun wird im Alter die Ac- 
commodationsbreite geringer, nicht aber die Anzahl der Entonien. Die gewohn- 
heitsmässig zum Fernsehen weiter verwendete Zahl von Entonien bringt später 
eine immer geringere Leistung zu Stande. Daraus müsste das Verhältniss der 
latenten zur gesammten Uebersichtigkeit sich ergeben. Verf. sind die beobach- 
teten Zahlen nicht genau genug, er schlägt vor, die Ausnahme anzunehmen, 
dass irgend welche Umstände den Uebersichtigen veranlassen können, sich auf 
Verwendung einer anderen Entonienzahl einzuüben. Das ist auf künstlichem 
Wege möglich, man kann z. B. bei einem jungen Individuum mittelst Atropin 
dauernd die ganze Uebersichtigkeit latent machen, und es kommt höchst wahr- 
scheinlich auf natürlichem Wege wirklich vor. Es sind die Bedürfnisse, nach 
denen sich die Angewöhnungen richten. 

2. Ungleiche Accommodation. 

Verf. vertheidigt den viel bestrittenen Standpunkt, dass beide Augen un- 
gleich accommodiren können, in längerer Polemik gegen Hess und beruft sich 
auf neue Beobachtungen. 

3. Vom Accommodiren der Astigmatiker. 

Nach neuen Untersuchungen schliesst sich Verf. der Ansicht an, dass die 
Astigmatiker nicht von ihren verschiedenen Brennlinien beim Sehen für Ferne 
und Nähe Gebrauch machen, sondern es vorziehen zu accommodiren und stets 
dieselbe Brennlinie auf der Netzhaut zu erhalten. 


9) Ueber Adaption und Adaptionsstörung (acute Hemeralopie). Nach- 
trag zu meiner Arbeit „Ueber Hemoeralopie etc.“*, von Dr. Hans 
Krienes, Stabsarzt, commandirt als Assistent zur Kgl. Univ.-Klinik für 
Augenkranke in Breslau. 

Unter Adaption versteht Verf. einen Vorrang, der hauptsächlich gebunden 
ist 1. an die Production der Sehstoffe (Sehroth u. s. w.) seitens der Chorioideal- 


— 445 — 


drise (Pigmentepithel + Aderhaut), 2. an die Vorwanderung des retinalen Pig- 
mentes bei Belichtung des Augengrundes. 

Im normalen Auge entspricht einer Steigerung des Verbrauches von Seh- 
Stoffen eine Steigerung des Ersatzes; zu starken Verbrauch bei zunehmender 
Helligkeit verhindert das Vorwandern des retinalen Pigmentes. 

Versagi einer der angeführten Factoren, so tritt Adaptionsstórung ein, bei 
leichteren Graden in Form von Verlangsamung der Adaption, bei länger dauernden 
Störungen als Hemeralopie. 

Die Entstehung der letzteren hat eine besondere Disposition zur Voraus- 
setzung. Ihre Symptome bestehen | 

1. in einer Einschränkung des Adaptionsgebietes nach oben und unten. 
Für Centrum und Peripherie sind Sehschärfe, Licht und Farbensinn, regelmässig 
der für Blau herabgesetzt, die unterste Reizschwelle ist erhöht. 

2. ist die Adaption innerhalb des eingeschränkten Gebietes unvollkommen. 
Zwischen Erregung und Empfindung besteht ein Missverhältniss, mit abnehmender 
Helligkeit sinkt die Unterschiedsempfindlichkeit unverhältnissmässig stark. 

Neben einigen anderen Symptomen findet sich ausserdem bei Fällen von 
acuter Hemeralopie ophthalmoskopisch mehrfach das Bild eines Netzhautódems : 
neben der Pigmentarmuth. 

Es folgt eine ausführliche Casuistik. 





10) Einige Vorversuche über die Abhängigkeit der Sehschärfe von 
der Helligkeit, von Hermann Cohn. 

Die bisher zur Feststellung der Beziehung der Sehschárfe zur Beleuchtungs- 
Intensität (J) angestellten Untersuchungen ergaben sehr wenig übereinstimmende 
Resultate. Sie litten, abgesehen von individuellen Schwankungen, auch au 
Schwankungen der Beleuchtung. Letztere schloss C. bei seinen 18 Bestimmungen 
der S aus, indem er künstliches Licht anwandte und die Abstufung der Be- 
leuchtung gleichzeitig mit dem Weber'schen Polarisations-Episkotister genau 
bestimmte. Es ergaben sich grosse Verschiedenheiten. Die einzelnen Augen 
brauchten, um gleiche S zu erreichen, sehr verschiedene Beleuchtungs-Intensität. 
Diese schwankte für volle S zwischen 1,6 und 16 Meterkerzen. 

Die individuellen Verschiedenheiten machen es unmöglich, ein mathe- 
matisches Gesetz aufzustellen. Die erhaltenen Zahlen bedeuten etwa, dass 
S1:S0,75:S0,5 sich verhalte wie J 100:J 71:J 33. 

Verf. setzt seine Versuche fort. Spiro. 


II. Annales d'oeulistique. 1895. März. 
1) Etude clinique et anatomique des kystes séreux ou simples de la 
conjonctive, par M. le Dr. G. Rombolotti. 





2) Le mot „astigmie“. — L’astigmie chez les opérés de cataracte, par 
M. le Dr. Georges Martin. 

M. möchte statt der Bezeichnung Astigmatismus die Bezeichnung Astigmie 
eingeführt wissen. Abgesehen davon, dass diese Bezeichnung kürzer ist, ist sie 
auch richtiger. Whewel, der das Wort Astigmatismus einführte, ging von der 
falschen Voraussetzung aus, dass das griechische Wort or’yun einen mathema- 
tischen Punkt bedeute. Nun bedeutet aber oriyua „Stich“ (man nennt ja die 
Wundmale Christi auch Stigmata) und nicht Punkt. Einen Lichtpunkt nannten 
die Griechen cru, y; und da die modernen Worte, die von der griechischen 
Endung n abgeleitet werden, auf ie endigen, so ist es richtiger Astigmie zu 


446 -- 


sagen! Wir nennen einen Apparat zur Bestimmung dieses Refractionsfehlers 
auch Astigmometer, müssten aber, wenn Astigmatismus die richtige Bezeichnung 
wäre, ihn Astigmatometer nennen. -— M. macht darauf aufmerksam, dass es 
nicht richtig ist, anzunehmen, dass in allen Fällen die Astigmie nach Starope- 
rationen im Verlauf von 3 Monaten einen constanten Grad erreicht, der keine 
Aenderung mehr erfährt. M. hat im Gegentheil sowohl weitere Abnahme, als 
auch weitere Zunahme gesehen. In einem Fall, den er ausführlich beschreibt, 
hatte die Astigmie vom 10. Juni bis 6. October von 6 D abgenommen bis auf 
2,5 D. Nach einer völlig reizlos verlaufenen Capsulotomie stieg die Astigmie 
wieder auf 3,5 D, erreichte ungefähr den alten Stand (2,25 D) erst bis zum 
April des nächsten Jahres und sank dann bis zum Juni, also erst nach Verlauf 
eines ganzen Jahres seit der Extraction, auf den definitiven Stand von 1,5 D. 


3) Un cas de carcinome du limbe conjonctival chez un enfant de 
quatorze ans, par M. le Dr. Rogman. 





4) De l'ostéome sous-conjonotival, par M. Galtier (de Nimes). 
5) Suture de la cornée pour renversement du lambeau cornéen aprés 
une opération de cataracte. par M. le Dr. A. Trousseau. 
Bei einem staroperirten Auge, welches schon verloren schien, insofern sich 
am 3. Tage nach der Operation der Hornhautlappen umschlug und auf keine 
Weise dauernd zu reponiren war, erzielte Verf. mit der Hornhautnaht volle Heilung. 


6) Quelques instruments, par M. Nicati. 

Pince serre-fine à iridectomie: Diese Irispincette mit gekreuzten Branchen 
ist sehr leicht und kann an der Iris, sobald dieselbe einmal gefasst ist, hängen 
bleiben, was für jene Operateure sehr angenehm ist, die nicht ambidexter sind. 
Dann hat sie den Vortlieil, dass das gefasste Stück Iris immer mit der con- 
stanten Kraft der Feder gedrückt wird und nicht mit dem fortwährend wechselnden 
Druck der Finger. 

Ecarteur palpébral sans arrét: Dieser Blepharostat hat keine Schraube zum 
Feststellen, sondern seine Federkraft ist so stark gewählt, dass sie gerade ye- 
nügt, die Lider von einander zu halten. Der Vortheil liegt darin, dass sich 
dieser Ecarteur rascher entfernen lässt als der gewöhnliche Sperrelevateur. ° 

Eleveur palpébral pour l'opération de la cataracte: Dieser Elevateur, dazu 
bestimmt, den Finger des Assistenten zu ersetzen, der das obere Lid hält, be- 
steht nur aus einer einfachen, rechtwinklig abgebogenen Drahtschlinge, die, da 
sie nicht hakenförmig, rückläufig gekrümmt ist, nie durch die zusammengekniffenen 
Lider im Auge zurückgehalten werden kann, sondern sich jederzeit leicht ent- 
fernen lässt. 

Couteau a cataracte: Es handelt sich um ein sehr schmales dreieckiges 
Messer, welches sich leichter einstechen lässt, als das v. Graefe'sche. 

Couteau lineaire: Dieses Messer ist sehr schmal und lässt sich sowohl als 
Messer, wie auch als Nadel zur Discission verwenden. Es passirt die vordere 
Kammer, da es äusserst schmal ist, auch dann, wenn dieselbe sehr verengt ist. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


! Der Ausdruck ist und bleibt schlecht, lässt sich aber nicht durch bessere, 
wie Amphikentrosis, ersetzen. H. 
? Haben wir seit vielen Jahren. H. 


w— ` rn re mn 


— 441 — 


April. 
1) Du strabisme vertical alternant et des déviations symmétriques ver- 
ticales moins prononcées que le strabisme, par M. Geo. T. Stevens. 


2) La puissance de l'oeil et .] amplitude d'aecommodation, par M. Weiss, 
professeur agrégé de physique à la Faculté de Paris. 

Das Auge nimmt bei einer bestimmten Accommodation um einen bestimmten 
Werth an Brechkraft zu. Die einen Autoren nun setzen diesen Werth gleich 
der Brechkraft einer im vorderen Brennpunkt des Auges stehenden Linse, welche 
bei fehlender Accommodation diese ersetzt, die anderen Autoren gleich der Breclı- 
kraft einer solchen Linse, die sie sich an der Stelle des Knotenpunktes des 
schematischen Auges denken. Beides ist nach den Untersuchungen von W. nicht 
richtig. Denn während z. B. beim schematischen Auge nach Listing zur Accom- 
modation auf einen Punkt, der 10 cm vor dem vorderen Brennpunkt des Auges 
liegt, das Auge eine Zunahme an Brechkraft im Werth von 6,5 D bedarf, muss 
man zur Erreichung des gleichen Zweckes eine Linse von 10,0 D an die Stelle 
des vorderen Brennpunktes setzen resp. sich eine solche von 8,3 D an die Stelle 
des Knotenpunktes gesetzt denken. Man bekommt also, je nachdem man die 
Zunahme an Brechkraft nach den drei verschiedenen Methodeu berechnet, drei 
ganz verschiedene Werthe. — W. schlägt nun vor, künftighin die Brechkraft 
eines Systems anzusehen als den reciproken Werth der Focaldistanz multiplicirt 
mit dem Brechungsindex des letzten Mittels. Berechnet man unter Zugrunde- 
legung dieser Definition der Brechkraft eines optischen Systems die Accommo- 
dation, so findet man sie gleich dem Werth einer Linse, welche in der Haupt- 
ebene des schematischen Auges stehend die Accommudation zu ersetzen im 
Stande wäre. 


3) La conjonctivite diphtérique; son traitement par le sérum anti- 
toxique, par M. le Dr. V. Morax. 

Verf. hat 4 Fälle von Conj. diphth. mit Roux’schem Heilserum behandelt. 
Dieselben heilten auffällig rasch, 2 davon sogar schon nach 4 Tagen und zwar 
nach einer einzigen Injection von 10 cem. Morax räth deshalb in allen Fällen, 
die diphtherieverdáchtig sind, die Serumtherapie anzuwenden, die an sich un- 
gefährlich ist, und ausserdem, wenn die geringste Absonderung besteht, noch 
mit Arg. nitr. zu ätzen, das nach seinen persönlichen Erfahrungen, entgegen 
der hergebrachten Ansicht, auch bei pseudomembranösen Conj. günstig wirkt, 
zum Mindesten aber nicht schadet. — M. ist übrigens der Meinung, dass sich 
klinisch kaum eine sichere Diagnose der echten Augendiphtherie machen lässt, 
pur die bacteriologische Untersuchung ergiebt Aufschluss, ob man es wirklich 
mit Diphtherie zu thun hat. Sourdille war der Ansicht, dass die Schwere 
des Verlaufs abhängig sei von dor Virulenz der Diphtheriebacillen und der zu- 
fällig beigemischten anderen pathogenen Mikroorganismen. Nach den Erfahrungen 
von Uhthoff und Morax scheint dies nicht richtig zu sein, insofern auch bei 
Anwesenheit von Staphylokokken und Streptokokken die Fälle mitunter sehr 
milde verliefen. M. ist vielmehr der Ansicht, dass der Verlauf der Krankheit 
abhängt von der Art der primären Läsion, die zur Zeit der secundiren diphthe- 
rischen Infection schon vorhanden war. Ist eine phlyctenuläre Eruption bei 
einem Kinde, welches diphtherisch infieirt wird, auf die Bindehaut beschränkt, 
so ist der Verlauf ein gutartiger, ist jedoch die Hornhaut schon nicht mehr in- 
tact, so wird der Ausgang begreitlicher Weise ein schlimmerer sein. 


-— 448 -— 
4) Etude clinique sur l’oeil artificiel, par M. Pausier (d'Avignon). 


5) Ischémie rétinienne et atrophie optique survenues à la suite d'un 
traumatisme cardiaque, par M. Valude. 

0) Paralysie compléte de la troisióme paire gauche chez un enfant 
de quatre ans; guérison, par M. O. de Spéville. 


Es folgen Sitzungsberichte und Referate. = Ancke. 





Mai. 
1) La sclörotomie posterieure et la sclerectomie dans le glaucome, 
par M. H. Parinaud. 

Verf. empfiehlt bei allen Formen von Glaucom, bei denen die Wirkung der 
Iridectomie zweifelhaft erscheint (eventuell auch als präparatorische Operation 
vor der lridectomie), die hintere Sclerotomie. Er führt dieselbe 8 mm vom 
Hornhautrand zwischen M. ext. und inf. aus, indem er ein Graefe'sches Star- 
messer 6 mm tief einsticht, sodann die Klinge in der Wunde dreht und einen 
„weiten, zu letzterer senkrechten Schnitt ausführt, so dass eine T-förmige Oeff- 
nung entsteht. Bei dieser Operation soll möglichst jede entzündliche Reizung 
vermieden werden, damit die Scleralwunde sich nicht durch wucherndes Gewebe 
schliesst. Während die Bindehautwunde binnen Kurzem per primam zuheilt, 
bleibt die Scleralwunde dauernd offen. Bei schweren Fällen nun, besonders bei 
malignem und absolutem Glaucom, macht P. statt der Sclerotomie die Slerectomie, 
indem er aus der Sclera einen kleinen Lappen ausschneidet und dann entweder 
sofort oder bei sehr starker Hypertonie erst nach Verheilung der Bindehautwunde 
mit dem Messer die freiliegende Aderhaut durchsticht. 





2) Anévrisme urtériel de la carotide interne au niveau du sinus ca- 
verneux gauche; communication avec le sinus sphéroidal droit, 
hémorrhagies nasales; mort; autopsie, par M. le Dr. Guibert. 





3) Prolapsus traumatique de la glande lacrymale orbitaire, par M. 
G. Haltenhoff.. 





Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


Juni. a 
1) Du strabisme vertical alternant et des déviations symmétriques 
moins prononcées que le strabisme, par M. Geo. T. Stevens. 








2) Myopie, cataraetes centrales et leucomes centraux, par M. le Dr. 

Kourc (de Valence). ` | 

Verf. erklärt die Myopie, die man fast immer bei Augen mit central ge- 
legenen Trübungen der brechenden Medien antriflt, durch die sphárische Aber- 
ration der in solchen Fállen zum Sehen benutzten seitlichen Partien der brechenden 
Systeme. Er rechnet nach, dass bei Benützung eines Stückes der brechenden 
Medien, welches 3 mm von der optischen Axe entfernt ist, schon eine Myopie 
von 3,1 D resultirt. 


— 449 -- 


3) Des rapports de l'amplitude d'aecommodation avec la refraction 
statique, par M. Fromaget. 

F. hat interessante Untersuchungen angestellt über die Accommodationsbreite 
bei den verschiedenen Refractionszuständen an den Augen von 408 Gymnasiasten 
bis zu 20 Jahren und 250 Studenten bis zu 30 Jahren. Die Untersuchung 
erstreckte sich nur über vollkommen sehscharfe Augen mit geringen Refractions- 
anomalien; der Nahepunkt wurde mit Hilfe des Badal'schen Optometers ge- | 
messen. Es stellte sich nun dabei heraus, entgegen der allgemeinen Ansicht, 
dasse die Accommodationsbreite, vorausgesetzt, dass keine Brille getragen worden 
war, bei gleichem Lebensalter am gróssten war bei den Hypermetropen, weniger 
gross bei den Emmetropen, am geringsten aber bei den Myopen. Beispielsweise 
war die durchschnittliche Accommodationsbreite der Zwanzigjàhrigen bei Hyperopie 
10,36 D, bei Emmetropie 9,62 D, bei Myopie 8,37 D. Dieser Unterschied 
fand sich jedoch nicht bei denjenigen Individuen, die ihren Refractionsfehler 
richtig corrigirt hatten, vielmehr wiesen dieselben genau dieselbe Accommodations- 
breite auf, wie die gleichalterigen Emmetropen. Diejenigen Myopen, die zufällig 
zu starke Gläser trugen, hatten sogar eine Accommodationsbreite, die grösser 
war als die der gleichalterigen Emmetropen und ebenso gross wie die der 
gleichalterigen, nicht brillentragenden Hyperopen. In einem Fall von ungleich 
starker Myopie auf den beiden Augen eines Individuums, welches auf beiden 
Seiten gleiche Gläser trug, dergestalt, dass das eine Auge übercorrigirt, das 
andere nicht genügend corrigirt war, fand sich auf dem übercorrigirten Auge 
eine relativ zu grosse, auf dem anderen Auge eine relativ zu kleine Accommo- 
dationsbreite. Aus diesen Erfahrungen erhellt, dass die Accommodationsbreite 
— wenigstens im jugendlichen Alter — abhängig ist von der Kraft des Ciliar- 
muskels, und dass diese um so grösser ist, je grössere Anforderungen im All- 
gemeinen an den Muskel gestellt werden. [Aber 4= 0,06 !] 


4) De l'emploi des injections sous-conjunctivales massives, par M. L. 
de Wecker. 

W. tadelt es, dass bei den subconjunctivalen Sublimatinjectionen nur homóo- 
pathische Dosen eingespritzt werden, die keinen Effect haben können. In Fällen 
von septischer Infection des Auges, aber nur in solchen, macht er auch sub- 
conjunctivale Sublimatinjectionen, jedoch wendet er viel grössere Dosen an, indem 
er wiederholt !/, bis 1 Spritze einer Lösung 1:2000 injieirt. Dieser Lösung 
setzt er noch etwas Eser. salicyl. zu resp. — bei Complication von Seiten der 
Iris — Atropin oder Scopolamin. Diese Einspritzungen sind angeblich bei gleich- 
zeitigem Gebrauch von Cocain nur wenig schmerzhaft und es tritt rasche Besse- 
rung ein, und zwar ohne dass noch andere therapeutische Massnahmen getroffen 
werden, ausser vielleicht die Auskratzung einer eitrig belegten Stelle. 


5) Note sur le nystagmus familial, par M. H. Andeoud. 


6) Paralysie traumatique du muscle droit externe à la suite d'un 
contusion de l'apophyse mastoide du méme cöte, par M. H. Ar- 
maignac. 





Es folgen Sitzungsberichte und Referate. Ancke. 


29 


— 450 — 


August. 
1) Sur la curabilité de l'uvéite sympathique, par Rogman. 
Im Anschluss an zwei frühere Beobachtungen sympathischer Iridocyclitis 
werden zwei weitere Fálle mitgetheilt, in denen durch Atropin, Mercur und Jod 
dauernde Heiluug erzielt wurde. 


2) Etiologie et traitement des ulcéres infectieux de la cornée, par 
Abadie. 

An Stelle der Cauterisation, die stets Narben setzt und so das Sehver- 
mögen beeinträchtigt, werden subeonjunctivale Injectionen von Sublimat (2 Tropfen 
einer Lösung von 1,0:1000,0) empfohlen; ausserdem ist die Spaltung und Durch- 
spritzung der Thränencanäle geboten. Mehrere Krankheitsgeschichten sprechen 
für diese Behandlungsweise. 


3) La sclörotomie interne, par de Wecker. 
Die genaue Beschreibung und Theorie ist im Original nachzulesen. 








4) Examen ophtalmoscopique à l'image renversóe sur les yeux forte- 
ment myopes, par Demicheri. 


5) Sur une tumeur rare endobulbaire (sarcome endothélial), par 
Parisotti. 

Es handelt sich um ein Endothelialsarcom, dessen Ausgangspunkt in der 
Chorioidea gefunden wurde. Die Netzhaut war abgelóst, und die Diagnose Tumor 
konnte gestellt werden. Eine genaue Beschreibung der mikroskopischen Prä- 
parate ist beigegeben. 


September. 
1) La chromatopsie des hystériques, par Pansier. 

Die Stórungen der Farbenperception bestehen entweder in Blindheit für 
eine oder mehrere Farben, oder in einer relativen Verschiebung der Grenzen 
für farbige Objecte im G.F., und zwar so, dass im extremsten Falle nicht Weiss 
in der Peripherie zuerst wahrgenommen wird, wie im normalen G.F., sondern 
Roth oder Blau. Die Ursachen für diese in jedem Falle anders auftretenden 
Farbenstörungen sind nicht in den lichtempfindlichen Organen, sondern in den 
höchsten Centren zu suchen. [Oder in der Untersuchungs-Art.] 


2) Statistique sur le trachome, par van Millingen. 

Das Trachom ist eine infectióse und contagióse Krankheit, welche mit dem 
Fortschreiten der Civilisation und Volkshygiene abnimmt. Reinlichkeit ist das 
beste Vorbeugungsmittel. Die Krankheit kommt sowohl in bedeutender Höhe 
wie in der Ebene vor, und keine Race ist immun. 


3) Le curettage hydraulique de la cornée, par Santarnecchi. 

S. empfiehlt bei Hornhautgeschwüren die befallene Partie durch kräftiges 
Aufspritzen einer 1"/,, Sublimatlósung zu reinigen. Er bedient sich dazu der 
Anel'schen Spritze Die necrotischen Theile stossen sich bald ab, und die 
Verletzung ist mit Rücksicht auf die folgende Narbenbildung eine geringe. — 
Nachbehandlung mit Atropin und Verband. 


KN 


— 451 — 


4) De In possibilité de voir son propre cristellin. Utilité pratique 
de la ,,phakoscopie“ pour le diagnostic des fines opacités cristal- 
limenues et pour l'étude du développement de la cataracte, par 
Darier. 

Um die entoptischen Bilder gut wahrzunehmen, halte man eine biconcave 
Linse von — 40D in einer Entfernung von 1cm vor das Auge und sehe im 
Dunkelzimmer nach einer Kerze, die in einem Abstand von 5m brennt. Im 
Zerstreuungskreise heben sich mit überraschender Deutlichkeit Linsen- und Glas- 
körpertrübungen, feinste Tröpfchen auf der Hornhaut u. s. w. ab. Die Methode 
ist event. geeignet, die Entwickelung einer Cataract zu studiren. 





5) La köratite interstitielle dans la syphilis acquise, par Trousseau. 

Die diffuse Keratitis in Folge von erworbener Lues befällt häufiger das 
weibliche als das männliche Geschlecht und bleibt meist auf ein Auge beschränkt. 
Recidive scheinen selten. Das betr. Auge wird zwischen Ende des ersten und 
Beginn des dritten Jabres nach der Infection befallen. Die Initialsymptome 
sind meist nicht so schwer wie bei Keratitis in Folge von hereditärer Lues. 
Auch ist die Vascularisation der Hornhaut nicht sehr ausgebreitet. Dagegen 
sind Affectionen der Iris und Chorioidea häufig. Die Heilung durch Hg wird 
in der Mehrzahl der Fälle binnen 5—12 Wochen erreicht. 


6) Angiome kystique de l’orbite; électrolyse, par Valude. 


7) Complication rare aprés l’extraction du cristallin, par Spéville. 

Wenn sich nach einer Staroperation die Vorderkammer nach Ablauf von 
3—4 Wochen noch nicht hergestellt hat und die Hornhaut sich trübt, so soll 
sofort eine Iridectomie gemacht werden. Bald darauf bildet sich die Kammer, 
und die Hornhaut wird klar. 


October. 
1) A propos d’un cas d’irido-choroidite suppurative terminée par la 
guérison, par Morax. 

Ein an chronischer Urethritis und gonorrhoischem Rheumatismus leidender 
Mann erblindet auf einem Auge mit Schmerzen innerhalb von 24 Stunden fast 
völlig unter dem Bilde der eitrigen Iridochoroiditis. Ungefähr 14 Tage später 
sehr schnelle Besserung unter Gebrauch von Atropinträufelung und Calomel 
nnerlich. Nach 1 Monat war S — !/,. M. ist geneigt, die Besserung für eine 
ispontane zu halten und die Prognose der gonorrhoischen Choroiditis im All- 
gemeinen günstig zu stellen. 


2) Des injections sous-conjonctivales de sublimé dans la myopie 
avec lösions des membranes profondes, par Bourgon. 

B. kommt an einer Reihe von Füllen zu dem Resultat, dass die subcon- 
junctivalen Sublimatinjectionen bei hochgradiger Myopie mit Veränderungen des 
Augengrundes keinen therapeutischen Effect haben. Scheint ein solcher vor- 
zuliegen, so ist er auf die Schonung und Ruhe der Augen während der Be- 
bandlung zu beziehen. 


3) Pathogénie de la myopie, par Bitzos. 


29* 


u Bad = 


4) Phlegmons de l’orbite; complications de linfluenzs, par Pərgans. 
Ira Fae v n Oruta.y5.ezmene im Veriaci von Icävenzı Poe dactere- 

Acte Unteranenaag ergao im acen Fi.en Srazar ackaen. einmal emir 

mot Friet.ander accen Fnesmoavaden. De opcihamesdopiuece Unter-acainz 

warte nur einmal vorzenummen ond zerrte eine Stagunzspapie. Zwer Fi e 

endeten Witch. 

5) Manifestations oculaires du vanillisme, par Guerin. 

Die Sehadgungen, die durch úbertriecenen Gengas von Vanille ejer dorh 
deren Verarbeitung bedingt werden, aind im A,ızemeinen dieseisen, wie sie dureh 
viele andere Kohienwaaserstoffe nersorgeruten werden. Speciei] die Augen werier 
son Druückateigzerung befallen, die harliz unter dem Bude eines G.aucoma sim- 
plex verlauft und auf Miotica zurückzent. Ophthaimosk piseb ist eine Con- 
gestion der Papılle sichtbar. Verf. erklärt die grosse Zatl von Glaceom ın 
Gouadeloupe ala mózliche Folge von Vanilii-mus. 


November. 


1) Documents servant à l'histoire de l'extraction de la cataracte: 
essai historique, par Sulzer.! 


2) L’importance relative des affections labyrinthiques et oculaires 
dans l'étiologie du vertige, par Boyer. 

Sehr häufig ist die Ursache von Schwindelanfällen nicht in den halbzirkel- 
formigen Canälen oder im Centralorgan zu suchen, sondern in dem mangelhaften 
Gleichgewichtszustande der äusseren Augenmuskeln. Eine Reihe von Krank- 
heitsgeschichten zeigt, wie durch eine passende Tenotomie die Anfälle beseitigt 
werden können. 


3) Nouveau procédé de pupille artificielle par l'iritomie à ciel ouvert, 
par Lagrange. 

Statt der Iridectomie an Augen, in denen sich noch die Linse befindet, 
empfiehlt I. für gewisse Fälle seine Iridotomie. Er legt einen ca. 5 mm langen 
Schnitt im Linbus oder 1mm davor durch die Cornea, fasst die Iris am 
Sphineter, zieht sie heraus und geht jetzt mit einer Branche der Pinces-ciseaux 
hinter, mit der anderen vor den Pupillarrand. Ein Schlag durchtrennt den 
Sphineter, worauf die Reposition durch Massage oder den Spatel bewirkt wird. 
Dieselbe wird unterstützt durch Eserin, das kurze Zeit vor der Operation ein- 
Keträufelt worden ist. Hauptsächlich sind es die besseren optischen Verhalt- 
nisse, die durch die Iridotomie im Gegensatz zur Iridectomie geschaffen werden, 
welehe das Verfahren bei Leucom, Centralstar und gewissen Fällen von Kerato- 
comie empfehlen. [Nicht neu] . 


4) De la curubilitó de l'irido-choroiditeo sympathique, par Laqueur. 

Fünf Fálle von sympathischer Entzündung, welch letztere in keinem Falle 
durch die [nucleation des verletzten Auges coupirt werden konnte. Nichts 
desto weniger hat die Behandlung stets mit der Enucleation zu beginnen. Alle 
fünf Fälle wurden mit relativ sehr gutem Sehvermögen, nöthigenfalls nach einer 
Prupillenbildung entlassen. — L. ist geneigt, den günstigen Ausgang auf Rech- 
nung des jungendlichen Alters der betr. Patienten zu setzen. 


' Ungerecht gegen A. G. Richter. H. 


— 453 — 


5) Explication du fait que les lentilles contraires de force égale 
ne se neutralisent par complètement, par Prentice. 
Alfred Moll. 


III. Archives d’ophtalmologie. 1895. März. 
D Empyéme du sinus maxillaire compliqué d'ostéo-périostite orbi- 
taire avec perforation de la voute; abcòs du lobe frontal et atro- 
phie du nerf optique; mort, par Panas. 


2) Un essai d'application de la sérotherapie a la diphthérie con- 
jonctivale, par Gayet. 

Ein Fall von bacteriologisch sicher gestellter Conjunctivaldiphtherie mit 
Roux’schem Heilserum behandelt. Die Membranen begannen erst 7 Tage nach 
der Injection sich zu lösen, um am 10. ganz zu verschwinden. — Verf. be- 
streitet daher in diesem Falle den günstigen Einfluss des Serums, empfiehlt 
aber trotzdem seine principielle Anwendung in jedem Falle von Diphtherie. 


3) Observations oliniques sur le traitement chirurgical du strabisme, 
par Landolt. 


4) Enophthalmos avec exophthalmie intermittente & volonte, par van 
Duyse et Bribosia. 

Es handelt sich um einen jungen Mann, dessen rechtes Auge bei starker 
körperlicher Anstrengung oder beim Bücken deutlich aus der Augenhöhle her- 
austritt. Derselbe Effect wurde erreicht, wenn man die rechte Vena jugularis 
comprimirte. Auf der Höhe der so hervorgerufenen Veränderung trat eine Er- 
weiterung der Pupille ein. Eine ophthalmoskopische Veränderung war während 
des Bestehens des Exophthalmus nicht nachzuweisen. Dagegen bestand gleich- 
namige Diplopie, die nach Zurückweichen des Auges noch eine Zeit lang anhielt. 
Verff. erklären den nach Belieben hervorzurufenden Exophthalmus aus der ver- 
mehrten Füllung der Kopfvenen, wie eine solche durch Muskelanspannung oder 
Compression der Jugularis bedingt wird. Die Pupillenerweiterung ist eine Folge 
von reflectorischer Sympathicusreizung, die ihrerseits wieder durch die Zerrung 
ausgelöst wird, die die Ciliarnerven durch den vorgetriebenen Bulbus erfahren. 





5) Une observation de tuberculose primitive du corps ciliaire et de 
Viris, par Lagrange. 

In der Vorderkammer des betr. Auges eines sonst gesunden 7jähr. Knaben 
fand sich eine röthliche Masse, die an eine bösartige Neubildung des Corpus 
ciliare denken liess. Deshalb Enucleation. Bei der anatomischen Untersuchung 
ergab sich typisches tuberculöses Gewebe. Bacillen waren sehr spärlich vor- 
handen. Im 37. Präparat wurde ein einziger entdeckt, in den folgenden noch 
zehn weitere nachgewiesen. 


6) Recherches sur l’embryogénie et l'anatomie comparée de l'angle 
de la chambre antérieure chez le poulet et chez l'homme. — 
Muscle dilatateur de la pupille, par Gabriélidés. 

Im Original nachzulesen. 


Es folgen Referate. 


454  - 


Mai. 
1) Du verre correcteur de presbyopie, par Landolt. 

Aus mehr praktischen, die Nahe-Arbeit berücksichtigenden, als theoretischen 
Gründen stellt L. eine Tabelle auf, aus der im Gegensatz zu der bekannten 
Donders'schen hervorgeht, dass der Emmetrop früher als allgemein üblich 
Gonvexgläser erhalten soll, dass diese dagegen im Laufe der Jahre nie so stark 
gezihlt werden, wie Donders es will. Die Landolt'sche Tabelle stellt sich, 
in Dioptrien ausgedrückt, folgendermaassen dar: 


Alter L. Donders Alter L. Donders 
40 Jahre 0,25 0 60 Jahre 2,5 4 
45 ,, 1 1 65 ,, 2,45 4,5 
DO ,, 1,5 2 70 ,, 3,5 4,5! 
DD p 2 3 


2) Six cas d’ostcomes du sinus frontal, par Coppez. 
Dabei fand sich 2 Mal Stauungspapille, 1 Mal Atrophie nach einer solchen, 
während in 3 Fällen der ophthalmoskopische Befund negativ war. 
3) Étude sur la chirurgie oculaire de Pellier de Quengsy, par Terson. 
Geschichtliche Studie, die im Original nachzulesen ist. 





4) Echelle optométrique, par Parent. 
Leseproben, die durch Hinzufügen von kleineren Buchstaben gestatten, eine 
Sehschärfe, die grösser als 1 ist, genau zu bestimmen. 





Ks folgen Referate. 
Juni. 
1) Description anatomique d’un oeil atteint d’ulcére cornéen avec 
hypopyon, par Nuel. 


2) Zones hysterogónes de l'organe de la vue, par Berger. 

Hei einem. 27jàhrigen, sonst gesunden Manne rief die Sehprüfung einen 
hysterisehen Anfall hervor mit. Globus, Anüsthesien u.s. w. — Für die hvstero- 
vene Zono wird dio Netzhaut des linken, mit hypermetropischem Ástigmatismus 
belafteten. Auges angesehen, da nach Verbinden dieses Auges der Anfall nicht 
eintrat. Das Gesichtsfeld war sowohl vor wie im Anfall concentrisch ein- 
xeschränkt. Die Therapie bestand in Ausschluss des linken Auges vom Sehact. 


3) Sur le diagnostie ophtalmoskopique de l'astigmatisme, par Guilloz 





Es folgen Referate. 
August. 

D Contribution anatomique à l'étude de la pathogenie de l'hémor- 
rhagie expulsive apres l'extraction de la cataracte, par Rohmer 
et Jacques, 

Droi Fallo profuser Blutung nach der Starextraction in Augen, die keine 

Jochen von Glavcem darvebeten hatten, geben. den. Auszangspunkt der vor- 

hesenden Untersuchung. Zwei Mal stellte sich die Biutung emige Stunden nach 


l Wair kommen axus mit Au se 1, 60 = 2, Te = 8. H. 


— 455 — 


der Operation ein und führte zur Enucleation, ein Mal ereignete sie sich sofort 
nach dem Hornhautschnitt. Als Ursache dieses üblen Zufalls galt bisher die 
Drucksteigerung in den Arterien bei Arteriosclerose und dann die fettige Ent- 
artung der Gefässhäute. Beide Momente können bei Herabsetzung des intra- 
ocularen Druckes zu Blutungen Anlass geben. Als dritte in Betracht kommende 
Ursache fügen die Verff. die innige Verbindung zu, in welcher die Gefässwände 
der Ciliararterien bei ihrem Durchtritt durch die mehr oder weniger starre 
Sclerotica mit dieser stehen. So kommt es, dass die einmal geborstenen Gefässe 
sich nicht retrahiren können und weiter bluten, ein Verhalten, wie es ähnlich 
bei Blutungen aus der Diploe des Schádels getroffen wird. Hiermit stimmt 
überein, dass nach der Enucleation des Auges die Blutung sofort steht, als 
Zeichen der nunmehr möglichen Retraction der durchschnittenen Gefässe. 


2) Contribution à l’ötude des suppurations de l’oeil et de l’orbite 
consécutives aux affections des régions et cavités voisines, par 
Villard. 

Im ersten der drei mitgetheilten Fälle handelt es sich um eine Thrombo- 
phlebitis zuerst der rechten, dann der linken Orbita eines 3jähr. Kindes. Die 
Erkrankung schloss sich an eine Furunkulose der Nase an, dauerte 1 Monat 
und endete tödtlich durch Pyämie. Im zweiten Falle schloss sich eine Phleg- 
mone der Orbita an eine Angina an. Durch Incision und antiseptischen Verband 
wurde Heilung erzielt. Der letzte Fall ist eine eitrige Chorioiditis im Gefolge 
einer Angina simplex. Tod durch Septicämie. 

3) Contribution à l'étude des kystes séreux simples de la conjonctive, 
par Rogman. 

Diese Cysten sind nicht so selten, wie im Allgemeinen angenommen wird. 
Sie haben ungefähr die Grösse einer Phlyctäne, sitzen im subconjunctivalen 
Gewebe und sind halbdurchscheinend röthlich. Ihre Structur ähnelt der der 
Conjunetiva. Sie verdanken ihre Entstehung den zahlreichen conjunctivalen 
Falten und Crypten, die sich im gegebenen Falle abschnüren und so zu Hohl- 
räumen werden. 


4) Forme paradoxale de l'expérience de Scheiner, par Reiss. 


September. 
1) Des pseudoplasmes malins de l'orbite, par Panas. 

Ein grosser Theil der Neubildungen in der Orbita geht auf innere Medi- 
cation völlig zurück, ist also ähnlich den Gummibildungen nach P. auf infectiösen 
Ursprung zurückzuführen. Mehrere Beobachtungen sprechen für diese Ansicht. 
So bekam ein mit Ozàna behaftetes Individuum bds. Exophthalmus, als dessen 
Ursache eine Infection des orbitalen Zellgewebes mit Ozünamicroben angesehen 
werden musste. Eine Frau zeigte nach der Extraction von Nasenpolypen Ex- 
ophthalmus, der auf einen infectiósen Process zurückgeführt wurde und durch 
eine Arsencur geheilt werden konnte. Diese und ähnliche Fälle veranlassen P. 
bei Tumoren der Orbita, welche unter dem Bilde des Sarcoms auftreten, an 
Infectionsgeschwülste zu denken. Man suche daher nach dem Ausgangspunkte 
des Processes und behandle mit Quecksilber, Jod, Arsen und ähnlichen Mitteln. 
Eventuell kommt auch die künstliche Erzeugung von Erysipel behufs Auflösung 
der Geschwulst in Betracht. 


456 — 


2) Tumeur congcnitale embryonnaire à tissus multiples (nerveux er 
cumjonctifs; de lorbite, psr Lagranze. 

Der Tomor hate aeh wánrend des imtracterinen Lesens entwiekelt oti 
ber de Geon Ae Grae einer mite zrossen Bime. Er faiite die Orbita pri 
ana nÀ er-^recx'e ach im die SebaieiboLle. Mit dem Oyticus und dem Azz- 
apel hng er mcnt Zueammen. Die histoi-gisehe Untersuchang less ihn as 
(,. ff, erkennen, das ein sebr sparlicbes emoryona.es Bindegewebe enthie.t. 

%) Tumeur orbitaire avec envahissement secondaire de la sclérotique 
et de la cornée, par Coppez fils. 

Nach der Seit eingehenden mikroskopischen Untersuchung handelte es sich 
im vorhezenden Falle um ein malignes Lymphom der Orbita. 


October. 
1) Altóration do la macula lutea, par Nuel. 

Besonderheiten des mikroskopischen Defundes bei der Sternfigur der Reti- 
nitih. albuminurica. 

2) Un nouveau procédé d'opération dans lentropion et le trichiasis, 
par Lagleyze. 

Nach Umkehrung des Oberlides werden sechs Nadeln im Niveau des oberen 
Tarzusrandes durch die Conjunctiva ein- und in der Ciliarlinie ausgestochen, 
KO «dans sie ihren Wey also zwischen Tarsus und Haut im Muskel nehmen. 
Wahrend die Nadeln noch zum Theil im Muskel stecken, wird Conjunctiva und 
Tarsus nahe dem Giliarrande und parallel zu diesem durchschnitten, die Nadel 
völlig durchyezogen und die Fäden geknüpft. Der Grad des so herzustellenden 
Ketropiums ist abhängig von der Stärke, mit der man die Fäden zusammenzieht. 
Ist das BKetropium nur ein. partielles, so. genügen weniger Nadeln. 


J) Contribution à l'étude des endothéliomes de l'orbite, par van Duyse. 
4) Do l'ógalitó de grundour des images rétiniennes dans l'emmétropie 
ot duns lcs cas d’amétropie corrigée, par Guilloz. 
5) Noto sur la quostion des verres de travail, par Katz. 
K. verordnet die Nahegliiser fir Presbyopen nach folgender Tabelle: 





40 Jahre 0,75 D. | 60 Jahre 3,0 D. 
45 ,, Lk ;; | 65 , 2.205 
50 ” 2,0 nm | 70 » 3,5 „ 
DD on 2 5 | 

November. 


1) Fibrome öpibulbuire, par van Duyse et Bribosia. 
Die Neubildung war angeboren, sass theils der Cornea, theils der Selera 
auf und war mit einem kleinen Colobom des Oberlides combinirt. 


3) 'Traitoment du glaucome chronique simple, par Abadie. 
Entmuthizt: dureh. den. Misserfolg der Iridectomie und der Scleretomie bai 
Glaucoma chron. simpl. wendet A, seit längerer Zeit systematisch Eserin i» 


e, AS >= 


1/ —1°/, Lösung an. Er hat davon sehr gute Resultate gesehen. Noch besser 
ist die Wirkung, wenn die täglich ein Mal vorzunehmende Einträufelung mit 
folgender innerer Medication verbunden wird: Täglich 1,0—2,0 Natr. bromat. 
und jeden zweiten Tag 0,3—0,4 Chinin. sulfur. — Nach Ablauf eines Monats, 
wenn der Druck normal geworden, giebt er die Pulver noch wöchentlich ein 
Mal. Diese Therapie wird nöthigenfalls dauernd fortgesetzt. 


3) Contribution & l'étude des endothéliomes de l'orbite, par van Duyse. 
(Suite.) 

4) Statistique générale des cas de diphthérie oculaire traités par le 
sérum antitoxique, par H. Coppez et Funck. 

Bei wahrer, durch den Löffler’schen Bacillus hervorgerufener Augen- 
Diphtlierie ist das Serum ein gutes Prophylacticum. Sodann hält es die all- 
gemeine Infection hintan, und endlich bewirkt es, nach Ausbruch der Diphtherie 
injicirt, eine sehr schnelle Lösung der Croupmembranen. 


5) Deux cas de kératite interstitielle n'ayant pas comme cause la 
syphilis héréditaire, par Trantas. 

Der erste Fall wurde nach acquirirter Lues beobachtet, der zweite 
nach Influenza. — In letzterem handelte es sich nicht um eine wahre 
interstitielle Keratitis, sondern nur um eine etwas tiefere Infiltration, wie - 
sie nach Influenza nicht gerade selten beobachtet wird. (!) 

6) Un cas de filaire dans la chambre anterieure d’un oeil humain, 
par van Duyse. 

Die mikroskopische Untersuchung des aus der Vorderkammer einer Negerin 
extrahirten und in Alkohol gehärteten Wurmes ergab ein Exemplar der sog. 
Filaria sanguinis. Alfred Moll. 


— 


IV. Recueil d’ophtalmologie. 1895. April. 
1) Notes sur les affections occulaires que j’ai rencontrees pendant 
mon voyage en Perse, par Galezowski. 

Ausser den Krankengeschichten seiner beiden kaiserlichen Patienten, die 
an Conjunctivitis bezw. Verstopfung der Thränenpunkte litten, zählt G. noch 
3 Fälle auf, die seine besondere Aufmerksamkeit erregt haben: 

1. Eine Endarteriitis der Art. centr. ret. mit Amamose beider Augen in 
Folge von perniciöser Intermittens. 

2. Eine Perineuritis optica gichtischen Ursprungs. 

3. Einen besonderen Fall von hämorrhagischem Glaucom. 

Im übrigen beständen °/, aller Augenleiden in Persien in Affectionen der 
Tbränenwege mit ihren Folgen. 

Auf den Besuch G.s in Persien ist die Gründung eines Lehrstuhls für 
Ophthalmologie und einer Augenklinik in Teheran zurückzuführen. 


2) De la coincidence de l’hemianopsie heteronyme temporale et du 
diabète insipide. — Étiologie syphilitique, traitement spécifique, 
guerison, par Spanbok et Steinhaus. 

Die Verff. glauben, dass die Combination des Diabetes insipidus mit der 
sog. Scheuklappenkrankheit (beide äusseren Hälften des Gesichtsfeldes fehlten) 


—- 458 — 


eine rein zufällige sei. Keinesfalls könne ein syphilitisches Product an der 
Spitze des IV. Ventrikels die Gesichtsfelddefecte bedingen, und ebenso wenig 
habe eine Affection des Chiasma den Diabetes zur Folge. Vielmehr müssen an 
beiden Stellen anatomische Veränderungen supponirt werden. Die Erscheinungen 
gingen übrigens auf specifische Behandlung völlig zurück. 


3) Histoire d’une fistule lacrymale ancienne rebelle, par Armaignac. 
4) Etudes ophthalmologiques, par Chauvel. (Suite.) 


Es folgen Sitzungsberichte. 


Mai. 
1) Double décollement rétinien chez un enfant de 4 ans, par Teil lais. 
Nach Erwägung aller möglichen Ursachen der vorliegenden Erkrankung 
kommt Verf. zu dem Schlusse, dass Netzhautblutungen, die im Verlauf von 
Keuchhusten aufgetreten waren, die Netzhautablösungen veranlasst haben. 


2) Sur les meilleur mode de traitement des hernies de l'iris, par 
Grandclément. 

Jeder sich selbst überlassene Irisvorfall birgt grosse Gefahren in sich 
(Staphylom, Infection). Da ein Vorfall durch Atropin resp. Eserin nur sehr 
selten zu beeinflussen ist, soll die chirurgische Behandlung in ihr Recht treten. 
In Betracht kommen: Excision, Cauterisation und Incision. Verf. empfiehlt die 
letztere, und zwar soll der Vorfall in seinen grössten Durchmesser gespalten 
werden. 


1 


3) Iritis d'origine nasale, par Fage. 

Verf. lässt die doppelseitige Iritis resp. Iridochorioiditis von dem Löwen- 
berg’schen Coccobacillus abhängen, der sich auf der Nasenschleimhaut und im 
Conjunctivalsack vorfand. Im Kammerwasser war derselbe nicht vorhanden. 
(Sollten nicht beide Affectionen, Ozaena und Iritis, von der gleichen Ursache, 
nämlich Lues, abhängen? Ref.) 


4) Résultates de l'opération de l'entropion et du ptosis par les pro- 
cédés de Gillet de Grandmont, par Bourgeois. 
Im Original nachzulesen. 


Es folgen Gesellschaftsberichte. 





November. 
1) Colobome de la gaine du nerf optique, par Strzeminski. 

Es handelt sich um ein Colobom des Sehnerven in einem emmetropischen 
Auge mit voller S und normalem G.F. Der obere Theil des Coloboms war 
róthlich, mit einer Depression von 0,5 D, während der untere, bei weitem grössere 
weissliche Abschnitt ungefähr 3D vertieft war. Die oberen Arterien und Venen 
entspringen aus dem röthlichen Theil, während die unteren ausserbalb des Colo- 
boms hervorkommen. 


2) Etudes ophtalmologiques, par Chauvel. (Suite.) 


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— 459 — 


3) Les mots ophtalmologiques, par Dracoulidés. 
Etymologische Studie über die Worte: Astigmatismus, Emmetropie, Hyper- 
metropie, Myopie, Anisometropie. 


4) Chorio-Rétinite pigmentaire spéciflque en voie de guérison par le 
traitement aux frictions mercurielles, par Houdart. 

Eine ca. 30jährige Frau ohne bekannte specifische Antecedentien litt an 
Retinitis pigmentosa (spec.) mit ihren charakteristischen Symptomen. Nach mehr- 
jhrigem Gebrauch von Hg erweiterte sich das G.F. und S nahm zu. Der 
Augenspiegel zeigte noch periphere Retinitis pigmentosa mit normalen Papillen. 


5) Nouvelles conditions d'aptitude visuelle pour 1es écoles militaires, 
par Kopff. 


December. 
1 Nouveau procédé opératoire contre le trichiasis avec entropion, 
par Trantas. 

Nach voraufgeschickter Tarsotomie werden durch den die Wimpern tragenden 
Lidrand von aussen nach innen 4—5 Fäden gelegt und durch den oberen 
Theil des Tarsus geführt. Die Fäden werden nach Erforderniss angezogen und 
inwendig geknüpft. Auf diese Weise werden die Wimpern nach aussen gekehrt. 


2) Observations cliniques, par Galezowski. 
1. Traumatische Iritis mit specif. Chorioretinitis. 
2. Iritis und Chorioretinitis bei Lues hereditaria. 
3. Iritis mit Keratitis punctata und Chorioiditis. 


3) Aptitude visuelle paur la marine et l’école navale, par Kopff. 
Alfred Moll. 


V. Revue générale d’ophtalmologie. 1895. Marz. 


1) Un cas de goitre exophtalmique, par le Dr. Augiéras (de Laval). 

Bei einer artlıritischen Hysterica von 20 Jahren, die seit einem Jahre an 
Basedow litt, wurde der Zustand durch salicylsaures. Natron (nach Chibret) 
bedeutend gebessert. Nur blieb die Schlaflosigkeit und irreguläre Herzthätigkeit 
bestehen und wurde erst behoben, als eine gleichzeitig bestehende Hypertrophie 
an der unteren Nasenmuschel galvanocaustisch beseitigt wurde. 


Es folgen Referate. Ancke. 
April 

Enthält nur Referate. 
Mu 

Enthält nur Referate. 
Juni 


Enthält nur Sitzungsberichte. Ancke. 


-- 4600 - 


VI. The Ophthalmic Revie. 1895. Marz. 
1) Simple optical notes, by Ernest Maddox. 


2) A case of lenticonus posterior, by William George Sym. 

Der Fall betraf nur ein Auge und bestand bei der 52 jähr. Pat. anscheinend 
schon seit frühester Kindheit. Die Linse zeigte keinerlei Trübung von einer 
Art. hyaloidea waren keinerlei Spuren vorhanden. Der Lenticonus stellt sich 
lediglich als eine umschriebene örtliche Steigerung der Linsenconvexität dar, 
deren Ursache vielleicht in einer Störung der embryonalen Ernährung zu 
suchen sei. 





3) Damage to vision caused by watching an eclipse of the sun, by 
James W. Barrett. 

Pat. zog sich bei Beobachtung einer Sonnenfinsterniss ein centrales Skotom 
zu, obwohl sie ihr Auge durch eine vierfache Lage von farbigen Gläsern ge- 
schützt hatte, von denen zwei dunkelblau, eins roth und eins gelb war. Das 
im Ganzen sehr zarte Skotom zeigt sich noch nach drei Monaten unverändert. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. Peltesohn. 





April. 
1) Cases of amaurosis after injury of the head? Haemorrhage into 
the optic nerve sheath, by E. Nettleship. 

In den ersten der mitgetheilten Fälle war innerhalb zwei Stunden nach 
dem Trauma (Fall mit dem Kopf gegen eine Rinnsteinkante) auf beiden Augen 
die Sehkraft völlig erloschen. Erst nach 14 Tagen begann eine Besserung, 
welche aber nicht weit fortschritt. Emndausgang einfache Sehnervenatrophie. 
Bei dem zweiten Pat. war nur ein Auge zwei Tage nach dem Unfall ergriffen; 
sechs Tage darnach trat Nasenbluten auf. Hier war der ophthalmoscopische 
Befund nach 14 Tagen normal und hob sich sehr schnell die Sehschärfe. Der 
dritte Patient, welcher mit dem Kopf in einen Kohlenbehälter auf das Gesicht 
gefallen war und einen schweren doppelten Kieferbruch davongetragen hatte, 
war vier oder fünf Tage nach dem Unfall auf dem linken Auge total blind; 
ausserdem acquirirte er eine complete Abducenslähmung des anderen Auges. 
Das ophthalmoscopische Bild zeigt schliesslich eine Sehnervenatrophie und 
ähnelte einer Embolie. 


2) On the use of large probes in the treatment of lacrymal ob- 
struction, by Simeon Snell. 

S. ist dem Beispiele Theobald’s gefolgt und verwendet ebenfalls mit 
Erfolg und ohne jeden Nachtheil für die Saugkraft des Thrinenapperats die 
dicksten Sonden. Die dünnsten betragen 1,25— 1,5 mmn, die dicksten gehen 
bis 4 mm. Nur sehr wenige Fälle blieben ungeheilt, die meisten fuhren viel 
besser als zu jener Zeit, wo er die dünnen Sonden verwendete. 


3) The removal of powder grains from the cornea and skin by the 
galvano-eautery, by Edw. Jackson. 
Es folgen noch Referate, u. A. über die operative Beseitigung der Myopie. 
Peltesohn. 








-— 461 — 


Mai. 
1) Short notes of & case of natural cure of pterygium, by Kenneth 

Scott, Cairo. 

S. sah bei einer Kranken eine centrale Hornhautdelle, gánzlich klar und 
durchsichtig, mitten in einem, in ihrer nächsten Umgebung nur noch in Spuren 
bemerkbaren, aber nach dem Hornhautrande zu noch unverkennbaren Pterygium 
und schliesst aus der Angabe der Pat, dass sie in den letzten 10 Jahren zu- 
nehmend schlechter gesehen habe, bis nach dem Einsetzen einer sehr schmerz- 
haften Entzündung das Sehvermógen seinen alten Stand wiedergewann, dass hier 
eine natürliche Heilung des Pterygiums vorliege.(?) Der Ulcerationsprocess in 
der Hornhaut habe das Gewebe des Flügelfells zerstórt und die Hornhaut selber 
nur oberflächlich betroffen. Eine Operation war an dem Auge niemals versucht 
worden. 


Es folgen Referate und ein Gesellschaftsbericht. Peltesolin. 


Juni. 
1 Which canaliculus to slit in probing the nasal duct, by J. B. Story, 
M. D. 

Verf. macht auf die schon von Weber und Arlt hervorgehobenen Vorzüge 
der Schlitzung des oberen Tliränenröhrchens gegenüber der des unteren auf- 
merksam, veranlasst durch den Umstand, dass mehrere neuere Lehrbücher darüber 
nichts enthalten, oder sogar die des unteren empfehlen. | 
2) An operation for the advancement ofa rectus muscle, by Freeland 

Fergus, M.D. 

Verf. wendet seit einer Reihe von Jahren folgende Methode zur Vorlagerung 
mit bestem Erfolge an; sie soll geringere Faltung der Conjunctiva und weniger 
entziindliche Reaction im Gefolge haben. Entsprechend dem unteren und oberen 
Rand des Muskels werden zwei horizontale, ziemlich parallele Schnitte durch 
die Conjunctiva gemacht vom Cornealrande bis zum Lidwinkel hin, ein Schiel- 
haken befreit den Muskel von all seinen Verwachsungen; zwei Nähte werden 
durch den so gebildeten Lappen von Conjunctiva und Muskel hindurchgeführt, 
eine oben, eine unten, ziemlich nahe dem Lidwinkel und jede für sich geknotet; 
der Muskel wird unmittelbar vor diesen Knoten durchschnitten und von dem 
Lappen so viel als nothwendig zwischen dieser Durchschneidungsstelle und der 
Cornea abgeschnitten, nur eine kleine Sehneninsertion übrig gelassen, hierauf 
durch letztere beide Nähte hindurchgeführt, eine oben, eine unten, beide unter 
der Conjunctiva weitergeführt und entsprechend den Enden des verticalen Horn- 
hautdurchmessers oben, bezw. unten ausgestochen und dann geknotet, jede für 
sich. Die Nachbehandlung ist die gewöhnliche; die Nähte sollen nicht zu früh 
entfernt werden, deshalb auch aus Seide bestehen. 


3) Referate, darunter u. A. 
a) Observations and experiments on the pathologie of Graves' 
disease, by Walter Edmunds (London). (Patholog. Society. 1895. 21. Mai.) 
Von 20 Hunden, die nach Entfernung der Schilddrüse die Substanz dieser 
Drüse per os oder subcutan erhielten, konnten nur zwei erhalten werden; bei 
einigen wurde der Exitus etwas verzögert und die Paroxysmen von Dyspnoé 
etwas hinausgeschoben. Unter 8 so behandelten Affen konnte keiner gerettet 


— 402 — 


werden. 2g Cocain. muriat. subcutan injicirt bewirkten bei Affen Tod unter 
Convulsionen und Athmungsstillstand. Dosen von !/,g bewirkten Schläfrigkeit, 
Unfähigkeit zu stehen, Pupillenerweiterung, merklichen Exophthalmus und Er- 
weiterung der Lidspalte; vorherige Durchschneidung des Halstheiles des Syın- 
pathicus verhinderte fast völlig den Exophthalmus. Ob die Basedow’sche Krank- 
heit primär verursacht sei durch Vergrösserung und Ernährungsstörung der 
Schilddrüse und dadurch bedingte Vergiftung des Körpers, wofür die durch 
Cocain hervorgerufenen ähnlichen Erscheinungen zu sprechen scheinen, oder 
durch Funetionsstórung einiger Abschnitte des Centralnervensystems und dadurch 
bedingte Reizung des Sympathicus, wofür wieder verschiedene klinische Beob- 
achtungen zu sprechen scheinen, lässt Verf. unentschieden. 
- b) Notes of two cases of acromegaly, by W. B. Ransom (Notting- 
ham). (Brit. med. Journ. 1895. 8. Juni.) 

Zwei typische Fälle von Acromegalie mit der interessanten Besonderheit 
biteinporaler Hemianopie, welch letztere wahrscheinlich durch Compression des 
Chiasma durch die gewucherte Zirbeldrüse entstanden ist. 


Juli. 
1) A case of binasal hemianopia, by Henry Eales. 

Der 75jährige, früher gesunde Pat. sieht seit ca. 18 Monaten schlechter, 
besonders R, im Anschluss an eine Nagelbett-Eiterung des r. Daumens (mit 
Schwellung der Achseldrüsen), welche zum Verlust der Phalanx geführt hatte. 
Die Functionsprüfung ergiebt das seltene Resultat binasaler Hemianopie, nahezu 
mit der Mittellinie abschneidend; doch sind beide Gesichtsfeldhälften sehr ein- 
geschränkt, R>L; O: chronische Neuritis optica. Verf. nimmt eine bilaterale 
Entzündung der Optici an vorwärts des Chiasma, letzteres jedoch zu beiden 
Seiten noch symmetrisch stark ergreifend, über deren Ursache sich jedoch bei 
dem im Allgemeinen gesunden Pat. nichts Gewisses sagen lässt. Unter Jodkali 
keine Besserung. 








2) Note upon a condition of the pupil following extraction of cata- 
ract, by T.B. Schneideman, M.D. (Philadelphia). 

Verf. beobachtete bei einer grossen Zahl Staroperirter, dass der obere Theil 
der Pupille meist frei ist von Star- oder Kapselresten und bringt dies mit der 
Art der gewöhnlichen, im oberen Theil erfolgenden Eröffnung der Kapsel und 
Entfernung der Linse nach oben hin in ursächlichen Zusammenhang. Deshalb 
empfiehlt er, um einen zum Sehen besser verwerthbaren, centralen, Theil der 
Pupille klar zu bekommen, die Cystotomie etwas unterhalb der Pupillenmitte 
mittelst einer horizontalen Incision zu vollführen, und den oberen Lappen dann 
nicht durch das Cystotom, sondern durch ein Graefe'sches oder Knapp ’'sches 
Messer von unten nach oben zu spalten. Seine Erfahrung darüber ist jedoch 
noch gering. In neun so behandelten Fällen war keine Nachstaroperation mehr 
nöthig. 


3) Referate, darunter u. A. 

a) Hereditary nystagmus, by Andeoud (Geneva) (Annales d'Ocu- 
listique. 1895. Juni.) | 

10jihr., sonst gesundes, intelligentes Mädchen mit Nystagmus rotatorius, 
nicht rhythmisch, während ‚des Schlafes aufhörend, zeitweise unterdrückbar. 
O: beide Papillen theilweise abgeblasst, wahrscheinlich in Folge von Neuritis. 


— 403 — 


S bds. — !/,. Gelegentlich Tremor der Hände und Füsse. Interessant ist die 
Anamnese; das Augenzittern begann schon in frühester Kindheit; durch drei 
Generationen mütterlicherseits sind oder waren im Ganzen sechs gleiche Fälle 
zu beachten, die theils noch mit Hydrocephalus, Neurasthenie, Alkoholismus und 
Epilepsie vergesellschaftet waren. Auch väterlicherseits starke erbliche Be- 
lastung, besonders durch Alkoholismus, sowie Geisteskrankheit. 

b) A second attack of papillitis occurring in a case of post- 
neuritic atrophy of the optic nerves, by G. E. de Schweinitz and 
A.G. Thomson (Philadelphia). (Arch. f. Ophtalm. XXIV. 2.) 

Neurotisch stark hereditär belasteter Pat. kommt wegen epileptischer An- 
fälle, die seit °/, Jahren bostehen. Keine Verletzung oder Infection vorher- 
gegangen. Das Auge zeigt gutes Verhalten. Nach weiteren °/, Jahren sind 
die Sehnerven leicht hyperämisch, oberer und unterer Rand verschleiert, Venen 
gefüllt, Lymphscheiden merklich infiltrirt; sonstige Verhältnisse normal. Ein 
Jahr später beiderseitige starke Neuritis mit frischen Blutungen; S bds. ??j,,. 
G.F. normal. Wegen Verdacht auf Gehirntumor wird in der Gegend des rechten 
motorischen Centrums trepanirt, ohne Erfolg. Die starke Sehnervenschwellung 
(+ 6D) nimmt allmählich ab; Veränderungen der Macula, ähnlich den albumi- 
nurischen, stellen sich ein, doch ist der Urin normal. Nach 9 Monaten typische 
postneuritische Atrophie, der Sehnerv R ist besonders temporal, der linke im 
Ganzen abgeblasst. S R= 7°/,,; L = Tun G.F. normal. Farbenperception 
gut. Nach einem weiteren Jahre ist Erblindung eingetreten unter starkem Kopf- 
schmerz und Erbrechen. Sehnerv bds. wieder stark geschwollen (+ 6D), von 
graulicher Farbe, Arterien eng, Venen gestaut mit weissen Rändern. Pupillen- 
starre. Macularveränderungen noch sichtbar; sonst ist die Retina gut. — Verf. 
erklären den seltenen Fall durch einen zeitweilisen Stillstand im Wachsthum 
der trotz negativen Befundes bei der Operation unterhalb des motorischen Cen- 
irums angenommenen Geschwulst. 


August. 
1) On erythropsia, by E. Fuchs, M. D. Prof. in Wien. 

S. Bericht über „The annual meeting of the British Med. Association" in 
London, Juli 1895 (Brit. med. Journ. 1895. 19. Oct), und 24. Versammlung 
der Ophthalmologischen Gesellschaft, Heidelberg 1895. 

2) The influence of the cerebrum and cerebellum on the eye move- 
ments, by J. S. Risien Russel, M. D. 
S. am gleichen Ort wie oben. 


3) Hereditary congenital nystagmus associated with head movements, 
by Angus M'Gillivray, M. B. 
S. am gleichen Ort wie oben. 


4) Referate, darunter u. A. 

A contribution to the study of oedematous neuritis of intra 
cranial origin, by Rochon-Duvigneaud (Paris). (Archives d'Ophtalmol. 
1895. Juli) 

Zwei Sectionsbefunde von Stauungspapille bei einem 20jähr. Mädchen und 
einem jungen Manne mit Grosshirn- bezw. Kleinhirn-Gliom. Ersterer Fall stellt 
mehr das pro-, letzterer das regressive Stadium dar; in beiden das Bild der 


— 464 — 


Neuritis, im ersteren stärkere Ausdehnung der Nervenscheide, von der Lamina 
cribrosa bis zum Foramen opticum hin abnehmend. Einzelheiten darüber sowie 
über die daran geknüpften Erwägungen sind im Original nachzusehen. Verf. 
weist sowohl die reine Stauungs- als auch die reine Entzündungstheorie zurück, 
nimmt vielmehr die Theorie von Parinaud an, der zu Folge eine Lymph- 
stagnation das Primäre ist, welch letztere dann wieder erst die Entzündung 
hervorruft. | 


September. 
1) Optometrie by the subjective method, by Dr. George J. Bull (Paris). 


2) Choroidal sarcoma in infancy, by John Griffith. 


3) The radical operative treatment of trichiasis, by Kenneth Scott 
(Cairo). 
S. Ref. über 1., 2. und 3. in dem Bericht über , The annual meeting of 
the British Med. Association", London, Juli 1895. 


— 


4) Referate, darunter u. A. 

a) Accommodation in the lensless eye, by A. E. Davis (New-York). 
(Manhattan eye and ear hospital reports. 1895. Jan.) 

Zwei weitere Fälle dieses merkwürdigen Zustandes, deren einer einen 
42jähr. Mann betrifft, der nach Entfernung der Cataract mit + 11,5 2°/,, und 
mit gleichem Glase Jäg. I von 8—22” liest, während der andere einen 13jähr. 
Jungen betrifft, der nach Entfernung beider Linsen R mit 4- 13 ?"/,,, liest 
(Kapseltrübung), dagegen L mit + 16,0 °°/,, und Jäg. I von 10—18”. Die 
genaueste Untersuchung, deren Einzelheiten im Original nachzusehen sind, ergab 
keine genügende Aufklärung nach einer der bestehenden Theorien. Und mit 
Verf.’s Erklärung, die betr. Patienten besässen die Geschicklichkeit, die Zer- 
streuungskreise auszulegen (s. die bedeutende Sehschärfe), ist auch nicht viel 
mehr als eine Umschreibung des Phänomens geliefert. 

b) Report on the value of objective tests for the determination 
of ametropia. (Journal of the American Medical Association. 1894. Sept.) 

Alle Mitglieder des Comités waren einig darüber, dass die subjective De. 
stimmung der Kefraction sehr wesentlich sei und eine wichtige Unterstützung 
der objectiven Methoden bilde. Vor letzteren besitze die Ophthalmoskopie den 
Vorzug, die Refraction der einzelnen Punkte des Augengrundes bestimmen zu 
lassen und überhaupt leicht anwendbar zu sein, dagegen ‘sei es oft schwer, die 
latente Hyperopie zu ermitteln. Die Ophthalmometrie lasse nur die durch die 
Hornhautkrimmung verursachte Refraction erkennen, sei zur Bestimmung des 
Astigmatismus und dessen Axe eine wichtige Unterstützung anderer Methoden 
und Zeitersparniss. Endlich die Skiaskopie sei eine sehr genaue und zuver- 
lässige Methode, nur wenn zwischen der Sehzone (Macula) und dem anderen 
Augengrunde erhebliche Refractionsdifferenzen bestünden, sei sie schwierig und 
ungenau, ähnlich bei engen Pupillen. 

October. 
1) Abnormal associated movements of the eyelids, by Walter W. 

Sinclair, M.B. (Ipswich). 

Verf. stellt zuerst 13 Fälle zusammen, grösstentheils aus der Literatur, 
zum Theil auch selbst beobachtete, von angeborener Lidsenkung, in welchen bei 


—- 465 — 


Abwärts- oder Seitwärtsbewegung des Unterkiefers Hebung des Lides erfolgte, 
sodann 13 der Art, bei welchen die Hebung nur bei Abwärtsbewegung, und 2, 
bei denen sie nur bei Seitwärtsbewegung des Unterkiefers eintrat, weiter 4 von 
associirter Bewegung des Ludes und Unterkiefers, ohne dass Ptosis vorhanden 
war, und endlich 4 Fälle von associirter Contraction des Levator palpebrae 
superioris und des Rectus internus, und knüpft daran einige Bemerkungen. 
Sodann theilt er als wichtigsten Theil seiner Arbeit, weil noch nichts der Art 
veröffentlicht worden sei, 5 Fälle mit von Parese oder Paralyse des einen Rectus 
externus, bei welchen Einwärtsbewegung des betr. Auges associirt ist mit Con- 
traction des Orbicularis oculi und Retraction des Augapfels. Sie betrafen Kinder 
von 4—10 Jahren; die Affection bestand meist schon mehrere Jahre, ohne dass 
eine bestimmte Ursache nachgewiesen werden konnte; in 3 Fallen war auch der 
Internus des betr. Auges geschwächt oder gelähmt n einem Falle bestand 
fortwährend Enophthalmus, in den anderen leichte Verengerung der Lidspalte, 
ohne dass jedoch die Weite der Lidapertur als solche geringer gewesen wäre 
als auf dem gesunden Auge. Da die Fälle sich in vielen Punkten gleichen, 
können wir uns darauf beschränken, nur einen derselben (Nr. 4) als Typus 
anzuführen. 10jähr., sonst gesundes Mädchen gesunder Eltern; seit dem vierten 
Jahre angeblich ist das l. Auge kleiner; keine Ursache anzugeben. Das l. Auge 
zeigt Enophthalmus, scheint jedoch voll entwickelt und ebenso gross als das r. 
zu sein. Bewegungen des r. nach allen Richtungen gut, des l. gut bis auf die 
Auswärtsbewegung über die Mittellinie hinaus (Abduconsparese). Wenn Pat. 
nach rechts sieht, wird die Lidspalte links viel enger, besonders beim Blick 
nach rechts unten; der Enophthalmus scheint sich nicht wesentlich zu ver- 
grössern (dagegen in anderen Fällen, wo vorher nur leichte Einziehung bestanden 
hatte, wird jedes Mal der Augapfel deutlich zurückgezogen). Keine Ptosis, 
Trigeminus, Facialis gut, ebenso Pupillenreaction. S bds.=®/,; O:n. Völlig 
dürften diese Fälle ebenso wie die oben erwähnten Associatiosbewegungen erst 
erklärt werden, wenn einmal genaue anatomische Untersuchung vorliegt. Zu 
den 3 Fällen mit gleichzeitiger Schwäche des Internus giebt Parker, gestützt 
auf Mendel's Hypothese, dass der den Frontalis und Orbicularis oculi ver- 
sorgende Facialistheil central aus dem Oculomotoriuskern innervirt würde, die 
Erklärung, dass beim Blick nach innen in Folge der Schwäche des Internus 
eine stärkere Anspannung auch der anderen Theile des Oculomotorius und da- 
durch eben Verkleinerung der Lidspalte erfolge. Doch lässt diese Theorie die 
anderen Fälle, wo bestimmt keine Internusparese vorhanden war, unberücksich- 
tigt. Verf. gesteht zu, hierfür keine Erklärung zu wissen. 


2) Angio-neurotic oedema of the ocular conjunctiva, by G. Melville 

Black, M.D. 

32jähr., bis dahin gesunder Kellner zeigt seit 12 Stunden, nachdem vorher 
leichte Reizung vorhanden gewesen, starke Schwellung und Röthung der Lider 
beiderseits, dazwischen drüngt sich eine Falte der gelblichen, stark chemotischen 
Conjunctiva vor; die Cornea gut; Lichtscheu und Schmerz, sonst keine Ver- 
änderung an den Augen; eingeleitet wurde die Schwellung von starken Schmerzen 
in den Augen, längs des Nervus supraorbitalis, im Hinterkopf, an den Schultern 
und in der Regio lumbalis. Urin hochgestellt, reich an Uraten und Phosphaten, 
frei von Eiweiss und Zucker; abgesehen von leichten Magenbeschwerden (Auf- 
stossen) und Verstopfung keine Veránderung sonst zu finden, ebenso wenig eino 
Ursache für die Erkrankung. Unter Eisumschlägen nach 3 Tazen völlige Heilung; 
Augenbintergrund normal. Verf. fand in der Literatur nur drei ähnliche Fälle. 

30 


— 406 — 


einer war nach Quecksilbervergiftung, einer nach 1 Gran Chinin und einer ohne 
Ursache ähnlich dem mitgetheilten entstanden; bei letzterem zeigten kleine 
excidirte Stückchen der Conjunctiva starke Ansammlung von Lymphzellen. Die 
Lehrbücher enthalten im Allgemeinen wenig über das angio-neurotische Oedem 
(Verf. führt Arbeiten von Allen, Crocker, Quinke, Strubing, Hartzell 
an); da dieses vorzugsweise im Gesicht sitzt, und auch die Schleimhäute nicht 
verschont, steht Verf. nicht an, den beobachteten Fall als hierher gehörig zu 
betrachten, 


3) Referate. 


November. 
Enthält nur Referate aus Zeitschriften, die an anderer Stelle dieses 
C.-Bl. besprochen werden. Neuburger. 
December. 
1) The operative treatment of entropion and trichiasis, by John B. 


Story. 

St. erinnert anlässlich der Kenneth Scott’schen Publication im September- 
heft an sein schon 1885 beschriebenes und seitdem in etwa 400 Fällen bewährtes 
Verfahren gegen Entropium und Trichiasis. Dasselbe, ein Ableger der Methode 
van Milliugen's(?), besteht in der Spaltung des Lidrandes in der bekannten 
Weise und Einpflanzung von Lippenschleimhaut. Es gehórt also zu derjenigen 
Gruppe von Operationen, bei welchen kein Substanzverlust am Lid gesetzt wird 
und keine Deformität zur Folge hat. Nach St. stirbt der eingepflanzte Schleim- 
hautlappen niemals ab, wenn er nur ordentlich eingenäht worden ist. 


2) Carcinoma involving iris and ciliary body, by William Robertson. 


Das Präparat, von einer 75jährigen Patientin stammend, ist von extremer 
Seltenheit, insofern es sich um ein primäres Carcinom handelt, welches von der 
Iris seinen Ausgangspunkt genommen und später erst den Ciliarkörper ergriffen 
hatte. Eine ausführliche Beschreibung des Präparats ist von Dr. Buchanan 
geliefert. 


Es folgen Referate und Gesellschaftsberichte. Peltesohn. 


VII. The American Journal of Ophthalmology. 1895. Juni. 
1) Congenital fistulae of the lachrymal sac, by Dunbar Roy. 

Verf. veröffentlicht einen jener seltenen Fälle von angeborener doppelseitig- 
symmetrischer Capillarfistel des Thränensackes. Er betraf ein farbiges Mädchen 
von 14 Jahren, das seit der Geburt eine feine, tropfenförmige Absonderung 
klarer Thränen gezeigt hatte, ohne je ein Krankheitssymptom gehabt zu haben. 
Bowman’s Sonde Nr. 1 konnte mit Mühe die Oeffnung passiren. 


2) A contribution to the experiences in removing the lens in high- 
grade myopia, by Adolf Alt. 
Zu dem Capitel der operativen Beseitigung hochgradiger Myopie liefert 
A. einen interessanten Beitrag. Bei einem 17jähr. Myopen mit leichter Dis- 
location beider Linsen nach unten und ausgedehnten Aderhautveränderungen 
entschloss er sich, als die Linsensenkung einen gefahrdruhenden Verlauf nahm, 


gehs 


— 401 —- 


überdies von dem zu jeglicher Arbeit untauglichen Pat. gedrängt, die Discission 
zu machen. Der Erfolg war auf dem einen Auge ein vollständiger; die Myopie 
von 20D war in Emmetropie übergegangen, die Sehschärfe von !?/,,, auf ??/,, 
gestiegen. Der Erfolg dauert unverändert schon 3 Jahre an. Dagegen zeigte 
sich auf dem zweiten, in ganz gleicher Weise operirten und ebenfalls reactionslos 
heilenden Auge, nachdem die Medien durchsichtig geworden, eine Netzhaut- 
ablösung in der äusseren Hälfte, die vorher nicht bestanden hatte. Die An- 
wesenheit von Chorioidalveränderungen an sich kann also, so bedenklich sie 
machen muss, als eine Contraindication nicht angesehen. werden. Verf. ver- 
muthet, dass eine Aderhauterkrankung, die lediglich durch die Dehnung des 
Bulbus verursacht ist, in dieser Hinsicht gefährlich sein kann, dagegen solche, 
die mit adhäsiver Entzündung einhergeht, eher gegen eine Netzhautabhebung 
schützt. So erklärt er sich in seinem Falle die Bu) verschiedene Wirkung 
der Operation auf beiden Augen. 





M 


3) Paresis of the oculomotor nerve in combination with acute pneu- 
monia, by Adolf Alt. 

Die Beziehungen zwischen Pneumonie und Augenmuskellähmung, wie sie 
Westhoff in unserer Februarnummer beleuchtet hat, illustrirt in anderer Art ein 
Fall von Oculomotoriuslähmung, wie ihn A. bei einer 36jähr. Pat. beobachtet 
hat. Seine Kranke wurde im Verlaufe der Lähmung von einer acuten Pneu- 
monie befallen und während der Reconvalescenz von der Lähmung wiederher- 
gestellt. Auch Baumgarten in St. Louis sah einen Strabismus convergens 
während einer Pneumonie schwinden. 


Es folgen Gesellschaftsberichte und Ausziige. 


August. 
A case of primary carcinoma of the sphenoidal sinus, by Dr. Dom- 
browski. 

D. beschreibt einen Fall von primàrem papillàren Carcinom des Sinus sphe- 
noidalis bei einer 50jàhr. Frau. Die Diaguose konnte intra vitam gestellt 
werden, doch wurde die Section zur Bestätigung bezüglich des genauen Ursprungs 
der Geschwulst leider nicht gestattet. Die Literatur dieser Primärgeschwülste 
des Sphenoidalsinus, zumal des Carcinoms, ist sehr spärlich, Berger und 
‚Tyrman erwähnen nur zwei Publicationen von Albert und Behring-Wicher- 
kiewicz, und sonst kommen nur Polypen, Osteome und Exostosen in wenigen 
Fällen in Betracht. Das Symptomenbild dieser Sinusgeschwulst bestand zuerst 
nur in Kopfschmerzen, später Druckerscheinungen am Sehnervenstamm in der 
Sella turcica, Exophthalmus, Amblyopie, Gesichtsfeldbeschränkung, Atrophie, erst 
auf dem einen, zuletzt auf dem anderen Auge; Erscheinungen von Seiten der 
Nasenhóhle und schliesslich Cerebralsymptomen. Ueber den Ausgangspunkt der 
Geschwulst, welche zwischen der hinteren Partie der mittleren Nasenmuschel 
und der Nasenscheidenwand sich herausdrängte, konnte kein Zweifel bestehen. 
'Die einzige andere Möglichkeit war, dass, wie es in seltenen Fällen vorkommt, 
der Sinus ethmoidalis so weit nach rückwärts reichte, dass der Sinus sphenoidalis 
unter der Sella turcica lag, eine abnorme Situation, die Berger-Tyrman in 
ihrer Zusammenstellung auch erwähnen. In diesem Falle würde der primäre 
Sitz im Ethmoidalsinus zu suchen gewesen sein. Der anfangs latente Verlauf 
dieser Fälle ermalınt zur Vorsicht, in scheinbar unerklärlichen Beobachtungen 

30 * 


— 468 — 


von beginnender Sehnervenatrophie auch an diese Ursache zu denken. Verf. 
glaubt bei recht frühzeitiger Diagnose durch energisches operatives Vorgehen 
von der Stirn aus unter Umständen helfen zu können. 


Es folgen Gesellschaftsberichte und Auszüge. 


September. 
Neuritis optica descendens consequent upon nasal treatment, by 
Adolf Alt. 

Während die durch Galvanocausis der Nasenschleimhaut hervorgerufenen 
Sehstérungen, wie sie seit Ziem und Berger bekannt geworden sind, in der 
Revel eine Retlexamblyopie mit Gesichtsfeldeinengung oder Sehstorungen in Folge 
Hyperämie des Bulbus und insbesondere des Ciliarkörpers zu sein scheinen, hat 
Verf. bei einem 38jähr., luetisch inficirten Mann eine echte Neuritis optica mit 
späterer Abblassung der Papille unmittelbar und einzig in Folge wiederholter 
Cauterisation in der Nase auftreten sehen. Mit dem Cessiren der Galvanocausis 
besserte sich das Auge wieder allmählich von unbestimmter Lichtscheinperception 
auf Fingerzühlen und besonders schnell nach Strychnin-Injectionen, so dass es 
nach 18 Tagen wieder eine S = ?"/,, hatte. Die Syphilis in diesem Falle 
konnte nach A. keineswegs als Ursache, höchstens als begünstigendes Moment 
angesehen werden. 


Es folzen Auszüge. Peltesohn. 


October. 
1) Dermoid tumors of the conjunctiva, by Dr. S. C. Ayres (Cincinnati). 
Beschreibung dreier Fälle dieser verhältnissmässig seltenen Affection, ohne 
weitere Besonderheiten. 


2) Referate. 

Hysterical amblyopia and amaurosis. Report of five cases 
treated by hypnotism, by J. Arthur Booth, M. D. (Read before the 
Americ. Neurolog. Assoc., Boston 1895, 5. Juni.) 

Vier weibliche und ein männlicher Patient, welche theils beiderseits mehr 
oder weniver herabgesetzte Sehschärfe mit bedeutender Gesichtsfeldbeschränkung 
hatten, ohne jedoch bei freiem Umhergehen irgendwie anzustossen, theils nur 
auf einem Auge Sehstórung meist in Form völliger Erblindung zeigten. Die 
Diagnose wurde gesichert durch den Mangel irgend welcher sichtbaren Ver- 
änderungen am Auge, andererseits durch das Vorhandensein vieler anderer Zeichen 
von Hysterie. Endlich bewies auch der Erfolg der Behandlung den hysterischen 
Ursprung, indem durch mehrere hypnotische Sitzungen mit einer Ausnahme alle 
Fälle vollständig geheilt wurden. 

3) Nachruf auf den am 13. Juni 1895 in Boston verstorbenen Ophthalmoluogen 
Henry W. Williams. 
November. 
Lymphangioma cavernosum of the orbit, with an original case, by 
Dr. S. C. Ayres (Cincinnati). 

H3jihr., sonst gesunder Mann kommt mit deutlichem Exophthalmus R, der 

sich seit 3 Jahren entwickelt hat. Es besteht Neuritis optica, S ist gesunken 


— 409 — 


auf Fingerzählen in 3°; die Beweglichkeit des Auges war unverringert. Es 
konnte keine Geschwulst gefühlt werden, doch wurde eine solche in der Spitze 
der Orbita angenommen. Pat. kam erst nach 6 Monaten wieder mit stärkerem 
Exophthalmus, das Auge stand um 8 mm gegenüber dem ]. vor, Neuritis optica, 
beschränkter Beweglichkeit des Auges, starken Kopfschmerzen und verringerter 
Intelligenz. Auch jetzt konnte die Geschwulst noch nicht gefühlt werden. Bei 
der Operation konnte der Augapfel nicht erhalten bleiben, da die vom Muskel- 
trichter ausgegangene elastische Geschwulst den Wänden der Orbita eng anlag; 
sie war 35 mm lang, 22mm am äusseren und 13 mm am inneren Ende dick. 
Die mikroskopische Untersucbung zeigte viele Lymphzellen, grosse und kleine, 
viele Hohlräume, grösstentheils mit Endothel ausgekleidet und gleichfalls Lymph- 
zellen enthaltend, keine Blutgefässe, keine Drüsenformation, ergab also die 
Diagnose: Lymphangioma cavernosum. Verf. fand in der Literatur bisher nur 
drei solche Fälle, einen von Förster und von Wiesner, beide in Graefe's 
Archiv, und einen von Dunn. Er bespricht dann die verschiedenen Theorien 
über die Entwickelung der Lymphangiome überhaupt. 


Es folgen Referate. Neuburger. 


Decenber. 
A congenital tumor consisting chiefly of muscular and nerve-tissue, 
-by Adolf Alt. 

In Graefe's Archiv, Bd. XXXII, beschreibt Wiesner das Vorkommen von 
Muskelgeschwülsten in der Orbita. Im Gegensatz zu seinem Falle, wo die 
Muskelfasern glatt waren und embryonalen Typus zeigten, beobachtete A. bei 
einem 11jähr. Knaben eine aus einem voll entwickelten gestreiften Muskel- und 
Nervengewebe zusammengesetzte Geschwulst, welche unter der Mitte des oberen 
Orbitalrandes aus der Augenhöhle hervorwuchs, knorpelhart und mit dem Pe- 
riost sehr fest verwachsen war, auf Druck schmerzte und als periostales Sarcom 
diagnosticirt wurde. Die oberflächlichen Schichten bestanden fast nur aus ge- 
streiften Muskelfasern, welche in losem Bindegewebe mit ziemlich viel Fett- 
gewebe eingelagert war; weiter in der Tiefe machten dieselben dem Nerven- 
gewebe Platz, welches in sich vielfach kreuzenden Bündeln zusammenliegende 
Fasern enthielt. Mit Wiesner führt A. den Ursprung dieser sonderbaren Ge- 
schwulst auf Ueberreste eines während der Entwickelung verlagerten einbryonalen 
Gewebes zurück. 


Es folgen Gesellschaftsberichte und Auszüge. Peltesohn. 


VIII. New York Eye and Ear Infirmary Reports. Vol. III. Part. I. 1895. 
1) A contribution tho the patology of embolism of the central artery 

of the retina, by Wilbur DB. Marple, M. D. 

56jährige Frau, seit zwei Tagen links erblindet, zeigt das typische Bild 
der Embolie der Arteria centralis Retinae. Erst nach 7 Wochen kam sie wieder, 
sie hatte inzwischen an Gelenkrheumatismus gelitten, mit sehr schmerzhaftem 
Glaucom; der Bulbus wurde enucleirt, unter Cocain, da ernsthafte Herzaffeetion 
Chloroform und der Zustand ihrer Nieren Aether nicht räthlich erscheinen 
liessen. Der gehärtete und gefärbte Bulbus zeigte in Meridionalschnitten, die 
durch das mitentfernte 2!/, mm lange Sehnervenstück gingen, unmittelbar 
(t/o mm) hinter der Lamina cribosa an einer Stelle, wo die Centralarterie fast 
unter rechtem Winkel abbiegend zur Papille heraufstieg, den !/, mm langen, 


- 410 - 


]/, mm dicken, hyalinen Embolus, gerade an der Biegungsstelle war das Gefäss- 
]umen sehr verengt. Vor und hinter dem Embolus befinden sich rothe Blut- 
kórperchen im Gefáss, dessen Intima hypertrophisch ist und betráchtliche Kern- 
vermehrung zeigt. Die Vene zeigt viel geringeres Kaliber als die Arterie, und 
enthält nur ganz wenig Blutkörperchen. Die Papille, 1,5 mm im Durchmesser, 
ist kaum ausgehöhlt, zeigt beträchtliche Kernvermehrung. Der Sehnerv zeigt 
starke Neuritis interstitialis und Neurovaginitis, mit Weigerts Haematoxylin 
gefärbt, völlige Atrophie der Nervenfasern; abgesehen von der Verdickung der 
Wand der Centralarterie in Folge der schon angegebenen Intima-Hypertrophie 
zeigen sich nirgends Gefässveränderungen. Das Gefässlumen wird durch den 
Embolus so ziemlich, aber nicht ganz vollständig ausgefüllt; dieser ist stellen- 
weise in beginnender Organisation. Die Retina zeigt keine Veränderungen im 
Pigmentepithel, wie sie Elschnig beschrieben; Stäbchen und Zapfen scheinen 
auch normal; die Hauptveränderungen betreffen die inneren Schichten; die 
Ganglienzellen sind verschwunden, nur wenig Kerne sind noch da; die Nerven- 
faserschicht zeigt nur noch nahe der Papille Fasern, ist an andern Stellen stark 
mit Zellen infiltrirt; dort ist auch die Netzhaut merklich ödematös. Die Iris 
ist atrophisch, der Iriswinkel verschlossen, wie bei Glaucom. — Derartige 
Sectionsbefunde von Embolie der Centralarterie existiren bisher nur 14, welche 
Verf. alle in ihren Hauptzügen kurz anführt. Bei allen ist ein Herzleiden die 
Ursache; der Embolus wurde nur in 11 Fällen gefunden, und 8mal war er 
wie hier gerade hinter der Lamina cribrosa. 5mal war das rechte, 9mal das 
linke Auge befallen; 7 Frauen, 6 Männer. Das Alter war einmal 30, 33, 
zweimal 45, in den übrigen Füllen über 50 Jahre. Nur in 3 Fällen (v. Gräfe, 
Manz u. Verf.) wurde der Embolus durch Längsschnitte seiner ganzen Aus- 
dehnung nach klargelegt. Die Retinalveränderungen beschränken sich fast 
durchweg auf die inneren Lagen, wie auch durch anderweitige Untersuchungen 
die baldige Necrose von Ganglienzellen, die ihrer Blutversorgung beraubt sind, 
festgestellt wurde. Der Sehnerv war völlig atrophisch; als directe Ursache ist 
wohl nicht so sehr die Embolie, als vielmehr die, wie auch hier, sich an- 
schliessenden entzündlichen Veränderungen anzusehen. Das häufige Nachfolgen 
von Drucksteigerung (in 30°/,) spricht für die Abhängigkeit der letzteren von 
Circulationsstérungen. Wichtig für die Beurteilung ist auch der Umstand, dass 
das oben beschrieben Auge durch Operation, nicht durch Section, gewonnen 
wurde, nachdem die Drucksteizerung auch noch nicht lange bestanden, so dass 
sowohl postmortale als auch secundäre Veränderungen nicht vorhanden waren. 


2) Case of pseudo-membrane of the conjunctiva, by Dr. Richard 

H. Derby. 

7jähriges sonst gesundes Mädchen kommt mit Entzündung links, die an- 
geblich schon einen Monat bestehen soll; in der Familie oder Nachbarschaft 
keine Diphtherie; eine Haut hätte sich angeblich unter dem Ober- und Unterlid 
gebildet, die sich manchmal abgestossen wie ein Abguss des Auges. Die Untor- 
suchung zeigte eine feste fibrinöse Membran auf jedem Lid, leicht abzichbar 
bis auf die Uebergangsfalten, wo sie fest anhängt an einem Granulationsgewebe; 
die Bindehaut darunter war ganz glatt. Nach Cantholysis wurde die Membran 
entfernt, die Uebergangsfalten mit Höllenstein energisch getupft; ein centrales, 
eut vascularisirtes Hornhautgeschwür bestand schon; nach 24 Stunden hatte 
sich die Membran wiedergebildet: abermalige Entfernung und Tuschirung der 
Uebergangsfalten; mehrmalige Wiederholunr; Entlassung nach 3 Wochen mit 
leichter centraler Hornhauttrübung. Eine Woche später wieder Membranbildung 


— 471 — 


am ÖOberlid; jetzt tägliche Entfernung derselben und Jodoformeinsträuung auf 
die Uebergangsfalten; einen Monat später Entlassung, nachdem sich längere Zeit 
keine Membran mehr gebildet. 5 Jahre später kommt Pat. wieder mit Abscess 
des rechten Unterlides mit abermaliger Membranbildung, jetzt R., an beiden 
Lidern; die Membran lässt sich leicht entfernen, die Bindehaut darunter granu- 
lirend und leicht blutend; nach 5 Tagen Infiltration der ganzen Hornhautperi- 
pherie, Centrum klar; die Membranbildung findet immer wieder von Neuem statt; 
Abscess im der Gegend des 'Thränensackes; leichte Temperatursteigerung und 
Appetitlosigkeit; der Abscoss wird geöffnet. Pat. blieb noch 6 Wochen in Be- 
handlung mit geringer Veränderung, die Membran bildet sich immer noch, aber 
seltener und ist leichter zu entfernen. Die Hornhaut freilich war ganz staphylo- 
matös geworden, und das Auge wird enucleirt. — Ein Stück der Membran be- 
wirkt in der Vorderkammer eines weissen Kaninchens plastische Ausscheidung 
und Irishyperämie; doch bald trat Besserung ein, die Membran wird auch resorbirt. 
Zwei kleine Stückchen Abscessmembran bewirken in der Vorderkammer eiues 
schwarzen Kaninchens keine wesentlichen Veränderungen und werden resorbirt. 
Auf Nähr-Agar und Glycerin entwickeln sich von der Pseudomembran kleine 
Colonien kurzer Bacillen, nichts Charakteristisches bietend für Löffler'sche 
Bacillen; aus der Abscessmembran entwickeln sich Strepto- und Staphylokokken; 
eine Emulsion Streptokokken bewirkte bei einem Kaninchen, in die Vorderkamuer 
gebracht, Panophthalmie. Die bakteriologische Untersuchung gab also keinen 
Anhaltspunkt für die Ursache der Membran, welche sich als Fibrinmasse mit 
einzelnen rothen und weissen Blutkörperchen und Epithelzellen darstellte Für 
die Zerstörung des Auges sind wohl die Streptokokken verantwortlich zu machen. 


3) A case of empyema of the ethmoidal cells. Operation from the 
orbit, speedy recovery, by Dr. Gruening. 

Während die rhinologische Literatur ein häufiges Vorkommen von Er- 
krankungen der Ethmoidalzellen verzeichnet, ist gleichzeitige Betheiligung der 
Orbita relativ selten; diese seltenen Fälle sind dafür um so schwerer. Doch 
geben gerade diese von der Orbita her operirten Fälle ein so günstiges Resultat, 
dass Verf. vorschlägt, überhaupt alle Fälle von Ethmoidal-Erkrankungen von der 
Orbita her zu eröffnen, weil man so die erkrankten Stellen besser untersuchen 
und Krankhaftes leichter entfernen und endlich die Zellen durch Anlegung einer 
Gegenöffnung nach der Nase zu besser durchspülen könne. Der einzige Vor- 
wurf, das Entstehen einer Narbe im Gesicht, falle nicht ins Gewicht, zumal sie 
sich im Schatten der Nasenwurzel und des oberen Orbitalrandes befinde. Ein 
14jähriger Junge, der eine haselnussgrosse Geschwulst am inneren Orbitalrand 
hatte, hinter dem Ligamentum canthi internum, die, mit Eiter gefüllt, von den 
Ethmoidalzellen ihren Ursprung hatte, wurde durch diese Operationsmethude 
bald geheilt. 


4) The status of our knowledge of the aetiological factor in acute 
contagious conjunctivitis, by John E. Weeks, M.D. 

Nachdem Robert Koch 1883 und Haensell 1886 zuerst Mittheilung 
gemacht von dem Vorkommen eines kleinen Bacillus bei der acuten, mit starker 
schleimig-eitrigen Absonderung verbundenen Conjunctivitis, gelang es Verf. 1886, 
unabhängig von den erwähnten Beobachtern, den Bacillus zu entdecken, rein 
zu züchten und seine Infectiosität nachzuweisen. Vorliogende Arbeit soll den 
jetzigen Stand darlegen, nachdem Vert a Behauptungen inzwischen durch aus- 
führliche Arbeiten anderer Autoren (Kartulis, Morax, Cuenod) bestätigt 


-—- 4172 — 


worden smd. Die Kraukheit ist natürlich von dem acuten Trachom, der Blen- 
norrhoe und anderen specifischen Erkrankungen zu trennen; sie dauert 2—3 Wochen, 
ihre Prognose ist ;ut, Hornhautaffectionen selten, sie ist bei Erwachsenen 
schwerer als bei Kindern; das Secret ist sehr ansteckend, wie einige Versuche 
beweisen. Complicationen sind Phlyetänen, Pseudomembranen, Trachom, Ulcus 
corneae. Unter dem Mikroskop findet man im Secret und in Bindehautschnitten 
sehr zarte 1—2 u lange, 0,25 « dicke, leicht färbbare Bacillen, die sich nach 
Gram nicht färben. Ihre Züchtung ist sehr schwer; erst nach vielen Versuchen 
gelang es Vert, auf Beefpepton mit !/,9/, Agarzusatz bei 37° kleine, perlartig 
glänzende Colonien zu erzielen, die schon am 5. Tage wieder absterben, so dass 
die Abimpfung zwischen 2.— 4. Tag erfolgen muss. Verf. erhielt zuerst zwei 
Arten, die oben beschriebene und eine keulenförmige; letztere ist nicht pathogen; 
erstere dagegen erzielt im Conjunctivalsack typische acute Conjunctivitis, in derem 
reichlichen Secret sich wieder die gleichen Stäbchen zeigten. Die Einzelheiten, 
Literaturangaben, sowie photographische Abbildung s. im Original. 


6) A case of vaccinia blepharitis, by D. W. Hunter, M.D. 

3jäbriges Kind, nicht geimpft, wurde ca. 1 Woche vorher von einem ge- 
impften Kinde, das seinen eigenen Arm zerkratzt hatte, am rechten Aurenlide 
gekratzt; unter starker Lidschwellung und schleimig-eitriger Absonderung sind 
jetzt aw Unterlide typische Vaccinepusteln zu sehen, das Kind ist sehr unruhig, 
schläft schlecht, Schwellung der Präauriculardrüsen, Parotis und Submaxillaris, 
Vaselineinreibung, innerlich beruhigende Mitte. Nach 10 Tagen: Heilung mit 
Cilienverlust, Narbenbildung ohne Stellungsänderung des Ludes, 

6) Narrowing of the palpebral fissure in a case of recovering peri- 
pheral facial palsy, by F.G. Esson, M.D. 

Vor 18 Monaten durch Sturz vom Pferde auf die linke Schläfe linksseitige 
Facialislähmung: jetzt Verkleinerung der linken Lidspalte durch Secundärcon- 
tractur; auch andere, von Facialiszweigen versorgte Gesichtsmuskeln zeigen ähn- 
lichen Zustand. 





7) A geometrical system of opaque lines in the cornea: on undescribed 

sequela of interstitial keratitis, by Percy Fridenberg, M.D. 

30 jährige Patientin, seit 15 Jahren verheirathet, hatte 9 Kinder, von denen 
6 leben mit gutem Sehvermössen, kommt um sich ein Glas verschreiben zu lassen. 
Sie ist hochgradig kurzsichtig, die Sehschärfe wird durch Gläser wenig gebessert, 
äusserlich scheinen beide Augen sonst normal. Sie sieht vorzeitig gealtert aus, 
und die Anamnese ergiebt hereditäre Lues; sie hatte vor 13 Jahren Keratitis 
parenchymatosa; gleichzeitig wurde sie sehr schwerhörig in Folge einer Affection 
des inneren Ohres. Der Augengrund zeirt alto Chorioiditis disseminata und 
nach Pupillenerweiterung sieht man in der Hornhaut eigenthümliche, stark reflec- 
tirende, gerade verlanfende, theils parallele, theils unter verschiedenem Winkel 
sich schneidende Linien; wie erwähnt, ist mit blossem Auge in der Hornhaut 
keine Trübung zu sehen, während die beschriebene Figur so regelmässig wie 
eine mathematische sich darstellt. Verf. giebt die Hypothese, dass die Linien 
durch Ansammlung von Fettkügelchen in den cornealen Lymphráumen entstanden 
seien, durch vorzeitiges Altern der Patientin, analog der Bildung des Arcus 
senilis; da die frühere Entzündung der Circulation und Ernährung der Hornhaut 
gestört, so habe sieh diese Fettinfiltration über die Lymphcanále der Hornhaut 
ausgedehnt. — Während Verf. in der Ueberschrift mit grossen Worten von 


-- 418 — 


„einem unbeschriebenen Folgezustand der Keratitis interstitialis“ spricht, citirt 
er selbst im Verlauf seiner Abhandlung die bekannten Veróffentlichungen von 
Hirschberg über die in der Hornhaut nach parenchymatóser Keratitis zurück- 
bleibenden Gefásse mit Beifügung einer einschlügigen Zeichnung des letztgenannten 
Autors, in welcher dieser „einen eigenthümlichen geradlinig verlaufenden und 
verästelten Streifen“ beschreibt, „der wohl. eine stark brechende Flüssigkeit, 
aber nicht Blut enthält, da er bei Drehung des Spiegels (Wechsel des Einfalls- 
winkels) bald dunkel, bald hell erscheint“, Ueber diesen zum mindesten eigen- 
thümlichen Widerspruch in seiner Darstellung setzt sich Verf. leicht weg mit 
den Worten: „H. scheint dieser Figur nicht viel Aufmerksamkeit gezollt zu 
haben, und giebt keine Erklärung ihrer auffallend sonderbaren Form“. — 
Sapienti sat! [In Eulenburg's Real-Encycl. II. Aufl, Ophthalmoscopie, 1888, 


hat Hirschberg die Lymphspalten der Hornhaut beschrieben und abgebildet.] . 


—€——————Ó 


8) Tabulated report of forty cases of ophthalmia neonatorum, by 

H. A. Francisco, M.D. 

Jeder Fall wurde bacteriologisch untersucht, 30mal fanden sich Gonokokken, 
10 mal nicht, einigemal dafür die oben unter No. 4 von Weeks beschriebenen 
Bacillen der acuten catarrhalischen Conjunctivitis. Erstere brachen stets am 
oder vor dem 4. Tag aus, wurden also bei der Geburt inficirt; sámnmtliche 
schweren Fälle waren gonorrhoisch. So lange noch ein Tropfen Eiter da war, 
konnten auch Gonokokken gefunden werden. Die Durchschnittsdauer der gonor- 
rhoischen Fälle war 53, der nicht gonorrhoischen 36 Tage. Die Behandlung 
bestand im Allgemeinen in Eisumschlägen und Auswaschen mit Borsäure zu 
Hause und in tàglichem Aetzen mit Arg. nitr. in der Klinik (1—4°/,, je nach- 
dem). Die Erfolge zeigten auch hier wieder das schon anderweitig beobachtete 
Resultat, dass bei entsprechender, frihzeitiger Behandlung jeder Fall 
von Blenorrhoea neonatorum ohne jegliche Sehstórung zu hoilen ist; 
denn die schlecht auslaufenden Fälle (6?/,°/, der Augen in Staphylom, 5°/, 
schwere, 10?/, leichte Sehstörung) kamen sämmtlieh schon mit Hornhaut- 
geschwüren zur Klinik, nachdem sie auswärts gar nicht oder nicht entsprechend 
behandelt waren. Wie nothwendig andrerseits auch strenge gesetzliche Mass- 
pahmen sind, geht daraus hervor, dass, abgesehen von 1— 2 Fällen, die Hebammen 
die Mütter durch tröstliche Versicherung stets davon abhielten, rechtzeitig ärzt- 
liche Hülfe in Anspruch zu nehmen. Die nicht gonorrhoischen Fälle zeigten 
keine Hornhautaffection. 


9) Summary of cataract operations N.Y. Eye and Ear Infirmary, 
Oct. 1. 1893, to Oct. 1. 1894. Compiled by H. A. Francisco, M.D. 
House Surgeon. 

Die Einzelheiten der 124 Cataractoperationen sind im Original nachzusehen; 
sämmtliche wurden im Bett gemacht, fast alle unter Cocain, 75°;, waren ein- 
fache Extractionen, 21°/, mit Iridectomie, 6°/, Linearextractionen und Discisionen, 
Irisprolaps fand sich bei den einfachen Extractionen in 14*/,9/, (darunter waren 
mehrere Fälle, die das 75. Lebensjahr überschritten hatten), bei denen mit 
Iridectomie in 11!/,°/,. Die durchschnittliche Sehschärfe unmittelbar bei der 
Entlassung betrug ??/,,, die endgültige ?"/,.; unter den ersteren waren 211/,"/, 
mit S = os von diesen erheischte ein Theil Nachoperationen; 2°/, mit S= 0; 
unter den letzteren nur 6°’, mit S = «m 2"|, mit S= 0; dagegen auch 
8h) = "s: 


474. — 


10) Extraction of iron from the eye by means of a galvano-magnet, 
by Dr. George H. Cocks. 

24 Stunden nach der Verletzung; das keilförmige Eisenstück berührte mit 
seiner Basis noch die Hornhaut, während seine Spitze, durch die Pupille hin- 
durchgehend, in der Linse nach oben hin lag; die Iris war unverletzt. Bei der 
Frische des Falles versuchte man unter Cocain mittelst des grossen Magneten 
das noch in der Hornhautwunde innen liegende Stück durch diese wieder aus- 
zuziehen, vergebens; nur die in der Linse liegende Spitze senkte sich etwas. 
Pat. wurde sofort ätherisirt, direct unter der Wunde ein Einschnitt gemacht, 
Linsenmasse kam heraus, fast gleichzeitig auch der Splitter, der an einen während 
des Einschnittes möglichst nahe gehaltenen kleinen Elektromagneten hinflog. 
Gute Heilung; die Iris legte sich freilich an beide Hornhautwunden an. Auge 
schmerzlos; S = Lichtschein. Neuburger. 


IX. Wjestnik oftalmologii. 1895. Januar-Juni. 
1) Ueber Skiaskopie, von A. Schimanowsky. 


2) Ueber einige Methoden objectiver Refractionsbestimmung des 
Auges — Skiaskopie, Vasoskopie, Schmidt-Rimpler’s und Fick’s 
Methoden, von S. M. Segall. 

Auf Grundlage angestellter Experimente verwirft Segall Leroy's Theorie 
über die Art der Entstehung der Schatten im untersuchten Auge. Seine Ex- 
perimente sprechen dafür, dass die Erklárung Landolt-Parent's die richtige 
ist, d. h. dass der Schatten auf der Netzhaut des untersuchten Auges enstehe. 
Je geringer die Abweichung der Refraction des untersuchten Auges von nor- 
malem Brechzustande (Z), d. h. je geringer die vorhandene M oder H, um so 
schneller das Vorbeihuschen des Schattens. Je geringer die vorhandene M oder 
H, um so intensiver und schärfer begrenzt lassen sich die Schatten beobachten (?). 
Die von Schmidt-Rimpler wie Fick angegebenen Methoden sind nach Segall 
für die Praxis werthlos.(?) 


3) 200 Fülle ambulant ausgeführter Cataractextractionen, von F. P. 

Poljakow. 

In 11 Fällen nachträglicher Irisvorfall (extrahirt mit Iridectomie), Iritis 
und Iridochorioiditis in 12 Fällen. Hornhauteiterung in 7 Fällen. Panophthal- 
mitis entwickelte sich in 2 Fällen. Die Kranken quartiren sich nach Belieben 
in der Stadt (Twer) ein und werden meist schon am 9. Tage nach der Ope- 
ration nach Hause entlassen. Der erste Verbandwechsel erfolgt meist nach 
4 Tagen; danach stets nur das operirte Auge verbunden. Ueber die erzielte 
Sehschárfe werden keine Angaben gemacht. 


4) Ein Fall von acutem Glaucomanfall nach Cocaingebrauch, von 

P. Radswitzky. 

Am 25. Mai 1894 wurde der 50 a.n. Patient wegen Glaucoma chronic. 
simplex auf dem linken Auge iridectomirt. Am 26. Abends beim Verband- 
wechsel findet sich Alles befriedigend. Aus Versehen erhält Pat. in das operirte 
Auge 2 Tropfen einer 4procentigen Cocainlósung. Am 27. Morgens, nach sehr 
schleehter Nacht, wird typischer Glaucomanfall constatirt und das Auge wurde 
Bclerotomirt.(!) 


=: A = 


5) Ueber Formaldehyd, von P. N. Barabaschew. 

Eine Lösung von 1:2000 bis 1:4000 Formaldehyd (pharmaceutische Be- 
zeichnung ist Formalin) verursacht leichtes, schnell schwindendes Gefühl von 
Brennen im Conjunctivalsack und Thränenträufeln. Dabei tritt alsbald das Be- 
dürfniss häufig zu schnäuzen auf. Diese Lösungen empfiehlt er bei einfachen 
chronischen Reizzuständen der Bindehaut. Das Mittel soll Trachom gut beein- 
flussen (?). Acute Blennorrhoe der Bindehaut soll bei Gebrauch von Formaldehyd 
1:1000 schneller vergehen. Besonders gut soll das Formaldehyd jedoch in- 
fectiöse Hornhauterkrankungen beeinflussen (1:1000). Beim Gebrauch von 
Lösungen, die stärker sind als 1:2000, muss vorher cocainisirt werden. Alle 
Augentropfen empfiehlt er in Lösungen von 1:4000 Formalin anfertigen zu lassen. 


6) Ueber Conjunctivitis pseudomembranacea, von Z. Eliasberg. 

Es werden zwei Krankengeschichten mitgetheilt. Bacteriologische Unter- 
suchungen fehlen. Solange sich die häutigen Absonderungen zeigten, beizte er 
nicht, sondern massirte mit rother Quecksilbersalbe (!/,?/,). Beizungen folgten 
erst dann, nachdem die Conjunctiva anfing ,pus bonum et laudabile" abzuson- 
dern Beide Fälle gingen übrigens gut trotz gleichzeitig bestehender Horn- 
hautaffection. 


7) Zur Frage der operativen Behandlung des Xerophthalmus, von 
R. Rabinowitsch. 

Die Vernühung der Lidspalte bis auf eine kleine, !/,cm weite Oeffnung 
gegenüber der Hornhautmitte hat mehrfach gute Dienste geleistet. Auch R. 
sah in einem Falle Besserung, welche sofort schwand, als er auf Verlangen des 
Pat. die vernähte Lidspalte wiederum erweiterte. 

8) Bericht über die Augenerkrankungen, wie Operationen am Auge 
aus dem Nolinskischen Landschaftshospitale (Gouvern. Wjatka), 
sowie über die Behandlung einiger Augenkrankheiten mit sub- 
conjunctivalen Sublimatinjectionen, von A. Kortnew. 

Vom Januar 1893 bis Juli 1894: 2100 Pat. 215 Operationen; darunter 
46 Extractionen. Ueber die Resultate der Extractionen etc. fehlen Angaben. 
Die Sublimatinjectionen empfiehlt er besonders bei infectiösen eitrigen Hornhaut- 
erkrankungen. Folgen Krankengeschichten. 

9) Protokolle des Moskauer augenärztlichen Zirkels für das Jahr 1894. 

Es fanden neun Sitzungen statt. Vorgetragen und discutirt wurde über 
folgende Themata: Lojetschnikow: Ein Fall von Neuritis optica im Anschluss 
an Retinitis pigmentosa. Derselbe: Ueber die sog. „Follikel“ in der Augen- 
schleimhaut als einen normalen, physiologischen Befund. Adelheim stellte 
einen Patienten vor mit „prolongements anormaux de la lame criblée — d'aprés 
Masselon". Die Sehschärfe war normal. Pat. hatte sich vorgestellt, um eine 
Arbeitsbrille zu erhalten. Derselbe: Ein Fall von doppelseitiger Hemianopsia 
inferior. 

Golowin demonstrirte einen Pat. mit eigenthümlichen Veränderungen in 
der Gegend der Macula lutea beider Augen. Sehschärfe rechts Finger in 3m, 
links !/,.-. Entzündungserseheinungen fehlten vollkommen. 

Maklakow stellt eine Pat. vor mit angeborenem Colobom der Iris, Corp. 
ciliare, Chorioidea et retinae, während der gehemmte Sehnervenkopf eine sehr 
tiefe colobomartige Ectasie zeigt. 


a udo. = 


Ewetzki demonstrirt mikroskopische Präparate eines Pigmentsarcoms der 
Iris und Corp. ciliare. 

Krjukow machte eine Mittheilung „über subconjunctivale Sublimatinjec- 
tionen bei Chorioretinitis macularis myopica“. 3 Fälle, kein Resultat. 

Ewetzki: Ein Fall von bacillärer Panophthalmitis nach Cataractextraction. 
Am 5. Tage nach der Extraction wurde das Auge entfernt. Im Exsudat der 
vorderen Kammer wie im Glaskórper massenhaft Bacillen, ähnlich dem Bacillus 
salivarius septicus. Impfungen an Kaninchen verursachten eitrige Entzündungen. 
Derselbe Bacillus wurde auch im Eiter des Thränensackes gefunden. 

Krjukow stellt eine Frau vor mit Geschwulst am Corpus ciliare oc dextri. 
Die Diagnose lautete: wahrscheinlich Sarcom; jedoch ist ein Gumma nicht aus- 
zuschliessen. Mit der Enucleation sollte gewartet werden. 

Golowin demonstrirt einen Fall von Epicanthus und Blepharoptosis con- 
genita. Soll nach Panas operirt werden. 

Lojetschnikow demonstrirte einen Fall von Retinitis proliferans Manz. 

Radswitzki: Ein Fall von Glaucom in Folge von Cocaingebrauch — ver- 
öffentlicht und bereits referirt. 

Lojetschnikow zeigt den Apparat „Liseur a miroirs“ der Firma Larousse 
in Paris. Ersetzt die Lupe und ermöglicht das Lesen feiner Schrift. 

Fedorow: Ueber die Thätigkeit der Augenärzte, welche im Sommer 
1894 in den Kusznezkischen Kreis des Saratowschen Gouvernements geschickt 
worden. 

Sawitsch stellt einen jungen Soldaten vor mit Colobom der Aderhaut und 
des Sehnerven und geringem Mikrophthalmus dieses Auges. Sehschärfe: Finger 
in 1° und links = ??/,,. Wie hat der Mann eingestellt werden dürfen?! 

Lojetschnikow: Ein Fall von ausgebreitetem Colobom der Aderhaut an 
der Stelle der Macula lutea. 

R. Katz: Zur Diagnose der Sehnervnetzhautleiden bei bestehenden Trü- 
bungen der brechenden Medien. Aus der St. Petersburger Augenheilanstalt 
Hier soll die Functionsprüfung, insonderheit der „totale Lichtsinn“ Aufschluss 
geben. Katz untersuchte den totalen Lichtsinn 1. an normalen Augen, 2. an 
Augen mit Trübungen der brechenden Medien, 3. an Augen mit diagnosticirten 
Erkrankungen der Sehnerven und der Netzhaut. 

Tabellen bringen die Resultate. Es ergab sich, dass ein Auge mit Tra- 
bungen der Hornhaut oder Linse, oder mit Trübungen beider Theile, fast ebenso 
gut Licht empfindet, wie ein ganz klares Auge. Der Lichtsinn zeigt sich aber 
sogleich mehr oder weniger herabgesetzt, wenn Sehnerven- oder Netzhauterkran- 
kungen vorliegen. Einige im St. Petersburger Augenhospital klinisch beobachtete 
Fälle beweisen die Brauchbarkeit der Katz'schen Methode. Der Versuch wird 
folgendermaassen angestellt. Pat. wird in ein möglichst dunkles Zimmer gesetzt. 
Vor den Pat. in 1m Abstand stellt man eine gewöhnliche Stearinkerze. Das 
zu untersuchende Auge bleibt ungedeckt, das andere wird fest verbunden resp. 
ınit der Hand fest gegen Licht abgeschlossen. Pat. wird nun aufgefordert, das 
zu untersuchende Auge leicht, wie zum Schlaf, zu schliessen. Man zündet nun 
eine zweite Kerze an, und indem man dieselbe abwechselnd beschattet und 
wiederum frei leuchten lässt, entfernt man sich vom Pat. mit dieser zweiten 
Kerze. Ein normales Auge merkt noch in 4—5m Abstand die Zu- und Ab- 
nahme des Lichtes der zweiten Kerze. Ebenso verhalten sich getrübte Augen. 
Bei vorhandenen Sehnerv- und Netzhautleiden wird die Zunahme und Abnahme 
des Lichtes der zweiten Kerze nur in bedeutend geringerem Abstande, als 
4—5m, erkannt. 


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Rudnew: Casuistische Mittheilungen aus dem Mologaschen Hospitale (Gouv. 
Jaroslaw). 

1. Antipyrin bei Neuritis descendens. 

2. Erblichkeit bei Glaucoın. 

3. Glückliche Cataractextraction bei chronischer Blennorrhoe. 

4. Einfluss wiederholter Punktionen der Hornhaut auf die Aufsaugung dis- 
cindirter Schichtstare. 

Nach vorausgeschickter Discission punktirte er alle 10 Tage — in Summa 
5 Mal — die Hornhaut. R. will hierbei in 8 Wochen das erreicht haben, was 
sonst erst in 18 Wochen erreicht wurde — ein reines Pupillargebiet. Die 
Patientin war 25 Jahre alt. Wahrscheinlich sind doch bei jedesmaliger Punktion 
der Hornhaut auch Bröckel der Linse mit abgegangen. Zu rechter Zeit ist 
dieses Alles auf ein Mal durch eine einzige ausgiebige Punktion wohl sicher 
zu erreichen. 

S. L. Segal (Nowotscherkask): Bericht über die Ambulanz und Station am: 
Hospital der Gesellschaft Donscher Aerzte für das Jahr 1894. 1530 Patienten. 
Von 621 Conjunctivalerkrankungen 123 Trachom. Senile Cataracte 132. Auf 
der Station 175 Patienten. 7, zeitweilig 10 Betten. 193 Operationen. Ex- 
tractionen 126 — darunter 56 ohne Iridectomie. 


Juli-October. (St. Petersb. med. W. 1895. Lit.-Beil. Nr. 9 u. 10.) 

1) Zur Casuistik der Neubildungen auf dem Sehnervenkopfe, von 
P. Prokopenko. 

18jähriger Bauer, seit 8 Jahren krank, sehr zurückgeblieben in der Ent- 
wicklung, Oedem der Beine und des Gesichtes, Ascites, Dilatatio cordis, Albu- 
minurie bis 4,9°/,,; hyaline und granulirte Cylinder. S R = 1°/,,,; L = Pho 
O: Ln, R: Gefásse stark gerándert und animisch. In der Macula grau-weiss- 
liche und schwärzliche Fleckchen. An der Stelle des Sehnerveneintrittes eigen- 
thümliche Neubildung, bis zur Mitte des Glaskörpers vorragend. Der vordere 
Theil ist gefässlos, rundlich, breit und von blau-weisser Farbe. Fünf verschieden 
dicke Stränge gehen von ihm ab, lösen sich in feine, durchsichtige Fäden auf 
und verlieren sich im Glaskörper gegen die Peripherie der Netzhaut. Der untere 
Theil ist kleiner, ebenfalls rundlich und von grau-weisslicher Farbe. Das Ganze 
wächst baumförmig aus der Papille heraus. G.F. nicht eingeschränkt. T etwas —. 
Seit 1!/, Jahren wird Abnahme der Sehkraft bemerkt. Verf. vermuthet Sarcom 

oder Myxosarcom.  Enucleation verweigert. [Kann angeboren sein. | 


2) Casuistik: 1. Ein Fall von Thrombosis sinus cavernosi; 2. Arteria 
hyaloidea persistens, von J. Ginzburg. 

Im ersten Fall wurde ein 91/,jähriges Mädchen gebracht mit stark ge- 
schwollenem Oberlid R. Es hatte sich nach Ausquetschung eines Hordeolums 
ein Lidabscess entwickelt, der sogleich gespalten wurde, wobei necrotisches Ge- 
webe entfernt werden musste. Nach 4 Tagen Exophthalmus erst r., dann l, 
hohes Fieber, Lidódem. Rechts Regio mastoidea ódematós.  Bewusstlosigkeit. 
Unter Schwankungen und Wiederkehr des Bewusstseins zog sich der Zustand 
noch über 6 Wochen hin bis zum Tode. Sonstige chirurgische Eingriffe wurden 
nicht vorgenommen. 


3) Ueber Arbeitsbrillen, von R. Katz. 
Correcturscala der Presbyopie. 





— 478 — 
4) Ein Fall von recidivirender Neuritis optica, von R. Katz. 


6) Ein Fall von Wiederkehr des Sehvermögens Dach zweiwöchent- 
licher absoluter Blindheit, von R. Katz. 
Beiderseits acute Stauungspapille zweifelhaften nie durch Schmiercur 
gebessert. Pat, der 2 Wochen lang nicht einmal mehr Lichtschein besessen, 
konnte wieder allein umhergehen. 


6) Bericht über zwei Jahre augenürztlicher Thütigkeit im Dorfe (im 
Podolischen Gouvernement), von D. Daragan. 

2278 Kranke. Trachom 390, Thranenableitungswege 115, Linse 238 Falle. 
Trachombehandlung: Ausquetschen, Arg. nitr., Cuprum. Entropium und Trichiasis 
wurden nach Watson-Junge nebst Schleimhautüberpflanzung operirt. Extrac- 
tion 86 Mal, stets mit I[ridectomie. Wundeiterungen 2 Mal. Iridectomien 60, 
darunter 17 bei Glaucom. Neuburger. 


Bibliographie. 


1) Zur Casuistik des Keratoconus, von Dr. J. Hirsch, Augenarzt 
in Karlsbad. (Prager med. Wochenschrift. 1895. Nr. 36.) Beiderseitiger Kerato- 
conus bei Mikrophthalmus mit geschrumpfter verkalkter Linse bei einem 61jáhr. 
Manne. Schenkl. 

2) Ueber die Function der Thalami optici. Eine experimentelle Studie 
von Dr. Pietro Castellino in Genua. (Wiener med. Wochenschrift. 1895. 
Nr. 32 u. 33.) Zur mechanischen Zerstórung von Hirnpartien bedient sich C. 
eines Troicarts, der mit 2 kleinen sichelfürmigen Messerchen armirt ist die vor 
der Troicartspitze fixirt werden können. Mit diesem Instrumente wurden menr 
oder minder ausgedehnte Läsionen in verschiedenen Schichten der Sehhügel ge- 
setzt. Er erhielt die bekannten Manégebewegungen mit der Tendenz zum Hin- 
stürzen nach der der Jäsiun entgegengesetzten Seite, motorische Schwäche und 
eigenthümliche Stellung der vorderen Extremitäten, beinahe complete Amaurose; 
in späteren Stadien: das Laufen in Zickzackbewegungen mit der Tendenz bald 
nach der einen, bald nach der anderen Seite zu fallen, und ein unrichtiges 
Abschätzen der Abstände von Objecten. Er schliesst daraus, dass die Sehhüsrel 
Complementärorgane der motorischen Centren, speciell Centren des Muskelsinnes 
sind; sie sollen die Organe sein, mit denen wir die Distanzen der uns um- 
gebenden Objecte schätzen. Schenkl. 

3) Keratomykose (beginnende Keratomalacie) bei einem mit 
Lues congenita haemorrhagica behafteten Säugling, von Dr. E. Zirm. 
Aus der Augenabtheilung der Olmützer Landeskrankenanstalt. (Wiener klin. 
Wochenschr. 1895. Nr: 34 u. 35.) Bei einem mit hümorrhagischer Form con- 
genitaler Lues behafteten 6 Wochen alten Kinde kam es wenige Tage vor dem 
letalen Ende in Folge grosser Schwáche zu Keratomalacie, an die sich eine 
Keratomykose anschloss. Die Kokken, die von den nekrotisch zerfallenden Epithel- 
zellen aus in das Parenchym der Cornea gedrungen waren, entstaminten aller 
Wahrscheinlichkeit nach Ulcerationen der Lider. An den Hornhäuten fanden 
sich ausser diffuser Trübung streifenförmige, das Hornhautniveau überragende 
Trübungen von porzellanweisser Farbe, die stellenweise aus kleinen rundlichen 
Höckerchen zusammengesetzt erschienen. Weisse prominirende Punkte fanden 
sich auch in der Mitte der Hornhäute. Die Bindehaut war auffallend blass, 
trüb durchscheinend, speckartig glänzend. Schenkl. 


— 419 -— 


4) Ueber Episcleritis periodica fugax, von Prof. E. Fuchs in Wien. 
(Wiener klin. Wochenschr. 1895. Nr. 34.) Mit Episcleritis periodica fugax be- 
zeichnet F. eine in wenigen Tagen ablaufende Entzündung der Bindehaut und 
des episcleralen Gewebes, die einerseits ohne Secretion, andererseits ohne Knoten- 
bildung einhergeht und ohne Veránderungen zurückzulassen vorübergeht. Es 
handelt sich hauptsáchlich um ein starkes entzündliches Oedem des episcleralen 
Gewebes. In heftigen Fällen betheiligen sich auch die tieferen Theile an der 
Hyperämie, es treten Schmerzen bei der Accommodation oder bei Bewegungen 
des Auges auf, und können Krampfzustände des Sphincters, der Pupillen und 
des Ciliarmuskels vorkommen. Das Leiden kann sich mehrere Jahre, mit (in ziem- 
lich regelmässigen Zwischenräumen wiederkehrenden) Anfällen, hinziehen. Die 
Therapie ist machtlos. Liegt der Erkrankung eine uratische Diathese zu Grunde, 
so bringt nicht selten eine Behandlung des Grundleidens Besserung des Augen- 
leidens mit sich; in mehreren Fällen waren Anhaltspunkte für Malaria vorbanden. 

Schenkl. 

5) Ueber Pyämie mit Chorioiditis metastatica, von Regimentsarzt 
Dr. L. Schmeichler in Brünn. (Wiener med. Wochenschr. 1895. Nr. 34 u. 35.) 
Sch. veröffentlicht 3 Fälle von Pyämie mit Chorioiditis metastatica. In 2 Fällen 
war die Aetiologie*nicht sicher zu stellen. Bei dem einen Falle lag eine Ex- 
coriation der linken Ferse vor, die aber zur Zeit des Auftrittes des pyämischen 
Fiebers bereits gehoilt war; im zweiten Falle konnte nur an eine Influenza ge- 
dacht werden; bei dem dritten Falle war eine Cystitis mit Abscessbildung am 
rechten Vorderarme und Infiltrat am Oberschenkel vorhanden. Die Chorioiditis 
war in allen 3 Fällen eines der ersten und markantesten Symptome der Blut- 
vergiftung. Schenkl. 

6) Ueber eine Methode, experimentelle Embolien am Central- 
nervensystem zu erzeugen. Vorläufige Mittheilung von Prof. Singer. 
(Prager med. Wochenschr. 1895. Nr. 23.) Bei den Versuchen über experi- 
mentelle Embolien am Centralnervensysteme bedient sich S. eines eigenen In- 
strumentes, welches gestattet, ganz kleine, bestimmt dosirbare Mengen der em- 
bolisirenden Masse zu injiciren. Zur Erzeugung von Embolien der Retina und 
des Grosshirns wird in die Carotis interna eine Menge von 2—3 mm? beim 
Kaninchen, 5—8 mm? beim Hunde injicirt. Beim Kaninchen treten hierbei in 
der Mehrzahl der Fälle Embolien der Netzhautgefásse auf und làsst sich das 
Eintreten dieser Veränderungen mit dem Augenspiegel direct beobachten. 

Schenkl. 

7) Ueber die Methode klinischen Forschens und Lernens. Vor- 
lesung, gehalten am 27. April 1895 beim Antritt des Lehramtes an der ersten 
Augenklinik in Wien, von Prof. Schnabel. (Prager med. Wochenschr. 1895. 
Nr. 28.) 

8) Ueber die mechanische Behandlung des Trachoms nebst An- 
wendung des Sublimats, von Dr. W. Geiger, Kreis- und Spitalsarzt in 
Muraszombat. (Wiener med. Wochenschr. 1895. Nr. 28.) Ausdrücken, Aus- 
schaben der 'Trachomkörner mit darauffolgendem Abreiben der Bindehaut mittelst 
eines in einer Sublimatlósung (1:2000) getránkten Wattetampons. Schenkl. 

9) Ein Beitrag zur Frage vom Zusammenhang zwischen der 
Mikroaphakie und der sogenannten spontanen Linsenluxation, von 
Dr. B. Fiala in Prag. (Wiener med. Presse. 1895. Nr. 26.) Als Ergänzung 
zu den von Mitvalsky in den klin. Monatsblättern f. Augenheilkunde mit- 
getheilten Fällen von Mikroaphakie berichtet F. über einen dritten derartigen 
von Mitvalsky beobachteten Fall, bei dein es sich um eine spontane Luxation 


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- 480 — 


der Linse in die Vorderkammer, Glaskórperverflüssigung und beginnende Cata- 
racta handelte. Als Reste einer überstandenen Jritis fanden sich vereinzelte 
Synechien. Die extrahirte Linse erwies sich als verkleinert; die Kapsel war 
jedoch prall gespannt und zart, die Form ganz normal. F. hält die Ansicht 
Mitvalsky's aufrecht, dass Mikroaphakie derzeit als die einzige begreitliche 
Ursache der spontanen acquirirten Linsenluxation in die Vorderkammer wie auch 
in den Glaskórper angesehen werden muss. Schenkl. 
10) Luxatio bulbi, aus der böhmischen Augenklinik des Prof. Dr. Schóbl 
in Prag von Dr. H. Chalupecky, klin. Assistenten. (Wiener klin. Rundschau. 
1895. Nr. 28 u. 29.) Bei einem 15jàhrigen Tagelóhner, der mit einer Heu- 
gabel in das Auge gestochen worden war, fand sich ausser einer Hisswunde in 
der oberen Fascia tarso-orbit. eine solche am oberen inneren Theile der Conj.; 
der Augapfel war nach aussen dislocirt, die Lider zeigten sich trichterformig 
eingesunken. Beweglichkeit des Augapfels erhalten, aber beschränkt; Pupille 
etwas erweitert, S — 0. Reposition des Augapfels, normale Beweglichkeit, nega- 
tiver Augenspiegelbefund. Allmähliche Wiederkehr des Sehvermögens bis zu 
S — 6/18 (SnI bis 20 cm mit 4- 2 D), G.F. etwas verengt. Der 2. Fall be- 
trifft eine an Paranoia leidende Patientin, bei der in Folge von Selbstverstümme- 
lung ein vollständiger Prolaps des Bulbus eingetreten war; an der Bindehaut 
fanden sich zahlreiche Einrisse. Der innere und obere gerade Augenmuskel 
waren abgerissen. Das Augeninnere war unsichtbar, da die Cornea durch Aus- 
trocknung trübe geworden war. Es trat Panophthalmitis ein, die zur vollstän- 
digen Atrophie des Bulbus führte. Schenkl. 
11) Einen Fall von Neuritis optica saturn. stellte Assistent Dr. L. 
Müller in der Sitzung der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 14. Juni 1895 
vor. (Wiener klin. Wochenschr. 1895. Nr. 25.) Die seit 2 Jahren erkrankte 
Patientin hatte sich durch ein Cosmeticum eine chronische Bleivergiftung zu- 
gezogen. Es bestand beiderseits Neuritis optica, nebstbei waren Arthralgien und 
Cephalalgien vorhanden; Kolik, Obstipation, Lahmungen, Schwund der Extremi- 
titenmuskeln waren nicht nachweisbar. Der Rand der Zunge zeigte blaugrauen 
Belag. Nach Jodkali und Bädern trat Besserung ein. Schenkl. 
12) Ueber Netzhautablósung und ihre Behandlung durch Oph- 
thalmotomia posterior, von Prof. Dr. X. Galezowski in Paris. (Wiener 
klin. Rundschau. 1895. Nr. 30.) Die Netzhautablösung beruht nach G. auf 
einer Veränderung der Lymphwege, welche normaler Weise den in der Gegend 
des Corp. ciliare abgesonderten Flüssigkeiten als Abflusswege dienen. Ausser 
den bekannten localen Ursachen führt G. noch Rheumatismus und Gicht als Ur- 
sache an. Mittelst eines von ihm construirten nadelfórmigen Ophthalmotom führt 
er eine doppelte Ophthalmotomie aus, die er im Bedarfsíalle auch ein zweites 
Mal wiederholt. Er hat diese Operation bereits 7wal vorgenommen, 5mal 
resultatlos, 2 mal mit bemerkenswerthem Erfolge. Schenkl. 
13) Ueber einen seltenen Fremdkörper in der Augenlinse, von 
Dr. H. Chalupecky, Assistenten an der bóhm. Augenklinik in Prag. (Wiener 
klin. Rundschau. 1895. Nr. 30.) Beim Bersten eines mit Minium gefüllten Fasses 
wurde einem mit demselben beschäftigten Fabriksdiener ein Quantum des farbigen 
Pulvers gegen das Auge geschleudert, durchschlug Cornea und Iris und blieb im 
Centrum der vorderen Linsenkapsel sitzen. Die Verletzung fand beilaufig ver 
einem Jahre statt. Eine Cornealnarbe ist nicht zu sehen, dagegen ist die 
Perforationsstelle an der Iris durch eine graue Narbe gekennzeichnet und finden 
sich im Centrum der vorderen Linsenkapsel nebst einer tafelförmigen Trübung 
2 intensiv rothgefärbte Flecke. Aelhnliche rothe Trübungen, zu strahlen- und 





— 481 — 


sternförmigen Figuren angeordnet, zeigt auch die Linse. An der Iris ist eine 
intensiv rostfarbene bis grünliche Decoloration, die Ch. auf Imbibition des lris- 
gewebes durch den eingedrungenen Farbstoff bezieht, bemerkbar. Schenkl. 
14) Blepharoplastics, by Peter D. Keyser, M. D. (Wills Hospital 
Reports. 1895. Vol. I. Nr. 1. Philadelphia.) 5 Fälle von plastischen Operationen 
am Lid, meist Ectropium durch Verbrennung. Die Lappen wurden zum Theil 
stiellos vom Oberarm her verpflanzt, möglichst dünn, mit gutem Erfolg, theils 
gestielt von der Umgebung der Lider her. Die Schwierigkeit war in letzteren 
Fällen oft darin gelegen, dass durch ausgedehnte Verbrennungen auch die Um- 
gebung des Auges in Narbengewebe verwandelt war, und letzteres eignet sich 
bekanntlich schlecht zur Transplantation. Verf. kam in einem solchen Falle, 
nachdem ein vom Arm genommener Lappen nicht anheilte, dadurch zum Ziele, 
dass er das Narbengewebe Monate lang (in einem Falle 14 Monate) mit Fett- 
einreibungen massirte; die narbige Haut wurde dadurch wieder so geschmeidig 
und in Falten abhebbar, dass ein von derartigem Narbengewebe genommener 
gestielter Lappen sehr gut anheilte uud die Entstellung beseitigte. Neuburger. 
15) Eye-strain a cause of nocturnal enuresis, by George M. 
Gould, M. D., Philadelphia (Medical News 1894. 15. Dec.) Mehrere Fälle 
von Enuresis nocturna bei Kindern, die meist auch sonst „nervös“ waren, im 
Alter von 6—14 Jahren, meistens Mädchen, welche mehr oder weniger starken 
Astigmatismus hatten. Nachdem sie geeignete Gläser trugen, verschwanden nicht 
nur die nervösen Beschwerden, in einem Falle auch Chorea, sondern auch die 
zum Theil sehr schwere Enuresis nocturna, manchmal plötzlich, manchmal all- 
máhlich. (Suggestion? —) Neuburger. 
16) Evisceration of the eyeball, by L. Webster Fox, M. D., Phila- 
delphia. (The Med. Bulletin. 1895. Juni.) Die ersten 2 Eviscerationen gaben 
Verf. schlechtes Resultat; es erfolgte eine so starke Reaction, dass er den Stumpt 
spiter noch entfernte. Die weiteren 5 waren besser; zwar erfolgte im ersten 
noch eine starke Reaction, aber das Endresultat war gut; man hat Acht zu goben, 
den Ciliarkórper, die Chorioidea und Sehnervenkopf auch vollständig zu ent- 
fernen und nur die reine, weisse Sclera zurückzulassen; die Höhle wird steril 
tamponirt; dann kommt eine aseptische Glaskugel hinein, über welche die Sclera 
und Conjunctiva mit Nähten geschlossen wird; darauf wird später das künst- 
liche Auge gesetzt. Der cosmetische Effect ist zwar sehr gut; ob diese Kugel 
aber auf die Dauer gut ohne sympathische Reizung vertragen wird, dazu dürfte 
u. E. doch wohl längere Beobachtung der Pat. nóthig sein. Neuburger. 
17) An ideal result following double tenotomy in a case of con- 
vergent strabismus, by Dr. Theobald. (Bulletin of John Hopkins Hospital. 
Baltimore. 1895. April.) 37jähriger Mann, der seit dem 4. Lebensjahre an- 
geblich nach einem Fall rechtsseitiges, starkes Einwärtsschielen hat; RS=*""/,,, 
L= 1. Ueber Doppeltsehen ist nichts angegeben. Es wird der rechte Internus 
tenotomirt, 3 Tage spáter auch der linke, weil nach der ersten Operation noch be- 
trächtliches Schielen bestand. Tags darauf, und dies ist das Merkwürdige an dem 
Fall, besteht trotz 33jährigen vorhergegangenen Schielens vollkommen binveularer 
Sehact; Prismen von 4—5°, Basis auf- oder abwärts, bewirken noch kein Doppelt- 
sehen; erst solche von 7—8° werden nicht melır überwunden. Neuburger. 
18) Personal experiences witha glass eye, by Silicia. (Medical 
Record. 1895. 4. Mai.) Während häufig gerathen wird, künstliche Augen in 
schwache Borsäurelösung oder Wasser über Nacht zu legen, fand Verf, der 
selbst kein Arzt ist, dass dadurch ein Auge nicht viel länger als 6 Monate hält; 
seitdem er sein Auge nicht mehr in Wasser legt, hält es 4mal so lange; er 
31 


ides. s disi. otf. ee Lait ` a. niet tat, E gemet eebe eg Deg 


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— 432 — 


bewahrt es über Nacht in Wachstuch in einem Schächtelchen auf, nachdem er 
es unmittelbar nach der Herausnahme in einfachem, kalten Wasser gereinigt. 
Morgens vor dem Einsetzen wäscht er die Augenhöhle reichlich mit Wasser und 
etwas Seife aus, ebenso das Auge; Antiseptica gebraucht er nie. Er wischt das 
Auge nie mit Watte ab; wenn sich Schleim ansammelt, kann er mit einer Hand 
das Auge so geschickt entfernen und abwischen mit Hilfe eines einfachen Seiden- 
tuches, dass ein Zuschauer meint, er habe sich nur eine Thräne abzewischt. 
So lange er es noch über Nacht in Wasser legte, passirte es ihm einmal bei 
einem plötzlichen Witterungswechsel, dass er Morgens das Auge in einen Eis- 
klumpen eingeschlossen fand; er brach Stück für Stück ab und bekam das Auge 
unbeschädigt frei. [Laues Wasser thut es auch.) Neuburger. 
19) Ein Fall von Diphtheritis der Conjunctiva, behandelt mit 
Bering’s Diphtherie-Heilserum, von Sanitätsrath Dr. Königshöfer in 
Stuttgart. (Württ. Med. Corresp.-Bl. 1895.) Eine der schwersten Formen von 
Diphtherie der Conjunctiva bei einem 2jährigen, sonst gesunden Kinde, die 
vorher jeder Behandlung getrotzt hatte, heilt in 10 Tagen, vom Tage der ersten 
Einspritzungen (Serum Nr. 1) an gerechnet, ja, der eigentliche diphtheritische 
Process, bei dem sich stets Löffler’sche Bacillen nachweisen liessen, ist schon 
am 2. Tage nach der 2. Einspritzung beendigt; unter ganz ungewöhnlich massen- 
hafter Secretion stiessen sich die Beläge ab; ein seichtes Cornealgeschwür war 
spurlos ausgeheilt. Sieben Tage nach der 2. Einspritzung entwickelt sich unter 
Fieber (bis 40,6) und Appetitlosigkeit ein impetigoartiger Ausschlag über Ge- 
sicht und Hals; nach 14 Tagen Fieberlosigkeit und Besserung des Allgemein- 
befindens; über einen Monat nach der 2. Einspritzung zeigt sich Knöchelödem 
und Eiweiss in: dem stets untersuchten und bis dahin frei gefundenen Urin. 
Nach 10 Tagen war auch dies verschwunden und das zwar abgemagerte, aber 
sonst gesunde Kind erholte sich bald wieder. Neuburger. 
20) Ueber die Entstehung, Verhütung und Wartung bei der 
eitriren Bindehautentzündung der Neugeborenen. (Vortrag, gehalten 
in der Section Aussig des Wiener Unterstützungsvereins für Hebammen am 
25. Oktober 1894 von Dr. Julius Wanka, Augenarzt in Aussig a/Elbe.) Der 
kurz und klar gehaltene Vortrag entspricht allen diesbezüglichen Anforderungen. 
Inhaltlich wäre zu erwähnen, dass W. in Anbetracht des Umstandes, dass bei 
den wenigsten Entbindungen Aerzte zugegen sind und Aetzmittel in Laienhänden 
schaden könnten, nach entsprechenden Verhaltungsmassregeln bei der Geburt und 
dem Bade den Hebammen folgendes Verfahren bei jedem Neugeborenen naclı 
deın ersten Bade empfiehlt; von einer Lösung von übermangansaurem Kali 
(2,5g: einem Viertel Liter Wasser) wird in ein Glas reinen Wassers so viel 
gegossen, dass letzteres hell weinroth erscheint, mit darin eingetauchten Watte- 
bäuschchen werden die Augen zuerst von aussen gut gereinigt, dann nach 
sanftem Oeffnen der Lidspalte 3—4mal durch sanftes Ausdrücken der Watte 
überrieselt. Neuburger. 
21) Serophulöse Augenentzündungen des Kindes. (Pest. med.-chir. 
Presse. 1895. Nr. 19.) Höltzke empfiehlt neben Behandlung des Grundleidens 
Calomeleinstáubungen, bei inficirten Hornhautgeschwüren 3 — 4mal täglich '/, Stunde 
lang warme Umschläge mit 5°; ‚iger (? ef.) Sublimatlösung, event. 2mal täglich 
feuchter Sublimatverband (mit Gummipapier), bei Nachlass der entzündlichen 
Eirscheinungen gelbe Salbe, Atropin nur bei entzündlicher Betheiligung der Iris. 
Bei Neigung zu Recidiven Fortsetzung der Calomeleinstäubung jeden 2.—3. Tag, 
und vor Allem Behandlung etwaisser Nasenaffectionen oder Gesichtseczeme. (Nach 
einem Refer. in d. „Therapie d. Gegenwart". 1895. Nr. 7. Neuburger. 


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22) Der Ophthalmometer von Reid, von Dr. Lucciola. (Klinik des 
Prof. Reymond. — Giornale d. Accademia di Med. di Torino. 1895. S. 223.) 
Verf. hat die Ophthalmometer von Helmholtz, Javal-Schiétz, Leroy-Dubois, 
Reid (1872 u. 1893) verglichen und findet den letzteren als den vorzüglichsten, 
weil 1. die Gesichtslinie bei der starken Annäherung des Instrumentes genauer 
mit dem Centrum des Ophthalmometers zusammenfällt, 2. die keratoskopischen 
Scheiben stärker beleuchtet und darum die Bilder deutlicher sind, 3. die Prä- 
cision der Beurtheilung des Contactes der 2 Bilder grösser ist. 4. Mit dem 
Instrumente Javal’s erhält man bei schwachem regelrechten As gewöhnlich 
0,25 bis 0,50 D mehr, als bei der subjectiven Prüfung, bei starkem As meist 
0,5 bis 1 D weniger; bei regelwidrigem As meist 0,25 bis 0,75 D weniger, 
weshalb leicht 0,25 bis 0,50 D regelwidriger As übersehen werden kann. Mit 
dem Reid’schen Instrumente erhält man meist ein wenig höhere Grade als mit 
dem Javal'schen. Daher ergiebt das erstere bei schwachem regelrechten As 
Resultate, die sich um Weniges mehr von denen der subjectiven Prüfung ent- 
fernen, hingegen den letzteren näherstehende Resultate bei starkem regelrechten 
und bei regelwidrigem As. Daher werden leichte Grade regelwidrigen As nach 
Reid erkannt, während sie nach Javal der Beobachtung entgehen. 5. Die ab- 
soluten Maasse des Cornealastigmatismus erhält man genauer mit den Ophthalmo- 
metern von Reid und Javal, mit den anderen Instrumenten sind die Fehler 
grösser. 6. Der Ophthalmometer Reid erlaubt Messungen in verschiedenen 
Stellungen des Körpers, so z. B. in 2 Fällen von Linsenluxation ergaben sich 
bei Bettlage bedeutend geringere Werthe als bei sitzender Stellung. Peschel. 

23) Eine neue Cataractextractionsmethode, von Dr. Bajardi. (Klinik 
dos Prof. Reymond. — lbid. S. 243.) Verf. ráth, um bei der Extraction ohne 
Iridectomie den lIrisvorfall zu vermeiden, eine der Extractionswunde parallele 
Iridotomie hinzuzufügen.  Aehnliches hatten Taylor und Mauolescu vorge- 
schlagen (Annales d'ocul. CX.). Bei 35 derartigen Extractionen hatte Verf. 2 mal 
Glaskórpervorfall, 1mal Irisvorfall, 5 mal partielle Adhàrenzen der Iris an die 
Cornea. Peschel. 

24) Variationen der Cornealkrümmung in Folee der Entleerung 
des Humor aqueus, von Dr. Bajardi. (Klinik des Prof. Reymond. — Ibid. 
S. 251.) Die bisherigen Arbeiten über diesen Gegenstand (lieymond 1866 
u. 1874, Albertotti und Tartuferi 1881, Paci 1885) kommen darin überein, 
dass durch die Entleerung R zunimmt und dies stärker bei M, wo die Vorder- 
kammer tiefer ist, dass die Zunahme der R geringer ist, als dem Vorwärts- 
rücken der Linse entspricht, wahrscheinlich in Folge von Krümmungsveründerungen 
der Linse und der Cornea. Bei aphakischen Augen erhielten die Einen Zu- 
nahme, die Anderen Abnahme von R. Verf. fand bei einem Myopen ophthalıno- 
metrisch keine Aenderung der Cornealkrümmung, bei einem anderen Myopen 
Auftreten eines starken Cornealastigmatismus dureh Abnahme der Krümmung 
im horizontalen und besonders Zunahme im verticalen Meridian. Bei Hyper- 
metropen constatirte er ausser der Zunahme von R um 3 bis 4 D, keine Ver- 
anderung der Accommodationsbreite und Auftreten eines starken Cornealastigma- 
tismus vorzugsweise durch Zunahme der Krümmung im verticalen Meridian. 
Uebrigens kann man mit dem Ophthalmometer nach der Paracentese bei der 
Weichheit des Bulbus einen fortwührenden Wechsel der Cornealkrümmung con- 
statiren, namentlich bewirkt jeder Lidschlag momentane Zunahme resp. Abnahme 
der Krümmung im verticalen resp. horizontalen Meridian. Der nach der Paracentese 
auftretende As nimmt z. B. bei Blick seitwärts, nach innen oder nach aussen, be- 
deutend ab in Folge Zunahme der Krümmung im horizontalen Meridiane. Peschel. 

81* 


— 484 — 


25) Aetiologie und Kur einiger pseudomembranóüsen Conjuncti- 
vitisformen, von Dr. Pes. (Klinik des Prof. Reymond. — Giornale d. Acca- 
demia di Med. di Torino. 1895. S. 393.) Verf. erinnert unter eingehender 
Literaturangabe (64 Nummern) an die von Valude (1894) und Van den 
Bergh (1894) gegebenen, noch unzureichenden Eintheilungen der verschiedenen 
Formen pseudomembranóser Conjunctivitis und bespricht die Therapie Coppez 
(1894) war der erste, der das Behring'sche Serum bei Conjunctivitis diphtherica 
erfolgreich anwandte. Unter den veröffentlichten Fällen sind solche, wo nur 
Streptokokken constatirt wurden und wo die Serumtherapie auch unwirksam 
blieb; ferner solche, wo der Klebs-Lóffler'sche Bacillus allein oder mit pyogenen 
_ Strepto- und Staphylokokken oder mit dem Diplococcus Fraenkel bacteriologisch 
nachgewiesen wurde. Verf. wandte auf Reymond's Rath in 4 Fällen Serum- 
injectionen an, nämlich 2 schweren und 2 leichteren croupösen Formen. In drei 
dieser Fälle wurde durch Culturen der Diphtheriebacillus auch mit Eiterkokken 
associrt nachgewiesen, in einem nur der Staphylococcus pyog. aureus. Die mikro- 
skopische Untersuchung der Pseudomembranen ergab nie mit Sicherheit den 
Diphtheriebacillus. Die Seruminoculation wurde stets vor der bacteriologischen 
Feststellung der Diagnose, die 3 Tage erforderte, vorgenommen und hatte stets 
glänzende Resultate, selbst in dem Falle, wo nicht Diphtheriebacillen gefunden 
wurden. 1 Injection genügte, es folgte Temperaturerhóhung von 1? von 1 Stunde 
Dauer während 1 bis 2 Tagen, sonst keine Störung. Verf. weist nunmehr darauf 
hin, dass der Xerosebacillus, den er mit Reymond (Accad. med. Torino. 1883) 
Bacillus des Sebum meibomianum nennt, da er in diesem normal vorkommt, 
sowie der Pseudobacillus diphthericus, welcher in verschiedenen pathologischen 
Zuständen der Conjunctiva in dieser nachgewiesen worden ist, beide nicht pathogen 
sind und dass es zweifelhaft ist, ob diese 2 Arten nach der Ansicht der Einen 
wahre Diphtheriebacillen mit abgeschwächter Virulenz sind oder nach der An- 
sicht anderer Autoren Species sind, die dem Diphtheriebacillus verwandt sind. 
Letzterer wurde überdies von Escherich (1893) im normalen Conjunctivalsack 
gefunden und zwar virulent. Verf. kann sich über die 3 von Martin (1892) 
separirten Formen des Diphtheriebacillus und ihren Virulenzgrad nicht aus- 
sprechen. Peschel. 

26) Die Suggestion im wachen Zustande in der Augentherapie, 
von Dr. Grosso. (Klinik des Prof. De Vincentiis, Napoli. 1895.) Ein 
Mädchen mit doppelseitiger Amaurose und mangelnder Pupillarreaction, ein anderes 
mit einseitiger Amaurose, ein drittes mit Blepharospasmus bilateralis toxicus, 
süàmmtliche mit hysterischen Erscheinungen (Anàásthesien, auch der Conjunctiva, 
Globus hystericus etc.) wurden in 1 Sitzung durch die blosse ernste Aufforde- 
rung des Arztes, die Finger zu zühlen resp. das Auge zu Öffnen, eventuell unter 
Beihülfe eines Händedruckes, geheilt. Ein 12jähr. Mädchen mit Anästhesie der 
Conjunctiva und Cornea führte sich kleine Kalksteinchen ins Auge ein, fingirend, 
dass sie daselbst entstünden unter parüsthetischen Erscheinungen. Ernste Ver- 
weisung des Arztes heilte die Parásthesie und die Manie der Einführung der 
Fremdkörper, aber nicht die Anästhesie. Verf. empfiehlt auch event. zu hypno- 
tisiren, auch die suggestive Chirurgie, wie sie von Debono und Angelucci 
letzthin geübt worden ist. Peschel. 

21) Operation des totalen Staphyloms, von Prof. Gallenga, Parma. 
(Rassegna di Scilaze med. 1894. Nov.) Verf. macht mit Graefes Messer 
Punction und Contrapunction, vollendet aber den Schnitt nicht, eine Brücke 
lassend. Beide Oeffnungen werden darauf durch Abtragung eines Streifchens 
mittelst Pincette und Scheere etwas erweitert. Peschel. 


—- 485 —- 


28) Troubles de la sensibilité du globe oculaire et de ses annéxes 
dans l'ataxie locomotrice, par E. Berger. (Médecine moderne. 1894. 
Nr. 93.) Sensible Störungen am Auge wurden bereits von Westphal in Fällen 
beobachtet, wo es sich nicht um reine Tabes, sondern um combinirte Erkran- 
kungen der Rückenmarksstränge handelte. Sämmtliche neueren Autoren machen 
der Sensibilitätsstörungen des Auges sowie seiner Umgebung fast gar keine Er- 
wahnung. In den von B. mitgetheilten Fallen bestand reine Tabes (ohne Com- 
plication mit Hysterie). Nachgewiesen wurden folgende Sensibilitätsstörungen: 
Herabsetzung der Empfindlichkeit der Hornhaut, Berührung derselben löste keinen 
Lidschluss aus. In demselben Falle bestand falsche Localisation: die Berührung 
der Hornhaut wurde als Berührung in der Schläfengegend wahrgenommen. In 
mehreren Fällen von Tabes bestand umschriebene Anästhesie (für tactile und 
thermische Reize) oder falsche Localisation der Bindehaut. An den Lidern be- 
obachtete B. nur fehlerhafte Localisation von tactilen Reizen. B. berichtet ferner 
über peri-orbitáre Anästhesie sowie über fehlerhafte Localisation bei Berührung 
der Stirn, Schläfe und Wange. (Es kamen Irrthimer von mehreren Centimetern 
vor.) Die Sensibilitätsstörungen des Auges und seiner Umgebung, welche auf 
circumscripte periphere Neuritis der Trigeminusfasern zurückzuführen sein dürften, 
kummen sowohl bei beginnender, als bei bereits vorgeschrittener Tabes, in 
schweren sowie in leichten Fällen vor, andererseits können sie selbst in schweren 
Fällen fehlen. In Fällen, wo Sehnervenatrophie ohne jedes andere Symptom als 
Initialerscheinung vun Tabes auftritt, kann (bei Ausschluss von Hysterie) der 
Nachweis der Sensibilitätsstörungen mit Wahrscheinlichkeit für das Bestehen 
von Tabes diagnostisch verwerthet werden. B. berichtet ferner über Parästlıe- 
sien der Bindehaut, welche analog den (und manchmal gleichzeitig mit) Par- 
isthesien der Haut bei Tabikern vorkommen. Eine leichte Bindehaut-Injection, 
welche in derartigen Fällen beobachtet wird, ist wahrscheinlich nur auf mecha- 
nische Reize (Reibung des Auges durch den Kranken) zurückzuführen. 

29) Gallicin, ein neues Präparat der Gallussäure und seine An- 
wendung in der Augenheilkunde, von C. Mellinger. (Corresp.-Blatt f. 
Schweizer Aerzte. 1895. 15. April.) Gallen ist der Methyläther der Gallus- 
säure und löst sich leicht und farblos in heissem Wasser, warmem Methyl- uud 
Aethylalkohol und Aether. Auf der Baseler Universitats-Augenklinik bewälırte 
es sich, stets in Pulverform wie Calomel eingepudert, sehr gut bei der catarrhali- 
schen Conjunctivitis, die mit chronischer Schwellung der Schleimhäute, geringer 
oder zäher Secretion verläuft und mit Ekzem der Lidränder einhergeht. Ferner 
wurde es mit Erfolg gebraucht bei catarrhalischen Zuständen nach eitriger In- 
fection, bei acutem und chronischem Follicularcatarrh, bei Catarrhen nach Cata- 
ractextraction, bei phlyctänulären Entzündungen, wo wegen vermehrter Serretion 
Calomel nicht angezeigt ist, und bei der superficiellen Keratitis. Das Mittel, 
welches sehr leicht ist und mit 1 g eine genügende Dosis repräsentirt, ist von 
M. bereits 1 Jahr hindurch verordnet worden. Peltesohn. 

30) Beitrag zur Statistik der Kurzsichtigkeit, von Dr. Emil Bock. 
(Das österr. Sanitätswesen. 1895. 4.) B. hat in 6 Jahren unter 8306 Privat- 
patienten 673 Myopen gehabt, die ihn ihrer Kurzsichtigkeit wegen consultirten, 
also 8,1°/,. [Cohn giebt im Gegensatz dazu einen Procentsatz von 16,8°,, 
an, vermuthlich, weil sich seine Untersuchungen auf eine Stadt mit Hochschule 
und anderen zahlreichen Bildungsanstalten beziehen.] Verf. rubricirte seine 
Myopen von verschiedenen Gesichtspunkten aus und kam dabei zu folgenden 
Ergebnissen: 16,6 °/, litten an fortschreitender Kurzsichtigkeit und nicht weniger 
als 18,220, besassen mangelhafte Sehschärfe (unter 9/,,). — Die gewohnlichen 


— 486 — 


Complicationen der Kurzsichtigkeit wurden in zahlreichen Fällen constatirt u. z. 
Staphyloma posticum in 40°/,, Glaskörpertrübung und Choricretinitis in 20,3°),, 
Netzhautablösung in 3,5 "/,. Die meisten Fälle von Myopie aller Grade lieferte 
das Alter von 10—25 Jahren. Die huch- und hóchstgradigen Kurzsichtigen 
mehrten sich im Alter von über 30 Jahren, wo die durch jahrelange Naharbeit 
belasteten Augen anderweitig erkrankten und deshalb augenürztliche Hülfe ver- 
langten. Auffallend ist das Ueberwiegen des männlichen Geschlechts, sei es, 
dass die Anforderungen der Schule grössere sind, sei es, dass weniger Mädchen 
als Knaben nach dem 14. Jahre überhaupt die Schule besuchen, oder dass 
Eitelkeit das Bedürfniss nach Augengläsern bei dem weiblichen Geschlecht mehr 
unterdrückt. Die grösste Anzahl der Myopen fällt in die Jahre der Schulzeit. 
| Peltesohn. 


31) Névroses de sécrétion dela glande lacrymale, larmoiement 
et sécheresse de la conjonctive dans le goitre exophthalmique, par 
le Dr. Emile Berger. (Arch. d’Ophtalm. 1894. Février. Verf. folgert aus 
einigen selbst beobachteten Fállen von Basedow bezüglich der vermehrten und 
verminderten Thränenserretionen, welche bisher mechanisch erklärt worden ist, 
dass 1. Hypersecretion allen anderen Symptomen, auch dem Exophthalmus, um 
Jahre vorausgehen kann, 2. auch bestehen bleiben kann, wenn der Exophthal- 
mus völlig zurückgegangen ist; 3. verminderte Thränensecretion bis zu einer 
sehr lästigen Trockenheit der Bindehaut gleichfalls zu einer Zeit auftreten kann, 
wo der Exophthalmus bereits geschwunden ist. Es handle sich also offenbar 
nicht um mechanische, sondern um veränderte Innervationserscheinunzen an der 
Thránendrüse, wie sie beim Basedow analog auch durch Polyurie und Hyper- 
hidrosis sich geltend machen. Peltesuhn. 


32) Die Basedow'sche Krankheit. Preisgekrónte Arbeit von Buschan. 
(Leipzig und Wien 1894.) Die erschöpfende Monozraphie des Verf.'s brinzt 
nächst einem historischen Ueberblick, aus dem hervorgeht, dass die KrankLeit 
eigentlich die Parry’sche heissen müsste, und der Besprechung der einzelnen 
Symptome, der pathologischen (negativen) Anatomie und Notizen über das Vor- 
kommen des Leidens eine Kritik der verschieaenan Theorien. Insbesondere ein- 
eehend wird die „Vergiftungstheorie“ seitens der Schilddrüse von Gauthier 
und Möbius kritisirt und bekämpft. Verf. vergleicht die Symptome des Pase- 
dow mit den Erscheinunzen nach plötzlichem intensivem Schreck; um sie aler 
in Erscheinung treten zu lassen, sei eine ererbte Schwäche des Nervensystem: 
nothwendig. Thatsächlich sei fast immer nur ererbte oder früh erwerbene Dis- 
position nachweisbar. Eine solche kann durch Herz- oder Constitutionskrank- 
heiten in der Ascendenz bedingt sein. Das Wesen der Krankheit sei offentar 
als eine Neurese des gesammten Grosshirns resp. Centralnervensystems auf- 
zufassen, wie Hysterie, Epilepsie u. à. Nach dem Verf. müsse manm streng 
unterscheiden zwischen einem genuinen Morbus Basedowii (hereditàre Belastunz. 
nervoser Choc, Vielseitigkeit der *ymptome, Vorherrschen nervóser Erscheinunzer). 
primáren, oder idiepathischen und dem symptomatischen oder secunddren Mert us 
Basedowii durch primaren Druck, Mediastinaltumoren, Darm-Atonie, Wanderniere 
u. s. w, mit nicht so vielseitigen und namentlich nicht nervüsen Erscheinungen. 
Bezüglich der Therapie betont Verf. besonders das hygienische Regime und warnt 
ver medicamentéser Vielgeschaftigkeit. Für gefährlich hält er die chirurgische 
Febandlung, welche in der Statistik mit 8,1" „ Todesfällen firurirt. E:zentticte 
“lungen wurden kaum beobachtet, sondern nur Resserungen, wie sie avet 

"ch andere, wenizer eingreiferde Mittel erreicht. wer len. Peltesotn. 


E E 


33) Thyreoidismus. Die Beziehungen zum Basedow und zur 
Hysterie, von M. Béclére. (Gazette méd. de Paris. 1894. 20. October.) 
Eine 31 jährige, an Myxödem leidende Frau hatte irrthümlicher Weise in 11 Tagen 
92 g Drüsensubstanz genommen und erkrankte sehr bald mit Pulsbeschleunigung, 
Arythmie, Temperatursteigerung, Schlaflosigkeit, Aufgeregtheit, Polyurie, Gly- 
cosurie, Albuminurie, unvollständiger Paraplegie, Wallungen und Schweissen, 
Athembeschleunigung, vorübergehendem Tremor und Exophthalmus. Das Sym- 
ptomenbild bot eine frappante Aehnlichkeit mit dem Morbus Basedowii, sodass 
man dadurch auf den Gedanken kommen musste, ob nicht letztere ebenfalls 
durch eine Hypersecretion der Schilddrüse bedingt sein könnte. Verf. sah später 
bei der Kranken auch hysterische Anfälle auftreten und glaubt, dass sie, wie 
es bei anderen Intoxicationen ebenfalls der Fall ist, durch den Thyreoidismus 
als agent provocateur hervorgerufen waren. Peltesohn. 

34) Beitrag zur Casuistik des Morbus Basedowii, vou R. Hitsch- 
mann. (Aus der Klinik von Prof. Fuchs.) (Wiener klin. Wochenschr. 1894.) 
Nr. 49 u. 50.) H. beobachtete bei einer 36 jährigen, neuropathisch belasteten 
Frau neben allgemeinen Erscheinungen des Basedow linksseitigen Exophthalmus 
mit Graefe'schem Phänomen, linksseitiges Klaffen der Lidspalte, tiefere Ein- 
stellung des Bulbus, beiderseits abnorm häufigen Lidschlag, auffallende T,eere 
in der Gegend der Schilddrüse, geringe Einschränkung des Gesichtsfeldes, ge- 
steigerte Sehnenreflexe, Romberg'sches Phänomen. Wegen der Halbseitigkeit 
der Erscheinungen denkt Verf. an eine Affection der Medulla oblongata und zwar 
an Vascularisationserscheinungen im Gebiete der Endarterien, welche die Me- 
dulla oblongata versorgen. Durch Ernährungsstörungen könnten dann einseitige 
oder gekreuzte Symptome zu Stande kommen und hieraus die Formes frustes 
des Basedow entstehen. Peltesohn. 

35) Ueber einen Fall von Menstrualpsychose mit periodischer 
Struma und Exophthalmus, von Ernst Thoma. (Allg. Zeitschr. f. Psy- 
chiatrie. Bd. 51. p. 590.) Ein 26jähriges, sonst intelligentes Mädchen, ver- 
fiel nach kurzer Erregung in einen stuporósen Zustand. Dabei bestand eine 
mässige Struma und Exophthalmus. So oft der Termin der Menses herannahte, 
traten kurze, aber oft sehr intensive Erregungszustände ein, während welcher 
die Struma und der Exophthalmus abnahmen. Durch Digitalis konnte der 
Stupor hintangehalten werden. Verf. nimmt an, dass eine venöse Stase der 
Hirngefásse den Stupor bedingt, während die Ausenhöhle und die Schilddrüse 
eine Art Receptaculum für das aus der Schädelkapsel verdrängte Blut darstellen. 

Peltesohn. 

36) Ueber die Basedow'sche Krankheit, von Leop. Hirschberg. 
(Wiener Klinik. 1804.) H. hat für seine fleissige Zusammenstellung nicht weniger 
als 722 Arbeiten durchsichtet. Er bleibt bei dem Namen Basedow, 
weil dessen Vorgänger Parry, Graves, Trousseau u. A. wohl die Symptome 
einzeln beschrieben, aber ihre Zusammengehörigkeit nicht erkannt hätten. Von 
allen Theorien billigt er die Sattler’sche allein, wonach eine leichte Läsion 
un Bereich des Vagus-Centrums sich mit einer Störung an einer uinschriebeneu 
Stelle des centralen vasomotorischen Apparates verbindet. Die Heilungen nach 
Exstirpation der vergrösserten Schilddrüse sind mit Skepsis zu betrachten. Als 
beste Therapie empfiehlt H. die galvanische Behandlung. Peltesohn. 

37) Ueber einen Fall von motorischer Aphasie, zugleich ein 
Beitrag zur Frage nach der anatomischen Grundlage, der Pupillen- 
starre, von Dr. J. Kostenitsch. (Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk. 1893. 
1V.) Ophthalmuskopisch fand sich bei dem 54 jährigen, luetisch infieirten Pat. 





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gar nichts, auch die Functionen des Auges waren intact bis auf Miosis und 
Starre der Pupillen bei Lichteinfall. Die Section ergab ein normales Verhalten 
der Ganglienzellen der Oculomotoriuskerne, der intranuclearen Nervenfaserung 
und der Oculomotoriuswurzeln. Nur in einem genau bestimmten Theil der 
unteren Kerngruppe bestand Schrumpfung und Verkleinerung der Nervenzellen. 
Diese Veränderung bringt K. in Beziehung zu der klinisch beobachteten reflec- 
torischen Pupillenstarre. Peltesohn. 
38) L'opération de la cataracte simplifieé, procédé du Dr. A. 
Trousseau, par Tennant. (Paris 1894. Steinheil.) In der vorliegenden 
Arbeit wird das Trousseau'sche vereinfachte Verfahren der Cataract-Extrac- 
tion genau geschildert. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dass zur Ope- 
ration nur ein einziges Instrument, das Graefe’sche Messer, gebraucht wird. 
Während die linke Hand des Operateurs die Lider auseinanderhált, vollführi 
die rechte den Lappensehnitt von ungefähr !/, der Hornhautcircumferenz, stets 
nach oben und nahe dem Limbus. Während das Messer durch die Pupille geht, 
wird mit der Spitze die Linsenkapsel gespalten und dann contrapunktirt. Die 
Entbindung der Linse wird bewerkstelligt, indem der Messerrūcken sich an den 
unteren Theil der Cornea anlegt und einen sanften Druck nach oben ausübt. ! 
Der Vortheil des Vert e soll vor allem in der Verminderung der Infectionsgefalir 
bestehen, indem ausser dem Messer kein Instrument mit dem Auge in Berührung 
kommt. Dageren wird nach Angabe der beigefügten Statistik Glaskörperverlust 
durehaus nicht vermieden, was bei dem Fehlen jedes ev. einen Druck auf das 
Auge ausübenden Instrumentes wie Sperrer und Fixirpincette um so merk- 
würdiger erscheint, als gerade in der Emancipation von Sperrer und Pincette, 
die im Moment von üblen Zufällen nicht schnell genug zu entfernen seien, ein 
Vortheil des Verfahrens erblickt wird. Alfred Moll. 
39) Gliosarcom des Kleinhirns, von Calantoni. (Giorn. d. scienze 
med. XV. p.121.) Verf. schliesst aus einem Falle, dass das sehr frühzeitige 
Auftreten von Armaurose bei Hirntumor auf Sitz im Cerebellum schliessen lasse. 
Peschel. 
40) Starke Entziehungen von Glaskórpern aus dem Kaninchen- 
auge, von Vitt. Cereseto. (Gazz. d. ospit. XV. p. 482.) Verf. machte an 
dem nach vorn leicht luxirten Bulbus hinter dem Aequator oben eine ca. 2 mm 
lange Incision und entleerte durch Druck Glaskörper. Dieser wurde in Watte 
aufgefangen und gewogen. Sofort ist der Glaskörper nicht mehr durchsichtig, 
zeigt graue Streifen. 2 Wochen nachher hat der Glaskörper allmählich seine 
Transparenz wiedererlangt. Die entzogene Glaskörpermenge schwankte zwischen 
30 und 40 cy, bei einem Totalgewichte des Glaskórpers von 150 cg. Verf. ver- 
spricht Studien über dauernde Alterationen des Bulbus nach übermässiger Glas- 
körperentleerung, sowie über Reproduction des Glaskörpers. Peschel. 
41) Eine seltene Alteration der Fontana’schen Räume in einem 
slaucomatösen Auge, von U. Sarti. (Aus der Universitatsklinik Bologna, 
Prof. Tartuferi; Bulletino della Societa med. chirurg. di Bologna, Anno 64, 
p. 147.) Bei Glaucom wurde der Fontana'sche Raum mehr oder weniger durch 
Adhirenz der Iris an die Cornea verlegt gefunden, oder (Schnabel) durch 
dichte Infiltration vermittelst Fiterkörperchen, oder (Tartuferi 1882) diese 
Verlegung fand vermittelst Verdichtung der Balken des Fontana’schen Raumes 
statt, welche homogenes Aussehen hatten. Einen ähnlichen Fall beschreibt Verf. 
Das Auge war weren Glauc. absol. enucleirt. Es wird genaue Beschreibung des 


! Wer es sielit, muss es bewundern. H. 


— 489 - 


mikroskopischen Befundes der Cornea und ihres Epithels gegeben, der Dowman- 
schen Membran, der Linse, Iris, Choroidea und Retina. Der Fontana'sche Raum 
zeigt keine Zwischenräume zwischen den Trabekeln des Ligamentum pectinatum 
in Fulge von Verdichtung der letzteren, welche von homogenem Aussehen sind und 
keine Spur mehr von Endothelzellen und deren Kernen aufweisen. Peschel. 
42) Einfluss des Magneten und anderer Reize auf das Gesichts- 
feld, von S. Ottolenghi. (Archivio di Psichiatria, Torino. Vol. 14. p. 139.) 
Bei einem neurotischen Individuum erweiterte sich das Gesichtsfeld für weiss 
und Farben nach halbstündiger Application eines starken Magneten an die be- 
treffonde Schläfe. Dasselbe Individuum war wenig empfindlich gegenüber Metallen, 
Blei und Zink jedoch verursachten ihm leichtes Wärmegefühl, Gesichtsfeld blieb 
aber unverändert. Der faradische Strom verengte das Gesichtsfeld, während der 
eonstante dasselbe unverändert liess. Inhalation von Amylnitrit erweiterte bei 
demselben Individuum, sowie bei einer zweiten Versuchsperson das Gesichtsfeld. 
Bei demselben Individuum erweiterte sich das Gesichtsfeld im Zustande des 
Monoideismus, d. h. ausserordentlicher Aufregung, wo der Betreffende das Ex- 
periment des Erkennens der Gedanken ausführte. Die Einengung des Gesichts- 
feldes durch Ermüdung bei lange fortgesetzter Prüfung ist kein Phánomen phy- 
siologischer Art, sondern pathologisch, Folge einer aussergewöhnlichen Ermüdung 
der Retina. Peschel. 
43) Aetiologie der Dacrycystitis der Neugeborenen, von Dott. 
F. Mercanti. (Accad. Fisiocritici di Siena. Serie IV. Vol. 1V. p. 275.) Verf. 
bringt den bacteriologischen Befund eines derartigen Falles in einem 3 Tage 
alten Kinde. Man konnte im rechten Auge, welches keine Conjunctivitis zeigte, 
Kiter durch Druck auf den gefüllten Thränensack entleeren. Lunkes Auge normal. 
Eltern waren frei von Syphilis. Im Eiter wurden kleine Bacillen gefunden, die 
in Culturen pathogene Eigenschaften zeigten. Dieser Bacillus erwies sich in 
den angestellten Experimenten als zur Gruppe der von Hüppe ,typhusáhnlich" 
genannten, wie Bacterium coli commune (Escherich), das als pathogen hin- 
lànglich nachgewiesen ist. Verf. hat zwar mehrere Charaktere des gefundenen 
Bacillus als verschieden von denen des Bact. coli erkannt, neigt sich aber doch 
der Meinung zu, dass es sich bei der Vielgestaltigkeit des letzteren um eine 
seiner Formen handelte, die vielleicht als verschiedene Species zu differenziren 
sein dürften. Peschel. 
44) Ueber das Vorkommen und die Bedeutung des sogenannten 
Verschiebungstypus des Gesichtsfeldes, von Dr. Peters. (Deutsche Zeit- 
schrift f. Nervenheilkde. Bd. V.) Während manche Autoren, z. B. Förster, 
O.Kónig, Wilbrand, bei der traumatischen Neurose bestimmte characteristische 
Gesichtsfeldveränderungen finden wollen, hat Verf. bei seinen Untersuchungen 
concentrische Einengung des Gesichtsfeldes bei traumatischer Neurose verháltniss- 
ınässig selten gefunden, selbst wenn er die normale Gesichtsfeldgrenze als 90 
und 60 im horizontalen Meridian annahm. Ferner fand Peters: Der sogenannte 
Fórster'sche Verschiebungstypus kommt bei Gesunden vor, sowie auch bei 
Nervenkranken; man darf ihn deshalb nicht als ein objectives Symptom der 
traumatischen Neurose gelten lassen. P. nimmt an, dass derselbe nicht als ein 
Ausdruck der Ermüdung angesehen werden dürfe, vielmehr sei er wahrscheinlich 
bedingt durch eine Störung oder mangelhafte Entwicklung einer Innervation, 
Welche Erregungen von jedem Netzhautpunkt zu beiden Tractus optici leitet, 
während bei aufgehobener oder gestörter Innervation die Netzhaut in drei Zonen 
zerfällt, von denen die mittlere Eindrücke zu beiden und die äusseren Kin- 
drücke nur zu einem Tractus fortpllanzen. Der Verschiebungstypus bedeutet eine 


-— 490 — 


relative Insufficienz der optischen Nerventhätigkeit, bedingt durch den plötzlichen 
Uebergang der Objecte von einer besser versorgten Zone zu einer weniger gut 
versorgten. (Fortschr. d. Med. 1894. Nr. 20.) Neuburger. 
45) Beiträge zur Physiologie und Pathologie der Horhaut- 
refraction, von Dr. med. Adolf Steiger, Augenarzt in Zūrich. (I. Theil. 
Wiesbaden 1895. 136 Seiten.) Die Ergebnisse dieses I. Theiles obiger Arbeit 
sind schon berichtet (s. Centralbl. 1894. S. 381). Verf. hebt in der Einleitung die 
Wichtigkeit auch geringer Grade von Astigmatismus weniger oft fir die Sehscharfe, 
als fir die Ausdauer des Sehorgans hervor und empfiehlt dementsprechend jeden 
Fall von Asthenopie zu ophthalmometriren. Die historischen Einzelheiten, Tabellen 
und Curven sind im Original nachzusehen. Das Literaturverzeichniss wird den in 
dieser Frage Weiterarbeitenden willkommen sein. Neuburger. 
46) Ueber Keratoplastik, von Prof. Dr. Fuchs in Wien. Vorgetragen 
in der 27. Section der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. (Wiener 
klin. Wochenschr. 1894. Nr. 45.) F. hat 30 Fälle mittelst der totalen Kerato- 
plastik operirt, und zwar: Fälle von Keratitis parenchymatosa mit dichten, un- 
aufhellbaren Trübungen, flache dichte Hornhautnarben mit vorderer Syuechie und 
nur schnalem Randsaume durchsichtigen Gewebes, totale und partielle Staphy- 
lome. Das Material für die Keratoplastik lieferten Kaninchen, Hunde, enucleirte 
menschliche Augen und die Augen todtgeborener, noch frischer Kinder. Von 
den 30 eingepflanzten Hornhautstückchen sind 11 nicht eingeheilt, wobei aber 
das verwendete Material keine Kolle zu spielen schien, sundern mechanische 
Ursachen für das Nichteinheilen verantwortlich gemacht werden mussten. Das 
Material betreffend, bevorzugt F. die menschliche Hornhaut; die selr dünne 
Kaninchenhornhaut empfiehlt er nur für Operationen am kindlichen Auge. Er 
bediente sich eines Trepans von 4—5 mm Durchmesser, welche Grösse ihn die 
besten Erfolge zu geben schien. Ganz kleine Lappen trüben sich rasch, ganz 
grosse verschieben sich leicht, selbst wenn man Hilfsmittel zu ihrer Fixirung 
anwendet. Auf Freimachung der angewachsenen Iris wurde nach Entfernung 
der Narbe stets grosse Sorgfalt verwendet. Der Verlauf der Heilung gestaltete 
sich in allen Fällen so, dass nach einigen Tagen (zumeist 4 Tagen) der Lappen 
vom kande her sich trübte und unter fortschreitender Vascularisation die 'I'rü- 
bung endlich eine vollständige wurde; in einigen Fällen (rat aner one theil- 
weise Wiederaufhellung des Lappens ein. F. glaubt, dass die eingeptlanzten 
Lappen, so lange sie klar bleiben, mit dem Rande der Hornhautlücke nur durch 
Fibrin verklebt sind und vermittelst Diffusion ernährt werden. Die Verwach- 
sung beginnt erst mit der Zellvermehrung am Rande der Hornhautlücke, auf 
welche Zelleneinwanderung, in den Lappen Vascularisation desselben und fort- 
schreitende Trübung folgt. Die Trübung des Lappens ist somit Folge der 
eigentlichen Einheilungsvorgänge. In keinem Falle gelang es F., den einge- 
heilten Lappen vollständig durchsichtig zn erhalten. In dieser Beziehung er- 
gaben die besten Erfolge 2 Fälle von Keratitis parenchymatosa. In 12 Fällen 
von dichten, aber flachen Narben blieb der Lappen nur 2mal ein wenig durch- 
sichtig; auch in 8 Fällen von Staphyloma totale erhielt sich der Lappen nur einen 
Monat durchsichtig. In 8 Füllen von partiellem Staphylom heilte der Lappen 5 mal 
gut an, trübte sich, blieb aber fest und flach, so dass das Auge vor den schäd- 
lichen Folgen einer ectatischen Narbe dauernd sichergestellt wurde. F. empfiehlt 
namentlich derartige Fälle für die Keratoplastik zu verwerthen. Schenkl. 
47) Aus der I. Augenklinik des Hofrathes Prof. Dr. Stellwag von Carien. 
— Spontane Aufsaugung eines Altersstares bei unverletzter Linsen- 
kapsel, von Dr. F. Schramm, Aspirant und Demonstrator der 1. Augenklinik. 


— 491 -— 


(Wiener klin. Wochenschr. 1894. Nr. 37 u. 39.) Bei einer 82jähr. Patientin, 
bei der vor 20 Jahren reife Cataracta des linken Auges nachgewiesen worden 
war, fand man an diesem Auge einen von der Linsenkapsel eingeschlossenen 
sehr kleinen Kernrest in die vordere Kammer luxirt. Ein vorangegangenes 
Trauma wird von der Patientin in Abrede gestellt; auch fanden sich weder an 
dem Bulbus noch an der Linsenkapsel Zeichen eines solchen.  Linienfórmige 
Trübungen, die sich im Pupillarbereiche nachweisen liessen, wurden als feinste 
Falten der Linsenkapsel gedeutet. Ausserdem fanden sich Glaskörpertrübungen 
und eine genuine Sehnervenatrophie dieses Auges; das rechte Auge war vor 
Jahren einer Staroperation mit Erfolg unterzogen worden. Schenkl. 
48) Ein Beitrag zur electrischen Reaction des Auges, von Prof. 
Dr. J. Lombroso und Dr. J. Levi in Florenz. (Wiener med. Blätter. 1895. 
Nr. 1 u. 2.) Zur Prüfung der electrischen Reaction des Auges bedienen sich 
die Verfasser einer breiten Electrode die auf das Genick, und einer zweiten, 
kleineren, die auf das Auge gelegt und hier durch eine Binde fixirt wird. Ihre 
Methode besteht im Aufsuchen des Minimums der Reaction, in der Prüfung der 
Reaction bei ein M. A., und bei zwei M. A., wobei stets die gleiche polare 
Succesion angewendet wird. Versuche wurden angestellt bei: Tabes, Atroph. 
musc. prog., Paralysis periph. facialis, Polyneuritis chronica, Neurosis traum., 
Hysterismus und Neurasthenie. Aus den Beobachtungen ging folgendes hervor: 
Die Methode wird gut ertragen und eignet sich zur practischen täglichen Unter- 
suchung. Bei Hysterismus und Neurasthenie erleidet die normale Sehschärfe 
keine Veränderung, die der galvanischen Reaction speciell eigenthümlich wäre. 
Das Minimum variirt. Immer sind Unterschiede zwischen der Sensibilität des 
einen und des anderen Auges vorhanden. Die Hyperästhesie ist bei Neurasthenie 
grösser; die Farben werden nur wenig oder gar nicht percipirt. Die polaren 
Reactionen erreichen immer die bekannte physiologische Concordanz, nur beim 
Stromminimum nach AnS zeigte sich keine Gleichmässigkeit in der ltegularitüt 
der ersten Reactionen. Bei Verminderung der Sehschärfe blieb die Reaction 
‘normal. Die Anisometropie nimnit keinen Einfluss auf die Sensibilität der Reaction. 
Bei Gesichtsparalysen fand sich die Hyperästhesie an der kranken Seite. Bei 
den übrigen Erkrankungen war häufig normale Reaction vorhanden. War aber 
die Reaction alterirt, so ergab sich manchmal ein Vorherrschen der Reaction 
der Anö, oder eine Gleichheit der Oeffnungs- und Schliessungsreactionen, oder 
Beides zusammen; ausserdem Abweichungen von der Regel bei der Farbenperception. 
Das Vorherrschen der Anö zeigte auch ein Fall von Neurosis traum. (bei nega- 
tivem Augenbefunde); ein anderer Fall zeigte, da wo eine Verminderung der 
Sehschärfe eintrat, ein Ueberwiegen der Oeffnunzen. Schenkl. 
49) Ueber Entfärbung des Pigmentes in mikroskopischen 
Schnitten und eine neue Untersuchungsmethode des accommodirten 
und nichtaccommodirten Auges, von Dr. L. Müller, I. Assistenten der 
Klinik des Prof. Fuchs. (Wiener klin. Wochenschrift. 1895. Nr. 4.) Die 
Celloidinschnitte kommen aus 70 °"/ Alkohol, zunächst in destillirtes Wasser, dann 
sofort in unverdünnten Wasserstoffsuperoxyd. Das Pigment entfärbt sich darin 
aber nur dann, wenn man die Schnitte durch längere Zeit dem directen Sonnen- 
lichte aussetzt. Nachdem man sie 48 Stunden in der Flüssigkeit liegen gelassen 
lat, werden sie wieder, und zwar nur für kurze Zeit in Alkohol gebracht. Im 
Winter und an trüben Tagen gelingt die Kntfürbung erst nach entsprechend 
längerer Einwirkung des H,O,. Durch die Entfärbung leidet die Structur der 
pigmentführenden Zellen in keiner Weise, ihr Plasma, sowie ihr Kern bleiben 
unversehrt. M. hat weiter den Versuch gemacht wihrend der Hartung enucleirter 


— 492 — 


Augen die Iris mit starker miotischer oder mydriatischer Pupille zu fixiren. Es 
gelang ihm dies an zwei menschlichen Augen die enucleirt werden mussten, und 
deren vordere Abschnitte normal waren. Durchschnitte durch den vorderen Ab- 
schnitt dieser Augäpfel zeigten deutlich die Lage des Corpus ciliare und der 
Linse bei weiter und enger Pupille, und die Veränderungen die bei der Acco- 
modation vor sich gehen. Sie demonstrirten die zuerst von Helmholtz durch 
kechnung gefundenen Angaben über Farm der ruhenden und accommodirten Linse 
und gaben genauen Aufschluss über die während der Accommodation am Ciliar- 
körper vor sich gehenden Veränderungen. M. gibt die gefundenen Maasse der 
Linse am atropinisirten und eserinisirten Auge an und macht auf eine Reihe 
wei erer Befunde, die bei der Accommodation in Betracht kommen und an den 
Schnitten deut'ich sichtbar sind, aufmerksam. Schenkl. 
50) Ueber die Accommodation des Fischauges. Vortrag gehalten von 
T h. Beer in der Sitzung des physiologischen Clubs in Wien am 30. October 1894. 
(Wiener klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 49.) Viele Fische sind myopisch und 
besitzen eine Accommodation für die Ferne, die durch Aenderung des Linsen- 
ortes zu Stande kommt. Die Linse wird durch den Retractor lentis der Netz- 
haut genähert; Durchschneidung dieses Muskels vernichtet das Accommodations- 
spiel der Linsenbewegung; dielris spielt, wie bei den hóheren Vertebraten keine 
wesentliche Rolle beim Zustandekommen der Accommodation; die Retraction der 
Linse findet am raschesten bei den agilen und schnellschwimmenden Fischen 
statt. Die Accommodationsbreite variirt bei den verschiedenen Species um 
mehrere Dioptrien und reicht wahrscheinlich aus um das Auge bis auf parallele 
Strahlen einzustellen; Atropin vernichtet das Accommodationsspiel; electrische 
Keizung bewirkt keine Linsenbewegung. Schenkl. 
51) Ueber die sogenannte Stauungspapille von Doc. Dr. A. Elschnig 
in Graz. (Wiener klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 51.) Bei der anatomischen 
Untersuchung von 45 Stauungspapillen konnte sich E. überzeugen, dass dem 
ophthalmoskopischen Bilde der Stauungspapiile eine Entzündung des Sehnerven- 
kopfes, mit entzündlicher Schwellung des gesammten Papillengewebes, Heraus- 
quellen der Papillensubstanz aus den Sclerochorioidealcanale und Abdrängen der 
Netzhaut vom Rande des Chorioidalloches entspricht. Die Entzündungser- 
scheinungen sind namentlich am Stütz- und Bindegewebe der Papille ausgesprochen. 
Zelige Infiltrationen finden sich in den Lücken der Laminabalken, an den 
grösseren und in der Umgebung der kleineren Gefässe; Gliasäulen und Nerven- 
faserlager sind kernreicher; Proliferationsvorgänge lassen sich schon frühzeitig 
an den Blutgefässen, an der Basis der physiologischen Excavation, und im inter- 
ınediären Gewebe der Papille constatiren. Diese entzündlichen Veränderungen 
erstrecken sich immer noch ein Stück über die Netzhautschichten namentlich in 
der Nervenfaserschicht, hin. Die hochgradige Volumszunahme der Papille wird 
vorwiegend durch das entzündliche Oedem des Gewebes bedingt; erst in zweiter 
Linie kommen hier die diffuse Hyperümie, die Blutungen und die Quellung, 
Verdiekung der Nervenfasern in Betracht. Die Hauptursache der bleibenden 
l'apillensehwellung bei atrophirender Stauungspapille ist das neugebildete Binde- 
gewebe, wozu noch das früher erwähnte Herausquellen der Papillensubstanz aus 
dem Sclerochorioidealcanale kommt. Deutliche Compressionserscheinungen an den 
Centralgefässen des Sehnerven fanden sich niemals. Central-Arterie und Vene 
waren meist gleichmässig erweitert. In keinem Falle von Tumor oerebri oder 
intracraniellen Entzündungen fand sich ein reines Oedem der Lamina oder des 
übrigen Papillengewebes, dageren wiederholt Entzündung der Papille ohne 
Schwellung und Stauung. In jedem Falle von Stauungspapille und intravcularer 


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~ 


— 493 — 


Neuritis, ausserdem in zweien von drei Fallen von Tamor cerebri mit normalen 
l'apillen konnten chronische Perineuritis constatirt werden, die meist nicht gleich- 
mássig über den Sehnervenstamm verbreitet, sondern herdweise angeordnet war. 
Ampullenfórmige Ausdehnung des Zwischenscheidenraumes kam nur in etwa der 
Hälfte der Fälle von Stauungspapille (darunter einmal einseitig bei beiderseits 
gleichem Grade von Stauungspapille) zur Beobachtung; in keinem Falle, in dem 
die Papille entzündet war, war der Sehnervenstamm entzündungsfrei; in allen 
Fällen zeigte er das Bild einer interstitiellen Neuritis, die sich bis über das 
Chiasma hinaus fortsetzte und zumeist einen herdförmigen Charakter erkennen 
liess. Die Prädilectionsstellen dieser Neuritis sind der gefässführende und der 


canaliculäre Theil des Sehnerven. In diesen beiden Hauptlocalisationen ist oft 


das Alter der Veränderungen ein sehr verschiedenes, so dass bald an dem einen, 
bald an dem anderen Orte intensivere Degenerationserscheinungen hervortreten, 
und die Annahme nahelegen, dass die einzelnen Sehnervenabschnitte von ein- 
ander unabhängig erkranken. Eine descendirende Neuritis liegt somit nicht 
vor, und die Stauungspapille kommt daner nicht durch eine solche zu Stande. 
Da aber auch ein vom Gehirne auf den Sehnerven und die Papille sich fort- 
setzendes interstitielles Oedem an letzteren nicht nachgewftesen werden konnte, 
überdies in den untersuchten 21 Tumorfällen niemals, ausser in unmittelbarer 
Umgebung des Tumors ein interstitielles Hirnödem constatirt wurde, so kann die 
Stauungspapille auch von einem solchen nicht abhängig gemacht werden. Von 
Wichtigkeit scheint weiter, dass typische Ampulle an Augen gefunden wurde, 
die keine Stauungspapille zeigten, dass sich Stauungspapille mit und ohne Am- 
pulle vurfand, und sie in Fällen fehlte, in denen durch längere Zeit inten- 
siver Hindruck bestanden hatte. Nach den Resultaten der anatomischen Unter- 
suchungen stellt E. die Möglichkeit der mechanischen Entstehung der Stauungs- 
papille und der Neuritis intraocularis in Abrede und bezeichnet die Stauungs- 
papille als eine besondere Form der Neuritis intraocularis, von welcher letzteren 
sie sich durch den besonderen Grad der Schwellung, Volumszunahme und Pro- 
minenz unterscheidet. Schenkl. 
52) Aus der Augenklinik des Prof. E. Fuchs. Beitrag zur Casuistik 
des Morbus Basedowii, von Dr. Richard Hitschmann, Secundärarzt. 
(Wiener klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 49 u. 50.) Einen Fall von Morbus 
Basedowii der den Trousseau’schen formes frustes beizuzählen ist, beschreibt H. 
Derselbe betrifft eine 30 jährige, aus neuropathischer Familie stammende, selbst 
sehr reizbare, aber gut genährte Person, bei der: Palpitationen, Anfälle von 
besonders starkem Herzklopfen mit Dyspno& und Hitzegefühl, Tremor der Extre- 
mitäten, linksseitiger Exophthalmus, linksseitiges Graefe’sches Phänomen, links- 
seitiges Klaffen der Lidspalte, tieferer Stand des linken Bulbus, geringe Gesichts- 
feldeinschránkung, Kopfschmerz, Paraesthesien, gesteigerte Patellar- und Triceps- 
reflexe, und Bracht-Romberg’sches Phänomen nachgewiesen wurden. Struma felilte; 
der Lidschlag war statt selten, sogar vermehrt. H. glaubt, dass sich dieser 
Fall am ungezwungensten erklären liesse, wenn wan die Basedow’sche Krankheit 
als Neurose, als functionelle Störung des gesammten Nervensystemes betrachtete. 
In diesem Falle hätte man es mit einer spontan an einem neuropathisch ver- 
anlagten Individuum: aufgetretenen Neurose mit Vorherrschen der psychischen 
und vasomotorischen Sphäre zu thun. Schenkl. 
53) Aus der Universitäts- Augenklinik des Prof. E. Fuchs. — Ueber 
Vaccine-Blepharitis, von Dr. J. Cohen. (Wiener klin. Wochenschrift. 1894. 
Nr. 52. C. theilt 3 Fälle von Vaccinc-Blepharitis mit; 2 Fülle betreffen 
erwachsene Personen, ein Fall ein 5Sjähriges Kind. Bei allen 3 Fällen zeigten 


— 494 — 


sich als erste Symptome der Erkrankung, Schwellung und Oedem der Lider mit 
mehr oder minder heftigen Schmerzen und Anschwellung der präauricularen 
Drüsen. In 2 Fällen wurden diese Symptome auch von mässigen Fieber be- 
gleitet. 2 Fülle zeigten exquisite Impfgeschwüre. In einem dieser Fälle war 
das Impfgeschwür mit einem speckigen Belag bedeckt und erstreckte sich fort- 
schreitend auf beide Lidränder. Der Belag erwies sich als ein croupöser; das 
Geschwür liess keine Narbe zurück. Bei einem Falle kam es im Verlaufe der 
Erkrankung des rechten Lides, zum Auftritte einer wirklichen Impfpustel des 
linken Unterlides. Bei dem Kinde entwickelten sich schon nach 4tägigem Be- 
stande der Affection typische Impfpusteln am Rande beider Lider. Von den 
ersten Symptomen bis zum vollständig entwickelten Krankheitsbilde vergingen 
durchschnittlich 4—10 Tage, dann erfolgte Rückbildung und restitutio ad in- 
tegrum. Zu Narbenbildung kam es nicht; nur in einem Falle blieb ein leichtes 
Ankyloblepharon zurück. Die bacteriologiscehe Untersuchung des Geschwürsbelags 
ergab Streptococcus pyogenes. Dei den zwei, Erwachsene betreffenden Fàllen fand 
die Uebertragung durch Impfpusteln geimpfter Kinder statt. In dem dritten 
Falle übertrug das geimpfte Kind das Virus auf. das eigene Auge. Schenkl. 
54) Einen Fall von Iristuberculose demonstrirt Primärarzt Dr. Adler 
in der Sitzung des Wiener mediz. Doctoren-Collegiums am 17. Januar 1895. 
(Wiener med. Blätter. 1895. Nr. 3.) Bei der an Lungentuberculose leidenden 
Patientin fanden sich die typischen lrscheinungen der Knótchentuberculose an 
der lris; die Cornea war in Mitleidenschaft gezogen, die Pupille zum gróssten 
Theil mit Exsudat verlegt. Aın Boden der Kammer fand sich Hypopyon, welches 
offenbar zerfallenden Irisknötchen entstammte. Schenkl. 
55) Vorschlag einer Augenspiegelmodification von Dr. C. Kunn in 
Wien. (Wiener klin. Rundschau. 1895. Nr. 2.) Die Modification des Augen- 
spiegels besteht darin, dass Concav und Convexgläser auf gesonderten Scheiben 
angebracht sind und zwar Concav 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10, 20, 30, 0°5 und 
Convex 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 20, 0°5; fir die stärkeren Correctionsgläser 
werden Combinationen benützt. Ist man von einer bestimmten Nummer ausge- 
gangen, so weiss man ohne die Nummerirung anzusehen, welche Linse sich vor 
dem Auge befindet; in der Mehrzahl der Fille kommen nur einfache Linsen in 
Verwendung. Der Spiegel lässt sich leicht zerlegen und reinigen. Schenkl. 
56) Ein weiterer Beitrag zur Conjunctivitis diphtheritica, von 
Prof. W. Uhthoff in Marburg. Nach einem Vortrag, gehalten im Marburger 
Aerzte-Verein am 4. Juli 1894. (Berliner klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 34.) 
Verf. theilt 4 im Jahre 1894 von ihm beobachtete Fälle von Conjunctivitis 
diphtheritica mit, bei welchen die Conjunctivalerkrankung unter dem Bilde einer 
relativ leichten, gutartigen Conjunctivitis crouposa verlief ohne wesentliche Com- 
plicationen von Seiten der Hornhaut und ohne Zerstörung und nachherige narbige 
Veränderungen des conjunctivalen Gewebes. Und doch konnte bei 3 Fällen 
durch die bacteriologische Untersuchung das Vorhandensein von virulenten 
Diphtheriebacillen nachgewiesen werden, welche, auf Meerschweinchen, Kaninchen 
u. 8. w. übertragen, sowohl die schwersten localen diphtlieritischen Veränderungen 
der Conjunctiva hervorriefen, als auch eine tödtliche Intoxication verursachten. 
Beim 4. Fall trat eine tödtliche Halsdiphtherie ein, bevor die bacteriologische 
Untersuchung der Pseudomembranen im Bindehautsack vorgenommen wurde. 
Ein Fall bekam Nasendiphtherie. Während des isolirten Bestehens des Con- 
junctivalprocesses war das Allgemeinbefinden bei allen 4 Fällen, so gut wie gar 
nicht gestört. Die Erkrankung blieb bis auf einen Fall einseitig, obschon ein 
besonderer Sclutzverband auf dem anderen Auge nicht angelegt wurde. In 


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2 bis 4 Wochen war der Conjunctivalprocess im Wesentlichen abgelaufen. Lebens- 
alter 1!/, bis 6 Jahre. Der Verlauf der Conjunctivalerkrankung war immer 
ein relativ gutartiger, trotzdem bei jedem der bacteriologisch untersuchten Fälle 
neben den Diphtheriebacillen auch Streptokokken und Staphylokokken naclıge- 
wiesen wurden. — Verf. hält es nicht für ausgeschlossen, „dass gelegentlich im 
intacten Conjunctivalsack virulente Diphtheriebacillen vorkommen können, ohne 
wesentliche Reactionen zu machen.“ Für diese Annahme spricht: 1. dass an 
anderen Körperstellen das Gleiche beobachtet wurde (Angina mit und sogar 
one Bildung von Pseudomembranen bei Nachweis virulenter Diphtheriebacillen, 
Rhinitis fibrinosa); 2. dass der Process bei fast allen Füllen einseitig war und 
blieb; 3. dass bei den Thiervorsuchen die intacte Conjunctiva sich wenig empfäng- 
lich für virulente Diphtheriebacillen zeigt und erst die Verletzung der Conjunctiva 
den Impfversuch positiv ausfallen lässt. — Weiter macht Verf. aufmerksam auf 
die relative Häufigkeit der Combination der Conjunctivitis diphtheritica mit Aus- 
schlag im Gesicht. Erfahrungsgemäss ruft Ekzem in der Umgegend des Auges 


` leicht Blepharoconjunetivitis hervor und gibt somit eine Prädisposition für diph- 


theritische Infection. Bei einem der Fälle gelang es, von der äusseren wunden 
Haut ebenfalls virulente Diphtheriebacillen in grösser Menge zu züchten. — Die 
Coruealaffection bei Conjunctivitis diphtheritica (eiterige Hornhautentzüudung mit 
Hypopyon) wird nach der Ansicht Uhthoff’s und anderer Autoren gewöhnlich 
nicht direct durch die Einwirkung der Diphtheriebacillen hervorgerufen, sondern 
durch das Eindringen von Eitererregern (Staphylokokken und Streptokokken) 
aus der Umgebung.  Injectionen von virulenten Diphtheriebacillen in Bouillon- 
kultur oder Aufschwemmung in den Glaskörper riefen niemals eine heftige eiterige 
Entzündung resp. Pantophthalmie hervor, offenbar aus dem Grunde, weil Eiter- 
erreger in dem abgeschlossenen Glaskörper keinen Zutritt finden konnten. — 
Diphtheriegift ohne lebende Bacillen (Abtödtung durch einstündiges Erhitzen 
bis auf 55°) in die scarificirte Conjunctiva gebracht war nicht geeignet, einen 
localen diphtheritischen Conjunctivalprocess hervorzurufen, trotzdem es toxisch 
auf den Gesammtorganismus wirkte. Die strenge Trennung der eigentlichen 
Conjunctivitis diphtheritica von der sogenannten Conjunctivitis crouposa ist dem- 
nach aufzugeben.! Für die Praxis, besonders in Bezug auf die Prophylaxe der 
Diphtherie, geht aus den vorliegenden Beobachtungen hervor, dass ınan nament- 
lich zu Zeiten von Diphtherieepidemien auch den leichteren Formen croupöser 
Conjunetivitis grosse Beachtung zu schenken und die Patienten eventuell streng 
zu isoliren hat. Kuthe. 
57) Ueber das Vorkommen von Störungen des Sehorgans bei ge- 
wissen Stoffwechselanomalien, speciell bei harnsaurer Diathese. 
Vortrag, gehalten in der Abtheilung für Augenheilkunde der 66. Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien, von Prof. Dr. O. Bergmeister 
in Wien. Vortr. theilt die Krankengeschichten von 4 Fällen mit, bei denen 
im Gefolge von harnsaurer Diathese Erkrankungen eines Auges (3 Fälle) oder 
beider Augen (1 Fall) auftraten. Bei allen Fällen zeigte sich eine auffällige 
Form von hinterer polarer Linsentrübung, welche in einer Gruppe feiner Pünktchen 
in der Gegend des hinteren Linsenpoles bestand, alinlich einem Beschlag im 
Centrum der tellerfóriniven Grube. Diese Form ist so charakteristisch, dass 
man daraus schon den Verdacht einer vorliesenden Stoffwechselanomalie schöpfen 
kann. Bei einem Falle wurde die Trübung durch eine entsprechende Diätkur 
zum Verschwinden gebracht; bei einem anderen schritt sie jedoch fort, indem 


! Das möchte ich nicht zugeben. H. 


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sich im Laufe von 4 Jahren Aequatorialtrübung und totale Trübung der vorderen 
und hinteren Corticalis hinzugesellte. Glaskörpertrüäbung war bei 3 Fällen vor- 
handen und fehlte nur bei einem Falle, welcher überhaupt als der leichteste 
verlief. Ein Fall zeigte wiederholte Attaquen vun Retinitis leichteren Grades, 
welche jedesmal gleichzeitig mit der Vermehrung der Harnsäurebildung auitrat, 
jeder Behandlung trotzte und nur bei einer länger fortgesetzten strengen 
Diätkur zum Ablauf gelangte. Hämorrhagien in der Netzhaut waren bei keinem 
der Fälle zu constatiren. Einmal verlief die Erkrankung unter dem Bilde einer 
Retinitis proliferans. Kuthe. 
58) Ueber latente Hypermetropie. Vortrag, gehalten in der Berliner 
Ophthalmologischen Gesellschaft am 19. Juli 1894. Von Docent Dr. Cl. du 
Bois-Reymond. (Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. 
Bd. VIII.) Vortr. ist unabhängig von de Schröder (1882. Arch. d’Ophth. de 
Panas, Landolt, Poncet II. p. 289—307) zu derselben Erklärung des Verhält- 
nisses zwischen manifester und latenter Hypermetropie gekommen wie jener und 
stellt die Theorie auf: Der practische Fernpunkt, entsprechend der latenten 
Hypermetropie des ersten Lebensjahres, bleibt für die Muskelthätigkeit durch 
das ganze Leben bestehen und bildet die Grenze zwischen manifester und latenter 
Hypermetropie, vorausgesetzt, dass keine Brille gebraucht wird, und dass die 
Refraction sich nicht ándert. Indem er die von Donders nur bis zum zehnten 
Lebensjahre ermittelte Presbyopie-Curve hypothetisch bis ins erste Jahr verlangert, 
nimmt er als höchste Accommodationsbreite eine solche von 20 D an und gelangt 
so zu der Proportion H1: Ht — A:20, wobei A die Accommodation des jedes- 
maligen Lebensalters bedeutet. Die mit Hülfe dieser Proportion theoretisch ge- 
fundenen Zahlen der aufgestellten Tabelle stimmen fast genau mit denen überein, 
welche Hirschberg mit Hülfe von Augenspiegel und Brillenkasten practisch 
gefunden hatte. (Dr. L. Daniel. Aus Prof. Hirschberg's Augenklinik. Ueber 
den Einfluss des Lebensalters auf das Verhàltniss der manifesten zur totalen 
Hypermetropie.  Centralbl. f. Augenh. 1883. VII. S. 193— 207.) Kuthe. 
59) Die dunklen Punkte in der Myopielehre, von Dr. med. J.Stil- 
ling. (Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. 1895. Nr. 1.) Pflüger hatte durch 
seine Untersuchungen die Richtigkeit des Hauptgrundsatzes der Stilling’schen 
Theorie über die Entstehung der Myopie anerkannt, wollte jeduch noch andere 
Momente daneben zu Recht bestehen lassen, da einige Punkte, die mit der 
Stillingz’schen Theorie unvereinbar seien, sonst dunkel bleiben. Dem hält 
Stilling entgegen, dass der Bau der Orbita nur ceteris paribus einen ganz 
bestimmten Einfluss auf die Hóhe der Myopie nehme, dass dies jedoch nicht 
der Fall sein könne, wenn vier andere Factoren bedeutende Abweichung von 
dem durchschnittlichen Verhalten zeigen, nämlich 1) die Höhe der Trochlea, 
2) der Verlauf der Obliquussehne, 3) die Hornhautkrümmung und 4) die 
Wachsthumstendenz des Auges. Auch sei zur Beurtheilung des gegebenen 
Falles daran zu erinnern, dass St. einen wesentlichen Unterschied mache zwi- 
schen der einfachen „Wachsthumsmyopie“ und jener diletären Form, die als 
Hydrophthalmie des Bulbus aufzufassen sei. Ancke. 
60) Trachom und Conjunctivitis folliculosa; ihre Behandlung 
mit der Rollpincette, von Schmidt-Rimpler. (Berl. klin. Wochenschr. 
1895. Nr. 1.) Ein Beweis für die Unitat des ‘Trachoms und der Con). follic. 
ist weder klinisch noch átiologiseh zu erbringen. Anatomisch besteht manch- 
mal eine gewisse Aehnlichkeit zwischen beiden Affectionen, und auch die Diffe- 
rentialdiagnose macht zuweilen Schwierigkeiten. Was die Behandlung des Tra- 
choms anbelangt, so wird in neuerer Zeit den mechanisch wirkenden Mitteln 


497 —. 


eine erhöhte Bedeutung beigelegt. Schmidt-Rimpler bevorzugt die Knapp’- 
sche Rollpincette, deren Walze er eine Länge von 8mm gegeben hat, um die 
in den Winkeln sitzenden Körner besser erreichen zu können. Häufig kürzt 
einmaliges Ausquetschen den Krankheitsrerlauf erheblich ab. Schworere Fälle 
müssen allerdings über ein Jahr fortgesetzt controlirt werden, wenn man mit 
einiger Sicherheit von Heilung sprechen will. Bei Conj. follic. wendet Schmidt- 
Rimpler die Rollpincette nur in den widerspänstigen Fällen an, die den ge- 
wóhnlichen adstringirenden Mitteln nicht weichen. Alfred Moll. 

61) I. L'optométre de Young et son emploi. II. Recherches sur 
les changements optiques de l'oeil pendant l'accommodation. III. 
Théorie des changements optiques de l'oeil pendant l'accommo- 
dation, von Tscherning. (Archives de Physiologie. 1894, Octobre. 1895, 
Janvier.) Verf. bezieht sich auf eine an derselben Stelle erschienene Arbeit 
vom Jahre 1894, in der er Untersuchungen mitgetheilt hat, die beweisen, dass 
das wesentlichste Phänomen bei der Accommodation darin bestehe, dass die 
Vorderfläche der Linse sich nach der Peripherie zu abflacht. Hierdurch er- 
halt die Mitte der vorderen Linsenfláche indirect eine grössere Krümmung, und 
die Refraction wird in Folge dessen hier erhöht. In der vorliegenden Arbeit 
werden nun die einzelnen bei der Accommodation beobachteten Erscheinungen 
mitgetheilt. — 1. Um die Betheiligung der einzelnen Abschnitte der vorderen 
Linsenfläche bei der Accommodation zu untersuchen, entwirft T. nicht zwei (wie 
Helmholtz), sondern drei Purkinje’sche Bilder von Flammen, die in einer 
Geraden aufgestellt sind. Bekanntlich vollführen Purkinje'sche Bilder bei der 
Accommodation eine Bewegung nach dem Centrum der Linsenfläche zu. Aus 
dem Umstande nun, dass die drei im Ruhezustande in einer Geraden stehenden 
Bilder bei Accommodation eine Curve darstellen, deren Scheitel nach der Mitte 
der Pupille sieht, schliesst T., dass die Krümmung der Linsentläche vom Centrum 
nach der Peripherie abnimmt. Ein weiterer Beweis dafür ist, dass das mittlere 
Bild kleiner wird als die seitlichen. — 2. Es wird an mehreren mit dem 
Yonng'schen Optometer bei Accommodations-Anstrengung gemessenen Augen 
der Unterschied zwischen der Refraction in der Mitte der Pupille und ihren 
seitlichen 'Theilen dargelegt. Es ergiebt sich, dass auch die Hintertläche der 
Linse ihre Gestalt ändert, und zwar stellt ihr Durchschnitt bei Accommodation 
eine Parabel dar, während die Vorderfläche hyperbolisch gekrümmt ist. — 
3. Beobachtet ein myopisches Auge einen entfernten leuchtenden Punkt, so sielit 
es einen Zerstreuungskreis. Accommodirt nun das Auge, so concentrirt sich 
der Glanz in der Peripherie derart, dass ein leuchtender Ring erscheint, der 
eine dunklere Scheibe umgiebt. — T. erklärt auch diese Thatsache mit seiner 
Theorie der Accommodation. Der dem mittleren Gebiet der Pupille entsprechende 
Theil des Zerstreuungskreises vergrössert sich bei Accommodation, während der 
peripherische im Verhältniss der geringeren peripheren Linsenkrümmung weniger 
wachse. So komme es, dass die innere Zone des Zerstreuungskreises z. Th. 
mit der äussersten zusammenfalle und jenen stärker glänzenden Ring bilde. — 
4. Hält man eine Nadel vor die Pupille und beobachtet einen entfernten Licht- 
punkt, so stellt im Ruhezustande der von der Nadel geworfene Schatten in den 
meisten Fällen eine gerade Linie dar. Accommodirt nun das Auge, so biegt 
sich der Schatten, und zwar sieht der Scheitel der Krümmung nach der Peri- 
pherie zu zum Zeichen dafür, dass die Refraction im Centrum eine grössere ist 
als in der Peripherie. 

In der mit IJI. bezeichneten Arbeit werden die eben beschriebenen Phä- 
nomene nach optischen Gesetzen erklärt. Alfred Moll. 

` 32 


— 498 — 


62) I. DieSensibilitát der Conjunctiva und Cornea des mensch- 
lichen Auges. II. Zur Prüfung des Drucksinnes, von Willibald A. 
Nagel. (Arch. für die ges. Physiologie Bonn 1895. Bd. 59.) Verf. kritisirt 
in erster Linie die Arbeiten von Max v. Frey, welcher die Empfindlichkeit 
der verschiedenen Körpertheile gegen schwache, eng localisirte mechanische 
Druckreize zu bestimmen unternahm. Der genannte Autor verwendet zu diesem 
Zwecke Haare von verschiedener Stärke und misst die Kraft, welche nöthig ist, 
ein solches Haar durch Druck auf sein freies Ende zu krümmen. Ausser den 
mechanischen benutzte Nagel thermische, mechanische und electrische Reize zu 
seinen weiteren Versuchen. Er kommt zu sehr eingehend mitgetheilten Resul- 
taten, die hauptsáchlich physiologisches Interesse bieten und im Original nach- 
gelesen werden müssen. Alfred Moll. 

63) Ueber die Frage, ob zwischen den Netzháuten eines Augen- 
paares ein sympathischer Zusammenhang besteht, von A. Eugen 
Fick. (Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 1895.) 
Engelmann hatte die Behauptung aufgestellt, dass Belichtung nur eines Auges 
eines Dunkelfrosches Innenstellung des Pigments und der Zapfen in beiden 
Augen zur Folge habe. Denselben Effect sollte blosse Belichtung der Haut 
haben. Die erste Behauptung setzte voraus, dass der Sehnerv doppelsinnig 
leite, eine Eigenschaft, die durch den zweiten Versuch bewiesen zu werden 
schien, indem hier der Lichtreiz durch sensitive Nerven zum Centralorgan ge- 
führt und von da durch ‚retino-motorische“ Fäden des Sehnerven auf die Netz- 
haut reflectirt würde. Diese gegen das Gesetz von der specifischen Sinnesenergie 
sprechenden Versuche unterzieht Fick in der vorliegenden Arbeit einer Nach- 
prüfung. Was nach F. die Untersuchung ausserordentlich schwierig macht, ist 
die Thatsache, dass es wohl gelingt, durch verschiedene Mittel, wie Belichtung, 
Wärme, Electrizitàt, Erstickuug und langsames Absterben der Zellen, Innenstel- 
lung des Pigments hervorzurufen, dass wir aber bisher noch nicht in der Lage 
sind, durch Absperren des Lichtes oder sonstige Massnahmen eine vollständige 
Aussenstellung zu bewirken. A priori müsste also erst bewiesen werden, dass 
die Engelmann'schen Frösche vor Anstellung der Versuche Aussenstellung 
des Pigments und der Zapfen darboten. Was die experimentelle Nachprüfung 
selbst anbelangt, so durchschnitt F. einigen Fröschen den rechten Opticus und 
setzte sie für längere Zeit in's Dunkelzimmer. Wurde nun das linke Auge für 
sich allein belichtet, so zeigte sich bei der nachfolgenden selbst makroskopischen 
Betrachtung doch Innenstellung in beiden Augen. Es ist aber nicht bloss Ueber- 
tragung von einem auf das andere Augen möglich trotz vorausgeschickter Durch- 
schneidung eines Sehnerven, sondern es ist auch möglich, die Lichtwirkung auf 
das eine, das belichtete Auge zu beschränken, trotz unversehrter Sehnerven. — 
Zu diesem Versuche benutzte man Lichtfrösche und belichtet nur das eine 
Auge mittelst einer diffusen schwachen Lichtquelle. Nach 3—4 Stunden zeigt 
sich Innenstellung nur im belichteten Auge; das andere hat Aussenstellung, 
welche, da es sich um Lichtfrösche handelt, erst während der Belichtungszeit 
eingetreten sein kann. Durch diese Versuche glaubt F. die Engelmann sche 
Angabe von der doppelsinnigen Leitung im Sehnerven widerlegt zu haben. 

Alfred Moll. 

64) Zur Nachbehandlung Staroperirter nach eingetretener In- 
fection. — Nach einem in der ophthalmologischen Section der 66. 
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wien gehal- 
tenen Vortrage, von Wicherkiewicz. (Therap. Wochenschr. 1895. Nr. 6.) 
Bei Infection der Wundränder selbst räth W., den Galvanocauter, Höllenstein- 


Am —- 


lösung oder den Stift selbst anzuwenden, Sublimat 1 °/,, einzuträufeln, event. 
auch subconjunctivale Sublimateinspritzungen zu machen. Hat die Infection 
tiefere Theile ergriffan, so soll die Wunde baldigst gesprengt werden, damit die 
Vorderkammer mit physiologischer Kochsalzlösung ausgespült werden kann. 
Letztere Procedur darf, falls der Effect ausbleibt, mehrmals wiederholt werden. 
Bedeckt die Exsudatmasse auch die Hinterfläche der Cornea, so verwendet W. 
Sublimat 1:20000 als Spülflüssigkeit, was er sonst nicht thut, weil die Des- 
cemetis selbst auf geringe Mengen von antiseptischen Substanzen sehr empfind- 
lich. reagirt. Ist keine Aussicht auf Erhaltung der Sehkraft vorhanden, so 
spritzt W. 1—2 Tropfen einer 1°/,, Sublimatlösung direct in den Glaskörper, 
möglichst in die Nähe des Hauptinfectionsherdes. Die Entzündung selbst be- 
kämpft er durch Mydriatica, die er abwechselnd gegen Miotica vertauscht, um 
den Tonus der Iris zu erhalten. Auch Blutegel kommen in Betracht. Von Um- 
schlägen verwendet W. zuerst kalte Haben diese nicht den gewünschten Er- 
folg, so geht er zu warmen über, in der theoretischen Voraussetzung, dass kalte 
Umschläge die Entwickelung der Mikroben hemmen, warme dagegen die Dia- 
pedese und Phagocytose unterstützen, mit anderen Worten, dass sowohl die 
Kälte wie die Wärme ihre Berechtigung hat. — 2 Fälle, die das Verfahren 
illustrieren, werden genau mitgetheilt. Alfred Moll. 
65) Ein Fall von recidivirenden Glaskörperblutungen in Folge 
von Menstruationsstörungen, von Pressel. Dissertation. Würzburg 1894. 
Ein noch nicht menstruirtes, jedoch im Entwickelungsalter befindliches Mädchen 
erbricht Blut zu der Zeit, zu der normaler Weise die Menses hätten auftreten 
sollen. Sodann treten in regelmässigen Zwischenräumen von 3—6 Wochen 
mindestens 15 Anfälle von Glaskörperblutungen bald rechts, bald links auf; 
die Blutungen cessiren in dem Augenblick, in welchem die Menses eintreten. 
Das einzige Mal, dass während ihres weiteren Lebens die Menses ohne physio- 
logische Ursache unregelwässig werden, kommt es zu einer leichten Glaskörper- 
blutung. Später wird die Pat. von einer diffusen Keratitis befallen, die einer 
antiluetischen Cur weicht. Nach der Ansicht des Verf.'s hat sich also auf der 
Basis der hereditären Lues eine Gefässerkrankung entwickelt, die zu abnormer 
Brüchigkeit der Endarterien führte. Als es dann in Fulge der die Menstruation 
vorbereitenden Fluctionen zu höherer Spannung im arteriellen System kommt, 
die ventilartig wirkende menstruelle Blutung jedoch in Folge von zurückgeblie- 
bener Entwickelung des Uterus ausbleibt, vermögen die Gefässe nicht zu wider- 
stehen, und es erfolgen Magen- und Glaskörperblutungen. Alfred Moll. 
66) Les ophthalmies du nouveau-né, par E. Valude, médecin de 
la clinique nationale ophthalmologique des Quinze-Vingts. (Paris 1895). Nicht 
nur die eigentlichen Augenkrankheiten beim Neugeborenen, sondern auch ihre 
Beziehung zum Allgemeinzustande und ihie Folgen sind in dem handlichen 
Buche sehr übersichtlich zusammengestellt. Alfred Moll. 
67) Hand-Atlas der sensiblen und motorischen Gebiete der Hirn- 
und Rückenmarksnerven zum Gebrauch für practische Aerzte und 
Studirende, von Prof. Dr. C. Hasse, Geh. Med.-Rath und Director der kgl. 
Anatomie in Breslau. In vorzūglichen Bildern werden die einzelnen Nerven- 
gebiete durch bestimmte Farben von einander unterschieden und so zu klarster 
Anschauung gebracht. Alfred Moll. 
68) Ein Fall von Augen- und Rachendiphtherie behandelt mit 
Bebring’schem Heilserum, von Dr. J. Hoppe. (Deutsche med. Wochenschr. 
1895. Nr. 12.) Ein Fall von Conjunctival-Diphtherie, bei dem 24 Stunden nach 
einer Injection von Serum Nr. II die diphtherische Membran sich iu toto abziehen 
32* 


— 6500 


liess. Bald darauf völlige Heilung, ohne weitere Erkrankung der bereits infiltrirt 
gewesenen Cornea. Alfred Moll. 
69) Ueber die Erkennbarkeit des Sehpurpurs von Abramis Brama 
mit Hilfe des Augenspiegels, von Dr. Abelsdorff, Assistent an der 
Universitäts-Augenklinik zu Berlin. (Sitzungsberichte der kgl. Preuss. Academie 
der Wissenschaften zu Berlin. XVIII. 1895.) Die bisherigen Versuche, den Sel- 
purpur im lebenden Auge ophthalmoscopisch wahrzunehmen, scheiterten deshalb, 
weil die Farbe desselben von der dahinterliegenden Aderhautróthe nicht isolirt 
werden kann. In Folge dessen war zu erwarten, dass ein die Aderhaut ver- 
deckender weisser reflectirender Hintergrund, wie er sich im Retinaltapetum dar- 
stellt, die Wahrnehmung des Selıpurpurs gestatten würde. Ein geeignetes Object 
für derartige Versuche ist der Bley. Wird dieser Fisch 4 Stunden lang im 
Dunklen gehalten und dann ophthalmoscopirt, so ist die Netzhaut an der Stelle 
des Tapetums, also oberhalb der Papille prachtvoll roth, im Uebrigen aber sch warz- 
grünlich. Dass die rothe Farbe wirklich auf den Sehpurpur zu beziehen ist, 
geht aus dem Umstande hervor, dass dieselbe bei längerer Belichtung einer 
gelb-weissen Platz macht. Um umgekehrt die Regeneration des Sehroths zu 
beobachten, wird ein Fisch !/, Stunde mit Auer'schem Gasglühlicht geblendet 
und dann 3 Stunden in's Dunkle gebracht. Hier verwandelt sich die gelb- 
weisse Farbe vor dem Tapetum wieder in die rothe. Nur einmal misslang der 


Versuch, weil ein nicht mehr ganz lebensfrischer Fisch benutzt wurde, bei 


dem die Regenerationsfähigkeit des Sehroths bereits gelitten hatte. 
Alfred Moll. 

70) Ueber die Entwickelung der Sinnesspbáren, insbesondere 
der Sehsphire, auf der Grosshirnrinde des Neugeborenen, von Prof. 
Dr. med. J. Steiner. (Sitzungsberichte der Kgl. Preuss. Academie der Wissen- 
schaften zu Berlin. XVI. 1895.) Nach Untersuchungen von H. Munk, Schaefer 
und Steiner selbst beantwortet die electrisch gereizte Sehsphäre diese Reizung 
mit associirten Augenbewegungen und einer Kopfbewegung, welche nachweisbar 
Folgen des Sehens sind. Diese Methode benutzt Steiner in der vorliegenden 
Arbeit, um den ersten Berinn der Reactionsfahigkeit der Sehsphäre festzustellen. 
Bei allen zu den Versuchen benutzten Thierspecies zeigte sich zunächst, das 
die Reizbarkeit der Sehsphäre auf der Hirnrinde später erscheint als die der 
motorischen Sphäre, und zwar um so später, je höher organisirt das betreffende 
Gehirn ist. So erscheint die Reizbarkeit der Sehsphäre bei Katze und Kaninchen 
zum ersten Male 14 resp. 15 Tage nach der Geburt, d. h. 4—5 Tage nach 
bereits bestehender Reactionsfähiskeit der motorischen Sphäre. Junge bis zu 
34 Tage alte Hunde sehen noch nicht. Erst von diesem Zeitpunct an be- 
kommen sie die Fähigkeit, direct zu sehen, während excentrische Objecte noch 
nicht wahrgenommen werden. - In Uebereinstimmung hiermit ist bei Hunden 
dieses Alters die Schsphäre dem electrischen Strom gegenüber noch unerregbar. 
Erst am 40. Tage zeigt sich die charakteristische Reaction. In Bezug auf nen- 
geborene Kinder werden die Untersuchungen von Rählmann mitgetlieilt, welche 
ergeben, dass die Fähigkeit, einen Gegenstand zu fixiren, sich in der 5. Woche 
findet, während das periphere Sehen sich erst im 5. Monat einstellt. 

Alfred Moll. 

71) Vierter Boricht über die Abtheilung für Augenkranke im 
Landesspital zu Laibach (vom 1. Januar bis 31. December 1894.) Unter 
301 Operationen 78 Staroperationen, und zwar 44 Staroperationen mit dem 
Lappenschnitte und Iridectomie, 7 Staroperationen mit dem linearen Schnitte, 
und 27 Zerschneidungen des Stares. In 2 Füllen von Staroperation mit dem 


— 501 — 


Lappenschnitte kam es nach normaler Operation zur Wundeiterung. Beide Pat. ` 
litten an chronischem Bindehautcatarrh mit Blepharitis und Ectropium. Schenkl. 
12) Ueber einen Fall von Hydrops des Sinus frontalis dexter, 
von Dr. Nietsch, Secundárarzt des allgem. Krankenhauses in Iglau. (Prager 
med. Wochenschrift. 1895. Nr. 15.) Die ersten Symptome der Erkrankung 
traten bei der 18jähr. Patientin vor 11 Jahren, an eine Scarlatina sich an- 
schliessend, auf. Bei der Aufnahme der Kranken in das Krankenhaus fand sich 
an der rechten Seite der Nasenwurzel ein Hühnerei grosser, fluctuirender schmerz- 
loser Tumor, der den Bulbus nach unten und aussen drängte, seine Beweglich- 
keit jedoch in keiner Weise behinderte. Das Sehvermögen, sowie der Augen- 
spiegelbefund normal. Bei der Operation fand sich das Thränenbein und die 
Umgebung usurirt; nach der Spaltung des Periostes entleerte sich ong grosso 
Menge rothgrauer, zäh-dickflüssiger Massen und lag die rechte Stirnhöhle frei. 
Die entleerten Massen erwiesen sich als mit reichlichen, stark verfetteten Leuko- 
cyten durchsetzten Schleim. Schenkl. 
73) Beitrag zur Statistik der Kurzsichtigkeit, von Sanitätsrath 
Dr. E. Bock in Laibach. (Das österreichische Sanitätswesen. 1895. Nr. 4.) 
B. zählt unter 8306 Augenkranken 673 Kurzsichtige, die ihn lediglich ihrer 
Kurzsichtigkeit wegen consultirten. An der Hand dieses Materiales sucht er 
einen Beitrag zur Beantwortung der wichtigsten, für die Statistik der Myopie 
ia Betracht kommenden Fragen zu liefern. Die einzelnen Fragen sind in Ta- 
bellen übersichtlich angeordnet. Schenkl. 
74) Einen Fall vollständiger Erblindung durch Bandwurmmittel 
demonstrirt Dr. E. Grosz in der Sitzung der k. Gesellschaft der Aerzte in 
Budapest am 26. Januar 1895. (Wiener med. Presse. 1895. Nr. 7.) Ein 
29jähr. Tischler, der früher ein gutes Sehvermögen hatte (nur soll das linke 
Auge stets schwächer als das rechte gewesen sein), erblindete nach einer Band- 
wurmcur vollständig. Der Augenbefund beschränkte sich im Beginne auf maxi- 
male Dilatation der Pupillen bei normalem Augenhintergrund, später trat pro- 
gressive Atrophie der Papillen ein. Pat. hatte nach einer Dosis Ricinusöl 
in halbstündigen Pausen, 32 Kapseln enthaltend je 8g Ext. filicis maris aeth. 
und Extractum punic. gran. genommen. Schenkl. 
15) Mumps der Thránendrüsen, von Primärarzt Dr. H. Adler in 
Wien. (Wiener med. Presse. 1895. Nr. 7.) Ein 18jáhr. Hechschüler bekam 
im Gefolge einer fieberhaftem Parotitis eine Anschwellung der 'lhrànendrüsen 
beider Augen. Die Oberlider erschienen durch eine uneben höckerige Geschwulst 
vorgetrieben; die Conjunctiva des Uebergangstheiles war chemotiseh geschwellt, 
leicht geröthet, es bestand miissige Ueberabsonderung. Im Uebrigen, ausser 
leichtem Exophthalmus, keine Veränderungen. Vollständige Heilung trat erst 
in der 7.—8. Woche ein. Schenkl. 
76) Einen Fall von Gumma der linken Orbita demonstrirte Doc. 
Dr. Kónigstein in Wien in der Sitzung des Wiener med. Clubs am 13. Febr. 
1895. (Wiener med. Presse. 1895. Nr.8.) Die Geschwulst, die im Stirn- 
beine sass und sich über den Orbitalrand auf die obere Augenhöhlenwand er- 
streckte, war kleinapfelgross, elastisch, weich, fluctuirend. Es bestand nebenbei 
bedeutender Exophthalmus, Herabsetzung der Sehschärfe, mangelhafte Beweg- 
lichkeit des Bulbus, und konnten ausgeprägte Stauungserscheinungen constatirt 
werden. Eine älinliche Geschwulst war auf der rechten Seite des Unterkiefers 
vorhanden; das linke Knie war schmerzhaft und geschwollen. Energischer Jod- 
kaligebrauch brachte die Geschwulst der Orbita in wenigen Tagen zum Schwinden. 
Schenkl. 


-- 002 — 


77) Einen Fall von Sehnervenverletzung demonstrirte Dr. A. Szili 
in der k. Gesellschaft der Aerzte in Budapest am 12. Januar 1895. (Wiener 
klin. Rundschau. 1895. Nr. 8.) Es handelte sich um eine typische Sehnerven- 
verletzung durch Messerstich, bei der in diagonal entgegengesetzter Richtung zur 
Verletzung ein empfindlicher Quadrant der Netzhaut übrig blieb. S. schliesst 
daraus, dass wenigstens zum Theil die Lagerung der lichtempfindlichen Ele- 
mente der Retina der Anordnung der entsprechenden Nervenfasern im Sehnerven 
vollkommen entspricht. Schenkl. 

78) Ueber die im Gefolge der Belichtung auftretenden galva- 
nischen Vorgänge in der Netzhaut und ihren zeitlichen Verlauf. 
Vortrag gehalten von S. Fuchs in der Sitzung des Physiologischen Clubs in 
Wien am 4. Decbr. 1894. (Wiener klin. Wochenschr. 1895. Nr. 11.) F. legte 
sich die Frage vor, ob man bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse 
von den objecetiven Veränderungen, welche im Gefolge der Belichtung im Seh- 
nervenapparate auftreten, nicht Mittel hätte, nachzuweisen, dass die Erregung 
und die durch sie bedingte Lichtempfindung später auftritt, als der sie aus- 
lösende Reiz. F. hat vorerst einmal die Reactionszeit gemessen, wenn der An- 
blick eines electrischen Funkens als Reiz benutzt wurde und ebenso die Re- 
actionszeit bei directer electrischer Reizung der Retina. Das Ergebniss dieser 
Versuche machte die Existenz eines Stadiums der latenten Sinnesreizung sehr 
wahrscheinlich. Zur Beantwortung der oben gestellten Frage zog F. nur die 
Untersuchung des zeitlichen Verlaufes der photoelectrischen Schwankungen bei 
instantaner Belichtung heran und bediente sich dabei des Bernstein'schen Rheo- 
tomverfahrens. Es gelang ihm damit nachzuweisen, dass nicht allein die Er- 
regung, sondern auch die Lichtempfindung erst eine messbare Zeit nach dem 
Eintreffen des Reizes beginnt. Schenkl. 

79) Zwei Fälle von Infection mit Vaccine-Gift, von Dr. F. Harnisch. 
(Corr.-Blatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg. 1894. Nr. 8.) Ein 
4jähr. Kind zeigte 8 Tage nach der Impfung Pusteln am Lidrande des rechten 
Auges. Einem 3!/,jàhr. Kinde wurde das Vaccine-Gift von seiner, kurze Zeit 
vorher geimpften Seliwester auf das rechte Auge übertragen und erzeugte con- 
fluirende Pusteln, die beide Lider und die ganze Umgebung des Auges bedeckten. 

| Schenkl. 

80) Seltene Localisation des syphilitischen Primüraffectes, von. 
Dr. F. Harnisch. (Corr.-Blatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg 
1894. Nr. 7.) In einem Falle fand sich ein specifisches Geschwür am linken 
unteren Augenlide unterhalb-des äusseren Augenwinkels, in einem zweiten Falle 
an der Ueberygangstalte des oberen und unteren Lides. Schenk]. 

81) Die Oxydation von Fremdkörpern im Auge und ihre prak- 
tische Bedeutung, von Dr. R. Gruber, Assistent der I. Wiener Augenklinik. 
(Allgemeine Wiener med. Zeitung. 1895. Nr.5 u. 6.) Einem 48jähr. Eisen- 
arbeiter drang vor 3 Jahren ein Eisensplitter in das linke Auge, durchschlug 
die Linse und rief Erscheinungen entzündlich quellender Cataract hervor. Seit 
dieser Zeit befand sich der Fremdkörper in der Vorderkammer, ohne irgend 
welche Entzündungserscheinungen erzeugt zu haben. Ende des Jahres 1894 
wurde der Eisensplitter operativ entfernt. Die chemische Untersuchung ergab, 
dass das Kisenstick aus reinem Kisenoxyd bestand und vollständig frei von 
Eisenoxydul war. Die praktische Bedeutung der Oxydation von Fremdkörpern 
im Auge betreffend, hebt G. Folgendes hervor: Die chemische Keizwirkung eines 
eingedrungenen Eisensplitters beruht auf Diffusion von an seiner Oberfläche ge- 
löstem doppelt kohlensaurem Eisenoxydul, jedoch kann diese Lösung und chro- 


— - 503 


nische Reizung nur bei metallischen Eisen und Eisenoxydul erfolgen, nicht aber 
bei reinem Eisenoxyd oder bei von einer dichten Oxydhülle überzogenen Fremd- 
körpern; alle diejenigen Momente, die einer Diffusion hinderlich sind, begünstigen 
die oberflächliche Oxydation; mit einer Oxydhülle bereits umschlossene Fremd- 
körper können nachtheillos nachträglich in ein Medium wandern, in welchem 
sie vor ihrer Oxydation durch Lösung und Diffusion der oberflächlichen Partien 
schwere Folgezustände hervorgerufen hätten; hat sich ein Fremdkörper einmal 
mit einer dichten Oxydliülle umgeben, so ist er einer weiteren chemischen Ver- 
änderung nicht mehr zugänglich. Schenkl. 
82) Ein Lidheber bei Ectropium, von Trompetter in Cleve. (Klin. 
Monatsbl. f. Augenh. 1895. Januar) Um bei messerscheuen Patienten das 
ectropionirte Unterlid in die richtige Lage zu bringen, giebt T. ein Zwicker- 
gestell (je nachdem mit sphürischen oder planparallelen Glasern) an, an dessem 
unteren Rande ein ca. 2!/, cm langer gut abgerundeter Metallbügel senkrecht 
zur Glasfláche angelóthet ist. Bei prominentem Bulbus ist derselbe schmal, ca. 
2 mm, bei tiefliegendem breiter, ca. 3—4 mm. Der Zwicker wird etwas tiefer 
angesetzt und der Bügel schiebt ganz von selbst das Lid in die Höhe. Um 
nicht schneidend zu wirken, darf er nicht zu dünn sein. Neuburger. 
83) Aristol in der Augenheilkunde, von Heuse in Elberfeld. ('l'herap. 
Mon. 1895. Februar) Bei indolenten Hornhautgeschwüren mit eitrigem Grunde, 
in welchen die bisher gebräuchlichen Mittel im Stiche liessen, bewirkte Aristol 
in Pulverform rasche Reinigung des Geschwüres. Zur Reparation der Ulcera 
trägt es nicht bei. In 5°/, Salbe bewährte es sich auch gut bei ulceröser 
Blepharitis, wobei es wegen seines geringen Reizes einen gewissen Vorzug vor 
der gelben Präcipitatsalbe besitzt, und bei hartnäckig recidivirenden Hordeolis. 
(Abds. iu die Cilien zu reiben). Neuburger. 
84) Temperaturmessungen im Conjunctivalsack des Menschen, 
von R. Giese, Assistenten an der Universitäts-Augenklinik zu Göttingen. (Arch. 
f. Augenheilk. XXVIII. 3.) Als mittlere Temperatur des Conjunctivalsackes unter 
30 Messungen fand G. 35,72 gegenüber 37,18 unter der Zunge. Bei fast allen 
mit entzündlichen Erscheinungen verbundenen Augenkrankheiten war die Tem- 
peratur erhöht. Hinsichtlich der Einwirkung kalter und warmer Umschläge 
fand G. direct entgegengesetzte Resultate wie Silex (cf. dies. Centralbl. 
1893. 8. 574), nämlich unter 33 Fällen 30mal Erhöhung der Tempe- 
ratur durch warme, Herabsetzung durch kalte Umschläge; nur in 
3 Fällen war es umgekehrt. Nasse, kalte Compressen setzen die Temperatur 
mehr. herab als trockene Eisbeutel, da erstere besseres Leitungsvermögen besitzen 
und sich besser anschmiegen. . N euburger. 
85) Foreign bodies in the eyeball, with report of clinical cases, 
by J. Hobart Egbert, M.D. (‘The Med. and Surg. Reporter. Philadelphia. 1894. 
22. Decbr.) In Folge einer Explosion zahlreiche Steinsplitter in beiden Horn- 
hauten, rechts eitrige Iritis mit Hypopyon; Entleerung des letzteren; links ein 
Splitter auf der Iris und ein weiterer in der luxirten Linse; zunáchst antisep- 
tische Behandlung der zahlreichen Hornhautulcerationen bds.; dann links Iri- 
dectomie zur Entfernung des Splitters, sowie präparatorisch für die spätere 
Extraction der luxirten Cataract. Bei der Entlassung bds. gutes Sehvermógen. 
— Wenige Stunden zuvor war dem 35jähr. beim Hämmern ein Stahlsplitter in's 
linke Auge geflogen. Scleralwunde schläfenwärts in der Ciliargegend; intraoculare 
Blutung. Exspectative Behandlung. Nach 2?/, Tagen Schmerz und beginnende 
Entzündung. Unter Aethernarcose Erweiterung der ursprünglichen Wunde; 3 mal 
erfolgloses kıinsenken des Magneten; zuletzt wird derselbe entlang den inneren 


— 504 — 


Wundlefzen geführt und bringt den Splitter, der sich offenbar bei den vorher- 
gehenden Versuchen an diesen abgestreift hatte. Scleralnaht. Antiseptischer 
Verband. Vor der Operation nur Lichtschein, 5 Stunden darnach ?/,,,, nach 
einer Woche ?°/,,.; bei der Entlassung gutes Sehvermögen. — Dem 22jähr. 
war Morgens beim Drillbohren ein Stück des abgebrochenen Bohrers mit grosser 
Gewalt in’s rechte Auge geflogen. Nachmittags Cornealwunde unten am Limbus; 
Iris- und Linsendurchbohrung; Glaskörperblutung. Exspectative Behandlung. 
Nach 40 Stunden starker Schmerz und Entzündung. Wegen des hohen Grades 
der letzteren Enucleation; der Splitter fand sich hinter dem Auge in der Orbita. 
Neuburger. 
86) Beitrag zur Lehre von den septischen Erkrankungen. Pyämie 
mit wesentlicher Localisation in der Musculatur und metastatischer Ophthalmie, 
vou Edwin Pfister. Inaug.-Diss. Zürich 1895. (Aus dem Privatlaboratorium von 
Dr. Hanau) Die an Pyämie verstorbene 21jähr. Patientin hatte neben aus- 
gedehnten Muskeleiterungen, Pleuritis, Gonitis, eine metastatische Ophthalinie 
des linken Auges, welch letzteres auch eingehend mikroskopisch untersucht 
wurde und eine starke Zellinfiltration fast aller Häute, sowie massenhaft Kokken- 
invasion zeigte; die Streptokokken sassen vorzugsweise im Gewebe selbst, seltener 
in den Gefässen; im Glaskörper, sowie in der Vorderkammer fanden sich Rein- 
culturen davon. Die Selera war am wenigsten verändert. Neuburger. 
87) Eye-strain headache, by S. Bishop, M. D. (The Med. Bulletin. 
1895. Januar. Philadelphia.) Der Artikel hebt den häufigen ursächlichen Zu- 
sammenhang hervor zwischen Kopfschmerzen und Refractions- bez. Muskelano- 
malien am Auge, welche nicht corrigirt sind, und empfiehlt daher in jedem 
derartigen Falle zuerst eine gründliche Untersuchung der Augen. 
Neuburger. 
88) Die Bedeutung des Schnupfens der Kinder, von Dr. Emanuel 
Fink in Hamburg. (Heft 2 der zwanglosen Abhandlungen aus dem Gebiet der 
Nasen-, Ohren- etc. Krankheiten. Halle 1895.) In seiner eingehenden interessanten 
Darstellung der Bedeutung des Schnupfens bei Kindern und dessen Folge- 
zustinden kommt Verf. auch auf die von der Nase herrührenden Augenerkrankungen. 
Insbesondere die Plilyctänen, Thranensackleiden und gewöhnliche Conjunctivitis 
hängen in den meisten Fällen von acuter oder chronischer Rhinitis ab. Wenn 
Verf. die Wichtigkeit der Nasenerkrankungen für die Aethiologie der Augen- 
erkrankunzen hervorhebt, so kónnen wir ihm nur voll und ganz beistimmen; die 
Behauptung jedoch, dass dieser Zusammenhang „von den deutschen Ophthal- 
mologen, mit wenigen Ausnahmen, noch nicht genügend gewürdigt wird‘, müssen 
wir entschieden zurückweisen, wie auch die neueren Lehrbücher der Augenheil- 
kunde Verf.'s Behauptung widerlegen.! Auch die Angabe Ziem's, welche Verf. 
eitirt, dass ?/, aller Augenkrankheiten von Nasenaffectionen herrühren oder in 
ihrer Entwickelung begünstigt werden, scheint uns zu weit zu gehen. 
Neuburger. 
89) Ueber Nosophen, von Dr. Seifert, Privatdocent in Würzburg. (Wien. 
klin. Wochenschr. 1895. Nr. 12.) Nosophen, Tetrajodphenolphtalein, erwies sich 
ber Rhinitis hypersecretoria als austrocknendes Pulver von hervorragendem Werthe. 
Bezüglich der weiteren pharmacologischen und therapeutischen Einzelheiten 
müssen wir auf das Original verweisen. Ein Theil der behandelten Fälle stamınte 
aus der Würzburger Augenklinik; sie litten an Conjunctivitis eczematosa, abhangig 


' Bläschen-Catarrh entsteht von der Nasenschleimhaut aus. (Hirschberg, 
Therap. Monatshefte, Febr. 1888.) 


ce dE. pes 


von einer Rhinitis hypersecretoria. Ueberhaupt führt dieses Zusammenarbeiten 
zwischen Augen- und Nasenklinik, wie es nach des Verf.'s Worten „vielleicht in 
keiner anderen Augenklinik“ — in anderen auch! Ref. — „als in der Augen- 
klinik von Würzburg“ stattfindet, bei vielen Lid-, Thränensack- und Bindehaut- 
erkrankungen wesentlich rascher und gründlicher zum Ziel. Neuburger. 
90) Bemerkungen zur Tuberculose des Auges, von Dr. Ludwig 
Bach, Privatdocent in Würzburg. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 18.) 
Während man früher ein Entstehen von Tuberkeln in dem gefässlosen Gewebe 
der Cornea für unmöglich hielt, wurde diese Auffassung von Hänsell zu- 
erst widerlegt; später bewiesen Michel-Bongartz, v. Hippel das Entstehen 
der Keratitis parenchymatosa auf tuberculöser Basis; Verf. sprach dann in einer 
weiteren Mittheilung von der Möglichkeit einer tuberculösen Ursache der sog. 
sclerosirenden Keratitis und bringt jezt zwei neue mittheilenswerthe Fälle. 
Ein 17jähr., hereditär belastetes Mädchen mit Zeichen abgelaufener Drüsen- und 
Knochentuberculose und Affection der rechten Lungenspitze zeigt bei mässiger 
Ciliarinjection L am oberen Hornhautrande drei circumscripte, grau-gelbliche © 
Knötchen, die in kaum nennenswerther Weise das Hormhautniveau überragen; 
Irishyperämie; O:n, SL — !/,. R (absolut normal) = 1. Mit Atropin und 
Kreosot entlassen, stellt sie sich nach über 2 Monaten wieder vor; Allgemein- 
befinden das gleiche; das nie entzündungsfrei gewesene Auge zeigt jetzt ausser 
den alten drei, jetzt grau-weissen Knötchen noch eine ganze Anzahl neu ge- 
bildeter; im Ligamentum pectinatum waren Knötchen weder früher noch jetzt 
sichtbar; in der Sclera, ca. 1 mm vom Limbus entfernt, sind zwei kleine, leicht 
schiefergraue höckerige Hervorragungen; Iritis mässigen Grades: geringe diffuse 
Glaskórpertrübung; Papille etwas hyperámisch, Grenzen leicht verwischt, geringe 
venóse Stauung, S — !/,. QG. F. Farben n. R absolut normal. Die tuberculóse 
Natur dieser Erkrankung ist zwar nicht stricte bewiesen, doch hóchst wahr- 
scheinlich. Im Anschluss an diese hóchst wahrscheinlich primáre Atfection der 
Hornhaut theilt Verf. einen zweiten Fall mit, von áhnlicher Anamnese und All- 
gemeinbefund bei einem 18jährigen Mädchen, wo primär Aderhaut und Netz- 
hauterkrankung, dann [ritis und nahezu gleichzeitig damit ähnliche Knötchen 
im Ligamentum pectinatum und am Hornhautrand auftraten. Weder bei diesen, 
noch den anderen, vom Verf. beobachteten Knötchen der Hornhaut kam es zur 
Kinschmelzung der Oberfläche, zu einem Geschwür, im Gegensatz zu den schon 
erwähnten, von Hänsell experimentell erzeugten Knötchen. Die bis jetzt be- 
richteten tuberculösen Hornhauterkrankungen gründeten sich nur auf klinische 
und anatomische Befunde; sie bleiben vorläufig Wahrscheinlichkeitsdiagnosen, 
bis es gelungen ist, in den beschriebenen Krankheitsherden den Tuberkelbacillus 
nachzuweisen; dieser Nachweis dūrfte nur gelingen durch Auskratzen eines 
solchen Knótchens in relativ frischem Stadium und Einpflanzung in die Vorder- 
kammer des Kauinchens. Verf. erinnert hier an den früher von ihm beschriebenen 
Fall Kirchner, wo es im Anschluss an Knótchen im Ligament. pectinat. zu 
parenchymatóser Hornhauttrübung kam und später in der tuberculös erkrankten 
Bindehaut der Nachweis von Bacillen nur auf diese Weise gelang. Bürsten- 
binder zwar hat die Vermutung ausgesprochen, dass in den mild verlaufenden 
Fällen von Tuberkulose des Auges, speciell der Iris, vielleicht überhaupt keine 
Bacillen in's Auge gelangen, sondern die Entzündung durch Ptormaine bewirkt 
würde, die in anderen tuberculós erkrankten Organen entstünden; freilich ist 
dies bis jetzt durch nichts bewiesen. Am Auge sind das Ligament. pectinat. 
und der Corneoscleralrand vorzugsweise der Sitz tuberculöser Knötchen; möglicher- 
weise sind Circulationsverlältnisse Ursache dieser Pradilection. Neuburger. 


— 506 — 


91) Die Heilung der trachomatösen und scrophulösen Keratitis 
durch Lidlockerung, Blepharochalasis,! von Dr. G. Schwabe, Augen- 
arzt in Leipzig. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 20.) Die Operation 
soll die Lider vom Bulbus abhebeln und dadurch die schädliche Einwirkung 
der verkrümmten Lider beim Trachom auf die Hornhaut aufheben, sowie bei der 
scrophulösen Keratitis durch Erweiterung der Lidspalte günstig wirken. Be- 
züglich ihrer Einzelheiten müssen wir auf die beigegebenen Illustrationen ver- 
weisen. Sie besteht aus 3 Theilen: Spaltung der äusseren Lidcomissur mit 
geknöpfter Scheere, sorgfältige Schliessung dieser rhombischen Wunde durch 
dichtgelegte Nähte, welche nur einen schmalen Rand der Conjunctiva und der 
äusseren Haut vereinigen dürfen; sodann Entfernung eines ca. 20 mm langen 
Hautlappens am Oberlid über dem Tarsus bei geschlossenem Auge und eines 
ca. 10 mm langen, am äusseren Drittel des Unterlides; bei der ebenfalls dichten 
Naht dieser Wunden ist Mitfassen des Orbicularismuskels zu vermeiden. Der 
Grad der Operation ist natürlich dem einzelnen Fall sorgfältig anzupassen, dem 
Stadium der Erkrankung, der natürlichen Lidspaltóffnung, dem Alter des Pat. u. dgl., 
um sorgfältige Vernarbung zu erzielen und Ectropion und ähnliche Stellungs- 
anomalien zu vermeiden. Ein Hauptaugenmerk ist auf die Symmetrie beider 
Lidspalten zu legen. Das Gesicht des Operirten nimmt freieren, lebendigeren 
Ausdruck an, weil die anfängliche Verlängerung der Lidspalte durch energische 
Hebung des Oberlides nach einiger Zeit völlig ausgeglichen wird. Verf. hat die 
Operation 510 mal gemacht mit auffallend gutem Erfolge. Dieser erklärt sich 
durch die Befreiung des Augapfels vom abnormen Liddruck, durch Herstellung 
einer regeren Luftcirculation zwischen Cornea und Lid, durch bequemere Be- 
handlung etwa neu aufsprossender Granulationen. Das Verfahren empfiehlt sich be- 
sonders, wenn dauernde ärztliche Ueberwachung unmöglich und das Pupillargebiet 
der Cornea durch Pannus oder Geschwürsbildung bedroht ist. Neuburger. 

92) Ueber die Ermüdung des Auges und die Methode der Be- 
stimmung des Grades derselben, von R. Katz. (Wratsch. 1895. Nr. 4 u. 5. 
— Literaturbeilaze Nr. 4. zur St. Petersb. med. Wochenschr.). Die asthenopischen 
Beschwerden beruhen entweder auf Abnormitáten des Muskel- und Accommodations- 
apparates, oder auf übermässiger Empfindlichkeit der Netzhaut für Licht oder 
auf chronischer Conjunctivitis. Das Versagen der Netzhaut bei der beständigen 
Inanspruchnahme wird verhindert durch wiederholten Lidschlag, Bewegung der 
Bulbi und beständige Entfernungsveränderung des zu beobachtenden Gegenstandes 
(Fick). Der vermehrte Lidschlag deutet direct auf eine Ermüdung des Auges, 
80 dass bei Ausschluss conjunetivaler Reizung und nervóser Erkrankungen, z. B. 
Chorea, die Zahl desselben in der Minute als Massstab für die Ermüdung ge- 
wonnen werden kann; doch muss die Untersuchungsdauer bei vergleichenden 
Prüfungen sich auf den gleichen Zeitraum erstrecken, der Gegenstand, mit dem 
man sich beschäftigt, muss der gleiche sein, vor der Untersuchung ist eine kurze 
Erholungszeit einzuhalten. Der Marey’sche Myograph kann zur Aufzeichnung 
benutzt werden in einer hier nicht näher zu beschreibenden Weise. Die Zahl 
des Lidschlages in den ersten 5 Minuten betrug bei electrischer Beleuchtung 5, 
in den folgenden 13; bei Gasbeleuchtung 9 bez. 19; bei karglichem Tages- 
licht 25 bez. 43; bei gewöhnlichem Tageslicht in der ersten Viertelstunde 20, 
in der zweiten 34. Neuburger. 

93) Pie Krankheiten der Augen in ihrer Beziehung zu den All- 
gemeinerkrankungen des Organismus, von Natanson (St. Petersburg 

! Aber Aëtius VII, 68: xalotvae 06 o6 (arooi tjv töv Plegagwv yalacir 
quhayywow 7 ntwow. (Hirschberg, Worterb. d. A. S. 87.) 


— 901 - 


1895.) Dieses (erste derartige) in russischer Sprache geschriebene Buch erfáhrt 
in der St. Petersb. med. Wochenschr. (1895. Nr. 18) eine sehr günstige De- 
urtheilung und wird auch zur Uebersetzung in andere Sprachen empfohlen. 
Neuburger. 
94) Ein neues Desinfectionsmittel aus Naphthaproducten (Des- 
infectin), von Dr. S. Bartoschewicz, Privatdocent in Charkow. (Therap. 
Wochenschr. 1895. Nr. 24.) Naphtha wnrde schon im Alterthum zur Ein- 
balsamirung verwendet. In neuerer Zeit wurde dasselbe und Petroleum u. a. 
auch bei Diphtherie mit günstivem Resultat angewendet. Davon ausgehend, 
stellte Verf. aus Naphthaproducten ein neues wirksames Desinfectionsmittel, das 
Desinfectin dar, aus welchem man Emulsionen von verschiedenen Concentrationen 
bereiten kann.  Bezüglich seiner Herstellungsweise, seiner Wirkung etc. müssen 
wir auf das Original verweisen. Es hat den Vorzug grosser Billigkeit. Ueber 
seine etwaige Verwerthbarkeit in der Augenheilkunde müssen erst Untersuchungen 
augestellt werden. Neuburger. 
95) Report of 118 cataract extractions; with Remarks, by David 
Webster, M. D. New York. (Manhattan Eye and Ear Hospital Reports. 1895. 
Jan.) Die Extraction mit lridectomie wird nur gemacht in complicirten Fällen 
und bei mangelhatter Selbstbeherrschung des Pat.; sie wurde nur 5mal, die ein- 
fache Extraction ohne Iridectomie dagegen 113mal ausgeführt, in rewóhnlicher 
Weise, meist unter Cocain, mit Gräfe’schem Messer. Es waren 53 Männer, 
65 Frauen. Der älteste Pat., eine Farbige, war angeblich 105, keinesfalls viel 
weniger als 100 Jahre alt; sie erhielt durch die combinirte Operation eine 
H cs "Ten, Glaskörper trat in 3!/,"/, aus; Iriseinklemmung während der Heilung 
in 4°/,; Irisvorfall in 9'/,°/, (darunter einige über 75 Jahre); Iritis in 79/,; 
Streifenkeratitis nur in einem Fall, in welchem die Vorderkammer ausgespült 
worden war; eitrige Irido-Chorividitis in 4 Fällen; Pupillarverschluss durch Iritis 
einmal; Nichtwiederherstellung der Vorderkammer einmal. Der Irisvorfall wurde 
abgeschnitten 7 mal, gebrannt 3mal. Discision war nöthig in fast 24"/,. (Erfolg 
(Sz, war vorhanden in 88?/, (darunter 2:al $8 — *?/,,, 3mal ="! 5 
9 mal — ?"/,,), theilweiser Erfolg (Fingerzáhlen) in 6°,,, Misserfolg in Di, Zum 
Schluss folgt eine ausführliche Tabelle. Neuburger. 
96) Papuléses Syphilid der Conjunctiva bulbi. Hr. G. Gutmann 
stellt im Verein fiir innere Medicin in Berlin am 27. Mai 1895 einen Pat. vor, 
der nach Acquisition eines Ulcus am Penis vor 8 Tagen Allgemeininfection ge- 
zeigt und zugleich über Schmerzen in der Ciliargegend des rechten Auges ge- 
klagt hatte. Es zeigte sich bald eine linsengrosse, bräunliche, flach-erhabene 
Geschwulst in der Conjunctiva bulbi. Syphilid über den ganzen Körper. — 
Hr. A. Blaschko erklärt dureh den Beruf des Pat, der Schmied ist und bei 
grosser Feuerhitze arbeitet, die Erkrankung des rechten, dem Feuer zugewandten 
Auges, während im Allgemeinen das Auge durch das Verdampfen des Wassers 
an seiner Oberfläche keinen günstigen Nährboden für die Syphilis darbietet. 
(Deutsche Medic.-Ztg. 1895. Nr. 47.) Neuburger. 
97) Hochgradige Amblyopie nach Gebrauch von Acetanilid, von. 
Dr. Richard Hilbert in Sensburg. („Memorabilien“ 1895. Nr. 2.) Der 36jähr. 
kräftige Pat. hatte Morgens wegen Kopfschmerz 1 g Antifibrin genommen und 
da die Wirkung ausblieb, innerhalb !/, Stunde noch weitere 2 g. Plötzlich hörte 
der Kopfschmerz auf, dagegen trat Schwindelgefühl ein und Ohrensausen, zu- 
gleich mit der bekannten, vom Antifebrin abhängigen subjectiven Geruchsempfindung. 
Vor Allem sank die Sehschárfe rapid auf beiden Augen. Verf. fand das Ge- 
sicht und sichtbare Schleimhäute blass, auf der Stirn kühler Schweiss; Pupillen 


508 — 


über mittelweit, reactionslos; mühsam werden Handbewegungen in !/, m wahr- 
genommen, so dass eine erhebliche Gesichtsfeldeinengung besteht. Ophth.: Seh- 
nerv abgeblasst, Gefässe verengt. Puls 64, Herztöne rein, Urin gut. Innerlich 
Cognac und Inhalationen von Amylnitrit. Schon nach der ersten besserte sich 
S unter Róthung des Kopfes, Abends bereits = ?/,, und am anderen Tage S 
und G.F. normal; desgl. Pupillen und ophth. Befuud. Der mit Chininamaurose 
ähnliche Symptomencomplex ist offenbar durch acute Anämie der nervösen Üentral- 
organe entstanden, zu denen auch die Retina als Theil des Gehirns gehört, 
ebenso wie wahrscheinlich aucb die anderen Intoxicationsamblyopien, und bildet 
eine Illustration zu den Gefahren des jetzt so beliebten Missbrauchs der neueren 
Antipyretica von Seiten des Publikums. Neuburger. 
98) Keratitis parenchymatosa. (Pest. med.-chir. Presse. 1895. Nr. 22.) 
Dr. J. Siklóssy jun. fand auf der Augenabtheilung des St. Rochusspitales unter 
176 ambulanten und 85 aufgenommenen Fällen von Keratitis parenchymatosa 
30°/, als durch hereditäre Lues veranlasst (Parinaud dagegen unter 32 Fällen 
96°/,, Despagnet unter 119 Fallen 14°/,), 20°/, durch Serofulose; in 40?j, 
liess sich keine Ursache ermitteln. Die Behandlung muss vor Allem die Grund- 
ursache angreifen. Von 85 Kranken standen 15°/, im Alter von 0—10 Jahren, 
45°/, von 10—20, 30°/, von 20—30 und 10°/, waren älter als 30. — 
Goldzieher fand als Ursache meistens Lues hereditaria tarda und erinnert an 
die, von S. nicht erwähnten, von Hirschberg angegebenen, für diese Ursache 
charakteristischen, nach der Heilung zurückbleibenden Hornhautgefässe. — Feuer 
fand unter seinen Patienten nicht, dass die Mehrzahl hereditär luetisch wäre. (Nach 
einem Refer. in der „Therapie der Gegenwart“. 1895. Nr. 7.) Neuburger. 
99) Ueber die Netzhautententzündung bei angeborener Lues, 
vun Menelaos Margaritti. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Nach allgemeinen 
historischen Bemerkungen über die Beziehungen zwischen Syphilis und Auge, 
und eingehender Besprechung des Vorkommens, der Symptome, der Pathologie 
und Therapie der Netzhautentzündung bei angeborener Lues, nebst Literatur- 
angabe, folgen 4 einschlägige Fälle aus Prof. Hirschberg’s Augenklinik, welche 
dartbun sollen, dass eine dauernde Heilung möglich ist, so dass die Kranken 
nach einer meist mehrjährigen antisyphilitischen Behandlung ein ziemlich be- 
friedigendes Sehvermögen erlangen, selbst in schweren Fällen, da man durch eine 
ausdauernde Behandlung selbst ganz blinde Kinder hat öfters heilen gesehen. — 
Ein 10 Monate alter Knabe wird gebracht, weil er seit 4 Wochen beim Blick 
ins Helle die Hände vor die Augen hält. Nach Pupillenerweiterung sieht man 
deutliche Glaskörpertrübung und zahlreiche helle Heerde in beiden Netzhäuten. 
Da die Anamnese Lues congenita wahrscheinlich macht, wird sofozt eine Queck- 
silbercur eingeleitet, indem 0,5 g Unguent. ciner. täglich eingerieben wird und 
nach je 5 Dosen eine mehrtägige Pause eintritt. Das Kind gedieh sehr gut, 
Ptyalismus trat nie ein; der Sehnerv war trübe und undeutlich; neben hellen, 
ausserordentlich zahlreichen, peripheren Stippchen finden sich auch einzelne, 
grössere, scharf umschriebene Heerde. Schon nach 6 Wochen sieht der Knabe 
“offenbar besser, hält die Augen nicht mehr zu im Freien. Nach 140 Salben ist 
Befinden und Sehkraft gut; während der rechte Sehnerv gut, der linke etwas 
blass ist, haben die Stippchen und Flecke zugenommen. Das Kind bekam jetzt 
Syr. ferr. jodati. Nach einigen Monaten starke Condylomata ad anum, welche 
auf 30 Salben hin verschwanden. Nach Jahresfrist wiederholte sich das gleiche 
Spiel, während Sehkraft, Befinden und Augengrund gleich geblieben waren. — 
Im 2. Falle handelt es sich um einen 1?/, Jahre alten Knaben, der gebracht 
wird, weil er hauptsächlich mit dem linken Auge blickt, schlecht fixirt und bei 


— 509 — 


geringerer Beleuchtung an Hindernissen anstösst. Die Anamnese ergiebt Lues 
congenita, der Augendrund zeigt verschwommenen Sehnerveneintritt, kleine, helle 
Stippchen allenthalben in der Netzhaut, grauschwarze Heerde im Centrum. Nach 
110 Salben à 0,6 g, !/, Jahr später, ist Sehkraft und Befinden gut; es sind 
in der Peripherie noch die charakteristischen, hellen, scharf umrissenen Heerde 
hinzugekommen. Wieder !/, Jahr später nach 130 Salben im Ganzen ist die 
Sehschärfe viel schlechter, der Knabe sah fast nichts mit beiden Augen. R. ist 
der Sehnerv gut, die Peripherie dicht gepflastert von Stippchen, im Centrum 
dunkle, graue Heerde. L. ist der Sehnerv trüb und blass, die Peripherie ganz 
bell durch zusammenfliessende Stippchen; im Centrum neben den dunkelgrauen, 
älteren Heerden frische Blutpunkte. Nach weiteren 42 Salben sieht das rechte 
gut, das linke auch. Ein Jahr später sieht er R. gut, L. mässig; Pigment in 
den Stippchen; traubenförmige, bläuliche Massen unten peripher. Nach 250 Salben 
im Ganzen, im 7. Lebensjahre sieht der Knabe R. gut, L. ziemlich. G.F. R. 
fast n, L. centraler Dunkelfleck von 10°. Augenbefund fast gleich, feine Glas- 
körpertrübungen. — Das 11 Monate alte Mädchen wird gebracht, weil es schlechter 
sieht, als die Mutter für sein Alter erwartet. Die Anamnese ergiebt Lues con: 
genita als wahrscheinlich, der Augenspiegelbefund als gewiss. Das linke stärker 
erkrankte Auge zeigt ausgedehnte Trübung um den Sehnerven bis weit hinauf 
in die Peripherie; einzelne bläuliche Flecke, im Centrum grauschwarze Heerde, 
einzelne Glaskörperflocken. R. ähnlich, weniger ausgeprägt, nur im Centrum 
gleich. Das fast blinde Kind konnte nach 5 Monaten, nach 75 Salben, eine 
Stecknadel vom Boden aufheben. Nach 7 Jahren sieht es ziemlich, L. > R; 
der rechte Sehnerv ist nasenwärts erblasst, zahlreiche helle Heerde. IL. ist der 
Sehnerv gut; ein Netzwerk heller Streifen überzieht einen grossen Theil des 
Augengrundes; in der Peripherie grössere hellere Färbungen mit Pigment. — 
Der 4. Fall ist schon veröffentlicht in diesem Centralbl. Bd. XX. S. 104. 
Neuburger. 
100) The visual field asa factor in general diagnosis. (Bulletin of 
the John Hopkins Hospital, Baltimore. 1895. Jan.). Dr. G. E. de Schweinitz 
spricht in der Sitzung vom 17. Dec. 1894 der Hospital Medical Society über 
obiges Thema, hauptsächlich mit Rücksicht auf die Unterscheiduugsmöglichkeit 
zwischen organischen und functionellen Affectionen des Nervensystems, insbesondere 
der Hysterie. Folgende Gesiclitsfeldtypen finden sich bei letzterer. Einfache 
Einengung der Farbenfelder olıne Beeinträchtigung der Gesichtsfeldform im Ganzen. 
Einengung sowohl des Farben- als des übrigen G. F. im ganzen, mit besonderer 
Kinengung für Grün. Theilweise oder vollständige Umkehr der normalen Farben 
G. F., insbesondere nach der Richtung, dass das rothe G. F. am grössten ist; 
dabei können die G. F. der einzelnen Farben normale Grösse haben oder die- 
selbe überschreiten. Ungewöhnliche Scotome oder Hemianopsien mit grósserer 
Einengung auf einer Seite; letztere fällt gewöhnlich auf die nämliche Seite wie 
die Anästhesie. Von besonderem Werth sind diese Zeichen bei Hinzutreten von 
Hysterie zu einer organischen Erkrankung. Sodann ist das G. F. von hervor- 
ragender Wichtigkeit für die Localisation intracranieller Erkrankungen. Die 
verschiedenen Formen der Hemianopsie und die hemiopische Pupillarreaction 
kónuen differential diagnostische Bedeutung gewinnen für die Frage, ob die Läsion 
vor oder hinter den primären optischen Centren liegt. Verf. stellte dabei 
folgende Grundsátze auf: gewisse Hemianopsien legen die Anschauung nahe, 
dass den einzelnen Theilen der Retina gewisse Bezirke im Occipitallappen ent- 
sprechen, z. B. dass dio Macula ihr ganz bestimmtes Centrum hat, wie ein Fall 
von doppelseitiger Hemianopsie beweist, in welchem ein ganz kleines centrales 


— 510 -— 


G. F. um den Fixirpunkt erhalten blicb, während Verf. andererseits centrale 
Scotome beobachtete, ohne dass im Opticus selbst eine Veränderung zu con- 
statiren war. Das Sehen setzt sich zusammen aus Farben-, Form- und Licht- 
wahrnehmung, welche ihre besonderen entsprechenden Centren in der Rinde des 
Occipitallappens oder vielleicht am hinteren Ende der Occipito-Temporalwindung 
haben; Verf. erklàrt durch eine entsprechende Lásion die sog. Hemiachromatopsie, 
wovon er 2 Fälle beobachtete, wenngleich in dem Falle von Samelsohn das 
gleiche Symptom vorhanden war, wobei ein Gliosarcom den Tractus opticus, 
Thalamus opticus und Corpora quadrigemina comprimirt hatte. Obwohl He- 
mianopsie in der Hegel ein directes Symptom ist, kann es doch auch durch 
,Fernwirkung^ zu Stande kommen. Endlich wird noch hervorgehoben, dass 
durch die Hemianopsie die Localisation einer verhältnissmässig kleinen Affection 
möglich ist, während dies bei grösseren Beschädigungen oft nicht zu erreichen 
ist; so war in einem Falle ein grosser Tumor auf der zweiten und dritten 
Temporalwindung vorhanden, die vierte mitergreifend, ohne besondere Herd- 
symptome zu machen, während eino mit Hilfe der G. F. Symptome ermittelte 
kleine Cyste in der Gegend des Cuneus mit dem Trepan entferut wurde (H. 
C. Wood, the University Med. Magazine. Vol. I). Neuburger. 
101) Hints concerning the performance ofthe operation for the 
extraction of senile cataract, being a record of personal experience, 
by Hasket Derby, M. D., Boston (The Boston Med. and Surg. Journal. 1895. 
31. Jan.) Angeregt durch den Artikel von Pagenstecher (Nov. Heft 94 der 
Monatsbl. f. Augenhlkde.) über praktische Winke zur Starausziehung giebt Verf. 
seine auf Grund 30 jähriger Erfahrung gewonnenen Grundsätze. So lange das 
eine Auge noch völlig gut ist, operirt er das andere, selbst wenn dieses fast 
nichts mehr sieht, nicht; ferner wartet er in der Regel so lange, bis der Star 
völlig reif ist, da er bei Operation nicht völlig gereifter Stare die Heilung zu- 
weilen complicirt sah. Nach seinen Erfahrungen findet er bei uncomplicirten 
Staren 85 °/, guten Erfolg, 2 ”/, Verlust und 13 °/, schlechteren Erfolg. Er 
operirt die Kranken nicht in ihrer Behausung, sondern, wenn es irgendwie 
möglich ist, in seiner Klinik, und zwar lässt er den Pat. schon die Nacht vor 
der Operation in dem nachher bestimmten Zimmer schlafen, damit dieser nach 
derselben besser orientirt ist: auch nimint der Pat. Abends zuvor ein warmes 
Bad. Eine Stunde vor der Operation werden die Lider und Umgebung mit Seife 
ordentlich abgewaschen. Dann wird eine dicke Compresse mit Sublimat (1:5000) 
getrinkt darauf gelegt. Die Auswaschung des Conjunctivalsacks mit der gleichen 
Lösung geschieht erst, nachdem später durch Einträufeln einer 2°/,ig. Cocaiu- 
lösung das Auge unempfindlich gemacht ist, um unnöthige Reizung desselben 
zu vermeiden. Die Instrumente werden in kochendes Wasser gehalten, sorg- 
 faltig mit sterilisirten Lappen getrocknet und auf eine vorher mit Sublimat ge- 
waschene Glasschale gelegt. Nur die Fixationspincette, wozu Verf. eine mit 
Gummibranchen nimmt, wie bei der IHornhauttätowirung wird in Alkohol gehalten, 
weil der Gummi durch das Kochen aufgeweicht würde. Selbstverständlich sind 
die Hände des Operateurs gründlich vorher gereinigt, desgleichen die eines event. 
Assistenten; Verf. operirt nämlich in der Regel ohne einen solchen, den er für 
überflüssig hält. Bei der Frage, ob Iridectomie oder nicht, entscheidet er sich 
nach Abwägung der bekannten Vorzüge und Einwände, für die Beibehaltung der- 
selben, namentlich bei jüngeren, weniger erfahrenen Aerzten, da hierbei der 
Heilverlauf freier von Complicationen, besonders von Irisvorfall ware. Der 
Schnitt liegt in der Sclerocornealzrenze oben, und umfasst über Pa der Horn- 
hautperipherie, ohne Conjunetivallappen. Danach wird die Fixationspincette 


-. B1 — 


weggelassen, wieder etwas Cocain eingeträufelt, der Pat. angewiesen, nach unten zu 
sehen, keine Bewegung zu machen und die schmale Iridectomie vollführt. Darauf 
Entfernung des Sperrers, bei Blutungen wird das Auge etwas geschlossen, so- 
dann mit der linken Hand das Oberlid sanft in die Höhe gehoben, die Kapsel 
mittelst Cystotom nach verschiedenen Richtungen gespalten und die Linse durch 
sanften Druck mit dem Daviel’schen Löffel entfernt. Corticalreste werden durch 
sanftes Schieben mit dem Unterlid herausbefördert; sollten die Wundränder zu 
wenig klaffen, so werden sie mit dem Daviel’schen Löffel, der mit dem Daumen 
und Zeigefinger der linken Hand geführt wird, aus einander gehalten, während 
der kleine Finger derselben Hand das Oberlid hebt; also auch hier ist keine 
Assistenz nóthig. Nachdem Iris und Kapselreste sorgfältig zurückgebracht, event. 
mit dem Spatel, ein Tropfen einer 1°/,ig. Eserinlösung eingetropft ist, erfolgt 
aseptischer Verband. Die Schlinge ist für den Fall von Linsenluxation oder 
Glaskörpervorfall stets desinficirt bereit zu halten. Die Operation erfolgt am 
frühen Morgen und Abends erfolgt schon Verbandwecbsel, ohne jedoch die von 
aussen frisch angefeuchteten Lider auseinander zu ziehen; letzteres geschieht 
überhaupt, wenn keine Schmerzen oder sonstige Stórungen vorhanden sind, erst 
am 8. Tage; ein mit Atropin befeuchtetes Läppchen auf den Lidrand gelegt, 
bewirkt die zur Aufsaugung von Corticalis günstige Mydriasis. Das andere 
Auge wird am ersten Tage mit verbunden; der Verbandwechsel erfolgt dann, 
wie geschildert, täglich einmal. Am Nachmittag der Operation wird Pat. im 
Bett aufgesetzt, in der Regel schon nach 24 Stunden in den Lehnsessel ge- 
bracht, am dritten Tage sorgfältiges Umhergehen gestattet; am zweiten bis dritten 
Tage das Zimmer leicht erhellt und Vorlesen gestattet. So will Verf. die zu. 
weilen auftretenden Gemüthsstórungen vermeiden. Neuburger. 
102) Color blindness among asiatics. Die unter obigem Titel unter 
den Veröffentlichungen der deutschen asiatischen Gesellschaft von Tokio, Japan, 
1894 erschienene Arbeit von Dr. F. B. Stephenson, U. S. N. giebt die Be- 
obachtungsresultate an den Eingeborenen von Hawaii, Unalaska (Aléuten), Japan, 
China, Annam, Siam, einschliesslich der verschiedenen Nationen in Borneo, 
Singapore und anderen 'Theilen von Malakka. Keine dieser Racen scheint frei 
zu sein von Störungen des Farbensinnes. (‘The Boston Med. and Surg. Journal. 
1895. 31. Jan.). Neuburger. 
103) „Direct trituration“ ın ripening immature cataracts, hy W. 
C. Pipino, M. D. Des Moines, Ja. (Med. Record. 1895. 2. Febr.) Bei 7 Fällen 
von künstlicher Reifung der Cataract durch directes Reiben der Linse ohne 
Iridectomie nach dem Verfahren von Boerne Bettmann sah Verf. die in der 
Regel erst nach 4—5 Wochen vollzogene Starausziehung ohne Complication und 
mit bestem Erfolge begleitet; nur muss das Reiben sehr sanft ohne Gewalt- 
anwendung vor sich gehen. Neuburger. 
104) Anophthalmus, by G. Sterling Ryerson, M.D. Toronto, Canada. 
(Med. Record. 1895. 5. Jan.) Neugeborener, sehr schwächlicher Knabe mit 
Klumpfüssen und analogen Stellungen der Hände zeigte wohl ausgebildete Augen- 
lider und -Brauen, jedoch bds. war der Conjunctivalsack leer; nur in der Tiefe 
sah man als Rudimente der Augäpfel rundliche Erhabenheiten. Neuburger. 
105) Syphiloma of optic chiasm producing bilateral temporal 
hemianopsia, by Chas E. Nammack, M.D. (Med. Hec. 1895. 9. Febr.). Der 
34 jáhr. hatte sich vor 4!/, Jahren eine Initialsclerose zugezogen und sich sogleich 
in ärztliche Behandlung begeben; schon 6 Wochen später erlitt er einen 
Schlaganfall mit Bewusstlosigkeit, die rechtseitiee Lähmung ging später 
wieder zurück. Nachdem er 4 Jahre lang wit zanz kurzen Pausen eine energische 


— 512 — 


antisyphilitische Cur gebraucht hatte, setzte er dieselbe aus. 4 Wochen später 
begannen die Kopfschmerzen, wegen welcher er jetzt das Hospital aufsucht. Er 
zeigt charakteristische Fissuren der Zunge. Facialis gut. Keine besondere 
Druckempfindlichkeit am Schädel. Normale Pupillen. Leichtes Schwanken bei 
geschlossenen Augen, beim Gehen leichtes Abweichen nach links. Kniezucken 
verstärkt. Fussklonus vorhanden. Bds. zeigt der Dynamometer gleiche Kraft. 
S bds. — ??/,.. Farbensinn normal. G. F. zeigt bitemporale Hemianopsie, und 
zwar ist um den Fixirpunkt bds. noch eine schmale temporale Zone erhalten, 
bis 15° nach oben und unten davon schneidet das G. F. jedoch scharf in der 
Mittellinie ab. Die Diagnose lautete auf ein Gamma im Chiasma, und zwar 
wurde dasselbe im Chiasma selbst angenommen, nicht an der Aussenseite oder 
durch Compression wirkend, weil die Trennungslinie scharf die Mitte einhielt 
und andere Augennerven nicht betheiligt waren. Der therapeutische Erfolg der 
grauen Salbe und JK innerlich bestätigte die Annahme; die Hemianopsie ver- 
schwand vollständig. Das Besondere an dem Falle war seine Bósartigkoit: 
6 Wochen nach der Infection schon eine Apoplexie und trotz lange fortgesetzter 
Cur stets Recidive. Neuburger. 
| 106) Ueber 2 Fille von Tuberculosis conjunctivae, von Bernhard 
Kahle. (Diss. inaug. Berlin 1895.) Nach allgemeinen Ausführungen und 
Literaturanzabe folgen zwei in der Universitäts-Augenklinik in Berlin beobachtete 
Fälle. Der 6jährize, hereditär nicht belastete Knabe erkrankte mit 1'/, Jahren 
mit Knotchenbildung auf der Conjunctiva; Impfversuch fiel positiv aus. Vor- 
geschlagene Tuberculininjectionen wurden nicht erlaubt. Ohne jede specifische 
Behandlung heilte die Erkrankung, allerdings mit Zurücklassung starker Narben- 
bildung, besonders im unteren Conjunctivaisack. — Der 5jáhrige, hereditár be- 
lastete Knabe ist seit einem Jahre krank, von Geburt an schwächlich. Beide 
Lider, besonders rechts oben, stark geschwollen; am Unterlid ca. kirschkern- 
grosses Geschwür mit schmierigein Belag und zerfressenen ltndern; róthliche, 
miliare Knötchen. Auf der Hornhaut des stark gereizten Auges dichte Vas- 
cularisation mit hirsekorngrossen, gelblichen Infiltraten; in der Mitte überlinsen- 
grosse Ulceration, dahinter gelbliche Schwarten; Vorderkammer aufgehohen; Iris 
nicht sichtbar. .„Jodoformeinstreuungen konnten die Weiterverbreitung des Pro- 
cesses nicht aufhalten. Wegen beginnender Larynxtuberculose wurde Pat. in 
die Klinik für Kehlkopfkranke verlegt; der Fall soll a. a. O. ausführlich be- 
schrieben werden. — Therapeutisch empfiehlt Verf. möglichst gründliche Ent- 
fernung alles Erkrankten mit dem scharfen Löffel, sodann Galvanokaustik der 
Ränder und Schnittflächen. Hierauf dürften sich Tubereulininjectionen empfehlen, 
nicht sowohl zu Heilzwecken, als vielmehr um durch Auftreten oder Fehlen 
localer Reaction zu erkennen, ob die Operation gründlich alles Erkrankte ent- 
fernt hat. Neuburger. 
107) Ueber das seborrhoische Eczem der Augenlider und seine 
Behandlung, von Prof. H. Leloir in Lille (Therapeut. Wochenschr. 1895. 
Nr. 11.) Die nach Unna wahrscheinlich parasitäre Erkrankung breitet sich von 
ihrem ursprünglichen Sitz in der behaarten Kopfhaut Schritt für Schritt nach 
abwärts aus und ergreift mit Vorliebe jene Hautstellen, die sehr reich an Talg- 
drüsen sind, und darunter befinden sich besonders auch die freien Lidränder. 
Dieses Uebergreifen vollzieht sich in ganz schleichender Weise und man kaun 
4 Grade unterscheiden. Zuerst treten feine, weisse, pityriasisartige Schüppchen 
auf, die an Kleie erinnern und am freien Lidrand sitzend, von den Wimpern 
durehbohrt werden. Dann kommen entzündliche Reastionsvorgänge der Haut 
hinzu; dadurch verwandelt sich das trockene in ein nässendes Eczem; an Stelle 


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der Schippchen treten Krüstchen, und durch meist eintretende Secundärinfection 
mit Kitercoccen dickere Krusten, unter denen sich oberflachliche Excoriationen 
bilden. Es erfolgt häufige Bildung von Gerstenkörnern und Ausfall der Cilien, 
welche jeduch meist rasch nachwachsen. Anders im dritten Stadium. Durch 
das Tiefergreifen der Entzündung entstehen oft Oedeme, namentlich am Unterlid; 
in Folge der chronischen Follieulitis und Perifolliculitis ergänzen sich die aus- 
gefallenen Wimpern entweder gar nicht oder nur unvollständig und unregel- 
mässig. Subjectiv wird über andauerndes Hitzegefühl in den Lidern geklagt. 
Das vierte Stadium endlich ist gekennzeichnet durch sclerosirende Dermatitis; 
die Lider sind beträchtlich verdiekt; ein Theil der Wimpern ist unwiderruflich 
verloren, der Rest wächst fehlerhaft nach; es besteht Bindehautentzündung; dazu 
treten Laxeveränderungen der Lider, Ectropium oder Kntropium mit all ihren 
schädlichen Fulgen für die Hornhaut. — Die Behandlung verspricht um so mehr 
Erfolg, je früher sie beginnt. Zunächst sind prophylactisch alle seborrheischen 
Herde an anderen Körperstellen sorgfältigst zu behandeln mit häufigen Seifen- 
waschungen in Verbindung mit Anwendung von Schwefel, Theer, Resorcin, 
l’yrozallussäure. Speciell die Lider werden mit einer wässerigen Resorcinlösung 
(1:30), 1—2 Kaffeelöffel davon zu einer halben lasse von heissem Kamillen- 
infus, gewaschen; Morgens und Abends der freie Lidrand mit schwacher Re- 
sorcinsalbe (event. gelbes Präcipitat) bestrichen; bei starker Secretion wird die 
Bindehaut mit Adstringentien behandelt. Ausserdem ist die Allgemeinbehand- 
lung sehr wichtig: möglichste Schonung der Augen, Vermeiden der Arbeit bei 
künstlichem Licht, viel freie Luft; event. Badecur, Aufenthalt an der See. 
Behandlung arthritischer Diathese. Je nachdem innerlich Alkalien, Arsen, 
Laxantien, Schwefel. Neuburger. 

108) Peculiar perversion of the color perception, by Homer M. 
Smith, M. D. Norwich N. Y. 11jàhriges Mádchen, das vor 2—-3 Monaten 
Scharlach gebabt ohne renale Complicationen, vor 8 Tagen noch ganz gesund 
war und keinerlei Verletzung erlitten, schleppt seitdem die Füsse etwas nach, 
ist sehr weinerlicher Stimmung; seit 5 Tagen sieht es weisse Gesenstände 
braun, überhaupt die Objecte kleiner und verzerrt. Der Gang wird incvordinirt, 
Kopfschmerz im Hinterhaupt und Stirn, Kribbeln und Prickeln in den Armen 
und Fingern, Rückenschmerz und Schmerzen beim Kauen im Temporo-Maxillar- 
welenk. Die Untersuchung des Nervensystems ergab weiter keine Abnormitaten. 
Reflexe normal. Gehör gut. SHE —?*/XX, L—^*/XX. Augenbewegungen 
normal, ebenso die Pupillen und Accommodation, G.F. bds. eingeengt, R mehr. 
Bei Prüfung der Farbenperception ergab sich nun das interessante Resultat, 
dass bds. die Farben in ihren Complementärfarben gesehen wurden, roth wird 
grün, grün wird roth, gelb als blau und umgekehrt, weiss als braun gesehen. 
Micropsie und Metamorphosie. Mässige Lichtscheu. Bds. monoculare Polyopie. 
Der Aurenspiegel zeigt bds. diffuse Neuro-Hetinitis, R stärker. Andere Organe 
gesund; kein Fieber; Bewusstsein ungestört; keine Krämpfe. Nach leichter 
Steigerung der Symptome und leichter Störung des Geruchs und Tastsinnes er- 
folgte unter Jodkali rasche Heilung und nach 4 Wochen war nur geringe 
Nervosität und leichte Erregbarkeit zurückgeblieben. — Die nervösen, bez. 
motorischen Störungen erklärt Verf. durch einen Herd in .der inneren Kapsel, 
wahrscheinlich durch eine kleine Blutung bedingt. Die Störungen im Sehen und 
Gesichtsfeld sind auf die Neuro-Retinitis zu beziehen, diejenigen der Farben- 
perception dagegen, wie sie Verf. noch nirgends beschrieben fand, können nur 
hypothetisch erklärt werden, möglicherweise durch eine Läsion im benachbarten 
Sehhügel. Neuburger. 

33 


— §14 —- 


109) Zum Capitel der Farbenblindheit, von F. Beetz. (Münch. med. 
Wochenschr. 1895. Nr. 10) Die im Eisenbahnbetrieb verwendeten Signalfarben 
sind roth, grün, blau. Bald nach Einführung des neuerdings. als Haltsignal 
bei Stationseinfahrt verwendeten Blau kam zu Verf. ein Locomotivführer, der 
angeblich bei nebligem Wetter dieses nicht zu erkennen vermüge, sondern mit 
Roth verwechsle. Bei näherer Ueberlegung ergiebt sich, dass dieses der Fall 
sein müsse, da die feuchte Luft die stärker brechenden Strahlen absorbirt und 
nur die rothen durchlässt; die Sonne erscheint aus demselben Grunde im dichten 
Nebel roth. Verf. untersuchte daraufhin die im Signaldienst verwendeten rothen, 
grünen und blauen Gläser spectroscopisch; die Versuchsanordnung muss im 
Original nachgesehen werden, desgl. die gefundene Tabelle. Er fand, dass das 
rothe Glas viel Roth, etwas Gelb, fast gar kein Grün bis Violett durchtreten liess, 
das Grüne Roth, Blau und Violett absorbirte, dagegen Gelb, Orange und Grün 
durchtreten liess, das blaue endlich im äussersten Roth (Gegend der Fraun- 
hofer’schen Linie c) Roth durchtreten liess, desgl. ein wenig Grün und viel 
Blau und Violett, während der stärker brechbare Theil des Roth, sowie Gelb 
fehlen. Diese Untersuchung erklärt die Eingangs angegebene Mittheilung. Ebenso 
ist die Art der Beleuchtung von grosser Wichtigkeit, wie im Original näher 
ausgeführt wird; z. B. eignet sich Kerzenlicht schlecht zur grünen Signalscheibe, 
da es zu viel Ruth durchlässt; an den Bayerischen Bahnen ist auch durchweg 
Petroleum in Verwendung bei den Signalen. Eine commissionelle Prüfung farbiger 
Gläser auf der Strecke ergab, dass es bei denjenigen blauen Gläsern, welche 
viel Roth durchliessen, keines beträchtlichen Wassergehaltes der Luft, d. h. keines 
deutlichen Nebels bedarf, um hinsichtlich der Farbe Zweifel entstehen zu lassen. 
Es ist deshalb wichtig, zu erfahren, dass es technisch möglich ist, ein Glas 
herzustellen, welches mit Vermeidung dieses Fehlers genügende Mengen von Licht 
durchlässt, wie Verf. an Proben aus der Ainmüller'schen Glasmalerei, sowie 
aus anderen Glasfabriken feststellen konnte, und dementsprechend bei der Be- 
stellung solcher Signalgläser nach der erwähnten Richtung hin sorgfältig zu sein. 

Neuburger. 

110) Ueber einseitige Hyperästhesia retinae nach Trauma, von 
Dr. Cramer, Augenarzt in Cottbus. (Monatsschrift f. Unfallheilkunde 1895. 
Nr. 3.) Die verschiedenen Gesichtsfeldstörungen nach Trauma, deren Literatur 
Verf. anführt, treten fast alle nicht selbstständig, sondern meist im Gefolge einer, 
wenn auch latenten, allgemeinen Neurose auf. Im Gegensatz dazu steht der 
vom Verf. angeführte Fall. Ein 26jähriger Postillon stürzte mit der rechten 
Seite voran von einem Packetpostwagen auf das Strassenpflaster, wo er völlig 
bewusstlos liegen blieb. Erbrechen oder Blutungen traten nicht ein; auch äussere 
Verletzungen waren nicht sichtbar. Ausser der 2 Tage anhaltenden Bewusst- 
losigkeit sprach nur noch eine sehr erhebliche Pulsverlangsamung (48) für eine 
Gehirnerschütterung. Nach dem Erwachen fehlte jede Störung an den Gehirn- 
nerven. Heftige Schmerzen, streng beschränkt auf die linke vordere Schädel- 
hälfte. Verstauchung des rechten Schultergelenkes. Unter Eisumschlägen baldige 
Besserung und Dienstfähigkeit. Das linke Auge zeigte jedoch erhebliche Licht- 
scheu und Schwachsichtigkeit für Fern und Nah, die sich jedoch bei Vorhalten 
eines blauen Glases .sehr besserte.e G. F. allseitig um 20— 40° eingeengt, mit 
blauem Glas etwas weiter, weder nach Förster, noch nach Wilbrand er- 
miidbar; kein Seotom; Farbengrenzen im Ganzen etwas eingeengt. R. alles 
normal. Die Untersuchung des Nervensystems und der sonstigen Organe ergab 
nichts Krankhaftes. Urin normal. Da Pat. seinen Dienst nicht unterbrechen 
wollte, erhielt er blaue Brille und innerlich Jodkali. Nach 14 Tagen allmahliche, 


— 515 — 


dauernde Heilung. Nach dem ganzen Bild hält Verf. die Erkrankung für local, 
und nicht von einer allgemeinen Neurose abhängig. Durch sog. Contrecoup sind 
in Folge des Falles auf die r. Seite auf der L Schädelseite Blutungen der Pial- 
gefässe entstanden, welche nicht ausgedehnt genug, um Reizungs- oder Lähmungs- 
erscheinungen zu machen, doch genügten, die oben angegebenen localisirten 
Kopfschmerzen hervorzurufen. Ebensolche geringfügige Blutungen nimmt Verf. 
in der Pialscheide des Sehnerven am Foramen opticum an. Die baldige Heilung 
lässt sich durch rasche Auisaugung der jedenfalls geringfügigen Blutungen er- 
kláren. / Neuburger. 
111) Skin grafting on the ball of the eye for symblepharon, by 
Talbot R. Chambers, M. D., Jersey City. (Medic. Record 1895. 20. April.) 
Symblepharon durch Kalkverbrennung.  Mehrfache plastische Operationen ohne 
Erfolg. Bewegung nach oben schmerzhaft; Auge in practischer Beziehung blind. 
Erst ein aus der Schläfe gewonnener Hautlappen, nach Entfernung des Narben- 
gewebes direct auf den Augapfel gepflanzt, brachte ein günstiges Resultat. 
Bewegung des Auges frei. S — !"/,,. Bemerkenswerth war des Pat. Idiosyn- 
krasie gegen Cocain, welches stets einen maniakalischen Anfall hervorrief; des- 
halb später immer allgemeine Betäubung. Neuburger. 
112) Filamentary Keratitis, by A. L. Macleish, M. D. Los Angeles, 
Cal. (Medic. Record. 1895. 16. März.) Bei dem sonst gesunden jungen Pat., 
der seit mehreren Wochen an Entzündung des rechten Auges litt und jetzt erst 
wegen Verminderung des Sehens ärztliche Behandlung aufsuchte, .fanden sich 
zwei confluirende Hornhautgeschwire nach aussen vom Centrum der Hornhaut. 
Im unteren Theil derselben getrennt von diesen Herden war eine solide, durch- 
sichtige, knopflórmige Erhebung, etwas weniger als 1 mm im Durchmesser. Am 
nächsten Tage fand sich daneben eine kleinere und am 4. Tage weitere zwei. 
Sämmtliche waren durchsichtig, erhoben sich unverimittelter von der Cornea als 
es Bláschen thun, ohne jede Infiltration der Umgegend. Bei Berührung mit 
einer Sonde unter der Lupe erwiesen sie sich als frei bewegliche Auswüchse 
auf einer rinnenfórmigen Basis, die sich durch seitlichen Sondendruck in einen 
ca. 2 mm langen dünnen Faden entrollen liessen mit dünnem knopffórmigen 
Ende und durch die Bewegungen der Augenlider zusammengerollt waren. Die 
Geschwüre heilten bald, die Filamente blieben jedoch bestehen und wurden am 
6. Tage mit der Sonde entfernt, wohei etwas Hornhautepithel an der Basis, aus 
welcher sich keinerlei Flüssigkeit entleerte, mitzenommen wurde; glatte Heilung 
ohne Bildung einer Macula. Weitere Filainente bildeten sich nicht. — Verf. 
sah diese Affection unter 7000 Augenkranken dieses eine Mal nur und führt 
die Literatur «derselben an, aus welcher hervorgeht, dass sie eine primüre oder 
secundäre Erkrankung des Epithels darstellt; im vorliegenden Falle lässt sich 
kein ursächlicher Zusammenhang mit den Hornhautgeschwüren nachweisen. 
Neuburger. 
113) Two successful cataract operations on a dog, by Robert 
L. Randolph, M. D. (Bulletin of Johns Hopkins Hospital. Baltimore 1895. 
15. Febr) Während der bei Pferden nicht selten vorkommende Star meist 
complicirt ist, durch Entzündung (Mondblindheit) entstanden, ist dies beim Hunde, 
wo der Star auch nicht gerade selten ist, meist nicht der Fall. Verf. operirte 
einen 18 Monate alten, sonst gesunden Wachtelhund, der innerhalb 3 Monaten, 
wie die Prüfung zu ergeben schien, an uncomplicirtem Star erblindet war, unter 
Chloroform nach vorheriger Morphiuminjection mittels Discision. Nach 3 Wochen 
sah das Thier sehr gut auf dem operirten rechten; deshalb versuchte er auch 
das linke unter Cocain zu operiren; das Thier war jedoch zu unruhig dazu und 
33* 


016 -- 


er musste wieder Chloroform nehmen; auch diesmal Operation und Heilung zu- 
fallsfrei mit bestem Erfolg. Das Fehlen der Accommodation schien keine Stórung 
zu machen. Verf. erwähnt auch Fälle, wo sich durch Wucherung von der 
Kapsel aus eine zweite Linse gebildet hatte. Er führt die ihm zugänzlichen 
Liiteraturangaben über Starbildung und -Operation bei Thieren, darunter auch 
bei Bären im Zoologischen Garten an. Die Extraction verwirft er wegen der 
Unmöglichkeit, das Thier so ruhig zu halten, dass die Wunde gut heilt bez. der 
Verband sitzen bleibt. Allgemeine Narcotisirung hält er für unerlässlich. Das 
Auge muss stets gut unter Atropin gehalten werden. Verband empfiehlt sich 
nicht, da das Thier dadurch erst recht auf das verletzte Auge aufmerksam wird, 
bez. den Verband zu entfernen sucht, vielmehr soll dasselbe in einem engen 
Stall reinlich gehalten werden, wo es sich möglichst wenig bewegen kann. 
Asepsie der Instrumente etc. ist selbstverständlich. Neuburger. 
114) The criminal’s eye. (The med. Record. 1895. 23. Marz.) Die an 
18 anthropometrischen Stationen Russlands gemachten Untersuchungen eigaben 
folgendes Resultat: Diebe und Mörder besassen vorzugsweise kastanienbraune 
Augen, Räuber bez. schwere Diebe und Betrüger schieferfarbige, Vagabunden 
azurblaue, endlich die leichteren Verbrecher vorzugsweise „kastanienbraun-grüne“. 
Neuburger. 
115) Modifications in the ophthalmometer, by Frank D. Skeel, 
M. D. An Stelle der oft schwer verschiebbaren Klappe zum Beschatten des 
nicht untersuchten Auges ist eine um eine senkrechte, in der Mitte der Kopf- 
stütze angebrachte Axe drehbarer Schirm angebracht, der je nach Bedarf nach 
rechts oder links geschlagen, das entsprechende Auge verdeckt. Der Träger der 
Kinnstütze ist hohl; mittelst einer Sperrklinke, an Stelle der bisherigen Klammer, 
kann derselbe dureh Druck auf einen Knopf leichter beweglich und je nach Be- 
darf gehoben oder gesenkt werden. Endlich läuft der hintere Fuss des drei- 
füssigen Gestelles in einer Rinne und trägt eine hebelartige Vorrichtung, mittelst 
welcher das Fernrohr leicht gehoben oder gesenkt werden kann, damit, wenn 
einmal letzteres auf die Mitte der Hornhaut eingestellt ist, beim Heben oder 
Senken keine seitliche Verschiebung mehr stattfinden kann. (Erhältlich bei 
Meyrowitz in New York.) Neuburger. 
116) Treatment of corneal ulcer. (The Therap. Gaz. 1895. 15. März.) 
Zeigler stellt darüber in dem New York Med. Journal v. 3. Nov. 1894 folgende 
Grundsätze auf: Das einfache Hornhautgeschwür ist eine rein locale Entzündung, 
vorzugsweise durch infectióse Secrete erzeugt, weshalb in jedem Falle die Nase 
besonders zu untersuchen und nóthigenfalls zu behandeln ist; speciell bei Hyper- 
trophie der Nasenschleimhaut bewährt sich Benzoétinctur und fleissige Ausspülung 
sehr. Das Auge ist mit milden Antisepticis auszuspülen, z. B. Borsàure, ein 
Mydriaticum und, wenn nöthig, Wärme local anzuwenden. Auch ist die Diät und 
allgemeine Hygiene zu regeln, unter Umständen Salzbäder. Neuburger. 
117) Ophthalmia neonatorum. (The Therap. Gaz. 1895. 15. März.) 
Lloyd Owen behandelt in der Birmingham Med. Review, Nov. 1894, die Pro- 
phylaxe und Therapie der Blenn. neonatorum in zusammenfassender Weise, ohne 
Neues zu bringen. Erwähnenswerth ist, dass er unter 714 Geburten in den 
letzten 6 Jahren, seitdem er regelmässig die Vagina mit schwachen antiseptischen 
Lösungen ausspülte und beim Kinde Credé's Verfahren anwandte, keine einzige 
Blenn. erlebte, während er vordem 10,8"/, hatte. Neuburger. 
118) Case of unilateral congenital ptosis, by Mary Putnam- 
Jacobi, M.D. New York. (The med. Record. 1895. 23. Febr.) Einjähriges, sonst 
gesundes, lebhaftes, gut entwickeltes Kind zeigte L. eine betrachtliche Ptosis; das 


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Auge schien kleiner zu sein als das rechte und mehr in die Orbita zurück- 
gesunken, vom Oberlid bald theilweise, bald vóllig verdeckt. Nicht nur der 
Levator palpebrae, sondern auch der Orbicularis schien schlecht entwickelt, was 
auf musculáre, nicht auf nervóse Stórung hinwies. Das Lid zwinkerte häufig, 
das Auge zeigte oft Nystagmus. S scheinbar gut, sonst keinerlei Störungen am 
Auge. Verf. stellt die Literatur dieser seltenen Affectionen zusammen. Ursache 
war nicht zu ermitteln; da spontan bis jetzt Besserung eingetreten, wird vorerst 
nicht operirt. Neuburger. 
119) The combined versus the simple extraction of cataract, by 
Frank W. Ring, M. D. (Read before the New York Academy of Medicine, 
Ophthalmic Section. 1894. Nov. — The Med. Record. 1895. 23. Febr.) Verf. 
stellte 1032 Fälle combinirter Starausziehung nach den Veröffentlichungen von 
Knapp, Agnew, Webster, H. Derby, Schoeler, Kerschbaumer zu- 
samınen, desgl. 1123 ohne Iridectomie von Knapp, Webster, New York Eye 
and Ear Infirmary, Schoeler, Manhattanspital, Schweigger, und fand durch- 
schnittlich Glaskörpervorfall in 7,23 bez. 4,27 "/,; durchschnittliche Sehschärfe 
mit Vorfall 0,23, bez. 0,29 °/,; Iriseinklemmung 4,82 bez. 4,0 "/,, Irisvorfall — 
bez. 8,66 °/,; Iritis 13,15 bez. 11,82"/,; Vereiterung 1,91 bez. 1,3"/,; Dis- 
eission 27,61 bez. 33,04 °/,; völligen Erfolg 88,08 bez. 90,82?/,; theilweisen 
Erfolg 7,45 bez. 6,3 "/; Misserfolg 4.47 bez. 2,88"/,; durchschnittliche Seh- 
schärfe 0,34 bez. 0,48 ?/,. — Hat schen jede andere Statistik ihre Misslich- 
keiten, so kann man aus der vorstehenden, ein so verschiedenartiges Material 
umfassenden, erst recht kein Urtheil über die Vorzüge bez. Nachtheile der einen 
oder anderen Methode gewinnen; z. B. glaubt Verf. selbst nicht, dass, wie aus 
der Tabelle hervorzugelien scheint, unter 1032 Starausziehungen mit Iridectomie 
überhaupt kein Irisvorfall eingetreten sei; bei peripherem Schnitt, unzweck- 
mässigem Verhalten des Pat., schlechtem Verband, tritt er häufiger ein. Die 
weiteren Angaben über die Verhütung derselben, sowie über die Operations- 
methoden, bez. deren Vor- und Nachtheile enthalten nichts Neues. Neuburger. 
120) Casuistische Beiträge zur Kenntniss der präcornealen 
Sarcome, von Fritz Seiderer aus Freising. (Inaug.-Diss. Giessen 1895. — 
Aus der Univ.-Augenklinik zu Giessen.) Der erste Fall betrifft eine 55jáhrige 
Frau, der im Laufe des letzten Jahres schon zwei Mal kleine Geschwälste von 
der l. Hornhaut entfernt worden waren; sie kommt jetzt mit multiplen Melano- 
sarcomen der Conjunctiva bulbi im Limbus corneae; sunst gesund, weiss sie 
keine Entstehungsursache anzugeben. Wegen der schnellen Recidive wurde das 
Auge entfernt. Nach 21/, Jahren Geschwulstknoten in der Orbita und ca. 3 cm 
breite Geschwulst am Jochbeinkörper; Exenteratio orbitae, gründliche Entfernung 
der Wangengeschwulst. Nach 1 Jahre noch gesund. Die mikroskopische Unter- 
suchung zeigt die erst entfernten Geschwülste als „in der Pigmentirung be- 
griffenes Bindehautsarcom^, die zuletzt entfernten als pigmentlos und auffallend 
gefässreich. — Der zweite Fall betrifft einen 60jàhrigen Bauern, bei dem sich 
vor 6 Jahren neben dem äusseren Hornhautrande R ein blassrothes Knötchen 
entwickelt hatte, das von einem Augenarzt angeblich gebrannt wurde. Pat. 
entzog sich weiterer Behandlung, blieb 2!/, Jahre frei von Beschwerden. Zu 
dieser Zeit begann an derselben Stelle ein neues Knótehen zu wuchern, anfangs. 
langsam, das auch zur Seite „gewischt“ werden konnte, allmählich aber beim 
Lidschlag heftige Beschwerden machte, weshalb Pat. das Auge zuband. Nun 
wuchs die Geschwulst sehr rasch, seit einigen Wochen hatte sich eine weitere 
am r. Ohr entwickelt. Aus der 2cm weit klaffenden Lidspalte ragt eine nahezu 
viereckige Geschwulst von blassröthlicher Farbe heraus, die Stelle der Cornea 


518 -— 


einnehmend und den vorderen Bulbusabschnitt vollständig verdeckend, 25 mm 
gross im Durchschnitt, mit theilweiser dunkelbrauner Färbung. Vor dem r. Ohr, 
dicht unterhalb des Jochbeins, unter der Haut eine etwa taubeneigrosse, ziem- 
lich harte unbewegliche Geschwulst. Exenteratio orbitae, sowie Entfernung der 
zweiten Geschwulst, die sich in der Parotis entwickelt hatte, sammt den throm- 
bosirten Venae jugularis und facialis anterior und posterior schaffen Erleichterung; 
doch erfolgte schon nach 3 Monaten Exitus unter grossen Schmerzen. Die 
mikroskopische Untersuchung ergiebt, dass auch hier die Geschwulst ihren Aus- 
gang vom Limbus genommen und die Cornea einfach überlagert hat, obne in 
das Parenchym derselben einzudringen; ihr Epithel ist freilich stellenweise be- 
schädigt. Die Geschwulst zeigt gelappten Bau, Bindegewebssepta, dazwischen 
Spinde!zellen, grésstentheils unpigmentirt. In der Nähe der Gefásse findet man 
aber auch pigmentirte Zellen von bräunlich-rother Farbe und intensivem Krystall- 
glanz, die z. Th. am Rande von Blutextravasaten zwischen den Geschwulstzellen, 
z. Th. aber auch innerhalb der Extravasate gelegen sind und durch diese An- 
ordnung die Herkunft des Pigments von dem Farbstoff der rothen Blutkórperchen 
bekunden, was auch auf chemischem Wege, durch Nachweis von Eisen in dem- 
selben bewiesen werde. Die in der Parotis entstandene Geschwulst bestand 
auch aus Spindelzellen verschiedener Grösse und Gestaltung. Die präcornealen 
Geschwülste im Allgemeinen sind sehr selten; unter 70,000 Patienten fand 
Noyes nur 28 Fälle. Sie gehen meistens vom Conjunctivalgewebe in dem 
gefässreichen Bezirke des Limbus corneae aus. Mit grossem Fleisse hat nun 
Verf. aus der ihm zugänglichen Literatur 56 Fälle derartiger vom Limbus aus- 
gehender Geschwülste zusammengetragen und in Tabellen übersichtlich geordnet. 
Ausser anderem geht daraus hervor, dass über die Hälfte derselben pigmentirt ist, 
dass sie ferner äusserst malign sind, und in seltenen Fällen nur das Auge erhalten 
bleiben kann wegen der raschen Recidive. Ferner sind 8 Fälle mit Sicherheit auf 
ein Trauma zurückzuführen, dessen Bedeutung für die Entwickelung von Geschwül- 
sten ja in neuester Zeit von Lówenthal bewiesen wurde. Neuburger. 
121) Beitrag zur Kenntniss des Variolaparasiten, von Dr. v. Si- 
cherer, Assistent an d. Univ.-Augenkl. in München. (Aus dem hygien. Institut, 
in München. — Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 34.) Verf. impfte in eine 
Hornhauttasche beim Kaninchen mit einer sterilisirten Nadel Spuren der einer 
Impfpustel vom Kinde direct entnommenen Lymphe ein und fand in jeder Epithel- 
zelle ausserhalb des Kernes im Protoplasma einen etwas stárker tingirten, rund- 
lichen, oft mehr ovalen, von einem hellen Hof umgebenen Kórper, welcher mit 
dem von Guarnieri und L. Pfeiffer beschriebenen Variolaparasiten identisch 
ist. Es handelt sich also bei der Impfung mit Vaccinelymphe iu die Kaninchen- 
cornea um eine ganz lovalisirte Infection, herbeigeführt durch den von den 
genannten Autoren als Erreger der Variola aufgefassten Parasiten (Cytoryctes- 
Guarnieri), welcher einen Zellschmarotzer darstellt, der nur das Protoplasma 
angreift, den Kern aber unberührt lisst, weshalb auch das Leben der Wirths- 
zelle ziemlich lange erhalten bleibt. Neuburger. 
122) Die Blennorrhoe neonatorum und deren Verhütung in der 
Schweiz, von Adolf Heim. (Inaug.-Diss. Bern 1895.) Mit grossem Fleiss 
.hat Verf. die bisherigen statistischen Angaben über das Vorkommen der Blennor- 
rhoe und die dadurch verursachten Erblindungen, über das Wesen, Erforschungs- 
geschichte, Bakteriologie und Prophylaxe dieser Erkrankung zusammengetragen 
und giebt sodann die mit gleicher Sorgfalt bearboeiteten Hesultate einer auf 
Veranlassung von Prof. Pflüger in's Werk gesetzten Sammelforschung unter 
den Schweizer Aerzten für das Jahr 1892 bekannt. Wir müssen uns hier auf die 


- 519 — 


Wiedergabe der Hauptsätze beschränken: Es erkranken in der Schweiz jähr- 
lich wenigstens 400 oder 5"/,, sämmtlicher Neugeborenen an Oph- 
thalmoblennorrhoea. Von diesen 400 erleiden 60 bis 70 eine dauernde Schädigung 
ihres Sehvermögens, darunter sind 16 fast oder ganz blind. Auf Grund weiterer 
Berechnung ergeben sich dann für die ganze Schweiz 2500 Blinde gegenüber 
2032 oder 1:1314 Sehende nach der Volkszählung von 1870, darunter 26?/, 
durch Blennorrhoe. Die Bl. tritt in 80"/, der Fälle doppelseitig auf; 85,4°/, 
fallen auf die ersten 5 Tage nach der Geburt, dann nimmt die Zahl stark ab, 
um am 8. bis 10. Tage vorübergehend wieder etwas zu steigen. Von den günstig 
ausgegangenen kamen 70,1"/,. von den unzünstig dagegen nur 43,3"/, in den 
ersten 5 ‘Tagen nach der Erkrankung in ärztliche Behandlung; von der ersten 
Kategorie hatten 94,4"/,, von der letzteren dagegen nur 13,1 "/, bei Beginn der 
Behandlung intacte Hornhäute. Von den in den ersten 5 Tagen nach der Geburt 
erkrankten Kindern erlitten einen bleibenden Nachtheil für die Sehkraft 19,8"/,, 
von den später Erkrankten bloss 10°,. Die Städte über 5000 Einwohner 
liefern doppelt so viel Erkrankungen, als sie eigentlich liefern sollten im Ver- 
hältniss sowohl zur Gesammt- als zur Landbevölkerung, desgleichen erkrankten 
die unehelich Geborenen 2!/,mal so häufig als die ehelich Goborenen. Von 
den Stadtkranken heilten 84,8°/, ad integrum, von den Landkranken nur 71,25/,. 
Von den nicht ad integrum geheilten Stadtkindern wurden nach dem 5. Tage 
der Erkrankung ärztlich behandelt 33°/,, von den entsprechenden Landkindern 
65,38"/,. Verf. fand, dass im Allgemeinen die Hebammen, namentlich auf 
dem Lande, viel Schuld haben an dieser verzörerten ärztlichen Hülfeleistung. 
Mehr als die Hälfte sämmtlicher Blennorrhoe-Kinder in der Schweiz gehört den 
bemittelten Bevölkerungsklassen an und die Verlustziffer ist dabei mindestens 
ebenso gross, als bei den ärmeren Klassen. Bezüglich der Prophylaxe bedauert 
Verf. im Allgemeinen das mangelnde Entgegenkommen der Behörden betreffs 
einer Blindenzählung, sowie die Nichtbetheiligung einiger, wenn auch weniger, 
Aerzte bei der obigen Sammelforschung, sodann im Speciellen die ungenügenden 
oder gänzlich fehlenden Vorschriften für die Hebammen, und endlich die Nach- 
lässigkeit der Eltern. Als prophylaktisches Mittel hat sich Credé's Verfahren 
durchaus bewährt; da aber noch keine Uebereinstimmung herrscht über die 
Zweckmässigkeit der obligatorischen allgemeinen Einführung desselben, so ist 
zu erwarten, dass das Sehweizervolk sich derselben ebenso heroisch widersetzen 
wird wie dem Impfzwang. Doch sollen die armen Kinder nicht die Unvernunft 
der erwachsenen Staatsbürger entgelten, und Verf. schlägt deshalb vor, in die 
über diesen Punkt völlig ungenügenden Vorschriften der Schweizer Cantone (mit 
zwei Ausnahmen) einen Paragraphen einzufügen, der die Hebammen verpflichtet, 
jedem Neugeborenen die Augen unmittelbar nach der Geburt mit einem trockenen 
Läppchen in zweckmässig und genau vorgeschriebener Weise äusserlich zu 
reinigen, die Berührung derselben mit dem Badewasser zu vermeiden, nach dem 
Bade die Hände sorgsam zu reinigen, sodann die Lidspalte zu Öffnen und das 
Auge mit reinem abgekochten lauen Wasser durch mehrmaliges Ausdrücken von 
Wattebäuschchen auszuspülen, sowie zeitig auf ärztliche Hülfe zu drängen nach 
Ausbruch der Krankheit. Neuburger. 
123) Zum Credé'schen prophylaktischen Verfahren, von Dr. F. 
Hosch. (Jahresbericht der Allgem. Poliklinik des Cantons Basel-Stadt. 1894.) 
Vert. bezweifelt, ohne die günstige Wirkung des obigen Verfahrens irgendwie 
in Abrede stellen zu wollen, dass dasselbe in dem Grade unübertrefflich sei, 
wie es von Cohn dargestellt wird. Gelegentlich von Refractionsbestimmungen 
an Neugeborenen in der Baseler Frauenklinik beohachtete er viele recht heftige 


- 590 . 


Conjunctivitiden mit schloimig-eitriger Secretion, und darunter auch eine revel- 
rechte Oplith. neonat. — trotz Credé, und er erblickt darin eine grosse Gefahr, 
dass in Folge des der Einträufelung folgenden Reizzustandes eine wirkliche 
Blennorrhoe übersehen werden könnte. Deshalb ist er auch gegen obligato- 
rische Einführung des Verfahrens, vielmehr sollen Mütter und Hebammen recht 
eindringlich auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden, zu skrupulóser Iein- 
lichkeit und sofortiger Auswaschung der Augen mit Borlösung u. dergl. und zu 
sofortiger Anzeige an den Arzt bei Ausbruch der Krankheit verpflichtet werden. 
Neuburger. 
124) Zur subconjunctivalen Injection, von Dr. F. Hoseh. (Jahres- 
bericht der Allgem. Poliklinik des Cantons Basel-Stadt. 1894.) Subconjunctivale 
Injection des weniger reizenden Hydrargyrum oxycyanatum (1:5000 steril. phys. 
Kochsalzlosung) bewirkten in 10 Fallen von Scleritis, Neuritis optica, Reven- 
bogenhaut- und Hornhautentzündung verschiedener Art keinerlei. Nachtheil, aber 
auch keinen Vortheil; allerdings war in den meisten Fällen schon vorher alles 
Mögliche versucht worden. Neuburger. 
125) Schichtstar und Schichtstar-Operationen, von Richard 
Lessing aus Clettstedt. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Nach kritischer Be- 
sprechung der Pathogenese des Schichtstares und der üblichen Operations- 
methoden bringt Verf. eine Zusammenstellung über 49 Patienten, die seit 1887 
an der Universitats-Augenklinik in Berlin beobachtet wurden, deren Ergebniss 
sich mit dem von Hirschberg mitgetheilten deckt. Nämlich das männliche 
Geschlecht ist häufiger befallen, die Pat. kommen meistens in den ersten Jahren 
des Schulbesuchs zur Beobachtung, endlich wird die Selikraft erheblich besser 
durch die Discission als durch die Iridectomie, und am besten durch die Lappen- 
schnitt-Ausziehung, die allerdings für die seltenen Fülle von Schichtstar bei 
älteren Individuen aufbewahrt werden muss. Neuburger. 
126) Ueber den Morbus Basedowii und seine Beziehungen zur 
Epilepsie, von Bernhard Kögel aus Karlsruhe. (lInaug.-Diss. Berlin 1895.) 
An der Hand eines in. der Mendel'schen Poliklinik beobachteten Falles, der 
eine Söjährige Frau betrifft, die seit dem 9. Jahre an Epilepsie litt, seit 
ca. 5 Jahren aber immer seltener Anfälle bekam, dafür aber jetzt die allmählich 
hervorgetretenen typischen Symptome von Morbus Basedowii darbietet, und der 
einschlägigen Literatur sucht Verf. eine engere Beziehung zwischen beiden Er- 
krankungen zu beweisen, sowie überhaupt den Morbus Basedowii als eine primär 
durch Veränderungen im Nervensystem bedingte Krankheit darzustellen. 
Neuburger. 
127) Ueber die Sehschärfe im Alter, von Robert Alılborg aus 
Altefähr a. Rügen. (Inaug.-Diss. Berlm 1895.) Die in der Universitäts-Augen- 
klinik in Berlin angestellten Untersuchunzen an 67 Personen ergaben folgendes 
Resultat, im Vergleich zu den von Cohn in der Landbevölkerung Schlesiens 
(in Schreiberhau) und Boerma und Walther in Armenhäusern, Strafanstalten, 
'Polikliniken gefundenen Zahlen: 


Alter Cohn Boermau. Walther Verf. 
60 Jahre Sé 5,56, 527 
70» af, p) ae 
80 e TRI 2 =; 


Die Unterschiede sind wohl auf das in verschiedenen socialen Verhältnissen 
lebende Material zurückzuführen. Doch zeigt sich bei allen eine zunehmende 
Abnahme mit dem Alter. Bezüglich anderer interessanter Fragen, wie das Ver- 


E -~ -- 


= SOL ee 


hältniss zwischen Sehschärfe und Refraction, das Verhalten beider Augen zu 
einander u. s. w. müssen wir auf das Original verweisen. Neuburger. 
125) Ueber das Pterygium, von William Joseph Daly aus Balti- 
more. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Geschichte, kritische Besprechung der Patho- 
genese, Actiologie und Behandlung des Pterygiums auf Grund der vorliegenden 
Literatur. Neuburger. 
129) Abbildungen der verschiedenen Formen von trockenen 
und násselnden Papeln der Counjunctiva bulbi et palpebrarum demon- 
strirt Engel-Reimers (Hamburg) in der Abtheilung für Dermatologie und 
Syphilis der 67. Versammlung deutscher Naturforscher in Lübeck (Sept. 1805). 
Dieselben — bis jetzt für selten gehalten — finden sich thatsächlich recht 
häufig, und zwar nach den Untersuchungen im Hamburger Krankenhause bei 
etwa 10°/, aller Frühsyphilitischen. Sie werden aber ausserordentlich leicht 
übersehen, da sie keine Neizerschemungen auf der Conjunctiva und keine sub- 
jectiven. Beschwerden hervorzurufen ptlegen. Derselbe demonstrirt Abbildungen 
von einem Gumma der Sclera (bei galoppirender Syphilis), das nach der 
Rückbildung zu einer eircumseripten staphylomatösen Vorwölbung der Selera 
führte. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 48.) Neuburger. 
130) Ueber Gefässveränderungen bei syphilitischen Augen- 
erkrankungen, von Dr. Alexander in Aachen. (Berliner Klinik. Heft 90. 
Dec. 1895.) In dem auf der Naturforscherversammlung in Lübeck gehaltenen 
Vortrag werden nach geschichtlichem Kückbliek über die syplulitischen Gefäss- 
veränderungen im Allgemeinen auch die am Auge, Insbesondere am Uvealtractus 
und der Retina, vorkommenden besprochen. Es werden zwei Fälle angeführt 
von Retinitis centralis syphilitiea; doch ist nach der gegebenen Schilderung des 
Augenspiezelbefundes der Zusammenhang zwischen den spärlichen Herden und 
den Gefüssen nicht klar erwiesen; ebenso ist die Abhängigkeit eines weiteren 
mitgetheilten Falles von rasch vorüberrehender primärer Sehnervenentzündung 
von einer Erkrankung der Art. centr. retinae nur hypothetisch. Da auch schon 
Fälle von Glaucoma syphiliticum als abhängig von Erkrankung der Chorioidal- 
gelässe mitgetheilt sind, ferner Verf. glaubt, dass die bei parenchymatóser Horn- 
bauterkrankung sich bildenden Gefässe auch nicht normal seien, da sie sich 
doch sonst nach Aufhóren der Entzündung zurückbilden und nicht durch's ganze 
Leben bestehen bleiben würden, sondern erkrankte Wandungen besässen, neigt 
er zur Annahme, dass die meisten, wenn nicht vielleicht simmtliche luetische Er- 
krankungen des Sehorgans den syphilitisch veränderten Gefässen ihre Entstehung 
verdanken, eine Annalıme, deren wichtigstes Beweisstück, die pathologisch-anato- 
mische Untersuchung, bis jetzt freilich noch vielfach aussteht. Neuburger. 
131) Ueber die interstitielle Koratitis hereditär-luetischer 
Natur und ihren Zusammenhang mit Gelenksaffeetionen, von Bruno 
Bosse. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Verf. beobachtete i. J. 1894 an der kgl. 
Universitats-Poliklinik in Berlin 54 Fälle von Kerat. interstitialis; darunter war 
bei 44 hereditäre Lues als sicher, bei 6 als wahrscheinlich anzunehmen. Ausser 
anderen Zeichen antreborener Syphilis fanden sich, wie auch schon von Anderen 
beobachtet, in 17 Fällen, also in 37"/,, Gelenkaffectionen, meist doppelseitig 
wie die Kerat. interstit. Unter Anführung der Krankengeschichten werden diese 
nàher besprochen, die von einfachen Arthralgien bis zu eitrigen Entzündungen 
sich steigern können, welch letztere oft für tuberculös gehalten und dem ent- 
sprechend behandelt werden zum Schaden der Patienten. Meist ist das Knie- 
gelenk befallen und das weibliche Geschlecht bevorzugt, entsprechend dem 
häufizeren Vorkommen der Keratitis bei Mädchen. Beide grosse Gruppen, die 


cc SAM. v 


serósen wie die eitrigen Gelenksentzündungen, enthalten Formen, bei denen die 
Gelenkerkrankung eine secundäre, vom Knochen oder Knorpel fortgeleitete ist. 
Therapeutisch empfiehlt Verf. Jodkali, da er von der Schmiercur meist nicht 
den gewünschten Erfolg sah. Dies wundert uns, um so mehr als die Beob- 
achtungen Hirschberg's, die merkwürdiger Weise in der sonst fleissigen Arbeit - 
nicht citirt werden, gerade umgekehrt lauten. Ferner, so sehr wir auch mit 
Verf. taktvolles und decentes Vorgehen bei Erforschung der Anamnese winschen, 
müssen wir doch andererseits betonen, dass eine Verheimlichung der Diagnose, 
„um den ehelichen Frieden nicht zu stören“, gerade in der Armen- und poli- 
klinischen Praxis bei der häufigen Indolenz dieser Kreise schlimme Folgen haben 
kann, indem unsere kleinen Patienten nur zu bald wieder der ärztlichen Behand- 
lung entzogen werden, wenn nicht die wahre Natur der Erkrankung und deren 
mögliche schlimme Folgen mit aller Schärfe betont werden. Dadurch wird 
doch nicht, wie Verf. sagt, „an der Auffassung von der Heiligkeit der Ehe 
gerüttelt“. Neuburger. 
132) Ueber ein bisher wenig beachtetes Symptom der heredi- 
tären Lues, von Dr. M. Krisowski. (Aus Dr. Max Joseph's Poliklinik f. 
Hautkrankheiten in Berlin. — Berl. klin. Wochenschr. 1895. Nr. 41.) Dass ‚die 
lineären, radiär um den Mund gestellten Narben nur durch hereditär-luetische 
P’rocesse zu Stande kommen können und daher für diese charakteristisch sind“, 
wie Verf. unter Besprechung eines einschlägigen Falles hervorhebt, hat Hirsch- 
berg bei Erórterung der Keratitis parenchymatosa e lue congenita schon vor 
Jahren betont, was Verf. entgangen zu sein scheint ! Neuburger. 
133) Ueber peripherische Lähmungen bei Tabes dorsalis, von 
William B. Eaton aus Boston. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Peripherische 
Lähmungen bei Tabes sind schon mehrfach beobachtet. Verf. fügt aus der 
Mendel'schen Poliklinik einen neuen Fall dazu: 34jähr. Mann, bei dem vor 
5 Jahren eine Peroneuslähmung und eine Cystitis als initiale Symptome der 
Tabes vorausgegangen waren, der nach einer fünfjährigen Pause, während welcher 
nur die lancinirenden Schmerzen und vielleicht minimale atactische Störungen 
ìm Gange auf Tabes hindeuten konnten, von einer plötzlichen und completen 
Lähmung des l. Nervus peroneus, jedoch ohne erhebliche Sensibilitätsstörungen, 
befallen wurde. Neuburger. 
134) Beiträge zur Paralysis spinalis syphilitica, von Ernst 
Wilhelm aus Bernau. (Inaug.-Diss. Berlin 1895.) Im Jahre 1892 hat Erb 
das im Titel genannte Krankheitsbild aufgestellt, dessen Hauptzüge bestehen in 
spastischer Parese der Unterextremitäten mit gesteigerten Sehnenreflexen, auf- 
fallend geringen Muskelspannungen, intensiver Betheiligung der Blase oder des 
ltectums, geringer oder fehlender, auf einzelne Qualitäten beschränkter und ecir- 
cumscript auftretender Sensibilitätsstörung. Verf. bringt drei im städtischen 
Krankenhause am Urban in Berlin beobachtete einschlägige Fälle, welche alle 
drei Männer betrafen, von denen unter energischer antisyphilitischer Behandlung 
der erste nur wenig, der zweite erheblich srebessert wurde, der dritte trotz aller 
Mittel unter zunehmender Kachexie starb. Die Untersuchung ergab ausgedehnte 
Degeneration des Rückenmarks vom 5. Dorsal- bis zum 2. Lumbalnerven, wahr- 
scheinlich in Folge der auch gefundenen, wohl primären Veränderungen der 
Arterien und mehr noch der Venen, welche analog den von Heubner gefundenen 
in Wucherung der Intima und dadurch bedingten Verstopfung des Lumens be- 
standen. Neuburger. 


! Hutchinson viel früher. H. 


— 8523 -- 


135) Erfahrungen über den Zusammenhang von Nasen- und 
Augenerkrankungen und Besserung resp. Heilung der letzteren 
durch Behandlung der Nasenerkrankung, von Dr. Ernst Winkler in 
Bremen. (Vortrag auf der 67. Naturforscher-Vers. in Lübeck. — Therapeut. 
Wochenschr. 1895. Nr. 42.) Die in Gemeinschaft mit dem Augenarzt Dr. Sylla 
angestellten Beobachtungen ergaben, dass im Kinderspital in Bremen unter 164 
augenkranken Kindern 67, d. h. ca. 40"/, Erkrankungen der oberen Lultwege, 
speciell der Nase hatten, und zwar waren es zum grössten Theile Hyperplasie 
der Rachenmandel und adenoide Vegetationen. Ebenso ergab sich in der Privat- 
praxis vielfach ein derartiges Zusammentreffen. Verf. führt die einzelnen Augen- 
und Nasenaffectionen auf und bespricht deren Zusammenhang, der theils ein 
directer sein kann durch den Thränencanal oder durch die Orbitalspalten, theils 
durch Blutstauung oder, wenn auch weniger, durch Nervenreizung bedingt sein 
kann. Dacryocystis, Phiyctinen und andere serophulöse Erkrankungen sind häufig 
durch Erkrankungen der Nase hervorgerufen; bei einigen Patienten mit Neben- 
höhlenerkrankungen war das Auge nicht besonders afficirt; keine Gesichtsfeld- 
einschränkung; manchmal Flimmern und chronische Conjunctivitis. Die Therapie 
des Nasenleidens wurde mit Rücksicht auf das Augenleiden eingeleitet; falls 
Ulcus corneae oder dergleichen, wobei eine Druckerhöhung im Augeninnern, wie 
sie durch Schreien und Pressen bei der Nasenoperation erzeugt und von Schaden 
werden könnte, vorhanden war, wurde zunächst die Nase nur einfach ausgespült. 
Später erst nachı Bekämpfung der gefahrdrohenden Augensymptome begann die 
endonasale Therapie, meist mit dem Erfolge, dass die früher so häufigen Recidive 
des Augenleidens ausblieben. Neuburger. 

136) Thätigkeitsbericht und Vermégensgebarung der Klar- 
schen Versorgungs- uud Beschäftigunesanstalt für erwachsene 
Blinde in Böhmen in den Jahren 1892—94. Prag 1895. Die Anstalt 
beherbergt 50 männliche und 73 weibliche Blinde Von hohem Interesse ist 
das Resultat der von der Anstalt mit behördlicher Unterstützung vorgenommenen 
Blindenzählung in Böhmen i. J. 1894, um so mehr als zum Vergleiche die auf 
gleichem Wege gewonnenen Zahlen von 1874 und 1884 vorliegen. Im Jahre 
1874 trafen auf 5,106,069 Einwohner 4031 Blinde, also 1 Bl.: 1267 E., im 
Jahre 1894 auf 5,837,603 E. 4125 Bl, also 1:1415. Es ist also eine erfreu- 
liche Abnahme der relativen Blindenzahl zu constatiren, und zwar ist diese wohl 
in erster Linie der Bekämpfung der Blennorrhoea neonatorum zuzuschreiben. Es 
standen nämlich i. J. 1874 bezw. 1804 im 1.—6. Lebensjahre 112 bezw. 
81 Blinde, im 7.— 14. 196 bezw. 233, im 15.—20. 157 bezw. 231, im 20.— 45. 
933 bezw. 985, im 46. und darüber 2361 bezw. 2595. Als „blind geboren“ 
sind verzeichnet 481, bezw. i. J. 1894 464; vielleicht sind hier mehrere dar- 
unter, die erst in frühester Kindheit das Augenlicht verloren. An Blattern 
erblindete sind 1874 angegeben 366, 1894 373; ist diese Zunahme allerdings 
nur gering, so spricht doch diese erschrecklich hohe Zahl von 373 Menschen, 
die nach dem heutigen Stande unseres Wissens ihr Augenlicht nicht hätten 
verlieren dürfen, deutlich genug für die Einführung des Impfzwanges auch in 
Oesterreich und gegen die Treibereien unserer Impfregner, deren frivole Be- 
strebungen nicht oft yvenug gebrandmarkt werden können. In Folge anderer 
Krankheiten erblindeten 1939 bezw. 2811, durch äussere Verletzungen 1015 
bezw. 477; letztere auffällige Abnahme dürfte theils durch ungenaue Eintragung 
in die Fragebogen, theils wohl auch durch strenge Durchführung der Gewerbe- 
und Unfallverhütungs-Gesetzgebung bedingt sein. Die Schule besuchten 1351 
bezw. 2807, in einer Erziehungsanstalt wurden erzogen 89 bezw. 201, ohne 


jegliche Schulbildung blieben 2361 bezw. 1117. Also auch hier ein erfreulicher 
Fortschritt. Derselbe giebt sich auch zu erkennen in der Beschäftigungsstatistk 
der Blinden, welche zeigt, dass die Zahl der in Blindenanstalten versorgten 
Blinden um nahezu 100 gestiegen, dagegen die der blinden Bettler um fast 
300 verringert ist, und dass sich bereits die Resultate des Unterrichtes im 
Korbmachen, Bürstenbinden und Deckentlechten in erfreulicher Weise bemerkbar 
machen. Hervorzuheben wäre noch aus dem über das segensreiche Wirken der 
Blindenanstalt ein erfreuendes Bild gebenden Bericht die aus dem Bericht des 
Vereins zur Fürsorge für die Blinden der Rheinprovinz in Düren pro 1359 
abgedruckten Anweisungen an die Eltern zur Verhütung der Erblindung, nament- 
lich durch Blennorrhoe, und zur Erziehung blinder Kinder, welche weiteste Ver- 
breitung verdienen. Neuburger. 
137) Wann ist das Sehvermögen „verloren“? Darf dieser Ver- 
lust auch dann angenommen werden, wenn die Möglichkeit offen 
gelassen ist, dass die Selikraft des Auges dureh eine Operation 
wiederhergestellt werden könne?  St.G.D. S 224. II. Strafsenat. Urt. v. 
6.,111. 1895. (Entseh. d. R.G. Nr. 27, 1.) Aus den Gründen: Die Rüge einer 
Verletzung des S 224 St.G Bs ist unzutreffend. Festgestellt ist, dass der 
August Cz. in Folge des von dem Angeklagten gegen ihn geführten Schlases 
das Sehvermören auf dem rechten Auge, welches bis dahin völlig yesund ge- 
wesen sei, gänzlich verloren habe, da das Auge zwar noch fiir Lichteindrürke 
empfänglich, das Unterscheidungsvermögen, oder wie es an einer anderen Steile 
des Urtheiles heisst, die Fähigkeit, äussere Gegenstände wahrzunehmen, jedoch 
erloschen sei. Diese Feststellungen rechtfertigen die Anwendung des S 221. 
(Vgl. Entsch. d. R.G.'s in Strafs. Bd. 14, S.4. 118.) Allerdings wird in dem 
Urtheile die Möglichkeit vffen gelassen, dass die Sehkraft des Auges durch einen 
operativen Eingriff wiederhergestellt werden konne; es ist indes hierauf kein 
Gewicht gelegt, da niemand gezwungen werden könne, eine Operation an seinem 
Körper vornehmen zu lassen, und es lediglich darauf ankumme, ob die Selikraft, 
was im vorliegenden Falle zutreffe, gegenwärtig als verloren zu betrachten sei. 
Diese Erwägungen sind rechtlich zutreffend, da $ 224 St.G.B.'s Platz zu greifen 
lat, wenn das Sehvermögen in Folge der Körperverletzung verloren ging, währenu 
nicht erforderlich ist, dass die Körperverletzung die ausschliessliche Ursache 
jenes Verlustes gewesen sei. (Deutsche Med.-Ztg. 1395. Nr. 60. Neu burger. 
138) Beobachtung an blindeeborenen psychisch Kranken. (Psy- 
chiatr. Verein zu Berlin. 15./V1. 1895. — Deutsche Med.-Ztg. 1895. Nr. 60.) 
Hr. Juliusberger weist darauf hin, dass es eine nicht weiter zu erklärende 
Thatsache ist, dass wir überhaupt ein Nebeneinander in unserer Vorstellung von 
der Ausseuwelt haben. Diese Grundthatsache unseres Erkenntnissvermógens 
wurde mit aller Entschiedenheit zum ersten Mal von Kant in seiner bedeut- 
samen Lehre von der Idealität des Raumes festrelegt. Dagegen ist es erst der 
physiologischen Psychologie gelungen, den Nachweis zu erbringen, wie wir in 
das einfache Nebeneinander unserer Empfindungen die nöthige Ordnung bringen, 
dass das in unserer Vorstellung vorhandene Bild dem äusseren Gegenstande 
ähnlich werde, der auf das Auge einwirkte. Der Blindgeborene hat mit dem 
Selienden die „intelligible‘“ Raumvorstellung gemein, wogegen seine „empirische“ 
als nähere Bestimmung der letzteren eine unvollständige ist. Der vorgestellte 
Kranke erkennt durch Abtasten jeden Gegenstand; zeichnet ınan drmselben aber 
auf seinen Handteller, der keinerlei Sensibilitätsstörungen aufweist, Zahlen, 
Buchstaben oder Figuren, so vermag er nicht aus der Aufeinanderfolze der ge- 
troffenen Hautstellen das entsprechende Bild zu finden. Dieses beruht auf der 


- E e r 


— 5925. - 


Einengung des Raumsinnes der Haut, hervorgerufen durch den Wegfall der Kr, 
innerungsbilder des gesammten centralen optischen Projectionsfeldes des Krauken. 
Die Unfähigkeit des letzteren, Schreiben und Violinspielen — im Klavierspiel 
besitzt er eine grosse Fertigkeit — zu lernen, wird erklärt aus der Unfähig- 
keit des centralen Projectionsfeldes der zur betreffenden Hantirung nóthigen 
Extremität, eine bestimmte Summe und Art scharf differenvirter Erinnerungs- 
bilder zu samıneln, aufzuspeichern, deren Quelle hauptsächlich in Tast-, Gelenk- 
und Muskelempfindung zu suchen ist. Aus dem Werfall der Erinnerungsbilder 
des centralen optischen Projectionsfeldes erklärt sich, «dass der Kranke keine 
bleibende Maassvorstellung besitzt. Die Quelle der Wahnvorstellungen des Kranken 
beruht in seinem Gehörsinn; das Erklingen einer tiefen Frauenstimme ruft in 
ihn die heftigsten erotischen Empfindungen wach. Neubureer. 
139) Ueber meine augenärztliche Thätigkeit in der Stadt Kras- 
nyj vom 1. Juni bis zum 8. August 1894, von Dr. H. Baron Krüdener. 
(St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 23.) Ueber das segensreiche Wirken 
der ,,tliegenden Colonnen“ in Russland wurde in diesem C.-Bl. schon an anderer 
Stelle berichtet. Verf. beschreibt hier des Näheren seine eigene Wirksamkeit 
innerhalb derselben. Wir müssen uns auf die Wiedergabe der Hauptthatsachen 
beschränken. Behandelt wurden 2800 Kranke, darunter allein 1416 an 
Trachom und dessen Folgezustánden. Wie nothwendig es ist, dass diesen Armen 
augenáürztliche Hülfe zu 'lheil werde, beweist die Thatsache, dass 38 Personen 
durch Trachom bis. erblindet waren und nahezu 300 eine S < !/,, hatten. Obwohl 
Verf. schon in Dorpat viel Trachom gesehen, war er erstaunt über die Mächtig- 
keit der Wucherungen. Ohne näher auf die Behandlung des Trachoms ein- 
zugehen, erwähnt V., dass sämmtliche erweichte und durch regressive Meta- 
morphose zu Grunde gerangene Massen sofort entfernt wurden und dann mit 
Cupr. sulf. oder Sublimat weiter behandelt wurde. Die Ueberrangsfalte wurde 
8mal, die Follikel 120mal mechanisch entfernt. Transplantation von Mund- 
schleimhaut bei Trichiasis wurde 141 mal unter Cocain (1°/, Lósung subcutan) mit. 
bestem Erfolge auszeführt und auch von den beständig am Orte befind- 
lichen practischen Aerzten bald erlernt.! Wie wichtig dies in diesen 
von Trachom durchseuchten Gegenden ist, beweist Verf.'s Erfahrung, dass durch 
diese Operation Mancher seiner Beschwerden vollkommen los wurde und ein ertrüg- 
liches Sehvermögen erlangte, der Jahre lang, nahezu blind, sich mit Schmerzen 
und Reizerscheinungen herumgetragen. Das Princip war, dem Lide so wenig als 
moglich an Substanz zu nehmen und demselben einen Theil gesunder Schleim- 
haut zuzuführen.  Transplantationen von Frosch-Schleimhaut, Goldschlägerhäut- 
chen u. dgl. hatten kein so gutes Resultat. Der mit Nähten befestigte Mund- 
schleimhaut-Lappen heilte dagegen sehr gut an. Weniger gut gelang die 
Verpflanzung solcher Lappen in Fällen hochgradiger Tarsusschrumpfung und bei 
ausgiebigen Narben zur Wiederherstellung einer oberen Uebergangsfalte. 4 Fälle 
von Lagophthalmus arteficialis rühren vom „persischen Doctor“ her, der wegen 
Trichiasis die Lider einfach abgeschnitten. Besonders schwierig war die Be- 
handlung des Ulcus serpens (18 Fälle), da kein Kauterisirapparat zur Verfügung 
stand.” 53 Blinde wurden gezählt durch Ulcus corneae, darunter wahrschein- 
lich einige durch Blennorrhoe. Letztere kam häufiger bei Erwachsenen als bei 
Neugeborenen zur Beobachtung. Seine Erfahrungen über Glaucom, dessen Blinden- 
zahl mit 19 an dritter Stelle kam, während im Ganzen 32 Fälle von Glaucom 
zur Beobachtung gelangten, will Verf. im Ganzen herausgeben. Unter 56 Cataract- 


! Das allein kann uns in Posen und Preussen auflielfen. H. 
2 Einen Schielhaken mit kleiner Olive macht jeder Messerschmicd. H. 


— 526 — 


operationen, darunter 7 ohne Iridectomie, hatte Verf. nur zwei Verluste, und davon 
war einer auf das ganz unsinnige Verhalten des Operirten zu schieben. Refractions- 
anomalien waren sehr wenig vorhanden, dagegen sehr viele Analphabeten. Das 
Merkwürdige ist, dass aber gerade unter diesen 7 Myopen waren, von — 8,0 
bis — 16,0D, die sich nie mit Naharbeiten beschäftigt hatten, Feld- 
arbeiter waren und von solchen abstammten, 3 mit voller, die übrigen mit. 
verringerter Selischárfe, ohne besonders gearteten Schádelbau, alles Zeichen, dass 
diese Myopie eine Erkrankung sui generis darstellt. Verhältnissmässig gross 
war die Zahl der Bildungshemmungen und -Anomalien, von denen Verf. einige 
Krankengeschichten anführt, sowie von besonderen Fällen von Cataract, Glaucom, 
Hydrocephalus, Netzhautablósung, die durch Scleralpunktion ganz erheblich ge- 
bessert wurde, freilich nur vorübergehend. Auch 2 Fälle von Amyloidgeschwulst 
der Bindehaut wurden beobachtet. Neuburger. 
140) Einige weitere Fälle von Amblyopie in der Lactations- 
periode, von Dr. Karl Heinzel. (Beitr. z. Augenheilk. v. Deutschmann. 
1895. Heft XXI.) Verf. bringt einige weitere Fálle, wie er schon früher einen 
solchen beschrieben im XIII. Heft der genannten Beiträge, über welchen in 
diesem C.-Bl. schon berichtet wurde (April 1895). Neuburger. 
141) Bericht über die Thätigkeit der fliegenden oculistischen 
Colonnen, von N. Andogsky, L. Bellarminow u. W. Dolganow. (Wratselhı. 
Nr. 8—11. Lit. Beil. der St. Petersb. med. W. 1895. Nr.5.) 21 Colonnen waren 
in verschiedenen Gouvernements thátiz, 35,053 Kranke wurden behandelt und 
6181 Operationen ausgeführt, deren genaue Angabe im Original nachzusehen ist. 
Erblindungen durch Trachom waren 713 vorhanden. Neuburger. 
142) Ueber die Veränderungen der Netzhaut bei Infections- 
krankheiten, von W. Dolganow. (Wratsch. Nr. 44 u. 45. -- Lit. Beil. der 
St. Petersb. med. Wochenschr. 1896. Nr. 1.) D. fand nach fortgesetzten subeutanen 
Injectionen von Reinculturen von Streptococcus pyogenes aureus bei Thieren 
Durchtränkung des Sehnerven mit weissen Blutkörperchen, Oedem der Netzhaut- 
schichten, Veränderung der Gefüsswände, albuminose Transsudation zwischen den 
Nervenfibrillen, Zerfall der Stäbchen und Zapfen, feinkörnige Transsudativon 
zwischen Chorividea und Netzhaut und in dem Glaskörper. Neuburger. 
143) Ueber einige Bedingungen zur Entwickelung der Vereite- 
rung der vorderen Augenkammer post operationem upd über die 
Art der Verbreitung auf die tieferen Theile des Auges, von N. An- 
dogsky. (Wratsch. Nr. 44. — Lit. Beil. der St. Petersb. med. Wochenschr. 
1896. Nr.1.) Vorläufige Mittheilung: Streptococcuscolonien entwickeln sich, wenn 
sie in nicht zu grosser Quantität in die vordere Augenkammer des Kaninchens 
gebracht werden, nur langsam, weil die Kokken von weissen Blutkórperchen 
ergriffen und von dem Lymphstrom durch den Fontana’schen Raum fortgespült 
werden. Grössere Mengen dagegen rufen Vereiterung der Vorderkammer und des 
Augeninnern hervor. Nach Entfernung der Linse ist die Quantität gleich- 
gültig; es entwickelt sich stets Iridocyclitis und Panophthalmie. Neuburger. 
144) Zur Bacteriologie und pathologischen Anatomie des kór- 
nigen Conjunctivalcatarrhs (Trachom und Conjunctivitis follicu- 
laris), von A. Tschemolossow. (Medicinskija pribawlenija k merskomu sbor- 
niku. Mai 1895. — Lit. Beil. der St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 8.) 
Bei der bacteriologischen Untersuchung des ausgepressten und auf Nährboden 
verpflanzten Follikelinhaltes wurden Ymal Staphylococcus pyogenes aureus und 
albus, 8mal ausserdem ein kurzes, dem Löffler-Bacillus äbnliches Stäbchen, 4 mal 
noch Staphylococcus pyogenes citreus gefunden. Die directe Untersuchung des 


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Detritus und von Schnitten durch den Follikel ergab weder beim Trachom noch 
bei der Conj. follicularis irgend welche Bacillen oder Kokken. Die Peripherie 
des Korns sowohl bei Trachom als bei Conj follicularis bilden einkernige, stark 
färbbare Leucocyten, den Inhalt epitheloide, blasse, grosse Zellen mit mitotischen 
Figuren, und einzelne Capillaren; eine besondere bindegewebige Hülle wurde 
erst bei der Sclerosirung des Kornes beobachtet. Verf. schlägt vor, frische 
Fälle von Trachom und Con). follicularis als körnige Entzündung der Bindehaut 
(Conj. granulosa acuta et chroniea) zu bezeichnen und die Benennung „Trachom“ 
nur den narbigen Veränderungen beizulegen. (Wenn Verf. das unser Erachtens 
überflüssige Bedürfniss nach einer neuen Namenyzebung fühlt, so sollte sie wenig- 
stens sprachlich nicht so falsch sein wie die vorgeschlagene; denn trycywue heisst 
Rauhigkeit, bezeichnet eben die körnige Beschaffenheit der Bindehaut. — Ref.) 
| Neuburger. 
145) Ueber Flüssigkeitsabsonderung im Auge, von Dr. Liebrecht 
(Hamburg). (67. Naturforschervers. in Lübeck. — Allg. ined. Centr.-Ztg. 1895. 
Nr. 76.) Ueber die Zu- und Abflusswege des Flüssigkeitsstromes im Auge ist 
immer noch keine Einigung erzielt. Verf. suchte ähnlich wie Greef zum Ziele 
zu gelangen dureh Punktion des Auges, jedoch nicht der Vorderkammer wie 
Greef, sondern des Glaskórpers durch die Sclera hindurch. Er fand darauf 
die gleichen Veränderungen wie Greef am Ciliarkörper, welche auf Flüssigkeits- 
absonderung hinweisen, näwlich Blutüberfüllung, Flüssigkeitsaustritt, blasige 
Auftreibung des Epithels; er fand aber die gleichen Veränderungen auch an 
der Ader- und Netzhaut. Die weiteren Beobachtungen, Vertiefung der Vorder- 
kaminer nach der Punktion, lassen schliessen, dass die Zonula mit dem Linsen- 
system dem Uebertreten von Flüssigkeit aus dem Ciliarkórper in den Glaskórper 
erheblichen Widerstand bietet. Die Glaskórperflüssigkeit im scleralpunktirten 
Auge wird hauptsächlich von Ader- und Netzhaut ersetzt. Die Erscheinungen 
nach der Glaskörperpunktion lassen auch für das normale Auge den gleichen 
Flüssigkeitsstrom annehmen. Es wird also die Vorderkammer durch den Ciliar- 
körper, der Glaskörper durch Ader- und Netzhaut ernährt. Die nach der 
Punktion des Auges entstehenden Exsudate in der vorderen Hälfte des Auges 
färben sich nicht nach Weigert und sind daher nicht als Fibrin zu bezeichnen, 
wofür sie Greef gehalten. Neuburger. 
146) A case of temporary amblyopia from chocolate, by Casey 
A. Wood, M. D. (Chicago). (Med. Record. 14. Dec. 1895.) 54jähr. Mann, der 
wegen Geneigtheit zu Gichtanfállen sehr strenge Diät beobachtete, namentlich 
sich des Alkohols sehr enthielt, litt seit 20 Jahren an sehr häufig wieder- 
kehrenden Anfällen von Flimmerscotom. Vor beiden Augen erschien eine rad- 
ähnliche, weissliche, rotirende Masse, welche sich rasch vergrösserte, das ganze 
Gesichtsfeld erfüllte, so dass Pat. weiter nichts sah; nach einigen Minuten liess 
die Erscheinung nach, es trat Schwindel, Brechen und Kopfschmerz ein. In 
wechselnder Stärke und in wechselnden Zeiträumen traten die Anfälle auf, ohne 
dass sich eine Ursache oder eine Abhülfe hätte finden lassen. Als er wegen 
Magenbeschwerden eine Zeit lang keine Süssigkeiten ass, blieben die Anfälle 
aus, und als er eines Tages ein Stück Vanille-Chocolade gegessen hatte, kam 
ein heftiger Anfall. Dies fiel ihm auf, er ass nämlich gewöhnlich sehr viel 
Chcolade, und als er sich derselben gänzlich enthielt, traten keine Anfälle mehr 
auf. Versuche zeigten, dass das schädliche Agens weder in anderen Süssig- 
keiten, noch in Beimengungen der Chocolade, wie Vanille, Zimmt u. dgl. gelegen 
war, sondern in dieser selbst, gleichviel in welcher Form sie genommen wurde. 
Verf. nimmt eine Idivsynkrasie des Pat. gegen das in der Chocolade enthaltene 


Alkaloid Theobromin an, und erklärt die grössere Toleranz gegen Cacao durch 
die geringere (?) Menge des darin enthaltenen "l'heobromin; zudem sei der Cacao 
häufig ınıt anderen Sachen verfälscht. Amblyopie durch Coffein wurde ja auch 
schon beobachtet. Neuburger. 
147) Eine Gefässabnormität am vorderen Bulbus, von Dr. Topo- 
lanski, Augenarzt in Wien. (Wiener med. Blätter. 1895. Nr. 11.) Das sonst 
gesunde Auge zeigt auf der Trisiliche von aussen unten her eine Vene, die sehr 
dünn anfangend, in Schlängelungen dieker werdend, im Halbkreis bis in die 
Móhe der Pupillenmitte über die IrisHäche nach oben zieht und am Rande imi 
Kammerwinkel verschwindet. An entsprechender Stelle, ca. 1 mm vom Hornhaut- 
rande nach aussen, tritt die Vene aus dem Augeninnern hervor, làuft als dickes 
Gefass in der Conjunctiva nach aussen und verschwindet plötzlich am äusseren 
Winkel in die Tiefe. Derartige, meist am oberen Segment gelegene Irisvenen 
sah T. wiederholt bei Kaninchen. Neuburger. 
148) Muskelmitbewegungen zwischen Auge und Nase, von Dr. 
Topolanski, Augenarzt in Wien. (Ibid.) Mitbewegunzen zwischen Lidhebung 
und Kaubewegung sind schon mehrfach beobachtet worden. Verf. sah in einer 
grossen Zahl von Fällen, dass, wenn sich der Orbicularis palpebrarum zusammen- 
zieht, gleichviel ob willkürlich oder unwillkürlich, leicht oder krampfhaft, an 
dem Nasentlügel derselben Seite eine quere Hautleiste vorspringt als Ausdruck 
der gleichzeitigen Contraction des Levator alae nasi. Die Erklärung liegt in 
den anatomischen Verhältnissen, indem der Musculus malaris, der theils in der 
nächsten Nachbarschaft des Orbicularis, theils aus demselben entspringt und 
sich in der Wangenhaut inserirt, in einem Theile bis hinab zum Nasenflizel 
reichen kann. Doch wurde eine Mitbewegung an einer dazwischen liegenden 
Hautpartie nicht gesehen. Neuburger. 
149) Ueber die mechanische Behandlung einiger chronischen 
Conjunctivalerkrankungen, von Dr. A. Peters. (Therapeut. Monatshefte. 
Sept. 1805.) Verf. bespricht nach 3jähriger Erfahrung sein schon früher in 
Graefe's Archiv veröffentlichtes Verfahren der Abschabung der Conjunctiva. 
Nicht nur beim Trachom, sondern auch beim Frihjahrseatarrh, beim sog. Ca- 
tarrhus sieeus und auch beim acuten Conjunctivaleatarrh, insbesondere follicularer 
Art und sonstigen Conjunctivalhyperämien unbekannter Art bewirkt dasselbe in 
den chronischen Erkrankungen viel raschere Heilung als medicamentöse Behand- 
lung und ın den anderen Fällen baldiges Verschwinden der subjectiven, oft sehr 
lastigen Beschwerden; von Adstringentien sah Verf. hierbei im Gegentheil nicht 
viel Gutes. Das Verfahren ist sehr einfach; ein gerades Lanzenmesser (F. A. 
lEschbaum, Bonn), vorn leicht abgerundet und nicht zu stumpf, deshalb auch 
nicht mit Hitze, sondern mit absolutem Alkohol zu sterilisiren, mit einer geraden 
und einer leicht convexen Kante wird nach guter Cocainisirung, die bei Wieder- 
holungen oft entbehrt werden kann, senkrecht zur Tarsalfläche schabend auf 
derselben entlang geführt. Die Nachbehandlung besteht in der Anwendung 
kalter Umschläge bis zum nächsten Tage, und in den sehr seltenen Füllen fort- 
bestehender Secretion wird am nächsten Tare Jedtrichlorid 1:2500 eimeeträufelt. 
Verf. ist mit seinen Erfolgen sehr zufrieden. Bei Trachom und chronischen 
Fällen wird es anfangs alle 3—4, später alle 8 Tage einige Zeit lang wiederholt. 
Die Vortheile gegenüber den anderen mechanischen Behandlungen bestehen in 
sehr geringer Schmerzhaftigkeit. Die Blutung ist sehr gering. Die Wirkung 
wird durch Entfernung der kranken Epithelschicht und Anregung des darunter 
liegenden Gewebes zu reartiver Heilung erklärt. Weitere anatomische und bac- 
teriologische Untersuchungen behält sich Verf. vor. Neuburger. 


150) Zwei Fälle von vollständiger Erblindung in Folge von 
männlicher Hysterie, Heilung, von Dr. A. Barkan, Prof. d. Augen- u. 
Ohrenh. am Cooper Med. College, San Francisco. (Festschr. z. 25jähr. Jubil. d. 
Ver. deutscher Aerzte in S. Fr. 1895.) 32jähr., bisher gesunder, intelligenter 
Ingenieur wollte A Wochen vor der Consultation eine Flasche Catchup! öffnen, 
als diese in seiner Hand explodirte. Die Glasscherben schlugen in sein Gesicht 
und Augen. Er wollte, um das Blut abzuwischen, in die Küche gehen, glitt 
jedoch aus, fiel auf die linke Seite des Kopfes und blieb, weil allein zu Hause, 
angeblich 5—6 Stunden bewusstlos liegen. Er blutete weder aus der Nase 
noch den Ohren, erbrach jedoch auf dem Boden liegend. Beim Erwachen war 
er völlig erblindet, der Zustand dauerte mit heftigen Schmerzen im Hinterkopf 
eine Woche lang. Dann wurde gelegentlich L Licht erkannt. Dann nahm die 
Lichtempfindung wieder ab, besserte sich wieder etwas unter Morphium gegen 
die Schmerzen und Vesicatoren an den Schläfen und hinter den Ohren. Jetzt 
besteht grosse Empfindlichkeit gegen Licht, Pat. trägt die Augen verbunden, 
R eine ca. 1!/," lange geheilte Wunde am Limbus corneae, ganz geringe 
Reaction auf Licht, sonst bieten beide Augen ganz normale Verhältnisse. Hand- 
bewegungen dicht vor den Augen werden nicht erkannt, wohl aber R das Licht 
des Augenspiegels, aber falsch projicirt. I, herrscht absolute Erblindung. Die 
Gemütlsstimmung war deprimirt. Von sonstigen hysterischen Zeichen erwähnt 
Verf. nichts, doch kommt er auf Grund des mitgetheilten Befundes, da Simu- 
lation aus äusseren Gründen auszuschliessen ist, zur obigen Diagnose. Unter 
Strychnin-Injectionen, Galvanisirung, kräftiger Diät, Eisen innerlich, Spazier- 
gängen, kalten Abreibungen, Massage, Alles um dem Pat. keine Zeit zu lassen, über 
seinen Zustand nachzudenken, tritt in einigen Wochen völlige Heilung ein. Nach 
1!/, Jahren kein Recidiv. — 30jähr. Steward, vor einem Jahre angeblich wegen 
„Wasser auf der Leber“ behandelt, hatte vor einigen Monaten wegen rheuma- 
tischer Schmerzen von einem Apotheker Medicin genommen und merkte sofort 
darnach Abnahme seines Sehvermógens, nach einiger Zeit erst R, dann L vóllige 
Erblindung. Heftige, constante Schmerzen im l. Auge und der l. Körperhälfte. 
Bds. normale Puyillenreaction. R Reste von Blenn. neon. Sonst beide Augen 
normal. R S= 0. L werden Handbewegungen von oben nach unten, nicht 
aber von rechts nach links wahrgenommen. Pat. klagt über Gefühl von Con- 
fusion. Die Diagnose wurde hier durch die Behandlung bestätigt. Einmalige 
Galvanisirung bewirkt sofort Besserung, unter Faradisirung nach 3 Wochen 
Heilung. Neuburger. 

151) Erythropie, zehn Minuten andauernd, in Folge von starker 
Erregung des Nervensystems, von Dr. Richard Hilbert in Sensburg. 
(Betz's Memorabilien 1894. 3. Heft.) 63jàhr., stark neurasthenische Frau sah, 
unmittelbar nachdem sie eine betrübende Nachricht erhalten hatte, alle Gegen- 
stände in feurigem Roth, so dass sie erstaunt war, von anderen Leuten auf 
Befragen zu hören, dass diese rotlıe Beleuchtung von diesen nicht wahrgenommen 
wurde. Nach 10 Minuten war der Zustand für immer verschwunden, ohne dass 
andere hysterische Erscheinungen aufgetreten waren. Wie Verf. erwälnt, ist 
bei Hysterischen schon halbseitiges und rein peripheres Rotlisehen beobachtet 
worden; er hält die genuinen Chromatopien für centralen, die farbigen Scoteme 
für peripheren Ursprungs. Neuburger. 

152) Atropin. (Sonderabdr. aus O. Liebreich's Encyklopädie. I. Bd. 
1. Abth.) Der von Laqueur geschriebene Artikel enthält die therapeutische 


! Catchup, catsup, a liquor extracted from mushrooms, tomatoes, etc., used as a 
H. 


sauce. Webster, Dictionary. 
34 


— 930 


Anwendung des Atropins, insbesondere in der Augenheilkunde in klarer und 
vollständiger Weise, und tadelt mit vollem Recht den häufig damit getriebenen, 
oft direct schädlichen Missbrauch. Nicht immer möchten 6—8 Tropfen einer 
1°, Lösung pr» die genügen, um resistente Synechien zu sprengen (energische 
Atropinisation). In solchen Fällen kommt man nach Hirschberg besser zum 
Ziel durch zweistündliches Eintráufeln von je 2 Tropfen, sowie dadurch, dass man 
täglich selbst dem Pat. innerhalb einer Stunde 6 mal je 2 Tropfen eintraufelt, 
und in besonders hartnäckigen Fällen auch während der Nacht 2—3 mal ein- 
träufeln lässt, ohne in einem einzigen Falle bei verständiger Anwendung bedroh- 
liche Erscheinungen zu sehen. Dann erlebt man allerdings die Freude, freilich 
oft erst nach einigen Tagen, breite Synechien trennen zu können; Fälle, die der- 
artiger Atropinisirung trotzten, gaben auch dem Scopolamin nicht nach, wie Ref. 
beobachten konnte. Der 1°/, Atropinlisung Cocain zuzusetzen, ist auch nach 
H. sehr vortheilhaft zur grésseren Erweiterung der Pupille; doch genigte stets 
2°/,, und scheint uns Verf.’s Vorschlag 4°/, wegen der Epithel schädigenden 
Wirkung des Cocains für dauernde Anwendung zu hoch zu sein. Neuburger. 
153) Antisepsis und Asepsie auf chirurgisch-oculistischem Ge- 
biete, von Dr. L. Grossmann, Primar-Augenarzt in Budapest. (Therapeut. 
Wochenschr. 1895. Nr. 29.) G. erwähnt die Versuche von Franke, die be- 
weisen, dass es kaum gelingt, den Bindelautsack keimfrei zu machen; trotzdem 
empfiehlt er vor Operationen mit einer Lósung von Quecksilberoxycyanid (1:1500) 
denselben auszuspülen; der Reinigung der Lider ist gleichfalls grosse Sorgfalt 
zuzuwenden. Die von den Chirurgen geübte Reinigung der Hände u. s. w. ist 
selbstverständlich. Sodann folgt die Beschreibung des Hirschberg’schen Ope- 
rationszimmers mit den Desinfectionsapparaten, welche dem Principe der Asepsie 
dienen sollen. Endlich folgt Verf.'s Verfahren zur Desinficirung der Instrumente: 
Auskochen in 1—2°/, Sodalösung (Schimmelbusch)!, 10 Minuten Einlegen 
in 1°/, Quecksilberoxycyanidlösung, Abspülen mit absolutem Alkohol, Einlegen 
in desinficirte Glastasse, Bedecken mit in 5"/, Carbollósung getauchtem und 
ausgepresstem Tuche. Sterilisirung der Verbandstoffe in Wasserdampf von 100". 
Warnung vor Gebrauch nicht sterilisirter Augentropfwässer. Neuburger. 
154) Amaurosis toxica, von E. Grosz. (Orvosi hetilap. 1895. Nr. 9. 
Therap. Wochenschr. 1895. Nr. 33.) Der 29jähr. Pat. nahm im Laufe eines 
Tages 8g Extract. filic. mar. aether. und 8g Extr. punic. granati. Am gleichen 
und am nächsten Tage heftige Diarrhöen und am 3. Tage tagsüber Bewusst- 
losigkeit. Abends sah er noch das Lampenlicht; am nächsten Tage jedoch war 
er beim Erwachen vollständig erblindet. Es entwickelte sich allmählich eine 
Atrophia nervi optici, die sich nicht mehr zurückbildete. Die Pupillen waren 
Sehr stark erweitert, was Verf. auf Wirkung des wirksamen Bestandtheils dea 
Extr. punic. granati, des Pelletierin, setzt. Die Ursache der Erblindung und 
der Mydriasis sei eine periphere, wahrscheinlich eine Blutung in den retro- 
bulbären Theil des Opticus, welche die temporale Sehnervenatrophie erzeugte. 
Die Erblindung ist als toxische, durch die eingenommenen Mittel erzeurte zu 
betrachten. [Extr. Gr., Pha. Aust., wird zu 4—12,0 gegeben!] Neuburger. 
155) Ueber den relativen Werth meiner subcutanen Sublimat- 
Injectionscur zu anderen Quecksilbercuren, von Prof. G. Lewin. (Berl 
klin. Wochenschr. 1895. Nr. 12.) Auf Grund 32jähriger Erfahrung an über 
80,000 Syphilitikern kommt Verf. zu dem Schlusse, dass seiner Methode — von 
der Lösung von 0,6 Sublimat:100 Aq. dest. werden tàáglich 2g Flüssivkeit, als» 


! Danach ist alles Weitere überflüssig. H. 


a 


991 — 





0,012 g Sublimat injicirt — wenige oder fast gar keine der Schädigungen des 
Organismus anhaften, wie sie nach der Schmiercur und insbesondere nach der 
Injection unlöslicher Quecksilberpräparate gesehen wurden, als da sind Stoma- 
titis, Enteritis, Nepbritis, Embolien, Anämien, Neryenerkrankungen und selbst 
Todesfälle. Solange L. selbst die Injectionen ausführte, sah er bei 800 Kranken 
mit ca. 24,000 Injectionen keinen einzigen Abscess; selbstredend muss peinliche 
Sauberkeit herrschen. Die Methode hat ferner den Vortheil, dass sie jederzeit 
unterbrochen werden kann, ohne dass etwa nachkommende Schädigungen durch 
Quecksilber zu befürchten sind, wie bei den anderen Methoden, ferner, dass 
nöthigenfalls die Cur forcirt werden kann, indem man am Tage zwei-, ja dreimal 
die gewöhnliche Dosis von 0,012g injiciren kann, da man eine etwaige Stoma- 
titis oder Diarrhoe, die namentlich im Sommer leicht auftritt, leichter beherrschen 
kann, indem nach dem Aufhóren der Injection kein Hg weiter resorbirt wird. 
Auch bezüglich der Wirkung auf das Syphilisgift ist die Sublimatmethode gün- 
stig, indem bei ihr Becidive, namentlich der Schmiercur gegenüber, seltener 
vorkommen, insbesondere maligner Art. Todesfálle sind bei der Sublimatcur noch 
keine, dagegen nicht wenige schon bei den anderen Methoden beobachtet worden. 
Zum Schlusse folgt ein umfangreiches Literaturverzeichniss. Neuburger. 
156) Keratitis von eigentümlicher Art (scheibenfórmige Trübung der 
Hornhaut mit eiteráhnlichem Aussehen und Hypopyon) demonstrirte Prof. Czer- 
mak im Verein deutscher Aerzte in Prag (Sitzung vom 6. Dec. 1895). Da die 
eingeschlagene Jodbehandlung bedeutende Besserung herbeigeführt hat, so nimmt 
Vortr. die Erkrankung als eine luetische an. (D. M.-Ztg. 1896. Nr.1.) Neuburger. 
157) Anleitung zur Brillenverordnung fir Aerzte und Studi- 
rende, von Dr. Stöwer in Greifswald. (Wien u. Leipzig, Urban & Schwarzenberg, 
1895. 8". 40 S. 1,60 M. Mit 24 Illustr.) Das Büchlein ist klar und verständlich 
geschrieben, enthält aber nicht mehr, als in jedem Lehrbuch der Augenheilkunde 
stehen muss und steht. (Deutsche Med.-Ztg. 1895. Nr. 55.) Neuburger. 
158) Seh-Proben, von Prof. Dr. C. Schweigger in Berlin. (3. verb. Aufl. 
Berlin 1895. 4M.) „Eine wesentliche Neuerung enthält die 3. Aufl. nicht; es sind 
nur einige Veränderungen der Zeilenfolge eingetreten, um besonders bei den klein- 
sten Nummern die Verwendbarkeit der Schriftproben zu steigern.“ Neuburger. 
159) Verblutung aus der Lidconjunctiva, von Dr. Stoewer, Priv.- 
Doc. in Greifswald. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 6.) Ein 7 Monate 
altes Kind wird mit starker Anämie gebracht, nachdem seit mehreren Tagen 
auf dem l. Auge nur während des Schlafes aufhörende, allen Mitteln trotzende 
Blutungen aufgetreten waren. In der oberen Uebergangsfalte sitzt ein etwa 
halberbsengrosser blutender Tumor mit leicht gekörnter Oberfläche. Derselbe 
wird entfernt, die Wunde ausgekratzt und mit drei Nähten fest geschlossen. 
Die Blutung steht jetzt, aber die Schwäche war schon zu gross, nach 2 Tagen 
erfolgt exitus letalis. Bei der Untersuchung des Tumors, der aus Granulations- 
gewebe mit ziemlich zahlreichen kleinsten Gefässen bestand, zeigte sich, dass 
derselbe nirgends vom Epithel bedeckt war. Verf. findet darin die Disposition 
zur Entstehung der Blutung, welche durch die Reibung bei den Lid- und Augen- 
bewegungen hervorgerufen werden musste. Vielleicht hätte frühzeitiger Occlusiv- 
verband beider Augen, nicht nur allein des blutenden, durch Beseitigung der 
Reibung die Blutung zu stillen vermocht. Neuburger. 
160) A clinical and experimental study of the so-called oyster 
shucker's keratitis, by Robert L. Randolph, M. D. (Head before the 
31. annual meeting of the Amer. Ophth. Soc, in New London, Conn, 17. and 
18.July 1895. — Bulletin of the Johns Hopkins Hospital, Baltimore, Nov.— Dec. 
34* 


gen “92 


1895.) Während Kohle, Eisen u. a. fremde Körper in der Cornea, wenn sie 
nicht inficirt sind, selten grosse Reizerscheinungen machen, beobachtete Verf. in 
Baltimore, welches an der austernreichen Küste von Maryland liegt, eine ander- 
wärts sehr selten gesehene und nur einmal bisher, vor 15 Jahren von McDowell 
beschriebene Hornhautentzündung bei den Arbeitern, welche die Schalen der 
Austern Öffnen, indem sie zuerst mit einem Hammer daraufschlagen und dann 
erst ein Messer zwischen die Schalen schieben. Dabei springt ein Stückchen 
Schale zuweilen in das Auge, und eben dadurch wird binnen kürzester Zeit eine 
heftige Entzündung mit starker Heizerscheinung verursacht; der Fremdkörper 
verschwindet bald in der entstehenden Infiltration. Merkwürdiger Weise sind 
in der Regel Leute befallen, die das Geschäft schon Jahre lang betreiben; es 
giebt ca. 6000 solcher Arbeiter in Baltimore; in Anbetracht dessen stellen die 
65 vom Verf. beobachteten Fälle keine grosse Zahl dar. (Sehr selten dringt 
eiu solches Schalenstückchen in's Augeninnere, glicklicher Weise, da das Auge 
in der Regel verloren ist.) Das Hornhaut-Geschwür heilt nach Entfernung des 
Fremdkörpers am besten unter Verband, mehrmaligem Einträufeln schwacher 
Sublimatlösung (1:4000) und gelegentlich eines Tropfens Atropin. Vielfach 
angestellte bacteriologische Untersuchungen ergaben wohl Bacterien, aber fast 
fast in jedem Falle wieder andere, so dass diese nicht die Ursache sein können, 
zumal Impfversuche an Kaninchenaugen erfolglos blieben; auch der Austernsatt 
machte, wenn steril, keine Entzūudung, ebenso der Schlamm, in dem die Austern 
leben, nur vorübergehende Reizung. Als Verf. dagegen aus einem Blasrohr in 
ein Kaninehenauge Austernschalenstüekehen, in ein anderes Kohlenstückchen 
blies, verursachte ein haften gebliebenes Stückchen ersterer Art bald heftize, 
eines letzterer ganz geringe Entzündune. Die Austernschale muss also das 
schuldige Agens, und zwar chemischer Natur, enthalten; nach anderen Unter- 
suchungen besteht dieselbe zu mehr als 90°‘, aus kohlensaurem Kalk, und mit 
letzterem konnte Verf. in der That in einer keihe von Fällen, natürlich mit 
gereinirtem, eine heftige Entzündung in damit bestreuten Hörnhautwunden er- 
zeugen, so dass er nicht ansteht, diesen für die Grundursache zu halten. 
Neuburger. 
161) Fremdkörper in der Vorderkammer des Auges, von Dr. To- 
polansky, Augenarzt in Wien. (Wiener med. Wochensehr. 1895. Nr. 45.) 
Vor 22 Jahren. war das Auge verletzt. worden, ohne dass Pat. viel Werth darauf 
legte, da er keine Schmerzen hatte. Im Laufe der Zeit wurde das Sehvermeven 
schlechter, besserte sich aber wieder von selbst. Zufällig merkte Pat. nach 
Jahren, dass jedesmal beim Bücken „etwas über den Stern laufe“ und sah im 
Spierel einen Fremdkörper im Augeninnern. Auch jetzt veranlasste er noch 
keine ärztliche Untersuchung. Gegenwärtig ist das Auge reizlos, die Hornhaut 
ist klar und durchsichtig bis auf die Descemet'sche Membran, welche bei seit- 
licher, nicht zu heller Beleuchtung diffuse rauchige Trübunzen zeigt von gelb- 
licher Farbe und unregelmissiver berrenzung, ähnlich den zarten Tribunven 
bei bandförmirer Hurnhautentzündunr an der vordersten Hornhautschicht. Man 
kann sie entweder auf Verletzungen durch den frei bewerlichen Fremikörper 
eder auf chronische Entzündung des vorderen Bulbusabschnittes zurückfül;irem. 
duch entscheidet sich Verf. für erstere Ansicht, da sonstige entzündiiche Er- 
scheinunren fehlen. Am Limbus cerneae ist eine kleine Narbe zu sehen. 
Kammerwasser klar. Die Iris zeigt einen Stich in's Oliverüne, etwas verwaschene 
Zeiwinung und senlettert; Pupile ist enger als am anderen Auge, zeigt eine 
Spur von Reaction. Die Linse fehlt: an ihrer Stelle sind reringze Reste weisser 
membranóser Falten, weiche die Mitte freilassen. Wenn der Patient den Kopf 


— $33 — 


nach abwärts neigt, so rollt aus dem unteren Kammerwinkel ein metallisch 
glitzernder, wie Eisen oder Stahl aussehender, ca. 3,1 mm grosser Fremdkörper 
hervor bis zur tiefsten Hornhautstelle, der beim Aufrichten des Kopfes über 
die Descemet'sche Membran wieder hinunterkollert und im Kammerfalz wieder 
spurlos verschwindet. Der Fall ist interessant einmal durch das lange Ver- 
weilen, sodann durch die freie Beweglichkeit des Fremdkörpers im Auge, ohne 
Schaden zu stiften. Verf. glaubt auf Grund der Leber’schen Versuche, dass 
der jedenfalls in die Linse geflogene Stahl- oder Eisen-, also an und für sich 
weniger gefährliche, Splitter dadurch in chemischer Beziehung unschädlich ge- 
macht wurde, dass die eiweisshaltigen Linsenmassen eine Neutralisation der 
gelösten Theilchen bewirkten. Auch ist der Kammerfalz sehr günstig; auf der 
Iris z. B. liegend, hätte er wahrscheinlich doch Reizerscheinungen gemacht; 
jedenfalls war er aseptisch. Ueber Sehschürfe und weiteren Verlauf enthält die 
Arbeit nichts. Neuburger. 
162) Ueber einen Fall von reactionslosem mehrjährigen Ver- 
weilen eines ungewöhnlich grossen Messingstückes im Auge; ein 
casuistischer Beitrag zu den Verletzungen des Auges durch Kupfer, 
von Wilhelm Hoesch. (Inaug.-Diss. Würzburg 1895.) Ein Arbeiter hatte 
sich durch Explosion der Patrone eines Militàrgewehres an der Hand und am 
linken Auge verletzt; derselbe war sehr indolent, kam unregelmässig zum Arzt; 
einige Fingerglieder waren in Folge selbst ordinirter Carbolumschläge gangränös 
geworden und mussten entfernt werden. Auf die Verletzung des Auges, an 
dem nur eine anscheinend oberflächliche Wunde der Sclera und Bindehaut zu 
erkennen war, legte Pat., weil er keine Schmerzen empfand, keinen Werth, und 
er entzog sich bald weiterer Behandlung. Nach ca. 2 Jahren erst kommt er 
wieder in ärztliche Behandlung, um sich eine granulirende Excrescenz der 
Bindehaut des linken Auges entfernen zu lassen, die seit mehreren Monaten 
langsam gewachsen sein soll. Das Auge ist um 1/, verkleinert, reizlos, fühlt 
sich prall und hart an, wie ein phthisisches Auge, das von panophthalmitischen 
Schwarten oder Narbengewebe erfüllt ist, hatte eine abgeflachte, durchsichtige 
Hornhaut und Cataracta accreta, keinen Lichtschein. Beim Versuche, die aussen 
unten befindliche Wucherung zu entfernen, zeigt sich, dass sie die Spitze eines 
harten Gegenstandes bedeckt, der sich erst ausziehen lässt, als durch längeren 
Schnitt der Augapfel eröffnet wird, und sich als 30 mm langes, 10 mm breites, 
unregelmässig gezacktes Messingstück erweist, jedenfalls herrührend ven der 
Hülse der früher explodirten Patrone. Heilung erfolgte glatt. Merkwürdig ist 
an. dem Fall, dass ein so grosser Fremdkörper 2 Jahre lang im Auge war, ohne 
weder Panophtbalmie noch überhaupt nennenswerthe Entzündung hervorzurufen; 
erst dann trat langsam Phthisis bulbi ein, in Folge wovon wohl erst das untere 
spitze Ende die Sclera durchbohrte. Das andere Auge war stets gut. Die 
Arbeit enthält auch eine eingehende Besprechung der Literatur über Verletzungen 
des Auges durch Fremdkörper, insbesondere durch Kupfer. Neuburger. 
163) Ein Osteom der Orbita, von Sanitätsrath Dr. B. Steinheim in 
Bielefeld. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 51.) 42jährige, sonst gesunde 
Bäuerin kommt mit einer Geschwulst am inneren Winkel des linken Auges, in 
der Gegend des Thränensackes, die seit 4—5 Jahren allmählich gewachsen, 
anfangs ohne Beschwerden, jetzt stärkeres Thränen und Eitern, Kopfschmerz 
und mangelhafte Athmung durch die linke Nasenseite verursacht. S ist L 
schlechter geworden. Ursache nicht anzugeben, namentlich keine Verletzung. 
Der Bulbus ist erheblich protrudirt, nach aussen abgelenkt, frei beweglich, nur 
erreicht er den inneren Winkel nicht. Der Sehnerv ist atrophisch. Die 


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Geschwulst ist von normaler Haut bedeckt, mit dem unteren Orbitalrand ver- 
wachsen, erreicht den oberen nicht vollständig und erstreckt sich, allmählich 
an Hóhe abnehmen4d, in die Augenhöhle; die linke Nasenoffnung ist völlig un- 
durchgängig und durch Geschwulstmasse verschlossen. Die Knochenhärte führte 
zur richtigen Diagnose. Die mit Hammer und Meissel vollständig entfernte 
Geschwulst, wobei der Bulbus wegen Einbettung des Sehnerven in dieselbe nicht 
erhalten werden konnte, wog 20 ge, war 37 mm lang, 29 hoch und 26 dick, hatte 
also die Orbita zum grossen Theil ausgefüllt; auch der in der Nase liegende 
Theil wurde entfernt; die dadurch entstandene breite Oeffnung schloss sich 
wieder. Heilung erfolgte zufallsfrei. Trotz der hier verhältnissmässig leichten 
Entfernung und der unter dem Schutz der Antiseptik erfolgten glatten Heilung 
hält es Verf. doch mit Berlin rücksichtlich der Gefahren für angezeigt, die 
Operation auf ganz bestimmte und der Diagnose mit Rücksicht auf die Basis 
der Geschwulst zugängliche Fälle zu beschränken. Die feste Basis lag bier in 
der inneren Seitenwand, daher der günstige Verlauf; der Auszangspunkt lag 
im Bereich des Oberkieferfortsatzes, des Thranencanals und des Thrànenbeins; 
von da aus war die Entwickelung zuerst in die Nasen-, dann in die Augenhöhle 
hinein erfolgt. Neuburger. 
164) A case of breech-pin of gun in orbit: removal: recovery, 
by Charles Wenyon, M.D., Fatshan, Süd-China. (Brit. med. Journ. 12. Oct. 
1895.) Ein junger Chinese war durch Explosion eines Gewehres an der rechten 
Nasenseite ain. inneren Augenwinkel verletzt worden; nach zweimonatlicher Miss- 
handlung durch einen einheimischen Prakticus kam er mit starken Kopfschmerzen 
und verlorenem rechten Auge in Verf.’s Behandlung; angeblich war kein Fremd- 
korper in der schlecht verheilten Wunde, aus der Eiter floss. Doch Verf. zog 
aus der Orbita nach Erweiterung der Wunde den vollständigen, 3° langen und 
75 g schweren Verschlussstift des Hinterladers. In 10 Taxen trat hierauf Heilung 
ein. S blieb = O auf dem r. Auge. Neuburger. 
165) Foreign body in orbit: the bill of a fish, by W. Burrell 
Thomson, Surgeon-Major, York. (Brit. med. J. 7. Dec. 1895.) Ein Corporal 
war beim Baden in Westindien von einem Fisch gestossen worden. Die eine 
halbe Stunde später vorgenommene ärztliche Untersuchung förderte aus einer 
kleinen Risswunde am rechten Orbitalrande einen in der Orbita fest eingekeilten, 
2!|," langen, !," breiten, mit sechs Zähnen besetzten Fischschnabel zu Tage. 
Abgesehen von einer Conjunctivalwunde war der Bulbus intact, beträchtlich pro- 
trudirt, unbeweglich; leichte Ptosis; Pupille weit, langsam reagirend. S = Licht- 
schein. Es trat Sehnervenatrophie ein. Neuburger. 
166) Case of diphtherial conjunctivitis implicating both cor- 
neae treated by antitoxin, by W. M. Hamilton, M. D., Patricroft, Lan- 
cashire, and A. Emrys-Jones, M. D., Manchester. (Brit. med. Journ. 7. Dec. 
1895.) 12 Tage nach beginnender Desquamation eines leichten Scharlach-Anfalles 
begannen die Lider des einjährigen Patienten zu schwellen, und im Verlauf von 
4 Tagen hatte eich bds. eine ziemlich schwere Conjunctivitis diphtheritica ein- 
gestellt, l. mit leichter Hornhauttrübung, r. mit Geschwürsbildung. Die Augen 
wurden anfangs mit Sublimataugenwasser, sodann mit Borglycerin ausgespült 
und mit Hóllensteinlosung geátzt. Als am 5. Tage sich Beläge im Hals ein- 
stellten, wurden 10g Antitoxin mit bestem Erfolge injicirt und am nächsten 
Tage wiederholt. Die Beläge im Hals und auf der Conjunctiva, welche ausser- 
dem wie bisher weiter behandelt worden waren, stiessen sich ab; l. trat völlige 
Heilung ein, r. kam es zur Perforation; doch blieb das Auge erhalten und dürfte 
durch eine Iridectomie wesentlich gebessert werden. Neuburger. 


2 2-— — CHER L eu 


see 85. ene 


167) A clinical study of 167 cases of glaucoma simplex, by 
William Zentmayer, M. D., and William Campbell Posey, M. D. (Arch. 
of Ophthalm. XXIV. Nr. 3.) Die an „Wills Eye Hospital" in Philadelphia ge- 
machten Beobachtungen sind in dieser vorwiegend statistischen Arbeit nieder- 
gelegt und führen zu folgenden Schlusssätzen: Gl. simpl. kommt annähernd bei 
beiden Geschlechtern gleich oft vor, doch scheint das männliche etwas häufiger 
befallen zu sein(?); am häufigsten tritt es zu Beginn der fünften Lebensdekade 
auf (dies ist nicht richtig; die Verff. lassen den Hauptgrundsatz der Alters- 
statistik, die Zahl der in jeder Dekade Lebenden zu berücksichtigen, ausser 
Acht; vgl. ,, Altersstatistik des Glaucoms'** im Jan.-Heft 1894 dieses C.-Bl. — Ref.). 
Alle Formen der Ametropie scheinen in gleicher Weise dazu geneigt zu sein. 
Beide Augen werden meist gemeinschaftlich befallen, wenn auch oft ein Zeitraum 
bis zu 20 Monaten dazwischen liegt. Als Durchschnittszeitdauer bis zur Er- 
blindung ergab sich 2!/, Jahre.(?) Eines der constantesten Symptome ist die 
Sehnervenexcavation; doch kann sowohl sie, in ca. 20°/,, wie auch häufiger das 
eine oder andere der drei weiteren Hauptsymptome, Gesichtsfeldeinengung, Ab- 
nahme der centralen Sehschärfe, Spannungszunahme fehlen. Trübung der Medien 
war sehr oft vorhanden. Enge der Vorderkammer kann vorhanden sein ohne 
Spannungserhöhung; dagegen ist das Umgekehrte sehr selten. Da die subjectiven 
Beschwerden oft nur gering sind, wird das Gl. simpl. häufig nur durch Zufall 
entdeckt. Therapeutisch wird zuerst stets Eserin versucht; schreitet die Gesichts- 
feldeinengung innerhalb eines Monates vor, in ca. 20°/, der Fälle, so wird 
iridectomirt. In ca. 50°/, hält die Operation den Verlauf der Krankheit für 
18 Monate durchschnittlich auf; wirkungslos ist die Iridectomie in 10°/, der 
Fälle. Aetiologisch war vor Allem Rheumatismus und Influenza (?) nachzuweisen. 

Neuburger. 

168) Comparative value of the administration of eserine and 
the performance of iridectomy in the treatment ofsimple glaucoma, 
based upon the clinical observations of 167 cases, by William Zent- 
mayer, M. D., and Wm. Campbell Posney, M. D. (Wills Hospital Reports. 
Vol. I. Nr. 1. Philadelphia 1895.) Die am Schlusse der obigen Arbeit über 
die Behandlung des Glauc. simpl. mit Eserin oder lridectomie gemachten Be- 
merkungen werden hier weiter ausgeführt und drei beweisende Fälle eingehend 
besprochen. Beide Verfahren wirken mehr ein auf die Besserung der Seh- 
schárfe als des Gesichtsfeldes, am meisten aber auf die Herabsetzung des intra- 
ocularen Druckes. Neuburger. 

169) A study of muscae, with suggestions as to the physiology 
of intraocular nutrition, the etiology of cataract, glaucoma etc. by 
George M. Gould, M.D., Philadelphia. (The Med. News. 14. Sept. 1895.) 
Ausgehend von den subjectiven Gesichtswahrnehmungen, fir welche er eine neue 
Eintheilung vorschlägt, beschäftigt sich Verf. vorzugsweise mit den „fliegenden 
Mücken“. Dieselben stellen Producte der Gewebsmetamorphose, zu Grunde ge- 
gangene Zellen u. dgl. vor, stammen als Zerfallsproducte aus dem Glaskörper 
und befinden sich vor dem verticalen Aequator in der vom Verf. hypothetisch 
angenommenen „Camera aqueovitreosa‘, die hinten vom Glaskórper, vorn von der 
Linse und ihrem Aufhängeband und dem Ciliarkörper begrenzt wird. Die 
„Mücken“ sollen die Wirkung des Lidschlages unterstützen, indem sie als 
schattengebende Körper die Netzhaut vor allzu starker, fortwährender Belichtung 
schützen(?). Ferner soll auch die erwähnte Camera wichtige Aufgaben erfüllen, 
die Excretionsstoffe der Glaskammer aufnehmen, die flüssigen zu den vorderen 
Abflusswegen leiten, für die festeren Theilchen dagegen als „Absatzbassin“ 


— JE 


dienen, ferner möglicher Weise eine Reserve darstellen, um nach Abfluss des 
Vorderkammerwassers dieses wieder zu ergänzen, insbesondere nach Verletzungen 
mit einer leichter coagulirenden Flüssigkeit(?). endlich sollen die corpusculären, 
aus dem Glaskörper-Stoffwechsel herrührenden Elemente in dieser Camera, die 
angeblich deshalb(?) von den Anatomen noch nicht nachgewiesen werden konnte, 
weil sie eben mit Eröffnung des Auges sofort zerstört wird, durch das fort- 
wälrende Schütteln bei Bewegungen des Auges und durch eine verdauende Kratt 
der Flüssigkeit verkleinert und so zur Entfernung durch die vorderen Abfluss- 
wege geeignet gemacht werden; auch soll die Flüssigkeit in der Camera gewisser- 
maassen als Puffer dienen, damit durch den Accommodations-Mechanismus keinerlei 
Reibung entsteht, andererseits der Glaskörper auch nicht direct gegen das Linsen- 
band und die Linsenkapsel gepresst werden kann, wodurch die Filtration ver- 
hindert würde. Auf diese hypothetischen Annahmen baut Verf. eine Aetiologie 
der Cataract und des Glaucoms auf, als Folgezustände einer Störung der oben 
aufgezählten Functionen, und speciell für letzteres eine Therapie, die in Massage 
dos Auges bestehen soll, welch letztere den gestörten Abfluss aus der Camera 
aqueovitreosa wiederherstellt. Ein derart behandelter, günstiger Fall wird an- 
geführt. Neuburger. 
170) Etiology and pathology of sympathetic ophthalmia, by 
Charles Zimmermann, M.D., Milwaukee. (The Med. and Surg. Reporter. 
17. Aug. 1895.) Kurze Zusammenstellung der neuesten Literatur und der daraus 
sich ergebenden Gesichtspunkte über das Wesen der sympathischen Ophthalmie. 
Neuburger. 
171) Advancement of the internal rectus by the method sug- 
gested by Dr. Melville Black, by J. A. Lippincott, M. D., Pittsburg. 
(The Med. and Surg. Reporter. 28. Dec. 1895.) Mittheilung dreier nach der 
obigen, im Arch. of Ophthalm., Juli 1895, verótfentlichten Methode mit bestem 
Erfolg operirten Fälle. Neuburger. 
172) An additional word as to the treatment of Exophoria, by 
George M. Gould, M. D, Philadelphia. (The med. News. 18. Nov. 1893.) 
Erwiderung auf einige Einwirfe gegen Verf.’s Vorschläge zur Behandlung der 
Exophvrie mittelst Prismen; die Ursache der Anomalie sei keine periphere, in 
den Muskeln oder Nerven gelegene, sondern eine centrale, bedingt durch mangel- 
hafte Innervation und Coordination; die von ihm angegebene Methode verfolge 
den Zweck, die Convergenz der Augen einzuüben. Neuburger. 
173) Seopolamine as mydriatic, by Arthur G. Hobbs, M.D,, Atlanta. 
(The Refractionist, Boston 1895.) Das Mittel eignet sich sehr gut zu Refrac- 
tionsbestimmung, weil es schon in sehr schwacher Lösung, !/,, bis !/,,?/,, die 
Accommodation bald lühmt, andererseits seine Wirkung bald vorübergeht. Auch 
zur Pupillenerweiterung zu diagnostischen Zwecken ist es zu empfehlen; so wurde 
es bei einigen Glaucomfällen ohne Schaden eingeträufelt, natürlich in schwacher 
Lösung; der Druck wurde nicht erhöht. Bei Iritis wirkt eem Jl, heiten 
Lösung stärker als Atropin; bei älteren Leuten ist es sehr zu empfehlen. ks 
ist sehr giftig, deshalb mit grosser Vorsicht einzuträufeln. Neuburger. 
174) Fremdkörper im Augengrunde. (Arch. f. Augenh. 1895. Nr. 29.) 
Knapp spricht sich auf Grund reicher Erfahrung dahin aus, in vollkommen 
reizlosen Fällen sei es besser, die Entfernung des Fremdkörpers nicht zu ver- 
suchen, wenn derselbe bereits eingeheilt sei. Sieht man dagegen denselben bei 
frischen Fällen, so soll man nicht zuwarten. Sieht man ihn aber, bei bestehender 
Linsentrübung z. B., in frischen Fällen nicht, so soll man grössere Splitter mit 
dem Magneten zu entfernen versuchen, kleinere dagegen exspectativ behandeln. 


— 33% — 


Unbedingt soll letzteres geschehen, wenn ein Auge schon blind war und das 
andere durch Fremdkörper cataractós wurde. Auch nach längerem Verweilen 
kann ein ursprünglich reizloser Fremdkörper, wenn nicht genügend eingekapselt, 
noch Entzündung verursachen; zwei Fälle dafür werden angeführt. (‘Therapie 
d. Gegenwart. Sept. 1895.) Neuburger. 
175) Visual perceptions as symptom of disease, by William 
Campbell Posey, M.D., Philadelphia. (University Medical Magazine, Dec. 
1895.) Den subjectiven Gesichtswahrnehmungen wurde vor Erfindung des Augen- 
spiegels grosses Gewicht beigelegt als diagnostischem Hülfsmittel. Fällt letzteres 
jetzt auch vielfach weg, so bieten diese Erscheinungen doch vieles Interessante 
und für manche Krankheiten Charakteristisches; Verf. bespricht deren Beziehungen 
zu den einzelnen Erkrankungen; wir können hier nur einen kurzen Ueberblick 
geben. Bekannt sind die Lichterscheinungen und Schreckbilder bei Epileptischen, 
ebenso die ,,Fortificationslinien* bei Migräne; complicirte Hallucinationen sind 
bei beiden Erkrankungen selten; Verf. bringt die Geschichte eines Falles von 
Migraine mit Hallucination innerhalb des erblindeten Theiles des Gesichtsfeldes. 
Farbenerscheinungen können vorhanden sein oder fehlen, Hysterie ist begleitet 
von verschiedenen Hallucinationen und Phosphenen, besonders von monocularer 
Diplopie und Polyopie, ähnlich der Alkoholismus. Ferner kommen Hallucinationen 
vor bei Reizung der Gehirnrinde durch Geschwülste des Gehirns oder andere 
Erkrankungen des Centralnervensystems, darunter homonyme hemianopische Hallu- 
cinationen. Auch bei Reizungen der Retina durch Erkrankung ihrer Elemente, 
bei Neuritis, bei Heizung eines Sehnervenstumpfes nach Enucleation treten 
Phosphene auf, als strahlende Sterne, auch mit Regenbogenfarben, oder auch 
als dunkle Flecke; letzteres besonders bei Affectionen der Macula oder des Seh- 
nerven. Die Lichterscheinungen nach Blendung oder mechanischer Beschädigung 
des Auges durch Schläge u. s. w., bei Schliessung oder Oeflnung electrischer 
Ströme, bei überanstrengter Accommodation, bei Uebermüdung u. dgl., meist in 
Form von Lichtstrahlen, feurigen Funken, Kugeln oder Schnüren, ferner bei 
beginnender Cataract, sowie endlich die physiologischen „Mouches volantes“ sind 
bekannt. Neuburger. 
176) Some exceptional features in cataract extraction, by 
Swan M. Burnett, M. D., Prof. of Ophthalm., Washington. (Virginia Med. 
Monthly. July 1895.) Dank der technischen Fortschritte und der Asepsie ist 
die Lehre von der Cataract-Extraction auf einem gewissen Stillstand angelangt, 
freilich ohne dass das ideale Resultat, die Eliminirung der Fälle mit folgender 
S = O, erreicht wäre. Für die Hauptfrage, ob Iridectomie oder nicht, lassen 
sich keine neuen Gesichtspunkte mehr anführen, es muss dies dem persönlichen 
Ermessen und der Geschicklichkeit des Operateurs überlassen bleiben. Verf. 
operirt meist ohne Iridectomie. Die ideale Operation jedoch ist die Extraction 
der Linse in ihrer Kapsel ohne Glaskörperverlust durch eine intacte Pupille. 
Zurückbleibende Kapselreste stören oft sehr. Bei Kapseltrübung, luxirter Cataract 
oder Zerreisslichkeit der Zonula wurde dies Verfahren bisher schon geübt, frei- 
lich sehr oft unter Zuhülfenahme der Schlinge oder des Lötlels; Verf. verwirft 
letzteres als schädlich und gefährlich wesen der Einführung eines weiteren In- 
stramentes in’s Augeninnere; ebenso ist die Iridectomie hierbei oft von Schaden, 
weil der Glaskörper in solchen Fällen meist flüssig ist. Sodann führt Verf. 
drei Fälle an mit 68, 55 und 60 Jahren, wo er wegen Kapseltrübung, über- 
reifer und verflüssigter Cataract, ohne Iridectomie die Linse sammt der Kapsel 
entfernte: ein Assistent hält das Oberlid, Verf. operirt stets ohne Sperrer, gegen 
Ende des Schnittes schon übt die Fixationspincette einen Druck von hinten 


cw De 


vorn aus, so dass nach völliger Beendigung desselben die Linse durch die 
Pupille tritt, der Druck wird dann ohne Fixation sanít fortgesetzt, sofort nach 
dem Austritt der Linse das Oberlid fallen gelassen; zieht die Iris sich nicht 
spontan ganz zurück, so kann man dies durch sanftes Reiben mit dem Oberlid 
meist leicht erzielen; absolute Ruhe des Patienten ist erforderlich, um sie nicht 
wieder hervorzupressen. In allen drei Fällen trat ohne Glaskörperverlust glatte 
Heilung und gutes Sehvermögen ein. In einem vierten Fall, der 6 Jahre zuvor 
schon von Verf. mit bestem Erfolg auf einem Auge extrahirt worden war, trat 
bei der Extraction auf dem anderen Auge, ohne Iridectomie und mit Zurück- 
lassung der Kapsel, trotz peinlicher Asepsie am vierten Tage massige Iritis auf, 
welche nach 10 Tagen mit Hinterlassung dreier leichter Synechien nachgelassen 
hatte. Am 16. Tage wurde der Patient, welcher sich stets sehr unzweckmässig 
und unfolgsam benommen hatte, entlassen mit leichter Conjunctivalinjection. 
Nach einer Woche kehrt er wieder mit Hypopyon, Infiltration der Wunde u. s. w., 
das Auge war verloren; angeblich hatte er stets ruhig zu Hause gelebt und 
keinen Excess begangen. Der Fall soll beweisen, dass trotz aller Sorgfalt sich 
ein schlimmer Ausgang nicht immer vermeiden lässt; es ist dies erst der zweite 
Fall, den Verf. verloren hat. (Die Entlassung dieses unzuverlässigen Patienten 
am 16. Tage dürfte wohl zu früh gewesen sein, nachdem schon Iritis vorher- 
gegangen. Ref.) Neuburger. 
177) The results of section of the trigeminal nerve, with re- 
ference of the so-called „trophic“ influence of the nerve on the 
cornea, by William Aldren Turner, M. D. (Brit. med. Journ. 23. Nov. 
1895.) In 18 gemeinsam mit Dp. Ferrier ausgeführten Versuchen von Durch- 
schneidung des Trigeminus, indem 4mal das Tuberculum Rolando zerstört, 2 mal 
die Corpora restiforma einschliesslich der aufsteigenden Trigeminuswurzel, 4 mal 
der Nervenstamm zwischen Varolsbrücke und Ganglion Gasseri, 8mal nur der 
Ramus ophtbalmicus und 2mal die absteigende oder trophische Wurzel von 
Merkel in Verbindung mit dem oberen Kleinhirnschenkel durchtrennt wurde, 
bei denen simmtlich als hervorstechendes Symptom Anästhesie der Cornea sich 
ergab, kam es nur 21inal zu destructiven Processen und Panophthalmie; beide 
zeigten aber auch sonst noch septische Erscheinungen, Temperatursteigerung und 
localisirte Affectionen; in einem davon ergab die Section beginnende septische 
Meningitis. In einigen Fällen wurde leichte Hornhauttrübung beobachtet, ent- 
sprechend dem in Folge der Unempfindlichkeit der Hornhaut durch verringerten 
Lidschluss offengebliebenen Lidspaltentheil; doch hellte sich die Hornhaut bald 
wieder auf. Auch künstlich oder zufällig, durch Cauterisation, bezw. Collodium 
gesetzte Reizungen der Hornhaut heilten ohne Zwischenfall. In sämmtlichen 
Fällen mit Durchneidung des Ramus ophthalmicus wurde die Hornhaut genau 
anatomisch untersucht, zeigte aber keinerlei Veränderung. In Zusammenhalt 
mit den klinischen Erfahrungen nach Exstirpation des Ganglion Gasseri wegen 
Trigeminusneuralgie, die Verf. im Auszug mittheilt, folgert er aus den Versuchen, 
dass die mit Läsion des Trigeminus vergesellschafteten, sogenannten neuro- 
paralytischen Symptome nicht Zeichen der Paralyse, sondern der Irritation des 
Nerven seien. Neuburger. 
178) Transactions of the Ophthalmological Society of the Uni- 
ted Kingdom. Vol.XV. Session 1894/95. (London, J. & A. Churchill, 1895.) 
Das vorzüglich ausgestattete, mit prächtigen Abbildungen versehene Buch ent- 
hält das Mitgliederverzeichniss, die Satzungen u. dgl, sowie die ausführlichen 
Sitzungsberichte der Gesellschaft, über welche in diesem Centralbl. bereits an 
anderer Stelle referirt ist. Zu erwähnen wäre noch die nicht referirte, satzungs- 


— 539 — 


gemäss zur Erinnerung an Bowman am 14. Juni 1895 von W. R. Gowers 
vorgetragene Bowman lecture über ,Subjective visual sensations". 
Nach einleitenden Worten bespricht er die ohne äussere Veranlassung auf- 
tretenden subjectiven Gesichtswahrnehmungen, insbesondere die bei Epilepsie 
und Migräne vorkommenden, welche vor Allem durch ihren Ursprung in den ` 
cerebralen optischen Centren ausgezeichnet sind. Bei der Epilepsie treten sie 
nn Vorstadium des Anfalls, in der sog. Aura epileptica auf als Licht- oder 
Farbentlecke, die sich ungeheuer rasch bewegen; sodann kommen auch compli- 
cirtere Erscheinungen, Personen, Gegenden, Schreck-Erscheinungen vor; dabei 
sind je nachdem auch Gehörs- und Geruchshallucinationen vorhanden. Als Farben 
werden gesehen grün, roth, blau, gelb; meist jedoch ein intensiver rothgelber 
Schein; das Roth geht oft in seine Complementärfarbe Grün über. Merkwürdig 
ist dabei, dass die Farben das ganze G.F. ausfüllen können, wenn schon nor- 
maler Weise z. B. für Grün nur ein beschränktes G.F. besteht. Sodann werden 
die peripheren Farbenwahrnehmungen, die mit den Gesichtserscheinungen ver- 
bundenen Bewegungen des Kopfes, Mikropsie und Makropsie besprochen. Das 
Ganze dauert meist nur wenige Secunden, dann tritt Bewusstlosigkeit und Krampf- 
anfall ein; doch kann auch der Anfall ausbleiben und nur eine der eben be- 
schriebenen Erscheinungen allein auftreten. Bei der Migräne treten die Er- 
scheinungen auch zuweilen selbständig, meist jedoch als Vorboten heftigsten 
Kopfschmerzes, zuweilen mit Erbrechen, auf. Im Uebrigen sind sie ganz anderer 
Art. Sie dauern mehrere Minuten, sind viel einfacher; Personen, Gegenstände, 
Landschaften u. dgl. werden nie gesehen. Dr. Hubert Airy hat die an sich 
selbst beobachteten Wahrnehmungen schon 1868 genau beschrieben und ab- 
gebildet; er hat dem Vortragenden jetzt wieder einige neue Beschreibungen 
gegeben, welche vorgelegt werden, sowie die von einem Maschinen-Ingenieur, 
der gut zeichnete, gleichfalls an sich selbst beobachteten und abgebildeten 
Formen.  Dieselben lassen sich ohne Abbildungen schwer beschreiben, weshalb 
wir diesbezüglich auf das Original verweisen müssen. Das bekannte „Forti- 
fications -Spectrum'* ist vorherrschend, Linien ähnlich Befestigungswerken in 
vorspringenden und zurückliegenden Winkeln. Dasselbe kann rund sein, einfach 
aus einer Reilie vorspringender Winkel gebildet, entweder fixirt oder sich hin 
und her bewegend, oder die von einer Zickzacklinie begrenzte helle Fläche 
kann immer grösser und grösser werden, oder im Centrum, das im Allgemeinen 
wenig ergriffen wird, entsteht ein schwarzer Fleck, der grösser und grösser 
werdend schliesslich von einer winkligen hellen Linie durchzogen wird u. dgl. m.; 
auch einem Heilisenschein ähnliche pericentrale Spectra werden gesehen. Die 
Farbenerscheinungen dabei sind verschieden: roth, blau, grün und orange; die 
in den Winkeln zusamımenstossenden Linien sind sehr oft von verschiedener 
Farbe. Neuburger. 
179) Ophthalmia nodosa, by J. B. Lawford. (Ophth. Society's of the 
U. K. Transactions. Vol. XV.) 16jähriger Junge, dem ein Spielkamerad eine 
Bärenraupe gegen das r. Auge geworfen, kommt 2 Wochen später mit ziem- 
licher Reizung und Schmerzen; auf der Conjunctiva des Unterlides, die im Ganzen 
geschwollen ist, einige blasse papulöse Erhebungen, aus denen sich schliesslich 
zwei Raupenhaare entfernen lassen; nach 3 Wochen fast reizlos entlassen; nach 
3 Monaten wieder starke Reizung und Lichtscheu, die in 4 Wochen vorüber 
waren, ohne dass diesmal besonderes gefunden wurde. Es dürfte in diesem 
Falle die Raupe Bombyx rubi gewesen sein. Sodann führt Verf. die nicht allzu 
umfangreiche Literatur an, die wir für spätere Arbeiten hier kurz wiedergeben: 
Pagenstecher (Bericht der Ophth. Gesellsch., Heidelberg 1883. Zehender's 


— 4540 — 


klin. Monatsbl. XXI.), hier hatten sich auch auf der Iris Knotchen gebildet. 
Leopold Weiss (Arch. f. Augenh. XX. 1889. S. 341), Iritis durch iiaupen- 
haare. Aug. Wagenmann (Arch. f. Ophth. XXXVI. 1. S. 126. 1890), Pseudo- 
tubereulöse Entzündung der Conjunctiva und Iris durch Raupenhaare. E. Krüger 
(Arch. f. Augenh. XXIV. und XXV. 1591—92. Arch. f. Ophth. XXII. 18293). 
Ophtalmia nodosa durch Raupenhaare Becker (Berl. klin. Wochenschr. 30. Mai 
1892), Pseudotuberculése Ophthalmie durch Raupenhaare. Hillemanns (Deutsche 
med. Wochenschr. 14. Juni 1894), Ophthalmia nodosa (Sämisch). (Nicht er- 
wähnt ist: Ueber Entzündungen, insbesondere Augenentzündungen, hervorgerufen 
durch Raupenhaare, von Wilh. Störmann. Inaug.-Diss. Berlin 1894. — Ref.) 
Neuburger. 
180) Skiaskopy and its practical application to the study of 
refraction, by Edward Jackson, A.M. M.D. (1128. 26 lllustr. Phila- 
delphia, The Edwards & Docker Co., 1895. Preis 1 Doll.) Nach einleitenden 
Worten fiber die Geschichte der Skiaskopie bespricht Verf. in klarer, leicht 
fasslicher Weise die allgemeinen optischen Principien und die praktische An- 
wendung dieser Methode zur Ermittelung der verschiedenen Brechzustände des 
Auges unter Vermeidung alrebraischer Formeln, dagegen mit Zuhülfenahme iu- 
structiver Zeichnungen und Abbildungen, da nach seiner Erfahrung dem Ver- 
ständniss der Studirenden, für welche das Buch hauptsächlich geschrieben ist, 
damit am besten gedient ist; allgemeine Kenntniss der physiologischen Optik 
ist übrigens bei dem Leser vorausgesetzt. Die Methode hat die Vorzūge, un- 
abhängig von des Patienten Mitwirkung zu sein, bei genügender Geschicklichkeit 
des Untersuchers die genauesten Resultate zu geben, wenig mehr Zeit als andere 
Methoden zu erfordern, keine kostspieligen, complicirten Apparate zu benöthiren, 
und endlich zu ermöglichen, die Refraction der Pupille in ihren einzelnen Theilen 
zu ermöglichen. Das Büchlein dürfte eine gute theoretische Anleitung zur prak- 
tischen Krlernung dieser Methode geben, für welche wie für andere auch fleissige 
Uebung die Hauptsache ist. Neuburger. 
181) Ueber Skiaskopie und die Grenzen ihrer Verwendbarkeit, 
Vortrag in der Berl. militàrárztl. Gesellsch. am 21. Mai 1895, gehalten von 
Oberstabsarzt I. Cl. Burchardt. (Deutsche militärärztl. Ztschr. 1895.) Nach 
klarer Erläuterung des Ganges der Lichtstrahlen bei der Skiaskopie und ein- 
facher Erklärung des diagnostisch so wichtigen Umschlages der Lichtwanderung 
ohne mathematische Formeln, welche sich ohne Zeichnung hier nicht wiedergeben 
lässt, bespricht B. einerseits die Vortheile dieser Methode, welche in Bequem- 
lichkeit und Schnelligkeit der Ausführung und Unabhängigkeit von der eigenen 
Accommodation bestehen, andererseits die Nachtheile, welche die Verwerthbarkeit 
derselben begrenzen und in dem verwirrenden Bild bei gleichzeitiger Benutzung 
der Hornhautmitte und deren seitlichem, meist anders. gekrümmtem Theile, in 
der Schwierigkeit des Erkennens, welchen Theil der Netzhaut man gerade vor 
sich hat, endlich in der häufigeren Nothwendigkeit, Mydriatica anzuwenden, zu 
suchen sind. Auch bei intraocularen Geschwülsten, Netzhautablösung, Trübungen 
der brechenden Medien, insbesondere bei glaucomatösen Augen, ist die Refrac- 
tionsbestimmung im aufrechten Bild überlegen. Für den Militärarzt insbesondere 
ist letztere Methode vorzuziehen, da die Skiaskopie nicht mit Sicherheit die 
Refraction einer bestimmten Stelle, z. B. der Macula, zu finden gestattet. Bei 
hochgradiger Kurzsichtigkeit lässt sich zweckmässig das schon früher von B. an- 
gegebene Verfahren mittelst des umgekehrten Bildes anwenden. Neuburger. 
182) Ueber einige tuberculóse Entzündungen des Auges, von 
Prof. W. Manz. (Münch. med. Wochenschr. 1895. Nr. 45.) Der Tuberculose 


— 541 — 


als Ursache von Augenentzündungen wird in letzter Zeit immer mehr Aufmerk- 
samkeit geschenkt; zu der schon bekannten Localisation in der Chorioidea kam 
die in der Bindehaut und insbesondere in der Regenbogenhaut. Eine derartige 
Beobachtung bei einer 30jährigen, hereditär belasteten, mit Vereiterung der 
Halsdrüsen behafteten Patientin wird mitgetheilt; es handelte sich um eine 
vielfach recidivirende beiderseitige Iritis mit Knötchenbildung auf der Iris und 
Sclera, welche M. als tuberculós auffasst; unter Atropin, warmen Umschlägen, 
Fowler'scher Lósung und Kreosot innerlich trat endlich ein reizloser Zustand 
beider Augen ein mit befriedigender S, allerdings mit verschiedenen Spuren 
der Entzündung. Da selten die Möglichkeit mikroskopischer Untersuchung der 
im Auge gesetzten Krankheitsproducte vorliezt, so fragt es sich, ob man aus 
den klinischen Symptomen die tuberculóse Natur gewisser Entzündungen des 
vorderen Bulbusabschnittes mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erkennen kann. 
Verf. bejaht diese Frage. Schwieriger dürfte die Sache werden, wenn, wie ein- 
zelne Autoren behaupten, auch die Keratitis paranchymatosa und die lritis serosa 
tuberculöse Affectionen sein können. Jedenfalls ist in Folge dessen der Anamnese 
sowie der Untersuchung der zur Tuberculose disponirten Organe erhöhte Auf- 
merksamkeit zu schenken. Neuburger. 
183) Einige seltene Augenerkrankungen. (Aus der kónigl. Univ.- 
Augenkliuik Würzburg.) Von Dr. Rudolf Denig, Assistent. (Münch. med. 
Wochenschr. 1895. Nr.34—36.) 1. Parenchymatise Tribung der Horn- 
hautin Folge von Blitzschlag. Der Blitz hatte in nachster Nahe des 11 jihr. 
Kindes eingeschlagen, ohne es direct zu tretfen. Einige Stunden Bewusstlosigkeit. 
Oedem der Lider, das sich bald verliert; im Hornhautparenchym in den tieferen 
wie obertlächlichen Lagen zahlreiche strich- und punktfürmige Einzeltrübungen, 
die nach 16 Tagen verschwunden sind, vermuthlich hervorgebracht durch die 
dicht neben dem Blitzstrahl auftretende, wie ein intensiver mechanischer Ein- 
griff wirkende stürmische Blectricitätsbewegung (Leber); das Hornhautepithel 


ist intact, ebenso das übrige Auge und der sonstige Körper. — 2. Doppel- 
seitige Abducenslihmung nach Diphtherie. Mit Extremitätenparese, 
Gaumensegellahmung, ohne Accommodationslähmung. — 3. Veränderungen 


im Augenhintergrund bei allgemeinen Erkrankungen. a) Scorbut. 
Bei dem 23jähr. Scorbutkranken, der über Flimmern klagt, findet sich Oedem 
der Papillen, venóse Stauung, weissliche Flecken in der Netzhaut unabhängig 
vom Gefüssverlauf, zahlreiche venóse Blutungen in derselben; gleichzeitig mit 
dem Abheilen des Scorbuts verschwanden auch die geschilderten Erscheinungen 
des Augenhinteryrundes; die Blutungen wurden resorbirt. b) Lebercirrhose. 
Hier führte der Augenspiegel zur Diagnose des Allgemeinleidens. Der 32jähr. 
Wirth fühlt sich im Allgemeinen wohl, sieht aber seit 3 Tagen nieht mehr so 
gut wie bisher. Im Augengrund mässige venöse Stauung. Arterien eng, längs 
den Venen zahlreiche klumpenförmige Blutungen, Optici unbetheiligt. Die All- 
gemeinuntersuchung ergiebt Lebercirrhose im Stadium der Schwellung. Nach 
eiuiger Zeit sind die Blutungen resorbirt; die Leber etwas uneben; Icterus ist 
nıe aufgetreten; subjectives Befinden gut nach bedeutender Einschränkung des 
Alkoholgenusses. Neubureer. 
184) De l'examen de la vision chez le personnel des chemins 
de fer, par le Dr. J. de Lantsheere. (Rapport présenté à la conférence inter- 
nationale concernant le service sanitaire des chemins de fer et de la navigation 
a Amsterdam, le 20 septembre 1895. Ch. Vande Weghe.) Beschreibt den 
Prüfungsmodus für die Candidaten für den belgischen Staatseisenbahndienst, 
dessen Einzelheiten nur für beamtete Aerzte Interesse haben dürften. Für die 


— 542 — 


Allgemeinheit zu erwähnen wäre der Vorschlag, besondere Bahn-Augenärzte auf- 
zustellen; ferner die zu verlangende Sehschärfe; diejenigen Candidaten, welche 
Signale wahrzunehmen oder zu vermitteln haben, müssen auf einem Auge normale 
Sehschärfe, auf dem andern ?/, derselben haben; diejenigen, welche damit nichts 
zu thun haben, selbst aber Gefahren ausgesetzt sind durch Stations- oder Fahr- 
dienst, müssen normale Sehschärfe, bezw. !/, derselben besitzen; bei den schon 
im Dienst befindlichen Beamten dürfte für die erste Classe ?/, und !j,, für die 
zweite ?/, und !/, genügen. Das Tragen von Brillen soll nur für die in Werk- 
stätten oder Bureaux beschäftigten Leute gestattet sein. Die Hitze und die 
starke Beleuchtung, sowie die glänzenden Metalltheile der Locomotive ermüden 
und vermindern auch bei längerer Fahrt die Sehkraft der Maschinisten und 
Heizer, wie auch genaue Messungen am übrigen Fahrpersonal zeigten, dass Ueber- 
anstrengung und Nachtdienst die Sehschärfe herabsetzen, ein Punkt, dem die 
Berhörden Aufmerksamkeit schenken sollen. Zur Prüfung des Farbensinnes ge- 
nügt Holmgren's Probe allein nicht; es soll eine solche mit entsprechenden 
farbigen beleuchteten Gläsern folgen; doch ist es sehr wünschenswerth, dass 
einheitliches farbiges Glas und möglichst einheitliche Beleuchtung zum Signal- 
dienst verwendet würde, was bisher noch nicht der Fall ist. Selbstverständlich 
muss der Farbensinn und das Gesichtsfeld der Beamten normal sein. Schliess- 
lich sind noch von grosser Wichtigkeit periodische Prüfungen; auch soll nach 
jeder Allgemeinerkrankung die Sehschärfe etc. genau geprüft werden. Zum 
Schlusse die einschlägige Literatur. Neuburger. 

185) Ueber die Neuritis Hypermetropum (Wolffberg), von Bert- 
hold Arnfeld in Breslau. (Inaug.-Diss. Würzburg 1895.) Die bei Myopen 
verkommende Hyperämie und Entzündung der Papille hält Förster für ein 
Anfangsstadium der typischen myopischen Veränderungen des Augengrundes 
und nennt sie, wie H. Cohn bemerkt, der ebenfalls diese Entzündung im An- 
fangsstadium der Myopie sehr häufig beobachtete, „Neuritis myopum“. 

Dem gegenüber erwähnt Wolffberg, dass alle diejenigen Hypermetropen, 
welche im Interesse einer wesentlichen Verbesserung ihrer Sehschärfe einen 
dauernden (Accommodations-)Tonus aufrecht zu erhalten vermögen, dieselben 
typischen Veränderungen im Augengrunde zeigen, wie die Myopen, und nennt 
letztere daher entsprechend „Neuritis Hypermetropen“ („Diagnostischer Farben- 
apparat", Gebrauchsanweisung, Breslau 1894). Nach Wolffberg haben diese 
Veränderungen ihren Grund in einer mit Dehnung der Augenhäute verbundenen 
. Zunahme der Refraction, die sowohl bei Myopen als bei Hypermetropen vor- 
kämen. Wie der Myop durch Verlängerung der Achse des Bulbus zum stärkeren 
Myopen gemacht werde, so soll auch bei Hypermetropen durch Dehnung der 
Augenhäute, bedingt durch die Accommodation, eine Verlängerung der Achse 
des Bulbus, eine Abnahme der Hypermetropie, mithin auch eine Neuritis Hyper- 
metropum eintreten kónnen.(?) Obige Arbeit sucht nun diese Ausführungen W.'s 
durch theoretische Auseinandersetzungen, die sich zu kurzem Referat nicht eignen, 
und Anführung praktischer Beispiele weiter zu stützen. Neuburger. 

186) Névrite optique d'origine blennorrhagique. (La Presse 
méd. 23. Februar 1895.) Panas beschreibt einen Fall, der an chronischer, 
seit mehreren Jahren bestehender Gonorrhoe leidend, lebhafte Schmerzen im 
Kreuze und an beiden Ischiadieis bekam und gleichzeitig auf dem r. Auge eine 
stärkere, L eine schwächere Papillo-Retinitis, wodurch S R auf Finger: 1!', m 
herabgesetzt wurde, concentrische G.F. Einschränkung und Scotom unten innen 
auftrat, während L keine Functionsbehinderung sich zeigte. P. erklärt die 
duppelseitige Ischias als Folge einer spinalen Affection und die Neuritis optica 


— 543 — 


zusammen mit derselben als den Ausdruck einer gonorrhoischen Infection, welche 
von den unteren Teilen des Rückenmarks entlang bis zum Opticus gewandert 
sei. (Fortschr. d. Med. 1896. Nr. 3.) Neuburger. 


187) Steilschriftvorlagen in Frankreich. (Zeitschr. f. Schulgesund- 
heitspfl. 1895. Nr.10 u.11.) Da trotz eines auf Veranlassung von Prof. Javal 
von der Pariser Academie der Medicin ausgesprochenen Gutachtens für die Ein- 
führung der Steilschrift in den Schulen, kein Verleger in Frankreich den Muth 
gehabt hat, Vorlagen für Steilschrift herauszugeben, auch von pädagogischer 
Seite keine Initiative ergriffen wurde, hat J. selbst Vorlagen drucken lassen. 
Der Körper der Buchstaben ist 4mm hoch, der lange Theil derselben misst 
ebenfalls 4 mm, die Breite beträgt 3mm. Diese Maasse entsprechen denjenigen 
des im Handel üblichen quadrirten Papieres. Neuburger. 


188) Zum Augenschutz bei abendlicher Naharbeit. Um zwei 
Hauptübelstände, die übergrosse Wärmestrahlung und die Blendung, zu ver- 
meiden, hat Optiker Wolffs einen Lampenschirm, genannt Augenschutz, con- 
struirt, der sich sehr bewähren soll. Er besteht aus zwei breiten Flächen, die 
etwa 1,5cm von einander entfernt, am Rande geschlossen sind; der obere und 
untere Rand weisen je sechs bis acht Oeffnungen von je 1 cm Durchmesser auf; 
durch die oberen soll die von der Lampe her erwärmte Zwischenluft nach oben 
hin abziehen, durch die unteren kühle einstrómen. An der der Lampe zu- 
gekehrten Seite ist er mit weissem Glanzpapier überzogen, wodurch die Licht- 
strahlen auf die Arbeitsfläche reflectirt werden und su bessere Beleuchtung 
schaffen. Da der Schirm den dem Schreibenden zugekehrten Theil der Lampen- 
glocke verdeckt, so kann dieser weder die Flamme, noch die helle Lampenglocke 
erblicken, ist also auch vor Blendung geschützt; andererseits wird, da nur ein 
Theil der Glocke verdeckt wird, das Zimmer nicht verdunkelt. (Zeitschr. f. 
Schulgesundheitspfl. 1895. Nr. 10 u. 11.) Neuburger. 

189) Vergleiche der verschiedenen Beleuchtungsarten sind von 
Prof. Geelmuyden im physiologischen Institut der Universität Christiania an- 
gestellt worden. Danach entsprechen 100 englischen Normalkerzen per Stunde: 








i Erzeugte 














| 
Verbrauchtes Erzeugtes Erzeugte ärme- Koste 
Beleuchtungsmaterial | | Wasser 1|Kohlensäure E ürme osten 
| Material | ing ing | logramm-| in Pence 
e | kalorien 
oe oe Yann SS, Sear mi et ei —_ Zen eb, ee ee Se m oo ae 
Gas (Schnittbrenner) . | 1160 1 1044 805 | 6380 | 2279 
» (Argandbrenner). | 876 „ 808 683 4820 1761 
» (Regenerativbr.). 430, | 387 335 | 2370 874 
» (Inkandescenzbr.) 200, 180 156 1100 408 
Stearinkerzen . . . 830g 847 | 2316 | 7140 | 17067 
Gute Petroleumlampe 818, — 398 | 980 3440 637 
Electr. Glüblicht . . | |— | ^ — | 9 | 999 | . 8225 


| 


Stearin und Petroleum können ausserdem Schwefel entbalten, der als Schwefel- 

säure in die Luft entweicht. (Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. 1895. Nr. 10 u. 11.) 
Neuburger. 

190) Augenkrankheiten im Kindesalter. — Wie sollen sich 

Kinder zu Hause beim Schreiben und Lesen setzen? von Dr. F. Schanz 

in Dresden. („Für Haus und Schule.“ Beiträge zur Körper- und Geistespflege 

der Kinder. Dresden 1895.) Diese beiden Vorträge, gehalten im Gewerbe- 


— O44 — 


verein zu Dresden bei Gelegenheit der Ausstellung von Erzeuznissen für Kinder- 
pflege, Ernährung und Erziehung, Sommer 1895, dürften ihren Zweck, dem 
Laien Aufklärung und Belehrung zur Verhütung schlimmer Folgezustände zu 
geben, durch ihre klare Sprache wohl erfüllen. Neuburger. 

191) Anweisungen zur Erhaltung des Sehvermögens der Zög- 
linge der Militärerziehungs- und -Bildungsanstalten, von Staatsrath 
Dr. B.G. von Medem, Oberarzt am Petercadettencorps zu Poltawa. (Zeitschr. 
f. Schulgesundheitspfl. 1895. Nr. 8.) Bericht einer staatlichen Commission, 
enthält die allgemein gültigen hygienischen Vorschriften für Schulzimmereinrich- 
tung, über Brillentragen u. dgl., sowie ein Verzeichniss derjenigen Kranklieiten 
und Anomalien des Sehvermögens, welche die Aufnahme in obige Anstalten 
nicht gestatten. Neuburger. 

192) Die Sehschärfe englischer Schüler hat A. St. Clair Buxton 
in London untersucht und in „The Lancet“ veröffentlicht. Unter 2493 Schülern 
oberer und mittlerer Lateinschulklassen, sowie Privaterziehungsanstalten hatten 
nur etwas mehr als die Hälfte normale Augen. S betrug bei 63,54°,, P, 
(darunter 10—15 °/, Hyperopen), bei 7,22 bezw. 4,33 auf einem Auge ®,,, 
auf dem anderen Di, bezw. < ®/,, bei 7,58 bds. ®/,, bei 5,05 auf einem Auge 
Tan auf dem anderen < ?/, bei 12,27 auf dem einen UT auf dem anderen — 
oder <*,,. Astigmatisch waren auf einem Auge 15 "/,, auf beiden Augen 
1794. (Zeitschr. f. Sehulgesundheitsptl. 1895. Nr. 7.) | Neuburger. 

193) Ueber ägyptische Augenentzündung in Schulen schreibt 
Dr. Richter zu Marienburg. i. Westpr. in der „Zeitschr. f. Medicinalbeamte“. - 
Die von Zeit zu Zeit ausbrechenden Epidemien, namentlich in ländlichen Schulen, 
bei denen sich neben einigen echten Fällen von Conjunctivitis granulosa auch 
eine Reihe leichterer secernirender Bindehautcatarrhe mit geschwolleren Lymph- 
knótchen, Conj. follicularis, findet, entstehen wohl dadurch, dass durch die Kinder 
einiger von Trachom durchseuchten Familien, welche sich in Ost- und West- 
preussen nicht selten finden, die Austeckungskeime in die Schule verschleppt 
werden und unter ungünstigen äusseren Verhältnissen, z. B. in stauberfüllten 
Sehulen und bei trockener Witterung und staubreichen Winden, welche die 
Augen in einen prädisponirenden Reizzustand versetzen, auf andere Kinder über- 
tragen werden. Zur Abhilfe müssen die ausgesprochenen Fälle selbstredend, 
aber auch die verdächtigen chronischen Reizzustiinde der Bindehaut, veranlasst 
durch Unsauberkeit und staubige Wohnungen, vielfach auf dem Boden der 
Scrophulose, isolirt, vom Schulbesuche ferngehalten und bis zur vollständirren 
Rückbildung der Fullikelanschwellung ärztlich behandelt werden. (Zeitschr. für 
Schulgesundheitspfl. 1895. Nr. 2.) 

194) Die Steilschrift auf der Naturforscherversammlung in 
Wien, 1894. (Zeitschr. für Schulgesundheitsptlege. 1895. Nr. 7.) Director 
Emanuel Bayr begründete den von ihm aufgestellten Leitsatz: Die obligato- 
rische Einführung der Steilschrift in die Schule ist eine hygienische Noth- 
wendigkeit. Die steil schreibenden Kinder bewahren eine viel bessere Körper- 
haltung als die schräz schreibenden. Doch ist die Steilschrift kein Allheilmittel 
gegen schlechte Kórperhaltungen; auch bei ihr muss der Lehrer thätig ein- 
greifen. Der Einwand, dass sie sich nicht zur Schnellschrift eigne, sei durch 
die Praxis widerlegt. Andere meinen, sie sei nicht schön, doch hängt das vom 
Geschmack ab, und in der Schule handle es sich vor Allem um die Gesundheit 
der Schüler. Prof. Gruber stimmt den Ausführungen zu. Eine spätere Demon- 
stration steil- und schrägschreibender Kindern in ihren Schulzimmern bestätigt 
dieselben auch. Neuburger. 


565 — 


195) Australische Arzneipflanzen für Deutschland. (Kölner Volks- 
zeitung. 1895. 28. Juni.) Man schreibt uns aus Sidney, 11. Mai 1895: Eine 
deutsche Drogenhandlung sandte an das hiesige Ministerium für Landwirthschaft 
eine Anfrage behufs Erlangung einer Lieferung von dem Laube der Duboisia 
myoporoides. Dieser Baum wächst in reicher Fülle in Neu-Süd-Wales, besonders 
an der Nordküste Das Alkaloid, welches aus den Blättern dieser Pflanze ge- 
wonnen wird und im Handel als Duboisin bekannt ist, übt eine ähnliche Wir- 
kung auf das Auge aus wie Atropin. 

Einen Beleg hierfür lieferte kürzlich ein Vorkommniss auf der landwirth- 
schaftlichen Regierungsversuchsstation. Ein junger Mann war mit dem Fällen eines 
solchen Baumes beschäftigt, als ihm ein Tropfen des Saftes in’s Auge spritzte. - 
Die Pupille schwoll in Folge dessen zu einer ausserordentlichen Grösse an und 
die Geschwulst liess erst nach zwei Tagen nach. Das Duboisin ist in der 
Augenheilkunde besonders werthvoll. lnnerlich angewandt, übt es eine schmerz- 
stillende Wirkung aus. Nur wenige Blätter, zwischen den Zähnen zermalmt, 
genügen, um empfindungslos zu machen. Auch die Eingeborenen kennen die 
stark betäubende Wirkung der Blätter und nutzen dieselbe besonders beim Aal- 
fang aus. Sie streuen grosse Mengen dieser Blätter in Buchten der Bäche, wo 
Aale vermuthet werden, und sobald das Wasser mit Saft durchzogen, kommen 
die betäubten Aale an die Oberfläche. Ebenso verstehen die Schwarzen, die 
heilkräftige Wirkung dieser Pflanze sich zu nutze zu machen. Das hiesige 
Ministerium für Landwirthschaft gab Auftrag, etwa 10 Centner Blätter der 
Duboisia myoporoides zu sammeln, welche jetzt in einem Zimmer des landwirth- 
schaftlichen Ministeriums lagern und dort ihrer Verschiffung nach Deutschland 
harren. Vor ibrer Einschiffung werden sie indess noch der Besichtigung eines 
Sachverständigen der Regierungsförsterei unterworfen. Der Handelswerth dieser 
Blätter soll 40—50 Pfge. das Pfund betragen. 

196) Ueber das Problem der Hornhautüberpflanzung, nach einem 
Vortrage von Dr. Eug. Fick, Priv.-Doc. in Zürich. (Corr.- Dl. f. Schweizer Aerzte. 
1895. Nr. 15.) Bis zum heutigen Tage sind alle Versucne der Hornhautüber- 
pflanzung in dem Sinne missglückt, als, wenn auch vollständige Anheılung erfolgt 
ist, der Lappen sich allmählich so sehr trübt, dass ein Gewinn für das Sehen 
nicht erzielt wird. Mikroskopisch untersuchte Hornháute von Kaninchen, denen 
Lappen von neugeborenen kätzchen eingepflanzt waren und eingeheilt zu sein 
schienen, ergaben Fick fast überall fehlenden anatomischen Zusammenhang 
zwischen Lappen und angrenzender Hornhaut, ferner eine ausserordentlich un- 
regelmässige Structur des Gewebes und massenhaft mit Pigment vollgepfropfte 
Zellen in demselben, so dass schon deshalb von Durchsichtigkeit keine Rede 
sein kann; dabei fehlen Descemet'sche Haut. und Endothel im ganzen Gebiete 
des Lappens. Leber's Schüler Wagenmann hatte aber schon früher gezeigt, 
dass Abkratzen des Endothela jede Hornhaut trübt. Ein zusammengeknüllter 
homogener Streifen in dem posteornealen Gewebe könnte vielleicht als Membr. 
Descemeti angesprochen werden. Dieses posteorneale Gewebe, welchem Neelsen 
und Angelucci die wesentliche Schuld am Misserfolge der Hornhautüberptlan- 
zung beimessen, verlöthet den Lappen mit der Iris. Von dem Gedanken aus- 
gehend, dass die embryonale Hornhaut zwar trüb, aber mit Blutrefässen aus- 
gestattet sei und embryonales Gewebe eine auffallend grosse Lebensthätiskeit 
habe, konnte an die Müglichkeit gedacht werden, dass ein solcher Lappen leichter 
einheile und an einem neuen Orte zu einer fertigen, d.h. gefässlosen, durch- 
sichtiren Hornhaut sich weiter entwickle. Allein auch diese Versuche schlugen 
fehl, wie es Sellerbeck, Neelsen, Angelucci und ein anderer Italiener 

35 


— 546 — 


erfahren haben. Fick fand bei dieser Gelegenheit, wie früher Schöbl. dass 
ein embryonales, präcorneales Gefässnetz nicht existirt; ebenso fand er die 
Hornhaut, in dem Stadium der Durchsichtigkeit, und ebenso das ganze Thier 
noch so gallertartig, dass an eine Ueberpflanzung nicht zu denken war. Kaninchen 
sind nicht zu verwenden, man muss grössere Säugethiere opfern, um Embryonen 
zu bekommen, die, der Geburt noch fern, doch gross und derb genug sind, um 
die Hornhäute als Lappen zu benutzen. „Sollen die Versuche mehr sein als 
Herumtappen, so müsste man,“ meint Fick, „eine Herde von 20 Ziegen oder 
Schafen kaufen, die Thiere alle zur gleichen Zeit befruchten lassen und im 
Beginn der zweiten Hälfte der Tragzeit alle drei Tage eins der Thiere tödten 
und die Hornhäute der Embryonen zur Ueberpflanzung verwenden; die übrig 
bleibenden Embryonen würden zur histologischen Untersuchung fixirt. Man würde 
so eine Reihe von Entwickelungsstufen der Schafs- bezw. Ziegenhornhaut be- 
kommen und könnte diese Präparate später vergleichen mit den durch die Ueber- 
pflanzung erhaltenen Präparaten.“ Fick meint ferner, „wenn die Sache von 
genügender Wichtigkeit ist und der Versuchsplan einige Aussicht auf Erfolg 
hat, so bedürfte es vielleicht nur einer Anregung von einer gelehrten Gesell- 
schaft, um die Leute, die die Klinke der öffentlichen Kassen und Institute in 
Händen haben, für die Frage zu interessiren. So könnte man z. B. daran denken, 
die Akademie der Wissenschaften in Berlin für die Frage zu erwärmen, die 
ja laut Zeitungsberichten kürzlich 1’/, Millionen Mark für wissenschaftliche 
Forschungen geerbt hat. Wenn diese Akademie sagen wir 5000 Mark für eine 
ganz bestimmte Versuchsreihe aussetzte, so würde sie ohne Zweifel die Frage 
wenn nicht practisch lösen, doch jedenfalls theoretisch mehr fördern, als seiner 
Zeit die Münchener medicinische Facultát gethan hat, durch Stellung der Preis- 
aufgabe und Vertheilung der Preise.“ Emmert. 
197) Ein Osteom der Orbita, von Steinheim. (Deutsche medicin. 
Wochenschr. 1895. Nr. 50.) und 
198) Exostose de l’orbite, par Gallemaertz. (Bruxelles, La poli- 
elinique. 1895. Nr. 22.) Der erste Fall entwickelte sich bei einer Frau im 
Laufe von 5 Jahren ohne bekannte Ursache. Es bestand Atrophie des Seh- 
nerven. — Im zweiten Falle ging der Geschwulstbildung ein ‘Trauma voran. 
Das Auge selbst war gesund. Beide Fälle wurden operativ geheilt. Moll. 
199) Cysticerques de l'orbite, par Lecomte. (Bordeaux, Cassignol. 
1895.) Verf. kommt in seiner Arbeit zu folgenden Schlüssen: 1. Der Cysticercus 
der Orbita ist selten, besonders in Frankreich. 2. Seine Symptome sind die- 
selben, wie die der anderen Orbitaltumoren, nur dass er zu Entzündungen neigt. 
3. Die Prognose ist ernst, wenn nicht schnell chirurgische Behandlung eintritt. 
4. Die einzig richtige Therapie besteht in der ‘Totulexstirpation des Tumors. 
Moll. 
200) Quecksilberoxycyanid zur Behandlung der Blennorrh. 
neonat., von Dr. v. Sicherer, Assistent der Universitäts- Augenklinik in 
München. (Münchener med. Wochenschr. 1895. Nr. 49. Eine Lösung von 
1:500 dient zur reichlichen täglichen Bespülung der evertirten Lider. — Eine 
Neutralisation ist nicht nötlig. Zu Hause die gewöhnliche Eisbehandlung. — 
Selbst leichte Infiltrate gingen unter dieser Therapie zurück. Moll. 
201) Zur Physiologie des Trigeminus, von F. Krause. (Aerztl. 
Verein zu Hamburg. 1895. 22. Oct.) Krause’'s Fälle von Exstirpation des 
Ganglion Gasseri sprechen scheinbar gegen die Theorie Goldzieher's, dass 
der Facialis der Innervator der Thränendrüse sei. Jedoch ist der Einwurf 
Franke's zu beachten, dass bei der Operation der dem Ganglion nahe gelegene 


— 547 — 


N. petrosus superf. maj., durch den die Anastomose zwischen Facialis und 
Trigeminus stattfindet, verletzt werden kann. Ferner glaubt K., dass dieser 
Nerv bei der Heilung durch Narbenbildung allmählich in seiner Leitung gestört 
werden könnte, und hierfür spricht die Beobachtung, dass bei einer intracraniellen 
Trigeminusexstirpation anfangs die Thränensecretion ungestört war, im späteren 
Verlaufe aber deutliche Verminderung der Thränenabsonderung eingetreten ist. 
Moll. 


202) Ueber die Fädchenkeratitis, von Monreal. (Dissertation. 
Giessen 1895.) Die Fädchenkeratitis wurde in Giessen in 0,5°/, aller Fälle 
beobachtet, und zwar wurden hauptsächlich jugendliche Individuen betroffen. 
Fast bei allen Patienten lagen Anomalien der Hornhaut vor, die zu Verände- 
rungen des Epithels führten. Theils waren es zufällige Verletzungen, theils 
operative Eingriffe, die dem Ausbruch der Fädchenkeratitis voraufgingen. Recidive 
waren häufig. Der histologische Bau der Fädchen stimmte mit den Angaben 
von Hess und Nuöl überein. Der fibrilläre tauähnlich gewundene Axenstrang 
war oft von feinen Fibrillen umgeben und gab deutliche Hyalinreaction. Die 
Fibrillen stellten stark ausgewachsene Epithelzellen, bezw. deren Fortsätze dar. 
Der Eruption der Fädchen gingen immer kleine, Glasperlen ähnliche Epithel- 
hügel oder Bläschenbildungen voraus. Letztere wuchsen zuweilen unter den 
Augen der Beobachter beim Streichen mit den Lidern über die Hornhaut zu 
Fädchen aus. Jedenfalls handelt es sich bei der Fädchenkeratitis um krank- 
hafte Veränderungen des Epithels, welche mit anomalen Regenerationsprocessen 
in Verbindung stehen. Moll. 


203) Zur Lehre von der parenchymatösen Keratitis, von Breuer. 
(Dissertation. Giessen 1895.) Unter den 72 beobachteten Fällen konnte nur 
16mal Lues als ätiologisches Moment angenommen werden und zwar wurde 
3mal acquirirte Lues festgestellt. 4 Fälle waren der Tuberculose verdächtig. 
Im Uebrigen wurde die parenchymatöse Keratitis auf Scrophulose, Hornhaut- 
verletzung, Erkältung, Influenza, Trachom u. s. w. zurückgeführt. Moll. 


204) Ein Beitrag zu den Dynamit- und Pulververletzungen des 
Auges, von Beckmann. (Dissertation. Giessen 1895.) Ein Unterschied in 
der Gefährlichkeit beider Läsionsarten ist nicht festzustellen. In beiden Fällen 
erblinden 25°/, der verletzten Augen. ` Moll. 

205) Beiderseitige Erblindung durch retrobulbare Neuritis, 
Restitutio ad integrum, von Beck. (Dissertation. Berlin 1895.) Ein Fall 
wurde auf Erkältung zurückgeführt, während der andere ätiologisch nicht erklärt 
werden: konnte. Im ersten Falle war der Spiegelbefund normal, im zweiten 
schienen die Venen gestaut und die Papillensrenzen verwaschen. Moll. 


206) Ueber das Absorptionsspectrum des flüssigen Wassers 
und über die Duchlässigkeit der Augenmedien für rethe und ultra- 
rotheStrahlen, vonAschkinass. (Dissertation. Berlin 1895.) Das Absorptions- 
spectrum der Augenmedien, die ein Strahl bis zur Netzhaut zu durchlaufen hat, 
stimmt mit dem des Wassers ziemlich genau überein. Da nun die Entfernung 
vom Scheitel der Cornea bis zur Netzhaut 2,28 cm beträgt, kann man die 
Absorptionswerthe, die der Gesammtheit der Medien des menschlichen Auges 
zukommen, mit ziemlicher Annäherung ermitteln, wenn man die betreffenden 
Grössen für eine Wasserschicht von 2,28 cm Dicke berechnet. Aus diesen seinen 
Versuchen folgert A., dass die Ursache der Unsichtbarkeit der ultrarothen 
Strahlen in der Unempfindlichkeit der Netzhautelemente für dieselben zu 
suchen ist. Moll. 

35 * 


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207) Die Beseitigung der Gefahr der Dacryocystoblennorrhoe 
bei der Staaroperation, von Dr. L. Blumenthal in Riga. (St. Petersb. 
med. Wochenschr. 1895. Nr. 15.) Es ist allgemein anerkannt, dass eine der 
schlimmsten Gefahren bei der Staaroperation die Erkrankung des Thränen- 
ableitungsorganes ist. Es ist desshalb dringend nothwendig, bei der Diagnose 
Cataracte senilis operabilis sofort auch den Zustand des Thränensackes zu prüfen. 
Die klassische Behandlungsmethode der Dacryocystoblennorrhoe mit Sonden und 
Spritze ist oft geradezu unausführbar wegen der Monate langen Dauer und der 
Schmerzhaftigkeit der Sondenkur. Die zweite, in neuerer Zeit besonders von 
Alfred Gràfe empfohlene Methode der blutigen Exstirpation oder der durch 
chemische Mittel erzielten Verödung des Thränensackes ist für ältere Leute 
sehr eingreifend und soll zudem nicht ganz sicher sein. Die dritte Methode 
bosteht darin, temporär oder dauernd die Communication zwischen Conjunctiva 
und Thränensack aufzuheben a) durch die Unterbindung der Thränenkanälchen 
nach Eversbusch und b) durch die Galvanokausis nach vorberiger Durch- 
spritzung des Thránenorganes durch die ungeschlitzten Kanälchen nach Haab. 
Verf. theilt sodann die ausführliche Krankengeschichte eines mit Hautfisteln, 
Verwachsungen des 'l'hránennasenganges und Schlitzung eines Kanälchens com- 
plieirten Falles von Dacryocystoblennorrhoe bei Staar mit, aus welchem hervor- 
geht, dass die Haab'sehe Methode Vorzügliches leistet, hebt aber als noth- 
wendige Modification dieser Methode hervor, dass dann nach der Staaroperation 
der Verband schon am zweiten Tage wegzulassen sei, da durch den Verband 
verstärkte Sekretion der Bindel:aut hervorgerufen werde und bei etwaiger Lockerung 
des Thränenkanälchenverschlusses eingedrungene Infectionsträger dann einen 
günstigeren Boden für ihre Ansiedelung fänden. Ferner empfiehlt er, falls die 
Sondirung und Durchspritzung des 'lhránenganges von den ungeschlitzten Ka- 
nälchen aus auf unüberwindliche Schwierigkeiten stossen und man somit vorber 
doch sehlitzen müsse, lieber die Schlitzung am unteren Kanälchen vorzunehmen, 
anstatt am oberen. Am unteren Kanälchen bleibt nämlich nach der Schlitzung 
gewöhnlich ein Teil ungeschlitzt bestehen, der dann nach erfolgter Sondirung 
und Durchspritzung zur galvanokaustischeu Verschliessung benutzt werden kóune, 
während am oberen Kanälchen der Schlitz bis zum "l'hrinensack geht und hier 
dann absolut nicht mehr(?) galvanokaustisch geschlossen werden kann. Kuthe. 

208) Kin Fall von Glioma retinae, von Dr. L. Blumenthal in Riga. 
(St. Petersb. med. Wochenschr. 1893. Nr. 1.) Ein 2!/,jähriger Knabe mit 
weisser getrübter Linse und sehr starker Drucksteigerung wurde zunächst vom 
Verf. iridectomirt, da die Diagnose Gliom noch nicht ganz sicher war. Dabei 
wurde festgestellt, dass es sich um eine bösartige Geschwulst handelte. Enuc- 
leation jedoch von den Eltern verweigert. Nach vier Wochen Durchbruch des 
Tumors durch die Jridectomiewunde. Nunmehr Enucleation. Nach 5 Monaten 
Recidiv, nach weiteren 2 Monaten Tod. Kuthe. 

209) Ueber dieBehandlung desUlcus annulare catarrhalecorneae, 
von Dr. I. Blumenthal in Riga. (St. Petersb. med. Wochenschr. 1893. Nr. 13.) 
Verf. empfielilt bei Fällen von eitrigen Geschwüren und Infiltration der Horn- 
haut neben bestehenden Conjunctivalaffectionen die Pinselung der Bindehaut mit 
3°/ iger neutralisirter Bleilösung, welche er bei zwei Fällen von Ulcus annulare 
catarrhale, einem Fall von Ulcus corneae e phlyetaena und einem Fall von In- 
filtratum suppurativum corneae mit vorziglichem Erfolze und ohne dio gefarch- 
teten Nachtheile (Präcipitate ven Bleialbuminat) angewandt hat. Kuthe. 

210) Ueber die operative Behandlung hochgradiger Kurzsich- 
tigkeit, Vortrag von Dr. Peters, gehalten in der Sitzung der Niederrheinischen 


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Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn am 19. November 1894. (Vereins- 
beilage Nr. 29 der deutsch. med. Wochenschr.) Vortr. berichtet über einen Fall, bei 
welchem durch die Myopieoperation die Sehschárfe nicht gebessert wurde, trotz- 
dem die Resorption der Linse in der gewünschten Weise stattgefunden hatte, 
und weist darauf hin, dass eine Einschránkung der bisherigen Indicationsgrenzen 
für die Myopieoperation nothwendig ist. Kuthe. 
211) Ueber Geistesblindheit und Hemianopsie, von Dr. Noi- 
schewski. Nach einem Vortrage auf dem V. Pirogow'schen Kongress der 
russischen Aerzte. (Med. Obosrenije XLI, p. 616. Deutsche Med.-Ztg. 1895. 
Nr. 97.) Geistesblindheit, d. h. Verlust der Kenntniss der Gestalt der Gegen- 
stände, ist entweder eine anamnetische, unter welcher man den Verlust der 
Vorstellungsumrjsse der Gegenstände versteht, oder eine ataktische, bei welcher 
die Gegenstände nicht überblickt werden können. Vortr. berichtet über einen 
Fall von ataktischer Geistesblindheit, betreffend ein gebildes 17jähr. Mädchen, 
welches nach epileptoiden Anfällen an Gehirnentzündung und Geistesblindheit 
erkrankte. Bei normaler Sehschärfe konnten die grossen Punkte der Bur- 
chard’schen Tabellen selbst nicht in 1 m Entfernung von ihr gezählt werden, 
während Jäger Nr. 1 glatt gelesen wurde. Kuthe. 
212) Ueber die Ursachen des Trachoms, von Dr. H. Baron Krü- 
dener. Vortrag, gehalten auf dem VII. livländischen Aerztetage in Wenden. 
(St. Petersb. med. Wochenschr. 1895. Nr. 52.) Es muss als Thatsache an- 
genommen werden, dass die Eruption von Follikeln in der Bindehaut durch 
mannigfache ursächliche Momente erfolgen kann und dass sich der Verlauf da- 
nach verschiedenartig gestaltet. Speciell die Ursache der Follikelbildung bei 
Trachom ist uns unbekannt. Wie wenig alle bisherigen Untersuchungen zu 
irgend welchen sicheren Schlussfolgerungen berechtigen, erhellen die vorzüvlichen, 
leider nicht publicirten Untersuchungen Dr. J. Scherl's in dem Laboratorium 
der Dorpater Universititsklinik, nach denen sich bei Trachom 24 verschiedene 
Arten von Mikroorganismen fanden. Auch Noiszewski's Darlegungen (der | 
Mikroorganismus bei Trachom, Mikrosporon trachumatosum s. Jagium, von 
Dr. K. Noiszewski in Dünaburg, Prof. Hirschberg's Centralblatt für prak- 
tische Augenheilkunde 1891) haben Vortr. nicht zu überzeugen vermocht, da 
die charakteristischen Pilzfäden absolut nicht konstant in den zerfallenen Trachom- 
follikeln vorkommen und es deu; Vortr. nicht gelungen ist, bei Kaninchen durch 
Impfungen oder Ueberpflanzuny trachomatöser Uebergangsfalten das Krankheits- 
bild des Trachoms zu erzeugen. In dieser vorläufigen Mittheilung beschreibt. 
nun Vortr. an der Hand von Abbildungen eigenartige körperliche Elemente, 
weiche er an den Trachomfollikeln der Uebergangsfalte und der Hornhaut, im 
Pannus, an den Cilienwurzeln bei Trichiasis und im Sekret eitrigen Dacryocystitis 
bei Trachom constant in reichlichen Mengen vorgefunden hat, jedoch niemals bei 
dem Krankheitsbilde, welehes man mit Sicherheit als Conjunctivitis follicularis 
Zu bezeichnen pflegt. Sollte es gelingen, den Beweis zu erbringen, dass diese 
Gebilde zur Gruppe der Plasmodien gehóren, so würden wir nach Ansicht des 
Vortr. der Deutung des Trachoms bald um Vieles näher gerückt sein. Kuthe. 
213) Ueber Retinitis albuminurica, von Prof. Dr. L. Laqueur in 
Strassburg i. E. Klinische Vorlesung. (Ther. Wochenschr. 1895. Nr.49.) Kuthe. 
214) Zur Therapie des Schielens. Vortrag, gehalten in der zweiten 
Versammlung der Aerztevereine der Provinzen Schlesien und Posen am 8. Dez. 
1895 in Breslau von Geheimrathh Förster. Eine rationelle Therapie des Schielens 
würde Folgendes zu leisten haben: 1. Die Herstellung des einem normalen Auge 
zukomienden Accommodationsimpulses; 2. die Herstellung eines binocularen 


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Sehakts; 3. die Herstellung der normalen Muskellànge. — Ad 1. Dem ersten 
Erforderniss einer normalen Thatigkeit des tensor chorioichal kénnen wir nach- 
kommen durch geeignete Brillengläser. Ad 2. Ist ein monokulärer Sehakt aus- 
gebildet, so gelingt es nur sehr selten, wieder ein richtiges Binoculär-Sehen 
herbeizuführen; es gehört dazu sehr viel Intelligenz, Fähigkeit zur Selbstbeob- 
achtung und Ausdauer in der Uebung mit geeigneten stereoskopischen Objekten. 
Ad 3. Die Möglichkeit, einen binoculären Sehakt herbeizuführen, ist nur dann 
gegeben, wenn das dritte Erforderniss der Herstellung der normalen Muskel- 
länge bereits erfüllt wurde. Dies geschieht durch die Schieloperation. Kuthe. 
215) Prismen und erheuchelte einseitige Blindheit, vonDr.Conrad 
Fröhlich. (Klin. Monatsbl. für Augenhlkde. XXXIII. Jahrg. August. — Aerztl. 
Sachverstindigen-Ztg. 1895. Nr. 19.) Verf. modificirt den bekannten Prismen- 
versuch Alfred Gráfe's zur Entlarvung simulirter einseitiger Blindheit dahin, 
dass er statt des einfachen Prisma ein aus einem Stück geschliffenes Doppel- 
prisma benutzt. — Ferner giebt er ein bewegliches Doppelprisma an, mit 
welchem man durch Entfernung der beiden Bases von einander, sodass ein 
schmaler Spalt entsteht, monoculare Triplopie hervorrufen kann. Während zuerst 
das angeblich blinde Auge verschlossen ist, färbt man nun durch Vorhalten eines 
rothen Glases bald alle drei, bald nur die Bilder der Prismen oder das Bild des 
Spaltes. Ist der Pat. auf diese Weise sicher gemacht, dass er mit dem ge- 
sunden Auge das Bild des Spaltes farbig sieht, lässt man den Spalt ungefärbt 
und hält das rothe Glas vor das angeblich blinde Auge. Wird nun weiter das 
mittlere Bild als farbig bezeichnet, so ist der Pat. der Simulation überführt. — 
Zur schnellen und sicheren Orientirung darüber, ob ein Simulant durch Be- 
lehrung von dem Zugeständniss von Doppelbildern gewarnt ist, verwendet man 
mit Vortheil ein (doppelbrechendes) Kalkspathprisma. Alle drei Apparate sind 
zu beziehen von Hess’ Nacht., Berlin, Kommandantenstr. 41. Kuthe. 
216) Noch ein Vorschlag zur Schätzung der Erwerbsunfähigkeit 
bei Augenverletzungen, von Dr. E. Heddaeus in Essen. (Klin. Monatsbl. 
für Augenhlkde. XXXIII. Jahrg. August. — Aerztl. Sachverstind.-Ztg. 1895. 
Nr. 19.) Verf. setzt die Einbusse an Erwerbstáhigkeit gleich dem Quadrate der 
Einbusse an Sehvermógen. Ist also das M pie uia ho horse ro 
des bisherigen, d. h. auf ho» "hi 9? "ln, - O des bisherigen gesunken, so sinkt 
die Erwerbsfáhigkeit um (!/,,)?, (? a) Ra. . (19/,,)*, db. um 1, 4,9... 100°/,. 
— Das Gesammtsehvermögen beider Augen setzt sich zusammen aus: 1. der 
centralen Sehschärfe jedes einzelnen Auges; 2. dem peripheren Sehen oder Ge- 
sichtsfeld jeden Auges; 3. aus dem Binocularsehen. Da die centrale Sehschärfe 
des einzelnen Auges fast so gross ist, wie die Sehschärfe beider Augen zu- 
sammen, und da auch das monoculare Gesichtsfeld nur wenig kleiner ist, als 
das binoculare, so besteht der Werth des zweiten Auges für die Erwerbsfáhigkeit 
fast ausschliesslich in der Ermóglichung des Binocularsehens. Daher wird die 
Erwerbsfähigkeit durch einseitige Sehstórungen nur insoweit vermindert, als eine 
Störung des Binocularsehens damit verbunden ist. Bezüglich der näheren Aus- 
führungen muss auf das Original verwiesen werden. Kuthe. 
217) Deber das Problem der Hornhautüberpflanzung. Vortrag in der 
Züricher Aerztegesellschaft von Dr. A. Eugen Fick. Correspondenz-Blatt für 
Schweizer Aerzte Nr. 15. 1895. Nach einem kurzen Ueberblick über die Ge- 
schichte der Hornhautüberpflanzung erörtert Vortragender die Frage, woran es 
liegt, dass eine bereits angeheilte, also offenbar lebende und sich náhrende 
Hornhaut irüb wird. Der histologische Befund bei 4 mit dem Microtom ge- 
schnittenen Hornhiuten am Kaninchen, denen Vortragender Lappen von neu- 


"ES 


geborenen Kätzchen eingepflanzt hatte, bestätigt und erweitert die Angaben 
Noelsen's und Angelucci's, dass eine Anheilung des Lappens nur dann 
möglich sei, wenn er nicht bloss von dem Schnittrande aus, sondern auch von 
der unteren Fläche her (durch Descemet’sche Haut und Endothel hindurch) 
ernährt werde; nach beendeter Heilung liege dann unter der Hornhaut ein neu- 
gebildetes Gewebe, das als undurchsichtige Narbe den Erfolg der Operation auch 
dann vereitele, wenn wirklich der Lappen selbst durchsichtig weblieben sein sollte. 
Der letzte Grund des Trübwerdens ist noch nicht bekannt. Man kann nur soviel 
sagen, dass der Lappen zwar lebt, aber kränkelt und dass dies Kränkeln die 
Einwanderung von Zellen, das Hineinwachsen von Blutgefässen verursacht, wo- 
durch die Durchsichtigkeit des Lappens unwiederbringlich verloren geht. Das 
beste Lappenmaterial wáre also keineswegs ein der menschlichen Hornliaut. mág- 
lichst ähnliches Gewebe, sondern ein Gewebe, das die bescheidensten Ansprüche 
bezüglich seiner Ernährung macht und die Abtrennung von seinem Mutterboden 
ohne wesentliche Störung seines Wohlbefindens vertragen kann. Ein solches 
Lappen- Material ist gegeben im embryonalen Gewebe. Aus den vorläutigen 
Versuchen, die Vortragender seit 3 Jahren damit gemacht hat, geht hervor, dass 
Kanichen sich dazu nicht eignen, sondern dass man unbedingt grössere Säuge- 
thiere opfern muss, um Embryonen zu bekommen, die einerseits der Geburt nach 
ziemlich fern, andererseits doch gross und derb genug sind, um die Hornhaut 
als Lappen benutzen zu können. Es wäre sehr wünschenswerth, dass die 
Academie der Wissenschaften oder eine gelehrte Gesellschaft so weit für diese 
Frage interessirt würde, dass eine grössere Summe für eine ganz bestimmte 
Versuchsreihe ausgesetzt würde. Kuthe. 
218) Zur Statistik und Casuistik der Augenverletzungen unter 
besonderer Berücksichtigung der Berufsarten. Inaug.-Diss. von Curt 
Ulrich von Klein. Aus der Klinik des Herrn Geheimrath Schweigger. 
Berlin 1895. Unter den in der Zeit vom 1. Jan. 1893 bis 1. Juli 1894 in 
der Universitätsaugenklinik zur Behandlung gekommenen 19,006 Augenkranken 
befanden sich 1240 = 6,5°/, poliklinisch und stativnär behandelte Verletzte 
und zwar. 927 = 74,8"/, Màuner, 200 — 106,1?/, Frauen und 113 — 9,1"?/, 
Kinder. Ihrem Berufe nach waren unter den Männern 340 Metallarbeiter, 
102 Bau- und Erdarbeiter, 32 Steinarbeiter, 44 Holzarbeiter, 17 Lederarbeiter 
und die übrigen nicht nàher bezeichneten Berufsarten Angehörige. Kuthe. 
219) Ueber concentrische Gesichtsfeldeinengung bezw. den Ver- 
schiebungstypus unter besonderer Berücksiehtigung von Unfall- 
verletzten. Inauy.-Dissert. von Karl Siemsen aus Schleswig. Berlin 1895. 
Verfasser berichtet über die Gesichtsfelduntersuchungen, welche er an ca. 100 Ge- 
sunden, 19 Fällen von Neurasthenie, 6 Fällen von Hysterie und 18 Füllen von 
Neurose post trauma vorgenommen hat und kommt zu folgendem Resultat: Es 
ist danach ausgeschlossen, das Phänomen der Gesichtsfeldeinengung wie auch 
des Förster’schen Verschiebungstypus als pathognemonisch fir die Hysterie 
und Neurasthenie, resp. die traumatischen Formen derselben anzusehen, als 
dasselbe in mehr als der Hälfte der Fälle nicht nachweisbar ist. Es ist nicht 
als von Belang anzusehen, wenn bei der Untersuchung und Begutachtung Un- 
fallverletzter dieses Phänomen fehlt. Kuthe. 
220) Die Ermüdung des Gesichtsfeldes, neue Versuche mit 
kritischer Verwerthung der bisherigen Arbeiten von Carl Voges aus 
Hannover. Von der medicinischen Fakultät der Universität Göttingen zekrönte 
Preisschrift. Göttingen 1895. Verfasser unterzieht zunächst die von den ver- 
schiedenen Autoren aufgestellten Anschauungen über das Wesen der Gesichts- 


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feldermüdung einer eingehenden Kritik und theilt dann seine eigenen Unter- 
suchungen mit. Unter den 154 von ihm geprüften Augenkranken, die in der 
weit überwiegenden Mehrzahl nicht nervöse Personen waren, liessen sich bei 
87 Fällen überhaupt keine Ermüdunzgserscheinungen nachweisen; 67 Fälle zeigten 
Ermüdungseinschränkungen grösseren oder geringeren Grades, die aber in jedem 
einzelnen Falle nur solange bestehen blieben, als man den Untersuchten mehr 
sich selbst überliess, und sofort wieder verschwanden, wenn man den Unter- 
suchten aufforderte, genauer Acht zu geben. Der Einschränkungsmodus bot in 
19 Fällen das Bild der concentrischen Gesichtsfeldeinengung dar, in 42 Fällen 
traten die Ermüdungserscheinungen immer nur auf der temporalen Gesichtsfeld- 
hälfte auf, in 5 Fällen stets nur auf einem Auge. Von den 46 Insassen der 
Göttinger Irrenanstalt, welche Verfasser weiterhin untersuchte, zeigten 13 Fälle 
Ermüdungseinschränkungen des Gesichtsfeldes, die aber ebenfalls sàmmtlich durch 
die Aufforderung, besser Acht. zu geben, wieder zum Verschwinden gebracht 
werden konnten, sodass danach sofort die zuerst festgestellten Grenzen des Ge- 
sichtsfeldes in jedem Falle wieder erreicht wurden. In den übrixen 33 Fällen 
blieben die Grenzen des Gesichtsfeldes bei jeder Untersuchung constant. — 
Ausser diesen 200 Füllen, bei welchen sich die Untersuchung auf den horizon- 
talen Meridian beschränkte, hat Verfasser noch in 50 Fällen ebenfalls nach der 
Wilbrandt'schen Methode die Untersuchung im verticalen Meridian vorgenoininen, 
um den Nachweis zu liefern, dass auch hier die Ermüdungserscheinungen durch- 
aus nicht felllen. Er konnte dieselben in 31 Fällen constatiren, 13 mal in Form 
der concentrischen Gesichtsfeldeinengung, 18mal nur auf die untere Gesichts- 
feldhälfte beschränkt. Aus diesen Untersuchungen eryiebt sich zunächst die 
Bestiitigung der auch von Peter's festirestellten 'Thatsache, dass die Ermüdungs- 
erscheinungen des Gesichtsfeldes wohl ebenso häufig bei Personen zu beobachten 
sind, die frei von nervösen Störungen sind, als sie von anderen, namentlich von 
Wilbrand und König bei Störungen im Gebiet des Centraluervensystemes ge- 
funden wurden. In Folge dessen muss es als gauz ungerechtfertigt erscheinen, 
den Ermüdungserscheinungen eine solche Bedeutung beizulegen, wie es von 
einzelnen Autoren geschehen ist. Es ist höchstens zuzugeben, dass Personen 
mit nervösen Störungen san und für sich wenig fähig sind, ihre Aufmerksamkeit 
längere Zeit so intensiv auf einen Gegenstand zu concentriren, und dass darum 
verhältnissmässig häufig bei ihnen Ermüdungserscheinungen des Gesichtsfeldes 
nachzuweisen sind. Verfasser glaubt nach alle!em berechtigt zu sein, die Er- 
müdungserscheinunren des Gesichtsfeldeg im Anschluss an Salomonsohn u. A. 
lediglich als eine Folge der physiologischen Schwankungen der Aufmerksamkeit 
zu betrachten. Kuthe. 
221) The electro-magnet for the removal of iron particles from 
the eye, by S. Mitchell, Hornellsville N.-Y. (Med. Rec. 14. Sept. 1895). 
M. schliesst seinen Electromagneten im Bedarfsfall an Stelle seines Galvanometers 
an die electrische Hausleitung an, selbstverständlich unter Einschaltung eines 
Widerstandes, und erreicht damit cine stärkere Anziehungskraft, als er sie 
je vorher mit Hülfe von Batterien erhalten konnte. Peltesohn. 
222) Glioma-»peration, cautery, recovery, by William Clarence 
Boteler, Kansas City (Med. Rec. 31. Aur. 1895). Verf. spricht über das 
Glioma retinae auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen (4 Fälle während 
17 Jahren!) und der ihm bekannten Literatur (die erschópfende Monographie 
Hirschberg's ist ihm nicht bekannt) Er kennt merkwürdiger Weise nur 
die Exenteration der Orbita als einziges Heilmittel, hat aber doch ein einziges 
Mal einen Erfolg damit gehabt. Peltesohn. 


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223) Gold spectacles as a cause of asthenopia, by W. H. Bates 
(Med. Rec. 19. Oct. 1895). Während gar nicht so selten von Seiten der Patienten 
über die Stahlbrillen Klage geführt wird, haben sich mehrere Brillenträger aus 
der Praxis B.'s zur Abwechselung einmal mit ihren Goldfassungen nicht be- 
freunden können. Eigenthümlicher Weise halfen die schönsten Gläser nicht 
mehr, wenn das goldene Brillengestell die Nase berührte, bewährten sich aber 
sofort, wenn zwischen Gold und Nase ein Stückchen Papier oder Hartgummi 
gelegt wurde. Sobald letzterer durchgetragen war oder etwa leichtsinniger 
Weise mittelst Goldstiftchen befestigt wurde, war es mit der Freude gleich 
wieder aus. Die vier Patienten, welche dann stets von Kopfschmerzen und 
Asthenopie gequält wurden, waren üher den Verdacht der Hysterie erhaben, aber 
alle vier waren — Damen! Peltesohn. 

224) Methods ofoperatingforcataract, by Surgeon-Captain G. H. Fink, 
Indian Medical Service (London J. & A. Churchill 1894). Die Bemerkungen 
des Verf. beziehen sich auf 500 Staaroperationen, die er im Grossen und Ganzen 
nach dem üblichen Schema, mit lridectomie, absolvirt hat. Von besonderen 
Eigenthümlichkeiten des Verf. sei hervorgehoben, dass er die Augenwimpern 
vor der Operation kurz schneidet, vor der Entbindung der Linse die Vorder- 
kammer mit Sublimat ausspült, und wenn die Iris vor das Messer fällt, sie durch 
einen besonderen Einschnitt in die Cornea-selerallinie mittelst eines Keratom 
hindurch mit einem Häkchen zurückzieht, bevor er den Hornhautschnitt voll- 
endet. Wenn er bei sofortiger Prüfung des Sehvermögens Grund hat unzufrieden 
zu sein, spaltet er ohne Weiteres die Glaskörpermembran mit dem Cystitom, 
um die spätere Secundär-Operation zu sparen. Gegen Corticalreste wendet er 
Jodkali an. Eine Nachstaaroperation hat er bei diesem Verfahren niemals zu 
machen brauchen. Er rechnet mit 90,6 "/, Erfolgen, 6,6 ?/, Complicationen und 
2,8°/, Eiterungen. Die Sehschürfen werden nicht mitgetheilt. Peltesohn. 

225) Recurrent oculomotor paralysis, by Dr. Knapp of Boston 
(Med. Rec. 21. Juli 1894). K. bringt anlässlich eines eigenen Falles von reci- 
divirender Oculomotoriuslähmung bei einem 41 jährigen Mann eine Statistik von 
40 einschlärigen Fällen (10 zweifelhaften ausserdem). Nur in sechs Fällen 
wurde eine vollständige Heilung zwischen den einzelnen Recidiven constatirt, 
und in vier weiteren blieben die Pupillen dilatirt. In sieben Fällen blieben 
zwar die ersten Intervalle ganz frei; dagegen zeigte sich später eine dauernde 
Parese. Der Eintheilung Senators in periodische und periodisch exacerbirende 
Fälle kann K. nicht beistimmen und vermag auch nicht die Analogie mit der 
Migräne, so gross auch in manchen Fällen die Aehnlichkeit sein mag, anzu- 
erkennen. Drei Sectionsbefunde haben Läsionen ergeben, welche den Nerv selbst 
ergriffen hatten; ähnlich mag es in den meisten Fällen liegen. Peltesohn. 

226) Transitorische Hemianopsie und concentrische Gesichts- 
feldeinschränkung bei einem Falle von cerebraler Kinderlähmung, 
von Dr. König (Berl. Gesellsch. f. Psychiatrie. Sitz. v. 11. März 1895 nach 
D. M.-2. Nr. 23). Ein 12 jähriges epileptisches Mädchen erkrankte im An- 
schluss an eine Reihe sich schnell häufender Anfälle an einem Ausfall der 
linken Gesichtsfeldhälfte mit Herabsetzung der centralen Sehschärfe Bei der 
Rückbildung des Gesichtsfeldes zeigte sich eine allmählıch fortschreitende Um- 
bildung nach der Norm hin, wobei die Trennungslinie keineswegs immer durch 
den Fixationspunkt ging. Erst nach Wiederherstellung des Gesichtsfeldes be- 
gann auch die Sehschärfe sich zu heben. Während sonst bei Epilepsie nur die 
concentrischen Einengungen auftreten, zeigte sich hier also ein hemianopischer 
Defect. Doch steht letztere in keinem Widerspruch zu den Erfahrungen, weil 


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mit den epileptischen Krämpfen in diesem Falle eine Hemiplegie aufzutreten 
pflegte, bei welcher ja die halbseitigen Gesichtsfelddefecte nichts seltenes sind. 
Peltesohn. 
227) Bilateral exophthalmos; hemorrhagic neuro-retinitis; pro- 
bable intracranial arterio-venous aneurism, by G. E. de Schweinitz 
(Intern. Med. Magaz. February 1895). Der in der Ueberschrift hinreichend 
charakterisirte Fall betraf einen 41 jährigen Patienten, welcher in einem Berg- 
werk verunglückt war. Er schliesst sich der grossen Klasse traumatischer pul- 
sirender Exophthalmen an, deren Ursache in einer aneurysmatischen Erweiterung 
der Carotis interna und des Sinus cavernosus gesucht wird. Zur Frage der 
Heilung durch Unterbindung der Carotis communis trägt der Fall nicht bei, da 
Pat. der Operation widerstrebte. Verf. hat, um sich über die Chancen der 
Operation zu vergewissern, die bisher veröffentlichten 181 Fälle einer Durchsicht 
unterzogen. Er fand in 60°/, der Fälle eine traumatische Ursache, sei es, dass 
das Trauma den Sinus direct ,dureh eine Pistolenkugel oder ein scharfes In- 
strument getroffen hatte, oder indirect durch eine Basisfraetur gewirkt hatte. 
Die Unterbindung der Carotis communis hatte von allen Heilversuchen noch die 
besten Resultate und dabei nur ein kleines Risico. Insgesammt sind 10,7°/, 
Todesfälle nach der Operation verzeichnet; seit 1880 ist kein einziger der 
Operirten zu Grunde gegangen. S. ráth deshalb zu frühzeitiger Anwendung der 
Unterbindung, da alle anderen Mittel doch versagen. Peltesohn. 
228) The significance of albuminuric retinitis in pregnancy, 
by Rob. L. Randolph. (Bullet. of the Johns Hopkins Hosp. V. 41.) R. be- 
schreibt 5 Fälle von Retinitis albuminurica gravidarum mit einem Sectionsbefund 
und leitet davon folgende Indicationen für unser Handeln ab: 1) Sehstörungen, 
welche in den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft auftreten, und besonders 
in Gemeinschaft mit heftigen Kopfschmerzen, weisen häufig auf Retinitis albumi- 
nurica hin und erheischen, wenn der Augenspiegelbefund die Vermuthung be- 
stätigt, die sofortige Unterbrechung der Schwangerschaft. 2) In den letzten 
7 Wochen der Gravidität ist die Gefahr für das Sehvermögen nicht gleich gross 
und braucht an und für sich, wenn die Symptome nicht zu bedrohlich sind und 
das Augenspiegelbild nicht zu stark entwickelte und weit verbreitete Ver- 
änderungen zeigt, als directe Indication zur Einleitung der Frühgeburt nicht zu 
gelten. Denn es lehrt die Erfahrung, dass das Sehvermögen sich nach der Ent- 
bindung meist wieder vollständig hergestellt hat, ganz besonders, wenn die 
Retinitis erst in den letzten 2 Wochen aufgetreten war. 3) Es ist durchaus 
nicht zu befürchten, dass eine einmal beobachtete Retinitis bei jeder neuen 
Schwangerschaft wiederkehren muss, selbst wenn Kopfschmerzen sich einstellen, 
und der Urin Eiweiss enthält. So lange der Augenhintergrund frei bleibt, 
braucht man für das Auge nicht zu sorgen. Die Autopsie des einen Falles er- 
vab in der Hauptsache: Starkes Oedem der gesammten Netzhaut, Hyperplasie 
der Neuroglia besonders in der Nervenfaserschicht und allenthalben in der 
Netzhaut verstreute hyaline Massen, namentlich in der äusseren Molecularschicht. 
Je näher der Papille, desto auszeprärter waren die Veränderungen, die vordere 
Partie des Auges war intact. Fettige Degeneration der Müller'schen Fasern, wie 
sie Leber und Carl Theodor von Bayern beschreiben, wurde nicht constatirt, 
vielleicht weil der Bulbus in Müller’scher Flüssigkeit gehärtet worden war. — 
Die Blindheit führt Verf. auf das Netzhautoedem zurück, welches eine Störung 
der Leitungsfahigkeit der Nervenfasern zur Folge hat. Peltesohn. 
229) Ophthalmo-neurologiske Aforisner on Hemianopsi, af 
Dr. Knud Pontoppidan. (Hosp. Tid. 1894. 4. R. II. 15.) P. theilt einen 


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seltenen Fall von Hemianopsie bei Dementia paralytica mit, welcher nach einem 
apoplectiformen Anfall mit hemiepileptischen Krämpfen constatirt wurde. Während 
die Lähmungserscheinungen (conjugirte Deviation der Augen nach rechts, Pupillen- 
starre, Facialislähmung u. s. w.) bald zurückgingen, hielt sich die Hemianopsie 
drei Wochen unverändert, bis die Lähmung vollständig verschwunden war. — 
Weiter berichtet Verf. über einen Fall von Hemianopsie nach Hirnblutung bei 
einem 52 jährigen Potator mit eclamptischen Anfällen. Es bestand linksseitige 
Hemianopsie und blieb bestehen, als Pat. schon wieder hergestellt schien. Nach 
einem halben Jahr, in welchem Pat. dement geworden war, war nur noch ein 
sectorenförmiger Defect nach unten und aussen auf beiden Augen zu con- 
statiren. — Von operativer Hemianopsie hat P. 2 Fälle gesehen, einmal nach 
Trepanation hinter dem Proc. mastoideus, wobei eine Scheibe Gehirn mit ver- 
dickter Pia entfernt worden war, das andere Mal nach Abmeisselung der Ränder 
eine Fractur mit Depression in der rechten Ohrgegend, wobei Eiter und nekro- 
tisches Hirngewebe entfernt worden war.  Heteronyme Hemianopsie kam bei 
einem 24jáhrigen imbecillen und epileptischen Manne mit totaler Rothgrün- 
blindheit auf beiden Augen vor. Endlich führt Verf. eine vor der Regel mit 
Kopfschmerz auftretende, vorübergehende Hemianopsie an, wo im oberen Gesichts- 
feld ein deutlicher Defect eintrat, welcher mit Paraesthesien in der ganzen rechten 
Körperhälfte und etwas Schwindel einherging. Nach einer halben Stunde 
brachen die Erscheinungen mit Erbrechen ab. Peltesohn. 
230) The visual tests for railway servants and mariners, by 
J. B. Lawford. (Brit. Med. J. March. 23, 1895.) L. hat innerhalb 3 Wochen 
2 mal sich davon überzeugen können, wie wenig zuverlässig sich die 
Prüfungen der Eisenbahnbeamten und Seeleute in seinem eng- 
lischen Vaterlande erweisen. Ein 30jühriger Locomotivheizer wurde nach 
11jähriger Dienstzeit als Putzer und Heizer, als er sich zum Führerexamen 
meldete, als total rotligrünblind befunden. Seiner Zeit beim Eintritt in die 
Carriere war nichts entdeckt worden! Der 2. Fall betraf einen Matrosen mit 
hochgradiger Hypermetropie, welche sich im Alter von 33 Jahren geltend und 
ihn zum Ausguck unfähig machte. Wäre seine Ametropie in der Jugend fest- 
gestellt worden, so hätte er vor der Carriere gewarnt werden können, welche 
ihm so die besten Jahre seines Lebens gekostet hat. Peltesohn. 
231) A case of scarlet fever complicated by abscesses of right 
eyelid and of tibia and by bronchopneumonia, recovery, by Mark 
Jackson. (Brit. Med. J., March 23, 1895.) J. sah bei einem 12 jährigen 
an Scharlach erkrankten Knaben etwa 9 Tage nach Ausbruch des Fiebers ein 
leichtes Oedem der rechten Augenlider entstehen, aus welchem sich dann in 
6 Tagen ein praller Abscess des Oberlids entwickelte. Weitere 8 Tage später 
barst die Schwellung und entleerte massenhaft Eiter. Die begleitenden Er- 
scheinungen, ein Tibia-Abscess und eine Bronchopneumonie zeigten deutlich den 
pyämischen Charakter der Krankheit. Im Gegensatz zu den Ausführungen 
Macewen's über die pyogenic diseases of the brain and spinal cord, dass bei 
Sinusthrombosis die Augenerscheinungen einseitig beginnen, aber später doppel- 
seitig sind, und wenn sie auf infectiöser Thrombose beruhen, stets letal endigen, 
blieb dieser Lidabscess auf das rechte Auge beschränkt und ging der Fall in 
Heilung aus. Peltesohn. 
232) Zur Symptomatologie der functionellen Aphasien, nebst 
Bemerkungen zur Migraine ophtalmique, von Pick. (Berl. klin. Woch. 
1894. Nr. 47.) Ein 27jähr. Mediciner, welcher ein ausschweifendes Leben ge- 
führt hatte, litt an recidivirenden eigenartigen Anfällen von Sehstörung. Es 


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zeigten sich im Gesichtsfeld grosse glänzende Scheiben, dann traten Scotome 
auf, welche die Gegenstände nur stückweise erkennen liessen. Gleichzeitig war 
das Bewusstsein getrübt und die linke Seite parásthetisch. Es entwickelt sich 
motorische Aphasie, Worttaubheit und Echolalie! für die Dauer mehrerer Stunden. 
Kopfschmerz hielt noch mehrere Tage an. Die Anfälle liessen allmählich an 
lntensität nach. Peltesohn. 
233) Note of a case of softening of the right angular gyrus, 
with left sided ptosis, by C. A. Herter. (Journ. of nerv. and mental 
diseases. 1895. XX.) Bei einem 60jährigen Nephritiker mit Lungentuberkulose 
fand sich für eine linksseitige Ptosis mit geringer Mydriasis und verlangsamter 
Pupillenreaction als patliologischer Befund am hinteren Ende der fossa Sylvii 
im rechten Gyrus angularis ein umschriebener Erweichungsherd, der nur wenig 
in das subcorticale Gewebe eindrang. Peltesobn. 
234) Hémianopsie avec hallucinations dans la partie abolie du 
champ de la vision, par H. Lamy. (Revue neurolog. 1895. 5.) Eine vor 
13 Jahren luetisch inficirte 35jahrige Frau litt an rechtsseitiger Hemianopsie 
mit Abblassung der Sehnervenscheibe, Polydipsie und Polyurie vhne Zucker. In 
der nicht mehr percipirenden Gesichtsfeldhälfte hatte sie Hallucinationen von 
stets gleichem Inhalt. Es war die Figur eines Kindes, von welchem aber nur 
die Augen und Stirn deutlich sichtbar waren. — In den von anderen Antoren 
mitgetheilten ähnlichen Beobachtungen, welche I. anführt, ist das doiinirende 
Phänomen das Auftreten von Hallucinationen in einen Abschnitt des Gesichts- 
feldes, der keine äusseren Eindrücke mehr percipir. Die zumeist bizarre 
Hallucination ist stets deutlich und kommt dem Erkrankten in der Regel zum 
Bewusstsein als Hallucimation. Die intellectuellen Functionen sind zumeist intact. 
In der Mehrzahl der Fälle gingen die Hallucinationen vorüber, während die 
Hemianopsie fortdauerte. Mitunter zeigte sich die Halucination nur im Moment, 
wo die Hemianopsie einsetzte, bisweilen nahm sie den Charakter einer echten 


sensoriellen Epilepsie an. — L. deutet seinen Fall als eine syphilitische 
Meningo-encephalitis in der Rinde des Occipitallappens, in der Nähe der 
Fissura calcarina. Peltesohn. 


235) A propos d'ophthalmoplilégie nucléaire, par le Dr. Glorieux. 
(La Policlinique. 1895 Nr. 3.) Der erste Patient erkrankt ohne Prodrome 
au rechsseitiger totaler Pupillenstarre. Die Ursache wurde in einer bestehenden 
Tabes gefunden. Ein anderer Fall betraf eine tabische Frau im atactischen 
Stadium, wo beiderseits eine vollständige Ophthalmoplegie mit Ptosis einsetzte, 
die sich theilweise auf beiden Seiten besserte. Peltesohn. 

236) De la paralysie du nerf moteur oculaire externe consécu- 
tive à la fracture du rocher, par Felix Lagrange (Archiv. clinique de 
Bordeaux 1894. Nr. 5.). Nach einem Trauma mit Blutung aus Mund, Nase 
und Ohr entsteht eine stationäre Abductivnslähmung der linken Seite. Drei 
Monate später lässt sich vor dem linken Tragus, in der Hóhe der Ursprungs- 
stelle des Jochbogens eine Narbe mit darunter fühlbarem Callus nachweisen, 
als Zeichen der dort stattgehabten Verletzung des Felsenbeines, die zur Zer- 
reissung oder Quetschung des Abducens geführt hat. Peltesohn. 

237) Ueber das Verhalten der Hirnnerven bei den cerebralen 
Kinderláhmunxzen, von Dr. Koenig. (Berl. Gesellsch. f. Psychiatrie u. s. w. 
Neurol. Centralbl. 1895. 17.) K. hat 72 Kinder aus der Idiotenanstalt in 
Dalldorf, wovon 17 zur Section gekommen sind, auf das Verhalten der Hirn- 


! Der Name ist unverständlich und falsch (für Adee nyodgs). Möglich wäre — 
für Liebhaber avrynynoı; oder Palillalia. H. 


— 557 — 


nerven untersucht, und macht bezūglich der das Auge versorgenden Nerven 
folgende Angaben: Strabismus im Allgemeinen und speciell Strabismus 
convergens bezw. Abducensparese. a) Strabismus divergens 3 Fälle, 
b) Strabismus convergens 1 Fall, (bei der Section der Externus sehr dürftig), 
c) einseitige Abducensparese 3 Fälle, d) doppelseitigo Abducensparese 5 Fälle. 
In diesen 12 Fällen handelte es sich 2mal um Früh-, 1 mal um Schwer-, die 
übrigen 9 mal um Normalgeburten. Nystagmus paralyticus 3 mal, Nystagmus mit 
Intentionszittern 1 mal. Eigenthümlicher, sehr langsamer Nystagmus rotatorius 
1mal  Opticusatrophie 12 mal, darunter 2 einseitige. Nur in 4 Fällen 
war der Schádel pathologisch. Den Zusammenhanz zwischen Schädelmissbildung 
(Thurmschädel Hirschberg’s) und Atrophie erklärt K. wie jener, dass er beide 
auf dieselbe Ursache, nämlich Meningitis zuräckführt. Die Hirnerkrankung kann 
sowohl foetalen Ursprungs sein, als auch, und zwar häufiger, extrauterin auftreten. 
Peltesohn. 
238) Geistesstórung nach Cataractextraction, von R. Loewy, 
Basel. (Allgem. Zeitschr. f. Psych. Bd. 52. p. 166.) Der 78&jährige Pat. Lis 
begann am 2. Tage nach der einseitigen Starextraction zu deliriren, war des- 
orientirt und ängstlich und riss sich den Verband ab. Es war ihm vorher 
nicht gesagt worden, dass er in ein Dunkelzimmer kommen würde Die 
Besserung trat nach wenigen Tagen ein, ohne dass Pat. zum Bewusstsein seiner 
geistigen Störung, eines typischen Erregungszustandes bei seniler Demenz, ge- 
kommen war. Ob alle Psychosen nach Cataractoperationen denselben Charakter 
tragen, bleibt dahingestellt. Peltesohn. 
239) Ueber angeborene Beweglichkeitsdefecte der Augen, von 
Dr. K. Kummer. (Verein f. Psychiatr. u. Neurolog. in Wien, Sitzung vom 
12. März 1895.) K. stellt 5 solche Fälle vor, darunter 3 Geschwister aus 
einer neuropathisch schwer belasteten Familie. Von dieser letzteren zeigten 
2 Mädchen Beschränkung in der Wirkung der Seitenwender nach rechts und 
links bei erhaltener Convergenz, 1 Knabe nur linksseitige Abducenslähmung, 
aber ohne Secundärcontractur. Der 4. Fall, einen 17 jährigen Mann betreffend, 
verhielt sich genau wie die beiden Mädchen, hatte aber ausserdem sein Con- 
vergenzvermögen eingebüsst. Beim 5. Falle zeigten sich alle abducirenden 
Muskeln des linken Auges paretisch und ausserdem eine geringe Ptosis. Verf. 
hält diese cungenitalen exterioren Ophthalmoplegien für nicht identisch mit dem 
sog. infantilen Kern- oder Augenmuskelschwund (Möbius), weil 1) das Leiden 
oft mit anderweitigen Bildungsanomalien verbunden erscheint, 9) bei Lähmung 
der Seitenbewegung doch die Convergenz erhalten bleiben kann, also die Interni 
wirksam sind, 3) Fälle beobachtet worden sind, wo nicht Fehlen des Muskels 
die Ursache des Ausfalls war, sondern der ganz normal entwickelte Muskel un- 
wirksam blieb, 4) die Secundärcontraction immer fehlte, 5) das Uebel oft in 
mehreren (Generationen einer Familie oder bei mehreren Mitgliedern einer 
Familiengeneration vorkommt, 6) weil Muskeln und Kerne in einschlägigen 


Fällen normal entwickelt gefunden worden sind. — Verf. hält aus diesen 
Gründen auch die Bezeichnung der angeborenen Augenmuskellähmung für schlecht 
gewählt. Peltesohn. 


240) Ueber einen Fall von Alexie! mit Farbenhemiopie, von 
Dr. Ziehl. (Naturforscherversamm]. in Lübeck 1895. Neurolog. Section.) Z. be- 
richtet über eine Frau mit vitium cordis, die nach einer heftigen Erregung 
plötzlich nicht mehr lesen konnte. Buchstaben erkannte sie nur sehr mangelhatt, 


’ Vgl. Note zu S. 556 und Wörterb. d. Augenheilk. S. 3. H. 


— 58 — 


Zahlen nicht mehr, wenn sie vierstellig waren, ausser Jahreszahlen. Schreiben 
konnte sie ungestört, aber ihr Geschriebenes nicht lesen. Die Gesichtsfelder 
für Weiss waren intact, dagegen bestand für alle Farben eine bilaterale rechts- 
seitige Hemianopsie, deren Trennungslinie vertical durch den Fixirpunkt ging. 
Sprachstörungen oder Lähmungen complicirten nicht das Krankheitsbild, welches 
noch ein Jahr bis zum Tode so anhielt. Peltesohn. 
241) Beitrag zur Kenntniss der neuroparalytischen Augen- 
entzündung und die Innervation des Geschmacks, von Dr Scheier. 
(Berlin) Ebenda. Sch. sah 2 Fälle von Trigeminusverletzung an der Schädel- 
basis, in denen mit Ausnahme des motorischen Astes der ganze Nervenstamm 
betroffen war. Während in dem einen Falle Ulcerationen an der Hornhaut uud 
den Schleimhäuten des Mundes und der Nase auftraten, blieb der andere davon 
frei, obwohl hier noch eine Facialislähmung dazu kam, also das Auge allen 
Fremdkörpertraumen schutzlos preisgegeben war. Es seien deshalb die Ent- 
zündungen der Hornhaut immerhin nicht als traumatische aufzufassen, wie sie 
noch Krause in seiner jüngsten Arbeit über die Exstirpation des Ganglion 
Gasseri hinstellen möchte, sondern als wirklich neuroparalytische, trophische, 
bedingt durch die Durchschneidung der im Trigeminus verlaufenden tropbischen 
Fasern, wie Meissner, Büttner und Samuel experimentell nachzuweisen ver- 
sucht haben. Peltesohn. 
242) Ueber Gesichtsfeldermüdung und Gesichtsfeldeinengung 
mit Berücksichtigung der Simulation, von Prof. Schmidt-Rimpler. 
(Ebenda.) Vortr. bestreitet, dass die Gesichtsfeldermüdung überwiegend bei 
nervösen Individuen vorkommt. Unter 154 Personen, von denen nur 4 nervöse 
Erscheinungen boten, fanden sich auf seiner Klinik 67 mal Ermüdungsgesichts- 
felder (5" bis 35°) und unter 46 Insassen der Irrenheilanstalt nur 13 mal. Nach 
seiner Meinung ist das Ermüdungsgesichtsfeld lediglich der Ausdruck nach- 
lassender Aufmerksamkeit und schwindet auf energische Aufforderung, Acht zu 
geben. Selbstverständlich tragen nervöse Zustände, auch körperliche Schwäche- 
„ustände dazu bei. Aber ein objectives Symptom könne deshalb das Ermüdungs- 
gesichtsfeld nicht genannt werden. Es ist natürlich, dass damit auch seine 
Bedeutung für die Simulation hinfällig wird; der Simulant kann die Ermüdung 
ebenso gut zeigen, wie der gewöhnliche Prüfling, ohne deshalb krank zu sein. 
Dagegen hat die concentrische Gesichtsfeldeinengung immerhin eine Bedeutung, 
da sie, freilich nur in seltenen Fällen, bei der traumatischen Neurose vorkommt. 
. Aber es bedarf mannigfach vergleichender Messungen (z. B. in verschiedenen 
Entfernungen), um ihr reelles Vorhandeusein zu constatiren und Simulation aus- 
zuschliessen. Peltesohn. 
243) Empyem des linken Sinus frontalis, Perforation nach der 
Schádelhóhle hin, intradurale Eiterung, von Dr. Adolf Wallenberg 
in Danzig. (Neurol. Centrlbl. 1895, Nr. 20.) W. sah bei einer 52 jährigen 
Wittwe ein Stirnhöhlenempyem, weil die Erlaubniss zur Operation zn spat er- 
theilt wurde, tödtlich enden. Section und klinischer Befuud deckten sich voll- 
kommen. Es hatten complete Ptosis bei geringem Oedem der Oberlidgegend, 
Supraorbitaldruckschmerz, später motorische Aphasie bestanden. Es fand sich 
ausser den operativen Veränderungen die dura mater hinter dem Sinus fron- 
talis in grösserer Ausdehnung gelbgrün verfärbt und glanzlos, und nach ihrer 
Eröffnung entleerte sich aus der Gegend der Fossa Sylvii eine grössere Menge 
stinkenden Eiters, welcher von der Perforationsöffnung nach hinten untergeflossen 
und sich zwischen Pia und Dura dort gestaut hatte. Bemerkenswerth war die 
Abwesenheit aller Augensymptome (kein Exopthalmus, keine Stauungspapille, 


— 559 —- 


keine Beweglichkeitsbeschränkung) bis auf die Ptosis, welche wohl nur durch 
eine Infiltration der Endausbreitung des Levator palpebr. in Folge von Caries der 
inneren Uebergangsstelle von der horizontalen zur verticalen Stirnbeinplatte be- 
dingt war. Diese Motilitätsstörung des Levator sollte aufmerksamer, als bisher 
in den Lehrbüchern geschieht, für die Symptomatologie der Stirnhöhleneiterungen 
beachtet werden. Kuhnt's Sammelwerk erwähnt zahlreiche Fälle mit deutlicher 
Ptosis. Die sonst fast immer mitergriffenen Superiores blieben bei W.'s Patientin 
unversehrt, vielleicht weil die carióse Stelle der oberen Orbitalwand hier sehr 
weit vorne gelegen war. Peltesohn. 
244) Ein Fall von einseitigem Weinen bei Facialisparalyse, 
von Dr. Franke. Greifswald. (Deutsche Med. Woch. 1895. Nr. 33.) Ris 
Patientin zeigte eine vollständige linksseitige Facialislähmung und eine äusserst 
geringe Tlránensecretion dieser Seite bei völlig intactem Trigeminus. Dieser Zu- 
stand war seit dem vor !/, Jahr erfolgten Eintritt der Lähmung unverändert 
geblieben. — Bekanntlich schliesst Krause aus seinen Operationen am Ganglion 
Gasseri, dass der 'lrigeminus einen entschiedenen Kinfluss auf die 'lhránen- 
secretion hat, ausserdem jedoch ein anderer Nerv, jedenfalls der Facialis, daran 
betheiligt ist. F. erkennt diesen Standpunkt nicht an .und führt die wider- 
sprechenden Befunde nach Krause’'s Operationen auf eine wechselnd starke 
Läsion des N. petrosus superficialis major zurück. Der Facialis sei der eigent- 
liche Innervator der Thränendrüse und ihr Versagen bei Facialislähmung be- 
deute eine T,äsion des Ganglion geniculi oder noch weiter central gelegener 
Partien. Peltesohn. 
245) Ueber das Coma diabeticum, von Dr. Felix Hirschfeld. 
(Deutsche Med. Wochenschr. 27. Juni 1895.) Kine Voraussage des Coma 
diabeticum ist in keinem Falle móglich. Aber die Acetonausscheidung steht 
immerhin in gewissen Beziehungen zu dem Ausbruche des Coma. Eine häufige 
Ursache des letzteren bildete übergrosse Anstrengungen, Minderernährung mit 
Sinken des Körpergewichts, bisweilen die Einführung strenger Fleischdiät. Bis- 
weilen schliesst sich das Coma an eine Narcose an, sei es, dass diese auf der 
Hohe der Acetonausscheidung von Einfluss ist oder durch ihre Wirkung auf 
das Herz oder das Gefásssystem indirect so gefährlich ıst, dass es vielleicht 
angezeigt ist, Diabetikern lieber Aether zu reichen.  Fieberhafte Erkrankungen 
an sich führen, wenigstens bei jüngeren Individuen, nicht das Coma herbei, 
vielleicht die Intluenza ausgenommen.  Erschópfungszustánde von Seiten des 
Herzens dürfen mit dem echten Coma nicht verwechselt werden, die Unter- 
suchung des Urins auf Aceton, Acetessigsäure und Oxybuttersäure gewähren 
dafür sichere Anhaltspunkte. Für die Prognose sind zwei Gruppen zu unter- 
scheiden. Die erste umfasst meist jüngere Leute mit beträchtlicher Glykosurie 
und raschem Verlauf der Erkrankung. Hier steigt die Acetonurie im Laufe 
von Monaten immer mehr an. Die zweite Gruppe bilden ältere Leute, bei 
welchen die Krankheit zuvor milde verlief; erst ım Anschluss an eine Gangrän 
oder schwer fieberhafte septische Erkrankung tritt das Coma auf. 'Therapeutisch ist 
vor Allem prophylastisch durch Regelung der Muskelthätigkeit und durch zeit- 
weilige Uebernährung, welche dem Kräfteverfall vorbeugen soll, Vorsorge zu 
treffen. Bei schon auszebrochenem Coma wird eine vermehrte Zufuhr von Kohle- 
hydraten empfohlen, aber mit wenig Nutzen bisher angewendet. Die Anwendung 
von Alkalien hat auch mehr in der Theorie als in der Praxis eine Rolle ge- 
spielt. Peltesohn. 
246) Ueber das Coma diabeticum. Discussion zu dem obigen Vor- 
trag von Prof. Hirschberg. (Deutsche Med. Woch. Vereinsbeilage Nr. 16. 


— 560 — 


1895.) H. hat nach zwei Staroperationen, bei welchen er kein Chloroform an- 
gewendet, sondern Cocain eingeträufelt hatte, das diabetische Coma beobachtet. 
Der erste Fall endete tódtlich. Er betraf eine 70 jährige Frau vom Lande, die, 
ohne es zu ahnen, im Urin 5°/, Zucker und Spuren von Eiweiss ausschied. 
Operation und erste Zeit der Nachbehandlung verlief durchaus glatt, am dritten 
Tage trat Appetitlosigkeit, am vierten Benommenheit auf. Schon am Beginn 
des sechsten Tages Exitus. las Auge verhielt sich dabei bis zum Tode tadel- 
los. Gangrän und Furunkel waren nicht vorhanden, übrigens auch bei vielen 
Diabetikern niemals von Einfluss auf die Staroperation gewesen oder Ursache 
eines Coma. Der zweite Fall betraf ein 17 jähriges Mädchen mit 6°/, Zucker 
und doppelseitigem Star. Eine Woche nach der Extraction des rechten Stars 
traten bedenkliche Vorzeichen eines drohenden Coma ein, das aber unter passenden 
Maassnahmen abortiv verlief. Peltesohn. 
247) Colour blindness and defective eyesight in the personnel 
of the mercantile marine, by Mr. Bickerton, Liverpool. (Brit. Med. 
Journ. May 18, 1895.) B. giebt in einem Referat die Verhandlungen wieder, 
welche zwischen der Deputation der englischen Aerzte und dem Board of Trade 
gepflogen wurden. Die überreichte Adresse gipfelte in folgenden Vorschlägen, 
welche an Stelle der zur Zeit bestehenden unzulänglichen Bestimmungen treten 
sollen: 1. Kein Junge oder Mann soll unter die Mannschaft der Handelstlotte © 
aufgenommen werden, bevor nicht sein Sehvermögen und Farbensinn 
erprobt worden sind. 2. Jeder Matrose soll erst angemustert werden, wenn er 
ein Zeugniss hierüber vorweisen kann. 3. Farbenblindheit und mangelhaftes Seh- 
vermögen sollen ein Grund sein, einen bereits bestehenden Vortrag während der 
Lehrzeit zu brechen. 5. Schiffsoftiziere, welche nachträglich als farbenblind er- 
kannt werden, sollen, sobald sich eine Gelegenheit hierzu bietet, als Beamte der 
Board of Trade beschäftigt werden, damit sie nicht in Folge ihrer Entlassung 
aus der bisherigen Stellung ihrem Ruin entgegenzugehen brauchen. 6. Die 
Untersuchung auf Sehkraft und Farbensinn selbst soll von vorgebildeten Medicinal- 
personen vorgenommen werden, in einem speciell für diesen Zweck hergestellten 
Raum mit constauter künstlicher Beleuchtung, welcher in den grösseren See- 
städten täglich öffentlich zugänglich sein müsste. Peltesohn. 
248) Die Physiologie des Trigeminus nach Untersuchungen an 
Menschen, bei denen das Ganglion Gasseri entfernt worden ist, von 
Prof. Fedor Krause, Altona. (Münchener med. Wochenschr. 1895. Nr. 25 u. fl.) 
Die hochinteressanten Beobachtungen, welche der durch seine kühnen Trigeminus- 
resectionen innerhalb der Schädelkapsel bekannt gewordene Verf. als Erster am 
Menschenmaterial machen konnte, ergaben eine Fülle für den Neurologen wich- 
tiger Momente. Soweit das Auge in Betracht kommt, seien hier kurz folgende 
Auszüge wiedergegeben. Die Experimentalversuche im Augenblick der Durch- 
schneidung des Trigeminus konnten mit Rücksicht auf die nothwendige Asepsis 
während und nach der Operation am Menschen nicht verfolgt werden. Es ent- 
zogen sich daher etwaige Veränderungen in Bezug auf Ex- und Enophthalmus, 
Lidspaltenóffnung, Pupillengrósse, Injection der Iris, Conjunetiva und Selera 
seiner Wahrnehmung. Dagegen ergaben sich späterhin eine ganze Reihe von 
bestimmten Ausfallserscheinungen. In allen Fällen bestand eine dauernde 
und nach Jahren noch in Bezug auf Ausdehnung und Intensität unverändert 
vollkommene Anästhesie der Hornhaut und der gesammten Bindehaut. Aber 
beide bleiben, abgesehen von einer etwas geringeren Feuchtigkeit der Lider, 
äusserlich durchaus normal. Lidschluss tritt nur synergisch mit der gesunden 
Seite ein, wenn hier ein Reiz ausgeübt wird; er erfolgt aber ebenso oft, wie 


— 561 — 


er gewohnheitsmässig auf dieser Seite durch den Reiz der Luft und der Verdun- 
stung ausgelöst wird. Daher kommt es beim Menschen nicht zu der Horn- 
hauttrüäbung und -Geschwärsbildung. Die Spannung des Bulbus bleibt dauernd 
normal, ebenso der ophthalmoskopische Befund. In drei Fällen bestanden 
vor der Operation bereits entzündliche Veränderungen. In dem ersten Falle 
einer 71 jährigen Frau erwies sich jede örtliche Behandlung ihres chronischen 
eitrigen Bindehautcatarrhs als nutzlos, aber er blieb auch nach der Entfernung 
des Ganglion Gasseri unverändert. Der zweite 55jihrige Patient hatte an einer 
Thränensackeiterung gelitten und bekam 3 Tage nach der Operation eine Keratitis, 
die sehr bald zum Hypopyon führte. Aber diese schwere infectiöse Entzündung 
heilte aus, obwohl der Trigeminuseinfluss fehlte, nur anscheinend viel langsamer, 
als gewöhnlich, sodass erst 9 Monate nach der Ganglionexstirpation das Auge 
offen bleiben konnte. Bei der dritten 70 jährigen Patientin trat 2 Jahre nach 
der Operation bei mangelnder Schonung eine Keratitis superficialis ohne Ge- 
schwürsbildung nur auf der operirten Seite auf, heilte aber ohne Störung voll- 
kommen aus. Es scheint also lediglich eine geringere Widerstandsfáhigkeit 
gegen entzündun,;serregende Eintlüsse auf der anästhetischen Seite vorhanden 
zu sein. An und für sich führt aber der blosse Ausfall der Trigeminuswirkung 
keine Störungen herbei. Man bedarf auch keiner Schutzmaassregeln, um das 
Auge vor der gefürchteten Keratitis neuroparalytica zu bewahren. Die Lid- 
spalte der operirten Seite zeigt sich in zwei Fällen, auch 2 Jahre nach der 
Operation in der Ruhe enger, indem das Oberlid etwas tiefer herabgesunken 
war. In denselben Fällen bestand ein leiser Enophthalmus. Die Pupille zeigte 
ein verschiedenes Verhalten. Bei einer Patientin zeigten sich dauernd beide 
Pupillen gleich weit und gleich gut reagirend. Bei einem anderen Kranken 
schien die Pupille der operirten Seite etwas weiter und blieb relativ weiter bei 
Convergenz und Accommodation, obwohl sie sich dabei deutlich zusammenzog. 
Die Lichtreaction schien nicht so rasch und so ausgiebig, wie auf der anderen 
Seite. Noch markanter zeigte sich dieses Verhalten bei einer anderen Patientin. 
Sonstige Abweichungen im Verhalten der Pupillen liessen sich nicht feststellen. 
Irgendwelche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ebensowenig ableiten, wie 
von dem bisher vorliegenden Material aus den Thierexperimenten. Offenbar 
sind individuelle Verschiedenheiten in der Function des Trigeminus vorhanden. 
Die Thränenabsonderung zeigte sich bei allen Operirten dauernd vermindert, 
jedoch wurde die Oberfläche des Auges genügend feucht gehalten. Es unter- 
liegt demnach keinem Zweifel, dass dem Trigeminus ein wesentlicher Einfluss 
auf die Thrünenfunction zukommt. Die zur Thränendrüse verlaufenden Fasern 
im N. laerymalis und N. subcutaneus malae müssen also zum Theil den Trige- 
minus von Hause aus angehóren und nicht erst durch Anastomosen vom Facialis 
her ihm übermittelt sein oder auf sympathischen Bahnen vom verlàngerten Mark 
her in ihn hineingelangen. Andererseits muss, da die Thränen nicht gänzlich 
versiegen, ein anderer Nerv, also wohl der Facialis, diese Function zum ‘Theil 
vermitteln. Das Sehvermógen litt iu. keinem [ alle. Peltesohn. 
249) A problem in neurology. Peculiar iris-reaction with post- 
neuritic optic atrophy, by George M. Gould. (Journ. of Nerv. and Ment. 
Diseases. 1895. April.) G. beobachtete bei einem 12jährigen Mädchen, welches 
auf beiden Augen durch neuritische Sehnervenatrophie vollständig erblindet war, 
ein eigenthümliches Pupillenphänomen. Während beide Pupillen ganz weit und 
starr waren und selbst auf concentrirten Lichteinfall nicht reagirten, contrahirten 
sich beide Pupillen binnen einer halben Minute oder melır, wenn das Kind bei 
diffusem Tageslicht oder Sonnenschein an ein offenes Fenster gesetzt wurde, bis 
36 


— 562 — 


zur normalen Grösse. Die Contraction war eine so allmähliche und langsame, 
dass sie nicht wahrgenommen werden konnte. Auf dieselbe Weise, vielleicht 
etwas geschwinder, trat die Erweiterung der Pupillen ein, wenn das Kind sich 
wieder vom Fenster abwandte. Das Problem dieses Falles ist ein doppeltes. 
Es bleibt zu erklären, wie ein total atrophischer Sehnerv, der von der Peripherie 
her erkrankt gewesen war, der Vermittler einer Pupillenreaction werden, und 
wie ist es zu deuten, dass concentrirtes Licht nicht so energisch wirken kann, 
wie diffuses "Tageslicht? Peltesohn. 


250) Cataract operations between the ages of 80 and 90, with 
a table of cases, by Hasket Derby. (Boston Med. and Surg. Journ. 1895. 
Septemb. 26.) Aehnlich Higgens, welcher unter 925 Starfällen 19 sammelte, 
die über 80 Jahre alt waren, und darunter 17 volle Erfolge verzeichnen konnte, 
stellt D. 34 solcher Fälle hohen Alters zusammen. Er hatte 85 °/, volle Er- 
fülge, 6°/, partielle Erfolge und 6°/, Verluste; in 3°/, fehlten die Notizen. 
Es befanden sich darunter Fälle aus der vorantiseptischen Zeit. In Bezug auf 
die Prognose verhalten sich also diese ältesten Starpatienten nicht schlechter 
als die jüngeren Altersklassen. Peltesohn. 


251) Hysterical amblyopia and amaurosis. Report of five cases 
treated by hypnotism, by J. Arthur Booth. (Americ. Neurolog. Association. 
— Bost. Med. Journ. 1895. Sept. 26.) Die Fälle zeichneten sich in der Rerel 
durch das plötzliche Auftreten der Erscheinungen nach einem körperlichen oder 
geistigen Shock aus. Ausser einer gewissen Anästhesie der Cornea bei einzelnen 
Fällen liess sich am Auge kein objectives Symptom nachweisen. Die Patienten 
klagten über mangelhaftes Sehen, Supraorbitalschmerz und grosse Lichtscheu. 
Den ersten Fall heilte er innerhalb zwölf hypnotischen Sitzungen, einen zweiten 
in sechs. Beide hatten eingeengte Gesichtsfelder gehabt. Beim dritten Falle 
mit einseitiger Erblindunz gelang ihm die Heilung in fünf Sitzungen, ebenso 
bei einem gleichen vierten Patienten; dagegen versagte seine Suggestionskunst 
gänzlich bei einem fünften Falle, der ebenfalls einseitig erblindet war. Bei 
allen Fällen war der Farbensinn intact und zeigten die Farbenfelder keine Ver- 
schiebung. Peltesohn. 


252) A marked case of exophthalmus due to intra-orbital cyst, 
by Charles J. Proben. (Med. Rec. 1895. Aug. 24.) Pat. trug seinen Ex- 
ophthalmus bereits 7 Jahre mit sich herum, als er, lediglich aus kosmetischen 
Rücksichten, den Verf. consultirte. Als Ursache fand sich eine den grösseren 
Theil der Orbita ausfüllende Cyste, welche, frei von Verwachsungen mit der 
Umgebung, den Bulbus langsam, aber sehr beträchtlich nach vorn und unten 
drängte, indem sie die den Augapfel umkleidenden Gewebe, den Sehnerv ein- 
geschlossen, ohne Schaden dehnte. Der Opticus muss dabei fast 2 cm über 
seine natürliche Lánge hinaus gestreckt worden sein. Peltesohn. 


253) The cause and treatment of corneal ulcers, by S. Latimer 
Philipps. (Ibid.) P. theilt die Hornhautgeschwüre bezüglich ihrer Aetiologie 
in zwei Kategorien ein, einmal die grosse Zahl der durch constitutionelle Ur- 
sachen bedingten Schwärungen, und dann die hauptsächlich durch ein Trauma 
entstandenen. Letztere können durch jeglichen Fremdkörper herbeigeführt werden, 
die schlimmsten Eiterungen sah Verf. aber nach Verletzungen mit Getreidehalmen, 
welche eine unregelmässige Wunde setzen, in welche sich pathogene Keime 
leicht festsetzen; auch bei schiefstehenden Cilien. Ferner kommen als locale 
Ursachen Granulosa der Lider, Nasenleiden, acute und chronische Bindehaut- 
catarrhe in Betracht. Bei der Behandlung achtet P. in erster Linie auf die 


— 563 — 


constitutionellen Veränderungen. Local sucht er bei acuten Geschwüren be- 
ruhigend, bei indolenten reizend zu wirken. Als souveränes Mittel wendet er die 
Galvanocause an, daneben mit vorzüglichem Erfolge auch die reine Carbolsäure, 
welche er mit einem feinen Sondenknopf auftupft, natürlich nur in allerkleinsten 
Mengen. Peltesohn. 
254) The significance of eye symptoms in Bright’s disease, by 
Dr. Frank van Fleet. (Med. Record. 1895. June 29.) Nephritis macht am 
Auge äusserliche und innerliche Erscheinungen. Zu den ersteren zählen das 
Lidódem und die Suffusionen der Bindehaut. Die Veränderungen am Hinter- 
grunde des Auges betreffen die Blutgefässe und die Nerven, und manifestiren 
sich dementsprechend als Blutungen in die Netzhaut und Aderhaut oder als 
Neuritis, Retinitis und Neuroretinitis. Die schlimmste Bedeutung besitzt die 
Retinitis albuminurica, welche selten, ohne deutliche Spuren zu hinterlassen, 
zurückgeht. Sie bedeutet in den meisten Fällen das bevorstehendes Ende. In 
80 "/, der Fàlle folgte der Tod innerhalb 1—2 Jahren; eine Ausnahme machen 
nur die acuten Nephritiden und natürlich die Schwangeren. Von 6 Fällen, die 
Verf. während der letzten 22 Monate beobachtet hatte, war nur einer noch am 
Leben, und keiner von ihnen hatte eine Ahnung von seinem Leiden gehabt. — 
Ein anderes Symptom ist die Bright’sche Amaurose oder plötzliche Erblindung. 
Sie kann ohne alle ophthalmoskopischen Erscheinungen einhergehen und lediglich 
durch Urámie bedingt sein. Gewöhnlich kommt diese Form bei den acuten 
Erkrankungen vor und kann in vollständige Heilung ausgehen. — Dr. Blake 
White bemerkt in der Discussion, dass man bei diesen Fällen von Retinitis 
wiederholt den Urin untersuchen müsse, auch wenn mehrere Prüfungen negativ 
ausgefallen seien. Bezüglich der Prognose käme es sehr auf die Form der 
Nephritis an, von denen die Schrumpfung der Niere natürlich am verderblichsten 
ist. Dr. N. J. Hepburn ist der Ansicht, dass das typische Bild der albumin- 
urischen Retinitis fast ausnahmslos für die chronische Form der Schrumpfniere 
spräche und darum prognostisch so trübe aussieht. Peltesohn. 
255) Die Heilung der trachomatósen und scrophulósen Keratitis 
durch Lidlockerung, Blepharochalasis, von Dr. Gustav Schwabe, 
Augenarzt in Leipzig. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. 16. Mai.) S. schreibt 
dem Liddruck eine eminent wichtige Rolle bei der Entwickelung der Hornhaut- 
leiden zu und sieht dementsprechend in der Lidlockerung einen bedeutenden 
Heilfactor. Er hat in 10 Jahren bei 510 Fällen die Blepharöchalasis gemacht, 
um dadurch einmal den äusseren Lidwinkel zu vergrössern und zugleich durch Ver- 
kürzung der Haut am Ober- und Unterlid 1—2 mm dieselben von der gefährdeten 
Cornea abzuhebeln. (Die Einzelheiten der Operation sind aus einer Reihe von 
Zeichnungen ersichtlich.) Die Heilung des Pannus traechomatosuf geht nach 
dem Verf. in 2—4 Wochen von Statten. Recidive sollen nur selten eintreten 
und leicht ablaufen. Die Erklärung sieht S. einmal in der Befreiung des Bulbus 
von dem abnormen Liddruck und dann in der Herstellung einer regeren Luft- 
circulation zwischen Cornea und Lid, die die Granulationsbildung erschwert und 
die Secretion vermindert und das Hornhautepithel gegen die ätzenden und in- 
fieirenden Eigenschaften des trachomatösen Secretes abhärtet (?). Die Did- 
lockerung gewährt den weiteren Vorzug, dass neu aufspriessende Granulationen 
sofort viel bequemer auf caustischem oder mechanischem Wege behandelt werden 
können. Aehnliche Vortheile bietet das Verfahren auch bei den scrophulósen 
und bei allen äusseren mykotischen und traumatischen Hormbautaffectionen. 
Verf. geht soweit, damit eine Heilung des bedrohten Auges in 2—: Wochen 
fast absolut sicher zu garantiren. Peltesohn. 
36* 


-- 564 —- 


256) Ueber die Combination organischer und hysterischer Seh- 
störungen, von Dr. Samelsohn. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 13.) 
Bisweilen wird ein florides Augenleiden durch eine hysterische Anıblyopie oder 
selbst Amaurose verdeckt. Einen solchen Fall hat S. beobachtet, wo auf dem 
einen Auge atrophische Verfärbung der Papille mit völliger Erblindung, auf dem 
anderen centrale Chorioiditis mit hóchstgradiger Amblyopie und Gesichtsfeld- 
einengung als durch Hysterie complicirt sich herausstellte und auf diese Weise 
einer schnellen Heilung entgegengeführt werden konnte. Peltesohn. 

257) Bemerkungen über einige äussere Krankheiten des Auges, 
von Dr. Walter Albrand. (Deutsche med. Wochenschr. 1895. Nr. 25 u. 26.) 
À. hat das Material der Schóler'schen Klinik gesichtet und fand, wie das 
auch von anderer Seite bekannt ist, in der Hälfte aller Fälle äussere Augen- 
krankheiten, darunter obenan mit fast 50°/, die scrophulósen Formen. Eine 
zweite Gruppe umfasst: a) die Keratitis parenchymatose mit 0,93 °/, (nach 
Uhthoff nur 0,62?/,), bei welcher Lues als Ursache in mindestens 47,9 "/, 
nachgewiesen werden konnte. Die Ansicht, dass die parenchymatóse Keratitis 
stets Theilerscheinung der Syphilis sei, auch wenn letztere nicht nachweisbar 
ist, theilt A. deshalb nicht. Er fand als andere Ursache 17mal deutliche 
Rachitis, Diabetes, Influenza, Malaria und Gicht. In 3 Fällen glaubt er zur 
Annahme einer tuberculösen Infection der Cornea berechtigt zu sein. Traumen 
waren ebenfalls 3mal voraufgegangen und vielleicht eine, allerdings nur indirecte 
Ursache der Keratitis geworden. In 23 Fällen liess sich gar keine Ursache 
eruiren. b) Die (Epi-) Scleritis mit 0,4"/,. Sie kommt hauptsächlich bei 
Erwachsenen vor, überwiegend bei Frauen. Recidive traten sehr häufig, in 
18,9°/, auf. In !/, der Fälle wird nach kürzerer oder längerer Pause das 
zweite Auge ergriffen. Am häufigsten ist die diffuse Form, am hartnäckigsten 
aber die buckelförmige, welche sich mit Randinfiltration der Cornea (sclerosirenden) 
complicirt. In 11,3 "/, wird die Iris, in 7,55 "/, auch die Chorioidea betheiligt. 
Lues spielte in 15,1"/,, Gelenkrheumatismus in 18,9 ?/,, heftigere Muskel- 
rheumatismen in 33,9"/, eine Rolle. In einem Falle schien es sich um eine 
Miliartuberculose zu handeln, die sonst noch keine Symptome gemacht hatte. 
Wirkliche Gicht liess sich in keinem einzigen Falle nachweisen, in 206,6 "/, 
blieb überhaupt die Aetiologie im Dunklen.  Therapeutisch weiss A. nichts 
Neues zu berichten, als dass Schóler mit Vorliebe die partielle Peritomie mit 
Abrasio des scleritischen Buckels macht. c) Die Iritis mit 2,52 °,,. Vor- 
wiegend fand sie A. in seiner Zusammenstellung beim weiblichen Geschlecht 
und einseitig bleibend. Recidive wurden in 10,8 °/, der Fälle beobachtet, und 
zwar vorwiegend bei den rheumatischen Iritiden. Lues war nur in 23,7 "j, 
nachweisbar, Rheuma dagegen in 38,4°/,. Die Recidive in diesen letzteren 
Fällen und das Fortschreiten des Processes auf die hinteren Partien des Auges 
konnten am ehesten durch die Irideetomie bekämpft werden, die im entzündungs- 
freien Stadium ausgeführt wurde. Unter den übrigen Ursachen der Iritis fanden 
sich Malaria, Influenza, Typhus, Febris gastrica, Lepra, und etwa in 2 ?/, konnte 
Tuberculose in Betracht gezogen, wenn aucl nur einmal mit Sicherheit ver- 
werthet werden. Wenn auch diese Zahlen hinter den Anschauungen Michels 
über die tuberculóse Grundlage vieler uvealen Erkrankungen zurückbleibt, so 
bleibt doch immerhin die Aufforderung Quint's beherzigenswerth, der anti- 
tuberculósen Allgemeinbehandlung mit Kreosot bei Iritis grössere Aufmerksamkeit. 
zuzuwenden. Peltesohn. 

258) Ein Beitrag zu den acut entstehenden Ophthalmoplegien, 
von Dr. A. Sehule. (Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. XXVII. S. 295.) 


— 00 — 


Sch. fand bei der Section eines 66jährigen Alkoholikers, der wenige Wochen 
vorher neben linksseitiger Hemiparese an Stórungen verschiedener Augenmuskeln 
erkrankt war, atheromatóse Degeneration der grósseren und kleineren Arterien 
des ganzen Gebirns mit vielfachen Wandverengerungen und Blutungen in der 
Umgebung, ausserdem zahlreiche Erweichungsherde an indifferenten Stellen. 
Ein Herd, der sich vom rechten Hirnschenkel bis zur hinteren Vierhügelgegend 
erstreckt und den rechten Oculomotoriuskern zerstört hatte, konnte als Er- 
klärung für die klinischen Erscheinungen herangezogen werden. — Ein weiterer 
Fall von vorübergehender Augenmuskelstörung betraf einen angehenden Tabiker. 
s Peltesohn. 
259) Die Sensibilität der Conjunctiva und Cornea, von W. A. 
Nagel. (Pflügers Archiv. Bd. LIX.) Die von v. Frey geleugnete Empfindungs- 
fahigkeit der Binde- und Hornhaut für einfache Berührung wird von N. durch 
geeignete Application des Reizes theilweise nachgewiesen. Beide sind für Kälte- 
reize empfindlich, nicht so sicher für Wärme, insofern Berührung mittelst eines 
heissen Pinsels als nicht kalt und nicht warm bezeichnet wird. Die Empfind- 
lichkeit sowohl für thermische, wie für tactile Reize ist an den verschiedenen 
Stellen verschieden deutlich, und auch individuell anders. Die Bindehaut des 
Oberlids ist fast anásthetisch da(ür, die Carunkel dagegen meist für Wärme 
und Kälte gleich sensibel. Bei Berührung mit einem warmen Gegenstande tritt 
der Lidschlussreflex weit weniger stark auf, als bei Application von Kälte. 
Anästhetische Punkte der Cornea und Conjunctiva lösen gar keinen Lidschluss aus. 
Peltesohn. 
260) Ein Fall von Sarkom der Vierhügel und des linken Tha- 
lamus opticus, von Dr. J. von Scarpatetti. (Jahrb. f. Psych. u. Neur. 
1895. Bd. 14.) Die klinischen Erscheinungen des 26jähr. Kranken waren fort- 
schreitende Abnahme des Sehvermögens, ungleiche, starre Pupillen, beiderseitige 
Accommodationslähmung; später Stauungspapille, Parese beider Oculomotorii und 
Abducenten. Bei der Obduction fand sich ein Tumor, welcher die Vierhügel 
vollständig durchsetzte, die linke Haube mit der Schleife und nahezu den 
ganzen linken Thalamus einnahm.  Oculomotorius- und 'lrochleariskern waren 
zerstört, dagegen der Abducens nur indirect betroffen. Peltesohn. 
261) Du larmoiement hyatérique, par E. Berger. (Progrès méd. 
1895. 5. Oct.) Verf. hat von der in der Literatur kaum beschriebenen, von 
Lannelongue als sehr selten erwähnten Epiphora hysterica sechs Fälle ge- 
sehen und theilt sie ausführlich mit. B. fand das Syınptom in jeder Phase der 
Hysterie und unabhängig von der Schwere der Erkrankung. €s dauerte bald 
Monate, bald Jahre und trat auch intermittirend auf. Meist war die Affection 
einseitig und auf dieser Seite dann die übrigens auf beiden Augen stets nach- 
weisbare Gesichtsfeldeinengung stärker ausgesprochen. Fast stets bestand 
Blepharospasmus und sehr haufig Sensibilitatsstérung der Conjunctiva und Cornea. 
In einem Falle war dem Thränentluss eine abnorme Trockenheit der Bindehaut 
voraufgegangen. Aufregungen und gelangweilte und unbefriedigte Stimmung 
vermehrten die Epiphora, Lustempfindungen trugen zu ihrer Verminderung bei. 
Die Behandlung musste vorwiegend psychisch sein, wie gewöhnlich bei der 
Hysterie. | Peltesohn. 
262) Recidivirende doppelseitige Amaurose mit nachfolgender 
temporaler Hemianopsie, von Th. Jewetzki. (Gesellsch. d. Neuropatho- 
logen zu Moskau. Sitzung vom 18. Nov. 1894. Neurol. Centralbl. 1896, 4.) 
J. erhob bei einem 19jährigen Landmann, der bereits 2 Jahre vorher ähnlich 
erkrankt war, folgenden Befund: Lichtstarre Pupillen, mässig weit, deutlich 


— 566 -- 


ausgeprägter Hippus, normaler Hintergrund mit nur mässig ausgedehnten Venen, 
totale Amaurose, welche drei Wochen vorher binnen wenigen Stunden ohne 
Nebenerscheinungen eingetreten war. Als unter dem Einfluss antisyphilitischer 
Behandlung nach zehn 'lagen das Sehvermógen wiederzukehren begann, zeigte 
sich sofort eine temporale Hemianopsie, wie sie auch nach dem ersten Anfall 
vor zwei Jahren vom Pat. bemerkt worden, damals aber allmählich geschwunden 
war. Während die Hemianopsie dies Mal stationär blieb, kehrte die Lichtreaction 
der Pupillen, anfangs mit hemiopischem Character (Wernicke'sches Symptom) 
zurück und die Sehkraft hob sich bis zu 0,5 bezw. 0,1. J. diagnosticirt eine 
partielle Zerstörung des Chiasma durch ein kleines Gummi am Türkensattel. 
Peltesohn. 
263) Ueber Hemianopsie bei Urümie, von Fr. Pick. (Deutsches 
Archiv für klin. Medicin. 1895. Bd. 56, S. 69.) P. beobachtete in vier Fällen 
chronischer Nephritis, welche er mittheilt, das Auftreten einer Hemianopsie im 
Anschluss an die urämische Amaurose Die Erklärung dieses Zusammenhanges 
sucht er dadurch, dass die die Amaurose herbeiführende toxische Lähmung der 
beiderseitigen centralen Sehbahnen eine Hemisphäre stärker oder nachhaltiger 
geschädigt habe, als die andere. Eine Analogie dafür finde man in der Halb- 
seitigkeit der bei Urämie auftretenden Krämpfe und Lähmungserscheinungen. 
Bezüglich der Art der Läsion im Gehirn sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, 
dass die Urämie durch Beeinflussung der Vasomotoren des Gehirns zur Nekrose 
oder in einem Gefässe zur Gerinnung des Blutes und consecutiver Krweichung 
führen könne. Peltesolin. 
264) Ein Fall von papulósem Syphilid der Conjunctiva bulbi, 
von Dr. G. Gutmann. (Demonstr. im Verein für innere Medicin zu Berlin. 
Deutsch. med. Woch. 1895. Nr. 20.) G. stellt einen acht Wochen vorher syphi- 
litisch inficirten 38jähr. Schmied vor, der gleichzeitig mit dem Auftreten der 
Allgemeinerscheinungen am Auge erkrankt war. Ein linsengrosser, flach er- 
habener Knoten von bräunlich-rother Farbe unten aussen in der Conj. bulbi, 
über der Sclera leicht verschieblich bei starker Röthung der gesammten Binde- 
haut und theilweise chemotischer Schwellung derselben, stellte das Krankheits- 
bild dar, welches mit Rücksicht auf die Anamnese zweifellos als Papel gedeutet 
werden musste und in der That nach der Inunctionskur mit Hinterlassung eines 
schwach bräunlichen Pigmentileckes verschwand. — Herr Blaschko macht in 
der Discussion darauf aufmerksam, dass diese seltene Localisation in der Binde- 
baut in dem gegebenen Falle vielleicht dadurch sich erklären lässt, dass der 
in grosser Feuerhitze arbeitende Schmied mit dem erkrankten Auge dem Feuer 
mehr zugewandt war, und die Bindehaut nicht länger, wie bei anderen Menschen 
durch ihre stärkere Abkühlung in Fulge ihrer Obertlächenverdampfung einen 
schlechten Nährboden für die Entwickelung der Papeln darbot. Peltesohn. 
265) An Improved „Wool-Stick“ for Testing Colour Vision (mit 
Illustration). (Brit. med. Journ. Nr. 1836.) Eine englische Firma, Down Bros. 
hat das in Amerika seit 1880 beliebte, nach Holmgreen's, Probe von 
Dr. Thomson eingeführte Wollprobenarrangement in verbesserter und ver- 
biligter Form verfertigt, welche von Dr. E. H. Cartwright empfohlen wird. 
An einem einem Zeitungshalter ähnlichen Griff sind langfädige Wollbündel auf 
weisser Kóperunterlage angebracht und einzeln numerirt, so dass sie leicht con- 
trolirt und nicht. vermengt werden können. Handlich und übersichtlich kann 
es für die Mehrzahl der Fálle hinreichen, soll aber keineswegs für alle, auch 
wichtige Fälle die eigentliche Holmgreen’sche Probe verdrängen. 
Peltesohn. 


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266) Hirngeschwulst und topische Diagnose, von Zeller. (De- 
monstration in der freien Vereinigung der Chirurgen Berlins. Sitzung vom 
13. Mai 1895.)  Andauernder Kopfschmerz, besonders in der Gegend des linken 
Scheitelbeins, das beim Beklopfen schmerzhaft ist, beiderseitige hochgradige 
Stauungspapille, bei sonst normalen Augenfunktionen, rechtsseitige Facialis- 
parese und Hypoglossusparese liessen bei Z.'s Patientin, da auf Schmierkur keine 
Besserung eintrat, die Diagnose eines Tumor des vorderen unteren Theils der 
motorischen Region gerechtfertigt erscheinen. Die Operation liess diesen Tumor 
aber nicht finden. Wohl zeigte sich die Dura gänzlich pulsationslos und drängte 
sich nach ihrer Spaltung unaufhaltsam das Hirn aus der Öffnung hervor, aber 
eine Geschwulst verrieth sich weder dem Auge noch dem Finger. Aber die 
Beseitigung des gefahrdrohenden Hirndrucks wurde durch die Operation be- 
seitigt und die Stauungspapille und Kopfschmerzen schwanden. Erst 
nach fast Jahresfrist, als die Section gemacht wurde, wurde der Tumor gefunden, 
freilich an ganz anderer Stelle. Es zeigte sich eine wallnussgrosse Geschwulst, die 
den linken Streifenhigel einnahm und lateralwärts, sowie schräg nach vorn einen 
Fortsatz in das weisse Mark hineinschickte. — Die Schwierigkeit und Unsicher- 
heit der Diagnose, die hier nicht einmal durch den localisirten Kopfschmerz 
beim Beklopfen richtig geleitet wurde, hat ihren Grund in den ausgedehnten 
Fernwirkungen der Geschwülste und in der Aehnlichkeit der Erscheinungen bei 
Störungen der Centren und der verzweigten Leitungsbahnen. Grundsätze zu 
ihrer Unterscheidung stehen bisher noch nicht fest. Sonnenburg sieht die 
Indication zur Operation weniger bei den Tumoren, welche sehr rasch klinische 
Erscheinungen machen, heftigen Kopfschmerz und Lähmungserscheinungen und 
schnell auftretende doppelseitige Stauungspapile machen, weil es sich dann 
immer um diffuse Geschwülste handelt, als bei denjenigen Fällen, wo die 
Symptome sich ganz langsam entwickeln und ganz bestimmt auf gewisse Hirn- 
abschnitte bezogeu werden müssen und in bestimmter Reihenfolge auftreten. 
Denn diese deuten eher auf umschriebene Geschwülste, welche sich aus der 
Gehirnsubstanz ausschälen lassen. Peltesohn. 

267) Subconjunctivaler Abscess auf eigenthiimlicher ätiologi- 
scher Basis, von Dr. Hummelstein. (Niederrh. Gesellsch. fir Natur- und 
Heilkunde zu Bonn. Sitzung vom 19. Nov. 1894.) H fand beim Eröffnen 
eines kleinen Abscesses der inneren Hälfte der Augapfeloberfläche eine Cilie, 
die also durch die Bindehaut gedrungen und durch Mitschleppen infectióser 
Stoffe den Abscess veranlasst hatte. Wahrscheinlich war, da jegliches Trauma 
bestimmt in Abrede gestellt wurde, die Wimper mit einem Ende in das untere 
Thränenpünktchen! gerathen und durch den Lidsehlag dann weiter vorgetrieben 
worden; wenigsteus sprach der Sitz des Abscesses gegenüber, etwas oberhalb 
des unteren Thränenpünktchens dafür. — Ophthalmia nodosa, durch Raupen- 
haare verursacht.  Derselbe Vortr. demonstrirt einen neuen Fall von Raupen- 
haar-Knótchenentzündung, wie sie schon wiederholt von Bonn aus beschrieben 
worden sind. Die Knötchen sassen in der Bindehaut des Unterlids und des 
Augapfels; in einem steckt noch em Haar. Ebenso fand sich eines in der 
Cornea, nahe dem Limbus des inneren unteren Quadranten in einer strichformig 
infiltrirten Partie. Die Iris zeigte sich etwas trüb verfärbt, enthielt aber noch 
keine Knótchen. Peltesohn. 

268) Ueber den Faserverlauf im Sehnerven des Menschen, von 
Dr. Emil Hüfler. (Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilkunde. 1895. VII.) H. 


! Wimper im Thrànenpunkt, eine seltene, aber eigenartige Erkrankung. H. 


— 568 — 


untersuchte das Gehirn eines Paralytikers, welcher intra vitam eine Opticus- 
Atrophie gezeigt hatte, mittelst der Pal’schen Methode. Der rechte Opticus war 
gänzlich atrophirt, im linken fand sich im unteren äusseren Quadranten noch eine 
Anzahl von Faserbündeln erhalten. Eines dieser Bündel blieb in der mitt- 
leren Partie ungekreuzt und liess sich bis zum Tractus verfolgen, während 
seine untere, ventrale Portion in flachen Bogen gekreuzt verlief und dann lateral- 
wärts sich wandte. Kurz bevor der directe Uebergang der gekreuzten Fasern 
aufhórte, gingen dorsal verlaufende Fasern ab, die sich bis zum Beginn der 
grossen Commissur verfolgen liessen und schräg nach hinten, oben und innen 
zu den basalen Opticusganglien zu ziehen schienen, welche sie durch das mediale 
Fasernetz unter einander verbanden. Sie schienen auch zweifellos zu den mehr 
nach hinten verlaufenden Commissurfasern Beziehungen zu haben. — H. glaubt, 
dass die ventral übergehenden Fasern die gewöhnlichen, gekreuzten Partien, in 
dem dorsalen Fasernetz aber Fasern ganz anderen Ursprungs sind. Vielleicht 
stellt das mediale Fasernetz durch seinen Anschluss an die Commissurfasern 
eine Verbindung mit dem medialen Kniehöcker uud dann eine solche mit den 
beiderseitigen basalen Opticusganglien her, aus welchen dann vermittelst der 
dorsalen Fasernetze Fasern zum gekreuzten und ungekreuzten Bündel gelangen. 
Die Zahl der vorher im linken Opticus verlaufenden Fasern schien grösser zu 
sein als die Summe der später in beiden Tractus vorhandenen; es schien also 
ein Theil auf dem Wege der dorsalen Faserzüge die directe Opticusbahn ver- 
lassen zu haben. Peltesohn. 
269) Optische Aphasie bei einer otischen eitrigen Entzündung 
der Hirnhäute am linken Schläfenlappen mit Ausgang in Heilung, 
von H. Jansen. (Berl. Klin. Woch. 1895. 35.) Der 31jährige Patient er- 
krankte unter Schüttelfrösten mit Benommenheit, deutlicher Aphasie ohne Läh- 
mungs- oder Keizungserscheinungen und ohne Stauungspapille. Bei der Trepa- 
nation fand sich eine Nekrose des Tegmentum tympani und der benachbarten 
Dura und ein kleiner extraduraler Abscess. Die Sprachstörung besserte sich, 
aber längere Zeit noch blieb eine partielle optische Aphasie bestehen, welche 
vermuthlich durch eine Läsion der Verbindungsbahn zwischen Hinterhaupts- und 
Schläfenlappen im Gebiet des unteren Scheitelläppchens bedingt wurde. Später 
genas Pat. vollkommen. Peltesohn. 
270) Weitere Mittheilungen über die functionellen Gesichts- 
feldanomalien, mit besonderer Berücksichtigung von Befunden an 
normalen Menschen, von Dr. W. König. (Deutsche Zeitschr. f. Nerven- 
heilkde. 1895. Bd. VII) K. hat, um die Einwendungen von Peters und 
Salomonsohn zu entkräften, 216 neue Individuen, anscheinend nicht nervöse 
Leute, einer Untersuchung unterzogen und 10 neue pathologische Fälle bei- 
gefügt. Er bleibt dabei, dass die concentrische Gesichtsfeldeinengung ein den 
übrigen Sensibilitätsstöürungen der Hysterie gleich zu stellendes Symptom sei, 
welches zunächst psychisch bedingt ist. Die Gesichstfeldermüdung kommt bei 
intactem Nervensystem in ausgesprochenem Grade nicht vor, und ist bisweilen 
das einzige nachweisbare hysterische Stigma. Das Ermüdungsgesichtsfeld hat erst 
Giltirkeit, wenu die temporale Einschränkung mindestens 5— 10° beträgt und 
constant immer wieder nachzuweisen ist. Peltesohn. 
271) Beitrag zur Blepharoplastik, von Prof. Uhthoff. (Deutsche 
Med. Woch. 25. Juli 1895.) Die Blepharoplastik bei völligem Verlust des 
Lides mitsammt der Conjuctiva leidet in der Hegel unter dem Uebelstand der 
hochgradigen nachträglichen Schrumpfung und Zusammenrollung des Lappens, 
wodurch nicht nur die Lappenwand gegen den Bulbug reibt, sondern auch der 


— 569 — 


Lidschluss unzureichend wird. U. benutzte einen Wink Samelsohn's, den 
dieser bisher nur für die operative Behandlung des Symblepharon verwerthet 
hat, um den aus der Stirn in der Verlàngerung der Nasenwurzel entnommenen 
Lappen zu unterfüttern. Er hatte ein durch Carcinom zerstórtes Unterlid zu 
ersetzen und práparirte zuerst einen viereckigen dünnen Hautlappen, dessen 
Basis im Rande des oberen Lides gelegen war, um diesen dann schürzenförmig 
nach unten herunterzuschlagen und den nun freien Rand mit der Augapfel- 
bindehaut zu vereinigen. Nachdem so der Bulbus völlig gedeckt und so zu 
sagen ein neuer Bindehautsack gebildet war, wurde auf die nach aussen ge- 
richtete freie Wundfläche des Lappens der grosse gestielte Hautlappen aus der 
Stirn gelegt und mit ihm und ausserdem mit den Rändern des Defectes ver- 
näht. Der Defect im oberen Lid und in der Stirn wurde durch Epidermis- 
plättchen nach dem Thiersch’schen Verfahren gedeckt. Am siebenten Tage 
wurde dann die Brücke des ersten Lappens aus dem Oberlid horizontal gespalten 
und dadurch die Lidspalte wieder hergestellt. Beide Blätter des neuen Lides 
verwuchsen fest mit einander, der Bulbus blieb reizlos, und ein tiefer Con- 
juctivalsack blieb bestehen. Das Oberlid vertragt die Excision eines ober- 
flächlichen, thunlichst dünnen Lappens ganz gut, nur ein mässiger Grad von 
Ptosis und eine gewisse Steifigkeit ist unvermeidlich. Peltesohn. : 
272) Atrophie des Opticus bei Tabes, von Moxter. (Demonstr. im 
Verein f. innere Med. zu Berlin. Sitzung vom 10. Juni 1895.) M. demon- 
strirt aus der Leyden’schen Klinik Präparate von der Netzhaut und dem Seh- 
nerven eines Falles von tabischer Opticusatrophie. In der Netzhaut fehlt die 
Nervenfaserschicht vollkommen, und von den Zellen der Ganglienzellenschicht 
waren nur noch wenige zu erkennen. Ausserdem fehlten, vielleicht aber nur 
in Folge der Präparation, die Stäbchen- und Zapfenschicht. Der Sehnerven- 
Stamm liess in der Pal'schen Färbung nur spärliche feine, varicöse Linien er- 
kennen, die durch das Chiasma zogen; dasselbe Bild zeigt sieh durch den ganzen 
Opticus und den Tractus bis zu seinen Centren. Weiterhin im Pulvinar und 
Corp. genicul. laterale waren keine Veränderungen nachweisbar. Also erweise 
sich der Process als ein rein peripherischer, der centripetal fortschreitet und in 
der Netzhaut selbst beginnt, analog der Faseratrophien in den hinteren Wurzeln 
der Tabiker, die ebenfalls von der Peripherie aus, event. zwischen Spinalganglien 
und Rückenmark beginnend, in die Hinterstránge einstrahlen. Peltesohn. 
273) Bemerkungen über Exophthalmus, von Dr. H. Salomonsohn 
in Berlin. (Deutsche medicin. Wochenschr. 1895. Nr. 28.) S. wendet sich 
gegen Fürst's Behauptung (in seinen „Bemerkungen zum Morbus Basedowii‘), 
dass das physiologische und pathologische Verhalten der äusseren Augenmus- 
kulatur für die Lage des Bulbus in der Orbita in Bezug auf Enophthalmus 
oder Exophthalmus gänzlich irrelevant sei. Das Mass der Prominenz sei von 
drei Factoren abhängig: 1. von der Fülle des hinter dem Bulbus befindlichen 
Orbitalfettes, das bei allgemeiner Lipomatose zunehmen könne und sonstigen den 
retrobulbären Raum beengenden Geschwülsten, Periostitiden, Exostosen, Haemor- 
rhagien etc. 2. kommt der Muscul. orbital. Mülleri in Betracht, vielleicht nur 
indirekt, insofern seine Contraction die durch die Fissura orbital. inf. gehenden 
Venen comprimirt und somit eine Stauung im retrobulbären Gewebo erzeugt. 
Allerdings sind experimentelle Reizungen dieses Muskels vermittelst des Sym- 
pathicus negativ ausgefallen. 3. wird den beiden Mm. obliqui eine den Aug- 
apfel nach vorn ziehende Wirkung zugeschrieben. Die Gegenkräfte bilden die 
vier Recti als Retractoren des Bulbus. Bei Lähmung der äusseren Augen- 
muskeln, auch schon, wenn der Abducens noch intact ist, tritt thatsächlich ein 


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geringer Exophthalmus ein, der von Fuchs, Mauthner, Schmidt-Rimpler 
u. a. als ein Symptom der Oculomotoriuslähmung in ihren Lehrbüchern be- 
schrieben und von Fürst mit Unrecht geleusnet werde. Wenn die Lähmung, 
wie bei Fürst's Beobachtung, doppelseitig ist, entziehe sich die Prominenz der 
Bulbi allerdings leichter der Wahrnehmung. Peltesohn. 

274) Ueber progressive Ophthalmoplegie, von Dr. A. Hoche (Bert. 
Klin. Wochenschr. 1894. Nr. 35.) H. sah bei einer 49jährigen, erblich nicht 
belasteten Jungfrau nach Kopfschmerz und Schwindel eine allmählich sich ent- 
wickelnde, fortschreitende doppelseitige Ophthalmoplegie externa unter Jodkali- 
gebrauch und täglicher Galvanisation vollständig sich bessern. Lues war gänz- 
lich ausgeschlossen. Obwohl es dahin gestellt bleibe, ob die Therapie den 
Erfolg gezeitigt hat, so sei doch, meint H. vom Beginn der Besserung an 
unmittelbar nach jeder galvanischen Sitzung ein unverkennbarer Fortschritt nicht 
zu verkennen gewesen. Peltesohn. 

275) Nucleäre Ophthalmoplegie, complicirt mit spinaler Er- 
krankung, von H. Fürstner. (Unterelsäss. Verein in Strassburg, Sitzung 
vom 4. Mai 1895.) Bei einem 18jährigen Patienten, dessen Mutter an Para- 
plegie litt, bei welchem Lues und Alkoholismus sowie Infectionskrankheiten nicht 
ınitsprachen, beobachtete F. im Anschluss an ein Trauma, 14 Tage nach dem 
Auftreten von Diplopie, Schulterschmerzen mit lähmungsähnlicher Schwäche in 
beiden Armen. Der Status war folgender: R. Abducenslähmung und lebhafter 
Nystagmus beim Einwärtsrollen, beiderseits Ptosis und L. Bewegliclhkeitsbeschrän- 
kungen minderen Grades. Die Muskeln beider Oberarme und Schultergürtel 
schwach und atrophisch und von herabgesetzter electrischer Erregbarkeit. Be- 
merkenswerth sind dabei die Schwankungen in der Jeistungsfähigkeit der Muskeln 
an den Augen und Armen und die rasche Ermüdung. F. nimmt functionelle 
Störungen in den Kernen des Oculomotorius und Abducens sowie in den Vorder- 
hörnern des Rückenmarks an, die schon vor dem Trauma bestanden, durch das- 
selbe aber gefördert worden sind. Peltesohn. 

276) Das Wurzelgebiet des Oculomotorius beim Menschen, von 
Dr. Stefan Bernheimer. (Wiesbaden 1894.) B. hat 12 Gehirne von reifen 
und unreifen Früchten und einem Erwachsenen, zum Theil nach Weigert, zum 
Theil nach Golgi untersucht. Er giebt folgende Uebersicht: 1) Der paarige 
laterale Hauptkern, vom Trochleariskern wohl abgegrenzt, stellt eine un- 
getheilte compacte Gruppe dar. Seine multipolaren Ganglienzellen, von einem 
dichten Fasergeflecht umgeben, sind ausserdem in Gestalt von Ausläufern ver- 
treten, die als Lateral- oder Medianzellen der Hauptkerngruppe bezeichnet 
werden. Der Edinger-Westphal’sche „paarige kleinzellige Mediankern“ ist 
gleich dem Perlia’schen Uentralkern stets nachweisbar; der „obere laterale Oculo- 
motoriuskern“ von Darkschewitsch hat keine anatomische Verbindung mit 
dem Oculomoturius, ist mit Kölliker als „tiefer Kern der Commissura distalis* 
zu bezeichnen. Der distale Theil der Hauptkerne führt fast nur gekreuzte, der 
vordere nur ungekreuzte Fasern. Beide verlaufen auf ihrem ganzen langen extra- 
nucleären Wege getrennt. Der paarige kleinzellige Mediankern entsendet viel 
zartere und dünnere Fasern, die sich den medialsten Hauptkernfaserbündeln 
anschliessen. Ebenso schliessen sich die gleich zarten Fasern aus dem un- 
paarigen grosszelligen Mediankern an die nächst liegenden Hauptkernfaserbündel 
an. Beide Faserarten erhalten ihre Markhülle später, als die übrigen Fasern. 
Die Markbekleidung der Oculomotoriusfasern überhaupt nimmt allmählich zu, 
vom Centrum wegen die Peripherie, wie beim Sehnerven. Das hintere Längs- 
bündel lässt einisre Fasern im Oculomotoriuscentrum enden, ebenso wie im tiefen 


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Kern der Commissura distalis, hat aber an dieser Stelle sein wahres Ende noch 
nicht erreicht; zieht vom tiefen Kern aus weiter nach vorn und unten. 
Peltesohn. 
277) Which nerves give rise to the sensation of photophobia? 
(Annals of Ophthalmology and Otology. 1895. October.) Ein seit seiner Jugend 
durch Sehnervenatrophie total erblindeter Patient erkrankte an einem Hornhaut- 
geschwür und konnte seitdem hell und dunkel unterscheiden und jedes Mal, 
wenn die erkrankte Hornhaut vom Licht getroffen wurde, vermittelst einer un- 
angenehmen Empfindung, die er dabei hatte, dies angeben. Der Blepharo- 
spasmus nahm zu, wenn die Lichtquelle verstärkt wurde. Hiernach könnte 
man die Photophobie wenigstens zum Theil auch auf die Sensibilität der Horn- 
hautnerven gegen Lichtstrahlen zurückführen, womit die calmirende Wirkung 
des Cocains übereinstimmen würde. Peltesohn. 
278) Etiology and pathology of sympathetic ophthalmia, by 
Charles Zimmermann. (Med.and Surg. Report. Philadelphia. 1895. Aug. 17.) 
Z. giebt eine Uebersicht über die Theorien bezüglich der sympathischen Oph- 
thalmie und bekennt sich, ohne aber neues Material zu bieten, zu dem Stand- 
punkt Deutschmann's. Peltesohn. 
279) Staphyloma of the cornea. — Pannus, by R. M. Lapscy. 
(Med. and Surg. Rep. 1895. Aur. 24.) L. beschreibt einen Fall von Hornhaut- 
ulceration mit nachfolgendem Staphylom bei einer an Influenza erkrankten, 
5 Jahre vorher an Basedow leidenden Patientin. Er rettete das Auge durch 
eine Iridectomie, die gleichzeitig drei Indicationen erfüllte, eine optische Pupile 
lieferte, den gesteigerten Druck beseitigte und die Tendenz zur Retasie aufhob. 
— Beim Pannus trachomatosus empfiehlt Verf. Tannin-Glycerin, tärlich einmal 
einzuträufeln. Peltesohn. 
280) Purulent opthalmia complicating pneumonia and caused 
by pneumococei, by Haushalter and Viller. (La Médecine moderne. Nach 
dem Med. Bullet. of Med. and Surgery. 1895. Sept.) Die Verff. beobachteten bei 
einem Alkoholiker am 4. Tage einer Influenzapneumonie eine Iritis mit Hypopyon, 
in welchem der Fränkel’sche Diplococcus gefunden wurde. Peltesohn. 
281) Iritis nasalen Ursprungs, von Fage (Amiens) (Le bulletin 
médical). F. sah bei einem 22jührigen Menschen, der ausser einer Ozaena 
keinerlei Krankheitserscheinungen darbot, eine linksseitige Iritis und rechtsseitige 
Iridochorioiditis entstehen. Derselbe Loewenberg’sche Mikrobe, welcher im 
Nasenschleim gefunden war, zeigte sich auch im Bindehautsack. Die Unter- 
suchung des Blutes und der Vorderkammer fielen negativ aus, indessen gelang 
es mit der benutzten Paracentesennadel ein Kaninchenauge zu inficiren. 
: Peltesohn. 
282) Burns of the cornea; electric light explosion causing 
temporary blindness; traumatic injuries to Eyes, Hypopyon. Clinical 
Lecture, by L. Webster Fox. (Med. bull. of med. and surgery, Juli 1895.) 
, Peltesohn. 
283) Report on the value of objective tests for the determi- 
nation of ametropia, ophthalmoscopy, ophthalmometry, skiascopy, 
by the special committee of the section on ophthalmology of the american med. 
associat. Das salomonische Urtheil über die verschiedenen Methoden der He- 
fractionsbestimmung lautet dahin, dass man am besten alle Methoden neben resp. 
nach einander anwendet. Die ophthalmoskopische Untersuchung gehe voran, die 
Ophthalmometrie folge und die Skiaskopie, für welche das Comité immerhin 
eine gewisse Vorliebe verráth, schliesse die Untersuchung ab. Event. wenn die 


— 572 — 


nun folgende subjective Brillenuntersuchung nicht damit übereinstimmt, soll die 
nochmalige Skiaskopie entscheiden. Peltesohn. 
284) Experimentelle Keratitis parenchymatosa, hervorgerufen 
durch Einwirkung auf das Endothel der Hornhaut, von Emil Barri. 
(Inaug.-Diss. Basel 1895.) Die unterSchiess-Gemuseus' Auspicien erschienene 
Arbeit des Verf. will die aus begreiflichen Gründen spärlich vorhandenen pathologisch- 
anatomischen Befunde bei Keratitis parenchymatosa ergänzen resp. der Pathologie 
dieser Krankheit durch das Experiment näher kommen. B. giebt in der Einleitung 
einen geschichtlichen Ueberblick über die bisher bekannten mikroskopischen Befunde 
von Virchow, Krückow, Baumgarten, Meyer, Hippel, Zimmermann 
und Hennike, und die experimentellen Studien von Leber, Eberth, Nuel 
und Cornil, sowie die bei Staroperationen wider Willen erzeugten Hornhaut- 
trübunzen, über deren Entstehung die Meinungen noch nicht geklärt sind. Die 
neuen Beiträge des Verf. beziehen sich auf experimentelle Versuche Mellin- 
gers am Kaninchenauge. Dieser erzeugte parenchymatöse 'Trübungen durch 
1. mechanische Entfernung des Endothels nach Leber; 2. Injection von Sublimat 
in die vordere Kammer, 3. Injection von Aqua chlorata in die vordere Kammer, 
4. Fremdkörper von Glas in die vordere Kammer. Das Epithel, welches sich 
bei der Keratitis parenchymatosa des Menschen im Anfang verändert zeigt, im 
weiteren Verlauf aber wieder wlättet und sich bei der Sektion wenig von der 
Norm abweichend zeigt, ist auch bei dem Experimentalversuch im Anfangs- 
stadium unregelmässig gewuchert, verdickt und von dem bekannten gestichelten 
Aussehen. Späterhin finden sich in der Epithellage keine Veränderungen mehr, 
und zwar sobald das Endothel der Descemetis seine Funktion als undurchdring- 
liche Membran erreicht hat. — Das verletzte Endotbel sucht sich in kürzester 
Zeit zu regeneriren und das Parenchym vor der schädlichen Wirkung des 
Kammerwassers zu schützen, so dass schon nach wenigen Tagen wieder eine 
vollkommene Endotheldecke da ist. Verf. spricht die Vermuthung aus, dass auch 
die menschliche Keratitis mit der Erkrankung des Endothels beginnt durch all- 
gemeine Ernährungsstörungen, wie sie die Lues und Tuberkulose begleiten, dass 
mit seiner Restitution sodann auch die Wiederherstellung des in Mitleidenschaft 
gezogenen Parenchyms und Epithels beginnt. Auch in der Art, wie sich die 
Verhältnisse im Fibrillensystem der Hornhaut bei der klinischen sowohl wie bei 
der experimentellen Keratitis gestalten, findet B. viele Vergleichspunkte: zuerst 
ein Anschwellen der einzelnen gequollenen Faserzüge mit glasigen, homogenen 
Aussehen, je nach der Dauer, während welcher das Kammerwasser durch das 
verletzte lndothel hindurch auf das Parenchym einwirken konnte, verschieden 
stark; dann das Auftreten von zelligen Elementen in den späteren Stadien, die 
sich oft schwer von den Hornhautkörperchen unterscheiden lassen und meist 
längs der Gefässe sich finden, und die Gefässneubildung im Parenchym, als 
erster Anfang der einsetzenden Heilung!.(?) Charakteristisch ist ferner die über- 
einstimmende Vergrösserung der Hornhautkörperchen in allen Stadien der Kera- 
titis, besonders aber iim ersten Stadium der Quellung, wenn auch über die Zahl 
und die Vermehrung der Hurnhautkörperchen in den mikroskopischen Protokollen 
der menschlichen Keratitis nichts besonderes verlautet. Die pathologischen Her- 
vänge scheinen somit im Experimentalversuch wie bei der klinischen Beobach- 
tung bezüglich aller wichtigeren histologischen Momente analoge zu sein und 
diese Congruenz der Erscheinungen wird vielleicht zur Klärung der bisher noch 
strittigen Aetiologie des Leidens führen. Peltesohn. 


ı Am ersten Tage der diffusen Hornhautentz. findet man Gefäss-Sprossung. H. 


Sz DIS ess 


285) Beitráge zur Anatomie der Fischaugen, von Paul Ziegen- 
hagen, Danzig. ([naug.Diss. Herrn Prof. Dr. Hans Virchow zugeeignet. 
Berlin 1895.) Die Arbeit besteht aus einer geschichtlichen Einleitung, einem 
speciellen und allgemeinen Theil. Im speciellen Theil werden die makrosko- 
pischen Verhältnisse der Augen von 12 verschiedenen Fischen beschrieben, näm- 
lich von 1. Accipenser sturio, 2. Lepidosteus osseus, 3. Amia calva, 4. Clupea 
harengus, 5. Alansa, 6. Orthagoriscus mola, 7. Khombus maximus, 8. Pleuro- 
nectes flesus, 9. Serranus scriba, 10. Corvina nigra, 11. Auxis, 12. Lophius 
piscatorius. Im allgemeinen Theil wird Rücksicht genommen auf die Entwicke- 
lung der Kenntnisse der einzelnen Bulbusabschnitte 1. der Sclera uud Cornea, 
2. des Chorioidealkórpers und der Chorioidea, 3. des Processus falciformis und 
Accommodationsapparates, 4. der Iris und Pupille. Beigefügt sind ein Ver- 
zeichniss derjenigen Fische, über deren Augen sich Angaben in der Literatur 
finden, und Verzeichniss derjenigen Autoren, welche sich mit der Makroskopie 
der Fischaugen beschaftigt haben. Stiel. 

286) Beitrag zur Heilung der Schulkurzsichtigkeit, von Dr. E. 
Scherk, Berlin. (Sonderabdruck aus der Deutschen med. Wochenschr. 1895. 
Nr. 33 u. 34.) Sch. ist der Ansicht, dass durch Ueberanstrengung hervor- 
gerufene Congestionen eine Hauptursache der progressiven Myopie bilden. Gegen 
dieselben empfiehlt er trockene Schröpfköpfe, die Abend für Abend, Monate 
hindurch, angewendet werden. Um noch speciell die Hyperämie des Auges zu be- 
heben und gleichzeitig eine Accommodations-Entspannung herbeizuführen, spricht 
er abendlichen Einträufelungen einer 1—2°/, Cocainlösung das Wort. Stiel. 

287) Blépharite et Pyoktanine, par le Dr. Gallemaerts. (Extrait | 
du journal La Policlinique. Nr. 6. Bruxelles 1895.) G. hat während eines 
Zeitraums von 5 Jahren das Pyoktanin (Methylviolett) bei den verschiedensten 
infectiósen Processen des Auges angewandt, jedoch nur bei der Blepharitis hatte er 
befriedigende Resultate; bei dieser zieht er das Mittel allen anderen vor. Man be- 
dient sich am besten des Stiftes oder 1—2°/, Lösungen. Dieselbe günstige Wirkung 
sah G. bei dem Gesichtseczem von der Anwendung des Pyoktauins. Stiel. 

288) De la possibilité de voir son propre crystallin. Utilité 
pratique de la phakoskopie pour le diagnostic des fines opacités 
cristalliniennes et pour l'étude du dévellopement de la cataracte, 
par le Dr. A. Darier, Paris. (Société francaise d'Ophtalmulogie.  Congrés de 
1895.) D. beobachtete seine eigenen capillàren Netzhautgefásse, was vor ihm 
nur Wenigen gelungen war. Das Sichtbarmachen der normalen Linsentrübungen 
am eigenen Auge gelingt unter folxenden Bedingungen: Im Hintergrunde eines 
verdunkelten Zimmers steht eine brennende Kerze; ihr gegenüber befinden sich 
zwei starke Concavgläser dicht am Auge, durch welche die Flamme fixirt wird. 
Man sieht dann wie eine kleine leuchtende Scheibe ein Bild, ähnlich dem, welches 
der Cornealreflex auf der Retina erzeurt, wenn man den Augenhintergrund im 
aufrechten Bilde untersucht. Dieses Bild ist identisch mit dem der retlectirten 
Linse. Listing unterschied bereits an demselben 1. perlartige Flecken, bald 
Luftblasen, bald Oeltropfen ähnlich, 2. dunkle Flecken von verschiedener Form, 
3. belle Streifen, die oft einen unregelmässigen Schleier darstellen, 4. radıäre 
dunkle Linien, welche bestimmt die strahlenartige Structur der Linse wieder- 
geben. Young und Helmholtz beschrieben schon vor Listing dieses Phä- 
nomen und gaben die Art der Untersuchung an, welche von Chappelier ver- 
einfacht wurde.  Nóthig ist eine kleine, intensive und dem Auge genäherte 
Lichtquelle, damit die Strahlen nach der Brechung durch das dioptrische System 
des Auges parallel auf die Retina fallen und einen Schatten der Gegenstände 


— 574 — 


entwerfen, an welchen die Strahlen vorbeipassirten. Sind die Strahlen noch 
divergent, so wird der Schatten vergróssert, sind sie convergent, verkleinert. 
Wenn man also die Lichtquelle in einer Entfernung von 5m aufstellt und eine 
Concavlinse von 30— 40 D nimmt, so sind die Strahlen nach dem Passiren der 
Linse noch divergent. Abbildungen zeigen die normalen wie auch cataractóse! 
Linsenbilder. Stiel. 
289) Kyste dermoide (tératoide) avec encéphale et oeil rudi- 
mentaires expulsé par le rectum pendant l'accouchement, par le 
Dr. Daniel van Duyse, Chargé de cours à l'université de Gand. (Académie 
royale de médecine de Belgique.) Beschreibung einer ‘Teratoidgeschwulst, die 
während der Geburt aus dem Rectum der Frau spontan ausgestossen wurde. 
An derselben waren, ausser Zähnen und Haaren, Höhlenbildungen zu erkennen, 
die als rudimentäre Gehirn- und Augenhölile aufzufassen waren. - Stiel. 


290) Examen d'admission et réexamen des employés au point 
de vue des fonctions visuelles dans le service des chemins de fer. 
(Conférence internationale concernant le service sanitaire des chemins de fer et 
de la navigation. Amsterdam, 20. et 21. Sept. 1895. Rapport de la I'* section.) 
lm Hinblick auf die Gefahren, welchen ein Eisenbahntransport bei mangelnder 
Sehschärfe oder bei Daltonismus der Angestellten ausgesetzt ist, wurden folgende 
Forderungen aufgestellt: 1. Die Anforderungen für den Dienst des Maschinisten 
sind strenger als für die übrigen Dienststellen. 2. Die Prüfung findet nach 
festen Regeln statt; sie erstreckt sich auf die Refraction, Sehschärfe, Farben- 
wahrnehmung und auf das Gesichtsfeld. Jede fortschreitende Augenkrankheit 
ist Ausschliessungsgrund, selbst wenn sie im Augenblick keine Stórung macht. 
Beim Zulassungsexamen sind die Anforderungen gróssere als bei der Wieder- 
prüfung; es muss zum Mindesten die Möglichkeit bestehen, erfahrene und an- 
gestellte Beamte zu entlassen. Das Tragen von Brillen, fr die Zulassungs- 
prüfung verbannt, ist sogar bei der Wiederprüfung erlaubt. Das Zulassungs- 
examen ist verschiedenen dazu bestimmten Aerzten anvertraut. Die Wieder- 
holungen müssen durch die Vermittelung des speciell bestimmten „aviseur- 
ophtalmologiste“ gemacht werden. Die Candidaten, welche beim ersten Examen 
zurückgewiesen wurden, kónnen sich nach einer Frist von 6 Wochen zu einem 
ergänzenden Examen melden. Dieses muss durch Vermittelung des „aviseur- 
ophtalmologiste“ gemacht werden. Das erste Examen hat vor der Ernennung 
an beliebigem Orte statt; die Wiederholungen finden statt: a) am Ende des 
45. Jahres und von da ab alle 5 Jahre; b) nach Krankheiten, Unfällen und 
unter verschiedenen anderen Umständen. Aehnliche Vorschriften wurden für die 
Anstellung von Lotsen und Steuerleuten bei der Marine ausgearbeitet. Stiel. 


201) Blessures de l'oeil: Plaies du globe oculaire, par le Dr. 
Faure, Nancy. (L'Indépendance medicale. 1895. S. 10.) Aus dem für prak- 
tische Aerzte geschriebenen Aufsatz erwähne nur, dass F. anstatt Fluorescein auch 
. Pyoetanin zur Sichtbarmachung von Hornhautverletzungen anwendet. Stiel. 


202) Sur un cas d'ophtalmoplégie nucléaire transitoire, con- 
sécutive à une migraine ophtalmique. — Ophtalmoplégie migrai- 
neuse, par le Dr. L. Chabbert, Toulon. (Le Progrés medical. 13. Avril 1895.) 
Ch. gelangt zu folgenden Schlussfolgerungen: Die das Auge betreffenden Migräne- 
anfälle, welche gewöhnlich Scotome und Hemiopie hervorrufen, können nach einer 
Reihe von Jahren Augenmuskellähmungen veranlassen. Letztere bleiben anfangs 
einseitig, werden später doppelseitig und beziehen auch den Abducens ein. Die 


! Eine Karte mit Stecknadelloch ist einfacher. H. 


4 


— 515 — 


verschiedenen Formen, unter denen die Migräne auftritt, kann man alle von 
einem einheitlichen Gesichtspunkte aus betrachten. Stiel. 
293) Société d'Ophtalmologie de Paris. Séance du 2. Avril 1895. 
Despagnet demonstrirt: 1. eine Kranke mit Sclerodermie des oberen Augen- 
lides; Heilung durch Electrotherapie und Einreibung von Quecksilber; 2. einen 
Patienten mit sclerosirender Keratitis. Darier zeigt einen Kranken mit lrido- 
choroiditis und Gefássbildung der Krystallinse. Valude beobachtete nach einem 
Trauma der Herzgegend Ischämie der Retina und Atrophie der Sehnerven. 
Duboys de Lavigerie beobachtete bei einem professionirten Radfahrer ! während 
eines Records bei kalter Witterung eine starke Sehstörung, hervorgerufen durch 
centrale Hornhauttrübungen. Dieselben verschwanden nach einfacher Ruhe. 
Galezowski sah Netzhautblutungen nach Influenza, die durch Chinin günstig 
beeinflusst wurden. Chavellereau bezweifelt den Zusammenhang mit Influenza. 
Despagnet sah im Gefolge der Grippe Atrophie der Papille und Perineuritis. 
Besserung nach subeutanen Injectionen von Hydrarg. cyanat. Parinaud lenkt 
die Aufmerksamkeit auf Fälle von Influenza mit nachheriger Neuritis retro- 
bulbaris. — Séance du 6. au 9. Mai 1895. Parent (Paris) berichtet über 
den relativen Werth der verschiedenen Fortschritte zur Erkennung der Refraction. 
In der Behandlung der Netzhautablösung beschränkt sich Galezowski jetzt 
darauf, eine Punktion und Contrapunktion der abgehobenen Partie zu machen. 
Motais (Angers) beschreibt ein Instrument zur Bestimmung gewisser Punkte 
des Orbitalinhaltes nach Zurrundelegen zweier fixer Punkte am äusseren und 
iuneren Orbitalrande. Dransart (Somain) spritzt zur Entfernung der Cortical- 
massen nach Extraction des Kernes Borwasser oder Cocainlósung in die Kammer 
und saugt die Flüssigkeit nachher aus. Panas macht wohl antiseptische In- 
jectionen, verwirft sie aber zur Heraustreibung von Corticalmassen, wozu er sich 
der Curette bedient. Truc (Montpellier) schätzt die Verminderung der Refrac- 
tion nach Linsen-Extraction auf 12—13 Dioptrien, 10—11 kommen auf die 
Linse selbst, der Rest kommt auf die Verkleinerung des Bulbus. Fage (Amiens) 
bespricht einen Fall von Iritis nach Ozaena (Bacillus Löwenberg) und behauptet 
die Abhängigkeit mancher nicht eitrigen Iritiden und lridochorioiditen von Nasen- 
affectionen. Berger stimmt ihm bei. De Wecker empfiehlt, statt eines 
Tropfens Sublimat (1:2000) eine ganze Pravaz'sche Spritze subconjunctival bei 
infectiösen Hornhautgeschwüren zu injiziren. Darier bestreitet den grösseren 
Natzeffect einer starkeren Dosirung. Parinaud empfiehlt neuerdings gegen 
das nicht entzündliche Glaucom die sogenannte, von ihm 1885 bereits ein- 
geführte Sclerotomia posterior. Beim acuten Glaucom würde die Wirkung der 
Iridectomie durch eine voraufgegangene Sclerotomie erhöht. Die Sclerectomie, 
d. h. die Ausschneidung eines 3—4 mm grossen Lappens aus der Sclera, hat 
P. sowohl bei Netzhautablösung wie in einigen Fällen von Glaucom gute Dienste 
gethan. Terson (Paris) theilt 4 Fälle von Panophtalmie bei Leucoma adhaerens 
mit, bespricht die Therapie und Prophylaxe. Puech (Bordeaux) spricht übei 
den Zusammenhang zwischen Myopie und Glaucom, welches die erstere verstürke 
König (Paris) hebt hervor, dass es nicht immer gelinge, nachzuweisen, ob die 
Myopie auf das Zustandekommen von Glaucom von Einfluss sei oder umgekehrt. 
Parenteau (Paris) wendet die Massage bei Kerato-Conjunctivitiden, bei Horn- 
hautleucomen, bei Iritis etc. an. Starke Myopie, Linsentrübungen bilden eine 
Contraindication. Vacher (Orleans) hatte gute Erfolge von prolongirten Be- 
spülungen des Bindehautsackes bei eitrizen Entzündungen mit schwachen Ló- 
sungen, z. B. verdünntem Belladonnadecoct. Sureau (Paris) empfiehlt bei 


ı Wichtiger sind Sehnerv-Zerreissungen nach Fall. H. 


— 576 


Hornhaut-Infiltrationen und -Necrosen der Neugeborenen-Blennotrhve Cauterisation 
und Massage. Vialet (Paris) zeigt einen Fall von Syringomyelie mit den von 
Claude Bernard bei der Durchschneidung des Halssympathicus gefundenen 
Symptomen: nämlich Verengung der Lidspalte, Zurücklagerung des Bulbus und 
Miosis.: Oger de Spreville (Varis) sah nach einer Cataract-Operatiun eine 
langdauernde Abílachung der vorderen Kammer, welche nach Iridectomie ver- 
schwand. Chevallereau (Paris) spricht über das Trachom, welches in der 
Vendée selten vorkomme.  Abadie äussert sich über die schweren Augen- 
affectionen (Choroiditis, Retinitis, Neuritis) bei Spätlues und empfiehlt als ultima 
ratio subcutane oder intravenöse Quecksilbereinspritzungen, die er noch mit 
Erfolg anwandte, wenn die anderen Methoden der Quecksilberbehandlung ver- 
sagten. Guibert (la Roche sur Yon) beobachtete in zwei Fällen naclı Ein- 
spritzung verhältnissmässig kleiner Gaben von Quecksilber Hauthämorrhagien 
und Augenblutungen. Vian (Toulon) verwendete mit gutem Erfolge bei eitrigen 
bacteriellen Processen starke Lösungen von Kali permangan. (Pinselungen mit 
einer Lösung 1:10, Waschungen mit einer solchen von 1:2000). Bei Abscessen 
und Eiterungen der Thranenwege benutzte er tägliche Injectionen einer 1°:, 
Lösung. Despagnet (Paris) demonstrirt einen Apparat zur gleichzeitigen Des- 
infection der Instrumente und Sterilisation der Verbände. Sauvineau (Paris) 
beobachtete einen Fall von Lähmung des Rectus internus zugleich mit Krampf 
des Rectus externus am anderen Auge. Antonelli behauptet, dass Cataract- 
operirte gewöhnlich zu schwache Cylindergläser tragen. Koenig (Paris) spricht 
über Augenkrankheiten bei Diabetes. _ Stiel. 
294) Traitement de l’ophtalmie purulente des nouveau-nés, par 
le Dr. Vignes, Paris. (Le Progrés medical. 13. Juillet 1895.) V. beschreibt 
ausführlich die Behandlung der Blennorrhoe mit Hóllensteinlósung, spricht sich 
im Allgemeinen ungünstig über Ausspülungen mit Sublimat, Carbolsäure, Naphtol, 
dagegen sehr günstig über solche mit Kali permangap. 1:4000 aus. Stiel. 
295) Quelques cas de phthiriase des paupiére, par le Dr. Marcel 
Baudouin. (lbid. S. 197.) B. berichtet über einige Fälle, in denen sich der 
Phthirius pubis an den Augenlidern, speciell an den Augenbrauen und Cilien 
etablirt hatte und zur Entstehung von Blepharoconjunctivitis Veranlassung gab. 
Waschungen mit Sublimatlösungen 1:1000 fand er zweckmässig. Stiel. 
296) Du larmoiement hystérique, par le Dr. Emil Berger. (lbid. 
S. 213.) 'Ihränenträufeln mit Blepharospasmus, Hippus, Accommodationskramp!, 
Amblyopie, Finengung des Gesichtsteldes für Weiss und Farben, Hypästhesien, 
Ovarie und die übrigen bekannten Zeichen der Hysterie rechtfertigen in manchen 
Fällen die Diagnose des hysterischen Thränenträufelns. Die psychische Be- 
handlung (Hypnose) führt sehr oft zur Heilung. Das weibliche Geschlecht 
überwiegt. Stiel. 
297) Atrophies glaucomateuses de la papille. (Ibid. S. 284.) 
Galezowski zeigt, dass die glaucomatösen Atrophien bei Gicht, Syphilis häulig 
mit der tabischen Opticusatrophie verwechselt werden.  Heflectorische Pupillen- 
starre felılt,! das Kniephänomen ist erhalten, die lancinirenden Schmerzen fehlen. 
Allgemeinbehandlung und Sclerotomie führten Besserung herbei. Stiel. 
298) Traitement de l'ophtalmie purulente par les grands la- 
vages. (lbid.) Kalt berichtet über 200 Fälle von Blennorrhoe, welche mit Aus- 
spülunzen von Kalium permangan. 1:3000 behandelt wurden. Stiel. 
299) Masselon giebt im Auftrage von de Wecker Kenntniss über ein 
Verfahren zur Heilung des Pterygiums und der Keratitis-Büschelturm mittelst 


! Das ist sehr wichtig für die frühen Stufen, auch nach meinen Erfahrungen. H. 


— 517 — 


einer schneidenden Curette. Bei der Keratitis-Büschelform wird das Gefäss- 
bündel theilweise abgetragen, worauf die Heilung schneller und ohne nach- 
bleibende stärkere Trübung eintreten soll. Valude demonstrirt einen tuberculösen 
Fungus eines Auges bei einem 19 Monate alten Kinde. Es wurden Riesenzellen, 
aber keine Tuberkelbacillen gefunden. Fage (Amiens) fand den Pseudodiphtherie- 
bacillus in einem Falle vou Dacryocystitis. (Ibid. 1896. S. 42.) Stiel. 
300) Parinaud erhielt bei nicht myopischer doppelseitiger Netzhaut- 
ablösung durch die Punktion der Sclera an der abgehobenen Partie Wieder- 
anlegung der Netzhaut und Besserung des Sehvermógens. Chevallereau ver- 
wirft den Galvanocauter zur Punktion. Abadie empfiehlt Injectionen von Jod- 
tinctur. König spricht für die Punktion in Form eines V, so dass eine Art 
Fistel für einige Zeit zurückbleibt, aus der sich die subretinale Flüssigkeit 
ergiesst; nachher Bettruhe. Galezowski macht an Stelle der Sclerotomie die 
sogenannte Ophthalmotomie, d. i. eine Punktion und Contrapunktion. Darier 
heilte einen Fall durch Electrolyse, in einem anderen versuchte er ohne Erfolg die 
intraoculare Injection von Kaninchenglaskórper nach Deutschmann. Parinaud 
setzt den Effect der Electrolyse auf Rechnung der Punktion, hàlt die Entleerung 
der Flüssigkeit und die Ruhe für die wichtigsten Maassnahmen bei der Ab- 
lósung. Galezowski berichtet über Heilung von exostotischer Verengung des 
Thranennasenganges. Er benutzte stärkere und dickere Sonden als die gewöhn- 
lichen. Darier veröffentlicht zwei Fälle, in welchen durch Trauma eine Myopie 
von 2—6 D und Dehnung der Zonula entstanden war.  Eserin und Galvani- 
sation führten zur Heilung. — Bei einem anderen Kranken nahm die luxirte 
Linse unter Eserinbehandlung ihre normale Stelle wieder ein. Glaucomatöse 
Anfälle wichen der Iridectomie. Vignes meint, dass es sich um Ruptur der 
Zonula handle. Abadie befürwortet die Extraction der Linse, wenn die lri- 
dectomie nicht genügt. Auch er lobt den lange fortgesetzten Gebrauch von 
Eserin. König erwähnt einen Fall von Luxation der Linse in die vordere 
Kammer, bei welchem während 10 Jahren kein entzündliches Symptom auftrat. 
Meyer hält es für unentschieden, wie die häufig vorkommende Reposition der 
Linse zu Stande kommt. Parent hält die Wirkung des Eserin nicht für aus- 
gemacht; früher sei es bei der Abtragung ebenfalls zu Spontanheilungen ge- 
kommen. Chibret versuchte bei infectiósen Keratitiden subconjunctivale In- 
jectionen ohne Erfolg. Die Cauterisation will er beschrünkt wissen auf die 
ulcerirten Stellen und die Ränder, unter denen die Mikroben sitzen. Ch. zieht 
das Methylviolett 1:10 der Jodtinctur vor. Hypopyon soll durch Punktion 
beseitigt werden. Darier stellt als Principien der Behandlung folgende fünf 
Punkte auf: 1. Desinfection der Adnexe, 2. Imprägnation des Geschwürs durch 
Methylviolett, 3. Zerstórung des kranken Gewebes entweder durch Auskratzen 
oder durch Glüheisen, 4. Entleerung des Hypopyon, 5. subeonjuncti’ale Injection. 
Abadie zieht die Cauterisation und die subeonjunstivalen Injeetionen der Be- 
-handlung mit Methylviolett vor. Chibret will letzteres für die schweren Fälle 
angewandt wissen, die subconjunctivalen Injectionen in Fällen, wo Syphilis zu 
vermuthen ist. (lbid. 1896. S. 152.) Stiel. 
301) La keratite filamenteuse, par le Dr. Gilbert Sourdille. 
(Paris, Steinheil, 1895.) S. gelangt nach seinen Untersuchungen zu folgenden 
Ergebnissen: I. Die Fädchenkeratitis ist eine Erkrankung des Cornealepithels 
und nebenbei der Conjunctiva, gekennzeichnet durch das Auftreten von langen, 
schmalen Auswüchsen, ähnlich einem gedrehten Seidenfaden. Il. Diese Fäden, 
welche wesentlich aus mehr oder weniger umgewandeltem Epithel bestehen, 
zeigen mikroskopisch folzende Typen: A. Fäden aus Fibrillen, B. aus Zellen 
31 


ee 578 — 


bestehend: 1. polyëdrischen, 2. in die Länge gezogenen, a) nur aus Zellen, 
b) mit Sehleimeinschluss, c) mit Fibrilleneinschluss. 1H. Die Ursachen, welche 
die Entwickelung dieses Leidens begünstigen, sind vielfacher Art: chemisch 
reizende Agentien (Atropin), Bacterien-Infection, Reizung der Cornealnerven 
(Zoster), Verletzungen. IV. Vom pathologischen Standpunkte ist es eine Ent- 
zündung des Corneal-Epithels; es handelt sich um eine anormale Wucherung 
desselben, die Epithelzellen erleiden bald die fibrilläre Degeneration (in Horn- 
substanz) und rollen sich in Form eines Taues ein,. bald die Schleimdegeneration. 
Ausserdem nimmt der Conjunctivalschleim an der Bildung dieser Fäden Theil. 
V. Vom klinischen Standpunkte ist die Affection ausgezeichnet durch die Janre 
Dauer ihrer Entwickelung, die beständige Neigung zu Recidiven. Die Prognose 
ist gut; die lange Dauer des Leidens und die Schmerzen beunruhigen den 
Kranken und machen eine energische Behandlung nöthig. VI. Letztere besteht. 
in Folgendem: Aussetzen von Atropin- oder Cocain-Einträufelungen, welche, wenn 
es nöthig ist, durch Hyoscyamin ersetzt werden müssen; Abtragung des Faden- 
stiels; Eintráufelung von Methylviolett; Compressivnsverband und nebenher inner- 
lich Antipyrin oder Chinin. Stiel. 
302) I. Observation de syphilide papuleuse de la conjonctive 
pres du bord de la cornée, par H. de Rothschild, externe des hópitaux 
de Paris. — II. Cataracte traumatique partielle à la suite de la 
pénétration d'un éclat de fer visible dans la partie du crystallin 
restée transparente. (Revue générale d'ophtalmologie. Márz 1895.) Ein 
ins Augeninnere und zwar in die Linse eingedrungener Fremdkórper (Eisen- 
splitter) machte erst partielle Cataract, welche sich allmáhlich wieder aufhellte 
und eine befriedigende Sehschärfe ('/,) hinterliess. Da Reizerscheinungen fehlten, 
wurde von der Entfernung des im unteren Theil der Linse deutlich sichtbaren 
Splitters Abstand genommen. Stiel. 
303) Du role de l'astigmatisme dans la genése de la cataracte, 
par le Dr. Roure, Valence. (Revue générale. 1895. S. 300.) R. kommt nach 
seinen Untersuchungen zu dem Schlusse, dass der Astigmatismus nicht als eine 
Ursache der Cataract betrachtet werden kann, wohl aber als eine Bedingung, 
die den krankheitsprocess begünstigt, wenn die Linse aus noch unbekannten 
Gründen die Neigung hat, sieh zu trüben. Stiel. 
304) Sur la pénétration de grains de plomb dans le bulbe ocu- 
laire, par le Dr. G. Ovio, Docent d'Ophtalmologie à la R. Université de Padua. 
(Ibid.) ©. beschreibt einen Fall von Eindringen eines Bleikorns in’s Augen- 
innere. Ks entstand Cataract, Glaskörpertrübung; Fremdkörper nicht zu sehen. 
Später Extraction der Cataract; nach 14 Tagen Beschwerden. Bei der Unter- 
suchung liegt das Bleikorn in der vorderen Kammer; Extraction desselben; 
Heilung. Im Anschluss hieran machte O. eine Reihe von Versuchen, welche 
zeigen sollten, ob künstlich infieirte Kugeln nach dem Abschiessen steril würden. 
Mit Milzbrand inficirte wurden nicht steril, wohl aber solche mit Staphylokokken - 
beschmutzte. Ferner brachte O. sterile Kugeln in die vordere und hintere Augen- 
kammer von Kaninchen; eine Entzündung blieb aus. Desgleichen verursachten 
sterile Kugeln ım Glaskörper keine stärkere Entzündung. O. schliesst aus seinen 
Experimenten, dass es nicht nötlig ist, in’s Auge eingedrungene Kugeln sofort 
zu entfernen oder das Auge zu enucleiren, man solle vielmehr abwarten, ob 
nicht reactionslose Heilung erfolge. Stiel. 
305) Quelques cas intéressants observés en 1894/95 à la cli- 
nique ophtalmologique de Bruxelles, par le Dr. H. Coppez fils, premier 
assistent. (Ibid. Sept. S. 585.) I. Un eas d'irido-choroidite suppurative 


s= 619 — 


avec guérison et restitution compléte de l'acuité visuelle. Aetiologie 
unbekannt; Therapie: Blutentziehung, subconjunctivale Sublimat-Injectionen, Queck- 
silber-Einreibungen, Purgantien, Pilocarpin-Einspritzungen, Atropin und feuchte 
Sublimatumschläge. Stiel. 
306) Des pseudoplasmes malins de l’orbite, par le Prof. Panas. 
(Communication faite au congres des Londres, Aoüt 1895.) (Ibid. Oct. S. 433.) 
P. lenkt die Aufmerksamkeit auf Tumoren der Orbita, die meist im inneren 
nasalen Theil sitzen und leicht mit Sarcomen verwechselt oder für Syphilome 
gehalten werden, die jedoch einer Infiltration von Seiten der Nase ihren Ur- 
sprung verdanken, sei es dass Ozaena oder Polypen oder Entzündungen der 
Nebenhóhlen der Nase (Labyrinth, Sinus frontalis) vorliegen. In solchen Fällen 
muss man sich vor der Operation hüten, da durch innerliche Behandlung, Jod, 
Quecksilber oder Arsenik in den meisten Fállen Heilung erfolgt; manchmal tritt 
letztere spontan ein. Dass auch Lymphadenome infectióser Natur sein kónnen, 
hierfür bringt P. die Mittheilung Delbet's zur Kenntniss, welcher mit dem 
Milzsaft einer an allgemeiner Lymphadenitis leidenden Frau Hunde infieirte, 
wobei ein specifischer Bacillus die Uebertragung vermittelt haben soll. Bei 
den oben genannten Tumoren sei der ursprüngliche Krankeitsherd in den Thránen- 
drüsen zu suchen; im Anschluss an die Dacryoadenitis könne sich leicht eine 
purulente Irido-choroiditis entwickeln. Auch von eitrigen Anginen aus könne 
eine Allgemein-Infection mit besonderer Localisation im Auge entstehen. In 
den aufgestellten Schlusssätzen befürwortet P. auch die Serumtherapie für in- 
fectidse Geschwilste. Stiel. 
307) Etudes clinique et anatomique des kystes séreux ou sim- 
ples de la conjonctive, par Rombolotti, Paris. (Ann. d’ocul. März 1895. 
S. 161.) R. beschreibt eine Cyste der Conjunctiva, die er als Retentionscyste 
des Ausfihrungsganges einer Krause'schen Driise betrachtet. Stiel. 
308) Un cas de carcinome du limbe conjontival chez un enfant 
de quatorze ans, par le Dr. Rogman, Médecin en chef de l'Institut ophtal- 
mique de Gand. (lbid.) Diese Geschwulst ist sehr selten, besonders bei jungen 
Leuten. Wichtig ist die frühzeitige Diagnose und Exstirpation. Letztere genügt 
im ersten Stadium, wenn die Geschwulst noch nicht durchgebrochen ist, zur 
Heilung. Stiel. 
309) De l'ostéome sous-conjonctival, par M. Galtier, Nimes. (Ibid.) 
G. beobachtete ein Osteom im oberen Theil des rechten Auges. Die Entstehung 
desselben führt er auf einen Stoss gegen das Orbitaldach zurück, indem ein 
Stückchen desselben abgesprengt und dislocirt worden sei. Zwei in der Literatur 
niedergelegte Fälle ähnlicher Art (v. Graefe, Saemisch) hätten wahrschein- 
lich dieselbe Aetiologie. Die Prognose ist durchaus günstig. Stiel. 
310) Du strabisme vertical alternant et des deviations sym- 
métriques verticales moins prononcées que le strabisme, par M.Geo 
T. Stevens. (Ibid. April 1895.) St. beschreibt unter dem Namen Anatropia? 
eine weniger geläufige Form von Strabismus, bei welcher das zur Fixation be- 
nutzte Auge, sobald es verdeckt wird, eine Bewegung nach oben macht, während 
zugleich das nach innen oben schielende Auge eine entsprechende Bewegung 
nach unten ausführt. Das entsprechende Verhalten nennt St. Katatropia. Diese 
Formen des Schielens seien oft mit dem Strabismus sursuinvergens und deorsum- 
vergens verwechselt worden (?). Die Ursache für die Beziehungen zwischen 
Strabismus lateralis und verticalis sieht St. in der ungleichen Anspannung der 
' Der Name ist überflüssig und falsch: «r«rgony 1. Zerstörung, 2. Wider- 
legung; xarargony Umkehr. H. 








31" 


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jeweiligen Muskelpaare und nicht, nach dem Vorgange von v. Graefe, in dem 
Associationsverhältniss der Musculi recti laterales und superiores, bezw. inferiores. 
Hierfür spreche auch der Umstand, dass oft nach den üblichen Schieloperationen 
der Zustand sich verschlimmert habe. St. operirte Patienten, die an dieser 
Form des Schielens mit gleichzeitigen heftigen Kopfschmerzen litten, in der 
Weise, dass er zuerst den Rectus superior des einen Auges und nach einiger 
Zeit den Rectus superior des anderen Auges tenotomirte (?). Wenn nóthig, wurde 
die Operation wiederholt. Es wurde fast vollkommene Beseitigung des Schielens 
und der Kopfschmerzen erzielt. Stiel. 
311) Etude clinique sur l'oeil artificiel, par M. Pansier, Avignon. 
(Ibid. Ist das künstliche Auge rauh, so kann man es wieder glätten mit 
einem in Modellirwachs getauchten Leinenlàppchen; das Wachs ist vorher mit 
feinem Schmirgelpulver imprägnirt. Der Aufsatz enthält folgende Kapitel: 
1. Introduction et extraction de l'oeil artificiel. 2. Soin et usage de l'oeil 
artificiel. 3. Durée de l’veil artificiel; quand doit-on le changer? 4. Dangers 
d'une prothése défectueuse. 5. Complication que peut produire l'oei] artificiel. 
6. Obstacles à la prothése; opérations, qu'elle nécessite. Stiel. 
312) Ischémie rétinienne et atrophie optique survenues à la 
suite d'un traumatisme cardiaque, par M. Valude. (Ibid.) Nach einer 
starken Contusion der Herzgegend trat Verlust des Bewusstseins, Blässe und 
Kälte der äusseren Haut, kleiner arythmischer Puls, blutiges Sputum auf. Alle 
diese Symptome verloren sich nach einigen Tagen. Es blieb jedoch zurück 
starke Herabsetzung der Sehschärfe beiderseits, hervorgerufen durch Ischaemia 
retinae mit nachfolgender Atrophie der Papille, Stiel. 
313) Paralysie complete de la troisieme paire gauche chez un 
enfant de quatre ans; guérison, par M. O. de Spreville. (Ibid.) S. be- 
richtet über ein 4jàhriges Kind, das im Alter von 2 Jahren im Anschluss an 
Masern eine vollständige linksseitige Oculomotoriuslähmung erlitt. Syphilis nicht 
nachweisbar. Kinreibung von grauer Salbe, Jodkali und Electricität führten in 
einigen Wochen zur Heilung. Stiel. 
314) Anévrisme artériel de la carotide interne au niveau du 
sinus caverneux gauche; communication avec le sinus sphénoidal 
droit; hemorrhagies nasales; mort; autopsie, par M. le Dr. Guibert. 
(Ibid. Mai 1895.) Ein junger Mann war von einem Garbenhaufen gefallen und 
stiess sich die Spitze einer Heugabel in's rechte Auge. Dasselbe erlitt eine 
Zerreissung aller seiner Häute und musste enucleirt werden. Das linke Auge 
zeigte nach dem Unfall eine totale Oculumotoriusparalyse und leichte Trübung 
der Papille. Daneben Kopfschmerzen, Unruhe, Blutungen aus Mund und Nase, 
zuletzt ausschliesslich aus der rechten Nasenöffnung. Nach ca. 3 Monaten Tod 
in Folge Verblutung. Die Section ergab das in der Ueberschrift genannte 
Aneurysma, welches entstanden war durch einen Knochensplitter, der sich in 
die Carotis interna eingespiesst hatte. Stiel. 
315) Note sur le nystagme familial, par M. H. Andeoud, Médecin 
à la Policlinique de l'Université de Geneve. (Ibid. Juni 1895.) A. berichtet 
über einen Fall von Nystagmus bei einem kleimen Mädchen, in dessen Familie 
noch 6mal dasselbe Leiden beobachtet wurde. Mehrere Familienmitglieder litten 
an nervósen Krankheiten oder waren Alkoholiker. Der Nystagmus war meist mit 
Zittern des ganzen Kopfes verbunden, die Sehschärfe war herabgesetzt. Stiel. 
316) Paralysie traumatique du muscle droit externe à la suite 
d'une contusion de l'apophysie mastoide du mème coté, par M. H. 
Armaignac. (Ibid.) Es entstand die Abducensparesese im Anschluss an einen Fall 


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auf dein Processus mastoideus derselben Seite wahrscheinlich durch eine Hämorrhagie 
in die Abducensscheide an der Stelle, wo der Nerv am innigsten dem Knochen 
anliegt, nämlich am Sinus cavernosus. Heilung durch Electricitát. Stiel. 
317) La skiaskopie, par M. le Dr. Bardelli de l'Université de Sienne. 
Avec notes du Prof. Guaita. (Ibid. Dec. 1895.) Auf experimentellem Wege 
sucht sich B. Klarheit über die Erscheinungen zu verschaffen, welche man unter 
dem Namen Skiaskopie zusammengefasst hat. Er gelangt zu folgenden Schlfissen: 
1. Alle Erscheinungen der Skiaskopie spielen sich auf der Netzhaut des beob- 
achteteten Auges ab und verändern sich, indem sie den Beziehungen zwischen 
dem Untersuchungsfeld und dem Beleuchtungsfeld folgen. Sie haben ihren Ur- 
sprung in den Wirkungen von Licht und Schatten, welche auf dem Hintergrund des 
Auges die Pupille desselben Auges hervorruft, während die Pupille des Beobachters 
nichts .dazu thut. 2. Das Untersuchungsfeld ist gegeben durch die Weite der 
Pupille des Beobachteten, oder genauer durch das Bild derselben, welches auf 
der Netzhaut des Beobachters entsteht. 3. Das, Beleuchtungsfeld ist nur die 
Projection der Pupille auf der Retina und bewegt sich immer in demselben 
Sinne wie der Planspiegel. 4. Wenn das Beleuchtungsfeld und das Unter- 
suchungsfeld beide ihren Mittelpunkt auf der Sehaxe des Beobachters haben, 
so decken sie sich gegenseitig; giebt man dem Beleuchtungsfeld eine andere 
Stelle, indem das Untersuchungsfeld fixirt bleibt, so bleibt ein Theil dieses 
letzteren im Schatten. 5. Wenu der Punct. remot. des beobachteten Auges sich 
gerade gegenüber dem Auge des Beobachters befindet, vereinigen sich die 
Strahlen, bevor sie es erreichen, und der Schatten wandert im umgekehrten 
Sinne wie das Beleuchtungsfeld des beobachteten Auges. Wenn P.R. des beob- 
achteten Auge hinter das Auge des Beobachters fällt, dringen die Strahlen in 
dasselbe ein, ohne sich zu kreuzen, und der Schatten wandert in demselben 
Sinne, wie das Beleuchtungsfeld des beobachteten Auges. Die Verschiedenheiten 
in der Drehung und in der Geschwindigkeit des Wanderns des Schattens stehen 
in Beziehung zu den verschiedenen Vergrösserungen, welche die brechenden 
Medien hervorrufen, gemäss dem Zustande der Refraction des beobachteten Auges. 
6. Die grössere oder geringere Intensität von Schatten und Licht in der Pupille 
des beobachteten Auges stehen in Beziehung zu den Zerstreuungskreisen des 
Bildes der Lichtquelle auf der Netzhaut des Bevbachteten und zur Convergenz 
oder Divergenz der austretenden Strahlen. 7. Die Wanderung des Schattens 
wird aufgehoben (neutraler Punkt), wenn P.R. des Beobachteten mit dem vor- 


deren Brennpunkt des beobachtenden Auges zusammenfallt. Stiel. 
318) Documents servant à l'histoire de l'extraction de la cata- 
racte. Essai historique par M. le Dr. E. Sulzer. (Ibid.) Stiel. 


319) Hernie traumatique de la glande lacrymale orbitaire, par 
M. le Dr. J. Bistis, Constantinople. (Ibid.) Die anatomischen Verhältnisse be- 
günstigen das Heraustreten der Glandula lacrymalis bei Verletzungen des oberen 
äusseren Lidwinkels. Stiel. 

320) Chirurgische Behandlung der Netzhautabhebung, von Mar- 
chetti. (Archivio d’Ottalm. II. p. 158.) Beschreibung der von Angelucci 
geübten Behandlungsmethode, welche der jüngsten Wecker’schen entspricht: 
Scleralpunktur, horizontale Bettlage, Druckverband, Einreibung von 1 g Ung. 
cinercum alle 2 Tage und Pilocarpininjectionen. Peschel. 

321) Jodinjectionen bei chronischer Dacryocystitis, von De Bono 
und Majmo. (Archivio d’Ottalm. II. p. 195.) Nach Stricturotomie mit Weber's 
Messer und Einführung dicker Sonden und desinficirenden Injectionen wird eine 
Lösung von Jod 1:100 in Jodkaliumlósung (1:10) injicirt. Etwa gegen das 


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Auge zurückfliessende Jodlösung muss durch einen Wattebausch sicher absorbirt, 
auch durch Stärkekleister neutralisirt werden. Meist genügen 3 oder 4 In- 
jectionen, die auch auf die Knochenerkrankungen, selbst die tuberculösen, 
günstig wirken sollen. Peschel. 
322) Das Sehen im Alter und sein Einfluss auf die Farben- 
malerei, von Prof. Angelucci. (Arch. di Ottalm. II. p. 3.) Bei Greisen 
findet man in Folge des Gelbwerdens der Linse und senilen Veränderungen der 
Retina und Choroidea Schwierigkeit in der Erkennung von Violett, Blau und 
Gelb, bei 34°/, Hemeralopie. Durch Verringerung des Violett und des Licht- 
sinns und bei Trübung der Medien erscheint die Aussenwelt dunkler, die Schatten 
sind weniger abgestuft, Gemälde solcher Maler leiden an Härte der Schatten, 
zu hellem Licht neben zu düsteren Schatten. Das Gelb der Linse stört derart, 
dass alle Farben in der Natur ausser Gelb dunkler erscheinen, der Maler wählt 
daher gesättigtere und leuchtendere Farben, Weiss für Gelb, für den Halb- 
schatten Violett, für Grau eine ganze Reihe von Farben. Peschel. 
323) Anomalien des Gefässmechanismus bei Hydrophthalmus, von 
Prof. Angelucci. (Archivio di Ottalm. I e Il.) Verf. giebt eine neue Erklärung 
über das Wesen des Hydrophthalmus, deren Grundidee zuerst Gallenga aus- 
gesprochen hat. Die Erkrankung soll primär auf Störung desjenigen bulbären 
Sympathicuscentrums beruhen, durch dessen Schädigung Tachycardie und Ge- 
fässdilatation an Kopf und Gesicht hervorgerufen wird. Durch letztere entsteht 
im Auge Flüssigkeits- und Tensionsvermehrung sowie Dystrophien. Der con- 
genitale Buphthalmus findet sich namentlich bei solchen Patienten, deren Mutter 
Neurosen, vasomotorische Störungen, Basedow'sche Krankheit hatte, und die 
selbst im späteren Leben an Neuralgien, Tachycardie leiden, auch Anomalien 
im Knochenwachsthum, am Schädel und an den Zähnen aufweisen. Acquirirter 
Buphthalmus nach vorderen Synechien oder Cyclitis findet sich bei Individuen, 
die ähnliche Störungen zeizen, auch Kropf. — Unterbrechung der vasomotori- 
schen Bahnen des Auges im Halssympathicus und im Trigeminus führt zu Dys- 
trophie des vorderen Uvealabschnittes und der Cornea, zu Gefässerweiterung und 
perivasculärem Oedem mit Gefässsclerose und Gewebsatrophie im vorderen Uveal- 
abschnitte, auch begünstigt die Gefässdilatation das Auftreten von Entzündun:. 
Die Auffassung des Hydrophthalmus, also als Glaucom, bedingt durch Totale 
seröse Iridochoroiditis oder durch Verschluss des Fontana’schen Raumes, ist 
unhaltbar. (?) Peschel. 
324) Ueber die Production des Pterygiums, von Bocchi. (Archivio 
di Ottalm. Il.) Das recidivirende Pterygium bildet sich ebenso wie das primäre, 
indem einem progressiven Stadium der Gewebswucherung und Epithelsprossung 
ein regressives folgt mit Bildung derberen, gefássüirmeren Bindegewebes und 
máchtigerer Epithelbildung. Verf. meint, dass cauterisirende Behandlung nach 
der Operation, sowie Exstirpation während des progressiven Stadiums Haupt- 
ursache des Recidivs sind. Peschel. 
325) Subeonjunctivale Sublimatinjectionen, von demselben. (Gazz. 
med. cremonese XIV. p. 208.) Weist auf die consecutive Narbenbildung in der 
Conj. bulbi hin, die eine Compression der vorderen Ciliargefässe bewirken kann 
mit späteren Folgen, auch Beweglichkeitsbeschränkung des Bulbus. Bei Kanin- 
chen konnte er in Folge der Injectionen entzündliche Infiltration bis zwischen 
die Augenmuskeln nachweisen. Peschel. 
326) Trichloressigsäure bei Dacryocystoblennorrhoe, von Cat- 
taneo. (Boll. d. scienze med. di Bologna. p. 777.) Das Mittel wird nach Spal- 
tung der vorderen Wand des Sackes uud Dilatation der Oeffnung durch Press- 


— 583 —- 


schwamm zur Aetzung angewandt. Empfiehlt sich durch geringe Schmerzhaftisrkeit 
und Reizung, sowie wenir tiefe Aetzwirkung. Peschel. 


327) Die Cur der blennorrhoischen Ophthalmie, von Ceraso. (Arch. 
internaz. di sc. mediche. Napoli IX. p. 377.) Emptiehlt in nichtcomplicirten 
Fallen die Graefe’sche Behandlung mit Arg. nitr. Bei Ulceration der Cornea 
macht er auch subconjunctivale Sublimatinjectionen. Peschel. 


328) Kritische Bemerkungen über Dogiel’s Arbeit über die 
Nervenendigungen in Conj. und Cornea des Menschen, von SEI 
(Boll. scienze med. V. p. 761.) 


329) Die Structur des Auges der Squilla mantis, von demselben. 
(Rendic. d. r. accad. d. scienze.) 


330) In die Vorderkammer luxirte Cataract mit consecutivem 
Glaucom, von Cirineione. (Riforma med. Napoli 2. p. 220.) Die Linse rief 
erst dann Glaucom hervor, als ihr unterer Rand in der Pupille einzeklemmt 
blieb und so durch Vordráugung der Iris einen grossen Theil des Fontana- 
schen Raumes verlegte. Hine in der Vorderkammer befindliche Linse würde 
diesen eher weit erhalten. Peschel. 


331) Folgen der Durchschneidung des N. opticus auf die Retina 
bei einigen Vertebraten, von Coluceci. (Ann. di Nevrol. Torino XI. p. 191.) 
Histologische Studien. ; 

332) Ueber die Neuroglia der Retina, von demselben. (Giornale d. 
Assoc. Napoletana di medicie naturalisti V. p. 1.) 

333) Chininamaurose, von De Bono. (Archiv. di Ottalmol. II.) Experi- 
mente an Hunden ergaben mikroskopisch die Verengerung der Centralgefiisse, 
sowie der Uvealgefässe. Die nervösen Retinalelemente waren olıne Veränderung. 
Bei mit Chinin vergifteten Fröschen gelangte im direeten Sonnenlichte das Pig- 
ment der Stäbchen nur bis auf !/, der Länge der letzteren, während es bei 
normalen Fröschen sich über die ganze Länge ausbreitet. Dadurch scheint eine 
lähmende Wirkung des Chinins auf die terminalen lichtempfindenden Elemente 
der Retina bewiesen, die auch durch die Hemeralopie, Herabsetzung des Licht- 
sinnes, Anästhesie der Cornea und Conjunctiva gestützt wird. Die Ischämie 
scheint also nur einen secundär schädigenden Eintluss zu haben, ist nicht die 
eigentliche Ursache der Amblyopie. Peschel. 

334) Structur und Verbindungen des Ganglion ciliare, von D'Er- 
chia. (Monitore Zoolog. ital. V. p. 235.) Verf. hat nach trolgi’s Methode das 
Ganglion ciliare untersucht. Es enthält ausschliesslich Zellen vom sympathischen 
Typus, multipolare mit 2—-5 Fortsätzen. Diese haben aber eine einfachere Ver- 
ästelung, als die der sympathischen Nervenzellen. Es kommen sehr grosse Zellen 
und auch ganz kleine auffallender Weise vor. Im Ganglion verlaufen grübere 
und feinere Nervenfasern, erstere sind die Fortsätze der Zellen des Ganglion, 
sie sollen theils in den Oculomotoriusstamm, theils in die sensible Wurzel des 
Ganglion übergehen. Die feineren Fasern staminen theils aus dem Oculomotorius, 
theils aus der sensiblen Wurzel. Peschel. 

335) Hemianalgesie, Hemianopie, Mydriasis, conjugirte Devia- 
tion der Augen und des Kopfes, von L. Felice. (Boll. d. soc. med. provinc. 
di Bergamo V. p. 32.) 

336) Entwickelung des Farbensinnes in der Kindheit, von Gar: 
bini. (Acecad. di Verona LXX. Serie IH.) Das Kind hat zuerst nur Lichtsinn, 
vom 16. Lebensmonate ab beginnt die Empfindung Roth und Grün, und zwar 
erst im Centrum der Netzhaut, später in der Peripherie Im 3. Jahre wird Gelb, 


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im 4. Jahre Orange, Blau und Violett erkannt. Die Knaben sollen früher als 
die Mädchen den Farbensinn besitzen. Peschel. 
337) Subconjunctivale Sublimatinjectionen, von Gotti. (Bollettino 
scienze med. di Bologna. p. 380.) Erhielt günstige Resultate bei Hornhaut- 
ulceration mittelst Vertheilung der Injection auf zwei gegenüberliegende Stellen. 
Peschel. 
338) Ophthalmoskopische Unterscheidung des retinalen und 
choroidealen Pigments und über die Hemeralopie, von Prof. Guaita. 
(Morgagni, Milano 36. p. 1.) Unterscheidet vier ophthalmoskopische Typen der 
Pigmentanordnung: 1. Pigment reichlich in Retina und Choroidea: Fundus gleich- 
mässig roth, der körnige Schleier, den das Retinalepithel auf rothem Grunde 
darstellt, ist wenig ausgesprochen. 2. Beide Pigmente wenig entwickelt: Retina- 
schleier wenig deutlich, Clioroideallücken deutlich. 3. Choroidea stark, Retina 
schwach pigmentirt: Retinalepithel unsichtbar, Choroidea deutlich. 4. Umgekehrt: 
Retinalschleier deutlich, Choroidea undeutlich. — Bei Retinalerkrankungen ist 
Typus 3 häufig, dabei oft Hemeralopie. Aber diesen Pigmentmangel hält Guaita 
nicht für ätiologisch wichtig für die Hemeralopie, da bei albinotischen Kaninchen 
trotz Mangels des P'igmentes keine Hemeralupie bestehe. Er schreibt die Krank- 
heit einer Störung in der Bildung des Sehpurpurs zu. Peschel. 
339) Beitrag zur electrischen Reaction des Auges, von Lombroso 
und Levi: (Boll. d'Oculist. XVI. 10.) Verf. untersuchten die galvanische Re- 
action des Sehnerven unter pathologischen Verhältnissen und glauben, dass die 
Electrodiagnostik hier eine Zukunft habe. Die Resultate sind noch nicht 
hinlànglich verwerthbar, bei schweren Neurosen war die Reaction oft normal, mitunter 
erinnert sie an die Eutartungsreaction der Nerven und Muskeln. Peschel. 
340) Iridectomie bei Hydrophthalmus congenitus, von Lodato. 
(Archivio di Ottalm. 1. S. 187.) Angelucci erreichte bei frühzeitiger Iri- 
dectomie (14 und 16 Tage nach Geburt), dass die Cornea durchsichtig wurde und 
die Krankheit stillstand.! Peschel. 
341) Behandlung traumatischer Stare, von Lodato. (Archivio 
d'Ottalm. II. p. 125.) Angelucci bevorzugt die Extraction. Hinzutritt von 
Glaucom erfordert dieselbe. Bei eitriger lritis oder Cyclitis, wo die cataractise 
Linse zu einem Infectionsherde wird, kann die Extraction die Verhältnisse nur 
verbessern. Peschel. 
342) Beitrag zu den Phänomenen der visuellen Synästhesie, von 
Mirto. (R. Acead. di scienze med. in Palermo. p. 81.) Eine Dame hatte seit 
ihrer Kindheit beim Hören der Vocale regelmässig Empfindung von Farben. Bei 
A wird Weiss, bei Æ Grün, bei / hell, bei O Schwarz, bei U Roth empfunden. 
In Verbindung mit Consonanten (.Ba, Be u. 8. w.) treten dieselben Farben aber 
schwácher auf. Peschel. 
343) Nervóse Transfusion bei Atrophia optica, von Puccioni. 
(Gazz. med. di Roma XX. p. 306.) Gegen die Sehnervenatrophie bei Rücken- 
marksleiden machte Verf. Injectionen. nach Brown-Séquard von Extract aus 
Gehirnmasse, das nach d'Arsonval und Const. Paul bereitet war. Er injicirte 
: Jedem seiner 4 Patienten ca. 120 kem. Er erzielte immer Gesichtsfelderweite- 
rung für Farben, mitunter auch Zunahme der Sehschärfe, das ophthalmoskopische 
Bild blieb unverändert. Peschel. 
344) Ichthyol der Augentherapie, von Rho. (Giorn. med. del R. eser- 
cito, Roma. p. 1025.) Empfielilt als der Erste Ichthyolsalbe (10—15°/,) mit 


! Ich auch, aber sogar am 4. Tage ungenügenden Erfolg. H. 


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Lauolin gegen Blepharitis ciliaris, auch gegen Hordeolum. 1!/,—2°/, wässrige 
Lösung ist gegen Conjunctivitis catarrhalis und phlyctaenulosa wirksam. 
Peschel. 
345) Ueber Scopolamin, von Sarti. (Bollett. delle scienze med. di Bo- 
logna. IV. p. 767.) Erhöht den Augendruck weniger als Atropin, 2" o Lösung 
wirkt stärker als 5°/,, Atropinlösung mydriatisch und die Wirkung schwindet 
schneller. Die Eserinwirkung wird schneller vernichtet als durch Atropin, und 
umgekehrt wirken Miotica schwerer nach Scupolamin als nach Atropin. Je 
schwächer die Lösung, desto weniger wird die Accommodationsbreite verringert, 
z. B. 1:10000 setzt diese herab von 8 D auf 1 D, 1:150000 von 8 D auf 6 D. 
Peschel. 
346) Vermehrung von R bei Choroidifis serosa, von Sgrosso. 
(Archivio d'Ottalm. II. p. 59.) Im einem von Chor. serosa befallenen Auge be- 
stand Myopie 2 D, im anderen gesunden Hyperopie 0,5 D. Mit der Heilung 
ging jene Myopie in 1 D Hypermetropie über. Die Myopie wird in diesen Fällen 
durch Entspannung der Zonula bewirkt in Folge von seröser Imbibition des 
-Ciliarkörpers,. Peschel. 
347) Verringerung eines normwidrigen myopischen Xstigmatis- 
mus, der durch einen Fremdkörper in der Orbita hervorgerufen war, von 
Sgrosso. (Ibid. p. 63.) Ein Fremdkörper comprimirte seitlich den Bulbus. 


Peschel. 
348) Glaucom, von Simi. (Bollett. d'Ocul. XVI. p. 12.) Ein acuter Glaucom- 
anfall wurde durch Eserin und Massage schnell gebessert. Peschel. 


349) Postoperatives Delirium, von Simi. (lbid. p. 17.) Zur Ent- 

stebung desselben trägt namentlich psychische Erregung des Kranken bei. 
Peschel. 

350) Ueber den Sehnerven bei Siluroiden und Acanthopsiden, 
von Dr. J. Deyl, Prof. d. Aurenh. in Prag. (Anatom. Anzeiger. Bd. XI. Nr. 1. 
1895.) D. fand bei seinen Untersuchungen über die vergleichende Anatomie 
des Sehnerven (Bulletin international d. b. Academie d. Wissensch. Prag) bei 
drei Fischarten eine bis jetzt nicht bekannte Eigenthümlichkeit des Sehnerven, 
nümlich bei unserem (Silurus glanis) und dem nordamerikanischen (Amiurus Catus) 
Welse, sowie bei unserem Schlammpeitzger (Cobitis fossilis). Ohne auf die 
interessanten Einzelheiten einzugehen, 8ei bemerkt: Bei ophthalmoskopischer Unter- 
suchung, aın besten in Wasser zwischen planparallelen Glaswänden, sieht man 
hinter einem starken Gefäss, das von unten her ganz vorn im Glaskörper sich 
verzweigt (H. Virchow), 8—10 punktförmizse, theils weissliche, theils grau- 
schwarze Papillen, welche zu beiden Seiten des verticalen Meridians paarweise 
angeordnet sind, und von jeder Papille je 2—3 spiessförmige, hellweisse, lange 
Strahlen nach der vom Meridian abgewandten Seite hin ausstrahlend. Dem 
entsprechend zeigt auch die anatomische Untersuchung, dass der Sehnerv hier 
nicht, wie bei der Mehrzahl der Fische, aus einer einfach fächerartig zusammen- 
gelegten Membran oder aus complicirteren Falten, sondern aus einzelnen, zwar 
wenig zahlreichen, jedoch gegenseitig vollständig abgegrenzten Bündeln besteht, 
welche ursprünglich nur zwei, im Seleralkanal sich bis zur angegebenen Pa- 
pillenzahl abgrenzen, eine Eigenschaft des Sehnerven, welche allgemein nur deu 
hóheren Thierklassen eigen ist. Mit Berücksichtigung dessen, sowie des eben- 
falls stufenweise wechselnden Verhaltens des Netzhautspaltes, der sog. Chorioideal- 
drüse u.s. w. kónnte man die einzelnen Fischgattungen in eine entsprechende 
vergleichend anatomische Reihe zu ordnen versuchen. Neuburger. 


Bie iens Met 


— 586 .— 


Uebersicht der Literatur der Augenheilkunde im Jahre 1895. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


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di Ottalm. II. 12. p. 399. — Barde, A., Fondation Rothschild. Hopital oph- 
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p.959. — du Bois-Reymond, CLl, Klinische Augenheilkunde. Abel's med. Jahr- 
bücher. Leipzig 1895. — Bouvin, Vijfde Verslag der Vereeniging „Inrichting 
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affections oculaires que j'ai rencontrées pendant mon voyage eu Perse. Rec. 
d'Opht. 1895. Nr. 4. p.193. — Greeff, R., Lehrbuch der Ophthalmoskopie. 
Wiesbaden 1895. — Heddaeus, E, Noch ein Vorschlag zur Schätzung der 
Erwerbsunfühigkeit bei Augenverletzungen. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 282. 
— Hirschberg, J., Sonderfach und Heilkunde. Deutsche med. W. 1895. 
Nr. 6 u. 7. — 25jähriger Bericht über die Augenheilanstalt, von Prof. J. Hirsch- 
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to the study of refraction. Philadelphia 1895. — Ischreyt, E., Zur Geschichte 
der Blindenstatistik in Russland. C. f. pr. A. 1895. S. 321. — Kopff, Nou- 
velles conditions d'aptitude visuelle pour les écoles militaires. Rec. d'Opht. 1895. 
Nr. 11. p. 674. — Aptitude visuelle pour la marine et l'école navale. Ibid. 
Nr. 12. p. 718. — Krüdener, H. v., Ueber meine augenärztliche Thätigkeit 
in der Stadt Krasnyi. St. Petersb. med. W. 1895. Nr. 24. — Kauffmann, J., 
Berufswahl] und Sehkraft. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege. 1895. Nr. 5. 
S. 257. — Maddox, E., Simple optical notes. Oph. Rev. 1895. Nr. 161. 
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— Massachusetts, 'Sixtyninth annual report of the Massachusetts charitable 
Eye and Ear Infirmary for the year 1894. Boston 1895. — Mayweg, Achter 
‚Jahresbericht über die Wirksamkeit der Heil- und Pflereanstalt für Angenkranke 
zu Hagen 1894. — v. Medem, E. B., Anweisungen zur Erhaltung und Pflege 
des Sehvermógens der Zózlinge der Militüir-Erziehungs- und Bildunysanstalten. 
Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege. VIII. 8. S. 449. — Müller, L. Ueber 


— 587° — 


Entfärbung des Pigments in mikroskopischen Schnitten und eino neue Unter- 
suchungsmethode des accommodirten und nicht accommodirten Auges. Wiener 
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5 Lief. Cassel 1895. Fischer. — New-York, Twenty-fifth annual report of 
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1893, ending Sept. 30. 1894. New York 1895. — Eye and Ear Infirmary. 
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Berg- und Hüttenarbeitern das gefáhrdetere? | C. f. pr. ÀA. 1895. S. 161. — 
Norrié, Gordon, Undersógelse af Vaernepligtiges syn. Hospitalstidende 1895. 
Nr. 40. 41. — Protopopoff, Elise, De la cécité en Russie. Thése de 
Paris 1895. — Schanz, Augenkrankheiten im Kindesalter. Dresden 1895. — 
Schenk, Sympathicus und Pupillen. Sitzung der Phys. med. Gesellsch. zu 
Würzburg 1895. Nr. 5. S. 78. — Schiess-Gemmeus, Jahresbericht der 
Baseler Augenheilanstalt über 1894. Basel 1895. — Schreiber, XII. Jahres- 
bericht der Augenlieilanstalt v. J. 1894. Magdeburg 1895. — Schubert, P., 
Die Steilschrift während der letzten 5 Jahre. Zeitschr. f. Schulgesundheitsptlege 
1895. Nr. 3. S. 129. Nr. 4. S. 193. — Schwabe, G., Augenklinik in Leipzig. 
Bericht über 1893/94. Leipzig 1895. — Schweigger, C., Seh-Proben. 3. verb. 
Aufl. Berlin 1895. — Segal, S., Bericht über die Augenabtheilung des Kranken- 
hauses der donischen Kosaken für 1894. Wjest. Oph. 1895. Nr. 3. S. 323. — 
Slettler, K., Hat der Flächeninhalt der Probebuchstaben Einfluss auf das Er- 
webniss der Sehschärfemessung? Beitr. z. Augenh. XVIII. S. 1. — Vossius, A., 
Die wichtigsten Geschwülste des Aures. Magnus’ ärztliche Unterrichtstafeln. 
Heft VIII. 


II. Allgemeine Pathologie und Therapie. 


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1895. 8.193. — Antonelli, À., Oftalmoscopio semplice. Ann. di Ottalm. 
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valer Sublimatinjectionen. Inaug.-Diss. 1895. Halle. — Bach, L., Bacterio- 
logische Untersuchungen über den Einfluss von verschiedenen speciell antisep- 
tischen Verbänden auf den Keimgehalt des Lidrandes und des Bindehautsackes. 
Arch. f. A. XXXI. S. 81. — Experimentelle Untersuchungen über die Bedeutung 
des Pneumoniecoccus in der Pathologie des Auges. Arch. f. A. XXXI. 3. S. 198. 
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Ibid. — Bentzen, J. u. Leber, Th., Ueber die Filtration aus der vorderen 
Kammer bei normalen und glaucomatösen Augen. A. f.O. XLI. 3. S. 208. — 
Bergel, S., Ueber Empfindlichkeit der Netzhautperipherie für intermittirende 
Reizung. Inaug.-Diss. Breslau 1895. — v. Bono, J. B., Le iniezioni endo- 
venose di sublimato in therapia oculistica. Arch. di Ottalm. II. 12. p. 416. — 
Ancora sulle iniezioni endovenose di sublimato in terapia oculistica. Arch. di 
Ottalm. ITI. 3/4. p. 125. — Bull, G. F., Optometry by the subjective method. 
Oph. Rev. 1895. Nr. 167. p. 275. — Darier, A., Die subconjunctivalen Sub- 
limatinjection. Arch. f. A. XXX. S. 232. Despagnet, J., De l'asepsie opé- 
ratoire; étuve nouvelle à stérilisation. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 7. p. 405. — 
Dianoux,. Considerations sur la thalassotherapie dans les maladies des yeux, 
à propos de sept années d'observation à l'hópital marin de'Pen-Bron. Ann. 





088 — 


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trischer Reizung des Sehapparates. Arch. f. Psych. u. Nervenkrankheiten. XXVI. 
S. 867. — Fröhlich, C., Prismen und erheuchelte einseitige Blindheit. Klin. 
Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 263. — Fröhlich, R., Unter welchen Umständen 
erscheinen Doppelbilder in ungleichem Abstande vom Beobachter? Arch. f. O. 
XLI. 4. 8. 134. — Guilloz, Th., Champ d'observation dans l'examen oph- 
talmoscopique à l'image renversée. Arch.d'Opht. V. 2. p.84, 4. p.239. — Herrn- 
heiser, J., Ueber experimentelle Erzeugung von Embolien der Blutgefüsse im 
Innern des Auges. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 315. — Hirschberg, J., 
Ueber Sehstörung durch Lichtzerstreuung. C. f. pr. A. 1895. 8.294. — Katz, R., 
Ueber die Diagnose der Affectionen des Sehnervenapparates in Augen mit Me- 
dientrübung. Wjest. Oph. 1895. Nr. 3. S. 301. — Kazaurow. J., Die sub- 
conjunctivalen Injectionen von Chlornatriumlósung. bid. XII. 6. S. 542. — 
Kortner, A, Bericht über die Augzenkranken und Operationen im Landes- 
krankenhause zu Nolinsk und über die Behandlung einiger Krankheiten mit 
subconjunetivalen Sublimat-Injectionen. Ibid. 1895. Nr.2. $. 204. -— Koster, W., 
Beitrag zur Tonometrie und Manometrie des Auges. Arch. f. O. XLI. 2. S. 113. 
— Lachowicz, S., Ueber die Bacterien im Conjunctivalsack des gesunden 
Auges. Arch. f. A. XXX. S8. 256. — Laqueur, Atropin. Liebreich's Ency- 
clop. l. 1. — Lodato, Le iniezioni sottoconjunetivali di cloruro di sodio nel 
distacco di retina. Arch. di Ottalm. 111. 5—6. p. 149. — Meissonnier, M., 
Des injections sous-conjonctivales de sublimé en thérapeutique oculaire. These 
de Paris 1895. — Mellinger, C., Zur Frage der Wirkung subconjunctivaler 
Injectionen. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 130. — Mellinger, C. u. Bossa- 
lino, W., Experimentelle Studie über die Ausbreitung subconjunctival injicirter 
Flüssigkeiten. Arch. f. A. XXXI. S. 54. — Ostwalt, J., Einige Bemerkungen 
zu W. Kosser's Aufsatz: Beitráge zur T'onometrie und Manometrie des Auges. 
Arch. f. O. XLI. 3. 8. 264. — Parenteau, Massages oculaires. Soc. france. 
d'Opht. 1895. — Peppmüller, J. Beitrag zur Frage nach dem prophylak- 
tischen und therapeutischen Werthe der Resection des Opticus.  Inaug.-Diss. 
Halle 1895. — Perles, M., Experimentelles zur Lehre von den Infections- 
krankheiten des Auges. Virchows Arch. CXL. S. 209. — Schirmer, Ph, 
Subjective Lichtempfindung bei totalem Verlust des Sehvermögens durch Zer- 
störung der Rinde beider Hinterhauptlappen. Inaug.-Diss. Marburg 1895. — 
Schmidt-Rimpler, H., Ueber subconjunctivale Sublimatinjectionen. Ther. 
Monatsh. 1895. März. — Schulze, E., Die therapeutischen Erfolge der sub- 
conjunetivalen Sublimat-Injectionen. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 53. — 
Seggel, Ueber subconjunctivale Sublimat-Injectionen. Klin. Mon.-Bl.f. A. XXXIII. 
S. 397. — Stuelp, O, Wird nach subeonjunetivalen Sublimat-Injectionen Queck- 
silber in's Augeninnere resorbirt? Areh. f. A. XXXI. 4. S. 329. — Suker, G. F., 
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biete der Ophthalmologie. Ber. üb. d. 24. Vers. d. Oph. Ges. 1895. S. 259. — 
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d'Opht. 1895. Ann. d'Ocul. CXIII. p.408. — Whitehead, H. R, On the 
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berg, Ueber die diagnostische Bedeutung der Augenfunctions-Prüfungen. Bei- 
träge z. Augenh. 1895. XVI. Heft. S. 1. 


— 589 — 


II. Instrumente, Heilmittel. 


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XXX. S.188. — Asmus, F., Ueber weitere mit dem Sideroskop gemachte 
Erfahrungen. Ibid. XXXI. Suppl — Barabaschew, P., Ueber das Formalde- 
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CXIV. p. 401. — Berger, E, Ein Augenspiegel mit Mechanismus zur selbst- 
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L’Argentomina in terapia oculare. XIV. Congr. della assoc. oft. Ital. 1895. 
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Nouveau modéle de loupe achromatique et aplanétique. Rec. d'Opht. 1895. 
Nr.8. p. 468. — Groeunow, Ephedrin- Homatropinlósung, ein Mydriaticum 
von rasch vorübergehender Wirkung. Deutsche med. W. 1895. Nr. 10. — 
Ueber die beste Form der Gesichtsfeldschemata. Arch. f. A. XXXI. Suppl. S. 73. 
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mann, L., Scopolaminium hydrobromicum. Pester med. chir. Presse. 1895. 
Nr. 4. — Growe, G. W., Snellen's test types. N. Y. med. J. 1895. Nr. 14. 
p.132. — Guaita e Pagnini, Metodi piü practici per mantenere assetici i 
collri. XIV. Congr. della ass. Oph. Ital. 1895. — Hamilton, E. E., The 
quarter dioptry cylinder, some testimony for, Ann. of Oph. and Otol. IV. 3. 
p.328. — Hemen, Ueber eine lineare Form der stenopiischen Brille. Arch. 
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instrumente. C. f. pr. A. 1895. S. 86. — Holst, S., Lyset, vor gule diensalwe 
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unsere gelbe Salbe und die gewöhnlichen Salbenkruken. Arch. f. A. XXX. S. 206. 
— Hori, Demonstration eines Skiaskops. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 
1895. S.239. — Janke, O., Zum Auyenschutz bei abendlicher Nahearbeit. 
Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege. 1895. Nr. 10—11. — Kruckmann, Pri- 
fungsmethoden des Druck- und Schmerzsinnes der Conjunctiva und Cornea. Ber. 
über d. 24 Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 121. — Kunn, C., Vorschlag einer 
Augenspiegelmodification. Wiener klin. Rundschau. 1895. Nr.2. -- Law- 
ford, J. B., The visual tests for railway servants and mariners. Brit. med. J. 
1895. Nr.1786. p. 647. — Lucani, Paolo, L'isissiolo in alcune forme de 
malattie oculari. Ann. d'Ottalm. XXIV. 5. p. 501. — Magnus, H., Der Lupen- 
spiegel. Arch. f. A. XXXI. Supp. 8.51. — Marshall, C. D, Formol as a 
hardening reagent for eyes and other tissues. Trans. Oph. Soc. of the Mus. K. 
XV. p. 229. — Murell, T. E., The value of Seopolamin Hydrochlorat in testing 
refraction. Ann. of Oph. and Otol. IV. 4. p. 478. — Nicati, Quelques instru- 
ments. Ann. d’Ocul. CXIII. 3. p. 191. — Oliver, C. A., Description of an 
improved form of trial frame. Ann. of Oph. and Otol. 1V. 4. p. 498. — Ost- 
walt, Une modification à l'ophtalmotonométre de Fick. Kev. genér. d’Opht. 
1895. Nr. 11. p. 481. — Ophthalmometer, Pupillostatometer, Ophthalmotono- 
meter. Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 239. — Parent, Rapport sur 
la valeur comparative des divers procédés objectifs d’optometrie. Soc. franc. 
d'Opht. 1895. — Pansier, L'histoire des yeux artificiels. Ann. d'Ocui. CXIII. 
p. 12. — Etude clinique sur l'oeil artificiel. Ibid. CXIII. 4. p. 255. — Pietri, L., 
Un pansement oculaire pulvérulent occlusif au lorétinate de bismuth. Thèse 


— 590 - - 


de Paris 1895. — Prentice, Ch. F., On the practical execution of ophthal- 
mic prescriptions of prisms. Amer. Journ. of Oph. XII. Nr. 1. — A problem 
in bifocal lenses, solved by the prism-diopter. Ann. of Oph. and Otol. IV. 1. 
p. 20. — Explication du fait que les lentilles contraires fortes de force 
égale ne se neutralisent pas completement. Ann. d'Ocul  CXIV. p. 378. 
— Ribiére, Laurent-Joseph-Gaston, Etude sur le fluorol ou fluo- 
rure de sodium, son application en therapeutique oculaire. These de Bordeaux. 
1895. — Rolland, L'antipyonine, son emploi en thérapeutique oculaire. Rec. 
d'Opht. 1895. Nr. 10. p. 600. — Schanz, Fritz, Ein Hornhautmikroskop und 
ein Netzhautfernrohr mit conaxialer Beleuchtung. Arch. f. A. XXXI. S. 265. — 
Schimanowski, Ueber die Skiaskopie. Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. S. 1 u. 121. 
Nr. 3. S. 243. — Dasselbe. Wjest. Oph. XII. 6. S. 591. — Schirmer, De- 
monstration eines Pupillometer. Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 242. 
— Schöbl, Optotypi. — Segal, L., Ueber einige Methoden der objectiven 
Refractionsbestimmungen. Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. S. 28. — Beitrag zur Ent- 
deckung simulirter Blindheit. Wjest. Oph. XII. 6. S. 550. — Siegrist, Eine 
Klemmscheere zur leichteren Ausführung der Czermak’schen Kanthoplastik. Klin. 
Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 71. — Suker, E. J., Gallicin, a gallic acid derivative 
— iis use in the treatment of eye disease. Ann. of Oph. and Otol. IV. 3. p. 338. 
— Thorington, J., Some remarks on skiaskopy or the shadow test. Ibid. 
IV. 1. p. 5. — Trompetter, Ein Lidheber bei Ectropium. Klin. Mon.-Bl. f. A. 
XXXIII. S. 30. — Utrecht, Oogheelkundige Verslagen en Bijbladen uitgegeven 
met het Jaarverslag van het Nederlandsch Gasthuis voor Ooglijders. Utrecht 1895. 
Nr. 36. — Vian, Du permanganate de potasse en oculistique. Soc. franç. 
d’Opht. 1895. — Weiland, C., A new artificial eye, made entirely of glass 
and giving images of exactly the same size as the schematic eye of Helmholtz. 
Ann. of Oph. and Otol. IV. 3. p. 320. — Weiss, L. Sehprobentafeln zur Be- 
stimmung der Sehschärfe für die Ferne. Wiesbaden 1895. — Widmark, Ueber 
das Vorkommen der Blindheit im Norden. Serafimer lazarettets Ogonklinik. 
Rapport für 1894. — Zehender. Goniometer zur genauen Bestimmung des 
Schielwinkels. Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S.224. — Ziem, Eine neue 
Druckpumpe und ihre Bedeutung für die praktische Augenheilkunde. Klin. Mon.- 
Bl. XXXIII. S. 209. — Zirm, E, Zwei Arten von Augenspiegel. C. f. pr. A. 
1895. S. 86. 


IV. Anatomie. 


Abelsdorf, G, Ueber die Erkennbarkeit des Sehpurpurs von Abramis 
Brama, mit Hilfe des Augenspievels. Sitz.-Ber. d. K. Pr. Acad. d. W. zu Berlin. 
Sitz. d. math.-phys. Cl. 1895. 4. April. — Axenfeld, Ueber die sog. vorderen 
Cilarnerven. Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 116. — Bach, L., Die 
Nerven der Augenlider beim Menschen und Kaninchen. Sitz.-Ber. d. phys.-med. 
Ges. zu Würzburg. 1895. Nr. 2. S. 19. — Die Nerven der Augenlider und der 
Sclera beim Menschen und Kaninchen nach Untersuchungen mit der Golgi- 
Cajal'sehen Methode. Arch. f. O. XLI. 3. S. 50. — 1. Die Nervenzellenstructur 
der Netzhaut in normalen und pathologischen Zuständen. 2. Die menschliche 
Netzhaut nach Untersuchungen mit der Golgi-Cajol'schen Methode. Ibid. S. 62. 
Anatomischer Befund einer doppelseitig angeborenen Kryptophthalmos beim 
Kaninchen, nebst Bemerkungen über das Oculomotorius-Kerngebiet. Ber. der 
24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 16. — Biette, A, Sulla distribuzione e ter- 
minazione delle fibre nervose nella coroidea. Ann. di Ottalm. XXIV. p. 233. — 





— 591 — 


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anatomischen Institute von Prof. Janosik. Anat. Anz., Centralbl. f. d. ges. wissen- 
sch. Anat. XI. 1. — Duclot, Jean-Marie, Étude sur les dimensions du cri- 
stalim. These de Bordeaux. 1895. — Guüubriélidés, A, Hécherches sur l'em- 
brygénie et lanatomie comparée de l'angle de la chambre antérieure chez le 
poulet et chez l'homme. Muscle dilatateur de la pupille. Arch. d'Opht. XV. 3. 
p. 176. — Gallenga, C., Della presenza di novi cartilaginei nel cavo orbitario. 
Nota di teratologia. Arch. di Ottalm. Vol. II. — Gutmann, G., Ueber die 
Natur des Schlemm'schen Sinus und seine Beziehungen zur vorderen Augen- 
kammer. Arch. f. O. XLI. S. 28. — Hosch, J.,, Bau der Sáugethiernetzhaut 
nach Silberpráparaten. lbid. XLI. 3. S. 84. — Johnson, G. Lindsay, Be- 
obachtungen an der Macula lutea. Arch. f. A. XXXII. S. 65. — Koster, G. W., 
Het draagvermogen der retina en der chorioidea. Weckblad. 1895. Nr. 8. — 
Etude sur les cones et les batonnets dans la revion de la fovea centralis de la 
rétine chez l'homme. Arch. d'Oph. XV. 7. p. 428. — Köttgen, E. u. Abels- 
dorf, G., Die Arten des Sehpurpurs in der Wirbelthierreihe.  Sitz.-Ber. d. K. 
Pr. Acad. d. W. zu Berlin. 1895. 8.921. — Leber, Th., Der Circulus venosus 
Sehlemmii steht nicht in offener Verbindung mit der vorderen Augenkammer. 
Arch. f. O. XLI. S. 235. — Lodato, G., Ricerche sulla fisiologia dello strato 
neuro-epiteliale della retina. Arch. di Ottalm. III. 5—6. p. 141. — Michel, 
Ueber die Kreuzung der Sehnervenfasern im Chiasma. Ber. üb. d. 24. Vers. d. 
oph. Ges. 1895. S. 65. — Pautz, W., Beitrige zum Chemismus der Glaskórper 
und Humor aqueus. Zeitschr. f. Biologie. XXXI. p. 212. — Siegrist, A., Ex- 
perimentelle Untersuchungen über den Verbreitungsbezirk und über die Möglich- 
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und der Function der einzelnen Zellengruppen des Oculomotoriuskernes. Arch. 
f. O. XLI. 2. S. 1. — Theodoroff, T., Ueber die Dalgdrüsen (sog. Manz'schen) 
in der normalen Conjunctiva des Menschen. C. f. pr. A. 1895. S. 287. — Tie- 
sing, B., Ein Beitrag zur Kenntniss der Augen-, Kiefer- und Kiemenmuskeln der 
Haie und Rochen. Inaug.-Diss. Jena 1895. — Ziegenhagen, Paul, Bei- 
träge zur Anatomie der l'ischaugen. lnaug.-Diss. Berlin 1895. — Zummo, G., 
Contributo allo studio del corpo mammillare dell’ uomo e sui probabili rapporti 
della columna fornicis con lapparato visivo. Arch. di Ottalm. III. p. 1. 


V. Physiologie. 


Albertotti, G., Esperienze di ottica fisiologica intorno alla variazioni 
dell' angolo visuale rispondenti alla luce decrescente. Modena 1895. — Das- 
selbe. Ann. di Ottalm. XXIV. p.93. — Axenfeld, Th., Bemerkungen zur 
Accommodation im erblindeten und schielenden Auge. Klin. Mon.-Bl. XXXIII. 
S. 445. — Bocci, Ricerche sulla visione stereoscopica negli afachi. XIV. Congr. 
della assoc. oftalm. Ital. 1895. — Brown, A. Crum. The relation between the 
movements of the eyes and the movement of the head. ‘The Lancet. 1895. 
Nr. 3143. p. 1203. — Cohn, H., Einige Versuche von der Abhängigkeit der 
Sehschirfe von der Helligkeit. Arch. f. A. XXXI. Suppl. S. 195. — Eaton, J.B, 
Identical retinal impressious of corresponding points not necessary for binocular 
single vision. Ann. of Oph. and Otol. IV. 4. p. 451. — Fenoaltez, A. Gli 
effetti della visione monoculare nella pittura, desunti specialmente dai quadri di 
Pietro d'Asaro pittore del XV1I secolo. Arch. di Ottalm. III. p. 14. — Fick, A.E, 


— 592 —. 


Eimiges über Accommodation. Arch. f. A. XXXI. Suppl. 8.103. — Fröhlich, R., 
Unter welchen Umständen erscheinen Doppelbilder in ungleichem Abstande vom 
Beobachter? Arch. f. O. XLI. 4. S. 134. — Gad, J., Der Energie-Umsatz in 
der Netzhaut. Arch. f. Phys. 1894. p.491. — Goldzieher, W., Ueber die 
Beziehungen des Facialis zur Thránensecretion. C. f. pr. A. 1895. S. 129. — 
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XV. p. 1. — Gradle, IL, Which nerves give rise to the semation of photo- 
phobia? Ann. of Oph. and Otol. IV. 4, p. 454. — Greeff, R, Accommodation 
im erblindeten Auge. Klin. Mon.-Bl. XXXIII. 3. 322. — Guillery, Ueber die 
räumlichen Beziehungen des Licht- und Farbensinnes. Arch. f. A. XXXI. 3. 
S. 204. — Heinrich, W., Die Aufmerksamkeit und die Functionen der Siunes- 
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Hamburg u. Leipzig 1895. — Herter, Ueber das Sehen farbiger Flecke. Klin. 
Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 177. — Hess, C., Kritische Bemerkungen zur Frage 
nach dem Vorkommen ungleicher Accommodation. Arch. f. O. XLI. 4. S. 283. 
— Hilbert, R., Ueber das Sehen farbiger Flecken. Klin. Mon.-Bl. XXXIII. 
S. 125. — Zur Kenntniss der sog. Doppelempfindungen. Arch. f. A. XXXI. 3.44. 
— Jaesche, E. Zur Lehre vom binocularen Sehen. Ibid. S. 115. — Katz, R. 
Ueber das Blinzeln, als Maassstab für die Ermüdung des Auges. Klin. Mon.-Bl. 
f. A. XXXIII. 8.154. — Koster, W., Ueber die percipirende Schicht der Netzhaut 
beim Menschen. Arch. f. O. XLI. 1. S. 1. — Notiz zu meinem Aufsatze: Ueber 
den Lymphstrom aus der hinteren nach der vorderen Kammer. Ibid. XLI. 3. 
S. 262. — v. Kries, d, Ueber die Function der Netzhautstäbchen. Zeitschr. 
f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. IX. 2. S. 81. — Krückmann, E. Ueber die 
Sensibilität der Hornhaut. Arch. f. O. XLI. 4. 8.21. — Kühne, W. Zur 
Darstellung des Sehpurpurs. Zeitschr. f. Biol. von Kühne u. Voit. XXXII. S. 21. 
— Kunst, J. J., Beiträge zur Kenntniss der Farbenzerstreuung und des osmo- 
tischen Druckes einiger brechenden Medien des Auges. Inaug.-Diss. Freiburg 
i. B. 1895. — Leber, Th., Ueber den Flüssigkeitswechsel in der vorderen 
Kammer. Ber. über d 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 46. — Liebrecht, 
Ueber Flüssigkeitsabsonderung im Auge. Allg. med. Central-Zeitg. 1895. Nr. 76. 
— Mackay, G., Eyesight and the public services. ‘Trans. Oph. Soc. of the 
Unit. K. XV. p. 199. — Moll, A., Uer Reizzustand des Auges; drei durch 
Trigeminusreizung ausgelóste Reflexe. C. f. pr. A. 1895. S. 66. -— Müller- 
Lyer, Zur Lehre von den optischen Täuschungen. Ueber Contrast und Con- 
fluxion. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. der Sinnesorg. IX. 1. S. 1. — Nicolai, C., 
Ueber den Mechanismus der Accommodation. Inaug.-Diss. Heidelberg 1895. 
— Ovio, G., Sulla fenomeno della v. in eruale accommodazione. Annal. di Ottalm. 
XXIV. p. 176. — Prentice, Charles, J., The iris, as diaphragma and pho- 
tostat. Ann. of Ophth. aud Otol. IV. 4. p. 456. — Raehlmann, E, Ueber die 
lückwirkung der Gesichtsempfindungen auf das physische und das psychische 
Leben. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. VIIL 6. S.401. — Schweigger, 
C., Zum Accommodations-Mechanismus. Arch. f. A. XXX. S. 276. — Spalitta, 
Sul meccanismo della dilatazione pupillare per eccitazione dei nervi sensitivi. 
Arch. di Ottalm. I. 9—10 p.305. — Tschiriew, M. S., Nouveau pheno- 
mene entoptique. Ann. d'Ocul. CXIIT. p. 57. — Wagner, G. Die spontane 
Umwandlung der Nachbilder der Sonne in reguläre Sechsecke oder Achtecke. 
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. IX. 1. — Weinland, E.J. Neue Unter- 
suchungen über die Funetionen der Netzhaut, nebst einem Versuch einer Theorie 
über die im Nerven wirkende Kraft im Allgemeinen. Tübingen 1895. — 


593 — 


Weiss, La puissance de Foeil et l'amplitude de l'accommodation. Ann. d'Ocul. 
CXII. 4. p. 232. — Ueber das Wachsthum des Auges. Ber. üb. d. 24. Vers. 
d. ophth. Ges. 1895. 8. 345. — v. Zehender, W., Ueber einige subjective Ge- 
sichtswahrnehmungen. Klin. Mun.-Bl. XXXVII. S. 73, 112, 293, 339 u. 379. 


VI. Farbensinn. 


Abney, W. de, Colour Vision. London 1895. Marston & Comp. — 
Beetz, F., Zum Capitel der Farbenblindheit. Minch. med. W. 1895. Nr. 10. 
S. 211. -— Dahms. Otto, Ueber halbseitige Farbenblindheit. Inauy. - Diss. 
Halle 1895. —  Guaita, Proposta di un metodo per misurare la sensibilità 
chromatica. XIV. Congr. della assoc. oftalm. Ital. 1895. — Koster, W., Unter- 
suchungen zur Lehre vom Farbensinn. — Arch. f. O. XLI. 4. S. 1. -— Nicati, 
Théorie de la couleur. Arch. d'Opht. CXIII 3. p.191. — Snellen, H., Eine 
Erscheinung von Farbenzerstreuung. Ber. d. 24. Vers. d. oph. Ges. 1895. S. 240. 


VII. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 


Ahlborg, R., Ueber die Sehschärfe im Alter. Inaug.-Diss. Berlin 1895. 
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grade myopia. Amer. J. of Oph. XII. 6. p. 165. — Antonelli, A., 7 fenomeni 
schiascopiei e la miopia acquisita. XII. Congr. della assoc. oft. Ital. 1895. — 
Batten, R., Association. of certain forms of myopia with disease of the nose 
and pharynx. Lancet 1805. Nr. 3750. p. 96. — Dasselbe. Brit. med. J. 1595. 
Nr. 1802. p. 80. — Bitzos, G., Pathogénie de la myopie. Amn. d'Ocul. CXIV. 
p. 247. — de Bourgon, Les injections sous-conjunctivales de sublimé dans 
la myopie avec lésions des membranes profondes de l'oeil. Ibid. p. 270. — 
Buxton, St. Clair, Die Sehschárfe englischer Schüler. Zeitschr. f. Schulgesund- 
heitsptleze 1495. Nr. 7. S. 424. — Demicheri, L., Examen ophtamoseopique 
à limage renversée sur les yeux fortement myopes. Ann. d'Ocul. CXIV. p. 109. 
— Epéron, De la correction opératoire de la ınyopie forte. Arch. d’Opht. XV. 
12. p. 750. — Faber, E. Die operative Behandlung des Astigmatismus. C. f. 


pr. A. 1895. S. 263. — Fromaget, Des rapports de l'amplitude d'accommo- 
dation avec la réfraction statique. Ann. d'Ocul. CXIU. p.399. — Greeff, 


Ueber die Bedentung der Linse bei Myopie. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 352. 
— Guilloz; Th., Sur la diagnose ophtalmoscopique de l'astigmatisme. Arch. 
d'Opht. XV. 6. p. 372. — De l'égalité de grandeur des images rétinuiennes 
dans lemmetropie et dans les cas d'ametropie corrigée. Ibid. XV. 10. p. 633. 
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Trans. Oph. Soc. of the U.K. XV. p. 136. — Gusse, Ch. J., De la vision chez 
les élèves d'un lycée. These de Bordeaux 1895. — v. Hippel, A. Ueber die 
operative Behandlung hochgradiger Myopie. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. 
Ges. 1895. S. 261. — Hotz, J. C., On the supposed action of the oblique 
muscles m oblique astigmatism. Ann. of Oph. and Otol. IV. 2. p. 201. —- 
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Soc. of the U. K. XV. p. 2389. — Katz, Bemerkungen zur Frage der Arbeits- 
brillen. Wjest. Oph. XII. 4—5. p. 371. — Landolt, G, Du verre correcteur 
de la presbyopie. Arch. d'Opht. XV. 5. p. 273. — Marlow, J. W., The errors 
e 38 


— 594 —- 


of refraction in a series of two thousand eyes and some of symptoms: related 
thereto. N.Y. med. J. LXII. 2. p. 46. — Norton, C. E, A case illustrating 
the relation between the muscular balance of the eyes and the refractive con- 
dition. Ann. of Oph. and Otol. IV. 3. p. 326. — Otto, Beitrag zur Kenntniss 
der Veränderungen am Hintergrund hochgradig kurzsichtiger Augen. Ber. über 
die 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 139. — Pergens, E., Zur Correction der 
Kurzsichtigkeit durch Aphakie. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 42. — Roure, 
Myopie, cataractes centrales et Jeucomes centraux. Ann. d'Ocul. CXIII. p. 393. 
— Sattler, N., Ueber die operative Behandlung hochgradiger Myopie. Ber. 
über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 25. — Savage, G.C., The oblique 
muscles as related to oblique astigmatism: Reply to Dr. Hotz's criticism. Ann. 
of Oph. and Otol. IV. 3. p. 305. — Schanz, F., Ueber die Zunahme der Seh- 
schärfe bei der operativen Beseitigung hochgradiger Kurzsichtigkeit. Arch. f. O. 
XLI. 1. S. 109. — Scherk, E., Beitrag zur Heilung der Schulkurzsichtigkeit. 
Deutsche med. W. 1895. Nr.33 u.34. — Schnabel und Herrnheiser, Ueber 
Staphyloma posticum, Conus und Myopie. Zeitschr. f. Heilkunde. 1895. Bd. 16. 
— Siklosi, J., Geheilte Fálle von Myopie. Pester med.-chir. Presse. 1895. 
Nr. 4. — Silex, P., Bericht über die augenärztliche Untersuchung der Zöglinge 
des Waisenhauses zu Rummelsburg. Vom 1. April 1894 bis 1. April 1895. 
Berlin 1895. — Stilling, J., Die dunkeln Punkte in der Myopiefrage. Zeitschr. 
f. Schulgesundheitspflege. 1895. Nr. 1. — Triepel, N. Zur Sehleistung der 
Myopen. Arch. f. O. XLI. 3. S. 139. — Trompetter, J., Verordnungen für 
Kurzsichtige. Arch. f. A. XXXI. Suppl. S. 67. — Vossius, A. Ueber die 
operative Behandlung der Myopie nebst Bemerkungen über die Staroperation. 


Beitr. z. Augenh. XVIII. S. 48. — de Wecker, L. et Masselon, J., Des 
avantages de l'usage des verres convexes pour la vision éloignée chez Jes myopes. 
Ann. d'Ocul. CXIII. 2. p. 83. — Wray, Ch., The extraction of transparent 


lenses in high myopia. Trans. Oph. Soc. of the U. K. XV. p. 233. — Zimmer- 
mann, M. W., Hypermetropia of high degree, with a study of cases. Ann. of 
Oph. and Otol. IV. 2. p. 123. 


VIII. Lider. 
Achenbach, C., Ein Beitrag zu den Hauthórnern der Augenlider. C. f. 


pr. A. 1895. 8.289. — Alfieri, Le piu recenti questioni sulla natura del 
calazio. Arch. di Ottalm. IH. 3—4. p. 77. — Augstein, Beitrag zur Ectro- 
pium-Operation. C. f. pr. A. 1895. 8.353. — Baudouin, M., Quelques cas 


de phthiriase des paupières. Progr. méd. 1895. Nr. 39 u. 40. — Becker, M., 
Beitrag zur Kenntniss der Augenlidtumoren. Arch. f. O. XLI. 3. S. 169. — 
Bourgeois, Résultats de l'opération de l'entropion et du ptosis par les pro- 
cédées de Gilet de Grandmont. Kec. d'Opht. 1895. Nr. 5. p. 273. — Breda, 
Framboesia Brasiliana (o bouba) alle palpebre. XIV. Ass. d. Ass. oft. Ital. 1895. 
— Cattaneo, C., Del coloboma traumatico delle palpebre interessante il decorso 
del canalicolo lacrimale. Arch. di Ottalm. lI. 5—6. p.157. — Chauvel, 
Affections des paupières. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 10. p. 580. — Despagnet, 
Présentation d'une malade atteinte de scléredermie palpebrale. Soc. d’Opht. de 
Paris 1895. Avril 2. — Domec, Théophile, Du traitement de l'épithélioma 
de la peau des paupieres et du nez par le bleu de methyle combiné à l'acide 
chromique et au galvanocautére. These de Paris 1895. — Etton, F. G., Nar- 
rowing of the palpebral fissure in a case of recovering of facial palsy. N. Y. eye 


—- 595 — 


and ear Inf. Rep. III. T. p. 40. — Evans, T.C, A new operation for con- 
genital ptosis, with report of two cases. N. Y. med. J. 1896. Nr. 25. p. 781. 
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opht. I. 1. p. 7. — Fay. Waren. Double ptosis. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 
1895. Dec. 12. — Ginsberg, Herpes zoster frontalis mit Keratitis neuro. 
paralytica und Oculomotoriusparese. C. f. pr. A. 1895. S. 133. — Golowin, C., 
Ein Fall von congenitaler Ptosis und Epicanthur. Wjest. Oph. 1895. p. 222. — 
Goode, G. H., Fibroma of eyelids. Ann. of Oph. and Otol. 1V. 1. p. 34. — 
Grossmann, L., Unilaterale Lidhautgangriin mit consecutivem Ectropium cica- 
triceum. Allg. med. Centralztg. 1895. Nr. 58. — Holth, S., Die syphilitische 
Auto-Infection und der harte Lidschanker. Arch. f. Augenh. XXX. S. 214. 
Hotz, F. C, The reconstruction of the lid border in entropium of the upper 
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vaccinia palpebrarum. N. Y. eye and ear Inf. Rep. IH. 1. p. 37. — Jessop, 
W. H., Reght Eye; prineary sore of both lids. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 
XV. p. 48. — Case of sudden haemorrhage from conjunctival surface of upper 
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paupière inférieure contre l'ectropion non cicatriciel. Clm. opht. I. 1. p. 9. — 
Jordan, M., Ueber den plastischen Ersatz der Augenlider. Deutsche med. W. 
1895. Nr. 45. S. 744. — Katz, R., Ueber anormale Mitbewegung des oberen 
Augenlides und der Iris bei Bewegungen des Auges. Wratsch. 1895. Nr. 46. — 
Lagleyze, Un nouveau procédé d'opération dans l'entropion et le trichiasis. 
Arch. d'Opht. XV. 10. p.605. — Landolt, Blepharoplastie. Soc. franc. d'Opht. 
1895. — May, On Blepharitis. Amer. J. of Oph. XU. 1. p.23. — Pergens, Ein 
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S. 206. — Risley, Skingraftnig for epithelioma of the eyelid. Amer. J. of Oph. 
XII. 6. p. 191. — Scott, Kenneth, The radical operative treatment of tri- 
chiasis. Oph. Hev. 1895. Nr. 167. p. 296. — Complete ankyloblepharon. Trans. 
Oph. Soc. of the U. K. XV. p. 49. — v. Siklóssy, J., Zwei Modificationen. von 
Ectropion-Operationen. C. f. pr. A. 1895. S. 141. — Zur Blepharoplastik. Arch. 
f. A. XXXL S. 186. — Sinclair, W. W., Abnormal associated movements of 
the eyelids. Ophth. Rev. XIV. Nr. 168. p. 307. — Snell, S, Nine cases of 
chancre of the eyelids and conjunctiva. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 1895. XV. 
p. 36. — Sourville, G., De l'épithéliome calcifié des paupiéres. Arch. d'Opht. 
XV. 2. p. 65. — Thier, Zur Operation der Trichiasis. C. f. pr. A. 1895. 
S. 200. — Trantas, Nouveau proeédé opératoire contre le trichiasis avec 
entropion. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 12. p. 705. — Uhthoff, W., Beitrag zur 
Blepharoplastik. Deutsche med. W. 1805. Nr. 30. — Vossius, Ein Fall von 
echtem Lipom der oberen Augenlider. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1595. 
S. 55. — v. Wolfring, E, Ueber den Mechanismus des Ectropion sarcoma- 
tosum Arch. f. A. XXXI. S. 319. 





IX. Thrinenapparat. 


Adler, H., Mumps der 'Thränendrüse. Wiener med. Presse 1895. Nr. 9. 

S. 241. — Amblard, E., Injections de formol dans le traitement des suppu- 

rations lacrymales. Thèse de Paris 1895. — Armaignac, H., Histoire d'une 

fistule lacrymale ancienne. Journ. de méd. de Bordeaux. 1895. Nr. 9. p. 105. 

— Histoire d'une fistule lacrymale ancienne rebelle. Hec. d'Opht. 1895. Nr. 4. 

p. 200. — Berger, K., Un lannoiement hystérique. Progr. méd. 1895. Nr. 40. 
l 38* i 


- 596 .- 


— Bissis, J., Hernie traumatique de la glande lacrymale orbitaire. Ann. 
d'Ocul. CXIV. p. 457. — Cirincione, Dacriocistite dei neonati. Lavori della 
cliniea oculistica della R. Universita di Napoli. IV. 2. p. 99. — Dürr, Ueber 
eine einfache Methode der Veródung des lhrànensackes. Arch. f. Augzenh. XXXI. 
S. 195. — Elschnig, Actinomyces im Thränenröhrehen. Klin. Mon.- Bl. f. A. 
XXXIII. S. 188. — Haltenhoff, G., Prolapsus traumatique de la glande laery- 
male orbitaire. Ann. d’Ocul. CXIII. p. 319. —  Hegg, Die Exstirpation der 
Thränendrüse bei Thränenträufeln. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 1895. Nr. 22. 
— Holmström, J., Tva Fall af akut tarkórtel inflammation. Hygiea. 1895. 
Jul. LVIl. — Lefèvre, V. A, De l'intervention chirurgicale et de l'emploi du 
sublimé dans les affection. chroniques des voies lacrymales. These de Paris 
1395. — Martin, Pierre-Feau, Contribution à l'étude de la dakryocystite. 
Ibid. — Mazet, C., Sur l'empyéme du sac laerymal. Ibid. — Piazza, L., 
Adenoma della glandola lacrimale. Ann. di Ottalm. XXIV. p. 246. —- Piccoli, 
Carcinoma del sacco lagrimale. XXV. ass. dell' ass. oft. Ital. 1895. — Roy, D., 
Congenital fistulae of the lachrymal sac. Amer. J. of Oph. XII. 6. p. 161. — 
Schaetfer, F., Ein Fall von Sarkom der Thrünendrüse. Inaug.-Diss. Giessen 
1895. — Snell, S,'On the use of large probes in the treatment of lacrymal 
obstruction. Oph. Rev. 1895. Nr. 162. p. 101. — Story, J. B., Which cana- 
liculus to slit in probing the nasal duct. Ibid. XIV. Nr. 164. p. 161. — 
Thomalla, Behandlung der akuten und chronisehen Dacryo-Cystitis. C. f. pr. A. 
1895. S. 228. 


X. Muskeln und Nerven. 


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monia. Amer. J. of Oph. XIIL 6. p.167. — Andeond, Note sur le nystagmus 
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externe à la suite d'une contusion de l'apophyse mastoide du méme coté. Ann. 
d'Ocul. CXIII. p. 419. — Batten, Rayner, Rare form of Nystagmus. Trans. 
Oph. Soc. of the U. K. 1895. Dec. 12. — Beard, Ch. A., Squint. With special 
reference to its surgery. Amer. J. of Oph. XII. 4. p.97. — Beevor, G. E., 
Ophthalmoplegia externa without other symptoms. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 
XV. p.242. — Boskamp, Paul, Ein Fall von doppelseitiger Ophthalmoplegie 
mit eigenthümlichem Verlauf. Inaug.-Diss. Bonn 1895. — Bourgeois, A. 
Traitement opératoire du Strabisme. De l'avancement musculaire. Rec. d’Opht. 
1895. Nr. 8. p.470. — Bruner, E, A case of paralysis of the superior recti 
muscles. Amer. J. of Oph. XII. 6. p. 186. — Traumatic paralysis of the external 
rectus. Ann. of Oph. and Otol. IV. 4. p. 473. — Bull, Ch. St., Preliminary 
report on six hundred and twelve cases of convergent squint with special reference 
to the final results of operation. N. Y. med. J. 1895. Nr. 8. p. 236. — Das 
selbe. Amer. J. of Oph. Xll. 9. p. 279. — Coleman, W. J., An argument 
for amblyopia ex anopsia in convergent strabismus. Ann. of Oph. and Otol. IV. 
2. p. 157. — Collins, Tr., Paralysis of both internal recti. Trans. Oph. Soc. 
of the U. K. 1895. Dec. 12. — Denig, R., Doppelte Abducenslihmung nach 
Diphtherie. Münch. med. W. 1895. Nr. 35 u. 36. — Doehne, F., Ueber künst- 
lich erzeugten Nystagmus horizontalis und Rotatorius bei Normalen und Taub- 
stummen. [naug.-Diss. Würzburg 1895. — Fergus, F., An operation for the 
advancement of a rectus muscle. Oph. Rev. XIV. Nr. 164. p. 163. — Gar- 
mann, J, Die Aetiologie des Strabismus concomitans mit besonderer Berürk- 


— 597 


stehtigung der Wolffberg'schen Theorie. Inaug.-Diss. Leipzig 1895. — Gau- 
denzi, Apparecchio per l'esame dell' equilibrio musculari degli occhi. XIV. ass. 
d. ass. oft. Ital. 1895. — Gould, G. M., Some findings concerning so-called 
muscle-imbalance and its treatment. Ann. of.Oph. and Otol. IV. 3. p. 262. — 
Graefe, A. Die neuropathische Natur des Nystagmus. Arch. f. O. XLI. 3. 
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XIII. Cornea. 


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krümmung. Arch. f. A. XXXI. 8. 336. — Bach, L, Experimentelle Unter- 
suchungen über das Staphylokokken-Geschwür der Hornhaut und dessen Therapie. 
Arch. f. O. XLI. 1. S. 56. — Bacteriologische Untersuchungen über die Aetio- 
logie der Keratitis und Conjunctivitis eczematosa nebst Bemerkungen zur Ein- 
theilung, Aetiologie und Prognose der Hornhautgeschwüre. Ibid. XLI. 2. S. 159. 
— Baquis, E. Contribuzione alla conoscenza della degenerazione amyloidea 
della cornea. Ann. di Ottalm. XXIV. p. 307. — Intorno ad un caso di degene- 
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teuse. Soc. franç. d'Opht. 1895. — Collins, E. Tr., Discoloration of the cornea 


603 
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hautnarben. Arch. f. O. XLI. 3. S. 183. — Jackson, J., The removal of powder 
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Beitrag zur Lehre vom Ulcus corneae serpens. Inaug.-Diss. Kiel 1895. — 
Landau, O. Hornhautfárbung und Verbesserung der Sehscharfe. C. f. pr. A. 
1895. Nr. 10. — Leloutre, E, Etude clinique des ulcérations diasthésiques 
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Entzündungen des Auges. Münch. med. W. 1895. Nr. 45. — Mayer, W,, Ein 
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muriaticnm auf die erste Vereinigung von Hornhautwunden. Arch. f. A. XXXII. 
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1895. — Morton, A. St, Rodens ulcer. ‘Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. 
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nach Wespenstich. * C. f. pr. A. 1895. S. 112. — Salzer, Ueber künstlichen 
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Schwabe, G., Die Heilung des trachomatiésen und scrophulosen Keratitis durch 
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schild, Davison, Ulcers of the cornea. N. Y. med. J. 1895. Nr. 14. p. 417. 
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ders, R. R., An anomalous case of interstitial kératitis. Ann. of Oph. and Otol. 
IV. 2. p. 163. — Sourville, Gilbert, La kératite filamenteuse. Paris 1895. 
Steinheit. — Sureau, Cautérisations ignées dans les ramollissements de la 
cornée. Soc. frang. d’Opht. 1895. — Tepliachni, A, Zur pathologischen 


604  — 


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comme cause la syphilis hereditaire. Arch. d’Opht. XV. 11. p. 696. — Trous- 
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p. 206. — Uhthoff, W., Zur pathologischen Anatomie der eitrigen Keratitis 
beim Menschen. Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 42. — de Vincen- 
tiis, C. Eteroplastica di tessuto corneale di coniglio sulla cornea dell' uomo. 
Lavori della clin. oeul. della R. Univ. di Napoli. IV. 2. p. 163. — Vossius, 
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Hl. Magnus. 1895. — Wendt, E., Klinisches und Experimentelles über streifen- 
förmige Hornhauttrübungen bei eitriger Keratitis. Inaug.-Diss. Greifswald 1595. 
— Zimmermann, W., Ueber einen Fall von Keratitis parenchymatosa tuber- 
eulosa. Areh. f. O. XLI. 1. 8. 215. — Ueber Cauterisation bei Ulcus serpens. 
Ber. d. 24. Vers. d. ophth. Ges. 1895. S. 126. — Zirm, E, Keratomycose (be- 
ginnende Keratvwalarie) bei einem mit Lues congenita haemorrhagica behafteten 
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XIV. Sclerotica. 


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— Franke, E., Ueber die histologischen Vorgánge bei der Heilunz perforiren- 
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seleritis periodiea fugax. Wiener klin. W. 1895. Nr. 34. Arch. f. ©. XLI. 4. 


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1895. — Ring, J. B., Foreign body in sclera for thirteen years. Ann. of 


Oph. and Otol. IV. 2. p. 164. — Schirmer, A... Zur pathologischen Anatomie 
der Scleritig und Episcleritis. Arch. f. O. XLI. 4. p. 158. 


XV. Vordere Kammer.. 


van Duyse, Un cas de filaire dans la chambre antérieure. — Arch. d'Opht. 
XV. 11. p. 701. 


XVI. Linse. » 
Antonelli, Correction optique des opérés de cataracte. Soc. franc. d'Opht. 
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XXIV. 5. p. 467. — Ball, J. M, Treatment of traumatic cataract attended by 
rapid swelling of the lens. Ann. of Oph. and Otol. IV. 1. p.16. — Bettmann, D., 
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bei der Staroperation. St. Petersburger med. W. 1895. Nr. 15. — Burnett, 
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July 1895. Amer. J. of Oph. XII. 8S. p. 243. — Cabannes, M. J., Contri- 
bution a l'étude des hémorrhagies intra-ocülaüires après l'extraction de la cata- 
racte. Thèse de Bordeaux. 1895. —  Cerillo, Opération de la cataracte et 
méthode pour l'extraction des couches corticales. Rec. d@Opht. 1895. Nr. 10. 
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— 605 — 


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propre cristallin. Utilité pratique de la ,,phakoscopie pour le diagnostic des 
fines opacités cristaliniennes et pour l'étude du développement de la cataracte. 
Ann. d'Oeul. CXIV. p. 1898. — Demicheri, L. Faux lenticone. Ann. d'Ocul. 
CXIII. 2. p. 93. — Derby, Haskel, Cataract operation between the ages of 
eighty and ninety, with a table of glasses. The Boston med. and surg. J. 
CXXXIII. Nr. 13. p. 319. — Dransart, Du nettoyage des masses corticales 
par injections et aspirations. Soc. frang. d’Opht. 1895. — Elschnig, Lenti- 
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ration des Nachstars. Klin. Mon.-Bl. XXXIII. p. 249. — Ewetzky, Th, Kin 
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Nr. 2. 8.222. — Ueber Bacillen-Panophthalmie. Med. Rundschau. 1895. Nr. 10. — 
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Sull' estrazione capsulo-lenticulare. XIV. Congr. dell’ assoc. oft. Ital. 1895. 
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Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. — Peculiar variety of lamellar cataract. 
lbid. p. 119. — Traumatic subluxation of lens of old standing; secondary zo- 
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dislocation of both crystalline lenses. Ibid. p. 122. — v. Hippel, E. Zur 
pathologischen Anatomie des centralen und perinuclearen Cataract. Arch. f. O. 
XLI. 3. S. 1. — Zur Spontanresorption der Cataracte. Ber. üb. d. 24. Vers. d. 
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1895. 8.75. — Johnson, G. L, Case of lamellar cataract showing symme- 
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Mon.-Bl. XXXIII. 5. 407. — Kayser, Fritz, Om det enkla stansinidet jemte 
en sammact allning lazarettet utsónda starroperationerna a senil starr. Hygiea 
1895. Jul-Aug. — Ueber die einfache Starextraction nebst einer Zusammen- 
stellung der in den Jahren 1891 — 94 ausgeführten Operationen. Serafimerlazarettets 
Ögenklinik. Rapp. f. 1894. Landau, O., Aspiration eines traumatischen Stares 
mit gutem Erfolg. C. f. pr. A. 1895. S. 37. — Lang, W., Cholesterine cry- 
stals in the lens. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 117. — Cholesterine 
crystals found in a cataractous lens. Ibid. p. 118. — Right lentieonus pw- 
sterior. Ibid. p. 122. — Laurent, B., La suture de la cornée dans l'extrac- 
tion de la cataracte. These de Paris. 1895. — Lawford, J. B., Peculiar 
coloured lenticular opacities, probably congenital. ‘Trans. Oph. Soc. of the Unit. 
K. p. 197. — Lessing, H, Schichtstar und Schichtstaroperationen.  Inauy.- 
Diss. Berlin 1895. — Liebrecht, Ueber isolirte Linsenkapselverletzung. Kin 
geheilter Fall von isolirtem grossen Linsenkapselriss ohne Cataractbildung. Bei- 
träge 2. Augenh. XVII. 8.75. — Lutz, E., Ueber die pathologisch-anatomischen 
Veränderungen der Linsenkapsel. Inaug.-Diss. Würzburg 18095. — Marshall, 
C. D., On the immediate — and remote results of cataract extraction. Oph. 
Hosp. Rep. XIV. p. 56. — Martin, G., Le mot „astiemie“. L'astigmie chez 
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eyelitis nach Cataract-Operation, Secundär-Glaucom, sympathische Affeetion des 
zweiten Auges und ebenfalls Secundär-Glaucom. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. 
S. 50. — Oxger de Sperville, Complication rare apres l'extraction de la cata 
racte. Soc. franc. d'Opht. 1895. — Poliacow, 200 ambulatorisch gemachte 
Cataract-Extractionen. Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. S. 46. — Rinaldi, Massimo, 
Maturazione della cataratta per mezzo del massazio praticato direttamente sulla 
eristalloide, — Ann. di Ottalm. XXIV. 5. p. 426. — Ring, Frank, W., The com- 


— 606 — 


bined versus the simple extraction of cataract. Med, Rec. 1895. Febr. — 
Roure, Du róle de l'astigmatisme dans la genése de la cataracte. Arch. d'Opht. 
XV. 1. p. 44. — Rudni, W., Extraction des Cataract bei chronischer Blen- 
norrhoe. Wjest. Oph. 1895. 3. S. 320. — Sachsalber, A., Drusen der vor- 
deren Linsenkapsel. Beiträge z. Augenh. XVIII. S.42. — Schneidemann, T. B., 
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1895. Nr. 165. p. 209. — Silcock, A. Qu. Double anterior polar cataract 
associated with persistent pupillary membrane. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. 
XV. p. 196. — de Spéville, Complication rare aprés l'extraction du cristallin. 
Ann. d'Ocul. CXIV. p. 215. — Sulzer, E, Documenis servant à l'histoire de 
lextraction de la cataracte. Ann. d'Ocul. CXIV. p. 321. — Documents servant 
à l'histoire de l'extraction de la cataracte; essai historique. Ibid. p. 431. — 
Sym, W. G., A case of lenticonus posterior. Oph. Rev. 1895. Nr. 161. p. 76. 
— Taylor, Bell, L'extraction de la cataracte à notre epoque. Ann. d'Ocul. 
CXIII. 2. p. 106. — Topolanski, A. Ueber Kapselabhebungen. Arch. f. O. 
XLI. 3. S. 198. — Trousseau, A., Suture de la cornée pour renversement du 
lambeau cornéen aprés une opération de cataracte. Ann. d'Ocul. CXIII. p. 189. 
— Vitali, Operazioni delle cataratte incomplete. XIV. Congr. d. assoc. oftal. 
Ital. 1895. — Watton, W. Sp. and Collins, W. J., A case of traumatic cata- 
ract with a foreign body embedded in the lens successfully treated by operation. 
Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 115. — Webster, D., Report of one 
hundred and eighteen cataract extractions; with remarks. Manhattan eye and 
ear Hosp. Hep. 1895. Jan. — Weeks, J. E, A report of one hundred conse- 
cutive cases of catdract extraction with remarks. N. Y. med. J. 1895. Nr. 5. 
p. 137. — Wicherkiewicz, B., Zur Nachbehandlung Staroperirter nach ein- 
getretener Infection. "Ther. Wochenschr. 1895. Nr. 6. — Sur l'opération de la 
cataracte secondaire. Soc. franc. d'Opht. 1895. — Quelques mots sur l'opération 
de la cataracte secondaire. Paris 1895. Steinheil. — Widmark, J., Ueber 
Cocain und Desinfection des Auges bei Staroperationen. Serafimerlazarettets 
Ögenklinik. Rapp. f. 1894. — Zenker, H., 1000 Staroperationen. Bericht 


aus der augenärztlichen Praxis des Herzogs Carl in Bayern. Wiesbaden 1895. 
Bergmann. | 


XVII. Iris. 


Ahlström, G., Beiträge zur Pathogenese der Iritis. Beiträge 7. Augenh. 
XXI. S. 36. — Bailey, A form of iritis not usualy recognited. Brit. med. J. 
1805. Nr. 1786. p. 646. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. 1895. March 3. — 
Batten, Raynes, Superficial peripheral choroiditis. Trans. Oph. Soc. of the 
Unit. K. 1895. Dec. 2.— Brailey, W. A., On the iritis of the later stage of syphilis. 
lbid. XV. p. 93. — Bürstenbinder, O. Ueber tuberculöse Iritis und Keratitis 
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deep pitting of the optic disc. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 192. — 
van Duyse, D., Genèse de la corectopie. Arch. d’Opht. XV. p. 738. — Fage, 
Un cas d'iritis d'origine ozéneuse. Soc. franc. d'Opht. 1895. Rec. d'Opht. 18195. 
Nr. 5. p. 266. — Felteu, P., Ueber Pupillendifferenz bei Ausschluss von Ner- 
ven und Augenleiden. Inaug.-Diss. Bonn 1895. — Ganpillat, Synechies 
antérieures synechotomie. Rec. d’Opht. 1805. Nr. 6. p. 335. — Ginsberg, 
Ueber seróse, idiopathische lriscysten. C. f. pr. A. 1895. S. 330. — Grand- 
element, Sur le meilleur mode de traitement des hernies de l'iris. Rec. d'Opht. 


— 607 -- 


Nr. 5. p. 263. — Gunn, D, Tubercle of iris and? cornea. Trans. Oph. Soc. 
of the Unit. K. XV. p. 86. — Hirschberg und Birnbacher, Ein Fall von 
melanotischem Sarcom des Ciliarkórpers. C. f. pr. A. 1895. S. 6. — Jessop, 
W. H., New pigment spots on anterior surface of iris. ‘Trans. Oph. Soc. of the 
Unit. K. XV. p. 103. — Lagrange, J., Une observation de tuberculose pri- 
mitive du corps ciliare et de l'iris. Arch. d’Opht. XV. 3. p. 170. — Nouveau 
procédé de pupille artificielle par l'iritomie à ciel ouvert. Ann. d’Ocul. CXIV. 
p. 362. — Machek, E., Ueber Herpes Zoster der Regenbogenhaut im Verlaufe 
von Herpes Zoster frontalis. Arch. f. A. XXXI. 1. S. 1. — Mohr, W., Ueber 
hereditärə Irideremie. Inaug.-Diss. 1895. Jena. — Ostwalt, E. Bemerkens- 
werther Fall von Gummigeschwulst des Ciliarkörpers. Ber. über d. 24. Vers. d. 
oph. Ges. 1895. S. 167. — Piccoli, G. S., Sulla sinechiotomia anteriore e su 
di un nuovo sinechiotomo. Javori della clin. ocul. della R. Univ. di Napoli. IV. 2. 
p.147. — Ridley, Severe cyclitis. Oph. Hosp. Rep. XIV. 1. p. 237. — Rind- 
fleisch, Ein Fall von einseitiger Lähmung des Sphincter iridis. Ber. über d. 
24. Vers. d. oph. Ges. 1895. S. 77. — Silcock, A. Qu., Tuberculosis of the 
iris and ciliary body. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 102. — Anterior 
synechia of pupillary membrane. Ibid. p. 193. — Trantas, A., Intensibilité 
relative de la cornée dans l'iridocyclite. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 3. p. 152. — 
Walker, H. L., Sarcoma of iris. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 184. 


XVIII. Chorioide&. 


Abadie, Ch., De la scléro-choroidite antérieure, nature et traitement. Clin.’ 
opht. I. p. 4. — Bach, Bemerkungen zur Tuberculose des Auges. Münch. med. 
W. 1895. Nr. 18. -— Campbell, E. K., Horizontal equatorial rupture of the 
choroid. Trans. Oph. Soc. of the Unit. K. XV. p. 126. — Caspar, L. Chorioi- | 
ditis disseminata sympathica. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. 8.179. — Coppez, H., 
Un cas d'irido- choroidite suppurative avec guérsion et réstitution complete de 
l'acuité visuelle. Rév. génér. d'Opht. 1895. Nr.9. p.385. — Darier, A, 
Vascularisation de la cristalloide anterieure dans un cas d'irido-choroidite chro- 
‘nique. Ann.d'Ocul CXIIL p.34. — Présentation d'une malade atteinte do 
sclérodermie palpébrale. Soc. d'Opht. de Paris. 1895. Avril 2. — Denti, J. 
e Rombolotti, G., Contributo clinico anatomico e sperimentale alla tuberculosi 
primitiva del tratto uveale. Ann. di Ottalm. XXIII. 6. p. 491. — Ewetzky, 
Ein Fall von pigmentirtem Sarcom der Iris, Corpus ciliaire und Chorioidea. 
Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. p. 222. — Ueber die Dissemination der Sarcome des 
Chorioidealtractus. Ibid. Nr. 6. 8.515. — Fox, L., Evisceration of the eye- 
ball. Med. Bull. XVII. Nr. 6. p. 211. — Gallenga, Gomma del corpo ciliare. 
XIV. Congr. dell’ ass. oft. Ital. 1895. — Golovin, Ein Fall von eigenthümlicher 
Veränderung im Gebiete der beiden Maculae luteae. Wjest. Oph. 1595. Nr. 2. 
S. 222. — Griffith, J., Choroidal sarcoma in infancy. Oph. Rev. 1895. Nr. 167. 
: p. 286. — Guaita, L., Mioma della coroide. Ann. di Ottalm. XXIV. p. 25. — 
Gutmann, E., Casuistischer Beitrag zur Lehre von den Geschwülsten des Aug- 
apfels. Arch. f. A. XXXI. S. 158. — Hodges, F. H. and Ridley, N. C., Intra- 
ocular melanotic sarcoma with peculiar characteristics. Trans. Oph. Soc. of the 
U. K. XV. p. 178. — Horsey, A. J., Sarcoma of choroid. Ann. of Oph. and 
Otol. IV. 3. p.324. — Krückow, A., Ueber die subconjunctivalen Injectionen 
des Sublimates bei Chorio-retinitis macularis myopica. Kin Fall von Sarkom 
des Corpus ciliare. Wjest. Oph. 1895. Nr.2. p.222. — Krüdener, H., Ueber 


608  — 


Circulationsstórungen und Spannungsánderungen des Auges beim Aderhautsarkom. 
Areh. f. A. XXXI. 3. S. 222. — Marshall, Devereux, Detachment of choroid. 
Trans, Oph. Soe. of the U. K. 1895. 17. Oct. — Tubercular growth in eyeball. 
Ibid. p. 181. — Gummatous growth in the eye. Ibid. p. 183. — Cystic sar- 
coma of the ciliary body. Ibid. p. 180. — Morax, V., A propos d'un cas 
dirido-choroidite suppurative terminée par la guérison. Ann. d’Ocul. CXIV. 
p. 241. — Parisotti, Sur une tumeur rare endobulbaire. Ibid. p. 118. — 
de Schweinitz, G. E., De certains bacilles trouvés dans un cas de panophtal- 
mie post-opératoire. Ibid. p. 55. — Zimmermann, C., Ein Fall von Irido- 
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Selischiirfe. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. p. 45. 


XIX. Glaskörper. 


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Med. and Surg. Rep. 1895. 17. Aug. 


XXI. Glaucom. : d 


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Diss. Kiel 1895. — Cohn, H., Ueber die Behandlung des Glaueoms mit Eserin. 


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Greve, Christian, Ueber intraoculare Blutungen nach der wegen Glaucom aus- 
geführten Iridectomie u. Sclerotomie. Inaug.-Diss. Kiel 1895. — Groenouw, 
Zur Eserinbehandlung des Glaucoms. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. 
S. 154. — Koster, W., Beitrag zur Lehre vom Glaucom. Arch. f. O. XLI. 2. 
S. 30. — Nettleship, E., A discussion on the question of operating in chronie 
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Glaucom nach Staroperation. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. 8. 139. — Parinaud, 
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coma curable without operation? Ann. of Oph. and Otol. IV. 2. p. 132. — 
Puech, Glaucome et myopie. Soc. franc. d'Opht. 1895. —- Dasselbe Rec. 
d'Opht. 1895. Nr.8. p.458. — Radzwitki, P., Ein Fall von acutem Glaucom 
in Folge von Cocain. Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. p. 54. — Richey, S. O., 
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Otol. IV. 3. p. 271. — Rudin, Hereditat bei Glaucom. Wjest. Oph. 1895. 
Nr. 3. p. 520. — Schweigger, C., Ueber Glaucoma malignum. Arch. f. A. 
XXXII. S. 1. — Svrosso, P., Contribuzione alla cura del glaucoma mediante 
l'incisione dell’ angelo iriideo. XIV. Congr. dell’ ass. oft. Ital. 1895. — Silex, 
Zur Behandlung des Glaucoms. Deutsche Aerzte-Zeitung. 1895. Nr. 14. — 
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sclerotomia interna. XIV. Congr. dell’ ass. oft. Ital. 1895. — Dasselbe. Rev. 
génér. d'Opht. XIV. 10. p. 440. — Walter, O., Zur Aetiologie und Therapie 
des Glaucoms. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 1. — de Wecker, L., La sclöro- 
tomie interne. Ann. d’Ocul. CXIV. p. 95. — Willeth, J. E, The halo, or 
rainbow symptom in glaucoma. Ann. of Oph. and Otol. IV. 1. p. 11. — Zirm, E, 
Ein Beitrag zur Anatomie des entzündlichen Glaucoms. Arch.f. O. XLI. 4. S. 115. 


XXII. Retina und Opticus. 
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XIV. Congr. dell' ass. oft. Ital. 1895. — Beck, F., Beiderseitige Erblindung durch 
retrobulbare Neuritis. Restitutio ad integrum.  Inaug.-Diss. Berlin 1895. — 
Bocchi, A, Di un caso di tumore retinico. XIV. Congr. dell’ ass. oft. Ital. 1895. 
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Retinitis pigmentosa. Arch. f. O. XLI. 4. p.175. — Caspar, L., Zur Casuistik 
und Aetiologie der Netzhautstränge. Arch. f. A. XXX. S. 122. — Zur Kenntniss 
der angeborenen Anomalien der Sehnervenpapille. Ibid. XXXII. S.12. — Col- 
lins, Treacher, Four cases of bilateral glioma of the retina cured by enu- 
cleation of the two eyes. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 1895. 17. Oct. — 
39 


— 610 — 


Cutler, C. W., Ueber angeborene Nachtblindheit und Pigmentdegeneration. Arch. 
f. A. XXX. S. 92. — Drei ungewöhnliche Fälle von Retino-Chorioideal-Degene- 
ration. Ibid. S. 117. — Deng, R.„ Anatomischer Befund bei spontan ent- 
standener Gewebsneubildung im Glaskörper (sog. Retinitis proliferans). Ibid. 
S. 312. — Deutschmanun, ER, Ueber ein neues Heilverfahren der Netzhaut- 
ablösung. Beitr. z. Augenh. XX. S. 1. — Dasselbe. Deutsche med. W. 1895. 
Nr. 22. — Dodd, H. W., Congenital pigmentation of retina. Trans. Oph. Soc. 
of the U. K. XV. p. 194. — Dodd, O., Hereditary retrobulbar neuritis. Ann. 
of Oph. and Otol. IV. 3. p. 300. — Falchi, F., Ueber die Bildung cysten- 
artiger Hohlräume im Gebiete der Retina. Arch. f. O. XLI. 4. p.187. — 
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ophtalmotomie postérieure. Rec. d'Opht. 1895. Nr.7. p.385. — Goode, G. H, 
Embolism of the inferior branch of the central retinal artery. Ann. of Oph. 
and Otol. IV. 1. p. 34. — Greeff, R., Der Bau und das Wesen des Glioma 
retinae. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 245. — Guibert et 
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Arch. d'Opht. XV. 4. p.229. — Gunn, M, Embolism of central artery. Trans. 
Oph. Soc. of the U. K. 1895. 12. Dec. — Gurfinkel, A, Ein Fall von spon- 
taner Heilung der Retina-Ablösung. Wjest. Oph. 1895. Nr.1. p.585. — Han- 
sell, H. F., Report of three cases of monocular haemorrhages of the retina. 
Amer. J. of Oph. XII. 4. p. 125. — Hartridge, G., Cholesterine in the sub- 
retinal fluid of a detached retina in the eye of an infant, removed for buph- 
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Ibid. 12. Dec. — Horsey, A. J., Notes of a case of glioma of the retina. 
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specifique. Rec. d'Opht. 1895. Nr.11. p.672. — Jaenecke, K. Ein Beitrag 
zur Therapie der Netzhautablósung. Inaug.-Diss. Berlin 1895. — Januskiewicz, 
M., Der zeitliche Verlauf bei syphilitischen Erkrankungen der Sehnerven nach 
150 Fällen. C. f. pr. A. 1895. S.358. — Katz, R., Ein Fall von recidivirender 
Entzündung der Sehnerven. Wjest. Oph. XII. 4—5. p.375. — Laqueur, Ueber 
einen Fall von Embolie der Centralarterie mit Freibleiben des temporalen Netz- 
hautbezirkes nebst Bemerkungen über die centripetalen Pupillenfasern. Arch. f. A. 
XXX. S. 10. — Lawford, d B., Unusual arrangement of retinal vessels. Trans. 
Oph. Soc. of the U. K. XV. p.195. — Liebrecht, Retinitis punctata albescens. 
Klin. Mon.-Bl.f. A. XXXIII. S. 169. — Linde, M., Neuritische Atrophie der Seh- 
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Ein Fall von Retinitis proliferans. Wyest. Oph. 1895. Nr. 2. p. 222. — Ma- 
raval, J., Contribution à l'étude du décollement de la. rétine et de son traite- 
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Marple, W. B., A contribution to the pathology of embolism of the central 
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de la macula lutea. Arch. d'Opht. XV. 10. p. 593. — Ogilvie, G., Case of double 
optic atrophy, with peculiar visual fields. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 1895. 
15. March. — Nasal coloboma of the optic nerve; greg atrophy of the disc with 
peculiar fields. Ibid. p. 127. — Ohlemann, Zur Aetiologie der Netzhautablösung. 
Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 85. — Prokopenko, Beitrag zur Casuistik der 
Neubildungen auf der Papille des Sehnerven. Wjest. Oph. XII. 4—5. p. 355. — 
Rochon-Duvigneau, Examen histologique d'une chorio-rétinite maculaire d'origine 


-— 611 -— 


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pigmentosa. Ann. of Oph. and Otol. IV. 1. — Rudin, Antipyrin bei Neuritis 
descendens. Wjest. Oph. 1895. Nr. 3. — Sachsalber, A. Beitrag zur Drusen- 
bildung am Sehnervenkopf. Beiträge zur Augenh. XXI. S.1. — Sawitsch, 
Kin Fall von congenitalem Colobom des Sehnerven und der Chorioidea. Wjest. 
Oph. 1895. Nr.2. S. 222. — Scheidemann, G., Ein Fall von gummöser 
Neubildung auf dem Sehnerveneintritt. Arch. f.O. XLI. 1. S.156. — Schön, W, 
Die Functionskrankheiten der Ora serrata und des Ciliartheils der Netzhaut. 
Arch. f. A. XXX. S. 128. — Siegrist, Blutung zwischen Netzhaut und Glas- 
körper in der Macula-Gegend. Mitth. aus Kliniken und med. Inst. d. Schweiz. 
1895. DI. Heft 9. — Spicer, Holmes, Retrobulbar optic neuritis. Trans. 
Oph. Soc. of the U. K. 1895. 12. Dec. — Strzeminski, Colobome de la gaine 
du nerf optique. Rec. d'Opht. 1895. Nr. 11. p. 644. — Sulzer, D. E, De la 
névrite optique consécutive à l'ozéne. Ann. d'Ocul. CXIII. p. 5. — Tarnowski, E. 
Zur Casuistik der Sehnervencolobome.  Wjest. Oph. 1895. Nr.1. p.525. — 
Teillais, Double décollement rétinien chez un enfant de quatre ans. Soc. franc. d'Oph. 
1895. Rec. d'Opht. 1895. Nr. 5. p. 257. — Terson, Traitement du décollement 
dela retine. Soc. franc. d'Opht. 1895. — Quelques considérations sur l'application 
de l'éléctrolyse à douze cas de décollement de la rétine. Ann. d'Ocul. CXIV. 
p.22. — Trantas, Scotome annulaire dans un cas de rétinite pigmentaire 
typique. Rec. d'Opht. 1895. Nr. 6. p. 331. — Valude, Ischémie rétinienne, 
atropbie optique. Soc. d'Opht. de Paris. 1895. 2. Avril. — Dasselbe. Ann. d'Ocul. 
CXIII. 4. p. 266. — Vialet, Hémorrhagies rétiniennes chez un hémophile 
héréditaire. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 6. p. 321. — de Vincentiis, C., Sull’ 
asportazione di un tumore del nerv ottico con osservazione del bulbo e sulla 
galvano-caustico in un cheratocono. Lavori della clin. ocul. della R. Univ. di Napoli. 
IV. 2. p. 163. — Walser, R., Drei Fälle eigenthümlicher streifiger Pigmen- 
tirung des Fundus. Arch. f. A. XXXII. S.345. — Westhoff, C. H. A., Here- 
ditäre retrobulbäre Neuritis. C. f. pr. A. 1895. 8. 168. — Wiegmann, E, 
Ein Fall von primärem Fibrosarcom des Sehnerven. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. 
S.272. — Wintersteiner, Ueber Hornhautveränderungen bei Neuroepithelioma 
retinae. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 255. — Wray, Ch, 
Detachement of the retina with tension. Trans. Oph. Soc. of the U. K. XV. p. 125. 


XXIII. Amblyopien ohne Befund. 


Aswool, W. T., Two cases of hereditary congenital night blindness. Oph. 
Hosp. Rep. XVI. p. 260. — Barret, J., Damage to vision caused by watching 
an eclipse of the sun. Ophth. Rev. 1895. Nr.161. p.80. — Bayer, E., Ueber 
Verlagerungen im Gesichtsfeld bei Flimmerscotom. Neurolog. Centralbl. 1895. 
Nr. 1 u. 2. — Dasselbe. Allgem. Zeitschr. f. Psych. LI. 5. S.992. — di Cer- 
rillo, Amblyopie produite par l'usage du stramonium. Rec. d'Opht. 1895. Nr. 7. 
p. 403. — Fuchs, E, On Erythropsia. Oph. Rev. XIV. Nr. 106. p. 242. — 
Dasselbe. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 4. — Gillé, L., Con- 
tribution à l'étude de l'amblyopie toxique. Thése de Paris. 1895. — Gomez, V., 
Report of a case of amblyopia ex abusu. Recovery with unusually godd vision. 
N. Y. med. J. LXI. Nr. 22. p. 692. — Guérin, Manifestations oculaires du 
Vanilisme. Ann. d'Ocul. CXIV. p. 284. — Hamlisch, H., Ein Fall von Amaurose 
nach Chinin. Wiener klin. Rundschau. 1895. Nr. 31. — Hilbert, R., Hoch- 
gradige Amblyopie nach Gebrauch von Acetanilid. Memorabilien. 1895. Nr. 2. 

39* 


u RS 


Hirschberg, J., Ueber Sehstörungen durch Lichtzerstreuung. C. f. pr. A. 1895. 
S. 294. — Katz, R, Ein Fall von Wiederherstellung des Sehens nach zwei- 
wochentlicher Erblindung. Wjest. Oph. XII. 4—5. p. 379. — Krienes, H., 
Ueber Hemeralopie, speciell acute idiopathische Hemeralopie. Wiesbaden, Berg- 
mann, 1895. — Ueber Adaption und Adaptionsstérung (acute Hemeralopie). Arch. 
f. A. XXXI. Suppl. S. 189. — Lagrange, De la diplopie monoculaire chez les 
hystériques. Rec. d’Opht. 1895. Nr. 1. p. 1. — Logetschnikow, C., Ueber 
die Amaurose. Wjest. Oph. 1895. Nr. 2. p, 222. — Malgat, La chrom- 
hótéropie. Rec. d'Opht. 1895. Nr.8. p.449. — Maltese, F., Le amblyopie 
curate per la via dentaria.(?) Napoli 1895. — Schirman, A, A case of ab- 
solute blindness from anopsia, followed by recovery. N.Y. med. J. 1895. Nr. 6. 
.p.180. —- Schmeichler, L., Sehschwiche ohne erklarenden Spiegelbefund. 
Militàrarzt. 29. Jahrg. Nr. 7 u. 8. — Schmidt-Rimpler, Ueber Gesichtsfeld- 
ermüdung und Gesichtsfeldeinengung mit Berücksichtigung der Simulation. Wiener 
med. W. 1895. Nr. 43. — Schwarz, C., Ueber hysterische Sehschwache. Ber. 
über d. 24, Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 210. — de Schweinitz, G. E., Re- 
marks on the field of vision in certain cases of „neglected eye“. Ann. of Oph. 
and Otol. IV. 3. p. 249. — Segal, L., Beitrag zur Kenntniss der Amblyopia 
ex anopsia. Wjest.Oph. 1895. Nr.1. p. 522. — Voges, Carl, Die Ermüdung 
des Gesichtsfeldes, neue Versuche mit kritischer Verwerthung der bisherigen 
Arbeiten. Göttingen 1895. 


XXIV. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


Alcalai, Sassow, Ein Fall von Cysticercus des Auges, Gehirns und 


Rückenmarks. Inaug.-Diss. Berlin 1895. — Asmus, E., Ueber die genaue 
Localisation grosser eiserner und stählerner Fremdkörper im Auge mit dem 
Sideroskop. Arch. f. A. XXXI. 8. 49. — Bach, L., Experimentelle Unter- 


suchungen über die Infectionsgefahr penetrirender Bulbus-Verletzungen vom in- 
ficirten Biudehautsack aus, nebst sonstigen Bemerkungen zur Bakteriologie des 
Bindehautsackes. Arch. f. A. XXX. S. 225. — Baer, O., Ueber Sehnerven- 
lähmungen nach Schädelcontusionen in forensischer Beziehung. Ibid. XXXI. Suppl. 
S. 29. — Banister, J. M., Case of retention of a metallic splinter in a blind 
eye for 17 years without the occurence of sympathetic inflammation. Ann. of 
Oph. and Otol. IV. 3. p. 353. — Barkan, A., Six successive cases where the 
electromagnet was used for the removal of fragments of iron from the interior 
of the eye. 1895. — Beckmann, F. Ein Beitrag zu den Dynamit- und 
Pulververletzungen des Auges. Inaug.Diss. Giessen 1895. — Bourgeois, 
Blessure extra-oculaire par un seul grain de plomb. Cecité, paralysie du moteur 
oculaire commun. Rec. d'Opht. 1895. Nr.1. p. 22. — Cocks, G. H., Extraction 
of iron from the eye by means of a galvano-magnet. N.Y. eye and ear Inf. Rep. 
III. 1. p. 86. — Cramer, Ueber einseitige Hyperaesthesia retina nach Trauma. 
Monatsschr. f. Unfallsk. 1895. Nr. 3. — Faure, Blessures de l'oeil.  Plaie du 
globe oculaire. L'indépendance méd. Nr.2. p. 10. — Gelpke, Eine interessante 
Magnetoperation. C. f. pr. A. 1895. S. 337. — Goldschmidt, Ueber Ent- 
fernung von Eisensplittern aus der Tiefe des Auges mit dem Electromagneten. 
Deutsche med. W. 1895. Nr.3 u. 4. — Goldzieher, W., Ueber den Fall eines 
seit 10 Jahren in der Netzhaut verweilenden Kupfersplitters, nebst Bemerkungen 
über Imprägnation der Netzhaut mit Kupfer. C. f. pr. A. 1895. S.1. — Gott- 
berg, E, Blindgeschossen beim Selbstmordversuch. Arch. f. A. XXX. S. 193. — 


— 013 — 


Grossmann, L., Verletzungserblindungen. Wiener med. Presse. 1895. Nr. 14 
u. 15. — Grüntbal, Beiträge zur Casuistik der Fremdkörper im Augeninnern. 
Berliner klin. W. 1895. Nr. 4. — Guibert et Bló, Tentative de viol; coups 
et blessures graves. Arch. d'Opht. XV. 4. p. 229. — Haab, O., Die Zurück- 
ziehung von Eisensplittern aus dem Innern des Auges. Ber. über d. 24. Vers. 
d. Opht. Ges. 1895. S. 194. — Hirschberg, Ueber einen aus dem mensch- 
" lichen Augapfel entfernten Fadenwurm. Berliner klin. W. 1895. Nr. 44. -— 
Keller, E., Beitrag zur Kenntniss der pathologischen Anatomie der perforirenden 
Schussverletzungen des Auges. Inaug.-Diss. Jena 1895. — v. Klein, U., Zur 
Statistik und Casuistik der Augenverletzungen unter besonderer Berücksichtigung 
der Berufsarten. Inaug.-Diss. Berlin 1895. — Knabe, P., Beitrage zur Sta- 
tistik und Casuistik der Augenverletzungen.  Inaug.-Diss. Halle 1895. — 
de Lavigerie, Duboys, Accidents oculaires chez un bicycliste. Soc. d'Opht. 
de Paris. 1895. 9. Avril. — Lodato, La prognosi dei traumi oculari per armi 
a fuoco. Arch. di Ottalm. II. 9—10. p. 316. — Ludwig, H. u. Saemisch, Th. 
Ueber Filaria Loa (Guyot) im Auge des Menschen. Zeitschr. f. wissenschaftl. 
Zoologie. LX. S. 726. — Mackenzie, H. V., On the results obtained after the 
extraction of foreign bodies from the eye with the electromagnet. Ophth. Hosp. 
Rep. XIV. p.274. — Moauro, Contributo all' anatomia patologica di occhi 
con penetrazione di corpi stranieri. XIV. Congr. dell' ass. oft. Ital. 1895. — 
Móller, S., Ueber Behandlung der Hornhaut- und Lederhautwunden durch die 
Naht. Inaug.-Diss. Greifswald 1895. — Müller, L., Ueber Ruptur der Cornea- 
Sclera-Kapsel durch stumpfe Verletzung. Leipzig u. Wien, F. Deuticke, 1895. — 
Nettleship, E., Cases of amaurosis after injury to the head. Haemorrhage 
into the optic nerve sheath. Oph. Rev. 1895. Nr. 162. p. 97. — Ovio, Sur 
la pénétration des grains de plomb dans le bulbe oculaire. Rev. génér. d'Opht. 
1895. Nr. 7. p. 805. — Sulla penetrazione dei pallini da schioppo nel occhio. 
XIV. Congr. dell’ ass. oft. Ital. 1895. — Pergens, E., Zwei interessante Fålle 
von Trauma. Klin. Mon.-Bl. f. A. XXXIII. S. 448. — Pfingst, A., Zwei inter- 
essante durch Trauma entstandene Tumoren des Auges. Ibid. S.252. — Purt- 
scher, Casuistische Beiträge zur Beurtheilung des Werthes der Magnetextraction. 
C. f. pr. A. 1895. 8. 97. — Reinewald, Th. Zur Casuistik der Blitzschlag- 
verletzung des Auges. Inaug.-Diss. Giessen 1895. — Robertson, A, A case 
of Filaria Loa. Trans. Oph. Soc. of the U. K. 1895. 14. March. — Demonstration 
einer Filaria Loa. Ber. über d. 24. Vers. d. Ophth. Ges. 1895. S. 238. — 
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d'Opht. 1895. Nr. 4. p. 198. — Stuffler, E., Ascesso endocranio consecutivo 
ad ascesso retrobulbare. Ann. di Ottalm. XXIII. 6. p. 483. — Trousseau, A., 
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Clinique opht. I. 1. p. 6. — Valude, lridochoroidite septique consécutive à 
une hémorrhagie utérine. Ann. d'Ocul. CXIII. p. 38. — Vialet, Troubles oculo- 
pupillaires dans un cas de syringomyélie unilatérale. Soc. franç. d'Opht. 1895. — 
Dasselbe. Rec. d'Opht. 1895. Nr.9. p. 529. — Weiss, L. und Goerluz, M,, 
Ein Fall von einseitiger Erblindung und Diabetes nach schwerem Trauma. Arch. 
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C. f. pr. 4. 1895. Nr.9. — Wilbrand, H., Ueber die Erholungsausdehnung 
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Allgem. med. Central-Zeitung. 1895. Nr. 96—98. — Die Doppelversorgung der 
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Arch. f. A. XXXI. Suppl. S. 93. — Wintersteiner, Ueber lepróse Augen- 
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On oeular affections in syphilis of the brain with report of five cases. Arch. 
of Oph. XXIV. 1. 








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